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Erscheint seit 1843
Nummer 3375,
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Hundertdreißigster Band. 5. März 1908.
Verlag von J. J. Weber in Leipzig, Reudn itzersfraße 1—7.
gte JNIVERSITY
Säuienatuien.
Von Dr. ftf. 3 <*j-er, Bern»t»dt.
D ie „Umwertung aller Werte“, ein Charakteristikum der
Neureit, hat auch die medizinischen Anschauungen
nicht verschont. Wae noch vor einem Jahrzehnt als un-
umstößliches Dogma galt, hat sich, neueren Forschungen
und Erfahrungen gegenüber nicht mehr halten können.
Daa seitherige Bestreben, die einzelnen Krankheitserschei-
nungen als Folgen des Ein wandern* kleinster Lebewesen
(Bakterien) zu erklären, beginnt immer mehr einem Forschen
und Nachgehen nach Veränderungen der Gcsamtkonstitution
des Körpers, nach den Einflüssen der Vererbung, der Um-
gebung, der Nahrung, den Klimas usw. Platz zu machen,
und mehr als jo hat das Wort des Arztes Moleschott
Gültigkeit erlangt: „Der Mensch ist das Produkt von Eltern
und Amme, von Ort und Zeit, von Luft und Wetter,
Schall und Licht, Kost und Kleidung. 14 Nach bazillären
,, Erregern“ z. B. deT Gicht fahndet wohl im ErnBte nie-
mand mehr, und das Gebiet der eigentlichen, auf „bazillärer
Infektion“ (Ansteckung) beruhenden Krankheiten beginnt
sich immer mehr einzuengen.
Aber nicht nur die eigentlichen grobsinnlich wahrnehm-
baren Krankheitßcrschein ungen haben, eine veränderte Wür-
digung hinsichtlich ihrer Entstehung® weise erfahren, man
hat sich auch der kleineren, kaum als eigentliche Krank-
heit angesehenen „Verstimmungen“ angenommen und in
ihnen vielfach die Vorstufen ernsterer Störungen nachweisen
können. Dio Erklärungen über das Zustandekommen
scheinbar unbedeutender Verstimmungen und Storungen
des Wohlbefindens und der gelungene Hinweis auf deren
Vermeidbarkeit an der Hand vorgeschlagener Reformen
erscheinen um so verdienstlicher, als die Erfahrung gezeigt
hat, daß man dadurch in die Lage kam, die Vorbedingungen
für das Zustandekommen eigentlicher Krankheiteerscbci-
nnngen zu beseitigen. Ea ist das Verdienst eitriger ärzt-
licher Forscher der Neuzeit, die Aufmerksamkeit nuf ge-
wisse früher so gut wie unbeachtete Einflüsse der Nahrung
und des Stoffwechsels gelenkt zu haben. Es Bind dies die
Untersuchungen Bungee über den Mineralstoffgehält der
Nahrung und des Blutes, Haigs über Hamsäurebildung im
Körper. Lahmnnns über Kohlensäurestauung im Organis-
mus und zahlreicher sonstiger Forscher, insbesondere B&ch-
raanns, über Alkoholschädigungen, Fleischmißbrauch, Ver-
schlechterung der Atmungaluft usw. Nicht zuletzt Beien
auch die Ergebnisse der Forschungen Bouchards über
Darmgiftbildung genannt, deren geradezu trankheitauslösen-
den Einfluß deT Verfasser in zahlreichen Schriften und
Krankengeschichten erweisen konnte.
Für sieh allein würde wohl keine der genannten Störungen
genügen, eigen tliehe Verstimmungen, geschweige denn
Krankheiten auszulüsen, dazu ist die ReaktionBkraft des
durchschnittlich normalen menschlichen Körpers noch zu
groß; im Verein aber vermögen sife doch in stiller Wühl-
arbeit im Laufe der Zeit auch einen robusten Organismus
zu untergraben, sei es auch nur dadurch, daß sie vor-
zeitiges Altern und eine Verkürzung der Lebensdauer
herbei führen. An eine derartige Anschauung will eich aber
der Durchschnittsmensch von heute nicht gewöhnen, dem
es beqmkner geworden ist, irgendein einzelnes sinnfällige*
Etwas zu beschuldigen und zu bekämpfen. Hierfür gibt
namentlich die Geschichte zahllose Beispiele, die uns lehrt,
daß die Mitwelt von jeher geneigt war, anstatt den Cha-
rakter der Zeit zu würdigen, einen Prügelknaben zu be-
schuldigen und zu strafen. Dieses oberflächliche und ein-
seitige Verfahren führte zu Ungerechtigkeiten in der Ver-
herrlichung und der Verurteilung sowie zu Götzen und
Bündenböcken in der Geschichte und — Medizin.
Der kulturelle Fortschritt der Menschheit, die trotz
ständiger Zufuhr urwüchsigen Materials und trotz ständiger
Auslese durch Seuchen, Kriege, Daseinskampf usw. sich
immer mehr vom ursprünglichen Naturzustand abzuwenden
gezwungen lat, konnte nicht spurlos vorübergehen ohne
ernste Beeinträchtigungen des Körperhaushaltes trotz der
ans Wunderbare grenzenden Anpassungsfähigkeit des
menschlichen Körpers. Die Zunahme der Geisteskrank-
heiten, der Verbrechen, des vorzeitigen Alterns und der Invali-
dität, der Tuberkulose, des Krebses usw. weist darauf hin.
Obzwar nun im instinktiven Ringen nach Abwehr in der
Zunahme des Sports und gesunder Leibesbe wegungen eine
Wendung zum Bessern, sich einzu leiten scheint, lebt doch
das Gros der Bevölkerung in dumpfer Gleichgültigkeit
gegen die Mahnungen der neuem Hygiene dahin und wird
höchstens von Zeit zu Zeit durch eine ernstere Erschütte-
rung in Form wirklicher Krankheit aufgerüttelt, gegen
die dann eine vorübergehende Behandlung oder Bade-
reise Abhilfe schaffen soll. Kein Wunder auch! Kennt
doch der Durchschnittsmensch — aufgeklärte, wißbegierige
und denkende Köpfe ausgenommen — kaum das, was
ihm frommt und nicht frommt, da er kaum je in die Lage
kommt, die hierher gehörige Fachliteratur zu erlangen und
— ZU verstehen. Zudem sind auch manche goldene Lehren
der neuem Hygiene durch laienhafte Kurpfuscher zu sc^r
in Mißkredit gekommen, als daß sich der vorsichtig Wägende
ernatlich mit ihnen befassen möchte. Hier aufklärend und
belehrend zu wirken, bleibt eine Bchöne Aufgabe der bessern
Presse, die sich an das gebildete und lernbegierige Publikum
wendet.
Eine wichtige, bisher unbekannte und unbeachtete Stö-
rung im Körperhaushalt ist nun die Zurückhaltung von
Säuren (Harnsäure und Kohlensäure) in dem Saftes trom
und- den Geweben des Körpers. Man hat die damit
Behafteten, zu denen wohl der größte Teil der Kultur-
menschheit, speziell die meiBten Frauen, gehören, geradezu
„Kohkneäurenaturen“ genannt Zum Verständnis eines
derartigen Zustandes wird es nötig sein, sich einige Vor-
gänge bei der Ernährung und beim Stoffwechsel vor Augen
zu führen. Wir benutzen (assimilieren) feste und gas-
förmige Stoffe zum Aufbau und Unterhalt unseres Körpern.
Unter den letzteren erscheint als der wichtigste der Sauer-
stoff, der durch die Lungen aufgenommen, an den Blut-
farbstoff gebunden und durch den Saftest rom den Geweben
zugeführt wird. Umgekehrt wird dann die bei dem Stoff-
wechsel entstehende Kohlensäure an das im Bluto vor-
handene und durch die Nahrung vorher eingeführte Natron
gebunden und schließlich nach außen abgeschieden. Das
im Blute normalerweise vorhandene Natron spielt nun eine
sehr wichtige Rolle insofern, als es die Aufgabe hat, die
verschiedenen durch den Stoffwechsel gebildeten Säuren
(außer Kohlensäure Harnsäure, Schwefelsäure, Chlor usw.)
zu binden und in unschädlichen Verbindungen aus dem
Körper durch Nieren, Haut und Lungen auszuscheiden.
Die Menge des zu solchen Bindungen zur Verfügung
stehenden Natrons ist nun beschränkt und steht zum eint
nur den stärkeren Säuren (Schwefelsäure, Salzsäure usw.)
zur Verfügung, während schwache Säuren, wie Kohlen-
säure und Harnsäure, häufig leer ausgehen und ungebunden
bleiben. Eine Säure aber, die ungebunden bleibt, wirkt im
Körper wie ein Fremdkörper, was ja bezüglich der Harn-
säure durch die Untersuch ungen Haigs erwiesen ist. Aber
auch die Kohlensäure wirkt störend auf die Körperfunktionen,
und zwar dadurch, daß sie durch ihre Anwesenheit eine
vermehrte Spannung in den Geweben bervorbringt und
dadurch gewisse automatisch tätige Zentralstellen unser»
Zentralnervensystems (das Atmungszentrum) und auch die
Nerven der feinsten Blutadern erregt Die Folge dieser
Erregung stellt sich nun dar als eine Zusammenziehung
der Blutgefäße, in deren weiten» Verlaufe die vom Herzen
entfernter liegenden Teile (Hände und Füße) schwächer
durchblutet erscheinen, ein Zustand, der sieh namentlich
während der kalten Jahreszeit in einem fortwährenden
Frösteln bemerkbar macht Ganz besonders gefährdet sind
in dieser Hinsicht die Frauen, die dem männlichen Ge-
schlecht gegenüber eine geringere Blutkörpercheuzahl und
demzufolge auch geringere Füglichkeit, die Säuren zu binden,
aufweisen. Daher daa vielfach gedunsene, quabblige Aus-
sehen, die kühlere Haut, die auf mangelhaften Stoffwechsel
deutende Fettablagcrung und die blasse Gesichtsfarbe
mancher Frauen, die nach Lahm an n als wahre Kohlen-
säurenaturen anzusehen sind.
Hand in Hand mit dem Zurückbleiben der Kohlensäure
geht nun auch eine Ablagerung der gleich schwachen Harn-
säure, der die stärkeren Säuren gleichfalls kein Natron zur
Bindung überlassen haben. Ihre Anwesenheit führt an den
ohnehin schwächer durchbluteten Teilen (Hand- und Fuß-
gelenken) schließlich zu gichtischen Erscheinungen, im
Übrigen aber zu rheumatischen, katarrhalischen und ent-
zündlichen Erkrankungen an den verschiedensten Stellen.
Eine weitere Eigenschaft der Harnsäure, die in neurer
Zeit viel erörtert wird, möge hier gleich Erwähnung finden;
cs ist dies ihre Verbindung mit alkalischen Blutbestand-
teilen zu einer zähflüssigen bis gallertartigen Masse, die
im Blute kreist und schließlich die kleinsten Blutgefäße
von innen verschließt, wie der durch die Kohlensäure ge-
bildete Gefäßkrampf von außen. Wegen der leimartigen
(Kolla, der Leim) Beschaffenheit de» Blute» hat man diesen
Zustand Kollämie genannt. Sobald nun das Blut säure-
reicher wird (durch Zufuhr von Säuren, Fleisch, Alko-
holika, Tee, Kaffee usw.), vermag die Harnsäure nicht
mehr in Löeung zu bleiben, sie wird durch den Blutstrom
an die Gewebe abgegeben und dort abgelagert, bis schließ-
lich ein akuter Kran kheitazuetand sie zum Ausscheiden
bringt oder chronische leiden entstehen. Während die
Kollämie durch ihre Gcfäßstörungen herabstiramencl wirkt,
vermag die durch säurereichc Ernährung entstandene saure
Beschaffenheit des Blutes, dio ihren Höhepunkt gewöhnlich
erst in den Abendstunden erreicht, die Blutbahn freier und
damit die Stimmung heiterer zu erhalten. Deshalb zeigen
Kohlensäure- und Harnsäurenaturen bis In die späten
Abendstunden hinein größere Lebendigkeit und Munterkeit,
die aber in den frühen Morgenstunden sehr rasch in das
Gegenteil umsehlägt, wenn das Blut wieder die Harnsäure
in Lösung und die Kohlensäure in Spannung erhält Er-
leichterung verschaffen bisweilen außer reinigenden Krank-
heiten besonders Entleerungen von säureüberladenem Blut
durch Nasenbluten (auch schon durch Fließschnupfen) oder
Aderlaß, intensive Körperbewegungen (Tanzen, Sport aller
Art), ja vorübergehend auch daa morgendliche Dehnen und
Strecken, das durch direkten mechanischen Druck daa
stockende Blut durch die kleinsten Gefäße hindurchdrückt
und dadurch die Passage frdmaeht.
Alles in allem ist eine Kohlensäurenatur (mit gleich-
seitigem Harnsäureüberschuß im Körper) eine Persönlich-
keit, die sich — wegen der abendlichen Befreiung des Blutes
von Säuren — des Abends munterer fühlt Und deshalb spät
zu Bett geht, die des Morgens spät und mit ver-Bchwollenon
Augen und verschwommenen Zügen erwacht, die sich
durch säurebildenden Fleischgenuß angeregt und gesättigt
fühlt, und die deshalb dem Fleisch eine besonders kräf-
tigende Wirkung zuachreibt, die dem unausgesetzt drohen-
den Damoklesschwert der Kollämie durch instinktiven Ge-
nußvoll säurereichen, womöglich heißen, blutdruckbefördcrn-
den Getränken (vor allem Tee, Kaffee, Punsch usw.) und
Speisen entgehen will, die Wein verlangt, um ihr Blut
vorübergehend von Harnsäure zu klären und um geistig
rege zu sein (daher da« Sprichwort: „Sauer macht lustig- j,
die aber eofort gesundheitlich abfüllt, sobald *hr die ge-
wohnten Reize nicht zu Gebote stehen. SäurenatUTen sind
m auch, die durch Wasseraurückhalten in den Geweben
und durch Fettbildung eine gewisse Rundung der Formen
zeigen, wobei oft eine auffallende Gesichtsröte daa Bild
einer blühenden Gesundheit Vortäuschen kann, die eich nur
in warmer Kleidung wohl fühlen, die an chronisch kalten
Händen und Füßen leiden, die bei kalter Witterung als-
bald blauo Nasenspitzen und Finger bekommen, die daa
Hauptkontingent zu den Schnupfen-, Husten- und In-
fluenzakranken stellen, und die in Krankheiten zu bedroh-
lichen II erzerschein ungen neigen. Säurenaturen endlich
sind es, dio infolge von Armut an Alkalien schlechte
Zähne besitzen, die im unbewußten Streben nach alkalischer
Zufuhr rieh übermäßig ernähren, und die dann alljährlich
zu den Heilquellen pilgern, um ihre saure Süftemasse durch
Zufuhr von Alkalien vorübergehend zu neutralisieren, und
die in der übrigen Zeit eine wesentliche Klientel des prak-
tischen Arztes und ärztlichen Spezialisten bilden.
Überall da nun, wo unter dem Zwange irgendwelcher Ver-
hältnisse die genannten, zum vorübergehenden Wohlbefinden
nötigen Reize fehlen, zeigt sich die Säurenatur in ihrer wahren
Gestalt: mißmutig, abgespannt, wärmebedürftig und unfähig
zu körperlicher und geistiger Arbeit. Im Gegensatz zu
diesen grämlichen, unlustigen und frostigen Säurenaturen
zeigt nun der säurefreie Organismus bei heiterer Gemüts-
verfassung entschieden größere und vor allem dauerndere
Leistungsfähigkeit. Ihn ficht die Unbill des Wetters nicht
an, er vermag jauchzend «eine Brußt dem Winde und den
Meereswogen entgegenzubieten, und er stählt seine Kraft
in Leibesübungen und Sport. Der Genuß von Stoffen,
die die Säurenatur braucht, widert ihn an und schädigt
sein Wohlbefinden, eine harmonische Gemütsverfassung
und ein Streben nach Betätigung der ihm gegebenen Körper-
und GeiBtregabon beseelt ihn. Das gesunde Kolorit seiner
Wangen, der mangelnde Fettansatz und das fehlende Auf-
geschwemmtsein lassen ihn bei größerer Elastizität der Be-
wegungen jung erscheinen, und Bein Auge zeigt Glanz,
auch wenn nicht Anregungsmittel dabei im Spiele sind.
Fast gleicht er darin dem Kinde mit seinen un-
verdorbenen Instinkten, während die Säurenaturen den
alternden Organismus mit all den anerzogenen und ver-
erbten Kulturschädlicbkeiten vertreten, wobei Krankheiten
und frühe« G reisenalter den schließlichen Zusammenbruch
darsteüen, in dem die hygienischen Sünden mit Zinsen
heimgezahlt rverden.
Ist es nun aber möglich, eine Säurenatur zu heilen oder
zu verhüten, daß ein jugendlicher Organismus der Säure*
Vergiftung anheimfallc? Gewiß, nur ist das letztere bei
weitem erfolgversprechender ; auch eine noch so schonende
Beeinflussung des bereits festgewurzelten Zustands stößt
wegen der mannigfachen Unbequemlichkeiten und wegen
des vorübergehenden Unbehagens häufig auf Schwierigkeiten
von seiten der Säurenaturen, die sich bei ihrer Lebens-
weise bisweilen leidlich wohl fühlen, zumal sic cs ja in der
Hand haben, sich durch Benutzung der mannigfachen An-
regungen ein gewisses Wohlbefinden vorzu täuschen.
Man lasse vor allem dem kindlichen Instinkt freies
Gewähren, solange er sich gegen den Genuß von B&ure-
bildcndem Fleisch, Zuckerwaren, Wein, Bier, Tee, Kaffee usw.
richtet, und suche ihm nicht die Vorliebe für derartige
Säurebildner anzuerziehen; man gehe vielmehr dem Ver-
langen nach natronreichen, und daher säurebindenden
Früchten und Gemüsen, Brot und Mehlspeisen verständnis-
voll noch und lasse dem kindlichen Bewegungsdrang mög-
lichst freien Lauf. Durch Vermeidung wollener Unterzeuge
und Kleider halte man eine Verzärtelung der Haut ab,
und durch Lüftung der Hautoberfläche in freier Luft mit
oder ohne Sonnenbestrahlung sowie durch Fluß-, See- und
Wannenbäder suche man eine Erstarkung und Wegsam-
machung der Hautgefäße zu erreichen.
Bei den bereits ausgebildeten Süurenaturen ist ungeachtet
der sich anfänglich einstellenden Kollämie der Fleiach-
genuß allmählich einzuachranken und tunlieh auszumerzen,
die Zufuhr der Anregungsmittel (Wein, Bier, Tee, Kaffee,
Bouillon, Fleischextrakt usw.) auszuechaltcn und an deren
Stelle bei natronreicher Koet eine Anregung der Haut
durch bessere Durchblutung und Durchlüftung (poröse
Kleidung, Luft-, Wasser- und elektrische Bäder, Körper-
bewegungen usw.) anzustreben. Dann wird, ohne daß eine
weitere Anregung dazu notwendig ist. das Verlangen nach
Betätigung in Leibc«bewegungen und Sport wachsen, die
geistige Regsamiti&chung sich steigern und das Aussehen
gewinnen. Vielleicht werden dann auch manche bisher
schwer erklärliche Fälle, die die Kriminalistik und Irren-
lehre beschäftigen, in Wegfall kommen.
Bei alledem wird, selbst wenn solche Anschauungen
in dos große Publikum dringen, eine erhebliche Zahl von
Säurenaturen übrigbleiben, die sich durch eine anfäng-
liche Kollämie von einer Beeinflussung ihrer Säuren-
anhäufung abhalten lassen, oder die überhaupt derartigen
Reformbestrebungen unzugänglich, sind. Diese werden
dann feuchtfröhliche Genossen am Stammtisch und hei
Gastereien bleiben, aber auch früher oder später HabituÖs
der Sprechstunden von Ärzten und Nichtärzten Bowie der
Bäder werden.
Die Durchführung von neuen Bestrebungen auf dpi
Gebiete der Gesundheitspflege Betzt allerdings eine gewisse
Charakterfestigkeit voraus; da nun Charakterschwäche das
Attribut der meisten Kranken zu sein pflegt, so ist
schon hierdurch dafür gesorgt, daß trotz aller Besserem gB-
Vorschläge das Kranksein nicht so bald auseterben wird.
I>lg ILlustrlrte Zeitung darf nur ln der Gestalt ln den Verkehr gebracht werden, Ln der sie! zur Ausgabe gelangt Ist Jede Veränderung, auch das Bellegen von Drucksachen
irgendwelcher Art, Ist untersagt und wird gerichtlich verfolgt
Alle Zusendungen redaktioneller Art sind an die Redaktion der Illustrirten Zeitung in Leipzig, Reudni tzerstraße 1 — 7,
alle anderen^Zuaendunpen anudie Geschäftsstelle der Illustrirten Zeitung, ebenfalls in Leipzig, .zu richten.
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Jll. Oü I <). lOU. 'OUIIU. ti djrr ©fflug^prfb: burrt) ben ©udjljön bei 8 Ji, frei in-» £>au» 8 .4 28 bei einet qjoftanftalt beftellt *)• AUUI,} 1 JUO.
©fit!) 8 .A 12 <$. 'Eeutfrfie Sd)ufcgcbiete 8 C[lfrretd) 10 K 5G h. Ungarn 9 K »4 h. Sdjroeij 10 ftw. 65 dt». 3n «flupten, ©elgien, »Bulgarien, dt)ile, lanemarf, 3talteu, CuiembuTfl.
©ieberlanbe, ©oriürgen, ©ortugal, {Rumänien, SRu&Ianb, Sdjroeben, Serbien, Würfel, Uruguay nehmen bie ©oltonftolten ©eftellungen jurn ©reife con 8 Jk oierteljüljrlid), aiijüglid) ber
©eftellgebüljren, entgegen. 3n 6cn übrigen fiünbertt be» ÜBeUpoft verein» erfolgt bie bireft* Bufenbung unter ilreu^banb I) a Ib jätyrl id) füt 28 .A portofrei (Einjelptei» einer Kummer l Jk-
Paradiesbeffenfabrik M.Sfeiner&Sohn flct.- Ges^Fr’a nken
Berlin, München, Hamburg, Köln Jrankfür^rP readOT^g n^^mfflmi
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SUuftrirt« 3 rito n 9 -
5 Rr. 3375 . 5 . <Dläij 1908 .
Vorlesungsverzeichnis
der
Königlichen Technischen Hochschule zu Danzig.
Einschreibungen vom 2 . März bis 30 . April 1908 . Beginn der Vorlesungen Ende April.
Das Propranim wird vom G esc häftsz immer gegen Einsendung von O.ttO ,/f einschließlich l’orto, in das Ausland gi>gt*n O.HO .ft verwindt. Kinwrhreibc-
gebühr für Studierende einmalig 10 , nach Schluß der Einschreibefrist- 20 .ff, für Hu rer halbjährlich 5.Af, für Gasttcilnehmer 1 , nach
Schluß der EinschrcibefriBt K .ff bezw. 3 .ff.
L'nterrichtöhonorar: Vorlesungen 4 A. Übungen 3 .Af für die Stunde und da« Halbjahr; Arbeiten im anorgan., organ.. i -Irktrochem. Ijiboratnriuni
und im Lai n>ratori um für landwirtsc-huftl. Gewerbe je 60.4. Physika!. Ü. (für jeden wöchentlich belegten Tag) 20 . Af. Große» physikal.
Praktikum 50.41. Physik al.-chem. Praktikum 10.41. Masrhinenl&boratorium 20 .41. Kiekt roterhn. Labor. I lo.4f, II und III je 20.4, IV
50 Jf. Geodätische» Pruktikutn 10 Jt. Photogmpliie und Lichtpausübungen 10 .4f. Arbeiten im photograph. Lalx>r. 10 Jt» Uakterü>logi*<hcr
Kursus 20 Jt. Kurse für Göningngcwcrbe, y.ueber- und Stärkefabrikation 30 .ft. Praktikum im Mineralogisch -geologischen Institut 50 .4.
Allteilung li Architektur.
Carsten: Formenlehre der antiken Baukunst 1 Std. V., 3 Std. Ü. Antike Baukunst (zusammengesetzte Übungen) 3 Std. Ü, Formenlehre
der Renaissance 2 Std. V. Entwerfen von Hochbauten im Stile der Renaissance und der späteren Bauweisen mit Durchbildung im Detail
8 Std. Ü. Öffentliche und private Hochbauten (auigew. Kap.) 2 Sul. V. Stegreifentwerfen aus dem Gebiete des Horhbaues 2 Std. IJ. Ornament-
zeichnen I. und II. Jahrrskura je 2 Std. Ü. Ornamentale Studien 3 Std. Ü. Farbige Dekorationen 3 Std. 0. Genzmer: Baukonstruktion^lehre I
2 Std. V., 3 Std. Ü. Buukonstruktionslehre II 1 Std. V., 3 SUl. Ü. Bebauungspläne und Bauordnungen 1 Std. V., 1 Std. Ü. Straßenbau 1 Std. V.,
1 Std. Ü. Matthani: Allgemeine Kunstgeschichte 2 Std. V. Geschichte der Baukunst 4 Std, V. Kunetgeechichte tau^g».*w. Kap.) 2 Std. Ü. \V eher:
Landwirtschaft!. Baukunst 1 Std. V. Entwerfen landwirtschaftl. Hochbauten 2 Std. Ü. Innerer Ausbau 2 Std. V. Mittelalter!. Baukunst 2 St. V.
Backatelnbaukunat 2 Std. X. Entwerfen von Hochbnutcu im Stile des Mittelalters 8 Std. Ü. _ Architektonische Formenlehre für Bauingenieure
£ Std. V., 2 Std. Ü. v. Brand»*: Freihandzeichnen und Aquarellieren I und II je 4 Std. Ü, Aktzcichnen 4 Std, Ü. Ornamentale* und
figürliches Modell ieren 2 Std. Ü. Ehrhardt: Veranschlagen und Geschäftsführung 1 Std. V. Gram b erg: Heizung und Lüftung 2 Std.
Abteilung II r Bauingenieuruvesen.
Eggert: Niedere Crcodiuie 2 Std. V. Praktische tlhg. im Feldmoecn 4 Std. U. Höhere GcodiLsic 2 Std. V. Geodätische* Praktikum II
2 Std. Ü., detqrl. für die zu Ostern Kintretenden 2 Std. Ü. t leographische Ortsbestimmung 2 Std. V. Ehlers: Flußbau 1 4 Std. V. Fluil-
bau II 2 Std. V. Übungen im Flußbau 4 St. Ü. Kohnkc: Statik der Hochbaukonstruktioncn I: Festigkeitslehre 4 Std. V.. 3 Std. Ü. Statik
der Hochbaukonstruktionen III; Stein und Betonrison 1 Std. V,, 2 Std, Ü. Bewegliche Brücken 2 Std. V, ELenbetonba« i S»d. V„ 1 Std. 0.
EisonkonHtruktion des Hochbaues l Std. V., 2 Std. 0. Krohn: Statik der Baukonstniktiwion I 4 Std. V.. 2 Std. Ü., deRgl. für Abteilung IV
4 Std. V. Brücken- und Eisenhocbbau 4 Std. V., 6 Std. Ü. Oder: EiHcnbnhnbau I 2 Std. V., 4 Std. Ü. Eiscnbahnbau II 4 Std. V.» 0 Std. Ü,
F. W. Otto Schulze: Wasserbau: Schleusen- und Knnallmu 4 Std. V., 4 Std. Ü. See- und Hafenbau 4 Std. Ü. Breidoprerhcr: Verkehrs-
wesen,^ Eisenbahn Verwaltung, Betrieb und Tarife 3 Std. V. Einen bahnober bau 3 Std. V. Eisen bahnhochbau 2 Std. V., 1 Std. Ü.
Abteilung lila Maechlneningenieurweeen und Elektrotechnik*
Tahn: Eisenbahnmaschinenba« 4 St. V„ 4 St, Ü. Ki»enbahn\vcrk»tättcp 2 Std. V, ] lampfkessci für Maschinen heuer 2 Std. V., 3 Std. Ü.
Dampfkessel für Elektrotechniker 2 Std. V. Enzyklopädie den Eiscnbahnmaschincnwesen* 2 Std. V. Roessler: Elektrotechnik I 4 Std. V.
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bauer 2 Std. V. Roeaoler u. Simona: Hercchmmg und Entwurf elektr. Maschinen 2 Std. V., 4 Std. Ü. Schulze- Pillot: Maxchinen-
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für Abteilung IV 2 Std. V., 4 Std, Ü. Kraftanlagen und Energieverteilung 2 S*d, V„ 4 Std. Ü, für Abt, II und III, für Ei »cn bahn maschinell -
bauer und Elektrotechniker 2 St. V. N. N.: Einführung ..in den Maschinenbau für Abteilung III und_ IV 2 Std. V., li Sul. Ü.. desgl. für die
zu Ostern Eintrctendcn für Abt. II 2 Std. V., 2 Std. Ü., wie für Abteilung Y 1 Std. V., 4 Std. Ü. Enzyklopädie der Maschincnelementc
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ma*ehinen 2 Std. V., 2 Std. Ü., für Elektrotechniker 2 Std. V. Gramberg: Mechanische Meßinstrumente und Maschinenuntorsurhungcn
2 Std. V. Simons: Elektrotechnische Meßkunde für Elektrotechniker 2 Std. V.
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Abteilung IV i Schiff, und Schiffamaschinenbau.
•ln 4 Std. Ü. Schnanauff : Praktischer Schiffbau I 4 Std. V., 4 Std. Ü. Praktischer Schiffbau II 2 Std. V., 1 Std. Ü.
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Übg. 1 u. II 2 Std. Ü. Praktikum im Miftctalogiseh-gpohrgischcn Institut täglich. Mineral. -gcolog. Kolloquium (unentgeltlich) 1 Std. V. Bose:
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II 4 Std. 0. Plato: Analy ti-ehe Gbetnic. Abteilung VI i Allgemeine «iaaenaehaften.
Lorenz; Einführung in die Mechanik 4 ötd. Y., 2 Std. U. Aufgewühlte Kapitel aus der Mechanik 2 Std. V. Luckwaldt: Die
Deutsche Hansa 1 Std. V. Nnpoleon 2 Std. V T . v. Mangold! : Höher« Mathematik II 3 Std.V., 1 Std.^Ü. Einführung in die höhere
Mathematik (fiir die zu Ostern Eintretenden) 5 Std. V. Schilling: Darstellende Geometrie 3 Std. V., 4 Std. Ü. Graphische Statik 2 Std.V..
3 Std. Ü. Sommer: Höhere Mathematik I 5 Std, V, U nead liehe Reiben (unentgeltlich) 2 Std. V. Tbies»; Volkswirtschaftliche Übungen
2 SUl. IJ. Landwirtschaft»- und Handelspolitik (Praktische Nationalökonomie I) 2 Std. V. Grundzüge der Statistik 2 Std. V. Thie«* u.
Mo II wo: Besprechung selbständiger volkswirtschaftlicher Arbeiten mit Fortgeschrittenen (unentgeltlich) 2 St. Ü. Wien: Experimentalphysik
II 4 Std.V. Kleine« phyaikaL Praktikum 4 Std. Ü. Großes physikal. Praktikum täglich den ganzen Tag. v. Bockelm an n : Da*» Meer und
die Sevvülker in wirUchafügeographischer u. verkehrwrcographisener Beziehung II 2 Std.V. Deutschland* Kolonialmacht im Vergleich mit den
anderen Kolonialmächten der Erde II (unentgeltlich) 1 Std.V, Kalähnc; Einführung in da« phy»ikal, Praktikum 1 Std. V. Akustik
1 Std. V. Photographisches Reproduktionsverfahren 1 Std. V. Übungen in Photographie- und Lichtpausverfahren 3 Stil. Ü. Arbeiten im
photographischen Ijßboratoriuin des iihynikal. Institut* für Fortgeschrittene 3 Std. Ü. Kurara: Spezielle Botanik 2 Std. V. Botanisoh-
mikroskopischc Übungen II 3 Std. U. Botanische Exkurmoncn (unentgeltlich) Zeit nach Vereinbarung. Löbncr: Deutsche» Drama seit
Heinrich von Kleist 2 Std. X. Deutsche Literatur seit Anfang der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts (unentgeltlich) I Std.V. Petrus chky:
Aufgewühlte Kapitel der Hygiene IV (Gewerbehygiene: Berufskrankheiten und ihre Verhütung) 2 Std. V. Moll wo: Aufwand Steuern,
besonder-» Branntwein-, Zucker- und Tnbiikbesteuerung 1 Std. V. Gewerbe- und Sozialpolitik (Praktische Nationalökonomie II) 2 Std. V.
Übungen in der Finanzwi^enschaft für Vorgeschrittene 2 Std. Ü. van d. Bergen: Russische Sprache I, II u. III je 2 Std.V. Medern:
Stenographie I (Verkehrsschrift) (System Gahelsberger) 2 Std. Ü. Stenographie II ( Redeschrift ) (System (labelsberger) 1 Std. Ü. Reimann:
Englische Sprache I u. II je 2 Std.V. Stentzier: Französische Sprache 2 Std. \ r . Korn: Fabrik g<«etzgebung (unentgeltlich) 2 Std.V.
Loliese: Erat« Hilfe bei rnglückr*fällen ^unentgeltlich) 2 Std. V.
Kurporation Oer Kaufmannschaft von Berlin
Handelshochschule Berlin
Daa VirMtdul» dar Vorlwagta and Obangca für da» Sonifucr-Scmcattr ipo8 nefcat Stunde nBberalcht lat eractilenan and fcana durch
den Verlag Utog Rclacr, Berlin W.jj, und von» Sekretariat der HmnilihotliKhBlc Berlin (BarllpC.a, Sp«ndau«ratr. o btioten werden.
VofleMMg-en und IJ bunten umfiS Mfl folgende l'nit- rrlchtaf icherc
Allj^meine Einführung in die Studien. — Betriebslehre dee Handels und
einzelner ti^nddszweiee, Buchhaltung. Kaufmännische Aiiihmctik. — Volfcs-
virtwhaltslchrr einschliesslich Kulnniale-csrn und Vrrsidirtungslehre. —
Rcchti« issemchaft (Bürgetliches Recht. Handelsrecht, /.ivilprozeisrecht,
Konkursreeht, Speditionwecht, Wecliselreeht. Ventil längs recht, Orwerbe-
recht, Kaufmanns- und Oeverbegerichte, (Jnlautercr Wettbewerb, die Juris-
prudenz des täglichen Lebens etc.). — Wirtschaftsgeographie und Wirt-
schaftsgeschichte. - Natunr «Seilschaften (Physik, Chemie etc >, Warenkunde
und Technologie. - Sprachen (Englisch. Französisch, Russisch, Spanisch,
Italienisch. Deutsche Sprachkurse lur Ausländer etc.). — Organisation den
kaufmännischen Untcrnchlssrcscns, Seminar für Handel sichrer. — Allgemeine
bildende Disdplinen (Philosophie, Kulturgeschichte, Kunst, Kunstgrwcrbc
und Literaturgeschichte. — Stenographie etc.
Anmeldungen werden jederzeit im Sekretariat entBegoigenommen.
Erste Immatrikulation : Mittwoch, den iS. April; von da ab
finden die regelmässigen Sprechstunden des Unterzeichneten (insbesondere
auch zur Besprechung des hludicnplanes mit den einzelnen neu immatri-
kulierten 'Studierenden ) Dirnstag. Mittuoch und Freitag zwischen 10 und
11 Uhr im Rektorats; immer des Hoehsehulgeblitdes statt.
Beginn der Vorlesungen und Übungen: » 7 . April. Dff Ofd-
nttngrn der Handelshochschule Berlin, die Gebührenordnung, Bestimmungen
für Hospitanten und Hdrcr, Prüfungsordnungen ctc. »lad enthalten in der
Druckschrift: .Handelshochschule Berlin. Oidnungcn und sonstige Be-
stimmungen für Studierende, Hospitanten und Hörer.* die im Verlage von
Georg Römer, Berlin W. 3S erschienen und «int Preise von SO IMg durch
jede Buchhandlung oder vom Verlage direkt zu beziehen ist.
Anfragen sind au richten; An den Rektor der Handelshochschule
Berlin, Berlin C2, Spandaucrstr. 1. _ _ . . r _ , .
Der Rektor: Prof. Dr.Jastrow.
Unentbehrlich für jeden Gebildeten ist Oas Echo, i
' *='*- * ■ *■ " ~ "** * ' 20 M. Protaenummcrn versendet der Echo- V erlag. Berlin SW. lly-TV«r
Vicatel jährlich durch J’o*» oder Durhhandd 3 M , durch KriuzM. • -jl., iährl .
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Palm t . «lg. lluiar in acbOnst. Inge <1. I
Cf »an nrkD|t Pn»|ieks L. |
«wtiu w. SO, 3ieteaftr. Xt,
Dorbrrrttunp - Anftolt
con Ilr. Pr. »I fetter, (*t:.|
IMS ItootL lonself. fflr alle OlilitÄr-
u. 0rt)uleramtna. Unterricht tit^tpli«,
211«. tOobnuno uarjflglia «mp (fr kirn von
trn bödiltrn ilrrifen. Uaibratroffcar Ct*
folge. 1907 bef taube 11 37 ?l btturie turn.
107 3dbnn (bf . 2 ^ erlab «tm. 1 0 ^Irinumer.
11 <rin|Ahrtgc u. to fflr hflt) er « *=<hutttc«ncn.
Sür Autoren, «w
I Älter« einnefnhrte ßrlpjigev Beriag-s«
" ■" .. . - fn
unb »ertritb pon ffierten jeben the*
birts, turnt, unter Beteiligung on Den
Aerftellunflylolten. Cf 1c neu bclftrbc rt
Anbolf »Off*. »ob I. K. 474.
I>ie Frage
sror Ut der Liehlitig der Itanu-n, der Uwe
d«-s S»lon», ist in dem fluche
J ,.l»er omüiionte (teoell-
fj ■rhart«r‘inlfl*t. Heateu.
« aixerkannt voraüglichite
Sammlung der n.-u. -U-n uhd
int«-rr«Mkiil<-alL-n Spiele, Vor-
träge , s< tiemfragvn , Anek-
doten, Kd ud , Karten- und
«onzligen KunsUtttck«. Vor-
tiiglichsta'r giwtlwliaJU.ltat-
g«-lx-r fnr j.-d.-niiann , mit
groK-o-m Anhang; „Wie br-
rchmi' ich tnicb in tiem-lliirharten.“ PTri»
Mk.2.— . Fritz I a*perAt'a., DriHMleBl# «L
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3k 3375. 5. »Jörj 1908.
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38 !»
^anöelsljDdjfdjuk ju Xeipjip.
(Sd)ul[tr. 1.) Sommerfemejtei 1908.
I. Mo rief tut gm an Orr llntOerttiAi.
<$tacUsn>lf|en|<f)nft*n.
Oft). ©ofrat Brof. lT.Bi«i*i: Hllarnirine
BolTs®trt[cbafK>l*bre (1 beoreitlrtie «JIo.
ticnal&lonomie). Wottiag bl» Freitag
7 — 6 Uhr uo-rm.
“ *, ©ofrat Biof. Pr, «tirta: -peiieHe
lolfsmirtr
Donneretaq 6
ürtfchaftefleog rapide.
7 Ubr. b) für Joet-
_ b. 6d)u[r^trbam. Blirtwoct) 12 l Uhr.
•e^. Rat Brof. Dt.
SBeginn 22. 3fpril, 6d)lufe 15. ^luquft. (Gdjuljtr. 1.)
^)rof. iv.llM«»: ^orl«
arid) ritten rre. Uitt ©ausarbcttrnU € tb.)
Sonnabenb 10- tl Uhr.
Borisroirtfcbaftslebre unb löirtldjafl»-
polftt! (Braltifd)* 31a tionnlflfone inte).
Wontag bl* Sreitafl 8— 9 llbr. ftiitan.l-
vtnrnl^aft. Dienstag bi* ftrettag
»—10 Ubr,
ttef). ©ofrat Brof. Dr. C. Wäger : «llgem.
Staatslehre. Montag, «Dittttnod) uub
ffreitafl 9—10 llbr.
Brof. Pr. Aulmburg : d>ffd)l(f)te brr «Jla-
tionalAtononi i* , rlnfd)!. £ojiaii*nm*
Üugleiib al* (finfflbrunq u. emAnjung
brr allgemeinen Boll*ii>trtld)att6lclirr).
Dirnstagu. ftrettagfl-BUbr- ©anbei»-
unb öertebrspolllif. Dienstag unb
tfreitag 6-7 Uhr.
Dr. »Im* an*: Geniale C&elcbntitc. foiiole
Dhrorien unb «Uartelen Im 1». 3«Pr*
bunbert. Montag Utlb Donnerstag
9-7 Uh».
Dr. flogt : Dir ffltrtfch«ft*trt|fn f Rio«,
tag unb Donnerstag 3—4 lll)t. Dir
Jinotivn be» Deuildjen «eich* unb
ihre Reform. WlMPöd) 6 6 Uhr.
R((f>t»iotncn|d]aft.
•et}. Wat Brof. I)r. 8ri*kl4f«! ©anbei»-,
ajecbfrl* unb öeered)t. Montag bi*
ffTfitag prAitir 4 -fr Uhr.
Ott), ©ofrat Brof. Dr. D.»ci»«t: Bülter.
eec&t. Dienstag u. Donnerstag 9—1® U.
Brof .Dt. 3***m : £tontur*red)l (nad) einem
für hie ©Srer geheuchen fieitfaben).
Montag bis antttwoeb 9— 10 Uhr.
ttrbfunbc unb {cp leb t r.
(heb. Weg.. Wat ©rar. Dr. Bartf*: Die
WittelmeeTlAnber (Ralur unb UDirt»
Uhaftsleben. einft unb jetyl). HJiötttag,
Dien «tag unb Donnerstag li— 1 Uljr.
(Blctrdjtr unb ttisteit. Montag unb
Donnerstag 6—7 U l)t.
Btof.Dr.BrWWt TOtTt|<f)aftGgeograpliie
oon Mtrifc. Montag unb Donnerstag
fr— 6 Ut>r, Matur unb 'lüirttdjnft ®°«t
Sachien. Freitag 6-7 II br. 'iöertfebaft*-
geoarapl). Übungen : a) für Unfflitger:
etnfflbrung i. b. «fol
Weh. Wcg.-fRat ‘Prof. Tn ©dp* Teut|dje*
unb lädijtifhe* ‘itenurtltunostedit. Ber-
waltunq be* 3nnem , I. Teil. Dien*»
tag, Mittrood), ffrettag «"& Soun-
nbcnb 9 10 Uhr.
ffirb. ©ofeai Brof. Dr. BeeUg*?: Teutfdjf
Sotlal* unb ’llerfanunfl'nieldjichle her
neueren unb neueilen Jett. Wontag,
Dtrmtag, Donnerstag .unb Mrettag
»-io Uhr.
®el).©ofratflrof. Dr.Sampre^t: X>eutfd)<
Multurqefrt)tc!)tc in brn feiten Pe*
fllatii.usmu».. ber Rontantif unb bes
Wealiomu« (1750-1870). 9JJontog Urth
Xonner*tag 6—7 llhr. ®el<ftid)te ber
«xpaniion b. eurppOiicötn 2Jlfl<ht« über
öte Hielt MT.iO— 1 870>. Dienstag u.^rei
lag « 7 ubr. ttielrpolltt! ber iOngltrn
Olergangenbeil uttb (RegentoaTt (1870
bto 1908). Ulittwod) fr- 6 lltir.
Vrof. Dr. Sranbenbarg : Wtg. <fre«bi<hi*
im 3rilaltrr beo Ubfolutismiis unb
brr uufditrung (1600-1789). SJlontag,
Dienstag, Donnerstag unb frreitag
11—12 Ul)r. Bismard unb bie bcut|d)e
ttinheitsbeu'egung im 19. 3abrtjttnberf.
3J(ontag unb Xonnrr*tag 5— 6 Uhr.
«Prof. Dr. ftitf4tc: ■migem.ffiei<bid)t< her
getmdn.il<hen BStlet bl* *tit beutfdjen
ÜoiifrKit. »Rontag, Donnerstag unb
ifrrttag 4-6 Uhr.
ge(4)Ttttene ; U)tcbeel)olungetMr|iis ber
Eflnbrrtunbe. Dienstag 8—7 lltir.
jrrtoatinitne, aber gratis.
Dr. Strieber: ‘Jieuer* bentidjc BBlrtlthafts-
g e(d)id)tent.beionberer «Perfldiidjtifl'ung
b er Qanbelsg t|<t)14)te. 5r«i»afl 4- B U«|r.
Dethnologi«.
Urof . Dr. Waffsn ; tthe mij<t>e Dtthnologic.
3m ehern, ßaboratoriunt. LMebipftt. 18.
Dienslag unb TOitttood) 2— S llijr. fflkt
Crfurfionen.
BSbagogtt.
Wir bie Aan belslebramt »fanbibat eu .
«th. Wat Urof. Pr, «Uaabt; 'Itjgdjoloflie.
Otontag, Dienstag , Donnerstag unb
r itag fr— « Uhr.
Rat Btof. l>r. {»riiqc (finleitung
in bie Bbttolophie unb üogit . Wan tag.
Dienstag , Donnerstag unb Freitag
4—4 Ut>r.
•eh. ©oftat Brot. Dr. Boilelt: Oe(d)td)te
b. heutigen nad>fantti<6en Bhilotopbie.
Wontag, Dienstag , Donnerstag unb
Freitag IO— ll Uhr. Die «päbagogit in
h: (6eid|iil)te ber neueren
"Sw oon bef Renaillance bis
Aant einfd)1ieM><b- Wontag. Dienstag,
Donnerstag unb Jfreitag 4—7 Uh«.
■|.6tubienxatBrof. Dr.^i«g«*ss;iSin*
leben Oiteratur im 3ettaller brr «Hai»
(iteru. ber «Romantit. Biantag. Diens-
tag. Donnerstag u. ffreitag 4 — & Ubr.
Urning unb leine 3eit. Dt ttt» tag, Ton-
ne ratag unb Jfmtag 3—4 Uhr.
Brof. Dr. ©el|: Übungen im beulten
Stil (ftlr ,1i>rtfle|d>Tit (euere, belanber*
für ftusUlnber). 3n ju oerabreb. 3*«*-
Dr. Terra: .feilailer ber ftohcnltauftn
(teutidje itailmeit, 5. letl.) Dienstag
unb Sreitag b— 6 Uhr.
«Prof. Dr. BlnbfBeib: tjqgicne b. 97er»eit.
Ipitem*. 'Piittmod) 6-6 Ut)r. B ub ^ c «-
Bvof. Dr. Alfter: ®r|d>i(6te ber beutkften
Ctteratutim I9.3al)rh. üJlontag. D lens-
lag. Donnerstag unb ^rettagl2-t Uh».
Broj. Dr. Beide: 'Jlcrotridjenbe fflöllet-
tunbe. n.Xeil. Blcntag unb Donners-
taa 6-6 Uh».
Brof. I»r. (Io«rabt> : 3nbod)ineI. Böller u.
Spradjen. «OJilttoadj 9—10 Uhr.
Gbine|i|<be üeltfire. Dienstag u. Don-
nerstag 9 — IQ Uhr.
Brof. Dr, Stammt : 2flrtil<h, Dirnstoji u.
SPreitag 9-10 tttir. ßertflre ber arien-
«altftifdbe-n Bartienin Dieh'it. ft8rt»ng , s
roman. ‘IDSrierbfldjern. Donnerstag
»-9 Uhr. Beuarabildje Übungen. Witt-
«»och 2— 4 Ubr. ttratis. «fritaiprntfiUdje
Übungen. Donnerstag 2— 4 Uhr. (brat.
P» Daoies: ttnglifd)« BtaHifum. «Kon-
tag unb Donnerstag 2—4 Ubr.
Pr Qohea; Eiitöcpi pratiqu»« <lr fnui«,-*i*
(Pronunciation. Ijecture. Goercraalion.
Stylt-l. aUitttDoch u. Donnerstag«— 7U.
»ln* an einjeltten SemtiterabMt« ber
UnloerfitAt tSnnen bieStubierenben ber
©anbelshpcbichul« Hd> mit Borte« be-
tcillacn. Um bie (Erlaubnis hierzu ift
perfönlid) bei ben Oeitern ber betreffen-
ben Seminare nadjinlueijen. (Slöheres
im Unioerfii Ats-Bo rl r jung* oeT3f idjrtis.)
H. RantmAnnlldie llarlefnnnett nab
ftbnnarn im (Mrbänbe ber U»onbel4-
t)o<t)((hulc (Schulftrafi e 1).
AaufmAnnilthe «rtthmetil.
Brof. Btera: Die (Hemmte bet laufmAnn.
Rritbmeiil (1. Setnefter, 4 Stunben).
«Diontag, SonnabcnB 11-12 lU)r, Diens-
tag 2—4 Ubr unb rirritag 12-1 Ubr.
‘ “ ht: Die WrttbnM
®eb.(
fubrung in Die BAbagoutt. Blittniocb
unb Donnerstag 6—7 Ubr.
Brof. Thr. Rillet: Ariti|d)e (f.e|d)id)te bet
Ctbit. SMitttoo«h 1®— 12 Ubr. ffi-runb-
fragen ber •rfrnntnislhtorir. Sonn-
abenb 8-10 Ubr.
Dr. B«s«t: GdbulFranfbeilr« unb Sebul-
hogiene. BHnujod) 6— 7 Ubt. Bublxe.
Dr. ee*M; Brafti|«her Aut|us in rehne-
rifthrr Stimmbilbuna unb Bortrags-
fünft. Dienstag unb Jreitag ■6—7 Uor.
Übungen in beutftber Rebe (BortrAge,
freie« Spxedjen u. Disputation). Won-
tag 6— 7 Uh». Bwhütr-
fluhrr Bielen Borltlungen merbrn hie
6tubierenben her ©oiibelshodjidjute
auf bas burd) jebe »uebhanblung ju
begiebenb-e Borleiunflsorrjeithni» ber
UnioetntOt Ceipjtg fflr bas Sommer.
Ihiabr 19« oer - * *“ “ —
J ihe Bor
gemadjt tr
Jriebfrerg: Deutfdjes
©alhiabr 1906 orrtDielen, au» loelehem
auf foigenhe Borlelungen nodi hefon-
ber* aufmerffam aemadjt wirb:
.leid)»* unb Canbesitaamecbt. Mion-
tag hi* ftrrttag 10—11 Uhr, ®runb.iftge
Des beuifcöen Brioatrecbt«. Blontag
bl* Donnerstag 9-10 Ub».
Cberlehrer Vinfler: Die »Irtthmetil be*
Banffadies (2. Semefter, 4 Stunben).
Dienstag. «DUitmod). Donnerstag unb
Q-reitag IO— ll Uhr-
Cherlrhrer Dr, Afimslc : Rrbttrognt, B)a-
ren!aIfuIalionen(3.Semeft., 4 Stunb.).
«TOonlag , «Dkttrooth . D onnerstag unb
Sfreitag 10 bi« 11 llbr-
Brof- Dr. (pusborff : B oliHfeh« «Tiibmetif
(4. Srmefler, 4 Stunbtn). Blontag,
Dienstag. Donnerstag unb Ureltag
11-12 Ubr.
Brof.Btem: Braftifdte flbtmgenfflr Srort-
ge|d)rtttenere (2 Stunben), SRontag u.
Sonnabenb 12—1 Ubr,
Budjf fl b rung.
Btof.Btem: •ntnOjOgebet Budjfflhnmg
mit prattifdirn tlhungm nach nerfchieb.
Wrtbo ben (1. € emeft er, 2 St.). OUoniag,
fflUttnwjrt) uttb Sonnabenb 9-10 Ubr.
Brof. Pr. Hb Irr t 3ufammenbflngmbe &r-
fchaftsflangeau* bemOBaten-, Bantfach
u|a>.C2.erntffter,36t.).»iontag.Dtcn9.
tag 12- 1 Ubr u. X onnerstag 11 - 12 Uhr.
Brof. Pr. flbler: Sdjmieriaere fffllle ber
Sud) fflbnmg aus b. Sebicte ber Baren-
u. Banttommirfion, B«rtl|ip«tion ufw,,
WbldjIQfft unb Bllanaen (3. Semefter.
3 StB ). «Ulontag, Dienstag 11— 12 Uhr.
unb Donnerstag 12-1 Ubr.
Deutfche Itorrelponbenj unb
lonltia* A ontorarbeiten.
Brof. 6tcm : Briefe unb Sdjriftftflde
über HßarmfttrchAfie für eigen* Seth-
nnna u. bertn WhtDtrflung. Spebitions»
unhfflcrlirt)eainaHi»i<l)ilft*<i-®»m*ftfr.
S Stunben). 'Ulontag . Sonnabenb
10—11 Uhr unb üftimciocb 12— 1 Uhr.
Brof. Pr. Till: Briefe unb Scbriftftflde
übeT2Drd)|el-.ffffrften-u. fonitineWaut»
aefd)Afte (2. Sem., 8 Stb.). tienslag,
Wittujod) unb ftrrttag 11—12 Uhr.
Brof. l»r. DIU: Bnefe unb Sdiriftliflefe
Aber Wgentur-, Aommt|Jion*- u. par-
titipnttonsgrfcbdftr mit bflonhexer 8e-
rficfitdjtiguna uon (frport unb 3mport.
Braftilcb# Übungen mit Aauwirbeiten.
(2. Gemelt ..SSt ». X ienetag 10— 1 1 Uhr,
URitriPPd) 12-1 U, u, Donnerst, u-12 U.
Brrf. 6trrn: 3ufammenfaff. nbunatu
Im Wuftertontot (t.Semefter.8 Stunb.).
Dienstag, Donnerstag, Freitag»— llll.
unb Mlittrood) 10—12 Ubr.
Ätdil*wiSfenfd)aftfarAaufleutf.
Brof. Dr »eet: »Illgemetne Wrchtslchre.
Wontag unb Uüttiood) 6 ß Ubr.
ISan bei* betriebst ehre.
Pr. Midlild) : Betriebslehre bes ÜBaren*
hartbtl* (2€lh.). Wontog unhSonn-
abenb 9-10 Ubr. Wtt Beltchttgungen.
®*r| id)*rung*tD*|«n.
We«htsant»alt Pr. »Hm er: Wllgem. Ber-
fid>erung«IebTe. (Stnffibrung in bas
BtTlid)trung*wtlrn.) Blitiwod) tmb
6onnabenb 8 9 Ubr. Übungen über
beulfd)* Ärbetteroerlidjeruna. (3n ben
Bereinigten Gtdat*H>illenld>dftl. Semi-
naren ber Untoer|tiAt.) 3<uei|tflnbig, in
no«h tu heit. Stunben.
Hun|t
Direltor Brof. Dr.
werbe fei» 6«r Wettailfam*. Sonnabenb
12—1 Uhr. 3m Aunltgetuerbemuleum,
Uönigspl.lO ll. 2RUTcmon|tTationen.
1 tdjn ologi e.
Cberlehrer Dr. fMetft|: Wrcbaniicfie Ted)-
noloflie bet IrttdinbUltTie. 3mabfmt*-
(aal b. £>ffent(i<hen Aanhelslehranftalt.
UAhrftroRt 3 5. 2Jluta>od) 4— 6 Uhr.
Bltt Cifurfionen.
C. OnnbeislehreriemtBor.
Unter üeitung oon Brofeflot Dt. «hier.
tfehrproben (mit 6d)fllcm t». CffentHd)m
©anbclslcbranftatt) unb BortrAge Ober
unterrid) t*(t off e brr ©anbei* (ihulen,
Belpredjung Aber Crgantfalton unb
UchrpIAne biefet «nftolien , gelegettt-
Hdies Aolpttiercn tm Unterricht ber
Cffenlltchtn ©anbelskbranltalt ufw.
Donnerstag 7 — »/«* Ubr abenb*.
D. Oerath hart*.
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(Eiilnft AliiiDnnif für maHtifdir iUföiüii.
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ber vom 4- bi-* 2-1- ÜJJcxi 1908.
BortrAge unb DemonftTOtionen aus britt (hebiete her ittnrren Bicbiitn. Alnber»
betllunbe, pati) ologi |d)( 9(ualomie, (Ujmirgie, Crtliopdbie, cruinAIologie, Oieburt«-
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Den besten Gradmesser §
für den Wert einer Erfindung bildet neben den Urteilen der Autori-
täten und der Presse ihre stets wachsende Verbreitung. Unser neues
Meisterspiel-Klavier
.,DEA“
hat allseitig Anerkennung gefunden und die Gunst des Publikums in
überraschend kurzer Zeit gewonnen. „DEA 44 gibt das Originalspiel erster
Meister der V< unverändert und absolut selbsttätig wieder. Die Künstler
erkennen im „DEA 44 -Vortrage ihr eigenes Spiel und das ihrer Kollegen.
Prof. Dr. Carl Reinecke, der deutsche Altmeister, bekennt am
21. August 1907:
„Es ist bewundernswert und im höchsten Grade überraschend, mit welch er absoluten Treue
das MeLsterspie-1 - Klavier „ DEA“ den Vortrag des Spielers wiedergibt Das von mir gespielte
Larghetto aus dem Krönungskonzert von Mozart horte ich von diesem Instrumente vortragen und
erschien es mir wie Zauberei, als ich mich selbst spielen hörte, ohne doch die Finger zu regen. - “
Für „DEA“ haben über hundert erste Künstler gespielt.
Prospekt auf Wunsch kostenlos.
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’lUiotiHirnptte üon ?5rof. Sbuntö HWfnhml». ©ofüliotcuuiiph in Coburg. Orinin^ll fmm
Digitized by GO glC • THE OHIO STATE UNIVERSITY
396
3ttu[trirte
9h. 3375. 5. SRärj 1908.
fcofphöt. ©töf. ttbuarfc Ubleninitb. Coburg.
3ut äocfocitefetci bes gürften gerbtnanb Bon ^Bulgarien auf Sdfloj} Ofterjfcin am 1. SJtär3: Das fürftlidje ^3aar unb feine ©äfft
Dn ber D&rber|»en SRrilj» oon linf« nad> r«l)t« : ©rtnj Hermann 311 eioIbfro-fOemlgeru
*ruft-A8!lrtft. Uriivj £>e«nri<£) XXXV. Sleub-JlSIttth. Sflrtt ahrilttnn «mit tu 6toIb«t<
ßrtnrifc Xxlv. Kfufc R&|tri«v «rbrrim ftrtnrtd) XXVn. Rcuft 3. ß. AJdimflin fcoboraju <
lerobe. «rim ßeinrldj XXXIV. 3. ß. Kruft. Brtiu ©elnrid) XXXIX. Kru[
— **■ — — imr* -“*■ *-* —
ruft.Hflltrift.
und) XXXII
©rin) fttlnrld) XLI.
U. Kruft 3. Ü. ftdrlt
ftrtnrtdj icxlv. Kfuft.ftJunrift, «rbprirn ßtfnrtd) XXVn. Kcuft 3 - ©diwfltn Jcobowsju 6djl«*wlg.ftolftetn. «Broftffl.rftln SBIabiimt »on Ruftlaiib. $ftr It in CI ronorr »o« ftu t g arten. ftflrft
ltcrb tnanb »on «ulgorleu. «rm»rntn «lilabttl) Kruft 3. 8. — Sit brr britten «tlt>t oon lints nad) rtc&ts; Urin) Ccopolb oon ©acftltti-ftobur« unb «boiba. Jjar|t Hugo p, DlttrMjjtetn «♦
•UfolobuT«. Cbraf Vlbrrt Wrnoborff-tioullli). ttrbprtnj «mit ju ßobfnlotje-Vanfltnburfl. ßeriog «mit »Umher tu Sd)le*iDlfl-C>ol|tetn. «roftffltft SMaDlntir «CrinnbroTDttld) uon Kuftlonb. ©rtnjeflin
3 ba »ruft fl. ß. JUrltirt «Karte tu Stolberg-fflOrmiflerobr. tßrtnj «Philipp oon ©arblen-Jtoburg unb ®ottia. Vrinjellln »Jane oon SaddewKitenburQ. frilrlttn «lilabrtl) Ktuft*flö[lriö. ’JIrinjeflln 6iöqHe
»euft-AÄftrtfc. ^rituclli« Olfla «U|abrtl> oon 6 fld)Un.«lt*nb-ur®. ^Ttnirllin Kefllna KrtifvSte|ttlft. »rtiu ßcinrid) XVIII. Kruft 3. ß. — 3 n brr Irfttrn Reibe oon lints nad) rrdjl«: ßerw fl 3 »hann
WU>«<t)t JU WiflKtnburg, Rtgmt be* ßcrjofltuin* ©rounldjioetg. ttetiuefftn fteobora Kruft 3 - ß* ©rlmefjin Sophie Renata Kruft 3. ß. prinj $*mrid) XXXII. Kruft 3 - ß- $«309 Bart «buarb 00«
Saebfm-ftoDurfl unb ©ott;a. H)rin\ flugult tBilbcIm oon ©rtuften.
3Botf)cnfd)au.
Der beutf^e fteidjstag.
(Etats bet 0 ft, ber «Reidjsbrurferet unb bes
«Rjeiehsjufttjamts. — Mm 17. Jfebruar tourbe im {Reichs*
tag bic zweite vefung bes ©Oftetats fortgcfctit unb am 18.
brrnbipt. Tabel fam es $u fdiarfen 3ufammetift3ftcn jmifdvcn
bem Staatsfcfretär JtTaetle unb ben lintsftehenben 'Parteien.
0ftm«T würbe am 1$. brr <£ial brr *Reid)9brucfeTet beatiUigt
unb bir jioeite Siefung bes etats b« *Reid)siu[li3amt9 b^
gönnen, bie am 19., 20. unb 21. fortgcict.it würbe unb (inen
waftven SBettlüuf brr <pari(ien im Oinbrtngrn oon 5R(fo>
Iutionen IjcrooTTief.
Hloortlr jum liefet} über ba« Ürlrgrapljcnn) ef rn.
— Wuftcr bem «lat bes 5Rei<tjsjufti 3 amt$ ftanb am 20. JWbmar
bte Slouclle jum <*»cf(tl flbvr bn» IclcflTöpljcnwrfcn auf brr
Xagcso-rbming. 5vif Uloodle will bie klänget b« gegen
rodrtigen 'Jifcl)to3uftanb9 befeitigen unb bie ^unrenteleflrapljie
rin^ritlid) in bie £>anb bc^ *JReid)cs jufammenlegen. 3Jie für
bie Wenuftung oon '.Heidistdegrapbcn unb iVernfpredion lagen
brftefjenben tSebilftren tönnen auf <J»runb eines föefeftes er-
ftiljt meTben. bod) feil biefe Slellimntung nad) ben Aiont.
mintonsbefdjlüffen erfl ootn 1. 3uli 1913 an auf bie Junten-
telegrapljic ^Imurnbunfl finben. bal)in werben bie
®ebflt)ren burd) ^terorbnung fcftgcicitt.
!Xas Sdiedgefe^, — X'er 'Pefpred>ung bw Iftats bes
5Heid)*juftitmnt4 gino am Sl.JVebruar bie jtueite Sefung bes
©djedgeffö« oortjrr. § 2 banbclt oon brr 2dtedfäl)igtdt.
(Es liegt l)ier)u ein .Komptomiftdnttag fämtlidhet Parteien
oor, wonad) bie tSdiedfäftigfcit and) au®gcbef)nt tocTben foll
auf bie unter amtlicher ^(ufüd)t ftdjcnben 2parlaffen, wenn
fit bie rmd) l?anbcsred)t für fie geltenben Kutfid)tsbeftim<
mungen erfüllen, 'tiefer Jtomproniifiantvag unb mit ibm
§ 2 mürbe angenommen, ebenfo $ 1G, ber oon ber *Por-
legung bes £d)erfs unb bes 'JJrotcftcs banbeft, unb jioot in
ber ftaffurtfl ber Wommiffion, bte lebiglid) baburcii bebingt
ift, bafi bas (ftcfeti 3»r (Srleiditerung be-> ^füedifeiproteflw
nod) nid)t in Airaft ift. ferner würbe bei bem 3d)hifo
paragrapften ein Antrag 'JWommfen (,>reirmniflc Üiereiuigung)
toibrrfprudjslos angenommen, bem infolge nadi ClnlTaftlrctcit
bes (Wfetus jur (Erleteblcrung bes 5Ued)fclproteites 6ie barin
enthaltenen neuen 'Peitimntungcn über Vorlegung unb 'J?ro
teft aud) für ben ^sdtedwrtelyr tfkltung haben fotlen. ifublid)
tourbe beitimntt, baft bas ©efeft am 1. Kpril l»«H in Airafi tritt.
lelefunicngeieli, rdKrtgcieti, ^urtitetat. — ‘Jim
25. <>ebruaT würben bas ielentnien- unb -eheefgefeti in
britter ßefting etibgültig angenommen, hierauf würbe bie
aweitc Sefung bcs 3ultitetato fortgcletg. Witten in ber
3uftitbebatte fiellte lieh ber neue fllriehsfdiaftfefrelür 2nöow
in feinem neuen Sofien oor. Tie H»eneralDebattc über ben
3ufti,ietal, bic an bas |t»el)alt bes Slaatsfefretärs fid) an-
gefnüpft hatte, tourbe mit ben feditehu gleidijeitig pir
Tishiffion geftelLten fficfolutioncn. enblid) erlebigt. Tas ©eftalt
be» Staatsfcfretürs würbe bewilligt, bie meiften fflefolutionen
angenommen, nur bie über bie Deportation unb bie Sanber-
gerid)te für lünblid)e Arbeiter unb für Sureauanprftelltc ab-
gcletjnt. itm 28. würbe ber 9left bes (Etats bes 9leid)s.
juftijamts genehmigt.
Vorlagen aut ©eroerbeorbnung. — Slm 27. 5frebruar
fanb bie erfte Sefung ber ©cweTbenboelle über ben üeinen
»efähigungsnathtoeis ftatt, bie 00m Cstaatsfefretär o. ‘»elh-
mann-^olltDeg eingelcitet würbe. Tic Icnben.t b« ©efeft-
entxourfs, ber übrigens bereits feit bem $-ruhl«lt)r ^or liegt,
beruht in bem ©runbfaft, baft nur berjenige lehren foll, ber
felbet gelernt E>at. unb ber Me» aud) nadyweifen tann. ^luf
feiten bes j>anbwerter!tanbw toirb als (Ergebnis ber (Ein-
fübrunp bicles 'Jlachurciics eine weitere Hebung unb tträf-
tigimg bes Gtanbesbewufttfcins ber fjonbwetfet erhofft. Tic
Vorlage würbe am 28. einer tfomtniffion oon aditunb.uuan.iig
ÜTUtgliebem übcrtoiefen. ^tcrauf folgte bie erfte ßefung ber
Vorlage über bie ^erftellung uon 3iganen in ber öaus^
arbeit. Das ©efeti lieht 'ilrbcitcrfdiuftbeftim mungen für alle
VJerfftättcn oor, bie nid>t unter bie ©eroerbeorbttung fallen.
(Es hanbelt fidi babei oor allem um Verriebe, in benen ber
(Arbeitgeber mit feiner (Xamiltc arbeitet, weiter aber um allein
arbeitenbe Unternehmer unb um freimar beiter, bie in ber«
fclbcn ÜUerfftatt für Dritte arbeiten, ohne von einem bic
'IHerfftatt leitenben (Arbeitgeber befd)äftigt tu merbert. 9tls
'Uterfftättcn gelten aud) alle tKüume, bie jum Sthlafen,
'IBohncn uttb Wochen bienen, fofern in ihnen Zigarren -Haus-
arbeit uerridjtet wirb. Tie Jtorlagc enthält Veftimmungcn
über bic Vefdjaffenheit bes 9irbettsrauines, über bic Vefchäf-
tigung oon Winbcrn unb jungen ßeuten, regelt bic «Aus-
imhnu- ttltb enthält .)i entroll , ?luiüd)t-v unb 3trafbeftinw
mungen. 3n Vcrbinbung mit biefer «Hooellc würbe eine
(weite Ulooelle iur ©ctoerbeorbnung beraten. Tiefe enthält
«Beitimmungen über bie 9[us|tcllung oon ;feugniHen für ge-
roerbliche «Arbeiter, über bic Lohnbücher unb Vlrbeitsiettel,
über ben Vcfud) ber (fortbilbungsfdjulcn , über bie 'Be-
ISmpfung bei oon übermäftigen «Ärbeits.teiten berrühren ben
(befahren, über bie Bechtsoerhältniflc her HJerfmrifter unb
Jechnifcr, über bie (Einführung bes (ehnftünbigen «Ulaximal-
arbeitstages für Tfrauen, über bic (Einführung einer elfftün*
bigen Nachtruhe für '.Arbeiterinnen unb jugenblid)c 2lrbciter,
über bic «ilrbcitsoerhältniffe in ber Hausarbeit, über bic (Er-
höhung ber Strafe für Übertretungen unb 'ArbeitcTfdiuft*
beftim mungen, über bas Verbot ber 'Jlnwenbung oon weiftem
Vhoophor. Km 29. mürben biefe Vorlagen weiterberaten.
Tie ©nteignungsDorlage im preuftifeben Herren-
häufe. — Slm 26. Februar ftanb bic Cfttnarknoorlage mit
ber Vlbltimmung über bie (Enteignung auf ber Tagesorbmmg.
Tic Jhenenhausrommirfion hatte bas (Enteign ungerecht wefettt«
lid) cingc|d)rünft unb bcid>loflen, baft eine (Enteignung ntdjioor-
geno Hinten werben barf. wenn es ftd) um ^iöeilomntiftfamilien
ober um ffirunbbefift hanbelt, her bereits feit aeftn. 3al>.
ren im Vcfift ber ftamiltcn ift. ifemcr jinb jugunften
bet SRcIigionsgcmeinfdfaften ftarle (Httfd)r5ttfungen bes (Ent.
eignungsredite» oorgenotnmen worben. (Ein (Antrag o. Hkbd
will bie Veftintmung fallen laffen, nad) ber eine (Enteignung
nicht ftottfinbeu barf, wenn ber Vcfift feit bem Tage bet
Onauguricnmg ber VnFicblungpotttif in ben Oftmartcn, feit
bem 28. Februar 1886, ftd> in ben feines ©efifters
befinbet. Lanbrotrtfdjaftsminiftcr o. Wmint crflärte, baft
bie «Regierung weber bem Vorfd)lag bes H errcn h au f f *
nod) bem Kntrag o. (IBebel 3uftimmen rönne. Ilnterbeffen
war ein Eintrag (Abi des ringegangen, bic 'Vorlage in ber
^affwttg bes (flbgeorbnetenhaufes wieberherjuftellen unb
nur ein« (Einfchränfung ber (Enteignung 3ugunften ber Weii-
gtonsgrnreinfd)aficn unb milber Stiftungen 3 u machen, wenn
biefe «Stiftungen im «Befift ber (fteineinfdiaften oor Dem
26. debxuar 1908 finb. 3n brr Debatte ergriff nod) einmal
Ifürft o. ‘Bülow für bie (Enteignung bas Vlort. (Er mies
bas Verhalten ber 'Auolanbsprcffe 3urüd, bie fein 9ird)t habe,
fid) tn innerpolitifthe Verhöltniffe eittiumifehen. ‘Bei berSlb-
ftimmung ant 27. würbe junöd)ft ber (Eoentualantrag o. 3BebeI
angenommen, hierauf brr (Antrag 'Xbicfcs, ber bie Vorlage
in brr Raffung bes Vlbgcorbnrtrnhaures tDiebetherf teilen will,
unb .uoar mit 143 gegen 111 £timmen. Sobann würbe
bas fl au, 3c (ftrfel) in ber Jfaffung bes (Mbgrorbnetenhaufcs
angenommen, wonach bet {Regierung bie (Befugnis ber Snt«
cignung von 70 000 Im jum 3wccfe ber Xbrunbung ber
beutfdien «Jlieberlaffungen in ben «Brooinjen ©ofen unb 9Beft-
preuften .tugeftanben wirb.
fRuffifd)- öftcvrrichifdie Vcrftimmung. — 3n
feinem lErpofe oor ber ungartfthen Delegation fünbigte
i>rhr- 0. Kehrenthal an, tflcrreidi-llngam habe bic Kbfidjt,
bei ber ©forte ben Vau ber turjen Stredc, bie bic ®er-
bin bung ber Vosnifdjrn Bahn mit ber Salonifü'JJtitrowiftabahn
herftcllen foll, $u erwirten. Tiefes fog. «Sanbfdjafbahn-Vrojeft
oerurfachtc oicl Lärm unb oetbunlclte einige 3eit bic politifdje
Vage, oor allem wohl, weil ^-rantreid) unb (Englanb ben
beutfdien llnternchmungsgeift fürchteten, ber fid) auf biefe
TOeifc burd) Vermittlung Cfterreid)* Ungarns neue 9Birt*
ichaftswcge ln .(Ucinafien f^affen fbnntc. Wuf feiten ber
Türfei erwartete man Idion lange, baft biefes früher ober
fpäter beit vom wirtfchaftlidjcn unb ocrtchrspoliti|d)en «stanb*
punfte berechtigten, ihm vertragsmäftig 3u|tehenben Bahn-
anfdiluft forbern würbe. (Es herrfchle bic (dnlicht, baft man
ihm biefen VahTtan|d)luft nid)( oorenihaiten fönne. 3n Tuffi*
fdien Greifen antwortete man nun auf basSanbfrhaJbahmBro«
jett mit einem ^»egenprojeft, unb jroar mit bem ©lan einer
Tonau-Vbria-Vahn, bie, burd» «Bosnien unb (Albanien führen b.
eine birettc Berbinbung iwifthen Buftlanb unb beut Xbria-
tifihen ©leer fehaften loli. Um gcwifle Beftimmungen bes (Ber-
Uner Vertrags tu umgehen, bic Cftenrcidh«Ungant bas 5Rcd)t bei
©olijet int 3anbfd)af Wooipafar unb CHnfluft auf bic Sriaften-
unb 'Bahnhauten in (Ulontenegro einräumen, joll bie Sinie
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
Jtr. 3375. 5. ®Mi3 1908.
3Uuftiirte 3 e ^ un S-
397
in Albanien enden. 3nt (tiegenfati zu der mlji+ttfii 3iiut-
mung in AMeu lycrrfciitv in 3i. i>etei->lmrg eine neroöje
Spannung. ( 5-3 befiebt eine Aiiie»v i'«nU'i , die einen .Vtampi
mit Der TflrTci für ein mirffaiuc*' Mittel hält, um au» Den
inneren Wirten heeam-zufoitimcit. Allerlei bamnibnmidc And)
ritzten taudilim auf: grOfttrc tfirtifehe Iruppennwtifen lallten
oon Baqozet am. gegen die ruifmlie Ztnutafusgrcuze in
Bewegung fein. (£•> uni r de fl ci neidet, dut j| fiel) unter der
mot)(immcbnnifd)cn Bcvölterima in War» uuD Grimnn eine
nif[cnfcitib(i<hc Stimmung geltend »midie, fo i>nii Beamte
und Wnufleute ihre «tamilien nordwärts nad) Tiflis fand ton.
Tie rufiifdK Tmna fällte die Gntknbung non ttOOOO Alaun
jnt fBerftnrfung de» tiircn.)f(t)iiljc* int 3 fl duften genehmigt
haben. Tic finge wurde dadurch getlürt, daß in Bitener
ma^flcbendcn .greifen die Befürchtung, Cfterreid) Ungarn
werbe fid) mit Bitcfficht auf die HicrwiTtUdHing der 3anbfebaf
cifenbah« dauern abtfalten Inffen, für Befcnmen iu ■ä)ia 3 c-
bonien. bef ander» für die ^ufti^refarm, mit allein Aachbrud
ein 3 nttetert, filr oollftflndig liiibrg rundet erHärt wurde, Aad)
ben neuften Aid billigen (teilte and) der ruFiUcbe Altnifter
3sroolfli) öct öfteiTeidhiitb-ungarifchcn «otfdwit flegeitübcr
aufs cntfdfieöcititc in Abrede, Daß AußtcmD jetzt ober früher
oon der Türlci die Won^effianieninfl einer ‘Mbriabrtfjti ocr»
langt Ijabe.
Tic Tuffifdjc Alarincoorlage. — Ter Tmna
ging am 20. Februar die tJJiariitcoorlage jh. Sic fordert
♦60 SDtin. «Rubel, auf oier 3at)re uerteiit, für ben itüften*
fd)u$ der Oftfcc, 2000 3Rilf. Aubcl auf jetfti 3at)Te uerteiit,
mit 87 SJJiHioticn beginnend bi» 2&u Willi onen auifteigend,
junt SBiebcTaufbau der (ßcfamtmarinc.
G lerne nccau über ftran freiet) und Tcutfchlartb. ■—
3n ©aris fand am 1 1 . Februar im Steif rin de» ©rflfibenicn
Salltires, aller Winifter und jaf)lreicher beruorrcigcndeT ©er»
fönllchfeitcn im Giuembourgg orten Die (S-inwcihuiia De» Tent»
mal» für Sdjcurer.Weftncr ttatt, der früher Bi.vpräfidcnt d«
Senat» war und fiel» durd) fein tHiitrctcn für Trctyfus be»
fannt madfte. Tabei Ijielt Wiiiiftcrpvöfibcnt Gfcmenceau eine
politiftße Anfprache, die fich, Da Sdfeurer-Weitner Glföffor inaT,
befonders mit Den beutfdHranjöfifdicn Beziehungen. bcfchäT-
ttgte. (?r fütjrte auo, daft inan darin einig fei, anjuertennen,
baß die franzöfiiehe ©olittr non Trotjungm itnb heraus»
forberungen frei ift. „Um frcict>^ moralifdfcn ilOcrt 30
beben, um iljrit Die 'JJladit wicberjugcben, fein iRedft auf
Ausdehnung 311 wahren, tönnen mir auf die Vfige verzichten
uttb auf ben Haß Desgleichen. ‘JOir haben ftranfreid) über»
nommen, als cs au» einer furchtbaren 'Prüfung hcroorning.
Unfere ©liefe weitben fiel) ber ^utuuft 3«. Sit» Söifne einet
großen ©efcf|id)te und ftol.t auf bic .uoififatortidfe (Eigenart
^frantreid)» tOnnen mir mit ruhiger Seele Die 'Jlattffoinmcu
ber ftarfen Waffe betraditen, bie fid) feit ^hrh linderten mit
ben SDiännern unfere» Üanbe» auf 3 at)llofcu £ct)[ad)tf«lbtm
gemeffen h^den .* 4 ©ic 9?ebc Glcmenccau» gipfelte in bem
©atje. dag die fRioalität .gneier grofter iHöircr mit gegen»
fettiger Hochachtung gan.) iuot)l nerträglid) fei.
Tier nor weg ifche integritöt-soertrag. — Xie „9lorö«
deutfeh* Allgemeine jeitung“ oeröffentlich te am 12. jyebruar
den WoTtlaut De» am 2. 'Jtooember 1907 3wifchcn bem Deut*
fthen Weid), ?frantreid), ßtögbritonnien, Worrocgen und Wu&.
lanb abgefchtoffenen unb oon allen beteiligten flächten rati»
fixierten nonoegifd)en 0ntegrit5t$pertTag». Tanad) acrpflidftct
fid) Woruwgen, feiner Wacht irgendeinen Teil norwegifdien
®ebiet» ab3utreten, weder .tum Jwect ber tSefc^ung noch
3um 3 werfe irgendwelcher »etfügung darüber. Tie Wegio
rungen Tcutfchlanös, Jfrrantreid)», ttnglanb» und Wuglanb»
erfennen bie Ontegritüt Worvpegen» an unb verpflichten fitf),
tie ju achten unb, fall» fie oon irgenbeinrr Wad)t bedroht
ober ocrleht werben folite, nad) oorangegangener, Dieftm
3»erfe geltender SBlttteilung der notioegifd)en Weflierung mit
den geeignet fdjeincnöen Wlitteln Diefcr Wcgierung ihTe Unter»
füLgung jur bfT Integrität Norwegen» 31t leihen.
Tie (Sültigfeitobauer Des Wcrtrag» ift auf 3ehn 3a|)re feft»
gefegt und foll fid), wenn fic nicht fpäleften» iroci 3at)re
oöt Ablauf tiefe» Weltraum» aufgetundigt wird, automatifd)
oon gehn gu 3«hn 3af)ren oerlängern. 3fall» bei Vertrag
oon einer ber 3J13d>lc, bi< mit Norwegen an bem Abfchlug
teilgenommen haben, gefünbigt würde, foll bie Wünbigung
nur für die betreffende STtacht tDirtfam fein.
Tie 3uftändc in Portugal. — Soweit e» fid) bi»
jetjt überfetj^n I&%t r ift WSnig SOlanuel II. mit aller Gtiergie
am SBerfe, ba» roieber gutjumachen , was fein SJater oer*
fehlt f)at. C5leid) im Anfang feiner Regierung oerjfchtete er
auf ben 3 ufdjug, ben Garlos mit Hilfe Sraneos erhalten
hatte, und erElärte fid) bereit, nad) unb nad) bic Schulden
feine» ©ater» dem Staate jurfldjuerftatten. Gin Tiftatur*
öeCret nad) dem andern mürbe aufgehoben, um bas 2 anD
ju beruhigen. Ta» «abinett ^erteira bo Amata! gilt ln
©ortugal als ein Woalitionsminifterium, in bem ©rogreffifla»
unb Sicgcneradorc» fid) die SUage halten, und da» eine ge»
meinfome Arbeit nur fo lange leiften lann, al» tiefe Arbeit
in ber SBegräumung ber oon ber Tiftatur auf gehäuften
«Ruinen beftc!)t. Sobalb es fid) um pofitipe Aufgaben hon»
beit, werben bie ©arteiöiffercnjen 3 um ©OTfchcin fommen
unb bie 3 ufammenarbeit unmöglid) machen. Vorläufig
herrfcht aber nod) Gtnigleit. Am 13. Februar befrfjlofe brr
Staatsrat unter bem ©orftg und auf SUunfd) öc» Wönigs
einen Strafnachlag, ber ben nad) Afrifa ftrafpcrfrf)i(ften 3J1a*
trofen bie fofortige Aürffeht in bie Hemmt geftattet. G»
hanbelt fid) hierbei um Jene, bie oor 3 roci Jahrctt an ©orö
einiger im Teja oor Anfer ltegeitber Wrieg»fd)iffc meuterten,
g^er mürbe den HceTesflüd)tigen einer Anzahl Jahrgänge
Sttaferlag gugcfid)crt. Tic ©efirtebigung über biefe beiben
Staat»ratsbefd)lüffe foll im üandc fehr groß fein. Tennod)
hat bie repubfitanifche Strömung nid)t» oon ihrer Stärfe
oerloren. Am 16. fand an ben (firäbem ber ßflnigsniörbet
eine Temonftration ftatt, an btr fid) oicle taufenb ©erfonen
beteiligten. Tie Truppen würben ferngef)alten, nur bie
ÜJtuni 3 ipaIgarbe oerfaf) ben Ordnungodienft. Alles oerlief
ohne feben 3wifch«nfall in befter Ordnung. A 111 18. hielt
Die republtfanifchc ©artet nah eju oolljählifl eine ©erfamm»
lung in Alben Giallega ab, einer Ortschaft, die l'iffabon
gegenüber an ber Tejobud)t liegt. 3 roan Vn Tampfcr brachten
Die Teilneh^rer mit bemonftratioem (beprängc unter den
Älängcn beT SKRarfeittaifc von Ciffabon herüber. Taufende
oon ©arteigen offen bereiteten ihnen bei der WauDung einen
wannen (Empfang mit lauten Stjinpathiefunbgebungen. Gin
föMttIid)rr ^e^ug begab fid) nach bem H°t c l Santo», wo
Die ttepublilaner De» C ries ihren poütifrficn freunden au»
der 'Jirjidrui ein Ariihftüct ocralireiclttcn. 3n ber hierauf
folgenbcn ^uieieittliaibjiündigen 3ifnuig maciltc fid) allgeuietn
die 'Jlidmuiii gellend, daf? Die GrinorDung des König:- Da-
IMnd vor Der JHevoIntiou bewahrt habe. Anfierlidi 11 nid) t
die ©ertihiguiifl dc-> VauDe» ^ortfehritte. Tie «»oncral und
itjcniciuderiiie. dte Durd) franco aufgelöjt waren, ivradnii
dem neuen iWtrü iterpräfidenten ihren Tont au». (Ende
druar wurden alle Wafernen in tifiabon uom iiriefl«niiuiflcr
infpiiiert und in Crdmmg gefunden.
c(> e j e <h t e in ^iarolto. — Tk Kolonne Taupin halte
am IC. (vebTinir, al» fte 0011 ©u.fttifa au» dem Gwneml
d’Ainadc eutgegeninarichierte, auf Dem Cbebirt Der llleb .fepar
mit Den ©iarolfaucrii ein (*icfcd)t, das am 17. foTigrfetjt
mürbe. Tabei braitg Der irciuD tuximal burch Da» trau:
)öfifd)e Warne, Da» fid) mit Hilfe ber ©afonetic befreite.
Tie aufs äufu’rfte erfchftpiten ,>ran)ofeu muhten uirilrf. Tie
.Wotonne Tiro unb die vom Cucb»Tamnfin lommcube itülien-
lolomtc vertrieben Die iUlarotfancr uon einem fiergfamm an
den Mrcnjcn des Hicdictc» ber ©t.iamta unb Uled Hari,v
Tic Wolonne ©rularb, die von ©er 9tefd)ib und SRediuna
tarn uitD fich beim 'JUtarabu oon 3i Abö cl Werini mit Den
beiden anderen hätte uereinigen (ollen, muhte fich »or Der
llbertahl der ffllaroltaner h^kig mrücfpeheu; fie bereitete
aber auf dem Aücfgig ihnen eine 'Jliederlage, da bic feinde
in Da» Wien neuer biefer Wolonne unb ber itjr 3UT Hilf® ge*
fanDteu Abteilung gerieten. Auch bic Wolonne ©rularb mar
mehttvcrital gezwungen, uoin ©ajonett bicbrauch 311 machen.
Ter fteld3Uflsplan d'Amades ift alfo oorläufig gefdjeitert, da
er feinen erfchflpftcn Truppen oorerft «Ruhe gönnen mufj.
©auline fiucca.
u Söien, wo fie am 25. April 1841 Das tficht Der
IBelt erbticft hatte, ift am 28. frebruar nad) fcfjwcren,
durch ein Krehslcibeu h®rp«^ 9 <taifenert Qualen bie ehe-
dem oielgefetertc Sühtt®ttfünjtletin ©auline ßucca, ge-
fehiedene ©arontu 0 . ©hatwa, »enoitwete p. 3BaU-
hofeit neftorben. 9Bie 5rau fiucca feit läuflerm fdjon
der öffeutlichleit femftand, fo hatte fie im HfTbfte
1899 am Sterbebette ihres ßrocitcn Watten mit einem
lebten ^eroorfchltuhi®» Siede» „Allcrfeelcn" dem
Singen überhaupt eutfagt; ihr guellfrifcf)es Singe« und
ihr lebensroarmes Sühnenfpiel tuareu als „beo Augcnblicfs
gefchwiiide Schöpfung" in Der 3eit, da es ertönte und
jichthar ward, verhallt und dahnißejeh wunden, unb heute
jd)on, ein ©icrteljahrhuuDett etwa nach ber eigeutlidjm
Triumph 3 eit der begnadeten Sängerin, dürfte ber Warne
„fiucca“ uiclfgd) unD infonberheit bei allen 3ungjäf)rt0®ü
junäehft eher ein ffirirmem an Heinefche fReifebilDer, würjige
Siföre und Dclitotc Heine .Sudjcn wadhrufen als das an die
nun »erjtorbene Küuftlerin, nach runden, füfecu
Augen bas leßterDDähntc itonöitorengebäcf benannt worden
fein mag. Unb bod) ift ©aulinc Cucca eins ber leucf)tenb(teit
(heftirnc am beut|d)eu Cpemhimnicl gets-efen unb h°t
gerade tväl)ren6 Teut[djlands ßtögter 3®ii unzählig« funft»
frohe Seelen mit bem fonnigen Schönfjeitsfchimmer ihrer
itunft burchftrahlen unb durchwärmen fönnen. 9tad) treff*
lieber gefangstechnifcher Schulung Durch die (Sefangsmcifter
Uffmantt und fiewi) hatte bie junge SDicnerin um des Gr»
merbes willen früh W on e * ne ®h or |t*N« an bet ©Steuer
Hofoper annehmen müffen, wurde jeboch bereit« mit acht-
zehn 3ahr®n als Solofflngerin an bas Stadttheater in
Dlmütf engagiert unb tarn oon dorther über ©rag im
3af)re 1861 nach $<rtin an die ASniglicfje Hofoper, u>o
fie fich * m Sturme bie fiiebe dec gan 3 en fficoollerung er-
oberte, lebenslänglich angeftellt mürbe und |i<H 1869 mit
dem Saron d. fRhadcn rermähU*» dem fie, da er mährend
des Teutfd)» 5 rau 3 öfifd)cn Krieges permunbet morden war
und ber ©flegc bedurfte, zur größten Freude ber „ihre
Cucca“ umjubelnben Berliner auch ^ aft 5®fhlagcr
nacheilte.
Gin ©rief, den H®n* ®. Sülow im Sommer 1861 an
3oacf)im ©aff gerietet hat, enthält eine ganj charafte*
rifti fcf)c Schilberung der Begabungen, mit denen ©auline
fiucca alfogleid) auch die tritifchejtrn äunftuienfchen 311
feffeln permochte. G» h ci fe* dort: „3<h befuche prinaipiell
da» Theater nicht. 9tur neulich »«leitete mid) ju einer
Ausnahme unfere neue böhmifefje Nachtigall, ^>rl. fiucca.
(Eilte Heine, naioe, blutjunge ©erfon mit einer pracht*
polten Stimme, viel fyeuer unb Auffaffung, noch Diel
3U lernen übrig habend, aber Spafc machend durd) un-
gewöhnliche tfrrijche und metalloerfchwcuderifche Gnergie.
Übrigens dramatifche« Talent, fo öafe fie, troh ihrer
Rürjc, bei path<tifd)em ©Buten nidjt lächerlich er-
fthetnt." Ta nt einer derartig reichen unb oielfeitigcn
Beanlagung tonnte die Heine böhutifd)® Nachtigall eigent-
lich alle Aufgaben, die fie irgend intereffierten, uub deren
fiöfung fie reijte, in gerabeju pollfommener, jedenfalls
aber ganz unmittelbar wirtfamer Akifc beujältigen, unb
fo {teilte fie Denn 311m Gnt3Ücf«n ber Berliner und fpätcr-
hin aud) der weitem europdifcljeu uttb ameritanifchen
ftunftmclt neben ihre reizenden 3«Iinen und ©agen
und neben ihr C5ftlid>ee ©anbl auch coahrbaft bedeutende
(üeftaltungen einer ©Margarete, Tonna Anna, Baientine
und Katharina (in „Ter ABtderjpcnftigeu 3ühnw»nfl")»
und treierte für Teutjd)lanb die ©artien der Selica und
ber Garmen, wobei fie benn immerdar ebenfomohl burd)
die 3rrijd)e unb Sdjönljeit ihres C&cfanges als aud) durch
bie großzügige fiebendigteit ihres Spieles feffeln mußte.
Aud) al» (te nad) inehrjährigen ©aftfpielreifen durd) Gng-
lanb, Amerifa, ^remtreid) und ©ußland, die fie 1872 nad)
ihrem ®ru<h mit der Berliner öofoper unb ber Scheidung
oon ih«m erften (Satten angetreten hatte, feit 1878 ge-
legentlich wieder fid) in Berlin hören ließ, fct)lug bic alte
fiu«a»©cgeift<rung neuerdings 3U h°h cn 3^ ammc,t au fi
und waren bei den St- ©etevslmrger (Saftfpiricu bei
.Uüuftlerin fiageitplütie mit 1 Oll Nu bellt befahlt warben,
fo zahlte man in Berlin freudig lü .fi aud> für beit
id)k\t)tcften (Salcrirplaß, tun nur atu 1 > mit dabei nrn il ‘{m
zu fein, wenn ©(luliiidjen-» „jvtt volle Stimme" ertönte,
((»faßen eriucdte feiner feit eine Ki|finger ©ßpta-
»\rapi)ie, die de« Berlinern gleich zwei ihrer aus*
gefpvod)cnftm fiieblinge: 3 ürft BiconarcE und ©auline
fiucca in frcundlid)crn Tetc-a (etc uor Augen führte.
Troß ihrer lünftterifi 1 )cn (Genialität und bereit glänzendem
Gefolgen in aller ©Belt u?«r aber iu ©auliuc fiucca
immerdar das weibliche Sehnen nad) G»atte*tltcbe und
nad) einer eljclldjcn Häuslichfeit mächtig geblieben, ©litten
aus ihren amertfani[d)cn Triumphen fri>ricb fic 1H73 an
ihren alten fichrmciftcr Uff mann: ,,3d) tann CUjnen niefjt
jagen, wie fclig ich beit Tag feilt werde, an dem ich
diefem eingebildeten Gilüd roerde entrinnen fönnen, an
dem ich mirflid) für mid) 3 U leben beginnen fann, uicfjt
nur immer an ben Sopran deuten muß, mit dem id)
behaftet bin und der ganz ent{ch»cöen bk größte Sorge
meine» Gebens war und leibet noch i[t“ — und bald
darauf war aus ©auline fiucca eine $rau o. SBallhofett
geworben. 3 n UBien, wo die Äünftlerin weiterhin nod)
einige 3ößre als ©litglied ber f. T. Hofoper tätig war
und als Ghrenmitgiieb ber Hof»P« den durch ben Tod
ihres ©tonne» und durd) eigne («hmerzhaftefte fieibett
oeTfümmerten 9?eft ihres fiebens oerbracfjte, ift fie nun
auf heimatlichem Boden jur ewigen Nuhe beftattet worben.
Arthur Smoltan.
Adolf Wird)hoff-
111 26. Februar ift in Berlin der berühmte ©fyllolog
1111 b Gpigraphifer (Geheimer Negicrungsrat ©rof.
Dr. 3ol)ann ÜBilljelm Abolf Äirchhoft im Alter oon zwei*
lindachtfig 3uhren geftorben. Als Sohn eines Sdjlaöhten*
malers am 6. 3 <muicit 1826 in Berlin geboren, ftubierte
'er dofclbft feit 1842 bejonbero unter Bödh Altertums-
roiffenlctjaft, umrbe 184t» Adjuuft, dann Oberlehrer, 1855
©rofcjfor am 3ond)im&tbal{d)eit (bgmnafiuin, 1860 Blit-
glied der .©rcußifchen Atabenüe der iBiffcufchaftcn und
1865 ordentlicher ©rofeffor an der Berliner KuioerfitAt.
Bereits als Student hatte er {ich eingehend mit den
Homerifdjen <bedid)teu befd)äftigt und die ^rüQtc diefe*
Studiums im 3of)rc 1846 in feiner Tiffortation „Qua«tio-
nnm Homcricaruni finrticula“ uiebergclcgt. Gr hatte fich
aber aud) eine fonfrige tieigründine Bildung unb Schulung
ungeeignet. H* eT f“t zeugt der Umftanb, daß feine Tcutung
ber umbrifchen Sprad)dcnfittälcr (mit Aufrecht in Bonn,
1848 bis 1851) für diefe Studien Gpocfjc machte, ebenfo
wie er mit tblüd gegen eine Autorität wie ©lommfen eine
neue Teutung de» astifchen <$>cfctfc» von Bantia oerfuchte.
Auf feinem eigentlichen ©ebiete, der g¥tad>tfd>ett Gpigraphif,
bic ißm als Schüler Böcfhs befonbers uahelag, bearbeitete
er zunäd)ft die chriftlichcu 3ufchriftcn („Corpus inscriptionum
groecarum cd. Büc-kh", IV 2). Tancbcn trieb er aber mit
Gifcr da» Studium der gricchißhen Literatur. Sein erfte»
unb zugleid) erfinalflges AJerf auf diefem ©ebiet war die
erfte fritifdjc Ausgabe bes Guripides in 3 tDH ©änben
(Berlin 1855 ; 2. Aufl. 1867). Nicht lange darauf ließ er
ben {einem eigentlichen ©ebiet ziemlich femliegenben
Neuplatonikr ©lotin er{cheincn (fieipjig 1856; 2 Bde.).
3uzwif<h«w h fl He er ftd) immer mehr in feinen ge-
liebten Homer oertieft. ®s reizte ißn hier befonber» die
burd) bie reoolutionären 3decn oon 5rieörid) Auguft 9Bolf
und {einem beriihmteften {fort{eßer Karl fiadjmann in»
N ollen gebrachte 3* a 9® nad) der Gnt{tehung diefer C&<-
bid)te. Gr ließ im 3 a h« 1859 „Tic Od^ffce
und ihre Gntftefjung" cr{d)<inen, 1869 „Tic Kompofitfon
der Odtjflee", beides zufatnmen in zweiter Auflage unter
dem Titel „Tie Homcrifcße Cdgffee" (Berlin 1879). Tiefe
Unterfuchungcn gehen oon einzelnen Stellen au», bie nad)
Ktrchhoff» ©Meinung, wie e« fiad)mann {chon ähnlich für
bie 3lias bargetan h^He, Durch ih« Uuflarheitcn, JBibet-
{prüctje, wörtliche SBtederholung andern Stellen ufw. beut-
liche Spuren einer gewaltfamen Berllitterung unb 3»
fammenarbeituug zeigen. Ter älteftc Teil ber Qbpffct ift
nacß f*)* 11 F Ö Ü- Noftos, urfprüuglich in dritter ©erfon
gcfchrieben, ber 3 to«ite Teil ber Qbtjffee die fpätere ftort-
{eßung baju, und in diefe beiden Oauptteile ift bann die
jog. Telemachie hineingc arbeitet worben.
Nidjt lange nad) dem Grfcßeincn de» jtx>eiten Aßertes
über die Odpffee war Kird)hoff oon ber ©rcußifchen
Afademie der 9Bi{fenfd)a{ten bet Auftrag zuteil geworden,
die inzmifchen beträchtlich permeßrien attifchen 3nfd)riften
gefonöert h«rouszugeben. Gr übentahm felbjt bie Heran®*
gäbe der 3nfd)riften bis Gnbe des fünften 3ahrhunbcrtft
p. Gßr. (Berlin 1873), den 9?eft ubertrug er feinen ÜTlit-
arbeitem Ulrtd) Kötjler und 93ill>clm Tittenberger. Auf
diefem feinen eigentlichen ©ebicte 3 eigte er, wie oertraut
er mit dem Stoffe und wie tief er in bie muftergültige
Blethode Böcfhs eingedrungen war. 9Uie aber die attifchen
3nfd)tift<m Kirchhaff «i'uen ppr 3 Ügltd)en Kenner der
religtöfen und ftaatlid)cn 3nftitutianen der Athener zeigte«,
fo bie griedjifdjen überhaupt als einen ebenfolcßcn Kenner
der gried)ifd)cn Tialefte und befände rs der ©cfcßichtc bes
griechifchen 'Alphabets. H^r fci)ttf er das nod) heute
grundlegende Bu<h „Studien zur ©rfeßiehte be» griechifchfu
Alphabets“ (4. Aufl. 1887). ferner uerdienen nod) Ge-
wöhnung feine Ausgabe Des Hcfiob und Afd)qlus und
befonöers feine zabllofcn Giuzelabljandlungcu in den „Ber-
öffentlichuugcn der ©reufzifchen Afademie der SBiffen-
{chaften“ und in Philologien Hochzeit fct)rifku.
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Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
398
3Uuftxirte 3eitung.
91t. 3375. 5. SJlärj 19Ö8.
^online fiucca, f am 28. Februar.
Als afaDcmifchcr Lehrer Uclinnbclt« «irrbbofi Router,
£>e|iob, Büibar, (öfchnhis, Xhucobibes, flricd)ifd)c Literatur*
g«fd)id)te, (JtaatsaltcTtümcr, ‘T’ialcfte, 3njd)riftcn u. a, (ft
war ber eine ©vrftel)cr bes phitölogifd)en Seminars. Sein
©ortrng trug einen burd)au& wifjenfd)aftlid)en tlbaraltcr
ohne jeglichen rhetorifeben Sdjmucf unb ©utj.
3n ben roiffcnjchaftlichen ©cfultaten mag man bcefcs
ober jenes nid)t für jid)cr galten; jebod) bie ©rt «trd)hoffs,
ein Thema 311 bcl>aitbcl»t p ijt burd) bie wunberbare Sdjärfe
(einer Logit unb bie unerbittliche «onfegucn 3 (einer De*
buftion Öcrartig fe((etnb, baß bie Frage, ob (eine Nefultatc
richtig ober fol(d) (inb, jurücf tritt gegen ben hohen ft enuß,
ben (eine Mctf)obc gewährt. Gprctchmiffenfchaftlich war
Mirchfjoff einseitig unb oerjd} mähte « and) nid)t, bics
(elb(t oft genug hervor, 311 b eben.
Als Menfd) war er ein Manu uon t>of)cn Xugcnbcn.
Obwohl geborner unb ftänbiger Berliner, t)attc er bod)
abfolut itid)ts oom fvgettamtten unangenehmen berliner«
tum an (id), wol)l aber ben trodnen unb trilwcife braftifd)cn
Mutterwitz (einer Lanbetcute, ebenfo aud) ihre ©erzene*
güte. Solange cs ihm möglich mar, erfüllte er (eine
©flid>ten in vorbiibUd)er Mcifc. 3n (einem Büßern jebcv
‘Prätention unb ©ofe abgeneigt, verftanb es es, jahrelang
(eine Umgebung an fid) 3 U fe(feln. Seine Lebensaufgabe
war bie «Biffcnfdjaft, in ber Miffenfcbaft bie 3Bal>rt)cit,
fei es mit, fei cs gegen Autorität. Sein unermüblittjcr
(Eifer, fein großer (Ernft in allen rpif(cnfd)«ftlid)en Dingen,
(eine mujtergültigc Mothobe würben tl>n allein frf)on 31 t
etnein tnürbigen Mitarbeiter (einer tctlwcifc »iellcid)t
größeren Fadjgcn offen mad)en, wenn er an ©efultatcn
mit Urnen nid)t wetteifern tonnte.
München. Dr. 'Jöilljclni ©amtier,
2luf bem ®all ber Stabt SBien.
er biesjährige ©all ber Stabt SPien war anläßlich
Des fechzigjäbtigcn ©cgicrungsjubiläums bcs Maijers
(fraii 3 Jofepl) m « befonberm ftlanze arrangiert. (Er ent-
behrte aud) nicht bcs gewohnten Ma|fenbe(iid)&, aber bic
Feftfreube würbe gebämpft burth btc Abwcfenheit bes
Monarchen, ben (ein ßet harzt 3 ur Sd)onung ber nod) nid«
vollftänbig roicDcrcrlangten ftcfunMjcit nötigt, unb bas
Fernbleiben bes ©ürgermcifters Dr. ßueger, ber an ber
öfterreichifchen Nioiera (Erholung non (einem fdjweren
Leiben fiubt. Ter «aifer l>ctttc als feinen Stclloertretcr
ben ft cncral*Artillrrieinfpcftor (Erzherzog Leopolb Saloator,
einen Der populflrftcn ©tinzen bcs Jncrrfdjcrhaufcs, ent*
fenbet, bei« jid) ber ^Ijerjog F ran .Z Saloator, ber
Sdjwiegerfohn bes tfaifers, anfdjlofe. Tie ber Ariftofratie
unb ben »ürgerfretfen angehörenben ©atTonejfen, bie fid)
im (fmpfangsf olim bcs ©üTgernieifters oerfammclt hatten,
hielten ihren (Einzug auf Die (ff trabe im Fcftfaal. 3m
Stablratsfaal t«r(ütnmeltett fid) bas biplomati(chc Morps,
bie Minifter, bie Gtaatswürbenträgcr unb bic gelnbcncn
(hafte.
Auf betn oberften ©obeft ber Doppelarmigen Fetttreppe,
bereu 'Pfeiler mitlcbcnben Sdjlingpflanzcu gcfchmudt tparcu,
währenb bie timlaufenben <r»änge in üppig (tem ©löten,
(djnnid erftrahtten, mürben bic <fr 3 hcr 3 oge namens ber
Stabt 'föicn oon Dem crjtcn ©I 3 cbürgermet(tcr Dr. 3ofeph
'Jleinnagcv nebft (einen .Kollegen Dr. 3ofvptj ^Bor 3 cr unb
f>einrid) .§tcrl)aminer (oioic ben Mttglicbcrn bes ©all*
tomitces begrüht ((• bie Vlbbilbung) unb in ben Stabtrats*
(aal geleitet, mo bie ©rinjen (iercle hielten, um bann,
gefolgt oon bem glänjenben .Stortcgc, unta ben .«längen
ber ©oltshnmnc fid) auf Die 'Patron effeneftrabe 311 begeben,
too bie 'Prinjcffin ^anna oon unb 3 « ßicd)ten(tcin,
bie (nemal)lin bes ßanbmarfii^alls prinjen 'Jllois oon unb
3 U 2ie#en(tevn, als Togen nc ftinltionierte. Tie
TuTnvni(d)e unb bie 2 Uanb Ijintcr ber Patroneffen«
«(trabe waren burd) bie (EleEtri^ität unb beu
Pflan 3 enfd)mud aus ben ftäbti(d)en (ülashäufem in
einen prächtigen beforatinen 'Profpeft nermanbclt.
3n ber Turmnifdtc (tanb bie ©üftc bes «aifers,
umgeben unb überragt oon farbenoped)felnbcu,
eleftri(d) beleuchteten ornamentalen (Emblemen mit
ftinfebibcn öbc hängen aus Metall, unb am Sodel
ber ©üfte glitzerten Fontönen — ein faleiboflopi(d)
wed)felnbes 6 d>au(tüd uon blcnbcnöer SBirtung.
Tctt Xanj eröffn etc ein oon ad)tunb 3 u>an 3 ig
Paaren miogo führten £>ulbigungsmenuctt, bas mit
einer ?lpotheo(c bcs «aifers abjdjlog, in bie bas
publifum (ubclnb cinftimmte. 5iad)öeitt bie <Et 3 *
her zöge Ecrclc gehalten unb ©orftellungen ent*
gcgcngcuoinmcn hatten, traten fic ben (Runbgaug
ül>er bie Cbaleric unb burd) bie Säle an, wobei
ber Pathausfellcrmirt beu Ghrentninf, cbeln öfter-
reid)i(chen 'iöein, reichte, bet tl)ncn trefflict) mun=
bete. ?luf bic Fraflf bes (Erzherzogs ßcopolb Sal-
oator, ber bemalte, baß er auf feinen italicnifdicn
Priitzungen oiel 2 Bcin prohibierte, mic teuer ber
iHathausfcller feine SBeine eiufaufe, antroortete bhr
Pizcbürgermei|ter z>icrhamineT läd)elnb, bas (ei ein
lücjihäftsgehrimms, bas er nid)t »errat cn bürfc.
©etm 9lbfd)ieb äußerte ber Stellvertreter bcs
.Maifers, er entbiete bem .fmusbmrttr bem ©ürget«
mciftcr Dr. ßueger, feine herzlichen ffmlßc unb
wärmfteu (üenefungswimidie.
Ter ©alt ber Stabt 2Bicn, ber (eit jeher
eins ber g(Sn 3 cnb(tcn ftefte bes SBiencr Fafdjings
bilbet, ocrfolgt einen boppelten 3 ^^: er (oll
ber (öerneinbeuertretung eüclegenhrit bieten, bie
Staatswürbcuträger, bic ©e(ell(d)aft unb bie
©ürgerfdiaft im w Sbau(c ber ©ärger“ 311 begrüben, unb
ber fficmcinöc Mittel jur Ausübung bc|onbcrer 2Bol)U5tig*
feitsafte oer(d)affcn, nämlid) zur (Bewährung oon llnter-
(tü^ungen an nicht heimatberedztigte 9Irme. Tiefem Jioedc
iDcrbeu burd) bas (Erträgnis Des ©alles jährlich ungefähr
40000 ftrouen zugeführt. Tos Slrrangement bes ©alles,
Der etwa fwnftaufenb (f)äftc 311 .zählen pflegt, für bereu
©erforguug mit Speife unb Tranl (ouiie Unterbringung
an Tifd>cn tu forgen ift, bilbet eine fehr fd)wierige 'iluf*
gäbe, beren ßöfung bem Sallfomitee unb Dem jerociligen
©allrefcrenten, einem MitglieD ber ©räfibialfan 3 le» bes
cnemcinberats, obliegt. CEs gilt babei, abgefeh « 11 pp”
heilten Stifettefragcn , eine ,tal)llofc Menge oott Tispafi*
ttonen unb ©öTt^h rlltt 9 Cl, J» treffen, oott benen ber ein*
fadje ©allbefud)er , ber bie ihm gebotenen Vlnorbnuugen
als etwas Selbftoerftänbliches hin«*mmt unb bcljaglid)
geniefet, leine ?lhuung h«i- ©ei bem Majfcnembraug ber
Taufenbe uon ©allgäjtett muh f«ü>ft ^ir etwaige Unglüds-
fälle fürgeforgt werben: für biejc ftehett jwei fliegenbe
Äcttungsftationeii mit ®r 3 ten, gcfd)ultett 2 öärtcrn,
'IBagen, FiaDrn, ©rzneicu unb ßabctnitteln bereit.
©iel «opfzerbredjen foftet bie 2 Bal)I einer non-
artigen unb finnigen Tantenfpenbe, auf bie als
obligates Souocnir jebe ©efucherin bes ©alles 9ln»
fprud) hat. Tic biesjährige Tamenfpenbe, eine
Keine Metallbüfte bes 3 »>bilars oor fünft lerifd)
geprägtem £)intergrunb« , barf noch F«> rm unl>
««sführ“ tt Ö befonbers gefchmacfooll bezeichnet
werben; fie wirb als bauembe (Erinnerung an bas
3ubcljahr bcs Maifers ihren ©laß auf ben Stippcs«
(Etageren ber SBicuerinnen behau Pien.
Ta bie baulichen (Einrichtungen bes 3tathaufes
ben heutigen Slnfprüdjcn an Fcfträumc nicht mehr
genügen, fo muffen für anberc beftimmte
ßofalitäten als 2 Birtfd>aftsräume intprooifiert wer-
ben. Ter (Empfangsfalon, bas Arbeit S 3 immer bes
©ürgemteifters, in bem fid) bic ©atronefien oer*
fammeltcn, ber Stabtratsfaal, in bem bic (Erj-
het 3 oge, umgeben oon einer glängenben «orona,
(Iercle hielten, werben, nachbcm fie biefen Aufgaben
genügt haben, im Etanbnntbrchen itt ©peifefäle
limgeftaltct. ßludi bic riefige ©olfshalle wirb in
einen Souperfaal für bic hungrigen unb Dürftigen
ücrtocmDclt. 3n «artzleizimmcm, in betten fonjt
ehrfante Magiftratsräte amtieren, rinnt ber golbige
OTjerftenfaft frifdj oont Rapfen. Mit (träte gifd) ent
(üefdjicf bisponiert Der 'Watbauslclterwirt über
feine huubcrtfünfjig ftcllnet, ben Dienft in 3 t»ci
©iejcnfüdjen, aus benen mittels Slufzüge bie
Spcifen unb (betränle in Die „©erteilangsbepots"
beförbert werben. 2 üer in beu Fcfträumen feinen
©laß finbet, bet flüchtet in beu ffiatlpusfcller, in
Dem fid) bic 3 ahlxcid)ett (Exfncipanten bis in ben
frühen Morgen 311 feuchtfröhlichem Tun »erfatn*
mein. Tie biesjährige ©Ölleitung lag in ben bc»
xuä Irrten Ajänben bes ©izepräfibenten (Scmcinberats
I»r. .Mloßbcrg unö bes Magiftratsrats Dr. ©ibl. ftoffent*
lid) erfreut fid) ber nächftjähngc ©all bet Stabt 'JBicn ber
'Jlnwefenheit bes.Maifers unb bcs genefenen ©ürgemteifters.
Jubelfeier 3UHI fünfzigjährigen Seftel)en
bes Turnflubs $annooer.
eit bem ?lnjaug ber Drei feiger Jahre bcs oorigen Jahr-
Ijunbcrts blüht in ber Stabt Mann euer bas beutfdie
Tumwejcn, an beffen Spifec fpäter bet im Januar 185H
begrünöetc Turnllub trat. Tiefer fleht jeßt unter ben
tüchtigften unb leiftungsfahigfteu ©«reinen ber bewtfd)rn
Tumcrfd>aft mit au erfter Stelle unb 3 Öt)lt gegenwärtig
über jiebenhunbert Mitglieber. (Er h Q t ftcS) feit längen
Jahren um bas beutfd)e Tumwefcn hohe ©erbienfte er*
worben. Ter lumflub umfaßt gegenwärtig fe eine ©b.
teilung für ©oirsfdjüler, Schüler höherer Schulen, Lehr-
linge, Mäbdjen unb Damen fowic .zwei Männerabteilungeu;
ferner je eine 9ibteilung für Jechtübungen, Spiel, Wab>
fahren, eine (ftenoffenfdjaft für freiwillige Äranfenpflege
unb eine Abteilung für ßeibesübungen in freier ßuft.
ßefeterc oereinigt bic ftäbtifdje Jugenb an Sonn» unb
Feiertagen zu Dum- unb Jugenbfpielen unb gibt unent-
geltlichen Schwimmunterricht, au bem im vergangenen
3 ahrc über taufenb «naben unb 3 wcih unter t 3 weiunb»
zwanzig Mäbchen ber ©olfsfdjulen tcilnabmen. Ungezählt
(inb bie Siege, bie ber Durntlub in harten 'IBcttlätnpfen
errang. 3h m fielen bei bem Teutfdjen Tumfeft in ©res*
lau (1894), hei ben 'J3ieberlänbifd)<n ©unbesfeften in
©mfterbam (1903) unb in Wpelboom (1905) bie erften
Siegesprcifc 311 . 3wci Mitglieber bes Tumtlubs gehörten
aud) ber (Hiege an, bie bic beutFchc Dumerfchaft 1895 nad)
3nbianopolis 311 m 9loTbawenfamfd)en ©unbestumfeft
entfanbte.
(Es war bnher 90113 natürlid), bafz bie Spißen ber ©e-
hörben unb bic ©ürgerfdjaft Der fportfreun blichen Stabt
an bem fünfzigjährigen Juhclfeft bcs Tumflubs, bas am
15. unb IG. Februar gefeiert würbe, lebhaft Anteil nahmen,
©ber aud) für bie beut(d)C Tumerfdjaft war ber (Ehren-
tag bes Tumflubs ein wichtiges (Ereignis, 3 U bem fic aus
weiter Jr<rne, aus ©erlin, ©remen, f>arnhurg , «iel,
«öln a. 911)., München, Trcsbcn, Leipzig unb oielen anberen
Orten, ©ertretungen entfanbt hatte, an beren Spifee
Dr. med. 5 . (6öß aus ßeipzig ftanb. Ter $>auptart Der
Der tags zuvor ein folenner «ommers Im dleuen S^an-
nooerfdben Fcftfaal vorausgegangen war, fanb unter fehr
ftarfer Beteiligung am 16. Februar vormittags im Tioofi*
(aale ftait. ©ad) einigen ßicbcrvorträgcu bcs tjomnoocr*
fd)en Mänuergefangcereins i)iclt Tireftor «örting, feit
oielen Jahren erfter Sprecher bes Tumflubs, bie Fcftrebe.
©Is bann neben ben 2 licrunbfieb,zigiäl)rigen ber zweiunb*
achtzigjährige Führer ber Dcutfdjcn Dumerfchaft Dr.F-Öäß
trat, um mit jugenblt<her Frif<h c un *> weithallenber Stimm«
ben Turnllub 3 U feiern; als bann bie beiben Männer,
beugen ber bis ins hohe ©Iter Jngenbfraft fpenbenben
Mad)t Der Tumerei, mit leudjtenbcn ©ugen einanDer um-
armten: ba fd)lugcn aller fyerzen höher, unb ein Sturm
ber ©egciftcrung brau ft e burd) Den großen Saal,
hierauf brachten ©ertrclcr bcs Magijtrats, ber Negie-
rung unb oicler ©ercinc ihre (ölüdwünfchc unb wertoollc
(fiaben bar.
2 lin Nachmittag würbe in ber prächtigen Turnhalle
oon allen Abteilungen bes ©ercins ein Schauturnen »er-
anftaltct, b«i bem Freiübungen m ft cöerätturnen wedjfelten.
©efonbers bas «ürtumen am «Red ber Mciftcrrtege, bas
ben Schluß ber ©orfuhruugen bilbete, gab groben ooit
Mraft unb tbcfdjidlidifcit, bie fainn üb erboten werben
fönnen. Als Daun alle Abteilungen aufmarfd)icrt waren,
(ich zu einer malcrifchen töruppc oereiuenb, unb Tireftor
.«örting mit 3 Ünbenbcn A' tuten auf bie ©ebeutung Des
Tages Ijingeivicfcn hatir, trat ber Cberpröfibcnt ber '(Jro-
niti 3 Hannover, Dr. 0 . Mentzel, in ben «reis. (Er fpradj
bem feiemben ©«rein in wannen SBortcn feine tjöchfte
©nerfennung aus unb brachte, in bem er bie Tiinwereine
als bic Bilanz* unb Bilcgcftättcn echter Dcutfdjcr vater-
Iänbifd>cr lüejinnung bejei^nete, bem Turnllub ein ^>och
aus, bas taufenbftimmigen Miberhall fanb.
Llbolf 5Tird)hoff, t ant 26. Jebruar.
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Urb firg*»iTt elfter ffiemritiberat BU*bflrorcmrfftrr
Ur. iu>i,cr. I>r. JUofybeTg. $>iert)a ntmrc.
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freier nbcrfd>lQfl, rürfcoärte.
Hirätfdie.
Trrbtdjuninflftcmme wnt ^oitöflcljen auf einem STrm.
Tie X«rnf)aUc. ccljtuimmtmterricIH TumNube an S»oir*fd){lleT.
ber 3uklfci<t 311m fünfäigjöfjrigcrt SBcfte^eit be$ Xurnllubs ^annoMr.
^31) olo oravljirn oon ( T 'lüciit unb MkbTbflljn in $cmnoi>rr.
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5Nr. 3375. 5. mx^ 1908.
3Hu[tiirte 3 c ^ n 9*
401
5tbolf £'2Irronge.
Slfcolf £'2lrrottge.
e ichjig 3 a h rc lf* bet 9Jlcmti alt geworben, beff«tt 'JJamc
nid)t fo leidjt 6 er 'Bergc|fenl)*it anheimfallcn wirb
rate ber oerfdji ebener literarifd)<u ©röfecn, bie mit geroid)»
tigern ftottjum bas Anrecht auf Unfterblichfeit für firi) in
Anfprud) nehmen — ©röfoen, bic ihr ftamcvalsflitter-
gciuanb in faum einem falben 3 öi)rt)unbert für immer
unb ohne 9lad)wehcn werben abgeworfen baten, ©röften,
bie burd) eine wol)lwollenbe unb für alles Weite begeiftcrte
Orreunöescliquc gemacht worben waren, um uns Ijcute tnil
beifpiclloict Unucrfrorcnhcit bas Unplaublidjfte bieten 311
bürgen, etwas, wofür man jcbeu Anfänger in ©runb unb
©oben fritijieren würbe. Wein, Abolf ß'Attöttge i|t nid)t
„gemacht" worben; im Gegenteil: er tjat niete unb viel
©utes im Thcaterwefcn gemacht — er ijt fein ©aroenü»
bid)ter gewejen, jonbern ein edjtcr ©olE&poct, ber niemals
anfprut^soall anfgetreten ift. Unb in biefer hoppelten
©genfehaft als Itjeatcrmann unb ©olfsbidjter wirb fein
'Jtome anbauern. fi'Arrongcs Warne ift un 3 ertrcnnlid> oon
bem bes Tcutfchen Theaters, bas unter itjm, frriebmann
unb ©arnai), wäbrenb bas Burgtbcater langjam unb ftetig
[eine ©rö^e cinbiifjtc, überhaupt bie erfte beutfdje Bühne,
bie 3bealbüf)ne bcs öeutfehen Tramas würbe, bie fla[fifd)e
Stätte ber höchfteu Literatur. Sie alle — bie ©rofjen —
waren einft bei ihm gemefen: Sdjau[picler unb Tidjter.
Unb ebenfe ef) rf urd) tevo ll , wie man einft auf bas Burg»
cnfemble: ÜBolter, Wlitterrourjer , 9Beffclt), fjartmanu,
©abillon, ftraftcl, Robert, ßeroinfft), Gonuenttjal, Sau*
meifter, ©Miner, Üljimig . . . cmporgeblldt l>atte, fpridjt
man heute von bem Gnfemblc ftainj, frriebmann, ©ofpifdjil,
Sorma, Aiffen, Gugels, Rofa Retti), ÜJlüllcr, Somnterftorff,
(Gegner, Ccl)mann c tutti qu&nti , bie alle met)r ober
weniger burdj ß'Arronge auf ihren rid>ttgen {>l<cf ge-
»teilt, für ihr richtiges frad) entbedt worben finb. Glfe
ßcljmanu, bie Aaivc, bie auf ber 2 t)eaterausftellung
in AJien nod) bas ftinb ber Gajellenj genaivclt batte,
ioud )5 in iljr unvergleichliches Gharafterfacf) fjimetn;
bie Sorma, bie etwas farblofe Sentimentale, bilbete
ftd) ihr eignes ftad) ber 6 entimental»öeroincn, in
bem fie Ijeutc nod) feine Mivalin bat; Gugels, ben icf)
erft füejUcf) in feinem Wcfrolog bewertet habe, ent*
widclte fid) jum Cl)arafierfpicter. Unb erjt ftatnj!
A3ar er jdjon groß ootbem, fo entfaltete fid) bod) erft
unter ß'Arronge feine nolle ©röfje unb ftüuftlerfchaft,
inöem ifjni fein Ttreftor bic nötige fünfttcrifdje <frei-
heit gab, fein Talent unb fid) felbft 3U cntroideln,
bas etwas GüfjHd)ä bes ßiebhabers abjtilegen, biefen
mehr ins Sljaraftcrf ad) htnüberju3iel)en unb fo 3U oer-
tiefen, wie es ätjnltd) bie Sorma mit ihren fentimen»
talen ftraucMharattcren getan f^at. Gs mürbe uns
31t weit füllen, all bas bratnaturgifd) A3ertPoll« an*
3ufüi)tcn, bas ß'Arronge im ßaufc ber 3 Q b r< 0 C ‘
leiftet bat.
Aud) in felbftfdjaffenber Hinfid)t ift mir ß’Arronge
ein öcbeutenber: als Sdjriftftcller. Cs wäre 31t viel
gefagt, ß’Arronge ben beutfehen Anzengruber 31»
nennen; unb bod) h<rt er gar manches oon il)m unb
mit ifjm gemeinfam. ß'^lrronge ift ber Sdjöpfcr bcs
Soirsftüdes, unb bas fei ilpn nid)t genug gebanft.
„9JUin ßcopolb", „öafemanns Xöd)ter", Ä 5>oftox
.ft laus", „QBoljltatige Srouen", w Xcr ftompagnon“
waren unb finb Stüde, bie ein ©emeingut faft fämt*
lidjer beiitfdjcn Bütjncn unb bes ©olfes getoorben finb
unb in 2Bien unb Cfterretd) öfter aufgefüljrt würben
als 2ln3engru&cr, ber oerbältnismäfeig fpät bei uns
Gingang fanb, in ©erlin unb SDeutfälanb. 3d)
glaube bejtimmt, bajj ein Ü'9lrrongefd)cs ©olfsftüd
fo mand)es ©auptmannf<5e „unftcrblidje aBert" über-
Dauern bfirfte, weil in iljim Ütcnfcljen oon {Jleifdj unb
©lut unb nid)t ©l)antaficausgeburteu min*
berer ober wertoollerer ©üte gejei^net finb.
aibolf ß'airronge würbe am 8 . attär,» 18:18
31 t Hamburg geboren unb wibmete fid) in
'iladien und) Vlbfoloierung bes ©nmnafiums
unter ©enfes Anleitung ber 'Jütufif, um fid)
in biefer wdljvcnb breier 3 oi)Te am ßeip*
3 iger ftonferuatotium 3 U ocroollfommnen.
Später würbe er Cpemfapcllmeifter in
'Danaig, ftönigsberg, ftöln, Stuttgart, ©eft,
.»ulctft bei ft roll in ©crlin. 9lad)bem er oon
1800 bis 187*2 ÜRcbaltcur ber „©cridjts*
jeihing* in Sreslau gewefen war, übcmaljnt
er als Oeiter bafelbft bas ßobe*Il»eater unb
Tarn 1881 au bas JVriebrid).aüill)elmftäbtifd)c
2l)cater nad) ©crlin. ^in 3al>rc 1883 tarn
er an bas $euifd)e 2 l)eatcr, bem er bis
1894 oorgef tauben l)at.
aUcun wir l>eute and) oon bem Jubilar
raum nod) etwas erwarten bürfen, fo öaufen
wir il)«rt bod) alles bas, was er uns in frem*
ben unb eignen Sdjöpfungcu gegeben tjat,
freubigen unb getreuen öft 3 ^ns.
aßil^elm ftrag,
neue ßeiler bes uorwegifdjen 9la*
^Jtionaltljeatcro, ber 9tad)folger ©föm
©iömfons, aBilf)clni ftrag, würbe am 21 . De*
jember 1871 3 U Cbtiftiansfunb geboren.
Gr ftubierte, wibmete fid) aber fel>r balb
einer freien ltterarifd)eu Üätigfcit. ©leie^
feine erften ©ebidjtbänbc wiTften burd) bas
ftarf mufifalifdjc Clement ber 9ü)t)tl)nien unb finb viel-
fad) oon norbifdjen ftomponiften oertont worben. 2 Kel)r*
fad)c Stubienreifen führten 30i(l)e(m ftrag aud) nad)
Deutfdjlanb, wo er eignen aiusfagen nad) vom beutfd)eu
lljeater wertoollc Anregungen empfing. 9ton feinen
‘Dramen finb bei uns *£)cimwef>" (1895) unb „Ter luftige
ßeutnam“ (1897) am befaimteften; bei De finb aud) unter
bem gemeinfämeu Titel „Tie Jfamilie 9?at>en" erfd)ienen.
aiufecrbem oerfafete er eine abvjalil erfolgreicher ©inafter:
„Tie ^od) 3 eit Salben ins“, „Sonnenuntergang" unb „Tie
guten Alten". Sein legte* 6 d)aufpiel, „Tas ßieb oon
J>loren 3 ", war bagegen ein entfdjiebcncc Wifterfolg; bod)
ift 3 U erwarten, baf) bic nod) ausfteljcnbc Aufführung
feiner beften bramatifd)cn Arbeit „Tas ßeben ein Gpiel“
bic Scfjartc wieber mum^n wirb. 'Jle ben feinen Tramcn
bat er aud) eine Anvaljl Aooellen unb Aomnne gefchricben,
bie ebenfalls einen ftarfen Igrifchen (Einfd)lag haben, wie
überhaupt bie aBurjcln oon ÜBilhelm ftrags Mrf)torifd>cr
©egabung auf lqrifd>em ©ebict 311 fuetjen finb.
Als Utxf bes 3lationaltheaters mürbe er oon ben
leitenben ©lätteni öer £>«n«pt{taöt mit großer Sympathie
begrübt. £>at er bod) in weitem Umfang als ©fiEjnen*
inftrultor gearbeitet unb, feitbem fid) ©jötnfon 3 uriid.
ge 3 ogen, als fünftlerifcher ßelter geroirft. Gin Hebens*
mürbiges Auftreten unb ein großes ©efdjid, mit ben
Schaufpielevn 311 uerrehren, ihrer rünftlerifchcn 3nbioi»
bualität volle Freiheit 311 laffen unb fie bod) bem Cnfemble
unter^uorbnen , lammen ihm fei)* 3 uftatten. 9J7att er*
märtet oon ihm, ba& er ein Hauptgewicht auf bie JJörbc*
rung ber jungen noruwgifd)cu Talente legen mlrb. Tod)
wirb feine ausgebehnte ftenntnis ber europäifdjen iMteratnT
ihn bewahren, cinfeitig oorjugeh«u.
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SBilfjelm Ärets.
2Bi[f)eIm Ärog.
®ilf)dm ftreis.
^Tnci 9Wonat Februar hat ÖerTrc&bncr Ard)itcltur, 3nnen*
-<Jraums* unb ©ewerbefunft einen fdjweren ©erluft bc*
reitet: 'iBill)elm ftreis, ber hochbegabte Ard)iteft, h«t fid) ent*
fdjloffen, feine Tresbner Tätigfeit auf tugeben, um als 9lad)<
folget oon ©eter ©ehrens bas Tircttorat ber Tüffelborfer
.ftunftgewcrbefd)ulc 311 übernehmen. ©Sir haben erft in
9tr.3357 biefer x -{eitfd)rift bei G>elegcn heit ber ©cfprcd)ung ber
Tresbner Ausftellung bcs ©uuöes beutfeher Ard)iteften, an
ber ftreis mit einem ©runnenentwurf u. a. beteiligt war, auf
bie überragenbe ©cbeutung biefcs ©aufflnftlers innerhalb
ber fog. mobemen Ardjiteftuc hingewiejen, haben in
Ar. 3341 feine letzte größere Treobnet Arbeit, ben Gnt*
wurf für bie neue AuguftusbriUfe, elngehenb getoüröigt
unb wollen benmädjft oerfudjen, in einer oon reidjem
Ollnftrationsmatcrial begleiteten Tarftellung einen Uber-
blief über fein gefamtes bisherig« lünftlerifdjes Sd)affen
31 t geben. Sa lönnen wir uns für heute öarauf be*
fchrftnfen, in grofjen 3 ügen ben ©ang feiner fünftlerifchen
Gntwidlung mitju teilen.
©eboren am 17. ©Jär.t 1873 ju Gltoille ab Sohn eines
Oberlanbmeffers, b« 30 fl ftreis nad) bem ©cfud) bes ©3ies*
babiter 9fealgi)tnnafiums bie Ted)nifdjen HodjHbulen ju
'JJlündjen, ©raunfd)weig, ftarlsnihe unb Ghatlottenburg.
Sdjon als breiunöjwai^igjährigcr Stubcnt gab er
einen hcroorragenben 'Beweis für feine ungcwöh n lid) f
haufünftlenfche ©egabung; tn bem im 3 d h M 1898 ocr*
anftaltcten aBettbewerb um einen Gutwurf »n beni5lölfer*
fd)lacl)tsbenfmal bei ßeipftg erhielt feine 9lrbeit ben erften
©reis. Ciahw fpöter, Im Cfah« 1898, mürben bem
jungen ftünftler bic brei erften ©reife für Gutwürfe
von ©ismard* Säulen ^uerfannt, berett er bisher an*
nähernb fünfjig rings im 9tcid)c erbaute, barunter bie
hochbebcutenben Schöpfungen in Trcsben, Cifenad),
JVriebrichsnih, Augsburg, ftaffel ufm. Aon ben
jonftigen l)en?orragenbcn Arbeiten bes ftilnftlers
ift 311 nennen bas herrlidje, int ülai bes Jahres 1902
emgeweihte ©urfdjenfchaftsöeutmal ja Gifenad), ber
Gntwurf 3 um ©t&mard'3Jtaufoleuin in Jirrie Dri djs ru t),
bie große, im 3aljre 1901 erbaute Ausftdlungshalle in
Tresbcn, für bie er bic ©roßc ©olbene ©lebaille ber
ftunftausftcltvmg Trcsben 1901 erhielt, bas reijoolle
Sädjfifdje Haus auf ber Tritten Teutfdjeu ftunft*
gew<rbe*aiu 6 ftellung in Trcsben 1906. ferner fd)uf
er einen glau 3 Vollcn ^cftfaal für bie ©illa bcs ©c*
heimen ftommcrjlenrats ßingner in Trcsben unb 3 w«i
6 nncnräumc für bas neue fdd)fi[d)c Stänbel)a»s eben-
ba. Als fein nu»tm<h r vorläufig lelttes Tresbner A3 er!
wädjft bie monumentale Auguftusbrüdc empor.
Tafo es nicht möglich romr, ben rcid)bcgabten ftünftler
bauern b an bic fädjfifchc tHefibcn 3 3 U feffeln, ift eins
jener beflagcnswertcn Grcigniffe, bie balb genug ihre
A3irluiigen üben werben; nicht ber fächfifdjen ©aufunft
allein erwäd)ft burd) ftreis' 'lüeggang oon Treebeit ein
faft unerfcßlicbcr ©erluft, aud) bas fdd)fifd)e ftunft*
gc werbe unb bic fäd)fifd)C ftunftinbuftrie verlieren mit
ihm einen tl) rer inächtigften Anreger unb ibeenwidjften
5 ör berer.
Als ftreis nad) Trcsben lam, war er 3 unäd)ft als
aiffiftent im 9Reifteratelicr bes Grbaucrs bes DlcidjS'
tag&hauf« unb bes neuen fSd)fifd)en Gtänbehaufes, ®«*
heimen Hof rat6 unl> ftaiferiidjen ©eheimeu ©aurats
©rof. Dr. ©aul 'JBallot, tätig; oon bort aus erhielt er
fpäter einen Auf als ©rofeffor an bie ftöniglidx ftunft*
gewerbefdjule 311 Trcsben. 3m 3<>bw 1902 unter-
nahm ftreis eine längere Stubicnrcifc nad) Italien;
im 3ahre 1904 erhielt er ben chreuoollen SHuf, als ‘Be-
auftragter bcs fHeiehs unb Sachfens bie aUeltaiisftelliing
in (rt. ßouis 3 U befud)en.
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402
Sttuftrirte 3*rtuttg.
3375. 5. SJtöß 1908.
i. ©uftcncmficEt.
Theater unb SRufi!.
— Tljeobor ©lumrrs „flarneualse-ptfobc“, eine
jtämpäfition oöll l)übf<f>cf Gulenipiegeleiett unb rdjetiber Dt»
djefterfombinicrungcn, fanb am22. fttbruar in Dem 0t>mpl)onie*
fonjert ber ^ 8 nifllicf)en fjoflapelle im Tresbner Cpcmljaufe
einen freunblidjen Grfolfl.
— ©eniires cinattige Satire, richtiger ffirotcatc,
„Tie SiH>erfifd)<l>en M , ein fe!)t ftätf auftTägenbes, aber toityiges
unb fpannenbes SBerf, fanb am 21. Februar int »lltonacr
Siabttl) enter beifällige 9fufna1)tne.
— Julius ©ät >6 «levaltige tragtfebe «nmibie
„Ter Ulnbere“, ein llug unb geiftooll fonftruiert«, aber
wirres, lalt laffenbes 3Bcrt, fanb am 40. ftebruar im §ebbel*
Theater 3 « ©erlin bei ber 'JJIal orität bes tJJublifums einen
lauen (fmpiang, roäl)tcnb eine ent fitl offene SWin orität fie
mit lautem ©eifäll au* 3 eld)nete.
— Tos fiiulänbers OTanfre-b ftgber einaftiges
Drama tif(t)C 9 Picbicbt, „Weift er Watt) ins", Wufil oon Rummel,
eine froftige, fdtfllevtyafte «lllogarie, rannte am 26. ftebruär
im ttöniglidicn 3d>aufpicll}aus au ©erlln feinen erfolg er*
ringen.
— (Söntunb Wifjaloöiel)', &os £<t>öpfers bos un-
garifd)en SJhififbramao, groftc romantifd)« Oper „Cliane",
Text naef) jtoei Tennpfotif^en ÄänigsibtjUen oon fyeinrirf)
Jftcrrig, fanb in bor Atömglict)en Oper in ©ubapoft trofc bc*
fd)wac£)en Icxtbudjs wegen lljter fraftoollen, nur in ber
Jfarm oon ©idjarb Wagner bmnt!uM«n, Tonft aber tief
eigen empfunbenen SDhtfif eine begeiftrrtc «ufnaljme.
— fturt Stcur obe» (©feubottom für frr^r. 0 . 9iotf)*
fird> unb ©äntljen) oierattiges Gd>aufpicl „SUleberne Tiplo*
maten" fanb am 26. fifebruar int Stabttbcater 3 U JfranN
furt a. ©I. bei hrefflidjer Sluffntprung einen frcunblid)en Qrfolg.
2. Glfontanj. töcmälbe Don Stöbert lijegcrftTÖm.
Vas neue jt5nigti$e <5d)au|pielf)atis in Stedljoltn.
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Sie Scf)UtjDornd)tungen für ficib uni» fieben ites Bergmanns.
ie cvf d) i'i ttcmb cii (Mrubcncrcigniffe ,yt (iourrierc? u nb tficoin in Worb
franficirij fotuic iit ber Cörubc Weben bei ©anrbrudcit haben bic allgemeine
Teilnahme unb bic Überzeugung hcftorgetttfcit, baft ber Öcrgtuaimsbcruf
$u ben flcfäljrbetitcn gehört. 3n ber lat gibt cd neben bem öcruf beö Seemanns
feinen anbent, ber bte Dföglidjfeit plütylidjer öcrunglüdung größerer SWenjehett
mfljfcn fo in fich birgt wie ber be$
Bergmann«, non bem Solbaten im
Kriege natürlich abgesehen.
©ad and) immer (Mcift imb
(jrfal)rmig erfüllten mögen, um bic
bem Sftciifcfjcn fcinblidjcn gewaltigen
Siaturmäd)tc ,\n bannen unb ,yt be
liegen, ft etc wicbcr bringen es biefe
ihm pim Öcioufjtjdn, bau lein
©iffcit unb Tonnen Stiidwcrf ift,
unb bau Mataltrophen loie bie
obonerwä buten ebenfowenig gäu^lid)
aud ber ©eit \u jehaffnt ftitb ab?
bie ©rbbeben in San ftran ( ff8fo,
3amaifa unb Malabricn. Treibern
ift ictjun fet)r uicl gefcheljen, um bic
bem SBcrgmatm brol)cnbcn (Mcfal)ten
wcnigftcnö cinjufdjränfcii.
So bcflagenöwert bie burd)
Irjrplofion |d)lagenber ©etter unb
.Uotjlenftaub ucrnnlafttcu SCWnffcii
unglüde finb r |o ift ed bennod)
ftatiftifd) nadjgcwicfcn, bau burd)
ftc nidjt fo wiel Bergleute wer
ungliidm wie burd) bie ihnen auf
Schritt unb Xritt auflaucmbeit (Me*
faljrcn. Xic tSyplofionen fommen
£um Wliicf fdtener, bieje aitberen
Wefaljren aber tagtäglich nor.
©areit cd hoch fie gerabe, bie
|d)on feit ^al)rl)iinbeTten ba^u führ
teil, baü für bic Bergleute Stitapp
fehaftd unb ilranfcufaffen gefdjaffen
würben. bic ihnen unb tl)rcn Sin
gehörigen frilfe im ftalic ber öc*
fchäbigung unb Gerung lüefung boten, öeranftaltungen, bic uuferer heutigen
fokalen Wcfcbßcbimg oielfad) cd? dufter bienen fonnten. Xa? Xeutfd)c Meid)
faitn ftol* barauf fein, mit biefer Wefcfegcbung ben Slnfang gemacht unb bafiir
geforgt gu h^ben, baft bic ©itmcit unb ©aifcit ber Cpfcr iljrcd Öcntfd nidjt,
wie in anbereit Säubern, an beu
Öettelftab gebracht finb, and) loemt
fich nicht freien unb friiubc Weit
öffnen, um bic Siot ber Sinters
blicbenen ,\u linbern.
15? ift nicht ju uerfcmicit,
bau bielc llnglutfsfalle oermie*
ben Werben fönnteu, wenn nidjt
bic Bergleute mit ben (Gefahren
allmäl)li<h flu oertraut würben unb
fic bcdljalb gcringachteten. frat
aud) ein Bergmann, häufig genug
gegen bic beftet) eilten Öoridjrijteu.
licimunbncuu^igmal ungeftraft et
wa? (Mefäl)didjeb unternommen,
oiellcitht mcit er bamit raf cfycr unb
bequemer jum ßiele fommt al?
auf weniger gefährlichem ©ege,
fo fann bod) beim hunbertfteu
MJtalc fein Vorgehen ju feinem
unb feiner Mamcraben Unglüd
auüfdjlagcn.
©ie leicht beim Bergbau Heine
llrfadjcn grobe, er|djütternbe Un*
gliirf^fälleljcroomifcit fönnett, zeigt
ein Sdjadjthranb ju ^fibram in
Böhmen im oaljrc 1.S02, bei bem elioa breihunbert '.Wann burd) bic öranb
gaie erftieften. Xic llrfarije war ein 3tiimpfd)cn brennenben Xod)te?. ba? dn
Slrbciter (cichtfinmgcrwdfc hinter bie Zimmerung tad Schachtes geworfen hätte.
Xic (Gefahren bc? Öergmanit? beginnen bereite über Tage an ber SMiinbung
bw Sdjad)te-5. menn biefe nidjt oeijdjloficit ift. Wan hätte auch fdjon früher
'Sdjadjtocrjdjlüffc; n»dl fie aber häufig au« 4 l eTgcf;lid)fcit ober Wach laffigf eit
offen blieben, fo benu^t man gegemoärtig foldjc, bie fidj mit bem .'öcrauffommeu
be^ Jvörbcrgq teile öffnen unb bei taffen Wicbergehcn ben Sd)ad)t öcrfdjlieüen.
Cfinc bahin gcljörcnbe einfache Crinridjtung ift ein Witter, tari fich an l^ifcnftangcu
füljrt unb mit in ben
2djad>t Ijineinragcuben
©infein ocrfdiett ift.
Unter biefe faff t bae
hera u ffo n tinenbe Wcftc ll
unb nimmt ba-? Witter
mit in bic .frühe. 33dm
Slbtuärtsgcljett be»? Wo
lteü? folgt bad Witter
burdj fein Weroidjt unb
werfet) lieht ben Sdjadjt.
St hitlidje Kordel) ti uigeii
finb an bat iBrcm«*
bergen angebradjt.
33 iö ^um C>aljrc 18.13
war bas> Gefahren ber
Sdjiidjtc nur mit frilfe
von ^ährten möglid).
Xa bie alten 3d)ächtc
beä Cberhaqer 33crg
bau? baittaU fdjon eine
Xenfe oon 400 m er
rcidjt hatten, fo Bebentete
ba? dne grofjc förperlidjc Slnftrcngimg fiir Slrbciter unb Beamte nnb rine frühe
5noalibität, fo bafj mau wegen ber ^ufunft fdjtocre Sorge hegte, bic aber
burch bie bem 33ngmcifter Xiirell in ;Vderfelb ,\u baitfenbe ürfinbung ber
,vatjrEünftc behoben tunrbe. Xicfe ftahrfünftc beftdjen au? ,ood nebeneinanber
befirtblithen. mit einer frubhöhe Ooit (bei beu «ciiercrt Jvahefwnfteu) I «t» auf uitb
ab gehenbeu, mit X ritten nnb fr anb griffen ucrfeliencit. hÖf^Tiien ober eifenten
Wcftängcn (Slbbilb. 1). ^tt ben frubpaiifen tritt man, unter Seithalten an ben
franbgriffeit, oon bem Trittbrett bc? einen auf ba? be? anbem Wcftäitgc? unb
legt bei nier frühen in ber iWinutc einen ©cg oon lti m ^urürf.
öd einiger Übung imb Öorfid)t ift bie Öcnubung ber Aähtdiinfte, ab
gef ehat oon gan^ ocrdi^etten Unglürfofällen burch Weftängc6rii(hc, wenig gc
jährlich. Xic (irfinbung ber gahrfünftc war bc?ljalb oon befto größerer
©ichtigfcit, al? in ben alten tonn
tägigen, b. lj- mit einer Steigung
Oon 70 bi? SO Wrab abgctcuften
3d)äd)ten biefpäter in fcnfred)t nie
bergel) enben cingcf iil)rtc S ä h * u n g
am 3 eil nucgefdjloffcit war.
Öd ber gegen l s 50 dngefüljTtcu
unb jclvt faft allgemein angrtuenbe
ten 3cilfal)nmg flehen bie Wann
jdjafteit in bem Swrbetgefiell unb
werben am 3dlc cingelaffen unb
herauögeholt. Sie finb babei aber
ber Wefaljr au*gefcbt, bdm Weiften
be? Seile? ober bei Unaufmcrffam
feit be? iVajehinenwärter? in ben
Schacht hinab, t uftii r,^cn.
;3ur Öermei billig ber Wcfaln
bei Seilbnid) miiiien bte Sörberge
ftcllc mit einer Säitgworrid)tung
bcrfehcit jein, bic in bie hölzernen
ober eifernen Wqtellfiihrungen ein
greifen imb bas (Me ft eil in bem
Sdjad)te feftljaltcn fall. ;\ux wei
tem 3iri)CTljdt werben bie Seile
täglich ätij etwaige Sdjäbcn he
obadjtct uub uad) einer beftinimteu
1. Jvabrftmfr.
4. S^lwmtluiiji «nrt burd» iSinahituiui #cu Mfblfrtwb twußllc* f |«perbfticit d'ianiir? burd»
ciinflöjjcit von rauerfictf.
± uub :i. gür •Äritönbraiib beftanmle ^citalan^.
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4
406 SDuftahte
Arbeitsleistung gegen neue auögcwcchfelt, wobei eö ganz glcidjgiUtig ift, ob fic
abgenupt finb ober nidjt.
Tic ^angoorrichtiingcn -nififfcn jo eingerichtet jein, bafe fic bremjenb
träten unb bad WejtcII babei allmätilici) zum Stillftanb bringen: benn bei
5. 9Jnipfitl « auerft off appara t „Sita".
plöplichcm fangen würben bic ^l)renbeii ebenfo bejd)äbigt werben, als wenn
fic mit bei Oiejehwinbigfeit bc$ Ifenabgchcubcn ©cftcUö auf einen feften ©oben
fprängen, ober wie bei einer 3u(}<rotglrijung.
Tic SßMrfung ber Fangvorrichtungen berufet bataitf, bafe burd) ba* färbet'
feit eine $cber gefpannt suirb, bie fi<h beim Meißen bcö Scilcö auöbcfent linb
ganger oerfdjtebeuer Art ^um Eingriff in ober jum flnpreffen an bic Leitungen
zwingt, wobei nach einigen SKetem ©kg bic lebenbige Alraft bcö fallenbcn We
ftclld auf gekehrt jein mufe.
feine anbere unb eine ber größten 04cfat)tcngu eilen ijt ber St eilt = unb
Äoljlcnfaü. Ta cd ber eigentliche Bweef aller bergmännischen Arbeiten ift
in Qkjtcm, ferz, Stöhlen ufw. burd) 1 reiben oon Strerfen unb burd) Abbau
ber nubbaren TOatcriolicn vollbringen, jo ift ber ©ergmann auf Sdjritt unb
Tritt ber (Gefahr aiiögejept, bafe über il)m feängeitbc ©efteindmafjen f) erabf turnen,
wenn er ihnen nicht bic größte flufmerffamfeit wibmet unb fic entweber herein;
hott ober rechtzeitig burch Unterbauen oon ^wmcrimg. Mtaucrung ober feijen
unjrfjäblich madjt. «Mitunter ijt baS Meftrin jo brüchig, bafe ber Sd)up gegen
bad .•percinfallcn bem betrieb ber Strerfen ooraudgcljcn mufe. Ticö gcjchicht
burd) ©ortreiben oon hölzernen ober eijenien pfählen, unter bereu Schule
gearbeitet werben faitn (©ctricbcarbcit).
Leiter finb heroorzuheben bic (Gefahren ber Sprengarbeit, h°nwrgerufcn
burch ben Umgang mit Spreng jtofjcn. ©et bem auS ber bergmännijehen lßra;n«s
mel)r unb mehr ticifdjwinbcnbcn Sprengpulver waren cd Unvors’idjtigfcit bei
ber .'panbhabung in ber Mäl)c bei Grubenlampe, fehlerhafte 3ünbmittcl fowie
baä fludbohrcu nicht c^plobicrtcr ©ohrlöd)er, bie UngUirföfaUc hetoorrufeu
tonnten- Mach feinfübrung neuer, nicht brifantcr, b. h- langfam cjrplobierenbcr
Sprengstoffe ift ein großer Teil biefer Gefallen bejeitigt, wogegen bie jur
fentwirflung einer gröfeem Sprengfraft iticfjt zu cutbelirenbeii brijnnten Spreng
ftoffe Gefahren mit fich bringen, bie auf bereu fempjinblichfeit gegen Schlag
unb Stofe beruhen. Tied zeigte fich m bejonber^ hohem Grabe bei bem
Sprengöl (Mitroglijzerin), befjen flnmcnbung in reinem 3u)*anb befall» in ben
meiften Cänbmt verboten ift, währenb cd noch W 1)0,1 wejent liehen ©eftanbteil
einer ganzen Mcil)c oon SpTcngftoffcn bitbet. 3u«rft würbe bic Gcführlichfcit
beb Sprengöl* baburch geminbert. bafe man ba* Tfenamit herftellte, bei bem
Sprengöl zu 75 Prozent oon .Üicfclgut aujgejaugt, alfo gcwifjcrmafecu burch
einen indifferenten Störper verbiinnt wirb. Spater würbe Stollobiuniwollc at*
geeignet befunben, 92 Prozent Sprengöl aufzujaugen unb fef Inhalten, baburch
aber einen cntfprechcnb stadem Sprcngjtofj, bic Sprenggelatine, zu bilben.
©eftimmte bergpotizeilirf) 0 ©orfdjriften jorgen bafür, bafe burdj Vernichtung
folcher Tijnamitpatroncn, bie Flcden bott auägcjchwifetcm Sprengöl zeigen, feine
Gefahr entftctjt, fowie bafe gefronte Tfenamitpatronen, burdj bereu 3°rbrcthcn
anfänglich Diele jdjwcre Unglücf* fälle oorfamen, cljc man bie bamit oerb unbene
große Gefahr erfannte, in geeigneter Seife vor bcin Gebrauch aufgetant Werben.
Senn auch berartige «Maßregeln Icibcr nicht immer befolgt werben, jo bienen
jic boch zur Belehrung ber oorfidjtigcrcn ücutc über bie Gefahren, benen jie
[ich bei Michtbcfotgung ber ©orfcf)riftcu aubjepen.
©efonber* beachtenswert find bie zahlreichen UnglürfSfülle,. bie bei An«
wenbung ber Sprengarbeit in Schlagwcttcrgrubcn Vorgcfommcit find ^iefe
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3eitung. 9lr. 3375. 5. 9Kdt3 1908.
fönncti entstehen beim ^nzürtbcit ber ©ol)rlüd)cu ober bei bereu feiplofion burd)
bie heifsen Sprenggaje.
(Gcjchicht baö 'Jlbjchiefecn ber ©o()rlöd)er burch Ji'mbjchnürc, jo cntftrßmt
biejen ein heißer ^euerjtralil, ber geeignet ijt, Schlagwetter zu cittziinben. 9J?an
zieht cö bc^tjcilb oor, bic 3»nbung in bic Sprcuglabung jclbs't zu verlegen,
unb verwenbet bazu uorwicgenb eleftrijchc 3uubung. Mcibungöclcftrizität ift
awögejchlofjen, weil bie babei erzeugten Schlicfeungsfunfcn bei unachtsam
gelegter Leitung Schlagwetter zu entzünben oermögen, ©cim (Gebrauch von
magnet^ unb bi)namoeleftrijd)en 9}?ajchinen ift bas nicht z u befürchten, bn
Zufolge ber geringen Spannung Schlicfeung^funfcn überhaupt nicht auftreten.
3?ie eleftrijchc 3ünbung ijt auch iufofem allen anberen 3ünbungöartai über;
legen, als jic bic größte Sidjerheit ber 9Kannjchajt beim 31 bfc^tefsen oon ©otjr
lod)em überhaupt gewährleiftct; benn biefc faiui nach bem ©efepen ber ©ohr-
löchcr beren ^Ibjchiefeen in aller 9iulse von einem fichcm Crtc aus bejorgen,
moburch einer ganzen Mcilje von Gefahren , bejonberS beim Schachtabteufen,
uorgebeugt ijt.
Tie brifK« Sprenggaje finb bann am gejährlichften, wenn bas ©ol)rlod)
nidjt oolljtiinbig abhebt, jo bafe ber untere, bic Sprengpatrone cnthaltenbc Teil
ftcl)cnbleibt; benn in biefem Tratte treten bic h°UKV Waje (bis :t200°) in ge
fchlojsencm Strahl aus unb entzimben unfehlbar etiva oorhanbenc Schlagwetter
unb Alohlenjtaub.
®?an h al verflicht, bic Sprengarbeit in Schlagmetteigrubcn burch ^ in:
fiiljrung von mcdjantjdseit Mitteln, wie Trcibfcilcn u. bgl., entbehrlich zu machen,
jebodj ohne bauemben (Srfolg. Taöjclbc gilt oon chcmijchen SDeittcln , wie
Alalfpatroiicu u. bgl. And) mit Kaiser ober feudjtcm Woos hat nicht
zum 3iele geführt. Ta cö jidj aber gezeigt hatte, bafe bei geioiffcn Spreng
Stoffen burch ben S^ajjcrbcfap eine flbfül)lung ber ^lammcutcmpemtur tjerbei ^
geführt würbe, unb auch bie ©eobachtung gemad)t worben war, bafe bic Arbeiter
nicht immer geneigt waren, ben ©>aficrbcfab anzuwenben, fo versuchte man cd mit
jog. SSetterbpnamiten, benen Salze mit hol jem ©Jafjergchalt bcigemijtht würben,
fo bafe wan nun nicht mehr vom guten SMlkn ber Arbeiter abhängig war.
Ta biefc Sidjer()eit3fprengftoffc eine @£plosiondtemperatiiT oon nur
etwa 2000° haben, jo würbe ihre Anwcnbung in Schlagwettcrgrubcn im
bebenflich fein, wenn nidjt ber llmftanb wäre, bafe jeber von ihnen bei Über:
fdsreitung einer gewiffen Vabemenge Sd)lagwettcr entzünben fann. fluch 1*P ictcn
noch anbere ftaftorcu alö bic J\lammcntcmpcratiir eine Molle, jo z* bi°
Sd)neUigfeit ber fentzünbnng. ©leidjwohl gibt cs eine Meilje oon Sicherheit*
fprengftoffen, bie bei vorfichtigcr flitweitbung eine für bic präzis genügende
Sicherheit gcioähren.
Ter tüdif<hfl° 0rittb bed ©ergmannd finb bie ©Öfen, oor altem bic
Schlagenbcn ©JetteT. 5ene fommen in allen, biefc vorwiegenb in Äolslcw
gruben oor.
©oje fetter s'tnb folchc, bic ber Cöcjunbbeit fcfjädlidjc Waje enthalten,
flld folchc finb zu nennen Sthwcjclwaffcrftofjgad, Ätolslcnjäure, Mohlcnoytjb.
Tic beiben lepteren, befonber* M Äohlcnortjb, finb cs, bic als «|?robuftc ber
6. SMafetalfl unb 2toljf(pc iKaucbmaelc
een Ö. in ’J){aflbtburj|.
ferplojioii oon Schlagwettern <9?ac^jcf|iuabcn ) mehr Cpfcr burch ferftirfung
forbern als bie fejplojion fclbjt, z«wal jic bic Mettungsarbeiten in hah 0711
SMafec crjclswcren unb häufig genug weitere Cpfcr aus ber 3al)l ber Mettunge
mannjehaften forbern. fes ift bei allen jd)wcren UnglücES fällen anzuerfennen
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91t. 3375. 5. Wcirj 1908.
3Ihi[trirte 3 c ' tun 9*
407
gciucfcii, hilft fein Vergntntm, Dom Ijöc^ftcn Beamten bis jum Arbeiter, gezögert
t)ni, beit gefäßrbeten .Uameraben in bet liefe ftilfe ju bringen, imb bau bic« ihnen
allen unter Einjehung bc« eignen gebend ald jelbftocrftänblid)« VfUd)t cvfd)eiitt.
Unter Schlagcnbcit Spettern ncrftcljt man ein (Memtfd) uon (Mrubcngad
ober SO? et f) au mit bem Sauerftoff ber X'uft. IJencd beftcht au« leichtem Slot) len
roaffexftoff (CH 4 ), ähnlich bem X'cud)tgad, imb bilbet ben ©rennftoff, bei am
plöfclidfjftcn »erbrennt r alfo erplobiert. roenn er mit 0, 6 ^ro^ent in bem ifuft
gemifd) bcxtrctcn ift. Enthalt bic X'uft f> ober nod) weniger ^rojaü Gruben
gad, fo t)ört bie E|plofiondfäl)igfcit wegen 9Kangcl« an ©rcmiftoff, bei mehr
ald 14 ^rojent Wegen DJangcld an <2eu*erftoff auf.
Eine ucrhängniduolfc SNolle ipiclt and) ber it o 1) f c n ft a u t>. lurd) ein
getjenbe Verfudje fomic burch Erfahrung rueijj man, bag jeber organifc^e Staub,
and) SWcfjlftnub, cjrplobicrcn fann, Wenn er einer genügenb großen £ißc au«'
gefegt mirb. lic Ejrplofion erfolgt um fo totester, je feiner unb gasreicher ber
Staub ift. Sind) werben itotjlcnftaub X'uftgemifdjc burd) .^injutreten geringer,
an fich nidjt entgmbliriycr Sri)lngiucttcrmcngcn leid)tcr cntjiinblid), währeub bic
mcdjanifdjen SIMrfungen ber Efplofioncn abgeft^ma^t merben, weint ber ®ictt)an
gct)alt allein fc^on für bic Uölligc Verbrennung bed Sauerftoffd ber X'uft ge
nügt unb fomit ber Staub lebiglid) ermannt merben muß.
lad Erlernten biefer unb anberer Ifigcitf^aftm ber feinblidjen Statur
gemalten uerbanft man in erftcr Xinic ber Einrichtung uon fog. Verfurf)
ft reden, in bcneit bie natürlichen Vcrl)ältuif[e mögliche genau bcrgeftellt unb
bic Vcrfudje fo audgeführt merben, bag bic Erfolge ben in ber V?irflid)fcit
faum oorfommenbai ungfmftigften Umftättben cntfprcdjcn. So merben uatiir
lic^e Sdjlagmettergemifche mit uerfd)icb eitern Dictl)angcf)alt unb aufgcroirbclter
Aio()lenftaub ber aus Voll ent heruorfd)icftcnbcit größten ftlammcntcmpcratur ber
jenigen Sprengftoffe audgcfcfyt, bie uon ben ^nbrifcit ald Sicherl)cit«fprengftoffe
empfohlen merben. Dian beftimmt bic (Mctoid)tö menge ber Sprengftoffe, bei
ber eine Entyünbung ber Schlagwetter nicht ciittrctcn fann, ferner bie Ent, y mb
ltdjfcit ber einzelnen Slöljlenftaiibfortctt, fur,^ alles, »ad ba^u bienen fann, in
ber ^rajriö jur Vcrmcibung uon (Gefahren ucrmcubct $u merben.
Um ben töol)lcuftaub imfdjäblid) gu machen, ift betgpoli^eilid) beffen Vc
rieffung uorgcfcf) rieben. ßu biefem 3 roc( fc hat man meitDeijmeigte, uiclc Stiles
meter lange JHol)rnepe in bie (Mrubeit eingebaut. Slud) l)at man burd) ©Safferjerftäubcr
naffc 3»uen in ben Strecfcu hergcftcllt, innerhalb beren fid) entgutbeter Atol>leu
ftaub ab fühlen foü, um mcitcre Jortpflanymg ber Ejrplofioitcn jn ocrt)ütcn.
lad Vorhäubcnfcin Port (Mrubcugcid am heften bic fetter
lainpcn ober Sidjcrheitdlampcn an. liefe beftcl)en and einem Vchältcr, ber
jnr Aufnahme uon Siübol, Serbin ober Spiritus beftimmt ift. Über bie)em
bcfiitbct fich ein 3plinbcr aud gcfchliffcnem bi den (Mlad unb bariiber ein
einfache« ober beffer boppeltcd Irahtgeiuebc. lad (Mait^c ift uon einem
(Mcftell cingefdjtoffeu, an befielt oberm Enbc fich ein .vmnbgriff befinbet. %n
Abbilbung 2 unb 3 ift eine foldje
für Vcnyitbranb beftimmte X'ampe
uon gricmann w- ©Jclf in 3toicfau
$it fcljcit. 1er Vcnjtnbcl)ältcr ift
in Abbilbung 3 aufgefchnitten bar*
gef teilt unb geigt bie SSattc, bie
jum Sl uff äugen bed Venjiitö in bem
Vd)ältcr Porhaitbcit fein muß.
9Äit einer foldjeti Xampe fann
matt bad Vorl)anbenfcin uon (Mm*
bengab an ber Verlängerung ber
fleitt cingcfdjraubteu lodjtflamme
crfcunctu liefe Verlängerung rührt
uon uerbrenncubcm (Mad her unb
hat eilte blaue gorbe. Sei JHiiböl
^ergt fid) ber erfte blaue Saum
juerft bei 2 ^ro^ent, in Veiten
lampen bei 1^ ^rojent, bei Spiri
tu« (Vieler Xampc) unb Saffer;
ftoffgad (Elotued Xatnpc) jd)on bei
1, 4 V rü ient (Mcl)att ber Xuft an
©mbengad. ©ei größcrui (Mao
geholt mirb ber blaue Saum £U
einem Siegel (Slurcole) unb tucidjft
mcitcr, bid ber ganje Irahtforb
mit bremtenbem (Mad angcfüllt ift.
3e^t ift cd mit ber Sicherheit
ber Vtimpc OOrbei, fic hat burd)
Silbrigen ber (Mcfahr ihre Schul
bigfeit getan, lagegen ift nun
mehr eine hoppelte (Mcfaljr cingc;
treten; benn einmal famt bie
Jlamrnc bei ber getingften unuotfichttgeit ©emegung ber X'ampc burch bad Iraht
gemebc h»nburd)fchl(igcn, unb nufterbem mirb biefeo tueißglühcnb unb eutjünbet
bireft bic Schlagroetter außerhalb bed lrat)tforbed. Dfan foll bedt)<db in einem
folgen gefährlichen Slugenblid fdptell, aber ruhig ben locht gnit$ ciii^icljcn, uor
7. Xarftfüunj' jttr (Srtläruitg bfr
3Btrhingftreif< t#* Apparat« mit iiiiint-atmiinfl.
allen lingen aber nicht ctma bie X'ampe auoblafen mallen, fonbcm fic auf ben
©oben feßeu unb burd) ©ebnfen mit ber SMnbnng bic flamme erftiden.
lie ©tirffamfeit ber VJetterlampe beruht barauf r baß ber Irahtforb bie
SBärmc ber im onnem brennenben (Majc ,^um Teil ablcitct unb biefe bcohalb
8. Xtö;|m tKottmu^api'Jrat,
iiifommmiirfrot mit 3tanrt»bclm unt
^tciUiii^tDlinttm.
9. Xräjtcrii JJtrttitujtcapparat , jiifainmeii*
flcfctjtmit 'JUiiintatnuinflp'ad unt ^irtllittgp*
jvlintcnk
bid gu bem eben genannten 3 ®itpunh ifolicreit fann. Dfit einer foldjen Xampe
uerfel)en, muffen juuerlaffigc ficutc (Vorfahrer) bie einzelnen Stcigcrabteilimgeu
uor Veginit ber Sdjidjt befahren unb etiua uorgefunbate Spetter bem Steiger
melbcit. lic Slbtcilung barf bann nicht eher betreten werben, alo bie burd)
geeignete DJaß nahmen bie Spetter befeitigt finb.
lic llnterfud)ungcn auf ber Wcbcitgrubc haben ergeben, baß ber Votfahrer
am DJontagmorgeu nicht um 3 Uhr. wie cd feine Vflidjt gemefen tuäre.
fonbem oft um 5 lll)r ciitgefahren uttb fchoit um t» l J t Ul)r luieber a ungefähren
ift. Er foitnte bedhalb unrnöglid) feine Slbtciluitg fchon befahren haben, mclbcte
aber bem Steiger bennod), baft alled in Crbnung fei. 3ü>arc bad nicht ge*
fdjdycit, bann hatte man bic Velcgfchaft ber Abteilung nicht einfahren laften,
unb bad llnglud mare ucmiiebnt toorben. 1 er DJann gehörte $u bcti lotnt,
funntc alfo nicht jur Veraitßoortung gezogen merben.
S'Ucinc llrfachcn, grobe, bcflagcnoiucrte Sirfungcn! 1er lag uorljer tuar
ein Sonntag unb Alaiferd (AAeburtdtag. Vielleicht t) a * ^ cr Vurfnh rcr f |( h 5 U
lange in (Meicüichaft aufgchaltcn unb cd bann ucrfd)lafeu. lad tuiirc um fo
leidytfertiger gciuefeit, ald erfahrungsgemäß uom Sounabenbabcnb bid ^unt
DJontagmorgen, luo in ber (Mrubc alle Arbeit ruht, bao (Mntbeugao fid) mehr
anfammclt ald an beit Slrbcitötagcn. liefe« Sludtretcn tuar aber um fo ftärfer,
ald gcrabc in jener $c\t tta<h hohem Staube ein plöplidyer Stur^ bed Varu
metCTd ftattgefunbeit hatte.
Sind) finb bei Vorljanbenfein uon Schlagmcttem, bie etiua mät)renb ber
Schieb* uott einem Sd)icßmei|tcr nachgetvicfen finb, bic Spratgarbcitcn Perboten,
liefe, indbefonbere bie nicht uollftänbig nbhebenben Schüffc, finb, tuic fchon
erwähnt, rcdjt häufig bie Urfache uon Erplofioncu gemefen.
Eine attbere mid)tige llrfadje ift bic V?cttcrlmnpc. tueiin fic jerbridjt ober
gegen bad Verbot geöffnet tuirb. DJan hat fid) bcdtyalb bemftht. Xampen*
pcrjd)luffc herauf teilen, bic ein folched unbefugt cd C flucti unrnöglid) machen,
lic mit Arbeit «nummern nerfehenat Satnpat tuerben ben einfahrenben Renten
brennenb au«gcl)änbigt unb nad) ber Sd)icht tuicbcr abgclicfert Slu<h in ber
(Mrubc finb au geeigneten Stellen Vcfcruclampen uorrätig, bic gegen crlofdjenc
aii«getau)d)t merben fönnett. (Mlcidpuoht gibt cd noch fc ‘ ncn Vcrfchluß, ber
ben Cfinungducxfud)cu ber Vergarbcitcr wiberftanben hätte.
Sluf ntand)cit (Mrubcu hot man allgemein cleftrifdje (Mlftß lampen, am beftcu
Itorfcnaffumulatüren, eingefül>rt, beren unbefugtem Cffncn, ( vtmal ed bei
ihnen fein CI *u „rauben" gibt, eine Veranlagung nid)t uorltegt. 25. l cnn auch
nachgemiefen ift, baß tueiftgltihenber Alohlcnfaben Sd)lagmetter gu cntgLuibeti
uermag, fo fann bi cd hoch erft nad) 3cftrümmcrung bed Schußglafcd geid)el)cn.
Eteftrifchc X^ampett, befonberd Slffumulatorlampen, finb bedhalb ald ficherftc«
(Melcuchte in Sdjlagmcttergruben 3 U betradjten. 'Jiachteilig ift nur noch ilK i» n
Vcrhältnid ,^11 anberen Rampen große« (Mciuid)t uon oft mehr ald 2 , 5 kp.
lad griiitblid)fte Diittel ^ur ©ermeibung uon Sch lagmettergefahren ift
meitgehenbe Vcrbiiuitung bed DJethaitd burch genügeube Vcmcttcrung ber
©rubcit mit ©flfc uon V3cttcrmafchinen. ^Xbcr and) biefe« DJittel bleibt
unuoltfommcn, meit cd nid)t möglid) ift, alle V u,, ftc einer großen (Mrubc mit
einem für alle 3ftllc audreichcnbcn Strom uon frifdjen SSettcm gt uerforgen.
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408
3lluftrirte 3 cituil 9-
Nx. 3375. 5. 9Jlär5 1908.
nnb weil man nie fidjer ift, ob nidjt etwa bei plöfctichcin ©arometerftur ( $ bic
burd) anbauemb holjcn Cuftbrud zur tid gehaltenen (Saje plcpUd) utib in großen
Wengen au« ber ttoljle unb au« alten Vnucit hervorbredjen. grifft ein foldjc«
Naturereignis mit bau unbefugten Öffnen einer Campe, bem ?ln,\iinben eine«
Streidjljolzc« ober bem Slbfdjicßcn eiltet Sprcngfchufjc« zufammen, bann ijt eine
Eirpfofton unucnneiblicf). Tic gewaltige SBtrhmg einer fotzen fann man firf)
nur Vorfällen, »nenn man bebenft, bau fic einem Hefigen Sprcngfdjuß gleidjt.
Nun beginnt bic unheilvolle Nolle, bic bic Nach :
fd)tuabcn. bie VerbrennungSprobuftc be« Wetljan«,
fpiden. Tiefe mfifeten bei vollfommcncr Verbrennung,
atfo bei geniigenb norbanbenem Sauerftoff ber Cuft,
SVoljlettjäurc uitb SBaffcr fein, E« ift aber nachgetviefcn,
baß bie Nadjfdjroabcn jum groben Teil anS- Kohlen
ojrtjbga« beftetjen, baff nlfo eine ttoUfommcnc Verbrennung
nidjt ftattfinbet.
Tie Äotjlcnfäure bat bei iljrcm hohen fpcyfifrfjcn
(Vernicht (1, 8 ) ba« Veftrcbcn, ju ©oben ju finfen tmb
nad) tiefer gelegenen fünften abzufließen, ijt alfo nad)
einiger 3 «t ber fHuljc bem Sltmungoprozefe nidjt fo ge
fähriid) lvic Mohlcnoiijb, ba« fidj bei einem fvc^ififdjcn
(Vernicht von O*,. gleichmäßig mit ber Cuft mengt. Tie
Cuft tuirft töbltdj, wenn fic mcljr al« 5 bi« t> ©rozent
Koljlenfäure unb metjr al« 1 Prozent ftotjlcnoftjb ent
hält. Ta^u fommt, baft fidj ba« Vortjanbeiifeiit biefe«
(Vafe* beit mctifdjlidjcn Sinnen nidjt verrät. Ml« Mittel
jum Erfcnncn be« Äol)lcnoji)b« bei McttungSarbcitcn ift
ba« Witncljmcn einer lebcnben Wau« in bem Trahtncp
einer SSctteriampc vorgcjdjlagen morbeit. Tie Wau« fühlt
fid) fc^on nadj L 1 /* Wi nuten fetjr nmuoljl unb fällt nad)
3 Wimiten bewußtlos um, Waljrcnb ber Wcnjdj fid) erjt
nadj 30 Wimiten cmftlidj mnuotjl fühlt, mithin in beu
weiften fallen für feine Rettung genügenb 3 cit Ijat.
Selbftucrftänblid) braudjt man ein foldje« Wittel nur bann anzuiuatbcn,
wenn man nidjt beftimmt mein, ob man mit Koljleitojiibga« ju tun bat; bei
(Vnibeiibränbcn unb in Nadjfdjwabcu ift ba« unnötig. 3it foldjctt JäUctt bat
man ohne m eitere« $u Nettungöapparatcn feine 3ufM>l -V u nehmen, vorher
aber otjnc 3 ^tt»edu)t ba« itt bie Wrube fdjirfen, roa« bie unten dm
gefdjloffencn Wenfdjen am bringenbftcn braurfjeit — frifdje Cuft. Tic« fanit
baburdj gefdjeljen, baf? man uott einem unter allen Umftänben zugänglich
bldbenben ^ßimftc außerhalb be« Schadjtgcbäube« au« eine Vorrichtung in
tätigfeit fept, bic ftarfc unb bceljatb Cuft mit fortndjnienbc ©afierftratjlen in
ben Sdjac§t fallen läßt. Mcrbing« bat biefe« Wittel baim fein Vebenfen, wenn
ed fidj um (Vrubcnbranb Ijanbelt, ber baburdj verftarft werben lann. ;fu er
luäljnen ift außerbem, baß man Holjlenfäure am fofortigen Urlöfc^en einer auf ben
©oben gefegten Campe erfcnncn fanit, toäfjrenb fic in Koljlenorijbga« bann fclbft nadj
brennt, roenn bic folgen ber Vergiftung bereit« Dorfjanben fittb. Cr« mürbe
,^u weit fuljrcn, alle bic ^aljlreidjcn Wittel ,^u fdjilbetit, bie mau im Caufc bet
3 eit anjnnicnbcn gelernt tjat, um frifc^c fetter burd) 3öettcrtiiren, Cutten, .'oilf«
Ventilatoren, Straljlgebläfe ufio. audj in entlegene Teile ber Wrube 511 fdjaffen.
^ll« ein vorzügliche« Wittel ,^ur SRettung ber burch .Sloljleitojtjbga« Ver-
gifteten bat fid) ocrbidjtctcT Sauerftoff bemäbrt, ber in Staljlflafrijcn von
1000 l güllung geliefert mirb. Ter Sauerftoff mirb au« biefen glafdjeit
in ©nmmibatlon« abgewogen, bic mit einem Sdjlaudje unb an befjen l^itbc mit
einem .öartgiimmiröljrchen ocrfeljeit finb. Tiefe« mirb bem Vcmufttlofcn, mie
e« ^Ibbilbimg 4 zeigt,
in ein ^c'ajcitlod) ge
ftedt unb ber Sauer
ftoff burdj Triideit be«
i^ummibeutd« ber
Cun ge zugefiiljct. Ta«
attbere 'Jinfculodj mirb
babei ^ugeljalten. gn
ben Wuub barf man
ba« 3?öbrchen nidjt
fteden, Weil c« bei
lüiebcrfeljrcnbent Vc
muütjein 0011 bem
itranfeu jcrbiffcit
io erben fann.
Tiefe zur lieber
bdcbungburdj.stoljlcu
onjb vergifteter V er
fonett bieitenbcu ^lp^
parate merben, mcitn
fic nicht über Tage,
fonbern in ber (Stube
gcbraudjt merben, in
11. ^imrcgfrierttcu über ttn 2tretfml'ni(*. Ocfottbcreil Ävfferil
10. tc« ilbrrb-aiid I int llbiitu^tutim für
parate auf 2lutttrcd I/II.
mitgeführt, bieuom Trägctroerf inCiibcd unb oon C. s )icupert 'Jcadifolger in
SlMen geliefert merben. ?lbbilbmtg 5 zeigt einen foldjcnSaucqtoffapparat „Vita" von
C. 'JJeupert Nachfolger. Tiefer bcftdjt au« einer Stablflafche 8t, gefüllt unter
einem Trucf oon 100 ?ltmofpl)ären mit 1501 Sauerftoff, unb einem Trucfrcgler H.
ber bauernb 5 1 Sauerftoff in ber Winutc au«ftrömcn läfft. ?ln bent 9W<MU)
meter M fann man ben Sauerftoff ber glafdje jcberzcit ablcfcit 5n bnn
Veutcl A famtnelt fi<h ber audftvdmenbe Sauerftoff mäljrenb ber '?ltmung«periobe.
moburd) jeber Verhift an Sauerftoff vennieben ift. Ter
WetaüfdjlaiKh Sc*h bient al« Ceituug«rotjr, iväljretib
bic Wa«fe G Wunb unb ^afc beberft unb mit einem
Niirfjcljlageocntil uerfdjen ift. bamit bie 2lu«atnumg*
probufte nidjt in ben Apparat gelangen föiuten. Xurdj
Ö ff nett be« Verfdjlufjvciitil« V mirb ber gitljalator fofort
in Tätigfeit gefegt unb bie Waofe G ber zu bclebcnben
Val 01 t angelegt. Ter Sa uerft offvorrat rcidjt für
30 Winutcn. 3ft in biefer 3 l> ft bic 'Bieberbelcbimg
noch mdjt erfolgt mau Ijat in einzelnen gäUeit fcljon
zmei Stunbcn gebraudjt — fo ntuft eine neue Stahl
flafdje oenocubet merben. Ta ber Netter beibe fränbe
frei bat, fann er bic befannten Vcivcgungen an betn
Vcriingliidten auofüljmt, bic zur rafdjem Vclcbung
beitragen unb audj bet bent bireften Ginfiitjreit be« Sauere
ftoff« in bie Nafe nötig finb.
Tie Nettung«- ober ^Itmungoapparate finb
erjt in ben lebten gab reu fomcit vcrovUfomniuet ivorbeu.
bau fic int (imftfott oljne (Scfiihrbung ber Nettimgc
inamtfdjaft braudjbar finb. li« fommt bei iljitcit
barauf an, baf? ber »Htmiuig« Vorgang abgefdjloffeit »011
beu Sööfcn VJetteni, in beiten man fidj befinbet, vor
fich geljen fann. Tazu ift erforberlid), bafj bie au«
geatmete foljlcnjäurelialtige Cuft gereinigt unb mit
bem z*uu Stuten nötigen Sauerftoff verfeljen al«
„Näljrftoff" \um Wunbc be« Wanne« zurücffchrt
Ter erfte, ber ben richtigen Üi'eg zur .facrftcllung bafiir geeigneter Vor
richtungeit gezeigt hat, ift ber Nittcr 0. V l alcher=llp«bal, früher in Tefdjcu,
iitbcm er im Verein mit V r °f- 1>r - iSuftav (Partner unb bent gabrifanten
Wuftav Venba in 'Ii>ien einen V ,lciniultl) Vhor genannten Apparat Ijerftdlte.
Vi« bahiit behalf man fidj mit allerljanb ^iitridjtungeti, bie von geuenoehr
teilten für furze Entfernung unb 3eit mit Erfolg augemenbet merben. bie aber
für meljrftünbigc Nettuug«arbciteit in ber (Sntbe nicht au«reidjen. Nud) bie
Taudjerapparatc fanit man nur bann gcbraiidjcn, toenn c« fich um ( * n Vor
bringen in Vöfe fetter von nicht md>r al« etwa 500 n» 3iiegc« länge Ijanbelt.
011 biejent oallc fann man einem Ncttiiug«maun gute, reine Cuft burd) einen
entfprcchenb langen Sdjlaurij mit griffe einer Cuftpumpe z» führen (?lbbilb. 6).
Tic Atmung« probufte entweichen burd) ein Ventil.
Tie eigentliche!! Ncttung«apparate, mit benen man etwa jziuci Stunbcn
niisljalten fann, Ijabeit feit bem erften ^luftaiidjen be« V ,ia,mat apl)or« tijm.
burdj bie unertn üblichen Vemüljnngcn be« Vergioerfebireftor« Wetjer in freme
uielfadje Verhefferungen erfahren, bie fidj bei ben buvdj Veamtc unb Arbeiter
au« ,'öemc au«gefiiljrten 9Jcttung«arkiteit in Eourricre« vorzüglich bewährt
haben (Ttjpe Sljamrorf).
^abrifmäßig Ijcrgeftdlt werben bie Apparate von bem Tragermcrf in
Cüberf unb ber Sauerftoff ftabrif Vcrlin, (S. m. b. .t>., unb zwar mit unb
ofjne^dm, ber bie Singen gegen bie Einmirfung ähenber (Safe unb ba« OVcfictjt
überhaupt gegen bie
Sciiße bei Vränbeit
fdjiipt. .^aitbolt e« fid)
lebiglid) um ein Vor
bringen in ©Öfen 3Bet
tent, batut läßt mau
ben ."oelm heffer weg.
meil er beu ©efidjt«
frei« cincngt unb ba«
(Vernicht ber ‘Jluo
rüftung vcnndjrt.
Tic V?irfiiitg be«
Trägerapparat«
beruljt barauf, baß bic
au« ttohlcnjänrc unb
Gaffer hcfteljeitbc au«
geatmete Cuft über cm
Gemenge von */, Clo
liatrou unb Vs Ci^fuli
inÄömeHiftreidjt too
bei bie iloljlenfänre ab
forbiert, bic Jveuchtigfeit
aber von biefem Jvliefi
papier aufgenonimeu
12. gcrtfctjaminfl ciuce auf riit ^cblctftrctt >icfcl'iiafltcii
IKaun« iibft ten 3tTc<fc»bnjd?.
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Wr. 3375. 5. Wärj 1908.
Süuftrirte ßettung.
409
loirb. Sn bcr fd;eincittjd|ou Xarftcllung Slbbilbung 7 ift bcr i'Jcg fotoohl bcr
auSgctttmctcn al* and) bcr Wöljrluft burd) Pfeile angebcutct. Tic bidett Linien
in beit töntipatronen bebrüten ba* JlicBpapicr. Tic non ttol)lcitjüurc gereinigte
1*11 ft ift jebod) büret) bic Mrpenuürmc mib burd) bic bei
Aufnahme ber ^oE)ten)äurc non ben Vtali Stotroupatroiicn
ent}tel)enbe l)ö()ere Temperatur berart ermannt, boft ftc
hinter beit .Ualipatrvneu jimädpt einen Miihlcr bnrd;
ft reichen muft. Tiefer ift ein ringförmige* £>ol)lgefoft. itt
ba* bic «uft nn bciti einen Gilbe cinftrömt linb au* bem
atibcrn Gnbe tuieber abgefogen lüirb. 5Säl)rcnb bei beit
erfteit SSnldjerfdjcit Apparaten b a* Turd^iclicn bei fiuft
mit .tylfc bcr ©niftmusfcln beforgt Ipcrbcn mngte, ift bnrd)
ba* Triigermerf in Sii6ed eitle ^irfutationobüfe ciitgcfufjrt,
bic burd) bic Mraft ber Jlompreffioit bc* ©auerftoff* ge
trieben mirb. G* ift bamit eine Mraftinafdjiuc hergef teilt,
bic eine fortiväl)rcnbe Suft^irfulation Penn Slu®« jum Gin
ntnumgbfad betvirft p?lppar(it <$icr*&Ccg).
Ter ©auerftoff toirb itt jioei ober brei ©tatjl^tjliitbcni
mit 125 Sltmvfpbiiren ©reff i mg mitgcfitljrt, bic bei einem
burdjfdjnittlidjcn Verblauet) oon gtoei Litern in ber 9D?inute
loähreitb fermerer Arbeit ctma ,puei ©iunben oorljalten.
Xabei fall aber in ben Träger Apparaten bcr Suljalt einer
ftlafdjc fftr ben SRürtjug bienen.
Me fdjmcreu Teile, alfo bie ©auerftoff ftlinbcr, bic
ttnlipatroneu ttnb ber Miller, lucrbcn 6ci ben Träger
apparaten auf bctti 9?üdcn, bic beiben ?ltmuug*fäde auf
bcr ©ruft getragen, Ta* gauje 05auid)t betragt mit Siaud)
heim uttb jwei ©auerftoff,p;liubern 16, _j kg, ol)tte §dm
15* kg. Sit ben Slbbilbutigcii 8 itnb 0 ift bic 9Üüdcn
aufid)t eine* SHettuiig*mann* mit frclm unb bie ©orber
anfid)t ütjnc §elnt, aber mit ©djupbrille bargcftcllt. Turch Cffnen bc* .ftahiic* A
mirb bcr Apparat in GJang gefegt.
©ei ber uon ber ©auerftoff -Jflbrif ©erlitt, 0). m. b. angefertigten
©Ijamrodttipc Permenbet man au*fd)licBlid) brei ^hlütbcr, tvcil jtoci Pp»
bcmfelbcit Snljalt megen il)rer Satt ge hinbcrlicf) fein fönnett. Ten richtigen
^citpuuft gum Antreten bert Stüdgug* fann ntoit ttad) ber llljr ober burd)
gegenfeitige ©cobndjtung bc* Manometer* ermitteln, moju aufterbem bcr Rührer
verpflichtet ift Um ben fdjiiblidjen 9toum jroifdjcti ÜWunb uitb 5lalibel)ältcr
unb ba* Widntmen. bereit* au*gcatmeter ßuft &u Ocrininbent , fiitb bic .Stalin
bcljättcr in riitcr bcr Wölbung be* Jtörper* fid) anpaffenbcn Sonn im Atmung*
fad auf ber ©ruft nntcrgclmidjt, fo baff nur bic ©aucrftoff^linbcr auf betn Wirten
getragen merbeti, unb $mat in einem Tomiftcr, um ba$ ?lnl)nfcn Ijcrporragcnbcr
Teile unb ba* Cffnen ber ©cntile beim Turdjfriedien enger Winnie ju oertiiiten.
Ta* SJüdatmen o erbrachter
Stift l)at man bei bcr ©fjamrods
ti)pc aud) baburd) t \u verl)inbcni
gefudjt, bait man unmittelbar
unter bem SWimbftücfcmTüfcn*
ftiief angebracht bat, ba* beim
'du* atmen faugeub auf bic Stülp:
luft mir ft. Tic Slbfül)lung bcr
Suft mirb baburd) erreicht, bafs
mau fic not Giitffil)rung in ba*
SJtonbftiid eine idetallrot)r
leitung uon 4,g 5 m Sänge unb
7 mm lichtem Turcf)mcffcr burd)
ftrcirfjeit laßt. Ta* non ber
au*geatmcten ^eudjtigfcit gelöfte
dnfali toirb baburd) uufd)äblid)
gemacht, bau man in beit
Atmung* fad Jlicfclgiirmaffc
cinffillt. Ta* ri5etüid)t beträgt
bei ber Gl)mnrocftt)pc IS kg,
pon betten 14 auf bem Wirten getragen merben, mabrenb 4 kg, an ben über bie
©dpiltcrn laufcitben Tomifterriemen l)ängenb, ilircit v 4'l»b auf ber ©ruft haben.
Ta bcr gcfuube SJiCiifd) gemalmt ift, burd) bic 9lafc ju atmen, fo mar
bei allen 'licttuug*apparatcn eine Siafeitf lein me in riielnaud). 2Beil biefe
aber bei ber Arbeit unb bet bamit Dcrbunbenctt ©d)toeif)bilbung Icidjt abffillt,
bat man bei bcr ©liamrorfttjpc am SÄunbfturt ^wei flciitc J’Kobrattfähe angebrad)t.
'Stuf biefe finb nnberc fleinc ©d)läuri)e auf geft reift, über beren obere Guben
mau furje iKbl)rd)eu gezogen bat. Tiefe locrbeit in bie Sfafeulodjer eingeful)rt, finb
aber ,vur Slbbiehtung mit einem in Sauolin eingetöud)tut Üh>ottcfal>en ummidelt. ;fum
^•cfthalten bcr SSattc bient eine ctma 13 min unter bem obern Gnbe ber WU)rd)eit
befeftigte Scheibe, burd) bereit ©ermittln ug bie Stofen rot)rd)cn uon einer auf bie
Stofe gefegten üDia*fe gehalten merbeu. Tiefe mirb mit Weilten am Mpfe befeitigt.
A'iir ben JaU, bafj bcr augcnblidlidje ©ebarf an gereinigter (Süthr) Suft
jeitmeife burd) bic Zufuhr uberfdjritteu mirb, fo bafi bei gcfülitan $1 tmnng*f ad
ba* Slueatmcn erfdjmcrt merben mürbe, ift bei bcr ©hamrocfttipc am dtmiing*
fad ein fclbft tätige*, auf nerfdji ebene ©reffungett ringe-
rid)tete* Slblagvcntil angebrad)t. [\m ©clcuehtung bicncir
au*fd)lief{lid) elcftrifd)e Sampen.
Giue uiiltbringcubc Slnmenbuug ber Wttung*apparatc
ift aber nur baburd) gcmährlciftct. bau au*gcmäl)ltc Sltoiui
fd)aften burd) reg eintägige Übungen unter ©crl)ältttif)cn,
bie bem Gntftfallc ntöglid)it itad)gcbilbet finb, mit beit
Apparaten Pertraut gemacht merben.
3imäd)ft ift ein 1ftcttung*lagcr rin\iirid)tcu, unb
^mar 1. ein $>aiiptrcttung*lagcr für mehrere ltalje
^tfantmcnliegcnbe ; >ec^cit ; 2. 3fd)etirettung*lagcr für
jebc einzelne ©ctricbemilagc; 3. untertägige ^Rettung*-
lag er. bic bielfach nur für einen Teil ber (Mrube bc^
ftimmt finb,
Tic 9icttung*lagcr muffen alle* enthalten, tue* für
bie Apparate fotoie für bereit Grhaltwng unb ©rnfung
nötig ift, unb bic* muü fo georbnet fein, baft bic S)tonn-
fd)aften gerabefo mie bei ber ffeuertoehr innerhalb
lucniger SRimitcn gerüftet finb.
Um bic regelmäßig minbeften* e^fc uier Sitochen ab^
^uhaltcnbeu Übungen bequem burdpuoren fonnen, hat
mau in fteme einen Übung*Taiini über Tage l)ctgcf teilt,
in bem alte* ^ufammettgeb rängt ift, ma* an .^ittbentiffen
im Gntftfall möglid)crmciic übcnüimben merben mufe, al*
ba fttib: enge liberl)aue, oerbrocheite ©trerfen, Tran*-
port mm ©cruiiglüdtcn ufn>. Tic Slbbilbungeu 10, 11
unb 12 geigen folthc ©Über, bie au* bcr berg- unb hüttcii-
niäituiid)«i ^citfdjrift „Wlürfauf“ (Gffen 1H04, ©. 1145) entnommen finb.
Sn Cftcrreid) Ijat man üiet Sntereffc für bic jttr ©elbftrettung bcr Slrbritcr
beftiinmten, itt untertägigen JHettmig* lagern auf^iihcmal)reitben fog. ©neu-
matogeue (Slbbilb. 13), bic cknfaü* Pan ber fdjon crmäliutcn Sinaa E- Stoupert
Stod)folger ttt SSicit hcrgcftcUt tuerben. ©ie beftehcit au* einer Tragporrithtung.
bie einerfeit* mit ©d)laud) S uttb SJhutbftiirf itebft ©pcidjetfattg, anberfett* mit
einem oon ©auerftoff angefüllten Sltinungofad H oerfchen ift unb jnr Aufnahme
einer ©atroite bient, bie 250 g Maliiimnatriumfuperoii)b (KNaO,) unb ent
fprerhenbe ftiltcruorridjtungcn enthält. Ter Slpparat (Tt)pc I) ift mit einem
Sfolicrniantcl J umgeben, miegt in gcbraud)*fähigcm ^uftanbe 2 kg unb ift
oon jahrelanger .^valtbarfeit.
2Sünfd)t man bnt ©neumatogcu jur Tunhfülmutg leichterer Arbeiten
oermenben, mie 3. ©. 311m ©efahreu pergaftcr Stäutne ober für Sliiffid)t*perfoncn,
fo empfiehlt c* fich, ftatt bcr
Ttjpc I bie It)pc II in ©enu^ung
311 nehmen, jebod) nur mit einet
©atronc, bie für bic Tauer
von neunzig DRi nuten, unb jiuar
ferhvifl SDiinuten für bic Arbeit
unb brcifjig SRinuteit für bat
SRüdjug au* bem pergafte«
Staunt, au*ha(tcn foll.
Tic Tt)pc II beftet)t, mie
Mbilbuug 14 .wgt, au* brei
©atronen, bic je 250 g KNeO,
enthalten 1111b in einer Trag
Vorrichtung R rittgclagcrt finb.
fenter au* bem Sltmung*fad AR
in St’odfomi, einem SWunbftfld
in Unifchlag M, ?lugenfd)ub
brille A, Slffumulatoriampc L
unb W'fcrucpatroncit P. Ticie
finb mit ©Iciplättchett ver
ichloficn, bic vor bem OK'braud) burd)Trel)m ber ©djraube att bem 'Regeneration*
träger R burd)ftoiVn merben.
Ter Sltmungefad mirb eutioeber au* einem ©aiierftoffentividler ober au*
einer ©tal)lflafd)e gefüllt.
Tic Gefahrmtg itiuf} geigen, ob biefe ©neumatogene ihren ;]med erfüllen
loetbat. Scbcnfall* ift atuunchmcn. ba§ fotoohl biefe al* auch alle anberen
wrljin bejdpricbeucit ©orrid)tungen, bie fid) itt ber ©rajri* bereit* beioährt
haben, eine mritcrc ©eroollfommitung erfahren merben, unb bag e* bamit ge-
lingen toirb. möglidgt viele 3N enfdjen leben bei ben an fid) mohl niemal* vöflig
311 oetmeibenben llnglürfefäücn im ©crgiocrtobctrieb \ii retten.
Glau*tl)al. Tr.-Sng. W. 5löt)ler.
13. XDpe I.
14. $ncuinategeu, Xppe II.
3mC
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410
3 Uu|txirtc 3 e itong.
Kr. 3375. 5. OTärj 1 90 $.
tßuftao ff. A^rtroig, Parlamentarier, nationairiberal,
Baumciftcr. 1893 bi* 1 898 Witglicb öcs SHeichstap* al* Vertreter
bc* WnblfrrifesTrcsbemSlaMI.b.ff.. am IS.Tcicniber 1839 ju
Unrcrsborf bei Tresben peboren, t in Tresben am 25 . ffebruar.
J>r, plül. CB. ff. Alarfieu, einer bet heTOorragenbflcn
Bcrtretcr beutfdicr 9Riffcnfdiaft in Den herein ipten Staaten,
in (tenf Brivatboicnt für permanifebe unb rotnanifebe Bbilo
loflic, 1886 »ptoiefior be* Teutleben an ber Staatsunioerfitat
oon Clnbiann, lH9ß ffirflnber ber erften wirflidi loiflenfdbaft-
(idjen permaniftifd)cn ^ritfdprift ln Bmerifa, „The Journal nf
Knirlial» am! Germumi* Phllnlogj“, feit 1906 Leiter betTomQ'
nifeben unb gcrmanifti|d)en 'Abteilung an öcr Staatsuni
oc rf it 5t »Alt DHinoi*, am 22. 9Hai 1859 tu Bctersboflenfelb
(‘lUcftpreufjcn) geboren, t in llrbona QHinois) am 28. ffanuar.
Saloatorc iUlaidjcfc,
eigentlich Saloatore, (Seien
liere be ffaftrone, 'Jllardicic
bell« iRajatc, namhafter Säu>
per unb («iefangspäbagop,
liictfl Cffiyer ber ncapoltta*
nifdicn Bobelgarbc, bann
SluDcnt bei ^iirisprubent,
baneben S<f)iUcr fRaintonbi*,
l'cnupcTtis unb Montanas,
feit 1852 mit Watbilbe ffrau
mann oermöljlt, mit iljt in
3 Bicn, Baris unb At 8 ln mir«
lenb, Berfa ff er uon Bofalifen,
einer (ßcfangsfchule unb an»
fprcdicnber l'icbrr, Ubcrfctjcr
6 er franjöfifebcn leite öon
„ lannbäufer“, „l'obengrin“
imb „fftiegenber Hollänber",
am 15 . ffanuar 1822 p Ba*
lernte geboren , f in Bari*
am 20 . Februar.
ffrani 'Jlotoina o.Brt,
General major ,v T. , 18 ß 9
Vcutnant , Teilnehmer am
.ttriepe 1870 / 71 , 1885 Haupt-
mann,, 1893 'JJlaior, 1900
rberftleutnant, 1903 Cbcrft
im b Atomiminbeiir be*
124 . Dnfontcrierepinienlo,
1905 3 ur Tispolitiou gc*
lteilt , Alommanbcur be*
Inippenflfmngsplatics in
9 teul)amnier, 3 anuar 1907
< 9 cneraImajor , Dom 3 uui
bis 'Jloocmber 1907 4 tom*
inanbeur be* Truppen*
übungsplafccs in Xöbcrifc,
1802 geboren, + in Hanau
am 22 . ffebruar.
I>r. pbU. 3 ol). 'tlalaclt).
örbetttlieber Btofcffor bet per»
gleichen ben ( 5 cfct)id)tc an ber
Brager Tfdjedjifdjen llniperfi»
tat. Der Solmffraru 'italacüjf.
be* „Baters ber tfd)cd)ifd)rn
9 Iatiö«“, ein ftepner be*
jungtfd)ed)ifdien Babifaljs-
mu«, am 10 . OFtober 1830
tu Brap geboren, t cbenbort
am 24 . ffebruar.
V?eopöI 63 -flTft 3 u£aIm-
Salm, prcufiifchcr Cberlcut*
nani n. T., erbliche* Witglteb
bespreuftifeben fierrenhaufes,
am 18 . 3 «ü 183 « auf «Sdiloö
Bnholt bei Bocholt ( 98 eftfalen)
gfboren,tebenbortain I 6 .ffc*
bruar.
I>r. |ihil. ü. d. Sd)to abe,
tlaffifd)cr ^Ijilofog unb
*flTd)äoI(V(t, 1859 »fSrioat.
bo.tent inOiiefjen, 1863 aufeer-
orbentlidjcr *Ptofeffor, 18€4
orbentIid)cr 'ftrofefior in
Xorpat, feil 1872 in Xflbin»
Aon. ©eTfaffcr roertuofleT
Ilaffifd) • pl)tloIopifdier 21 rbet>
ten ( t ,I)c deminutivis ^rnccis
ei InlintJi“ 1859 , Teuffcte
H CBefd)id)te bet röiuifebcn
yiteTatur“ 1890 , „Tue faifer.
lieben T'eeernalifn unb bie
aleianbrinifdyen SOlün^en“
1896 ), am 24 . 3 uni 1835 ju
ffjiefjen peboren, t in iübin»
gen am 21 . ftebvuar.
.Ilarl £t örfer, ‘Parla-
mentarier, nattonalliberal,
Cronomiemt. 1864 bi* 1866
Stubrnt ber l'nnbiuirt
fdvaftlidteti Wfabcmic in
3 ttctl)enftepl)an, 1884 biöl 687
®HtflIieb bes 5 Reid)*tafl* al*
'Vertreter bes 9 Bal)lfreifes
3 iotl)enburp o. I., 1881 bi*
1906 Ulitplieb bes baori-
fdjen Öanbtaps al* 21 crtrcter ber 'Ißabirreifr 'Jlcuftabt, Jtempteu
unb Waiia, ^orfi^enber besCr»cfrf)afi*orbnunp*au*fd)uffe*, WH*
plteb bes ‘Petitions* nnb 'Pcfdnuerbcausfdiuffc*, Tjt’ruonapenb
tätip bei ben ?lrbectcn bc* 2 ßirtfd)aftlid)en 'du*fdniffc*, ber
Cofalbabnausfdiöffe unb ber ffrmäfHgunfl be* ffiebübTemuefens,
am 11 . Tepunber 1845 ju tanpenfelb bei Sleuftabt a. 6 . 2 tifd)
peberen, t in WHfndieu am 25 . ftirbniar.
«ufluft ileedjioni. Sdiriftfteller, 1848 mit profter 2 fuf>
opferunp Kämpfer für bie Sadic ber Jreitjcit, c^riinbcr beo
fortfd)rittlid)en ‘Blatte* „(Brabau*“, einer ber ant nteiften ge-
nannten Uolitifer 'JJlfindien*, oon ber ^ottjei unb betn
rcaltionüren Winifterium p. b. ^forblenoReioersberfl »er
folflt, narti «merifa tiöd)tifl. 'Knfanp ber fednifler 3 al)re
'JJlitfllieb ber ‘Hcbattian ber „Wündtncr 'Jicueften 9 ladirid)tcn w ,
ber er über ein Biertel|al)ri>unbert anpet) 3 rte, am 10 . jjnnunr
182 « tu riiocibrürtcn peboren, t in ®lflnd)en ant 14 . J-cbruat.
3 m 3 <üriter ber Ktmaba.
^Nic ©cmidjtung bet fpauifdjen ?irmaba im 3al)rc 1.588
i/oerlidi Snglanb bie Öerrfdjaft über alle norbifdjen
SJleere. Bon bic|cr 3eit an bepann eine toirflid) profte
unb au*pebel)titc (S-ntfaltuup ber maritimen unb folonialcn
Tötipfeit ber Cnglönber. f^niljer Rotten bie^e bie inbifdjen
ifanbe, beren fagenfjaft« flicid)tum oor allem 3ur ®r-
loerbirng Ijerau&forberte, auf bem nörblid)en Sceioepe um
Slficn bcnitn ju erreidjen gefud)t; nad) ber SJiebcrlagc ber
Spanier futjrcn bie (Juglänbcr auf benfelbcn 'iUepcu wie
jene. 5Rit Beihilfe ber !Rcgierung, aber auf Äoften oöit
^rioatlcuten rourben 1591
nid)t roeniger als brei eng*
lifdje CScfcbcoaber ausgerü*
ftet. ^a9 eine oon tfjncn,
ba* nad) TOeft inbien gefanbt
mar, batte bas Cölürf, ein
großes fpanifdjes 6d)iff, bie
„Wabre bc 2>ioe“, ju er«
beuten, bk mit <E bei metallen
im Bkrie oon 10 Will. .4
be-labett war. 3m 3al)re
1596 begann bie fiberfee ifd)e
Tätigtcit oon ranris3)rafe.
t£r tpurbe nad) Wittclanie*
rifa gefetjidt unb tat bort
ben fpanifd^en Stölonien
großen Sdjaben. fOfHjxenb
eine im nddjften 3af)w nad)
öftinbien abgefanbte Brlotte
unter Benjamin Woob itjr
3*el ntd)t emidjte uub 311m
großen leil oerloren ging,
griff ein non (Effci befcblifl*
tes, t)unbertneuii3tp Stbiffc
ftarfe* öiefdjwaber Spa-
nien felbft an. Cine im
$afen roti Wabiß liegcnbe
gro&cfpanifdje Slotteimirbc
pcrni^tct unb fogar bie
Stabt geplünbert. 3m 3al)TC
1598 griff (Effes bie Spa-
nier auf ben Sljoren an
unb ua!)m mehrere reicb
belabcnc St^iffc ber Silber-
flotte weg.
3n biefe bewegte 3eit f
bie erft mit bem Üobe ber
Königin Glifabett) unb ber
ootleii ttberlegenbcit l£ug»
tanbs jur See enbctc, per-
fekt uns ffiemarb Kribble*
®ilb. (Eine grofee fpanifdje
(Saleone, mit bem Bilbc
be* Crlöfers unb ber auf»
ge^enben Sonne unter ber
Slbmnral it at*flagge , wirb
oon englifdjcn Sdjiffen an-
gegriffen unb gcfcf)Iagen.
aber bie fpanifebe Wann«
fdjaft liefert bas Sd)iffunb
bie Sd>d^e be* fernen ßan»
bes niebt aus. 3)« feine
Wöglidjfcit bes Sieges ntcljr
bleibt, perbxcnnt fie bas
Sd)iff, um lieber cljren-
ooll ju fterben als fieglos
toeiter ju leben.
Totenfcfiau.
Dr. mcd.'Jl brat) am Bär,
einer ber crfolpreidiftcn Jör-
berer ber (6ff&ngni$l)t)$u*t« l
ffiebeiiner Wcbijlnalrat, £tu-
bent in Berlin, BJkn unb
Brap, 1861 promooiert mit
einer Arbeit über bfc 21 n-
»ettbung ber fflettrijitö*
in Der (6eburtsl)Ufe, feit
1862 in Utaugarb pral-
tifdicr «rjt, bort feit 186G
in ber stelle eines Pjef5npnts*
öfjto*, 1872 als OIrjt an
bie StTafanftalt in Blötten*
fee berufen, 1879 Bciirfs-
Pbnrilus, 'Uerfaffer 3af)lreid>er
'Xöerfe über ben SlHotjol
al* llrfacbo be* Bcrbredjcn*
unb Die tBeiampfunp bes 'lUfofjolismus, ber Sdjriften „Tie
(Befüngniffe, Strafanftoltcn unb Strafipftcme, iljre ffinridv
tunp unb 'IDiTfunp in bngicnifdjer BMiebung“ unb „Uber
bas Worrommen ber L'unpcnfd)iuinbfud)t in ben (Befängniffen“
1883, tooburd) er u>eitpel)cnbe l)*)9lmifd) e 9IJaf3nal)mcn in
allen (Befängniffen unb eine Bcrbcfferung ber CBefänpnisfoft
beroirttc, w Tcr Berbredicr in antt)ropolopifd)cr Bciiebung“
1893, „Ter ©elbltmorb »m finblidicn Vebensalter" 1901 u. a.,
am 26. Tcjember 1834 ,)u JVileljne peboren, t in Berlin am
24. iT« bruar.
Soatoplul Cedi, befnnnter tfdjedjifdier ffr.iäbleT, Stu*
bent ber 9lcd)te in Brap, bann 'Jlcbattcur, feit 1879 an ben
,.fltoftn M , Berfa ffer ber „Bdfni" ((6ebid)te) 1874, ber „9louä
ebirfa", bie unter anberm „3m Schatten ber iHnbc" (bcutfd)
1892) unb ben „Tfcfierfeffcn“ enthalten, ber rabifalcn, un*
gemein uolfstfimlicben „Sriaoenlieber“ (feit 1893 25 Wutlogen),
am 25. September 1841 3U Btünfter (löeftfalen) geboren,
t in Berlin am 14. frfbruar.
yibrabam (ftolbfaben, Schöpfer besiübifeben 3argon*
tl)eaters, 1865 T>erauspcbcr ber „Blüten unb Blumen",
einer ftebiditfammlunp in tjebräifdjer Spradje, 1875 be*
boutfdHübifctjen „Bollsblatts“ in (Iiernotui^, 1876 in 3<HfO
Bcgrünber bes criten jfibifd)en Boltstbcaters, Berfaffcr einer
großen »Weib* iübtfdjer Ibeaterftücfe mit ttvefanp unb Tons,
„Sulamitt)“, „Bar A^odiba“. „Tas icljnte (tjebot“ u. o. a.,
fpater Tljeoterbircftor in ‘flari* unb ‘JJeuijorf, 1847 3« Bit*
Monftantin ('lüolhonieu) geboren, t in 'Jleuporf 'JJlittc
3anuar.
Blfreb .^abets, BTokfior Der tecbnifdien 3r<ifultät ber
llnioerfität tMltlid), oerbient um bie tedmifebe 'Jöiffcnfciiaf t,
Herausgeber ber „tRcoue lluioerfclle be* 9Jline*“, 1839 ge-
boren, f io yüttid) am 19. $ebruar.
(Erloft. Ö>ruppe oon CElita 5Borc^.
ber „ffr^äfjlungeu, 9lrabe*tcn nnb Hmnoreslen“, ber E)m ,,0ä
nftifdien iHomanc „Ter Unfterblld)feit*lanbibat M unb „Herrn
Broufcts Busflup nadi bem SOIonb“ u. o. a., am 21- ff**
bruar 1846 311 Cftrebef bei Beneidmu (Böhmen) geboren,
t in BTag am 23. ffebruor. (BortTät unb Bclrotog f. S.
398.)
I»r.jur. Bernhorb ff uiitmp, Blirriicber Wchcimcr über-
rrpicrungsrat, Teilnehmer an ben ffclbmpen 1»64 unb 1866,
1865 «eferenbar, l«R6 Kerichtsaffeffor, 1870 .«rcisriditeT,
1875 Bcgimmgsaficifor, 1878 Bcgieningsrat* 18R1 Geheimer
ffinanprat unb oortrapenber '.Rat, 1886 CWI)Ctmer CbCT-
finanirat, 1895 bis 1906 f teil ocrtrclen ber Borfigcnber ber
Brüfiinpstommiffion für höhere Bcuvaltung*bcamte, feit 1894
Btöfibent bc* Scdjftcn Senat* be* Cbcruermaltungsgericht«,
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ff
liüSll
Dämonen ber Diefe. Vornan non ^ßaut (Stabein.
a
»
XIV. ( 8 . SJortMunß.)
olf mar auf bem 2Bege 3 U VJilliam Bfjeqbt (Sin SBri«f bes Bau-
herrn hatte iljn 3 U einer Unterrebung in [ein Bureau gebeten, nidjl
in [ein £aus; aber 9BoIf mar ja fcfjon öfter 3 U Konferenzen auch tm
Vrioatfontor bes ©eniorchefs bes 2 BeItf)au[es in ber Behrcnftrafee
gewefen, fo bafe ihn bas nid^t weiter oerwunberte.
3Bod)en waren ba^in gegangen, in benen 3Bolf ein* [ehr [eltener ©aft in
bem £au[e ber grau Bömhilb, ein um fo häufigerer bagegen in bem Salon
©oeltne Bfjepbts geworben mar. Bus gefdjäftlidjem 3nlere[[e lernte er bort
alle jene einflufereidjen Bcrfönlidjfeiten fennen, bie für bie Durchführung [eines
planes auf bem nun be[<hritteuen 5Dege nötig waren,
SJlartha unb ihre aRutter mußten um bie[en Seriell, aus bem er fein
3 >eljl machte; aber fie hatten fi<h ftillfehweigenb bamit abgefunben. Seit ber
erregten Buseinanberfefeung neulich faftete ein trübes, fehmeres Schweigen über
allen im £jau[e. 3«be* füllte mit [iiUer Drauer: es mar eiroas gedrungen
an bem r was [ie innerlich [0 lange oerbunben hatte — etwas, bas oiellei^t nie
wieber 3U feilen mar.
Äonrab Selbig oermieb es baljer gait 3 , an ben wenigen Bbenben, wo [ich
B3olf noch feljen liefe, zugegen $u fein; er fühlte, bafe er biefem nichts meljr ju
fagen hatte. But einmal würben [ie [ich oielleichi noch fprechen — bann aber
nicht in ©egenroart uon grauen.
Siarthas SRutter ertrug allerbings nur noch fdper ben traurigen 3 u[tanb.
2 Bas fie neulich offen 3 U 2 Bolf ausge[prochen bas ©efühl, bafe [ie
unmittelbar oor einer Kaiaftroplje [iänben, es beherrfchte fie täglich nre§r unb
mehr. Unb weil [ie wufete, bafe bas alles ja bodj nicht mehr oon tanger
Dauer fein fonnte, barum liefe fie ihrerfeits bie Dinge noch fo lange geh en >
wie fie wollten, Bur allein mit [ich gab fie bem oer^el) renben ©ram um bie
Dotter Baum, beren Unglfid ihr bas Ser^ jerfchnitt.
aJtortfja [elber zeigte wicber eine [tili gefafete, aber jum Sterben mübe
SRiene, bie lein £offnungs[d) immer mehr oerllärte. 3Bie ^atte es auch anbers
fein fönuen? Rotten bocf) SBoIfS JBorte neulich bas lefete günfchen oon Ber»
trauen auf eine beffere 3 ulunft unbarmherzig in ihr erftidt Bun war in ihr
blofe noch bie einzige bumpfe grage: 2 Bie lange wirb es noch bauern, bis
alles aus i[t? Über biefe furchtbare grage gtübette [ie in ihren fehlaflofen
Bäd)ten, ber Bezweiflung nahe, bis [ie töbliche BJattigleit auf ©tunben
oenigftens bie [er Qual enthob.
9ßolf felber ging es ni^t anbers. 2 lu<h er fühlte, bafe bas Verhältnis 3 U
Sltörtha unhaltbar geworben mar. CEr fah ja, fie hotte bas aRenfcfjenmögliche
getan; aber nun waren ihre Strafte 3 U ©nbe. Unb hoch war noch gar niä)t
abjufehen, mann er [ich einmal ans 3 *el burchgelämpft haben mürbe unb ihr
bas oerlorene ©lud miebergeben fonnte.
501 it einem bumpfen Schmerle fühlte er bas. 3hm ®ar, als fö^e er mit
angftoollem ^erjen bie ©elicbte auf fehwanfenbem Bachen immer weiter oon
f«h abtreiben in bie unenblidje ©ee hinaus, unb bo<h tonnte er fie nicht 3 urüd=
führen 3 U [ich. ©ie ging ihm unrettbar uerloren.
Quälenbe ©ebanfen oerfolgten ihn baher unausgefefet Vis eine nte mieber
gutzumachenbe ©chulb gegen 9Rariha crfch icn es ihm, bafe er fie überhaupt
er[t an [ich flcWfett hotte, V3ie glüdlich hätte [ie mit einem anbetn werben
fönnen, ber auf normaler Bahn [einen 2 Beg wanbeite.
3um Beifpiel mit Konrab Selbife! 3mm et wieber mufete er es benfen.
Der 3ngrimm gegen ben einjtigen 3ugenbfreunb war ihm injwifchen oer*
flogen, (Er hatte gelernt, ruhig auch über ihn ju benlen. Bad}bem ihm jene
©hmbe neulich oenaten hatte, roas Äonrab fo oiele 3 ahre lang forgfam per*
fchloffen gehalten, lonnte er ihm ja auch nicht mehr gram fein. 3m ©egenteil,
ber alte ©efährte beT 3 u 9 * n & ifl t ihm faft leib.
Befann er [ich hoch iefet plöfelid) wieber barauf, bafe Slonrab fcfjon in
jetten fernen Dogen immer eine ftille Belehrung für aRartha gejeigt hotte, ©r
hielt bas freilich nur f 01 eln * 3 u 9 en b[chroärmerei, an bie er überhaupt nicht
mehr bachte, nachbera er [elber als ein übermütig froher ©tubent im elften
3lufftaminen [eines ^erjens bie 3 u 9 ^^fl*[p«üa fieg^aft an [ich geriffen hatte.
Bun aber ahnte er, was biefer Sieg bem anbern bebeutet haüen mufete,
wenn felbft jefet noch, elf lange 3 ahre [pater, bos ©mpftnben für aRortho in
ihm fo hrife lohte.
Brmer Slonrab! 2Bas mochte er biefe gange 3«Ü tm ftiHen (Entfagen
gelitten haben, unb wie ehrlich h aöe a trofebem greunbfchaft gehalten, folange
er [ah, bafe bie heimlich ©«liebte mit bem anbern glüdlich war. (Erft bann,
als biefe ©emifeheit mehr unb mehr fehwanb, begann [ein peränbertes Benehmen,
ber allmählich machfenbe ©roll gegen DÖoIf.
aiber tonnte er bies Slonrab wirtlich verübeln, ber hoch nun [eben mufete,
bafe [eine treue £iebe umionft geopfert war unb ber gtücQichere Bioal ber
heimlich ©eliebten bas fieben 3fr[törie, anftatt es ihr reich unb fchön 3U machen?
aöar nicht im ©egenteil [eine [teigenbe Bitterteil gegen SBoIf nur 3U begreiflich?
2Bie anbers hätte fleh Blaithas ©chidfal wohl tn Äonrabs ^anb geftaltet!
S^on [eine äufeere ßebenslage — feine ©Bern hatten ihm ein onfehnli^es
Vermögen hinterlaffen — hätte ihr Buhe unb Sicherheit gegeben. 2Bie Diel
mehr aber noch [ein ftetes, ausgeglichenes 23efen, bas lein ungeftümes 9luf*
flammen tannte, [onbem nur bie [title BJärme bes §erjens, bie alles, was es
berührte, roohftuenb anftrahlte, aber ni^t Derjeljrenb an fich rife. 2Bie glüdlich
unb 3 ufrieben hätte IRartha alfo an Äonrabs ©eite werben tonnen, bie nun
ihre 3ugenb unb ben ^rieben bes Serjens nufelos hingeopfert hotte an ihn,
ben Unfeltgen, ben bie Stimme bes Dämons in [einer Bruft raftlos burchs
fieben [türmen liefe!
Diefgefenlten Hauptes, eine Beute [olcher quälenben ©ebanlen, war 2BoIf
bie Strafeen hingefchritten, bes lauten Carmens um ihn h«r nicht achtenb, bis
er oor Bhegbts ©e[chäftshaufe [taub; ba er[t entrife er [ich geroaltfam biefen
3U Boben brüdenben ©mpfinbungen.
©djon wenige ÜRinuten [pater befanb er [ich SBUIiam Bhepbt gegenüber,
ber ihn in [einem B^oatfabinett mit vertrautem ^änbebrud begrüfete.
„Boch eins, ©harles,“ rief er bann bem [ich bisfret jurüdjiehenben Diener
3«, „ich wünfeh« bie nä<h[te halbe ©tunbe ganz wngeftört 3U fein — abfolut!
Berftehen 6ie? -Ratten 6ie fkh alfo im Bornimer auf!“
Der Diener oerneigte [ich ftumm unb liefe bann, bie fd)roer gepolflerie Xür
geraufchlos hinter [i<h fchliefeenb, bie betben Herren allein.
„So, mein lieber 5«rr ©chierbranbt, nun nehmen ©ie, bitte ^ßlafe" —
Bljeqbl beutete auf einen ber bequemen Älubfeffel — „unb, bitte,, bebienen
©te fich."
3Bolf nahm banfenb bie bargebotene 3mporte am Balb [^webten bie
erften aromati[ch<n Bauch wollen ber ebeln ^florce fchwer burch ben Baum
mit [einem gebämpften Cidjt, bas bte Barodformen ber bunllen, olämifchen
Vtöbel, bie foftbaren Verferteppidje unb bie Bilber an ber ftumpfgrünen lieber»
tapete nur ungemife erfennen liefe.
tlBUliam Bheqbt lehnte [ich i«# TOic V 1 rtltcr behaglichen tief m
[einen Cebetfeffel jurüd, unb nachbem er bem ausgeftofeenen, weifeblauen Bauch
[einer öaoattna eine TO eile no^ge[d)aut hotte, begann er bie Unterhaltung;
„6te werben nun enblich oon mir wiffen wollen, wie 3ljre 6ach< fteht,
mein lieber £err S^ierbranbL' 1
TOoIf machte eine juftimmenbe Bewegung.
„Batürlich, es ift [a nur ju begreifen, bafe es Sie nach einet enblidjen
<ßerfeltionterung ber ©ache oerlangt, ber Sie fchon [0 lange Äraft unb 3«*
in mtenfioftem Blafee wibmen. Bun, jebertfaUs tann ich 3hnen heute mit
einem befinitioen Befultate bienen, [oweit es bie Draltierung ber grage unjrer*
[eifs anlangL"
Bei aller Behenfchung feiner felbft verriet [ich boch Vtalfs innerfte Spannung
in einem unwillfürlichen 3 u f<mtmenzuden.
„3^ habe inzwifchen mit allen in Betracht lomntenben Betfönlichleiien
gühlung genommen, unb ich f r€uc mich, 3h nen f a 9 €n V 1 Ibnnen: 31jr ^rojelt
[töfei aHerfeits auf lebhaftes 3nteref[e."
©ine Iecfe Böte jtteg in 9ßolfs ©eficht
,,^lber nun fommen wir 3U bem Äempunft ber Sache für uns, bie
ginanjierung unferes Unternehmens, unb ba lann ich ^htten leiber nicht oer*
hehlen, bafe bie momentane Ronjunltur auf bem ©elbmarlt für [0 weit aus»
fdjauenbe, erft nach 3ah^ehnten rentierenbe Unternehmungen wie bie 3hre
nicht gerabe günfttg ifL ,f
Die Böte auf SBoIfs Bntlife machte einer jähen Släffe Bfah- ^hnte er
boch bereits; bas war bas Bwlubium 31t ber Xrauerfompljonie f^öner aBorte,
mit benen nun auch bie lefete Hoffnung begraben werben [ollte. ©r härte
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412
Sfluftrirte 3 e ^ n 9-
Jfc 3375. 5. mii 1908.
büh«t, im 3nn«|ten getroffen, laum noch auf bas hm, was SBilliam Bhepbi
3 ur Begrünbung feiner Auffaffung oon ber Sdjnellebigfeit ber 3«*, bie auch
bei bet Anlage oon Kapitalien in fü^eltcr $rift ben Bufeen feh<n wollte, unb
anberm melji oorbra^tc. Dann aber fuhr ber SBantyerr, immer im gleiten,
liebensroürbigen, aber im ©runbe gek5ftlidj*nüchtenten Xone fpredjenb, fort:
„So wollen mir uns benn nicht oer^len, bafe bie ginanjienmg 3h res
Brojefis in ber Xat auf gan 3 befonbere Sdjwierigfeiien ftofeen bürfte. Qtlbcr
bennodj ijt eine [oke leineswegs ausgefchloffen."
„BJie?"
Btit einem Bud fefete [ich 3BoIf aufrecht in feinen Seffel
„3<h ^abe mich eben aud) gan 3 bejonbers für bie Sache ins 3^9 gelegt —
bin ja, bas toiffen Sie, 33ereFjrfeftei, überzeugter Anhänger 3f)res ^rojefts, auch
nach ber Seite [einer ißrofperitfit für bie ginanjafteure ljin. So i|t es mir
benn kliefelich gelungen, eine An 3 aljl oon 3ntexe[fenten 3 U beftimmen, mir ihre
Sereitkaft 3 U erflä«n, mit Stjnen unb mir fi<h ju einem Au&kufe ju oer-
einen , ber bie Durchführung bie[es ^ßrojefts anftreben foH."
„BJirflich?“
3n ljöd)[ter (Erregung !am es oon 2Bolfs fiippen.
Der Sanken uidte nur ruljtg, tnbem er ein Schriftftüd oom Xifcfje nofjm.
„(Es [inb Barnen beften Klanges barunter. £ier, f«h«*t Sie: bie Blärfifdje
£t)poihefenbanf, ber Berliner Banloerein, bas SanHjaus gernröber, ber öer^og
oon ©Iogau, gürft 3nshaufen, bie ©röfen Bof<h<k, §etr oott Btiete-Xrimmwife
unb anbere fdjtefifdje Btagnaten "
„Aber — bas ift ja ' 1 —
Btolfs Stimme bebte oor Deftiger (Erregung. Bach bem Stuig in bie Xiefe
pßfelk biefer nie geahnte Ausblid!
„3®, gewife ein [«Döner (Erfolg", oemeigte fic^ 9BiHiam oerbinblid)
3 u[limmenb, 3 U [einem Befuch Dm. „Unb bie $jerren [inb auch bes weiteren
bereit ju 3*kiwn8*n. Sogar gan 3 an[ehnlid)e Beträge" — ber Banthra
überflog bie 3*ff ern au f B ö Pi er in [einer £anb — „in Summa fa[t jroei
Btillionen, [0 bafe man bamit ffion immerDin oor bie üffentlichleit treten lönnte.
Bur fnüpfen bie[e Herren bie 3*k nun g an <ine ®ebingung, unb ba liegt
eben bie Schroierigleit"
„9Bie benn?"
5Be[tür3t faD Sßolf 3 U Bbepbt Dm, ber jefet, bas Schriftftüd lang [am wteber
auf ben Xik 3 urücflegenb, in unoeränbertem Däne weiterfprach:
„Die Herren fefeen ooraus, bafe unfere girma fid) [elber minbe[tens in
gleicher £>öhe engagiert"
Blit oerwunberten Augen [aD 2BoIf 3 U bem Banfljerrn. $Benn bie[er wirtlich
auf fein ^ 3 xoieft kwor, was bebrüteten bann 3 wei BMionen für iDn, ben
3nDaber bes burif) feinen Beichtum fpridjwörtlich geworbenen SBeltljaufes, ber
bocD geroife mit weit größeren Summen bei anberen UntemeDmungen be»
teiligt toar!
3BiQiam Bbegbt mo(Dte [eine ©ebanlen erraten Ijaben. (Erllärenb bemerfte
er jefet:
„3In ficD beftänbe ja nun meinerfeits — icD fprec^e für unfere $frnw —
ni^t bas minbefte 23ebenfen gegen biefes Engagement 21ber es liegen gegen*
toarlig befonbere Umftänbe oor, bie mir eine beTartige geftlegung bo<D nie^t
ratfam erfcDeinen laffen. 3BeÜ ausDolenbe, grojj angelegte Dransaftionen mit
Politikern $>mtergruftbe [preßen habet mit — aber Sie werben oerftefai, mein
oereDrter ^err S(bierbranbt, bafe i«D Sie Dta ni«Dt in gefcDäftlitDe 3ntema
unferes 5 «ufes etmoeiDen lann."
„SelbftoerftänblicD, §en
„So muffen Sie mir benn jd)on auf meine blofee BerficDerung Din glauben,
wenn i«D, natfy repcDfter Überlegung, es bod) nkt für angängig D«lte, bafe
unfer $aus fk in ber be 3 eicDneten SBeife mit eignen SHitteln engagiert."
■SPBoIf oerDarrte eine 9J3eile unbewegli^. Dann mfyt er Wien« fidj 3 U
«beben.
„3(D begreife — bas bebeutet alfo ein S^eitern unjerer BerDanblungen."
„Dod> ni(Dt"
Unb bei BanfDeri bat ifjn mit einer Bewegung, Bfat) 3 u beD alten.
Bon neuem Dödjlkft überragt, [ab UBolf 3 U ibm. 2Bas [ollte benn nun
no<b lommen?
SBilliam IRbepbt fpradj nkt glek; er raubte oielmeDr einige 3 üge [djweigenb
unb nmbbenllicD, wie wenn er «ft bie regten 2 Borte finben wollte. 3BoIfs
Ungebulb unb heftige Spannung [teigerten [itf> babei ins uncrträglid^e. (Enblicb
begann aber ber anbere 3 U [preßen, botD nun in oeränbertem Sone, ©s lag
elroas bislret ©ebampftes unb 3 uglek (ei^t Bertraulkes in feiner Stimme,
unb er neigte fid) babei unroillfürlid) näDer 3 U IBolf Din.
„ÜJtein lieber $jerr SdDierbranbt, was icD 3Dnen ietjt nocD 3 U fagen D^be,
oerläfjt ben Boben bes ©ekäftlicDen. 3<D [precDe nunmeDT 3 U 3Dnen als
Blenfd), ber an 3Dnen im £aufe ber SBefanntfkaft ein wirllicDes 3ntere[fe
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gewonnen Dai — als Bmber meiner Gdjroefter, ber Sie [a fogar freunb[dmftli<D
naDe getreten [inb. 3«D bitte Sie baDer, alles, was id) 3Dnen je^t no<D 3U
[agen Dobe, au^ unter biefem ©e[i<DtswinfeI auffaffen 3U wollen."
3ftit einem Ieifen Befremben ^eftetc 2BoIf ben Blid auf ben Spred)enben,
ber, oDne iDn anjufeDen, nur bie 3^9 arre in [einer fiinlen betrachtete unb un=
beirrt fortfuDr:
„Bteine S^mefter, bie, wie Sie ja wiffen, alle ©Dancen 3Dres ^Projefts
mit bem lebDafteften 3nteref[e oerfolgt, als Double es fid) um eigenfte Sa(De,
ift kon geftem oon mir über ben 3Dnen eben gelenn3ei<Dneten Stanb ber
Dinge informiert worben."
„Unb was meinte 3Dr $™ufein <3dji»e[ter baju?"
ErwartungsooII formte 2BoIf.
UBilUant tHDeijbt [täubte umftänbli^ bie 2lfd}e oon [einer ^aoanna. Es
flog babei wie ber leife Sdjein eines £äd)elns üb« [eine 3&9C-
„Eoeline war natürlich mit bem iljt eignen ÜberfcDu^ an Xentperameni
empört üb« meinen C&ntklu^, mid) ni^t 3U engagieren, ©s gab besDalb eine
angeregte DisfufTton 3mi[(Den uns, unb bas ©nbe oom £iebe war, ba& meine
ScDmeft« mir !ur3 unb bünbig erfläde: *©ut, ma<D[t bu bie Sadje nkt, [0
ma<D r [ie — mit meinem eignen ©elbe. Das Jpaus fHDegbt & (Eie. [oll
bann uidjts weit« tun als [einen Barnen baju ^ergeben. 3 (D D^' mk nun
einmal [o weit für bie Sache engagiert, ba& ih fie aud) bukfüDren werbe, mag
cs biegen ob« bredjenl« — SeD«n < 5 ie, alfo [prah S^öulein ©oeline BDetjbt,
unb Sie tennen meine ScDwefter ja aucD genugfam, um 3U wtffen: 3 Bas fie
[i<D einmal in ben ftopf gefegt M bas tut fte, ob au<D bie ganje UBelt [id>
bagegen [temmt 3 0 » bann gerabe erft recDt"
mt einem Ieifen Sarfasmus h^tte SBilliam BDegbt bie Iefcten 2Borte
ge[pro<Den; bet Sturm oon geftem modjte no«D D eute m naiDweDen. Bun
aber richtete er plö^Iicb gan3 unoermittelt ben Blid ooll, mit einem karf
forfcDenben 51usbrud auf [ein ©egenüb«. 9lber B3olfs Qlntli^ oerriet nichts
als eine grenjenlofe Überrakung, bie jebo^ eD<r etwas ©rk^edles als jjreu^
biges an fi<D hatte.
„Bun, was fügen Sie ba3u?"
SBolf S<Dierbranbt D^te [eine Befjerrkung roieber. (Er 3udte ruDig bie
2Mj[eIn.
„Der ©ntklufe fieDt 3fjrent gräulein ScDweft« aOerbings äDnli<D. Sie
Dat eine bewunbetnswerte Energie."
„Das will k meinen!"
D« BanfDcrr lachte leife auf, ab« es flang etwas [<Darf. 3n einem in*
3wiken enbgüllig Derangcreiften ©ntkluffe legte er bie 3 5 fl arre rof 9*
„ÜRein lieb« $e« ScDierbranbt" — « Jud)te je^t bas 2luge [eines ©aftes —
„bie Situation erforbert, ba^ mtr ooütg rüdDaltlos mtteinanber reben unb oDne
falk« Sdjeu bie Dinge beim regten Barnen nennen. Damit Sie aber alles
oerfteDen unb meine ßegitimation 3ur BerüDrung fok« Dinge, bie i^r« belitaten
Brt nach ja eigentlich leineswegs in eine Unterhaltung äwifdjen uns gehören,
auch anerfennen, will k 3uooc noch eins oorauskiden: Das gefamte Vermögen
meiner Sdjwefter ift oon biefer bisher unferm £j<mfe jut freien Dispofition
überlaffen worben, ©s ift bies [0 eine alte gamilientrabition bei uns
BDepbts, aü«bings ohne furiftik 6 BerbinblicDleit, [0 ba^ ©oeHne tatfä^lih
bas Be<ht hätte, unter 3nnehaltung einer beftimmten Äünbigungsfrift ihr
gefamtes Vermögen aus unferm ©ekäft D^usjujtehen. Das wäre ab«
für uns natürlich leineswegs gleichgültig; benn es hanbeli lk Summen,
bie benn bo^ klie^k öucD »on einem gewiffen ©ewicDt für unfan ©ekäfts=
betrieb finb."
3mtner noch ohne Berftänbnis, hörte SBolf hin. Vorauf wollte benn bas
alles hinaus? Doch JBilliam BDepbt [pra^ ohne Unterbrechung weiter.
„Sie werben rerfteljen fönnen, ba& ich unter biefen Umftänben unb bei
bet 3U ©rjentrijitäten neigenben ©D ttrfl lteroeranlagung meiner ScDwefter eigent-
lich beftänbig in einer gewiffen Unruhe gewefen bin. ©anj befonbers aber
hatte ich Befürchtungen nach einer beftimmten Bichtung httt. 9Bemt freilich
©oeline auch bisher alle Bewerber ausnahmslos abgemiefen hotte, fo zweifelte
ich ^och leinen 2lugenblid, bafe fie heiraten würbe. Ste mu^te ja eines Xages
bo<h auch bes ungebunbenen BKeinfeins mübe werben unb würbe es bann 3U1
Bbmechflung auh einmal mit ber ©he o«fucf)en. Diefer Btomeni ab« hätte
für uns leicht fritifh werben lönnen. Die gan3e Brt mein« Schweflet bot ja
leiber feine ©arantie füt eine normale 21bwi<flung ber Angelegenheit Bielmehr
war hunbert gegen eins 3U wetten, ba^ fie bei ihrem ©ntkluf) irgenbeiner
tollen Raprice nachgeben unb uns eines Xages ©ott weife welche abenteuere
liehe ^3«fönlkteit aus ihrem oergötterten Born als ©D*mann präfentieren würbe.
Die oerDängnisoollen folgen, bie eine foId)e Caune hätte haben lönnen, liegen
auf ber £anb. Da ©oeline alle ©elbfachen fteis mit einer fouoeränen ©ering*
kä^ung 3U behanbelrt pflegte, fo hätte wahrkeinlich ber Betreffenbe mit fieichtig*
feit bie oerlodenbe Situation cusgenufet unb — um nicht einmal bas Sdjlimmfte,
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9 k 3375 . 5 . 2 Ror 3 1908 .
Sltuftmte 3 c üung.
413
Vit völlige (Entjieljung von (Eoelines Anteil aus unferm ©ejefjaftsoermögen,
önjune^men — 311m minbeften bo$ einen polten Hinflug auf unfere gefdjäft*
lidjen Dispojitionen gewonnen, baft bies unter Umftdnben gerabeju bebenflic^
hätte werben Jönnen."
Des 23an!f>ernt Stimme war bei ber ftelapitulierung all ber Ü5inge f bie
ifjm oft wirfli$e Sorge bereitet fjflben mosten, unwifflürlich emft geworben.
£>o$ bellte fid) fein ®efi$t wieber auf, als er |i$ weiter an SBolf wanbte:
„Aber erfreuIi$enoeife ftfjcinen mir biefe Siebenten gegenfianbslos geworben
bur$ 3Babrnebmungen, bie id) in ber lebten 3 c ‘t gema$t höbe." (Ein leifes
£ä$eln flog jetjt fogar über feine 3Ü9*, inbem er fein ©egenübei bebeutungs»
ooll an fa^ „Hnb nun fomme id) nad) weitem Umwege ju bem eigentlichen
S^ema unfercr Unterhaltung. SOlcin lieber £err GdjierÖTanbt, Sie werben nach
bem eben ©efagten nun Derzeit, wenn td) jenen belifaten $unft onrühre, auf
ben i$ f$on f) inbeutete. (Sine (El)«fthlie&ung meiner Sdjwefter ift, wie bie 3)inge
liegen, eine uns geföäftlidj fo ftar! tangierenbe Angelegenheit, bafj ^icr fonft
Ungewöhnliches erlaubt, ja gerabeju jur Aotroenbigleit wirb. So Iaffen Sie
mid> benn aud) jegt ganj offen 3U 3l)nen fpre$en. Ateine Sdjweftet hat mir
[elbftoerpnblid) niemals aud) nur bie leifefte Anbeutung biefer Art gemalt
3Kein OTanneswort barauf! Aber troftbem f$e id), ber id) fie ja non 3ugenb
auf fenue, bo$ flar über bas, was m $r vorgeht 3$ fehe — aber W0311
3l)neit Dinge jagen, bie Sie felbft ja am atlerbeflen wiffen?" 3JUt einem oer*
traulichen £äd)dn neigte (id) plöftlich ASiQiam ^R^ex^bl 3U SBolf oor unb ftrafte
ihm betbe $änbe hin: „(Es möge genügen, wenn i$ 3I)nen fage, Sie foüen
uns in unferm &aufe wiHIommen fein!"
3n jähem Grf$reden fuhr 9Bolf 3ufammen. AIfo bas war 's, worauf alles
abge3ielt hatte! Aber, mein (Sott, wie tonnte Ah«)to benn nur auf foldje
©ebanfen fommen?
3m Dämmerlicht bes ©emadjs oermodjte ber Sanken: ni$t ben Ausbrud
ber Aeftürjung in SBolfs 3ü9«n wahr3unehmen. (Er beutete fi<h baher fein
Söerftummen, fein unbewegliches Verharren anbers.
„3$ oerftehe uolllommen. 3hr (Empfinden fträubt ji<h gegen bie Aus*
einanberfetjung über eine fo mttme Angelegenheit, namentlich in bem Stabium,
wo biefe fid) itod) befinbet"
Aber nun fprang SBolf auf.
„3$ oerfi$ere 31jnen, Sen: Ahepbt, Sie finb ooüftänbig im Srrtum. 3hr
Fräulein Schwerer benft gar nicht bar an, unb id)" —
Do$ läcf>elnb wehrte ber anbere ab, inbem er fi$ nun aud) erhob.
„3$ weih alles, was Sie jagen wollen; aber es bebarf helfen nicht 3$
mute 3hnen ja aud) ni$t im minbeften 3U, über 3hre ©efühle für meine
Sdjwefter mir hi« 9?ebe unb Antwort 3U ftefjen. Um alles in ber A3elt nicht!
3$ mö$te baher, um biefer 3wat unoermeibIi$en, aber audj mir felber ni$t
gerabe angenehmen 5Befpred)ung rafd) etn (Enbe 3U machen, nur eben ben
£>auptyuntt für mich h«ausgreifen. M
Sein Don würbe nun wieber gefdjäftlidj nüchtern.
„3$ habe mit 3hnen als bem »tommenben SJiann« ju rechnen! (Es ift
baher einfach felbftoerftanbIi$ für mich, mit 3hnen vorher ganj Har ju
oerftänbigen. AIfo nod) einmal — Sie werben oon meiner Seite auf feinen
SBiberftanb ftofeen. 3m ©egenteil, i$ werbe mi$ freuen, wenn p$ meine
S$wefter mit einer fo emflhaften ^erfBnli$feü oerbinbet, wie id) es gar ni$t
oon iljt erwartet habe, unb werbe bie Sa$e oon meiner Seite na$ allen
Äraften förbern. 3$ bin baher auch bereit, fobalb Sie mit (Eueline im reinen
finb, bie Aorausfe^ung ju erfüllen, unter ber 3f)t ^Irojeft fidj realifieren Iaht:
mein $aus in ber gewünf$ten 9Beife felber babei ju engagieren. Als ©egen*
leiftung ftefle i$ meinerfeits nur bie eine, aber unumftohli$e IBebingung: Sie
Iaffen bas Aermögen meinet Sdjmefter unangetaftet im §aufe 9?hei)bt & (Eie.
ftefjen. 3Bir würben barüber natürlich feiner^eit noch rechtst) erbinbliche, f$rift>
liehe Abma$ungen ooüjiehen. gür heute aber genügt wo§l biefe Unterrebung.
So, mein lieber $err Sdjierbranbt — Sie fehen, Sie haben es mit einem
aufrichtigen SKenfdjen ju tun. Aun überlegen Sie [ich bie Sa$e unb bringen
mir bann 3ljren Aef$eib. SJtöglichft halb, wäre uns beiben 3um Aorteü, gan3
befonbers aber Sljnen; benn i$ habe bie Sntereffenten 3hrcs ^rojefts natürlich
nur für befdjränfte grift an ber #anb. tluf balbtges JBieberfehen alfo!"
Der 23anth*n brüdte 3BoIf bte £anb, bie biefer ihm me$anif$ f wortlos
gereicht 1)^** Die (Eröffnungen Sfljegbts waten ja mit einer fcjt Bemi$ten-
ben 9Bu$t auf $n niebergefallen.
So uerlieh er bas £>aus unb f$ritt bie Strafte entlang — gan3 planlos,
frgenbwoljin — immer no$ unter biefem jermalmenben Drud, ber alles in
$m Iähmie.
'Aur bas eine war ihm bemuftt, mit einer erfdjredenben Klarheit: ber ABeg
jum 3iele lag offen oor ihm.. Aber worüber führte er! 3m ©eifte fc$ ABolf
einen sufammengebrochenen grauenförper leblos oor ji$ liegen — SKartha! Unb
oergebens fudjte er abwehrenb bie ö®nb gegen ben f$redli$en Aitblid oor^uhalten.
SBieber unb immer wieber ftanb biefer vor feiner Seele; baft er mit entfetten
Augen barauf jtarreit muftte. (Sfortfenung folgt in ber nädjften Rummrt.)
iltanlenoifite.
„fflier HBodjen i»qt bet 3frciinb nid)t bei uns,
Qj roirb am (Enbe gar fronl fein, *
Cf 6 mu&, mein JBicber, natt) itjm 3U fcfj'rt,
3 )ein aUemä<bfteT ®ar»g (ein!
?TIs er uns bas letjtemal be(u$t,
(Brinnerft bu bi$, wie er wonfte
Unb bleidj warb, als td) mitb bei itjm
t>ür ben «Reuiatjrsgmg bebantte?"
w ®fwiÖ, mein 6<ha^ f i$ t) ab « mir 's (elbft
€$on lange oorgenommen,
9 Jor lauter ®iners -unb Soupers unb Üecs
Sin i$ ni$t bajugefommen.“
Sfm (eiben tUbenbe fd)Io(j ber JJreunb
Sei oerhfingter Campe Stimmet —
Sie (ut)«« ö^be ^«((eball
^Die müben Singen für immer.
„ 9 hm i(t es wirtlich bie fehlte 3 cit, M
<Brmal)nte fie il)n nad) brei logen,
„®afj bu bi$ na$ ihm erfuubigjt!" ®a warb
Gr g'rab' 3U ®röbe getragen.
Unb als fie nicx 9 üo$en fpätex 311 3»cit
Sor (einet 5 üre ftanben,
Sie bie SBohnung wegen !£obc$faUs
Sofort 5U oermieten fanben.
Unb nerwunbert fptacE) et: h«be bod)
9 lid)ts in bet 3*itw0 flelefen!
SOie mag bo$ fo ra(d> nur gegangen fein?
ift mit ihm nur gewefen?“
Sie fagte nichts, fie brefjir lief) um
bem bunfeln ireppengaitge,
«us ihren hübfctjfn «ngen rann
(Eine 2 rdne ihr über bie üOange.
9 Bilh<Im aBoIters.
Glaunftfje fiiebet oon fjriba Gijanj.
Dunlkr Xag.
60 fchrocr ift h«ut* ber Xag! UnO bie ®cbanten
Schleichen am ©oben hin —
ßaftenb, tote fchwaxae, najfe Gfeuranten.
Stein Cädjeln hebt ben Sinn!
?IU wenn bet Xob ben Jammer felbft empfdnbe,
®en et bem Ceben htingt,
So traurig tönt es, was ber Sturm heut' fingt
3 mmer oon neuem fingt — unb nie 3U Gnbe! —
3 n (Einfamleit.
Seit id) in buntler ©infam feit
fiinroanble, fudjen mich bie Sterne.
©in Jtarfes (Etwas aus ber gerne
Centt mir bie ©liefe weltallmeit.
3 cf) fetje weiter als in heller 3*it*
3 $ fühle mid) in einem gröfjern; Dünge.
Selig unb febauemb ahn’ id) Dinge,
Die graftet finb als (Wicf unb Ceib.
Ainas £icb.
Uötc auf ®olbgrunb ftcljcnbc Schnitterinnen
ÜBaren, ßtebfter, unfre fcl’gen Xage!
Diefe finb ooll ftummer, tiefer Ringe,
Stille, emfte fiarmeUtcrinnen !
3ene waren froh, wie belle, fdjönc
Sommerlieber, toter Stumen Blühen;
Ditfe finb wie bumpfe ®locfentönc,
Die fich fdjwer burcf) bleichen Diebel mühen!
Ctehesbrief.
UJIfibdjen fdjreibt bem feurigen greiet:
„SB-ill bein harren unter ben Sd)tel)en
f>eut' im ÜJJonbfchein itn f$nee weiten Schleier,
Daß mi$ bie fpdhenben Stüber nid>t fehen.
Stamm butd)s ©öt^riefjt hcimlitheTroeife,
Dafe bie!) bie flööenben Schiff« nicht hören.
Sag’ mir bann alles, leife, gan3 leife
Dafj wir bie Dladhtigall nicht ftören." —
Die matte DRalmaifon.
Die matte Ofolmaifon, bie marmotblaffe,
©n4d)I«i*rt if)t Oocfid^t ber weiten Dlqchh
Da atmen alle Seelen, bie erwadjt,
Befreit 00m nicbem f>aud) bet lauten ®affe.
Unb alle h^n ihre golbnen Schalen
Blit reinen fbänben unb ergebnem Sinn,
Denn biefes ift ihr frieblidjer ©ewinn:
Born ©rale flutet es in ben ©ofalen.
So offenbart bie marmotblaffe Blume
Den reinen Seelen unb ber weiften Wacht
Des SBunbers unb beo griebens fcitfdje Brad)t,
«bfeit ber SBclt, in ftillem ^eilig turne;
Unb jwingt bte $ei3en, frei oon CirbewSinnen,
Den ffiral 311 fudjen, beffen lichter Strahl
Uufflutenb leudjtct, wie ein beides gjlal
3 m Ungefichte ftiller Dnlberinncn.
% % öotfehid.
3 n Reiher Gc^nfu^t.
3 cfj hab' bie allmächtige ßiebe
So lange mlactjt.
9 lun h«t fie bie Singen mir trübe
Bon Xränen gemadjt.
Bon heiligen Dolchen jerriffen,
(Erjittert mein f>eri
Unb xoeint bes 9lad)t9 in bie Äiffcn
Sei) nf richtigen Sdjntcrj.
3d) bin mit 9?ofcn gebunben
Bus geuersglut.
SDer füljlt bie bufiigen 9 P 3 unben
Unb h c *(i fi* 8»t?
2Der füh« mit ihr mid) 3nfammcn,
Um bie id) glüh*?
9 ld)! fd)Iingt, ihr IRofcn unb glommen,
Euch aud) um fie! — -
©uffe-^alma.
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414
3Uu(trirt< 3 citu "9-
3Jr. 3375. 5. SJiäq 1908.
Sport.
Ter JBotciloo Gup. Tas biefm ©amen tragenbe
berühmte uhD »öir*tümli(he fcuttbetennen, ba* feit 1R5« ölt
jährlich auf Der Gbene oon ©Itear bei l'ioeTpool ftatlfinbet,
enbete bieamal mit einem ttberrafchwngsftcg, Tie Favoriten
t'ong Span, faienblt) fae, Tcnbrapi* mib ©tmchestoron
gelangten überhaupt nicht in beit Gntfchciöungslampf, ber
vielmehr »ötl 'jiußenfeitern »nie ölt. ijnilton* iSalloui Gt»e
unb Graf Scfton* Silhouette beftritten würbe. Ten Sieg
errang habet bie jfjünbin $atlow Gt»c, bie Silhouette auf
ben 3weitcn ©laß perroies. Ter britte ©Iah würbe Bong
Span, bem Sieger bco ©orjahr*. gigefprodien. ©on allen
englifehen £>unberennen ift bas um ben ©tatttfoo Gup bas
bebenlenbftc; man nennt e* Deshalb bas Tcrbn bei IBinb*
hunbe. Tie '-Beteiligung ift auf tüerunb[ed>üfl Avunbe, unb
3war aus|d)lief?lid) 'IBinbhunbe beiberlei Gcfchlecpt*, befchrüntt.
©f* ©Tci* erhält bei ©cfißcr be* fiegenben £>unbc* außa
bem Gßrenprei* 10 000 bie ebenjo toic bie ©laßgclber
unb bie Gewinne brr Sieger in Dett einjclncn ©unbrn aus
ben 500.# für jeben $unb betragenben Ginfäßen bcftTitteu
werben. Tte Sleranftaltung befteht aus fort)« IHunben, in
Denen jcbcsmal jwet £>unbe auf einen $afen gcheßt werben.
Terjenige, ber ben $>afen 3uerft unb unter Ginbaltung be-
ftimmter Siegeln ergreift, gilt als SicgcT ber tHuubc. Tie
Gewinner ber ein3elnen SRunben meffen fid) toieber unter*
einanber, fo baß ßhließlich nur uod) 3roei $unbc flbrigbletben,
bie fobann ben (hitfcbcihungstompf austragen.
Tie Wutomobilfahrt Bleut) or!-©ari*. — Tie Teil*
ncbmcT an ber ©utomobilrcifc um ben ©orbpol, toic man
biefc abenteuerlich? fahrt aud) nennen fann, haben am
12. fabruar Bleußort ocTlaffen, wo Der Start in Gegenwart
einer gewaltigen ©lenf dien menge erfolgte, über bie flu*»
fid)ten be* fühnen Unternehmens fi nb bie Öleinungen natür-
lich geteilt. Sicher aber ift, baß bie Schwierig! eiten un-
enblid) grüßet ftnb als bie bei ber fah T * ©enng*©aris über-
rounbeiten, Deren gtüdlicher fflusgang ben ©lan heroorgerufeii
Golgaie £»ot)»f, ber ©räfibent Des ameriranifchen Wutomobil-
Hubs, gibt ben Start fcfjuß ab.
4tom BUatcrloo Gup in Gnglanb: Tic Teilnehmer be*
Gutfdjeibungslnufs (linfs #alIow Goe, Die Siegerin).
Glemente mit Dem 'Automobil, ber manche ©anno mit fcd>
brachte, Die in weniger bewohnten Gegen ben, fern ben Gifen.
baßnen, leicht hörte oerl)ängrtisooll werben fönnen. y*ir
UberwiuDung ber erften Gtappe ©eiit)orr*©ari9, wo bei
atnerilanifcbc Thomaswageu, bant feiner leichten ©usriittung
unb größern 'JÜlafchincnfTnft, unteT ftürmifchen Ooationen
Der oon biefem Grfolg bcgciFlcrten ©merifaner am 25. fa
bruar alaGrftcT eintraf, waren meßr als üier3ebv Tage er-
forberlich. ©tu 26. erreichten auch ber Tion« unb ber 3&ft^
wagen Gßicago, wührenb ber ©lotobloc« unD ber ©roto*
wagen um biefe 3eit noch etwa tot) km juriieflagen. ©ad)
ihTer ‘Jlnrunft in Gßicago war bic Heine ftarawane wieber
uoIljShllfl, ber ©lotobloc alleTbiugs etwa* erleichtert, ba er
in RBanafa oon Tieben oollftänbig ausgeplfinbert worben
war. G* gab Tage, an Denen bi* Wahrer auf Den grünt»,
lofen, ium Teil uerichneiten 'lBegen raum 20 kin 3urücf1egvH
tonntcu unb ftänbig ©orfpann nehmen mußten. 2facb einigen
Tagen ber ©uhc finb bie fühnen ©utomobilifteu weiter-
gefahren.
©om Turf. — Tas ©lecting ju ©aris-'iluteuil würbe
am 1. *lllär3 fortgefeßt 'Als fvsuptnuminer brachte ba* '©ro
grnmm ben mit 20 000 3fr. botierten ©rii ffinot, eine fiir
oierjährige f>engftc unb Stuten beftimmte Steepler!) afe, Strerfc
3500 ui, bie 'Jülonf. GaftomTrei)fus’ ©Donis UL mit *ebn
©ängcn ©ortpruug gegen Glouet gewann. Tot.: Sieg 32: 10.
©laß 18, 4«, 21:10.
2Bafferfport. — Ter ifaiferlichc Clachtflub jühlt nach
Dem foeben erfchienencn Jahrbuch 2887 ©litglieber, oon beneti
250 3acf)tcn eingefchriebcn finb. Tos Älub oermögen beträgt
262 258, ls .#. 3m taufenben 3ahre finb 33 ilöettfahrten oor-
ge[eh*n. Tas «ufegelu finbet am 16. ©Jai, bas ©bfegeln am
29. riuguft ftatt. — Tic feit 1823 beftchenbc ©ödtmeifterfdiait
im Utubern Ift opr furgent auf bem Wanganui in Sfeufcel'-.nb
abermal* 3um »ilustrag gefommen. Gs gelang babei SB. ©lebb
(öcufcelanb) feinen im oorigen 3<>htr errungenen Titel 3U
behaupten unb feinen Gegner, 5R. Treffiber, um 3wei Gingen
SU fchlagcu. Tie Stterfe betrug 2000 m.
hat. Tic Strccfe führt oon 9teu>
^orf über Cgben nach Seattle
am Stillen Oseau, oon wo
au* hie Teilnehmer mittet*
Schiff nach ©aibej in 2Ua«ta
gelangen. Tic sugefroirenc
©erinpftraße wirb an ber
fchmaiften Stelle, an ber fie
immerhin noch 100 km breit
ift. überfdiritteu. fall* bie
GisocThiltniffe ungünftig finb,
nimmt ein Tampfer bie Teil*
nehmet auf unb bringt fie
nach hem afiotiftben Cfttap.
SBetterhin geht bie fahrt burch
Sibirien nach 3rtutft. Tomff,
Omff, ©ifhni ©owgorob, 'Jülos
tau, ©3arfd)au, ©erlin, ©rüffel
hb ©ari*. 3m ganzen wer*
ben etwa 19 000 km 3urilcf-
lulrgen fein, ©on Den ge*
ftarteten fech* Wonfurrenten
finb, nachbem ber 00m iüüß*
gefd)id ocrfolgte ©ons mit
feinem Si3airc«©nubiwIBagon
bereit* aufgegeben hat, gegen
rnärttg noch fünf im {Rennen,
bie jolgenbc ©larlen oer*
treten: Tion*©outon, 'JOloto-
bloc ( faantreich), ©rotos
(Tcutfcblanb), Jiift (Italien)
unb Thomas (©merita). Alaimt
50 km hinter Slcuoort, alfo
inmitten ber jioiiificTteftcn
©egcnD ©orbamerifas, began-
nen bereit* bie Schwierigtcitcn
Der fahrt burd) bas winter-
liehe Gelänbe, ein Mampf ber
Ter italienifdje 3ilftwagcn, einen Ort bei ©oughteepric paffierenb.
Die 2tutomobilfaI)rt ^euhorl^aris.
WinterfpoTt. — 3n
31. ©loriß belegte im ©ob
flcighherbi) ©rinj Heinrich JRcuß
mit feinem „9Uau“ gegen »Ga
.teta“ bcs 3o<Tri* 3- €>• ©lortin
ben erften ©laß. Ta* Sfeieton*
Sennen um ben ©Ihburn Gup
gewann Torna. — Ta* ooTiüg-
liehe 'JOKlncbuer ©aar Mbler
©urgrr tonnte in Stodholiii
im Ontemati onalen ©aarlau feu
einen neuen Sieg feiern. — Tic
©Icifterfchaft pon Schweben im
Sdinellaufen, Die in falun tn
DicrGäufen ausgetragen würbe,
holte fid) ber Guropameiftcr
Ceholm aus Stodholtn, ber
fämtliche Gäufe gewann. 3n
TeutfchlanD mußten belamtt-
lieh bie biesjährigen Gtsiaui-
ineifterfchaften, bie tn ©crltn
cntlchieben weTbcn follten, ber
ungünftigen ©Jitterungsocr-
hältniffc wegen ausfallen.
Taubenfchifßeu. — riu*
bem in ©lonte Gatlo oerait*
ftalteten TaubenFd)icßcn um
Den Granh*©rir ging ber
äftcrreidjtfche Ghampion Giraj
C3crnin mit 15 Treffern ohne
fahüd)uß al* Sieger hCTror.
©ußer bem werto ollen Ghteif
prei* fielen ihm 26 664 frr.
311. Ter faan3ofe ^yenriet er>
hielte 14, ber Italiener Graf*
ftni 13 Treffer, ©n Der ©er*
anftaltung beteiligten fid) 177
Schüßen.
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3tr. 3375. 5. SOlärj 1908.
3Hufttirte 3 eitun 9-
415
T)as SBiener ftunftgeroerbe
unb (ßuftno ©urf(f>ner.
»in Äörf. uitJ» «erbltrf oon I»r SDiUjilm b. «onntal, 'IBim.
ibt es ein mobemes Hunftgeroerbc, roic es eine non
ÜJlanct bis Wund), Hgffclbcrgbc unb Doorop fübtenbe
ntobernc Waleret unb eine butd) bic Hamen Weunier,
Globin, Mlinger, Webarbo Hoffe umriffene mobemeBlaftif
gibt? ©ibt cs, öie ©renjen enger gezogen, ein moDernes
öfterreicbifcbes, im bejonbem Wiener
Hu nftge werbe, bas feine Stiftungen
neben bic Arbeiten etwa be* Bau-
fönigs £)tto Wagner, bes Walers
Hlimt unb bes “JMaftifers ÜJtc^nct
ftellcn tonnte? Offen cingeftcmbcn:
„9tein! M Billein .Heime, Elnfätje, Wog-
lid) feiten öaju finb in reichem Wöge
Dorbanbcn. ©eraDe in Wien, wohin
Die iüngfte von Sliueri fa unb Gng»
lanb ausgegangene £>omc*Elrt*Bcwe-
gung über tfrantreid), Belgien, Wün*
d)en, Drcsben unb ‘Berlin $ule$t ge-
langt ift, bat fie fid), juminbeft unter
Den bcutfdjcn StäDtcn, am ftörtften
entfaltet unb bietet Die fd}önjtcn
Ehi*fid)tcn für Die Jufunft.
Oftmeid) unb Wien f>aben ja
Schon luieöcrbolt eine Stolle in ber
Gntwidlung Der bcutfcbeii beloratiocn
fhm|t gcfpiclt, Wan luufz gar nid)t
er ft aut bic böl)mijd)eHrifta(linbuftrie
unter HuDolf II. ober auf Die alte
CEifeu» unb ©olDfdjniieDefunft jurüd-
greifen. 3u ber 3eit Warta Dhe«
rciias unb ftranz' I. hatte Wien feine
inbioiDuell-anmutigeu, oorbilblidjen:
Wobei, ging Die f. f. Wiener B OTjcllan-
manufaftuu unter Sorgenthal allen
'UoT^ellanfabiitcu Europas mit ihrem
Bcifpiel voran. Sit* f pater in Gng-
lanb bas 2 outf> Hcufington Wufcum
gegrünbet würbe, folgte Wien als
erft« Stabt auf bem Kontinent fd)OTt
1 863 mit Der ©rüitbung bcs Cfterreidg*
fd)«n SMufeums für Aunft unb 3n-
buftric nad), bas gar halb einen ton-
angebcnbeit Ginflufj in Deiitfd)lanb
gewann unb burd) ungefähr jraei
Öohr.iehntc bewahrte. Seiber entartete
bas Semen an Den beften Wuftem
ber Barett balb ju unfmdjtbarent
Hochäffen, unb es tarn Die ftillofe, bie
traurige 3eit, bie 3*it ö*s geiftlolen
'■i|*rpielfältigcns einer äugerlidicn He*
uaiffnnct uut» Barock, eines 'PfeuDo*
rofofo unb -emptre. (Es mar ctru
müfter, von fdjtoeren Dräutncn er*
füllter Schlaf ber ©cbrauchsfuitft, aus
bem Wien am fpäteften eru>ad)tc.
<£rft Dpn ber (Einführung ber euglifd)cn Wobei als töor-
bitber burd) ben Direftoc 3fala am Hunftgewcrbe-Witfeum
unb uon ber Sejfffion bei jungen bübenben Hünftler
1897/98 Datiert bas neue Wiener Hunftgetverbe. Dafür
lüuröc allcröings bas öerfäumtc mit Hicfen[d)rtttcn
nadjgeholt. Otto Wagner, Elbolf Goos, 3ofcph W. Olbrich»
3öfepl) ftoffmatm, «llfreb Holler, ^ofepl) Gugelljart unb
ihresgleichen bauten um bic Wette jimmercinrichtungen
unb ein?elnc Wöbelftüde, Bö hm unb Bacher brannten
Hriigc unb Bafcn, Spaun unD Holo Wofer bliefen ©läfer,
5off»nann unb Wofer entrparfen (£&« unb Difcbgcrät,
Wanöbcljänge unb leppidje, anbere [d)ufen Borfahpapiere,
Bud>einbnnDe , RHafatc, Sd)tmid, Beleuchtungsförpor,
Wanbfchirntc, Hadjclfaminc ufn>., alles niaterialtrcii, wahr
unb uon logijd)cr Honftruttion, luenn and) ba unb Dort Der
eine im imjic[)crn Üaften nad) fd)arfcr (Eigenart, Der aubere
aus Silber unb öalbebelfteinen, öutnaDclfutterale, Xan^-
orbnungen, 9lnfid)tsf«tftn, fur 3 , was bas Wenfd)enherj
nur etfinnen unb begef) ttfn lann, erhält man in ben
98e*We (W. W., fcherjhafte $lbliir 3 ung für Die Wiener
Werfftätten).
(Ein grofeer Sdjritt ift freilid) nod) ju tun, Damit uiir
ein tpirfliches Hunftgewerbe befpmmen. X^er fmnbwetfeT,
Der h«ute febes Stüd unter Einleitung unb Obermadjung
bes ttünftlers ausführt, mufe mit fimltlerifchcm ©eift fo
burdjbnmgen toeröen, bafe er felbftänbig arbeiten fann.
Ghippenbale unb Sheraton, bie Gr*
neurer bes engliid)en Hunitgcwcrbes,
waren — Xifdjler unb Xapegietet.
Unb nicht nur einer ober juxi, fou»
bem alle ^anbroerrcr müffen Des
©ottes mieber oolt werben. 7>as ift
ein 3 iel, bas allcrbings nur burd)
langfamc / 3 df)C (Erziehungsarbeit er-
reicht werben fann. Solange mir
aber nicht fo weit halten, fann oon
einer (Erneurung bes Hunftgemerbes
nicht gefprodjen werben. Wie bic
Dinge h eu *< liegen, wäre Die auf-
blühenbc fjausfunft noch immer emft.
lid) gefährbet, roenn bie paar Waler
unb $i(Dt)auer, Die fid) ihrer au*
genommen haben, plöfjlid) bie Buft
an ber Sache »erlören.
Giner Der eifrigften, oielfeitigften
unb auch mirfungoreichften Ein reger»
(Erzieher Des Hunfthanbrnerfs in Wien,
einer, ber oon ber erften Stunbe ber
Grroecfung an in Der oorberften Weihe
geftanben hat, unb Der aud) in Deutfeh»
lanb unb im Eluslanb vielleicht am
meiften getauft unb genannt wirb,
ift ber tt)pifd)c Wiener Hleinfünftler
©nftao ©urfchner, Der plaftifdje ®e*
ftalter ber taufcnberlei fleinen ©e»
brauchsgcgenftanbc Des täglichen £e»
bens. ©urfchner würbe am 28. Sep-
tember 1873 3 U WühlDorf in Saijem
geboren. Seiner Elbftammung nach
— fein Jtater, ber tfanbesingenieur
in 3nnsbrud mar, ftantmte aus bem
Gtfd)tal — ift et ein iiroler, unb in
Sübtirol hat er aud) bie Doge [einer
Hinbt)cit oerlebt unb Die ftnd)fd)ulc
für öolsfchniBfn Wobelliercn be»
jucht. Währe “' 1 ö alfo Der tmrd)fd)nitt»
lidjc 'JltaDemicfdjrtler mit Don, ©ips
unb Stein 31 t roheren unb 311 arbeiten
anfängt, hat to urfchner nach altem
Diroler Drieb (bic Sd)ntliewien Des
©rötmer Dals) mit ber SBilbfchniherei
begonnen. (Er ift bann nad) Wien
att Die Hunftgetöcrbe|d)ule gefommen.
Ob er bei Brof. Hähne viel gelernt
hat, ift 311 bc 3 ioetfeln; greife hat er
fd)on Damals errungen, roic [pater in
^Jaris, Wien, Dünn unb Bufarcjt. hierauf 30 g er nad)
Wünd>cn unb «Paris, ftranfreid), ber jin^ige eur^päifche
Staat, wo Irabition unD lechnif Des Hunjtgemerbes auch
in ben fterilften 3eiten Des neun 3 ehntcn 3al)thuttbcrts nie»
tnals gang verloren gegangen roaren, muröc bas ©cburtslanb
feiner fünftlerifd)Crt 3nbipibualität, ^aris, bas auch § 8 r*
manns, Zettels, ©emüh 1?s f (Engelharts unD oieler anberer
®r 3 ieheriH gemefen ift, feine 3 Toeitc f>eimat. 3n (Xarabirts
Serpentinöfen, in Ghat^f^ticrs unb Dampts Utippes unb
©ebraud)sgegcnftänbcn, in Baffiers 3i»in» unD Silber*
fadjen fühlte er feine eigne Bcftimmung, in Ballgren, bem
frangofifierten SfanDinaoier, fanb er einen Lehrer erften
'Hanges für 3ifelier» unD Ireibarbeiten, unD in Sing, bem
eifrigen ftörberer oon 3»^ nouveau *, ber ©urfchner in
ben Hreis feiner M collaborateui>“ 30 g, erftanb ihm ber
Wann, ber ihm ©elcgenljeit bot, feine 'Pb an lafic auf
in verwegenem Wagen übers 3**1 fcf)o%« unD wenn auch
begreiflidjertpeife Einregungen bes iUuslanbs anfangs oft
erfennbaT waren.
fcM-Dcr fiohn ber Wühe blieb nicht aus. Das Bublifum
taufte, erft 3 ögemb, fpäter immer häufiger. Die Regierung
tonnte nid)t untätig 3 ufeben. Sie berief überrafchenb
fdjnell {Jührer ber 3* i gc»*b wie ^offmann, Wafer, Holler
— er ift feither Elusftattungschef ber f)ofoper geworben —
unD Wetpier an Die f. t. Huitftgewerbefdjule. EUfogleid)
tegte fid) oud) bort fröhliches Beben. Ginc Sdjar begabter
1 . Uhr. Haifcrprei* für Das Währilche Banbcsfd)iehen in Währifd) > Cftrau.
2d)ülci wie Der Eird)itctt 2d)mibt, ber Schmucfbilbner
'P rutfcf)«r, bie Bucf)fünftlerin {Ifreiin f^alfe, ferner Siegel,
Benitf^fe, Wegner, Freifrau Wprbadh, 3 T l- 'Behfwfe u- 0 .
tun beten ben Huhm ihrer fiebrer unD bie neue Blüte Der
Schule. Damit nicht genug, grünbctc ber jiunge Wääcn
Wämborfcr iniBcrcin mit einigen geiverbcfreubigenHünft*
lern Der Gc 3 cffion bie Wiener Wcrfftätten, Die h*ute nid)t
nur Cfterreich, fonDem gelegentlich auch Belgien, Hufelanb
unb fogar (Eranfreid) mit Wiener $eimfunft oerforgen.
Da gibt es eine Xifchlcrei, eine Bu^binberei, eine Ein*
ftreidjerei, eine (Elettrit, eine Wetall* unb eine SilbeT*
werfftätte, unb ba wirb geflopft, gehämmert, gegoffen,
geformt unb gebilbet, bah cs eine ftreube ift. Hub alles
unter El uf ficht unb Einleitung guter Weifter wie öoffmanns
unb Wofers. Wobei, fonftiges $aus* unD Wohnungs-
gerät, Hippes jeber Elri, Bafen, Bonbonniiren, Sdpnud
2 . JEeucrzeug unD Sdjreibjeug, junt Deil oerfilbert.
ilunftgerocrb lidje ftteinplajtit von ©ujlao ©urfdjrier in 3Bien.
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416
SHuftrirte 3cftung.
»r. 3375. 5. Wat] 1908.
Allen (Gebieten der Rleinhmft 311 tummeln, 311 üben, \u
bewähren. Huch liier lad)tc ihm öic C5dttira öcs (Erfolgs,
unb als er 1&»H feine Runftbronzen auf bem Ghantp
öc Btars ausftelltc, taufte das Btujcum ©alliera einen
IiirHopfcr, unb Runftfreunbe beeilten fid), biefem Bcifpicl
}U f Alflen. geßt ließ ffiurfd)net bie lebensgroßen ^ßlaftifcu,
bic itju in feinen Anfängen lebhaft befdjäitigt hatten — eine
Büftc bes Grzherzoge gerb inan b Rarl aus bem gat)Te
1H97 ftcljt im Berg * 3fcl * ÜJiufcum in 3nnsbruif — linfs
liegen, wandte bet gelegentlich oerfudjtcn Aquarell*
maleret endgültig ben Hülfen unb widmete fiel) mit
flanier .Straft funftgeuwrblichen Schöpfungen. 911s er
batb Darauf nad) 'Wien, feiner Dritten unb, rote er bc»
hauptet, legten .sjeimat, übcrfiebcltc, plagte er gerabc in
bie Sturm* unb Drangzeit hinein, ba fid) oon bcu be-
häbigen alten fterren ber Rüuftlergenoffenfchatt bie fampf*
lüfteme gugenb ber Seieffiou trennte. ®urfcf)nce ging
ohne 3aubem mit ben gungen. greilid) ftanb er 00m
Vnfang an, ftill unb befchctbcn, mehr in ber zweiten
Cinie. Während utn Olbrich« SUlöbel, Wojers ©Ififcr,
Hudrts iUnberfpietjeug, um Gngelharis 9tbam* unb Goa*
Ramtn ober um ben Brunnen oon JjSoffmann wtb RuFfd)
ber beftigfte ^tuiefpalt ber SReinungen tobte, hotte gegen
ffiurfdjneis Bronzen nicmaub etwas einjucoenbcu, obwohl
glefcf) in ber erften Seieffionsauftftrllung feine Campe unb
fein Reudjter mit gar ponteljmer ©cfcllfchoft, mit Bronzen
Ballgrens, Bud)*inbänben oan be Selbes, ©läfemRöppings
ioroie Arbeiten Gnrabtrts unb Gharpenticrs, in ÜBettbcruerb
treten muhten, ©urfchner« 6<f)öp jungen gefielen jrbem,
foroohl bem Verfechter des guten Viten als aud) bem
Barfämpfer des fftljneu fRcuen. Das rührte daßer: er be-
wegte fid) auf einer golbencn SRittclImie unb zeigte feine
Rlcinmciftcrjchnft in tluger Brfrfprändiug. 3mt 001t monu-
mentaler SBudjt unb Grhnbenheit, wollte er nictjts über
fein Vermögen, erfparte fid> unb uns» bas ärgerliche großer
WusfdjKitungen, bas Ber briefliche eines gigautiidjeu
SBollens, bas zum Rönnen in feinem Verhältnis fteljt.
Gr ift aud) fpätcr, als ber zahmere ftagenbunb ent*
ftanb, bezeichnen bmoeife non ber Se jeffion 311 biefem
iibergetreten. SRtt Ricrmann Vahr erfannte er, baß „and)
l(nfd)rinbares einen 9lbgian3 001t ber ewigen £d)önl)eit“
tragen tönne. Hub toer eine oiel angefodjtcue Unter*
fcheibnng biefcs beweglichen Bahnbrechers ber Sezefjion in
SBort unb Schrift annimmt, bah nflmlid) alles Gigcn»
empfundene fchön unb altes Ropicrte beftenfalls l)übfd>
fei, ber mühte für G>urfd)ner eilte befonbete Rateflotie
,zwifd)en biefcti bet ben Begriffen fd>affen, weil feine Run ft
jroifchen Nachahmung unb Sclbftänbigleit, zwijehen Schön«
heit unb £übfd)fem eine nicht unfgmpatl)ifct)e garifchenftufe
bildet. Gs gibt faft fc* viele löortc, mit denen ©urfd)ner*
Vrbeiten ju fd)ilbem wären, als fDlaterialiett, in denen fid>
feine gefdjirfte £anb oerfud)t hot- Seine $anb* unb
SBanbleudjter (Vbbilb. 3 uitb f>), feine geucT« unb
Schreib.icuge (Vbbilb. 2), feine Bafen unb Ufchenfdjalen
(Hbbild. 7), feine Brofchen unb Gürtel fchttallen, feine
Raminuhren (Hbbilb. 1), feine Sd)mucTfd)nlen unb Rampen
(Hbbilb. 5), feine ©locfett, Xafter, Xfirflopfcr, Bet-
fchafte, Spiegel, Xürfdjnallen , Schilber, 'Briefeinwürfe,
jelbft feine Balmcntöpfe unb Sdiränre, feine Reiche unb
‘JRehgcwänber find insgefamt zierlich, niedlich, freundlich,
3. Heuchler. Bronje. oerfilbert.
4. WonarchemnonamTcnt. GrTidjtet oon der Rurftabt lölarienbab zur (Erinnerung an bie 3ufammtntunft bes Rönigs (Eduard mit Raifer «Vranj gofepb 1904.
6. Vcmtilwslampe,
ÄunffgcTDcrbfic^c ftleinploflif oon Cöuflao ©urf^ner in 9ßien.
anmutig, redend, entjücfenb, lieblid) unb
Itebenscoürbig, fd)ön und hübfd) ju gleich.
'Dabei entfprechm feine ffiebraudisgegenftönbe
den 8rorbfrungen, bie wir feßt an befora»
lioc Ruuft ftelien; fie find prattifd), einfach,
fonftruftip int Vufbau, gefällig tm Orna-
ment, jmed* unb materialgemäh. X)as Cr«
namettt (häufig Blumeumotioe) ift oon fapa*
uifchen, franjöfifdjen und altctnisfifdicu
flRoHortl teidjt beeinflußt (Vbbilb. 2 unb 7).
Von Figuren Ift feine Cieblingsgcftalt ein
fdjlanler mobemer QBicuer 9Jiäbd)entt)pus,
der; in immer neuer 3fomt un3äf>ligcmat
wiebertehrt (Vbbild. 1 und 6 [bas berühmte
„Ceuchtcrwcibchen“), die Campen „frlut".
»Shwi«“, bie „BJahrheit 4 * und die „Ber-
laffene“). Buch die Bereinigung oon ftigu«
ralem unb Ornamentalem glüeft ihm 31t«
meift, wobei er bas ftilijiertc grauen haar
unb grauengeroanö mannigfach oerwendet.
3n ber Berwertung und Berbinbung ber
®crfd)icdcnften Stoffe behinbet (fturfehnec
(&efd)madj unb (ftefchicf unb weig tn ®olb,
Silber, Gbel« unb .iialbebelftcinen, Bronze,
Glfenbcin, ^ol.i, Ceber oder Vtarmor fchöttc
Söirfungen 311 erzielen. Gr h a * ®rfter
den Ginfall gehabt, HRufcljeln als Bcleuch«
tungsförper 311 benußen (Bbbilb. fi |bic
„9laittiluslampe M ,bie Bhifchcllanipe „glut"]).
Unb weil wir gerade oon Priorität re-
den: er 1)°* oud)1 als Grftcr bas fehein-
bar bet Ißlaftit wiberftrebenbe Automobil
in faufenber gahrt gebilbet (oerfdjiebene greife füt 9Iuta-
mobilrennen; ein in ©olb unb Silber
für bas diesjährige Semmeringrennen ift eben in Brbeit).
Bis „Charme riennois“ hat man in Baris fein Uüefen ge-
riihmt. .ftcoefis ©ort oon bem (Reift ber fpeaififchen
Bppetitlidjfcit im neuen Bfiener Runftgeroerbe, einem
©eift, bem niemand wiberftehen fönne, pafft fo recht auf
©urfdiners 'IBcrf. Sein Gieme ift bas Rteine, unb er ift
tüchtig in feinem ©eure. Bie oerint er fid) 3U railbct
3ügel£ofigleit ungeheurer Bhantasmcn, nie ftöTt ein Über-
maß oon ©cbanfcTi, denen man oerftimmt bie Bbficht
anmerlte. Gin Drittel euglifchen Stils, ein Drittel fr an-
jöfifchen Sd)ids unb ein Drittel BSienerifcher gefchhdt
fdjliehen fid) 311 oölliger Ginheit jufammeiu
2Bae SBunber, wenn faft jedes elegante 9Biener ßeim
„etwas pon e&urfchncT" befißen will, 3umal bet Rünftler
unb feine grau fi^ nicht felig oor ber Söelt oerfd)licheu.
fondern ein „großes S>aus machen" mit empfangen,
Soupers, gouxs unb allem Jubchör. Solche gefellfchaft«
liehen Beziehungen oerhunbcrtfachen natürlich die 9Iuf-
träge. GUcn Rer) fommt uad) V3icn — ffiurfchncr muß
eine 'JJlafdte »on tl>r madjen; in Cvraj ift ein SJJufiffeft —
©uifdjncx mobelliert ben erften Raifcrpreis; bie „Guftige
9Qitwc" wirb oierhunbertmal gegeben — ©urfchner oer»
ewigt bie 3wei .<>auptbarftcllfr, grau ©ünthrv unb örrrn
Drcumann in Brou3c; in 9Jläl)rifch'Ofirau ift ein Randes*
fdjießcn — (fiurfchner oerferttgt ben erften Breis (Bbbilb. 1.
in unferm Blatt zu in crftenmal reprobu3iert, aus ber
teßten 3cit des Rünftters): er mobelliert den Dichter Vrtur
Schnißler, ben Bebalteur Vleranber Scharff, ben fDlenfchc»i*
freunb Rellermann, ben pöpftlichen ©cl)cimrat Basquinelli,
bie Sd>aufpieler .Rainz und Startmann, bie Dichtersgattin
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5k 3375. 5. 9RÄT3 1908.
3IIu[triTte 3 c ^ un 9-
417
Jfrrau L»ttij»Dörmarm ufw. ufw. Sille Dicfe Porträt*
plafettni unb »büftcn find jtemlid) farblos unö unperf ön-
lid) unb erinnern, bei großer Süßerer ®hnlid)teit ( mehr
an bcu ©hotographeit als an brn Miinftlrt. 'Dafür »ft
aud) bas am König* GDuarb« ©kg in Maxicnbab im per»
gangeuen Sommer enthüllte Monardjenmonumcnt 311XG1»
mnerung an bie 3 iifannuenfuuft Des Königs Gbuarb mit
Kaifer 5ran3 3 <?fcpb im CJöljrc 1904 ein flaxer ©eweis
(Wbbilb. 4, gleichfalls jum erjteumal t)eröffentlid)t). Diefe*
Monument 3eißt aber ßuglrid) tn feiner gefamten ©eflaltung,
baß bem Münftler ber eigentliche Sinn für« Monumentale
unb »Ixchiteftonifdje fehlt. ?lud) eine lebensgrobe Madonna
mit Jlinb, bie ©urjdjncr für ben ©arten einer ©illa in
ttarratatuarmör ausgebaucu bat, ein jübifeßes ©rab-
öenfmal unb ber Sntumrf einer chxiftlidjen ©xuft fowic
Die Stljje eines für frxaii.icnöbab bcftellten Kaiferbcur»
mala — ber ftünfllcc ift jtol3 Darauf, als drfter ben
.Mai jer mit umgeworfenem Mantel 311 hüben, wie ißn ber
Offijier leger trägt, unb wir ißn JVranj 3 o|eph 1 - 3't tragen
pflege — betätigen biefes Urteil.
Um fo bcbnncrlidjer ift es, baß ©uxfdjner, toie er felbft
geftebt, bie Luft an ber SUeinplaftit infolge al(3U «zahl-
reicher Aufträge aerloren t)at ttnb jid) gan3 ber ©roß-
ülaftif unb fpe3tcll bem ©ortrflt toibmen will. ©ei ber
großen fUnjail berSlufträge fud)te ffiurfdjner 3iierft buxd)
(Einrichtung eines förmlichen ©roßbetriebea — er bcfdjäf»
tigte Dierunb3U'an,3ig Arbeiter unb hätte and) bie Doppelte
Hnjaljl brauchen Ion neu — ben ©r ft eil urigen nad)3ufoinmeu.
Da es aber ein Ding ber Unmöglidjfeit toar, ber ftetig
ioad)fetiben 9 tad)fr<tße ju genügen, traten halb einßelne
feiner Sd)üler unb Hanölangeu aus, um felbft ©kriftätten
3ur ftabrilatian „echter ©uc|d)n«r*" 311 errid)teit. Gs ift
gewiß begreiflid), baß fotdje (Erfahrungen einem Hünftler
eine 3 eitl ang bie ißm ootn Sdjidfal in faft breintal 3<ljn
Jahren beiitlict) uorgejeidjnetc Lebensaufgabe oerleiben
rönnen. ©leidjmohl folltc unb totrb ihn hoffentlich gerabc
Diefcx unlautere ©kttbewerb reijen, nun erft recht ben
llulerfci)ieb 3mifd)cn feiner unb ber Arbeit feiner med)a*
nifchen ©ad)af)mcr flar3ulegen unb bei» ©krt einer aus
Müuftlerhanb berporgeganßeneu Pibco uniquo 311 weifen;
nie aber Dürfte er fid) burd) fold>c ©Jiberwärtigfciten, Die
reinem erfpart bleiben, aua feiner ©aßn Drängen laffeu.
„©lirflid) ©eues hübet fid) langfam unb Ijat mancherlei
‘Bljäfen burdjjuniadien“, I >at ©obe irgendwo getrieben.
(Eine |o[d)e ©haje ift ftets bas Jnmobefommen, eine
jweite bie ©ad)niad)ung Der bem Dummen 3undd)ft in©
'.'luge fallenbeu äußeren Kennzeichen. „Die faifdjc Sc*
jtffion* ift fpute überall gang unb gäbe; baburd) Darf
(ich ber ed)te Münftler nicht abfdjTecfen laffeu. ©urfdyner
möge att (öottfrieb Sempers wunberoolle »Borte beulen,
ber oor ben Launen bcs Zünftlers ebenfo wie oor ben
mächtigen Mä3enen gewarnt Gr gebe webet feiner
gegenwärtigen ©erftimmung nad) Dem 3 ureben feiner
c&önner unb Sreunbe nad), bie ihn alle brei yu Aufgaben
über feine Straft treiben wollen, unb feljre 3ur Ätleinfunft,
3um Äunftgeroerbe 3urüd! 9 lur fo ift er fidjer, rinmal
feinen ehrenvollen ^)la^ ln bet ®e|d)ichte bes fBiencr
itunftgeaerbes 3U erlangen.
< 5 ä)ad).
Dem ©emebmen nad) haben fid) 311 bem »Bienet
lumier bereit* «laptn, Du ras, Janowfti, Lconfjarbt, Miefe?,
»hemjoioitfd), «Hubin [iein, Salroe, Geblechter, Gioiberfli nnb
lartarouirr an gern cl bet. »In bas »Biener Turnier wirb fid)
bas Dntemationale Gd)ad)tutttieT 3ui>iläum«auaftellung
tn ©rag anfdiließen, bas am 17 . Mai beginnen f oll. ^ür
bas Mcifterturnier finb tebtt ©reife 311
4000, :t00O, ‘>000, 1500, 1000, HOO, « 00 ,
400, 300 unb 200 .Kronen auegrfeßt, bereu
Grl)öt)uug unt> ©ennchruug oorbchaltcu
bleib». Da« Meiftertumler, au bem .»man 31 fl
Teilnehmer .iu gelaffen werben rollen, toirb
alv<?inniitbi*ntumicT toerhaglid) mit »tu?'
nähme ber Donnerstage, an benen Die
.Hängepartien erlcbigt werben, au -geied)
ton. (itnfatt wirb nidtt oerlangt, aber
ein ©engelb oon 100 .Kronen, bas Den Hu«
inel bringen, bie bis ,)um 1 . »Ipril 1908 an
bas Gierntiotornitee ber dubilöumoaus«
flcllung in ©ragt (Hanbct* unb «iewcTbe*
tammer) \u rid)ten finb, betliegen inuft.
Hn ber Gpißc be? Komitees ftri)t als
Ghrenpräfibent l»r. ®. (f>raf l*afanflij.
Txi ir bas Hauptturnier, bas gleichfalls
einen internationalen lSh ar °t tc,r h®t.
Tinb ,»ehn ©reife ju 500, 360, 250, 150,
100, h«, 70, 60, r»o, 40 Mroncu aus-
geworfen. Ter erfte ©r ei «träger erlangt
Die Mcift erwürbe. Ga wirb täglid) nur
eine ©artie gefpielt. Hnmelbung bis jum
1 . «pril 100 «. !Heugelb 20 ftronen, bas
Der Hm ncl Dung beigefügt wcrDctt muß.
— Offenbar im Hnfdüufc cm biefes Dur-
nier hat bic 3d)ad)fpalte ber „/.litt Pnk M
cm internationales Treijügertumier aus-
geiet)tieben. Tie 3 al)l b^r cirt.mfenDeu ben
Criginalaufgabcn, Die nad) nicht i’erbffent*
lieh» fein bürfen, ift unbefchräntt. Termin
30. »Ipril 1908; Löfung unb Motto fowic
nerfd)loTfene »Ibrcjfe bcs »lutors werben
geforbert. Tie Sen bangen finb an CU®-
Stefannbes, .Königliche »Ücinbcrge 1270,
©Öhmen, »u riehten. Tie Aufgaben wer
bcu (Eigentum ber ,,/AaU Pmha* *. Turnier«
ciitfd)cibung »Infang September 1908.
»Hecht« traft nach fed)« »Bochen. ©reife 100 ,
60, 40, 20 Kronen. ©rciarid)ter Cf.'lfofpi[il
itt »Brag unb 0 . »Bürtburg in eftranb
tHapibs. — ©om l . bis 311 m 22. Huguft
wirb ferner ber Sechzehnte Kongreß bes
Teutfdjen 2d)ad)bimbe« in DüffelDorf ab-
geheilten, ber mir ein nationale? Turnier
bringen wirb, bas aber ein 'JUieiftcrturmev.
»wei Haupttnmicre unb ein 'Jlrbeuturnier
uinfaffen f oll.
3n bem .»toilchen 3 aitowfti unb
Marfhall ocranftalteten tReoandiewett-
fampf, ber am 17. Januar 6. in ©cris
begonnen hatte, behielt 3 onotofTi mi* 5 : 2
bei 3 9tcmta Die Cberhanb. — Der im
Uafe ©ifela 511 Mimehen ausgefochtene
»JUctttanipf xwifdien Spieimann unb
»©Tjepiarfa enbet« mit bem Siege bcs erft-
genannten (4 ;l). ttinen gleichen Grfolg
(47 t : »V») b a t ,c ex * n bem Mcttfampf mit
»JJiemiowitfd).
Die „Dcutfchc Sd)a dneitung“
brachte in ihrem Januarheft ein ©ilbnio
bca neuen Sterns ant 3d>ad)himmel, bes
|ugenblid)en rufftfd)cn Meifters Öltiba
»Hu bin ft ein, ber feit 1906, wo er in ©amten
im Houpttumin mit Turas gemeinlam
ben erften unb 3 weiten »Breis teilte unb bie
Meifterwürbe erftritt, Durch leine erftaunlichcn (Erfolge großes
Huffehen erregle. 3m Cftenber Turnier 1906 würbe er bei
feehounbbreißig Ieilnch»nern hinter Schlechter unb Maioc.m
Dritter 'Urristräger; 1007 errang er in OftenDe mit l>r. O. S.
»Bemftein xufamnten bei breißig Teilnehmern ben erften unb
3 wcitcn ©reia, ebenfo war er im Karlsbaber MciftcTtumier
1907 oor Marocg) erlter ©reisträger. Hud) in bem fünften
«Ruffifchen Turnier 31 » Lobt ging er als erfter Sieger beruor.
6. Leuchter.
fflubinftein ift am 17. September 1882 in bem etäDtd)cn
Slawtf!» (tRouucrncmeiil Lomfhof gebaren. »Bivb er berufen
fein, ben 2d)ad)ruhm Sußlanb« mit gleichem Cfüanj 3oht*
«lehnte hinburd) aufrecht fuerhaltcn wie felh genialer Lanbs«
mann 'JDtichaU 3iuanoitütfd) Tfehiflorin, ber am 25. Januar b. 3 .
ln St ©eter«burg geftorben ifl?
Tiefer gewaltige Scbdcßricfc mit feinen gciftlprflheitben
Kombinationen unb icincm leibenfchaftlichen, vom tühnften
7. ©runtauffaß, »[fdjcnfchale unb ©afe. Dir Ornamente finb pcTgolDrt; beim ©runfauffaß ift Das (hefäß in Silber getrieben.
flunilgcmctbliJie 8leinpla|til oon ffiujlao ffiuijt^net in SBien.
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418
3IIu[triTte 3 e ^ n 9-
<Rr. 3375. 5. 1908.
Temperament belebten Spieltppus erregte in feiner IBIanizrit
baserftaunenber cchadjwelt. Seiner überragenben ^crfönlict»-
Teit, bie nur mit ben ftro&cu feinet 3eit r einem Steinig gulertort,
©illsburt) ober Basler, jujammen genannt werben barf. tft ber
große Uuffchwung bes SehadjfpW© in SRußlanb 311 banlen. (Fr
mar es, bet neben S. UBinaroer jum erftenmal als iRuffe
in internationalen Turnieren zur Gßre fein« ©aterlanbcs
fod)t. ©Kt «Rcd)l feiern alle Gd)öd)b[5ttcr jeftt mit warnt
emptunbenen 9lad)rufen bas Bnbenlen biefes großen loten,
„'iüie Steinift war aud) Ifcfjigorin ein cd)te* <Sd)cid)flemc,
bas fid) in ben flammen ber ©egeifterung felbft oerjeljrte.
Xfcftigorin ftanb vielleicht als ©riefter CaTffas nod) etwas
böljer ab ber »Champion*, bentt ein Übergang »an ber
.Kombination zur fimpeln WushungeTung bes lurnieTgrguero
lag ißm nicht, Gr fombinierte fid) lieber felbft zu lobe."
ln biefen treffenben 'iUorten ber „Xeutfäieu Sd)ad),zeitung"
liegt suglcid) bie Grllärung, warum Ifdjigorins mitunter
geringe Gefolge nidjt mit feinem hcroorrngcnben Können
unb feinet genialen ©eranlaguitg in GinHong zu bringen
waren. lfd)igt>rin war am 31. Cftober 1850 in St. fjteters*
bürg geboren. Dm 9lifolai*Utaifcn|tift 311 ffiatfdjina erzogen,
war er als Offizial in ber (ftoupenKmentsabminiftralion 311
St. Petersburg bis in bie Witte ber ficbjiger 3aftre bc© oorigen
3af)Tt)unbert9 tätig, Tann erwählte er bas Schachfpicl 311
feinem t’cbensberuf. 3m 3°^ rc 1881 fr 0 * nachbem er bereits
oorfier ben ruffifdjen Weiftet G. Schiffers iit TOettfämpfen
mit 7:1 Gewinn Partien bei brei IRetni© unb 5:1 Gewinn-
Partien gläntenb gefdüagen batte, juerft im Dntematianalen
lumier su ‘Berlin auf unb teilte mtt 9Dinaracr ben britteu
unb eierten preis. 3m Wiener lumier 1882 vertagte er
bagegen vollftänbig, wätjrenb er in Bonbon 1883 wieber
bie viert« Stelle einnahm. Dn Pcugor!, wo ißm 1889 aller,
bings feine fo gefährlichen Konfurrenten gegenüberftanben,
naljm er mit War Weift bic fiU)rcnbe Stellung ein. Tic
beiben SBcttlämpfe mit Gteinitj en beten l)öd)ft ehrenvoll für
ifjn. 3n bem genannten 3at)re würben fieb.zehn Partien
gcfpielt. Steinl tz gewann 3 «hu» Tfd)iflorm fcd)s, unb nur
eine Partie würbe remis. Dm 1H92 vermochte Gteinitj
nur mit swei Partien ©orfprung bei einem Stanb oon 10:8
unb fünf Sterne* ben Steg ju behaupten. Gin SBettfampf
mit Dr. Xarrafd) ik« 3 blieb bei 9:9 unb oier Pemts un*
cntfdjieben. 3n Raftings 1895 Ijaite ber erftc pTeisträger
©illsburt) nur einen t) alben Point mehr 311 ocr.jcicbncn,
wiitjrenb Baster unb I>r. Xarrafcb von ihm überholt würben.
3n Cubapeft 1896 (djlug lfd)igorin im Gtidifampf ben
großen ungarifdjen PJcifter Cljaroufef unb gewann ben erften
Preis, wäljrenb Pillsburt) unb Dr. Tarrafd) hinter iljnt
mrücfblicbeu. Tas 3abr 1896 bezeichnet ben Höljcpuntt ber
Sdjadjlaufbaljn Xfchigorin©. Seit bem fdjwanltcn feine Et-
folge. 9tod) einmal im JBiener ttambitturnier flammte fein
Schachgeniu© bell auf unb fdjlug er alle Gegner 311 ©oben.
„3nletjt war cm betrübenbes Pliftoerljältnis 3toifdjen üBolIen
unb Können in bie Gr Meinung getreten. Tn© «ertmuen
in bie Dnfpiration bes Genius war immer nodi »orftanben;
es verleitete il)rt ba*u, bas «Remis, bas fid) barbot, ju oer.
febmäben, wenn fiel) aud) fein Xumierflanb uerfd)led)terte
unb bic Dntercffen anberer »erlebt würben. Plan fannte
in bes Xfchigorin, unb niemanb fiel es ein, etwas anbeTcs
barin ju crblirtett als ben 'Welt jenes Kraftbctvußtfeim», bas
ifjn einft oon Sieg ,zu Sieg gefüljrt Ijatte." 9lud) biefe
TOorte ber „Teutfdjeu 3d)act)3citung‘‘ treffen ben ‘Jtagel auf ben
Kopf. lfd)igortn ftat baneben ,f»croorragenbes als Ibeoretiler
geleiftet. Hamentiid) bic Gambitfpicle, in benen feine leb«
tjafte Pftantafie in il)rcm GCcment war, wie bos 13mfd)e, bas
Goans- unb bas Königsgambit, finb oon t^m erforfd)t unb mit
leudjtenbem Kcnnerblicl in oortrefflictjen ifluffäften bearbeitet
worben. Gr leitete mit nie ermflbenbem 3leift unb regem
Geift ocridjiebene Stf) ad) organc; oor allem war er ber ftän-
bige ©ebaltcur ber Sd)ad)fpaltc ber „Wowojc Phemja".
IMigorin war oon beftricfenDer Biebenswflrbigreil unb fcl»
tenrr ©eidjeibenfteit, bie für mand)en moberuen Sdiadimciftcr
oorbilblid) wirlen follte, eine angenehme, fpmpntbifcbe per
fönlidjtrit mit oorneftmen Umgaugsformctt. Sein lob bc«
beutet für bie Sd)arfiwclt einen »merklichen PcTluft.
Pon problemfoinponiften Finb in ber lctjtcn
3cit geftOTbcn 3. Trtina, 3. Karcl unb ®. 3. Slater. Trtina
bürftc unter ihnen als ber bcbeutenbfto Pertreter ber ptro-
blcmrunft angefeljen werben. Seine ‘Mufgaben finb burd)
gute Pointen bei E)p|>cr Glegan3 ausgeicicftnet. «ud) oon
Slalcr wirb unfeTen in ber Sd)Qd)litcratur bowanberten
Böicm inandjes intcrcffante Problem in Erinnerung tommen.
— 3er langjährig Herausgeber ber wid)tigften unb an-
gefcljeuflcn fTontöfifdicn Sd)ad)3eitfd)rift „Strategie“, Puma
preti, ift (Ärslld) 'geftorben. Plan foll bie 91bfid)t ijaben,
CUinomffi 311 oeroulaffen, bic Bcitung bes Plattes ju über-
nehmen.
Aufgabe 9 tr, 3170 .
TOcife |*t»t in brei matt.
Con Dr. *. Itltr in Pca«.
e<i)u>aTj.
Die beiben btlbldjen üufgaben, bie wir beule brinacn, erbieilm
bi* jr»*i erften Prell* in t»*«t Inrnlcr bes .y'ntopi* e«sk<cb JarhisW*.
He Haaramniitfllung (rrltcr PTtis», bereit L'öfuno burd) einen
beroorragenben 3ug elngeleitet wirb, aefailt uns beffer als bl*
tooenaufflab« O^fitrrptfis), berrn S<t)n>ad)egrTab< ibrerfter 3 ug ift.
*on <D. Sifal in pil|*n.
Weift: «. h 2. ®. bl. 1. • 4. ®. b 1, ( B.
&<ha)ar|: A. bl. ß. h 6. S. » 7 . fi. c I, ct, 4 t, c 5 .
«Jeift fffct Ir brei Dagm matt.
Prfeftpcd)fel.
O. ©. tn ©rrtin, ©. n. 72, C. X. In SDtcn. — Kufgaben bantmb
abgflrlmt.
Or. V. tu »res lau. Hufgabr 1 ift nirblid), nur 3U Hein för unfrr
Platt. Uufgabe S bat einen m> ld)led)ten. erften 3u<|. Mufaabe %
Ift wenig. ®lfo biesmal nod) nietjt.
W. p. tn Probt). — Xie;Oflfunfl.ber fraglitben Aufgabe beginnt mit
1 . 1 . A
X)ie malaiif(f)<f)interinbt[^e Sammlung
Dr. SBruegcb.
(tlMsftctlung in Den Stfluntm ber Utfirntjner SItabemi*
ber »IBifienldjaften.)
Von Prof. Pr. ß. Sdjfrman, tDtflnd>en.
ffjjfim id) ber ehrenben Ginlabung ber iRebaltion, ben
^ÜDlIuJtrationeprobert 5 ct ctI)nograpf)ifd)eit ©eftänbe
ber ©rucfldfdjcn Gammlung einen erflärenben leil bei-
3»ifügcn, gern uQdjfomme, fo leitet mid) babei ber $Cunf4.
bas 3 tttcrcf[e für bie Orient alifdje Kuitft unb Siölfcrfun&c,
bie uns fo unentbehrliche 2Iuffd)lüffe über bas raftlofe
f)in» unb furrflutcn ber ÜJlotiüe gibt, in weitere Krcije
3« tragen. Vlbcr id) bitte bei ben folgenben «usfühtungen
in wohlwoUcnbc Wwcffidjt ju 3ifhen, bafe bas f)*tQus-
greifen einzelner Stüde aus berartigen Sammlungen, bei
benen naturgemäß immer bie |ubjeftipc Wustoabl bes
©eifenben entfefteibenb mttfpridjt, ben innent 3wfdmmeu*
bang ber tejctlidjcn Grläuienmg, wenn biefe ben
lultnrgcfdjichtlichcn llntcrgrunb jlij3icrc?i foll, leid)t ge*
fA^rb-et.
Tie ethnograpbtfdje Ausbeute ber Pruegelfd>en IReifen
burd) Pomeo gewährt uns einen leljrreidjen Ginblid in
ben Kulturftanb ber 3 nfeleingebomcn, ber Tajaf. TOiffetu
fdjaftlid) ift biefe aufommenfaffenbe ©eteichnung fioar
faum berechtigt, ba bie ,3ai)lrcid)cu Iribus fief) ocrfd)icben
benennen mtb jener 'Jlamc in aBirflid)feit nur einigen
Stämmen 3ufommt. 3 ftre fKaf fen 3uget) örigfe it innerhalb
ber großen mnlaiifctjen ööllerfamilte liegt im Tunfein.
3 n ber rcligiöfcn Einlage wie in ber Kunftbetätigung
äufjeni fid) bei allen ©onteofiämmen bie Spuren oon
Ginflüffcn bcnadjbartcr Kulturoölfer; ooran ftcl>«n ba
3 nbien unb (Itjino. 3 nbifd)e ^irchitefturüberreite auf
©omeo, inbifd)e Göttemamcn in bem fficiftcrheer ber
Tajal, inbifd)c Plufter in ben (beweben ber Tafotfcaum
geben beutlid>e ^««fl^^eige. Unb nod) leid)ter fönnen wir
bie Ginwirtung Chinas aufbeden. China bebeutet für
jene Cbebicte in oiclrr ©eaiehung unb nid)t 3uleftt in ber
ftunft basfclbc, was ÄricdienUuib für Gnropa ift 3 nöien
unb Chi na fd)on im Pltcrtum »uit bem 5P?alaiifd)cn
Wrdjipel in Berührung grfommen. üiterargefd)td)llid)e
?luffd)lüffe lidjem uns bn ben ©oben: wir befiften bie
?luf3cid)nungcn beo d)ineftfd)cn ©ilgcrs fta f)*^. ber im
3 ah« 309 eine mühcoollc, fünfaehtiläftrige fRtife nad) bem
Hcimatlanbe feines bubM)ijtijd)cn (blaubcns antrat unb
auf ber fRfuffabrt oon 3 nbien fünf IKonate auf 3 At>0
jubradjte. 9 U& ber ©ubbhismus nad) 3°oa gelangte —
cs mag im Jcchiten Sahrftunbcrt n. Cftr. gefdjehen fein —
waren bort fd)on bralnuanifdjc Kolonien oorgelagcrt.
©on jener Steife ^a §ians fdjeint ber erfte 9lnftof3 3U
ben Beziehungen Chinas mit ©ornea ausgegangen 3U
fein, bie uom ad)tcn 3f>hrl)iinberl an burd) hiftorifdie
Obcrlicfcningert bejeugt finb. Unb boft biefer ©ertehr
in bem malaüfcben Kunftftil feine Siicbcrfehläge äußert»
ift ebenfo nal)eliegcnb rote erweisbar.
3 n allen Arbeiten ber Tajal prägt fid) eine aus*
gefprod)ene Kunftliebe mtb ein cntwidelter formen- unb
t>arbenfinn aus. Tic Äunft ift ihnen aber nie Selbft»
iwed, fonbem ftrl)t ausfd)liehlid) im Ticnft bes Kunft*
gewerbes, 3ugleid) fteis bcu ;-{ufammenhang mit rcligiöfcn
©ötftelluugeu aufrechterhaltenb. Tie rof)gefd)nißten
figuren ( 9 lbbilö. I) geben 3roar feine b°be üReinung oon
iljrcr ©ilbhauerfunft. Gs finb bic „Hoinpatong“, bie
man 3UT 3c»t ber Bci&faat auf bie gelber f teilt, um bas
©Jadjstum ju forbevn unb pov böfeu ©eiflcm 311 behüten,
©ußerbem aber finb fie mit bem Seelenhilt ucrfuüpft;
bei Der loten feier für 2Bol)ll)abenöe ober S>mhftel)enbe
ftellt tnan höl3cmc Ubbtlbnngen oon SRcitfchen, licren,
and) oon Gicbrandisgegenftänbcii auf; bie „Seelen“ biefer
Sbolc fallen bem ©erftorbenen als 6 flauen unb 311 fonftigem
ilamiort ins 3<wffrte folgen. Sa warb fagar ein Guropäct,
ein Jfeftungsf ommanban t auf ©omco, fd)on als „Hampa*
tong“ uereioigt; bic intimen ©ctichungen, bie er tu einer
„©lian“ — fo nennen fid) bie Tajafmäbdjen, bic ben
priefterinuen» unb Täterinnen beruf uereinigen — unter-
halten hatte, verhelfen ihm nach ihrem Tobe j u biefer
Gljre; er tarn als Holibilb in großer Uniform 3ur 9 luf«
ftcllung, bamit bie ?lbgcfd)iebenc audj in jener Welt
ihres Geliebten nicht entbehre-
Tic H°l,3 ,,,ae, l cn finb fd)ou intercffantcre ^djiiißwcrfe.
Tie phautaftifdjen Tämonenfraßen in bet obern 'Jleil)e
werben oon bett Stämmen am 'JJlenbalamflnfjc für ihre
Tänze beim ifefte ber fRcisfaat alo Geiftcrmasfeu benuftt.
Tic fd) weine* unb hunbeäljnlidhcn Sötasten bienen ben
Bnnbal-Tnjaf 31m Tarftellung einer yöilbfd)iocinjagb,
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unb bie ( 5 jcfid)tsmasfen, oon benen eine mol)l fi(her als
chinefifcher unb eine anbere als hoUänbifcher Tpp au©«
gelegt werben lann, werben bei ben fteften zu aUerbartb
©offen benuftt.
©nen richtigen ©egriff oon ilunft unb G>cfd)mad ber*
Tajaf erhalten toir aber erft burd) bie Gewänber; Kämmt«
lithbasoon benTantan-Taja! aus aufgcnähtenperlengefcr«
tigte fttftfleib, Bod unb 3odc, rann mit feiner ©erwenbu 11g
menfdjlidjcr Figuren ju ornamentalen ÜJlotioen mit Ghrcn
beftchen. 3 0r ^ fn alltäglichen Gcbraud) wählt ber ®lamr
eine Cenbenbefleibung aus Kattun ober blauem Tud), feie
ftrau ein B&tfchen, bas au© einem red)te<figen, um Die
Hüften gebunbenen 3 tüd Stoff bcftchl. Tic Tcdnrif
biefer Gewebe ift X)ocf)ft mühevoll. Tic 9 J?uftcr bereitet
man vor bem SPeben burd) färben ber aufgefpamtten
Sabenfeltc oor, inbem man biefenigen Teile Dct Kette,
bie oon bem jeweiligen ftäTbeprozeß unberührt bleiben
follcn, mit einer beftimmten Grasforlc feft urniDidclt.
Tiefes Knüpfoerfaljrcn — unter ber malaiifdjcn ©C3cid)-
nung„ifat“,b. h-biuben, befannt cntfprid)tber ja»anif<hen
©atiltedpiif, bei ber bie 311 fehüftenben Stellen mit S3ad)s
beträufelt werben; e© muß natürlich mit großer Sorgfalt
ausgeführt werben, unb fo erforbert bie Arbeit einen 3^it«
raun» oon oiclon ©Jonotcn. Grft nad) opllcnbcter J^ärbunc),
bie ftets bie Jufammenftellung oon Gelb, ©lau unb fRot
heroorbringt, wirb ba© 3 Beben mit einfarbigen SdniB«
fäben ausgeführt. Tie ©lufter biefer ©Sebcrel finb immer
geometrijd).
Kein Tajaf wirb auf Kßrpcrfdpnucf oex,|id)ten. ©Iit
rcid)cn Tätoioicrmuftent wetteifert in ber SBirfung eine
Unjahl 0011 ftuß« ««ö Wrmringen unb «reifen aus Kupfer,
©lefftng, Glfenbcin unb bem aud) 311 J>led)tarbctten oer»
werteten fRotang (oon ber Klctterpalme, Calamus Rutanp);
bie Tajaffraucn tragen um bic Hüften Gürtel aus bem«
felbcn ©laterial, bet mand)cn Stämmen umgeben biefe
(Sürtelretfen btm Körper bi© unter bie Qlrmc. ©011 ben
fehönen ©erlhüftgürteln trennen fid) bic Jyraucn aud) um
gutes Gelb nicht gern; fie wollen fie als ftctmilicnftficfe
ocrexben. ©erlcnfd)ttürc umfdjlingen ben .f>als; oon ben
©iämtem werben ?ld)atfctten hodjgefdjäftt, ba ber 3 ld)at
al© befonbers fräftiger Talisman gilt. Tie Ohrlappen
werben fdjoit beim holbjährigcn Kinbc burd)ftod)cn, burd)
Ginfeßcit oon Chrpflöden ausgebebnt mtb fd)licft(id) mit
meffingenen unb 3tnnemen ©tngm in fold)cr 3°hl
Schwere behängt , baß fie wie Schlingen bis auf bie
Sdjultcm niebenreichcn. ©tan bcnlc an bic ähnlichen ©er»
fahren in ©eru unb in Ouöicn.
Ter Stolz bc© ©tannes ift fein 3d)wert, ba© ihn in
Krieg unb ftrieben begleitet; iajt feber Tajaf hat bereit
oier bis fcdjs. 2Bir fcljcn auf ©bbilbung 3 eine hübfd>c
Kolleftion oon ber cinfadjften bi© pi funftooller Bits«
führung. Tie glatt unb fd)lid)t gehaltenen werben zur
Arbeit in tfrelb, SDalb unb Hau© perwenbet; bic fd)ou
gcfd)micbeten unb mit Sdpiiftcrci verzierten Sd)werter
aber finb bic eigentlichen Kriegswaffen. Tie Klingen finb
au© beftem einheiinifchen ober importierten Stahl ge«
fd)miebet, auf ber Oberfeite tonocr, auf ber Untcrfcitc
fonfao gearbeitet 1111b am dlüdcnrattbe mit Turchbmd'*
oerzicrungcn unb ©Icjfingcinlagcn gejdjmüdt. Tic 3»» her
wirtlich funftoollcn Schnißerci ber Hirfchhom- ober Holz*
griffe vcrioenbetcn Ornamente entwidcln fid) aus ©Jotiueu
ber mcnfd)lid)en iriguv unb ihrer einzelnen Körperteile.
Gin ©üfd)cl ©lenfehen* ober ©fcrbehaarc fdnnüdt bas Gnbe
bes Griffes, Tie Scheiben beftchen aus zwei ©rettd)cn,
bie burd) ©otangTlmwinbungcn zueinemGanzen zufammcu*
gefügt finb; bahei ad)tcn bie einzelnen Stämme entweber
auf bie ©3ahl eine© fehönen Holze© ober auf bie Kunft«
fertig reit ber Schnitzerei. Gin belichte© Bnhängfcl bilben
bic Sdjtvanafeben» bes als Sinnbilb ber Tapfe rfclt be-
trachteten 9Ja©l)öm»ogel©; aud) H° flr büfd)el, bereit Üänge
bein IRangc bes ©cfißer© eutfpredien, hängen häufig am
untern Gitbc herab. Ter übrige 3dnocrtzierar, ©erlni«
gehänge, Gürtclguaften unb 21'olloerzicrungcn, wirb oon
ben (grauen angefertigt. 2luf ber Untcrfcitc ber Scheibe
ftedt in eitlem »vutteral au© ©aumrinbe bas 9Jlef[cr, bas
ber Tajaf z«nt Blbfchneiöen unb Hbfchälcn ber erbeuteten
©lenfchenlöpfe, zum ^Ibhäuten ber Tiere, ebenfo aber audi
3U friebtichcren ©efehäfttgungen, wie Schnitzen ufw., benubt.
2ln bem Wotanggürtcl, an bem bic Sd>cibe hängt» ift ftets
eine ©lenge ron Talismanen, wie Krofobil* unb ©ärci:
Zähne, Hol3ftüdchen u. bgl., angebracht, las Kricgsfdjwert
bc© Tajal führt ben ©amen ©lanbau (Kopfjäger). T©iv
werben hterburd) au bic auf ©omco hcrrfdjcn&c Kopf jag b
erinnert. Tiefe barbari|d)c Sitte cinc«> fonft fricbltd) unb
gutmütig veranlagten '©olles hat jebod) nicht lebigtia)
graufamc ©tgier, fonbem viel mehr religiöfc ©orftcllunge 1
zur Unterlage, bic e© erforbem, baß hei allen bebeutrtv
beren JVcftcn ber irrcube ober Trauer menfd) ließe Sd)äbcl
erbeutet werben; namentlich beim Tobe bes Stammober*
bauptes finb zahlreiche ©lenfehen opfer üblid), um bem
©erftorbenen — bie ©ölferfun bc entlüftet bie Tajaf burd)
gräßlidjc parallelen — bic nötige Ticncr,zal)l ins 3en]cits
mttaugeben. „ge[d)ncUten w Kopf aber verlangt
bic ©lutrad)e Grfatj, fo baß ein eitölofes gegen fettiges
©lorben bic Stämme aufreibt. Tie bollänbißhe ^Regierung
tritt bem ztnnv nad) ©ioglid)feit entgegen, aber ber 5Ruc!>
gang brr ©cuölfmmg fdjrcitet ftetig fort; ber Gürunb ift
fowoßl »n biefen ©cfchbungcu als in ber geringen fjrud)»*
barfeit ber Jy rauen zu fuchen, bie man al© r^olgc ihrer
fdjwereu Arbeit anfiefjt.
3nt ©littelpunft ber fiamejifd)cn Abteilung ber ©ruegel»
fd)cn tlusftcllung ftcheit lange Weihen von ©ubbha«
Statuen (Vlbbilb. 2). Ta© lann nicht befremben» wenn
man bebenft, baß feine 2Uürbc bes Königs til)ulalongfovu
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Mt. 3375. 5. OTäf3 1908.
3IIuftrirte 3 c * tun 9 -
419
bie (Enlu)icflung*gcfd)id)te bei iubifdieu .Häuft un*
verftanben bleiben müfote — finb faft ausua hms*
los ©ron.tejtatuen. Tiefe Technil ift in Siam feit
alter» eingebürgert. ©lan befolgt bie ©Jet habe, bir
ans lau mabcllicrte frigut mit ©tadt* ju über-
geben unb barüb« einen goeiten Tibergig auo
Ion tu legen. Tann bringt man burd) tfrhitgnig
bas ©tadjs aum ttuftflieftm unb gieftt nun burd)
9 tpljrd)cn bo* fluffige Metall in ben irci gewor-
beneit Jtüifd)enraum. ©ad) bet toitb
bie äufcere frorm dbgeftofcen unb bie frigut ge*
reinigt unb poliert. früt jebcs UKitcrc Cfiemplar
muh alf o ein neues" ©Jobell gefertigt werben.
frür bie .vvanbftelluugen ©ubbl) a * Ijält man
minujiöfe ©orfdjriften ein. Ta fpridjt inan non
einer nad)finnenben, einer lehrcnbcn ©ofe ufiu.
Tic f tamcfifcl)cu Tempel beoorgigcn bie |egnenbe
un b b ie befebro vre nöe Haltung. ©ei jener bäl t ©u bbl)a
ftcbenb bie §anb offen nad) vom gerietet; bei
biejer ftroeft er bie 5 Kcd)te nad) unten aus, um
bie (Erbe 311m Jeugen feiner oon SJiara, betu ©er*
fudjer, angc.tuKifeltcn alluntfaffenben (Erfcuntnis
anginifen. (Etlichen ©ubbljas ift burd) bie Bei-
gabe eilten fünf ober fieben Etagen jÄljlenben
Schirmes eine befonbets weihevolle frolie t)erli<f>en.
Tief« Schirm gehört aud> ju ben SjoheitsattrH
buten bc* .Honigs; er ift überhaupt in ganj Oft«
afien bas Vlbjeidirn hoher UBürbc, mar bas aber
übrigens fdjon bei affqrifdjcn unb perfifd)cn ©rofp
fönigen unb blieb es nod) auf ber päpftlid)*n
Standarte, t»ie fie bie Münzen bes Stirdjenftaates
3cigcn. fBenn ben ©ubblja« Statuen alo Hb oranten
bie ©eftalten ber beiben fiieblingsjüugcr bes (Er-
habenen fotoic aus bem Tierreich ber (Elefant mH
bem ©eftargefäg uttb ber 9 lffc mit ber fionig-
fpenbe beigefellt tpcrbcn.fo ift bas eine© nfniipfung
an bie gcfd)id)tlid)-legenöäre ©eridjterftattung. Tie
«göfclidK frigut bes fog. Tidbaud)»©iibbl)aa bat bie
Ijijtorifdje ©ctradjtung wo 1)1 in bie Umgebung ber
humorvollen iapanifd)cn (Embonpoiutgef teilten ,)u f teilen.
©efonbet« HufmerTfamfett fei bie 'JUiotallfd)ale ber
©bbilbung 5 ompfol)len. Sic ift beftimmt 3»ir Aufnahme
ber für bie £>aarfd)ncibe«Jcremonie gebrauchten Utenfilien.
©ie jum ©ubertätsfeft wirb nämlich ben ftameftfdjen
ft naben bet MopF rafiert, nur bie S^citel^aare fdjont
man; fie tcerben mit fieinownbftrcifcn jufammengerollt
©ei jener freier nun muft bas Scheitel,* öpfeben fallen.
Tie hierbei oerroenbeten ©eräte finb: eine aus Silber
gehämmerte unb mit Slntimon eingelegte Schale oon ebter
frorm, bie anf vier mit ftilifierten fiäivcn gcfdgimcfteu
l»r. ©ruegel (X ) in ©eglettung Seines Tieners unb Jägers mit einer (Esforte fiainefifd)er Solbateu.
an Originalität ber gleid)tommt, ber einzige unabhängige
bubbl)iftifrf)e Ticrrfdjer ber 2 Belt ,gi fein. Tie Stimmung
bes bnbbbiftifdjcn Sijftem«, bas fid) in tolerantefter SBeife
mit ben 'Jlnöersgläubigen abjufinben rociö, burd)3icl)t mehr
ober mlnber fühlbar bas gan,*c fieben in Siam. v Jlid)t
etwa, baf* bie £>«übcmnhnic ber reinern, fog. fiib*
lidjeti frorm bcs ©ubbljismus jeben Hbcrglaubcn aus*
getilgt hätte; cs ift genug, bah m<tn offiziell auf ben
©nofd>luR bcs Übernatürlichen, bie richtige (frtlärung bcs
9 lirioana unb bce Aarmagefchcs, bcs unerbittlichen .Maufab
nexus oon Tun unb ©crgcltmig, hält. Tas ©olt frcilid>
bleibt au ben realiftifd)eren 'ilnfdjauungeii Heben, Ritual
biefc aus bem Togma ber ^Uicbcrgeburt unb bem hierauf
aufgebauten reichen Segen benfd>ahe nnoerf i egl i<f>c ©abruug
fd)öpfen. Ter (Elementarunterricht toirb nach töte nor mit
anerranntcr ©erufefreubc oon ben bubbhiftifchcu ©riefteru
erteilt; biefe trennt fd)on barum, feine Äluft vom weit*
lid)en Staube, roeil ber (Eintritt in ben geiftlid)en Orbcn
für mehrere ©lonatc gerabeju einen ©eftanöteil ber
fiamefifd)en tETjiehung 311m fieben bilbet. Tic ©ubblja«
©über unfercr Sammlung — ber ganje Ti)p geht berannt«
lief) auf griedjifchcn (Einfd)lag .giriicf, vljne beffen 'JCürbigung
'
l. fiolpinvjfen, (f>eivdnbcr unb ^>ol3figurcn ber Tajat. 2. ©ubbha^statucu au? Siam,
Die malaiifdj.^inlcrinbifdjc Sammlung Dr. SBntegels.
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3 lhi[triite 3 c ^ un 9 -
ftüficn ruht; bann bic filbcrtaufchicrtc
Haarfcbcrc, ein furze*, gefdiweifte* ©aficr
»teffer, ein Tö*d)cn zur ©ufiiahme beo
Salbmittels unb ein golbener, mit lo-
pafen befehlet ©ing. beffen oifenes (fnbe
in einen Cu n |t uoll e rnaillic rtcu Trad)cn.ropf
ausläiift; biefer ©ing hült an bem feft-
lid>en Tage bie Sd)citclbnarc zufantmen.
©las in Siam an altem 'Porzellan
werfauft wirb, ift d)incfifd)cn llrfprungs.
©on ber frühen Schule bcs dreizehnten
3abcbun&crt* ift fo gut wie uld)t$ mehr
geblieben. llnfcrr 9 J 2 u|emnoftüde finb
böchftens hundertfünfzig 3a!|re alt; fie
mürben, in (£l)ina fabrijicrt nnb erft in
Siam nad) betn dortigen tficfcbmacT mit
ÜJlalcrcien über ber Gblnfur beforiert,
tHnc gan3 Ähnliche Hanbclsverbinbung
läfot fid) aiid) non China nad) l£ uropa
»erfolgen. Tic Sdjalcn unb Tofcn («Uv
lülb. 4 ) gut bezahlte {Raritäten —
bienen als Gpcifcbcl)ättrr, zur Sd)mu<t‘
»ertoaljTung ufro., bie fleinen Te<fel>
dösd)eit zur Aufnahme ber ©latcrialicn für
bas ©ctcltnucn, bem in Siam mit gleicher
Veibenfdjaft wie im 'JOlalaiiJdKn Vlrd)ipcl
geljiilbigt wirb. Älc bie Teformufter
ber d)inefifd)*fiamefifd)en ©cfäfjc fid) nid)t
auf ©lumen bcfcbräntcu, finben toir oon
frlammcnjurtgcn umrabmte ©Jeöaillons
mit Oubbl)iftijd)cn Wottliciten, barunter
9. Schwerter unb Spcete ber Tajat.
bie europäifd)« SRUitflrmuftt |el)r empfänglid), unb fo
ift t)icr ganz äfjnlid) wie bei ben 3 aoanern, bereu
ionfunft burd) uralte ©cziebungcn |U l£K)ina unb
.funtc rin bien ifjr C&cprägc erhalten [)at , infolge ber
Hinneigung zur europäifdjen ©lufif ber ©erluft
eines interenanten Stücfes 9 Jlufirgefd)id)te emftlid)
311 befürchten. 'Jüian ficht: ©idjt nur bei ben fog.
©aturoölfcrn fjeifot cs oddgehen!
Tie Heine Auswahl oou Tl)catcrfiguren auf ben Ab-
bildungen K bis 10 leitet uns 311 ben vielgenannten pup-
pen» unb Sdjattenfpielen ber 3oüa»er; bei offiziellen
heften wie bei pr waten fteicrlidjf eiten entfpredjcu
(old)e Aufführungen einer uralten Sitte, bie auf
bem rcligiöfcn ©oben ber ©eiftcroereljrung cruiadjfen
ift unb eben barum in heiliger Gdjeu fortcrt)altcu
wirb. Tic erften Anfänge biefer Spiele laffen
fid) bis ins elfte 3 abrf)unbert zurüduerfolgnt. Tic
gattje tcd)nifd>c (Einrichtung ift jaoanifd); 00m
Stoff aber gilt bies nur 311m fleinern Teil, fofetn
nämlid) bie nationale tücfd)td)tc 311c, Tacftellung
gelangt; im übrigen aber ift er bem altinbifd)cn
(Epos entlehnt, aus bem and) bic ©amen ber Sjaupt»
hclben getreu übernommen finb. ©ad) ber Art
4 . Üt)wefifd)*fiamcfifcbrs 'Porzellan,
©cftaltcn mit halb menfdjlidjem, halb tierifdjem ftörper
— ©erwanbte bes $U)*ut, b. b- bc* «ms bem pcrfijd)*
gric<l)ifd)en ©reif entftanbenen tnbifd>en ftabelwefen*
ffiaruba (Abbild. 6), bas bie malaiifchc ©Int beul ehre,
bie altjapanifcben ©lasfenfchaufpielc unb ©rozeffionen
ufro. in ben maniiigfatbften Abwandlungen immer
wiebet aufleben laffciw
©on ben in Spraye, {Religion unb Sitte nahe
»erwaubten Caoticrn, einer Unterabteilung ber groben
Tl)ai«©olfsnmffe, 311 betten aud) nod) bie in Siam
»erftreuten Sdjau unb namentlich bie Giamcfcn felbft
gehören — fie nennen fid) nod) beide „Th^K b- h-
bie freien — ftammen bie fthen flöten (Abbild. 7 ).
Gs finb ©fcifenbfmbcl, bic burd) ein gern ein fd)aftlid)es
fcitlid)cs Anfatprobr entweder burd) $ineintTcibcn
ober burd) Ausfaugcu ber ^uft gcblafcit werben. CScbc
pfeife ift mit einem l»od) »erfeEjen, beffen ©erfd)luf3
ben Ton heroorbriugt. Tas oboeartig lliiigenbc 3 n-
ftrument wirb and) wie ein Tubclfad gcbraud)t, in»
bem ber Cöninbton feftgchalten unb barüber eine
©ielobie gefpielt wirb. Tie munblidje Trabition, »on
ber uns bie orientalifd)e LMteraturgcfdjidjtc bcfauntlid)
bie allerrnevfwürbigften ©elege gibt r hcrrfdjt and) in
ber fiamcji(d)eu 'JJlufit oor, bic eine ©otcnfdjrift gar
nid)t fenut unb bod) eine {Dlcngc ©lelobien burd) CMir«
hunbcitc fortgepflanzt hat. ^rof. <£. Stumpf, ein treff-
[idjer M eruier ber 9 Jhififgcfd)id)tc, weift mit ©ebauern
auf bie zmtehtuenbe (fnropäifierung ber fiamefifdjen
.Slompofitionen hin; ber niufiffrohc Siamcfe ift jetzt für
r». lltenniien für bie .sSaavMvteibe- Zeremonie in Siam.
:iomefifd)< (Sambofigur.
7. Siauiefi|<f)e Jähen Rieten.
Die ma!aii[4 ^inierinbij^c Sammlung Dr. ©ruegels.
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9h. 3375. 5. 9Kät3 1908.
3nu[trirte 3 titun 9-
8. 3aoonifd)« Sd)atienfpielfiguren.
9. 3aoani(d)c Sdjattcnfptelfiguren..
X)ie ma[ali[(5«^iitennbitd)e Sammlung Dr. IBniegcts.
10. ftiguren für jaoanifcbe SKarioncttenfpiclc.
ber ©orführungen Ijat man bic darionettettfptelc oon ben
eigentlichen Sdjattenfpielen 3uuntcrfd)eiben. ©eiben dario-
netten fpielcn werben bie Figuren felbft, entwebe r flache tf)ot3*
puppen ober beflcibcte ©ollpuppcn (Abbitb. 10), beu 3«'
fdjauem oorgeführt; bei ben Sdjattcnfpiclen gc{rf)icht bie
Tarftellung burd) ausgefehutttene, oielfarbtg bemalte unb »er-
golbete Orifluten ans ©üffelleber, beren Schatten mittels
einer Campe auf einen weißen ©orhang geworfen werben.
Tiefe Art ber „SBagang" ift bic bei weitem populärfte unb
tööl)l aud) ältefte; mir finben fie gatij ähnlid) auf ben benach-
barten 3nfeln unb namentlich aud) in Siam. Tie puppen
präfentieren fid) als fonberbar oer3errte ©eftaltcn mit
oogelarttgen köpfen; biefe ©ntftellung würbe unter bem
mach Jenben Einfluß bes 3slam* immer ärger, wohl nicht ohne
reubenjiäfe Wbfid)t biefer büberfeinblid)«« SRcligion; benn
auf ©ali, ber legten 3uflud)tftätte ber alten öinbufultur,
tritt biefe Eigentümlich feit ganj ßurüd, unb nod) normaler
nehmen {ich bie ftamefifd)ett Sdjattenfpielfigurcu aus. —
Tie fjfißuren fteden art langen f>prn* ober Gdjilbpatt-
fpießen; bie unheimlich langen unb (d)lanfen Arme werben
burdj bünne £>omftäbd)en in ihren ©elenfen bemegt. Ter
gan3e, jiemlid) roftfpiellge Slpparat wirb oon feinem '»e-
figer, bem profeffionellen SchaufpicUciter, bebient. ©ur
©omehme unb ©eidje leiften fid) ben ßuxu», bie ©er-
fdjtebenen Säge non 9Bat)ang.©uppen felbft anjufchaffen
unb fid) einen eignen technifdjen Tkeftor bafür 311 halten.
Tie Ibeoteioorltellung währt bie ganje ©acht, ohne baß
bie Aufnahmefähigfeit ber 3ufd)aucr fid) uerminbert. Ter
mit einem breiten roten ober blauen 9fanb umgebene
Schattennorhang wirb auf einem redjtcdtgen ©eriift auf-
gefpannt; bas ©ublitum nerteilt fid) in ebenfo origineller
wie feft geregelter ?Beife: bie grauen jißen oor bem Vor-
hang unb feljen bie puppen als Schatten; bie SDlänncr
unb Äinber h«ttfl«örtt nehmen auf ber anbem Seite ©laß,
|o bah fi« bi« ©uppon felbft famt ihren Schatten beobachten
tönnen. Tamit erflärt fich auch bie ©emalung, bie ja
für bloße Schattenbarftcllung awedlos wäre. Dem Spiel
geht ein retigißfex deiheaft poran. Tie nötigen puppen
ftedeit ror bet Aufführung in bem untern ©alten bes
©orhangrahmens, nach ber <5röfee 311 beiben Seiten bidjt
aneinanbergerelht. Tas dittelfelb bleibt für bie öanb-
lung frei unb wirb oor Beginn ber ©orftcllung burch ein
blattförmige« ©ebilbe ausgefüllt, bas ben ©otterberg por*
(teilen foll als 3*id> fl1 r haß M* £anblung bes Stüdes fid> im
©ött«rpalaft abfpielt. 9Bir fetjen ba (Abbilb. 8 oben linfs)
einen pgramibenförmigen ©aum mit ftilifierten Blumen, auf
beffen 3®«i0«a allerhanb ©etier fliegt unb Iriedjt; unter
bem ©aum ein oon jwei Schredftguwn bewadjtes Tempeltor
unb über biefem Tämonenfraßen unb Tiger. Auch am
Schluß ber ©orftellung wirb biefes 3rid)en eingefteeft.
Ter Sthaufpiedeiter lenft allein, fjöcbftens mit £ilfc eines
Cehrling«, bas ganje ^puppenheer, bic 3um Gtüd ge-
hörigen Tiere (Abbilb. 8 unten linfs), Embleme uftö., feßt
bei Äampffaenen mit bem ftuß ben ßärmapparat tn Be-
wegung unb gibt bem Crchefter bas 3eid)en $um ©in«
(egen. Unferc ©ilberauswahl (teilt bar; oon ©öttem ©ama
(AbWU>. 8 oben rechts) ben $enrn ber Toten weit, uttb
Sioa (Abbilb. 9 oben linrs), ben graufamen 3erftorer, ber
mit ©rahma unb ©ifd>nu 3ur Ijinbniftifcfjen ffiöttertrinität
oeretnt tft. ©hQTafteriftifd) für ben oogelarttgen Jlopf«
(chnitt ber meiften 2Bai)angfiguren ift ttbbilbung 9 oben
rechts: Atjuna, ber ittbifd)c ^anbu-f}ürft, ben ©ott
3nbra gejeugt I>at. ABährenb bies natürlich rein inbifdje
©eftalten finb, bei beten Tialog auch ftreng ber oor«
gefchriebene SBortlaut gewahrt bleibt, lehnen fich bie
©lownfiguren , oon benen wir in Semar unb ^etruf
(Abbilb. 9 unten unb 8 unten red)ts) ^wei beliebte ©ertreter
fehen, an bie einheimtfebe Utolfsüberlieferung an, unb bei
ihren TBitjen lann ber Sprecher feinen eignen öutnor tn
berbfter, ungebunbener CVmprooifierung betätigen.
Ter größte Teil ber ©ruegetfehen Sammlttng wirb bem
Stßniglichen ©thnographtichen ©Jujeum in ©lunchen übee-
wiefen werben ; ein3olne Stüde fommen in bas Stuttgarter
3nftitut unb in ©rioatbefih.
Der Dob im Saucrnfjous.
Cin« 6li&« oon 3rwigarb fBcber.
er Totcnoogcl [ah im ©ichbaum unb fehrie fein ein-
töniges Jli-witt, 3 U»roitt. ©r fehrie grell unb laut, unb
heftig fdjütteltcn bie 3tori0f bes ©aumes ancinanber, als
ob fie crfchrocfcu wären über ben fd)ri(lcn Ton feiner
Stimme. Salb bis 311 bem f»ous hinüber, bas inmitten
bes ©artens ftanb, fcijallte ber flagenbc, fd)auerliche fRuf
urtb brad) fich an beit ftenftem. Tie ßidjtcr, bie Dort im
£>aufe brannten unb ben Slicswcg matt bclcudjtetcn, lodten
ben ©ogcl aus feinent ©erfted. Ter Heine, grätige fieberte,
in $»dlbttauet gefleibete ©efclle flog btttd) bte 'Jlad)t mit
ihrem falten filbcmen Slcmb über ben Teich, öer, fonft
fd)war3 oon Gdjlamm, Pom 9 Jfonbenfd)ein beleuchtet 3U
flimmern |d)ien, unb übet bie bicbtbclaubten ©äume hin*
über 3um {^enftcr. Tort fah cs fid) warm, ©in heiteres
fiadjett btang hinter ben Sdjeibett h*ro«>r, unb bie
ßidjter jtral)lten unb gitterten heraus- 3eht crflang ber
fRuf bes ©ogels pon neuem burd) bie Stille ber v Jlad)t
unb burch^itterte mit feltcner 9 )tad)t bie Seelen ber frurcht-
famen, ©hantaftifdhen unb Abergläubifchen. überall gab
es bereit, unb gerabe fchragüber im ©auernhans h üttff
fRuf bes ©agels ein junges ßeben gefoftet. Tort lag,
abgefonbert vom Wohnhaus, bas 5 Bafd)l)aus unb war 3ur
Totenfamincr hergerid>tct. Ter Sarg ftanb an berSBanb,
ber Tote lag auf gebahrt, mit ©lumm umgeben. 3 U £>^ u Ptm
brannten bie flademben aöadjsfe^en. Ta* 2 Cad>* tropfte
mit langfantem, fiefembem Tott auf bas grüne fReis, auf
bic Totenblumen unb malte biefe bichtc itrfluje auf bic
©lötter, bie fid) jebesmal fchwer unter b<m h c >Ben Tropfen
beugten. Tie |d)werfälligen gelben UBad)srofen, bie filbemen
fReifer, biefe öuftlofen fünftlichen ffiefüge, lagen mit taltcm,
fteifem ©nutf obenan über öcm fiaupt bes weifeblonbcn
©auemtnaben. Xurd) bas JVcnftcr herein wehte eine lange
grüne IRanfc. Sic rahmte wie 3ufälltg ben ilopf bes Toten
«in, unb ihr 3arte* lebenbige* ©rün brachte ßebeit unter
bic gemachten Blumen. Sie weht« übet bas Antlitt, als
ob fie bie letzten Mummerfältd)cn wegwifchen unb in ihr
©cranf oerbergen wollte — cs war wie ein Abfchicb.
Über ben §of l)i ,lu,c S faf)cn im niebem, rauchigen
3immer bie Traucmben, ängftiid) in ben ©efen bic fleinen
Schweftem unb ©rüber. Sie erzählten fid) ooit bemitommit«
©cn, bas bic 3Jlenfd)en burd) feinen Wuf tötete. Sie fpradjen
mit feifer Stimme unb bebeututtgso ollen dienen, wie c*
gerufen unb gelodt fd)on bamals, als ber ©mber franf
getoefen — flbtitb für Abcnb, uitb wie es bann ©ed)t be»
halten ttnb ihn mit fid) gezogen. 3Bährenb allebcm taufd)tr
bas Ääujdjen am (fünfter, unb feine Augen leudjtcten im
Tuntel. Tie Jlinber rebeten hin unb her. „Ob wohl einer
fich jeht hinübenoagte?“ fragte man neugierig. Aber cs
war ihnen boch 3U grufelig, unb fie fafeten fid) an ben
f)änben unb afjcn an ihren btdgcfdjmiertcu ©emmen mit
weiten 3ahnd)en, ungefämmtem £aar unb fdjmuhigen
Ringern. Ab unb 311 ftodte bas ©cfumm, unb mit offnen
SRünbent laufchtc bic wctfeblonbe Sd)ar ben ©eben ber
©rohen. Tann hodteti |ie auf ihren wadligcn Stühlen
umher unb machten fich gegenfeitig fürchten, benn bie
Ätleiber bes Toten h^gcit ait ber 4Banb, unb wenn einer
baran rührte, fat) c« aus, als ob ein« bunlle ©eftalt fich
hin unb hft bewegte. Tie Äinbcr hatten fich tn beu ©e«
baufett förmlich hineingelebt, es war ihnen, als ob ber
©cift be* Toten fein SBefen barin trieb, unb erfd)redt fing
bas ^üngfte an 31t weinen. Tie ältefte Sdjwefter, bie 3U
IDftem eingefegnet werben follt«, beruhigte bas ftinb unb
er3ählte bann weitfd)i»cifig oon ihrem |<hwar3cn illeib,
ba* fdjon gemacht im Sdjrante h»«0 unb viel f<hön«r
als Ätlcttcn* (fmma'n ihres war. „Aid) wahr, beins h<ü
mehr gefoftet? ©s fin ood) edjte fcf)war3e ©erlen bruf!
Sfricbrid)« hat recne Üneppchen uf’n Armei, nidie?" fa
er[d)oll e* hin unb h«- AJtit Wohlgefallen würbe bas
fticib au* bcni Sdjrante geholt, unb liebfofenb fuhren bie
§änbc ber kleinen über bas „famtge 3 c ^fl“i ro i e ®mma
meinte. „Tud emol bas AAeeb weg, dächen“, ermahnte
bie ©lütter oon bem Tifd) h«r, an bem bas ©Itempaar
fafo. Sic ftanb je&t auf, ging nad) bem Ofen, fdjürtc bie
©>lut unb rüttelte ben fdjwcrcn ©ifentopf, ber bic ÄUeie
für ba* ©ich enthielt. Tann fdyritt fie burd) ben türlofen
Eingang bes ©orraums, oorbei an ben hufdjelnben gelben
©ntcfjeu im Alorb unterm -Ofen, norbei an ben bdben
fungen fnmben, bie fid) unaufhörlich fragten, bem Stalle
3u, ber linfs pon ber „guten Stube" lag. datt hörte bas
Gdjwein freubig bem ffuttet entgegengrun^en.
Ter ©ater fafe am Tifch mit aufgeftemmten ©lionbogen.
©or ihm lagen weit ausgebreitet bic Trauerbrief« unb
©eileibslartcn. Silberne ©apicrblumen unb fromme
Sprüche mit Silberfchrift 3icrtcn bie fdjwarigcr&nbertcn
Alarten, von benen fd)on einige ben fpiclenbcu Aliubem
3tir Unterhaltung bienten. Sein graue* SSaar ftanb in
Älontraft 3U ben frifchen färben feines ©efidjts, 3U ben
blinjclnben, fcharf blidetiben Augen. Tas fchlauc, oerbiffene
6)efid)t brüdtc im Augenblid ein Wohlgefallen aus, ein
SBoblgefaHm barüber, bafj man ihn fo ehrte unb ihm
eine foldjc Anteilnahme gezeigt hatte, ©r legte bie Alarten,
bie größtenteils mit grober, uuort!)agraphifd)er Sdjrift ab-
gefaßt waren, wohlwollcnb beifeite, währenb er anber«,
bic oon benff)onoratioren bcöGtSbtd>cnshcrrührien,forgfam
itt «in blaularierte* Ta(d)cntud) banb unb in ben Äüdjen-
fchranf legte.
Tie dutter war 00m Stalle 3urüdge!ehrt. 3n ihm
fofen her aufgcfd)lagcncn Sdjür.pr, bem aufgeftedten
Ao d ftad) fie bcbcutcnb oon ihrem dann ab, ber h«ute
im fehwarjen An.tug würbeuoll atisfal). Sie fd)Utd)$te
plötjlid) leife auf im Atummcr um beu Sohn. Tie harten
ffinger oerbargen bie niebertropfenben Tränen, unb bas
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422
3Uu[trirte 3 citun 9-
51t. 3375. 5. -®IÖT3 1908.
faltige 0&cji<f)t brannte h‘*«H unter S>c*it l)eraluollfitbeu
3äh«n. 3bre jdjavf heroortretciibe Haft* lötete ft<h, ihve
öunnen Sippen jitterten. Sie trat 311m lifet) imb ^erfetjuitt
ba* bort liegcnbc Brot in fleiue bütvne Scheiben — bann
an fic mit langfanicn Bewegungen.
je^t ertönte ein fur.yrr, fd>arfer Tritt. Hafcl) ag bic
("yrau den legten Biffen hinunter unb trat ber (Wftalt in
bei lür entgegen. Hud) ber «ater erhob fid). Sein (Sjejid)t
nahm einen rrffmftelt fehmer jlichen Hu*bnicf an, er feufte
beit Mopr auf bic Bruft unb feufitc. Ter Hngelommenc
u>ar bnibeti ppm v>eneu(>auv ; baßer nötigte man U)n
eiirigjt ;um Sitten, gebot beit ftntbem Stillfthweigcit unb
juchte burd) äußerlich auifallenöe Xi«n(tbeflif ffntjeit itjn
vu etjren. Ter Tifd) umrbe eiligft geioifdjt, unb ber ttudjeu,
ber 3 um veidtenfrtnnnuo beitimmt war, mürbe ilnu foglcid)
povgcjctjt. Seine mitgcbrad)te Blumenfpmbc wiirbc ppn
Allen, aud) oon beit fid) batubrängenben .Uittbern an-
geftaunt, unb ber ttater eilte felbft hinüber, fic .311 iSäupleu
bc* Toten 31t legen. Hathbcm Der 9lltc 3urücfgefel)rt mar,
gewann bas «^»cfprädi eine intimere HJciibung. lEr begann
pom BerftoTtKiwi 1« berichten, oon feinem {ylciß, pon
jeinet Sanftmut unb — was il)tt am weiften au feinem
Viebling gefreut hatte — feiner tuten blichen Demut. 3tt
wärmerem Tone füllt er tu erglblen fort, wie fein Ctto
troß beo tarten Mörpcvs untrmdblid) gewefen fei, nie per-
brießlid) unb fid) fogar ab neunjährige* Minb tfklb per*
bient habe. „Unb tut ntuft äbeu unfer 'Homert an feilte
Steile, ber mullc erfcht Tapezierer wem. Ha! Hroer
unfern Tomann (fo nannten tuet '11 fer geax’hniglich) et*
jetjt er mer bod) ui<ti.“ I5r Ijatte mit Trdnen im ?Iuge
gesprochen; fein Blid glänjte iönnlicf). — Hur einen Hugett-
Wid, beim balb bclam jeirt Ton etwas HJeincrltd)«
füeibifdjes; es mar ietn alter Ion biefen Öeuten gegen-
über, (Es wies aud) auf bie Moftcn ber Tage f)in. Das
ittefj bett frremben alt. i?r ftredte ber SRutter mit warmem
Drud bic £>anb entgegen, öen Miitbcrn, bie müßig ,31t*
geflaut, »tiefte er 311; beut Villen berührte er faum bic
ftingerfpiljen. Tiefer tnadite fidj nach Fortgang bes
3-rembeu über bie Atudieiircfte Ijer unb lehnte fid) fdjmuu*
telnb in feinen Stuhl turüd.
Sin fttrtcö Klopfen am ( >cufter lieg ihn auihord)en.
l£r ful>r unangenehm iiberrafd)t titnicf unb jd>lttg ärgcrlid)
mit ber frauft «if &*n Tifd), fo baß ein nntergcfcbobener
Mlotz, ber eilt Bein bcsfelben hielt, tvegfprang unb ber
Tifd) nad) hinten fiel. Draußen ber mar fdjoit um ba&
vtau-s hcrumgegangeit unb llopftc an bie Tür. „Sr will
bod) fdjon bas ftelb fer ’n Sarg h am . Hlutter", grollte
ber 9llte leifc unb fdyirfte |ict) an, ben Tifd) feftjtijtellen.
„Ha, 'Jölccfter Tieße, fo fpäte?" rief er bent töntretenben
entgegen. „Sire OUe hat tuohl fd)ott ,tu gemacht?“ Dann
lieh heftnnenb, bah ber fcherthafte Ton nid)t am Silage
fei, fügte er inelan<i)olifd) hin 311; „Sib frei), baß es nid) ber
Sargbedel is, ba hilft feener uid) ufmadten.“ Ter aubere,
ein bider, unter fester 'JUIatttt mit glattem (<»efid)t, ttaljm
mit erfid)tltd)em 5 Bol)lbehagen beit Stoff bes Themas auf.
,,'Jlch, weint ’s bod) meinsuwgen fdion fo mcit wäre, immer
for mir; fee fftelb, freite Hrawct, nifd)t toic Atingcr tut
.vmugev. Der firmne hau mer, un nu nod) batu mci lltto,
ber Grippel, ba hot ber liebe < Y >utt 0 < ' 4 terf 5 hu uf 'nt
t«jeu>iffu !•• „St!“ unterbrach »h 11 TOutter, „Siet* Utto
is ja brinne!“ — „ 9 Uie fo ofte", nahm ber alte Hafer bas
(fccjprüdi auf. „Hid) wahr, inet guter Utto, öir fdjmecft’o
bei uns immer?“» unb 311m Tijdjlft fid) toenbenb, „heite
hat er fogar Hood)flecfd) gefriegt, ntcr |in öbcu 0 mit fo
eetteit gut, wenn er o bafor nifdit mad>t."
llnterbes mar bie Hltc Ijin unb !>er gegangen, hatte
ben Hod hinuntergelaffen unb fid) eine neue Schürfe
poTgcbunbcn. Sie jtrid) bann einigemal über ihr §aar,
uni es 3U glätten. Ungeachtet bes (ftaftes fd)ritt fic 311m
Sehraiif, Iramtc unb fudjte, marf btiYdjeinanber unb
faimuelte tuleßt ihre Sd)äße in ber Schür.ie, bann nahm
jie eilte üampe unb fchritt 3iir Tür hinan«* - ■ 3um Stein*
haus. Tort waren bie Sichter ausgebrannt. Sic waren
langfam rerglommeu unb hatten mit ihrem leßten heißen
A^aud) bie gelben SUadjsrofen gefdjmol.ien. Die Hlutler
fd)loß bas ,'yenjter, bann fud)tc jie bie Sad)eu aus ihm
Schürte unb trat 311m Sarg. Sie legte fir behüt fam
in bas ftufcenbe bes Sarges; es waren Ifriunemngeu
feines Gebens, eine Taffe mit b*»olbranb unb verfchnöv-
feltem ff»riff, eine alte 'Jüiün,3e, eilt ftefangbud) uom Ur*
groftoator her. ( 5 s mar biefes fein (Eigentum; Im näd)ften
Frühjahr, hatte fie fid) gebad)t, wenn er auf bie'JBanbci*
fchaft ging, wollte fie es in fein Hantel legen. Sie rüdtc
bas twihfcibcuc Üiffcn turecht, auf bem ber Mopf ruhte,
nahm einige bet frifchercu Hofe« unb legte fie in feine
gefalteten vuiuöe. Vlnbüditig, mit gefalteten Mänbeu fal)
fie ihm einige Seftmben ins Cöeficht.
HIs fie aus ihrer Hcrfunfenheit erwachte, fal) fie um
fich; ihr Hlid fiel auf bic Taffe mit bem ff>olbranb. Sic
befrachtete fic wehmütig. Üöeittt ihr £>arbd)en erft aus
ber Taffe trintt, wie fdiött fid) bas ausuchmen müßte!
'JBie war ber (holbranb gar nicht abgefchaht tittb bie Taffe
bod) gar nicht alt! Tas tücfangbud) lag bauchen; uergilbt
UKtr es, bas äItcim oben war abgcitußt. Sie bachte an bic
pielen Trauungen unb (Shtfegniittgen, bic es initgemad)t
hatte. Unb fdjnell mußte fic nod) einmal ben Trautog
ber eignen Öltern nadjfchcu.
3 Bas hatte ber Tote oon all ben Sachen? Ob cs
nun ba liegt ober beuußt wirb! G* mar gcrabc.tu Sünbc,
fo etwas ftutes wegjuroerfcn. 'Jleiu! Unb ba cs bc*d)
Stauch war, bem Toten etwas mitgtgeben, fo legte fie
anbere Sadjeit hinein; es war hoppelt fo oiel, wenn es
aud) 3erbrod)Cit mar. Unb bas alte Hlärcbrubud), ber
3«rbroch<ne Äamm unb bie hcnlcllofc Manne waren ciitft
picl tctirer gemefen als jene Taffe wie fic nod) 30113
waren, natürlich.
3)om ijeben in (Arabern.
'Pom flarl pan« Strcbl.
an muß in bic «iräber gehen, um bas üeben bes
alten tllgnptens tennen 3U lernen, jenes urfpriiug-
lichcn, heitern Holles, helfen lebhafter Sinn nod) iiid)t
erftarrt, beffen Munft nod) nid)t bur<h Jomtelit feftgelcgt
war. 9Ran barf aber nicht in bie 'liprantibengräber gehen.
CM) re Dunrelheiten fiitb Iafteub unb fdjmer unb 0011 böiru
Stimmen unb unholben (he bauten erfüllt. Huf bem Toten*
fclb oon Hieinpbis muß mau bas Vcbcn bes alten Heidjes
fudpit, itt ben Hiaftabas bev oomehmeu Hcämteu aus*
bem Hogiitu ber ägi)ptifd)eit IShronologie. Hu ben SBänöen
biefer luftigen (ürabtammem, in beneu fid) bie Sonne
breit mad)t, feit bie Vlrdiäologeit fie aus ber I5rbc gc
graben haben, ift bas bunte Hiiberbud) einer uralten 'iBelt
311 jeljeu. l£iu Orbi» pietus ooll töftlid>er ßrröhlidjfeit.
t?in 'Unuoraina unbefangenen Vebensgemiifes, beffen 3-ort
feßung nad) bem Tobe für fid)er gilt.
Tie 3*it biefer elften dgnptijd)en Dpnaftien ijt in
ihren Munftäußerungen fo frei nnb heiter wie feine ber
folgcitbeit (?pod)cu in ber ungebeuem «bc fct)ict)tc biefes»
L» an bes. Sclbft bie arabifdie Munft f die int nur aue«
bumpfem iVana tisinus entfprungen, wenn man fie mit beit
luftigen 'Bilb werfen biefer frühen Münitler oergleicht. 3hr
ein3iges Thema ift bie .Vhmft weifen t&cnießeus. (Siucr öer
Did)tcr oon bamals, ber aber ein jroeiflcr an 6er (fort*
bauer bes Gebens nach bem Tobe getoefeu 3U fein fd)eint,
iSail at af, ber Sohn besHoraniibenrönigs'JJienfara, fingt:
„Hermehre beine Sdjctße, erfülle beiu Verlangen, ftille
beine Xluft mit beineu Sdiäßen auf (5rben nad) beiu
'JBtmfd)c beines ficrjens.
Ter Tag wirb lammen, ba man teilte Stimme hört:
wo berjenige, ber ba ruht, bet Irauembeu Stimme
nicht hört.
Tie .vUageu befreien ben nicht ineljr, ber im Oirctbe weilt.
fteniefje in Hul)c; beim fiehe, feiner nimmt feine
Schöße mit fid).
2d)aue, feiner, ber geht, fehret wieber hiehet turüd.“
Tae ift bic 3cit, in ber bie Atunftwerfc ooll inueret
Wahrheit entftanben: biefer „Dorffchufte", ein würbiget
jrjerr mit runbem, gutmütigem (V>efid)t unb wohlgcpflcgtcm
yeib, beffen Slugeu aus weißem Ounr) beftehen, in ber
ein Mriftall als i>omhaut unb ein Hroutenagel als ^3u*
pillc eiugefcßt finb, unb bie Hioiijeftretfen als Hugeuliöei
einfaffen. Tas ift nicht blof3c* Spielerei, fonbent ehr
fürchtiges (5rfaffen ber großen Öehrmeifterin ber Alunfi,
ber Hatur. Hub bann 'grillt Hähotep unb feine Cüe*
mahlin 'Jlefert aus ber britten Tt>naftic. 3d) ftaub eine
halbe Stunbe oor biefem Doppelbilbnis unb fonntc mid)
an ber feltfamcn, frcinbartigeu Schönheit ber j>r au nicht
fatt feheit. (Es fchwebt ber .b)aud) einer großen yeibenfd)aft
um biefe bemalte .Malffteiuftatuette, eine oor 3ahrtaufenbeu
Rechnen Sie selbst
so werden Sie bestätigt finden, daß „Billig
und schlecht“ das verwerflichste Prinzip beim
Einkauf von Lebensmitteln ist. Dies trifft
besonders auch zu bei Eleisch-Extract, einem
Vertrauensartikel, bei dem man nicht auf
scheinbare Billigkeit, sondern auf die Aus-
giebigkeit, die Garantie für die Herkunft
und Zusammensetzung, etc. sehen muß.
LIEBIG’S Fleisch -Extract
bietet alle jene Garantien, welche beim
Einkauf eines guten, durchaus einwands-
freien Fabrikats gefordert werden müssen,
und keine Hausfrau sollte daher versäumen,
beim Einkauf stets ausdrücklich Liebig’s
Fleisch-Extract zu fordern, dessen Echtheit
an dem blauen Namenszug J. VON LIEBIG
quer durch die Etikette zu erkennen ist.
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i
911 . 3375 . 5 . SJtärj 1908 .
Sfluftrirte 3 € ^ n 9 -
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fllüftcnDc Liebe, uni» id) «mpfcmb, Da ft Dicfc« 'JUo vf nicht
blofo mit Der tficinb, fonbcm mit t>om Jrtctjen qcbilDot
worDcn war. 'Tie Äet)le unb bie 3dmltcrii fittO fein
unb zart, »itb unter bem Iciditvtt Niautcl Meinen bic
mädd)cnt)ajten Nriiftc 311 31t trm. Sie trägt einen bunten
Jöalsfdjmud, ber bic bemfteingelbe fiaut imb ba© weifte
Emuonö Ijeroortjebt, unb auf Dem Hopf eine 'Hetüdte, bie
mit einem ^anD zufammcrincMtcn tuirD, unb unter Der
bas- eifltic .v»aar über ber nieöriflen «tim fproorfirftt.
3ftre Nugen finb jüft unb ein wenig oerbuftlt unb l)abcu
fid) eine bannenbe Greift bewahrt.
3d) habe midi, weift Cbott, iit bie $rin.teffin verliebt,
uub id) uerftunb, baft Du© Liebespaar, bas id) auf eitlem
Der rotfanitenen NimDfautcuil© im Norfaal übmnfcfttc, in
il)ter Ntmofpftäre fo unbebdct)t unb järtlid) werben tonnte.
Tiefe 2d)äfte fittb int Nhifeunt bei ber Hofe me Alafr
cn 91 il aufbcwuljil. 3« einem qaitz mobem ei 11 Gerichteten
tßau, ber an bie Steile bet 'JÜiufocn 311 'tfüläf unb fftifel)
getreten ift Nton finbet tyier eine 'JNciiflc 0011 E>cbraiid)&-
unb LurusgegenftÄnbeit bcs alten tftgTjpton©. Hleibuttgs«
ftüde unb Ctoilettenortilel: fvalsletten, Sanbaleu, bunte
Tücher, bie nod) potn Duft eine© fdjönen Leibe© burd)»
trüntt fdjeinen, Sdjniiitttöpfc, '.Nette au© 'J3crlcnjtf)miren f
$üd)|cn für '.Nabeln mtb Hiltttme, 'JNufitinftrimtcntc, 'Hafen,
(üegenftdnbe aus JT>o t^ unb Gtcin, (Gewebe aus Leinen
unb 2eöerfad)en, b'tefledjte aus Hinfen uttb Halmbaft,
3d)mucfftü<fe au© ftclbfpat, Eonialin, Lapislazuli unb
Ella© in ßinfaffuttgen non GiotD ober Hron$e ober Hupfer.
Unb alles mit iolcftcr Sorgfalt unb Liebe (jcrgcftdlt, baft
man an ^npüu mtb feine Ähinftfcrtigfciten erinnert tpirb.
'.Mit ftapau erinnert and) bie grofte Horliebe für Spiele-
reien. Tie flgopter fdjeinen ein Half non SUitbem ge»
mefert 311 fein, bannlos nnb beiter nnb ooll naiocr ftrcuDc
an btoUigen ftleinigtciten. Unb wie bic ftapancr, haben
fie bem Gpic^cug if)rc brfonberc Hufmcrffamfcit gcfd)cntt.
Nicht nur in bett Hinbergräbern, aud) in benen ber Er-
toachfenett hat man eine 9Ncuge oott Jyigürdjen gefunben,
non eitttüdcubeu, nicblid)cn Dingen, bie man fogleid) ben
.Vtiubem baheint mUbntig.cn möchte. DieFc ftifiürchcn
tnögen zum Teil if)re 'Betiel)ungen ,tum Toteiifult haben,
wie Die Ufdjebti, Die „Nntworter*, bie man bem loten
mitgab, Damit fie an feiner Stelle bem hohen (?>crid)t©hof
Des £>jiri© in Der Unterwelt Slustuiift geben füllten.
Nber baneben ift eine Wenge von allcdiebften Nad)-
bitbungen 3U finben, in benett fid) viel gefunbe Natür-
lichreit offenbart. Spielfadicn von hohem fünftlerifchm
'JBcrt, wie bic Japans. Die $ol3fd)nittcr fd>einen fid)
hier unbefangener gegeben 311 hoben als bei ben graften
Hufträgen, bei Denen fie auf bas Ncprflfcntativc, auf Den
Stil ho Dacht tvrttcu. Da finb Nilbärfen 3U fcl)m, mit
oiden Nubcreni bemannt, oon bunten Briten überfpatittt,
unter benen einige Sfattbespcrfonett mit würbiger (Mafien*
heit bie Luftfahrt 311 geniefteti fefteinen. Hlcitte Käufer
mit allem, was Dazu gehört, einem §of uttb einem
3 tücf eben (harten, uub ieber Naum oon einer 'JDl enge oon
'Bajonett belebt, bic beti Dufdjiebcnfteti (Ocfct)üftcu nad)-
gehen- Hm bcjteit aber gefielen mir einige Hontpagttien
ftnjcnitrric, bic man im t&rab eine© Offijicr© gefunben
hatte. Es waren fdjoti red)t ftattlidje .Merle, etwa breifjig
3«ntimcter groft, Hogenfdiüften, Lanzenträger, Schwer'
bewaffnete unb nubifche Spccrfthlruberer. Sie ftanbm
in Neil)' unb EilicD, ben Hlid gcrabcau© gerichtet, red)t
wohl biszipUniert, mit ihren Anführern an Der Seite nnb
an ber Spifte. Urältefte Atnübcmnftinfte taud)teit In mir
auf, uub id) hotte ein brennenbes Her langen, nur etne
Stuitbe lang mit birfett prächtigen Solbaten Hrieg fpielen
311 bürfett. 3d) hätte ntid) hingefeftt, fie aufmarfchierett
laffen unb gegeneinanber geführt . „ .
Es ift fcltfam: Hgi)pteti ift bas Laub be« Holoffalen.
Wau beult bei feinem Namen foglcid) au ungeheucrlidje
Hauwcrfc, an gigautifdje Statuen, an bie ^rjramibeu,
au bie HBunbcr oon Theben. Hber babei lebt in btefem
Holf ein ausgeprägter Sinn für bas für nieb-
lichen Hlcinhram, für ÜNippes nnb allerlei l>übfd)c Naivi-
täten. Uttb wettit man ftunbcttlang zwifdjen ben (bla©<
fdjränlen be© ctften Stotftoerf© im'Jülufcumuiuhergcioanbert
ift, bann will c© faft ftheirteu, al© fei jener lEinbnid be©
Ilngcheuerlid)en falfd), « 1 $ treffe ct nicht bas HJefentlid)«
biefer fei tf amen Hultur. 'Jlls fei bic SUcittfunft viel mcljr
für ba© Eigentliche ber Gcde Hggptcn© djaralteriftifd)
al© HnTamibcn unb Wctmion&roloffe.
Unb bie Haralldett mit Cfopan werben immer lebcnbiger.
3n bem 8 pnmm, Der zu ben Vtumkn Der groften
ägt)pti[d)ett Hottige führt, traf id) wieber mein Liebes-
paar. Sie gingen laitgfam oor mir h^r, unb id) lieft fie
aud) vor mir in beit 'Jtaunt ber Wuinicu eintreten. E©
war offenbar eine internationale Liebesaffäre von aus*
gefprodjen .Hairener Prägung. Die Englänbcrtnncn finb
outweber abfurb häftltd) ober fdjr t)übfd). Das fd)laufe
Wäbd)en gehörte zu ben hübfehen Englänberinnen. Unter
Dem eleganten £>ut faft ein tiefer Hnoten reichen afdj*
blonbcti .V)aarcs. Er war ein junger ftranzofe. Sic traten
offenbar ahnungslos in ben Wumicufaal, gleichgültig,
wohin fie il>r Weg führte. Mls bas ®läbd)en einen Htid in
ben erften ber offenen Särge warf, (tieft fie einen flehten
Schrei De© Entfeftcn© au©, unb bann 30 g fie ihren Begleiter
rafd) Davon, ohne mehr nach lim© ober red)t 5 3 U f-c^cn.
3m bem erften Sarge lag bie Wumic eine© jungen
'JBeibes, bis an beit ^>als in brüchige Binben gewidelt,
bie £>cmbe über Der Bruft gefreuzt, einige Schmudftüde
au© EjoID neben fid). Da© (hefieftt war icberfarben, ber
Wunö leid) t geöffnet, bic 'Jlafc eingefallen. 3l)rc Nad)-
barn finb hohe Beamte tmb nnb weiterhin
bie glänjenben $ertfd)ct ögtiptens. Dh^twes ber Dritte,
ber grafte Eroberer, ber gewaltigfte Hriegcr biefcs im
Eiiunbc friebfertigen unb Iriegsun tüchtigen Lanbe©, fein
Napoleon uub Wlevauber. Er ift von Heiner E»eftalt wie
Napoleon, unb auf feinem breiten, harten E>efid)t ift ein
unbengfamer 9öille eingegrabeiu Srti ber Erfte, ber Be*
grünber brr berühmten neunzehnten Tnuaftie, ein arifto*
(ratifd)er, flugcr, fchlanler Wann, bent ein weltgcwanbtcs
Benehmen eigen getvefett fein mag. Namfes Der
ein gewiegter Kaufmann unb fehlaucr .t>err, ber fid) gut
iu Szene zu feften verftanb unb beti Nuljm non ganzen
Eie|d)led)tcm auf fid) häufte, inbent er oon älteren Bau*
werfen bie Namen ber Erbauer entfernen unb ben eignen
Namen hinfeftcit lieft. Et hot es verftanbeu, ein paar
^ahrtorifenbe über feine Br Deutung zu täufd)en, bis ihm
bie neuere ftorfebung hinter feine Liftru gelommen ift.
Da© Bilb ägnptifdjeu Lebert© wirb aber erft in ber
DotcnftaDt oon 9Ncmpl)io oollfomnirn.
Huf bem Bahnhof oon Bebradjettt fällt eine Sd)ar
von Efeltreibent über ben SHeifettbeu hör. Sic fdjreiert
wie ein Schwarm oon groftru, gierigen Bögeln, unb wenn
Dazu bic Xampfpfcife be© 3ugfs fdjrillt, fo ift e© ein
SBettgefang von gcwoltigcit Dintcnfioncn. 3d) jtanb mit
Der im Crient erworbenen (helaf fett heit unter ihnen uitb
brauchte nid)t lauge zu warten, bis id) mid) auf bem
'Jlüden eine© Efcl© entführt fat). Dct 9öeg nad) ber
Dotcnftabt führt auf einem Damnt quer burd) ba© ft rud)t ■
lanb bes Nils. 3 UT 3 c 't ber nbcrfd)tvcmmimg ift tiefer
Damm Die einzige Berbinbung 3wifd)en Bebrdd)ein unb
Dem Dorf 9Rit*9tahine, bas auf ben 2rümmerhügeln von
UWcitipIjis liegt. SNan fomntt burd) einen Balmcnwalb,
zwifdjen teffen Stammen Bnuhftüde von Säulen unb
ganje ßapitelle in Lotos* ober < f}npi)rp©form h°lh iu
Erbe unb Hräutem vergraben liegen. 3wei Holoffal-
ftatnen Namfe©' be© 3weit*n uttb eine Stele finb bie
einzigen gröfteren nberrefte ber wunberbaren Stabt. Die
Enanitftatuc bes Jftönig© liegt auf einem ^iigtl, von
Bahnen umringt, bie fid) lcid)t unb graziös im Nlprgen*
rninb bewegen. Die zwei Nieter hohe, fteinente Doppel-
frone Bgtipten© ift bem Hötiig ootn .fSanpt gefallen unb
fteht neben ihm. Ein wenig weiter ift bic .Uallfteinftatiic,
bic ciitft mit ber anbertt oor Dem lempel br© ft^h ftanb,
von einer Blauer aus Nilfdjlamm umgeben, ftnmttten be©
Balnienwalbes wirft ber Holoft in feiner Umfriebung
einigemtaften mufeal. Bl an hat von einer LIrt Briide über
ber Statue einen Hberblid auf Den uttgeheuem Leib unb
ba© ungefüge E>efid)t. 3m Emrtcl ftedt ba© furze Schwert.
hinter Blit-Naftin« liegt bas Dorf Sall&ra, beffett
Gd)cd) fl ber h*ft au ©gegrabenen £>vl3ftdtne burd)
feine Hhnlichleit mit ihr ben Namen „Dorffthulzc" gegeben
hat. Utib bann beginnt bie SBüfte. 3hr Boben ift non
uralten (Gräbern burd)löd)crt wie ein Sieb, unb ber Sanb
ift mit Donfd)erbcn, Bnichftüden von (?»rabgcf5ftcn, mit
Keinen grünen unb blauen Steind)en vermengt, Die
Sputeit oon Bearbeitung zeigen. Ein junger Nlann
au© Salfära lief eine BJeilc neben meinem Efcl her unb
9 len)cn-Grnährung.
Ein Beiüwg zur moDcrnen Beftanblung ber 91 eroenl eiben.
Bon T>r. ^rift ©cbharbt.
tf» liefi» fid) Oarftb<r ftreUev. t>b öle (frfolat Oro 19 . unb 20 . 3 at>r-
buitBert». all Bi* ftaunensoeTten (frrtinflmfdjaften unf«ror Z«t tntt
i!)t«t» )o!ilrtid>fn Ubltufunpen Bie 91 curciill)enic herauf befdjiuorcn,
ooer ob noix erft mußten neroO» i»erB*n t um fo proOnftip (irtxucn
.CU t 5 un*n, 3 uiciftllo*j ift. Baft alle bfBciUtnBrn mdnttcr unB nll«.
Bie an o«mnn»orttict)er Stelle ftfhrn. ticule mehr oBer tneniaer -ncrvS^
|iwl» unbiucrfteti. Me JMmpfc Be» tafllidjcn Cebcn« finB «mufen uuf
unter 9 lcroeiiit)itoni, fie ßleicbrn StOcineu, Benen u»Sr, -je läuper mir
ju Idntpfen fl*itounneu fWD, anf Bie Tauer unterliefen mdffm ! Ter
Kampf um Bie CxiftrnB, um Da» Malidji* 'Prot ift heute bitter rrnft.
f nrctitcrlict) unDqraufam «e*
ujorBrn, tiriB wen« wir
id>einbar in ntandien jVJIlen
aud) bi? intrlkttudlcn
Siffltr iicbltrBen finV, ber
tflcfitd)? Setnb tömpft, otme
Baft totr es merten, mit oer-
gifteten »lönffen ; fie hinter-
loffen WuuBcn, Btc BaucruB
rin oernttötenDcs ‘JBert
oolUifhcu!
Ta« finb Sleroettlei-
ben: 9 )rurofibenie, »Sijiterie,
'nft<fenmqrfslclBm.«S?mati>-
Ictörn. JRopffcbmrr$rn, Ha-
©«nueritimmunji. «Ippctti-
manget. Sdjiofiofiafrtt.
! 0 itlcn’- uttb <ftebäd)tnt 9 «
jdjujdd)? unb ntant^'onbtct
Squnptonir.
•Tie Tfltialeit Vr« ein-
Qu<rfd)nitt eines Beiienerierien iPleruen- iclttdt fibrrldfet ihm beute
©AnBel»; ein ctrofur Teil ber »lernen- meber eine anflemeftene
fufent ift voUftuTtbig rugrunbr grgcitutCTt 9 *uh< wr ffrboiun©, nod)
Burdj OTangei an arrtgnrtrr Stoff, blribt iftm Ifo viel „Zrit. fid)
jufubr (reines üedtbin). btc notuwnbifle satiiguna
mit iirflfuiig unb «ustoahl
ber tl)Ut iUfUaeuBen Ülahrungsftoffe {u^uffibren. Cts tft dar, baft bie
Ourd) harte Urbcit angegriffenen Wero?n brm Werfall alUuIetd)t über-
liefert werben. ‘Ccriogen bie^leroctt rtft einmal ben T teuft, fo treten ver-
MngnMollr äunttionüfiötungen fflr ben ftörper in (frfdjriuung. Tirfe
Schu'.fctifn martien fid) am füblBarften in ben 'ilerbauungsapporatru
geltenb, kOOBurd) Bic (Ergänzung Ber »Jernenfubflant faft Pöllltatl&ia
auff)8rt. du ber inobcrncn 91cl)an.b!ung ber *J?erocnfeioen bat man
in neuerer 3eit frftgeftcClt, baft eine dtvedinOftige <£rn8bruttp ber
‘Jlrrum bureft Lecitlitn Dir natflrlidjfie unb rrfolgreitfiftr fZrafttgnng
für bas 'Jlenjenlnltem bebeutri. IH «ntftanbtn infolgebefleu frbr balB
eitle grofit 9lnialjl oon Uecitbin-Zf-rApoTaten. unb jnhlretd)? %lerfudbe
tuurben baittit angeftellt, aber wie bei alten »lahrungsmitteln lommt
r» aucb hier feilt auf bie äualltCit be« ertittiins an, unb fflr Subftatu*
erfaß brr 9lerocn follle bas beite gcraB* gut genug fein. TU ge-
ringen erfolge mit allen bisher bcfannim üeeithin- Präparaten
balleren aber auf ber odjwiertgteit, phqftologifd} reine» if reit bin iu
gewinnen.
©frft ben unermüMtdien Prrfuiftcn von Profrffoc Pr. (labcrrnatm
unb 1 »r. (fljrenfelb ift e» gelungen, rtn pljnfiologiftl) teinr« ßecitbin
nad) einem patentamtltd) gefiftaftten iOerfahren hertuftrllrn. Tiefes
iit jeber £>in|tcf)t etmuan bfreie Veritljin (»leruenlubfianj), ba« in Der*
bintvung mit ben leidjt urrbautK^jlrn Staffen, bie oon ber iiftltfeit-
fdiaft als ausfdilaggrbenb wichtig für bas geifttge unb tOrverlitfie
i©rbethcn anertannt ftnb, bilbrt bas neue Sleroennflhi'vrflpnTOt
„®totitin".
.,®to<ittn" if» frafllo» na<t) bem heutigen Staube bet IBiffenfibaft
ba« oertrauenenuedenbtte SPlittel pic Hebung ber Cbeiftc«- unb AOrper-
träft c für iebrrmann, brn € 011311110 . ben (Srets, ben Veibenben fo-
rnie beit aciftig unb fbrpertict) llberanftrengirn. — fDenn au» irgenb-
meldjen «rilnbrn hei ollen men.f<f>lUt)en Sd)®Äd»Muitdnben, bei benen
belaunilid) Ber 3ufianb ber USeraen au»fd)lagaebenb ift , Arjtlicbcr Wat
rndjt eingeholt werben tann, wenbe man auf alle J^tle .,®iodtin**
an. »liental* wirb e» ftbabm. bagrtsrn Uris brn Aßrper. Dt« ffllusltln
unb 'Jlcroen gegen alfe lltibilBcn fraurtjafter C eiben ftflrten. leidjtrrr
WUe ohne »eitere« paralnfieren, fogar tu iäjirereren »"ZäUm Bi« «»fahr
linbern, ba» ßelten eoenil. oerlÄngern unb ertrAgti(f)tr mad>et».
«Erfolge eines ailittfls fpredjen für fid) felbft, »cnd)lc au» »in er
At&t!1d)en 13rarts oon Dr. med. :
ärati I»e. T.. (» 3«b« alt, litt an ben Jolgm einet afutett »ui-
)ünBung ber 3mif<henrippennrrurn (fleuriti« ber 3nterfoftaIner»en).
Tie Tarne war feft an» ArantcnBett geBunben. hatte ©ei jeber no<t)
fo fleinen Sfemegung (fl tuten , (mftrn ulro.) Sdimerjen . fo baft fie
laut auffchrie, bie «flehte waren oljneSdjiai. unD Worvhium fonntr
nur it» relatio groften UWenflen ettttge ©erubigunn rerfdvaffen. Turd)
bie Schmerlen unb ba« 9J2orpE)tum war ber Mupetit auf ben 9lull-
punft geianat. Ti? grau u>or bcroriig nen»0s unb unruhig ge-
roorbm, baft ber llufenthalt in ihrer 9lflhr fflr ihre Umgebung frhr
gualbvll war. pn ber »cbanbiuug muftte oor allen Tfngtn ber
flppetit gefthaffen roerben, unb ju biefem atvrif ©urbc Bas eben auf-
nefomntene «tocilin aereidjt. Ter Erfolg war ein gart) oerblflifenber.
E« (teilte fid} Eftlgft «in,
urtb tnfwlge ber normalen ^
Jlaftrung »aufnahnt e ftob f t <h
bas WlgemeinBefinben; es-
«toeitln Aurfltfvuf (Ihren ift.
Ti« ble T«g unb
«acht mit eelbfitnorbgr-
ba nwn umgrgangm toar,
lonnt« Ttbon uarti 9 Wochen
ba»®cttt>rrlaffeu banfte mir
perfönlid) unb flat»* in bem
ttioetttn ihre üirttung,
tteorg 3 *.,l 03 abr« alt, litt
an fdjHMrer Unflmi« (®lut-
annut) mit fo ungAnftlg
’Vcaleiicrfdifinu-ngen, bah
1 , 3 ahr oon jebrm Untern
ferngebalten tueiBen ntuftl«.
t'-gen
-aftcr
rruht
«a<hBien»Ad)«n tiiih«r
citinlur hob fidj fein ®ef
ftcrorbentlid), T-«* ntatte
. ict tmtrb« gtdnimb, btt
‘JUangen röteten fid), eine
CumUnttr rtne» gefüllten
eine bis bahin niemals an ihm beobachtet«
«lunterfeit trat ein. btr «ppetit, ganj bffonber« auf mageres ffleifd),
Ba» er früher faum anrflhrtc. Itiea ru oetblüffenber (> 61 )«. Me ßuf»
turn tf tntClt itrllte fid) «in, b«» flelftifl« Üuffalfung*oermögm bewerte
(ich auffallmb. fo baft rc aud) in her Schule leicht alles Ürrfflumte
nacbbolte unb inuon feinen ttltern nie erhoffter Weife oorroärt* lammt.
'«iodtin ifl infolge feiner hochwertigen «eftanhteile unb feiner
eflatanirn fDirtung im ÄeBraudj utd»t allein b«« befte, fonbem aud}
Bas billigte« «erotnuährmittel. 3 «r Crientierung werBen be»Batb
aud) hirr bic ®retf« genannt :
Aanons : gr tot) tM MO 1«»
'l'rctlc : Plf .a.dfli 7 ,M U.M) 47 .B«.
Vtocltin ift in ©Ipotftrlen unb Trogenftanblungen vorrätig,
fonft tBirb es auch oon brr ®iocitin- 3 abrit, tt. m. b. ft., »erlht BW.
29 48 . birelt ohne 'Heredmung be* ®orto» eerfenBet. 3 n feinem ftflllf
aerfaumeman. fid) bi«belebrenbe »rofdjflre Aber. .»lernen -(fmaijnmg*'.
wetd)e toftenlo» mit einem ®efd)macf»mufier Tiodtin oon oorge-
na nnttr ffabrit vcrfcnbel wirB, tommen ju fnffm.
Neurasthenie
l'r**‘‘l>'-n Wokcii lind lleilu»K l*n-i.%Kckrant«.«, mu h <U<ti
' i,u 11 11 ‘l’ ,,T • n- i»--»U-n Krfnhrunp-ii b--arbeil«l«i W- rk fdTi<* >eit. , Tiidn Abbild.).
Wirklich bran. hi»r*-r Kntg-bvr und sicherer W«fw»*i»er *ur Heilung. FörMk. l.im 111 Brief-
m*rken *11 Ir-ii eben run dem JfunrWMMtor 1 «1 wi ..Mllvanii’*. lirnnt CHrhueii».
Uuierm Ist <! (piiin-.lalirjceOffiw-i, Biisurlillesklir 1 i für mftsnliche PatirhU-n. Krfolu-n-ichsU
H#iimethöd« 42 . •«irmx in ihr*?r Art u. Wirkung. Klima fQr Kpiinutihtmik^r U*»on«l«‘r» f?ttrtsü(p.
Graphologie.
'ud. Poppftt-, b-ddigte •'L-hr«fi-
■lachv.TsUiiHtijjp b. k. k. f^ir»-|«,‘?g»-ri« b! Wjvn
Mit fidü Hnmlichriftenprtiben. In < »ri|(iii:il ■
ip»r.riihwf..i t Mnrk oo □ anno Wgh| won J. J. Weber In Leipzig 28.
Jett-Detektiv“
Praicc ■•Hin l1,I-eip«lKmtr.l07AL
ri eibbivke Friedrichsu. (T. 1 . 8571 ).
Beobachtungen. Ermittelung.
Fall. Vorkommnis». u.P?i*slKichfln.ÜberaIll
Hei rats- Auskünfte
über Vorlebca, Ix-beosweise, Ruf, diarakt.,
■Vermögen, Einkoaun. , (l«imdheit, iww.uin
Person. tn » 11 . PUlsen der Mt. OUkret.
CröBtelnanspruchna h me; beatm
Bedienung^ «ol Iden Honoraren
Stiefel
iRdslcm. l
D.Ä.-P. Kr. 149 80 b.
Kur cc hl , » 11 m mit ur brunU-hcndre Sc huta-
mnrkf >povh«n. Khmnliplcm der Jubitkains-
susalrlluiiK dru I. Vnrrina (Qr Nsturbeilkunde
Lohnte, Mal 19 M. Aumcwir -hn.-i im Wi>u-
brnrerb um dpuln-bi-n Nurtnslalicfcl , Kamel
1906. Die Biielel beoeiügea il
Cir brauch.' Hühnere» fen , eingewoc
sigal, vtrkrüpptlte Zehen. Viele
Wo nicht erhJll ilioh ,
“ «a pa|
F. A. Keil, Arnstadt,
Wohlschmeckend.
Appetitanregend.
Leicht verdaulich.
hlert von Autoritäten .
THE OHIO STATE UNIVERSITY
424
SHuftrirte 3 citun 9*
Oh. 3375. 5. WläTt 1908.
bot mir (eine ftfunbe an. tHtr einen Keinen Befa aus
griittgla|icrtem Ion verlangte et jcljn Schillinge. „AUal)
wirb ötr (toben, bafe bu einen aiibern betrüg{t\ antwortet«
i(i) jtanbbaft auf fein Angebot. Gr liefe mir feinen grün»
glaficrtcn Göfern fcfelicfelid) für einen halben ^iaftcr, als
er atemlos «mb fcfeipcifetricfciib neben mir auf bet £iöl)c
bet Stufenftjramibc non GafTära ängefommen war unb
nietjt nteljr weiter fonnte. Bon fei er oben überficljt man
bie gan 3 e ungeheure Rette ber grofeett unb Keinen Bora«
miöen, oon Gijcl) angefangen über Abujir unb GaTfüro
bis nad) Daf)fd)ür, beffen Rnictprjramibc in ihren unfertig
fcfecinenben ftornieu gegen bic Gcfcfec biefer bauten vet«
ftöfet. Die feltfamfte unb oicllcid)t äitefte aller Bpramiben
aber ift bie Stufcnpgramibe oon Saffärn, oerfallener unb
zermürbter als alle anberen grofecn Vpramibcn unb fo
plump wie ein erftcr Berfttcl). Vor ifer ftcfecnb, gewinnt
man oon ber grofeen Wette ben (Httbrud eines oerfunienen
«bebirges, bas nur nod) mit einzelnen Gipfeln heroorfieljt,
einet ausgcbcljnten 3nfelreifee, bie mit oiertantigen Bulfancit
über ein gelbes fütccr fecraufragt. Cs ift wie im $od)*
gebirgr^ wenn bie Täler oon 9Jebel erfüllt finb unb nur
Dtc Gpifecn her Serge in ber Sanne glänzen, llnb bann,
mit einem anbem Bilb: wie eine IR enge oon Wriftallcn,
bic aus bem »oben ntifgefdioffcn finb, oon grofecn unb
flehten, regTlmäfeigen Rriftallcn, oon benen bic einen in
i^rcr Gilbung gurüd geblieben finb, tnäferrnb anberc fid)
tns 9iicfenl)afte entwidelt feabeu. Um bic Stufenprjramtbe
liegen einige biefer windigen ftriftalle, oon benen ein Teil
fefeon toieber verwittert ift; man Tarnt fie taum oon
Trümmerhaufen unterfdjeiben.
Auf bem Gräbcrfclb oon ffl 2 etnpl)is aber ftccft 3u>ijd)Cii
Sänbfeügelit, bie mit Scherben überfät finb, eine Ulu.tabl
oon ÜJfajtabas im Boben, mit beren Ausgrabung Utariette»
liafeba ben Anfang machte. 6 ein ftau* bient letzt ben
fRcifenbcn zur llnterfunft. Cin paar Araber lagen aus«
geftredt auf ben 3 » c 9 c * n hes BoDcns unb ben hänfen,
als id) an Tarn, unb fie hoben faum bte Wöpfc, um nad)
mir 3U fefecu. Die über bem Sanb «rf)itjtc ßuft brang
müdjtig in ben Schotten ber Vcranba. 6 d) mufete mir
nad) bem ftrüfeftüd einen trdftigcn SRud geben, um ben
SRunbgang braufeen anjutreten. Die vornehm |te ®2aftaba
«ft wohl bte bes Ti. Denn er war ber Sdjwiegerfohn
eines flgpptifdjcn Röntg«, cin hoher '.Beamter unb ftein*
reicher ®utsbe|itzer. Sein Grabmal ift ein ganze« §aus,
ein Komplex von Wammern unb Rorribortn, oon f»altcn
unb Gemächern. lltib überall begegnet man bem £>emt
biefe« (Stabes unb ber in ihm bargeftcllten SBefigtümer,
Durch feine Gräfee bie Diener imb felbft bie (Sattin, bie
Dod) eine Rönig&todjter ift, überragenb. Cr ift oon röt»
lidjer, fie oon gelblicher ßautfarbe. So unterfd)eiben bie
dgijptijchen IRalcr fd)on rein loloriftifd) bte Gejcfeledjter.
Die ehelichen Beziehungen Dis unb feiner ©attin'finb bis-
weilen mit alicr hieroglt)pl)ifd)cu £iarmlo[tg!fit mefer als
angebeutet. 3n feinem tftrabmal bat ber hohe £>crr Ab*
bilber alles beffen um fid) oerfammelt, was ihm fein Ceben
angenehm unb lieb gemacht &at. Die Tafel bes hohen
f>erm ift reich bcfd)idt gewefen. (Eine Btcnge oon Röd)eii
bemüht fid) um bte Bereitung ber Gpeifen. 3n ber Vor*
halle ift ein Geflügelfeof bargeftellt, in bem man fid) mit
bem Stopfen ber (Sänfc bcfchäftigt. IRan Tarnt fetjen, toie
man im alten Agqptcn Stiere gcfd)lad)tet hat, wie man
auf ben Gütern bes Di feite- unb erntete, wie man bie
ungeheuren Biefefeerben übertoad)te unb 3 äl)lte. Alle
£>anbmerTe unb Äünfte finb für Di tätig. 9Waler, Dreefefler,
SDRaurer, Bilbfeauer, 3immeTleute, Difdjlcr, Töpfer, Bäder
ftchen in feinen Dienftcn. Über einer Dür aber finb
9Jtufifcr unb Dfinzerinnen bargeftellt, fdjlanfe {^rauett in
biirdjfichtigen (ScmÄnbem. Di bei Difdje, Di im Wreife
feiner Familie, Di auf einer Ililbarfe, mit Speereu nach
ftifcheu unb Ililpfcrbcu iagenb, Di auf allen Jöänben in
allen Verrichtungen bes Gebens, fo bafe er uns vertraut
wirb wie cin 3 c itfl cn °n c * ^ cr unjer Iladjbar ift. Diefe
immer wieberholte ©erfidjemng feiner Ülnwefenheit in allen
S 3 enen bes täglichen Gebens hat etwas Suggeftives, fie prägt
uns ben (Scbanlcn cin: er ift nid)t tot, er lebt noch immer,
fo ivic er hier gelebt h«t, in berfdben Bracht unb Sicherheit.
llnb in bem iSauptgemad) biefes (Srabbaues wirb bas
(Sanje nod) einmal fpmbolifd) gewenbet. 3n biefem (Semad),
beffen Decfe eine öoliftruftur nadjahmt unb oon troei
oierccfigen Bfcilem getragen wirb, hoben Blaler unb Bilb»
haucr ihr E)öd)ftes gcleiftct. Die JVladnelicfs finb von
einer Üebcnbigfeit unb Dabei einer Sorgfalt, bie man faft
rül)rcnb finben Tonnte, bte Bemalung frifd) unb leudjtenb,
unoerwelft burd) bie Sdjleier Der 3ahrtauFenbe ftrahlenb.
Di empfing mid) wicbcrunt linfs unb rechts an Der Dür,
in feiner rageuben Grofec, unb es war mir, als lächelte
er bei meinem (Eintritt; es war aber nur ein Gonnen|tral)l,
ber über fein emfthnftes (üe|id)t fiel. 9l»t ber rechten 9Banb
ift bas fnmbolifd)« Ser 3 eichnis ber Güter, beren er im
ewigen Pcben gciiicfet. Scd)&unöbrcifeig gclbhäutigc grauen
tragen alle Sdjäfec Ägnptcns herbei, in einem feierlichen
unb zugleich heüeru Schritt, in einem Bufjug, ber ben
(Einbmd urtenblidjen Reichtums macht. Die ganze SBanD
ift oon biefem 9 luf 3 ug unb oon Szenen Des Üldcrbaucs
unb ber Bicl) 3 ud)t bebeeft, einer nochmaligen SOicberholung
aller Vcrfichcningen eines ewigen Gebens in Hbcrflufe unb
SBohlbehagcn. Dafe in biefem Grabbau auch bie BarTe
mit ber fl eiche bes Di bargeftellt ift, bafe man bie Gegen-
ftänbo bes DotonTuttns unb bic bargebrachten fleidjenopfer
fehen Tann, ocrfd)winbct gegenüber biefen Anrufungen bes
flehens unb febeint nicht mehr als bie Bebeutung einer
3 eremonie bes tlberganges 311 hüben.
Gleich ber ÜRaftaba bas Di f tauben auch bte übrige«
IRaftnba* cinft frei unb fteden nun tief im IBüftenfanb.
Die Grabmäler bes 'JJlera, bes Btah*hot*P#
fie alle finb oon Demfclbcn ftarfen unb heitern üuf bes
flebens erfüllt.
9lud) ber 9lpis hat hier feine Bcgräbuisftattc, gan;
in ber 9läl)e ber IRaftalxi bes Di. (Ein ungeh* t,frfS * ’ n
bett IVelsboben ber ÜBüfte eingchauenes flabt)rinth mit
3 at)lrdd)en Wammern, in benen Die Granitfarfophage ber
heiligen Stiere untergebracht finb. (Es ift ein feltfamcs
BJanbcm in biefen Gängen, in benen man nad) wenige«
Schritten bic 5H!id)tung verliert, blofe mit einem tnürrtfd)e«
Araber als Begleiter, ber eine ängftliche Älerjenflamme
voranträgt.
Der braue Biann war mir nicht wohlgcfinnt, weil ich
fo vorfichtig gewefen war, mirbieiferje felbft mit 3 ubringen,
anftatt fie von thot zu Taufen. Als wir aus ben Apis,
grüfteu heraustraten, uerfd)wanb er nad) ein paar Schritten
unb überliefe cs mir, felbft meinen Akg 3 U fudjen. Unb
währenb ich fo allein burd) ben Sanb watete, in bem bei
jebem Schritt Donfcherben unter bem frufee fuirfchten, ver*
jud)te id), bie einzelnen Datfachcn biefes unfterbli<h<n
flebens einer oerfun tenen ftultur unb ihrer ^lunft 31 t einem
ffianzen 3 ufammrn 3 ufaffen. 9Bas war es, was biefe
Btenjd)cn mit folcher 3 uocrficl)t hoffen liefe, ihre irbifetjen
fliebhabereien, ihre Vergnügungen unb Genüffe im Doten-
reid> «oieberju finben? (Es war nid)t gerabc eine materielle
5Vortfefeung bes flebens. Alles hat feinen „Sta", feinen
Doppelgänger im 3 <*nfrits. 3ebes Ding unb jeber ineiifd).
Der ßa felbft ift lörperlos, aber hoch an einen Körper
gebunben. Deshalb bewahrte man bie Btumie bes Doteii,
bamit ber Ala fid) ihrer bcDicncn Tötme, um weiter 311
leben. Unb besholb bebedtc man, ba man nicht bie Be-
fifetümer bes Toten in gleicher SBcifc behanbelrt Tonnte,
bic IBänbc feines Grabmals mit Darftellungen aller
Dinge, beren er beburfte, unb an Die fid) beren Äla heften
Tonnte. Unb mit einem Dtale erfannte idj flar Die ©ebeutung
ber Runft für biefe 3*it, eine Bebeutung, bie in Den
llrfprüngcn ber IRcnfcfeheit wurzelt. Sie ift bie 3auber<
formet, mit ber fid) ber Bicnfd) ber Dinge bemächtigte.
3nbem er fie barftelltc, w h a ü f " cr fie. 3Bie ber Urmenfd)
bie SBänbe feiner fohlen mit ben Bilbern feiner ^agbtiere
befrifeclte, um fo ihr SBefcn in Befife 311 nehmen, fo oerficherte
fid) ber Aggpter für bas Totenreich aller Dinge, inbem
er fie ,burd) bie 3ouberformel ber ftunft an bie SBänbe
feines Grabmales bannte.
Unb erfchmiemb unter ber (Erfenntuis ber ungcheueni
9Jiad)t ber ftunft, bic hitr fine Briicfc .zwtfchcn fleben unb
Tob 311 fchlagcn vermochte, ftanb id) mitten äwifchen
Sanbhügcln ftili, in ber 'JBüfte, bic fid) über bie Toten-
ftabt von Blemphis ergoffen h a i-
LUNGEN- UND HALSLEIDENDEN SÄjÄTSrÄ Dr. FEHRLIN’S HISTOSAN,
weil es in den berühmten Kurorten D*v«s , Arou, Lejrsln , Bozen, Meran und vielen deutschen Heilstätten als das zuverlässigste Mittel bei allen Erkrankungen der Atmungsorgane erkannt worden, und seither
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425
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lind Hämorrhoiden, sowie gestörtem Stoffwechsel leiden. — ~
Einer unserer hervorragendsten Kliniker äussert sich über das Salvator- Wasser in seinem Artikel „Ober die
Bedeutung der Szinye-Lipöczer Salvator- Quelle“ unter anderem wie folgt:
Die auf seiner chemischen Zusammensetzung basierende grosse kuren ist ein solches yorgehen stets am Platze. Desgleichen wäre
Anzahl der Indikationen, seine musterhafte Manipulation und tadellose die Ausschwemmung des Organismus im Verlaufe der Infektionskrank-
Qualität sichern ihm einen der ersten Plätze unter unseren Heilwässern, heiten von heilsamer Wirkung; so mancher Nierenentzündung liesse
Es rangiert in dieselbe Gruppe wie die Wildunger Wässer (daher zu sich bei Scharlach Vorbeugen, entsprächen die Ärzte dieser Indika-
den alkalisch-erdigen Sauerwässern), unterscheidet sich jedoch von jenen tion eifriger.
vorteilhaft durch seinen Gehalt an Bor und Lithium. Als solches ist es Von vqrzüglicher Wirkung ist es bei jenen Magenerkrankungen,
geradezu als spezifisches Heil wasser bei Erkrankungen der Hamorgane die mit gesteigerter Salzsäure- Sekretion einhergehen; vermöge seines
zu betrachten. Bei Bildung von Harngries und hierdurch entstandener Gehaltes an freiem Kohlendioxid lässt es sich bei Hyperästhesien des
Nieren - Kolik, sowie auch bei anderen Harnbeschwerden, katar- Magens gut verwerten. Gleich allen alkalireichen Wässern ist es ein gutes
rhallschen Erkrankungen der Harnwege, bei mit verminderter Expektorans, indem es die Sekrete des Respirationstraktes verdünnt, ver-
Diurese einhergehenden akuten und chronischen Nieren- flüssigt. Bei der Behandlung des Diabetes Mellitus, ins-
J izündungen lassen sich mit dem Salvator-Wasser vomig- besondere der gichtischen Form desselben, fördert es mächtig
ie Erfolge erzielen. Vermöge seines Gehaltes an Lithium, die diätische und medikamentöse Behandlung. Wichtig ist ßH
r auch seiner sonstigen chemischen Beschaffenheit eignet seine Verwendung in prophylaktischer Beziehung bei Coma
sich besonders zur Behandlung der Gicht Seine harn- Diabeticum, indem einerseits der Organismus ausgeschwemmt RH
ibende Wirkung lässt sich bei chronischen Metall- und anderseits die verringerte Alkaleszenz des Organismus RH
Vergiftungen (Quecksilber, Blei) zur Entgiftung des Orga- durch reichlichere Alkalizufuhr kompensiert wird. Nach M U
nismuS ausnützen, desgleichen zur Ausschwemmung von alldem kann der Salvator-Quelle unter den Hell-
im Verlaufe von Infektionskrankheiten sich bildenden wässern ohne Überschätzung einer der ersten
Toxinen. Nach antisyphilitischen Quecksilber- Plätze eingeräumt werden.
rfltfOR FO/taJ
Zur gefälligen Beachtung!
Die Schutzmarke auf der Etikette und das Wort „Salvator 44 auf der dem Wasser zugekehrten Fläche des Korkes schützt vor Nach-
ahmungen. „Salvator“ muss wie Mineralwässer im Allgemeinen an einem kühlen Orte und stets liegend aufbewahrt werden.
Ärztliche Gutachten, Zeugnisse über Heilerfolge und sonstige Brunnenschriften stehen gratis und franko zu Diensten.
^ „Salvator“ ist in allen Mineralwasserhandlungen erhältlich.
Szinye-Lipöczer Salvatorquellen- Unternehmung |pp|||
Budapest, V., Rudolf- rakpart 8.
426
3nuftrirte 3 f üu n 9-
9h. 3375. 5. OTorj 1908.
2Ulg«meine Stoßen.
Sott btr $anbelsl> 0 (f>fd)iilf ju Ctijijig. Tao ^lor«
!efung*oir,wid)m© für ba* chumbjtDanjigftc «imvfter &cr
filtcftm beutfdicti $»anbtflsl)od)|dyule ilt rr|d)l*n«t unb auf
Seile 3R5I bieicr Eliminier abgrbnirtt. enthält eine groföc
WimmiM noti für bin Jtaufmatm geeigneten ®orlcftmgcn
unb laufmänmfifien Übungen, 3. 33.: «Ugemeim unb fpe-
3>cllc tll 0 Iforoir t f dya i t©lel)re ( frinaii3w>iflenfd)aft, ^xmbcl^ unb
'Perlcljrftpolttit, »allgemeine 4terfi<f)mi»ig*lei)re, Cwtmbek»,
JBcdjfel* unb <3mcrt)t, allgemeine Wedjtolchte (fflr bao
»«ftäitbni* ber reditlidjm Seite beo Stublum» auf ber
f>anbel6ho<*)rd)ule). 9Birtfct)aft»geoflrapt)tc, öl)cnii|<f)e unb
»Dledjanifctje Tedjnologi* mit (JztuTfioncn, .Shmft unb ©ewerbe
feit ber Wenaiffance, &anöelsbctTii‘b-&lel)re, »ud)ffll)runß,
«Ptrefpanberij unb Hontorarbeitcn, faufntännifdjc unb po>
litifdie Hritljmetif unb ffllu ft ertönt or. Sprad>furf«, mit be*
[onberer 93frü(ffUf)tiguiig ber ftan&ebTorrofponbcnj, finben
in 3ira-n3&fifdh y Ifnglifd), Spanifd), 3talienifd) unb »Kuffiid)
ftatt. iVür angetjenbe ^anbeloletjrer finb aufcer ben reidv
haltigen päbagogifd)en Sorlefungen brr llmoerfität nod)
befonbere Übungen ut einem .'Tianbelfrlefprerfcminar oor*
geieheu. Tie erlte 3mmatrifulation ift auf ben 24. »Mprtl
jeftgefetg. Viäherc ftusfunft Kann man von bem ctubien
birettor, ^ohrat «Prof cf for '.Kat) Dt, tfeipjtfl, Gd)ulftrafee 1,
jebenelt erholten.
$«» Cffijieüe Ceipjiger SJlfji . Hbreftbudj (»Uerläufer-
Serjeictjnio) ber .fianbelotammer ift in ber oorletjtcn Jebruar*
wodje 3U ber am 2, 2Här,$ begonnenen Oftcr^ormeffe in ber
24. Auflage erfdiienen. Tic 3a 1)1 ber barin aufgeführten
Wusitclier ber leramtfchen, ©las*. aictall», Äurj», ©alanterie*,
Spielmaren unb oermanbten ®rand>en betragt etn fchlicf} li<t>
ber fflr ben 9lnd)trag angetnelbcten firmen 3501 (22. Huflage,
Oftet*öornu|fe 1907: 3328), »ooon 3180 auf bas Teutfd)«’
IRcid), 220 auf Cfterrcid) Ungarn unb 101 auf bas übrige Hu 0*
lanb entfallen (JVrontreid) 44, SSjuciglS, ©rofebeitannien 11,
fMieberlanbe 10, 3tali*n9, ©elgien ß. Täncntat! 3. ÜRufelanb 2.
Schtueben l r 9iorroegcn 1, Slorb-Hmerila 2). 2Bie befannt,
roirb bas ®uct) nom U'lc-fj »ilus-fchuf) jeweils oor unb toäljrenb
ber SOleffe untet ben 'JUle&Gtnläitfcm gratis oerbreitcl.
91 n 6er $<ut6elsi)i>(bfd)ule Berlin ift bte erfte 3mmatri
tulatton für bas Gommerfemefter auf ÜJltltiood), bett lS.Hprtl
fcftgefefjl Tas fWäherc erfeljen bic Vefer aus ber bejflgiidien
amt liehen ©efauntmadjung auf Seite 388 biefer Stummer.
fieipjiger fiebensDerfidjettings^ ©efcllfehaft auf ©egen-
feitigfeit («Ute k'<ip 3 igcr). Ta» uerfloffene ©efdjäftsfaljr ift,
rote bte ©ertuöltung in ifjrent oarläufigen ©eud)t belüttt,
ein» ber bebeutungsoollften in ber ©cfd)id)te ber ©efeKfcftaft, ba
nml.^unibie neueSa^ung unb bte2Il[geTnetnen©erfid)eTungs*
bebingungen mit bem auf neuen Wedmungsgrunblagcn be*
ruhenben ©rönnen* unb Tioibenbeufijftem in itraft getreten
finb. Tet Übergang ju ben neuen (Smrid) hinge« hat fid>
ohne jebe Störung be» fficfdiäftsbetTieb» üoll 3 ogen; bie ein.
geführten Tarife ufro. Ijabcn otelmefjr bei bem »erfid)eTungs*
fiuhenben ©ubfitum gro&en Hnftang gefunben, fo bafj ber
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INHALT:
50 TAB-LETTEhf
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Itarurrhc.
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reinstem
ScjcClz$ liguir.
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und Menthol
hc rqw^re II t .
MENTHOL-
gehatt: 0 , 029 .
Dürfen auch von
DIABETIKERN
ger wszn wwr pwn.
Dr. Ernst Sandow's —
ktknmllehcs
Emser Salz
b**kanni©i( und bewahrt « MuH HeitarkaH ..h.J InHuenza.
Man hüte sich vor Nachahmungen, die oft In unglaub-
licher Weise von der Analyse der Quellen abwelchen!
AunpnhärW ,lü ' wt, ' ch ®" , E "*»sr $«i>) «nci dp. «wm, «m« J ihituuru.
MUy CI lUdUc I ^ «rbaiun« iiuü. katarrli. u. rnuBntll. Auicinifknuikun c< «,
■ow'i« wir Ptlrn- ihr \iiif»n Dk? »ticnfiw lK 1 Wirkun* <•« Emser Wetters
suf «rk rankte Kt>hli-itnhimu> hal stell auch Im dies«« AU|{.-bb6dcni bfwflhrt.
Dr. Ernst Sandow,
Chemische
Fabrik,
Hamburg.
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
9 fr. 3375 . 5 . 5 Kärj 1908 .
3IIuftrirte 3eüung-
427
als- im ©oriahre) eingrrcicht unb «524 Stcrficberungcn mit
66 056 100 SDRP. ©erfichmingefumme (847 Berfidjetutigen mit
5 747 850 ®tr. SierficljcrungaTumnte meljr ale im ©orjatjre)
abflefdjlpflm, $a bi« StnblidjWt güuftig oerlaufen ift unb
lid} auch Her freimütig e oorjcitige Abgang (Würffauf, Ute-
buftion bet SBcrfichenmßsfumme, Ummanblung in beitrage
freie ©erficherunflen ufu>.) roieberum in madigen ©rennen
gehalten hat, fo irt aud) bet SReinjuroachs gegen bas ©orjahr
nicht unbeträchtlich geftiegen. <5r beläuft fiü) im 3abr« 1907
auf 3735 ^erlernen mit 41775000 9311. *erfid>crurtg$fummc
(gegen 316« ©CTf oiten mit 35 730 750 9Jlt. tBerftd)CTungsfummc
tm ^töl)re 1906). ®aburd) tyat fid) ber ©eftanb ber &cfcllfrf}aft
auf »5 897 tperfonen, oerftdjert mit 815149 800 9311. gehoben.
$ic < 3 jing«*£l|) 6 c)er Saloator* Quell«, 'T-ct herporragenb«
'ßrafcfTor an ber ©ubapefter Unioerfltät Tr. ftrtebrtd) ftoräniji,
ber bclanntlid) aud) auf balneologifdjem ©ebiet eine ftapajität
erften 5 Hang» ift, auftert fid) über bie Sjmt)e*Oip 6 c 3 « Gal»
oator-Quelle unter anberem roie folgt: ,, 3 d) tjabc bi« Galoator*
Quelle feit mehreren 3 al)Tcn in meiner Stliml ale aud) in
meiner ©riDatprarfe bei einer großen 3 a!)I oon Uranien
angeiocnbet unb als feljt nüfclid) befunben. Namentlich habe
id> bies bei d)ronifd)Ctt Udtärrl)en bes 9liet«nberfen* unb ber
Öamblafe erfahren, in mcldjen Wffeftionen bie 3ufammcn»
fe^ung bw £)am$ rafcf) einer günftigeu Anbetung äugefiiljrt
mürbe unb bie $arnbefd)U)*rben befeitigt mürben, fo baft
bie ftraufen oft ohne feöe onbere mebijinifdjc ©cljanblung
genafen...“ llnb bann fpäter: „tiefes 3Jtinerala>affer l)at
fid) mir aud) faftifc!) oorjüglld) roirlfam ertoiefen in jener
(Gruppe pon .^ranflyeiten, bie hauptfächlich aus rcicfjlidjcr
Ernährung neben bequemer Cebensroeifc unb ungenügenber
Scmcgung entftrtjcn unb bie mit £)ämorTf)oibal'3uftänbcn
beginnen, 301t Ganb* unb Gteinbilbung, oft aber aud) 31«
mafjren ©lebt füljren. 9iad) lonfequentem ®ebraucf) biefes
9Jlincralroa|fcrs wirb ber ©erlauf ber Öömorrhpibaf- nnb
®id)tfran!l)etten milber, bte Sefchttxrben nehmen ab ober
oerftfjroin ben gänzlich , . .** Nähere* über bie Gal oatox* Quelle
ift nadjjulefen auf Geite 425 biefer Nummer.
Cie 3nflueit3a. ©rofeffor Dr. fllemperer, birißierenber
Slrjt am itmnfenlyaufe 2Jtoabit* ©erlin, flufrert ftd> baljtn,
„bafo bte 3nfluenia eine Ijeimtiitfifdie ftranfljcit f«i, befonbers
aber bann, roenn .Romplifationen eintreten. Ciefelbe graffiere
in biefem 3at)r e ungefähr fo, tote bic ffpibemien aus ben
3at)ren 1888 unb 1889". ©egleit- unb jirolgeerldjetnunflen
finb meiftens bösartige ftatnrrfje ber Sttmungs Organe. ftur-
ar^t Dr. 9Jlangolb unb uttsähligc anbere Är3te, barunter
fficbeimrat Dr. ©feiffer in Jütesbaben, empfehlen als ein
probates ©Httel bas unter amtlid)er itontrolle ber Stabt
'Jftiwbaben aus ben bortigen Quellen gewonnene natür»
liehe ‘Jtticsbabencr Äod)brunnen» Cuellfal^. Dr. Sflangolb
Su&ett fid) fogar bahnt, baft er es „für feine Pflicht halte“,
biefes 9iaturpT0butt infolge feiner Ijcifbringenben fflMrfung
in ben nmteften Greifen gu oerbreiten. ®r lagt basfelbe bei
Atatarrhen brel mal tdgltd) einen Teelöffel ooll in OJlild)
uerabretdjen. ©on emtnenter ©cbeutung ift aber, bafj ©er-
bauung unb Gtofft»ed)feI ntdjt geftärt finb, beim mangelhafte
©erbauung beeinträchtigt ben Stoffroedhfcl; il>r 'Jteglet unb
Mürberer ift ebenfalls bas oben genannte natürliche Quellfal}.
Cas ©runncn».ttontor in SDicsbabcn oerfenbet allen 2In*
fragenben bereittoilligft unb ohne Entgelt eine genau infor-
mierenbe Uluftrierte «rofdjüre über feine Slnmenbung.
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f d. I>iirckvh«*«i'm u. Glfinwn-d-
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bon herborragenbent 2üo£)lflrfifcniad unb aufitTOtbrnflidKr
aL'irfunfl, erprobt bei tArtoadjfenen unb Ämbfrn in allen
5 <SlLm bon HJerftopfung, ttäget ©erbau uugstäicgfeit unb
ni angeln bem Äbpettt.
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Das italienische Prosatheater und die deutsche Produktion.
K egsamkoit, wohin wir blicken: nmn baut Musen*
tempel, reißt alte nieder; neue Unternehmungen
schießen empor, Truste werden gebildet und sogar
Kriege geführt. Und das breite Publikum nimmt
lebhaften Anteil und füllt die Theater.
Im Ausland ist man etwas verwundert über die
fest ungestüm erwachte Tätigkeit auf diesem Felde,
das lange so gut wie brach lag, und sucht nach einer
Erklärung dafür, um so mehr, als ja die deutsche drama-
tische Produktion daran stark beteiligt ist.
In welcher Beziehung steht nun diese zur ganzen
Bewegung, welche Bedeutung hat sie? Um auf diese
Fragen eine klare, sachgemäße Antwort einzuholen,
habe ich mich an den wohl berufensten Anwalt
deutscher Bülinenwerke in Italien, den auch in
Deutschland als Dramatiker und Übersetzer deutscher
Stücke vorteilhaft bekannten Grafen Girolamo Enrico
Nani, gewandt Graf Nani ist ein aufrichtiger Be-
wunderer deutscher Kultur, und die Eigenschaften des
deutschen Volkecharaktera weiß er besonders hoch zu
rühmen.
Ich traf ihn gerade bei der Übersetzung eines
deutschen Werkes an: de9 „Rosenzyklus“ von Her-
mann Sudermann. In entgegenkommendster Weise
erklärte er mir das Phänomen: Bessere Arbeit, höheres
Dekorum der Stücke, größeres Bedürfnis des Volkes
nach Erholung und Unterhaltung und damit ver-
bunden der finanzielle Aufschwung.
In der Tat ist das italienische Theater, das vor
einem Jahrzehnt noch ein dornenvoller Leidensweg
für die Verfasser war, wenn sie nicht ganz besonders
hervorragten, heute eine Quelle von Arbeit und Ver-
dienst Das dankt es vor allem der Autorengesell-
schaft in Mailand (Societa degli autori), an deren
Spitze Marco Prnga steht, der bekannte Schrift-
steller, ein ebenso energischer wie gewissenhafter
Arbeiter, als künstlerischer und als administrativer
Leiter der Gesellschaft gleich bewundernswert.
Wiegnnz verändert die Situation in. diesem kurzen
Zeitraum geworden ist zeigt allein die Tatsache, daß
bereits im abgelaufenen Jahre ein Verfasser mit
einem einzigen Stücke mehr als 100 000 Lire ver-
dienen konnte. Es ist dies Gerolamo Rovetta mit
seinem „Romanticismo“.
Allein die italienischen Verleger, selbst die be-
kanntesten, zahlen für das literarische Eigentumsrecht
eines Theaterstückes, auch wenn es großen Bühnen-
erfolg gehabt hat und von einem der besten Autoren
herstammt kaum das, was in anderen Ländern für
die Reinschrift ausgesetzt wird. Und da9 erklärt sich
einigermaßen, wenn man weiß, daß der Italiener eine
Komödie nicht lesen, sondern sehen will.
Italienische Bühnenschriftsteller gibt es heute etwa
ein halbes Dutzend; und auch diese erbeben sich
nicht viel über das Mittelmaß, wenn man nicht
Gabriele d’ Annunzio ausnehmen will, obwohl er, wie
ja seine jüngste Schöpfung „La nave“ aufs neue
bestätigt, noch weit davon entfernt ist, über das Rüst-
zeug eines echten Dramatikers zu verfügen, da er
noch zu viel Wert auf Dekoration und Beschreibung
legt, dabei außer acht lassend, daß das Theater Hand-
lung verlangt.
Aber in der JungmAnnsch&ft Stürmt und drängt
ee. Ein paar Ziffern mögen hier sprechen: Seit Juni
1907 wurden 320 neue Bühnenwerke eingereicht; da-
von sind 166 Dramen, 123 Schauspiele, 22 Lustspiele
und 9 Trauerspiele.
Der Import von französischen Arbeiten, besonders
von Lustspielen, war ganz unheimlich, sowohl was Zahl
als auch was Banalität betrifft, und drohte noch
mehr anzuwachsen, so daß eine Gegenströmung nicht
Ausbleiben konnte. Diese konnte um so leichter ein-
setzen, al9 ja die französischen Autoren gewöhnlich
tüchtig ausgepfiffen wurden. Doch die Unter-
nehmungen, durch Dauerverträge gezwungen, ließen
nicht ab, Italien mit ihrer Ware am überschwemmen.
Kritik und Publikum, ganz hervorragend aber die
schon gerannte Mailänder Autorengesellschaft, erhoben
dagegen Protest Auf der gegnerischen Seite wurde
nun der vielgenannte Trust gegründet, dem neun
Kompanien und sieben Theater angehören, und der
bezwecken soll, alle anderen Stücke zu verdrängen.
Ein erbitterter Kampf, bei dom es ohne ein Heer
von Prozessen und selbst blutigen Zweikämpfen nicht
abgeht, ist die Folge davon. Mit anerkennenswerter
Energie hat nun die Autoren gescllschnft den im Trust
vertretenen Gesellschaften verboten, andere Stücke auf-
zuführen, so daß sie gezwungen wären, immer nur
im Kähmen eines wenig Abwechslung bietenden Spiel-
planes zu verharren.
Mehr Ehre als die französischen machen die
deutschen Dramen ihrem Vaterlande. Ruhig gehen
sie ihren Weg von Bühne zu Bühne, bis in das Herz
des Volkes hinein. Leicht ist ihnen dieser Weg ja
nicht gewe.^cn. War doch der größere Teil des
Publikums nur allzulange in dem Wahne befangen,
daß die deutschen Stücke zu gedankenschwer seien
und es deshalb bei ihnen nicht so leicht seine
Rechnung finde. Kach und nach verlieren sich diese
Vorurteile, wie ja schon der Siegeszug der Wagner-
Opern durch Italien bezeugt, Selbst das melodiöse
Neapel wurde — es sind erst wenige Tage her —
im Triumph gewonnen. Und das ist symptomatisch
genug.
Die dramatischen Arbeiten, die am besten gehen,
sind ohne Zweifel jene von Hermann Sudermann.
Keine Woche vergeht, ohne daß in jeder bedeuten-
dem Stadt Italiens nicht wenigstens ein Sudermann-
sches Stück gegeben würde. „Die Heimat“ ist noch
immer das Steckenpferd aller Bühnenkünstlerinnen,
Vön der Düse an bis herab zur letzten. Seit sech-
zehn Jahren bereits gibt man „Die Ehre“ und von
Zeit zu Zeit „Sodoms Ende“, trotz seiner geradezu
barbarisch zu nennenden Übersetzung. Es sei hier
bloß erwähnt, daß der Übersetzer der „Heimat“ aus
den Lichtern der Stadt Kerzen gemacht hat, die das
Publikum jedesmal zu ungeheuren Lachsalven be-
geisterten, bis er sich entschloß, aus diesen Kerzen
Leuchter, dann Lampions und schließlich sogar Leuch t-
türme zu kneten, und endlich nach diesen vergeb-
lichen und nur allzu lächerlichen Versuchen heraus-
brachte, was denn eigentlich das ihm dunkle Wörfc-
lein zu bedeuten habe. Aus dem Munde von Leuten,
die mit dem Bühnenleben eng vertraut sind, habe
ich noch so manches köstliche Beispiel gehört, wie
herzlich schlecht oft übersetzt wird, und Graf Nuni
allein weiß davon eine größere Anzahl sehr pikanter,
hat mich aber gebeten, davon keinen Gebrauch zu
machen. Nur eins, dos gar zu drollig ist, sei mir
gestattet anzuführen: in „Krieg und Frieden“ sind
aus den Backfischen leibhaftige gebackene Fische ge-
worden.
Nicht immer glückliche Wahl der Stücke nebst
unzureichender Übersetzung haben mehrere Jahr-
zehnte hindurch hierzulande der deutschen Produktion
nrg geschadet. Die deutschen Verfasser selbst waren
es in erster Linie, die hier einen Wandel herbei-
zuführen bestrebt waren. Ihre Wahl fiel auf den
Grafen Gerolamo Enrico Nani, der denn auch in der
Tat seit zwei Jahrfünften der einzige geblieben ist,
der deutsche Bühnenwerke von wirklicher Bedeutung
übersetzt hat Fünfundzwanzig deutsche Stücke hat
er bia jetzt auf das italienische Theater gebracht,
und alle waren von gutem Erfolg begleitet „Jo-
hannes“ von Sudermann, seine erste Übersetzung, ver-
öffentlicht in einer der ersten italienischen Zeit-
schriften, hatte einen außerordentlichen Erfolg zu
verzeichnen. „Das Johannisfeuer“, kurz nachher auf-
geführt, steht noch gegenwärtig im Spielplan von
neunzehn italienischen Gesellschaften — es gibt deren
etwa dreißig von Bedeutung — und hat auch immer
den Kompanien dazu gedient, sich vorteilhaft ein-
zuführen. „Es lebe das Leben“ hat zwar guten An-
klang, doch nicht den Erfolg der übrigen Arbeiten
desselben Autors gefunden, und das wohl darum,
weil es eben zu nordisch ist für den Südländer.
Über „Stein unter Steinen“ sei bloß auf die Tatsche
verwiesen, daß es vor einigen Tagen zu Florenz seine
tausendste italienische Aufführung erlebt hat. Und
es sind kaum zwei Jahre, daß es — Istrien, Dal-
matien, Spanien, Ägypten und den Süden Amerikas
inbegriffen — italienisch gegeben wird. Selbst eine
Übertragung dieses Werkes ins Sizilianische, mit
Zugrundelegung der Nonisdien Übersetzung, gibt es,
und in dieser Fassung, die von dem bekannten Be-
gründer des Sizilia irischen Volksthenters, Grosso, her-
riihrt, hat es eben den Weg bis Paris gefunden. Die
Übersetzung des „Rosenzyklus“ wird binnen kurzem
beendet sein, so daß das Werk noch im Mörz
oder April dieses Jahres deine erste Aufführung in
Italien finden dürfte. Graf Nnni erwartet sehr
viel davon. Er beurteilt ca als eine Arbeit voll
Phantasie und Kraft und glaubt, cs werde dem Zyklus
hier jene wohlverdiente Anerkennung zuteil werden,
die er in seiner Heimat leider nicht so reichlich hat
finden können. Gerhardt Hauptrminn ist in Italien
wohl sehr geschätzt, aber nicht so oft wie Sudermann
aufgvführt.
Ein Stück, das großen Erfolg erzielte, war Beyer-
leins „Zapfenstreich“. Und hier geschah etwas Selt-
sames und Komisches. Während in deutschen Landen
dem Militär verboten wurde, der Aufführung bei-
zuwohnen, erfreuten sich die italienischen Darstellungen
des Besuches der höchsten militärischen Würdenträger,
so de9 Herzogs von Aosta, des Grafen von Turin u. a.,
ja noch mehr, cs wurde in den militärischen Blättern
der Besuch dieser Vorstellung sogar wärmstens
empfohlen, um „ein leuchtendes Beispiel guter Dis-
ziplin“ vor Augen zu stellen. Worin liegt nun daa
Geheimnis dieser geradezu diametral entgegengesetzten
Wirkung? Wohl nur darin, daß der Übertrager, eben-
falls Graf Nani, ohne im mindesten den Sinn des
Stückes zu stören, mit Takt und Geschick jene Punkto
umgangen hat, die als „wund“ hätten qualifiziert
werden können.
Außerordentlich starken Beifall lösten „Die Sieb-
zehnjährigen“ von Max Dreyer aus, die dem Verfasser
das „große Bürgerrecht“ auf den italienischen Bühnen
einbrachten. Dieses Stück heißt im Italienischen
„Das kritische Alter“, da der Übersetzer nicht haben
wollte, daß das Publikum sich frage, warum man
„dazu“ gerade siebzehn Jahre alt sein müsse.
Es ist keineswegs leicht, mit deutschen Werken
in Italien, ohne weiteres großen Erfolg zu erreichen.
Die Übersetzung allein erfordert tiefe, geraume Ar-
beit, soll sie gut und wirksam sein. Manche« Drama
ist rascher gedichtet als übertragen. Die Gedanken-
welt, in der sich der deutsche Dichter bewegt, die
Bilder, Redensarten, Wortspiele und dergleichen Mittel,
mit denen er arbeitet, sind so verschieden vom Italie-
nischen, daß es oftmals schlechterdings unmöglioh
erscheinen muß, in dieser übrigens keineswegs wort-
und bilderarmen Sprache Entsprechendes zu finden,
ohne daß ea seine Natürlichkeit und beabsichtigte
Wirkung und somit in der Regel den Erfolg eip-
büßen würde. Graf Nani sucht nun, ohne sich von
der Absicht des Autors zu entfernen, alles, was bloß
zur Befriedigung des lokalen Publikums dient und
mit dem Kunstwerk als solchem nichts oder doch
nur in geringem Ausmaße zu tun hat, auszuschalten
oder durch Gleichartiges, was dem italienischen Ge-
sichtskreis näher lie>gt, zu ersetzen. Aber Nani über-
setzt nicht nur, sondern gebt selbst auf die Bühne,
lehrt die Künstler die Rollen so, wie er sie, in
seinem Heim Auf und ab wandelnd, oftmals lachend
und weinend, studiert hat, er ordnet die Szenen an,
leitet die Proben und ist Schauspieler und Publikum
in einer Person.
Im allgemeinen ist der italienische Bühnenkünstler
nicht leicht tu lenken; er ist sehr selbstbewußt, gerät
oft über eine Kleinigkeit in Ungeduld, lernt die
Rollen nicht besonders fleißig und ist vor allem
sehr wenig methodisch. Aber diese Mängel werden
anderseits durch mannigfache Vorzüge reichlich auf-
gewogen.
"Wenn gegenwärtig die deutsche dramatische Lite-
ratur moralisch den ersten Platz im italienischen
Prosatheater einnimmt, hat sie es nicht zuletzt diesen
für sie günstiger gewordenen Faktoren zu danken.
Ihre Stellung kann sich aber noch vorteilhafter ge-
stalten, wenn mehr Vorsicht in der Einbringung
passender Stücke geübt wird.
Rom. Hugo Webinger.
Die Eluitrirte Zeitung: darf nur ln der Gestalt In den Verkehr gebracht werden, in der sie zur Ausgabe gelangt Ist- Jede Veränderung;, auch daa Bellegen von Drucksachen
Irgendwelcher Art, Ist untersagt und wird gerichtlich verfolgt.
Allo Zusendungen redaktioneller Att sind an die Redaktion der Illnstrirten Zeitung in Leipzig, Reudnitzeratraßo 1—7,
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fieipjig, Weubmtjerftrafje 1—7.
CT} r QQ7li 1 QA ©ie 3IIuftrirte 3dtung (B«tafl oon 3. 3. Sieber in ßeipjtg) erfifteint feben ©omwrstag oarmittag. »iertfljätjr* in 1 (lMÖ
vilt OO • vJ. lOU. -CHIIIU. lidirr Bezugspreis: burctj ben ^ud)l)a?tt>cl 8.*, frei in» (Saus H .4 26 A.; bei timt Softaultalt Wtellt «VvUlj) AtJUtJ.
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Befttllgebühren, entgegen. On ben übrigen USnbem bes S3eltpofU?ttein$ erfolgt bie birefte 3ufe«bung unter Äreujbanb tj a lb|At}rI id> für 28 .4 portofrei Ginjclprei» einer Summer 1 - 4 -
Der 33efucf) Sr. 3Plaj. bes Königs griebruf) Auguft oon Saufen in Seuijfcf) bei £cip3ig.
{^^lliiAjrlid) mehrere ©late oerbringt Sc. Wiajeftät Stönig griebrid) Auguft einige waren. Sind) ludern Aufenthalte unb einer Befi<f)tigung bes ftattlidjcn Wathaufes
IW I läge in l?eiP3ig, unb biefe läge finb Dorroicgeub ber Arbeit QftDibmet. begab fi<h Sc. ©lajeftät unb bas (befolge ju nach ber etwa fieben ©tinuten
■V'v-tfilcid) bem oerftorbenen Könige Albert l)£0t 5tönig Oiricbrid) Auguft ein entfernt liegenben ©ogcnlampenfabrif non Äörting & ©lathiefcn AttiengcfeUfdjaft.
reges 3nterejfe für bie Gntroirflung oon itunft, 9Biffenfchaft, &anbcl unb 3n« Tie Straßen, bie ber flönig burdjfchritt, waren mit laufcnbeu oon ©teufdjen
bnftrie in feinem fanbe, unb es liegt bn ^ ^
wohl nalje, baß Sc. ©tajcjtät in cr|ter Sinie f
Ueipjig als Stätte feiner Beobachtungen aus*
erwählt bot. £eipjig ift eine ber älteften
(Sanbelsmetropolen bes Xtutfcheu Weiches, auf
manchen ©ebieten behauptet es feit 3at)rE)unbcrten
ben erften ©lag Guropas, unb jeber, ber bie I
ßeipjiger ©leffen befucht hat. wirb babeim be« w
richten, bah *r mit feinen Grwartimgen über bic
Bebeutung biefer unb ben Umfang bes öanbcls j
weit hinter ber 2Uirllid)fcit jurüdgeblieben war.
2>em £anbel, ber feine öeiinftfttte im 3entmm
ber Altftabt hat, ift f pater bie pflege ber Söiffen*
febaften aur Seite getreten; heule ift bic lliuocr*
fität £etp3igs eine ber bcbcutenbfteu unb bc*
fuebteften $>eutfd)tanbs, baut ber enormen Auf*
wenbungen für bie ©ntwidlungcn berfdben feitens
bes Staates.
Auch bic ftunft ift in ßcipjig heimlich geworben,
wenn auch anbvrc Stäbte, wie 2)ü|fflborf unb
SHündjcu nidjt 3 uni Bcrglcid)e herangejogen
werben tönnen; inandjes Bkijtcrwcrl tieipjiga
Jlünftler ift 3U einer über bic ©reifen 23eutf<h* fl |
(anbs hwausgehenben Bcbeutung gelangt
$>U 3nbuftrie Ceipjigs ift eine Verhältnis»
rnäfeig junge, wenn man ben ©ud)brucf unb bie
verwanbten nicht h* n ,}u rc <WI# ab” b* e An lauft St. ffllajeität ™
tjntwtcflung toar eine fo rapibe, bafj man heute öes Äönigs 3ri«brid)
Ueipjig mit SRccht eine Onbuftrieftabt nennen Auguft oor bem Wat-
lann. $e|onbcrs inbuftricreid) ift ber 3 ur Stabt h«ui<in2eubich(Aüb 1). .
gehörenbe Aorort s |Uagwib; 6ort werben in
groben fffabriten ber oerfdjiebcnften Branchen picle 2a«fenbe oon Arbet»
lern befd)äftigt. Aber aud> in anberen jur Stabt gel)oreubcu ober ihr '
bireft angcglicbertcu Orten reiben fid) eine gouje An,)al)l uou tnbu*
ftrielleu Unternehmungen anciuonber; 3U biefen Orten gebart bie nidjt
einoerleibte ©emeinbe üeuhfd), weld;er am 22. gebmar ber Befnd)
Sr. Slajeftät galt.
Um 12 Uhr traf itönig {Jriebti^ Auguft mit ben f>erren bes Ibcfolge«
auf Automobilen bei bem Bathaufe (Bilb 1) ein, wo ber G>cmein berat,
bie Berwallung«behörben unb bie ©eiftli<hfeit 311m Gmpfangc oerfammelt
Begrühunfl ber SJHtflliebcr bes OHlitar*
oercin« buid) Se. SDtaieftät
(Bilb 3).
befetjt, bie ihrem fianbesh<rm burdj nid)t
enbenroollenbes 3«jubelu ben Xanl für
ben ©cfud) bejeugten.
Auf bem #abTitt)ofe ber 3inna
ÄSrting & BJattjiefen A.»®., ber wie
bie 3affabe bes ©erwaltung&gebäubes
öurd) Gmirlanbcn unb Rimberte oon
Jahnen in ben |äd)fifd)en unb fielpjlgec
Farben gefchmüctt war, enoarteten bie
©egrünber bex Sirma, bic örrrcit Stört mg
unb aJiathiefen, bie T>ixeltoren r fowie
einige Ghrengflfte ber öiemeinbe £ci©fdj
ben »lonard)cn, ferner höUtn öle nati»
onalen Bereine Aufhellung genommen.
Unfer Bilb 9lr. 2 3eigt bie ©egrüfeung
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lichfeit fprad) ber Stönig 3U ben alten
Sol baten, für jebrn fanb er ein freunb*
lidjes SBort.
Seitens ber Orirma waren Sorbe rei*
tungen getroffen, um ben empfang
Sr. Blaieftät entfpxcchfnb bem ®eifte, in
welcher fie geleitet wirb, ju geftalten.
Slöitig Jricbrid
eines Arbeiters 3ut)öTcnb (Bilb 3).
Original from
u
432
Süuftrirte 3 c üung.
Kt 3376. 12. ORärj 1908,
(Kn gcofecr gabriffaal war $u einem präd)tig be- 3irma unb ii>re Bedeutung auf bcm internatio-
loriertcn (Impfang »raume t)rrr)erid)tet worben. £>icr nalen ÜJlcultc.
hielt |>err Aprting bie Begrüfjungsrcbe , in welcher er 3n allen Staaten, in welchen dcltrifdje (Energie
Sr- 9Hafcft5t für bie ber Jyimto burd) feinen Befud) erzeugt wirb, brennen Bpgenlampen non Meeting «Sb
mpiefene t)°h c Auszeichnung banfte unter bem £in* 9Jlatl)iefen 91.* (ft., nnb bafj biefe gerabe in folgen
weife, bafo oor nunmehr elf ^aljren Ge. Blajeftät Mötiig Cent bem, wie bie Bereinigten Staaten oon 9iorb-
Albert bte {Jabrif, bie bamals ein Bicrtcl bes jetzigen amerita uub (Englanb, am auogebeljuteften jur An*
Umfange« fyatte, befid>tigte. £ert flörting gab ferner wenbung gelangt finb, in ' welchen bod> bie eigene
einige Daten über ben (ftang ber (Enttoidlimg ber Dnbuftrie in l)öd)jtei* Blüte ftet>t P bas ift gewiß ein an*
(Eingeborene beim Auspaden oon
(fcteello* Bogenlampen ift Oapan
'(Bilb 4).
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■ M!Pr»^^KSML
ftreube über ben Bofud) bes Canbes»
grriit)ftü(f«tafel in ber ftcbrd oon h«m «usbruef, inbem 5er aus bem
Karting <fc Wait)iefen Aftiengefell ichaf t, fieugfeh (Bilb 5). ,>abrifpevfonal gebilbetc ©cfang»
oerein im Anfd)luffe an bie Begrü»
Vit vf/isJ^r bungsraorte bes §erm flörting bas Cicb: „SegneCftott basJf->ausB3ettm M D0drug.
©icrauf erfolgte ein Stunbgang burd) bie Aterfi'tättcn, febod) bei ber Aus»
beljnung ber oox 19 3obron gegrüiibetcn ftabrif, bie tjeutc bie gröfttc
SpejialfabTit ihrer Branche ift, nnb in welcher jur 3**t ungefähr 860 Beamte
unb ,lrbe ^ <r bcfdjäftiflt finb, fonnteti nidjt alle Jabritfäle befidfligt werben.
mv)^ (©efamtanfidjt ber Sabril Bilb 9.) Am Jage ber Anroefenheit Sr. Btaieftät
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tl Hbbilbumicu. :« Wart M> Vf.
«ttcnctifunftf unD «Urnen uulit uon fr«. Äirilrn. Tritte, fr'erntffrrte unb ivr
befiert« «tuflaot-. herau«<jefl<ben von 3. Hielten. Wit .’»! «bbilbunocn. 2 'Wart,
t* I ii men bin bereit tlnieirnnfl iwr iOnirlrriidjen jufnnimmftfUutm von Vlutnrn tmb
Uflanjen unb mr Ctnrüfjnma unö iYübnmn einer «lumcnt»anbtunfl üoii ^11 i 1 1 i»
t'flnflt. «lit 31 Xnt> unb 2S Tafeln «IbbilOutuien. 3 «Hart.
«iuiaiitt, nflflcmetnr. Hufla^e. vollltänbift neu bearbeitet uon l>r. ff. T enncr i.
W-it WO «tbbUbitiw«, i Wart,
’itotnmf, lanbluinfriialillrtir. uon tt. 9W fl II er. Aroeitf «luflcitie, ootHianbia um
üearbettrt von 91. Jfwrrmann. 9»tt 4 lafeln unb 4« lertabbilbunnen. 2 Warf.
•{«HrtjtuijTonft, i««»b tptrtf itjaftM «t»e- ,-twlte «uftafle. Unter bei ■fJ reffe.
IrainteruuB uni) <rntu>fljfentna be* ©oben* aberhoupt uon Ihr. William göbe.
Tritte, flänjnd) tmtflearbeitete Huflage. «Kit U2 Mbbilftunflen. * Wart.
^ititHnrtM, fftn(tli«b«, und *ei<btt»trtfrtiaf». Wtrtfcbnfiofrtjrr der ttibmcn ,>ifdKrei
uon itbuarb 21 u au ft Stfiröber. Witt 42 «bbilbuttam. 2 Wart 50 t»f.
.Tjlartioban nit» Tln<1>»l»eretlmia uon (£. Sonntaa. »ht 12 ttbbilbtmarn
1 Wart Hl IV.
ÜorVt&atimlt uon ii. ,>ifd)*>nd). Srdiftr, umaear bettele unb uvnncljrtf Muflaqc
uon 'Prot. 91. *Prd. 9Ht* 77 »Ibbil Dun nett. :t Wart 50 «if.
WcflÜflelinAK. (tinlDJertbfld» Irin, für Uicbhabcr, ,lfld)terunb ‘Muofteller übSricn {Raffe-
BefVlgel« von 'Bruno Tflrtfleu. ‘JWit 7 Tafeln tut» 40 Jenabbtlbunflen. 4 Wart.
Otifbefdjlan- '• Wtt einem «liiltattfl : Ter Hlnurtibrftfilnfl. 'liierte Huf tafle, uollftönbin
neu bearbeitet non jf». U blieb. *Diit 140 ttbbilbunoen. 2 tDfar! M> 'Pf.
AWtl(tHulrH<linli von I>r. (tilgen Werner. ffllit r.\ 21 bbi Ifturtßcn. Warf,
WnteAärtttrrrl. Biruiibiflflc be>> (Bemale« unb Obfibauc* uon $>. 3ilacr. Seeftfte.
uermelirie unb oerbefferte «iuflafle, nad» ben tieueften (9rfahruuaen unb rvcirtfdjritteu
unifl earbeitet von 3. ‘IBef f el b Ö f t. 9Utt <3 “yibbilbuiuun. :t ttiart.
CbfibcrlBmnitB. Slnlcituno !iur Brbanblimu unb ^lufbemahnmo br^ frifdjeu
Cbfte*. junt Törten. (Einfoehrn unb (finmadicn, Sonne tur "IPein-, yiMr-, "Biaiint-
toein* unb (fffiflberrttmifl nus ben t>erfd)tcbon{ten. Cbft- unb Berrennrten. 'Hon
3. «befiel b 5 ft. *llt 43 «bbilMin,ien 3 «JJart.
'itfla-n ie»t ntorviiolonie , vcrflleiitjenoe, apn I>r, <f. Tennert. 'Ulit «Hi «lb*
bübunoen ft Wart,
niiMfttliiriil. «loilftanbiae «Inleituno aber Judn. Beh«iubiun<i unb Bertpenbuna
ber üRpfen im l?anbe unb in ISpfen pon »*>. 3Äaer. ^lo-eite, verbeiferte und ner-
mebrte «nflaqe bearbeitet oon fJ. (,'ambert. Mt 7« tibMIbnnflcn. i Wort 30 *l»i.
ttrriuelii. lanbiotrttclinftlirtir. oon Dr. ifuflen «Berner. «JJit 20 «bbilbunaen.
2 Wort SO «V.
ttfetnbau, rNebrntultnr unO «}einberelt«t»tf| pph 3. Tu<t)nal)L Tritte,
uermebne unb orrbefierte tluflöflr. 2Bit einem 'Jlnliatnie: Tie Mrltcnoirtfctjaft uon
SreilWTm «. oon Babo. Biit 5ft «hbiibunoen. 2 Ulnrf 50 1»f
.•lieTOÄrtnerei. Betehruna Aber tflniaae. 9iu^fd)inflefunn »mb Unterhaliuua ber
Adrtrn, fotoie Über Blumen, )u<tie uon f). ^flqer, Sedjite «fttflnae. nod) beit
neutiten «rfnhruuflen unb fairtWiritten ümarar beitet non 3. «Be jfrlliöf t. »frt
1CM «Ibbilbunflen. :t Wart w> 'Bf.
.■{iMineToärtnrtri oort W. üebl. Jioeite, umoearbeitete unb pemiebrte Buflaae.
wHt 89 «Ibbilbungrn. 3 Wart.
MaHenaeffaltunn ber Menftcit »on «BMln i’an(ie, t«*I. rtarten infpettor, und
Otto «-tabn, »eflierunflobaum elfter, Wit-jw» 21 bbi Id linnen unb 0 farbiflen Tafeln.
3n 'Äoh leinen flebunbrn 12 Wart.
"Prnfpche bejtu. ®erje ittinii ie mit fliic-f übrl idier 3nhalt>aitiiabe der voritrhenbrn
»iim de fteljen unentfleitHdj .i«r lierfflflHn«.
®«rlagsbud)fjanblung oon 3. 3. 3Beber f ^ctpjig 26.
Verzeichnis der Vorlesuntrcn und ühuimcn,
wclcbe aui di r
küni(|lidien RcriiakiHhnic zu Cliuisflml i. Harz
im Sommer »S i —wter imis (vom 2:5. April bl« 31. Juli
K> halten werden.
Pte Ziffern fpben <jji* wciiemlichr Mumtensahl an.
rrvfrssnr Mop|»e: Techniwlio bobfre Huelumik (2): Miaehinenli-hro, Kntwerf.-n un.l
Boapreehen von Mjur-hin.-Uaniik^en, 2. Teil (12); .Ma.« ljin. n» i, hm, n i2). — Profemor Tr.
Beriaml: Phjrallt . 2. Teil (6>; Ph^oibnlim-bes Praktikum {7 ) ; Merhamm-lie Wtrmetbpprie
(2); Kickirvioebnik, 2. T«!il (3). lYvfCTsor 1 »r. W. UHU; Alltemeine i liemi. , 2. Teil
(&), rhjBikaliwhe t’hemie einiger Imhoiaher Vui|lii|(i il); tliulitatire und «|iantitativ«>
rhwn iBehe Analjrw, iflglw'hm Pniktikmn linier Mit hülfe ilriier Amintenten ; MaManal^.e
mit Übungen (4); I^iteoh mfoWen-n . 2. Teil (3). Pn.f.^«.r Dr Uerveat: öeol^ii-,
2. Teil <6): OeoUigiiu'lu-s Praktikum ^2); l^tgvm tatt«nl.-hTe ( J); l*alfl.>ntnlogi.-, 2. Teil (2). —
Pro ternär R. 5.: f|dl«-re Mpth,-mntik und Mechanik, 2. Teil (7 ■ ; Anw-en<lunicen der höheren
Mathematik für Mark-trheider i?); .Snhllri»rhc Triiconiamotrii- (2). — Cioh. Ui«rjfnil Professur
Ihr. Imr. Kühler: Aufbi*feitiitig. künde 16). — Profesaor llofTmanii' Salinenkunde («in»- hl.
Verarbeitung <i, e Kallaab«-), (1): Ahn*, der MetallhflUemkttiMle <2» ; Motadlhüuenkunde,
2. Teil (4); Kl«-ktrom»-tallur)rie, 2. Teil 1 1>; llDttentnanniiM-ke« Praktikum (täglich) ; Mctgl.
lurjfieche l*robierk unde. Praktikum (4). Qherdiwi fDr YorgerQcktcrc an allen Tagen, unter
MllhUlfc eines Aasistcnlen. — Profnttnr (Dann: Eisenhüttenkunde I, 2. Teil (2i; Eisen -
hDuenkunde n, 2. Teil (4); Metnllurv’isrh« Tisrhaolocle, 2. Teil (1); EiamprobUrinuttt,
2. Teil (6); F.ne«erf«i von KiaenhGttenanl.-u.-»ri, 2. Teil <•', i ; unter Mith Ql fe eines An.ietenten ;
•Metallograpb.1«- des F.knms (1); unter MlihQlfe ei n,-s Assistenten. Ausserdem an mehreren
'lagen Übungen im Entwerfen ut»d Eimmprnhnerkunst. — < llM-rhrrgarnls - Marksch- id- r
s-ebrke; Martju heidekunsi mit Ptiiuigr-u, 2. Teil (H) ; unter MithDIf.- eines Assistenten ;
Abriss ils-r Markscbeidekunile , 2. Teil (2). — lieh. Ib-rgnii hast: KinfQlimng in das
bünteTlirbe Reeht (4). — rtberliergnit FUeher: Venraltui.)«ktinde (S). Mclninalmt
Tr. Illehn: Erste HftlfelcisUm« bei ünglßeksflUlen fl).
f'rla nt Vorlesungen : Assistent Dr llaumslrtcl ; (resteinsudk roskopio (2 t; Über
gpstvi nabildcode Mineralien. TanMgmreitw Silikate ( 2) ; Mineral o»rischsis Praktikiini (2t. —
Assistent Dr. 1ml riw: linolugie d«s lltn« (2) ; (risdoeisehns. Praktikum (21. -- Assistent
Tr. Zlnme rimana: Elsktrolfaa nit Übongen |2; ; Oasanalyv mit Übungen f2). — Assistrm
Tr. Bnrger: Einführung in die (Tienii«- für Markscheider 41). Assistent Markscheider
doch um: Mark« hei <l**ri«<;hes Zeichnen (2).
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dureh das fis-kretariat iineritgslUirh au Isotiehm. (570)
I lsmthal Im lisn, den 8. Februar ltk«.
Der Dirck tor: f*r. Ing. CI. Kühler.
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Brglnn des Nonsmer- Nimrtlrri I9«N am 72. April.
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Sir. 3376. 12. »Jätj 1908.
2Bi« alljäfjrtid), roerben aud> in bicfcm 3<*l)te tuäfjrcitb ber £auer ber 23abe* unb SRcifc*3«it unter bcr allgemeinen Uberfdjrift:
Saber«, Rotels unb fRetfe^naetger
bi« uns für bie „3lluftrirte 3«iftntg“ 3 ugef)enben Slnfüitbtgungcit über ®äber, Sanatorien, 2rinf* unb &eilanftalten aller 9lrt # Rotels
unb SRejtaurationen, SReifegelegenfjeitcn jc, nad) ©ruppcn georbnet imb oon ben übrigen Mrtjeigen gefonbcrt an crfter Stelle bes 3nferaten«
teils, unb jwar in ber 3«tung felbft — nic^i auf lofen Beilagen, wie in otelen anberen ^Blattern — jum 9lbbrud gebracht. ©* bietet bief« ©n*
ridjtung, befonbers aud) infolge bcr überfidjtlidjen (Gruppierung, größte 0id)erl)cit für bie gewünfdjtc ^eadjtung aller Wnfünbigurtgen, welche
bei ber einflugreitfreit Verbreitung ber „Slluftrirten 3 eituttg" in allen Greifen bes öffetttlitfjcn unb gefellfdjaftlldKtt fiebens
anerfanmermoften oon befter Söirfurtg finb. 3nfolge btefer Corjüge f)at fid) ber „SBäber«, £ot«t« unb <Reifeait 3 eigcr ber 3lluftrirten 3«tung“ längft als be»
währtet unb beliebter SRatgeber in oielen Streifen eingebürgert unb hübet gctoifferma&en einen «Dtittelpunft für alle biesbejügiietyen Sefanntmadjungen.
$iellitteraeid)ttete, fat»ie oitle ^Innancenbureaus neunten Slufträge entgegen. — ^reis für bie einfpaltige 9lonpareille»3eile ober beren SRnum 1 ÜRarl 50 ^Jfg.
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Sprache wiedergibt. Aber der Edison-fhonograph tut noch mehr.
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nach ah men eine Militirfcapcllc oder ein 100 stimmiges Symphonie-
Orchester, oder den Donner de« Nisgartfallec, oder den Tenor eines
begnadeten Künstlers, „welcher salbst die Seelen Im Fegefeuer
tröset“, aber der Edison-Phonograph kann e*. Man muss ihn
hhren, um seine Bedeutung zu ermessen, sber man muss ihn be-
sitzen, um ihn zu gemessen. Hören Sie ihn im nichsten Phono-
graphengeschlft. Wenn die Leute nur hingehen würden und ihn
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9Jaa> ctitfiit pho
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o
□ Q
440
SWuftrirte 3 citung.
9 )r. 3376 . 12 . Söfärj 1908 .
Die iteugeplaitien (Sifeitbaljneit auf
bet Salfan^albinfel.
nt 3 atjrc 1867 würbe bie elfte ®ifeubaf)n auf ber
Baltan halb infei, bic Strecfe von Barna nad) (Ruft-
fd)uf, oott einer oitcilifdjoit ®efcllfd)aft gebaut, um beut
engUfdjen Hanbcl Singang in bas 3 nnerc 311 fehaffen.
Einfang ber ficb3iger 3 al)re erlangte ©aron Hirfd) auf
Ctftcrrcid)» Ungarn« ftüriprachc bie Äonjcffioit zur (Erbauung
einer (Eifenbaljn von ber ungarifeben (Grenze nad) Äloit-
ftcmtinopcl mit einer ©bzweiguttg nad) Salonifi. §>irfd)
gab l,„ ©Mionen Türfenlofc aus 311m Ährrfe von 180 ftr.,
rücf 30hl bar in 104 3ab«n. unb oereinnatjintc baraus
356, 4 ONO. ftr. Wad) feinen (Rechnungen, bie oon hoch*
beftod)enen türfifeben Beamten genehmigt mürben, ver-
ausgabte JpiTfd) für btc Finanzierung ber Türfenlofc
101 , „ ffllill. Sr. unb für bie Bobnbmiten 254 , « ffllill. ^r.,
alfo genau beit erhaltenen Betrag. 3 rt 'Älirtlidjreit mag
er bie Hälfte biefer Beträge aufgewenbet haben. Sein
©ewinn belief fid) auf Hunbcrtc von ffllillioncn. tlber*
bie« baute er bie ©ahnen, obgleld) il)m bie ©elbmittel
bauptfäd)lid) au« Cfterrcid)* Ungarn unb Teutfd)lant> 311*
geftoffen waren, nicht im niittcleuropdifctjen 3 ntereffe von
ber ungarifeßen ©renze, fonbent uont ©leere au«, alfo im
3 ntereffc ber (Engländer, unb er lieh, was bas Sdjlimiuftc
toor, fid) von ber ®*rpf[id)tung entbinben, aud) bie wict)*
tigen ©nfd)lu&ftreden oon Selooör nad) 'Jlifd) unb uou
flstüb (Sropljc) nad) 9 Ji[<b fertigt uftcllcii. ©olle vierzehn
3 af)re blieben biefe Pudert bcftchen, 3x1111 großen Schaben
bcs inittelcuropäifcben Hanbels unb 311m Borteil ber (Eng*
lÄnber unb Ftanzöfen, bie oon bet Seefeite her bie Balfau*
niärfte erobern tonnten. ®rft im Cfoh« 1888 mürben bie
fehlenöen Streden bnrd) 'Bulgarien unb Serbien gebaut
unb bie ©nfdjlüffe hcrgcftcllt, erft feit biefer 3*it bcjteht
eine unmittelbare ©tfcnboljuvcrbiubuiifl Berlin* 9 Bicn*Alon*
ftantinupet, bie in ber nimänifehou Ctulc Bcrlin*Bulare(t*
1fd)emau)oba>Donaiibrüde«Mon|tan3a 1111b fecroärts nad)
Äonftantinopel eine roertoolle Wonfurrcuz mit ©nfcßluß
nad) Btcaaiibricu erhalten hat.
Bon 9 tifd) jweigt bic ©ahn nach Solonifi ab, nad)
biefer türfifeben Hafcnftabt ohne Hafcnanlagcn, wo fid)
fd)oit besbalb fein größerer ©erfefyr entroidelit fonnte.
Tort hat bas europäifdK ©i feit bahm ich nod) eine Icßtc
empfindliche Cüde, benn es fehlt ber fflnfdjluß nad) ©riedKn*
lanb unb ©tlpn. Tie gtied)ifd)e Sahn ©tl)en*fiaviffa ift
nahezu oollen bet. G« hanbelt fid) nur um bie Serbin*
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nur 971 km oon ©Icianbricn, wäßrenb Srinbifi, bie
heutige Umfdjtagsftation für biefen Scrfehr, 1550 km 0011
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(Regierung bie (Erlaubnis ju bem ©nfd)tiiß, hauptfad)lid)
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Ungarn«, oon ©oenien aus burch bas Sanöfdjaf ©ooi*
pafar eine Sahn nad) Slitromiha ju bauen unb baburd)
eine neue Serbinbung mit Salonifi hcröuiMUm. Tas
«Projcft ift Alt. Urfprünglid) mailte ©aratt Jöirfd) bie
türfifdje Hauptbahn nad) ilonftantinopel uott ber Saoe
aus bauen unb tief}, tun bie Cfterreidjer ju blcuben unb
zugleich toegett ber geringen ftofttn, bie ijolicrtc unb ocr*
fehcslofc Gtrccfc Sooi * ©anjalufa anlegeit, bie anfangs
nid)t bie $>dlfte ber ©etriebsfaften einbrad)te. ©ad) ber
Sefigcrgreifung Sosniens mürbe biefe Strcdc bei Siffcf
mit bem öftcrrctd)ifd)*ungari|d)cn ©ahnueg oerbunben.
3 m Serliner ©ertrag oon 1878 erlangte £ ft erreich*
Ungarn bas Scd)t, in bem GanbfchaF, bas früher 311 Bosnien
gehörte, bis über Blitromiga f>inoixs ^ccrcsftraßcn unb
§anbelsroegc 311 unterhalten, fflon biefent *Red)te toill es
jegt Cftebraud) mad)en unb hat and) bic 3uftimmung ber
Türfei erlangt, atlerbings nur 3U ©orftuöien, mas noch
feinesmegs bic enbgültige Äon3cffion bcbcutet. Äiommt
cinr 3toeite ©ahn von Scrajewo über Uwaß nach SWitro*
wiga-Salonifi juftanbe, fo bürftc fie fdjmeilid) eine intet*
nationale Scbcutung erlangen, ba fie nicht unerheblich
länger tft unb weit ungünftigrrc SctTiebsbcbingungen hot
als bie .t)auptlinie Subapeft* ©elgrab* ©ifd)* Salonifi.
Cfterreid).llngam fdjafft fid) ein« neue, von Serbien un*
abhängig« ©ifenbohnoerbinbung mit Albanien unb Galo*
nifi unb oerlöngert unb fe|tigt ben Seil, ben es 3roi|d)cn
bie beiben SfTbenftaaten ©tontenegro unb Serbien gc»
febobett hat. Sud) fann es nötigenfalls rafd)cr Truppen
nach ©l bauten unb 9 Jla,jcboni«n merfen.
Ta in legter 3eit bic ©lochte in fremben Cäubent
mehrfach Schiencnltraßcn bauten, um neue ©idrfte 3U ge*
minnen, aber and) um ihren 3 ntereffen* unb ©Jachtbereich
3U «rmeitem, fo haben bi« JIpntTatntercifenten £'ftemich-
Ungarn« auf ber Satfauhnlbinfel — 3und<hft ©ußlanb,
aber mit ihm and) ^ranfreich, ferner ©uglanb unb nid)t
3ulegt 3 talien - iljr Unbehagen über Den öfterreiebifdv
unonriidjen Üifenbahnplau 31t erfenneu gegeben, ©on
n»ffifd)CT Seite l) Q * man ein ältere« ©rojeft mieber
heroorgejogen unb tie ©nlage einer Tonau-Bbriabahn oon
fHabujeroag an bcrTonau über 9 lifd), ©rlftina unb ©ris*
renb nad) bem ©briati[d)cn ffllcerc bei Gart (&iooanni
bi ©Jebua fit Mid) oon ©Jontenegro in Sor|d)(ag gebradjt.
©lit biefer ©ahn hofft man nidjt nur bie roirtfd)aftlid)cn,
fottbem aud) etwaige ftratcpifdjc ©eftrebungen £[t erreich-
Ungarns im fBeften ber ©olfanhalbinfel 311 burd)freu}en.
<>ür bie rdnau*©bviftbah»» laffeu flef) mirlf d)a ft lid)e
©rünbe nid)t ins ftclb führen. Ter ffiüte raustauf d) 3toi*
fdjen ben ©alfanlänbern unb DJußlanb ift gering, meil
ihre ©usfuhr hauptiädilid) aus ©r.vcugniffen ber £anb-
mirtfdjaft beftcht. ©us btefem ftrunbe gcl)t ber gattje
Jug be« ©erfehr« ber ©olfanhalbinfel in norbmeftlicher
©ichtung unb roirb nicht norböftlid) ab3uleiten fein. Jür
bic nädjfibetciligten ©ebiete, namentlich h'ir Serbien, bas
befanntlid) einer von ben wenigen curopäifdjcn Staaten
ohne ®leere«fü|te ift, wate eine Jufahrtsftrahe nad) ber
©bria fehr ermünfeht, toeil e« fid) baburd) ber ©bhängig*
feit 001t £fterTeich»Ungam einigemtaßen ent3iehen fönntc.
©Hein ©lebua ift ein Heiner, unbebciitenbcr fiafen ohne
©ertehf tmb fann als vorteilhafter Hm|d)lagplah vorläufig
^tbof. €>• Branblept), Stirttoart.
^erjog 5Ilbrecht oon Söfiritemherg,
ber neue lommanbltrtnbe Wfn«ral b«* 13. «mreforps.
ni^t angefeheit werben. Ta bieten bie unteren Tonau*
häfen felbft bem ferbifd)cn SSaubcl größer« ©orteile, ju«
mal bie fj-radjtfätje juifeten ihnen unb ©orbmefteuropa
(icf) nidjt höher jtcllcn bürften als von ©lebua aus. Über*
bics würbe ber Bau ber geplanten Bahn große ted)uifd)e
Sd)tvicrigfciten haben unb bebeutenbe iloften vcrurfad)cii;
von einer ©entahilität lönnte aber vorläufig feine ©ebe
fein.
9 Birtfd)aftlich intcrefficrt an biefer ©ahn waren nfidtft
Serbien in erftcr ©eihe (Englanb unb namenttid) 3 talien,
allenfalls auch rauf rcid) in ber (Erwartung, oon ber ©bria
her neue ©bfatjmärfte im Söcften ber Ballanhalbinfel ,)u
gewinnen. 3 talten fönnte fid) aud) aus politifchen ffiirüu*
ben für biefe Bahn intereffieren , feit cs ein ©uge auf
©l bauten geworfen hat. ftufjlanb förbert bie Cticrbahn, ob*
wol)l ihm bie ©löglid)fcit fehlt, fie wirtfd)aftlfd) ober politifd)
nußeit 31t fönnen. Tenn bi« .b)anb«l«bc3iel)uuge!t 3wifd>eit
©ußlanb unb ber untern Tonau finb trot} ber ftaatlich
unterftüßten Tantpffchiffahrtsoerbinbung ber (hagarinfd)en
®)cfellfd)aft in Obcffa nid)t erheblich, unb bic ^cranrüdung
ber Balfanlänber an Stußlanb burd) bic Bahn märe wegen
be« ba3coifd)enliegenben Rumäniens nur oon 3toeifcll)aftem
© 3 ert.
3n3wifd)en hat £)fterrcid)*Ungarn in rid)tigcr ®rrcnnl*
nis ber Bcrhältniffc bereits «rtlären laffen, baß cs gegen
ben ©au bet Tonau -©öriabal)n feilte (Einwonbungen 3U
erheben hat. Tie ©ahn fann alfo gebaut werben, wenn
bic türtifdjc '.Regierung ihre 3 uftimntung gibt, unb wenn
bie ©littet für ben Bau vorhanben finb. ©on biefer
leßtcm ©«binguug hängt alles ab. Tie Türfei unb
Serbien fönnen wegen ihrer fd)led)tcn ftinan$cn bic älafien
nicht aufbringen. Privatunternehmer würben fid) nur
bann für ben ©au biefer ©alpt finben, wenn fic aus»
giebige jufd)üffc erhielten. 3ft bas 3ntereffc für bic ©ahn
in ©ufelanb, ferner in ®nglanb, 3talien unb Srantreid)
fo groß, wie oerjidjert wirb, fo jicl)t cs biefen Beid)eu
frei, bic crforbcrlid)cn 3 »*i<hüffe |id)CTjuf teile« unb baburd»
ben Bal)nbau ,}u ermögltdien.
©n bem enicuten fyroortreten ber Bolfanfrage wie
an ihrer Ifntroirfluug ift Teutfcßlanö nur infofem beteiligt,
als cs ben lebhaften äöuiifd) hegt, baß ber frricb« auf
red)terhalten wirb, ff-ür ben (Jilocrfeht Tcutfd)lanbs mit
Aonftantinapei unb Salonifi beftehen ausreichenbe ®ifen*
babtiDerbinbungett. Tas neue öftcrreichifd)*ungarifct>e
Bahnprojeft nad) ©litromit}a*Saloitili hat für bie beutfd)en
3ntcrcffcn feine ©eöciitung, nod) weniger bas Tonau-
©briaprojeft. 9lur bic Bcrbinbung ber türfifd)en tmb
gried)ifd)en Bahnen }toifd)en Öartffa unb Galonili toäre
für Teutfchlanb oon 'IBcrt.
3nimerhiit bürfte man beutfeherfeit© eine geroiffe 3utcv«
effeiigetneiufd)aft mit Citcrrcidpllngam auertennen unb
cs Jid) angelegen fein lajfen, juguuften bc« 5|terreid)ifd)-
tingarifdjen Bahnprojeft « ju vermitteln unb bic Gmpfinb
lid)fciten unb Bcbenfcn 311 3 crftrcuen, bic barüber bei
anberen ©läcbtcn mehr ober minbei unbegrünbet ent*
(tauben finb. ©aul Tchn.
$ci3og 3IIbrcd)t oon aBürticmbcrg,
Per imi< fomtmm&icTentMF A<nrra( Or» I3, nrmeflorp«.
r\-rfls ©adjfvlgcr bes in bcu Buljcftanb tretenben General«
j|lo. J>allois würbe &erjo(i ©Ibredjt oon iUürtteiubcrg,
^^hisher loinmanbierenöer ©encral bcs 11 . ©rmecrorps
in ilafjcl, jum Aomnutnbeur bcs 13 . ('JBürttcmbergifd)cn)
©rmcefoTps «mannt. Tiefe am fcd)vgften ®>«bnrtstag bes
Alönigs erfolgte Ernennung hat in ©Jürttembcrg lebhafte
Jrcuöe heroorgemfen ; tritt bod)mit ö<?r3og ©Ibrcdjt wicbcr
ein IBürttcmbcrgcr an bic Spißc bcs am 18 . Te3cmbcr 1871
errichteten Alorps, unb 3wor ift cs 3um jweitcnmal, baf)
«in württembergifd)«! Cf fixier fpmmanbtcrenber ©encral
bcs 13 . ©rmeeforp« wirb. Ter erfte war ber ©encral ber
3 nfantcric 0. BJöicfem, ber c« 001t 1890 bis 1895 fom*
tuanbiertc; fonft haben ftets prcußifdjc Offi3texc an feiner
Spille geftanben.
f»cr 3 og ©tbred>t oon ©Württemberg rourbc am 23. Tc*
3 cmber 1865 al« älteftcr Sohn bcs £>erjogft ©Ijiltpp oon
©3ürtteinberg unb ber Crxhfttogin 'Jülaria Th^rcfia oon
Cfterrcid), eineT Tochter bes Siegers oon (£uft 03 a, ®r 3 »
her)ogs ©lhred)t, 311 'lü-icn geboren, (fr gehört alfo ber
fatl)olifd)en h cr 3 ° 9 l id) cn fjanfes ©Jürttemberg
an, bereu Begrünber ber tm 3ah** 1833 geftorbeuc, aus
beit Öwnhrttstricgfn befanute ruffifdje ©encral öcr 3 og
©leranber von ©türttemberg mar. Ta Äönig ©Jilhelm II.
von ©Jürttemberg leinen Sohn hinterlößt, fo ift £>cr 3 og
©Ibreeht ber povausftd)!li<hc Thronfolger.
©in 28. ©uguft 1883 als Leutnant « ln suite bes
1. ©3ürttembergijd)cn Ulanenregiments Äönig 5farl ©r. 19
gc| teilt, trat er am 1 . September 1H85 in biefcs (Regiment
311 m Tienjt ein. ®t würbe am 9. 3 un ' ^^8 Ober-
leutnant unb am 18. 3 am,ar *890 .^atiptniann tm
I. SBÜTttembergifdjcn ©Tcnabierrcgimcnt Äöuigin Olga
9lr. 119; bod) fchrte er, ü ln suite bcs Ulanenregiments
geftcllt, Gilbe 1891 wicber in fein altes (Regiment 3urüd.
©ls er im Oftober in ©crli« bic ffliitteilung oon bem
©blcben Ätönig SfarU I. iiberbrad)tc, wurbe er aud) 311m
©ittmeifter in her preußifd)cn ©rmee eniannt, unb 3war
unter Stellung h la «uitc bes Jöeftpreußifehen Atürajfier-
regiments 9Jx. 5; 1893 würbe er überzähliger SRajvr. 3m
Te3cmbet besfelbcn Jahres befam er ba« Aomntanbo
über bas 1. Bataillon be« 3nfanteriercgiincnt« ©r. 119,
beffen Afoinmanbeur er nach furier ©Jirffamfeit beim
26. Tragonerregiment am 18. ©pril 1896 unter ©eför-
berung zum Oberften wurbe. ©m 10. September 1898
trat er in ben Berbanb ber preußifdjeu ©rmee unb erhielt
als (Generalmajor ben ©efehl über bic 4. <&arbe»ÄavaUerie»
brigabc in ©otsbain. Son biefem ©ojtcn wurbe er am
14. September 1900 ciitbunbcn unb 311m ftommanbeur ber
51. 3ttfauiericbrigabc in Stuttgart «mannt unb im ©pril
bes folgenben mit ber Rührung ber 26. Tivijion
in Stuttgart beauftragt, beten Üommanbo er nad) feiner
Gmcnnnng ,jum (Generalleutnant am 16. 3»mi jgoi erhielt,
©in 22. September 1906 rüdte er zunt (General ber äa*
valleric auf. ©ad) furzer 3^»* wurbe er al« ©achfolger
bes ftoneral« ber 3ufanterie ßinbe, be« jeßigen ©räles
bes Beid)«militärgerid)ts, fommanbierenber (General bes
II. ©rmeeforps. Boll Gifcr feinem militärifeben Berufe
zugetan, hot fid) ber frenofl im Greife ber Slamerabcn wie
ber Untergebenen ftets lebhafter Sympathien 31 t erfreuen
gehabt. ©id>t min ber hat er fid) foldje im fonftigen Berfeßt
erworben burd) einfaches BJcfen unb gewinnenbe ftieunblid)'
reit, fo wenig er auch bisher in weiteren Greifen Ijero ortrat.
Tic lebhaftcftc Teilnahme bes ganzen Balte« roanbte
fi<h bem ^Ktjog zu, als feine am 24. Januar 1893 mit
®r,}l)er 3 ogin Blargareta Sophia von Ofteneid), ber ©id)te
Äaifer 5 ran 3 3 ofeph& L, gcfcßloifene ®he burd) ben am
24. ©uguft 1902 in ©munben erfolgten Tob ber erft im
brciunbbreißtgiten ßcbensiabre fteh^nben Herzogin gclöft
würbe, tt« txxxr ein l)annonifd)es, burd) (Einfachheit aus*
gejeichnctes Familienleben, ba« fo halb ein ®nbc fanb.
Ter ®hc finb brei Söhne, bic ^erzöge BhilipP ©lbred)t,
?llbrcd)t (fugen unb Äfarl ©Icranbcr, fowie brei Töd)ter,
bie Herzoginnen dRaxia ©inalta, BJaria Thctefc unb
©iargarctc SJlaric, ent fpt off eit.
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Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
9h. 3376. 12. mxi 1908.
3Du[triTtc 3 c ^ng.
441
3 u btejer Kummer gehört eine boppeljeitige
farbige
ftunftbeiloge:
?Hma (Erbmann: Gdjapfcadjerin.
2Bod)enf(f)cm.
Der beutle Steidjstag.
$to»cllcn 3»u (6 ewer bcoxbnun g. — 91m 2. SDlöri
würben bie erftc fiefuttg bot ©oocllc u»r föcroeTbeorbiiuiig
über bic Heimarbeit uub bic bes tficfcl|c-& Aber bie Hausarbeit
in her Higarireuiubuitric Bcenbigt. Hmwrtuhcbcn aus Ber
Tistuifion finb bie Vlustfibriingctt lir. Vtaunumus OTreijinmgc
©crcimgunß) , ber jeBc* VlWcnhaus eine Ajvniisiubuitviea«*-
(tcllung nannte. Überall, wo «ititel tu fabelhaft billigem
©reife anfltjcigt uiürben, hau Die cv iid) um Ha u sin imitrie.
Tiefe billigen ©reife in ben VUarcuhäufcrn lö unten nidü
fein, wenn uidjt elenbe Vöhnc iin Hiutcrgruub mären. stier
biefen billigen 2d)«nb Fanfc, tue gur Verbreitung biefer
fjauoitibuftTie fo oicl, bafi mit ber tfwfchcsarbeit Bern nicht
nactj.intommcn fei, was- Durch SIRangct au Wcfdnnact uub
[ittlichem VeimiRtfein beim Umlauf an o-etjlern gemacht werbe.
Tic flanke Voltstultur ijabc nod) fo oicl Jfigc, fo oicl 2cm
beug auf Unjolibität, auf ben Schein eutev VBarc, bic feine
VUare fei. Taft gehe nur auf Höften ber Slrbrilftfrüftc. Tic
Vorlagen gingen an eine Atommijfion von athlnubiwa ngig
SJlitgliebem.
litat Des ©eichsamto Des Tunern. — Vlni 3. SJlürg
begann bic 3ioeite Vefun« bes tftats bes ‘Weichsamt* bes 3n<
nem mit bem 2itd : (fichalt bes Staatsicfrclärs, uh>\ii tebn
SRefolutioncn oom ^«nttum, eine von ben Atoniematiucn,
uier non ben Vta tionallibcvolcn, brei non ber Ullirtfdiaftlichon
©ercimgimg, eine oon ber ^reifinnigeu Vol (spart ei unb fünf
uon ben Sojialöemohraten uorlagen. Vlnt 4., 5. tmb «. würbe
bie ©eratwu« fortgefetd. 'Ilm 6. fprad* Statt tsirfretär o. ©etl)*
matm-Hollwcg imter anberm über bic (Sinwivfmtg getpährter
SJrmcnimtcrftiltnmg auf bic Wahrnehmung öffentlicher 3nter-
effen. <£r fei ber Sfnfidjt, bnfo bic Veftimmung , und) ber
bie CfrctDähning einer Vlnnemmtcrftütumg fcliledtthm bie
©tahntchnumg beftimmter öffentlicher ©echte, Bes Wahlrechts
»ot allem, ausfd)licf)c, ber jeitigcu «njchauimg nicht mehr
nitiprcchc. Vielter berührte ber St aalsic trete! r bie onlnnb*
legitimation für auolänbifdje Arbeiter uub über ein tlaridl-
amt, gegen beffen einridttung er (ich crflärte. Tod) fall ein
Stiegel porgcfchoben werben, wenn bic iiaricllc über Bas 311«
läffigc 'Hin [3 t)iria umgehen.
Ttcerlcbigung bev ©ölen oor läge im p r c 11 ft. i f d> e tt
Vanbta«. — Tos prcuiükhc Vlbgcorbncteuhaus nahm am
3. SJlärj nach ^ipciftiinbiger Tcbattc ben pom Herrenhaus
in abgeänberter SJafinng gnrftdgclangtcn (bcfctjoutunirf über
Haftnahmen Vir Startung Des Tcutfchtuws in ben ©rc«
oin3en SBeftpreiiRen unb ©oien gegen bic Stimmen ber 3rci-
finnigen, Bes Zentrums unb ber ©ölen an.
Bus bem VanBiag oon Ol ben bürg. — Ter finub*
tag oon Clbenburg nahm am 21. JVcbruar bie Vorlage über
bie birefte 4Ba!)l jum X’anbtag an, ferner einige 3u[atV
befdjlüffe, büret» bie bie Staatsregicrung erfucht wirb, bte
rünfiähngc 4ßaf)Iperiobe in eine bxeijährigc um uirpanbeln,
bie Ifinfühnmg ber 9UabIpflid)t 311 prüfen, ben ifH'jetjeutrouri
batjrn olnuönbern, baft jeber Vbgcorbnctc in einem befon«
bem Vlal)Ureiftf }U U)äl)len in, Unb eine Heftiminuug in ben
Ifnttourf nufmnehmen, wonach in 3wirdKnrüumen uon je
guKutjifl fahren eine Slcucinteilurig ber Slfahltreife nad) 'Hlah-
gäbe ber invoifchen eingetretonen Olnberung ber Vepöircningv-
jiifer uorgimchmen ift. Tiefen 3»fnl.ibci<hlüffcn fteljt bic
Staatsregicrung vorläufig noch ableimenb gegenüber; bodj
hofft man, eine Verftänbigung tu er3iden.
Vcrfaf fungsfampfe in '.Bremen. — 9fm lö. JVebruar
nahm bie Vürgerfd>aft ber freien unb Honfcftabt Vremen
ben Antrag ber bürgerlichen « inten an, ber eine ^ufantmen«
fehung Des Senats in ber ^orm forbert, bnh uon beifen
IDIitgliebern (16 bis 18) wenigfteno 2 Sürgeridrartsabgeorb*
ucte finb, bie ifjr 9hnt nl* Vertreter bes H on bmerts ausüben
ober in allgemeinen SUaljlen gewählt finb. Tic Slnnahntc
bes Vntrags erfolgte in ber ^weiten i'efuug mit einer großen
SJtehrheit: 75 Stimmen waren bafür, 31 bagegen, wähtenb
bas StimmoerhSltnis bei ber erften Vefung 68 ju 50 betrug.
Diesmal waren auch bie Vertreter ber Stäbte Vegefad unb
Srctnerhaocn, bie bei ber erften £cfung für bic .Haufmann»
fehaft unb bic 9ltabeiuitcr optiert hatten, auf ber Seite ber
bürgerlichen einten. Ter Slntrag geht nun an eine aus
Senats- unb VüTgerfdjaftsmitgliebem 3uiammcngcfehtc Depu-
tation, um bort weiter beraten 311 werben. Vorausfiehtlicf)
werben ber Senat uni bic betben erften Jtlaffen Ber (Bürger*
fehaft, bic Hüufmannfchaft unb bie «tabemifer, ber hinten
bie geiuünfchte Honjeffion machen.
Stimmungsmache ber „Times“ gegen Teutfd)-
lanb. — 3n bem Vugenblicf, wo bie ganje 3Üelt unter Bern
Cf-inbrud ber frieblithen iSrtlärung Bes Schohtan^lcrs (dsquitt)
in ber ailartncbcbattc ftanb, unternahmen bie „Times“ einen
neuen JBerfud), Stimmung gegen TeutfcblanB 311 machen.
Der militärifchc Horrefpönbent ber „Times" cr,|ählt r ber
Deutfche Haifer habe füitgft einen ©rief über bie britifchc
unb beutfdje S^lottenpolitif an ben (frften 12prb ber Vbmi-
ralitöt ltorö Tweebmoutt) gerichtet. Tiefer ©rief tommc
einem Verfndie gleich, ben für Bas britifdje Vtarincbubgct
oerantworlithcn ȟlinifter im Sntercffe Teutfd)lanbs ju be-
«influffen. Tiefer ©rief fei auch beantwortet worben unb
müffc bem Vadämeitt porgelegt werben, «nt 6. 'JülSrj gab
Ber Jftnanjininifter lJorb Voguith im Unterbau fe bie l£r=
Tlämng ab, bah CmrB Twccbmouth am 18. ftebruar einen
©rief oom Teutfd>en Haifer empfangen habe, ber aber oöllig
privater unb freunbrchaitlichier 'Jlatur gewefen fei, ebenfo wie
Bic fflntwort bes Sorbs Twecbmouth. Taofelbe crtlärte Üorb
Tweebmouth am 9. SOlnr.i cm Obcrtjaufe, ebenfo wie Sir (hrep,
Bem er ben ©def nad) tfmpfaing vorgdegt hotte. Tcc'flrtird ber
„Times" erregte in ber ©reffe «rohes ««flehen, bas ©er-
halten ber „Times“, bas Stcab eint „Teufelei" nannte,
würbe allgemein fdjorf angegriffen ober fogar — lächerlich
geiunbeu. ''Inch bie iran töiifeheu ©lütter. 3 . ©. ber „«vigoro“,
bviidteit ihr tfritauurn über bic in bem „Times“ VI riitcl 311 m
'.'Instand: lamnu-nbe 'Jleroafitiil aus. 3i» würben in gewiijer
'Beüehuug bie „Jime-y* wiDer 9Billcu gir Ariebcnsiörberin;
beuit, was m einem Atriege gegen Teutjchlnnb rnlflainnten
tollte, gab ttitfafc U* einer glä inen ben '.Ulanifeitalion für ben
Uneben unb (cigtc beutlid), bau and) vEuglaub leinen leicht
fimtig herauf Iteidtworeueti Atrieg wflnfdti. ltnb bitvum nur
ift Biele ginne „IimcsM<»cfd)ict)tc, bic fonft eine Sfidjtigteit
wäre, au? leirinieitswert.
If i n e neue politiidte ©ra in Tänemarf. — Tas
San bst hing nahm bie (Kcgierungooorlage nlier bas fommii*
nrtle ‘JUahlvedtt mit 32 gegen 21* Stimmen bofinitio an. Tie
nodnnaligc .{uitimmmtg Des »loltcthiugs ift nur eine r?orm>
fad je. Somit iit bie feit fuhren fdjwcbenbe 20ahtreiorm in
Tänennur gciidiort. rtnuohl bie ©egieriiiigsuürlnge in ber
Obern Ata mm er bc-> ©eidptags mandierlei Vubcnutgcn er-
litt, bie fein esrnegs mit ben SBünfchett beT iMitfett int
IM 11 be übereinftimmen , bebeutet bas lAiefeH einen groften
i'rnrtfdftitt. Tenn es iit in feinen wichhgiteit Veftimmun-
gen burdimi* frdiiunig uub uaninitlul) ben fläbtiidicn
i'Vmeinbeu gutiftig, fa bnh eint f (hilft! vorwärts jehrti*
lenbe Temofvaiiiierung ber Slabtuerfamntlnng bie itächiie
JVpIvK fein wirb. Tnrih bie Verleihung bco Stimmrechts
au bie «vrauett tritt ein völlig neues (Hemmt in bic ÜUähler-
fdwft ein, bas, nad* (frfaliningcn in au bereu tfiinbcru, oor^
jiigsweife bev bciuofratifchen ©artet .yugute t out men wirb,
Tic .fuftnnbe in ©ovtugal. — Tie aut 2». Februar
peröffentliditen Tetrete löicn bie am 19. fluguft 1906 ge»
wählte Teputierteiitammer auf unb nehmen babtird* bas
«uflöiungsbetret ootu in. ©toi 1 «07 giriicf. Sie berufen
ferner bie tiortes auf ben 29. «pril, fchrcibeu bie 2lMl)len
für ben 5. Vprtl aus unb crtlären bie Tetvete oom 30. 'iluguft
unb 23. Tciembcr 1907 über boo '©erhiittnis Des etaates
,|U Ben Jvinauren Bes AlimiglidKit ASaufes wie über bic Re-
form ber ©airslamnter für null unb uidttig.
Tie ©cicttung uon 'Jütar Gl*»fO burdi bic Spanier.
Tie ©iditadutmg b« Vertrags omt IH94 burd) ben
ÜJinghKn, bie 'JlotwenBi gleit, bie feiublnhen ©ifftümntc 3*1
pevhiuBeru, imtethalb bot (®»rett|eit bes fpaittid*cn Terrtto-
riunts ihre Streitigtei teil 311111 «ustrag in bringen, uub oor
allem bie ©otwettbiglvit, bem Sdnnuggel au ber Atilftc ein
i?ubc m bereiten, veranlagten am 14. Februar bie Spanier,
'.Ulnr tShicn „propiforifrij" 311 he fegen. Tie fponifdic Regierung
Heft ben Sultan oon 'JJlaratto, ferner TeiitühlaitB, (fuglmtb,
»vrantrcidi, Citerveidv Ungarn unb Italien baoou in Atemitnio
feilen. Von beit ©ladilcn würbe teil» (R'ibcvjpnidj erhöhen.
9teue ©evfiäifungon tiir 'JJlarolto. — Tie fran.iö-
fcirijc ^Regierung beiclilofi atu 3. 'JLIlär.i bic VI bfenbung oon vier»
tauieub !ÜJau« Verftärlungeit nad) iSaioblauca, baruuleT eine
Ifstabron Atavallerie uiiö eine Vlujahl neuer, in 8 aijit=iflicnnc
hevgeft elller HJUtraillciifeu. Ifieneral t?iaulct>, ber mit bem
Vlufitanb Ber öeni Snaifen on ber algcrifdjen «ireit.ic fo fchncll
fertig geworben tft, wirb fid) bemnSdift nad) ber ©.«eftlüfte
©tor otfos begeben. Cfitüdlen ©lelbungen und) bient biejc
Seitbuug, au ber aiuh Per Votfd) öfter Vegnault tcihtimml,
nur bem Stubiunt ber für bie Crgaitifation bet «Igcciras-
poli.tet nötigen Vebingungen. VI u her bem fallen aud) bic
JuitänBc an ber algcrijd)cn (tirenje Verü(tfid}tigung ftnben,
bod) ift bie 'JJtifjion Vtauleps auftbrilcflid) alo 30 t tlicf) be
fchräutt b«3cidiitcl.
'Jleue Atämpfe in Vtarofto. — «nt 29. Februar mar-
fdjicrtc (General b’VImaöe mit ber burd) Teile ber ttolonnc
oon ©er ©efdnb imb »Tebalah oerftürtten Tirs» unb Altiften-
tülonuc nad) Soul cl Trin am Euch Viallal). Hierbei würben
bie ftraitipfen von Jufantcrif unb ©citcrci ber iDlcbofra
heftig angegriffen. Ter Atampf bauerte oon ad)t Uhr fnlt)
bis in bic ©ad)t. ©ad) ernftem Wcfcd)t machte b'Vlmabe
einen Verflog, trieb ben Jeinb 3 urüd unb oerfolgte ihn
7 km weit. Tie »Tromofen ocrlorctt örcijcltn Tote unb fed)s>
UnBBreigtg Vcrwunbcte. 21 in 4. ©lär,! befe^te eine Truppen-
abtcilung VJlulei Ajafi bo Settat füölid) oon Uafablanca
wicber, bas bic ^raii 3 Pfen am 15. Cianttar unb 7. Februar
mit fd*wad)en Äbteillingen auf fur 3 e 3 eit in ©efiB
nonmieit hatten.
Tas (jitbe bes ©ovt-Vltthur-^ProAeffcs. — 9Jadj
pier,3chutägigcn ©ertjan Ölungen tourbc in 8t. ©etersburg am
20. iyebruar bas enb gültige Urteil gegen bic ber Übergabe
uon Vort 91rtt)ur fdnilbigen (henerale gefällt, (üeneral
v. Stöifcl würbe 311111 Tobe verurteilt, jebod) ohne Verluft ber
Ghren rechte. (5r würbe für fdpilbig ertlürt, Bie ffeftnug über-
geben 3u hoben, bcpor alle 'JJlittel erfdiöpft waren, ferner
bie Vlmtsgeroalt nicht angeiveubet unb eines Tis.gplinar-
nergehens fid) fchulöig gemocht m haben. Tas (herid)t bat
jebod) ben itaifer, bie Strafe in 3cfjn 3<ihte ^-eftungshaft
uui3uwaubeln, weil ©ort Vlrthur, von überlegenen Streit-
trüften belagert, unter General Stöffels Leitung mit bei»
fpiellofer Hartnädigfeit fid) verteibigt unb Me ganic 'JBelt
burd) ben HclBcttmiit ber Uiamifon in Staunen gefegt h^t,
ferner weil (Nettetal Stöffel mehrere Stürme mit überaus
großen Verhüten bes »fieinbeo abgefdilagen, wübrenb ber
ganjen Velagernng beit fielbcngcijt ber Truppen nufreebt-
erhollen unb an brei »Tclb.iiigen tatfräftiflUfnteil genommen hat.
Tiefer ©itte bes tficrichtshofeo fdicntte ber ^or am 7. ©Iär3 Cße»
toähtuug. Pieneral ftorf evljielt einen öffentlichen ©erweis. Tie
(Scncrolc VeiR unb Sntirnow würben fr ei gesprochen.
Attentat auf ben Schah oon Verfielt, — Vlm
28. Februar würben itt Teheran gegen bao Automobil bes
Schah Viohanimcb 'Jlti ,m>ei Vom ben geworfen. Ter Schah
bcfnnb fid* erft im borauffolgenben ©lagen uttb blieb bes-
halb unocrleRt. tfiuc «nvahl ©erfonen wnrbcn getötet.
Tie ©efeftignng 001 t ©lanila. — Tie iHegierung ber
Vereinigte« Staaten oem Vlmerifa beginnt in näd*ft«r ^feit mit
Bern ©an ber ©efeftigungswerfe dou 'JKanila, nad* Beren ©e»
«nbigung bie f>cuiptftabt ber Vhilippitten eine ber ftärlften
SMtungen in gern,) VI fielt fein wirb. 3m ©erlauf eines Gnljr«
wirb Vtauila 311 einer ^lottcnbafi-s erften '.Hanges für bie
Union 11 m gefehlt fiett fein, ©icht weniger als 28 ®lill. ./f
fallen in biefer 3 eit für bic Vlrbeiten aufgewenbet werben.
Tie tiorbameriföitifchen ‘JÜlarincbehörben finb entfchloffen
olie ©orbcreitimgeit 3 » treffen, um für ben ?fall eines fünf-
tigen .Alxicgcs fid) auf 'JJtnnila als auf einen, not^u unan-
greifbaren Stüttpuntt oorUiffert 311 Fönnett. 3 war wirb es
nid*t 311 pcrhinbcrn fein, bafi bic Japaner eine grofie Truppen»
inariit auf ber onfel V.'ii|on lanbett unb fic gegen 'Hlcmila
uorfdjicfen. «ber gerabe einem berartigen *>111 werben bic
nennt ©cfefligungeti ©e(t)ming ttagen.
Totcnf(f)(m.
3- V- V einte, einer ber leiitcn Utopincn ber 3nhrc nur
IR4H, Dieb litt gsidiiit er ijabets, beffen Toihler CT heiratete,
©litbegrünbcr ber .Marudveit K»eiclljriuift, bie im IM nie wnu
HPaniigofhren mehr ab brei tauieub Aioloniftrn unb 3(M»cmn,>r.
an bie ilavifdte AtoKmieani 'Hliinifippi fdndtc, nadt ihrem 2«üct-
tcru ©egrünöer uon Vlrheiteraiioünliattcu, Atrebin unb Vro-
biifttonsgenoficufduiftcn, f l*od»betagt inlflenb unb Vcrgejjcn-
heit in ©Jinibon aut 29. Februar.
Theophil p. *\-ithtnt), ehemaliger jufiigminiiirr im
Atabiuott Alolonian Ii:ga, 187S ©i.)einäübenl bei ber Atönig
lidteit Tafel. 1 kmo 'cnatspräMBcnt hei ber .Müniglidien Aturie
(bem obrriten (f>erid)lsl)of), JHH 6 bis IRhO ^«ftiiminifter, bis
1905 Vlitg lieb bes «hgeorbncienhatife», ferner ieit ihmci iah re*
lang Ti|rriUualiufpctlc»r ber coangelifdien VJiontou Super-
iutenöen.i, am 11. Cftober 1822 311 Vubapeft geboren, f bn-
fclbft am 4. VJIär.).
3 »ttob «‘■eis. als „Vapa «ieis“ einer ber *bo!ann teile«
Wfmdmct Homifer, merft für bic Theologie beitimml, Vier-
iaiier 00 « (ionplels, colofAenen tmb htxnorijtiirhen (Eiuaflern,
l 8 i»H bio 1 H 9 H Tireftor ber SingfpielgeFellfdiaft im Eber*
poltingcr, fpata Irantheit-hnlber nur noch in ('mjifpiclen
wirfenb, om 27. Te.tetnber 1840 311 Vltljen geboren, t in
©tfindjen am 3. ©lärv
I >r. j»hil. Wilhelm CA>inil, bebeutenber (Shemilcr, ©io-
reftor an ber Tentfdien Tedmifd)en ASodiidmlc 3 » ©rag, ieit
t87o Vrofeffor tmb Vlitglieb Bes Van besfani tätsra ts für ©öh*
men, 187K Vcgrfmber ber C fterreidjiidien iftefcllichnft mr^ör-
berung ber dirtnifdien 3tt Bnftric, mehrmals ©rüfibent, feit
1902 Vlitglteb Bes öiierreid)i.fd)ett A^errenhaufes, am 5. Vlugnft
1843 3 U ttöicn geboren, t in ©rag am 26. Februar.
Julius (tarnonn* Toinboumcijter, Sd)üler Swattbs-
burgft tmb bes ftrl>r. »yriebrid) 0 . 2d*mibt, 1870 bis 187«
©au führet* bei bem wo« Sd*inibt ausgeführten ©au bev
©forrtirchc 311 >inf haus, 1873 bis 1891 ©arftcliet ber Tom*
bauhütle uon St. Stephan 311 Vlüen neben Schmibt, feit briien
Tobe alleiniger Vetter ber Veftaurfcrtingsorbettett, am 2. VJai
1848 jm föleti geboren, t eben bort am 1. Wein.
(Aieorg {V r hr. v. .Ct 0 I^hau f eit , preufüfd)ev Alant nterljcrr,
lehren rittcr bes 3oljonnitcrovbens, >beitommifth«rr bes
ülteften abligcit Jivcigcs ber feit 1253 in ftrantfurt a. VI.
anfäffigen ATvÄufer «Iten • Vimpurg, am 11. 'JJIän 1841 nt
JVvantfurt a. SM. geboren, t in ‘JMünchen am ß. VJlär.t.
Hermann ^acobi, ein Veteran Ber Sdiaufpielfunit,
1863 bis 1884 om Jhaliailieotcr in .Hamburg, bann an Der
^Mannheimer Hofhiilmc, iEhren mitglicb, 'JJltt begrün her ber
«jenoffenfehaft beittfdjer ©iihnettnngehöriger, 1836 311 ©erlin
geboren, t in SManul>eim am 6 . 4 jillär 3 .
'JJlorrio A4. Ijcfup, Älanfmann unb ©anfier, eine ber
intereffanteften unb ucrbicnftoollitcn ©cTföntid)letten ber Ver-
einigten Staaten, ©räfiBcnt bes Vlmeritanifdjen 'JUhifcums für
9laturgefd)id)te, Vlnreger ber fog. Cv-Mup-Urpebition, bie in
umfaffenber Vttcifc att ber fluftlöumg Der rfrage ber alten
©f.tiehungen ,vri ichcu Vlften unb Europa arbeitete, am 21. 3u.nl
1830 311 Vlteftport (ISonnccticut) geboren, f in Veut)orl SJiitte
>bruQT.
©obert 3ulius .Hllnfhar bt, VtCTlagsbuchhänbler itnb
©udjbrttcfereibcfiher, Sentordjef ber ^- 1 x 1110 Julius Hlinfharbt
3 tt Ceip.iig, feit 1856 als Vuchhänbler tätig. 1870 mit feinem
©ruber Teilhaber bes oätcrtichcu (6efdiöits, ieit bem 1881
erfolgten Tobe bes ‘Vaters ©efitiet besfelben, 1840 ju Veipjig
geboren, t eben bort am 6. 'JMÄrj.
I»r. phll. Vorcn) Vinbclöf, einer ber hcroorrogcnbften
finnlSnbifd)eti ©tattjeiuatiter unb Vlftrommtett, VüiTflid*er
Staatsrat, 1857 bis 1874 ©rofeffor beT 'Jtflathcmatil an ber
llnioerfität H^fhtgiors. 1874 bis 1902 Cberbireltor bes finn-
länbtfdjen Schulwefeus, feit 1867 SclTctär ber tlinnlänbifchen
<Sö.)tctat ber 3Biffenfd)aften, am IS. ©ouember 1827 311
Haruia (ffinnlanb) geboren, f in Hciftnöfnrs am 3. ©Järv
2Uice ©olih-
fe gefeierte Sängerin SHorta JDilt fagte in fcötlftabt,
als fie bie junge 9Uicc © 0 IU 3 ein ©cbicht auffagen
hörte: „Sie wirb einmal eine grofec Sdjaufpielerin toerben.“
Tiefes fflßort blteb im H« 3 ?n öes Süläöchcns haften unb
3 eigt< ihm Bie ©ühne als &rfüllung feiner Träume.
(Erft nad) Hämpfeti mit ben ©enuanbten, namentlich
mit bem 9) ater, ber fid) nid)* bamit befreunben fonnte,
feine Tochter auf bem gefährlichen ©oben bes Theaters 31 t
fehen, fetjtc es 9Uice ©olifc öurch, bic JBicner SdjanfpieU
fchule 3 U befudjen, 100 Hofrat v. 2Beilcn unb Ctnil ©ürbc
ihr fchönes, cntwirflungsf gf)t 0 CD Tafeni 3 «r (Entfaltung brach-
ten. 9lod* oor Seenbigung ihrer Stubicn faf> fic Vluguft
^örfter, einer Der Funbigften entöccfer unb (Enuccf er junger
fd)aufpieterifc!)cr Talente, unb oerpflidjtclc fie 3886 für
bas not toenigen fahren gegrünbete Teutfchc Theater in
^Berlin. 3m 3 fl l)rc 1887 tarn fie nad) Qcipjig, wo fie eine
9Beffeli> jur Vorgängerin hatte, unb jtuei 3ahre fpäter an
bas Äöniglidjc Sdjaufpielhaus in Treobfn. Hier erlebte
fie bic ©lütf 3 eit ihrer jugcnBlicb aufftrebenben ftunft.
ÜMit IRccht hat man Vllicc ©olih bic Schaufpieleriu ber
Vi)trif genannt. „9Bo fanftc r leibenbc 9Beiblid)tcit 311 t Tai>
ftellung fotnmen foll, ba ift fie an ihrem ©Iahe. Sie per-
fügt über eine innere, füll roirfeitbe ©ocftc, ber fid) Tein
©etrachtcr, fein lein HSrer entjicben Cann.
Sdjan ih r c Stitnme wirbt für ihre ftunft tmb jpridjt oon
Seelenweh unb rwh«nbent ‘Tiilben.“ Vlus 3 arten, foft jag»
haften Anfängen, aus tociiig belebtem Spiel, Bas aber
fdjon mit einer uoTjüglid*en Sprcd)ted*nit oereint tpat,
hat fief* $llicc ^Jolih in ihren Tiesbner 3 ofjren 3 U ber reifen
ftünftlcrfdjajt entwicfclt, bic fic t>cut« befil^t. Sie gehört ju
jenen ftünftlerinnen, bie mit einer einfachen, fiebern Charaf«
teriftitcincpofficDolk Vluffafjung 3 « oerbtnben twiffen. Ohrt
Daritcllcrifd)ctt ffiebllbc finb in Tresben nnpergeffen. Ohr
fcclcnpollcr Ton fam namentlich in ben ÜHollcn ber CElifabetf*
im „Ton ttartös“, förtn 3 <ffin im „Taffo“, Thello, ßuife
®lillerin, ftlärchen, 3 »iöi*h «Uriel VIcofta", ©eatrice in
ber „©raut oon Wleffina“, eignes in 3bfcns „©raub“ uub
in oielen anbexen flaffifchen Wollen aufs hcr-rlirfjft* ^ur
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
442
Slluftnrte 3 c ^ un 9-
9tr. 3376. 12. 2Rär3 1908.
(Geltung. 3n mobcrnen Stüden hat fie in bcr „©Ion*
ben Äathrcin" oon fRicharb ©ofe unb als Melifanbc
in Maetediucfs Drama „©dlcas unb SWelifanbe"
vielleicht als 6 ic früiljfte Darftelletiu in Dcutjd)laub
ganj eigenartige, non |d)»et fijmboliftifcher Äunft
umfloffene ©eftalten gefchaffen.
Die Wolle bet 3 ungfrau oon Crleano, in ber
fie bas ©ilb auf bcr ©orberfeit« unferer heutigen
9himmer nad) einem oon bem &ofphotographen
(Erwin 9taupp in ©erlin berrübrenben photographi-
fdjen fhmftblatt non henjorragenben Cualitäten
barjtellt, fpielte fie in bei glanjnollen Weueinftubie*
rung, bic bas ftöniglid)c ^oftfjcatcrin Drcsben im
September 1903 für Schillers rotnantifefje Dragöbic
geraffen hatte. Sie erhob bie ©cftnlt bcr ^eanne
b'Wrc berart über bas fJlioeau ber gewöhnlichen
Yluffaffung, baß fie in biefer Wolle einen weitem
bebeutungsvollcn Sdjritt in ihrer tünf(l«rifd)cn
(Entwicflung tat. (Es liegt ein (Elan,) oon ©oefie
unb reiner Schönheit über Üllicc ©oliß' tünftleri*
fdjen (Behüben ; fie alle finb non innigem Gmpfin*
ben befeelt, non roannem Geben burdjflutct, bas
lief) namentlich in 3 ulia unb (Elcftra 311 hinreihen*
ber £*lbenf<haft fteigert. Jafet ntan bie 'ilrt unb
bas ©runbtnefen oon Wlice ©olife ins Sluge, fo
ifl fie als eine ftünf tierin 3 U bezeichnen, bie immer
9Jlafe 3 U halten weife, bereit oomehmftes Streben
auf eine ebel ftilif irrte Wahrheit gerichtet ift,
unb bic, frei oon ©ofe unb (Effefthdfthetci, aus
bet Julie innem (Erlebens fdjafft. Seit fie 1907
Dresbcn mit 2 öicn, ihrer ©aterftabt, ocrtaufcht
hat, finb ihr neue, mannigfaltige Aufgaben ber
Da rf tellung sfunf t gcftellt worben- Wad) ftcht fte
in ber Sollfraft ihrer (Entwidlung unb wirb ihre
eblc, Dornehme ftunft toohl auch im Heroinen« unb
im (Sharafterfad) glflnjenb betätigen. F. K.
Drei Weuenpcifjltc bcr Meabcmie grancaifc,
^Nie Qlcabemie Jran^aifc hat am 5. 9Jlärj als 91ad)folgcr
-*Jbe r nerftorbenen Mitglieber SDiareelin ©crtf)elöt, ülttbrt
Dheuriet unb Sullt) ©rubhomme ben 3ournaliften Jrancts
£)cnri Sßoincard
Ghannes, ben Dichter 3can Wid)epin unb ben MathcmatiEcr
§«nri ©oincari erwählt. 3 u,n feierlichen 2 BdI)lalt waren
breiunbbretRig llnfterbliehe erfdjtenen, barunter and) Jran«
tote (Eoppee, ber fid) oon feinem Ülrgt in bie Sifeung be*
gleiten Inffen inufete, unb bcr Äarbinal SMathieu, ber aus
Wom t>eri>«|g«ilt war. 9tid)i erfchienen waren (Ebmonb
Woftanb, bcr ungern fein warmes SRofenfd>löfed) Ctt in ßambo
oerläfet, unb ©natolc Jrance, bcr gefd)woren hoben fall,
nie roteber ben Jufe unter bie „t ’otq»le“ 311 fefeen. (Es ift
üblich* baß bie äanbtbaten für bie oafanten jautcuils bei
fdmtlid>en ©cabemiciens einen offijicUen ©cfud) machen,
um fic um ihre Stimme 3 U bitten; feiten noch 0 «b es einen
folgen Ülnbrang oon ftanbibaten, feiten auch galt es, nad)
ben ©itnalen ber ©cabemic, brei llnfterbliehe zugleich 31 t
wählen- frür Öen Gife bes im Pantheon beftatteten Mar*
celin ©ertljelot mclbcte fid) nur Jrancis Sl)arme&, für ben
Stfe bes «Romanciers Hnbrc Dheuriet erfdjienen inbes oier
Streiter im Dumier, bie fämtlid) bas Wöfelein ©egajus
tummeln, (Ebmonb ftaraucourt, 3ean tfahor (Dr. da^alis),
fienri bc Wegnicr unb 3 ean Wid)cpin; für bte Wad)folgc
bes gelehrten ©aeten Sullt) <ptubl)owmc ftanbeu fid) gegen-
über bic Dichter 3ean 9licarb unb (Emile ©ergeiat, bic
3eati ??i(^cptn.
Sdjriftftdler Slugufte Dord)ain unb Charles bc ^Jomairols
fowie ©rof. öenri ^oiucare.
.?ienri ^Poincarc ift oon ben 9Icuerwäl)lte n bebeu-
tenbftc q3crfonlid)feit. Wicht nur in Jrantreirf) hält man
ihn für ben größten unter ben leben ben ^hilofophcn
matl)cmntifd)er W3iffenfd)aft.
Der 1854 in Wann) geborne
(Belehrte tft ein Schüler ber
Gcotc ©olqtethntque; feine
Stubien wiefen il)ti 3uuäd)ft
mehr ben praftifd)cn 2luf*
gaben 31», unb er brachte cs
)um Gl)ef Ingenieur bes Berg-
baus. Dann aber abforbierto
ihn gan3 fein Lehramt in
bcr Uniocrfität, wo feine
©orle Jungen SMuffch«n er*
regten, weniger im populären
Sinne, weil fie nicht fo leicht
oerftän blirt> waren, um grofeen
3ulauf ju finben, woljl aber,
weil oon feinen Schülern bic
©runbgebanfen feiner mathe*
matifchen ©hüafophic ben
©rofanen in ucrcinfadjtcr
Jorm 3ugätiglid) gemacht
würben. Seine Schüler fefe>
ten es fid) auch 3ur Aufgabe,
bic öehrfurfc bes Wieifters
311 veröffentlichen, fo bic
„Theorie den tourbillons“ unb
insbefonbere bie „9Hahrfd)cin»
lichfeitsrechnung". Jür bas
©arifer Cbferoatorium rebi*
giert ©oincarc bas „Bulletin
aHtronomicjue“ ; ferner ift er
©litarbeiter bes .Journal de«
mftthömatiques pures et appli-
qude«“. 3n bm „Mdthod«
nouvellcs do In nuVhanique
<*^leste' £ gab er eine metho*
bifd)e 9lnalt)fe bes unioer jellen
<ftraoitaHonsfr)ftems. Schliefe*
lieh hat Mcuri ©oincarc cs
auch fclbft unternommen, in
feinem SCcrfc „Vnieur de I«. wience“ einem gröfeern ©ubli*
fum barjulegett, was matt feit einer Weihe oon 3 oh rcn l n
bcr Unioerfilätsfpradte ben „©oittcaristnus“ nennt. Der
„©oincarismus" (teilt bie ©rinjipien bcr wiffenfchaftlichen
(Bcroifehfü in Jragc, inbem er mit 90113 neuen tfvgpotbrfcn
anticullibifcher (Bcornetric neue (Sinbliefc ins pl)ilofophtfd)C
(Bebiet eröffnet. Die Schlußfolgerungen ©oincarfs unb
feiner wiffenfchaftlichen ©hilofophic fittb mahe 3 U biefelben
wie bie bes „.ttumanismus", bem bie jüngere literarifd)«
(Generation hulbigt. Denn ber SRafthematiler fpricht ben
fdjßnen Safe aus: „Das mcnfd)ltd)c (Genie ift ein furjes
fiieht 3 t»ifd)eti 3 wei Gwigleiten, aber es* ift biefes 9luf-
leud)ten, bas alles beben tet.“ Die wiffenfchaftlichen Hörper*
fchaften bes ttuslanbs hoben bem fraii 3 öfif(hen ©eiehrten
burd) chrenbe (Emenituttflen ihre ©ewunberung 311 m 9lus»
btud gebracht.
Jraneis Gh armcs ifl ber Ghcfvebafteur ber „Revue
des Deux Mondes“; es ift bies ein 9lmt, bas gewiffer*
tnafeen oon felbft 311m 5lfabemifer erhebt. ?lud) Gharmes'
©prgöngcr, ©runctiere, gehörte ber „(iompagnie“ an,
3m 3al>rc 1848 3U Burillat gebaren,’ wibmete fid) (Ehat-
nies nad> 9lbfd>litfe feiner Stubien bem 3oumalismus
„aus Hber 3 eugung“. (Er würbe Webafteur bes
„XIX. Sibele“ unb bes .Journal d« Dbbata“,
fd)rieb hiftoTifcfec unb biplomatifd)e Stubien unb
war Mitarbeiter bcr Miniftcr Spuller, ©oblet unb
bc Jrcpcinet. f>eute fd)idbt er, im Departement
(Jantal jum Senator gewählt, gewiffenhaft bie poli*
tifche Ghronif feiner „Revue“. Gr ift ein guter
Durd)fchnittsliterat.
3can Widjepin latin feine algerifche Slbfunft
nidjt ocrleugnen. Seine fräftige, unterfefete <&eftalt,
fein gebräuntes (Bcfidjt unb fein Kraushaar oer-
raten maurifche ©lutmtfchuitg; fein Temperament
überfteigt bas gallifchc noch um einige afrlfanifch«
ftifeegrabe. Der Soljn oon Wlebca, 1849 geboren,
war 3 war Sd)ülcr hoher ©arifer Sd)ulen, aber,
nachbem ec 1870 bic ©üdjfc bes Jranftirrurs ge-
führt, 30 g es ihn fort auf ©ohemienmegen; feine
(üebid)tc nährten ihn nicht. ®lan fah ihn als
3d)iffst>crlabcr in Marfcittc, als Matrofe 30 g er
in ben tfjafen oon Neapel ein, bann roteber faß er
auf einem Bcbalteuxftuhl ber „WTitä“ unb bes
„Corsaire“, um 1873 als S<haufpieler in feinem
eignen Drama „L’Etoilc'* im Th^ätrc bc la Xour*
b'2luocrgnc auf 3 utrctcn. Diefe h«oi|<hcn 3eiten
fanben ein (inbe, als oier 3 ahre fpäter feine
„Chanson des <»ucux 4 ‘ (©cttlcrfang) erfdjien unb
ihm bie (Sun ft eines romantifd) oeranlagten ©ubli-
htms cintrug. 9lcuc Sänge folgten; aber webet
bic „Caresse*“ noch bie „Glu“ ober bie „Tnun-
dailles“ erreichten wieber fo gai »3 bie hinteifeenbe,
feurige itroft, bie bte „Chanson des (iuena“ aus»
geftxömt. ©id)epin ift ein ©oet oon ehrlichem
Beruf; feint ©erfe erfreuen weniger burd) feinften
Schliff unb (Bcbanfcngehalt als burd) fprubelnbes
Geben. (Huch auf bem Theater t)at (ich ber neue
©fabemifer oft »eriudjt, fo mit einem „Macbeth“,
einer „Sapho“, bem „Flibustier“ unb „Par le glaive“.
3m Öbcon l) atte fein „Chemineau“ (Der Öanb»
ftrcid)<r) grofeen (Erfolg, bei Sarah ©emharbt jüngft
. La Belle au Bois dorrowit“ (Domrös^cn) nicht minber,
(Erft im oiertett ©Sahlgang wutbe ©id)epin gegen feine
.«onfurrenten ftaraucourt, Wegnier unb fiahor oon ber
9lfabemic mit 18 Stimmen ertuätjlt; Gharmes befam, weil
grancts (E^armcs.
ohnejeben ©cbenbubler, gleich im erften 3Bahlgang 27 Stim-
men (6 weifte «nb ©oincare erhielt im aweiteu
SBahlgang mit 17 Stimmen bie ®tcl)rh«it. tt. C a h m.
Der
Sranb bes öoftfeeotets in 9Reiningen.
altberühmtc ftunftftätte ber SDleininger liegt in
^/raud)cnbcn Drummern; ein gut Teil bcutfd)cr Dh^i^*
gcfd)id)te ift bafein. Dte erften 'Jlttjeidjen eines ausbrechett-
ben jeuere mad)ten fid) gegen Mittag bes 5. Mära
benterfbar. (Eiligjt augeflellte Untcrfudjungcn ergaben,
baß bcr SRaum unter bcr ©ühnc oöllig ocrqualint war,
unb (d)on um */a2 Ußr ftünb bas ©ühnenhaus »am ©et-
fenlungsfcller bis jum Sdjnürboben in hrtl<n Jlammen.
Der eifeme ©orhang, ber oorfd)riftsniäfeig niebergclaffen
war, tonnte bcr ungeheuem felut nicht iDibcrftdjen unb
bog (ich rotglühen b nad) bem 3 ufd)auerraum herüber, her
nunmehr ebenfalls in Jlammcn aufging, unb um l /,3 Ul) r
fdjlugeu mädjtige Jeucrgarbon 3 um Dach« hinaus. Danl
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Das §er 3 oglidje £>oft!)eater in Meiningen.
Das £oft!jeder in aHemingen mä^renb bes 5Branb«s am 5. SJtärj.
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444
Sllujtrirte 3 *iton 9 -
9 Jt. 3376 . 12 . SUärj 1908 .
JÖfluptmann 3ranj fjinterftoi&er. Gr3h<?T308 ßeopolb Saloator. Enhrrjogin 'Blanfa.
bem Eingreifen 3 <il)lreirf)fr freiwilliger Reifer, bem tele*
Pbanifcf) bcorberten ©lilitär unb ber fteuennchr fonnte
ein Teil bes gefeinten 3uoentar*, bie wcrtoollen 9?cqni*
fiten, (barberoben, JBaffen unb Haftungen, gerettet werben.
Wurf) bic öufoerft umfangreichen, jnm Teil taum erfeh*
baren 'JBibliotijcfen bes Theaters unb bev §offapel!c witrben
in Sicherheit gebracht, ebenfo wie bic 3n|trumente. Hur
jroei wertoollc Flügel, oon beuen einer ber £>offapelle
probcaicife überla||cn war, lonntcn wegen ihrer Schwere
uidjt gerettet werben, Slbenbs um 8 Ul)r war and) bic
y>auptfront non ben flammen fo uwit angegriffen, baf)
bie CDecfe bes prcuhtoollen ©eunionfaales in lieh jufammen*
ftür^te.
Tue fjoftheater in ©ieiuingeit würbe im 3ahr* 1830
erbaut. Seine ©ebeutung für bas beutfetje Tbeatcr ocr*
oanlt bic ©üt)ne bem Ontcreffe vierten (Georgs II., ber
bem gefpröd)enen Drama in Bteinmgen eine di)nlid)e
pflegftätte bereitete, wie fie bas nniftfaltfct)e Drama fpä*
ter in ©aircuth finben follte. 3m 3aljrc 1H67 berief ber
Öeraog ben an ber 9Jlüiid>ner tlniocrfität wirfenben
Sfriebrid) p. ©obenftebt nach Meiningen, Tie Stilcinbeit
bet ©ül)nenäuffüt)nmgen, bie f)tftorifd)e Treue, bie bra*
matifd) • gewaltige 3Jla|fenbelebung oerbreiicten balb ben
'Jiuhm ber Schaufpieler weit über Deutfd>lanb l)i naus.
Unter fterbiuanb tStjronegrs Leitung ging ber Triumph*
jug bet „Wteiningcr“ oon ßanb ju ßanb, 3m 3al)re 1874
fanb bas erfte (Enfemblegaftfpiel biefer tl)üriugij<beu $of*
bühne in ©erlin ftatt, bas |ic — gleichfam über 9lad)t -
berühmt machte unb ffie in bie erfte 'Jleitje ber barftellerifch
emft ju nchmtnben beutjdjeu Theater f teilte. 3m 3ahrc
SalIonf ) aU5 mit ffiallon. ©cd)t« Heine« §aus für ben Tra<henballon.
Transport eines gefüllten ©allons uom ©alIonf)aus jum Qfufftieg.
f) ft erteil« Ungarns 9Jlilitär*£uftf(f)iffal)rt.
ßc$te, SSöcbfte auf ber ©übne überhaupt 3U bejeiefrnen.
Vlud) über bie «Ulcininger i[t bie 3*it büuoeggefchritten.
aud) fie bebeuten nur ein ftlicb in ber Gntroicttung. Stfbcr
bas barf freubig betont werben — ein fefyr wichtiges
(filieb, bas teinesfalls fehlen burfte, wenn aus ber Dar*
ftellimg bes bramatifd)en Stiles bas werben fällte, was
talfüchlicl) aus iijx geworben ift. Die Slbfchr oon ben
groben Effcftcn, bie h»rtorifd)c Stiltreue, bas energifehe
©etonett 6es „©ahmens“ für eine bis in bic geringften
9tegiebctail«i einheitlich abgeftimmtc Sorftelfung b<tt in
©ktningen ihren ©usgang genommen. Unb bas wirb
ben 'JJtciningcm unb ihrem in bes Wortes beftem Sinne
funftf innigen proteftor nie oergeffen werben.
■C[terreid) - Ungarns
aHilität>£uft[d)iffaljrt.
<TS ie Welt fteht gegenwärtig im3eichen
ä^J bcs „ ßenfbaren", 3 n allen ßänbem
wirb au ßuftfa bezeugen gearbeitet,
bie imftanbe finb, bemTOenfchenauge»
horchen. 3n ftranlrcicf) hotte man in
ber „Patrie" ein ftahrjeug, bas, foweit
es eben ausprobiert war, allen ©nfpru*
eben genügte; leiber machte {ich bie
tfranjöfin bei einem Sturmwinb auf
unbbaoou. 91 n ihre Stelle trat bie„©iU«
be Paris", mit bei man gege nwärtig ©er*
fudje unternimmt. 3n Chiglanb war es
ber „ftulli Scainbus'*, beffen ftabrten
über ßonbon bie Hufmcrflamfeit bei
ßuftfehiffer ber ganzen löelt erregten,
ßlud) Deutfcblanb blieb hinter ben ge-
nannten Staaten nid)t gurücL Rluf
bem Tegeler Scf)ie&plat| bei ©erlin
1890 gaben bie ffietxeuen bes
Öcr 3 ogs Cücorg ihre Sluffehen
erregenben, oon ber (frunft bes
Publifuitts getragenen .Wimft-
reifen auf. Die Ä>ofbfihne. ber
man bereits auf ber f>öhf «h«t
äuheren Erfolge bas uorgewor*
fen hatte, was man fpätcr unter
bem ©egriff „ ©Icittingcrei "
fubfumierte, hatte ihre ©lijfion
erfüllt.
ßltohl wäre es falfd), bic
©teiningei ifunft als bas
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3Uu[trirtc 3 e ^ un 9-
probierte feit [außer Jcit fd)Q?i gauj in
öer Stille ber ^}arfe»ja[*Sanön, unb
über bem ©oöenfee manflorierte bas
Riejcnluftfchift Des CStnfen o. Zeppelin.
Überall aber macht jid) bas eine Be*
ftreben bemerfbar, bas Vrrf f für
9 Jlilitär 3 roedc Dienftbar 3 U mad)en.
3war befi^t fd)on eine ganje Reihe
oon Staaten, wohl bic meiften, in ihren
Armeen befonbexe Abteilungen, bic bie
Cuftf^iffalirt pflegen; allerbings bis*
her nur mit bem alten flugelballon, Der
gefeffelt ober frei mit ben SJlarsföhnen
in bie fiüfte jteigt. Diefe Art uon
Gallons bewährte fid) währenb ber ©a*
rifer Belagerung 1870/71 ,junt erften*
mal 0lfln3enb, unb feitbem bient fie
allen An» ecu. AJährenb aber in allen
anbercu feeren (Europas bic Alilitär»
ßuftfct)iffal)rt feit einer Reibe uon
Sagten gepflegt wirb, ift fie in ber
Armee Cfterretef)» Ungarns erft jungem
“Datums.
Der Celjrmeiftcr bcu dftcrreichifd)«
ungarifetjen Sttilitärluftfchiffer war bcc
belannte Wiener all-rouml-^portsmaim
Aiftor Silberer. Diefer l>atte in ber
Seit oor 1890 einen eignen Ballon,
mit bem er in AJicn Auffahrten unter«
nahm. Durch biefe würbe er ber erfte
ASienet ßuftfd)iffer überhaupt, 3m
©ratet befafj Silberer eine aeronautifebe
Anftalt, in bereu Räumen in ben 3 ah«
cen 1890/91 ein militär«aeionautifd)cr
ftutfus eingerichtet würbe, mit beffen
ßeihmg SBiftor Silberer aU ber einzige
Oradjmann 9Biens in bejug auf ßuft-
jehiffahrt betraut rourbe. (Es war Dies
ber erfte Schritt, ben bie öfterrcichifd)«
ungarifd)« 5lTiegspcrn>altung tat, um
eine eigne fluftfdjifferabteilnng inner-
halb ihres feeres oer banbes 311 fd)affen
unb bamit bem ffllufter anberer euro«
pdifcher Staaten 3U folgen.
3 »ei 3 ahre lang beftanb biefer
üurfus. Der (Erfolg war glänjcnb. Da
legte aber Biftar Silberer frantboits-
halber feine Doaentenftellung iiieber, unb bie $«r<s-
ocrwaltung würbe bamit oor bie Altematioe geftellt, ent«
weber bie 3JlilitäTluft|d)tfferei gana aufaugeben ober aber
eine eigne Anftalt 3 « grünben. 9lun war guter Rat teuer.
Denn bie oom 3-isfus gewährten SDlittcl 3 um ©au einer
aeronautifdjen Anftalt waren nur 011311 fnapp bemeffen.
Irotjbem tat aber bas Reichs «firicgsniintfterium fein
möglichftes, unb fo fonnte Denn am 20 . Auguft 1893 bie
neue Anftalt ihrer Scfttmmung übergeben werben.
Draufjen in bem britten Sejirf 2Bicns r bet „ßattb-
jtrafje“, ift fie gelegen. Auf einem fisfalifct>en ©latje,
oer fleh hinter bem Arfcnal hinftredt,
hat bie anUitäriuftfdjifferci fcfter«
ceich-Ungartts ihre Dätigfeit auf*
genommen. Auf einem 6400 qm
großen, eingc3äunten Übungsplatz
erheben jid) bie einzelnen CDebäube
bes ßuftfehifferparts. An bei einen
Seite befinbet fich rin langgeftred*
tes ÜKaterialienbepot, an bas eine
beinahe ebenfo gro&e SBagenremife
jtö&t. über biefe Baulicbrcitcn ragt
aber bas Ballonbaus empor, (Es
ift vicrecfig, hot 15 m im Quabrat
unb befi^t bie anfol)nlid)e $>öh* oon
17 m. Der Bau ift aus (Sifen fon*
(truiert, bie A3änbc finb mit 3tegeln
oe rflei bet . A m B er Der t eil bes Ballon*
haufes ift bie endige, boppeltciligc
Sdjiebetüt angebracht, bie ebenfalls
aus Atetall befteht. Reben öcm
großen Ballonhaus befinbet fid) nod)
ein aweites, bas für ben langen,
jigarrenförmigen Dradjcnballon bc*
jtimmt ift. Durch ocrfdjtcbene ftarfe
Dasrohre ift bas ©tablif fernen t mit
Der ASiener ©asanftalt oerbunbeu,
Die fich hinter bem Staatsbabnhof,
alfo in nüchfter Rabe, befinbet. Das
3noentar, mit beni bie Anftalt il)rcr
Beftimmung übergeben würbe, war
[ehr befcheiben: ein eitriger Ballon
harrte ber früllung. Der Damalige
erft« ß«hr«r Der Anftalt wot ber
Oberleutnant CJofeph Irteb, ihm jur
Seite ftanb ber Oberleutnant ftran 3
Öinterftoi&er, beibe ausge 3 fid)ncte
unb erprobte ßuftfd)iffer, bic ihre
Ausbilbung bei Biftor Silberer
empfangen hatten.
Aus btefen fl einen Anfängen hat
fid) bic fluftfehifferabteitung ber
5|terrei(hifch*ungarifchcn Armee 3 U
einem beachtenswerten unb wichtigen
Iruppenfötper emporgeatbeitet. 3n
oerf^tebenen 3Jlanöoem betoiefen
Ballons erleichtert uub ergänzt bie Re*
fognofaierung ungemein. Der Übcrblid
über Das Schlaehtfrib unb bie <T>cfcd)t3-
entwidiung ift grogartig. A3ie eine
ßanbfartc breitet fich bas Dcrrain oor
Dem Befdjauer aus. (Sleich riefigen
Schlangen [d)teben fid) bie .Kolonnen
unb Regimenter an bie «iefed)tslinie
heran; mit bent ^elbftechcr lann man
genau Öi c Oilieberuug ber Int ppentörper,
ihre 3r»if«hf»öiftanafn unb ihre Stärte
fcf t|tellcn. Durd) Irlephon unb auch
Durd) Signale werben bann Die leitcnben
Offnere oon öer ®cfcd)tslagc oerftän«
bigt, fo bafe biefe ihre Befehle entf prechenb
geben founen. Die Dorteile finb ficher
gau3 grasartig unb aud) in bie Augen
itedjenb. Allerbings gibt es babei einen
rounbeu Bunft: bic Ballons bieten ein
gutes 3«cl für Schüßen. Dod) mit ber 3rit
unb b er fortfdjreitenbenDechnif wir bauch
biefem Übelftanb abgeholfen werben.
Die öfterreid)ifd).ungarild)e ßuft*
fchiffcrabtcilung hot einen hohen Dro«
tcltor in ber Bcrfon bcs ©r3her3ogs
ßeopolb Saloator, her felbft ein tüch*
tiger Aeronaut ift uttb mit feinem
„Alcteor" gar oielc Jreifalyrtcn unter*
nommen hat. Der Aommanbant ber
äfiicner Alilitärluftfchiffcr ift öaupt»
mann ,>ran3 ^interftotBcr, ber gegen
©nbe bes Jahres 1882 beim 2. *ftio-
nier-'^ribbataillon eintrat, hierauf bie
Dionier-yiabcttcnfdjule in Hamburg b«>
juchte, 1886 als jtabett 31t ben Bio*
niereit in Drag ausgemuftert würbe
unb 1889 bas ßeutnanlspatenl erhirit;
gleid)3eitig bamit würbe er £um Gifen*
bahnregiment oerfet;t, bem er bis 1890
an gehörte, iit rocldjcm 3ahre er 3um
militär*aeronautifd)cn Äiurfus lomman-
biert würbe. AAttletmeil« 3um Ober-
leutnant beförbert, würbe E>interftoiher
1893 sweefs Stubiums ber AJUlitär»
aeronautif 311m Berliner ßnftfehiffer»
baiaillon nach &rr §auptftabt bes
Deutfehtf« Wet<h« gefc^left- ©ei bet
Sorbereitung 3ur (Errichtung einer gleichartigen Iruppe
ln Ofterreich*üngam war er mit tätig; als biefe ins £e»
ben trat, würbe er 3um fiehrer an ftc berufen, ber er
nun als ^>auptmann unb üommanbeur oorfteht. 3»
feinet llntcrf tütjung ^auphnann fcmterftoifjer eine
An3ahl OffUiexe, bie oon anberen Iruppen, meiflens tech«
nifdjen, ablommanbiert werben. Aud) bie OTannfchaften
ber öftcrreichifch*ungarifd)<n ßuftfchifferaOteilung ftammen
oon anberen Iruppentörpcnt, meift D^ on ‘ ere urt & ©fen«
bahner, unb werben für gemiffe 3citperioben ber aero*
nauttfehen Abteilung 3ugewiefen. — Ch.
Bor bem Auffticg: On ber Gonbel <£T3heraog ßeopolb «saloator unb jf>auptmann $interftoigcr.
bie ©lilitirluftfchiffcr, Dag fie ihren Slollegcn in anberen
Anncen gleichwertig finb. Unb für jebe mabeme Armee
ift bas ßuftfdjiff non unfdjähbarcm SOert. ©ans ab-
gefchen fei oorläufig noch oon ben fog. ßentharen. Denn
bei biefen gab es bisher immer nod) ein XBenn unb Aber;
au&etbem hab«« fie eine wirfliche Ärieg&tüd)tigfett nod)
nicht genügenb gezeigt.
Aber auch ber alte freffelbaüon bietet ganj immenfe
©orteile unb ift in einem Sfelbjug nidjt mehr 3U ent-
behren. Der Ausblid aus ber (bottbel bes viele hunbert
ÜJJcter über ben ftreitenben Armeen in ber ßuft ftehenben
Auffahrt bes Dra«henbaUons am Semmering.
Cfierrei (^«Ungarns 3Rilitäx«£uftjd)iffaf)rt.
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Olluftrirte 3^ turt 9-
9fr. 3376. 12. 1908.
1. Da* SdjulgfbSubc.
u>crbc. Der Sdjah ging öabci »on bem ©ebanfen
aus, Duft es f id) Dann würbe ermöglichen laffen, Den
jungen 'llerfern, bic auf ben Uniücrfitätcn Deutlch*
lernte gelehrte Stubien treiben wollten, bie hierzu er»
forberlid)c Worbilbung burd) Unterricht in bet beutfd)en
Sprache ju »erfdjaffen. Die (Erfüllung biefes SBunfches,
ben ftaifer 2Bill)<lm mit lebhafter Sgmpathie begrü&te,
ging oud) abbalb ponftatten, jo Dafs bereits im SHai
»ergangenen Jahres bie fturfe unter Leitung eines aus
Dcutfd)laub Dorthin abgeotbneten bewährten Sd)ul»
manns, bes t-ci^i<ten Dircftors, mit oicr3ig Schülern er»
öffnet werben fonnten.
Die Schule (Slbbilö. 1), Die feit bem 6. Oftobec
1907 Tiber ein eignes £>eim perfiigt, liegt in gef unter
(Segen b im Worbweftcn »on Det)eran, in £)affanabab,
einem hinter tent Grenierplatj bes Alofafenregiments
fiel) ausbreitenben SlabtteiL 31)* 9lreal bebedt eine
fläche oon 6100 qm, genügenb grofj, bert jux Gr»
ridjtung tiinftig geplanter bauten, eines Dircltor»
unb ßel)rcru)oi)nI)aufcs jo wie eines 3nt«mats für
uierjig 3d)üler, erforberltdjen Waum 311 gewähren.
Gin baneben bcfinblicfjer $of (Slbbilb. 2) bient als
Xum- unb Spielplatj. Das Schul haus, 33:23 m grofe,
enthält fünf iUcffcrijimmcr (ttbbilb. 3), ein SReftor-
unb ein ftonferen.^immer, 3n einem Wcbengebäute
mit flüd)e unb Gpeifefaal fömten Gd)üler, Deren ÜBol)-
nungen |U weit abgelegen (inb, für 1 ftran (40 bis
50 A) 9Jiittagcffen erhalten («bbilb. 4). 9Jud) ein
SBafchraum mit SBaffcrlcitung unb Weden fleht für bie
Üblichen (F>cbetsu>afd)ungen flUt Verfügung, ffirunbrifc
»nb Einlage ber Stauern finb jo befd)affen, baf) fid)
A
&
2. Die Schiller in ber ftreioicrtelftunte auf bem Scbulljof.
Die
X»eutfd)c Schule in Jeljeran.
6 d)on feit mehr als einem 3abnchnt haben
JVrai»3pfcn unb (Engttnbcr, SRuffen unb
ftmerifaner, 6ie in ber 'Jlfiatijdjen Dürfet unb in
«Perfien rege 3ioilifationsarbeit entroideln, bie
hohe Webeutung erfannl, bie eine auf bem ©ruitbe
europäifchcr Wilbung eingerichtete Schule für bao
fianb gewinnen müjfe, in beffen Sprache bort ber
3ugenbMuterrid)t erteilt werbe. *JHd)t genug
Daran, baft burd) ledere ein geiftiger ?lnfd)luH
für bie beranroaehfenbe (Generation gefchaffen
wirb, fp ringt and) Dabei ein materieller <&c»
toinn heraus, infofern als burd) bie 3unal)mc
Der Sprachfenntniffe neue ^Begebungen im <he*
fd)dftsleben ungebahnt werben unb infolge»
Deffen rrnnbel unb Werfel>r mit ber bet reffen ben
'-Ration f ich immer mehr ausbreiten. Das gilt
insbcfonöcrc oon ber neugegrftnbeten Deut*
fd)en Sdjnle in De heran. SWit ihr ift ein
Qfuntamcnt gefdjaffen, auf bem fuftenb in
3u(unft beutfehe Kultur unb fBirtfdjaft im
perfifchen Weiche fcgeusreiche Wrbcit wirb »er-
richten fönnen.
3hr Dafein pcrbanit biefc Schule gmdchft
einer Anregung bcs im Oammr 1007 »er*
ftorbenen Gdjaljs ÜJIutaffer eb-Din, bcc feiner»
3ett bem au&erorbentliebcn ©cfanbten nnb bc*
oollmächtigtcn Wiinifter Des Dcutfcheu Strichs.
(Grafen p. Wer, gegenüber ben $Butlf(b gedienert
l)cit, bah utit Uitterftüiping ber teutfdjen
Regierung in ber TvmptftaDt feines «önig»
reidho eine beutfehe Schule ins fiebert gerufen
3. Schüler ber Obcrtlafic im Wlaffenjlmmer.
Die Deutftffe S(^ule in Idjeran.
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447
Wr. 3376. 12. 9Jiär3 1908.
3riu(trirtc 3^ tun 9-
ein in Wusficht genommener Aufbau ol)nc
Schwierigfeiten bewerfftelligcn lögt.
Die ©tittel ,yur (Erhaltung ber Schule werben
burcf) bas Sdjutgclb aufgebracht; es beträgt
monatlich in ben unteren Mlaffcn 10, in ben
mittleren 15 unb in ben oberen 20 Uran, ©ont
Deutfchen 9teid) wirb ein 3ahrc&3uJd)u{j pou
10000 uon ber perfifdjen ©cgierung ein
folchcr oon 5000 Dontan (ungefähr 20 000 ./f)
gcleijtct. AuBcrbem Ejat bic Untere ,;um Antauj
be& ©luljcs unb 3ut Aufführung bes ©aucs
12000 Dontem boigeftcucrt. 3 U öcn
tätem ber Anftalt gehört aud) bie Dcutfchc
©ritntbanf, bie it)r 20000 Jt gegen 8 ©rezent
Jinjen geliehen hat. Der Unterricht wirb pon
örci beut|d)en ßeljrerti erteilt, benen ad)t per«
fiid)e, bie ber beut(d)en Sprache uolltommcn
mädjtig fiitb, jur Seile |tel)en (Abbilb. 5). ©on
ben brei oorfjanbenen ÄLaffen [inb bie untere
nnb bie mittlere w>eoen ftarfeu An&raugs be*
reit« geteilt. Der Unterricht wirb in pcrfifd)cv
unb in beut|d)cr Spradje erteilt. Die Sehr*
fädjer jinb in ber untern Mlaffe ^3erfi|cf), Stedjnen,
Schreiben, Zürnen unb etwas Deutjch, in ber
mittlcm ©erfifd), ©rabijd), Dcutid), ^ran^ofrfd>,
2lritl)metiE, 05efd)id)t e , C5eograpl)ie unb Zürnen;
tn ber obern treten *u ben genannten ftächcTu
©hhfif» t£l)emie unb ©tiueralogie.
Der Anbrang ju ber Deutfchen Schule ift
toiber (Erwarten grofc, wie er bei feiner beut«
fdjen Au&lanbsfcfjulc bi$f)«r fid) ereignet hat.
4- tf>cincinfcf)nftlicf)c SRabhät int «cpeifefaal.
&. Das Vct)TcrtolUgium. ©orn oon lintv nad) rechts; Abas (fruit tfhan, ßctjrer für ftran.iöiifci). Abul JfvaUan tfl>an, Öehrcr
für Turnen. ©loblien ötjan. Oebrer für ©edpten. ©rot. ©et er«, Sdiulbirettor. Alialfi. beut(d)er ßebrer. Vcbrcr für perfifches
Scbönfchrcibrn. V? ehret für ©erfifcb unb flrabifeb.
für bie in Deutfdjlanb itnbierenben ©er|er,
reichen bie jur ©erfügung itehenben ©tittel
nod) nidjt aus. 3Bic ber Wedjnungsplan
für bie 3ai)re 1007/08 unb 1908/09 erweijt,
fehlt 3U ihrem Ausbau bie Summe oon
GO 000 .u. Der gegenwärtige Schah hat
fürjltch eine perfönliche jährliche ©cihilfe
jugefagt, uon einem OTünchncr ©ärger jinb
20 (HM), pon einem ©tiesbabner 6000 .H
gefd)en!t worben. (Es wäre roimjd)en&roert,
baft foldjc Speuben 9tad)cifenmg jänben*).
(Sine Dcutfche Schule, nach ben bcjtehenben
©tönen au&geftaltet, uerntag innerhalb eines
^aljrtehnts eine nad) (öuipberten 3äl)lcnbc
Oieneration junger, bo« Deutfchen funbiger
©er|er 311 id)aifen unb fo eine non 3ahr
311 jal)* fefter ftchenbc ©rüde 311 Ablagen,
bie ben ©3cg 311 Dcutfchlanb* ©icrfftattcn
ber ©Siffeufdijaft unb bes tfmnbcls twr*
mittelt. Dr. §ugo Orot he.
*) irrfuiitUidjf Winrilunant QPrr bMibfidjtiflt*
' »eibilfen |inb JU ridjlfit 01t Dr. jur. d phil. £»UflO
OSrotbf in 9W (Indien, jtra^r 30.
©enad)rid)tiguitg. Der »olle 9t ame
Der ©iüud)ner 5>imia, beren wir am Schluffe
unfers 2lrtite[s „Das neue ©natomiegebäube
in 9Jtßiid)e»t H {f. 9 hr. 3373 uom 20. ffebruar
1908) (Erwähnung getan haben, lautet wie
folgt: Ctto ©tangjt u. Mo., Spejialhaus
für ©mateurphotographie in ©tünchen,
Sd)i[lcrftrnhc 3fi.
Sic 3äl>lt heute, neun ©tonatc
ttdd) ihrer (Eröffnung, bereits
3ioeihunbert Scfjüler, mit
einer Ausnahme ausfdjlieft»
lieh ©erfer (ttlbbilb. 6), jo
bah tie 3ur ©erfügung ftchen*
bett 9täume 3U flein geworben
jinb. (Es finb oor allem bie
böchften perfifchen ©Jürben»
träger unb bie ©ertreter ber
oberften Gtänbc, bie iljre
Sötytte ber Deutf^en Schule
anoertMuen , ein ©euwis,
welcher Schätzung fid) gegen»
roartig Dcutfchlanb unb fein
Schul» unb (Et nehuugsfgfteni
in ©erfien erfreuen. 3 ur
©ollbringung ber weiteren
Aufgaben, bie fo balb als
möglich oon ber Deutfchen
Schule, in Angriff genommen
werben muffen, jo bie Sdjöp-
tung eines Internats, ba oiele
©erfer 2Bert barauf legen,
ihre Minbec aud) aufoerbatb
ber llntcrridjtsftunben bem
St)|tem beutjeher 3u<ht unb
Orönung unterteilt auwiflen,
ferner bic ©ermehrung ber
beutfdjcn Vehr trifte, bic Au*
glieberung eines Seminars,
Schaffung uon Stipenbien
6 . Die cchüier.
3>ie ^cutfc^e St^ulc in Xe^eran.
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448
3lluftrirte 3 e ftung.
9tr. 3376. 12. SRärj 1908.
1)05 ^ktengefdjenf
t>ei Stobt Nürnberg für ben
Rreujer „9ftimberg".
npinen Triumph bes ftunft«
Vtgciocrbc®, wie cs in Nürnberg
ftet® eine \o hew^agenbe ©fteg^
ftdtt« gcfuuben, [teilt ber Xafelauffafc
bar, ben biefe Stabt betn nach itjr be»
Tumnten Äreujer als ^Jatengefcbenf
gewibmet bat. Xer (Entwurf, eine
Schöpfung bes ©rofef|ors 5$tanj
»rodjier, bes oetbieiijtDOllen Gcitcr®
ber betrügen ftöniglidjen flunft*
getocrbefdjule, übcrra[d)t ebenfo
burd) ©ebanrenttefe tuie burd)
5 ormenf(t)önl)eit.
Auf einem breiedig geglichenen
Sodcl breiten |id) bic Wurjeln eine®
fd)lant in bie .<001)« [trebenben
Stamme® aus. Xiet)te® ©eäjte unb
großblättriger fiorbeer, bie Sgm-
bolc ber rubmoallen ©röfee be®
Xeutjdjen Neid) es, ranten fi<h, nad)
oben gerichtet, um eine runb ge-
formte Schale. Xcn eigenartigen
9lb[d)luB ber leßtern bilben bie
Sltaucm, Türme, ©aftionen unb
Weggänge ber «harattcriftifdjcn
©efcjtigungswerte oon 9llt«Nüm*
berg. llbercinanbcrgclagerter Amc*
tt)i)[t [teilt bas Selsgcftein uor, auf
bem fid) innerhalb ber Schale bie
t)i[tori[d)C flaiferburg auf baut, bie,
in Altfilbct ousgefül)rt, mit bislret
ttergolbeten Xädjem unb 3inncn
emporragt. Tcutlicf) unb natur-
getreu treten babei, alle (Einzelheiten
jutagCt Aus bem malerifdjen Burg-
höfe grüßt bic oon Runigunbc, ber
©emahlin Malier $einrid)s II., ge-
pflügte, nad) ihr benannte Ginbc.
Bon bem ©eftner Torturm unb
bem £>eibenturm tocljcn bie branben*
burgffchcn unb bat)ri[d)cn flaggen.
Xie unten fid) jeigenben 93 e»
fe[tigungen [ollen ben ©ebanfen
3 um Aufrbxucf Bringen, baß jene
Burg, bas Gtauunfd)lciß bes .ftoijen-
3 ollernge[d)lcd)t 5 , bemSthuße Nürn-
bergs anoertraut unb oon biefeni
ujofjl behütet worben i[t. Tie feit«
lid) am Godel ruhenben, oom Bilb*
^aucr Philipp Mittler in Silber me-
belliettcn Jiguren beuten bie allzeit
bewährte treue Giebe be* Stabt tum
geeinten Teutfcßen Neid), 3 um
bai)rifcf)eit Baterlanb unb jut engem
Auer®. Neocrs.
Das neugeftrftete Slmt&abßcidjen ber ®üTgermeifter bcs Cr^erjogtums Nieberöfierreid).
Son ber Sogdmarte Soffitten.
ie fturi[d)c Nehrung börfte in weiteren Äreifen fefjon
_ 'als öogeljugftrafje erften [Ranges befannt [ein. Als
beguemfter [Rcifcwcg liegt fie für all bie Bogelfcharcn ba,
bic oom nörblidjen Nußlanb l>ct an ber Stufte entlang
bem Süben juftreben. Wir [teljen an einem [d)önen Ol«
t obermorgen auf ber hohen Wanbcrbüne, um ben 3 ug
ju erwarten. (Eben brid)t öcr Tag an, ba wirb*® fdjon
lebenbig in ber Guft: bie Ärü^en fommen. Soweit bas
Auge reid)t, eine enblöfe Mette biefer graujdjroarzon ©ögel,
benen hinten unb Stare, ßerdjett unb Xroffeln, SBilb»
tauben unb Naubuögcl bcigcmifdjt finb.
Porträte unb Tenfmimjen, bie für
bie (befc^id)te bes Slreujers „Nüm-
berg“ int VJaufc ber Jetten ®ebeu=
tung gewinnen, [ollen [päter 9 luf-
nal)me [in ben. ©c[d)madoöll burd)
Aalbe bei [t eine unter brod)ene gra»
.göfe rrnamente, baneben drei
'JJleeresungclKiier, bilben beit fonfti-
gen Sdpmid bc® oom ©olbfdjmteb
C®far Xeffart in Nürnberg au®
[djiperocrgolbetem Silber bergeftell*
ten Sd)auftüds, hoffen 3 nfd)rift »er*
tunbet: »S. SR. ftrru 3 er Nürnberg.
Jur (Erinnerung an bie Schiffstaufe
am 28 . Sluguft 1900 getoibmet non
ber Stabt Nürnberg."
9 luf 9 Cun[d) be® Xeutfd)en Rat*
[ers wie bes ^rin^regenten S?uit-
polb überbrad)ten ber Oberbürger-
meifter oon Nürnberg, ©e^ met
Öofrat I>r. o. Sd)ub, unb ber (Erfte
ilorftanb bes ©emcinbefoUcgiuins,
Ne<t)tsamvalt ©rdutigam, ben Xafcl-
auffa^ 3 Ur ©efid)ligung nad) Scrlin
unb 9 Jlünd)en. llneingc[rf)rdnfte®
2 ob hatten bic ?lllert)öd)[ten ficrr»
[d)aftcn für biefe® Slunftroerf, bas
jelbft auf fernen Nleeren oon bem
neuzeitlichen tüuftletifdjrn Schaffen
ber alten 'Jtoris er.jftfjlcn unb gül-
tigen 33 eroet® erbringen wirb, bafe
biefe, getreu ben Xrabitionen ihrer
hcimgcgangencuNleiftcr, auch beute
nod) ift „ber frönen .(fünfte t>öll“.
Sofie firant
Das ^atcttgefdhcnl ber 6tabt Nürnberg für ben S^reujer ,,5lüntberg J '.
Heimat an. Xer ttbelfnabe linfs, ber bas SOappen bes
J&aufes SBittelsbnd) riagt, oerfünbet belfen Nuhm, roäl)'
renb rcd)t® ein SchilbCnappc, ber ba® Ncid)®wappen 1 > 5 U,
mit bem Schwert unb ben jut marine gef)örenbeu ffiegett-
ftänben bie 'JÜlad>t bes Neicf)es 311 lianbe unb auf bem
Nlecic betont. Xer Xritte im ©unbe ift ein in lUt-Nüm-
berget Xrad)t geTlcibeter SJeljrbube; mit bem ÄBappcn oon
Nürnberg unb ben (Emblemen be® ilunfthan&werfs d)araf-
terifiert er biefe Stabt al® ben i>ort ber ftünfte unb bes
(bewerbe®, ©orträte ilaifer 9 Bill)elitts II., bes ^Jrin 3 -
regeitten Cuitpolb oon 93 agem — baneben bas in
(Emaille ausgcfüfjrte 2 &appcn bc® C berbürgenneifters
oon Nürnberg, eines Saufpaten bes Gd^ffc 5, — wie
bas ©tlbnis bes berühmten Nürnberger Seefahrers
Ntartin »ebalm f^müden bas 2 oibcergcäfte. Weitere
Das
ncugeftittctc ^Imtsabjcic^en
bei Süigcrmoiftcr bes
^eT3ogtums ?fiebeiö[tenet^.
n vielen 2 änbcm finb bic©ür-
germeifter ber Stabt- unb fianb-
gemeinben zur (Erhöhung bes
Vlnfehens bei Ausübung ihrer ffunf-
tionen beim öffentlichen Auftre-
ten mit äußeren 91 bleichen iljrer
Würbe ausgeftattet. Xie Ntapors
ber gro&cn englifdicn Stdbte tragen
hiftorifdje Rojtüme, bie fran 3 Öfi-
f^cn ÜJlatrc® unb itjre Abjoints
amtieren mit trifoloren Schärpen,
oielc beutfehe Stabtbürgermeifter
erfd)einen mit (Ehrenretten wie aud)
ber ^Srgermeifter oon Wien unb
feine 3 Ji 30 bütgermei[iet. Sd)on
lange uverben bie letjteren oon ihren 9 lmt®follegen im
Vanöe Nieberöfterreirt) im füllen um biefe au&jridptenöe
©ctonung ihrer Stellung benetbet, bie namentlich bei
repräfentaiioem Auftreten biefer fjunftionäre jur (Erhöhung
ihrer Autorität unb ihres Anfehens nicht unwefentlid)
beiträgt.
Xiefem berechtigten Wunfd)e [Rechnung tragenb, hat ber
Canbtag oon Nieberöfterreid) bic Stiftung eine® Amts»
abzeichens für alle Sfürgermeiftcr ber fechzchnhunbcrt Orts-
gemeinben bes Canbcs 3 ur (Erinnerung an bas fedj.pg-
fährige Negierungsfubiläum bes Maifers Jfranj Jofeph
bcfchloffen, ber bem üBefdjluf} ber fianbesoertretung feine
Sanftion erteilt hat- Xa& prunfoolle Abzeichen wirb
namentlich auf bem flachen Ganbe beträdjtlich 8 nr (Er-
höhung bes Nimbus bes ©emeinbeoberhauptes beitragen.
(Es beftcljt aus einer in Silber geprägten, oergolbe»
ten ooalen SDlebaille in ben Ximrnfionen oon 63:48 mm,
bie an einem breiten gelbblauen, bi® auf bie Witte ber
©ruft teichcnbcn ©anb getragen wirb. Xurd) biefe Art
bes 2 tagen® ift bie ©ertoechflung mit Crbensbefarationen
ausge|d)l offen. Xas Webaillon zeigt auf ber ©orberfeite
bas ©ruftbilb bes Raifers unb bie Umfchrift „Xie ©runb-
fefte be® freien Staate® ift bie freie ©emeinbe" fowie bie
Jahre® 3 ahlen „1848 1908 ". Xie Nüdfettc trägt ba® oom
(Erjherzogsh l| t überragte niebcrö[terreid)ifchefianbeswappen
(fünf golbene Abler im blauen fjrelb) unb bie Gegenbe
„©cioibmct oom Ganbe Nieberöfterreid)". Xie Stiftung
biefe® Ah 3 eid)cii® wirb ben Anftog bazu geben, baft auch
bie anberett öfterrei<hif<h crt Äronlänber für bie äußerliche
.vtenii 3 eid)nung ihrer ©ürgcrmeiFtcr Sorge tragen.
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ftrafycnfänger auf Ut fhiti[djen 9teljrung. 3fi^nung uon 5t orl Stord).
450
3llu[trirte 3 e ^ un 9-
91t. 3376. 12. 9TCcir3 1908.
v >iid)t «ut ber »iffcujdjaftlidje ©cobadjtcr unb ber auf«
merifantc Raturfreuub finden bei ©etradjtung biefor grofi*
artigen, zmeimal jährlich uneberfchrcubcn ‘©ogriroanbe»
rangen ikjrr ©cnugc, fonbeni auch ber einfache Rrijrungcr
|i«|jt ber fpmmenbcn fträt)enjug3cit mit regem 3ntcrc|fe
entgegen, benn jeftt beginnt für iljn bie 3ett ber ftlcifd)*
ernte. ®lit einem großen 3ugneft raaubert er hinaus in*
frrcir. Huf bet hohen Tüne ober ber fahlen ©allroc mad)t
er feinen Jangplaft zurertjt, binbet einige tcbcubc flodtrafjm
baneben an, legt flöberfifdje aus unb l)ält nun reidjc
®eute. flammt es bod) por, bafj er 3eljn Rebelfräljen mit
einem 3uge bebedt nnb fo mehrere Sdjod biefer ©ögel
an einem läge erbeutet. Silles, was er fängt, mirö 311*
nädjft neben bem Reftc lebrnb angepflödt. Oft bei
frang oorüber, bann
Iriedjt ber RJann
fr oft ein b aus feiner
niebrigen Reifigbube
heraus, trinft ben left-
ten Gdjlud aus ber
Gchnapsflafcfje, b * c l)* cr
atif ber Rcbrung eine
ungeahnte ©röjjc er»
reicht hat, unb tritt
unter feine fdjtoarze ge*
bändigte Gdjar. Gins
ber Opfer cotrb hoch
genommen, bie furse
pfeife muß aui einen
Hugenblid il>ren an»
geflammten ©lat? oer»
laffen, ber flrätjcnfopf
toirb sroif djen bie 3äEjnc
gefdjobcn, ein leifes
flnirfdjen, unb im
nach ft en üioment liegt
ber ©ogel leblos im
Sanbe. 'Jlid)t roahr,
bas llingt graufig? Es
ift aber ganz harmlos.
Hiebei ©lut noch ffie*
him fpriftt umher,
nur bie Sdjäbclbedc
toirb leicht eingebrüdt;
unb was bas ®e*
fti'djcnbe an ber gan>
zen ©rozebur ift, bas
ift neben ihrer llr*
TOÜdjfigfcit bie grofcc
Humanität, bie itjr
inncroohnt. ©lanioirb
nidjt leidjt ein Tier fo
fdjnell fterben fehen wie
jolchc gebiffenc flrälje.
©lögen barum bie
M fl ral) jebiet erfd) M ber
Äurijdjen Rcbrung
nod) lange ihr ur»
toürf)figes £>anbt»erf
treiben jur millfomme»
nen Slufbefferung ihres
eintönigen Aiid>cn*
3ettels; ßrifd) unb flar*
toffeln. 2Bas oon ber
Heute nidjt gleidj frifdj
zur Sermenbung ge»
langt, toirb für ben
lüintcr eingepöfelt; bie
Je bem aber »an bem
in bie Setten.
liefen flräljenfang
hat fid) bie ©ogelmartc
Soffitten zunufte ge*
madjt, inbem fie bie
erbeuteten Rcbelfrätjcn
mit numerierten Hlu*
miniumfuferingen oer*
jieljt unb fofoxt toieber
fliegen Id^t. Rtdjt mir
mit flrähen toirb bie-
fer Sogeljugsoerfud)
feit mehreren fahren
burdjgcfiitjri, ionbem
audj mit ©lötnen,
Rauboögeln, Straub*
oögeln unb Störchen.
©egen breitaufenb foldjer beringter gefiebert« Hcrfudjs*
objette fliegen 3ut Grforjdjung bes ©ogcl^ugcs jc^t fdjon
in ber 'Hielt umljer unb habe»* baburdj, bajj ihre 3ufällig
erbeuteten, bie ©Sorte „HogeUoartc Roffitten“ tragenben
Singe an bie Buflaftftation .utrüdgefan bt mürben, fdjon
xedjt gfmftig« Resultate geliefert. Tie bis je^t nörblidjftc
gezeichnete flrälje ftammt aus Gaoonlinna in Jfinnlanb,
bie roeftlidjfte aus Solesmes in ftranfreidj, bie für Teutfd)»
lanb füblidjfte oon ©rettin a. b. GIbe. Tie ifadjmöuMn
haben ztoei 3nßridjtungcn ergeben, eine füölvctje mit ben
Jrunbf teilen ©nefen in ©ofen, fliijanau in ©fahren, 2Bicn,
Gpalato in Talmaticn; unb eine roeftlidje mit ben Oxten
lolEemit in SUeftprcußen, lldcrmünbe irt Sommern, Gib*
münbung. Tie fjauptrointerquartierc ber Soffittener
iladjmömen liegen an ber ©omünbung tn Oberitalien,
too fdjon fünf gejcidjnete Stüde angetroffen mürben,
Girte martierte Vieringsmöroc erbeutete man am frluffe
Gfaro in flalabrien. Ülehrere Sturmmörwn hab^n
Tas Tenhnal, bas in freier Umgebung fidj auf beut
StJlarttplah ber Stabt erhebt, ift eine Schöpfung bes tpro»
frffors flimo o. llcdjtrin in ©crlin. 3n ©ron?c gegoffen
unb 3„ m hoch, ftcljt bas Stanbbilb auf einem grau»
grünen ©ranitfocfcl, ben flriegsemblente jieren, unb ber
auf ber ©orberfette als 3nfdjrift ben ©amen w Slü«hcr M
Zeigt, ©on ben bisher oorbnnbenen Statuen bes 'JJlar>
fdjalls untcrfcheibet fid) bas Stolper Stanbbilb baburdj,
bag es ben gelben, ber unbebedten Hauptes ift uub ben
Säbel zieht, als »olle et mit bem ©ufc „©ormflrto,
flinber!" fein Regiment 311 neuen CSfjrert unb Siegen
führen, mit bem 3opfc in ber Tracht ber ©elling«
.’Öufarcn aus ber 3eit Jrriebrid)« bes ©rohen barftellt.
Ti« floften bes bex Stabt 3UT mähren 3i« gcrcidjenben
©lonumcnis, ju beren
Scftrcitung flönig
Gbuarb oon Gnglanb
als Gfjef öes bort
gamifoniere üben f>u*
jaTcnrcgiments gpürft
©lücher oon ©Jafjlftatt
(©ommcrfches) ©r. 5
eine reidje Spenbc
beigetragen h«f» bc*
laufen ftdj auf runb
20000 .u. Ta& bas
Tenrmal, troß oie*
len aBibermärtigreiten,
cublid) 3uftanb« gefom»
men, ift aber uor allem
bem bortigen Herein
ehemaliger ©lüdjcr»
fiufaren 311 ocrbanlen,
ber ben großem
jener Summe burd)
Sammlungen aufge«
brad)t hat-
Tic Enthüllung bes
TenFmale, bic am
16. Jefmtar unter Ent-
faltung militärifdjen
©epränges oonltatten
ging, bilbctc zugleich
ben f>öh«punft bex
hunb ert f ünf 3ig jährigen
3ubelfcier bes genann*
ten $)ufarcnregimcnt5,
bi« nom 15. bis 3um
17. feftlidj begangen
mürbe. Ter Tcnfmals-
iceilje, 3U ber bas Re-
giment unb ber Herein
ehemaliger Hlüdjer-
^ufaren aufmarfdjicrt
toaren , mohnten oon
offiziellen 'Berfönlich-
feiten bei ber Tom*
manbicrenbc ©enerat
u. 9Wadenfe« als ©er-
treterftaifer 9Bilhelms,
ber ©eneral ber fla«
oalleric o.flleift, ffienc-
ralleutnant 0. ©tiefen
unb nod) viele anöexe
hohe Offiziere, ferner
ber Cberpräfibent ber
©rooin3 Hommem Dr.
jrhr.p. ©laltzahn,©er-
txetcr bet Jfamilten
Slücfjcr unb ©elling jo-
roie bie ftflbtifdjen ©e-
hör ben. ©ad) ber Rebe,
bi« ©cnexal ber fla*
oallerie 0. ©laden*
Ten hielt, mürbe bie
an bas 3uöelregiment
gerichtete flabinet ts-
orber bes flaifexs o«r-
l efeu , bie f olgenbe n
HBortlaut hat: w 3dj
entbiete bem fcufaren«
regiment Jürjt ©lüdjer
pon töahlftatt (^om*
merfd)«s) 9h. 5 3U fei*
nem 3»©ritage meinen
föniglidjen ©rufe unb
©lüdtounjd). ©em neljtnc idj ©eraulajfung, ihm für
bie oielfad) befonbers ausgezeichneten Tienftc erneut 3U
banlen, bie es in ungezählt* 11 Kämpfen meinen er-
habenen Horgängem auf bem Thron unb bem ©ater*
laube geleiftet hat. 3d) oertraue 3U bem Regiment, bah bft
©cift bes unocrgcfjtidjcn lyetbhcrm, beffen ©amen zu
tragen cs gciuürbigt ift, bis in bie femfte 3nfunft in ihm
lebenbig bleiben unb es 311 Taten hödjfter lapferfeit unb
Gntfdjloffenhcit begeiftem mirb, benen mürbig, bie ben
©oroätem unoergänglid)en Ruhm eingetragen haben,
©löge bas Regiment bleiben, toas cs war unb was es
ift: ein Horbilb in Treue unb Eingebung an flönig unb
Haterlanb, ber Stol3 feiner heimatlichen ©roptnz, bes
treuen ©ommcrnlanbes, ein« 3**rbc bes feeres." ©lit ber
flbergabc bes Tcnfmals, pon bem balb darauf bie .früllc
fiel, in bie Obhut ber Stabt unb einer fid) baran|<hliefjcn.
ben Rebe bes Erften ©ürgermeifters 3* c l J{ erreichte bie
erfjebenbe 3-eicr itjr ®nbe.
Jranlretdj, bie 3nfcl Jünen unb bie ^aräer geliefert. Eine
bapon gelangte fdjon adjtzctjn Tage nad) bem ttuflaffen
bei ©aris toieber in Wcnfchcnhänbc. Ein iunger Storch
oerlieh fein Mcim in Eiefdjenborf (2cblesroig*$olftein) am
24. Huguft 1007 unb mürbe jmei Tage fpäter bet ©rieg
in Schlejien angetroffen u. a. m. flürzlid) erbeutete man
einen marliertcn Storch fogar in Sübafrifa (bei Jort
Jamcfon). Er hatte im 3uü 1907 in Streift bei flöslin
in Sommern ben Ring Rr. 16B erhalten. So leimten
fdjon jeftt bur^ ben ©oge^ugocr fuch getoiffe ©efieblungs*
gebiete feftgelcgt unb 3ug|tr a^en ermittelt merben, unb
es befteftt bie ©föglidjfeit, auf bent eingefdjlagenen 9Begc
immer mehr in bic flenntnis bes intereffanten atogel3ug*
Problems cin3ubringcn. Dr. 3* Thienemann.
Das SBlüthersDenlmal ju Slolp in Sommern. 9JlobclIiert oon ^ßrof. Äuno b. Ucchtrit*
Das
$lüd)er<£>enfmal 3U Stolp in^ßommem.
'T’Ncn zahlrcidjcn Tentmälem, bic bem ©cbäd)tnis bes
»i/pollstiimlidjftcn gelben ber bcutfdjcn ©cfreiungs*
friege, bem Jürften ©lüdjer oon ÜBaljlftatt, gemeiljt unb
feit bem 3ah** 1819, «>o Roftod, fein ©eburtsort, mit
ber Erridjtnng ben Hnfang machte, allenthalben im ©ater*
lanbe erftanben finb - benfen mir nur an ©reslau, Scrlin
unb flaub — hat fid) oor fur3«m als jüngftes bas in ber
pommct|<hen flteis» unb ©amifonftabt Stolp entljüllte
mürbig au bie Seite geftellt. ?ltenn irgenbtoo, fo ftcht
ein 'Blüdjer« Tenlmal gerabc bort am rechten ©laft; benn
oon Stolp ift bei ©larfdjall 'Vorwärts mit feinen ^>ufarcn
ausge3pgen, um unfterbliche Siege 3U erringen, unb nadj
Stolp ift er immer mteber juriidgefeljrt, um Gtunben ber
Ruhe unb Erholung 311 fud}en unb 311 finden.
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XV. (9. 0rortf«fcun0.)
angfom, mit bleifchroeren dritten ging SBolf Sdjierbranbt auf tDtaitfyas
£>aus ju.
Seit bem gestrigen Vormittage, [eit her Untercebung mit SBtlliam
Nheqbt, roar ja feine Vlinute oergangen, mo er nicht in unjägli^er
Qual mit bem furchtbaren ©ebanfen, ber tfjm [eine Riallen ins §«5 gediegen,
gerungen fjott* — feine Minute, auch nicht bes Kadjts, tdo ei nicht ruhelos im
3 immtt auf unb ah geirrt, wie am läge juoor in ben Strafen unb bann
nachher braufeen in bem äugefchneiten, oben Hiefemroalb, beffcit XotenftiUe nur
00m h«if«n ©efrä<h3e aufflattember krähen trojtlos unterbrochen mürbe.
©erungen mit bei üraft ber Verjroeiflung unb boch umfon[t! Die[er
unharmheräige ©ebanfe mar [tarier als bas 3udenbe ^erj, bas [i<h gegen ihn
aufbäumte.
3mmer roieber hatte er [tumm, nur tn [einer Seele [chrilt roiberflingenb,
ben lieben Namen oor [ich hwgeftöhnt, b*n ber ©«lichten, bie er opfern
folfte. 3mmer roieber hatte er [ich *h r rührenbes Silb oor klugen gerufen
rote 3um Schüfe« gegen jenen erharmungslofen Angreifer — oergebens alles!
Dtefer liefe if) 11 b°<h nicht mehr aus [einer ©eroalt
2 Benn SBolf [ich mit frampfhafter Vnfpannung [einer ^ 3 ^antaf!c eine 3 ufunft
benfen roollte, irgenbroo in einem ftillen UB infei, roofem er [ich mit aJlartfea
geflüchtet hatte, fernab oon all jener locfenben, gleifeenben Kuhmespracht, [0
rife ifen ^ö^rtenb ein rauher ©riff roieber heraus: Xor, bu! Hannft bu roirflich
mahnen, Vulje ju finben hn engen Riefte, ber bu einmal mit led)3enber ©ruft
ber Sonne ju geflogen hift? Velüg bich hoch nicht [elb[t! Unglüdlid) rotrft
bu; aber zehnmal unglüdlicfeer noch fie, bie bu aeitiehens an bich, b*n Niebev
gebrochenen, Verbitterten, mit gelähmten Schwingen am ©oben fiiegenben,
binben roiU[t Vlfo fei flug unb barmherjlg. fiieber jefet ben fehnellen, [charfen
Schnitt als ein enb!o[«s #inmartem!
So hatte es m furchtbarem $in unb §et an [einer Seele gerben, bis
nun enblich bie Kühe bes ©ntfd)lu[[es über ihn gefommen roar: ©s mufet« fetn,
um ifetes eignen ©e[ten willen! Unb fo ging er benn entlief) ben V 3 eg ju
ihrem £>aufe.
VtfUjfam [tieg er bie Xreppen hinauf, wie ein Schoerlranfcr. ©mmol
[chrocmfte er, bafe er [ich Qm < 5 elänber halten mufete.
Kurt [tanb er oor ihrer lür. 21b er bie §anb, bie nach ber Rlingel greifen
foBie, uerfagte ben Dienft; [ie feing ihm roie gelähmt feeTab.
Da bife er in refetem VMllensaufgebot bie 35 hne 3ufammen — ein Nud,
unb unheimlich gellte bie glurglode burd) bas [tille $aus.
Nun famen Schritte, leichte Schritte — er fannte fie roofel — aber nicht
roie einft ht langoergangenen lagen frö{jli<ltf<hnell, [onbem in müber ©etaffen«
heit 2 ßas foUte bas ©Iodenjeichen auch ©Utes fünben? Die greube hatte
ja in biejem £>auje feine Stätte mehr.
Vber als Nlariha nun plöfelich ben Verlobten oor [ich f a h — ju ber
ungewohnten Stunbe bes Nachmittags — unb |o blafe, mit tiefburchfurchtem
Kntlife, ba braute boch ber Scfjreden Veroegung in ihre [tone, mübe Kühe
„Um ffiottes roillen — roas ift bix, SBolf?"
2 W bie unoerfiegte Siebe ihres leibgeprüften ^eqens Uang noch einmal
aus bem Ion, roie fie ih n mit bebenber £anb 3U [ich Ins 3 immer 30g.
„V3as ift bir?"
Unb in un[agbarer Vngft hingen ihre Vugen an [einem gxamburchroühlten
©efiefet
©r liefe fidj [<hroer auf bem Stuhl am Ii[(h« nieber.
„Vus — es i[t aus mit uns, Klartha!"
SHtt einem bumpfen fiaut barg er bas ©efidjt in ben au[ge[tüfeten fjänben.
Das SJläbchen roar bei [einen SBorten 3ufammenge3udt, unb ihr blaffes
©eficht roar in bie[em SHonteni noch Bleibet geworben. So blieb [ie eine
SBeile regungslos an ihrem ©lafee, bann aber trat [ie naher ju ihm.
„V3as i[t gesehen, SBolf? Sag' mir alles. Du fichft, ich Kn ja ganj
gefafet.«
Da liefe er bie fiinfe matt nieberfinfen, unb oon ihr abgefehrt, bie Stirn
immer noch in ber Veiten oergraben, er^ä^lte er [0 bumpf unb flanglos non
ber Unterrebung mit William Kfjepbt (Es roar, als fprädje er gan 3 automaten»
fjafi, als berührte bas alles webet ihn noch bas Nläbdjen neben ihm.
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Dhne bie Iei[efte Veroegung horte Vkrifea 3U bis 3um ©nbe. ©5 über«
raffte [ie ja nicht, roas er ba berichtete. Sie hatte ja geahnt, geroufet: [0
roürbe es lotnmen! Seit jenem Vtoment, wo fie bamals ©oeline 3um
erftenmal Vuge in Sluge gefehen hatte.
3 n jenem Üftoment roar ihrer fiiebe bas lobesurteil gejprochen roorben.
läglich, [tünblich hatte [ie [eiibem auf be[[en Volljiehung gewartet SW bie[e
furchtbaren lefeten Vtonate untren ja nur ein ein3iges langes fioslöfen oon
jeber Hoffnung, ein allmählich** Slbfcfetebnebmen oon ihrer fiiebe geroefen.
Sollte [te nun 3ittern unb wehflagen, roo bie Xobesftunbe roirflich ^a roöt?
Das [tarre, unbewegliche Schweigen liefe V 3 olf plöfelich ftä) nach ihi am«
[efeen. ©r hatte, ba er geenbet, auf jenen lauten Vusbrucfe ihrer Veqmeiflung
gewartet, roie er boch nur natürlich fleroe[en wäre. Slber nun nichts baoon,
[tat! be[fen biefe unheimliche, furchtbare Stille.
Das peinigte ihn mehr, als es ber fdjrtlle -ftlagefdjrei getan hätte. Das
Opfer, bas lautlos unter feinem 3 Jle[fet verblutete — barmherjiger ©oti —
bas ertrug er nicht!
So roanbte ex fiefe h erum nach Vtartha, irre ftngft hn Vlid. Da fah er
fie flehen — aufrecht, regungslos, aber feinen Slutstropfen im Vntlife unb
mit 3ü8*n, 1° fteinem unb [treng roie eine lote.
„Vtartha! Vtartha!"
Veqroeifelt fam es nun oon [einen fiippeit, unb auffprmgenb padte er ihre
öänbe, als lönne er ihr [0 bas entflie heute fiebert in ben Körper jurüdjroingen.
Sein Vngftruf rife [ie aus ihrer Stane. fiangfam löfte fie [iefe oon
[einem ©riff. 11
„Du roillft alfo beine Freiheit?"
„34 mufe!"
Von Ver3roeiflung übermannt, ftiefe er es burch bie 3 äh"*» mehr ein Stöhnen
als 2Dorte.
Da niefte [ie Ieife.
„Du [olljt auch bas lefete haben, roas ich bir noch 9^n fann. Verfpradj
ich ** boch fdjon in jener Stunbe, ba alles anfing: 3 <h gebe bhr beine
Freiheit roieber, [0 weit, fo lange bu [ie brauchft — nun nimm [ie alfo gan^
für immer. $jier!"
Unb [ie [treifte [i<h ben Äettenring oom Ringer, ben er ihr etnft beim Vb*
[chlufe ihres h«mlichen Vetlöbniffes gefchenft ^atte.
V 3 ie bas [chli^te Kinglein in 2 Bolfs $anb fiel, brannte es barin roie
glühenbes 0feuer.
Sie aber fuhr fort:
„Vtöchte es 3U beinern ©lüde fein, roas bu oorha[t Unb nun — leb' wohl!"
Sie hielt iljnt bie &anb hm.
Doch ba gefchah, roas er nod) nie hn fieben getan: mit einem bumpfen
fiaute brach er oor ihr in bie ftnie unb prefete, fie umfchlingenb, [ein [chmer3>
oerftörtes ©eficht in ihren Schofe. Sie fühlte bas frampfhafte Kingen [einer
©ruft an ihren ©liebem. Da fam es über [ie in tiefem SRitleib auch mit ihm.
„Vrmer, armer 3 BoIf !“ fieife fprach fie es, roährenb ihre ginger über fein
£aar hinftrichen. „ 3 a, es W nicht leicht, folch Vbföieb für immer. Sinb roir
boch ein gut Stücf Vleges 3ufammen gegangen, unb nun 1 ' —
Die Stimme oerfagte ihr, unb ein VJanfen ging burch ihre ©eftalt 3 f)re
Äraft roar 3U ©nbe.
„®eh. M
©equält flehte fie es, ein hcraufbrängenbes S<hluch3en ht ber Hehle.
Da fprang er auf. 3^ n es ^*3 machen.
„Ceb' roohl, Vlartha! Unb roenn bu lannft — oergtb mir, bafe ich bir
bein fieben gertreten habe."
Dann ging et aus bem 3 iutmer.
©in ©lücf, bafe er niemanb braufeen auf bet Ireppe begegnete. So [ah
roenigffens feiner [ein furchtbar oer[törtes ©eficht
Vis er bann unten auf ber Strafe« roar, er fich roieber fo weit in
bei ©eroalt, bafe er, mit [tanem ©lid 001 [ich ijinfdjfluenb, [eines 9Beges ging.
Seltfam — bafe bie men[chli<h« Via [chine [0 foneft roeiterarbeiten fonntc,
obwohl ba eben bas ©belfte unb geinfte bes ganzen Organismus einen oer«
nichtenben Stofe empfangen hott*- 3Rit einer grimmigen Verachtung gegen
biefen brutal organifierten Hörper entpfanb er es.
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
454
3üultrirt« 3«*^u«9-
9tt 3376. 12. aJtärj 1908.
Dann brängien ißn Me jagenben (Bebauten, bie ganj oljne fein TBoIlett
mit ihm, bem innerlich Cbrflarrten, tf)r Spiel trieben, roieber nach einer oöllig
anbern Richtung.
Run lag ber TD eg 3 um großen 3**1 ja f»i ®ot i^nt.
©r J)örte ein leifes 5ol)nIachen aus feinem 3nnem ^etaufflingen; aber es
roar ihm, als fäme es oon irgenbroo außerhalb h«r.
Tim — 3®* « mürbe es nun bereinft fein. Tiber roie! Über fielen
mürbe ber 3Beg gehen! Das ftanb mit einem Btale in eibarmungslofer ftlcrr*
l>eii oor fernen Bilden. Das erftc Opfer, bas Seuerfte, roas er im fieben
überhaupt gehabt, §atte er foeben bem großen Rlolod) oorgeroorfen. TBas lag
nun noch an ben anberen, bie folgen mürben? Sin ©oeline Ti^egbt — an
tljm felbet?
5 er bamit, baß bei gefräßige ©öß« auch fie oerfdjlang!
©ooe! ©ooe!
5ört ihr nidjt bie Äorpbanten toben unb rafen?
Der große Ruhmes» unb Siegesäug beginnt — roohlauf benn, hinan 3 um
luftigen Xan 3 !
TRit fiebemben Schläfen unb Tlugen, bie unheimlich roie bie eines 3rren
glänzen, liefe fi<h fo TBolf Sd)ierbranbt oon bem ©eroüljl ber Strafe bahin*
treiben, bis gä^lidje ©rfchopfung biefes Stabium fernerer Reroenüberreftung
bei ihm abtöfte unb ißn nach 5aufe trieb, too er roie ein Xoter auf fein
Üager fanf.
XVI.
„5aben gnabiges giäulein fonft noch Tluftrage für mich?"
„Danfe, bas ift alles für beute.”
OFjne nad) bem gragenben, ihrem ^rroatfcfTetaT, hinäufehen, entnahm (Veline
Rhei)bt bem ferneren, filbemen ©ui eine ber buftigen 3 * 9 ttretten, beren djaralte»
riftifeben ©erudj fie nicht nur bei ben 5*nen liebte, fonbem auch felber, roenn
i^r bie Stimmung bana<b mar, gerne raueßenb einfog.
6 (bnell roar fiubroig 3*mom, ber Sefretär, an ihrer Seite unb bot ifjr
geuer, bas fie mit leistem Äopfneigen annaf)m, 51 Is er ihr bas brennenbe
Streichholz f)inreicf)te , berührte ihn einen Moment flüchtig bie Spiße ihres
Ringers. Tiber es mar, als ob oon biefer falten, meinen 5anb, bie ftets ganj
fdjmucflos mar, bis auf einen blutrot aufglübenben, loftbaren Rubin am eierten
Ringer — einen antifen Siegelring, in ben bas 5aupt ber TRebufa gcfc^nftten
mar — ein lobernbes geuer oerfengenb auf ihn fjiuüberftrömte.
gaft heftig 30 g ber junge TRenfch ferne kerbte 3 urücf, roährenb jugleid) eine
oerräterifebe ©lut in fein ftets blaffes, feines ©efi<ht f<hoß. ©r roanbte ficb
beshalb [(bnell $u feinem Xifeh, um bie Blätter, auf benen er nach ih rcm Diflat
ftenographifebe ^luf^cidjn ungen gemacht hatte, 3 ufammen 3 ufuchen.
Tiber ©oeline 5 Rf)e 9 bt roar bod) bas jähe (Emittern feiner 5anb unter ihrer
Berührung nicht entgangen, (bin flüchtiger Blid auf ben oermirrt über ben Xifeh
Gebeugten teftatigte ihre TBahmehmung. Doch nur ein oeräd)tlidjes Äräufelit
ber Cippen roar bie Tlntroort barauf, roährenb fie, bas erfte Rauchroolfdjen oon
ji<h ftofeenb, nadjläfjig in ben antifen Tlrmfeffel jurüdfanf unb bie leicht über»
einanber gefchlagenen güße ein roenig oorftredte.
Der ^Jrioatfetretär mar in ihren Tlugen niemanb, not bem fie fid) etroa
einen 3®ang aufeuerlegen brauste. (Er roar lebigli(b eine ju ihrer Verfügung
ftebenbe SRaßhine, bie bie umfangreiche ftorre|ponben 3 mit romifchen greunben,
Aunftgelehrten, Tflalern unb Bilbhauem ju erlebigen hatte, fonft nichts roeiter.
TBas etroa in biefer menfchlicben TRafchine an ©ebanlen unb ©mpfinbungen
oorhanben roar, bas intereffierte fie nicht.
Xroßbem roar es ihr aber nicht entgangen, baß £ubroig 3<ntoro feit langem
fdjon oftmals eine Berrotrrung ihr gegenüber oerriet, bie auf mehr als blofee
Befangenheit oor ihr, ber Dame ber großen TBelt unb 3 ugleich feiner Brot=
geberin, zurücfju führen mar. Denn ber ga^lith oermögenslofe ftanbibat ber
Xheologie, ber Sohn eines finberreicben Canbpaftors, lebte oon bem ©ehalt,
bas fie ihm 30 $ te, ja, er unterftüfete bamit noch bie ©einen 3 U 5 aufe.
Diefe Vermutung, bie ©oeltne brüte jur ©eroihh«t mürbe, roar aber nicht
geeignet, in ihr sartexe (Empfinbungen roach 3 urufen. Sie fanb einen Tln=
geftellten, ber fi«h in feine 5 erxin oerliebte, an [ich f<b ön lSdjerIi<h; gang befonbers
aber, roenn er folch ein fchmachtenber Xoggenburg roar rote biefer ftbuebteme
ftanbibat
Töeicbe, ftill in fich gelehrte Ttaturen, bie bei jeber rauben Berührung ber
Tlufeenroelt fd)eu jufamtnenfuhrett, maren in ihren Tlugen ©chroäcblinge unb
baher ihrer TDerachtung preisgegeben. Statt üJlitleibs erroeeften fie oielmeljr
in ihr einen graufamen Drang, fie gan 3 3 U oernichten. Sie batten ja aud),
roie fie meinte, gar leine (Eiiftenjberedjtigung. TBarum gab es überhaupt
fofehe 3 rotttergej<bBpfe, mehr TBeib als TRann, bie roeber |i^ noch bie ©attung
ÜJlenfcb im Äampf ums Dafein förberten? Daju gehörten fleute ooll eifemer
itraft unb (Energie.
Bor ihrem ©etfte ftieg jefet eine attbere SRannesgeftalt auf, mit bet fid)
ihre ©ebanfen halb in einem haßerfüllten, troßigen Tluflehnen, halb in einem
leibenfchaftlichen, ficb f^&f* nicht eingeftanbenen Sehnen fo oft befchäftigten, unb
unroiDfürlich maß ihr fpöttifd) 3 U bem jungen Xbeologen bntüberfliegenber Blid
beffen fehmäebtige, oornübergeneigte (Erfcheinung in Bergleich mit ber ftraff
aufgenchteten, Iraftatmenben 5errengeflalt TBolf ©chierbranbts.
Sie lonnte ja auch nicht ahnen, meid) branbenbe fieibenfdjafi in ber Xiefe
bet biefem ftiü oerfchlof jenen TRenfchen ba oor ihr brobelte, ber ficb bie
3unge batte aus bem TRunbe reißen laffeit, als mit einem TBorie bie unfelige
üeibenfebaft 3 U oerraten, bie ihn fd)on fett Blonaten oerheerte.
3a, mir flieh oerheerte! Sein gan 3 es TBefen roar ja in Ttufruhr, feit (Eoefine
9?hepbt in feinen bisher fo füllen £ebensheis getreten roar; ©egenroart unb
3 uhinft roar ein roogenbes ©baos geroorben, m bem er untergeben brohte.
©r roußte ja, baß feine Siebe 3 U biefer eislalten, ftoljeti 5 ^^nt B3abnr»nn roar,
unb bod) lam er nicht los baoon. Rach ^l r 3 11 ** l <irt $«3 mit jebem Schlage,
fieberten feine Sinne oor ungefülltem Bedangen. 3n feinen ©ebanlen mar
lein Raum mehr für ©ott, SBelt, Batet unb Blutter baheim — alles, roas
ihm einft f) c h r unb heilig geroefen, mar hinmeggefegt roorben oon biefer
branbenben fieibenfehaft (Er mußte, er roar ein [ünbtger, oerlorener TRenfch,
nie roert, ben ÜRHmenfcben bas (Eoangelium 3 U oerlünbigen — unb bo<b, er
lonnte nicht anbers.
So oerfcßlang benn auch jeßt, roäbrenb er feine ©chriftftüde in ber Tlften=
mappe oerfebloß unb (ich 3 um ©eben anf^iefte, fein plößlid) auftobember, b< ims
liehet Bltd ihre ga^e ©eftalt, beren oornehme, [tfjlanfe £inten bie läffige, ba©
liegenbe 5 altung noch reijooller bemortreten ließ, unb blieb entlieh an ben
fdjlanlen gäßen ^ a ff e71> nj^ e ; n sriabafterroeiß burch bas 3 arte Seiben*-
geroebe ber f^roaqen ftlorftrümpfe hinburchfehimmerte.
©5 bur^ 3 udte ihn roie in gieberfdjauem. ©inmal fich nur oor 'h r bi ne
roerfen unb bie glübenben Cippen auf biefe Süße brüden — unb gälte es
£eben unb Seligfeit!
©r rang mit fich Telöft roie mit einem Dollen, baß ber a&erroißige ©ebanle
nicht 3 ur Xat roarb.
©s roar, als ob ©oeline feinen fengenben Blid förperlidj gefühlt
hätte; benn plößlich 30 g fie ein roenig bie ftüße ein.
„ 5 err 3 * rno ®^ ,, ®anj unoermittelt Hang ihre ©imme 3 U ihm hiu.
„©näbiges grau lein ?”
©r fuhr 3 ufammen roie ein ertappter Sdjulfnabe, unb Rngftf^roetß trat
ihm plößlich auf bie Stirn.
Run traf ißrt ein butchbringenber, aber falter Blicl
„3ch roollte Sie [d)on lange etroas fragen. Sie fehen fchlecbt aus. Strengt
Sie etroa bie Xätigleit h»« 3 U fehr an? 3n biefem gelle“ —
Der arme TRenjcf) rourbe totenblaß. Rur nicht bas — bie ©ntlaffung
aus feiner Stellung, bie Berbannung aus ihrer Rahe! So ftotterte er benn
3 ittemb:
„Tiber nt^t im minbeften, gnabiges gräulein. 3<h habe nur Diel prioatim
gearbeitet in leßter 3*ü — mit h überanftrengt" —
„Das feilten Sie lieber nicht tun, 5crr 3> r uoro.'” Blit einer eignen Be-
tonung fagte fie es. „Sie roetben fonft unbrauchbar für meine Dtenfte. Töenn
3bnen alfo baranliegt, fo laffen Sie mich fortan nichts mehr oon folchen Brmab
Angelegenheiten merlen. Sie oerftcljen mich mohL“
3n ben ruhig gefprochenen TDorten lag eine fchneibenbe Schärfe, bie ihm
genug fagte. ©c halle fich »hr alfo boch oerraten.
„TBie Sie befehlen, mein gnabiges graulein!"
TRit einem in jähe ©lut getauchten Tlntliß ftammelte es 3tT«om f ficb
faffungslos oemeigenb. Dann ging er hinaus, faft taumelnb.
©oeline beachtete es nicht. 3 ur ü^9 c ^ n l lag fie in ihrem Stuhl unb blies
bie feinen, buftenben TBoIfchen in regelmäßigen Raufen oor ft^ bto-
©ebanlen roaren bei bem anbern.
Seit einer ganjen Reihe oon Xagen fchon batte fich 3Bolf Schierb ranbt nicht
mehr hi« im 5 au f* f c h cn l<rff« n , unb gerabe nach ber Untenebung mit ihrem
Bruber nicht mehr, in ber biefer, roie fie roußte, ihm mitgeteilt hatte, baß fie
bereit fei, mit ihren ganjen Bütteln bie Durchführung feines «ßrojefts ju
ermöglichen. Bon bem roeitem 3nhalt jener 3©iefprache hatte ©oelines Bruber
natürlich nicht bas mtnbefte oerlauten laffen.
So lonnte benn ©oeline nur glauben, TBolf Sdjierbranbt ftraube fich gegen
ihre perfonliche Beteiligung mit Kapital aus bem ©ninbc, ben er ja fchon
einmal angebeutet hatte. (Sr roollte nicht ihr ©eßböpf fein, gerabe ihr nicht
einen beftimmenben ©influß auf feine Bläne einräumen.
Daß er fo hadnädig roar unb fo blinb! 3 orn t9 f^ß f* c plöfelic^ bie
3igarette in ber Tlf^enfcßale aus. Tiber füllte er roirllidj nicht ahnen, baß in
ißrem tiefften 3nnem bo^ noch ein ganj cmbercs Gefühl gegen ilj!t rege roar
als bas h«nfä)fü<htiger Begier, fich ihn 3 U unterroerfen?
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9k 3376. 12. mit 1908.
3tIu[tTirte 3 c ^ n 9*
455
freilich — [ie leugnete es nicht — cs brannte fjri& in ihr, ben &f, ben
fie einft mit jenem ©ampagnaritt aufgenommen hatte, audj 3 U ©nbe 3 U führen.
ftür fie roar ja bie £ie 6 e 3 roifchen Wann unb Weib nichts anbercs als
ein &f. Wer war bet Startete? Das war bie Stage. Denn nur ben
Sieger mürbe eine 23runhilbe*9latur wie jie lieben fönnen. Unb fte jetinte fid)
nad) Siebe, nad) bem Be jiegt werben, wenn jie aud) mit (altem Soh ne jtets über
bie Sentimentalität ber großen fieibenjdjaft jpöttelte unb bie ©hefchlteßuug als
cm reines Sernunftgefcf)äft ^in^ujtellen beliebte.
Aber biejes falte, nerä^tli^e ffiefid)t, bas jie ben Wenden 3 «gte, bie jie
m ihrer Schwäche gering bewertete, roar nodj nicht bas wahre. Das jaf) nur
in geheimen Stunben iljr abgöttifd) berounberter ©labiator, wenn jie, über*
roältigt oon ber jtets geroaltjam äurücfgebrängten Selben j^afttic^ feit ihres
©mpfirtbens, ihre Arme um ben aufjudenben Seib bes ttcch im Sterben
troßigen Stampfers roarf unb bie h«ßen, jeljnenben Sippen an bem falten
füllte.
Wenn er jie einmal jo gejeljen hätte, bie Unnahbare, bie Spötterin, bie ex
in jeinen Sann gelungen, obwohl er nie bie $anb nad) iljr gerührt hatte,
ja gerabe besroegen!
X)as roar es ja, was neben jeiner garten Wannlidjfeit jie unroiberftel)Iid)
an iljnt reijte, baß er jo oollig, fajt brieibigenb ißre Borsüge überja^.
3fjr bas — bie bo<h, aud) roenn jie nicht ben tarnen !R^er)bt führte, aud)
a^ne bas imponierenbe Weliej oon Wacht unb SReidjtum, eine IJJerjönli^feit
geroejen roäre, bie ein Wann jo leidjt nid)t unbeachtet ließ!
Sie alle, bie ihr bisher gehulbigt, Ratten es iljr ja bejeugt — nur er allein
jah bas nicht; nein, wollte es nicht je^en!
Cr tat nur jo; bas ftanb fejt für (Eoeline. Cr roollte eben ntc^t oor ihrem
jieg^aften Weibesrei 3 ben troßigen 9laden beugen — er nicht! Alfo galt es
ben ftampf mit ihm! Stampf bis jum festen! Denn ungejtxaft burfte er nicht
i^r Wejen in Aufruhr gebraut höben; befjen jollte er ji<h nicht rühmen fönnen.
Wit einer leibenfchaftlicben Bewegung erhob fidj Soeline Aheqbt aus ihrem
ScfleL 3°* Hompf, Äampf! 3n fiebember SBegier banach 3 ttterte jeber Ben?
in ihr. Wit ihm ringen auf fieben unb Dob, bis jie beibe, ber Bemidjtung
nahe, ein an ber wortlos, mit fliegenber SBruft in bie 3 omenibrannten 21 u gen jähen.
Aber bann, wenn jie ben Stoljen, hochmütigen bis bid)t an ben 9?anb
bes Abgrunbs gebrängt; roenn jie in bämonijthem Triumph bie Wonne gefojtet
haben mürbe, jeinen 5BIi<f ©eit offen tn bie oerberbenbringenbe liefe jtanen
ju jehen: bann mürben ihre Äiäfte erlahmen, bann follle er im Ießten, Der*
jmeifelten Aufbäumen feiner Straft jie 3 U Boben f<hleubern. Cr mußte ber
Sieger bleiben! Der Sieger, ben jie. noch atemlos oom Stampf, in glübenber
Ciebe in ihre Arme reißen roollte, als ben Wann, nach bem jie |i<h in geheimem
Sehnen Derart h°tte — jo lange!
3n einem jtürmifchen Atenijuge hob jich Coelines Sruft,' roährenb jie mit
gejchloffenen Augen, bie Sippen leife geöffnet, bajtanb, ganj in ihre leiben*
fchaftlichen ©mpfinbungen oerfunfen.
©tn Stlopfen an ber Xür mad)te fie plößlicß aufjdjreden. Schnell jtrich fie
fi<h mit ben hänben über bas ©ejicht, bas jie noch heiß brennen fühlte. Ws
bann auf ihr „herein" Diener ins ©emad) trat, trugen ihre 3*9* jetjon
roieber bie gewohnte falte Unnabbarfeit.
„§en Schierbranbt bittet um bie ©hre."
3m 3nnern juefte ©oeline 3 ujammen. (Er — gerabe in biefeu Stunbe!
Dann aber flang gleichgültig fühl ihr Befehl:
„3ch Iajje bitten.“
Als Wolf Schierbranbt einirat, gogerte fein $uß bodj an ber SdpeHe,
obwohl fein Sinn in biefer Stunbe wahrlich nicht auf äußerlich feiten gerichtet
mar. 3 um erftenmal empfing jie ihn in biejem ©ernad), ihrem Arbeit 53 immer.
Der urjprüngli<h wohl oom Ardjitefien als Wintergarten gebachte große 9?aum
roar gan 3 3 U einem altrömijchen Atrium ausgejtattet. (Er mar bebeeft oon einem
©lasbad), bas bie Cidjtflut bes jonnigen Winteriages unge^inbert einfallen ließ,
unb im Bieretf begreifen ben mit W arm orf liefen getäfelten gußboben bunfel*
grüne Wänbe oon üor&eerbüfchen, oon beien §intergrunb jich helleud)tenb bie
ebelgeformten Schäfte ber fd)Ianfen Warmorfäulen abhoben. 'Sluch bas Wobiliat
bes 3 tmmers aus glä^enbem (Ebenholj roies bie ehtfa^en, ftrengflajfifchen
formen ber 5lntife auf.
3 nmitten biefer Umgebung erroartete ihn ©ueline 9lhei)bt Wie fie jo nach’
Iäjjig im Sejjel lehnte, erfchien jie Wolf wie eine jener oornel)tnen römifchen
Damen, beren Warmorgeftalten in berjetben Haltung bie Weijterhanb antifer
Äünjtler feftgehalten h Q t, unb bie er in ben ©alerien bes ÜBatitans in ihrem
©emifd) oon unnahbarer, ruhiger Würbe unb hoch oollenbeter 2Inmut fo manch-
mal bemunbert h^tte.
9lun erhob jie ben Äopf etroas bei feiner Annäherung, aber nur mit einem
teijen Zeigen erroiberte jie feinen ©ruß. Dann beutete fie leicht auf einen
Siß in ihrer 91äf)e.
, f 3ch höhe jehon längere 3*K nteßt mehr bas Vergnügen gehabt." Den
§ut ablegenb, eröffnete Wolf bie Unterhaltung.
„3ft es roirflich f^ort jo lange fjer, haß Sie nicht mehr ^ter roaren? ©s
war mir gar nid)t aufgefallen."
(Er jah 3 U ihr h»n. Aber es jpielte nur lei je um jeine WunbroinfeL Wie
nichtig erjehien ihm biejes Aerjenben jpißiger ^Jfeilchen! Was jollte ißr ober-
flächliches Wißen für ihn bebeuten, bet bie noch unoemarbte, tiefe Wunbe im
Seqen trug?
„(Es roar mir leibet nicht möglich, l c h* n 3 U te|fen M . enlgegnete er ruhigen
Dones. „Wich hatten ernfte Dinge ganä in Anjpruch genommen."
Der 9tecf)brucl, mit bem er bieje Worte jpTa^, füllte ihr ©eplänfel als eine
jeiner unroürbige Spielerei beäeidjnen. Sie fühlte es rooljI heraus, unb neroäs
wippte fie mit bem übergef<5)togen«n guß.
„(Ernjte Dinge? Wirflich? fl
Wit einer unoerhüllten 3ronie jpielte jie auf jein 33 eben len wegen ihrer
finanziellen Beihilfe an; benn bas roar es ja hoch roohh mas ihn in biejen
Xagen jo bejdjäftigt hatte.
„3a, mein gnäbiges fträulein, ro i r fi^ cmjt.“
Die formelle Anrebe, bie er nur feiten gebrauchte, unb ber jehmere Älang
feiner Stimme ließen Jie jeßt 3 um erftenmal ihm länger ins ©ejid)t je^en. Wie
er gerabe faß, fiel bas oolle Cicht auf ihn. 9kn bemerfte jie erjt bie Ber*
änberung in feinen 3Ü9*m ©s war bort etroas Scharfes unb hartes, ©as
oorljer nicht barin gejtanben hatte, ©in leifes Staunen jpiegelte jich jeßt in
ihren Süden.
„Unb was roar es, was Sie jo innerlich bejehäftigte — roenn man fragen barf?"
„Sie Jollen es wifjen, ftrfiulein iRhegbt."
„Oh — ba bin ich roirilich begierig."
Wieber (lang bie alte 3ronie aus ihren Worten. Aber er überhörte es.
Wit einem ernften Bltd jah er 3 U ihr hin:
„gräulein Ahegbt, lajjen Sie mich °h ne Umjchroeije reben. Wenfd)en roie
roh beibe (önnen roohl bes tönenben Schellenflangs bei Bfaafe entbehren."
Sie neigte 3 uftimmenb ben Äopf.
„Aljo jp reche ich benn offen, roie ich P einem Wanne reben mürbe. Unjer
Berhältnis 3 uetnanber bebarf ber Rlärung, gräulem 5?hei)bl ^Sinb Sie mir
eigentlich 5 «unb ober geinb?"
Sie hielt feinem Blicfe jtartb; aber es lag ein unbur^bringlicher, metallijcher
©lan 3 roie ein abroehrenber Schilb jehüßenb über ihrem Auge. 33agebl»ch juchte
er in jeine 2 iefe 3 U bringen; es öffnete jt<h ihm nicht, wie bamals in jenem
Woment auf bem Malaiin.
So roiebexholie jie langjam jeine graej«*
„greunb ober ^einb?“ — Dann 3 udte jie bie Schultern. „Bielleicht beibes!"
„Sie belieben orafelhaft 3 U jein. Aber ich ftnb«, bie Stunbe ift bodj ju
emjt 3 U jolchem Scherz" Seine Stirn umroölfte jich-
„Wer fagi 3hnen, baß ich jcher 3 e?"
Berjtänbnislos jah er jie einen Augenblicf an; bann aber suche es in feinem
Antliß auf.
„Ah, nun begreife ich! 31jre ©mpfinbungen unterjeheiben 3 roifchen meiner
<perfon unb meiner Sache. Die eine belämpjen Sie, bie anbere roollen Sie
förbem."
Sie fchroieg. <^rOTt[e^ung folgt tn bet nädjffcn 9lumttiet.)
Der Spielmann.
£5 Tarn burd)s Canb gtjogen
(Ein fröljliWer C5efelt.
5)er blies auf feiner Qrlöte
©n ßieb, fo frof) unb
'Toi) meit ifjm feiner gleid)(am,
2Iud) felbjt ber Slönig nid)t,
So f teilten fie als 3m<bree
$en Ernten oor ©<rid)l
(£5 finb nun meine luge.
C£s finb nun meine 3age
?öie fühle Sitten Meid),
®s finb nun meine 2age,
So arm fonjt, füxjtlid) rei^.
^ic jicfj'n auf ben SBelleu bes Gebens
3um §afen nad) aller 9tot.
2Bie jingenbe, ujeijje Gd)to&ne
3ns jterbettbe ^beitbrot.
<&rete ®laffe.
Aachts auf bem Hochgerichte
£ag bleicher 3Ronbenfd)ein,
^)a flatterte im Alinbe
Sein flappembe» ©ebein.
8rn6 bes 9J3arterf)ol3e$
ßag bie jerhrodhne frlöt«:
Cbtauf hoeft* mit breitem fieibe
fiaut quafenb eine ftrötc.
Slrno Had)-
aibenbgang.
9leig r beinen ftopf an meine Geulter;
Go lag uns in ben Ülbenb &ef) r rt.
TOenn burd) bie cdinbbetoegten Qfte
Xie lebten roten fiidjter fpäfj’n.
Unb fiel)’ mid) an mit jtumnten ©liefen,
9 ßie biefer Herbjttag, jd)ro<r unb Unb;
2 )u fyaft bie golbnen ©tdrehenaugen,
Die »ölt ooit bunflen Drdumen finb.
(Emjt ßuba>ig Gchetlenberg.
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SSinterfreuben im Sc^roarjroalb: Silber oom lojtümierten Sobelforjo in Xriberg.
3et}t eilt alle» jut ^3rei6oettcilimg. (äadjfmibige tteute,
iarunter bie befannten SctjuMtraroalbmaler ^Jrof. f)afemann
unb Ciebig, beltimmen bie ^rei|r. Slm anbem 9Jlorgen
fdjon i|t bet ganje 3attbcr perfdjwunbeu, $>ie iRobel
fliegen tüieb« iw SBettlauf burd) bie Jhtruen bet £>of»
TDalbtobelbaljn. Der Äorfo aber bleibt ben leilnetjmem
unb 3ufdjauern lange in froljcr ttrinnerung.
von ben pilgern.
früheren örfletmiffe jeigt fidj folgen b« Cnbrefultat: 1. Tarent,
2. btuißnarb, 3. I'arTagon. — Eie tfuropameifterffibaft im
Ahinftlaufen auf bem 9lie6enrab gelangte am 8. SJtärj in
Drcsben ,ptr ffntfdjetbung. len SCReif terf djaftstitel errang
«aie im Corjabre ftarl $<id>mann au» Ceipaifl.
flüintcrfport. - X'ie «obfIeifl!)met[ter|d)aft ron 0|ter-
rntt) brachte am 1. SOJürj Cttbofcn auf ber ccirnneringbal)n
tn ber tSefamtjeit Oön 6 ailin. 1 J, 4 Sei. ött [id>. ®a» «Reimen
oerlief öu&crft fpannenb. 9iid)t lucniger al» oirrmal rourbe
bfT ißctljnrefoTb gebrfleft. (Et wirb jefot pon Spanner mit
2 ibtin. 32, f Sei. gehalten.
Aufgabe SRr. 3171.
IDrift lebt <n brti flügen matt.
Bon ft. Rielfm in frantar.
Sdiuia r.t.
$|« Jijpruanfßatx mürbe in ber ,3wttaAfl<rat>ttiliing mtt ixin erjten
©reis gefrönt tine aolltomnirn uetbtrnte Thisjeubnurtfl. Ja»
‘Problem i ft oortrefflid).
IBpn ff, W, TOpitnt tn $ublep,
SPetft : ft. b 4. :t. b 1. 11«. 1 k 4.16. c T, d 1 t.a
SrtjTOarj: ft. e 6. I d 3, * I. fi. g 2. B. b *. o 4. d 7. | 4. ■ 4.
töeijj fcijt* in ju>ei jfigeti matt.
SBrieftöed)feT.
ft. M. in ögeln. — 3n ber lijpenaufaobe »#n 3. ftotre ftrpe bei
iiftWdrw Häni« auf c &, nidbt auf *5. 'Tie brTbcn ©udjltabm c
uub r werben leiber oft »erwedjfelt. ©evflglld) ber ttrHivtcljen Wuf-
aabe waren wir fetjen *>or Otjrer fetjiflen Witteilwg aber ba»
Slaltjrur informiert.
®t. ®. in 2. — Sie haben redjt. 9lndj beit neuften OMtteilunflen
ift 3(rf)iflorm n i<£)t in St. 'JJetcröburg, fonbem in Cublin gritorbtn.
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irom», ber an ben letjten
m
l» ,4
Ü^mQmÜSu
beenb
Sdjlu
*
©orfp
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Das 2Binterfe|t ber Seftion Oeipjig fees Deutzen unb £>|terreid)i|d)€n 'Jllpcnrcrcms: „(Ein UJlanöücrtag in Drafoi". Drtginaläetdjnung oon O. ®«rlad).
©« ttratvinflof« ober 3ejer«.
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2>er 'tfro&cnfroictf.
Die 6een doti ^J3litoice.
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Sei Üalubjciouoc (£mjicblcr[ce).
Sic Saftaoei (£>eicnfcf(cl) mit Saxusfyaiit.
Die Seett oon <ßlitoia.
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460
OHufltirte 3cilung.
9tr. 3376. 12. 3Jiär3 1908.
Die Seen non Sßlitnice.
((Sin flarftnmnbrr).
arft! Der Slaiuc cvroeclt f oft wneplllfürlid) bic ©or*
ftellung bes Oben unb (Einförmigen, Weij- unö Jrcub*
lofen. SJlan bcuft an unüberjehbare Steinwüfteu, Irüm»
mcr unb C&eröllc, über öic, alles ficbcn mit fid) fortreiftenö,
uoilö bie Sora brauft, in ihrer 2 töad)t unb ihrem ©öütcu
nur gehemmt ftarre gclfenwäubc. ©lclleid)t erinnert
man ftd) aud) ber geheimnisvollen ©lachte, bie unter feiner
grauen Oberfläche feit Xaufcnbeu uon 3 o*)«n unabläffig
fchaffen, bohren unb fdjaufcln unb wunöerfame, unter»
irbifefjc ©cbilöc aufridjtcn. Wie 2 Bclt fennt wcuigftcus
aus Säuberungen bie DropffteinhöfjUn ber oiclbefd)ric*
beiten Slbelsborgor C&rotte mit ihren Domen unb fiallen
unb ben friftallglil^cnben Säulen unb Dürmen. 'über
Diele wohl wiffen nicht, baft ber Karft tcinc&wcgs immer
ber raube unb unwirtliche <&efc llc ift, als ben man iljn hin*
(teilt; er fann auef) anmutig fein, namentlid) im ftrütjlmg.
Da finb (eine berüchtigten Steinwüften, 3 crri((en unb
vielgcftaltig, (eine weife leud)tcnben Jfurctjen unb Spal*
ten, (ein Verölt unb Driimmerwcrf mit Daufcnbcn ber
bcTrlidjften ©löten gcfchmüdt. 3 a bi rc ' ( *) c ßilicngeroädjf«,
bie tDoblriedjenbe ffiergfaturei, verfdjiebene DMeliffen* unb
3itronentröuter, ber buftenbe ©lelilotus unb eine ftülle
Don f)ccfenTo(en unt(pro(fen bas graue Gieftein. Gs blühen
bie ÜJlaE)alcblir(d)en, beren weifte ©liitcntrauben über ben
frclsbobcn l)in ©leichfelbuft verbreiten, bie KronwicTe, bie
Spiräcn, ©rimcln unb Orchisblumon, bie golbgelben Sterne
ber ©otentilla, bie roten Karftnclfcn. 2In ben fchwaracn
Dorcn, roeldje ba unb bort in bie Unterwelt ^inabfüljrcn,
gebeifjen bie fjoljen ©kbelftiel« bes 3»n8 CT, f arns unl> & ic
blauen 0> l öden blu men; Diele Kelcfte bes Jrühlütgs galten
fid) bort im feuchten Qlu&ljaud) ber Grbnacftt bis in ben
beiden Sommer hinein, too allcrbings infolge ber langen
Dcocfenheit faft olles oerborrt.
Seine Sd) 3 nljett offenbart fid) insbefonbere in bent
Cbebiet ber (piitoiccr Seen im Stburmfchen Karft, in ber
alten ßitaner ©raf(d)aft r hart an ber bosnifdjen ©ren 3 c.
Ghc bie Gifenbahn oon Slgram, bei froatifdjen &aupt*
ftabt, nad) ftiume ben Ijödjfteti ©unlt auf bem Warft
übetfcftriHett hat, um bem ©eftabe bot blauen 2 lbria 31 t*
ju eilen, nicht weit hinter Karlftabt, roo bie Äorana in
bie ftulpa, einen ©ebenfluft ber Saoe, miinbet, liegt ein*
(am eine Heine Station, ^ofipbol. £)ier Derlaffen mir
ben 3 uS* 9 Jad) einer etwa neunftünbigen 2 öagcnfai)rt
gelangen wir 311 ben Seenbeden oon ©Ittoice. ©Mr fom*
men gnerft burd) ftart vcrlarftetes fianb, 5 <l(engegenb mit
2 lnflugerbe befe^t» bie meilencoeit nur f^amlraut unb ocr*
fümmertes ©abel^olg beroorbringt. ?ln ben fcügcln un t,
©ergesbängen toeiben f>irten ib r< bie nieberen
ftrot)- unb (djinbelbebedten Jütten an ber Strafe« aeugen
uon ber Wrmut i^rer ©eioobner. 2 Qir (eben Diclfad) nur
Winber, &caucn unb ©reife; bei fpärlidje ©oben fann bie
ßcute ja nid )4 cmäbrcn, unb fo toanbent benn bie Iräf*
tigen Scanner aus^ nad) Slaroonien ober meift nad)
Ülmerita. Ülber fie l)ängen bod) mit ßiebe an ttjrcr arm*
(eligen Sdbolle, fenben oon iljrcm ©erbienfte ©rfpamiffc
in bic f>eimat unb feljren, für ihre befdjeibenen ©ebürf»
rtif(e u)obil)abenb r roieber aurüd. ©on <pia 4 Ei, bet erften
©ferbc®ed)(cl(tation, coirb bie (öcgenb fruchtbarer — 3 Wak,
Wom, ©erjte, $afer ift angebaut — and) lanbfdjaftlid)
fd)öncr. 3 m ^intergrunb erfefjeint ber Alcl, bic b<>(t)fte
(Erhebung bes Wapelagcbirgcs, bas (i<f) oon ©prbroeft
gegen Süboft bis 31 t ben ©litoicer Seen erftredt. ©la^ti
ift 311 m gröfeten Xeil oon Serben beroofent, bie ber
gried)i((l)»oricutalifcben Wirdjc angeboren, unb ba gerabc
Feiertag ift, hoben wir ©elegcnbcit, (ie in ihrer fcftlidjen
©olfstradjt umhcrujanbeln 3 U (el)cn. SDir befinben uns
mitten im ©ebiet bes ehemaligen ©Jilitärforbons, auf
einem mähren b jabrhunbertelangcr Aämpie gegen bie
Dürlen oom ©lut getränften ©oben* Drüben bemerfen
wir ein feftungsartiges ©ebäubc; es ift bie Gd)nle bcs
Ortes, früher bie Wafetne einer Abteilung bes ßifancr
©ren 3 crforps. ©et ©laofabraga febimmert uns ber ftille
Spiegel bes periobifdjen ©latafees entgegen, eine edjte
StarfteTicheinung* Die Strafte fteigt (teilet in bie $öbe;
wir tommen burdj O^I^iea, in beffen Wob« uns eine
©urgruine auffflllt. Set Saborfft tritt bie Wapela immer
näh« h«on; iw Serpentinen Klettert unfer 31 kg in bas
fficrglanb hinauf, wo bie Seen liegen, bie bas 3 id unferer
SRcife finb. Der 'ilbenb fenft fid) herab, unb wir tonnen
leibet 00 m leftten, fdjönftcn leite ber fralprt nid)t& ge-
nieften. G« ift faft SJlittcrnacfjt, ba wir iit bem ^>otel am
Aoajatfee aiitommen.
fiell leuibtct am anbem ©torgen bie Sonne in unfer
3 immer b«ei»- Wir ßfinen weit bas &cnft«r, eine baU
famifdjc ßuft webt uns entgegen, uub ein hen-lid)er ©n-
bltd bietet fid) bar. Dicfblau liegt unten ber Wo^jaffce,
eine bemalbcte 3 nfel in feiner ©litte, ©cm jenfeitigen
Ufer Taufdjt es beftänbig herüber; bas foinmt oon ben
2 Bafferf allen, bie fdjnce weift uns entgegcnfdjimmern unb
oon beut 20 m h^h er gelegenen C&ra&inffofce ober 3 e 3 «ree
berabfd)äumcn. Diefer felbft OTfchcmt als blau grüne 5 U*d)e
auf walbigem öange, ein eigentümliches, feffelubes ©ilb,
bas man woftl fonft nirgenb (lebt: 3 mci Seen überein*
anber, bei&e umrahmt uon belaubten ©ergtuppen, bie in
prädjtigcr ©erfpettioe fuliffenartig fid) incinanberjd)icben.
Unb weiter oben, too fid) ber ©Salb lief ins ©ebirge jirftt,
glätten überall weifte Streifen aus bem b unfein ©rün
beroor. Gs finb bie ©bflüffe unb fjälle ber übrigen Seen.
Dreizehn Seen bat hier bic Grofion&tätigteit bcsSüaffersin
bem Warf tgelänbc gef djaffeti. Sieerftrecfen fid) in einer fiänge
uon 12 km oon Süb nad) ©orb. Der ööl)enunterfcbicb
aroifeben bem oberften unb größten, öein 625, nad) an*
berer Eingabe 800 m ü. ©I. gelegenen ^Jrosc'anffo 3 «i«o#
unb bem testen Gcc beträgt 150 m; burd) ungcjähitc
gröftere ober Fleinere ©Safferjällc ftehen fic alle mitein*
anber in ©erbinbung. Der aweitgröftte See, ber 3 km
lange unb 600 m breite ftoaiat, teilt bas gan 3 e ©ebiet
in 3 wei lanbfct)aftlicl) Döllig ooueinanber ocrfd)iebenc Gin 3 el-
gebiete, bas ber oberen Seen, lieblich uub parTartig, bas
ber unteren, wilbromantifd), mit ausgefprodjenem Warft*
djaralter.
9 lm öftlidjcn Ufer bes Woaialfecs liegt bas 00 m ©gramer
©erein für ©erfcljöncxung ber ©litoicer Seen errid)tetc
^otcl, ein fd>oncr, geräumiger ©au in flawifdjem Stile,
©on hi« aus beluden wir bie füblid) gelegenen Seen.
Gin fräftiger, wohlgebauter fxoatifdjcr ©ol.iliwdjt bringt
uns tu einem ©oote über ben jloajat. 9 luf gut gepflegtem
^romenabemoege, ber 3 U Gftren ber ©nwefcnljcit ber
Hronprinaeffin Stephanie oan öfterreid) im Öaftre 18 H 6
ben ©amen Stcpbanicnmeg führt, wanbeln wir burd)
einen wunberoollen ©atnrparf oon hunbert jährigen 33 ud)en*
beftänben. 36 albcsftille unb unenblid)« Ginfamtcit um*
fängt uns. ©mr ber Sdjlafl ber 91 athtigall unb ber G)efang
b 05 )Wotfehld)f« - s tönen fchmeicftelnb an unfer Ohr, unö oon
ferne hört man bas leife ©aufd)en unb ©Inrmeln ber
3 ahlreid)cn Ubflüffe ber übcreinanberlicgenben Seen, bereu
Spiegel immer unö immer roicbcr in buntem ftarfrenfpiele,
bas mit ber Dcmpcratur raechfelt, burch bas ©c,)roeigc
fehimmern. ©Jir biegen um einen ftelsooTfpnmg. Da
geht bas ©aufdjen unb ©lurmeln in ©raufen unö Dofen
über. Gs ift ber 10 m hohe ©alonacfall, ber fid) in ein
oon bunflcn Dannen unö hellgrünem ßaubwalb um*
rahmtes ©ccfen in roeiftglänjenbem Sturje ergieftt.
©n 3 icrlid)cn ©rotten vorbei fdjteiten wir über ©liefen,
beren buntfarbencr Deppid) uon 05rd>ibecn üppig öurd)<
webt ift. 3 eftt tritt tief lobaltblau ber Giatooacfee, ber
fd)önftc ber oberen Seen, 3 roifd)cn bem ©rün h«oor.
Giliftenib uub glänaenb 3 crtcilcn fi<h bie Sonnenftrahlcit
auf feiner unbewegten ^lädic in golbene unb filbemc
©crlen. 3m Storben branben über felfiges ©eftein fent*
red)t fehäumenbe SUaffcrm affen hetab, im ©leften breitet
eine mächtige ttasfabc ihr weift fd)imiucrnbos Rlctö aus,
unb bäjwifchen bewegen fid) ungezählte Heinere f}-äl(e wie
in einem meri)anijrf)en Äunftwerf. 3n ben Dufffteingrotten
fefteinen oerftedt bie ©ipnphen 311 laufdjen unb fid) über
ben Ginbmcf bes Staunens unb ber ©crounberung 311
freuen, ben bie ntertwürbige, in biefen ©egenben nid)t
erwartete ^ßrad)t bei bem ©tauberer erwedt. S Abwärts
weiter hinanfteigenb, gelangen wir roieber in ftilles ©lalb*
gebiet. f>ell unb flar liegt jeßt ber Sec oor uns. Um*
geftürzte ©aumriefen breiten ihr uom faltbaltigcn Söaffer
weift gebleichtem ©eäft auf bem |eid)tcn Ufcrgrunbc ans,
3 wifd)m bejfett ©eftein $>unberte oon ttrebfen träge umher*
frieetjen unb pfeilfdpiell bie Forellen bahinfd)iefteu. ©alb
erreichen mir ben oberften Sec, ben ©ro^canffo 3cjero*
Der cinfamc, (ich lang l|iit 3 icl}CTibe ©ebirgsfee erhält feine
©aljtung oon ber Gma ÜRicfa, bie oben auf ber etwa
1600 m hohen ©Ijefioica, ber öeimat ber ©ären
unö ©lölfe, entfpringt.
©ergeffen wir in bem ©aturparf, ber bic oberen ©lit*
oicer Seen umgibt, faft gan 3 , baft wir uns im ftarft be*
finben, fo erinnert uns ein ©ang nad) ben unteren Seen,
je weiter wir norbwärts ooröringen, um fo lebhafter baran.
©Mt fahren ben fto 3 jalfec entlang, an ber Stephanicninfcl
vorbei, auf ber uralte ©lauerreftc aetgen, baft fd)on bte
©pmer ©ilien an ben ©litvicer Seen errichtet hatten, unb
fd>lagen bann ben ©laria-Dorotheen* 2 Beg ein. ©ier
terraffenförmig gefcftichtete Giebirgsfcen liegen an biefem
SDege. 3n ttefem Schweigen breitet fid) ber wunberbar
blaue ©litanfee oor uns aus, ringsum oon beiualbctcu
Jr)5hen umgeben, bic h' cr unb ba bas ftclle Marftgcftein
hetoorfchetnen laffen. Die fjelsbilbungcn, oiclfad) 3 er.
flfiftet unb burchfeftt oon tiefen Trichtern, Sd)lud)tcn unb
Ööhlen, treten nun immer febroffer hcnior. Das 3Baffcr
wirb ge 3 wungcn, einen fchmalcn frluftlauf au biiben, unb
ergieftt fid) bann mit oerbpppelter ©lacht in ^fällen unb
ftastaben in bie tiefer liegenden Seeitbecfcn. 9luf fteilem
Steige geht cs hinab 3 U bem oorletjten See, bem jtalu*
bjerooac. 3n einer Dropffteinhöhle am ©anbe bes Sees f oll
ein (Eremit gehäuft hcüwn, hal)ec ber ©ame Ginfieblerfee.
Gh« wir bas Gnbe bes Seengebiets erreid)ett, faftt bic
©atur bie fid) h*« fo otelfad) aufbrängenöen Saenerien
nod) einmal gu einem mad)tooll wirlcuben ©efamteinbrud
aufammen. Stelle, m feige Ätasfa ben biiben im Cf ten ben
(Ibergang doiu kalubjerouac 311 bem ©ppafpokeo ©rpb.
JBeftwärts fprubcln fd)äumenb bie SBaffer über felfiges
©eftein, unb jenfeits gleitet aus einer $)öhe oon 78 m,
fächerförmig fid) ausbreitenb, bie ©litoica in bte tiefe
Sd)lud)t hinab. „Saftaoci - , b. h* Sufammcnfluft, nennen
bie Kroaten biefe Stelle; als „^crenfeffcl“ wirb fie ben
Deutfchen gegenüber be^eic^net. Das ift etwas übertrieben
unb nicht ganj 3 utreffenb; aber im Frühjahr, wenn öie
aöafrermaffcn uon allen Seiten tjerabtofen, mag ö?r 2 lus*
brud feine -Dplle ©cred)tigung haben. Dod) aud) im Sommer
brauft unb brobelt unb aifdjt cs empor unb (teigen in
gefpen ft if ehern Sd)leier bic 3 Bafferbämpfe h«nuf. Da hufeftt
ein Sontienftrahl in. öic Sd)lud)t unö läfet taufenbfältige
Diamanten ergtiftexn. 2 Buuöerbarc ©egeufäfte geigen fid)
ba. ©Mc fefte Sd)ucemaffen ftürgen bie (entrechten fyällc
herab; wie glattes, burd)ftd)tiges ©las wölben fid) öie
ilastaben; jwifdjeu ihnen betten fid) auf braunem Reifen
faftiggrünc ©lattpflanaen in wahrhaft fünftlerifd)cr IMnorb*
nung ein. ©on nun an Micfet bas 2 haffcr in uil)igemt
Saufe als ftorana, aber immer nod; prächtige flasfabett
bilbenb, gegen Äarlftabt gu.
©on uncnblidjeni 3aul>cr ift ber Slid auf bas Seen*
gebiet oon ber Dcrraffc bcs Rotels im bleichen Sdjeinc
bes 9npnblid)ts. Dann erllingt bie Sage oon ber fd)i»argen
©ila, bic oon einem Sec gum anöern fid) fd)ioingt. „3hr
fieib ift mit gülbenen Schuppen befeßt unö in weifte
ßinnen, bic mit filbcnicu fjdbcn bunhwirtt finb, gehüllt.
31id)t jebetn Stcrblidjcu ift es gegönnt, fie 3 U fd)auen;
aber wem es glüctt, bem erfdjlicftt fie Öie Schäfte, bie im
Socgrunbe oon ifjr gehütet werben .“ Unb es liegen im
©ebiete ber ©litoicer Seen in ber Dat oiele Sdjätje be-
graben. Der £>oUreid)tum ift unermeftlid) unb Eönntc
rationell oom Qörofttapital ausgenuftt, ßanbwirtfd)aft unb
©ieh 3 ud>t in groftent DJlaftftab betrieben werben. Die
unmittelbare Umgebung ber Seen mit ihren lanbfdhaft*
liehen Sd)önl)eitcn eignet fid) 3 U einem Cuftrurort erften
iRanges, ber fichcr Daufcnbe von Grholungsbeöürftigcn unb
tlicifenben an fid) 3 ichen wirb, wenn aud) bas £aupt*
erforbemis für bic ©elebutig eines ßanbftriches, bie Gifen*
bahn, Dortjanben ift. Gine foldjc ©erbinbung nach bem
£>erjcn bcs Cifancr Sloniitats, bie 3lnfd)luft an Dalmatien
nad) bem (Rotbcn finben foll, war woljt längjt geplant, aber
bei ben eigcntümlidjen innerpolitifchen ©erhältiiiflcn in
Kroatien unb Ungarn bis jetjt nod) nicht au^geführt
worben. ©unmcl)r foll, wie man erfährt, mit bem ©ahn*
bau begonnen werben — unb im wirtfd)aftlid)en 3utereffc
bes ©ebiets ift bies ja hod>erfreulich. Die fdjwarze ©ila
freilid) wirb bann oon ben Seen vertrieben werben ; benn
nur in ber Stille ber Ginfamleit, fernab oom ©eräufd)
ber 3Belt fann fie ihren gcheimnisoollen 3auber wirfeu
talfen. ^ftaul $amifd).
Silhouetten.
n bas 3 lrbeits 3 immer eines alten ©3iencr ©alais (türmte
an bem Ätainmerbicncr ooriiber Siomtcffe ©lia auf ben
alten f>cmi am Sd)rcibtifd)c 311 . „Culcl Doni, ba bin
id), frifet) angefomtnen aus 31i,vja. Unb mitgebrad)t h^'
id) bir aud) was!" Sie tramte ein flad>es ©afctd)cu
hcroor. Cnlel Doni löfte bcöäd)tig Schnüre unb llmfd)lag,
bann lad) te er los. „Das ift unbezahlbar ! Deine Silhouette!
3a, wer bat bid) benn 00311 gebracht?" „Die ficut',
Dnfel .... cs ift h^lt fo mobent." „So, unb oor einem
3ahre ^aft öu mich gefro 33 clt wegen meiner Sammlung,
coram publico. ©a warte, Wacfte muft fein: bas Ding
wirb nicht angenommen." Sie faf) ihn etwas unfld)ev an.
„3lbcr, bu haft bod) fd)oit bte gai» 3 e ©erwanbtfd)aft‘' . . .
„Gttvas nteftr," brummte ber alte ö«r. „breitaufenb*
3 weihunöerteinunboier 3 ig Wummern", unb fchrieb beftutfam
auf bie tüfuffeite bes 'IJräfentes 3242. 9J3ia beugte (ich
gclaffen über ben Sdjreihenbcn unb beutete auf bie 3iff«:
„So, unb jeftt möd)t' ich Ginraitgieren babei fein.
Du Ijoft ja fidjer audh bic gaii 3 en Ceut', beiten id) morgen
beim erften Sjofball | 0 n oorgcftellt werben. Unb wenn id)
bie oorher fd)on alle leimen tat' — ein paar Photographien
fehlen bei uns — wär’o furdjtbar luftig.“ Der fjdusherr
fnifjr ein 2lugc $u: „©leine Sammlung möd) r >t feften unb
bid) nachher morgen luftig madjen brüber? ©ichts ba. —
llbrigens, wer hat benn bas gemacht? Der ?Md, was?"
Das SlHäbchcn fah ih« erftaunt an: „3a, woher weiftt
bu?“... w 9ta, bas ift öod) einfad). Daft es aus Bev
freien i>anö gcfd)uitten ift r ficht man ja auf ben erften
©lid, unb bas trifft hcrit 3 utag’ nur ber. llbrigens, wenn
bu wirfliri) in meine Sammlung Tommen willft, muftt
bu bid) nod) einmal filfjouctticren laffen." ©Ha fd)autc
verbuftt Brcin. „©an mir, wiffenfd>aftlid). Das ba ift
Äunft." „Ginoerft anben, £)nfel. Ulber fannft bu“ . . .
„Öon ftßnnen ift feine ©ebe, nur oom ©erftehen. ©3itft
fd)on fehen. Vllio, oorwärts!“
Gr erhob fid), ber alte, längft ocrwitwctc unb »er*
einfamte Dnfcl Doni, unb führte fie burch eine ©ei£)e oon
Sarocf» unö ©ofofofalons, benen man es anfah, baft fie
erhalten, aber nicht benuftt würben. Gnblid) famen fie in
eine 3tud)t oon tjcimeligcn Kabinetten. „Das war einmal
bie ©ibliolhcl“, fagte ber ©Itc. „Die ©üd)Ct 1)^’ ich
nad) Schlafe ©reujen gefchieft — waren fo lautet alte
Schartcfcn — unb hnb’ umbauen laffen. 3fftt finb meine
Silhouetten ba." Die SBänbc hießen oon oben bis unten
voll flciner ©ätpuchcn, ba3rotfd)en ftanben auf antifen
Konfolcn grieehif^K ©afen unb Sd)üffeln, oon 3^it 3U 3<i*
fam ein ©ücherfaften. Das leftte Kabinett war feid)ter
als bie anöcrcit — an ber riiefwärtigen Sdjmalwanb tat
(ich eine ^uppenbühnc auf. ©iia machte grofte Gingen.
Gnblid) famen fie in einen Kaum, ber nidjts enthielt als
einige Staffelcien, einen flcinen, transportabel!! (Refleftor,
eine anfefteinenö hödjft primitioc treffe unb oiele grofee
Kiftcn oon recht crotifdjcm ©usfehen. Onfel Dont brfidtc
feine Dlidjtc in einen ßchnftuhl, rndte eine ber Staffeleien
heran unb fd)ob bes ©täbd)ens red)te Schulter burch ben
§albfreis, heran bem Olcifebrctt unten ausgefdjnitten war.
Droft bes 3amincm& um „bie grifur" brüefte er ihr
Köpfchen fanft, aber nad)brüdlid) gegen bas aufgefpannte
^Papier, fchlofe hie ftenfterldben unb liefe ben ©cflcftot
fpielen. 3l)r profil aeidjnete (ich, faum über fJlaturgröfte,
haarfd)arf auf bem ©apier ab, unb ber alte öert fuhr öie
Konturen mit feingefpifttem ©leiftift budjftäblid) aus bem
„freien Jf)anbgclcnt*‘ — fein Sinn berührte bic Staffelei
uid)t — mit ber Sd)nelligfcit bcs ©eübten nad). Dann
verbeugte er [idjtnit foinijcfter ©ranbeajaoorfeinentfDlobell.
©lia ftanb auf. „9lb«r gefd)meichclt ift bas nicht."
„©tar aud) nict)t 3wecf ber Körnig." „Unb groft ift bas
Ding" . . . „SUitb vcrflcincrt. ©Mt bem Slordjfchnabel."
„©Iit was?" „S»ord)fd)«ab<I. ©a ja, ihr ©tobemen
nennt's natürlich groftartig »fPantograplj«." „Uber, Onlel
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9lr. 3376. 12. SKtirj 1908.
3llu[trirte 3eitung.
461
Dte &er 3 * 3 e i u 'Äird)e in Ettlingen.
Hou »Magie, ober ber itunft, Schattenriße auf eine leichte unb jichere Art ju
vervielfältigen “ . . .
„llnb man iit babei ftehcugeblieben?“ „Leiber niefit. 'Wan bat bie Silhouetten
fpäter getrieben *, in fd)a>arjcnt Wad)* bojfiert, fogac foloricrt . . . HeTfallsfunft.
Ter B ö rträt»Sd)attcnrife Darf nicht nid)* fein als eine fiinie. §icr gilt es bie
tKebuftion auf bas ®infad)fte.‘ 4 „®iu mobemes Sdjlagwort übrigens, Cufel Toni!"
3u bie fern Augeublicf mdbctc ber .ttammerbieiier $>errn Aolf o. öörfdjclmanu.
„Lupus in fubula“, lad)te Cniel Toni. „Ter bringt mir aud) bas Mcbemfte —
Schotten tl)eaier.“ Mia fdjaute it)rcn Onfel verftänbnislo* an. „3a, SUuD, in
München gibt 's ein: Sdjattentheater, für ©rojje. Traufecn in Schwabing. Tie
fpiolen ganj tounberbarc Sachen, unb aus befonberer ©nabe frieg* icf) fiir meine
'Bühne ftopien. Wenn bu lehr brao bift, fannft bu einmal ben »Batcr Brei)« von
©oethe ober ben »Totengräber vom ftclbbcrg* von 3u|tinus Denier bei mir 3»
fcljcn unb ju höre** fliegen. Ober »Le marche vera l’oloilc«, bas Strippen*
Schatten fpiel, bas |ic in »Baris t>i«Le hunbertmal gefpielt haben. Cber ein Stfuf,
bas id) mir fdber aus fUetnafien mitgebracht habe: bte Figuren aus trans«
parentem, farbigem lieber, bah fie u>le ©laemofaif wirten“. . . Ter Blid bes
Mäbchens flog verwirrt über eine ber griechifdjen Ba[en.
„Sinb auch Silhouetten*, lächelte Onfel Toni. „Tie 3 ei * beifet fid) in beti
Schwani" . . .
Wien. Wilhelm Orrhr. o. Nippel.
Die öerj-3e|u-ftinhe iit (Ettlingen.
Clf'in Eingang in bas liebliche Albtal bes babifd)en Sd)war3walbs, mit ber
^i^efibcnjftabt Slarlsruhc burd) eine eleftrifchc Straßenbahn oerbunben, liegt
bao anmutige Amt$|täbtcl)m Gttlingcn, beffen umgebenbe Anhöhen nad) unb nad)
mit fdjmuden Öanbijäuferu bebaut werben. Tom Leiter bes Gr3bifd)öflid)<n Sau»
anits in Karlsruhe, Bauinfpeftor Johannes Sdjroth, war ber Auftrag erteilt
worben, in biejem Wratij uou Hillen einen ber ©röfee bes Ortes entfprcdjeiiben
Alirchenncubaii 311 errichten, eine Aufgabe, bie er, wie unferc beiben Abbilbungcn
teigen, 311 aller 3ufricbenl)rit gelöjt hat.
Tic Ard)itcftur bes ©atteshaufes, bas aus rotem 91 ogrfenjanbf teilt erbaut ift,
uiährenb bie frläct)cn mit weißem , rötlid) gcäbertcni Stein aus bem Murgtal
oerfleibet finb, jeigt bie formen bes romanifchen Stils, Befonbere Sorgfalt
mürbe auf bie innere Haumgcftaltmig unb Autftattung verwenbet, lei ber man
jwar bie tird)lid)cn Borfdpriften ftreng einhiclt, Im übrigen aber frei unb un»
gezwungen oerfuhr. 3tt bcu Gin3«l formen ben Stildjaraftet n>al)reHb, hat es
ber Architcft oerftanben, ben heutigen Anforbeniugcii au öid)t unb Suft wie an
Monumentalität Mcchnung 311 tragen. Hei ber Ausführung bes Wertes rourbc er
von tüchtigen äünltlent, roic bem 9J?alcr Jfraiij Ringer, bem Btlbhauer Aug.
Scf)üblcr u. a., unterftüßt. Gin Brfldjtftücf ift ber in G belmeiall getriebene §od>»
altarauffat) (Abbilb. 2). Tie ftitd)e fantt bteitaufcnb Brrfö™» 1 aufnehmen unb
befitjt neben einem Ijeroorragenb fdjänen ©elflute ein prächtiges C'rgeUoerf, erbaut
von Aoitlcn u. Jto. in Oppen au, bas baut ber guten Afujtit 3UT oollen Wirfung
fommt. eine Anzahl opferfreubige Tarnen unter ber jührung bes tunftfinnigen
Stahl Pfarrers Tcfan Albert hnheu für bie Äird)e eine reidyh-altige Sammlung
tuertvoller Stidereien angefertigt unb finb foettvähreiib bemüht, biefe nod) 311
erweitern.
Xoni, warum bie viele Arbeit? Ta* ginge bod) einfacher' 1 . . . „4Jlit ber »Bhoto»
grapfjte. Tanle. Schon oft gehört. JUnb bes fjimtuels, fag r einmal, warum
fährt bein s Bapa prinzipiell nur mit v Bfrrben unb nicht per Auto?... War’ bod)
auch »einfacher». §m? M)on einmal was 001t Stil gehört? 9la aifo. Werfe:
Stil ift 2ed)nif. finb id) h äb ' Ted)nif. Siehft es."
Sie roaren inbeffen bis in bas erfle Habinett 3iirüdgeroanbert. „Tas ift ja
bie Urgrofcmama," rief bas Wäbdjen plöhlid), „unb bas ber (örohoater! Unb
oiel lebenbiger als auf ben Hilban in unfercr (Dalerie!“ Cnfcl Toni rieb fid) bie
ijänbe; *£d)au nur weiter!“ „Wtrflid), ba ift ja bie ganje Jamilie, feit"...
^Seit 1777. Tamals ift nämtid) bie Silhouette 311m erftenmal »niobcm geworben ,
weil bas ba erfdjienen ift.“ ®r griff ein Hud) heroor. „^Jhnfiognomifdjc Fragmente
oon Cavaler“, las fie uitb blätterte. Sauber iu Slupfer geftochcne Silhouetten
waren ciugeheftet. „Was bas Hud) will, weifet ja ungefähr nod) vom Sacre*®oeur.
Sd)au nur bte paar 'Blätter ba befonbers an, bic «oier ^aimonsltnbec . Sinb inter»
effant.“ „Tns ift ja ©oetl)e!'' „SJreilidj. Unb bie anberett finb Haron öaugroife
unb bie beiben ©rafen Stolberg. 3ebenfalls verläßlicher als ihre fonftigen »'Bor*
trflte« . . . Unb fiehft, ba ift ein 3weitcs Wert, bas er 1783 hat erfchcmen laffen:
-Eauai snr U pbysiognomie.« Ta", er blätterte, N f)oft bie berühmte tfrau v. Stein
mit ber Hüfte ihres Brubers unb ba ©oetl)c mit bem [ungen 3 r ‘fe Stein" . . .
Mia war nachbenflid) geworben. „Onfel, id) tu’ Buße. Teilte Silhouetten finb
öod) mehr als Spielerei.“ „Bermullich,“ erroiberte ber alte ömr troden, „lonft
hätt’ fid) taum ber ©oethe bamit abgegeben. Tic Blätter“, er 3etgte auf einige
im erjten Werf ßavaters, „finb nätnlid) von ihm."
„Cufel Tont, wer f>at eigentlid) bte Silhouette erfunbett?" „llnbcfannt. ßein
Monjieur Silhouette, wie bu wahrfd)einlid) glaubft. 3ft nur ein Spißname. Um
1750 hat»™ |i e in Barts bic erften gefchnitten. Tamals war ein (ehr fparfamer
3rinan3minifttr am Wuber, iStiennc be Silhouette. Tie Barifer haben ihn nicht
leiben mögen unb alles (Einfadje ihm gum i’iohn -n la Silhouette getauft.“ „Aber
wie ift bet Öaoater gerabe auf biefe Stedjmf oerfallen?" . . .
Ter alte &err bot feiner 9lid)te einen Jauteuil unb nahm if)r gegenüber Blaß:
„Schau, |d)au, wie bu auf einmal grün blich wirft .. . Alfo: ©all 1111b Öaoater
haben ba3umal bie Ibrorie auf-grf teilt, bafe 3wifd)en Hufeereni unb 3nnerem ein
organifchec 3«fammenhong beftänbe, Öaoater hat ft<h hauptfächlid) auf bas ©efidjt
unb ba namentlich wieber auf bie d) ft rafteri|tifd)e Brofillinie geftüßt. Ta3u brauchte
er oerläfeliche Borträte. 3u feiner 3cit waren nur ftupferitid)« gang nnb gäbe,
bie fie hauptfächlid) ln Augsburg unb Nürnberg nad) franiöfifchem ©efdjmacf, recht
oerjicrt unb gefpreijt, gemacht haben. Ta", er Deutete über feine Schulter, „hängen
übrigens ein paar. Siehft fclber, bafe fie fd)lcd)t waren. Öavatcr J)at fie gerabeju
oemürenbergt geheifeen. ®r wollte ba* t£höwftetiftifd)e ( Die Cßrofitlinie, aber
bie mathematifd) genau haben. Was Damals an Apparaten 311 naturgetreuer
Wiebergabe- eriltierte, bas perfpcftioifd)c Bantographon, bas ©alter ober bic
Trahtftaf*el(i, felbft bic Camera obs< ura, genügte feinen Anfprüchcn nid)t. Aut
Ö ie natürliche Silhouette."
„Unb er hat fie nach beiner Blethobe gejeidjnet, Onfel Tont?"
„Sicher* Gr bot ihr einbünnes, 3ierlid)es tieftdjen: „Ausführliche Abtjanblung
über bie Silhouetten unb beren 3cid)itung, Heriüngung, Herjierung unb Bcroict»
jältigung. Bon bem Berfaffer bes phofiognomifchen Cabinetts. Jraitffurt unb
brh ^Pl)rl*PP ^einrid) B crre,, on, Bud)hänbler in Münfter, 1780.“ „llnb
hier, ein awettes ö*ft: -Befchretbung eines |et)r einfachen, jur Hetjüngung ber
Schattcnnjfc bienenben Storchfchnabcls . . . Unb ein brittes: Befdjreibuiig ber
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3)ct 5od)aItar in ber $erj«3?l u "Ätr(ifee $u (Ettlingen.
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HUfECb ©ruf O. ÖÖTTQCt).
fficnba (Bräfin Qfrftttk*.
Unna ®r4ftn v. öanrad).
ftQrft d. eiacöcmbttfl.
Jlflrl ErniC ‘4Jrinj 311 jarftenberß.
fiomkfFc Xobricnftfr) auf Cbotföo?.
Sürjttn 0. StaThrmlxrQ.
eujabcil) qJrinjeffm ju Jj-üijteiiberfl.
®raf w. 2)o6tjen*rq.
©raf 3cft<tice.
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Wiener Silhouetten.
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Orm« JflrJtin ya tfftritoiberfl. SDlojimiUnn Cflon aflrit 311
eillobrtt) witjefnn ®. Watlbon »rdftn v. txtu<in)i$.
Mofa Urürftin v. Qroi).
<$T«f £>php».
rtotl »rot iv OiatiQinir
l'fDolbinf »tafm SfrfnqL
3-ranj Urinj r 4 SRatitor.
Wiener 6U^u<K«Jt.
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X)as neue ^Jotnmnbljaus.
u ben bevorjugtercn Boralpcngipfeln,bic fid» eines ftets
fteigcnben Befud)s erfreuen, gehört aud) bic 1885 m
höbe Botuwnb tm bagrifchen £od)lanb. Bon Gdjlierfee
über 3ofcpbstal, Epihingjee, SBurshütte ober non ©citau
über bie ©ro&*£:icfentafalpc, ebenfo von ber Balcpp aus
über bk 9Uatjing^r Qllm ober bie (Elenbalpe auf prächtigen
SBegen erreichbar, bietet biefer Berg mit ber fd>roff ab*
fallen ben, ebaratteriftifd) gefärbten BSanb ein b*nlid»e«
Panorama, weit Aber bie Boralpen bex bagxifctjen ?llpcn»
roelt hinaus. Diefer Borzug hat ber Botwanb feit 3ahr*
jctjutcn fdjon ungezählte f}rcunbe geworben. Balb erhob
fid) bort, hart am ©ipfel, ein allcrbings recht primitives
Unterftan bstjaus, bie Böcfleinhütte. ftTeunbe bes »erg«
fports, bie fid} sum Xumer-SIlpenrrflnzdjen 3 ufammen«
jd)loffen, tvanbcltcn bie vormalige hintere SBilbfellatpc
1890 in eine Alubbütte, 1892 in ein bca>irtf<bdftetes Unter*
hmftsljaus unt.
Die gajtlidje Stätte femb fteigcnben 3ufprud»; benngerabc
von bort aus läfjt fid) eine ganze Weihe lohnenbex Xouren
unb Partien unternehmen, in erftcr Cinie auf bie WebcW
roanb, bie Wotöanbfpitjc unb bie Wotevantröpfc felbft, bann
auf ben 'JWiefing, bie Wud)enlöpfe, bie Sluerlptyc, bie CEipel*
Ipiije, bie üJlarolbfcbneiö, bie (Elenbalpe, ben 3ägexfamp u. a.
Die ®efud)& 3 iffet ftieg fd)liehlid) bexart, baß öfter recht
fühlbarer Blaßmangel eintxat. (Es muhte be&halb an bie
Bergröherung bes £>aufes gebad»t werben; guletjt entfdjlojj
man fid» jeboct) 3 U einem 3 eitgfinäfce!t Weubau. Wls »laß
hierfür würbe bie ftimpfelfcharte, ein ungemein ausfichts*
reiches «Plateau, 1 50 m oberhalb bes alten ©cims, auscrfchen.
Unter ben fdjtvicrigften »crhältniffen vollen bet — bem
fd)lc<bten Gommer 1906 folgte ber fdjneereiche 2Binter mit
feinen bi« jum 3 uli bauemben Wad)tDet)ot - fteljt nunmehr
ber Weubau ba, fo ba& er am 8 . September 1907 unter
entfprechenben &cftlid)feiten eröffnet roerben fonnte.
Das neue Unterfun ft&baus unterfdjeibet fid) von vielen
anberen berartigen Bauten vorteilhaft burd) reichliches Mus*
mah ber 3 immcr unb Cagerftätten. «Wittels Drudleitung
wirb bas ÜBaffcr bis In bas $weite Stodwcrf getrieben. 3um
0 d)u$e gegen Sturmfd)aben ift ba« §aus, bas nunmehr
etwa huttbert »erfonen 311 beherbergen vermag, ent*
|pred)enb veranfert. ©rohartig ift ber »lid über bic
Wcbelwanb unb ben üiiefing auf bie (Ehkmferr Berge
SBeiter redjts ragen bie Buchentöpfe in grotester Steil*
heit empor, hinter ber Uuerfpi^e erhebt fid» ber ©roh*
traithen. 3m Süboften finb 3 U [eben bic fiofercr Stein*
berge, ber 9Batjmann unb bas Steinerne SJJeer, bie 2eon*
ganger Berge, weiter nad) Gaben ju bte Robert Dauern
mit bem ©rofjgloduer unb bem Benebiger. Uber ben»
prächtigen ©eroänbe bes S onn me nbj och« erheben fid) genau
im Sieben bie 3» N fataler unb Xurer Qremct, bann et*
feheint bie maffige SRofnergruppe unb übet bem Gdjinber
bas Äkmvenbclgebirge mit bem vorgelagerten ffiuffert
«Rad» Sübroeften ju mirb bas SBetterlteingebtrge mit bei
3ugfpiße fidjtbar, a>äf»renb im BBeftcn bic Xegcmfeer Berge.
Söallberg, Sehberg, Wiffcrtogcl unb Blcmlenftein, 2 Bad)i
halten. Die Slusfidjt nach korben oerfperrt ber intereffantc
©ipfelgrat ber Wottvanb felbft. J. B.
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X>as neue Kotoanbfjaus.
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flt. 3376. 12. mx] 1908.
Süuftrirte
465
3gnaj ftrhr. o. wiener, f am 17. gefcruar.
3gnaj <5rf)r. o» ^feiter.
Qfm 17. frebxuar ftarb in «Bien brr ©eftor unter ben
■vlStaatsmännem CJtcrrctchs, 3 gno 3 ftrßr. v. dienet.
3E)m war bas ©lüd juteil geworben, eine länge, intet*
effante ©eriobe ber politischen ffiefd)id)te bes ©ad)bar*
itaates nicht nur tätig mitrilebt, fonbem in t!>r auch
etne tjerooxragenbe ©olle gefpfelt 311 haben. «mit fdjarfem
Berftanb unb flarem SBlid ©erfolgte er nod) fut 3 vor
ietnem lobe bie ©reigniffe bes Dages, unb bis 311 m
leiten ©temjuge blieb er ben Obealen feiner 3 ugenb,
ber ÖfreUjeit unb bem frortfeßritt, uuroanbelbar treu.
Am 21. 9 Rai 1810 in «Oien geboren, trat 3 gna 3
v. wiener, faum brelunb 3 wan 3 ig gaßre alt, in den ftaat»
ließen 3 rinan 3 bi*nft, bem aud) fein ©ater als höh*”*
Beamter angeßörtc. ©r modjtc rafd) Karriere; 1836
finden wir ißn als Kameralbejirfsfommiffär in ©ger unb
balb barauf als Dberfinangrat in ©rag, © 1 $ cs ffd)
Anfang ber fünfjiger 3aß re datum ßanbeltc, Ungarn
auf jentraliftifdjer ©runblage neu 311 organifieren, onirbe
©lener dorthin gefanbt, um bas Sgftem ber bireften
Steuern einsufityren. 9lad)b«m er fur 3 « 3*it in ©reß*
bürg unb in Cemberg ais ftinatiglanbesbirrftor tätig
gewefeu wert, fam er 1859 als «Referent für bie finan.
3 iellen Angelegenheiten in ben ftflnöigcn ©eießsrat naef)
IBlen. CJnsbcfonberc fn biefer ©igenfdjaft 30 g er bie Auf*
merffamfeit bes bamaligen f^inangminifters frißr. v, ©ruct
auf fid), ber Wieners große ftählgfeiten gu würdigen unb
In bas rechte Bid)t ju feßen wußte. Diefem Umftanbe
hatte es wiener roahrfcßeinlid) oud) 311 oerbanfen, baß er
nad) ©ruefs Dobc im Slpril 1860 mit ber proviforifd)en
Seitung bes ftinan 3 tainifteriums betraut wurde.
©s war eine feßwere 3 **t, in ber ©lener bas ljol>e
Staatsamt beneidete, unb bie 3 etjn Oaßre, bie er als
©Htglieb bei Regierung 3 iterft als frlnanj», bann als
Öanbelsmfnifter fungierte, waren 3 aß” fd>weret ©e*
er ein einfacher Sftann unb lebte rußig in r
einer bürgerlichen «Bohnung im vierten
Stod bes Sd)ottenf)ofes. ©r war eine popu*
läre ©eftalt (owofjl in «Bien. als in «Binbijd)*
garften, wo er regelmäßig ben Sommer
©erbrachte. 'Cie ftänbigen ©affontcu bes
Sd>ottenE)ofes, Insbefonberc aber bie bor*
tige Schuljugend, rannten ben alten leut*
feligen -ticrrn in feiner altmobifcßen Irad)t
gut unb oerebrteu ihn. «Bar er bod) ge-
iviffcTmaßen. ein «Baßr^eichcn bcs alten
Cfterreid). befcßäftigtc er fid) ßaupt*
fäd>licfj mit Bcftüre unb oerfolgte öabei bie
Dagesereigniffe mit großem 3ntercffe. Sein
Stubium, feine ©üeßer unb vor allem bie
poltlifcßcn ©rfolge feines Sohnes, be« „jun-
gen“ wiener, rote biefer, ©ruft 3 rl)r. v. ^le-
ner, ber jetzige ^Jräfibent bes ©emeinfamen
Oberiten SRcchnungshofes unb frühere ftt-
nan 3 minifter, im ©cgenfa| 311 bem „alten"
ff>erm genannt mürbe, bereiteten i|m bie
größte 3iwube. C. J.
r 2eon ^o^Ie.
ftrm 27. (Jebruar ftarb in 'Cresbcit, fecf)v
vlunbfcd) 3 ig 3al)rc alt, ber 'Vortrdtmaler
Ceon *ßol)Ie. 1>as ©üb, bas wir von bem
Äünftler bi« wie berg eben, flammt aus ben
neunziger 3 atjren be« oorigen L
berts, aus einer in ber [ber ©ante
'Volles injallen beuifdjen Oanben unb tveit
barüber hinaus hoben! hlnftlertfchen «Ruljm
genoß, las war bie 3 fit. bie vor bem 9luf*
fommen bes 3mprcnionismu? liegt, bie 3f*t, iu ber man im
Bortröt nod) juerft bie Bilbnisroirtung, erft in 3 t»eiter
Cinie bie reine ©llbtoirfung fuc^te. Öeoit ^Joljle, in feinem
langen ftünftlerleben burd) mancherlei ©ntroicflungsph ä f <,n
Ijinburchgegangen, blieb als ©ilbnismalcr alljelt bem
©runbfag treu, baß ein ftunftwerf immer unter bem ©c*
fidjtswinfcl beffen 311 betrachten fei, ber abgebiibet wirb,
alfo 00 m ffltobeU aus. Unfere mabemen «ßorträtiftm finb
jum leil geneigt, biefe Jorm ber ©ilbnismalerei Äunft»
hanbioerferei 311 nennen; fie ftellen fich gern mit 3 nltus
aReieT-©räfc(„©ntwi«flungegef<htchte ber mobemen ihmft“)
auf ben fcljr anfechtbaren Stanbpunlt, ber in ben ?Bortcn
ausgebrüdt ift: „Hon allen ftatalogbe 3 eid)nungen, f>iftorie,
©orträt, religiöfe SRalerei, ift nur eine einige nicht gan ,3
unoemünftig: bas Stilleben, ©rft, wenn es gelingt, jebes
Ȇb, aud) bie tieffinnigfte y>iftorie, als S tili eben 3 U betrach-
ten, gelangt man in bie ©efilbc, 6 ic Seligteiten bergen.“
©of)Ic jtrebte nicht nach biefen imaginären Seligfcita*
gefilben; er blieb jett feines ßebens auf bem ©oben ber
gejunben ©nfdjauung fteljen, baß ein ®lenfdjenbilbnis
etwas ttfpüithcö fei wie ein h'no r Ürf)P9 ‘Cofument. Der
©runbfag bes cngtifchcn Waler« unb ftunftfdjriftftellers
3onatE)an 9?id)arbfon (1665 bis 1745) : „©in guter ©ortrötift
muß nicht nur einige oberflächliche Kenntnis ber ©efdhidjte
unb ©oefie höben, fonbem er bebarf fogar aller Dalentc
unb »or 3 Ügc, bie einen guten ftfftorienmalcr ausmachcn*
mag aud) ber feine gewefen fein, unb nod) ihm lebte er
feiner Äunft, bilbete er mit oorneljmer Üluffaffung, aber
auch mit treulichfter ©hrlichreit in metfterlidjer 3 rorm bie
3 ahlrcichen ©ilbniffe, bie wir von ihm befißen. Kaum
eine ber größeren beutfd>cn ©alcrien ift ohne Arbeiten
von ©ohles fjanb, unb |ebe biefer Arbeiten legt 3 eugnis
von ber hohen Kfinftlerfehaft ihres Urhebers ab; benn
©ohle war eine in ausgeprägtem 3Raße felbitfrltifchc 9Jatur,
ein Waler, ber lein 2Berr feiner öa«b in bie Welt hinaus-
gehen ließ, wenn e« nicht jeidpicrifd) wie loloriftifd) in
Öeoit t 27. 5^ntar.
3hren äußern ©usbrud haben bie ©erbienftc ©obres
als Waler unb als ßcljrer in 3 al)Ireidjcn ©hningen ge»
fimben. ©is 31 » feinevn im Cfahw U>03 erfolgten über»
tritt in ben ©uhcftanb war er Witglieb bes Hfabcmifchen
©ates ber Königlichen Kunftafabemic 3 U ©resben, feit
ber 3 *it aber blieb er Witglieb biefer 9Uabemie. ?In
Orbcn befaß er bas Cffi 3 icrslreu 3 bcs Königlid) Sächfl»
fd)cn ©fbrechtsorben« neben 30 hl reichen hohen auswärtigen
Crbensausjeichnungett. 9?od) unter ber «Regierung 6c«
oerftorbenen Königs Sllbcrt oon Sachfen würbe ©ohl«
junt ©eheimen ©ofrat ernannt. TB. Dgs.
Das 5Hei)t am eignen Silbe.
näblge ffrau! «lifo entrüftet finb Sie! 3a, warum
VZJ mußten Sie aber aud) burchaus nad) Woabit fahren,
um babei getvefen 3 U fein! Daß Sh” Ühnlicßleit mit
einer ber §auptjeugen Sic 3 um 3ielpunft bet ©h ötö-
graphen gemacht hat, bie braußen auf ber Sauer ftanben
unb feben abbripften, ber ihnen uor bic ©latte fam, ift
gewiß ärgerlich, wollen Sie von mir tviffrn, was
bet Wenfd) in folcßer Sage (fiagc ift eigentlich «id)t ba«
richtige 9Bort) machen fann, um ben redjtstoibrigen «ln»
griff bes Knipfers abjuroehren. Obwohl öle cjrage, wie
Sie felbft fegen, jeßt eigentlich nur theoretifcher «Irt
ift — eine Doftorfragc, würben wir 3 “^!^ fagen —
fo oeTlangt 3h« Wißbegierbe l>ier mit «Recht ©ntwort.
Übrigens — wie leidjt fönnen Sie einmal wieber in bie
gleiche Situation geraten — aud) außerhalb Woabtts.
3d) befenne, baß bie Antwort auf 3ßre ftrage mir
nicht leicht geworben ift. &cmbelt es fich hit^ bod) recht
eigentlich Uttl tnobente ^Rechtsfrage, bie gu ber 3 e lt,
ba id) ftubierte, noch völlig unerörtert blieb. Das «Recht
am eignen ©ilbe: bcftcht es? Diefe Srage hat einmal
gan 3 Deutfchlanb befchäftigt.
brängnis für Ofterreich. 9lad) ber Tlieberlage von Soü
ferino am 24. 3^* 185^ galt es, einen neuen Staat 3 U
jdjaffen. 3Jlit Schmerling gufammen war ©lener es ins*
befonbere, bem bie «luscubeitung ber ©erfaffungsgefeße
jufiel.
©ber nicht nur politifch, aud) finanjiell fällte gebeffert
axrben, unb bie wirflamen Hcrfuche, bie er in biefer
©ichtung, nor allem 311 t Sßfung ber ©alutafrage, unter*
nahm, würben immer wieber burd) neue ©nforberungen
an ben Staatsfädd in 3 rä g e geftellt. 3m 3 a h re l® 5 ®
betrug bas Defijit 280 Will, ©ulben, unb bie bange 3 rft 0<
bes Kaifers, ob man ba Orbnung fd)affen fönne, fdjien
berechtigt; benn balb barauf mußten wieber neue Wittel
(für ben 5 <hle 5 wi 0 »£>olfteinifchcn unb fm ©nfdjluß barem
rür ben Krieg mit ©reußen) aufgebracht werben, ©m
27. 3ul* 1865 trat ©lener mit bem ©efamtmlnifterium
jurücC, übernahm aber im De 3 ember 1867 im Bürger*
minifterium ©isfra-^erbft bas ^anbelsportefeuille. ©in
ftrenger 3 <^ttalift alter Schule, h rtt ^ vergeblid) gegen
bfe Schaffung bes Dualismus Stellung genommen, unb
auch in beit fpäteren 3 ah”« tonnte er fid) nur fdjwer
mit ber ffteuorbnung ber Dinge cinocrftanbcn crllärrn.
Äur 3 e 3eit, vom 13. 3anuar bis gum 3, Februar 1870,
hatte er interimiftifch bas Winifterpräfibtum inne; bann
trat er in ba« fRiniftrrium ^asner über, mit beffen Stur 3
er enbgültig am 7. ©prii 1870 aus bem Slaatsbienfte
f<hieb. ©n bem öffentlichen Sebcn aber nahm er noch
lange als ©bgeotbneter ber ©ge rer $anbelsfammcr unb
teit Ottobet 1873 als $>errenhau&mitglteb eifrig ©nteil.
©lener, ber vor 3 ivet 3 ahren in ben ftreiberrenftanb
oerfegt würbe, blieb bis in bic legte 3«t feines Gebens
gefunb unb erfreute fid) einer beum vbernsroerten ©eiftes«
frifche. Dtoß ben hohen «Bürbeit, öie er befleibete, war
vollen ©ßren vor feinem ftrengen, unnad)fid)tlichen Künftler-
äuge beftanb.
ffieboren am 1. Degember 1841 3 U Seipgig, begann
Seon ©ohfe feine tünftlerifchen Stubien an ber Dresbuer
Kunftafabemic unter ©efd)el unb Sd)urig unb ging von
bort aus nach Antwerpen 311 van Serins unb fd)ließlid)
nad) Weimar 311 ©auwei s. ©ad) ©bfd)luß feiner Studien
führten 9lcifcn ben Künftler nad) ©aris, Wünchcn unb
«Dien, von benen er — bamals ba« ©enrebilb bevorjugenb
— gu ©nbe ber fcd) 3 igev 3 ä h” öcs vorigen 3 ah T h un{>cr i«
nach Söfimar 3 urücffehrte. 3n engem ©nfd)luß an feinen
«inftigen 2eh”t ©auwels wirltc er bort bis jur Witte
ber fieb 3 iger 3 ah” unb folgte bann ©auwels nad) Dresben,
als biefer 1876 einen ©uf an bie bortige Kunftafabcmie
erhielt. Seit bem 3«h« *877 wirfte auch ©oßle an biefem
3nftitut, unb 3 tvar, wie hervorgeßoben werben barf, mit
bemfelben tünftlerifchen ©ifer, berfelben felbftlofen Ein-
gabe, bic ihn al« fdjaffenben Künftler erfüllten. Die
Dresbner bie ineßr als 3 wei Drittel feines Künftler*
lebens umfchließt, bebeutete bie ©bfehr vom ©enrebilb
unb bic 3 »>roenbung 311 m ©iibnis. «Bohl hatte er fchon
in «öcintar l)icr unb ba ein ©orträt gemalt, fo unter
anbenu ba« ©ilbni« ber Söcimarer Schaufpiclerin Cuife
©harlei (1871) unb bes Did)ters 3ulius ©roffe (1876);
aber bie volle 3 un>enbung guc ©ortrfltmalcrei erfolgte,
veranlaßt burd) 3 al>lreid)e «lufträge, bod) erft in Dresbeu.
3 u ben hervorranenbften ©rbeiten biefer ©rt gehören bie
©ilbniffe feines Sehrers ©efd)el (Dve&bner ©emälbegalerie),
bes Königs ©ibert unb ber Königin Carola oon Gachfen
(Königliches Schloß 31 t Dresben), bes erften ^Reichsgerichts*
präfibenten Dr. 0 . Simfon (©roßh^ogliches Wujcum 311
©Jeimar), Subroig SRid)tcrs unb bes ©ilbhmicrs ©mft
§flh nc l (Stäbtifches Wufciim ju Seipgig).
©Is ber «Ute im Sachfenroalbc fein mübes ^>aupt jut
ewigen fRuhc niebergelegt hatte, wußten 3 wei fmwburger
fid) mit Sift ©ingang tn fein Gterbe 3 immer 311 verfchaffett
unb photographierten feine Seiche. Damals feßten bie
Angehörigen e« burd), baß bic fo gewonnenen ©latten
vernichtet würben. Der ©ro 3 eß ging bis ans Me idjsge rieht.
Diefes fühlte ganj ridjtig, baß hier etwas nid)t In Orbnung
war. ©ber von bem 9ted)t am eignen ©ilbe werben wie
in feinen ©ntfdjeibungsgrünben nichts finben. ©s fagte
einfach: bie fieute haben ^ausfriebensbmd) begangen;
bie baburd) erworbenen ©oricite bürfen fie nicht behalten.
9Ran fief>t hier — unb bas ift intereffant für feben, bet
fid) einmal bie ©ntmicflung bcs 5Rcd)t& nähet betrachten
möchte — wie bie erften Anfäße von ©echtsfäßen gleich
ben Gamcntömem ber ©flauge biefe noch 9 « nicht er»
fennen laffen.
Doch aufhalten läßt fid) bic ffintwicflung tticfjt, fobalb
einmal ihre 3eit gerommen ift. Das 3eitaiter ber «Inficht*»
poftfartc treibt mancherlei neue IRcchtsblütcn unb seitigt
mandjen neuen 9lcd)tsfaU, 3n bem weltabgelegenrn
Geebabc ©ran 3 ereignete fid) ein foldjer 3raIL ©in betrieb*
famer £>err photographierte eine Dame im ©abefoftüm
unb verwenbete ba« ©ilb 311 «Inf idjtspof Karten, ©r würbe
wegen ©eleibigung ber Dame beftraft. ©om ©echt am
eignen ©llbe war aud) 1)*” nod) nidjt bie ©ebe. Dfe
Kränfung ber (befühle ber Dame mar als ©runb ber
©ßnbimg bejeießnet.
Allein bie 3lcd)tswiffcnfd)aft hatte fid) einmal ber ftälle
bemächtigt, 3n ber Siieratur würben fie behandelt, ber
Deutfd)< 3**riftentag befd)äftigte fid> mit bem ©eeßte am
eignen ©ilbe. Unb als ein neues Göefeß, betreffend bas 11 t»
hcbcrrecht an «Berfen der bilbenben Künftc unb ber ©hoto»
graphie, gefchaffen würbe, ba f an ben bie (Erörtern ngm
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m
3 duftrirtc 3 e ^ n 9 *
Wt. 3376 . 12 . m Ti 190 &
bei Xheoretifer barin i()ien Vieberfdjlag aud) in unsrer
Srage.
Unö nun bitte id) «sie, meine ©näbige, mir ju
gcftattett, bafe id) 3f>nen auo bem ©efetj, ba«, am
9. 3<*nuar 1907 geboren, am 1. 3uli 1907 in Kraft ge»
treten ift, bie ■Jtorfdjriften bar« unb flarleg«, bie (icf)
auf bas (Recht am eignen Bilbe bejichen.
JundcEjft § 22; „«Bilbnijfc hülfen nur mit (Einwilligung
bes Mbgcbilbeten oerbreitet unb öffentlich jut Schau ge»
ftellt werben." ®onad) ift bie ©crftellung eines Bilb es
frei. (Erft bie Verbreitung unb Slusftellung bebarf ber
(Einwilligung. Sie braudjen cs fiel) alfo nid)t gefallen .\u
laffen, im Gd)aufajten jur Gd)au gcjtellt ju werben. ,,«J2ad)
bem lobe bes Ulbgcbilbetcn bebarf es bis $um Äblauf
uon jel)n 3al)ren ber (Einwilligung ber Vngeb origen bes
Hbgebllbetcn.“ Söenn bas ffiefclj 3« 3f*t öes Tobe?»
Bismaid* fdjon beftanben hätte, hätte bas 9feid)sgerid)t
nicht nötig gehabt, ben fpausfriebensbnid) als (bruttb ber
Vernichtung ber glatten anjugeben. Das fHeet)t ber
v f3erfönlid)feit wirft, wie mir feljen, nod) über unfer
Dafein hinaus. 3J?an braucht nicht einmal ein Bismard
ju fein unb lebt bod) nod) nad) bem Tobe im 9ted)te fort.
Weine «Regel ohne 'Ausnahmen. ?Bas toÜTben wohl
bie grofeen illu|triertcn3ritfchriften, was unfere humoriftifd)«
fatirifetjen 'Blätter anfangen, toenrt fic erjt um Erlaubnis
fragen müßten, beoor fie einen abbilbeten. Wlfo § 23!
Ofene (Einwilligung oerbreitet unb jut Sdjau gef teilt
werben bürfen 3unäd)jt „Bilönifje aus bem Bereich ber
3citgefd)id)tc\ Tiefer Begriff ift rec£)t weit *u faffen.
Bad) bei Begrünbung bes Okfcfecs uinfafet er nicht bloß
bas eigentlich polttifd)c, fontern auch bas fojtale, wirt»
fcf)aftlid)c unb Kulturleben bes Volle«. Die 'Verbreitung
unb fflusftellung oon Bilbniffen joldjer Betfoncn. bie im
öffentlichen Jdeben ftehen ober in ttunft, 2Bijfen|<haft unb
Literatur ein allgemeines 3ntcrcffc wachrufen, ift aud)
ohne beren (Erlaubnis geftattet. (Es wirb besfealb oom
rechtlichen Stanbpunft aus faum etwas bagegen ein$u»
wen ben fein, wenn bie ^»anptbeteiligten einer öffentlichen
Cberichtsuerhanblung in bie 3citungen unb 3fitfd)riften
fommen. Da Sie, gnäbige t$ran, nur als 3«h Srer *u jenem
grölen «ßrogeffe beiwohnten, wirb man wähl annehmen
bürfen, bafe Sie einftroeilen nod) nicht in ben „Bereich ber
3eitge|d)id)te" eingetreten finb.
'216er, aber! (Erlaubt ftnb ferner Bilöer, auf betten bie
«Jferfoncn nur als „Öeiroerf einer ^anbfd)aft ober fonftiger
örtlid)feit“ erfcheinen. Ullfo Vorfid)t! Sollten Sie einmal
im ffieridjt&faale „Beiwerf** fein, fo fommen Sie ins Blatt,
ohne bafe Sie fid) bagegen wehren fönnen.
(Erlaubt finb weiter: Bilöer uon Bctfatnmlungen, ?luf»
jügen unb ähnlichen Vorgängen, an benen bie bargeftellten
Bcrfonen teilgenommcn haben. Schliefelid) geftattet bas
©efefe bte Verbreitung unb Vusftellung oon Bilbom, bie
nicht auf Beftcllung angefertigt finb, fofem ein höheres
3ntere[fe ber Kunft obwaltet, §ier ift an Bilbnisftubien
gebacht. Die Verwertung oon Bilbniffen ju gewerblichen
3 weden, ). B. 3U Blalanm, ift nicht ohne weiteres frei.
VJernt Sie nun, meine Verehrte, aufatnten unb beuten,
bafe id) fertig bin, fo bebaure id) lebhaft, bafe meine ffie»
wiffenhaftigfeit mir nicht geftattet aufpihören. Von ben
ttnsnahnicn gibt cs nämlich auch nod) Ausnahmen!
3d) (ah einmal im Dheater ein Stüd, m bem bic Bei
wicflung baburd> herbeigeführt würbe, bafe ein f»crr ju»
gleid) mit einer Dame photographiert war, bie nicht feine
3-rou war, bie er uielmehr blofe „zufällig fennen gelernt"
hatte. 3Uir wollen nun an nehmen, biefer (jerr f ci tine
im öffentlichen \?ebett ftcljcnbe, betannte Berfönlid>fcit ge»
wefen — etwas Derartiges ift aud) jehon oorgefontmen —
wie peinlid) würbe für ihn bie Vbbilbung unb Wus»
jtdlung fein! i^ier hilft bas •efet ous ber Verlegenheit;
Die Befugnis bes § 23 erftredt fid) nicht auf eine Ber»
breitung unb Sd>a uftcllung, bux^ bie ein berechtigtes
3ntere|fe bes Bbgebilbetcn oerleht wirb. 9Ren[d>
hat ein bercdjtigtes 3ntere[fe, feinen Schritt oom 'IBege
nicht bem ücrehrtcu 'Bublifo funb unb 3u wiffcti ,)u tun.
Die Verbreitung unb Busftellung fompromittierenber
Bilbnijfe barf fid> alfo jebermann oerbitten.
Vllerbings fteigt mir ein fleiner 3u>cifel auf. V3ie,
wenn jemanb bas BUb bes Bötchens an bie ftrau bes
^errn gelangen läfjt? 3ft bas (traf bare Verbreitung?
i>at fie nicht aud) ein berechtigtes 3nterejfe, bie Gdjvittc
ihres (Batten ju oerfolgen V
Tod) id) wage nicht, I)ter weiter oorjubringen. 3d)
fürchte ohnehin, bafe 3hrc iUifebegter, meine fein Verehrte,
oon mir eine neue Buseinanberfefeung über $h?i*Tungeu
unb ähnliches forbern wirb. 3d) will beshalb lieber
fchUefeen unb, tnbem id) beim Bilbe bleibe, wünfehen, bafe
3hr Bilb mit balb in 'Jtatur erfcheinen möge. Bis bafein
— unb immer — »erharre id) ju fein
Dero uutertänigfter Diener
L. F.
(Ein ?Rotgen in Steter TDaoib (fiicrfijcf)’
9IItet.
Cfridblunfl von
s war an einem ^erbftmorgen gegen fieben Ul) v.
Veter Daoib (Bierfifd) lag noch im füfeeften Schlummer.
(Er träumte oon Sauerfohl, ben ifem feine (Ehehälfte be-
reitet, unb oon einem täf fliehen (Erbsbrei. Tapt ftieg
ber Duft bes Böfelfleifches gar lieblich in feine 'Jlafe.
Blöhlid) würbe er aus feinem fdnnadhajtcn Traume
aufgefd)redt. Seine 3rau hatte ihm einen tüchtigen Stofe
oerfeh t- tft' 3«K". f<hn« fie if)nt mit lauter Stimme
ins Cfec. fo laut, bafe man hätte meinen f ollen, bem
Beter Daoib wäre babei bas Trommelfell terfprungen.
(Ss gefdjah ihm aber nichts. 3in ©egenteil, biefer Stimm»
aufwanb war burd>aus nötig; benn Beter Daoib wat
auf bem einen £>hr gaii3, auf bcin aubern beinahe;
halb taub.
„3a, Sälchen**, murmelte er; inbeffen, anftatt auf«
piwacheu, legte er fid) nur auf bie anbere Seite unb
träumte weiter. BStc hätte er jid) aud) gerabe in biefem
wichtigen Vugenblicf losretfeen fönnen! (Eben wollte et
ben Sauerfohl $um SRunbe führen unb ben fd)ön mit
Spedftücfchen negierten ©rbsbrei unb ben fo hübfd) fettig
glänienben, glibberigen Bötel.
(Ein ^weiter, heftigerer Stofe fjinbertc ihn jeboch barau
unb rief ifen in bie graue VfoigcnwtrlUchFeit h* nc ' n -
jeigte it)m an, bafe es bis pu Vlittag nod) gute SBeile
hätte, unb oerfchaffte ihm Klarheit über feine Bfltd)t als
(Ehegatte. „SJiillfte balle uffjteh'u un bc Suppe foch’n!"
feferie Mofalic ihm jn. Da fuhr er auf unb fant nicht
wieber .ptrüd.
(Er redte fid) oielmehr, ,^og bie 9lad)tmü§e oom Kopfe,
fchälte fid) aus bem hohen fteberbett heraus unb 30g |id>
an, um {eine allmorgmblidjc BHid)t bes Suppet»d)ens \u
erfüllen.
Schön war er nicht bas tnufete fein befter Jwimb
eingejtehen — ber ehemalige .fjausmann Beter Daoib ffiierr
fifd), ebeufo wenig fd)ön wie fein «Rame, mit bem ihm fdjou
feine Vlitfchüler geljänfelt hatten,
(Er wäx ber oollfommene (Begenfafe pi feiner ftatt»
lid>en, breiten Jrau: ein 3ierlid)es «Kännchen mit öünnen
Beinen unb einem eigentümlich grofeen Kopf, ber aber
etwas Unausgcbilbetes, (Embrpoähnlicheo hotte.
Trofebem gab B cttr Daoib nie! auf fein ttufeeres.
„(Sin honetter «Dlarm mufe auch h onct t ausfeh'n“, pflegte
er 311 fageu. (Er hatte bas nod) non feiner fwusmanns»
jeit her behalten. —
So ftatib er aud) jct)t »or bem Spiegel unb t&nuutf
joxgfältig feine paar E>aare. (Sine Kotroenbigfeit baju
war eigentlich nicht oorhanbeu, benn fie lagen, jebe
Strähne wohl an bic anbere gereiht, auf feinem glänjen»
Dctt Sdiäbcl wie Sarbellen auf einem blanten Teller.
Natürlich h^tte er fie am Vbenb oorljer gefämmt, wie
er es jeben Vbenb tat. (Sine Kacfet ift eine lange 3«tt,
unb, wenn er plöfelid) fterben müfete, meinte ex, fo wollte
er aud) honett in bie (Ewigfeit gehen. Der liebe (Bott
follte feine an bem faubem Hausmann haben
unb würbe ilpn, fo h°ff^ Beter Daoib im ftillen, oiel»
leidjt auch im oben einen einträglichen Boften
geben.
'Jlachbrm er mit §ilft eines feuchten Kammes bie
Garbellen hatte fchwimmen laffen, wies er mit einer
trodnen Surfte einer jeben Gträfene ihren Bl a h o» 1 -
ff>ätte ein «Barteimann ober ein Bf^olog ihn in feinem
Tun beobachtet, fo würbe er gleich gefd)loffcn hoben, bafe
Beter Daoib fein llmftünler war, fonbem es feinem
Zum reinigen von Badewannen aus Email, Zink oder Porzellan, von RöhrenleHungen, Wasserhähnen, Fliesenbekleidung der Wände und
Fussböden, des Linoleums bereite man sich eine reichliche SunlicM Seifenlauge. Da die Sunlleht Seife weder überschüssige Soda
noch sonstige scharfe oder schädliche Bestandteile enthält, greift sie keine Farben an, sondern lässt alles wie neu erglänzen. :t
1
LjO gie
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9it 3376. 12. SRät3 1908.
3IIu[triTtc 3 e ^ n 9-
467
orbnungsliebenbcu Ghatrafter gemäß mit öcn SRed)ts»
ftehcnbcn titelt. Unb tr»at>rlid) , er hätte fiel) in biefem
5d)luf|c md)t gctäufdjt.
911s ^}ekr Tdüib fo feine -Toilette beenbigt halte,
machte er Salier an unb fodjte bic EDIorgenmehlfuppe.
iTncrftfd)' pflegten nämltd) ftatt bes flaffees morgen«
Suppe 3U trinten. Äaffee wäre etwas für junge Ceutc,
alte müßten etwas geniejjen, bas 311g leid) auch ein
bifjd)ett näf)W-
9 Bäl)renb 'Beter Taoib bc?fd)äftigt war unb eifrig oon
öct Kammer in bic Stube, oon ber Stube in bfe .tiüdjc
trippelte, trod) frrau SRofalie bcbädjtig au« ben frebem
unb mad>tc fid) fertig für ben Worgmtifdj,
9 Bi< gewöhnlich bad)te ^ßetcr Taoib nun ein Gtünb*
lein ober gwei 311 fitjeu, bie 3eitung 311 lefen unb fid)
über biefes ober jene« 3U rounbem. Tas Bcrwunbeni
mar uämlid) feine ftartc Seite. 3 n ber Beziehung mar
<t trotj feiner fiebenunb[cd)3tg 3 a h* c ein Ätinb geblieben.
Unb es gab wieber fo mancherlei, was feiner Seele
einen mehr ober weniger angenehmen ftitjel oeniTfad)te.
Ta mar 3ucr|t ein IRorb unb Sclb(tmorb aus uiiglüd-
lieber IMcbe in ber 9lcid)&I)aupt|tabt. Silo B<tcr Tauib
um feine IRcfalic warb, fjottc er bod) auch genug aus»
3 uf tel)en gehabt. üls er feinen beften Hut unb feine
nagelneue Krawatte antat, uni ben fötneren ©ang 311
wagen, bette aud) fein öer$ ein biftchfn ängftlid) gepocht.
s Jiid)t öaft bie fiiebe fo ungeheuer grob gewefen wäre,
aber 9fofalie f)ättc iftn auslad)en ISnncit, unb cs wäre
bod) eine Gd)mtbc für ben honetten SPann getoefen, fid)
oon einem Stäbchen ausladjen 311 laffen. 91 ber felbft
wenn fie ibn auögclad)t hätte, eine Kugel würbe er ihr
unb fid) barum nod) nicht in ben Kopf gejagt haben.
So etwas tonnte nur ein gati3 grüner Bengel tun, unb
bann war es immer nod) oeTtounberiid) genug. ®tan falj
eben bnraus, bie UBelt würbe wirllid) oon 3 a h* 3 W 3®l)r
fd)Ied)tcr. 9Bas waren bas früher für oemünftige, ftille
3eit«nf
Gr las weiter oon einem Xifd)lerlel)rlmg, ber bas grofje
Öos gewonnen hätte. Ta jeigte es fid), es geht im fiebett
bod) beffer ju, als bie Störgier meinen. 9 Bie bem 3 ungen
ietjt jumute fein niuftte! ©ewig ungefähr fo wie Beter
Taoib am ^oltcrabcnb, als bie SWufitanten auf ben Hof
fatnen unb ihm unb feiner IRofalic etn Stänbdjen brachten.
(Es war etn gfTÜhlingsabenb, fühl, wittbig unb ftodfinftcr.
Tas nod) foC)le ©e3weig bes wiiben ©Seines fdjlug an
bie 3 renfter{d)etbcn, unb unten fladcrtcn bie Campen unb
Cid)tcr ber ÜPiifiCantcn hin unb h«. Tro^bem fpielten
(ie frifd) brauf los: „Tas ift ber Tag bes fterm“,
„’Snnchen oon Tharair unb nod) ocrfdjiebenes anbere,
worauf er fi<h nicht mehr befinneu ronnte. Unb ba«
alles 3U SKofalicns unb (einer Ghre! 2 Bas war es bod) für
ein erhebendes Gefühl, als er nachher in feinem langen
Sräutigamsfrad, feine Braut um ürtue, fpmwterging
unb einem jeben bie £anb brüdte! üud) feinetwegen
waren fie hierhergefoinmen unb hatten über eine halbe
Gtunbe in ber fdjarfen Guft geftanben, and) Beter Ta*
oibs wegen, um ben jid) fonft noch niemals einer ge*
fümmert hatte! —
Gr las weiter oon einem neuen Stege in üfrifa über
bic Hottentotten, oon einem Cchfen, ber in einem ber
9lad)barbörfer toll geworben war unb ein Kittb auf*
gefpie&t hatte, oon einem Staffierer, ber burchgebraunt,
oon einem Schiff, bas in ben Stürmen ber oergangenen
IBod)c Dcrfchollen war.
ütle biefe red)t alltäglichen Tinge boten Beter Taoib
immer wieder Stoff 311m ©erwunbem unb Spintifiercn.
Tas hätte er aud) h tf ute gar 311 gern getan unb hätte
mit ftrau SRofalie einiges über bie neue, wr|d)wenbung&*
füdjtige 3rit gerebet, über bas Seffcrwiffcn ber Stinber,
bie mehr oon ber SB eit ocrftchen wollen als bie (Eltern,
ober fonft irgenbein SlUleutethema. Slber 3rau Otofalic
bebeutete ihm, es wäre beute Peinemodjetag, unb fie habe
feine 3eit ( er möchte nur mögliche balb bas Haus räumen.
So fah fid) S 3 cter Taoib alsbalb auf bie Strafte ge*
feftt. Gr ocrlieft feine 3 eitung )war nicht ohne ftununcr,
aber bod) mit ber tröftlidjen ©ewifeh^ü, nach bem SJlittag»
effen ju ihr jurüeffehren 3U rönnen. Tenn er hatte immer
SJlufte 3um öefen, ba er ben ganien Tag nichts 3U tun
brauchte. 9 ln bic Söirtfchaft lief) ihn Pofalie nidjt heran,
ba müre er bod) nichts nüfte. Tas Suppctochen morgens
war feine eiujige ©cfd)äftigung.
Gr hatte 3 al)Tjebnto h»«burd) einer reifen Qfamilie als
Hausmann gebient, gleichseitig auch bie ©cfdjäfte eines
©ärtners oerfehen. Tenn Blumen unb Bäume 3U gfehen,
war feine größte ftreu&e. Poch in feinem Filter bradjtc
er oon jebem Spa^crgang einen groften Blumenftrauft
heim, obwohl ih^n bas Bilden fd)ou redjt fdjtoer würbe.
3 m 5 Jrrüt)ling, wenn es nod) leine ^flansen auf ben
Selbem unb fflicfrn gab, ging er fogar öfter auf ben
STtartt unb fauftc bort welche; feine t>rau nannte ihn
barum manchmal fd)crjl)aft einen ©etfehwenber. über
bas bauerte immer nur ein paar 9 Bod)en; bann gab es
ja brauften fefjon Beilchen, ©olbfterne unb JVeigwurs, fo
baft er reine Blumen mehr 311 raufen braudjte. Gr erhielt
oon feiner frühem Herrfdjaft eine ^enfion, aud) hatten
bie beiben einiges erübrigt, fo baft fie forgenfrei lebe«
formten unb Beter Taoib feiner Blumenliebhaber« ruhig
ein paar ©rofdjen opfern burfte; benn fonft machten bic
beiben alten Cent« wenig ünfprüchc. —
Beter Taoib oerfah fid) mit einem $riem, aber nur
mit einem fleinen. Tenn fo ein groftes Ting im ©hmbe
heruni3iiwäl3en, fd)idtc fid) bod) nicht für einen honetten
Blann; bao muftte man fd)on ben Schiffern unb ünglem
überlaffen. Hierauf ging er bie Strafte hinunter 311 bem
nächften ÜJlaterialwarenhänblcr , ber gleid)3eitig einen
Branntweinmisfd)anf hätte. «Denn einen fleinen Ähimmel
mußte man fid) bod) an bem fühlen Herbftntorgen eift
genehmigen. Tie Btehlfuppe nährt, aber fo ein Schnaps
hält üeib unb Seele jufammen.
Dm Sd)ettflaben traf et einen Belannten, beit Bad-
träger Gtcnbcr. Ter hatte fd)on heute früh ürbeit gehübt,
eine Öuhre ftoffer nach bem Bahnhof, unb ftärlte fid)
nun gu neuer Tätigfeit. „Tag, Stcnbcr", fagte Beter
Taoib; „Tag, H«rr Pad)bar", fuhr et fort unb meinte
ben Hänbler. „Tag, Oller!** - „Btotjen, £<« 9 lad)bat! w
flang es ihm entgegen unb natürlich mit lauter Stimme,
benn bic beiben fannten fein Ohrcnlciben. „ Schee n es SBettcr
heute", meinte Beter Taoib mit feiner piepfigen Stimme
unb feiner etwas 3icrigcn Sprcdjwcifc. „über bannig
frifd)**, grumte ber Bauträger ba3u unb rieb fid) feine
groften, roten Hänbe. Unterbeffen fcheufte Blertel, ber
Hänbler, ben Schnaps ein.
„Broft, bie Hene«!" faflte Taoib unb tranf.
Xrotj feiner jitterigen Hänbe oerfchüttete er feinen Tropfen.
ÜJie lieblid) ber Trift in bieERafe 30g! Tastoarminbeftens
ebenfo gut wie Sauerfohl mit Gtbfen unb Börelflerfch,
entfd)ieben aber beffer als 9 Jiet)lfuppc.
„Tu, Siertarpfen“, hub her Bacfträgec an. Gr pflegte
©ierfifd) immer fo 3U nennen, tvahrfcheinlich weil ex ein
boshaftes 9 Jiaul unb Beter Taoib gerabe bie wenigfte
üftnlidjlcit mit einem wohlbeleibten, graoitätifdjen Ätarpfen
hatte. „Tu, 3 ierfarpfen, wer hob'n in be 6d)iUerloterie
wat jewonn'n!"— „ 9 Bat iewoun’n?!*' fdjric Beter Taoib
im hödjften TisTant. „lln bat fagftc erft feftt, bu oller
Trantopp!** Gr war fo erregt, baft er alle ©caiertheit
fahren lieft unb ben Bauträger h«^3hoft amürm ergriff. —
„ 9 lu, Dotte nee", brummte ber. „2Bie oillc benn?“ unter»
brach ihn f ofort Beter Taoib. „ 9 lu je! SBat wotl meene
die fag'n wirb! Tie meent immer, in be Goterie feftte
man bloft 's $el& 3 U. Blan jewönne am meiften, wenn
man jar nich fpielt. über nu!"
Stenber 30g einen jaubet gebunbenen Banb hcTDor:
Schillers ©ebichte. „Ta, fiele mal!" — „BJat?" wunberte
fid) Beter Taoib, „^ebid^te? 3 , fo’nftohl! 9 BatfoU'nwer
beim mit fo'n Cuarf? 9 Bcr fin hoch feene oarliebt'n
jung’n üff'n mehr.“ fiqrit nnb Grotil waren nämlich für
ihn oon je gleiche Begriffe.
„Tja, wat um?" fragte Stenber. „Bter hob'n beebc
uitfe 3elb bejahlt, nu woll'n wer bod) ood) wat oon
hab’n. Tat Goos hat eene Warf jefoftet. 3 eber hat
juftamente oicr 3r®fd)en Äurant jeblecht. 3ieh mid) fünf»
unfieb3ig, unb bu fannft mit ben jan3cn Ärcmpel ab3ieh'n."
„BJat, fßnfunficb3ig fot bic 3*bid)te?! Bifte guatfd)!*'
piepfte B ctt * c Taoib mit einer Gnergie, die man ihm gar
nicht 3ugetraut hätte. „3loobfte, id lieft« mir in 3döfad)'n
fo bcfchupp'n, oller fifreunb? Pee, bat wohnt nich!" —
„Ba, wenn be nich willft, ood) jut. Tann jdjnei b'n wir
bat Ting in 3wce Teile, unb es ts abjetau.“ — „Plan 3U!“
erflärte B etfr Taoib. „ 3 or Ginwidlepapiet boogt 's nod).**
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
468
Süufhirte 3 *itong.
9lr. 3376* 12* $Rär3 1908.
SBic nt»rge|d>lagni, Jo gcfd)al) co, uni) nuin trennte |id)
wiröfr in befter Baunr, Beter Daoib jid) wunbemb unö fopi'
fcfjAttelnb: „ 3 .bat oerbammigte Cotricfpicrn ! BBenn bat
be OUe erfahren bt>ut r bann is bet bollee Mrad) fartig!“
Beter Daoib bummelte mm über bie ©rüden $ut Stabt
hinaus. Die Sonne lag nod) hinter grauen Hebeln, ber Stuft
rotUjte in rafd)er Strömung feine fcljmuftigen SBellcn oorüber.
v Peter Daoib merftc halb, bafe e$ einen Ikonen lag
geben mürbe, baft es aber oerläufig nad) „bannig frif^"
mar. (Sr merfte bas an feiner Ba|e, bie 311 laufen anfing.
Das tat fie ftets, wenn er im freien toar. Cs t)ing bann
ein tropfen an iljr herunter, ber nidjt gerabc bfl3U beitrug,
Rietet Daoib l)übfd)cr jjn machen, (Er bemühte fid) jroar
oft, ifjn mit bem Zeigefinger ber linfen £>anb i>cmntc-r-
3uroifd)en, ber ffinger roar baoon gan.t rot geworben,
aber es tjalf nidjts, ber tropfen fam immer roicber.
(Ein paar 2 Räbd)cn gingen an ^Scter Daoib vorbei sur
Sdjule. (Er muftte an feine CEtnma bettfen. Die l)ätte
nun aud) |d)on Minber in bem ®ltcr haben fönnen, aber
bas roar eine traurige C 5 >ef<f>id)te. Sie hotte einen SJlann
geheiratet, mit bem fie fid) nicht redjt oerftanb. Sic per*
ftanb fiel) überhaupt mit feinem recht, nicht mit ihren
^reunbinnen, nid)t einmal mit ihren (Eltern. Unb ©eher
Bieter Daoib nod) feine fjrau waren ein paar richtige (Er*
Siebet geroefen. (fr erhob niemals bie f>anb gegen feine
töinber; Bofalic fchlug ©obl öfter gu, aber nicht immer
bei 6er paffenben (Selcgenheit. Obwohl fie eine grofte,
ftarfe Jrau mar, hotte fie bad) feine red)te 9 ld)tung bei
ben Minbem. Sie beftrafte oft fleine Unarten mit Schlügen
unb fchalt bei großen nur. Sie nöite überhaupt oicl 311
oie! unb lieh Öen .ftinbem fonft faft ganj ihren SBiltcn.
Das ©ar eine trübe 3 *it, als bie Badjridjt fam, bic
(Emma © 5 re fort »on ihrem 9 Jlamt unb nirgenb auf*
3ufinben. llnb bann ber bunfle, roolfenoerhängte Bo*
oembertag, als Bofalte unb Bieter Daoib im 3 *mmer
fafjcn unb ängftlicf) auf Nachricht ©arteten, als fie jebesmat
3ujammenfd)au.erten, wenn fid) braunen etwas regte. (Kn
paar Dage barauf fam ein Schreiben ron ber ^olijei,
flufcab©ftrt& wäre eine Bricfte ans Banb getrieben, Beter
Daoib möchte fommen unb nad)icl)en, ob es feine Dodjter
märe, llnb als fie bann in bem fleinen Stübtchcn be«
graben würbe, wo fie verheiratet gewefen war, an ber
Blauer begraben, weil fte Gelbftmorb begangen hatte, ja,
bas war eine traurige Seit- Unb bas alles hatte einem
honetten SJlann fein eigen 3rlcifd) unb ©lut angetan.
Da war er lange SDlonate nur nod) wie ein Dieb über
bie Straf}« gefd)lid)en, oollcr Qlngft, man möchte mit
ftingem auf fhu weifen. Da hatte ihm nichts mehr Iroft
gewährt, auch feine Blumen nicht. Denn ©0311 blühten
fie! Doch auch nur, um 311 Derweilen. SBoju hatte fein
Minb geblüht! lim fid) ins ©affet ju ftÜTjen, um an
ber Blauer eingefcharrt 3U werben. Clftren Sarg hatte
man nidjt einmal burdj bic ftird)l)ofe»pforte getragen, über
bic Blauer würbe er gehoben. Denn biefc halb bäurifefjen
(bemüter in ber fleinen Stabt waren hart unb ftarr im
Beben, fie waren oljne Bittleib aud) über ben lob hinaus.
Beter Daoib aber, in feinem geraben Sinn,fanb, bah fie recht
hatten, unb bas fchlug roie mit eifemen ftfmtuem auf ihn ein.
©ierfifd)’ hatten aud) einen Sohn. 91 ber was fonnte
er ihnen fein! (Er war Kaufmann geworben unb reifte
ftets in anberen Weltteilen umher. Die Beute priefen
fein (Blürf, feine gute Stelle, feinen hohen (behalt, feine
gefd)äftlid)c Xüchtigtcit. 'Über was hatten bic (Eltern baoon!
Sille vier SBodjen eine Marte, alle paar Blonate einen
©rief, alle 3 ah« einige Dag« ©efud), bas war alles, was
fie oon ihrem Sohne hotten!
fluch baran muhte Beter Daoib benfen, aber es f afete
ihn bod) nicht biefclbe Bitterlcit wie vorhin. Bofali« unb
er waren ja alte Beute, fie hatten fc^ufagen abgefchloffen
mit bem Beben. Sie hatten nichts mehr 3U forbem, fie
muhten jufrieben fein, bah fie forgenfrei leben fonnten.
Cinft war es aubers gewefen ; jetjt aber gab es für fie
beibe feine 3ufunft mehr. 9 llle ihre ©3ünfd)e waren, einer
nach bem anbem, baoongeflogen, um nie wi«bcr3uf«hren.
Bur ein paar gan3 fchlicht gefieberte Blltagsroünfcbe waren
geblieben imb flogen in fleinen, immer enger werbenben
Greifen umher. Sie erhoben fein wilbcs (üefchtei mehr,
wie bie BJünfd)« ber 3 u genb cs hm, fie waren füll ge*
worben unb nahmen oorlieb mit ben Cbaben, bie ber
Blltag ihnen 3uwarf. Bur manchmal fchwong fiel) ein
fchöner gefieberter, größerer JBunfd) empor unb fang mit
leifer Stimme ein bittenbes ßicb. Das ©ar an ben Dob
gerichtet unb flehte ju iljm, er möchte fanft tommen, er
möchte nur ans Qfcnfter podjen, bann würben bic beiben
Blten fcljon auf ihn hören. Denn fie waren bod) ein
wenig nriibc, Beter Daoib bes ewigen iöunberns unb ber
weinenben, ladjenben ©clt, Bofalic ihrer ftillen, häuslichen
Cbefdjäftc, unb fie wollten gerne fchlafen gehen. —
So emfte ©ebanfen hatten in Beter Daoib ein paar
Btäbdjen erwedt, bie 3ur Schule gingen, (Er wanberte
weiter, ging an ffiärten oorbei, ©0 bie (Georginen unb
cin3clnc Bofenftöcfe noch ta oollcr ©lütc [tauben , fchritt
über bie Stoppelfelber unb in ben gelb unb roten 'JBalb
hinein. Da gewann feine ßiobe 311 ben Blumen wieber
bie Oberhanb, unb er pflüdte einen groften Strauß oon
allerlei fpäten ©alb* unb ©icfrnblumcn. Unb als er fo
pflüdte, freute er fid), wie es in feinen ff>änben uuidjs unb
wudjs, unb »erwunbert fchaute er in bie bunten Blumen-
augen, bis ihn ein ferner Cfilodenfdjlag baran erinnerte,
es möchte 3eit 3ur Büdfchr fein.
On ben Straften fpicltcn bic Meinen unb fleinftcn
Minber, bie nod) fd)uifrci waren; fie 3ogen iftren Beigen
— v ttttbt b» Trbohiöntnen 2 elU.
unb fangen alte Minberticber baju. Bor feiner öaustüre
fcholl es Beter Daoib entgegen:
Siinarlrinorirofe.
®üo liegt 3-rotiIp?
(tlntcr Sah' unb sdiönfbfrt
(Hien bi( l/nite Plump unb 3 ve<f.
AkfrrktMi! !!
Schon in feiner Minberjcit hotte mau basfclbe Sieb
gefungen, unb er wäre gern ein ©eildjen ft ehen geblieben,
beim er liebte Minber unb U)re hamtlöfen Spiele. ®ber
er trollte fid) bod) eilig ins $>aus hinein; brnn er couftte,
im ©arten oerftanb Bofalie leinen Spaft. Unb richtig,
als er acht unb eine halbe Blimite nad) 3wölf Uhr eintrat,
(teilte fie fid) in ihrer gan3en (bröfte oor ihm auf unb
empfing ihn mit einer (djmäbenben Bebe über bie Saum,
(«ligleit unb rüdfichtslofc Brt ber SOtänner.
Beter Daoib lächelte nur ftill in fich hinein unb lieft
fic reben, benn in feine Bafe ftieg ein lieblicher Duft,
llnb biefes Blal träumte B^ter Daoib nicht. Diefes Blal
ftanb ©irflid) ber bampfenbe Sauerfohl, ber fchön mit
fnufprigen Specfftüden ge3ierte (Erbsbrei unb bet fett*
triefen be, glän^enbe Bötel auf bem Difd), unb leine graue
Blorgenbämmcrung füllte ben wohlgefitlUen Deller in
unburchfidjtigc Schleier.
Bon feinem Bottcriegcwinn [agte aber oorläufig Beter
Daoib feiner beffem ^wlftc lein ©ort.
(Etoiges Beben.
Bon aufgeriff’nem ©oben fteigt empor
§erb in bie ftille, üare Blorgenluft
Der (Erbe reiner ^>aud), ber ew’ge Obern.
Die rote ©eere hängt in blauem Duft,
9 ßic beben b fällt bas bunte Baub jur (Erbe,
llnb über mir, beglänit bie weifte Bruft,
©etragen oon ber frühen Sonne Strahl,
3 ich'n ftillen ftluges hc*>nu>ärts ©ilbe Sdjwäne.
Das golbne Bidjt bridjt [ich in taufen b Iropfen
— Die braune (Erbe fllän.tf, bie blaue ©eile —
Unb fd)immcmb füllt es alles, alles.
Da t)ebt ein Bogcl füg 3U fingen an.
Cid) fchaure bis in meiner Seele Xiefcn.
Das ew'ge Beben tut fich uor mir auf:
Och fühle mid) mit Blume, Baum unb Bogel,
2 Jlit (Erb' unb fiimmcl fü.f)le ich mich eins.
Dn ewigem (Entlüden fchlägt mein ficr^,
llnb jubelnb griifre ich ben groften Bon.
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land ein. Insgesamt wurden von ihr bis Anfang 190S
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wod): „’Scffrn. kontieret ag:
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Jbau»i ! )ofidartcn“,6onntog: w < 2ÖeUfpicgd'’ „Börfcn
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En-gPo«: LudwluH-Apotli^lcn, MUnch^n.
mmmmmwmmm
'BeimVortrage einesVirtuofen
bat der.Jogenannle“
Vnmu/ißafißfje
meißben Wunfd), eben Jo Xfaoierfpiefen zu Gönnen,
denn Jein GeJüQf Jagt H)m ganz richtig, Jefdß zu
JpieSen unb Xompoßtionen nach perfönlicfjem Ge-
JdfmacG zu mäQfen, gewährt weit größere Treube
unb ’SeJriebigung. Jeder würbe Fieber fe(6 ft fpiefen,
wenn er es vermöchte. J) ie Je s „wenn“ kommt aber
garnidjt Sänger in fn: ari f.f cl bebtatTeSd)mie-
'Ereis 1250 Tflark. - Jüan verfange Erojpekt 0. Trage, denn bas El UllUlu rigkeiten färben
rftnrafinn Cn m ß Ti 'RerilnlV un 9 sü6tsn KavierfpieSer auf unb gibt itfm bie
y^lJUrallUfl tü, Ul, U. J ) . Dtcll lU U/ Tätigkeit, künftferifd) und nad) perfön(id)er 7!uf-
C Eotsb.Efaß ) 'BeCfgvueftr.g (Eotsb. EfatJ) fafjung 'Kfavier zu JpieSen.
470
3IIuftrirte 3 t 't un 9-
SWi. 3376. 12. Üfläq 1908.
allgemeine Sflotijen.
Hus Ä*r S<f)®elj. Sritbcm « eine ’fUintorfaifen uni»
aöinterturorte im fd)iDrumid)cn 'Jüliitcl- unb Jöodigebiuie
gibt, ift bie Gaifoti 1907 «h unjaxif eU)«ft bie befte
getoefftt. 'Jtameutlidi Ijoit fidi bas IlSintrrFportlebcn
ln ollen feinen tficftaltcn unb jormen in einer Töeife «nt*
rotefelt, ujie « uor roentflen 3al»reit itorf) lein 'JOlciifdi ge*
ofjnt tjStte. Unflcjöljlte «arge, namtntiidj jene, roeldie fid)
für ben Sd)tie«fd)ul)fauf (Sfifoljren) ehrten, finb je»»t an
fonnigen Tagen betnalje fo ftort bcoölfcrt toie oft mitten
im Sommer. !per Sdjneefdjulj l)ot fid) in ocrljälttüftmäfpg
rux.tfr 3eit genriffermafoen eine 'Jüelt erobert Cinbeimifdie
unb frrembe, jung unb alt, giofo unb flcin — alle* följrt
fjeute auf SH». 3n unb bei ben SQintcritationen Taoo*,
St. fflloTi*, ^ontrefina, itlofteTs, SUofn, SRigi, engclberg,
ffirinbelroalb, Hbelbobcn, Cetjfin im UDaabtlanb reibt fid)
ein Sportfeft an bae anbere. Aber nidjt nur bie Sport«
leute, fonbent aud) bie rigentlidjen JlHnlcrgäfte für tnefyp
ipJkf)ctitlid)«n "Jlufcntfjalt finb ungern ötinlirf) taljlrcid). Taue**
beherbergt fd>cm feit vier SBod>en Aber :it;o<> foldier tbäfte;
au» St. ülorifj, oon Migkftaltbalb, uou ffngclberg unb
(fcriitbeliDalb lornmt ein» über» dnbetmal bie Alunbc: „ 9111*9
befeh* “ ffugdberg tu Unterroalbcn l)at fid) erft oor brei
Oabren ab Wvnterfiatjpn aufgetan; tyeute fdjon ift e» ein
fdnoeijeriFdieTSUinterfportplat) erften 9 tang«, tmb basfelbe läfct
lief) fngen oom SRigi nnb oon 'flbelboben im öeruer Cbeilanö.
Slubermatt am ffiöttbarb ift erft im gutiten 3 al)r SUiuterftatiön,
oor allem SportplaR; and) es rühmt fid) eines ausflejeid)-
noten ffirfolgcs. 5 ra fl* man ,,ac *) Uefadje biefe» pI 3 f)Ud}en
Wuffdjumng«, ber übrigens in allen anberen SHJinterfport-
gebieten ber gleiche ift, fo tjOvt man allgemein, bafj berfeibe
ber am 2 i. 9 looembcr 0 . 3 . erfdjienenen fölnt<r» 9 lummer
ber £eip.iigcr älluftrirtcn 3 fit»ng 311 bauten fei.
Aufruf. Oan ber (f»ejd)äftaf teile be» pröoiförifdjen Arbeite*
ausfdjuffcs jur (Frrttfjhmg eines »ismardbentmals bei Finger»
brütf erhalten toir folgenbc 3 urd)rift: 9 lad) langen, ganj in bet
StiUe getroffenen forgföltigen ■Vorbereitungen einer änjabl
oon treuen Verehrern bes „ei fernen Äon, tlers“ ift cs gelungen,
ben i^banlcu ptr iSrridmmci eines SRationalbcnlmab fih
bert dürften «ismarrf auf ber Glifenl)ö!)< *>«» ®i«ger
brücf fo tueit 311 förbern, ba& bamit nun oor bie breitete
Offen tlidjreit getreten »erben lann. 5er 1 . April bes ^afjres
1915, an bem oor hu n bert fahren ber graft e Staatsmann
geboren tourbc, foll $cutfd)tanbs Söhn« jut nationalen
freier vor bem oollenbeten SBerfe oereinen. Sdjon fint>
mehrere ljunbert 9Mnn<x aus allen trauen unfeies Sätet
lanbes einem im ttntfteljcn begriffenen ffirojjen Slusfd)«^
beigetreten, ber 3 M einer erften großen Cerfammlung atti
SDlontag, ben 20 . 'Mpril (Oftermontag) nadi Singen einberuf tn
toerben roirb. Cs ift aber ber bringen be Vlunftb bes pro
oiforifdten 2 lr 6 citsausfd)uffes, bem bereits SRitglieber olin
bürgerlichen ^Parteien angchö«". bah b«* ibrofee 9lusfd)uft
recht balb uodj ganj bebeutenb an Susbehnimg geminrtf
An die kultivierte Menschheit!
Dos rogo Interesse, rrelclies weite wissenschaftliche Kreise und besonders Arzte und Chemiker an unseren Erzeug-
nissen nehmen, das Interesse, welches such besonders den Prozessen gilt, die wir gegen cino bekannto Konktirrenzfirmu
zu führen gezwungen sind, veranlasst uns, hiermit nllen Freundon der Wahrheit die Zusicherung zu geben, dass wir nach wie
\ror festhaJten an dem von uns für recht Erkannten, dass wir nimmermehr nnchlasscn werden in dem uns aufgedrungenen Kampfe.
Die Pflege de« Munde* und der Zähne, und die Herstellung der dazu erforderlichen Mittel ist von zu gnwser Wichtigkeit für
die gesamte kultivierte Menschhoit, als dass man ruhig zuschen durfte, wie untaugliche oder gar schädliche Erzeugnisse durch
enorme Reklame als „gut“ oder gar „das Beste“ angepriesen werden. Wie bisher, so wird auch in Zukunft unsere Parole «ein;
Fort mit Salicvl, Kalol und allen ähnlic hen, whiidlichrn Oemchgen aus Mund-
rvässern, fort mit iluum allen als Präparaten der Mund« und Zahnpflege.
Allen (lehiissigkeiton zum Trotz werden wir siegen. Fiat Justitia!
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Neuen kiuistkataloj)
9tt. 3376. 12. SJtörj 1908.
SIluftrirte 3citung.
'iln alle Betreuen De* pro neu .ttoiulcra ergebt Deshalb bas
höfliche (Erfuchett, Me (Eintragung ihrer {Kamen iit bte öiflen
De* TIrbritoausfcbuffes balbiglt perattlaffen 3U wollen, bamit
ihnen bie CEinlabung 311m 20. 9lpril rechtzeitig pigeftellt
werben tattn. «Ille DMfrungen unb Anfragen werben erbeten
art blc <*>efcf)äftsf teile bes prooifortfeben (JlTbeitsauslchuffes in
Höbt, jtönigsplab 17 .
Jubiläumsmebaille des ©remifdten Staate» für ben
Worbbeutfchen Vlo«J>. (Einer fDRelbung auo ©reinen infolge
überreichte ber Senat betn 9torbbeutfc!)en filopb eine gelepent:
lid) ber fünfti gärigen Jubelfeier am 20. Jebruar 1007 mit
Juftimmung ber ©ilrgerfcbaft geftiftote. 0011 ©rofeffer $yal)n>
SJtüncbcn ausgefübxtc t^olbcnc Staatomcbaillc mit einem
©egleitfdjreiben uom 20. Februar, in meinem ber Senat Me
oor einem Jahre beim Jubiläum ausgefprochenm HOünrdic
für ferneres ©Itiben unb ©ebeiljen bes ©orbbcutfd)eu Qloqbs
wieDerholt. Sed^unb^ujar^ig gleichartige 9J3ebaillcn in Silber
unirben an Den «tuflidttsrat, ben ©orftanD unb Die ©rotu*
ritten . I 1 un.bertfewlivunbuuan. 3 ia in ©route an bie Ainpitätic
bes 92 orbbeutf«fien i?lot)b in betonterer ®«erletmug ihres
IBir len s für bie (hefcllfchnft perliebrn.
(Eine internationale Jagbausftellung foll im Jahre 1910
in SBien abgetialten io erben, hierbei ^atibeEt es |id) in
erfter Cinie um eine inbuftrieUe unb eine gewerbliche Sfus*
ftellung, ba alle mit ber Jagb bireft ober inbirelt In ©er*
binbung ftchenben Bewerbe in ber «üusftellung 3 U finben fein
werben. 5 >abtird) wirb bte Qlusftellung einerjeits bie Gut*
wieflung unb beit heutig«» Stanb ber Jägerei jeigen,
anberfeits aber auch burdj ben gewerblScfi^Tt unb inbuftriellen
leil bte hohe aoixt f<f)af tl ict)c ©ebeuiung ber Jttgb ttaebweifen.
tSs werben batjer in ber rein jagblitben Äbteilung Jagbaeräte
unb Trophäen aller 3 f Üen unb ©ßllet $u fehen fei«, unb
in ber gewerblichen ©usfteLlung werben nicht nur bie Innb*
läufigen ©robuftionen non £>anbel unb Bewerbe, fonbern
auch bie mobentften ©rrungenfehaften ber Jnbuftrie, ©uto<
mobil unb lentbarcs Cuftfdnff, ihren ©Iah finben. (Buch
Literatur, ßunft unb Munftgewcrbe werben, foweit fie fid)
mit ber Jagb befd)äftigeit, int {Rahmen ber UluefteUung
oertreteit fein. ferner fiitb uerfdiiebene ©eranftaltungen
geplant, wie ©tetifchieftcn, Jagbreuncit, ©orfül)rutig oon
jagbjügen, ©Hlb>?lu«|tellungcn unb 6unbc*9lusftelluiigen.
«In ber Spi^e bes vorbereitenben Komitees ;tcht ©la* ©gern
frürft Jfürftenberg.
mintcrfportausfte llung in üRiirjUtifcblag. 3m tommenben
©Unter, in ber Jeit oon Weihnachten bis 2. Jebruar, finbet
in SJlürttufdilag eine grofce, alle (Frfdieinungen bes Winter*
fpprts umfaffenb« Winter jportausftellung ftatt. J-ür biefe
Üusftellung wirb fielt auch in Wien ein 91 Itionsf omitee bilben.
l£s ift nicht richtig. Äinbcrn, hie teine Wild) oertragen
lönnc«, ein Jlihbe«nei)l 3U geben, welches ebenfalls ftuhmild)
in irflcnb einer Jonn enthält. „.ftiifc!c‘Vfttnbcrmehl hat
feine ©Kld)bcftanbteile, unb bad) ift es fo rrld) an (EitDeif)*
unb ffllineralft offen, bah es jur ausfdilie&lidien (Ernährung
ber StinDer bienen fetmt.
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auf dem Pferd a.
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Sinnigen
finben hurd) feit 1843 öll»
tüödienttich in Ccipjig erfdjeinrnbe
„Jlluftrirte Jcitung" bie weitere
unb uvitffaniltf ©erbreitung. $ie
3nfertionsgebfil)t beträgt für bie
cinfpalttge 3lonpareilIe3eiIe ober
bereu SRanm 1 ÜJIarf 50 ©f. ^Dic
Jufcrate toerben in ber D?cd>t-
fd)reibung ber ©uchbrucfcreicn
beutfeher Sprache gefegt, [ofent
nicht bei ber ©eftellung öusbnicf«
lieh eine atiberc Sdjreibroeijc oer»
langt wirb, unb gdattßc-tt, wenn
bie ttittfenbung bis ©Jitttood) ftfüh
erfolgt, in ber9legelinberad)t2age
bamad) «rfthetnenben 91ummei3ut
Aufnahme. &ür einen beftimmten
©Iah ntltb feine ©aranik über-
nommen. Jnfertiörtsbebingimgen
unb ©robenummer auf SBuufch.
©e|<hafts[telle Der
Jlluftrirten 3*itttttg in fietp$tg.
■sä
2
Slluftrirte 3 c ^ un 9-
SRi 3376. 12. aRäT3 1908.
Schwächliche | in der Entwicklung oder beim Lernen zurückbleibende Kindel* j sowie
blutarme sich matt fühlende und nePVÖSe überarbeitete, leicht erregbare, müde, frühzeitig
erschöpfte Erwachsene gebrauchen als Kräftigungsmittel mit grossem Erfolg:
(Völlig alkohol- und aetherfrei.)
Der Appetit erwacht, die geistigen und
körperlichen Kräfte werden rasch gehoben,
das Gesamt-Nervensystem gestärkt.
Nachstehend einige ärztliche Aeusseningen über die hervorragende Wirkung von Dr. Hominel’s Haematogen als diätetisches
Kräftigungsmittel bei katarrhalischen Affektionen, Lnngenerkraiikungen, Influenza etc.:
Prof. TV. L Swiatopolk, l T nircreitüti*klinik Ln Warschau; „Ich habe Honimcl»
II ärmst op-n wiederholt in der Frauen- und Kinderpnuis verordnet in Fallen
von Blutarmut und allgemeiner Entkräftung, stets mit gutem Erfolg. Das Mittel
•oKte «ine weitere Verbreitung finden bei beginnender Tuberkulose.“
Herr Dr. Egmotf in Kelkheim &. Taunus: „Von Rommel* Haematogcn kann
ich nur Gutes berichten. Bei beginnender Lungenschwindsucht, wo der Appetit
völlig darnicdcrlicgt und ich schon viele Stomachica erfolglos gebraucht hatte, hob
sich der Appetit und das Allgemeinbefinden *chr. Ausgezeichnete Resultate sah ich bei
Kindern, bei denen i n folge von Verdau ungsstöru ngen grolle Schwäche Ginget re ten war.“
Herr Dr. Josef Steinfeld in Neusatz a. d. Donau: „Ich habe Homnicl’a
Haematogen bet meinem jüngsten Sohne mit bestem Erfolg angewendet. Der
Knnbe, H'/* Jahre alt, ist in den letzten Monaten außerordentlich mach gewachsen
und hat zugleich immerwährend gchüstelt. In den beiden Lungenspitzen war ein
feiner Katarrh nachweisbar. Durch den mehr monatlichen Gebrauch des Präparates
hat der blutarme Junge nicht nur seinen Spitzenkatarrh verloren, sondern auch
das Wohlbefinden desselben lässt nichts zu wünschen übrig.“
Herr Dr. Christoph Müller in Immenstidt (Bayern): „Ich habe bei mehreren
Fällen von Lunge nschwiadsuchf Kommers Haematogcn mit glücklichem Erfolg
angewandt und speziell dessen appltmnregende Wirkung schätzen gelernt“
Herr Dr. Richsrd Recht Pribram (Böhmen): „Ich bibe Hotmnel'a Haematogcn
mit bestem Erfolge bei einem 7jährigen schwindsüchtigen Kind« angewandt Bei
demselben wurden vorher erfolglos verschiedene künstliche neuere, sowie ältere
Nähr- und Eisenpräparate augewandt Durch Ilommel’s Haematogcn nahmen die
Kräfte rasch zu und der ganze wahrhaft elende Zustand des armen Kindes besserte
sich, in solcher, Weise, daß nuin für die Zukunft die sdnöniiten Hoffnungen hegen kann.“
Herr Dr. Baer, Oberdorf (Württemberg): „Ich habe Hemmer« Haematogcn
vielfach angewandt und finde es besonders bewährt in der Rekonvaleszenz nach
Infektionskrankheiten. Bei Blutarmut und vor allem bei beginnender Lungen-
schwindsucht verwende ich das Mittel aunsrhliefilieh.“
i |
Herr Dr. Müller. Hamborn (RMnprovinz): „Eine auffaBende Besserung in
einem Falle von Lungentuberkulose nach Verabreichung Ihres Hac-
ma logen Hoinmel veranlaßt mich, dasselbe weiter zu versuchen.“
Herr Dr. Koppel in Rzeszöw (Galizien): „Mit Hummel’*
Haematogcn habe ich in zwei Fällen von Lungenschwindsucht
ndt hochgradiger Blutarmut und vollständiger Appetitlosigkeit sehr
gute Erfolge erzielt. Hehon nach Verlauf einer Flasche besserte
sich sowohl das Aussehen, als auch der Appetit bedeutend.“
Herr I>r. Schwan, Schifferstadt (Bayern): „Besondere über-
rascht war ich von der günstigen Wirkung von Homaels
Haematogcn auf die Lungen, indem der Husten sich bald ver-
ringerte, der Appetit zunahm. Entschieden ist auch Hommcl’s
Warnung vor Fälschung!
Nicolay & Co.
Dr. HOMMEL’S
Haemarogen.
Verkauf in Apotheken und Drogerien.
Haematogcn bei rikrophulosc der Kinder dem Lebertran vorzuziehen. Alle
Kinder nahmen cs gerne, erbrachen niemals, wie es bei Tran so oft geachiehu“
Herr I>r. E. Saarmann in Beverstedt in H. : „Hommela Hacmatogen habe bei
einer Patientin mit beginnender Lungenschwindsucht und greller körperlicher
Schwäche, die eine Folge eines langen Kindbett fiebern war. mit »ehr günstigem
Erfolge angewandt Der Appetit besserte eich zusehends, die Blutarmut nahm
von Tag zu Tag sichtlich ab.“
Herr Dr. Jot. Sachs, Berlin: „Mein Sohn von fünf Jahren, der nach einer
Mandelcxtirpation in kurzen Intervallen von Lu»gen*olaüta]ung, Brustfellent-
zündung und zuletzt von Diphterie betroffen wurde und sehr geschwächt war,
hat Bich nach einem mchrwüchcntlichcn Gebrauch Ihre» Hacmatogen Komme!
überraschend erholt und die alte Frische gottlob wieder erlangt“
Herr Dr. August Pfeiffer, Kartsbad: ,,In einem Fall von starker linksseitiger
Lungentuberkulose wurde der Patient, der im heurigen Frühjahr vollständig dar-
niederlag. durch Haematogcn 1 lommd soweit hergestellt, daß er im Wald
spazieren kann, ohne irgend welche Beschwerden zu fühlen.“
Herr Dr. Friedr. GeiBler in Wien: ,,JIit Hommcls Hacmatogen habe ich bei
schwerer Bleichsucht ganz staunenswerte Erfolge erzielt , ebenso in einem Falle
von Lungenschwindsucht, wo sich in kurzer Zeit, innerhalb weniger Wochen, das
Allgemeinbefinden besserte.“
Herr Dr. LÖrlncty Spezialarzt für Lupgenknwkheiten in Budapest; „Honuad's
Haematogcn ist ein ausgezeichnetes Mittel, Im Anfangsstadium der Lungenschwind-
sucht ist dasselbe unübertrefflich,“
Herr Dr. lauert, Media.- Rat, Seehausen: ..Hommel’s Hacmatogen habe ich
bei meinem jüngsten, damals 11 Monat« alten Kinde, da» infolge von Stickhusten
und sich jdaran schließender katarrhalischer Lungenentzündung, die schon Wochen
bestand, »ebr herabgekommrn war. versucht und zwar mit »ehr günstigem Erfolge.
Da» Fieber verschwand schon nach einigen Tagen, der Kleino bekam sichtbar
Farbe, aß wieder tüchtig, hustete kräftiger und erholte sich zusehends.“
Herr Dr. Eminuel Böse in Rawa nilka (Galizien): „Eine Patientin, welche an
allgemeiner Blutarmut und Lungeoapitzenkatarrh mit Verdacht auf Tuberkulose
litt, dabei ganz_ aja. tisch und ohne Lust zu jedweder Arbeit war, nur an den
Tod dachte, ließ »ich, da sic ein Vorurteil gegen Medikamente
hatte, mit schwerer Mühe bereden „Haematogen Hommel“ zu
nehmen. — Nach Verbrauch von mehreren Flaschen erholte
»ic «ich so sehr, daß aie nicht genug dies« Präparat preisen
kann. Der Lungenkatarrh wieh vollständig, eie selbst fühlt sich
kräftig und lebenslustig. 14
Herr Dr. Jacob Spitzer, Kls-Becskerek (Ungarn): „Ich habe
Hommel'» Hacmatogen bei Blutarmut, »krophuloeen und rachi-
tischen Krankheiten und bei Schwindsüchtigen verwendet und
damit glanzende Resultate erzielt. Das Präparat ist als Kräftigungs-
mittel unübertrefflich.“
„Dr. Hommel’s“
Haematooen und lasse sich Nachahmungen nicht aufreden!
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ftür bie tRebaftton orrattttöörUid) itätl SBiIle, für hen 3ti|etättnttü CErnft SRcdel; betb« in Cetpjig. fecrauagobe, 2hrucf unb Berlag non 3. 3. SBeber in Bctpjig.
®en«al.Rtprai«ntönt b«t „3Hufmtt«n 3ettun^füt'D|urTeUt>-Unaarn:Ia^«eS!ontjt, «Bitn IX.. fciclaan* »; Iftt €>*rau*gabt unb 6<brtttMtu:ui Robert ffllöbr, IBttn I.
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
I
Jllustrirte Zeitung
Erscheint seit 1843 ^ *
Hundertdreißigster Band.
19. März 1908.
Verlag Water in Leipzig, Reudnitzeisfraße i-7.
-Qigitizedrby VjUC 'jptT; THE OHIO STATE UNIVERSITY
Die japanische Auswanderung.
B is zu seiner Öffnung- um die Mitte der fünfziger
Jahre war Japan ein nach außen hin streng
abgeschlossenes Land, Nicht nur die Auswanderung,
sondern nuch'die Einwanderung war verboten und wurde
mit schweren Strafen bedroht. Seetüchtige Schiffe
durften nicht gebnut werden. Selbst schiffbrüchige
Japaner, die von einem fremden Schiff gerettet worden
waren und wieder in ihre Heimat zurückkehren wollten,
wurden nicht mehr zugelassen. Wenn auch die
Reformgesetze die alte Abgeschlossenheit Japans be-
seitigt haben, so besteht doch für die japanischen
Staatsangehörigen noch keineswegs die Auswande-
rungsfreibeit im europäischen Sinne. Nach dem
Auswanderungsgesetz von 1896 darf kein Japaner
das Land verlassen, ohne zuvor die Erlaubnis der
zuständigen Verwaltungsbehörde erhalten zu haben.
Bei der Einholung der Erlaubnis muß er das Land
angeben, das er aufsuchen will, und den Zweck, der
ihn dorthin führt. Von der Verwaltungsbehörde kann
die Erlaubnis zur Auswanderung verweigert werden.
Ja, die Behörden sind sogar berechtigt, aus Gründen
der auswärtigen Politik bereits erteilte Auswanderunga-
erlaubnisse wieder zurückzu nehmen.
Somit ist die japanische Regierung in der Lage,
die Auswanderung zu regeln und nach ihrem Ermessen
gegenüber einzelnen Landern zu vermehren oder zu
vermindern oder ganz zu unterbinden. Japanische
Auswanderer ohne Erlaubnis und ohne Paß können
keinen Anspruch auf den Schutz der Regierung er-
heben. Im allgemeinen begünstigt die japanische
Regierung die Auswanderung, und zwar aus finan-
ziellen Gründen. Die Japaner im Auslande ver-
dienen Geld, sie senden an die Familien in der
Heimat, was sic gewonnen oder erspart haben, oder
fühlen bei ihrer Rückkehr daa Ersparte mit sich.
Das Bargeld, das dadurch dem Lande jährlich zu-
fließt, ist halbamtlich auf 30 Mill. Mk. geschätzt
worden. Jeder Zufluß baren Geldes ist der Re-
gierung erwünseht. .Japans Handelsbilanz schließt
mit einem Defizit ab. Seine Zahlungsbilanz stellt
sich infolge starker Verschuldung an das Ausland
noch ungünstiger. Unter diesen Umständen glaubt
die Regierung, die Auswanderung fördern zu müssen,
um den Goldabfluß nach dem Auslande einigermaßen
zu ersetzen.
Japan zählt nahezu 50 Millionen Einwohner.
Die Bevölkerung vermehrt sich jährlich, um eine
halbe Million. Indessen könnte das Land noch eine
größere Zahl ernähren, da weite Gebiete verhültnia-
mäßig dünn bevölkert sind. Die Insel Hokkäido
(Jeso) ist so groß wie Bayern und Baden zusammen-
genommen und hat nur 850000 Bewohner aufzu-
weisen. Die japanische Regierung war bemüht, die
Auswanderung dorthin zu lenken, erzielte aber keinen
nennenswerten Erfolg. Die Japaner gehen nicht
gern in nördliche Gegenden, weil sie dort nicht die
Lebensbedingungen finden, die ihnen unentbehrlich
erscheinen, nämlich ein gleichmäßiges Klima ohne
kalten Winter und ihre Nationalspeise, den Reis, den
ihnen nun einmal das Brot nicht zu ersetzen ver-
mag. Diese Lebenebedingungen finden sie weder
in Hokkäido noch in der Mandschurei. Das Klima
ist ihnen zu rauh und die Reisversorgung un-
genügend.
Günstiger für *lio Japaner sind die Lebensverhält-
nisse Koreas. In der Tat sollen bereits 78000 Ja-
paner nach Korea ausgewandert sein. Doch glaubt
man, daß die Zahl der Japaner in Korea eher ab-
als zunehmen wird, weil in Korea selbst die
Landwirtschaft genau wie in Japan im Kleinbesitz
nach dem Hackfruchtsystem betrieben wird. Als
Auswanderungtdnnd kommt Korea nur für japanische
Kaufleute, Industrielle und Unternehmer in Betracht,
Am frühsten und am stärksten wandte sich die
japanische Auswanderung nach den Hawaiinseln.
Dorthin gingen die Japaner mit Vorliebe, obwohl
sie in den Zuckerpflanzungen schwere Arbeit zu
verrichten hatten. Aber sie fanden ein mildes Klima
und Reis zur Genüge. Mehr als die Hälfte der
dortigen Bevölkerung soll bereits aus eingewandexten
Japanern bestehen, deren Kinder, soweit sie hier
zur Welt gekommen sind, al9 Angehörige der Ver-
einigten Staaten von Amerika angesehen werden
müssen. Bekanntlich befürchtet man in der Union
eine Japanisierung der Hawaiinseln, ohne dagegen
wirksame Maßregeln ergreifen zu können, da es an
Ersatz für die japanischen Zuckenu-beiter fehlt.
Die Hawaiinseln wurden später eine Art von
Sprungbrett für die Weiterwanderung der Japaner
noch Kalifornien, wo sie noch günstigere Lebens-
bedingungen vorfanden. Innerhalb der Grenzen der
Union einschließlich Hawais ermittelte die Statistik
Ende 1900 neben 119000 Chinesen bereits 8G000
Japaner. Seit dem Jahre 1900 stieg die japanische
Auswanderung nach Kalifornien von 12000 bis auf
30000 Köpfe jährlich, und heute mögen daselbst
neben 120000 Chinesen annähernd 100000 Japaner
wohnen. In Massen sind sie als Arbeiter nament-
lich in Gärtnereien beschäftigt. Viele werden als
Gnstwirto und Kaufleute wohlhabend und als Unter-
nehmer reich. Da sie genügsamer sind und billiger
arbeiten, verdrängen sie die Weißen. Man sagt
ihnen noch, daß sie sich nicht assimilieren lassen,
und wirft sie mit den Chinesen in einen Topf. Zu-
nächst erblickte man in den Japanern unbequeme
Konkurrenten. Bald belebte sich der Rassengegen-
b«U und verschärfte sich, a)s sie in Kalifornien empor-
kamen und stolzer auftraten als die Chinesen.
Wie erinnerlich, verlangte schon Ende 1904 der
Nordamerikanischo Arbeiterbund die gänzliche Aus-
schließung der Japaner auf dem Wege der Gesetz-
gebung. Im darauffolgenden Jahre beschlossen die
Arbeiterverbändc der Union eine nachhaltige Be-
wegung gegen die japanische Einwanderung einzu-
leiten, damit das „Einfallstor für die gelbe Rasse' 4
geschlossen werde. Dann knm es 1906 in San
Franzisko zu dem vielbesprochenen Schulstreit, den
die J apancr geradezu herausgefordert hatten. Einige
von ihnen verlangten für ihre Kipder die Aufnahme
in die städtischen Schulen. Diese wurde ihnen ver-
weigert; man verwies sie auf die Chinesenschulen.
Dagegen legten die Japaner Verwahrung ein und
machten die Sache zu einer Haupt- und Staatsaktion,
indem sie auch nach dieser Richtung hin völlige
Gleichberechtigung mit deu Weißen forderten.
Unter den japanischen „Kindern“ befanden sich
junge Leute von sechzehn Jahren und darüber, die
in den öffentlichen Schulen bequem und billig Eng-
lisch lernen wollten. Dadurch mußte der Lohrplan
gestört werden. Das ablehnende Verhalten des
Schulrats von San Franzisko war sachlich durchaus
begründet. Auf Andrängen von Washington aus
mußte man in San Franzisko aber schließlich nach-
geben. Japanische Kinder können seither zu den
Schulen der Weißen in Kalifornien zugelassen werden,
wenn sie weniger als sechzehn Jahre alt sind und
Englisch sprechen. Andere japanische Kinder müssen
sich mit besonderen Schulen begnügen. Man hoffte
in Washington, durch dieses Zugeständnis die Gegen-
sätze leidlich ausgeglichen zu haben. Indessen
richtete sich die Stimmung in Kalifornien immer
feindlicher gegen di« Japaner, und blutige Zu-
sammenstöße fanden statt, bei denen sich die
letzteren wacker hielten, aber schließlich doch den
kurzem zogen.
Seit jener Zeit verhandelt man zwischen Washing-
ton und Tokio, ohne zum Ziele zu kommen. Die
Verständigung würde erreicht worden sein, wenn die
japanische Regierung erklärt hätte, die Auswanderung
nach Kalifornien entweder ganz zu verhindern oder
wenigstens auf ein bestimmtes Mindestmaß einzu-
schränken. Bei einem solchen Übereinkommen wäre
mindestens ein« Verschärfung der Rassengegensätze
in Kalifornien verhütet worden. Indessen, weigerte
sich die japanische Regierung beharrlich, auf das
Verlangen der Vereinigten Staaten einzugehen.
Im Frühjahr 1907 hatte die U^iion durch einen
Zuaatz zu den betreffenden Gesetzen die Einwande-
rung japanischer Kulis verboten. Japan bestritt die
Berechtigung dieses Verbots und lehnte seine Zu-
stimmung dazu ab. Mündlich und ganz unverbind-
lich gab die japanische Regierung die Zusage, die
Auswanderung nach der Union einzudämmen, ins-
besondere Auswnnderungspässe in geringerer Zahl
und nur für tüchtig« Leute auszu stellen. Weitere
Zugeständnisse waren von ihr nicht zu erlangen,
obwohl von Washington bemerkenswerte Gegen-
Zugeständnisse in Aussicht gestellt wurden. So
erbot man sich, die Naturalisierung der bereits in der
Union lebenden Japaner zu gestatten, auf di« Ex-
territorialität in Korea zu verzichten, der japanisch-
koreanischen Zolleinigung zuzustimmen und sogar
Handelsfreiheit zwischen Japan und den Philippinen
zu gewähren, wenn Japan da9 Verbot der Einwande-
rung japanischer Kulis in der Union ausdrücklich
anerkennen würde. Jenes lehnte jedoch all« An-
erbietungen ab und bestand vielmehr in bezug auf
die Einwanderung auf völliger Gleichberechtigung
mit den Weißen, indem es diese als eine Forderung
seiner nationalen Ehre und Würde hinstellte, in der
es nicht nachgeben könne. Die japanische Regierung
verlangt zwar gegenwärtig von den Vereinigten Staaten
noch nicht geradezu die Aufhebung des Verbots der
Einwanderung japanischer Kulis; aber sie hat erklärt,
den Handelsvertrag mit ihnen nur dann zu erneuern,
wenn letzteren die Einwanderungsfreiheit von seiten
der Union bewilligt wird.
So Stehen die Ding« gegenwärtig. Seit Monaten
wird zwischen den beiden Regierungen darüber ver-
handelt. Eine Verständigung läßt sich nicht absehen.
Was Japan fordert, die völlige Gleichberechtigung dar
Gelben mit den Weißen, mag eine Frage seiner natio-
nalen Ehre und Würde, mag ein Verlangen der öffent-
lichen Meinung Japan« «ein, kann aber von der
Unionsregierung niemals bewilligt werden; denn diese
hat ebenfalls die gesamte öffentliche Meinung hinter
sich, wenn sie die Anerkennung der Gleichberechtigung
zwischen Weißen und Gelben auf ihrem Gebiete
ablehnt. Ln der Tat könnte «ine unbeschränkte
Massencin Wanderung der Gelben, zunächst der Ja-
paner, die weiße Rasse in Kalifornien empfindlich
zurückdrängen. Kalifornien ist dünn bevölkert und
empfangt nur spärlichen Zufluß von dem Strome
der europäischen Einwanderung.
Von den Vereinigten Staaten von Amerika und
auch von Kanada abgedrängt, hat «ich die japanische
Auswanderung in neuster Zeit nach den mittel- und
südnmerikanischen Staaten, namentlich nach Peru,
Chile und Brasilien gewandt, wo die billigen Arbeiter
vorläufig willkommen sind. Mit ihrer Hilf« will
man in Brasilien den Reisbau entwickeln und di«
Kaffeekultur begünstigen. In der Kolonialschule
von Tokio wird die Gründung japanischer Siedlungs-
gesellschaften in Südamerika besondere berücksichtigt.
Erlangen die Japaner in Südamerika neue Ansied-
lungs- und Absatzgebiete, so wird man darin in den
Vereinigten Staaten eine Gefährdung der Monroe-
lehre und der allamerikanischen Bestrebungen er-
blicken und nach Mitteln suchen, um auch von
dort die japanische Einwanderung abzuhalten. Ge-
rade in bezug auf Südamerika ist man in den Ver-
einigten Staaten von Amerika besonders empfind-
lich; man betrachtet schon die europäische Konkurrenz
daselbst mit mißgünstigen Blicken und wird eine
etwa kommende Masseneinwanderung von Japanern,
das Entstehen einer gelben Gefahr in Südamerika
mit allen Kräften zu verhindern suchen. Daraus
sind neue, noch nicht absehbare Verwicklungen zu
besorgen.
Der Konflikt zwischen der Union und Japan
kann jederzeit zum Ausbruch kommen. Dauert die
japanische Einwanderung nach der Union fort, oder
nimmt sie zu, so ist es möglich, daß der Kongreß
die Ausschließung der Japaner, vielleicht sogar ihre
Vertreibung beschließt Das wäre deT Anlaß zu
einem Kriege, der aber auch aus anderen Gründen,
welche mit der Einwanderungsfrage gar nicht Zu-
sammenhängen; hervorgerufen werden kann. Beider-
seits bekunden zwar die Regierungen friedliche Ab-
sichten; doch ist unter den Völkern die gegenseitig«
Gereiztheit geblieben, und die Gegensatz« zwischen
Weißen und Gelben haben sich eher noch verschärft
als vermindert. Paul Dehn.
Die Illustrirte Zeitung darf nur in der Gestalt In den Verkehr gebracht werden, in der sie zur Ansgabe gelangt ist Jede Yerilnderung, auch das Beilegen von Drucksachen
irgendwelcher Art, ist untersagt und wird gerichtlich verfolgt
AIIq, Zusendungen redaktioneller Art sind an die Redaktion der Illustrirten Zeitung in Leipzig, Reudnitzeratraße 1 — 7,
alle anderen Zusendungen an die Geschäftsstelle der Illustrirten Zeitung, ebenfalls in Leipzig, za richten.
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0} v QQ77 2 QH TOmth ®ie SUuftcirtc 3<itung (©«lag oon 3. 3.9Be&er in iJeipjift) crfdjctnt |ebtn IDonncwtag vormittag. Vicrttliätjr' in Sil }'Arj 1 (W)U
JH- 00(4» lOU. -vlUllU. lidjec ®fjufl<prei«: 6urd) beit ©udjljanbel 8 .4, frei in* $au» 8 J4 25 «$; bei einer 'poftanftalt beftellt lw« *UIU10 liJUO.
Dru tfdjre *Reid) 8 .4 12 A. OXutfdK (2d>irfeflebietc 8 Jt. ßfterrrid) 10 K 56 h. Ungarn 9 K 9-1 h. 6d)roetj 10 ftr*. 66 Ot«. 3n fflgijpten, ©elflien, Bulgarifn, at)Ur. Iiflnemorf, 3talien, Cuiemburg,
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In Rohleinen gebunden 7 Mark 50 Pfg.
Die hohe Blüte unserer Familien haus- Architektur
wird hier neuerdings glänzend erwiesen, und tan
Zusammenhang damit dürfle mancher sein eigenes
Heim anstxebcndc Leser höchst zweckdienliche An-
regungen aus dem Buche schöpfen, das sich durch-
aus nicht auf dem Boden einet allzu engen Stil-
gedankens bewegt, wohl aber die 0 rund sitze der
Ehrlichkeit und der Zweckdienlichkeit der moder-
nen Baukunst mit nützlichen Ratschlägen verfolgt.
Ein Hauptvortug des Werkes gegenüber ähnlichen
Erscheinungen ist der. daQ cs nicht Skizzen und
Entwürfe, sondern Abbildungen und O rund risse
auseettihrter Bauten enthilt, die iu den angesehe-
nen Baukosten tatsächlich hcrgestcllt worden sind.
Probeibbtldung
Lehrbuch
der Praktischen Photographie
Sechste Auflage, auf Kunstdruckpapier gedruckt.
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Chmm. Tinten fabriker, gegr t«26
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In OHginalleinenband 4 Mark 50 Pfg.
„Das Werk ist ein ebenso gutes Lehrbuch für den Anfänger
wie ein Nachschlagewerk für den erfahrenen Photographen.
Ein Vorteil gegenüber den meisten anderen Lehrbüchern dürfte
darin zu erblicken sein, daß neben der monochromen Photo-
graphie auch der Farbenphotographie und des Presse ndruckes
gedacht ist“ Apollo (Dresden).
AuafQhrilchc{llluatrferie Prospekte Qber vorstehendes von der Fach*
presse überaus beifällig aiafgenommene Werk stehen unentgeltlich
zur Verfügung.
Völlig neu bearbeitet von
H. Kessler
Professor an der.k. k. graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien.
Mit 141 Abbildungen und 8 teils farbigen Tafeln.
Pie<?roße$oginä.P.
Ernst v.Wolzogen
3a btefem ueueften Wotnan geigt TBolgogcn mehr
ol« letnolf guoor fetnen UebentToiirtitgfn, frtfc&en
fcumöt uitb feilte flifimctibc ®ar«cUuna«unft.
St I4frt bic Seftait ein« b<5d?f» originellen Jrouen-
natur brroorrrrirn auf finrm SMntnrgrunBe, bet
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ben firinftaatHCb »«triffenen unb Bern unirr bet
Jtatfecfronc geeinten ©euffdblanb totbcrfhiegtlt.
s>ief<tf grü§ angefttjte, ^tx^iufereffanfe CRoman fötnrnt tm
nädjften THertclja&r, unb jwar alUCn tn Deutfdiland, im
Betliner Tageblatt
zum Qibbrucf. QaS QBcdtner Tageblatt
bringt folgenhe ( Jö.o(hmf(brift<nQla(9rattä.
Steibtattcr: { 3Jiontag: „©erSeifgtift^STCiCt-
wo<S>: „tetfyn. Wunbfe&au", ©ormetstag:
„Töfltfpiegcl", Freitag: „ülf", ßonnab.:
r 5öäu^Ät>f(8art<n* / Gonn<ag:^ ( 2öeUfpteget 1 '
ferner Tftontag: „Gpörtblätt*, ©t<n«fag:
„9tcif<-, 'Säber- unb $ouriften*3eitung%
TJRittwotb: „Cit^unbftfrau*, ©onnerötag:
„3urift. 9tunbfd>au\ ‘jreitag: „3 rauen.
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dtuilcbcn Kirche in dtr Zcil des erwachen-
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Don Dr. phil. Cheo Sommcrlad,
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‘Hflnntenmorviiolnau*, berflifictjenbe, oon % r»r. «. Tenucrt. Mit 50« «b.
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ber «okii im l'anb« unb in löolcu oon f). 3daer. jroette, u«befierte unb twr.
mebete «uf läge, bearbeitet oon 11. vfct'ubert. Mit 70 «Ibbilbungcn. ‘l Mart M)
tearinban, Bretoenfaieisr nssb «aeinürTeitnng, oon 3. ®o<t)natjt. Tritte,
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flrrtibcrrn oon *inbo. Mit 5Ü «bbitbur.oen. 2 Mart 50 Uf.
Hiergärtner ri. 'Beltbrung über «nlagr, «ur'rftntflcfung unb Untorbaltung bee
®drten, |otol< flbet fet.UTnrn,)nd)t oost 3da<r. €e*f)fte Wuftaße nad) b(»t
neunten ßrfnhntngen unb ,yoTt idinttrn umgearbntet oon 3. 113c jit ll)öf t. Mit
104 «bbitbungen. 3 Mart SO. ®f.
Hlttmtrrn&rtMcrri »ou TO- Qebl. 3“'*ii ,r . u tng (arbeitet« unb öermd)«« «uflage.
247 -Seiten mit 89 «bbilbungen. 3 Mart.
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:«0 Warf (aniiait 87 Marf) burd) lebe BucbbdttMung ,)il belieben.
Drofpefte bejro. C«wtd)nin< mit nuofttbrlict)« 3nha!t*nngabe bet oorflcljenbeit
©An De fiebert unenigeltlict) «ur ©erfflgung.
33et(ag5hu^anblung oon 3. 3. 3ßcbcr, -ßeipjig 26.
Von Signor Sulturino.
ln (kriKtnallelnenbontl 12 Hark.
Inhalt: Akrobaten und Gymnastiker. Alb-
, Kingkiliu|»(<-r und Kimen. Zw*rxc.
Schbuigennii-nju'hcn. Zauberhnruitlea’.KuiiJt-
schQtzcn u. Messcrwerfer. Llungcrkünstler.
ZusaiiiiiiH'nKi‘ < eacbs<:iio Mrnjschrn. Kumpf-
und FuUkQnstler. Mimikte und Hatitmen-
aehen. Htutr-u. Bartraenzchen. Tsttovieetc.
Hocbenkftnstler SchnvIlAufer. Schnetl-
mnlcr. JSchsrcTtaltrolratcn. htraxin», borfuü
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Kraftlose Nerven.
Man hat sehr mit Recht das Nervensystem mit einem Netz elektrischer Leitungen verglichen,
durch welches die verschiedenen Orgm* 2 um Fun kt iontere« gebracht werden. Die sch&nste elek-
trische Leitung nützt aber nichts, wenn sic .stromlos* wird. d. h. wenn die elektrische Krall ausbleibt.
Sie ist dann nur «m armseliges Siftck Prahl, ohne Zweck und Nutzen.
Auch das Nervensystem kann „siromJus“ werden, die Nmenkratt kann abnehtnen, kann
ganz vernichtet werden.
Die Folgen sind entsetzlich!
Nervo sillt, Neurasthenie, Neuralgie, gekennzeichnet durch Mattigkeit, Kopfschmerzen,
Empfindlichkeit aeqen Ceriusche. Reizbarkeit und üble Laune, besonders dos Magens. Zitters
der tlknde, Schlallos ig keil, Gedächtnisschwäche. Angstgefühl, Unsicherheit beim Sprechen,
Zuckungen der Muskeln und Glieder. Epilepaie, bohrende Schmerzen ohne Geschwulst. Ischias,
Impotenz. Trunksucht, Neigung zu Ausschweifungen, Verdauungsstörungen. Melancholie und viele
andere Beschwerden stellen sich ein.
Unter normalen Verhältnissen genügte die gewöhnliche Zufuhr von Kraft, um das Nerven-
system hinreichend mit Strom, mit Energie au versorgen. In der erschöpkndcn Hast des modernen
Erwerbs- und Gesdlschiltslebens genügt aber die aul langsamen Verbrauch berechnete Versorgung
nicht mehr, es treten gzm au Uergeuöhnliclie Ansprüche an das Nervensystem heran.und wenn dasselbe
nicht entsprechend besser mit Krall versorgt w-itd. SO versagt eS. der LebentproaeO Wird gestört und Stockt
Schnellste Hilfe tut dringend not!
Man muß die ermatteten, abgespannten, überarbeiteten Nerven durch Kratlmitlel stirken
and Stühlen, und das beste, weil natürlichst und am schnellsten wirkende Mittel ist unsere Nerven-
Nahrung „Visnervin“.
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zahlreiche, lür jeden Ncrvenlcidcndcn hochwichtige Aufklärungen enthalt. Sic sehen es aber auch
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zeugen. daß wir nicht zu viel versprochen, selbst &ehen. wie schnell sich die Anzeichen der Besserung
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brr Wclrttflebun« Mmgfarbcitrt ». « t o rg
Sctjnjf i fj e r. 3 ‘JWnrf HO Hlf.
Bilattj, bif laufmnnni|cf)c, ihr orb<
ttunjisniiljtiflrr Wufbau fomtt b«r«n
tvificutlid) unujabre T nrjietlunfl. »pn
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fdufmännijthe. Don C&farflt«mtd).
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biteung. u.3 •fBecl)tftforiuuIOTfn. a»IflTf.
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481
THE OHIO STATE UNIVERSITY
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A esop erzählt von einem Manne, welcher
den Gesang der Nachtigall täuschend
nachahmte. Ein anderer jedoch lehnte
es ab, ihn anzuhören, indem er sagte; „Ich habe
eine wirkliche Nachtigall gehört.“ Nie hat jemand
viel aber den Edison-Phonographen erfahren durch
das, was er über ihn las. Ehe Sie den Edison-
Phonographen nicht gehört haben, kennen Sie nicht
die Fähigkeiten dieser singenden, spielenden und
sprechenden Maschine.
E« oisg sein, dass der Edlson-Phonograph so gut ist, weil er
Edisons Licblingserflndung itt und indauerna seine persönliche Auf
merkssmkeit peniessr. Auf alle Fllle bietet der Edison-Phonograph
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kanten und anderen Unternehmern, Be-
triebsführern, Juristen u. Verwaltungs-
heamten , Lehrern höherer Schulen,
Wirtschahspulitikrrn , Schriftstellern,
kurz allen, die nicht das Wissen eines
Fachmanne« erwerben, sondern nur
eine allgemeine Übersieht über Ver-
brennungsmotoren oder einen Ein-
blick in eine Ein /elf rage, die solche
Maschinen belrifft, gewinnen wollen,
ein ruverlisslgcr Ratgeber sein.
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JJcalAei&!JIuiftel
JEaffiefe/tuxt
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hafte Erfahrungen mit ihren bisherigen Stützen gemacht.
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482
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1375)
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1 1 % Leichtlesl.Cacoe
WiMmMseh«. Leipzig- Gohlis.
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
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Dil ja
| Meistersinger « Meisterspieler |
Zu allen Zeiten 20g es die Menschen zur Musik und
nur die Art, in der man ihr huldigt, veränderte sich.
Während sich im Mittelalter die Laien als Meister-
singer, von denen uns Wagner in seiner Oper ein
so lebensvolles Bild lieferte, zu löblichemTun ver-
sammelten, widmen sie sich heute als Meisterspieler
im eigenen Heim der edlen Kunst des Klavierspiels.
Hupfeld’s
Meister spiel - Phonola
Gegenwart
Für „Phonola“ spielten
mit Solodant- Einrichtung :: ::
zur selbsttätigen Hervorhebung der Melodie selbst innerhalb eines Akkordes
FILIALEN:
EUGEN D’ ALBERT
und den Künstler-NotenroUen
HAMBURG. Dammthoratr. 6
FERRUCCIO BUSONI
befähigt jeden Musikfreund, aus dem vollen Born der Musik-
DRESDEN, Prapcritruae 9
TERESA CARRENO
literatur zu schöpfen und mit blendender Technik und in der
Individualität unserer ersten Künstler oder in eigener Auf-
FRANKFURT a. M.. Zeil 48 50
ARTHUR FRIEDHEIM
fassung selbst die schwierigsten Klavierstücke vorzutragen.
HAAG. KMuteraiik ».II
LEOPOLD GODOWSKY
:: Solodant- Meisterspiel- Phonola Mk. 1250.— ::
AMSTERDAM, Katrcratnat M
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%oro:o!o:o:oro:o!oro!orororo!o:o!cno:o:o:o!o:o!o:o:o!o:o:o:o:o:o:o:o^
Sans $>ar% £ehnfel>r.
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Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
484
SHuftrirt« 3 citl * T, 9-
3lt. 3377. 19. Wtäi3 1908.
Die Agratfrage in Rumänien.
Von Senator Dr. Sttoln» icitpil in Bufareft.
m ®Wr,3 o origen 3al)r«« fönbeu in »umauien fcl)T
bebeutenbe Sauemunrut)*» ftfltt. 3n oerjdjiebencn
®e3irten erhob flcf) bas ßanöoolC in groficr 3°*)l»
morbete bic »ächtet unb Mt ©ninöbefifier unb 3erft0rte
auf feinem 3uge oll«*» was- lt)m begegnete, $i« Regierung
mufite, um ber SRcoolte f>en; ju werben, 140000 SKoun
mobllifiercn unb Äammm auffafiren laflen. »tan tft in
Slumänien über öie ©rünbe bielcr a uf riltjxcrifdjcu 23c-
uxflung nicht gleich« Slnjidjt. Die ßiberalen, bic gegen*
iDÜrtig aut »über |inb p behaupten, bafi bas Glenb unb
öie Ausbeutung ber Säuern feiten« bet »äd)tet unb ber
©nmöbefitjer bic län bliche »euöirenmg* 3U -igelte ®er-
3a*iflungstat getrieben haben. Di t ÄonferDatiocn fageu
öagegen, bafi bie nimänifdjen Säuern int allgemeinen
tief) nicht im Glenb b«fänb«n, ba& Metmehr if)r 2Dol)lftonb
ln ben lebten fflnfunbjaxmjig 3al)wn namhaft gestiegen
fei, unb bafi bie ben »achtem unb ben ©runbbefifiern
3ugefd)riebene Ausbeutung, bie alterbings in einzelnen
»ejirfen tatfäcfilid) beftef)t, roeber oon fo allgemeinem
Gbaralter nod) Fo brüdenb fei, um «ine Erhebung aller
Säuern rechtfertigen 311 fSnnen. Sicher ift nämlid), bafi
Me Säuern aud) aus fel)t Teilen ©egenben jid) gleid)*
zeitig mit feiten erhoben, bie anerfanntermafien ein eien»
bes Da|ein führen.
3n oieltn Crten war übrigen» and) ba* Schlag«? ort,
bas bie aufriU)rerifd)en Säuern im SJlunbe führten, aus*
brüdlict} bas »erlangen nach Teilung bes Gigeutums ber
©ro&grunbbejtyer. Die Reoolution Ijattc alfo in er(ter
fitni« einen fo3iali|tifd)en unb anardjiitifdjen Anftrid).
Sie tourbe burd) bie &efiereien Don »olfsrebnem unb
foaialijtiFdjen Älub* aus ben Stöbten ge|d)ürt, unb bas
»eifonel bet SotgÄnge in »ufclaub bat bei ben öorfomm-
nijfen in Rumänien gewifi eine »olle ßefpielt. Anber*
feit» mu| aber aud) 3ugegeben roexben, bafi öie 3*()t b«
ttbel, unter benen ber rumflnildje Sauer leibet, nicht gering
i|t, unb bafi bt?>3lalifH|d,c »ropaganba gewifi fein G<ho
unter ben Säuern gefunöen fjAit«, wären. Mefe burdjroeg
tDoblbabenb unb glürflid). Aber was immer bie ©rünbe
jener Bewegung geroefen fein mögen, bie <5efd)ehniffe im
VRärj oorigett 3 cd)«* f) a b* n bie leite nben Greife «Rumäniens
in lebhaft« Erregung ©erfefit.
Die liberale Regierung, Me nach Jenen Reo ölten
ans Ruber fam, bat habet oor altem agrari(d>e Re«
formen burd) 3 ufübren uerfudjt. Da» erfte ©efefi, bas
ben am 28. Rooember 1907 3 ujammengetretenen Kammern
nörgele gt würbe, betraf bie Reureglung bes lanbroirt*
fdbaftlid)cn Arbeitsoertrags. 3n Rumänien roaren biefe
ftontralte nid* burd) bas allgemeine Recht, fonbem fdjon
feit 1866 bureb Ausnatjmebcftimmungcn georbnet. »er-
fd)tebehe Rooellcn aus ben 3ai)ten 1872, 1882 unb 1893
haben oerju^t, bie Säuern gegen bie Ausbeutung ber
Iß&d ** 7 unb ber ©runbbeflöex in Sdjufc 3 U nehmen. 0)er
lanbroirt fdjaftlid)« Arbeitsoertrag toar jtets ein befonberet
»ertrag, ba bas ©efe^ immer Sflafjnahnten 3 U treffen oer*
Juchte, baft ber Sauer Jo oiel als möglich oon feinem
fiohn ober oon bet Gmte erhielt, «nenn ber ^adjtfdjilling
in nstuni als Anteil an biefer 3 U aaf)len war. 3)as burd)
bie jetjige Regierung unterbreitete ©efe^, bas oon ben
beiben Kammern angenommen unb oom ÄSnig bereits
fanttioniert worben ift, aber bie Ginflufenahme bes
Staates bis jum Aufeerften oerfchÄrft. 3n jebem »ejirf«
wirb eine fog. Regionairommiffion eingefe$t, bie aus
3 coei ©tunbeigentümem unb 3 u>ei »auem unter bem
Sorfit) bes lanbroirtfcfjaftlichen 3nfpeltors beFteht. 2 >iefe
AommifFion befi^t eine aufeergewöhnlidie RJachtbeftignb.
Sie fe^t für fünf 3 al)TC bas 2 ol)nmintmum feft, 3 U bem
lanbroirt fd)aftlid)e Arbeiter gebungen roerben bürfen, unb
beftimmt bie 3Jlarimal()öhe ber ®ad)tfd)illinge fowie bas
|)ö<hftmafe beffen, was in natur» bem Grunbberm ab-
geliefert werben mufe, wenn bet ^ad)tjd)tlling in gfotm
eines Anteils an ber Gmte gejagt wirb. Diele »linimal-
unb ®taiimal 3 iffem finb auf ©runb bei Durdjfchnitts*
pteife in ben lebten bret 3al)ren für bie Dauer oon
fünf 3 af)ten feftaufe^en.
Der liberalen Regierung würbe wegen biefer Rlafe.
■nahmen oorgeworfen, fie hulbige fojialif tifcf)en »e-
Jtrebungen. Die Oppofition bat nadjgeroiefen, bafe biefe
»eftimm ungen einerfeits ben Bauern nidjt sum »orteil
gereichen, unb bafi fie anöerfeits grofee <Sd)wierig!eiten für
bie ©runbbeftyet bebeuten. Gs ift ferner ju enoarten,
bafe bie Annahme jener qprin3ipten bie norgefchrittenen
Parteien Rumäniens ermutigen werbe, noch weit rabi-
falere ftorberungen 3ugunften ber »auem 3U erheben.
Rlehrere Rebner haben bereits bei ber »erhanblung tiefes
(befehes auf bie »obenrententheorie £entt) ©eorges an-
gefpielt unb wollten bemeifen, ba& bie ©ninbbefi^er
feinerlei Recht auf bie Rente hätten, bie ihnen ja nidjt
burch it)Te Arbeit ober butch ih* Kapital, fonbem nur
burch natürliche unb allgemeine Aröfte ber Statur 3U-
fomme, bie einige wenige an fid) gertffen haben. Diefe
üotgef<hrittenen Öiberalen haben aber oergeffen, ba&
es in Rumänien neben bem ©To&grunbbefi^ audj einen
Ileinen ©runbbefi^ ber »auem gibt, bie runb 4 ttttll. ha
ihr Gigen nennen, unb mit Redjt tonnten bah« bie befih*
lofen lanbioirt jdjaf tlidjen Arbeiter biefelbe Xh«ö^< fl«ö« n
bte beft^enben Bauern ins Dreffen führen.
JBie man fieht, hat ein großer iimfdjroung in ber öffent-
lichen ÜJleinung unb im fo3ialen unb politifdjen fiebeu
Rumäniens ftattgefunben, unb waijtenb langer 3«it nod)
wirb bie Agrarfrage alle anbeten fragen ber innem unb
nuöcrii »olitil in ben ©intergvmib brangen. Dies ift gan,i
natürlich, »an einer »eoölCcruug 0011 nahezu fie ben »til*
lionen entfalten faum fünfzehn ^Irojcut auf bie Gtäbtc.
Die Innbwirtfdjaftlidje »robuftioii ift bic widjtigfte Quelle
für unfern nationalen Rcidjtum. Uiifcre 3nbuftrie befinbet
jidj nodj in ihren erfteu Anfängen, felbft bie »etroleum-
inbuftric, bie Dor3iigtiche GrgebuifFe erhielt, fpielt noch eine
feht geringe Rolle in ber nationalen 'JJrobuftion. llnfete
Ausfuhr fdjwauft jtoifchen 350 unb 400 'Jülill. 3r.; ffinf-
unbadjt3ig »rojent ht«n>on entfallen auf lanbwirtfdjaft»
lidjc Brobufte. Unter biefen Umftänbcn ift es llar,
bah alles, was bas AJotjl ber läublidjcn Alaffe berührt,
in Rumänien ein oiel bebcutenberes 3utereffe ertuedt als
in anberen Öänbem, bie über eine grofee 3nbuftrie oerfügen.
Gs hanbelt fid) Jeht bannn, au wiffen, ob bie oon ber
Regiemng oorgefdjlagenen »Uttel tatfächlich geeignet finb,
bie Cage bes rumanifdjen Bauern 3« uerbeffern. 3d)
niödjtc baran jweifeln! 3 e ^enfalls berühren bie »eftim-
ntungen bes ©efetj«, betreffenb ben lanbwirtichaftlidjen
Arbcitsoertrag, nur eine Seite bet Agrarfrage. Der tumä»
nifdjc Bauer hätte oor allen Dingen eine belfere Schul*
btlbung notroenbig, insbefonbeve einen prattifcb cn Unter-
richt, ber ihn fein 5<lb rationeller 311 bebauen lehren
inüfjte. 3Kan mühte ferner ben ©eijt ber Selbfthilfe bet
ihm exweefen, iljm bie »orteile genoffenfdjaftlidjer 3nfti»
tutionen icigen, burch bie er gemetnfdjaftlicf) mit anbercu
«Saatgut unb SRafdjinen billiger laufen unb cbenfo
feine Gmte unter günftigeren »ebingungen 3um »erlauf
bringen förtnte. Gine weitere wichtige ÜJlahnaljme wäre
es, bas Gntfteljen eines mittlem »efihftanbes neben bem
SUeinbefih burd) bie Grridjtung einer Agrarbanl 311 för.
bem. «Solche »lahnahmen würben ben Bauer mit bcc
3«it weniger abhängig machen oom ©rofogtunbbefitjer, unb
berartige Refonnen rodren für bie »auem weit Dorteil-
haftet als bie fteftfetjung eines Cohnminimums unb eines
»ad)tmaiimums.
Di« rumänifche Agrarfrage oerbient bie Aufmerlfam-
feit all« »alfswirte unb Soßiologen. Gin großes Gi-
periment wirb fegt in unferm Donauftaat begonnen, unb
imferc beiben politifchm »arteien ftreiten um bie »alme,
bie Sage ber bäuerlichen Alaffe 311 oerbeffern.
SBohenfhau.
Der brutto
Die »eamteninterpellationen; bie Rebe bes
Sd)at)t«l*«tärs Dr. i»nbow. — Am 10. SWärj Ttanben bie
3nterpellationen ber Atonferoatioen, Rational liberalen, J^rei-
finnigen unb bes 3entrums wegen ber »efolbung ber Beamten
auf ber Tagesorbnung. Sie würben oom 3 T h r - v - Ri<hth 0 f cn »
Grafen o. Oriola, oon Schraber unb Spatjn beqrünbet. hierauf
ergriff ber «S-cb e fretö r Dr. Sijbow bas Ühort. Da aus
bem tünftigen Reinertrafl ber Steuergefetie runb 36 ÜHill. .M
|üt)Tltc£) für bie Grmäfeiflung ber ^uderoerbrauchsfteuer in
Anfpruch genommen werben, ba es überbies ben oerbün*
beten Regierungen nicht unberannt geblieben ift, ba| auf
feiten bes Reichstags feine Retgung beftet*, neue Steuer*
gefehe ber »erabfdjiebung entgegenaufütjren, wenn fie nur
augenblicflict) eine gewirie Erleichterung oerfdjaffen, fo fehen
fid) bte »«bünbeten Regierungen genötigt, oon ber Gin*
bringung ber faft fertig ausgearbeiteten Umlagen über bie
Aufbefferung ber ^Beamten geholter, ben 3 n> «f<h en h an i >( l n 1 «!
Branntwein unb bas labatoerbrauct)9|tcuergefeh abjufehen.
Sie finb jebod) entfchloüen, bahin ,ju wirten, bah ber Reidjs-
tag noch im ^>er bft in bte Beratung barüber eintTeten Tann.
So feht fie geneigt finb, ben A)ünfd)en ber Beamten ju
entfpred)en, fo fittb fie bod) nicht in ber VJage, bie bamü
oerbunbenen fchweren finanjiellen Opfer für bas Reich ju
übernehmen, folange fie nicht bie Sicherheit befifcen, bah
bie finanjtelle Seite burd) erfchlie&ung neuer Ginnahmequellen
für bas Reich, unb burch bie rechte Verteilung ber Saften
auf bie »imbesftaatert in einet für beibe Heile befriebigen*
ben 3Beife geregelt ift. Um aber ein« S<t)äbigung ber
Beamten foweit wie mSglid) 3U ©ermeiben, finb bi« oeT*
bünbeten Regierungen entfchloffen, bem Gelehe über bie
Erhöhung ber Gehälter rürfwirfenbe Araft bcijulegen, wenn
eine für bas Reich unb bte Bunbesltaaten genügenbe ^inan}>
Teform juftanbe fommt. 3n biefem ?fall werben alle Beamten,
bie am 1. April 1908 im Dienfte fteh*n, unb aud) bie, bie
nach biefem lermin unb oor bem 3uftanbetommen bes Gefehes
in ben Rul)«ftanb tr«ten, unb cbenfo bie ^unterbliebenen fo
geitellt werben, als ob bas ©efet» fchon am 1. April 1908
in Araft getreten wäre. 3n ber ^wifdjenaeit Tollen wie bis»
her Deurungsju lagen gewährt werben. 3« biefen Gr*
tlärungen ber oerbünbeten Regierungen machte ber Sdjat|*
fehretär noch etliche Bcmerfungen. Die Reid)sfinan3reform
Ift eine abfolut bringe nbe Aufgabe ber nächfteit 3eit. Das
forbert «rftens unfer Anfehen bem Auslanbe gegenüber unb
, zweitens bie Rücffid)t auf bie fflertjältniffe ber Äunbcsftaaten,
bie nicht ln ber 2age finb, bte ungebedten Blatrifularbeiträge
ohne wefentlidje Störung ihrer ginan.ien 3U tragen. SBenn
aber bie fleirten unb bie mittleren Staaten ihre wirtfehaftliche
Selbftänbiflfeit einbüften, bann tflnnen fie fid) auf bie Dauer
aud) nidjt politifcf) erhalten. AJenn aber bie politifchc Selb*
ftänbigteit ber Ginjelftaaten gefäljrbet fein follte, bann finb
bie ©runbtagen crfchüttert, auf benen bas gan^c Deutfche
Reich beruht Das 3iel einer 5inan3reform muh fein, bie
Bunbesftaaten oon ber Sorge 3U befreien, ba| ihr« eigne
ffrtnan^wirtfehaft burd) bie ftets ungewiffen «Dlehrforberungen
bes Reiches in ftrage geftellt wirb, unb bafi fie ju einer
fichem Orbnung ihrer eignen f^inan,ven unb einer ftunbierung
ihrer befonberen Hulturaufgaben nicht lommen. 9Bte bas ge*
fchefien mufi, ift noch 3weifelt)aft. Rur fo ©iel ftcht feft, bafi
bas bcutfdje »olf bei bem u>irtfd)aftlid)eri Aujfdjwung ber
fefiten 3al)re ftärter ju ben Ausgaben bes Reiches h«an*
gezogen werben Pann, unb bafi ben Bunbesftaaten nicht
Steuer quellen weggenommen werben bürfen, bie fie fclber
für ihre Rulturauf gaben brauchen. Von ben barauffolgcm
ben Rebnern ftimmte nur 3 Y h r - ©dmp fReidjspartci)
ben Ausführungen bes Sdjatjferrctärs 311. Gegen bie hinaus*
fchiebung ber Vorlage übet bie »eaiittengehälter fprachen
Singer <So3ialbcmohrat), (firäf ('IMirtfehaftlidjc Vereinigung)
unb 3iwmermonu (Reform Partei), ber erflärte, bafi burd)
öie ^inausfchiebimg Das Anfehen bes Blocfs unb aller natio-
nalen Vartcicn im Reichstag fchwer gcfdjäbigt wäre.
Gtat bes »ctcfjsamte bes 3nncrn. — Am II. AüäT 3
würbe Mc juieite lMung bes Etats bes Reichsamts bes
3nnem fort gefegt. Der litel ©etjalt bes Staatsfehretärs
würbe bewilligt. Die oorliegenben achtunbiwanjig Refolu*
tionen würben fümtlid) angenommen mit Ausnahme oon
VDei fojialbemohraHfd)en, bie ein Reict)&bergu>erfßcl«ij unb
bie balbige Vorlegung eines Gefchentiourfs forbern, burd)
ben ber Schul) ber Arbeiter bes Baugewerbes bezüglich Ein*
ridjtung ber Baubetriebe, Unterfunttsräume, Bebürfnis.
anftaltcn, UnfaUuerl)ütungsoorfchrif1fn unb BaufonhroUe
geregelt wirb.
Am 12. Alör3 würben bie Ditet ^örberung ber Binnen-
fifdierci, tf-örberung ber Seefifcfierei, Reich^ufchufi für bic
3entralftelle für BolFswotjIfahrt, bos 3ntcmationale ßanb*
wirtfchaftlid)« 3nftitut in Rom, Belüftung bes Reiches mit
Ausgaben für bie 3noaIibenoerfid)eniTig , »euhslcijulfom*
miffion fowie »cfyörbcn für bie Unterfud)ung oon SeeunfäU
len erlcbigt.
Der ftaifer auf ^elgolanb unb in Bremerhaoen.
— Rachbem ber Haifer in 9Bill)elmst)aoen bet Seiet bes
Stapellaufs bes ß inienfdjiff» „Aaffau“ beigeajol)nt unb bie
TOerftan lagen befichtigt hatte, fuhr ef am 8. SRärj nach-
mittags an Borb ber „Deutfchlanb" nach ßelgolanb, wo
bie Anfunft abenbs erfolgte. Die (See war bewegt, unb bie
Schiffe gingen hinter ber Düne oor Anfer. Am nädjften
SJlorgen lanbetc ber Üaifcr auf bet 3nfel. Am StTanbe
hatte bic Schul jugenb Aufteilung genommen, beren Reihen
beT Äaifer, oon bem *ommanban4en ber Onfel, Äonterabmiral
Gmsmattn, begleitet, abfehritt. Um bie »dttagjei» rouTbe bas
Cberlanb befucht. Dabei würbe ber Reifer oon bem Bürger*
meifter unb einer Anzahl Gl)ren(utigfrauen in $elgolättbet
Drad)t empfangen. Die lochter bes Bürgermeifters fprad)
ein paar fd)lid)te TOoTte ber Begriifiung unb überreichte einen
BlumcnftTaufi. ©terauf befiefitigte ber ftaifer bie Schul-
arbeiten unb nahm beim Rommanbanten ein ftrütjftüd ein.
Rachmittags oerliefi er bie 3nfel unb begab fid) nach Bremer*
hauen. Dct Blonard) blieb bie Rad)t über auf ber „Deutfeh»
lanb“. Am nad)ften ÜWorgen gingen ber »ijepräfibent bes
Rorbbeutfchen ßloijbs Äonful Achelis unb DiTeftor Bremer-
mann an Borb. Rur3 barauf ging bie Raiferrtanbarie h«><h,
unb bie f^orts feuerten ben Abfehiftbsfalut. Der Reifer
wurb« oon bem filogbbampfer „Rehrtoiebet" an ßanb ge-
bracht, burcfjfchritt bas oon bem an fianb anwefenben Ra*
pitänen unb 'JRafd)iniften bes Rorbbeutfchen ßlotjös gebilbete
Spalter unb beftieg ben ^>of3ug nach Bremen.
Die Reuwahlen für ben preufi;ifch«n Ganbtag. —
Am 10. ‘I)lär3 teilte ber Orinanjminifter 0. Rheinbaben bem
preufiifchen Abgeorbnetenhaus mit, bafi bie Reuwafilen für
»litte 3uni in Ausfid)t genommen finb. Da »fingften auf
ben 7. 3uni fällt, werben aller SBafirrcheinlLchleit nach Me
'lUahlmänn erwähle» in ber .(weiten £Bod)< nad) »fingften unb
bie SOatjlen ber Abgeorbneten in ber 9Bod)e barauf ftattfinben.
Der neue ßanbtag foll bereits Anfang Oft ober jufammen«
berufen werben.
Stürmifd)c Auftritte in ber fächfifchen 3weiten
Hammer. — Der oöllige Still ftanb ber 9DahlT«d)ts©eThanb*
lungen in ber unter Ausfchlufi ber Cff«ntIid)Teit tagenben
Rommiffion ber fä<i)fif<t)en. ^weiten Rammer fiat bi« Un*
gebulb ber Reformfreunbc aufs hödjfte gefteigert. Am 11. ÜJiar3
tarn es 3U lebhaften Awseinanberfefiungen bei ber Befpred)ung
bes Antrags ber freifinntgen Abgeorbneten ©4r unb Rod),
bie Berhanblungen ber IBahlTechtsbcputation öffentlich ftatt-
finben ju (affen. Als nad) Sdjlufi ber Rebe bes Abgeorb*
neten Bär ©on ber öffentlichen Dribüne Braoorufe erfchollen,
oeranlafite ber »rälibent Dr. »tehnert, bafi biefe geräumt
würbe, eine «Dtafiregel, gegen bie bie ftmfinnigen b urc ^ j^b«
hafte 3wifd)enrufe Ginfprud) erhoben, ©egen Sdjlufi ber
Sifiung würbe auf Borfd)lag bes ronferootioen Bijepräfi*
benten Cpifi befdjloffen, ben Antrag beT &reifinnigen ber
Zßahlrechtsbeputation felbft jur Berd)lufifaffung ju über [affen.
Die Sdjlufififiungber ö ft erre ich ifdjen Delegation.
— Am 12. 8J1ÜT3 hielt bte öfterreichifche Delegation ifire
Sdjlufififiung ab. Rad)bem bie Uberein ft immung ber Be*
fdjlüffe be3üglid) bes gemein famert Bubgets fertgeftellt war,
wieberholte b er Sülinifter b es Auficm ft rhr . o. A efirenthal feine am
10. im $eeresausfd)uff« abgegebene Grflärung übeT bie »lai*
tagung ber Delegation. Rach Vornahme ber brüten fiefung
bes gemeinfamen Bubgcts fprad) ber Bttnifter bes Auficm
im Aufträge bes Raifers ber Delegation für ilpre Opfer*
willigfeit ben allerhöchftrn Dant aus. fticmuf würbe Me
Seffion burd) eine Anipradhe bes »räftbenten gefd)loffen,
bie in einem breimaligen, hegelftert aufgenommenen ^od)
auf ben Raifer austlang.
Die Eröffnung bes fröatifd)«n ßanbtags. — Am
12.ÜJlär,3 wurbc ber tToatifche ßanbtag uom BanusSrhr.Raud)
mit ber Vortcfung eines Röniglidjen RefTripts eröffnet. Das
Reftript fünbigt bie (Einberufung einer aus Vertretern Un*
gams unb Rroatiens beftehenben Rommiffion an, um Me
Differenzen in ber Gpradjen* unb J-ahnenfrage fowie oer*
fd)iebene anbere Angelegenheiten ju orbn«n. iBährenb ber
Betlefung hrnrlchte grofic Unruhe im 6anfe, bod) enthielt
fich bie Dppofttion jeber Veleibigung bes Banu«. Daher
würbe ber ßanbtag nidjt oertagt, wie man erwartet hatte:
bie nächfte Gifiung würbe für ben 14 . anberaumt. Dafi bie
Eröffnung fo ruhig ©erlief, ift wohl in erfter Sinie ben aufier-
orbentlidjen miHtärtfchen unb poli3eili<h« n Vorfid)tsmafirefleln
3U banfen. Rur auf ber Gtrafie, too fich eine riefige »olfs*
menge angefammelt hatte, fanben lärmcnbe Runbgcbungen
gegen ben Banus ftatt; bod) tourbe bas Ginfdjreiten ber
'Polizei nicht notwenbig.
Die Süirrung ber Stimmungmache ber „Dimes*
gegen Deutfchlan b. — Aud) nad) ber Grtlärung bes ßorbs
Iwccömoutt) ift leine oöllige Beruhigung ber Gemüter ein-
getreten. Am 10. Vlörj fragte im englifctjen llntcrhaufe ber
Rührer ber Oppofition Balfour, ob 1911 Deutfd)lanö nicht
breizehn unb Englanb nur 3inÖlf Schiffe oom „Dreaönought“-
It)p haben würbe, fo bafi Englanbs Borherrfdjaft ,)ur Gec
gefährbet wäTe? Diefe Berechnung mag für Englanb ftimmen,
aber nicht für Deutfd)lcmb, bas hö«hfteus 3«h n Schiffe biefer
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Xer Jtaifcr, nod) bcr L'attbunfl oon bcr fu'lflolänbrr odjuliuflenb bctiulftt. SRcdjts oom Jlaifcr bcr ftommanba-nt b<x 3n|d r «ontcrabHural (Em*mann.
Slaifer 2Mf)cIm n. auf $dgokmtl am 9. Diärj 9!ad) '^fjolograpfjicn non g. S<$ensti), fiofpfjutograp^, feclgolanb.
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486
Slluftrirte 3 e ^ n 9-
3377. 19. 9JIÄT3 1908.
^U>ot. $cinr. gride, Vnpjifl u. Wien.
©cn«al ber Snfantcrie Jrljr. o. Gd)effcr»95oi)äbeI,
txr neut tonmumMtmibc iftcn ereil fcc» II. Wrmtcfory«.
'Jtrt ben .pofllf engltfdtett entgegen.fi eilen fanu. Atbnig Gbuarb
ioU einen ©rief an tfaifer 2Bill)clm gefanbt haben, in bem er
fid) gan L ) auf ben Stanbpunft bes t?orb* luxcbtucmth ftcllte.
Ti« ruinätiifebeu Wgrarunruhe n. — Tic rumänifd)cn
©auem beginnen wicber unruhig ui werben. Tic Negierung
dct| uct) t pmt, Mo -nciio fo bar uiftellen, oI-> hotten nur bic
.tu 'Beginn bes itanbumlfcbaftslahrcs abgefdiloffcncn ©ertrage
,tu 'Jluscinonbcvfctmngcn 'flnlafo gegeben, Tcnuoch finb jahl*
veidic ©orbeugungsmaftrogeln getroffen, wo* infolge ber in
Surabaja tin ©)ahlbr)trf Timboroitta am 8. Niär.t non ben
'Bauern erlogenen aufrubrrrildien ©rofläinatioiien buvdiauo
angemeffen erfebeint. Über bie wiTtidiaftlirtien ©rrh<niffe
{Rumäniens finbet» untere tfefer im Veitariilel (3. 4*4) bes
rumänifeben Senators l>r. Ütifolaus Xcnopol Trienticruwg.
Ti« Nieberlage ber SDljnb nnb ihre folgen. —
Tie ben ÜJijab burct) (General b’Mmabe jugefftgto Nie-bcrlnge
rief eine weitgehenbe 'Mirtung Ijmroor. Ter tAcncral erhielt
mehrere Schreiben uo» SUlulei ftafib unö feinen HJlatjatln
führem, in benen fie um Stuffdmb ber Cperatianen nach«
juchten nnb unt Trieben baten, ftufcerbem boten bie Wii=
nifter Nlulei fiafibs in aller Jomt iljrc Unterwerfung an.
©nberfeit« fcfjeint bunt) bie neuen ©orftflbe b’Wmabes eine
©eunrubiflung ber ben <sd)aut)as benachbarten 'JOhab, Saer
nnb Safan heruorgerufen ju fein. Sollten fie tfyr fricblid)e*
©erhalten nufgeben. fo würbe bic L'agc fritifet), ba 'JJhilci
£>afib bann ber ©.leg nach F*.1 fcl>r erleichtert unb 2lbb ul
©fis’ Gipcbition borti)in aufs iiuftcrftc erfahrnen märe.
{Retnljarb ftrljt. o. Scfjeffer- SBoijabel,
ber neue IcMiimnnbttrtnt« Uöciiernt b« II. Mmweforp«
'TNcr neue rommanbierenbe General bes 11. Slrmeerorps,
^/General ber Infanterie iHein^arb ffr^r. p. Scheffcr-
©otjabel, ftammt pon bürgerlichen Gltern unb ift am
28. ÜKflr.t 1851 311 J&anau geboren. ©ei Nusbrud) bc«
Tcutfcb-Fransöiiidjcn Äriegcs trat er beim 83. Infanterie-
regiment in Alafjel, wo er bas Ghninajium b«fud)lc, ein
unb würbe, nad)bem er fid) in betr .dämpfen bet Ööire-
armec bas Gijerne dreuj ^weiter ftloffe erworben hatte,
im Februar 1871 Offizier, ©on 1874 bi» 1H77 befud)te
er bic .Slriege-atabcmie unb war bann als Oberleutnant
einige Jeit fRcginientsabjutant. ?m 3ahTt 1881 wnrbe
er jum (ftroften (Sjcneralftab fommanbiert, im Slpril 1883
fam er in ben Webonetat bes (brohen (Oeneralftabs unb
würbe im Dlooembcr bcsfclben ^abres ftauplmann. Üln-
fang 1884 umrbc er 311m t'»eneralflab bes 11. Slrmec-
forps unb im Tcjcmbcr 188"> 3ur 21. Ti*
oifion oerfct3t. Sm ÜJiai 1888 würbe er
auf ein Ctohr Aompagitledjef im Siaifer»
'illeianber-b'iarbe-Cörenabierrfgintent 3lr. 1,
trat hierauf als 'JJinjor in ben drohen
(fteneralftab 3urücf unb würbe im Früh-
jahr 1890 bent cf»cneralftab bes 18. ©rmee«
forps ju geteilt. 3m Sommer besfdben
3al)«s würbe er grab eit. Einfang
1803 tarn er als ©ataillonstomman*
beut sunt 4, (?>arbercgim«nt 311 F u fe»
würbe aber fdjan im ^looembet 18fM bem
Stabe ber 4. SInncemTpertion itt lUiüttdjen
überroiefen. 2Int ;J0. 3Kai 1K% würbe er
311m Gf)ef bes (hcneialftabs bes t f >arbclorps,
am 22. 9Jlärj 1897 ,fum Oberft en ernannt.
©om 9Rär,t 1899 bis 9lpril 1901 fotnmaii-
bierte er bas 'Jlleianber- iliegiment, bann
würbe er jum «icneralinajor unb .siontman*
bcur ber 2, t<jarbe-3nfantericbrigabe beför-
dert. 3m SJiai 1903 wutbe er jum pierten*
mal in ben (fteneralftab oerfcht unb }uni
Oberquartiermciftcr ernannt, fpätcr aud)
mit 'JBahrnchmung ber ©cfdjäfte als Gl>cf
ber an besauf nähme betraut. 21m 19. Ok-
tober 1904 würbe er tWueralleutnaut, Ja-
nuar 1906 SfteihCTt mit bem Ülamensjujag
©ogabd. Seit bent 23. Februar 1906 war
er Äiontntanbeur ber 2. t f »arbC‘?tifanterie-
bioifion. 'Jlun ift er ber Nachfolger bes
$ter,^ags «llbredjt 001 t 'lllürttcmbevg ge*
worben.
&arl Scfiünfjerr.
Zlöhlid) fcheiuen^Jrophftfn aud) im eignen
^©aterlanb etwas 311 gelten. Tenn aber-
mals warb in Teutjd)*öftcrrei<h einem I)«imi*
fd)«n S<f)riftfteller bieGljrc juteil, uon einem
1) einti jdjen Rol leg tum ausgcjeichnct ju werbe n .
m
ftarl Sdjönhm erhielt, nad) bem er für ben (Srillpaner^reis
iti Gnoägung gelommen, fein Trama „(Erbe" bamals aber
noch ufd)t aufgeführt worben war, jetjt eine (Ehrengabe
ppn 4000 Ätxoncn aus ber ttbuarb*©auentfelb*Stiftung.
(Genugtuung, Stol^ unb Frcubc begleiten aud) biefe
Gntfd)eibung ! 3n Sd)önherr unb Schnigler hut Cfterreidj
.twei Tramatirer, bie oielieidjt nod) 311 Tichtem ber beut*
|d)cn Nation werben. Ungetlflrter, jurunftoreidjer als b«
weitere Gdjaffensweg Schniglers ift ber Sdjpnherrs.
Sd)ttit)Icr fud)t Nlenfdjen unb l?eben in (trf<f)*inunpen ju
fajfen, bie an jid) fünjtlerifdh ober ftilifiert finb. Gr liebt
bie bunflen, abgetönten Sdjidfale, fieht im Tob bas gro&e
3iel. Sdjönherr ift fein völlig entgegenftrebenbes JBiber-
fpiel. Dh«c ^PUT pon 2ffthetentum, gcrabe, l)erb, roudjttg,
ijt er ein fprobuft unocrfälfd)tcr Natur. Ter Trang 3U
leben unb bas lfebcn finb ifjm bie Cuellen feines Schaffens.
Nicht, bah er es leidjt nimmt. ?lbcr er bildet unb finbet
fid) mit ben Stürmen feines ^oetcnl)cr3ens als aufrechter
Karl ©(honten.
TBt>oi. ©ebrOber Jbddct, »erlin.
9ieid)sfan3ler gürjt o. öüloro mit feinem militärifdjen Segleitcr, d. S(hu>arijfoppen, ouf einem Spazierritt.
2öahrt)eitsfu(f)er unb t&ahrhcüs-
tun ber ab. Gr legt bie Tidjtung
mit unenblid) fd)lid)tcr Grfinbung in
ben Naum ber ©üljne. Tas SBort
wirb fpärfam, wohl erwogen. Tich*
tcrifd)c Nrabcsfcn femtt er nicht. Gr
ift Naturalift int fünftlcrifcheften
Sinne, nid)t in bet 2lrt nüd)tenicr
OTilieiifdjilberung, fonbern burd) bie
Straft feine« Naturgefül)ls. Sd)ön>
herrs ^3f|antaf«e unb Sd)önhcrrs ©c-
fühl flohen, ewig fid) erneuernb, aus
ber Scholle. Gr fteht bem ©auem.
polt oicl, oiel näher als Ülnjcngruber;
er hat fs mit bem Gefühl umfaht,
unb er allein uon allen Tid)tem
fd)wibt unb treibt nicht mit ihnen
foftümierte« ©auemtheater. ^>ier ift
Grbgeift, unb t)i<rr ift bic ©auernfeele.
Ter ÜJienfd), bie Sdjolie unb bic bunt*
len ©attbe beiber — Sd)önl)err baudjt
ihnen romantifd)-bämonifd)c Stjmbo-
lif ein - finb fein Stofffret«. Gr
ift weit echter als Mnjengraber in
allen 3ügen feinerer ©fpchologte;
juerft bic ©oefic, bann bie tBahrheit
— ber spolcmiC ober gar ber Tcnbctt3
gibt er nicht Naum. Gr ift weit we-
niger JlultuTpotenj als 9ln3engrubcr,
benn mehr als eine Stanbooll (Seftaltcn
unb ein paar ftonflittc hot er nicht.
GdjßnherT ift ein Tidjter ber w«h-
wunben Nrmut, ber fd>euen Unter-
brüdten, ber gebrochenen Gehegten.
Ommer liegt bie Tragi f im ©eniüt;
f ojiolc tiintcrgrünbc, fojialc .Rata-
jtrophen fpiclen nicht primär mit.
Tetrin liegt ein hoher Nei.t. Tas er-
jeugt bie Stimmung pon 'lüeltfremb-
heit, oon tteufchheit. 2lber füllte
Schonherr nicht aus ber Gngc eines
Tiroler Tales entfliehen, nicht bie
'IBeite eines um f affen ben ©Lides ge-
winnen fömten?
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3IIu[triite 3«tong.
SRi. 3377. 19. SlJtära 1908.
Kerner ha*t< bem (Einftubieren unb bcr Geltung Desselben
fein ganaes reiches Können 3 ugeroenbet; unfer DOTtreff-
liebes Orcßefter bTadjtc jede Schattierung her Klangfarben
mit oollenbcter ^fefrtfjeit zum Qlusbrucf; fießer unb wuchtig
griff ber (Hjor ein, ber freilich erft im britten ©llt tu
©Borte fomml.
Non ben einzelnen Darftellern feien oor allen bie
Drägetbct Hauptrollen, AartceIot-9lnthes unb (EHane-Gräftn
©asqueg, genannt, beren fleiftung in Spiel unb (belang
auf ber ßöcßftcn Stufe ber ©ollenbung ftanben. ©Iber
aud) bie tleineren. Sollen waren durchweg in ben fjflnben
unfetex erften Kräfte (Gineora- Saamafi, Wrtus-Dafäts,
(Ereuiit.Grbös) unb würben mit ooller Eingebung glänzend
burehgefüßrt. Deforattonen unb {Hu&ftattung entfprad)en
ben ßöcßften tünftlerifcßen Anforderungen. Kurz, alle
fraftoren festen ißr ©eftes baran, um ben (Erfolg bes
ljeimi|d)ett ©Bettes ju fidßem.
tiefer (Erfolg war benn aud) ein toller unb warmer,
wie ißn ber Äomponift nidjt beffei wünfd)en Connte, unb
er [<heint fid) ton Aufführung 3 U Aufführung 311 lleigem.
Wein« feiner ©Berte hotte ähnlich butdjgcfc£)laflen. fliegt
bie« etwa daran, baß „CEliane“ jene ©Berfe an tünftlc-
rifdjem ©Berte übertrifft? Ober liegt es daran, baß unfer
©ublifum innerhalb ber juxinjig fraßre, wäßrenb welcher
SOti^aloDirf) feine „Cliane" in ber Schublade befielt, bem
©erftänbnis be& großen bramatifeßen Stil« in ber Oper
näß er gefommen ift? fraft möchte i d> bet Leitern An-
nahme guftimmen ; benn im Caufe biefer beiben Dezennien
haben fid) bie „Nibelungen "-Detralogie, bie „©Reifterfinger"
fowie „Driftan" an unferer Bühne erft eingebürgert, unb
es finb and) bie frrücßte ber gediegenen nmfifalifcßen Nil«
bung gereift, bie unfere ßandes-NhififaFadcmie ber jün-
gern (&rneration bietet. 3n biefem fralle hätte ber Kam*
ponift geerntet, roas ber ©Jhifitpäbagog gefät, unb tönnte
er ber erfolgreichen ©Bieberbelebung feiner früheren ©Berte
ettigegenfeßen , des großangelegtcn ungarifeßen ©hifif-
btamas „lolbi" jumal, bas ftofflid) unferm ©ublifum
näher fteljt als „(Eliane" unb mufifaltfcf) alle Boraüge
aufroeijt, bie ben glänzenden (Erfolg bes leßtern ©Berles
herbe ige führt haben,
©Bie bent auch f«, freuen wir uns über biefen (Erfolg,
oßne über Doftorfragen ju fpintifieren, unb hoff«» wir,
bafe er, jum {Ruhme bes ungarifeßen Kunftfcßaffens, balb
bie ©rengen unferes ©üterlonds überf (breiten wirb.
Korfu.
wei ßell leuchtenbe ©eftime ftehen am ßiftorifeßen
Firmament bes europäifeßen Orients: Konftantinopel
unb Korfu. frenes eine golbene, glühenbe Sonne, biefes
eine filbeme 9JJönb|i<f)el , ber es ja aud) in feinet Geftalt
gleicht. ©Boßl an bie ad)tf)unbert fraßre war Konfianti-
nopel bie Sonne ber ©Belt, bann fant fie, unb ber ©Jtonb
ftieg empor: bas fraßt 1200 etwa bezeichnet tiefe SDenbe
am fultucpolirifcßen Himmel (Europas, wo ber alte Dften
terftntt unb ber junge SBeften herauf hämmert
Aud) barum möchten wir Korfu einem SHonbe rwr»
gleichen, weil es feit feinem erften (Erfcheinen in ber ®e*
fchidjte »on einem romaniifchen Schimmer umfloffen
ift; roenigftens für unfer rüdfdjüuenbes Wuge. Sage,
Ganbfdjaft, ©efd)id)te — alles erfcheint wie in aartes,
gittembes 2KonbUd)t getaucht unb macht bie 3nfet 3 U
einem fiiebiingstanb aller Nomantirer, im NUttelalter wie
in bet neuften 3 e it-
Unb enblich gleicht Korfu auch bann einem fDionbe,
weil es fein eignes £id)t, feine eigne ©efchtchte hat, weil
es erft oom Often, bann — unb nun erft recht ftarf —
00 m SBeften fein flicht empfängt, erft oon 93 i) 3 an 3 , bann
oon Nenebig unb feiner uns fo romantifd) büntenben
'{Itacht. 9lud) bas fommt unferm Vergleich 3 ugute f bah
Äorfu, bie 9Jionbfid)el, nie bem türfifd)en ©albmonb
untertan war, baf; ihm alles 6 d)idfat erfpart blieb, bas
bet Nomontit fchäbli^ fein fonnte. Korfus 0rrembf)err*
fchaft war eine foldje oon Kittern, Dogen unb t&emlemen,
unb auf biefem Boben erblühte eine fleine, oon ber
fRomantif genährte Kultur, eine Wcfleifultur.
llnb aud) rein negatio wirb biefc Ntonbfcheinftinnuung
in uns erweeft, wenn wir an Äorfu benfen; benn biefe
3n|el ift unflaffifd). QBebcr 3 eigt ihr Körper bie eblen,
fein gemeißelten flinien ber gried)ifd)cn Natur nod) ihr
Nntliß bie Spuren g riech ifdjer Kunft unb Kultur. Dte
gdechifdje ©ejehiebte ift an biefem (Siian b oorheigeraufd)t,
ihr burd)fid)tig» flares flicht f) at f> e nicht utnfpielt, unb
wenn bie Sonne Römers iljr gelädjelt hat, fo gefd)al) bas
roieber nur in ber $l)antafie nachgebomer fRomantirer,
bie hierfür bie ^ßf)öafcni-nfcl Sdjeria oerlegten.
(Es bleibt alfo babei: Äorfu ift bie DerförperteNomantil,
in feinet Kultur wie in feinet <£efd)i<hte. ©on G^ilien
unb ron ©enebig fpinnen fid) bie erften Jäben begehr-
licher (Erobcrung&politif ^iniibcr 3 U ber fdjlummemben
SDltereshüterin: bort h^t fie bie ftarfe, neroige 8 rauft
bes normanrtifd)en Neie« ©obert ©uiscarb, h* er bie
fd)Iau unb fein fpielenben 'Jiugerfpitjen bes weitblidenben
Dogen (Enrico Danbolo. ©eiber ©eftalten ftehen am (Ein-
gang ber ®efd)id)te Korfus wie bie ragenben 3 coilling 5 »
felfen, bie bie ffeftung ber 5awptftobt Korfu beheetfehen.
©ber bie Schlauheit fiegte, wie fo oft, über bie lapferfeit:
länger als hwnbert 3 ahre fämpfen bie normannifchen unb
hohenftaufijdjen Könige Si 3 iliens um ben Siegespreis
gegen oeneaianifdjcn t)anbels- unb bt) 3 antinifd)en Diplo-
maUugeift, unb in biefem heißen Ningen bleibt äußerlich
©j) 3 au 3 Sieger, aber nur, um Benebigs 9Wacht langfam
großaujiehen unb gegen fiefj 3 U tehren.
Das gefdjal), als auf bem uou ©enebig eiugefäbelten
oierten Kreu,i)ug ©D,tan 3 12(14 in bie^iänbe ber flateiner
fiel. Damolo machte fi<h biefc Umwälzung and) für Korfu
bemerfbar. ©enebig ftredt bie ^>anb nad) ihm aus, aber
oon bem gcgenüberliogenben fteftlanb oon (Epirus greift
eine nod) ftärferc .fjanb nad) bem Kleinob hinüber, bie
bes bt) 3 antini fchen Ufurpators S©id)acl ©ngclos, unb ent-
reißt es bem jungen flöwen ber ©bria. Damit wirb
Äorfu nod) einmal an Das fjeftlanb gefettet; juglei<h
aber ergreift König ©lanfreb bie ihm gebotene $>tmb per
(Enfelin jenes epirotifdjen Defpoten, Helena, unb als
fd)önft« Schmud in iEjrer ©rautfron« flimmert Korfu,
bas nun bem ^oßenftaufen fidjer 31 t fein fd)eint. Doch
ba tritt ju bem ©<ue 3 ianer unb ©lanfreb plößlich ein
britter mächtiger Bewerber in ber ©erfon bes Orranjofen
Karl oon Qlnjou: burcf) bte für ©lanfreb imglüdlidje
Scßlacht bet ©eneoent fällt and) Korfu an bte ©njous,
bie es l) uni)er tjroanjig 3 a h w lan fl behaupten, bod) nur,
um es ©enebig als reife 3 frud)t in ben Sdjoß fallen 311
(affen (1386).
Nach bent breihunbert 3ahie langen Nittertumier
folgt nun bie frieblid)e oierhunbert jährige Neriobe ber
^errfd}aft ber Dogenrepuhlif. Durch ©enebig würbe jeßt
Korfu, unb butd) Korfu ©enebig groß. Noch 9 * 0 *« (Enbe
ber ocne 3 iamfd)cn öerrtidjfeit (1760) fd)rteb ber Statthalter
Francesco ®rimani: w ©Jit einem ©ufroanb oon Schäden
haben bie ©ene 3 ianer aus Korfu ben Sd)ilb ihrer OTeeres»
herrfd)flft gemacht unb bas ftaunenswerte ©ollwerf Italiens
gegen bie Dürfen.“ 3weimat, 1537 unb 1716, machten
biefe einen heftigen {Eingriff auf bte 3nfel, unb mit bem
3 weiten unb feiner heldenmütigen ©bwehr ift ber Name
eines Deutßhen, bes Grafen o. b. Schulenburg, ruhmooll
oerbunben. Sein Name ging bamals butd) bie ganje
©3 eit, unb noch jeßt farm man am (Eingang in bie
3ieftung bie freilief) feljr gefdjmadlofe Statue fehen, bie
ihm 3 U Ghren ©enebig errichtet hot. Unb mit fRed)t;
benn, wie 0r. Gregorootus treffenb bem erft, ohne Schulen*
bürg würben auch bie 3onif<hen 3nfein türfifch ge*
warben fein.
Die leßten hunbert 5<tßre in ber Gefchidjte Korf'u^
nad) bem QFalle ©enebtgs oerliefen ebenfo unruhig unb
wedjfelooll wie bie erften breihunbert. 2Bie bamals bie
3nfel groifchen Normannen, ©enegianent unb ftranaofen
hin unb her gegerrt würbe, fo jeßt 3 wifd)en ^ranaofen,
©uffen unb (Engländern (1707 bis 1815). Die ©riten be-
haupteten fie am Iflngften, bis 1864, wo fie mit ben übrigen
3onifchen 3nfeln nad) jed>shunbert 3ahren mieber griechifd)
würbe.
Sechs Nationen hoben fontit in acht 3ohrhunberten
über bie herrliche 3nfel geheTrfd)t, nnb 3 toar, wenn man
oon ©i) 3 an 3 abfieht, nur weftlid)e Äultumationen ; aber
feine hat ißr ben Stempel ihrer Kultur fo tief eingebrannt
wie bas mächtige ©enebig.
Die Stabt Äorfu macht noch i*ßt ben ©nbrud eines
etwas Ieoantinifd) gefärbten ©enebigs: bie engen ®affen,
bie Bauart ber fjäufer, bie berühmte Spianata. Slud)
bie ©lenfdjen 3 eigen mehr italiemifdjen als gricd)ifch«n
Dqpus; fein ^öunber, wenn man bebenlt, baß bie 3nfel
feit bem brei 3 chnten 3 nf)rhunbert itälienifd)e Sinwanberung
erfahren hat. Dagegen ift bas 3talienifd)e jeßt fd)on faft
gana burd) bas ©riechifd)c oerbrängt, unb bie oomehmen
oene 3 ianifd)en Nobili, bie bic forfiotifche fllriftofratie bilöen,
finb oöllig gräatfiert. Dtoßbem war bas 3taltenifd)c bis
1852 bie Slmtsfprache ; unb es leben nod) etwa breitaufenb
3taliener hier.
98id)tiger aber unb bauerhafter war ber oenc 3 tanifd)c
(Ehorafter in ber fo 3 iaien unb geiftigen Kultur Korfus.
Nod) bis in bie fccfjiiger 3af)re bes nemtiehnten 3ai)r-
hunberts muß bic Stabt Korfu gan 3 ben (Einbrud einer
ariftofratifd)cn Nepublif gemad)t haben. ©C 3 Ctd)nenb bafür
ift folgenber ©orfall. Der in Korfu anfäffige Dichter ®raf
Dionpfios Solomos, ber aus urfprünglid) oene 3 ian ifdjer
framilic ftammte, fanb eines Dages auf feinem Spajier-
gang unter ben AaubenbaUett bcr Spianata oor einer
Süt einen f>unb liegen, ber ihm ben ©3eg oerfpetrte. Nls
ber ®raf ben ^yerm bes fnmdes, einen Nrgt, zur Nebe
(teilte, lächelte biefer unb ging feiner ©3ege. Der Graf
begab fid) 311 m ©ouoerneur unb forberte fategorifch bie
foforiige Nusweifung bes Nrates, bie auch Won am andern
Dage erfolgte. Noch jeljt unterfd)eibcn fid) bte oontehmen
Äorfioten oon ben fonft fo formlofen unb ungezwungenen
®ried)crt burd) eine ftarfe 3 urücfhaltung, unb man ließt
fie felbft an ben heißen Sommertagen nie anbers als in
®el)rpcf unb 3 *)^ nl >er fpa 3 ierengehcn. Das ift nod) ein
Neft oenc 3 ianifeher ©3ürbe.
Die friedliche foerrfth 0 ?* ©enebigs war der (Entfaltung
bes Geifteslebens befonbers förderlich, unJ> an der geiftigen
©Hebergeburt ©riedjenlanbs h«t Korfu einen $auptanteil.
3 u einer 3 eit, wo auf bem griechi|d)en Sfeftlanb alle
geiftigen {Regungen erftorben waren, blühte h«(- int fieb-
3 eßntcn Jaßrhunbert, ber Humanismus, ©or atoeihunbert-
fünf 3 ig 3ahren (1657) untrbe eine gxied)i|d)e Dlfabemie
hier gegrünbet, bie, oor hundert 3 “hwn (1808) erneuert
unter florb ©uilforb 3 U einer Unioerjität ausgeftaltet
würbe (1824), der erften Griechenlands, ©ei bcr Ber-
einigung bet 3ontfcben 3nfeltt mit bem Königreich ging
fie leider ein; bod) trägt man fid) jeßt mit bem ®ebanfen,
bic Hod)f<hule wieber ins flehen au rufen. Korfu wäre
auch der rechte JDri bafür als ©rüde 3 wifd)en Otzibent
unb Orient. H a t es doch felbft mehrere große Nlänner
im acht 3 cßnten unb neunzehnten 3 a h r h un& ert heroor-
gebracßit, bie ©hitolo 0 cn ©tuftoxibis unb {Romanos, oon
denen ber erfterc mit 21 . o. Humboldt, t> cr ledere mit
fr. ©regotooius befreunbet war, ber beiben ein fd)önes
Deufntal in feinem lieblichen ©üd)lein über Korfu gefeßt
ßat; ferner ben größten Staatsmann Griechenlands, ben
®rafen Äapobiftrias, ber hi« nißt. (Endlich lebte h»«
ber größte Dichter bes modernen Griechenlands, ber fchon
genannte Graf Dionqfios Solomos aus 3«utc (1708
bis 1857), ben mcrFwürbigecweife weder ©regotooius
noch unfere Konoerfationslexifa erwähnen, ber auch in
Griechenlanb lange ignoriert würbe, jeßt aber fid) ®aßn
3 U bredjen beginnt, banC feinem Biographen, bem eben-
falls aus Korfu gebürtigen gricdjifchcn ftfthetifer unb
Hamlet- Überfeßer ©olpläs.
Docß ba finb wir fchon wieber mitten iu 6 er NomontiP,
oon ber wir bei unferer Betrachtung ausgegangen waren ;
benn alle biefc ©Rönne r fühlten (ich nicht nur als ©riechen,
fonbem aud) als Italiener, unb ber italienischen Nomantil
oerbanfen fte bas ©efte. Korfu t) Q t den Klaff ijismus
3 uerft überwunden nnb Griechenlanb für bie Nontanrif
erobert.
2lber auch »on ben frremben, bie fid) mit ber 3nfel
befchäftigt hoben, finben wir in erjter Cinic folche, bic in
Aanbfchaft unb Gcfd)id)tc bas Nomantifd)c lieben: ben
öftetreidjifthen Äottjul NL o. ÜBarsberg, bet itt feinen
„Obt)ffei|d)en flanbfd)aften M ein ebenbürtiges literarißhes
Scitenftüd 3 U ©retlers „ObrjffeeIanbfd)aften w gefchaffcn hat ;
bann unfern HUtoriFer bes mittelalt erlid)cn Noms, fretb.
Gregorooius, ber in feiner „3onifd)en 3bqUe“ Äorfu
ßlftorifch unb lanbfehaftiid) fd)Ubert. Durcß SBarsberg,
fo h^ißt es, ift bie unglüdltcbe Kaiferm Glifabeth oon
Ofterrrid), bie ©Sittel sbadher NomantiCerin , auf Korfu
aufmerffam geworben unb hat ihrer fliehe au ber ro-
mantifeßen 3nfel in jenem Dustulum ein DenFmal er-
richtet, bas nun oor bem drohenden ©erfall bewahrt ift,
inbem es ber Deutfdje Kaifer anCaufte unb in feinen
Schuß nahm. 60 fpinnt fid) an bem fraben ber Gefehlte
Korfus bie Nomantif fort oom grauen SBittclalter bis in
die Gegenwart, oon ber 3 c *t, too bie Sd)t»*fter bet
Normannenfönfgin Helena, ©nna, ben frürften ©Hlhelmll.
oon Ntorca 3 um Gatten erwählte, bie 3 U ber 3**t, wo
ein andrer ©Hlßelm 11. unter friedlicheren Bedingungen
ben ©oben Korfus betritt, I>r. Karl Dieterich.
Der SRotgen.
CSrniACbe oon 3)l)ilipp Otto ©djaefer.
n die heiter« Gefilde, wo bie reinen fromicn wohnen,
führt uns Nßilipp Otto Schacfer mit feinem Gemälde
„Der ©Rorgen“. ©3ir oerfpüren darin deutlich bas ©Balten
ber fünftierifchen Nßantafie unb babei bod) bie unmittel-
bare Näße ber Natur. Nur ift es eine befedte Natur.
Die ©eftalten, bie fid) auf ben freien, luftigen Häßen be-
wegen, erf (deinen befreit oon aller (Erbenfcßwerc. Die im
Sinne ber ©Biffenfchaft objeftioen Gefeße, denen bie ©Befen
der Körperwelt unterliegen, haben in ben Negionen bes
feßönen Scheins feine Gültigfeit.
Die erfte Nitwgun^ 3 U feinem Gemälde wirb bem
Künftler woßl im frttnen, oielleicßt beim Nnblid einer
Berglanbfchaft, geworben jein, etwa um bie 3 «*- ba bic
Gönne bie Gipfel grüßt unb ber anbrechende SRorgcn
oon den Bergen nieberfteigt. Die Nebel, bie über bem
Dale wogen, bie ßin unb ß« ßufeßenben Schatten, im
Kampfe mit dem burd)br«d)«nben flid>te, unb bie gufammen-
geballten ©Bolten erfdjeinen wie ineinanber oerfdjlungene
Gewalten unb friguren. Ohr 3 ufälliges Spiel nimmt in
ber feßöpferifeßen Nßäntafi« des Künftlers, in feinem
Schauen immer entfehiebenere frormen an, unb langfam,
nllmählid), gltich einer werbenden ©Belt, entfteljt bas Bilb,
bas er uns h»«r zriflt. Om ©Sehen ber Dämmerung ent-
fdjwebt auf Icifcn frlügelu ein liebendes Noor. Nu& ben
Schlupfwinfeln ber Nadjt aufgefcheudjte Dämonen oer-
bergeit fief) oor bem ftrahlenbcn Buge des Dages. Bßöbus
ber Glänzende näßt mit dem golbenen Bogen, fpannt
bie Sehne unb crttfctibct bas tödliche ©cfdjoß. Den
Nfeit in der ©ruft finft ber Getroffene nicber in [cßau-
rige Öde.
Das Gemälde ruft in dem Beicßauer eine gange ©Belt
oon (Empfindungen wneß unb regt beffen Nßantnfietätigteit
nach ben oerfchicbenften Seiten h»« an. Scßaefer ßat
feinen Stoff in dem Ginne alter fgmbolifcßcr unb mptßo-
iogifeßer ©orftellungen poctifiß neu gcftaltct. (Er fptießt
eine Sprache, bie jedem oerftänblidj ift, bcr tn biefer ©Belt
Befcßeib weiß. 3nfofem feßafft jeder Künftler, wenn er
bie feiner 3cit unb itjrer Kulturhößc cntfprechenben ©Berte
fdjafft, gern ein gültige ©Berte- frebe 3«it bringt aber auch
immer bie ißt emgemeffenen Künftler h cr »ör, bie aus
benfelben Quellen feßöpfen, aus denen alle großen ©Reifter
gefchöpft haben. Die Scßoefer eigene ®ciftesrichtung ift
wefensorrwaubt mit der Kunft eines Cornelius, Genelli,
fr-euerbaeß, Bödflin, NRarees. (Er ftrebt ins De (oratio-
©Ronumentale. 3 » anderen 3 citen unb unter anderen, ben
Künften günftigen Berßältuiffen würbe er als frrestomaler
glänzen. Sr fehlen ißm nur ©Bände, um bie ißm 3U*
ftrömenbe frülie oon 3 b een unb ©e ft alten 3 U entfalten
unb ausgubreiten. So muß er fein großes fünftlerifcßes
Kapital gleicßfam auf 3infen anlegen unb in Staffelei-
btlbem au&geben. Den Bcfud)em ber ©tünd)ner fraßres-
ausftellungcn finb feine übrigen Gemälde, wie „Der ge-
feffeltc Nromctßeus“, „Die Söleerfaßrt bes Nereus“,
„Ditßijrambus", „frugenb des Sanhus“ u. et. m., woßl-
befannt.
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(£. ©laf<neg-2Barb: 21m ÜWorgen im £>t)beparf ju Conbon.
ißljiüpp Otto Sd
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;er: Der IRorgen.
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•uafpjqriJsBw® sam& »Iffi
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9Jr. 3377. 19. Wöq 1908.
3IIu|ttirte 3 e ' tun 9-
497
Dos O 3 canogiap^ii<t)c
OTufeum b« dürften
oon 'JJionaco.
ftatt CberilubicMrfl!Dr.«urlL'nmp«Tt
♦n ©tuHflo«.
3 n ber Ojeidjicbte ber (Er.
forfdpmg brr ©teere nimmt
frürft Sllbcrt oon ©lonaco feit
^a^rje^nten einen geachteten
©laß rin. 3"“«!* ® urfc * fein
©ame in weiteren ftreifen ge«
nannt, als er gum 3wcdc
bes otubiums ber ©leeres*
jtrömungen im 9ltl<mtifd)en
O^ean in größerer ©ngatjl
|<htDimmenbe Tonnen ausfetjte.
SBinenfcf)aftlid)e ^atjrten auf
eignem Gdjiffc führten lljn
immer mehr in ogeano«
graphische ftorfdjungen. flls
gefaulter, uwttererprobter Gee«
mann ftanö ber friirft in
mancher [türmifdjeu Gtunbc
auf ber ftommanbobrüde, unb
in feinem ©udj „(Sine See«
mann&laufbaljn“ bat er in tief«
empfunbenen Stbtlöemngen
einem größem Hefcrfrcis ein ©ilb ber einen ober ber
nnbeni ber ^atjrten gegeben, bie ihn ben fltlantifdjen
Ogean nach oerfd)iebenen ^Richtungen freugen ließen unb
meit hinauf bis in bie arftifefjen (Rcwäffer führten.
Tic ©3iffenfd)aft aber banft ihm eine SRcitjc mertrollcr
©ublifationen über ogeernograpbifche Sorfchungeu per«
fd)tebenfter flrt. SBaten es gunfichft pt>t)|ifaiifd)c fragen,
beten Höfling itjn aitgog, fo übte balb aud) auf ihn bie
rounberbare ©Seit ber ffllecresttcre ihren 3auber aus. Tie
(Erforfcbung ber Tiefen ber ©leere bunt) grobartige Gi*
pebitionen, an beren flusfcnbung fid) alle Stationen be«
teiligten, batte oor ben erftaunten ©liefen ber 3aolögen
eine neue, bist)« unbefannte fBcit er ft eben laffen. Tas
alte Dogma oon ber Cöe ber Tiefe ber ©teere mar ge«
ftürgt, eine ©eit gum Teil bigarrer formen, farbenprächtig
fogar, mit eigenartigen, für bas Heben in ber Tiefe be*
ftimmten (SinTicbtwngen toar entbedt worben. Wurf) ber
ftürft Ijaite an ihrer weitem Grforfchung flnteil.
Sielfad) ift bie Unficht nerbreitet, bas ©lägenatentum
be* dürften bcftche nur in pcCuniären Unterftiißuupcn, in
freigebig gur ©erfügung f|e ft eilten Hilfsmitteln. (f>ea>iß
Tie Hanptfaffabe bes Dgeonograpbifcben ©hi fr ums in bet floenue St.-SHartin ju SJonncc*.
wären bem durften feine Gefolge nicht möglich gewefen
ohne bie ihm in großem ©laßftab gut Beifügung fteben«
ben ©littet; aber nicht geringer ift bie perfönlicfje Anteil«
nähme, bie eigne Dtitarbeit, etngufcbätjfn, unb es ift nur
gu bebauem, wenn in Serfettung befonbercr Umftänbe
emftc wiffcnjchaftliche Arbeit auch non cmfter Seite nicht
geroürbigt wirb.
3ahlreid) finb bie Gntbedungsfahrten, bie ber ftürft
alljährlich feit 1885 unternommen hat, guerft auf bem
fleincn Schiff «HironbrUc“, ipätex mit ber als Gxpcbi«
tionftfehiff gebauten, trefflich eingerichteten 3ad)t „©ringeffc
Slice". ©tehrere neue Apparate würben oon ihm etfunben,
fo genial erfonnene 5Reufen, bie in bie liefe oerfenft würben,
unb in benen merfumrbige Tieffcefrebfe unb anberes (Retter
n noerfehrt gum ©orfchcin (amen, welche bei ben gewöhnlichen
f^angmethoben leicht ihre gerbxcdjlichcn hier unb garten
©liebmaßen einbüßen. 3n großen liefen fanb bas eie!«
trifche Hießt ©ctroenbung, um bie Bewohner ber liefe
an gut öden. 3n aufregenben 3agben rourbc bem mäch-
tigen Pottwal nachgcftcllt unb in feinem ©tagen in ben
halboerbautcn ©eften oon Tintenfifchen bie untrüglichen
Tie (Vifiabe nach bem ©teere gu.
3)as Oäcanogtap^ii^e 5OTufciim bes fturflen o° n SJJonacc.
©eweifc aufgefunben, Daß in ber Tiefe bes ©leeres aus
biefer Gruppe ber ©3eid)ticre wahre ©iefen leben, benen
felbft bie gelegentlich 9. ©. an ber ©an! oon ©etiftinbUmb
geftranbeten Tintenfifcbe mit 12 m langen firmen an Größe
noch nadjftehen. Um bod)noxbifd)cs Heben gu beobachten,
fuchte ber ftürft Spißbcrgen auf. ©ie er fich ein ©er-
bten ft gufd>reiben barf an ber Gtforfd)ung ber ©Weltmeere,
fo beteiligte er {ich aud) an bem neuften großen ©roblem
unfrrrr raftlos oorwärtsfehreitenbett 3«t: ber Groberung
bes Huftmeers. 3n großem ©taßftab würben mit ©rgiftrier«
b allons ©erfuche angejtcllt unb ©tatcrial gefammelt gut
(Erlen ntnis ber p^a>fifaliTef>eri ©erh&Itniffe in höheren Öuft«
fd)ict)ten.
flls eine Strömung ber mannigfachen unb oielfeitigen
ftorfchertätigfeit QU f bem <&ebiet bex Cgeanographie barf
bas Unternehmen begeichnet werben, bas ben ©amen
bes dürften in ben lebten 3ahren weit über ben ©ahmen
wif|enfd)aftlitheT Streife hinaus genannt werben ließ, bie
Schöpfung eines Cgeanograpbifthen ©tufeums, beffen feier«
liehe tt»ainbfteinlegung am 25, ©pril 1899 ftattfanb, unb
bas nun rafeh feiner ©ollenbung entgegengeht. Wu<h
ber Tcutfche Slaifer
bringt bem Unter-
nehmen, wie felbft«
oerftän blich, l f * n leb«
hafteftes Clntereffe
entgegen. Tas „Mu*
m-c I Uvanouraphique
de Monaco“ ift allem,
was {ich a «f Cgeana«
graphie in weiteftem
Sinn begieht, ge«
roibmet.
Tao ©hifeum
nimmt ben äußerften
Ojten ber Gärten
oon St.*©tnrtin ein.
fluf einem Ubfturg
beo J>clfeno gelegen,
auf (frunbamenten,
bie faft bis gum
©leer hinabgeljen,
ift es umgeben oon
herrlichen (Rartcnau-
logen, bie burd) ben
©au bes ©hifeum«
feineswegs eine (Ein-
buße erlitten haben.
Tie £>auptfaffabe
liegt gegen bie floe-
nue St.«®larttn ju,
roährcnb bie ©lief«
feite in bas ©leer
binabfteigt. Tie
Hänge bes (Rcbäu-
bes beträgt 100 m;
ber ©Mittelbau, 20 m
lang bei einer liefe
oon 20 in, ift auf
ieber Seite flanliert
oon einem ftlügel-
bau oon 40 m Hänge
unb 15 m liefe.
Tiefe ©iaßc gelten
für bas gange Cöe«
bäube mit ©usnahme
ber bei ben Unter«
ftodwerfe. Turch
bao ©ortal, in bet
flocnuc St.«©lattin
gelegen, gelangt man
in eine ©orballe, bie
bie gum eilten Stod
führenbe Treppe
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498
3fliiftrirte 3 c ^ un 9-
9ir. 3377. 19. SJlfiq 1908.
■?ln jaf)l Aquarien ju tragen, bie gut beleuchtet, Stubien-
gmeden bienen, Turd) juxi clcltrtfd) betriebene
'Pumpen wirb bcis SRecrestoaffcr 64 m ho<h ff^ljobcn,
bas bann mit einem ftall oon mehreren Metern ben
Aquarien juflieftt unb bureb bie mitgeriffene ßuft
automatijd) bie Ventilation bet Aquarien be|orgt.
Tas obere oon ben beiben Grbgefdjoffen, eben-
falls wieber 100 m lang, enthält bie (pr¶tions-
rflumc, (Dtaga3mräume ber Sammlungen unb oer-
fdjiebene Arbeitsräume; einige ber lederen follen auch
(belehrten 31m Verfügung geteilt »erben, bie bie
Sammlung beliebigen ober c^canograpfyifd}? Stubien
no^unebmen münfehen. Ter mittlere Saal bie|e«
Untergcfchoffcs, bas and) ein großes photographifches
Atelier enthält, wirb oon ber SSibliotljcf eingenommen.
Tie Untergcf(t)p|Jc finb oollfommen fertiggeftellt, bie
Cbergefchoffe h aT *<™ «od> *h r ” »ölligen (Bollenbung
in ber Aufteilung oll ber ffiegenftänbe, bie fich auf
bie Ojeanographic lieben. Apparate jum Stubhim
ber Mecrcsftrömungeu an ihrer Oberfläche unb in
gräftcrer Tiefe, Tieffcelotc rcrfchiebcrcer Art mit ben
(Einrichtungen, 3ugleich groben bes HJleeresgrunbes
mit hftauf3ubringett, Tiefleethcrmometer mannigfacher
itonftruttton, ftlafthcn aur entnähme oon SBaffer«
proben aus oerfdjicbeneu Tiefen fiit djemifefje Unter-
juchungen, Apparate, bas (Einbringen bes Cidjtes
3U meffen, lur3, all bie mannigfachen unb jum Teil
ungemein fompli3icrten Hilfsmittel gur phi)filalifd)en
Unterfuchung ber Meere werben hier Aufteilung
finben.
(RM)t minbet zahlreich finb bie (Apparate 3ut (Er-
beutung oon (Weeresticrcu , oon benen ein Teil oon
bem 3-ürften unb feinen (Mitarbeitern erfunben ift,
anbere mefentlich oeränbert unb oerbeffert mürben.
Tas einfache Satfneft bes Jifchers, welches er am
(Baben hinjiehh auf btefe ©eife bie bafelbft liegenben
ArbcttsFobinctt bes SiflrftcTt Ulbert oon Monaco.
enthalt. (Don ber (Eintrittshalle aus betritt ber Vefucher
ben grafo*» (DUttelfaal bes ©rbgcfchaffes, ben Gmpfangs-
faal, an beffen einer Seite ein Saal für Sammlungen
jicf) befinbet, roährcnb ein foldjer an ber anbem Seite
als Sifyungsfaal oorgefchen ift. Tas Grbgcfchofc, 53 rn
über bem ©ccresntoeau gelegen, h at 7 m Höhe; ber
erfte Stod, 11 m ho<h* ift mit einer unter ber Tecfe fid)
htnjiehenben ©alerie oerfehen. Tie (Einteilung ift bie«
felbc wie im (Erbgefd>o&. 3n beiben (Etagen erlaubt bic
(Einrichtung ber Türen, bie btei Säle 311 einem cinjigcn
groften «f-eftraum oon 100 m ßänge 3U ocrtoanbcln, ber
gut (Abhaltung oon Älongrcffen unb ähnlichen grofecn (Ber-
fammlungen bient.
(Das flache (Dach bes ©ebäubes bilbet eine ausgebehntc
Tercaffc oon 1500 qm, bit 75 m über bem Mecrcsfpicgcl
liegt. Tie 30*1 unteren ©efdjoffe, bie toir als Adlet*
gefd)o||e Zeichnen Finnen, unb bic bireft auf ba& SDlccr
gehen, finb hierburd) oöllig h«H- Ter ©eftfiügel bilbet
ein groftes, 3,«„ m hohe« Atelier, hauptfächlid) beftimmt
jur ^rüparation unb Aufteilung ber groften Tiere, ©alc,
Scehuhbe ufto. Tarunter liegt ein gtofjet, gut »etitiiierter
Kaum, ber bie Mazeration sapparate, bie bas gan3< Sfelett
eines grofccn ©alcs f affen tonnen,
enthält. Ter Cftflügel biefes
ftellergefcboffes ift für bie Auf*
nähme ber Aquarien beftimmt.
3unächft höben hier an ber ©anb
neun Vaffins im Mafftab opn
1:5m unb 0,„ m Höhe Aufftcl-
lung gefunben. Teu Scblufc bilbet
ein (Beden oon 6 m ßänge bei
l„ s in Höhe unb 2 m Tiefe, bc-
ftimmt für gröftcrc ftifchc, toäl)-
renb ein anberes 6 m lang, 3 m
hoch unb O wo in tief ift unb gegen*
»artig 3wei SdjilöFrötcn 3um
Aufenthalt bient, bie 00m dürften
1896 oon ben Sporen mitgebrad)t
mürben, unb oon benen eine feit
biefer 3eit ihr (Vernicht oon 3 kg
auf bie refpettable Höhe 00» 40 kg
gebracht hat-
Gin grofter (Xifei) oon mehr
als 21 m ßänge ift beftimmt, eine
Aquarium mit (Meeraal unb Muräne.
Ter (Präparationsraum.
2Iu 5 bem Ojeanographiföen SRufeum bes Si> r ^ n o° n Monaco.
5>ifchc unb SKufcheln fangenb, ift bei ben roiffen«
fd)aftlichen aKcereseipcbitionen aur Trebfche ge*
worben, bic aus Taufenbcn pon Metern Tiefe bie
(5runbfäuna ^cTauflyolt. Miödj Art bet Wcufen
gebaut finb gemaltige ^tpramiben aus (Draht-
geflecht mit (Eingangs Öffnungen , burd) bie bie
Tiere in bas innere gelangen, fchmer aber rofeber
heraus Tonnen, fo baft fie wohlbehalten 3ut Ober-
fläche fommen. 3 UW 8r ä »Ö 5er frei fchmeben ben
Organ ismcnfdjar bes offenen (Meeres bienen (Rebe
aus feinfter Scibcuga3c, oon (Prof. Henff» in
Äiel, bem ßeiter ber Xeiitfcben ^lanrtonrxpebitfon,
angetpenbet unb nach th m genannt. Sinnreich^
(Einrichtungen ermöglichen es, baft biefe Mefte, ge-
fchloffen hinabgelaffen, in beftimmten Tiefen fiel)
automatifcf) öffnen unb fdjlieften unb fo bie (Dlög*
lichfeit geben, genauen Auffchluft ju erhalten über
bie (Berteiluug ber pclagifcljen ^Fauna in ben ein-
jelnen Schiften ber gewaltigen ©affermajfen.
Anbere Aetje bienen 311m Cberfläcfjeufang. Auch
bie ftanggerätc jur Grbcutung ber grö&eren ffifcht.
ja felbft ber größten OTccresbcwohner , ber TBalc .
fehlen nicht.
Ten bebeutenbften Teil ber Sammlungen aber
wirb bie goologifctje Ausbeute umfaffen, bie bei
ftrürft auf feinen jahlretchcn wiffenfchafttichen
fjahrten gemad)t ha*- (Reifen haben ilj» l»
ben ^olarmeeren bis jum achtjigften (brab geführt,
unb bic hie* gefammeltc fjauua geftattet einen
intcrcffanten (Berglcid) mit ber Ccbemelt bes norb«
atlantifchcn Ojcans unb bes Mittelmeeres, bic
befonbers bas ^rorfci)UTtgsgebict bes fjfärften ge-
mefen finb, hauptfäd)lich bic belebte Cbegenb ber
?l,3oren, ber ©olf oon ©aecogne, bie Äüften
(Portugals unb Marottos. ®is 3U ber Tiefe oon
5310 m würbe gebrebfeht, unb eine ho<£)intereffantc
3ufammenft<lhmg bet merftmlrbigen Tieffeefauna
ift bas (Refultat biefer mühfamen Tieffeeforjchungen.
Weben berOmuibfaunamit ihren bi3arrcn ©eftalten.
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3377. 19. Sflära 1908.
3nu[trirte 3 e ^ n 9-
499
ujic fic uns befonbers imSUeis berÄrufter unb bet 3tacf)d*
häutcr entgegentreten , i|t nid)t miuöcr reid) bie frei»
föwimmenbe Tierwelt aus ben oerfchiebenen (Etagen bes
iReeres oertreten; befottbcrcs 3ntereffe erwedt iit öiefer
©ruppc eine 9lit3ahl Tmtenfdgiccrcn ber liefe, fog. botljr».
pctaglfct)e tlrten, bie bem Ziagen bcs Pottwals entnommen
iinb ober tot auf ber £>berfläd)c treibenb gefüllten würben.
Tiefe Sammlung ber Tiefenfauna gibt bem 9))u(cum ein
ganj befonberes 3ntere|fe, unb es ift bestucgcn geplant,
neben bet rein (i)f»emattfd)«n Mufftcllung bie Tier« aud)
nad) ihrem Slufcnthaltsort unb it)rcn ficbcnebeötngungeu
ju gruppieren, um bem Pefdjaucr auf biefc Weife einen
(Einblicf 3 U gewähren in bie gef)eimni«o ollen 9lbgrüubc
ber Ojeane.
3m übrigen wirb in bem r,tea»iograpl)ifd)en ®lu»
jeum oon SRonaco bas inobeme prinjip ber Trennung
Oec Sammlung in eine Sdjaufammlung unb eine wiffen-
jd)äft[id)c Sammlung bntd)ü«füf)rt werben, unb aud) ein
flustaufd) mit anberen (Diu feen ift geplant. 3ur (Erreichung
eines möglidift uollftänbigen ©efamtbilbee ber ojeano«
gxapljifdjcn frorfchungen toerben fernerhin it arten, gra-
pjjifdjc Tarftellungen ber Horizontal* unb T iefenocrbrei tung
ber Tiere, bes Weliefs bes TReercsbobens unb anberer
flcrhältniffe bienen; Aquarelle nad) bem ficbcn ber liere.
Photographien unb fonftige Slbbiibungett ergänzen bas
fonferuierte Material. Wie bie weltberühmte Station in
Neapel Ihren eignen Meinen Tampfer für joologifdjc
Unter f Übungen bat, [0 ftel)t aud) bem OjeanogMpbijdjen
Mufeum in SDlonaco hierfür bas ftah^uQ „(Über“ jur
Beifügung.
Bon ber £>c>f>e ber ftafiabc bes fRufcums leuchten bie
Warnen ber Sdjiffe ber oerfdjiebeiten (Rationen Ijerab,
bie mit ber GrfoTfdjung ber SDleere unzertrennlich per*
bunben ftnb, „Talisman“, „ eijallenger „Bal&ioia",
„CftaaeUe", „Siboga* u. a. „Hironbclle“ unb „princeffc
IHlce“, bie Warnen ber Sxpebition&idjiffe be& dürften,
. V
uäm
illl
!*• M
Imis
(Ehemifches fiaboratorium.
Übcater unb (Diufif.
Statue bes dürften (Albert oon (Monaco.
SIus bem £>jeanogrüpf)lfd)en SDlufeum bes dürften oon Monaco.
iteben oerzeichnet über gro&en ailegorifdjen ©ruppen bcs
Ctlbfjauers SW. Tuffart, bie bie fraffabe bes SJJittdbaues
fdjmücfcn. Xiefe C&ruppen, 8 m bod), oerfinnbilblidjen bie
j^ortfdjritte bei SBlffenfdjaft unb ber Humanität. 3n
Seftimmung unb Wusfüijrung fowie Aufprett ©töfeen.
oerljältniffen ftellt bas Ojeanographifd)« SRufcum oon
Ulonaco, bas einen Teil bes oom dürften 190G ge*
grünbeten O 3 eanograpl)i|d)en Onftituts bilbet, ein »Artig»
iJiömiment erfolgreicher Tätigfcit auf bent ftebict ber
iJleeresforfcbung burd) ben dürften bar, befjen oom
Bilbhauer Denps pued) ln Ataris gc|d)affenes Denfmal,
ihn auf ber örüde feiner 3 ad)t „Brtnceffe ^Ilicc* r mit
bem Bremglas in ber $anb 3 «« 9 «nb, im BorfaoC bes
iRufeums Slufftelluug finben toirb.
'Peter Werths (pfeubonpm für
ben Hamburger Scbiffsingenieur £ Hilden)
oicrattiges Scbaulpiel „ Santi «(flrnsfeuCT“,
öoo ed)1es 'Jülilicu, gute (Sl)arattcrtt)prii
unb fpannenbe fcanblung aufroeiit, hatte
am 6. Plön im Hltonarr Stabttheater
lebhaften (Erfolg.
-Um 5. Plärj liebelte bas 'Jicue
Operettentheater ,)u Perlin ln fein neues
£eim am Schiffbauer bamm über. Tie
(Einweihung erfolgte burd) eine luftige
'Jlufführung oon fteu berge« breialtiger
Operette „Ter Cpcrnball“.
— Oolar pitfdjeU breiartiger
Schwant „Tie JPceiratsfallc" fanb am
&. »lärt im Pernharb • Stofe • Iljcatcr tu
Perlin bei einem naioen publif-um ftarten
(Erfolg.
— 3a>an Plaiimotottfd) Pelitfd)-
fos breiartiges i?uftfpiel „Ter Sdjritt*
machcr“, frei bearbeitet oon üubwig SDolff,
fanb am 11. 9RAt| im ifönigltchen Opern-
haute gn Vattll trotc feiner bfuftigen Ba>
nalität eine freunbUdje 9lufnahrue.
— JVeltr 9üeingartner legte
wegen finanzieller bluseinan ber fehungen
mit ber (bcneraliHtenbana bie C ei tung ber
Perliner StjmphonieronzcTte nieber. Tie
beiben Parteien flehen in fo ftarfem (liegen*
fah jueinantxr, bafi es fcbcnfallo tu einem
gerichtlichen PustTagc bes Streitfalls lom-
men wirb.
Paul P. '.Keims „(«iranb (Sa*
priceio*' für grofies Orchefter. ein effeft*
0 olles 9Derf, bas eine fidjerc Pehcrrfd)ung
bes OTcheftcxapparates zeig», fanb am
7.9Jlärt im Sedntchnten Smuphoniclonjert
ber Stäbttfdjen Kapelle zu Ühemnift Ptelen
©cifall.
— JUIs Atjärs SdjaufpicI „35er
Tag ber Pcche-nfchaft", bas tnand)e er*
fehflttembe Szene bietet, würbe am 0. UJlärj
im Wationaltheater zu Chriftiania unter
lebhaftem (Beifall aufgeführt.
— Wenzel tfiolDlaunis breialti*
gw Schaufpiel w Tie 3üahl“, bie ftarfe
Talentprobe eines Slnfängers, fanb am
4. Süiärz im Wcfi ben pheater .511 ^rant*
furt a. *JW. gute Aufnahme.
— iVerbinnnb SRuntels unb C>ans
0. Wenn eis breiartiges Schaufpiel „&!)<**•
lottc oon Popen", ein Stücf, bas ben
«Ehrbegriff bes C ffi.zierftanbes in fehr freier
Weife behnnbclt, erzielte am 7. ®l8rj im
$)ofthcater 311 tftotha freunblldjrn ® ei fall.
— 9Hiee unb ©corg Sichling*
bramatifdje l'egenbe mit jtofllf mufifalifchen DlluftTationen
„Tie hdtige rtatharlna“ würbe am 9 . SWÖrj im rtoblcn3tr
Stabttheater mit ftürmifdzem Petfall aufgenommen.
— 3>cr Herzog oon Sadifen-'JJleiningcn hat oer*
fügt, baft bas (Enfemble unb bie ilapelle be* abgebrannten
^oftheaters für ben ÜReft ber Saifon Ökiftfpiete unternehmen.
— Tie (Münchner Preffe, mit 9fusnat) ,n * ber
fozialbemohrattfdten „(Münchner poft**, wirb bis auf weiteres
bie Peranf taltun gen bes SJtünd>ncr Tonlünftlerorchefters
ignorieren, weil biefes burd) bie Herbeiführung einer Sperre
über bie «usftellung 1908 unb anbete Tcmonftrationen bie
Sntereffen ber 9Rün<t>ner ftunft unb ber Äusftellung 1Ö08
aufs fduoerfte gefährbet ho*.
— Htinrid) 3uftus’ Trama w Cabn ffiobina“
brachte cs am 2. (Mörj im Stabttheater ju Mümberg nur
Zu einem mü feigen (Erfolg.
— Tie erfte (Aufführung ber „Salome," oon
Wicharb Straufi am 9, SW3r) im doftan,zi*Theater ju Wom
unter Plaeftro Plugnoncs Leitung geftaltctc fid) zu einem
lüuftlerifchen Greignis elften JKanges. Tie Preffe bezeichnet
bas Werl als eine ber grüfeten Schöpfungen bet mobemen
lonfunft. 2ltn Schlufz ber PoTftelluug bereitete bas pubtb
fum ben Tarftellcrn lang anbauerttbe, begeisterte Cuationen.
Wilhelm Cchfenbeins aus ber fd)wel}*rifd);en
Tramentonfurrent bes l'cfczirtels Höflingen jur erftenidluf»
führung gewählte, guttompon irrte Tragöbie „Pofarnunbe*
hatte am 10. (März int ^ilridier Stabttheater wegen ihrer
epifchen Sängen unb ihres trodenen 3ambcnpathos nuT
äug erliche Wirfung.
Totenfd)au.
GbmonboTe Pnticis, berannter (KomanfchriftFtcIler,
1866 als Unterleutnant MämpfeT in Oct Schlacht bei (Suftoja,
1867 Geiler ber ^eitfehrift „L'luli» miliiurc“. i«71 aus bem
Heere ausgetreten, uni fid) ganz ber Schrift ft cllerei ju wibfnen,
auf (ReiFen in (Europa unb Sübamerila, bie ifem ben Stoff
ZU feinen anmutigen, aber oft affelttert f ent imcutal ert Sd)t[*
berungen unb (hrzählungcn lieferten, am 2J. Oitober 1846
311 Dneglla (figuriert) geboren, f in Porbighera am
11. Plär.v (Pelrolog u. Porträt f. £. 604.)
l»r. | >1 1 i 1 . (Anton (Ebler v. Praunniül)I, (T»rünber bes
erften htfloTifchctt Seminars für eine gcfdjichtliche Tisjipiin
ber cxaEteti 'Wiffenfd)aftcn, 1 BH 4 an ber 2 ed)nifchen Hodj»
fdjule zu München habilitiert, 1888 aufeerorbentlichcr , 1892
or betulicher profeffor ber 'JMathematif, Perfaffer zahlreicher
(Abhanblungen unb Schritten: „Shriftoph Schreiner als
PlathematifcT, PhPfifer unb (Aftrouom" 1891 , ., 2 torle[ungen
über «Eefchichte ber trigonomctric" 1900 bis 1903 , am 22. Te*
aember 1853 ju Tiflis geboren, f In (München am 10 . SJJärj.
Sir fiepet Henri) öiriffin, Schriftfteller. oon 1860 an
im bcngalifdjen Jioilbienft, 1871 bis 1880 Grfter Sefretftt
im Panbfchab, 188! bis 1887 Mefibent in 3nbore, 1888
Wefibent in Heiberabab, Peilaffer werte oller Schriften über
3nbien; „The Riija* ot tln- l'ntijnli" 1870, „Kmou« M<>n>!mcnU
of 4Vntml Indln“ 1888. ferner fl e grün ber ber „Ajistia Quarter lj
lfc virw“, 1H40 geboren, t .tu fionbon am 10. Plärj.
^rie brich einer ber bemafratifchen ^üferex
ber fd)Iesmighot|tetnifd>en «Erhebung, 1848 Sefretflr bes
„.Kieler Ztonrcfponbenzblattes", (Mitqlieb brr fd)Ieswig>hoI*
fteinifchen fianbesoerfammlung, 1853 nad) Wmerifa aus*
gewanbert, wo er fid) als (Kechtsanwalt eine angerehene
Stellung mang, 1817 zu Ölenbsbiirg geboren, f in (?»ranb
3slanb üttp (Mebrasfa) (Anfang Plär.).
Otto o. H«llborf- (Bebra, Parlamentarier, beutfdj*
lonferoatio, 1867 bis 1874 fianbrat bes itreifes Wehlar,
1871 bis. 1874 ‘Jieidjstagsabgeorbneter für Wehlar, 1877 bi«
188t unb 1884 bis 1890 für Wittenberg, 1890 bis 1893 für
Sd)Iad)äU*^lätow, 1878 florftanbsmilglteb ber Tcutfeh lfon*
frroatioen, 1884 Piitglieb bes Staaterats, 1890 Piitglieb be«
pTeufeifchen H <rrc nhonfes, am 16. 9lpril 1633 zu ©ebra
(ifrets Ouerfnrt) geboren, f ebenbort am 11. Plärj.
3 ofep l> Hldota, Präfibent ber JVran; 3 ofepl)s*?Habemt«
3 M dner ber freigebigen Mürberer tFd)ed)ifch nationaler
fleftrebunnen, (Baurat, Piitglieb brr Wiener Vllobemie 6er
bilbrnben .Künftc unb ber 3cntrallommiffion jur (Erforfchung
unb (Erhaltung hiftoriieher Tenlmale, 1883 oam Stnbtbeair*
Wittingau in ben (Reidisrat, 1885 oom (brofzgrunbbefih in ben
bßh m 'fd)en fianbtag gewählt, feit 1891 (ülitglieb be« Herren-
hat lies, am 15 . 3 -ebruaT 1831 zu pfeftic bei Klatiau ((Böhmen)
geboren, t in Prag am 11 . ‘JUiär3. (Porträt u. Pdrolog
f. S. 503 .)
I)r. phil. 3u(ius fieffing, Tircltor bes (Berliner JRunft*
gewrrbfrPlufrunis feit 1872, 1H7 1 bis 1894 profeffor an ber
Zlänigliehen flau- unb (Semerbeatabemie zu (Berlin, flerfaffet
zahlreicher bie ©efchichte bes (lunflgemcrbcs behnnbelnbet
Schriften, am 20. September 1843 31» Stettin geboren, f ln
Berlin am 14. März. (Mefrolog u. Porträt f. «s. 503 u. 604.)
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(10. a?OEtfe*ung.)
r nahm bas für ein ftilles 3 u 9 e f länlm i 5 f unb ctitfc^lojfcn fuhr er
nun fort:
„3$ banfe 3f)nen. Diefe Rlarheit ift mir nur erroünfcht. Übrigens
habe ich auch feine anbete 3nterpretation unferer perfonlic^en ©e*
jungen erwartet 3 d} glaube, Sie galten biefe glei$ mit für jiemlich belanglos.
$Bas uns ausfchliefjlid) intereffted, bas ift basfelbe 3 ^* nach bem wir beibe
ftreben. Sie fjaben fich, gleichgültig aus welchen Vlotioen, mit 31)1«* ganjen
©erfon für eine Sache eingefetjt, ber mein fieben geweiht ift. Sie haben fid)
oor aller 2 Delt bafür engagiert unb werben nicht mehr baoon laffcn. Der
Stanb ber Dinge ift nun ber — ich «Itnn« es offen an — mir tonnen
einanber nicht mehr entbehren, mögen wir fonft auch übereinanber benten, wie
wir wollen."
„Sie präjifteren ben Sad)oerf)alt mit bewunberns werter Klarheit."
„3um minbeften ohne jebes Sentiment, unb ich glaube babei ganj in 3hrem
Sinne ju hanbeln."
„ 2 Merbings, burchaus!"
Cts flang aber hoch wie eine geheime (Erregtheit aus ben falt hingeworfenen
©Joden.
„Vlfo, feljen Sie — im ©runbe harmonieren wir bod) eigentlich ga^
wunberooll, trotj unferer prinzipiellen ©egnerfchaft."
Sem Sarfasmus hatte etwas ©raufames gegen fie wie 9 egem fich felbft.
2 lber bann erhob er fich plö&ttth unl> trat nun oor fie hin.
„Doch ber 2Borte finb nun genug gewedelt Sir muffen Daten 3 eigen.
gräulein ©hqbt, ich glaube, Sie oerftehen mid). VJit finb burch unfer gemein*
fames 3iel unb bie befonberen Umjtänbe, bie beftimmenb bei feiner Verfolgung
mitwirlen, einfach baju gejwungen, als ©unbesgen offen jufammenjuffehen. (Eben»
biefe Umftanbe erforbem aber bie aDerintimfte ^orm ber ©unbesgenoffenfdjaft
jwtfchen IJiann unb 3*QU. 3d) lenne ja 31)re 2Tnftcf)ten hierüber — in «ton»
tana broben haben Sie ja bargetan, wie Sie bie Ramerabfdjaft für bie einzig
gefunbe ©runblage ber ©eätefjungen jwifchen ben ©efchlechtem halten — unb
ich möchte 3hnen heute nur beftätigen: 3ch unterfchreibe alles, was Sie batnals
gefagt haben. 2 Brr finb alfo einig herüber, bafj wir als tlare, willensftarfe
Ventunftmenfcijen oon einem fentimentalen ©egaulel unferer ©efühl« nichts
wiffen wollen, ftür uns liegt nur bie öot: ©ringt ein 33ünbnis jwifchen
uns jebem Deil bas Seine? 1 '
«och immer fein fiaut oon ihrer Seite.
„Diefe ftrage ift alletbings fehr ernft unb gewichtig; benn Sie haben oiel
m bie SBagfthale ju werfen, fehr oiel Unb ich mag nicht ju ©oben gebrüdt
werben non einem ©efüfjl ber Danfbarfeü Daher mufj ich wtffen, bafe bas,
was ich P bieten habe» ber ©lab an meinet Seite, bie (Ehre, Stampf unb Sieg
mit mix 3 U letTeit, oollmertig oon 3hnen empfunben wirb — bah bie ©tage
jwifchen uns beiben fteljt"
(Erwartungsooü fah er fie an.
(Eoeline «h^bt war unbeweglich auf ihrem ©lafce geblieben. ©ber ihr
$aupt hatte fich jefct gefenft, unb nur ihr fthnelles ©tmen oerriet bie innere
©ewegung.
So laufchte fie gefchloffenen ©uges bem, was er jprach. Doch I“ härte
nicht auf ben Sinn ber SBorie. 2Bas tonnte er ihr noch «eues fagen, bas fie
nicht längft gewußt ffiXtt? Rannte fie ja feine «atur, bie niemals eine weichere
«egung, eine geheime Sehnfncht nach ihr eingeftemben haben würbe. So laufchte
fte nur bem harten «lange feiner fperrenfttmtne, ber in ihr Droh unb Reiben*
fchaft jugleich erroedte, unb ihr war babei, als fäl)e fie bas falte (Erj ihres
©labiators oor fich auftauchen.
Da war es entstehen. 3a, fie wollte ben Rampf mit ihm, um ihn fich,
unterliegend 3 U erringen.
,,3hre ©efargnis ift unnötig." Sie erhob fi<h plöfclich 00 m Sejfel unb fah
ihm ooll tns ©ntlitj. ©ber es war je$t wieber nur ber f<harfe ©lief bes
(Begners »or (Eröffnung bes SBaffenganges. „Die ©artie ift gleich."
,,«un wohl!" (Er holte tief ©tem, waljienb fein ©uge bem ihren begegnete.
„So bitte ich Sie benn um 3hre 5°nb, (Eoeline.“
Sie überlieh ihm fdjweigenb bie «echte. 3reft ergriff er fie, unb bann
beugte er fich über ihre $janb nieber. «tit einem fie plötzlich überriefelnben
©efüljl ber (Erwartung harrte (Eoeline ber erften ©erüljrung feiner ßippen ent»
gegen. ©ber ba — mar es 3 u faH ober ©bjicht? — berührte fein 3Hunb nur
leicht ben «ubin an ihrem Ringfinger, bas £aupt ber SJtebufa. (Ein fclffam
ftarres ßädjeln fpielte babei über feine 3 Ö 9 C -
Schnell entjog fie ihm wieber bie 5>anb. (Er a 6 er richtete fich nun ruhig auf.
„ 2 Benn Sie erlauben, (Eoeline, fefce ich 3fjre« ©ruber oon unferm ©er
löbnis fofort in Renntnis.“
„Dun Sie bas."
ÜJtit lurjem Ropfniden erwiberte fie es.
„2luf XBieberfehen benn!"
Unb mit einer refpettoollen Verbeugung, wie oor einer gremben, oei^
abfehiebete er fich oon ihr.
XVII.
«och einmal fah ©3olf Sdperbrünbt auf bas 3 e ^ n 9 5 ätatt, bas ihm ba
eben — am ©orabenb feiner §o<hjeit — bie ©oft in einem ©rief gebracht
hatte. Unter ber «ubrif „Slus bei ©efellfchaft“ war eine «otij mit Dmten=
ftrichen eingerahmL Sie lautete:
„Sefonberes 3 nteieffe beanfpruchh aus boppeltem (Brunbe, eine Vermählung,
bie morgen gef^Ioffen werben wirb. Die ©raut tft bie einige Schwefter bes
(Ehrfs bes welibefannten ©anthaufes «h^W & (Eie., gräulein (Eodine «hegbt,
eine ber reiften (Erbinnen unferes fianbes. Der ©tödliche, bet fie hdmführt,
ift ber Sngenieur 9Bolf Schieröranbt, befannt burch fernen jahrelangen Rampf
für bas oiel oentilierte «ogerfche ©rojeft ber Uibarmadjung ber ©ontinifchen
Sümpfe, «unmehr bürfte ailerbings ^err Schierbranbt ber ©erwiitlichung
feiner weitausfeh auenben ©läne nahe fein; benn es hat fich, wie wir hören, in
biefen Dagen bereits ein ^wanälonfortium unter ©eteiligung bes ©anthaufes
«hepbt & (Eie. fowte einer Reihe anberer namhafter (Bro^banten unb ©rioai=
fapitaliften lonftituiert, bas junächft mü einem 3 0Il bs oon oier RiHtonen bie
Arbeiten jur Realifierung bes ©rojetts aufnehmen wirb. Diefe bürften fchon
in allemächfter 3 C *1 un b UT, 1 CT perfönlicher ßeitung ^erm Schierbranbts ihren
Anfang nehmen. 9Jlan barf auf bie weitere (Entwidtlung biefes «iefenuntcr*
nehmens, bas bem fianbe 3ta!ien eoentuell eine gan$ neue ©rooing fchenfen
lann, mit größtem «echt fehr gefpannt fein."
3 u biefer «otij hatte eine ^anb auf ben «anb bes 3 <ttungsblattes einige
SBorte gefchrieben, grofe unb flüchtig wie in lebhafter (Erregung:
„2ttfo am 3»el! 3ch gratuliere! (Es ift ja auch nicht ju befürchten, bafe
Dir morgen bei all bem fchwinbelnben ®lüd boch etwas bange werben wirb,
wenn Du rücfwSris fchauft auf bas, was hinter Dir liegt 3tber es gibt boch
noch eine Vergeltung — irre Dich nicht! Unb fie wirb Dich treffen."
(Ein «ame fehlte; aber es beburfte helfen auch nicht 2Bo!f lemnte ja btc
Schrif^üge bes einftigen 3 u 9 ef| äfreunbes genugfam. Älfo bas war Ronrab
Sclbift' ©lüdwunfch 3 U feinem Sochjeitstage — bies bas (Enbe einer jwanjig»
jährigen greunbfehaft!
©inen SJloment ftarrte 9Bolf büfter auf bas Statt; bann aber ballte er es
feft 3 ufammeiL
2 Beg bamit!
2Bas auch weiter? (Es wÜTbe noch oiel oerloren gehen auf bem Vkge,
ben er einmal bebrüten hatte.
ßangfam lehrte er bann an feinen Schreibttjch jurüd Sein ©lief ftreifte
©hotographien unb Schreibgeräte, bie barauf ftanben, Slnbenlen, Heine ©efchente
oon «laitha, bie er bisher noch immer unoeranbert bort beiaffen ty&z. Slöei
es war nun 3«»h auch bamit aufjuräumen. ®ltt bem heutigen Dage mu^te
ja alles begraben unb oergeffen werben, was ihn noch-baran gemahnte, ©lorgen
begann ein neues ßeben, bas nichts mehr wugte oon ber 3 «t, ba auch «
einmal weich unb warm empfunben hatte. Das war nun oorbet Unb er
juchte aus allen 3ä<hem unb Schüben heroor, was er an ©riefen ober anberen
Erinnerungen oon SDlartha befa^.
So, nun war alles beifammen, unb bas ©emichtungswerf lonnte beginnen.
3n einem feften (Entfchlujfe griff er nach bem ju oberft liegenben Sto^ ©riefe,
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9h. 3377. 19. 9Kiit3 1908.
3IUiftorte 3«itung.
501
unb fchnell fcßritt er bamit 3 U bem üfeit, m bem bic role flamme fcßon gierig
aufjiingelle. Da fiel feilt ©lid noch einmal auf bie bem Xobe geweißten Rapiere
in feiner §anb: es mären alle, fcßon etwas oergilbte Seiten. UnwillfürlidE)
faß er ^in: SBriefe aus ber allererften 3^ ißrer Verlobung; fie trugen bie
bamals nod) Imbli<ßen, unausgereiften S^riftjüge ©artßas.
©ie fein Sluge aber fo auf bie fettem fiel, bie in ißrer gugenblicßlett unb
jartcn geinßeit etwas Müßrenbes Ratten, ba lam ein 3 *tterri über ißn.
fiangfam 30 g er feine $anb juriitf, unb, flehen bleibenb, wo er mar, begann er
ben elften biefer SBriefe ju lefen. 2 lus ben 3«iien ber oergilbten Slätier mit
all ißren glücfsjubelnben, ^offnungsfeligen ©orten ftieg ißm ©artßas gugenb*
bilb auf, wie fie bamals nur ißm geftanben: fölanf, 3 art, fo unbefcßreiblid) füfe
in ißrer reinen, falben ©äbcßertßaftigfeit.
Da entfielen ißm bie SBriefe, unb feine $jänbe pxefeten fieß oors ©eficßt.
So ftanb er eine ©eile unbeweglich. Dann aber ging er juröd 3 um
Gcßreibtifcß. (Ein leßtes ©ort mufete er ißr nod) fagen, unb feine gebet fußt
mit bebenber §anb über bas ©apier ßiit:
„Soeben bin i<ß babei, Deine Silber unb SBriefe bem geuer 3 U übet*
geben, ©artßa, mir ift, als ob ich an Dir felber bas ©ernicßtungsmerf
ooHäöge! ©taub’ mir bas eine; 2lu<h id) leibe fcßroer. Denn — mag es
aud) greoel fein, Dir fo c< ® 05 in biefer Stunbe notfj 3 U fagen — id) lann
nicht anbers, ©artßa: 3d) liebe Dich, ich werbe nie auf hören Dich 3 U lieben.
3«ne anbere, mit ber tcß morgen 3 um Sffltar geßeit werbe, fie wirb meinem
f&ei^en nie etwas fein. 3a, i<ß ßoffe fte, um berentwillen id) Did) Derftofjen
mußte. Micßts anberes als falle ©emunftintereffen werben fie unb mid) oer*
binben. Das fcßroöre id) Dir in biefer troftlofen Stunbe, wo id) Slbfcßieb
nehme oon allem, was mir je lieb unb wert gewefen ift Unb nun nod)
einmal: ©ergib mir, was id> Dir angetan habe! 2BoIf M
So, nun war auch bies getan. Mun pim ©eit! Unb mit einem ©efidjt,
bas rnieber bie alte ©ntfchloffenheit jeigte, fcßritt er 3 um Ofen unb büdte fid) nach
ben Slättern, bie muß bort lagen.
(Ein fdjneller ©riff, unb tm geuer praffelten bie oergilbtcn Seiten. Oßne
3Bgem folgten ißnen rafd) bie anberen nad) unb enblid) audj bte Silber.
Mur nocß einmal 3 ucfte es ißm in ber $anb, um rettenb j^ugreifen, als
eine ber ©ßotograpßien fi<ß im b« flammen fo feltfam frümmte unb
manb, wie in Xobesqualen. 3lber mit jufammengebiffenen 3äß nen ftanb er
babei unb ftarrtc mit brennenbcn klugen barauf ßiit, bis aud) bas leßte Meftcßen
ißres ©ilbes ju Slfcße jerfallen war.
Dann erft wanbte er fid) ab. (Er ging jum Scßreibtifcß unb naßm ben
©rief an ©artlja, um ißn bei ber torgerüdten Macßtftunbe felbft 3 um ©oft*
laften hina& 3 ubringen.
XVIII.
Dioben im großen geftfaal, in all ben glänjenben ©efellfchaftsräumen bes
Mßegbtfdjen Kaufes fcßwirrte nod) bas froß« Durcßeinanber ber ^othjeitsgafte:
füllte bocß nun erft, mit bem Xai^e, rec^t eigenllid) bie fiuft beginnen. Das
©rautpaar aber war ntcf)t mefjx 3 ugegen.
©olf ^atte fi^ auf einige ©muten mit feinem Sd)wager ©illiam ^munter
in beffcn ©bettejimmer begeben, um bort noch oerfdjiebene Sa^en oon ©ewi(^t
oor ber Sbreife f(^neH 3 U befpre<^en. ©oeline mar wä^renb biefer 3 cit in il)re
bisf^erigen ©emädjer ^inübergegangen. £iet wollte fie na^er ©olf abfalen,
um fte na(^ ber am ihirfürftenbamm gelegenen, prooiforif^en-^Bo^nutig 3 U
geleiten. $lnt anbem Xage wollte bann bas junge ©aar nach 3talien abreifen.
Dort follte ifjx eignes 5 *int eingeri^tet werben, oouausfi^lli^ in ©om, ba bie
fieilung bes großen ©erfes ©olfs perfönli^e Slnroefenljeit na^e bem 2 lrbeits*
gebiet erforberte.
So f^ritt benn ©oeline Sd)ierbranbt noc^ einmal bur(^ bie ©äume, bie fie
als ©äb^en bemofjnt ^atte. Silles ©ü^rfelige lag ja il)rem ©efen fern; aber
bennodj mar i^r eigens 3 umute, wie fie fo 3 um le^tenmal burd) bie
f^ritt, bie gan 3 ben Stempel i^res ©eiftes trugen. 9tun füllte bas alles ben
$aud> bes ^JeTfönli^en oerlieren, eine frembe §anb ^ier o^ne ©erftänbnis
galten unb malten; benn üjre Schwägerin, ©illiams grau, mürbe biefe 3 irom*t
mit 3 U intern ©ebtaud) übernehmen.
©s tat ihr leib, namentlich um ihr antifes 2 lrbeitsjimmer, bas ja ihre
eigenfte Schöpfung war. ©it einem ihr bisher gan 3 fremben, leifen ©effihl
ber ©ehmut Iie^ fie baher jetjt ben ©lief über bas ©emad) gleiten. Dabei
gewahrte ihr ©uge eilten Straufe, ber auf ihrem Strbeitstifdj in einem Äriftall»
glafe ftanb — fchneemeife fchimmembe Seerofen, in ihrer ©itte eine pra<h^
oolle, bunlle Oiofe ©ie ein ©lutfled brannte ihr tiefes 5lot auf bem Unler=
grunbe ber lilienweißen ©luten.
Glwas betroffen trat ©oeline an ben Xif<h; fie h att * einen ©rief neben
bem ©lafe bemerfi ©in fonberbarer ^jodjjeilsgruß, biefe Xotenblumen mit bem
Symbol ^etgglü^enber fiiebe!
Sie nahm bas Äuoert auf: bie Schriftjüge fiubmig 3imom*. ©erwunberi
erbrach fie ben Umfd)tag. ©as hatte ihr bet ehemalige ^rioatfefretär noch 3 U
ftßreiben, beit fie mit 5Rücfficht auf bie ©h«fcp c & un 9 f^ on ©od)en aus
ihren Dienften entlaßen hatte?
9tun las fie:
„hochgeehrtes, gnäbiges giäulein!
©ergonnen Sie am heutigen Xage auch wir» Shnen als ©lücfwflnfchenber
ju nahen, ©as id) 3h«ett ju fagen hätte, bas foH auch biefes Rapier
nicht erfahren; hoch meine ©hinten mögen für mich faiedjen- ©ernähren
Sie ihnen einen Xag lang, ben lebten, ben Sie no^ (ich felbft gehören, einen
$Iatj auf 3ljrem Xifche, an ber Stätte, wo ich 3hnen wenigftens auf
Stunben etwas gemeinfam hatte. Dber ift auch biefer ©unfeh noch ju oer-
meffen? — Unb nun erlauben Sie mir, 3l)nen fiebemohl ju fagen. ©enn
Sie biefe 3*ücit erhalten, trägt mich bas Schiff fd)on über ben fernen Ojean
ber Sübfee $u. Den im ftnftem ©ahn befangenen, armen Reiben bort bas
Sicht göttlicher fiiebe ju bringen, bas wirb fortan meine Aufgabe fein. 3n
!d,ufti 8 « 3 * Cubaig 3if.cn>."
fiangfam ließ ©oeline Schierbranbt bie §anb mit bem Schreiben nteber-
finfen, bas ihre ginger jeijt in Diele Heine Stücfdjen jerriffen unb bem ft am in
überantworteten. Dann aber griff fie nach bem Strauße unb entnahm ihm
bie famtweiche, bunlle SRofe. geft fchloß fich bie £anb, bie jeßt ber ©olbreif
fchmüdte, um bie ©lüte, als wollte fie beren warmes, leibenfdjaftlidjes fieben
mit ben falten, marmorweißen gingem erftiefen, unb gebanfenuoll ließ fie fi<h
in bem Seffel niebet, wo ihre ©eftali fo oft ln fiubmig 3 imows ©liefen ein
oerjehrenbes, unlofchbares 21 u ff lammen entjünbet hatte.
©fo 3 U ben ©ingebornen ber Sübfee war er auf bem ©ege. ScdU Satte
fie nicht erft für^ic!) wieber einmal in ben 3 <itungeit gelefen oon allerlei ©lut*
taten an ©iffionaxen unb ftaufleuten bort? ©aren jene wilben 3 nfulaner
nicht noch heimtücfifche, graufame ftannibalen? — ©fo war er bodj eht ©ann,
ber fchwächliche, unanfehnliche ftanbibat, ben fie fo oft mit laltem Spott unb
©eradjtung angefehen hatte; ein ftillcr ^elb, ber, um irbifches ©lüd betrogen,
fich bie ©ärtprerfrone erringen wollte. Unb in bem Drud, mit bem fi<h ©oelines
§anb um feine ©oft preßte, lag faft etwas wie eine Ieife, traurige 3 ärtlichteil
ffiar es biefer leßte ©ruß eines bem Xobe ©e weißten ober überhaupt bie
(Etnfamfeit ber Stunbe, ba fie non ihrem bisherigen fieben $Ib[d>ieb nahm —
es lag etwas ©eidjes, Sehnenbes über ©oeline.
Sie, bte fonft ftets auf tßre falte ©infamleit unter ben ©enfeßen ftol^
gewefen war — oerachtete fie es boeß, mit bem großen Raufen 3 U leben —
fie überfiel jeßt ein geheimes gröfteln. ©eiabe ber heutige Xag hatte ißr ja
ihre innere ©erlaffenheit fo ooll jum ©ewußtfeiit gebracht.
2ln bem Xage, ber fonft ber größte, ber froßefte unb feligfte im fieben
bei grau ift, wo warme ©utterliebe, bie 3 ärtli<hfeit ^ reuec ^ehweftem unb
greunbinnen 3 um Ießtenmal bie fdjeibenbe ©efahrtin rei^ überfchüttete, hatte
fie, wie immer, allein bageftanben. 3fjre ©Itern waren ISngft bahingegangen.
Unb men nannte fie greunb?
Glicht einmal ben ©ann, mit bem fie heute 3 um 3tltar gegangen war!
©ieber fah fie ihn oor fid) wie h* u * e nachmittag in jener bebeutungsoollen
Stunbe. Durch bas henlich gefchmücfte ©otteshaus, in bem {ich eine taufenb*
föpfige ©eitge wie 3 U einem Schau* unb ^runlftüd erften ©anges brängte,
war fie an feiner Seite gefdjritten. ©enn fie auch iß?* klugen gefenft hielt,
fie hatte boeß bie ©ienen, bas Ieife Faunen ber ©ewunberung wahrgenommen :
©ie beneibenswert biefe ©Iüdlicßen, bie ba beibe in Schönßeit unb ©eießtum,
3 wei auffaffenb fto^e ©rfeßeinungen, mit ber fühlen ©ornehmßeit henfehgewoßnter
Maturen burd) bas Spalier ber 3 u f<h auermc nge ßinfd)ritten!
Unb bo4 war ber ©ann, bem fie bas 3a®ori Ö^ben, ißt nießt ein
innerlich noHig grember, ber nießts aßnte ton bem, was ißre Seele geheim
bewegte, ber fid) gar nießt bie ©üße naßm, banad) ju forfeßen? ©arum benn
aueß? ©s war ja ein f alter ©emunftpaft, ben fie gefdjloffen unb ben beT
©ßrgei 3 befiegelt hatte. Sie tonnte ißm besßalb auch nießt ben leijeften ©or*
wurf maeßen, ba fie es ja felbft fo gewollt
Deffenungeacßtet brängte fieß jeßt in biefer einfamen Stunbe in ißr etwas
fo gebieterifcß naeß oben, ißr bie ©asfe falter Unnaßbarfeit wegjureißen. Sie
feßnte fieß plößlicß naeß einer ©enfcßenfeele.
©ine ermattenbe, glieberläßmenbe SMübigfeit war über fie gefommen. 3ßr
Sinn ftanb ßeute gar nießt naeß bem ftampf, in bem fie ißn erproben wollte.
Unb wenn er jeßt in biefer ©inute 3 U ißr getommen wäre, er würbe flatt
ber harten ©ingeriit ploßlicß bas weieße ©eib in feinen ©rmen gefüßlt haben,
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502
SHuftrirte 3eihmg.
9h. 3377. 19. SJtöq 1908.
fcos ben <Er|taunten, umföitfien unb ön |üfe fiejog«« feätte iit |tumm<m
Seinen.
So fafe CEudtnc Scfeierferanbt m tferem ftiDen 3tmmer, in ptfe Derfunlen,
unb bie tote 9?ofe jtarb tn ifer« prepenb«t, feeifeen §<mb. —
SBolfs Hnierrebung mit betn S^roaget roar ju (Enbe. SQSilliam 9?feegbt
n>ar roieb« jur ©efcTTfi^aft fetTtaufgegang<ii, unb 2 Bolf wollte gerabe nah bem
SBageit Ringeln, als ber Dienet ifem itod) eine Stiefel eHigegangenet Depejcfeen
überreihte.
Sd)on nt £ut unb itbexjie^er, nafem er fie oon bem filbemen ^räfentier*
bcett; es mären lauter ©lütfrounfhtelegramme. OTecfeanifd) wollte er fie ber
9leifee nah aufbreefeen, ba fafe ec jroijcfeen bem Stofe ber Rapiere fid> einen
Brief feeroorftfeieben, unb unrotHfürli<fe griff er junädpt na<fe ifem. Docfe ber
blofee Slid auf bie Slbreffe beftimmte ifen, wäferenb er ben Umfcfelag öffnete,
fidj non bem bas ^räfentierbrett fealtenben Dien« fealb absuroenben: er featte
bie Stbriftjüge oon 101cntf)as Bhtter erfannt
Da Ümfhlag enthielt feinen eignen Brief mit einem furjen Segleitf ^reiben
non grau 9lömfeilb:
„Btortfeas 3 uftanb erfoibert bie beingenbe Sponung unb Bermribung
jeglicher Aufregung. Dafeer Iaffe i<fe auf 3Inorbnung bes Slrjtes biefen Brief
wieb« 3 urüdgefeen unb bitte in ÜJlartfeas 3ntereffe auefe non feber weitem
3ufdjrift abfefeen 5 U wollen, bie ja botfe audj itad) Sage b« Dinge völlig
3tDe<nos i|L ®«t« 5Röm!)ilb.“
(Ein puffern Statten erfefeien auf SDolfs Stirn. So ftanb es alfo um
ÜJlartfea !
2(b« bann befann « fidj, bafe ber Dienet notfe jugegen war. Baftfe [tedte
er beibe Briefe in bie Xafcfee feines Übetjiefeers. 5Ils er f icf) feerumwanbte
unb nach ben Depefdjen griff, geigte fein Slntlitj roieber ben gewohnten
Slusbruct
C^ne 3ntereffe erbrad) er bie Telegramme. 3Bas follte bas alles? £eere
Bfewfett wilbfremb« Wenföen! aber jogen fidj feine Brauen 3 U»
fammen, unb 3 um 3 weitenmal las er, 2Bort für 3Bort beben lenb, bie Depefcfee,
bie ec foeben flüdjtig wie bie anberen überflogen featte.
(Es war eine gefd)äftlidje 9todj rufet, bie fidj fei« jwifdjen bie ©lüdsrouitpfe*
telegramme verirrt featte, oon feinem ^Bevollmächtigten in 9lom, bem Botar
(Eeriogli, bei ifem ba im fiapibarjtil eine äufeerft bringenbe unb willige 3Jiit=
teilung machte.
„(Erfahre foeben oon 3 u f a MsgeIeg«nhcit äufeerft günjligen Xerrainfaufes
Sla^e Gormas, infolge Stetbefalls ftai! Derfdjulbeten <0laid>efes Terra etni.
Da im §inblid auf übermorgtgen Familienrat fofortige Slftion nötig, «futfe*
umgebenbfte 3n|truftionen, am beften aber p«|önlt(fee öerfunft.
(Eetiogli."
3n «fitfetlih« Bewegung faltete 2Bolf bas Telegramm äufammen.
„Danfe, Iaffen Sie nur fei«. 3dj feabe im füloment feine bebeutete
er bem Dien«, ber minmefer bas Tablett mit ben Depefcfeen abfefete unb fiefe
bann entfernte.
(Ein gröfeerer Terrainfauf bei Worma, alfo in günftigfter Sage bes galten
Sumpfgebieies — bas roar atlerbings ein ©lüdsfall, ben ei nicht oerfaumen
burfte! SBar bo(fe fonft bet bem jafeen SBiberftanbe ber ©rofemagnaten, benen
bie pontinifefee (Ebene gefeörte, an eine ©ebietserroeröung nur auf bem SBege
eines (Enieignungspro 3 effes 3 U bertfen, ber viele Safjre unb umftänblicfee biplo*
matifefee Sltionen erforbert feaben mürbe (Es gab alfo einfach gar fein
Befinnen. ^i« mufete 3 «gegriffen werben, fofie es, was es wolle! Unb ebenfo
[elbftoerftänblid) roar, bafe « in Berfon feinreifte. Übermorgen ber gamilien*
rat — wenn er alfo noefe feeute abenb mit bem Sd)nell 3 uge Blailanb»9fom
fufer, fam er gerabe juredjt.
©r fafe auf bie Ufer; noefe 3 wei Stunben bis 3 um Abgang bes 3 uge 5 ,
alfo, es roar ju matfeen. Scfeon eilte er 3 ur Tür, ba erft fiel ifem C^oeline ein.
Sollte er fie allein Iaffen, feeute am Tage iferer $>o<fe 3 ett? Bei ber furj
bemeffenen grift würbe fie fid) ja niefet mefer rcifefertig matfeen fönnen.
Sein gufe ftodte,
31 ber bann gab er fiefe einen 9iucf. B a fe* nur * c ' nc Heiubürgerlitfee Sentimen»
talität! 9U(fets lag gerabe (Eoeline ferner. Äonnte fie niefet feeute mit ifem reifen,
fo fam fie eben morgen in 9iufee natfe 91 om nadjgefaferen. 9Bas war bas
weiter für fie, bie ja bufeenbemal btefe 9?eife allein gemaefet featte?
Unb entf(feIoffen Ringelte 2BoIf ben Dien« feerbei.
„Sofort ben ©agen!"
Dann ging er fein über in (Eoelines 3immer.
Bei feinem unangemefbeten ftfenellen (Eintritt fufer fie faft erftfereeft oon iferem
Sifee auf.
„Berjetfe', wenn itfe fo eilig bin", bat JBolf leiefetfein. ,,3lber itfe befam ba
eben ein Telegramm. 3h mu 6 fh^nigft nah ^om, nah feeute abenb! Da,
lies felbft 1 M
3lber fie nafem bas bargebotene Telegramm niefet.
„91 oh feeute?"
Ungläubig fagte fie es, ifen mit grofeen, bunllen Slugen anfefeenb.
„9lun ja; es gefet einmal ntht anbers. Die Sah« tft von feoefeft« Dringlih*
feit. Ulber fo lies boefe nur, was ©eriogli bepefefeiert!"
91«dös brängte er fie, es roar feine 9Jlinutc ju üerlieren. Da nafem pe
fhweigenb bas Telegramm unb überflog es.
„Du roillft alfo mit bem 3 c fe Ilu fe r ä u 9 faferen?"
(Er nitfte nur furj.
„3Iber es ift boh gan 3 unmöglih, bafe ih bis bafein" —
„Selbftoerftänblih; bas feabe i<fe mir auh fh<>« fiefögt 3h wollte allein
vorausfaferen. Du fönnteft bann morgen in aller 9tufee unb Bequemlicfefeit
nahlommen."
Sie fagte nüfets; aber es tiaf ifen ein bur<febringenber Blid, ber ifem pein«
liefe war. (Er füfelte etwas wie ein Unrecfet ifer gegenüber; aber es reifte nur
feinen 3Bib«fpru<fe.
„(Es fhetnt, bu füfelft bih oerlefet. 2lber, mein (Sott“ — er 3 udte bie
3l<fef*l n — »*h fe öite wirflih fole^e Sentiments bei bir niefet vorausgefefet 1 '
„Du iirft bitfe gänjlih" — CEifig erroiberte fie es.
„Um fo beffer !" ;
3n gleihem Ton gab er es ifer 3 urü<f.
„3Ilfo bann abieu, unb auf SDieberfefeen am Sonnabenb m 9?om!"
(Er trat auf fie 3 U unb roollte ifer mit einer flüefetigen Bewegung bie §anb
feinftreden. 5lber als fie, ofene es 3 U bead)ten, fih fealb oon ifem abwanbte
unb eine rote DRofe, bie ifeTe 9?«hte feielt, an ifer ffiefiefet füferte, tief ben Duft
ber Blüte einatmenb, als wäre'« fdfean gar niht mefer ba, ba juefte es im
3 o m über fein 9tntlife fein,
Äur 3 brefete « fih um unb verliefe bas 3 imm«, in bem fie regungslos
oerfearrte.
Dotfe als fiefe bie Tür laum feinter ifem gefcfeloffen featte, ba fdjleuberte ifere
hanb bie eben gelieblofte Blume 3 U Boben, unb ber ftiife { m filberweifeen
^Itlasfhtife jerftampfte fie im leibenfefeaftlihen 9(usbruh iferes mifeaefeteten ©efüfels.
(QpOTtfe^imo folgt in bet nödjften Kummer.)
Der SBanbeigenoffe.
3 üngft bött' icf) einen freien log
Unb beim Jßetcf)enmorgen|cf)lag
5 rob«n ÜJtuts in bie freie 9Belt
?Ius ber Stabt über ftlur unb gelb,
So frob wie nur |e ein mütjlamer tötann,
Der einmal am SJtorgen fpa 3 ierenget)'n fann.
Ram auf einmal ein Wann bafjer,
Daö er mir ©eggenoffe mär’;
fReidjte mit ftumm eine eis falte §anb,
Sab nach bem £>imm«( unoenDanbt,
3 ucfte bebenflid) bie «ld)feln bann
Unb t)ub 3 U ptopljeaeien an:
Dort bie ©ölte am Serge&ranb
©ringe ben ftegen übers £anb.
Ijabe oerbäebtig gelben Schein,
Rönne am (Enbe autf) öagel fein.
Seine 9lafe retfte ber Schuft
9?ed)t bo(bmütig«nug in bie fiuft,
3 «nb fie bumpf unb geroitterfd)tDer —
Unb fo rebt' er notf) lange batjer.
Spracl) mir bann weiter oon fRot im £anb,
Son fctiroerem Unfall, oerf)eerenbem ®ranb,
SÖon Deurung, fieib unb ©ibflefdjicf
Unb eublid) gar nod) oon ©olitit,
Trug mir ber 3)tenfcf)l)*it CElenb unb Sorgen
3n meinen fröljlidjen, freien ©orgen.
Solijen ©efcllen an meinet Seit’,
f>anb id) ben ©eg auf einmal weit,
SD icf) mir bic ladjcube ©auberhift
©it jebem Sh r *Ue mefft au& ber Sntft.
W* wir aum nädjften Rreu 3 wcg gefommen,
f>ab’ ic^ mih feft 3 ufammengenommen
Unb, ot)ne Debetoo^l 3 U lagen,
Die anbre Sltdjhing eingefdylagen,
Sin gelaufen mit eiligen Stritten,
9Hs fäm f hinter mir ber Söfe geritten.
Unb |e tueiter id) oon ifem roar,
ßefeien mix roieber bie ©eit fo flar;
ÜIls mein 9luge ifen niefet mefer fefeaul',
Sang iefe ein luftiges Rieb mir laut,
«Breitete meine Slrtne toeii
9lue über all bie $et¥!id>feit.
«Biag ber genier (iefe beftellen
Solcfe griesgrämigen ©anbergefellen!
Rann ’s nid)t «in feeitrer Cöenoffe fein,
c&efe’ meinen ©eg iefe lieber allein.
5 . *. ©eifeler.
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9 hr. 3377. 19. OTotj 190a
3 IIuftiirte 3 ettung.
503
Jofepf) Ejldofa.
Ofm 11 . üJtärj ftarb in ©mg ber berühmte tfd)ed)ifd)e
■41. Mäzen unb ©rflfibent brr ©öhmifdjen Arabern!«, ber
f. f. Cberbaurat Dr. jofcpl) £>lüora. Am 15. Jebruar 1831
ju ©feftic bei klattau in Böhmen geboren, ftubierte er an bcc
lechnifchett 4>od)fd)ule in ©rag, bann an ber N3icner ihinft-
afabemie, wo feine ard)itettonifd)en Arbeiten allgemeine
Aufmerffamtcit erregten. Unter ben SCiener Baumeiftem
behebet unb frerftel tätig, Ijat ber junge Arcijitctt an ben
toi^tigfien Atecner Rauten ber fünfziger 3 «*)« t til-
ge nommen; balb erreichte er ein Gtaatsftipmbhim, bas
ihm eine breijfthngc Gtubienreife in T>eutfc!)lanb, (Eng.
lanb, Jranfreid), 3talicn unb (ftriedjenlanb ermöglichte.
Bon biefer 1859 nach A3ien zurfufgetehrt, wollte ftlävfa
in ben Staatsbienft als Ardhitett treten; bod) bic un-
günftigen politifct)en Berh<niffe im bamaligen Cftcrreid)
oerijinberten e«. (Er etablierte fid) als felbftänbiger "9Irrf>t-
teft unb würbe alsbalb befannt. Der großartige ©au ber
bif<f)öflid)en Nefibenz ber griedjifdjen ftirdjc in G^emowifc
begrünbete feinen Nuf)m. Als ein gewanbter (Efteltiter, «in
Sojeplj &Iäofa, + am 11- SRärj.
burdjaus praltifcfj bcaniagter Ard)itctt, ein fehr prämier
Zünftler, untrbe er flu verfd)icbeiien größtenteils manu*
mentalen Unternehmungen vorjüglid) in öftenreid)ifd)eu
Gänbem berufen, non benen nur fein Stau bes (Stoßen
Cpcmf)aufes in 2Bicn (1861 bis 1869) unb ber Ganbe»*
gebäranftalt in ©rag erwähnt feien. 3m Jahre 1873,
wo er aus ber öffentlichen Bautätigteit fdjieb, würbe er
3 um f. t. Saurat unb Nlitglieb ber ©iencr Afabemie ber
Äünfte ernannt. $ann erhielt er noch bic ftrofee 1 . 1 . Staats*
mebaille für ftunft unb 2 ttiffenfd)aft. ben Crben bcrCifcmen
Wron« ; enblid) würbe er 31 t m TOitglieb Des ijertenhaufes,
f. f. Oberbaurat unb zum (Ehrenhafter an bet 2 fd)ed)i=
fchen Xechnifchen $ochfd)ule ernannt, (Etliche Jahre fafz er
als alttfchcchifther Abgcorbnetcr im böhmifdjen Sanbtag
unb Im Neichsrat.
3m Jahre 1882 eröffnet« er fein Mäzenatentum mit
einer reichen Stiftung für bic §örer au ber Ifd)«d)ifd)en
Unicerfität in ©rag, unb balb erfreuten fid) feiner frei*
gebigen ftunft zahlreiche tfdjed)ifd)e Anftatten unb Körper*
fd)af ten , foweit bitfe ber ftunft, ber iCiffcnfdjaft unb
ber 2 ed)nif bienen. 9Bir nennen oon ißnen nur bie
Söl)tnifd)e (Sefellfdjaft ber Ateffen Jehaften, bie ©ötjmifche
Alabemie ber itünfte, bas Xfctjechifche ©oli)ted)nifum in
©rag, bic ard)äologifd)c Abteilung bes ©rager Nantes*
mufeums, bas ©öhmifdje Streichquartett unb ein großes,
oon £>läo ta begrünbetes Gtubeutenhcint in ©rag. Tod)
als .vtronc biefer ©eftrebungen ift bie Cbrünbung ber
©öhmifdjen Arabetnie ber SBtffeitfdjaftcn, Giteratur unb
fünfte 311 bezeichnen. 3m 3ahre 1888 f teilte $töt >fa
anonym ein Kapital oon ‘200000 ©ulben beljufs (Errichtung
ber lang erfehnten ttfabemie Dem Ganbe jur Verfügung,
unb auf ©runb biefer fpfenbiben Stiftung tourbe bann
am 23. 3anuar 1890 bic ©öhmifchc ^llabemie burch ben
Äaifer fonftituiert. Sic umfaßt Heben SBiffenfchaftcn» aud)
.(lünfte unb Giteratut, unb ift in oict klaffen eingeteilt;
3 U biefen hat fid) in ber lebten 3 eit ein gra&es oalfe-*
roirtfchaftlidjes änflitut gefeilt. $läota felbft mürbe gleich
tum lebenslänglichen ^räfibenten ber Ulabemte ernannt.
92 och in feinem ©ermdcl)tnis beftimmte er ben (Ertrag feines
ganzen ©ermögens, bas nieljr als 6 Will, flronen beträgt,
bcrlllfabcmie mit ihren Jonbs foiuic bem erwähnten Stu*
bmtenhtim.
3 ofeph öldufa, eine faft oolfstüniliche Grfdjetiumg in
'J3rag, toat eine ausgeprägt« ^erfönlichfcit. ©t* Wünftler
3 war fein fd)öpfertfd)er ©eift, tottrb« er bod; burd) feine
ungewöhnliche prattifd)« «egabung, feinen uortrefflichen
organifatorifd)en Sinn unb feinen imermüb liehen fifieifc
einem ber reichften, babei aber aud> freigebigften ©icnfdjen
feines ©oUes. 3m <prioatlebeu befdjeiben unb fparfam
bis jur ©röteste, beförberte er burd) grofec Spenben bas
ftutturleben feiner ^eimat. Tabei wallte et immer an*
regenb wirten, ohne bod) 'Jladjahmer gefunben 311 haben;
aud) oerlangte er ftets, bah feine unbeftreitbaren perfön*
lidjen ©erbienfte oft unb nachbrüdlid) betont feien. OTanchc
oon feinen 3nftitutioncn, befonbers bie ©ähmif^h« ©tabemi«,
erfüllten nicht alles, was inan oon ihnen erwartet h fl t:
fonferoatio burd) unb burd), oon feinen alttfd)ed)ifd)en
ftreunben unb ©atgebem einfeitig beeinflu&t. hatte ber
greifenhafte Wäjen uid)t oolles ©erftänbnis für neue
Dichtungen. 3mmet glaubte er jrbod), «in treuer ©önner unb
©erehrer oon Toofäf, örchliclo, 3 et)er unb ©tyslbel, bah
er ausfdjticfelich beu tjödjften ©ilbungsibealen feines ©oltes
biene. Unb fo war biefer tätige ©raftifer, ber bie bem
©elb« innewohnenbe 9J2ad)t gan 3 granbios erfaßt h<*tte,
im ©runbe ein großer 3bealift.
©rag. ©rioatbojent Dr. 9ltne DaoÄf.
Sport.
3>i< Automobil fahrt 9teur)orr>©aris. — Tic fehlccht
organilierte JEal)tt fdjreitet nur langfam oortDärts. 9t n ber
Spitjc bcfiubct (ich noch immer ber amerifanifche Thomas«
wagen. Der beim erfdmnen unterer 3eitung bas ,>ctfengebirgc
bereits burchquert haben bflrfte. ffln jioetter «teile liegt
mehrere Tagercifcn umlef ber itoliertifdye 3flftwagen; bann
folgt ber franjöfifche Ttontoagen, ber burch eine ©mute
längere 3«lt in Cebar ©apibs .wrücf gehalten worben war.
Ter beutiche ‘UTOtoswagcu unb ber fran.iölilchc aWolobloc
linb oerlpätet oon Chicago abgefahren unb liegen weit rurücf.
3n ber ©cmannung bes ©rotoswagens ilt ein ‘Jl3ed)fcl ein*
getreten. Tie f>etten Jlnctpc unb AI! ans (ehrten itad) ©eugort
liirücC. '2Jls Geiter fungiert Cberlcutnant Jtöppen, bem fich als
‘Begleiter «in ©roodqner ‘llutomobilift angefdiloffen hnt* 9)lit
Ausnahme ber Thomasmannfchaft wirb oon allen Teil,
richmem über bas ©erhalten ber ftarmer genagt, bie fid)
bemühen, bie auf ihre llnterftutrung angewieieiten 'lluto*
mobiliften gehörig aus3uplünbem. 3o würben auf ber
«treefe ©uffaloKShicago für ein Strohtager burchfdjnittlich
20 Jr., für ein (arges v J?acbtmal)l aber gar 4» e Tr. geforbert
unb bezahlt. Tvür gelegentliche ©oripannbienfte unb bas
ftreimadjen oon ©lagen würben Unjummen oerlangt, bie
ben regulären ©reis um bas JEflnfiadie überfteigen. Gebig*
lid) ber Thomaswagen erfreut fleh ber felbftlofen Untrrftfthutig
ber pntTiotifchen Ganbbewohner, baher auch fein fid) beftänbig
oergrÖhcrnDcr ©oriprung.
Tie Oti>mpifchen Spiele in Gonbon. Tie Be-
teiligung Teutlchlanbs an ben Gonboner D(gmpifd)eit «änu».
fen wirb ztifriebenflellenb lein, ©m ftärlften werben wir
in ben ruberfp örtlichen Beranitaltungen oertreten (ein. Tiei«
bcfchicft ber Teutfche tHubcroerbanö in her höchilcit zulüffigcn
Ja i)I. Tie Tcutfchc «portbchörbc für Sltljletif entfenbet eine
yjiannfchaft oon fünfunbjwantfg .Itöpfen. Tie Schwimmer
werben zw^tf ®lann ftart bic beutfdjen Farben vertreten;
an ben ^echlfonrurrenznt beteiligen iieh acht ©lann. 9tuch
bie übrigen «portzweige cocrbeu ein ftartes '«ufgebo» beu tf eher
Atämpen lehen. Tm ganzen nehmen an ben 00m 13. bts
26. 3uli bauernben Sportfämpfen aus Teutfdilnnb achtjig
bi» neunzig ©lann teil, barunter aud> entgegen einem frühem
Befchlufie ber Teutichen lurneTfchafl eine ©tuftemege beu tfdjcr
Turner. 3wr tcilweifen Tecfung beT Unloften wirb am 11. ?lprtl
im Jirlus ®ufch ju Berlin ein großes fallen fportfef* ab«
gehalten werben. — Bus Clterrctch beteiligt fid) an ben bic»*
jährigen Oltjinpifehen «pielen unter anberen aud» ber 'JUelt*
melfter itn ©ewUhtftofcen unb Stemmen 3ofeph Stcinbad)
aus fOUn, unb zwar nicht nur an ben lüewIdjtsfonlurTenzcn,
(otibem auch an ber Singfonrurrenj, für bie er je^t mit
Vlusfichi auf (Erfolg fleißig trainiert.
Bo nt Turf. 3n ftrabih finbet am 30. ©lärj eine ^>alb*
blutaurtion ftatt, bei ber oierunbzwan.zig ©ierbe zum ©erlauf
tommen. (Eine berechtigten ZOünfchen entgegentommenbe «n*
berung bes ©ennrcglements ift nunmehr eingeführt worben.
(Es honbclt fid) ba bei um bic Jeit, tu ber bic Bennen gelaufen
werben mflffen. Tie neuen Beitiinmungen fe^en bie Jeit grenze
für bas ftilometCT oon Drei auf jwei ©limiten herab, (fine
‘Ausnahme von biefer Beftimmung finbet bei E>inDmibrcnncn
bann ftatt, wenn bie Beiter infolge ttusbrechens ber ©ferbe
ober wegen eines anbem ©tifogcfchicfs nicht imftanbc waren,
bie Dorg(fd)ri(benc 3eit ciuzu halten, ©ferbc, bie bei einem
,>lachrcnnert Ipäter als clneBltnute nad) bem Sieger burdis 3iel
gehen, haben fortan feinen Aufprud) auf einen ©reis; für
.fiinbernisrenncn würbe bagegen Die bisherige Jettgrenze oon
uier ©tinuten unoeränbert gclarfrn. — lim ben ewigen «lagen
ber Utcnnftallbeüher über ungered)te «)ewid)tsjuteilungen ein
(fube zu bereiten, wollen bic BuDapcftcr mahgebenben .Wreife
in ber nüd){ten «aifon einen intereuanten Bcrfucf) itiadjen. 91 n*
jtatt eines .Vzanbilappers follen fflnftighiit Drei ihres Amtes
walten, bic ihre fianbitap* unabhängig uoneinanber aufitdlcn.
Ta» ©Uttel aus beit brei für tebes ©ferb abgegebenen Jiffettt
ergibt battn bas offizielle .?>anbitnp.
‘.'luioni 0 bilfport. Tic Anlage befon Derer Automobil«
(traften wirb jetzt in Jranlreid) lebhaft erörtert. Cs linb zu-
nächft acht ctrahen projeziert, bic oon Baris als ©littclpuntt
(trahlen förmig auslaufcn. (Eine im großen Bogen um bic
trau.zäfiiche fiauptftabt hrrmnfiihrcnbe ‘JliiigftTahe (oll fic
fämtlid) mitetnanber verbinben. — Tas SWcet ing von ( >lortba,
beifen Juftanbefommen wegen ju gerin 4 ter Beteiligung frag-
lich ericbini, iit nun bod) nod) abgc halten worben. 3n ben
oerfdjiebenen 'Rennen ber Berufsfahrer zeigte fich (febrino mit
ieinem JViatuvageii allen ieinen allerbings wenig zahlreichen
©litbcTocrbern flberlegen. 3m 100«©lcilen-Bcnncn ber §errcn-
fahrer war ber ©larte Benz mit Bergboll am «teuer eiii
fchöncr sieg befchicben. ftolgenbe neue '20eltrclorbs würben
au fg e( teilt: 100 ©leiten in 72 SWtn. 6,, Sei., »00 ©leilen in
3 3tunb. 53 ©lin. 43 Sei. 9ladi bet amtlichen ‘ctatiftil
beträgt bic Ja 1)1 ** CT * n Teutfd>lanb im (Gebrauch beiinblichen
Automobile letzt 38022 gegen runb 27000 im Jahre 1»06.
von benen 34 244 ber ©erjonenbeförberung bienen, 1778 finb
Gaftautemobile. Tie Jahi ber ©lotorräber ift feit 1. Januar
1907 um 3800 gediegen unb beträgt jetzt 19573. Dm Jahre
1907 ereigneten (ich 4H64 Uttiälle. Tat>öH führten 314 ZU
rethtslräftig geworbenen ©olizeiftrafen, 1214 zur (fiitlcttung
von gerichtddjen 3trafaerfal)ren.
Sc^ad).
Aufgabe 9Jr. 3172.
3üfth letzt in bret 3 flflen matt,
©on 3 . «roh tn Har!|tabt.
odnonri.
Tic heutigen Vufaabm finb roiröenmi zuwl hQbiche. babri nicht
(«htvi'criac CriginalbritrHac. Ti« T tagrammitcllun^ ocrjifbtet auf öle
CSIcgam. an bic bic 8ölcr bcutzutagc gewöhnt (tnD; Dafür hat üeein
burebaus «igenortifles (f>cprage. bas aud) mit ihren fleincn Sdpoadim
aiK.jdlint. -tlc ^gprnaufgabc Dagegen erfreu» ba» ItnflC burd) ele-
gante Spiele: namrntltcb bie ©tattnwibuiigeii be» Jänaplfpiels fallen
angenebm auf.
Bon C. Du fi tn Cumnooer.
TBcth : « 7 . T. g 4 . T. d 4. C. e S. 6. b *. «.»«.et.
Schwarz: «. b 5. e. f 1. 3. im. B. • 6, *7, c 3, c 6, j» 6.
3Bei& Ze%t tn bret Jügett märt.
Julius ßcifing.
/Tpine ichmerjli^e 92ad)ricl)t : Julius Geffiug ift nicht mehr!
W9tod) beoor es dazu (ommcn follte. bafj her oerbienle
Wann am lommenben 1 . April offiziell aus feinem Amte
fchieb, h at bergrofee Ihtfferblid)« feinem oon reidje-n (Erfolgen
gefrönten Geben am 1 4. EDJSrj ein 3«l fielest. 8 Bas ber
ftchcintc 9tegicnmgsrat fieifing, feit 1872 Tireftor ber
Sammlung bes ©eriiner ftunitgeroerbe ‘Wuleums. bem
j 2 unftgewerbe im allgemeinen, ber SReidjshouptftabt im
befonbem war, ift nid)t leld)t mit turnen SBorten ju
fagen. Sleibcnbc ©erbienfte hüt fid) ber Bereinigte ohne
J-rage als Gehret erworben, als Anreger. 9l3ie jeber ju
feiner 3«^* «tohtc er fid) auf feinem Stoffgebiet ooreeft
‘Jtculanb erobern. Namentlich ** faft butd)ans an
geeignetem Stubienmaterial. £ier nun fetzte Geffings Arbeit
«in. Aus ber ticinen Sammlung bcs Berliner ©ewerbe»
pereins fdjuf er in fnapp jroei Jahr 3 chnten mit bewun-
bemswertem Sammeleifer bas Tafd) b-erühmt geworbene
Berliner Üunf tgc werbe .©lufeum.
Als ßehrcr befafz Gcffing in feiten hohem 9J2a|ze bie
fchönfte päbagogifd)e (Eigenfdjaft, feine Schüler gu immer
neuen Öorfdpmgen anzuregen unb gu begeiftem. .Stein
^öunber, bafz bie m elften uttferer grofjen Jdunftfchrtftftelter
unb ©iufeumsbireftoren für fürjere ober längere Jett $u
feinen Jüfzcn gefeffen hüben unb ihm, ber oon 1871 bi»
1894 im Nebenamt aud) ©rofeffor an ber königlichen
Bau- unb (&cwcrbeatabemie war, 3 eit ihres Gebens eine
herzliche Berehnmg entgeg«nbrad)teii. Ater ben äußerlich
fdjeittbar fo referotertert kunftgelehrten je hat «ben hören,
wie er mit wahrem fteuereifer über eine ihm befonbers
gut liegenbe ©latcrie fein gröbtes Jntcrcffc war ber
antilen Ücppidjlunft ber Orientalen gewibmet — aud) oor
einem grögem ©ublifum im eleganten ©lauberftil fid)
erging, wirb bas oerftel)<m.
Ale nicht minber erfolgreich, wenn wohl aud) raum
in ber gleichen Jntenfioität wie 31 t feinen Gleiten« ift
Geffings fchriftftelferifdjes aBixfen 3 U verzeichnen. Seine
auf hiftorifd)«« Stubien rul)«nben Aeröficntlichungen, wie
„AUorientalifche Tcppidimufter“, w Tic Silberarbeiten Des
Antonius (Eifenhoit“, „.'JBanbteppiche unb Teden bcs beut*
fdjen ©tittclaltcrs“ ufw., finb hachft fchähenswerte ©ublifa*
tionen oon bletbenbcr Bebeutung. Tem (Einbringen ber B2o*
beme ln wtifet kunftgewerbe, bic ihren Siegeszug (Enbe ber
achtziger unb in ben beginnen ben neunziger Jahren bes
porigen Jatjrhunbcrts oon ^ranrrcid) unb (Englanö aus
antrat, ftanb Gcffing, wie man vielfach 3 « bezweifeln
geneigt ijt, nicht frentb unb fein blich entgegen. Nur
fanb er bem Neuen gegenüber lein perfönliches, fon*
bem lebiglich ein hiftorifches ©erhältnis. (Er war eben
jeit feines Gebens ein zu treuer Anhänger ber Ijiftori-
fehen Stile gewefen, als bafj er fid) nod) für bie neue
Nietung ju erwärmen oermocht hätte. (Er war zu (ehr
ein flinb ber 3 eit, bic ihn in el)rlid)cm Ningen hatte grofe
werben laffen, unb tonnt« bem Niobemcn fein fröhlicher
Anhänger, fein überzeugter ©ropaganbift werben. Taju
fam, bafz ber rinft fo ftlütflidh« unb Arbeitsfrei! bige burd)
ben Berluft feiner ©attin gebrüeft unb unfroh untrbe, im
Stampf ber Meinungen um all bas Neue Heber ruhig
fd)wicg als munter breinfehlug wie früher unb auch in
feinem Mufeum lieber nichts t)örtc oon bem, was braufcen
im Alerbcn unb aßöchfen Neues auf bem von ihm einft
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504
Olluftrirte 3 c ^ un 9*
Mt. 5377. 19. #ftär3 1908.
mit fo hrißer ßtebe bebauten ©ebtete 3 U oller Äonoention
entgegenlaufenbcr Schönheit Jieghaft cniporblü!)tc. Ta«
Stedjtum bes Alters, bas and) ihm nid>t erfpart blieb,
tat bas Jeine, unb Jo w>at iljm 6 er Tob toofyl ein (Er-
löfer. Seine 9Berte »erben Jein Bnbenlen überbaue™,
am längjten bas Berliner .Shinftgewerbe«BiuJeum , Jeinc
ureigenftr Schöpfung, die auch fpütcren ©efdjleehtern be«
wundernde 9ln«rfcnmmg ab^wingen wirb.
Ent ft ^jottenrotf)-
Cif m 27. Februar Jtarb in Tresben ganj plötjlid) unb
^unerwartet, an ben folgen einer Tiphtbcrieerlranfung,
ber Bildhauer Gruft .fjottenroti). Süir haben bereits in ber
9lr. 3354 biejet 3ritfd)rift bei (Gelegenheit ber fritifc^en 9Bür*
bigung bes neuen Tresbner ßanbgcridjtsgebäubes auj bte
bobe ffmjtterijdje Begabung fjottenroth« fjinjurocifen Ber*
anlaffung gehabt; er rft ber <Erfd]affer bes Jdjöncn bilb*
nerijd)eu Sdjmuds, bcti biefes (Gebäude trägt.
Öottenroth war ein bildnerifdjer Selfmabetnan. Deut
Stulfateurbanbwerf entjprojfen, tat er Jid) als Oöips*
fonner durch Xüdjtigfeit unb 'Begabung Jo Jeljr hervor,
baß itjn bie grobe Berliner Studfirma öaiiCTinitberJcib*
ftändigcit 91 usfüt)ruttg bebeutenber Gtucfarbeitcn 311c rjt
am ÄaiJerlidjen ffllarjtall in Berlin, bann am SdjioJJe
Des öcr3ogs Gruft ©ünthcr 3U Sd)leswig-§olftein in
Brimlcnau unb endlich iin dresdner 3entraltbeatcr
betraute. Dn Bresben mürben bie bortigen 9 lr<hiteften
auf bas ungewöhnliche btibl)aiterijd)e Talent Rotten*
roth« aujmcrfjam, peranlaßten {ein Bleiben in ber Jäd)<
ftfdjen fRefibenj unb förderten bie Schaffcnslraft bes
ftünftlcrs baburrf), baß viele von ißnen iljm ben bilb*
^auerijdjcn Anteil an ihren Unternehmungen 3UT 9 lus*
füßrung übertrugen. Ter größte Teil bes ornamentalen
Sdjntuds im neugefeßaf jenen Dunem ber Tresönor
ftreu3firdje unb bie Bilbbauerarbeiten an mehreren
anberen öffentlichen Trcsbner (Gebäuden Jinb Rotten*
totl)« Qöerf. (Er Jd)tif gemcinjam mit bem Trcsbner
Hrdjiteften Prof. 3 ritj Sd)umact)er mehrere ©rabbenl*
mälcr unb allein ein tminbcrooll gegliebertes Blücher»
Tenlmal für StargaTb. Dm Wettbewerb für bas
Tre&bner &önig*©eprg*Tenfmal erhielt Jein (Entwurf
einen preis.
Xas Sd)U)ergeu)id)t ber Begabung £>ottenrotl)& lag
auf bem ©ebiet ber oniainentalcn plaftil. So fam
es, daß nicht nur bie ftunjt ber piaftil von Jetuen
Arbeiten (Gewinn fya ttc p fonbem and) bie ftunjt ber
Wrdjitettur. (Sr mar. erfüllt non eminenter (Erfindung*-
fraft unb ganj erjtaunlidjem $ormenreid)tum, ber
tongeniale Bittarbeiter bes mobenten Wrdjitcftcn. Tie
grobe twnjtlerijdje Straft, bie in fjottenrotb lebenbig
mar imb bei aller reichen bisherigen (Äußerung bodj
nur einen bewundernswürdigen Mnfang helfen darjtellte,
was Jie perfprad), wirb batjer ebenfo fcbmer 3 itd) oer*
mif)t werben von ber Aunjt ber Plaftil toie oon ber ber
Wrdjiteftur.
Ebmonbo De 3lmicts.
S elten ijt ein Blattu ber 3 -ebcr, ber feinesweg* 3 U ben
Sternen erjter ©rößc am eiteraturhimmcl feiner 3cit
gehört h^t, von feiner Nation Jo allgemein wnb aufrichtig
betrauert toorben n>ie ber am 11 . ®lätj 3 U Sotbighera
plötjlid) an einem (Sehirnfcblag oerftorbenc, erft einunb*
jechsigtährigc edjriftftriler (Ebmonbo Tc Hmici«. 9Bas ihn
bem ßejepublitum alter Greife, ben (fnrachfenen wie ber
3 ugenb, Jo toert gemad)t hat, baj}, feine f>anpttoerfe ^un*
berte non Auflagen erlebt unb 3 ««! (Generationen erfreut
unb belehrt bnben, ijt cinerjeits bieglfinjenbe Sdjilberungs^
gäbe, anberjeits bie thcfühloticfe unb bic öcijcnsgütc bes
SchTiftJtcllers. Ter greije 'ßasquale Billari, JelbJt einer
ber erjten unter benen, bie aus ber ffeber ein 9 Berf 3 eug
ber gdjtigen unb fittlidjen öebung aller Stäube ihres
Solle« 3 U machen oerjucht haben, fd)rieb Jd)on dot bei«
nah« .pvan.iig Dahrcn von bem bamals auf ber .vtöhe
[eines Schaffens ftd)cnben ^»'flcab-, Weife* unb Sprad)«
jdjriftjteller: „Seine in alle modernen Sprachen überjehten
Bücher geben burd) bie ganje gejittete 'JBelt. Unb es Jinb
leine Schulbücher, nid)t Büdjer, beren 2ln|d>affung por«
gefchricben ijt, noch !old>e, bie Aknntniffc von praftijehem
91ut)en für bic ÖJaJfcn oerbreiten. Ste reben 3 ur Gin*
bilbungstraft unb 311 m öerjen unb finden ein Gdjo über*
all unb für alles. 'Ulan tarnt Jagen toas man toill — bie«
gefdjieht feinem anbent italicuifd>m Sdjriftjtdler unb
mirö nie gefchehen, rno nidjt oicl Aunft unb ®eift im
Spiele ijt. 4Ber fann leugnen, baß Te Ülmicis eine be*
beutenbe Beobachtungsgabe be(ihe und es raunberbar oer-
Jtel)c, nicht mir 3 U bcjdjreiben, (onbern 31 t er 3 ählen, 311
rühren, |um 9Bcin<tt unb ßadjen 3 U bringen? Unb ijt
bas nid)t etrnas ©rohes an einem SdjriftJtcllcT?“
(Ebmonbo Te %mieis touröe am 21. Cltobcr 184G 3 U
Oncglia an ber fRioiera bt Ponente gebaren unb ijt in
Uicmont aiifgcroad)Jcn, ba« er Jo licbgemann, öa& er
fpöter dauevub feinen ^Bohnjih in Turin anfgcjdilagen
unb feine Grhoiung immer in ben piemontefifchen \!llpcn
gefudjt hat- ©t bejuchte bas ©ijmnajium in Guneo, bie
Arieg«Jchulc in ffienua, mad)te als Dntantcricleutnant ben
flrieg oon 1866 mit unb errang Jeinc eriten |d)rift|tellcrifchcn
(Erfolge, während er noch bic Uniform trug, mit ben oon
einem fonnigen, liebenswürdigen $>umor öurd)lcud)teton,
(charfe Beobad)tung oerratenben „Hozzctti dclla viu mili-
tare“ (1868), bic juerft in ber oon ihm geleiteten Slorcit»
tincr 3 cit jct)rift „1/ itali» Militare“ rrfdjicncn. älatt) bem
(£in 3 wge her Dtaliener in fRom, an bem er teilnahm, Jagte
er ber £>ffi$ier*laufbal)n ßebemohl, um fid> flö ”3
Upojtolat Der J^eber 311 widmen. 3» biejem 3wede unter-
nahm er weite 'Jtcijcn, als beren ftrüd)tc er anjiehenöe unb
belehrcnbe bejdjreibenbe äBerlc oeTÖHcntlichtc, Die feinen
Uamcn bald 3 U einem berpopulärfien in Dtalicn unb auch im
Üluslanbe machten, fülit ben Salts*, fianbjehaft«* unb Sitten*
Jchüberungen aus Spanien, Gnglanb, Rolland, Utarotfo,
ber Türtei, JJ-rantreid), ‘Slmcrifa u)ed)jeltcn oielgelejene
'Jlooellcn, h>ltorifd)*polilijd)c 'Arbeiten unb ißtaubereien
über italicni|d)e Sprad)e, Deren Bilbjamfeit, Weinheit,
91usbrudsfäl)i gleit unb Schönheit für ihn als ffllai^oni*
Dünger Jtets ©egenjtanb größter Sorgfalt gemejen ijt.
Dm D^htc 1882 erfchien bas l)u tnor* unb gemütoolle Buch
über bie frrcund |djaft „(Ui amici ', 1888 bie herrliche
Sugenbfdjrift „11 Cuore“, bie über oicrljunbcrt Auflagen
erlebt hat. Ter „9t 0 man eines Cchrers" (1890) bewies mel)T
bes Sdjriftfteller« innige unb lebhafte Teilnahme für bie
(Enterbten unb feine ttntrüftung über bic grellen Sdjüben
(£mft £otienrotl}, f atn 27. ^ebniar.
in Der modernen G>cfellfd)äft* als’ eine Belehrung gu ben
3idc?n bes Sojinlismus, wenn Jchou er 3 . B. für bie »on
ber Uealtion betroffenen mailänbijdien Sojialijten 1898
(eibenjchaftlid) unb mit flammenden üUortcn Bartei nahm.
(Eine ihm angetragen« Älanbibatur hw bas Parlament
Iel>nte er in richtiger ©rlennttiis ber ©ren 3 en feiner J^ähig*
feiten unb Steigungen mit einer ihn ehrenden Offenheit
unb (Emjd)icbcnheit ab.
Vielleicht nidjt mit Unrecht hat nianTc Slmicis jUiDfilen
Bieljchrdberei, geringe Tiefe, übertriebene Sentimentalität
unb Schwärmerei pargcwoTfen. 3ebenfalls wirb dies auf*
gewogen durch bie uon fjer 3 en lammende unb 311 ^er 3 en
g eben bc Ta rf tcliung , bic fi ttlidjc, er 3 tcl)crijd>€„ ge mütbi Iben bc
CEbmonbo De STmicis, f flm H.
Tenben 3 Jeiner Schriften unb bie großen Berbienjte, bic
et ji<h um bie Bereblung unb iRctnigung ber Sdjrift*
jpradje erworben hat. Tie große Verehrung und 3u*
neigung oon Taujenben, bie Jidj bei feinem Tobe funb=
gegeben hat, Tann nicht unoerbient genannt werben.
Vom, V, SchoencT.
SlutogropbetttütUäteit.
fflon Pr. «I^ark SaH«.
Hfji^ts ift Iäftiger unb !iubifd)er als bet Landläufig«
J i Sport bes Slutographenfammelns, bejfen eifrige 3ünger
jede irgendwie befannte Ücrfönlichleit um eine Unter|d)rift
ins SUbum ober auf befonberen harten anbetteln, frampf*
fjaft bemüht, th r Vegiftcr an3uhäufen, <Es gibt aber aud)
Sammler, bie nicht bläh Sdjrift3üge, jouber« oor allem
©eiftes3üge fammeln, deren oerDtenftlidjem «Vleig wir bie
(Erhaltung fo mancher merf würdigen SReliquie aus
pergangenen 3<ltaliem oerbanfen. 2Bieoiel ^Pietät,
fiiebe, treue Sorgfalt find als fdjötte Blumen bes <&c-
müts auf bem fonft etwas trodenen Bööcn biefer
Tätigtelt aufgegangen, welchen Vutjen haben fie bei
ftBiJfenfchaft, 3umal der hiJtorifdjen, gebradjt!
Taa SlutographengfJdjäft ift in unfercr 3 eit 311
einem Jeljr regen 3®**0 bes Budjhänbris geworben,
unb bie wadj[enbe Teilnahme ber an fo oiel teurere
■BcrfaufsocrhältniJJc gewöhnten (Engläuber unb Sltne«
rifaner haben bie B«iJc im lebten Sahrjehnt gan3
außerordentlich gejteigert. So (ommt es, baß alljöhr*
lid) gerade die foftbarften Untiguitäten unb Buto*
graphen ins Buslanb toanbem, baß wir an geiftigen
Criginalbenfmälern unb Urfimbcn Daheim immer mehr
verarmen. Ta fclbft bas (Einfcljreiten ber Staats*
gemalt — etwa burd) (Erhebung eines Wusfuljr3ollc& ~
infolge ber Unburchführbarfcit ber Äontrolie bem
llbel faum Jtcuem fönnte, muß man bas (Entftehen
größerer, feftcr Sammlungen in TcutJdjlanb unb Otter»
rcieh mit ftreuben begrüBen, wnb eine beträchtliche
BJcngc wertvoller 5 >anb|d)riften ift burd) öffentliche
Bibliothefen und wohlhabende Privatleute bereits
geborgen.
(Ende 3)1 1U3 nun gelangt wiederum eine größere
9lutograpl)enJammlung bei dem befannten Berliner
Bnticjuar 3. 91. Gtargarbt unter ben Jammer. Sie
umfaßt bas ÜHeidj ber Ulufif unb Theaterwclt unb
war oon bem Prager Sammler ftrit$ Tonebau er 3u»
Jammcngcbracfjt worben. Ter bisherige Bcfißer, ber
ji<h feinen Schäden nidjt meljr wie früher wibmcn
tonnte, hat Jidj entfdjlofjen, jie lieber ber 9(llgemein>
h«it wieder jur Berfügung 311 Jtellen als Jie 311
pemachläjjtgcn. Gr jieht nänilidj bie 3»funft bes
Sammclfport« nicht fo fcfjr in ben univetfalcn als in
ben Spo3iaIfammluugen unb hofft, baß aus feinem
.£>ort oiele ber Jehon bejtehenben Spe3ialfammlungcn
ihre ßücfen werben ausfüllen löitnen.
Tem flünftler unb bem f)iJtoritcr ift bas 9 ßas bes
9 lutogrüph« die £>auptfaehe. 3ener lümmert jich um {einen
©ebanfeugehalt, biefer um bas Tatfädjliche darin. Ta*
gegen fragt ber Butographenfreunb oor allem nad) der
perfon bes Sdjrcibcrs und hält ein fonft gleichgültiges
Billett 3. B. ©oethe« höh« im 9 öert als ben inhalts-
vollen Brief eines unbefannten Ulannes. Tann erfdjeint
es ihm aud) ntd)t gleichgültig, ob bas Schreiben eigen*
hänbig, ge3eidjnet ober voll unterfertigt ift. 3®, ba« ein»
gang« erwähnte ©ro«, 3U dein befonbcis bie weiblidjen
Sammler gehören, begnügt Jidj überhaupt bloß bei Dem
fRamensjuge. Tie Toncbaucrfd)e Sammlung oenval)«
3. B. einen Papieritreifen, den bie Schwefter ©linlao
für «inen böhmijdjeu Uhijitus anj bejfen Bitte um ein
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MjV
506
3Ilu[trirte 3^ tun 9-
Ulr. 3377. 19. Üttära 1908.
©nbenfeu au» einem geographifcbeu II nterrid>tet)c ft heraus*
gefd)nitten, bas bcr ©teifter einft für fie abgefafot h«tte.
©tan würbe oon rufftfther ©arbarci reben, roenn bem
nic^t auf bcutfcher (Erbe ein TIa|fifd)er *fall oon fraulidjem
©anbalismus gegenüberftänbe. ein ©rief bes ehcnaliers
bc Sdjult} er^blt uns oon einem ©efuehc bei ©Jabamc
o. SBoljogen, bcr Schwägerin Sd)iller$, bie bei bcr 2Bat)r.
nebntung, bafe it)r (finft ben Dichter ho<h perchre, bie
fRcinftfjrift (!) bes „9BiItjclm Dell" oon Schülers eigner
£>nnb hrccinboltc unb itjm 3ur (Erinnerung ein Stüd
mitten berau&fcf)nitt. Das ©nbenfen liegt 6cm ©riefe bei.
Da fteljen nun auf cincT Seite bes Streifens bie ©erfe:
Ja, ** fift ol)n* Bfifpirl, t*>U ((«'• hr*(b«n.
VI u <t) unfer cOlrr fim von Mttinflhaulfii
Ter 110* Me alten gellen bat flelebn,
Weint frlber, e« fei ni*t metjr ju «rtrtiflcn.
Unb auf bcr anberu Icfcn n>ir:
6tf)t rud) £icrt fflernev. töte oerl trfert tt>r
Stau. tteriruft, eure angenehme SD in hin.
Pf® weilen 3t>erfl® t)o*t»er|tant>ifle Tochter?
Bon allen Süanbrem nu® Dem t»fut|d)m Cnnhe —
9lber*nid>t oon biefen ruriojen SUcinigfcitcn, fonbern oon
ben großen .fturiofitäten bcr Sammlung foll fjier bic ©ebc
fein. Da fic in brr alten ©lo^art-Stabt ©rag entftanben
iftp roirb man es natürlich finben, baß bic ©toaartiana
reich oertreten finb. ©Jan voirb mit 3ntereffe bie ©artitur
cinfefjen, aus ber bcr „Don (ötonanni" bei feiner glor»
reichen Uraufführung birigiert sourbc; man roirb mit an*
heimelnbem Cmpfinöen bic ©riefe bcr (Ettern, bcr Sd)rocfter,
bcr f^rau, bcr ftinber ©lojarts Icfen, aber mit beflommener
(Ergriffenheit jenen harnet ßenben ©otfdjrei att ben ihm
befmmbeten Ätaufmauu ©ud)berg. Dafe beffen £>anb auf
bent ©tatt angemertt hat, er habe ©Jo.jart baraufhin
äefjn ©ulben gefdjidt, ift ein fdjipachcr Droft. Dafe ein
fold)C6 C&cnie in btc üage fommen fottnte, einen fol<hen
©rief 311 fd)teiben, fdjrciben 311 muffen, bas ift bas ent-
fehltet) Iraurigc an biefem Dofument bes (Elcnbe. 9lud)
©eethooen ift mit oielen, jum Dell fogar ungebrueften,
wichtigen ©riefen pertreten, Hnjcre ftaffimUc-SBiebcTgabc
— man roirb fic an bem ungefügen Sd)t»ung bcr ©tid)-
ftaben gleich erfennen — banbelt oon ben Sagateilen.
©on UDeber finben mir ein ftapitalftücf: fein „©otijcnbud)
porn September 1819 bis 4. Cftober 1816", eine 9lrt Dage-
bud) über feine 2atigfeit als Opern d>ef in ©rag, mit
pcintid)fter©enauigteU geführt. Unter ben ©oct he* Sachen
ift ein eigenl)änbiger (Empfehlungsbrief bes Olympiers für
ben jungen ft-elis ffllcnbelsjobn bemerfensroert.
3m allgemeinen nehmen natürlich Ittuftriaca ben
breiteften 9Jaum ein; aber bei bcr ©olle, bie J&ftcrreiä)
in ber (S>cjd)id)tc ber beutfd)en ©hefil unb bes Dh ca t er6
fpielt, bebeutet bas el> fr mitten ©orjug als eine ffiinjcbrfin-
fung. 3m rafdjen Durcheilen bcr Sammlung treffen roir
auf ein ©latt, auf bas Cfohann Straufj, ber JBatjcr»
tönig, ben Ülnfang feines berühmten Donauroalacrs notiert
hat. Ober toir greifen 3. ©. einen ©rief ©obert Schu-
manns mit feinen unheimlich neroöfen, fri^elnben Schrift-
Sügen heraus. SBieoiel 3ntereffantes birgt bie ©tappe
Cif 3t (barunter bie £>anbfd)rift bes ungebrudten „Slaroen-
apoftel*ötpmui9 M ) r bann-ftarl Coewe (festliche ©riefe an
Dekrets uan Srutjcf), WidjarbSBaguer. C&ianjenb oer-
treten finb namentlich italicnifchc, fran3öfijche, rnffifdje unb
tfdjedjtfchc ftomponiften. ©ud) ein paar neue ©orträte
fommen burch bic ©crSuhcrung ber ßollcftion 3utage.
3®oei Silhouetten f ollen , ber Überlieferung infolge,
Johann Sebaftian ©ad) uub feine frrau barftellcn unb
^eitgenöffifdjen llrfpnings fein. (Eine alte ©rager ©h oto *
graphie, bie ein tlnifum 3U fein |d)*tnt, ftellt ©id)arb
UBagner bar unb roirb bte ©crehrer bes ©aireuther
©teifters 100hl nicht roenig übcrrafd)en. Unb ben gröfeten
Schah bebeutet ein bisher ganj unbetanntes, farbiges
©to3art-©ilbnis. ©ber ich ®*ü i a ni< *)t ben Äatalog aus-
fchreiben, fonbern nur auf einige ©efonberhetten feines
reichen 3nhalts aufmerTfam machen.
3d) habe fd)on betont, bah fid) bic ‘ ©utographf"
fammler nidjt bloß burd) bas ©7af) ihrer ©littel .tmb ihres
©fers, fonbern auch burch Ü) w (beftnnung oft himmelroeit
unterfcheiben. (Es gibt blofee Sammelfere, aber es gibt
auch ©Jänner, bie fid) bem 9liitogTapt)ttifPort bem
innem ©ebürfnis ergeben, mit ben O&egcuftänben ihrer
©erehtti«ö tmmittelbar in Schiebung 3U treten. Das
©latt, bas bie £>anb eines großen Äünftlers beriihrte, gilt
uns mit 9ied)t geroeiht für alle 3citcn unb ftellt ein gc>
roiffes pcrfönlichcs ©crljältnis her \tuifchcn bem berühmten
Schreiber unb bem glii<fltd)cn ©efit}Ct ber ©eliquie.
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Dir. 3377. 19. 1908.
SDuftrirte 3 c ^' un 9-
507
Xidjtet irt der Loge Amalia am 9. «Roocinbcr 1892 gehaltene (Bebäd)tnisrebc. 3n
Dein »orliegenben Aanbe finden fiel) alle ^Beziehungen (Boethes jum Freimaurer*
bunbe be[prod)cn, zugleich werben aud) alle (eine für ßogenf eiern oeriaßteit <Be»
dichte unb Aiebcrfehriftcu teitlritifct) genau mitgctcilt. Aorangc[d)icft ift eine furze
®cjcf)i<htc ber Freimaurerloge in ÄJeimar; 3 al)lveid)c Abbildungen nach Porträten,
Faf[tmile$ alter 25 rüde uitb 9liebcr|d>riftcn geben beut (Banken ein (Bepräge, bas
ben Fwunben bes Xid)ters aud> über ben engem ftreis derer hinaus, au bie fid>
das Aud) in erfter Linie wendet, feinem 3iiljalt nad) oerftänblid) wirb, zumal bie
rein mcufchliche (Bröße unb bie Lebensweisheit, oon benen bie Seiten des Ruches
berieten, über alle <&ch«imntf[e erhaben und in ihrer <3<blid)%tt jedermanns
Aorflätibuis zugänglich find.
Xas 3toeitc AJerf, bas oor uns liegt, füfjrt uns in eine weihevoll« Stunde, in
die lebten (Eröentagc, bie bem (Broßen befdjieben waren: „(Boethes lob"
<Totumcutc unb Senate ber jeitgcnoflen, hcrmisgegcbcn non Äatl Sdjüöbcfopf,
«leg. Fart. 5 .4). Tas SBud) [teilt fid) als eine nachträgliche (Babe jnm 22. 9JJärz
1907 dar, (Boethes fimfunb[ieb3igjäl)rigem Todestag. Tas öas in toiffa-u-
fchaftlid)cr 9Beife jum eilten UWalc behandelt wirb — einen authenti[d)en Bericht
über ©oetheo letzte 4tranfl)eit unb [einen 2ob befiljen wir aus ber geber [eines
Leibarztes Aogci — ift im weiteften Sinne gefaxt unb behandelt: als (Einleitung
dient ein (Bericht über bes Xid)ters letjte Lebenszeit unb [eine „pathologi^en"
3u|tdnbe, bann folgt ber auf Urfunben unb authentifchen Xarftellungen der
3eitgenof[cn aufgebaute 53crid)t über die lohte Jtranlhcit nnb ben 2ob, wobei ber
Acrfaf[er aud) [cincr[eit$ 31t dein (Ergebnis gelangt, bah die befannten AJortc
„ÜJJchr Lid)t", bie ®oetl)c als letzte Äußerung in ben HJlunb gelegt werben, weder
in biejet apobilti|d)en ttod) überhaupt in einer ähnlichen gortn ge|pröcheu worben
find. Aeifcßung, Teftamentseröffnung, Irauerfci erlichfeiten, bie Aufnahme non
(Boethes lob bei [einen 3citgeno[fcn — alle biefe Abfcfjnitte Uluftriert durch Ab*
bilbungcn oon urfunölidjer (Bedeutung — bilden ben weitem reichen Önhalt bes
f (hörten '-Buches, beffen Lcftüre, [0 wehmutsvoll fic aud) an fid) fttmmcn mag,
unt der anregenden Schilderung willen, bie in allen fünften den aus ben
Iauterfteu Quellen fchöpfeubeu Fachmann ertennen läßt, aufs wännfte
empfohlen werben fann. Mietet bas Auch bod) aud) weit mehr, als
es [einem Xitel nad) fagt. Für bie (ftoethe s Literatur war cs ein wirtliches
^Bedürfnis, daß biefes Ic^tc Slapitcl aus ©oetl)cs Leben einmal [o großzügig
darge[ teilt wurde.
9B«nn aud) nicht im eigentlichen Sinne 3 ur ©octhe*Lit«ratur gehörig, [0 doch
mittelbar mit il)t 3 u[amnten hängend i|t ein inhaltrcichcs tulturgc[d)id)tlict)cs 9Bcrt,
in beffen SÖllttclpuntt, wie fd)on ber Titel lagt, die geift- unb lebensvolle Herzogin
Anna Anialia [tcl)t, deren hundertjähriger Xobestag ju Anfang biefes galjres in
aller Stille gefeiert worben i[t: „Anna Amalia, ^erjogitt oou 'lüeintar"
lautet der Haupttitel biefes dreibändigen Aierfcs oou 'IMhelm Aobe (Aerlin,
(E. S. «mittler u. Sohn, 'JJreis des Aanbes 3.4). Xtc einzelnen: Xetle befaffen
fid) mit bem „ 5.1orgpctf)i[d)en Akimar“, [ie |<t)itb«ni bann dm „9Jlufcnbvf
der H* f 3 ö 0 in Amolia“ und weiter einen „Lebensabend im .(tmtjtlerfreife“.
"Xas (&an 3 e faßt das fiebon der oielgefciertcn gürftin — einer ber heften
ihrer 3cit — 311 einem Sehens», 3^*1* unb SUtcnbilbe oon fo auhcrorbcnt*
lieber Feinheit pfqchologifchcr Aertiefuug und gründlicher Kenntnis aller Quellen
3 u|arnmeu, baf) wir dlcfcs [chönc Alert als eine ber beften (Bninblagcu jur
Kenntnis ber fla|fifcf)e»i 3 C ^ aI<pn Weimar bezeichnen möd)tevt. 9Bie bas
9Dert überhaupt manches in neuer 35eleud)tung erfdjeiueu lägt, fo bietet es
aud) in dem Flluftrationsmatcrial mancherlei llnpublijiertes bar. Xcn 2Bunfcl), bei ben
Porträten, beren größere IHeihc fid) im wcimarifchcu Ac[iß befittbet, womöglid) aud) ben
Alünftlemamen anzugeben, auf ben doch te^in für die ^Beurteilung bes .(hmftwerfes [eht
<£in hi&^er unbefanntes Porträt ^it^arb 2Bagncrs.
9leue (f)oetf)cȣiteratur.
3 n einem breiten Strome fliegt die ®octl)e*Citeratur bahtn. 9 Ber bie 9 leuerfchei»
nungen bes Aüchemiarftes unb bie Abhandlungen in 3 citfd)nften oerfolgt, bie
beifpielsroeifebas „©oeth^Dihthud)" zu oeröf [entliehen pflegt, [tauut über biefe Fülle
geiftiger Arbeit, bie |id) um die 'Bcriou unb bas Sehenswert eines einzelnen
23 lcn|d)en gruppiert! Hub bod) ftcfjt biefes liebenswert bes miefengeiftes oielfadj
noch in einer Xicfe oor uns, die 6 er Itrgrimduug bedarf, wie es uns anberfeits
aud) unaufhörlich oor «Bmhlernc [teilt, deren liöfung ^ 3 flicf)t wahrer 3 Bi[[cn[chaft
ift. üRiemanb wirb babei oerfennen, baß bie moderne (BocthC'iMteratur oielfad)
auch aus ISrzeugniffcn bef tel>t, die entweder lediglich aus tmchl)ändlcri|d)cn Spctu-
lationen h<rn>cagcgangeu find ober überhaupt minberwertige Arbeiten darf teilen,
beten 2 lerfaf[er dem höl)<»t 3 W* gewachfcn waren. And) die anöere (Befahr,
die oor gahrjehnten einmal einer unferer geiftoollften gorfcher anbeutete, die
iftefahr, baß „oon" (Bocthc weniger als „über" lüoethc gelejcn werbe, [djeint nod)
nicht überwunben zu [ein, obfehon wir uns zugunften unferer 3 «t lagen müffen,
daß ein [tarter 3 wg unferer Kultur darin bcjtel)t, fic mit ®octhe[chcm ffieifte ju
erfüllen und unfere ®litmen|d)en 311 beftimmen, int Simte oon (Boethes Lebensweis-
heit iht Ta|ein 311 führen. Aachftchenb mögen einige 3 Berfc genannt werben, die
denen ans £><rz gelegt werben [ollen, für die (Boetl)« den (Bcnius ihres eignen
ßebens bedeutet — einige [d)lid)tc Bücher, bie uns den Tid)ter in [einen Alerten
unb mit [einer 3 C ‘* rta h c bringen.
S 3 ir [teilen billigerwcije einen Aanb »orau, befjeu Onhatt man früher einmal
bie fd)ön|te Selbftbiographic des Tichtcrs genannt hat: „®oethe im ©efpräch“
(herausnegeben oon gran.z Xcibcl unb griebrid) ©unbelfingcr, 2 . Aufl., Leipzig,
3 nfel* 2 fcriag, 6 ./(), eine Sammlung, bie mit bem gahte 1770 beginnt unb mit
dem 9 J?är,z 1 R 92 [chlieftt, ber Xenbenz nad) oerwanbt mit dem elf bändigen '.Bieder-
mannfthen SBerte. X>ie Auswahl, die tertlid) große Sorgfalt oerrät und int einzelnen
neben Aicbermanu manches Acuc bietet, ift mit großem (hefchid getroffen und zeigt
durchweg öen höheru Alid für bas, was im $>tnblidt auf den Tidjtev unb [ein Aer-
ftänbnis von AlichtigFcit ift, (Ein Quellenocrzcid)nis und Anmerfungeu oerleihcu
dem Aud)e [elbftänbige, wi[|en[d)aftltd)o ScDcutung. (Es ift für ben, bem die 3 eit
fehlt, bie Unniaffc der ©oett)e[d)eu (Befpräche in allen (Einzelheiten 31 t ftubicren,
auch in [einer SefchräuFtheit eine Fundgrube cbeln ©enuffes. (Ebenfalls eine Aus-
wahl liegt oor in ben in denselben Acrlagc er|d)icnencn „Artcfcn von ©oethes
'Dfutter 4 * fausgewäl)lt und cingeleitct oon Albert Äl öfter, elegant tartoniert 3 . 4 ).
Ter Herausgeber tjat uns oor einigen gahren mit einer zweibändigen, fritifchen
2 lusgabe [ämtlicher Ariefe ber grau Aat bcfchcnFt, aus ber bie oorliegeube Aus«
wähl gcfloffen ift. Aber ihren Inhalt braucht hier cbciifo wie über bie fd)rcib*
felige grau Aja Fein Alort gefagt 311 werden. Tod) mag die trefflid)e Auswahl
nuferen beut[d)en grauen befonders ans Herz gelegt werben, die in biefer Gamm-
lung gemütooll tiefer Hcrzlidjlcit mehr gei[tige Wahrung als in oieten Aomancn
finden werben.
9 fiit (Bocthc (elbft befaffen fid) 3 wei weitere, ebenfalls im 3 n[el» 9 crlag erfchienene
93 üd)er,bie [ich - nebenbei gefagt wie alles, was der genannte Aerlagauf dcnAlarlt
bringt, durd) bie , r 'Bud)Fun|t", bie l)i« Tot geworben, oonteljnt auszcid>nen:
„(Boethe unb bie !öiuglid)e Aunft" oon l)r. Hugo 9 Bcm elfe (mit zehn Aoll«
bitbeni und zwei Falfimilcs, geh- 5 . 4 ). Ter Tichtcr war betanntlid) Freimaurer;
er gehört« der Loge Amalia in AJeimar an, zu deren (Ehren er manches (Schicht
verfaßt Ijcrt. A damit ift bie iHcbc 311 [einem u»cimarifd)eit gnbelfcfte in 6 er
» 3 oh aimi?, * 2 0 fl c,# 3 l > Aieimar 1830 [owie bie 00 m Kanzler o. STOiHler auf den
* — XM-r»_v/V/ ^
^ ^ ) 1 P\A~~-Ka- / h t/Z.
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9fr. 3377. 19. Sttärj 1908.
Slluftrirte 3 e ^ un 9 -
509
b U fchönftc« ftriicfttc: bie bclauuteu, fcinfdjaligcn ©tut*
apf elfinen. Bon öen jpautfcfteH ftrüd^cu gleicher Sorte
unterfdjeiben fic fiel) babttrd), haft fic bie bitnlie ftätbung
mehr innerlid) als nn^crltd) 3rigcn. 3tjr Mibaugebict
liegt im groftcn Greife um ben tlltna Ijrrum unb Iteigt
an biefem einige Rimbert Meter Ijinauf. Tic ber
9ipfelf inenbäum« allein auf G^ilien fdjätjt inan gegen-
wärtig auf mehr als 3roülf Millionen Stüd. ^Dic fronn
biefes 3frud)tbauiiics imtcrfdjciöct fief) in ben pcrfdjiebenen
Ganbem nid)t wcjentlid). Der Manbariitcnbaum. in ftati*
jontien ijat benf ell>en ttiebrigcu Mudjs, biefelbc ftarfe,
faft bis 3ur ©rbc reidienbc Mroue wie ber tu Spanien
ober u>ie ber 91 pfeif inen bäum in Italien. Die Blüte3cit
beginnt im Mai unb bauert mehrere Monate. Die ©nite
fängt in ben ftüften gebieten int D^embcr, in ben ijöljeren
Vagen im 3 rtm,ar 0,1 unb dauert bis etwa Slpril. 3ur
Beförberting ber 8früd)te aus ben ©öden 311 ber nächften
Gifcnbahnftation ober bent ©nfen bienen ©fei unb Maul*
cfri mit unb ohne ftarren. ftür weitere Mcge werben
bie ftrüchte fd)em oon ben ©ärtnent in ftiften oerpaeft,
uor ber Berftftiffung aber nod) einmal in groften fallen
forgfältig auf ©erberb tintcrfud)t. Die fjrüdjtc mit Dmd*
ftclten unb fonftigen Mängeln werben befeitigt, alle ein*
epanbfreten je nad) ©röfte uub ©rite ausgefud)t, f)übfd)
in Geibenpapier oerpaeft unb fo balb als möglid) an ©orb
eines 3ur 9Ibfaftrt bereitlicgenben Dampfers geliefert. Die
E>nuptfäd)lict)ften ©erfchifiungshüfen finb Mefjtna, ©atania,
©dermo unb Sorrent®.
©an ( j äEpilid) liegen bie Bcrhältniffe in bent in ber
(Erzeugung oon Sübfrfid)ten gegenwärtig eine hcrooT*
ragenöe Stelle cinnetpnenben Spanien. Hier beginnt bie
Slflte3cit ber Bpfclfinen unb Manbarinen int Bpril, bie
(Ernte fängt im Oltober an unb bauert bis in ben Mai,
ja oft bis in ben 3uni fjincin. Die in bem Dale bes
Jlüftdjens Segura, awifeften ben Stäbten Bianca unb
Bbaran toadjfcnben Bpfelfinen, im Huubel als Murcia*
fnid)t befannt, finb ihrer frühem Keife unb ihres milben
©efchmads wegen feftr beliebt. Mas wir in Deutfctjlanb
um 2Beil)nad)ten herum an Bpfelfinen aufweifen lönnen,
bürftc faft ausfchlieftlich biefe Murciafrud)t fein. 3n bem
genannten e^Iufttal wirb aud) bie ocrebelte Blutapfelfine
gebaut. Die mciften fpnnifdjen Bpfetfinen lammen aus
ber nähern unb weitem Umgebung oon ©alencia; fie
beden überwiegetib ben Majfenoerbtaud) in Deutfd)lanb
unb über feine ©renjen hinaus. Die 3rriid)tc werben oon
ber ©lanlage in eine groftc, gut gelüftete Halle getragen,
auf einen Raufen geworfen, oon fleißigen unb geübten
Hänben nad) ©röfte unb ©üte | ordert, in Stiften oerpadt
unb mit ftuhrwerlctt ober mit ber ©ifenbaftn nad> bem
nädjften Berfdjiffungshafen beförbed. 9Hs folcfje fommen
in Betracht Valencia, ©anbia, ©artagena, ©aftellon unb
Burricma.
Die beiben groften Abnehmer für bie Bpfelfinen Spa*
niens finb Gnglanb unb Deutfdjlanb, unb wer bie ®ng*
Länber in ihren Cebensgerool)nt)citen 311 beobadjten ©eiegen*
Ejeit gehabt hat, wirb reiffen, bafe fie fruchte, rohe ebenfo
wie eingema^te, 3Ü allen Mah^eiten bes Dageo nehmen.
91us biefem öbrunbe ift befonbers erwähnenswert, bah
Hamburg im Öaufe be« lebten UBinters aus Valencia
3ettweife mehr 91pfelfinen cingeführt hat als bie beiben
größten fjäfen ©nglanbs, Vonbon unb ßioerpool.
(Es muh ak* auerfannt werben, bafc bie Spanier
if>re Ontereffcn rtefytig wahrgenammen uub 3ur Steigerung
bes Serfehrs fei ber nidjt wenig beigetragen haben, inbem
fie ihre Jrüdjte oiel beffer behanbeln als in früh««* 3«»t.
Sclbft bie geringeren Sorten ber lleinften ftrüdjte, oon
benen 1064 Stfnf in einer .Stifte oon 80 kg enthalten finb,
werben ebenfo wie bie befferen Sorten alle faubet in
Seibenpapier oerpeuft. Daburl) wirb bie &rud)t oon ber
Cuft abgefdjloffen unb erhält fieh frifd) tmb faftig. ©uf
ben Kaudjcr muh «& gerabe^u appetitregenb roirfen, wenn
er an einer foldjen ftifte als Dual ität&marfe aud) nod)
bie 9Iuffd)rift „Flor fina“ prangen fief)t- K
Damit hätte ber gütige #err eigentlich feinen fjod).
intereffanten Sortrag tdjliefeen lönnen; weil er aber nichts
halb tat unb obenbrem gebomer Hamburger war, fam er
noch auf bie großen, einen frlächcninhalt oon mehr als
22000 gm umfaffenben Orrudjtfdjuppen im Hamburger
©afen 3U fprechen,. tn betten für bie Dauer oon fünf bis
fed)s Monaten burcf)fd)i*Utlid) 120000 bis 150 000 ftiften
bet golbigen, l>errlidj buftenben 3früd)te gleid)3eitig lagern,
um bann von bort 3U Sd)iff nach Dänematl, fHufelanb
unb Schweben ju gehen ober mit ber (Kfenbahn nad)
bem beutfdhen 3nlanb, bem weftfälifchen ftohlengebiet unb
hauptfädjlid) nach Serlin unb Dresben. Denn bis baljtn
erftredt fid) bie ©infubrsone unferes gxöhten beutfd)en
Hafens, währen b bie 9?hrinlänber ihre 9lpfclfinen über
§ollanb, bie Sübbeutfdjen über Drieft bejieljeu. (Et fchil*
beite uns in farbenprächtigen Söoden eine SIpfelfinen*
ausftellung in biefem ©arnburger fjruchtfchuppen, 311 ber
ppn weither bie ftäufet fommen ober bie (Engroffiften
ihre Vertreter entfenben, um nach befid)tigten unb
genoffenen ©roben in ben groben 9luftionen im $am*
burger gruchthof ihre Sinfäufe 31t machen, ©r rechnete
uns als Fachmann oor, bah etwa 400 Millionen genieb*
bare «pfelfiuen für ben öerbraud) auf Deuifchlanb ent-
fallen, alfo auf ben ftopf ber Seoölferung — unter Ous*
fchlub ber in ben erften fiebensfahren ftehenben Menfdjlein —
etwa jehn Früchte im 3ahr, unb fnüpfte baran bie Hoff-
nung unb beftimmte Erwartung, bab bie (Einfuhr oon
Sü&früd)ten fi<h bei bauemb guten (Ernten unb einem
ausreichenben (Entgegenlommen Spaniens gum 9lbfd)lu[)
eines neuen Hanbelsoedrags nod) hebeutenb heben möchte.
„Denn", fo fd>lob ber ftaiinfpeftox, „bie fflpfei*
fine uerbient als ©egenftanb bec ©ollsu)oh l f ö hrt weitefte
©eachtung. Sie enthält swar, ebenfo wie unfer hrimifrfjes
Cbft, wenig ©iroeiHftoffc, bagegen oicl 3uc!cr unb bem
Magen »ohttuenbe Säure. Sie ift alfo nicht mir ein be*
Pömmlidjcs, wol)Hd)uiedenbc$ unb erfrifdjeubes ©enufi*
mittel, fonbem aud> ein nicht 3U unterfchätycnbes ©ahnrngo*
mittel. Doch aud) bamit finb ihre ©oriügc nod) nid)t
erfd)öpft. 3n ber ©rwartung, 3Biberfpdid) 311 finben, bc*
haupte ich, bafi fruchte im allgemeinen uub Sübfrüchte
im befoubem gcfdjmadbil&cnb auf weite ftreife bcc> ©olles
wirfen. Diefe Behauptung ftütjt fid) auf bie Datfadje,
bafe id) feit einer Keil)« oon 3«hren unter ©erfonen, bie
bauernb mit Gübfrüd)ten bcfchnftigt nxircn, nicht einen
[fall oon Drunfcuhcit beobachtet h 0 ^- 2runfetil)eit
bei ben Slrbeitem in ber Kegel nid)t bem Bier, fonbem
bem Sdjnaps ßujufchreiben ift, fo fdjeint mir ber Sdjlufe
bered)tigt 311 fein, bag bie wol)lfd)mccfenbe 9lpfelfine unb
ber mit Maffer oerbünnte, fufclhnltige ftartoffelfprit fid)
gegenfettig abftofcen. Der aben&s »on ber Arbeit h^ün*
reljrenbe 3familienoater, ber non ber ftarre auf ber Strafte
für 10 f'i 3tD<i bis brei tlpfclfinen lauft, um fie feiner
frrau imb feinen ftinbeni mit3unehnten, wirb nicht leicht
in ben uädj|ten Sdjuapslaben geh cn , »nt fi<h hi« <rlafd)e
füllen 3U laffen. Die 9Ipfelfine ift alfo ein Äulturträger
in bes üöodes wahrfter ©ebeutung.“
9trrc, Sterns unb 's IRiiiuffc ßiesdje.
9tbrini|d)( 'Jfoocltc oon £sif« e4uI)e*Srttf.
„3 — tn m«tnr9 ttoter» *a— artm
*lTte IdjSne Slum — ffllum - ©tutn,
Xa tollt Dtdj ercoa— arten,
Xwi 3 bIjt ImD balb berum."
's Kixiuffe ßiesdje fuhr jäh in bie Hohe. Mer fang
nun ba toieber in ber DunfelhettV Rannte man benn
feine fRulje feine einsige 9lad)t h«l^n! Das war ja gerabe,
als ob ber w 91eue" fd>on in ben ftöpfen rumore, bie Beine
unficher madje unb bie ftehlen ftngluftig. ßeiber ©ottes!
Denn was bei bem Singen heraustam, war nidjt gerabe
auferbaulid). SIber nee, Keuen gab'« noch nicht, bie Mein-
Iefe fing ja eTft an. Unb nun wuftte 's Düriuffe fliesd>e
auef), was ba fang. Die Herbfdjtmudc waren 's — fiefer
unb Ceferinnen — junges ©oll, bem's nichts aus machte, baft
ber Kooembermorgen fchudrig falt war unb ber Kebel
feucht unb eifig. Da brängten fie ftch befto enger an*
einanber auf bem 9Beg in bie Mtngerte, fdjubften unb
rantften fid). Unb wenn man nachher auch mol fror beim
Draubenr<hnriben, bas fdjabete nichts, ba freute man fid)
auf ben Heimweg am 91 ben b im Dtmfel, wenn ©urfche
unbMäbehen nicht mehr reihen weife für (ich gingen, fonbem
jeber mit feinem Schäftdjen, wenn 's aud) nur ein Cefe*
fd)ät)<hen war.
’s fRtxiuffe fite&dje war aufgeftanben unb flo<ht fid)
ihr 3öPfd)*»t 3ured)t. flieh ® ött . &as «»urbe auch alle Dage
bünner. Der fdhöne, falftHe 3opf, ben 's flieste bann
barüber ftedte, ber war noch 3iemlid) fchroar3, aber bas
eigne H<mr, bas würbe immer grauer. Ka freilich, 's war
ja an ber 3 c *i ba3u. 's Siea<f)e rechnete nad).
Marjofep, wie bie 3«it oerging! Das waren ja nun wohl
fd)on fitnfunb3roan3tg 3ahre, baft fie 3um letjtenmal mit
3um fiefen war. Das halb« 3al)rhunbert hatte fie nun
auf bem fRüderi, ba lonnt’ ihr 3<>pf wohl grauer fein als
ber falfd)«.
Sie tranl ihren ftaffec unb brummeltc oor fid) hin.
©ott, fie hatte es ja eigentlich recht gut auf ber Melt.
CJhr befdjeibener 3«^ reichte ganj nett f)*n mit ihrem
Berbienft. Unb babei war fie eine wichtige ^Jerfon. Mas
feilten bie Mabamen wohl anfangen ohne bas Gi«acf)e,
wenn fie winters ihre ftaffee* unb Deeoifiten gaben. Da
bef orgle 's Ciesche erft bie ©inlabung:
„© f<h««ne ©mpfehlung oon ber Mabantm Haflcmann
an bie Mabamm Brüd, unb bte Ma&amm H a 9 em<inn
wflr fo frei unb lieft bie Mabamm Briid übermorge
nachmittag 3um Iäftd)e ftaffee inlabe" unb nahm bi«
(Entgegnung 31101 cf:
„© fcheene (Empfehlung oon ber Mabamm ©rüd an
bie Mabamm H°9 cmcinh f Un & wann bie Mabamm H Ü 9 C *
mann fo freunblid) fein wollt, ba wär bie Mabamm
©rücf fo frei unb Cdm."
Slm ©inlabungstage felber, ba half 's Vics<he bei allen
©orbereihmgen, bedtc ben Dijd), lochte nachher ben ftaffee
unb präfentierte ihn. 9öet hatte fie ba »oft! erfeften
lönnen? 3Ber wuftte fo genau wie fie, welche Damen
man nidjt sufammenfeften burfte, unb w«l(he gern ju»
fammenfaften? 2Ber lannte alle ftramilienfctnbfchaftcn unb
©iferfüchteleien wie fie? Uub wenn eine Keue bagulam,
eine ©eamtenfrau ober eine, bie oon auswärts jung h CMi n*
heiratete, ba wuBte‘'s Kiiiuffe Viesche fie ebenfogut über
alle nötigen 3ercmonien 3U belehren, wie cs jebe fpanifche
Oberhofmeifterin an ihrem Hof® am Schnürchen h a tte.
Menn bie Ketten if) r hätten folgen wollen, (über
bas lonnt« man oon folgen Herflrioffenen nidjt oerlangen.
Mas wuftten benn bie baoon, was man alles für Stücf*
lichten nehmen muftte.
's Kixiuffe Cie&che fchmunjelie oor fi<h h* n - neue
fjrau Bmtmann, bie war auch nur eine £>«geloffene unb
lam 00m ©ogelsberg. Mie hätte bie wohl bie fünfunb*
breiftig Damen, bie fie einlaben muftte, unterbringen
füllen, wo fie hoch nur für achtzehn ©Iah b®tte! Da
hatte 's Giesche ben beften Busweg gewuftt.
„JBiffe Se, was met mach«, $mu «mtntantt? Mer
mache unfer 3nlabung uff be erfcht« ßefebag, ba hatoroe
oillc oon ihn« fet 3cit, unb ba friege 111er mit ©ott fei
gnäbger H‘lf ä fd)eene ?lbfag.“
Kein, wie bie Jyrau 9lmtmann gelacht Hatte! Unb
hatte gemeint, auf ©ott es guäb’ge Hilfe bürfe man bod)
ba nidjt redjnen, unb fic wollte bod) lieber .iwei ftaijce*
oifiten geben. Mas btc fidj badjte! 3wei ftaffeeoifitcu
hätten eine ewige [J-cinbjdjnft gegeben! Men hätte man
ba auf bi« erftc eiugelaben unb wen auf bie 3tueite? So
ä Belcibigtmg nür ja nod) gar nid>( Dngcwcfc, ba wär
bas gan.ic Stäbtdjc ja au fritl) rer ifd) geworben. Kee, nec,
es war fdjon gut, wie 's Vic&d>c cs mad)tc.
9lus bent untern Stod hörte fic jetjt bas ©tet-äufd)
einer ftaffcemfthle. 9lha, ba war 91rre aufgejtanben. 91a
warte! Der hatte auch fdjönen Speltafcl gemacht heute
nad)t beim ^>«tTnlommcn. CErf t hatte er bas Sd)lüfjc(lod)
nicht gefunben, unb babei war ber bide, fdjwere Haus*
fdjlüffei ein paarmal hingefallen, bann hatte er im Haus*
gang ben Hunb auf bie Vfote getreten, baft er laut quiefte,
hatte einen Stuhl ltmgeworfen uttb einen ^)ci&cnfpcttatrl
ooll führt. Die mochten wie ber mal orbentlid) h* n * cr ^ eni
Schoppen gefeffen haben! ©ertragen lonnte ber 9(rre ja
fxeilid) fein Deil — er rühmte fid) gern, baft iftm eine Stüg
ooll Mein nichts fdjabete aber bann war 's ihm auch egal,
ob ein anberer ©hriftenmenfcf) wach würbe ober nidjt,
wenn er im H m| f« herum trampelte wie ein Bär. Mit
ihm anbinben fonnte man nidjt, ba 30g ntan ben fih^em,
bas wufote 's fiiesche aus ©rfahrung. Der fant einem
mit allcrhanb gottcstäfterlidjen Lebensarten, gegen bie
man nicht auffam, unb ba fie beibe nun einmal in bem
flcinen Häuschen wohnen muftten, weil bas fiiesd)« feinen
Untetl oon ben ©Item h«r int obem Storfwerl hatte unb
ber 9lxre ben untern, ba war ’s fdjon b<rfer, es gab
leinen 3anl.
’s Gtesdjc h at * e ftä) ja ba ein probates Mittel aus*
gebacht. Sie langte nad) einer groften, fdjwat^en Holj*
tafcl, bie mit einem barangebun benen ftreibeftift ihren
feften ©Iah hinter ber Dür hatte. Unb mit beutlid)en
©uchftaben fchricb fie barauf:
,,91rre heut Morge um brei Uhr oull nach Hau 9 gelomm,
en Hau*fd)lüffel net ins Schlüffelloch gefriegt, Scherres
3weimal uf bie ©ot getrotc, baft er getrifche hat. © Stuhl
umgeroorfe un was Borßellanenes auf 'n JBobbe gefd)mif|e."
Sie betrachtete befriebigt ihr Merl. Dann fiel ihr was
ein. „©etrote“ l)t«ft « 9 nicht, fo jagte man bloft, es b l *6
„getrete", unb forgfültig wifd)te fie bas O aus unb malt«
ein © bafür hin. Dann machte fie bie Dür auf unb guefte
über bas Dreppenge länber. Unten int Häuschen war 's
ftttU Da banb fie bie Dafel an einen Kagcl, ben fie 3U
biefem löblichen 3 ®ed fchon oor 3nh r « n än bas Ireppen*
gelänber eingefdjlagen hatte. So, nun mochte er feine
Sdjanbtaten lefen!
Sie tat ihr Molltud) um, nahm ihren groften H«nlel*
lotb, ohne ben fie gar nicht benlbar gewefen wäre, unb
madjte fid) auf ben SDeg.
911& fie bie Haustür hinter fid) gugemacht hatte, ftredte
91ne feinen ftopf oorfid)tig aus ber 3i»nniertür; ebenfo
oorfichtig lam etn anberer gum ©orfdjein, ein ftruppiger,
grofter Hunöelopf, ber mit förmlich menfdjlidjeT Giftigleit
gerabe wie fein H«rr nad) ber Dür fpähte. Kun war
bie Vuft ja rem, nun tonnte man ja anfangen, bie Haus*
haltung 3U beforgen. 9lrre blitt3elte ocrftohlen nad) bem
Dreppengelänber unb fuhr ein btftcf)en 3u|ammen. Ktdjtig,
ba h*nfl ja wieber bie oeTbammte Dafcl. Muftte man fid)
nicht ärgern! Menn man fdjon faft fechsig war, ein fterl,
ber fid) fonft oor ©ott unb ber SBelt nidjt fürchtete unb
fein ßebtag nicht gefürchtet hatte, einer ber faft fünfjtg
3ahte lang ben <Rt)<in befallen h ött « Maing bis
Holtanb unb wieber 3urücf, ba muftte man fid) nun jetjt
auf bie 9Irt turan3en laffen. 3a, bic Meiber!
Da oben ftino bie Dafel, bie hing ihm lange gut, unb
menn er nicht hinguefen wollte, bann tat er 's «ben nicht.
Dahingegen, was hätte bas für eine ©arbinenprebigt ab*
gefeftt, toenn er heute morgen $u einer gprau nach Hanfe
geFommen märe! Manch eine hatte ihn freilich fangen
wollen. 9Irre richtete fid) ftramm auf. ©in ftatfer ®urfd)c
war er geaxfen, ein fterl wie ein Baum, unb tonnte fid)
wohl feljen laffen. ©ber norm H c i ra * en i h a i* e «*
9£ngft. 3mmer fanb tnan eine unb biefclbe, menn man
nach Haufe Farn, unb bie machte bann ein brummiges
<&e|id)t unb lieft ihr Munbwerl fpa3ierengehen nach Koten.
Das tonnten fie alle, bie er lannte. Mie gefchmicrt ging
bas. Menn er unter ben Ginben am Kl) ein auf uttb ab
ging, ba hörte er fie. Uugefdjorcn Heften bie feinen,
immer hatten fie aud) noch ih«n Spaft mit ihm.
„9lne, id) werft e 3rtaa für bidf, unb „Wrre, wann
banje mer uff beiner Hoätfrit?" unb „©rre, bu gäbfeht
hoch noch e f«h«ne Bräutgam äb. w
llnb menn er bann entgegnetc, baft ber Menfd) net
alles C&uts haben müftt auf ber Melt, unb baft er erft
heiraten wolle, wenn man eine Mafcftm erfunben hätt,
baft tnan feine 3 rau n *ä)t all« Sonntags fpajterenju*
führen brauchte, bann ladjten fie, baft es am gan.jen
Ufer 3U hären war, unb bliftten ihn mit ihren blauen
unb braunen unb fdjma^en Bugen an, baft iftm manch*-
mal bod) noch rin biftchen warm in ber Mcftengegenb
würbe.
Menn er bann heimfam in fein Häuschen, bann ärgerte
er fid) jumeiien, baft er fid) fein ©ffen felber Fochen
muftte unb feinen Suftboben felber fdjntbben unb alle
bie Mefjing* unb ftupferbänber puften, bie jebem echten,
rheinifchen Schiffer in feinem Haus jo notwenbig finb
wie bas täglich« ©tot. 9tber wenn es bes Kadjts fpät
geworben war, unb er Fonnte fid) frie Mid) unb ungefdjorcn
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Original from
THE OHIO STATE UNIVER5ITY
510
3IIuftrirtc 3eitung.
9lr. 3377. 19. OTcitg 1908.
in fein ©ett legen, bann u?ar il)m bod) wicber red)t mollig
ZUtHHte, unb an» £)rirrtteit bachtc et nid)t mcljr. Hub bann
hatte er ja Sd)erres.
Sd)crrcs war urfprünglid) Gl>ert getauft. Tie ©atur
hatte roofel einmal t>cabfid)tigt, einen Griffon aus iljm
ZU machen. ©rre aber ^ielt tftn auch für einen folcftcn.
„9J2ei Gcfjerre* is e cd>tcr Grifföttg. llnb |o e £mttb
wie mei Gdjerres gibt '6 net mehr uff ber ©eit. Ter lennt
fei Eeit unner Ijunbext craus. Der rann nur net mit
'J©enfd)cnzungc rebe, awer id) oerftel) altes, was er fagt."
?lrrc jünbete fid) feine ©lorgcnpfeifc an. Tabci ging
er ^wifdjeit bem fletnen, fteingcplattcten fflur, ber jugleid)
Hüctje war, nnb ber SBoftnftube t)in unb tjer. 3uweilen
warf er einen 90113 fcfpiellcn ©lief oben nad) ber Tafel,
um fid) bann fofart wicber umzubrefjen. Ginc gottoer*
bammte (Srftnbung war bie Tafel, ©eil fic ihm attbers
uid)t beitoinmen tonnte, l)tng fie bie heraus. Go finb
fi«, bie ©eibsbilber! Tem Etcsdje tonnte man weiter
nichts nadjfagen fonft, es war „e brau alt ©läbdjc mit
gottergebene SWunbroinlele", wie Qlrre bas nannte, unb
mit emme auferbaulidje Hebe nwoaiibel , awet junfdjt
« Teiwcl.
(Es war ein biftchen fpät geworben, biefe ©aeftt; baran
erinnerte ©rrc fid) bwnicl, U©an miifete bod) ben Cefe*
anfang gebü^wnb feiern, unb nad) ben ©crtmihtttgett,
wie ber ©cuc werben würbe , war man ins Tif dienere
gerommen über bie letjten Jahrgänge, bic fedjsunbncunjigeT
unb bic pierunbneunjtger unb bic weiter 3iuüd. Tarübcr
war 's fpät geworben. Go ein billiger Tisfurfcf), ber muftte
begojfen werben! Ter ©ottlänicr oom Tijtel war gut,
nur fdjabe, baft bas tfjalbjtüd fd)on balb ausgetninreu war.
©un muftte er bod) nad) ber Tafel gitdcn, er hielt 's
nidjt mct)r ans. — ©as, er folltc Gcfecrrc* getreten Ijabcn!
„Homnt emol feer, Gcfeetre«. £>atr>roc tefe bid) getrote
bic ©ad)t?"
Sdjcrrcs fnt) feinen £>erm uorwurfsuoll an unb gab
einen turjen ffieller oou fid).
bir bann wcl) gebfeooit, alber Herl? C wat —
iinner DJlannslent mad)t bes nix aus, gelle, »nei ^unbehe?“
Sdjeaes l)ob bie qjjotc auf unb hielt fie ihm entgegen.
„Tie Tot wor'fcfe? ©o jo, bo muft mer c ©lafter
bruff lege."
(Et fefenitt uoit feiner ffrüfeftudsnmrft ein orbctnlic{)CO
Gtücf ab. „Giefefd)te bc, no maefeft« 's näcfefte <©ol fei
fo'n ©anbal, wann rner bir emol e bifttfee 311 nafe fimmt.“
Gr bliu3eltc unbehaglid) nad) ber Tafel. Tas ecfeUmmftc
war, baft bas ßie$d)c gebrofet Ijattc, ihr £>ausantcil für
eine fromme Gtiftung 3U Dermalen. Gie tonnte Ifem
bas fo bctjaglict) au&malen, wie es werben würbe, wenn
ba oben fo ein breftfeaftes, altes ©eibleiu fitjen würbe,
bas er bes ©aefets beim Stofen Tran 3beten ftörte, wenn er
gu fpät feeimtäme, Unb 's Eiesd)e oerfprad) fid) baoon
feht oiel für Slrrcs Geelenhcil.
„Tes tanu bid) als e bifeefee mit aus ber >wlt bete,
Slrre! Unb wann ber £>err Ted) aut es bann als emol
bcfudjt wege feint Geelefeeil, bo wirb er bann aad) als
emol gleich bei bir aafloppe, un wirb fid) nad) beim
gciftlid)e 3*iftanb umgucte, bah bu net in bei Sünbc in
bc Grabe föt)rfd)t, Cs is aad) mei cferiftlidj Tflid)t gege
bid), bafj id) mei Ülnbeil fo oermad) für bei Geelcl)eit. M
„Öerrgott, wann fid) be ©eiwer bod) net immer um
eim fei £cclel)eil limmere wollte!“ ?lrre ftanb fid) gan*
gut mit unfenu fiengott, aber er beläftigte itju bod)
nid)t alle Ülugenblide mit SUeinigfeiten. Wein, ?lrre K)ätte
nid)t Herrgott fein mögen, um bas ganje Himmelreich
nidjt! ©011 morgens bis abenbs bei türmt 311 werben mit
allcrhanb Unliegcn oon lauter alten 2öeibeTd)en unb
überftänbigen 9Jfäbd)cn, bie t!)m wegen jeber Hleinigteit
fo lange jufctjtcn, bis er ihnen ben ©illen tat, wenn
er ’s auch oorber gar nicht gewollt hatte! ©ne hätte ba
etn anbereö Regiment geführt, ©cs er fid) einmal als
rid)tig oorgefettf hätte, bas hätte er fid) nid)t abbeten
lafjen, er nicht. Tie ©eiber haben ja bod) nidjt fo bie
IS-infidjt, bie meinen nur immer, wenn es nad) ihrem
©illen ginge. Ter Hm Tedjant war ein branex unb
frommer ©ann, unb Slrrc achtete ihn fehr l)od). (Sr
ging and) jeben Gonntag wüxbig im langen, fd)war3cn
fRocf in bie Hird>c, hörte bie Trcbigt unb betete unb
fang fräftig mit. Ter ©ebanfe aber, bah über feinem
itopf eine fäjjc, bie fid) immrr3U mit feinem Seelenheil
ju [chaffcn mad)te, ber war ihm fehr unangenehm, ©as
lonntc bic nid)t alles auf ihn herunter beten! Tas war
bem ©ne ein ärgerlicher ©ebattle. —
Unb nun gab es neuen ©ein! Ter ©oft war ffifj
unb fiebrig unb btttelte fdjon, als er fauin aus ber Heiter
war. Unb ber fteberweifte würbe ein gefährlicher ©efell,
ber einem bas ©lut in ben Hopf trieb, bie ©eine fd)w«r
machte unb ben gan.jen ©ann ftreitbar. ©enn man an
ben ©irtfdjaften 0 orbeiging, wo es ©eucn gab, bann
hörte man einen Gpeftafel, als ob fie fid) alte an ben
Hopfen hätten, unb wenn fic h«imgingen nad) bem lang
ausgcbct)uteti J>rfd)fd)oppcn ober früh am ©argen nad)
bem ©benbfdjoppen , bann hatten fic fid) angefafet, unb
jeber eqählte bem aubent etwas, worauf ber uid)t hörte,
weil er felbcr nod) was oiel ©ichtigcres oiel lauter er-
zählen muhte. Unb bic engen Straften fchienen noch
viel enger geworben zu feilt unb bas holprige Tfl ä fter
noch oiet holpriger.
’s ©ixiuffe Etesctjc aber lag oben in feinem ©ett in
fd)ivercn Gorgen, wenn es immer fpätcr würbe, unb es
hätte jeben ©orgen bic Tafel oollbejdprciben fönnen
oon oben bis unten, wenn es |id) überhaupt nod) gelohnt
hätte. 3ur 3?it bes 9louen, ba fah man fo red)t, wie bie
©annsbilber fid) bod) felber fo gar nid)t uorftehen tonnten,
©m oorigen Gonntag hotte ber f)«rr Tedjant baoon ge«
fprodjen, baft ber ©poftel Paulus jdjon gefagt habe: „Tas
©eib fdjweige in ber ©emeinbe“, nnb baft bi^ fcf)tüöd>c
J^rau bem ftärlern ©tann 311 gcl)örd)en hal’f. iljr
eine Stütze, ein Stab unb ein Sdjirm im Heben fein
müftte. Tas war fd)on eine richtige ©rebigt für bic
3eit, wo cs ©cucn gab. Tu lieber ©ott! ©cd)t roadUg
waren bie Gtäbe unb Gd>irme uub Gtüften in biefe»
3eit, unb wenn nid)t mandjtnal eine braoe ®h*frau ihren
Stab fräftig unter ben ©rm genommen unb nad) £>aujr
geleitet hätte, wer weift, wo er fiel) bann am ©orgen
wiebergcfuubcn hätte!
’s ©muffe Htcscl)c empfdub wirflid) beinahe ®h f f rau '
lorgen, wenn ber miferable 3unggefell ba unten nod)
immer nidjt h<?imram, wäljrenb bod) fd)on ber alte Stile'
ball an ber Gde bic oierte Stunbe angeblafen hatte.
Tas helfet, man toufttc nicht red)t, ob es bie oierte obei
bie fünfte war, benn alt ©illeball hatte fid) mtgenfd)ein-
lieh aud) am ©euen gicmlicE) gütlid) getan, unb bie Gtunbcm
zahl war nicht mehr redjt 3U uttterfd)eiben. Tiefe 9fad)t
aber war 's befonbers fdjltmm getoefen. ©rrc hatte burd)
aus bas Gd)lüffelIod) nidjt finben (öntten, uttb fo wat
bas Hiesche fdjlieftltd), notbürftig belleibet, bie Treppe
hi nunte rgehufd)t, hatte aufgefdjloffen unb ben aBacfligeu
mit einem fräftigen ffirips ^creingebolt. 3d)crrcs trottete
nad), ganz befd)ämt unb 3ertnirfd)t mit hängenben Ohren
unb cingclnifjcnem Gchwan3. Unb ftatt baft Mlrre ihr
banfbar gewefen wäre, hatte et ftch, faum baft er heil
brinnen war, breitbeinig an bie ©anb gelehnt, weil er
fonft ltmgcfallen wäre, unb hatte gefagt:
„E— ß Öicsdje, —'s— ’s Öewc is bo<h — fl«r — ju —
fd)ccn, w— w— wann mer taa-a fj— ^raa hat. 1 “
Unb bas hatte bem ftaft ben ©oben ausgeftftlagou.
©as hätte er wohl an gefangen, wenn leine ff rau ihn
hereingeholt hätte, ©om ©hein her blies fo ein rechter
Oftwinb, fo einer, ber burd) unb burd) geljt, unb ©rrc
hatte fd)o»t ben ganzen Tag oorher gchuftet. Tobfranf
wäre er geworben, wenn fie ihn nicht hcrcingebolt hätte,
llnb bas war nun ber Tanf bafür! Unb 's Ciesd)»'
fdjrieb auf bic Tafel:
„9lrre 's Gchlüffclloch c Gttmb net gefitnit, l)öi
fdjfanbalifiett, bis mer ihm uffgefchloffe hat. Sdjerres
Ijot fich gefchämt for fei Tann l>ot er aad) nod)
fd)led)t SRebensarte gemacht, bie mer fid) net braud)t
gefalle 311 loffc, 9Ulcweil geh i«h 311m ©otar unb oer^
fchreib mei ^lubeil.“
Unb als fie biefes gefdjriebcn hatte, tat fie fid) fonn*
täglich an unb ging aus in ber feften ilbfid)t, jeftt aber
bie Gad)« ins tlarc 3U Dringen.
9Ils ©rre anfftanb, war es iljm einigermaften oerwirrt
3umute. Tunnerfd>lag, bas war eine fd)»ere Siftting
gewefen! Gr fd)ielte nach Gchcrus. Ter lag in ber Gcfe,
hatte ben Hopf jwifdjcn bic ©foten geftedt unb fah ihn
nicht an. ©un wufete Hm, es mufetc arg gewefen fein.
Unb währenb et nod) immer mit jicmlid) böfigem Hi»^
Tas ©ärjh*ft (34. Jahrgang, H c f< 6)
enthält u. a.
«rme Heute. Won Georg ^irfchfelb.
Tie gelbe Gefahr im Cicht ber Gcjchichtc.
Won £. ffreiherrrt o. 6. ftolft.
3ur ©nfüi)Tunft in bie gried). Hunft. «us
bemStachlaftoon 9lbol jffurtwänglcr.
Ter ©ubbbismus unb bie chriftliche Hiebe.
Won fy Olbenberg.
Tas ©achstum ber ©eoäUenmg in Trutfch=
lanb, bt< ©iTtfchajtspolitiC unb bic Hanb>
arbeiter. Won St. u. SUendjtern.
Tas ©erben ber ©cnatffancc. Won
W. WranbL
Tas Problem ber cngliichen Piwresrefemi.
Won GcneralleutMant 3. T. ?t. o.3an|on.
Tie Gchafhcrbe. Won Eifa ©enger.
Groftmutter unb Ifnfel. Sion ©. W.
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Grunblage. Won Or. 3. ©einte, Wro*
feffor ber Wotanit an ber Unioerfität
HieL i.Hllfl. 9)lit 6 WbbilbungcH im
lext unb einem Worträ» In Eichtbrud.
Gr. 8 ( \ Geh. SlRt. 1 0.—, geh, 9Rt 12,—,
Einleitung in bietljeo=
tetij^e Siologie. S?. n
3. Weinlr, «Profcffot bev Wolanit an
ber Unioerfität ÄieL 9JHt 83 Wbbilb.
im lert. Gr. 8°. Geh* SRC. 16.—,
in £>alMran$ geb. ®Jl. 18.—.
Handbuch der Kunstgeschichte.
rollst And ig neu bcarbriirt r<»n Proftaaor Harm Ehrenkerg.
Auf Kun«cdnirkpapiirr erdmekt. Mil 314 Abbildungmi. In
<)ri*iiiall«‘in»*nbanr| c Mark : in ramahmem ( «-»,-h.nk.irbanJ
(dunkelblau I /einen mit OoLlachnitt) C Mark £0 Pf.
Der gute Ton und die feine Sitte.
von Adlcrtfald •Ballettrom. Vierte, rerbwaertr Aufl.«n*>. In
(Jriginaleinband (dunkelblau L«inon mit (kkidaehnitt) 2 Mark.
Ric inc rinnrl Li ' 1 Kampf um daa Deutschtum. Von
Dl^ mb tienu. -ai Tr . u „„.hrtarb.^n, I ...wltlag
3 Mark; gebunden mit Qelduchnitl 4 Mark.
Ein Wirk von lirrvorragenilem tTaiclu>riacbrai Cbarakter. daa
lieh durch min« Tollkonitncn utmranil fnri« .Sprache ala üa-
aebenk ftkp di« heran war liaeiide Jugend bc.oond.-ra eignet,
kaicorrorion l lry l«rt und Erlas««, Briefe und Tdeuimmma
rvdisei I CU13II. K«ia. r Wilhditu II. Ein CbaraktcrbiH dm
Deutschen Kaisen. 0 Mark ; in U-inwand geb. 7 Mark 60 Pf.
Neues Wörterbuch der deutschen und
französischen Sprache. XIS
Neu bearbeitet Tun Chr. W. Oamour. 2 IMnde, In Halbfranz
geb. 10 Mark. .SehQlerauagnbe in Leinwand g>«b. 10 Mark.
cfa nneC Sdeal-
(Bücherschränke
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1 aR.enajaa. 'w F
TjrigmarFrom
OHIO STATE UNIVERSITY
Stiefel
W»w W W D Nr. 149806
Nur echt, wenn mit nebenstehender Öchuta*
marke Tcrvebrn. Ehrend iplom der Jubiläum*-
nuiaurllung dua I. Verrinn für Nauirhrllkundr
l/eipatg , Mai 1904. Auagfaeichrwl lm Watt-
bewarb um deutacbeu Normalstiefcl , Kamel
1906. Die Stiefel heaeftigen ln dauerndem
«iebraueb' HUhnarautan , t>n(jc wacht*«* Zabw-
nkgol. varkrüppaltr Znhm. Viele »rrtllch« An«
rr knnnungen und Zeugalai« »ua Verbraucltar-
Kral »an. Wo nicht i rhMtlicb, wende man
■Ich direkt an (MO)
F. A. Keil, Arnstadt.
9tr. 3377. 19. OJiüt} 1908.
CWuftTirte
511
Scuer ansüiibcte, hatte ft jdjon ein |cf)lect)tc9 G>ewiffen,
ct)c ft nad) Der Tafel gudtc.
Tas Mixiuffe Gtc edje ging einen fdjwercn (Gang. 3e
näher es Dem .\Saufe Des Molars f am, bcjto unruhiger
rouröe ißm junmte. ®s hielt (id) ja freilid) immer wieber
oor, Daß ber 9lrre ein Unßolb fei. eilt redjter ilnnttß unb
Sdjoppenftechcr , Der auf Der (Gottesuxlt nicht* anbcrcs
tat als bie Geute ärgern, unb baß uxi* für fein Seelen*
heil getan werben müßte. 9lbcr fein „c&ubbe Mlorje,
Öen: Mobäät“ tlang bod) fel)r betrübt.
„(Ei öcrrjel), Giesdjc, guböf SJlorgc! «Bolle Sc mtd)
and) auf e Hoffet oifit einlabc?"
's Giesdje fcßüttdte trübfelig Den Hopf.
„£i wo loerb id) bann. 9lwer was anners will id),
mei öausanbeil DerfcßTciwe."
„Go, [o, M)r Mcui*anDci(. Mo, gefd)ribb id geiebribb.
Ta beißt uadihcr lei ÜDIau-s e Jobbern meßr ab. Hub
fterbe muß mer ja nod) net grab, roann rncr’n Teftameut
macht. Ma, wem woll Se’s bann oermadjc, Giesdje?
'm Brre bod) fid)«r. 913är's bann ba net ’s befte, mann
Se fid) alle jivei einigte unb es aufs längft Gebenbc
nermarf)te unb tjernad) auf'n anbere, bem Se alle juwi
was gönne? Mler weiß bod) net, mer oon 3l)ne jwei
3iirr|t ftirbt. Ter tlrre is bod) iimner nod) c paar 3 oh*
älter wie Sie, unb bie faferlotfe Schoppe, Die bawroc als
feßon maiid) Unheil augerid)t. w
's Giesdje Jdjuttelte energifd) bett Hopf.
„Moi r noi, öerr Mobäär, Dot Urrc fried>t mei Slnbeil
net, ber Ijot fid) gor ju fcfjraa benomm gege mid), bet
fimmt De Mächte net meß ßääm, ber fann fleh oom Meue
net mei) trenne, ttn mann nter'it bann bes Macßts e entläßt,
bo wirb er eint aad) nod) grobb befer. 3d> rnill mei
Wnbeil bet Metd) oermadjc, tm bas foll fo gemadjt werbe,
baß ba owwe e arm alt Jrxaa, bic 's nötig l)ot, eringefeßt
wirb."
„(Ei ber Taujenb, Gtcsd)e, bas is fa was gattj Meues!
Ta fetje Se arocr bem Sltre e fd)öne 'Brill auf bie Mas."
„Tes will id) aad). To fann er bes Mad)ts net efo
f(f)fanbalifierc uit fpcftafdc, bo muß er fid) in act)t nemnie.
Kn wann ba unfer ij)crr Tcchant als cmol Ijinfimmt, ba
fann ber als gleid) cmol nal) ißm gude, un id) meine als,
id) nfißm oor bic ®rfd)t bie alt fienjebas eitei, bie fann
bann ad) träftig for nt bete."
Ter .vierr Motar lad)tc, Daß er fid) bie Seiten l)ielt.
„Giescße, Giescße, 3ßr habt 's fa gut oor, Ter arme
9lrre! Ta fjat er ja fein Mul) mel)t bei Tag unb bei
Mad)t. Tie roirb'n ja mit aller (Bemalt in'n ^immeC
ereilt prebige unb bete. 3cffe«„ Girstße, bat er 's bann fo
arg gemacht, baß er bas oerbient hat?"
's Gieseße niefte cuetgifd) mit bem Hopf.
„Bete muß änct for'it, fouft gebt bes fd)ief mit 'm."
.'Jlo, Siesdje, roie Se molle. ?lber id) merb 3f)nen
Das mal amfetje, ba bcfdjlafe Se fid) bas cmal, unb ba
fornme Sc morge rnieber. So öals über Äopf maefje
mir fo was net. ßefd)ribb is gcfdjribb, ftofte l)«wu?e Se
and), beim umfonft is ber Tob, aber net ’s Tc^tament. ,,
's Öiescfje mar unjufrieben mit bem 9luffd)ub. 91 nt
liebften hätte fie gleid) alles fix unb fertig gemacht unb
untcrfd)riebeu.
(Eine Blcrtelftunbe fpätcr fa& ber 9ltrc an berfelfccn
Stelle. (Er mar bei fd)lcd)tcm vnimor, ber 'Jleue rumorte
-nod) itt feinem Hopfe herum.
„Utei öüuftd)« will id) oer|d)reia>e", Inurrte er mürrifd),
unb Sd)crres, ber ebenfo mißgelaunt mar, belam einen
Tritt,
„Sa, fo, 31)* öän*«*)* »etfdjreibe! Tas is ted)t. So
was muß mer mad)c, mann 's nod) net 9Ilattl)äi am
fefften mit einem is. öaimuc Sie beim btc nötige Unter-
lage mitflebraebt?"
Mein, bas tpHt* ber tlrre nicht. 5Uas war benn ba
aud) nötig! Tas untere Stodwcrf gehörte ihm, bas
obere bem ßiescfje Mir ins, unb bas Tad) mußten fie
beibe gemeinfam ausbefferu lafftn. Uber feinen Anteil
hafte er ja oon feinen (Eltern geerbt als ber einige (Erbe,
bas mar flipp unb (lat.
Mu ja, bas mürbe fid) ja finben. 90ie badjte ber
9lrre bas benn ^u machen ? Tas befte märe es boef) mol)l,
wenn er fid) mit bem Miriuffe L'iesdjc einigte. Tie l>attc
ja aud> feine ßeiheserben, ba vermachten fie fich ihren
91 n teil junächft mal aufs ßängftleben unb bann . . .
9lber ba würbe ber ?lrre milb.
„llffs längfeht fiewc, noi, bcs inad) id) net, bes fönnt
bem Äiriuffc ßiesdjr fo paffe! Soll ich's oielleicbt als
Belohnung berfür bhue, bes es alle Tag was uff De
Tafel [djreibt, for mir be Seele aus 'm Geib ju ärgere?
To bät ich mid) jo nod) owwe im ober im ^eg-
feuer ärgere, grien un bloo, mann id) bcs oon omtoe
oDbcr oon unne bät fche. 's Gicsdje hot mich geärgert
mei ganj Gewe, nu will id) bes nad) meim Tob ärgere,
un bo fann ber alt Hiifcr Sd)orfd) rinjieh«, bo fann es
emol merfe, mos es an mir gehot hot."
Ter Motor lehnte fid) in [einen Seffel 3urücf unb
(achte, Daß es fchailte.
„?lrre, 9lrre, alfo ber Sd)orfd) foll f)e rc ‘n! Ter
Speftafelmadjcr! Tas mär aber eine arge Strafe für
bas arme ßie&dje.“
N B3os, Strof!" fnurrte 9lrrc grimmig. „To Tann cs
emol probiere un Tann’n befeßre, bo fann es bem emol
uff De Tafel fchretwe un fann fid) emol ütoer bett ärgere,
llu wann id) bann oon owwe iKrunnergude fann, bo
freu id) mid) nod)! tlwrigens 's Gicsdje wollt fo aad)
oerfcfjrcimc h*i*t, i® es bann nod) net Dogrwefe?"
„(Eigentlich ift bas 9lmtsgcl)cimni«, aber id) fann's
□h«en Dod) wot)l f a S f * ' s ift auch Dagewefe."
Ter llrre fludjte läfterlid).
„Un wem will es bann fei Mnbcil ocmtadjc?"
„Mee, nee, ?lrre, bas geht nun nicht, bas ift nun
wirtlich Mmtsgeßrimnis. 9lber id) hab's Gicscßc ju
morge wieber h<rbeftelit, unb bas bejte wirb feßon fein,
Sie fommen 3U Derfelben Jeit, ba fönnen fteß bic beibe
Barteie einige."
Urre juefte hfftifl jurüd.
„Me, bes M)u id) net, id) oerfd)rcib, wie ich will."
„91 ber, 9lrre, Sie werben bod) ein Mlatirt fein unb fid)
uor bem Giesdje net fürchte?"
Tas padte ?lrre an feiner fcßmädjften Seite.
„iKird)le? 9let oomt Teufel fei (Großmutter, unb wann
fe ißt Sonntagsßaub nffgefeßt hot- <f »ut, es foll e MJort
fein, id) fomm.“
Unb richtig, am anbem Tage fam erft bas ßieseße
jiemlid) Derfdjüdhtert angetrippelt, unb bann ftapfte ber
9lm hetrin.
Äber ber Motor hatte feine Mot mit ben beiben.
Tas Giesdje beftanb mit ftiller Berbiffeiißeit Darauf,
baß für bem ¥lrrc fein Seelenheil gebetet werben müffe,
unb folglich ocrmadjtc ftc ißTen 9lnleil ber ttirdje mit ber
Beftintmung, baß immer ein altes ÜUeiblein barin fißen
jollc unb als erft es bie Gen^ebas.
Unb ber ?lrre oermad)te fein Slnteil bem öofpital ber
Stabt für einen alten 3unggefellcn, ben er fich aber
nugerraeife felber ju beftimmen oorbehiflt.
Tas Giescße tat bas unter oirien Tränen unb heim-
lichen Bilde tt nad) 9lrre Iji«. unb bet 9lrre mit maneßem
fo frdftigen Jlitth. baß bas Giesdje errötete unb oerlegen
bie Bugen nieDcrfd)lug. Tann ßwfä)te es auerft hi)tflws.
weil Der Bm gleich bableiben unb bie Sadjc mtt bem
9lotar weiter fcftlcgen unb unterfdjrciben wollte. Tas
Giesdje aber feilte ben näd){ten 'Jülorgen ju gleichem
3roede wiebertoinmen.
9lls ber 9lrre mit 3ieinlid)en Jlrafelfüßen [ein ?lbam
Mocßus öolfetner unterfdjriebeu hatte, atmete er erleichtert
auf, unb bann mußte er einmal orbentlid) ßuften.
„Ma, na, 9lrre, 3ßt habt ja 'nen orbentltcßen Bltroeiber*
ßuften", häufelte ber Motor.
Ter ?lrre ärgerte fieß.
N 3d) ßaivwe mich oertält oor c paar Tag. 3d) ßawwe
fo laug oor meinet Tür geftanbe, bis bas bufflige Gies
mer uffgemadßt ßot- ®r|t ßot's mid) e Stnnb prowiere
laffe, eß ißm bes ingcfalle is."
Ter Motar ladjte. „Ma, wenn 3ßr bann einmal bic
Gen3ebas ba obe fiße ßabt, 9lrre, ba müßt 3ßr (Euch gut mit
ißr ßalteu, baß bie CEud) manchmal bie Tür auffd)ließt.“
Ter 9lrre jchliig mit ber J^auft auf ben lifd).
„HreijbonnenDetter, jo! Teß mer bod) in feim gan3e
Gerne net oon bene Mteiwcr losfomme fann. Mun howwr
ieß fe oon mer weggeßalte toie beefe ftrei3er, unb nu fißt
mer bod) eens uff'm unb fujeniert midj.“
Ter Motar ladjte. „Ma, na, bas is hin. mie '9 ßer Is.
's Hujenierc fdjeint hei (End) als emal umjugeße."
512
9?t. 3377. 19. Wcirj 1908.
3 llufttirtc 3 ci*ung.
Der Brre brummelte etroas in fid) hinein unb Ijuftctc*
Unb bann 30 g er ab imb ftapfte mit wütenben G chrittcn
bie Strafte fyimmtdT, roäi)rdnb 6 er 9lotat tyrn Wctyelnb
nadjfah-
Um anbern läge tarn and) bas Gieecfje, um feine Unter»
färift ab 3 itgeben.
„9la, ßiewhe,“ meinte ber 9lotar, „nu i» ja alles in
Orbnung. Unb mann 's «ad)'m Gprid)töort geh*» bann
lebt 3f)r nod) luxinjig 3oh* jufamnte, ö&ffUng*) fterbe
net. Bukt bie 9lad)t is mer toas Beffres eingefallc. 3lpr
l)ätt (Surf) boef) rigentlid) beirate tonne, £icsd)f, bann mär
bie Gad) bod) fd)3n In -Orbnung gecocfe.“
Das fiiesdje errötete unb fd>lug oeTfdjämt bie Bugen
nieber.
„U3as Ge aad) immer cor Späh madje, §nr 'Jlobäär.
Der Urxe macht ’s mer fo fdjon arg genug, bappr braud)
id)'n net erfdjt 3 U ®r aad> l^ön uff 'n
'Statt ©abier ,gefd)tibb un hot 's an b« SBanb gefleht,
bafj id) 's aad) alle Dag ju lefe frlegc foll."
„Söas benn, Glcsche?"
Das Giesdjen 3 eid)nctc mit erhobenem Ringer In ber
Stift nad).
„»fflJei — fjäusdje — friegt — ber — ftüfer — €djorfd)!i
Des t)at er mit ganj grofee Budjftabtw tjingeldjribb. 9lu
muß id) atuwer h«am gebe. Cr hot be 0 an 3 e ÜJlorje gefiuft
un is aad) nad) net uffgeftanne, id> mufj bod) emol
nad) 'm gude."
Der Slotar lad)te. „9lad) tl)m gude, ßiesche? 9lauu,
rote fommt 3hr benn baju?"
Das ßiesdje fab ben 'Jtotar ucacurfsoolt an.
„BJann er aad) e fdjrocr Äerl l& un mid) ärgert bei
Dag un bei 9lad)t, bo fann id) ’n bod) net »erfomme
toffe, mann ihm rnas fehlt. So SJkinnsleut fin jo wie
bie Üinner, helfe fönnc fe fid) net. 3d) tocrö emol gleich
c bißdje De« aus brr Upothcf mit hole." Sie bcfal) be*
friebigt bas Sdjriftflücf, bas ben Brre fo fd)toer ärgern
Sollte nad) ihrem Dob, unb bann trippelte |te eilig hinmeg
nad) ber Upothcf*.
3 roei läge bOTauf mürbe ber 9lotar in aller /frühe
3 um Urte gerufen. Oberer falle fdjucll tommen, mit bem
Brre gel)e ** aus Sterben!
Unb es t»at u>irllid) fd)limm mit ihm. ®r tag in feinem
'Bett, fein Utem pfiff, bas G>efid)t brannte im lieber, unb
mit unruhigen klugen fat) er nad) ber 2 ür unb atmete
erlcidjtert auf, als ber 91otar eintrat.
Um ftuftenbe bes Bettes fafc bas Gtesdje mit betrübter
'JJJiene.
„(Sei)« mol raus!“ fd)tie er fie an. „3d) hauime nod)
ums wege meim Vermöge 3 c bcfprcche.“
*) $8fflingc: {Dtenldien, auf berrn Tab man fyofft.
3Wit einem flngftlid)en ©lief auf ihn trippelte bas 2 iesd)e
hinaus.
„9la, Ware, toas macht 3hr für ©ef<hid)ten!* fagte ber
9lotar erfdjroden.
„Des $Rol is es 9Jlattl)äi am letjtc mit mir, Sjerr
fiobäär“, ftieft ber Brre mühfam heraus.
„3, fo fchncU geht bas bod) net, Urre."
«3 ö f iö, $>*« Stobäär, id> fpür's. Unb bo mufc id)
bod) mei Sad) in Orbnung bringe."
Der 9lotar faf) ihn erftaunt an.
„21 ber, Urre, cs ift bod) altes in Orbnung."
Der Ulte roinfte ärgerlid) ab. „3n Orbnung! (Bor nix
is in Orbnung!"
„3a, mann 3hr fonft nod) ums hobt, toegen (Eurem
©ermöge ober fo."
2lrrc ftieh ärgerlid) mit bem früh gegen bie Bettfante.
„91 oi, not, bcs h<*b id) jo alles gemacht. 9lur mei
Öäusdje, mei Räusche."
„9lber, ?Irre, bas habt 3hr ja bem ^ofpital üermad)t."
Der ?irre Iad)te in all feiner 9?ot laut h«Taus unb
roarf einen pfiffigen ©lief auf ben 9Jotar. Dann legte et
ben Ringet auf ben UJJunb.
„(Still, ftill, baft ’s 2iesd)e uns net hört. Des Ijaunoc
id) ja nor for 6 pah fo oermad>t, for mei Ceb 3 eit, for bas
fiiesche 3 U ärgere! 9lwcr for (Frnft un for m«l Dob, bo
Eimmt 's anner|d)t."
Der 9lotar fah ben Ulten faffungslos an.
„9Bas fagt 3hr ba, 9lrre?"
2 (rre haftete erft einmal grünblid), unb es umr, als
ob es ihm je^t fdjem leid)ter fei.
« 3 Ö » jo," fagte er, „bie TOeibsleut mufj mer ärgere,
funfdjt fimmt mer net mit il)ne aus, funfd)t bude bic
einem unncr un ntadjc cim ganj flään. Jf-or ’s Gicsdje 311
ärgere, bo is bcs nötig geiocfc, aroer alleioeil geht 's ans
Sterbe, bo friegt 's Cicsd)c bas Räusche un tarnt bemit
mache, was es toill, mir is es gleid). Un nu mache £e fit,
f>crr 'Jlobäär, funfd)t geht'® oielleid)t net mei) mit bem
ilnerfd)rcicpe.■“
$lber cs ging nod) mit bem Hntcrfchrcibcn!
Unb bret ober oier läge barauf tarn bas Öiesd>cn in
aller Rrühe coieber 311 m Jterm 9lotar. Gie genierte fid)
unb brutffte unb toollte nicht recht heraus mit ber Sprache.
2 lbcr bem Urre ginge es beffer, fagte fie, ber märe über
bem Berg, unb in oierfchn Dogen mürbe er xpieber gefunb
fein, meinte ber Doltor.
Der Ulotar horchte einmal Dorfirfjtig bei ihr.
„9lu, Giesd)e, roi« is er benn gege Sie?"
Das £iesd)c 3 ucfte bie Sichfcln, mit einem lachenbcn
unb einem weinenben Buge,
„2ld> (Sott, £>err 'Jiöbäär, mer muft jo froh fei, bah
er toieber grob fei fann. §eut moric hot er mich fd)on
roieber gefdjennt un hot gefügt: 2 iesd)e, bu brauchft net
3 U meine, weil bc mid) nu gepflegt hofd)t, nu friegfte tnei
^äusd>e. Cbcfd)ribb ift gefchribb, Gtesd)e.- M
„'Jta, bann toirb er ja toohi toieber gefunb, Ciesdje .“
„Unfer Herrgott foll 's gebe! 3d) hab aad) c SBallfahrt
bei be fchcoar) SRutter (Sottes von ftibbrid) oerfprodje,
tpann er uiicber toirb. 2ltr>er noch äns" . . . Das Giesdw
jupfte oerlegen an ihrem Sd)ftr 3 enbänbel.
„9t a, toas benn, £ fesche?"
M ?ld), in ber 3 «t, tuo ber 9lrre trän! gttuefe is, hol’
id)*mer's annerfdjt überlegt“, meinte bas ßiescfjc uerfdjämt.
„SDRer foll bod) net fo beesartig fei gegen fein 92&d)id)te,
3<f) will mei ^ausanbeil bod) 'm Brrc oermadje.“ Unb
als fie fah, bah ber 9totar ntd)t einmal fo erftaunt
toar, fonbem nur ganj merftDürbig lächelte, rouibe
fie mutig. „2öi|fe Ge, ^>err 9lobäär, 3 U wiffe braucht
er 's fo «et, ber fd>röe fterl, ber fann jo meine, id) t»är
babei gebliebb. ®ler fann bod) net fo roanfelmfitig fein,
Öerr 'Jlobäär, nor bene Blannsleut."
Der 'Jlotar nicftc.
«3°. i®. Giesdje, gan 3 redjt fo, Giesdje- ©lad)e Ge 's
mal fo, id) fet) 3f)ne bas fd)on auf." Unb bann lachte
eT. „ööre ®e mal, Gieoche, id) glaub, am ®nb heirate
Sic ben Brre bod) nod) emal."
's ßicsdje »urbe bunfclrot.
„Reffes, ioerr 9lobäät, noi, ipo benfe Ge bann hin?
ffi unbejcholte 3 lin üf raa roill ich bleiroc bis au mei feligc
lob. Unb rotffe barf's ber ?lrre net, gelle Ge, Sjen-
9tobäär, oor alles in ber SBclt net!"
„9leiu, nein", beruhigte er fie. „$Bas beuten Sie fid)
benn, Gicsd)e! Das ift ia Bmtsgeheimnis. Bri mir finb
fo (Behetmnijfe gut aufgehobe."
Der Brre ift toieber gefunb gemorbeu, unb wenn er
fid) über 's 2 iesd)e ärgert, bann ^eigt er ihm bas ©lau
Bopicr, auf bem fteht; „Wei Räusche friegt ber Üüfer
Sd)orfd)." Unb toenn er mal 311 oiel 'Jteuen getrunfnt
hat unb friegt bie Dflr nid)t auf, unb 's Giesdje muh ihm
aufmadjen, bann fagt er nod) immer: „i'icsebc, was is es
bod) fdjeen, befo mer fa Rraa l>at! M
llnb ’s Vresdje fchreibt bann feine Gdjanbtaten auf
bie Dafel unb hdngt fie auf bie Dreppe, unb er muh Hd)
ärgern.
Bbcr fonft leben fie einträchtig wfammcu, jeher im
©ewuhtfein, bah er ben anbern ärgert auf Gebenstag
unb für ihn grforgt hat auf Gtcrbcnstag.
Unb fo fchr auch ber Brre brummt unb flucht unb
’s tMesche mit ber biden Alrcibe mit einem mähren (öenuü
auf ber lafel hcrumarbeitet, aus einem Bugcnminfel gueft
ihnen immer bas Bergnügeu baran unb ancinanbcr heraus,
gan ) heimlich 3 P 3 ar, ba^ ber anbere es beileibe nid)t merft,
aber fie fönnen 's nicht ganj unterbrüefen.
®nöe Do '3 rcbafttoncllen Teile.
Durch ihre anerkannten großen Vorzüge
sind unsere Räder überall eingeführt
Bisheriger Verkauf über 500 000 Räder
Brennabor-Werke, Brandenburg a. H.
Kurze Momentaufnahmen
W Tollstindluw I HurhartHUing ilw Bild«, ouefa W üIUmid Wetter, gwutlel Uiu
QOERZä nAHGO
mit Goeri -Doppel ■Anastifjmat
m** Kjimi-r» Itft mit nn auOm vtt-.u41lMn-.il , hl. tat«'« aufsuui .-ht-n« l.-.i
.VhliUnwhluU rrnHu-n. hmitrt FjnrirhtiiiiK für Sdtaulnahmen, ln* hamllifli
lind iuiebt Mit Ti •lrt.iiint h tun« lür Fprnaufniihni«i «;»■**< end Knal.«»* kcmtnifrvi.
Zu tMsi.-L.-n ilun-h «II« |>h»i-itr. Hiui.llimg.-u und durch
Optnche n D GOERZ A1,,i0n “
BERLIN-FRIEDENAU 9
London Pari« Newyork Chicago
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IeiiiiigetIrlieit 0 Qnnd)(nitt 0 ^MUr 4 taft
auf ffiföfnffitigltfit (JUte leimiaet)
oomials ßcbensoerftcf)eninfls*Ch<fclIfchaft 31 t ßeipyg, errichtet 1830-
THE OHIO STATE UNIVERSITY
(iliis.Stere«skoitc
I faaliin.-h,
Spanien, Mluelmeer, Orient. AI o 1«
K. u. IC. Ilnf-l'hot-.^mph in H lagen fort.
KMoIok «niba und Inuoko. (23)
93er|id)«nmc|Sl>e[tattb über 815 SOlillionen Warf
iiennögen übet 306 WiUioncit Warf
9teuaBf<pne 1907: Warf 66056100 *
9Zeues, norf eilbaft eftes Sprämtcti- u. 3bh>ii»ettl>etilpftem
Unanfed|i6aifeit :: UitDerfallbarlcit :: Sßdtpolice
Rasse-Hunde-Zucht-Anstalt u. -Handlung
Arthur Seyfarth
Köstritz, Dcuucbiuhl. (531)
Weltbekannte« Ktablisaercebt. Ge*r. 1964.
ZZS+Ett, Rasse - Hunde
«d.iit-r Abwam. ktmiut. S.Io.-SchoBAABdcti.« b.
a. gr Ronoonmlec-, Wach- u. SchuUhund, sowie aller Arien
Jigdhunde. Garant, cmtklnu. Quslitüt. Erpen nach «Mm
W eltteilen unter liummir rwumtlrr Aukimft i . jed. Jahns-
wii. Frei »liit# franko. PrsoM-Album u. Katalog ■. 2. Usa
interna». Werk: „Oer Hund und »eine R«U4a, Zucht,
Pfleg» Oraatar, KrenkkaitM 14 H. 6. Lieferant »leier ruro-
pAi»rh«r li-Ofe Primllert mit köckaten Ao*ieichn«ng*« t
Original
Karlsbader
Becherbitter
bester Magcnlikor.
i . > r ..u.l. t 1807.
I 0 H. BECHER
Lak.M-Lh»rtekm1,
KARLSBAD.
— Prflniiiert u.a.: —
Paris 1!«: Gr and Na!
Wien 1»f: In 1er. Spiritus-
Autitdluni. Soll. Stiats-
■rtis. Relckenhen IM:
G»M. 1 aa«(ltkJdw<nrtiL
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usikinstrumente
fir Brdeiter, Schill nl lau.
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S=«g
Jul. Heinr. Zimm Grmann, Leipzig.
IltKr : St. Prtfnkirr, linkH, Big«, Uli».
9tr. 3377. 19. SRärj 1908.
Oüuftririe 3 f i* un 9-
Medizinalwasser und
diätetisches Getränk
ersten Ranges.
Die Bor- und Lithionhältige Heilquelle
wird bei
Nieren- und Blasenleiden, Hamgries, Harnbeschwerden, Rheuma,
Gicht- und Zuckerharnruhr, sowie bei Katarrhen der Athmungs-
u. Verdauungsorgane mit ausgezeichnetem Erfolge angewendet
Harntreibende Wirkung.
Eisenfreil :: Angenehmer Geschmack! :: Leicht verdaulich!
Absolut rein! :: Konstante Zusammensetzung!
Besonders jenen Personen empfohlen, welche zufolge sitzender Lebensweise an harnsaurer Diathese
und Hfimorrhoiden, sowie gestörtem Stoffwechsel leiden.
Einer unserer hervorragendsten Kliniker äussert sich über das Salvator -Wasser in seinem Artikel „Ober die
Bedeutung der Szinye-Lipöczer Salvator- Quelle“ unter anderem wie folgt:
Die auf seiner chemischen Zusammensetzung basierende grosse
Anzahl der Indikationen, seine musterhafte Manipulation und tadellose
Qualität sichern ihm einen der ersten Plätze unter unseren Heil wässern.
Es rangiert in dieselbe Gruppe wie die Wildunger Wässer (daher zu
den alkalisch-erdigen Sauer wässern), unterscheidet sich jedoch von jenen
vorteilhaft durch seinen Gehalt an Bor und Lithium. Als solches ist es
geradezu als spezifisches Heilwasser bei Erkrankungen der Harnorgane
zu betrachten. Bei Bildung von Harngries und hierdurch entstandener
Nieren -Kolik, sowie auch bei anderen Harnbeschwerden, katar-
rhalischen Erkrankungen der Harnwege, bei mit verminderter
Diurese einhergehenden akuten und chronischen Nieren-
J Erfindungen lassen sich mit dem Sal vator- Wasser vorzug-
ie Erfolge erzielen. Vermöge seines Gehaltes an Lithium,
s* auch seiner sonstigen chemischen Beschaffenheit eignet
sich besonders 2ur Behandlung der Gicht Seine ham-
ibettde Wirkung lässt sich bei chronischen Metall -
Vergiftungen (Quecksilber, Blei) zur Entgiftung des Orga-
nismus ausnützen, desgleichen zur Ausschwemmung von
im Verlaufe von Infektionskrankheiten sich bildenden
Toxinen. Nach antisyphilitischen Quecksilber-
kuren ist ein solches Vorgehen stets am Platze. Desgleichen wäre
die Ausschwemmung des Organismus im Verlaufe der Infektionskrank-
heiten von heilsamer Wirkung; so mancher Nierenentzündung Iiesse
sich bei Scharlach Vorbeugen, entsprachen die Arzte dieser Indika-
tion eifriger.
Von vorzüglicher Wirkung ist es bei jenen Magenerkrankungen,
die mit gesteigerter Salzsäure -Sekretion einhergehen; vermöge seines
Gehaltes an freiem Kohlendioxid lässt es sich bei Hyperästhesien des
Magens gut verwerten. Gleich allen alkalireichen Wässern ist es ein gutes
Expektorans, indem es die Sekrete des Respirationstraktes verdünnt, ver-
flüssigt. Bei der Behandlung des Diabetes Mellitus, ins-
besondere der gichtischen Form desselben, fördert es mächtig
die diätische und medikamentöse Behandlung. Wichtig ist
seine Verwendung in prophylaktischer Beziehung bei Coma
Diabeticum, indem einerseits der Organismus ausgeschwemmt
und anderseits die verringerte Alkaleszenz des Organismus
durch reichlichere Alkalizufuhr kompensiert wird. Nach
alldem kann der Salvator-Quelle unter den Hell
wässern ohne Überschätzung einer der ersten
Plätze eingeräumt werden.
yiäl Zur gefälligen Beachtung!
~ Die Schutzmarke auf der Etik ette und das Wort „Salvator“ auf d er dem Wasser zugekehrten Fläche des Korkes schützt vor Nach-
"" ahmungen. „Salvator“ muss wie Mineralwässer im Allgemeinen an einem kühlen Orte und stets liegend aufbewahrt werden.
Ärztliche Gutachten, Zeugnisse über Heilerfolge und sonstige Brunnenschriften stehen gratis und franko zu Diensten.
„Salvator“ ist in allen Mineralwasserhandlungen erhältlich.
IPHf Szinye-Lipöczer Salvatorquellen-Unternehmung
Budapest, V., Rudolf- rakpart 8.
Oriainal from
514
3Qu[trirte 3<itung.
Jlt. 3377. 19. OTätä 1908,
Allgemeine Aotijett.
fRit Dem 9Ior6Dcutfd)tn £Ioq 2> ins ftolorgcbirt. y? ad)
Dem nunmehr endgültig feftftebcnb«u (Urogramm für bic
bereits mtljTfod) erwfibntr Bolarfaljrt öes WorbbcutfdKn
kMopb toitb b«r Dampfer „ftrofjer iturfürft“, ber bem Hom-
ntnnöo Dm Hapitäuo Vangreutcr untfrftdlt wirb, am 27. 3uni
mittag« Die oatjrt von Bvemerl)(u><n über Southampton
tuufj iSberboiiTfl aittretc«, um im «rftmn $>afen tiocf) mg-
lifdie Baffagicrc,. in (EbcrbouTfl fTanjäfifdK ober mit bem
Sdinellbampter „Haifcr ‘JUilfyclm II.“ oon Oleuporf fommenbe
^aiiaflierc auiimt«l)men. 3n Qljerburfl wirb uorau«fitt)tlid)
^c(<cg«Tif)cic 311 einem hirjcn Wusflufle m bie reizvoll« Um-
gebung geboten, Towie jum ®efud) Dm ©otaniiebett Ü>arl«ti«
mit Dem Denfmal , vr an^ois SDlillets »mb jur Brfteigung Des
300 Bieter hoch auf einem fteitew Reifen belegenen Dm*
armierten ffort bu Woule, oori »oo aus man einen Ijerrlitfjni
9funbbU(f über bie n>eitc fRecb«, bie bie Stabt Gtjerbourg unb
tbre llutgebuug tjat, fleniefet. Am 91ad>mittag bec 20. 3u*ü
wirb bie ilfabrt nad) Grccnoct fortgffctjt, wo ein eintägiger
Aufenthalt tn>rfle[el>en ift, ber 311 einem Ausflüge nad) ben
fd)ottifd)en Seen Datum werbe?» (oll. 3n faft viertägiger
3faljrt wirb bann am 4. Juli 9iei)fjaoif, bi« §aupt(t«Dt
3»lanbs erreidit. 9Bäl)renb eines vumtögigen Aufenthalts
auf ber Dnfel finb Ausflüge naef) ben tjeifjen Quellen, bem
Bla ifer fall unb ben weiten Öaoafelbern geplant. Bad) einem
Furien Befucf) Des Sfafjorbs — falls Die Witterung bie (Ein-
fahrt gefiattet — an Der v Jlorbio<fte<f< ber 3nf<l mitb bie
Orafyrt Durd) bie 3roifd>en (ftröuInnD unb 3slanb iict) bim
|iel)enbe Dänemarfftrafje nad) Spitjbergen fortg«f«t3t. Die
BDoent -lmn, ivelitje tief in bas tjerrenlofe unbewohnte fianb
einfdineibet, bübet bas cvftc Jic! auf Diefer 3nfel, auf brr
fld) oi«Uetd)t Gelegenheit bietet ju einer 3 fl flb <»uf Benutiere
ober ©5g el. an Denen bie 3nfel Teid) ift. Büchft ber Abvent»
bat) wirb am 10, Juli 6<r weiter fflböftlid) betegene Beltfunb
angeiaufen. 3n ber Wacht uom 11. auf ben 12. Juli langt
Der Dampf cv am Worbfap an, oon wo er nad) mebrftün-
bigem Aufenthalt nach öammerfeft unb Drontfoc weit erfährt.
Bon Tromfoe aus bietet fiel) Gelegenheit 311m Befud) eines
l'appenlagero in ber Hinge genb. Sil Mid) von. Dromfoe getjt
Die ftafjrt bann burcf) an Abroccbflung reichen BJafferftrciöen
oortei an Dem berühmten Sivartifen-Glctfcher nad) Dtga-
mulen, einem lleinen Orte auf Der l»ofoten-3nfel #it»bfl. Am
Abrnb be» folgenben lag« rrifft ber Dampfer bann in
3ronbf)icm, ber alten norwegifdi«n llränungsftabt, ein. Die
reichen 6el)enswürbig(eiten Der Stabt unb btefe felbft bürflen
Die Bfifegrfdlfdjaft cbenfo intereffierm, wie bie in WusiWlt
genommene »lUagenfabrt nad) Den l?erfos»£äll<m, tieren Blaffer
20 unb SO Bieter Ijod) barabftürjen. Auf Dronbf)lem folgt
Der Scfud) Blolbes, einer bet am re^enbften gelegenen
Stabte Norwegens, von u»o aus Die firaljtt über SJlcrot ttad)
tfiuboangen fortgejeht wirb. Ültit betn Befudjc Guboangens
ift natürlich ein Ausflug nach Dem berühmten Stalheim
verbunben, bet bu«h «me ber gro&attigften norwegifcheu
t'anbfchoften h*nbutd)führt. 3n Staltjcim ift für biejentgen
Boffagiere, bie am nächften Biorgen weiter über S?anb nach
Bergen fahren, Quartier belegt. Die übrigen lehren nach-
mittag« an ©orb 3urüd, um mit biefem bie ftahrt nach
Bergen birelt fort3ufe%en. Der 21. Juli ift für bie Befid)-
tigung Bergen« fowte für einen ‘Musflug nad) bem 270 m
über Dem Bleerc belegen en 3rloiftelb mit herrlicher Busficht
übet bie malerifd)e Stabt, ben ftjotb unb bas weite 9Jleer,
ober jur 3tontoftfird)e , einem gut erhaltenen £ol|bau aus
bem 12. jahTfjunbert refeToiert. Bis letjte Station an ber
malerifchen Hüfte Worroegcns wirb am 22. Juli abenbs
CDDe erreicht. BUt einem Buoflugc nad) bem Saatejos,
beffen ÜBaffer, erft burd) einen ungeheuren ftelfen geteilt,
fich weiter unten 3u einem granbiofen Hataralt oereinigen,
idjlieHt bie lange Beü)e ber gebotenen dtatur|d)$n heilen ab
Bad) zweitägiger Seefahrt erfolgt bann ain 25. Juli bie
Bnfunft in Brcmerhaoeu , wo bie abwcd)flungsreid)e (Eipe-
bition ihr Gnbe finbet. Uber weitere ®injelh«ten ber Beife
erteilen ber BoTbbcutfcbe l'logb in Bremen obeT beffen aus-
wärtig« BertTeter jebe gewünfd)te Busfunft.
Bab Kangenfchwalbad). Die IhirvorbeTeitungcn für bie
am 1. Btai offijielf, bod) für viele frreunbe bes BoTfrüh
fing« int hoh«« 3aunu«. fdjon im Opril beginnen be SaiFon
werben mit Gifcr betrieben — allenthalben wirb in ben
fisfalifchen Staf)(bä6e> unb (Eifenmoorbabehäufem, im
ftäbtifchen Hurhau», an ben Drinlguellen, im Bar! unb
Bü-alb. fowie in b«n großen C>otel« baran gearbeitet, ben
ffiäften, bie wieber fehr jahlreith erwartet werben, ben
Aufenthalt angenehm unb nugbnngenb zu geftalten. Die
Stabt hat feit einer SReihe von Jahren enorme Opfer ge-
bracht, um alle bOßienifcheu (Einrichtungen }u einer ©er-
ooltlommnung 311 bringen, wie es fonft HUT bie Bubget»
oon (ftrohftäbten erlauben: SBafierlcitimg, HanaliFienmfl,
ein ftäbt. Sdilachthau«, bas alles ho* grob« Summen ge-
leitet. 3tt gleichem Schritt bamit oerbefferten unb oer
fehönerten fich bie ©otels unb Biücnpenfionen — iebeni
Befud)«r wirb bie wad)fenbe (Eleganz be« Aurviertele, auch
ber Bertauf«läben unb IReftaurants, auffallen. Da» &otel
Herzog von Baffau h«t nach Anlauf ber alten Burg BafFau
grofee (Erweiterungsbauten ausführen Ioffen, „Alleefanl“ hat
au [einer Gartenfront Berfd)Önerungen oorgenommtn. Der
„Quelletthbf“, früher §ote( jur tp°lh fd)müc!t fich unter bem
neuen ©efi^cr ufai. Da» neue Sanatorium Boulinenberg
für $«rz- unb BeroenFranfe h at fdjon im Borlahr einen
guten Anfang gemacht. Die Spielplähe finb in beftem 3u
ftar.b, Der Golffpiclplah ift fertig unb wirb als n tbeal M
gerühmt, bas Hlubhaus ift erbaut — 9Bet einen ber reid)
illuftrierten ©abeführer, ben bie ftöbtifebe Huroerwaltung
Bombastus
F.W0LFF*50tirF
ODONTfl
— - 1 . nn««-l*Ule Im-*. M. M-fit». 12.-, 13.50, 1» 16.-
^ Nrtiliixrr ii ml Müll-- »Ile tn-kwint, und »*■«». Wark.-n.
I. nnU- N- 1 /. .
’l i-anlH- Xt-Irpn-sit-n M. 9.- , Pi.-, 9).-. 37J», 4 h -
i-,rli n il-un* mit S|iirl(rM|ilM u. »pulwbr« h-*crlu M .< > .60.
PIANOS
FLÜGEL o o o o g
PIANO - KUNST-
SPIEL-APPARATE
HARMONIUMS
Wilhelm Spaettie, Gera
i«no- und Harmonium • PabHkan.
fieitfaben bes Sßajjerbaues.
3um Sefbftunterrid)t, für ben (Gebrauch in 6er spraxi« unb als 2elp>
buch für ffachfcfjulen oon d. Schiffman», Bauingenieur unb Oberlfhtfr
am Dedjnihtm ber freien ^>ar»feftabi Bremen. 9JIit 605 in ben Dext
gebnidten u. 8 DafeTn Bbbtlbgn. 3n Origtnalleinenb. 7 ®larr 50 Bf-
53erlüg$bud)^öttMuit9 oon 3. 3. $D«ber ( JÖcipjtg 26.
bcnmerzen |l
A A A A A A A. A A a . A A L
$ a 1 1 1 wirkt nicht wie die Spirituosen Einreibungen nur schm erzafalenkend
durch Hautreiz, sondern direkt auf die Ursache.
Io Apotheken die Flasche zu Hk. 1,20.
Chemische Fabrik von Heyden, Radebeul -Dresden.
8 PD0HTflm
hTUBEM Ql
ODOHTflÄ I
inGig3D05tn.
i in ApotlK-tirn, PwrDpnrHo-, q
t. und rrtM-ar-C.'-arhlftrn. 5
IFür di*- AUtci-m-i 11 I 101 I diaue rar
HrUiuUTung. das» die ifuiuumte ilr*t-
licb« hahrriluiiK cu den an eraeb ernten
Orfaneii der im«di*iniwlupti IVImcii*
whaf» ^-hr.rt.
Vorbeugen iat li-kainitHeli iuirc*
nehiiK-r und leichter al* Nellen!
«»ebraut h de» ltoiubaatus - M uixl-
was.M-ni eruruKi uii-l i-rliAll auch mit
siebe rhdi fnvehen, oeiunden Atem und
»ehon«, weitt» Zilme.
<mnx ähnliche Verteile bietet der
(irbmurh tom
Bombe»iim./eh eereme,
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Laut I^ltarülcot in der Thernp.
■Rundschau - M«-dirin. Woche . toin
4. Normnber 10CC »ind amlicher-
eeits s-prtr «n**« Heilerfolge bei
achiren-n IHphl heriti * - Lrkraiikuiurrii
durch RoiulMiaim-Miindwaaeer erzielt
-vorden und all« AhtW werden ln
den. Artikel auf diese» VundwuMT
aubncrliMirn genuvebt.
ODOnTfl
5Rt. 3377. 19. tüläq 1908.
Snujtrirte 3 € ^ n 9-
515
j
t
i
3 nt«rcffenten nufenbet, burcfelftft. wirb erfahren, bafe(Ji(<ntTinl-
für, Kol)ltn|äurebab ober ‘JUloorbab bei Anomalien brr
®lutbefd)Qff<nl)eil, Äranffecitcn be» fjerjfns unb ber 3' r *
hi latiousor garte, *>rauenrran[t)eitfn ufro. oerorbnet werben;
©falbluft unb Höhenlage empfehlen <s<bw<rtbacb weitet aU
Cuftfurort uub jur «Jladhfur nad) nngreifenben Kuren
(Karbbab, Cm» ufw.) «bet bie lanbfd)aftlid)e Schönheit
b« Ortes braucht bas Öob nicht m*bt gefüllten 311 werben,
jebrrmann weife, bafe < 5 d)walbad) im Iieblid)ften unb ro*
monti|d)|ten Teile bcs Taunu*gebirg«, unweit bes (Rhein*
gaus liegt unb leicht über 9 Die»baben oberTiej ju erreichen ift.
ftür Unterhaltung wirb tuiebeT ein reiche» Trogramm ausgr*
Arbeitet — bafe man fid) in 'Sab Schwalb ach wablfül)!», bau 011
jeugt bas grofee, lebe» 3 aijr wicberfehrcnbe Stammpublifum.
©ab Äeinerj. Ter biesiSferig« ©Unter war feitljer ein
redjt nulber unb für bie "^ler weilenben Kurgäfto [el)t an*
genehmer. Tie ailerorten aufttetenbe bösartige 3nfluen3a
m ttidit bis bdrtl)in gebnmgen, unb oereinjelte, oon anberen
Orten feierbet übertragene ftüllc finb in türjefter 3*lt burd)
unfere reine ©ergluft 3 ur Teilung gebracht worben. Tic
Zünftige ©abefaifon wirb wol)l oieie 3nnuenjn*«Reronoa[es*
menten nad) SHcincrj bringen, ba, wie aus früheren fahren
f<t>on befannt ift, bieies ©ab für falcbe ausgezeichnete 9Dir
hingen befitjt unb infolge feines reichen jytlfd)nt)c» bafflr
ganj befonbrrs geeignet ift.
Ta» Tedjnifum »littmelba ift ein unter Staatsauf ficht
ftet)enbes höheres lediuifctjcs Snftitut jur 'Husbilbung uon
Cleftto- unb üRafdjitten-Sngettieuten, Ted)nlfet*t unb SBerb
meiftern, welche» alliahrlid) ca. 3000 ©efuetjer göf)lt. Ter
Unterricht fotvohl ln beT <F(efiroted)ni! als auch im Tlafchinen-
bau würbe in ben lefeten 3atjren erheblich erweitert unb
wirb burd) bie reichhaltigen Sammlungen, Caboratoricn für
CBIeftrotechnif unb ffllafchtnenbmt. ©Jerfftätten unb «Ul affinen-
aniagen ufw. fchr wlrlfam unterftüfet. Ta» Sotnrnerfemefter
beginnt am 22. ©prii 1908, unb es finben bie ‘Aufnahmen
filr Den am 24. 3Jlära beginnrnben unentgeltlichen ©onmter*
riefet oon ©nfang ÜRärj an ttiotfeentäglicfe ftatt. ©uafüfer-
licfies «Programm mit ©erlebt wirb foftenio» oom Sefretariat
bes Tecfemfum» 9Jli<tweiba (Königreich 'caebfen) abgegeben.
3n ben mit ber ©n( teilt oerbunbenen ca. 3000 qm tferunb*
fliid)e umfaffenben L*et)r ftabrifwerfftütlrn finben ©olontflre
3 ur praftijd)«rt Wusbilbung Aufnahme. «Huf allen bisher
befebirften 'ilusfiellungen erhielten bas Tedmtfunt «fllittweiba
be 3 t». feine ©r<i 3 ifipn<i-©lerfftatteu berporragenbe ©uojeidp
mingen. 3nbuftrie* unb Oiewerbeausftellung «Plauen: bie
ttusltellungvmebaille ber «tobt ©lauen „für h<roorragenbe
Peiftungen“. 3nbuftrie- unb (tjewerbeausftcllung Veipjig:
bie König!, ctaatsmebaille „für heroorragenbe Stiftungen im
ted)nifd)eit Unterrid)tswefen'". SnbuftTieausftclhmg ^widau:
bie iholbene «Dlebaillc „für heruorragenbe L'eiftungen". 3nter*
nationale SBeltau&jtcllung i'üttich; ben ©tu b'feonneur.
„Ärajtmje“« Kragen oerhinbern bas Trücfen bet
Kragen oollltänbig, finb bequem unb elegant unb werben
oon ber Tain emoelt faft ausfcfeliejjlid) benufet. Tie „Ärajtnqe“*
6 tüfeen finb Ijergeftellt aus fehr elaftifdyein $eberfifd)bein,
geben baher bei ber geringften Bewegung nad) unb üben
infolgebeffcn nie ben leifeften Trucf auf ben öals aus. CFin
Turthftofeen ber SJeberfifchbeineinlage burd) ben feibenen
ItbeTjug ift ausgefchioffen, ein ©erlefeen ober eine ©e.
fdjäbigung bes Stoffe» unmöglich, „i^raatnge“ ift ebenfo
geeignet für Stoff Stehfragen als auch für 3pifeen-Kragen,
ift wüfehbar unb fehr leicht an febem Kragen ju befeftigen.
Ter befte ©erocio ihrer Borjüglidhlctt finb bie oerfd)iebenen
(Jmitationen, bie wol)I im «Prcife etwas billiger finb, bie
meiften Tarnen aber werben fidjer lieber ein paar ©fennig
für eint wir(Iid) bequeme unb praltifche Kragcnftüfee mehr
be 3 al)l«i. Tie „fttajtm)e'*.Kragenftühen finb 3 U in
jebern gröfeeten SBlobegefchöft (Eomtuell wenbe man fid)
auch wegen Hufgabc oon ©e^ugsoueilen birett an bie
ftabrllanten TPrcts * üo., Hamburg 3G, Tcpt. L. ,
©leichenbrilcfe 25 / 29 .
Tie Schnei lroafdimnfthine oon ©. OTajut, ©eTlin SW.,
©lartgrafenftrafte Id, wirb fefet mit unser bredilicher
Cmallletrommel geliefert, an beren fpi egelglatter Oberildche
fid) fein Schmufe feftfefeen tann. ‘Abgefrhen baoon, bafe Da-
burd) fdjon eine befonbenre «Reinheit 6 er tlPäfd>e erhielt wirb,
ift ber ^auptoorteil ber, bafe bie Trommel fpielenb leicht
3 »i reinigen ift, auch füngere 3 eit nach beT ©enüfeung <fin
ttberfpülen mit ©Jaffer genügt unb fie ift rein, als ob fie
noch nif ln öiebrauch getoefen wäre. Tie ba ui oerwanbte
Cmaille ift für biefen ^wed befanberc jufammengefefet, reifet
nicht unb blättert nicht, fonbern ift mit bem (Elfen fo feft
oerbunben, bafe bei forgfamrr unb normaler ©ebanblung
ein Tefeftwerben unb ©nroften ber Trommelteile unmöglich
ift. Tie ©lafdjine helfet SRajutor unb ift gefefelid) gefdiüfet;
fie ift auf ber (Brunblage ber fDlaffhinen grofeer ©Jafdv
anftalten fonftruiert, befteht nur aus allerbeftcm ©latrrial,
aus extra ftarf feuern er 310 Hern (£ifcn|tal)lbled) unb ift nn-
oermüftlid) gearbeitet, sie hot ben unpetgleichlichen ©orjug,
bafe mau mit ihr bei einer 5LBafd)bauer oon 16 ©Knuten
bie fchmufeigfte «JOäldre non (Ürunb aus ohne 91nchwafchen
rein berommt. ff» fei noch bemerft, bafe ein feparatcT £>erb
3 U ber 9Jlafd)ine nid)t gerabe nötig ift, fonbern bafe fie ein-
fach auf ben £erb in beT üllafcbrücbe ober auf ben Küchen-
herb gefteitt werben fann. Unteren Ücfem, bie fich für bie
«Dlafcftine infereifieten, empfehle« wir, ftd> mit bem ^abri-
fanten £emi 3P. «Diaiut, ©erliiuSW., SJlnrfgTafenftrafee 16
in ©erbinbung ju fefeen, ber fo weit entgegenfommt, bafe
er aufeer cineT jmeijährigen (Barantieleiftung bie SJIafcfeine
14 Tage jur ©rohe unb ohne feben Kaufjwang oerfenbet.
©rofpelt Ohr. 80 nebft (Bebraucfeeanweilung werben auf ©er-
langen febermann foftenio» gugefanbt.
für alle Leidenden und Nervösen, denen der Genuss
von Kaffee bisher untersagt war. CoffeTnfreier Kaffee
ist wirklicher Bohnenkaffee, dem durch besondere, in
vielen Staaten patentierte Verfahren der schädliche Bestand-
teil — das Coffein — entzogen ist. Durch diese Ver-
fahren werden weder Aroma noch Geschmack ungünstig
beeinflusst, daher vollster Kaffeegenuss
KAFFEE
■H'/lßV
otjne scfjädlicfje Nebenwirkungen!
ln allen einschlägigen Geschäften zu haben.
§
&
-Postpakete.
Apfelsinen,
Mandarinen,
, Citren en,
»er»rhi«l«r^ Prlmsur-Oemü»«, Ob*
i Mk 4 .&> inrn Nach nahm«. ( 446 >
En KToa- Preise »b BDkf franco p. Eiliut-
A. Wibaux L Cie., Vertaidha.i, Algier.
Verlag von J. J. Weber In Leipzig 26.
Meine Erinnerungen
FeixMendel^ohnBaTtliold:
■and
seine Briefe an mich
Eduard Devrlent.
Drille Auflagr. Mit «W PomSWCMCC M-O-
«I- Ivm ihn« und rinem Faksimile. 1Y.H» 4Mk.
60 PfR-, in Leinwand fp-bimden r, Mnrt
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Pietsch, ln OriRina.llrtn 0 )lwn<l I Mark 60 Pf. TrrUa ion d. J. Urb-er In l^lptis SO.
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mittel itt dat einst*?«, vrmit Sie
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Lenchlt- und JC'lHHrJkaart gdmlirk
mU der Wurzel
in ircst? Minuten wlhtt
t-ntfemm t-r uw», «o-
dnMj keimt Spur zurück-
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der Harnt. H\il_httter
all die lanmritria* und
tekmerzhnfle rltLtvuly-
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Verausgabe, Drud unb Cerlag non 3. 3. SLÖeber in Cetpjig.
npam: ®l. <Poj[ont|l, «Hm IX., ebrtflaf!« S; f«r $«ron*flobe u@ rSÄkjltltfhJtif rtttSktoortlid) ; »obert »tobt, TOim I.
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Jllustrirte Zeitung
Erscheint seit 1843
Hundertdreißigster Band.
Verlag von J. J. Weber in Leipzig, Reudnitzerstraße 1—7.
1 Original from
Digitized by vjO QIC THE OHIO STATE UNIV
Nummer 3378.
Röntg grtelmd) 2tugu(t non Saufen
im 3Bct! bet Seidiger ©ementtntni[trie Dr. ©aspari) & So., SJtarfronftäbt.
S eine Wajcftüt ben Äönig ftricbTichSlugul« opu Sad)(en
mit ber mobemen Sanboerwertung näher bolannt ge-
malt ju haben, Dcffen fann fid) bic Spcjialmafchinen*
fabrif für Sanboerroertnng l?eip 3 igcr Geincntinbuftric
Dr. ©aspam & Co., Warrranftäbt bei Üeipsig, rühmen.
9lls einige fäcf)lild)e unb größte Sirnta ber9Belt in biefer
Brand>e hatte fte bie Gl)« am 252. ftebruar biejes Jahres
Den Wcnarcheii als Cftaft in ihren Blauem begrüben 3 U
hülfen. Tae 3ßcrf hatte fteftfebmud angelegt unb bas
ftotte, ganj aus Santo utib dement errichtete Bcnoaltungs-
gebäubc erwies (id) als Jo red)t geeignet einen jo h°h* n
©ajt aufjunchmcn. 91m Eingang non ben beiben Gbefs
empfangen, begrüßten im hohen, bogen gewölbten Beftibül
3 roei Äinbrrchcn ben Wonarchen unb . überreichten ihm
finnige Blumcngcbin be.
Tie §ilbc 9Bolf jprad) babei:
9DUItommen im f>aufc oon Sanb unb dement,
Xas (Pikt Dlajeftät flerotft nod) nid)t fennt,
Beton ift ewig. aus Scwö wirb iT»olb.
3um G>ruft nimm bies Sträußchen unb fei uns halb*
Unb bie Sufc (Baspan) fchlofj fich an:
Dlajeftät, ich bitte einen ?tugenblicf noch GcbuID,
Waid) id) m3d)t’ erfreuen mich gern (Purer £ulb,
'Bracht' bie irilb« hieT Den TOillfottimengruh aus,
3<h möcbt’ euch fchcnlen Das gante ftaus —
Om Silbe mein ich — nehmt gtuibig es an,
3d) werbe gebenten mein l'cbtag Daran.
Seine gnajeftAt im eifrigen Oüe(prfld) mit beit beiben Chefs her irtmtet.
fculbooll nahm ber .£>errfd)cr bie beiben Büfetts
entgegen, beten eines bie gerahmte Totalanfid)t bes
Wertes, betrönt oon toem £d)lagtoort ber frimta, ben
befannten brei Äugeln, barg. Om großen
Wuftcrjaal jah Se. Waj . ^101^ hierauf bie neueften
auf ben ©lafd)itten unb in ben gönnen ber ftirma h^tge«
{teilten Grjeugniffe toie Dloucrfteine, $ohlbläcfe, Tad) 3 iegel,
glatten für jußboben unb 2Banb, Tramogeröhrcn uftn.
an. Wit ben Worten: „Ta* roirb alles aus gcroöhnltchem
Sanb unb 3 ? mcnt fabrijiert?!“ gab er fein Grftaunm
über bie Wannigfaltigfeit ber Grjeugniffe funb. Ter eine
ber Ghffs, $err Staffel ft etn, Dielt fotoann einen fur 3 en
Bortrag über bie große Bcbeutnng ber mobemen Sanb-
oerroertung. 9tad)bcm er 3 unöct)ft toen ehrerbictigjten
Tauf für ben Bef ud) ausgesprochen, führte er etwa
folgenbes aus: Ter Belud) Guter Wajefiät ift für uns
eine grobe Gljre, er bebrütet aber auch für uns eine
mächtige Unterftüftung in unferm Be|treben, eine neue,
gute Sache ber tlUgcmciubcü bienftbar 311 machen.
Xroßbem es fid) eigentlich nur baruni hanbelt, ein
bereits oielfach angeroanbtes unb allfeitig bewährtes ®®u-
material, ben Stampfbeton, ber feit altersber 3 um Bau
oon jjfeftungsrocrten, Brüden, Sjänfcm, jjabriren ufro.
benutzt tourbe, in bie f)ant>Lid)c ftorm oon OTaucrfteinen,
Tacßjlcgeln, Döh«n ob. bgl. oermitteljt unjercr Blafc!)incn
nnb formen 311 bringen, fo hoben jid> ber (Einführung
unferer Onbuftrie bod) Diele Schmierig feiten in ben Weg
geftcllt. 9ßlr finb beftrebt gecoefcn, toiefe Sd)rotcrigfeiten
butch roeitejtgeheniic 9lufflörung 3 U fibcrrolnben unb önrcf)
ftetige Derbefjerung ber 9lrbeitsmethaben bem neuen
Baumaterial immer neue ftreunbe ßujuführen. Taß uns
biefes gelungen ift, jeigt gur ©einige bie Gntroidelung
unferes (hefchättes. Xasfctbe rourbe im 3ahrc 1899 non
mir gegrünbet unö nahm unter her treuen Mitarbeit Des
früheren Witinhabers öerrn Dr. ©aspart) unb bes lang*
fahrigen Betriebsleiters §*tm Worgeuftem unb bes im
daljre 1905 neu binfugetretenfn Dritten Teilhabers, f)cmt
Ingenieur 9Bolf, einen berartigen 9luff<humng, bajj toir
bereits innerhalb bes Jahres 1906 für sirfa eine Million
fülarf 5ßoren in alle Welt hmausfenben unb baburch
3 trfa 270 Arbeiter unb Beamte befd>äftigen fonnten. ÜJiit
ben Brobnlten unferer Blafchinen unb formen finb in
aller Welt gro&e ^«hrifen, SöohuhäufeT, Scheunen unb
Ställe hergeftellt, finb tiefe Schächte ausgemauert, gan 3 e
Stabte lanalifiert, Äirchcn unb Schulen errichtet worben,
llujere 9Jlafd>inen arbeiten an bem ^3anamalanal, fie
helfen bie Durch Grbbeben 3 erftörten Stabte San ftran.
3 ts!o, Balparaifo, Äingfton roieDer auf bauen. 5Rit ihnen
roirb gefchafft in Bortoer» unb ^mterintoien, in Birma
roie in China, Sübafrifa, Tripolis, Gmgma unb pielm
anberen Orten ber ganzen Welt, So finb beifpielshalber
in ftaltjien unfere SJlafdjinen gerabe^u jum Segen
gecoorben, Denn auf nuferen Xad) 3 iegelmafcf)inen läfet Dort
bie 1'anDesbehörDe dcmentbachticgel arbeiten unb rrfetft
Durch biefe bic ScbinDclDächcr, um bie Dort fo oft oor-
lommenben Bränbc nad)9Jföglid)feit 31 * oerhtnbcrn. Welche
Busbehnung Die ScrtMlltollltg non de inentbadj tiegein in
Teutfdjlanb genommen hat, geht aus ben Bufjtellungen
bes beutfehen dPnientroarcnfabrifantenpcreius htmor. Tar«
nad> würben innerhalb 25 fahren oon ben Blitgliebem
biefer Bereinigung allein 1 56* Btillipncn S(üd3«ment bad)-
3 iegel oertegt. Tafe Die Ginfübrung ber dementbad)jiegel,
Blauerjteinc ufro. tn fo Iur 3 er 3 *it imö fo groftem Unw
fange möglich war, ift nur barauf 3 urüd(uführen, bah bie
!>abri(ation cinfad) ift, unb ba ‘5 bie Bnfd>affnngsloften
für bic 9J?a|d)inen fehr geringe finb. Wit roenig Äapital
ift man in ber Coge überall Dort, wo Sanb oorhanben
ijt, eine Tachliegelei ober eine Blauerfteinfabrif ohne
groftc Schroierigl eiten
errichten 31 t I önnen. W ic
haben unfere Brbcits-
roeifen unb Blafdjinen
fo ueroolirommnct, Dag
jelbft tnrntg geübte 2 lr-
beiter gute dementroaren
herftelleti muffen. 91 uf
bem anfchlteftcnbcn
BunDgang unb bei ber
Bcfichtigung unferer
B?o|d)incn werben Cure
BJajeftät bas beftätigt
finben. Wir Dürfen utts
ber Hoffnung hingeben,
bah Gurc Blajejtät bie
Uber 3 eugung oon uns
mitnehmen werben, Daft
unfere 3nbu|trie tatfüch«
lieh bas 3utcreffe uer«
bient, bas Gure Dia jef tat
berf eiben entgegen brin-
gen. Gs wirb uttfer Be-
jtreben fein, als einzige
fächfifche JViTma unb
gröfete ^irma ber Welt
in biefer Braudjc uns befjen auch fernerhin würbig 3 U
3 *ig*n.
Seine Dlajeftöt baulte unb nahm bie «injeliten 91ns*
ftellungsgegcnftänbe eingchenb in ?lugenfd)cin, roobei ihm
befontoers ^roei, ein 25 unb ein 28 3at)rc auf Dem Tadje
gehangener, tabellos erhaltener d cm cntbad) 3 icgcl inter»
effierten. 91 n einem fleinen Btufterbad) rourbe bem
f>errfd)fr bie einfache Befeftigung ber 3iegel an ben Satten
mittelftber patentierten Sturmfichening ber ftirma bemon-
ftrieTt, Ter Vanbestjerr äußerte fid) anerfennenb Darüber.
Gl)* man 31 er Bcfichtigung ber JV«brif fdjritt, trug Seine
Dlajeftät, gnäbig bem Wunfche roillfahrenb, mit feften
3ügcn feinen Flamen in bas im Gmpfangsjimmer aus^
tifgenbc GrolDcnc Buch ein. Tarauf trat man ben 9?unb»
gang burch bic frabril an. llnfcr Bilb 3 eigt Seine Dlajcltlit
im eifrigen fbefpröd) mit ben beiben Gh^f 6 im Bugenblid,
roo er bas Berroaltungsgcbftube oerldhl. um fich nact) ber
9Jlafd)inenfabrit 3 U begeben. 3n bem ebenfalls aus Sanb
unb dement errichteten S hebbau, ber einen Teil ber
Dlafd)incnfobrif birgt, präjentierte fich Q U*S *n ooller
lätigfei». 9Bas ben Äönig hier am meiften intereffierte,
roar bie Brbeit Der mächtigen Stangen, welche bie rot*
glüheuben BIed)e automatifd) gleich mäh ig ju fauberen
3 iegelunterlagen formen. 9lus ber 9Jla|d)inenfabri( begab
man fich in bic 3cmcutroarcnfabril, Wohl bas erfte Wal,
bafe ein Äänig einen foldjen Baum betrat. Bei ber dement-
platten fabrilation rourbe begonnen. Tie Brobufte bes
einfachen t)anbfchlagtifd)es unb ber älteren Spinbelpreffe
jeigten bem Dlonarchen bic Anfänge biefer Ctnbujtrie. Bei
ber mobemen Äniehebelpreffe w Triplei“ für J>anbbetricb
entjpann fid) ein lebhafter Dleinungsaustaufd), an Dem
fleh twrfchiebcne öctren bes fficfolges beteiligten. Seine
Dlajeftät roar erf tatint, bah auf tocr leicht 311 bebienen ben
Dreffe ein Wann in jo lur^er 3 cit fo faubere glatten 3 U
liefern imftanbc roar unb mehrmals mußte ber Slrbeiter
feine einfachen .9)anbgriffe roieberfjolen. 9Caren es bei
ber fmnbprelfe b en teuren Tonplatten gleichen ben
gemufterten Blatten, roeldje ben DJonarchen intcreifiertcn,
fo erregte Der hol)« $*nid Der groften hh^roulijdjcn
B reffen bie ülufmcrlfamleit bes fKrrjdjers. ©cfpanut
folgten feine Bugen bem om 2 JJanometer. Gs
tmtrbert (branitoibpfatten für Bürgctf teige mit 250000 kp
Trud auf ben qcm gepreht, unb oerfchiebene örrrm
erinnerten fid), in Berlin, Tülfelborf, «^ranff urt fold)e
Blatten auf ben Trottoirs gefeben 3 U h al>cn - 9,u<1 ) toie
jd)nelle Qltbeit ber Gd)Icif- unb B°ii crt,ia f < h* inen f tote ben
Blatten faubere C berf lachen geben, rourbe berouuben
Ter Weg führte au groben, 20 cbm fertiges Dlaterial in
einer Stunbe liefcmben Bctonmifchem oorüber. Befonöerr
9ln?rfenming jollte ber Äönig bem <Stembred)CT, bent
üetnjten Tqp, ben bie $irma baut, Der unennüblid) btr
härteften ©ranitftüde in Heine Brocfen nerroanbelte. Gs
rourbe Seine 9Jlafc|tät auf bic 3 ementbachliP 0 flfabriIatton
aufmerffam gemacht, roie man in ben :K)cr fahren im
vorigen dahrhwnbert bie rhombus förmige ®eftalt Des
Schiefers nachahmte, um foldje Blatten in größerem
3-orrnat aus Sanb unb 3 ement Ejerinftellen, unb rote
man aUtnäblifl batu übetging, bie Vangfaljjiegel auf
einfachen £)anbfd)lagtifd)cn 3 u fabri 3 tcrcn. Jßicberholt
äußerte fich Gcine Dlajeftät anertenitenb über bic 7tc»r*-
fdjritte ber Dlafchinentedjnil, bie es heute ermöglicht, bajj
ein einfacher Btbeiter auf einer Treifternmafchine in
10 Brbcitsftnnben bis 500 Stüd glafierte Toppelfal 3 «
3 icgel mit Stunnfidjcrung herftrllen lann. Gine ben
behauenen Daturftcin imiticrcnbc Waucr ocranfchaulichtc
bent if)crrfcher Die im letjtcn 3 tt h r 3 c hnt in Bmetifa 31 t
hoher Blüte entroidclte Bauroctfe mit .C>of)lbl öden aus
Sanb unö dement. Tie einfache frerftellung ber Blöde
Röiufl rtrirtndj ttufluil ocrlAh* ken au-> <Bc(onntaiieritcinc1i «bchbiiu,
in Dm ein Icil Per VtajctiinnifaDnt uiufracPraOn ift.
mit ben ®crfcf)tcbencu 9Jlafd)inen, wclcije tote Jj-irma für
btefe 3 *»^* haut, rourbe bem ÜJlonardjcn im 9Infd)luB
baran uorgeführt. Tie Blodbauroeife Dürfte roegen
ihrer grofecti Borjügc in Bau- unb auch in tfanbroirt*
fdjaftst reifen »icle Anhänger finben. Bon Den Blöden
fam man 311 ben Dlauerfteinen. Bier Dlafd)inen bemon*
ftrierten ben 91terbegang biefer ausgebeh ntcn 3nbuftrie.
Ter einfache Apparat w 3®Wfl“. mit bem ein Wann
oiet Steine gleichseitig l)crf tcltrn Tann, bic „Bionicr flcin“
für fcchs Steine gleid) (eilig, unb bie „Bionicr graft",
bie es ermögltd)t, baft oicr einfache Brbeiter täglich
5000 fcharffaiitige Steine liefern I önnen. Bis einen
großen ftoxtfchrUt be^cichncte Seine Dlajeität ba 9 neue
oolljtänbig automatifd) arbeitenbe Dlifch* unö Stampf-
wert für 3etnentmaueTfteine. Tiefe Wafd)iue bietet bot
Beftörbcn bte öjürantie, baft fie Steine, glcichtnäftig
gemifcht unb grftampft, folglid) auch oon gleichmäßiger
hoher Tnidfcjtigleit liefert. Gs inter cf iierte Den hohen
Öerm, baft ein deiner Tnp biefer Dlafchine gcrabe
nach Äcetmanshoop oerfanbt toerben jollte. 3 n lein er
t&egenroart würbe ein auf ciuer fold)en Dlafchine hef*
gejtelltcr ein oierlel 3 a ht alter 1 : 6 gemilchter Stein
unter ber Trutffe(tigteitspnihingsmald)ine geprobt. Gr
3 dgte ben er(ten 5)iift bei einem Trud oon 270 kg
auf ben qcm. 9lad)bcm Seine Dlajeftät nod) bic ftabrifa*
tion Der Trainröhren auf ben Traittrol)nnafd)inen unb
bie .<P)crftellung ber Äanalifationsrohre in Den Golumbus-
formen gcfchen hatte, oerlieft er, umfubelt oon ben fpalier»
bilbenben ?lrbaitern biefen Teil bes Werfe* unb begab
fid) an ber Tifdjtcrei, bem Berfanbfdjuppcn, ber Treh<rei
unb bem jVarbenwerl oorübergel)eub nad> bem Dusgang.
Unfer ^weites Btlb seigt ben Woment, roie ber Äönig Öen
Shebbau mit ben Herren feines ©efolges, ben beiben Ghefs
unb einer ftnsahl Bngeftelltcn bes Werfcs urrläftt. Wit
f>änbebriid oerabfehiebete fid) ber Wotiard) oon ben Gljefs,
nid)t ohne nochmals 311 betonen, baß ihm bie ftirma
I)r. Oiaspan) &Üo. mit ihrer Sanboerroertungsinbuftrietat»
fächlid) etwa* ’Jleues unb fehr Onlereffantcs geboten hätte.
Braufcnbcr einer oicltöpfigen Wenge begleitete bic
Bbfahrt bes Wouatd)ctt im Butomobil.
Die lilostrirtc Zeitung darf nur I« der Geslult In den Verkehr gebracht werden, In der sie scar Ausgabe crelungt Ist. Jede Verilnderung, auc-h das Beilegen ron Drurksiu-hcn
irgendwelcher Art, ist untersagt and wird gerichtlich verfolgt.
Alle Zuwendungen redaktioneller Art sind an die Redaktion der Illustrirten Zeitung in Leipzig, Rcudnitrerstraßo 1 — 7,
alh- anderen Zusendungen an die Geachäf tastelle der lllustrirten Zeitung, ebenfalls in Leipzig, zu richten.
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
5 tr. 3378 . 130 . Sani».
Dte 3lluftrirtc 3ritung (©erlag con 3.3. JBfbrr in Üfip3ifl) ertdjcint Jfbcn Donnerstag oormittag. ©irrteliäljr-
Hefe« 53e3M0spTei$; feurd) b«n Sud)I) an bei 8 Jf, frei ins &aus 8 25 A; bei ci ner oftanftalt beftetU
26 . SRim 1908 .
®eutfd)« iRttd) 8.* 12 A. Deutfdje Gdmfcgebicfe 8 J(. Ofterrrid) 10 K 50 h. Ungarn fl K 94 h. edjcoeü 10 frrs. C5 Cts. 3n fllgopten, Belgien, Bulgarien, Cljilc. Dänemarf, 3talien, Curemtmrg,
DMeberlanbe, ‘KonDegen, «Portugal, Rumänien, Hu&lattb, 0d)a>et»en, Serbien, lürlei, Uruguay neljmcn bi« Loftan ft alten SBeftcUungen 3 um Streife oon 8./» ukrtelläferlld), aujüfilii) bei
SBefiellgebüferen, entgegen. 3n ben übrigen fiönbem 5<s gBeltpöftoerem* erfolgt bi« bir«fte 3ufenbung unter ftreujtanb l) a l b 131} tlid) für 28 M portofrei. Ginjelpreis einer Kummer 1 Jt.
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Prof. I>r. Voll : I ' liuugcn ln «ler angewandten Physik
(Heining, Ventilation etc.)
l’fuf, pr. ITippl ; Praktik, ini mcclyus.-tcchu, Lal-orator.
Prof. I>r Muihtnann: Allgemeine Expcrimentalchemie
einscblu-lll . der Gnuidzüße der »uv. mischen Chemie ;
Cbemi». l»'s Pr.iVtikum un analytische« und elektro-
chemischen Laboratorium ; Spezielle Arbeiten auf dem
tiebit tc der unorgJUl, < uerole U, der Elektrochemie.
Prof. Pr. Muthmann und Prüf. Pr. llulir; Praktikum
in d.T tcehniarben (innilyH.
Prof. Pr. LippS Organ .Chemie ; ('kein. Praktik. im wyan.
Labonitor. ; t»|«ez. Arbeit, auf d. (Pb. d. org- Chemie.
Prof. Pr. fkbulL: Cbwn, T.ehnoloKie 111. Teil icIk-iii.
(iruliindiisirie ; Srhyii'lelsfluro, lS»da, FtTn , tOr,
Seifen. Keraen, K.uhsjiP; >iil*iitun>. Cbl<«r. Chlor*
kalk, Kaliaal *•-, Sal|i.et.T*ilHre ; S|>«v.-ik<est-.ffe ; Xlineril-
farP-ni und I V. Teil tM.-rtoltnau rialk-n ; Kalk. ( ü|«a.
Zviai'-nt ; Kuntbleiw ; Obis- n. Toiimurenl ; Praktikum
im chim.-trvhn. Uthörn tori um ; Spei. Arbeiten auf d,
(inbioted. techtti*ch. Cboinie; Chtm, Praktikum für
Kurtdi. laten ihn linheren Zoll- und Steuenliensti*«.
Prof. Pr. Lintner: Chemie di r Nahriuiirt- Ull.l ( i. nuU-
tnitt.-l; Gruiiili. der ur^tan. Ck.inle mi.l lanf in ilie
TtrlUKiiogtC II. Waren ki Ukdemii l»‘p.i>d. Heraokaielit.
der (iiiruiur«KewtTbe(flir Kandidaten den liub. Zull-ii.
Sie uanlitii wies): (iikrunjptebwnisclieaPrmkt. nebst Üb.
in d. Unt.TJuchunir ton Nahntttir— u. ( ienuBraitteln.
Prot. I»r. Oebbeke : Miner»lo«ie mit Derru,n»tratl»n<-n J
KrisUllosrnipble im AnsekluU an die Varlraiuigtui
über Mineralogie ; Uincrakogiaelies Praktikuui I;
(irundaQged Miii«T*logie(f V>'niii*s«uniiiingen»i'tiri' i ;
>io^ ist'bo> Praktikum f. Hau- u. K nltunngeniptin
mit Exkursionen ; Anleitung rum »elbstilnJ . Arbeiten
im mlneiBlbgiach-geologisrluTi IaiborntoHuni.
Trd. Pr. Orbhekr in Vsibiiidung mit l’n>f. Pr. Webers
Pie Anweirdung ries Mikrusko|ea in der Mineralogie
und Geologe' (L’mktiklim).
Prof. l»r. Knohlunrh: Onind/rig» der I’byaik (für Ver-
metaungaing-nieun* u. Kimlidali n d« b.'.beren Zoll -
u. 8teuerdien*ti'*i II. Teil ;Tbermiscbt».M' bm. tlioden;
Teohniseh-itfaj'siknl. Praktik.; Anleit. k. Auafahruiig
wfaaenaeha Kl. Arbeit, auf d. Gebiete .1 terkn. Physik.
Prof. Pr. Hnriirr: Witrmothe.,ri- mit Übungen.
Prof. Pr. t.lbaer ; I’rrldin, Cliiiedui, Iviliinolin und
Allüiloisle.
Prof. Pr. J. liofer: Analytische Chemie der Metalle ii.
Metalloide nebst ( ie wicht»- u. MaUanaly.se I . Teil ;
Pie elektr. iclieiiii sollen lTores.w.
Prd. Pr. Kohdr; Üb*rs. iLTirpei» m Üb .fK"H»«|'nuiiib
Prof. Pr Fmden: Lrdmft^m iiMniis ; Kriwiulloptik,
Prof. Pr. Weber: Übungen im I<4*sLiuiiiii n ». Mineralien
u. Gesleiiu«; Üb. im llesti mmen ¥. Versteinerungen ;
4>n«|.«gtsebe Ponnatii >n >kun<le (mit l'vkorsloni ■■).
Hon.- Pr<d. Pr, Hahn: Hauhygii-ne fl. Ank- u. Ingen.)
Prof. N. S.: Physiologie II. Teil (>errm , !'inne>-
oiuane, MuskHn).
Pr»f der lifhinttl. Horhsdkulc I>r. Ilöf>r: Allgemeine
und spezielle Zoologie oinschlii'Ül. d. r Lehre von der.
tierisch«'« Srhadlingen ( Kurtai -Ixung).
l|rinorar)in>f. Pr. Stadler; Übungen in: I '(lariEfiibcsU m-
men mil I xkiirsicinen.
Prof. d.T tisTüratl. II.M bst bule Pr. tdiHrnhacen : S|«.e.
u. systemat. Hotanik; Hakt. u. I*ilw; II', lau. üb. dir
Yorjjnchrill.. rugl. als Anleil.ru M-lbsUtud. Arbeit.
Priraldos.Dr, Mrrrshrlmrr: Kinf . in d. Ivssviule rutther.
HL Ban-. Kultur- und VermessungsiagenlBurfactr.
Prof. Krruler: Rauksuutruktionsl. t. Bau- u. Kultur*
ingrnk-ure in. Üb. Fortaetz. I; Wa>ie-rbau f. Bau- u.
Kiiliuringenieiire d. III. ii. IV.. fällig. ( Fsirl». : Ent-
werfen r. Was-serlziui en : I .inienfi'ihmug d* xraben,
Fis- nli.llilo II lind r-.'ln (l;,li H skilllÄle.
Prof. Ixwewe: Krdbau; StraLten- ii.Kisenbahnbotu t. Itnu-
iaceaictire<Fort».'i; Lmw v. Ei- n'iahoiKiHt,; EIh-ii-
bahnulHTlxiu : Eni» . s . Kiaenbrücken für Masehinm»
ing.-n letire ; Üb. in d . Ingonieurhauk. ( f . Vermessungs-
ingenieure u. Arels.); Ko-t.-haniM-bl. f. Ingenieurlslut.
Prof. Hielt : Hrftckenbau II. Teil i Theorie u. Konstrukt,
d. Mau< rsu-rkshrfiriken 8"» ied, KiagnbvtonkactstrukL)
u. III. Teil (Konstnikl. sr. Kinrnbanteni; Übung, in
di r BrOekunlautkund» II. Teil (Entwrrt. r. Siein- u.
llolxbru.'k.'ii sowie V. Ei»ehlwlOI>k«>USl fllktiolien) Ii.
III. Teil (Lnlwerf. r. voll »an d . Hiaerik, .uMrukliorien) .
Pp>I. I>t. Prf »SCI: TmtneUmu I t-rt-.); Maschinenkunde
fftr Bau- u. Kulturingeniruxc (Ports« u.) m. Übunp-n.
Pot- llarrr: Batiuhofanlag.ii u Ei»entwhnb»-trii-b*cin-
ricbtungi'ii ; Entwerfen von Raliubufnnbigon.
Lrbrer llrlinerlrhs : Teehnischva Zeichnen; Plan-,
Karten- u. KntasteneicUnen ; Schnf Ucicb nun .
IV Archllektortaeli.
Prof. T. Mret naelTy: lloshffflukortstnjktionslrhrt' für Ar-
chitekten I Teil (tilgte ich I. Teil der lioelibaukiinde
fftr Maschineningenieure) tiur Übung- n; Autl- rdetn
1 Stunde Vorlesungen fiir ool. h«- ArrbiU'kt., die ihr-'
Sfudi-u im S<.|»| tu er*. II unter begime-n ; CirundaDge d.
Konstrukt) uns- und Fnrmealrbn' des Hoehbam-s für
Bau- u. Kiilturiiig-nieii«' mil Übungen (Furin-Ut.i;
AuU-rd.m I Stunde Vorlesungen uU IlilUroileiung
für Keueinirrtenih' ; li <di Ijuuk.Jiiat rnkt i< m sU'bre für
Anrhu- kt-n Hl, Teil (suglelcb I. Teil der llo-hbuu-
kundi' für liauingniieiiii'i mit Übungen-, Statik der
H ucli bau k-msinak linnen: Xonstniktite Übungen au
eigenen Entwürfe«: Hnustnff künde (Moli u.. Metalle);
Üb. in d. Huchbuukun.le I. Maschlnuilnie n. II. Teil.
Prof. .4, Tkle-ntrh: Formenlehre der antiken Baukunst
mit Üluingen il .oiKeiMiiig); Ruwtile .Je* Altertums
(r.iiiiiM'lie Baust illehre) um Übungen.
Prof. llülLlniann : üo-rnu-niohred. keeuuss. I. Teil m. Üb.
iFor-s,) u. II, Teil (nur Üb.) ; Pfrnpcktlrc I. Teil m.
Üb. (Kurts r. Innere Dekorationen mit üb. (Forts )-
Prof. Freih. *. Hrhmidl : Formen - u. Stillehn? d. roman.
und g-di—'bi'H Baukunst mit Übungsn . I <>rP.) ; Ent-
werfen v. Knuten khdliiTen l'mfang*; Entwerfen r.
Bauten gr.~, deren Fm fang*, mit Perailausbildtings-n,
Prof. Hoch nt er: lieb&iidrkundcni. Üb. il <,rts.>; Eniw.
ron Hauten greller. I in fatigs m. Petallausbildungi-n ;
K «wteuiuiscli lilge für H. clilMiuleheinwchl. d BeirtcU-
|>lane und Akkonlbr-Iingoixoe.
Prof. I>r. F. w, Thlersrk ; Hasistillehre der Bena» sxanc«'
mit Üb. (Fbtfa.); Entw. t. Hauten kleinemi Dmf. j
Entw. v. Bauten grüü. Um fang. m. IH-Iailansbildtiagin.
Pr<f. JunHurr«(v*eh : LandwiMselk. Baukunde II. Teil
.(iebliudi' f. Linilw irtiw-baftl. Xobengesecrl»') mit Üb.
Prof. HeB: Onuunelltalca und figürlichs-s Modellieren.
Prof. Pfaan; UrnoraenU-n- u. FiKitruucicbncn ; Iaind-
srhafLsiu-ielm. u. Aquarell it-r. ; Entwurf ir. Ornament;
Skiraien n v.,n Jluuwsrken ii.vb der Natur.
1‘rivatdoz. Pr. Wllllrli : lü-Hcliis bte des Bar s-k Stile* in
Italien. I K-utacb land u. Frankreich; Alte Münchener
Architektur mit Exkursionen).
Priratduz. Dr.Ilrrkler: Itöm. lirali- ii. Ehrend enk ui 11.
1. Maschinenwesen.
Pr f. ». 1/Oiswow : Konstrukt iou.'lchre derMawe -binenh-ilc
II. Teil; Entwerfen von Maacbioentailen IL Teil ;
Kutwerfen von Pnmpfkesseln.
Prof. I>r. fvelirfller : Tkcotek Maackinenleh re ; Theorie
d. Wiiruiekrafimaaeh. ( iHuupfniasch ., Verbrennungs-
o>,x»eb i, Trakt ik, im lailwrator. I . th'-orvt. llaadaiocal.
Prof. t. Hojrrrt Textilindustrie ; Fabrikanlagen ; Grund-
rtige der nieebaniseh. T.'elinalogie (f . Kandidaten de*
b.-her«T» Zoll- MB.1 Slrtlrhlielxsl. s , Forfset/ung.
Prof. I.rnew: Konstruktionalehre der Ikunfif maschinen ;
Entwerfen tob F; is- ntjubninasebiuen,
Prof, Pr, ( ame-rrr: Wiioacrkrafian Ingen ; Entwerfen v.
Wasserkriftiiiast’bineii ; Zonirifugal|>uinpen.
Pr-I. Pr. Harm e-ter: Kinematik.
Prof. Krr-Il: Ein (ührung In die Konstruklionslehre d.
liebezeuge ; Entw. r. lls-bezeug ; Allg-'in, Ma*ehuoTi-
lehre (Arwitanueb. I. u, II. Teil) Mass-binnireielm.
Prof, fjrli ni rer : Konstruktion*!, der Pumpen , Koilien*
|inm(M>n, Piimpweik saulag. U-H asserhaliuiurtmasch. i;
Entwürfen Vob GcblAOen und Kompressoren.
VI. Elektrotechnik.
Prof. I>r. Helmke: Einfuhr in die El- kkruteebnlk ( Üb. U.
Praktik i; l.lrktroleehnik f.Maaehineningi-ii.; Elektro-
Usbn . M.-Qkimde ( fort* ) ; Elektro teehn. Praktikum I
(\leUt--chnik u. I'hol-.hietii, ) ; Elektro teebn. Praktik,
fftr Vorgesckrl ttvlie ; Klektri*- he Zenlralanlagen und
Arbeilaühertragnng (Korliu-Lzung) mit Übungen.
Pn.f.Pr.Volt : Eiektroteehnik f. Chem. (Forts.) mit Üb.;
Tlieorieu Knnatr.d. MeUinsimm.il. Elektrizitfltudlliler.
Prof. (hutan na : Theorie u.K, -astnikl d.el.'lcir.Ma», bin.-n
II I. Tell (Transfoiiuatoreii u. AuynehroncnM- ,r. >, Entw .
▼ .elektr.Mxwhin.; Italin motoren m .b«'*,lier(H'ks i. ht ig.
d.Einphaseu-K'-llekturiiiot.; Elektro teebn. Praktik. II
(.Me>«ung.a.MuM-bin.. ( «leirlirirli u-ni u ,'liuu sformat. i.
llen.-Prof. kndrniaka: Elektr. Schalt- und Itegulirr-
»f -parate ; Elektrische, Habnen.
VII. Liidwlrtschaftswissinichitteii.
Prof. Dr. r. Noshlei: Agrikultunphemlp I. Teil (Fr-
nhbrung d. Kuliurpflnnr ); Agrikultiirrbein. Praktik. .
1 jind wirtochai ll. Toris n.d.«le II. Teil h M-dkesvlw <«*..
nid l>e|n*>u*t«it, auf dem S«|ii|sguie\V«-ih.-D>(> |>b;ii,i,
Prof. In-, Kraus: PflanxrnzrichUuig : I nmlwinscbaftl
Cierilie- und Maschinenkunde ; Pie Krankheiten der
laJidwrirUk'liaftlirii . Kulturpflanzen; laud» irlorisaftl.
Versu. bwmsl.'llung ; Z--II «eiJige PenrjnstRUionen auf
dem Versuchsfeld«- und auf dem SlaatPguie SVeihc" •
Stephan ; Anleitung zu wiBscnschaftJii-hcn Arbeiten im
landwirtsehxftl. Libonitorium n. auf d. Versuchsfeld,-.
Prof. Pr.Poft :S|.«i.-lle land Wirts- haftl.Tierf.roduktloHs.
lehre n». ls-monstrat.il. Teil (Pferde ii Schweinezucht ».
Prof. J ummersparh : laoclwirtsehafl liehe Itatikund--.
Prof. Pr Sehn Id rr: Izsralwirtaeliaflllebe Betriebslehre
II. Teil (i-iuschl. der NrhAtzuninlolire); Luidwirt*
wliafil litTliiiungsf ilhning l in eindaeher u. doppeli- r
Form): lloiiitierung (laxalioidd. IU>,l-ti* m. F btiiigcn .
Hon. -Prof. May : Spcaiellcr pnaiin-nbaii II. Teil; (Kul-
tur der Futterpflnnmi uml \VU's»ii|ificg*).
rrof. der Tierilrtil. Huchicliulo Dr. Mob ; Anatomie der
(iescbU.'chtseii’g’.iiie. des Nervensystems u.d. Sitsues-
-•rganc. sowie Embryologie der llasisii«-r*,.
Prof. d.Tieranll.HurbM h. Pr Hafer: Fischkraiikbeiien.
l*rof.d. Tierarzt). Uacbacfc. Dr. Alhrerkt ; < irilügelzuclit.
llun.-Prof. Dr. Spbttlr; Kiillnrhvhaiaebe, Übungen :
Wu-xcnlmu mit Denmnivtratioiw-n. [lieben Nutz! irrt*.
Po*. Pr. Vorei: GesuiidbeiUpflege der Undwirtsehxft ■
CtiiT.-i*r«f . l»r. Hehiipn-r: Enzvklofgldie der Furst-
wisscnschalt (mil Lxkttrai -iicn) 11. Teil.
VIII. Allieieine Wlsseisclatlei.
Prof . T»r. Siilrer-l.ehlnr : Geschieh, d. deutsch. Literat.
d. P. Jabrluind III. TeU; Lhwrargeschklitl. t üuagvn.
ProI.Pr.Onif Da Moulln-l>kar 1 : Prtitsche (it-schicbte v.
17-H- 181">; Handels- u .Kulturgesoh ll.Tcil; llist . N>m .
Prof. Pr. (idnther: Allg-'int-in-- u. s|»'uelle V'alkerkund-
H Teil ; < ieogni|»hä*a'iic« s-.i-nluar (I ddaklik d«*r malbe-
matisch-'» und physikall sehen Erdkunde > IL Teil,
Prof. Pr. Voll : Allgemeine Kiin-tc'-rliicbtr II. Teil.
Prof.K.N.: Kinant« issenoeh. ; «,e*- !i:ift«kuiid- l. Toebn.
Hon. -Prof. Dr. Gütz: HiUui-L^,^nt|ihie Korb».); Ik,
Pilurium Fitr, >pas in. Iw». Itli- kmclet auf PrilbHiun-te.
Hon. -Prof. I>r. r. KelnbardstStlner: Emil Zola u. se in
Werk ; tiniiMiaQgntl. l'ä-Jiig-gik ; nulav-gi'cb.&finiii.
Privaidoz. Pr. Itern: Die Aibeiterfrage
Priertiloc. Pr. Cohen : (iewerbn- und Handelspolitik
l’rof. I)r. Illppenmeyer: FramSsische Sprache I Forts, i ;
Englische 5; -rache ( FurS-eizung,. ( Sprache - Fort ». >.
Privat, |,.g, a. d. Unir, Prof, Pr Uartinann ; Itahen-ch-
Privaidoz. an der I niventitiU Dr. TcBIfr: Anauunie
d«« niensehlieh. Körper» ; Nothilfe bei Verletzungen
u. Unglik-ksfJUJeul mil Pemonstralio«. tl. Wrhatidfib i.
Prpf, Pr. FINwr; pie Chemie in der Malte, hnik unt--r
Bcrüeksichtiituug der Physik (Vortnigviklus); Ünik ■
tikiini im Ixb-raiorium dir VersuchsxnsUlt Ural
Au-duinfUfttelle fQr Malt«hnik.
Ing-mii-ur Berk : Huchfubrung.
Phutaelien-ik.'i I iban; Praktische Photogra|.hie (ein
s«hs Nachmitlage unifa.s»rjidrr UnUrricbiakura —
Vorträge iinsl Übungen • in der ..Lehr- u. Vor*
suehaorobUt für Photographie“ in Mauchen, aperi. lt
f. d. (studierenden d. T-s hu . II- -chschule eingerichtet).
Da« nusführi. Verzeichnis rief Vurh-sungon. ('bürgen ll. Praktika des ganzen -Studienjahres nebst Angabe der Tage u. Stunden iit im Programm für das Studienjahr 1907 P- enthalten, welches auch die naben-n Aufschlüsse
aber Organisation d<r Technischen Hochschule, Bedingungen der Aufnahme. Gebühren, Stipendien. Prflfuairen, .Sludienpltäo u»w. gibt. — DIcm-s Programm kann gegen Einsendung »on Gd Pfennig lin Briefmarken jeden L-uides
, . |, r iuncrhalb dea Deutschen Re-iehe-s auch gegen Kachnahm« dieses Betrag,-» vom Sekretariat der I ü-cbschulo bezogen werd-’n . — Die Inskription für das Kt >m merme inest e» 1*. ■ *4 beginnt fftr Angvh.tri ge des PeuUcbm Iteiches am
’jr. April, für Ausländer Sin 1. >la.i und U.HK.TI — von Ausnahme fallen sbg-s-heii — In» turn 2H. Mol. Die Vorlesungen und Übungen nehmen am 1. Mai ihren Anfang. — Schriftliche Anfragen wolle man an das Kok tonst oder
an daa SeknMariat lichten. Rpklorat der kiifligl. TeclllllscllPll II(H>hschuI»: Df. F. V. ThieTBPh.
Carolo Willi elmina.
Herzogliche Teehniselie Hochschule
y.it
Beginn ürs Sommer- Keniehlrrs am 2s. April r.His. rmgrammc sind ko^trplw
voin Sek|-<*(»»Pi:tle 7 .U U/ielu ii.
©erlag von 3 . 3 . ÜBeber in fieip3ig 26 .
®er 2 Beg 3um einjä^rig-grcitDUliflen SJSLSBSm'Z
©nitre itnb ©larinr. ©on C bctttleutiumt l T. ©lortlj (Einer. Xritfe, oer-
inelirte unb oerbelferte Hufloae. 3n Crtgiitalletnenbaitb S ülar! 80 ©f.
Itanöbud) her Uniformfunbe. ^
ffinjelfifluren auf 100 Tafeln. 3n Criöinalldnenbnnb 6 ©fort.
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A cine UntcrhaltunK anknßpft.
wi e man sieh g,- bi Id cl und an -
gmehm aiudrikkt, worftber
man In der (iesell-uiiift, bei
Taf. l mil dem anderen Ge-
schlecht redet, wie man nett
und amüsant plamVrt, kurz,
rin bclmbh'r ficsrilackaftrr
wird , dann b-tu-n Me das
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Tnrus
Slluftrirte 3 ci * UTl 9 -
3 lt 3378 . 26 . 9 KÖI 3 1908 .
2Bie alljfit)dic^, werben aud) in biefcm 3at)rc roStjrcnb ber ^aucr ber 93abc* unb 9?cifc-3^* unter ber allgemeinen llb«r[d)rift:
©über», Rotels unb *Retle=5ln3etger
Die un& für bie „3IlujtTirte 3 c * tur, 8 u 3 ugel)«nben Hnt&nbigungen über ©aber, Sanatorien, Irinf« unb öeilanjtalten aller Slrt, Rotels
unb IKeftaiirattonen, ©eifegelegen^eiten tt, nad) ©nippen georbnet unb oon Den übrigen ©geigen gefonbeTt an erfter Stelle be& 3nferaten*
teils, unb sroar in bei 3«t«ng [elbft — nidjt auf lofen ^Beilagen, wie in Dielen anberen ©lüttem — 3 um Wbbrucf gebradjt. (£s bietet bieje GH n>
rid)tung, bejonbers aud) infolge ber überfid)tlid)cn Gruppierung, größte Sidjerfycit für bie gctoünfdjte ©cadjtung aller Slnfünbigungen, coeldje
bei ber einflu&rettben ©erbreiinng ber „Slluftrirtett 3 eittmQ" tn allen Greifen bc$ offentli^en «ttb gefell[d>aftli^en ßebens
anerfannterma^en oon befter ©Birfung jtnb. 3nfolge biefer SJoraüge l)at |id) ber „©äbetr, §otel. unb ©eife eitriger ber 3llujtrirten 3«itung M l&ngft als be«
werter unb beliebter ©atgeber in oielen Streifen eingebürgert unb bilbet getoiffermafeett einen Wittelpunft für alle biesbejü glitten ©efanntmadjungen.
$)ie Unterjeidjnete, foaric oiele Diimoncenburcaus nehmen 3luf träge entgegen. — ©reis für bie einspaltige 9lonpareille*3eile ober bereu fRaum 1 HJlarf 50 ©fg.
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trieben, und in Frankreich ihrer früheren Marken,
welche öffentlich versteigert wurden, entsetzt.
und stellen nun ihren Likör in Tarragona (Spanien) her.
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nung : „Liqueur des Peres Chartreux“(Tarragona.)
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<Rt. 3378. 26. 9Kärj 1908.
31Iuftrirtc 3 eitim 9-
529
$Bas die 3<tfjl 6« <&efci)ü>adi!tpüi\acrf<ßtffe betrifft, bie
Jranfreicß befitjen foll, fo rourbe fie uom Cbermarinerat
1899 auf achtun baroan jig fcf tfiefc^t ; in einer 1906 ab»
gehaltenen Sißung würbe fic auf Dtcrunbbrcißig pcrmchrt.
3cß bin ber Anficht, baß fie Der des beutfeßen ^ro*
gtamms gleicßfontmcit müßte, nnb baß, roenn bie beutjeße
Jlotte, roie man fagl, 1916 fecß&iiiidbreißin ©anjerfeßiffe
erften Manges befißeit foll, ftranfreid) 31t berfelbcn 3cit
bie ßleicbe ?ln3at)l fjaben müßte. Taju ift es erforber*
ließ, bah wir bebeutenbe Anftrengungen mähen, unb
baß ittijere «Regierung einerfeit« den Anhänger« ber
3)cfenfiöntaTine unb bet neinen Skiffe, aitberfeits unferen
Kollettioiften gegenüber, bie überhaupt nichts oan einer
Kriegsmarine roiffen wollen, nnb bie feit 1899 immer
gegen alle für bie ffllarine ^caTifreiefj^ »erlangten Kredite
geftimmt haben, ftanbbält.
(Sciteralmajot o. Strußberg,
Orr neue Snfprllcur ber 3nfnnt*rie]<6ulcn •
er an Stelle Des jurn Kommandeur ber 2. (Bärbe-
ln fanteriebioi ft ott beförberten (Generalmajors t).3d)encf
311m 3nfpefteur ber 3nfanteriefchulen ernannte (General-
major o. Strubberg ift ein Sohn bes langjährigen (General-
abjutanten Kaifet SBtlhelnts I. unb (Generalinfpelteurs bes
'JJiilitär»et3tcbungs» unb ©UbungswcfeuG, tbenerals bei
3nfanterie u. Strubbetg, ber am 22. ©täri bas feltene {Jeff
eines oier.ng jährigen (bencralsjubiläums begehen tonnte
unb %- 1» »suite bes Kabettenforps fteßt, beffen Komman-
deur er einfl t»ar, unb ber bereits als ©rtgadefommanbeur
fteß im Kriege 1870/71, oor allem in ber Srf>lncf)t bei
Mapaume, ausjeidjnetc.
Sein Sohn, ber jeßtge 3nfpefteur ber Onfantcriefcßulcit,
würbe am 31. Januar 1872 3um Leutnant ernannt, bureß-
Lief bie oetfcßicbetiften Stellen im J-rontbienft unb in
befonberen ftommonbos, bis er am 10. April 1906 3um
cbeneralmaior unb Kommandeur ber 5. C&arbe»3nfantcrie»
brigabe beförbert mürbe, Die ihm jeßt übertragene Xienft-
fteUung ift außerordentlich wid)tig; denn iljm unterfteßen
nidjt nur bie 3«fanteriefcßießJcf)ule und (Beroeßr-
prüfungsfommiffton in Spanbau, bie für bie gefamte
Schießausbildung bes Heeres oon t)öci)fter ©ebeutung
finb, fonbern auch bie fieben Unteroffizierfcßufen unb bie
Wilitarfnabfn-ljrjiehung&anftalt in Annaburg,dte einen be-
beutenben Teil bes Untcroffiatetetfaßcs liefern. W. B.
2Bodjen[<f)au.
Der beulte ^Heid>siag.
(Etat bes iRei chsamts bes 3««etn. — 35a bie 3eit
drängte, mürbe am 12. Alära nod) eine Abenbjißuttg ab=
•leßalten. Der Titel «tatiftifeßes Amt würbe crlebigt. (Braf
1). 6<hmmn'l'flwih begründete eine Refolution ber Kon«
inroatioen auf ©orlegung eines (Befcfientwurfs noch in biefev
Tagung, durch ben für folcße gJlärfte unb marftähnlKhe
Aeranftaltungcn, bie bem Handel mit Scßlacßtoich im größern
Umfange bienen, Anordnungen zu treffen finb, bte eine 3U*
mläfTipe Jeftftellung ber ©ießpreife nach l?ebenbgewid)t
tiewäßrleifteu. Der Soziafdemotrat ©rct) foxberte (Erhebungen
über bie Sage bet Arbeiter in ber chemtfehen 3nbuftrie. Beide
‘Jiefotutionen würben angenommen. 91m 13. würbe ber Xitel
Afießsgefunbßeitsomt bewilligt. 'Angenommen Würbe eine
3entrumsrefoluHon , betreffenb bie ttbernahme ber 3rleifd>«
befdjautoften burd) bie ©unbesftaaten, ferner eine Refolution
bes Ronferoatipen I>r. Röfidc mit 131 gegen 104 Stimmen
ber SfTcif innigen, bes Zentrums unb ber So.üalbemoTraten,
in brr bte oerbünbeten Regimingen erfueßt werden, durch
halbigen (Erlaß einer ©tinbrsratsDCTorbnung bie Tlbgabe oon
^ifleflenj au «Speife^tDeden aus ben ftabrifert 3U oerbieten
unb ben Kletnljanbel mit (Effig unb effifliäurehaltigen J^lüffig*
feiten einheitlich ju orbnen. 33as Kapitel Patentamt mürbe
bewilligt. 3n bet fflbenbfhuug oom 13. rourbe bet Xitel
Strichsoerficberunflsamt genehmigt. (Eine Refolution bes
flatianatlihetalen Jinbel, nah ber § 1 bes (Bewerbeunfall*
oerfldjerungsgefehes 00m 30. Juni 1900 bahin abgeänbert
loetben foll, baß bie Rer |i«h neun gspflUht auf alle ö<mbcl&«
Aefhdft*, fotoeit fie mit Öagerungs» unb ReföTbeTungsbetTieb
uetbunben finb, ohne Rüdficht auf eine (Eintragung in bas
>>anbelsregifter unb auf bie gefamte Xätigfeit bes (Befhßfts
rtusgcbeßnt wirb, rourbe mit großer ÜJlchrheit angenommen.
Die Kapitel Kanalamt unb Ruifidjtsamt fÜT Vrioatoerjichmmg
würben erlebigt. Die leßte Rate non l&OOO für bie
«ufbeefung bes römifeßen fiimes, 16 100 .* jur mi|fenfd)aft*
lidjen Searbeitung ber (Ergebniffe ber Sübpolareipebition,
Ne leßte Rate oon 75000 M für ben Ausbau ber ftoh j
(önigsburg unb 2150 000 aur (Entfchäbigung bestrafen
0. 3eppelin unb gum (Erwerb ber beiben yuftfd)iffe rourben
bewilligt, IrßteTe ^orbrnmg einftimmig. Schließlich rourben
nod) Im außerorbentlidjen (Etat 20 ffllill. .S als aroeite Rate
Uir Crmeiterung bes Kaifet»SBilhelnt«Kanals bewilligt. 3>er
Antrag Spethmanns <Jreiflnnigc Roltspartei) auf (Einfeßung
einer Kommiffion 31m 'Prüfung bes Rlanes einer aus pri*
oaten Rtitteln ju fchaffen ben Kanaloerbinbung ber <Mern«
färbet Sucht mit bem Kairet.'JBilhelm.Kannl, mit ber Staats-
lefretdr 0. SethmanrofroUweg nidjt einoerftanben war, rourbe
9 egen bie Stimmen ber Redeten angenommen.
Kleinere (Etats. — 9m 1«. 9Jldr3 würben in mehr als
neunftünbiger Sitjung bic (Etats bes Reichstags, ber Reichs»
eifenbatjnen, bes allgemeinen ^Jenfionsfonbs, bes Reichs-
moalibenfonbs, bes Reichsntilitärgeridits unb bes Rechnung^
hofes crlebigt, bie leßten torci in 9lnweffnheit oon ungefähr
uinfimb3wau3ig (Hbgeorbneten. Rorßer umrbe über bie
9 ! erid>terftattung in ben KommiffionsHhungcn bebattiert, bie
eine ^tnberung erfaß rert foll t meil bie 'JÖHttciluugen ber
.icitungen, nidßt auf offiaiellen. fonbern auf 93cTid)ten ein-
»elner ^Ibgtorbnetcr berußen b, oft ein falbes RUb geben,
.ferner rourbe ber ^ronbs 311m Rntauf oon Rüdiem für bie
Retchstapsbibliothft oon 30000 auf 3HOOO .et rrßöf)t.
I
'phoi. jfxnir. Jy-rtrtf, u. 'llMrn.
©eitcralitiajor v. Strubbcrg,
ber nfUr 3n(p*Umr bef IdillUn .
(Etats ber 391le unb Rerbraudisiteueru. (Etat
bes Reichsfehaham tes. — Ju ber tweiten licfung bei
(Etats ber 3&H« unb Rerbrauchslteu ern tag eine JRcfolutiem
Röfidc (roniernatto) unb eine Refolution eped (Jentrum»
über bie SRcrjollung oon (Berfte oor. ®ie leßterc rourbe
gegen bie 3o3ialbemofTaten unb bie Jrcifinnigen angenommen,
cbenfo mit gleicher 'JMeßrheit ber eTfte Xeil ber Refolution
Röfide, wäßrenb gegen Jcntrum, SciialbemofTaten unb
i^Tcifinn ber aroeite Xeil abgclcßnt mürbe. (Es folgte ber
(Etat bes Reicbsfd) a ßoMi1cs t ber bas ^>aus auch noch in bet
Rbenbüßung am 16. befdiäftigte. 3n (Bcgenmart pon an-
fangs nur oierjig Wbgeprbneten würbe bie Rcfpted)ung über
bie Krtegsocteranen fortgefeßt. (Ein JentrumsantTag Raumann
forbert für bie Kriegsoctcranen weitere iVürroTpc in ba Rich-
tung, baß alle, bic nid)t mehr als 900 .M (teuetpfl»d>tiges
(Einfommen haben, als hilfsbedürftig gelten follen. RJätprrnb
bcT-Refprecßvug rourbe cs awSlf llßr, fo baß bic Rbftimmung
über btefen Rntrag — er würbe oon mehreren Seiten als
oerfaffungsrecßtlich feßr bebenflid) ßingeftellt, weil es bem
Reichstag nicht aufteßt, eine größere, «och bau» ungebeefte
Summe in ben (Etat cinauftcllen — auf ben 17. oerfeßoben
würbe. Der Reid)sf<haßct at würbe cTlcbigt, ber Rräiibent
wollte auch nod) ben Rantetat erledigen, wogegen Singer
ber fpäten Stunde wegen fproteft erhob. Ret ber 'Mbftim^
mung tonnte jebod) feine Klarheit cr3ielt werben, ba eine
2ln3aßl fcßlafenber Rbgeorbneter fowoßl für wie gegen fifcen*
blieb. (Es erfolgte bet ^ammelfptung, wobei fid) B8 für unb
58 gegen bas üBeitrrfihen erflüTten. Xas ijaus war alfo
befeßtuß unfähig unb rourbe oertagt. 'Jim 17. wuTbc ber
3entTumsantrag mit 167 gegen 128 Stimmen abgelcßnt.
(Etat bes Reicßstolonialamts. — Racßbcm bte
Rubgeifomntiffion in fcchacß" Sißungcn auf ffirunb großer
Programm aüfeßer Reben bes Staaisfclretärs fo 3iemlid) fömt*
ließe 9tufgaben ber Kolon ialuerwaltung eingeßenb erörtert
hatte, trat ber Reichstag am 17. SJJär3 in bie 3wcite Cefurtg
bes (Etats bes Reich&tolonialamts. Der StaatsfefretSr Dem»
bürg entwidelte in großen 3üflen noef) einmal bic program*
matifeßen ffinmbfähe, bie er fid) für bie Rerroaltung unb
(Erfd)ließung ber Kolonien gebildet hat. (.Bcrechtigfeit unb
®3ol)lroollen follen gleichmäßig gegen 'IDeißc unb Jarbige
geübt waben. 2Birtfd)aftlid) oorgebilbctc Reamtc, bic Kennt*
nt« oon yanb unb l'cuicn bcftßeu, follen bie Kolonien oer*
walten. (Elemente, bie burd) Rrutalität unb XRangel an
Selbftaucht bas flnfeßen ber weißen Raffe fdjäbigen, follen
ausgement roerben. XeT weißen 'Beoölterung foll bie (Er*
fcßließung ber Kolonien erleichtert werben, aber ohne bie
S el bf »beftim mun g ber ©ngebome« du unterbinben. Um
ber Hauptaufgabe , bic (Eingebomen fittlld) unb Cultnrell au
heben, gerecht au werben, foll bte (Einfcßung oon (Eingeb omen*
tomnnffionen eines Uanbeslultur* unb eines Uanbesfanitäts*
amtes aum Schüße ber Cingebornen erfolgen. Unb oor
adern muß für ©ahnen geforgt roerben, burd) bic eine ©er-
billigung bes Xransports ber Kolonialprobufte nach ber Kürte
erfolgt. Dcsßolb legte ber Staat« fefretär bem Reichstag eine
Rn3aßl neuer ©ahnbauplänc oor unb oerwies auf bie ©or*
teile, bie fid) burd) bie fchon im ©etrtebe befin blichen ©aßnen
ergeben haben. (Er hofft, baburd) bte Kolonien ganj auf
eigne Jüße 31» Hellen unb mehr als bic 3infcn für bie
Kolonialanleihen befrieden ju fönncu, aus benen bie ÜJHttel
aum ©aßnbau genommen roerben follen. Xie baTauffolgen*
ben Reben bes Hanf» fpraeßen für ben künftigen (Einbnuf,
ben Xemburgs Ausführungen feßon in ber Kommifrion
gemacht hoben. Am 18. würbe bic allgemeine Debatte fort-
gefeßt, am 19. $u CEnbe geführt unb ber (Behalt bes Staats-
felrctärs bewilligt.
Xrauerlunbgebung für bie in SÜbroeftafriCa
unb in Kamerun (Befallenen. — SBäßrenb ber Debatte
machte ber Staatsfcrretür oon ben neuen Kämpfen in 6üb«
wefiafiita unb Kamerun Riitteilung, was große ©ewegung
heroorrief, weil fo fchwere ©erlufte niemanb befürchtet hatte.
Die äftitteitung ber Xepefdje erfolgte gerabe in bem Mo-
ment, wo fid) ber Reichstag mit be« Opfern ber früheren
Kämpfe befdiäftigte. Der Abgeordnete o. Ercuenfeis hotte
im Ramett ber Konferoatioen ©artet mit warnten SBorten
unter lebhaftem ©eifoll ben Antrag begründet, ben in
Sübweftafrifa (Befallenen aus Reichsmitteln ein Denfmal
Mi errid)ten. Rad> 'JJIitteilung ber Xepefcße gab ber ben
©orfiti führenbe ©iteprflribent Kaempf offiiiell ben (Befühlen
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bes Hatiies Austmid, in bei« er bie Abgeorbneie« anfiorberte,
fid) oon be« cißcn au erhebe«. Tie 2 oti albern otroten folgten
bieicr Aufforberung ebniiallc-, unb ihr sprediev, Per Ab
geoTbnete (Eichhorn, betonte ausbrfldlid), baß (ic e«> gern
getan hätten.
Konflift mit ben ©ertretem ber ©rciie. — Ju
Anfang ber Sißnng gab es nod) einen peinlichen Jwiichen«
fall: als ber 3mtnim«abgeorbncte (Er.tbergct - oon ber «n>
ftet blichen Seele ber Reger fprnd), enegte er Itiorburdt nicht
nur Die Hriterteit bes ilmufcs, fonbern auch bic der Jrihünen.
Hierbet fall lidi ber Jeummtsabgeorbnete tBröber bei einem
unucritänblid) gebliebenen Jroifctiennir bc>> Ausbrurf* „2a»t*
bengel 4 * bebient ßobe«. Hierhurch fühlten iid> bie Jour-
naliiton fei bftueritön blid) in ihrer Standesebre oerlcwt. Tie
(Erflarung bes (Grafen au Stolberg ttÜemigerodc feSiicn ihnen
nidit genügen b als (Beitugtinmg, und Fte tagen fidt deshalb,
während dir Abgeordneten bic allgemeine Molonialbcbnttr
iu (Ende führten, sur ©efprcdnmg utrüd. Sie wallen uar
(Erlangung ooller (7>emigtuung bic Iribünc nicht wieder be»
rieten. Tiefer Konflift ift feit bem ©eitchen des Reichstages
Der erfte birier Art.
(Einer neuen Deputation ber ©litglicbcv Der Journaliitcn-
tribünc oermochte am 20. Wärt der ©räfibent tftrai mi Stal*
berg reine (Benugtuung ,|U geben, obroohl er fie in der Iiebens-
würbigften SBeijc empfing. So brach nllo ber Streif ber
Joumalirten aitf der Xribünc nunmehr definitit» aus. v JUcitci
arbeiteten nur bic ©ertretcT der onhiärcn ©ureans ioroie
die 'JOhtglirbcr ber non der Jentrumsiraftion unterhaltenen
3cntrumsforrefponbeiia. Audi bas offt.üöfc ©tolfffchc ©ureau
erflärte iich mit ber (Befamtheit dcT Joumaliiten iolibarifd)
und verpflichtete fid), oertragsmüßig lediglich bie Regierung««
crtlärungen aufaunehmen und aud) biefe nur an die amt-
lichen Stellen ju liefern, im übrigen aber an bie 3ttttingrn,
tnsbeionbere ber ©rooint. nur die ©cfchlüiie au übermitteln.
Rometis ber gefamte« mislänbifehen ©reflr oetficherie Hr.
Sham oon bent „Rcw ©ort Sun" bic bcntichen Kollegen
ißrer unbedingten Solibaritäi. (Ebenia ging eine fchrirtlichc
St)mpathiefunbgebung non bev Joumaliftentribüne bes.
preußifdjen AbgeorDnctenhaufes ein. Auch am 2t. währte
ber Konflift noch fort.
Tic ‘JWärabemonftrationen in ©erlin und im
Reich. — Auf dem frriebhot ber Rlärjgefallenen in 'Berlin
wurden am 17. unb 18. ülärt im ganacn twrihimdertfiniind*
dreißig Krärttc niedergelegt. Secßtig Sd>leifen rourben roegen
ißrer aufreizenden 3nfd)riften abgerrennt, non diefen ftanimten
oierteßn von ber anarchiftifchcn ©artei. Die Jnhl der ,>rieb-
hofsbefud)er rourbe auf etroa iroölftauiend gefehäflt. (Es fanben
oierteßn ©rrjammlungen in ©erlin itatt. an denen ungefähr
aroanjigtaufenb ©erlernen teitnaßmen. Auseinanbergefprcngt
uon ©oliaiften rourben fünf Jüge, daoon troci mit blanrer
©Jaffe. 5n be« ©orarten fanben tetjn ©crfammlungen Itatt,
bie alle rußig nerliefen, ebenfo wie auch im Reich.
Aus bem fächfifcßen l'anbtag. — Tic 'JRehrheit ber
fonfexoatioen Abgeordneten einigte fid) am 1$. ©für) mit
der nationalliberalen Jrattion auf ein yanbtagsroahlrotbt,
Da« ein reines ©luralwahlredjt ohne KommunaluertTrter fein
Toll. Die 3oi)I ber Jufehlagsftimmen foll drei betragen. Sie
werben nerlicßcn Dem Alter, ber Selbltänbigreit und An
faffigiett, &er ©ilbung unb betn (Knfommcn (bet 1901) .Jk
eine 3ttfchlageftimmf). UbcT die 9Bahirrei«einteilung würbe
noch leine (Einigung erzielt, ftflr Da« ionferpatioe und
nationalliberale Kompromiß erflärten (ich ftebenunbaroansig
Conferuatioe unb brrißig nationadiberalc Abgeordnete, fo daß
3weibrittclmel)rheit oorhanden ift. Ter (Einigung ging eine
ftürmifeße (Sißung ber tonfeTDatioen Jrattion oorau«. Am
17. befdjloß die 9öal)Irecl)t«beputation ber fäd)fifd)en 3*»ttten
Marnmer, bie CffentlidKeit 3U ihren ©erßanblungen au.iulaffen
unb über ben bisherigen ©erlauf ber Depurationsoerhand-
lungen einen offiziellen 'Bericht hrrausuigeden.
Die Aufhebung ber geiTtfichen Sehulaufiieht in
Olbenburg. — Am 13. ®iär3 wurden im olden bu rgifchen
fianbtage bie Kcitfäße des Abgeordneten Xanßen annt neuen
Srßulgefe*| angenommen, ©on belonbcrer 'JBicßtigleit ift ber
Dritte Dieter Ueitfäße, ber bic Aufhebung der getfUid)en Sdiul-
auffießt fordert, groifeßen ben 3entntmsabgeorbneten und
Den liberalen und fo3ialbemofratifchcn entlpann fid) eine
leib enfeßa ft ließe Debatte. Der Regterungsoerrieter erflärte
im Auftrag des erfranften 'JJIinifters Ruhrtrat, Der Riinifter
wäre prtnjipielf mit ber Trennung der ftaeßauffiebt oon der
Ortsidjulaufficht einoerftanden; jedoch roäre für die Betriebs-
auffld)t uor allem der (Beiftlidie geeignet. (Er foll aber
lünftig mit biefem Amt oom Crtsfchullollegium beaufriagt
werben. Ter (Beiftliche ftänbe alfo nicht feldftänbig neben
bem Scßuloorftanbe, fonbern roäre nur Dezernent für b-e*
ftimmte Angelegenheiten, über bie er dem Sdniirollegium au
berichten habe. Tic Aufficht t&nne and) bei mchrrialfigen
Schulen in die $änbe Haupttehrer gelegt werben.
Das ©rogramm bes Kabinett« H^msf er l. Am
10. 'JDlärj hielt ber ©remierminifter HtentsfcTf in der niebfT«
länbifcßcn 3roeiien Kammer eine Rede, in ber er bas ©ro*
gramm Des neuen Kabinett« auefüßrlicher cntwicfelte. Tas
©Viniftfrium H**tn5teTl betrachtet fid) als ein Kabinett b«
Rechten, wird aber fo niel roie m&glich in der neu-
tralen Jone bleiben, da cs übeT eine gefdiloffene ©lehrßeit
ln ber Jiuciten Kammer nießt uerfügt. Die Regierung
gibt ihren „cßriftlichen“ (EßaralteT ju erlennen. inbem fie
©laßrcgcln 3ur ©ctämpfung der Urcfittließleit in Ausficht
ftellt unb ben „freien“, b. h- eßriltlidien Realfchulen eine
tlntcrftüßung au« Staatsmitteln gewähren will. Die ©ot
lagen über bie Kranlen- und Altersoerficherting und der
©tan ber Berfaffungsreoifion roerben (utü cf gezogen, weil bie
l'egislahirperiobe feßon 1909 abläuft- wird die
Regierung eine Abänderung der Anfall oerfießerung oor-
Tdilagen und ocxlpricßt für fpätcr eine ©orlage, die bie
Alters- unb Jnoalidenoerficßerung einheitlich regeln foll.
^fallen gelaffen werben ferner bie Rouellc 3um tEinlommen«
fteuergefeß und die ©orlage zur Irocfenlcgung eines Teile«
De« Jui berfees. ©crfprochen wirb eine Reform ber ©Hilft
unb Candweßrgeieße, ferner (Entwürfe aur ©erbelfcrung bev
Kürtenoerteidigung. ©legen der ßoßen Koften foll ber Reu
bau uon großen Kricpslcbirfcn belcßräult roerben Jun:
Sd)luß wird die 'Bildung eines Uandesperteibigungsrats in
Au«fid)t genommen, in dem auch Da« bürgerliche lEIcment
oerrieten fein folf-
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
530
3 Uuftrirte 3 c ^ utt d*
9 ir. 3378 . 26 . BJtciq 1908 .
£muptmami grtebrid} o. (Srcfert,
t tn SfktNMftafrtta am 16. Wflr».
im Mai 1904 öauptmanu unb trat im Aooembex bes-
felben Jahres 3U bet Gd)ul3tntppe über, in bet er bereits
1899 einnuil Tienfte getan batte. 3n Gübrocjtafrifa nahm
er an einer flauen 5Kcit>c von ©cfedjten teil (Aarubas,
©anams, Aarus, Horeb, Mareb« Aeoier, ftareb* Aarus,
Aoredjab, £>artebcc|tmunb).
Xer cbenbort gefallene fieutuant Oster (Ebing er war
am 2G. Tejcmber 1882 311 ßuefau (.«reis fiudau) geboren
unb gehörte feit Anfang 190G ber Gdjuhtmppe für Güb*
weftafrita au. (Er ivar ber Xritteu ( v }frooiant-)ftolonncn-
abteilung pigcteiU. (Ehe er nad) Gübwcftafrifa ging, ftanb
er im 2. Cbctthemi|d)en Infanterieregiment Ar. 99 in
3abem f in bem er 1902 Cf fixier geworben war.
ffilcid))citig machte ber Gtaatsfcrretär non einem anbem
fdjrocren Perluft Mitteilung. Am 5. Affin fiel bei ber
Hrpcbition bes Major* $ubcr gegen Muntfd)i nad) |ieg-
reichem tteferf>t fiauphnann £>ans. ffilauning.
Major <f3uber ( bet Hommanbeur ber Gdjuhtruppe von
Kamerun, roar, um bie Perhfiltuiffe im 3nnem lennen
3U lernen,, 3m (Erpebition bes Majors ijfiring geftofeen,
bie bie norbmcftlichc ©rmte Hamern ns von ^ola bis ,ium
tfroftfluh fcftlcgcn fall. Om ffiebiet von Pamenba fdjfaf)
lieh $auptmann ©fauning an, ber wegen feiner genauen
örtlichen Henntniffe gute Dienfte (elften Sollte. £>oupt-
mann £>an& ©launing mar am 29. Januar 1868 311 Berlin
geboren unb mar 1887 als Avantageur in bas 1. Gächftfdje
Pionierbataillon Ar. 12 eingetreten, bas er (Enbe 1894
als Cberlentnant verlieh, um 311 ber Schuhtxuppc in
Öauptmann £jans ©lainiing,
t ln ftnmenm «m *. W« *v
Bleue Ö 3 efecf)te in Süfemeftafrifa
unb Äamerun.
OflYfibrenb ber .uoeiten ßefuitg bes .Kolonial»
^üetats teilte Gtaatsfelretar Xemburg bem
Reichstag ben Inhalt einer foeben beim Holonial-
amt cingcttoffcncn Xcpcfd)c bc* CbeTftlcutnants
o. (Eftorff mit, bic von einem neuen oerlujtueidjett
®efed)t in Gübwcftafrifa berichtete. Tanad)
griff bas aus ber 1., 7., 16. Kompagnie, einer
fombinierten Mafcbinengcroebrabtciltmg, 3tvei
rfal&figuala&tciUmgcn unb einem Juge ber 3»ci*
ten ^elbtelegraphenabtcilung befte!)eube (Evpebi-
tionsforps bes ^auptmanns v. (Ercfert am
16. Mär? bie BJerft Simon Hoppers mitten in
ber Kalahari, etma 100 kni norböftlid) oon
©einab, an. 3)er ftcinb ocrlor ad)tunbfünf)ig
lote; fieben Männer »mb einige SBeiber wur-
ben gefangengenommen. Simon Hopper fclbft
entram in ben bichtcn Bufd), ber Acft feiner
P3erft 3crftreutc fid) nad) Gäben unb Gübmcften.
Auf bcutfdicr Seite fielen £xiuptmann 0 . (Ercfert,
ßeutnant Hbinger unb .pvälf Mann ; neun Monn
mürben fd)wer, brei Offnere unb fünf Mann
leicht oenminbet.
■las (Erpeöitiousforps roat in jroei Kolonnen
non ©od)as am 6., oon Araljoab am 8. Mär, 3 in
fficfanitftärtc vonvierhunbextbreihig Meißen mit
fiebenhunbert Hamclen aufg<brod)cn. ©orljer
mar eine 200 km lange Xelegraphewlinieam Auob
unb Aoffob entlang 3m Gicherftellung ber Aad)rid)teiroeibiu»
buug g ebaut. 21 m 1 1 . oereinigt en fid) bic Hol onnen bei ©cinab .
T)ic 2in|treugnngcn maren febr gro&; nad) vier lagen würbe
in ©einab 3um crftenmal abgetod)t, bietägli<hc Mafferration
betrug bei beiger unb troefener 'IBitterung für ben Alann
30» i, fpfiter nur ein tfiter. ®ei ©einab umrbe bas le^te
2llci)iDflffer gefunben, bas aber nicht 311m Xrdnfen ber
Hamele reichte. .f>auptmann p. Crdert edunbetc am 15.
Simon (Eoppers Söcrft unb griff fie am 16. bei 2age?-
anbntd) mit rmei flotachements unter ben Sjauptleuten
©nlncr unb Mild an, fiel jebod) gleid) 311 Anfang bes
©efechts. hierauf übernahm £>atiptmann ffirüner bao
Hommanbo: ber ßrcinb mürbe im ununterbrochenen
lauf von Stellung 3U Stellung geworfen, bis er fiebcu«
einhalb Uhr oor mittags feinen Miberftanb auf gab unb in
regellofer Hrlutht au&eitianberlief. (Erbeutet mürben neun«
unbtwanjig ©eroehre, 3at)lreid)c Munition, eine deine
®icl)herbc unb einige pferbe. Tas$iottentottenfommanbo,
bas am 8. norblid) oon Hoes eine Patrouille überfiel unb
einen Alaun tötete, lyatte fid) allem Anjd)«in nad) bereits
am 15. micbor mit Hopper oeretnigt.
£auptmann ffirüner muh uinödjft nad) 2lrahoab, ber
nächfteu am 'JJoffob gelegenen 'lUa ff erftation, 3urütf. Simon
Hopper if t fd)u>cr ge|d)iibigt, aber nid)t unfdiäblid) geinad)t,
|o bah roeitcre Crpebitionen nötig |iub. ®ie ßciftung 6er
Iruppen wirb vom Oberftleutnant o. Cftorff als gan^
heroonagenbe SBaffentat be3eid)net.
^>auptmann Jlfriebricf) v. Grdert, mit bem bie Sdpcit*
truppe einen ihrer bewfihrteften Cffitiexe oerlor, mar am
39, Uejcmber 1809 31» Prombcrg geboren. Cr mar ber
Sohn bes 1870 bei Samt-privat gefallenen ftommanbeuts
bei ffiarbefüfiliere unb arnrbe 1889 als ßeutnant in bas
ffirenabterregiment Ar. 2 eingeftellt. 3n ben 3ahrcn 1895
bis 1897 gehörte er ber chilcnifdjen Armee an; bei feiner
Aüdlchr nad) ^eutfdjlanb laut er in bas ffiarbc-ftüfUier-
regiment unb mürbe jum Oberleutnant beförbert. (Sr
nahm am Purenfriege teil unb mar ber einzige bcutfd)e
Offi3ier, beu bie (Engläuöer ihre Plodl)äu|crrctte befiel)»
tigen liegen. Aach feiner fRüdtel)r fdjrieb er einen oicl
beachteten Aitilcl über bas engli|d>c Plpcfl)fiuier|i)ftem. (Jt
gehörte bann bem 3nfanterioregiment Ar. 92 an, umrbe
ficutnant Osfar (£bmgcr,
f in SClbiprflofritA önt 16.
Teutfd)<Oftafrira über3ugd)cn. .fjier nahm er au ber (Erpebi-
tion Pu rungt»3rangi Ufionii luru, an ber 28al)umba (Sxpebi-
tion unb am fte^ug gegen bic Mahehc teil. 3m CJahrc
1900 mürbe er nad) Kamerun verlebt unb mad)te eine grobe
A 1130hl oon ©cfechten in ben fahren 1901, 1902 unb 1905
mit (Hämpfe gegen bie Pafnts unb Panbcngs in ‘Deutfd)«
Pomu, gegen bie Patneta, bei Pamenom, bei Pabani,
gegen bic Jumbos, gegen Pauffa, Pamnmgom, Paling
unb Paugulap, in Maubi t bei Habja unb bet Munfett).
l£r teidjnetc fid) burdj unermübltche 2lrbeitsfraft unb
großes Perftänbnis in ber Pehanblnng ber (Singebomcn
aus. ?lud) galt er im allgemeinen für immun gegen bie
ocrberblidicn Hinflüffc bes Xropendiiuas, fo bag hie
Holonic burd) feinen lob einen äußerft fdpncrilicfycn
Perluft erleibet.
Gbuarb 3dlet-
/ TScr auch in unferer 3eit|d)rift |d)ou oft gewürbigte
AJ Slllmeifter ber beut[d)en philofoi'hie ift nicht mehr:
nad) einem arbeitsvollen, au (Erfolgen reichen ßeben ift
am 19. Märj Gbuarb in Stuttgart fanft oerfcf)i eben.
Als bas achte oon neun Hinberu eines fRcntamtinanns
JH itlcinbottmav, etma eine Stunbc oon Schillers ©eburts-
ort Marbach, am 22. 3 a,,u01 ' 1614 geboten, war er ur»
fprünglid) 311m Xheotogen beftintmt unb gehörte nad) bem
Pefud) ber nieberen Seminare oon 1831 bis 1835 bem
berühmten Xübingcr Stift an. £)ier förberten ihn oor
allem Taoib Jlfricbrid) Gtrauf), ber bamals an teinem
fritifchen „ßeben 3 C I U,< arbeitete, unb ft. ©h* 1 * Sour, ber
fpätere Segrünber ber Xübinger Xheologenfdjule. 9Bie
fie, uiur3elte auch er in ber Philoiophie Hegels.
Aachbem (Ebuarb geller 1835 fein (Eiamert bef tan ben
hatte, manbte er fid) fortan bem Stubium ber grirchifchen
Genfer ju unb ging 18116 nad) Pcrlin, wo er fid) befon*
bers bem f<harf finnigen Interpreten bes Alten Xeftaments,
3. Ä. A3. Satte, anfchlof). Aad) feiner Aücffehr 1837 mürbe
er 3ucrft Pifar in Xübingen, bann Aepcteut ber Hloftcr»
fdiule 3U Urad) unb 1839 SHepctent am Xfibinger Gtift,
wo er tbeploflifd)e unb phüofpphifdje Porlefungcn hielt.
Xiefem gehören aud) bie „Platonifchen Stubien"
au, in beueu (Sbuuib 3<U*rs r>t)U oiopl)ifd>o
Stellung bereits dar gefenn3ei<hnet ift: er hielt
es für feine Aufgabe, 3toifd)cn ber gelehrten
SVorfd)ung unb ber |pefulntivenffiefchid)tsbetrach«
tung 311 vermitteln.
3in Ciohrc 1840 hobilitievte er fid) als Priwai'
bojent au ber lluioerfit&t Tübingen unb begrün*
bete 1842 in Perbinbung mit Saur, Schtoegler,
.Vtöftlin n. a. bic „Xheologifchen Jahrbücher,
bie bis 311 ihrem (Erläfd)eu 1857 ber neuen friti«
fchcit, fog. Xübiuger Xhevlogenfd)ule als miffeu*
,fd)aftlid)es Organ bienten, geller ging 1847 als
profeffor ber Xl^ologte nach Peru, roo ihn, wie
etlidie Cfohre oorher Xaoib Jfrichrid) Gtraufe in.
3ürid), bic .Honfcroativeii aufsheftigfte belämpf«
tcu. (fr nahm bat)er gern ,3iocl ^«hrc Fpäter einen
ehrenvollen Auf nad) Marburg an. Abcraud) hier
ermtuhfen ih«t Sd)micrig!citen, befonbers burd)
bie ffiegnetfd)aft bes ftrcnggläubigcn ßiterai*
hiftoriters Silmar, ber Jellcrs Peftätigung bnrd)
ben Sturfftiftenoon fieffen 311 hintertreiben roiihtt’.
3tfler trat in bie philofopl)ifd)c ftafultat über,
würbe aber erft beftätigt, itad)bent feineGache vor
bie Gtfinbe gebracht ivorben war. Aud) als ®ro*
fef f 0 r ber pl)i lof ophie bef d) äf tigte er fid) nod) lange
^ahremit ben ihm liebgcmorbeucu theologifchcu
(Tragen.
Jcltcrs beibe fjauptwerfe fiub B X>ie ^3h'i°*
fophie ber ©riechen”, bereu erjter Teil 1844 er-
fd)ien, unb bie 1852 beenbet war, an ber aber Der
Perfaffer raftlos mcitcrarbeitcte, fv bah ftc feit ber
fünften 'Auflage fcdjs Pdubc umfaßt, vnb bic „ffiefd)id)te ber
beutfd)cn ^h^°f°Ph* c f e *i ö<ibni3 M , bie er 1875 auf P Craula f*
fung ber Patjrifchen ACabemie ber P3iffenfd>aften heraus-
gab. Jeller mar, roic biefc beiben Mcrte 3cigen, faft aus*
jchlic&lich öiftoritev. Gelbftfinbigc tDinenldjaftlidje Unter«
fuchungen hat er nur wenige veröffentlicht. 5m 3ahre
1862 würbe et ^rpfcffot ber pt)ilofopl)< e i n ^eibclbcrg,
1872 Xrenbelenburgs Aadjfolgcr in Perlin, roo er aud)
AKtglieb ber Atabemie würbe; 1894 mürbe er 31101 9Birf*
liehen ©ebeimen Aat mit bem Präbitat (Er3ellenj er-
nannt, unb im öcrbft bcsfelbcn 3al)rc& trat er oon feiner
ßchrtötigfeit ^nriid. Mas bie gro&e 30hl feiner ftreuiibe
unb Gchüler il)m 3ur fteier feines ad)t3igften ffieburtstages
münfehte, ein ungetrübter, friebltd) heisrer ßebcnsabenb,
bas ift ihm and) in reichem Mafoc geroorben.
3of)üttnes gaftentat^.
^Y^ei bem am 1«. Mfir? erfolgten £)rn|d)ribcn bes beutfd)-
^Ofpanifdjen Gd)riftjtellers Johannes Jaftenrath mag
wohl bie ftrage ber (Erörterung roert fein, ob ber Xob
biefes eigenartigen unb bebcutenben Mannes mehr einen
Perluft für Gpanien als für fein eignes Patertanb bc»
beutet, ©ewih fal) ber Serjtovbene einen Teil feiner
Lebensaufgabe barin, bem beutfd)<n Polle bie G<höu-
heiten bes iberifchen ßanbes 3n id)tlbem unb ihm beu
reichen Gcfjatj bei fpanifetjen ßiteratur 3U erfd)ließen.
Aber man muß Jlraftcnraths ßebensgang tennen, um feine
Porlicbe für bic ipanijdjen ßanbe 3U oerftchen unb 311
würbigen. tDrtr er c ' ne hurdjaus u>al)rc, lemig-
beutfehe Aatur. ?lber er war nid)t nur in feinem Pater,
lanb ber berufenfte Xolmetfd) fpaniföer Munft unb Sitte,
fonbem er rougte auch ben Pewohnern jenfeit ber ppre«
näcn 5)eutfd)lanbs ©rohe in leudjtcn ben frarben 3U fchil-
bem, wie er es namentlich in feinem großen PJerfe
„La Walhalla y hu ploria« de Alomania“ verftanb, bieiSelben
ber beutfehen ffiejehichte oon Hermann bem (Ehernster bis
311 P3ilhtlm bem ©rogen unb bie Aeii3eit in fpannenben unb
begeiftemben ©ffaps bem fpanifdjen Polle vorjuführen.
Geine Porliebe für bie Sonnigen ©efilbe .^ifpemieus ver*
baufte f^aftenratb feinet bid)terifd)eit Sturm- unb
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STcmfreidjs Kriegsmarine (|. Seite 528): Das Cinienjdjiff „Danton" (im SBorbergrunb, lauft nod) 1908 oom Stapel) unb ber ^anjertreujet „(Ebgar Quinet" (im £intergnmb linls, bereits oom Stapel gelaufen),
Crtgiiiul 4 «w$iumy oon 4>eorg 3Jlartiru
532
Olluftrixtc 3 c ^ un 9-
9fc. 3378. 26. SRärä 1908.
Xrangperiotw. 3 m 3ohrc im QrioerbflciKi(jen ■SKem-
ictjcii» geboren, font er fd)ou ab «nabe an Die Ufer
t>e* ©beius, mid) «ölu, abfolvicrte hier leine ©gm*
liofialjtubkii unb wibmete jid) bann 5er ©ed)t*wiffen«
iijafl. 91 bet jd)on unmittelbar narijbem er Den Toftot.
but errungen, jdjien er bes trocfneii Xones fatt ju [ein:
er legte Corpus juris unb Baubeiten beifeite unb wib-
inete litt) bem fdjriftf tcllci ifd)cn ©enif«. «eine crflc
'Reife, bie er aUbalb und) Spanien unternahm, wie*
tbtn beu 4Beg ui feinem fpäteru wiffen(d)aftlid)en ©ubme.
Bprndje, Sitten unb ©ollsdjaraftcr bes fianöes feffelten
ihn fo fehl, bflM er ihr Studium ju feiner Gebens«
aufgabe machte. t>ie ialjlreidjcn <yrüd)te feiner litcra*
rtfd>eti lätigfrit jinb befannt: er war nid)t nur ber
berufeufte 3nterpret fpanifdjer Xidjter, fonöem er be«
lxrrfd)te auclj felbft bie Sprache in einer fo form«
uoilcnfteten 'Weife, Duft man ihn beu elften Litcrar if d)e 11
Größen bes ßanbes ebenbürtig jur Seite f teilte, 3n
jpauifd)eit Stabten erwarb fid) ber beutfd)e 'Did>ter bä*
tf-brenbürgerredjt ; bie ©tabeitiien bes ßanbes ernannten
ihn uim rorrefponbicrcnben Ghrenmitglieb. Unb fd)on
als ec ein 'illtcr erreicht, in beni ui eie ^cute oon ber
( >eb«i tur ©uh« gezwungen werben, bei flammte bie
jugeublid)e Gdjajjcn&fraft von neuem in ihm auf. (Et
verpflangte bie „Jeux Floraux“ ber fatalonijd)«n J&anpt-
ftabt uad| .Hölit am ©hein. ©u’lcn Spott mußte er
' Deshalb ertragen; aber feine energifdje Statur, bie
ifjm als Sohn Des beigifcheu ßanbes eigen war,
paarte fid) mit fomtigem rbeinifdjcu vmmor, unb fo
trotjte er allen feinen UBiberfaetycm, tnbem er feine
fteflfpielibee mit ber V -Jähigleit bes ©aireuttjer 'Blei«
jters oerteibigte unb 311m Siege fühde.
911$ fich bie ©lumenfpiele $u ihrem gehnten ©eigen
anfdjitftcn, warb ibt Schöpfer wenige läge oor feinem
neununbfcct)ygfteu (Geburtstage uitb feiner filbemen
^odxieit burd) eine fchwcreßungenentjtmbung bahingerafft.
9lu ber ©at)re trauern feine luttftfinnige ffiattinunb bie lite-
radfdjeSBelt groeier Stationen. Ob bieSlumcufpiele, benener
bie beften «täfle feine* arbeitsreichen ßebens opferte, fid)
in ber bisherigen ffonn erhalten werben, wirb bie 3 eit
lehren. ftinangtell finb fte burd) ein ©ermäd)tni5 ihre*
Stifters wohl gefiebert ; aber ber Räuber ber ©erfönltcbfeit
<P b l> t . >V ^Bnmbppl}, Stuttgart.
(fcbuaib 3cllcr, f am 19.
unb würbe 1874 Lehrer ber ©Mlitärbaufunft an berfelben
Ufaöcniie. ©ad) mehrjährigem Xienft im ©cneralftab unb
in Der 3nfanterietruppe würbe er 1887 Chef bes (General*
ftabs ber Xioifion oon (Euueo unb 1891 ©egiments*
fomtnanbeur. Sd)on 1895 in ben ©cneralftab gurifcfgcfchd,
würbe er 1898 Angabe« uflb 1903 Xioifionsfommanbant.
3m 3ah« 1904 würbe er 3ur Xispofition bes (ttuswärti«
gen 9lmte* geftellt, unb 3war infolge bes uon ben übd*
gen (Großmächten gebilligten ©cfdjluffes ber «abinettc
oon 99 ten unb St. Petersburg, bic Organificrung unb
Leitung ber jur ©eMmpfnng ber Greuel in ©tagebonien
beftimmten internationalen ©enbarmerie, über bie man
fid) in ©Hirjftcg geeinigt hatte, einem italienifdjen ©e*
nexal an3uoertraucn, nad)bcm italienifche Offijicre unb
Iruppen fid) in «reta oo'r^üglich bctoähd hatten.
©encralleutnant ?l)e ©iorgis würbe oon feiner 91 egierung
für ben fchwierigen unb ehrenoollen poften auserfeben. (Er
hat ihn faft i>ier 3«hw lang gewiffenljaft unb mit Sluf*
Opferung unb Sad>funbc betlcibet. SBenn bic (Erfolge für
bie ©enifjigung bes von fHaffcn- unb ©laubcu&hafo 3er-
riffenen fianbes I)tnter ben (Erwartungen jurüdgeb lieben
finb, fo lag bies fowol)l an ben inneren Sdjroädjen ber
Organifation — öftetreid)ifche , italienifdje , fran3öfifche r
englifdje Ü)ffi3iere tonnten nid)t immer in allem bamu>'
nieren — wie att ber llnbänbigteit ber bulganfd>eu,
gricd)ifd)en, fcrbifd)cn unb türfifdjen ©ationatiften fowie
an bem mangelitben guten ©tillen ber ©ehörben bes
Sultans, bie unüberfteiglid)c öinbemiffe bereiteten. So
roar es bem «ommanbanten 3)e ©iorgis nid)l möglich,
bie 1100 ÜKann aut3ubringen, bic bauemb an ber ©ormal«
3«hl 580(1 ©en barmen fehlten — ein Umftanb, ber
ihn mtt ©itterteit erfüllte, ©lau glaubt, ba| er nid;t auf
feinen ©ofteit ,)nrücfge!el)Tt fein würbe, auch wenn bas
Schidfal itjm bie 9Jiöglid)f<it 00311 gelaffen hätte. Sein
©ad)folger wirb, wie es ficifct, gleichfalls ein 3taliencr fein,
©om. ©. Sdiocnrr.
ihr gefehen: bic ©ofe ©rrnbt; benn fic ift bic. Die
bei (Stfc £d)manu am glcichften im innem Chnpfinbcii
fomnit. So ift bic öftcrrcid)ifd)* (51 je Ochmann.
Originell war, wie fie mir aus ihrem l'cben erzählte :
„3n ©leau bin i 'boren, in ©lariahilf, aber heftig, am
10. ©ooember 75. 9lu rechnens 's 3hua aus. ©lei
©ater war a preufj. ©usbilb't bin i nirgenös wor-
ben. ©tit fcd)s 3<ü)r hab i fd)o ang'fangt g* fpüln
j 1 f>aus. Sobalb a MUerfelnmim g'fpielt hat, hat mt
mei ©ater g'rufen unb g'fagt: .i>anfi, $>anfi, mad)
amol fd)öu inia ber itaüenifche ^Derfelbua.« Xanu
hab i 's holt nndjg'mactjt. wia ber ©ua jucrfcht »er*
gufigt aufifd)aut unb alleweil trauriger wirb, wenn
er fei Jlrcuger friagt. ®as crftemal bin i in Speifing
in eim flauen SBirUhous als ftranji in .^afemanns
lödjfer auftret'n; bann mit oieneljn 3aht bin i na
3notm fomnicn. Drei ©tonat ; ba fan ma frachen gangen
unb hnta tri ©age triagt. 3m Jänner uub ftebruar
1890 h®b i in ©bbagia int Saalti)eater g'fpielt, im
Sommer im Schanbneft (Sjemoroih, 3ehn ©lonat bis 91 .
Darm war i in «arlsbab. 93 bin i bann glei ans
©aimuub«ill)eatcr fonimen; ba bin i erft was wor-
ben. Schon als «inb foll i viel von ber ©allmeqct
g’habt hab’n. 3 h 0 ^^ aber nie g'fcl)n. ©is Septem-
ber 99 bin i no am SRaimunb*2h«üMe 9®ofh bann
auf Drei 3at)r bei 3auner, 3U bem ber 3ofeph ftlein,
bie iörubi), bie Sdjilb traut, ber 3ulce, bie Obi Ion
gehen folltcn, alfo wo i glängenb placiert gwefen
wär* als a Star."
„Unb 3h« ©age?"
©un aber würbe bas Heine, molletc ©crfönd)eit
wütenb: „©ir friag i. ©iexhunbert ©ulben. Oft net
amal gnua für bic Äleibafd). 2Bol)er nehmen unb nit
ftehlen ? 9ßiffens, fürs ©cdtabn — jo nad) Schaufpieler-
art bin i net. 4Denn i mi amol v«rliab, bann
gfd)iad)ts fieser nur in ein', ber fei geller hat. ?Benn aner
ffielb hat, fengs — ba — ba — hätt i fd)o wiaber ©ngft,
bafe er fi einbülbt, i tjätt 'n nur gern wegen fein ©rrftl. 3
bin amal fo balget. Unb bo hab i recht ghabt Damals,
als t mein 3ofeph (3 aTn «>. Xireftor bes 3o|rphftäbter
Xhraters) g'nötnmeu hab; er hat a nit oiel g’habt ©ber
glchafft hab'n mers burd) unfern Weih."
Cannes ga{tenrot^, f am 16. ÜJlörj.
J-aftenraths war mit ben ©tumenfpielen fo innig »ertnüpft,
bah fein Jr»itifd)ciöcn wohl eine £üdc bebeutet, bie nur
fchwer ausgufüllen fein bßrfte.
Äöln. Sllbert Xroffong.
(Scneralleutnant Gmilio De ©iotgis,
gomm«nbdiu Qrr nnt)cOpnif<|}en »tnöannene.
n bem 9lugenblid, wo im ©allan bie (Eifenbahufrage
aufgcrollt worben ift unb in 3talien bie ©efoxgnis,
eine fünftige (Einfluß* unb ©usbeutungsfphäre jenfeit ber
©bria Durch 3©itbe werbet gefährbet 3» fcljcn, überhanb-
genommen l)at, ift unerwartet in ©om am ©lorgen bes
13. ©Uu3 eine ©erfönlid)teit bal)ingefd)ieben, bie gleich«
geitig ein Unifono bes curopäifchcn fton3eds unb eine
'önertenniiiig ber ©ebcutuug Dtaliens feiten« ber anberen
©lächte iuwege gebracht h°t- ® 6 ® Qr ^ ct ital ienif d)e
(Generalleutnant Xe ©torgis, ber faft vier 3ah rc lang an
ber Sptße Der internationalen ©enbarmerie in 3Jta3eDonien
jtanb unb währenb eines Urlaubs, ben er bei ben Sei»
uigen in ©om oerlebeu wollte, einer plö^lid) oerfdjlim'
meden d>roni|d)en 4lranfl)eit erlag.
(Emilio Xe ©iorgis, geboren am 18. Dezember 1844 gu
3ufa in ^ieniont unb auf ber Xuriner ©tilitärafabemie
ausgebilbet, erhielt am 7. September 1865 bas Unter«
leutuantspatent. (Er machte beu ftclbiug oon 1866 mit
£ait|i 9 tie|e.
i< ift ein ©«griff geworben. Wir ift ihre «oinil ge»
dnger als bie ber ©allmei>er, mir ift aber ihre
«ünftlccfchaft größer, 3d) wüfete nicht, wer nicht weinte,
wenn eine ©iefe weint, ©ei bet foligen 'Jlepi war es um*
gefehlt; man hat ihr nur bie «üd)cnbragonertrdueit ge«
glaubt. 4lu fjetbem ift feit ber ©allmeger bis jur ©iefe
ein gro&er Umfchwung in ber Xarftcllung unb ©ertörpe-
rung cingetretcu; 311 ben 3<itcn <&allmei)cr hat man
eben ßeute ge mad) t, wie man fie fid) gebad)t l)at, unb wie
fie hätten fein fönnen. Seit ber ©iefe ftetfen wir im
3eitaltcr bc» ©aturalismus. So müffen fic gegeben
werben unb nicht aubers. ©lau will heute im (Ehaiatter-
fad) bic 9Bal)rl)cit, nid)t bie ©Jirhing, wie «inft, mochte
fie wahr ober nid>t wahr gewefen fein. Xic ©iefe, wie
fie erft war, war anbers. ©lehr ber lüown; weniger bas
uns Durch Sachen unb SSeinen paefenbe ©leib; mehr bie
Xiolerie ber frrau, ftatt jet|t bas SBcib, bas uns aud) 311
erfchüttcm verftcht, uns incnfd)lid) nimmt, Xic £>anfi
©ieje ift für mid) h^ute nicht bie erfte ftömlferin, foubem
(Eharalterbarftdlcrin; baft fie nebenbei als Äomifd)e ebenfo
roirtt wie als Sexiöfe, ift flar. Unb bas namentlich feit
ihrer (Ehe mit 3<rrno. (Es finb am 17, 3uni 3c l)n 3ohn*»
fett fic 3uni erfteiunal hier bei uns im ©eich gewefen war
unb bic ßeut* mvp eljenb gar fo lieb gefutt ben h*tte. Unb
Doch ift fie mit Ausnahme bes ©liener 3argons — ber*
linifcher geworben, als fie Damals SBienedn mar. 3<h
hatte ihr ©bfd)icbsfoupcr nie leiben mögen, weil fic mir
ba^u tu anftiinbip ivav. (Eine ©olle Witte id) gern von
(öetKral Gmilio De (ßtorgts, f am 13- ®iärj.
flonimanbant ber innieOotiifdien (Spnbnrmrrie.
„©3as ftreben Sir beim eigentlich an, gnä' frrau?“
„3a, bie Stellung möcht i ^ab'w, bie bie ©allmeiK*
g'habt h<Jt- iMbet nit nur im ßuftigen, Gharatteroollen .
Das ©mfte ift mir bas fiiebfte. ©lau int fid) fehr, baß
1, wenn i ben gan3en ©benb ben ©3urfd)tel mad)e, bas gern
tu» 3 halt mi im (Emften aa viel beffer. Sengs, wa
hab i mit ©udljacbt fei «aiherl gmatht, um weit 3urüd-
j'gteifen! 3 will bann im (Vfpafoigen unb im Gmften gleich
bebeutenb fein."
Xa& fie es geworben ift, hat fie uns jetjt bewiefen, als
fic abermals nach ©cd in fam, Xeun fic hat fid) 3wcifcl-
tos in Die ©eiben bcrGrften geftellt. ©ur fd>Qbe, bafe fie
uns bisher nur mit ber ftorfter-tEhriftl fam.
©. p. SBanber.
SBilhelm o. SBgmttal,
Oec neue Mcniidic S? flirr Ser ® teuer ^ofoper.
«TNie oon ©idjarö ailagnec in feinen ©ühnemonfen, in
-^/feinen Schriften unb mit feinem ©aireutl)er oorbtlb-
liehen 9Birfeu aufgeftellten ^o^evt ©nforberungen beaüg*
lief) einer alltünftlcrifd) gewiffen haften, geiftbelebten unb
durchaus finngcmäfeeu 'Pflege ber mujitbramatifchen ftunfi
haben bereits 314 einer fehr bebeutenben Unia>anblung
Des ganzen Opcmbetriebes unb vieler baran beteiligt ei
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Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
9tr. 3378. 26. ÜJlär3 1908.
3 nuftxirte 3 c ^ n 9 -
533
$anfi 9lie|e.
geführt. 9Bie öic Sopran-, 91U-, Denor- unb Bafjmarionetten
oon cl)cbem fid) uirifad) (d)on gu beitfenben, ausbrudsooll
intcrpretierenbm unb barftellenben Äünftlrrinnen unb
Äünftkm aufgearbeitet haben, fo weicht mid) bas ®c*
fd)led)t bet l)ättbu>ttfcrnbcu Daftfdjlägcr unb OrdjcJtcr*
mufilet immer mehr unb mehr cin-cttt f i<t) freu big regcnben
9lodt)CDud)fe von wiffenb infpirierten Dirigenten unb
ftrcidjcnben unb blnfcnöcii 3iiftrunientalifteit, unb wie
hcutgutage fclbft bic Cpernd)öre Pott bem lange üblid)
ge wc fr nett £>erbentrott ablaffcn unb fid) barftcllerifd) in
3iibiöiöualitäten aufgulöfen beginnen, fo tritt an allem
ejeniidjen nie! crnftes (Erftrcben doii fdjöner Schein«
wahrhaftig reit gutagc. 3u vollharmonifchcm 3ufammen«
wirten aller foldjcr Kräfte unb Bcftrcbungcn lannesaber
nur ba fommen, wo über bem gatten Durd)emanbcr bes
mufita(ifd)en Dheaterenfembles ein burchaus wert« unb
bühncnlunbtgcr lüujtlciffchcr JBille waltet unb gebietet,
unb abgcfchen oon beit fcltcncn fällen, wo bei Crdicfter«
leitcr 311g leid) aud> ein hervorragenber Bühnenleiter ift,
wirb es i mmer bar 9luf gäbe bes Begijfeurs fein, eine foldje
oerftänbig einenbe unb bas Vielerlei oon Sorberungeu,
5dl) igf eiten, (Erf Meinungen unb Bütteln einheitlich gc«
ftaltenbc iKillcnsfraft 311 betätigen. Bcöeutcnbc Dpcrn*
regifjeure gehören ober aud) beute nod) 311 ben größten
Seltenheiten unb finb faft fernerer gu befd)affen als
bebeuteube Opernbirigenten, was mit bah« fommen
mag, baß bic Äunft bet Operuregte auf feiner öochfdjulc,
feinem Äonjcroatoriuin unb feiner Xl)«Uerfd)ule gelehrt —
jonbem nur oon Sängern mit großer fd)au|piclerifd)er
Begabung ober Sd)aufpiclem mit reid) eutivirfeltcm Bhifif*
verftänbnis in langjähriger praftifeher Beruf sau&übung
gewonnen werben faim.
Die tfetpgigcr Oper, bie fid) feit etwa 3al)re&frift am
Befiße eines wirflid) bebeutenben Opcmrcgifjeurs erfreuen
fonnte unb burd) beffen. gut-lüuftlerifd) anregenbes SBirfen
eben erft einen neuen 9lufjd)wung gu nehmen begann,
wirb Icibcr im £>erbft biefcs 3al)res auf bie weitere ©lit«
arbeit bes feitljerißen Obcrregiffeurs ocr3id)tcn müffen;
BJilhclm p. üönmetal ift oon bem neuen BJiciicr $wf*
opembireftor ftelir fflemgattner unter glänjenben Be«
bingungeu für 3c hn 3ah« au bie f. r. öofoper in 3Bien
berufen worben, unb ber Cciter ber üeipgiger ftäöti|d)en
Iheatcr, Dircltor Bobcrt Boltncr, hat mit inbisfutabler,
rein mcnf4)lid)ec Cicbenswürbigteit bas t)icfigc (Engage-
ment ü. SütjmetaU gum £erbfte gclöft. Die Berufung
nad) 9Bien, wo o. SLBtjmetal im Bcrein mit bem $of«
opernbirettor ftelii 3Bcingartncr bie bebeuteube hinter*
laffenfchaft ®uftao Zahlers 311 oerwaltcn unb gu mehren
haben wirb, wenbet bem bergeitigen Ucipgigcr Ober*
regiffeur bas 3utereffe ber gangen tl)eatcrfreunblid)en
©Seit gu, unb fo Dürften gegenwärtig ein Bilbnts
o. B3t)mrtal& unb eine fur3e SchilbcTung feines bi&l)«t0cit
fünftlerifdjeti fiebenslaufcs oon üielen willfommen geheißen
werben,
Bülheim o. ein CfterreidjeT non ©eburt, l)at
nad) Bbfoloierung ber oon iljm mit bem erften ©reife
unb ber ©roßen Silbernen ©lebaitlc ber ©cfellfchaft
ber SWufitfrcunbe ocrlaffencn Sd)aufpielfd)tilc bcs SBicner
Äonferoatoriums feine Bühncutotigfcit als Sd)aufpieler
begonnen unb 3unäd)ft 1889 bem Xljeattr in ©rrßburg
angehört, oott wo aus er 1890 an bas Äefibengtljeater in
Berlin unb weiterhin in erfter Stellung an bas Stabt«
theater in Brünn gefommen ift. 3u Brünn begrünbete
er feinen Buf als wortreff fidler Bonoivant, ber iljm 1897
ein (Engagement au bas Deutfdje Öanbesthcater in ©rag
ein brachte , unb Ip« ergielte er nicht nur als famofer
B0I3, Beilchcufrejfer, 9)eif>!Reiflingen unb in anberen
Bollen bcs gleichen fyadjes bebeuteube UBirfungen, fonbern
1 er perfnd)te fid) in crfolgreidjer BJeife aud)
am Berförpem 3bfenfd)et Dramengejtalten,
wie er benn bem ©rager ©ublifum erft-
malig ben öiaünar (Sfbal („Die 3Bilbente")
unb beu Oswalb („Die ©efpenfter") oor«
geführt unb burdjaus glaubhaft gcmad)t
hat. Ülllgcmein würben an bem mit reichen
Bütteln ausgeftatteten jungen Gd)aufpielcr
bas tief ucrftänbuisoolle (Erfaffen [einer
aiufgaben, ber Sdjwung feiner Bebe unb
bic (Sharartcrifierung&fdjärfc feiner jeber-
geit ftilgeredjteu barftellerifdjen iieiftungen
gerühmt.
?lber fd)on in ©rag ging o. SDijmctal
unter ber \!lgibe oon Bngelo Beumann 3ur
Cpemregie über unb begeigte gleich an ber
Uraufführung uou (Eugen b“ätlbert& „Dicf-
lanb“ ein gang au^erorbentlid)es ©cfd)icf für
bte bramatifch-fgenifd) bebeuteube Jp)eraus-
arbeitung unb öerausftcllung uon mufita*
lifcheu Bühneiiwcrlen. Bei ber allgemeinen
€ud)c nach htroorragenb befähigten Opern-
reg i| [euren war es nidjt gu pertptmbem, bah
bie bcutfd)cn Bühnenleiter alfagleid) auf
bie neue Alraft auimerffam wuroeti. Sofort
erhielt o. aDnmctal ein (Engagement an bas
von Dir eit or ©tartafteig geleitete Stabt*
theater in Atöln a. Bh-* unb von borther
würbe er nad) gweijährigem erfolgreichen
©Jirfen als Oberregiffeur ber Oper unb als
— Leiter ber Cpcmfdjiile am Atouferpatorium
gu Beginn ber Saifon 1907 auf 1008 an bie
£cipgigcr Cpernbühne berufen. 3n alfo
ftetigem unb gefd)winbctn 9luffteigcn doii
Stufe 311 Stufe ift Bülheim o. 93gmetal
nunmehr burd) fein (Engagement an bte l. f. ijofoper in
'iöien gu einer wetttjin fichtbaren G>ipfcll)öl)e mufifbrama»
tifchcr .NUmftbctätigung gelangt, unb gtpcifrtlos wirb ber
beftens erprobte, beutenbe, bühnen- unb mufilfunbige neue
Oberregiffeur bort in mad)treid)ec unb in ben ©litteln
weniger befdpränfter Stellung viele „neue Daten“ oon
fchöncr unb für bie anberen Opembühneit üorbilblicher
Bebeutfamlcit ooUführcn tonnen.
ÜBiljjelm Sod^aus.
H üter bic wenigen ©ianiften, bie in ber gegenwärtigen
3cit erftaunlid) gefteigerter unb verbreiteter AUaoicr-
fpieltunft nod) außergewöhnliches 3ntcr<fjc wadjgurufen
pcrmögen, gal)ltaBilhelm Badhaus, ber mit oierunbgwangig
3ahren bereits gu einer felbjt bei feinen älteren unb be-
rühmteren ftunftgenoffen nur feiten tu gleichem Blage
angutreffenben BoUtommenheit ber Dedjnit unb flbgeflärt*
heit ber Buffaffung gelangt ift, unb ber nun, nadjbcm er
fid) in ©aris ben oielumworbenen 5Hubinftein-©reis er-
flritten unb auf ben mufifalifchen Sd)lad)tfclbem fionbons
unb ber anberen cnglifchcn ©roßftäbte feit geraumer 3f»t
fd>on faft über alle iKivalen ben Sieg bapongdragen hat,
wieber einmal 3U längerm Berweilen nach Dcutfd)lanb
gurüdfehrte, um bi«, unb fpegiell in feiner Ba t erft ab t
Ceipgig, mehrere Äongerte gu geben, unb weiterhin einen
ihn in Sonöershoufcn erwartenben Äreis von Schülern
unb Schülerinnen gu unterweifen.
SDilhelm Badh«»^ ber am 26. Blärg 1884 311 9eipgig
geboren würbe, entftammt einer tiuberreidjen ftnmilie,
in ber, abgefehen von einer emfthaftem Blufitliebe ber
Btutter, befonbere mufifalijche Begabung nicht angutreffen
ift. Bei ihm aber trat fetjon in frühefter 3cit ein gleich*
[am angcborncs mufifalifdjco Gpicltalent gutage, unb
bie größte Jreube feiner Äinbergeit bilbete bas Älim-
pem auf einem aus aneinanbergereihten , abgeftimmten
2üil^clm Sad^aus.
ULUltjcIm v.
öcr neue gjcnifd)« Deller ber 9&ieit«r fiofoper.
©letallplattdjen bejtehenben Sd)laginftrument, bas th m
bie (Eltern oon ber ©leffe hrimgebrad)t hotten. Bereits
vom [iebenten 3nhre ab genoß er beit Älaoiemnt erricht
unb aud) einige vorbcrcitcnbe theoretifche Untcrwcifung
bes Pörtrefftid)en ©hiftfpäbagogett ©rof. 9llois Beden-
borf unb trat um Oftem 1894 als beffen Älaoierfchüler
unb als Dheorie[d)üler von Solomon Öabasfotjn in bas
tfeipgiger Äöniglichc Äonferoatorium ber 9Jlufif ein. Schon
hier erregte er burd) feine 90113 iingccoöhnliche fpieltcch-
nifd)« Begabung, burd) fein tounberbar aufnahmefähiges
mufifalifches ©ebäd)tnis unb burd) feine cinftmals oor
©rof. Brtur ©ififd) burd) tabcllos oerfe^enb« SDieber-
gäbe Sad)[d)er hegetgte crftaunlidje ©ewanbtheit
im Dranspotiiercn bercd)tigtc& Buffehen, unb als er im
3af)re 1898 vom Äonferoatorium mit einer oortrefflidjen
Beprobuftion bes 5ts*©loil*Äongerts von Änrl Beinedc
fd)ieb, war er eigentlich bereits ein fertiger unb hatte fid)
von (Eugen b*'2llbcrt, beffen Schüler er noch für einige
3eit würbe, nur noch bie Polle geifiige BJeilje gum ©ia-
niften gu gewinnen.
Schon währenb ber Stubieiigcit bei b’Üllbert begann
Badbaus gu fongerticrcn, unb wenn an feinem Damaligen
Spiele auch nod) oolle geiftige Bertiefung unb reichere
3nnerlichfcit gu vermiffen blieben, fo hnt er fid) mit bei
phänomenalen Sicherheit unb Braoour feiner Dedjnif bodj
gleich mit feinen erften Äongerten als ein Buserwählt er
erweifen föniten. 3it ben nachfolgcnben fongcrtreicheu
fahren ift Badhaus burd) weiteres (Erfahren, (Erleben
unb (Erlernen gu voller innerer Weife unb burd) bte
wadjfenbe Begeiferung, mit ber fein Äunftwirfeu allent-
halben unb gang befonbers in fionbon aufgeuommen
würbe, 3U ooller Sd)wungtraft bes piantftifdjen 3nter>
preticrens gelangt. 3n bem nunmehr gu (Enbe gehenben
Äongcrtwinter 1907 ; (W h«t Badl)<nw in (Englanb allein
fiebenunbueungig Äongerte unb bagu nod) auf bem Rou-
tinen t einige breißig abfoloieren rönnen, uub biefc holje
3ahl von Äongerten Dürfte fid) bei bem immer weitem
Biihmesoorbringcn feines Banicns in lünftigeit Büntcm
nod) wefentlid) erhöhen.
3n ber lat ift es benn aud> ein aiißerorbeutlid) be>
glüdenber ©enuß, 9Bill)ctm Badljaus fpieleit, ihn Aton«
3ertc oon Bad), Bcethooen, Blenbelsjohn, Schumann,
tShopin, i.'ifgt unb Brahms foivie Soloftüdc aller Blrifter
unb vorgugsweife exorbitante tcdjnifdjc Aufgaben wie
bie (Eampanella - (Etübe doii ©aganini-LMfgt unb bie
Brahmsfchen Bariationen über ein Dljenta non ©aganini
oortragen unb bewältigen gu hören; beim nid)t leicht
begegnet man einer ähnlichen Bcrbinbuug uoti abfolutci
Bolllommeuhfit im Dcd)nifd>cn uub fchöner, männlich*
fefter ?lbge!lärtl)ctt im lf>eiftigen unb Geelifd>en ber
Blie&ergabe. 'Bacfhaus fpielt Iraftooll, ohne jemals 311
lärmen; er fpielt innig, ohne jemals iii Sfifjltdjrcit 3«
geraten; er fpielt brillant, ohne fid) in Slorcltcrirn gu ge-
fallen, unb er fpielt erftaunlid) oirtuos, ohne im vween
ben ietttals bas ©«fühl bes Schwierig [eins heroorgurufeti.
Seine Slalen, feine Irillcr unb all fein Jigurenfpiel finb
bei rcidjftcr bonainifcher Belebung gang wuitbcrbar eben«
mäßig* unb wenn er bei \'llforöfd)lägcu balb tvie mit
iraftoollcr XJöwcnpranfe, balb wie mit wcid)c r Äahcitpiptc
in bie Daftcn greift, fa bringt er beim Äantilencnfpiel
mit pollfommen elaftifchem i>ingleiteu ber 5»tgpr rin
allerl)errlid)ftcs Dänen bes 3nftruments guwege. Dant
feinem mufterhaften ©ebntgebraud)c gibt es nie unb »tir-
genb oerfchwonimcne Älänge, unb um [einer überaus
Haren unb lid)toollcn Älangbarftcllimg aud) ber tompli-
gierteften Äompofltionen willen lönntc man ÜBilhelm Bad«
haus gar wohl ben plcin-air- Spieler unter ben ©ianifteu
ber ffiegenwart l)riBrii.
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534
3IIuftTirte 3 c *t>i*>9-
9h. 3378. 26. ©tärj 1908.
3it 5?u[|if(f)>2urfe|tan.
Von Äu 6 «lf jofcd.
X urleftan ift jweifellos ftne ber beften Sto*
lonirn töufjianbs; es ift feine fReis* unb
©auimoolleufatnmer unb fein ftrüdjteparabies.
Unb ben nod) barf man nid)f pergeflen, bafo je 6er
Ju&breit ange bautet Qrrbc feint frrtragsfäbi gleit
brr Munft bes SDlenfdjeii verband. ©on alten
Jeiten l)tr wirb bcr 'Sldcrbau in lurfeftan nur
möglich burd) ein wunbcrootlcs Sqftcm bcr
fünft lictjen ©ew&ffetung, bas fid) burd) lauge
©eneraiionen oon ocrfchiebenett ©ölfcrfdjaften
oererbt bat. bie nad)cinanber bie ^rrrfctjnf t über
birfc ©egenben befcjfcn haben. Xurrcftan ift
bas ßanb bcr ftlüjfe aipte Ulün&ung, beren Cbc*
tväjfcr einfad) auigebraud)t werben, jitr ©etiefc-
lung bes©obcns. 9lur ber Sur DarjaQaxartes)
unb bet «iuu ‘Darfa (OruO) erreichen bas
*) Cm» tailnitlcrl aus akMil, fr. I). wetfir* TOoftfTr
Die (fetwdflrr 6 m Oius iinb Burd) aufatl&|te fidfjeeitr
trüb-ujcij) gefärbt.
I. Totalanfic&t ber ©loidjec Sd)ad) Sinbi in Samartanb.
ruffifdjc öäW?* Mt oon prädjtlgcu »JJappelalleeu
b»rd))ogen ift, unb eine afiaiifdje tfjälfte mit
engen Strafen unb niebrigen öäufem, in benen
bic Sorten rootyirn. $cr legiere ttuebnuf be-
3 eid)nct uid)t cigcmlid) einen Qolttftamm nlo
vielmehr bic banbdtrcibcnbe yJlifdbraffc ans
arifdje« Ureinwohnern unb ujbefifdjen (Eroberern,
einen 9Jicnfd)euid)lag, um ben man SRußlanb
waljrliaft beueiben muß — t)öd)ft intelligent unb
arbciijam, im allgemeinen jiioerläffig fowie oon
einem aufiallenb augrnrt)men unb namentlich
ben ftrembeu gegenüber uorneijm ^Unterhalten*
ben 'IBefcn.
(litte ruffifchc Slicbcrlaffung ftcljt in G)rofj>
ftufelcmb uttb am 3cm nid)t wcfcnllid) anbers
aus als in ber 3afga Sibiriens ober awifdjcn ben
©oljnenfelbertt ber 9Jianbfd)urei aber 3 uufdjen
ben ©Arten ÜnrCeftans. 3er einzige Unterfdjieb
liegt im ^Baumaterial. Scitbem wir im Strom*
gebiet bcs Sqr 3arja finb, bat ber 3icgelt*au
fowie bcr 9$au ausmoffioen Steinen aujgefjört
unb an feine Stelle finb bas Qetymtjaus unb bie
2. Jur in Sdjad) Sinbi.
3. 'JOlofdKo Umr ©ecf in Samartanb.
4. iUJofai!fd)miicf in Sdjadi) Sinbi.
5. 3ie Xam erlang forte.
Xlmur* ©rnb ln Samartanb.
8 . Xecausfdjant über bem Straßengraben.
Sttcerj ben Slralfcc; aber auef) Ihnen wirb woljl
über turj ober lang bic ftiittur 3 » ßeibc gehen.
Ttc fiimft ber ©eroaffertmg flammt oon ben
Slriem, beren noch jirmlid) rein erhaltene 'Jtadj*
fontmen bie Xabjdjifs finb — Ijeute nod) bie
Sactjoerftänbigcn in allen Wngclcgenl)citen ber
Irrigation nad) turantfcbec 9lrt. Gs fteljt feft,
baß unfeve moberne Xedptif in bcr Öage wäre,
nod) ungefähr brei SMliotten 3)e&jälinen (311
etwa 1 hu) unfriid)tbarcn Steppengebiets burd)
eine weitere ttusbeljnung bcs ©ewäiferungsucges
in ©Arten oon Baumwolle uttb ftriid)ten um*
junanbehu 9ln glätten baju l)at es nidjt ge*
fel)lt, beren intereffatiteftcr bas 'Urojcft ber Urbar*
madnntfl bcr fog. Ijiingerfteppc barftcllt.
£tafd)trnt nun, ber widjtigftc IRartt Xurtc*
ftaus imb feine ^aMPifiabt, befinbet fid) bereits
über oierjig unter ruffifdjer §errid)aft r
unb matt ntufo fagen, bag fRuBlanb hier tüdjtigc
?lrbcit geleiftet bat. 3ie Stabt felbft 3 crfällt
in eine aiiBcrorbcntlid) au^gcbcljiite, breit gebaute
Silber aus 9Unif<l)'2urfeftan.
7. <&cbetftAnbcr aus SJlarmor. (^rrtümltt^ als X^ron bes
Xauterlan bejeidmet).
9. CDer footale ©arbter feift in ber OJldfdjeeede einem Garten
ben Schöbet ein.
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9 lt. 3378 . 26 . Süiärj 1908 .
Snuftrirtc
535
10. ©lief auf bic Stabt Budpmi.
12. Tie grofee aJlo(d)Cf atn ÜBeiber (3entnim ber Stabt).
II. (Sin yjJulInt) in bcr U)Ioid)cc llmr Bert
in SamarCanb oor feiner Stubiericlle.
Silber aus 5Ru||ifd)*Iurfeftan.
(Vbbilb. IS bi« U> au« brr Stabt Siuhara.)
13. Gd)t orfentalifdjos ficbcu fernab »om Xouriftenftrome.
16. Sud)ari|die .tiofafm, bic Ueibtoadic bes (fmirs.
17. fflrbufen« (SDaffcrmelonen.) ©erläufer auf einer Station
Turfmcucngcbtcts.
Vchmmauer getreten. Ta Wegcnfätte 311 ben äufoerften
Seltenheiten gehören, fo laufen bic BeiPoh n *r nicht ®>c*
fal)r r baf) il>n en eitt <piaferegen bas flanke Tad) in einer
Wadjd Ober bem jiopfe uwgioäfcht. 9iid)t unetiödljnt null
id) laffcn, bafe Die in ben beutfd)«i Familien augeftrllicn
Tienftmäbchen für gewöhnlich an« öen beutjdjeii Stolo*
ntftcnbörfcm Rammen, bic fid) in Xransfafpicn befinben
unb aud) bie bcut|d)C Spraye mit anetfemtenötoerter
3 dt)igtcit pflegen.
Sind) Xajd)fent mar bet Schau platt uott Unruhen, bie
allerbings nid)t ftdrtci um fid) gegriffen t)dbcTt. 3)0311
lebt bic rujfifd)e Beoölfcrung oon lafdjtcnt bod)
3 U Jchr in bcr Tiafpora. Ta« ijinbert freilid)
itidjt, bafe auch l)ier einige Tcrroriften ihr Un.
me|en treiben. 21 l[o aud) an biefrm fonft einig
ladjenöcn Fimmel bängt ab cinjigc UBolfe bei
^>öi)cnraud) bcr ©euolution !
Tie Weife oon Xa|d)lent ttad) Samarfanb
bauert jaiölf Stunben — lein fouberlid)er (Sc*
nufe. Tenn bie fog. ©Httclafiatifdje ttifenbaljn
uutcrfdjeibct fiel) tnfofem febr unvorteilhaft doii
iljrcr jung (teil £d)®eftcr, bcr Transara Ibaljn *),
aU auf btefer biefelben laugen Turd>gang$tt>ageti
oerteb«tt mie auf ben Streden besGuropäifdjen
Wufelanbs, u)dl)rcnb auf jener ein rollcnbcs
Material oerfchrt, bas felbft bei niilbcftcr ttritil
ab bringen b bes Wusrangierens bebfirftig be-
3eid)nct mcTben tnufe.
Ter 3ug, ber Xa|d)fent um ®?ittcmad)t per»
löfet, überfdjrcitct nad) ctuia oicrftünDiger ftahrt
ben Spr Tarja unb hält bann längere 3cit
auf bcr Station Tjdjcmafciüo. §icr 3 cpcigt bie
mirt|d)aftlid) mie militärifd) wichtige Strede
nad) bem fterghanagebiot ab. Tie 3tueigbabn
trifft bei Gl)oö|d>cnt micöer auf ben Gtjr Tarja,
unb 3 iuar bort, u'o beffen Obertauf aus bem
fterghanagebiet i)crau stritt. Tic ©aiju folgt,
3 undd)ft ein Gtüd auf bem rcd)tcn unb bann
bauemb auf bem Einten tfrlufeufer, bent alten
i>anbelsu)cg nad) ilofanb, Margeljan unb ?ln-
6 ifd)an. Bon liier aus gef)t bie £)anbelsjtrafec,
bas ^Jamir f üblid) Iaffenb, weiter, über bic
pfiffe 3 ®ifd)en biefem unb bent Ticnfdjau hinüber
nad) üafdbgar unb bamit nad) bem ruffifdjen
unb bem djinefiidjen Oftturieftan. Tas öurd)
bic Bahn erfd)I offene ft ergba nagelnd ift allein
fd)on uni bcstoillcn für fRiifeianb bas wid)tigftc
ber i)icr gelegenen itulturlänber, weil hier bie
gegenüber ber l)cimifd)en Sorte langfaferige
Baumwolle ameritani|d)cn llrfprung« äuge»
baut wirb. Cs beeft nahem ein Trittel bes Wol ) 1
matcrialbebarfs bcr ruffifdjeu Tcrtiliubuftric.
Tie in Turlejtan »orhanbenen ftabrilbc triebe
finb burd) ben £>auptprobuftions,jmetg bes fian»
bes bebiugt; .giineift finb cs Baumwoll-Weini»
gungsanjtalten.
Tic Weijc nad) Samartanb führt in ben
testen fed)s Stunben anbauemb burd) gebirgi-
ges l?anö, uub jmar ift bie ©al)n nad) Uber-
jdircitung brr 3Ba||rrfd)ciöe in bas Tal bes
Scraffd)an l)in a bficf tic^c n. Tiefer märe ein
faft ebcufo uKiffcvrcid)cr Strom wie bcr Sqr
Tarja unb bcr Slinu Tarja, roenn er fein na*
türlidjcs Sube, bas 'Bett bes 9lmu Tarja, über-
haupt errrid)tc. 3nöeffen toirb er [ängft oorher
uollftänöig burd) bie Irrigation aujge.teljrt.
Tcm Gcraffdjan perbanft ni<i)t nur Sama»fanb,
jonberti bas gan^e Siulturgebiet oon Budjara
ausfdjliehlid) feine ttriftenjmöglidjtelt. ttberall,
rno es nur irgenb möglid) «dqt, ift ber Strom
nngejapft, unb bas SBajfcr rnirb gejinimgen, fid) in
Kanälen 311 uerjipctgcn, bic survächft f lad) finb, bann
aber fid) nicht unb ntd)t »eräftcln. Tahet erjdjeint aud)
fein natüriid)cs ^Infjbett breit, fcid)t unb ftcllenmeife
jogar t roden. 3 cugnis baoon gibt fdjon auf ber i>abrt
nad) Samarfanb bie fog. Tamcrlan »Worte ('Jlbbilb. 5),
eine ehemalige ©rüde, bie oon bem berühmten Wach*
folger bes Tfd)engis*fth ö ^» Tämerfan, bett toir im Wbcnb*
laube bcjfct unter bem Warnen Ximur lennen, aus ge*
bTanntcn Steinen über ben Stromlauf ausgeführt rnorben
*) Üfll. ftv. 3.358 ber .CUluftr. 3tfl .“ nom 7. Wooembcr 1W7.
14. Ter ©alaft bes (fmirs, ^ugleid) Jitabelle.
16. Ter ftcfchütvpott bes Gmirs.
18. Bahnhof oon Strafen otüotyT, (Pnbftation am Dftufer bes
itafpifdien Meeres.
ift. Cfthi H f ht bas bcTfihtute ©auiocrt gänzlich frei im
iroefenen SJanbc; eine Strafee führt nicht mehr barfiber
hinweg, fonbern barunter burd). Saniartanb felbft
liegt oon bem Bahnhof annflhemb 10 km entfenit.
3 tuar hat fid) in ber Wähc bes le^tcm eine ruf|i|d>c
Holonie augejicbrlt; bod) muffen toir aicmlid) breioirrtcl
Stunben im fchärfftm Tempo fahren, um na<h bem niffi*
fd)en Quartier oon Samarfanb 311 gelangen. Tie afia*
ti|d)c Stabt liegt nod) et um .goaupg Minuten nveitcr.
Bereits u)ährciib ber JVttf)rt bcobadjlft nmn, bafe rechts
unb Unfe an jeber Strafe« ein fd)maler ilanal mit
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536
3Uujttirte 3 ei *ung-
5 Jlt 3378 . 26 . 9JJÖI3 1908 .
flieftenbem SDaffer entlangführt , aus bem eifrig bie
Straften burd) Gingeborne mit Sd)aufeln befprengt
werben, unb b«ffen Ufer mit Silber* unb Sdhwarg«
päppeln bewachten finb.
Samarranb ftef)t burchaue aud) heute noch im 3rid)eTi
Dimurs, bcffen Bauten bie Stabt als Mutnen jieren, bie
mit ju ben anmutlgften Bautoetfen ber motjammeböni-
fdjen BauPunft gerechnet werben muffen. Es würbe oiel
gu weit führen, wollte id) aud) nur oberflächlich alle biefe
herrlichen DenPmäler betreiben, bie leibet in ben neuen
fetten bes Öanbes, ben SHuffen^ burdjaus ni<f>t bie ge*
eigneten Ronferoatoren gefunben h a b« n * 3>ie Bauten
aus bet 3«t Xamerlans wnb feiner Grben, unter benen
namentlich bie Blofdjee Schach Sin bi (Abbilb. 1) heroor-
tagt, finb aus gebrannten Steinen gebaut, bie innen unb
aufeen gum Seit mit fefjr wertoollen ftai)encemofatt«n oer*
btenbet finb. Da t»o biefe fehlen, finb bie ©ebäube not»
bfirftig mit bem jetjt lanbesüblidjen Baumaterial, bem
ßebm, ausgef lieft roorben. Da« t&ange macht in biefem
3uftanbc einen cfrcnfo ehrroürbtgen wie erbarmenswerten
Ginbrud. ©rofe ift bic ber Rollegienhäufer. Be*
fonbcrs fd)5n ift bie an bem Megiftan, bem ÜRarPtplaft, ge*
legene Blofcftee Umr Bed (Abbilb. 3); fie Tann gerabeju
alö eine motjammebanifdje Uniüerjität angejprodjeu wer»
ben, aus ber heute nod) eine Anzahl angefehener ©rieftet
(Bhrilahs, Abbilb. 11) bernorgeEjt. Sin Baumert oon aTdji*
tettonifdjer Schönheit unb ed)t orientalifdjeT ©rad)t ift aud)
bas ®rab Dimurs (Abbilb. 6).
Der Megiftan ift bet Ort, wo fid) innerhalb biefer
antifen Umrahmung bas buntefte unb intercffantefte
orientalifche Geben abfpielt, unb jroar in einer ©leid)*
gültig feit gegenüber bem abenbldnbifdjen 3ujd>auer, M*
allen Gifaftrungen in anberen orientalifd)en ßänbem
£oh« fpridjt. Alabins UBunberlampe unb allerhauö
Blätchen zauber aus „Daufcnbunbeiner Macht" blinzeln
uns aus feber nod) fo fchnmftigen Ede an. §ier ber
SBaljrfager, ba bet ÜJlärdjertergdljler ober auf jener Seite
ber Rupferfdjmieb mit feinen Auslagen non allerliebften
Rannen, Öampen unb fieudjtern ebclfter Formgebung,
bort ber ffltann, ber mit ber großen, fupferbefd)lagenen
Äöafferpfeife oon einem 3um anbem fdjreitet, um feben,
t>em es beliebt, für eine Keine HJlün^e fidj bie Cunge coli
Daba! faugen 3U Iaffen. JBeitert)in auf offenem SMarPte
Ift ein Poftbarer Deppid) auegcbreitet, unb barauf fitjen
mit unteTgefdjlagenen Beinen würbfge ©reife unb fdjlürfcn
ihren Dee (Abbilb, 8). Da$u Pommen bie bunten orien*
talifdjen Auslagen ber Gäben fötme bie !öfilid>ftcn f}rüd)te
bes Sübens. ®s fehlt aud) nicht an einer ffliauerecfe ber
Blofdjce ber jooiate Barbier (Abbilb. 9 ), ber foebenhanb»
greifUd) an bem Sdjfiöel eines Sorten nachroeift, bah man
auch in SamarTanb bas (Einfeifen oerftebt, eine ©rfabnmg,
bie mir übrigens fdjon bei unferen befcheibenert Gintdufen
gemadjt h abC11 - ® ös Qbcr bafe wir non
Samarfanb bie ©mpfinöung mitneljmen, einen Bltd in
bas 3eitalter ber Ralifen getan ju haben, tro bie Drofdjte
unb bie ruffifche ©olijetfade anmuten wie ein ©ata»
djroni&mus aus bem übemÄd)ftett h ä ^ben ^jfjriaufenb,
bis man burd) bie gefthmadlofe ftathebrale unb bic noch
gefchmadloferen ©rioatbauten bes ruffifd)en Viertels jäh
aus bem Draum oon „Daufenbunbeiner fWad)t“ wiebcr
an bas fahl« Dogesll<f)t ber nüchternen ©egemoart 3urüÄ«
geriffen toirb, ber bas Stubium ber Gage auf bem Baum-
roollenmarft als ein reelleres ÜRittel 3um Sdja^hcben
erfd>eint als coeilanb Sllabins ®unOerlampe!
Wls ber ©adifomme bes Dfdjengis-Rhan, ber groftc
Dimur, fein afiatifd)«* ÜBeltreid) aufrid)tete, bas bas füb«
Iit^e 3 enttalafien f (Europa bis an bas jarifdje 9 Jloßfau
unb gan) Sorberafien, ja fogar oon Bfrifa nod) Ittggpten
umfaßte, refibierte er in Samarranb. Später mürbe
Samarfanb ein Deil bes Rbcmats Sudjara. Diefer 3 u»
ftanb bauerte bis 3U ben ©rpebitionen ber Bluffen, in
bereit ©erlauf ba& ©ebtet bis Samarfanb an «Rufclanb
abgetreten toucbe, mäh^^b bie Muffen ben ©mir oon
Suchara 31001 nicht bepoffebierten, motjl aber jum for»
mellen Safallentum Muglanb gegenüber occp flirteten.
©Jir gelangen nad) adjtftünbiger Qrahrt, bie uns an*
baticmb burd) eine mit Saummoll* unb ÜJlaulbeerfuIturen
fomie mit Stnuhtgärten befetjte Ganbfchaft führt, abenbs
gegen ad)t Uhr nach ber Station Ragan, etma 3toan3ig
JDerft oon Suchara entfernt. Um ber Qform 31» genügen,
unterhalt Mu&lanb hi« eine ©efanbt(d)aft beim buchari*
fdjen f>ofe. Gs mürbe in ben ©erl)ältniffen wenig änbem,
toenn bie ©efanbtfchaft eines Dages tn ein ©ouoemement
umgeroanbclt roerben mürbe. SHan erjähUe mir, ber .«han
oon Sudjara, ber allein oon ben turanifd)en fjenfehem
bas Mecht "befttjt, ficb ©mir nu nennen, halte fid) mit Wb-
fidjt oon feiner £aupt(tabt ©udjara (Wbbilb. 10) fern, ob-
gleich « einen großen ©alaft, ber gleichzeitig bie 3itabelle
(Wbbiib. 14) barftelit, innerhalb ber Stabt unb einen
fd)önen Sommerpalaft braunen 00c ben a;oten befigt;
unb gmar beshall>» »eil bie mohammebani[d)c ©Hefter*
fd)aft unoercoanbt in ihn bringt, er fei ber ruffif<hcn f>err-
jdjaft gegenüber 3U fchmad) unb [olle biefe roieber non
jid) ab3uf<hütteln oerfudjen. 3n ber Stabt Buchara fteht
ein mächtiger Durm, ber ard)itcltonifd)e ÜJlittelpunft bes
©an3ert, bet in ben feiten ber Selbftänbigleit bes Rh ait ats
basu biente, bah oon il) m ct>ebre<*jerifct)c grauen h»nab-
geftürat mürben. Diefes öchaufpiet bilbete für ben ©mir
unb feinen £of ein befonberes Öergnügcn, unb toenn ge»
rabe feine Ehebrecherinnen ba toaren;, fo mürben perfifche
Sftanen genommen, bie auf bem Blarft oon Buchara bas
Stüd 3 Mubet fofteten. Seitbem ber ©mir Mu&lanbs
©afall ift, barf er biefes graufame Sdjaufpiel nicht mehr
abhalten; ftatt beffen amüfiert er fich jetjt, toenn er
gelegentlid) nach Buchara fonimt, bamit, ba^ er felbft auf
ben 3 urm hi*»ufflettert unb oon bort feine SJlinifter unb
ben gefamten öof mit 2Baffer befpriht Diefc SBanblung
ift b«3eichnenb für bie tiefgreifenben politifd)cn Beränbe»
rungen, bie mit ber Selbftänbigfeit non Buchara nor fid)
gegangen finb. ßBftrbe fid) Bubtanb nicht fd)euen, bie
Roften für bie innere Bermaltung bes Rhanats auf fein
eignes ©ubget ju nehmen, fo mürbe es heute in Buchara
nicht mehr bie Operettengeftalten buchaiifdjer Solbaten
(Wbbilb. 15 ) unb ©oli.dften geben, unb bie Bronzegefdjühe
(Wbbilb. 16 ), bie mirtlichcn SRaritfitenmert befi^en, unb
mit benen bie bud)arifd)c Artillerie biscoeilen lebensgefäl)r*
liehe ©rperimente unternimmt, mürben nermutlid) Iängft
eine n ©arr ber faiferli d)en Schlö ffer be i St. ©eters bürg jieren.
2 Bix mären um ben eigenartigften ©enu& biefer Meife
gefommen, merm mir Alt »Buchara (Wbbilb. 13 ) nicht ge*
fcf)en hätten, fjür bie Hinfahrt benu^en mir eine 3^19*
eifenbatjn, bie auf Roften bes ©mirs gebaut mürbe unb
auf feine ^Rechnung betrieben mtrb. SBir fahren eine halbe
Stunbe lang burd) Baumroollfelber unb oorbei an ©faul*
beerbaum Pflanzungen, bie ben ©änbem ber Bcwäfferungs*
fanäle folgen, ©in Heiner Bahnhof mit grafjfm ©etümmel
— febretenbe unb fdjmuhige fartifd)e Drofcbfenfutfcfjer, oiel
Staub. Gilenb« hinein in bie oerfdjmierte Drofd)fe f jene
neue Rulturerrungenfcbaft Bucharas! 3 Bir fahren nad)
ber innem Stabt ju. Unter einem Baum lu^er Aufent»
halt. Der Baum ftellt bas bud)artfdje 3 öllamt bar. Durd)
ein ßehmtor paffieren mir bie gelbe Blauer unb befinben
uns nun in einer orientalifchen Stabt oon unberührter
Meinheit ober, richtiger gejagt, oon unberührtem Sd)tnub.
Die Straften eng unb fd)mal, fo bafc jroet Drofct)fen, bie
einanber ausmetchen »ollen, mit bet einen Bnbfeite auf
bie erhöhten 5 u&bat)nen hirtauffahren mxiffen. Sieben uns
ein ©eroäfferungsgraben. ©rächtige fartifchc Dppen mit
bunten Rhalaten, glän3enb fdjmarzen fiaefftiefein unb
groften, fd)neecoeiften Durbanen auf bem Ropfe. An einer
©lauer lehnt eine Beil)« bud)arifd)er 3 «ben im fchmarjen
Raftan unb fchroarzen Barett, ©s ift Sabbat, unb alle
jübifdjen ©efdjäfte finb gefdjloffen. ©lühfam bahnen mir
uns burd) bie oon 9 J?enfd)en überfüllten Straften mit
unferer Drofcftfe «men 9 ©eg, otelfad) in ©efaftr, oon ben
Gaften ber uns begegnenben Ramele gepufft unb geriet
3U »erben. Schlieftlich holten mir inmitten ber Stabt,
eine Bertebrsftorfung. 3 öir f teigen aus unb geh«" bie
wenigen Schritt« 3U &uft bis 3ur Apothcle unferes Be*
fannten, eines Iettifd)en Apotbcfers namens ©einl)arbt —
neben ber Filiale ber Buffifch-Ghinefifchen Banf — eine ber
wenigen enropäifchen Rulturoafen oon Buchara.
3 dj müftte Spalten füllen, menn ich mich aud) nur
menigermaften barauf einlaffen wollte, bas Geben unb
Dreiben in Buchara 3u‘fd)ilbem. Dabet ift ber Bafat
hier einer ber gro jjartigften, bie i<h je gefeben habe. Seiben-
waren budjarifchen Urfprungs, orientalifche Deppidje oon
foftbarem RnflpfwerP, Bofinen oon rieftger ©röfje, ©cl3e,
fur3 alle erlefenen ©robutte bes Orients fann man
hier laufen, Ällerbings muft man 6030 3tli ho^«n;
benn ber Garte ift es geroöhnt, baft man jwet bis brei
Sage biutereinanber hanbelt ©ins ber ibpUifcheften unb
originellen ©löschen ift ber JBeihec bei ber groften
©lofchre — etma bas 3 *ntrum ber Stabt (Abbilb. 12 ).
£>ier ift ber Ort, tdo ©hotograph »ie ©laler fchmelgen
fännen in ben jdjönften unb babei bijarrften ObjeHen
ihrer Runft Um oiet Uhr nachmittags roirb ber Bafar
gefchl offen. Rut3 nor Dunfelroerben engagieren wir uns
ben beften Boffetreiber oon Buchara, ber uns bie 3wan3ig
SCÖerft nach bet Station Ragan in einem roirPIidh ungemein
guten Dempo, b. ft. in fed)3iß BJinuten, hlwbnngt. 3 n
Muftlanb hätten wir biefe Sfahrt in ber Dunfelbeit nicht
machen bürfen; aber man oerjidjert uns, baft im fianbe
Buchara ber Diebftaht fo gut wie unbefannt fei. Der
Raufmann läftl, wenn er aum ©ebet geht, feinen Gaben
unoerfcftloffeft unb leer ftehen. ffit weift, niemanb »irb
ihn befteftlen. Mirgenb reift ber &rembe fo fiefter wie in
Buchara. Allerbings für Meifen im 3 nnem bebarf es
neuerb ings wieber einer „befonbem Erlaubnis für bie
Bereifung Durfeftans“, bie perfönltd) 00m Rriegsminifter
in St. ©etersburg unterjeichnet fein muft.
SBieberum müffen mir tagelang bnrd) einen SBüften*
gürtel fahren, ber ebenfalls, wie bie ©bene am Aralfee,
ben Manien Rara Rum (ber fcftioarje Sanb) trägt. Die
wenigen Stationen, bie mir unterwegs noch paffieren
metben, finb, wie bas ©ebiet oon ©lert», ausgefprad)ene
Oafen. Die Strecfe bis Rraftnowobff ift bie ättefte ber
ruffifchen Bahnen öftiieh bes Rafpifd)en ÜKeeres. Sie
würbe feinerjeit ausfd)lieftlid) aus militärifdjen ©efichts»
punften ausgebaut, unb 3 »ot mit Müdf'^t <mf ben
niffifd>*engUjdh*n ©egenfaft unb auf Muftlanbs ©erbringen
nad) ©erfien. ©s wäre oerfehlt, an3unehmen, baft biefer
©egenfa^ heute, gumal infolge bes Muffifd)*3apanifthen
Rtleges, nad)gelaff«n hatte. frn6 mittlerweile bie
©nglönbcr mit Buftlanb wegen ber tnbifd)en ©renjgebtete
unb ©erfien 3U einem Ablommen gelangt. Aber bie
2Biebereinführung unb ftrenge öatrbhabung bes fchon ein»
mal aufgehobenen Berbots für Austänber, Durfeftan ju
bereifen, beutet barauf h»u, baft bie ruffifche ©olitil in
ber ©ren3frage »teber Unrat wittert, ©benfo ift bie
ftrategifche t,ön ®^ r0 aus
tung auf ö«at bereits bis faft an bie afghanifdje ©ren3e
oorgetrieben fein foll, für Austänber gegenwärtig fo gut
wie oerfehl offen. 3 c£) halte es aud) für gan 3 unbenlbar,
baft Buftlanb feine Abficftten auf ben ©erfifdjen ©olf auf*
gegeben haben follle. Denn feit mehr als fünfzig fahren
fteftt bie ruffifche ©olitit im Reichen ber ©ipanfton nad)
einem eisfreien öafen. Schon glaubte Muftlanb ihn }u
befiften: ©ort Arthur »Dalng! Da tarnen bie 3 apanet
bazwifeften. ©un befiftt fRuftlanb erheblich* Borrechte
wegen ber ©ifenbahnbauten in ©erfien. D>a& 31 * 1 » auf
biefe SBetfe ben ©erfifdjen ©olf unb bamit ben eisfreien
Öafen 3U erreichen, ift bas cinjige ßoeh, bas ber 3inimer*
mann ben ruffifchen 3 Dünf<f)en noch off«» 1 0* la ff CTt M-
Sollte Muftlanb biefes 3 »*t wirtlich aus flpreunbfcftaft 3U
©nglanb aufgeben? SRit ben 3ahrcn ftat fich &** inbif^.
mffifd>e S-rafl* überhaupt oerfdjoben. 3 hr Brennpuntt
ift nach © 3 eften gerüdt an ben ©erfifdjen ß>olf. ©etannt*
lief) plant ©nglanb eine ©ifenbaftn oon Belutfcftlftan närb*
lieh am ©erfifeften ©olf oorbei (o ielleicEjt über ftaweit)
guet burd) Arabien nad) 3 smailia am < 5 uezfanaL Der-
artige ©ifenbahnbauten tragen aber in neurer 3*it *» n * n
ausgefprochen politifchen Gharatter. Sdjon einmal hab<n
bie Muffen in ber Üftanbfdjurti, weil fie früher am ©laft«
waren, mit iftter Oftd)inefifd)e« ©ifenbaftn ben ©nglänbem
ben 3 Beg nach Btutben unb Ririn oerlegt, inbem fie ihnen
bie Rreuzung ber ruffifchen Strecfe nad) Wutben nicht
geftattrten, fo baft bie Dongtu-Schanhaitwanbahn ganz
unmotiotert mähren b bes Baues nach Wutfdjwang ab-
gebogen »erben muftte. Diefer ©räzebetizfali ift wichtig;
benn hier an ber Morbfpifte bes ©er|ifchen ©olfes ift
wieber eine foldje Rreuzungsftelte: ©ngiänöer tote Muffen
wiffen, baft ber im ©erteil ift, ber 3uerft an biefer Stelle
anlangt. Sdjon aus biefem ©runbe »irb niemanb glauben,
baft SRiiftlanb geneigt ift, h*« bie reftlofe Verfolgung
feines ihm burd) bie perjifchen Gifenbahnoerträge fo gut
oarbereitelen Borteils 311 oer3id)ten. Der SBunfch nad)
einem Abfommen unb beffen Borteile lagen fomit aus»
fd)liefefich ouf ©nglanbs Seite. Buftlanb aber betreibt
ttoftbem »eitert) in an ber afghattifd)*perfifd)*»» ©renje bie
©olitit ber tjermotireben Abfchlieftung. Äompliziert unb
für bie beutfeften 3 ntereffen wichtig werben biefe 3uf<»»»»nien«
hänge burd) bas öntzutreten ber Bagbabbabn, bie befannt*
lid) auch einmal am ©erfifdjen ©olf enben fall. Aus bem
©efagten ergibt fid), baft unfere 3 ntereffen mit benen Muft,
lanbs parallel laufen.
Die Gifenbaftn läuft etwa feit Micro nur wenige Äilo»
meter oon bei perfifdjen ©renje entfernt an biefer entlang.
Bom ©ifenbahnzug aus hat man ftets bas in brei Derraffen
f«hr fdjroff aus ber turanifdjen Dicfebene auffteigenbe
iranifch* ^>od)lanb oot fid), beffen mächtiges Manbgebirge
eine natürliche ©renze zmtfehen 3 ran unb Duran barftellt.
2 Bir paffieren bie Station AsfEjabob, bie mirtfdjaflliche
fflletropoie bes DurPmenengebietes, bureftaus eine ruffifefte
©rünbuitg. Gchlieftlich nach i«h r «rtuübender unb überaus
ftaubiger Jahrt, btc anbauemb ber Derrainf alte folgt, welche
nad) ber ©cograpijte ber Alten bie ehemalige Berbinbung
3wifchen bem Aralfee unb bem Rafpifdjen ©leer, b. h* bas
alte & luftbett bes Öius abgegeben ftat, erreicht bie ©ifen-
baftn bas Rafpifd)« ©Peer. Urfprünglid) fanb bie anfangs
als ©ferbebatjn gebaute Strede h*« <h* Gnbe, bis bie
fd)lecf)ten ßanbungsoerhältniffe 3U einer rücfwärtigen Ver-
längerung bet Bahn nad) bem recht guten £>af«n oon
Rraftnowobft zwangen. Die Stabt gleichen Mamcns, mit
einem malerifdjen Bahnftof (Abbilb. 18 ) unb einigen Ratlje-
bralen ausgerüftet, macht wegen ihrer Umgebung mit hohen,
aber gänzlich fahlen Sergen einen troftlofen GinbnicP.
Gin mit aUem Romfort ausgeftattetcr ©oftbampfer,
bei ben Mamcn bes Eroberers bes Durfmenenlanbes, Ge-
nerals GPobelew, füftrt, bringt uns in »icraeh M ftü n biger
ftaftrt nad) Bafu, bem ehemaligen SBallfahrt&ort ber
Feueranbeter ©erfiens, feilte einer ber widjtigften 3 n«
buftrie* unb öanbelsDläfte Muftlanbs, bas Zentrum ber
ruffifchen ©etroleuminbuftrie. Befanntlich ift Bafu eins
ber ruffifche« Meoalutionszentren gewefen unb ift es fteute
noch- SBir finb an einem Abenb bei einem beutfehen
Raufmann eingelaben. Die Mcroofität ift fo ftarP, baft
man ängftlid) auf jebes ©eräufcf) brauften auf ber Strafte
horcht. Mehrmals fpringen mir auf unb laufen hi»»au*
auf ben Ballon, weil man glaubt, einen Gd)uft gehört ju
haben. 2Bir wollen fehen, ob ba brauften bie allgemeine
Scftiefterei nicht wieber losgehen wirb. Aber wir beobach-
ten bie Drofcftten, bie auf ihrem Stanbpla^ f)<tlten. Un-
heimlich ift es bod), als wir bann fo jpüt abenbs burd)
bie totenftillen Gtraften nach unfern §otel fahren.
Mod) eine öiobspoft: bie ©oftftrafte über ben Rau-
Pafus ift eingegangen! Seit ber Eröffnung ber Bahn*
ftreefe 8aPu*Derbent*£BlabifawPas ift bie fog. ©erufinifche
ßeerftrafte nach ^ifl® gänzlich oerwaift Gs reift jeftt
alles übet Derbent, unb es P>ot fid) Pein ©oftt)ülter wieber
gefunben, ber bereit gewefen märe, 3U ben alten Be-
bingungen Melaispferbe zu ftelien. C&ünftigereBebingungen
aber mailte bte Megierung nicht gewähren. Somit Patin
heute nur nod) ber biefe b«rii<h« ©actic machen, bet fid)
in Diflis ober aBlabiPamfas gleich SBagen unb
©ferben oerfieht, ba es bei ben unfidjeren 3«iten faum
möglich fein wirb, ©efpanne 3U mieten. So ift bet fdhönc
Rauf af us wieber einmal ber Sdjlupfwinfel oon allerhanb
unheimlichem ©efinbel, unb feine BerPehrsoerhältniffe finb
um ftunbert jurüdgefchleubert — auch eine Folge
bes Gijenbahnbaus. Durfeftan hat er erfchloffen, ben
Raurafus Derfdjloffen — ,jxdna far'.
Slpfjorismen oon Otto JJIafe.
Der ©ropf)ri 9'U nichts in feinem Baterlanb; mitMecht:
er oergaft bie f»auptfache, es 3U erobern.
Das Gute liegt nahe. Eben barum muft man in b«
Qfeme f<h weifen, um es fehen gu Pönneu.
Feber grofte Rünftler ift bas Gnbe ber Runft.
Gefühl ift SDärme be& ©ebantens.
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SWamiel SBielanbt: $as törab bes Obpfjeus.
2B. 3mmcnf<unp : Die ■
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rroedung bcs fiajarus.
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§ugo Xtornaut: fteierab«nb im X>orfc.
541
3IIuftrirte 3 c ^ u,t 9-
ttr. 3378. 26. 991013 1908.
Sranä üetydr
unb bas luftige 91eid> feiner Üriumplje.
ct bet Unruhe ift mächtig ge-
worben in bet Jftelt, unb in Buhe’
lofigfeit lebt bet moberne Btcnfd) nid)t
nur feine läge, fonbetn mcift aud) feine
Abenbe bahin, Obgleich bie bcvitjutagc
foft in allen Beruf «gebieten jur ge wif jeu-
haften (Srlcbigimg bes Arbeitstages erior»
berlidje äufoerftc Rräfteanfpannung fiel)
abenbs naturgemäß in tiefes (Ermft bet lein
läfcn mwfe, fdjeint 6em gegenwärtigen <*»c«
fd)led)le bec 'JJIenfdjen bie «Jletgimg 311
wirtlichem abenblidien Ausrufen, wie man
bas ehebent im ftamilietirrcijc, bei häus-
licher fluuftpflegc, guter Unterhaltung*-
leftiire unb wot)i aud) be» einem l)nrmlojen
Spieldjeu gefudjt unb gef unb en hat, immer
meljr unb met>r abtjanben 3U fommen.
ftüu ben mobernen 9 Jtenfd)en gibt es
abenbs fein Ausfpannen mehr, fonbetn
nur nod) ein Umjpanmn feiner Aftioität
uad) anbeten Sntcrcfjcjielen l)in, uitb je
nad) ihren gcijtig-feclifd)-finnli<h«n Anlagen
unb Bcbürfnifieu erftreben fid) nad) ge-
taner Arbeit bic einen burd) wcitcrbilbenöe
Tieigung&ftubien, etnfles fl un fl er leben ober
'3cfd)äftigung mit gemeinnüt|igen Gingen
unb «Bolitif neue intclleftuclle Antriebe
unb Sammlung — bie anöeren aber burd)
'Ißirtfdjaftsbefud), iftcuiefoen leichter Ber-
gnüguugsTunft unb Beteiligung am ober-
flächlichen <$cfcUfd)aftslebfu 3 CT ! trf mmg.
Unter bie Tinge, bie ber ®ienfd)Ijeit
3U gefälliger, anftrengung&freier unb jinne*
liHelnber 3f*Ureuung bienen, 3öt>lt feit
einem halben ^ahrhunbert and) bic Cpe»
rette, ein in ftremfreid) aufgefommenes,
alfogleid) aber aud) nad) Teutfchlaub oer-
pflan3tcs ffienre oon mufifalifcheu Bühnen-
jtücfen, barin allerhanb (Elemente öes Altern
Singfpicls unb ber foini|d)cn O per mit
bem «Au&ftattungs* unb «Ballettgep ränge
bet großen Oper unb oic(fad) aud) mit
frcm$ö|ifd)er Scbwaulfrioolttät unb beut*
fdjer Boffonberbljeit uerquidt worben fin&.
Aus eigner htroorragenber 'Begabung für
parcbificrcnbc Anfchcuiungswcife unb für
bas (Erfittben oon gerabc^u penetranten
«Dlelobien unb JRbrtfbmon bnttc bet bireft
an bie Ghanfonformcn unb bie OuabriUen»
betaegungen bes altemben Aubcr unb an
ben ^arifer Gancan anfnüpfenbe finbige
Sd) 3 pfer ber Operette, 3 aeque& Offenbad),
feine burlesfen (Erftlingswcrre „Orpheus in
bet Unterwelt" unb „Tie fdjönc frolena"
311 fo aufjerorbentlid) amüiablcn Theater-
ftuefen geftaltd, baß fic oon Baris aus
alfogleid) bie gan^e Bühnen weit erobern
unb bic Operette aur fjerrfebaft brin-
gen tonnten. Tem roeitem «Radjfcbub
Offcnbatbidjei Süerfe traten jwei SBieucr flomponiften
mit textlich weniger Int riest unb mufifalifd) foliber gefaxten
Operetten entgegen: Johann Strauß unb ftrana o. Suppe,
bie tn iljren tfvauptwerfen „Tic ftlcbcrmaus", „Ter lu[»ige
flrieg", „Ter 3igeuntrbaron N , „ftatiniha" unb „Boccaccio"
ben Söaljer, bie Bolfa unb ben 9Jtor|d) 3U roefentlidjftcn
Ausbrud&typcn ber Operette machten unb alio eine for*
male Umgejtaltung ooIlfüf)rteu, bie für bic nad)folgenben
beutfdjen Cperettenfomponiftcn oorbilblid) bleiben, jngleich
aber auch alle loäteren bebeutenberen Operettcnfomponiften
5ranlrcid)s unb (Englanbs, fo namentlid) Gharles ßecocq,
'.Robert Blanquette, (Ebmonb 3lnbran unb Slrtur Sulliaan,
mannigfach beeinfluffen fonnte.
9Bäf)rcnb ber erften ffmfunb3wan3ig ^aljre ihres Be*
ftehens war bie Operette gai»3 auf bie Stimnruugstönc
übermütiger v |3nrobiftir„ galanter ^rioolität, braftifdjen
Humors unb launiger ?lmoroiität eingeftellt geblieben,
unb nur 'fUanqudte hotte feinen „ttlocfcn oon Gorneoille*'
cittett 3ur Oper hiaüberfehtöingenben feriöfen Slebenflang
cingefügt. Tann aber würbe burch bie unmittelbaren
'JJadjfoiger oon Straufc unb Suppe, burd) bie gleichfalls
roicncrifcben flomponiften fRicharö (ftenee, flarl 'JJtillöcrer
imb flarl 3eller ber Operette eine Beimifchung oon fd)dr*
ferer Tramatif unb fcntimcntalem «Pathos gegeben, bie
gleid)fam bie ßeid)tt>erbaulid)feit bet abenblidjen llnter-
Ijaltutigsloft hcrabminöem muhte, unb bie — trog bem
lebhafte f ten Gntjü d cn, mi t bem ei n^elne iöeifen aus „'flau on" ,
bem „Bettelftubenten“, „(f)afparone M unb bem „Bogelhftnb*
ler* öufgenommett unb über bie ganje SBelt fottgetragen
tourben — bod) Teins oon biefen fpäteren SBerfen jene
langanbauembc Beliebtheit erlangen lieg, beren mehrere
JDffenbad)fd)c unb Strauhfctje Cperetfen bis jum heutigen
Ttege teilhaftig geblieben |inb.
„Unfinn mufe finb! - - Tiefes att Stalbots „Unfinn,
Du ftegft* antlingenbe Bhüofophem bes Berliners hat ber
Operette gegenüber oollc Berechtigung; bem an fi<h un-
finnigen Trachten nad) einer gan^ ohne geizige ?lnftren-
gung erlangbarcn unterf)«Uenben 3frftrcuung tonnen bod)
tool)l nur fröhlicher Unftnn ober unfinnige fffröhlichleit
burd) aus entfpredjen. «Kan will in ber Operette burd)
einen hinter bunten «TOirrwarr oon fjalbmöglichcn unb felbft
ober auch alljiifpärlid) roftüiuierte 0 >e*
ftalten burcheinanbcrtoimmcln fehen unb bas Of)t oon
lieben sw ürbig lodenben ßicbmelobictt unb monnig-werben-
ben Tan^tueifcn umfd)mcic£)ett haben, unb man nimmt
babei weit eher bie thörid)tften Üllbcmheitcn als irgenb
cmftl)aftere Tenf* ober ffi>efühls 3 iimutimgen willig mit in
ben ftauf.
Tie Operettenluft , ben Jjjang jum gebanlenlofen
Schwelgen in tlaugumfTÜuf eiten foenifdjen llnfinniglciten
hat bie «Ken|d)l)*it mit in bas ^roan^igfte ^ahrhunbert
herübergenommen, unb ber erfte, ber biejem .(|>ange
roieber einmal oolle Befriebigung hat bereiten tönnen,
ift ftranj Celpir gemefen, ber flomponift ber „Vuftigrn
SDitwc". Seit ben Grfoigen feiner noch etwas fenti-
mentalttätsburch würgten Operette „Ter Kaftelbinber“
unb gar erft feit bem Siegesjuge feiner gegenwärtig bie
ganje 'iöelt burd)flirtenben, tn 2 Bien bereits ber fünf»
hunbertften 2 lufführung nahegerommenen unb in oiclen
anberen Stabten aud) fdjon über bic hunbertfte Auf-
führung biuausgcTommcnen „ßuftigen UDitwe“ !>at man
i'ehär gan 3 unbebingt als ben erfolgreichen, populärften
Operettcnfomponiften unferer 3<it gelten 311 laffen, unb
unt biefer feiner Ausnahmejtellnng willen möge aud) hict
einiges Nähere über fein Sieben unb Streben berichtet
unb barauf hiogewiefen fein, wie Öeljdr 3 U feinen heutigen
(£rf eigen unb «Ruhmes- unb (Einnahme!) öl)c« erft burch
ein Snerificium art» severao burch eine notgebrungene
ent[d)loffene Ablehr 00 m 'JBollenFudud^heim
feiner urjprünglid)cn Cpemtniume hinauf-
gelangt ift.
((>leid)u>ie jeinem ‘Batet, ber fleh 00m
unbemittelten Bauernfohn pun «Dlilitär-
fapcllmeifter heraufgearbcitet hatte, unb ber
in ber üfterreichifctt iingarifchen 2lrmee als
flomponift eines bei (Eujtoja fftijicrtctt
„Clwii“'Sturmmar|ches forllebt, uniren
aud) &em am :tO. April 1H70 im inigari|d)en
Stdbtchen flomorn gebornen i}ran3 Uehür
reiche Anlagen für bie «Dlujif als ein
Batengefchenf bes Jjjinimels mit in bie
Aflege gefallen, unb biefc Anlagen erhielten
burd) ein fünfjähriges Biolinftubium am
Brager flonferoatorium unb burd) prioate
liuterweifnugen bes böl)mlfd)en flompo-
niften 3benfo ftibid) fo gute rVörberung,
bag JVrau3 bereits mit ied).vchn
^ah™ 1 * J 10 '' D0U Toofäf unb felbft oon
'Brahms gühftig beurteilte Sonaten eigner
ftaftur oorvu weifen ^attc unb 18#H bic
Stellung eines Solooiolinfpielers an ben
oereinigten Stabttbeatcm oon Barmen-
(Jlberfelb antreten tonnte. 'Aber fdjon
binnen ^ahresfrift würbe ber öortrefflid>e
junge (tieiger tn Bannen fontraftbrüdjig;
troh allem Schweren, trot3 häufigem jun-
gem unb oielcn Tcinütigungen, bic bem
unbemittelten floftitubenten bie B«>gcr
Stubienjahre gebrad)t hatten, 30g es ßehär
nad) feinem \>eimatlanb 3ntüd. (Er eilte
nad) A3icn, lei|tete ben Solbateneib unb
trat in bie flapclie feines nunmehr in AJien
amtierenöen Batcrs ein. Schon 3cfjn Bio-
nate [pater erhielt ßebär eine eigne Bltli-
täTfapeKmeiiterftelle, unb 3war in bem
fleinen Cbamifon[täbtd)en i?ojonc3 in Ober-
Ungarn, unb hier fanb er bis 3U feiner
ffnbe 18H3 burd) ein «Renfontre mit einem
Stabsoffi)ier peranlaHten Aufgabe ber Stel-
lung reichliche Blühe, fid) neben ber Jorg-
fältigen A^eranbilbung feiner flapelle an
erften Opern lompofitionen 3U oerfudjen.
Bon Vofonc^ aus beteiligte fid) Behüt
aud) an ber floburg ftothaer Cpempreis*
fonfurreti3.
Bon 1894 bis 189fi war ßehdr Tirigent
ber 'Diariitelapeile in Bola, hatte als (olchcr
im April 181M bie l£l)re, oor flaifer 2öil*
heim II. 311 Fon 3 ertiereu , unb fdjrieb ba-
felbft, angeregt burch ben BerTchr mit bem
flomponiften Antonio Smareglia, feine
Oper „flutusEa", bic im Mooember 189« in
Ceipiifl 3 UT Uraufführung gefommen unb
lpäteri)in auch nod) über ein paar anbere
Bühnen gegangen ift. Aber 3 U einem
wirtlichen, lohnenben (Erfolge gelangte ßebär
mit biefer cmften Oper nicht, unb ba er
feine 2 Ufarincfapcllm<i|tcr|tellung aufge-
geben hatte, befanö er fid> eines Tages am
(Snbe aller feiner Blittel unb (Erwartungen.
(Sine autobiographifdjf Sti^e ßehärs, bie,
in bei ,,'JBiencr 3cit" ocröff entlieht, and) in ber „Schwede-
ri|d)en SJluf irjcitrmg*" vom 11. Januar 1908 abgebmdt
worben ift, fehltest mit ben 2 Borten: H Ctd) übetlief) mein
ßieblingswer! (leine Oper >flulti&ra<, fpäterhin »Tatjana,
benannt) nunmehr feinem Tomrösd)enfd)laf, in ber 3 u-
D-crf tefjt , baß es eines Tages exlöft werbe, was ja auch
gefdjal). Tas Opemtomponieren war mir ooiläufig grünb*
lid) oerleibet. 3d) wenbete mich Cperctte 31 U ®Jit ge-
failigetm (Benre aeigte fid) mir aud) bas <&lüd gefälliger."
Als Cpereltenlomponijt hat (ich ftranv ßehür bie
SBelt erobert, unb wenn ihm bas aud) nid)t gleich mit
feinen früljiten Operetten „AJiencr grauen", „Tie 3ux-
heirat" unb „Ter ffiottergatte'' glüden fonnte, fo fanb
bod> fd)on „Ter Baftelbinber" weitefte Serbreitnng, mehr
aber nod) „Tie luftige B3itaxi“, nad) beren wohlig -wiegen»
ben 9Bal3erweiien unb fchneiöigen Blar|d)<ouplets man
heute bis über bie Ojcanr hinaus tonst, marfchiert unb
jubiliert. Tie Bcnuhtmg einer öolfsmelobie für bas |el)r
wirlfame „BiHa-ßieb" hat man ßeljär wohl mit lluredjt
3um Borwurf gemad)t; burfte hoch felb|t ber geniale Bi3et
feiner „Garmen" bie glattweg übernommene 4>abancra
oon Braöier einfügen. Bon einer ftarf perfönlidjen
flomponiftcnphnfiognomic, wie eine |oId)c bie Operetten-
mufif oon Offenbad) unb oon Gtraufo beutlich erfenne«
lä&t, ift bet ßehärs lUeifen raum etwas tDoht3unehnten;
ein gewiifer (Elan, eine gemiffe lorfenbe Afcrbefraft aber
ift bet mcift grfct)idt gefeßten unb inftrumentierten fltufftf
ßehörs nicht ab3ufprcd)en, unb fo erllärt cs fich benn
wohl, öa& luftige 'IBitwe" nid)t nur ihre alten ®er-
ehrer fcft3ul)alten, fonbeni fid) immerfort oud) nod) neue
3u erobern oermag, unb bah mit bem „Bilja-ßiebe" auch
ber M BaUfirrncnwal3er H , bas (Eouplet „Tumnier, buntmer
Weiter“, bas 9Jlarfd)feptett „3a, bas Gtubium ber BJeiber
ift fd)w« M , bas SBaljerbuctt „ßippen fchweigen“ unb bas
übermütige Cebemännerlieb „Ta geh' id) 3U 9Jlaiim"
allenthalben gefpielt unb nachgeträllert werben, ßehär,
ber augenblidlid) als Tirigent bes BMener Tonfünftier-
orchcfters eine Ronjcrtreife burch Teutfd)lanb antritt, fann
alfo wohl gewärtig fein, allerorts bie ihm als „A3ol)l-
iätcc ber 3er|trcuungsluftigen Blcnge“ sufommenbe freunb-
liehe Aufnahme 311 finben. Arthur Smolian.
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Tos .frauptportnl b*c J-ront.
35e* Cid)tljof.
Cos neue 2Be|lfäIi|4)e 2anbcsmu[eum in 9Jiün|ter.
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<Kr. 3378 . 26 . SRärj 1908 .
SHuftrirte 3 c ^ un 9*
543
Treppenhaus.
snarflarcten- Spelle.
Das neue SBeftfäliffie üanbesmufeum.
'öott Pref. Df. fteraata ttbrenberg in ffllflnrter L SB.
m 17 . 3Jtär3 ift in ©läuft er bas neue 3 Bcftfdlifd)c
i?anbc»mufcutn unter großen fttierlidjf eiten eingeweitjt
worben, ■Tamit ift ein lang getonter ©hmjd) ber ©Je|t-
falen erfüllt unb bie ©Zöglidjfcit für eine nödjbriicf liefere
©Hege ber Äunft unb ber beimifdjen Wltertum&fimbe in
biefer reidjen unb inte reff an teil, burd) uralte Kultur aus«
gejeidjiteten ©rooiii} eröffnet worben. IBar bie erfte 9 ln>
regung für ben fDhifeumfrbau uou bem feingebilbeten unb
f)od)Derbientcn ObcrprSfibeuten o. Jlütjlwetter in ben fieb-
riger 3e»t) r « t bes neun-
3etjnten
angegangen, fo haben
e» brfoubers ber SBeft-
fälifdje ©ropiugalperein
für Shmft unb ® 3 if|en-
fdjaft , ber SBcftidlifcbe
5 luuftocrein unb ber
Slltertumsoerein fid) an-
gelegen fein lafien, ben
Cüebanfen 311 oertoirf*
lieben. Gdilicftfid» bat
bie ©rooinjialocrwat-
tung tatfräfiig Die Gadje
in bie fianb genommen,
bie bereit» angefammel-
ten (Selber unb ftullft-
fdjötie ergänzt unb bas
ftattlid)* (Sebäube er-
flehen taffen, bas nun»
niefjr bem ©ublifum er-
öffnet ift.
‘Ca» (betäube ift ein
SBerf Des ©rd)itctten
Gchftbtlcr aus&anuooer
unb bat bei einer bebau»
teu ftlädie pon 2025 qm,
ol)ne 6ie f oft bare innere
Slusftattung unb offne
Den roertuollen (ftrunb
unb ©oben (in ber Glitte
ber Gtnbt), 850000
©aufaftcu pentrfacht. Cs
tft in Drei GtodweTfen
errichtet, gruppiert fid)
um einen Oid)tl>of unb
jrigt oomctimlid) bie in
SRftnfter gern gcieljencn
flennen ber Gpdtgotif
unb Orrfitjrcnaiffancc. 3 )ie Ausführung, bie in ben £>finben
br» ttanbes baurats 3»nuncrtnann unb bes ATd)itcfteu©nms
lag, ift Durchweg fetjr ge biegen. 35 ds oorjüglid)* ©au*
material ift faft ausnahmslos trieft fälijdjer $crtunft, fogar
ber für bie Gäulen unb ©feiler oerroenbet« prädjtigc
ÜJlarmor entflammt tDcftiälifchem ©oben.
©Seftfölifd) ift aud) bie Gignatur ber Ijier aufgeftelUen
Jlun|tjd>ähc. 3 nt Göcgenfat} 311 oielen anberen ©Rufern Ijat
bas 9 Befifälifd)c Canbcsmufeum feine gan3 befonbere eigen-
art. (Ss ift nid)t ein Allerwclts-SJlufeum, bas man anberswo
aud) finben tonnte, fonberu e» ift ein (fljrcntcmpcl einer
wichtigen bentfdjen ©rooiti) geworben, eine ©erbcrrlid)ung
unb ein Gpiegelbilb iljrer ff>efd)id)te unb be» tüuftlerifdjcn
Streben» unb ttmpfinben» Ihrer ©ciool)iter. Unb habet
ift e» eine Uberraidjung ! Aud) ber ffadjmann ift erftaunt
über bie ftülle motjlgeorbnetcr, bisher ungetanntrr alter
Äunft werfe, bie liier fid) oor ihm ausbreiten.
3 in Qtbgefcbof), wo tue prätjiftorifdjen Gantnilungen,
bie Sfulptureu unb bie SBaffen aufgeftellt finb, gibt es
piclleidjt bie inciften ttbcrrafdnmgen , wobei man freilid)
nidjt oergeffen Darf, bag iitcftialcn in ben 9 ?elief» bet
Urtemfteiue bciTctmoID biedlteften Deutfchcn'Dlonumental*
flulpturcn in Gtein bofigt. 3 <t) erwähne nur bie merf«
nuicbig guten Relief» oou ben Türmen ber ©tauri^fird)«
in SJlfinjter uou etwa 1100, bas tief empfunbene riefige
fjo^frujiftx aus ©odljorft (jwölfte* 3°l) r l) un & cr t),
prddjtigen, titterlidjen,
2 111 tjotien 1)1- Oieoxg
aus Goeft (bniiebntes
Cfabrtjunbert) unb oor
allem bie wunberp ollen
überlebcusgrölfen Jigu-
ren ber Waria unb
ber Apoftcl (oierictjntes
3*it)it)unbfrt), wahre
fWleijtcrwerle goti|^ct
©laftif, bie ciuft im
cront oou Wflnjtcr ftan-
ben, oon ben 'lOieöer-
td 11 fern 1535 3iir ©er-
teibigung ber Giabt per-
wenbet würben, por
einigen 3al>ren biird)
I>r. (fieisberg auf ber
fog. ftrni3fd)an3e aus«
gegraben unb jeto burd)
beit SDliifcumsbireltor
I>r. ©rüning wteber ju-
fammeugeie^t unb 311m
erf tenmal t)U r aufgefte II t
worben fiub, alfo im
oollett Ginne bc» ^Dor-
te» eine 3 UicbeTnuf-
erftel)iuig feiern. Das
gleid)e gilt aud) für bie
leben&oollcn ® nippen
ber Hreujigiing 1111b ber
£>änbcmaict)ung bc» Vi-
latus, bie tini 1 )rfd)ciuli<f)
ber SJinnfteraiier ©ilb*
Dauer fieubiif ©eiben«
fmjbcr 311 tlnfang bcs
jed)3el)nten
berts ln Gteiu gcfd)af-
fen Dat. ©on il)tn unb
3immercinrid)tung im erften ctorf.
Dos neue 2Bc]tfäIi[^e Canbcsmu|eum in ®lün|1er.
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544
3IIuftrirte 3 eitun 9*
Sttt 3378. 28. anaq 1908.
feinem Wadtfolgcr 3ohann ®elbcnfnt)bcr
(Witte bcs jedjzebntcn 3at)rl)unbcrts) unb
weiter oon ber im fiebzebnten unb ad)t-
aeljntcn 3ahrbunbcrt töliß gewefeueu ftünft-
lerfamilie ber ©röninger finb überhaupt
3 al)lreici)c Steinbilbwerte l)icr jufammen«
gebradjt, $n in 2cil Ijaben |ie eine fcljr
i)iibfd)c Wufftellung in ber um 1500 er»
rid)tctcn gotifdjen Wargateten-Mapelle ge-
ftinbcn, bie man in glüdlid)jter iBcifc bem
Wufeum bat angliebem lönnm.
3m erften Stodtocrl Ijerij^t bas Munft-
gewevK. Uns feffclt in crjier Siuic eine
Tange ftolge oon oottie^men tüe-ftfälif d>en,
aus abligen »mb bürgerlichen ©flu|«ni
ftantmenben 3i ,,,,l,crc i Tlr * (t ) tun fl €n » bie ö * c
Stiliiuinblungen non bu Qrvfihscnaiffance
bis jur ®icbcrmeicrzcit bcutlid) Dcranfdjau-
lidjen. ^eruorjuljeben bürften ferner einige
ganj originelle IRolofomöbei fein Sowie bie
mit getriebenen Silberfiguren rcid)bcbcdten #
tounberbar gut erhaltenen Wcfegetuänber
aus ber ehemaligen 3 efuitenfitd)c 311
fünfter unb bie 'Jiad)bilbungen ber be-
rühmten Silberarbeiten, öie sintern Cifenijoit
Goeft unb weiter bic farbcnglütjenben Gd)' ll>cru,, fl cn
beibet» Tmupcggc unb bes etwas geringem Mappett»
berger Weifte«. Wit ben befannten «Ubnismalem tont
JRing fcbliefet bann biefe roertoollc 2lbtcilung Des
Wufcums.
Vlbcrauct) bie ältere obcrbcuifd)c unb bic niebcrtöttbtfd)e
<5d)tile bes fünfzehnten unb frd)zel)nten 3 a h r hunberts fmb
burd) einige prächtige Stüde oertreten, tüüljrenb man ron
ben italicnifdjen 9J2eiftcni bes oicr 3 ebnten bis fedueljnten
3al)rbunbcrts znxtr nicht burd] Ijeroorragenbc, aber immeT=
bin Icnnzcicbnenbe Stüde fid) eine ungefähre Wnfebauung
bUben fann. Unter ben l]o(länbifd)ctt (gemälben bes ficb-
3 el)uten 3öh rf ) u " öert ®. bei beren Sammlung ber ©eneral
bireftor ber Mönigtid>cn SRufeett, fytxr Dr. Tftobe, mit
feiner tmocrglfidjlidjeu Mennerfcbaft imb feinem weit*
reidjenben Cinflufe bie hüfrctchftc Cranb geboten hat, ragen
Ijcroor L'anbfdjöften ü. bgl. »on 3nfob txm 'Jliiiebael,
3an uem ber Weer oon Haarlem, Wbrian oan be Selbe,
SReinier Seemann, 3- <3pruit, befonber« aber ein oon
Cbcrljarö Dcrbord) unb einem unbrtannten Weifter ge-,
malte* großes Silb, bas bic Hntunft bcs bollänbifdien
Öiefanbten auf bem ftticbensfongrefr in Wünfter 1646
fd]ilbert.
Die Walerei bes neunzehnten unb 3 U>andgften 3a!jr.
hunbexts ift cinfttocilcn nur erft burd) toenige gute Silber
1. 3Jlobell Dort bem *Bübl)au«r DöljleT unb bem Wrdjiteltcrt £)irfd)tnann (erfter greift).
oertreten. (genannt feien bic Werfe oon Sehröbtcr, t>afen-
clcoer, Ccfjing, Sdjönlcbcr, US. ftcorgi unb bem betanntlid)
in Wünfter gebonten ®. 'fJanfof.
Sctjr wirfungsooll ift bagegen bie ftunft ber (Segen*
roart bei ber Slusfdjmücfung bcs ©ebäubes 31 « Cbeltung
getommen. v Jluf ber Cftfeite bes Kaufes fcffelt uns bie
gewaltige, in groben getjaltene Steitcrfigur be*
hl- Cbcorg oon Ccbcrcr, bem Sdjöpfcr bcs Hamburger
®i$niard.'?enlmal&. Das DreppcnT)aus foll ein SWeifter
toerf ber ©lasmalerei in einer ihrer ©ollcnbung entgegen-
geijenben hPtoorragcnben Sdjöpfung bcs aus SRfinfter
ftammenben 9JJcld)ior Ccdjtcr erhalten, unb cnblid) ift
bas ^efejimmer burd) Sruno ißaul in fef)r ocmchmcv
in Starburg für ben ®aberborner ^ürftbifd)of Dboobor
0 . ffüiftenbcrg 1582 bis 1589 oerfertigt ijat.
3m amcitcu Gtoia>crf bic <&cmdlbegaleric ift grohten*
teils (Eigentum bcs ©eftfülifd)en Aunftoereins, ber fie in
aller Stille unter erheblid)en Opfern gcf<h«ffp» hat-
empfangen toir nun ^um erften Wale einen tlberblid
über bic altweftfälifd)c Walcrfdjule, bic bisl)ft nur toentg
geunirbigt werben tonnte, fid) aber als eine erfolgreiche
unb gläi^enbe 9lebcnbul)lerin ber befanntem alifölnifdjen
Sdjulc ertoeift. ^)ier finben wir fogar ein Stüd, bas ctnjig
in ber europäifdteu Munft bafteht unb
als bie frühefte 'lafclmalcrci überhaupt
bezeichnet wirb, etil auf &otj gemaltes
Soeftcr Vnteponbium aus bent zwölf-
ten 3 ahThunbert. Cs folgen bie Sücrle
Monrabs 0011 Sooft unb feiner Schule,
bcs zarten ßiesbomer Weifters, bcs
Sdjöppingcr SDleifters 3 ob<tnn oon
2. Slngelaufies Wobei! oon Selmar CTenier unb'dDsroin ^vempeL
3. tingetauft«« Wobell uon TRidjarb .Röntg.
(Sittooürfe 3U einem S^illex-Denfmol in Dresben.
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3h. 337«. 2(5. 3HäTj ISO«.
3IIu|triite 3 c < tun 9-
545
Weife ausgeftiittet
worben .
Da* Vefczti unter
fall and) abenDs gc>
of tuet fein unb be
öen Gewerbe
treibenden Die Kennt-
nis Der neuen 3cit*
fchrifUniliteratut ©er
mittcln. 3it einem
graften ©ertrag*
iaal foll en fi)[tema
tifchc ©orträge unb
VidjtbilDvvporfül)
ruttgen pciaiiftaltet
Derben , endlich in
einet aiifioßcnöen
!Hoil)C imiiMabi netten
atnvechfeluDe 5on
betauäftrlluugeit wo
Hemer kauft unb
mobenieit Ruuftge»
Derbe« jtattfiubcu.
2o trägt bas neue
©•tujeum jajei €&e
fid)tec. tEsfdrautriicf
wärt*, es enthüllt
uns ein glänzen De«
©ilö altuieftfälifchcr
Muiiitl)ertUd)teit.
fd)aut oormdrls, e&
will nettem geben
weden, neue ©nre
(Mlblulb. 2), ni<t)t zur
«usfühnmg gebraut
werben lann. Wärt
Der «IhertplaH ringe
fchtoffrnrr £d>mud-
pinn, märe et nid)t
Durch einen Straften
Rig in feiner Vängo*
ausDrbmmg burdv
brachen, fo würbe
Diefe* tEljrentor <mit
einem SHelieibilbni*
Schillers an Der nur
Dem tiinung unb
fc<h» auf feine 'liierte
fBe.fug ii.hiutMiben
NeUeftatflelluttflcn
uoifdjen Dm feit/
liehen SäuIrnftcUuii-
gen |owiceiucr3ü»in
lingsgeftäü als ®e
frön ii ng) in Der lat
Den uniröiflften Teilt*
malsfdjtmuf barftcl'
len, Den man Sdjtllcr
in Dresden geben
fönnte. ©ichard Hö*
nig endlich, Der riertr
Der preisgekrönten
kunftler, bat eine
(Kruppe gebildet:
Schiller, ©an einem
©eniu» zur ftöbr
gütigen oennittein. lEntroürfe tu einem <5d)
ein JRittelpuntt einer
neuen kunftbewe
gütig in 'JUeflfaleit
loeröen. Daß es fo fiel) hat ausgefallen föiinen, ift neben
Dem trübem Landeshauptmann, jeftigen ftultusminifter
l>r. öolle, oomebnilid) zwei ®l5nnem zu banfen, Die mit
unermüdlicher lattraft unb fachfuttDiget ©egeiftentng, mit
flugem ©lief unb feinem öiefchtn ad währenD Der letzten
3abre für Das ©lufeum gearbeitet haben: Dem j ewigen
)ianbe«bauptmann oon 'JBcftfalen, Dr. öammerfdjmiöt,
unb Dem ©lufcumvdircttor I>r. ©riining, Dcffen Üeiftung
ppn feinem Geringeren als ©obe oorbilblid) genannt
worben ift.
Ifntroürfe ju einem <5d)tIIer*3)etif«tal für Dresden. 4. SJlobell non ^Jeter ^Jöppelmann (jtneüer ^xeis)
'IBoljl Dem UmitaiiD, Da« Der mit Dem crften greife
ausgezeichnete (Entwurf Döl)lcr*.f>irfd)maun vor allem in
rcijpoller fterm Den ©laft Der DculmalsiDee jngänglid)
ZU mad)ett fuei)t. Ijcit Diefer Entwurf Die ©eoot^ugnng
gegenüber allen übrigen 311 banfen («bbilb. 1). 3m
rein ©ilbbauertfchen exfdjcint Die ©öppelmannfdje «rbett
<«bbilb. 4) glüdlichcr, fünftlcrifd) reijooller gclöft. Da-:-
Ge wand Der 3*it» in Dem hier Schiller wiebergegrben ift,
d>aralterifiert De« Dichter« 'IBefen treffenDer als Die emtife
Ge man Dung, in Die Döbler — wohl in einem Entlang an
clmann (roettet ®xeis). geführt (Sibbtib. 3).
J ^ g 4tt Diefem Kunft
wert fef feit aor allem
Die fehr f-dyön durch«
gebilbete Gcftalt De« Dichters. Nur wäre tu wün|d)en, Daft
Der künftlcr eine anöcre 3becnDcrbinDung als Die Dar
geftellte gefunden hätte; fo wie Die Gruppe fid) in Dem
hier wieDergegebcnen SJtobdl Darbictet, fehlt Der 3ug bei
Originalität, ben fo machtpoll Der tBemer^empelfche unb ln
gewiflein Sinne auch Der Döhler^Curfchmannfche tfnltrmrf
befifcen. v*.
Die 3 er fiörung ber üamfenjod)fjütte.
'JJlobclIenttüürfc
ju einem ö^iller-Denfmal in Dresben
<3fJor etwa drei 3ahren hat fi«h in Dres
^Jöen ein tlusfd)uft gebilDet zur ©rrich
rung eine« Sd)iller*Tenfmals tn ber fäd)
j ifctien fRefibett z £>abcn Die ©on biefem
^lusfchuf} oeranftalteten Sammlungen auch
noct) nicht Die etforöetlidK Summe etwa
50000 M — ooll erbracht, fo förderten
jir Dod) immerbin Das uerbienftoolle Unter
nehmen fo weit, Dag au Die Erlangung
von «Entwürfen für Die Schöpfung gebacht
me rD eu fomtte. Der nur unter Dresbner
Rünftlem ausgefchrtebcne HBettbewerb er-
gab Den Ginlauf ©on etwa oier.zig *JJ?o
bellen. Den erften '|3rei« in Diefent 3l3ctt
beiovrb erhielt Die geincinfanic Arbeit Des ! jW
©ilDl)auers Döhlct unb bc« ?lird)iteftelt
^irfchmann, mit bem zweiten ©reife würbe
bie De« ©ilbbaucr« ©eter ©öppelntann
ausgezeichnet; bie genteinfamen (Entwürfe
Des ©ilbhauers Sclmar ©Jerncr unb Des
*llrd)itcftcn ©rof. Cewiii vicmpcl fouüe
Der de« ©ilbbauer« )Hid)arb Mönig in
'RaOebeul tourDen oon Dein Denfmals-
ausfchuR an getauft. Doch ift Die enbgüb
tige (Entfcheibung über bic 'Musfühning
Des Denfmal« nod) nicht getroffen roorDen.
Dies wirb erft gefebehen, nad)bem bie ©ils
bauet ©öppelmann unb Wönig einige fleine
‘Hnberungen an ihren (fnttoürfen oorge
uom me n haben _ .
©ei bem ©laue, Sd)iller in Dresben ein
Denfmal zu errichten, ftanb feit [eher bte
,lrage im ©orbergninb, wo Diefe« Deut - t*
mal feinen ©laß erhalten foll. Ganz all'
gemein h«rrfd)te in Dem Dcnfmalsausfchub,
bem and) Der ©er f aff er btefer 3*ilen als
©litglieb angehört, Die fhiffaffung ©or, Daß i mm
bie Ghrung in Stein uitb (in für ben Qfc g
groften SBeimarer nicht in einer Der großen
Dresdner ©artanlagen, alfo 3. ©. Dem Äö-
mglichen Großen Garten ober Den ©ürger
wiefen, ihren ©laß finben Dürfe, fonbern
oor einem Der bauptftäbtifchen iheater.
Da öie »^afjabe De« königlichen Opern-
bau (es bereit« mit einem Schiller- Stanö-
bilD gefd>müdt ift, |o antrbc fchlicfjlid) Der
©Iah ©or bem königlichen Scbaufpiclljau*
tn Dresben>©euftabt als Stauöort für Das ■■
Denfmal gewflblt. Dic(er ©laß, berUllbert-
plaR, würbe fehr günftig für ein Denfmal
klingers ©eethopen — bie Geftalt bes Dichters hüllt.
Sehr fdjabc ift es, ba& bet Entwurf ber Jörnen ©ferner
unb f>enipel, ein 10 m hob««, monumentales ®h«ntor
bie 9Babmrt)nmng machten, Da^ bas
£>aus fpurlos oom GrDbobeu oerjehwun
ben war. Nur einige wenige llbenrefte
ber (Einrichtung, wie ©latraRen, ©ett»
ftellcn, Türfüllungen u. a. # unb Der zum
§aufc gehörige 'UJuliflall, ber erhalten
ift, 3Cigten bie Stötte an, wo nod) am
Ü.Nlärz Drei öf t«rr«i tbifefje Cf ff 3 irre. Die Durch
ba« ftal.ztumtal aufgeftiegen waren, bie
ft ütte röllig unbcid)dbigt gefun Den holten.
Die llrfachc bes Unfalls, ber, wie
fich aus ben Umftdnben ergibt , halb
nach biefem ©efuche ftattgefunben haben
muh, mag wohl eine SBinbljofe ober
©icllcicht eine Lawine gewefen fein, wenn
auch Unteres bei ber Vage ber £)ütte fehr
überrafdjen muß. Cb aber eine Staub-
ober eine GrunDlawinc in ffrage fommt,
ift unter Den gegebenen Umftdnben nid)t
ohne weitere« \u entfeheiöen. «Ilern «11-
fchein nad) wuTbe Die ftataftrophe Durch
eine Staublawine unb ben fie begleiten^
ben Vuftftrom hetbeige führt. (Eine tfonmb-
lawine würbe gewife Deutlichere Sputen
hinterlaffew h flb<?n ; insbefonbere hätte
trotz bes 'Jleufdjnecs, Der in jener Na<f)t
fiel. Die JHidjtimfl ihrer ©ahn fid)tbar
bleiben niü|jen. Die Vcitung Der oon
Der kataftrophe betraffeneu Sefrian, Der
Durch Den ©erluft Deooor etwa zwei fahren
er öffnet en SchuRbauf es famt lEinrid)tunflem
SchaDen oon uitgefähr 45000 erwachleu
ift, bat al&balb eine umfaffenbe Unter
fuchung fingelcitet, um Den DatbcftanD
feftjuf teilen.
(jpffentUch erhebt fid) an Dcrfelben
Stätte, wo bie bei Den «Ipiniften feftr be
liebte l»amfenj©d)hütte — fie gewährte ©ier
Zig ©erfonen Untcrfunft unb unirbe, Da fie
bewirtfdjaftet war, pou Den Touriften
Dejchaffcn fein, wenn er nicht Durd) feine gern bcfud)t geftanben hat, in furzer
kteuj* unb CMerteilung 1 ,; beDeutenb an ttiu - #•*#« Äufftein. ««ue« Schiihhau^, Das Dem hütten-
Näumlichfeit ©erlöre. X)te OOr furjem PCtf(E)roun^«1C Com[enjo^ÜÖ< tm Äcrthenhelflebitgc, atmen Äan»enDcl recht not tut
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til
Dämonen ber Dtefe, Boman oon ^paul Gmbetn.
i
XIX. (II. ffortfcfomfl.)
’mjifcBolf Schierbianbt war nach fa[t oierjehntägiger Abwefenbrü nach Berlin
mfiwW 3urürfgefefjrt. Die Berhanblungen mit ber gemtilie Xerracini Ratten
lUsP^ 11 langer als erroariet in Born f eftgehalten, erblich aber b«h
.ySjC&bem gewünfdjten Ab|d)luf} geführt. Das grofje, bett (Erben bes
Blardjefe gehörige Xerrain in ben Sumpfen, bas fich oon ben bergen bis
ans Bleer erftredt«, tuet von A 3 olf für bas Äonforttum angelauft warben.
Damit mar alfo bie Blöglidjleit geboten, feine tpiäne in grö&erm Bla&ftabe
prattifch 3U erproben.
(Betragen oon biefem (Erfolge unb befeelt oon einem neuen, getoaltigen
Sdjaffensbrange, mar B 3 olf oon Born abgereift Die gan3C 3 cit ©abrenb ber
Berhanblungen bort ©ar er fo oöllig oon bet auf bem Spiel jteljenben, ©i<h«
tigen Angelegenheit in Anfprud) genommen, bafj alles anbere in ihm 3urüdtrat
So berührte ihn auch ein® halb nach feiner Anlunft in Bom für ihn ein*
gelaufene Depejche nicht tiefer, worin feine grau ihm fur3 mitteilte, er möchte
nicht auf ihr (Eintreffen bort Tennen. Sie 3Öge es oor, feine Büdfeljr nach
Berlin abjuroarten.
2 BoIjI oerbrofc ihn bie lalonifche Btelbung im elften Moment etwas; natör*
lieh ©at bas bie «Revanche bafür, bafe er allein gereift Aber bann lächelte er
nur ironifch barüber. (Ei hatte ja wirtlich anberes 311 hin, als [ich mit ben
ßaunen einer grau aufjuhalten. So gab et [ich benn ungeftöri feinen Gefchaften
hin unb fchrieb (Eoeline nur ein paar 3 eilen: 3 hre oeränberten Dispofitionen
feien ihm ganj recht; fo hätte er hier um fo beffer Gelegenheit, alles cibjuwideln.
®r werbe alfo nach Abrufe ber Berhanblungen aunädjft jutüdfommen,
Bun war er mieber in Berlin unb auf bem SBege ju feiner Ahnung.
Aber et bachte in^wifchen bod) oerföhnlicher über biefen erften 3 »if<henfaII mit
feiner grau. Auf ber Büdreife, wo ihm bie glüdlidje (Erlebigung feiner ©efdjäfte
bie (Bebauten nun roieber auch für anberes fteigab, oergegenwärtigte er fi<h
alles noch einmaL Da mufjte er 3ugeben, bafj (Eoeline in ber Xat boch ein
geroiffes «Recht gehabt hatte, {ich oerle^t ju füllen.
gretlith nidjt in ihren perfon liehen (Empfinbungen; baran hielt er auch jetjt
noch fefL 3 l)r ganjes Benehmen gegen ihn tonnte ja leine enbere Meinung
in ihm auf fommen laffen, als bafe fie gä^Iidj frei oon allen fenen jaden, ©rib*
liehen Begungen war. Die £aupttriebfeber ihres Bkfens war unb blieb in
feinen Augen ein fafi männlicher (Ehrgeiz eine ^oc^gefpannte (Energie, bie fie
gemeinfam mit ihm auf basfelbe 3**1 richtete — bas ©ar ja boch auch, ®ie
er wähnte, bas einzige Biotin, bas fie 3ur ©je mit ihm bewogen hatte.
Bon biefem Gtanbpunfte aus war ihm benn auch Hotlines Berftimmung
als eine 3 n!onfequeni als eine tabeinswerte weibliche (Empfinbfichteit erfc^iencn.
ßogifcherroeife hätte fie im 3 ntereffe ihrer gemeinfamen Sache feinen fthnellen
Aufbruch nur billigen mfiffert. kleine Btroatroünfdje tonnten bemgegenüber
ja gar nicht in Betracht lommen.
Als er jich jebodj auf ber Büdreif« mehr mit biefer Angelegenheit feines
Kaufes befchäftigte, mufjte er ihr bas «Recht jugeftehen, fich in ihren Gefühlen
als grau oerletjt ju fühlen; benn fein Bemalten tonnte oon brüten ^erfonen,
bie ja bie ©iünbe bafür nicht lannten, in einer für (Eoeline peinlichen SBcife
mifebeutet werben, ©in Blann, ber am Xage ber 5ocf)3eit allein auf «Reifen
geht — bas ©ar freilich ein galt, ber ber ©efellf<haft paHfommen Anlafj 3U
fchabenfrohem Gerauntd gab, unb nicht ihn, fonbern feine grau traf bas flatfdp
füdjtige ©erebe. AJirflid), es lag nach aufjen hin etwas fie Rompromittterenbes
in feinem Bertolten.
Das erfannte jetjt SBolf felber an, unb ex war baher enlf^loffen, in offener
AJeife bei (Eoeline fein Berfchutben roieber gutjumadjen, wie er benn überhaupt
ooihatie, fein Berhältnis 3U feiner nunmehrigen grau wenigftens ju einem gut
tamerabfchaftlichen 3U geftalten.
BlU biefen Borfätjen entftieg BJolf bem SBagen, ber nun oor feinem £auf«
hielt. 3 üfäüig bemerfte er babei auf bem Beitwege in ber Blüte ber breiten
Bromenabenftrafee einen ©room, ber brei «ßferbe am hkH» oon benen
eins einen Damenfattel trug; aber er beachtete bas nicht weiter, fonbern ftieg
bie Xreppen ju feiner 2 BoIjnung hinauf, in ©ebanlen fid) einige freunblidj«
B 3 orte für (Eoeline 3urechtlegenb.
Dem öffnenben Diener gab er Auftrag, bet gnäbtgen grau, bie et übrigens
fd)on geftern telegraphifch oon bem Gelingen feiner Bliffion in Kenntnis gefegt
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hatte, feine Anfunft 3U melben, unb trat bann, nachbem er in feinem 3 mtmei
abgelegt hatte, m ben Salon eitu (Er fanb hier (Eoeline fdjoti oor, aber ju
feiner Berrounberung im $ut unb «Reitanjuge, gerabe bamtt befchäftigt, bie
©eichen bänifchen ßebeihanbfchuhe übe^uftreifen.
„Guten Xag, (Eoeline, ba bin idj ©teber.“ (Er ging auf fie ju unb griff
nach th«r $anb, bie fie ihm flüchtig 3um Grufje überftefe. „Aber haft bu
benn meine Depefdp geftern nicht erhalten?“
„Doch." Ohne 3U ihm hmjufehen, Inöpfte fie ruhig ©eiter an ihrem
$>anbf<huh.
„Du ©u^teft alfo, bafj ich um biefe Stunbe eintieffen ©ürbe?"
„Ge©ih. ,,
„Hnb ©illft tro^bem ausreiten?“
„3a. 3 Bünf<hft bu es et©a nicht?' 4
Blct einem -falten Bttd fah fie ihm jefjt ins Gefleht
Auch feine Bliene ©urbe plöp<h eifig. Sie wollte ihn ftrafen; bas ©edte
nur feinen Xrotj unb machte alle feine guten Abftdjtcn junic^te, mÜ benen er
hier eingetreten war.
„O bitte, nicht im geringften. Genieri bich gar nicht!"
Gan3 gleichgültig fagte er es unb trat bann jum genfter. Sein Blid
muftede bie Bf^rbe unten, währenb er ihr ben ftüden juf ehrte.
„Du reiieft in Begleitung?“
„ 3 a, mit Graf Alfingen.*'
„Btit Alfingen?"
(Es lag boch etwas Gtutjenbes in feinem Xon. Sie nahm es mit heim-
Iidjem grohloden ©aht. Alfo bas hatte ihn boch getroffen, wie es fotttc!
SBufjte er ja boch »on jenem Gampagnaritt her, bafc fi<h ber ©raf, ber ihn
jetjt als ben glüdlichem Bioalen hafete, einmal um ft« beworben hatte Alfo
ihre Strafe ©ar gut gewählt Bun mochte er feine fernere Bücffichtslofigleii
unb ©leichgültigfeit gegen fie büfjen mit ber Selbfiqualerei »erlebter Eigenliebe
unb grunblofer ©iferfucht
SelbftDerftänbli^ grunblos! SBenn fie auch bem Grafen geftattete, ©reber
häufiger um fie ju fein, fo gefdjah cs nur, um SBolf 3U ftiafen unb zugleich
in ihm Gmpfinbungen für fie an3üfa<hen, bie fein tro^iger Hochmut fo hob*
ftarrig oor ihr oerleugnete. Als er fd)meigenb oerharrte, fügte fie, ihn nod)
mehr hciausfoibemb, in ganj gleichgültigem Xon $11311;
„Der ©raf reitet jetjt roieber täglich mit mir ©ie früher immer. Dber ift
es bir etwa nicht recht?“
Sie fah fdjarf beoba<htenb ju ihm hinüber. Aber völlig gelaffen erroiberte
auch er:
„2ßarum füllte es mir nicht recht fein?"
Unb er manbte fich tt) r nuTl roieber 3U, einen unnahbaren Stol^ im Geficht.
Sein 3ur Schau geteilter oerächtlicher Hochmut reifte fie immer mehr, ihn
ju einem Gefühlsausbruch 3« bringen. BJürbe fie ihn benn niemals feine
empörenbe Selbftficherheit oerlieren fehen?
„A 3 arum? 3 ch bachte, bas Gerebe ber ßeute ©ürbe bir oielleicht nicht
angenehm fein."
„Das Gerebe ber fieute?"
„ 9 lun ja. 2 Beiö boch jeher, bafj Alfingen einer meiner ausbauernbften
Berehrer war.“
„So, war er bas? 4 Blit einer fie oerletjenben Glci^güttigleit fagte er es,
bafj fie oor geheimer Erregung blaf) würbe. 3 hre behanbfehuhte Be^te prefjte
fich Irampfhaft um ben Griff bes jierlichen Beitftods. „Aber was intereffiert
mich ® as Wc fi eu t e benlen“ — er 3ucfte nur oerachtlich bie Schultern.
„Unb im übrigen bin ich ja ficher, bafj eine grau wie bu auch einen fo an*
hängigen Berehrer ftets in ben gebotenen Sdjrönfen ju holten ©iffen ©trb."
Es leuchtete fie plöfjlich henifch aus feinen Augen an; aus feiner Stimme
Uang jeboch etwas ©ie ein ganj fernes, bumpfes Gewittergtollen, ©ie ein oft-
ftedtes gür<hten unb jugleich ©ie ein Drohen, nicht mit ber Gefahr ju fpielen.
Aber es überriefelte fie nur mit einem geheimen, pridelnben Schauer. 3 °.
ihn einmal fo fehen, in entfeffelter ßeibenfdjaft — um fte! Das wäre ein
Xriumpb!
So erwiberie fie benn uneingefchüchted mit einet herausforbemben leifen
3 ronie.
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
9h. 3378. 26. SDlätj 1908.
DHuftrirte 3eitung.
547
„Cu ball fiel Vertrauen 3 U mir. hoffentlich entläuft))« i(f) feiet) niefjt. "
„Das fyalte ich für ganj unmöglich bei ber grau, ter id) tte ©fa* metnes
Samens anoertraut habe*“
(Er jagte es mit einem ©lief, ber fie bod) oerftummen machte. 3n geheimem
«uf lernen gegen jeine Überlegenheit big jie jid) nun erregt auf bie Sippen.
Da erjd)ien ber Diener unb melbete ©oeline ben ©rafen.
©leid) barauf trat biejer felbjt ein. Wie gering f<h äßig UDolf auch ben »er*
meinilichen ©ioalen bewertet ^atte, nun, wo er ihm plßßlid) «uge in «uge
gegenüberjtanb, redte er bod) umntllfürlcd) bie eigne ©ejtalt wie oor einem nie^t
3 U mißachtenben geinbe.
©oeline bemerfte es mit geheimer ©enugtuung unb faß abmägenb auf bie
beiben hMhöeroachjenen Wannet, bie fid> jeßt forreft, aber mit einer füllen
©emejfenf>eit oemeigten wie jwei ©egner, beoor fiebte Rlingen miteinanber freuten.
„Karbon, ich fomme ungelegen, wie i<ß felje“, roanbte fich ber ©raf nun
an ©»eiine. „3hr £>err ©emaf)l ift mjwifchen heimgelehrt" —
„©itte, wollen Sie jid) baburdj nicht oon 3hrer ^Reitpartie abhalten laffen“,
mehrte Wolf fall ab.
„«ber nein, ein [o junges ©lüd 3 U ftoren, bas märe ja unoerantmortlid) ! M
Wit glatter $öflidjleit, aber einem fartaftifdjen Cädjeln roiberjprach «Ifingen
feinerfeits.
«uf Wolfs Stirn erfdjten eine Heine gälte, feo< b er erroiberte nichts.
„«Ifo, meine gnäbigfte grau, ich barf mich mohl lieber jpäter einmal mieber
einfinben. §eute werben Sie felbftoerftänbtidj ben Wunfdj haben» mit 31jtem
#erm ©ernähr —
„Wie Sie jeljen, habe idj bie «bfid)l ausjureiten", je^nitt ihm ©oeline bas
Wort ab. „Unb wenn Sie feine ßujt haben mitjufommen, reite ich mit bem
©room alle in.“
Sie machte eine Bewegung nach ber lür hin.
„«ber, meine ffinäbigjte, ich fleh* abfalut ju 3hrer Verfügung", beteuerte
Bilfingen angelegentlichft „Wit bem allergrößten Vergnügen felbftöerjtänblid)!
«Ifo, &eTt Schierbranbt, mit 3hrer (Erlaubnis.“
Unb er oerabfehiebde [ich mit geflijjentlicher höflich teil oon Wolf.
„Sitte jehr, ich münfdje ben $enf<haften Diel Vergnügen.“
Sich gleichfalls oemeigenb, fanbte Wolf ©»eline einen fdjnellen Süd 3 U.
Soll geheimer 3ronie war auch ber Don feiner Stimme.
Da brehte fie {ich mit einem furjen ,,«uf Wiebtrfeljen aljo $u Difcf)!“ faft
brüs! oon ihm ab unb oerließ jchnell bas 3 intmer, begleitet oon bem bisfret
oor ftch hin lächeln ben ©reifen, ©in faunt merfli^es, aber grimmiges fiädjeln.
Das ba eben war eine Heine 9?eoanche für bie unoergejfene eigne «ieberlage —
aber nur eine «bfd)lags 3 ül)lung ! Der ©raf war ein guter Raffer; er würbe
bem glüdlichen ©eroinner nichts jchulbig bleiben.
XX.
„Wartha!" Wit bangem 5erjen trat grau «ömhilb 3 U ber Dodjter ins
3 immer. „Äonrab ift ba. ©r möchte bich fprechen."
(Etwas oerwunbert jah OTart^a «ömfjilb ju bei Wutter oon bem Suche
auf, in bas fie »erlieft gemefen war.
„Du fagjt bas ja fo fettfam, als ob es mit Ronrabs ©efud) eine ganj
befonbere ©ewanbtnis hätte.“
„Das h<d es auch. 11 CErnjt erwiberte es bie Wutter, inbem fie nun Ijerantrüt.
„Ronrab ift jef^on eine ganje Weile bei mir; er hat erft mit mir fprechen wollen,
eh« er bir felbjt alles jagte, aber nun 1 ' —
Unruhig erhob {ich bas Wählen oon ihrem «läge oor bem «rbeitetifche.
3hr «ntliß, bas jetjt fids eine jarte ©Iöfle äeigte, wüt noch bleicher geworben,
unb fajt ängftlich formte fie:
„Wein ©ott, was will benn Ronrab oon mir?“
„«hnjt bu es wirflich nicht?“
Harthas ©eftdjt geigte plößlich einen fthmerjlidjen «usbrud:
,,«l[o boch!“
Seife, halb wie 3 U [ich felbjt, entfuhr es ihr. Dann wanbte fie fidj von
ber Wutter ab, gejenften Hauptes oor jid) hmjehenb.
3J2it jteigenber Sejorgnis betrachtete grau ftomhilb bie Dochter, wie jie fo,
in (ich 3 uf ammenge junlen, in ihrer fchmächtig geworbenen (Erfcf)etnung oor ihr
ftanb, nur noch ein Schatten beffen, was jie einfimats gewejen war.
anartha h att * ji<h i a n ’ e mieber gan 3 oon bem Schlage erholt, ber jie
bamals getroffen hatte, obwohl nun fchon 3ahr unb Dag über bie Drennung
oon Sßolj hingegangen waren. SH 2 H aller ©nergie 3 war hatte fie [ich felbft ju
befampfen gefault unb [i<h in emfte Arbeit gejtürjt — jie bereitete [i«h auf bas
fiehrerinneneiamen oor, um wenigftens rimas 3 U haben, womit jie ihr Sieben
ausfüllte — aber troßbem unb obwohl 2BoIfs 92ame niemals mehr über ihre
flippen lam, hatte jie tiefen bo<h nie oergejfen fönnen.
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Das wußte grau SHömljilb nur 3 U gut, unb barum oerjeh^ fl« W fl<^
in geheimer Sorge um ißr armes Äinb. ©in jeTftörtes Sieben mar unb blieb
es, unb wer wußte, wie lange ÜRarthas 3 arte ©ejunbheit bem ftanbljalten würbe!
Sergebens jermarterte fich baher bie SWutter ben Hopf, wie fie SDlartha ju
fiilfe (ommen fönnte. 9lur einen ein 3 igen Ausweg hätte es ja gegeben, jie
ju retten — wenn jie noch einmal eine Neigung 3 U einem Spanne hätte faffen
fönnen, wenn biejer anbere mit inniger £iebe unb 3 artheit allmählich geheilt
hätte, was 3Bo(f Schierbranbt an ihr gejüntigt hatte. 21 ber bas würbe [ich
ja nie begeben. 9Renfcbenf(f)eu, wie 9 Jtartba geworben war, würbe ja über*
haupt ntemanb mehr ©elegenheit haben, ihr innerlich näher 3 U trden.
Unb nun war ba eben ftonrab Selbiß gelommen, hatte grau 9föml)i[b
um ihr mütterliches ffiehör gebeten unb thi gejtanben, was jie nie geahnt hatte:
baß hinter feiner immer nur bezeugten brüberlich«n 3 une ig un 9 f® r Hartha
feit ben gagenbtagen jehon eine tiefe, treue ßiebe ji<h barg.
5Bas für ein Schied hatte fie ba buT(h 3 udt! «ber es war ein freubiger
Sdjred; benn wenn ein aRenfdj auf ber 3Beü für Wartha mte gejehaffen mar,
fo war es ja er.
2 Bie oft hatte fidj grau 9tömhilb bas im ftillen gejagt 9lur baß ihr bie
Wöglichfeh, folch fthönen ©ebanlen ju oerairllichen, nie auch nur entfernt oor*
gefdjwebt; benn fie war ja fo baran gewöhnt, ihten pflege foljtt jtds nur wie
Warthas wirtlichen Sruber ju betrachten. Unb jeine bewunbems werte ©e*
herrjehung, bie felbft nach Warthas ©ntlobung niemals auch nur bas leifefte
«n 3 eichen eines anbern (Empfinbens als bas treuer greunbfdjaft oerraten hatte,
mußte jie barin beftarfen.
Unb nun plößlich biefe (Eröffnung !
Honrab hatte in feiner jarten DBeije ju ihr gejprochen, wie er bisher immer
noch Warthas Schmer geehrt, ihre ©efühle habe jehonen wollen, «ber nun,
ba halb jmei 3ahw feit ber Drennung oon Wolf oerflofjen feien, nun glaube
er wohl mit feinen ©mpfinbungen für Wartha h^rooUrden 3 U bfirfen. «ber
es follte nicht gefcheßen, ohne mit ihr, ber Wutter unb Vertrauten ber heimlich
(Beliebten, juoor gejprocßen 3 U haben. Wenn fie dma fürchte, baß bas ©eftanbnis
feiner Siebe Wartha nur jehaben, jie »idleidjt in neue Honflifte ftürjem fönn«,
jo wolle er lieber weiter fd)meigen. «Ijo oon ihrem ©ate möchte er fein ©er*
halten abhängig machen.
Die je in ihre £anb gelegte ©ntfeheibung hatte grau Wömbilb in einen
ferneren Hampf mit jich felbjt gebracht 3 ®ar hätte jie feine glüdlichere Schid'
jalsfügung für Wartha jich Renten fönnen. Wie aber würbe biefe felber Honrabs
fiiebeserllärung aufnehmen, wenn etwa bas «nbenlen an Wolf fo lebenbig in
ihr war, baß fie Ronrabs «ntrag ab lehnte unb fich ^amtt ben einjigen greunb,
ben fie noch auf ber weiten Welt ihr eigen nannte, entfrembde?
«ber enblich halte fie jich boch entfihloffen. «uf alle gcill« war es ihre Vfll<htr
Wartha oon biejer Wöglichfeit einer glüdlichen, gefieberten 3 u tonft wenigftens
Renntnis ju geben. Wodjte bann ihre ©ntfeheibung ausfallen, wie jie wollte.
So war benn grau ©ömljilb 3 U Wartha hinübergegangen, unb nun jtanb
jie hier, mit banger Spannung, angftooll bie ihr abgewanbte ©ejtalt ber Dotter
beobachtenb. Sah jie ja boch nur 3 U beutlich, wie tief biefe ihre (Eröffnung
betroffen halte.
greilicfj, wohl hatte Wartha troß aller ©eherrfdjung unb 3 arten 3uröd«
haltung Ronrabs bisweilen boch bei einem unbewachten innigen «ufleu$ten
feines ©lides, bei einem wannen ^erjenston etwas wie ein «hnen befdjlichen,
baß es mehr als greunbfdjaft war, was ben 3 agenbgefährten ju ihr hinjog.
«ber es war boch immer nur ein flüchtiges Vermuten geroefen, bas fie fich
nachher angefidjts feiner ruhigen Ramerabfchafttichfcit mieber ausgerebet hatte,
«un aber mar es ihr eben jur ©ewißheii geworben: Ronrab liebte fie — er
harrte ba brüben im 31 ^^^ als ein ©ewerber ihrer «ntwort
©in jähes ©rfchreden war Warthas erftes ©mpfinben gewejen. Das nächfte
bas einer ftillen Drauer für fich l^ft unb warmes Witleib um ihn; mußte
fie boch bem lieben, treuen Wenfdjen eine fo bittere ©nttäufdjung bereiten. Sie
tonnte ihm ja nie ihre $anb reichen, ba fie ihm nicht auch 3 ugl«i<h t^r $erj
geben lonnte. Das war ein fteinerner Sarg geworben, in bem eine tote £iebe
begraben lag. Unb nie wiebet würbe barin ein neues, warmes £eben erblühen.
Darum mußte fie ihm bas «Bort fagen, bas ihm fo wehe tun mürbe —
ihm, bem jie wegen feiner Dieue gegen fie fo gern nur ©uies unb fiiebes
erwiejen hätte.
Das erfüllte ihr 5eq mit tiefer Drauer, auch um fich felbft War es nicht
f<hon bitter genug, baß fie, bie jo fiiebearme, ©ereinfamte, nun auch uo<h biefes
tTeuergebeue £>erj oerlicren follte, bas ihr geblieben mar?
Wenn anftalt Wolfs bamals in fernen 3ugenbtagen Ronrab jhh ihr genaht
hätte, welches ©lüd hätte fie gefunben, wie hätte fie Siete mit £iebe lohnen tonnen!
«ber bas war ja nun einmal oorbei, bas Schidfal hatte es anbers mit ihr
gewollt Unb ein fchweret Seufjer Bang 3 U grau 9iömhitb hin.
COrOTtfe^ung folgt in bei nadjiten 9htmmer.)
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
Der steinige Ücker.
Uon Börnes Srbr. v. mü n d) bau ( e n.
Siebzehn Ruten, — ein jämmerlich Ackerftück, —
Uber n)en|d)ing$ öliiek!
Oben am Sünlel liegt das kärgliche Seid,
üaler, Groftvaler. UäteT babens beftellt.
(Jaler, Groftvaler, Uäter im Sonnenbrand
Eafen die Steine aus dem elenden fand,
Groben im 5rübling$Tegendie(andigen Schollen,—
über da oben iff nichts zu wollen!
Die kränklichen ßalme verbrennt die (teile
Sonne,
Kartoffeln (tebn in dünner, zerbroebner Kolonne,
Die Steine (ptilt das (Uafler ins Cand zurück,
Alles in allem: Gin jämmerlich Ackerftück,
über IDenlchings Glück!
Die ßerrn von der Regierung find gekommen.
Und die (Jerkopplung wurde uorgenommen,
Zerrillnes Gigenlum zulammengebeilt.
Und alle Äcker neu verteilt.
Auf [cbmalen Rainen Rapfen durch das Tand
Die Bauern und die mit dem IDelerband,
Gerecht gebts zu. das muft man ihnen la||en,
Und doch kanns mancher ganz und gar nicht
fallen!
„Und lDen|chingmag hier die paar Ruten kriegen!
Bequemer kann ein Stück weiftgott nicht liegen,
Grad an der Strafte, neben (einem Baus!"
Der alte Bauer |iehl ins Cand hinaus:
„„Dat i$ to good for Iflenlcbing!""
„Danu, ßerr Hlenlcbing, nicht ironilch werden!
Sie haben keinen Grund zu den Befdrwerden,
Das Ackerland ift dunkel, (ehwer und rein!"
DeT alte Bauer Jagt verlegen: „„Dein . . .
Dat is lo good for TDenJching!““
„ßerr lDen|cbing, alle Bauern gaben acht,
Und alle (agten, daft wirs gut gemacht.
Und alle haben gern ihr teil genommen
Und lagten: Keiner ift ums Geld gebracht,
Doch IDen(d)ing i|t am bejfen weggekommen!
si|t heller, wenn Sie gütlich (ich bequemen.
Sie |ind verpflichtet, die|e$$lückzu nehmen!“
Die ßerrn, die Bauern gehen fort zum Krug,
Der alte men)cbing hörte auch genug.
Gr (eftt lieh auf den weiften Straften|tein
Und liebt ins (onnenheifte Cand hinein
Und (lebt die Sonne hoch am Berge (chimmem
Und lieht auf leinem Seid die Steine flimmern,
€r liebt den Schlehendorn (ich lei|e regen.
An dem er oft zur Tllitlagsralt gelegen,
Das magre Korn i|t heuer auch verbrannt,
(Helft durch die ßalme (cheint das fpröde Cand.
Gin kärglich Teld, ein elend AckeT[fück
lDen|chings Glück! —
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
9tr. 3378. 26. «IÖT 3 1908.
3nu[trirte 3 c ’tong.
549
$>ugo ftretjfeig: 93 or bem ©eroitter.
3 m
neuen Saifon bes öeutfdjen SRennfports.
Unfere Derbtjpferbc.
S eit mehreren 3ahwn wirb in Strausberg bei Berlin
bie Saifon Des beutfefjen Wennfports eröffnet unb be«
fchloffcn. 2luf ber fletnen SBalbbaljn, bie feit il)rem Be«
jtcfjcn fd)on oiet regen, roenn auch nicht bebeutfamen Sport
flefefjeu t)at f fenltc fiel) an einem Wopcmbertage bcs oorigen
3al)rw bie flagge bes Starters ,;um letjtenmal, unb eben*
bort gab fie nun am 19. ©lärj Das 3eirf)en 3um Beginn
neuer Kämpfe auf bem grünen Wafen. (Es roar ber tluftaft
3U bem üblichen ©rälubium, bas fid) inDtesbcn unb .Karls*
Ijorft fortfpinnen wirb, bis bann in Köln baserfte marfante
Dhema mit bem ©rofcen Frühjflh r5, H an &‘fap erflingt. Die
afabemifdjen unb 3ndjttbeorctifd)eu Betrachtungen, benen
fid) bie Sport freunbe toähtenb ber 9Dintcr3cit tyngegeben
haben, treten halb ganj hinter ber ©Jiirbigung ber Dagcs*
ereigniffe 3urü<f, unb es bauert nid)t lange, bis bie neue
Form ber ©ferbe fid) ju bilben beginnt unb bie groben
<öefd)cl)mffe auf bem Dutf ihre Schatten Doraustoerfen.
3n ber Wuhepaufe bes Sports bot fl<h nicht oiel begeben,
roas ber CCfvronfift am Anfang ber neuen Saifon unter Ber»
merf nehmen mufo. Bus ber 9?«il)e ber Wennftallbejitjer ift,
um bas b>” suerft anjufüfjren, &>x. 3 - o. Wleid)röber gc*
fcf)ieben, ber ihr nur aus bem Antriebe ber Utilität ein
paar 3ahrc an gehört bat* Das töeftüt Wömerhof, eine
gldn3cnbc Schöpfung feines ©ruber», würbe befanntlid)
nont preufjifd)cn Fisfus übernommen, unb aus bem Wenn«
ftall, beffen allmäljKdje Buftöfung gleid) nad) bem jähen
Dob« bes fo paffionierten wie an ©tittein reichen £>m.
(öeorg o. Bleid)röber befdjloffen war, finb jetjt aud) bie
lebten Dicre abgegeben, jinb bie rotfdjwarien Farben 9**
löjd)troorben. (Erfreulid)Ctroeife mir formale Bcbcutung hat
bie Aufhebung ber befannten Wennfompanie ber Herren
G. o. £ang«Bud)l)of unb 9t. d. Schmieber; burd) bie Bus«
ein anbei fetjung 3wifd)cn bem altem bagrifchen 3ft<httr nnb
SRennmaun unb feinem Schroicgcrfobnc ift leine Berminbe*
tung, fonbern lebiglid) eine genaue Befitjabgrcnjung bes
©ferbebeftanbes erfolgt, thirf) finb alle ©ierbe in bor Obhut
be® bisherigen gcincinfamen Drainers Q. Seibert oerblieben.
(Einen Drain erwcchfcl hat bagegen bie icttung bes fislali*
fd)en Wcnnftall» oorgenommen. ©Ir. 9?. ©taugt)« ber
bie (Stabiler ©ferbe lange 3ah rc gearbeitet, oiele oon
ihnen 311 grofjen Siegen oorbereitet hat, unb helfen le^te
(Erfolge fid} mit ben ßeiftungen HamitniTabi® oerfnüpften,
ift am (Snbc ber oorigen Saifon aus biefer Stellung gc*
fd) leben unb burd) ®lr. Dat) erfetjt worben; ber Wadjfolger
JBaugh« bringt einen guten Stuf aus ttnglanb mit fid).
Buch eilten neuen 3odei namens 3- BuUod hat tbrabih
oerpflidjtct. Sein Borgönger toar D. Bums, ber an
Stelle ©tarne* nur eine Saifon tjiiiburch ben fchwarj*
weiten .Dreh trug unb mit vienmbfürcfsig Siegen bei
3weihunb<rtnetmunb3U)anjig Witten an bie Gpitj« bet in
Flachrennen fiegreichen 3odeis gelangte. Bon cbenfo
lur3cr Dauer war bie Dätigfcit Shaws, ber fid) für bie
Herren Sücinberg als ein feiner unb 3uoerläffiger Weiter
erwies, in ber beutfdjen Umgebung aber nidjt heimifd)
werben tonnte. Sein Wbgang 309 bas ®3tcbcrengagement
O'Gonnor* nad) fid), helfen (Erfolge in Öen 3roei uorher«
gehenben Fahren nod) hinlänglich bctaimt finb, nnb mit
bem ein heroorragenbcr, wenn aud) f«hr öiffijiler 3odei
in ben beutfehen Wcnnbctrieb 3urüdf«t)rt, fjaben Bums
unb Shaw fid) roieber nach Olmerifa begeben, fo ift ein
öritter 3odei nad) Cftctr«id)*llngam übergcfiebelt, Boarb*
man, ber fid) 1906 hcruortat, im »ergangenen 3ahte aber
bic im Stalle oon G. Seibert auf ihn gefegten Hoffnungen
nicht rcd)t erfüllte. Sein (Nachfolger ift 3- Äeiff, ber 3uletjt
auf fran,jöfifd)cn. Bahnen eine Wolle fpielte, unb ber, ob
auch nad) einigen Urteilen fein Äönncn fdjon ben Höhe*
punTt flberfd)ritten haben fall, beit ftärtften ftonlumnten
O'Gonnor* abgeben bürfte. Di cf er Qlmciitaucr hatte
währenb feiner CTftmaligen Dätlgfeit in Deutfd)lattb im
befonbettt iöettbewerb mit fEBame geftanben, nnb bte
Webenbuhlerfchaft, ber 3weitampf iwifchen biefen beibett
3odeis hatte neben (ehr interefjanten ©lomenten auch
manche unerfreultchc gejeitigt, bic oornet)wlid) mit ben
Wicbctlagen be» bamaligcn (ürabiher Dcrbgcrad» Hammu«
rabi uerbimbeu waren. SBarue, im Cetjtert 3al)re oljue S?i*
jenj, foll fie jetjt mit oorläufigcr Sefcijränlung auf feine
Dicnftc für ben Stall bes Drain er* ©. Cong wie bei*
erhalten haben.
Unter ben Fragen, bic ben Sporlfrcunb fdjon toährmb
bes ©Unter» befdjdftigt haben, nnb bie nun mit bem Be*
ginn bet neuen (Saifon immer lebhafter werben, ftef)t bie
nad) ben ?lusfid>ten bes Derbi)* 3 ahrganges obenan. Bis
3ur (Entfcheibung bes fla|fiftf)en Wennens in Hamburg»Honi
beanfpruchen bie breljflhrigen ©ferbc bas Hanptintereffe.
3 l)nen finb bis 311 biefem 3 fitpunlte bie mciften Äon*
flirteten »ott Beben tung geöffnet; thr ©üteoerhöltnis
unterein anber, b3w. 3U ben älteren ©ferben, bilöet ben
Haupt3wecf ber (Prüfungen, bie nad) bem Hendel* Wennen,
bem Hoppeflartcncr Subiläuntsrcnncn, bem tfuofeen ©reis
oon Hamburg, ber Union ufw. im Derbi) ihre Spitze er«
reichen. Das Blaue Banb ift unb bleibt bas f)ö<hfte
Fiel, bem ber (Ehrgei.3 bes oon echter ©affion erfüllten
Wennmanne® juftrebt. (Eine Abwägung her DteijähUgen*
Ghanccn ftüht fid) gegenwärtig natürlid) auf bte
jährigen -Form; hktaad) finb e» ?nfaffen fünf grofeer
Ställe, bie für bas H«npt3ud)trennen in Betracht Jommen.
3n ben letjten brei 3ah«n roar es ber 2 Betnbcrgfd)c
Stall, ber ben ausgefprodhenen Derbgfauoritcn in fich
barg, nnb jroar galten Ffftina, F^l - » unb Fibula, b 3 w.
Difir al» Bewerber, bi« leinen ©liersgen offen 3 n fürchten
hatten. Diesmal ftellt fich bie Situation für Blauroeife
nicht fo unbeftritteu günftig bar; mancher Sportfreunb
oermutet ben Derbnfieger in einem anbem als in bem
Wiebcrraber üot. Drainer SDaller ging mit ber ©lehrjahl
ber 3 ®*liäl)Tigen feljr behutfam uor, bractjtc fie erft fpät
an bie OffcntIid)feit unb lieh fi< 3 iemlict) früh oom <3d)au*
plag roieber abtreten, roas hter unb ba etroas ©lihtrauen
erroedt 3 U haben fcheint. Das besieht fid) aud) auf flrauft
unb Hori 3 ont II., bie als bic heften unter ben fünf oon
ben Fnmlfurtrr Herren int Derbe) engagierten ©ferben
anjufehen finb. Der oon Hannibal gc 3 ogcne Halbbruber
Feftino®, Fels' unb ftabutas fam nur iweimal an ben
Elblauf. (Er geroantt nach feinem wenig befagenben (Er*
folg im ©reis oon Sdjwanheim (Frantfuvt a. T\.) ba»
Wcnar 6 <Wcnnen überlegen gegen Baja^o unb Sieget.
Horijont II., ein bbr. H- «5-lortgrl II. a. b. H^P^otch,
lief oirrmaL Gr fd)lug mit ©cwidjtsoortcil int l?anbgrafen*
Wennen bic Oppcttheimfche fd>tr>. St. ©liräa, bic fich bann
ben t. > eip 3 iger Stiftungsprei» holt?# fpätcr *n bem oon
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THE OHIO STATE UNIVER5ITY
650
Olhiftrirte 3 «tung.
SKt. 3378. 26. OTärj 1908.
tabula gewonnenen Wiener 9luftiia-©reb, fd)lcd)t geritten,
mii ihrem vierten ©la^ nod) eine bemerfenswerte ifrifhtng
gab, wurde im Badener 3»riunftsr«nnen ^weiter Ritter
der 5'/, kg mehr tragenben franaöfifchen Stute Sauge
©ourprec, die fid) in b«r ftolge auf heimatlichem ©oben
in bie crjie Rlaffe cinreihte, unb lief julcfct im .fter3og-
v.-©atibvr*©«nnen (öoppegarten) mit ber um 1 */, kg be*
günftigten ©raditjer Stute ©alopabe tote« Bennen, Bon
ben übrigen 3Beinbergf<hon ©ferben, bie im Derbt) genannt
finb, ift ©allafch nur einmal geftartet unb auf einen 'Bin»}
gelaufen, unb bat ©arrifabe unter anberm bas ©afebow*
Bennen (froppegarten) gegen bie um B‘/ t kg mehr
gewidmet« vorerwähnte ©rabitjrrtn gewonnen, tvährenb
Droll, ein fvalbbruber Dc|irs, noch feine ftorrn probu*
jiert hat.
3iuci anbere Derbi)pfcrbc befinben fid) im Stalle bes
Draincrs Seibert. £m. 91. o. Sdjiiniebers br. $. £>üon
v. 9lrb ©atrid a. b. £>t)*r es geftaltetc feinen einigen
Start tm Rinber«Droft» Bennen (Xioppegarten) ju einem
fpielenben Siege über ©ennah, ein ©ferb aweiter Rlaffc,
unb wirb trotf ber mäfjigcn Tragweite biefes (Erfolges
über 1000 m von maueren Kennern mii Bücf|id)t auf ben
Stil, in bem er gewann, auf feine 9lb|tammung unb fein
bejtechenbcs Giterieur für bie fchärfero 9Baff« in bem be«
jeidjneten Stalle gehalten als Ajm. 8. v. Cang»®uchbofs
bbr. £>. *010330 o. 3m>ful «• Bajadere. Vieler fofiete
groeiiaMg in ben beiben erften Bennen bie Überlegenheit
van ®Ur3a unb ftauft, braute bann brei Bennen gegen
©lauftnintpf, ©linotaurus unb ©alopabe beim unb würbe
julefct, im Breis bes SDintrrfaooritcn (Röln) von ftrhr.
(Sb. o. £ppcnt)cims fror euer bei 3 kg ©croid)t ju feinen
llngunften gefdjlagen. Der ©ewinner biefes lebten gr offen
3w«ijährigenrcnncns, [d)ön über 1GOO m führt, bilbet
mit bem 5.-$. Sieget o. öannibal a. b. Semiramis bas
©aar, über bas frrtjr. 0. Oppenheim in «rfter Beilje fürs
Derbt) verfügt. fror euer, fr.-£>. 0. Saphir a. b. frlirt, war
oortjer jweimal gelaufen, im (Emmnlerungsrennen (£oppc-
garten) mit (Erfolg gegen Don Carlos, im Sapf) fr «Bennen
ebenbafelbft von Blauftrumpf gefd)lagen. Diefe $m.
O. Äampfhenfel gehörige Stute, bie ber Oppenbeimfche
Statt nad) einem Bcrtaufsrcnncn abgegeben hatte, braute
es jur begreiflidjen Schadenfreude bes ©ublifums fertig,
aud) bem ^weiten Derbijctad ihres frühem Befitjers bie
CEifen ju jeigen. Sieger, ber vordem vier Bennen hinter-
einanber gewonnen unb nur im Benarb-ÜRennen enttäufcht
hatte, unterlag Blauftrumpf im fralfcnt)aufen.<Dfrmorial
(ftoppegarten) unb ein arocitcs 3Jial in bem ftölner ©er-
niania-(Prei&, bei dem er hinter Dinas und ber mehrgenannten
Stute auf ben brüten ©latj fnm. (Bleiben nod) bie beachtens-
werten ©rabitjer Derbglandibaten 3U ermähnen, neben
©alopabe awei 9Irb»Batricf*Sprof|en, bie in (England
trainiert unb aud) geprüft worben finb. Der eine ift
Hnflang, bet int £>erbjt nad) Deut|d)lanb 3urücfgebrad)t
würbe, nachdem er brüben 3roel fleinere Bennen gewonnen
hatte; ber anbere ift ©olbgul ben, ber [ich in einer beffem
flonfurren3 3U placieren vermochte. Bach ben Dreijährigen«
engagements, bie ber noch jenfeit bes Kanals belaffene
©oldgulben Im ffllutterlanbc bes Sports erhalten I>at f
ift auaunehmen, bafe Xrainer Darling ihn als ben
Seffern fchäfct; hoch fehlt jeber fidjere Bnhalt bnfür,
uxis biefer $>cngft gegenüber anberen beutfd)en Derbt)*
pferben wert ift.
Wie bie SBch^ahl btefer 9ln wärter auf bas Blaue
©anb jueinanber fteht, barüber laffen fich einige Ber-
gleichsberechnungen machen. 3unäd)jt toenn man Blau*
j trumpf heranjieht. Die Stute fdjlug im Jalfcnhaufen*
Blemorial Sieger bei 3 kg 311 Hjkn ffiunften mit brei-
oiertel Sänge, einen Dag barauf im Saphir-Bennen
über bie gleich« Dijtmtj vort 1400 m ftor eoer bei 5 kg
3U ihren llngunften mit 3roei Gängen. Da bie Stute ihre
ftorm gegenüber Sieger im ©ermania-Dreie roieberholte,
wäre hiernach tfor eoer unter bem Stallgefährten au
rangieren, fror euer h*n wieberum bezwang tm (preis bes
SBlnterfaocmten Baja^jo, ber int Bergleid>srennen (fvoppe-
garten) ffilaujtruinpf hinter fid) gclaffon hatte; aber einmal
lief lieh bie 6tute bamals erft in ihre gro&e ftorm hinein,
unb bann gab fie 7 */* kp an ©aja3,io, ber feinerfeits bem
Oppenheim fdjen f>engfte 3 kg 3ebierte p [o bah *>ie|f lim«
jtänbe ben Bergleid) über bie Stute erfdjmeren. ©ajajaö
ift Inbes mit Sieger unb £wri3ont n. über ©alopabe
3ufammenaubringen. Der Weinbergfdje öengft enbete bei
1 7* kg ju feinen Ungunften im £>eT3og-o.«Batibor*Bennen
auf gleicher ,f>öhe mit ber ©rabiherin, Sieger fd)lug fie
bei 2 kg 311 feinen llngunften im eValfenhaufen-Wemorial
um einen §als für ben 3weiten ©lata, ©aja33o fertigte
fie im Öfrantfurter Oftoberpreis bei 3 kg au feinen ©unften
mit brei Gängen ab. Soweit wären bie brei fienglte jehr
bicht beieinanber au ftellcn, wenn anbers €>mn,)ont II.
bamals, was beftritten wirb, noch cbenfa auf bem (ßoften
war wie in Baben« Baben.
Derartige Berechnungen finb natürlich nicht einwanb«
frei, ba bie »crfchiebenartigcn ©ahnvcrhältniffe, bie Dattif
im Bennen ufw. unberfuffichtigt bleiben; fie geigen jebod)
in ©erbinbung mit ber ©cfamtform fo viel, bafe «a<h
3weijährigen*Vciftungen von ben jehigen Dcrbg«Bferben
feins bas anbere erheblich überragt. 91 m e heften wäre
bas noch »on ftauft an3unchmen; benn biefer frefta-
Sprö&ling fd)lug im Benarb-Bennen mit 4 1 /, kg mehr auf
bem Buden iBajajjo im ^anbgalopp mit vier Gängen
unb erinnerte in ber Bapibität ber von ihm gleich nad)
bem Start uorgelegten ©ace lebhaft an bie halbfchmefter»
licht Fliegerin par cxcdlcnce, an fVabula. Was weiter-
hin, unb jwar im ©egenfah 3U biefer Stute, für fein«
Chancen [pridjt, ift fein 'Sicheres, bas ben groben Bahmen
bes Dcrbppferbes jeißte. Seiner Wbftammung von Sara»
banb will inan einigen 3®e>fel on feinem Stehoemtögen
augrunbe legen, unb fein beftes Bennen führte fa aud) nur
über 1200 m; bie ©eftätigung bleibt inbeffen gana feinen
fünftigen Geiftungen vorbchnltpn. Bach bem Stil feines
Sieges im Beitarb*Bennen unb nad) bem Cinbnccfe feiner
©rfdjcinung fehen wir bis auf weiteres in ihm, ber vielleicht
aud) bas Ofterretchifche Dcrbp 311 beftreiten höbe« wirb,
einen berufenem Bewerber um Dcutfdjlanbs Blaues ©anb
als in ben anberen hier be|prod)encn Alanbibaten, and) als
in hortaont u. f beffen Bieberlagc im 3«lunftsrenncn burd)
bic 3wcifellos gute .Sllaffc non Sauge ©ourpree Tein
fo ftarfcs Belief erhält, bafe feine beträchtliche ©croichts*
begünftigung unb bie Wibcrftaubslofigfeit, mit ber er
bie Stute an |id) vorbei laffen muhte, überfein werben
fönnen.
Sclbftverftänblid) fann alle (Papierform ber 3ö«i*
jährigen ans bem ©orjahre burd) fünftige Stiftungen ber
nun Dreijährigen umgeworfen werben. Börperlid)« 8nt-
midlung währenb bes Winters, Cinflüffe unb Soföütg«
feiten bes Drainings, t^örbexung ber Äonbition, 'JJlanage»
ment unb anberes lommen hier mit entfeheibenb in
(Betracht, unb am (Snbe fann fich irt 3öh r 0ö n Ö f
unb jenes ©ferb mit einem Schlage hcnwrtun, bas fein
wahres Rönnen in ber vorigen Saifon gar nicht ober nur
teilweife 311 3eigen imftanbe war. 9ln Bcifpielen für eine
folche fpäte (Entwicflung fehlt cs feineswegs. Speziell
für bas Derbt) tritt auch bie ©cgnerfd)aft öfterrcid)ifcher
©ferbe hin.iu, bereu ©efähriidjfeit niemals unterfd)äht
werben barf, nad) bem es BcmtftaUbefihcm bes Badjbar«
tanbes im legten 3ah*.iel)nt noch fünfmal befchieben ge«
wefen ift, eins ihrer ©ferbe mit bem Gor&ecr bes öam«
bürget Derbt)s 3U fdjmüdcn. llnfcre gan3c Betrachtung
wäre bcshalfe PHtic regelrecht fportliche, wenn fie nidjt
ben JS>inweis auf bie glorious inrertainty of theTurf ent»
hielte. So fei fie mit einer Berbcutfchung biefes viel-
gebrauchten Wortes abgefchloffcn, bic {ich in Wilhelm
©ufd)' ©erfen finbet:
€»i<r n>ic fibcTtwupt
tomm» fs anDer»,
al» num glaubt.
ÖP.
Srf)Q(f).
Aufgabe Br. 3173.
tBrt& Ubt tn Drei 3üfim matt.
Con ©. g. ©laf« unb Ä. ^fatCjcotf .
SO) war j.
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W*i ber TiagrornrnStcUung Ijabtn 3«>d brr brb«»tenbftcn ©robUm-
fompontltm Cnglanös tprr Krflfte ru ftn«r fdnrtnnlfl nuftgeartwttrtm
Aompofttton orrcinlgt. tfifmctttidjaftHtf)« VCrbrlten mehrerer ©erfatfer
|tnb ln ivfugcptanb nUftts erlirne»; InCtnalanb tft unfm» CBiifrno
Meier gell etn« 9)<ubeit. 'Die t)flb[<t)« Aufgabe frfdjten alo tauknMtc*
Problem be« „t» a *npitfaS onb |>lgbgat< Cfiprefe“, a^o bri tinreftn-
Itdjen »elfflfnljrlt. 3m Wnfctjlufi ptfran bringen mir bie mit bem
etilen ©reife Im # Cto«n>ool.(IoiirleT*-Iumier gefrönte ttufgabc, »n
ber brr rrafllgr, flrgantc 6til tbres Brrfnller» rolrbcr oortrtltiatt
bemorlritl
Won ». ftcatl)co»f in fJtamfjrlter.
VOrib: V. e 8. Z.b 3. fi. b I, f 4. 6.4 3. B. b 6, *2*7.
Gdjtüar.i : R. d 4. I »7. £.«1. 6. d 1. r» S.aS, b 2. b3. b7, dB. (B.
®)eifc feflt in brei 3Q&m matt.
©uflöfungen.
9tr. 31G4. Von R. 1t. S. Rubbel in St. ©etersburg. I. 4 t, h l £.
2. I. e S ufro.; auf 1 hl 6. folgt i. €. h 4 ufto.; auf 1. . . .,
• l t b 5 ufu>.
CEingtlmbft oon 3- 3- TOalfer in »Obler. Dr. ®. C. in atruj.
M. «Jidjmann in Cstetmoebel, C. 3clefooiC in «gram. A. llrbacb ln
Cgcln, «. Sctjanf in Wre«lau. SRoUintfrobt in Warmen, l»r, R. Ctt
tn Wien, ff. WöttjtO in (Eli egg.
UBfung ber Zgpenaufgabe. Won ft. W. t*. ftubbel in St. ©eter»-
bürg. 1. 6. h 7, £. h 6: 2. I. b 8 Ufa).; auf 1 £. btt folgt
2. ü. b 2: ufm.; auf 1 ß. U:2.6. litt ufi».
«ingelrnbet oon ft. Urbad» in «geln, O. 3o|rfoplf in «gram,
«. WJtdjmann in Stetnmebei. I>r. (S. ß. ln ®raj. 3. 3 . IBalfet ln
©At)ler, CE. Sdjaaf in Wre«lau.
9lr. 3166. Oon fl. ffrlin tn WJicn. 1. 6. M, 6. M: 2. I. b 41,
£. b 6 datt* 2 S.b 8, fo S. 6. e 8 ufn).; falls 2. .... 6. b 6
3, 3, K 4 ufu). ; fall» 2 fl. c s J. £. d 7 t ufw.; fall« 2
£. * 6. fo 2. 1. e S t ufw.; falls 2 - 3. T. <■ G t ufto.); 2. D.
d 6 f wfto.; auf !...., 6. < & f folgt 2. 3>. 1 6: ufto.; auf 1 . . , ^
ft. •’ 4: 2. T. k 4 t ufw.; auf 1. . . ., £. b 8 2. 6. e 3 t. ft. c 5
1. S. e I t Uft». ; auf 1 S.e2 2.6.«lf ufto.; auf 1 ,
8. b 6 t c 6 t ufw. ff» brolit 2. 6. * 3 t ufw.
Tiefe Idjflne 3ntmiton be» «utors ift uns von feinem berßSfet
jagega tigert. Tagegen fanbten un» eine mit 1. <5. r 4 beginnenbe,
retftt oerwirfeft* 9lebenlfl[«ng mit 2 . S. c3. bito. 2 . T. f 7 t als J®«-
•fin 3 uge ln brn meiflrn Waeiantcn ein: ?l. ©tühmann in Slelmoebrl,
ft. Mrbad) in ffgeln unb IB. 0 . «rd in Jameln, ff» Icftflnt übrigen»
oudj 1.1.44 t jum 3iet 311 fahren. Gehabe um biefe* weTtnolle
©roblem! ^pffeniltdi gelingt co bem ’Jlutor, nadjirdglidj btr ©Bfition
ncbtigjuflellen.
ßftfung ber Tqpenaufgabe. Won St. ©raune in ®oitfd>ee. l. 6 .
b 4 ufw.
ffiiigefenbel t)OH «. Wtidjninnn ht 3teiniz>ebel, ff. Stbaaf inSreoIau,
0-- ©adbarad) in ©rcslau, ft. Urbact) in ffgeln, £>. ftoffbeiuj in ftönigs-
berg.
Vir. 3166, Von C. 3nf) In (tannoorT. 1. 2. f 7, C. d C: 2. Z.
e 6 t ufro.; auf 1 C. * S (ß. b 2 ) 2 . T. » 2 ul®.; auf I. . . .,
«. e 1 (8. b C) l. t). b I ufro.; auf 1. , , „ ff. d 3 2, ff>. 4 3; ufto.;
auf 1 b ß 2 . c B ufu).; auf I. . . d 1 2 . T. » I ufr;.; auf
1 b 2 2. T. k 2 ufro.; auf i , k 4 1 S. e 2 f ufro.
ffingrfcnbct »an 3. ©adjaraep in ©rrslau, I»r. ff. £. in ®raj,
3 . Sdjilling in ©cplig, ff. Gctiaaf in Sreslau, 3 . 3 . TOalier in ©apler,
SR. f>orni) in ffbemnlf, «. ffBi<f)mann in Gtehnorbfl, ft. tlrbart) tn
öflfln. ©. ©offlirinj in ftönigoberg, ft. IDagnrr in IDien.
ÖSfung ber Zijpetiäufgabe. Wo« 3- ftötrf in «Dien. 2 . 6 . f 1,
6 - ( 1: 2. X. b 4 ufw.; auf 1 £.11: folgt 2. I. «7 t uft».;
auf 1 C. d S 2. ®. e 7f Ufa).; auf 1 6 . e 4 2. ©. 4 3 ufa>.;
auf I. . . ., • 2. b 4 f ufro.
ffincufcnbft oon 3 . 3 . ffialfer in ©Ohler. 0r. Bacharacf) ln Breslau.
3. €d)illittg ln €4)liS. Dr. ff. ß. in ff»rai, 3- ^»oniacfcer in Teffau,
3rau !Vi. 3inleifcn in «lienbutg, <». aKruitl in (jamburg, ft. Sltagncr
in fflHen. <>. ^offheini ln ftöntosberg. «. ftomg in fftjemni^.
Sir. 3167. Won Dr. ©rjcplärfa in WJarfcpau. l. 2. 1 i, £. b 3
2. I. • S, * 3. b 4 ttlw. ; auf 1 0. d 3 folgt 2. ff . 1 4, - 3. b 4 ufu?.
ffingefenbet non 5- ®ad)ara«i) in ©reetau, Dr. ff. ß. in Sra,),
6 . 6 ilber|tein iu ßemberg, O. «efermann in Breslau, ft. llrbad) in
ffgef", 3 - 3 - BJalfer in Wflljler, o. ©ec! in Jameln, «. 9Bi<f)inaim
in Strlnrocbrl, £>. ftofffteinj in ftönigsbrrg, O. 3 ofrfooiC in «gram.
ß Ölung ber Xnt>maufaal>e. ®| e tto: Ad hoc. 1. 6 . c 5 ufro.
ffingefenbet non Strömet m Stettin, O. 3°f*t®«>K in «gram,
fl. flabe in Äabrbeul, p. fujffbeinj in ttönig»berg. B. ftomo in
CTbemnifc, «• ffDicftmann in Stcinroebel, <L Wötbig ln (Eflegg, ». Beef
in ©amrln, 3 . 3 . «Baller in »üblrr, ft. Urbact) in ffgeln, C. «rfer-
ntamt in ffireslau, Wfenjcl in Hamburg. Ürau Wl. 3 tnfei[m in
«Ilten bürg, Stabermann in ftiffingen, I>r. ff. ü. in Sraj, g-. »a-
cparact) tn Breslau.
Mr. 31 CS. Won Dr. 0 . ffott|d)aII in OftrliB- t- X, b t, ß.
b 1 ; 2 . ß. e 2 ufro.; auf 1 ß. e 8 ffi. f 7:) folgt 1.1c«:
«fro.; auf 1 . . . 8 . I I l ®. » 1 ufto.; auf 1 S. g 7 (S. I 6 )
2 . P. böt ufm.
ffingefenbet non O. McTermann in Breslau. W. WJicftntann in
Gtfinroebel, ft. llrbatf) in ffgeln, ft. Wagner tn Wien, 3 . ©adjaract)
in Brcolau. Dr. ft. Olt In UBien, ©. SDlenjel in ©amburg O. 3o-
fefopu ln Wgratn, SR. Tcldjauer tn Cberurfel.
fiöfung brr Iqpmaufgabr. Bon Dr. ©, o. ffiottfcbnll in fförli%.
1. E. 4 7 fl. e 6 t ®. c 7 f uft». ; auf 1 I. e 6 folgt 2. T.
•• 6 : ufro.; auf 1 . . . - 2 . T. f 6 t ufw.
ffingefenbet oon H. Urbad) iudgetn, W. Tefcfjauer in rberurfer.
ß. 3<>f*f a uic in Wgrom, «. fBUfpnann in Stcinroebel, p. ©len.iet ln
©amburg, Dr. ft. Dtt in tBien. 3 . BcnJiarael) tn Breslau. C. «der-
manu in Breslau, ft. Wöagner in Bfien.
Xln|td)tbare ©tfle.
Bon Dr. Wiener, Wrnifl&bt.
CTJor einigen 3ahriehntcn fanb währenb ber Borlejung
^üctn ©xofcjfor ber Chemie rinen plöfflichrR Der
©«lehrte war mit her Darltellutifl bes ©Jäfferftöffs be-
jdjäftigt unb gewahrte, bah bie Böhren bes Slpparats
tmbicht waren. 8r beugte jid) über ben 9Ipparat, um
nach ber unbidjten Stelle 3U fehrn- 3n biefent 9Iugen»
blicf fiel er 311 ©oben. 9lls Dobesnrfache ergab fid) eine
©ergiftung burd) eingeatmetes giftiges ©as. Da bas an
fid) ungiftige SBafferftoffgas bief« Bergiftung nicht bewirft
haben ronnte, fo muhte an eine Bergiftuitfl mit einer frarf
giftigen ÜBafjerftoffoerbinbunß ncbacht werben. 3n ber
Dat ergab es fich, bafj bic 3üitröhrcn burd) eine fd)ivad)e
dlrfenbcimcngung oerunremigt waren; es hötte fich *>as
äufaerft giftige ©rjenwafferftoffgas gebilbet, van bem
minimale Blengen eingeatmet genügen, ben lofortigen
Dob h«bt i*u führen. 3n biefem Salle war bie ©ergiftung
leicht feftauf lenen, ba von fad) männif eher Seite bic hod)«
grabtge ©iftigleit bes ©rfemvafferftoffs (ebenjo wie bie
bes 3t)amvafferftötfs) längft nachgewiefen war unb es fid)
bei ber Darftellung bes 9Bafferftoffs nur tun eine ftart gif«
tige ©eimifdjung handeln fonnte. Sthwicriger war jener
befnnnlr, im f>aufe eines dürften fpiclcnbc, oon ^iltt
bcfchriebert« SVatt b«r mit arfeniger Gäure vergifteten
Ater 301 311 etfemten, ba ber fd)tvci(he ©erud) bes ©iftes
anfänglich n«d)t 31t bemerfen war; erft fpätcr gelang es
bem forjehenben ©rate, bie eigentliche llrfadje ber Grtran»
tung bes dürften 3U entbeden. Beinahe «benfo fdjwierig
finb vielfach bte 3ahfr«^^ n <T 5lle |<hleid>enber Geudjtga*.
aergiftimg 3U beuten, tvas trotj bes marfanten ©entchs
um fo eh« benfbar ijt, als ein mähiger Geuchtgasgenid)
in Käufern mit ©asbclcud)tung burd)aus nicht feiten unb
auffällig ift. ©ei Blaff enoergiftun gen unb ptöhluhen
Dobcsfällen mit beutlid) wahrnehmbarem ©asgerud) ift
bann bie Urfad)« ohne weiteres flat.
8s gibt aber, wenn wir von ben fclteneren, im 3rabri*
rationsbetriebe vorfommenben ©ergiftungen mit Echwefel»
fohlenftoff» fchwefliger Säure ufro. abfehen, noch eine
Beihe weiterer giftiger Beimengungen ber ©temluft, beren
©ort)anben[cin erft neuere ftorjehungen ergeben
Die verfeinerte Dechnit ber ©ehei3ung hat gwar gegenüber
ben alten Raminen unb Rad)riöfen beffere öetarefnltate
ergeben, bafür aber gewiffe gcfunbhcitlidjc 9tad)tcttc ge-
brach*. Di« auf ein ©tinimicm von fiuft3uful)T regulierten
eifemeit Dauerbrandöfen weifen gegenüber ben alten
Raminen unb 3uflöfen ben Ubelftanb auf, bag ein 9In«
fangen von fiuft burd) ben wannen auffteigenben Guft»
ftroin in ber 8ffc äufaerft befchräntt wirb, ©cfanntlich
wirb bei ber alten £)rij un 9 burd) ben Bauchfang fort-
währenb Guft aus dem 9Qohnraum angefogen, unb es
tritt durch die Bi^en ber Düren unb Jfrenfter bann frifrhe
Guft 3um Ausgleich ein. 8s werben alfo in ausgiebiger
©Jcife fowohl (Raudjgajc als and) fd)led)te Gtubcnluft ent-
fernt. Bun ift bei der neuem Behebung mit Dauet-
branbSfen ein atoar geringer, aber immerhin nachweisbarer
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
SÄ*?»»!»
M
c <>Vi i
3flu[trirtc 3 c ^ un 9-
erwkfcn jit baten, Unb bod) finb
mit t)obe* t in ber
burd) ßungen unb ©aut aus*
gcf©icbencn ßuft {ebenfalls zahl»
rcid)c C&afe oon mehr ober we-
niger giftiger Gmwlrhmg auf
ben men|©li©cn .Körper an zu»
nehmen. Cs ift ferner roahrf©ein*
li©, baß biefe unficht baren gafi»
gen «Stoffe felbft
in fleinftcn
P ^W Mengen eine bodjgrabigc ®iftip-
* feit befreit, fib^N© etwa tote
bie befannten Darmgift«, bereu
Ofolieruitg unb Darftellunp in
neufter 3*it gelungen ift. Cs ift
ferner anzunehmen, baß biefe
unfid)tbaren <&iftc in urfä©lid)fm 3«.
fammenhang fteljen mit mancher bisher
in itjrer Gntftehung unertlärten ttranfheit (©enicfftarrc,
3 nfluenja, periobif©« Jieberberoegungen ufro.), unb baß bei
©ronif©cr uub porübergebenber Cinwirfung ber .Körper
fid) ihrer zeitweilig burd) Ärtjcn zu entlebigcn beftrebt ift.
Wenn bie genannten (Safe farbig fi©tbar gema©t
werben tonnten, roel©cs Chaos oon farbigen Wolfen
mürbe fi© ba in ben meiften Samilienftuben , S©laf*
3immern, Dljeater*, ©alt- nnb ßon3crtfälcn geigen! Cs
■ift {ebenfalls ni©t bloßer 3 u f ä ^» fcäfj bic Genicfftarre
(eine entjünbli©e Anf©oppung ber ( 5 ie!)imf)<uit) fid) 3U-
meift in ftafernen unb engen Quartieren zeiflt, roo bie
SHaffcnbelegung ber S©lafzimmer mit «Dtcnf©cu eine
tftmofpb&rc erzeugt, bie bem (Jintretenben gerabczu ©Ijn*
macht samoanblnngen t>erf©affen fann. 3 n ä^ttlic^ete Weife
mag aud) Öie Cntftehung bes 9 Bccf)feIfieber& («fflatarta) 31t
beuten fein, nur baß hier gafige Stoffe organif©er ©ro*
ornirnj bem Grbboben entftrömen unb bunt) bie Atmung
in ben Körper gelangen, Die Dheorie einer Übertragung
burd) «IRosfitos, fop. Sittöpf)*!**, dürfte balb aufgegeben
werben, öa bte Grfahrung gelehrt
hat, bah ©alaria aud) an £rten
häufig oorfommt, bie feine Spur
ppuSRostitos zeigen, unb umgefehrt.
^ Ch« bürfte anjuuehmen fein, baß
bas (ebenfalls in Fleinften ©engen
ho©roirffame gasförmige ÜRalarin*
gift p pu ben ©ostitos an irgenb-
wcl©e organtf©e Stoffe gebunben
— pielleidjt an bie irrtümlid) als
«Dlifroorganismen angefeßenen SRa*
IaTiaplasmobien, bie in 2 Birrii©feit
perönberte ©lutzellen fein bürften
y — unb auf befonbers Gmpfinblt©c
Überträgen wirb, baß aber zur Gut»
ftchung biefe r ftranfbeit and) bas
Cin atmen eines beftimmten, un»
befannten, unfidjtbarcn unb un»
ri?©baren ©asgiftes, bas fid) beim
Verfall organifcher «Ratcrie bilbet,
genügt. Gin Fingerzeig in biefer «Richtung bürfte auch
bie Wahrnehmung eines Arztes fein, ber beim fog. ©regeln
bes Hanfes zahlreiche Fälle beobachten tonnte, bie fich in
ihrem ganjen ©erhalten toie ©alaria 3eigten nnb mithin
and) fl ls fol©« angcfet)en werben mußten.
Die oerbrauchten Stoffe, bie ber menfeh liehe Körper
burch ©aut unb Stieren ausatmet, finb nun, 3umalu>enn ber
betreffenbe Organismus anDarmgiftbilbung unb fonftigen
latenten 3«ftänben leibet, nichts anberes als bie gafige
Form ber im tfärper gebilbeten 3 ellgifte, bie bei
ihrer Anhäufung im ©lut* unb Säfteftrom bie befannten
Autotntoiirationcn bewirten, im übrigen aber ftänbig
burch bie ausfeheibenben Organe ber Stieren unb ber ©aut
eliminiert werben. 3« m ©eweife beffen ift befonbers
lehrreich jener befannte Fimtsoerfu© getoefen: ein 2ier,
beffen ©autoberflä©c mit Firnis überzogen wirb, ftirbt
balb, ba bie oorher burd) bie ©aut ausgefdjiebenen, 3U*
meift gafigen äörpergifte im Körper 3urucfgehalten werben
unb bann im 3 nncm ihre giftige Cintoirfung entfalten,
Unb alle biefe giftigen ©afe, bie bem einzelnen ©enfd>eu
;t.> (Georgs tChln^e oon %brof. URar Dafio.
9 ter<r*>.
5 rül)ling oott Georg {Römer.
|d)on Derhängnisooll werben rönnen, atmen wir oft teig*
lid) beim 3‘ u f am menn»ohnen, «fdjlafen unb -treffen ein!
Wie gef ähr bet erfd)etnen unter fold>en ©erhältniffen be*
fonbere bie Schulen, Rafcrnen, Sureaus unb IBirts^
haufer zweiten unb britten {Ranges! Wir gewinnen abei
gleid)zeitig bei fo(d)er ©etrachtung einen ©nljaltspunft für
bie früher unerflärlicben SchulaitÄmien , gewtffc ©affen,
exfrantungen in Äafemen (infofem fie nicht oon bem
gemeinfamen C&enuf? irgcnbwelcher Sd)äblict)leiten !**’
rühren), für bic Ohuma^tsanwanblungen unb ©er*
ftimmungen in menf©enangefülltcn {Raumen, für bie
ftranten bläffe bei längerm 3* mmcta uf«nthalt, für jahi*
reiche Srdlle oon d)ronifd)em Mopffchmerj, für ben Äopf*
bruef unb bie ©bgcfd)lagenhcit morgens beim {tlufuiachcn
unb für mand)e anbere 3 nbispofitionen. Cs wirb mit
Sicherheit gelingen, bas eine o&et bas anbere biefer gafigen
©tfte im Saufe ber 3 «tt her ©etTachtung zugänglich 3U
machen; oorerft muffen wir uns aber begnügen, erreich*
bares gu ihrer Verhütung unb ©efeitigung 311 erftreben.
«lustritt oon Äohlenom)bgafen infolge bes geringen fiuft»
wcchfels beobachtet tooröen. Die 3 ro* 0 cu einer ftänbigen
Einatmung oon Atol)lcnoxi)b burd) ©cvänöeruug ber
chemifchen 3uf“mmcnfehung ber ©lutförperdjen finb be*
fannt unb als ©äffe ber ©aut, itopffdjmerz, jröfteln ujw.
Idngft beobachtet worben; fie würben oiel auffälliger 3utagc
treten, wenn nicht ber Senif unb ber Wintcrfport ben
©enfd)en oon heute Dazu brächten, tagsüber längere ober
füraere 3 eit im freien zu oerweilcn unb währenbbeffen
Jen folgen ber üöl)lenöyt)beinatmung ju entgehen. Die
älteren 3 entralt)ci jungen mit «Rohrleitungen am Su&boben
ober in ftfenfterfäften zeitigten ben {Rächt eil, baß fid) auf
Jtr rauhen Oberfläche biefer ©obre beim {Reinigen ober
Jurdj ben ©exrehr Staubpartifeldjen nie berfd) lugen, bie
beim ©eifetoerben ber «Rohre langfam »ertohlten, brenzlige
Rauchgafe entwicfelten unb baburch auf ben Schleimhäuten
ber Stafe unb ber Luftröhre bas ®efüt)l oon Drodcnhcit
unb ftratjen hervorriefen. Die neucrert ©eizanlagcn haben
Sielen fibelfianb oetmicben, inbem fie in ben fog. Waloriferen
Sterers.
(finhom oon ©rof. ©ai Dafio.
5 ei«felbcr= OTcbaiUf oon ©rof. Georg ©hrba
affenftehenbe, breite, emaillierte unb leicht zu reinigen be
■Röhren ohne ftaubfangenbe ©ertiefungen unb Gdctt ucr»
menbeten. 3 freilid) fetjlt biefer ^Irt ber {Beheizung, wenn
iie au© ben ©u&tritt oon Äohlfuoxpbgas oermeibet, bod)
öie felbfHätige fiufiemeurung ber alten ©etzanlagen bur©
öen 3 ug ber Gffe oollftänbig.
Gmpfinbli©e unb fid) felbft beoba©tenbe ©aturen bemer*
fen aber bei jebet ber erwähnten ©eizarten in gesoffenen
Räumen, namentlich bann, wenn eine größere ©njaljl Pim
©enfd)«n in ihnen fid) aufhält, ein C&efühl »01t Unbehagen,
ftopfbruef, ©attigfeit unb Ubclfeit, bas [ich bei manchem
bis au oötliger ©ppetitlofigfeit, ja bis jum ©rechreij ftei*
gern fann. Da bieje Wahrnehmungen au© 3ur Sommer*
aeit in ungeheizten {Räumen eintreten, fo fann ein 9 luf*
treten oon ©erbrenmmgsgafcn ni©t für alle $ällc an-
genommen werben; es müffen oielmehr beftimmte Stoffe
in bet ßuft oorhanben fein, bie fi© infolge ber^lnwefen»
heit 3ahlrei©er ©enf©en bilbert. Die angeftellten eraiten
©eftimmungen ber 3»»fommcnfehnng ber ©temluft in ge-
f©loffenen Räumen lafjen nun, wie es [©einen will, nor*
erft no© im Sti©. Quantita-
tine ©eftimmungen ber ßuft»
3U Jammen fe^ung haben biswei- _
len ein geringes ttbcrwtcgcn
ber Aohlenfäure unb bes Waf-
ferbampfes, betbe bur© ßungen
unb ©aut ausgef©ieben, et» '
geben, im übrigen aber be3üg»
Ci© bes Sauerft off- unb Stid- Bi
ftoffgehaltes wefentli©e «2lb-
Wir errei©en bas am bejten, wenn wir ber fril©cu
?lußenluft 3 «tritt unb ber pergifteten 3 nncnluft Slbgug
oerf©affcn unt* ben .ftörper annähemb in gefunbheitli©c
©erbältniffe oerfehen, wie fie unfere ©orfah r « n i*t graun
©orzeit befaßen, bie bie Ähilturfdjäbli© feiten ber letjten
3ahrhnnberte no© ni©t fannten. ©Ifo tunli©e ©enxgung
in freier ßuft bei jcöcr Jahreszeit in poröfer, luftbur©*
läffiger .iUeibung, wobei wollene ilntcTjcugc unb biefe ©äiv
tel ju oermeiben finb, unb ßuftbäber, foweit cs bie 3 a h re ^
3eit nnb bie Wohnung geftatten; benn aud) bic ©aut atmet
aus unb ein. Den .Wörper nt©t bur© oorwiegenbe 3 rleif©»
nahrutig unb Sllfobolzufuhr ju einem ©erb oon giftigen unb
riechenben Sticfftoffumfchungen zu gcftalten, oielmehr ihn
oon zerfetzen unb goscntwidelnben ©auhmreinigfeiteit ju
fäubern, gebietet öie ©fli©t gegen fid) felbft unb gegen
bic Allgemeinheit. 'Beporzugimg ber Ginzelwohniing mit
umgebenbem ©arten nad) englif©em ^orbilb läßt fi©
bei bem hohen Staub bes ffmmb* «nb ©obenpretfes
Ztt»ar ni©t überall bur©führen, wohl aber ein Wanbel ttt
ber ©enuhung ber Wohnräume
babur© [©affen, baß bie groß*
ten, fonnigen unb lüftbaren
Räume 3um Aufenthalt bei
i^Sv lag unb Ra©t gewählt unb
nicht mehr, wie oielfa© bisher,
beforattoen 3roecfcn öienftbar
r\ grma©t roerben. ©et allebcm
aber bleibt eine fgftematif©c
BA uub energif©c Dur©lüftung
\ jeber bur© einen
gcl©affencn Oiegenzug bei ge»
öffneten Jenftem unb Düren
mehrmals am Dagc ber wirf-
famjte Griaß für ben ftänbigen
HEr Aufenthalt in freier ßuft. Cin
K 7 tf)cgenzug ift namentli© bes»
halb unumgänglt©, weil bie
W/ Grfahnmg zeigt, baß, ebeufo
Ji/ wie aus einem gef©l offenen
©chälter bie Jlflffigfeit bur©
eine einzige Öffnung ni©t
abfUefcen fann, jo aud) aus
einem gef©loffenen Wohn-
raum bie 3 nnenluft bei mir
geöffnetem Jcnfter mangelhaft
cntwfi©t unb bie Außenluft
ÜP<r*.
ßenba©*©rbaillc uon Arof. ©ermann ©ahn.
Bobern c-OTebailleitfuit ft
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
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552
3lhi[trirte 3 citun 9-
5h. 3378. 26. SJlärj 1908.
CEbcmcbaillc von Brof. $cinrid) fBafttn.
UNobernc flJlebatllen funft.
auf bem (Gebiete Da Dcalaci, fo aud) auf bem her Hleiitplafti! —
ivieber neue lEntwicflungswege gefimben unb eingejd)lagen. Unb wie
mit auf bent 9 Bege Aber bie Örangofen 311 einet wojensbeutfcbcu Dlalerei
gefommen finb, fo finb uns aud) in ber ebeln Klcinfunft bie frangöfi*
fcfjcti Dicifter bei Bieöaillc fiefjrct unb Slncegcc, dJluftcr unb Borbilö
gewefen, Dernon, Uhaplam, i£l)arpcntier unb 9 tott) vor allem haben bie
öeutfdje Dlebaiüenlunjt, innerhalb beten bie SBerfc bes bei ben Frau-
3 ojen in bie fiepte gegangenen 9 Bicnors 91 . ©d)arff einen ööhepunlt
rajfigen Schaffens bilbetcn, mehr unb mehr beeinflußt, mau Darf tvol)l
lagen, fchließlicf) nicht 3U il)reni Vorteil. Denn bie öcutßhcu SRebail»
leute brachten von Baris wohl bic Kenntnis ber ftanjöfifdjcn Dcd)nif nad»
$aufe; aber fie laufen feine beutfdjen SRebaillen, fonbem ißre Kunft
rebete eine frembe Sprache, eine bent beutjehen Siefen ftembc Kultur,
eine Kultur fann man eben nicht etlenten, man muß fie aus fid) betaue
fdjaffen, SBir Ijaben bas auf bem C&ebiete ber Sftalerei gefehen, bic erft
eigentlich beutfd) würbe, als fie fid) auf fid) felbft befantt. Da entftonben
bie SBcrfc Ceibls, Öiebetmanns, llhöes, Xriibners u. a.
9 Benn wir nun teilte unfere DlebaiUentunft Daraufhin betrauten, ft»
fönnen wir feftftellcn, baß mir nicht nur auf ben» 28 ege finb, eine beutfeße
'JJlebaille 3U finben, fonbem baß wir fie bereits buben, unb jroar in einer
Form unb Söollenbung, bic neben bem fTanjöJifdjen lltbilb in allen (Erteil
hefteten fann. (Es ift jeßt an ber 3 eit, baß mir uns in Teutfdjlanb.
unb 3war an ben führen Öen ©teilen, auf biefe unfere beutfeße SJtebaillem
fünft bejiunen, baß mir ibr bie ©elcgenbcit geben, ooUstümlich 311 roirten. Denn nicht*
auf bem weiten frelbe ber Kunftübung eignet fid} mehr 3ur Bopularificrung fünftlerifchen
Schaffens als gerabc bie ©<empcl|d)ncibefunjt. „Wid)t um primitioe Spielereien"
fo fd)teibt Dr. <f»eotg £>abid), ein vortrefflich« Kenner ber ®lebailliftit — „nidjt um
ardjaiftifd)« ttnmanblungen u. bgl. banbeit cs fid) ftler, fonbem um fcljr emft gemeiuti*
unb emft 3U nehmende Derfudje, eine Kunft wteöcr gu beleben, bic, frei non Afinftelci,
in ben beiben großen 3 «itattem öer bilbeuben Künftc, in ber Slntitc unb Bcnaiffancc,
9 Jlei|ter von erftem Wange befcßAftigte unb in ihren (Ergeugniffeti, bem fUrfiereubeu
Silber- unö Kupfcrgelb, bic gattje gefittete ©eit mit Kunftwerfen, gleich einem Blüten*
fdjnee im Frühling, überföten. (Es finb edjte 90 erfe feiner Kunft, bie mir Bachgebomen
ßeutc budjftäblid) mit ffiolb aufroiegen müffen, um ju erlangen, was bamals bem Bettler
am 2 Bcgc jufleworfen würbe." 3 n biefetn Sinne, eine echte Bolfshinft neu 3« erweden,
gilt bas 'Dargeben bes Dürer«Bunbes mit feinem Breisausfd)reiben für beutfd)e SJHhtg»
ftempel, beffen erfreuliche Wefultate erft fürgltd) befannt geworben finb, als eine fulturelle
Xat, uon ber man nur wüufdjen möchte, baß fid) bie Weidjslcitung redjt emftßaft mit ißr
ttpcrs. «ac«.
Sdjiltei - SWebuille oon JriB CEtjrift.
gum (Erfaß cbenfo ntangelbaft uatbrüden fann. ®on fotdjem ©tanbpuuft aus finb aud)
bie doppelten ft er unb namentlid) bie 3wifd)cnlagen oon Dloos unb .Mijfen gan3 31t
oerwerfen, ebenfo aud) bic Öuft unb Ctdjt abljallen ben Stores unb fdjweren jjrenftcr.
garbinen. ©ang befoubers aber erfarbert bie falte ^aßresjeit eine ausgiebige Denti.
Intion 3Ut Derßütung ber Ülnfammlung oon Äoßleno.n)b* unb 9 ltmungsgafen. 5 )a bie
Sentralljeitung gar nidjt, bic Xauerbranböfcn aber nur unoolllommen eine üufter«
neurung gejtatten unb bie alten Äamine unö ^ciäöfcn im »usfterbcu begriffen finb,
fo ift ein fünftlid) bemirftet 9 lbgug burch SJuftfd)Äcf)te, in benen bie erwärmte ßuft
nad) oben unö außen ftreießt, tu fdjaffen; hierbei wirb burd) bie — glüdlithenoeijc
tumeift fd)led)t feßließeuben — 3-enfter unb Xüren frifdje ülußenluft automatifcß an*
gelogen. Dejoubers praltifd) bat fict) aud) bei oorbanbener «bjugsöffnung bie in 3 talicn
beliebte 'ilnbringung eines an ber Xcdc befinblid)en, rotierenben großen Slüfidrabcsaus leid).
temDlctall erroiefen, basebenfoaufaugenbunb auslüftenbmirft wie bie clefirifd) betriebenen
Dcntilatoren in ber Ülußenmanb größerer 'Jleftaurants unb jonjtiger Dcrfammlungsorte.
Überall ba aber, wo mau fid) unter bem Juwnge irnenbwcld)er Derl)flltniffe
ben Scbäbignnnen Der (Einatmung unfid)tbarer t&iftgafe nicht ent*
neben fann, bleibt als (Erfaß nur eine (Entgiftung burd) ausgebeßnte
'Bewegung in freier öuft übrig, roogu bie ncugeitlid)e Bfkge bes
Sports in ben Derfdvebcnjteu ^ornten bie mannigfadjfte Anregung bietet.
(Eine töglidje Körperbewegung, namentlid) bei bewegter Öuft, fteigertallc
Körpcrfuuftionen unb gclttgt eine (Ermunterung unb ?Iuffrijd)ung. bic
fidj burd) feine anbert* (Einwirtung in gletcbem ®rabc erreidjen läßt; fie
wirft a)ie ein fül)ks ®ab ober eine Xüfd)e unb fdjafft fcfyließlid) einen
tsohftfttigen Bewegung sbrang unb geiftige Dfegfamreit. C« ift bcsßalb
eine fallet) angebrachte Seredmung, 'JBerfftatt, Bureau, 'JBoljnung unb
©irtsßaus möglid)ft naße beifammen 311 haben, um einige bmt&ert ober
taufeub Schritte 311 fpareu, eleu io faljd) wie jene Selbfttäufdjung, nad)
monatelangem imhßgicnifchen Tal)inlebcn in einem Einfalt oon ©cf unb»
heitswut burd) einige furje 5 Verienwanbemngen, Secbäber ober ®ebirg*.
touren öie ßogienifeben ©finben eines gan3en 3aßres wett3umad>en.
2Jtoi>eme TOcbotnenfunft.
e^ic großartigen, herrlichen Sd)öpfuugcn ber SDebaiUenfünftler ber italic-
^/nifeßen Denaiffaitce fieh<n beute nod> unerreicht ba. ®ic
(Suaggalotti unb fo manche Arbeiten anonymer Florentiner finb ohtte
'Jla^folger geblieben. Offenbarungen einer genialen Kunftübung, erregen
fie heute in ben öffentlichen Sammlungen bas ©taunen unb bie Be-
wunberung bes Kenners unb Viebhabers. Weben biefen Statienern waren
es beutfd)« 'JJlcifter ber 'JJenaiffanee, bie öie ©ußmebaille 3U hoh<?r Sollen bung
brachten, bie 9 Brrfc fd)ufen, welche allein bas iBedjt für fid) in 'Jlnfprucb nehmen bürfeit,
mit ben italiemjdjcn Arbeiten ber beften 3^it in einem 9lteni3uge genannt 311 werben.
Die 'Wanten tinferer Dürer, Beter Bifcher, fjans ©d)mar3 oor allem finb mit jenen Söcrrcn
(hauptfächlid) BilbnismebaiUen) ber beutjdjen Wenaiffan« oerfnüpft. Sie haben freilid)
bie Wüdjcite ber 9 JJebailleu jumeift nid)t fo reich gcfd)müeft wie bie 3 taliener; aber ftc
jehufen auf ber Dorberfeitc Bilbniffe non einer Kraft unb l'ebcnsroahrbeit, bie bie
öcutßbc Dlebaillentunft fener 3fit als» eine böchft felbftöubige, nationale d)arafteri«
jieren. Ceiber hielt fie fid) nicht lange auf biefer ööhe, unb ber unfelige Dreißigjährige
Krieg, ber fo viele hofftttingsoolle Keime unferes bcutfdjcu BoUslcbcus ocmichtei, ber
fo manche (Sntwieftungsanfätjc ein für allemal ausgerottet, hat auch unfere SJlebailleu*
funft unter ben Xrümmem einer 3ufammenbrecf)enbcn Kultur begraben. 3 m fieb-
lehnten unb ad)t3eßntcn 3ahrhunbcrt ift bann ber Berfall ber ÜJJcbaillenluuft allgemein.
Jwar fe hen mir immer nod) eine Weihe tüchtiger Künftler an ber Arbeit; aber aud)
öas Befte, was fie |d)ufen, jeigt uns nur, wie unerreichbar t)od) , “l ,er ^ as f* e hh
was bie Wenaiffanee uns htnterlajfen ßat-
(Erft bie feine tünftlerifdje Kultur ber Fraii3ofen, bte auf einer burd) feine gemalt*
fainen Hemmungen crfcfnittertm großen Xrabitiou beruht, hat in unferer — wie
Huer*.
©ruft £?uöroig, (broßheriog uon j>eiieit.
9teom.
'JJU'baillc won ‘Hubölf Soffelt.
befchäftige; öenn unfer beutfehes ©clb mit feinen jteifen, afabemifcheu, mejenlofcu Biöge
bilbcrn hat lange genug miber ben guten, fünftlerifchcn ®efd)uia<f gefünbigt.
Dod) Davon folt heute nicht weiter gefprochen werben. Diefc 3 «Hcn füllen vielmehr
auf bic hoffnungsreichen Kräfte hin.fctgen, bie in Deutfdjlftnb am ©erfc finb, eine neue
Blüte ber Stempclßhneibefunft h«auf3uführcn. 9 Jlan btaud)t nur auf Öen gewaltigen
(Erfolg hin3iiweifen, ben SIbolf ^Bbebraubt mit feinet prachtvollen SisntarcMDlebatUe
bic in oielen Xaufenben oon (Eretnplaren in bie weiteften Kreife unferes Bolfes, nicht nuv
wegeii ihres Sujets! gebrungen ift — gehabt hat, um 3U erteunen, baß wir heute iit
Deutfchlanb reif finb, bic ©a ben einer eblcu Boltsfunft 311 empfangen unb 31t würbigen,
Debcn unb nach ^ilbebranbt finb es i>ugo Kaufmann, Baltt). Sctjmitt, O^P 1 ) Kotoargif.
Heinrich Kautfd), 91 . Kraumann u. a., bie bie beiitfd)« Btebaillenfunft 3ur ©eltung 311
bringen beftrebt waren unb noch finb. (Ein gau3 außerorbcntlidjcs Öerbienft nach btefev
Did>tung aber barf ein ä)lann für fid) in Hnfprud) nehmen, ber, in feinem ein 3<*hv>
bunbert alten ©efd)äfte wirfenb, wahrhaft bahnbrechend für unfere beutfehe ÜDJebaillen
funft vorgegangen ift. (Es ift bies Cf>eorg $ttl, ber bisherige ©cfißer ber ©rasier .
unb BtäQcanftalt Karl ^toellatt) in bem fleinen oberbatjrifchen Städtchen ©djrobeu.
häufen, aus bem aud) ftranj v. fienbad) ftammt. f>itl, eine feingebilbete, fünftlerifche
BerfÖnlichfeit, ein Dlann uon gebiegenem ©cfchniad unb oon einem
Opfermut, wie er in fünftlerifchen Dingen leibcr bei uns in Deutfdjlanb
feiten ift, hatte es ficb 3ur Aufgabe gemacht, ber fünftlerifchen geprägten
SDleDaille in Deutfd)lanb bie ©ege 3U ebnen. (Er ftubierte bie rompli3ierte
Icd)nil ber Blebaillenhcrftellung insbefonberc ber Ftangvjen, niad)te foft ^
fpicligc SRcifen unb nid)t minber teure Berfuche in feinem Snftitut unb —
was fetn allergrößtes Bcrbienft ift — ermunterte eine ganje Schar fpcgtell
oon SJlünchner Stünftlern, fiel) ber ffllebaillcnlimit 3U3iiwenben, inbem er
ihnen bie reid)en ted)nifd)en ijtlfsmittel feines ange|chni«n 3 uftituts in ent*
gegenfommenöfter ÜBcifc 311c Bcrfügung ftcllte. ,E»itls 3ufammemDirfcu
mit biefen Künftlcm, feinem feinfinnigen (Eingehen auf ihre Höünfchc unö
Dbfichteit unb nid)t 3uleßt ber hohe» tedjnifdjcn ficiftungsfähigleit feines
3 njtituts oerbanleu wir hente rine Serie oon üßebaillctt unb Blatetten,
bie3U bem Bebeutenbften gehört, was bie neue öcutfchc Klcinplaftil hcroor
gebradjt hat. Unb wenn heute bic bcutfd)e 'OTebaillenfuuft auf bent beften
©ege ift, eine Boltslunfl $u werben — nämlich infofem, als auch &ct
weniger Bemittelte fid) in ben Befitj tl)rer lünftlcrijeßen (Erjeugniffc feßoi
fann — fo gebührt öer iKnhm, bies möglich gemacht 311 haben, ©evrg
Öitl unb feinem Onftitut.
Die biefen Jeilen beigefügten 3 Uuftrattoncu nach 'Dtebaillcu, wcld)i
mit vielen anberen nidjt minber löftlidjcn ©tiiden bas ©d)robcnhaufev
Brägcinjtitut h^voargebracht hat, fprethen für jid) felbft. Sie jeigen vor
allem, baß es fid) t)»« nicht etwa um eine fReflome für eine ftirmci
hanbclt. (Es ift eine cmfte 6ad)e, bie bas fünftlerifche ©ewiffen Deutfd)-
lanbs angeht, mit ber fich befaffen muß, wer es mit ber beutfeheu
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9k 3378. 26. ÜRärj 1908.
Olhiftrirte 3 citun 9-
553
Kunft unö der tünftlcrifchcu '^roduttiou und ihren
9iötcn in Tcutfd)lauö wahrhaft ernft meint. 9luf
dem 'äBege, öen £>itl gewiefeu l)at , famt unferen
öeutfehen Küuftlem und nor allem Den fetjuwr
tämpfeuöen bilöhaucrild)cu .Kräften unter ihnen
Mrbeit gegeben, ideeller mtb materieller Gr io lg
bereitet werden, Terfelbe Höeg aber — wenn il)n
e initial der Staat mit feinen reichen Wlittcln und
feiner weitreichenden 9Jtact)t befctjrelten wollte —
würde aud) ju einer öerbefferung Des allgemeinen
®efd)macfs, jur Grjicliung untere» Moltes 311
wahrer, echter Kultur führen. ftreilicf), ber Gtaat
als. foldjcr mar nod) niemals, ein OTägcn und
wird es aud) nie roeröen. Mber denen, die in fich
den Staaten» il len oertärpern, möchte man das
Mäjcnatcntum jener SH cnaii|ünccmenfd)euwünrd)cn,
bie ui ihrem „furfieTcnben Silber* nnb .Kupfergelb die
gange gefittete 9Uclt mit Kunftroerfen, gleich einem
Mlütbenfchnee im £¥riil)liug, überfäten". Mber ja,
bas Selbftncrftänblirfje ift und bleibt eben Immer
bas Mllerfcbwerftc in ber bildenden u>ie in. ber —
uölferlenfenben Kauft! Sölarimiltan Ärctufj.
Hbergangsmoben.
Daris, 'JJiflrv i hk.
X rotj Nordwinden unb eisfaltem Wegen leben
wir — für bie <Dfobe! — im matmen Gommer.
Die Melgtoque mied mit dem Strohhut oertaufd)t,
unö ber fd)u>ere Samtmantel ipt für bie Tarne,
bie Mnfprud) auf Gleganj erbebt, bereits „unmög-
lich". Sehen wir ju, was bie unerbittliche 5t)*
ranntn in dtefem 3 a ^) tc 00,1 ih MTT gehörfamen
llntortaninnen oerlangt. ©gcntlid) nidjt dllguuiel.
Ter 2öerf)fel in öen SDtoben befdjräitft fid> ja im*
mcT mehr auf Heine Cinjelheiten, auf „Nuancen".
Tie groben fitnien der SUlodc find nun einmal
bleibend fixiert. „Ter Kreis ber formen ift burd)-
meffen* heifct es in irgendeinem beutfehen ®c-
bid)t. Mud) die Stoffe, die bie ^formen beftiminen,
rönnen fid) nur noch wenig önbem. Tic OTobc
bat im großen jetjt eine Tenbenj 3ur Stabilität.
‘Über bie „Tetails“ forgen fcf)on dafür, dafj biefe
lenöeng öfonomifd) nid)t all3u erleichternd wirft.
Nod) immer fdjmiegt der Wotf fid) eng um Öcib
unö öüften und fd) weift oom Knie abwärts In
fiit)ner ßinie nad) äugen. Tic ‘Ärmel trägt mau
nach Caune unb Mequemliehteit Utrj oder lang —
immer aber öffnen fie fich weit, baufd)ig, fapanifch-
So ftellen fid) bie £auptlinien der gegenwärtigen
•JJlode, geroifferm aßen aus ber 43ogclfd>au gcfel)en,
bar. lieben wir ict)t ein wenig ins eingelne, unb
beginnen mir mit dem TaUorToftüm. Das „Tei-
ler* 1 ift ja doch das erfte, woran jede Schöne bei
der ©ef<haffung ihres neuen ßen^geficbers beult.
Tas „Tailor* iniif) in diefem 3aljre aus bidjter,
aber habet möglichft leichter Serge gemocht fein.
Ttinfelblati ift ftaooritfarbe. Tie Stcppfalten find
aus dem Nod uerfchroundcn. Ter Icilförmige 3u-
fd)Uitt allein fid>crt bie Jaffon, bie, bie ^Säften
eng umfcblieftenö, fid) unten weit ausbreitet. Tas
Oadett ift beguem, nicht anliegcub, fadartig. Tie
gerade gefebnittenen Ärmel haben männlid)cn Sh«'
raltcr. Tas gan.^e Koftüm ficht fd)tid)t und pral-
tifd) aus. Tagegcu ruadjt fid) etwas wciblidje
Kofottcrie in öer Ghemifette und im Kragen be*
merfbar. Grftcrc ift aus Spißc oöer aus ßcinmand
mit Stidercieinfäßcn unb fchwillt häufig jum großen
3abot an, Ter einfache, wafdjbare Herren fragen
aus geftärher ßeinroanb ift entthront, ©ne feine
Matiftfpißc, auf Jifcfjbein montiert, umrahmt, hoch
hinauf fteigenb, das fi>e(icf)t und h«bt die feinen
3ügc aufs anmutigftc hcroor. 2lls Kopfbedccfung
pafjt ju folchem Koftüm nur bie große Toquc aus
Stoff ober Seiöe, etwas feitwörte fed und feft
aufs .^aat gefegt, linls mit fühn emponagenden
HJlefferfedcm garniert.
©ne wirHiche Neuheit ift das Iailor*Tefuchs>
fleid: ein Tailormabe-Koftüm aus Seide, Satin
oder Seiöenpoile in bunten färben, ?Us Tt>pus
diefer 9?o»ität fann man das 'Ulaöell anfehen, oan
dem ich nad)fteh«nb eine SchilÖenmg gebe. Stoff:
leichte, graugrüne Seide mit fdpnalcn, gelblichen
Tiagonalftreifen. Ter umbgefchnittene, fehr an-
liegende 9tocf 3eigt oom eine breite, foutachebefo-
riertc Sahn. Tiefe Stcrjiening, noch bur<h h* <t
und da uerftreute große Pailletten gehoben, 3iel)t
|id) auch wni den untern Dianb öe« 91 ödes. Mud)
das 3adctt ift über und über mit Goutadje unö
Pailletten bededt. Tiefe Pcr.ücning gibt ber weichen
Seide etwas Starres unö lägt die Piegfamfcit der
Taille taum al>nen. Tas Korfage befteljt aus
ftarfer, orangegefärbter (öipürfpiße mit durch»
fd>eiitenöcm Unterftoff oon öcrfelbeu Jarbe. Tie
^affon ift fel)t einfach. Tie halhlangen Ärmel
haben fcl)r weite Öffnungen. 3m Waden ein
Heiner , oiereefiger ©nfah oon weißen Gpitjen.
Tas ®anje ftellt ein bish^^ unbefanutes ®enre
dar und wirb fuhcrlid) Muffehen erregen. Mlle
welchen, feinen Stoffe, namentlich Satin und Sei*
benooile, eignen fid) oortrefflid) für diefe neuen
Woben. 91 uf dem ®ebiet des eigentlichen <&efell-
fchaftsfleidcs geigt fid) — oon der eben befchrie*
benen 'Keuheit abgefcheu — nichts fonbeilid) Ori»
gtnelles.
'Pb 01. &<nrt Wanuel, Poet«.
Ubergongsmoben. fßaris, SJiärj 1908.
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
*H)Ot. öenri SJianutI, ‘liarle.
Überflangsmoben. <ßarts, 3Häij 1908.
Goosle
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9lr. 3378. 26. SJtärs 1908.
3IIuftrirte 3^tung.
555
9lid)t ba sfclbe rann man oon Öen &üteu Jagen. Ta
gibt 's ©eues, wenn and) nicht immer Schönes! Sille
iülobelle Jinb riefcngrvfe in £>öhc unb Breite, bie ftöpfe
bald oieredig, balb rund, manche and) Jpife wie 3 U <*«'
hüte. 3d) behaupte nicht, bafe öieje formen oon erlefeuer
Schönheit Jinb, aber mit ®eljrocrf garniert — unb bas
wirb l)ö<t)Jtcr Sd)id fein — werben fie nicht all3u hä Mich
ausfeljen. ©igretteu liefet man immer weniger. Sie haben
entfd>ieben bie Tcnbcn3 311 vcrfchwinben. 3m fteber-
fefemud Jinb alte ^IjantaJien ertaubt, ffirofegepunfteter
Tüll unb ©lumen finb gleichfalls fetjr beliebt. Sin
fßroteft gegen ben fRiefcnfeut ift bas fleine Spifeenbarett
mit einfadjem Volant von plijficrtem Tüll, &ier öffnet
Jid) bie iperfpcEtioe, 311 einer oernünftigen unb babei
gefälligen unb ffeibfamen neuen Sjutfomi gu gefangen,
©itlleicfet verfucheTt cs meine werten Sejerinnen. üöarum
Jollte fid) nicht aud) einmal in ber OTtobc ©efehmarf mit
©ernunft paaren? ... Th. Ol.
33om guten unb [<J)Ie<f)ten ©ef^mad.
H)on grljj Simfcr, 2:rcs-beti.
«Tif Cf Ml«, bl« nidj» -ihren Ccben&umerljalt bcbiud) rr«
ujfrbcn, ba& |ic Ibrc «uflett brmidjfn, benagen lie in b«
iRcflct tudjt; roao ihnen in Wnbctcadj» Deo ^nftanbre, in
bem Die uoir^tnmlidjc ftunjt bei iiiiö bornitDcrlicfl», natür«
iid) t)i<l öfib eripeurt UHÄ ihr fieben uerläuaert. 91 ber ich
fflrdnc.baft wir fic nicht ihrer rieflatiuciMSIfirtielijitcit libcT-
lagen Dürfen; coeitn mir ctroa* aut. Her flunlt rnadjen
Ido Heu, müffen u)ir in il)ucn bfc cjSttHfljc- ttn,i»ifrie&eii£)cit
crtDCdnt, bic fflebinorma |cOcn Sortfdnitts i|t
Tiefe 9Borte fdjrieb oor einem Heilten 9Jtenfd>enalter
der grofee englifcfee #fthet SBilliam ©lorris. (Er münjte
fie auf feine 3c it unb auf fein ©olf. ©Sic allgemeine
Geltung muffen fie haben, wie tief mufj ihre 2Bahrl)eit
fein, da fie fo gut auf uns wie auf Guglänber ober gpran.
gofen ober ©metifaner, fo fd)arf auf unfere 3eit wie auf
bie 3eit oor einem Bierteljahrfeunbert geprägt fein tönnten!
SBir ©lenfcfeen oon heute leben Per ©nfd)auung, wir
wären feit geftem bie glüdlidjcu ©efitjer einer neuen äftfjc*
tifd)en ftultur. 3it unferer SBilligteit, modernem Hausrat
Ginlafe in unfere ©Bohnung 3« gewähren, mit einem 'JBerfe
©ötflins bie ©3anb 311 fefemüden, bie Schriften 3bfens nnb
SDilbes, fRustins unb ©teger-öraefes unb ©ies 311 lefen,
erbliden wir bic ©ewifeheit, guten <£>efd)macf 314 3eigcn ober
vielmehr ffen 31» t)öbcr».
SBie weit aber finb wir in ffl3al)rheit nod) entfernt oon
ihm! ©3ic fd)led)t ift noch heute, troff bes feinen ©ftheten»
tnms, bas uns fünftlerifch 3U erjieben flicht, unfer ©efehmad!
Statt einer neuen äfthetifchen ftultur befifeen wir einen
äftljetifchen Snobismus, ber in feinen ©efcfemacflofigfeiten
halb bie ©efchmadsoerimmgen bei weitem überflügeln
wirb, oon benen uns bas ftulturftrebcn unferer Tage De»
freien wollte.
SBas bie äftfeetifd)c ftultur, wie fie im lebten Giertet
bes vorigen ^äfethutiberis etn3ufefeen begann, wollte, bas
war bies: ben entarteten (Sefdjmacf ber 3«t gurüdführen
auf eine gefunöc ©runblage. (Eine herrliche ‘ülufgabe, wohl
wert bes SctjiDeiöes ber CEblen! Slbet aud) eine fd)toierige
Aufgabe. Tenn bie <&efal>r liegt für ben Cefjxcnben natje,
falfd) oerftanben 311 toerben. Sinb wir fdjon bereit, von
einer alten ©cfd)macEIofigfeit 3U laffen, bann bod) meift
nur mit bem (Erfolge, uns eine neue au3ueignen.
Tas mag arg peffimiftifcf) Hingen. Üfber wer will mir
bie 9?id>tigfeit ber Tatfadje beftreiten, ba^ an ben 2ßuT3eln
Per jungen äfthetifd)on Ätraft fchon wieber ber SBurm
bes Ungefdjmacfs fri^t! Tas nerbienftoolle Streben uon
Wtännent wie 2loenarius, ßi^twarC u. a. hat, wenn wir 's
recht befetjen, gerat) c^u bcfchämenb windige CErfotge; bie
cd)tcn unb tiefen Schönheiten in ßiteratur, ftunft unb
ßeben, auf bie fie unfere ©liefe 311 lenfen oerfud)en, fehen
wir nicht — fürwahr, wir fiiib wie bie Seute, oon benen
©lorris fprid)t: „2Bcr feine klugen nidjt 3ur (Erwerbung
feines ßebcnsunterhalts gebrauchen muh, benütjt fie nid)t. M
Kidjarb ©orbhaufen h^t jüngft einmal feht beäd)tens-
utib beher3igens werte 3Bortc über ben dfthetifchen Snobis-
mus unferer 3e*t gefprodjen. (Er fagt: w 28ir foltten
uns nicht barübet täufdjen: oon ber »impofanten Stunft»
gemcinbc- in ben großen Stabten, bie Tcutfdjlanb ©efehe
bifticren, ftehen fieben QI<i>tcl ber Äunft mit unbebingter
SBuxfchtigteit, als üölligc know nothings gegenüber. Tas
©cwid)t ihrer 9Borte brüeft bic iünfdjauungen ber ©ufer
im Streite burth, bringt bie fieutc mit großen Stöpfen unb
ftreichho 13b Annen ©einen an bie Oberfläche, an bic Spi$e
unb oerhinbert, bag ein oon Glatt unb Klüngel nid)t be>
fchühtes Talent feinen fflJeg macht. Statt ber Aultut geht
oon biefen ©cmaltcn Unfultur aus. SDenu es SReaHionärc
gibt, fo finb fie es, bie mit ihrer SBixbligfeit, Unftetigfeit,
il|ret neroöfen ©ier nach bem <lernier cri jebe ruhige unb
gefunbe (Enttöidlung hemmen. Statt eines gefunben ffior*
wärtsftrebens bringen fie uns bas trampfhafte 3ucfen unb
finnlofe ©in» unb ©erbringen, bas bie Slugeti auf fic©
icnlt; seuen von ben rc&lidjcn, ben tüchtigen fUrbcitem
weg, bie ein Stitlftehen unb Sid)oertiefen verlangen, wenn
man ihr Tun erfaffen will, bann aber aud) was mitgeben,
was nidjt oon heute auf morgen unter ben ©änben 3errinnt. M
Tas Unvermögen, ftil(3uftchen unb fid) 311 verfenfen
in bas ÜBirten ernftcr Sd>önheiisfud)er — bas ift es, was
uns fetjt, eben in biefen Tagen anfdjeinenbcn Wufftiegs
3U äft!)etifd)<n ©öhen, 3U neuem Ungefchmacf oerleitet,
nadjbem wir faum bes alten lebig geworben finb. 3Bas
niitjt alle Tätigfeit 3ur ©ebung bes ©efefjmaefs, wenn bic,
n»r bie fie geübt wirb, nicht bereit finb, ben bargebotenen
ß«ljrcn emfthaft nachjuleben, fid) tief in fie 31» verfenfen,
Folange fti(l3ujt«©en bei ihnen, bis fie un3crftör&arer Scfity
bes ©elchrtcn getoorben finb? (Es ift ber beflagenswerteftc
3ug unferer heutigen 3eit, bafe fic oerlcmt hat, fid) 311
Con3cntriercn; fic ift, foweit cs fief) um Tinge ber äfttjC'
tifd)en .SUiltux hanbclt, ?täfd)crin wie ber oon ©lute 311
©lütc gaufelube Sdjmetterling. Unb follte hoch fein wie
bie emfig fehaffenbe ©ien«.
(Es ift für ben, ber ber (Eichung bes Solfcs 3U äfthe»
tiFd)cr Aultur naheftcht, eine tief oerftimmenbe ©eobad)tung,
wü^unehmen, wie tuenig im großen unb ganjen bie ©e*
lehrung fruchtet, bie für ben guten unb gegen ben fd)led)ten
(SefchmacJ gegeben wirb. Tie Tages3eitung, bic ben ©er-
fud) mad)t, ihren ßefem gehaltreiche geiftige floft vor»
jufehen, wirb als „Schulmeifterblatt"' hcjcichnet; man legt
fiegclangrocilt beifeite, wenn fie es oetJdjmäht, ihre Spalten
mit Senfationsmitteilungen 311 füllen, mit Berichten über
©forbc unb entfehlid)e ^amilientragöbien, wenn fie ftatt
eines 3war fpannenb ober richtiger aufregenb gefd>riebeneu,
aber litcrarifd) hochft fragwürbigeu iH omans eine gute
ältere er^ählenbc Tid)timg abbrueft, Unb bic litcrarifdjc
unb fünjtlerifd)e Aritif in Tagesscitungen wirb nur bann
gclefcn, wenn an bie Stelle oon ©ebanfen bie befannten . . .
unb unb ähnliche billige ©eiftreidjigfeiten treten.
Gbcnfo fd)ted)t, ja fdjledjtcr uod) ift ber ©efdjmad,
wenn es fid) um Tinge oon ßiteratur unb Aunft haubelt.
Tas Theater, bas feinen Spielplau auf <&octl>c unb Schiller,
©ebbel uub fiubroig ftü^t, geht elenb 3ugrunbe in unferen
Tagen angeblid)en neuen ©oetl)e« unb ®d)i[ler»®erftänb*
niffes unb ©ebbel- unb Cubioig* 3 ntereffes; aber „Tie luftige
S&itwe" füllt bic Theatetfaffen bis 3um ©Iahen. Unb
ber fflfanrt, bet es untewel) mett wollte, bie Sd)önl)<iten
Türerfcher Aunft aller 3 Belt funb3utun, würbe nur ein
Heines ©äuftein von Slnbäd>ttgcn um fi© oerfainmeln.
SKan langweilt fid) bei ©ebbel, fiubroig unb Türer; aber
man nimmt fie in Aauf, weil es 3um gnten Ton, was
für viele g leidjbcbe Uten b mit gutem ©efdjm ad ift, gehört,
oon C&oetho unb Sd)iller, ©ebbel unb fiubroig unb Türcu
„mitreien" 311 föunen. „TBir haben bic 9 leueinftubieruiig
ber »lllgnes ©emauerln- aud) gefcljen" — bas ift fo eine
©rt bes ©efchmadsnad)weifes.
9lm unfrudjtbarften, fo befdjamenb biefe Tatfadje ift,
ift bie ©r3iel)ung 311 gutem ©efehmaef in ben Areifeu
unferer fog. „©ebilbeten", am baufbarfteu geftaltet fie fid)
im ftreife bet llumünbigen in äftljetifchcn Tingcn. (Es
mühte, um no^ einmal bas eminente ©ilbungsmittel, bas
bie ©reffe barbietet, als ©cifpiel anjuführeu, eine feffelnbc
ftatijtifche Aufgabe fein, nad)3uroei(en, wie bebeutfam in
besug auf Cr3iehung 3U äftl)ettfd)cr ftultur bie (Erfolge
ber fo3ia(bemotratifd)cn 3c»tuugcn unb 3citfchriftcn finb
gegenüber ben (Erfolgen ber bürgerlichen ©rehorgane. Ter
Arbeiter ift bereit, bie Schönheiten eines ©omans, ben
fein ©arteiblatt ihm ©ermittelt, 311 geniefcen, aud) bann,
ivenn biefer Moman nicht oon heute unb geftem, nicht oon
einem ©tobebidjter hcnühxt; er fitjt im Theater anbad>ts«
voll wie in einem ©ottcsljaufc, wenn er bie Tichtung eines
unferer AlaffiEcr vor ftd) aufblühen fiel)t; er burchfchxeitct
mit feinem fad>oerftänbigcn 3rührer Sonntags roie truufen
bie Stätten, in benen bie hohe, heilige Äunft wohnt.
Tic „göttliche Un3ufricbenf)eit",®on bcräöilliani ©Jorris
fpricht — l)* eT ’fl f* c geweeft, hie* treibt fie wie bet Safi im
len3frif<h«n Saum; h* cr ruft fie bie tiefe, innere ©ärung
heroot, bie 3U bouembem äfthetifcfjen ©croinn führt. Tie
harten ©ebingungen, unter benen fold) ein Ülrbeiterleben
emporroächft unb ftd) abfpiclt, werben herrlich forrigiert burd)
ben SBillen 3111« Sd)önen, burcf) bas ©ereitfein 3U geiftiger
unb fünftlerifd)er Aultur. 3 Qir ©ebilbeten aber überlaffen
uns willig „negatioer ©lücffeligfeit", um noch einmal
SBilliam ©torris, ben grofjcn ©rebiger bes Schönen, 3U
Biticrcn; wir lieben ben „guten ©cfdjmacf", bet für ©elb
erworben werben fann, wir h fl bcn nicht bas ©ebürfnis,
ih»t burd) uns felbft 31t gewinnen, wir fefjatjen bie Schöp-
fungen ber Sdjneiberin unb bes Chef de euisine unb ber
Corps-de-ballct*Tamcn höhe* fin als bie Schöpfungen
ber Tidjtung, ber SWnftf, ber ©talcrei unb ber Sfulptur.
Gilt Spi^enfleib ift für uns ein ©ebieht, ein 2 Uettü von
3wölf ©äugen eine Sijmphonie, eine fredje Tan3pofe ein
Aunftwerf.
So ftcheu heute bie fturfe ber äfthetifchen Aultur troh
ber hingebenben Arbeit vieler, bie SWenfchhtit 3um feinem
Sehen, 311m tiefem frühen, ftir^, 311m guten ©efd)tuäcf
3U er3»ehen. Tas Sd)lagroort oon ber äfthetifchen flultur,
0 ja, bas ift unfer ©efig geworben, aber von ihr felbft
finb wir noch weit genug entfernt. Tie, bie unfern <&c»
fchrnad beffem wollen, nennen wir entre nou« „©hön^
taften“, bie Aufgaben, bie fie [ich ftellen, „©larotten* 1
unb unfere ©tarotte, über fie ben Aopf ju fchüttcln,
„guten ©efchmad".
Gs ift fdjwer, feine Satire ju fd)tcibcti, wenn oon
„gutem ©efchmad" bic 5 Rebe fein Joll, noch fdjwerer, harten
Tabel 311 oermeiben, wenn es gilt, fid) mit bem „fd)led>ten
©efchmad" unferer in äfthetifchen Tingen angeblich fo
intereffierten 3«it abiuftnben.
Tas cinjige ©littel, hi« wie öort erfolgreich 3U wirten,
ift wirtlich bas von fflorris vorgefchtagene, „göttliche Un«
3ufriebenheit 311 etweden, bie ©ebingung jebett f}ort»
fchritts ift*.
ein tropfen C&tilct.
gnareben oon Olax Manbtf«.
arun, mit bem herrlichen 3unamcn al Wafdjib, hatte
fid) auf ber Cfagb oerirrt unb gelangte an ben Gin*
gang einer grofecn, weiten &vl)le. Gin Gremit in ehr*
würbigem Barte wehrte ihm.
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„f>alt ein, Aönig! 9 tod) feines Sterblichen burftc
biefen ©oben betreten. Gs ift bas fi>eittQtum]öes großen
tfllah."
„ 3 ch beuge mein £cmpt 00I 0 g cr f^bin ^lllaljs
Siebling. Sah mid) ein; ’id) werbe f<hen unb — lernen.
So will icfj ^lllal) ehren!"
„Sofbiene benn ülllah, betuein,,©o[f unb bir! Tri tt?ein !*'
Unb ftönig fiaruu ftanbUbalb in einem parabic ftfdjen
Tal. Gugel famen oon allen Seiten geflogen unb'leertcit
Heine ft rüge in einen friftallflaren Tcid), in bem es leuchtete
uub glühte wie von taufenb märchenhaften Sternen. Slnbcre
©enien waren befdjäftigt, bas SBaffer bes Teiches in jier.
liehe Schalen ju faffen, unb flogen mit biefen wieber
bavvn.
„©Seid) ein ÜBunber!“ rief ber ftönig erftaunt. „Tcutc
mir biefe Tinge, bu frommer Wann.“
„Sich biefen Teich- Gr hat weöer ©runb nod) ©oben.
Ülllahs "üluge fdjaut von unten herein, unb barurn ftrahlt
bas ©Baffer h«xHd)« als ber fd)önfte Topas. 3 n ihren
ftrügen brittgett fie jebwebc Träne, bie ein ©>leufd) in
tiefem Schmede weint, unb was fic bewontragen in
Htnfelnben Schalen, bas ift, was bie ©lenfehen bas ffilüd
neunen, ßs ift bas ftöftlichftc, was eure (Erbe 31» bieten
hat. SRut ein win3ige& Tröpfchen baoon in ben bittcrftcu
Ttanf bes fiebens — unb ij)t fönnt nidjt losfommeu von
ihm; unb wenn ihr 3ufamnwnbred)t unter ber fiaft bes
ficibes unb fterben möchtet oor ber ©itterfeit bes Iranfes . . .
bic Hoffnung, laut ober leife, auf ein Tröpfchen öiefes föft»
liehen ©lüefes läfet eud) bas fchlimmftc fieben lieben, wie
ih* ©llah nie lieben werbet."
„Tas ©lüd?" fprach öarun gebanfcnooll. „ 3 ch h- 01 ’ 0
bas ©lüd. © 3 er ftarf ift, fdjafft fich fein ©lüd ; ber Sd)wad)c
wartet, bis es ihm in ben Schog fällt, ©in ich nid)t
ftönig? ©in ich nicht gefegnet mit allem, was bic (Erbe
bietet? Sin id) nicht ber ©lüdlidjftcn einer unb ber ftönig
ber ©TüdUchen?"
„Tu l)a|t ©lüd, 0 ftönig, aber bu haft bas ©lüd
nicht, ©lüd haben ift ein ©efdjcnf ber Grbe; glüdlid)
fein ift eine ©nabe ©llahs, £icr ift fein Curit .... bas
echte ©lüd wirb aus Tränen geboten."
„Gin närrifdjes ©lüd, bas meine Tränen Eoftet! © 3 ie
oicl glücHicher müfjt’ ich nicht fein ohne Tränen?"
„Ta, fiel)!" rief ber ßremit unb berührte bes ftönig*
©ugen mit feiner £<mb.
Grftaunt fal) biefer wunberfame Silber vor feinem 2 luge
vorüber3iehen.
3 n einer armfeligen Tagclöhnerhüttc fah er eine Schar
halbnacftcr ftinbex eine SDluttev in biirftiger ftleibung um
bas mcf)r als bcfd)eibenc ®lal)l beftünnen. 9 ßit fiachen
unb Gehegen unb eifrig nach ftinberart gruben fid) ihre
weifeeu 3ähnchen ein in bas grofje, trodne ©rot, inbes
ber ©ater. Per eben nach Saufe gefommen war, mit
Jchwieligcn Sänbcn bas ftleinfte aus ber © 3 iegc nahm,
bas nun jaud)3cnb unb 3appelub vor fiuft mit ben biden
©atfehhönbehen in ben ftrupptgen ©art bes ©iannes griff.
Tann h^lt er es 3ärtlid) auf feinem ©rm wie eine glcr-
lid)e ©oräcllanfoftbarleit, bie er 3U 3erbre<hen fürchtete,
wenn er nicht fcl)r vorfid>tig wäre, unb ber aubere ©rm
legte fid) um bie £üfte bes ärmlich gefleibcten 2Beib«s,
bas glüdfclig balb auf bas ftleine, balb 311 bem bärtigen
SJlann einporfcfjaiite. llnb ber ftönig fah betroffen, wie
3W«i grofee Tränen über bas Slntlit) bes © 3 eibes rannen,
©leid) fiebeuben öftrvpfeu f^ienen ftc auf fein
3U fallen.
„Tiefe 3 rrou weint Sciße Tränen", fagte ber ftönig.
„Och fcfje, ba& es nicht Tränen bes Schmerzes finb. aBarum
weint fie?"
„Siehe, ftönig, wo bas ©lücf wohnt!" entgegnete ber
ehrwürbige ©reis. „Gs finb Tränen bes edjten ©lüdes,
bie Öiefes arme, niebrige © 3 eib oergiefet."
CErfd)roden fcfjlug ber ftönig feine ©ugen 3U ©oben.
Tod) ber (Eremit liefe ihm nicht 3 «t sum Sinnen, ©nbere
©Uber oon reinem, föftlidjcm ©lüde 3ogen an. ihm vorüber.
5 mmer unruhiger warb ber ftolßc, reiche, glüdlid)e ftönig.
©Bie wenig hotte er bis jetjt oon bem ©lüde gelonnt!
Gr begann, bie © 3 ahrheit bes (Eremiten Wortes, bafe bei
allem ©lüd, bas er bisher gehabt, bas wahre ©lüd ihm
fremb geblieben fei, aljnenb 311 begreifen.
„®ib mir einen Tropfen oon jenem ©lüd; td) will
bir 's reichlich bejahten, ©tas follte ein ftönig nicht taufen
tonnen !" fagte ber ©tonard), mehr aus Träfe, auch bas,
was ihm bist)« vertagt geblieben, ju geniefeen, als aus
brennenber Sehnfudjt nad) bem, was er noch lanfl« nicht
voll 311 würbigen oerftanb.
„Besohlen?“
Ter Ginfiebler fdjütteltc emft unb nüfebilligenb fein
$aupt.
„© 3 omit wolltcft 3U jahleit? ©ift bu fo reief) . . . was
liegt bir bann an bem wütigen Tropfen ©lüd? Tu feilfdjft
um bas ftoftbarfte, was bas fieben 311 bieten fear ....
„©.tas ift foftbarcr als ©olb unb Gbelftcin?" fuljr
ber ftönig auf. „Tic Störtften finb gebrochen worben,
unb Taufcnbc reiner Seelen finb untergegangen im
Sd)lamm. w
„Tu mifet ben SBert eines Tinges nach bem, was es
jerftört; mir abermeffen ihn nad) bem, was cg 311 h«ilcn
unb 311 crlöfen oermag.“
„©ib mir einen Tropfen von beinern ©lüd! 3 d)
wiege ihn bir hundertfach auf“, brängte ber fjffixfl un-
gcbnlbig.
©iit gemeffener ©lienc hotte Per Grcinit eine JBagr
herbei uub tiefe auf bic eine müßige ftriftatlfd)a(c ein
Heines Tropf efeen bes fmaragbenen Trantes träufeln.
Tief foulte fich bic Gdjalc hernieder.
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
3 !Iufhirtc 3 c '* un 9 -
9 lt. 3378 . 26 . üMrj 1908 .
»che 311," fpract) ber (Einfiebler, „was bu bagegen
crc Filiale ju legen liaft. ® obalb Das Jünglein
zeigt, ift ber Stopfen bein; bann bift bu ge*
rtrfjettb warf bet König eine .^anbooll ©alb*
uf bie Silage; aber nid)t eine Bewegung war
Start ftaub fie, wie mto Stein gemeißelt.
!“ tief ber (Eremit.
wob 1 , jo nimm bas ba!"
et König warf golbeue Spangen nnb £d)mud
:«incn baju.
!“ rief ber (Eremit abermals.
.idtcn erftarb auf bes Königs 3üflfn. $t« SBagc
uiif)t einmal gezueft.
bet (Ruhm bes Gängers uttb bes 4 Bci|ett ...
hts?**
u ttinju!" Hang ’s eilig aus bem (Ulunbe bes Sllten.
Drbcnsftcmc unb Brillanten, bie ^rreuubf<f>aft
igcit, bet ©rofoen, ber Siegeslorbccr“ ....
lies l)itt3u!" Hang 's wieberum 3urüd.
iie Gcbale beroegte fid) nietet,
die fein Sjcrj ein Derjrociiclnbcs Bedangen nad)
öpfd)cn Wild, unb er warf 3cptcr uttb Krone
age, unb immer nad) ftaub fie unb beroegte
, .König, (Reicher, ©Nichtiger! ©lehr für bas
bneibctibcr £>ot)n tönten biefc IBortc in feinen
3roan3ig meines Öcbens! 3 d) roill bas
ton lernen!" fd)tie ber König angftooll auf.
nft!“ bröhnte bes (Eremiten Stimme. „Tränen
>as ©lücf, bu Tor!"
bot bas ficbctt alles, was id) mochte! Wie
u Kranen?“ begehrte ber Trot) in il)ttt auf.
offe nid)t auf bas ©lüd!* 1
d)woll cs in feinem öcr3cu empor.
n bin id), als je einer roar, unb bas Ungelannte
cttjtc follte an mir DOtübcrgcl)en? 3 d) mag biefen
Segen nid)t mehr, mit bem bie launifdje (Göttin
> mid) übcr|(f)üttet, feitbem id) §crdid)ores fal).
es non mir, mache mid) io arm, wie bu roillft,
©lücl, bas heilige, hohe ©lüd; nur einet»
tropfen öiefes ffilücts träufle in meine Seele!"
•et flöhe König fant auf bie Knie nieber unb
heilem fielen uttb ringctibct Seele. 3 n feinen
urbe es feucht ootn SBch ber Seljufucht, unb es
rab, fd)wcr, warm, rann über bie lüange, über
unb ein Tropfet» fiel auf bic äöagfcbate, bie
Sdjähe trug. 2a fchnelltc bic Wage empor,
Jünglein jeigte nad) oben.
(Ein ^aucb.ten au * tiefftem iSorjen fuhr aus bem
Wutt be bes Königs ... er batte ben Tropfen errungen.
3ctjt erft erTannte er, baß er geträumt; aber gewiß*
lieh fatn biefer 2 raum von 9 lllal). (Er fann lange bariiber
nad). Tie Scl)nfnd)t nad) bem graften ©lüd l)«elt il>n
gepadt; wertlos erlebten ihm alles, was er bisher befeffen.
,,3d) will aus^iehen, bas ©lud 311 ftidjcn!“ bcfd)loft er
unb rief etliche ©roftc 311 fid), um ihnen bic (Regierung**
gcfd)äftc für bie 3eit feiner 91 bwefeul)e»t 31» übertragen.
Ten Treufien wollte er fid) erwähl*’ 1 - 3 *b ,r lobte
fetne Treue.
„ 3 a, aber was jwingt mid>, eurer Treue ju trauen?"
zweifelte ber König. „Können Knechte treu fein bis ins
KIcinfte?“
„Wimm mid), $>crr“, nal)te fid) ber (Harr. „ 3 d)
bin treu.“
„Tat? (Ein Kticd)t unter Kned)ten?“
„$err, eine (JJarrcnfappe wiegt eine Köuigslrone auf!
2 er (Harr ift ftetr Aber bie Könige.“
£>anm lad)te.
^•X>u haft recht, Schall. So tönnteft bu treu fein.
(Bift bu's aud)?“
„döärc id) fonft ein '.Harr?"
„Braoo! 3 d) mödjtc mit bir taujebfn unb ein ©arr
fein.“
„So will id) König fein. Wein ©efchäft treib' id)
febon. ?lber wirft bu ein (Karr fein fönnen?"
„Tu!! Tic '4>ctlfd>c !“
„2u bift es jebon, $>crr! 3’**)^ nid)t a ” & * 1)05
©lücf 311 Juchen? 9 Bol)l, ich toetrbe bir ebcufogut (Ehre
machen !“
Hub heimlich lieg bei Küttig ben 9 laircn jiiriitf. Wie«
maitb wußte, baß cs bes Königs ftofnart war, ber ben
rcd>tcn König oertrat.
ftamn 30g unter beffen unerfannt im fiattbe umher.
3n bie ärwiten füllen flieg er hinab. Überall fnnb er
Kummer, 9 iot unb hi* ’»”b ba, je weiter er fid) 00111
Thron entfernte, and) bas wahre ©lüd. döar es aud)
fpärlid) uerftreut ... er muhte bod) erfennen, wie wenig
oft ba3»i gehörte, glüiflid) 31t fein. Unb ec fal) and) bas
anbcTe, mit toie wenig er Unzähligen bas ©lüd bereiten
fonnte.
„?llle mein« Sd)üb*. meine 'UJad)t, meine löeish*it . . .
fie gaben mir bas ©lüd nid)t," fagte ber König, „aber
fie fetzen mid) in ben Staub, es anberen 3« geben.“
lliib er lel)rte 311 rüd auf feinen Tl) tö n. 3®°* h ät, c
er bas ©lüd für fid) nid)t gefunben; aber er war retd)
an guten Horfügcn. Unb was er gcbad)t halt*. ffit)rte
er aud) aus. (Er war hmabgeftiegen in bas (Ball unb
hatte ©lüd gefeiten. (Er hatte erfahren, wie man glüd*
Cid) mad>t. llnb bas ©olt fegnetc ihn uttb gab ihn» ben
— i' (Jnbf bts rebafttonell<n rr~
ftol3«n Beinamen „al Bafdjib“, bas l)*ife l ou f ^ e ”
rcdjtcn 3Bcg ©elommene“.
2a fpnrtc and) ber König ben golbigen ©liidstropfeti
in bem Traufe feines iüehens, unb ein« innere, wärmenbe
unb ftrnblcnbc 3onne ging ihm auf: er hatte nun auch
erfahren, wie man glüdlid) wirb.
Vereint.
Ter lag oerging. Tie 9lbenbfül)lc
fticl auf bic gelber unb tiefe '.Kuh'-
(Ein ©ogcl fang, fBir hörten beibe
2d)wcigcnb 3«.
Sltir ftanben lange. 3n ben 3«oeigen
^Bar's ftill geworben, .^ttn übers Xfanb
Tie 9lcbel 3ogeu. 2u fahteft letfe
'Jlfeinc ftanb.
Bau! Müthiting.
Sßerftänbige Seute.
Ta gehen wir, plaubcm unb wanbem
3m ©arten, wo ’s blüht, unb wo 's mail,
Uttb reben fo einer 3um anbern
©erftänbig oon früherer 3 **t-
w 4Bir waren linbifche Ktnber
Unb liebten uns beibe gar fdjr,
Tn quälteft mid), id) bid) nicht minber,
Tic iMebc uns heibe nod) mehr.
3 «ht finb wir gefegt unb oernimftig,
Tos f>er3 fd)lägt gat»3 ruhig unb frei,
9Bir fchätten unb ad)leu uns lünftig,
Tod) 3ui>el unb Cual finb Dorbci."
3o gehen wir, plaubcm unb wanbem.
Schon bunlclt tjerem blaß bie <nod)t.
3uo 91ugc blidt einer bem anbem
llnb ftaunt, benn — wer hött“ es gebadjt? —
Still fitzt brin bie Ciebc unb lacht!
Slnfclma i>cinc.
Iroft.
Bin am lauten Tag id) gleid)
füfanchen Tomcmoeg gegangen:
(llbenbs meine Sjtänbe bod)
'Jlad) ben golbnen Sternen langen.
Baul (Hüthning.
Sonlicht
^iSElFE-
ist urli für die kfirbe niiMitMiriifli. Blank ond w erd»* Sehteel. T«pl und Pfume und an« KödHiceräle, wenn man
sie mit Siniirtt S^rNituswr reiiift. Die Lästim Kettamitz? and die üblen (ierörhe, wrirbe Fiscfce. «emise wie etna kohi,
BrilkkM, «(‘riet «ÜM«S (Stfenit. und in knrzw Zeit trrfäazt das (.«ehin und «fie kikbe in apjftitfirbrr Saaberkfit
CjOOgle
uriginai rrom
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Rr. 3378. 2ß. 9Rär3 1908.
Slluftxirte 3 C ^ 11 9-
5f»7
S o allgemein bie ©or^iigc bes ftodjens auf ©as gewürbigt
werben unb bies ©eranlaffung ifi, baff an Orten, wo ©Öl-
leitung uorbanben ift, in ben meiften Familien, uom fleinften
bis 3 um grofeten Haushalt, auf ©as gdod)t wirb, fo wenig befonnt
finb bie Sorjüge bes. ©ratens unb
©adens auf ©as, unb ganj aufeer*
orbentlirf)« ©orjüge [inb es, bie gerabe
beim ©raten unb ©atfen auf ©as in
©etracht lammen.
9Bie beim flogen auf ©as, wirb
beim ©raten unb Sacfen tag* \ >^*
lieh eine nennenswerte (Erfpar*
n i s erhielt gegen bie ©erroenbung
aon fonftigem ^Brennmaterial, befan*
bcrs im itohlenfjerb. (Ebenfo bebcutet
fjauptfächlich in ber wärmeren 3 af)ie&=
3 ett bas $>eiftellen ber ©peifen auf fl
©as eine ganj erhebliche ©erein*
fachung unb (Erleichterung, ba bas
Iäftige Jeueranmachen fortfällt unb
augenblidlidj Jener in ooller, leidet
regulierbarer ©lut jur ©erfügung ftel)t.
©erabe in letjterem Hmftanbe liegt ber ©orteil, ber ganj befonbers
beim ©raten unb ©öden in ©etradjt lammt; benn wirb fdjon ber 3Bol)l
gefd)mod ber fämtlidjen Speifen beim 51o<hen auf ©as burd) genaue
Regulierung ber crforb erlichen
§it}e eTf)ebIi(§ erhöbt, fo mufo
einSBraien, ber, wie beim Stöhlen* \
herbe, ftets bei h oljer S>itje im ge*
fchloffenen ©ratofen I)erge|teIIt
wirb, oiel trociener werben, als
ein in einem richtig fonftruierten -V|f|
©asbratofen, burd) ftanbige Um*
fpülung mit gut regulierbarer,
beider Suft ^ergcftclllcr.
(Es ift benn aud) latfa^c,
ba'B Jleifd), welkes auf
biefe SBeifefpie&bratengleich
mit oorjüglicher Sauce ge- I
braten ift, bei weniger Jett- < ?•
3ufafc oiel faftiger unb wohl- ' ( Wfr&fp&J
fchmedenber ift unb im
©croicht erheblid) weniger 1 '! -/ÄS
oerliert, alfo audjbebeutenb ^ ■
nahrhafter bleibt, '"^BBB^^^Bl
im üohlenherb gebratenes. 1 ^£* 53 ESÄb^
Silierbings ift bies fpiefc ^
bratengleiche ©raten nicht in F *
allen Stonjtruftionen ber im 9 ;
Öanbel befinblidfen ©asbrat*
ofen 3 U erzielen unb weijen _ BEjJF~®SL*
mir baher in ber ©bbitbung
auf ein mufterhaft gebautes 'Jk
Sgftem, bie ®ermania*Uni» te
oerfal’öaushaltungsherbe “
für ©as befonbers hin. Diefe
©asherbe werben ^ergeftellt
oon ber burch ihre DOTjüglidjcii
Dauerbranböfen fficrma*
nen (über eine ^albe Rtillion
jetjt im ©cbrauch) befannten
Jtrma Osrar ©Unter, £annooer, unb empfehlen wir, [ich oon biefer
ober burch ©ermittlung einer befferen $anblung für ©asapparate bie
Original-Rerlaufstijte Rr. 1 über biefe neuartigen ©asherbe fommen
ju laffen. Diefe ©erfaufsli|te enthält ebenfalls [ehr wertoolle öinrocife
über bte 3 wedmä&igfte Rrt bes Äodjens, ©ratens unb ©adens auf
©as unb genaue ©efdjreibung ber ©cmania*UnitKifal £>ausl)altungs=
herbe für ©as, beren eigenartige ftonftrultion burch ©atente im 3m
unb 9luslanbe gefd)ütjt ift Diefe £>erbe ftnb nach Äünftlerentwürfen
in gefchmadaallfter unb eigenartigfter Jorm h^rgeftellt, fönnen in jeber Mü<he
mit ©asleitung, ohne oiel 'JHalj fort«
junehmen, aufgeftellt werben unb ner*
binben h öc hi te fieiftungsfähigleit
mit fparfamften ©asoerbrauch. Ste
ermöglichen es, ähnlich wie beim
Äohlenherbe, auf ber gan 3 en
©latte 3 U lochen ober ju wärmen
unb bewirten in DoIIfommenfter 2Beife
fpiehbratengleichcs ©Taten unb
oor 3 ügli<hes ©aden.
5 )urth eine [ehr finnrciche (Einrich
hing bes ©renners ift es auch mög;
lieh, bie ©renner mit Sluffätjen ßum
©rhihcn oon ©ügcl» unb $lätt*
eifen 3U oerfehen, fo bafe biefe §erbe
tatfächlich ben ©ebürfniffen bes Emus*
halts in oielfcitigfter © 3 ei|'e Rechnung
tragen.
Die ©reife biefer §erbc, bie in ben oerfchiebenften ©rö^en für
Heinere bis ju ben größten geliefert werben tönnen,
finb mafeig unb fangen bereits mit Rtl 95.— an.
©u^er biefen ooliftänbigen
gerben mit ©rat* unb ©ad=
ofen, wirb oon ber Jirma noch
^ eine anbere Rrt oon ©asappa*
raten, bie (Oermania^llni*
Dcrfal*©aslocher aus$>ohl*
Ieiften geliefert, bie bei fel)r
■ billigen ©reifen (ein kodier
“* * ”■ K * mit jwei 51 odjftellcn in cmail
liertcr Rusftattung fchon oon
©tl 11.— an) burch ©er wem
■ toLin!1 ci,,cr ^ rat ^ nube unt öcs
J entjprccbcnbcn ©rcnncraufiatjcs
® ; 2 mit Zubehör, ebenfalls 3 Utn
B I f f ,41 5tod)en, ©Järmen, ©raten,
4 Uj‘ S jjl r;: >J k'l ©aden unb ©rhihen uon©ügcl-
% l li «;*, ", J { U| ib ©lätteifen oor^üglid) ju
: r/ pj ij benutjen finb. ^lud) fjicroon
1 1''-" ; *'*U«* bringen wir eine 3lbbilbung
unb befinbet fiel) bic ©cfcfjrci-
^ ic ' cr ^ od ) cr ebenfalls
I}® »'^^1 lR öcr obenangegebenen ©er
1 faufslifte Rr. 1 .
1 II 2Bcm bic größeren f>aus
•0' ^ -I’ *’ ^ hoitungsherbc ^u teuer finb,
B lönnen wir biefe Mod)cr, bic
in ben oerfchiebenften ©röjjen
^|| / y unb ben oielfeitigften Sin*
fprüdjen für ben Haushalt
entfprethenb ebenfalls geliefert
y werben, [eh* empfehlen.
Hls einjigartige, oorjüg*
liehe Slnleitung jum Äochen,
©raten unb »aden empfehlen
wir feber Hausfrau bte Um
fchüffung bes M och buch es
ber 3«l«nflr welches auf ca. 1400 Seiten praftifcb ausprobierte
Rezepte unb für {eben lag eine ber ^obresjeit entfprechenbe Speifen«
folge bietet, lasfelbe ift jum Rusnahntepreife oon SRI. 4,— (Saben*
preis SRI. 10.— ) burch jebeRerfaufsftelle ber ©ermania* ©asapparate,
ober oom Jabrilanten bcrfclbcn, Cscar 3Bintcr, ^annooer, }ü beziehen.
(ftcrmania Unioerfnl cfxi&hfrO ^lr. raß oii6 A>ol)lkifkn,
abnehmbarer Srottyaubc, mit brei .Ro(hlOcC)ern unb
öot)’ T, t eT, ‘Pn <>n&f n 'fllnrinftcllen unö uernirfclter Uritunn.
(ScTmania'Uniuertal'^aMshaltunflslieTb für CRas, 91r. 4*216, im CRebrawch jum ilod)cn,
Ernten unb lellertDärmon. 'Ulit cntSprertienöen 'Brennern unb Buifänen ift ber
.viert» aud) 3 uni CrhiReit pou 'Pliiti> unb BHflcIeikn m benutzen.
558
3 IIu[triite 3 ‘'t“ig.
31 1 . 3378 . 26 . 9 Jtälj 1908 .
Slllgcmeinc SRotfteit.
Da* gnün^encr fliinftltr-lljeattr ho», nodi efje c» Die
B’ortc-n itt her Buoftcllung „fflliinrfjfn lilOH" aufgetan, rinnt
uubeftTtitcncn moraliidien tfriolg errungen. eine tBefichtigung
bei frrtiggef teilten GjencTi-äjiobclIr burcf) bcrDorragcnbc
SJtadileulc, hone« lief) audt {Referenten erfter Zagesblättc-r
anfdiloffcn, bat etn öie CruMTriingen weit übertreffettbe«
tfrgcbnü gehabt. Sclbft biofjer fTcpti fd)c Beurteiler trienntlt
riirfholtloft nit. öflfo ec*, ber tlttüntfKttcr .vtünftlevfdmft bent
Brrnjlp nach gelungen fein DQifte, eine ‘Aufgabe tu Iöfen,
owldie für bto tfntmirflung ber beulten Gdjaubiiljne »ou
unabfcljbarcr Tragweite toerben lonn. Bud) von ausroöm
batten fid> beroorragenbe Sadjoerftänbige eingefunben, fo
baft, namentlidt in leitenben Ibeatcrlreifcn Berlins, fidt ein
fiberau» lebhaftes 3ntereffe für ba* SOUiruficucr Afinftler*
Theater geltcnb niad)t, beffen ©rönttung itu SDini man mit
gefteigerter Spannung cntgcgenFieljt. Tic bereits vollendete
neuartige Sühne ({Relief Siiljne) ift bas gcmeinfomc 9llerf
ber beteiligten Jtünfller, in crllcr tfinie be$ tlorfitjenbon bes
9lrbcitsausf<f)uffes Bfof S, Scder, bes braniaturgiftbcn Vetters
«üeorg JTudis, ber idjon feit Sagten als literarifcher Bor.
rümpf er ber obee gcroirft, bes lljcatcrbaunteiftcrs Sw>f.
3J1. Vittmann itnb bes (gl. Sinidrinmcitreftors 3. Mlein.
3n beroorragenbor HUeiie beteiligte iid) and) {Hietiter Bbolf
o. frilbebranbt an ben grunblegenben Arbeiten unb ebenfo
Stof, ftrift ©vier, befjen geniale f yauft 3nhenierimg fd)on in
ben Dl obellen ungeteilte Betnunbrrung ertuedte. ifine ,völle
rcuDöller tHnbrücte geivül)rtrn fobann bic Stusftattungs- unb
.Vteftütn.SliM-en non B r °i- 3«l- Tiei (ju „ifljaa ihr M>öllt* , ) t
Brof. VIb. fjcngcIeT ( \u „ ZBoUenturtudeljcim“), bic ber
3implipffimu&-{Wletfter Th- II)- Steine unb ‘IBM). Sdjulj (ju
„Teitlfdje ltleinftäbter M unb „Beter Sgucnj"), fotrie bie non
:Rob. Cngel*, $. B. {ffiielonb unb Sttidjltert bmübrenben
(Entwürfe für 1 Heinere Spiele. Jternorfjebung n er bient, baß
and) bic {Hegt ff eure bco £oftl)cater* fid) eifrig an ben ficnifcben
‘Aufgaben beteiligt haben. Ten ebenfalls nad) burehaus
neuen Brinyptcn geftalteten Seleuebtungs -Einlagen utirb
befottbere Sorgfalt utgetwenbet, fo baft bic 6d)öpf ungen,
tvtcldie ffliünchens bilbenbe, bärjtellenbc unb mufifaltfdpe
.«imitier in einem bisher einzig baftcljcnbcn 3ufamntcnn)irlen
hier barbieten, fid) irc ber reid)[t«n Bradit ber ftfavbe unb
bcs Vtditcs teigen toerben.
Ter Äunftoercln in Salzburg ncranftaltct in ber 3cit
oon iBlitte Ouiti bis anfang Cltaber btefes 3aljre* attläfdid)
bes tiOjährigcn IHcgientngsjubtliiums üaifer 3ranji 3ofepl)o I.
eine.«aifeT'3ubiläunis jiunft-9lu6'|tcllung, au bereu Befriedung
olle 5 it erreich ifdtett ftiinitler eingeläben toerben. ,ytir bieoon ber
3urt) atigenotnrnenen Munftiocrtc beftcljt freie {Rüctfrad)t ; aurit
firtbet Verteilung oon Staats- unb ftäbtifdjen ÜRebaillen ftatt.
Ter 3rembenoer!ehr In lirol. 9iadi ben Itatiftifdjen
'llufidchnungen ber Onnsbritdcr Statthaltcrci würbe Tirol unb
typrnrlberg im 3ahre 1907 oort gufatmnen H‘24 562 Tonrillen
befu(t)t, was gegenüber bet ^requcn.i im uorhergegaugeneu
3al) T ^ c ‘ n e 3 una h me ®on runb 40000 bebeutet. Tic meifte
Zunahme uteifen bie («tebiete ber neuen TalontitenftTafte nnb
ber jüngfi er öffneten ©intfd) gaubahn von Blcran narii BJals
auf, barunter bie Stabt Sojen mit allein mehr
als 10 000. Tie Jttnahme lann, wenn ntan bic ungünftige
9Bittmmg in ber ocrflolfcnen Sommcrfaifott in Betracht
3ieht, aufierorbentlid) giinftig genannt lucrbcn. Tie über-
wiegen be 'Hl ebnet bl ber Befudher oon Tirol unb Borarlbcrg
flammt aus bem Teutfdjen tReid>o, bas im Berichtsjahr
;i«4 7«2 Sctfonen in bas fchöne Sctglattb entfanbte. Vu»
Otalicu (amen 3G127, aus (Englanb 22272 (barunter $um
groben Teil aud) UUmtergäfte), aus 3ranTrciri) 16907, 9torb»
amerita 118:19, iRwölanb 10410 uft». Tiefe trodenen 3ob^«
betueifen am heften, meid) (oloffale Sebeutuug berjremben-
ocTfebr im 2Birtfd)aftslebcn bes mit {Jlaturfcbanh eiten über*
Dresden
fürzartc.wcis&e Haut !
ä St. 50 Pf. überall in haben.
CHOCOLADE. CACAO
I>as rogn Intoro.*»*, welches weito wümenschnftliche Krt-wo und ltesonder-» Ärj.te und Choniiki-r an unsen-n Erzeug-
niaaai nehmen, das Interesse, welches auch Ixsondcm den Prozessen gilt, die wir gegen eine bekannte Konkurrenzfirma
zu führen gezwungen sin J. veranlasst uns, hiermit allen Freunden der Wuhrheit die Zusicherung zu geben, dass wir mich wie
vor fe«thalten au dem von uns f ür recht Erkannten, dass wir nimmermehr nachlassen werd.-n in dem uns aufgedrungenen Kampfe.
Die Pflege des Mundes und der Zahne, und die Herstellung der dazu erforderlichen Mittel ist von zu grosser Wichtigkeit für
die gesamte kultivierte Menschheit, als dass mau ruhig zusehen dürfte, wie untn ugl ichc o-dei* gar schädliche Erzeugnisse durch
enorme Reklame al* „gut“ oder gar „das Beste“ angepriesen werden. Wie bisher, so wird auch in Zukunft unsere Parole sein :
Fort mit Salicvl, Salol und allen ähnlichen, schädlichen Gemengen aus Munt!-
wäasem, fort mit ihnen allen als Priipanittn der Mund* und Zahnpflege.
Allen Gehässigkeiten zum Trotz werden wir siegen. Fiat Justitia!
Himihnsins - H > rke 9 l*otnrh (iftju'l - Dresden.
b«*i-rku*UR für
Gesundheit u. Kraft
(1‘n-ist- dir (>nb*nrrieh-l’ngam inmkv ver-
zollt Kr. 50 l*tr. Kr. »V»>
Sofort-Iitw Krt-rniiitftimsrhra-ilx-ti. S-liritt
w. w-hS» *li- 1-4 dt-tt t<-ii«*rsb?ii Kfkrpib-
iitaM-biiM‘ 11 . Kein«' W>-irhj(uinmit;rj*-ii .
Durchschla«akopien. (ievidrt nur .1
M» 4 Kilo, dalw-r Wir die (fM-it-iwt.
I*riiiiillerl auf allen tx-M-litiklrn
A—totln agf .
lllustrii'Mi- Pr-inpr-kte und .tn-rk-ntuiiur«-
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3lt 3378. 26. Wätj 1908.
3nuftrirte 3«'^ng.
559
teid) gcfegneteu vianbco bcFitU. «Nimmt man an. bafj jeher
©efucher Dirolo roährenb (eine* patten ©ufenthaltes ouA
nux 60 Äronen oerausgabt — ein Durchfchnit: . ber getoife
oiel ju gering genommen ift, fo erhalt man ba* t)öt»Trf>c
6ümmd)cn oom 41 STltllionen .thronen. bu* Tirol alljährlich
aus bcm ftiembenoerrehr nimmt. 3n tBirlllchfeit bilrfte
jebod) biefe 3at)[ bas Topfite uttb Dreifache überltetpen.
Bob Drb. ©egenüber hem häufigen ©orfommen Der
^rrjhranfl}fitfn nehmen biejenigen ©Jcier ein großes SuteTeffe
für fiel) InSlnfprud), roelche Die ©e&anblung t»fT £er,v unb ©efäfo
frantrn befonbers pflegen. (Ein ©ub. welches fid) oortDiegenb
ber ©ehonblung einer getroffen «pejie» oon itTanfViteu
roibmen will, mufe aber bejonbrre Dispolitioncn baju in
feinen Aurmitt ein Ijaben, unb 3 a»ur nidit nur für frle Aranl*
tjeiten an fid), fonbern aud) für öte (ratilmacfreuben Uticicheu
unb bie frolgeericheinungen ber ATanlhnten. 3n bet ©ehanO
lung oan ^eraftörtmgett l)öi fid) ba» itt ben ‘Auslaufen bes
£peffarts gelegene ©ab Orb (Bahnlinie Brrlm- ©ebra>
fWd)teT«bad>.Crb. ( ‘VranlfuTta.S[J3.) einen rooblbegrünbeten ©uf
erworben. 3n bent oon ©afaltcn jüngeren Datum» burdv
jogenen ©ebiete fprubeln in mächtigem, milchroeifiem Strahle
Quellen }U Tape, roeldie fid) als an .ftohlcnfäure aujjcr-
orbentlid) reiche Salzquellen präsentieren. Die flohlenfäurc-
Solbäber erfreuen fid) beranntlidi in ber Bemäntlung pan
€yerjtft8nmgrn grober fDertfdiä^ung; es bietet gleiebzeilig bie
©eichbaltigteit brr Quellen ©elegenfjeit , bie Urfaehen her
^Verklarungen , (Bid)t, Diabetes, Jettfud)t ufro. burd) eine
Trinlfur, pornebmlidy mtt ber SJlartinus* Quelle, einer rol)len<
iöurf- unb liltvicmrcidien Irinlquclle, günftig tu beeinflußen.
Die Quelle erweift fid) aud) für Me ©ehcmblung »an Veber-,
©lagen- unb Darmftürungen als aufjerorbentlid) nühlid); fie
treten ja im (Befolge ber f»erjfranfl)eiten oielfad) tn bie
©rfdiemung. - Da» EUima be« Babe» ift wegen feiner
gefchühten Vage inmitten eines Hrantes oon Bergen öufterft
milbe uttb bod) anberfeit» roegen be» SBanerreidihims bes
Tale» unb bei ausgebebnten jufammenhöngenben SpefTart«
roalbungen erfrtfd)enb. 3n ©ab Qrb finbet ber Aranfe,
was er jur ©Ueberherftellung feiner ©efunbheit braucht:
bcilfräftige ©aber aller ?£r« , triftige Drtnfquellen, Atom
fort nad) jebem TOunfdie unb eine 5?önbfehaft ( roeld)e in
ihrer lüeblichreit ben Jtmnfen ju neun Hoffnung anregt,
iljm t&efuubheit unb StSrtung in rnd)em ©lafee gemährt,
©rolpefte finb foltenlos rrbältltcty oon ber Aurbireftion
in ©ab Trb.
{frähjahrsfuren. (Fine Bnftalt, welche allen niobcrneu
«Infotberungen entFpiidit, burd) ihre herrliche, nad) Norb
unb Cit gcfdultite Vage, reine, ftaubfrric Vuft, fowie burd)
ihre oevtiiglidie Drganiiation ausge.v idjnete (Prfolge aufm 1
ronfen hat, ift bas ©iLj’fdjc Sanatorium. 3n ber Cö^nH
hei Dresben gelegen, bie ihrer feltenen 9}atur|ld)8nf)ett unb
ihrem ntilben Zilima bie ©ejeidmung „Südihjd)»» fltiza"
perbanlt, bietet bie ©ilz'fdte «aturhnlaniialt nicht nur
Wratifftt bewährie ^>ilfe, (anbent aud) (Brhölungsbcbürfttflen
unb Sommcrtrifchlern ©elrgenhcit jut JlTäftigung. Die
rührige Direftion läftt es fid) aufjrTbrnt angelegen [ein, In
ausgiebigrter ©Jeife für ^erltTeuung unb drholung ju fOTgm.
3ubem bietet bie nahe SRefibrnz Drcsben mit ihren herrlichen
lhtn|tfd)ül)eu fo manche «broechfelung. (Es lann bah«t nicht
rounber nehmen, ba& bie ©ilz'fdie Waturheilanftalt unb bte
i.'5f)niq fdion iettt ber Vn.pehungspunft ;i'cibenber unb
(fTholungsbebürftiger ift.
Der Zfiertnol 'Aarort flrapino'Zöptl| in ber hroatifchen
Sdin>ci3 mit |«ne« herparragenbett hcitroirfenbm rabio-
attiren ffigenfehaften ift in ben ©efih be» t»erm Dr. Btftcr
©abl ühergegangen ; ber .Rur ort beftnbet fid) fd)on feit bre»
Oienerationen in ©efih ber ftamtlie ©abl. Die neue ©ab»-
Dfrtpoltttng hat bereits für bie fommenbe Saifon umfaffenbe
©etbeffetungen Unb fomfcrtable Neuerungen in ben Pur
emrichtungeu burchführcn (affen.
3Iluftrirte 3*ttuttg.
TO.3378. 26. <ülärj 1908.-
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.\ufrnlliAll IUI Hrrbrte, wie <m gaiinAi 'Vinter lür Mrrxnrr Kargo-- 1« i«t. F.Inn, efafcn«» r-inlhrha«
l.nulnirk wiw d:n Au« irr dri in.Mlrh rn Hali in macht sein« innere- Kinhcbtun», nll«< -
<J«n kouifAiiAblemii-MillePlufUrkunnüt, wie Halle rw<-i Sp*ia»-.*liH, Kmuh-. Htllard-, S|u*l- und •
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Uclcurhtuiiif. "*r.uir»-'»ui-Z«‘rjtr»lhci rung, Von (itwtiunm, Aufxfige und IThratlSiter heb* ' •« H
neanti-ii i.rniiiieeir-riialii-n auf diracn *«Wrtn> und der n»«lw»n ll..trlbauk.u»..i V«rwM>dung
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Hie l ühruiiK de* Ilause» uud Küche stein unter d«M per.-»’>tklickcr> Aubucht de* 1H aiU«n
Hirn» )l. Iluoctk. der »ich durch d-n rweinialkgen HoraJl.erraafvlilhait Sr. Maj*«UU de» Kimm*
*..n Naihjcn mit Familie in iw-niri» lloiel Sulnt* in Öeia 4 . Schiern, m»w»e dar rtehp ltef«aw*>*«rn
«n- den (mehlten Krwwcit de* hewU-t* Kufe« erfreut.
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Mrnirr Kunuilagc. Th.nt.-r, Kurhaus etc. .
amt 9lr. 3379 ootn 2.9rf>Ttt b. 3. beginnt ein neue* «böMttem«il auf bi«
Seliger „ 3 nu|trirtc 3 ^tung“
9Btr bitten, ©cltenungen auf bai II. Quartal 1908 gefauigft Taglfid)
bttohrfen au wontn, fall» bie» nict)t >rt)on ßefcfjt^en fein fallt«.
Qtejugebebtn gungert am itopfe bet elften Snferatfeite jeber 9hintniet.
St|4Sh<ri(nc tu „snufttirten 3«itaiiB* ln edpji«
(3. 3. tOebet).
Zweiketten-
Greifbagger
fahrbar auf »elwhcn und fest-
itehrnd nun Auistetlra auf
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etoffetnern 13. 6. 1731.
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an die Haifrtaledarla«« ;
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Frankfurt m/1 L, Kn*»markt 15; Hamburg, O. Jotanni^. llf
Wim I. , Kimthnmtr. 24.
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finben biircb fete |eit 18*3 oß*
tnflrt)enrtld> fit fi«t3>3tfl erfd)«tn«nw
r ,3Uuftrirte 3<ltimQ M bie roeitefte
imb roirnamfte ©erbrciruitfi. Die
3nfertion»öebüt)r beträgt für bi«
finfpaltlge iHonp<rrciUcjcil« ober
beten 9?aum 1 ÜJlat! 50 ?Pf. 2)i«
Duferate roerbert in ber fHcd)t-
fcftKibuiiß bet ©udjbnidcreien
örutfctjcT eprac^c gefegt, fofem
nl<t)t bei ber ©eftelhuiß au»brü<f.
lid) eine anber« Sdjrfibköeife x>tv-
lanßt roitb, unb gelangen, tueim
bie (Einfeitbung bis fUtitttood) frül)
erfolgt, in bei Siegel in ber act)t läge
bnniflct) CTidjeinenben 9lumm«r jur
9lnfnaf)TÄe- (Jür einen beftitnmten
'}}latt tOirb feine ©ararrtie über*
nommen. 3nfertion6bebingungcn
unb ^robemimmer auf IBunfd).
©efdjäftsf teile ber
3lluftrirten 3eitmig infieipjig.
(3. 3. (Bcbrr.)
SDrlirrs 3ttutlrif rtr üanHliüdirr.
^e 6 <r Kkiub l|t in firiiunwnb oebunben.
®anf unb Bbrfenroejcn. 3twii«
SufL. Tiatt) brti nruritert Srlthnmuuprn
> Der Sri< 9 fl«t>uno umgrarbntrt v. ® c or a
£<bu»ri%«r. S ®3nrf 60 Vf.
Silan), bie faufmännifd)«, hr orb-
uun«&mai(i(tcr Vltifbau latuie Bttctt
uuilrntltd) uu ui (ihre Taijtellunfl. Von
Wob. Stern. 3 Olarf.
«m AffltaM (cinffldjr unb boppettt),
Iauftndnnif<$e. l i»on o*far Jii«m«<h.
Srchltr, burd)fl«(ebenf Hufl. 7 «b-
bilbnrg. n. S tBedjlelformuiaren. 3 Binrf.
tt^emlfalientunbc. «tn* *'■
fdneibuna brr uiKbtifllttn Ohrmiralicn
bt« $ 4 mt>ela. 3«>«tte1lttfL t roKliüttb.ttcu
bearbeitet oon Pr. 3R. V tet {du I Mart.
Correfipondanee rommerelale par
J. FarcaU 2« Milion. D’aprt* Pcuriar^
d« n*«aie nom -n la&aue allema&de pau
I C. F. Fl n dcl i«d, 3 Mwrk fiO Pi.
Trogenfuntie. «ufl.. ociiftan-
bi« neu bearbeitet oon P*- *»•
unb «. 'S udj». 3 «Jlart.
Horbvarentanb«. Con I*- •
2 ’lllarf.
©iroiDfieii. VonH arl Steuer- ®*‘t
21 Formularen 2 TRart
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Unter «uffiebt ber Mäntel. IBflrtt 6taat«ctoi«rung.
(ttegrflnbre IMS». S»edraäHi«ert 1 M 55 .
%lkr (hecotmt foirrmt (lueldjllr&Iid) bert URtlglfebem ber Hnftalt jugute.
«u|« ben Vca'nnnreleToen nodj bebeutenb« Moubere 6t(fjertxit*font>*.
Kenten oerfldjeniitg.
ffierfidjerte 3aljr«srente 2,8 SRilltonen SJtarf.
pfär ©ifiiiiier «wb ^raucti gdonberte iUcnlcntarift
auf neuen Wrunblanen.
Jährlttfu ela balbjoiirltar Cribr/itrn. jahlbac bl» jum «®bt brt bnfiitimra
pbrt bi» fsm Äebc bc» Cängfllebcnbm pcmi j»ei granei«f<k«ftltd| bnfi4«rtrt F
fovir anfgrföjibnir, für fpatnnt 6 p)B| brflimnttr Ärnirn.
C*obr Nrniettfüii«, öotii Tibiöenbr: b<n. 4 t<ro tritt brr 9tmi(.
Ifcintritt tu jeber 3*it unb tn tebem Uebmwaiter. UontenbereAnurtfl
oom lag« ber (Smlagc nb. ®iit «ut-nnbrnr bet Betbrenten auf bwja««!»«
t'cben jtoeicr fterfonen lönnen t»te Weriidjerunfleit aud) ln Joim mit
i>rrqßtuTiq «tngcadnaett rnerben _ „ _
Verio-nru, meid)« ba« artrÄgnl« Ihrer Kapitalien H*i(tertt »öllen, haben
«rltflcnbeit , »iil> («Derr, bt* U)rm* Hbleben fortbauembe un b br n flt-
ioöbnli<f)cn 3ntfai gegenCbct melentlid) höhere Stnlflnftc ju perfdfaffm-
Uiahcrc «ii «((nnftjVrofpefte unb «ntragwl
tretet unb burd) ba* teureau ber Hnftalt,
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Cbmgcrltrojif ttr. 2« in Stuttgart.
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>
Jllustrirte Zeitung
Erscheint seit 1843
Nummer 3379.
A. A.
Hundertdreißigster Band. 2 . April igos.
Verlag von J. J. Weber in Leipzig, Reudnitzerstraße 1-7.
f n a \r> Original from
-V lUi THF nmn qwF IJNIVFRS1TY
s Jtyrmont “
®«)ntiD«l. b« Berte Im ffimm-rtal, Sei mir pc^irfl ff« oicl taufen bmat,
Tetncr gcbente ict) itmttcc Xidj vcrgcfi« td) nimmer!
3«, es ift wahr! Bier einmal auf biefem bejaubernben
i>Ic<fd)CM ifrbc geweilt l>at, wem es einmal »nrgBnnt gewefen,
einige 3eit in &tefem uon ber Matur
fo reit!) begnadeten Murortc 3U oer*
loben, ber tuiTb mir Mcd)t geben,
Da& diefes ibollifctso Stüctd)en (Gottes»
natur nicht fo Iricbt )u oergeffen ift.
3ft febon ber erfte Wnblicf, den ber
auf welligem Biiefeugrunbe fid) fanft
nn bl« umfct)lic|tcnben Berge an-
lehnende Babeort gewährt, übet*
rafebenb fcböti, fo wirb ber (Sindrud
noch feffduber, wettn man bi« Stabt
felbft mit ihren peinlich fauberen,
faft durchweg burd) teilende Bot-
gärten, Berauben unb Ballons unter
'Blumen verftccttcn läutern betritt.
Saft fcheint es, als ob bi« jaljl*
reichen mobernen Brachtbauten gar
nid)t hinetnpafctcn in biefe» romem»
tifdie tal mit altbiftorifcbcr 51er*
pangcnljcit. Sßarcn biefe Berg« unb
jjlurcn doch fragen ber Micher-
fdimctterung bes 'Harns Durch Her»
mann ben tftjerusfer. <pi Ipertcn bod)
fdjon 311 jener 3 <?*t dw* grauen 9lltcr*
tum* tränte unb ftärtungsb «dürftige
Blännlem unb Bleiblein bin tu betn
..linllipeit Born", uin hier Teilung
fiir allerlei ® ob reffen ju fud>cn. Tie
'Jluffinbung lablreicheT römifebor
Blün.tcn, Spangen unb itibcln, an
ber Quelle als Tattfopfer nieber»
gelegt, bejeugt bie* aufs flarfte. Aus
ben fpcitcren ^[abrbunberten weift ber injronift über ben
Befud) oieler gefrönter Häupter tu berichten. Marl ber
tfurofte, der tfirofjc Murfürjt, J^riebrich ber (Groftc, 3«r Brtcr
ber «iiroftf, ftriebrid) Mülheim III., Mönigin Uutfe, Mönig
©eorg I. unn Ifttglanb u.o. 91. baten hie Quellen
aufgcfuct)t unb gerühmt. Und) manche iVroeu
ber Munft unb Bülfenfchaft , wie ftranflin,
Humboldt, (Goethe, Mlopftod, Berber, TMct)»
bein, Ifortiing, 'JUleiibelsföhn n. \H. haben au
biefen Stätten geweilt, iHririfcbung unb Stär*
hing 3,11 neuem Schaffen fuchenb unb finbenb.
3n ben legten Zaftrjehnten finb SJtenfcheu*
hänbe unabläffig bemüht geweint , ben Meid)*
tum an Schönheit unb Segen, beu bie Matur
in tjerfduoenberifcher Jülle biefeni beneiden**
inerten (frbcnflecf gefd|en(t ha*. 3« heben unb
aus.tubcuten. Zu beu fdicm ttor hart De nett Stahl*
quellen unb Gifenföucrlinpen würben neu«,
ebenfalls tum Baben unb Irin len fid) eignende
Solquellen unb ftodrfol.ifäucrlinge erbohtt unb
ausgenuftt; aufgcfimbenc mächtige Ifager
fchwefeleifcnhalfiger »Joorcrbc führten ,tur (fr=
riebtung eines neuen Btoorbabchaufcs, fo bah
heute bie Heilmittel bes tftades bei einer profeen
9huat)l oou itranfbeiten, bei Blutarmut, Bleich»
fud)t, Bllgcmcinlchwäcbe, bei Stoffwechfcl«
ftörungen wie ,>ettfud)t ( (fiicbt, Dtbeumctismus
unb Sfrofulofc, bei ben rielfältigcn Heroen*
leiben, H^tv unb grauen franlheiten non tin-
fd)ägbarein 'iüerte finb. Xurch bie oielen tat*
fäd) lieben H c ^ CT f° , *ft c ' fteigerte fid) beim aud>
ber Befueb bes Stabes oou 3«hr ,vu 3obr;
im 3&bre 1907 würben über 23 000 iiurgäftc
unb ilrembe oerteidmet. (fnorm ilt auch bte
?lntal)l ber nufcerbem ben Crt bei neben ben
Baifanten imb lonriften.
Uüohl bie überwiegenbe ÜJIchnohl biefer
Befuchcr loarcn voll bes Votes- über bie,
namentlich i«t ben legten 10 fahren, xanl ber energifchen
3nltlQtiDC bes weit nusfehnuenbeu, funltfinmgen dürften
{^ricbrich 311 2ßalbecf-Bi)rmont, gefchaffeiten 9leu bauten unb
'Jlcuein rieht ungen. Xas neu erbaute, lururiöfo Murbaus, bas
allee unb ber uott uralten l'inb«n> unb Mnjtanienalleen burd>«
3 ogenc oergröhert« Murpart, in feinem neuen (og. frau)öfiid)cn
Xeile wem be.taubember Schönbeit, — aus all bielem *?llten
unb Menen bahrn Münftlcrbänbc ein fo oolirontmenes ttantes
getchaffen, bos in un|erm beutfehen Baterlanbe unb barüber
hinaus feines tfileidien Tuchen unb auch ben oerwöhnteften
Vlniprüchcn genügen bürfie. —
Bali Bonnont: 3-flrft(id}c* Aurhaus unb üurboirl.
Unb tlUtt bäs eigentliche Murleben f — üJlan muh es g«f«h pn »
es mit gemacht haben, öteies cigenortige glänjenbe Irciben,
welches fid) auf b«m berTlicben Montertplah« vor bei« Mur»
boufe unb in ben Qllleen unb glätten bes Barles abipielh
Bnb <Onmtonl : ffiröfie Warte balle int C bereit Babehaufe.
(Js ift ein Bilb tum Chittilefen »mb Mimmeroergeffen! Xiefes
9Bogen fcflltdi grpugter Blengen b«i beit Mlängen einer 3 mal
täglid) toit 3 erticrenben, wor täglichen Muvfn pelle ; biefe reifen»
ben Toiletten unb ftrohlenben Chef Id) t er, btefes flirten unb
bajfient iftlanje erftrablenbe Murhaus! Btohrlicb, oll ötefes
binterläh» ISrnbrüde, jebent Bcfchauer ewig unpergehitd) J —
Qlber and) jene Befucher bes Babe«, welche nicht für biefw
lebhafte Treiben fd) wärmen unb bouptfSchlich ber !Hu bewegen
berfommen, finben tijr 5Red)t. Xa locfen bie laufdjigen Bläge
unb tfirotteu bes Barles tum Träumen unb fügen Micbtstuit;
ba bteten bi« eleganten Vefcfäle bes Murhaufcs Unterhaltung
bic SVüIle; ba twinlen bie burd) Trabt«
feilbabn in 3 Biinuten emuhbaren
herrlichen Btalbungen ber Berge mit
ihren wohlgepflegten UBalbungcn gu
bequemen, taum ermübenben Spa 3 ln»
gängen, bem trunfenen Buge immer
wieber neue fchöne Busfichtspunfte
auf bas Tal unb bas Cfxbirge
bietenb! — SRflftigere ^-uhflönger er*
flottem auch wohl bie £>dhm teT
Berge, befteigen ben non ber weit*
berühmten humoriftifchen TBein*
geie II jehaft „Spelunfe" erbauten
Speluufenturm, um hin groftartigen
Munbblicf 3 U genichm u«b bann,
nach furjer Malt in ber Sennhütte,
auf betn Bergrüdcn entlang, ben
fagen haften Sd)ell«nberg mit feinen
jetfal lenen Burgruinen unb feinem
Busfichtsturm t« befudjen. Ober
aber, fte (eitlen ihre Schritte 3 um
naben Mönigsberge mit feiner, ent*
3 Üdcnbe {Jern blide bictenben B3alb»
uurtiebaft, am Tentitein ftrtebricbs
bes (drohen unb bem Vulfengcbenl-
ftein woriiber 3 U betn ibr)llifd) troi
fdten Bergen gelegenen «'vriebms»
tal, urlprünglich einer Cuäferfolonic,
jettt einer uiclbefudjten Sommer-
frtfehe. Von ,>«rne loden bie etwa
110 « 3uh hob« „Stolle“ unb ber
1200 Juft hol)« Blühlenberg ju
weiterem Berg ft et gen; bem Btcmberl-uftigen bieten fid)
aufecrbetit lobuctibe Busflüge in bas uolje ÜBofertal uni
ben Teutoburger )!üalb. —
Buch in anberer Hßeife ift für Unterhaltung unb 9!b-
roethiluug in reuhitem *Jüia|te geforgt. ®in
Dor^üglid) geleitete*, neuerbittg* rci^enb auv
geftattetes Theater trägt bein Beiürfnis nad)
Jcrftreuung unb tfrbetterung aufs bcjte Med)
ttung; grabe, neu angelegte, herrlich planten«
lennispläfce im Barl loden jur Bueübung
biejes Sporles; Münftlerabenbe unb Monierte
int bmltctjen weiften Wofofofanlo bes Mur-
boufes, fowie bie hier oeranftaltctcn Beumons
fd)weben nad) lange in ben Träumen ber
jahlrcichen jungen Tanten —
Ten H frr<M ber Schöpfung, bereu Befud)er-
.tahl fielt tn ben lebten 3 abren bebeutenb
vermehrt bot* bietet gut beichte freie 3 ag&*
fttfdvorei in bem forellettreidten Qmmerfluffe,
Scheibenltänbe, bas int 3 »th ftattfinbenbe
grafte Bennen unb eine neue jfylnfobabf*
anftalt roillfonitnene ‘flbwechflung. Ißer fid)
’mal hertlid) auslachctt will, befudyt nud) wähl
eine Sibung beT aben enoähnten ..Spelunfe“,
welche tüghd) in ihrem originell ausgeftatteten
l'ofale tagt, ober es wtrb in fröbl*<h rt ®e-
felljchott eine Bortie m Cffel. Bferb, vanbauer
ober 'Jluto in bie Berge gemacht! —
Zahlreiche gefchmadpolle Billen, vornehme
altrenommierte Hotels, eine grofie ttnjabl eie*
ganter wie aud) einfacher itriaatpenfionohäufer
jtehen ben Babegäften jinr Berfflgung unb laffen
fi« bas eigene Heim laum vevmiffen. Mui^um
es ift für 3 et>*rmann geforgt! —
Bhrmont liegton ber Chfenbabnftrccfc H«n*
norcr » Slltenbefcn, ba too bic ?ltisliäuf«r bes
Blcicrgcbirqe* unb bes XeutobuTper 9ltalbesjm
fatnntentTcffen, unb ift nach Der jel 3 t erfolgten
thnlegung eines neuen Scbuelltuges van °öct
Brauufchweig in 1*/, Stunden, pon Bremen, Maffel,
ober Blagbeburg tu ü Stunben, oon Möln in 4 Stunden, von
Berlin, Hamburg ober tfeiptig in 5 Stunben 311 erreichen.
Bab Bnnnont: ( Zraiivdftid)e Itnlngen.
«ab Btjrmoitt: Jflrftlidjes Sdjloft.
mit raffiniert«! tem (fiefchmacf unb böchfier (Hegau 3 aus»
geflattetc Murholel, bie neuen, ntufterbaft eingerichteten
Stahl», <sol» unb Wloorbabchäufcr mit ihren 150 Babe»
8 imtnern, bereu BäbeT und) neuer, auf möglicftiter 3 reft-
haltung ber Mobleujäurc J)iu, 3 iclcu]jcr Blethobc. erwännt
werben, bic «leftrifchen Bäber, bas neu eingerichtete 3nbü;
lotoTiuiu, bie mit neuen Sdiöpfoorricbtungen verfebetten
Cueiltn, Dam Di« weltberühmte, über 300 3aljrc alte Haupt-
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gehalten werden.
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ind: PhjrsSk. 2. Teil <5); Physlk*li»-h«-* Praktikum (2); M«t-hai>j»che WAnnethwrie
khddldk ••• I • :• ! ' • I- >». Hill/; 1 : in:.-. 2. T.-il
|5), l’hy ni kalisrhr Chemie einigrr tt-dinim her Vorgang» (1); qualitative und quantitative
chemisch« Analyse. tAgliebm Praktikum unter Mithhlfo dreier Assistenten; Massanalyse
mit L bangen ft); lAtndirpMbie-n-ii . ?. Teil (3). — Profawor I»r. Bt-nce-at: Geologie,
2. Teil (8); Gool ogisehe, Praktikum (2)| lag.-rsntttent.-hre i J;.; Paläontologie, • , Teil (2). —
Professor ST, X,; IKihere Mathematik und Mochanik, 2. Teil (7) ; Anwendungen der höheren
Mathematik für Martacheidwr <2); HphfLriKhe Trigonometrie (2). — (keh. Ikvgnt Profeew*
Dr. Ing. Köhler: Aufbendtungskundn (ii). — PrefeaMT Hfrfhnaan : Salinmkutule (einsc-kl.
Verarbeitung der Kalisalze). (1); Abriss der M.-tallbüttenkt.i.d«- (2); MetallMUlen künde,
2. Teil (4); Klektromeulluncie, 2. Teil (t) ; llrutenm.'Limisrh.-H Praktikum i täglich); Mctal-
lurjrisihe Prubierkunde. Praktilcutn (t), überdies für Vorgcrfkcktero an allen Tagen, unter
MithOlfe eines Assistenten, — Professor IKnnn : Eisenhüttenkunde I, 2. Teil (21; Eiaen-
hüttanfciinde II, 2. Teil (4); Mutalliuvisch.« Twhwjlegb*, 2. Teil il); Eiftttip-mbierkumt,
2. TMI (6) ; KntWerf.'h von KlaenhOttenaiilngen, 2. Teil (tl); unter Milhülfe eines AsaijiU'nten :
MetalloKniphie de» Eisens (1); unter Milhülfe eine» Assistenten. Ausserdem an mehnmi
Tagen Übungen im Km wert er» und EUcnprobierkunst, — <H*vlwTKnmto-Mark*ch«idir
irthrfce: Maricn-heidekun-st mit Übungen. 2. Teil (8) ; unter MithOlfe eines AwttiBtm;
Abriss der Markacbeidektindo, 2. Teil (2). — Geh. Rergrat käst; Einführung in das
bOfgarUche Recht (4). Oberborgrat Flacher: Verwaltung» künde (3). - - M.-dizinalrat
Dt Kleba: Erste HAlfeleisiung bei l'nglacks fallen (1).
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gnstcinsMIdcnde Mineralien, rumnetweiso Silikat« (2); Mineral oßischts Praktikum (2). —
Assistent I)r. Andrfe: Oaolagio d» Hartes (2); Geolngitcbes IVaktikum (2). — Assistent
Dr. %lmm«rmaiin ! Elektioljr*.- mit Übungen (2) ; ßasanaljrae mit Übungen (2). — Assistent
Dr. Borger: Einführung in die Chemie für Mark scheiden- < 1), — Assistent Markscheider
Joehum; Markscheiderist hen Zeichnen (2).
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^Iad)«bau nnb 3lnriieberemiun von (£. Sonntag. tlRit 12 Abbifbungen.
I Wart 50 (Pf.
.l»r»matnntt non 5. 3-ifd)bod). (5«<l)fte, uingwirbeitftc unb »ermcl>rte Auftan«
von «rof. M. «ed. Wtt 77 «bbilftun,ifrt. 11 Warf 50 «f.
weflü gcl iuibr. «in Wertbftdjlf in für Uiebbabrr, J,fld) ter unb An»iUI 1 « X Idj&nen »afT«>
g«flügtl& »on «runo TQripen. Uiit 7 Tafeln unb 40 I «itobbilftunnen. 4 Ulurf.
€»nfb*fdil<k<t. Wit einem «nbang: Ter lllauenbefdjlafl. «iertc Wuflddr. »öllltanbia
neu bearbeitet von »;■>. Ublid). ÜJlt 140 «bbilbungcn. 2 iDlarf 50 <pf.
llltldi luirtldinft »on Ur. (Suflrit ttUrmer. Wit 23 yibbilftunnrn. ;i Ulait.
tWubaartiterel. iftrunbjftae be« ®emüf«. unft Cbftbaue«. oon 3flg«r. Sed>f«e.
vermehrte unb verbeffert* «itf tage, nnd) beit neueften (Srfabrunaen unb Jortfdjritteu
uinflf arbeitet »on 3. We||ell>0ft- ü»«» 75 «bbllbunpen. 3 Warf,
Cbfibermmnun- «»Ifituito ?ur »clianblunfl unb ■»lufbemabrutto fteo frifdjett
Obfte«, tum Tflrren, Gintodien unft (finmadjen, fotvi« tur »ffi«tn-, Oiiar., «rannt,
mein, unb (gffigbereitung auo ftfH oerfdjlebenltctt Cbft* Unb «rerenarten. «on
3. ICeffel b o f t. UHl 45 «bbllbungcn 3 JJJart.
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574
3 fluftrirte 3 ci * un 9 -
9far. 3379. 2.9IpriI 1908.
£>ie ipirti^aftli^en Schickungen pifdjen Deutfdjlani) unb granfreid).
(Eine bcut[<§*fran3ö[i[dje SInnäljerung.
9on 3 lab trat in Ifrantfurt o. SR.
iflfnd) befproef)en, vielfach erörtert, noef) f)äufiger
fallet) baTgeftellt, toiU bic ftrage ber wirtfchaftlidjcn
awijchen Teutfdjlanb unb frranlreid)
nidjt tpieber ocm ber Tageoorbnung vcrfchmiuben , unb
bas mit 9?ed)t; benn wenn fie aud) mir mit bem mtd)-
ternften Verftanbe geprüft unö entfdjieben werben barf,
nuife fit bod), wenn gelö|t, dop ausfdjiaggebcnber Vebem
tung werben für lmfere Stellung im (Erwerbsleben wie
für uttfer teilt pölitijd)eo Verhältnis 311 nuferen tncftlicijcn
Nachbarn. 3um richtigen VerftanDnis ift es burdjaus
nötig, fnr.t einjugehen auf bie<Entjtebung$gfid)irf)te nuferer
feljiprn hoNärispoUtifchcn Vciichungcn 311 ftTanfreid).
Tiefe beruhen im wcfcntlichcn auf bent Artifcl 11 bcs
3franffuriet ftnebensoerttägs von 1871, in bem beibc
SBcrl^oIb Sing.
fiftnber fid) für ewige 3 *iten basNecfjt ber Sneifthegünfti»
gung in 3oIlfachen auficherten. Temnad) haben beiöe £än»
ber Anfprud) öarauf, nid)t ungünfiiger betjonDelt 311 werben
als Ujre ftonfurrenten ; jie haben Anfprud) auf bie jeweils
niebrigffen 3ölle bes anöcrn Staates, aber es finb leine
beftimmten 3 ölle vertragsmäßig gebunben ober ermäßigt.
Oberflächlich betrachtet, erfdjeint Dies als ein beinahe
ibealcr Juftanb; in 2BirUid)feit aber hat fid) bie Sache
im Saufe ber letjten fiebenunbbrcifjig 3at)re wcfentlid)
attbers geftaltet, unb 3 war auf ©runb ber vem beiben
Staaten befolgten Schutuollpolitit.
Ta bie beiben Negierungen jeberjeit berechtigt finb,
ihre 3 öllc beliebig 311 erhöhen, fomcit fic nidjt burd) Vct*
tröge mit britten Staaten gebunben finb, unb voraus«
gefegt, baß bie (Etl) 3 l}imgen allen Staaten gegenüber ©laß
greifen, haben ftranfreid) wie Teut|d)!anö oon biefem
Nedjte ausgiebig ©ebranef) gemacht. Ter oon uns er«
richteten gewaltigen Schutjjollinauer gegenüber haben bie
«Reue m UcL
ftranjofeu ein Durchaus «hnlidjcs, ftattlidjcs Sollwert ge«
fdjaffen. Cbgleid) man bie Nachteile ber franjöfifdjen Joll«
erhöhimgen lebhaft empfinbet, Fteht bod) ber beutfdjen
Negierung fein Ncd)tsgritnb jur Seite, bagegen oorju*
gehen, weil bic franjöfifche Tarifreform in reiner Akifc
eine Tiffcreniicrung Tcut|d)lan&& f)erbciffiE)rtc. hierbei
ift es gleichgültig, ob bie 3 ollcri)öf)ungrn auf einmal vor-
genommen würben, wie bics Teutfdjlanb burd) feinen jeßt
£einri<f) giinfdj.
jwei 3 ahre alten 3 olltarif tat, ober ftüdweije, wie es in
ftranfreid) gefchai).
Cins aber ift jroeifellos, baß unfer bloßes SJlcift-
prrgünftigungsverhältuis 3 U Srrantreid) auf bie Tauer un-
haltbar ift; beim es bringt unfere Snbuftrie jeben Tag
in bie ©efaljr, einen töblidjen Sd)lag verfetjt ju befommen.
Vergegeuwärtigen wir uns, baß ein bcutfdjrs (Erzeugnis,
bas fid) eines fd)öncn Ablaßes erfreut, unb bas Deswegen
bie ülufmcrffamfeit ber franjöfifdjen ftonturren 3 erregt hat,
ber mächtigen fran^öfifchen SdjuhJoUpartei als Sd)lad)t-
opfer bejcicf)net wirb; es wirb bann nicht lange bauern,
baß man es auf bem vatcrlänbifchcn Altar perbrennt, in»
bem man ben (Ein''uhrjoU auf bas fünffache erhöht. Taß
man babei jenjeit ber Vogcfcn fid) ben patriotifdjen
Nlantel „Schul) ber einheimifch^n Slrbeit“ um|öngt, barf
uns nicht oerwunbem, bie wir bas gleidje taten.
Um foldjen aRiöftänben ab3uhclfen, bleibt nur ein
ilusweg, ber ©hrdjluB eines möglict)jt langfriftigcn i>anbels»
pertrags. So leicht bie« au^ufpredjen ift, cbenfo fdjwer
wirb es 311 erreichen fein; benn bie Jlünbigung ber Nteift*
begünftigung bebeutet einfRütteln am^-ranffurtcrjriebens*
oertrag, unb bapon will man beiberjeitig nichts wifFen.
(Es taud)t mithin bie ftnige au j : ^itas foll gefchchcn? Tie
©utwort barauf Dürfen wir nicht fd)ulbig bleiben.
Gs gilt, in ben beiben Staaten uon prioater Seite oor*
bereitcube Schritte $u tun, bie bie beiberfeitigen Negie-
rungen ber Unan nehmt id) [eit überheben, ihrerfeits in be«
3 üglid)c ©erhnnbliingen cinjutreten. Tic beteiligten Mrcife
hüben unb Drüben muffen auf bie beftehenben 'Dlioftönbe
aufmertfam gcmad)t werben. Tann müffen fie fich gu*
fatrnnenid)lie&tti, um bie öffentliche SWeinung für eine
^Inberung 311 gewinnen, ©eionbers aber gilt es, ben ge«
•fimöen ©oben ber wirtfchaftlichcn 3nteie|fen nidjt 3 U oer»
laffcn unb ben $livd)cin 311 oermeiben, als wolle man
biefe tm ©tuubc retn gefd)äftlidje 3 ra 0 tf 3 l » einer poli-
tiiehen umgeitalten, um auf biefem Umweg 311 einer polt-
tifchen fflmiähcrung mit ^ranfreid) ju gelangen, biegetpiß
fchr wüufd)cnswcri ijr.
Sille in letzter 3cit non uerfdji ebenen Seiten unter-
nommenen ©erfudjc, unfere 9lachbarn jenfeit ber ©ogefen
unferer ^reunbfd)aft 314 ocrfichern, finb gut gemeint; bie
Urheber bcs Gie&anfens finb oon ben ebelftcn Seweg«
grün ben getragen, ber (Erfolg ift aber ntinöeftens sweifel«
haft. Ties ift erflärlidj, wenn man ben fran 3 öfifchen
(Eharafter femit unb bic Sadjlage nüchtern beurteilt
(Es crfd)eint nunmehr nötig, auf Ginjelheiten einau-
geh«*u. Schon längere 3^1 hinten es einlidjiige fran*
3 öiifd)t ©cfchöftsleute für burdjaus 'wünlchcnswcrt, eine
wirtjdjaftliche Annäherung 3 wifdjcn ^ranfreid) unb TiUitfch*
lanb anpibahnen, unb fie begegnetet» mit biefem ©e hänfen
ben fllttfchauungen ber beteiligten beutfdten ftwile. Ta
ein fchriftlidjer ÜJfeinungsaustaufd) nur lehr langfam 311 m
3iele geführt haben würbe, oeranlaftte Schreiber biefer
3 cilen im Noocmber o. 3 - eine 3 »fammenfunft beiber
Teile in ftrantfuct a. Nt Tiefe vertrauliche Ausfprache
3 eigtc erfre»ilid)eripeife bie ©ereit willigfeit aller ©eleiltgten,
an einer ©erwirflidjnng bcs ©laues mit.piarbeitcn. Tie
Vorarbeiten jur Scgrünbung eines Teulfd)< 5 rau 3 öfifd)cn
Vereins 3 ur ^örberung ber gegenfeitigen wirtfdjaftlichen
©e 3 iehungcn würben hentfeherfeits einem SlusFdjufc über-
tragen, ber aus brei 9Ritgtiebem beftebt, bem SJfagiftrats-
rat ©ing in Nürnberg, ©eneralfonful Ataps in Trcsben
unb bem Verfallet btefes Vrtifcls.
Auf Veranlagung ber fran 3 öfifd)en Teilnehmer bilbrtc
fid) in ©aris ein Conaitö commcreial franco -allr-mand,
an befjen Spitje 3 wei einflußreiche ©etfönlichfeiten ftcljen:
ber Teputierte unb ehemalige Nlinifter ©terre Vaubin
unb ber frühere (Seneralgouperneuc oon Tunis Nene
SNillct. Nlittlerweilc hat fid) bem fra^öftfehen Komitee
eine gro^e 3 a hl ber bebeuteitbftcn Jlrmen angefdjloffen.
Oijnc mit fdjön flingcnbeit Vefd)lü|fcn an bie Öffentlich*
feit 311 treten, oer(tanb es her beutfdjc Ausfdjuh, bie itrüfte
3 »i fammeln, bie jur (Erreichung besgeftedtenjielee geeignet
erfdjicuen. Auf eine vertrauliche Umfrage hin rrflärten
mehrere h unbfrt Öcutfdje Jiauflcutc unb Snbuftrielle
CErnft (Eugen 5laps.
if)re Vereitwilligfcit 3 ur Vlttarbelt, viele wohl au<h um
Deswillen, weil bie beabfidjtigte ©rünbung einer beutidjen
ftanbelsfammor in ©aris aus ntdjt hierher gehörigen
ffirünben iu j>rage gef teilt ift
Tas vorläufige Ärbeitsprogramm bcs Teutfd)*efxan 3 ö-
fifdjen Vereins, beffen formelle Vegrünbung am U9, Wöra
in ftrardfurt a. ®1. erfolgt ift, umfa&t folgenbe ©unfte;
1. UnterftüBung bes gefchäftlidjen Verfebrs jwifchen
ben beiben eänbem, beifpiclswcife burch (Erteilung oon
Ausfünften über bic einfchlügige ©cfrhaebung, Statiftir,
3oUprails, burd) Vcü)ilfc unb Natcrteilung bei Nechts*
ftreitigfeiten unD Tifferenaen mit behörblid)en Stellen.
2. HPiflenfcha ft liehe Vearbcitung. ber bcutfch-franiöfifchen
fianbclsbc 3 iehungcn r eventuell ©ropagauba für ben Ab»
fdjluh eines Ejanbelsocrtrags, Sammlung unb Vearbcitung
bes einidjlögigen Nfaterials an hanbelspolitifdjen IBünfdjen
unb Ve|d)werben.
^J3icrre Saubin.
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Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
9h. 3379. 2. Slptil 1908.
3Hu[trirte 3 e ^ rt 9-
575
3. ©trf|aitte3ttteref|enüertretungunb fcf lerer 3ufamnten«
fcfjtuß ber Deutfdjen in Jranfrcid) unb ber {Jranjofcn ln
3>cutfcf)Ianb.
4. Unterftüßung bcr in einem ber beiben SMnber an-
fälligen Rorrefponbenten unb Mitarbeiter ber Bre|fc bes
anbern Raubes bei Befdjaffung »an Material, 3nfar-
mationen über cinßeimifdje ffierhältniffe, Bermittlung
perfönlidjer Bejicljungen.
5. ftförberung bce gcgenfettigcn Seifeoerrchrs fowie
ber allgemeinen Renntniffc über bas anbere Ranb unb
Bol! jur (Erzielung eine* beffem freunbfdjaf Hießen Ber-
hältniffes awifcßen beiben.
9 Bir feßen aus bem ©efagten, baß, wie in [o Dielen
Gingen beftimmte Greigniffe ju be|timmten 3 «itcn bie»
felben (&efd)ehni|fe ßeroorrufen , es nur eines Karen
5 BUdes unb brftimmten ©ollens bebarf, um bie fdjlumme-m-
ben SVräfte 3U weden unb gu gemeinfamer Hätigfeit 3U*
fammen.iufaffen. Daßin 3U gelangen, genügt aber nicht
ein gefüßlcolles $«3# bas ibealeu 3*den zuftrebt; ba^u
gefjört cot allem ein richtiges (Erfafjen ber tatfädjlidjen
unb — jagen mir es gerabe ßeraus — materielljten Hrteb-
fräfte bes gefdjäftlidjen fiebens. 3a>dfclsoßne Ijaben auf
unferrr wie auf fran3öfifcf)cr Seite folcfje Überlegungen
ben erftcn Anftoß gegeben, unb ber mädjtigfte Berbünbete
war beiberfeits — bie Not ber 3dten. Stünbert roir noeß
in bem gef^äftlidjen Atiffcßroung ber letjten 3 aßre, wären
roir fo balb nicht au einer Berftänbigung gelangt.
^terre Saubin
unb bas Comitö commercial franco-allemand.
ajpn Hu| £«%■, V Q rCf,
och beoor fidj in 2rraurfurt a. SR. bas Deutfdj»Fran3ö*
jifdje öanbelslomitee bilbele, fonltituierte |idj in Baris
bas Comitö comraercial franco-allemand. San beiben
Seiten fall eine rege Hätigleit gut Förderung bet lauf-
männiftfjen Be3ichungen entfaltet werben. Der Deputierte
Pierre Baubin, SJlinifter ber öffentlichen Arbeiten im Ra»
binett ©alöecf * Nouffeau unb früherer ^3rdfibent bes
parifer ©emeinßerats, wnrbe 311m Borfißenben bes Co-
mitd commercial gewählt unb gab uns fetjt flu&fübtitdjc
Grflärungen bes Aflionsprogramms oom franjöfifcfjen
Stanbpunft. 3n 9Bort unb Gdjrift roirtt biefer rabifal»
fojtaliftifdje Abgeorbnete feit Faßten jugunften beffen,
was er „bas Grwacßen ber Öfranjofcn aus ißrem Schlummer"
nennt, gugunften einer meßr internationalen unb praf-
tifdjen ® Übung ber Fugenb, 3ugunften einer neuen Weg*
jamfeit in Dnbultrie unb $>anbcl. 3m Raufe feiner un*
unterbrochenen propaganba in ben Bettungen unb ln
Borträgen fjat man ftd) baoon überjeugen tönne^ bafe
feine St)mpail)ien für bas rührige Deutfd)lanb fCtjr auf»
richtig finb, unb bag er einen engem u>irtfd)aftlid}en
Unfdjlufe beiber Cänber ^erbeifc^nt. 3m Borfaljr Jtellte
er fidf) an bie Gpitje eines Komitees, bas für ben Qlus-
taufd) fTan3Öfifd)fr, beuifd)er unb «nglifd^er Sdjülcx 3ur
Spradjerlernung toäbrenb ber Ferienmonate Gorge tmg,
unb bas befonbers mit ^Deutfdjilanb bie beften ©rfabrungen
gemadjt bat- ^anbelsfomitee ift aber nidit allein aus
feiner Onitiatio« l)ervorgegangen; es entfprad) einem lang
geljegten Sebürfnis immer 3a^lreid)erer fraugöfifcfyer itauf*
leute. Ülufeer ffiaubin geljört il)m nur nod) ein ^ßolitifer
an, Slene HJUllet, ber ehemalige WJliniftcrrefibcnt oon lunis,
ijeute mit Botfdjafterrang; bie übrigen SRitgliebec finb
befannteOnbuftrielle unb ^anbeltreibenbe, barunter^3onncl,
ber ttb^ap^libeut ber fjanbelsfammcr oon Beaune, ferner
bie Siaufleute Sanarb, Omer-'Decugis, ßanfon, ©irfimann,
3ebaumc unb ©amfon. öeneralfefretär ift bet ißubliaift
ßueien Coquet.
ißolitit fall nld)t getrieben werben; „Wnnäfjrcung bcr
beiben Böller*' unb bergleid)en fdjöne BJorte fielen nidjt
auf bem B^ogramm. 3)as beftätigte uns Bier« ®au bin;
er fügte tynju, ba& feiner Bleinung nad) aud) eine Ber*
befferuug ber politifdjen Bejiebungen sroifcfjen D)eutfcf)»
lanb unb Franlrcid) nidjt mit tfjeoretifdjen Uuscinanber*
fe^ungen 3U er3ielen ift, bafj fic fidj bisfjer eljer nodj
als Idjäblidj benn als uütjlidj tjerausgeftellt l>dtton r bafe
bagegen bns Be[te oom perfönlidjen Bei lebt, oon immer
häufiger roerbenben inbioibuellen Befanntftbaflen unb
Öntereffengemcinjefjaften 3U erwarten fei. $>as Bnwadjfen
be9 $anbels ift eine Friebensgeroäl)r jtoifdjen jtoci BölFem;
ber alte ^aber mit Gnglanb fdjroanb in bem ÜRa^e, wie
bie Fradjtbampfer 3al)lreidjer 3roifdjen ben Wiiften bes
flrmelmeers freujten. 3m Fxiebensuertrag oon Franlfurt
fdjien es als eine Bürgfcbaft für bie Dauer bes Ftiebene,
bafj fidj fjFranfreich unb Deulfthlanb bie Äilaufel ber „meift»
begünftigten Bation" jugeitanben. *Danf biefet AUaufel
erreidjte ber BJarenaustaufdj 3wifdjen ben politifdj ge*
trennten fiänbem eine anfetjnlidje Sölje, 1907 runb eine
ajMlliarbe Blarl. Bodj fibertraf bie iranjöfifdjeWusfuljr nadj
Deutfdjlanb bie beutfdje Busfuljt nadj fjf^anlreith ber
franjöfifdjen Gtatiftil 3iifolge um 30 BliiL Fr.; ber
Unterfdjieb gugunften ber Wepublil hatte brei 3aEjre früfjer
nodj 150 Blillionen betragen, unb es ift oorausjufeijen,
ba& im laufenben 3ah« bie ©in« unb Slusfulj^iffcm
gleit^e ^ölje eneidjen werben, wenn nidjt fd)on ber Bor»
teil Deutfdjlanös 3U fonftatieren fein wirb.
®an3 egoiftifdj gebadjt, fönnte man oielleidjt oon
beutfdjer Seite eincoenben, es wäre beffer, ben Dingen
ifjren ßauf 3« laffen, bafj man feines öanbelslomitees
bebürfe, nxil Deutfdjlanb öljncbies iit Borteil lomme.
Der Bbgeorbncte Biarre Baubiti fleht uoraus, bah es
bie elfte Aufgabe bes Comit6 comincrcial fein wirb
— um nodj gar nidjt oon weiterer Gntwicflung ber
r->anbeisbe3tchungen 3U reben— ©efahren ab3utoenben, bie
fidj wie broljenb ffiemdlf über ber beutfdj-ftan^öfifdjen
3ollgren3C erheben, itaum fonftituiert, ftiefe bas Batifcr
Äioniitce auf bie Sciiibfcligfcit franjöfifdjcr 3nöuftricller,
bie burdj eine einflußreiche pavlamentarifdje ©ruppc oer-
treten finb, unb bie tn nädjfter 3ufunft in Sommer unb
Gcnat toefentlidje, gegen Deutfchlanb gcridjtete 3 0 * 1 '
erljöhungen burdjjufehcn hoffen. ®s fjerrfdjt angeblich
eine große (Erbitterung barüber, baß bas ‘Dcutfdje Weid)
feit einer Weihe oon Fahren auf Umwegen bic WepubliC
um bie Bortcil« ber Bleiftbcgünftigungsllaufcl gebradjt
habe. G« h a i> c feinen ^anbclsoerträgcn mit anberen
ßänbern burdj Gpe3ialificrung bcr Hanfe alle möglichen
Brtifel mit hohen 3 ölten belegt unb bei ben Borocrfjanb«
langen feinen BJibevjtanb gefunben, weil bic hetrefienben
Wrtifol aus biejett ßdubern nur in geringem Blaße ober
auch gar nidjt erp ordert würben; bagegen hohe fidj 3ranl*
reich „wie burdj 3ufall M automatifd) oon ber Grljotjung
ber Xarife fdjwer getroffen gcfcljen, weil bie plöhlief) nah«3u
profjihiericn Brtifel im ©iport ber Wepuhlif nadj Deutfdj-
lanb eine große Bolle gefpielt l>Attott. Gs wirb 3wat nidjt
geleugnet, baß bie ^Regierung in Bari« in ihren §anbels-
abfommen mit Spanien, ber Gdjweia u. a. auf ähnliche
2Beife Deutfdjlanbs $>anbel hinterrüefs traf; aber {ebenfalls
foll ber Arger in ben Greifen fran3Öfifdjer 3nbuftrieller
groß fein, weil fie glauben, baß bie beutfdje JoILpolitif
bie unbarmherjigere gewefen ift. Bller UBafjrfdjcinUehfeit
nadj wirb cs 3U einer (Erhöhung ber franjöfifdjen Darife
fommen; bie Parlamente hohen nie Ichußjöllnerifdjm Bor*
fdjldgen wiberftehen fönnen. „Drud erjeugt ©egeubrud",
jagte Qrürft t>. ffiülow. Go wirb man in Berlin auf ©egen-
maßregeln finnen, unb in bemfelben Bugenblicf, wo aufge»
flärtc Bidnner jidj in beiben ßänbern 3ufammenttin, um bic
£)önbelsbe3iebungen ju fflrbern, fehen fie fiefj einet für ben
beiberfeitigen fjanbcl fjödjft gefährlichen ßage gegenüber.
„Geien Gte oerfi<hert, baß wtr es 311 feinem für Franf»
reift) wie für Deutfdjlanb gleidj oerberblidjen 3° lt f T *<9
fommen laffen werben", erflärte uns ber Whgeorbnete
Baubin. „Für ben Anfang aber ßfrnmeu biefe Umftänbe
beträchtlich bie Bewegungsfreiheit unferes Komitees. Das
Franffurter Komitee lub uns bereits jju einer 3ufammen-
funft ein; wir hob«« aber äbleljnen müffen, ba uns ber
Bioment noch nidjt getommen fdjeint, unb ba wir längere
3eit, minbeßens bret Blonatc, brauchen, um fo weit mit
allen fra^öfifdjen 3ntereffentenfreifenbieBorbefpred>ungen
Dortodrt s gebradjt ju haben, baß wir an eine nüß(i<he unb
übrigens fcfjr weit gebadjte 3 u I amm<narb ^t mit bem
beutfehen Komitee benfen fönnen. Dann werben wir uns
nidjt nur nach Franffurt unb Berlin begeben, fonbem
audj unfere beutfehen Kollegen 3U uns bitten. Die Bor-
teile, bie erjtelt werben follen, oerlangen SRegipro^itAt.
3ch mödjte hier gleidj fagen, baß bie Dcutfdjen immer im
Borteil fein werben, mit unb ohne Komitee. Sie oerfflgen
über eine fo glänjenbe Organifation, über eine Armee
fo portrefflidj unterrichteter Blufierreifenber ufw., roir ba-
gegen liegen in einer fo unfdjulbsooUen Unfenntnis alles
bejfen, was fenfett bcr ©Tenjen oorgeht, baß immer mit
ungleichen ©affen gefämpft werben wirb. Aber gerabe
unfere Unfenntnis ift ber Beweis für bie Hlotwenbigfeit,
baß ein 3entrali|ation&» unb Bnftlärungstomitee in Baris
feine Arbeit beginnt.
SBas wir wollen," fußt £*• Saubin tn feinen Dar-
legungen fort, „ift eine Gruppierung aller 3nbuftTielIen
unb ftaufleute, bie bisher fdjon mit Deutfdjlanb fjanbel
trieben, unb jener, bie geneigt finb, fid) bort Abfaßcjuelien
ju fdjaffen. Die ©rünbung eines Gercles, in bem fra^ö-
fifche 3ntereffenten mit beutfdjen 3ufammentreffen fönnen,
ift ein ferneres 3i*h has oon unferen matertellen BRittein
abhängen wirb. Borläufig müffen wir uns barauf be«
fchränfen, bem Siomitee möglichrt viele ßanbsleute an-
3ufdjlteßen, alle erbenllidjen nüßlidjen Ausfünfte über
Fradjt, 3otl unb SBarcnbcbürfniffe in Deutfdjlanb 311
jammein, bic Berichte unfercr Jtonfuln, oon benen mandje
fdjon feljr eifrig tätig finb, ftarf 3U oerbreiten, fchiießlich
in Deutfdjlanb felbft Bropaganba für franjöfifdje Brobufte
311 machen. 3d) Ijobe in Berlin mandje Damen grfeljen,
bic fidj ißre Äleibung feljr gefchmadooU aus Baris fommen
ließen. Daß Dies nicht häufiger gefdjießt, ift wohl bic Folß*
bes allgemeinen Borurtcils, bas bietjer: äwildjen ben
Badjbarftaaten oorgehenfdjt hat; mit etwas mehr Damtam
wäre h^ et 9 c ®iB f^ r Barifer Bfobe 3U erreichen,
hingegen werben bie Dcutfdjen |idj uaeß Slompenlationcn
umfehen, unb bas ift ißt gutes IRedjt; cs ift nodj Diel
Blaß in Fnmfreidj für ißre Dätigfcil, unb, wie gefagt,
es fällt ihnen leichter, unfern Btarft 3U erobern, wie ben
mit ber Gpradjc unb ben BerßSltniffen Deutfdjlanbs wenig
oertrauten Bcpublifanem. Außcrbem gibt cs eine große
beutfdje Kolonie in Baris — über 75 000 ßöpfe — währenb
wir nur burdj eine lärfjerlidj geringe An3aßl ßanbsleute
im Weiche ©ilhelms II. oertreten finb. Die Deutfdjen tn
Franfreich oerfügen über große Rapitalien unb ooll-
fommene Kenntnis alles beffen, was ißrem Batcrlanb
nüßlidj fein fann.
Biel wichtiger noch als biefe llnterftühung bcr ein*
3flnen Rauflcute bürften bie Beftrebungen ber beiber-
feitigen Komitees werben, in bic ^anbelsoerorbnuitgen
unb bie G>cfeßgebung beiber fiänber mehr Rlarßeit, Gin-
facßßeit utib Gdjuß aller 3ntereffen 3U bringen. Gs fällt
auf, baß jährlich ein großer Unterlcßieb in ber Gtatiftit
beließt, wie {ieoomfranjöiifdjen ober oom beutfehen 3ollamt
auf gef teilt roirb; man faitn nidjt rcdjt !ltig ba raus werben,
weil ber Gtatijtif in beiben Cänbern oet|d>iebcne Bletßoben
3iigrunbe liegen. S3ir glauben, baß hier bie Bereiiißcit«
licßung burdjführbar wäre, ©eiter fönnten ftdj beiöe
Cänber einigen, um gictdjlautrubc F rac ßt- unb 3 oll*
forrmilare 311 fdjaffen, um überhaupt in jeber ©etfe bie
fchriflltdjen Formalitäten 311 ocreinfadjen unb oerftänblidj
311 madjtu. Dodj nidjt nur bie Bcgirmngm fönnten |i<h
ba in bir $änbe arbeiten; wir gebenten auch bie Anregung
gu geben, baß im Banfoerfchr, in ben Bejießungen bei
Bahnen unb Gdjiffahrtsgefellfdjaften ufw. weniger fom-
plijierte Gebräuche Bloß greifen. Stidjt leidjt bürfte es
uns fallen, unferen Jlaufleuten llarjuniachen , baß fie,
wie im übrigen Auslaub fo aud) tn Deutfdjlanb, im
Rrebitgeben weitherziger fein unb weniger Angftlidjleit
3eigen mülfen; ßi« Hegt eine bcr ^auptfdjtoädjen bes
fran3Ö|i|djen Grports. — Der ©arfeu* unb ©u|terfdjuß
bebarf ebenfalls jrotfeheu Deutfdjlanb unb Franfreich einer
gehörigen BerbeffeTung; wir hoffen es auf bem ©ege ber
We3ipt03ität burdj.juf eigen, baß man ln Deutfdjlanb unter
ber Be3eidjnung Rogttaf, Borbeau* ufw. nur Getränte
nerfaufen wirb, bie tatfädjlicf) biefes llrfprungs finb; ba*
gegen fönnen wir Garantien gewähren, baß uuterBlündjner
Bier, Gdjwarjwälber Rirfcßwaffec ufw. nur Getränt« bei
uns iit ben £>anbel gebradjt werben, bie aus ©ündjen,
bem Gcßroarzajalb ufw. ftammen.
3 n fernerer 3 ufunft ließe |idj olelleidjt SJlufterausftel»
lungen befonberer 3 ubuflTie 3 weigc ober ber eanbwlrtfdjaft
in beiben üäubeni bas ©ort reben. 3aKifetsohne wirb
es 'uns nießt an fdjweren Anfeinbungen feßlen, wenn fid)
ffllinoritäten bebroßt feß«n oon bet auslänbifdjen ftan-
furrenj, bie wtr tuöireft, auf bem 5Rc3ipro3itätsa>egc,
heran3i«Ejen. Deffen finb wir uns bewußt; bodj wir müffen
bei ber Rampagne, bie roir beginnen, immer bas größere
SJntereffc tinferer '•Nation im Auge Ijaben. Für bie Bor-
würfe, bie uns nießt erfpart bleiben werben, bürften utts
bie oorausftdjtlicheu großen Grfolge reichlich entfdjäbigen.
©ir beglüdroünfcßen uns, baß einflußreiche beutfdje Rauf*
leute unb 3 nbuftrirUc mit uns &anb in &anb arbeiten
wollen, um ben rptrt|djaftlid)<n Bunb 3weier ber größten
Rulturftaaten 3U feftigen, bte fidj nießt bauemb ignorieren
bürfen ."
Der Abgeorbnete Bitrrc Baubin fdjloß (eine freunb*
ließen Blitteilungen mit ber nochmaligen Berfidjerung, bte
Gßauoiniften beruhigen foll, baß politifcße Blotioc bem
Programm bes Comit^ öomnotreisl frsnco-allemand fem-
liegen. — ©ögen audj bie HHotioe bes Romltees niefjt
politifche fein, lo bürften bodj bie Folgen feiner HäHgteit
politifdje fein, tm günftigen Ginne, hoffen wir. Die wirt*
j<haftli<hen Bejiehaag«« 3weier Bölfer finb heutzutage
meßr als bie $älfte ißrer gegenfeitigen Bolilif. Der b 0-
beutenb angowadjfene öanbel 3roifdjen bcr Bepublif unb
Gnglanb war bie erfte Ihfadje ißrer Entente cordiale;
im Blai werben Äönig Gbuarb VH. unb präfibent Falliörcs
in ßonbon bie fra^öfifcß-englifdje Ausftellung eräffnen,
mit ber bie Bemühungen ber fommerjiellen Ramitees itt
ber Gitg unb ln Baris ihre Rrönung finben. ©ir he*
grüßen bas 3uftanbefommen bes beutfdj*fran3öfifc^en
^janbelsromitees, weil cs ähnliche, für ben F^hfn «nb
bie ©oßlfaßrt Deutfdjlanbs unb bet Äepublif wertvolle
Äefultate erwarten läßt.
Das Deutfdje itaiferpaar in SBenebig.
ie alte, fagenumfponnene Lagunen ftabt an ber Abria
hotte fidj in F^fttagsgeaxtnb gehüllt unb war bereit,
ben Deutfdjen Raifex würbig 3U empfangen. 3n ben. erften
Bormittagftunben bes 25. ©äT3 war audj Rönig Bittor
Gmanuel 111. aus 93om eingc troffen, um feinen norbifeßen
Freunb 3U begrüßen.
Gr war Tein fonniger, warmer FTÖßlingstag, ber 25.
Gin grauer, naßfalter öcrbfttag aus Deutfdjlanbs Borb*
gauen fdjien ben Raffer nach bcin Guben begleitet 3U
ßaben. Droßbem bot bcr Anblid ber gefdjmüdten Stabt
mit ihren ©tmpeln unb F ft h»ten in ben beutfdjen, italie»
nijeßen unb Dencjianifrijen Fa^n, bie mit bei eintönigen
Färbung oon fjimmel unb ©affer lebhaft lontrafticrtcn,
ein Bilb oon fcltfam feffelnbcr Bradjt. UnDcrgcßlidj wirb
jebem, ber es gefeßen, ber Ausblid auf ben Ganal ©ranbe
bleiben; benn ßter ßatten alle bte alten pala33i unb
Batrijierljäufer, ftummc 3?ogen Don Bcncbigs oergangmer
©lan3cpodje, reichfteu Gdjmucf angelegt. Aus allen
Fenftem unb oon allen Ballonen herab ßingen roertoolle
Deppidje ober wehio*' F^^h 0 *”-
3m Bac-ino oon San 3Jla reo lag bie fai [etliche
„Öoßen3oUem", fnapp redjts neben tßr ber Rxeu3er „&am*
bürg", etwas linls ab bas italienifcßc Gdjladjtfdjiff „®io*
oanni Bauten", ©citcr unten oor bett ©iarbini Bubbtid
bie anberen Sdjiffe bes iialienifdjcn Panzergcfcßroabers
unb bei ber ßerTlicßcn Gßie|a Santa BJaria bella Salute,
neben ben italienifcßcn Horpe öobooten, bas Beglcitboot
„Slctpncx". ©rau in grau bic italienijdjen Gcßiffe, etwas
lidjter bie »nb ba3wi|djen — ein Bußepunrt
für bas Auge — weiß, bas Rai|erfdjiff.
Am Batjntjof, am Ganal ©ranbe, oor bem Röniglicßen
©arten auf ber Pia33ctta unb an bcr 3nfcl San Giorgio
wartete eine ungezählte ©enfdjenmcnge, trog bem herab»
riefeln ben Begcn, auf bie faifcrlidjen ©äfte. Namentlich
oor ben §otels Bauer uttb Gutopa ßarrten Diele Dcutfdje
auf bie Autunft bes ftaiferpaars. Die ©onbeln unb Boote
bte bas Bacino belebten, waren alle reidj beflaggt. Der
Rönig Don 3talien war um 10 Uhr mit jeiner Guite jum
Bahnhof gefahren, um als Grftcr fdnen Bunbesfminb
3U begrüßen.
Da, es war 12 Uhr mittags, maeßte fidj in ber ©enge
eine Unruße bemertbar, unb fdjon 3?iflten fidj bet ber
Nlünbung bes Bacino Öle Borläufer bes 3uQes- Gs axiren
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3Uuftrirte 3«tung.
9 lr. 3379 , 2 . April 1908 .
Äalfer Wilbdm mtb MBitig Bitter ömaitucl in ber ffialagonbol. (vpijot. ‘Berliner SHuftrattonsgcfellfebafL)
unb einige Gelunbeit f pater webten oon ben fflteftfptften
bic Jteiferftanbarte unö bie italienifd)e «Rationaiflagge.
Ter Maifer hatte mit feiner Familie bas Fallreep ber
„Ctohcnj ollem“ betreten,
Om £aufc bes Wachmittags befichtigte bie Maiferin mit
ber 'Ptittfle||iw unb bem prinjen bie Gt.-'Btarfusftrdie.
Ulbenös begab fid) ber Mönig t»on Otalien an Borb ber
„$> oben 3 ollem". Unb nun fehlen Benebig in ein fitcf)t<
meet gctaud)t. Ter Slnbltcf bes Bacino non St. SRarfu?
war feenhaft Tie Gdjiffc waren non unzähligen ©lüh
lampen erleu<f)tet, überall brannte fteuerwerf unb bengo
Iifd)os ßid)t, bajmiFchen Mieten bie elcftrifcben fprojet*
toren ber ianjex. Tie „Königin ber «brla* jeigte flcb
in ihrer ganjen unoergchlidjen Fracht, unb auf brr
„f>o!)en,t ollem" {pielte bie ÜRufit bie beutle unb bie
italicnifdhe $>t>mne.
Benebtg. SRicco Öerd).
Sürgermcifter
Dr. 3oljann Georg OTöntfcberg.
Ofn ben ftolgen eine« Gchlaganfalls ift nach furzetn
^lilranfenlager am 27 . Blärj Dr. jur. Johann (Georg
Blöndcbcrg, regicrenber Bürge rmeiftcr non Hamburg unb
Bräfibcnt bes Senats, in Hamburg im Filter non 68 3ahren
geftorben. SOiöudebcrg war ber grafte Bürgenncifter be*
mobemen Hamburg, ber fid) feinen heTOarragenben Bor-
gängern aus ber frühem (Eutroidiungsperiobe bes freien
Sta&tftaatcs, Mirdjenpauer, ^Jeterfen unb Scrsmann,
tnürbig anreiht. Turd) feine ftaatsmännifche Befähiflunfl
fowie baburd), baft er öfter als irgenbein anberer Bürger*
meifter fyamburg offiziell bei nichtigen (Gelegenheiten 31*
bies bie ©la nnfd)afteti ber fRubcrHube Buccntora unb
Cuerini. Wenige ©linuton barauf blitjte am Bug bes
Kreimers „Hamburg" ber erfte Schuft auf. Hub jeftt — es
war ein erljcbcnbcr ©tomeut hi&ten bic Schiffe bie grofce
Orlaggengala, nun bornierte ber Maifcrjalut, ocrmifcht
mit bem fdjneibigen, lauten Hurraruf ber beutfcf)cn See-
leute unb ben lebhaften 3urufen be« Bolfcs, über bie
ßagunen. Wan glaubte fid) in bas glänjenbo Togen»
Zeitalter 3urücfnerfchh als man bie prunfoollcn (Gonbcln
roahmahm, in benen bic Wajcftätcn mit ihrem (Gefolge
fafecn.
Ter Steifer hatte mit bem Monig, bie Haiferm mit
ber ®rin3clfm Biftoria ßuife unb bem Prinzen Huguft
ht 3inei mit ©olb reich negierten Staatsgonbein Bla$
genommen. Tic föniglichen frahrzeuge waren oon acht
hiftorifd)en ©lunizipalgonbeln umgehen. (Eine halt»« Stunbc
nach bet Wnfunft ianbeten bie ©lajeftäten am (Garten bes
®ala330 IHeale.
2Iuf bem Blaftc bes hl- Btarrus war eine taufenb»
föpfige Wenge angcfammelt. Stürmifd)e Coationen burch-
brauften bie ßuft unb fanben ein oirlftimmiges Gd>o in
ben Gäulengängen ber umliegcnbert ifJaläfte. Ta öffnete
fidh eine Tür, ein Hammerbiencr legte einen Teppid) auf
bie Baluftrabe, bie SlfHamationen ber Wenfchcn arteten in
frenctifchen $ubcl aus, unb heraus traten 3ucrft ber Honig
oon Italien, bann ber Steifer, bie Haiferin unb bie faifer-
liehen Cbefdjroifter. Um 1 Uftr 40 Win. beflieg bie faiferlidje
Qramilie ein (Galaboot, um fid) auf bie „^ohoiuollem“ 311 be»
geben. Unb abermals bonnerte ber Steifcrfatut über Be»
nebig hin, unb laute Emma* unb Gooioarufc würben hör-
bar. Ta ging 00m (Groftmafte ber „^ohcnjollfm“ bie
Halientfehc. nom Hrei^maft bie beutfd)e flagge nieber,
«aifcTin «uguftc »iftoria unb ®rinjeffln ®ittoria ßuife. (®hot. Berliner Jtluftrationsgefellfchaft.)
oertreten hatte, war er beffen populfirftc ®erf6nlid)feit.
Hamburgs Bürger ohne Unterfd)icb ber poiitifchert ®artci
bebauem alle tief ben Bcrluft bes feltencn Wannes, ber
nid]t blofe in feinem engem Wirlungsgcbiet, fonbem auch
im fReidje an allerhöd>ftcr Gteile fowie bei allen ©unber-
regtemngen ber größten SBertfchatjung geno^.
Ter oerftorbene ©ürgermeiftcr entflammte einem alten
hamburgifd)en ö>c|d)lcd)t oon Älauflcuten, 3uriftcn unb
© e lehrten. Sein (Gr ohont er hat te £am bürg zur 3 ran3of e n *
geit als Genator rocrtoolle Tienfte geleiftet* fein ®ater,
Marl Wöndeberg, qteftot 311 Gt. ^ifolai in Sjamburg, mar
ein hemorragenber Örorfdjer auf bem (Gebiet ber ham*
burgifdKit ©efd)id)tc. Borgebilbct auf bem 3ohanneum,
ber h<nnburgifd)cn ©elei)Ttetifd)ute, ftubierte 3of)ann ©eorg
Wöutfcberg, geboren am 22. Huguft 1839, in ^eibelberg
unb (Böttingen 3uri«prubenj unb lieft fid) na d) (Erlangung
bes Juriflifdjen Toftnrgrabes im 3al)re 1863 in Hamburg
als Slboofat nieber. ^lls Snnbifus ber ©eriin»f)amburger
Gifcnbal)ngcfcUfd)aft legte er bamals fchon ben (Grunb 3U
feinen ttcnnhiiffen auf bem (Gebiet bes SJetfehrsroefens,
auf bem er fpdter im Tienfte feiner Baterftabt fo
heroorragenb arbeitete. Äaum jwcinnbbrciftigiährig, ift
ber rcbcgciDüiibte junge Böoofat Witglicb ber Bürgerfchaft.
unb fiebeiiunbbreihigiähTigi wirb er in ben Senat gewählt.
§ier ift er in einer langen Sicihe uott Befforts mit tätig
gemefen, fo in bem homburgifchcn Mirchenrat, beffen Borfig
er feit bem 3ahre 1880 führte.
Seine eigentliche grafte Scbensarbeit liegt aber auf bem
©ebictc bes brnnburgifchcn Öinan3inefens. 3m 3al)W 1877
trat er in bic 3'mm3beputatipn ein; 1885 würbe er ihr
Gräfes unb bamit ber ßeiter be« tmd)tigften unb nerant-
tnortungsreichften C&ebict« ber ^ambu rßi fc1)«?n Staats-
oeunaltung. 2luf bicfein ©often hat er allfährlid) bas Bubget
in ber Bürgcrfdiaft oertreten unb war er noch fünf Tage
Ter Teutfdie Maifer unb ber Mörtig non Italien im SWufeo Wunicipale am 26. ÜJlarj. (Bhot. Th- 3ürgcnfen.)
Das Deutle Äai[crpaat in 93encbig.
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Salut Der Ual,miS*«n Kuffoljr. Der «nmfgonD'In.
:a- ua — : m:
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3Iluftrirte 3*üung.
Mt 3379. 2. 21 pxü 1908.
oor feinem lode tätig. (äRoncfebergs Vcrdicnft ift cs
wefentUcfe, Daß träfe ber rtefigen Ausgaben, bie bie
Umwandlung des alten Hamburg 31t einet modernen
SBeltftabt unb bie Ausgeftaitungbes gefeite ju bem
befteiugerichteten ber SBelt forderten, fiel) bie fearn*
burgi|d)en ftinanjen in oortrefflichetn 3uftanö bef in-
ten, (Er l)at mit gearbeitet an ber Schaffung einer
neuen ÜBafferüerforgung Hamburgs, an ber Uber*
roinbung ber folgen bes Gfeolerajahres fowie an
ber Durchführung ber grefeartigen Sanierung der
ittneru Stabt, bie befonbers einen umfiefetigen unb
fingen Vortämpfcr erferberte.
3u bet Cöfung ber Gifcnbafenfragc für Ham-
burg, 3U ber man faft ein «men(d)enalter gebraust
hat, trug er als frinanjmann wie als Diplomat
nid)t wenig bei. Sein lefetes 9Berf, bie neue £w.m*
burger VoTortsringbafen, fonnte er noef) jo weit för»
bent, baß man feit einem 3aferc an ihrer Aus-
führung tätig ift. (Eine mehr politische als finan-
jielle Aufgabe, an ber er gleich in bet erften 3eit
feiner Amtsführung mit3uarbeiten hotte, war ber
hamburgifefee 3ollanfd)lufe. Gr befunbete hierbei
bereits feinen weiten Vlid unb feinen Sinn für
bie beutfehen (Einig ungsbe ft rebungen, Dies fiel
nicht wenig bei ber 'iBertfd)äßung ins ©eroiefet, bic
ber oon ihm bodboereferte ^ürft Vismarcf ibm
entgegenbracht c. Gr ift [pätcr nod) in nähern
perjönlictjen Verehr mit bnn Altrcichsfanjler ge«
treten. VJäferenb feiner ei nunbbreißig jährigen Amts-
führung als Senator befeibete er jum erftenmal
im 3afere 1889 unb feitbem im regelmäßigen
lumus noch oierjehnmal bie Gferenftelle als
Bürgermeifter, unb ber Dob traf ihn, als er
gerabe wieber bie fyöd|fte GferenftcUe al* regieren-
ber Bürgern) elfter unb (ßräfideut bes Senats ein-
nahm.
©ürgermeifter Vlöncfcberg war ber Ippus eines
echten hanfeatifdfeen ©atrijiers. Bon hoher, fräftiger
Grfcheinung, oerjtanb er es, bas altertümliche Amts-
fleib bes Hamburger üRatshe«m mit SBürbe 3U tragen. Aus
bem burchgeiftigten (belicht büßten unter ber hohen Stim
lebhaft jwei blaue Augen. Gine ©erfönlicfereit, wie ge-
fchaffen, bie 9 ßürbe eines freien Staates nach oben wie
nach unten 311 vertreten, Da^u war ihm bie ©abe ber (Rebe
in außerordentlichem (Dfafec eigen, «ein ftreunb unnüßen
SBortgeflingels, fprach er, unterftüfet oon einem fonoren Or-
gan, ruhig unb ausbnufsooll, 3un>eilen mit Humor ober f C f,
nem Sartasmus bie Söorte würgend, aber |tets in ber ur»
banen 3 form, bie feiner Stellung in bem freien Staate fo
wohl anftaud. Uber bet Dür feines Kaufes, bas er fid)
oor wenigen 3 af)ren als fein Altersheim erbaute, [tef)t als
fein SBahlfpruch ..Pi«. Honeste, Temperantcr“, SB orte, bie
ben Gharatter bes Heimgegangenen auch ganj fennzeiefenen.
Hamburg wirb ben Verewigten fehr oermiffen; benn noch
Ift ber ©tann nid>t gefunden, ber ihn ooll erfefeen fonnte.
Als Äußeres ®rinnerung&3eichen an bie Verbtenfte bes
oerftorbenen Vürgermeifters hat man bereits oor einigen
3aferen einen Äai „©töndebergfai" benannt; bie giofee
^urchgangsf träfe e vom Hamburger Wat haus nach hem
Hauptbahn feöf, ber efeatafteriftifchefte DeU ber neuen
Hamburger Borortsringbafen, wirb anfeerbem nad) iferer
BoHenbung ben Warnen „©lönefebergftrafee" tragen.
flatl Hcfftlbarth.
3Bod)enf(t)au.
Der beutfdt« SJeMjstaj.
Die Beendigung Des 3ournaliftenftreils. — Am
Schluß ber Sißung 00m 24. Btärj bat ber 3entrum*
abgeorbnete ©röbot für fernen bte 3°unui[iften beleidigen-
ben 3wifchenruf um (Entfcbulbigung. Hierauf befcfeloffe-n
biefc, benen «Sqmpathicfunbgebungen aus allen Seilen bes
«Reichs unb oon ben Vertretern ber größten Leitungen
(Europas zugegangen waren, bic »erichterftattung wieber-
aüfouuefemett.
Der«Rei<hslan3ler unb bcrGtaatsUfretär v.Scfeoen
über bie auswärtige ©olitil. — 3m Verlauf ber Be-
ratung übet ben (Etat ber (Rcichsfanjlei nafein ant 24. ©tärz
ber (Reichsfan per ftfirft 0. Aülow bas Atort, um über bie
auswärtige 'fJoUtif 311 fprechen. 3ueift berührte cx bie i»age
in «UtaTOfto. ®ie franj3ltld)e «Regierung fünne ber beutfehen
nicht oorwerfen, bafe |ie bic Algeeirasatte in fleiulicher ober
en 8h cr 3 l fl cr W^if« ausgelegt Ijabe, ^as werbe aud) tünftlg
nicht gefchchen; bod) erwarte Deutfehlanb, bafe STanrreid)
ebenfalls bic Alte in fricblicher unb freunblicher TOeifc an-
errennt. Hierauf wattbte fich bet JReichsfanjlcr ber «1030-
bonlfdtcn «frage- 3U. ®en bort hetrlchenben trüben 3uftänben
gegenüber fei ber ©ninbfah ber Aufrechterhaltung bes «tatus-
guo ber cinigenbe Buntt, oon bem aus bie 9J?äefitc bie i»age
ber Dinge ju oerbeffent fuchen. Das öf trrre icHifrt^un ßarifche
Vrojett ber Verlängerung b« Vosnifchen «Bahn btsaJJitTowiha
habe bie beutfehc Begierung mit Sompathic begrüßt, ba
einmal CfterTelch-Ungarn lebigltd) oon einem alten 5Rc<htc ^«j^
brauch macht unb barnt bie Vermehrung ber «BerlehTstoege bc-
fonbas geeignet crfchcint, ben 6tanb ber .flultur in fenen ©c*
gen Den 3U heben, ferner (prad) ber «Rcid)sron3ler über ben
oon MaiTer SBiltjelm an £orb Tweebmouth gerichteten Brief,
beffen p-rioaten GhaTaftex er noch einmal betonte, ebenfo wie
bie befenfioe Denben* Deutfdjlanbs bei feinen Schi ff bauten.
9!ad) bem Scichstanjlcr fprad) ber Staatsfclrctär Des
Auswärtigen Amts o. -Schoen. (Er roanbte ftch 3uerft ber
fUJaTottofrage ju. Dte ^Regierung teile bte 2Bünfd)e bes
(Reichstags, bafe bnlb etn 3nft«nb wieberlchren möge, bei
bem Handel unb Atanbel ruhig gebeifeen rönnen. Sie hoffe
auch unb habe beftimmte 3ufi<herungen oon ber franjöfifctim
Acgierimg, bafe weitere Schäbigutigen bes beutfehen H<mbel*
bei ben militärifchen Unternehmungen tunlichft oermteben
Dbot, K. VirbcT, Oamburg n. «rrttn,
Sürgcrmeifter Dr. ^Jolfonn ©<org ^Dlötuftberg, t am 27. ‘SQIötj.
würben. Der 3taatsfehrct5r TteUte ein AJeifebuch über «Dlarolfo
in 9lus|icht unb beipraef) foöann bie Bcbentung bes Tuffifch*
perftfehen Abtommens über Bcrfien ; Deutfdilanb habe leine
Utfad)e, fid> beunruhigt ju fühlen ober gar Dagegen Stellung
3U nehmen. 3wifd)eit biefem Abfommen mtb ber Bagbab-
bahn begehe burchaus feine Verbinbnng. 3um Schluß be-
rührte ber Staatsfefretär bie Verhanblungcn, bie über ben
Statusquo in beT Aorb- unb ber Cftfee itn ©ange finb. Auf
feinen ffall es liefe barum aus bet Dftfee ein Mare
rlansiun 311 fchaffen. Akts Die Wlanbsittfcln betreffe, fo fei
ba-rüber oiel irrtümliches Perbreitet worben, «Rufelanb feabe
bisfeer leineilei Anträge an bie «Dlächtc geruhtet, bie ihm nach
bem Airimlriegc auferlegtc Befchräntung feiner Sonocränitäts-
rechte aufouheben, unb beabfiefetige aud) nicht es tun.
Die *ebe bes «Reichsfan jlers über bte Aeform
bes preufeifefeen 'Jüahlrccfets. — Am 2&. Aiär,( fiel bie
Sifeung bes fatholifchen feiertags wegen aus. Am 26. würbe
nach ber jweiten Beratung jenes Deiles bes Grgänjungsetats,
ber bie Reinen ftprberungen fflr bie «Blilitar- unb «Port-
oerwaltung enthält, bie Disfuffion über ben (Etat bes «Reichs*
tangiere unb ber fRcicfesfan^lri fortgrfefet. (Es lagen baut elf
fRefolutionen cot, bie fld> auf bie innere bejiefeen.
3m £aufe ber Debatte nahm bet iHeichsfanjler ftmrft v. Bülow
bas AJort. Die ^laibemolratifche Aefotutlon, bie bie retefes-
gefefelicfee Übertragung bes fReichstagswafelrecfets auf bte
Ginjeiftaaten forbert, fei für bie tRcgimmg nicht annehm-
bar. Der «Reicftslanjlet unb ber (Bunbesrat feätten auefe gar
feine Berechtigung baju, weil es ein Parlament gegen bas
anbere nusfpielcn feiefee. Atem als bürfe ein (Hnjelftaat auf
bas SReid) ober bas (Reich auf bie (Ein3dftaaten unberech-
tigten (Einfluß gewinnen. Der JRctthstau.iIer rtcllte in Ab-
rebe, bafe er am (Reccfestagswahlrecht Elritil geübt habe. (Er
unb ber (Reichstag hätten otclmehr „bas gute (Reichstags*
Wahlrecht“ nod) oer belfert burefe bas fog, Vlofettgefeß, burd)
bie Diäten unb bie Ausbcljnung bet Aeichsfaferfarten. Aber
bas muffe man 3ugcbcn, bafe geiftige Bildung unb poiitiFchc
(Einficfet in biefem A3afelrecfet feine Verüdficfetigung fänbe«.
Die (Regierung bcnlc febod) leineswegs an bie Anbetung
bes «Retcfestagswahf Te «h* s - A3as für bas fRetcfe poffe, paffe
nicht für jeben Gin3elftaat. Die Sojialbemottatie brauche
bie Unsuftiebenfeeit unb ben Appell an bie materiellen 3n*
ftinfte; tljr fei bafe« f«ln 9öafelred)t rabtfol genug. Unb
wenn bie bürgerlichen Parteien bas (Reich stagswahlrecht in
ben (Einjelftaaten bnrefefefeten, fo würben ftc es auf ifere
.«often tun. lEbenfo würben bie Atommunen, in benen
überwiegenb bas liberale (Regime betriebt, in ben Befitt ber
rabifalen ©artet gelangen. (Es fei olfo falfcfe, wenn man
ihm, dem (Rcichslanjler, oorwerfc, er, ber Doch bte (Reform*
bebürftigfeit bes pveufeifeben iBafelrechts atterlenne, habe ba-
burefe, bafe er im preufeifefeen Abgeorbnctenfeaufe bas ge*
heimc (Wahlrecht nicht in Ausfidit ftellen fonnte, bem
Liberalismus einen Sdfelag ins ffiefidfet oerfefet. Die fojtal-
bemofratifche Aefolution würbe auch ju ftonfliften mit ben
.'fonferoatioen führen, bic einen erheblichen Veftanbtcil ber
'Parlamente unb bes Volles bilben. ©reu feen unb bas (Reich
leimen nicht ohneeinanber aus. Das fei eine ftolgc ber
Daten bes großen .Röntg* unb ber Bismarcffcfeen ©olittf.
„(Es henrfeht Ginfeeit, bas möchte id) bem 3nland unb bem
Ausland gegenüber betonen, unb biefe (Einheit wird nicht 311-
grunbe gehen, weder durch Angriffe uon außen nod) bureh
innere Ronfliftc."
Die AHrtung ber (Rebe auf bie ©arteten unb bie
(Erledigung ber 3cociten Lefung bes Gtats bes «Aus-
wärtigen Amts. — «Rach bic (er Blocfrebe bes (Reichs*
fan3lcrs mad>te ber 3 CT, bcumsabgeorbnetc AJellftein einen
heftigen «Angriff gegen ben Acicbsf ander unb bie oon ihm
oertretenc ©lodpolitil. (Dian habe aus dem SOtundc bes
«Rcid)srcnt3lers eine Verurteilung bes 5Reid)stogswablred)ts
gehört, wie fie der (Reichstag noch niemals 311 hören bc>
fommen habe unb auefe niemals oon bem oberften Beamten des
(Reiches, ber bod) ber erfte Dräget ber Berfa ffung lein foll,
befommen bnrfte. Unter bem ftümiifcfeen Beifall feiner
3roltionsgenoffen legte ber Abgeordnete VJelimann hiergegen
entfefeieben Verwahrung cm. Der objeftioe Betrachter
fragt unwillfürlich: dBoju ber Lärm? Der (Reichs,
faniler feat «rflärt, baß es ein für alle Staaten ab-
folut paffenbes (JBafeirecfet ntefet gibt, baß bie SBöfel-
fafett eines Volles nicht allein ober überwiegenb oon
feiner Bcnfaffung ober [einem aUafelrecfet abhängig
tft, bafe bie 3uftanbc in ÜAecf len bürg, bas noch feine
Verfaffung hot, nicht fchlcchtcr finb als in Haiti, da-
ein gefeeimes 9öafelrccfet bcft*3t (Er feat fern et ju
gegeben, bafe auch bas Deutfdje Acicfestagsroahlrecfei
Schwächen aufweift, und als CEideshfli« bafür ben
freifinnigen Denier frriebrld) Demburg jittert. Das
ift alles. Der Abgeordnete ©ottfeoff (JJreif innige
Vereinigung), ber nad) ber (Erflärung bes
o. Bülow im preufeilcfecn Abgeorbnetenhaufe einem
tiefen (mißtrauen Ausbnid gab unb nafee daran war.
00m Blöd ab.turilden, meinte, ber (Reichsfanjler hätte
ber (Erbitterung oorgebeugt, wenn er gleich in biefer
(IBeife gefproefeen feötte. Selbft ber SojtalbemolTat
tEmmoI gab ju, Daß J>ürft o. Bülow Hoffnung auf
einige (Reformen im pTeußifdjcn äöablrecfet erwedt
habe, wenn auch nicht auf eine gründliche «Reform,
wie ftc oerlangt werden müffc. Der StaatsfetTetär
v. Vethmann-Hoüweg ftelite bie balbige Vorlage einer
(Reform bes Etaatsangehörigleitsgefefees in Ausftcht.
Dte Richtlinien bierer Veformoortage werben dahin
gefecn, bafe 6er Verluft ber beutfefee« Stdatsatigel)örig-
rcit erfeferoert unb ihre aBicbcrrrwerbung erleichtert
wirb. Durch £d)lußantrag würbe bie Disfuffion über
ben Dttel (Heicfesf analer gefchloffen. Gbenfo würbe ber
(Etat bes Auswärtigen 'Amts erledigt, fo baß am 27.
bie Dritte Lefuttg beginnen fonnte.
Die Dritte Lefung bes (Etats unb bes
Tflottengefeßes. — Am 27. iülärj würbe juerft
bic aus ber Verhandlung bes oorfeergehenben Dages
noch rürfftänbige (Refolution ber ©ölen auf Ginfeßung
einer (Enquctcfommiffion aus 'JÜlitgliebem ber pct
bünbeteii (HegieTungen unb bes (Reichstags 3ur Untcr-
fudjung ber politifdjen VeThältniffe ber polnifchen
VcoäUcTung in namentlicher Abjttmmung mit 158
gegen 148 «Stimmen bei jwei Stimmenthaltungen
angenommen. 9Rit ^fentrum, ©ölen und Sozial
bemofraten ftimmten bie Deutfdje Volfspartet unb
einige (iRitglieber der beiden anbcien fretfinnigen
©ruppen für bte (Refolution. 9Jiit ber brüten Lefung 6es
(Etats würbe bie dritte Lefung bes flotten gciet3es oerbunben;
beide würben bewilligt, bas frlottengcfot} gegen bic (sozial-
bemofraten.
(Ein Sdtulcrlaß bes Hultusminifters Hotte. —
Der .«ultusminifter Holle hat einen Sehulerlafe für '©reufeeit
gegeben, ber betoeilt, baß man fid) auch im preufeifetjen
Hnterriditsininifterium mobemeren Anfcbauungcit nicht ganj
oerfd)ließt. Bei den Lehr* unb Stoffplänen foll ber Umfang
bes Stoffes befeferäntt werden. Alle llnterrichtsfragen f ollere
[ich mefer att die Denfarbeit und die Urteilsfraft ber «inder
wenden! Bei t'efeftüden, ©ebidtten, biblifchrn (Erzählungen ufw.
ift aller 'Jülangel an ttbcrfichtiicfefeit ,)u uermeiben. Überall
inüffen unter 3nanfpruct)nahme ber aJlittätigfeit ber
tfinber — die Ha«Ptfl<ncht»puntte unb Hauptßedanten, bet
poetifchen Stoffen oor allem auch ber poetifefee ©efealt, h«t-
oorgehoben werben. Beben den eigentlichen Auffäßcn, die
audj niefet fo vorbereitet werben follen, baß fie nur noefe
ben 9Bert oon Schönfchretbübungen haben, finb mögliche
häufig ohne befondere Vorbaeitung furje Vieberfchriftcn
anzufertigen. 3nt (Religionsunterriefet ift oor allem eine
relifliös-fittliche (Einroitfung 311 erftreben; geiftlofes Ginlcmen
barf nicht ©laß greifen, ein Übermaß oon Stoff, befonbers
bes gebädttnismäßig anzueignenben, ift ju oemteiben.
Das ©efeebt bet ©einab. — Vach Grfcheinen ber
amtlichen Bcrluftlifte ift 3U berichtigen, daß bie 3«hi
Scfeweroerwundeten nidjt neun, fonbem aefet unb die ber
Leichtoerwunbeten nicht acht, fondem fieben betrug.
Vertagung bes froatifehen Lanbtags. — Vkgen
der tief g<h f Differenjen ,)wifefeen Mxoatcn unb (Ulabfaren
in ber Sprachen* unb ber Safenenfragc erfolgte bereits am
14. (März bic Auflöfung bes erft am 12. uifammcngetretenen
fraatifefeen Lanbtags. Bei ber ‘Berief ung der Vertagungsordei
hurefe ben Alterspräfibenten ©opooics- laut es 3u ftürmifchen
Lärmfoenen, bei benen das löniglicfee (RefTript beinafee 3er
riffen worben wäre. Die Demonstrationen fefeten fich in
ganz Agram fort, bod) waren fie oor bem Banatpola^-
Durch Abfpeming unmö*glich gemacht.
Eine beutfefee Automobil-Expedition
nad) ©erfien unb 3nbien.
/ffs ift ficfeerlich feine 3ufällige (ErfchKitiung, Daß Die Gnl-
ßtwidlung De* modernen «Dlafchineubaua unb namentlich
Die Des Automobilismus Das allgemeine 3ntereffe in er*
höfetem ©lafee roieberum Den Lanbcoegen sutoetibct, bic
infolge ber (Entwidlung ber Schiffahrt unb ber Gifenbafen-
te^nif gcitweilig ganj aus bem «^emoerfefer ausgefdjaltet
waren. Die großen «Rennfa fetten besleßtoergangeneu Saferes
haben ben Vetoets erbracht, baß wir uns h«ft erft am
Anfang einer neuen Gntwicflung befinden. VSähreitD aber
Die aUettrenncn ohne irgcnbwcUfecn weitem als Den
rein fportlicfecn in Dcutfcfelanb einem oerhältnismäfeig
nur lüfelett Ontereffc begegnet jtnb, liegt Dem mefer auf bas
Gmfte unb ©rünblicfee geftimmten Gfearafter bes Deutfeh 1
turns ein Unternehmen wefentlicfe ttäfecr, Das am »1. «Dlärj
oon Jfranffurt a. 9)1. aus begonnen feat, und bas fd)on
um Deswillen eine Das rein fportlicfee 3ntercffe weit fiber-
flügelnbe (Bedeutung befifet, als Der Ausfüferenbe nicht
Der (Rennfahrer ober Sportsmann fo oder fo ift, fonbem
ein auf dem Schiet Des (Reifens gründlich erfahrener (ülann
non fchriftftcllcrifchent und wtffcnfcfeaftlichcm (Ruf.
Unfer langjähriger Vlitnr beiter, ber tVorfchungsrcifcnbc
(RuDolf 3abel, befindet fich gegenwärtig mit 3wei Auto-
mobilen auf einet roiffenfcfeaftlicfecn, liierarifcfeeti unb
tünftlerifdjen 3wccfen dienenben (Reife nach €übrußlanb.
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9h. 3379. 2. 9IpriI 1908.
3Ilii|trirte 3 e ^ un 9-
579
^Jctjien, Afghariißan uul) ^nbicn. Ter Sd)wcrpunlt ber
Weif* ließt in wirtfd)ait>:.gcographifd)en unb oölferfimblidjen
Stubicit in ©erfien. Sd)ou öaraus ergibt fid), baß bic Be*
nußung oon Automobilen liier nur Wittel zur Grrcicbimg
von Jroerfcn ift, bic fonft burd) Benutzung anöcrcr ©er-
frt)roinittcl erzielt 31 a werben pflegen. Alfp um Tein* Wenn«
fahrt hanbelt es fid) hier, unb bonmt ift biefe Weife auef)
etwas, worauf bas Wort Ben Atibas: „Alles feßon ba»
gewejen", einmal nicht .zutrifft. Gs ift bic erfte ernften
^werfen bienenbe große Tourcnfahrt im Automobil, etwa
18000 km, ein Unternehmen, bas natürlid) aud) fportlid)
bie größten Anforberungen an ben Leiter ber Grpebition
unb an feine Teilnehmer {teilt.
3 u ihnen gehört in erfter iMnie bic Giattin urcfcrcö Weifen*
ben, bie als ftänöige, gctreiie ßrefdbrtin bereits in Stören,
Warolfo unb letzthin in Turfeftan alle ^^Ujrntlfe unb lln-
bilben mit ihrem (hatten burd)gemad)t t)at # unb bic aud)
biefe allen 3 ufälli gleiten ausgefeßte unb zumal unter
beu heutigen 3 uftänbcu in Berficn unb Bußlanb feines*
toegs gefnhrlofc Keife mit einer bei ft rauen gänzlich un-
gewohnten Äühnljeit teilt. Weiterhin bürfte es für bic fiefer
ber „ 3 lluftrirten Leitung“ non befonberm 3 ntere|fc fein,
bah fit iljri'u altberudhrten unb ebenfalls auf Dielen
Schwierigen Weifen erprobten Spezi alz eidine r Gmil Ifimmcr
ber Grpebition 3 obel* attachicrt unb fid) ebenfo bic Teil*
nähme nnb lünftlcrifthc ©robuftion bes namhaften Tüffel*
borfer ftunftmalers Otto Bcujcr gcfid)*rt hat, fo baß bie
„Olluftrirte 3 eitung" foroohl nad) ber literarischen tnic
nad) ber fünftlcrifd)cn Seite hi» ihre» i?cfcru gar mancherlei
.'Oodjinterejfantea glaubt nerfprechen 311 bilrfen. Weiter*
l)ln i|t 3 »bci begleitet oon ben» 9 J?cd}aiufcr unb ÜJlpntcuv
ftriebrid) <Rotl) aus ftranffurt a. 9 ft., ber bisher bem Be*
trieb ber befannten Ablcr- ftatjrrabroerfe oorm. öcinrid)
ftlcner A.»®. in ftraulfurt a. ÜJI. angebört t)cit, jener großen
bentfd)fn Automobitfirnia, bet ber nad) ben Angaben Rubels
bic beiben Keifewagen erbaut roprben finb.
CDie-fc Wagen finb bis in bie fleinften Details hinein
übcrcinftimmenb chaffiert, fo baß alfo ein Gßaffis für
ben Kotfall bic Summe ber Kefcroeteilc bes an bem bar*
{teilt unb ein Wagen bem anbern jeber.^eit über Schmierig*
feiten hinwegjuf)d{en vermag, Jlarojfiert ift ber eine
Wagen als ^perfonentoagen unb beranbereats Beiwagen.
Unfere fiefer finben in ber heutigen Kummer eine 3 *td)*
mtng unferes Spcziatzcidiners G. Zimmer, bic öen Ab*
fd)itb ber G.rpeöitiou oon ber alten <&oett)e*Stabt ftranl*
furi öarftcllt. Sie wollen fid) bamit jundchft genügen
laffen bis auf weiter* Geilheiten, bie in buntefter
Wannig faltigreit nid)t auobleiben werben. 3 itzwifd)eu
aber vQnftjjtn mir ber Gjpcöition, an ber mir felbft in
fo hmwrragenber Weife beteiligt finb, einen großen Litera*
rifd)en unb tünftlerifchen (Erfolg unb oon Hetzen gut (Sind
auf ben Weg, ben ßanbweg nach 3 nbteti!
Kio bc ftaneiro imb Buenos Aires, flurj, in abfcbbareT
3 eit hat eine jebe £>aupto*rfct>rsftraße ber Sd)iffal)rt
ausrcidienö« Wöglithfeit brahtlofen Berfchr* auf unreifen.
Ter Alicen ber brahtlofen Telegraphie für 3 roerfe ber
J>aubel 9 inarine fpringt |a in bie Augen, unb jeber ©affagieT
eines Sdpicllbainpfrrs würbe cs bereits als ©langet rügen,
wenn er nid)t in ber ßage märe, wüßrenb einer Seefahrt
ab unb 3 U Kachriditen tu geben. ©an* abge|ehen aber
baoon, ba& bic großen Sdjiffahrtslinien fthon an unb für
jid) ein großes 3 ntc reffe baran haben, öen Balfaginren
alle nur erbenflidjen Momforts ,g* bieten, betrachtet heute
jeder Mapitäu bas KotE)anben|ein einer Station auf feinem
Sdjiff als unerldhlid)« Sicherheit smafjregeL Gr weiß, baß
Seine jBerantroortimg baburdi »einer wirb; beim in ftätten
oon Sturm, Kebel, bei ßollifioncu unb fonftigen .^aoarien
lann fein Sd)iff baburd) gerettet werben, baß bic braßt*
lofe Telegraphie redjtjeitig in Tdtigfeit tritt.
3 m ganjen gibt es roohl etnfcbliefelid) ber für .ftriegs-
, 3 wcde beftinunten Stationen fed) 3 ehn* bis fiebjehnhunbert
ftinifenftationeu auf ber Wett, oon benen jebod) nur ein
Heiner Teil bem öffentlichen ©crfelpr bienftbar gcmod)t
ift. Abgerechnet bie jtänbig neu auftaud)*nben unb halb
roieber »erfcl)minbenben fog. Spfteme, finb es h««tptfäd)lid)
brei große Giefellfchaften, bie fid) in bie bisher <k bauten
Stationen 311 teilru hoben, nämlich: Me cnglifchc 'JKarconi,
bic anicrifanifd)c be ftoTcft unb bie beutfd)* Telcfunlen.
Tie beutfeße Telefimfengefellfd)aft allein hat etwa fieben-
hunbert Stationen gebaut.
Währen b nun Tele fuuren unb bc ftoref t oon beginn an ben
Stanbpunlt oertreten haben, baß im 3 ntcreffe bes Weltoer*
fehrs alle brahtlofen S tationen ohne 9 ?üdfid)t ouv bas Snftcm
miteinanber in ©erleht treten müßten, hat Warconi, geftüßt
auf bie Wonopolbeftre billigen Gnglanbs, fid) ftets geweigert,
einer internationalen Kcglung ber ftuntentelegraphie jroi-
fd)en ben einzelnen G>efellfd)aften bie öo»b ju bieten.
Grft ben Bemühungen bes bcutfdjen Kcichspoftamts ift es
gelungen, fämtlidje Staaten mit Ausnahme 3 taliens oon ber
Kotcoenbigfeit einer foldien Keglung oon Staats wegen 311
überzeugen, unb ber 3 ntemationale ftunfenrongreß in Ber-
lin liMHj hat enblid) bas lang erfchnte 3 iel herbeigeführt.
Am I. ftuli b. ft. werben bie internationalen Befd>lüffe
in Straft treten, unb jeber Staat wirb eine An^aßl ßanb-
ftationen namhaft madjen, bie jeber, zeit bereit finb, 311
ben im Stongreß feftgelegten Taren Telegramme zu über-
mitteln. 3 n Tfiitfd)lanb unb noch mehreren ßänbem
finb and) für bie ^anbelsfd)iffsftationen ( bie ffch i« im
Brioatbefih ber Aeebereien, bjro. ber funPentelegraphifchen
Betriebsgefcllfchaften befinbeit, bie internationalen Be*
ftimmungen maßgebenb, unb bic bcutlcbc Keid) 9 po(t ficht
jdyon jetzt ftreng barauf, baß ber Ticnft auf ben oon ihr
genehmigten Sd)iffsf tationen ebenfo gehanbhabt wirb wie
in einem Kcidjstelegraphennmt.
flliol. Änrt Uutper 'P.’.i.iöebur,!.
«Utioli 3 abcl.
Tetefunfen in ber ^anbelsnumne.
‘Bon Ctjerinflen irur Breion.
*^ic ®lÖglid)leit, für ein Sdjiff mittels brahtlofer Tele-
^/graphie Kad)rid)tcn abgeben zu lärmen, fteigt oon
3 aßr 311 3 ahr fdjnell. Bereits jetzt zieht fict) in Guropa
eine ftette brahtlofcr Stationen von St. Petersburg
bie beutfeße Oftfee* unb Kotbfee lüfte entlang über bie
Kiebcrlatibe, Gnglanb, ftranlreid) unb Spanien bis nad)
3 talien hin- Ter Weg nach Cftafien weift nod) große
tiüden auf, wirb aber wenigstens an ber d)inefifd)en Aüftc
fd>on in ben nSchftcn fülonaten ausreichende ©erlehrs*
mdglid)feiten bieten, fobalb bie 3 toölf zwifchett Tientfin
1111 b Wmiton burd) bie Berliner Telefnntengefellfd)aft auf*
gestellten Stationen von ber d)iueSi{d)en Kegierung in Be*
trieb genommen Jinb. Tidjt be(ät ift bie norbamerifanifdjc
ilüftc bis zu bem ©olf von Wlc-iito unb bem Äaribifchcn
Weer. Beremzeite Statiouen beflnben fid) in ber 93 äl>e oon
©n« bsutjdje Stutomobileipebition nad) <p«|ien u ab 3nbi«n: S!b[a^rl *on gtanffurl a. SW. am 31. SUärj. Ctigitialjcidinutia pan (Emil Zimmer.
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580
Stluftrirtc 3 «itimg.
5Rt 3379. 2. Styril 1908-
Tampfer be* 9lorbbeutfcf)<-n £Moi)bs tiiit Telefunlenfiotton uor bcr Wartehalle in ©remert)aoen <red)t$ im Jfnntctgnmbe Canbftation ©remerboocu).
$ebe ^oftanftalt Teutfd)lattbs nimmt Telegramme an
biefe (schiffe unb oon iljnen entgegen, wenn fte mit bem ©er*
merl „©abiotelegTamm" oerjeben finb, unb beförbert fie
nad) bcr bem augenbli (fließen Aufenthaltsort bcs Gdjiffcs
näcf)f (gelegenen iUiftcnftation, bic wicbcrum bas Tele-
gramm an bas betreffenbe Gdjtff gibt, jobalb es jid) in
SKufuH’ite befinbet. Die Abreffe für ein berartige« Tele-
gramm ift j. ©. folgenberma&en abjufaffen:
Wabiotelcgramm
über ©orfutn
£errn I
Teutjd>cr Tampfer „itap Crtegal“.
3u ,iat)tcn ift für ein berartiges Telegramm oom Ab*
fenber bie üblid)c Telegcapljetttaxe oon 5 für jebes SDort
(minbejtens aber 50 A), aufjerbem bie Alüftengebüijr oon
KO A für bie Tepefdje. Ter (Empfanget bat beim (Empfang
bes Telegramms 3 U S^ Ien
50 4 ffioTbgebiiljr für febet
Wort. 5ür ein Telegramm
ooin Sdjiffe nad) einer Stabt
im ©inncnlanb (Teutfdjlanb)
finb oom Abfcnber an ©orö
bes Gdjiffcs fämt liebe C&ebüb-
reu au ial)len, b. I). ö < e ®orb=
gebühr oon 50 A für jebe*
Wort* bie ftüften teure oon 00 *
für bie Tepefdje unb bie fianfc-
täte oon 5 A für jebe* UBort.
Tie Oröbrpläne, nacf) denen
fid) bie Äüftenftationen und
einzelnen Scbiffsftati oneu in-
formieren, jinb 3, für bic
mit TeleftmEenapparaten au&-
gerüfteten Tampfer bcr
.viamburg-Sübamerifa« liinie in
frorm oon Tiag rammen fo
anfgetragen, ba& ber Stanbort
jebeö £d)iffes oon Tag ju Tag
abgclefen toerben farm. Huf
bem Tclefunfenocrbinbunge-
planoom 3amiarunb frebruar
1908 für ben Sübamcrifabimft
geigen bie fdjrSg itad) unten
rechts laufenben Aiimen bie
An&reife Mamburg » Sueno*
Aires an, wäljrenb bie fdjräu
nad) oben redjts occUmfenbeu
Stridje bie Stucfreije nad) Ham-
burg martieren. Auf ber lan-
gen Seite bes Wet^tedes finb
bic Tage, auf bcr für $en Seite
bic Aüjtenftationen ange3cigi.
Ter Tampfer „Stap Ortegal“
3. ©. oerläfot am 18 . 3 amiar
'Buenos Aires* pa ff iert am
19. 3anuar ÜJionteoi&eo, be-
finbet fid) am 22. Januar aui
berf)öi)c oon Wo, freuet ben
'Äquator am 27. Januar, erreidjt SDiabeira ant 2. 3r«bruar,
pofjiert am 5. ftebruar in Äufroeite bic beiben nad) (Buenos
Aires auf ber Ausreifr befinblid)en Tampfer „ftönig
frriebrid) Auguft" unb „Stap ftrio" unb erreicht* ununter-
brochen in ©ufroeite bie europäischen Änftenftationen
paffierenb, am 10. ftebruar £>amburg.
Tas Tagebucf) bes Telegrapljiften bes Tampfcrs „Äap
©lanco“ oon ber ^ambuTg-Sübamenfa-fiinie 3. ©. gibt
T cltftfo kto-
VERBIN DUNGSP LAN
Berlin itnl 3 Dei 1 S07.
-BMj
i(i&- ~
Qi^ftUsth^p pr Ardhtlcse'TthjfTtphie
Jjsftm TtltfuttKrn Berlin*
Xelefunfert in Ber ^anbclsmarine.
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Sfr. 3379. 2. Stylit 1908.
Olluftriitc 3 e *t un 9*
581
3 tntion Dm Kämpfers „Wreona" Der ftamburflTübaTncriFa-tfmic, Me am 3. Tejcmbet 1907 mit Der Milftenftation Scbeuenlngeti auf 1400 km oerfftjrte.
Uber bem lifd) an gcorbnet Der tfmpfänger, unter brm Tifch brr Gcnbet.
imereffauten ©ufjc&luf) über ben Verlauf ber Ickten Weife
Gölten os ©ire&»f>amburg. Sluf Dem Tiagramm Fann Die je
Weife »erfolgt werben.
7. bis«. Januar Wbfaljrt Buenos Wires flcgen Wittag.
JTlnf Uhr morgens cr|te 3*id)fn von bem »on (Europa
fommenben „Map Ortcgal". 90tit Wotitcoibco bis elf Uf)t
Berfebr aufre<hterl)altcn, mit „Map Crlegal" bis oier lll)r
nachmittags. 2ln Wonteoibeo brei Telegramme
gegeben, gmei empfangen. 9ln „Map Ortegal"
.Wölf Telegramme gegeben, elf empfangen.
•Summa ad)tunb3uxm3ig Telegramme.
9, bis 10. 3auuar Fein ©erfebr.
11. Januar frühmorgens Werbinbuitg mit
Dem BavfiF»ff>cfcbt»abeT ber ameriFanifchen
flotte, nbcnbs ad)t Uhr bret&ig ©Knuten 3»ei
Telegramme mit bem jlagg|d)iff „Connecticut"
©bmiral Coans' gewethfelt.
12. Januar abenbs jiebeu Ul)r erfte 3 c W)tn
»on öem auf bem ©ege nad) Buenos 9liTes
befinblichen Tampfcr „Mönig ©ilbclm II.*
13. Januar ©crFd)t mit bemfelbcn Tauipfer
»on fünf Uhr morgens bis eineinhalb Uhr nach*
mittags, oier Telegramme empfangen, feeb*
gegeben. Shifjcrbcm Baffagicrliftc ausgetocdjfelt.
Heftes Telegramm in weibunbertneuiipg «Sec»
meilen Wbftanb.
14. bis 18. Januar Tein 9J erlehr.
19. Januar abenbs jeetjs Uhr erfte Jeicfjen
»on bem nad) Buenos Slires fcgelnbeu Tampfcr
„Map ©ilano“; ©erbinbung bis ’3um 20. Ja-
nuar nachmittags brei lll>r. t&egeben fünf,
empfangen ad)t Telegramme, ©affagierlifte
niisgeiDcchfclt. Über ©ilano le^tc Tagesneuig»
feiten »on Wauen unb Worbbcid) erhalten.
21. bis 22. Januar fein ©erlebt.
'Hm 22. Januar abenbs Tagesneuigfeiten
»on ©olbhu (engl. Warconi-Statton) empfnn«
gen, Tiftanj 3200 km.
23. Januar ©abeira, Tagcsneuigtcitcn oon
©olbhu.
24. Januar Fein ©erfelpr,
25. januar neun Ufpr abenbs »on Ihtropa
fommenben „Map Brcona" gehört.
26. 3anuar morgens „£>afcn Bigo*, mit»
tags „Map Wrcona* gehört, etroa 400 km ooraus,
teilt mit, ba& et adjtunbüifrjig Gtuubcn ©er-
fpütung gehabt hat, habe alfo fchon am 2o. Ja.
uuar »on „Wrcona“ gehört, als fie fid) auf ber
A}öbe oon Cueffant befanb. Tllfo Tiftauj über
1000 km.
27. Januar morgens 3*ÜungsneuigTciten »on
Worbbeid) empfangen, »onuittags 3el)tt llljr mit
Cueffant (frau 3 Öfi|che Müft«} auf 350 km in ©erbinbung
getreten. Wbenbs 3 *ttung«iia<l)rUbten »on ©orbbcicf).
28. Januar iSafen Southampton 3eituagsnad)ri(hten
oon Worbbeid).
29. Januar morgens Scrbinbung mit Schcoeningcn
unb Worbbticb, ein Telegramm für Gebeoeningen, gehn
für ©orbbeid), 3 »ei Telegramme für Murl)aoen.
Gesellschaft für drahtlose Telegraphie Berlin
System „T«kfunk«n".
Drahtlose Verbindung mit Station:
Commiinicaciwi radiotelegräfica con la
estaeiön de:
.. ertMu*:
voraussichtlich um
prohablemente
Annahme von Depeschen
Se reciben telegramas
von: *C. witOU) bis: '?■
desde las: * hasta las:
Auskunft üb«r Beförderung und Taxen erleilt der
Telegraphist an Bord.
Informaciön sobre lasas por et telegrafista de abordo.
Xelefunfcn in ber £anbeIsmaritK.
30. Januar morgens fieben lltjr aorfturhaoen. Wach*
mittags 3 »et Uhr Hamburger §afen.
Ter oorftebenbe Origtnalberidjt jeigt, bah «ine Gd)iff«-
ftation auf bem ©ege nad) SübameriFa fdjon jeljt »dtprenb
ber meiften Tage ihrer Weife in ftunftion treten fann.
Tie Beanfpntd)ung toiib noch «nt ein bebmteubes ftcigcu,
wenn nach Jnfrafttretcn ber internationalen 21 bmad)un*
gen aud) bie fjanb«Uf<h*f^ frember Statia«
nen an bem ©ertehr teil nehmen; benn es hat
lief) gc 3 eigt, bah ber Wcrfcbr wifchen jaaei auf
hoher Sec fid) treffen ben Schiffen grofte «In-
nchmlichfeit mit lief) bTtngt, Tic Gchiffc taufchen
ihre lebten, »»nt Jeftlanb erhabenen 9lachti<hten
«nb bie Baffagierliften aus, unb fo mancher
Wcifcnbc enlbecft 3 roif<hcu ben Baffagieren eines
anbem Sdjiffes einen Bclannten, mit bem er
fid) unterhalten möchte. Tie Mapitäne haben
fid) michtigc Blittcituttgen über ©inb unb ©etter,
treibenbe 2 Brads uf®. 3 U mnd)en; befonbers aber
roerben bem Schiff, bas gurrft in bie SlätK einer
Alüftenftation fornmen fann, eine Wntabl Telr»
grammc 3 ttr ©eit erbe förberung nad) Uanb mit-
gegeben. Sluf unfern Bericfjt bes „Map ©lanco"
u>ic ber 3 urü<ffommenö, »ollen »Ir einen ber»
artigen ftall betrachten.
Ter Telegraphift bes „Map Blauco" weih,
bag er am 18. unb 19. in Wufamtc bes Tampfers
„Map ©ilano* fein »irb. Cr bängt alfo jux
Benachrichtigung ber Baffagicrc eine Tafel her*
aus, in ber et an^eigt, baf) er am 17. mittags
bis 19. abenbs Telegramme für ben „Map ©ilauo"
annimmt. Baffagicrc bes „Map Bianca", bi«
nun nach GüöamcriFa telegraphieren »ollen,
geben ihre Telegramme an „Map ©ilano* 3 m
©eiterbeförberung unb fommen fo billiger unb
fdjncller 3 um Jiele, als »enn fie bie betreffeube
©achricht uon bcin nficfjfteu .nafenplat) aus
mittels Mabcl Deranlaffcn. Bisher machte bie
ftanbclsmatrinc »on ber JunfentclegTaphic leibe r
nur »crbältuisuiöfjig befchrdntten Gebrauch;
aber entfpredjenb ber immer mehr »ad)fcttben
©löglichfeit, brahtlofen BerFehr ausjuüben, »irb
fid) bas Bebürfnis in abfehbarex 3 ftt in folchem
Wahr fteigrm, bah bic Crrichtung uon Stationen
an ©erb aller «Schiffe bic notmenbige Jorge
fein muft. Tie Baffagicrc legen f<hon jct|t bei
?lus»abl bes Sdjiffes fo großen ©ert Darauf,
bag bie Weebrreieu balb an eine allgemeine Sin»
fühntng berantreten müffen, unb bic Berfidje»
ningcigcfeUfchaiten »erben wohl in 3 utunft im
eigenften Jntereffc ebenfalls biefer Jrage gang
bejonberc ülufmerffamreitjdjenfen.
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1. Xcr UJJujcumsijual.
2. $«& «djmtytmmcr b« flöuiflin.
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!j)a& Ä5nigin-Ciiiabct^(&ebcn!muieum iit 23ubq>e|'t
^ ^ THE OHIO STATE UNIVERSITY
1. rdjutuil'uiiij auf tcm Aclt*.
bafj miffäflig gefärbte SKaujKn einen für Stifcfteinwctilgcr wib<tli<f)Crt (Mcfdjmad
tjütten. Xfl aber „Dis'ta'tefulncss alone would be in*ufficient t« protrct a Cater-
pillar unless xmie outwnnl ?ign indicatcd lo ils would !>e destroyer that its
prey was a disgiisting morael“, jo jaden oljo lebhafte, gredc färben unr bent
Eingriff jd)U$en (Hbbilb. 7 ). (£« Ijanblc fidj alja aitri) l>icr um <2d)u^farbeii t bic
man al* (£fcl = , Tarit= ober £ cf)rcdfarbcn |»c^cicC)nct- 3n ber Xat bcfild eine
?tn^oX)l auffällig gefärbter Xicrc cntiucbcr Xriijen, bic fdjarfc Säfte aiivid) eiben
(Hufe. $eucrfatamanbcr, 3 l )fläntbfn), ober fic tragen gcfäl)rlirf)c Taffen (Tcjpc,
.Vmmijfc), ober fic tjaben tranige« Tvlcifcf) (ISidttogel). ?iurf) bei bic|em Mapitel ber
Tarnfarben fdjcint e«, al$ ob beut ^rinjip zuliebe üicl gcfudjt unb gefunben,
ober audj biel Unpaffenbe« unb Tiberforcdjcnbed bcrjdjWiegcn mürbe.
bat fid] gezeigt, wie oft unb Wie leidet bic Xicrc burd) Narbung ober Weltall
ben i'aien täujdjcn fönnen, jo bau er ihre Wegenwart nidjt bemertt. £a* geübte
?(ugc bc« Biologen freilief) fietjt jd)ärfer. (£r weift. loorauf er ju od)ten bat,
unb tuoliin er b liefen mnfe. Xie Ccljrc non ber Diimifrt), Dem ber Sclini.dürbung
nnb Sdjubgcftalt ber Xicrc f ift 31 t weit gegangen, wenn fic annimmt baff aUe
ben ^enfdjcn täufdjcnbcu Farben mib formen mm and) ein Sdjub fden
gegenüber ben ^einben ber Xiere. 15$ ift ?lntl)rovoutorp[)i$mud, ju glauben,
bic Xicre iäben baä, Wad wir jebcii. ^om geiftigen ?lugc ganj jn fdjrocigcn,
Acigt ba« Sefjorgatt bei ben ucrjdjicbcnen Xicircilien oeiict)iebcncn anatoinijdicn
®au, ber bett Wrunb bietet ,pt rcdjt untcrjd)ieMid)em Scljen. ^wifttynt bem (rrfaffen
matter l'id)tcinbrnrfc, einem wnbeftimmten Tabrnebmeu bau $cll unb Ximfcl
5* 8cbiitjfärbnnfl im beben ‘Jictlrn.
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ioioie bcm Grfennen fciuftcr garbcnnuanccit unb goriuabiocidnmgcn
bcftel)t ein gewaltiger llntcrfctjicb uitD eine lange 9 Jcil)c uou
Wöglid)feiten unb fidjer aud) entfprecfjenbc Xiffcrei^icrimg ber
Crgattc für ben Ocfirf)t<sfinn. oft ni# t uebcjibci bemerft, ge=
niigenb befannt, baß bei geringer Gntmidliing bc* Ringes anbere
Simievioerf^cuge fid) iit ben Xienft bc« (Stollen [teilen nnb fo
ein ginben ober Gniflichen ermöglichen, bei bem fd>ülreiibc garbe
ober Öefalt bann gan,\ ^medlo« finb?
Xajj bcm Xaqoogcl bie Sßklt oid farbiger cntgegcuftral)(t
als uns, ergibt fictj au« bcm Vau feinem Sluqee. Xic Retina
weift mehr 3 «picbcn auf, bic an ihrem Gnbe |c ein farbige«
ftiirndjcn enthalten. Xicje 3 ö Pfd)cn aber finb bic Elemente für
ba« Äuffaffen ber garbe, mötjrenb bic in grünerer 3 a hl beim
©?enfd)cn auftretenben ©labdjcit jtir Aufnahme bc« üidjtc« über
t)aupt bienen, Spell unb Xunfel, SJicfjt nnb Ratten, olfo gönnen
ival)rnct)mcn. S?a« unb wie bic onfeften mit ihren Facetten?
unb fünfteiligen fct)cn, fann aud) nur vermutet »erben. giir
gemiffe färben fdjeiuen manche gnfcftcit blinb 311 fein, viele cr=
fennen wahrfdjcinlich nur einen Untctfdjwb 3roifd)cn .S>eü unb
Xunfel- < 3 old> ein gering entroiddtc* Sehen finbet fid) übrigen«
and) bet büljeren Xiercn. Vom iWcl> iit befannt, baß c« mit bem
Sinbc, al)’o ohne bic Wöglicßfcit 311 roittern, bi« gaii3 nabe an
ben güger Ijcran tritt, oljite il)n 31t feben, mentt er fid) rnbig verhalt.
Vet bet geringem Veioegung entflicht bas Xicr. Xaß bie Vögel mit ihrem
liod) entiuidcltcri Sehorgan. burd) fog. Sd)ubf«rbcn aber Sdiußfbtmcn it)ter
Veutcticre gctaufdjt inerben, luiU nid)t rcdjt cinlcudjtcn. G« ift eher 3U glauben,
baß fic mit bcm fdjarfeii ?lugc bc« gäger« unb nid>t mit bcm bc« Ungeübten
blicfen , ^umal bei ihnen ba« Sammeln gan^ unb gar Wagcnfragr ift. Wau
beobachte nur unferc in f e f tcufr ef fenbe n Vögel, bie Weifen, bic Cüolbi)äl)nd)cn, ben
3 «nnlönig 11. a., wie fidjer fic Gier unb Farben nnb and) bie cntmirfeltcrt
3n fetten troß fugen a unter Sdjußfarbc unb irf)üßcnbcr (Mcftalt am rcid)gebedtcn
Xifdje ber W utt er Matur ju finben iniffcn. 3 a, niete Vögel erbafdjen itjre teilte
jumeift im ginge. $Senn gemiffe Sdjmcttcrlingc, wie ber oben ermähnte ^oniiffem
fdjroärmcr, .fSomiffen unb SUcfpcn »adjahmc», bann finb fic au« bcm Stegen
in bic Xraufc gefommen, benn gcrabe biefe ,f?hmcnoptcrcn finb ber Verfolgung
ber SStejpcnbuffarbe au«gcfcßt, unb fo fallen beim beibe ihnen 311m Cpfcr.
3 ft c« nid)t cinfad)cr, anjuttebmen, baß Xiere. bic unter gan* gleidjcit
Xafeinöbcbingungen lebten, fid) au« biefem @rimt»e genähert haben, ctiua in glcidjcr
23 eifc roic einige Urteil ber in ber eilten SSJelt t)cimifd)cn Guphotbia^cen uitb
bie in %ncrifa, namciitlid) in Wcjrifo, lebenbeu Äaftecn? ©aruni folltc cs nid)t
bentbar fein, bafj bei ben überaus 3at)lreid)cn (Mcftnltiing«mög(id)fcitcn 31001
fonft frembe Wirten einanber ähnlich »erben fämten? spricht mau etioa bei
Vrcnncjfcl unb Xaubncffel ober beim Riffen unb Wenfd)cu non Wimitrt)? §abcn
mir uidjt alle fd)on bie Verachtung geniadjt, büß ein Gltcrnpaar, ba« fid) in
Stabmng unb Wohnung, in grcitb nnb Selb burd) nielc gahrc hinburd) geteilt,
in fpätem Filter ähnlich lütib?
Vci ©ajcllc, ÖJiraffe, 3 ^ 0 . ‘X-iflcr nnb bei uiclen aiibcrcit Säugern unb
Vögeln hat man bie eigenartige gärbung als ‘Jlnpaffung an bie Umgebung ju
beuten Perfudjt. Wan be^cictjnct bcti Gr b hoben, ein IMcbiifct) al« in ber garbc mit
biefen Xiercn übereinftimmenb, Pcrfdimeigt aber babei, baß ba* betreffenbe Xicr
fid) cbenfonft unb klänge aud) anbcrstno aufhalt, mo e« wcfctitlidi uom $inter?
grutib abftidjt.
Sclbft ber garbenmcdjfel be« Ghamälcon«, be« Xintcnfijdjc« ober bcs IMub-
froiche« l)cit nid)t ben 3 lüf df eine fdjühcnbc garbc gegen ben geinb ober gegen bic
Vcutc 3U fehaffen, fonbern nad) neueren Aorfchungen finb gnnj anbere unb aud)
nerfdjiebene ©rünbe baffir beftimmenb. Vringt man j. Ö. ben Saubfrofd) in einen
buntetn Staum, fo mirb er balb feine jd)üne !)e(tr)rünc garbc ncrliercn. Se^en
mir ihn bem t)cllft«rt Souiienfdjeine au«, fo färbt er fid) naljeju fchmcfelgelh,
menn aud) feine Umgebung bunfel gefärbt ift. 3 ft er genötigt, lange 3 cit auf
rauljer Unterfläche 311 iißen, bamt buiifclt fich bic £>aut; auf glatter gläfhc
crjd)cint fic hellgrün. Xintenfifdje mcchfctn ihre garbe plößlich, menn man fic
in ihrer 5 Hul)e ftört, ohne 9 iüdfid)t auf bie garbe bc* Untergrunbc«. So
mögen alfo garboerän bedingen ^uto eilen in Cuft* ober Unluftgcfiitjlen ihren
Girunb haben.
Ginc qaii3C Sieitje namhafter gorfdjer f affen hrutc bic Wimifn) unb bic
Itbereinftimmurg in gönn uttb garbe an bic Umgebung nidjt mehr alö Schuß
Prinzip auf, fonbern bctradjtcn Xicr unb ^Iflanje al« ^robuft einer gro&en
3 ahl imn galtoren, bie in ihrem Giufluffc nod) lange nicht genügenb befannt
finb. ^llfn nid)t bic ?lnpnfjung im allgemeinen mirb geleugnet, im Gegenteil,
fic bleibt mehr benn je ber Gkgcnftanb lebhaften gntcrcffe«: nur bic Slnpoffung
als Schuß gegen geinbe wirb in grage geftcllt.
Xa« eingangs angeführte 3ü fl t an« bcm Cftcrfpa,3iergang ( w gauft", I) bietet
fidjer ben Sd)liiffcl 311 bcm großen SRätfel. Öid)t erzeugt ^igment. Xa fchen mir an
ber bunfcln Hautfarbe ber Xropcnbeioohncr, and) an ber bunlclii Cbcrfcite üiclcr
Xiere, befonber« ber im Hafter lebenben. Xcshalb 3cigt and) bic Sdiollc biefen
llnterfd)icb in ber garbung 3ioiid)en Vaud)* unb Siürfcnfcitc, obgleich fie bcm
Wccrcäboben aufliegt, alfo bie fchüßntbc garbung nid)t nötig hätte. V r °f- Sinv
roth hat bcobad)tct, baß infolge ber .fSißc unb Xrorfenljcit in ben Sommern
1 !KW unb 1004 eine ?lii3ahl garbüiibcrungcn in ber Xicnvclt üiiftraten. Ginige
Xngfaltcr, and) bic Grbhummctn geigten buii Hexe garbung. Gin fd>roar3cr Sperling,
eine fohljdjmaqe Vranbmait«, fd)»aTjc^»antftcr, oiclc fd)mar3e Gichhömchen mürben
beobachtet. 3 n einer ber märmften OJcgcnbcn Xcutfdjlanb«, in ber (Solbencn
9 lue, fiitb uon gal)T 311 gaf>r mehr fdjmar^c Jpamftet gefeheit moröen. Xanebcn
3cigtc fich Percin3clt ?Ubini*mu«.
Sicher fpiclcn auch 9 ial)rung, Vobenuerhältmffe, Xrodenhcit, gcudjtigffit, Xem
peratur eine große Molle in ber garbung unb tMcftaltiing ber Xiere. Xaß fogav
fchmere Stürme häufig einen „unimobelnben Ginfluß“ auf ben Vau ber Xiere
haben fönneu, berietet Gbun non ben gnfeften auf ben Mcrguclen, einer gnfeU
gruppe fiiblid) bom gnbifchen Oäcan. Xic gnjeften finb bort flugunfähig unb
mcrbcu infülgebeffen burd) bic henfdicnben fd^weren Sturme nidjt non ben
3nfcln meggeführt. Xa« ift fid)er ein fchöncr Vcmcis uom Überleben bc«
^affeitbcn.
G« ergibt fid) alfo au« allcbcnt, baß bic Wannigfaltigfcit in garbe 1111b
gorm nicht 3m cd los unb 3 ufäUig ift bei Xicrcit unb Sie ift ba«
Vrobult einer großen ?(njahl oon gaFtorcn, non benett oben einige angeführt
finb. Vtologifdjc Stubicn merben tut Caufc ber manche« Xunfcl erhellen,
aber nicht burd) Spcfulation, fonbern burd) inbuftioc« ^Irlieitcn, ba« auch bic
emig gültigen aügcmctncit phhfdalifdjcn Glefeße bcrüdfidjtigt, bie in ber anorganifchen
mic organijd)cu Matur järbenb unb funuengcftaltenb mirfen.
Slubolf Sd)iffel.
7 . 2 ctimtfarl v cn
■
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Bf
H
Dämonen ber Xiefe. ©oman oon (ßaul ©rabetn.
H
<12. Sfortfe^unfl.)
a mahnte grau Aömhilb mit bewegter Stimme:
„Wartha, mein liebes, einjtges Äinb, entreife bi© bo© enbli©
ber ©ergangenheit! fiafe tat fein, roas einmol tot ift, unb gib bi©
felbft bem Beben roieber! Der, um ben bu bi© abfyärmft, ijt es
ja gar fließt wert. 5D3iXIft bu bi© um ihn Iangfam jugrunbe rieten? Unb
wenn bir bas alles j©on nichts ift, benf bo© au© einmal an mi©, roas
i© im ftillen um bi© leibe! Unb an ftonrab, ber |o lange [©roeigenb
Siebe unb Seib um bi© getragen ^at! Wiegen mir beibe bir benn gar
ni©ts gegen ben, ber bir bo© nur Äummer jugefügt, ber bi© ^er^Tos oon fi©
geftofeen hot?"
Der f©mer}bur© 3 itterte, oortourfsoolle Ion ber Wutter traf Wartha im
3nnerfleit. (Es mar il)r plötjli©, als ob bie troftlofe Starre, bi« fie bort ftets
füllte, oon ihr roi©e unb leife, 3 dgenb etroas Warmes, Wei©es fi© roieber in
il)r erhöbe. Xränen f (offen ©t plötjli© über bie Wangen, unb im nä©[ten
Augenblicf hatte fie bie Wutter innig um [Ölungen.
„Stein, nein! ©laub’ bod) bas ni©t, liebe, ein 3 ige Wutter!“
grau Aomhilb hielt fie eine Welle eng utn|©lungen. 3l)t war mit einem
Wale ein neues Hoffen in bie lang oerbüfterte Seele gejogen, als ob biefe Stunbe
bie ©enefung bringenbe Ärifis für ihr ^infiec^enbes Äinb bebeuten lonne.
Dann bTängte [ie liebeooll:
„Unb nun gelj $u ftonrab! Sab ihn ni©t länger warfen!'*
Da tat Wartha na<f) ihrem 2Bunf©e.
Wit banger (Erregung batte ftonrab Selbig i^ter geharrt. 3n ©ebanten
alle ©mpfinbuugen Warthas bei ber (Eröffnung ber Wutter na©fühlenb, roar
er bei bem b°ffmingslofen 92etn fteljengeblieben, auf bas ihr langes Ausbleiben
ja immer fixerer f©Iiefeen liefe.
Da fam eine ftille Xraurigleit über Ihn. (Sr hatte alfo oergebli© gehofft!
All feine treue Siebe tonnte fie ben anbem nicht oergeffen machen. 9tun wohlan,
fo mufete er benn eben oon einem H er 3 c nsrounf©e Ab[©ieb nehmen! Unb
[tillf©roeigenb wollte er fi© gerabe entfernen. W 03 U auch ihr unb |i©
noch bie <peinii©feit einer Ablehnung Auge in Auge bereiten! Da trat fie
hi bie Xür.
Sie fah ben Hut in feiner Hanb, bie (Bewegung 3 um Ausgang hin unb
oerftanb alles.
„©leib, äonrab, bitte!'*
3aghaft unb boch mit warmer ^eralic^Feit Hang es aus ihrem blaffen
Antlitj ju ihm hin.
„Wartha!“ Wit wenigen Schritten roar er bei ihr. „Du weiht alles —
unb heifet mich bleiben?"
©iw artungsbang ^big [ein Auge an ihr.
r,3*“
Seife, aber entf©lo[fen erwiberte fic es.
Da quoll es in ihm auf m ftifler ©Iüdfeligfeit, unb er griff nach ihrer
Werten.
„Wartha — liebe, lieb« Wartha!“
Doch fie ent^g fid) ihm noch unb fah ihn mit grofeem (Ernfte an.
„Hör* mich erft an, flonrab. 3© fann bir mein 3® nicht fo geben, wie
bu oielleitht bent|L Das, was einmal roar — bas roerb’ ich nie oer*
geffen fönnen. 3© werbe nie 3 um jroeiten Wale einen Wann liebhaben
lönnen roie" —
3hre jitternb« Stimme oerfagte plöfeli©. Aber in tiefer ©üte erfparte er
ihr alles Weitere.
„Safe, Wartha, ich weife unb hübe auch nichts anberes erwartet Stets
werbe ich bas in bir refpeftieren, roie bie Siebe, bie einem Xoten gilt Aber
trofebem, Wartha, erhoffe ich ein ©lücf mit bir unb — roas mein innigftes
Sehnen tjt — ein ©lfld auch noch für bitl). greili© fein jugenbliches Rubeln
unb 3 audh 3 «t, feine himmelftfirmenben (Erroartungen, fonbern ein fchöncs, inneres
Stilleroerben Hanb in Hanb mit bir. Das, Wartha, hoff* *4 lannft bu unb
roillft bu mir geben."
Da fah fie ihm mit auffteigenber (Rührung in feine ehrlichen, fie fo roarm
cmftrahlenben Augen.
„Du ©uter, Xreuer" — ©re Hänbe ftredten fi© ihm jefet hin — „wenn
bir bas genug ift, oon gan 3 em feigen ja!"
So fanben fie fi© in jtillem Aneinanberfchmiegen, unb bei ihnen war
ber griebe.
XXI.
Das etjte rofige Worgenglühen lag über ber (Eampagna. Sto© fchmtmerte
bie grüne Weite feucht uom Xau ber (Ra©t 3n ben blanfen Wafferla©en
fpiegelten fid) bas lichte Himmelsblau unb bie bichtgeballien, fchneeroeifeen Wolfen
fo leu©tenb ftar.
ffiebanlenoerloren fah bie ernfte grau, bie im fleincn Selbftfahrer, ben
©room hinter ft©, fcfjlanfen Xrabs bie uralte Heerftrafee bur© bas ©renjgebiet
3 wif©en ber (Eampagna unb ben ©ontinif©en Sümpfen bahinfufjr, über ihr
Xier fort hinaus in bie Weite,
Wie heiter bo© bas fonft fo ernfte, [©mermutsoolle Antlitj biefer Sanbf©aft
ausj©auen tonnte. Au© bas Sä©eln war ihm ni©t fremb bei all feiner HerbheiL
Aber wie ebel, wie oerhalten roar biefe Hriterfeit 3Btc erbenfremb ab*
geflärt, roie unenbli© fein bas ©lau bes Äthers unb bas garbenfpiel broben
auf ben fernen ©ergehen, ein regenbogenjartes unb bo© fo Dar leu©tenbcs
©iolett, ©olbbraun, Weiferofa ober Weifeblau, nur hingehau©t roie ein ©erb
mutterglanj.
Wer jetjt biefe Ii©ten garben bes griebens in ber Statur fah, hätte roohl
|©roerli© geahnt, bafe biefe no© oor wenigen Stirnbein ein bämonif©er Aufruhr
bur©tobt hatte. Unb bo© ftanben ©oeline S©terbranbt, roährenb fie bur© ben
frohen Worgen fuhr, no© bie f©auerli©en Stunben biefer 9la©t Iebenbig oor
ber Seele.
©infam halte fie broben in ihrer ©iOa auf bem Wonte ©aoo bas (Rajen
bes Unwetters bur©gema©t Der unheimli© bunfle SRa©thimme1 roar beftänbig
aufgeriffen worben oon fahl leu©tenben ©lifeen, bie Dotuier hatten unauf*
hörli© gebrüllt roie hungrige Ungeheuer, bie ben ©erg na© ©eute umf©li©en,
unb fur©tbare Wafferftür^e roaren aus ben ©erottlerroolfen mit einer unbef©reib*
li©en ffiewalt henrieberge&rodjen. ©s roar roirfli© geroefen, als ob bas CEnbe
aller Dinge fommeit follte.
?lo© niemals hatte ©oeline ein fo f©auriges Unwetter erlebt roie biefes
Xoben entfeffelter Dämonen, bem fie, in ihren Wantei gerotcfelt, oon ber gebeuten
©eranba ber ©ida aus jugefehen hatte, bis bie rafenben Unl)oIbe oor bem erften,
fröftelnben Worgengrauen oon bannen roi©cn.
Unb bo© roar es ni©t gur©t geroefen, ni©t ein ©angen um ft© felbft,
bas fie wa© gehalten hatte. Aein, für fie hatte bie f©aurige öcnlt©leit foI©en
S©aufpiels ni©ts S©recfhaftes; im ©egettteif, fie hörte aus bem bomter-
gewaltigen Ausbru© ber ©Iemente eine ©r oerroanbte Stimme rufen, bie nur
bie 6 ©roa©en ängftigen fonnte, ni©t aber fie. Do© um einen anbem hatte
fie Sorge getragen, um ben Wann, ber brunten ht ber Xiefe [©ufelos bem
Wüten ber Aaturmö©te preisgegeben roar.
Wolf hielt fi© meift unten in Ainfa auf, einer menf©enoerlanencn (Ruinen*
ftabl, wo er fi© ben haföoerfatlenen ©urgturm 3 U einer roohnIi©en Stätte hatte
ausbauen laffen. <Et ©oft« biefen Ort ju feinem Stanbquartier gewählt»
et hi« &em Hauptarbeitsfelbe feiner £eute nahe war; bie eine Stunbe rodlet
in ben Sümpfen brinnen ein grofees, tiefer gelegenes Xalbecfen, einen Haupt-
herb ber ©erfumpfung, trocfenlegen unb babur© urbar ma©en roollten.
gör geroöhnli© pflegte Wolf nur am (Enbe ber Wo©e in feine ©illa auf
bem Wonte (Eaoo ju lommen, um bort ben Sonntag 5 U »erleben. Diefe ©illa
roar 3 um Sommexaufenthalt für ©n unb feine grau 6 e[timmt, roährenb fie ben
Winter in ©om jubra©ten, Wolf hatte ben ho©gelegenen Wafe auf bem Keinen
©lateau unterhalb bes ©erggipfels $um ©au feines Sommerhaufes gewählt,
weil bort oben bie £uft frei roar oon ben oerberbIi©cn Wiasmen ber Sümpfe,
ben fteimen ber Walaria, bie roährenb ber ganjen roarmen 3 al h ces 3 e i* bi*
pontinif©e (Ebene fo gefährd© ma©ten.
3m 3ntereffe feines Wertes, unb um ben Beuten mit bem ©eifptel oon gur©t*
Iofigteit ooronjugehen, blieb Wolf eben bie gan 3 C Wo©e hinbur© unten, ©oeline
wollte er jebo© ni©t ber ©efahr ausfefeen; baher hatte er ben Sit} bes Haus>
ftanbes hinauf auf bie fi©eren Höhen bes Wonte ©aoo oeriegt. 3 u ^* m d*bte
et biefen, feinen „Serg ber ©erheifeung", roie leinen jroeiten glecf auf bei (Erbe.
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592
SllufttiTte 3*ftung.
9fc 3379. 2. SiptU 1908.
9Bar fern bofe ^icr bie 2Beflje 311 feinem ßebensroerl gegeben roorben, unb
lonnte bofe oon hier ans fein fferoeifenbcr ©lief in ben wenigen Stunben b<r
STCuße, immer mieber neue äraft [feöpfenb, frei über fein Weife ^itttJUgen, bas
er [ife ju erobern gebaute.
gür gewöhnlich ^ieli fen bie Arbeit in her Xief« unten feft, fo aufe in
biefer Wafet ber Sfereden, nnb bort^tn, nad) Winfa unb bem SIrbeilsfelb am
Slmaäenoflufle, waren OMines ©ebanfen geflogen. Sie mußte ja um ben
jeweiligen Stanb ber Arbeiten, unb fo war fer benn aufe befannt, baß getabe
jeßt ber große Sfeußbamm, ber bas Xalbeden gegen ben 3lmajeno hin ab»
fperren foUie, bis auf eine Keine, nur nofe wenige Wteter breite £üde oollenbd roar.
Der furchtbare IBoIfenbrufe bebeutete aI[o eine emfte ©efcferbung bes ganjen,
mühfeligen unb mit ungeheuren Äoften üusgefüfjrien SBer(es biefer lebten 3 toei
3 aljte; benn ber gluß mürbe oorausfifetlife fo gewaltige Wtaffermaffen aus
ben ©ergen mit fife führen, bah et weithin über feine Ufer treten unb auch
ben noch nifet ganj geffetoffenen Sfeußbeife angreifen würbe, (Es war aber,
tote fie 2BoIf Jannte, einfach felbftoerftänblife, baß er bas gefö^rbele UCerf bis
3 um lebten gegen bas feinbfelige Clement oerteibigen mürbe. So wußte fie
benn, bah ct h*nte nafet, roährenb fie auf bem h®h eri ®crggipfrf emfam tot
2BetterIohen faß, einen oerjroeifelten ftampf gegen bie Dämonen ber Xiefe
führte, einen Stampf, bei bem er vielleicht in jebem Slugenblid fern £eben aufs
Spiel feßte.
Darum hatte ihr ^erj in biefer Wacht mit geheimem ©angen geflogen.
2Benn fie auch äußerlich immer noch, roie es feit ben erften (Ereigniffen gleich
im Anfänge ihrer (Ehe Jur ©erooßnheit geroorben mar, gleichgültig unb fremb
nebeneinanber h«gingen, fo roat hoch (Eoeline im 3nnerften nichts weniger als
ruhig unb falt 3m ©egenteil, fie litt ferner unter biefem Verhältnis 3 U 3Bolf.
aCoht hatte fie b«n Stampf mit ihm gewollt, aber anbers — ganä anbers:
ein Whtgen bis 3 um äußerften follte es fein, bas fich aber fchnell entflieh; ein
Wingen, in bem fie, oon feiner überlegenen Straft nieberg ejroungen, aus ber
ftreitbaren ©runhilb ju bem fife leibenfchaftlich hi n 9 € &enben 2Beibe mürbe, bas
nur ben einen heimlichen Xriumph noch kannte, ben ftarlen Sieger oor ihrem
SrauenreQ (nien 3 U fehen.
3lber nun mar es ftatt 3 U biefem turjen (Entfcheibungsfampfe 3 U einem auf«
reibenben Äriegsäuftanbe ohne (Enbe gelommen. Dem mar ihre Straft aber
nicht geroafefen, unb roährenb er, bem offenbar feine Slröett über alles Ijm-
roeghalf, h^feerijobenen fjaupies, anfeheinenb gattj unberührt oon biefem 9Jli%-
oerhältnis jroiffeen ihnen beiben, neben ihr herfferitt, ohne überhaupt je mit
einem ©liefe nach ihr h^äufehen, fchleppte fie fich an feiner Seite nur noch
mühfam weiter.
Sie roar ja in tier Xiefe ihres SBefens oeTrounbet — an ihrem grauen»
[tofe an ihren geheimften ©e fühlen! 211 s fie ihm bie 5 anb reifte, ba batte
fie gemeint, ferne jur Schau getragene Ställe gegen fie, bie fie felbft mit ffearfen
SBorten über bie Sentimentalität ber großen fieibenffeaft oft genug gefpottel
hotte, fei nur erzwungen. Sic hotte gewöhnt, in bem Stampfe 3 wif<hen £eiben-
ffeaft nnb troßigem WMIlen, ber nun nicht bei ihm ausbleiben lonnte, roürbe
ffefießlife hoch bas lange niebergejroungene ©egebren nach ihr ben Sieg baoon-
tragen unb fte fife in fturmgeroaltigem Angriff erobern. Unb nun nichts baoon!
Völlig. unbeachtet, oerffemabt ging ft« «eben ihm her, ber ftets gleich faß unb
unnahbar blieb, unberührt oon ihrem grauenreij, als ob ihm bie Watur über-
haupt ben Sinn bafür oerfagt hätte.
Das ertrug fte nicht, bas fraß an ihr. So mürbe fie eine ©eute 3 mie-
fpältiger, guälenber ©mpfmbungen, bie fie graujam fpielenb hin unb her warfen,
©alb haßte fie ihn glühenb, baß fie meinte, ihm mit eigner £anb bas fifef,
lofe $er 3 burfebobren 3 U fönnen; halb mieber loberte bas unterbrüdte Ver-
langen nach feiner ßtebe fo unbejwtngbar in ihr auf, baß fie ffelufejenb bie
Sinne nach ihm hätte ausbreiten unb, allen Stofe oergeffenb, hätte flehen mögen:
So mach' hoch ein (Enbe — fieh, ich bin ja bein! Der freole Spott hat fich
fchmer an mir geragt — ich oergehe nach bir! Unb nur mit Ießter Äraft
hatte fte fich * n folgen. Stunben noch behenfeht, baß fie [ich ihm nicht oerriet
in ihrer ga^en, oerjroeifelten Sehnfucht nach ihm.
Das alles roogte auch ießt wieber bur^ ihre Seele, als fie in früher
Wloigenftunbe bunt) bas fianb fuhr, bem 2 lma 3 enofIuffe 3 U. Dort, mußte fie
ja, würbe fie 2 BoIf am ficherften treffen, noch immer auf ber W 3 ad)t gegen ben
2 feinb, bie oerheetenbe ©ewalt bes ^ochroaffers.
Die Spuren baoon merfte fie fthon, als fie, bie alte 5ecrftraße ber römifchen
fiegionett oerlöffenb, auf einem Seitenwege 3 um Stromgebiet bes Slmajeno
hinüberfuhr. Der 2Beg führte fie burch bie Vlacchia, ben ©ufchroalb ber Von-
tinifchen Sümpfe.
3Bie jur 3ett bet (Eäfaren, tönt hier noch ber bumpfe £omIaut oerfprengter
Wirten, bie in ber roilben, entlegenen (Einfamleit mit ihren ©üffelherben ein
freies fieben führen. Wechts unb ltnfs oon bem jeßt moraftähnlich auf-
geweichten 3Dege behnt fich biefer bitfei oerroachfene ©ufth, ein richtiger Urroalb,
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roo feit ^atjrtaufenben ungehinbert (Eichen, Ulmen, floppeln, ÜJlaftii, Schroarj*
bom unb 3Jli)rte roufeern, roo OToraft unb unburfebringli^es ©erante bem
Unfunbigen halb Vfab unb Steg oerlegt Äeine 9Ixt hat fe in biefer 2 Bilbnis
geflungen, nur bas fteuer bes Äöhlers roütet bisweilen gegen Stamm unb
©ufth, mit ihrem [umpfigen Untergrunb ein wahres (Eben für bie halbroilben,
fcfjroarjgrauen Süffel, bie namentlich in ber heißen Sommerzeit fich DOt ©a««en-
branb unb 3nfeltenplage in ben Schatten ber grünbämmerigen 2BiIbnis flüchten
unb ben ganjen Xag lang in Sumpf unb 2Ba|f«r, bis an ben £als ein-*
getaufet, ftefeen.
So brach auch jeßt plößlich ein bumpfes, unheimliches Schnaufen bifet neben
bem 3BaIbpfabe aus bem Dkficht, baß ber Wappe oor bem Dogcart erfcferecfl
beifeitefprang, unb nun f^ob fiefe aus bem Unterhofe ein riejiger ffewarjer
ftopf, ber mit buntelglühenben 5lugen auf bie ©inbringlinge ftierte.
Unmillfürlich trieb ©oeline ihr Dier mit ber ^ 3 citf<fec an, baß es mit flüefe
ttgen, flatfchenben Dritten burfe ben jähen SDloraft bes JBeges eilte. Vlenige
Vlinuten fpäter Hang bann ein rauhes ©eilen an ihr Dfjr, «nb alsbalb ftfeoffen
ihr oon einer (leinen Sichtung ein paar roeißäottige, große 9Bolf$bnnte entgegen,
bie roütenb nach bem fd)euenben ^Jfcrb fpringen wollten, bann aber auf einen
fefearfen ©fiff gehorfam um (ehrten.
©ne fegelförmige feütte aus Sfetlf unb Weiftg roarb auf ber ©löße ficht*
bar unb nun auch ber fo er (£apanna, em wilbbärtiger §irt im fchroarjen
Schafspefe ber (Eampagnolen, ben Spißhul auf bem fomtengebraunten Wntliß.
Hls er (foelines anfifetig mürbe, grüßte er fefer refpettooll:
„Untertänigfter Diener, ©ccellenja!"
„©uten Xag, ©iufeppe! 2Bie geht 's? ®3at eine fcfeleefetc Wacßt heute, ein
böfes SBetter, nifet?“
„Tempo cattivo! Molto brutto tempo!“ beftätigte bet £jtri Dann rotes er
nafe bet Wichtung ber ©erge hinüber. „(Es ift viel 3Baffer bemiebergelommen.
Die Arbeiten am Slmajeno werben fcfelerfet flehen.“
„ 3 ch fürfete es aufe, ©iufeppe. ?BUl barum eben fdjnell einmal hinüber.“
Unb jum ©ruße niefenb, ließ fie ben Xraber mieber anjiehen.
©alb lichtete fich her ©ufd>walb; fie (am ins Stromgebiet bes Wmajeno.
Die fanfl abgebachte ©obenmulbe bot ein ©ilb [(bäuerlicher Verroüftung. 3Beit«
hin behnten fich Feeartige 2Bafferflachen, unb bas äwifchen ihnen feerootftefeenbe
höhere (Erbietd) mar mit einem wirren Durcheinanber oon oerfchlammtem ©eäft,
JBurjelroerf unb V3afferfchlingpflanäen allenthalben befät Vus ber gerne aber,
00 m tiefer gelegenen Sett bes ©ergftromes Ij«, brang em bumpfes, bonner«
ähnliches ©raufen.
Waffeer ließ (Eoeline ben Wappen ausgreifeit, fomeit es bem fchroer arbeiten-
ben Xiere noch möglich nx^r burch bas fumpfige (Erbreife ju bringen. Dann
warf fie bem ©room bie £etne 3 U unb fprang 00 m ©tagen. Sie mar im
3 agbati 3 ug mit feofeen Stiefeln, fo baß fie ben Verfud) machen lonnte, bis an
ben gluß oorjubringen.
Uber Wacht oon einem h fl lh oertroefneten Sa<h 3 U einem roilben Strome
mit gurgelnben unb [chäumenben gluten angeroafefen, roäljte ber 5 lma 3 eno in
rafenbem ßaufe ungeheure WJaffermengen bahin. SoeTmes ©lief fuefete fofort
bie gefäferbete Stelle Wichtig, ba brüben roar fie, ein Stücl roeiter [tromauf-
roarts, unb fchnell ging fie nun bortf)in.
§och ragte am jeweiligen Ufer, weithin fife ftredenb, ber neue Sfeußbeicß
auf; bas 2 Derl 9BoIfs, bas bie bafjintergelegene Xalfenhmg fcfeüfecn follte.
©erabe in ber SWitte roat bie noch offen gebliebene ©auftelle, bort, roo fich
ein biefeter &aufe OTcnfcfecn auf ber ^öfee bes Dammes brängte. 5lber mit
Staunen faß (Eoeline, baß bie £ücfe fich über Wacht faft bis jur sollen 5öße
bes Deines gef^loffen hatte.
Wun roar fie h«an, unb ihr fpähenber ©lief juchte ihn, ber mit feiner
eifernen (Energie biefes VJunber vollbrocfet
Da ftanb 3Bolf SchieTbranbt, etwas feitlife, nahe einem Stapel [ferne rer
3ementfade, unb gab feine 2lnweifungen an bie Arbeiter. Dtefe waren noch
immer bemüht, bie ©reffee in ber Umwalfung hößer hinauf ausjufüITen; benn
ber gluß befanb fife nafe roie oor im Steigen, unb [eine Iampfgierigen gluten
waren [feem einige guß Ijofe am Deife h‘naufgeflommen.
Unoerroanbten ©tiefes ffeaute (Eoeline ju 3Bolf hinüber, ber [ie nofe gar
nifet bemerü hatte. 3n feinem 3 app<nanjug, ber troß bes Sobenmantels
in bem JBolfenbrufe ber Wafet völlig burfeweifet roorben war, ftanb er ba,
(eine Spur oon (Emtübung ober italte oerratenb, unb übermafete jebe
©eroegung feiner üeute. Unb bofe hatte er, bei fife in biefen jmei 3ah«n
rücffifetslos jeher Unbill ber 2Bitterung ausfeßte, ber Xag unb Wafet hier
in bem fieberoerfeufeten Sumpflanb oerroeitte, bereits 3 U roieberh ollen Wlalen
heftige Unfälle Don 3Jlalaria gehabt 315er er hatte helfen nifet geafetet
unb ffeließlife nur, als bie immer roieberfehrenben 2 Xttaden laftig mürben
unb ihn in ber Wrbeil ^«beiten, angefangen regelmäßig Chinin etnju*
nehmen.
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
3379. 2. Stpril 1908.
3ffuftrtrte 3 c ^ n 0-
593
©»eline roufete es burdj ben 2lrjt, ber einmal leine Beforgnis barüber iljr
gegenüber ausgefprodjen hatte, ba 9ßolf il)n nur oerladjte. ®°l<h« Mengen
bes Blebifaments, auf bie Dauer genommen, mujgten am ©nbe aud) bas ftärffte
§erj ruinieren. ©»eline Ijütte bem Doftor bamals freilich nur mit einem 9l<h[el-
Juden geantwortet „SBenn er auf Sie nid)t hört, Doftor, auf mich tut er es
[d)on längft nicht!" ©ber es hatte ifa bo<h trotj bei an[d)einenben ©leich*
gültigfeit [o manchmal il)re Sorgen oermeljrt, unb aud) je|t war es eine geheime
2lng|t um ihn, roas in ihren 5lugen aufftieg. 3Benn er aucf) nod) bajfanb
wie aus Stahl unb ffiifen gegoren, wer roujjte, ob ttidjt fc^ott ber fc^lei^ettbe
B3urm an feiner ftoljen Rraft fra[j!
Sdjritte neben ihr malten fie auffefjen. (Ein alter Blann in einfacher
Slrbeiterfleibung nafjte fid), Blaffimo, einer ber Buffefjer, mit bem fie manchmal
bei ihren Befugen hier ein 2Bort ju roed)[eln pflegte.
SHtt beootem ©rü|en, bie Blü|e in ber §anb, trat er auf fie 3 U:
„Das war eine Bacht, ©ccellenja, eine fcfjfimine Bacf)t! ©ei einem 5aar
hätte es uns ben Damm ba roeggeriffen, unb alles mar oetloten. $lber bet
Babrone ift ein Blann, bei ber gungfrau, wie es feinen jroeiten gibt! ©leid)
nad) Btittcrnacht, als [ich bie erften Reichen bes Unroetters 3 «tgien, fam er
oon Binfa fyerübergefprengt — Dio mio, bas Ißferb roar wie in Sd)roeifj
gebabet, 21ber er in einem Sab herunter unb alle Blann alarmiert!
Bei gadelfcfjem ging bie Arbeit »onftatten, bis uns bie SBaffeirfturje bas
ßid)t ausloichten; ba mujjten mir im Dunfein [«baffen, ©ine barte Arbeit,
©ccellenja, bie jentnerfdjroeren Säde [o im Sturm unb Begen heran 3 ufd)leppen —
ein gehttritt auf ber fteilen Böfdjung in bem aufgeroeidjten ©rbreid), unb es
fonnte einem ßeib unb ßeben f often !
21 ber ber s 4 $abrone unoerjagt immer ooran, ja, felbft mit jugepadt, roo 's
not tat! (Es ift eben ein 5err, (Eccellenja, für ben gebt jeber burchs geuer,
wenn er ’s »erlangt
©1 fdjont [ich ja felber ni«bt. ©inmal in biefer Bad>t roar 's beinahe um
ibn geftbeben. ©r ftanb gerabe unter ber ßüde, coo mir bie Säde mit bem
3<ment fc^on über mannshoch aufgefd)icht«t batten, ba fam bie ganje Blauer
ins Butfchen — ber ©oben brünier roar rooljl oom TOaffer aufgerijfen morben —
unb im nä^ften Bugenbltd brach fie mit einem bumpfen Schlag jufammen."
„Unb ber §e n?"
9Bie ein Ieifer Sluffdjrei fam es »on ©oelines ßippen.
,,©t hatte es noch — bei 3ungfrau fei Danf — rnt lebten Bioment bemerft
So [prang er mit einem fdjnellen Sa| beifeite, [onft batte ibn bie ßaft ber
^unbeite uon 3 cn tnem unfehlbar jermalmt. 4 '
©Deline [«braieg; aber fie fübltc nod) immer bas Stoden ihres &er 3 f«hlags
bet ba ©räafjlung Blafftmos, wie fie nun ju B3olf bittüberfab.
Da [tanb er, als ob nichts oorgefaflen märe Unb in bie aufjaudjjenbe
Berounberung feiner furchtlofen Rraft mifc^te [ich ein glübenbes Sehnen nach
ibm, bem Uner[«büttali(ben, bem ei[emen Bejcoinga alles be[[en, roas [i(b ihm
entgegen [teilte, ßas er benn noch immer nic^t in ihren ©liefen bas ftumme
©efenntnis, bafe ihr JBiberftanb gebroden roar — baj} [ie jum Unterwerfen
bereit roar?
9Us ob ihr feiger ©lief ihn berührt hätte, [ab er [ich plo^Iitb roie [u<benb
um, unb, ben Äopf roenbenb, geroabrte er fie jetjt am fenfeitigen Ufer. Da
roinfte er ihr mit einet leicht grüfeenben ©ebarbe. Sie [päbte, bafe ihr bie
Slugen fc^mcrjtcn, ju ihm b*n, na<b «wem roarmen Schimmer in feinen 3ügett;
hoch ba blieb es (alt unb ehern roie immer. Bur ein ftoljes Feuchten roar in
[einem ©lief: ber [tille Driumpb bes Siegers nach ber [<b»eren, aber gewonnenen
S<f)Ia<bt. Blochte auch bas 2öa[fer roirflich noch ein obeT jroei gfufe [teigen,
ein hoher« 6tanb roar nicht ju erwarten, ba [d)on [eit Stunben bas Unwetter
oorüber roar. gür ben Damm brauchte er aI[o nichts mehr 3U befürchten,
wenn er auch ber ©orfiebt wegen bie Schularbeit ganj ju ©nbe führen wollte.
Vergebens harrte ©oeline auf ein weiteres 3«<b«n »an 2Bolf. Bur noch
eine furje bebauernbe ©ebärbe, ba| ber rei|enb bahinbraufenbe Strom jebes
B3ort ber ©erftänbigung unmöglich mache, bann wanbte er fid) roieber feinen
Slrbeitem 3 U.
©ine gro|e Xraurigfeit fam ba über ©oeline. 3mmer nur [ein 2BerI! 3hm
galt [ein ga^es Sinnen unb brachten; [ie, [ein 3B«ib, galt ihm nichts.
Unb lang[am [cfjrttt [ie alsbalb roieber ju ihrem BSagen hin.
XXII.
Bis in ben fpäten Ba«bmittag h in « n h atte bie Öberroachung ber Slrbeiten
am Damm unb bie ©e[i<btigung ber 3Ba[[erfchäben an ben Sanierungsanlagen
im weitem Um!rei[e B3olf fe[tgehalten; nun ritt er cnblich fyeim, nach feinem
Quartier in Binfa hinüber. 2lber bie gewaltigen Überfthroemmungen 3 wangen
ihn ju einem großen Umroege nach bem ©renjgebiet ber ©ampagna h*w» fo
bafj er noch mehrere Stunben im Sattel [ein mufjte.
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Die Sonne roar injroifchen [djon hinter bem 5orijont oerfunlen, weit braufjen
im Bleer, unb mit weichen Fittichen lieg [ich bi* Dämmerung auf bas fdjmetgenbe
ßanb herah. ilcin Cebenshaud) weit unb breit
UnroiUfürlich befchleunigie 2 BoIf bas Xempo [eines Xieres, um ben Ieifen
Schauem ber großen ©infamfeit 311 entfliehen. Über bem alten 9©acf)tturm, ber
brüben im Bkftcn auftauchte, [tanb eine büfterfchwarje B3oIfenwanb; barunteT
leuchteten, roie unter einem [ich ^crabfenfenben, gigantifchen ©orhang, in tiefem,
Harem ©mailblau bie Blbanerberge h«oor- 9Öi* bar auf einge[e|te, rofaroeife
[pielenbe Qpale unb perlen glitjerten bie ^äu[er[<hnüre ber ©aftelli Bomani
herüber, bie foftbarften Allein obien im Schmud ber ©ampagna.
Beben bem BJege tauchte oor BMf ein Heiner ©ufaltjphishain auf, eine
menfehliihe Bnfieblung hi« in ber ©infamfeit oerralenb. 2 lus [einem tiefen,
emften Dunlel [chimmerten feierlich, wie bie Säulen eines bämmerigen Xempels,
bie roeihglatten Stämme h«»or* SJtit tiefem Summen [urrte taumelnb eine
oerfpätete öummel an B3oIfs £>aupt oorüber. Dann lohte rote ©lut auf: rin
5äu$d)en lag am Sßege, wo noch ein Sdjmieb rüftig am 2lmbo| fefjaffte. Die
§rau mit bem Äinbe auf bem Slrme [a| bei bem Blann unb flaute oert
träumt in bas Spiel ber glommen — ein Bilb häuslichen griebens, engen,
aber warmen ©lüds.
©in [onberbares, wehes ©efühl über[d)licb ba ben ©orüberreitenben, ber
uttwilHürlich fein «Pferb in Schritt h^tte fallen Taffen. Blarthas Bilb jtanb
plö|li<h oor feiner Seele, ©r fah auch [ie [0 am trauten 5«be fixere; aber
ber Blann, bem fie [tili jufchaute, trug Ronrab Selbi|' 3üge. BJujjte er boch
— burch einen Befanden war es ihm gelegentlich 3 U ^hren gefommen —
ba| [ie, bie einft fein gewefen war, nach langem Xrauem bem 3 ugenbgefährten
bie §anb gereift hatte
©erlorenes ©lüd!
Bber rooju follte bas frühe Dräumen Reifen? Unter feinem Sdjentelbrud
[prengle bas Xier [chnaubenb oorüber, ba| bie grau in ber S<hmiebe erfchredt
nad) bem brohnenben ^uffc^lag hinausfah.
BJentge Sprünge brachten ihn aus bem ©albesbunfel roieber hinaus ms
greie. Über bem Banb eines §ügels 3 roi[«hen fchwarjen ftieg eben
an bem noch tiefblauen, ebelfteintlaren £iromel ber Blonb auf, Ieu^tenb roie
rin Rri|tall oon golbigem Schein. Beben bem 2Bege, auf bem [d)roar 3 en Spiegel
bes B3a[[erlaufes jwtfchen mannshohem B5hri<ht fchwammen [eine bidflüffigen
Befiele breit roie ein Silberguft, unb mit [chroerem glügel[d)lag [tritt), oom
Schall ber Auftritte aufgejdjredt, aus bem Schilf rin B3a[feroogel baoon. Dann
roarlf roieber alles füll, unb über bie weite, weite, nachtfarbene Samtbede ber
[chlafenben ©ampagna breitete fi«h bas grofet Schmrigen.
©nblid) tauchte 00 r SBolf bie [chroarje Silhouette ber Buinen oon Binfa
auf, bie Stätte, roo er jwifchen öben Xrümmem etn[am häufte.
Das italienifche Bineta! greilich, bie Stabt war nicht ins Bleer gefunlen,
[onbem lag nur in Xrümmem unb Schutt Befangen in einem tiefen Dom-
rösthenfthH träumte fie hinter einem bichten Schu|roall aus ©feu unb roüben
Bofen oon einer ftoljen Bergangenhett, bie über jroeitaufenb gafjre hincmfreichte
in bas [agenhafte ©rau, roo einft in bem filberblanlen See [ich ber Blarmor«
tempel ber freunblichen Bi)mphen [piegelte, ber ber Stabt ben Barnen gab.
Bun aber war jene antife ^radjt längft bahingefunfen, ebenfo roie bte
[tarfen Blauem unb bie Burg ber ©aetani, bie einft bas mittelalterliche Binfa
[chitmten. 3n ben bunfeln Slbenbhimmel ragten je|t, wie in [tummet Xrauer,
nur noch geborftene Bunbbogen unb ein Domchor mit leeren genfterh&hlen.
Rrahen flatterten frächjenb auf, als 2Colf [ich bi«^m roeltoerlorenen Ort näherte,
bet nun fchon [eit 3 ahrh un * )crtcn roc S en ber Malaria oon Blenfchen geflohen roar.
©r unb [ein Diener waren bie einigen lebenben Seelen in ber toten Stabt;
es war nicht gerabe ein luftiges Raufen hier, ©s fiel 2 BoIf heute befonbers
auf bie Seele, als er [ich uom ©ferbe fchwang unb 3 U ben ©emächem bes
büftern, alten Xurmes hiuauffchoute, bie er [ich *ls B3ohn[tätte roährenb ber
Btbeitsfampagne hatte herridjten laffen. Die wegen ber 3anjaren (Stechmüden)
bicht gefchloffenen £ol}lfibett liefen nidjt einmal einen ßichtftrahl aus bem nacht»
fchwarjen ©ebäube bringen. So mufete ei benn burch einen fd)arfen <ßfiff
giltppo, ben Diener, hrrunter 6 eorbern.
ginfter [ann ec injroifdjen 00 t [ich hin. Das Bilb ber Schmiebe mit bem
[tilten 3 auber häuslichen ©lüde* ftieg roieber oor ihm auf. 9Bte beneibens*
wert waren im ©ninbe boch biefe [chlichten Blenfchen! 2Das half ihm benn
nun all ber ©Ianj unb bie Blad)t, bie ihm 3 ugefallen roar? 3Bol)l nannte er
ein paar paraftähnliche Raufer [ein eigen, aber lein $eim, barin bie Iiebeooll
[orgenbe §anb einer grau [«haftete. Die, ber es jugefommen wäre, bie ror ben
Blenfchen fein BJeib war, fie roar es ja nur bem Barnen nach- Ralt, jeber
roarmen, weiblichen Begung perfchloffen, ging [ie neben thm her. B3enn ja einmal
eine weichere Begung [ich < n h°Hc h* n>ono agen wollen, mahnte ihn fofortfein
Stolj: ©ergib bir nichts oor ihr, bamit fie nicht mit ^S^nenben B3orten brinex
©mpftnbungen [potte! ^orife^una in ber übem£M)ften Shmtmer.)
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
594
3lluftrirtc 3 c *toitg.
Sir. 3379. 2. Slpril 1908.
Die S?ic[cnfigur SRidjatb ®uf)rs für ben
Turm bes neuen Dresdner 9?atf)au|es.
er mächtige Bau bes neuen Dresdner «Rathaufes Ijat
im verfioffenen 3<*hrc fo gefördert werden lönnen,
baß jetjt, ju Beginn des vierten Baujahrs (bie ©rund*
fteinlegung gefd>al) am 29 . September 1905 ), bie ftolje
Schöpfung der 9 lrd)iteften Kotl) unb Bräter — das fiub bie
Kamen ber ©rfdjaffer bes neuen Dresdner Katfeaufes — im
Kohbau faft vollendet baftcht. Sd)on beginnen bie bilbeit*
ben äünftler, bie 311m ardjitet»
tonifdjen Sdjmucf den Gchmucf
ber HJlalcrci utib Bildhauer»
hinft gefellen fotlen, il)re Dätig*
feit; fct)on arbeitet Hermann
«Prell, ber Dresdner ÜHonu-
mcntalmalcr, <m dem Kipbcit
3U ber grofojiigigen Darftcl*
lung f mit ber et bie Dcdc bes
Jfrftfaales fehmüefen will; fdjon
bat Widjaib ©uhr, ein ^od>-
begabter jüngerer tresbner
©laftifer, bie Kicfenfigut voll-
endet, die, in ftupffTbled) ge-
arbeitet, bie .Kuppel bes Kat*
hausturms 3lcrcn fall. Bon
ber Schöpfung ber Herren
Kot!) unb Bräter, von 6em
©Seife §>ermann ©rells joll an
biefer Stelle bie Webe fein,
wenn bie 3«it hi«r3u getont *
men ift; beule mag das ©fort
3 lid)üvb ©ut>rs B3ütbigung
erfahren, benn btefes wirb
fttjon bcmnädjft am Orte fei»
ner Beftimmung aufßcftellt
werben.
©ei ber Schaffung tiefer
ftigui handelte es fid) um
eine Arbeit, bie bic Aufgabe
l)at, als Xunnfpiße 311 bienen.
UrfprüngUd) war an eine ©c*
wanbfigur, an eine weibliche
©eftalt, fagen wir an eine
Dresdenfia, gedacht worben;
aber ©tof. ®ul)r, ber mit ber
Ausführung bes Auftrags be*
traute Künftlcr, erfannte halb,
bafe ein fold)es ©ilbwetf van
ber grofeen §öf)e aus, in ber
es feinen ©lag erhalten foll —
ber Kat hausturm ift 101 m
Ijod) — teinc tlare BJirlung
geben, feine fd)arfe Silhouette
barbieten roilrbe. Go fam er
3U bem männlichen 91 ft, 311 Der
i>ertulesfigur, bie wir in
bem nebenftetjenben Bilde wie»
bergeben.
Kichatö ®ul)r ift ©Jecflen»
burger oon C&eburt ; er würbe
am 39 . September 1873 311
Schwerin geboren. Der fünft»
lerifchen Bilbungsanftalt, ber
er jefet — feit bem 3 <*h te 1995
— feine Begabung als ßehrer
widmet, -bet Königlichen ftunft»
gewcrbcfdjule 311 Drcsben, ße»
horte et etnft fclbft als SdjiUer,
unb 3war als Gd)üler ber
'Blalcrf taffen , an. Bildhauer
würbe er ganj unb gar aus
(Eignem; fein anderer fiehrer
unterwies ihn in ber Xcchnit ber
©laftif als ber ftarfc g-ormen*
finn, ber in lebt. 9 Benn
man weiß, ba& biefc herrliche
Öertulesfigur mit ihrer michel*
angelcsfen 9 Bud)t unb Kraft,
mit ihrer wunberoollen plafti*
fefeen Durchbildung bie 3weite
f re le plaf tif d)e S chöp f ung ® ufjrs
ift, bann wirb es ohne weite«
res 3ur ©ewiflljcit, bafe bie
Bitbncrljanb tiefes ftünftlm
für bie 3utunft noch ©rofees
oerfprid>t.
§«rgef teilt worben ift bie
oom Scheitel bis 3ur Sohle
& m höbe frigur in ber Dresdner ©aullempncrri von
5, fjermann Seeg. Das ©ipsmobdf ju ihr arbeitete ©rof.
©uhr im E>ofe bes Gächfifd)™ Kaufes, bas im ©arfe
bes Dresdner ftäbtifdjen Slusftellungspalaftes ftefet, unb
nad) biefem in Criginalgröfec erraffen cn Btodell 001130g
bie (ffirma Berg bie Ausführung ber ffrigur in Tupfer,
intern fte beffen einzelne Xeile in Xon abformte unb ba»
nach ©letpofitive (©Jatrijen) von beträchtlicher Xide h«*
flellte. Uber tiefe ©leipofitioe würben aisbann Äiupfer*
platten oon 1 ■/* mm Stftrfe mit ftarfen ^ammerfd)lögeu
feftgelcgt; bie fo gewonnenen Xeile ber ftorm, beftänbig
mit bem ©iobeil burch Cof« verglichen, würben frf)liefjlid)
jufammengefe^t unb ju bem ©an^en oereintgt, bas fi<h
nun als prachtvoll gelungene ftupferffulptur präfeutiert.
vrrbient, ba& er von Woqaliftenhanb ermorbet worben
war, weil er für ben Xob bes Königs geftimmt hotte.
<£'\e WeftauraHon I>a1te für betartige ©lut^eugenfchaft
feine Ülnerfeunung unb fe^te feine 2eid)e aus bem ©an«
theon an bie fiuft. Kur Wouffeau unb ©oltaire blieben
ungeftört, bis vor wenigen fahren auch ihre Särge ge-
öffnet unb ihre ©cbeine umgebettet würben, nicht aus
poliliither 9tbfid)t, fonbem aus blofecr, mutwilliger
Keugier.
Kapoleon I., beffen Wegierungslunft bie ©tenfdjeu gern
bei ihrer (Eitel feit fafete, begnügte fid) nicht damit, für bie
ßebenben die (Ehrenlegion 31c
ftiften, (Er erfann aud) für bie
Xoten eine ftoatlid)« Slusjcid).
nung. (Er wollte, dag ^ranf.
reich gleichfalls ein SBeftminfter
habe, unb beftiminte in feinem
(Erlag vom 29. frebruar 1806,
bof) „bos Pantheon ben ©ür>
gern als ©rabntal bienen follc,
bic in der Sauf bahn der SBaf<
fen, ber ©enmkftung ober des
Schrifttums bem Batcrlanb
hcroorräßenbe Ticnfte gcleiftet
ijaben“. (Ein (piofy im (Pantheon
folltegewiffermaöen bie höchfte
Stufe der (Ehrenlegion bedeu*
ten. 3)iefc Icßte Beförderung
nad) bem Xobc liefe er einer
©ttjaljl HJlrnifter, ©Jarfchdllc,
©bmirale, «arbinäle, Gena.
toren angebeihen, von denen
bie meiften vergefjen find. Xem
heutigen ©cf<hled)t find unter
bett etwa vierzig SBürbenträ-
ßem, denen Kapoleon bas ^Ja.
tent oon grofeen 9Mnnem ver»
lieh, Taum fünf oder fechs ge*
läufig, etwa ber SRathcmatifcr
Sagrattge, ber ©2arfd)all ßan*
ncs, ber Jfierjog von ©Jaffa, ber
9J?iniftcr ©ortalis, ber Kdmiral
und ©ntdeder ©ougainoille.
Ka<h dem Sturjc bes Aaifer-
reich® hörte bas 'Pantheon auf,
eine (Ergün jung bes Genats und
eine Jortfeßung des Staats-
l)anbbud)s 3U fein. (Erft die
dritte Kepublif gab ihm nad) örei
9J2enfd)cnaitem feine frühere
©eftimmung wieder und gefeilte
311 den <Ei3el[eit3en Kapoleons
© ic tor öugo, ©eneral SDJarccau ,
©enerulf»oche, ben „rrften ®re*
nabier (frranfreidjs" ßatour
d’9luoergne, Baubin, den 9lb.
geordneten, der beim Staats-
jtreid) vom 2. 'Xejcmbcr 1851
dem ^Jarifer ©olfe auf der Bar*
tilabc jeigte , „wie man für
25 *£r. Xaggeld ftirbt“, den er«
mordeten ©räfibenten Gabi
(lamot unb den grofeen ffhe-
mifer Berthclot.
Kun follen fid) bic ehernen
(Pforten des (Pantheons wieder
öffnen, um (Emile 3ola CEinlafe
ju gewähren. Tas ©efeß, bas
il)tn biefe (Ehre verleiht, wurde
i m Xe jember 1 906 oon ben Slam •
ment angenommen unb ver«
fünbet. Und noch 3wci ÜJJonatc
wirb es dauern, ehe esvollftredt
wirb. Xiefer lange Kbftanb
jroifcheu bem ?Port bes ©efeß*
gebet® und bet Xat ber Kegic»
rung Iäfet alpten, öafe bem leß-
ten Xriumph bes toten 3ola
Schwierigfeiten unb Rinder»
niffeentgegengefegt werben. 3n
bet Xat, feine feinde haben
nicht alle il)re faulen (Eier unb
Steine gegen ben liebenden
verbraucht, unb fle bewerfen mit
demüteft ihres Borrats feinen
Sarg. SKauricc Barre®, in fei»
nett Anfängen ein überlauter
v Bewunderer und Speicherte der
* v 3olas, hatte ben traurigen SDlut.
^ ihn mit folgen ben Schimpf*
reden 311 befudcln: „3ola ift ein Bud)hänblercrfolg , fein
Kuhm bes Schrifttums. (Einen fo fd)led)ten Gehet ft fteller
3um Borbild und Schußgeift f>ranfreicl)s machen 311 wollen,
ift fchänblid), ober oielmehr, um bie richtige ©bfdjattung
ju bewahren, im höchften SDiafee lächerlich 3ch gebe
das ganje ßebenswerf 3olas für eine Chrjühtung Boltairrs
hin. 5<h gebe es übrigens um nichts f)in. 3d) finde es
unleferlid). ... (Er bediente fid) des 9lrgemiffcs mit einer
eigentümlichen Xreiftigfeit. Sein gaii3e& ßeben lang
wollte er die ?lufmerffnmfeit einer SKengc crjwingen, bie
fid) fonft nicht um Bücher flimmert. (Et hat bie ©aufr
gefdjlagcn unb ein wahres' ©Jarftfchreicrgenie entfaltet.
Seine ©omogtaphie h at die entfcßliche (Eigentümlichfeit,
dafe fie methodifch ift 3ola ift efclhaft. 3cf) beweife
Um ber 5 'ßur oon ihrem hoho* Stanbpunft aus weit*
hin ins ßanb ihre SBirfung ju fidjem, foll fie vor ihrer
(llufftellung noch völlig vergoldet weiden. qs.
3ola im ©an%on.
^Nen grofeen dJlännertt das danfbare Baterland", lautet
«<Jdie gol bene 3nfchrift über bent C)aupteiugatig bes
©antheons, beffen Kiefenfuppd hach über das Dächer*
gcwimmel unb bic ftirdjtürme von Baris hinausragt und
Dte IRUfcntifliiT 9li^arb ©u^rs für b«n 3:urm bes n<uen Drc&lmetr 9?atfjauf«$.
eins ber weithin fichtbareu 9Pah ^eichen ber Gtadt bildet.
Xic (Dlänner ber grofeen Umwälzung, bic ln (Srinnenmgen
an bas flaffifdje Altertum fdjwelgtcn, gaben bem ©att-
werf feinen antifen Kamen. Gie liefeett hier bie Xoten
beifeßen, denen fic die t)öd>ften (Ehren erweifen, bie fie
gewiffermafeen 311 Bolfshrl ben und f>nlbgöttrni erheben
wollten. Die ©antheongrwft nahm bic Kefte von Kouffeau
und Boltaire, von (Kirabeau, ©Jarat unb Gaint*{Jargeau
auf. 9lbcr biefes ©rabmal war feine Kuljeftätte. KUro*
beaus ßeib würbe aus betn ©an theon ausgewiefen, als
das (Eifenfpinb ßubwfgs XVI. bie Beweife feines Berrats
an ber Bortsfache auegcliefert hatte. (Katat wurde nad)
dem (Ende ber Gdjredcnsherrfchaft furjerhanb in bie ©offe
geworfen. Saint»3fargeau hatte fief) das ©antheon damit
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595
3h. 3379. 2. 91p til 1ÖÖ8.
3lhi|trirte 3eitung.
es: wenn id> mich über feine 3B«rt« nicber«
beuge, wirb mirübel. IBirfchulbcn tiefem
$Krm 3ola nicht®, ber uns von ollem
Anbeginn (Sraucn einflöfete, wenn ex un®
giiljiten mod)tc
(Es ift ein geroanbter Ätttf f 6<r ftcinbc
3ola®, bag fie fid) ben Aufdjein geben, ju
glauben, bie 3iepublir wolle bem Schrift*
{teilet bic Apotljcofc bereiten, Ta® ge«
jtattet it)nen, feinen SBerfen mit oemid)«
tenber Stritt! jugufetjen. Sie wtjfcn aber
febr gut, bafe bie l)Cürfd)cnbe Partei nid>t
ben ©erfaffer oon „Aana" unb „©ot>
©ouille" ju ehren gebaute. Tic Über-
führung feiner ßeid)e in» ©antljeon be«
beutet feine äftl)etifd)e ÜJleinung. Ta«
©arlament t)at feine ßiteraturtritif üben
wollen. Tie freier, bie ber fran3Öfifd)e
gninifterrat let}tt)in vom 5. April auf ben
4. 3uni uerfdjoben l>at, gefet ba® Schrift,
him nld)ts cm.
Ter Gchriftftcller 3ola ift feit feinem
erften Auftreten immer ^cfttQ uniftritten
gerne Jen unb t)at bis heute uid)t auf gehört,
es 3U fein. ©lau mufe in it)m, um gerecht
gu fein, jwei ©erfonen utttetf Reiben: ben
Theorctifer unb ben Jdjaffenbcn ftünftler.
Tor Theoretifcr ift immer nur oon bc«
fdjrdnften Gdjwätzent ernft genommen
worben unb war aud) von feinen ^reun«
ben lSng ft aufgegeben. Ter (Bebaute be«
noturoliftifdjen ©omans, ber Anfprud),
bafe man ben Ablauf einer erfunbenen
frabel mit erfunbenen 9Jlcnfd)cn als- ein
naturwiffenJdjajrtlidjes (Experiment gelten
laffen fall, bic 'Behauptung, bafe bcrTichter
bie tierifd)«n ©errid)tungen be« ©lenfd)en
gleichfalls barftcllcu muffe, roeil fie einen
wichtigen Teil feine« AJefen® ausmadjen,
finb liitbifd)« Ausgeburten eines mit
Gdjulbilbung wenig befd)werten Slopfes,
in bem gierig oerfdjlungene, bod) beften«
fall® nur halb oerftanbene roiffenfdjaft»
licht ©leite, befonber® Gfaube ©emarb®
„La »cicnce experimentale“ unb Guca®'
©ud) über bie öererbungen, fpillofe ©et«
roirrung Qngeridjtet hoben, (Blücflichet*
weife ift ber Tidjter unb (Beftalter oom Theorctifer taum be»
einflufet worben. $o\a tat fid) auf feine (Sxpcrlmtn talnarr heit
viel gugute unb trug fie mit brolliger 5Btdjtigtucrei oor. ©ei
ber Srfinbung unb Ausarbeitung feiner SRötnait« aber führte
er fid> nicht an feine törichten Theorien. Ta liefe er feine
(EinbUbungsfraft frei walten, unb fie war bie eines über»
fd)wenglid)cn ©cmantiters. 9Bas unterfcheibet ben „Affom»
moit" oon ©ictor €>ugos „Wehre Tarne oon ©aris“? CE«
finb bief eiben Au&nahmewefen unb ©lürchengefdjide, bie«
jelbe haHti3tnatorifd)e Anfdjauung unb tolle Guft an
Abenteuern, nur bafe bie Ungeheuer Tictor £>ugo& mittel«
alterliche Tracht unb bie 3ola® geitgenöffifche Arbeiter»
blufen tragen, bafe ©ictor f>ugp feine $aublung in bie
malerifd)en Stuliffen ber Cour dos miracle* unb ber gotifd)en
Äathebrale, 3oIa fie in ben unbanfbarem ©ahmen einer
Gchnapsfneipe unb ber Arbeiteroorftabt ©elleoilte ftellt.
ein oerfeinertei C&efchmacf nimmt an ber ©reite unb
Schwerfälligteit ber Tarftellung, an bem in manierierten
Formeln feftgefrorenen Stil 3® las » an bet jebex ©er*
tiefung ermangelnben, rein üufecrlichon ©ft)d)ologic feiner
cheftalten Anftofe. Tie gahüofen, oft an Den öaaren
herbeigeaogenen Schlüpfrigfeiten finb nicht ju cntfchulbigrn.
9üer alfo ben fRomanbidjter 3ola angreifen will, ber hat
leidstes Spiel. Aber nadjbent tuan feine grofcen unb
augenfälligen Schwächen prei-gegeben hot, wirb man ge-
rechtenoeife auch auf feine aufeerorbentiiehen ©orjüge hin*
3eigen mfiffen. Seine ©efdjreibungen mit ihrer wilb*
wuchemben ftüll« oon orbnungslo® übereinanberflettcm'
ben Qinjel hei ten bringen Tropemirioal&mirfungen IjeTüor.
Tie SRenge fchreitet burch ft'ine 9iomane mit ber hoben-
erfdjüttemben 3Bud)t oon ©ölfenDanberung®heeren. Tas
Cbefnhleleben ber hanbelnben ©erfonen ift bei aller ©rob»
fd)läd)ti gfeit oon einer Ontenfität, bie man nur bei gan3
großen gHenfchenbarftellem antrifft. Seine <>nichtbar*
teit an anjd)aulid) gefennjeichneten, Träftig auscinanbcr*
gehaltcnrn ©eftalten hat laum ihresgleichen; 3ola hat
mehr ©fenfd>en erfunben als ©alaac. 3llte feine Äomane
Öurctjbringt ein reger foaialer Sinn; fie fpielen Jich in
einem weiten ©cfichtsirei« ab unb öffnen auf Gchntt unb
Tritt unabfeljbare Ausblidc; alle 9)lenid)enfd>icffale # bie er
erzählt, hängen mit allgemeinen ^Bewegungen in Staat
unb ©efcllichaft gufatnmen unb laffen bie 3lbl)ängigfeit
bc® etnaelnen oon ber ©efamtheit erfennen ober ahnen;
ein inbioibuellf® (Erlebnis befd)äftigt ihn nid)t; er oer-
nachldlftgt es triebhaft; fein ganges fBerf ift eine Icibrn-
fd)aftlid)c Auslage 3ugunften bes Altruismus nnb ber
mcnfchlichcn ©emeinbürgfehaft.
9lid)t ber ©omographie, wie feine ©erletrmber wollen,
fonbem öiefer (brofejftgigteit, !Buci)t unb Solibarität&moral
feinet 9? Oman« oerbanlt 3oia ben ungchcucm (Sinflufe,
ben er auf feine 3<it geübt hat. 9hcr bic aUcrftärtftcn
Talente behaupteten fid) in ihrer (Eigenart, als bie natura-
liftifd)« Sintflut fid) über ben gangen (Erbball ergofe unb
ba& Schrifttum aller gefitteten ©älter überfdjioemmte.
3eht haben fid) bic ©Jafjer wieber oerlaufen, aber ihre
Spuren finb noch überall fidjtbar. 3olo. felbft Taman*
titcr bis ins Jlnod)enmarf, hat bie philiftrös uerflad)te
oorweifen tonnte, bann würben ftugo,
©oltaire unb 9?ou|feau einmütig aue-
rufen: «AJillfommen in unfern fütitte!“
Ter ©rief an frelix Jaure war eine
Tat helbifcher Selbitopferung, nicht ge-
ringer al® irgenöeine, oon ber ber Uaffifd>c
©lut hu® fpticht. ©tan oergegenwärtige
fid) bie Hage. Om Oabre 189« war JVrant-
reich am Taube bc® ©ärgerte leg co, nein,
mitten in einem bumpfeu idjleidjenben,
unterirbifchen, bod) manchmal gTell auf«
fladeniöen ©firgertriege. (Eine fleine
©nippe unerfd)toiciKr ©länner forberte
bie AJieberaufnahme bes©erfahrens gegen
ben 4>auptmann Trerjfu® unb behauptete
leibe nfchaftlid), er fei mit fiilfe oon Gügeu
unb f>älfd)ungen unter ©rrgrwaitigung
ber ©cd)ts formen unfd)ulbtg oerurteilt
toorben. Tie Tegierung, bie öffentliche
©leinung, alle organifierten ©e walten be«
fchulbigten biefe tapferen ©erteibiger ber
©ercchtigteit ber fchlimmften9lifbertrad)t:
fie follten oon irgenbelner geheimen Üaffe
beftodjen, fie follten von bunflen ©lächle n
gemietet fein, ba® fran3öfifd>e f>ecr 311
zerrütten, bamit ftranfreid) wehrlos einem
öeutfehen Überfall preUgegeben fei. Tie
©reffe tief bie fd)limmften ©oltstrieb« an
unb fchürtc mit teufUfdjer Tudjlofigfcit
ben Tafienhafe, bie frretttbenfd)cu, ben
Stimm über bie Tieberlage oon 1870,
bie tranftjafte Angft oox neuen An-
griffen 3Ut wilbeften (Enegung. 9Ber in
einem ©ahnabteil bic bregfusfreunblidje
„Aurore* las, fe^te fid) Tätlidjf eiten aus;
betannte Treijfufarb® waren ihres Hebens
nicht fidjer. Allgemein erwartete, vielfach
forberte man eine mUitärifehe Schilb-
erhebung, bie ©erjagung ber JU fd)w4d)-
lidjen Tegierung burd) einen Tittator in
©eneralsuniform, bie ©laffenoerhaftung
ber Treqhtfarb®, bie (Erfcbie&ung ber
©ortämpfer, bie ©erbannung ber anberen.
3n biefem Angcnblidäufeerfter Spannung
erhob plötjlid) 3ola feine Göwenfttmme
unb rief: ,,3d) flage an!“ ©r be3etd)nete
3um erftenmal mit Tarnen bie ©crbred)er
im ©eneralftab unb in ben miniftrrpalä{tcn,gabgcuau an,
weldje ©iiffetaten fie begangen hatten, unb fdjuf eine Tat-
fache, bie 3um erftenmal feit Tretjfus' ©erurteilung beffen
JVall wieber oor ein regeln äfeiges ©eridjt brachte. Tie
Regierung fah fleh gegwungen, 3ola ftrafrechtlich au oer»
folgen, bie gange Angelegenheit würbe trot| brr ©ewalt«
tätigfeit bes ©e rieht sr>orfit}* n t* n Telegorgue, ber feine
einaige verfängliche ftrage an bie militarifchen 3eugen
richten laffen wollte, oor ben ©efchwomen aufgerollt, unb
au® bem ©rojeft 3ola entwidelten fid) alle weiteren (St-
eig nif fr, bie 3ulcht int Urteil be® hächfteu ©erid)t® vom
3ull 1906, in ber ©JieberanftelUmg Trrgb)®’, feiner ©c«
Jörberung jum ©lajor unb feinet Au&3eid)nung mit bem
Ärcu3e ber (Ehrenlegion foroic in ber (Erhebung ©iequarts
311m Tioifionsgeneral unb Ariegsminifter gipfelten.
Tas ift bas 3Bert 3ola®. (Er triumphierte moralifch,
ging aber in feinem Siege unter. Am ©orabenb feine®
»J’&ccuse* war ec ber gelcfcnftc Gchriftfteller ^ranfreich«,
berühmt, emflufereich, faum meijr beftritten, reich, glüd«
lieh in ruhigem, ungeftörtem Schaffen. 9tid)ts 3wang
ihn, au® feinem bcneiD«n®wcrteii ^rieben b«rau®3u treten.
Xrtijfus ging ihn nicht® an. (Er war fein ©olitifer unb
brauchte fid) um nicht® gu lummem, was nicht Literatur
war. Aber fein fficwiffeTi tonnte bie offenfunbige ©eugung
bes Ted)t® nicht ertragen, ber vor aller Augen 3t)nifd)
begangene 3urti3inorD verfemte ihn in eine Seelennot,
aus ber er fid) um jeben ©rci® befreien mufttc, unb er
oeröffentlidjte entfcfeloffen feinen ©rief an fraure.
©an einem Tage auf ben anbent verlor er alle®, was er
fi<h in einem langen Beben harter Arbeit errungen hatte.
Die <£milc=3°to‘93it|te oom SBilb^aucr Dm*,
Oie am 6. «pril in Surcencs mlbQIIt torrOrn foCI. *
jNa<D rtntm CSenUilbf oon Vinn«.
Spätromantif, ben e-ntarieten Ausläufer ber hochgemuten
SBilöromantif oon 1825, weggefegt. (Et hat wie ein
©rüriebranb bas (Epigonengeftrüpp vernidjtet. Auf bem
leerge brannten, afdjengfbüngten ©oben tonnte fid) bie
mgftiaierenbe — ober imjftifi gieren b«? — Teuromanttl
cntwideln, bic gegenwärtig überall üppig in bie £)alme
fdjiefet. Tie tymboliflifd) * phantaftifdje Tid)lung hat ben
Aaturalismu® fiberwiinbcn, aber fie roäre ohne ihn fehwer»
lid) hrraufgefommen.
Tiefe titeraturgffd)id)tlich«n nnb äfthetifd)«n (Erwägungen
toaren bem fran3Öfifd)en ©arlament fremb, als es bie ©ei«
fehung 3&las im ©antheon befd)lofe. (Es hragte fich nicht,
ob 3ola ben ©eften feiner 3<it als Schrift ft etler genug»
getan, noch ob bie 9?ad)wdt 3U feinen ©omanen ein ©er*
hältnis werbe gewinnen tSnncn. (E® erwog nicht, ob es
geredjt fei, 3®ta eine ffmift 3U wibmen, bie (Emeft ©enan,
bem größten franjöfijchen Stilfünftler bes neunzehnten
3ahrhunberts, oorenthalten ift. ©on bem gangen ©Jerfe
3ola® hatte ba® ©arlanient nur eine Heine &lugfchrift
von fanm 3f£jn Seiten in® Auge gefafet: ben ©rief an
ftelix fjaure, ber bic Übeifd)rift „J’jiccuxe!“ trägt. Tie
$ulbigung wirb nid)t bem ©erfaffer ber »Aougon-
Alacgiiart", ber „Trei Stflbtc", ber - unoollenbet ge»
bUcbenen — „©icr (Evangelien“ bargebracht, fonbem bem
gelben, beffen ungeheurer 'Jlotfchrci um Wer cd) ti gfeit von
einem ©ol 311m anbem hallte, bas betäubte ®cwiffcu
eines gtofeen, irregefühtt#« ©olfes wad)fd)redte unb bas
Cbniftgewölbe eine® Bcbenbigbegrabcncn fprengte.
3m ©antheon finbet 3oIa brei Aollegen oon ber ^cber
oor; fie heifeen 9ionf[eau, ©oltaire, ©ictor fniflo. 'IBelches
Sclbftgcfühl 3ola immer gehabt haben mag, biefen Dreien
hat er fid) im Geben fd)werlid) gletd) gcadjtct, Wenn bie
grofjen Toten nad) Art ber Afabentifer über bie Aufnahme
biefe® vierten Oicnoffcu abguftiiniMon hätten, fo barf man
fürchten, bafe [ie nicht geneigt fein würben, ben JRoman»
bichtrr als Pilcicheu 3U empfangen. SHoufjeai», ber- ben
Wenfchen für gut unb tugendhaft oon ©otur hält, würbe
fid) mit Abfd)cu unb (Entrüftung von ben SA)eufalen ber
Familien Aougon unb ©iacquart abweubrn. ©oltaire,
ber ba® fluge 5Üort: reift nidjtmit grofeem (t>epäcf
in bie Aach weit", geprägt hat, würbe halb entfetjt, halb
bclnftigt ben gewaltigen Stofe oon fünfzig ©änben be-
t röd)ten, mit betten 3ola in bie Unfterblid)feit 3U gelangen
hofft, ©ictor SSugo würbe fid) weigern, feinen ©lid in
Die Tiefe 311 fenfen, bie ber Ort ber naturaliftifd)en ©rofa
unb nun gar be® Aotwelfd) ift. A3cnn aber 3ola ftatt
feiner Womane nur bie eine, bim ne ©rofehüre „JWuse“
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3llu[triite 3eitung.
©ricnc, Unternehmungen in ihrer 9Irt
oon nicht geringerer roiffenfdjaftliAcr
©ebeutung. £>attc man es in ©er*
gamon mit bet Stefiben^ bes mächtig
|ten l)cLIcniftifd>en ftürfteitbauffc. in
Ateinafien tu tim, fo bot lieh in ©rienc
jum erftenmal ber Sinblirf einer mobb
erhaltenen Stabtanlagc mit jnäu=
(ent, Straften, ©larftplat* unb äffent-
lieben ©ebäuben. llnb wicber neue
I ©e[id)tapimttc unb ©dehrung ft öffnen
uns bic neuen Ausgrabungen an brr
Stellv bc* alten 'JUlilet, WH» ftarl
§untatm geplant unb (eit bem ©egirm
Bl-* im 3ol)te 1899 unter Der bewährten
# i L t?citun fl Theobor 'JBieganbs.
©lilrt lag im Altertum auf einer
f oorfpringeuben fmlbinfel an ber 2 üb*
feite bes ^atmifdjen ©leerbufens, bvt
j Cf. oon bem ©orgebirge ©lufalc tief in
£* u,c liegt We
antifc ‘SlU'ltftabt einfam in futnpiigvr
©iebcnmg, troei ©teilen ron brr
^ ftiiftc; fo weit bat bielc ber ©läanbev*
ftrom bitrd) feine Ablagerungen in*
i ©leer hinnusgefeftoben. Tie 3nfel
ßabe. cinft angefichts ber Stabt ooni
©leere nmbranöet unb 3 ni 0 tn gewob
g ttger Gcefchlachteu, erbebt ficb heute
mitten aus ber JRüitenebrnc tt*ie eine
oereinjeltc öügelgmppc. (fine reiche
©efchichtc ift über bas Caiib babir*
gegangen. CJinft, im achten unb neun»
ten 3®hrbunbert o. i£br., trat SKilct
bic Königin bes ©leeres unb ber größte
Jrmnbel&iilab ber fUelt. ©icht weniger
als adjt.tig blübenbe Kolonien befaß
cs am Sdjmar^cn ©leere, in Italien
unb Ägypten, eine Stabt von wn*
gebcuenn ©cichhim, bereu llppigfcit
uttb SBahUeben fpricbwörtlicb «na r.
innere 3® «f tigf eiten unb ©arteibaber
brachten bic ©tacbtftdlung allmählich
jvm Sinfcn. ffinc jähe ÄataftTophe
trat ein, als im 3®hrc 494 v, <Tbr.
bic Werfer bie Stabt eroberten unb jerftörten. ©ou biefem
Sturze bat fic |t<h 3ohrhunberte h*nburdi ni(t)t erbolt.
(Erft feit bem britten bis zweiten Cfohrtjunbert r. Ohr.,
befonbers aber, |eitbent bie Stabt jur römifchen ©ropinj
Afia gehörte, ift ©Ulet ivicberum aufgebläht unb bat als
fianbvUptatj non neuem ©rbrutung gemännert. Tiäbc*d>en-
fürften unb römifche Aaifer tmirben nicht mühe, bunb
reiche Stiftungen bic Öiunjt ber Stabt 311 gewinnen, uni
fidj bes ©Wohlwollens bcs milefijchen Apollon ju rerfiebrm,
beffen Heiligtum bei Tibgma (üblich oon ©Jilet gelegen
mar. 91 u* biefer ^weiten ©lüte3cit ber Stabt ftatmnen
bisher faft «Hc Sunbc, beren roichtigfte hi« gefdjitlbert
roexben follcn.
Ter ©cifenbc, brr im Altertum im $>aupthafen ppn
©Ulet eintraf — bie Stabt h<>Ue njdjt mentger als oier
liftungsfaal im ©uleuterlon (SHathaus).
Ter ©erfauf feiner ©üd)er hörte mit einem Schlage auf.
Tie 3«ihingen oerfebloffcn fi^ ihm- ^3öbd «Darf ihm
bie gpenfter ein. 3ebe ©efchimpfung unb ©erteumbung
rourbe über ihn ausgegoffen. Tie IWegicrung entehrte
feinen ©ater im ©rabe, fdjlfifte ih” ®or bie dichter, lieft
ifyn ju hattet ^reiheiUftrafe oerurteileu, jmang ihn, lanb-
flüchtig au roerben, raubte ihm fein Vermögen, fouxiit
fie beffen t>abf)€ift werben tonnte. Tos SDoU, gan,( im
Cinflang mit ber Megierung, fcfjrie twShrenb bes ©ro*
Reffes nach feinem ©lute unb hätte ihn ermorbet, toenn
ihn nicht einige tobesmutige gfreunbe ben ©öbelffiuften
entrtffen hätten.
3ahrelang trug er biefes furchtbare Sctjidfal eines
(beachteten, ©erhaftten, mit allem Schmuft ©efubettcn.
Uub als bas 9??d)t bic erften Siege über bas ©erbrechen
erfocht uttb an feinem ©efichtsfreife
bte frühfften Strahlen ber wieberauf»
gehenben Sonne fichtbar mürben, ba
fetfte bas SchicTfal feinem Xafein burd)
einen grotesfen Unfall ein (Enbc,
So mar ber f>db um bie ^“^te
feines mörbertfcf)c»t Kampfes unb
ruhmreichen Sieges betrogen. Grfelbft
erwartete für |id) nichts oon feinem
Crfolge, ber Triumph ber ®cred)tig»
feit war ihm notier öoh"; aber
tthot flößt laut ÖE)€1C grimmig
fjöhnifche ©nbc ber Trogöbic. 911 le
feine SDtitftreiter finb ju ben fjöctjften
Uhren gelangt. Sie regieren
reich, fie befehlen feinem f>eere, fie
teilen fi<h in bic oberften 9lmtcr, in
bie ©frünben, in bie ©usjeichnungen,
in alle ©orteile, bie ein reicher ©roft»
ftaat au oergeben hot. Jfür 3ola
lönnen fie nichts mehr tun. Ta& ift
ihre wtlirommcne (Etttfcf)ulbigung.
Tenn wer weift, ob fie für ihn etwas
hütten tun roollcn, auri) wenn fic es
nermocht hätten, ©illiger Connten fic
(ich mit ihrem ©ewiffen nid)t abfinben,
als in bem fie ihm mit 91 d) unb 9lot
bie ffil>ren bes ©autheons gewähren,
nicht ohne ihn anbcrthalb 3ahrc lang K-.
auf bie Ausführung bes ©efcftluffcs
warten ju laffen.
©id)t als ßtoftor Scf)riftftellcr,
fonbem als grofter 'Bürger unb graftet
SJlenjd) ?id)t 3ola in bas ©antheon
ein. SBnbrliri), „bas ©ntcrlcmb“ hot
«t>runb, ihm nad) bem ©Jortc bvc
rt>iebclinfd)rift „banlbar ju fein". (Ef
hat eine Sehmad) oon 3ranfreic!) ab»
gcwafchen unb wirb ben fünftigen ffie»
fehl echtem ein enicherifches ©eifpiel
cbclften 9icd)tsgefül)b unb hdben-
mutiger ©flichttreue bleiben.
©aris. ©lax 9Jorbau.
Tempel bes ^Istlcpios.
Die neuen Ausgrabungen non SJltlet.
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9k 3379. 2. ttpril 1908.
3lluftrirtc 3 c * tu,, 9-
597
£aa Theater, einft bas größte fllriimfiens, für mehr als fünfunbUDantfgtaufenb Jufchaucr Baum bieten b.
aus fpätcrer Tomi|d)fT 3?it, unter einer mädjtigen bi),tan»
tini[d)cn Slirdjo begraben. (fiegenilber beut Gingang
enbltd) büdtc man auf ein Xor non 29 m Breite mit oor»
fpringenber unb äurfldroefcfjenber mchrftöcfioer ?lrd)itcfnir,
öoren Ginjriglicber in fidj überaus reid) ge|d)müdt waren.
JFjäfen — parierte eine fd>mcile Ginfat)rt groifchen ben
Guben jroeiet umfaffenben Wielen, bie mm jtöei mächtigen,
nod) f)eute erbaltenen marmornen Öätoen, bem 9Ba!>r»
*eld)en Wiilcte, bemadit tonrben. fRed)t« unb liufs erblidtc
rr bie anfteigenben fjäufer ber Stobt. fficrabcaus empfing
Hjn ber 11 m breite -friafcHfai, ben eine 150 m
lange, tiefe Säulenhalle abfdjloö; 3urWed)ten
bog fie n od) eine Strede um, jut 5 infen reihte fiel)
entfpiecf)enb bas Heiligtum b cs 91 pollon Delphi»
nios an. Durch ein 21 m breites-, oon [echdchn
Säulen getragenes Dor burd>fd)ritt er bie
Säulenhalle unb befanb fid) auf einer 30 m
breiten 'prarf)tftraöe, bie ifjn entlang an ©äulen»
ballen mit baijintcritegcnbcm WJarltraum auf
bet rcdjten, Chqmnaficn unb Bäbcrn auf ber
Iinfen Sette in brei Wlinuten 3U bem £>auptplaß
ber Stabt führte. Der piatj war nidjt groß,
nur etwa 70 m im Gmnert; aber um fo im»
pofanter muft im Rittertum bie SBirrung ber
bichtgeörängten Prachtbauten gcroefm fein,
bie iljn auf brei Seiten umgaben. IRedjts lag
ba-sBuleuterion, basSRathaus ber Stabt. Durch
ein reichoerjiertes Dorgebäube mit oierffluliger
rorinttjiidjer ftaffabc trat man in einen großen
Säulenfjof, in beffen SDlitte ein altararttger Bau
ftanb, mit griffen oon ftirlanbcn unb Belief»
barftellungen gefdjmüdt. Dem Gingang gegen»
über lag an ber anbern £>of feite auf hohem
Unterbau bet Situmgsfaal, einem antifen ge«
bedten i^eater ä(>nlid) mit hnlbfr eisförmig
angeorbneten anfteigenben ©ißhänlcn ; jroei
Xreppcn an ber §interfeite bes ööcbäubes et»
leichterten bas Betreten ber oberften Sißbflnfe.
Bon bem Bau ftub fo uiele Stcftc erhalten,
bafe man oon bem ©anjen noef) fiente eine
beutlidje Borftellung gern innen fann.
Dem fRatbaus gegenüber 3ur U infen bc*
Blaues erblidte man eine breiftödtge JJaffabe
als Bbfdjlufj ber hier eubenben römifdjen
UBaflalfitung. feilte nur ein unfd)einl>arcT
Wiauerflotj, bot bie ©<hmu<froanb im Altertum
ben Bnblid oerfd)m?nberifd)er prad)tentfal»
tung. 9Jlit SRarmorplatten waren bie BJörtel»
inänbe befleibet, burd) Säulen unb Brd)itraoe
eingeteilt; in Siifdjen ftanben Bfarmorfiguren,
unb barfibcr frönte ein reiche* fhebälf ben Bau.
Bus ben brei Gtodwcrtcn ftflrjte bas 9Ba|fcr
in ein oon Wtarmor eingefaßtes weite* Baffirt.
2ln biefer Seite bes Planes lag and) bei
Xempel bes Bstlcpios, ein großer bellenifti»
fd)er, borifdjer Bau mit befonbercr Bor!) alle
Diefes Brad)ttor führte in bie £>auptmarftballf ber Stabt,
einen Säulenhof mit Wlagayuen, etroa 150 m breit unb,
obwohl nod) niefjt völlig aufgebedt, fchon fc^t über 170 m
lang — * man ficht, um meid) foloffale Beilagen es fid)
hier ßanb eit.
ftoloffaler t&anbelgang im XfKötrr mit Xreppen 3U ben oerfchicbcnen Bangen.
Die neuen IHusgralmitgen oon SQZilet
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iHkfettbau bor TI)cnnett r einet -Stiftung ber Atatfcrin Jyouftino: im SJotbergrunb Ütcite ber an bcn Ityermen entlang gebauten £>älle, ted)t& bie Xljermeumauerti,
im $)intergnmb btc üiuinen Des Xt>cater&.
£>ie neuen Ausgrabungen non UJlilet.
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9h. 3379. 2. Mpiil 1908.
Olluftrirte 3 e ^ un 9*
599
Tiefe ©nippt’ oon öffentlichen (ftcbäubcu würbe oon
einer Profiten ©ruppe burd) eine lange, fchnurgerabc
Strafe getrennt, bie, vom £>afcn ausgehenb, bic Stabt
in il)rer ganzen ßänge burd)fd)nitt. Heute nennen wir
die «strafte bic heilige, weil fie nad) ihrem Elustritt aus
dem Stabttor« in bic oon 9 Mct 3um Apollon* Heiligtum
oon Tibqma fül>rrnbc, aud) im Elltertum |o genannte
strafte übergebt. SlUljlte man bei ber Elnfunft in Milet
diele Strafte unb lieft bi« gefchilbcrten Anlagen, <ß(äftc
nnb Stellen linfs liegen, fo mürbe ber ©lief burd) bas
gewaltige Theater gefeffelt, bas rechts non ber heiligen
Oberleutnant v. tftüntljev (6. Ulanen), ber Sieger in ber Schweren Spring ronfnnenj.
Cfterreid) = Ungarns erfolgreich!!« Herrenreiter:
©ittmeifter Hugo jjrt)r. o. iflft.
Strafte etwa 200 m ablag nnb bie bnjroiftbettftebenben
Häufer weit überragte. (Ehtft ba* gröfttc 11 ^**** Wiein»
afiens unb für mehr als fünfunbjwanjigtaufenb 3»f(*)Qnet
©aum bietenb, gewährt biefer ©au and) heute noch troft
ber 3etr|tdrung einen überaus impofanten Elnblid; mau
«rfennt bie in dn^rlne ^Jläfte cingetciltcn Giftbänfe für bic
3ufd)auer, bie röntifdje ©ühnc. bie eine ältere gried)i|d>e
oerbröngt hat» unb fteht erftaunt in ben foloffalcn,
wie für bie (Ewigtcit gebauten ©Janbrigängen, aus
bencu Treppen in bie pcrjchtebcnen ©äuge führten, unb
in bie man burd) präd)tig überwölbte Tore c intrat. Unb
biefer mächtige ©au mar einft mit einer ocrfchwenbcrifcben
Julie non foftbarem bunten Marino rfdpnud ausgrftattet.
©Jie groft bie Timcufioncn finb, um bie es fid) hier
ftanbelt, «rfennt man oiellcidjt am beften baraus, baft in
bqjantiniftbcr 3 eit im 3 ufd)aucrraum bes Theaters fid)
ein oollftäubiges Torf anficbeln fonnte, bas in biefem
burgflhnlictjm ©au oor räuberi|d)en Überfällen Schuft
fud)te unb für lange Jahrliunbertc fanb.
©on btn übrigen ©auten ber Stabt erwähnen mir
nad) als jüngft ausgegraben bie graften Thermen, t« bie
man, auf ber heiligen Strafte oorwärts fctjreitcnb, 3ur
©echten eintrat. Tiefer ©iefenbau war eine Stiftung ber
tfUiiferin Jauftiua um 150 n. (Et)** unb uinfaftte, in mad)<-
tigen 21 bm cf jungen ausgcfiibrt, nid)t nur alles, was ber
röntifefte ©obefonifort bcanfprudjte, fonbern baneben Hallen
unb ©äuine für bie oerfdhieöcnften 3 wede. (Ein groftcr
Saal mit einer Elpfts mar ein Mufeion, ein Sorlefungs*
faal, unb mit ben Statuen bes Apollon unb brr ©hifcn
ausgeftattet; nod) fteftt barin bie ftanjcl, oon ber ehemals
ber ©orlefeube jum ©ublifum gefprodjen hotte. (Einen
©egrif f oon ber Elusbchnnng brr Einlage gibt eine unfern Etb«
bilöuitgcu; auf ihr erfennt man im ©orbergrunb bic ©efte
ber an ben Thermen entlang gebauten Halle, rcdjts bl«
nod) über 15 m hod) aufred)t jtehenben ThcrmeTtiuaiiem
unb im Hintcrgrunb, nne eine mädjtige ©urg, bie ©uinen
bes Theaters.
Ter größte ©uf)m Milets war bas bei Tibipna, jwei
Meilen jübtid) non ber Stabt gelegene, uralte Heiligtum
bes ©pollon, bas wi« bas Heiligtum bes ©pollon 311 Telph»
als Oratelftättc einen EDeltruf genoft. 3u ii)m gelangten
2luswürtigc oon bem nahen Hafen ©anonuos, an ber
fdjon erwähnten, oon Milet ausgeijenben ^eiligen Strafte
gelegen, beten ©erlauf jetjt genau fefigejtellt ift. 3 U beiben
Seiten ber Strafte lagen nad) antifem Cbebraud) gröfterc
unb Heinere ©rabanlagen, in ber nädjften ©ähe bes
Tempels fof) man grofte Statuen, Stiftungen frommer
unb mächtiger ©erehrer bes ©ottes. 3 m JaftTe 494 o. (Stpr*
jerftürten bie ©erfer ben äÜeften Tempel unb entführten
feine Schäfte nebft ber berühmten
Ruliftatue, oon ber Hanb bes grie«
djifchen Silbhauers ilanadjos, unb
bem ©rie|tfrgc|d)Ied)t nad) ©erftrn.
©ber fdjon nach ben ©erfertriegen
eulftanb ein ©eubau, prächtiger
als ber alle unb mit 108 m Seiten-
lange, nödjft beni Hcra»Tempcl non
Samos ber gröfttc gricdjifchc Tem-
pel überhaupt. Tiefen Tempel mit
feinem Mal b« reichgef d)tuflctter iattt-
jeftet Säulen roie ber frei, gil egen, ift
bas 3 U‘l, bas fid) bic Königlichen
SJlufeen geftedt haben, nadjbem bic
(Engländer unb ftranjoffn nicht
über bie ©erarbeiten hittausgefom-
men finb. (Es hat manche Mühe ge ■
foftet unb beburfte prioatcr Opfer«
wi ll igfei t, um bie ©efitier bes T orf ee
Jcronta, bas fid) auf bcu Trüm-
mern erhoben hatte, 311m ©etlaffen
ihrer Höufot 311 bewegen, ©ad)
flehen jroci gan3 oollenbete hotr-
lidje Säulen bes Tempels inmitten
bes Torfes aufrcd)t. ©ine britte
ift nur begonnen tmb nidjt au
(Enbc ausgcfül)rt. Tenrt ber Tem-
pel teilte bas Schidfal |o uieleT
aiitifer ©autcit, baft fie nie gan3
fertig geworben finb. ©od) bis
in bic römiidjc ßaiferirit hinein
ift an bem 2 lpollon-Tempe[ ge-
arbeitet warben.
(Eine fdjwere EIrbrit ift I)icr 3U
beroältigen, bis ber gewaltige
Trümmerhaufen 311 llarct nber-
fidjt geordnet fein wirb. Elbcr bann
barf bic beutfdjc Elrdjäalogie auf
eine neue ©iefenleiftuug ftol ) fein.
Hoffen wir, baft bas jiubergtüd,
bas ben Leiter ber Eluegraluingen
bisher tu feltcncm ©laftc begfin*
ftigt hat, ihm treu bleiben »mb er
in Milet bie allionijdje Stabt in
Tibijma bie ©efte bes älteften
Tempels aiiffiubcn möge.
Varabe ber Teilnehmer einer Springtonturrenj oor ber üogc ber Jürftlidjleiten.
Das Spccisreileit unb $teis[pnngen in $ranlfurt a. 3R.
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600
3 Ihiftrirtc 3 ritung.
3379 . 2 . $ 4 ml 1908 .
Der Deutle Äronpum 3 im 2ßembergfd>en ©eftüt Hklbfrieb: SBefidjtigung bes Derbpfiegers Döfir.
Sport.
Bahnrennen unt {Rennfahrer im Kahre 1908. —
Di« Btülubien zur bicsjährigen {Rabrcnnfaifon finb in Berlin
unb Baris bereits am »orlcßtcn HJlfirjionntag gcfpiclt worben.
Die rd)ttelle Buffaloholjbah« cräfjncte für Kranrrcid), bic
Heine Xreptower Balm. im BoItsmunDc „Wubeltopp“ ge^
namit, für Drutfd)Ianb bic 3cit ber Babwettfahrtcn auf
offenen Daunen. 'Hon ben großen beutfehen Gportpläßcn
wirb ln biefem Cfabre juerft Stcgli!) feine 'Vf arlen öffnen,
unb ,iwat am 5. 9lptil mit einem critflaffigen Programm,
in befien 'JJlitlelpunlt ein 7 5-km. {Rennen fleht. 'Än bemfelbcn
Zage veraitftalten aud) Hannover unb Möln ihre (Eröffnung^-
rennen, ebenfalls mit großem Brogratnm. Duisburg. .ttarls-
niljc unb ÜDUinrter i. ‘IU. reihen fid) ihnen mit befchcib eueren
SÄeetings an. (Eine v»od)tlut oon (Ercigniffen auf bem Jerncnt
werben bie Cfterfciertage bringen, an beneu uon bebeulen •
beten Sportplahcn Drcsben, 8<tP3ig unb 'JUtagbcburg er-
öffnen wollen unb Steglitt, lYeptow, .Köln unb .«arlsnth«
DDertuolle {Rennen jur Busfahrung ,ju bringen gcbcuTen.
Hucf) (Shemniß, Halle, J^orft fd)reiben Cftcrrcnnen aus. Die
neue Bahn in Düffelborf hat ifjr lEröffnungsrennen auf ben
Sonntag m>r, bie aitbrlannte Breslauer Bahn il>r erftes
{Rennen auf ben Sonntag nach Cftern angefetjt. Bon ben
baorifchen Sportplätten 'Jüliinchen unb 'Jhumbcrg fdjeint ber
Saifpubegmn erft ftir fpäter beabfidjtigt 31» fein, iUItt Span-
nung barf ben weiteren Sdjicffafen bes im porigen 3<*hr*
erbauten unb cröffnetcn Sportparts Spanbau ent
gegengcfd)cn werben, beffett ftefiker lEnbe ber Sai-
fon einesteils infolge ungflnftiger aiMtteruug, anbern>
teils burdt ju teure Bcfcßung ber Bennen in
3ahltmg«fd)wieTi gleiten geriet. 'Renntermine finb
oon bent groftang ei egten Sportplaß Spanbau bis*
her nod) nid)t befanntgegeben worben. Die
Dresbner {Ratirennbahn ain Birfenmülbchcn wirb
ln biefent Kahre il)re ießte Satfon tjobfn. T)ie
Bähe ber ftäbtifeßen ztranfenhäufCT macht wegen
ber 5Dtotorgeräufd)c bie Verlegung ber '.Rennbahn
erforberlid). Jür bie 9ieuanlage «ft ein Gclanbe
nahe bem Dresbner Borort {Reicf beftimntt. 3rrei*
litt) finb von bem erft vor ein paar Röhren er-
folgten Umbau bet jetzigen Dresbner {Rennbahn
noch erhebliche 'Beträge tu beeten, tnoju bicXresbner
Bafjnleihmg bie Gcftattung bes lotalifatorbetricbcs
erbeten l)Qt- Der SpoTtplaß iüirtnthen erhielt übri*
gens bereits bie Erlaubnis pi lotalifatorbctricb,
ift alfo in ber l?age, bie 'Jleueintidttung prattifd)
ju erproben. 3n ben beutfehen {Habfportfrcifcn
befürd)tct man ubmviegcnb übte folgen uon ber
(Einführung bes Xotalifators im Bahn wett fahren.
Deutfd)lanb tpirb in biefem Kahre auch brr
Sd)auplaß ber SBcltmeifterfchaftcn im Babnwett-
fahren fein, unb jtoar gelangen (fnbe Kuli hie
Jüeltmciftcrfchaftcn filr ^errenfahrer auf bem tfeip-
jiger Sportplait, bic ‘JüeltineiftcTfchaften für Berufs-
fahrer wenige tage fpütcr im Sportpart Steglitt
jum Bustrag. 3n Berbinbung mit ben 'Hielt-
meiftetfehaften finbet ber Wongrcfj ber Union Gpcliite
3ntcrnationaIe, ber obexften rabrennfportlichen Be*
h&rbe ber üüelt, in Ueip.tig ftatt. 'Jluch bie 'JUloift er*
fdyaften oon (Europa werben auf beutfehen Bahnen
entfdiieben toetben: bie lOO-km'JJleifterfchait oon
(Europa in Jlöln, bie l*kiii 'JJIeificrjd)aft uon (Europa
in üelpjig. Die Bieifterfchaften uon Deutfd)laub
finb »om Berbanb beut jeher BabTennbahnen an
Drcsbcn (loo-km UJleifterfchaft) unb an Breslau
(l-km-iüleifterfdjaft) oetgeben toorbett.
Die BennfahTcr haben jum gröfttcit Zeit ihre
ÜBrntcrquartierc perlaffen, foweit fic ttid)t burd)
Zeilnahme an ben Bennen in ben 'JViuterhahneu
ju Baris unb Hamburg anbauernb in läligteit
geblieben finb. 'Äuf ber UJJehrjaljl ber {Rennbahnen
hat bas Iraining. bie Borbereitungsarbeit für bie unmittel-
bar bcuorftchenbc Saifon, begonnen. Bon ben Stiegern hört
man nod) wenig, um fo mehr uon ben Stehern. 3m Sport-
part Steglitj trainieren tRobl unb Xemte hinter Jrpeifitter*
motoren, ferner Salttnann, Zhcile, SHnfa, Brjprembel,
SDJauft u. a. hinter (Einiitjermotoren. Doy Sportplaft Veipjig
hat fid) bie bebeutenbftcn Dauerfahrer ju rtfinbigem Xrai-
ning oerpfhd)tet: fönignarb, Banbcrftupft , 'Bcrbift, ferner
3ngoib, 'Ärens, (Ebert ufto. Berbift entichloft fid) ebenfalls
3ur SJlotorjwcifiherführnng. Günther trainiert auf bem
itatner Sportplah. 3n Baris uerbleiheu mollen für biefe
Saifon (Sontcnet, Xarragon unb Barent. Der Bmerifaner
‘JUalthour beabfuhtigt , bie ganje Saifon in (Europa juju -
bringen. XeutjchJanb unb Jyranfreicb bieten eben ben üRcmi-
fahrevn am niciftcn Gelegenheit jur Betätigung ihres Jiön
nens unb — jum Gclbperbienen.
Das fReitcrfeft in ,>rantfurt a. SÄ. — Das 00m
ifrantfurtcr SRenntlub am 21. unb 22. SKära oeranftaltete
BTeisreiteii unb Breisipringen , bas burch bie «nwefetthelt
bcs Dcutfdjen .«ronprinjen, feiner (fiemahlin unb anberer
ftürftlicbteitcn ausgejcichnet mürbe, nahm in alten feinen
Zeilen einen befriebigenben 'Verlauf. Die mit Schaiiluitigen
bicht beichten weiten Bäume bes ^rantfurter fiippobroms
boten ein prächtiges Bilb getellübartUcher (Elegant, bem bie
farbigen Uniformen ber jahlreid) erfchienencn Dffijiere einen
eigenartigen Beij uerltehen. Das #>aupHntercrfe nahmen an
beiben Ingen naturgemäß bie Sprlnglon tunen jen in Bnfpruth.
3n ber Schweren Springtanfunenj errang Oberlt.
u. (fnlnther (G. UL) mit feinem oftpreufjifdxm SBal
lad) Cfuitfer einen fchönen Sieg gegen breiunb
oierjig ffllitberoerber, u>äh Ten h er beim Springen
ber prämiierten Bferbc jioar ben Sieg an Oberlt.
SUanncnbcig (4. $uf.) abtreten mnfetc, bafür
aber für brei feiner Bferbe Blaßehren cinh«mfen
fonnte. DU Ghargenpferb-Springtonlunenj ge^
wann Öt. 0. J^enninges < 10 . 9lrt.). Um bett 00m
«ronprinjen für bie ^Irmce-Äcitlontuncnj geftifteten
(Ehrenpreis bewarben fict) bte Bcrtreter pon fünf-
zehn {Regimenter«; Sieger blieb beT baprifche Ulan
Oberlt. Blanbelin. 3n ber Damen-Springtonrur-
ren3 betegte Freifrau u. SchaC3ler ben erften Blaß
uor ^rau u. Bloers. Die oon neun Bewerbern
beftrittene Staatspreis- fReitfontuncnj enbete mit
bem Siege bes Grafen v. ^arbenberg <23. Drag.).
Der Deutfd)c Jironprinj im BJeinberg-
fchen ftcftflt 'Jöalöfrieb. — 9Bährenb feiner
ainwefenheit in ftrantfurt a. 'JJ1. ftattetc ber Jtron-
prim in ben Bormittagftunben bes 22. SJJärj bem
Gef tut löalbfricb unb bem Wennftall ber oor turjem
oon .ftaifer 'JBithclm in ben erblichen (Rbelftanb er-
hobenen Herren o. BJeinberg einen längern Befud) ob-
XcvAlronprinz befuditc junädiit ben Stall bcraÄuttcv-
f tuten unb lieft fid) bann bic antoefon ben »Rcntt-
pferbe oorfühten, wobei ber 4i. ö. Xefir, ber oor.
jährige D er bpfiegeT, fein befonberes 3ntercffe erregte.
A'rieran fchtofl Hd) eine fhrüfung ber ^iDcijährigeu
auf ber 2000 in langen Irainierbahn bes 2Bcin-
bergfdjen Gcftüts, einer ‘.Unlage, wie fie fein jweites
ffxftüt in Xeutfchlanb fein eigen nennt. Bei biefet
Gelegenheit jeigte fid) abermals bic befted)enbc
3orm be-i jüngften tfeitafohns ^ernor, ber binnen
luraem bie {Rennbahn betreten wirb. 3um Sd)lu&
befichtigtc ber Rtonprinj nad) ben berühren
Ajengft ^els, Deutfchlanbs crfolgreichftes Bferb.
unb bie 55^ oljlcn.
Die Cfroberung bes Cuftmeevs, — itaum
hat Barman mit feinem 'Hcropian feinen eignen
tReforb abermals ocr belfert unb 4000 in in oici
tlHinuten juriief gelegt, fo fomuit aus Barts, bem
Xorabo ber Stoiatiter, eilte neue, übcrraichenbe
AUinbe, bie auch ben teilten Zweifel an ber Julunft
ber Qrlugmafd)ine, bie fehwerer als bie l?uft ift, beseitigt.
(Es tft nämlich Kurman gelungen, mit einer jroeiten Berfoit.
feinem 0pretmbe Xelagrange, ber ebenfalls auf eine 91njal)l
erfolgreicher Klüge jurücfblictcii lann. auf bem Iruppen-
übungsplat) von 3ffi)-les<Btpulineaux geincinfam aufm-
fteigen. 'lüenn bie beiben Blänner bei ihren Berfuchen bis-
her auch über Streden oon 30 m nicht hinauofl^tommen
finb, fo finb weitere (Erfolge bod) nur eine Jyrag« ber 3 C ‘*
ober oielmeht ber (tarieren Biotoren , bie bet gleichem Ge»
wicht mehr lciften als bic fcht benutjteu Bntoiiicttc-'JJiotorcu.
(Ein erfolgreicher {Reiter. — Der erfoIgrcid)ftc ber
Herrenreiter Citcrretdi-llngams ift ein {Dltlitär, {Rittmeifter
Hugo Krht- p- (Sltli ber bisher 330 Siege bei 1100 Bitten
tu oerjeichnen unb bamit einen auch außerhalb ber fchwarj-
gclbcn Grertjpfählc utt gewöhnlichen IRctOTb aufgcftcllt h«L
Krl)r. o. (Eit) ift ob feines fairen {Reitens auf ben Bal)ncu
bes9tad)barianbs eine ber populäTfien Beriönlicbteiten. Seine
großen (Erfolge oerbantt er nid>t julctjt feiner nie erlahmen-
ben (Energie, bie ihn aud) bie fchwerften Stürje übcnoinbcti
ließ. 'Jlknn man bebentt, baß er im 5üinter burd)fd)nittlid)
71 bts 72 k« wiegt unb tuährenb ber Saifon oftmals 61 unb
62 kg reitet, betomntt man eine Borfteliimg von feiner Siehe
jur Sache bes Benniporls. Der jeßt Sechsunbbreißigiährigc
— er untrbe am G. Januar 1872 in Biahn bei Hält» a. «Rh-
geboren unb ift feit 189» im Sattel tätig — beult erfreulicher*
weii< nod) nid)t baran, feine Baffi®” aiifjugcbcn unb wirb
oorausfid)thd) nod) manchen Siegesrttt ooilenben tönnen.
Die beiben gegenmärtig erfolgreic^iten ^Iugte^nifcr ^enri ^arman unb Delagrange in einem 2IeropIan naef)
i^rem «rfleit gemeinjamen Slufjlicg auf bem Druppenübungsplö^ von 3[fo’I«s*WouIineaux bei ^Jüri$.
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601
3h. 3379. 2. Slpril 1908.
DKuftrirte 3f'tung.
Das 9lcue Opetettenttjeater
in SBctlin.
3 roei Identer hintereinnnbei tjat IBctllrt
eröffnet: bas ötbbcl»2:!)eater unb bas
ffleue Operettentheater, nad) meinem (Befühl
eins fo totdjtig toie bas anbere. Xas f>ebbel>
2l)eater l>at bisher treu fein „«Ridjt*©™.
gramm" befolgt; es brachte als 91 ooum
3 ulius ©ab mit einem Fctjr roürbigen Stüd,
jeljt Strinbberg — 5 Botjl ihm. 3 <h nnlnfcbc
il)m ©alle 5 f affen. Xasfelbe bem Xireltot
©alfi bes «Reuen Operettentheaters; bemi
t)ier3U roar minbeftens ein ebenfolcfjes ©e-
börfnis roie bei ber ftomifdjen Oper. 2 Bo
roat benn bisljc* bas Heim ber Operette?
(Etwa im 3 «ntTalttjeatcr ? ßadjfjaft. Gin
paar abgetafelte Operetten, bie aufcer
„«Raftelbinber* bie 3 afjl laufenb erreicht
batten, eine fdjmierige Slusftattung, utitjöf*
liebe Bcbaitblung — bas ift bod) fein Xbcatcr.
Xas nennt man anbers. 11 nb jeber ©lenfd)
toirb mir &u geben, ba{j für bas ffelb ber
Operette ebenfofeljr ein §aus roürbig fei
roie für bie ©eftrebungen eines tbregor.
3 cf) rebe nidjft gerabe oon ber „fiuftigen
SÖitroe" unb bem *©3al3ertraiim M . 2öer aber
bie fcligen 3cMen im Garl^ljcatcr erlebt
i)at, toitb fid) fügen: „Xu tanttft Ijeute mit
•Boccaccio», »©1103 9 Jlettju|alom , »Sfatt»
nit;a«, bem iSettclftubenten« bas machen,
roas ©regor mit * Figaros öod)3eit« ober ber
©erlauften ©raut* niadjte — roenn nidjt
meljr: benn bie Operette märe lj*<r «Dtpnp-
pol. 9 Jian muh ba3U nur Xeforationen unb
Jtxäfte ii la Xoni Öinf, 3anipa, SDlatjerhofer,
flnaof, ©lafel, < 5 eboib ufro. haben.“ Xenn
tein 2l>eater mar feincr\cit in 2Bien fo
überfüllt roie las Garbl^catcr in feiner
«Han^eit; nidjt in bie Oper ftrömte man,
fonbem in bie Operette. Hub ob je^t —
bis auf bie ffiregor»Cpem — nidjt bie 3cit
gefommen ift, aud) roieber einmal bie Operette licbju«
gewinnen, rocifc id) nidjt. llmfonft fjaben nidjt mehrere
Hofopern ben ©erfueb mit ber „frlebcrmaus" gemacht,
9 llfo, roenn ein Xljeüter Berechtigung Ijat, fo ift w ein
Operettentheater. «Natürlich (ann man bem Xirettor nidjt
in bie Aartnt feijen; bah er, um bie erften 3 Q h K etwas
3U leiften, toirb jufeljen müffen, fdjelnt mir fraglos. Unb
bodj fjort man ben Scbnfudjtsruf ber heutigen Jugenb:
„(Bott, roie gern ffilje idj bie »©loden »on (Eomoille*,
SluBenanfidjt.
»©ocfaccia«, »e<bönrösdjcn , ben »Scctabett« ufro." 2Bir
tennen fic, oon Wien unb ootn J^ricbridj ■'Jüilljclmftäbtifdjcn
aus; aber unfere jungen ß eilte nodj nidjt. Unb unter
ben Operetten (man nehme mir ÜReffager) gibt 's and)
nad) tjiibfdje QJhifit, unb ein ficcocg roirb ewig gefallen,
roenn er fdjicf auf geputzt wirb.
Uber smci Millionen Ijat bas neue Xljeater auf bem
«cdjiffbaucrbamm, 3 »»ifdjcn bem ßcffing’lbcatcr unb ber
SölarfdjallbTÜde erbaut, gefoftet. ©cfi^er bes ffirunbftflrfs,
3ufdjaucnaum.
Dos 9leue Operettentheater in Scxlin. bem (Entrourf bcs 2lrd)itc!ten 2DaÜer £enföei
Xircltor unb fieiter ber ©. nt. b. H. ift Siftor ©alfi,
cermutlidj roieber ein Ungar roie in ber ÄföniggTäQCTftrafce;
benn bie ftrcm Xireftorin, bie idj bort jufdllig fal), h ö1
edjt magparifeljcn Xijpus. <Sett Sölärj 1907 ift bas Xbeatrr
im ©au nad) ben (Entwürfen unb unter ber Seitung bes
Slrdjiteften ©3altcr öentfdjel. Xie Xcdcumalereieu finb
fluberft tünftleuifcfj oon ^»ermann Äatfch, bie übrigen
ÜJlalerarbcitcn oon Julius ffiobenftein hergeftellt. Xas
|>mis felbft madjt einen auherorbentTid)i rootjnlidjen (Ein*
örud, ohne jebodj befonbere
Originalität in Stil unb Waf*
finement 3 U bieten. (Es Ijat
iteunhunbert 6ih* unb 3 i»ei*
Ijunbert fiogenplähe, getjört
alfo mit 3 U ben größeren
Xljcatem, unb roir roünjchcn
tjcr^Ud) allabenblidje Füllung
mit guter itomSbie, fei es mit
guter alter ober 3 ugtröftiger
neuer. Sind) bem (Enfemble
3 U rccfjnen, ocrfpridjt es ©utes
3 U leiften. Vln ber €pi^
Julius Spielmann, 3 ul ^ u4
<£adjs, als erfter Xenor Ostar
©raun, ber mir nod) immer
nidjt genug geroürblgt toitb,
Aart ©adjmann, Ostar Gadjs,
Aarl ^tefani, ®tajc ®tar* r
<Dla.r Gteibl, bie Xamcn ^h il «
©3olff, SWi 33 i »Birth, ftaiilü
ÜBorm, ©olbi Üiuguftin, BJalltj
Sßlnter; ber Gho^ brfteht aus
fed)suubfünf 3 ig Xamen unb
breigig 5 c ‘ rttrt » Aapell*
meifter ©ertranb Gfingeru. a.
foroie als mufifalifdjer ©eirat
©iftor öoliänbcr. Wtfo alles
in allem recht oerfpredjenb.
Xas felbft hat jroei
«Ränge, bie in UBeifj, ©et unb
Cbolb gehalten finb. Xas gan&e
3nnere hat ctroas 5}rifdjes,
ftröhlidjes, (Erheitcmbes. Xas
Xheatec ift im Wtroienec ©a*
rod in mobernet «uffaffung
gebaut, oorn oon fünf Bogen-
lampen beleuchtet, bas Xadj
oon einem Ccudjttucm gefrönt.
3m Ohrbgefthofc befinbet fidj
bas gröfje ©eftibül mit 3 U *
gflngen nach ©artet! , ßogen
unb in ben erften 9tang. Xie
Sigt finb mit rotem ©lüfdj
betlcibct; auch ift alles Stoff*
pancel in E>öh^ oon l, w ni.
Xah bie ©ühne, bie in ber
Hinterbühne 11, 8 bis 18, , m,
fonft 8 bis 9 m mi|t, mit allen
m obemen (Einrichtungen oer*
fehen ift, oerfteht fid) roofjl
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602
3IIu[trirtc 3fltung.
9lr. 3379. 2. Hpril 1908.
von um. Ta* 9leue Cperettentfeeater ift mit ein»
6er afuftifd) Dolttommcnften Iljeotcr, unb man fann
oon jebem Sltje aus fefeen. Sehr bequem finb «Reben-
räume unb ©arberobe. Ston Sleucrroerbungen finb
cinftweilen »Das ftürftcnfinb“ oon Gebär unb eine
naebgelaffene Operette oon »lanquette, bie tjoflenttict)
bie Lebcnben nid)t oergeffen läfet. ^ebenfaU® gewinnt
mau ben CE-tubnnf eines roeltjtäbtijdjen (Etabliffemcut*
erften Slanges, roenn man bas neue, oomefenie £>aus
betritt.
Slleianbei ©i rot bi.
/Tfr irarbi in Berlin !" — „©irarbi geht roeg oon Wien!"
VI/ — „©irarbi bleibt in »ertin!" — „©irarbi fiebelt
nad) Teutfdjfanb über!" — „©irarbi fommt nur noch
ab ©alt nad) Wien!“ ... «So jagten einanber bie ge«
fcfeäftigcn Iagesnachrid)ten,bi» füh Ql ‘® ihrem (Ttjaosein
jd)üd)temeo „Dementi“ beinahe feufgenb hinburd>rang.
(Ss mu& enblid) einmal fetnanb ben UJlut finben,
es offen au»3ufpred)en, bafe »[eianbcr ©irarbi, ber
ocnuöljntefte Liebling ber Wiener, an ber frönen
blauen Tonau, bie er fo oft mit »egeifterung bc-
fungen f>at, eigentlich juletjt leinen richtigen Wertung*,
frei» mcl)r fanb unb gu feinem «Berliner ©aftfpiel, fo*
gufagen nteljr ber 91 ot get)ord)enb als bem eignen
Trieb, nad) langem 3aubem fid) entfcfjlofe. Tic Berlin*
furcht ©irarbi* roar feit jeher in Rfinftterfreifen ge*
rabegu fprict)wörtlid) geworben, unb fie fleigertc fid)
nad) »bjäjlufe bes ©aftfpicloertrags,. rote ©irarbi mir
felbft geftanb, oon Tag gu lag bis gu einem gerabegu
fieberhaften »aronjsmue.
So lange mar ©irarbi einem Wieberfeben mit ber
fpröbrn ©erolina ängftlid) ausgeroidjeu. Ta fall er fid)
plötzlich im »Iler oon balb fedjgig 3al>ren — er ift ant
5. Tegember 18SO in ©rag geboren - oor bie Aufgabe
gef teilt, feinen geliebten Wienern bemeifeit 30 muffen,
bafe er in Wahrheit gar nicht fo alt ift, mit fie fid) ein*
3ubilben fdjienen. Wan mag bie bittere »itle nod) fo
füfe überguefem — bafe »lexanber ©irarbi in Wien
gulefet fein geeignetes (Engagement mehr fanb, ift ©in*
geweihten längft bclannt gemefen. »or lauter »erehrung
unb pietätooller »erounberung oergafeen bie Theater*
bireftoren bes mobemen ©rofe-Wieu fd)licfelid) ga«3 bic
Wunbcrroirfung ber heiter behaflUdjen QDhufc ihres alten
©irarbi, um pilgarttg aufgefd)öffenen ©Tfdjeinungeu ber
fog. neuen «Richtung nad)3ujagen. Unb juft roie bie erb*
gefeffene Wiener ©emütlicfereit ben überfpannten ©rb>
gcrud)sgclüftcn einer neroöfen Uinfturgeporije hoffentlid)
nicht für immer weichen mufete, fo fah fid) auch Weranber
©irarbi, ber immer liebensmürbige Gharaftermenfch, i<r
felbft bem abtrünnigen 3ung*Wien nid)t grollte, als
Gharafteröarjteller nach einer neuen Wirfung&ftätte für
feine alten Tage um. Waren es auch nicht bie Wiener,
bie ihren in ihrer tJtifcte 3um beflen ©hoTalterlomifer
herangcreiften ©rager Sdjlofferbuab’n oergafeen, fo waren
es bod) bie »ielen neuen Iheaterbircftoren „an ber Wien",
beren Schulb es ift, roenn ©irarbi» »lief auf »erlin fieL
3n Wien ift bie gute alte 3cit aud) im Theater nidjt mehr
fo heimatberechtigt wie früher. Wenig ftens momentan
nidjt. Unb fowarb »erlitt
bie angenehme Aufgabe,
feinen nie oerlorenen
Sinn für bie ftimmungs-
oolle, ooUstfimlicheWufe
beim (Empfang ©irürbis
gdftfreunblid) 311 be»
tätigen. 3a, bes nie
gealterten, gemütool-
len, temperamentfrohen
Goupletfängcrs roeltbe«
rfihmte Schlager, bas
Ofiaterlieb, bas ülderlieb,
bas £0 bei li eb — in W len
augenblicflid) non Iafjio»
frioolen Ghanfons per*
brängt — tarnen in
ber 5Reid)shaupt|tabt gu
neuen, faum geahnten
(Ehren.
Tod) laffrn wir ©i»
rarbi, ber mir in alter
{Jfrennbfdja ft oertrauens*
coli fein gol&enes Wie-
ner h«l aüffd)lofe, felbft
überfeinereichsbeutlchen
©inörücfe fldj äußern :
„3a, wiffens, i bin ja
fdjona biffel an »pp laus
0 on me ine lie ben We aner
g'möhnt, aber fo an
(Empfang, fo oicl ffiüte
unb Ciebc für mein ehr-
lich guten Willen — id)
hätt balb g'heult oor
lauter SRührung! Tie
Tränen ftanben mir in
bie tlugen, wie f* mid)
immer unb immer wie«
ber g'rufen hub'n. ©rft
roar 's ja gan3 ftill unb
beinah falt, aber roie i
bas crfte£iebl g'fungen
Vlls id) bann am Mbcnb ©irarbi fpielrn fah, ba
fonnteichgar nicht genug barüber ftaunen, wie er feine
urroienerijehe ftomit fein auf ben norbbeutf<h<n Ion
abgeftimmt hatte, ©r roar beinahe ein gang anberer,
biejer »crliner ©irarbi! Unb Spreeathen jubelte ihm
mit fteigenber Wärme aufmuutemb 311. Sic oerftetjen
fid) fchon gang gilt, bie beiben, bie fid) fo lange be*
harrlid) gemieben h°bcn!
Ta erinnern fid) nun plötjlidj auch ^ Wiener
Iheatcrbirettoren roicber an ihre arg oemadjlänigten
älteren «Rechte. Uber alle nod) fo oerlocfenöen 2ln=
geböte roeift nun unfer »erliner ©irarbi beharrlich
gurücf. 3eht will er ficf| erft gau3 Teutfdjlanb erobern,
ehe er fid) oon feinem lieben, |cf)önen Wien wieber-
erobem läht. Unb roenn er auch für einige 3*ü 3«
uns überfiebelt — fdjliefjlid) roirb cs ihn bod) roieöer
3u feinem alten Stephansturm 3iehen, oon bem er fo
herrlid) 3U fingen weife. Unb bann, fürchte ich, laffru
ihn bie Wiener, benen Teutfchlanb erft ihren ©irarbi
neu entbeden mufete, nicht fo leicht roieber fort. Tenn
mit ihm tebrt ihnen bie alte Wiener ©emütlichfeit gu-
rüd. ©irarbi unb Wien — bas finb eben 3roci »egriffe,
bie im Gaufe oon Jahrgehnten eins geworben finb
unb auf bie Tauer fid) nidjt trennen lajfen. Wir aber
wollen uns feiner jungen ßiebe freuen — bie Treue
ift ja ohnehin btefem prächtigen Wenfehen eigen. 3a, er
roirb jetjt jlcher immer wieberfehren. So roenigftens
hat er mix feierlich oetfprochen! Cubroig »inber.
3ulius £aube.
qUlot. (Eruurt flau pp, Scrtin.
5Heianbcr (öirürbi.
g’habt h«b, ba iwar'n m't auf amal gute Jreunb. Unb
ber Äronptin3, ber leabc, gute junge £>m! So roas
an öergli£t)fcit ift mir in mein gangen Geben noch ntt
begegnet. ©0113 allein hat er mid) mit ber Jtronprinjcffin
in fein 3toimer g'rufen, unb felbft hat ** mir bas
(Etui mit ber »rillantnabel g'reid)t r unb feine Slugen
haben g'teud)t babei, als roürbe er fragen: >9la, g'fallt's
bir benn auch?« Wnb wieber unb roieber hat er mir
bte öanb gebrüdt unb mir fo lieb unb treuhergig ge*
banft für meine Giebln. 91 a, unb Sie wiffen bod) eh’, i
bin nur a bummer ftetl, unb mi hat 's in ber Äehle brudt,
unb i hob nur immer Hrahfüfe g'mad)t, unb >Aaiferltd)e
Roheit« hab ich 0'fagt, »Haifertiche öofjeit .... flaifer-
lidje Roheit« .... mehr t>ah ich nit raus g’bradjt! Unb
g’funb bin i hier in »erlin, unb g’falten tut’s m't in Icutfd)-
lanb — grofeaxtig! 3efet bleib id) vorläufig ba. Unb
nächftes 3ahr roerb td> gar net in Wien fingen. Wir
fina ja linfrc ÜJtöbel berroeil aufn Speicher Jtell'n! 9tet
roahr? llnb bann rooll'n m'r halt fchn, ob roir nit in
»erlitt a Wotjnung trügen!"
3ulius £auf)C.
OJ 11s bem Hamburger Wufifleben, in beffen HRittel-
vlpunft er faft oier Tcgennien geftanben, tritt mit
Ülblauf biefet Saifon eitt Tirlgent gurücf, beffen ©er-
bienfte um bie mufifalifche ©ntroidlung ber ^anfeftabt
oon gang aufeerorbentlicher »ebeutung geroefen finb:
3ulius Gaube, ber erfte mobemc Tirigent, ben Hamburg
in feinen ©lauem beherbergte, unb heute eine ber popu*
Iärjten^Jcr|5nIid)feiten 6er Stabt. 3n unferen Tagen, in
benen in $>awburg wie in anberen ©rohftäbten ein roeitoer*
3roeigtes mufifalifches Geben pulfiert, in benen Tirigenteu
aller ©efinnungen unb Schattierungen bafür foTgen, bafe
jebet ©efefemaef auf feine Rechnung fommt, bafe tonferoatioe
unb fortfd)rittlid)e (Elemente in gleicher Weife »erücffld)*
tigung finben, roeife man es faum mehr recht ju würbigeti,
roas bie Grfdjeinung fiaubcs oor 3ahtjehnten bebeutet
hat. »ber roer bas ®ebäd)tnis gurücffiuxifen lägt in
bie ba Gaube nach Hamburg fam; roer fich 3U
erinnern weife, wie er bamals als erfter unb einjiger
©rej <fye legte in bie Hochburg ftödreaftionätet mufitalifcf)er
ülnfidjten. roie eingig feiner initiatioe eine »ereidjerung
be» mufifalifdjen Wiffens in unferei Stabt gu banfen
roar: ber roirb bas Wirten bes ausgezeichneten Tirigenteu
fcf)on aus biefen rein ibeellen ©rünben mit unauslöfchlichet
Tan fbarfeit begleiten.
Öeute, ba Hamburg in ber Waguet-ftrage mit an ber
Spifee marfchiert unb bie Werfe bes »aireutfeer Weifters
populär finb roie faum anbere, mufe man oor allem barauf
hin weifen, bafe es Julius Gaube roar, ber fie in Hamburg
cinge führt unb ihnen hier
ihren erften (Erfolg ge*
fichert hat. Unb wie er
gu ©eginn ber fiebgiger
3ahre mutig für Wag*
ner eintrat; wie er unter
bem SR elfter felbft bie
Rongerte für ben »ai*
reutl>er 3-onbs al« ©ei*
ger mitmachte ; roie er als
Tirigent 3ahlreid)egro fee
©eranftaltungen jugun*
ften bes ©aireuther ©e-
banfens organiflerteunb
beträchtliche (Einnahmen
bem Unternehmen gu-
führte: fo trat er aud) in
jenen 3ah WM fdf)on nach*
brüdlid) unb opfermutig
für bie allgu Dielen ein,
bie bis bah*n burch ftarr*
föpfige, rüdfchrittliche
»nfichten aus bem »e-
wufetfein ber bamaligen
3eit oerbrängt roorben
roaren. Wo immer mir
nach bem Tirigenten
fragen, ber grofee Werfe
wie »erlio3’ B »h«ntafti-
fd)e Sijmphonie“, Gtfgts
w ^auft * Sqmphonie*,
Tfchaiforoftifs Sijm*
Phonien unb ungählige
anbere in Hamburg gu-
erft oor bte C)ffentlid)feit
gebracht l|at, immer lau-
tet blc «ntroort: 3ulius
Gaube. Tabet ftanben
bamals hinter Gaube
roeber grofee rünftlcrifd)«
noch ftarfe finangielle
©ilfsfräfte. Seine erften
fünf tlerif chen ©rofetatcu
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60.1
'Jh. 3979. 2. Itpril 190&
3llu[trirte 3 c ^ un 9-
Die 6d)roeftem SBiefentyal,
bie flfflrniihflrUfl in b*n flaimiierlpifleu 311 Bfrlln mü acifurerbpntltdiein Brfolq auftretm, beim lanj
«ine» StrauEsid)*n ÜÖa tiers.
oerrirf)tctc Gaube, ber im 3<d) tc
nad) bcm &cU>3Ufl mit bet Kapelle t>c*
31. '.Regiments pon Erfurt nad) Altona,
oerfetft worben war, nod) al» ®lilitär-
fapcllmeifter. Sechs 3at)tc fp-ätcr grün*
bete er fobairn bas eigne Orchejter, bas
unter bcm tarnen ßaube-Orchcfter aud)
beute nod) im Sollsmunbe lebt, obfd)on
es in ben lebten fahren tiid)t mcf)r
eigentlich AJerrteug Gaube* ift, fonben»
als ftaatlid) juboentioniertc 3nftttution
offiziell brn Flamen Crd)efter bes Ber-
eit»» $>amburgi|d)er 2Rufiffrcunbe trägt.
SJtit bcm felbjtgegrünbetert Ord)efter \)üt
Julius Gaube neben ben Dagcu bödjjten
fünjtlerifthen Aubms aud) bie fdjweren
3eiten gro&er Gorgen fin ait3i etlcr Art
burcbloftcn müfjen. damals flimmerten
fiel) fowoh* bet Staat als aud) einfluß-
reiche ^Jrtoatperfonen nod> nidjt um bie
(Stift enjbebin gütigen ber Crcbeftermtt-
glieber. llnb als ber .ttoutorbiafnal, in
bcm in ben fiebjigcr bic Gaube-
Alonjertc ftattfanben, fallierte, überlieb
man alle Sorgen für ba* Ord)efter ge-
troft Julius ßaube. Die eigen tlid)c$ilfe
tarn bamals oom Auslanb; niflifcfje
Unternehmer engagierten Gaube unb
jeinr Kapelle für bie Seebflber bei
St. Petersburg, llnb fo |d)neli oer-
breitete fid) bet Muf bes ausgejeithneten,
Disziplinierten unb leiftungsfäljigcn
Ordjefttr«, bafj and) Augclo Aeumantt
fief) bes iiaubc-Orc^cftcis bebientc, als
er jurerften Aibehmgenfaf)rt nad) Gon-
bon ausjog. Später befeftigten jid) bann
aud) bie Serhältutjfe in Hamburg fclbft.
(Es entftanb in bem am jtärrften bcoöl»
ferten otabtteil bas große ftonjertbems
Öamburg,unb in biefes liebelten ßaube
unb fein Otd)eftet über. Bon 6a ab
batiert bie einflu&reicbe, oolCserjiehe*
rifdje Dätigfeit ßaube». CEs ramen bie
3ntjre, in benen er ben guten mufifali*
(d)cn Sinn ber Seoölferung 31t craxdctt
unb 3U [feigem oerftanb, in benen fid)
ein mufifaltjches Stamntpublirum um
ihn f (harte, bas heute bem gefamten
geiftigen Geben unferer Stabt jugute
lommt. 3n ben lebten Cfafown lon3cr-
tierte Julius Gaube im Sommer mit feinem Ord>ejtcr in
©nts, unb ebenfo bereittoiilig wie bie alten Hamburger
ftreunbe ertannten bie internationalen ©äfte bes berühmten
Sabes bic |d)öne Cei|tuiigsfäbi0teit Caubes unb feiner
äünftlerfdjar an.
Julius ßaube ift am 19. «Dlai 1842 3« Sd)lot£)eim in
2t)üringen geboren. Bereits mit ad)t fahren erhielt er
ben erften Unterricht im Älaoier» unb ©eigenfptel, fpäter
ftubiertc er am Gcipjiger itouferoatorium bei fttrbinanb
Dapib unb oeroollfommnete fiel) nod) btt Bieuxtemps unb
AMeniarofh), OTilitdrpfiidjtig geworben, trat er als £>oboift
in bie «DKlitärfapelle bes 31.3nfanterieregiment*, 3Ü beffeu
Dirigenten er im 3af)re 1867 aoancierte.
Aus freien Stüden legt b^ute 3uliu« ßaube bas 9Berf
feines Gebens in bic £>ftnbe eines Jüngern. „OTit fcdjs-
unbfccfjiig Jahren foll man nicht meljv birigicren", meint
er. Unb eigentlich tnujj er es fa felbft am beftett toiffen.
3n ben mohlnerbienten Wuheftanb begleiten ihn bie auf-
richtigen ©lüdroünfche einer grofeen, treuen (fiemeinbe.
Hamburg. Heinrich ehcoaUet).
I^eater unb HRufit.
— «in ?lerein bcut[d)er Dramatifer nach bem
©orbilb ber fran)öiii<bcn 8oci4l4 do« «uU'ura tourbe in Berlin
gegrünbet. Borfiöenber tourbe 9Jtax Tietjer.
— Paul Gluons Btjapfobie (nach c$öfla Bertlng
oon Selma ßaaerlftf) fflr Ptoline, Bratrdje. Bioloneello unb
Älaoter, op. 37. ein grofojügiges 913eTf, cnoccfte am britten
9lbenb bes Brillfeier Streichquartetts am 13. 9J?är) im Rlinb-
toorth Schctnoenfa Saale ju Berlin lebhaftes 3ntereffe, ebenfo
®ie in beT Singafabemie am 20. ffllärj feine allcrbings
weniger hod) 3 U bewertenbe „2Böd)terwrife“, eine Ph ol,,a f‘ e
nach bdnifd)en Boltsliebem, np. 31.
— ©eorges ftepbeaus breiartiger Schmant fc Der
tJlol) im Ol)r“, ein tolles Porifer öertoanblungBflilcf, würbe
am 14. War) im tRefibenjtheater 311 Berlin eriolgrrfd) auf*
geführt.
— Das &ebb<Mt>«at«r ju Berlin brachte am
14. Stör* nad) Buguft Strinbbergs fchon befannten ©in»
aftexn „Borm Dobe“ unb „Btit bem ^euer fpielen“ ein nod)
unbefonnteo Drama „Samum“, ein oon grotesfer ©raufam*
feit buTdjwehtes roh« Stil cf, bas bei ben 3nfd)aurm nur
lebhafte* Bühbehagcu erroedte.
— 9ranj JHumpels breiattige Operette „Das
t>euat»fiebfT*‘, lext oon 21. S. %?or Prs-* UJtito, hotte am
I4.5när3im Schaufpielhaus au Breslau einen ftaTfen ©rfolg.
— 2luquft B3en>eler» fomifche Oper „Der grobe
SWilTler" würbe im ^»oftheater 3U Tetmolb beifällig auf*
genommen.
— ©eorges Jepbeaus neuer 6d)u>anl „.^cr.cogin
oon Greoctte“, beutfdj oon B. Jaeobfon, fanb am 17. SRärj
im 5Refibfn3tbeater ju Dresben lebhaften Beifall, coenn aud)
habe unb pifantc Übertreibungen auffielcn.
— gierte Berton* ßuftfpiel „Die fd)3ne ffllar*
leinaifertn“, eine gefd>idt aufgebaute, fpannenbe Ber*
fchtobrung^gefchichte au» ben Dagen 9lapoteon» I., erhielte
am 18. SMärj im -RUhter 9lefiben3th«atcr einen groben
ÖTfolg.
— Otto Salfrnbergs oierartfgeÄtomabie „DoTtor
©ifenbart“, ein lemige», oolfstümlid)« Stüct, erjiclt« am
14. OTärj im OJIannheimer f>oftheater oiel Beifall.
— Otto Brud» grobe romantifche Oper in brtt
Buftügen „f^enog Beflmalb’ , 1 lert oon Harl 2Balb, ein an
meloöifcher Schönheit reiches 2Dert, errang am 17 . SIötj im
9)leh<r Stabttheotcr einen bebeiitenben Srfolg.
— 3atob Sürth» ©inalterjnnus „©«gen ben
Strom“ („Srri", „tüilbc ©hc“, „Sünbc“), Dikttantenftücfchen
mit oft unfreiwillig fomifchen ©ffetten, tourbe am 17. 3Jlän
im Bolt&theatfT ju 9)lümheu teils mit fTCunblithem Beifall,
teil» mit üUibeTfprud) aufgenommen.
— Sran 3 Dittinars oieraftige» Sdtaufpiel „Die
ßofungcr oon Nürnberg“, ba» im Stil hiftorifcheT Scftfpiele
Borgänqe aus 9lümbergs reichsltäbtifcheT Bergangenheit
fchilbert, erhielte am 17. 'JJlär 3 im Stabttheater 3 U 'Jtilrnberg
einen ftarten duftern thrfolg.
— Bi»TT« Bebers fünfaftiges ßuftfpiel „Qil
ffenl jonm* • eine ioot)lgehimiene Dramatifierung be» gleich*
namiqen SRomans oon Blfreb tinpus, hatte am 14. Blän
im lhedtte*Beian< 3U Baris einen oollcn ©Tfolg.
— ©eorge* ^eqbeau« 3d)u>ant „Oocupe-to!
il’Amtlie!" (Bmalie in guter fwt), «in Stüct mit einigen
neuen Irtcf» unb pitanter, toller Blcthobe, errang im Ih^ätre
bes üRötioeaute* tu Baris einen fehr groben (Erfolg.
— ftriebrid) Drexlers breiattige Kamillen*
tragSbie „^>5nsd)en u , ein BScrf, bas fidjeres <*»effl!)l für
bramatifche ©eftaltung unb ein bemerTenstoertes bühnen*
technifdies ©efchid aufweift, tarn im Baffauer Stabttheater
erfolgreich )ur Aufführung.
— Bancen» unb Armonts breialtigcr Sdjroanf
„Der Ammenlönig“ ini«.* du BrMUnl, beutfef) oon ßub*
wig BBoIff, würbe trog feiner langweiligen llnanltänbigfeit
am tl. Blär3 im 3afephftäbtifri)en Theater 311 B3ien mit
jtemllcher Weiterleit aufgenomnten.
— l'ubwig ©anghofcTs gratiöfcs einaltiges
Satrvrfpiel „Do» Becht auf Jrnic“ unb JRubolf ßothars
wißiger ^aftnadjtsldterj „Bemis im ©rünen" «rjieltcn am
14. ®Mr3 im Teutfchen Bollstheater 3U 2üien einen ed)t«n
(Erfolg, roährenb W frm a nn Subermonn» brutale», oft fehr
unwahre» einaftiges Trama „Die ßichtbänber" troh feiner
theahralifch-raff in irrten ledjnil nur Bcftemben erregte.
Der 3* c 3 cn f r i c ^ >c l-
(fine Torf q riet) icfjte oon »mit eibnrig B^fllrrfcng.
eben fKotgen, gan 3 früh, pf«tfen 6 unb jabelnb
ber Stiebei burefjs Dorf- Hnö au« alta» Woftoren
[prangen luftig bie 3 k 0 *n, weiten mutwillig ihren Äopf
als ßiebfofung an Griebels itnie unb metferten fröhlid).
Sriebel fanntc jebc c^clne, roufetc pon jeher, ob jie fanft
ober ftörrifch toär, unb richtete banad) fein Bemalten «in.
Den guten liegen [trief) er übers ben böfen fagte
ex allerhanb ermahneube ?Borte. (Er wußte bie Here fa
ju erfiehen wie ein ßehrcr feine Schullinber. Unb alle
31 egen liebten ben Griebel, well ex nie hart ober roh
war. Unb bas tonnte er aud) nicht fein,
bas wußte man fchon, menn man Sn
feine freunblidjen fduparjen Augen fab*
»Satte Jftdfbel feine ^^glinge alle
3ufammcngenifen, bann $og er mit
ihnen auf bie SBribe. (Ir fprang mit
ben um bie JBelte, jobelte in
bie ßufte unb ruhte nicht eher, als
bis fie am Btahc waren, ©io« h a,t>e
Stunbe hinterm Dorf jog jid) ein fünfter
)>ügel hin, unb oben flanben ein panr
alte Birnbäume. Dort war Griebels
ßieblingsaufcnthalt. Da war ba» <^»ra*
fo grün unb faftig, unb überall wnchfen
bunte Blumen, unb bie alten Birn-
bäume liehen ihre Blätter im SBinbe
gehcimnisDoIl flüftem.
Griebel legte fid) bann ins ©ras,
ltffo feine Jiegcn ruhig freffen unb
träumte allerlei feltfame Dinge. Balb
blidte er in bie Söolfen, bie glänjenb
wei& broben bahinjogen, unb fudjte
allerlei ©cftalten baraus 3U erfennen;
balb fah « 3«. wie bie Sonne auf
ben ©ra*h alm * n flimmerte unb gitterte.
ÜJland)mnl nette rte Jriebel aber
auch auf bk Birnbäume, unb bas
brachte ifjn ftets in gan3 befonbers
feierliche Stimmung. Bon bort ans
fonnte er nämlich Sn» 97ad)barb orf
guden, unb ba hatte er eine» Doge*
bemerft, bafi briiben ein fchönes neues
<Öaus gebaut würbe. Da» war ein
(Ereignis in ftriebcls Geben. Däglid)
beobadjtete er, wie ba» Vhuis (angfam
in bie ^tahe wud)» unb fich Stodwerf
über Stocfwerf fe^te. Äürjlid) nun
war cs fertig geworben; ba hatte ein
Birnbaum por bem Xor geftanben, mit
lauter bunten Bänbem gefchmücft. Das
hatte bcm ftriebel [ehr gefallen. Unb
geftem war and) jemnnb eingejogen.
5Ber, wu&te Griebel niefjt, aber er hätte
es für fein Geben gern erfahren.
So fletterte er auch h<utc wicber in
bie flfte, fehl« f«d) bequem auf einen
befonbers ftarfen 3wrig unb fchawte
nad) bem ^au» hinüber. Aber niemanb
lieft fid) fehen.
Unten graften frieblid) bic 3if0fn.
Der SDJittag rvar warm unb briiefenb — unb enblid) fielen
ftrriebel bic Augen 311. ©r neigte ben Stopf ßur Seite,
jeufjte unb fing balb tüchtig ju fd)narchen an.
Schon ftanb bic Sonne fd)ön golbrot im Sinlen, ba
rieb fid) 3fricbel bie Gingen unb würbe munter, ©r ftieg
oom Baum herunter unb pfiff feinen 3if0*n. Da ertänte
neben ihm plößlid) ein leifer Scfjrei. ©rjchrocfen fah ftd>
Jriebel um unb bemerfte ein fleincs Biäbchen, ba» ihn
gan3 oerwunbert anblidte.
„BJo romnift bu benn her?“ fragte Sriebel.
Da» Bläbchen fehwieg erft eine GDeilc unb fagte bann
mit hollem Gtimmd)en: „Bon ba btüben.“ Dabei 3«igte
es nad) bem neuen .fvtus.
Griebel riß bie Augen auf. Das 3J?äbchen hatte fihöne
blonbc «nb luftige blaue Augen, fteef flatterte
fein leichtes rofa SRödcijen im iöinbe. Öfriebel befam gc-
nxtltigen Bcfpcft oot bem {^räuleiu. ©rft nad) einigem
35gem jagte er: „TOas roillft bu benn hitr?"
„Bid)ts M , antwortete jie unb lachte. „3d) bin fpajierrn*
gegangen. Das 3räulein ift jo langweilig, ba bin id)
öapongclaufcn. — (Sinb ba» Sicht ?“ fragte fie bann, auf
bie 3ieg«n beute nb.
„Bift bu aber bumm!“ rief ^rte&^l laut Iadjenb, unb
all jeine ©hri^rcht mar bahin. „Das unb Ache! Da»
jinb boch 3iegen! — Äennjt bu telne Diere?“
„0 ja,“ meinte bas Biäbctjen, etwas eingejchüchtert,
„Bfcrbe fenn’ id). Aber jold>c Diere jah idj nur in Silber-
büd)em. TOir jinb bod) erft gejtcm hierhergejogen.
Daft id) bie 9Bclt jeljen lerne, l)«t Bapa gejagt“, fügte fie
alttlug hinju.
„Da fdjan' bief) aber ja gut um“, fagte Jriebel, legte
jid) ins ©ras, fdjob bie iaanb unter bas ftruppige öaar
unb blinjclte fie luftig an. „Da feh' bid)!" rief er.
Dte ftleine jah mit forglichen AJienen ihr Äileib an
unb fagte jaghaft: „Da frieg' ich ja Rieden."
„Dummes 3cu0l 3d) rriege nie welche. Da, fomm
her!“ Unb er 30g jtc neben fid).
Sie fchwah tc « bies unb ba». JTriebcl wunbertc fid)
l)3d)lich über btc 5Uugf>tit feiner neuen ^reunbin. Aber
als jie nicht einmal eine Butterblume rannte, ba muffte
er wie ber htnhaft ladjen. — Als e» bunfel würbe, trennten
fie jid).
„Aßirb Fräulein janfen, wenn ich jo fpät fomme!“
fagle ba» SUäbctjen unb fd)ntpptcmit ben Ringern. „Abieu,
bu wie hei&t bu eigentlid)?*
Jriebel nannte feinen Aamen.
„Unb ich hri&< flättje. — Du, morgen Tomm' ich
wie ber, ja?"
Da* war bem <$riebcl fdjon re^t. ©t gab ü)t bie
f>anb r rief bie 3iegen jufammen, bie ihren ^emt fchon
gan3 unwillig angegueft hatten, weil er jid) gar nicht um
jie befümmertc, unb 30g heim. Unterweg» badjtc ex über
fein heutiges (Erlebnis nad) unb war jo oetfonnen, bah
er bas ^3fdf«n unb Singen ganj oergafo. Da* war jum
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604
SIlufttirte 3citung.
9 lr. 3379 . 2 . ?lpril 1908 .
erftenmal in feinem fiebcn. Unb als et ins Dorf fam,
fragten ihn alle crftaunt: „9Bas f)aft bu benn, Sricbel?“
Gr aber wußte nicht, was |ic meinten, lieferte feine
ab u»tb trottete tiad) v>au[c. (Die flanke ©ad)t aber träumte
et von bem flcinen (Bläbehen mit bem rofa Äletbdjcn. —
Unter allen 3i«geit, bie Hrrieöel täglich auf bie SBcibe
311 treiben hatte, war ifjm eine bie liebfte, nämüd) bie
eigne. Sie war fett unb Ejattc ein Fdjöncs ßcfdjcdtcs
ftell. ftriebel ijatte fie „bie (Braune“ getauft. (fflenn er
allein auf ber Selbe war, bann unterhielt er ftd) mit
ihr, unb bie (Braune hörte vcrftänbnisvoll 311, mederte
juftimmenb unb niefte. Die arme ©raune fühlte ftet)
jfßt fcfjr uernad)lä[figt. 3etjt unterhielt fid) bei Griebel
nämlid) nicf)t mehr mit il)r f fonbem mit bem fleinen
(Dtäbd>en, bas faft täglich 3U ihm auf bie ©Hefe fam,
unb bas nahm bie ©raune fehr übel, «ber ffriebel be-
merfte bas nicht. Söenn feine fiel) einmal jutrau*
lief) näherte — unb bas tat fie [tets nur, wenn ftricbcl
allein war — bann traute er fie wohl unb Jagte: „'Jia,
©raune!“ — aber bas war aud) alles. Seine «lugen
faljen habet immer in bie «Richtung, woher bas ©fabdjen
lommen muffte, bas immer feinem frrätilcin baoonlief.
©3enit bie Grfehntc bann 001t fern fid)tbar würbe, f prang
ftriebel auf, jobelte unb lief tfjr entgegen. Dann legten
fie fid) ins ©ras unb planberten mtteinanber. ftätf)c wußte
fehr viel intereffante Dinge. Sic er3ählte ihrem Jreunb
oon ihrem Mutjcher .flopp o, ber eine fchönc gelbe «flcitfdjc
hatte unb immerzu fchnupfte. Ober fie inadjtc allerlei
luftige ©emerfungen über ilpr fträulein. fffrtebel fonnte
helle Dränen lachen, wenn &ätl)e fid) in ©ofitur fetjte,
eine altjüngferliche SRiene annahm, bie öanb mit bem
ausgeftredten flcinen JingcT hob unb mit näfelnbcr
Stimme fagte; „Attention! fläthe, wo beginnt heute
unfre üeftion?“ Das mußte ftätf)e ihrem ^freunbe täg*
lieh oormadjen, obgleich er es eigentlich nidjt recht ver*
ftanb, was Äätlje ba fagte.
ftriebel rcoaudjierte fid) für biefe ©etuiffc, inbem er
flath« bie ©lumen unb ©äurnc lernten (ehrte unb ihr
oiele fonbcrbarc 'JJlärd)en erjählte, oon ©Wichtelmännchen,
Ulfen unb (Riefen, bie er faft alle felbft erbad)t hatte.
Dann hörte flätl>e mit großen 9lugen 31t unb imirbe
gan3 ftill. — (Einmal hotte ftricbel aud) oerfucht, in
Gegenwart ber Spiel famerabin feine ©raune 311 trauen;
aber als biefe vertraulich ihren Aopf auch an fläthes
(Hoc! fchaben wollte, ba h attc Y* gefd)rien unb fjriebel
gefagt r er folle bas garftige Dtcr nie toieber rufen, fonft
fäme fic nicht mehr 311 ihm. Das hatte ihn bod) etwas
pcrftimmt . . .
(Einmal hatte ftriebel einen (leinen golbnen ©cif an
ftäthes Ringer bemerft. „dBo haft bu ben her?“ fragte
er. — „©on (Bhtttcr. SBillft bu ihn?" Unb fie gab ihm ben
(Ring. Slbcr am ndchften Dage muhte fie ihn wieberhaben;
benn ihre ©lütter war fehr böfc geworben, als fic ge*
hört hatte, wo ber (Ring geblieben war. Griebel gab
ihn aud) ruhig wicber h* r ; im (bninbc hatte er bod)
nicht gemußt, was er bamit anfangen füllte.
Täglich würbe ber frrieöcl luftiger. Das fiel natür*
lief) im Dorfe auf. 91 ber man fragte ihn nicht, weil er
bann jebesmal fehr grob würbe.
(Eines Dag cs, als bie Sonne befonbers luftig glänzte
unb bte Riegen vor ©ergnügen bie tollften Sprünge
machten, fagte fläthe 3U Griebel: „Du, eigentlich bift bu
hoch mein ©räutigam! .Neulich hab' ich einen wunöcr*
fdjönen (Roman getefen — aber bas frräulein barf’s
nicht wiffen — ba fommt ein Leutnant brin oor, ber
wirb aud) (Bräutigam. 91 ber bte f> abtfn f»<h nämlich ge*
fußt. Du, bas muffen wir eigentlich auch."
ftriebel fah feine Jreunbin etwas oerwunbert an. Gr
oerftanb fie nicht gan3. ©ber als fie ihr rotes 3Jh"mbd)cn
fpitjtc, ba formte er nid)t wiberftehen unb gab ihr «inen
fo h fr Jt) ä ft*n Aufe, baß fic rief: „9lu, bu tuft mir ja
weh?“ — (Hbcr bas flüffen hatte ben beiben bod) fehT
gefallen. (Eben hielten fic fid) wieber um ben f>als, ba
fühlten fie plöhlid) im 9? Aden einen b erben Stofe. Gr*
fdjrocfen fuhren fie auseinanber. Da jefete jwifeijen ihnen
mit ooTgebeugtem Aopf bie ©raune hmburch unb fttefe
ein 3ommütigcs ÜJtedern aus, ftellte ftd) vor bie beiben
hin unb machte fBUenc, nod) einmal 311m Sprunge aus*
3uholcn.
frricbcl fam bie Sache fehr brollig vor. Gr fing laut
3U lachen an unb rief, inbem er bie 3* f Ö c ft«id)elte:
„9llte, bumme ©raune, was haft bu benn?" — fläthe
aber war nichts weniger als belüft igt. Sie fämpfte mit
ben Dränen, bie über ihre (Baden 3U rollen örohten.
©her als fie fah, bafe ftciebel bie ©raune gar liebtofte,
routbe fie wütenb unb fd)tie: „Das cFlige Dier, pfui!“
unb Dcrfetjte mit ihren feinen S tief eichen ber 3« «flc ewen
heftigen Dritt, bafe biefe oor Sd)mer3 laut aufmederte.
JEriebel fah feine ffreunbin wie erftarxt an. Die aber
brehtc fid) um, 30g ben ©hinb fd)ief unb ging baoon,
ohne 8 U beamten. Da lief er 3U ber ©raunen l)iti,
legte feinen ftopf an ben ihren unb rief in einem fort:
„«Weine arme ©raune — meine arme ©raune!" Unb
bide Dränen ftrömten über fein (beficht. —
Uls triebet ins Dorf fam, ohne )u pfeifen unb 3U
fingen, fahen ihn alle fieute wieber oerwunbert an. 9lls
fie aber gar bemetften, bafe er weinte, ba fonnten fie
nicht genug erftaunen. Seiner l>atte je ben luftigen
3iegenfricbel weinen fehen.
Die alte Urfel aber, auf bereit Urteil bie Dorfbewohner
basmeifie gaben, fagte mit wichtigem flopffchwtteln; „3ch
glaube, ber h*t bif Dipf)theritis." Dkts war näm*
lieh bie fchliminftc Äxanfheit, bie fie Tonnte, weil fie ben
fdjwerften ©amen hatte. —
©rojjmuttcr Oticffotjls Heimgang.
2uiMt* von Paul S)erin. ftartaifl.
uf einer ©an! oor bem rjaufe ihrer Urenfeliit fafe
(brofemutter ©ieflofel. So rourbc fie im Torfe fd)ou
feit meljr als fünjig 3ahren genannt. Äeiner wufetc
genau, wie alt fie eigentlich toar; benn bie ftird)enbüd)cr
waren bei einer ßberfchwcmmung jugnmöc gegangen.
9lbcr bas fi”infunbncun3igftc yebensjahr hatte fie fletvife
erreicht. Oh rf 3 c *t lag unter bem (Hafen bes fleinen ^rieb-
hofs an bex Dorffixdjc, fie toar bie Icfcte. Der Dob, ber
fo viele von ben 3ungcn fjingetnclht hatte, mußte fic rein
vergeffen haben.
Da war cs gut, bafe fic nod) 34 nüfeen uermodjte.
freilich aufs 5 cIJ) föhnte fie feit laugen 3aferen nicht
mehr gehen; bie Änod>en waren bod) 311 alt geworben,
«ber in S) aus unb (barten gab es nod) allerlei 311 tun,
W0311 ber Dicjt ber fträftc ausreichte.
5>cll ftanben ihr noch ^« c etwas ocrblafeteu, blauen
(Rügen in bem oon taufeub ft-ältchen unb 5» rt h fn burd)*
3ogenen (5>cfid)t, unb ihr (Echör hatte nicht im geringften
an Sdjärfc cingcbüßt. „©rofemuttex (Rieftohl h»rt öörd)
bxei Dören", jagten bie fieute.
(Eben hatte fic ihrer Ureiileliit, bie in ben 9Bod)ctt lag,
eine (Erguiduug gereicht unb bas ftinbdjeu burd) ein
Schufetud) oor ben 5lie{jm bewahrt, bie in ber weifeen,
hellen Äammcr umherfurrten. (Es hatte orbentlid) Rllühe
gefoftet, bie 3Böd)nrrin nod) btefen Dag im ©ette 3U
halten; fic hatte burchaus fdjon wieber an bie Qlrbeit
gewollt. 3 ö r Öte Glsbeth war von ihrer (Hrt.
ffixofemuttcr 9Rteffol)l träumte auf ihrer ©anf mit
offenen (Rügen oor jid) hin. 2Bie wohl bie (Ruguftfonnc
'nem alten 9Rcnfd)cn tat!
Unter ihren» locfer gebunbeneu ©nifttud) regte es fich
— ein paar 3ierlid)e, gelbflaumige ^opflein arbeiteten fid)
heroor. Die gdbweiße öennc, mit ber fie überhaupt
fo viel (Rot gehabt hatten, war ja wol)l närrifd) getvefen,
als fie (ich im Spätfommer jum Snitgefd)äit meibctc.
Sic fafe nc?cf) im 9left auf ben Giern unb wollte von ben
beiben (Husgeb tüteten vorläufig burd)rtu& nidjts wiffen.
Da hatte ffirofemutter ©ieffohl fie in ©ilege genommen.
Gs war ja ihr ?lmt, bas 3»ttge 311 hüten — wie lange
fdjon. 3mmer aufs neue wuchs 3unges auf, immer wieber!
©Sic gut fic es bod) hatte, hier 311 fißen, ben (Rüden
gegen bic Ije ll« V>auswaiib gelehnt, bie bie empfangene
2Bärme wiberftraljltc ! Davon fonnte fie ntc genug friegen.
(Huf bent fd)maleit ©ect am ffmusraub rouchfen 3wifd)en
bunten Sommerblumcn aud) (Rcfebeu, bas waren liebe
©lumen; fic entfann Fid) nod) gan3 bcutlid) bes Dufts —
jefet oerfpürtc fie efen nicht mehr.
Dnrd) bie Dorfftille flang oon weither bas Dengeln
ber Senfen. Die Beute waren wohl beim 9Bcijeu, j;etjt
Bod Ort
Die Itnnklieiten des Herzens und ler (Masse, t
deren Ursachen ■■ u
deren Komplikationen.
Pie moderne R.idiTlx-hjiivlhinjj stellt bcsQKlich der Krankheiten d«a ll^nwna Dia»» Fordamnoan erfüllt Baal Orb.
und der (Svliksw dnl Karl In a II ord arun aei: Heine an K»hlcn&Aurv QboTrvichun flookpnadal , seine
1. Den (rrbnuicb »on an Kehlanslur« rtlchn fnlMdtra; in den a luUufcTn «ler Hpeaaartbergp , In « in.-m
2. Kine für 1 ienskranice g11n»ti«c HMmjuJu*«?, (Li. mittlere Gebirgslage, wähl- und »riwvenio-at'h m Qtk len Tale, acim- MariiniiK-
wekhe «ich anch für Terrünkuren eignet; Trmkqucll« marhen Itrid Orb, das Kleinod dm
8. Eine (r«H«n#U' THnkkUr, um <li<’ rnamÜKfaUi|f«'n Ursachen und Kol(r«*tt d« Sp..-^arts , zu .un.-r WälltahrUSUKt« für H*rz- nnd
Man- aad Äder [rkranknajen: Sicht, Filfiacit, Olaietci, filutxta uuagen in I xingrn urni Baflukraake, *u .•in<*m IWlba«!«* mu-n Ranßrs für «lic
UntwrU'iW.rpinin, StlniflfM dir fialllRMkretllD, Verdlnia|MtOria|«a au bekämpf«», 1 vielfachen Unqnefacn und Komplitolionen <l. r Iterzl. i.U-n.
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* ,na«aind«r> v«ni*0 Llnran mufmMfit. ;
1 KONSAO HÄMMILl.WainSfrjbo.
-O NlimTAOT a 4 * AAS9T S
~ Möch.rt Awaza.ehn. *
X 1907. -.GOjahris. Jubiläum ?
~ Oa«. «». achr*iWbrd«»0*w»l«h
*. brartllwng: Jtiaa Afafnt alnd ohne J
3 Zwaiftl nirumin u gu( o
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2 Sind asagaiaiehnaf. ■
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J Jth bin wl.dtr mag,nltid«nd da«- •
J halb amdinSi« M*j hainin *
■ an-darn Rofwün ab d«n Jhpigcn.
J* Apolh.9.; Jhr Waln iat AufWal “ •
° praiaarerr ^
Neturwcm ist disrtintPrudulird Rib« 1
©erlag von 3. 3. SBeber in Seidig 26.
Der 3Beg 3 um Ctnjä^rig=gr«itDilligen SraÄS."?:
Unvce unb SDtarinc. ©on Dbetitlrutnant 3. T. ©I ortft Cincr. Tritte. v«r*
mchrtf unb »fcbcijcrte Wufloge. On C riginal Irtnrnbanb 2 ®lnr! so ©f.
^anbbut^ ber Uitiformfunbe.
Ctniflfiflurrn auf 100 Tafeln. 3n Originatlcinenbrmt» G ©tart.
ÜRonotsbilber aus bem Solbatenleben. 5?üefSi"*. »1
99 ©Bbilbunacn itad) CTifliiioljctd)nunacH von tRuharb Artftscl. On ftetfem
illultTicrtcn Umidjlag l ffllart.
Die 9l5lferid)ta<t)t bet ßdpjig
t unb einer Sorte brr llingcgcnb von ßcipda aue ber 3ctt ber ©5ltcrl<t)la<t)t.
cj Reimte tluflage. 3n iteifetn Umlctjlaa 1 ©larf.
^ rtnohcMlFhfatt « ,ur f ß n f 3i gi ihrigen Jubelfeier ber BSIlcrfdjlQcIjt bei Grlpjio.
IZHlHIlumtil Katf) einer Onginatjcnljminfl com Scljladjttnmal« Hua.tid.
1 84xlU cm. ©rno 60 ©f.. juiflglid) ©orto unö Bcrparfungefpcien 70 ©f.
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9k. 3379. 2. Hpxil 1908.
3lluftrirte 3 c ^ n 9-
605
mar bie 3eit f wo et [djnittreif würbe. Hub Dcutn fam
balb ber .f>eibft.
3m Torfteid)« babeten ein paar KinbeT, bic nicht mit
bcn anbcren in ben Walb auf bie $3ecren fliege gegangen
roaren,
flberall (Etntejeit.
Wie bas im Waffer jaud)3te. Tenen mürben einmal
Tafein unb (Ernte gehören, ben 3uitgcn!
©rogmutter Wieffohl fat) ffcC) mit einem Wale ganj beut»
lief), wie fie im Waffer lag — als Heines oicrjflljrigcs
Ttttg — unb ber alte Kned)t Kufas ^olt« fic heraus. OE),
mie war fie erfcfjrocfen! Ter alte Knecht öufas batte
nod> unter bent «ßreugettfönig ftrig gebient. Tab |i< bas
fo genau rougte — es war bod) fdjon fo lange b«! Xtc
^Hutter gatte igt nachhex ©imenmufl- aufs ®rot gegeben.
Sie fat) bie alte Mate vor ftd), in ber fie grab geu>otben
war. Tie ftanb nun längft nicht mehr. Aud) bie Säume
unten am fjlug, bie Damals gepflanzt mürben, follten nun
gefällt werben, weil fie als ®aul)ol3 Vollreife Rotten.
Wie oielc Sommer waren über bic Säume weggegangen,
Sommer unb Winter!
Aus ber offenen Tür bes Stalles tarn mit lautem ©e.
gader bie weingelbe ©lucfe mit einem ftattlichtn ©cfolge
junger Müden, ffirogmuttcr Mieffohl befreite bie beiben
©rftling« unb lieh fie facht .tu Sobcn. «Eilig ftrebten fie
ber ©ludenmutter 3U. Tie Weiggetbe fdjarrtc im Gaube,
pidte ein wenig unb fammettc bann bie Srut um fid),
bie fid> beljaglid) unter bie ftlügcl eintufdjelte.
©rogmutter erhob fid) lang f am, um im Stall nadj bem
Medjtcn ju fehen. Stinbürten, bic Sjauomagb, t>atte Siebes»
gebanfen, unb baruntcr litt meift bas Siel). (Es war
jebod) alles in Dehnung ; bie Pier Kühe fd>nauften 00t
iattem 'Behagen, unb bie Schweine fragen nod> an l>alb
gefülltem Trag. (Es würben gute Sdjladjttiere, bas fat)
man jetjt fd>on.
Aue ber Kammer rief bie Stimme ber Urenlelht. Tie
Wöchnerin fag auf unb blidte mit blauten Augen um fid).
„©rogmutting, nu ftah id up."
„Me, Tödjting, wat wuft bu woll, bliw bu man tau
Bett, min oll lütt Tiem, morgen ober äwennorgen, l)rtt
ber Totter feggt.“
„©rogmutting, ji plagt rni i>ut. 3d bün all webber
äwer Snn. Ma, giw mi mal be öütt."
Tie Alte nnlpn bas .Kleine aus ber 'Wiege unb gab
es ber jungen Wutter, bie es an btc Sruft legte.
Tie Kleine tränt mit ©egogen, unb bie junge SRutter
ftraglte.
„©rogmutting, V is be 3*ft*
Sie fant ein wenig ermattet in bas Kiffen; bas
tfinbcfjen I)atte ben 2eb«nsftrotn träft ig in Wnfpruch
genommen.
©rogmutter natpn Das rofige ®ünbcl wieber jurüd.
Wie Diele hatte fi« fdjon fo auf bem Arm gehabt! Tiefe
mar nun bie Ururenfeliit — bas Wort ging iljr orbentlid)
burd) unb burd), wie fie es Dachte — bie Unirenfelin.
„©rogmutting, be 93otjnen möten pahlt warben, ffirog*
ntutting, is be Welt all afraljmt?"
„Tat tümmt allen* tau Sdjid, minTödjting; be^öoljnen,
be paljl id glid fülben ut r unb bu wut)ft Dt taebber ’n
bäten, ffiirot nod) Arbeit naug, ntin Tödjting."
©rogmutter Miefrofjl natjm ben Korb unb fegte fid)
wieber auf bic Sflanl an ber {xniswanb in ben Sonnen fdjein.
Sie begann mit ber leidjten Arbeit ; aber es war nidjt
j$u Denfett, wie fdjioer fie il)t mit eins würbe. 3 a * ^ Q&
fam manchmal fo, gerabe in ber legten 3eit, wo jie es
Dod) eigentlid) fo befonbers gut b^tte.
Tas 2 eben früber, ja bas war f^rt gewefen, ein
Arbeitstag an bem anbem, unb ber «Sonntag bradjtc
au<b feine ftul)'. Tajwifdjen bie wenigen {fefte, mal
ein 3ot)rmarft in ber meinen Stabt, wohin ber SDeg
länger als brei Stunben bauerte, ober eine öod)3eit
ober Kinbtaufe im Torfe.
Unb bann bic w«t>en Stunben — ber Ubfdjieb dou
alten Minbem unb C&nfeln an einem Tag. Tas SBater«
lanb bot ihnen Damals nur fftot unb Arbeit, unb über
bem grofjen Waffer war eine neue Wett. Sie unb i&r
alter Wann bitten ficb oon ber befdjeibenen Sdjolle nid)t
trennen tönucn — es war bod) to f>u&. Unb bas tränt»
li(f)c Kinb, bas fic ihnen yax pflege bagelaffen, wudjs
auf unb würbe gofunb unb ftarf. Ter Jüngling fanb
ein braoes Weib, unb bie Alten blieben wirtlid) ntdjt
allein. Auch bie Urenfel gebieten. Sie waren nun in
ber Welt jerftreut; ©robmutter fHieftoEjl wugte nicht
wo — fie fonnte aud) bie ©enerationen nidjt richtig
auseinanberhalten.
(Eines Tags war in prächtigen Mutfchen eine ©efell»
fehaft Herren unb Tarnen ins Torf gefommen. 2Bie dot»
nehm fie ausfahen, feiner halb als bie $>errfd)aft auf
bem ©ut! Gic gatten fid) umgefeheu, bie Köpfe ge»
{«hüttelt unb geläfhelt. (Einer füllte gar Ailber abgenomnten
haben. „Weipföll“ nannten fie fid), unb es follten Öer-
wanbte aus Amerifa fein. 9lcin, bas waren nidjt bie
Minber ihrer ftinber; fie oerftanb nidjt, was fie oon ttjr
oerlangten, unb wollte burdjaus nichts mit ihnen 311
tun Ijaben.
Aber eine 3unge war babei gewefen, bic war mit eins
an ihrem Stuhl niebergefniet , hatte fie runb umgefagt
unb „©rogmutter“ gefagt, fo gan* h«3li«h oon innen
heraus. 3a» bic tanntc fic plötzlich- „Tu büft cn oll
lütt gaube Tiern — ©ott fegen bi, min Tödjting". Tie
fjremben reiften wieber ab. Aber oon einem Santhauje
in ber Stabt fam non Da an regelmägtg eine grö&ere
©elbfrnbung. llnb für bie ®lsbctl) war eine Summe
angewiefen, bag fie ihrem ßiebften bcn netten dauern»
hof aubringeu fonnte. mochte bpeh nicht fchlcdjt
brüben in bem Amerifa fein.
Aber bie Taffe friegten fic bod> nicht — bie feilte
nur bie llrurenrelin befommen, bie Anna Katharina, bie
brinnen in ber alten öoljwiege fdjlummerte.
Tie Taffe, bas war woljl etwas Koftbares, «in CNfcgenl
oon ber fjrau ®rohh<^3«flin. Wie fie an bie 91eun$tg
war — genau wugte bas fein 901 enfd); aber uor ben
fdjweren Krieflsjeiten war fie geboren, bas fonnte fie
nachrechrten — ba war ber ^>err ^3aftor gefommen unb
hatte eine wunberfchöne Taffe, ein grobes 'Pnfet guten
Kaffee unb viel 3udcr gebracht. Tas war eine <Eh«»-
gäbe nott ber f^tdu ©raggetgogin unb an bie UBitwe
Anna Katharina fRieffotjl abreffiert. Was für eine ftreubc
Das gab! Sie würbe ganj ftol3 auf ihre alten Tage. Aus fo
'ner Taffe tranC man ja nicht, baju war Der Kumm ba;
nein, bie Taffe gatte ben Ctgrenplah ioi Scgtanf, unb flein
Annfatgrin friegte fie. 3n einer amerifünifd)ett3^tungtöat
gar ihr ®ilb gewefen, bie „Ahnfrau ber Aeipfölls" ober fo,
Jie hotte aber oon bem alten Kram nichts wiffen wollen
— wenn „oll ©ro&mutter ÜRieffotjl“ ba ein geftanben mär,
bann l)3tt fie am <Enb 'n bi&d)en ^reub »on gehabt.
(Eine Weihe freift« über bem ©egöft, unb bie wein-
gelb« ©lüde ergab ein ängftlid)e& ©egader. ©rogmutter
wollte auffteljen. Aber Das war ja merfwürbig, wie fegwer
ihr bic ®cine waren! Tic Weihe 30g weiter, ©rogmuttcr
faf) fic als deinen ®imft im ®lau ocrfchwinbcn.
Wie hoch unb weit ber $im»nel u?ar — wie fd)n?er
würbe es fein, ben 3Beg 3U finben.
©rogmutter Sfieffogl wugte nidjt, baj) ber Fimmel,
ben fie fannte, gan3 nahe bei ihr war.
Wunberlidj ging bas 311. Ta ftanb fie als junges
Ting 3wifd>en bcn |>eden, bie bas Weibelanb cinfagten.
Sie gatte rechten £mngcr, VDClt ein Notjahr, unb
bie armen fieute fühlten es Doppelt unb breifad).
Ta fam 3oljann Micffogl um Den Knid, in ber £>cmb
einen grogen, braun glänjenben Stuten, ben er 00m
SRaxft« mitgebracht gatte.
„9ta et, Annfathrin“, Jagte feine Stimme.
„(Et fülben, 3fh<mn.“
Unb bann afeen fie jufammen. llnb als jie fertig
waren, ftredtc ihr 3ogann btc ^anb hin.
„91 a, Annfathrin, rum in.“
„3d will, begann", unb fie fd)lug ein.
©5 mar 311111 Staunen, wie fid) bie f>eden weiteten.
9hm war cs bie Torfftrage, ganj im Sonnenlicht — fo
breit unb glänjcnb hatte ©rogmuttcr Mieffohl Öie Torf»
f trage nod) nie gef egen.
Unb ein langer, lendjteuber 3ufl wallte über bi« Gtrage,
unb fie rannte jebes ber ftrahlenbett ©efidjter. Aus bem
3uge löfte fich eine ©eftalt unb trat liebreich auf fie 3U.
„ficft mi lang tftrnen laten — fumm, Annfathrin.“
„3a, 3egann.“
Unb ©rogmuttcr ttleftogl fagt« bic ausgc ftredtc fjaitb-
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ytoOglC THE OHIO STATE UN I VE R 5 ITY
606
3 Huftrirtc 3 «itung.
91 t. 3379 . 2 . SXptil 1908 .
<£incr, bet nidjts mad)t.
r Ijat eine I)iibfd>e 3 unggcfellenroot)ming mit fet)r oiel
gewiDmclon ©llbem unter bem Mahrnen, vielleicht aud)
ob unb au einen Uorbeerfra^ mit Schleife für bi« ®or»
lefung eines ouf eigne ftoftcu gebnulten Stüdes, bas
teine ®iU)n« ber 2 Belt jemals bat anneljmen, mögen.
„3d) bin für niemanb ju £>auf«, id) arbeite“, nöfeltc
bas Jüngelchen, bas einem Oberprimaner |el)t d^nlid)
liebt- „Apropos, fpdter wirb oielleidjt ein £>err X. fommen
— laffen Sie ben dot.“ öcr^og Orfino |prid)t in ähnlich
miftgemutetem Sone.
Dann lieft bev $crr Doltor (er ha* feinen Dottor |o-
gar in Aojtod gemad)t), unb juiar bie neuften Weriam,
benn Aedam nimmt betanntlid) nur mit erfolg gefrönte
Stüde, ober foldjc aus bem ©erläge ©ierfon, benn biefer
©erlog läjjt fid) bic Dnuflcgung betanntlid) immer befahlen;
er>;o «>5« nicht unmöglich, ber brtveffenbe Autor
aud) bic Muff übrung feines snufentinbes jaulen liefe«. (5*
gibt immer Aeuraftftcniter.
Die Stüde jebod), für bereu fiefung ber £>err Dr. Drama»
turg, ber felbftrebeuö uon einer beneibenswerten CiubUbung
iftunb ftch für bas gröftte, cpocfjc mache nbftc ©cnic Dcutfd)-
lanbs ^<, obrootjl er nod) nid)t einmal einen (Jinatter
»ccbro(f)en, engagiert ift, liegen ttatürlid) ftoftweif*
neben ihm, böchftens im nicht gelefenen SJlanuffript einen
gebrudten 9Cifd) eingelegt, worin bem Autor ein ent*
fdjiebenes Dalent propbf 3 eit wirb unb man fich glücflid)
fchaften würbe, balb ein neues Aohprobult non it)m 3 U
empfangen.
(Sott, Flamen wie ©ruuo Kaufmann, ftarl S^rrfch-el,
ftriebrieb §etf<hcpetfd) fann er — ber berühmte Dottor —
hoch nicht feinem Direttor ancmpfcftlen, menn er nicht als
gefchmacflojcr Sbiot Ijingeftellt werben feilte ! M)er tennt
benn einen £>et|d)ep«tfd) ober Kaufmann ? 3 a, wär's ein
€>auptmann ober Dreier ober fiofmannsttjalV Aber foldje
3bioten — (Sott bewahre. Aufgelegter ÜJiijt, ungclefen.
(5$ war ihm fd)rocr genug, bas Stüd eines gewiffen I.
ju lefen, auf Anempfehlung eines gewiffen Schauspielers
bem er leiber 100 .ä fdjulbig war. Aber fielje ba — er
war ein ©ntbeder geworben ; bas A'.fdjc Gtücf war ja phäno-
menal an Dummheit, aber ein Schlager erften «Ranges.
Dem Doltor war »or Aachen fogar jroeimal ber ftneifer
oon ber Aafe gefallen. Mufterbem halte er entbedt (nod)-
bem es ber Autor im ©rief ausbrüeflid) bemerft hatte),
bag uierie Alt uor bem britten gebuitbeu war. Alfo
ein unumf tödlicher «Beweis, wie grünblid) er bas Stüd
gelefen halte.
Donnerwetter, Donnerwetter, wenn er fo uor bie litc»
rarifche ©Jett hintreten unb fagen tonnte: „Den Wann
hob 1 id) entbedt!“ Dcift aber ber SDIautt fcf)ön 3 U
oerfd>icbencn Walen mit wirtlich Jeriöfen Sachen ouf hof»
bühnen aufgefüftrt worben war, baoon hatte ber Doltor
feine Ahnung, ging ihn aud) gar nid)t* an, weil ber
Doftor bloft Dramaturg war.
(5s flingelte. Der Xoftor ging höchft eigenhänbig 3 U
öffnen unb mar erftount, eineu Wen|d)cn tu finben, ber
oor feinem burchbringenb geiftuollen ©läferblid nicht gleich
in (iljrfurdjt erftarb. Mufterbcm bc biente er fid) bes fchr
fottberbaren unb etwas refpeWofcn Musbruds: „Sie ge-
jtatten, oerehrtefter Doltor (nicht einmal >herr«), baft id)
meine »üotjdjen« brauften laffe."
„eatfd)eu!" Der Doftor rümpfte betart bie Aa|e, bah
ihm beinahe bas teure (Sias heruntcrgcfallcn wärt. Drotv
bem lüftt er X. ben ©ortritt.
„3<h habe mir alfo erlaubt, Sie fommen 311 laffen, ba
meine 3 eit »furchtbar« in Mnfprud) genommen ift, wegen
3h res Stüdes“
„Weines Stüdes?“ X. Wchclt.
„Aun ja, auf ben erften ©lid war 3h rc Schreibart 31 t
erfennen“ —
„Karbon, ich habe es nur aus bem ( >ran t 3 üfifchcn
überfetit“ —
„Aber — umgearbeitet? Das meine ich ja“ —
„AUerbings; ber erfte Alt fpiclt in einem fjaufc ber
ftrüu ©arrcu“ —
„Unb bei 3hne« in einet Hafd>emme granblos. Das
meine id) jo. Dos ift es ja, was id) unter »3l)«r fteber«
nerftche. Aus Daufcnben hctaus 3 ufennen. 3d) hohe aljo
bos Stüd meinem Direttor wörmjtcns empfohlen unb
il)m hunbert — — hunbert ausDerfaujte Käufer garantiert.“
X., ber ben getjtoollen Dottor balb burchf^aut hatte,
nerbeugte fid) wie uor etwas, bas ihn gar nichts anging;
beim er wufcte 3 U gut, baB für ben (Erfolg eines Stüdes
lein äJlcnfdi garantieren tonne, auRci ber (t)cfd.)mod bes
^Subli turne.
(Sleid) barauf bimmelte cs, unb ber Doftor ocrfdjwanb.
Sollte er nur eine imaginöre ftammerjofe haben? X. hörte
b rauften auf bie »frage, ob benn ©efud) brinncit fei, fagen:
„Aut ein Sd)tiftftcller.“
JBenn D. über ben Doftor unb Dramaturgen bie 3n*
folcii 3 eines „nur ein Dramaturg“ ausgefprodjen h Ätt< !
Der Gintretcnbe war ber Amber bes Doftors, ein an«
genehmer, gemütlicher £>err m jt echaufpidergeficht.
„A'ic genau id) 3hr Stüd gelefen habe, bewe ift, bafe
ich entbedt habe, baft ber oiertc uor bem britten Alte gc*
bunben ift.“
X. wollte eben fagen, baft er bas fdjon im ©egleit«
fchrciben mitgeteilt hätte unb nicht nur in bem an bas
ft omö bienhaus, wo cs j«ht hunbert ausoerfaufte Käufer
machen follte, fonbem aud) in bem an bas (Siocthf= 8 djau-
fpielhaus, oon bem es — uon bemfelben Dramaturgen —
als g&njlid) unbrauchbar, alfo ungclefen, auTÜdgcfdjif
worben war, was X. gleichfalls oerfchwieg- SBdju bm
Leuten ihre Dummheit immer bemotiftrieren?
„A)ic lange finb Sie je^t fd)on in unferer ®letropoto?*
fragt« ber Dramaturg in ©ofe.
„3d) bin jetjt fflnfsehn 3ah« in bem Acft", erwiberte I
Der Dramaturg jüdelte: „3ch fragte: in nnfer«»fflleh;-
pole!“
„Unb ich antwortet«: in bem Aeft.“
Der Dramaturg fanb es maftlos, wie fid) „ber“ Schrift»
fteller erfreetjen fonnte, eine uon ihm bemerft* Öerbcfjc-
rung abfichtlich ju überfehen. (5t fanb ben fterl fanni*
balifch unb hatte nur ein gcri ngf duftiges 3 ucCcn l«™
Art unb Aßeife.
SDlan lam wieber auf bos berühmte Stüd ju fprechen,
unb als ber ©ruber bes Doftors in ehrlichem Atdjtroifjer.
behauptete, ben Aamcn bes &ranao{en noch nie gehört 311
haben, bewerte her Dramaturg eine Mn 3 at)l Dramen,
oon jenem oerfaftt, über bie X. baft in ©erwunbening geriet,
bie er jebod) alle als eititierenb 3 ugejtehen tnufetc.
3um Schluft lam bas ©oiieinanbergehen, ein Aicht«btt=
Öanb»Aeid)en bes Dramaturgen, als wäre er (Oeorg
0 . öülfen, unb eine ©crfichcrung feines ©ergnügenj,
worauf X. behauptete: „®anj 3hrer|eits.“
X. fud)te abfid)tlid) nochmals nach Catf<hen un&
oerfchieb, auf bent öeimweg überlegenb, baft ber arrogante
Schnöfel niemals bas Stüd refommanbiert hätte, wenn
er gcwuftt hätte, baft bas Stüd uon X. unb ber frranjojc
eine 3Hufion fei-
Der Doftor aber tat, was er ben ganjett oielbefdiäf.
tigten Dag über nicht getan hatte: er fchrieb «inen ©riei,
unb jwar an worin er ihm anfünbetc, öafe er feinem
Dixeftor bie franjöfijd)« ftomöbie wärmltens — b. h* für
bie Sommermonate — emgepriefen hätte.
Dann las er aus 3 «fall ein 3 weites Stücf unb fanb
es — 3 U feinem (5ntf«hen — glAr^enb; 3 U feinem (Ent-
feften: weil barauf fein eigner ©ermerl ous bem oorigen
®oethe*öd)aufpidhaus ftanb, baft cs obfolut untalentiert
unb ein aufgelegter Durchfall fein würbe.
Somit muftte er heute leiber basfelbc fchrciben, feiner
Direftion heftig fd)abenb, jum ®Iüd fid) nid)t barem er
innemb, baft er bie D.fch« ftomöbie aud) unterm fjunb
gefunben hatte; glüdlidjcrwcife ober hatte er fie oorher
ni^t gelefen, unb baher war ih»' 0 er ©organg nicht
in memoria geblieben.
Dos war bas Dagewetl bes uielbefchäftigten Alannes,
ber fich aum Schluffe nod) jum 3 ehntenmal ein Stüd anfoh,
bas et mal 3 ufällig angenommen hatte, unb bas nun im
Musftcrbcetat lag. Unb fold)tx oielerjiehenber , pöbagogr
fcher, bilbnerifcher SAdnner hatte bas Dheater oier.
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Weltteile — und unter ihnen bilden die deutschen Artisten einen grossen Teil — werden sich in dem prachtvollen Kursaal hören lassen. Die aller
bedeutendsten Sportsfeste, die in Europa stattfinden, Pferderennen mit Gesamtpreisen von einer Million, internationale Segel-Regatten, die Ruto
mobilwoche, Polo etc., dann noch die herrlichen Feste und Volksbelustigungen, Blumenschlacht, was weiss ich noch, alles das wird ein ganz ausser
gewöhnliches, wirklich feenhaftes Ensemble bilden, und von neuem mehr denn jemals zeigen, dass Ostende stolr darauf sein kann, heute unter den
Europäischen Badestädten mehr denn eine Million Besucher allein erreicht zu habenl
608
3IIuftrirte 3eituTig.
9h. 3379. 2. April 1908.
flrnr (Fr^rinnnim 1» »fntldiftt Budtlmalirls.
an Wtbltilji bet 3«*«- »Eia Ctahrburt). .<Srrau«n»flcbm uon 3»anru>t
ffnul ^rtlijcmt pon »'»ruttbwft. 3tlu| trifft. («roitottav, VII u.310 3.
(Oircinrr ft Ufeiff«. ^»Utlflort.» JUM.
Bntolonr Batirtllügc fßr Anlauf u»«b flbrtütbt bet in Trutrib-
lanö (ifbflutfrt unb pffinnbrltm Autotnobilinprn nrbft Brciint pon
«ulPtc(önltM>. OTit io« Abbtlbungert irtt Tel*. Cltitn. 173 S.
(Carl «diimtu t Ho., Berlin.) i«.rb. 4»». .
«ngxfcflfter. 9*«H«dtt*m*nl>dtift. llbcrffW uonffllai
Bruno. Ctlou, IMS. (3. C.tt. Brun* Brxlag, -JUiinbrn.) Arofd). 4)1.75.
9«hhv»U«. 31)TC flwltur, »Ernte, öfrarbdtunn n. fcer irilerwntidttaU
«iUUTttPellljflnbel nad) „Hotton“ uon Btofcffor i!l). SP. Burfctt unb
«1. fcamllton Boe unter befenberrt ji(fih,iunfl b« brut|rf>m
Kolonien alo baumumllprabuiicrenDcf tffltib. Überlegt u*t& bearbeitet
oon «. iSrin». MJJit 71 «IbtiilDungrii im Icit unD auf K» Tafeln.
(Sroftoltiip, vil unb amt 2. (Ctto ®tganb, Weiwig.) «roidt. .4 11) .
«effttftt« be< aftrltm »tiward la #litjflborflfllu*arn. j->er<itteflfgcb.
oen Johanne« ^en^ler. I. «taub: Dr. <f>»ora 6d»miU, Ta.- (6e[d)I»et)!
dcii Atomarer, (»»rohntt. VHI u. 392 6. Utbunr» TrctucnDt. Berlin.»
Broich. 4) 4.54), bei Abnahme ber ganten ‘Serie ieber BanD .4 9.75.
Subolf ftant Berti«. 3»Wf ** «teiemorf. »Oman. Cltap,
JH3 ®. (G. StaacTmann, Ucipjig.) IwlftiliO.
StMTbaat' Äaaarrfariiaa.Eeiffoa. 14.. »ollfiilnbifl ncubrar beitete Huf-
läge. Slrue rnnbierte 3tibiiauiu«.91u*flabe. 9. ®dttbi J?»fltde— 3*1*10.
»fit 51 Sofern. 11 Harten unb "Plänen unb 174 Tcxlabbtibunflen.
»rofcoltau, luut S. ($. *• Brorthaus, L*eipiig.) »»*e®. 41 12. -
Bbelbert oon CbomiOo* fäntlid»e «Berte in 4 Cäa»ea. «Nit einer Any»l)l
bUE>er ungebnufier »ebidjtc. $eranogenetien unb eiiigeleitct non
f)rof. Pr. Vubtuig feiger. Ctiav, 272, »S», 246 unb 272 5. (ftylipp
fUdam jun., Uriptifl.) -* 3 - ~
«kantffo* Oerie. $>crau»gtfgeben Pon l>r, fvrmann Tnrbel. RritiSct)
btird)ge[rl)*ne unb erläuterte ‘•lu -iiabe in :t ’öänbcn. I. unb 2. Batib.
C It au, 4M u. 480 S. (Bibliograph- Onltitut, L’ripjig.) Heb. Jt *2. .
Ibeeiuarr ttbrlft, fteimat. Aon brr Sdjfltibeit unb Dem Urben. (Sroft-
ottao, 8« 3. <3rriQ 4f darbt, feipiig.) »raidt. Jt ‘2. .
»«alf^e «borafterfitife. TenrniflleT beutitfter «PerSönlidircitrn an«.
Ujren 3«f>riften. ^»era»i»gegeben uon ÜBilbclnt Kapelle. iBanb I:
ttlifabrll) Üliarlottr öerjoßin oon Crleatte. »fine %u'.t»al)l an« ibren
■Briefen lieeauftflefleben u. eitifleEetlet oon 3. «Mille, fflfit 13 «bbilb.
»rpfjottap, v unb 1» ®. {«. **•. Teubnrr, Veip.iffl.) t**cb. -* 2.
Rorl Sud»», Stitterbnrgea unb ritterli^e« Bebra i* temf^lanb 9Wit
1»; Jlluitrationert. rttao, 167 S. - carnmlung belehrenber Unter,
baftung^idiriften fflr bie boutühe 3u(teitb, 23. ‘Uaub. (Hermann
*I3actrl, ’Ualin.) «eb. Jk 1.75.
$tanj Dort ftiaglrq, 3a(»bu«. unb bie Stauen. (Eilte 3»W'h. Cltau,
248 S. (V. Standmann, Veiptig.) Srofct). .4 3.54).
ttarl ^anptma« n, einljart ber eddflrr. 9Rouinn ln 2 tBtlnben. Cftau,
311 unb 247 S. (Diarquarbl k (So., 'Berlin.) Aroid). .4 7.— .
Brofelfor 3mhaf f)o4, £tit1«6en ber Brojeftiontlebrc einfdilieülid) ber
(Elemente ber 'IVrjpelliuc unb |d)iefen flrojefticrt. 3., uenn ehrte unb
perbejierte Auflage mit 155 Tcrtabbilbuitßcn. C-ttno, VI u. ltt9 €.
(3. 3. «lieber, fielpjifl.) ®eb. .4 2.50.
Dr. ticelpt) Rf^at, Srltbri4) btr »rohe al» immerift. a>ro^oltou, 293 S.
(C. nua (flauer, VeilMtd ) ®eb. Jk 4.50.
3#fcf Hobler, »Elm Saaftnahir. Ruttiaiu Cltap, 22fi S. (Goticorbia
Teilt jdie «lerlanoattfialt, Herliu.) Aroid). Jk 3.—.
Dt. Uanl Rrif4e. Tie Trooini «Jofen. .Ihre <bet<hidue unb llultur
unter beföltb-erer iBer(ld|id)liflu.ttO ihrer ifanbiuirtidiaft. Uffit einer
notunuiiienfdiafiHd) geclcgifdien llblumblung Aber bie 'Drouitt) oon
Dt. Ifarl iRieniann. 9Rlt n«i Hhbilbuitgett im Teil unö 2 Harten.
dkotFotlm«, XV iinh 319 3. (Ä. OTeirfe- <Bud}l)anbl ung, 3taf)furt.)
■Brofd). .4 3.50.
3. f**l fiirfegaitg, bänbbud) ber praflif*«» «inemal9 9 tapbie. T ie i»er-
f<t)i<&ci!cn Roniiruttionofurmen De« btinematofiroplveu, bie Tar-
ftelluno ber lehenOen LMd)thilbcr iornie ba* finematoaraphtfehe Huf.
naljitneuerfahrcn. 'Jllit 125 AhbilDungen. «<»rof)ottau VII u. 293 3,
<»Sb. LMcirgang« ’Ucrlüfl, Betptifl.) Winid). Jk 8. -.
Dr. Wnbolf ttagaat, Bum Unter jnm «euf^en. cbemetnorrfianblidye
Tarftellung he« gcftmtDärtioeu Staube« ber (jefanttm Strtroitflunoo.
lehre. AH it einem Stammbaum ber Tiere, 14 Tafeln unb 11 11b-
bilbungrn int Teil, »«iro&ottau. VIII unb 126 2. (üarl «Jiarholb,
.{•»alle a 2.) •ÖToidi. Jt 2. .
nriebri® flugufl Bubvig oon ber «Rorioig. (Ein märti|d)cr lEbelmanit
im .-feildlter ber tBcfreiungotriear. vierauoacueben oon ,>riebrid)
«Reufel. I. Banb; Vebeusbeichreibungt. «Kit 3 Slbbilbungen. ®rofj-
oltao. I.V1I u. 736 3. «E. 2. «Kittler ft Sohn, Berlin.) Brofd). 4112.- .
Dr. V. JDilhelm Bteoer, Sem fjlmtnel nab oon ber (Erbe. Gin «Belt.
pc-mAlbe in (Eintelbarftel (ungen. *Dltt mehr alo 180 ‘Hbbllbungen.
(ftiofioCtap, 027 ä. (Seutfdje 23erlafl->anita», etuttgort.) ®eb, 4» 7. .
— , «Tbbeben unb Halfan». 3))tt lablreithen «bbilbunflen. (broftoltao,
111®, (3rantt)fd)e t3er(ag»bud)hanbtung, Stuttgart.) Brofd). 411,—,
I»r. fR. ÜUheLm «Rrqer, nicltfataftrephen. fBetradntungrn Aber bie
tuIAnftigen Sdiidiale unferrr ttrbemoelt. Ctioo, 193 3. Samiu.
lun« belehre nber UnlerhäHung«f®rlftett fQe bie beulfd>e 3u6<n^.
22. Batib. (Oe rmann Bartel, Berlin.) Beb. 41.J*.
Weq er« ftleine« Roaoerfutiö a*.«eJtil®H . 3 ie brntr, «An tl ich neu bed rbeiteu
unb pertnehrte Uuflage in 6 Bäitben. «Kit etwa 520 Bilbertafctn.
Hanen u.HUdnett lomie eltoa 100 Teitbeilae. 3. *ötib: ®altuin bü
Aliel.) (T.rofjott., 1022 3. (Bibliograph’ Snftitut, Veipvig.) ty>eb.^il2.
Weiter« Belieb äd»er. rtiell 3el»' Italien in Cö Tagen. 3n neuer
Bearbeitung. «. Auflage. 3»el Teile in einem Banbe. mit
22 Harten. 41 BIAttcn unb (hrunbriffen. Cftao. X. »4M S. u. VIII,
326®. (»Ebenba.) ®eb. 4) »
— . Iflrtei, ButnAnien, Serbien, Bulgarien. 7. Auflage. Kn
13 Harten, »« ‘j)iänen unb ®runbrif|en, 1 Vanorama unb 3 Ab
btlbungen. Cltau, XII unb 932 3. (ifbrnbn.) (beb. 41 7.».
Öanutnuinn C. Mlgmann. Tie IBahthr. CUirc ®efd)id)tr, Hult>, 9ied)t^ .
Hrteg«. unb 3a.gb.®ebrAud»e. ffllit 3 Harten u. II Sliueti im Teit.
«robott., XU 11. 131 s. (»f . S. «Kittlerft Sohn, Berlin.) Brofd). 4)3.75.
3«haaae« d)<l. Buftrclfen. 9I)tt 44 Bilbern unb 2 Harten fotru-
4 Dcil) rt für ucu 1111b 3 Harten int Text. ®roöoftau 239 3. (^r. «Dilh
®runoa>, Ueipjig.) Broich. Jk 5.
Bnbalf frtaber, Sic Tante mit bea eilten. Bliatiialtlfehc» Cuftfpirl in
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91. Benbrat. (hroholtao, 104 S. (®. ffi. Teubner, l'cipjig.) (tieb. 41 2. .
fDilhelm S^nfftR, «Reine 3icinaucr. Sine 5>rintalge(<hid)tf. Cftau,
I8R S. (Teutfdje Berlao»anftalt, Stuttgart.) Brofd). 41 2.50.
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9h. 3379. 2. 9lprit 1908.
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Slllgemeine 9iotijen.
®te Xeutfcfje Xooriften »Bereinigung fflljrt iljrc bie*.
iSbrSflen 9tei|eflcf«llfcf)aft<n nad) Silben unb 91orb«ii. fflm
6. 3ult beginnt In fBofel fine aJJittcImecrfaljrt, bie 17 läge
bauert unb 38r> .ft loftet; nm 9. ?luguft ßft)t ein Gonber*
batttpfer oon Hamburg n ad) ben feßönften
nortoegifdien Äüfte. Wetfebauer 12 Sage, t|jTm 22(» .ft.
9iei(fteiln«l)mer aller Stanb« ODilltommcn. 'Jtäljerco im
Stiferatenteü biefet Kummer, G. 565.
SBös finb JlaturiD eine?*) 9iaturu>cinc finb reine 9Jatur-
probuCtc otjne Surfer- ober fonftigen 3uTaß. Xiefclbcrt haben
bc*l)alb ftets einen pifanten, erfri;fd)cnbcn (EbaTattcr, entgegen
ben angejiuterten ftlfelid) tneidien Weinen. JBoburd)
•> Wir entnehmen blefe in»<T*fficrcube Tefinition bes Begriffe*
»Unturroein“ einem ‘brorpeftberburd) ibreiWaturuicincbftanntcti Jrtrma
ftonr. JPzamnteli, ftgl.Batvr. eront in ©cultabt a. &. JjSaartu.
3 eid)nen bie 'Jlatu rtoe in« fid) aus? Xurdj anregenbe
unb ungemein betönunlidif 9(rt, ba ifjrc natürlichen CKgen
febaften oljnc jene bclältigenben 'Jlebenerfchdnungcn finb.
tt»ic fie bie anberen JBeine jufolgc bes oerftärtten Wlfoljol«
geholtes im (befolge hoben. 9laturn>cine finb unb bleiben
be^f)alb bie ber ffiefunbljeit am juträglidiftcn Weine, ebenfo
burd) Ihre Ueblidie ©luttic bas furrj bc* Söeinfcmtcrs er*
freuenb, als buTd) ihre natürliche anvegettbo Wiriutig inner-
liehe ©ollbefriebigung erjeugenb.
Die 9len)enfraft
eine (Eriften-tfrage.
(to gibt tDobl faum eine Meter*, grdufamew Strafe fflr bewußt
Ober nnb<wnht begangene Sflnben (, fehler in ber ücb*n*u»eife) als
bie 'JleroenldjtDildte ('Jteuraftbenie). Wcti bas ÜRerortulriiD ein.
mal erfaßt bot, ben Mit es unerbittlich teil. Weber in ber ©rbeit
nod) im Bergungen fiiibrt er Bcfricbigung ; überallhin folgen ilim front-
hafte Beizbarfeit unb Ber(limmuiifl, trontljafte Juretjt- unb Mngtt-
mitSnbc, öpffnnngslPlineeit unb BcrztDeiflung bis jutn S elbftmorb-
gebantm. Cr i(t unfähig, (einen ffieilt auf irgenb eine Huf gäbe
fthfen, Teufen ufa».) ju lonzentrieren. 3ebe grlfiige unb törperlidjc
Hnftrcngung, auch bie tlrinfte, bat bei iljm etne prinvolle CrtnilDunn
unb lelbft tarpertidie Scbmcnen im (befolge. Tiefleinen llnantiehm-
liditeiten bes tAgtid)en Cebenp, ineldje ber ffiefttnbe taum beachtet,
geringe (berfluidie unb fonftige nichtige llrfadten reiten ben «Mcurajt-
betitlet tu §eftiglcit itnb 3ont. Tie «emflisltimmuno tiefer Uranien
ifl eine baitere, pcflimiitildjcT Crbcnsauffailung tuitcigenbe, ja mit-
unter pölllg mut- unb haffnungslofe (öielancholie). Cine utiflber-
rciitblidjc 1BfH(n»KfyvA4c zeitigt in ihnen bie imtn*tu>at)reitt>e Mngft,
mao tnohl bas lieben noch bringen rocrbc. WirTlict) organische Scibert
(In© beim 9!eroen!rnnten feiten, unb trot)bcm fflblt er fid) tränt unb
elrnb. 9itdit feiten plagen ihn ‘IWagenPcritimntungen unb ?1erbauungs<
ftöTuitgen, 1Ua*tdrtg|», Wertfdieitfurcb« ; b« flauf ift eingenommen,
bie Pilirbcr lchu>ach unb tiaitlos. Sein Sdjlaf if t unruhig »mb Pbnc
Crquitfung: abgeipannt unb niilbe oerläfu er ain UJiorgen fein tfager.
Tie Qualen biejer armen rtranten finb launt ju befchreiben, unb jtc
njfTörn gerabeju unerlrdniid) baburd). bah fte oon ihrer Umgebung.
t>on ihren eigenen ?Innchönacn unb beiten ifreunbett nicht uer-
ftanben, als ein gebil bete itra nie, ja fogar aio orbeitsidjeue 9J?rnfd>en
betrachtet toerbett.
Schon biefe tnappe Sdiitberuna teigt, baft ber 9leroenfranle fflr
ben Vcbenstampf untauglich tft. Cr rann in bem raftEofen Wett-
betoerb, ber heutzutage auf allen (Gebieten henridvt. nicht Schritt
halten, er tonn ben geftetgerten Wnfprflcbcn au phnfifdje unb gelftige
ifurrgie nicht genflgen. Unb ton tlTbritQtrflftf unb Wiberftanb»-
fflbigleit nerfagen, pflegt (ich nid)t (eiten ber finaintellc Üiuin
ciiuuftrllen.
Tic gebrfliid)[i(hrn Stcrnrnturen (Hufen thalt an ber 3re, im Pie*
Pxbirge. in Sanatorien) iinb .witraubenb unb fojtipielig. tf« bflrfte
bohee angeveigt fein, awf ein«
neue Heroen «I^erapie
Mntutnetlen, welche, auf eittfctchen <BrinUpien betrtthenb, t>an ieber-
numtt ohne jeitprcluft unb mit geringen Aoftrn 3 U fraufc an-
geroenbet werbet» tnnn.
Tie liur ridjtet ihr fiauptaugeumerf auf bie Sereitigung ber
Atunburfadbe, auf bie Befreiung bcs Äflrp-ers »on ben abgelagerten
Selbflgiftcn — burd) gejleigrrte intrazellulare rigbation unb burd)
belfere Smflbrung. b. b- leichtere, oolltommenere Verbauung bet auf-
genommenen Hahrung. Tic unmittelbare Soigr bauon. tfi eine 6ni-
laftnng bes 9!ervenit>|tems etnerfeits, fowie eine heitere ttmabrang
(itrflftigung) besfelben anbereTfeits.
Tiefen 3«o«<* erre-icht man burdj 3 u f ll h r l, on attiuem Sauer-
ft off in Hlulocrfomt (M*«inj*iuiniuperiiicy<l MrO,) nach eigenem
patcnHcrien ©erfahren hergcltellt. praftt(chc Erfolge
beltfltigen bie ‘Hidttigfeit bes Icitrnbrn (tmmbprintips, baft ber
dttioe Saueriidff trflftig orgbierenb wirft unb auf bieie Weife
ben gef amten stofftuctfjfel be* rrganiomu« auf« uioiiltfltigftt
beeinflußt.
tSinige ©rilplrlc fflr viele: tfrerr am-1. pb.il. tu Anfang ber
ftur [ditner neroenlrnnf. (chreibt: ,.3d) bin hier auf ber Turchreile
ned) ft. urtb nu"'d)ir mid) gern fflr eo. mit ben fo herrlidjen
ItrapaTatcn oexforgen, fie haben mir großartige Tienfte getan,
wofflr id) ergebenft banfe".
Dt. mrd. cd), berichtet, bnn er mit ber Wirtung bes Mk<«, außer-
erbeut lieft zufriebeu fei.
Dr. mwl. L’. in ©., ber bodjgrabig neroenlcibenb mar, fdicetbt:
..'Bitte ürrt weitere Senbung, ba id) mirtlid) pon ber ausaejeichrtetrn
Wirtung gerabeju begeiftert bin".
Tericlbe 91 h» einige Wochen ipflter: „9!ad)bem ich an mir bie
iloT)flglict)teit ihrer ^rilpaTat»* gi lonftaticren Aelegmhrit hatte,
unb mein relatiPf« ©efittben fid) fabel haf t gebelfert hat, erlaube
id) mir ufu»‘*.
Dr. mwl. 5 . in ©}. Schreibt un«: „ffiner meiner ©atienlen.
Urpfcnor 3-, mar mit ?hren «Präparaten fo .gcfrlebrn , baß id>
Sie bitte, mir ba» fflr eine? ftnr notmenbige Quantum geffllligft fdjtden
Zit wollen. (Es banbeit fid) um eine 'Baronin o. ff»., bie an
ichrpcrrr ©curaithrnie leibet unb bei ber id) alle» mögliche ohne
jebett (Befolg angewattbt habe."
Dr. me<t. >1. in (chreibt uns: ,,Ia id) birelt xounber-
barettrfoige ju bemerten (Gelegenheit hatte, bie (ich infolge ber
Sauerfioffbeßanblicnp ergeben haben mußten, tuill td>
aud) hier bae «6ute refp. bas Beile fflr nteiuc ftllcntel hcrauoiuchen
unb bitte Sie ufto."
9tflhercn Huffchluß Uber ba>3 neue ©erfahren unb ©dl berichte enthalt
ein ©rofpeft, ta)eld)en bas Ärztlich geleitete 3n|titut fflr Sauerfioff-
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Am Rhein, im Rhein,
da wachsen untre Reben.
Gesegnet »ei der Rhein.
Burg Rottland
Ein rheinisches Weinhaus im Besitze der Firma
Gebrüder Schleif, Rüdesheim
Weinbau und Weingrosshandel.
W er auf den prächtigen Salondampfem
die herrliche Rhein fahrt von Köln bis
V Y die herrliche Rhein fahrt von Köln bis
Mainz unternommen und dabei die von
Sagen umwobenen Burgen und Ruinen zu
beiden Ufern des Rheinstromes an seinem
Auge hat vorüberzichcn lassen, dem wird
gewiss die sich aus den Weinbergen ein-
gangs der Stadt Rüdesheim stolz erhebende
„Burg Rottland“ aufgefallen sein.
Dieselbe wurde zu Anfang des Jahrhun-
derts von der Firma Gebrüder Schleif,
Wein Produzenten, im Burgstil neu er*
richtet und gewährt in ihrer originellen 1
Bauart einen prächtigen, durch ihre Türme
und Zinnen weithin glänzenden Anblick.
Sie gereicht nicht nur dem Panorama der
Stadt zu einer Zierde, sondern dürfte auch
als Sehenswürdigkeit in bezug auf ihre
Einrichtung zum Grossbetriebe des Weinhandels einzig dastehen.
Die umfangreichen, etagenweise gebauten Doppelkeller enthalten
Fass an Fass gereiht gewaltige Mengen des edlen Rebensaftes, teils
eigenen Wachstums der Firma, teils aus Weingütern des Rhein-
gaus, der Nahe und der Pfalz usw, und der Besucher hebt staunend
seinen Blick zu dem mächtigen Riesenfasse empor, welches nicht
weniger als 50,000 Liter Wein in seinem Bauche birgt — Die
. hochgestochenen, in Tonnengewölbe aus-
geführten Keller sind durch einen Aufzug
miteinander verbunden und es läuft von der
untersten Kellersohle ein 30 Meter langer
Tunnel direkt auf das Bahngeleise aus,
so den Anschluss an das Bahnnetz ver-
mittelnd, durch welche Einrichtung die
Firma — übrigens als einzige am Platze -
den Vorteil geniesst, ihre Güter direkt auf
ihrem Grund und Boden in und aus den
Waggons zu laden.
Die zahlreichen Besucher der Kellereien,
Freunde und Gönner des Hauses, sind
des Lobes voll über die praktischen Ein-
richtungen des Betriebes.
Die Firma wurde im Jahre 1864 gegründet
und hat sich aus bescheidenen Anfängen
zu einer der ersten des Rheinlandes empor-
gearbeitet Die jetzigen Inhaber, Heinrich Schleif und Konsul
Fritz Schleif, die einzigen Träger dieses Namens am Platze, haben
es verstanden, der Firma einen guten Klang im In- und Auslande
zu verschaffen, und erstrecken sich ihre Verbindungen heute über
die ganze Welt In London und Newyork besitzt die Firma eigene
Häuser, am Export nach Russland, Skandinavien, Mexico, Brasilien,
Argentinien, Japan und China ist sie in erster Linie beteiligt
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männischen Berufe widmen, eine vertiefte allgemeine und kaufmännische Bildung
zu vermitteln sowie angehenden Handclsschullehrem Gelegenheit zur Erlangung
der erforderlichen Fachbildung zu geben.
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Claudiusstraße 1; weitere Auskunft erteilt der Studiendirektor: Professor Dr. Eckert
Bonn, Hotel z.goldenen Stern
Haus I. Ranges mit allem Komfort der Neuzeit eingerichtet
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Philipp Goebel
Gegründet 1840 Wiesbaden Gegründet 1840
Weingutsbesitzer und Weingrosshandlung
— Spezialität: Rhein- und Moselweine -
Lieferant des Norddeutschen Lloyd und der Hamburg -Amerika Linie
— Größte Weinkellerei Wiesbadens —
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zum „wirklichen
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Herrlichste Lage am Fusse des
Petereberges, dicht am Walde,
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weine eigenen Wachstums. Volle
Pension M. 5.—* Logis inkl. Früh-
stück M.^.SO. Bestens empfohlen.
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Preuss. Kreisstadt — Station der strateg.
Linie Münster a. St — Saarbrücken.
Nihe den Badeorten Kreuz*
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legen, an schönst« Stelle
des lieblichen Glantales.
— Viele Sehenswürdigkeiten
aJtertü m lieber Baukunst. . Im
Mausoleum der doinartigera
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gründer der Wittelsbacher
Linie. Berühmtes Renaissa nce-
Denkmal des Herzogs Wolf-
garig und Anna von Hessen,
Tochter Philipps des Gross-
mütigeri.
Ab Erholungsort ist M eisen -
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häusern ni massigen Freisen.
Nähere Auskunft durch die Stadtverwaltung
und den Kaufmännischen Verein.
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Aachen
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Atmungsorgane. Prospekte unentgeltlich.
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Dr. von EhrenwaH'sche
Kuranstalt in Ahrweiler
(Rhein provinz)
Station der linksrheinischen Bahn.
In prachtvoll« landschaftlich« Umgehung des
Ahrtzln gelegene und mit allen Hülftmitteln der
■modernen Nervenheilkunde au »gestattete
Heilanstalt
für Nerven- und Gemütsleidende
verbunden mit Institut tür physikalische Heilmethoden.
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Rhein- und Moselweine
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
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Claudiusstraße 1; weitere Auskunft erteilt der Studiendirektor: Professor Df. Eckert Herrlidiat
nhnf Petersbcrj
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Haus I. Ranges mit allem Komfort der Neuzeit eingerichtet 2
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Philipp Goebel
Gegründet 1840 Wiesbaden Gegründet 1 840
Weingutsbesitzer und Weingrosshandlung
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Gasthof
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gründer der Wittelsbacher
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In prachtvoller landschaftlicher Umgebung des
Ahrtal«« gelegene und mit allen Hülfstnitteln der
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verbunden mit Institut für physikalische Heilmethoden.
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Wirksam bei Katarrhen der Luftwege, bei
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Leber- und Gallenleiden, bei allen Stoff-
wechsel • Erkrankungen, besonders bei
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Herrlich« Lage, unmittelbar am Rhein an
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
Rheinisches Gasthofwesen
G rosse schiffbare Ströme bilden die Lebensadern des Verkehrs,
und zwar nicht nur des Verkehrs zu Wasser mittels der Schiff-
fahrt, sondern auch des Verkehrs an ihren Ufern durch Strassen
und Eisenbahnen. In gebirgigen Gegenden bilden die Fluss-
täler sogar häufig die einzige Möglichkeit zur Anlage durchgehender
Verkehrsstrassen. Ein treffendes Beispiel hierfür bildet der Rhein, dieser
grösste und schönste Strom Deutschlands. Schon seit der Römer Zeiten
hat sich auf ihm und an seinen Ufern der Verkehr und Handel von dem
Meere her bis tief in das Herz Mitteleuropas hinein — und umgekehrt
— vollzogen, und so ist er zur richtigen Völkerstrasse geworden, an
der sich ein nicht geringer Teil der Geschichte unseres Volkes abgespielt
hat Kein Wunder, wenn auch das Gasthofwesen, das ja dem Verkehr
dient und von ihm lebt, am Rhein frühzeitig zur Entwicklung und Blüte
gelangt ist. Es gab hier schon alte und weitbekannte Herbergen, als der
Fremde im übrigen Deutschland noch ganz auf die Gastfreundschaft,
die ihm der Zufall gewährte, angewiesen war. Wenn der rheinische
Fischer abends seinen Kahn am Ufer vor Anker legte, dann bot sich ihm
überall ein gastlich Dach, und der reisende Kaufmann, der tagsüber mit
seinen schwerbepackten Frachtwagen auf den holprigen Strassen stromauf
oder stromab gezogen war, wusste wohl, dass er zur Nacht in den wohl-
bewachten, mauerumgürteten Städten und Städtchen ein sicheres und
behagliches Unterkommen für Mann, Ross und Ladung fand. Noch heute
haben sich am Rhein einzelne dieser alten Gasthöfe mit ihren breiten
Torwegen, den weiten, von Ställen und Schuppen umgebenen Höfen er-
halten, und da, wo sie neueren Bauten haben Platz machen müssen, ist oft
wenigstens der alte Name (der „Riese“, die „Krone“, die „Traube“) geblieben.
Es ist etwas Schönes um eine alte Überlieferung, und man soll sie
nicht ohne Not preisgeben, aber sie kann auch schädlich wirken, wenn
sie dem gesunden Fortschritt im Wege steht. Es kam auch am Rhein
eine Zeit, in der das Gasthofwesen, wie es sich durch Jahrhunderte
erhalten hatte, den Anforderungen nicht mehr genügte. Als sich um die
Mitte des 19. Jahrhunderts Dampfschiffe und Eisenbahnen des Verkehrs
bemächtigten und ihn zu ungeahnter, überraschend schnellerund mächtiger
Entwicklung brachten, da zeigte es sich bald, dass sich der bisherige
Betrieb in seiner einfachen, patriarchalischen Form nicht mehr aufrecht
erhalten liess. Der Strom des Verkehrs begann fast plötzlich alle diese
alten, ruhigen Häuser zu überfluten, er brachte Scharen von Reisenden,
die hastig vorüberzogen, um immer neuen, anspruchsvollen Gästen Platz
zu machen. Dieser stets steigende Andrang von Fremden aus aller Herren
Ländern zwang mit Notwendigkeit zu einer Reform und Erweiterung des
rheinischen Gasthofwesens. Manchem alteingesessenen Herbergsvater mag
es schwer geworden sein, sich darein zu finden, dass sein behagliches
Haus, wo der Gast wie ein guter Freund aufgenommen und behandelt
worden war, nun auf einmal zu einem Taubenschlag wurde, in dem die
Gäste aus- und einflogen, aber er musste sich fügen, wenn er nicht
Zurückbleiben wollte. Man kann es bedauern, dass hierbei so manches
hübsche, alte, rebenumsponnene Wirtshaus einem modernen, hohen Hotel-
bau hat weichen müssen, denn ein Stück der Poesie des Rheines ist
damit sicher verloren gegangen. Übrigens sind diese Häuser nicht alle
verschwunden, man findet sie noch vereinzelt in den malerischen Gassen
der kleineren Städte, und wer weniger auf Komfort und Eleganz, als auf
Behaglichkeit, gute Verpflegung und einen Tropfen reinen Weines sieht,
der sucht sie auch heute noch auf. Im Grossen und Ganzen aber hat
das Gasthofwesen am Rhein eine durchaus neuzeitliche Entwicklung
und einen bemerkenswerten Aufschwung genommen. Es steht hinter
keiner anderen Gegend unseres Vaterlandes zurück, ja man darf wohl
sagen, dass es in mancher Beziehung vorbildlich ist. Es gibt fast in jeder
rheinischen Stadt Gasthäuser, die auch verwöhnten Ansprüchen in Bezug auf
Unterkunft und Verpflegung genügen, ohne dass die Preiseins Ungemessene
wachsen. Die rheinische Küche, die der französischen ähnelt, ist bekannt
wegen ihrer Schmackhaftigkeit und Bekömmlichkeit, vor allem aber birgt der
Keller fast stets das edelste Erzeugnis der Rheinlande, den rheinischen
Wein, in reicher Auswahl und Güte. Und trotz ihres durchaus modernen
Charakters ist diesen Gasthöfen immer noch etwas aus alter Zeit geblieben:
der heitere Frohsinn, der leichte, ungezwungene Verkehr des rheinischen
Lebens. Wer an einem schönen Sommertage unsern herrlichen Strom
zu Schrff befährt, dem schallt fast von allen Seiten aus den blühenden Gärten
und den rebbelaubten Terrassen der Gasthöfe frohes Lachen und heller
Gesang entgegen. Und wenn er, angelockt von diesem Treiben, aus-
steigt und sich unter die muntere Gesellschaft mischt, dann mag ihm
wohl bei einer Flasche goldenen Edelweines der volle Zauber, die Poesie
des Rheines und des Lebens an seinen sonnigen Ufern zum Herzen dringen.
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SIR OLIM
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brückcd. Dampfschiffe. Näheres siehe Inserat SeiteS.
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grossem schattigen Garten.
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der Landungs-
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Konigswinter im Siebengebirge.
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Gegenüber dem Landungsplatz der
Köln — Düsseldorfer Dampfboote.
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Neu renoviert. (
Grosser schattiger Garten.
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91t. 3380. 130. Sb.
Scip 5 ig, 9. 9Ipril 1908.
Burg Rbeinflein. Hacti einem Originalaquarell von üeinrid) Wartung.
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cirnat am Rhein
Das grobt)crzog1i<t>c Sctilofi in mannbtim.
Gut und Blut — o -edler Faulch von Olein,
Darin meine heitre Btimat blüht.
Ihres himmelt heller Sonnen|d)eiti,
Der auf ihren (anflen fiilgeln glüht.
tiefet Grün in un(ier OJiefett Grund.
An den Ringen hohe Rebenreih'n.
IDädchrn mit (ühiotem Flau der mund.
Bu riehen, die bei tanz und Geige Ira n.
Uater Rhein, in deflen dlellengold
trunken untre Holze jugend idiaut.
Sonntag, wo in untre Cäler hold
Sanfte Stille von den Rohen laut.
Rab' ich alles nicht in Cult gelebt,
Reihen fjerzens nicht fcbo'n IriiR gefühlt!
l>o<h ein Glas, lolang der träum noch lehwebt,
Cang gcnollen, und noch unvcrkühlt.
mutter, weiht du. wenn ich wild getollt.
Du verhandelt (leis dat unruh volle Blut,
(Denn ich über Berge weit gewollt.
Du vcrltandlt des Erbe» fchlimmcs Gut.
Doch ein Glas, und noch ein Glas vom (Dein.
Darin meine heitre heimal blüht,
Rcbengold und Rhein und Sonnenlehtin,
Und dat äeuer, das im Blut uns gliihi!
OJilbclra
ineSrühlingsfahit V
JUfe?" 1 im R t,cin -
Uon lUBigae,"
Generalmajor z.D.
UorsiRenderäesRtwnifcben
Ucrkebrs Vereins.
Jon SrankfiiTi, der alten Krönungsftadt
) und jetzigen mächtigen fiandelsempore am
IDain, ha! uns der Schnellzug füdwärts
' getragen; jetzt brau(t er in die Bahnhofs-
halle zu DaTmlfadl hinein. Ulirverlaffen
das enge Coupe und wandern in der Zahlenden
Jrübjabrsfonne in die Stadt Rinein, die breite Rhein-
jlraRe hinauf, an deren Ende (ich die hohe, Tötlieh
iebimmemde Cudwigfäule erbebt. Ift das die ftille
Refidenz des kleinen Hcflenlandcs, das Afyl für
RentneT und Penfionäre? Stille und vornehme Ruhe
mag in den mehr ableits gelegenen Straften mit ihren breit und behäbig bin-
gelageTten Adels* und Bürgeibäufem zu finden [ein; im Mittelpunkt der Stadt
aber berr[d)t kiäftiges Ceben und ein reger UerkebT. Darm(tadt ift auf dem beften
Ulege, (ich zur Groftftadt auszuwaebfen; es ftreckt und redet [ich und [leigt langjam
an den Bangen des Bcrgwaldes empor, der es [cbon von faft allen Seiten mit
(einen grünen Armen umfaftl. Und dabei bleibt der Stadt immer noch ein gewifies
Etwas, das ihre Eigenfcbaft als Refidenz eines ruhmreichen 5ür(ienge[cblechtes
und zugleich einer Pllegeftätte kflnftlerifcher Beftrebungen nicht iibcTfeben läftt.
Der Candesberr (elbft i[t ein eifriger Vorderer modernen Sortfcbritls in der Kunfl.
Die Rünftlerkolonie auf der Iflatbildenhöbe verdankt ihm ihre €nl(telrung, und in
diefem Jabre [oll die be[[i[che Candesausftellung in Darmftadt zeigen, wasRunft
und Bewerbe in diefem geiftig regfamen teile unfers Uaterlandes zu leiften
vermögen. Überall treten uns in Darmftadt kün(tleri|che Eindrücke entgegen.
GUie der ältefte, malerifcbe Stadtteil mit den groftzügigen» modernen Bauten am
Paradeplab [timmungsvoll zufammenklingt, muft jeden Befchauer angenehm
berühren. Den Übergang vom Alten zum neuen vermittelt das von blumen-
erfüllten Gräben umgebene Scbloft der heffifeben Candgrafen, ein weitläufiges
Bauwerk vieleT Jahrhunderte. Ihm gegenüber erbeben fid) das neue HoftbeatcT
und das Candcsmufeum, nicht weit davon der groftartige Bau der Cecbnifchcn
Rocbfcbutc. Und zwi(cben ihnen öffnen [ich die prächtigen Anlagen des Herren-
gartens mit ihren frifeben Gttiefcngründcn und alten Baumriefen. GUas aber deT
Stadt ihren be[ondem Reiz verleibt, das ift ihre herrliche
Umgebung und die nähe des Odenwaldes. Der Oden«
wald! — Es liegt ein eigner hauch von Poefie über
diefem febönen Berglande. Auch uns lockt es hinaus
in (eine grünen Cäler und (onnigen hänge. Ein leichte.
GUagen mit zwei flotten Pferden fleht bereit, uns die
„Bergftrafte“ entlang zu führen, die den üüe(tabhang
des Bebirges begleitet und ihm ihren Damen gegeben
hat. feiner, (ilbemer Jrühlingsduft fdiwebt über den
waldigen höhen, aus denen (ich die Branitkuppe des
melibokus mif dem alten GUartturm eindrucksvoll ab-
bebt. GUeithin find die hänge von einem Blütenmeer
bedeckt; Kirfeben, Apriko(en, Pfirfiche und tDandeln
(leben in voller Pracht und (treuen uns weifte und
rötliche Blätter in den Seboft. GLIie hat (ich die natur <
auf diefem mildeften 51 eck d emfdser Erde in ihrer
reiebften Bebelaune gezeigt! Da liegen [ie alle, diefe
lieblichen Orte, wie auf einer Perlenfcbnur aneinander«
gereiht, bmcinge(ehmiegt in die Mündungen der Cäler
oder maleri(d) empor|teigend an den Bergen. Saubeie
Dörfer wecbfeln ab mit alten, lurmbewebrten Städtchen
und freundlichen Uillcnorten. GUct kann ihre Damen
alle nennen? Seebeim und Alsbach, die beide (cbon
zu einer einzigen Kolonie von Candhaufem zufammen«
waebfen; Jugenheim mit dem lieblichen ScbloftHeiligen*
berg, deffen Park (ich im Bergwalde verliert; Zwingen-
berg, maleri(d) am 5ufte des IDelibokus gelagert;
Aucrbad) mit feiner prächtigen, waldumraufcbten
Schloftruinc und dem 5ür(tenlager; Bensheim, die fränkifebe Anfiedlung aus der
Mcrowingerzeit, jetst eine blühende üillenfiadt: heppenheim, überragt von der
maleri(chen Ruine der Starkenburg.
Allmählich ift es Abend geworden, die Sonne finkt fern im GUeften hinter
den blauen Bergzügen der bardt und iiberflrötnt dasRheiutal zu unferer Rechten
mit rötlichem Glanz. Je&t raffelt unfer Cüagen über das Pflafter von GUeinbeim
und hält bald darauf am Bahnhof. GUir wollen heute noch mit dem Dampfroft
nach Mannheim; denn es zieht uns gewaltig bin nach dem herrlichen deutfeben
Strom, der uns hiuabfragen foll bis zur bolländifchen Grenze. Wählend die
Dämmerung alles in ihren (anften Schleier hüllt und der Odenwald hinter uns
langfam verfinkt, führt uns der Zug durch die fruchtbare Ebene hinüber zu der
groften Bändels- und Induftrieftadt am Rhein und Deckar.
„Das freundliche IDannheim, das gleich und heiter gebaut ift“, fingt
Goethe in „Hermann und Dorothea“, und damals war IDannheim in der Cat
eine Stadt, wie es nur wenige gab. (Dit feinen fdmurgeraden, rechtwinklig fid)
kreuzenden Straften nach einem einheitlichen Plane angelegt, unterfdmd es jid)
gar (ehr von den älteren Städten mit ihren krummen ßäfteben und engen, alter-
tümlichen Pläben. Auch heute macht die Stadt im wefentlichen einen modernen
Eindruck, aber der Uorwurf des Eintönigen, den (ie oft hat hören muffen, und
den Goethe in eine fo liebenswürdige 5orm gekleidet hat, trifft keineswegs zu.
UUo Handel und ÜJandel fo [ichtbar emporblühen und eine betriebfame Menge
die Straften und Plätse mit gefchäftigem Ceben füllt, da kann keine Cangeweile
aufkommen. Seit der Befreiung der Rbeinfchiffabrt und dem Beitritt Badens
zum Zollbunde hat (ich mannheirn aus deT ehemaligen kurpfälzifdien Refidenz
zu einem der bedeutendften Induftrie* und Handelsplätze Deuifchlands entwickelt,
feine Rafenanlagen find im Binnenlande kaum übertroffen, ttler einen Begriff
von dem Umfang der wirtfchaftlichen Tätigkeit, des vielverzweigten CUeltvcrkebrs
und der immcT mächtiger emporblühenden Induftrie Mannheims gewinnen will,
der febaue von der prächtigen Rheinbrücke um fich, die zu dem bayrifeben Ufer
und der aufblühenden Induftrieftadt Cudwigshafen hinüberführt, oder unter-
nehme eine 5ahrt durch das Hafengebiet. ÜJas er da erblickt, das ift zwar kein
malehfches Städtebild im landläufigen Sinne, wohl aber ein Aild raftlofer
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Cätigkeit und flutenden Hebens,
aus dem auch ein bauet) von
Poepe emporpeigt: der modernen
Poe(ie der Arbeit,
Übrigens gebt die Bev^lke
rung Mannheims keineswegs im
materiellen aut, fie wahrt viel*
mehr |0Tg(am die Überlieferung
eines THittelpunktes regen geiftigen
Lebens, und die Pflege der Kiin(te
findet eine Stühe an dem allge
meinen tUoblpand, Das Hof' und
nalionaltbeater (teht auf der Höhe
feiner ruhmreichen Uergangen*
heit, in welcher von feiner Bühne
herab Schiller das erpcmal zum
deutfehen (Jolke (prcchen durfte.
Und wer da glaubt, daß es in der
Sladt wenig Bemerkenswertes zu
leben gebe, der irrt gewaltig. Don
der Cerraffe des monumentalen
UJatferturmes iiberfchauen wir ein
wahrbafigroß(tadti(chesBild. Uor
uns dehnt (ich derfricdrichsplaß
aus, einer der (cbönpen Schmuck*
plane Oeutfchlands. ln feiner
großzügigen ßefchloffcnbeit. von
Pergolen und prächtigen, einbeit*
lieh angelegten Gebäuden um*
geben, macht diefer gewaltige,
blumenerfüllte Raum einen un*
vergleich liehen Eindruck. Seine
Glanzpunkte bilden die neue „ ..
Kunfthalle und der „Ro|en* DeT a,J li trturm R«lengan<n in mannbeim.
garten“, jene von Bruno Schmin
erbaute frphalle, die in dem flibelungcntaal den größten frpraum des wurde das alte IDoguntiacum im fflittelalter Refidcnz eines ETzbifchofs und
Kontinents birgt. Überall zeigt (ich ein Zug ins Große: auch das von Park* Kurförften. (päter Bundesfeftung, und jetst entwickelt es |id) mit rafebtn Schritten
anlagen umgebene großbeizoglicbe Schloß gilt als der bedeutend^ deut(cbe zum Induftric- und Handelsplatz Seitdem fTlainz feinen engen frpungsgürtel
Dynaftenbau der Barockzeit. gefprengt, hat es (ich in (einem Umfang um das Doppelte vergrößert; neben
Doch nun heißt es weitereilen, den Rhein hinunter, wo uns neue Bilder der flltftadt, die in ihren Baudenkmälern noch die Zeugen einer fa|t zweitaufend-
erwarten. Jim Stromufer liegt das prächtige Dampfboot der Köln* Dii([e1dorfer jährigen Gepbicbte bewahrt, i(t auf dem ehemaligen „Gartenfeld“ ein neuer
Gcfelllcbaft bereit, das uns nach Mainz und zum (onnigen Rheingau bringen Stadtteil durchaus modernen £baraktcrsemporgewacb[cn. Und gerade in un(eren
(oll. Die Schaufelräder (eben (ich in Bewegung, und Ta(<b gleitet das Schiff Cagen bereitet (ich im Zujammenhange mit dem endgültigen 5alle der frpungs*
zu Cal zwi(d)en freundlichen bäum* und bu((bbewad)fenen Ufern, während wälle abermals ein UJandel des Stadtbildes vor: im Süden (trecken (ich (cbon
rechts und links in der Seme blaue Gebirgszüge den Blick begrenzen, die Straßen für ein Uillenviertel und einen neuen Stadtteil auf der höhe, und
Bald ift ÜÜOTms erreicht, die alte Dibelungenpadt, vom Glanz der Sage und rheinabwärts ent(teht ein ftets an Umfang wachender Indußriebezirk. Prächtige
Ge(cbid)te Io reich umgeben wie wenige andere. Da erhebt (ich der herrliche Promenaden und Jlnlagen, drei monumentale Rheinbrücken, großartige Hafen*
Dom, eins deT (cbönften romani(chen Baudenkmäler am Rhein, jetst glücklich und Hochbauten, wie die kuppelgekrönte 0hri(tuskirche und die Stadthalle am
vor dem drohenden Uerfall ge(d)üftl, daneben, auf der Stelle des durch die Rheinufer, geben Zeugnis von dem paunenswertenfluffebwung eines blühenden
franzofen zerpörten Bifcbofpnes, der malerifcbe fieylshof und inmitten des Gemeinwe(ens. Aber die freude hierüber bat den Mainzern doch nicht den
Rebgartens, der die kößlicbe „Liebfrauenmilch“ erzeugt, die gotifebe Ciebfrauen» Stolz auf den Befin des Jflten geraubt, das ihnen die Uorfahren überliefert, und
kiTche. Reiche Zeugen der Gejchichte der Stadt, Denkmäler aller Zeiten, vereinigen fie pflegen es mit Ciebe und Uerpändnis. (Der vom Rheinufer aus das Innere
die herrlichen Sammlungen des Paulusmufeums in der alten romani(chen Paulus* der Stadt betritt, lenkt (eine Schlitte zunäd)(t zu dem Dom, diefem kunp*
khebe und in ihren gotifeben Kreuzgängen. Inlllorms war es, wo der kühne Gottes* gefchichtlich fo merkwürdigen Bauwerke, das mit (einen fcblank aufprebenden
(treiter Luther vor dem Reichstage (eine Cehren verfocht; das herrliche Denkmal Haupttürmen das Stadtbild weithin beherr(cbt. An (einen urjprünglicb roma*
Rietfchels auf dem Lutherplan erinnert an diefen weltgepbichilicben Augenblick, nifchen Kern haben bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein alle Stilperioden
CUeiter gebt die fahrt rbeinabwäTts. Sie zeigt uns zwar immer noch keine immer wieder neue Bauteile angegliedert. Unweit davon erhebt (ich das
romanti(d>en Candphaftsbilder, aber grüne Infein im Strom, freundliche Orte und Gutenberg. Denkmal, das die Stadt ihrem berübmtepen Sohne errichtet bat.
Rebgelände am Ufer bringen bepändig Abwechflung. mancher dem Kenner edler Und wer (eine Gedanken zurückjchweifen laffen will in die Anfänge unlerer
(Deine wohlbekannte name klingt an un(er Ohr: Opbofen und Mettenbeim, Kultur, der (uebt die unvergleichlichen Sammlungen des Römipb-Germanifcben
Oppenheim, wo auf dem Goldberg ein feuriges Daß gedeiht, Dierpein, Bodenheim mu(eums auf, das pd) in dem prächtigen RenaiRancebau des ehemaligen kur*
und Caubenbeim. Jetst tauchen (cbon die türme von Mainz aus dem zarten fürftlichen Scbloffes befindet.
Debel auf, der über dem Strome lagert, wir fahren vorbei an der Stelle, wo der Bei un(erm Cupwandeln am Rbeinufer in TDainz bat (cbon lange einfehön
Main (eine gelben Stuten in den grünen Rhein ent(endet, und bald legt das Schiff geformter Bergzug im Open unfern Blick auf (ich gezogen. Das ip der Caunus,
an dem breiten Kai tep f der vor einer weitgedehnfen Stadtfront (ich auspTeckt. das waldbedeckte Gebirge in dem (Dinkel zwiphen Rhein und Main. Ihm
Das „goldene“ Mainz! (Das hat die(e alle Stadt im Laufe ihrer langen wollen wir, bevor wir die 5abrt den Rhein hinab forschen, einen wenn auch
Gepbicbte alles über (ich ergeben la||en müden! Ihre günpige Lage an den nur flüchtigen Befucb abpatten. Im rapben 5luge trägt uns die Eifenbabn über
Kreuzungspunkten uralter Straßenzüge (De(tdeut[cblands brachte ihr von jeher die Kai|erbTücke unterhalb Mainz hinüber nach der (chönen Bäderpadt (Dies*
lebhaften DerkehT und Handel, dalür braupen aber auch von den Zeiten der baden. Hier hat eine freigebige Dafür (ich mit rührigem 5leiß zu (eltenem
Uölkerwanderung bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein Kriegsßürmc zerpörend Gelingen vereinigt. Im Laufe eines Menphenalters ift aus der frühem Re(idenz
über (ie dahin. (Jon der Römerzeit bis zur Gegenwart: Freude und Leid, Blüte der na((auiphen Herzoge, aus einer freundlichen IDittclpadt. ein Zentrum des
undDerfall und neue Blüte, Zuerft eine Provinzialhauptftadt des Römeneiches, (Jerkebrs von fremden aus aller Herren Ländern geworden, deren Zahl die der
Der mannheim« Rhcinbafcn.
Rhcin-Hummcr der Hluprirtcn Zeitung.
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Worms, Dom
P^wingenberg
7n der Bergstoc J,
Aoerbach^rlager
i.d.߀rgstr«s5e
Worms, Lufherdenhma!
V* -■
Einwohner übertrifft. Und das verdankt Wiesbaden nicht allein der
natürlichen Schönheit Jrincr tage und [einen heilkräftigen Quellen, fondern in nicht je- 1
ringerm mafsc der Umficht einer weitblickenden Stadt- und Kurverwaltung, die aus dem
Badeorte eine der vornebmften, (auberften und eleganteren Städte Deui(cblands gemacht hat.
Wir wandern, vom Bahnhof kommend, an den prächtigen Kuranlagen entlang die Wilhelm.
[trabe hinauf, und [oforl umgibt uns ein lebhaftes Bildgro[;[tädti(chen Treibens. Aber hier
benfcbl nicht die gefebäftige ha(i, die uns in anderen Groftftädten oft auf die Derven fällt, [ondem
Mp behagliche [Hube, die Erholung fud>t und die Reize des Kurlebens, das hier auch im Winter keines«
™ wegs ziirücktritt, genieben will. Hur zuweilen mahnt uns eine Geftalt daran, dab an den Kochfalz«
quellen Wiesbadens alljährlich auch viele Cau|ende von Kranken Benefung [ueben und finden.
Den lUittelpunkt des Badelebens bildet das vor kurzem mit ver(chwenderi(cher Pracht nach den Plänen
von Chi frj<b erbaut e Kurhaus. Uortreffliche Gliederung des Auftern, barmoni[cbe flbme(|ung der Innen«
räume, prunkvolle und doch gediegene Durchbildung der Einzelheiten machen die[en Bau zu einem
niciltcrwerke [einer Gattung. Und dabei ift es dem Erbauer mit [ebenem Glück gelungen, [eine
Schöpfung (timmungsvoll der Umgebung anzupa[[en. mit den prächtigen Park« und Gartenanlagen,
den haßerfüllten Kolonnaden und dem hochragenden hoftheater bildet das Kurhaus ein Ganzes von
eindrucksvollem. kün[lleri[chem Reiz. Aber auch der llatiirfreund findet in Wiesbaden [eine Be«
friedigung; [tundenlang kann er in den herrlichen Eichen-, Buchen« und Kaftanienwäldem der Um«
qc hing lujlwandeln, [ei es durch das liebliche Derotal, [ei es hinauf auf die hochge[d)wungenen
Camiusberge oder hinüber zu dem in einem idylli[chen, waldumkTänzten Cal gelegenen Schlangen-
bad mit feinen heilkräftigen Wildbädern und reizenden Promenaden.
Gern möchten wir noch länger in dem gafiltchen Wiesbaden verweilen, aber am Rhein wartet
un[er (d>on wieder das Schiff. Die Straftenbabn führt uns übcT die Adolfsbohe hinunter an den
Strom nach Biebrich, das man nicht mit Unrecht den baten Wiesbadens genannt hat; es vermittelt
in der Cat den ganzen Schiffsverkehr der reichen Bäderpadt und wäch(t dabei [elb|t zu einem bau-
lichen Orte heran, mit [einen groben botels am Rheinufer und dem von henlichem Park um«
gebenen Schlöffe bietet Biebrich von unferm Dampfer aus einen freundlichen Anblick. Und wie das
[lolzc Schilf jebt ra(ch den Strom binuntergleitet, da rollt (ich vöt unferen Augen das lachende Panorama
des ge[egncten Rbeingaues auf. Am Ufer folgt ein hüb[cher, wein berühmt er Orl dem andern: Eltville
mit der erzbijchötlichen Burg und den weiften Uillen am Strom; Erbach, der hört des markobrunners;
Ingelheim, wo em[t Karl der Grofte im marrnorpalaft hot hielt; hattenheim und, in einer Berg«
abdachung faft ver|teckt, hallgarten; Oe(lrich und Winkel, überragt vom Schloft Johannisberg, von dem
der Dichter fingt : „]ohannisberger [cbenkt man nur befternten herren.* Und (chon [chimmert uns die
goldene Sonnenbriicke entgegen, aut der die Sage den RaifeiKarl, die Reben Iegnend, hinüberwandeln
läftt nach Rüdesheim, dem blühenden, weltbekannten Weinorl am ?ufte des Diederwaldes mit [einer
lebenerfiillten Uferftrafte, in der neben den [tattlichen Gafthöfen die efeuumfponnene Brömferburg, der
alte Curm der Boojenburg und der fldlerturm ins Auge fallen. Rings im Umkreife [teigen die hänge
empor, auf denen die Sonne köftlicbe Cropfen kocht. Und während uns das Schiff jetjt biniiberträgt
nach Bingen, grüftt ftolz von [feiler höhe zu uns herab eine gewaltige, eherne Geftalt, den Arm mit
der KaiferkTone kühn eroporreckend. heil dir, Germania!
Da, wo die Ebene des Rheingaues nördlich ihr Ende erreicht und der Rhein fid> braufend in einen liefen
5els[palt zwängt, tritt aus einer zweiten Gebirgspforte die habe hervor, um ihre Wa(|er mit denen
des gTÖftem Stromes zu vereinigen, An ihrer Hlündung liegt die alte Stadt Bingen zu Stiften
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CHrtOL^
des Rocbusberges, überragt von der wicderbergeftellten Burg Klopp, rnalcrifch
drängen [ict> die Strafen des freundlichen, betriebfamen Ortes teils um den
Buighügel, teils breiten (ie |i<h ttattlich an den Ufern beider Hü|(e aus. Tm Strombett des «KJI
Rheines liegt eine ganze Hotte von Dampf* und iTacbtfcbiffen vor Anker. Das fchöne, weile
Candfcbaftsbild an diefer bedeutfamen Stelle des Rheinlandes i]t von übe rrafchender Großartigkeit.
(Jon Bingen trägt uns die Eilenbabn an der eilenden nabe aufwärts durch eine freundliche
Ijügel landfchaft nach Kreuznach. eineT Stadt, die ein mittelpunkt des Kleinhandels und aufblübender
Induftrie und zugleich ein eleganter Kurort ift. Dies tritt auch (chon im äußern Siadtbilde deutlich
hervoT: abfeits von der mit ge|chäftigem leben erfüllten AI tftadt dehnt (ich zwilchen Rebenbiigeln längs
des Daheufers das von breiten, (cbaitigen Straften und freundlichen Uillen gebildete Badeviertel aus.
Die hier zahlreich zutage tretenden Kochfalzqucllen. die einen gTofien teil ihrer Beil kraft einer ftarken
Radioaktivität verdanken und die bekannte Kreuznacher Illutterlauge liefern, verfammeln alljährlich ein
internationales Badepublikum um (ich. ln dem Kurhaus mit feinen büb(cben Parkanlagen findet es einett
ITlittelpunkt der Gefelligkeit und Erholung. Das liebliche Salinental mit (einen ausgedehnten Gradier
werken verbindet Kreuznach mit dem benachbarten Bad (Tlunfter am Stein, gleichfalls ein lebhaft auf>
blühendes Solbad, das auch land(chaftlid) einen Glanzpunkt des Dahetales bildet. Schroff, fa(t (enkrecht
(teigen hier die rötlich (chimmernden Porphyrfelfen empor; der eine, dicht an der (piegelnden Hache des
Hu(fes. trug ein(t die Burg der Kau* undRheingTafen; auf dem andern liegt die fchöne Ruine der Ebern-
bürg, auf der Hanz von Sickingen häufte. (Ueiter die (Iahe aufwärts verbreitert (ich das Cal, die Berg-
abhänge werden (anfter, bis (ie bei Ober(tein noch einmal den Huf* einengen und mit dem alten, von
zwei Burgen überragten Orte und der in den helfen gehauenen Kirche ein Bild von (eltenem landfdyaft
liehen Reize (chaffen. Etwas (eitlich. in einem von dem Glanflüßcben durchftrömten reizenden Cal, liegt
inalerifcbein altes Städtchen iffleifenheim, das in fcinerSdrloßkiTcbe eine Perle (pätgotifcherBaukunft befiht.
UJiT (ind wieder nach Bingen zurückgekehrt, um nun die romantifch(te Strecke des Rbeinftromes,
die am reidrften von dem Duft der Sage und Poefie um(cbwcbt ift, zu befahren. Abermals befteigen
wir einen der prächtigen Dampfer. Bald raufcht das Schiff durch das mächtige Seifentor des Binger
Hochs. Uom niederwald bis Koblenz hat (ich der Rhein durch das Gebirge in vielfach gewundenem Cauf
ein enges, felsum(tarrte$ Bett gegraben, in dem er nun biaufend dabinfebießt. Ganz dicht drängen (ich
von beiden Seiten die Berge an den Strom heran, oft nur einen be(cbeidenen Platj laffend deT Strafte und
der Eifenbahn, die von nun an bis Bonn zu beiden Seiten des Rheines hart am Strome entlang führt.
Auf ihren den Windungen des Stromes (ich anfcbmicgendenScbienenfträngen brau(enin
dichter 5olge, den leis dort, wo er fchroff zum Rhein ablällt, imtunnel durch(chneidend,
\ die dem regen internationalen Uerkebr dienenden D* und Cuxuszüge daher. Sic bieten dem
Keifenden, deffen Zeit kurz bemef(en ift, willkommene Gelegenheit, von den breiten 5en(iern
f ails ,n fluirttaflfeT Sülle die Schönheiten des Rheines in fid) aufzunehmen. Überall bat die
flciftige Band des Iflcnfcben den fchroff emporTagenden 5el(en noch ein 5leckcben Erde
abgewonnen, auf dem er (eine Reben zieht. Die fahrt gebt fcbnell zu Cale. (Dir paffieren
| / rechts Afsmannsbaufen, da wächft ein feuriger Roter; gegenüber erhebt (ich die fchönftc
__ der rheinifchen Burgen, der Rheinftein. jetst kommt Cord), da reift ein QJeifter, der hat
(chon manchen umgeworfen. Es folgt Bacbarad), das malerifche Städtchen mit
der entzückenden Ruine deT CUernerskapelle ; hier öffnet (id) ein reizendes
Seitental mit dem weinberühmten Orte Steeg, wo ein gar herrlicher Cropfcn M
f quillt. Da ift Kaub mit der Pfalz, die (id) wie eine rechte Cruftburg auf einem ^
; Seifen mitten im Strome erhebt. Cinks 1a(fcn wir das altertümliche Obcrwefcl, /
Blich auf den Dom in Mainz
bi« Jupirersatiie
im Mainzer
Museum.
Rhein-Dummer der llluftrirltn Zeitung.
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umgeben von wohlerbaltenen mittelalterlichen Belehrungen und überragt
von den CTiimmem der Schönburg; von ihm fingt Treiligratb: „Gruft dir,
Romantik! Cräuniend zieh' ich ein in deinen (cbönften Zufluchtsort am Rhein/
Jetst febiebt |icb plönlicb von rechts ein gewaltiger, zerritlener Telsklot)
in fteilem Abfturz und unverkennbarem Profil in den Strom hinein, Das i(t
die fagcnberübmte Corelei. Bis ins vorige Jahrhundert hinein brauftc hier der
Rhein zweihundert Schritt weit kochend und fchäumend über Tclfenriffe, beule
deuten nur noch dunkle Strudel die gefährliche Stelle an. Und während wir
den ftolzen Seifen in fcharfem Bogen umfebiffen, tönt es begeiftert aus aller
lllunde: „Ich weih nicht, was foll es bedeuten“ . . .
Bleich darauf zeigt fich das liebliche St. Goar, die „Stadt, die allzeit gaftlich
war“, überragt von den gewaltigen Ruinen der ehemaligen Seftung Rheinfels.
Gegenüber liegt langgeftreckt das modern anmutende St. Boarsbaufen. über dem
{ich auf fteilem Seifen die ftimmungsvoll wiederhergeftellte Burg „Die Kan“ er-
hebt. üon St. Boarshaufen führt die Ualfauifche Kleinbahn durch eine roman*
tifche Schlucht vorüber an der fchönen Ruine der Reichenburg zum Caunus>
gebirge hinauf nach naftätten, um dann weiterhin in einem andern Seitental in
kühnen (Bindungen wieder zum Rhein hcrabzufteigen.
gefolgt. Überaus fchöne landfchaftliche Umgebung, mildes Klima, fcbmuckes
jRufscres und (tädlifche Einrichtungen, die aud) verwöhnten Anfprüchen ge«
nilg.cn , machen Coblenz zu einem Orte, wo fich's gut leben lafst. Bier
pocht gleichfam das Herz des (Jäters Rhein; hier ftrömt von weither alles
zu|ammen, was an feinen Ufern Genuft und Erholung fudit. An febönen
Sommertagen entwickelt fich namentlich vor den grofsen ßaftböfen am Rhein
ein lebhaftes, buntes treiben, die mtnfchenerfiillten Salondampfer kommen
und gehen, dazwifchen fahren Schleppzüge zu BeTg und zutal, Itlufik erfchallt
von allen Seiten, man hört in famtlichen Sprachen Europas reden. Bei unterer
(Bänderung durch die Stadt erkennen wir bald, daft fie aus zwei Ceilen beliebt:
der in dem (Binkel zwifchen Rhein und Itlofel gelegenen, vielfach enggebauten
Altftadt und der eleganten Deuftadt, die fich mit breiten StTaRen und gelcbmack*
vollen, in Brün gebetteten Bäufern und Uillen weit rheinaufwärts erftrecki. Das
Stromufer ift hier geläumt von den prächtigen, blumenerfüllten Kaiferin-Augufta’
Anlagen. Sehr ftattlich zeigt fich uns aud) dieRheinlront von Coblenz. flach Süden
ift fie begrenzt durch das breit hingelagerte königliche Schloft und den palaftäbnlichen
Bau des Regierungsgebäudes, nach Horden reicht fie bis zum Deutfchen Eck.
Bier, wo Rhein und Hlofel ihre (Baffer milchen, ift ein bedeutungsreicher Punkt,
Badeleben vor dem Kurhaus in Wiesbaden.
Dun geht es vorbei an dem neuentftandenen Badeort Salzig, der freund-
lichen, von Billen umkränzten Stadt Boppard und dann, einem gewaltigen
Bogen des Rheines folgend, an dem malerifcben Braubad), über dem auf
hohem Bergkegel die Hlarksburg thront, die einzige Tefte am Rhein, die
der ZcrftÖTimg entgangen und in ihrem urfprünglichen Zuftande erhalten ift,
Jcnt zeigt fich links das altertümliche Städtchen Rhens und gleich darauf, unter
Dufsbäumcn faft verfteckt, ein eigenartiges Bauwerk: der Königsftubl, auf dem einft
manch deutfeher König von den Rurfiirften gewählt worden ift. Dicht daneben
liegt der Rhenfer Hlineralbrunnen, der alljährlich fieben Rlillionen Tlafcben
feines köfilichen, beliebten BetTänkes in alle Weltteile fliehen Iaht. „Das ift
die Strafe des Rimmels“, meint ein witsiger Reifegefäbrte. „Einft bat auf dem
Königsftuhl König Wenzel für einige Sudcr Bacharachers fein Keid) verfcbacbert,
zur Sühne für diefe Cat fprudelt jelsi hier lüaffer in imerfcbopflicher ^ülle. 14 — Wir
paffieren Oberlahnflein, wo, aus einem engen Selstal kommend, die Cahn mündet ;
gegenüber erhebt fich auf grünem Hintergrund das Schloh des Kaifers, Stolzenfels.
Bald darauf fahren wir unter zwei elegant gefebwungenen Eifenbrücken bin«
durch und erreichen das Ziel unfern heutigen Tabrt, die Refidenzftadt Coblenz.
Da, wo Rhein und ITlofel ihre Waffer vereinigen, ftand fchon zur Römer«
zeit das Kaflell Confluentia. Seitdem ift manche febwere Zeit an diefem Orte
vorübergezogen, er bat fich nie in voller Freiheit entwickeln können; erft in
unferen tagen ift dem Salle der Teftungswcrke ein überlebendes Aufblühen
Dach einem Aquarell von Bans Deiters.
an dem flatur und Kunft fich zu feltener Wirkung vereinen. Da liegt die uralte
St.-Kaftorkirche, ein Juwel romanijeher Baukunft, daneben das Deutfchherrenhaus,
und auf der äufterjten Candfpitse erbebt [ich, machtvoll die Umgebung be
herrfchend, das von der Rbcinprovinz errichtete Denkmal Raifer Wilhelms des
Brofien, wohl das fchönfte und eindrucksvollfte, das in Deutfcbland ftebt. Gnade
gegenüber, jenfeit des Rheins, ragt das Tclsmaffiv des EhTenbreitfteins empor,
gekTÖnt von den gewaltigen, jteinernen feftungswerken*
Uon der Itlofel, der lieblichften Cocbter des alten Uaters Rhein, hat uns
A.Crinius in diefen Blättern ein begeiftert Cied gelungen. Aber ganz in der
flähe lodet noch ein anderer DebenfluR, der an Schönheit feinen Befchwiftern
nichts nachgibt. Uon Coblenz trägt uns der Zug in das Cal der Cahn, das fich
zunäcbft in engem, gewundenem Cauf zwifchen hohen Waldbergen dahinzieht.
Bald aber ändert fich das Bild: eine Stadt rückt näher, prächtige Candhäufcr
und Baftböfe inmitten fcbmuckcr Bärten umfäumen das Ufer, zierliche Brücken
(pannen fid) über denTluft. Das ift Ems, die alteBadeftadt. Tür den ßebraud)
ihrer warmen Quellen, die (eit Jahrhunderten Weltruf genieften, find mufter*
gültige, den modernften Anforderungen genügende Anlagen gefebaffen. Der
natürlichen Heilkraft des Waffers kommt aber noch (in anderer glücklicher Um«
ftand zu Hilfe: die Cage von Ems ift reizend, feine landfchaftliche Umgebung
hält jeden Uergleicb aus. Wie lieblich fchmiegt fich der freundliche, blififaubere Ort
langgeltreckt in das Cal der Cabn auf beiden Ufem des Tluffes, waldumraufcht
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Cltvilk.
MiirfU >*
von allen Seiten und überragt von dem (cbroffen fel(en der Bäderlei und
dem aus(id>tsreid)en malberg ! Und in der Stadt felbft — welch lebhaftes,
elegantes Creiben an den Bädern, trinkquellen, in den Wandelhallen, Bafaren
und Parkanlagen! Da liegt der prächtige Kur(aal mit (einen reichgeßbmückten
Räumen, unweit davon das alte, vornehme Kurhaus, in dem König Wilhelm I. P
einjt ein regelmäßiger Gaß von €ms, zu wohnen pflegte, und wo (ich auch im
Juli 1870 die Trage über Krieg oder frieden ent(chied.
hinter €m$ durchzieht die Hahn in zahlreichen Windungen das Gebirge, die
Grenze zwi(cben Caunus und Ule(terwald bildend. Bald erreichen wir das in einer
fruchtbaren Illulde gelegene Städtchen da((au, fand(chaftli<b ein Glanzpunkt des
Cahntales und ein vielbe(ud)ter Cuflkurort mit herrlicher Umgebung. T>ier (pringt
mächtig in das erweiterte Tlußtal ein dunkler Bergkegel hervor, der die Burg
Da((au. den Stammfitj der Orauier, tragt, und unten im tale liegt, unter allen
Bäumen verdeckt, die Burg der freiherren vom Stein, die Gcburts(tätte des großen
preußifchen Staatsmannes. An dem gewerbfleißigen Diez vorüber, aus dejjen
Witte (ich auf (teilem fel(en ein weitläufiger, (chloßartiger Bau erhebt, kommen
wir zur Bi(chof|tadt Himburg. Schon von weitem ragt uns über der hau(erma((e
der herrliche, (iebentürmige Dom entgegen, eine Perle (pätromaniJcßeT Baukun(t.
€s (cbweben gerichtliche Erinnerungen mancher Art um die(en alten Ort, ftatt'
liehe Bauwerke aus früheren Zeiten zeugen von alter Kultur. Beute i(t Himburg
ein Wittelpunkt modernen üerkehrs mit blühendem Bändel und Gewerbe.
Der Zug trägt uns weiter. Bald hinter Weilburg erweitert (ich das flußtal
und verliert (einen romanti(d)en Charakter. Aber hier birgt ein kleines, (tilles
Seitental noch einen Schaß landfchaftlicber Schönheit: das Städtchen Braunfels
mit dem hochragenden Schloß der fürßen zu Solms. Die herrliche Cage des
reizenden Ortes und (eine waldige Umgebung mit den woblgepflegten An*
lagen und Spaziergängen haben Braunfels 2 u einer vornehmen $ommerfri(cbe
gemacht, noch etwas weiter lahnaufwärts, bei der alten Reichsftadt Wehlar
mit ihrem kunjtvollen Dom und manchen anderen Zeugen einer großen Der-
gangenheit, mündet die Dill, eine Cochter des Weßerwaldes. Wer in ihrem
grünen Cal aufwärts wandert, der wird es nicht bereueif, in dem freundlichen
Kreis|tädtd)en Dillenburg Ra(< zu machen. Wie (ich da (auberc, altertümliche
Straßen und biib(che, moderne Dillen in friedlicher Eintracht auf beiden Ufern
Schloß in Biebrich.
des Tlu|(es und an den Bergabhängen bingelagcrt haben, überragt von dem
mächtigen Wilhelmsturm, der an der Stelle eines zerßörten Oianierfcbloffcs
(lebt, das bietet ein Bild von bemerkenswertem land(chaftlicben Reiz, fluch
Dillenburg i(t ein vielbefuchtCT Cuftkurort. - Die Stadt hat für ihre Gä(te dicht am
Waldrande ein (tattlicbes Kurhaus erbaut, und in der Habe lockt der Weftcrwald,
jenes prächtige Gebirgsland zwilchen Rhein, Cahn und Sieg.
Don unferm Jlusflug an die Cahn wenden wir uns zurück an den Rhein
nach Coblenz und rüften uns zur Weiterfahrt (tromabwärts. Wieder nimmt uns
ein weißcT Dampfer auf und trägt uns wie ein Schwan die grünen fluten hinunter.
Gleich hinter Coblenz verbreitert fich das Rheintal zu einer ftundenlangcn, fnid)t.
baren Ebene, dem Deuwiedcr Becken. Auf den Bügeln ringsum, die in einiger
ferne lichtbar bleiben, (chimmern weiße Dörfer; namentlich lallt uns febon von
weitem hoch oben auf einer Berglehne ein großer, heller Ort ins Auge. Das i(f
Rengsdorf, ein aufblühendes Euftbad, das von Jahr zu Jahr in immer größeren
Scharen müde Städter an (ich lockt, die in der reinen, kräftigen Bergluft und den
herrlichen Waldungen ihre Cungen (täblen und die Wangen bräunen wollen.
Jehl winkt uns (chon dicht am rechten StTomufcr Deuwied entgegen, eine
heitere Stadt, die mit ihren breiten, geraden Straßen und den behäbigen, (auberen
Bäu|ern ihre Eigenßbaft als Refidenz der ehemals reichsunmittel baren Graf*
(ebaft Wied nicht verleugnet. Reges Heben herrfcht hier überall; denn Deuwied,
das auch Siß einer Bermbuter- Brüdergemeine i(t, verdankt (einem Gewerb*
fleiße einen erfreulichen Auf(chwung in Bande! und Induftrie. Am Dord*
ende der langgeßreckten Rheinfront erhebt (ich das ftattliche Refidenzlchloß der
f üT(ten zu Wied, von einem prächtigen Park umgeben, der (ich weithin am
Rheinufer fortjeßt. Boch oben im Bergwalde leuchtet aus hellem Grün das weiße
Cuftfchloß ITlonrepos, Beimat und Cieblingsaufenthalt der königlichen Dichterin
Carmen Sylva. Dort oben winkt uns ein Blick von faß alpiner Schönheit auf
den We|terwald und in das Cal der rau(chendcn Wied, die man von Deuwied
leicht erreicht. Bald nachdem wir das Ende des Schloßpaiks erreicht haben,
lenkt un(er Schiff hinüber zum linken Ufer nach Andernach. Bot uns Deuwied
das Bild einer ganz modernen Stadt, (o tritt uns jeßt wieder ein altertümlicher
Ort mit wettergrauen Cürmen, Coren und Wauern entgegen. Andernach blickt
auf eine lange Gefchichle zurück. Schon zu Ende des fünften Jahrhunderts war
es ein Rönigsßß der fränkißhen IDerowinger, die hier eine Pfalz hatten. Aus
dem [patent IDittelalter (tammen die mächtigen Trümmer einer kurfürßlichen
Burg. Die Stadt bat noch zum Teil ihie alten IDauern bewahrt, die am Rhein
mit einem hoben Wartturm ab(d)ließen. Dicht wenig trägt zu der malerifchen
Erfcheinung des Städtebildes auch die viertürmige Pfarrkirche bei, eine [pät*
romani(che Pfeiteibaßlika aus dem Anfang des vierzehnten Jahrhunderts mit
wundervollen formen. Wenige Stunden von Andernach entfernt liegt,
Rhcin-numnur der lllußrirttn Zeitung.
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Riidcsheim und das Hinget
Lo
Ruine thrmleW. Ro((<l,
wmau
Beil unlerm Rhein, in de|(en Glanz
Die allen Burgen |d>au’n!
Wie Ipiegeln in der Wellen Canz
Sich lachend (eine Gun!
Es liegt uerjenki auf (einem Grund
Der Sage goldner Bort ;
Im Wellenrau|cben gibl |ich’s kund
B uch beuf noch fori und lorl.
Gn das, was einlt in großer Zeit
Uns glorreich ward erfüllt,
IDabnt uns, an dcut|cbe Berrlichkcif
Gm Rhein ein ehern Bild.
Stolz blickt herab vom Diederwald,
lüachl haltend, woblbewebrl,
Gertnanias herrliche Gejtalt
IDit Krone und mit Schwer!.
Die Berge ncWt
Beglänzt der $«
Davon der Rebe
$0 kö|tlid) wird
0 Cabetrunk, dci
Wie wurzelt du
Wir|l du im Bcd
fflit holder Blim
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Stromes Tlul,
Schein,
mbcnblut
Rhein.
seiner gleicht,
Cult,
«ns gereicht,
Duft!
UJobl nichts erfreut die berzen \o
Wie Rebenglut vom Rhein.
(Der iTaurig war, wird wieder froh,
Schlürft folchen Crank er ein.
Sein wunderbarer Glanz gewinnt
Ihm jeden, der ihn (ieht,
Und überall, wo Dcutfchc find,
Schallt ihm ein preifend Cicd.
0 deutfeher Rhein, Reis werd’ aufs neu'
Uerlieh n dir, was entzückt!
fluch fernerhin gefegnet fei
Iftit dem, was heut’ dich [chmückt!
mit Männern. treu und (tark und kühn,
mit frauen, hold und rein,
mit Ro[en, die in frille blüh'n,
Und mit echt goldnem (Uein! J. Crojan.
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in die waldigen Eifelberge eingebettet, eine Perle der Rbeinlandlcbaft: der Caacber
See. 0leid) binterAndernachfchließen die Berge wiederdicbtiu|ammen,derRbein
tritt durd) ein enges Seifentor von neuem in das Gebirge ein. Abermals begleiten
uns rebenbepflanzte oder waldbewachfene Berge, freundliche Städte und Dörfer
am Ufer, Scblöjfer und Burgen auf den höben. Rechts erfcheint das gefebützt in
einem Obfibain gelegene, freundliche Eeutesdorf mit einer malerifcben Uferftrafse ;
nicht weit davon reckt fid) der 5el$klotz des Bammerfteins mit den tTümmern
einer Se(te finfter empor. Doch eine Strecke weiter treten auf dem linken Ufer die
Berge etwas zuTüdc und gewähren Einßcht in ein breites Seitental, dem die Ahr
entftrömt. Gegenüber ihrer Itliindung liegt, teils in ein Seitental des Rheines
gezwängt, teils an den hängen des Kaiferberges ftattlicb cm porfteigend, die von
allen tünnen und mauern wohlbewachte Stadt Cinz. Ein reges Ceben und
Creiben herrjeht in den nulerilcbenSriaßen desbübfeben, gewerbfleißigen Ortes.
Uon Cinz aus bietet fid) ein bequemer Zugang in die Gebiete des hohen ÖUcfter-
waldes mit feinen das ganze Candfcbaftsbild weithin überragenden fpinen Ba[a1t*
kuppen, die leider der Steinbrucbinduftrie eine willkommene Beute geworden (ind.
Jetzt landet un(er Schiff am linken Stromufer bei Remagen. Wir wandern
durch die (aubere, betriebfame Stadt und freuen uns ihrer febönen Tage. Auf
einem Seifen boeb über dem Orte Ich webt die zierliche, gotifche Apollinariskirche,
dahinter (teigt der Uiktoriaberg empor, von deffen waldbedecktem Gipfel man
eine großartige Sernficht über das ganze Rbeintal von Andernach bis zum
Siebengebirge genießt. Und gegenüber, jenjeit des Stromes, Ipringt trotzig
der dunkle, von mächtigen Ba|all|äulen gebildete Selsklob der Erpeler Cei bis
dicht an das Ufer heran, ln Remagen erwartet uns ein guter Sreund mit
feinem Automobil zu einer Spritzfahrt in das Abrtal, das wie kaum ein anderes
Seitental des Rheines auf kurzer Strecke eine Sülle von llaturfcbönheiten ver-
einigt. Anfänglich ift es noch breit und umjcbließt eine fruchtbare Ebene, die
„Goldene ITleile“. Ulir fahren durch den freundlichen Weinort Bodendorf und
bald darauf an der weltbekannten Apollinarisquelle vorüber. Bevor die Berge
jetzt enger zulammentreten, Iahen (ie noch Raum für den Badeort fleuenahr, das
„deutfehe Karlsbad“, hier entquellen mächtige, heiße Sprudel, die einzigen
alkalijchen Chemien Deutfchlands, dem Boden und haben dem aufblühenden
Orte bereits einen UJeliruf geichaffen. Am 2$. Juli 190$ feiert das Bad den
fünlzigften Gedenktag {einer Gründung und der Quellenweihe durch Ihre hoch*
{elige majc{tät die Raiferin Augufta. Ein lebhaftes, elegantes Badeleben ent-
wickelt lieh um das prächtige, neue Rurhaus mit {einen wohlgepflegten Anlagen,
und die reizende Umgebung lockt hinaus zum Genuffe einer üppigen Datur.
Wir folgen immer dem Caufe der rau(chenden Abr aufwärts durch die
engen Straßen des noch von feinen alten mauern umgürfeten Städtchens Ahr*
weiler und durch Walporzheim, den durch {eine kräftigen Rotweine berühmten
Ort. Der Sluß tritt jetst in ein enges Selstal ein. Als ein echtes Kind der wilden
Eifel hat er (ich in (charfen Windungen zwifchenden febroff anzeigenden Bergen
(ein (chmales Bett gegraben. Bei Altenahr halten wir mitten in einer pracht-
vollen, eigenartigen Gebirgswelt, hoch ttbCT dem Orte ragt die Ruine der Burg Are
empor, von allen Seiten drängen (ich wi1dzerri((cne Selsmaßen heran. Weiter
abraufwärts wird das Cal (tiller, aber der Zauber der Dafür bleibt, und indem
wir an einem filbaklaren, forellenreicbcn Bach entlang noch bis Adenau hinauf*
(teigen, enthüllt lieh uns die duftere Schönheit der hohen Eifel, deren machtigfte
Kuppen hier waldumraufcht zum Bimmel (rieben.
Uon Remagen nimmt uns wieder deT alte und doch ewig junge Uafer
Rhein auf (einen breiten Rücken. Wir folgen einem großen Bogen des Stromes
vorüber an dem malerildien, durch (eine guten Rotweine bekannten Städtchen
ünkel und dem gewerbfleißigen OberwinteT. Schon feit einiger Zeit ift am
Borizont die wundervolle Silhouette des Siebengebirges autgetaucht. Immer
näher rückt der in kühnen Cinien gefebwungene waldbedeckte Gebirgszug, von
dem feinen, blauen Dult des frühlings zart überhaucht. Zu unferer Cinken er-
hebt (id) jetst auf fteilem Selsgrat der Rolandsbogen, zu feinen Süßen [ebimmert
aus knofpenden Büfchen und bunten Gärten das reizende Rolandseck mit (einen
großen Gaßböfen und den prächtigen, an der Berglehne empor(teigcndcn Cand-
häufern. Uon hier aus ift wohl der fchönfte Blick auf das Siebengebirge und (eine
herriiehe Umgebung geboten, mitten im Rhein fchwimmen zwei grüne Infein :
Donnenwertb mit dem weißen Srauenklofter und das bufchigc Grafenwertb. Auf
dem rechten Ufer (ind die Berge etwas zurück*
getreten und haben einer fchmalen Ebene Platz
gemacht. Ein gefegnetes Slcdccben Erde, das wie
ein einziger Garten erfcheint! Bier liegt, wie in
einem Blütenmeer begraben, das „rbcinifche
Dizza“, Bonnef. Uon einem reichen Kranze
fchmucker (Jillen umgeben, hat (ich die freund-
liche Stadt zwifchen Strom und Bergen aus*
gedehnt und fa|t die ganze Ebene erfüllt; fchon
wäd)(t (ie mit dem an den 5uß des Sieben-
gebirges angefchmiegten Rhöndorf zulammen.
Die hohe Wand des Gebirges fchübt den Ort vor
rauhen Winden und (chafft ein Klima von (ebener
milde. So i(t Bonnef zu einem vielbefuchtcn
Cuftkurort geworden, der auch im Winter (eine
Reize nicht verlitTt und in dem ftattlichen neuen
Kurbaufe (einen Gäßen Anregung und Unter-
haltung bietet. Eine ftark kohlenfäurehaltige
Quelle, die dort dem Boden entftrömt, die
Dracbenquelle, dient zu trink* und Badekuren.
Dun raujeht das Scbiff an dem Drachenfels
vorüber, auf deffen Spitie die Curmruine wie ein
fteinernerfrngcr zum Bimmel zeigt. An (einen
Bangen reift das rote „Dracbenblur, an (einem
Süße liegt breit hingelagert die Stadt Königs*
Winter. Welch ein Ceben umfängt uns, wenn wir
hier die febattige Ufeipromenade betreten! Uor
den ftattlichen Botels und 6a(ibäu(ern mit ihien weinumrankten Cerra(|en drängt
(id) eine bunte Illenge in bellen frühlingsgcwändern; eine wahre Uölker*
Wanderung (ebeint (ich durch die [auberen Straßen der Stadt hinein in das Gebirge
zu ergießen. Das (chwirrt in allen Sprachen, das fcherzt, lacht und flirtet, und übcT
all den heileren Szenen liegt goldnerSonnenfchein, auch die ernften Bergesgipfel
mit freundlichem Schimmer verjüngend. £in(t hoben hier geheimnisvolle, unter-
irdifebe naturkräftc in gewaltigem Ringen ein Gewirr wilder 5elsma((en aus der
Ciefe; jetzt f frei ft der Wanderer entzückt durch ihre Schluchten und waldigen
Bange, ln (einer lieblichen Erhabenheit ift das Siebengebirge einer der Glanz*
punkte des an Daturfcbönbeiten (o reichen Rheinlandes. Da reckt (id) der (tolze
Drachenfels empor, (einen 5uß im glitzernden Strome badend; auf halber
Bergeshöhe liegt die golifche Drachenburg, eins der prächtigften Scblö(fer am
ganzen Rhein. Dort erhebt der Petersberg (ein breites, waidbedecktes Baupt,
und, alles überragend, taucht in der lerne die (pitje Pyramide des Ölberges auf.
Wie mit einem raufchenden Akkord endet mit dem Siebengebrige die
romantijebe Schönhcitsfymphonic der Rheinlandfchaff. Uon jetzt ab tritt der Strom
in die Ciefebene ein, nur eine Bügelkette begleitet ibn noch eine Weile. Aus deT
Calebene zu unferer Cinken hebt (id) noch ein einzelner lelskegel empor, der die
(chöne Ruine der Godesburg riägt. Zwilchen ihm und dem Stromufer breifet (ich
eine der bübfeheften unter den rbeinifeben Städten aus: Godesberg, die elegante
Refidenz einer mit Glücksgütern gesegneten IDenJcbbeit. Die Stadt ift in lebhaftem
Aufblühen begriffen; an Einwohnerzahl i(t (ie, nächft Coblenz, die größte zwifchen
Wainz und Bonn. IDit ihren in prächtigen Blumengärten verftecktenUillen und
den breiten, febattigen Straßen gleicht (ie einem vornehmen Badeort, und wirklich
fpTudelt hier auch eine beilfame Quelle, die in immer (leigendem IDaßeGäfte an-
lockt. Gegenüber der von großen Botels und (chönen Uillen gebildeten Rheinufer-
front von Godesberg liegt auf dem rechten Ufer in einem Obftwalde das freundliche
Diedcrdollendorf, ein beliebter Ausgangspunkt für Wahrten in das Siebengebirge.
Zwifchen immer flacher werdenden, villenbe(äten Ufern gleiten wir weiter zu
Schlangenbad.
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Münster d /srein
Bad Kreuznach Salinen tal,
Rhein-Hummer der lllu|lrirlcn Zeitung,
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Sr.Qoarshdusen u Burg K arz.
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Lahneck
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^yine Rheinfel;
Boppard
(tlW^ tale. Flun fpannt (ich einefcbongefcbwungene, hohe Brücke mit gewaltigem
Wittelbogen über den Strom, und fielet) darauf landet un(«r Schiff an dem
le benerfüllten Staden der rbeinifeben Wufenftadt Bonn, über der das füntlürmige
VDiinfter mächtig emporragt. Einft eine klein« kurfürftlicbe Refidcnz, bat fid) Bonn
jebt zu einem blühenden Witt ei punkt des Uerkehrs und aller geizigen Strömungen in den
Rheinlanden entwickelt. Das Wachstum diejer (ehönen Stadt im lefiten Wenfcbenalter ift
iiberrajebend. Und was (ich da in den [cbmudcen Käufern mit ihren wohlgepflegten Gärten
angefiedelt hat, das find alles leute, die ihr leben genießen wollen und auch die mittel dazu
befitzen. Ein Kranz blumenumfponnener Dillen umgibt den altern Stadtteil, der mit feinen ftatt-
lichen Gebäuden und eleganten Cädcn gleichfalls den Gefchmack, die Wohlhabenheit feiner
Bewohner nicht verleugnet. In dem Irühern kuTfürftlichen Schlöffe, das bei feiner Uollendung
1730 als einer der fchönften Paläfte Deutfchlands galt, hat jetst die berühmte Univerfität, in der
auch die preußifchen Prinzen zu fiudieren pflegen, ihr heim, ihr zur Seite breitet fiel) dei hofgarten
mit (einen prächiigen alten Bäumen und grünen Rafenflächen aus. Wenige Schritte führen uns von
hier auf den „alten Zoll* 1 , eine zum Rhein vorfpringendc frühere Baftion, von dei man einen herrlichen
Rundblick genießt auf das weite Rheintal und die feine Cinie des Siebengebirges. Eine befondere
Anziehung übt Bonn auch aus durch fein reges geiftiges [eben; Wiffenfcbaft und Künfte haben hier
ihie Stätte, und namentlich die edle Wufika findet in der Geburtsftadt Beethovens eifrige Pflege.
UonBonn abwärts trägt uns jetst der Rhein durch eine weite, nur ganz in der Sernevon fanften
höhen umfäumte Ebene. Aus dem [übrigen Duft, der über ihrem fruchtbaren Boden lagert, ragen
wie zwei Finger Gottes, (eben auf viele Weilen weit fichtbar, die fcblankcn Cürme des Kölner Domes
empor. Cangfam rückt uns die große Stadt näher: das „heilige“ Köln. Dobilis Romanorum Eolonia
Agrippinensis! Zwifchen mächtigen Hafenanlagen auf beiden Seiten des Stromes gleitet das Schiff
hindurch und dreht bald darauf am linken Ufer bei. Uor uns liegt ein Städtebild von eindrucks-
voller Schönheit. (Iber den fchmalcn, hochgegiebelten Käufern und dem alten Stapelhaufe am
Stromesrand reckt (ich ein Prachtbau romanifcher Baukunft, die St.- Wartin skirebe, empor; etwas
weiter zurück hebt der gotifche Ratbausturm (eine zierliche Spitse. Stromabwärts, unterhalb der
mächtigen Eifenbrücke, zeigen (ich St. Kunibert und der kronengefchmiickte Curm von St. Urfula.
Überwältigend aber und alles Kleinere faß erdrückend, (teigen in der Witte des Bildes die herrlich
gegliederten Waffen des Domes auf, diefes gewaltigften Wahrzeichens Kölns, das uns mit feinem
Werdegang zugleich die Gefcbicbte der alten Stadt erzählt. Aus einer großen römifchen Kolonie bat
fie (ich im Wittelalter zu einem Kocbfitz geiftlicher herrfchaft und Bildung mit weit Uber dieRbeinlande
hinausreicbender Bedeutung entwickelt, nur damals konnte der Plan ent ft eben, in dem großartigßen
gotifchen Bauwerke der Welt dem Gottesgedanken eine würdige Stätte zu bereiten. Seitdem bat die
Stadt freilich auch nach anderer Richtung gewaltig an Wacht und Anfehen gewonnen. War fie auch
fchon früher lange Zeit ein durch feinen Reichtum berühmter Handelsplatz und üorort deT hanfa, [o
bat fie doch erft im lebten Jahrhundert eine Größe und wirtfchaftliche Bedeutung erreicht, die fie tat*
fachlich zum hauptort der Rheinlande macht. Ihre Einwohnerzahl dürfte in kurzem eine halbe Willion
betragen, und deT Umfang des Grund und Bodens, den fie mil ihren Uorftädten bedeckt, iibertrilft den
von Berlin. So zeigt uns Köln das Bild eines mächtig aufftrebenden, fchaffensfreudigen Gemein*
wefens, durch deffen Adern ein Strom reichen Hebens flutet. Auf Schritt und tritt, in den winkligen
Gaffen der Altftadt wie in den breiten, lichien Straßen der Deuftadt, fühlen wir den Pulsfchlag leb-
haften Uerkehrs. blühenden handeis und Gewerbes und hochentwickelter Induftrie. Es ift unmöglich,
im knappen Rahmen diefer Zeilen alles, was die Stadt des Sehenswerten bietet, auch nur zu
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I msuk*
Die rtrone in Assmannahausen
falhenburg mir Clemenshapelle
Rhein-Dummet der Hlulirirten Zfilunfl.
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Bad na({au im Cabntal.
und einem Riefenfcbloft. Das i(t Zons, das „rbeim'|d)c Rothenburg“, das
(id) wie im Oomrö$d)enfd)laf aus der Ritterzeit in unfere Lage herüber-
gerettet zu haben |d>eint. jeftt hebt [id) fd)on der herrliche Quirinusdom
itt Deuft mit [einer gebauchten Kuppel empor, deren Spihe noch ein lebte?
Sonnenftrabl vergoldet €iti(t näcbft Köln die mäd)tig[ie Stadt am Diederrbem
Altes Ijaus in Bacharad). flach einem Originalaguarell von Beinricb Ijaitung.
und berühmt durch (ine wechfelvolle Gefcbicbte wilder
Kample und Belagerungen, bat Deuft es [ich gefallen
la[[en mü|[en, daft derKbein, der früher dicht an deT
Stadt vorüberfloft, (id) ein anderes Bett grub und nuT
noch die Rille €rft an (eine fTlauem (pülle. Damit
ver(iegte ibm zugleich die Lebensader; Kandel und
Gewerbe gingen zurück, bis (id) in unferer Zeit die
Induftrie des Ortes bemächtigte. Sie [chuf neueQuellen
des. tüohl(tandes und bat es auch fertiggebracht, daft
jeftt ein breiter Kanal neb(t Raten die Stadt wieder mit
dem Rhein verbindet, wodurch (id) auch der Randei
wieder mächtig hob, glückliches Gedeihen für die
Zukunft ver(pTechend.
lnzwi|chen i(t es Abend geworden; wir landen in
Düffel dort, während (id) überall (d>on Caujende von
Lichtern entzünden. Ift das ein Eeben und treiben in
den hellerleuchteten Strafen der groften Stadt! (Das
mag alte diefe ge(d)ältigcn menfthen, diefe eleganten
Rerren und Damen , di e(e wackere n Bürger und Arbeiter
fo durcheinanderwirbeln? man (agt doch: Dü|(c1dorf
ift die rbeini(d)e Kun(t* und Gartenftadt, al(o ein Ort
ruhigen Gcnuf[c$ und der Lebensfreude ! Das war
es auch und i(t es noch heute, aber daneben bat es (id)
zu einem Sammelpunkt und Uororl des rcichften In-
du(lriegebietesDeut(chlandsentwickelt.Cang(am heben
(ich in den breiten Straften Düffeldorfs, die Paläfte,
in denen die groften 1ndu(triege|ell(cbaften ficb ihr Reim errichten, und eine
weitftchtige Stadtverwaltung kommt ihnen mit offenen Armen entgegen. Düffel*
dort hat (id) durch (eine glänzend verlaufenen Induftrie- und Kunftaus*
Heilungen in der ganzen dielt einen Ruf als Ausftellungsort und IDctropole
des wirtfcbaftlichen Hebens am Dicderrbein erworben. (Die weit diefe Ent-
wicklung führen wird, ift gar nicht abzufeben, vieles ift
noch im (Derdcn; aber die Stadt, die heute (cbon über
eine viertel Ulillion menfehen birgt, hat ohne Zweifel
eine glänzende Zukunft. Und darauf bereitet fie (id) auch
mit Eifer und Dcrftändnis vor. Dicht nur durch Deuanlagen
jeder Art, wie den groftartigen Raten, die Rbeinkais, den
Kunftausftcllungspalaft, den Kaifer- Wilhelm - Park und
vieles andere, fondern auch durch pietätvolle Pflege des
Schönen, das die Uorfahrcn überliefert haben. Und das
ift durchaus nicht wenig, obfehon Düfjeldorf keine alte
Stadt ift im Uergleid) mit den rhcinifchen $d>we(ter*
(tädten. Auf dem malerifchen fDarktplat» fteht ein Reiter*
denkmal des Kurtürften Wilhelm, das zu den (chönften
Deutfcblands zählt, und im Hägerhof ift uns ein Rokoko*
fchlöftcben von überrafchender 5einbeit erhalten. (Das
aber Düfleldorl (ein be(onderes Gepräge verleiht und ihm
mit Recht den Beinamen der „Gartenftadt“ eingetragen
hat, das find die prächtigen Anlagen und der fjofgarten,
die mit ihren blumigen Rafengriinden, ihren alten Baum*
riefen und blinkenden UUaffcrflächen die ganze Stadt
durchziehen. Die Heiterkeit (einer äuftem Erfcbcinung
fpiegelt (ich auch im innem Ceben Düffeldorfs wider: es
i(t eine Stadt des verfeinerten Lebensgenuffes und einer
0aftfreund(chafi, die durch die Kunft geadelt werden. Die
Kunftakademi« bildet den mitielpunkl der btrübmten
Dii|(eldoTfeT maler|chule. deren Künftlerbeim, der lllal*
kalten, Weltruf genieftt. IDufeen und Sammlungen bergen
reiche Schäfte, und auch fDufik und dramatifche Kunft
finden eifrige Pflege.
mit dem linken Rheinufer ift Düffeldorf durch eine
mächtige Eilenbrücke verbunden, in ihrer [pielenden
Leichtigkeit und Eleganz wohl die fthönfte von den
vielen, die ficb über den Rhein fpannen. Ein UJagen der
elektrischen Bahn trägt uns hinüber und durch eine frucht-
bare, aber etwas eintönige Ebene nach der Samt* und
Seiden(tadt Krefeld, die mit ihren blumengefchmückten
und von plätfehernden Springbrunnen belebten Pläften
und Bärten ein buntes 5arben|piel in das melancholifcbe
Bild der Bruchlandfchaft zaubert, man hört für Krefeld
oft die Bezeichnung „das rheinifche Lyon“. Aber folcbe
Dergleiche find miftlich; fie geben meift keiner Seite das,
was ihr zukommt. Krefeld darf mit Recht beanfpmehen.
als ein Stadtwefen (iir (ich angefehen zu werden, das
keinen Uergleid) nötig hat. Allerdings ift es der Dorort
Deutfcblands rür die Bestellung von Samt und Seide, es
(endet jährlich für achtzig Hlillionen Mark diefer koftbaren
Gewebe in alle (D eit; aber (eine Bedeutung als Induftrie*
ort ift damit keineswegs erjeböpft, es nimmt auch in der
Derarbeitung anderer Cextilftofle und der ITletalle einen
erften Plan ein. Ihre fteigende induftrielle Entwicklung hat
die Stadt denn auch gezwungen, fich einen Zugang zu
der UerkehTsader des Rheinftromes, von der (ie einige
Kilometer entfernt liegt, zu febaften. Durch die unter ge.
wattigem Koftenaufwand erfolgte Erbauung eines ln*
duftriebalens ift jeftt dem dortigen Groftgewerbe dieUoT-
bedingung für weitere wirtfcbaftliche Blüte gegeben. Als
Stadt trägt Krefeld einen durchaus modernen Charakter.
Der innere, in Rechteckform angelegte teil ift von (d)önen r
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Cimburg a. d.
m
Lahn.
Bad Gm*. Dad) einem Origmalaquarell von Prof. Paul Probier.
den dunkeln Strom und läftt zuweilen am
Ufer eine Baumgruppe odeT einen weiten
Giebel aufleudmn und wieder ver«
(diwinden. Dann wird es völlig
dunkel. So geht es lange Zeit
in die Dacht hinein. Da (prüht
mit einem male ganz in un-
lerer Hähe eine gewaltige
Damme in den Bimmel
emporund wirfi ihicn roten
Schein auf hochragende Ciir»
me, 6|fen und gejehwärzte
Dächer, jeftt leuchtet unweit
davon ein neues 5anal auf,
andere [cheincn (ich an ihm zu
entzünden und eine Kette von
Kie[cnfackcln über dasCand zu ziehen.
Wirjindin dem fndu(triegebietdes Dieder
rheins angekommen, wo Cag und Dacht die
Bochöfcn lodern, um die der Erde abgerungenen
Scbähe, die Kohle und das €i(tn, zu verarbeiten. Ein
Szeimie an der Miauten Kleinbahn
breiten Alleen umgeben,
an denen [ich (lattlidic Ge-
bäude, wie das Rathaus
und das Kaifer» Wilhelm-
ITMeutn, erheben. Kings
um diefen altern Kern breiten
(ich die neueren Quartiere aus
mit breiten Straften und ge*
Jchmackvollen und vornehmen
Bäulern und Uillen. Bier bat
a ber auch die 1 nduftrie ihren Si b ;
da fauchen Dampfmalchinen, da
dröhnen Kammer, da faulen die
Webftüble und Jchwirren viele
Taufende von Spindeln. Wir
vertanen ßrefeld mit dem Ein-
druck eines in erfreulichem
-Htiffthwunge befindlichen Ge-
meinwefens.
€s i|t (funkle Dacht, wenn
wir in Düffeldorf das Schill
wieder befteigen, um die lebte
Oldenburg.
Strecke unferer 5ahrt bis
zur holländifchen Grenze
zurüdtzulegcn. Diesmal
ift es einer der hüblchen,
behaglichen Dampfer der
Diederländifchen ßcfellfchaft,
dem wir uns anvertrauen. Ob-
(d>on eine Schlafkabine mit tau-
berem Bett bercitliebt, ziehen
wir es vor, in der warmen
Diiblingsluft auf Deck zu blei*
ben. Bald nachdem das Schiff
lieb in Bewegung gelebt hat.
gleiten wir unter der hohen
Brücke hindurch, deren Cichfcr
gleich einer feurigen Cinie am
Himmel zu [diweben [cheincn.
über der groften Stadl lagert
cs wie eine leuchtende CDolke,
die noch [tundenlang [ichtbar
bleibt. Der finkende FTlond
wirft eine glibernde Bahn auf
Rhein-Dummer der Illuftrirlcn Zeitung.
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Die 5«[U £hrtnbreil|ttin.
gewaltiger Anblick — als ob Giganten am Werke waren! Hun macht der Rhein
eine Biegung, und wieder ändert (ich das Bild. In dem unliebem Cicbt der
Jeuerfcblote drängt lieb am Ufer Schiff an Schiff, mächtige Krane ragen empor,
dazwi(chen tauchen fcn(terlo|c, langgeftreekte Cagerhaufer auf. QUas da in
fchattenbaften Umriljen an uns vorüberzieht, das itt der größte Binnenhafen der
CUelt an deT IDündung der Ruhr, bei den $chweßer|iädten Duisburg und Ruhr*
ort, den f>aupi(it»en der rbeinilchen Schl epp(d)if fahrt.
Cang[am verfchwindet das eindrucksvolle Bild hinter uns im Dunkel, wieder
umfängt uns die Dacht mit ihrer tiefen Ruhe. Doch mehrere Stunden währt es,
dann hebt lieh im Olten ein lanftes Dämmern, nach und nach lölen lieh die
Ufer aus dem grauen Schein, über den Strom geht es wie ein leiles Zittern. In
Cllelcl fallen die erften Strahlen der aufgehenden Sonne auf den fchlanken Curm
der (UillibroTdikirche und die Jeftungswerke, die den Strom an beiden Ufern
um(iitmcn. üon jent ab tritt der niederländi(<t>e Charakter der Eandfchaft immer
mehr hervor. Zu unlerer Hinken bebt lieb ein Janfter Böbenzug, bald nabe, bald
weiter zurücktretend. An (einen 5uß (cbmiegt (ich das (tille Städtchen Xanten,
einlt als Castra Uetera ein Bauptort der Römer am Diederrhein. Bier läfst das
Dibelungenlied den Beiden Siegfried (eine Jugendjahre verleben; heute hebt
(ich der herrliche, gotijehe St.-UiktoTsdom mächtig über die niederen Dächer.
Uorüber an dem altertümlichen Rees, in blühenden Gärten halb verdeckt, bringt
uns das Schiff nach Emmerich, dem lebten großem Orte auf deut(chem Ge-
biet, deljen bolländi(ch (auberes Stadtbild der Curm der Aldegundiskirdw be-
berrfcht. Bier hat unjere Jabrt auf dem Rhein ihr Ende erreicht. Gleich hinter
der nahen Grenze teilt (ich der Strom in mehrere Arme, die in vielfacher Der*
zweigung die Diederlande durchfließen, bis endlich ihre gTau und trübe ge*
wordenen Cüa((er (ich mit den 5luten des IDeeres milchen.
Doch winkt aber, bevor wir die(e nordweltlich(ie £cke Deutjchlands ver-
laden, als lieblidm Schlußpunkt un(erer Reife drüben in einiger 5eme eine
hochgelegene Stadt zu uns herüber: Cleve, der Ort der Sage vom Schwanen*
ritter Eohengrin. Dehnte (ich nicht im Q[ien das weite, grüne Ciefland aus, man
glaubte kaum, am (lachen niedercbein zu (ein, wenn man [ich der Stadt nähert.
Roch über ihren freundlichen Straßen hebt (ich auf Heiler fiöbe das alte Schloß
der Berzoge von Cleve* Berg, die Schwanenburg. üon feiner terTa((e febweift
der Blick auf der einen Seite weit hinaus in die niederung, auf der andern aber
drängt (ich Bügel an Bügel, von fa|t unab|ebbaren Waldungen bedeckt. Oer
Dorliebe der brandenburgifchcn 1üT|ten, namentlich des Großen Kurlürßcn, für
ihre zweite Re{idenz verdankt die Stadt einen (eltenen Reichtum an prächtigen
Parken und Jcbattigen Alleen. Dicht an ihrer Grenze eTflredct (ich der bereits im
fiebzehnten Jahrhundert angelegte malen (d>« Ciergarten, und weiterhin dehnt [ich
der wildTeicbe Reichswald aus, das größte üüaldgebiet der Rheinlande. So i(t es
nicht zu verwundern, daß Cleve als Cuftkurort und$ommerfri|cbe fich eines von
Jahr zu Jahr (leigenden Be(ucbs erfreut, namentlich von den IDynbeers aus
Bolland. Wenn der Lenz (einen vollen Zauber über die knofpenden Cinden*
und Buchenwälder ergießt, wenn in den Gärten Strauch und Baum in voller
Blüte fchimmern und dieCDicfen der niederung (ich mit fri(d)em Grün bedecken,
dann umgibt diefe niederrheini(che Stadt ein eigner Bauch von Janfter Poe(ie.
DJit die(em freundlichen Bilde mag un(ere Srüblingsfabrt an den Rhein
ihr Ende finden.
Im lDo(elfale. Von fl. Crinius.
(Tlacbdmdt onb«l<t.>
B er muskelge(chwellte Uater Rhein — die liebliche, |chmieg|ame Jung-
frau IDo(ei ! ln die(em Bilde tritt uns [ebarf umTi((en, bezeichnend
der Unter(chied beider deutfehen Ströme (innfällig vor die Augen.
Dort Kraft und Würde, hier ein[chmeicbeinder Liebreiz, berzbetörende
Anmut. Sinnend kommt dieTTlofcl hinabgeglitten, um andern Deui(chen
Eck bei Goblenz (ich dem (tiirmi(d>en 5reier Rhein zu vermählen. Gewaltiger
bauen (ich die ielsmauern am Rhein wohl auf, buntbewcgteT, engeT mit
deutfeher Kultur und deui(chem Sehnen verknüpft tritt uns die Ge|cbi<hte des
Rheins entgegen denn die der mo(el. Stolzere Kathedralen (piegeln (ich in den
Der Königsftubl bei Rhens und der Rbenjer Brunnen, nach einem Originalaquarell von Bans Deiters.
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ßobknz. Ha cf) einem Originalaquarell von fieinrid) Wartung.
eumag
Bernka*te|-C<i<
r grünen Ulcllcn, lauter gehl
— (AP^Pir^ der Gang des-Cebens vorüber.
I Wer a ^er ? ' nma l längeT am IDo(cl-
(■ J [trome weilen durfte, der weih and), da(? er ein Sehnen mit beim
nahm, dap es ihm die hier webende Stille, der un(agbare Zauber diefes
Tales angetan bat. tafil andere den Khein bewundern: die !llo(el will
wbSFX^/m geliebt (ein! Und das i(t ihr Hecht. Schon in jenen fernen Tagen, da hier die
Hörner (afien, Palä|te, Thermen, Tempel, Bärten und IDarmorbilder in unerhörter
^ Pracht zum Strome nieder(chauten, Trier das zweite Horn genannt wurde, da waT es
> der bekannte Dichter JUifonius, der in (einer „mo(ella‘‘ den grünen Strom begeifterl
feierte. Und nach ihm ift noch mancher Sänger der IDo(el erfanden. Dann kam eine
Zeit, da das mo(cltal gleichem in einen Dornröschen(d)lal ver(enkt (chien. Wer wanderte
wohl zwi(chen Coblcnz und Trier hin? Der gro(se häufe mied das köftlicbe Stüde
^ dewifcber 5luhpoe(ie. Und über den goldenen Wein, den 5rau Sonne an dielen Schiefer«
ha ldcn kochte, da zuckte man geringjehäbig die Jfcbfcln. nio(elwein, Bowlenwein!
Dann aber trat ein nie geahnter Um(cbwung ein. Die herrlichen Kre(zenzen der TTJofel
nahmen einen wahren Siegeszug über die ganze Well; Wanderer kamen in bellen
Scharen, (taunend diefes bisher (cheu gemiedene Eden zu durchstreifen, und immer
reicher und mächtiger erweijl (ich der liefe Zauber des Tales. Eäng(l hat der Rhein
begonnen aufzublidccn, aufzuhorchen, wenn gar zu hell das Cob der IDo(el in (eine
Ohren klingt. Das deutfehe Demut findet in dem (tillem Tale, wo es noch eine Eigen«
art, keine Dummer wie am Rhein bedeutet, [ich wobler und vertrauter, hier darf es
bechern, (ingen und (ich mit Ro(en (chmiicken nach Herzenstuff. Das ruhelofe Gctöfe eines
ewig haltenden Weltverkehrs dröhnt hier noch nicht hinein.
Wer zur IHofcl wallfahren will, der mache (eine Schuhe zum Wandern bereit, wenn
die Ro(en ihre Jlugen in «arten und an Waldraineu und Hohlwegen auf(d)lagen, wenn es
wie niu(ik durch die Hüfte geheimnisvoll zieht, die Erde wie in Hiebe und Schönheit ein«
getaucht er(cbeint. Oder er wähle den $päi(onimer, wenn die Sonne nicht mehr fo (engend
von den Schieferwänden niederftrabll, ein fii^et Duft reifenden Obftes allüberall uns um-
fängt, das Taub (ich !ei(e zu färben beginnt, alle Sarben (o energifch in den tiefblauen
Himmel hineingreifen. Und wenn er daun am Strome einher(chlendert, Wallfahrer ihn
grüben, Burgen und Schlö((er in immer wechselnder romanti(cher Schönheit vorii bergleiten,
alle «locken lalauf und talab bimmeln, dann klingt auch in dem Herzen des feucht-
fröhlichen deut(cbcn IDannes ein Glöcklern hin und her, und das kündet: „üinum Bonum!
Uinum Bonum!“ — Dunkle IDädchenaugeu blicken ihn noch einmal (o freundlich an, und
der 5u(s wird |o (chwer, möchte nicht feheiden von der umrankten Stätte, an der alles zu«
(ammenklingt, was der Dichter wün(cht: Wein, 6e(ang und (üfoer IDädcbenkub ! Raum
ein anderes deut|ches 5lu(ital ift fo überreich mit maleri(chen Burgruinen befät wie das
lllojcltal, fclbft der buTgeureichc Rhein nicht. Und — vielleicht noch köftlicber anzu(chau«n
dic(e entzückenden kleinen, mauerumwehrlen Slädtlein, mit den tiefen Corwölbungen,
den altertümlich v«r(cbnÖTkelten gefchnihten, blumeuumrankten Häuslein, den rau(d)enden
Brunnen, Erkern und Türmen, Kirchen und Wallfahrtskapellen! Als feien 3^hrhunderte
hier (chier fpurlos vorübergerau(cbt! Da fitst man in tauben, auf uttiwuchertem (Dauer«
rand, am IDarkl beim plaudernden Brunnen, man hört die Schwalben über fid> zwitfehem,
vom Ufer her tönt heimlich fein das lei(e .Hnraufchen der Wellen. __ _
Goldener Wein (piegell der Sonne Eicht wider in (einen Ringen,
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löserncb
und ein feliy Cräumcn kommt über
uns, als läge die ruhelos haftende Ul eit weil, weit c
von uns entfernt. Das Gcmiii hält feinen Sefttag!
(Uas dem Hülfe beim Ulandern längs feiner grünen Borden
zuweilen einen (o eignen Reiz leiht, das find die bekannten |
IDojelfchleifen, welche der Strom fchlägt. Stundenlang kann man
dabinziehen, um fchließlich, nur duTd) eine fcbmale Candenge, einen kuizen
Bergrücken getrennt, faft wieder auf der gleichen Stelle zu halten. Ich denke
nur an die fDarienburg, von deren höhe das Auge überrafcht in die launenhafte
talbildung des Hüffes niederfchaut. Daß einft die Römer hier als Herren jahr-
hundertelang (aßen, angezogen durch die warmen Quellen, den Huchireichtum, die
(onnigenCIfer, das leiht der IDofel einen ganz befondern Stimmungsgehalt. So vieles
erzählt heute noch davon. Dicht nur die reichen Ausgrabungen, die man im Römifchen \
Itlufeum zu Crier (chatten kann, nicht allein die großen Ruinen aus römifchen tagen,
wie folche Crier befim: auch fonft erinnert noch vieles daran. Der eigenartige roenjeben
fchlag, anders geartet denn der laute, lebenshungrige Rheinländer; das Steuer der
kleinen Schiffe, die die tnofel auf und nieder gleiten, ift römifeb. römifcb ift das Joch,
das die Rinder am Pfluge iiberfpannt: Hunderte von Damen zwifchen Hunsrück, ITlofel (
und €ifel deuten auf römifche Abkunft.
Ungemein abwechflungsreich geftaltet (ich eine Ulanderung zwifchen ("oblenz und
Crier. Eidrwaldungen fchieben (ich zwifchen Rebpflanzungen, die keck die kühnften Schroffen
hinanklettem und Jtumm von den mühen der ÜJinzer erzählen. Überall Kapellen, } elskanzeln,
zertrümmerte Jeftungen aus den tagen des franzöfifchen Sonnenkönigs, da er (ich anfchickte,
Deutfchland einzufchnüren. Dörfer, in Obftgärten eingebettet, Städtlein, wie fie uns der felige
Dlerian |o oft vorfiibrt, Burgen ohne Zahl. Brücken und Mähren, Schluchten und Seitentäler,
die zu neuen Schönheiten führen. Hier nach dem „milden Karlsbad". Bad Bertrich, dort zu
der wunderfanteu Burg €ltt, einzig in Deutfchland. Brüne Infein mit zertrümmerter Kirchen-
und Klofterpracht ruhen wie Riefeublälter auf dem (acht vorübergurgelnden (Uaffer. Ab
und zu (cbwimmt ein leichtes Caftfchiff den Suom hinab, ein HJcber kehrt mit Den und
Reufen heim. Dachen an Dachen drängt (ich heran. Die Schulkinder eines Ortes beenden
ihren Ausflug. Helle Stimmen fchwingen (ich über Strom und Gelände. Und was fie fingen:
es ift die holde Weife, die jedem Dlofelaner tief ins Herz gewaebfen iff :
„Im weiten deutfehen (lande 0 Iflofdftrand, o fclig Hand!
Geht mancher Strem dahin: Ihr grünen Berge, o 5luß und Cal.
(Ion allen, die ich kannte. Id) arüf)' euch von Herzen viel laufendmal!" —
Cicgt einer mir im Sinn.
CUer von Boblenz flußaufwärts zieht, deT wandert zuerfl nur durch einen weiten Obfthain.
aus deffen CUipfeln friedliche Ortfchaften ihn traulich grüßen. Dann aber hebt bei Winningen,
einem der fieben euangclifchen Orte längs der IDofel, der Zauber an. Schroffen und Ruinen
fetten ein. malerifche Städtchen mehren (ich. Bald febeint der Huß (ich zu verfiecken, bis
et plötilich heimlich kichernd dir wieder hell ins Auge lacht. Drei Perlen befim das Cal:
Cochem, Craben-Crarbach und endlich Berncaftcl. tüie eine ?ata IDorgana (teigt hei einer
Calbiegung Bochern herauf. Über dem nialerifch hingelagerten Städtchen glänzt
^ der liebte Bau eines Klofters, noch höher funkeln im Sonnen*
mk ^ glanze die Cürme und Giebel des Scbloffes, während Ruinen,
Rbcin-numma der Illu|tm1«n Zeitung.
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Verkehrskarte
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Deuwied.
Schleien und ÖUäldeT von allen Seiten (ict) herandrangen. Und was weiter
folgt . . . hier i(t nicht der Kaum, es aud) nur namhaft zu machen. (Den lodete
es nicht empor zur tTlarienburg. inmitten verfallener Kirchenpracht den wein-
gefüllten Becher der Sonne entgegenzuheben? Und wer zöge nicht in Demut
und Achtung den But, wenn an (ein Ohr die Damen von Orten (chlagen, deren
Kre(zenzen wie ein Craum von (Uohlgefcbmadt, Duft, mufik, Berzenswonnen
anmuten? Ürzig, Erden, 3o|ephsbof, 0raad>, Zeltingen und viele andere?
Und dann grüfst von weitem Burg Berncaftel. Endlich wird die reizvolle Stadt
hart am Ufer jichtbar, durch eine ftattliche Brücke mit dem nachbarlichen Cues
feiern! Dann raufchte aus dem herrlichen IDarktbrunnen vor dem alten Kat;
häufe eitel UUein. ln dem Gewirr der Bäfschen herrfchte Cuft und 5rcude.
Dicht an die Stadt lehnt fich mit hübfehen Erchfchäl Waldungen die Berncaftler
Schweiz, und durchwandert man fie und fteigt dann in das romantifche
Kaulenbachtal nieder, [o gelangt man an Bad (Uildftein und CUildbad Crarbach
vorbei zu dem prächtigen Doppelorte Craben-Crarbach, der durch eine im
mittelalterlichen Stil erbaute Brücke verknüpft »ft. Darüber trauern die Ruinen
der 6räfinburg. Ein blififaubcTcr Doppelort, wohl dazu angetan, dafi der
QJanderer hier raftet. Der (Deinftodc ift auch hier das A und 0 des Däferns.
tiödfsberiy
verbunden. In den Kellereien der üUeingewaltigen und des alten Bofpitals zu
Cues ruhen Ströme von Bimmelslichi, Sonnenfehein, goldenem Rebenblute! Und
dann ein Gang durch Berncaftel! Ulie wufste die Stadt bisher ihre 5e[te zu
Cinz a. Hh.
Die Cuft ift geradezu durchfeht mit (Ueinduft. Und wie trefflich bechert es fich
unter den (chattenden riuhbäumen der Gänen eines diefer ttleinpatrizieT! Auch
oberhalb Berncaftel giüfst uns noch mancher Dame edler CUeinkrefzenzen. (Der
liefse nicht mit geziemender Bewunderung feine Augen über
den breiten, rebengefpickten Brauneberg gleiten? Und
Paulinsberg, niederemmel, Piesport, Thron . . . id) breche
ab. Und wie viele Perlen landfchaftlicber Schönheiten ziehen
wie in einem Ulandelpanorama an uns vorüber, bis (id)
endlich das Cal weitet, die Ufer (ich flachen, neue Hüffe
hineinfallen, Ruwer, Kyll und andere. Dann aber (eist
wieder edles (Deinland ein, über dem die Kirche fchüficnd
ibTC Bande half. Eine volkreiche Stadt (teigf vor unferen
Augen herauf, türme an türme gedrängt, noch höhereine
tief in den blauen Bimmelsgrund ragende rDariengeftalt.
Trier, das deutfehe Rom. ift erreicht. Und wer der 6e(chrchte
kundig ift, den Tührt ein leifer Schauer der Ehrfurcht ans
Gemüt. (Das ift hier nicht aus und ein gezogen, raubend,
fengend, mordend! Kampfziele, bei denen taufende von
Scinden wilden Beftien zum Opfer fallen mufften, Eäfaren«
laune zu befriedigen! Und dann fiegte das Kreuz! Auf
uraltem Kulturboden baute Rom Kirchen und Klöfter. Und
wie wir durch die düjtere Porta Digra fchreiten, während
die Blocken ihre Bimmclsfprache durch die blauen Cüfte
tragen, da wird uns lief undernftbewufst, welch geweihten
Boden wir betreten. UJeld) ein herrliches Städtebild, fa(t
einzig zu nennen im Deutfchen Reiche! (JeTraufchle jahr*
hunderte haben hier in Baudenkmalen von unvergänglicher
ßröfre und Schönheit ftumme und doch fo beredte Zeugen
uns hinterlaffen. hoch über die getürmte Stadt und den
Hub dringt der Blick weit in die lerne, hinüber in Cuxem«
burger und Hankcnland, hinein in das wieder geeinte,
arbeitsfrohe deutlche Uaterland!
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I»A hah^tl I eine rbeinifche Plauderei
IvllU IlClUvIl; von Ctonore Klie^en-Deiteis
[Es i(l etwas Schönes um die Ireudc. Eine Ireude
imacben — eine Ireude empfinden - Ireude ver«
breiten — Treude empfangen: in welches Gewand oder in
welche lorm fie fid> aud) kleidet, immer ift es etwas Schönes
um die Ireude! über das lag' ich euch: es i(t noch etwas
viel Schöneres um das Ireud' haben!
Ufas das ift : „Ireud' haben 14 ? Das ift ein urrheinifches
(Dort. Und, was mehr bedeutet, ein urrbeini (eher Begriff. Und
es i(t damit durchaus nicht etwa irgendeine be(timmte Ireude
gemeint: das richtige, rechte rheinifche Ireud' haben bindet
fiel) an keine be(ondere Gelegenheit, weder an ünlaß noch
an Zeit noch an Ort. Doch, an den Ort wohl, wenn auch im
weitern Sinn: an das Rheinland nämlich.
natürlich — man kann (ich auch anderswo freuen!
Aber zwilchen diefem Ireuen und dem rheini|chen Ireud*
haben ift und bleibt ein Unterfchied. Ein feiner Unterfchied
meinetwegen, aber ein um (o bedeutungsvollerer. Ein Unter-
fchied, der vielleicht auf den erften Griff fchwer zu faffen
febeint — der wie ein Geift einberbu|cht: man kann ihn
nicht gleich plump am Ohr ziehen odeT in die (Daden
kneifen — aber er ift da. man fühlt ihn, man empfindet
ihn — man fpürt ihn hier — und dort — und da — ein
Unterfchied.
über diefer Unterfchied läfst (ich wohl am ailerbeften
an einem Beifpiel klarmachen, befonders wenn einem das
Das heilige Kreuz bei Ceulesdorl. Dach einem fletnäldr von Karl lieget.
Beifpiel geradeswegs in die üugen
(phngt und obendrein gewiffer
mähen zu der ganzen Gefchichte
gehört.
Ich meine den rbeinifeben
Karneval.
Ularum kann man den rhei*
nifchen Karneval nicht verpflanzen?
Ularum iff irgendein unfaßbarer
Unterfchied zwifchen ihm und jedem
andern Roftümfeff, (ei es wo es fei?
man follte doch — auf den erften
Blick wenigftens — annehmen, daß
etwa eine fchöne junge Dame in
einem von Künftlerband entzückend
zufammengeflelllen Koftiim hier wie
dort ganz genau dasfelbe (ein würde !
Und doch ift es nicht dasfelbe!
Das macht, daß die junge
Dame „irgendwo 14 wirklich nur ein
fcböncs ITlädcben in einem mehr
oder minder abfond erlichen 5e(t*
gewand ift, nichts mehr und nichts
weniger, üm Rhein aber ift (ie die
lebte neckifche lorm einer Der*
mummung, die uralt, älter noch als
die chriftliche laftnacht ift. Einer
maskerade, die gerade da, an
diefem Erdenfleck, aus zweitaufend'
jähriger Tradition heraus entftanden
ift, die fich entwickelt hat aus Ge»
brauchen und Sitten, deren Urfprung
KönigiuHrtltf. nach einem Otiginalaquartll von Prof. Paul Pfeiler.
**-
Das neue Kurhaus in neuenahr.
Rhein* n um nur der llluftrirten Zeitung,
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, Känigswinler und ÖOIHltf, VAU RölällM iW 9'l^«n
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f
Botin. Itoth eine? Original
radierunq von f>uqo Ulbrictv
und Zweck heute vielleicht nur noch wenigen bekannt ift. deren Gcifterchen aber
viellaufendfällig den modernen Karneval umjehwirren. Sie find es, die ihm die
Seele einhauchen, die überall anderswo fehlen muß; denn lebendig Ding will
geboren, nicht gemacht [ein?
Genau (o verhält es (id) mit dem 5rcud’ haben.
Jreud’ haben: das bedingt zunäch(t die Fähigkeit, leicht. (elb(iverfiändlid)
und mit Grazie zu genießen, felbfl da. wo andere vielleicht noch gar keine
Ueranlaffung dazu feben. Und ferner bedingt der Begriff des 5reud‘ habens,
daß dieje 5äbigkeit — fonft nur Eigentum der einzelnen befonders hoch ent-
wickelten Perfötilichkeil — in den allgemeinen Bcfir» einer ganzen Bevölkerung
übergegangen i|t. 5ür fich allein kann einer (ich vielleicht freuen — niemals
aber äreud haben!
GJieviel nun aber dazu gehört, ein Eebenskunftler in bezug auf das Ge-
nießen zu werden, das kann jeder an fich (elbft ausprobieren: fchon für das
6inzelwe|cn erfordert das froh des eifrigften Jlnfichfeilens ein gutes CDcilchen
Zeit! — Bis (id) aber ein Golk von Cebenskünftlern entwickelt, dazu gehören
Jahrhunderte !
Und nod) mehr.
Es gehört Kultur dazu, Gocbkultur fogar: der Barbar und auch deT halb»
barbar, fie kennen die Duft, aber fie kennen nicht die 5reude! fiocbkultur ift
aberanfich
fchon etwas
jo fein Zu-
jam men ge
jetstes, daß
man fie
noch nir*
gend fertig
kaufen und
auf dem
Buckel da
vonuagen
kann. Sie
gleicht der
edeln Bowle, die von weifer Band aus feinen, guten Stoffen zufammengefcht
werden und zweitens ihre gefchtagene Zeit ziehen muß, wenn fie nicht ein
höchft verdächtiges und übel bekömmliches Gebräu werden (oll!
nun, die weife Zeit, die unfere herrlichften und lieblichften Sagen aus den
verfchiedenften Stoffen zufammenfetife, ihren Duft und ihr Jlrom jabrbundertc;
.ang ineinanderdringen ließ, bis fie fid) endlich in der 5orm wunderbarer
Das Geburtshaus Beethovens in Bonn.
Die Univerfität und der Bofgarten in Bonn. Hach einem Original Aquarell von Bans Deiters.
Rhein •numtner der llluflrirtcn Zeitung.
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Das TOilnlttr in Jfachen.
Runfiweike präfentieren kennten, die mifchte germanifche frohkraft mit
römi(d)em Sdjönheitsfinn, würgte |i« mit galli(d>em UJitj — und da* frrtig*
Produkt i[t die Kultur der heutigen Rheinländer!
Terner gehört zum freud' haben eine gewiffe Übung, UJerm man freud'
haben will, muh man feiern können — und das friern will gelernt [ein!
Run [agt der alteCacitus (eben von den rbeittilchen Germanen, daß [iefich
nicht nur (chon Ulein gekauft hätten, noch bevor fie felbft welchen bauten (die
IDojelaner ausgenommen, die [chon zur TÖmi[<hen Zeit |e1ber Ulein hatten),
fondern daß fie auch, wie er bewundernd hervorhebt, eine febier uncrfchöpflicbe
tufi an Soften und Gapercicn gehabt hätten.
Ulollte man aber erft die Softe und feftlichen Gebräuche des Rhcinlandes
nach Cacitus zu(ammen[tellen: dann müßte man (ich (dron auf ein Duftend
dicke Bände gefaßt machen, — Selbft wenn man das vorhandene materiell nur
llüchtig berühren wollte.
5e[te, aus germani(chem Prie[terbT4ucb, Tefle, aus kirchlicher und fürfllicher
Pracbtliebe, aus ritterlichem Spiel und mittelalterlichem Städtcreichtum geboren —
fie gingen in febier unabfehbarem Reigen die Jahrhunderte hindurch in das
rheimfehe Uolk über, viclgeftallig [ich verändernd, bis (ic auch die leftte Schiebt
durchfidkcrt und durchdrungen halten. Und wenn bci[pielswci[e — von dem
ritterlichen Curnier und den ent(prechendcn etwas (pätemi Ülaffenfpielen des Städte-
adels, der Patrizier, heutzutage nichts übrig i(t als der fidelc St.-Scbapianus
bruder vom Schöftenfeft einer(eits und das Rirmeskaru((ell ander|eit$ — denn
das RaTu((ell mit den fjolzpfcrdcben [tammt auf dem Umwege über das Ringel'
ftechen zu Pferde und das Ringelpechen von den im Rreife henimgethebcnen
fjoJzpfcrden, das einige wohlbeleibte Kirehenfiirjten einfübrten, in gerader Cinie
vom edeln Curnier ab — fo hat fich doch inzwifchen jener Sunken feftlicher
Sreude, der der Befift einiger weniger waT, der breiteften menge mitgcteilt. €r
klingt und jubelt wider im fröhlichen Cacben von Caulendcn, ct ift Gemeingut
eines ganzen Candflrichs geworden.
Sreilid), was ift das aber auch für ein Candpridi!
Denn das Rheinland ift das geborene Cand dazu, das freud’ haben zu
iinter[tüften. Schließlich müßte ja ohne die lebendige Anregung der Gegenwart
alles ßewefene und Gewordene fterben und verderben. Aber man braucht nur
ein einziges mal an einem beliebigen (chöncn Cenztage den Strom entlang zu
fahren, um zu begreifen und zu empfinden, welch fröhliche An-
regung diefes Cand an (ich gibt! €ine Gegend, die [o herz-
erquickend lieblich i[t, in der (o viel gutes Getränk wächft, und
die — laft, not leafl — (o reich i(t (und das Rheinland, diefe
uralte Uölker* und Kandclsßraße, ift immer reich gewe(en), die
konnte, die kann auf die Dauer gar kein Uolk von fTluckcrn
oder Sauertöpfen beherbergen. Die arbeitet (elber ununterbrochen
daran, den alten Sinn für das Schöne, Trohe, Prächtige — für die
leichte, goldene Cebensfreude immer noch zu vertiefen und zu
verftärken !
freilich: den allen Sinn! Denn wie un(ere edelften Crauben
zwar ihre Süßigkeit von der hellen Sonne empfangen, ihre bc[le
Dahrung aber aus dem verwitternden Geröll vieltau(endjäbrigen
heißen Gefteins (äugen, (o wurzelt auch das rechte rheinifche
freud* haben, beprablt von der hellen Schönheit einer be-
zaubernden Gegend, im nährenden Schutte von tau(end uralten
5e(ten! — Und im Schellcngeklingel des Karnevals, in den
Böller|chüf(en, die bei Kinnes und Sd>iifienfe(t zu Cal donnern
und das Gcho der Berge wecken, in den molltönen alter Barden-
lieder, die in dermalen- und der Pfing(tnacht aus taufend frijeben
Bur(chenkehlen ((hallen, aus den flackernden martinsflärnrnchen
und den lodernden fruern der mitt(ommernad)t, aus lüinzerlied
und Beldenfang, aus dem feftlichen Glockengeläut vielhundert*
jähriger Dome: da klingt und donnert, da flammt und loden,
da fingt und dröhnt das Sachen und diefreude und die fröhlich*
keit und der frftesjubel zweier Jahrtau(ende!
Das ift das Cachen und die freude, die Uolkscigentum ge-
worden find! — Die fo natürlich und (elbftverftändlieb find, daß der Rhein-
länder (chließlich das Te(t (elbft gar nicht mehr braucht, um „freud" zu
.haben"! Sonnenfchein ift Te(t, und fröhliches Bei(ammenfein ift 5eft! £ine
Ürübliugsfabrt in die grünen Berge, in die Blütenpiacht laufchiger Cäler —
dasißTep! Gin
Abend an Bord Das Rathaus in flachen,
des Dampfers,
im GliftcTfchcin | 1 «
heimlich weben- ' 1 *
der IDonduacht,
wenn die Berge
lieh in dunkel-
blauer Samt
decke vcrftcckcn
und die Weiden
am Ufer an-
fangen lebendig
zu werden und
der leis flutende
Strom in tau-
fend und aber
taufend Tunken
und Tlämmchen
(prüht — das
alles ift fr(t!
Ich höre je-
mand im hinter-
gründe lachen:
Und die Bowle?
Zugeßanden.
Die Bowle ge-
hört freilich da-
zu! Und wenn
(ie groß ift, und
4 J *4 1 ill* 4 9 tu! *
mwxüiL
_ A
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r
wenn das maikraut gut
geraten ift, oder wenn
es tüchtig Erdbeeren oder Pfirficbe gibt, dann übernehme ich jede Garantie,
dafo das improvi[ierte(te 5e[t zum [Jubel wird! — Und wir wollen jubeln!
Wir wollen lachen und fingen und trinTcen — auch auf die Gefahr bin, dafc
einer mal einen tüchtigen Schwips kriegt. Denn wir halten es mit dem ewig
weilen mirza-Schaffy;
ln Bctncinhcil tief vcrfunken (Denn er trinkt, wird er betrunken:
Ciegt der Cor. vom Raulch bemeiltert, Crinken wir — lind wir begti ft<rt!
orgen im üenn. Skizze von Klara Uiebig.
Segen die Stunde des Sonnenaufgangs ift cs am froftigften aut dem hoben
Denn, und wenn der Cag auch nod) (o heib wird. Tn einer bleichen Küble, vom
Cau genäht, lagert das Rochland; das Gras, dunkelgrün und hart wie Schilf,
das an Sumpflicllen emporfchieht, weht. €> wehen die (Uoltgrifer mit ihren weiften
Hocken um die dunkel gähnenden tarifliche. Cüftc fahren über die moorige beide, frifch
und feucht wie Sccbnfcn. und mit möwenglcichcm. klagendem Schrei fchwebt langfam
fegclnd ein Raubvogel mit breiten Schwingen aus der Codcinfamkeit der böchltcn höbe
hinab zum Dorf. €r bleibt darüber flehen, gleichem auf da Cuft ruhend, und 2ugt
fchari hinunter nach Srab.
hinter Rainbuchen, die ihre Alte feltfam ineinander verfchlingen und verknoten zu
undurchdringlichen Recken, ducken (ich die Rütten. Das Uenndort ift nicht wie andere
Dörfer der Cifcl; es ift ungcfcllig, kein Raus lehnt (ich ans andere. Jedes für (ich allein
mit Stall, Scheune und Anger hinter da giebelhoch ragenden, (ihnurgerade auf den Strich
bclchorencn Recke. Die ift der Stolz des Befihers, fein Schuh gegen Sturm, (ein Ulall
gegen den Schnee, (eine QUand gegen die CU eil. IRauerfcft und mauerdidc wehrt (ie feit
hundert Jahren, vielleicht (eit viel länger noch, alle Unbill von auhen ab; ver(unken
ruht hinter ihr (icher das Raus, man lieht nichts von ihm, kaum Schornftein und
Dachtirti.
Doch Ichläft das Dorf. Sonnenlinger beginnen zu taften an den dunklen Recken
hinab und hinauf; (ie pochen an, abcT fic dringen nicht ein in die ewig dämmerigen
Stuben. Endlich kräht ein
Rahn, eine Kuh muht dumpf,
ein Od)(e brüllt aut, ein Kälbchen blökt — fie wollen hinaus, (ic find hungrig,
wollen getrieben werden hinaus aufs Uleideland, das grün und kurzrafig, durch
Recken ge(d)flbt, |t<b bis zum Uennfcheitel hinanftiehlt. Jehl regt es (ich hinter
den Recken — tf)en|chen(tiinmen, gedämpft, halblaut nur — ein junges Kind greint,
eine mutter fd>il«. Melkeimer raffeln, Rauchfäulchen (leigen auf dünn und filbrig aus
den balbverftedrten Schlöten, nigelfchubc klappern, ein Glöckchen bimmelt, Rinda rennen
zur Schule,
Auch das Rütckind, das den Bauern das Uieh treibt, rilltet zum Auszug. Grob und
braun, den Schwanz hoch gaedet, fiflrzen die Kühe ungeduldig zum runden Coraus|chnitt
deT Recke; die kleine Rirtin mit erhobenem Stecken läuft hinterdrein. — Hoch ift alles Gras
taubcpcrlt, die Ginlterltauden tragen noch Schleierhauben von (ilbernem Rcifgelpinll;
kühles OUchen (piclt noch mit den nebclfehen, die über den Mooren lungern, jagt (ie
vor (ich her und hängt [ic den Cannen. die um verlorene Jclstrflmmcr im Rcidckraut
liehen, in die (dvwarzgrünen Alte.
Crnfthaft troh morgendlicher Relle zeigt fid) das Uenn. €s kennt kein Cachen. Stumm
dehnt es (ich endlos - (Delle auf, (Delle ab - im graufamen und doch gewaltigen Einerlei. In
fernher ferne, dunftblau und (chwer, lallet der Rorizont. (Do kommt man dahin, was da wohl
(ein mag?! Man weift cs nicht, man ficht da nur abends den Sonnenbad, riefenrund, und
ficht ihn dann vcrlodcm — ein ungeheures Jcucr — in Gelbrot und Blutrot und Rolcnfarbc
und Ciefviolctt, und die weihen (Dolkenfchiflc. die übers moorland binrudern, mit züngelnden
flammen verzehren.
Die kleine Rirtin fingt etwas, fingt hell ihr ülorgenlicd zum Prcifc der Dreieinigkeit. Sic
(chreckt nicht die (Dcite, (ic Inert auch nicht im ärmlichen Rödtebcn, im dünnen Kattuntuch,
das ihr die verwehten Haare deckt; (ie i[l's hier gewohnt. Und (ic ift ja auch nicht cin(am
hier in der Einfamkcit — drüben unter den groben Cannen im 5elsgc|tcin (lebt die heilige
Jungfrau, die liebe mutter Bottes, die alle frommen Kinder (chflM und (ie huldreich anlächclt.
Die Ralbwüchlige zieht ihr Strickzeug hervor, (ie Itrickt für den Ualer, für die Brüderchen
daheim. em|ig radeln die Radeln. Ab und zu nur ein Blick hin zu den Kühen im cndlolcn
(Deere des Venns. Die blicken wieder, lanftäugig und dumm; dann weiden fic weiter,
mit kurzem harten Rupfen die zähen, nur widerwillig (ich lockernden Ralme abgralend.
Stunde um Stunde rinnt dahin, das Rütekind Itrickt und betet, betet und (tridet, die Sonne
Rhein-Dummer der lllultnrtcn Zeitung.
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Köln am Rhein. Cempera von manucl Ulielandt.
Ilfigl und (leigt aut ihm Bahn. Dun merkt man es er(l, daft cs Sommer
i(t. (Uie das duftet! f>erb und harzig, ftreng und doch (üh. Und urie das
(ummt! Infekten im fächelnden Bauch, hunderte, faulende von lehwärmenden
CUelen: Bienen, die Honig [uthen, und brummende Hummeln und glibernde
fliegen und fchlanke Cibellcn, perlmulterfarben, und Schmetterlinge, gaukelnd
im Eiebeslpiel.
faulende, aber Caulende von ro(a Blöckchen haben ihr Innerltes auf-
getan; wie ein Ceppidh. Ichön in weicher färbe glühend, blüht jetit das
Uenn im warmen ficht. Cs Ichweigen die Glinde [o (chlummermiide, und die
Sonne, wie beraulcht von der eignen Treigebigkeit. [irömt luftvoll« fluten
herab, fluten von Glanz in den geöffneten Schob, in die geörineten Berne
der verlangenden moorerde. Hochland und Bimmel. Sonne und Uenn. (ie
werden eins in Glut und färbe, in Schönheit und flimmer — es i(t mittag.
Die $l.-Apo(tclkird)c in Köln.
m Bannkreis der Sieben Berge.
Gin Ijcimatgruß von Rudolf fjerzog. 'vwvwwvw
BeimgekebTt war ich . . . Und barte nichts mitgebraebt von jabre»
langen fahrien als diefen einen Bedanken: heimgekebrt. Dun wußte ich es.
Und wußte mit lächelnder Gewißheit, daß er (cbon als UUunfct) in mir gewejen
war bei der Ausfahrt, daß id) ihn im Blute getragen halte alle die Jahre bim
durch, wenn mein Segel über die blauen Hleere des Südens flog und meine
Phanta(ie, atemlos, vorauf, das Cand der Griechen mit der Seele (uebend.
(Uenn mein Schiff im Braus das graue Uordmeer durchfurchte, und ich (fand
am (Jordermaß, das BoiBo des Windes in den Obren, und meine Augen
Das Rathausportal in Köln.
durdffpähten die Dunkelheit, auf ragender Hordlandsklippe Afatbor zu grüßen,
den (Uolkenbärtigen, um def(en CbTon(ib die UJellen fehnfucbtsvoll jagen und
im Schmerz taut auf bis in den Bimmel brüllen, die nordlandswellen, die nicht
vergeben können. Und wenn die Alpenwelt um mich [tarne, die auf zagende
menfchenfTagen Lawinen zur Antwort gibt.
Gin jedes UorwärtsdTängen in Zeit und Raum, jede eroberte Seligkeit,
jede lähmende Erfahrung, jeder neuauf(d)nellende Wagemut bedeutete diejen
Ulunjd). Der Ausgangspunkt war das Ziel. Die Beimat der Preis.
1d> blätterte beut' lang in alten Briden —
noch Ipiell die Band mit dem vergilbten Cand -
Ct wurden Bilder wach, die ISnglt cntfdilicffen —
Ein Rufen [choll aus fernem Heimatland.
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Id) hör' den Rhein an (eint Ufer raulchen.
Dai (Uelltnlitd reiht meine $*hn(udit wund.
Du meine Jugend, komm. Iah dich belau(ehen,
Drück' deine tippen auf des Cräumm mund.
Bewandert war ich und hatte gefucht. Das gefucht,
das heilten Damen bat feit Anbeginn, ScbneMertige
nennen es das Glück, Grübler Gott. Als ich die Grpler
Cei, den jäh zum Rhein abftürzenden Bajaltkegel, um-
(chritten hatte und tiefatmend (land und mich nicht los-
reiben konnte von dem Bilde, das vor mir lag, ein
Rau(chen im Blut, ein Jauchzen in der Kehle und ein
Gebetswort im Kerzen — was raujehten die Rhein«
fluten, was rau(d)ien die Bergwälder, was lachte die
Sonne und zitterte übeT dem Bimmel? Du ha|t ge-
funden! Suche nicht weiter! Du ha(t gefunden! Gott
ift die Beimat.
Und die Beimat ift die Jugend, und die Jugend
das mäTchen. Und Seligeres als das THärchen ift nicht
auf aller Gleit.
Und dort lag es vor miT und trug alle Sebnfucht
meiner Kindheit, die die Sehnfudtt meiner IDannes-
jahre blieb, in {einem Schofs : das Hand der Sieben
Berge, vom (chrmmemden Gürtel des Rheintals um-
{chlungcn. Angefüllt mit allem Beiligen und Geheimnis-
vollen einer mutter . . . IDutter, ich bin heimgekehrt.
Dein Sohn kniet auf deinem Gewand, zu deinen Jüftcn
immer der Knabe, und grüftt dich, mutter.
Ins Städtchen Unkel zieh' ich ein. Und die Er«
innerungen hinterdrein, umfehwärmen mich, laufen
voraus und öffnen alle Cüren. Dort prangt das Schild
zu des alten 3reibeii|ängers Srciligiatb Gedächtnis, der
hier dasCUeib (einer Ciebe fand. Gewaltig eTfcholl von
W*
n<uf). nach einem Ölgemälde von flUx €larenbad>.
Rheinansichf-
diejem €rdenwinkel aus (eine Stimme, deren Klang
die Rbeinlands(öbne bcgeijterte wie keine andere
ihrer Zeit, und nicht minder gewaltig erdröhnten die
Bumpcn, wenn im gaftfreien Bau(e die Sänger des
Uaterlands zu(atnmenkamen aus allen rheinifchen
Gauen, Reckengeftalten, ftreitbar. liederfroh und
humpenfeR. So liebte das alte Rheinland (eine
Führer, und das heutige blieb darin treu der Gäter-
litte. Uleil es das Ceben liebt. Gelobt (ei Gott!
Roten ünkler bab' ich getrunken euch allen
zum Gedächtnis und mir (elbft zur Sreude, und
die Strafte bin ich marjthiert, hügelan, gen Rhein-
breitbach. Dort liegt ein Burghaus, vor Jahr-
hunderten gefügt und für Jahrhunderte, und die
IDauerpforte (pringt auf und läßt den berm ein.
Und fällt ins Schloff, tiefe PaTkRille ringsum. Und
ich (ehr eite durch die febattigen Parkgänge, ftreichle
die ragenden Stämme, fahre mit der Band lieb«
kofend über Blumen und duftend Gebrauch, nette
die Cippen am Springbriinnlein und (chreite weiter,
die Stufen zur weinumfponnenen üeranda hinauf,
durch den gewölbten Gang, rechts die Kapelle,
links das Refektorium, die treppe hinauf, an
hellen Räumen, laufchigen Kemenaten vorüber,
öffne hoch oben einetür, trete über die Schwelle
und (tehe (tili, ganz (tili; auf hochragender
terra((e, von gotifchen Ülauerzinnen gegürtet.
Einen einzigen umfaffenden Blick (ende ich
aus als CTften Gruft.
Beimgekebrt!
Eine Stunde vergeht. Sah ich mehr als die
Sonne der Beimat? Als ich ein Knabe war und
lebte im naben tal der CUuppeT, (tand ich in
5eierabend(tunden am Knie des UateTS und
Rhein-Hummer der 1llu|trirten Zeitung.
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füT ihn. tmc lnlel liegt im Knemitrom, ein
wunderbar llilles, grünes Eiland. 5rauen und
Jungfrauen wandeln im Kloflerfrieden über den
Rajen nonnenwertbs, und kein Weltmeer i(i Jo
breit wie der Jcbmale Rbcinarm links und rechts,
der hier zwei Welten Jcbeidet. Und unter dem
Corbogen {einer Burg JaJs Held Roland und blickte
hinunter auf flonnenwcrth und flieg aufs neue
in den Sattel. Uon Roncesvalles nur tönen oft
in mondklarerHad)! lange, bange fiiftborntöne
mitleidig lugt über den
an den fernen Rhein
Fjügel die Ruine Godesberg, der Gottesberg
der Germanen aus ttlodans Zeit, ln der 5erne
blinzelt Bonn. Raid) wende ich mid). mit einer
jähen Bewegung, wie Kinder tun, die mit aller
Der baten von Krefeld.
mich ins Rhointal und auf die höben des Sieben--
gebirges, und wenn ich fern war — mein Berz
war dort geblieben, weil meine Jugend dort ge*
blieben war. Und beide warteten auf mich
Wieder geht der Blick in die Runde. Ein
Dicken, ein Winken, und es geht ans Fjändc=
jchütteln. Im Süden beginnt’s. Dort reckt Jicb
die Jlpollinariskircbe, uielgetürmt, in den himmel.
und an den Berghügel, deT {ie trägt, lehnt Rc--
magen aus uralter Römerzeit, im Rücken das
liebliche flhrtal. Geradeaus fchau ich, und Ro*
landsedt lacht mich an, lacht mich an wie eine
Rindbeitsgelicbfe. Dem alten Germanien Karls
des Großen, der noch immer hier zu beiden
Ufern rheinauf, rbeinab febreitend die Reben
{egnet, jebau’ ich ins Sagenberz. Ein IDaueTbogen
jehwingt {ich hoch oben auf der höhe. B n des
Kaifers heften Paladin, an den Creu{ten der
Eine Partie auf dem Oltwall in Krefeld.
Zons. nad) einem Originalaquarell von Erich Dikutow|ki.
—
—
-=*• -
«i
horchte, fieberheißen Jfuges, auf mären und Sagen, die er zu erzählen wuftie. treuen, an beld Roland mahnt er. Und als hätte es nur diefer tflahnung noch
und wollte nichts hören als die mären und Sagen des Rheins, der hinter den bedurft, {o finken die Schleier der Zeiten, und fclig entfeffelte Bciftcr idweben
Bemen Hob. Und es lieh mich nicht mehr zwilchen den Bergen, und es trieb über den Rhein, field Roland kebri aus dem Kriege beim, jame hindurch
s v fchwang er fein Schwert für feines Kaifers Ruhm.
mannestTeue fiand ihm höher als eignes Begehr.
Erft der Kaifer, dann ich! Und es wurde zu fpät
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GUillensanftrengung di« fchönfte der
Übergebungen auffparten bis zum
Scblujr. Und wie Kinder tun, werfe 1 1 ml
ich die Arme in die Cuft und tue
einen Schrei, der nichts ift als Ciebe,
wilde, (türmende, lachende und
weinende liebe: Oie Sieben Berge, UHw k
die Sieben Berge! Ä
Siebengebirge! nur eine ein* WVUfe
zige Bergkette kommt dir gleich an
Schönheit der Cinie und geheim- lEB JjjL
nisvollem Duft. Das Kleinod der k [«■**
römifchenCampagna, die Albaner* Ö\IA lji k
berge. Und (ie — (ind nicht die 4 ., fg
Beimat! Zu ihren lüften raufcbt k ^
nicht der Rhein! ln ihTeu (Uäldertt Ö
beftand f>eld Dietrich von Bern nicht
den fchrecklichcn Rie(«n, Bold $ie^
Iricd nicht den grau(igen Ctttdwurm!
Cief Schneewittchen nicht zu den fie
ben Zwergen in den fieben Bergen! EhlB flKMgflC
Bier ge(d>ab’s, hier gefcbab das flj
alles, was unfere Kindheit reich
machte und un(erc Jünglingszeit |i J VlRBy£j5 i a 1 ^
abenteucrfrob. Und von der Klippe l l.ll l iP -jiHB****Ml
des Drachenfels aus (iehft du aus W
weitem, niederrheini(chem Land den (
Dom von Köln dir winken, durchs
IDiitelalter hindurch bis in unfeTe nlMl
Cagc. Und taufend mären raunen
um feine Cürnic, und (au(end jl|
Schwänke kichern durch die Baffen 1 M —
des „billigen Köllen' 1 .
lUege weih ich im Buchenwald,
verträumt, als fännen fie hinter den
Dingen der Jabrtaufende her, die hier ihre Spuren Heften. Auf jtundenweiten
Pfaden triffft du kaum einen nicnfchen, der dir entgegenwandert. DeT Strom der
fremden nimmt kürzere (Oege. Zu ßunderten trägt fie die Zahnradbahn auf die
ßöbe des Drachenfels, des Petersbergs. Die Luftwege zu den Ausfichtspunkten
(ind angefüllt mit laubbekränzten, tiederjauebzenden (tlenfchen. Das Gebirge
aber, dasfierz der Berge gehört dir, dem einfamen COanderer, und wenn du an
der Klofterruine Fjeifterbadi vorüberziehft, (o wirft du verliehen lernen, wie in
diefer füllen (Daldesfcböne ein tDenfch fiel) fo ganz an die llatur verlieren kann,
dafi ihm wie dem grübelnden Zifterzien fermönef) von Bei(terbach taufend Jahre
Die RbeinflraM in Ercfeld.
(cheinen wie ein Cag. — meine Bruft dehnt fid), und mein Berz möchte aus-
fliegen und fid) anjebmiegen an alles, was es lieht und liebt, und ihm zu-
flüftern wie ein COeihnachtsgeheimnis, das es felber am mciften beftaunt: Ich
bin zurück! Beimat — Beimat!
ln köftlidtem Bogen prangt die Candfcbaft. ÜUenn ich die Blicke ftreifen
laffe beide Ufer entlang von Dord nach Süd und von Süd nach llord. liegt der
Rhein filbern eingefangen in das grüne Bild wie ein Binnen(ee. Drüben, in den
Gifelbergen, brennt der Berrgolt lächelnd ein Feuerwerk ab. Die Sonne geht zur
Rüfte. Das ganze Rheintal ift ein einziger ÜUiderfcbein des Sonnenmantels, der
Cleve mit der Schwancnburg. Dach einem Originalaquarell von Erich Bikutowfki.
Rhein-Hummer der lllu(trirten Zeitung.
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langfam zufammenrollt. Durch eitel Purpur und Bold ziehen die Schiffe in
«öniglidber 5abrl. Und um (ic her in der Cuft, durch die die Abendglockcn [ich
Zurufen von Rbcinftädtcben zu Rbcinltädtcben, i|t es wie fröhlidm Gottesdien|t.
rechter Gotiesdienft kann nur früh! ich (ein. Seele, (inge dein fchönjtcs Cied!
Da Tiefen meine Bedanken von fernher mein Weib herbei und meinen
Knaben, daf> |ie [ich an meine Schulter lehnten. —
Jrauenjopran. Cages Arbeit — abends 0ä(t«. Rheinijcher Brauch. — Und
jettf? — Singen und Klingen die Strafte hinauf! Klirrende Jenjter, und heifte
mädchenköpfe über jedem Blumenbrett. Die Bonner find da, die Studenten! Im
Gänfemarfcb kommen |ie angezogen, Bur(chen (dilank wie Kerzen, IDütie auf,
Band um T in der Rechten den («bäumenden Rümpen, in der Cinken das am
Stecken [chwankende Campion. Singen mülJen (ie, fingen oder [terben! Und
Am Uorabend von St. lUartin (9. tlovember) in Dü|(eldorf. nach einem CempcTagemälde von Reinrid) Rermanns.
Durch den dunkelnden Park wanderte ich, Schritt für Schritt, und nahm
an Blumenduft mit, was meine Bmft zu fallen vermochte. Und ich Ipürte den
Duft den ganzen Abend und die ganze flacht, während ich die Strafte zog
durd> das (tille Ronnef, das Hizza des Rheins, das üachtigallengelände. über
dctti krcuzgejchmückten ITlarienberg hob (ich in majeftätilcber Ceuchtkraft die
Rjefenfcheibe des TTlondes, und es flinte in der Cuft wie Elfenreigen und über
den murmelnden UJaHern wie bu|cbende llixen. Und wo eine Caube im Garten
lag zwilchen honrief und dem licbteTblittenden Königswinter, tönte das feine
Klingen rheinweingefüllter Römer und der Zweiklang von lllännerbaft und
lebenltronend fingen fie, die Gaffen auf, die 0a||en ab, fingen das Cied von der
bellen Wirtin am Rhein, dem Annchen von Godesberg: „Cindenwirtin, du junge!"
über den aufleuchlenden Rhein gleitet mein Kahn. Dort drüben, am andern
Ufer, weift ich ein gaftliches 5reundesbaus, ein Künftlerheim. Und ich fine
zwilchen ihnen, den ITlenfchen der Beimat. Und keineT lagt: „Was bift du
geworden in der Welt?" Und jeder nur: „Er i(t der alte geblieben!“ Roch über
der Ruine des Drachenfels [teht jetit der mond, und das Siebengebirge leuchtet,
als fl öjfe bermelin zu beiden Seiten. Ganz (tili wird's in unfeTer kleinen Runde.
„Gott i|t die Reimat “ — Irgendwoher klang’s wie ein Cied . . .
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Die Ruhmeshalle in Bannen.
DasBergifcbe
Cand
Dat Stadttbealer in Barmen.
Ubmreicbc BCTQC. Hon flrlur Rehbein.
ficia, Berga rottmilc!“ Das war der Schlachtruf, mil dem am 5. Juni 12$$ die
bergifchen märnier in der Rheinebene bei Ulotringen auf die Rillet und Knechte
des Kölner Erzbifchols einbieben, als ob (ie reife fruchl zu mähen hallen. Und
dieles (lolze feldgelchrei i(t (eitdem der Wahllpruch der Bergilchrn geblieben, und (ie
haben ihn bis auf den heutigen Cag wahr gehalten, freilich und gliidclichtrweile meift
in friedlichem Sinnt.
Die €((e raucht, die Prelle knarrt. So lönt die Bot(chaft hell und hart.
6s rattert, knirlchl und gellt; Doch freudig in die Ulelt:
fieia. Berga roemrik!
Der grüne, hüglige Erdenwinkel zwifchcn Sieg und Ruhr, zwilchen Rhein und Roter Erd«
hat (ich im (Welthandel eine Bedeutung errungen, die gar nicht mehr im Uerhällnis lieht zu
(einer Grobe und zu (einer Bewohnerzahl. (Uuppertaler Cextilwaren, Rcmlcheidcr Werkzeuge,
Solinger (Wallen gehen in alle Erdteile und verbreiten dort den Ruhm ihrer lieblichen Beimat
lieblich? 1(1 das Beiwort am Platze? Zumal in einem hefte, dat von den (Wonnen
und (Wundern des Rheins erzählt, von (einen ruinengekrönten Rebenhügeln, (einen ragenden
Domen und prangenden Städten? Darf das Bergildre Cand den fremden, der fröhlich die
(eligen Gefilde diesleit und jenleit des heiligen Stromes durchwanden hat. noch locken und
einladen, kann cs ihm noch etwas Belondcres bitten nach all der Redlichkeit?
Uler's bezweifelt, den will ich in einer Stunde überzeugen. Er (oll nur mit nur von
Köln oder DüKrldorl über Solingen nach Güldenwerth fahren. (Wenn unter Zug dann über die
Rielenbrücke rollt die in (chwindelnderBöhe über dtr dunkeln (Wupper Bergkuppe und Berg*
kuppe verbindet, dann mag er hinunlerlchauen auf die waldigen Ränge, die (ich malcrifch
durcheinander (chieben, und hineinlchautn in die geheimnisvollen Gründe, aus denen
dumpfes Rau(chen und heller Rammcrlchlag zu ihm empordringt. 1(1 das klingende Bild am
Cage von unläglichem Ciebreiz — am übend wird es überwältigend in (einer leuchtenden
Pracht. Keine noch |o prunkvolle feltbeleuchlung. nicht der milliontnflammigt Glanz der Wille
Cumitrc kann mit dem ernftrn. groben Eindruck dieles Dachtgemäldes wetteifern. Es i(t. als
ob der geflimlc Bimmel auf die Erde niedergefunken wäre; Remlduid trägt «ine Strahlenkrone
aul (einer hohen Stirn, tief unten Ipiegell (ich ein «infames Cicht in der Ulupper, aus dichter
finlternis leuchtet irgendwo das fierdfeuer einer verReckten (Ualdlchmiede aul — hier und da
und dort funkelnde Sterne auf dunklem Grunde.
Oltr das gelehen. dem läbt'f keine Ruhe: er will mehr febauen von den heimlichen Reizen
dic(er Arbeit belebten (Wälder. Und nachher dankt er (einem Glück, dab es ihm nach dem Epos
des Rheins auch die(es innige, (innige Uolbsiied zu Icfcn gab.
Und es i(t mindrftens ebenfo wichtig und intere||aut lür den Rheiniourillen. das Bergi(ch<
Cand kennen zu lernen, als irgendein} der weingelegneten Seitentäler der moleloder der nahe,
des IDains oder der Cahn; denn (o beltridcend auch deren Schönheit ift, im Grunde genommen
lind (ie doch alle blofs eine (Wiederholung, eine verkleinerte, intimere Ausgabe der Rheinland'
(cR alt. Das Cand der Berge aber bat («ine eigne ürt. es gibt uns ganz neue färben und Cönc.
Dem ürchitekten und Kunflhiftoriker lag« ich nichts Heues, wenn ich vom „bergilehen
Raule“ (preche; denn ju|l in den lebten Jahren i(t diefer Begriff fall mehr, als uns Bergifchen
lieb (ein kann, erörtert und geehrt worden. Uns wird bei unterm Ruhm ein wenig bange.
(Wenn man formen, die aus unferm Charakter und dem unferrr Candlchall natürlich heraus-
gewachten (ind, wenn man die nun (chematiliert und (chablonifieri und danach womöglich
moderne Grob(tadtz«ilen anlegen will, dann kann was Schönes herauskommen!
Das. was die Bauwi[fen(chaft unter dem bergifchen Stil verlieht. i|t die vom Barock, vom
Rokoko und auch vom (Gallizismus angeregte. höch(t gelchmadcvolle ürt, nach der in der Zeit
von der mitte des 18. bis um die mitte des W. Jahrhunderts in Barmen und Elberfeld, in
Remfcheid. Solingen und Krönenberg, in Ronsdorf, Cültringhaufen. Cennep. Wermelskirchen
und den anderen Stadien des Herzogtums Berg gebaut worden ift. man findet heute noch,
wenn man diele Städte durchftrtifi, zahlreiche ganz entzückende Produkte jener Blütezeit.
über lall noch wichtiger erfebei ni mir die allbcrgifche Bauweile. da gerade (ie dem
ganzen Gebiet ein eignes architekloni|cbrs Gepräge gibt. Jene fachwerkbauten mit geteertem
Gebälk, gekalkten füllungen, blaugrauem Schiefertchun auf dem Dach und an der Weiterleite,
blütenweihen f enlterkreuzen und fahlgriinen Schlagläden — (ie (ind’s. die jedes fledtchen und
jeden .Hol“ zwilchen den laubigen Bergen zu einem fe(|elnden. anmutigen Candfchaftsbildc
machen. Zu meinem lebhaften Bedauern reicht der Raum, der mir indielem hefte zur Wcrfügung
Das Bergi|<he haus. Dach einem Originalaquarell von Rermann Bäumet.
licht, nicht aus. um eine crfchöptende Schilderung des ganzen Gebiets und (einer landlchall-
liehen Schönheiten zu geben; ich muh mich darauf bctchränkcn. von den zahlreichen möglich-
keiten eines kurzen Streifzugs eine berauszugreifen. und wähle natürlich die, die am
meilten Genufc verlpricht. Und wenn ich fogar hierbei mich mit Andeutungen begnügen muh.
Halt eine eingehende Darltellung zu bieten, (o trollet mich die Überzeugung, dafs die bei*
gegebenen Bilder belltr. als meint Worte es je könnten, für die ruhmreichen Berge werben.
mit der Staatshalt find wir von Köln über Solingen in Remlcheid angekommen,
nachdem wir (chon von der Kaifer-Wiihelm-Brücfce die (lolze Cage der Ei |en (ladt auf dem
laubgrünen holfcheidsberge bewundert haben. So hoch und frei prangt (ie dort, dab die
fabrikfchlotc, die gewib nicht geeignet find, die Poefie einer Gegend zu erhöhen, ilurn Schrecken
verlieren; fit wirken in ditlern groben Bilde wie etwa die Schornlleine auf den Baucrnhäulcm
ün|icht von Barnten. Hach einem Originalaquarell von Rermann Bäumet.
Rluin*nummer der lllultrirten Zeitung.
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V^hmi4
eines barzdöildiens. Und das Itimmt nicht nur Midlich — auch in Wirklichkeit
|md (ie un|chadli<t>, da der Rauch bei der BShenlage des Ort« und den über-
mächtigen Baumreiehlum der nächfien Umgebung keine Rolle fpiclen kann. IDan
Die Schwebebahn in Barmen*tlberfeld.
Prachtbau zu einem mu(eum bergi(dsei Gerichte und zu einer hoebburg theini|<hef
Kun(t gemacht!
fluf herzerquickendem Waldweg wandern wir. immer im Oluppergrund. nach miingütn.
wo die höchfle und gröMc Brücke dev Kontinents ihren gewaltigen. IbOm fpannenden Bogen
über das 5lu|rlal Ichlägt. €in £i(enbabnzug, der in der höhe von 107 m über den 4S5 m
langen Schienenweg rollt, lieht von unten wie ein Spielzeug aus. und wenn man gerade
unter dem Bogen lieht und ((haut nun nach oben in das Eilengcwirr hinein, bekommt man
«fi
Das morsbachtal.
nennt ja Baumpflanzungen die Cungen
der Städte, dl enn wir das Bild btibe hallen
wollen, müden wir bei Remlcbeid wie
überhaupt bei den Städten des BcTgi(chen
Candes von Cungenhyperlrophle Iprechen. Di< Rfln((l)e j dfr Callpcrre.
nimmt doch bei(pi eisweile im Stadtkreis
Rcmfchcid der Wald 41.** Prozent der
ganzen Bodenflächc ein! — Die „See|ladl auf dem Berge** - |o genannt, weil |ie
gleich den Ban|e|tädlen mit der ganzen CUell in tiandelsbezichungen rieht — i(t an
lieh. i|t als Stadt ohne Prunk und Pracht; aber lie hat eine wundcrliebliche Umgebung,
zu der die Blanzpunkte des bergilchen Candes: die €|chba<htal|pcrTe, die Wupper
bürg und münglten mit der Riclenbröekc gehören. fluch das Idyll von Allen
btrg i|t von hier aus leichl zu erreichen Uotn Bismarck türm, der im Stadlpark
kraftvoll in die höhe ragt, hat man wohl die (diönlte Kund- und fern(kht des ganzen
Bergilchen Candes; fchwrift doch hier der Blick bis zu dem Rhein, den heiteren (ieben
Bergen und der ernlten Cilel hinüber.
Zur berühmten CaRpene bringt uns ein eieklri|cher Ulagcn. Berühmt i(t (ie einmal als
cr(le ihrer Art in Deutlchland. dann wegen ihres freundlichen Rahmens, hinter gewaltiger
Illauer (an der Sohle I5.s m. an der Krone noch 4.5 m dick. IbO m lang. 25 m hoch) ein
künlllicher See von I Will, cbm Inhalt, in dem (ich liebliche Caubwilder Ipiegeln! Eine
kurze Callahrt bringl uns an den 5u|* der b«rgi(cben Wartburg. jenes mächtigen Dynallen-
|chlo||es hoch über der OJupper. das in «rjtaunlid» kurzer Zeit aus (pärlichen, wenn auch höchlt
malerilchen Crümmem in aller ßrötre und fierrlichkeil emporgewachltn i|t. Wahrlich, Burg
allein lohnt reich und überreich einen flbltecher aus dem Rheintal in diele
Berge; denn in kSfllichcr harmonie klingen hier Dafür und Kultur zu|ammen. Ich weih «'<H
was (d>öner i|t: der Blick aus dem Wuppertal hinauf nach der zinnenreichen Bergleite oder
die fluslicht von ihr hinab auf das entzückend anmutige Brezelllädtchen unltn rechts und
links der Wupper. Und in dem Scblof» |clb(t gibt * viel Schönts zu (chauen: hat doch die
heimatliche dtr Bergilchen im Herein mit kailcrlidjer Buld Icbon jetst den Jilcherfcbtn
einen lei(en Schwindelan
von der Spitse des Kölner
Domes in die Ciefe (chaul.
Bleich der E(chba<M.il]pcrre
hat auch dieles ehrluichf
gebietende Werk modemer
Ccchnik, wie ja die flbbil
düng verlockend genug
deutet, einen über die IDa|>cn
anmutigen land[chaftlichen
Hintergrund, „Dalur und
Kun|t. (ie fcheinen (ich zu
llieh'-n und haben (ich. eh'
man cs denkt, gefunden.
Den flblchluh unleres
Schlendcrtages mufc, dar
über i[t kein Zweifel, das
Wuppertal bilden, d. h.
jener Ceil des betrieb! amen
tirundes. dem man. (einer
induftriellen Bedeutung
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. $
Das Rathaus in Rcmldnid.
entfprecbend, den Hamen des Ganzen Vorbehalten hat. hier wirkt Schulter an Schulter das
fleihigc und Iromme Schwellern paar Barmen und Elberfeld, deflen Cextilindultrte den
(Ucilmarkt beherrldit und 300 ÖOO bis 400000 arbeitsfrohe Itienfehen nährt. (Dir befteiqen
in miingflcn die Barmer Bergbahn, die uns durch eins der <haraktcn(ti(che(lcn
Cäkr, das IBorsbachlal. und aber Ronsdorf nach Barmen bringt. Schon diele lahrt t|t
ein Genuh. und wieder packt mich das Bedauern darüber, dab ich im Celegramm* ^
(til Idireihcn muh; ich rate dir aber, lieber L'cler. dir von der Direktion der Bahn
deren Bcftchen „Eine Jahrt ins Bergilchc Cand“ <es ko|tet nichts!) kommen zu
la|[en, das dir in Wort und Bild die Reize der durdrlahrcncn Gegend fchildcrt.
Die Stadl Barmen begeht in dielem Jahre ihren hunderilten Geburtstag als ^
Stadtgemcinde. Sie i(t at(o noch jung — hundert Jahre bedeuten für eine Stadl »
etwa dasfelbe wie für ein junges mädeben das Uerlobungsalter. Und die Jugend
i(t bei Barmen ju[t wie bei einer Dame ein Vorzug. Die Stadt i(t nämlich nicht V
etwa wie ein amerikanil eher Goldplatt oder wie gewi|(e Zedtenzcntialen QUe|llalens lg
mit Creibhaushitte aus dem Boden gewachten, Jondern fic hat (ich im Verlauf des /
Der JHtcnbtrgcr Dom. / ,
Schloh Burg j d. Ulupper.
einen Jahrhunderts lolidc und (tetig entwidcelt. Sic hat nichts Parvenübaltes an
lieh, londcrn Irofi ihrer reichen, weltbekannten Induflric ein enllchieden vornehmes
Belicht, Und wie Bemlcheid. ift auch |i< (ozulagen in einen groben Patk hinein*
Bk gebaut, der hungrig ihren Rauch und Ruh verzehrt. Bis fleihigc ITlagd. die
(ehleumgft allen Schmuls aus dem häufe trägt, wirkt die UJupper. Doch nicht lange
§£$■ mehr. B(chenbröde) (oll erlölt und wiedeT eine blihbtanke Prinzclfin werden. Der
IS Schmun (oll dabei aber doch und um (o gründlicher Ion.
m Es i(t nicht meine Aufgabe, die Glanzpunkte der Stadl einzeln aufzuzählen;
JOB zwei Schatte aber muh ich nennen: die Ruhmeshalle und die Barmer Anlagen —
f ~ ein vornehmes heim der Kunft und ein trefflich gepflegtes und er(chlo||enes Stück
Dalur. von dem Gemeinlinn tatkräftiger Bürger gcfchaffcn oder gehfltet.
k* Und daun gibt s im Uluppertal noch eine Sehenswürdigkeit, und gerade diele
i|l’s, von der der fremde am mei|lcn gehört und gelrfen hat. und auf die er
^ - belonders gelpannt i|i: es i[l die Schwebebahn, die Barmen mit Elberfeld ver*
■ - ■ bindet und dann noch weiter bis Vohwinkel geht. Ulie die Untergrundbahnen von
Paris und Condon ift (ie aus dem Bcltrcbcn entltandcn, in einer dichtbevölkerten
Gegend eine neue, dringend notwendige üerkehrsmöglichkeit zu (chaffen, ohne
doch den koftbaren Grund und Boden in flnlpruch nehmen zu müden, über fie
tut an die Stelle des .Drunter durch!“ den Imperativ .Drüber weg!“ gelebt und führt
ihre Ulagen über dem ttluppcrbctt durch die Cult. Ulie nötig (ic war. brweilt ihre riefige
lnanfpruchnahme:flb<r 13 tnillioncn Menhiren benutten
Rbein-nummer der lllulimten Zeitung.
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Das Cotcnmaar in der €if<l. Don Srift v. ttJille.
läbrlich dielen Schienenweg. Statt aller möglichen ted)ni[chcn Einzelheiten will ich nur
noch eine inlere((anle Zahl enan gäbe machen: die Baukolren dieler Bahn betragen für
jedes IDillimeler ju|l eine mark.
Ta|t alles, was ich über Barmen getagt habe, pafrl ebenjo auf Elberfeld. das ja auch in
leiner Induftric mit der flachbarin Rand in Rand geht. Als Symbol der innigen tlerwandt-
jchalt beider Städte erhebt lid) lei» kurzem an ihrer Aren«, hoch auf der prächtigen. anlagen-
umkränzlert Elberfelder hardl. ein gemeinfamer Bismardeturm. Bismarcks CUahllpruch Jn
Irin itale lobur“ für Barmen-Elberfeld heiM er: .ln der Zweiheit unlere Kraft!“
Schon habe ich den Raum, der mir zugrmcllen, uberlduilten. Id) mub (für diesmal!)
Idiliefien. Und doch könnte ich allein von den beiden {Uupper|tädten und ihrer heitern
Umgebung noch Kundenfang (chwärmen. fluch habe ich |o manchen (chönheitgekrönten Ort
nicht mal erwähnen, habe das ganze gdegneit gebiet des Oberbergilchcn nicht wüTdigen,
nicht das friedliche UJunder von flltenbctg zeigen können. Du fichlt al(o, lieber Ccler, dab
deine Augen und dein herz bei uns reiche Ernte finden. Komm und freue dich! Einen
hellem Ausklang für die grobe ITIelodie. die der Rhein dir in die Seele gtraulchf, kann|t du
nicht hören als bei uns in den lingenden. klingenden, ruhmreichen Bergen!
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54
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3 m „goftmen (Srunbe“.
(»ruchftüc! aus: „tttit feem Wudfad ber £afcn entlang: Ahrenberg gachingen' 1 ,)
„So wein bem
unb ftbauen“ .
... »m nöchftcn Tage batte id) ftoblen.i unb aud) balb
tt^ffnbreitftem tjintcr mir unb mdr[d>ierte nad) Gms,
bem £al)utal 3U. Ghrenbreitftein mit brr ehernen Stirn
feiner ftejtimgswerfe mag a?ot)( er.^äljlctt lönnen non mand)
büfterem »ilbe. Gturmfefte „»[au jaden", fic haben bod)
rin „biftchcn“ Wiub cor Gbrenbxeitftcm!
»ui parfartigen Walbroegen bei fröhlichem San 0 traf i(i) 3»r
ftrül)ftücfs3cittn »hrenberg ein. „Ten ötalDarienberg tönnen
Sie fid) fd)ou mal nnfehen,“ fagte mir unterwegs ein älterer
£err. llub in ber Tat. »hcimfdjc Schönheit feiert hier ihre
»ermüblung mit inniger ©ottesocrchruiig. Tatifcnbe unb
»bertaufenbe fuchen hier feit ^ahrbunbertenÜroftunbÄTaft.
1905 : Gächingen uor Der »cufaffung.
Gs ging weiter. »alb bot bas liebliche Gahntal in
rciieuber Anmut nod) anbere Schönheiten. — 3 n iHaffau
brilliert bes beutfehen Weiches „Gbelftcin" ; bie »urg bes
weilanb preuhifdjen Staatsminiftcrs »eichsfreiherm doiu
unb jum Stein bietet biftorifd) wie malerifd) oiel Ontcx«
effantes. Tod) auch bie Stammburg Der naffauif eben
Tnunftie, jettt eine ftuine, läbt ben ©cfd)id)töfrcunb 3ur
»oft unb llmfdjait ein. Tod) wichtig ift nad) ein anberer
Sdjag bort unten an ber Gähn. Gr hat feit faft .jtoei
3a!)ri)unberten uiele Taufenbc erfreut unb i Ijre üeibeu
gcliubert. Unb imfere 3 «tt ift mit foldjen Geiben mehr
baut fr heimgcfucht. Wer tennt fic nicht, all biefe ftlagcn!
Unb u>cr unter feiner Umgebung aufmerlfam Umfdjau
hält, bem wirb manches crflärlid). Grft fängt ein llbel
bcTantttlid) an dl* leid)tc »cfd)ioerbc. »Jan adjti't indjt
barauf. Später wirb cs ein une rträglid)er Sd)tner3juftanb,
bann wirb ber »r,3t geholt. 3 ft bnc 3uftanb vorüber,
bann ift cs auch oergeffen. — unb .... bas übrige
ift befannt. Sold)e (beöanfen ftiegen mir auf, als id) bort
hod) oben unter einer xaufchcnbcn Ginbe an bem UJJiniatur*
lirdjhof oon £fad)ing<n abeubs raftete. Welcher ftriebe
lag über biefer Wihcftätte!
Gs ift trgjifd). 3 m gan3en »orjah« hatten fic hier
oben nur ein »egräbnis. So ähnlich war es in Wartungen
immer fchon feit »tenfd)en geben len. 3 |t cs bie gcfunöe
Gage, — ift cs bas berühmte natürliche SJUneralwaffer,
bas ben J>ad)ingern (0 ihr Tafein üerläugert? 3 d) inter*
pellicTtc nod) »crjd)iebcnc »affantcu barüber. Wein Center*
effe würbe gefteigert. 3 d) erfuhr nun, bag bas Waffcr
fchon feit faft jaxihunbert fahren als
£>cil» unb Tafelroajfer oerfeubet wirb. I
Gs ift bis Oft* unb tOeftinbien ocTfd)idt I
worben, ohne bie ihm cigcntümlid)cn »er
V'ige m verlieren »mb tatfächlid) fehlt
es auch heut feinen Tag an ber Älaifcr
lid)cn £>oftafcl.
Gsbunteltc,als ich imGmftljof einlehrte.
„Gin (r)lasSad)inger"lieBid)mirmunbcn.
Gs fd)iurcf te l)ö<hFt angenehm, pricfdnb unb
überaus crfrifd>enb. ©ootl)c fchon habe es 1
mit Weiftroein ocrmifdjt getrunfeu, hörte
id) 00m Gtammtifd) her einen bebrillten
Sjerrn äußern, »ber bod) mit Stotwcin,
meinte ein anbcrcr. „Wein, nein", fagte
ber erfte wie ber, „er fchrieb vor mehr j
„benn tjunbert fahren feiner Schmiege r*
„tod)ter, ... ich mein nod) aus ber I
„Wette mit bem Tortor, genau heu |j
„Wortlaut: Tie näcbftcn vier Wochen
„fallen Wunber leiften. öiet»u wüiifdjte
„ich aber mit ftaebinger Waffcr unb 1
„weifrem Wein oorjüglid) begünftigt 311 |l
„werben. Tas eine 311t »efregung bes |
„ ©cif tes.bas anbere 311 feiner Anregung!* ,
Unb bas Thema wurbc intereffant. |
Trifft es bod) ben Äem oon »lifcbc-
hagcu unb oieler Ceiben, mie fie bie
jeitgemäfte Uebensttwife mit fid) bringt. N
Wie oielc oon beiten, bie 3ur fittcnöcn
yebensuttife genötigt finb, h Q hcu fdjoii
bei einer Trinlfnr Im ^achinget brunnen einen altbewährten
Jrieilfaltor gefunben. Gr fdjeibet im »lute böfe Gd)ladcn*
partifcld)«» aus unb bereichert cs niilbe unb angenehm.
£0 werben nur in ber Tat regeneriert. Gs ift ein alter Streit
in bet ÜDleb^in, ob fid) alle itranfl)citcn oon einer fd)lcd)tcn
»efetja ff entjeit öes »lutes herleiten laffeu. Wad) »ufid)t oon
berühmten tönten tritt hier bic »ebeutung bes ftachingcr
Waffers in hcroorragenb günftiger Weife in Wirffamfeit.
»tu nächften SJiorgcu ’jal) ich mir bic »runnenanlage
näher an. Ter »ninncninfpeltor führte mid) in licbens»
toürbiger Weife in bem impofauteu »au umher. 3 n
ber Tat, bic (Einrichtungen finb trefflief). < 3 ic entfpredjen
babei allen »uforberungen ber ftngiene. Wie id) aus
ber Unterhaltung mit bem alten freunblichen £>crrn ent*
nahm, wirb bas belijiöfc Jf-a<hinger Waffcr fdjon feit
(ficucrationen oon allen beiitfdjenroie oielen auslänbifchen
ivürftenhöfen bevonugt, Ter »runnen oon frachingcn toirb
alljährlich oft bcfud)t. »alb finb es »r )te unb 92 aturforfd)cr,
halb Tautbare, Die bnrd) eine Trinffur mit Gächingen oon
luftigen l' eiben befreit mürben, hatb fotd)c, bic burd) ben Wuf
ber Cuelleaugcjogen würben, »berauch regiereube ftürftlid)
leiten follen oft oon Guts ober Wicsbabcn herübertommen.
»cfriebigt, auf einen fold)en „£d)ah fürs Geben“
geflogen ju fein, 30g id) ftirbag. Gange weilten nod)
meine ©c bauten bei bem „neuentbedten“ ©efunbbrunnen.
»us icm, »t>as id) ba gefehen unb gehört, fühlte ich *i«cn
»ont oon ffjefunbheit murmeln unb raufdien:
„C {^adjmgcr ^imgbronnen, mit befcelenber ilraft
braufenb erfrifdift öti mein »lut.*
«hingen totyxenb bex »cufaffung.
»m »littag lag id) unterhalb ber ÜHuiue oon Tie3 am
»ergesabhaug unb fchaute ba bei» eigenartigen Hontraft
in beut Panorama. Unten bie geraben Strafen mit ben
angemalten Käufern unb oben bie oon hohen helfen auf
bie brängenbe 3 C ^ oerwunbert herabfd)QU€nbc »urg. Tie
Galjn lieht an bem ©runbfel® ber Sf irdje ooibei unb
briingt fid) bort in bas enge nach ftadgngen ikhcnbc Tal.
Sd>loft Schaumburg fonnte id) leibernidg befuchcn. 3 d)
hatte 311 lange in ftad)ingen ocnocilt. 9 la, oielleidjt führt
mid) mein Wanbcrftab nod) einmal in biefe re^enbe (Segenb.
Gimburg mit bem ehnmlrbigcn Tom, aud) bas 3uwitc£>cibel»
berg mit bent flogen Gchlofi: SCcilburg unb bas traulidje
Weilar unb weiter bie Tour bis Warburg, fie ift fo reich
an »us* unb Gmblidrn. Tod) barüber fpätcr. — »lein
IRudfacf fchaut mich fo wehmütig an, raunt mir in fo ein-
bringlidjer Spradje ju: Wan bent unb — flauen. 1 i
©rohlicfitcrfelbe. Wichoti»
Ml
1 u n MiiunJfil, \
? n w II VR I.
1907 : ijachtngen nach befintttoet Jertigjtellung bet »eufaffung unb Umbau bes önmnenbofe*-
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urossherzogliches
BAD NAUHEIM
„Unb nennt man bie beften Slamen,
So wirb au cg brr Wtim genannt!“
as 2Bort bes 2üd)ters fann ogne Übergebung
k ^ Bab-Slaugeim aud> auf firf) anroenben, fdjrieb
I füTitlid) ein cnfllifdjct £c!)riftftellcr in einem ber
qelcfcnftcn Blatter feine« ifanbee. linier ben
gnglreid)en *1 nerrenn ungen , roelcge bem Bab im l'aufe
Der fetten juteil geworben finb, nimmt ber 16. Bo*
»«über bes 3agres 1904 als (Egrentag eine befoitbcre
Stellung ein.
«In biefrm Tage beftanb nämlid) bas Bab dot bem
»otUäglifl oerfammeltm £effifcgen fianbtage „summa
cum laude“ fein „groges Staat sexamen 4 *, inbcin btefe
jlttrporation bic »on ber fürforglicgen gefFifdjen Siegicnmg
flcforberten 7*/* ®filIionen(!) »Jarl einftimmig bewilligte.
'Jiattljctm ift eine Foftbare „Betle“; unb in biefer ridjtigen
(Errenntnis bewilligte bie f>effifcf)e Kammer gefdjloffen
bie OTittel, um biefe fflerle aud) ftTagUnb ju faffert.
^Diefe 3 £>cienmeifter, mit igrer eigenartigen
BJirfting ber aus irrten bereiteten Baber ai
menftglitgen Organismus nttb gemj befonbers ai
bas #cr 3 , — nennt man bo d> Baugeim mit
9icd)t bas erfte fcerjbab ber fflfcit — gab«
JRaugeim grog gemacht. 2)cnn gar balb er*
Fannte bie ärjtlidje SBiffenrdjaft bie augerge*
roögnlitge Bcbeutimg biefer Igertnen für
^erjletben aller 9lrt, unb eine Bnjagl aus*
gejeidjneler gjiebtjiner, beren «reis fid) non
3agr au 3agr »crgißgcrte, trat werben b
für Waugeim auf, fo bag beifpiclsweife an
einem Hage, bem 22. 3uli porigen 3agres,
allein 3807 Baber oerabfolgt würben, unb
in ber ganjen Saifon bes »origen Oatjres
419 277 Bäöer! Unb erftaunlicg ift es. wenn
Ieid)gau» unb
großer leid).
S*
*:i ■) 3 TJ l m '1 i T>\
/•V * ‘ , 4 . m .7. ;
> i m
* " J » , 7
r * nUrr ,
Bon biefem gettpunft an würbe nun aber in
Slaugeim mit £od)bntd gearbeitet, benn mit fRüdfitgt
auf bie Unterbindung burd) bie «utjeit blieben nur
wenige Süintermonate übrig, um bas fRiefenwerl ber
getarnten tedjnFfcgrn unb aregi.
teFtonifd), wie lanbfd)aft*aftge*
tifdienüJlobernifimingbesBabes t
ftflcftpcife au&3«ffll)tcn. (Eine _ , «
groge Beige aiigcrft ftnttlicfjcr
Bauten für bie 3we(fc
bes Babcs 3 jagten
rnlftanöm, mit allen tErforöci*
niffen mobernften Betriebes unb
gödjften «omforts ausgeftnttet,
unb nad) einem cirtlyc itl id) e n
Blan entwarfen. Sie Junge, ■■■■■£' illd
irgt bereits abgerinrtc unb reife
„Tgrinttäbtcr ilimft**, tote fie *
fid) allmäglid), oon einem fein*
finnigen unb lunftgcnialen Jfür«
fteu geförbert, entwirf eite, gnt
hier Iriumpge gefeiert unb bat
betuiefen, wie man prartifcl) unb
[diön juglcicb, bauen fann.
Wenn ber ftrembe oom Bahn*
hof, ber einem großen Sieuluui
Blag lttadjcti wirb, tommt, unb
oon ber Bal>nl)öfsallec on bie
grofec (Jrcitreppc ben ©lief über
bert €prubcll)of mit ben geil*
fpenbenben 3 Sprubeln fd)weifen
lügt, bann gat er ein Banorama
»on ent.füdcnber Sdjönbeit.
Wer waren benn nun aber
bic §cxenmcifter, welche biefe
B3unbcr oollbra rfiten, nttb bas
«2d]ünc, bas 9taul)cim feilt bietet,
l)«üov 3 auberten, fo bog aus bem befrfieibenen CDorflinb
jefct eine ftol, 3 c ©alaftbame geworben ift, wcld)er megr als
30000 «urgöftc alljaljdLd) *l>rc ^ulbiflungcn barbringen?
3)a ftegen fie oor uns in igrer ^cljreri Weingeit, bie
3 Spcubcl, bie (frunblagc oon Jlaugeims Söeltftellung.
«urfjaus mit ber lerraffe.
man fiegt. rote biefer geroaltige tedjnifdje «pparat
exaFt frrnftlonicrt, fo bag Feine StSrungen unb Uber*
raftfjnngen im Betrieb eintreten. ©n bis in bie Heinfte
patgalagifdje «-igendeit hinein entrotdcltes Wnpaffen
Blicf »on ber Bagufjofsollce in bett SpTubclgof.
ber Quellen in ftorm ber oerfdticbenartigften Bäber
an beit Iranten «örper bat fid) als „9laugeimer ätur“
ganj befonbers bei ^>cr 3 FtanM)ci»cn f wie etroädnt. ju
ibealer Bolllommenbett ijerausgcbilbet. (Ein „giaugeimer
Bab“ fann nur in SRaugeim oerorbnet unb genommen
werben. (Eine foldie Ofcidjboltlgleit an Bäbem, roeltgc
es cTm8gll<dt, für feben 3 u f* an ^ «ranFcn bic
awedmägigfte gornt bes Babes au roäglen, befigt lein
3 wcitcs Bab.
UFattljeim ift nun im Ginne
1 bes fin de siMc tein ÜJlobebab
mit raufd)cnbau Bergungen gen,
aber ber «ranfe wie ber £Rc»
■ tont>alcs 3 ent, unb ber ai« ttant-
barfeit ftets wieberregrenbe ge«
■ funbe «uTgaft fin ben 3erftreu'
uttg genug, fflartref fliege Äon«
3 e r t e, gutesll) enter , Tennis,
(tiolffpiel, Gpaaicrgange in
bem wunbcruollcn IturparF,
KHättSfeB|j9 bann bas gef eilige interna*
t tonale Ueben auf ber Itr raffe
mit bem «urgaus als 3Jiittcl«
| ■ ~ ™ puttlt, bieten reid)!id) ?lbuicd)f.
j _ ‘ hing. Hud) in gggienifd)cr Be<
_ siegung galt Bcnigeimftrengft alt
g mit allen «ultnrfortfdiritten: feit
■ Oagrcn befitit bas ©ab neben bem
H frfuvn länger be-ftobenbeu ftaat.
rH- - iidjen 3nt)nlatorium unb bem
VI - - 3anber*3nftitut ein grog.
" artiges (Eleltri^itätswcrF,
VI 3 cnt ratbainpfgei3ung,
^ ftaatlidjeBampfwafdianftalt
für bic gefamte Babcwäfdte,
^ ] eisfabrlf, unb ein löftlidies
Irinrroaffer, wclcges weit aus
1 bem Bafaltgebirge bes Bogels«
berge« nad) Slaugeim geleitet
wirb. B3enn aber Baugehn ein
fu’ilbaö ift, fo glaube man niegt,
gier niebcrgcfiiglagnie Gemüter
3 U finben. 3m CBegenteil! 35ie (fn*ioiggeit auf ftetw«
fung ober minbeftens Befferung ftegt auf allen ©cfidjtetn
imb giänat aus allen Bugen. ftärFt bie oeraagenben
4>erjen unb erfüllt bie CBemüttr mit neuer £offttu*g.
Ü. UBicgtnann.
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Industrieller Ceil der Rheinnummer
6itt Bild deutschen öewerbefleiljes
Ein Blidc in den (Uerk(tättenbetrieb der IHa|d)inenbauan[lalt Humboldt in Kalk bei Köln a. Rhein,
Oiefe Jirma der rbeinilcben Grohindultrie nimmt feit mehr als 50 Jahren eine fahrende, rühmlich!! bekannte Stellung aut dem Gebiete der Berg«, hatten* und IDalehinenindiittrie ein.
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Die t)oI!6tDirt[t^aftii^e Sebeutung ber rl)eimfc^tDeftfälifdjen 3nbu[trie.
©on Dr. 2öiÜ)clm ©eumer, ©litglicb bes preußifchen 9lbgeortmetenl)aufes.
Of|\er öcn Kl}? in auf feiner langen SBanbcrfaljrt Durd)
^Ü3Bclfd)lanö unb Durch Dcutfchc ßanbe begleitet l>at, feiert
il}» oor allem ab Den Strom beutfefeer Sage mit» bcutfdjcr
SJoefic; er lernt il)n lieben, u»cil er bic 3d)öufecit Seiner
.•pcimat erhabener gcftaltct, unD weil er ben Ufern Segen
fpenDet. 'Aber wie Mefe-r mÄd)tige Strom in jobcin bctitfcfecn
^etjfti iein Jgeimatsredit forDert, fo erfüllt er nud) jeben
für Die heutige (Größe uuD Klacbtftclluug feines Vater*
lanbes begcijtcrtcn Teutfd)cn mit bererinigtem Stolze.
Tcmt neben Den 'Bürgen unD Kumon, Die oon feinen
llfern grüßen, ragen aud) Die VSafer Zeichen uuferer nn
'Arbeit uub (Erfolgen reid)cii (Gegenwart: bie hohen Gffcn
lmD Xfirmc non ©feu* uub inütteuiDcrfru — Den eigent»
liehen £>od)burgcn uuferer tvcUimifaffcnbcn Dciitjcheu
Tcdptif — Die mit lofeeuDcm ebener uub Dröhnen Dein fjammer*
fd)lag liier wie nirgenb jemft Den Ir artigen 'J3ul*fd)lag
Deut|d>en inbuftricllen Sehens erfenneu laifcn. Staunen»
errcgcnDc SBcrfftättcn ragen in bas Panorama Der
icnuiigcn, rebemunfränjtcn Ufer, tfuvfenanlagcn, bic mit
Den größten (Emporen att unferen Seelüften wetteifern,
weiten fid) au Den (Gcftnbcn Des SRfeeins, unb eine immer
größere Anzahl oon Sdiiffett uuD Dampf Co loffen trägt
Die mäd)tigc Vtaffcrmenge, ie mehr fic fid) Der Kliutbung
näfeert — alles offenbart in biefen trauen bic weit»
bel)errfd}cnbe Vcbcntung non Kofelc uub ©fett. llnb aud)
auf ben anberen (Gebieten Dcutfcfeeu (Ge werbfIci fees reifet
jid) feier Stätte an Stätte emfigfter, treu ft er unD erfolg»
reidjfter Arbeit, bie Das £>etmatlanb uub Den TBeltmartt
mit iljren ©rzeugniffen oerforgt. Vcrocife Deutfd)er Tat*
fraft foldjcr Art, ocrbunDett mit Dem 3auber Des pater*
länDifdjen Stromes, muffen in bet lat jebem Xeutfd)cti
Das ihm Jahrzehnte feinburd) nanientlidi im AuslanD
mißgönnte ©elbftberoufetfein befeftigen, Das in Dem SBortc
liegt: „dris pmiianus num.“
3n wcldi überrafdicnb großem Klaßftab bas rljeinifd)*
iocftfälifd)c fttbifi beit übrigen Sauen TcutfdjlanD-s in Der
3nbuftriecntwidlung unb im (Gewcrbcflcife ooranfdjreitet,
wie cs an Vcoölfcningsbiebtigtcit unb oor allem wie es
an einem in froher 'Arbeit erworbenen 'AJohlftanbc Die
anberen (Gaue überragt, bas Soll uns bie nachfolgcnbe,
in iferet facfelicfeeu ftflr.fe unb in iferen impomcrcnbeit 3*ff cm
fo einDrutfsoolle SdiilDernng oor Singen halten, bie wir
Der Je ber Des oerbienftuollen Vorftanbsmitgliebcs im
herein jur 'Wahrung Der gern ein famrn inirtfdjaft*
lidjen Jntcrcffcn In Kfecinlanb-^Beftfalcn unb in bei
KorDwef Hießen Gruppe Des Vereins Dcutfd)er ©fen* unb
otafelinDuftrieller, jfnm. (Gcncralfcfrctars Iir. W. Beniner,'
'JKitglieös bes preufiifdjcii Vlbgeorburteuhauics, oerDanfcu.
(Tic KeDnltion.)
Dr. Veuiner fdireibt wie folgt:
'Als itaifer Wilhelm II am 15. 'Auguft 1902 bie Tüffel«
Dörfer JuDuftric* unb (Gcwcrbcausftelluug für KfeeinlanD,
Weftfalen uff. befudite, tonnte id) il)m in ber Klafd>inen»
halle eine ftatiftifefee Tafel erläutern, bic bie Vcbeutung
Des Ausftellungsgcbict* int Verhältnis zu. ber übrigen preu*
feifefeen 2Ronard)ie zur Tavftelluug bracfetc, unb bic unter
anberm folgenbe bebeutfame Datfacfeen enthielt. l£s betrug
irlAdje .......
«eoölleruno . . . .
’l) «-mögen , . , . .
«Sinfommen . . . .
S partaf ( m -Ctnla pen
onDaltftcnDerjtdjmmnv'
S)fitr4fle . . . .
5npftU«en perticftcriinq v-
löermflften . . . .
it ran fciu>erSid)en.tnii v.
»fitTflaf . . . .
43«rma9*n . . . .
'CiicnbatjnaQlerocrtrhi .
'B-äumttWllipitintrri,
Spinbtln . . . .
Sldnlot)lenf6röfruit(i .
(fitenerjfSrlwruno. . .
Sol)d|etur,)eu8Uiin . .
&lablfabri!at« . . .
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406503 17 V,
29 770 319 « Ä»",
1 300 326 t 30»/,,
1075 592 1 19- o
&H4 236 t =14%
5ür ben ^afenoerfebr Stellten fid> bie Jofelcn wie iolgt:
9tot)rort*T'uiftburflfnMlifelb 11546933 t
®Tcmeit.®remerhowcn *.lf8cin<t . . . . 3 7ttUS7t
gamburfl'-Huitiauni 13 332 tu« t
3m tocfentlidjen werben Die prozentualen Verl)£Utnif|e
ber Damaligen ttufftcUung aud) heute nod) \u treffen. Tiefe
Sie rtjältnisja feien aber geben fdjon für fid) allein ein Vilö
oon Der oolfsTOirtfdjaftiidicn Vebcutung, bie Der rfeeinifefe*
iDcftfälifcfeen 3iibuftrie überhaupt innerooljnen muh. wenn
ihr (fiebiet im »ergleidi zu ber übrigen preuftifdpn SÜ?onard)ie
eine foldje Kalle fpielt.
'Jlur mit einem gemiffen Räubern bin iefe Der l£inlab«ng
Der leipziger „3lluftrirtcu Leitung" gefolgt, Diefe uolls*
roirtfdjaftlicfee Vcbeutnug in einer turzenSfizze Darzulcgen;
benn Die ®tannigfaltigfcit Der inbuftricllen lätiglcit in
Kfecinlanb unb SBeftfalen, bic ©genart ihrer (Gruppierung,
ihre Stellung auf Dein heimifdjeit wie auf Dein SBcltmarttc
erforbert Ja eigentlich ein Vuch, uub zwar fein Heines.
'Auf Der nnDem Seile aber erfdfeien mir bie 'Aufgabe, in
einer „Khciunummcv“ aud) bas voUsiuirtfdiaitiichc 'JJiameut
unferes preu feifefeen inbuftricllen SBeftens in luvzer Uber-
ficht zu befeaubcln, fo reijooll, betfe id) mid) zu einer Tai
leguitg bereit ertlärtc, bei Der id) begreif lidjcrwciie Den
lief er bitten mufe, bic oorhanbenen SchroierigCeiteit zu
würbtgen uub von ber nacht olgen ben Stijz<
Vollftäubiglcit zu nerlangen, Die ganz unmöglich u>ar,
wenn Der mir ,z»r Verfügung gef teilte Kaum nicht wefeni'
lid) überfd)rittcn werben fällte.
tfs gibt taum eine 3nbuftTie, Die in 9lfeeinlanb»V3eftfolcn
nid)t pertreten wäre. Koben bem Vergbau unb Der (Gro Reifen*
inbuftric, bie uns bic (GnmDlagc feber anbem 3nbuftric —
.stofele unb ©fen nerfdiaffen, blühen hier unter anDerm ein
mäd)tiges Icrtilgewerbe, eine bcDeutfamc efeemifd)? 3nDu»
ftric. Die (Glaefabrilation, ber Ktafchiuenbau, bic ^erfte llung
ber Transportmittel, bic ©cttrotcdjnit, bie .Mleineifcn* uub
VlctalliiibuftTie mit iferc«« oerfcfeicbeuartigcu Vbteilungcu,
bas (ftemerbe Der Stein», Ton*, Varjellan* unb Jement*
waren, Die i>ol,z* uub Vtöbeltnbuftrie, bie .^erftcllung Der
(Galanterie« unD .stur zwaren , bic 'ßapicrmbuitric unb bas
polr>gTapfeifd)c (Gewerbe, bie (Gerberei, vicberhcrftelUmg unb
»uerarbeitung, eine heroorragenbe 3nbuftric bcrSKufif* unb
iiiiSfeufd)aftlid)cu 3nftnimentc, ein lebhaftes Van* unD
3ngcnicunpefon unb ein .Stunftgewerbe, beSjcn Sebeutung
weit über Den rl)eiuifd)«we[tfäli|chcn Vezirf hmausgefet.
3n engftem 3ufammenhang aber mit ber 3nbuftric ftchen
bic mannigfachen Vcrfehrsmittcl, bic fid) an bic Seite Dev
Staatseifenbahnenftellen.unb unter beneuDie'JBaflerStrafzcn
mit ihrer Schiffahrt eine fo überaus wichtige Kolle Spielen.
Treten wir bett (Gang burd) biefes mächtige unb oielocr*
fchlungene (Gebiet an uub beginnen beim V erg bau.
Ve« ifem feanbclt es fid), focoeit Steinfofelen in Vctrad)t
fommen, um brei Vezirfc: Das Kuferbeden , Die Wadjcuer
'JKulben unb Den SaarbcziTf. Vraunfofelen werben in Der
.Stölner Tertiärbudjt uub in geringer SJtcngc hu ffiies»
babner Vezirf gewonnen.
Tas Kuhrbeden gliebert fiefe in fünf Klulbcn: Die
VBitteuer, bic Vodfeumer, Die Stoppenbcrger, bic ©n|d)cr
unD bic Kipper Klulbc. Tic Vcfd)affcnheit ber im Kul)r>
bczirf geförberteit Kohlen ift fetjr »cr(d)ieben. 3m all-
gemeinen faun man fagen, bafz etwa bic 15 unterften bau*
wüvbtgcn (fflö.ze Klaget* unb 9lnU)razttfofelc, bic folgcubcn
( 3 ort|etgmö «*»** <*•)
I)ie ^etni^c äRetalfamren* unb ^af^inenfabrif.
ic umfangreichen, in ben letzten Jahren ganz
bcbcutcnD erweiterten 'Anlagen ber ftabrifglicbcm
fid) in pier Gruppen, pou Denen wir bie erfte,
Das §aupt- unD Stammwerf, in Tüffclborf*
Tcrcitborf fiuben. Taoou eine halbe Stunbe entfernt
bilben bie beiben Vierte ju Kath bie zweite (Gruppe. Tic
weltbelanntc, ehemalige Trenfefdje JVabrit zu Sömmerba in
Thüringen gehört ber Dritten unb
ber Schießplatz Unterlüß mit feinen
'Atilagcn ber uierten (Gruppe an.
llrfprünglid) oon ihrem (Grün*
bet, bem Geheimen Vaurat Öhr»
barbt, jur ^abrilation oon 3u*
fanteriepattone«! beftimmt, hat Die
TeronDorfer Jabrit feit ihrem Ifut*
ftefeen 1KH9 mit Dem Umfang ihrer
IBcrfe auch allniäfelid) ?luswahl
unb (Größe ber J-abritatiousgegcu*
ftänbe gefteigert. Kcben bei« min*
zigen (GeweferpatTonen entftefeeu
in weiten fallen (Gefdjoffc unb
hülfen für fcfewcrfte (Gefd)ütze. Vis
jeßt lieferte |ie fünf Klillionen
zMrtillcriegefdjoife pph 7— 3ö cm
Haliber unb etwa 400 Klillianeu
Jnfantericgefdjoffe. 'JIÄit Der JVabrt-
fntiou oon 'JKunitiou ging Dieser-
jtellimg oon Gefd)ützeu, Lafetten,
Klimitionswagen unb foiijtigem
Viiilleriematerial .CvmD in .<|>aub.
(fs ift bczciinienb für Die
t?ei|timgsfähigfeit Der fVabrif, 1 >uh
fie in VcrbinDung mit bem Vor»
fifeeuben ihresVufjicfetsrntes, Jnerm
(Gcfeetmrat (Sferharbt, juerft in
Teutfd)lanD Den jefet überall zur
©nfüferung gelaugten neuen (Gefchühtpp zu ent wiefein unb
leiftungsfähig hcvzuftcUen pcrmoefetc. Jetzt ift Die Tcren-
borfer Kanoncnfabrif weltbcfannt. Sie tritt mit Den erften
Jimten auf Diefem (Gebiet in bic Scfe raufen Des UBett*
bewerbe. Tie J>abrit hat im Vau je bes letzten Jahrzehnts
Artilleriematerial, teils (Gcfd)üfee, teils Klunition, teils ftafer*
zeuge unb Klafcfeincn, an Teutfdjlanb, Korbamerifa, Gng*
taub, Korwegcu, Portugal, Cjterrciit), 3talicn, KiißlanD,
Schweben, bie Türfei uub 'Argentinien geliefert. 3n einer
Keilje pou Staaten, aud> in (ffeiua, wirb z* 3* 'Artillerie*
material ber ffabrif erprobt. — Sieben Der frcrftellung non
Kriegsmaterial ftcht Die frabrifatioit oon Jricbcnsinaterial
nicht zurücf. Vcfoubers werben Köhren jcDer (Größe, mit
unD ofene Kal)t, für '-HSaffer*, Tampf» unb (Gasleitungen,
für fianb- unb Seebetvieb, non Stahlflafchen ß“ir feody*
gefpannte (Safe feben Kalibers, hohle SBagenachfen ufw.
feergeftellt. Alle nahtlofcn fiohlgegenftänbe werben per»
mitteljt bes einfadien ÖhrharDtfcfeen Vreßoerfaferens fabri»
,zicct. ©ne grofee ^onnerei uub (Gießerei {teilen Die per*
fd)icbenfton Klafchinciiteile h^r, Kcparaturweffftätten forgen
für ifere (Erhaltung.
3n 5Rath bient Das größere Vieri zunädht ber Voll«
probuftion oon Stahl jeher 'Art. Vier Sicmcus»'JJiartin»
ßfeu uub fold)c für Tiegdgußftahl uermögen 40 Klil*
lionen kg im Jal)rc z u liefern. Gleid) Daneben Das
'JBal.zwerf bringt Die (Gußblöde in eine Jonu, welche Das
Vvegocrfahren naßtlofer JP»ohlförper zu TerenDorf bebingt.
3m Vreßhaus werben bie mäd)tigcn Tiegelftahlblödc unter
Vrcffert bis zu 1 300000 kp Xmcf gcfcfemicbet unb Die im»
oerwiiitlid)eu (£t>rl)arbt{d)cn nahtlofcn ©icnbafenfpcidicn
täber unD Vcßfen feergeftellt. Tas Jeberroerf oetfiefet Die
(Gefd)üße mit SorfeolfeDem, Das Tiegelwert Den (Gußbau mit
feuerfeftcti Tontiegeln. — Tas neinerc 'IBerf in Katfe gibt
in einem fmmmerbau unter Jallgewicfeten bis zu 500000 kjr
Den (Gußblöden für (Gcfcfeütz unD
Klafcfeincntcile Die rofec äußere
ftomi, Die Trefeerei bringt fie auf
genauere Vbntcf [ungen, welche in
TerenDorf ihicVollcnDungerhalteu.
Tas Köhren wert fertigt fpiral*
gcfd)u>eifetc Köfercn oon riefiger
üflnge unD bisG22 mm Turd)mefjev
für jeben (Gebrauchs, zweef, ins*
befcntbere aber für Bergbau, ihrer
hohen VliDerftanDstraft wegen.
SömmerD« fam 1901 in Vc=
fifZ ber Kfecinifd)cn Jabrif, feat
jid) zwar in ber «önuptfaefee in
eine jünberfabrit oermanbelt, fer«
tigt aber wie ,zu 3citen feines
(GrünDcrs Jr. v. Tregfc aud) (f>e*
wefere für JagD uub Krieg, Kara*
biner, Keooloer mib automatifefee
Viftolon Klobell „Trei)|e“an. (Hne
Kfafd)inenfabrif forgt für ben
Vebarf fämtlid)cr Betriebe Der
Kfecintfcfecn 'JÜl etall waren* «uD
Klafd)inenf abvif unb liefert frem»
ben Staaten Die majcfeinelle
©nxichtung für ganze Ktunitions»
fabrifen. ©ne |old)c in VerbiuDung
mit einer 3nfantericfeülfenfabrif
gehören ebenfalls in Das umfang*
reiche (Gebiet, auf weldjem bic VSerfe Sömtncrba tätig finb.
Ter Schießplatz zu Unterlüß, zwifefeen ^anuoner
unD .Giantburg, J- 2 km breit, mit 12 km, wenn nötig
erfecblid) weiterem ScfeußfelD, ift mit umfangreichen ßabo*
ratorien, 'JHaga.ztiwn, batliftifdjeit Einlagen, Varaden unD
'iBirtfcfeaftsgebäuDen ausgeftattet. Vn HX) Wann ftefeen
im Ticnftc Des Vlaßcs. auf Dem oft Vertreter aus fait
allen Staaten ber Vielt Den Vorführungen Des pon Der
Kheiiiiffbcu Sie! all waren* uuD K?afd)irtenfabri! feergcftclltcu
Artilleriematerials beiroofenen.
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6 G
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Stoljlnierfe SRidj. ßtnbenöerg 'älftiengefellfdjaft in {Remfcf)eiiHrjaften
ri ^urd) bie nor 3irci fahren erfolgte Ginfübrung
t lbes eleftrifchen Sehmcliprojcffes ift !>cn
J* Jvotxlen 9Ud). ßinbenbcrg Wf tiengcfclt»
jd)aft in {Rcmfd)ci&*.'iSaftcn biefiUjxcubc Bolle
in bet ganzen fta hierzeugenbeit Fnbuftrie ber MOclt |uteü
geworben; Denn bas »on ihr ausgeühte unb burd) oer«
fdjiebene ©atentc ge|d)ütztc ©erfahren i|t Dazu berufen,
eine oollfläubige Umwälzung in ber £>erftellung nid)t nur
feiner Cualitötsftahle, fonbem and) geringerer Stoi)I
forten ^erbeijuffl^ren.
TieGrjeugung bes „Gleftro»<&locfeu*Stahlcs" —
bicsift ber {Rame, unter bem bie Firma iEjrc ©robuftc mit
ber Sdjuhmarfe
©leftro Q ©lode
auf ben ÜJIarft bringt — wcid)t oollftänbig non ben bisher
üblichen Fabritations • Biet hoben nad) bem Siegel*,
'•Reffeiner*, Siemens -Wartin ober Thomas* ©erfahren ob,
benn bie 3 um Sc^me^en ber {Rohmaterialien notwenbige
hißt wirb hier lebiglid) burd) ben fief) unter iroci je 40 om
im Cuabrat ftarfen unb bis ca. 2 m hoben Aiol)len*Glef«
troben bilbenben eleitrifdjen Jßidjtbogcn erzeugt, unb zwar
beträgt bie Temperatur in biefem ca. 0000° C, ift alfo
um 1000° i)5f)er als bie in bisher befannten Fntenfitäts*
Neuerungen erreichbare Temperatur.
Ter ber Cbefcllfdjnft burd) oerfd)irbenc patente gcfd)üi)te
<leltrijd)c Schmelzofen h°i bie ©cftalt einer fladjen, burd)
einen Tedel Dollftänbig abgefd)Iof jenen SRulbe, ift an brei
reiten mit oerfchliefebaren Öffnungen oerfeben, bie ein fort»
gefeiltes Beobachten bcs Babes unb bie Bcjd)idung Öcs
Cfens ermöglichen. Tie oben erwähnten flohlen-tflc! troben
tagen butch beit Tedel in bas Fnnere hinein. Btt ihren
l&nben bilbet fid) bei Ginfdjaltung bes elcttrifdjen Stroms
je ein i?id>tbogen, In befjen Sonnengluten erft eine {Reihe
oon Metallurg! fd)en ©rozeffen möglich werben, bie bisher
wegen Wangel einer geeigneten SBärme-Qucllc unbenfbar
waren. Tiefe metallurgifd)on ©ro3effe bewirten eine ber«
artige Steinigung bes entuicber falt ober flüffig eingebrad)ten
Rohmaterials oon fd)äblid)cn Beimengungen, roie fie
weber nach bisher befannten Wcthobcn, nod) bei clef*
trijd)en Schmelzöfen anberer ftortftcuttion etteichbar ift.
«Is Beweis hierfür fei angeführt, bah bic erzeugten Cuali*
tätsjtahle burdjfdjnittlich nid)t über 0,010V. Schwefel unb
0,010 Phosphor enthalten; aud) gejtattet bie Eigenart
bes Verfahrens bie oollftänbige ßlusfd)eibung etwa ein»
gejdjloffener Sd)lacfen unb Oii)be.
Größe ber .«ohlcmGlettrobcn, bic in ben Ofen binetnraßen.
Ter ©rozeß ber ^erftelluug bes „Gleftrö* ©loden*
Stahles" zerfällt in zwei ©erioben. 2Bäl)renb ber erften
werben bie in bem iRohmaterial befinblidjen fdjäblidjcn
Bef tanb teile oollftänbig entfernt unb auf biefe Bteife ein
praftifrf) d;emifd) reines (Eifert erzeugt; biefes bilbet nun
bett ©nmbftoff zur weiteren Herftelluug ber getoünfd)ten
feinen 9Bertzcugftal)l« Qualitäten. Selbft bie wegen ihrer
{Reinheit berühmten fteirifdjen ober jdjrocbifdjcn {Rol)>
matcrialien enthalten mehr Verunreinigungen als bas fo
er3eugte djemifd) reine Gifen; es ift bal>et mit ben ©er»
fahren, welche ohne irgenb eine {Raffination lebiglid) bie
Umjd)mel3ung reiner {Rohmaterialien oomehmen, fein jo
reines (Erzeugnis zu erzielen wie mit bem (Eleftroofen.
Ter zweite Teil bes ©rozeffes beftef>t in ber 3ugabe
ber zu ben jeweilig gewünfd)ten Stahljorten notwenbigen
(Schalte an jloljlenftoff, 9Jtangart, Silizium, SBolfram,
©brom, Bidel, Banabium, ©iolnbbaen ufw. unter Gin*
wirfnng bes cleftrifchen Cidjtbogens, unb zwar geftattet
bas ©erfahren ein fo genaues Arbeiten, bah bie
?lnalt)fen bes fertigen Glettro » Stahles höchstens um
einige fjunbertftel ©rozent oon ber oorgefchriebenen
Bnaltjjc abwcid>cn.
Gs ftnb jetjt 3®ei elcftrtfche Schmelzöfen mit 2000 bejw.
3000 kjj Chargen »Fnhalt oorhanben, wcld)e eine tägliche
©robuftiort oon 40000 leg Qualitäts«9Jlaterial ermöglichen-
Bei ber ©rohe ber einzelnen ©bargen unb ber Cüenau»
igfeit bes Brbeitens ift eine größere ©leid) mäf|tgf eit bes
fertigen fßrobuftes als im Ttegeloerfahren gewährleiftet,
3wei eleftTifdjc Schmelzöfen in Betrieb. Bilb l.
bei welchem jeher Tiegelinbalt oon 90—40 kp für fid)
eine oon ben anbem abweidjenbe Vnalpfe haben tann.
Bon weld) weittragcnbcc Bcbeutnng biefer neue, eigen»
artige Schmelzprozefi ijt, ergibt fid) aud) Daraus, bah
bereits einige ber gröfiWn in- unb auslänbifd)en 9öerfc,
welche bie ^erftellung oon ‘IBcrfzeugftahl uad) bem bis*
herigen Tiegelftahlprozeh als Spezialität betreiben, oon
ben Staljlwcrfen {Rid). ßinbenberg Slfticngcfellfchaft unb Der
mit ihnen verfdnoefterten ©lettroftahl * ©efeltfdjaft m.b. £)•
in 9iemfd)eib, fii,|cnzen auf bas eleftrifd)e ©erfahren gegen
Zahlung bebeutenber ©ebühren erworben haben.
3ur weiteren Verarbeitung Des im elertrifchen Cfen
erzeugten Stahlprobuftes bienen bie ber {Neuzeit ent»
fpred)enb eingerichteien gTofjen 9Bcrfsanlagen, befteh^n^
aus einem Tavnpf- ftammerwerf, einem eleftrtfd) äuge*
triebcucn italiberwalzwcrt zum lüalzen oon Miuippelu,
Blatincn unb Stabftählcn in allen ©rofilen fowie einem
9BaIzwcrt zur fxrftcllung non Feinblechen, welches nament-
lich für bic Teduug besBcbarfs bet befanntlid) in 5Remfd)eib
blühenben Sägen *3nbuftrie bient, unb einer ÜJiagnet»
fabril zur {fierftcllung non SJtagnetcn, für inbuftrielle
3wedc, welche bic abfolute {Reinheit bes Stahles oon bc»
fonbers hah« r Bcbeutnng ift.
Tee Betrieb bes Gleftroftahlwerfs wirb burd) bas
nebenan liegen be große ßaboratorium ftänbig lontroliiert,
unb zraar wirb nidht nur ber fertige Stahl jeher ©b«*fie
analgfiext; fonbern auch hie einzelnen ©hafen bes im
Cfen {ich abfpidenben ©rozeffcs werben buxch fortlaufenbe
anali)ti{d)e ©toben oerfolgt. {JBeiterhtn ift ein pbofita*
lifd>es ßaboratorium oorhanben unb nenerbings eine
mitrographtfehe Slnftalt, in ber entfprcdjcnb bcu neueften
Fortfchrittcn Der Stahltniterfud)ung bei ©efügeaufbau
bes Stahls mifroffopifd) untcrfud)t bezw. burd) ©h ötö *
graphicren ber Vergrößerungen feftgetjalten wirb.
Tie Firma erzeugt feit über zwei Fahren 9Berfzeug»
itahl ausfdjlicfzlich mittels ihres oorftchcnb befdjriebcnen
Schmelzptozeffcs auf elcftrifd)em 9Bcge unb bie fort»
gefegten Vergrößerungen, bie fid) nad) ihrer erfolgten
©ollenbung jeßon immer toieber als 311 Hein erwiefen
haben, bieten aud) für ben 3weiflcr uoofjl ben beften
Beweis, baß bie §erftcl(ung oon feinften Cualitütsftähfen
aus beliebigem {Rohmaterial heute Fein Ting ber Uumög*
lichreit mehr ift. Ter ©rozeß ift, wie oon ber gefamten
fad)miffenf^aftlid)cn v iBclt ancrlannt wirb, berjenige ber
3ufunft unb erfdjließt Busfidjtcn für bie gefamte ftaßl»
erzeugenbe 3nbuftrie, an welche bei ben bisher zur ©erfügung
fteheNÖen Hilfsmitteln überhaupt nicht 311 beufen war.
Cichteffeft bes im Cfen erzeugten eleftrtfdjcn ßichtbogens
3*»ei eleftrifche Schmcljöfen in ©ehrieb. Ter hintere Cfen ift gefippt unb geigt
ben gjloment bes Füllens ber Gießpfanne.
.oogle
67
THE OHIO STATE UNIVERSITY
OrOTticijutis» oon 6tut 66)
31 ftettfotjlenflÖK Motstohlcii, bic bann folgcnbeit Jlözc
Äol)l<n 3 «t ftashcrftcUung unb bic obtrftcn 23 ,>10 \t
(f»ct*flannnfobl*n für $ütten zwecfe u|w. liefern. Tic ‘Ruhr*
lohlengewiniiung, bie vom Tortiuuiiber injroniftcu uterft
1302 erwähnt wirb, unb bereu Jörbenutg fidi nainentltd)
bic fribcrUianifchc Wefrttgebuug angelegen jein lieft, ift
feit bem Bnfangc be* lg. Jahrhunderts zum Tiefbau
übergegangeu, unb es ift d)araftm|ti|d> für bic Bnsbehiuiug
bcs lobten, baft im Dberbrrgamtsbejirt TortiminD im
Jahre 1906 für beu Bergbau 6171 BRafdtfncu mit 824291 P.8.
in betrieb ftanben.
Ta* weftfälifd)c Mol)leiworfonntie« fetzt fid) nad) Klu ften
ju unter bem Äbeintal bis zur ÜBurm- unb 3nbe-'JJlulbc
im 'Aachener Btjtrf fort. Tie lint&rheinifchc Jed)c Wtiein*
preuftcti bei Homberg am Sltiein fann inan ab Bevbin»
btmgsftiid beider IReoiere nnfeheu, während non .'Samberg
themabwärls vielfach neue Schächte im 'Bau begriffen |inb,
fo baft ein ganz neues nicbcrrhcinifches Beoier entfielen wirb.
3m Bachencr Ncoier, bas nad) bergbaulicher Seite fdiou
im 12. Jahrhunbert genannt wirb, bat bie Jnbc-'JRulbe
2 bauwütbige f$laminfol)(enflä,te unb IS bauwürbige J-ett*
löblenflö^e, währenb in b«r9ßurm*'lRulbem bem am l)öd)ften
gelegenen Teil anf 12 bis 15 flöten Bla per« nnb 'Anthrazit-
lolilc, auf ben liege nbcu Jlüzcii ftlammfohlr unb auf beu
hängenden Jetttoble geförbovi wirb.
Ter Gaarbetgbcut, fetzt faft ausfd)liefzlid) in ben T>änb*n
brs preufzifd>cn Jtsfus, gierfl 1429 ermähnt unb bts jum
Jahre 1751 von ben (ücmcinbrtt betrieben, hat in ber
Qttrocilcr Stufe gasreiche unb magere Mahle, in beu
mittleren Saavbrücfer Sd)id)tc« < ? >as*, Wäger* unb <f»as*
flaut mfohlr, in beu unterett Saarbrüder Sd)id)ten JettFohlf •
Ter rheinifche BraunCoblenbcrgbau, ber uierft 1569
ermähnt wirb, hat feine hauptfädjlidjftc Jörbcrftättc in
bem Tertiär ber Meiner 'Bucht. Tao .'JauptflÖz ift 27 km
laug unb 5 km breit unb enthält erdige Mohle, b. I). eine
lodete, zum Britettieren geeignete Blaffe, ferner Viigutt,
ber bie Spuren feiner Sutftehung aus $olj bentlid) zeigt
unb l)ttr unb ba in fielt übergeht, unb Schmierfahle, bie
ftart mit Ion Durchleb ift.
Um bie vc>lf*roiTtjd)aftlid)e Beben tung be* weltlichen
Moblenbcrgbaus In bas rechte 2id)t ju fetten, ftellen wir bie
in Betradjt lommeii ben ftatiftifdjen Jiffem mit beiieti ber
prcufcifchcn'JRoiiarchie unb Öes Teittfdien Betdjcs tufaiiinicu.
(£* betrug im Jahre 1906 bie S tei n toblcnfvrbcrung
im ObettoYgamtob-curt rornmiuö 7181 l wo i
im Cbertctflamlobfurt ‘Poitti tstixtom t
im Äöniomtp 'Drcuftfit 1»3»W0 t
Tie AoMprfteUung betrug in beiuirlbeu Jahre
im C berPcrnamtobcurf rettmunP I.inn.'i7Hfit
im Cberbcivt.imklvüil •Kenn 3£!NM07 i
im .gflniflrcidii ItmiH»’« <c'*ij(i)lictgut> bcrjcriiflcn Mot:-
mruflen , Dir in ttotmirn Itrracitrllt würben.
iwclcbf mdti tu VnimrrFm pcl]$rrn) 202.’i*« 107 t
im XruiictKn tftocti whjmcu i
Tie Jal)l bei* Betriebe bezifferte fid) 1 S 8 Mi im Stein*
fahlen berg bau für bic Srftioit Bochum ber Teutfdjen
Miiapp(d)aft*bcnif*gcnoffcn(d)ait aui 1 HO. bie 276824 'Ar*
beiter mit einer (ftefamtlohnfumntc uon 425258357 . 4 ' be-
ftfylftigteit. Jn ber Seftion Bann uiaren in 28 Betrieben
75039 'Arbeiter tätig mit einer tfahnfuminc oott 99229167 . >*.
3 m Brnunlohlenbergbau mürben in ber Seftion
Bonn in 55 Betrieben 8001 Arbeiter mit einer (hcfamtlohii*
fumme oon 9967978 .iT, in bei- Scftiau Bochum in 6 Be-
trieben 130 Arbeiter mit einer (ücfnmtlobn fumme oon
187788 . *t befdiäftigt.
Tie (d)ou im vorigen Jahrhunbcrt von wcitblidenben
Wämtcru cntsgcfprodjenr Jbce, bie Mohle i« ihrem f >ötbet-
kfirl in Energie Hntuimanbeln unb mit lehterer weiter
entfernte Blähe oerforgen, unirbe anfänglich vielfad)
belächelt, ift aber fegt fn bie IlMrfliditcit umgefrht, unb
, 3 war bwrdj bas Äh cinifdvBJc fttälif ehe (flct tri litäts-
wert, bas in CEffeu an ber Wuhr feinen Sil) hat. Tiefe
9 irtiengefellfdiaft, beren Bilanz vom Juni 1906 mit
43600905 ./i balanciert, ift eine niifterorbentlid) bebrüt»
famc Schöpfung. Bn ihr Stromocrtcilungsnct) waren aut
1 . Jcinuar 1907 angefehl offen t !45 Tvansformatorcnftationrn
mit einer C'>efamtleiftuitg oait 48929 K.W., 10 Tu-li
ftTom»(ftleichftrom«llniformrr mit einer (ücfaintleijtung uan
1920 K. W. 3 l)r Aabelnrg imifnht insgefaiut 1140 km
£>ochfpannungs*, glieberfpainiungs* unb ,>emfpredilabcl.
Buger ihrem Bert rage mit ber Stabt (£ffen hat bic (ftefell*
fdiaft bas ausfehlie gliche ‘Recht gir Bentihung ber Stvaheu
unb Blähe behufs Leitung unb Bbgabe bes cleltrifchen
Stromes erworben in Stoppenberg, Matemberg, Jrillen»
borf, Huttrop, Veiiilie, Sdionnebed, Botthaufeu, .'Seihen,
Blidheim an ber ‘Ruhr, Wleiberidj, Bütieujdjeib, TUtftabcn,
Mraij, Üaupenbahl, (hlabbccf, Bellingljaufen, Borbed, .s>am-
born, Brebenen, Blintarb, Mreis .Ciörbc mit ben ffirnieiiibeit
Schüren, Barop, .‘öolgvirfebc. Stabt ,'jiörbe, Mird)l|ßrbe,
Tfunpten, Bf etter, Bohuarftein, >‘ialten uub ftclfcntirchen.
Jettter beftehett S ttomliefeni ng^m’ rträge mit ber Möitig-
lichen ®ifenbahnbireftion ifffcu, mit bem ivifen oon Äuhr*
ort fowie mit ber 3 nbtiftric«Tenaiit»(^efel(f<haft 'Reisholi
bei Tüffclbon. Turd) 2 lftictiliefih ift bie fficfellfchaft am
'RheiuijdjeuBahugejelljdjait inTüfjelDorf unb berBenratlKt
('»as-'Jlfticugefcll|chnft in Benrath, beti 9 Beftfälifd)eii ftlein*
bahnen in Vethmathe, ber 2 l!ticngefclHd)aft für ar »i C»
(Sleftri.gtät in Main fowie bem IHeftrigtätsmcr! Ber*
geift B.dft. in Brühl beteiligt, bas feinerfeits ebenfo ivie
bas Berg=lfleftriiitätswevl in Solingen mit jahlreidiru
Badjbargemei u ben Stromliefeningc- vertrüge al^gcichloff '’ 11
hat. Jcrncr ift ba* tfleftri ,gtät*werf .C->eiligenl>au* bei Bd*
bert erworben unb mit ben (üemeinben Wettmann, 'lltfilf»
rath uub Belbcrt ein Beitrag betreffs Busbaus eincv
eleftrifd>en Bahn pefdiloffeiu Tie Cberpaftbireftion Tüffcl-
borf ging einen Unigbaueniben Beitrag auf CEntnal)» 1|C
von Strom fiir eine iReihe von BoftgeWuben mit öcr
(ttieiellfchaft ein. Blie tnnfaffeiib bie 1 /eiftuugcii ber lehtorn
finb, mag öaraus erhellen, Duft fie im 3 ahre 1905 bis 1 SHM 3
nicht weniger al* 22744879 mitjbarc Milawattftiinbcn
lieferte, bauou 5496989 yidit unb 17947960 Straft, utii>
bah fid) biefe ficiftungen HM )6 bis 1907 auf 37247 4 <Mi Milo»
wattftunbcu, alfo um 70 "',, ftcigeilen.
llnferc TavfteUuiig ber uoHsroirtfdmftlidKii Bebcutuun
ber Mohleniubuftrie würbe unuolltoinmcn fein, wenn coir
nicht nad) ber latfadje gebäditen, bah in ben Molsafcit*
gafen wertvolle Bciumbtcilc, nämlid) leer, 9 lmntcmia! unb
Beitföl, enthalten finb, bie fid), wie bie lSl}<mie friihltfitin
ertannte, burd) bloftes Bbtühlcu unb ‘llla(d)en gewinnen
laffcn. 2 luf biefer Cbewinming ber Bebeitprvbufte, Die
burd) bie neueren Mofsafenfoftciuc von t£oppee*Ctto, Otto»
£)Offinctnn, Uvllin, l>r. o. Bauer, S einet- Soloar), Bmnrf,
fiüfjener, Moppers u. a. nid)t unwefentlid) erleichtert unirbe,
fo bah heute aus KM) kg Molsfohle in ber Begel 750 kjz
Mols, 28 kg leer, 12 kg fd)wefel|aures Brnmoniat uiiö
8 kg Beii)olfohlenwafferjtaffe gewonnen werben, haben
fid) gewaltige Jnbuftricn aufgebaut. TasTlmmaniafwaffcv
wirb auf beu Jechen felbft 311 fchwefeljauretn Ummanictl
»einrbeitet; leer unb Ben, u>l bienen gir ^erftclluuci
ct)cmifd)cr jabrifatc ( Jarbftoffc, Br.tncimittcl, Sprengftaffe),
bereu fReihe faft täglid) burd) neue Srfinbungen ocrlängcvt
wirb, 'litte beben teub aber ‘JJIcuge unb ‘IBert ber gewon-
nenen Bobcnpvobufte finb, mag bie Iatfad)e beweifen, berft
im 3 al)rc 1906 im Cberbergamtshetirt Tortimmb allein her*
geftellt würben 138326 t jchmcfclfaures ?lmmoniaf. 138048 t
Teer unb 207000 t Benjol. Ter Wert einer Tonne Bm*
mortial betrug itt beut genannten Jahre 236 . 4 , einer Tonne
Teer 21 ... 4 , einer Tonne Bentol 215 .*. Jum Teil haben
bic (Srlöfe aus biefen Bebenprobnften für bie Mohlen»
inbuftric tu einer erfreulichfu Beute wefentlich beigetragen;
im XcutfiiKti »««b 197117«»«
Ter B 3 crt biefer ^vrbening jtcllte fid)
im CberberaumtdbYiirt rortmuTtö auf ku!.'»*wooo .«
im C berb«oamt®bf lirl 'Bonn auf ....... i7:i:»M9000 «
im ü4niomd)i '•Prfwiifn auf 11±7M7«M.«
Im Tmtldifit iHcidi auf ........... lxtiToamo.«
Bevgijd)cn Slrftvititätswerf iu Solingen, au bev Tüjielbavf«
Tuisburger Mleinbal)U *Jl.-tf>. in Maifevswertl), au ber
MreiS'fRuhrorter« Straßenbahn in fRuhroil , ber
Mrcfclbcr Strahenbahnen 21 .»Cb. in Mrcfelb, ber Bochum»
ibeljcntircheuer Straheubalm 71 .» ( 6 , in Badnim, ber
weit wichtiger aber finb biefe ebener teugni ff e, wie gefagt,
in voirswirtfd)aftlid)ev Begehung als (üntublage neuer
3 nbuftrien, fo bah and) hier ivicbcr bie Molde als einer
ber grtinblcgcnbcn ,>nttareu jeber Jnbuftrie il)i*e Beitint»
miiiig erfüllt hat. (SorUc^imp «rite 70 .»
Ccifenwert Sßeferljülte Schufter
& Mrutmeger,
Jfolatorengef tätige für eiet*
trifche Jemleitwngcn, (bitter
mafte mit Trägern für elel
^ 1 trifche Bogenlampen, Bei«
tei hing* mafte, Schaltlaftcn,
eiferue (£rbfühe für .violv
& mafte, fowie Blafibefrö-
iiuiigeii in tbuftctfeii ober
Jinf.
^Reichhaltig illuftvicvtc Ma-
J talage in ocrfcl)tebcnen Spra-
chen erleichtern ben (Sleftra-
technitem bie 'Auswahl ihrer
Bcbürfniffe. Tas BJerl hat einher ben Matalog»
figuren iiod> Jeidiuuiigen von tauieiiben von
Sari ati onen, fobafj es allen Bebürfnijfen prompt
gerecht werben fnnu. Jachingenieure werben ben
3 nterrf|entrn gem tur Beifügung geftellt. Tie
tüittrrmaftc rönnen gröhteutcilo auf bem 2 l»erte
felbft auf 3 pnialmnfd)iuen auf Turchbicguug unb
T vagf ähig feit gepi-üft werben.
Tie 'Ibejorhütte ift unftveitig bas grögte uitb
Iciftungsfähipltc Spctialwert für bie fiiefcning
ei feiner (üittenruiite. Sic lieferte bis je^t ca. 100000 ('*»it
termafte unb ferner bie Jubehärteilc nad) Teutjdjlaub,
Cfterreid), iRuglaub, Belgien, .'Jallanb, iRumäniett, Gdjwci ).
3 talien, Spanien, Tänemarl, Schweben, Borwegen, Bfien.
'.’lfvita unb nad) faft allen ainevilanifcheii k'änbcm.
Jahlveiche Äefe reinen beweifen bie hohe fieiftungs*
fähi gleit bcs TDcrfes.
3 n feinen anbeven Bbleilungcit verfertigt bie Jryütte
in ber Blafehinenfabvil fpcjirtl Blafd)inen für Jiegelei-
unb Jerfleinerungsinbuftrie , wie Jiegel* uub ^iligcgcl-
preffeu, Mollergänge , ÜBal.iwerfe, Kuf^üge ufw., unb in
ber (Wieheret in erfter V?inie .rinrtguh unb gewähnlidieii
(hrnuguK für Biafchiucu , bann als befoubere Spcgalilät
Bmintiurn für Jiegel* unb Maltringvfcn, ferner Baugnh
wie Säulen, Jcnfter ufw.
Jitfalgc ber immer (tarier werbeuben Bufarbcruugeu,
bie ber Bebarf an bie 'llleferhütte ftcllt , ficht fic fid) »k
nötigt, burd) Beumilage eines mit beu mobem|tcn liin-
richtungeii nusgeftottetcii TBerfeo ihre Ifeiftungsfähigteit
)u vervielfachen. Ta* neue SBerf, im Cftcn CenuhaufcHv
gelegen, wirb mit einer graften ‘Autahl mobemfter Bio-
fchiiieu unb eleftvifdjer Mrähne ausgerüftet, fo bah es
hinfichtlid) i?fiftiing>>fähigleit unerreicht baftcheii wirb.
S sTirm.ohl wenige ber vielen Befuijev bcs fa
I ^hcrrlid) a«« ber B»rta ‘JBeftfalila gc*
_W 9 ^Icgenen Babeortes Oeijnhaufen unb fei*
% ' ner hcilfräftigeu Quellen werben ahnen,
baf) hier eine 3ubuftric blüht, bic bie gante 'Hielt al*
ihr imbeftritteues Bhfahgehiet jm betrachten, vollauf
berechtigt ift.
(fs ift bies bie .vieiftellung eifemer (hittemiafteu
liebft Jubehör für eleftrifd)c Bahnen, liicht» uub
Mraftanlagen, welche bas (fifenwerl 'llleferhütte tu
feiner ANauptfpetialität (eit einer gatten IReihe uan
Jahren erloreu hat.
Tie ungeahnte fraftuolle (fntividlnng ber Cleftro«
ted)iiil unb bas Bebürfnis, hadjgefpanuten rlertrifcheu
Strom vom (£r,tcuguugsort viele 'Dicileu weit tum
Bcrweubuligsort fid)<r uub möglichft migeföhrlid)
.tu überführen, hat tu ber Berwenbuiig eifemer
iraggeftängc geführt, weil biefe neben grofter Billig»
trit groftc Sicherheit uub lange Gebens bauer bieten.
3 m rechtzeitigen Berftänbni* bcs Bebürfniffe*
ber ttleltrotechuif hat es bie BLtefcrbütte oerftanbeii,
burch ausgebchntc, praltifdjc Bcrfuche unb Schaf*
friiid befter Bctriebsaerhältninc fid) auf bem ge-
nannten S pe.tialgebiet eine führenbe Stelle .tu er*
werben, fo baft e* in ber Sage ift, burd) geeignete
Slusiiutjuiig Des iHjens fparfam aber abjolut tu*
vcrläffig bic Iraggeftängc tu fonftruieieii uitb für
ihre 4 iicfcriiitgen meiteftgeheube (Garantie m leiften;
ihre Monftmftionen zeichnen fid) burd) gefüllige
uiiö fd)laure Jonueit aus.
SBfjerhütte liefert C&ittcrmafte uiiö Ausleger
ffir cleftrifdje Bahnen, »UtertÜrme, Wittenuafte unb
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Daniel & fiucg, Tüffelborf.
3-ig. 1. Bearbeitung bcs <Er[aö»©inteTftmns für ben Schnellbampfer Halfer SBithelm bet ©ruße. (Afiber» im leite.)
er einmal ©clcgenheh ge*
^1 I ^ habt hat, ein ©erg« ober
J f ^ öüttenwert 311 befuefjen unb
% 9 bort ftaunenb Die gewal-
tigen SRafdjincn betrachtet f}at , bic bic
frf)äbtid)cn A3affcr aus ber liefe förbem
ober ben £>od)öfcn beit crforberlid)cn
iPinb 3U führen ober als Antrieb für
bieXgnamomafcbiucn in ben großen elet^
trifcfjen 3entralen biefer AJcrte bienen,
ba wirb oiclleicht auef) 311 wiffen oer«
langt haben, n»o benn foldje riefenhafte
'JJlafdjmcn gebaut werben. Sind) wirb
f<f)on mancher bei ®cfid)tigiing einer
großen ©lafdjincnfabTif ober einer Gdjiffs*
werft auf feine ErrunMgung nad) ber
Mcritcllungsweife biefer ober jener großen
Seile bie Ausfunft erhalten fjaben, baß
biefe Stürfc nidjt fit ben eigenen AJcrf«
bitten hergcftcllt, fonbem non einem befonbers
für foldje Arbeiten eingerichteten 'iBerfe be*
^egen würben. Unter ben auf ben genannten
Gebieten tätigen ftirmen ftebt an erfter Stelle
bie JVirma Daniel & £ucg in Xüffclborf.
tiefe Jrirma, bie fid) in ben erften 3aljren
nod) ihrer im Safjre 1874 erfolgten Oorün»
bimg licmptfädjlich mit ber frabrifatton oon
9*o&en gegoffenen unb gcfchmicbctcn Atafebineti*
teilen befaßte, fpäter aber ihre Tätig feit auf
fine «Reihe oon weiteren ächteten ausgcbchnt
hat, arbeitet faft ausfc£)IicB(i<f> für bic SBe-
bürfniffe oon Großbetrieben bcs Bergbaues
unb ff>iittenwefen&, fowic ber ÜÜtafchinen- unb
5i)iffbau-3nbuftrie.
• Xas SEBerf oon Daniel & fiueg umfaßt in
ieiner jeßigon ©cftültung folgenbe Abteilungen:
Eifengießerei, Stahlwerf, Rammet- unb ©teß«
wert unb 3Rafd)lncnfabri!.
Xie Eifengießerei liefert außer ©ußftüden
für ben Aiafchincnbau, wie Xampf* unb ©as*
mafcf)incn«3t)linbern, SthwiingräbcTu ufw., in
btfonberen Abteilungen gußeifeme Schacht»
austlcibungcn itt gan3en «Ringen unb in ein»
meinen Segmenten, bic hier 3uerft in her ioßt
allgemein üblichen ftorm bcrgcftelit mürben,
fowie ©ofjre für ©as*, Ataffer« unb Xampf«
leitu ngen.
3n beni Staljlwerfc werben ©lode unb
,Yomftücfe, wie 3. ©. große ©d)*ff s,: unb
'Biafdjinenteile bis ju 70000 kg <&emid)t ge«
ftoffen. 3ur Beugung bcs Stahle« btenen
brei Siemens»SRartin»Ofeu.
3rig. 2. ©asgebiafcmafctjincn.
Xas Jammer* unb ^ßreßroerf enthält außer 310«
großen unb einer Anzahl von Heineren Xampf«
hämmern 3u>ei bampfht)brauli[cf)e Sdjmie&epreffeti,
beren ©au eine Spezialität ber ftirma bilbet. £>i*r
werben bie größten für ben ©au oon SWafdjinett
unb Schiffen oerwenbeten Sdjmiebeftüde, wie .«urbel»
wellen, SBaljen, Scßraubcnwellcn, ©itberrnhmeit ufw.,
hergeftellt.
Unter ben jaf)lreiri)cn Erjeugniffen ber 'JÜtafd)tneu-
fabril finb 3U erwähnen: Xampf» unb ©a*mafd)iuen
bis 311 ben größten Öeiftimgen, jumpen für ©neben
fowie für AJafferwerfe unb anberc 3wede, ferner ©c»
bläfeniafdjinen, 9Bal3werfs»(Hnrichtungcn unb hqbrau»
lifdje fDlafd)inen oerfehiebenfter Art, wie ©reffen,
Aietmafdjincn, ©led)biegemafd)ineu ufw., fowie hh^
braulifche Scwcgungs* Aorricbtuugcn.
Außerbent befdjäftigt bie ftinna Daniel &. l?ucg fid)
mit ber $erftcllung oon Sd)äd)tcn nad) »erfd)iebeueit
©erfahren unb hat hierbei ebenfo wie auf Ü)ten übrigen
Arbeitsgebieten bebeutonbe Erfolge 311 Bezeichnen.
Xie Abbilbungen 1 unb 3 [teilen Anfidjten aus
bem SBerfe oon Daniel <fc üuen bar unb geben 311«
gleidj uebft 3fig. 2 einige tfiaupterjcugniffe ber ftirma
wicber. So 3eigt $ig. I bie ^Bearbeitung eines für
ben Sdjneltbampfer ftaifer A3ilheim ber ©roße bc.
ftimmten fiinterfteoen«, hoffen (Fmeucrung infolge bes
befannten Unfalles, bei bem bas Sdjiff fein ©über
oerlor, notmenbig würbe. Xie Xeile be« Steilen«,
bic ein ©efamtgewießt oon über 84000 leg befißen,
würben in ben AJerrftätten ber T^irma Daniel & üueg
innerhalb ber feljr turjen 3eit oon 48 Tagen ooll»
ftänbig Ijergeftellt unb bearbeitet, ^ig. 2 f teilt eine
Anlage mit jmei großen ©asgebläfemafd)iuen unb
3 einen Teil bes ©reßwerfes oon
Suntiel & l?ueg bar. Xie letjtere Ab»
bilbung zeigt bas Sjcrausjictjen eines
Stahl« ©lodes au« bem SBärmofen pir
weiteren ©erarbeitung unter ber ©reffe,
bie im öintergrunbe fidjtbar ift.
San bebeutenbeu ©lafd)tnenanlagcu,
bie ber «V’irina Daniel L»ueg ißre
©ntftehung oerbanfen, finb befonber«
bemerfenswert bie h*)öraulifd)cu fjafen*
Einrichtungen in JTiamburg unb ©enebig,
bie größte bisher überhaupt gebaute
AJafferhaltungsmafchine, weidje für bic
3ech« ©neifenau ber öarpener Acrgbau»
gefellfdjaft geliefert würbe, bie ©ump*
werfe für bie Entleerung bes fähigen
Sees bei Oberröblingen, für bie Scheitel*
haltung bcs Xortnuinb*Ems*llanales
ufw. nnb bas für ben 3uletjt erwähnten
.st n uni gebaute befannte Sdjifföhf bewert
bei ^enrichenburg.
3rig. 3. Teil bes ©reßwerres mit bampfhgbraullfcher Schmtebeptefle.
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(3ortlf&un<i non Seit* 68.)
Der 3wcite grunblegenbe Faftor ift bas Gifen. Bon
Napoleon I. foll bet Ausfprud) Ijcrriiljrcn, baß bemjenigeu
Laub bic AMtbcrr|d)aft .^ufaltcn muß, bas am mcijtcu
Gifen erzeugt. Dr.«3ng. 2d)röbtcr Ijat mit barmif
hingewiefen, bafc bii 1 'i8eltgc|d)id)te bie feil Ausfprud) be«
ftätigt; beim vur Blüteveit Dcutfdjlanbs erflang allen t-
halben in unjemi Batcrlaube ber Rammet bes Ofemunb*
idymicbes; bie ©lau weit bet Gifeninbuftde Schweben*
fdllt jeitlid) atiunherub mit ber £>crrfd)aft ©uftao Abolfs
jufamtuen, ber biefeiu Cattbe ©röfvmad)tjtellimg fd)uf, unb
,VU feiner war Mp Gifeninbuftrie in Franlreid) t>öl)cr
cutvoicfelt als ,vu Beginn öcs »origen 3al)d)unbcrts. Bern
biefem Jeitpimft ab gewinnt bie euglijehe C5i feninbuftrie
fichtlid) an Bcbeutung unb überragt in ben pelziger Fahren
be* 19. 3al)rt)uubcrts turniljod) an ©röße ber 'Probultion
alle anberen Staaten. Vad) ber poIitifd)cn Ginigung
unteres Batcrlanbcs roudis bie oatcdünbifchc Gifen»
gicjjcrei gewaltig; heute finb mir Gnglanb in ber SHol)»
ci|ener l veufluufl unb in ber <3 1 o blbcrf tcltung bebeutenb
ooraus unb werben barin nur nod) oo»t bett Bereinigten
Staaten non Amerila übertroffen.
3»ir Gricugung bes Gifcns gehört iit erfter Linie bas
Grj, unb iioar Ijauptfädjlid) in folgcnbeu Bortommen:
1. Der Koieirenftein (wafferfreies Carrjb), ber in größeren
Blcngcn gemonneit wirb an ber Sieg, Lal)n, Dill fpwie
an bor iß orta $B eftfalt ea, unb ben ferner bie rt)einifd)«wcft*
fälifdjcn Jütten aus Storbfpanien (Sommoroftro) unb aus
'JJorbafrira bctieljen.
2. Der Biagncteifcuf teilt (Gifenoipbuloipb), ber in
Tcutfdjlanb weniger porfommt, unb ben uns bauptfächlid)
Sd)u>eben (tfirängesberg uub ©ellioara) liefert.
3. 'Der Brauncifenftein (wafferl)flltige$ Oxijb). ber als
Blincttc unb Bafeners oorfommt unb feit ber Grfinbung
bes Dhomasuerfahrens, bei beut fein Bbosphorgohnlt bie
Bcrwcnbtkirfeit nid)t nur nidjt fdjäbigt, foubern im ©egen»
teil begüuftigt, für bic rhcinifdj-wcftfälifcbcti Jütten 311
ben unentbehrlich ft cn Wobftoffen ^alpt. Die Wafcuerjc in
ber norbbeutfehen unb fjollän&ifdjeit lief ebene finb fajt
gän.vlirf» aufgebraud)t; bie Biiuette wirb aus Luxemburg
unb Lothringen bevogeu.
4. Der Gpateifenftcin, rin mcrtoollcs Grj, bas in
Deutfdjlanb in erheblichen ®l engen nur ber Giegcrlänbev
Bcjirl liefert.
Leiber förbert, wie mau fiel)t, ber Gifenerjbau
bes 3öe| tens nur 3um Teil bas «Material, beffcit wir in
unferm Gifcuhüttcn bebürfen. ^reuheu ift an ber SRol)*
cifener^cugung mit 65 m °J 0 , bagegen an ber Gifcnftcin-
fötberung nur mit l, 7# Vo beteiligt. Diefcr OJIangel trifft
hauptfüdjlid) ben Oberbcrgaintsbe.virl Dortmunb, ber 32„*/ #
ber SRohcifenmcnflc Brcußctis, aber nur 1 „•/• bes Gifen»
ftciits liefert. Dennoch ift bic Doll*wirtfd)aftlid)e Be»
beutung bes weltlichen Gijenbcrgbans nid)t gering. 3n
bett für bie ftttappfdjaft&bcrnfsgeuöflenfchaft in Bchadjt
fommeuben Geltionen ®onn unb 31odmm gab es int
3ahre 15)00 im gaitjeit 5H2 Gifenerjberg bau« betriebe mit
350»0 Mrbeitem unb einer ©efamtlohnfumme uou
39468843.#, tpAf)TCnb für aitbcrc 3)lincralgewinnimgcu
i'fHei», Mupfercrv ufw.) 396 betriebe mit 5929 Arbeitern
uub einer cc>efevmtli>t)tt^mtmt« non 54U91&0.# uorl)aitbett
waren.
ftür bas Gifcn ge werbe felbft Tann man im 38 cf tat
3 ftauptbejidc unterfd) eiben: 1. 9lieberrl)cin unb 2Ueft»
falen cmfdilicglid) bes 3lacf)ener '8eiivfs, 2. Giegedanb
unbDlaffau, 3. Gaarrcoicr. Die ältefte Gifcninbuftrie Ijat ber
letttgenannte SJeßirf, ba man aus HRünjen, bic in bortigen
Gd)lacfenfelbem oorgefun ben würben, gefd)loffen hat, bah
an ber Saar fdjon 311t SHömerjcit Gifenhütten beftanben
3ebcnfalls aber ucmidjtete ber Dreißigjährige ilricg aud
bie bortige Onbuftrie, bie bann im 19. 3ahrhunbert eitlen jo
hohen aufjd>wuttg nal)m. Gehr alt ift ferner bie Giien,
tnbnftrie bes Giogcrlanbes, in bein am 22. 3uli 1443 bic
ältefte bclannte lanbe&herrlidje 33erorbnung über ben
Gifenhüttcnbctricb edaffen würbe. ?lbcr aus einer Siegen«
iHcutcircchnung üom 3a^rc 1417 geht t)ra>or, bafv f*»»^
bantals auf brei Jütten im Jfrürftentum Giegett tjllaifer^
fraft uerwenbet unb 5Rol>eifen erjeugt würbe; 1478 fchlojien
ffiraf Johann uon 9laffau unb (ftraf Gberharb oon Sann
einen Vertrag, wonach bie bei beseitigen Untertanen iiii
eiblid) pcrpfliri)tcn muhten, auherhalb ber <hraf|d)aftcn
91 aff au imb Sagn bie Gd)mel)lunft nicht ju lehren bei
'Verwirluug bes Leibes uub Lebens. Die füngftc Gni
widlung hat ber nicbcrrh«inifd)»weftfaiifche ©e3irl, in ben
freilich bie widrige Umwäljung bes 18. 3abrhun&erts,
Gifenuexhüttung mit ftofs, in ber St.*3lntonihntte 311
Sterfrabe fd>on 1760 pcrfud)t untrbe.
3nt 3Infang bes 18. Öabrhwiberts waren int tsieger
aitb bie öodjöfen jg 5i & 20 $u& hod) unb bilbeten au?
ber Sohle ein längliches Viered oon 2‘/ t x2*/ 4 Seiten
länge; bas ©ebläfc beftanb aus 3wei 14 früh langen,
2'/,, l>vw. 1 V« früh breiten Völgen, bic aus ^JappdwcüVr
unb Cchfcnleber angefertigt waten, unb würbe burd-
Wafferräber getrieben. 3n 24 Stunbcn würben buTd
fdjnittlid) 6 38agen (etwa 20000 bis 24000 'Pfunb) Gifcn
ftein mit 3 7, 28agcn öoljtoljle ocrbraud>t unb baraur
eine föicnge »01t 6000 bis 9000 fßfunb JHoheifcn erblafer
ificutc ift man im SBcften bet ^ochöfcn oon mel) r
30 m £>6h e, 700 cbm fraffungsraum unb 600 1 Dagesleiftime
angclangt. 3nfoIgebeffen fteht Deutfdjlanb unter ben 9lob
eifen er3eugertben Cänbcm nunmefjr an 3weiter Stelle, unb
(ilovtlrtjunfl Sctt« 74.)
äJtokrne Transport* unb
Vertabe^lnlagen.
as med)atii[d)e Vetlabeu unb Transportieren oon
m Atftütern aller 91 rt ift in neuerer 3ctt auf eine
J hohe Gtufe ber 3JoUlonunenheit gebradjt worben.
Der Llnftoß bavu ging oon Timerita aus, wo
man fchoit oor langer 3eit infolge bes Wangels an Ülrbcits*
traf icn barauf finncii mujjtc, bie 'Bewegung oon fRohftoffen
unb ^abrilatcu nach Wöglidjlcit auf mafchinellem 38 ege
311 beforgen.
^nvwifdjen finb bie Vcrhaltuiffc bei uns ln biefer
Beziehung ganj ähnliche geworben. ?lud) bei uns finb
heute ülrbeitslräfte für 'Vedabeatbeiten teuer unb an uielen
Oden fowic jn gewiffen Seiten überhaupt faum crhältiid).
Die 3?crlabetcd)nit erlebte baher etwa im Laufe ber
letvten 20 Cfnbrc bei uns eine auhexc?rbentlid)e Gntwicflung
unb wir befi^cn heute mafd)inclle
'^abibuitfvrt :■
auftaucheu«
ben Draht*
feilbahnen
als oor L vüg*
lidjes Hilfs-
mittel jur
Bewegung
großer <&ü-
tcnuaigeii
erfanntc unb
ihre ülusbil*
bung unb
Ginfühning
in grohat»
* — - 1
iikti
@05
1 j
ffiilfsmittel, um für bie oer* tigern Dtfafcftabe betrieb. Gr erwarb pon Dh. Otto, beni
fchiebenaTtigftcu ©fiter Grfinber ber fpätcr erft burd) bic Bemühungen uon
felbft unter fcljr 3. Wohlig in ber gan3cu 28clt betannt geworbenen
ungünstigen „Otto'fdjeu Dral)tfeilbal)n ,, t fämtlidje 'Patente unb taufte
v Verhält« fpätcr and) bieftmita Xh-Oba<h in 38ien an, bie ftd) ebenfalls
niflcn feit Slnfang ber fielwiger 3«bre mit bem Bau uon Draljl»
Wv feilbahucn bcfdjäftigte. Die baburd) erhielte Tiereinigung
^11 x. ber auf bie Berbeffcruug ber Dral)tfeilbahnen gcrich*
x. j c { cn Bcftrcbungcit erwies fid) als auherorbeutliih
v. förberlid)^ wofür bie Gefolge ber aus bem 3«*
tammenfchlufv h^njorgcgangeneit Jirrna
X. 3. Bohlig, Tlltiengefcllfdjaft in fiöln
\ ben fprcd)cnbfteu 'Beweis liefern,
\. nadj bereu Woiiftruttionen
\ bereits über 1700 Draht«
"'v feilbahiten mit 311»
' v lammen mehr
als 3000
llnt biefen Bebürfniffen auf bic fd)uellfte uub vuoer
täfiigfte ?lrt gcrcdjt werben 311 fönnen, traf bic jj-irma
3. 'Pohlig, ÜlfticngefcUfchaft, mit einer bebeutenben ameri-
fanifd)m f^inna ber Branche Abmachungen, u>cld)c iljr
mit eiuem Gdjlagc bic Ausführung einer galten Bnjahl
uon Aonftruttionen ermöglichten, bic in Amerifa bereits
bic Feuerprobe beftaubeu litten, in Guropa aber nod) io
gut wie uöllig uubetannt waren.
Die Gchwicrigfcitcn, bic fidj bei ber Übertragung ber
ameriranifd)cn Bauweifc auf europäifdje Bcrl)ältnifje er«
gaben, würben in ffir.vcfter 3cit übcrwuuöeit unb gerabe
biefe llmäubcningsarbciten erroiefen fid) als höd)ft fpidit
bar, beitn fie fd)ärftcu ben Blicf ber 51 onftruf teure für bie
fpejicllcn TlufoTbenmgen unferer Dnbiiftric.
Fufolgcbcffeu befißt bie Finna 3- Bol)l»g, Widern
gefell|d)aft, Ijcutc and) auf bem Giebictc bes Bcrlabetncfcns
iiingft oor,iüglid)c eigene ÄonftmEtionen, oon beneu uor
allem iljre fahrbarcit Berlabebrüdcn, automadfehett Be«
gid)tttngsoorrid>tungen für Jrioch Öfen unb fahrbaren Töaggou*
fipper genannt werben fallen, unb ihren TBcrrftätteu ent«
jtammt manches Bauwcrl oon bem impofanten Gharad«
ber oben bargcftcllten Bcrlabcanlage bes ilruppfchea
$)fttteuwerles in 9lheiitl)äufeit.
eine
fchnelle
unbwidfd)aft«
lidjc Berlabung
gu ermöglichen, bie
auöeröcm nod) ben
Vorteil bieten, bafe
fichberllntcmehmcr
»an einer großen, oft
fchwlerig 311 beh an *
beinbett Arbeiter*
fchaft unabhängig
machen lann.
Unter ben Töe»
nigcii, bie fid) in
Tid)tigcT Grien utnis
bervulünftigcnGnt*
widlung fchon uor
mehr als 30 3ah^e«
ber Transport« unb
WcTlabctedynif wib*
nieten, ift mit an
erftex Stelle ber
Ingenieur 3«^3t»h*
lig 311 nennen, ber
3unä<hft bie an-
fangs ber fiebriger
3ahtc bes uorigtn
©leis«
länge gebaut ^
worben finb. DU CJ-
Firma lann fid) ferner ' .
rül)mcn fowohl bic längften, ^
als auch bie leiftungofähigften
Drahtfcilbahncn ber 'ißelt geliefert
311 haben. Als erftcre finb nämlich eine
im Jahre 1905 für bie niffifdjc Regierung
hergeftelltc Anlage oon 43 kn» 311 nennen, fowie
eine in «Norwegen bei Folbal gebaute Bahn uou
35 km Länge.
Den ÜKclorb ber Sciftungsfähigfcft halten bie in ben
Icßten 3al)rcn ln Betrieb genommenen Bahnen bei Aumetj
uub DtffcTbiugcu oon 11 b3w. 13 km Länge, mit 3 a h*c&*
förberungen oon 640000 b3W. 700000 Donnen.
5IBähtcub bie Drahtfcilbahnen in ber angebeuteten
TVcife einen Gicgcs^ug burch bie ganje TDcl» antraten,
hatten fid) bie Anforderungen an bie Berlabe»Ded)nil
infolge bec bcifpicllofcit Gntwicflung bet beutfdjen 3n»
buftrie befonbers in ben neunter 3ahren außcrorbentlid)
geftetged.
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©asmotoren=gabrit X>eulj in ©öln’T>eul}.
(D HD ü
ie in bet (Entwirflung ber ff>a*motorenterf)«if l , wooon $eut[d)lanb
mH Gtölj bas (£rfinbmed)t beanfprudjen fann, 6tc ifiasmatoren*
Jabrit ieut} als (Erbauerin bcs cr(ten pTatti|d)en (Gasmotor*
feit 3al)r,|el)nten eine füljrenbc Wolle innetyit, fo nimmt fic aud) im
H>rof3ga6inafci)incnbai» eilte ber i)rruortageitb{tcn Stellungen ein. 'Bcrc it v
feit bem 3al)re 1901 l)at fie bie ijerjtcllung ber hoppelt wirfenben
HHojjgasinafdbinon in Eingriff genommen uiib im Uaufe bet lebten 3<*t)re
bie groBartiöften iiraftanlagou jur 2lu&fnl)ning gebradjt. Wls erftes unb
ältejtes 'IBerf berXBelt für ben 'BauDon‘Berbrcnming<5rmftinafd)infn, wr*
fügt bic (Gasmotoren »j>abrit $>«ut| t)eut« über 3400 Beamte unb Arbeiter
fotoie 100 (6efd)Äftsf teile« i« ben bebcutenbften £>a«belsplät|en bes 3n*
unb Wuslanbes. 3l)r »etTiobstapital beläuft fid) auf 25 (Dlillionen Wlarf.
'Di e iJei|tung*fäl)i0teH öce SBertcs finbet iljiren bcroeisfräftigltcu 9lu&»
brud barin, ba& t)cute über 86000 Xeutjcr (Gasmotoren mit 730000
^ferbeftärfen in (Betrieb finb, Riemen finb 5400 Sauggasanlagen mit
220000 ^ferbeftärfen. ferner lieferte bie auf allen Wusftellungcn bes
3n- unb Sluslanbes mit f)öd)ften. greifen ausgejeicbnctc (Gasmotoren. Scubrr (Gruben, l’oromotioen
SabriC Deub 600 tompl. 'lBafferwcrtsan lagen mit 1 1500 Werbeftärfcn. ^ ßolomotll , fn mil «oo p.a. geliefert. beja». in «u»iai>n.n<,.
SCaffextpert ber «tobt üroisborf.
S Stficf 25 pfcrt>. Teurer £*ud)tga9tnotorm mit
2 Stfltf UrgrnOeti Teuljcr JwUling^Dliiuflrrimmpcn.
St>fltm iöt&evl HO cbm «Bälle* Auf cd, 65 m «efamtf firb erbBbe.
(Elef4Ti3»tüt5werl ber Stabt Wen ft
au&flerüftet mit 2 3tflct Xcutjcr bpppeltvDirtcnPen Wertattmotorcn
oon je 200 P.S. ßeiltuna. betrieben mit Wntbraut-Sauflflao.
fboffen»erf ber Stabt Densberg.
2 £tfi<f 25pf*rb. ivufcer eauflflasmatöwn mit
2 etnrf Iieg«nt>m ^flnhem-Uolbcn- unb 'Plunftcrpumpen.
ftörberunfl: jo 550 SJitnutenlitcr Äoftttwller auf ca. 12 m unb
je MO 9J) tnu tenltter Stcintoaiferauf ca. 155m01>r|aTntfSrt>rrli3i)e.
2Ba|fcru>er! ber Stabt (lobte«}.
2€tftrf Mpfeiti. Teufter Cruduoafl- unb «auflflnontotoren mit
2 Stflu! (ichenbm Teurer • «5 lunperpumpeti. ^ebes
5pium förbert 2500 SJlinutriilitrr OTajicr auf ca. 65 m Oirfanithffbr.
aitafiernjcrf «BcfHjotjen am 9tf)cLn.
2 StOcf HOpfeTb. Teuljer S<uiflaa*motoren mit
2 Stile! ftetjenben Xfuhcr 3 u >ilIi < nfl«< < lUunQrrpu'mpcn.
Sfi'iutnipro-2 uitrrti: 10 <> =ffunt»ciilit<r auflui.TPm 'SintntfSr&erl),.
OTol terei f»i(It«E)rtm.
Sdjlofj tiefer a. b. 9Jlo|el.
2 x 45 P. 6 . Teurer «auflflavmotPTcn in brrrlfttT. Zentrale bc*
Sdjlofjf« ßiefrr. ®c(itj<r l£ xjeUem Xreifterro. eetioriemeT-i'tflcr.
Saunflap.'Mntafle $Ut«sl>eim.
3Jtollerci> unb (Elettrijitätswerle ber Stabt ^iUMtjeim i. b. ©fei
mit 30pfcrb. ttuljfr ■3<iU(|gnoini»toreiv9(ntofle fflr Cid)t- unb (Sa^bttritb.
90 af{eru>eTt bc» ÜTetfes iBergljeim.
2 Sltttf bOpfrrb. Teurer ®raun!obim-ftaomotoren mit
2 <3til<f Utflcu beit teurer boppctttoirtc-n ben ^lluttgrrpuinpru.
C riltnna pro £i)ltfm : 1800 UMnute nlit er au f ca . 1 00 m <ftt famtb öljc.
aöafferujcxr ber Stabt ffiobesberg.
2 StiltffiOpfrrb. T^utjnrl?* , u<i)tfl<i®niotoriMimHTruttcr TiHcrfiuuil-
Uiunflfrpiimprni. 3ebe® teuftem föraert Itünblub 200 rt>m auf
«t. 72 m te>efamtf3rberl|iiibe.
«flfttrtattSt&wtr! ©Itl**t)ctm-
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5ötafd)inenfa&rif ^ofiunnisberg Allein, f^orft & ©oI)n JJa^foIger
osQQBBSoaaDoaa ©eifenheim am s Jlf)ettt. 00000000000000
ntcr bcn vcr|d)ieb eiten 3weigen bcr b«utfd)«i
Onbujtrie vccbient bic Schncllpreffcufabrirntion
ganz befonberc Veadjtung; ift cs bcd) taum mög-
lich, fid) ohne ©d)neilprcf|en ein Vilb von bcr
angefpanntou lätiglcit auf allen ftebietm bcs
öffentlichen Ccbcns ber (Gegenwart niad)cn zu Eönuen, unb
ubertrifft bod> Ijetitc fine einfache Schncllbrudprejfe mit
il?rcn 1200 bi« 2000 unb mehr Truden in bcr Gtunbc nod)
bic jiuölffndjc SIrbcit oon zwei geübten tf>anbprefebrudern !
Tie neueften A^onftrultioncn von „Toppclmafcbinen für
3Iluftrationsbrud" bcr Nfafchincnfabrif Fohannisberg, bic
eine bcr älteften unb angcfchenftcn Schnell pTcffcufabrifen
ift nnb bereu Vcrbienfte auf biefem Gebiete bic nad)*
folgenden 3eilen würdigen follen, liefern fogar mit ihrem
fdjroinflenbcn Trudzrjlinöer ftünblid) bis zu :HX)0 flbbrüdc.
flls einzige 'Spezialität baut bic SJiafdjincnfnbrif Fo*
t)anniobcrg in bcr ganzen 9Bclt rülnnlidjft bcfanntc Vud)-
bnid*, Stein brnd-, yidjtbrud» unb Vled)bnid«£d)ucllpreffen
gröfze gebaut uitb mit allen neuzeitlichen VcrvollEonim«
mingcn verfetten.
(Eine weitere j^olge biefe« Irjpu« bilbcn bann bic 9Neh»
farbenbnidprcfjen, für bie flnfertiguug bcr atlerfeinften
Trnrfarbciten beftiinmt, mit nod) mehr aiisgcbilbetem Färb»
wert uitb insbcfonticrc mit Frontbogcnausgang oerfchen.
(Sine bcr erfolgrcichften Neuerungen, welche bic Nla-
fd)tnc«fabri! in bic beutfd)e Tnidmafd)inen»
Fnbuftrle eingcfüt)rt hat, ift ber Vau non „Fladjbrucf»
3lluftTation**ToppclTnn[d)iucn mit einem fchroingenbcin
Xnufjglinbcr“, bie imftanbc finb, oon einer Form unb
einer 3urid)tung in bcr gleichen 3eil bappelt fo viele
flbbrüde als bie cinfadje Gdjnellpreffe 311 liefern. 1er Trud-
zglinber, meid) et feine rotircenbe, fonbem eine fcijwtngcnbe
^Bewegung macht, ift bei ihnen in ber ©litte gelagert, unb
auf jeber Seite besfclben befinbet fid) ein fcf>r verooll»
lommuetcs Farbwert zu vier fluftragwalzcn, von welchen
bie Form vor jebem Trud jweimal cingefdjwarjt wirb;
Fohaunisbcrg wie gefagt and) SdjnellpreffeTi für Stein»
bnid, ßid)tbnic! unb Vlech&nid tjer, Tie Äonftrultioncn
berufen auf langjähriger (Erfahrung; fic finb bas (Ergebnis,
einer fteten Fühlung mit ber Praxis. Turch fräftigen
Vau weife bie Firma mit biefen ©reffen allen Nnforberungen,
bie man inbe3ug auf fd)arfcn TrucT ftellt, 3n entfprcchcn.
Tie lebten Neuheiten, welche bie ftirma auf ben
Nlarft bradjtc, finb eine Frontbogen -L'iliput'SDlafthine
unb eine Steinbrud*eiliput*©lafd)ine mit Frontbogen*
ausgang (T. N.*©.). (Eine Iitf|O0Tnpt>ifdie Notation?.«
mafd)ine mit ebenfalls patentierten Neuerungen befinbet
fid) in Vorbereitung.
fllle biefe Nlafdjtnen, bie wir jc%.t erwähnten, !5nnen
jur (Erhöhung ihrer fieiftungsfähigreit mit einem von ber
3Dlafd)tncnfabTil 3ohannisbcrg großartig ausgebauten "Strc*
legeapparat „Xur" nerfehen werben, bcr ©tcnfchenhäitbe
beim 3uführeit bes ©apicres vollEommcn crfc^t unb einen
ftunbenlangen, ununterbrochenen, gleichmäßigen (Sang
ber ncrfd)iebenften Softeme mit (Eifcnbaljn- unb Aireis*
beroegung, unb mit allen Tvpen. mürbe fie ooxbilblich, mit
vielen gcrabc.zu bahnbredjenb. So fd)uf fie mit ber fo*
genannten „ßiliput" eine flcinc, Sufjerft swedmäfjige unb
rafd) allgemein beliebt geworbene 9lf3iben3.9J}afd)iue, bie
fortgefetjt oerbeffert unb ben 9lnforbeningcn bcr neueften
3eit entjprcdxnb umgebaut unb oevftärft, heute fogar
volttommen bei Nlehrfarbcn» unb fdjivercm flutotppie»
bnid genügt Sic eignet fid) befonbers ^ur fjerftcllung
fleinerer Tmdarbeitcn unb befi^t Nöllen beroegung, beten
Vorzug, ber geringe ü raftoerbrauch, von ben Fachleuten
befonbers gcfrfjiitu tnirb unb bie ebenfalls von bcr
Niafchinenfabrit 3ohauuisberg 3U allererft im SBurbbrurf*
Schnei Ipreffenbau angewanbt würbe, fo bafj wir nicht
heroorzuheben brauchen, bah auch größeren Stollen*
bemegungsmafchinen mit zroei nnb vier 2luftragtDal3eu
auf bcr ööhe bcr 3^t ftcljen. 3« 0an3 hfroorragenber
Volltommenheit bradjtc es bie ^Vabrif aber in ben Sdjnelt«
preffen mH bcr nad) fo oielen 9Hd)tungcn IjIti ibealen
itreisbeweguug ; büben foldje Ntafchinen bod) au<h ih«
oon allem ft n fang an gehegte Spezialität. Nus biefer
fo gcbicgeiten ftonftruttion heraus entwidelte fid) benn
bic „Nutotppiebmd • Schncltprefje^ ber 9Nafd)inenfabnf
3ohamtisberg , bie von wefentlicher Nebeutnng für bie
graphifthen Äünfte im allgemeinen unb für ben fluto*
tripiebmcT im befonberen geworben ift. Scitbem ftets
wadjfcnbe Ntiforberungen mit ber Verbreitung bcs ftuto*
tnpicbmets an bic Sd)ncUpr<jfcn htnfidjttid) vor allem bcr
£türfe ihrer Ätonftrultion unb ber griinblidjcn öerreibung
ber Foxbe fowic ber fauberen Trudausfübnuig geftclit
mürben, mar es bas Vemüben ber altberühmten Drud*
mafd)inenfabrit vor alten auberen unb frnhjcitig biefen Nn*
forberuugen burd) eine befonbers jtarf gebaute 9JJafd)inc
3U entfprcchcn, welche bic weite|tgd)enben flnfprndje erfüllt.
Tiefe 3Jtafd)inen werben heute in zehn ocrfdjiebenen
drohen von Göü : ü. r >() tum bis 311 11CXJ:1550 mm Sah*
ba biefe Nlafchine befonbers für3Uuftrationsbrude bcjtimmt
tjt, fo hot bie Fobrit fic auch mit Frontbogen ausgang
fonftruiert. 3ljr Vau ift übrigens im fnubtid auf ben Um*
ftanb, bah hfutf heim 3Uuftrationsbrud mcift Nutotppicn
jur Verwenbung fonunen, ein ebenfo fröftiger, wie bcr ber
vorbergehenb enodhuten SÜ7ajd)ine für flutotnpiebrutf.
Tie Vorteile, welche fie bietet, hoben benn aud) in oerhältnie*
niäfeig futjer 3eit bahin geführt, bag eine anfehn liehe 3ahl
bcr beften bcutfd)en unb anslanbifd)cn iltujtrierten 3eit*
fdjriftcn fid) ihrer 311m Trud bebient. Nud) bie »or*
liegenbe Nummer ber „3Iluftrirten 3eitung" ift
auf folchcnSJlafchinen gebrudt, unb oon 3ntercffc wirb
es fein zu erfahren, bah auf ihr in ber beut fdjen Neid)® bruderci
3Ut3cit auch bie einfarbigen Vricfmarfen gebmeft werben.
Tic «id)l>aHig illuftrierten, in brudtechnifchcr £ünfid)t
hervorragenb ausgeftatteten Äatalogc bcr SOlafiincnfabrit
Fohannisberg, Stlein, Forft & Voljn Nadjfolgcr, Oeifen*
heim a,'Nh., geben genaue Vcfdjrcibungcn aller biefer
Fabrifationsfpcjialitaten, betten fid) in bcr lebten 3°H
biejenige bcr 3TOeitourcmnafchnten i>in3ugcfellt h n ^
welchen fid) ber Trudzgtinbcr bejtänbig in rotier enber
Vewegung befinbet unb vor jebent Trucf 3wci lim*
brefjungen macht. Solche SNafchinen eignen ftef) bet ihren
grofjeu guantitatioen Cciftungen 3ur ^erftcltung befferer
Tntdarbciten in hol)fn flu flogen.
333ir muffen von ben Vuchbrud-Sdjnettprcrfcn noch bic
Toppclntafchinen mit zwei Tmdzglinbcm erwähnen, bic bc*
fonbers für fliert« unb 3eitnngsbrud Verwenbung finben,
zu h*>hfx yciftung burd) bic bewährte Atrcisbcwegung be*
fätjigt unb bie riwcifarbenmafchinen, bereu 3®«i burd)
ihren Natnett fd)ott auogcbrüdt wirb nnb bie für häufig vor*
lommenbe flrbeitcu in mehreren Farben gebraudjt werben.
Für bic feiuften flrbciteu werben auch biefe ÜJla|d)incn mit
Frontbogenausgang verfehenunb bienen 3ur .ftcrftellung oon
L'anbfartenuiibbefonbersoonfltertpapieren.Vaufttotenufw.
flu&er Vud)brud*S(hnfllpreffcn ftellt bie 9Jtafd)inenfabrif
aller SNafd)inen geftattet, fo beren ficiftnng auf bic
bödjftc Stufe briugenb.
So bietet bic fJiafd)inenfabrir Fohannisberg ein Vilb
fteten Fortfchrittcs bar, getreu ihrem N?al)lfpnid): „StiUftanb
ift Nüdfchrttt.“ Sic ift ftets beftrebt, von allem nur bas
Vefte ju bringen unb biefcs ift ihr gcrabe gut genug. Tas
rührige VJcrt nimmt einen fortgefe^t mächtigen fluf*
fchwung unb erft im vergangenen Fahr würben bic vor*
bembeneu Anlagen iaft um bas boppelte vergröfeert. (Es
befd)äftigt mit ben Filialen in ©crlin, ßctp3tg, Stuttgart,
Tüffelborf, Vreslau, Tanzig, SSamburg, ©annooer unb
SBten heute über 700 Veantte unb flrbeiter, unb was I)H*
eingefd)oben fein möd)tc: in Verl in laufen mehr Fohonnis»
berger Sdjncllprcffen, als folche jegltd)er anberenFobrilation.
(Ein glüdlid>es Fufammenfallen ber vetfd)iebcnften Um*
ftänbe fd)afft aber aud) bic günftigften Vorbcbingungcn
für folchcn Vuffchwung. Tic Firma, bic bereits im Fahre
1846 gegrünbet würbe, befinbet fid) auch heute nod) im
Vcfih bei gleichen Familien, welche bie von ben ®rflnbcm
übernommenen reinen (fmmbfäfy* unentwegt l>od) halten
unb »erfolgen. Schon mäcbft wieber eine neue ®encration
heran, bas löftUche UTbe ber alten, auch in fchweren
Felten erprobten Überlieferung getreu, weiter 311 hegen
unb 3U pflegen. Von ben gleichen Cbefül)len bcfcelt ift
aber and) bie flrbciterfchaft ber Firma. Sechs flrbeiter
finb über fünfzig Fahre ununterbrochen bei bcr Firma
tätig unb über hunbert fonnten bereits ihr fünfunb*
zwanzigjähriges F'Hniaum feiern, Sohlen, bie eir.e berebte
Spradje führen unb bie 3engnis oblegen oon bem
fchönen Verhältnis, welches I)ier zmifdjcn flrbeit iebcr unb
Vlrheitnehmcr beftebt.
Nfäge beim bas fdjöne VJerf weiter blühe« «nb gc*
beih«n unb bleiben eine Statte raftlofen beftän«
biger Schaf fensfreubigicit unb road)[enben ©rfolgcs für
ben Nuljm bcs von ihm vertretenen Fnbuftriejwciges, öen
fBohütanb ber ganzen (fjcgenb unb zur Ghre feiner Vefitjcr.
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’Jtfjetntfdje ledjnifum p Singen
dni> <r
Tr I Cbeutfdjcn 3itbuftric auf*
merffant beobachtet, TDirö
gefunben haben, baft mit il)r öic Gnt*
wicflung ber t*(t)ȟfd)en yehranftalten
in Deutfd)lanb ftentb in §anb ßdjt.
Dies Dürfte ivol)[ otjne weiteres aus bem
GrunDc 311 erflären fein, bofc bie grofoe
Armee Der inbuftriellcn Arbeiter nnd) Offi*
gieren ©erlangt, Deren Auebilbung 3wc<f ber
tedjnifdjen 3d)ulen ift. Darf es ba wunbeinchmen,
ba{j gerade im SBcften Dcutfcf)lanb*, wo bie 3nbuftrio fid) befonbers
madjtnöll cnttuidclt l)at, aud) Das tcchnifd)« Gchulroefeu 3 ur ijödptcn
'-Blüte gelangt ift?
Am befannteiten unter ben tecfjnifd^en Schulen bes IRhcintanbcs
Ift unjtreitbar bas Stheinlfdje Dcchnifum 3 U Singen.
Bor 11 3«h«tt gegründet, bat es eine Gntwidlung erfahren, bic
fccifpicllos in ber Gefd)id)te des tedjnifcfjen UnterridjtstDefcm öafteljt. Die Anftalt
befd)vän!t ftd) auf bie Ausbildung im OTafdjtnettbau unb in ber Glcftroted)nif ; ent*
fpred)en 6 bem 3 «cU bas fid) ber Sciudjer ftedt, hat fie getrennte Abteilungen für
Ingenieure, Dedjnifer unb iOeifmciftcr. 3m Sommer Jowobl wie im hinter roirb
bas Icdjnifwm non fe etwa «00 Stubierenben bcfudjt. Die meiften ftnb ber ©eburt
nnd) Deutfd)«, bod) ift aud) bas Ausland mit über 100 Bcfuchem beteiligt. Das
Anftaltsgebäuöe liegt in fdjöuer,
freier tfage, auf bem AJege 311 m
Wodjuoberge; es befinden fid) in
il)m fei)T hdlc Säle unb grofoe
Sammlungsräumc, ein cleftro
ied)nifd)cs unb ein Blafdjineir
laboratorium. Das eleftrotcdj
ni)d>e Caboratnriwm, bas fdjon
feit ©riinbung ber Anftalt nor
hanben ift, roetft alle Apparate.
?Jtafd)inen unb 3nftrumentcauf,
bie für miffenfchaftlid)-ted)nifd)e
tOfeffungen unb Beobachtungen
nötig finb. SRtt bem ©ebäubc
verbunden ift eine befonberc
Station für brabtlafe Dele-
graptjie, bie mit berjenigen bei
Dedjnifchen .v»od)fd)ule 3 U Darm
ftabt in Dcpefchcnroedjfd fte 1 )t.
Das 9Jtafd)inenlaboTatorium ift
gan ,3 neu unb baut beftimmt,
Berfucfje an fertigen Betriebs^
mafdjinen, Dampfteffeln, Bum
pen uftr». nor 3 un«hnten.
Da bic Anftalt im fd>önften
Deile ber h<rrlid)cn 9\f)eingegenb |
liegt, ift ben
Stubierenben ^ ■
Saboratoriuni VI.
obgleich erft 2 ^oljrc alt, Ijat fid) ooi^üglid) cntroirfelt. 7 Auto
mobile bienen 311 Demönftratiousäwerien unb für Jvahrübungcu.
IM V
0
i'V >
il'
I
GI)<ntfioiirfd)iilc bes Aljeinifdjen Xcd>u ifu ms 31t Bingen.
Aur ioldjc junge UJtänner werben ab Berufsfahrer aufgenommen,
bie fief) biof)tr im bürgerlichen i'ebeit gut geführt haben. Gin gc*
mctnfamev llntcnicht ber Gbauffcutjchüler unb Der Stubierenben am
Dedjmfum finbet in feinem «yae^c itatt. — Der fieiter ber Anftalt
ift ber in {yadjfveijen befannte 9? enierungsbaumeif ter ftoepfe.
Aufid)t 0011 Bingen, oont ledjuilum aus gcfcheu.
Gelegenheit 99tafd)ineii>£aboratorium III.
geboten, fid>
nad) bcs Dcgcs 9JJül)cn in Gottes freier Statur bie gewiinfd)te
Giholung 311 oerfchaffcn. grcilid), bic Stubicn bilrfen babei uidjt
oemadjläffigt werben, unb fo finbet bafjcv and) eine ftete Wontrolle
über ben Sefudj ber Unterrid)tsftunben ftatt. Afabemifdje 2d)toänv
fjrcitjeit ift fomit am 9lh*inifcben: Dedjnifum unbefannt, fehr jum
Segen feiner Bcfud)er.
Das 9?heinifd)e Dedjnifum hat neuerbings aud) eine tlhauffeur*
fchule eingerichtet, in ber Berufs* fotine Herren fnhrev praftifdj uttb
theoretifd) ausgebilbet tuccbcn. Gines uttfeier Btlbec ^eigt bie
Sdjüler im montageraum bei ber Arbeit. Aud) biefe Abteilung,
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( Jdrtlrfctma von 6«<t( TO.)
erfreu licherweife tft bie Steigerung von 975000 t tm
3al)Tfl865 auf 12*/, Win. t tm 3atjre 1906 alforineSu«
nähme um mehr ab bas 3**>ölffa<lic — nid)t fpnmghaft, wie
in Bmcrifa unb 311 m Teilaud) in (Englanb, fonbcrn in gleich-
blcibcnbcm Prort|<f>ritt vor fid) gegangen. $ic Woheijetier-
Zeugung Teutfd)lanbs einfölieftlid) Cui em bürg* betrug 1906
Tonnen «Be« in 1000 Jt
«ic%ereitol)^fm 2003904 124 577
«effeTnerrobetfen . * 490080 si 706
Thoma«rc>t)*i|en 803980« 437 942
•5tat)l?Vfen unb Spiefldnfcn . . . 75S67B 61 292
BuOOelrotieilen 929122 52R37
Aufttvaren 1. Schmelzung .... GÖÖ47 6460
Brurfjf unb OTn(d)tiJen 14120 ,W>
1249*281 9 715 I8H
Xavon 8618 t öol 3 fohlcnrobeifcn.
£>ergeft«llt WlirbCll : Tonnen «Be« in 1000 M
Auftn>arcn 24074.10 4.V2396
ecftrorifieifcnjfertinfabntaie . . . 69325:» IMH44
Zluhetten- ifertigfabrifate .... 8223009 1 U53T5
Taoon entfielen auffRIjcinlanb-TOeftfaleu oljncSaarbeitrf
unb ohne Siegcrlanb 41,/7#, auf Giegerlnnb, Lahn unb
£>cffcii*9ta{i<m 6,»%, auf ben Gaarbezirt ?„•/,.
'tic 9Jl>Hnifcf)»'4Bcftfölifci)c $üttcn*unb'38alzwcrlöbfTufs*
genoj[enfd)aft, bic in ben Gcftionen (Effcn, Cbcrhaufcn,
TH"i|jelborf, Koblenz, Madien, Xortmunb,Bod)um,.s>agen unb
Siegen 222 Betriebe limfafjt,, zählte 1906 insgefamt 163507
»erfidjerte '^erfonen, bic an Löhnen unb »chältcrn
24f»:!87 252.* bergen, Tür bcnSaarbczirUönncn bic inBc-
traditfommenben 3*ff<fftt uid)t angegeben werben, babieSüb-
beutf(l)effi fen beruf ^genofieiijcijaft and) beirre, tief Lothringen
foiuie einen Xeil oon Bai)crnumfd)liefit unb bic 'Betriebe unb
Lobnfummcn bc* Gaarbczirfs nid)t gefonbert auffflljrt.
SJlafdjinenbau unb Kleine ifeninbuftric finb in
9ü)einlanb.3BeftfftleniiieinunbberfdbeiiBcnif&geiio||enfd)af<
organifiert, bie burd) ihre Sluabcbmmg von ber Bebcutung
ber genannten Diibuftriezweigc genügenbeo 3<*U0ni« ab«
legt. Sie umfaßte 1906 nicht weniger als 7443 Betriebe
mit 211327 Arbeitern unb Bctrictsbcamten fowic einer
(befamtlohnfunime OMI 256743264
iXtas bie Kleineifenin buftrie insbefonbere an«
belangt, fo fann man bei ihr brei Bewirte unterfdjeiben:
bic 9?cmfd)cibrr Dnbuftrie, bic Solinger Dnbuftrie unb
bie Onbuftrie im §agen*9lltenaer Bewirf, alfo an ber
(Ennepe, 9hit)r unb Lenne. (Semeinfam biefen brei Be-
wirten ift bie erfreuliche Xatfache, bafj fie ihrem oon
jeher beftehenben Bedürfnis nach 9Dafferfraft neuerbings
burd) bie inzunfehen angelegten Xalfpcrren beffer geredu
gu werben in ber Sage finb. Dn Bfyeinlanb unb SBeft-
jäten finb bis zur «Witte bes 3abre$ 1906 im ganzen
17 Xalfpcrrcn mit einem Koftenaufwanb oon 22, 4 ffltill. .ff
unb einem Stauinhalt von 88„ 4Rill. cbm gebaut, eine
Xatfache, bic wm fo bemertenwerter ift, aU bic erfte
Xalfpme (Wemfdjetb) auf Anregung bes 'JJrofeffors Dttljc-
2Iad)cn erft 1889 begonnen umrbe unb im Januar 1892
für einen auf 1650000 cbm berechneten Blarimalwaffcr»
bebarf ber Stabt Bemftheib in Betrieb tarn. Dm übrigen
bemerft l*r. jyrang Jicglcr in begug auf bie Kleineren»
inbuftric mit 9?ed)t, bafc bas r was Mlfons. Xt)tm (Eube
ber fiebriger 3ahrc mit prophetifchem (Reifte als Häupt-
er forbemis für ihre gebcihlidjc tVortentroicflung bezeichnet e,
heute gir »ollen öfonomifchen unb fogialen äÜirfnng aus-
gereift ift: „BJerfjcugmcifdjincn mit elementarer Xricb«
fraft h«ben ISingang aud) in beit Heineren Betrieben ge-
fünften unb geben Dem intelligenteren ftleinmeifter feine
volle Selbftänbigreit tvicber, befonbers feit bie (Elertri tität
bem MIeingeuwrbe einen neuen fifbensftrom gugeführt
hat. (Ein mad)tooller unrtfd)aftlki)cr 91ntricb bvängt bie
CEnttoieflung überatl burd) alle SBiberftflnbe hirrburd) jur
immer höheren Betriebsform unb bamit zur Steigerung
ber BrobuTtion unb zur Berfeinerung ber Qualität. SBas
fid) ber iibcrwaltigenben 9öud)t biefes ffortfdjrittes ent-
ge gettf teilte, ift fcf)onungslos jermalmt ujorben/'
Urfprünglid) ber Gift ber fpflter ins SJtärfijdje aus*
geroanberten Scnfen*, Sidjel* unb Stabei feninbuftrie, ift
ber Bemfcheibci »czirt (9?emfd)cib # fiüttringhoufen unb
Gronenberg) bet ^>auptplah für bie 9Berfzeug-
fabrilation, im befonbem für feilen, Bettel unb f>obeb
eifen r HTmboffe, Blechfdjeren, Bohrer, Sdjamiere, ftitfd>en
unb anbere ©ehänge, Schlittfchuhf, Sd>raubftöcfc unb
^eilflobcn, 2öinben unb 3ö'nflc«. Älempner- unb cdjloffcr-
artifel, SUuppcn, Bohrfnarren, £d)raubenfd)lüffel unb ff>as*
roerf, zeuge, .Kaffeemühlen u. a. m. ias $)ohnad|d)e
Biufterbud) Wemfcheiber Slrtifel weift bereu etwa 290 auf;
babei werben bie einzelnen Sad)en in jahllofen Ülbartcu
unb ^Ibftufnngen hrrgeftclU. Go gibt es 3. B. über
400 Sitten unb formen von Bohrern, 30 Slrten Kluppen
unb jahllofc gönnen oon 3*e»ilen, Sägen, ö Ammern ufw.
Wicht nur bas Dnlanb, fonbem namentlich a«d) bas
Sliislanö wirb mit biefen Slrtitelu vom Wemfcheiber Bejirt
aus oerforgt, unb zwar fchan feit fo laugen 3 al ) rfn . baf)
ber be3*id)itenbe Sdjerz eutftanben ift, Kolumbus habe,
als er an bcu erften Blenfchen, ben er auf ber Dnfcl
lüuanahani traf, bic ftragc rid)tete, woher er fei, bic
'Jlntwort erhalten: „91u& SRemichcib." Dn fRemfd)cib gibt
es heute über 350 (Export-, bezw. Komntif|iousgcfd)äftc,
unb bie Gpradjfenntnis ber bergifdten Kauflcnte erftredt
fiel) bei vielen fogar auf bie völlige Be!)crrfd)uug ber
Wtunbart berjenigm i'anbcsteile unb Oiegenbcn, bic fie
bereifen. Xatfäd)lid) hatte JVricbrid) J\abri, ber ftriinber
bes 9Bcftbentfd)cn Berctns für Kolonifation unb (Export,
(JZortffftunfl Seite 78.)
Bon rocfcntlichcr Bcbeutung bei ben 'Nahrungsmitteln, unb ganz befonbers bei Bisaiits
Ift auch bie , Trage einer guten Tabrehjcrpacfung ; man ©erlangt, ba& fir „od) jeper «Ridjtung
ben 'Jlnforbeninflen beT fmfliene cntipreche. Tn biefer fiinficht hat fid) ganz befonbers bic Ka-rton
uerpactung für (lates unb Biscuits, bic TET Bcrpnrfung als bic befte unb zrocdmöftigfle bewährt.
On Teutfctilanb hot man bie Iragumte biefes wichtigen TamUie-nnatjningsmHtets, bas
in manchen l'änbem. fo oor allem in Cnglanb, als B oltsnah rungsmittef bereits anerfannt
tolrb, nod) ni<t>t genügen h mcrigefchSh*- önfes unb Sisaiits fehlen fogor noch in manchen
(Sefdiäftcn, in benen fie fäuflid) fein fällten. 3n Köln, $ol)enzollrmring 10 , Ift neuerbings
ein (Safes ■ Spejialgefchäft eröffnet, bas ln mufterhaftcr SCeifc ein* tttusftetlung jetgt unb (ich
burd) eine ftTeng tilnftlerifche 'Jliisftattung fowie burd> tabellofe UbfTfid)tlid)trtt auszeichnct.
Xic (Entroürfe 311 biefer 'Musftcllung , bie wir obenftet)enb abgebilbet hohen, ftamnien »on
bem ttunftmaler fieinrid) Blittag aus j&annoorr Xer 3wecf biefes Gpeziaflabens ift, UBarcn
in befta Cinalitüt oortcilhaft 3ur (Geltung 311 bringen unb baburd) oorbilblid) 3um Bertavif
unb zur leichteren $anbl)alnmg bes Konfums zu wirten. 3m .{vnbltcf auf bie uollenbetc
Torrn ber iföfunfl Mcfcr ?lufgabe ift cs ju wünfdjen, bafe Befrrebunflcn biefer SIrt eben«
bürtige Nachöh^wnfl finben mSchten.
£annooerjd)e Gates $)• Sa^Ijen. 93oIfsnat)rung.
rvritc frhr wir tm Zeitalter ber ijmgiene leben, tnadit fid) mehr unb mehr burd) bie gcficigerten 'flnfor bedingen an ben 'Jlährgehalt unb bic
x I WSchmodhaftigfeit unferer Nahrungsmittel bemerfbar. Tn Berbinbung mit t)°h cm 9lät)rwert unb 2Uohlflefdnnacf forbert man aber auch
befonbers IcidUe Betbaullchteit. (Es gibt baher wohl tanm ein anberes Nahnmgsmittel, bas alte biefe wichtigen 2torbebtngungrn in fo
vollenbeta Weife in fich fchlicfzt als gute Cafes unb Biscutts.
Bor noch nid)t langer 3<>t betrad)tete man (infes unb Biscuits nts t?uru*artitel; heute ftnb fie aber bereits ein Gebens bebürfnis, ja eine
Notwenbigfeil zum Wohlbehagen ber Lebensführung geworben. Xenft man oor allem an bie Nahrungsfrage ber Kinbcr, fo bürfte fich fdjwerlicti
etwas ©efferes unb (fiefilnbercs finben, was in bem zorteften «llter geboten werben fann, als Leibntjj' unb 3>uoe-Gate*. Tür ftroh «nb Klein in
gefunben unb tränten Tagen, furz ju jeber 3eit ift biefes wohHchmecfenbe unb nahrhafte ©ebäd ein wlltfommenex (Saft.
74 Original from
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Papiermaschine VI
J.M/.Zcinderc Bergisdn-Gladbach. Papierfabrik
rZ~r"IZujBigni ad Erlassung :[j 5 jl
l£j Berlin Xchellingslrasselbl^j
Uet freier : C ö In. NUrtibarg. Leipzig
Hamburg, Han nauer, Paris, London,
Mad r id. Barcelona Mailand.
Satimer- Saal
Büttenpapier - Fabrik
Holländer - Saal
rYVidi AüVlu hinüber minien auf rcd)t*rl)chiifdicui
j 1 1 Hi {V hl Alton iSölKit v"uk be* ©ctgiidfeit VMnöc*.
Vilit* feinen iit hic iHhoinchcne nbftcigrnbcn
©udiemivitbiingcti ivinhet f icf> her Stnmberbad) l)cr
oor, ein diemäficr. helfen Jträile .{werft non .V>ollonbern
ffir hie ©opiorfabvitauon an*gcnunt mürben, Me jr»H,j
in c r «i i | et» Ktlabbadi hie erfte ©aiMcrumbte am
legten. 3hr ftrfiithcr etefren Jot oho mürbe vmi
Stammvater eine* ocriumgtfit '{>npi<rina<t}crgeidi1edi •
t c*>. bas hm di Jolirlwmhfrte heu 5Huf her Ijeimiidien
JVibritotc liodihidt. Tte gröftk ©ebeutnnn unter ben
©opierfobrifanten erlangte bie o*irina j.vu. Janbers,
hic non Jol). ©HU). .{anbei* int Jahre 1822 begrünbet
mürbe; itnrii heileti trüben lohe f iitirtc (eine ‘JKitioe
ftrnn Julie Jcmbrrt» mth finiter bereit Botin iRidvnrh
ba* oVfdioft loeiter. ©idiorb Jaiihcv* legte hen
Kutin b vir fettigen '.1u*bet)uung her J-irnta, hie, ho
audi er früt) Alte bem Webcit fdiieb, von Juni Worin
. Ion her* weiter geführt »mir he, bi* ihre Bohne
tliidiavh mib iwino eintraten.
Wad» betn lohe iHtdiarh Jan her* int Jahre Ifliiß
iinb her fei» miuntelir fflnfiig Rohren int (Widiöti
tätige Jfiorr Vluqufl i'enffen uub .Vien .ttoinmcriicnrat
.Vinn* .{anher* hie alleinigen fvmncuinl|tib«r.
Tie Jirina 3- W- Jan her* fnbriiicrt getreu ihrer
Ambition nur feine nah feinfte ©agiere imh
.Wort oii *. Weben ©oit , ©üdjer= uub WSidjpavicien,
Worntak nnb Tnutpatucrcn iinb ihre Bpctialitiit haith
gcfd)3pfte ’Pflftenpapierc, namentlidi ein bem eng*
Midien ©Riatmau gleidiartige* ©üttonu'idicniunner.
Hb eitere Bpciiali toten fitth feine tflfeiibeinfartnn*,
©untbrueMtarton* für hie gröftteu Bdmcllpreficn
mib nl*> teilte Wen heit ein motte* JUuufthruetpopicr,
ha* Trude ermöglich», hie an Jtupfcrftid)« erinnern.
Tie ,>inno bat eine eigene rtrohitofffabrit nnb eine
fKiltHcuganlagr iur ftrrftclltmg eine* leite* her in
ihren Jabrifen vir ©cvmwibitHß foumienben Wob-
ftciffc. :Rot)inotcrialirn mth fertige Johritotc finh in
ilt>crlid)tlid>er ©teile gelagert. Tie Verteilung hei
©latertalicn auf hio ncridne heuen ©o triebe geldlich»
hurdi eine .Uleinbobn mit feucrlofem Votomotip-
betrieb, her ©erianb mir!» erleiditert hnvdv be-
fonheren Wuidilufi nn hic Btaatobahn. 3n ben
mit heu moherniteu fönrid>tmigcn oerf ebenen jfaibrt
fationarflumen werben für hic ‘jjiafdiincn .inoo ©ferbc>
tTofie ou*gcmnn, e* finb fcdi* ©apicrinnfdwncn imh
fedi* Bduunhütten fflr SSanhpapicr in ©etrielv Tie
»robrit befittt ein eigene* ©tniienuerf, beffen Wciftu ngen
genügen loürbeii, unt eine Btobt von 200(100 fön-
mobilem gi nerf argen. Tic Iogi**probultion betrag!
ruith 4i>ooo kir, bic ,i»nn T eil ouf bent 2Uege he*
(Srporteo föngang in olle Multurlän her finheu. Jyiir
ihre taufenhVIrbeitvr liat hie rünna in mnfongreidvfter
SUeife hurdi foiiale iStnriditungen geforgt. Bic
bcfilit eine eigene gctuerblidie ^ortl)ilhung«fd)ule unh
uutcrt)Stt 9lolj* nnh lumhirfe. fönen großen 9|«f
eriangte toegett feiner innfitalifdien Weift ungen bet
au* ttlrbcitcrn nnb '.'Ivhcitei innen beftebenhe, von
J-ran ‘.Ulorio .{anher* gegvimhete „iSSeiliendior".
Sortier- Saal
Karton - Fabrik
Papiermaschinen IV u. V
Kalander-Saal
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(SortftfcimO oon Seite 74.)
rcd>t, iDcnii er Fante : „Aemfeheib ift unb bleibt bic Seeftabt
auf bem Berge."
Ter Solinger Skjnrf fGoli?igeu, Cbliflo, 9Balb, f)öl)*
fdjeib unb foräfrath) ift bet Gift ber Raffen*, ©teffer*,
®abel» unb Scbcrenherftellung. 3n Gelingen würben
fdjon im 12. 3al)d)unbert Schwerter gefdpniebet; bie 3unft
ber Aleffer» unb <ftabelfd)miebe erhielt 1571 ibr ©rioi*
legiuin, währenb bic Sdicrcnhcrftcllung bort erft feit
1794 nachweisbar ift. Tarent fcf)loft fid) bie ftabrilation
uon Rafiermeffcru, <hinirgifd)cn Onftrumcnten unb feineren
Stablawren überhaupt. Tie (hrjeugntffe finbeu über ben
flauten lErbball ©erbreitung in crfolgTeichftcm Jöettbetnerb
mit ben heften engli|d)en ftabritntcn. 3hr iä t)Tl ict)cr Um*
fat) be3tffcrt fid) auf etwa 55 Will. .M.
3m brüten BeAtrf werben an bet ©itnepe bie gröberen
'löcrr,teuflc, ferner Senfon, Gadbaucr, Qrobe SDteffer unb
allerlei tfleincifcnjeug hcrgeftcllt, unb in graften 9Balv
werten wirb 'lÜal3brabt erzeugt; in Altena ift ber Gift
ber Ttöbliicberei unb einer bebeutenben ©teffinginbuftrie,
bic aud) in 3fetlol)n neben ber bortigen Rabclinbuftrie
AU Haufe ift, roätjrenb in 2übenfd)eib SOtctalltnöpfc,
Schnallen, Agraffen, Brofdjcn, Sritanniawarcn — meid)
lefttere übrigens aud) in Hüben (BcauI Tüffelborf) ber-
geftellt werben — ben fliegenftaub ber mannigfaltigen
tSr3etigung bilben. 3 ÖC 'Unbein fomint außer bem nod)
ber Aachener ©e.tirt in Betracht, ber feine Chr3eugni|fe
cbenfo wie bie flenannten BcAirfe neben bem 3nlanb
aud) auf bem iüfltmarftc abfeftt. Auch bie erfte <Sted*
tmbclfabrif ift 18Ö4 in Aachen eröffnet worben, bie il)icn
'JJlcffingbrabt non bem benachbarten Stolberg bejag, wo
ebenforoie in Burtfd)eib unb (Efdjweiler bie Aähnabel»
fabrifation betrieben wirb. 3n Gfchroeilcr ift übrigens
aud) bie ffBal.jbrabtfteiftellung baljcim.
Tie rljeinifd) » meftfälifdje nnafd)ineninbuftrie ftat
fiel) in iftrer eigenartigen Bebeutung in erfter fiinie auf
ber flinmölage ber auofd)laggebenbfn Bergbau* unb (Eifen»
hüttcninbuftric entwidclt. AMe fefjr bies ber SM» mag
bie3r<ftftellung ber Xatfadjc geigen, baft cs bis cor wenigen
fahren 9Jiafd)inenfabriten, bie fiel) mit ber Herftelltmg
oon ib «Uwe rtmafd) inen befaftten, überljaupt nnr in9ll)ein*
laitb*Akjtfalen gab, unb baft bic mciftrn unb aud) bie
bcbeutenbften Jvabrile«, welche ©crgwerFsmafcftinen unb
'JJlafd)iucn 3ur 'Aufbereitung oon Hohlen, ©r3en iifw. her*
ftdlcn, ihren Sift im rüoittifdiutef tfälifdjcn 3nbuftrie*
gebiete Ijalicn. Tic groften Alciffcrbaltungen unb <Sd)ad)t*
an lagen' finb in ber £muptfad)e rheinifd)* weftiälifdien
llrfprangs. Aud) bet ben Antriebs* unb bet ben Htlfs*
tnafd>inen fteht ber rhcinif<h*mcftfälifd)e üJJafct) inenbau
obenan. Tic groften 3förbemuafcf)incu für bie Bergroefte,
bic ©ctricbsmafcbiiien für bic »ielen Gifenftfitten unb
'IBal3wcrtc werben oon ihm crAcugt. Tic bcbcutfanic
lEutundlung ber (SmsmaJdjine unb mit i^r bie (broftgas-
unb (öasflebläfcmafchine ift mit bem Orte Teuft unb bent
Aatuen 2angen«Ctto für immer nertnüpft.
9Jlit ber Vtobemifierung ber Setriebe, mit bem Sc»
ftreben, bie GrAcugungsfoftcu juoerminbem, bie ©robuftion
3»t oermel)rcii unb bie mcnfd)lid)en Arbcitsleiftuugcn burd)
geeignete unb 3wcdcntfprcd)cnbe 9Jtafd)inen 311 erfeften,
ging and) eine fräftifle (tntwidlung ber fid) hierauf
grünbenben 3D7afd)ineninbuftrie ftanb in £>anb. Ter
bcutjdje Kranbau, ber wegen feiner heroorragenbeti
Vjeiftungcu im 3n* unb Auslanb großen 9hit)m genießt,
hat fein S<h«5«geroi<ht in 9H)einlanb-2Beftfalen: bic brei
bcbeutenbften Äranbaufirmen finb rheinifchc 9Jlafd)inen*
fabrifen. Tie groften, mäd)tigcn 5irane in beutfdjen nnb
aufterbeutfd)en £)äfcn unb Üabepl&ften finb großtcntcilo
im rl)einifd)*weftfälifd)en (Sebiete gebaut toorben unb tünöen
weithin ben Auf)m unb bie Grfolgc beutfdjcr 9Jlafd)inen»
baufunft.
Tas flotte (Emporftcigen aller ber gjlafdjinenfabritcn,
bie in ben £>üttenwerlcn ihre Hauptabnehmer haben, blieb
aber and) nicht ohne Cinfluft auf biejenigeit SJtafdjtnen*
inbuftrien, bic cs fid) in ber Haiiptiad)e angelegen fein
laffen, fchnellfte unb billigftc Hcrftfüung ber uon beit
Serg* unb Hüttcnwerfcn benötigten ÜJJafd)inen 3 U ermög-
lichen. fBenn aud) ber 'lBe^eugmafchineubau feine SDiege
in Sadjfen hat, 3 U mirnicher, ia fogar 311 internationaler
Sebeutung namentlich bes fdjmcrcn fBerf 3 rugmafd)tnen*
baues ift er erft burd) bic groften Anlagen im rheinifch*
u>eftf&lifd)en tftebiete gelangt. SCerljeugmafdjincn im Stüd-
gewidjt uan 300 t unb mehr finb Stiftungen, bie fidj
fehen laffen tönnen, unb bie bisher nirgenb aitbersmo
erreicht finb. Sem ber Sebcutung unb 'JKannigfaltigleit
bcs rhcinifd)*wcftfälifd)cnSmafd)inenbaucs legten bic groften
Tüffclborfcr Ausftellungen 1880 unb 1902 berebtes 3 cu fl n * &
ab, ba gcrabe ihre Dlafchinenljallcn — bas barf ohne
irgenbmelche Übertreibung gefagt werben — bas Staunen
aller äultumationen erregten. Unb bas ift um fo be»
mertenswerter, als ber beutfebe Wafchinenlmu Fcincswcfls
unter leid)ten Serljältniffen arbeitet. Aaum irgciibmo
anbers ift ber 3nbioibualisnuis ber ttoufumentenfreife in
bc 3 ug auf bic .Wonftniftion ber 31 t erwerbenbeu 9 Jlaf<hine
fo groft wie in Teutfd)laitb ; in anbereu Cänbcm hält
man fid) viel mehr an ben „Tpp N als bei uns. Tabei
wirb ferner gcrabe and) 00 m beutfdjcn 9Jtafd)incnbau ganj
befanbers geforbert, baft er allen t»iffenfd)aitlid)cn unb
gewerblichen Jortfchritten auf bent &uftc folge, unb bas
ift nicht allein mit groften 'JDlühcn, foubem oft auch mit
bebeutenben ftoften oerbunben. Tie (Eutwidlungsreilie:
{Drortlc^ung Seite
(^otirab 2Btn. Sdjniibt, (5. £atf= unb Stmie^übrü, Düffelborf.
ie bcutfd)e Vadinbuftrie höt in ben leftten 3aht*
lehnten einen gewaltigen Auffchmung erfahren.
(Eines SJcUrufes in ber yaefbraudje erfreut fid)
bie Uad* unb ^intis*^abri! ßonrab Ahn.
S d) m i b t , (T>. nt. b. Sy. i n T ü f f c l b o r f , bic läng ft ju ben weit«
aus gröfttnt tttablifjements ihrer ©randjc in Teiitfdjlanb ge»
hört. Tas'Ukrf, bcffentbefamtanfichlunfcr ©ilb ocranfcljan-
lid)t, würbe am 1. Cftobcr 18C4 in bcfcheibcnem Umfange
gegriinbet; cs h fl Mid> feit jener 3<?it fortgefeftt oergröftert.
AJeitläufige ©aulidjleiten ber Jabrif behnen fid) heute auf
einem Terrain non <a.l7500qm. Auftcröem befißt bie&irma
nod) eine auf g(cid)cr Höhe ftchcnbc l 3d)wcfterfabrif in Bon-
bon. Tic tägliche ^Urobultion bcs auf bas nwbcniftc cm*
genuteten SBerfcs beläuft fid) in Tüfidborf allein burdüdjnitt*
lid) auf ca. 10000 Stilo yaef, ein Quantum, bas auch ohne be«
fonberc Sdjwicrigfcitcn auf löbislCOOOÄilo erhöht werben
lann. 2ld)tung gebietenb finb bie enormen Sorräte in ben 3ur
Varifubritation in «Vrage fommenben Rohmaterialien, wie
.Hopal, ©entftein, Tamarhari, Gd)cllad ufw. Turd) große
tSinfäufe biefer Rohmaterialien ift bie Jirma in ber Uagc,
ltets gleichmaftige Qualitäten 311 liefern, währenb es ihr
bic auegebehnten 2ager geftatten, nur abgelagerte Uacfe
non beftcr Qualität in ben Hanbcl 3U bringen. Tas J?ager
für Mutfd)cnlade enthält allein 46 3ifternen mit 3ufammen
275000 .Rilo 3nhalt. Aufterbem finb nod) 7 fiarflager mit
Aiifammen 230 3 Ü fernen oorhanben, mit einem (befamt«
faffungsoennögen oon über 800000 Äilo Cad. ©efonbere
^Erwähnung nerbienen aud) bie enormen Tanfs 31m Auf«
bewahnmp oon Leinöl unb Terpentinöl mit einem (ftefantt*
Inhalt oon 200000 Uilo. Tiefe 3ah lcn geben einen ©egriff
nou ber ©ebcutung bcs Unternehmens. Tic oiclfeitigen
ftabrilatc erTreuen fid) überall gröftter Beliebtheit. Als
Spciialitätcn finb hcroorAuhcben : ber ooriüglichc 5uft«
bobcnlad w 6peciar, ber Tclorationslad „Gplenbor“, bic
3apan*t£maiUcn „Spccolpr", fotvic bie Heitförperladfarbi'n
„Gotoppr“. Tie 3folier* unb Omprägnierlade fowte bie
3foliertüd)cr unb «©aptere „3nfulato" finb in ber ClIcCtro*
technil hinwidjenb befannt. Tas 2lbfaftgcbict ber mit
Gtaats* unb anberen ©Jebaillcn (Tuffelborf 1880, 1002,
©erlin 1907) ausgcAeidjitetcu Jirma erftreett fid) über gani
Teutfd)lanb, Gfanbittaoicn, Cf tenreid)- Ungarn, bic Gdjmeii
ufw., währenb bie oben erwähnte Conboiier Schwefter*
fabril nach allen übrigen Cänbcm ber (Erbe erportiert. Tie
fvirma hat in einem elegant ausgeftatteten iUuftriertcit
Matalog ihre fämtlidjen f^abrifatc uericid)net, unb juxlr
mit gleid)3eitiger Angabe bcs ®ebraud)«3»edes für jebes
einAclne j>abritat. Dntereffcnten fenbet bic Jyirma biefeu
Üatalog auf Anfragen gratis unb franfo 3U.
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76 Original from
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(ginbau ein« 24 cm > (ScfcfjütjtuTmcs — Cinfeijcn ber X)rci)[d)eibc mit bcm oberen Sdjadjtteil in bas fiinienjdjiff
„Raifer Rarl bcr (Öro&e" auf bcr SBerft oon SBIofjm & 93ofj in Hamburg.
ttas S3itb fpiegelt in glänjenber 2Beife bic Ijolje Stellung ber (Eifcninbuftrie in Wf)einlanb=3Bcftf den toiben roir cifennen, roie bie (Er 3 cugni|fe ber £ocf)ofen
unb aDaljrocife, ber bo^aulif^en ^reffen unb (Diefeereien , bie in ihrer umfafjenben 93ebeutung in bem Warnen ber Äruppl^en (&u[)ftal}[‘3frbrtt in CEffcn
ihren £öt)epunft bejitjen, jut UWac^1)lcUu n g Deutj<htonbs beigetragen hoben.
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töortfrliiuni oon «eilt 76.)
Xampfmafdjiuc , ftnsinotor, clcftrijdjc Kraftübertragung,
(?>rpßgasmafd)ine, 0>asgcbl(ifcmafd)inc, Turbine, rebet in
biefer ©eiießtmg für ben ftticbmann eine bcutlicbe Sprache,
bic in y a im f reifen nid)t ot>ite weiteres oerftanben unb banint
nid)t genügenb gcroüröigt wirb. 5ortfd)ritt tn berTcd)'
-nlC bringt bem 9J?afd)inciibau .\roar jwcifcllos neue Arbeit;
aber anberfeits finb bic baburd) bedingten Umwälzungen
in ber ftaßnfation, wie fie beifpiclsmetfe obige (Sntwicflung*.
reibe barfieUt, bie Cuelle um fo größerer iloftcrt für bie
■OTaßhincnfabrircn, fc rafdjer fiel) bie &ortfd)rittc ootl, Rieben.
Tic ©ebeutung ber rheinifd) • wefifälifdjen Textil«
tttbuftrie mag baraus erhellen, baß bte rl)cintfdvwcft
fälifcße Tertilberufsgenoffenfcboft, bie in bie Scltiomm
TüfFclborf , 9H.»® la bbtui), (£1 berfelb, ©armen , Senne p. ?lad)en
unb Wh'inftcr zerfällt, im Oahre 1906 insgefanit 2629 be-
triebe bic 142 555 Arbeiter mit einem ßofjnbetrage
von 121 529 931 .# beftßäftiflten. Tie niobente Cntwicflung
bat es mit fid> gebracht, baß bie uerfdjicbencit Erzeugung*»
gebiete fid) nid)t mcl)t fo ftrenge trennen laffctt, wie es
cljebem ber {$all war; nid)tsbeftotv>cmgcT fann man aud)
heute nod) jagen, baß ber Hauptftß ber lucßinbuitrio
außer TOeröeu imb Kettwig öer Aachener ©eprf ift, baß
bte <5 eiben* unb Samtinbuftrie fid) auf Krcfelb unb
bie Machbaren c ton, zentriert, baß bie ©aumwoUiitbuftric
l)auptfrtct)lid) ben ©ejirf 9R.«(5)labbad) unb Wßegbt — bas
rt)einifd)e ©lancßeftcr — umfaßt, wäßrenb bie Teitil-
inbuftriebeGUBuppertal® in ihrer mannigfachen eigen«
art eine befonbere ffmtppc bUbct, bic wir weiter unten bes
ttäbent djara tarifieren werben. 3n SBcftfalcn ift fmuptfiß
ber Üetuenwebereien unb ©leidjereien ber ©telcfclbcr
©f 3 irr, wäßrenb imSJKinfterianbe unb an ber ßollänbi Rhett
tftrenze fid) eine bebcuteiibe ©numrooUfpinncrei unb
• Weberei entwidelt Rat.
Tic Aadjener Turf)- unb ©tadiubuftric ift fchr alt. 3 djott
im 3 a b rc 1135 werben bie bortigen AJcbcr als bie fjof»
färtigften unb oerwegenften ©itrRben bejddjnet, unb 1387
wirb bas Atitwerpenct Sagcrgebäubc ber Aachener lud)»
unb SBollbäublcr. bic aud) iit ©crtcbig eine roftbare 'Jiiebcr»
laffung fjattm, bas „Haus von Aachen" genannt. Aud)
I)eute nod) lönmtt ber genannten Aachener Ctnbuftrie eine
große Sebeutung zu. Außer ben umfaffeitben 3ulanb»
aufträgen lourbeii l‘.K)6 allein nad) ben Bereinigten Staaten
oon ftmerifa für 742928 $ 3 ud) waren ausgcfüf)rt, wobei
bie in oor.piglid)cr ©cfd)nffent)cit Ijcrgcftelltert Tamentucf)c
bic Hauptrolle fpiclen. Aud) nad) Sübamcrifa, insbofon*
bere nad) Argentinien unb ©rafilien, fowic nad) Auftralieti
geben bcbeutcube ÜDlengen. ßeiber f)at bic genannte 3rt*
buftric infofem einen ßbwcrcu Gtanb, als fid) bie Arbeiter
beharrlich weigern, ben Toppelftubl ju bebienen. Tas bat
bie 3rotge, baß crhcblicßc ©fangen oon [Rohware (Trapcs)
aus bent <&wiz«®eraer ©cjirf, wo man fie auf Toppei«
ftüßlcu weit billiger berf teilt, bezogen unb in Aachener
Apprc tu rauft allen ausgerüflet werben. Taß bics eine
fdjwcre Sdjäöigtmg ber Aachener Akbcrei in fid) fdjtießt,
liegt auf ber .^anb.
Gouftige ©ISße ber Ind)» unb JDallinbuftrie finb Cupcn,
OTontjoie, iüerben (fRußr), Kettwig, fiennep, fifideswagen
Uttb SBippcrfiirtß.
TieSciben- unb Samtinbuftrie bes Mrcfelber ©e*
Wirtes fübrt ißre erfteu Anfänge in bte zweite fiälftc bes
17. 3al)tl)unbcrts 3 urüd. Tic ßcinenin buftric, bie cl)cbcnt
bort ßeimifd) war, ßattc allntäßlid) ©üeffd)ritte gemad>t,
erndljrte bie in il)r ©efdjäftigten nur fümmerlid) unb oerfiel
fd)ließlid) gan,). ©littlcnoeile erwarb 1 688 $einr. 0 . b. Ceqen,
ein I)oUärtbifd)cr ©tennonit, In ilrefclb bas ©ürgcTred)t.
(5r Ijanbcltc unter anberm and) mit Äoßfeibe, bic in .ftötn
gefärbt würbe, wie mit Aät)° unb Stidjeibc, bie er aus
Öotlanb beiog. tfr ift ber ©egrünber ber Mrcfelbcr Sciben*
unb Samtinbuftrie, öa er fd)ott in« %al)xe 1G7« (üallons unb
im 3al)re 1(>H0- Samtbänbex weben ließ. 'Aus biefen An*
f äugen crwuri>s bic große, im 18. 3aßTbunbcrt burd)
©lonopol gcfd)üßtc 3inua p. b. ßegen, ber aber oiele
atibcre firmen folgten, als bas ©lonopol nad) bem (Ein*
marfd) ber ^ranjofett 1794 in ©ergeffenljeit geriet. 91a*
polcon I. ließ ber Mrefelber 3nbuftrie jebe Jörberung 311*
teil werben, unb als er am 19. Cttobcr 1810 bie ©erbren*
nung aller cuglifd)cu r nad) bem Kontinente eingefnßrtcn
©taten angearbnet batte, baulte il)m bie Krefelber.s*>anbels*
famtner, allerbings erft auf bie wieberbolte ffllaßnung bes
©räfeften ßaboucctte.in einer fdjwülftigeu Abrcffc, in ber cs
unter anberm beißt; ,.Lu pTandc idre de IV-loignemcnt entier
de riiulustrw angluise du Continmt, ei<Vut/c par lederet
de V. M. +lu 19 ortobre ent un nouvenu jriise de l’intärbt
i|ue V. M. preml 11 voir fleurir et profifx'ri-r les ('•tnblig.se*
incntr nationuux.“ 3old)er gcwaltfameu ©laßregcln bat
cs [pater uid)t meljv bcbiirft, bie 2Itettbewcrbsfdl)ig(cit ber
Krefelber 3nbuftvie ju ftärfen. Atem« fie aud) fdjwere
3abre buTd)gciitad)t bat, fo ift fie bod) 311 ftets wadjfcnbcr
©ebcutung gelangt.
Tic Textilinbuftrie bes 313tippcrtals bat fd)on
Alfons Tßim in feinem 1879 erfdjicnenen ©ud)c für launt
überfeßbar erflärt, aber mit SRcd)t ßat er bas fl>arn ben
leiten ben Jaben in biefem ßabgrintt) genannt. Tas Cöam
bilbetc ben Ausgangspunft bes JBuppertalcr ©eroerbe*
flcißes, feiner ©leid)erei unb 3wimcrei » SVürberei unb
Appretur. Tarau |d)loß fid) bieüBeberei, früßer non ßeineit
unb Baumwolle, bann uou Seibe, Atolle unb gemifd)ten
Stoffen, bereit Färberei, 2lppretur unb Tntcferci. 3-cmcr
ift bier bie ©tirferei ber ©änber unb bic ( >lcd)terei ber
(^orifr^uttQ Sette 00 .)
entfernt werben mußten, um neue fylitfe ufw. auffeßen )u
föniten. Cs mar bies eine lauft mterige. ftunben«, ja oft tage*
lang bauembe Arbeit. ,f>ente ift bics anbers fleworben; ber
betreffenbe Arbeiter Idmeibct mit aller ©eauemlicbleit bic
reparaturbebilrftigcn Stellen aus, eine Arbeit, bie in ben
meiften fjällen ferne b ä ^ e Stunbe in Anfprud) nimmt (Eine
oon einer Autorität auf bem (.(»ebietc bes Cifenboßnioefens,
^>erm (Beljeimcn Saurat Aleqer, 011 f fl ef teilte ©ercdjmmg ^eigi
(Prfparniffe bis 311 fiO ©ro^ent an .Üoften.
(Ein weiteres ©erfahren, bei rocldrem aud) ber Sauerftoff
eine große ©olle Ipielt, unb weldjes ebenfalls als (Erfte bie
Teutrdjc t>il)i)bric berOnbuftrie tugänglid) maditc,
ift bas rilßqbric-SdjTOeißoerfatjren. Tiefe beiben ©er
faßren finb geeignet, fid) geflenfetttg 3U ergangm, inbem man
bas Gcßnetbeo erfahren jum Jert rennen, bas 3<ßwetßoerfaßren
jum 3ufammcn|d)roeißeii anioenbet.
©on unfd)ät)barcin Alerte ift bas Sctmeibc-Aerfaßren ba,
wo tuie ©. bei (Etfenbaßn* 3 ufömmen[t 5 Rm, Srünben unb
ät)T«lid)en Hnfllfldsfällcn Itftrrnbc (Eifcntcile 311 befeitigen finb;
fo ßättc man abfotut fidjer eine große Anjaljl oon BJenfcßcn-
leben bei bem entfeßlid)cn 3 d)ulbraubiit ßafC’Äiew ((Sleoelanb)
retten tönt um. ©ctanntlid) waren viele ber ungl£ldltd)en
Üin ber bem lobe getnciljt, weil bic 'Jenfter, bte einzig ett ttoeß
crretrßbarert Ausgange oerflittert waren; 6 SRtmiten Arbeit mit
ber Sd)neibcmafd)ine unb bie (Sitter wären befeitigt gewefen!
lfm äbttlid)cr ftall paffierte unlängft inAtiel; liier fdnoebte eine
Anjaßl ®lenfd)cn, bie beim (Jinfturj eines Kaufes jwifd)cn (Eifert
teilen eingeflemmt faßen über 12 «tunben in t'ebensflefaßr, weil
bao fnnwegldiaffcu btefer leilceine langwierige ATbcit erf orberte.
3um £d)Ittß oerfeßlett wir nid)t, unferett i'efem nod)
einige, burd) biefe ©erfaßreu ßergeftellte ©egenftänbe bUDlid)
oor Altgen ^ur fflßren. Adir weifen ßier auf bas Sdjnciben
öer ©an3 erp latten , ©ußtriditer fowic auf bie gefdi weißten
Jtiinftfd>micbcaTbcitcn, bic unferen gcfd)idtcftcn 41 unftfd)mtcben
(Eßre ntadten würben, bin.
Ta® Unternehmen Teutfdic Oi!)t)brit tjat feine Edjwefter«
firmen über gonj (Europa jerftTCut. Tic Ausbeutung ber
©erfahren unb ,1-abrifations3wede erfolgt im Auslanbc burd)
folgcnbe Edjweflerftrmcn : Ort 'Belgien unb Eiotlanb burd)
bie Orßgbrioue Dntemationale, ©rülftl, 12 me bu rongris,
in (£ranfrcid), 'Spanien unb ber Gcßwei) burd) bie £>if)t)bri4ue
3francaife, ©aris, 2 nie Aouoelle, mit fjtlialen in Cille unb
Vit)on, Italien burd) bic cocicta Anonima Cfübriea italiona,
Torino Weapel, in ben ffanbmaotjdicn yänbern burd) ©olaget
inorntor ©nb. Alüllcr, ©öteborg. ‘AJciteTc 3d)wcfterfirmen
in ©ußlemb, (Englanb, ‘llmcrila, öfterreid) unb Ungarn finb
in ber ©rünbung begriffen.
Intereffanter 3weig ber d)cmtfcben 3 nburtrie wirb
I ^♦burd) bicTeutfdje Oxbobrie 3» Tilffelborf-Cller reprafen*
\y v tiert. (Es dt biejes bie ^erftellung ton SBafferltoff unb
^■^SaueTftoff oermittels eines eigenen Stjftents, bes paten»
tierten (El<!trolt)feur- 9 lppaTates „©üruti“. hiermit 3ufammett
bängt bie Etonftrultion folcßer Apparate, bet weldjen 'JlUifier*
unb Sauerftoff ,)ur ©erwenbung gelangt
Tie betben ©afe «Jafferftoff unb Sauerftoff, weldjc fid)
beute einen wid>tigen ©laß m ber ©t[en* unö ©letallinbuftric
erobert ßaben, gewinnt man erft feit öerßättnismäßifl htr^er
3rit tn rationeller unb wirtfdia ft lieber ©Seife. Cs ift Dicfes
in erftfT Cime bem 3taliener ©ornti ju oerbanfen, welcßer
einen wirtlid) praltifd) brauchbaren (El cftroltjfcur «Apparat
(tDaner3erfeeimgsapparat) tonltniierte. Blittels emes fvldjcn
Apparates wirb bas 'IBaffer unter 3ubilfenabmc bes elcftnfdjen
6tromes in Trine ©eftanbteile H ? uttb O 3crTcßt. Ter fo gc«
wonnene Sauer- unb ÜBafferftoft wirb gereinigt unb mit einer
Wetnbeitoon997, bisl00°/ o tn Stablflafcben bissumTnid oon
150 9ltm, bincingcpreßt. So gelangen bie ©afe )um ©erfanb.
Ctn befonbers toießtiger ATtroenbiingsjweig ber ©taffer*
unbSauerftoffinbuftrteift ba® ScßneibeoerfabTcn. Tiefes
oon bet Teutfd)cn Orßpbrit erfunbene, oon ißr auf ben Blartt
gebrachte unb ihr patentamtlid) gefdjüßte ©erfahren bient,
wie fd)on ber Ülamc fogt, ba3u t (fifen- unb Staßlteile mittels
bes Sauerrtoffftromes fchnrll, [außer unb billig 31t 3ertrennen.
Tic Anwtnbung bes Saucrftofffchneibcocrfaßrens in ber
3nbuftrieift etneaußerörbentlid) mannigfaeße. TOir füßren u. a.
folgcnbe Gebraucßsitoeige an : 3frrd)nclDcn oon ©anjerplatten
bis 300 unb 400 mm, Abfcßnctbcn oon Staßl- ober dien*
blecßcn, Scßienen, ©Tofileifen, Aietföpfen, ©oßren unb bcrgl..
Ausfd>netbcn oon aJlannlöeßem, runben ober fonftigen Öff-
nungen , Abmracfen oon 03ennbampfern unb Kriegsfcßlffen,
3erflrinem oon Altmaterial auf cßargierfäßige (Stößen.
©eben ber «Rentabilität finb bie erftaunlictje Sdjnelligfett
fotoie bie Ltaicßtigreit ber Handhabung bie HouptooT^ilge bco
neuen Sdjneibeoerfafjrens. Tie öiefften unb härieften ©an3er*
platten, bte fehwerften UUellcn werben mit einem f leinen,
laum 2 kg wiegenben Apparätd)cn äcrfehnitten.
©3ie feßon oorßercnoäßnt, arbeitet bas ©erfahren mpib unb
billig. Tiefe widrigen CHgenfd)aften mögen burd) nachftehenbe
©etrtebsrerultale llluftriert werben. (Es würben gefeßnitten:
1 Tammtür: 6,800 Ifb. m Schnitt, ©lechftäxre 45 mm, Jtoften
21,— Jf, 3«t l «tunbe;
2 Xammtflren: I 7.HOO Ifb. tn Sdwttt, ©lecßftärte 70 mm,
Holten 67,— .#, 3ctt 3 3 tun ben;
<Rußtrid)ter: 470unb80mm Cuerfdinittl.SB.#, 3 e ‘*ü©lmuten ;
©an^cTplatten: 200 mm Tide pro Ifb. m Schnitt für 12,— .#
Cmsoerbraud): 3*ü 1* WHnuten pro Ifb, m;
©lannlödtcr: 300x400 mm, ©lctf)(tärfe 20mm 1,70.#, 3*lt
5 aninutm.
Tie (Eifeubabtt bebient fid) bes ©erfaßrens in großem
©laßftabc. ffrüßer bot bie «Reparatur an i'otomottoen
£ct)u)ierigfeiten, inbem bie fd)abßaften Stellen burd) ©ieißel
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Sübwerl.
SOlafc^inenfabrif Augsburcj-Änberg.
(Starfclb & 6 pringntet)er, $cmer i. 2 B., ftabril oon flleufilber* uttb Sllfenfoeioatett.
^^^ie $)Jafd)tmnfabrif Augsburg »Wümberg
m ](ßeHiTjt MAN), ©apent« größtes tntiu-
^^/ftrielles Unternehmen, $äf)lt burch ihre
Jmcigmiftölt ©uftaosburg bet 3Haiit3 auch jur
Snbuftrie ber Wheinlanöe. 3ubem ftel>t bie
MAN burd) ben ©e3ug namhafter 'JÜJengen oon
ttohlen unb ttifen unb burd) zahlreiche Liefet*
ungen mit bem nmtfchaftlid)en Leben bes 9?hetn«
lanbts in engfter Fühlung.
Die MAN entftcmb 1898 burch ftufion bcr
'JUiafct)inenfabrif Augsburg (gegriinbct 1840)
mit bcr 3J?afd)incnbaugc[ellfc!)aft Wümberg
(gcgriinbet 1837), raddjer bi« Jrociganftalt
©uftaosburg (gcgrünbet 1858) angcgliebert war.
Die MAN fjat fid) aus fleinen Anfängen
3U ihrer heutigen c^röfee entroicfelt. 12000 ©e»
amte unb Arbeiter finb in ihren v llVerfen bc»
Sättigt. 3h r Umfatj erreichte 1906/07 bie
frauliche f>&f>e oon 50 SRillionen ©farf, il)T Sc»
batf an ©ifen unb £tal)l über 100000 Sonnen,
an £)öljem über 2\\ ©tülionen 'Utarf.
3n ben©3erfftättcn ber MAN tnurben bis jetjt
Dam pf =, ©as=, SBaf fer- unb Diefetmot o ren gebaut,
mit einer ©efamtlciftung oon über 1 9)iillion PSi*.
Die ©uchbrucf- ©iafchinen, lötateriatpriifungo*
unb Malte * 9ttafct)incn , Abfauguttgsattlagen,
(Eifemunö Strafzcnbahmoagen, £>ebe=unb Dräns-
portoorrid)tungen bcr frirma finb roegen ihrer
trefflichen Ausführung mcltbefannt Jahlrtid)
finb bie £>od)baulonftrutticmen wie 5Bai>nl)ofö*
hallen, ©krfftätten, ftörber unb .frochofetigc-
rüfte, (Gasbehälter unb .sjellinggerüfte, welche ber
MAN in Auftrag gegeben würben. s Jtid)t minber
3<il)lr«id) finb bie ©rücfenbauten, welche bie MAN
im 3n= unb Au&lanb, teilweife einfchlicklid) famt
lieber baulicher Arbeiten ausgeführt hat. (Einige
Lieferungen ber MAN für bas ^Hfjeintanb
finb in nebenftcljenben Silbern ueranfchaulicht.
Dlluftra ti onsbrud - 9JJafd)inc
für fiemi 313 . ffiirarbet, Gffen*lRut)r.
Brüdcnbauanftalt ffniftousburg
MAN -Dampfturbine, 21001*0.
GtäM. ttleEtrizitatsrocrf aöicsbaben.
MAN-Tiefelmotoren »Anlage, 100 1’S.
Eleftrizitätswert Ot>cr*CZngelt)fini.
m Greife Oferlohn, ber fid) von jeher burd) 'Btctall*
L ^ tDorenfabrifation ausgezeichnet bat, mich öie £>er*
m jtellung oon Äeufilberroaren feit vielen fahren
^ betrieben.
Wadjbem im 3al)te 1838 bie erfte Sabril erricfjtet
©orben war, welche ©efteefe aus ©eufilber, b. I). einer Öc.
glerung üonfM<feI,Äupfer unb 3inf herf teilte, folgte zwanzig
□ähre fpflter
bie ©rünbuug
bcr fra. Elar»
fclbcfc Spring
mepcr in ©cv
mer bei Ufer
löhn, bie am
l.Dftob. b .3
auf ein fünf»
rig jährig. ©e*
flehen surüd-
bliden fann. |
Aus fel)i ^ I
fl ein eil An HiflT ~ . II
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[ich i'iiefc« — . * ,-t f “ L * t ^. ~^7
tlltcrl.pi einem ^ ^ 1
ber erften unb ^*** s --„
größten feiner "
Art in
niffen md>t •T — .
auf faft allen
9Kärlteu bcr
IBclt grofjen Slbfaö ju oerfchaffen genmüt hat. Wicht nur
m faft allen Cäubcm thiropas, ni<ht nur in gan,* Wtittd*
unb Sübammla, fonbem and) in ben Sönbeni bes
V r* „ an a äufeerften Cftens, in unfent afrifa-
nifeben fowie ben übrigen Molonicn
| ffl UK-rbcn SBcftccfe mit ber allgemein
Vl/ ff\ atterfaimtcn unib beliebten ^abrifmarfe
J 'L.'VJ ä. grofjeu Dlengeu gefunben.
^>er gef teilt tuirb flßarc für jeben 3 “*^, «nacrfilbcrteaüare
ju bitligem s BTeifc für ben einfad)ften§au&t)altpa|[enb, fd)wer
verfllbcrte feinftc, bochmobentc nad) CEntwürfcn berühmter
Atünftlcr ferner billige ©eftecfe für bas einfadje fReftaurant,
bis 3 U ben ertra fcfjwcr nerjilbcrten ©otclbcftedcn.
Gamtli<h f effabrlfatc fertigt bic ftirma oon ffmmb aus
felbft an : Sie hat eigne (ftiefeerei, in welcher bie oerfdjiebeneu
Vegierungen aus ben beften Wohmetallen; ^ufammen gefegt
unb 3U fd)niereu blöden utfammengefcljtttoMen werben.
Dicfe ©erben weiter verarbeitet in bern eignen neuen, aufs
Dollfommenfte eingerichteten iBlectjivaljivcrf bünneten
Alexen, aus beiten bann mit £ilfe ausgebehntcr UDala«
©erlsanlagcn, ^reffen unb befonberett Gpe.üalmafdjinen
bie Wcftede l)ergeftellt werben. äBeitere aüerfftätteu biertett
bann gum Schleifen unb polieren bcr ^eftede; eine nad) ben
mobemften G»runbf2ti* n angelegte galoantf d)e Änjtalt beforgt
bao Werf übern ber verfilbert 31t liefomben ©cftedc. £d)lieg»
tid) beenben bie 'öeftede beit {^abriCationslauf in weiten
Wäumcn. wo fie einer fd>arfett Kontrolle unterzogen, per»
pndt unb nadi allen ßätibem ber SBelt ver|d)idt werben.
Eine weitere Spezialität bcr Jirma ift bie fierftdlung
aller Wletallartilel in 9teufilber unb 93leffing. üerfilbcrt unb
unocrfilbert, bic beim ^fetbegefdjirr, namentlich Mm Wett*
ge|d)irr gebraucht werben unb zur Ansriiftnng bes Weiters
bienen. Diefclben finben faft ausf<hlic6lid) ©erroenbung in
Sub* unb ffllittelamerifa, wo von ber eingeborenen, haupt-
fächlid) oon Spaniern unb ©ortuaiefen abjtammcnbm ©e»
oSlfcrung fehr groftet ©Jert aufbie Ausfchmüdungoon Weiter
unb 'Bferb gelegt wirb. Die bvrthin 311 biefent 3 wecr aus»
geführten Artifcl beftehen aus: ^ferörgebiffen, ftappaflumen,
Steigbügeln, E>efd)irmtigen, fugen. Oafforingen, fRiemen-
fchiebem, Schnallen, Schlaufen, Wöhren jur ©er^ientng ber
Steigbügelric-
men, Sattel»
bcfd)lägen,
©ruftriemen«
bcjdjlägcn,
©ruftriemen-
rctt.,Sd)wang‘
riemenfetten,
Sporen,
Sporentettcn,
ffiüTtelfdjnöl»
len, ©citfdjen»
befd)lägen,
Doldjmeffer«
1 unb au bereit
©ofdilägen u
unb einer tut
zahl nmt 9 JJa-
‘ 1 ■
* ‘ p I# r , feinftc uielia t
f unbauTfimjt-
r r i< r m / rl m
^ m
, ©om je ha
I a l hui bie , vir um
«H k Elartdb A
Springmct)cr
beitCbrunbja^
gehabt, nur gute unb hefte ©Jare au liefern unb felbft bie billig,
fte nur in tabellofer Arbeit hcrjuftdlen. Sieljat von jeher bie
©eadjtung biefes Oirunbfaües ftrenge überwacht unb ftdjt in
bief er ©e,veh»*'0 unübertroffen ba. Ta fte babei aud) oon jeljer
barauf gehalten hat, ju madigen niefjt zu teuren ©reijen zu
liefern, fo ift es ihr (djoiuwr langer 3<it gelungen, ihrer A3arc
unb Wlarfe überall in ber SBdtbicgebührenbeAncrtenming zu
erringen unb zwar in bem 'SMafge, bah fic in ben fünfzig fahren
ihres ©eftehensnud) nie um Aufträgeoerlegengewefen ift unb
mit Stolz oott fid) fagen fann, aus ülangel an Arbeit noch nie
einen Arbeiter cntlajfen zu haben. Sie hat fid) ®ielmel)r von
3«hrzu 3al)rausbel)ncn fännen unb befebäftigt heute etwa
400 Arbeiter bei einer ©ctrieb&fraft oon 500 ^ferbefrüften.
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i»cmi Seit# 7S.)
Öigen unb Kordeln in allerlei
Stoffen unb endlich bie £>cr-
ftcllung von Gtofffnöpfm von
Bedeutung.
Ban dem Umfang der bär-
tigen Scibcninbuftric gibt bie
Datfachc ein Bild, baß im Be*
.litt der (Elberfeld -Barmer Sei-
bcntTocfnungscniftalt (rechts-
rbeinifcb) im ^ahrc 1906 f«>u.
bittoniert wurden 659512 kg,
wovon italiemfchc 492887 kg,
d)inrfifd)e 63874 kg, Bengal
20290 kg, japanifd)c 82361 kg.
SBif bebetitenb aber bie Slus*
fuljr biefcs Bcsirtes überhaupt
ift, mag ber Umftanb beweifen,
bah hw 3 °h w 1906 allein nad)
ben Bereinigten Staaten von
2 linerifa ans bau JRonfulats-
bcjtrf Bannen BBarcn im
2Bcrtc oon 5395830 $ ci«
portiert wurden.
Die lejctilmbuftne des
'.Wuppertals fegt fid) fort ei*
nerfeits nad) Bonsdorf unb
ßangenberg , anberfeits nad)
ben an ber (EifenbabnIiMte nad)
Köln liegenden Drten £>aan,
Chligs, ßcichlingcn, Oplaben,
3d)lebufd) bis uad) 3JIÜI*
heint a. b. 9tt)ur, bas tuird) feine
Seiden« unb Gamtfabrifation
*«» B<felff*fe«b«werf btt t>ntriife<«b*r 9 , befftn (tifiatn tan tiefet mit oberer unb unterer SJagcTbaliiing unter* ttbbitbung jrigt, ift ba*
bcbeutrnbhf »aurorrt tm Jtanal oon rortmunb nad) brn ffm-ifeafen; t» würbe ouoflrfflljrt btird) bie fftrma fcanlel u. L'uca in
üiirtflborf unb tft baut bfltimtn». <il« 5 tfewitnmbf bewert Sdjiffe bw ju eineT CnbefÄfetöfeit oon 1000 t in oerlital« Stiftung in
einem mit ®ai[tr grfünirt Xroge bei 19 m (jufelrffee auf unb ab an befJtbem.
befannt ift unb iuol)I I>au^t *
fachlich bogt bctflftrngcn l)<tt,
bog im Konjulatsbc.prf Köln
im 3°^ 1996 nad l & cn ® <r *
einigte« Staaten von Bmerifa
für 105672 $ Seibe, Samt uni)
©lüfd) ausgeführt loorbcn finb.
Die ßcincnwcbcrei im
Bielefelder SBejir! geht bis auf
bas 16. 3«brl)imöert surüd
unb verbanft ihre ftörberung
ber planmäHigcn ftürforge
ber branbenb u rgi f<h*P rcufeif djeu
£>errfd)er, unter anderen bes
©rofccn Kurfürften, Jfricbrichs
desCftrofocn unb frrie brich 2Btl-
heims II. Bbcr auch |ic b<ri
fdjrocre 3eitett burd)gemad)t,
el)e fie fid) su iljrer heutigen
Bedeutung burchtämpfte. 9tact)*
bem matt viclleid)t ju lange bei
ber fxmbfpinnerci geblieben,
baute man jum Deil mit Staats*
unterftütjung in ben vierziger
3al)ren bes vorigen 3al)rt)un»
berts bie erften Blafcbincn-
fpinncreieu, unb beute wirb bas
jyabrifat bes Biclef etber ®ejirls
in bet ganten SBclt genannt.
3n ben benachbarten Streifen
toirb bie GegcltuchbcrfteUung
betrieben unb in Icrfleuburg bas
fog. Cöocndlomcn angefertigt.
OrorUefeuna €eite 84.)
5Rfeetniftfees ®d)tDemmfMn»Spl>ifat (5. m. b. 9teuroieb.
^lTW^Lcr von ber xbeinifchen diefi&erijfto&t Äoblenj
jl I 1 mit ber Sah« ober auf bem Dampfer tljeln-
^ abwärts fährt, wirb balb bas Borbanbenfein
% ' einer Snbuftrie wahrnehmen, bie einaigarttg
auf ber (Erbe ift: bie Sthtoemmftein«3nöuftrie. 3n
einer (Entfernung von etwa 18 km 311 beiben Setten bes
9 tl)etnes unb teiltveife bis 10 bis 15 km [anbeintD&rts, lagern
in rogclmäfeiflen Stapeln unb in föerüften ungeheuere
2Kengen tveiher Steine, bie fid) feit 5 3ahrsehntett eines
fftufes als vortrefflichen Baumaterials erfreuen.
Die rhetnifdjen Sd)ioemmfteine rverben in ber warmen
3 ahres 3 eit aus Simsfanb (Bimslies) ttnb 31 t Biilct) auf-
gelöftem, ftarf magnefiahaltigcm ftalt gefertigt.
Der Btmsfanb ift ein glafiges, l)<iupt fdd)Cid) aus un-
löslicher ftiefelfänrc befteljenbes poröfcs ^3robuüt, bas als
Gd)öum glüt)en 6 flüfftget Blaffen von einem Bullane an
ber Stelle bes heutigen ßaadjer Sees (fielje beffen Be»<
fd)rcibung Seite 28) vor langen 3*iten emporgefdjlcubert
mürbe unb bie Umgegenb bebedte. 'Jiaturgcmäh fielen bic
gröfjeren unb fdjtvereren Bimsf firner in ber 'Jlähe, alfo
auf bem tinfen fRhei^wfet nieber F roäf>renb bie leichteren
Xeile oon ben bei oullanifchen Wusbrüchert auftretenben
Orfanen roeiter entfernt bts 311 t rechten fRheinfeite ge-
tragen würben. Go erftart es fid), bah bie linlsrheinifd)cn
Schwemm fteine ein gröberes (Befuge als bie red)tsrheinifd)en
befi^en, was auf bie ffmto bes Steines aber feinen (Einfluß h at -
Die Schwenimfteine werben hergeftcllt, inbent man bas
ffiemifd) von Bimsfanb imb italf in eifemc ft-orrnen
fd)lägt, bie lofe 3 ufammcnbaltcnb«n Steine auf Brettch«n
in (Bcrüften antrodnen, abbinben Id^t unb fie nad) einiger
3eit auf logenannte „Qlrfen* $um meiteren (Erhärten
ftapelt. £0 oerbleiben bie Steine im fftden wenigftens
3 SJJonatc, fonft bis fie ^um Berfanbe rommen.
Die rhdnifchen Sdjwemmftcine werben in fvlgenben
Bbmcffungen geliefert: 25x12x9'^ ™ (9lotmaIftein),
25x12x7'), cm
25x12x6'/) cm al* t)intermaue*
rungsftein bei ©erblenbjiegeln, ferner in (Bröfeen »on
25x12x14 cm, 25x12x16 cm, 25x14x16 cm unb
30x12x14 cm.
Die Schipcmmftcine enthalten je nach ih«n Slbmcffurtgen
unb je nad) bem Xurchmcffcr bes oerwenbeten Bims*
materials 2* bis 10000 Bimslömrr, welche fo aneinanbex
gelagert finb, bof) puijdjcn ben rin3elnen Biinsftiidd)cn
ein fiuftraum entfteht. Diefe ^3 orofttät bes Steines
unb bie 3el(cnftruttur einzelnen Bimsforns
finb ber Inbegriff einer fReibe wichtiger Cigenfd)aften,
bie im Bauwcfen eine hohe Bcbeutung t)at>cn.
3 unäd)ft fommt bas geringe Baumgewicht von
650 kg für ben ftubifmeter Sd)tvemmft eine unb
850 kg für ben Stubifmeter ÜRauexwcrf in Betracht,
befonbers gegenüber 3i<‘flctftclTien (1600 kg cbm) uitb ftair-
fanbfteinc (1600 kg/cbm),
Diefes niebrige (Eigengewicht bes Sdjwemmftcins ift
wid)tig bei weiten 2Id)&transportcn. 3. B. in entlegene
(Be gen ben, im (Bebirge uft»., weil man mit ber glcidjcn
.straft jwciunbcinhalbmat fo viellHaunimah Gdjwemmfteine
als ^iegclftcinc beffirbem Tatm.
QUegen ber t'eidjtigfeit ift bie Berwenbting fobann jut
(E ntlaftung bes Binuerwerts au&crorbentlid) cmpfehlens*
tuert, namentlich
a) bei unfid)ercm Baugrunbe, fo bei SJioor-, Ganb-
ober aufgc|d)üttetent Bobcn;
b) in (Begettben, wo Bergbau betrieben wirb ober
Bobenbcwegungen vorrommen ((Erbbcben-Öfeebieten);
c) für bie oberen <Bcfd>offc hoher (Bcbäube , 3 . B. bei
teuerem ober befdjränftem Baugrunbc;
d) 3 ur ^>äherfüf)rung oorhanbener ffiebäube unb 3 U
Umbauten ,
e) bei Dcden- unb t&croölbclonftruftionen, befonbers
Kuppelbauten unb weitgefpannten (Bewfilbcn, vor-
nehmlich in Kirchen;
f) bei (Bobäubeu in Buloerfabrifen, Bwlocrlagern nftv.
Die Drudfeftigteit von 30 kg/ejem hat fid) in ber
Braiis aud) für belaftete Blau erteile, 3 . B. Vlufcen»
mauern, felbft bei 3- bis 4-gefchoffigcn (Beböuben feit 3a^’
gehnten als burchaus genügenb erwiefen.
Die Borofität ber Schroemmfteine ermöglicht «in
gutes fdnbaften bes Biörtels unb vrrmittelft ber Cuft*
lanält jut 2 luhcnfcitc ein fchncllcres Berbunften bes
90a|fcrs, folglid) bas r n f d) c (Erhörten bes SJlörtels.
Die Blauem bilben fdjon nad) für, 3 er 3<it eine innig
Bufammenbängcnbc Blaffe. Schwcmmfteingfbflubc finb
fcfjnellfr benuhbar, als folcfjc aus anberem Stciumaterial,
ein Blomcnt, bas vom wirtfeha ft liehen wie oom gefunb-
heitlichen Stanbpunfte wol)t 3 U beachten ift. Schwemm-
fteinntauem geftotten einen beftän&igen fiuftmc^fel; fie
finb infolgebeffen unbebingt troden unb geftalten
SDohnräume gefunb.
Bus Gchönheitsrudfidjten rverben Gdjwemniftcinbauten
gleich 3 * f öBrohbauten in bet JRegel verpuff <in< un *
bebingte Slotwcnbigfeit liegt aber nidjt vor, benn im
JRhdnlanb, in fj^nca-Baffau, 9Beftfalcn, im (Brohh« 3 og*
tum Reffen ufw. befinden {ich uttjählige (Bcbäube teils
ganj unverpultt, teils mit unverpuhten Geitcnfrvnten,
rocldje fi<h feit gah^t)«*™ unoerfehrt erhalten l)ab<M.
Der But} haftet an ®d)wemmfteinmaucm leidjt unb
bauerhaft, fo baB für bie ard)itettonifd)c 2 lusbilbung her
öraffabe wie ber 3nnenräumc ber weitefte Spielraum vor-
bemben ift. Dicfcr Umftanb uerbient befottbere Beachtung
heim BJohnungsbau, jumal wenn ftatt eintönig unb falt
roirfenber Bauten, wie mitunter bei 9lrbeiterl)äufcm, mit
geringen 9Jlitteln 2 lbwed)flung eraielt werben folL
Stad) ben vorliegenden iahr^chntelangcn prattifchen
(Erfahrungen wirft Sdjlagregen feineswegs nachteilig auf
bie Stanbfeftigfctt ber Schwemm ft ein gebäube. DasflBaffer
bringt nur in geringer Diefe in ben Stein ein, fo bah ein
Durd)fd)lagen felbft bei 10 cm ftarfen Söänbcn nicht vor*
fomtnen fann. Bnbere föittcrungseinflüffe wirten auf
Gd)wemmfteine wie bei [onftigem GteinmateriaL
(Eine h«oorragenbe (Eigenfchaft bes Sdjrocmmftctns ift
bie bes äufter ft geringen fieitungsoermögens. 9lad>
vorgenotmnenen Berfud>en beträgt ber 2Bämtedurd)gangs-
foeffijient von Bims 0,066, Kiefelgubrfontpcfition 0,136,
Ko offtein 0,165, ^iegelmauertverf 0,690, Brud)f teinmauer-
Tpcrf 1 , 200 .
Daraus geht hrroor, bafe bie Scbrocmmltcinuenvcnbiing
in allen Zöllen angebracht ift, wo cs fid) um ^ibfchtufc
von Kälte unb Wärme handelt, l>anptfäd)lich bei (Eis-
feilem, Kühlanlagen, Sd)lad)thäufeni, Blolfereien, Blalj-
fabrifen, Dampf feffeleinmauerungen.
JBohnräume in Sd)t»emmftembautcn find im Som-
mer ang«nch m tu hl» während im SBintcr bic fünftlidje
BJärme länger darin oerbleibt; baburd) wirb alfo eine
(Eifpamis an Brennftoffen erhielt.
infolge ber hohen 3folicrfäl)igfcit unb bes Kmftnnbes,
baft bas diohmatcrial bes Gd)wrmmftcins, Bimsfanb, bei
feiner vulfani(d)cn (fntftcl)ung ausgeglüht würbe, unb
mithin unverbrennbar ift, »erhält fid) ber Sd)wcmmftein
gegen fcitjectnwitrung, felbft bei Demperaturen wie 1100 °,
oölttg indifferent. Gdjwemmftcinmauem h at> c« ^
3 ahlreid)en Branbfällen aud) der SBaffer ein wirf ung
gegenüber als unbedingt tvibcrftanbsfähig bewährt
unb tatfftdjlid) bas treuer auf feinen £)«b befd)ränft. Die
?lnwenbung oon Gchtvcmmfteinen ift deswegen gerabc
für Brandmauern gan 3 befonbers 3 ivedmäf)ig. Sie
empfiehlt fid) im übrigen bei allen (Bcbäuben, bie fo
feuerficher als möglich hergeftellt werben füllen, wie Ber*
waltungsgebäube, Bibliothefen, Biufeen, Dheatcr, Schulen,
Kafenien, Rotels, SBarenhäufer, fabrifen, ßagerhäufer ufw.
Die rheinifetjen Gchwcmmf feine bienen mit Borteil 3 um
f aliben unb ra(d)ett 9B ieberau f bau feuerbefd) äbig ter (Bcbäube.
SBieallCDulfanifchen Brobufte, fo befiljen auch Schwemm*
fteine eine getoiffe (Elafti 3 ität, weshalb bas aftauezwert
bis 3 U einem beftimmten <&rabc nachäugeben vermag, oh nt
JRiffe 3 U 3 eitigen. ©ei Umbauten würben fogar belaftete
Sd)wemmfteinmauent oeränbert, ohne vorher unterfangen
3 U werben. Sdjwemmfteinmauerwerf bleibt auch bei
Schuh- uub ffallwirfung im 3 * 4 amnien hang, ba nur bie
getroffene Stelle verlebt ober |d)ltmmftenfall& burd)|chlagen
wirb, während bie (Brenjbegirfe nicht im geringften not-
leiben. Bus öiefem ©runbe ift bie Schwemm fteinverwen*
bung für militärifche 3 tD«de, wie Schiefeftänbe, &eftungs-
bauten u. bgl. ratfam.
Gchliehlid) finb nod) folgende Bor^üge 3 U erwähnen:
Schwcmmfteine laffen fid) mit der Kelle bearbeiten,
bas Sermauem Tann von jedem Brbeücr ohne weiteres
erfolgen, 0 d)wemnifteinmaucm finb fchaximmficher, fie
fd)wit)cn nid)t unb laffen fich benageln.
Bon wirtfdjaftlidjer Bedeutung ift bcreimmbeittl)albfdd)e
Bauminhalt bes Bormalfchwemmfteins gegenüber bem
3iegelftein. 1 c bm Bvllmaucrmerf erfordert 270 Schwemm*
fteine, 200 1 ÜJiörtcl gegen 400 3iegelfteine, 280 1 Blörtel.
fflaturgcmäfe bedingt bic 9lnsführung des Schwemm*
fteinmauerworfs weniger 3 eit als 3 iege[jteinmauerwerf.
Schwemmfteine finb bisher 3 U allen cxbenflichen ^och*
bauarbeiten benutjt worben, unb 3 war ju ?lu&en» unb
Clnnenmaucm, mafjiv unb ftachwcrf, G^eibewänben,
Decfcn- unb ©ewölhclonftrultionen aller Brt in B3ohn*
haus- unb ©illenbauten, gewerblichen unb lanbwirtfd)öft-
liehen ©ebäuliehteiten jeder ?lrt, SBaren- unb <&e[d)äft&*
häufern, ©anlanftalten, Biexbrauereien, ftleifchereien, Blol*
tcreien, Rotels, KuThöufern, £>ril* unb Bflcgeanftaltcn,
Ktrd)cn, Klfiftem unb tlöftcrlid)en Bnftalten , Gdjulen,
Dheatem, Bluffen, Bibliothefen, .3 u ft»J*r (Eifenbahn- und
Boftbautcn, ajltlitärbaiiten, ftaatlidjen unb fommunalen
Bertvaltungsgebäuben ufw.
Den trcffenbftcn Beweis für bic gefteigerte 2lncrrennung
bes Schwein mfte ins erbringen folgende B r obuFtions 3 ahlen :
1880: 30000000 Steine,
1890: 80(8)0000
1900: 220000000
190G: 280000000
1907 : 320000000
DcrBcrfanb gefdjieht in ber £><mptjad)e durch bie Bahn,
im übrigen auf bem 9Un|fcnocgc birelt ober burd) Kber*
labung an geeigneten Blähen nach allen SSäfen ber (Erbe.
Raupte rforbenüs hei Berwenbung des Gdjwcmmfteins
ift gutes, abgelagertes Blaterial, h^xgeftellt aus ben beften
Bohftoffen oon 3 iiverläfjigon Arbeitern. 3n biefer Be*
jichung fann das 9tl)chiifchc Sd)wemmflein-Si)nbifat
Ch. m.b. f>. 314 Beuroieb allen 9tnfoxbemngen cntfprechrn,
denn esoerfügtüber eine 3ah reacr J cl '9 un 9 ,,<> n SOOBlillipnen
Steinen unb h«t ftets genügende »Barräte, um felbft bie
größten ®ufträge prompt ausführert 311 fönnen.
Digitized by Google
80
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
3. 31. Rendels, 3 tt) i[[ingsiocct, Solingen
folgenbeit 3 ah« eine Ricbcrlaffung in ©erlin
grüubcte. ©ei bcn bamaligen fd)wicrigen ©er*
rchrsoerhältniffen war ein Saget in bet fmupt*
ftabt ©reußcns für bte Verbreitung bcr3o>illings*
fabrilatc oon ber allergrößten ©ebeutung.
3 m Fahre 1839 beTcfjlofe fein Sotjn unb Rad)*
folget mit ber alten §ausinbuftrie 311 brechen
unb einen ^abrifbetrieb einjurtd)tcn r unb um
bie ©litte bes oorigen Fahrhunbcrts fdjon fjiclt
bie erfte Dampfmafd>ine ihren (Einzug in feine
ftübrir. 3n ben fiebjiger Fahren baute er* um
oöllig unabhängig ju fein unb um bie Qualität
feinet SBaren ganz in feiner £janb zu haben,
eine eigene ©ufjftahlfabrif. ftur 3 barauf führte
er bas Sdjmiebcn in ©efenfen ein. hiermit
hatte er bie ffirunblagc gefchaffen, auf bet auch
heute noch bie grofje ßeiftungsfätjigfcit ber
Solinger 3nbuftrie beruht.
$cutc bcfd)äftigt bie 8 firma in Ujxcr Fabrit
gegen 800 unb in ber ftausinbuftrie gegen
2000 Arbeiter. 3h« ©u&ftahtfabril forgt nid)t
nur für bcn eigenen ©ebarf bet frabrif* fonbetn
liefert aud) bie beften Sücrl^eug- unb Spezial-
ftähle, bie fid} eines nicht weniger ausgezeichneten
Rufes erfreuen, wie bie allbcfanntcn Gtahfwarcn.
(Eigene, glflnjcnb ausgcftattetc Ricberlagcn
unterhält bie 3 irma in ©erlin, Drcsben, ^tanf.
furt a. TO., Hamburg, Äöln, VJien unb RcuvRorf.
(Sine grofce 3ahl herooiTagcnbcr Auszeichnungen
würben ihr zuteil, fo als füngfte in bcn Aus»
Heilungen ©erlin bie prctifeifdje ffiolbene Staats»
nrcbaille unb in ©aris unb in St. Couis ber
ffiranb ©rir.
Dafe bas 3 anllingswfrf aud) bei bcn Fad)*
genoffen Anerfcnnung gefunben hat* beftätigt
bie uebenftehenbe SBiebergabe bes Diploms,
welches bie Solinger ©anbclstammer gelegentlich
bes eingangs erwähnten Jubiläums ber Firma
3. A. ©endete wibmete.
1* Solinger 3eitung brachte am 14. 3 uni
^1906 anläßlich bes 175iahrigcn ^ubu
J J Iäums bes 3 ro illings jcichcn s ein en 91 rtifcl
über bie Firma 3- H. ©endete, in bem
fie fagte: „TOcntt ber Solinger mit 6 tol 3 bic*
fenigen Firmen auf zählt, bic mit oorzüglichen
Grjeugniffen ber heimatlichen 3nbu|trie bereu
guten Ruf iu bic weiteften [fernen getragen unb
bierburd) baran mitgeholfen haben, bafi in bet
©eimat ©anbei unb SBanbel blühen unb fegen»*
reiche Früchte tragen, bie bie Raljrung Daufctibcr
oon Rlcnfcijen Jinb, bann wirb er in elfter Reihe
auch bic 3rirma 3- 31- ©endete nennen. Unb
wenn in biefen lagen bie [firma 3 * Rendels
ihr 175 jähriges ©efteben feiert, bann nimmt
ganz Solingen, ja man batf wohl fegen, ber ganze
Solinger Fnöuftricbczirf, beglichen Anteil an
biefem Fubiläum unb alte wünfdjen ganz fidjer
ber alten Firma noch ein langes, frifches
werbenbes £eben."
Der Familienname ©endete gehört 3 U ben
ältefteu bes Sergifchcn fianbes. Schon um 162G
warein ©endete ,*Stabtfcheffc"unb toenige 3<*hte
fpätcr Tommt ein ©ürgcmieifter bes Rarncns oor.
Am 13. 3uui 1731 würbe bas 3®iUiofl reichen
auf ben Rainen ©etcr ©endete in bie 3eid)enrollc
ber 9Jicffcrfd)miebc eingetragen. 3 u jener 3 eit
waten ber (Entwidlung bes ©efehäfts burch
3 ünftlerifd>e ©orfdjriften enge ©renätn gezogen
unb fo blieb auch bas ©endete’fdje dein, fo lange
bie ©errfchaft bet 3 ünfte bauerte, unb es ent»
widclte fid) erft, n ad) bem burch beten Auf*
bebung ber gefd)äftlid)en Dätigfeit freie ©ahn
gefchaffen war.
Ate im 3ahre 1815 bie ©«rgifdjen fianbe
bem preuftifd)en Staate einoerlcibt worben waren,
3 figte ber berzeitige 3 «habe* ber Firna, baß er
nicht nur ein tüchtiger Fab^ant, fonbem aud)
ein wcitbllcfe nber A aufmann war, in bem er im
j nbfTäl i'ü m ittrr 3ti JSfoll'mifm 1
roiCittft tVrISfirmfl ~ >v
Mw^Talf aflr a Sfr innrruwq ti« bic
S5lf?fpfifKr Ofwasf» nn >cin nor
U5 3tiRr«t tljr 3tPiIfin«?3flcHrn
rtnnftrdflftt nifirtSv
2P»i«h" r5®u cßfjjiKfU ü n f* ÄTtitliriitt
öuiim vfr/ftuuHMitni iiitv imiuuuu
y/J( Ihrer «tu'* ^IltarKelttr-
((?>)) Mr S^irma Ihren börrft oejriüallvhf
V,< SfireflinltenKril «fi^fMifhnetfirsSrMq.*
irndtenrnben HlVflls
O in fillrn iStülturlänbern aetffhatfm.s
^ tinb in Iirrrorrflflriibrnrtnu*»j»r burni Kri
9 nrtmiifn, unb
J brr- b' föt« rhVn : &v&t i t ftrirrbif VJfrbf
S 3 Ü nrrhrritfn. » ■> r. >«’,£
WMfii bie 3n»il linae ihrm alten
'^SSeltrüf intme rbar IwaKrm .
^aliKaen.bfn o.WinUtve.
‘©ii’ ^nubeT^fiflnnner j
CI) CXöbcrg , 5^it^fxuun & (£ic. 9lftien=©efellfchaft für 3Baffen unb Fflh rra ^teile, ©Olingen.
as SDappen ber alten ©Baffenftabt Solingen
zeigt unter einem ©Utcrhclm mit gefchloffcnem
©ifiet zwei übereinanbergctecuzte Älingen über
einem Qlnrer. ©& liegt bartn oon alters h**
SBort oon Cfifen, es f)eigt Soibatcntreu“ unb oerfinnbilb*
lid>t gleichzeitig bie für mandie Stäbte bes Sergifdjen
Canbes merfwürbig« eigenbeit* bie Fobrifation einzelner
9lrtilel auf beftimmte Crtfchaften 3 U b<»
grenzen. Denn was im 3 ö h r h lin & <rtc
alten SBappen geführt wirb, hat fid) bis
auf bie ©egenwart frifcf) erhalten: bic alt*
beriihmte Solinget 2Daffen*3nbuftrie.
Die Solinger SBaffen unb Solinger
SJleff «waren erfreuen fi<h heute eines
minöeftens ebenfo guten Wufes in allen
ßänbern ber 2Mt, wie rrfthet bie Dole*
baner unb heute bic 3l>efficlbcr. Raum
bürfte es einen SBinfel in (Sutopa ober
in überfeeifd>cn ßanbem geben, wo nidjt
Solinger SBaffen unb Solinger flite
unb ©eile 3 U finben finb. ©eibc
FabritationsfpezialUätcn, fozufagen bic
Kriegs- unb Frtebensarbcit, werben in
gro&emIDlahftabe oon ber Slltiengefell*
fdjaft für 9Baffen unb Fahrtaö*
teile* ©3ei)etsberg, Ai rf d) baurn
& (Sie, in Solingen h'rgeftellt. flein
geringer ©ruchteil ber 3 U nationaler
©ebcutung angewachfenen Solinger
'lBaffcn»3nbuftrie wirb in biefem ffirofe-
betriebe erzeugt. 3m allgemeinen ift bic
©ebeuhmg ber (Eiien»3nbuftrie bes ©er-
■gifchen Öanbes noch uidjt genüg enb 3 ur
©eltuug gefommen. 3f)r Umfang wirb
erllärlid) fein, wenn man fid) oergegen«
wdrtigt, bafe bcifpiclsroeifc bas 3 ah r 1905
eine ^robuttion an Stahl* unb Sifen*
toaren im ©etrage oon 132 TOillionen IDlt.
aufwies, wobei es fid) um ©taten banbeite, bie jum gröfeten
£eile für ben ©rport nad) bem ©uslanbc beitimmt waren.
tflu^erft umfangreiche ßieferungen auf 3 nfantcrie-
Scitcngewehre, auf Aaoallerie* unb Urtillcric-TOannfchafts-
fäbel fowie auf alle Urten Offi 3 ierfdbel waren oon allen
beutfdjen unb oiclen auslflnbifchen Regierungen ber Firma
SBepersberg, ftirfd)baum & die. ©.>©. übertragen.
Der reichhaltige unb äufjerft prunfoolle ©taffenfatalog
lä^t an unferen Uugcrt bie oerfd)iebenartigftcn Seiten*
gewehte, Degen unb Säbel mit feinjifeliertcn ©efflfzfn.
funftooil oerzierten Aörben unb Wonturcn, Dorübcrziehen.
9Bir finben in ber $dlftc natürlicher ©röfec abgebilbet
©lanzftüde ber ©taffcntcchnit mit finnrcichcn 3nf<hriftcn,
bem Fügten Sismarcf, bem bcutfd)en Aaifcr, bem Aönige
oon Sachfen, bem ©räUbenten ber SRepublif Urgen*
tinia u. a. m. gewibmete (Uprcnbegen mit wunberbar aus*
geführten 3ifelierar beiten. (Es folgen fobann bie oer*
fd)iebcnften Urten bes Iriegcrifthen Scmbrneilszeugee,
preubifdje Offiztcrbcgcn mit Wölexdjamicr unb mit Doppel*
d)arnicr, ©oftbegen unb prcufeifdje ©eamtenbegen mit
feinjifelicrter IRantur; erwähnenswert ftnb fyicrbtfi bic
äufcerft funftooil gearbeiteten Cbalabegen für Staatsbeamte.
(£s folgen itaoallerie* unb 2 lrtiUerie»Cffizierfäbei mit
glattem ffiefäft, mit unb ohne Ring auf ber Aappe, feinere
Äaoallcric* unb 2 lrtilleTie*Offizier-ßöwcnfopf* unb ©arber«
fopfjäbel, fd)were preufzifche Aürafficr-TOannfchafispailafche
unb elegantere AüraffteT*3ntcriinsbegen, Ulanen* unb
Dragoner*0ffi3icrfäbel fowie jicrlichc, leidjtc unb fchwerc
TOarinebolchc u. a. m. Des weiteren würben fßaffen*
fammlcr lebhafte Freube haben an bcn ebenfo 5ioedinä6i0< tt
unb banblid>eii, wie aud) tünftlcrif«f)cn ^Formen oon Förfter*
Öirfchfängern . FcM«npet)r* Dolchen , Feuerwehr» Seiten*
gcroehreit ufw. 3ntcreffant finb auch bte ftrengen ßinien
bei FreimaurcpDolche unb »Degen. Sin allen Chrzeugniffcn
tritt bie ©efd}madsrichtung, bic 3®ed*
mähigfeit unb Me, bcn oerfd)iebcnft<»t
Serufen angepafete d)ararteriftifd)c Form
Zutage. 9Ber 3ntcreffc hat für Sßaffen*
funbe, für 3*feK«Tarbcit n nb alte 3n*
fehriften auf ben SUingen, wirb aus biefer
reichhaltigen Sammlung oon Seiten*
gemehren aller 2lrt Rußen airi)cn fönnen.
Das acitweifc Fehlen ber Regierungs-
aufträge auf TOaffcn, oor allen Dingen
ber Scitengewehraufträge, bei welchen
mafdjmelle (Einrichtungen in Frage foiu*
men, hat bie Fimia ©Bniersberg, Äirfd)*
bäum & ©ic. ocranla&t, ihre Fabrifscin*
rid)tungcn auch zur $erftclluog oon
Fahtrabteilen zur Verfügung zu halten,
©s ift ber ftufoerft riihtigen Finna im
ßaufe ber 3eit gelungen, aud) für biefen
3wcig ihrer Chrzeugniffe einen wohl*
begrünbeten guten Ruf z w erwerben.
3n allen ©Seltgegenbcn ift aud) ihre fehl
wichtige Fabrifationsfpezialitat in ‘Äxten,
©eilen, ©iefen unb Tonern wohlbelannt.
Die TOarten ber Fi*™a 9Bcgcrsberg,
Aiefd)baum & (Eie. genießen überall bcn
Ruf eines burchaus erftflaffigcn Fabri*
fates. ©iclfeitig wie TOcnfchen unb
©ölfer finb aud) bie 3uftrumcnte, mit
benen fie ben ©oben unb bie RJälbcr be»
arbeiten. Die Aataloge ber Finna zeigen
eine groöc Rnzaljl öcr ocrfchiebeuartigften
TOo belle oon Arten, ©eilen, ©iden, Diffeln unb §öpcn,
Jauern mit Cebcrfchctbcn, beren fcltfame Formen uns an
bie (Eigentum lichteiten ber Völler, bie fie zu frieblid)cn
unb zu räubctifd)cn 3®cden in ©e brauch haben, erinnern.
Sd>liefelid) fei noch auf eine Fabritationsncuheit hingewiefen,
bie in ihrer Ginfachhrit bod) beftimmt ift, auf bem 9Bflt*
marftc eine bebeutungsoolle Rolle au fpiden. (Es Ijanbclt
fid) unc ^aarfd)crmafd)inen, bie fid) oon anberen Fabrifaten
babutd) öorteilhaft unterfd)eiben, baft fie leicht auseinanber
genommen unb wieber zufammengefeßt werben fönnen.
rAr> B1 Original from
Digitized by -glC THE OHIO STATE UNIVERSITY
flnt llftc bcs Jilcbmbcln* jittjen Udo bei Xui»burfl*3tut)roTt in leudHrnbcr ftette bodorcfltnbe Offen ans türmt cutlnna. Sit jeifitn, tag mit uns in 2<utfd)lanbs tciibfttt flroolnj bcftn&cn, tm »ebictc
ber meltbeeeutenben Aorten« unb Glfrnintaiftrit.
$amme(rat^ (fcS^roenjer, Xtöffeftorf 0 . ffiröfjte unb ältefte Gpejialfabrif in XMöpfjragmapumpeii.
* inufo bas ©nmbpriuzip eines jtbtn für Arbeit s*
I w^gerätfdjaften unb 'Dlafchinentn Betracht lotnmenben
v Fabritonten fein, Fabrifate auf bei» Warft zu
bringen, bie wenig Straft crforbcrn.groRe Stiftungen
ergeben unb eventuell fiir oerfchi ebene Betriebsarten ein-
gerichtet finb. Riefen ©runbfah Rai bie ftmna sVimmcl*
ratl) 4 SdHuen^er, Bumpenfabrif, Tüffelborf O, gonj
befonbers bei ihren Tiapbragma-Bumpen bic von ihr t>or
etwa zwölf 3<>brcn eiiißeffitjrt rouTben, in »ollem SRaRc
dir Geltung gebracht imb baruit eminente (Erfolge gehabt,
irtbem fie irt vorgenannter 3citperiobe einen llmfd)lag uou
über 16000 Tiaphragma-Bumpen erhielte. liefe '{Jumpen
werben heute für bic»erfd)iebenartig|ten Bcrwenbungö zwerfe
unb biocrfrit Betriebsarten gebaut unb bieten gegenüber
anberen früher üblichen Sionftmftioneu bebeuteube Borteile,
bie in ber £>auptfdd)e bef toben: 1. in einet ganz bebeutenben
Stiftung; 2. in auRerorbcntlid) leid)ter $anbl)abuug; 3. in
großer XnucrhaftigCeit unb geringer Abnufcung; 4. in ber
leichten 3ußäiißtid)teit ber Ventile; 5. in bem Umftanbe, bafc
bie ^Jutnpc Wnffcr ofjue Störung ober irgenbwelche Sd)wie-
riglciten förbert. welches Sanö, Schlamm, .Wes, ftiefelfteine,
.ttanalfd)muR, Stöhle, BuRwollc,, fjolzftüde unb fonftige
lln reinig feiten enthält; 6. in ber leidjten Xransportfähigfeit
bcr'fhnnpc, Tic Tiapbragmcu jumpen ber Finna $iam-
melratl) & Gd)tocttzcr finb in Betrieb in ben ©olb*
wflfdjereien ber 'Dfanbjdjuiei, Cftfibiricns nnb Sübafrifas,
bei ben 'Bahn bauten in GRina, Transvaal, Oftafrifa, Bieber*
länbifd)»3nbien unb Bulgarien ie., bei ben Bahn- unb
.(taualbautcn in Argentinien unb Braftlicn, in ben ftarmen
Xeutfch-Gü&wcftrtfriras, in ben 3uderpldtttagctt3nbien&,auf
ben Weisfelbem Chinas, 3ov<ms unb Tiams, in benÜJliffionaanftaltcn am
Weihen Bil, Teutfcb»A!euguineas unb iit ben AlronbömäncnSRuRlanbs ic.
Tiefe Bumpen haben tatfächlid) als einfache Wafferhebeappnrate eine
internationale Bebcutung erlangt. Tic einfadK Jtonftruftion ber Xia*
pl)ragma*Bunipe fdHicfot Reparaturen faft aus, unb jeber (Eingeborene
faiiii bie Tiapl)vngma*^Junipc leidjt anscinanbcmclpnoi unb wicbcr
Uifammenfetjcn, refpeftioe eventuell porfommeube Störungen fdmell be*
feitigen. Als $>anbpumpen lonimcn in erfter (Reihe bie einfachwirfonöcn
Bumpen <f. Abbilbuug) in Betracht, bie als Säugpumpen bas Waffcr bis
ju einer fröRc oon 7 in ocrtifal anfaiigcn lönnen. Um basfelbc ep-entucll
weiterleiten gu tonnen, muR an biefe ^Jumpctt eine Rinne aus £>oIz ober
Bled) angel)ängt uverben, weil fald)e offenen Auslauf haben. Soll bas
'IBajfer aber auf geringe JTiöljeu bis ju 5 m oertifal gebrüeft refp. burct)
'Jiöbren ober Sdiläudje auf gröRere l?ntfcmungen wcitergelcitet werben,
fo finb für biefe ftällc bie Saug- unb ^ebepumpen
am '{Jlatje. ttinc Dorjüglid)tf .ftonibinatiou oon
Öftnb» unb .«raftbe trieb ftellt bie boppeltroirfcnbe
Bumpe bar, roeldK in Bcrbinbung mit einem
(üöpel ober BMnbmotor f<t)r häufig Bcrwen-
bung finbrt. And) fönnc« bie boppettuiirfenben
fowie einfad)wtrfe nben BuniP«” mit fturbel*
welle fel)r norteilhaft für ieben SBotorcnbetxieb
ilerwenbung finben, alfo bei Beiuifiung non
Benzinmotoren, Brtroleunuuotoren unb (EUrtrp*
motoren als 9lntriebsh‘aft. Tie in ben Xia»
phragma-Bumpen befindliche SBembrane, welche
ben bei anberen Bumpen üblichen Äolbcn erfeht,
wirb aus allerbcftcin BaroOMmmi l)crgefteUt, |o
baf} fold)c and) in Tropentänbcm jebc ©aranti«
für ^altbarfeit bietet.
Über bie 9 tüt)Iid)feit ber Sßetterföuien.
^■TlTmenn ber Frühling lorft, regt fid) bei allen
M I i ßcuten. bie BJanberlujt, fuinbcrttaufenbc
_ß P ^ fehnen fich hcrous aus ben beengeuben
' Stäbtrn , E)inau9 in Sonnenfd)ein unb
5Balbcsbuft. Bon ber beginnenben fefjonen ^ahteszeit
erwartet man (!rfri|d)ung, (Erholung unb ©enefung. Aber
fall fid) unfer Sehnen erfüllen, fo erwarten wir uor allem
gutes 'iU- etter. Unb ba bas BJcttcr auf bas 2Bof)l»
befinden aller 'X»enfd>en großen CEinfluR l>at r fo ift cs oer-
ftänblid), baR lief) oon jeher Heute mit bem Borausfagon
bcs HBcttcrs befd)öftigcn ; fie ftanben in hof)fm Anfcljen,
troRbcin ihre Atuuft jeljr tdigerifd) war. f>eutc braucht
man fie nicht mcl)r, h«»te ftellt bie BJiffenfdjaft oiel
bejfere Wittel zu ©ebete, mit beten jeber bie Hauticit
bes JBetlers oorljer erfennen fann.
Xas BJctteroorher|agcit für feinen Ort ift ja für ben
Sommcrfvi|d)ler lehr mid)tig. rann fid) SBctter»
Propheten im ^>aufe IjaUen: Barometer, ilosmos*Ti)f Kilo-
meter, s {Jölt)metcr (^eud)tigfeitsmef|cr) unb fflöettertele-
graph ufw. Wan mufj allcrbings ihre Sprache oerftehen,
wenn man mit ihrer frilfe bas SBettcr oorausbe|timmcn
will. Aber ber Bergnüguugsrei|enbe, ber Sommerfrifcfjler
tmb Uurgaft fann biefe Apparate nicht immer mit |id)
führen. Xa haben nun oiele Sontmerfrt|d)en unb tturortc
bie fetjr lobenswerte (Einrichtung getroffen — nnb bie es
uod) nicht getan haben, füllten es fdjleunigft tun — , bah
fie ihren Be|ud)eni in fogenannten ASettetfüiilen bas
gan^e wiffenjdyaftlid)< 'JJüftzeug zur Betfügting (teilen,
bas für bie Borausbeftimnumg bes Wetters nötig ift.
Bcoor ber Sommerfrifd)ler feinen ÜJlorgciifpauergang
heenbet ober ber .Murgaft 311m Baben ober jum Brunnen
geht, bet r ad) tet er fid) erft bic Apparate ber A 3 cttcrfäulc,
roelche ?lusfid)ten fie für bie ©eftalhmg bes Wetters geben,
unb banad) richtet er fein Tagesprogramm ein. Unb wer
fid) auf bic Wettcroorherfage nerftebt, wirb fid) unb bic
' 3 einigen vor mancher (Enttüufdjuug bewahren.
Wie foll nun eine Wctterfäule befd>affen fein? Wlan
tarnt fie fetjr oeTfcfjicbcn einridjtcn, oollfomtnen unb weniger
poHfommen, eben nod) oöllig ausreichenb, teuer unb billig.
Aber man fie()t iteben guten auch Sehr minberwertige;
mandje finb wal)l nod) mit brand)baten ©eräten aus«
geftattet, aber biefe finb fehlerhaft aufgeftellt, fo baR fie
unjuoerläffige Angaben liefern. (Eine gute fVorm ber
Wctterfäulcn, tmiftergültig eingerichtet, liefert SBilh* fiam*
brecht in ©öttingen; für bie Schweiz, Italien unb bic
öftenreichifchen Alpcnldnber ber ©eneraloertrctcr (E. A. Ulb*
riet) & Go. in 3ürid); aud) anbere Firmen (teilen wohl
brauchbare Wcttcrfüulen her, aber mit ben (Einrichtungen
ber Hambrcd)tfd)cn Wctterfäuleu finb wir buxch jahre-
langen ©ebraud) oertraut geworben, unb barum mag es
geftattet fein, gerabe fie unb bie Ceiftungen ihrer Apparate
hier furz z« befdjrethcn — wir felhft haben uns in ©öttingen
(„Gieorgia Augujta“>oor 3ahrcn ihre Ginrichtungen crllären
loffen unb fie fpüter auf unjeren Sommcrwanbcrungcn in
bett oerfd)iebeuftett.tvuroriett nnb fonftigenStäbteu getroffen.
Tie Hambred) tfchen Wetterfäulen beftehen aus Säulen
mit einem fleinru SdpiRbache aus Schntiebecifen; fie
lönneu aber aud) in frorm eines flcincn Baoiüons her*
ge|tcUt werben. 3c nad) ihrer Ausgeftaltung loftet eine
Wetterfäule 300 bis 51)000 Biart. Wefcntlid>er als bas
Aufjcre ift bas 3nuerc, bie 3nftrumentc, bie für bie Wetter*
oorausbeltimmung allein in Betracht lammen, ©ciabe in
folchen 3nftrumcnten befiRt bic ftirma 4öilh. Üainbrcd)t
in hiöttihgen einen Weltruf. 3n crjter Hinic muR eine
Wetterfäule einen Aormalbarometer haben, helfe it
fteigenbe Cuedfilbcrfdiilc gutes Wetter, fallen aberfd)led)tes
Wetter ober Bcgeti bebrütet. 3um Aormalbaromcter
gehört notroenbigerweife bas Aormalthermomcter unb
zu biefen beibeu ein '{Jolt)oietet (S>end)tigfeitsmef(cr)
unb Wettertelegraph- Tiefe 3nftnimcnte finb bie eigent-
lichen Wetterpropheten. Gs gibt aber nod> beffer ausge*
ftattete Wcttcrfdulen, bir über cinWarimuru- uubWiuininm
thermometer, aud) wohl über einen Th^'aao«, Baro* unb
$>Ofltograpben , bie fclbfttätig bic Temperatur, Huftörud
unb 3<u<htigrcit währenb eines längeren 3eitraumcs auf*
fchrciben, perfügen, ferner mit einem JJosmosthcrmomctcr,
an bem man morgens |d)on feben !ann, ob ber Tag wann
ober falt wirb , oerfehea finb. Hambredjt hat feinem Bolt)*
meter eine befonbers 3wccfmäRige ftonn gegeben, bas in
feinen Hciftungen alle metcorotogifchen, !)i)ßicntfcf)^ n tcd )*
nifdjen fragen 311 beantworten oermag. Xas Hambred)tfd)e
Bolpmetcr ift ein f>aarl)t)grometer. Bio n bes Frauenhaar,
burd) geeignete Bcbanblung oöllig entfettet, ift befanutlicf)
gegen Feuchtigfeit fehr empfinblid). Gs wirb in feuchter
Huft länger, in troefener Huft rürjer. Tiefe Schwauhmgett
in ber Hänge finb burd) geeignete S orrid)tmtgen fichtbar
gemacht unb auf einer Sfala abzulcfen. Füt bie örtliche
'WcttcrDorherbeftimiming Ift bas 2ambrcd)t|d)f Bolütnetcr
ein gan3 unentbehrliches Werfzeug, cs ift ebenfo wid)tig
als bas 9iormalboromcier ; ferner fommt ber Wetter»
telegraph fehr in Betrad>t. Hambrechts Wettertelegraph
gibt burd) nur jwoi 3dger bie brei ^auptfaftoren für bie
Borausbeftimmung bcs Wetters an: H ufttemperatur,
Hilft fciuhtiqlcit unb 2u ftbrud. Tie Wettcrprognojc
ift baburd) aufeerorbcntlidj erleichtert, baR nur bie gegen»
feitige Stellung biefer3eiger in ber am Apparat befeftigten
Tabelle aufzufud)en unb bie banebenftehenbe Brognofc
einfach abzulefen ift. Xic Beobachtung biefer für bie
Wctterporausbeftimmung wefentliche« Apparate ift ein
l)öd)ft anregenbes unb lehrreiches Stubium. Wer ihre
Sprache oerftebt, ber wirb ein guter Wetterprophet, beffen
Borauefagimg minbeftens für 24 Stunbcn, in ber Acgcl
jebod) and) für 36 Stunben Giültigtcit hat. Wan »erlange
©rati&-Trudföd)e Br. 1, ferner bic Brofchüren unb
wie foll man Wetterfäulen bauen", B«' 5 Bl. —.50, unb
„(Einführung in bie Wetterfunbe“ oon Brofcffor ^ans
fiartl, B«i‘> Bl. —.75. Bering »011 'Wilh- Hmnbrcd)t
©öttingen (©corgia Augufta).
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□□□ ' r □□□□□□□ , □□□
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(m>rtjct)una von 3fitc WO.)
Xie ©aummonfpinnetei im ÜJUiiiftcr»
lanbc unb an her I)o[lönbifd)tfit (Srenje
haben wir bereite oben ermähnt. ©Sir
haben mit öcr vorftebenöen iiberfidjt
aber nod) fcincstvcgs öas gai^c (Sc»
bict ber rhcinifrf)*epcftfältfd)en
inbujtric crjd|öpft r bie als <$läcf)*-
fpinneroi im (intsrl>eini^en (Sebiete,
als 1 cppid)fabriration in luten, nie
3utcbcrjtellung im Sonnet ©cjirt,
ab ©ercblungsinbuftrie im $üffcl»
botfer Mcoiet unb an vielen atiberen
Crten beöcutenbe Gtabliffements auf*
weift, welche nicht nur für ben Ijci-
mifdjen ©eöarf, fonbem namentlich
aud) für ben (Export arbeiten. Tabci
fei ab Ijiftorifri) ni(bt unintcreffant
erwähnt, bag im X-üffetborfcr ©cflrt
311 Üromforö fd)on 1784 bic erfte
Stxafy, Spinn* unb ßanbmafdjinc auf*
gefiel! t mürbe, bic 6er flurfiirft ftarl
Iljeobor burd) ein Privilegium ex-
clusieum fierni ©rügeltnauu fo luirf«
fam fehüßte, „bafo biejetbc weber nad)-
gcmcidjt, nod) bic 60311 gehörenbe
Mlrbcit&leuto öoffm ßfabrtfen auf
teinerlei ©Seife entjogen, verführt ober
verleitet werben follcn", unb baß er
H öcnicuigeii,mcld)criid)bcigchcnlaffcu
wirb, bic 3 U |old)cr ^cibri trxtaf d^i*! e
0 el) 5 renbe Weilte, unter wcldjcm ©or*
loaubc es- and) immer fet), 311 wer»
führen, mit taufenb Xufatcn Straf
unnod)fid)tlid) beleget unb er im Wift-
3 «.il)lungsfallc junt ftat[cr&wertl)cr
x {u(t)tt)cuis lebenslänglich abgegeben
tocröcn follc". (Slücfliche 3*iten für
eilten ©atcntinl)abcr!
3m übrigen mag I)icr nod) bar auf
hingewtefen werben, wie fegeitsrcid)
bie (Einführung bcs (Srofobctriebes Int
Xcrtilgcroerbc aud) für öte arbeite nbe
©cvölterung gewirft f^at. tim [fuß
bcs Xcutobitrgcr ©Jalbcs in ber fog.
©ratfmcöet Senne ernährten fid) nod)
tlnfang ber fünfziger 3 al)rc bcs
vorigen 3 a hri)unöcrt6 bie (Einwohner
„burd) bas Spinnrab". SRcgienmgs*
rat Sitter, ipütcr Untcvftaatsfctrctar
im £anbelsminifterium, mürbe 1851
mit einer (Erhebung über bas (Eleitö
Tic ©odjöfoi, Mc rote IruutBnut Der Struiril bns 3nt>u|rricacl>ict Vc? Ritbcr Törin* ftbvrrrtjnn, t>fnfliifl.cn ju ihm
SfUlutifl mit «öl)I< unö «run fccionöcrcr e<t>ränanf}üfl{. Hie uorflcliciiö abflebilDite jUmimiltion ijt oon ber Jtrma
3 . ^loblifl «..er», in ildtn a. Äl).
tu bau bärtigen ©e.grf betraut. 3 n
bem von ii)m erftatteteu ©eridjte f)ei&t
es roörtlid) : „©lan trete in bie Jütten
hinein ! 3n tleinen eleu ben (Semäd)crn,
mm diaud) gefdjwärjt, ol)ite .sSauvrat
utib trgeub ivcldje Jcidjeu eines ©e*
fitjes erblidt man einen Arei« blaffer
©tenfdjen, 8 Jlänner, grauen, ©iäbdjen,
Amber, am Spinnrab jitjcu unb uu»
oevivanbt bic «yöben von bau Moden
burd) bic abgemagerten £>änbc fliehen,
©ergeben & fud)t bas ©ugc währen ö
ber ©Itttagsjeit nad) bem 3 eid)en bcs
notbürftigjtcit fötatjlcs, nad) einem
Srobc, 11 a<^ bent Kartoffelbrei ober
nad) 6 cm braunen 3 id}oricntranf, bem
I toten ü)lal)ruugsmittel ber amten ©e>
uölfeTiing in überfetjten Canbftridjen.
Mur in einem fd)ntiißigcn 2 Dhi!cl ent*
beeft man enblid) bat bcfdjcibcncn
Mnpf, in bem bte SReftc von Sterf*
rflben ober SBurjeln erfeititbar finb.
Jroifdjen Spinnrab unb £>a|pcl aber
1111 b 3 tuifd)cn bat verlumpte u Jammer*
gcftalten erblidt man bic ©ibcl unb
bas auföefdjlagene tbefanöbud), aus
bau ber tjungembe Spinner bin unb
rnieber bei ber ?lrbeit fid) Xroft unb
3ufprud) f)Q<t- Unter bem Simsbrett
l)ängon einige Stüd ftam unb ber large
©orrat fd)led)t gereinigten 3 lad)fcs,
beit t^nen ber Oiammällcr [eibroeifc
Vti l)«bem ©reife nufgcbnmgen ijat.
CHn ©lid in bie flammet vermehrt
bie traurige (£infid)t in bic ßagc biefer
llnglfldlidyen. ftein ©ett, nur in
©rettcr ctngcfdjlagen, auf bloßer (Erbe
ein ßager von altem Strol), €u»iöc-
uub <f»infterfraut unb ßumpen, oljne
Xedc, oi)nc Sd)u^ vor 6 er flälte,
bic fcud)t aus ber offenen (Erbe bcs
©obeno auffteigt. £>ie unö ba fällt
ber ©litt auf bteidjc ©eftalten, bie
in il)rc ßumpen geunefdt, vor ber,
3 rojt unb flälte ftbauemb, fi<b in
bem fd)led)tcii fiager eilt ©lä^djctt
ber fRuljc gcfudjt ijaben, toeitn bic
flraft ihres gefdjuntdjtcn flörpers 311 m
Spinnen nid)t meljr ausreidjt."
9Die mürbe fit^ heute Dr. ©itter
freuen, menn er rnieber in biefen
(äortlcQuna Stile 86 .)
©ottlieb (£orts, ^Remfc^cit), geitenfabrifen unb Staljl^ammermerfe.
n ber 3ahrf)unberte alten ffiefd)id)te öcr (Eifeit«
m 1111 b Gtaljltvateninbitftric bcs bergifdjen Canöcs
_ y treift bic cigatartigc ^fUrnfabTitatioii eine bc»
merfeusroerte (Entiuidluug auf, 9J3au fd)S(jt bas
©efteben öiefes ^nbuftrievmeigcs auf ea. 100 3 a h« ( unb
.tivar mar ber Siß biefer 3nöu|tric faft nur auf Mati«
fdjciö bcfd)tänft, rote cs ja bic (Eigenart biefer 3nbuftrie*
gegenb überhaupt ift, bah bic ffabrifation gcioiffcr Mrtitcl
auf gan 3 beftimmtc Stäbte uub Crtfdjaftcn begrenzt blieb.
Dampftraft erfettt mürben unb allmählid) ber belle fllaitg
öcr öänimcr vcrjtummt mar, an bereu Stelle bic mobemc
SDcrlicuguiafdjincntedhnif einfeßte, mürbe aud) bie feilen*
fabrifation unabhängig. ©al)ubrcd)cnb mit (Etnfühmng
praftifther Sjilfsnmfd)inert in ben ©etricbcn mar ,)iierft
öie jviriun (Oottlieb Öorts, tvelthc 1887 ben fräftigfteu
Slnftofe 31 t moöemcn 5 abritscinrid)tiingcn gab, inbent fic
fid) 311 t Mnfdjaffung bewährter cnglifdjer uitb amerita*
nifd)cr ^)ilfsmöf<hincn cntfdfloh. ©cfonbers richtete f icE)
3nfoIgc ihrer (Stöße uitb vor 3 i'iglichen ffiinrtd)tungeit ift
bic SJirma CSottlieb (lorts in fRcmfdjcib neben ber
3 abriration von Cualitäteioarc auch auf ÜMaficnfabri*
latipn eingcrid)tet; felbft bie größten ©ufträge lönnen
|d)ttellftcns Grlcbigung finben. ©an fultnrgefd)id)tlid)cm
uub gciverblid)ein 3ntcreff< ift bie permanente © 11 s*
ftcllung aller Sorten uon Jyeilcn in ben neuen (Sc*
jdjäftsräumcn. JBcr Memfehcib bcfiidjt uub ber (Ent*
ivicflimg 6 er gewaltigen 3nbu(iric bcs bergt|d)cn flanbes
©is vor amanjig Sohten tonnte öie $crftcUiing öcr feilen
uusfd)liehlid) als inausiuöuftric gelten, benu ber feilen*
fabrifant, ber im ©olfsnumbc cinfad) „3reiIen[d>mieb M ge»
nannt mürbe, härtete unb fdjmicöcte feine ftcilcn in
eigenen SBertftflttcn, mähren ö öie übrigen in &rage
fommenben Arbeiter, öie ?lusglüher, Schleifer, datier u.
a. m., jeber ftreng für fid) arbeiteten, fiangfam uub
mühevoll ging öie (Entmidlung 6 er bcutfd>en feilen*
inbuftrie voran; jur Siefenmg befferer Cualitätcn mar
man faft aitsfchlieblid) auf englifd)es 9?ol)matorial an»
getuiefen. ßrft als in öen griinen Xälcm btefes arbeit»
ja men ßanbes 6 ic 2Uafferlräftc öurd) bie (Einführung 6 er
3 iierft bas Slugcmncrf auf neue ^utimafd)incn, fpätrr
würbe bic .ftanöfdjmicöerci in eine tucdjcmifdjc um*
geuKinbclt, unb nad) unb nad) mürben fo beöcutenbe
Neuerungen unö ©erbeffeningen »orgenominen, ba& bas
9Bert ber ^irma ©ottlicb (Sorts fdjon feit 3 a hren 311 ben
moöcmcn (Srofibetrieöcu bes Mhcüilanbcs gehört.
3n bem hier Mgcgcbcnen ©ilbe ift bic JVahrif in ihren-
gegenmartigen Umfange ocraufd)fluli(ht. Xcr Cciter bcs
©301106 ift $>err XSennann Horts, ein Sohn öe& ©egrünbers
öcr im 3 a hrc 1846 errid)tcten ^irma. Sein unerinüblithcs
Streben ift auf ftetige ©erbeffeningen unö ©eroolUomm*
innigen auf bem (Schictc ber ^cilcitfalrriPatioTi gerichtet.
©iifmertfamteit fd)enlt, folltc nicht verfäumen, biefe
©u&ftellung ber 3*rma Göttlich Gorto Tennen 311 lernen.
Cie 3' rmQ (Sottlieb Horts, Mcmfcheib erhielt auf
ben ©Mtausftcllungen: ©aris 1855 unb 1867 feöesmal ben
erften ©reis, ßonbon 1862 öen erften ©reis, 9Bien 1873
bie ^ortfchritts'-SJleöaille, auf öcr ©rooingiat* ©e werbe*
^liisftellung fürMhcinlanö unbMJcftfalen in$üffclbotf 1852
ben erften ©reis, ber 3nbuftri<* tmb ©ctoerbe*9lusftelluitg
in Xüfjelborf 1902 öen höthften ©reis unö 3 inar bic golbene
©Icbaille, ein 3)iplom für vor 3 üglid)e Öciftungen in fnx*
ftcllung von feilen befter öualität unb bie flönigl. ©rcuf).
Staats.Wcbaiilc in Silber für gcwerblidjc Öciftungen.
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HauvMai
3lug. £ul)n & £o ©cf. m. b. £. Sarmen
Das ©eTd)äfteil)fliio oor 10 3a^tcn
Luhns
isnor wenigen 3 al)r 3 cl)ntcn
^ nocbat&öanbwerl betrieben,
^ Ijat fid) ic^t aud) bie Seifen*
Grjcuflung jn einem beben*
tcnbcn 3u>eige bc r d)cmifd)en 3nbuftric
cntwidelt. SBir wollen uns an biefer
Stelle mit ber bebcutcnbften frabiit
• ^ er ^ifrnbrandje bcfd)3ftigcn, berienigen ber 3rirm«
^Y ; -' Büg.ßubn A CEo, ©ef.m.b. £>., in Farmen, beren (Sr*
Mf jeugniffe unter bem Warnen „ßuhns“ im beutjeßen
Wh Baterlart be unb barüber l>mou^ and) fd>on auf bem
SQelhnartt fid) befemberer Beliebtheit erfreuen.
3nt 0a!)re 1869 »on bffi nod) jeltt wittätigeu
Gentar $tug.£uljn anfänglich gegrünbet nur als Se^mi^rfctfan-gröbrif, entwirfelte
fief^ bas Unternehmen allmählich 311 m größten feiner 9lrt tn De»ttfd)lanb, unb
3 mflr in rafdjom Dempo gerabe in ben lebten 3 «h wn » nadjbem ber lueitblidctibc
©rünber nod) rüjtig, aber bem Sotätigungsörange ber b*™ngewad)fcnen unb mit
iljm arbeitenben fünf Sohne {Rechnung tragenb, fein Gjefdjäft im 3°b rc 1900
burdj Deilung in eine tJamilicn-öef. m. b. £. umroanbelte. ®ewiß ein feltner
8 ruU gemcinfamcn SBirlens unb einmütigen Strcbens!
Seit co. gehn fahren mußten faft jätjrlicb bie Sauten unb (Einrichtungen
erweitert unb oeroollfommnet werben, um bem fteigenben Bebarfe au folgen,
ber burd) gemiffenljafte Grjeugung unb einroanbfreic Kiefern ngen - ftanb in $>anb
mit umfaffenber fachgemäßer {Reflame -fid) cinftcllte. ©inige wenige 3 <*hkn mögen
hier bem Cefor, unb oor allen Dingen ber Ceferin einen Begriff geben oon ben
großartigen (Einrichtungen ber <Jabrif. Das flüffige ober weidje fRol)inatertaT,
ffllid in einen Wiefenleffel, in bem to. 100 000 itito (ob. 2000 3 **- Ob. 10 Doppel*
SDaggons) toallenber Seife bis 511 nt {Ranbe ficben.
Üul)ns Seifenfabrif Im 3 fl b r< 1908 -
I l)auptfäcf)lid) Oie unb SJcttc oon Dorjüglidjer {Reinheit, tnirb in eigenen Skrfelaiagcn
bezogen; fouft alles tn JBaggonlabungen. Das Dad)gefd)oß (fünftes Gtocfroerf) bes im
Silbe gezeigten biitteren Cäugsbaues enthält ben (Eifenbahnanfdjluß ber (Jabril uub bilbet
eine KabeljaUc, in ber 3wölf Gifenbahuroaggons ©laß haben. Dicfcs Arrangement ertlärt
fid) baburd), bafj bie (Eifenbahn in entfprcche-nber £>öl)e hinter ber im Date gelegenen (Jabrif
uorbcifül)Tt. Die £lc roerben hier in eine Weihe tiefer liegenber eifemer Behälter oon je
tehnDoppcltoaggons 3nl)alt abgclaffenunbgelangen oon bort aus in bie jahlreidjen Siebe*
fefjel, ba runter ui er 91 iefen reffet, beren jeber3ef)n Doppe[roaggonsan3nf)altfaßt. Dieftetig
fiärter locrbcnbe 'Jüad)frage nad) Cuhns ©rjeugniffen Dcranlaßtc neuerbingsbte Aufhellung
oon jroei weiteren, nod) größeren Dlicfenlcffetnoon fe 150000 kg 3nhalt; bas finb je fünf'
■lehn Doppclwaggons, bie jufamtuen einen Keinen ©üterjug bilben tonnten. Das Stoßen
uub {Reinigen ber Seife, ein djemifthet Öorgang, ber oiel Aufmerffamtcit unb ftenntniffe,
oor allem aber aud) langjährige prartifdje (Srfahningen erforbert, gedieht ausfehl teßlid)
burd) Dampf, unb bie ©crarbeitung berartig großer Biengen auf einmal fid>ert eine ©leid)*
mäßigte it in ber ©ütc ber AJarc, burd) uwldje bie UJlarfc £ u h n s ihren fRuf mit erlangt hat.
Beim weiteren <&angc burcf) bie ftabril fetjeu wir bie mobemen (Sinrichtungen gut
'Jllffihiung ber Seifen, iur fjormgebung in hübfehe Stüde, bie luftigen, hcücn unb gefunben
9lvbcits- unb Bad räume, bic Jtartonnagenfabrifation mit au tomatifdj arbeiten ben ÜJlafdjinen,
it>cld)c täglich weit über 100000 Kartons heMtelten fönnen. Dann folgt bie Drudcrel
unb ftiftenfabritation mit automatifchen Slagelmafchinen, eine mcd)anifche Dtfdjlcrei;
and) eine uollfommene 3Jlafd)(nenbauabteilung finbeit mir, tn meld)er befonbere
f>ilfsTnafd)»nen, berett jtonftruftion bie Jirma natfirlich nid)t allgemein befannt gibt,
erzeugt rnerben 3n ben leßtcn fahren mürbe ben Derfd)iebenen Betrieben noch eine
Cbli)lcriH*Dcftillation angefügt, bie bas in ber Seifen fabrifation gemonnene ©hierin
weiter ocrarbeitet bis jum hödjftcn ©rabeber {Reinheit. Demnfid)ft in Betrieb gefeßt
I wirb auch nc,( h ein txrmanbter (Jabrifationsjweig : bie ^ßf(an 3 enbutter*tJabrifation.
Das untere Gtodwerf bes im Brlbe gejeigten großen {Neubaues oben rechts bilbet
eine <a. jel)u Bieter l>al)e 9Jlafch inen halle, in ber »ier Dampfmafchinen 00« jufammen
ca. 400 fpfetbelräftew für ben üraft- unb Gid)tbebarf bes ganjeu 9Berfes fargen.
Daß bie .(traft* unb Ci<hteinrid)tungen burdjtueg eleftrifd) finb, ift bet btefem hod)*
maöent eingerichteten Betrieb felbftDerftdnbli^; wie man überhaupt
bem Cuhnfdjrn 5Berfe nad)rü[)mt, baß es in ted)ni|d)er Be3iel)ung
j I bas DolUommenfte unb rationellfte ber Branche auf bem Äontinent ift.
Die JJirma befihäftigt ca. 250 Dtngcftelltr unb 2Irbeiter. ©s merben
alle Sorten harte unb weid)c Seifen für ben £>ausbcbarf, aud>
für gewerbliche Ju'ccfc hergeftellt. Ulis fcljr befannte Spejialfabrifatc
I nennen wir u. a. Cuhns ITOafchestraft, ßuhns 6alm.-Derp.*Äcrnfeife,
5uhnit*Scifc (mit bem alten Bergmann), 8uhn»3btal*8eife, Gunifa*
Doilettc*Seife, „Bbrabor", eine Bimsfteinfeife für fdjmußige ^änbe.
9Bcr hätte wohl nad) nid)t bie befannten lategorifdjeu 3mperatiüe
gelefen, wie*. „Bims' bie $>änb f mit Slbrabor!“ — ober —
^ ^ mit Kuhns, benu Biete thun's!“
UBie nur g u t e Sachen nad) gemacht 311 werben pflegen, fo hat es aud)
bei ben Cutjnfchen Spe3ialarliteln an9lad)ahmemnie gefehlt. Deshalb
fiubfehon porOahwn biefeBadimgcn nadjträglid) burd) Ubetbrudjtret*
ob. 10 Doppel* l U6 ^ c l on ^ cre Wotbaubftrcifcn, auffallcnb gcfcnn3cichnet worben.
Das roiffen auch rooht bie weiften beutfdjcn Hausfrauen unb (affen
fid) batjer nünbermertige Wachbilbungen, bie ja ftris von gewtffenlofen
§änblent uttterfd)oben 31 t werben pflegen, nicht in bie$>anb brüden; perbürgt fid) bod) bie
JJabrif felbft burd) ben Gaß : ,Dcr {Rame Kul)ns ift eine ©arantic für ben Ääufer !“ 1
Ged)»
Doppellabungen
mit Üuhns ftubrifaten, für
biefelbc Stabt beflimmt, oerlaffen gleidv
jeitifl ben ttijenbahn**nfd)luß ber enfenfabTit.
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Morti<&un« pon 5«iteW.)
Bejirf Mmc unb Fort|d)ritt wahr*
nähme, Den Dort Der libergang oom
vjnnb« jum Majcbincnbctricb gemacht
hat. UttD in Dem ganzen weiten töcbict
Der Tentilinbuftrie , bas wir burd)*
wanbert, liegt biefer ftortfdjritt oben-
[o offen zutage wie am Fufc Des
Teutoburger 'Wal Des..
3n brr d)emifd)en Oubuftric
Tcutfchianbs, bie fid) als ÄmD bes
19. 3al)tl)unD<rts aus fleinen Rn*
fängen In gerabC3U übercajdKnber
9Beije 311 einem au jjerorDciitlicb inad)t«
oollen fraftor Des ÜMtmarltcs ge*
ftaltct l)at unb bies in erfter Itfnic Der
hocheutwicfelten bentfdjen djemifdjen
'IBifjenfebaft oerbüiiEt, nimmt Rhein«
lanb unb SBeftfalen einen bcbcut*
famen platz ein. 'Bon Den H505 Bc*
trieben ber B«ruf&genöfjeu|d)dft Der
Deutfdyen (hemifdjen 3nbuftrie entfielen
im 3at)te 1906 auf bie liier in 'Betracht
fommrnben 6cftioncn Jlöln, Mann-
heim unb Franffurt a. M. 2786 mit
HUI OH ©ollarbciteru - bofanntlid) ift
Die Rebeiterzabl in d>enii(d)«n Be«
trieben, mit anberen betrieben ocr«
glichen, vcrhäUnismähig gering; bic
ganze <heintf(f)e Bnbuftrie Tcutfd)Um&s
befdwftigt 195356 Bollarbcitcr —
unb einem Fflbrc&nrbcitsocrbicnit non
97452978 J * , wäbrcnb in ber ge»
famlcn d)fmi|d)cn Onbuftrie Tciitid)'
ianbs fict) ber ^>ol)irc^arbrtt©i3<‘TÖi<eitf t
auf 207 311913 bezifferte.
Tie tf)e(d)id)tc Der bcutfdjcn che*
mifehen Onbuftrie fetten mir als befannt voraus. Ter giebig ben 2ßeg gewiefeu, an ber Rniliufarbcnfabriration,
©eften beteiligte fich in oollem Umfang an ber $crftcllung bie 91. R3. £>offmann& Bcrbienft ift, Der Damit zugleich ber
ber hotftlidjcn Tiingftoffe unb bet Sd)wefelfäute, beneit 3nbuftrie ber Säuren unb Sllfalien neues geben oerfdjaffte,
an ber ficrftellung ber Rmmoniaffoba
uaef) bem Sol pappe rfahren, an ber
Oicminnung ber Rcbonprobuftc bei
ber Äofsbcrcitung, bic wir fchon beim
'Bergbau erwähnt haben, unb euDlid)
an ber ftabrifation d)cmifd)cr Prä-
parate, beren 3oi)I heute gegiou ift.
Unb fo finbett wir gegenwärtig im
ganzen rbciuifd)»wcftfälifchen Rcoicr
eine grofze 'iinjahi d)cmif<hcr Betriebe
in lebhafterer Tätigfeit. 9lud) bie
&erftcllung Des fünftlichen 3nDigos
wirb hier betrieben. Tamit ift in«
birelt ein SBunfd) Napoleons I. er»
füllt, ber frf)on im 3al)rc 1809 im
Tüffel Dörfer Bezir! eilte Belohnung
uoit IOOOOO Ft- für Denjenigen aus*
fdjreiben lieft. Der bie BnDigopflanzc
hier fo Cultioicven würbe, bafe Der
Daraus gewonnene 3»tDigo Dein von
auswärts bezogenen an Qualität
nleichläme; auch ein Beweis für ben
wirtfd)aftlicf)en 'föcüblicf biefes großen
Mannes,
Tie (ülasinbuftrie Rheittlanbs
unb RJeftfalcns muh burdtaus als
ifiroRinbuftric nngefprochen werben.
Sie fertigt föriingias, weifoes £>ohl«
glas unb Tafelglas unb Ijat als
ScbwefteriiiDujtric bie Spiegelglas*
fabriration zur Seite. Tie ffirimglas*
l)er|telluiift, beren oorncbniftcr Sitz
z^crresljeim bei Tuffelborf ift, fertigt
3(a|d}cit als Blaffntprobuft, bic billig
fein muffen — ber preis von lOQÜBein»
flafdien fdiwcmft feit 3ahTict)nt(n im
Cürofzhaubcl zwifcheu «unb 9.* an bereu Qualität inbes
trohbem hohe Ülnforberungcn geftellt werben. Sic befinbet
fich gegenwärtig in einem bebeutfamen Übcrgangsftabium;
($ortl«i)unfl Seite 90.)
To* Ijtcrwil obfiebil&fJe, non &»r ©rüden bannt* ci luu fl be® ‘liiert« ic,ute ftoffmiitAShfiU* in CberbouUi« erbaute
eiltnir e 4 n»twwb*d flibt hn fernen C|«*n, unb twor im Hai|crlu*i Teuti<Ue-n <Spupcmrnmtt in Ilmenau, 3cu(int® pon
ber b-oben Uriliunflofäbiafcit Oruljcljcr 3itflciiieuraiiiien|(I)nfi. ’lUic bao ©ilb jctfli, ifit ba® Tod In ber Vacir. mit einer
Trcigtraft pon 1606)) s plctdnritifl nteliretc Jtrirn«. unb {vanbelftl<biffe bl« 10 in lirtijiang vu boden. Ter ©ntricb btt
®ia|(t)iricn ift rlcrtrifd) ; bir ©ebuna erfolflt midi Hinfahrt ber ödjiffc mittrl® srlm Jenlrifuflalimniptn.
oerfehen- Srünfmat in jeber Stunbe wirb Die ßuft Des
3irfa 3000 Stubifmetcr Rauminhalt faffcnbcu Äontors ooll-
[tänbig enicuert.
3ur CErlcbigung Der fcf>r umfan greifen Äonrefpöttbeitz
bebienen fid> Die Äomfponöentcn Des ©Difou*®ell*3teno*
Phonographen, woran wieberum ca. 70 junge Tarnen als
Gd)rcibmafd)iniftcn beteiligt finö.
Dm 3eitaller ber fo3ialen Reformen ift es eigentlich
fclbftoerfuinblicf), bafe in Der 6t ollme ref 'fdien Riefen*
fabrit für Das leibliche unb geiftige HBobl ber Mugcftelltcu
oieles gcfdjal).
Bor Dielen 3atjren l^at ein geiftreidjer fjranzofe bic
beim erften Ülnbltcf etwas verblüffen De Behauptung auf*
geftellt, Dafj Diejenige Ration in Der Äultur am weiteren
oorwärts gefchritten fei. Die am weiften Seife oerbrauche.
Äürzlid) ergänzte ein beranntcr RJiener Feuilleton ift biefe
Meinung Dnljin, bah noch mehr als ber 6cifenlonfum
ber Aonfum oon Süfeigfeitcn einen auocrläffigen ffirab*
meffer für Die Äulturi)6h« einer Ration abgebe. 5s ift
hier unnötig, ber tiefgeljenben Begrünbung fold)cr Sätze
nad)3ugrübeln. Soviel fteljt febennann einleuchtenb feft,
Dafe an Den Rainen Stoilwcrcf fid) and) ein mächtiger
Äulturfortfd|ritt fnüpfte, auf ben unfer grof|es Baterlanb
mit Recht ftoi.z ift. Denn man fann es biefer Finna als
ein befonberes Berblenft anrechnen, in erheblidjcm Mafze
Dazu beigetragen zu haben, bafz bic Ausfuhr TeutfchlauDs
in 6d)ofolaben, Äafaopräparatcu unb 3u<ferwareu feine
(Einfuhr fd)oti ganz erheblich überftrigt unb bah bas Per*
häitnis oon 9lusful)t ju Cinfuhr für TeutfchlanD ftetig
günftiger wirb.
Spezialfabrik für Zahnräder jeder Hrt,
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3 - 3 » Sßebcr Sllufttirte ß>rapf)ifd)e ftunftan(talten
^erlitt :: £eip3ig :: ftöln.
Slid in Dm ffllafdjtncnfaal I.
bte für Da* moberne Budtgcwcrbc
d)arartertftifd)en Berfohren unb jroar:
Strid)*, 9Iuto«, florn», Tuplcjr, Trel*
unb BicrfaTbewBerfaijTen.
3n ben Baumen 6er Erbgefchoffe
unb bes erften Stocfwcrtes befiuben ficf)
bie9nafd)inen>unbSd)riftfefcerräIe. Ter
Umfang bcr 311 bewältigen bcn täglichen
'Arbeit jur Qerftetluiig brr 3Uuftrirten
3eitung unb fonftigen Berlagsmerfe bet
3 Irma floht an* Der 'Jlmabl 6er gegen-
wärtig im Betriebe bcfinblichcn Schnell*
preffett hm>or: 90 Schnellpreffett finb
in Tötiglcit.
3n beit übrigen Storfwerten befiit-
ben fit!) »erteilt : ble Bäume bet Buch«
bUibetel mit ihrem bie weite! tgehenben
m
BhotogTaphifdics Atelier.
«Uerei.
: y
Spiegel ber 3ritläufte gewefen; fie l&VV | ’^ r
vermochte es aud>, in unentwegtem
Bingen nad) ber lünftlerifd» Pollen»
beten BJiebcrgabc oon SBort unb Btlb
ccm ber traditionell hohen Stellung
6« beutfehen Budigcwcrbcs jeugnio
Mt geben. iSeute nad» ber «ergangenen
Epoche bes tflnftlerifdxn fiolifchnittes |
ift es oor allein bie mit bem Bud)-
fletDerbecngnerrnflpfte^hologrnphte, IW
bic |ie in bcn Ticnft ihrer Bcpro* m
buftionstedmt! (teilte.
3rt bcn d)emigraphiFchcn Ateliers
ber Bcrlagefinna ftnb etwa |»0 .ttünft*
ler unb Icdjnitcr bemüht, ber 4Bteber-
gäbe Des photographischen Silbe« unb
ber iVmMchrift be* JtünftlcT* gerecht
Mi werben, ftür bcn ßaien bflrtte cs I —
nicht ahne 3ntcrefTe (ein, ju erfahren, ta* I
wie groft bimenfionierte unb loftbarc
Apparate unb Snftnimentc 311m
Werbegong unb jur IBanbluitfl ber
Phatographifdjcn Berlage pim Sud) 1
bruefnifehee erforDerltcb finb.
3tt ben photograpljiFdicn Ateliers
fteben fünf Apparate bis jur Oirflftc
oon 100 x 100 em n«r Aufnahme nein
Borlagen mit feinftem unb gröbftem ” , . r
Baffer 3UT Verfügung. Tie Be- t—
Ärrrce: *—*-«» •» - •- - - 0
f an bem and) Durch aufeeroTbentlid)
lichtftarfc Scheinwerfer. Bemerfcnswert finb unter ben piclfciiigcn Apparaten unb Utenfilicn
bie itopierrahmen int ftewidvt bis Fieben Rentner, ferner bie Barographen, Beton cheappa rat«
mobernfter «Ronrtruttion, bic mittels JtohlcnfäurcbTud bic ,>aTbeutcÜd)CM icrftäubcn unb
in oielcn fällen bie muf>fctnte finnbarbeit mcdjqnifd) erfehen. 3wr Ausführung gelangen
ftarben >ftamera 100 x 100 cm mit Scheinwerfer (bei 3 m Entfernung uont Crigitial 3ornicnli(t)tftärfc)
Anfprüd)c erfüllen bat gcfchultcn Bcr-
fonal unb tedjnifdjen BerooUfomm-
nungen; ferner bi« Bäume für
Enilpanoptaftit mit ihren clcftrifchcn
Einrichtungen, für Stereotopie unb
fonftige tcchnifchc Schriebe uttb \wi
iw»t ein ‘J?ebaftions> unb Sc»
amtenftab non 75 qjerfonen. Ta*
t&cfamtpcrfonai ber J^imta beziffert
V fidi auf 400 9Ing erteilte.
5Ran fleht, inte bos tocitreicljcn be
l Ta<h her altbcrühmten Sctlagsau'
! ftalt alles beherbergt, was in getftigcT
! unb tcd)nifd)cr Scticliung uir A>cr
ft«[lung buct)getoerbIichi v t Etjeugniffe
J nötig ift.
Unb bie 3iffem, Die oon ber 5RI>ein.
uummet felbft erjflt)I«n? Sauen wir
eine 35ule pon 600 SPTctcrn, bie alfo
ben Eiffelturm um bas Tappelte über
i i|*| ragt, fo würbe fie etwa biejenige cfi&he
1 erreichen, welch« Die einjelnen if»cfte
| biefer SonDermunmer aufeinanber
gelegt ergeben! $US biefen .h5f)cn
perhältniffen, bie wir auf Seite 97
im Silbe pcranfdwulidKn, Tann ber
IM io bicCteSftc bes91vbeitsftufn>aube*
_ 1 « ermeffen, ber non allen Schrieben ber
■ " 1 Jyirma ,)ur fierflclluttg biclev BdNbtt
* ™ Sn,|m,un « — *««»-> SonitcnlUfttlUrt«). 55 Z
SUitt bem oatcriänbifchen Strom unb
bem beutfehen Eiewcrbefleil) gewibmet ift, bie ciuch Slatt für »Iatt felbft ein Totumcnt
ber heutige« f>31)< e-ine^ «d)t beutfehen (Gewerbes ift. Hingen Schillers Iriftallhelle Worte :
„.ÜörpcT unb Stimme leiht bic Schrift bem ftummen E»cbanfcn r
Turd) bcr 3<>h r h u,, ^ fr * c Strom trügt ihn bas rebenbe )PIatt.“
o unb wie unfere „SRljein-
k| I ^-nummer“ entftaubeu ift,
;l I ^welche Rreife unb. tlräfte fie
Bewegung fehtc, «hc fie
in 66 000 Eiemplnrou ihren
Weg in alle Welt nahm — bas finb
fragen, Deren Beantwortung uns in
bie blflhcnbe Braris bes beutfehen Bud)*
gewerbcs führt, llnb wie oon alters her
bas Buchgewerbe inTcutfcftlanb beutln»
fpnuf) erheben burfte, im internationalen
'JBett bewerbe iwrannigchen, [o 3«igt es
aud) mit biefem, faft alle grapl)ifd)cn
«ünfte oereinigeuben Erjeugniife bie
.f)öhe ihter tedmirdjen i'eiftungsföhigreit-
3n tifi jcUprigcr raftlofcr Brbcit ift
bie ßeipjiger M 31Iuftrirte .-feitung“ ber
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königliches 33ab Oei)til)aufen in SBeftfalen.
11 Den roeltbelemnten Bor lügen bes Möniglid)cn
©abes Cerjnhanfen in IBeftfalen gehören in
erftcr Ciuie bie h«lfräftig«n Dljetmalf Ölquellen, bi«
monumentalen ®abe!)Äuftr und Der von bem be-
rühmten ©artenlunitler Uitine angelegte unb bis auf
4<io ©Jorgen erweiterte grofoe Jturgarteu, ber wohl in
Dcutfd)lunb nid>t feincsgleichcn finbct. 3m ©Jai biefes
Jal)rcs wirb in ©ad Oeqnhawfen bas neue fturbau» er-
öffnet, bas in ben Jahren non 1906 bis 1908 mit einem
Moftenaufwanb« oon einer öiillion unb fünfmalbunbert'
taufenb Hiarl auf bem l}dd)ften fünfte bes Dorfes
erbaut worben ift unb an nrdjitcftoniffljer Schönheit
unb innerer Eleganz unb ^Sc^aglic^tcit unübertroffen
baftcljen bürftc.
Das Äurhaus hol eine Jrontlänge uon faft 100 Bietern,
ber fid) anfchlicjzcnbc Mcmzertplaiz mit L'cudjtfontäncu
ift 4395 qm groß unb bie gebedten, in Eifenfon|truition
mit reidieit Munftfd)miedeatbeiten ausgeführten blumeu-
gefdjinfidteit Monzcrthalleu haben eine Etefnmtgnmbflädje
uon 163f> qm. 'Jlujjer ben {Räumen für ben 'JBirtfd)afts*
betrieb enthält bas Murhaus folgenbc für bie Murgäftc
beftimmten HSuinc; (Sin '-IMtibül für Oiarbcrobcu, bcu
Moniert* unb ©allfaal, ben Spcifcfaöl, einen Hoftauratiöns*
ramn, einen tfefcfaal, ein Spielzimmer, ein ©illard3immcr
unb zwei Ö>c|ellfd)artsräiime. 'Alle Häumc liegen 3U ebener
Erbe unb werden verbunden bunt) eine 60 Bieter lange
9Banbclbai)n, bi« fid) an einem Enbc ju einem 9Binter*
garten erweitert unb ben Murgäftctt befjaglidjen ’Aufcnt*
halt unb bei fd)led)tem SBettcr ©cweguugsmöglicbleit ge»
mährt. 'Die tfiauptfront dee Murbaufcs ift ganj aus
weifoern, fdjtcfifchem Ganbftein crridjtet; ben eigenartig!*™
Heiz aber gibt bem Murtjauö bie hier 3um erften 9Jlale
in Deutfdjlanb angewandte Xeduitg mit lionoegildjem
Gd)icfcr, be|fcn Jarbc je nad) ber Beleuchtung oom 3arten
©laugrau 311m Icudjtenben ttrfin wcchfclt. Dicfcs b<n-lid)e
Zhirljauo prangt inmitten bes mit zahlreichen, blühend™
»Anlagen gefdjmücftcn Mutparfs, ber ton ben fd)önften
'Billen unb tfanbhäufem ber (üartenftabt Cennbaufen
ringe umgeben ift. Unb fo liegt ber aufblühenbe Badeort
im tVrüljlitio ba wie ein farbenprächtiger ©lumentorb am
Haube ber Ausläufer Des Dcutoburgcr HJalbes, gcfd)ü»jt
ton bem UBiehen» unb H3e fergebirg e.
6oennetfen, Sonn.
ie man in Hünen, Mcilfcbriften uub £icro*
glt)pb* w bte hfroorragenbftctt 'JHerfmale ver»
gangener Multurcpochm erfennt, |o ift and) in
ber allgemeinen 'Benutzung von Sdiuibfebern
einerjtaunlicherÄiilturfortfdjritt 311 leben. Ehe
inbeffen Stahlfedern zur 'Ausübung ber Gchreibfunft 'Bll*
gemcingut wurden, beburfte es bedeutfamer ©erhoff erringen
des ©olfsfcbulwcfens jomie ber Sdneibtedwir unb ber
ba zugehörigen Hilfsmittel. Unter ben Hcfonuatpren,
welche fid) befonbers verdient machten um bie ©crbejfcruug
ber Gehre ibtectjnif unb bie Mnuft be* Schreibens, ftcl)t
Jriebrid) Soennecfen, ber '-Begründer unb Dnljaber
ber r^iriita J. Gocnnedcn, '-Bonn, ©crlin uub Leipzig
obenan. 9Bar bod) Goenneden nid)t nur ber ttrfte in bet
Vlufftelluug uon Cfminbfdfecii, nad> benen bie Gchrcibfcbcm
ber fd)reibettben v>anb anzupaffen waren, fern beim er blieb
and) ber JVührer in unfercr l£pod)e ber ©ertollfommnung
von Gchrcibwerf zeugen. ,>ür bie pcrfd)icbcnen Gchriftarteu
fchuf er nad) unb nach befonbers geftaltetc Jebern, bie,
in jeber Einzelheit ihrer Monftrultion burdjbacht, heute
als „bas Goennecfenfd)c Jebernfgftem" bie ganze
fd)rcibcnbe 'Hielt erobert haben. Jebcs Sdjultinb tennt
Gocnnecfens Jebeni, fomie feine fRunD|d)riftfebern, mcid)c
bie .»ierlidje unb bod) fo flare IRunbfdjrift heru erbringen.
'Daufbar ift ieber Hirlfd)reiber für feine Eilfcbcrn, bie baß
t«»efül)l bcT Erniübimg linbem, ba fie bas Hufbrüden inm
Hcroorbringen ber OminDftridjc entbehrlich machen. 'Hier
ftcile Jebcrhaltung hat, bem bietet Goennedcn eine Jeber
mit nad) oben gebogener 5pige, mer bie Jeber geftredt hält,
finbct 3wcdcntfprcd)cnb eine fold)c mit nad) unten zeigenber
Gpitje. Hwifaifd) befonbers für bie Schule midgig finb
Goenncctcns 'Jionnalfebcni, bie cs beffer als anberc Jebeni
ermSglidjeit, beim Schreiben gerabe oor bem Xifd)e 311
fitzen. Jerncr bringt Socnncdcit mit fRüdjid)t auf bie
vctfd)iebene Starte ber f>anb oerfd)iebeue Jebcrgrögen. So
finbct jeber mühelos bie für feine .fianb paffen be Jeber aus
bem überfid)tlid) georbneten S oennedeufdjen Jcbernfqftcm.
3u biefem inbuftriellen Sdjaffcn Soennetfens ift [ouiel
unfere iüegrmnart Eharattcrifierenbes 311 erfcnucn, bafz
man bie Gocnnedcnfd)en Erftnbungen mit Hecht als eine
„fulturclle Daf bczeidpien lann.
(ftetreu feiner Eigenheit, aud) fd)cinbar llnbebeutenbes
forgfatn \\\ behaubeiu unb feinem '.Heformbrang folgeub,
richtete Soennecfen feine ©erbefferungsgebonren halb aud)
auf alle (üegenftänbe ber Sctjreibftube. Es gelang
ihm, nad) unb nach bie gefaulte Einrichtung bes mobcnicn
E>efd)äftsiontörs uub ben .ztuedmäfzigcu uusbau ber [0
fchtuierigeu inneren Oie|d)äftsorganifation in ben ttrets
feiner gewerblichen ©cftrebuugen zu ziehen. Uub wie er re-
formicrenb in bie Sdiroibfcberfabritatiou eingegriffen hatte,
jo nahm er fid) aud) ber feinen Stahlfebcrn entfprechenbcu
Jabritation von Jeberh altern, (bolbfüll-
febern ujin. an. Gobann folgten neuartige Xintcn-
fäffer, bie ein 311 tiefes Ein taud)en verhüten, prattifd)e
X'öjd)er unb Schreibunterlagen, Die infolge ihrer
fchräg aujtoigeu&on Sd)reibflädK zur Sdjonuug ber 'Bugen
beitragen, foroie eine ungezählte IReihe oon fonftigen
Slrtilcln, bic man unter bem Hamen „Schrcibwaren"
3u|ammenfajjt.
3n ben grofzen Soenncdmfchen Jabriranlagen, In ber
Schreib waren- Jabrif in ©pnn- Rappel sborf nnb ber Schreib»
möbeUJabrit in ©onn« Soennedenfelb, bie bie gröfzteu bes
Montincuts finb, werben in technifd) oollenbcter 9Beifc
ferner ©rieforbuer, Xauerfon tenbiidjer, Mopier-
preffen, M 0 p i c r m a f d) i n c n fowic alle ?lrten oon
Gd)reibmöbcln, Sd)rei btifdje, Sftd)erfd)rünfe uub
berglcichen hftgcftellt, bereu fid) immer glcid)bleibcnbc
E>üte nicht wenig bnzu beigetragen h^. &afz bas „HJabc
in (ftcrmani)" 311m internationalen Ehrentitel beutfeher
Erzeugniffe geworben ift. Xer her®orragenbe Huf feiner
Jabritate liegt vor allem auch barin, bafe fie ftets auf bie
fiunrcicfjfte 'JBeife ihrem 3»cd angepafet finb, unb bafz
feine Monßeffion an ben hcrrfd)enbcn E)c|d)macf jemals
biefer Jwcdbicnlid)fcit hinbentb in ben H5eg getreten ift.
Grfcnnen wir auf biefem inbuftriellen Eiebiete tn
Jriebrid) Soeuneden Den 'JJiann ber Dat, ber nicht nur
bcu ©nforbcningeu ber (Gegenwart 34 entfpredjen, foubent
ihnen aud) vorau seile nb neue 3Bege 3U weifen verftanö,
jo lernen wir in ihm, inmitten feines Eirofzbetriebcs, ben
für bas 9Bol)l feiner »Arbeiter ftetig bejorgten ®roö*
inbuftriellen lennen.
Eine , 9ln gefunber Hrbeiterwohnungen, eine Unter-
ftützungstaffe , bereu Eiaben in Hotfällen reid)lid) fliehen,
Gparfaffe, Dienftaltersprämien unb anbere, bie Brbeitcr-
wohlfahrt forbernbe Einrichtungen finb mit bent ©etriebc,
ber ein ©lu ft erbetrieb erftcr Mlaffc genannt werben lann,
oerbnnben. yBeit über bas Hlajz bes Gclbfh>crftänblid)en
hinaus geht aber bie ©orforge auf bem (ftebiet ber Hqgicne.
'Alle JabrilrSumc finb unübertroffen in ber 3«fßftning von
XMd)t unb frifetjer fiuft, unb zwedntähige ©ab eeinridjtungen
beftchen für jeben feiner ©etriebe. ©etriebsgefahren finb
öuvch entfpredjenbc ©orfchrungen auf bas geringftc
befd)rdntt.
Die oon ihrem ©rünber unb Inhaber, St ommer zienrat
Jriebrid) Soennecfen in uerfdiiebeuen yänbeni errichteten
Jiucigmcbcrlnffuugen hohen mit bazu beigetragen, aud) im
'Auslanbe ben Huf bes beutfehen SBelthaufe« ju begrünbeit
unb bas ©nfehen ber beutfehen 3nbuftrie ju ftärten unb
3 U erhöhen.
0rßtf>. in köln 67. (£tn Pionier ber porö5=u)a||crbicf)ten SBeücibung.
ie Jrage ber .zwcdmäfzigftcn Mleibung, einer
^ A Mlcibung, bie in gleicher 'iBeife ben Mörpcr vor ben
J|d)äblich™ Einflüßen ber launifd)cn ^Bitterung
fdnitzt, als fie anberfeits bic vporen ber notigen
©usbfmftungsfreiheit nicht beraubt, tritt in nuferer heutigen
gerocrbflciftigcu, im Jeid)cn bes ©erfchrs ftebrnben 3cit
immer mehr in ben ©orbergninb. Die ©efelzc ber Hugienc
muffen and) in ber ©eHeibuug&frage mit ben Erforbenuffcn
bes praftifdjen Gebens in Einflang gebracht werben. Juni
Gtubcnhodcn beiftürmifchem ober reguerifchem'lBctter haben
heutzutage nur wenige, vom Edücf auscrwähltc
Hleufcheiifiuber Jeit, unb im Mampfe gegen bie rrgju
Haturgeroalteii flehen alle (f>efd)led)tet unb alle I SH
Hationen ber 'Jltelt Schulter an Sd)ulter. llnb fo |[ij£
gcjtaltct fich beim and) bie Hach frage nach m uff er*
6id)tcn ©clleibungsftoffen in ben letzten 7^
^ahnfh»rien unferer großen politifd)en uub wirt-
fdzaitlicheu ftäinpfe immer nadzbrüdlicher; foweit
bic '2Bafferbid)tigfeit allein in 'Betracht fam, tonnte
unfere ©efleibungs-Jnbuftrie ben an fie hftau-
tretenben ©nforbcrnugeu wohl aud) genügen, Die
bis bahnt verwanbten waf|erb»d)ten Stoffe hotte«
inbeo ben Had)teil, bafz ihre Irägcr äufterlid) wol)l
gegen Hegen unb Gturm gefdjüht waren, bafz
fie aber infolge ber mangelhaften '^orofität 311
einem erfdjlaffeubcn Sd)witjb«b gezwungen waren. L
Da.ju fam, bafz ben roaffoTbichten Stoffen ein
penetranter Eiernd) eigen war, Der ihre „Salon* p--. .
fähigfrit“ beeinträchtigte.
Die neueften Emingcnfd)aiten ber d)«mifd)en
Dedjuologie hat fid) nun bie auf bem ©«biete ber nflrt) t
wafferbidjleu ©crUnbiingsOnöuftrie feit einem ^ leier
©icrtel« Jahrhunbert als leiftungofähig befannte «cwffr!
Jirma Jerb. Jacob in MÖtn 67 311 Hutjcn 311
Riehen vermocht, tnbcin fie feit Jahren porös- nMt nv
wafferbidhte Stoffe herftellt, bie in gleicher Hleife
für Helfen wie für bie Hrbeit, für bic Jagb wie für alle
anderen Sportzmcdc praltifdiftc ©erwenbung fiuben unb
bic fid) auch als Salon* unb 'UToinenabc'DTcfz fdzou ein
u>eites Vlbfatzfrlb erobert haben. 3u gleidjer UBeife be*
währten fich bie Jabritate ber Jirnta Jerb. 3 ®<oh tu
Möln 67 bei Vlusrüftungcn für ©tilitär« Dmppen wie
für Iropcn-Heifenbe nnb nad) biefer Hidjtung ganz be*
foubers wufzte fid) bic Jirma einen yBeltruf 31t jid)cn».
Eins ber bcrtwrragen&ften Jacob'fchen Jabrifatc ift ber
in ber ganzen ziuilifiertcn Hielt eingeführte, in 16 Staaten
patentierte Schlaf fad, ber, aus porös»waf|erbid)tem
Überzüge hngeftiilt, fid) als ein unentbehrlicher Heife-
bcgleitcr bei SHanövent unb Jagbeu, bei Gd)iffsreifen
uub Iropcnwanbenmgen erwiefen hat. ©ei bem mini*
malen ©ewicht oon 2 1 /, Milo hübet ber Jacob’fchf
Gd)laffad für ben Douriftcn eine rannt mcrtbarc ©e*
laftung, wie er aud) beim '.Reiten bequem am Gattei bes
'JJfcrbcs feftgrfd)tiallt werben fann. 9lur wenige Scfunbcii
genügen , um ben Sd)laffad 311 einer toeidjen unb be*
quemen X'agerftätte Ije rzuridjten , bie Sd)ut} bietet gegen
s ^I)otogr(ipöi[it)€ ^lufno^me
nflrti i 111 Sinn« Jatcb, «ölit, beftn & lldjcit Criflinat. —
Xlrjcr IZrkf au^ tZrojilirn, nur mil l>rr ,>inurnbnrictmunfl „üdilafiact im iScbraudr
unb öer Crtobcitimmunfl «.tUlcnianlwT ircaitidilonb) auirtu- von ber itoit oljno ivrilere
‘MildfrACie ridniö an bie Wlannle ginna ,*erb. Jorab in «5t« fi“ o*Utte». 3llultrirrl*
'Uliliu-r DfruiclfältinUn bie intrrc|!«nt« Wbrcfic mit ber Unierid)rift J^inbi^leit“;
wir mrinrn ober, |>? ift iwijt •ebrnfpffltr «in ‘Oru>ft-> tftr bir WeltbcTflljrntljcii btr
äirnifl ,'rcrb. äaeot» unb iltrer Sdj laf filtfc.
r alle alle Unbill ber 'IBittcrung, uub bie aud) bic läftige ihres
uub Jnfcttruwclt vom Gd)lafcnbcn fentljält. Hohe fürjtluhe geftat
u ein ‘iterfouen unb Gtaatsmänncr aller Afänbcr biesfeits uub bei fe
c be* jenfeits bes Ojeans, 'Jlbtnirale unb H ccr f ll h rcr » Hielt* tu ng
1 b in reifen be unb Hliffiouarc brad)leu in fd)iucid)clhaften 30h Ire
wie Sd)rciben an bic Jirma Jerb. Jacob in Möln 67 peti,
13 be* ihre ©nerfennnng hntfiditlid) Des praltifdjcn 'iBertcs Des vorne
ehern. Gd)laffacfes zum Husbrvd, bejfen billiger ^Ireis oon verfta
t ber 35 bis ©larf 311 ben immenfen ©orteilen, bie berfelbe beibei
aatcti bietet, wohl in (einem 'Verhältnis fteljt. gebiet
3n gleicher SBeite wie ber Sd)Iafjad haben fid) auch
bie aus porös* waffcrbichten Stoffen hergef teilten JacobTd)en
2 r 0 p e n * H n z ü g c bcu IBeltmarft erobert, wie bies bie
ehrcnoollen Jeugniffe eines Hligmann, Vcutweitt, Dr. ©eters
uub anberer ©frilarci|enben beftätigen. Die Jirma liefert
foldzc Iropen-Vlnzüge fchou uon 12 'JJlarl an.
'lBufferbid)tc ©elerinett * ilmbänge, in gleicher 'IBcifc
jebetn Muvalier ,ziir Jierbe gcreid)enb als fie anberfeits
bem Heiter unb Jabrcr zum Schule bienen, bilben gleich-
falls einen ausgedehnten Jabrifationszawig bes ttölner
'IBelthaujcs unb finb in ben uiannigfaltigftcu,
n jeden ©erhältniffen Hcchmmg tragenden © reife n
in den Matalvgen oevmerft. ©cfonDers beliebt in
Heitcrfreifen finb bie wafferbidjt imprägnierten
©onchos, in runden unb vicredigcn Jaffons,
©ferd wie Heitcrsmann in gleidjer JBcife id)üt3end
unb bebedenb. 'iBafferbidjtc llutcrjadcu, Sd)weijz'
/ foden, wie allerlei praftifdje, leidjt transportable
Heife«Hequi|iten weift ber reich ausgeftattete ila«
talog ferner auf, fo ein aus ©ummi ft offen h«'
gefteiltes zusammenlegbares 3Bafd)beden, einen
fompletten ©abc ■ Hpparat: „Dip * Dop“, Jelb»
flafdjen, bereu Jnljalt bei Jroft ober füge in
gleicher Hleife temperiert bleibt, unb ähnliche für
ben lourilten unentbehrliche ©egenftänbr.
KU ein ©ionicr auf dem ©ebiete der ge*
fundheitförbern ben uub praHifd)cu ©efleibungs*
- J lunft fieht bas Staus Jerb. Jacob in
ftöln 67 nunmehr auf eine nahezu fünfunb«
Zwan3igfähnge yiUrlfamtcit zurüd. 3n bem
ial< . tleineu theinifd)cu 3nb«ftricjtäbtd)ett Dinslafen
iraiidi" im Jahre 1HK4 mit befdjei benen Htitteln gegrütv
Urirrt» bet, fal) fid) bie Jinua fdjon im Jahre 1899
genötigt, in eine zentrale Eirofzftadt ü ber ju fiedeln,
11 tc wie fie bettn aud^ in ber 9? ^<in-902etropo(c felbft
fd)on wiederholt 311t räumlichen Husbehuung
ihres ©c|d)äftsl)aufes fich veranlafzt fal). Der retd) aus*
gejtattetc .ftatalog Der Jirma überzeugt uns nicht nur
bei feiner grofzen ©launig faltiglcit uub reichen 'Ausbeu-
tung von der erftflaffigcit ©ebeutung bes Kaufes; bic
3ahlreid)en »Ausftclluugs HJebaillcn unb fürftlichen 'IBap-
peti, bie ben Matalog zieren, beweifen eben auch den
vornehmen Huf unb bie Solibit ät ber Jirma, bic es
uerftauben hot, ol)ue weltfd)rcicrifd)c itlctlamc fid) auf
beiden SScmifphären ein reidjes und el)ren»olles 'AbfaQ-
gebiet 311 erobern.
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$an oert 5ucarganne=(ScfeXl((^aft m. b. (steoe.
ic 9th«inlanbc tcbcrbcrgcn bort, wo ber ftoljc Strom in
i ^feinem breiten ©ett fid> träge bet hotlänMfdjen ffnenje |jj§|
J iuwülit, bic tjcroonagenbftcn ÜBcrfe einer 3nbuftrie,
beren (£r3eugniffe, obwohl fie erft auf eine breifeip-
jährige Vergangen!) eil 3urüdbliden formen, in biefer ocr*
hältnismafjig tm^en 3rit für einen großen Teil bcs beutfdjcn
©olfcs oon eminentefter ©ebeutung geworben finb : fraft
am (Enbe ber in bic 3<itcn bet SRömct 3UTÜdfiihrcnbcn SmMKWflTft
Ähiiturltrafje ragen bie ©robultionsftättcn für ein ©olts*
nährmittel empor, bas bet neujeittidjen ©ntwiefeiung
unfeces ©aterlanbcs feinen Urfprung wnb feine Uncntbeijr* rr^i^T, '
lidjfcit oerbanft. ©3ir tebtn non bm in Eleoe am 5licbet* -t 1
theiu gelegenen ©an ben ©ergh'fd)eu ÜJlargarine-Söerfen, weldjc
ben tarnen bet alten $>cr3ogsftaM , Me ftrf) riiftct, im nädjftcn
3afjrc anläßlich ber freiet ifyrer breifjunbertjäljrigen 3ugel)örigfcit jut flronc
©rcufcen ben Teutl<hen itaifer in ihren ©Jauern würbig 311 empfangen,
burd) alle ©auc Teutfd)lanbs tragen. 9Ben bas ©efdjäft ober ©ergnügen
oicl auf bic SRcife treibt, wirb bie wcifjgeftridjcnen Spcjiatroagcn mit bein
anbcrtljalb Bieter Ijo^crt ©Sappenbilbc fennen, in benen ©an beit ©crgh's
berühmte Spejialmarfen ft Ag It d) oon ber SCeftgrcnjc bes 9lcid)c* bis nad)
Tai^ig, Königsberg unb ©reslau im Oftcn, bis nad) frlensburg im ÜRorben
unb bis tief nad) Gübbeutfd)lanb l)incin beförbert werben. Q>ie ©an ben
©ergh')d)en QBerfc arbeiten mit einem Kapital oon 25 Millionen SJJarf.
Turd) raftlofes, 3tclbcrouf)tcs ©orroärtsfircbcTi, burd) tluges (Erfaffen jeg-
litten frortfd)rittes in ber frabrifattonsmctI)obc, buTd) gefdjidte Wusnutjung
ber Konjunfturen auf bem SBcltmarftc, nicht julct^t burd) bic tabellofc
©efd)affen£)eit ber 311t ©erwenbutig geiangenben 9?ol)ftoffc, ift cs ben
©an ben ©ergh’fd)«u SBcrfcn unter ber umfidjttgcn Leitung ij)rc* ©enctal«
Tlrcftors ©langer gelungen, als ootbilMiches (Eiabliffement bet ©tandje
ben erften ©lat) unter ben etwa 95 beutfrfjen ©latgarincfabrifcn 311 erringen
unb 3U behaupten, öorbilblid) burd) tedjnifdje (Einrillungen unb Anlage,
wie burd) bie Organifation bes ©etfaufsarganismus, bet oon frilialen unb
frabrifniebetlagert in allen größeren Stäbtcn unb »an etwa GO ©eneral-
agenturen mit 800 ©eamten repräfentiert wirb, ©orbilblid) nid)t minber
burd) bie ftulauj unb fiotjalitit, welche bas SBcrf 3»ir 5Rid)tfd)nur für
feinen ©erfeljr mit einem mehr als l)unbcrttaufenb Abnehmer jählettbeu
Kunbentreifc gemalt l)at, »orbilblid) in ber <nergifd)en ©erteibtgung ber
ffiefamtintcreffen ber 3nbuftrte, bie Sabrjebnte h in&UK h Me 3* cl f^ <ibc gc-
Ijäffiger Angriffe uttb unberechtigter ©orurteilc war, unb oorbilölid) cnblich
burd) bie infolge förtge[et}tcn Streben« nad) ©erfeinerung lt>rcr ^Jroburte
et3ielte, alle Älönfunren3 in Sdjatten ftellenbe Supcriorität biefer (Erjetig-
niffe. Tiefer (Erfolg finbet allerbing« feine (Erfldrung aud) in ber günftig
getodljlten Cagc ber ^robnftionsftätten. 3nmitten ber Ijerrli^en W^ein-
nteberung mit itjrcre prächtigen SBeibegrünbcn gelegen, fteljt ben SBerfen
eins ber t»id)tigften 3ngrebien3ten ber mobemen 9Kargartncprobuftc: fett-
reid)fte Wild) unb fü&e Sal)nc in ©Alle unb frülle 3ur Ocrfilgung. 9M)r
als taufeub Ganbtoirte füf)ten il>re gefamte üliilcf)pröbuFttön an bie SBerle
ab. Ti« Einrichtungen bei 9Kild)ablicfcnmgsftfll« ber ©an ben
©crglj’fdjcn ©Jerfe haben 3Ut3eit bic ©ufincrlfamEcit ber Sanitäts*
bcl)ötben «negt unb fic ocranlabt, äbnlid)c ©orfcljtungen in
rrfc ben SWolEcrcicn ein3ufüi)tcn. Überhaupt fann ber auch in aolfs*
^ ^ toirtfd)aftlid)ct ©infid)t bemertensroert« ©ctricb auf ©ner*
fennungen mannigfa^ftcr ?ltt hi« weifen: fein« (Erzeug niffe
würben mi&gcjcichnct mit 81 ©olbenen, Silbernen unb
fiTi^IHr Stftöts-SRebailien, Ghrenbiplomcn, Stäbtc*, Eljren- unb
^orporation&prcifen. ©oh« IFegierungsbeamtc, ©anbei*-
fammern, naturwiffcnldjaftlidje ©ereine, lanbroirtfd)aftlid)e
■fy/t M, JpS Aörperfdjaften unb ©eiehrte h»hen bie|en SJlufterbetrieb oft
t W'gB genug befid)tigt unb mit ihrer rü<f^altlof«n 2lncrlennung
uidjt gefargt, 9lu<h ift ln ben gehilbeten Greifen unfcrcs ©olfcs
allmät)lid) bas ©orurteil gegen Sdlargarinc gcfdjwunbcn unb mehr
unb mch* brid)t fid) allenthalben bie Ober3eugung ©aijn, bafo ©an ben
©ergh's ©targarine, uor allem bie Spejialmarfen w Elcoeritol3“ unb „©itello"
infolge ihres h^orragenb reinen ©cf^mads unb lieblichen ©uttcr* Aromas,
burd) ihren hohen frettgebalt unb ©äh™?«*, wie burd) ihre ©erbaulichfeit
befter ©aturbutter oollfommcn ebenbürtig finb, ©3ir fprachen oon „mo-
bemen“ ©largarinc.Grjcugniffen. ©3as heute auf biefem ©ebiete ber ©ah'
rungsmit teilen gung gefd)affcn toirb, fteht in ber Tat himmelhod) über
ber SBarc, bie in ben erften 10 bis 20 frahren bcs ©eftehens ber 3n-
buftrie auf ben QJlarlt gebracht tourbe. 9lud) biefe 3nbuftrie h®t Sdjnle
machen uub (Erfahrungen fammetn muffen, feilte ift, fpc^teU in ber
©au ben Scrgh'fd)<m ©robuttion ein ©rab oon ©olltommcnl)eit erreicht,
ber uns berechtigt, bic Speßtalmarlcn „Gleoerftolj“ unb „©^0110** gerabeju
als Triumph bet beutfd)en ©ahrungsmittcl-3nbuftrie 311 bc3ei<ht'en, Tafe
Sojialpolititer unb ©ationalöfanomen ben 3Bert biefer ©litte rer fatjmitt el
unb bamlt bie ©cbeutung ber 3ubnftric für bie (Ernährung breiter ffiplfs*
fd)ichten längft erfamit h^ben, bebatf faum ber (Erwähnung, wenn wir
baran erinnern, baß bic beutfehc ÜJliId)obirtfd)aft feit frahren ben 3nlanbs-
bebatf an ©aturbutter nicht mehr 311 beden oermag, foba^ 1907 bereits
für 79 ©lillionen 9JFarE auslänbifcher ©utter importiert werben muhte,
bie gualitatio burchweg unter bem 9lit>eau ber cinhcimifd)en ffliargarinc-
probufto ftel)t. 9Jiit ber aunchmcnben ©eoöUerung Tcu»fd)lanbs wdd>ft
bic ©cfal)r, bafj tn abfel)barcr 3eit ein ©langet an frettftoffen cintrttt,
ber bic (Ern ährmtfl sweilc unb bamit bie ficiftungsfähigfeit unferes ©olfes
ücrringom muh- 9lngefid)ts biefer ©efal)r toirb febet ©atcrlanbsfreunb ben
glänjenbcit ©uffd)uning ber ©Jargarine.3n buftrie, wie er burd) bie (Ent-
wicflung ber ©an ben ©crgh r fd)cn SWargarine-SDetfe oerförpert wirb,
mit Genugtuung begrüben.
9Ben feine Schritte währenb ber biesjährigen JRetfefaifon ober im fomineu-
ben 3ahr gelegentlich ber ftatjerfefte in Me anmutige §ügetftabt Gleoc
führen, ber folge unferer (Eitilabung unb über 3 cuge fid), nachbem er bie
Schönheiten bes alten, roalbumrräu 3 ten StSbtdjcns unb feiner hi|törifd)eu
ÜBahrjeichen gerofirbigt hat, burd) eigenen 9lugenf<hoin oon ber ©usbehnung
unb (Einrichtung ber »ornehmften beutfehen ©largartnc-9Ber!c. B.
©ttt 25. September 1899 bcfud)tcn 3hrc ©tajrftäten
bie jlänigtnneu SBilhclmiua unb (Emma oon £>ollanb
bie ©au ben ©crgh’fd)cn SBcrfc, bereu ausgebehnte,
in allen (Edelheiten oollenbctcn ©etriebscinri^-
tungen auf 3h« ©lajeftätcn ftdjtlid) «Inen über-
wältigenbeu (Einbrucf f)croor 3 umfeii vermochten.
Abnißin nSilbctmina otm ^ollanb.
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(ftunlffciina uon c dir Mi.)
beim bi< Cu’cn-Hhi tnitc cifctjcu, um« bisher für flau* mii* foujt imi*criiiciölid)CH tfotlagc ber ^Ia|d>citblä|cr uorjit* «'vl a'|ci)cu f ui L»r i I o n teil Dir ,>ül)niiig aimcr traut uturbe, bürftc
möflUd) fiel) alten würbe, bic .s>cmbfaUrifatiou poltftftnbig beugen, Taft in bem 311 biefem Juwdc gegründeten (Jure* bas befte 3ctd)cu für bic uoir»u»irtfd)aftlid)c fBcbcutung
burd) mafchinellm betrieb: ebasofen uttb 'JJiafdjinc Jinb pAifdpn Verbau be öer j}Iafd)enfabrifen einem Yf)cinifd}cn biefes inbuftriellen ^wrige* in unfern uwftlid)cn iBc<
aly ein (bau je* 3U ö enteil, bno burd) Iler*
mittlung öes beweglichen „rcvolving tank“
bie automatifdjc Jufiihnmg ber flüffigen,
glühenbheifteu ©lasmaffe au* bem Cfm in
bic <Dtafd)ine ermöglicht uttb baburd) bie
bisherige, fel)r anftrengenbe menfdjlichc
Hrbeiteleiftung übcrilüffig mad)t. Die finu*
reid) gebaute 9Jlafd>ine legt bie fix unb
fertig geblnfenc unb mit her fZRünbung »er*
feljette t^Iafcf)* oor ben .ttüljlofcn. föüte
unb ftaltbarleit ber Iylafd)en wirb baburrf)
nid)t mir nid)t beeinträchtigt, fortbent bie
5llibcrftanb&fdl)iflEeit Öcr und) bem neuen
«erfahren fjevgcjtellten 3-lafd)cn iibcrftcigt
bie ber nun ber £>anb gefertigten um 10
bis 15 Vtmofpfyärcn. Sllenn bie Owen*»
patente oon einer einzigen &irma ober
and) nur einem k?anbe erworben worben
wären, würbe bics für bic Süetibcwcrb**
nerljältniffe uttb batnit für bie in ber ©rütt*
gla&inbuftrie bcfdjäftigteu Arbeiter bie »er*
bängitieüollftcu folgen gcljabt haben. l£o
ift barum mit ftrcitöc 311 begrüften, baft bie
‘ilcrbänbc ber ®la&flafd)«nf)crf teilet aus
Deutfd)lattb, Belgien, Däncmart, (Englanb,
Jranfreid), ftoilanb, Cfterreidt, Gdjweben
unb Norwegen (id) .jufainmengctan unb bie
patente gcmeinfdjaftlid) für 12 Will. .# er«
worben haben, um burd) eine nur allmäl)*
lid)e (Einführung; ber HJlafäjinen aud) ber
5« ben Uhcjcnbetriebcn bet rlxini{d)cn unb §od)ofsnnwrtf |ütb aud) bi( ffleitjivgc unb öcrfitalt-
nmtcMnen uon fliganti[d»fn T imrnhonen. Untere UbbitDung jeigt un» einen uon ber tBcnrattjer ainlctiinen-
tabnf ft.-«.. «Benrntb bei IWiflbüirf, tXNrfldUtlUU S*M**«trA«‘ MO 2 »nt 3«b*lt. ®r «U mit teuer-
fetter SRaitc gefQttcrt unb pflti in reiner tipptoren [rann bic flcldjmoliciu ftpt)cifcnmenf)c flflitig.
3irfc fein. Tafelglas wirb in etwa 12 SBe»
trieben in l£rengelbatt3, Sinnen, ÜUittctt,
Wclcfclb, OTülljcint a. b. Diubr, Stolberg
bei 9lad)cn unb im Gaargebiet in Gutj*
lutd), Cuierfd)eib unb ftTicbrid)*tl>al her*
gef teilt, unb bie ©rjeugungsmertge bürfte
heute 5000000 qm weit überfd)reiten.
Die Spiegelglasfabrilation ift in Wtjcin-
lanb unb SBeftfalciiucrhältnismägig jungen
Datums — bas erfte berartige Unternehmen
im Sladjoncr fBejirt würbe erft 1852 ge*
griinbet — fie ftellt aber bei» bei weitem
größten Teil bcs bcutfd)en Spiegelglafcs
Ijer, ba oon 0 bcutfd)en getrieben 6 auf
bas bejeidptetc ©ebiet entfallen, unb juxir
in Stolberg, £>crjogenrath, Schalte, (Ectamp
bei Düffclborf, Dürften unb ^Jorj bei ftöln.
Der 3aarbc3irf fählt 47 glasinbuftridlc
betriebe, bie im 3ot)re 1906 burd)fd)mUli<£)
1 1 333 Slrbciter mit einer ©efomtloljnfummc
uon 9426834 befchäftigten, wäljrcttb fid)
im übrigen IKheinlanb unb in Süeftfalcu
in bemfelben 3ahre 100 glasinbuftricUc
betriebe mit 14 733 Arbeitern unb einer
tfiefamtlol)ufumine oott 15610153 .Jf be-
fanben.
Die ifJapiexinbuftTie S3reu&ens bat
iljre eigentliche Heimat in fRljeinlanb unb
SBcftfalen. Die Gtäbte ScTgifd)*©! abbad),
Dürctt, 3ülid) r SMalmcbt), Sfeuh, Düffclborf,
(Joutetjuna Sette OT.)
Abteilung KeHelbau
Dampfkeffel aller bewährten Sy (ferne
Ueberhifcer, Kettenrofte
Wafferreiniger, Walfermeifer
Blediarbeiten aller Brt
Apparate für diemildie Indultrie
Abteilung Trockenanlagen
C rocke napparate, lowohl für
Dampf* wie für Heizgafe, für
landwirtfdiaftlidie,
induftrlelle und fonftlge
maffenftüffe.
Haupt-Katalog
430 Seiten stark,
unerreichtes Werk
:: in technischen ::
Daten und Abbil-
dungen zahlreicher
Konstruktionen
G. SCHIELE & Co.
Frankfurt am Main
Ventilatoren-Fabriken
tOAC In 42 Jahren 107146 Ventilatoren, IQnQ
1 Exhaustoren in vielen Konstruktionen gebaut 1 ^ v/CJ
::: für alle Zwecke der Industrie im Betrieb :::
Erstklassige Ausführung — Moderne Konstruktionen
Abteilung II
Zentrifugal -Pumpen — Hochdruck- und
Niederdruck ■ Pumpen
Schi trs- Ventilator für „S. M. S. Mecklenburg“ mit zweiseitiger Säugöffnung und drei AusbUsöffnungcn.
Eigenartige Versuchsstation eingerichtet mit Motoren bis
2* 100 Pferde. — Weitgehende Garantie für Betriebsdaten.
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3uliu5 ffiroos, Vertag, $eM6erg.
It * ftcibelberg , bu ferne — ! 2 ßie fle ju bit
ftrömen, nid)t nur bie roiffens* unb lebens*
Dürftigen 9Jhtfenföfene, fonbern auef) bie groben
aus aller fjerren ßanbem, um fid) ön beiner <Sd)öne
3 u laben! 9ßie fie feinaufpifgem 311 beiner feerrlicfeen
Sdjloferutne unb bejaubert feinuntciftfeauen auf bas
unoergleicfelitfee SJilb 311 iferen ftüfeen! 2lber ob toofel
ron ben oielen ber eine ober anbere auefe einmal baran
benfen mag, bafe unter ben Käufern bort unten im
anmutigen 6 täbtl«in bes SBudjes ©eburtsftätte fid)
befinbet, aus bem er (ober fie) uiellcitfet „mit einer
neuen Spratfee fic^ eine neue Seele gemann"? Unb
fie letdjt geroann naefe ber
„HRetljobe ©aspep-Dtto« Sauer"?
Denn toirflicfe bort braufeen liegt es, bas £>eim
oon Julius (Sr 0 os, 93erlag, aus bem nun fefeon
feit einem oollcn Cfaferfeunbert ein Cuell bes SBiffens,
feit etraa 50 Satiren aber ein fraftooller Strom leben*
biger friftfeer Sprayen tunbe über alle Eöelt im eigent-
liefeften Sinne bes SBortes fid) ergiefet.
230 Wanbc in 25 nerfefeiebenen Spradjcn - uom
längft „felbftüerftanblicfecn“ Gnglifcfe unb ftran*
3 Öfifcfe bis 3 um Sunfeili unb SWaroffaitiftfeen!
iOeldje frülle oon jielbenjufeter Arbeit fteeft barin!
2 lus ber Qfilialc oon Sdjtuan unb ©5$ in 9Jkmn*
beim touefes ums 3afe* 1804 als junges Weis ber
je^ige 95erlag feeroor. 1819 mürbe bas Geftfeaft als
Weuc Sltabemifcfee 23ud)feanblung oon f>crrn Garl
(Sr oos rDeitergcfüfjrt unb in bem dlteften por*
feanbetien 93erlagsfatalog oon 1826 prangt mand)
ein ©elefertcmmme oon oollem Klange.
2lber erft unter bem Sofern 3nlius ©roos, ber
1845 bas ©efefeaft übernafem, erfeielt ber Werlag als
Julius ©roo5, Verlag feinen eigcntlidjen ©fearafter
als mobemer ®pratfeen*$OTt.
Die englifdje ©rammatif oon Dr. Dfe.©aspct), bie
fran 3 Öftfcfee oon Dr. (L Otto unb bic italienifcfee oon
Carl Wlarquarb Sauer begrünbeten 3 ufanvmen
ben Wuf bes neuen Sgftems ber fogenannten„töonoer*
fations*GrammatiEen * 4 unter ber ©efamtbe 3 eicfemmg
„9Wetfeobe ©aspetj^Otto^Sauer 14 .
2ln Stelle bes bisfeerigen trodenen grammattfd)cn
Betriebes bie praftifefee Wusbilbung oor allem 311
betonen; bem Scfeülcr oon Slnfang an fiebenbiges,
roirflid) ?lntoenb bares 3 U fefeenfen unb ifem fo üuft
unb Cicbe $ur tu eiteren Arbeit 311 geben unb 3 U
erfealten bis 3 um enbtiefeen abgerunbeten Wefultate:
bas roar bas Weue in biefen ßeferbficfeern unb bas
gab ifenen iferen ungeafenten (Erfolg.
llnb biefer (Erfolg 3 ei(fencte oon felbft ben W3eg
oor 3 ur weiteren Slusbilbung bes Verlags.
Der alte, rein roiffcnfcfeaftlicfee Teil besfelben roarb
nidjt mefer ansgebefent; oielmefer ging man nun —
burd) begeifteTte ßeferer unb banfbarc Scfeüler an»
geregt, baran, eine gan 3 e Weifee oon ftilfsbüdjem 3 U
fdjaffen, roeldfee ßefebücfeer* (oefprätfesbüefeer, Uber*
fetiungsbücfeer unb Keine Sprad)Iel)ren umfafeten.
3 a, man begann jefct auife fürs Sluslanb 3 U arbeiten.
Walb gab es neben ber franjöfifefecn, cnglifdjctt, italie»
niftfjcn ©rammatif auefe eine grnmmmre allemancle,
anglaise, italicnne, eine geraum, frcnch unb ltalian
gram mar. Weue 9J?itar beiter, anbere Spradjen traten
l)in 3 u. llnb ftarb aud) inmitten all biefer DStigfeit
ber 23egrünber ber neuen Werlagsricfetung, biefc felbft
blieb aud) unter ben toecfefclnben Cfeefs bes Kaufes
bie gleidjc unb feeute umfafet ber Wcrlagsfatalog,
toie mir ftfeoti oben eno5fentcn, 230 Wänbc in
25 Spracfeen, toas roofel fein anberer bcutfdjcr Verlag
auf blefem ©ebicte auf 3 ua)eifen oermag.
Weben QfTait 3 ö ftfd), ©nglifd), Dcutfcfe, Spa*
nifefe.Wuffifcfe.CJtalienifd), DSnifcfe, Stfeiuebifd),
Wieberlänbifd), ^3oxtugref i fd) , Ungarljcfe unb
Dürtifd) finben toir aud) bie orientalifdjen unb
kolonial* Spracfeen; felbft Gfeinefiftfe unb
nifefe, Slrabifcfe unb '4>erfifi), Weugriecfeifcfe unb
Wrmenifcfe, Suafeilt, Duala, Gmfee unb £>auffa,
ja neuerbings fogar WJaroffanifcfe finb oertreten,
oerftfeiebene anbere finb in SBorbereilung!
Unb ba 3 U fommen nod) bie Ausgaben für Araber,
Armenier, Dürfen, ©nglanber, Öran^ofen, 3taliener,
Spanier, ^ortugiefen, ©riedjen, Wuffen, Idolen,
Wieberlanber, Sd)u>eben, ^Rumänen, Bulgaren unb
Dfdiedjcn für biefe ober jene Spratfee,
Dabei finb bao nid)t nur fogenannte „Spradj*
füfercr", aud) nid)t einfadje Sammlungen gramma*
tifdjen Stoffes, fonbern mirtlidje „Öeferbücfeer 44 , bie
ben Scfeüler bis 3 um ©rforge in ber £anb 5 e ,
feaiten.
Unb nod) eins: Durd) alle biefe SBerfe gefet ein
unb basfelbe s i 5 rin 3 ip, eine unb bicfelbe miffenfefeaft*
liefee Wusfpra<fee = !öc 3 ei<fenung. 9Bcr fid) mit einem
biefer 23üd)cr befannt gemaefet feat, ber ift fdjon fealb
oertraut mit bem naefeften, bas er 3 ur f>anb nimmt,
unb geniefet fo ben Worteil bes Scfeülers, ber in
eines ßeferers $anb bleibt.
(Sine Gnoeitening unb 3 ugleid) (Srgan 3 ung ber
Wfctfeobe bilben ferner bie feanblufeen „Älonoerfationsf
bütfeer 4 ', bie als ©onnor*Wänbe bereits gut befannt
unb allgemein beliebt finb!
Der ftirma Julius ©roos ift aber aud) für alle
iferc Arbeit unb mandjerlei Cpfer ber Sufeere ©rfolg
treu geblieben. Wuf allen Wusftellungen , lueldjc fee
beftfeidte, erfeielt fie unter anberm in St. Couio
1904 bie ©olbene Wlebaille.
äUcvtooller finb ifer cuofel aber bie taufenbfaefeen
Wnerfennungen aller berer, bie — einmal befannt
mit bem 3 uocrlüffigen ftüfercr auf fpratfelidjem ©e*
biete — immer unb immer toieber nad) ber 931 etfeobe
©aspet)*Otto*Sauer greifen, um iferc ftenntniffe
311 eriueitem. Unb trenn ber Werlag in ibealem
Streben gar mand) es Cpfer braefete, er barf bafur
bas Skurafetfein feabtn, feeute, „roo bie ißelt ja unter
bem 3 ci(feen bes Serfefers ftefet", erfolgreitfe mit*
gearbeitet 3 U feaben unb mit 3 uarbeiten an ber
©neitfeung bes grofecn 3 icles unferer 3 «it. «bic
Scferanfcn 311 burefebredjen, mclcfee bie WülEcr trennen"
unb „neue W^icfeungen angufnüpfru 3 toifcfeen ben
Wationen“. Dr. G. Dfe. SU.ilter(»Cunb>.
^töjt|ions=Uprenfobri! oon 91. Sange & Sö^ne, ©laspütte in Sad)fen.
(Einführung ber öeutfctjfu Wtäüfions» InjüKii*
^^ufecen*3ubuftrie in ©losfeüttc nimmt ein befon-
flöcrcs 3ntcrcifc baburd) in ?lnfprucfe, bafe fie aus
^^^cblcn unb uncigeunü Ingen üflotiucn erfolgte.
Ter ^Begrünber bteiet feeute ju mcltumfaffenber (Bedeutung
gcTommcneii Onbuftxie ift 3crbinaub ?Ibolf ßangc.
^cgünftigt oon brr
Regierung fcfeiif er im
'Anfang ber 40er Safere
bes vorigen Oaferfeun-
berts mit biefem neuen
3nbuftrie3CDcig ber oex»
armten 58rp5lfexung bes
|äd)fifd)en lErjgebirges
einen baueniben unb
lofenenbenCEr»
tverb. (So bc»
burfte bamab
einc&HIufawii*
bcsoonaufecT«
orbcntlidfeer
Webulb, uin
ben neuen (fr*
roerb93TDcigim
(Erjgebirgefeei
ber ScoöEfe*
rung feeimtjefe
3U tnatfeen.
Wcfonbers
roar cs bie auf
tfeeorctifrijcr
©nmblagc be*
rctfenetc eigene
Wonftruftion,
bie ben oon
£ang« berge-
jtellten Ufereu
in fuTjer 3elt
bereits einen
fHuf oerfdjaff'
teu, ber burd)
2 reue unb ©eroiffeufeaftigfeit ber »Arbeit unb y elf tun g
roofel begrünbet roar unb blcibcnb ift. Teint ebenfo, toie
ber Wegrünbcr von beginn an leine Ufer bie JVaTnif ocr*
laffen liefe, ofene fie ber Durdj|id)t uuterjogen 311 feaben,
ift biefe Sorgialt aud) oon feinen Söfencn rocitcrgeübt
werben unb toirb oon feinen (Enfelföfenen berart fortgefefet,
bafe ber ERuf ber £ange*lll)ren fortgefefet itn Steigen
begriffen ift. WJefet jeber gcbilbete Wenfd) bürfte feeute oon
ber unerreichbaren ©ortreff liefefeit biefer llferen gefeört feaben,
ein« Oanfle.Ubt: GclbWcblaöetifte
’JJIinutcn-fftcpottiioit, Xoppel-Clirottogtaph nad)-
ivrinflmP, artinutenifttilcT, euj-iger «olenber,
Itilum, woctKntacu. ®lonol. Wonbplnile unb
Sdjalljaljr (elbittfttifl arueifletib.
menn er fiefe nidjt bereits burd) 2lnfd)affung eines folcfecn
SDerfes felbft baoon überjeugt feat. Die auf allen befefeidten
SUelt* unb yanbesausftellungen errungenen a7 erften greife
foroie fonftigen (Eferungcn geben baoou berebtes 3cugnis.
'Jleben ber mobemen Wemontoirufer für Herren unb
Damen in ben gebiegenften ©efeäufen eigener ^abritation
locrbni von ber Jftrma auefe bic fomptijiertereii Ufereii,
wie Cferonograpfe, Setonbe«'JJlorte, ‘Kiertel unb
Minuten* Wcpetitionen bis 311 ber altert cnnplijicitcften
Dafcfeenufer in eigenem f>au|e feergeftellt unb mit pein-
tid)fter Sorgfalt unb ülthiratcf je uollenbet, wie aud) auf bas
gcroiffenfeaftefte in allen Temperaturen unb iiagen reguliert.
Der 3rinna 91. Öaupe & Söfene finb ferner oiele
Weucnnigcn imb Werbe fferungen, burd) Watente unb
'JJhifierfcfeut) gefdjiifet; and) feierburd) ftefet fie in iferen
l'ciftungcn unb
tyabrifatcnuncrrcidjt
ba. 3n neuerer ^eit
feat fie iferc ftabri-
Eation aud) auf bie
$CTftelIung oon
Sülarincufercn aus-
f iebcfent unb babei
0 gl Silben öe Weful*
täte crrddjt, bafe ifer
bei ben atljäferlid)
ftattfinbenben Üon-
fiirreii3prüfinigeu
vou9Jtarinc*(£ferono«
metern auf berGee-
roartc 311 Hamburg
in ben le feien
Oaferni ftets
ber erfte
L l?duoc & 'Sülmt'»
HÄarinc-
CbronomrtfT.
Wrcis piertaimt tourbe. Die CEfer onometer oon 21. liauge
& Söfene werben bafeer jefet In ber $>auptfadje oatt bet
beutfefeen, öftcrTcicfeifcfeen unb italienifdjcn SHarine gefüfert.
Dafe bei fo gldn^enben (Erfolgen bie üonhirren^ iti
erfeöfetem 'JJtafee ftd) in ©ta&feütte nieberläfet, ift begrctfliefe;
es toürbe aber irrig fein, anjunefemen, bafe allein ber
Crt ©lasfeütte bie
tüeroäfer für eine gute
Ufer bietet. SRan feat
oerf liefet, bie Jlnna
21. fiange & Söfene
3U fölfefeen, feat burd)
anbere äfenlicfe llirtgenbe
Warnen oergebiiefe per*
futfet, einen 2lbfan auf beut
ÜBcltmarttcflu
finben, felbft
bie Scferoei3
feat bie feer*
oorragenben
ßciftungenber
Jyirma
9L ßange &
Göfene ba*
burefe aiwjn*
nuljcn oer*
lud)t, bafe fie
llfercit feer*
f teilte mit ber
SBejetdjnung
„Softem flttas*
feilt te ,# . 3a, cs
feaben fiefe fo*
gar Untcmefe-
uiergefunben,
bie Ufercn aus
ber Gd)t»ei3
nad) ©tas»
feüttc fommen
AUNGf
SOHNE
30crtanti(bt ttner Sange *UI)r: SctbbFdilapentie
SJUnutcn-Scpetition, Xtippel-dbronoßrao!) natfj*
lUTlnacnO, Winulfniflhler. eipinft Uattnb«.
TatUCtt, tUodKnlnfir, ‘JDJonat, ®lon&pljaft unb
Sd)ciltjnljr jclbjttfltlfl ait)c4ßrub.
[affen, um fie 001t feier aus mit ber 2Iuffd)rift iferer ^irnta
auf bcu Nteltmartt 3U bringen.
Die {ytnna 91. tfangc & Göfenc, bie feit 62 3afertn
beftefet, feält besfealb ftreng baran, bafj alle ifere Uhren
mit einer gcfefeliefe gefdumtcnSdnitMiiartc, uüc obeuftcljcnb,
oerfehen finb unb erfennt nur Ufereu mit biefer Gcfeufe-
marre als ifer eigenes ftabrifat an. (Es bebarf bafeer roofel
raunt bes ^imoeifes, bafe bas laufenbc Wublitimt bei
(Erwerbung einer Criginat*©Iasfertttcr*tfange*llbr
tm eigenen 3ntereffc genau auf biefe Gd)iifemarrc aefetet.
Wreisliften auf 'Htunfd) gratis unb franfo.
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3<*lf4'n £ftU-bwg<nalr«Tl un& £>»nb«rg roiit feit Hnfaiifl ui
töeretnißtm ®tald)mmfal)ri!en «ufl*tnirfl unb iRflmbera, *31.- tf»..
Dießebcrinbuftric bat fid) burdiwegjumffiTohbctrieb
cntroicTdt unb hat unter auberm in Bachen, Xrier, 'J3rflm,
SWalmebt), ■9©icfratl), Siegen, 9JlüU)fim a. ö. Buht, BJornts,
SRainz unb Cffcnbad) ihren Sify ?hrc ^cbcutnng Ziffern-
mäftig feftptf teilen, ift bc*halb febwet, weil bet ber Deutschen
Berufsgenoffenfchaft SBeftfalen unb $effen-9taffau in ber
Settion, bie in frrantfurt a. Blaiu ihren Sit} hat, dct»
einigt fint» mit ber ^Broöint «£act)fcn, SBalbcd, ßippe-
Schaum bürg, ßippe, 91 n halt mtb benXI)üringiJd)en3taateu.
Die na thfolcten ben Ziffern mü|(en be*l>alb unter SBürbigung
biefes GiefichtspuntteG. beurteilt werben; Sie ergeben für
bie brei Seitionen ftrantfurt a. Btain, 'JJlaiti} unb DHU*
Ijeint a.b. fWuhr 1906 int ganzen 1574 betriebe mit 31 7711
oerf idjeru ngepf li d)tigcn Berfoncn unb einer (Sefamtlotyn*
Summe oon 32438535.4. Die ßcberoerarbeitung ftcht
in hol)« Blüte unb i(t nid)t aliein für beti Onlanböinarft,
jonbem in hohem (ftrabe aud) für bie Busfuhr tätig.
Summarifd) mögen ferner ab boebbebeutenbe 3n*
biiStrien hier erwähnt roerben; bie £> ol tinbuftric, bie
3ementi«biiftrte, bie Jabrilation ber feuerfcjtcn
Steine, ber Sd)amottc, ber Xonplattcn, ber Xon-
rühren, bie fteramif, bie Steingut* unb Borzelian*
inbuftrie (oiuie bic Jiegelinbuitrie, ujeld) letztere, im
n 3<tl)rr9 t>ic rcblanfc »mö cUMtifdw .Uonftrultipn einer neuen, uon &c
erbauten ®rflefe. 3n öer iJflbe uon ffurop«* flröfttem tBiunenbaffn
uon 625, „ m ju &cu grämten •Brfltfen -Mitteleuropa«.
'Baumaterial. Onsgefantt werben etwa 320 Btillionen
Steine jährlich oerlnben. Der Berfanb erfolgt auf bem
7Bn|ferwegc unb auf ber ©fenbahn foroohl nadh Dcutfcf)-
lanb al* aitch nad) £)ollanb, Belgien, Cftcrrcid), ber
Schweiz ufw. 3 weifelies mürben bie Steine nod) häufiger
oenuenbet, wenn nidjt bie ftradjt unb in Dielen fällen ber
3olI bas Waterial mefentlid) oertcucrtc.
3n ber tfierftdlung ber ©cmiftmittcl ftcht bic Bier*
brauerei obenan. 15* entfielen 1905 auf 'Jlheitilattb 650,
attf BJcftfalen 090 unb auf Reffen -9laffau 181 Brauereien,
bie im ganzen 229260 t Cberfte i)erbraud)tcn unb 12*. Bil-
lionen tficftolitcr Bier hrrftcllten, was auf ben Hopf ber
BcuölEcrung in fKhrtnlanb 96, tu UUcftf aleu 105 unb in
§cffcn*9taffaii 121 Cttcr au*mad)t, Bcfd)äftigt würben 1906
in 1458 üetSid)erung$pflid)tigen Betriebet! im Durd)jdjnitt
17 434 91 rbeitermit einer ßohnfummeuon 24517472. ff. Beben
ber Bierbrauerei ftcht eine bcbcutenbc Branntwein*
brcnncrei unb eine lebhaft bcfdjäftigte Xabatinbuftrie.
'Huf bem Gebiete ber ^lahrung*mitteU)crftellimg finb
in erfter ßinic bie Sd)efölabentubtijtrie, bie Haffce*
brennerci, bie 'JJlargarincfabriration unb eine weit*
oer-nneigte H auf eroen inbuftrie zu nennen. 3iuifd>eu
ber Jnbuftric mtb bem öaiibmcrl einctfeUs unb ber Huuft
c Vlaföincnlabrtt a>uita»*burfl bei doinj, einer 3(vciflfabnt b<r
ßeleßen, fleftört Meie neue WertetjrwiDer mt« iljrcr ttffamtUinßf
in fRbdnlanb 16389, in 'IBcftfalcn 5948, in f>cffen*Balfau
6674, im ganzen alfo 29011 latente genommen rooTboi
finb, ronhrenb bie 3abl ländlicher auf Brcuhen entfallen
bcu patente 74894 betrug. Bn 'XBatcnjeichcn rourben in
bem genannten 3«itraum eingetragen in Bheinlaub 12969
in UBeftfalen 3100, in öenen*'Jlanau 5237, jufammen 21 206.
Der großen Doirewirtfdjaftlidien Bcbcutuug ber twit
lidjcii Clubuftric cntfprid)t ber ^clbnertchv- SM* Umfä^
ber 'JRcid>sbanff teilen h a bett 1906 betragen irt SDlilliönm
'DJarf in «öln 6826, M , in Düffel borf 3979, fo , in (Elbcrfelb
251 1„ B , in Cffcn 5341^,, in j^ranlfurt a. 9Jtain 11866„
Der ?lnrauf non Blo^* unb Bcrfanbtuedjfeln — alle
ber gefantte 2Bed)felanfauf, ausgenommen bic ffinpig*-
iDedjfel betrug im 3 ö h rc 4906 in 9J?itIionen darf in
Wbeiulanb 1408 , b:p in9öeftfaleu 575 in &rattlfurt a.HJldin
unb TOiesbaben 490,.*, roähvenb er fid) in 90113 Deutfd)lanJ
auf 1021 3, :n bejifferte.
Die erteilten fiombarbbarlchcn betrugen 1906 in 99J illie*»
neu Blarf in fRSpinlanb 382^ , in SBeftfalen 119 nff , in
tfranffurt a. BJatn unb SBiesbabeit 87.,., jnfammen 5,H9^
gegen 2773„ w int ganzen Deutfd)en 9?eid).
2lud) bie Sparraffcneiitlagcit gcinältrcn ein bru;
lid)cs Biib oon ber ootfswirtfdjaftlidjcn Bcbcutung be$
( 3 d)Ui 6 6 ti« U )
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Oorlfeftuno uon Seite 90.)
fRatingen, Broid) u. a. bilbeu ihren Si§, unb ber Bitf
ihrer Cr.H’ugniffe — namentlich ü» feineren papieren —
ift fo groft, baii Dcutfdjlanb an ber Spific ber Rapier*
inbuftrie ber ganzen 'Jüelt fteht. 2Ius ber Deutfdjeit
madjer» Beruf G.geuoffenfd)aft fommen hi« bie Seftiouen
IRain.u Alüln uub fiageu i. 2B. in Betracht. Sie wählten
im 3ahrc UKH5 jufammen 233 Betriebe mit 15059 ucp
fi<hcrunflspflid)tigcn 'ßerfonen unb einem ^ahresverbienft
von 13546572 .//. Der BapioiLU fcugiing eiitfprid)t eine
aufKvorbcntlid) nielfeitige Itapieroeraibcituug , aus bereu
Bcnilogenoifenldjaft in unfer (üebiet bie Seitionen Staffel
unb (Elberfelb mit 860 Betrieben gehören, in benen im
Cfabrc 1906 24583 oer|icherung$pflid)tigc Bctfoncn mit
21 345933. Jt anrcchnuugsfähigcn ßöl)ncn befd)äftigt würben.
(Viegcnfah ,fum frühem .fianbftrid)* uub ftelbbranbbetrieb,
Ijauptfächlich im ÜHafcbincn* unb iRingointbctTicb arbeitet.
Befpnbev* d)aralteriftifd) für benBhciii ift bie ®d)wemm«
fteininbuftrie. Die rbeinifd)cn Sd)tueinmfteine, in
manchen Cüegenben fälfd)lid) Xufffteine genannt, [tnb
leichte poröfe Bollftcine, bic feit fünf Jahrzehnten im
Oiebietc bes 'Jieuwicber Beelens bergef teilt werben. Sie be-
heben au* Vintofattb (Bimofic*) unb -Half . Der Biin*fanb
ift eilt glafiges, h^uptfdd)tid) au* ttttlö«itd)et Mieftlfäure be*
ftehenbe*, fchwammartige* 'firobult, bas nor Jahrtaufcnbcn
als Schaum glühenb flüffiger Blaffen oon bem im genannten
Bcprf befinblicheu ßaad)er Bultan emporgefchleubert mürbe.
Die au* ihm unb Halt bergcftdltcn Steine haben ein ge-
ringe* &igengcwtd)t unb oielc tcd)tiifd>cBorjüg< ooranbetm
anberfeits ftcht bas Hunftgewerbe Bhcinlanb* unb
2Beftfalen5, bas feit einem Jabnefjnt einen ganj bebenten.
ben ?luffd)wung genommen bat, in beroonagcnbec B?cijc
aud) für ben Srport tätig ift unb unter ctnbentt auf tnr
'lßcltausftellung in St. ßoui* in einer für Deutfd)lat^
fehr fd)meid]elhaftcn 'lBeife abfehnitt. 2lud) ber Blufif.
inftrumentenbau, insbefonbere ber Bianofortr:.
Jlügel- unb Orgelbau muh hier in feiner grcRcrt ipc-
bcutuug für ben inlänbifd>cn Blavtt fowic für bic W«*.
fubr oerzeichuct werben.
Daft eine fo oiel oerzroeigte türoh* unb Hiein inbuftrie
aud) auf geiftigem (Gebiete fehr proburtio fein tnuft, ift ohne
weitere* flar; e* geht bie* aber unter aubevnt aud) au* brr
Xntfad)c b eroor » * n öem 3eitabfcbttitt oan 1877 bi* l!8ni
Weniger aRüf^ittettfübrif i[t ols eine ber erften ÜJkfthinen*
/i/fabrifen Deutfdjlanbs befannt, bie ben fxüfjeT üblt^en „oll*
gemeinen" SJlafthinenbau oerließen unb t^re ganje Kraft auf
Spejialartifel legten ^Bereits im 3 a Ü re 1884 rourbe bie
Spc 3 ialfabti(alton oon Xransmiffioncn
aufgenommen, uitb in fui^er 3 «* Ratten fid) bie
geraffen motben ift. SEBix matten an biefer Stelle nur auf bie
folgenden Spe 3 iolfonftruftionen oufmertfam:
ftugeh Saget D.W.F.
mit £aufrinrp Sqftcmen ber Deutfcfien 3Baffen» unb <Ptunitions>3Qbrifen.
Weniger Jtansiltiffionen Atngfdjmtetlager mit ftd)t&arem Olumlauf
einen georteten tarnen als er[t!Iaffiges gabrifat roeit unb breit
erroorben. Die IBerfftotten ber Weniger 9Jt a [d)inenf ab rif finb,
ben Anforberungen bei mobemen Jecbni! entfprechenb, mit ben
bcjten Spejialmofc^incn bet 5icu3eit
ausgeftattet morben, nomentlidj gtäsmaf^ineit aller Art
ein ausgebeljittes Anmenbungsgebiet gefunben. — Die einjelnen
Arbeitsftücfe roerben natfj Äeine<fer*©ren 3 le^ren fjergeftellt; ©ren 3 *
lebten unb [onftige SJteßtDerfäeuge toerben auf tyre ©enauigfeit
^iit in regelmäßigen 3 ®'W enräumcn auf einer
9?cinetfer« 3Jtcfjma^ine
(bis 3 U 0,0001 mm meffenb)
mit fogenannten (Enbmaßen oeiglicfjen unb erforbeTÜ^en JJalls in
eigener JBerfjeugma^erei richtig gcftellt, um eine Austaufch*
barlett ber (tinjelteilc 3 U erreichen. 2 Rit unferen
WobcIIen 1908
unb sroar
Doppel g £0$rtUg 8 fiQgCt mit 3 t»et lofe auf ber 2BeIle Iaufenben, unb
moppet QfC|inng ^Qger jcnt rifö i au fenben geteilten €4mierringeiL
*HutopneUTTtQt=£Qger (<P3orl gef. g<f^. :: D. R.-P. angemelbet),
(önom*Kupplung,
einfache unb betriebsficheifte Äeibungsfuppliutg ber 2BeIt.
(2Bort gef. gefdj. :: D. R.-P. unb Diele Auslanb spatente :: D. R.-P. angemelbet).
El -Js- Kupplung, elaftifd) unb ifolierenb
(AJort gef. geffy :: D. R.-P. angemelbet).
Kraftmafcßinen Kupplung (D. r.-p. angemeibet) :: ßeerlaufbud)fe mit
Autopneumat*Sd)mierungunbausTDe(f)|elbareT 2auffIärf>e(D.R.-P.angem.).
ÜBeflen, £agct aller Konftruftionen, Kupplungen, Seilf Reiben, Sdjnmng*
räber, 9ticmfd)cibcn r Aiemenleiter mit unb ol>ne fetbfttatige Sdjmierung ufro.
Selbftfpannenbe Aollengetriebe „*ßenig“.
bringen tuit bos S3ollfi)mmen[te on ben SJtarft, mas on
Jteutonftruftionen auf bem ©ebiete bes üronsmiffionsboues
=— — ©raftefte SRöffenfübrifation. =^==
gormoMIenbctc, fonftruftio richtige Ausführungen :: ::
Weniger 3ftafd)inenfölmf unb ßifengiejjerei 5lftiengefeUfdjaft
üBinnerß.
lEinflftTogcne 6 <f)u&martf.
.afqjinenfabrit
itgefellfdjaft, ^Sentg L Sa
©egrünbet im 3a&te 1852.
3tt eine Afticngefenfd)öft
umgeroanbelt im
3al)re 1890.
Afticnfapital: 2GQQ000 jgt.
Anjaljt ber Beamten
unb Arbeiter
ca. 800 .
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(3rOUf<®uitfl t»oti e*ilc 92 unl» <sd)lufc.)
inbuftricllcu Weftens. Sic betrugen aut ttnbc Des
fraljres 1904 eine neuere Gtattftil lieg* in ber
uaehfotgenben •Spe.iiniifierung uod) nid>t uor
für bie ftäDtifd)cu Sparlaffen I
im Staate Prciifrcii 33M4U4*JOCn .« (
in ber *?ro»tm WheinlatiD TCHMS8H3 .
in brr Vrooini 9Prfifatru «'»ST'JTKIS .
in brr Uroeinj t>c|fcn-9liiifiiu 13I20M5I3 .
für bic Wirthfpiel»', frledens« unb HanDgcmcinbe*
fpar!a|feu
in flreulteti .... 4R74»*:tt4 M
in Mbrtntanb ... 16748644» .
in tUriifatrn 77M3863 .
in HeMm-ttaffau 3126U04 .
für bie Ärcis* unb ?lmt»fpaTfaf|en
in Vmifoca 2471464*«:. .«
in 9Uirintanb 352K77K»
in fBritfdlm &-j«io:ia 67 .
in ^r|{rn-9la|{aM 77141414« „
ifitblii) mag nod) eine llberfidjt über btc
Steuern aeigcn, welche i>öirswirifd)aftlid)e Bc-
Deutung ber iiibujtricllc Weften für bie preufoifthe
Wonard)ie tja*. Tas gefaulte Beranlagungsfoll
ber (Einfom men ft euer (phi)fifd)c unb nidjt«
pl)»)ftfd)c Brrfonen .uifammeu) betrug 1906
tar »tirintanb 4359H275 .4P
für «DrlUalrn 177*1113 „
fflr brn Strfl. •’Ur.i. WcotxWrn 14 741 696 „
Mir Vrru&fTi 216795002 .
Ta» für bic Bciioöc 1905 bi» 1907 veranlagte MM
Vermögen betrug (berechnet burd) Wulttplilation
ber 3enfUeit$at)t mit Tnrd)fd)mtt»permögcn)
ilt WTirinlanb 15 847061 ooo .*
in «UrFlfatrn , . «124 006000.
im 9lfu.*tPn. tBif*baöen . . . 6656 858 000
in ftrrafem . to 4 O 9 834 0 «n '
Wir ftcheit am tfube unferee fRuubgangs. ©ins hat rüdfidjtslofe 'Ausbeutung ber Arbeit slväfte. Tarübet mag
er uns gezeigt: ipic virlfcitig unb wie bcbcutfnm für bic tunt Sd)lu& ein abwehrenDcs Wort geftattet (ein. BHt
Arbeitern, bic man ausbeutet, (atttt auf bir
— - - , — j — | : : — - — i Tauet feine 3nbuftrir (Erfolge crjiclen. (Es liegt
np r^f * 9B T fd)ott im eigenfteu 3ntereffe Des Arbeitgeber*,
.„i • eine fo falfdje Bolitil bee (Erwerbs iiid)t 31t be’
treiben. »Iber aud) bic Tatfachcn bes täglidjen
Gebens fpreeben gegen bie Wahrheit ber Be*
Ijauptung, Da& eilte Derartige Bolitil feiten» ber
rheiiiifth-roeltfälifehcn 3nbuftrie betrieben wirb.
Ten beftcu Bcroeis lieferte bie Titffelborfer
Ausftellung 1902, oon ber eingangs biefet Bc.
• ' tradjtungen bte Siebe mar. fnm&crttaufenbe
unb aber Hunberttaufenbe non Arbeitern mit
^ Jjfc., iijrcn fr rauen unb .ftinbem befugten, meiftens
auf Äoften ber Werfe, biefe AusfteUung, um
Da» Wert ihrer eignen Hänbe ju fcbaucn unb
» JA ' Sl ^IÖC. I if h 0,1 U)m tu erfreuen. Wer biefe unadbligen
i - # Waffen föhniger uub ftvaffer ©eftalten gejehf",
uwr fid) an ihrer yebensfreube, an ihrem 5>umor,
an ihrem ffrohfiun erg5t}t hot, ber mujjte 311 Der
fidjem Grfenntni® fommen, bag in SRhrinlanb*
Weftfalen ein arbeitfatnes, unenblid) fleifjiß«?*:.,
aber bei aller Vlrbeit frohes SlolC lebt, bas fid)
fclbft am meiften gegen bie Behauptung mehren
mürbe, birg cs &al)injied)e unb „au&gcmcrgclt
bis auf bie Änod)en H fei. ^reie unb felbfo
bemuftte SJIenfcfjett finb f)ier Arbeiter unb Slrbeit*
»iiPbrrboot auf 0«m «ieOmbein. ®on n. «tarmbad,. flebec _ bct «urcautratismus hat mrgenb fo
oide unb fo entfdjicbeiie 5E<inbe tuie in 9U)*in-
BoUsmirtfehaft unfere rl)cini|d)-toef t f Alif d) c Dnbuftrie ift. lattb unb Wejtfalen — freie unb felbftberouhte SJfenfdjen,
Bielfad) meint man braunen, foldje (Erfolge, t»ic fic hier bie int Timjt Der Oubuftric, froh ihres Gebens, ein
ütifpirocifeii finb, feien mir möglich gewefen burdj eine ehrliche» ©e u?crhe treiben.
Haarpflege oon Dr. 3- Äertner.
PERU
TAMMIM
WA33ER
E.A.UHLIYIAfiri&C?
REICHEriBACHiV.
*TNie ©erftetlung oon Sjöar*
^✓pflegemitteln ift lange
3 *it eine Ji>auptbomäne ber Ouadfalber ge*
ipejen. Siad) Gua dfal Derart rourDc aud) Den
Haartinttureu uub ^Jomaben Wunbrrtraft äuge*
Dichtet, unb ba leine SBunbcr aus-
geübt trurben, haben nirle überhaupt ben (Glauben an
alle .frannnittei verloren, iväljrcnb bie llngcioitpgten nod)
immer auf ©tamb ber Hiitpreifuugcn pöh neuen Mitteln
9Bunb« erhofften. Ulan hat barait fdjon emftlicf) ge»
zweifelt, ob es möglich fei, ausgefallenes >>aar toieber
Dnrd) frifchen 9iad)touch» 3 U erfehen. Tas fommt nun
ganj auf Umftänbe an, vor allem muh man bie llrfadjen
fennen, meid)« ben Slu&fall ber £>aarc oeranlafeten. 3 cber
l*aie meife es, bafo nad) l^i^igen itranrheiten bei tinjelneit
3nbinibuen bie .(>aare mehr ober minber ausjugehen
pflegen, unb bah fid) bic einen toieber bchaaren, u?ä£)rcnb
bie anberen AahUöpfe bleiben. 3ft le^tcres ber HralC, bann
hanbelt es fid) um eine Stcrilifierung bes H Qav bobcns.
9 Jlan ift berechtigt, bie fjaare gewiffermahen als frort-
fetjung ber ^>atit 3U betrachten, uub bie Annahme, ba&
bas fertig gebilbete 5)aar oon fr lüffigf eiten burd)3ogen
unb erhalten wirb, welche aus ben (frefäfren bes Haar*
leim» [tammen unb von Der 3 »fcbel aus in bie Höh«
fteigen, ift faum in 9 fbrebe ju ftcllcn. Temnach muh bet
Chm4hrungs3u[tanb ber Haut, befonbers ber
gtohen (Einfluß auf bie Sefd)affenheit unb (Erhaltung bes
Haares ausüben lönnen, unb bie Urfadje bes ©rautoerbens
ober (Musfallcns ber Haare hö«gi baher mit aiemlicher
Seftimmtheit mit bem ®la ngcl bes flüffigen Gmährungs*
materials 31t lammen, ©eitufe ift es, bah eine SlicubiLbung
oon Haaren Durch ben Sie im be» Balges möglich ift, ba
letjterer noch lange beftehen bleibt, nachbem ba» Haar
bereit» ausgefallen ift Natürlich roirb man immer einen
grfimben Haarbalg mit normaler Rapide vorausfehen
muffen. (Ebenfo gcroih ift cs aber aud), bah ** SJUttcl
gibt, welche imftanbe finb, ben (Emaijrungsauftanb ber
Haut günfiig ju becinfluffen.
Tie allermciften haarrouchsbeförbemben Wittel, roeldjc
öffentlich auspofaunt werben, finb nu^lo», ja bisweilen
fd)äblid), ohne ftenntnis von Bau unb Wcfcn ber Haare,
von ihren (Jxiftenjbebürfniffen unb (Erforberuiffcn ihres
©ebeihens h er geftellt. Mitunter enthalten fie reijenbe
Sef taub teile, wie fpanifche frliegen, SBrcdjweinftcin.
9£uf bie nahe Bcru>anbtfd)aft ber Hoare mit ber Haut
haben wir fd)on hmgeroiefen, unb roie inan h«ute bie
Hautpflege als einen wichtigen Teil ber ©cfunbbeitspftcge
betrachtet, fo muh man auch bie Haarpflffl« *n blefctn
Sinne auffaffen. Tie pflege bes H aar «® un b jene ber
Mppfhaut ftehen im innigften 3ufammenhange. Solange
man nicht bie Wcrfmale vorhanbenev unb um fich greifen*
ber Hautfranfhciten roahmimmt, lümmert man fid) ineiftens
nidjt fonberlid) um Haarpflegemittel ; bod) foll man be»
ben len, bah man aud) bei gefunbem 3 uftanbe be» Haat*
bobens ber .Kopfhaut Durch geeignete Wittel, welche 3 U
ihrer fReinigung, Stärfung unb ©rfTifdjung bienen, eine
groh« Wohltat cnocift. «Ibgcfchen oon ben Schuppen,
welche entfernt werben muffen, finb es aud) Sd)roeifc unb
Staub, welche bie frunttionen ber Haut nachteilig becin»
ftiiffeii. Tie Wittel, welche in ber Siegel angewenbet
werben, um ben 5topf 311 u>afd)en, finb nicht immer
empfehlenswert, namentlich bann, wenn burdj biefelben
ben paaren bas natürliche frett entjogen unb bie Aopf>
haut troden nnb fpröbe gemacht wirb.
9 lbge[ehen aber von bem gefunbljeitliehett Wert folcher
Wittel, welche bas Wachstum bes Haa«s beförbent unb
erhalten, ilranfheiten rorbeugen unb ooTljanbene heilen,
bienen fie aud) ba3u, bie Schönheit bes Haares 3U er»
höhen unb jur längeren ftonfernierung ihrer natürlichen
frarbc bei. 5 11 tragen.
9 luf ©tu 11b roiffenfd)aftlid)en StuDium» unb einer
genauen Grforfdjung Der Bebingungen unb Bebürfuiffe
bes Haarroud)fes ift man h*ute wohl imftanbe, Haar«
pffegcmittcl von pofitiuem Werte unb unjwcifelhaftrm
(Erfolge h«3uft«Uen,
3 m roohlbegrünbeten Stufe eine» folchtn fteht bas
BfTnanifdjeTanninwafferovn (E. 9 (,llhftuftnn &(3 0.
in 9leid)cnl>ad) i. B., ein Aopfwaffer, bem infolge gtüd«
liehet Waijl Der 3 ngre bienten alle ©igenfehaften inne»
wohnen, bie es 311 einem hhflienif^h wertvollen Äosmeti-
funt machen.
Tas tßcniamfd)e Tanninwaff« — ich h*De es fclbft
gegen Haarausfall mit rafef)e|tcm unb ficherftem (Erfolge
benuht — hat fid) feit 20 frahren rool)lbcwdhrt unb wirb
är.dlidicrfeits beftens empfohlen, ein Umftanb, Durch ben
es fichcrlid) nicht 3ule^t an BertrauensroürDi gleit gewinnt,
frür fieute. Deren ftopfhaut unb Haar einen natürlichen
frcttgchalt ober einen ßbcrfd)u6 an fold)em aufcDeifen,
empfiehlt fid) bas fettfreie Bcruanifche Tanninwaffet,
währenb für fpröbes, alfo trodenes Haar fßeruanifches
Tannimvaffer mit frettgehalt voraujichen ift. ©egen
Haarausfall, Schuppen unb jonftige Älopfhauhmremheiten
gibt e» Tein fidjeeer roirtenbes Wittel als. bas vorerwähnte,
bas, weil in alten Bpothefen unb fonftigen einfchldgigcn
©efd)äftcii, wie in Ttogerien, bei frrifeuren ufro., erhältlich,
auch jebermann leicht augänglid) ift
Beim (Einlauf biefcs B*üparats verfuchen bie Ääufer
fehr oft minbenvertige Nachahmungen an ben Wann 3U
bringen, weil an foldjcn 3mitationen mehr verbient wirb.
Nach ben oorgenotumenen Hnterfuchungcn hat fid)
ergeben, bah biefe Nachahmungen butdjgängig minber»
wertige <&emi(d)e finb unb einen pofitioen Wert als Haaf
pflegemittel überhaupt nidjt ha Den.
Hm nun bas Bublilum oor fordjen roertlofen Nach-
ahmungen au fd)ütjen, verpaden bie frabritanten bes
echten Ben.ianifd)cn Tanninwaffcrs jebe frlafdje in einen
ftarton, roeldjer ncbenftchenbe» Bilb trägt. — Tie Ber»
padung ift gefetjlich gcfd)üht; auch trägt jebe frlafdje,
jeber Äorl unb iebes ©tilctt bi« frirma ber ©rfinber nnb
frabritanten.
Tas trodene als aud) Da» fettige Tanninwaffer ift
flar unb hell »mb eignet fich für h«H e ® ** n D buntlco H aar ,
ohne irgenb welchen (Einfluß auf bie frarbe bes H aare ®
3 U ö«ffl cn *
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Fabriken: Dresden, Bodenbach, Wien.
Zirka 2200 Arbeiter.
95
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tHfenbahnbirettion Röln unb ber 0»vö&h*T;d{tltd)
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$t« auf Seite 66 unb 67 biefer Otuminer bcfinblidje,
auf HtfjoflrapI)ifd)cm 2Bege bcrfldtcllte .«arte ber
Sthtoeij entftammt ber Cöraplji fd) en ftunfianftalt
oon hümmerli) *-{?ret) in Sern, Malier Ftr. 6. —
$i« auf ben Selten 31 unb 61 bi* M biefer Kummer
befmblid)en «über: Tie ftrone in ®tfimannshau|en, bie
in «armen, bas Stabttheater in Sannen,
bie Scbtncbfbabn itt «armen Slbertelb, ba* 9Jlor*ba(fv
tal, bie Wemfcheiber Talfpcrrc, «<i)l ei flotten, Sdjlofe
«urfl a. b. ‘Jltupper, ba* iRattjaus in fRemfthoib, bie JRoifer-
ilUiIE)dm «rüde über bie 'Jttuppcr bei anüniiitcu, bereiten*
bera« Tom linb nad) «hotoflrapbifn aus ber Jtunft*
auitalt 2Uill)eltn , Tülle in «armen bmu'itellt morben.
91 uf bas feidjtbab Wfjtttattushaufrtt a. Kl). Ici an
blrfer Stelle nori) belonbcrs aufmcrt|am flemaeht unb
basfelbe namcntlid) benen warm empfohlen, bie an
CS)id)t, SUjfuma, ^sthins, Steinbffd)u>erben, Sltercnx
unb «lafenerPranl uncic n leiben, «hmann »l)aufcn befitjt
eine altbewährte, an boppcIttol)Ieniaurem Uitt>iori
ftartfte Therme von 32,5°C. *itnsffit)rli<he ^rpfpette unb
«runnen Schriften mit £eil berichten fodenfrei erhältlidi
burd) bic JturbireTtian bcs »iditbabcs 'Jlfjmannsljaufcn
am tRt)«»-
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Wohlschmeckend.
Appetitanregend.
Leicht verdaulich.
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W3& Zuhaben in den Apotheken.
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9G
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
Slllgemeine 9lotijen.
pcciqitct itt v ftrowöcn ttiutunft 311 neben üb« «Ufn* I
d)«
fioiioocitHUtuiffc, finge fourir aller fonitiiicn Ifinridv
„Licbcsmahl"
iZfi<Knunf von K. Tu-ch.)
©« ^röfpeft oon 9ob> Clftet in ferner bcfaimtcn,
gcfdjmarfuollen unb übcTfid)tUd)cit Vtusiütjrung ift für
bie beoorftclycnbe ©abefatfott neu crfdjiciien. Seine
prattifdK Cinteilung gertattet es jebcni 3n1rreffenten,
ftd) rafd) unb genau über ben »abcort felbff, feine
fiage unb bie 3Uol)mmß9Dcrt)ältniffo 311
informieren. Dleidjlid) ausgeftattet ift ber 'ISrofpctt
mit HHnf idrtevi oon »ab-tflfter, feiner iBobebänfer, ber
‘i<arlanlO 0 en ufto. ferner finb iijm eine Umgebung»
forte unb ein OrtspUm beifleflcben. <^-Ieiet>falI« in
neuer Auflage rr|d)iencn ift bas mit 70 Silbern au»
gehaftete liBobttung&oefgetdinb , bas infolge feiner
tumjen, ber jut Ölufnabnit POM .Vturgäjten 3<il)lrfid)
jur Verfügung ftcl>enbcn »mnictbäufrr. öeibe Xrucfj
fodjcn finb portofrei bind) bie idönigl. ©abebirettion,
»ab*(?lfter ju belieben.
ÄobellnsfU ÄPTfett „JJariftenne", bas in 26 »er*
fdiiebeiten g?funbt)eitlid)en formen jum greife oon
4 bis 50 SU«, au hoben ift, tvtrb pon torfetlrflflcnben
©amen beoonugt. SScrr Hoflieferant »aul .Hobe-
linsfi in igifenad) 20 K. ift auf ürfudjen gern bereit,
feinen grofeeit illuftrierten JRorfettlatofog unentgeitlid)
3 U fenben. »ei »eftellung finb Morfettmeitc unb ‘ihrete
anjugeben. fHuf ffljunfd) heben ÜliHwoblfenbimgen jur
ebenfalls überficbtlidien unb praftifdjen 3Iu*füf)ning Anprobe ofyne flaufitoang jur »erfügung.
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9Jtit Den internationalen
hot ber $Ttm&en> unt» fReifeoerfehr ftönDig an Bebrutung
gewonnen, Otaltcn unb bie 3d)tocig oetbanfen einen Deti
Ujre« ‘Jlationalocrmöflens ben kremten; bie Schweig begießt
3* B, aus ihrem »yTcmbenoertfl)! einen ^Stjieren G&eroinn als
il|T Au jjenhanbcl abwirft. Unter &en Schweiget Dötiriflett
ft«t)en bie 3)cutfd)en mit faft einem Drittel aller ©äfte
an erftcr Stelle, Cfe liegt besljalb auf ber 5>anb, baß
biefeni gewaltigen Berfehr iRedjnung getragen werben
mußte, unb in bet Xat finb im neuen Sommer faljrplan
neue Gdjnelljüge gu>ifd)en Berlin unb ber Sdjtoe tg vor«
gefeßen, bie in Deutjcßlanb mit ber größtmöglichen ffie*
fchwinbigteit oerfeßren feilen. Betm ein tritt in bie Sd)a>etj
verbient ‘Bafel 3U einem Kirjeren ober längeren Aufenthalt
beriidfießtigt gu werben. Die Schönheiten ber Stabt, befonbers
bie ard)ttcftontfd>e Anlage unb Ausführung oerfdjlebener
'Bauten finb recht beinerlenswert. Auch fonft bietet Bafel
viele Seßenswürbigleiten, unb bcgflglicß ber Unterfunft ift
burch empfehlenswerte Rotels genügenb geforgt. Das ©ran b
f)ötel be rilniuer&irt Bafel uerbient g. B. alle Beachtung.
SRit allen t«hnifchcn unb hhflünifchcn Neuerungen ift ba&fclbc
ausgeftattet, unb in feiner oontehntm, fomfortablen Aus-
ftattung wirb es auch ben oerwößttteftcn Anfprücßen oollauf
gerecht- Das wirb überbies aud) baburch beftätigt, baß c& uon
ber internationalen (f>cfcllfd)aft fchon f eit fahren beoorgug t wir b.
»oigtlänbers Spiegel* Bef lerfamera hat eine weitere
Anerlennuug von autoritativer Seite getunbett. Der Steuer-
lich lürfifche ftof in ttonftantinopel fchneb bem bortigen
Bertreter ber jfirma Boigtlanber Jfc Sohn, A-©. in Braun-
fdyweig: „Die militari fefjc Abteilung bes StetfCTlichen £>ofe&
hier, welche fich aud) mit ben photographifthen Aufnahmen
befaßt, bebanft ftd) fehr für ben non 3l)nen gelieferten
Öeliar- Beflci ■ Spiegeltem cra- Apparat, weil biefer bei ben
Aufnahmen bes Zeremoniells im 3nnem bes ©atais
fehr trübem »IBetter, unb auf aller!) ödjften Befehl wäßrenb
bes Bairamfeftes ausgezeichnetes geleiftet hat-“
On Bayreuth bat ber befanntc Ölervenargt Dr. Albert
’JBürjburger eine neue Jturanftalt eröffnet, in ber alle
Grfinbungcn ber h*wtigen ftux Anwcnbung gelangen.
Die Anftalt heißt ÜJlainfchloß unb bietet infolge ihrer
!&itlid)en i?age unb oorjüglichen (Einrichtung ein (Erholungs-
heim, wie cs 3wcdmäfjigcr taum gebacht werben fann.
Bioferrin. »Blutarmut unb als ftolge bauon Neroofität
finb bie itrebsfdjäben unb Blob erranlheiien unferes 3«talters.
gegen bie man mit einem $eer oon SWebifameriten, gumeift
mit minimalem (Erfolge, ju 3rolbe gießt. Bcfanntlid) entftebt
Blutarmut burch bas fehlen ber roten Bluttörpenhen im
Blute, unb biefer ajtengel ift nach eingebenben ftorfthungen
mebiginifeßer Autoritäten am beften burch bi« 3ufuhr »on
Gifen ju erfeßen. Stein SDunbcr, baß bie (Sifenpräparate
wie bie Bilge aus ber (Erbe fchießen. Wun ift aber (Eifert
im allgemeinen fd>wer oerbaulid), unb burch fttne ©erbte-
bung mit bem fauren SJtegenfaft entftehen allerlei ©et
bauungs* unb Appetitsltörungen,, bie bie wohltätige SBirfung
bes Gifens beeinträchtigen, [a aufbeben unb meiften* etne
(Einteilung ober boct) Unterbrechung ber Slur Derlangen
3m allgemeinen ift organifches (Eilen in Qeftalt oon tierifchcm
Blut bem anorganifchen oörgujießcn. Aber auch bie orga-
nifchen (Eifenpräparate weifen noch gahlreid>e ©läng«! aui.
unangenehmen Geruch, wiberlid)en ©efeßmad ober geringe
äaltbarfeit u. bgl., bie fte halb ben Batieitten utiberftehnt
Biele Säuglinge fd)re|ien oft Soge unb 'Rächte, weil fic on Blähungen leiben, welche
burch &< c > n groben klumpen gerinnenbe ftuljimlif) im Darme ber itinber ocrurfarf)t roerben. ©ibt
man als Währung einen 3 ll f°f5 oon „ilufefe"=ftitibermef)l 311 t 9JttIdj , |o roirb beren ©erinnung fein«
flotfiger. Die ©ärungen hören auf, bie Stinber befommen roieber ihren ruhigen Sd)Iaf unb gebeiljen.
Sfeckenpferd-
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ßeitfaben bes 2 Baj|erbaues.
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gebrudten u. 8 Tafeln Abbilbgn. 3n Ortginallemmb. 7 «Dlarf 50 ©f.
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Banl unh Börlenwefen. 3weiie
9luft.. «a«h ben nrurltcn Ä*|ti»nimmo*ti
ber ©clcgaebunfl umocarbcitct v. cs e o r a
GdjtDcihet- s ffllart M> Bf.
Bflanj, bie Iaufmättnifd)e, iin orb«
miuösnndöifl« Aufbau (ouue bereu
wiffcntlict) unni«l)rc Darflcliun«. löon
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Buchführung (einfache unb bopvdto.
faufmhnnifctje. »on D»(ar .tl!rmicb.
öcchftc, burchadcbcnc «ufl. SWtt 7 ?lb«
bilbung. u. 3 ü.ied»|dformuiarcu. 3 Warf.
Ghrntilalienfunbe. fte* euT^ wc-
febreibung ber inichttgftcn dlKinitaHcii
beaftaubde. 3®cite Auf!., oolUtÄiib.nf«
bearbeitet oon Pr. ‘Dl. 'Pie t fit), 3 OTart.
('orreHpondunre rominerclnle i«r
J. Forest. 2eA)ltlon. P’aprta l'oiiTraici-
de meine ne nt *n Liügu«- »llemajuie jmr
C. K. Findelton. 3 Mark 5C Pf-
Drogenfunbc. 3t»*(ic «ufL. oonitan.
bi« neu bearbeitet pcn Pr. W. icticb
unb A. Juchs. 3 Wart.
ftarbivaienlunbe. tton Pr. <&. iftcpvc.
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03
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madjen. Da* it<Mtlt« orgamfdje CJifcnpTapaiat, ^ipferrin, bas
die Cljemifdje ftabrit Ralle Sc üo. «.•(()., Bicbrid) a. )Rt). nnd)
«inciri »on 'Profeffor Siegert in 4töln genau t>orgefd)tieb«nen
’B erfahren au* ö«m ®lute tifriir.ttlid) tmteriudper Oebfcn
bergcftellt, dürfte ben l)5d)ften Vliifprücben genügen, die an
ein (Eiimpräparat geftellt u>«rb«n ! innen IJ* ijt non ftböner,
hellroter fraTbc, oon angenehmem Gicrucf) unb ©efebmarf,
gut l)Altbat und «rjeugt feimtlei Störungen im Organismus,
nwil ba» SJIut iud)t nrie bei ben meiften anderen ®ifen>
Präparaten burcf) ein umftanblicfjes 21er fahren, bj». fiarlc
GibiBung gto&e ®eränbmingen erleidet, [onbern tn m&glid)ft
reinem, unoerSnbertem 3 u l ,a nbe dem men|d)Iid>en flijrper
gugeiübrt wirb. Dabet i(t w oöllfg frei oon gefunbljeits*
fdjäbUidjtn OTibraorganbrnen unb $<i3illen. Di« bebfutenbfien
«rjte unTerer 3<it «ben dem ®ioferrin bas SUort unb
haben feine oorteiUjafle , belebende, blutbilbenbe unb bic
Jiräfte unb lätigfeit ber Organe bebend« SOirlung beob>
atbtct — in erftex Weibe bei fd)»äd)lid>en flinbem — bei
'Blutarmut unb 9]eurä[tt)enie P Sdnoatbe^uftänben unb in ber
WelonuaIci3eit3. 3n allen biefen 3uftanben bürftc «in
töerfudj mit Ciaferrin halb $u bem etfmilid)|ten «Refultate
führen. (£*■ ift in allen Hpotl^eEen lauflid) gnm greife non
,4f 2.40 pro tflafdte.
Weroefe ober frtTyleiben&e Äoffeetrinier, aueb ^Jerfonen
mit 91terenl«ibert ober 9lrterlen»er!al!ung mußten bi&ljer
Dielfad) auf ärjtlwb« Anordnung auf ben ©eituf) bcs Raffet*
üer.n<l)t<n, »eil ein itn .Waffe« enthaltene* SUlaloib, da* Waffeln,
bei ihnen die bebentlicbftcn Wranlbeitsaufäde bftbeifütjrtf.
3«1}* braunen fie da» nid)t m«l)t ju fürsten. ^^breid)«
flr^tc hoben anerCannt, dafc ber nad) einem neuerdings
erfunbenen ©erfahren bet W aff e c • fvanbcls • QL ■ <6. in
Sremen behandelte, foffeinfrei gemalte Waffe« „HAG“
unbcbenflid) aud> oon folgen 'JJerfonen genoffen tu er ben
rann, bie ge »ähnlichen «obnenlaffee nicht oertragen. "Der
loffcinfreie Waffee bat, wie beeidigte WoffeernaCler, alfo 6ad)*
»erftändtg«, Hotelier* unb Woccfumenten übe«cnftimmenb
fcfyrifllUb «Hären, den uollcn fdjönen Waffe ege fehmaef, bas
»■oll« Uroma, ja «r ift, cneniflften* irt bcct billigen Sorten,
im ©erchmacE unb im Uroma bedeutend feiner gemorben
als Dorret. SBös ihm burd) bas neue ©erfaßten endogen
tuiib ift nur ein fa ft gefdnnarflofer, aber fcf)äblid)er, unb
ein unfd)äMtd)«r, aber flbelfd)med«tid«f ©eftatibteil. 3«ber,
ber Waffe« gern trintt, ben nad) geu>df)nUd)eT l Ärt beljan»
beiten aber fdjledjt »ertragen lanu, tollte einen ©erfud)
machen. ttoff unfreier Waffec „liACi“ ift in allen belferen
und auch bereit* in Dielen Heineren (5efd)äftcn ju hoben.
0cnU> find heniderte uon ausrührlictjcn ärjtlulicn ©utachten
obengenannter ftirma augegangen.
»eaheWeit in Briefpapieren. Die bcftbclannte Wiener
3ritma II)* 4 )** & fcarMmutb, 9Bi*wl r Wämthnerftrafee «
bringt, toi« allictljrlid) , fo auct) j ettt eine grafte Sluscuahl
hod)eleganter Briefpapiere in burrhtoeg neuen, originellen
ajhiftem und garben auf ben aJlarlt, bie oon genannter
girma bereft bezogen ober in ben gräfteren Rapier hanblungen
getauft »erben lännen.
Die flkjirf»anfta(t SHulbenhiittcn i. 6a. fertigt reiymbe,
gefdjntacfoolle (hartenmöbcl, »ie: (ftartenfeffel, ©artenbänle,
Damentifdx, öuf)bän leben, 'bapillous unb ©artenhäufer au
febr billigen Breiten an. Da| bie ffabritate fid) einen guten
SRuf er» 0 Tben haben, bezeugt brr Umftanb, baft dieSlnftalt bis
fe^t auf atoSIf erftflafftgenftusflellungen hächite greife unb .tu-
tetet auf ber 3ntemationalen ©artenbauausftcllung ju Dresden
bie Sroftt Silberne Breu^ifd)« Staatsmebaille erhielt.
LIOUEUR.
I^GraueHaare
erhalten ihre upiprhngliche Karbe Ton
Blond, Brman oder Schwan. M>fort dau-
ernd waschecht wdeiler d. mwin unachid-
lichesu. «mtrÜBllch er Mittel „Kino ir“ (««.
Kwochnut) k 4 . M. 1 Jahr» US rvlchrnd .
Mur Berlin, Leipziaentr. ** (Kolonnaden)
bei Franz Sonwarzloae. ( 687 )
An die kultivierte Menschheit !
Da» rege Interesse, welches weite wissenschaftliche Kreise und besonder» Arzte und Chemiker an unseren Erzeug-
nissen nehmen, du Interesse, welches auch besonders den Prozessen gplt, die wir gegen eine bekannte Konkurrenzfirma
zu führen gezwungen sind, veranlasst uns, hiermit allen Freunden der Wahrheit die Zusicherung zu geben, dass wir nach wie
vor festhalten au dem von uns für recht Erkannten, da«« wir nimmermehr nachlasscn werden in dem uns auf gedrungenen Kampfe.
Die Pflege des Mundes und der Zähne, und die Herstellung der dazu erforderlichen Mittel ist von zu grosser Wichtigkeit für
die gesamte kultivierte Menschheit, als dass man ruhig zu schon dürfte, wie untaugliche oder gar schädliche Erzeugnisse durch
enonue Reklame als „gut“ oder gar „das Beate“ angcprie*nn werden. Wie bisher, ao wird auch in Zukunft unsere Parole sein:
Fort mit Salicyl, Salol und allen ähnlichen, schädlichen Gemengen aus Mund-
wässern, fort mit ihnen aus allen Präparaten der Mund- und Zahnpflege.
Allen Gehässigkeiten zum Trotz werden wir siegen. Fiat Justitia!
JiombfistuM - Werke , Potschappel - Dresden .
© Sommersprossen
entfernt nur <r«Bte \njr
in wwiiKrii Tatcu tu Nndi-
ili-ni Mir ullui uu>Klichi> er-
(olSlaaaiiSB wandt, machen
Sie einen letzte« Versiicl»
miuWmeAny e« Trini Sk»
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nlo uiisnn* vielen Itank-
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Hütten eines |öid)cn «infamen 3üalbborfe$ einmal eintritt,
ber wirb manch feffelnbe Heimarbeit tennen lernen. Tenn
ein rühriger, origineller unb [d>onct ®icnfd)Cnfd)Iag ljauft
Im tfanbe Sdnoarjburg. _ •
Überall jene gro{;e, wette Stille noch, bie an bie Seele
bes ruhefuchenben Stäbter* fo rounbrrfam Tührt. üMalb,
«Juffer, CDilb, ber flergc ^reiheitshoud); hier dingt alles
noch harmonifeh jufammen! Sange SUodjcn genügen
nicht, blefen Reichtum an ?lu*flug»3ielen gu erfchöpfcn.
Hotel 3um tneifien Hiffdjen oon bet Cmmabanl.
Ceud)ten» au» ttm grftnm (**runt»f
'incilt herauf in jto()ct_1?ra<t)i,
Unb ich niJdil' ber l?ie»«r laufdien
tba» uon 'IWrg unb tat bie Hingt.
3«, ein tiefe« Seimen fflllet
ÜJitr ba» jpcT\, fletcnl' wt» bein,
1 raute Stätte, waltnunlifillrt,
edjiparjbiirg, bei lex Cbclfleiii!
S o fingt begeiftert ber Thüringer JUanberpoet
Triniu» oon ber gefeierten ^Jerle be« Thü*
ringer halbes, bem 9lhnenfifje bes uralten
(BefehleditM ber SdjiuaTjburgeT, ber mell enumraufcht
rid) in einem prächtigen «erglerfel aufbaut auf weit
oorgefchobener «Baftion, ju ffü&en, bienenbem «olle
gleich, bie Hütten unb Vanbhäufer be» Torfes
Sditoarjburg. Unb nachbarlich, allein bie ftalje,
freie H<>h« mit bem Schlaffe teilenb, hebt fid) ber
(ünftlrrifdje «au bes „TOei^en H*Tf«h«n“ empor, mit
Türmchen, (Biebeln unb niaicrifchcn (fenlterrcihen
bie nahen tfltaiber gTÖhmb, ben «Seifen berSdytpaTja
laufchenb, bie tief gu ifüfcen in bli^enben ‘HUnbungen
uorflberjichi. Wct je im Schaiarjatale tueiltc, tuet je
llnterfchlupf im „Hirfchen“ fuchte, ber hat erfahren,
was für einen 4d)<»h an 57aturbilbem, an tiefen
Stirn mungsioerten et mit heim nahm. Tas hot
Hünftlcr unb Tid)ter, Staatsmänner unb (ßelehrte
immer toicber hierher gezogen, inmitten einer »Jiatut,
bie bem gcfdmlten Uiige ghichfan; xpie gcabelt an
Sd)3nheit erfchetnt, in ber alles, formen unb färben,
Ceben unb IBalbeoaieben, harmonifd) aufammeru
ge tj ert, ein $<ms, bas bie h^ «hü en «n fprüdw o oll befrie*
bigt unb boct) auch ben oorüberjiehenben SUanber»*
mann «benfo herfl'd) willfommen hei&i- «omchm-
heit unb Uchaglirfiteit atmet bei „3Uei6e Hirfch",
Hunftgefühl «nb SflaturverftSnbms. Seine Vage ift
wett über Thüringen himm* als einzig fd)ön 311
bf3richncn, jebenfalls tann fich in unferem bcutichen
«aterlanbe lein Haus, fein Ort ihm an bie Seite ftelleti, unb
wir mürfen bie fchönften (Begenben unferer ffrbe abftichen,
um eitoas Äh nli< *)es ju finben. Üieriretet fqf» aller curo-
pSifchen Nationen fangen bas gleiche 2ob bem gaftlictien
Haufe. Sd)toaTjburg mit feinem „Tfteijjen HMd)en“ [teilt
oleüeicht mit bie oornehrnfte Sommerfrifche bar. welche
Teutfchlanb fennt ttlahe ber «Jielt unb bo«d) abgefchtoffen,
bem (Betriebe hnftenben ftertehrs entrilcft unb bod» rafd)
unb bequem ju erreichen, reid) an 3Bedifct für ?luge unb
iSbiel 3um u'eijjen H«rfd)en oom ffiahnhofioeg
<Sd)Iof) U.
Terraffe bes Haufe»! Ungejähttc Taufenbe
haben hier geweilt, wenn im Cfien über ben
nahen Sergen tflulen oon (5oIb über bie
tlDälber raufdjten, wenn Sommer über beti
SDipfein toebte, weiche» Slionbtid)t Da» Tal
TOirrte, ber ftfuh feine Sieber heintüd) herauf*
[anbte unb auf ber ÜBiefe brunten bic H«fdhe
frieblid) äften.
Tiefe Tertarfe lä&t ben „Müeifeeti Htrfchen-
ein3ig erfcheinrn! Hier finbet man fid) abenb»
wtebrr jufammen, ben Tag
bei einem guten Trunfe aus-
Hingen ju laffen. 9Bas ber
Tag 3erftreute, auf ber lang«
gezogenen Terraffe trifft
man fid) wieber, erlebtes
unb (Bcfchautes au»3utau-
fdjen. Unb roas bietet ein
Aufenthalt in SdiroarjbuTg
nicht alles bem tuanber-
fTohen (ftemüte!
Allein fd)on bie nächftc
Umgebung ift gera beju ü ber<
rrid) an täftlid)en fünften.
«on ben nur flüchtig
Schu>ar)burg berühren ben
«efuehern ahnen biemeiften
es gafnid)*, ma» fteveTfäu-
nteu. «tele! bie nähere Ilm*
gebung bc» Schlaffes, bitfes
jelbft mit feinen Altertümern
Hird)felfcn im <= d)a>at3ata\.
Hotel 3um weiften Hl*fd)«n, Haminpla^.
Die lliasiririe Zeitung darf nur in der Gestalt In den Verkehr re hm«- hi werden, in der sie rur Aosgniie yrelnmrt Ist. Jede Veriinderung, auch das Beileg«» Vo» BnioJtSUeheB
irgendwelcher Art, Ist untersagt und wird gerichtlich verfolgt.
0 jl an dir* Redaktion der I lluotrirten Zeitung iX)lCi^j>Ui^ iR^üßfillzere traße 1— 7 r
ueschüf UHtelle der IlluKtrirtc*^|^'^u^|jjljv^ill^i|-^i-^ i ^j 1 j^j g |-j-y
Alle Zusc-ndunp
Digitized ÜV
Jlluftridr^rttong
ny« QQÜl 1 QA STJ n tt X 23i« 3lluftThrt« 3eitung («erlag ®on 3. 3-SBeber in £etp 3 ig) erf^eint jeben Donnerstag oormittag. ©tertelläljr. 4 n QT nr j| 4 QAQ
Jll. ÖOOI. lOU. -CHlllU. lidjfx Seauaeprei*-: buvd) bcn SBud)t)anbel 8 jf, frei ln« ©au» 8 ut 25 fr, bei einer «oltanftalt beftellt J-"'* <XylH livVfO.
Deutfd)» SKeid) 8 Jt 12 A. Deutfdje Sd)ufcgebiete 8 Jl. ß[terreicb 10 K S6 h. Ungarn 9 K 94 h. (Zd>mti& 10 3fr*. 65 dt«. 3u Ägypten, Belgien, Bulßarien, (IE)Ue, Dänetnarf, 3talien, fiuiemburg,
Hiebetlanbe, 9ton»egen, Portugal, Rumänien, SRufelonb, Sdjuiebcn, Serbien, Dürtei, Uruguay neEjmen bie «oftonftalten Brftellungen juin «reife oon 8 Jk DierteI|öljrH«i), aujflgHcE) ber
Bestellgebühren, entgegen. 3n ben übrigen Oänbern bw JBeltpoftuereine erfolgt bie birefte 3ufenbung unter ihreuibanb tjalbjährlid) für 28 Jt portofret. tttnjelprei« einer Rümmer l Jt.
THE OHIO STATE UNIVERSITY
3 Hu[trirte 3 «tong.
SRt. 3381. 16. Sttpril 1908.
2Bic alljäfjrlid), werben aud) in btefem 3af)re toäfjrenb ber fcauer ber ©abe» unb 0tcife-3«t unter ber allgemeinen llbcrfc^rift:
©aber», £otel» unb Uietfc*tHn3elger
bie uns für bU „SUujtritte 3*11^" augefjettben ©nfünbigungen über ©äber, ^attatoden, 2dttl- unb f>*UanftalUtt alter Met, §oteU
unb tReftauratloncn, SReifegelcgenfjeiten 2&, nach (Gruppen georbuct unb oon ben übrigen Mnjcigert gefonbert an erfter Stelle bes 3n[eiaten-
teils, unb groar in ber 3eitung felbft — nid)t auf tofen ©eilagen, toie in Dielen anbertn ©tättem — jum Slbbrutf gebradjt 8s bietet biefe 8in«
rfdjtung, befonbers auch infolge ber überfidjtlicben Gruppierung, größte SicE)ert)<it für bie geroünfdjte ©eadjtung aller Qlnfünbigungen, meiere
bei ber einflußreichen Seröreitixng ber „CSlluJtrirten Bettung" ht allen Greifen bes öffentlichen nnb gefellfi&aftlltfcen Bebens
anerfanntermaßen Don befter Süirhmg finb. infolge biefer ©orjüge fjat fiel) ber „©ä&er«, $otet* unb tReifeangeiger ber 3lluftrirten 3dtung‘ f Wngft als be-
währter unb beliebter Sftatgeber in rielen Jiretjen eingebürgert unb bilbet getDiffermaßen einen ÜJtittetpunft für alle biesbejüg liehen Setonntma^ungetu
SDie llntergetdjnete, fourtt Diele Qlnnoncenbuvcnus nehmen Aufträge entgegen. — ©reis für bie einfpaltige 9loitpar«ille»3rifc ober beren Kaum 1 3Rarf 50 ©fg.
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M an sagt mit Recht, dass die Welt musikalisch sei. Trotzdem gibt es Leute, die nie eine Oper, nie ein Konzert besuchen,
sei es, dass sie vielbeschäftigt sind, sei es, dass sie glauben, kein musikalisches Verständnis zu besitzen. Alle aber
lesen eine Zeitung, worin über die künstlerischen Erfolge eines cTAlbert, Backhaus, Busoni, Godowsky, Pauer, Sauer
und anderer Klavierheroen berichtet wird. Jeder Zeitungsleser weiss ferner, dass man diese Künstler auch im eigenen Heim
spielen lassen kann. Die Vermittler sind die Phonola und die Künstlerrollen, welch letztere das Originalspiel über 100 erster
Meister enthalten und getreu wiedergeben. Die Phonola, die das Klavierspiel auf das höchste künstlerische Niveau erhebt, hat schon
manchen zu einem eifrigen Musikfreunde gemacht: „sie verdient es in vollem Mafse, dass man sich eingehend mit ihr beschäftigt“,
so schrieb kürzlich Prof. C. Stiehl in Lübeck. Mancher hat erst durch die Phonola sein musikalisches Talent entdeckt und er
weiss jetzt aus eigenem Studium, warum Beethoven der grösste Tonmeister ist und warum dieser und jener Künstler als sein
bester Interpret gilt. Er weiss aber auch, dass Musizieren ein hoher Genuss ist, der wie kein anderer stets neuen Reiz ausübt.
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ÄSfll Haar-Nahrstoff rr:“n d ;:
— seidenweich, voll und
glänzend, beteiligt prompt und alcher Haarausfall und Schuppen.
Glänzende Atteste au* höchsten Kreiaen! Praia: '/, Fl. 2 Mk.. V, Fl. 4 Mk.
L C .iZ£T. Dr. M. Hohenadel, Dresden -A.,
!prafttfd)c 33 tbIiott>cf für ©artner unb ©artenfreunbe.
12 baurrljaft In iteinrn gtbunbrne ®rrte. vum «rfantlptrite t'ött 80 ÄHflr» (anitfltt 37 HHarO Mir* jebf «udjt, mblutiQ ju
brütbtn. Urolpttlc baro. *irjrUbnt||c mit nu->ffll)rti<t)cc 3ntKtltw»nflabc birlrt *Mnbe fichm unentgertllcf) jur SerfAfimg.
Serlagsbud^anblung oon 3. 3. 2Beber, ßetpjtg 26.
ISS 100 Um. Afrika, »rinten M, 2.-
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583 Mt-
•usat 4 trckl
krlti.Tiikutr.lS
kluU. larfcl t
Oer bleierne Arm
■nutliciikcit nicht versinken wollen, kamen
die adtgeaatSen «oQaflgffni rhaniktir-
b. iirl. il linken durch P. I* L. w-hr in Auf-
nahme, weil sie F ramdeed i<-t» » ie in Ix-mg
■ul Anreiping and |p-i«.J^en Kortschriu
Urum. F. F. L» liefen Khan wlt IM« fein
detailliert* kDni>ilHriB(ii<> f haraktersiudkn
iuo.h äaguulftM Sehrlftteiiikeii. Kür
■Orati*- Pn*pek» und Hlonorarb.'dintc«‘>>lfei»
dien«? dir«! AdreM. I*. I'hiiI l.ielx .
.S Uriftstellcr, <%UK«biirK f. (211) I
Special-Chocolade
MiIch‘£hocoiadc
LeichilöslXacao
Wilhelm Felsch«. Hofifafcrariti Leipzig- Gohlis.
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uriginai rrom
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736
3Ihiftiirte 3 e ^ n 9-
<Ht 3381. 16. April 1908.
Stönig *5riebrid} 2lugu|t bei Otto 5Rüger<£odtDi^gtuitb.
Am 16. 2Räi3 1908 routbe ber finita
3 um britten 3RaIe bie fjolje Au$ 3 ei<f)nung zuteil, ein fütitglieb bes 6äd)[. $enfdKrfjaufes tmrd) üjre ßotfroUjer gabrif führen 3 U bürfen.
Slbfdjicb bev ft&nigs itad) tlbcrreidfimg von Bonbonnieren für bte SUmigl. grinsen unb gSrinjcffLniicn.
£>tilbigimg bes Äontorpcrfonals.
Am 19. 3uiti 1883 Befugte Se. SJtajeftät Äönig
Albert bie gabril, am 21 . 3 Jlar 3 1892 Sc. Äö nigt
§of)ett ^prinj griebriZ Auguft, ber je&t als ftönig
griebriZ Auguft roteberum pier einlebrte, um bas
Gtabliffement mit feiner ©egenmart aus 3 U 3 eiZnen.
Die gabrilinfjaber unb berert Damen begrüßten
Se. ®lajeftät unb überreizten if)m praZtoolle SBufetts.
AaZ einem Meinen 3mbijj erfolgte bie BefiZtigung
ber gabril Der tRunbgang erftreefte ftä) auf bie
ftafao*Sortier*, ABft* unb Alaljlantage, auf bieftafao;
*Puloerfabrifation, wobei namentliZ eine Anlage, bie
oierjig 3 entner iagliZ fertiges Äalaopuloer jerfleinert
unb jiebt, BeaZtung fanb. Des weiteren würben
bie Dag unb AaZt arbeitenben CängsreibemafZintn,
2BaIjen|tubIe unb Äollergänge, bie 3 ur gabrifation
ber feinen unb feinften SZoloiabemaffen bienen,
befiZtigl (Es folgte bann ber BefuZ bes $iit-
täfelungsraumes, wobei bie automatifZ arbeitenbe
grofce SBtege» unb (EintäfelungsmafZine, bie bie
größte Sauberleit bei ber gabrifation crmögliZt
SeaZtung fanb. Darauf würben bie Berfanb*
abteUung, bie BerpadungsräumliZlciten für SZofo^
labe befiZtigt, wobei bie Aapolitain*(Emroklelungs*
mafZine, beren Ceiftung jirla 3600 DäfelZen pro
Stunbe ift, befonbers beaZtet würbe. Dann würben
bte Berfanb* unb Berpacfungsräume für feine Defferts,
^ralincs unb giguren befiZtigt £ier befanb füf> auZ
bie ©eneralftabslarte ber girma, bie DeutfZlanb in
90 harten einteilt, unb auf welZer mit fabeln bie
oon ben Beifenben befuZten Blätje marfiert fntb.
Des wetteren würben bie Abteilungen für 9 Jtor 3 ipan=
unb Dfterartifel fowie B*almeüber 3 iel)ung, Bisfuit
unb Haramelbgabtifation in AugenfZein genommen.
^^ünfjig ftnb feit ber ©rünbung ber rüfp:
\ ^IiZft befannten gtrma oerfloffen unb aus ber
befZeibenen gabril oon batnals HZ fctfl
ein A3elibanbelsbaus cntwidell 23on Anfang an
ftanb bie gabril mit saljlreiZen Käufern in ÖfterreiZ*
Ungarn in reger ©efZüftsnerbinbung; bie ftänbig
junefjmenbe Aushebung ber gefZäftliZen Beste»
Bungen babtn fowie insbefonbere bie fiZ fteigemben
3on[Zwierig!eiten maZten es 3 ur Botwenbigfeit,
1896 in BobenbaZ eine 3 ®rignieberlafjung 3 U
grünben, bie glänjenb profperiert. Die Leiter bes
Stammfjaufes finb bie Herren Blai, ©eorg unb
Alaanber Büger, ber bes BobcnbaZer Kaufes öerr
ftonrab Büger; beibe gabrilen finb gemcinlZaftliZc
Unternehmen. Die Bearbeitung oon DeutfZlanb unb
CfterreiZ 8 Ungarn erfolgi birelt oon ben gabrilen,
bie bes Auslanbes burZ Hamburger (Eiportftrmen.
Das ißrinjip ber gtrma, oom Beften bas Befte
3 U bieten, fte uon Anfang an bas £auptaugen»
mcrl auf bie ^erfiellung oon Qualitätsware richten
Iaffen unb bie £erftellung oon Äonfumroare unb
Saifonartileln trat, wenn bie ghrttta auZ felbftoer»
ftänbliZ iu biefen 3mrigen ein roofjlfortiertes üager
unterhält, boZ gegen ihre Spesialitäten jurüd Die
girrna pflegt oor allem §anfi»SZotolabe — $>anfi*
ftafao, in benen fie oermoge ber teZnifZen gortfZritte
unferer 3eit bas BoqügliZfte bietet, was es gibt
3Bol)I überaü lanrt man bie SZifoer ^er girma
mit bem Meinen, rotbadigen SZelmen auf blauem
©runbe fe^en. Aot prangt bie girma als ÜberfZrift,
unb unter Z rcin SZu^c lächelt her Meine äobolb,
beleben mit ben SZä^en für bte Heine wie auZ
für bie grofee A3elt, oergnügt barein. Diefes oor*
3 ügliZe ^lafat prägt fiZ mit fieiZtigfeit ein unb
fZü$t bie aunbfZaft erfolg reiZ bor BerroeZflungen.
AiZt nur aufreZt mit bem 9?udfad, fonbem in allen
mögliZen Stellungen unb SUeibungen als ©anjfigur
wie als SDlebaillon 3 tert er bie Rodungen ber girma.
cT&n&l - cDCahatf
S«i alkn <patfungeit ift bor befmmtc SRügcr-^ung«, §anfi, ein roeltbefonntes SUarcnjeidjen, in geriefter SBeife angi'bradjt.
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8ir. 3381. 130. ®t>.
ficip3ig, 16. 9lptil 1908.
23Iid auf 2>infeIsbüf)I. 9Jad) «tncm COemalbe oon ^3aul Xf)iem.
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Denk’ ich, obeinflufwärt$|cbweben
ln den Bimmel möglich i(t,
Dellen Weg vom Saum der Sonne
Doch Milliarden IDeilen mifrt.
Sinkt mein Blick beneiden trauernd
(Dieder zu der Grde bin,
Der ich fcbvwcr und unbeflügelt
Gwiglicb verfallen bin —
Doch (eh’ ich mit Zentnerlalten
Droben die 0e|tirne rubn,
Denke id), der Berr des Bimmels
Kann auch dieles Wunder tun!
Wenn id) tnit geliebten Menfchen
Muh den Weg zum Kirchhof gehn
Und mich frage, ob |ie einmal
Wieder könnten aufcrltehn,
0eb’ ich lächelnd den Gedanken
Und gelaffen wieder auf;
Denn erblühen und verwelken
l[t ja diejer Welt Uerlauf —
Doch feh' ich nach Winternächten
Dcu das Cand in Blumen rubn,
Denke id), der Berr des Bimmels
Kann auch diefes Wunder tun!
Der aus braunen Buchenkernen
Goldig grüne Zweige treibt,
Der mit Millionen Sternen
Unerfd)öpft als Schöpfer bleibt,
Weltenreiche, wie ein Gärtner
Seine Beete, hold umfebirmt,
Ob er auch in fltberböben
Sonnen über Sonnen türmt —
Wie ein Kind laff’ alle Zweifel
Ich vor folcber Allmacht rubn,
Gr kann auch gewift die kleinen
Wunder unfres Berzens tun!
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V Cv
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(Emil (S3ed): Der gute !r>iit
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740
3Huftrirte 3 c ^ un 9-
3381 . 16 . 3 tpril 1908 .
Herbert ö<nrp Slsquith*
3ur
SHcugcftaltung bes
briltfc^en Kabinetts.
09 britifd)e Kabinett
reicht in feinen erften
Anfängen bis weit in
bas SRütelalter hinein unb
bat fid) bann im ßaufe ber
^jabrbunberte ftUm5bli<b
entroidelt. Aber wie grünb-
lieb aud) bet Ausbau vor
iid) gegangen, welch ein
mobemer ©eift ibm fcblicfj«
lid> ond) «ingeb<*u<bt wor-
ben, bei ber ben CEugläu-
bem nun einmal eignen
Siebe für bas Alt berge«
brad)te bat man ftets bic
alten Bräud)« unb formen
beibeboltcn, gletd>oicl was
für geitwiDrige, wunber-
lid)e 3uftünbe äußerlich ba«
burtfj gcfchaffen worben
finb. Go fommt es, bafc
ber mädjtigfte Wann im
ßanbe, ber ^3remienninifter r
ber alten Wangorbnung
nad) als foldjcr überhaupt
feinen 3tang bat unb aud)
feinen ©«halt beaiebt. Der
Btemierminifter ift eine
oerbältnismäfjig neue <Er-
Meinung. Sollte man
feine twegen bie altberge«
brachte Wangorbnung um*
ftofcen? ©ct)üte! Die bri-
tijd)e «onftttution ift ja
aud) nidjtniebergeftbrieben.
DaTum wacht man 11m fo
Sorgfältiger über ihren ©eijt.
3n Ähnlicher A3«ife bat
aud) bet Premier feine
äu&erlid) anerfannte Stel-
lung. latfädjlid) über«
nimmt er bann ftets ein®
bet ültem mtnifterietlen
Siefforts, geroöbnlid) bas
in unferen lagen oöllig JU
einer Stnefure geworbene
Amt bes Griten fiorbs be®
Gchabamts, Unb fo be*
fommt er erft eine aner-
fannte Stellung unb aud)
SJeaablung. Aber auch ba
ftebt er bem Wange nach
hinter oerfibiebencn feiner
Winifter jurüd, oor allem
hinter bem Inhaber bes
altersgeb eilig ten Amtes bes
fiorb'ffiro&ranalers, ber fo«
wohl $räfibent be® Ober*
baufes als auch 3ufrid*
minifter unb, infofem als
eine geroiffe An3ahl richterlicher 'JOlitgHcber bes Ober*
baufes unter feinem ©orfig bie bödjfte richterliche 3nftanj
bes fianbes bilbet, ba^u aud) nod) ber oberfte dichter
Gnglanbo ift. 3a* fo war es einmal oon alters her» unb
bas ift in (Jnglanb immer ©runb genug, es fernerhin fo
ju laffen. Dafür be3ief)t er aber aud) ein 3ahrcsgebalt
oon 200000 .* unb ift nach bem ©rgbifchof oon Ganter*
buri) ber erfte 93eer bes fianbes.
Das britifdjc «abinett bat bis ju bem eben erfolgten
Wüdtritt bes einunbflebaigiÄbrigen, erfranften, bisherigen
Brcmtermmifters Sir fi>enrt) Gampbell * ©annerman aus
ben 3nbabem ber folgenben awanjig hinter beftanben,
bie gewöhnlich nad) ihrer hi|torifd)en ©ebeutung auf*
geführt werben, unb benen ich t>ie tarnen ber bisheri-
gen 3nl)aber nebft ihren ©chältmt beifüge; fiortMSrof)*
fanjlcr (fiorb Cotebum) 200000 Jt; «ßrdfibent bes
©eheimen Staatsrats <ßorb t£rewe) 40000 JH\ fiorb*
©eheimficgelbewahrer (fiorb Wtpon) 40 000 (Srfter
fiorb bes Schabamts (Sir £)cutt) Gampbcll*©annerman)
100000 A\ (Elfter fiorb ber Abmiralitat (fiorb Dwecb*
moutb) 90000 Jl\ Gtaatsfcfretär für innere Angelegen*
heiten (©labftoue) 100000 Staatsfctretär für aus-
wärtige 'Angelegenheiten (Sir ttbuarb ©reo) 100000 Jf;
otaatsfefretär für bie Kolonien (fiorb ©Igln) 100000 Jt \
Staatsfefrctär für Urieg (£>albane) 100000 ,tt\ Staats*
fefretür für 3nbten (Alorlct)) 100000 .A; Gcbatjfanjler
(Asquitb) 100000 JU; Serretär für Gcbottlanb (Sinclair)
40000 .4); fcauptferietär für 3rlanb (Sirrell) 88 500
©eneralpoftmeiftcr (©urton) 40000 Bräfibent bes
Sjanbclsamts (filoi)b*©eorge) 40000 .Jt\ ^3rdfibent bes
fiofal-'Hcrwaltnngsamts (Bum«) 40000 Jf\ qjrSfibent bes
fianbwirtfebaftlichen Amts (ßarb Garringtan) 40000 .A;
^rflfibent bes Unterrid)tsamt& (Wc Uenna) 10000. #; Äanj*
ler bes öerjogtums ßancafter Oowler) 40000 Jf ; Grfter
Uommiffar ber öffentlichen tBauten ($>atcourt) 40000 Jf.
Durch bas Ausfchcibcu Gampbclb^jannennans hat feine
Partei unb 90113 ©nglanb einen fcf)n>rren ilerluft erlitten.
G.*®., wie man feinen langen Flamen f)ier gern abfür3t,
bat fid) wol>l nicht gerabc als ein Staatsmann oon
böd)fter ®ebeutung erwiefen, aber bod) als Wann oon
befonberm Scharfftnn unb gefunbem Wenfcbenoerftanb,
oon böd)fter Ghrenhafti gleit, oon 2 oft unb befonbers
oon großer pcr{5nlid)cr fiiebeneroürbigfeit, Sigenfd)aftcn,
bie ihn auch in befonberm 9J?afoe befabiflten, bie oer*
febiebeneu IRidjtungen feiner Partei jelb|t in Iritifchen
3eiten 3ufammen3uhalten. Dafe es ihm aber aud) an
Wut nicht fehlte, hat er jumal jut 3eit bes «urenlriegs
bargetan- Seine offen ausgcfprochcn« WihtiHigung biefes
Urieges machte ihn bamals gur oomebmllchen 3ielf^eibe
bes Rohnes unb paffes bet 3mgo*^artei. 3nbes fo un*
populär er bamals in weiten Ureifen aud) war, fo bat er
fid) feitber bod) bic oolle Achtung fclbft feiner politifcfjen
©egner roicbcrgewonncn.
Aller Augen rieten fid) nun naturgemäß auf feinen
Wachfolger, auf Herbert § cnm Asquith', ben bisherigen
Sd)at)ran3ler ober ffinaniminiftcr, ber GampbeU«!BanneT*
man in ben lettfen 'IBocben bereits oertreten hat. Asguitb
ift fünfunbfiinf3ig 3ahre alt unb Wed)tsanroalt oon ®cnif.
Als foldjcr machte er fid) äuerft im 3ahre 1888 bei ©e*
legenbeit ber befannten „'(.tarne IMlammiffion* in weiteren
.«reifen einen Warnen, nachbem er fd)on 3wei 3 ab« oorber
in bas Parlament gcwöhlt worben war. Dbne irgenbein
unteres Amt bef leibet 311 ba&en, würbe er oon ©labftonr
im 3°l)re 1892 bireft ins «abinett berufen unb mit bem
'floften bes Winifteriiims bo« 3nnem betraut. 9Babrcnb
ber langen fonferüatioen 3<itbauer oon 1895 bis 1906
nahm er roicber feine 9ied)tspraii& auf, beljielt aber feinen
Giß im Parlament unb war einer ber oemcbmlichften
Wiberfadjer ber <S bamberlainf d)en ^Jolitif. 3m übrigen
hielt er Jid> mehr auf ber Mofcb«rt)f<Vn Seite ber libe-
ralen ißartei unb ftebt aud) wohl beute noch mehr auf
beren rechtem ftlügel als fein Aorgänger, ber eine Wittel*
ftcllung cinnaljm. 3mmethin geniest er bas oolle öer»
trauen aller liberalen ©ruppen mit Ausnahme geroiffer
fojiatifUfcber (Elemente, bie fief) aud) bereits offen gegen
ihn ausgefprochen haben.
Asguitb » ebI
nicht ben 3aubcr ber ®er-
fönlidjfeit eines ffampbell*
Sannerman, aber in rem
ftaatsmännifeber ©efäbi-
gung ftebt er beftö h^b^t
Seine Webeweife ift etwas
falt , ftets ftreng faebtid).
nid)t gerabe hin^ifefn^.
aber burd) ihre fflarbett
unb oollfpmmene Seberr-
fd)ung bes ©egenftanbe-
wirft fie um fo nad)-
haltiger. 3n bejug aut
Deutfd)lanb bat er wob!
nie jene freunblid)en ©e-
finnungen an ben lag gc
legt wie Campbell* Banner
man ober ßorb fiorebum
ober ber «riegsmini fter
§albane; bod) Iflfet [ich »b™
aud) feinerlei Unfreunb
lidjteit nachfagen. ©r ift
aber ein Wann, ber tdc*
niger ffiefinnungen reben
labt als Datfaien. Unb
es liegt jebenfaüs* fein
©runb oor ju ber An*
nähme, bafc bie Anbahnung
befferer ®e3ichungen jroi*
Ichen ©nglanb unb Deutfd>*
ianb, bic mit bem We-
gierungsantritt ber libe-
ralen Partei unter ber
fieitung Campbell* Bannet«
mans fofoxt fi«h gelten®
machte, nicht auch unter
feinem Wadjfolg et fortgefe^t
werben follte.
Der neue Bremier*
minifter ift in 3t»eiter ©he
mit einer ber namhafteren
I>eaders of Society txt-
mäblt. War ihr Dtacoin®
Woom bisher f<hon *< n ®tel«
begehrter Sammelpunh
einer Auslcfe alles beffnr.
was im geiftigen ßeben
(Englanbs hetoorragenb ift.
fo bürfte er biefen (H)a
rafter burd) bie fünftige
Stellung bes Hausherrn
nur nod) erhöh«” fömxen.
3-rau Asguitb ift ganj
bas 3bcal einer Bremier*
minlftersgattin.
Durch bic Übernahme ber
oherften fieitung ber Staate
gcjd)äfte wirb A&quitb es
nun wohl felbft als ge-
boten erachten, bas mühe*
oolle Amt eines Schan
fanjlers nieberjulegen unb
es oermutlich auch ferner*
feit« mit bem an fid) arbeits*
lofen Boften eines Grften ßorbs bes Sdjagamts oertaufdjen.
Daburch wirb «in neuer Sinanjminifter nötig, unb es
werben aud) fonft wohl einige Erhöhungen unb anbereSBer*
fehiebungen innerhalb bes «abinetts oor {ich geben. (Es
ift ferner anjunebmeit, bafe einige Ältere «täfte ausfeheiber
unb bei biefer ®elegenb«it bem «abinett junges ©lut 3U*
geführt wirb. Darüber bat natürlich Asguitb allein gu
entfeheiben. Selbft bie Suftimmung bes «önigs ift wenig
meljr als ftormfachc. Aber jeber Bolitilcr, wes Gtanbes
unb CDcfc£)led)i6 er fein mag, ha* bariiber feine eigne Mei-
nung, bie uns auch ni«b* oorenthalten wirb, ebenfo wie
fein SBirfen. Alle Welt bcfchüftigt fich bergeit mit —
„ftabinettmadjen". AHlh* Or- Branb.
3Borf)enjd)au.
Da beutjehe Reichstag.
Dritte fiefung bes (Etat*. — Am 28. flndrj to-urb«
bie britte Beratung bes Weid)sbaust)altsetats bei bem Spo
äialetat bes Weichsamt» bes Snncm fortgefeht* Da 3 u lag
ein oon allen 'Parteien mit Ausnahme ber Sojialbemotrafeti
eingebraditer Antrag Arcnbt (ÜReidjspartei) oor, ber, ber ©!•
fläning bes Wcid)sfchabfefretärs Spboto oom 27. SDlärj ent*
fprecbenb, bte ©c,?üge ber färntlidjen ©ureaubeamten in ben
bem Weichsamt be» 3«nem na<hgeoTbneten Wittelbcbörben
unter AJegfall bes burch bie Anltellung oor ober nad» bem
1. April 1897 begrünbeten Unter|d>iebes auf 2100 bis 4«oo .a
mit einer AufrücfungsfTtft oon achtgehn 3 Q h rcn feftftellL
Der Antrag Arenbt würbe, aud) oon ben So 3 ialbemotraten.
angenommen* Am 30. würbe bic britte fiefung bes Wilitär-
ctats, bes 9nilitärgericht5etöH unb bes Warineetats eTlebigt.
3n ber Abenbfihung würben ber 3ufti3«tat, bie Etats bes
Weidisf diät) amte-, bes ftolonialamts, ber Gthuh8 e * , *«* < unb
bes Weid) sin oatibenfonbs, ber 'Poftetat, bie (Etats ber <Jr*
pebition nach Cftaiien, ber 3BUe unb Gteucm unb ber
)Heid)$ban! bewilligt. 3n ber ©efamtabftiinmung wurbf
ber ©tat gegen bie Sojialbemofraten angenommen.
kleinere Q>efefcentmilrfe. — Aach ber erjten fiefung
bes diefehentwuTf« über bie Belchäftlgung oon ^ilfsmitgliebem
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9 h. 3381 . Slpril 1908 .
Slluftrirtc 3«timg.
741
Dr. &etrttid) öurdfarb, <Er jter fBütgertneijier non (famburg.
im kait«lichen ©atentqmt folgte am 31. Htärj
bi« «Tjte Velung bes Ergänumgsetat* üb«r Die
Einführung bes ©oltfd)ertuetrcl)rs, mit bei hie
©ebner all« ©arteten «inoerftonben waren. Tie
Horlage iDiube ber Bubgetlommilfion überwiefen.
.ftirrnn fd)Iof) fid) bi« «r|t« ßefung b«r Blirnzgefctv
nooelle, in ber unter anberm bie < 2 d)affung eine«.
2&-©fenmg-3tilcfeo unb bic Erhöhung ber cilber-
quote von l.% auf 20 .// uorgcich lagen unrb. Xi«
Berlage wurb« einer kommiffion oon Dicrzehn
URitglicbern übcrwicFen.
Hnnahme ber Oftmarlenjulagc. Schiff-
fahrt sa hg oben. — Xie Cftmarfenuilagc unirbr
in namentlicher Hbftimmung mi* 163 gegen 142
Stimmen bei einer Stimmenthaltung angenommen.
G* folgte bic Bcrbanblung Aber bi« Interpella-
tionen ber ftreilinnipien tinb ber So.tialbemof raten
über bieScbiffahrtsabgabcn. Staatsiftretfir u. Hctl)-
mann- tfsoll weg «Härte, baft bie oon ©teityen er-
ftrebte ßöfung nicht ftslalifchcr Natur fei unb bem
HMrtfd)oftsleben «inen iwcfentlidjen Ticnit ieiften
fotlc. Huch ber preit fcifd)« Btinifter ber öffentlichen
Hrbeiten Breitenbach pertrat ben pertchrsfreu üb-
lichen Gtanbpunlt ©Teuften*. Tic könfcruotiucn
unb bas 3entnim «Härten litt) mit ben Hus*
filljrunflen ber Keglern ng*M?«Ttr«tcv einperftanben.
Xie Wnficftten ber nationnlliberalen «>rattion waren
geteilt. Sozia Ibeitiorratic unb ftreifinn irradien
fid) bagegen au*. — Tic 3 ix» c « t c ßefuttg bce
Bereinsgefeftes. 3 ur zweiten Gefung be->
Bereittsgefeqe© am 2 . Hprtl logen Hbänb«ningv
an tröge bes 3entnims unb ber 'Polen oor, bie
ben Hustänbern geftatten fallen, Blitglieber oon
Cereinen zu toerben, unb bie oert)inbem wollen,
bafo ein ‘Herein ober eine Herfainmlung wegen
Beteiligung oon Hudänbem aufgelöft wirb. Xi«
Hbünberungsanträgc tonrben abgclebnt. Fierant
würbe § 1 bes t&efeftes mit 194 gegen 164 Stint-
men in ber in 28 ©unlten abge&nberten Hont»
promißform angenommen. Huch § 2 unb 2 a
würbe« mit grofjer 'J0M)rl)eit angenommen.
Xer Sprachcnparagrapt). Hachborn am 3. ‘Jlpril
bic JHi 3, 3a, 4 , 4a, b unb r, & unb ß Grlebigung
gefunben batten, würbe am 4. nach neunftfin*
biger Tebatte unb Hblcbnung aller Hbönberungs*
antröge ber entfdjcibenbe % 7, ber Sprachenpara
gropb, mit 200 gegen 179 Stimmen bei 3 Stimm-
enthaltungen angenommen. Tie höbe 3at)l bei
Stimmen zeigt, ein« wie b»>h« Bebeuttmg olle ©ar
teien blefcm läge beilegten. Tic Bloctgegner
batten u>af)l im itillen gehofft, bei btefer cC>eleg en*
b«it ben Unten Jfiüftfl b« Hlorfo obtufprengen
ober Dod) uKnigftcn» (palten ju (Snnen. Tiefe Hoffnung
erroifri ftd) infolge b« energifdicu Eintretens v. fJaijcTs <2i\b
beutfebe Boit-opartei) für ben «Baragrapben als triigerifd).
®. Kapers iRebe, bi« gegen bi« lribcnfd)äft(iri)«n ‘Porwilrfe
ber Blodgegner ba* ‘ilerbalten ber freifinnigen Staftiön?.-
gemeinfdjaft ju rcd)tfcrtigcn batte, war ein, wenn nidjt
ber ^>öt)«punft ber bewegten Styling. ®}it ungefebmintier
(Sljtlidiktt entwictelte ber fiibbeutfd)e ‘?Ibgeorbnete bie tfiriinbe
ber Stellungnabmc feiner Partei. Tie ftreifinnigen wollen
ftd) |eöt. wo nad) örei&igiäbriaer Haufe bie Regierung beni
entfdjicbenen liberal i&mus- «inmal einiges Gntgegenfommcn
beweift, nid)t «siebet ausfdjalten laffen. Ter ^reifinn will
bas Sdjeitem bes ffiefetjes oerbüten, bas felbft mit ben
ber entfdnebcnen Öinfen unerwflnfdjten Heftiinmnngen
einen groBen ffortfdjritt b«b«utet. Ter «eidjsfnnsler twor
nid»t «rfdiienen, ^atte er ben Sieg bcs Blods als [id)cr
oorausgefeben? 3n ber odtten 9lbcnbftimbe, naebbem mebr
als atoanjig Olebncr gefprod)«n batten, erfolgte bic 'llbftim-
mung. 3tom ölod ftimmten nur Dr. tpottboff unb 'Jlcumann-
4>ofer mit bem «Intibtorf. Wad) ber «erfünbung bes «Rcful-
tats CTbob Tid) ein betaubenber i J örm, gemifdit aus jubeln-
bem Beifall unb unwilligem Jifebcn, wie ib« has „bobe
®aus“ wobi feilen erlebt bat. — Ter Vlusid>lu& bcT
3«gen blitycn. 'Jiadjbem am 0. 9lprtl bie # bis 10
ohne löng«e Tebattcn erlcbtgt worben waren, führte ber tum
ber rtominiifion neu cingcfrtgte § 10a, ber alle Hcrfonen
unter adit^ebn 3abT<« oon politifdien Hereinen unb 2fer
fammlungcn ausfd)lie&t, eine bewegte Tiofuffion betau f, würbe
aber fd)li«Blid) bei nomentlidicr Qbfttmmimg mit 200 gegen
161 Stimmen unb einer Stimmenthaltung angenommen.
Tomit war bie le^te <&cf«be. bte ber Hnnabmr bes
(beferes brol)te — biefes 'JJiol oon feiten ber Jlonferualiuen.
bie bie «nnabme bes ffiefebes oon ber bes Haragrapben
abhängig machten — überwunbe«; bie übrigen {»§ 11 unb
11a, 12 bis 17 würben ebenfalls angenommen. Tas CbefcB
wirb am 16, Wlai b. 3. in lUnft treten.
Tie jweite öefung ber Dtooclle }um Börfengefeb-
— ?lm 7. Hprtl würbe junädift ber bie Beftimmungen über
bie 3ulaffung oon Wertpapieren jum ©Örfenljanbel enlbol-
lenbe türtilel II in ber {jaffung ber Wommifriott nad) un-
wefentlicber Tcbatte angenommen. Gs folgten DicHrtifel III,
IUn unb IV, bte ftd) mit bem BäTfcnterminljanbel, ben
©rbnungsf trafen unb ben gerichtlichen Strafen für Her
Teilungen gegen bi« Tcrminl)anbelsl»«f tim mung cn befd)äf-
tigen. Tie 'JUirtfcbaftlidie 'Bereinigung f«Bk «ne «Ibänbenmg
bes 'Paragraphen öl burd), bie babin ging, Dafj Hlein-
gewerbetreibenbe auf reinen ftall, aud) nid>t, wenn fie ms
^anbelsregifter eingetragen finb, vechtsoerbinbliche Terntiir
gefcböfic abfd)lieb«n bÖTfeti. Om übrigen würbe bie .Uom
promiBfaffung ber Hooclle angenommen. Eine namentliche
Hbftimmung fanb nur beim Barographen 66 ftatt, burd)
ben ber fog. fB«Iiner Sd)lubfd)ein auf eine rechtliche Hafis
geflellt wirb. Er würbe mit 240 gegen 124 Stimmen an-
genommen. — Tie britte tfefung bes Hereins- unb
BBrfengefebes. Hm 8 . würbe bas ®eroinsge[cti in bev
brüten L'efung in namentlicher ©efamtabftunmung mit 194
gegen 168 Stimmen bei & Stimmenthaltungen, bas HSrfcn
gefcb mit 203 gegen 168 Stimmen angenommen, hierauf
pertagte fid) ber Betchfrtag, ber in biefer Seffion im ganjen
ad)tunbad)tiig Sitiungen nbgehnlten hat, auf ben 28. Hprtl.
Hamburg« neue Hürgcrmcifter. Bis fKadifplgcv
bes oerftorbenen Or. Hlöncfeberg würbe ber bisherige 3 weite
Hürgermcifter Dr. 3obann .fieinrid) Hurdiarb 00 m Senat gum
regievenben Grfteu Hiirgermcifter ber freien unb $>anfeftabt
Hamburg «mannt. Ter Erwählte ift cun 26. 18&2 ru
'Bremen geboren, hoch wanberten feine Gltem balb nad)
Hamburg ein, wo er bas Gtymnafium befuebte. Ter Tcutfch-
,vr 01136 fifchc krieg rief ihn als uon ber Schul-
banl fort ins ^elb. 3nt 3abre 1872 ging er 3ur Unioerfi«
töt, würbe nad) beruhetem Stubiutn Staatsanwaltsoertrcter
in Hamburg unb trat 1877 3iir Hboolatur über ; 1884 würbe
er in bie Hürgerfchaft nnb bereits im 3abre barauf in ben
Senat gewählt. Hm 6. XejembcT 1902 würbe Dr. Burd)arb
fdum einmal jum Hcgierenöcn Bürgcrmcilter oon Hamburg
gewühlt. Hb Hertreter framburgs im Hunbesrat ift er
mebrfad) heroorgetreten. Sein Hachfolger als 3woüer Bürger-
meifter würbe bas üitrftc Hiitglicb bes Senats, ber am
23. Huguft 1832 gebotene 9Billiam ^enrt) O’Swalb.
Tie SJlittelmeerfafirt bes Teutfdien
Äaiferpaars.
m 30. 93Mr,v bitten bie beutfd)en Styiffe eine oont
pradjtoollften üüetter begünftigte »Ifabrt burd) bie
Hbria. Hm Hbenb erhielt bie „Jf>obcn.iollerir ein ftunfen«
tclegramm aus Hnfoita, in bem bie Xcutfchcn Hnfonas
burd) ben Monful ihre Aulbigungcn unb ^Oünfd)« für
eine glüdltd)« {fahrt übermittelten. 'JJttt Sonnenuntergang
tebrte bic italicuifche Xorpcbobootsbiuifion nad) Hcnebig
Aiirücf. Hm 31. ridjtctc ber ttaifer oon Otranto aus eilt
Telegramm an ben Stnatsfcfvctär v. Xirpty. burd) bas
er feine ftrcu&c über bie Hnnahme bes 93Iariucetats aus*
fprad) unb ben Staatsfefvetar in bas preufjifdje ."Tierren*
haus berief. Hm Hbcnö besfelbeu Xagcs muBte bas Italic*
nifdje 33cglcitfd)iff „JJrancesco J^nuccio" wegen einer
)>aoaxic jurüdbl eiben. Tie Ginfahrt ber ,,f)ol)«niollern H
unb ber „Hamburg“ in ben £>afen uon Sgralns erfolgte
am Nachmittag bes 1. Hpril.
Hls bie beutfd)en Sdfiffe einliefen, fptelte eine ftapclle
am Ufer bie bcutfdjc Nationalhomoo. Xie Stabt war
fcftlid) gcfdjnuKft. Hei fdjönffcm löettcr begaben fid) am
näd)ftcn djiorgen ber iiaifer unb bic Älaifcrin an üanb
unb befichtigten auf einem Spaziergang bie .Vtatafombeii
unb bie l)iftorifd)cn Steinbrüdje, bie Catomien. Hm Nach'
mittag nahm bie tnijcrtidK Familie ben Xec in Gatontia
bei Eapufcim ein unb befiebtigte bas tthiftutn, wobei
neben ber italicnifd)cn Tircftipn aud) Brof- P- Xuh'* bie
Jübnittfl übernommen l>attc. Htt Stelle bes „{y-raneeseo
,farrucdo" traf bas italienifd]e .itriegsfehiff „Harefc“ als
Gbrenbcglcitfdiiff ein. Hm 4. früh oerlicBcn bie bnitfd)en
Schiffe, bie w Hamburg“ unb ber am 1. cingctroffene
„Sleipner“, in Heglcitung bes $an3«rtrcuj<rs w ®arefc"
Stjrafus uttb gingeit nad> Nteffina in See.
3it fcd)sftünbiger {fahrt, bie fid), bid)t au ber Müjte
Siziliens, bei uninberoollcm HJcttcr p einem auftcrorbciit«
lid)en ©enufj gcftallete, zogen bie grüne Tiefebene ooit
Eatauia, ber in ganz ungewöhnlicher .klarbeit liegenbe,
mit Sd)ttee bebedte Htna, Taormina unb all bic Berg-
ftflbte auf ben pittoresfen llferbergen oorüber. Xer Maifer
hörte Hortröge. Unfenu Spezi alzcicljner Brofcffor k lBilli)
Stöwcr war mand) prächtige ©elegenbcit gum
SftZjieren geboten. Nlittags mad)tc bie „Siobeu*
Zollern" im öafen oon ÜHcffina an bei Hoje, bie
„Hamburg“ am kai fcfl. Xie Jfarts feuerten
Salut, ber »on ber „Hamburg“ ercoibert würbe.
Xie Hcbörben pon Hiefftna melbeten fid) beim
kaifer an Borb.
Nadjmittags begaben fid) bic Blaicftäten unb
ihre Begleitung au £anb, wo |i« oon ber ©e-
oölfcrung mit lebhaftem gilbet begrüBt würben.
Xie Stabt war beflaggt, ebenfo bie im fyafen
liegenben J&anbclsfdjiffc. Xie kriegsfdjiffe uttb
bic Torpcbobootöflottillc hotten tf-Iaggengala
angelegt. Hm Hbcnb würben bas SNunizipium
unb bie wor biefern liegenbe ßanbungeftelle fcftlid)
erleuchtet. Xer kreu 3 cr „Jrancesco {famtccio"
tTaf nach Befeitigung feiner ^anarie ebenfalls in
©Icffina ein.
Hm 5. bcfud)tc bie kaifer in Taormina, ber
kaifer ISaftanea. Oberall würben bie *0?ajeftäten
mit flürmifchen Ouatiouen empfangen; zahlreiche
Blumenfpcnbcn unirbcu ihnen übeneict)t. Hls
fie am Hbcnb an Borb ber w t)obeuzoUern‘* zurücf*
gelehrt waren, würbe ihnen eine Sercnabc ge*
brad)t, bei ber Sänger unb kapelle auf einem reid)
illuminierten Xantpfer ©lag genommen hotten.
Hm Nadjmittag bes 6. warfen bie Schiffe
im &ofen oon ©alcrnio Hüter. Xort wicberbolte
fid) basfelbe Sd)aufpiel wie in ben übrigen
Stabten: mit beutfehen unb italienifcf)en 5c»h nfn
gefdjmüdtc CiouptftraBeu, BegrüBuug bes kaifer*
paars burd) bie Beworben. Xer kaifer, bie
kaiferin, Brio-Z Huguft BJirbeim unb bie ©rin*
3 e|ftu Hiftoria Guifc begaben ftd) am 7. ponnit*
tags an ßnnb, wo fie »on ber Seoölferung aufs
herzlichfte empfangen würben, unb mad)ten in
Hutomobilen, bie aus ber tbeffllfdjaft oon ©a-
(rrmo zur Bcrfügung geftdlt waren, einen H 110 -
flug nad) Wtonreale. Huf bem fKüdwcgc bes
uom fd)önften Hl etter begünftigteu Husfluge«
würbe bic Billa Tosca befuebt. Nachmittags
nahm bas kaiferpaar ben Tee in ber Billa
ftlorfo ein unb mad)tc bann eine Spazierfahrt
nad) ber Billa {faoorita. Spütcr befudjte ber
kaifer ben „«faame&co ffarruceio*'.
Hm 9. uormittags gingen bie Schiffe oon
Balcrnio in Sec. Unter bem Xonttev ber (5>efd)itye
paffierten flc bie SNccrcngc uon füleffina unb festen ihre
{fahrt in ber Nidjtung auf Horfu fort. . .
Gin trüber £immel lag über kotfu. Nätyts waren
mehrere P>cioitter niebergegangen unb hatten fortwährenb
ben Horizont in ein {$lammcnmeer gehüllt. Tod) am
ÜJlorgeu hörten bie wolle nbruchartigcn SRcgcugüjfe auf,
lief) bas unabläffige Nlceresbeulcn nad), Gin lebhafter
Sübwinb erhob fid), ber (ich mü!)tc, bie triefenben flaggen
unb (hirlan ben 3 « troefnen.
Hm 10. gegen neun Uhr ging auf ber böcbften Spi^e
oon korfus alter öeftung, auf ber oberften Blattfomi ber
^ortezz« ©«cchiu, bie bcutfdjc flagge empor. Nach
halben Gtunbe taud)ten bic Sd)iffe auf, in groBem Bogen
um bas flipprureicbe ©orgebtrge brntnilaufenb. Hon ber
{faftung unb allen im öafen liegenben krtrgsfchiffen bou*
nertc ber Salut: grofje SBolfcn ©uloer&f wälzten fid)
über Stabt unb Nieer.
Hls bie „f)ohenZöllern• , gelanbet war, gingen, wä!)renb
ein Negcnfchaucr ben anbern ablöfte, bie gried)ijd)c .Uönigs-
familie, ber beutfd)c ©cfanbtc (üraf pon unb z» Hrco«
Ball«), ObcrhofinarfchaU ©Taf z« Gulrnburg unb bei
beutfehe konful Spcngelin an Borb,
Xer könig trug bcutfdje Hbmiralsuniform, kronprinz
konftantin bie eines preuBifd>en ©enerals. Xer ilaifer
erwartete bie ffiäfte am {faUreep, wäljrenb bic OJlann-
fd)aften aller A'triegsfchiffc Barabe (tauben unb bic ka-
pelle ber „öobni 3 ollcrn" bic gried)ifd)c .?-)t)ttine fpielte.
Xie Bcgrüfjung war |el)r ijcrzltd). Um zwei Uhr gingen
bie raifctlidjen unb löniglid)en ^errfdjaften au ßanb,
oon ben Spty«n ber ©«hörben, ben konfuln itebft
ihren Hngchörigcu, hrrDorragcrtbcn Srembcn, unter beucn
fid) gegen fed)zig Bertreter ber ©reffe befanben, ftürmifd)
begrüBt. Xi< ©efd)&hc bornierten, bie ©loden läuteten,
bie ©eoölferung jubelte.
Nachbein bie {farftlichfeiten an ßaitb geftiegen waren,
nahm ber kaifer bic Hnfpradje bes Bürge rmci fters kollas
entgegen* bei in neugried)ifd)er Sprache eine Bebe ooll
poetifdjer bilberreid)er Nlenbungen hirti- k alias fd)lc»B
mit einem begeiftert aufgenommenen kaifer
erwiberte in gried)ifd)cr Sprache B 0d) banfe“ unb banltc
bem orthoborcu Grzbiftyof Scbaftianos, ber in franzöfifd)cr
Spradje bes Rimmels Segen auf ben kaifer unb fein
ff>au© 1) ecckb f l rl)t c, in berfclbcn Sprach«. Xarauf berich-
tigte er bic Ghrenfompagnie. Xann würben bie Huto*
mobile beftiegen, unb in langfamer {fahrt ging es burd)
bic einer Via triumphalis gleid)cnbe Spianata bergan,
hinter ben Spalier bilbenben Solbatcn brängten fid) bid)te
BoUsmoffen, Überall freubige 3 ur ufc, aus allen {fanftern
bei* palajtartigen Äjäufer jubelnbe Begrünungen. 3n
fchnellcreT {Jahrt ging es bann an ber Bucht oou .kalidjio*
pulo entlang nad) ©afturi, wo korfiottnnen in prächtiger
ßanbcstradjt HufftcUung genommen hotten unb ber ©c*
meinbeoorftanb ben .kaifer in einer furzen Hnfpradje bc-
grftyte. Htcnige ÜJtinuten fpätcr ftieg auf bem Hdjtlleioit,
an beffen Tor ebenfalls ffliilitär au fgej teilt war, bie kaifer*
ftanbarte in bie flöhe. Xas3*rl ber Bei fe warglüdlid) crreid)t.
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
742
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Olhiftrirtt 3«tuita.
9ir. 3381. 16. 34>ril 1908.
Tas 2Itf)iIIeion.
r% orfu, bie fagcnßafte VtjÄafeninfcl Sd)«*
-Jiria, wo Obqfleua auf feinen Srilaßrien
mit ber |d>öncn 9 taufittta, ber Xocßter bes
Röutg$Alfinoo?,(eineberüßmte©egegnuttg
am ©tecrcsft raube ßattc, ift jet^t fcßon läng ft
fein unbefanntes ßanb meßr. Cs bilbet oiel*
ineßreinemelbefucßte Station auf 5 er großen
internationalen ©eiferoute, bie |id) oon
©rinbifi nad) bem Piräus unb nad) Ron-
ftantinopel erftrecTt. Alljäßrlid) lanben
bort Xaufenbe oon ©ergnfigungsrei(etiben,
imb bie meiften pilgern 311 fruß ober 311
yüagen t)inauf 31t bem ffllÖTcßetifcßloß, bem
Acßillcion, bas fid) bte oereroigte Raifcrin
Glifabetß oon Ofterrricß bort auf fteilem
©crgcaßaug ßod) über ben ©Sogen bes
©leeres erbauen ließ, unb bas im »origen
3al)re für ben jeßr billigen Rauf preis oon
etwa 1 ©tili. Sr. in beit ©cjitj bes Xeutfdjen
Raifers überge gongen Ift.
©Jan Faun eon bet Stabt Rotfu 3U
9 Uaffet ober gu Canb« nad) bem Acßilleion
gelangen. 3 ft bas ©teer rußig, fo ift bie
fraßet Im ©uberboot ein ßoßet ©enuß. On
bem engen Ranal, ber bie aFropolisartige
fr orte, 33a ©eccßia oou ber Cfplanabe, bem
Sjauptpiaß Rorfus, trennt, finben roirSootc
in. langen Weißen, unb halb feßroimmen mir
auf ben Wogen bes bläu ließen ©Jecres. fUHt
fräftigem Äubeiftßlag Freuen mir bie ©ließt,
bic bet ©outevarb ber Raiterin Glifabetß
umgießt, unb biegen um ein langgeftr ccftes,
mit Olioenßafnen bebedtes ©orgebirge, bas
ben Warnen Analipfis (öiinnielfaßrtsbcTg)
trägt. An feinen Abhängen liegt bie präd)-
tige ©illa ©iontepoe, bas Euftfcßloß bes
Röntg« ffieorg oon ffiriedjenlanb, inmitten
eines nrnnberoolien ©arfs o oller tropifeßrr
©ewäcßfe, ber an ben berühmten ©art ber
fflilia Serbe lloni am Gamet See erinnert.
Wad) wenigen SRinuten taueßt oor nnfere n
©liden aus ben ftillett fluten ein rounber-
bares Rleinob auf, »ine 3 n|el, fo en minia-
ture, baß fie wie ein launiges Spieljeug
ber Watur erfeßeint. 3 wci Weißen fpißer
3gpreffen jießen fid) empor, fine Heine
Rapelle unb bas SBoßnßaus bes Gmftlicßen
überfeßattenb. Gin« tiefe Stille unb ein
leidjtcrSd) immer oon Xraurigfeit liegt über
bem 3 nfeld)en. H)as wedt es bod) für ®rin-
liemngeit in uns? 3d, ridjttg, bas ift (a
bie Xoteitinfel ©ödlins, bas fagenßafte
uerfteinerte Gcßiff ber ©ßäafen, bas ben
Obijffeus uad) 3 lßa!a gebraeßt ßatte unb
auf ber ©üdfcßr oou beni Xwijaef ©ofei»
öons getroffen unirbe. f»euto füßrt fie ben
Warnen ©ontilonifl (©tausinfcl), wegen
ißrer ©icblicßfeit fo benannt. Sie beßerrfeßt
ben (Eingang 3ur ©ueßt oon Ralidjiopulo,
bem ßrjlläifcßeit Rricgsßafen ber alten R»r«
fgrätr. hinter uns auf bem Außerften ©or»
fprung bes Anallpfi*berges liegt bas ßc-
riißmte ©elooöere Ganone. Hm gegenüber-
liegenben Ufer brmerfen wir einen ©ad), ber
fi<ß in bas ©leer ergießt. Gs ift bic Quelle
Rreffiba, bie Stelle, wo ber Säge nad) Cbgffeus ans Canb
geworfen würbe unb mit ber oerftänbigen Rönigstocßter
Waufiraa jufammentraf. Wir befinben uns jeßt bereits
an ben Abhängen bes bewolbcten Bügels, auf bem bas
Aeßillcion erbaut ift, unb halb feßen wir bie weißen
©iebel bes Scßloffe« unb weiter unten inmitten bes präd)-
tigen, bis 311m ©teere berab3ießrnbcn ©arfcs ben fäulen«
getragenen Xempel mit bem ^cine-XcnfniaL ©ci bent
frifdjerborf «-eni.fje f teigen mir au öanb, unb in furjer
«>rift ßaben wir unfer 3irl erreidjt.
Widjt weniger feßön ift bie ftaßrt 311 ßanb« nad) bem
Wd)illeion. ©on ber Gfplanabe geßt cs in flotter fraßrt
junäd)|t beu prächtigen ©ouleoarb ber Raiferiit Clifabctß
entlang, llnfcr ©lid fdjwcift ßinüber bts 311 ben feßnee.
bebedten ©ipfclu oou tfCbanien unb Gptnis, ein ’Änblicf,
ber an bie ©ueßt »on ^allanja am Vago Wlaggiore er-
innert. Dann fur3 beoor bie alte ©bäafenftraße, bie feijt
511 Gßren bes Xcutfcßen Raifers „Raijer-Wilßelm-Slraße"
genannt ift, »meß Canon« ßinauffußrt, biegen wir reeßts
ein unb gelangen um bie ©ud)t oon Ralidjiopulo ßerum
an ben 9 tu|tieg ber Straße juin Wcßilleion. Spiße Wgaoen
unb ßocßltännniger Sfeigenrattus mit ben ooälen, bid*
fleifcßigen Slättern fdumen mauerartig bie Straße, ©lumen
uon nie ge|eßencr ^arbenpraeßt leucßten aus 6cm grünen
Wafcn, unb (eßwermütige Clbäume unb fcßlanle Jppreffen
erßeben fteß ßier unb bort. ©or uns Jtcigt ein ©ergrranj
empor, aus bem ber ^weigipfelige ©lonic Sau Xeca unb
ber niebrigere fpiße ftgriare befonber« ßeroorfteeßen. 3n
vielen iBlnbungen tießt bic Straße bergan.
Wir paffteren bas fort' ffmfturi, unb balb fteßen wir
oor ber gnßeifemen Cßartenpforte, wcl<ßc bie einfa^e Wuf-
fdirift „Wdjilieion“ trögt. Xa grüßt |ie aueß feßon, bie
boße, weiße ©Hla In ben (cßlanren, ßtllcnifcßcn iVonnrn,
ein ooiifommenes ©ilb toiebctbelebter griecßifdjer ficrrlid)«
leit. Xie Sdjloßpläne ßat feiner3eit ber bentßmte neapoli*
tanifd)» ©rcßilctt Wafaele Garito entworfen. Wlle Sdßdße
bes ffaffifcßeit Altertums, Xrojas, ©Igfenäs unb ©oiupcjis,
fie trübt mir ja bm ©luf." Cben auf ber
Ruppel fteßt eine ocrgolbete, beflügelte Wite,
einen Eorbeerlranj ßebrnb. Xas tief er-
greifenbe SOlonunient ift eine Schöpfung
bes böntfd)cn ©ilbßaucrs Raffet ries, ©on
ßier fußrt eine breite WJarmottreppe im
finlbtrei« um einen Springbrunnen ßiuab
3um Werre.
Xod) feßren wir 3urücf jum Scßfoß, um
aueß einen ©lid in bas innere besfelben
311 werfen. 8rreflicß nur itt (ßebanfen; benn
feit es bem tai [erließen Sdjloßßerru geßört,
ift ber (Eintritt nur wenigen Wuscrwäßlten
geftattet. ©on ber offenen Söulenßalle tre-
ten wir in bas Atrium. Gd) tum* Samt«
oorßäng« feßließen es nad) außen ab unb
ßängen aueß 311 beiben Seiten bet glön3en-
beu Wäube ßerab. Gin ßerrlicße« presto*
gcinälbe, tait,3cnbc Wrjmpßcn, 3iert bie Xcde.
©corg I, Äönig btr öcllcntn.
ßaben babei Wlobell gef tauben. 2Jlit einem ungeßeuern
Roftenaufroanb — man fprid)t oon 12 bis 14 9 Will. 3 fr. —
würbe ber ©lärcßcnbnu in ben faßten 1885 bis 1892 ooll-
rnbet. Auf gewaltigen Unterbauten fid) crßebenb, ift ba«
$aus berart in ben ©erg ßincingcbaut, baß bic breiftödige
«Jront gegen bie ßanbftraße geridjtct ifi, bie oon Safturi
nad)©«nt3je ßeruntcrfüßrt. Ginc ßoße, weiße ffiartenmauer
umgibt Sdjloß uuö ©arf. Xurcß bas breite (Bittertor ge«
langen wir atsbalb ,3ur Wampe bes Scßloffcs. Xie ©or-
ßall« befteßt aus gewaltigen Säulen, bie eine auf beiben
Seiten ßeroortretenbe ©eranba aus feßimmembem Wtarmor
tragen. Sine fdjön geformte ©rüftung, bie 3wei Jcntaureu
trägt, umgibt bas Cbanje.
An bas Sd)loß leßntficß tiaeß ber ©arffeite bas berüßmte
©eriftgl, eine Säulenßallc, 3wifd>cn bereit Säulenreißen in
gleichmäßiger Anorbnung ßerrlicße Wariuorbilbcr aus ber
gricd)ijd)cn ÜJlgtßologie fteßen. ©röcßtige Wanbmalereicn
3ieren bie 3 nnenwänöe. ^aljlreicße ©üfteit unb weitere
Sfulpturen füllen bie JriaUe bes ©rriftgls, bie aus 3mri reeßt*
wintlig jufainmenlaufenbcn Hälften befteßt. Auf bet baoor-
liegenben Xerraff« befinben fieß präeßtige (Barienaulagcnmlt
einigen ßod) ragen beit 3 t)prefien, bie ber Xerrajf« ein fo
(ßaralteriftifcßes Husfeßen geben. 3wci nadtc Wlftnner«
figuren aus ©ronje (Wingförnpfery flanfiercn ben Aufgang
jut Xerraffe. Gtwas feitwärts oom Scßloffe erblicfen wir
im ©arl bic einbrudeoollc Statue bc« fterbenben AtßiHeu«
oon bem ©crliuer ©itbßauer Gruft Werter. Xcr ßalb 311«
famntengebroeßene §elb jießt bie töblicßc ©feitfpiße aus
ber oerumnbbaren &erfe. Xer fdjmenßafte Ausbrnd be«
Autlißes ift erfcßüttenib getroffen. Unbefdjrciblicß ift rings«
um ber ©Hd auf bas Wlccr unb bte walbigcn ^ößen. ©erg«
abwärts fommeu wir burd) beu ©arf 311 bem autifen Xempel,
unter beffen offenem Söulenbad) wir ba« ©lonumeiit bes
oon ber Raifrrin uergöttertrn .t>einrid) $>eine erbliden.
©Jübe fißt ber Xidjtcr bes ÜBcltfcßmerjcs in einem Eeßn*
ftußl. 3 n ber ßerabßängeuben fianb ßält er ein ©latt,
auf bem bie Worte fteßen: „Wae will bie r infam« Xräne,
Roloffale ©afen aus ©or3el(an unb ©rpttjc
fteßen 311 beiben Seiten be« Ireppcnßaufe«.
3ur Wedjtcn befinbet fieß bie Gdjloßfapelle,
3ur Einfen treten wie burd) ein ©erfamni-
Umgs3*mmer in bas präeßtige Speifejint-
mer. Xa« bunte 3rtesfogemälbe, bas beu
Xccfcnfcßmucf bilbet, ftcllt ben „ 3^0 ber
(Balatea" bar. Rcßrcnwir in bas Xrcppen*
ßnu« juriief unb ftrigen bie breiten Stufen
ßinauf, fo fteßen wir oor bem gewaltigen
Wanbgemälbe , bem „Triutnpßjug bes
Achilleus", von bem Wiener ©ilbßaucr
SDlötfd). 3 m erften Stod befinben fieß bie
3 imnter be« Raifers, ©or3immer, Arbeit««
3inuner unb Scßlaf3immct. Xas Arbeit«»
3tmmer bes Raifers war bas ehemalige
Scßlafjim mer bes Raifers »Jranj 3 ofepß,
ba« freilid) niemals oou ißm benutjt worben
ift. Anfd)ließenb weiter ßintru iu brr W^-
tung bes ©criftt)ls folgen oerfeßirbene 3im»
mer für bas (Befolge bes Raifers. 3 n bem-
felben Stod liegen aud) bie 3 immer bes
©rinjen Auguft WUßetnu 3 m 3weilen
Stod folgen bann bic 3 immer ber Raifrrin
unb ber ©rinjeffin ©iltoria fiuife.
Xic innere ®inrid)tung bes Scßloffcs ift
faft ganj neu. Alle ©löbel finb weiß ge-
halten mit golbetteu ßiniett unb Weiften,
ber ßiebliugsfarbe be« Raifers, wie fie [icß
aueß an ©orb ber „®ot)en3ollenr finbet.
3 Bunbcrßar ift bte elcftriftße Anlage in
Seßloß unb ©arf, bie von ber Dntematio-
naleit ttl<ltri3itätsge|clljd)aft in UBien
ßergef teilt ift. ©Jäßrcnb bic A 3 oßnröunte
Rronleucßter erßalteu ßaben, ßat ber große
Spelfefaal eine burdjaus moöeme ©e«
(rudjtung; bic clertrifdjen ©irneti finb un-
fießtiar an ben ©Jänben in ber üBeife an-
gebraeßt, baß bie weiße Xede al« Wefleftor
bient unb fo ben Slaum mit einem wunber«
bar gebämpften Cicßt erfüllt. Auf bem
Arbeitstifcß bes Raifers fteßen jwet rleN
trifefje Campen, bereu Cicßt bureß ölatt-
feßeiben gcöämpft wirb, um ba« Auge 31»
feßonert. Xa es ber Raifer liebt, abcubs
int ©eit ßtn unb wicber nod) ju Icfen, fo
ift aueß auf feinem Wacßttifcß eine Campe
mit filbernem Weflcttor angebracht. Xie
3eicßnungen 311 bieten gefcßmadpollen Anlagen finb jum
Xeil ppm Raifer felbjt entworfen unb läff»n erfennen, baß
ber SWonard) Wleifter barin ift, bas ©raltifd)» mit bein
Rünftlerifcßcn 311 oerbinben. Xas große Ireppcngcmälbc
„Xer Xriumpßjug bes Adjilleus" wirb ebenfalls auf origi-
nelle CBcife, unb ,3wät burd) oier ©ogen lampen, er leud)tet,
bie über bem (Blaobad) angebracht finb. W 0311 nod) eine
feitlidjc ©elcucßtung ßinjufommt. Aud) ber „Gterbcube
Adjilleus" ift burd) 3W«i ©ogenlampcn crßelli.
3m übrigen ßaben bie (Bartenanlagen 3weierlei ©e-
leucßtung. 3 unflift biiTd) große ©ogenlampcn, bie in
näßen Xiftnn3en bie großen 2 Örge unb ©romenaben er-
hellen. Außer biefer gerooßnlidjen ©eleucßiungsart gibt
es aber noeß eine jweite, bie für befotibere (Bartenfeftlicß-
feiten beftimmt ift unb einen märcßcnßaftcn ttinbrud
iiiacßeu muß. Gs finb nämlicß bic oorßanbenen ffmfunb-
3wan,3igtaujenb Wofcnfträucßer bes ©arfes je mit einer
(Blüßlampe oerfeßen, bie fi^ bureß eine 3f»rialeinfcßaltimg
auf einmal entjünbeu laffen. Xer lailerlicße Stßloßßerr
ßat atfo feine Roftcn gefeßeut, um bas Acßilleiou im
mobemften Sinne aus^u bauen, oßne jebod) babureß feinen
urfprüng ließen Üßarafter 311 oetleßen. Aud) bie meiften
(Bcniälbc unb ©lonumcnte aus ber Gltfabrtßianifd)en 3»it
finb erhalten geblieben, bis auf bie berüßmte ©crigmppe,
bie fieß jetjt Im ©cfiß ber Grjßcrjogin Oari» ©alcrie oon
Oftcrreid), ber Xodjter bes Rai[ers 3ran3 3 ofepß unb ber
RaiJecinGlifftbetß, befinbet. Wen erbaut würbe ein Rapalicr-
ßaus oon beut Atßener Areßiterteu 3 iller unb eine Auto-
inobilgarage. ferner würbe ein artefifeßer ©rumten ge-
graben, ber auf 80 m Xiefc Cuellwaffcr ergab unb jeßtftünblidi
ein Quantum oon 3500 I lieferi. 3 » r ©»quemlidßfeii be*
Raifers ßat bie gtiecßifcße 9 legi»ning bas Acßilleioit burd)
eine breifadje Xraßtanlage mit Rorfu oerbunbeu. X>a«
mit ßaben wir uuferc 2 Uaiibcning beenbet. ©löge Raifer
©Hlßrltn auf btrfcm weltfernen XoTabo bie 3 luße unb
Grßoluitg oon anflrengenber ?lrbcit finben, bie er bort
fließt. l)r. Gruft ©rüttefien.
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£)ie 9JlitteImcerreifc t>es X)eutfd)en ftaiferpaars: Sldjtlleion
Ter fterbenb*
DäS ^?*rif ttjl.
Das $einricl)>£>eine»Denfmol 0011 'fioffdri«.
Der Driumpfjjufl bw SHijUleu». ftoloffalflemältw Im Dreppcnljau».
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2Jon bet SWiMmeerreife bes IDeulföert ftatjerpaars. C&ejeidjnd »on tyref. Störocr an 23orb ber 3<*$t » öoljenäolleni 1 '.
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VtotogropbtfoerLia ö«r Uljoioflcaplji^fn Union in «Dlündjen.
746
3IIuftiirte 3«tung.
9h. 3381. 16. Sprit 1908 .
Steifen nod) unb in <5rictf)enlanb.
»on pref, Dr «*»rb Cigrl
it einer richtigen Shilturgefcßicßte müßt« ein ftapitel
ßanbeln ron ben roechfeln ben ©loben im Äeifeoerfehr.
SKon beule nur» um fid) bes ©Secßlels allei menfcßlichen
Dinge au dj auf biefem Gebiete fo recht bewußt 3 U roerben,
an bie Wolle, bie bi« oor einem 3Jlenfd)«ndUer bie Wßein-
ufer im Weifeleben nid)t nur ber Deutfdjen, fonbem min*
beftens cbenfofeßr bet Gngtänber unb frranäojen fpietten,
toäfjTenb [ie ^eute bodj überwiegenb nur bem ßaftig baljin-
flutenben (beleg enßeitsoerfebT bienen. 911« id) »ot einem
Btenfcßenaltei, bamals ein blutjunger ©tubent, mit einem
frugenbfteunie oon gleicher ftühnßeit ben ©lan faßte unb
ausführte, nad) Wöttofgen ju reifen, rourbe tcß angeftaunt
mie b«ut« etroa ein Worbpolfaßrer, unb ln Norwegen ge-
noß id) bas teisuolle Bergnügen bet Ginfamfeit an Jollen
Orten, bie jeßt 3 U ben überlaufenen gehren, früt
©riecßenlanb, befönbew für ftotfu, bin tcß burd) mein
Sud) „©rieeßifeße frrüßlingstage“ fo etwas roie ein Gut»
bedex unb SDegroeifer gecoorben. Bnno bajumal mußte
man wohl, bafe es eine 3nf«l ftorfu gäbe; aber baß fie
3 U ben perßältnismäßig leidjt erreichbaren 3 ielen ß öderer
SBanberlultur gehörte, bas roufjten ln Deutfcßlanb bie
wenigften. 3n Ofterreid) halt« man burd) bie ©orliebe
ber armen ftaifertn Glifabetß für ftorfu feßon feit ben
fecßjiger faßten roenigftens eine Bßmmg t>on ben Weijen
bes ioni|djen Gilan&s; eine roirflicfje ftenntnts bef aßen
inbes bamals nur foldje Giebßaber roie ber jeßt längft
»erftorbene öfterreidjifdje ftcmful r>. SDarsberg, bet Ber*
f aff et bes au&gejeicfjneten SBerfes H Obt)ffcif<ßc Ganb-
fefjaften". Der Deutfcße ftaifet, ber ja Worwegen in bie
SCTlobe gebracht bat, wirb aller 2Baßrfd)eintid)leit nad)
aud) aus ftorfu ein SReifcjiel erfter Otbnung machen, unb
ba ftorfu eine Btt ©rücfenfopf für bas griecßifdjc frejt*
lanb unb ben Peloponnes bilbet, fo barf mit größter
aBal)rfd)einlic£)feit bie Steife bes Äaifers nach feinem jüngft
ettnorbenen Guftfdjlofj 9ld)illeion in ©afturl als ber
tluögangspunft einer feljt bebeutfamen neuen Weifemobc
angefeßen roerben.
Die Gntbecfung Griecßenlanbs als eines herrlichen neuen
Weife^iel« roitb für bie beut|cß« ftuliur riel folgenreicher
roerben als b ie no rtoegiftfje Weifemo be. Der beutf eße Weif enbe
toitb in ©riecßenlanb 3U feinem l)Sd)ften Grftauncn unter
anberm entbeden, ba& es «in fetjr fcßöncs Ganb gibt, in bem
©riecßijd) gefproeßen roitb. aBirllicße« ©riecßifd), toenn
aud) Hießt gerabc bas, roas man ißm auf ben heutigen
®i)mnaiicn an griccßljd)er Sprache mit grö&erm ober ge*
ringerm (Erfolge beijubringen oerfueßt hat. 3 « ben un*
bebingt nötigen Weifemitteln für ©rieehenlanb gehört bie
Äenntnis ber gried)ifd)en Sprad)e. Äaifer 9 Bill)elm f)at
belannttid) roie rolr aCabemifd) ©ebilbeten einftmals auch
©riedjifd) gelernt, unb es ift Poraus3ufel)en, ba& er bas
©erlangen fpüren roitb, fid) mit feinen griedjifcben Spradj*
erinnerungen uerftänbtid) ju mad)en, fooft es ®m gelüftet,
mit ben um bas 9 ld)ilteion berurn roo^nenben Äorfioten
meu|d)lld> leutfelig ju oerfe^ren. ®a roirb er bet bem
erften ©a^ ben er l)ört ober felbft 3U fpreeben oerfudjt,
bie 3 Bat)rnef)mung mad)en, ba& er fein ©riedjifd), fooiel
ober foroenig if)m bauen in (Erinnerung geblieben fein
mag, burdjötts ni<^t an bie Geute bringen fann: er mag
es nod) fo fc^ön fpredjen, bie ©riedjen roerben i^n nicht
oetfteben. Das Weugricchifdjc roeidjt in ben 3=ormen aller»
bing« uielfacf) oon bem ©riedjifcben 06» wit muffelig
erlernt haben; bet ©ofabelfdja^ aber fi^ üüffallenb
roenig oerdnbert, unb niemanb, ber in ©riechen lanb ge*
roefen, roitb mit bem ®lauben 3urüdfommen, bafe ©riedjifd)
eine tote ©prad)e fei © 5 er tüdjtifl 9 ntgried)ifcb gelernt
unb feine ßenntniffe ein roenig aufgefrifd^t l)öt, rotrb für
ein« Weife nad) ©riechen lanb, felbft für eine längere Weife
abfeits oon ben öofmorten unb ben (Sifen bahnen, nicht
olel mehr nötig h Q b><n, als fid) Ijirnbert bi« hwnbert»
fünf3ig neuer Bolabeln einjuprögen, roa« um fo leichter
ift, als es fid) auch bei biefen faft burdjroeg um befannte
altgricd)i|d)e 9Bur3eln banbeit. Damit fprachlich aus*
gerüftet, formte jeber Itaffifd) gebilbetc beutfdje Welfenbe
fich getroft in 6a« innere ®riedjenlanbs begeben unb b°ff cn t
er roerbe bas Bolf unb bas ©olf roeröe ihn oerftehen —
roenn bie unglüdfdige ©u&fpraci)c bee auf beutfehen Sdjulen
erlernten ©rted)ifd)en nicht todre! Dicfe ungried)ifd)e 9 Iu&*
fprache be« ffiriedjifdjen etfdjroert bas gegenfeitige ©er*
ftänbnis in fo hohem ©rabe, ba& auch «in leiblich gricd)ifch'
gebilbeter Weifenbet mit beutfeher ©chulausfptache roie
taubftumm burdjs Ganb fährt. Da hat man nun fieben
©tjmnaltaljah« unb womöglich brei ober oier Uniöeejitdt«-
iahre auf bie (Erlernung einer ber fcfjönften Sprachen oer*
roenbet, unb beim erften Schritt in bem Ganb«, roo fie noch
heute lebenbig gefprodjen rotrb, ift man fo ^üflos, roenn
nicht Ijilflofcr als ber ungebilbetfte ©latrofe bes Schiffe«,
auf bem man hinfährt. Die Srrage, ob bie neugricchifd)*
9 Cusfpradje auch bie ber alten ©riedjen gcroefcit ift, tann
hier natürlich nidjt beh^nbelt aoerben. Setoiefen ifi iängft,
ba& bie neugrted)ifd)e Busfprache fdjon im erften Oah«“
hunbert oor unb nach CEljrlfto in allen griechifchen Gänbem
geherrfdjt hat- Die beutfdjc ffii)mnafialau6fprad)e entbehrt
jeber gerichtlichen, überhaupt jeber roiffenjchaftlidjen Se-
grünbung; fte ift 311 feinet literarifd) beglaubigten 3cit
nadjroeislid) bie A 2lusfprad)c ber alten ©riechen geroefen.
Dah ber fRei|cocrlel)r aus Deutfdjlanb nad) ©riechen»
lanb fehr balb auf ba« 3 «hnfa«h« bes jetjigen anfchroellen
roirb, ift fo gut roie fid)er. Da nun ber beulfdje Weifenbe
auch in fremben Gänbern auf eignen frühen ju ftehen
toünfdjt, ba namentlich her höh«« gebilbetc beutfdje Weifenbe
fi<h fchömen roirb, in einem Canbe mit griedjifdjer Sprache
fich eines Dolmetfd)ers, eines Welfemarf<halls 30 bebienen,
alfo mehr gereift 3U roerben als felbft 311 reifen, fo roitb
er es ebenfo machen, roie er es bei feinen Weifen nach
Italien macht: er roirb fein ©riedjifrh auffrifefjen, roirb,
roenn er eine gute neugriechifd)e ©Tammatif 30t §anb
nimmt, 3U feinem freubigen (Erftaunen bemerfen, bah
man in ©riechenlanb noch h«utigestags ©riechifch fpric^t,
unb roirb roohl ober übet oon ber beutfehen ©usjpradje
be« ©ried)ifd)ert 3ur gricdjifchen Wusfprache übergehen.
Wicht unmöglich, bah ber Äaifer nach feinen perfönlichen
(Erfahrungen auf ftorfu ben Bnftofe für unjer höhe«*
llnterridjtsroefen gibt, bas ©riedjifche auf ben ©gmnafien
fortan mit ber griechifchen Qlusfptad)« gu lehren, roie ba«
in frranfreich unb Worbamerifa feit einigen frahten ge*
rdjieht. Die Schüler ber ©gmnajien mürben babuxd) in
ben ©efih einer Sprache fommen, bie ln allen Gänbem
um bas öftliche ©littelmeer oerftanben roirb unb eine »iel
nächtigere Bcrlehrsfprache ift, als man gemeinhin annimmt
Über bie 6d)iffs»erbinbungen nach ©rlc^enlanb aus
„(Europa“, roie bie ©riechen felbft alle md)tgried)ifd)*n
Gönbet unferes SBeltteils nennen, gibt bas Weich« fursbud)
leiblich 9lu9lunft Der fchnellftc 2Beg ift bis jefct bet
über ©rinbifi, oon roo faft täglich Dampfer ber öfter*
reichifdjen, italienifd)en unb gtiedjifchen ©efellf «haften nach
Äorfu unb non h*«t nach ©atras fahren, ©ei bet ge*
ringen Beliebtheit, bie fich bie italienifchen ©ifenbahnen
in ben -Streifen ber beutf djen Weifen ben erworben hoten,
roirb bie lange frahrt auf Halten ifd>*tt Streden »on Wla
aber (Ehiaffo ober etroa non ffienebig na^ ©rinbifi mit
gutem ©runbe gefürchtet, ffis ift fehr 3U bebauem, bafe
rolr noch Mn« regelmäßige beutfdjc Dampf er oerbinbung oon
Senebig nach ftorfu unb «patras haben; hoch höff« tcf>,
bie {ich an bie gried)ifd)e Weife bes Hatfers anfdjliefjenöe
©lobe roirb binnen turäem unferen groben Dampfer»
gefellfd)aften in Hamburg unb in ©reinen ©erantafjung
geben, in ben fflfettberoerb bes ©erfehr« auch im Wbriati«
fdjen SWeer fraftooll cinjutreten. ©is bahin roirb ber beutfdje
Weifenbe fi^) oomehmll^ ber fehr beguemen Dampfer
bes öfterreidhifihen Glot)b& bebienen, bie oon Drieft nach
florfu unb ©atras fahren. 3d) roeife aber batauf hin, baß
es auch «ine große griedjifd)« Dampfergefcllfchaft gibt, bie
„©anheüenifche", bie allwöchentlich einen guten Dampfer
— id) fptedje aus (Erfahrung — oon Driejt über ftorfu unb
©atras nad) bem ©iröus fahren läßt. 9lußeröem fommt in
Betracht bie italienifche Dampf ergefellfchaft „Waoiga3ione
©enerale", beten leibliche Dampfer, oon ©enebig ausgehenb,
in ©rinbifi antegen unb bann über ftorfu unb ©atras nach
bem ©iräus fahren.
Das mehrfach genannte ©atras ift ber £>aupt«intrittsort
für ben ©eloponnes. Bon ber anfehnlidjen $anbelsftabi
am (Eingang gum ftorinthifdjen ©olf fann man mit ber
(Eifenbahn bie roidjtigften Stätten bes (üblichen ©riechen*
Ianbs bequem erreichen, ©ei jebem neuen ©efudje bes
Ganbes roar ich ftaunenb erfreut über bie großen frort»
fchritt« bes griechifchen ffierfehrsroefens im 3nnem. Um fie
roll 3U roürbigen, muß man bebenlen, baß ©riedjcnlanb
ein öochgebirgslanb ift, in ben Bertehrsfchtrietigfeiten mit
ber Sd)trei3 3U Dergleichen, nur noch ungünftiger geftellt
als biefe burd) feinen großem Blangel an breiten Dal-
bilbungen. früx ein Ganb mit 2 */, ffllilt. (Einroohnem ift
ein (Eifenbahnneß oon runb 1200 km nidjt 3U »erachten.
Dem Weifenben, ber außer Utljen aud) etcoas uom 3nnem
bes Ganbes feßen roill, ber 3. 93. Olgmpia, Brgos, SWtjlene,
Ufroforinth, ©legara unb (Eleu fis bejud)en möchte, bietet
bas jeßige (Eifenbahnneß ©ricchenlanbs eine gefchtoffene
ftette öan bequemen Blöglichfeitert. Bon ©atra« iann
man, trenn bas Sd)iff nicht all3u fpät am Wachmittag
anfommt, noch Q« bemfelben läge Olqmpia erreichen unb
am nädjften Dagc bis in bie Wäße bes freftungsberges
ron SWeffenien, 3thome, gelangen. Brgos unb 9J3t)fena
finb (Eifenbahnftationen auf bem geraben 9Bcge über
ftorintt), «DJegara unb Gleufis nad) SUßen. Die Baßn
nach Sparta ift im ©au begriffen, unb roatjrf peinlich wirb
man feßon im nächften 3 a h l fl,n einem Dage non Mthen
nach Sparta fahren rönnen.
Buch im nörblichen ©riecßenlanb ßat ber Gifenbahnbau
bemerfensroerte frortfeßritte gemacht. SWit aller ©eroalt
brängt ©riecßenlanb «a«h einer (Etfenbahnoetbinbung mit
Guropa. Bon 9ltßen fann man feßon feßt über 2ßeben,
am nörblicßen Ubßang bes ©antaß »orbei, weltlich oon
ben Dhermopqlen nad) Gamta unb pon hier nach Dheffalien,
nad) beffen öauptftabt Gariffa, gelangen. Das Ber.
binbungsftüd oon Gariffa nach Worben, alfo 311m Brtfchluß
an bie Bahn oon ©lonaftir nad) Galonifi, fehlt noch, unb
bie Dürfet macht ©ricdjenlanb bie größten S«ha)ierigfeiten,
inbem fie ben SBeiterbau ißrer Ginie nad) Süben oer-
bietet. Die ©ewalt ber Dinge, ißre innere Bemunft ift aber
ftärler als fclbjt bie Unoemunft ber türfifdjen Wegierung,
Uhb am Gnbe hat (Europa in biefet toidjtigen frtogc einer
birelten Gifenbahnoerbinbung nach ®then hoffentlich balb
ein emftes W3ort mitjufpreeßen. 3ft erft bie Gifenbaßn
nach ^tßen lüdenlos ba, fo roirb fich auch im internatio-
nalen ©oftoerfeßr ein (tarier Umfchroung roLljicßcn. Wicßt
mehr Brinbifi, fonbem ber ©iräus roirb ber Busgangs»
ßafen für bie inbifeße unb bie oftafiatifeße ©oft roerben; benn
bie 3 c «(* r fpQntls biefer neuen 9BcItücrfel)Ts|traße beträgt
naßeau einen Dag, unb bie Guglänber werben [icß für ihren
©3eg nad) 3nbien biefe Grfpamis fogleicß 3unuße machen.
Brauche ich nach 3U fagen, baß bas Weifen im 3nncm
©ri«d)cnlanbs heute minbeftens ebenfo fießer ift roie in
irgenbeinem curopäifchen ftulturlanbe erften Wanges? 3d)
barf aud) nicht unerwähnt taffen, baß bisher noch niemals
etwas ron jenen ftlagcn über bie griechifdjen (Eifcnbaßnen
oerlautet ift, bte rocr fo oft unb leibet Teinesajegs 311
Unrecht aus frtalien hören: über bie Beraubung ron
Weifegepäd burd) bie ©epädbecmten. Watürlid) bulben bie
meift fcßmalfpurigen Bahnen in ©riecßenlanb feine Schnell»
3Üge wie bei uns, 3umal bei ben fonftigen Schwierig feiten
ber Bnlage; ber Betrieb inbeffeti ift 3uoerIäffig, oiel pünft*
lieh« als in 3talien, unb bie Ginricßtungen ber ©tagen
erfter unb ameiter Haffe laffen nicht »iel 3U roünfchen übrig,
ilud) bie Schnelligfeit auf ben $auptltnien fteßt gar nicht
fö |«h« weit ßinter ber in 3tali«n gcbräud)lid)en 3urüd,
roobei noch 8« beachten ift, baß bi« italienifeßen fahrplan-
mäßigen Seiten felbft auf ben bureßgehen ben Sdjnellaugs»
tlnien faft niemals innegcßalten roerben, wohingegen man
in ®ried)ettlörtb mit großer Sicßerßett auf leiblich pünft»
ließe« Gintreffen rechnen fann. 3cß gebe ein ©eifpiel für
bie $>öb« ber heutigen Gifenbaßnfultur in ©riechenlanb,
biefen feßr fidjem ÜJtaßftab ber allgemeinen ftultur, in-
bem id) bie ©erbinbung oon 9Itßm nad) Olqmpia ßeraus-
h«bt. 9Ber morgens gegen 7 Ußr 9itßen »erläßt, trifft
in Olgmpia abenbs nach 8 V* Ußi ein, roas bei einer
(Entfernung oon 342 km unb mit ©erüdfid)tigung ber
fehr fdjroierigen Bobenrerßältniffe ßöcßft anerfennensroert
ift. Dreimal in ber QBoch« »erfehrt übrigens ein Schnell»
3ug oon Btßen nad) ©atras jum Bnfcßluß an bie nach
(Europa faßrenben Dampfer, ber eine Shmbengefcßroinbtg»
feit ron annäßemb 40 km erreicht, roas manchen italte»
nifthen Schnelljug unb bte weiften baqrifcßen ©erfonen»
3Üge anfehnllch übertrifft.
gcllauffü^rung oon Sarjbns „S^öpfung"
in 3Bien.
m 27. SWär3 1808 oeranftattete bas „Bbltge Giebhaber»
fon3ert\ bas bis baß in im frür|tlid) Schwaxjenberg»
fcfjen ©alais feine mufifalifcßen ©robufiionen t>or ben
ariftoCratifcßen .Greifen abhielt, in ber prächtigen Buia
ber Unioerfität eine Bufführung ber „Sdjöpfung“ ju
(Eßren fjarjbns, bie fich 3U «inet Bpottjeofe bes greifen
SWeifter« geftaltete. G& roar bie leßte Buffüßnmg feine«
unfterblidjen 9Berfes, ber bet ftomponift felbft beiroohnte;
ein fraßr fpäter mürbe er ins ffirab gebettet. Bis (Erin-
nerung an biefe benlroürbige Bufführung unb als Borfeier
be« ßunbert jährigen Dobcstage* £>at)bn« (31. 9J!ai 1809)
»eranftalteten bie hen>orrogenbften JBiener mufiralifchen
Bereinigungen oor gelabenen ffiäften eine Buffüßrung ber
„Scßöpfung* am hifiottyfjtn. Datum in bemfelben Saal
unb, roas ber ©robuftion ihren ga«3 befonbem Wei3 »er.
ließ, genau tn beroom EJleifter rorgefcßricbenen Sefeßung
bes Orcßeltere unb bes Ghors. (Erfteres beftanb, roie au
$ai)bn$ Gebjeiten, aus fedjs erften unb riet groeiten
©eigen, oier ©ratfehen, jroti Geltos, 30x1 ftontrobäffen
unb ber in ber ©artitur »orgefeßriebenen Bnjaßl Bläfer,
im ganaen aus fedjsunbbreißtg Wiufifem, lauter ÜJJit*
gliebem ber ©hilharmonifer. Den fccß3igftimmigen Gßot
(teilte ber Stngoerein. Die ftimmungsoolle Begleitung ber
Weaitatioe auf bem Gemßalo beforgte in feinfühliger SBeife
Dr. Blanbijeaerofft). Die ©e fangspart fen waren berfrreifrau
o. ©ad) unb ben berühmten Oratorienfängem 9J7es<haert
unb Senius anrertraul; Dirigent roar bet ftapell-
meiftec ber ftaifertidjen Oper. Der pradjtoolle, mit hell-
gelbem Stucco Guftro oertleibete Gaal famt feinen in Wi*
feßen fteßenben, eleftrifd) beleuchteten ©lasfanbelobem unb
feiner bie oier fra tuttäten barftellenben, ron un|id)tbaren
©lüßlämpchen tagßell beleuchteten, ron bem italienifeßen
Wleifter ©uiglielmi gemalten frreslobede, ber, roie ber ganae
©älaft bet alten Unioerfität, feit 1857 ber ftaiferiießen
Bfabemie ber ©SiffenfcßafteTt eingeräumt ift, bilbete ben
Seßauplaß bes roeiheoollen mufifalifcßen ©ebenffeftes.
Gr rechtfertigt bureß feine ©raeßt bie in bem ben Bau ber
alten Unioerfität anorbnenben Weffript 9Waria Dßcrefias
enthaltene Äußerung ber ftaiferin: „Süeillen (mit biefem
Bau) roas Unfehnlidjes tßun roilL“
(Hne glänjenbe, D3«nn aud) maneße Gücfe aufroeijenb«
©erfammlung war bet ©efeUfcßaft ber SWufiffreunbe ge-
folgt Born £ofe waren erfdjienen Grahersog Geopolb
Salrator mit feinet ©emaßlin Graßeraogin Blanfa, Gt 3*
ßexjogin SKarja frofepßa unb fje^ogin ißgra »on Gum ber*
lanb mit ißrer Dodjter ©rinjeffin Btiee. Zahlreich »er*
treten waren bas biplomatifcße ftorp«, bie BUnifter unb bie
ßoßen 6t aatsroürben träger, [bie ftilnftlerfdjaft, bie mufi*
falifcßen ©«reine unb bie ©errietet ber mufiffreunblidjen
ftreife ber ©efeUfcßaft. Dem roeiheoollen Bnlafe entfprecßenb,
roar bie 3ußörerfd)aft im freftfoftüm ober in ©otauniform
erfeßienen. Die S3enerie bot eine ins ©lobcme übertragene
SBieberßolung be« benfroürbigen, burd) bie Bnroefenßeit
^agbns oerflärten freftabenb« am 27. W?är3 1808. EDurbe
ber Bleifter aueß nießt roie bamals oon feinen ©erehrem
unb Berehrerinnen auf ben ^änben getragen, fo ßat boeß
bie Begeiferung unb ©ereßrung für ißn unb feine un»
fterblidjen Schöpfungen feit einem frahrßunbert an 9Bätme
feine Ginbu&e erlitten. Die Stabt, in ber ßaqbn, Wloaart,
©lud, Beetßoren, Schubert, Strauß unb Brahms, »on
ihren ßcroorragenben (Epigonen nidßtjureben, ihreSJleifter-
feßöpfungen fdjufen, leueßtet in ber ©efeßiehte ber Bhifif
mit unoergänglicßem ©lanae. Die ftaiferftabt an ber Donau
pflegt ticbeoolt unb banfbar bie (Erinnerung an ißre ÜJ7u[if-
ßeroen, bereu SBerfe einen ihrer fünftterifchen unb fultu»
reifen Wuhmestitel Silben, frür bie Gntwidlung ber mufi»
falifcßen ftunft ßat SBicn bie Bcbcutung einer llaffifcßen
©flegcftättc. ©lögen biefem flaffifdjen mufifalif^en ©oben
ben unfterblicßen 'lüiener SJJeiftern ebenbürtige Wachfolger
entfprie&en, fo baß DBiert aud) für bie fontmenben ©eneTa»
tionen bie JOlufifftabt p« ercellcncc ßleibe.
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91t 3381. 16. Stylit 1908.
3I(u[ttirte 3 e '* un 9-
747
3o^ann öirtrid) aßtdicrn.
Jum bunbertjährigcit Geburtstag*.
©ÖM ©öftor 3*tfr«tt ln 6*>hcnl«b e.
ein fog. Malcubcrjubiläuin gilt cs, atu
-Jl 21 . 9 lpril 311 feiern — Denn baß feit bem 2 l. 9 lpril
1808 geraöe Ijunbcrt 3al)re ocrilofjcn finb, ift eine
feßr geringwertige Tatfadjc. (Es gilt vielmehr, in
breiteftcT ©jfentlid)feit bas (fa^it einer (Entwidflung
ju jieljen, bie man, als ber ©tarnt auftrat, ber fic
herbeigrführt, raum gewollt l)at, unb beren Trag»
weite erft jetjt, ba fic ber tird)lid)cn (Gegenwart
geräbeju bon Stempel anfbrildt, in vollem Um*
fange erfannt ift.
3 -iit bie ©otroeubigfeit, Wiehern* Veben unb
fein Wert gleich bem Veben unb Wirten anberer
fü^venber ©länncr allgemein unb uolfstümlid) be*
fanntjumadjen, liegen bie gefcfjidjtlidjen ©eroeije
nitngc. Sein (Einfluß reicht u'fit hinaus über bie
(Äxenjcn bec evangdtfehen Mird)e, her er vornehm»
lid) gebient hat. Ta* formale 'Prinzip ber freien
2lfj Ovation, ber gefellfdjaftlidjcn Arbeit in ©ereinen
unb ‘ünftalten, bas frcilid) nid)t non ihm entbedt,
fonbem eine JJ n,( t>t bet ph^°f 0(> t)ifd)en, dtjijdjfu
unb fo3ialen Geftaltung ber mittleren Tciennien
bes vorigen 3ahrt)unbert* tft, hat er juuädjft mit
hödjftcr Energie unb größtem (Erfolge auf feinem
(Gebiete jur (Geltung gebracht. 01) in ift es mit 3U
banfen, baß biefes ©rin3ip oor ber einfeitigen
Schäßung bewahrt mürbe, als fei e® bie Tomäne
ber revolutionären (Elemente. Ohm bauten es alle
3eitftrömungett, bie fid) feiner beiienett, mag matt
fid) fonft 3U ihnen ftellen, roie man wolle, baß ee
uon bem ©lafcl befreit morbeit ift, ber ihm an-
fänglich anhaftete, als fet es an fid) ftaate> xmb
fultuTfeinblid).
3 ene anberen Mreife, bie 3ucrft bie genoffen*
fchaftliche (form 311 einem politifchen ©lachtfattor
emsjugejt alten fi<h bemühten, h°b m c& ÖUdjern
fchroer verbacht, bah *r in bem ©eftreben, auf rcligiöfem
unb fittlichem Gebiete ihnen entgegen3utreten, fid) berfeiben
'Waffe, ber gcfellfd)af (liehen Organifation, bcbientc. Sic
tonnten aber aud) nidjt ahnen, t»dd)e ©ebeutung bie oon
ihm ins Veben gerufene Onnere ÜJliffion ber eoangelifd)en
Mirdje unb melchc ©iad)t bic rocjcntlich oon ihr aus*
gegangene d)riftlid)c unb nationale Go.galarfceit erringen
mürben. Wiehern tjot, fdjon che ber ftampf 3UT t>öebftcn
©lut emporloberte, ben ©ann brr bleichen frurcht gebrochen,
ber auf brn djriitlid) unb ftaatscrhaltrnb gefinnten Ge-
mütern lag. ©ereits oor ber berühmten Webe auf bem
Wittenberger Mirdjentage ( 1848 ), in ber er ben groben
©lan 3iir Dettung be® chriftlidjen Solle® oor ber er»
ftaunten ©litwelt enthüllte, unb nach tiefer erft recht hat
er in Wort unb Sd)rift fomie in ben glä^cnbcn ©eben
im 9 lbgeorbnetenl)<uire jur ©erteibigung feiner Gefängnis*
reform unb ber ©ifibcrfchaft bes Dauben öaufe® ( 1862 )
gegen ©irdjoro, Srfjulje-Tdißfd) u. a. fein SRedjt auf
gleiche Waffen gemährt.
©ber es märe oberflächlich, wollte man biefes 3 ormale
tum Wusgangspuntt ber Würbigung Wiehern* nehmen.
Tic protejtanlifche innere üJliffiou ift nicht nur bie Crga»
nifation djriftlicher ©ercinc unb ©njtnlten. Gr felbft hat
kßtere nur für eine .^eitlicf) nötige {Vorm ertlärt. ja, er
fprid)t es al® Aufgabe biefer 3 nnem ©lifjion au, bah fic
fid) entbehrlich mcidje unb fief) felbft auflöfe. Ter 3 nl)alt
aber toirb ftet® fein muffen. Tie Gefahren ber Siel*
gcfchäfligtcit unb ©rrrin®feligtcit hat er bentlicE) gefeheu.
(E* fam einmal ein jüngerer fttninb 31t ihm unb erjählte
in ber Hoffnung auf ein aiterfennenbe» 2 ob, wie viel«
chriftlidje ©eTeine er gegrünbet habe- Widern antwortete
nur: „Wiffen Sie, was Sie gemacht haben? (Einen
Garten gebaut! Siele ©eete! ©lument ©lumentohl!
Mol)l!" Tabei {prang er in jugenbfrifd)em 3 °™« auf:
„könnte id) nod) einen ffierein grünben, fo müfjte e®
einer fein 3iir Elusrottung aller ©ereine.“ Tie ©ereine
empfahlen fid) ihm als au herorbentliche Wahnahmen ben
auRerorbentlid)en 9 t otftün ben gegenüber unb als Dlrbeits*
gemetnfehaften. fid) gegenfeitig fd)ütjenber unb er3iehenbcr,
freier ©erfönlichteiten. Ta® 9 leue unb Grofiartige an
ber oon ihm geraffenen 3 nneni Wiifion ber eoangelifd)«n
flirdje ift bas, bah *t jenes formale ©rinjip anwanbte
3U einer umfaffenben unb epodjemacheitben. Siebes* unb
©ettungsarbeit. Tie Arbeit bes t)cilerfülttcn ©ölte® an
bem I)eillojen 311t Tarbietung bc® d)riftlid)en feiles in
ber allerbings notwenbigen gejelljdjaft liehen Sonn, bas
ift Wiehern® 3 nneie aWijjiou.
Wiehern war ein echter ©rophet, fid) bctDugt, eine ber
Grunblagcn bes Ghrirtcntum® hrro 0x3 »ziehen, bie vielleicht
nod> nie red>t jut Geltung gebrad)t, minbeftens aber feit
I angerf 3 rit ocrfchüttet war. Tie 3 nnere ©tiffion ift in
ihrem (Erwachen fidicr eine Gottestat. '.'Iber fic ift aud)
bie umfaffenbfte Selbfthilfe ber (Shriftenheit. Wiehern hat
niemal* aufgehört, felbft bie Slird)c wegen ihrer ©erfäum*
nis anju Hagen unb 3ur ©uße auf3uforbem. ©eine Witten»
berget ©eb< ging nid)t aus oon ©lagen unb jammern
über bie (tritchriftlichimg ber ©taffen — bas tväre im
3 al)te 1848 eine billige Weisheit gewefen — fonbem fein
lauter Wecfruf 3U gläubiger üiebesarbeit an ben entfirch»
lid)tcn unb in ihrem l£hriftentum gefährbeten ©oltsgen offen
hat als Unterton; unb ©cfonan,) bas ©eivußtfeinj baf) bie
3 nnere Wiffion ein neues Charisma fei, helfen bie traft*
lofe unb mutlofe ©ird)c bebürfe, unb bas ihr Gott gerabe
jeht gab.
3oI)ann £>inrit^
3 n allen ©ejiehungen fd)u>amm Wichent hier burchaus
gegen ben Strom, llnb ba® tun alle redjten ©ropheten.
(Er fagte bamals: tt 6o tief ba* $er3 nod) blutet im
Sd)tner3 über bie Sd)mad) unb ba* Cflcnb unb bie ©Jad)t
ber 8ünbe r bie aus Vicht getreten, fo lag bod) für bas
ttluge be* Glaubens hinter all biefetn ber ©rtbrnd) eines
Tage* ber ©crheifcuug für bie ©erjüugung bes gläubig
rettenben Wirfens ber ©irdje »erborgen. Gin lag Gottes
als ein Tag bes £>eil* für unfere Mir che in unferm
teuem ©atrrlanbe ift über unfern Häuptern aufgegangen.
Gs muh unb wirb ,311m ©ewuhtfem lommen, bah unfere
coangelifd)c Mirdye eine ©olfsltrd)e werben mufj unb fann r
inbein fie bas ©olt burdjs Goaugelium in neuer Weife
unb Mraft 3U erneuen oermag."
Tos ift ed)t prophetifd)e* ®eiouf)tfein unb ©orwärts»
brängen. Tie neue Weife befteht barin, bah Wiehern
neben ben oon ihm getoift nicht aus feiner 3entralen
Stellung oerbrüngten Glauben nun mit gewaltiger (Energie
bie 2 iebe fehte. Sie erft fd>afft bem oon Cutter wieber
entbedten Geich bes allgemeinen ©rieftectum® ooll« Gel-
tung. Ohne Wiehern® Wirlfanitcit wäre bie Gefahr, bafo
bie coangclifdje Mirche eine ©aftorentird)« bliebe, bebeutenb
gröger. Tah Wid>ern in ber Tat eine 3entrale Üluffarfung
oon ber ©ebeutung ber 3nnem ©liffion hat, bie bie
landläufige« oberflächliche weit hinter (ich iläftt, beweift
er, inbem er fie jum ©rinjip feiner gait)en Gefchichts«
betradjtung 311 erheben wagt. Unter ihrem Gefichtspunlt
erfdKint ihm Vuthers Deformation als „ein großer weit»
gerichtlicher ©ft ber 3 nnern ©liffion innerhalb bec
abenb!dn6ifd)cn (ShriftenheU".
fjaben wir fo oon Wiehern* Werf eine oberflächliche ©e-
trachtung femjuhalten, fo bfirfen wir es weiter gegen ben
oft gehörten ©orwurf oerteibigen, als fei e® englifch*
arnccifanifd)cr 3 mport unb ein Tummelplaß lebigltd) ge»
wiffer pietiftifch-methobiftifcher .Mretfe. ©cobadjiet hat
Wiehern 3war immer bie parallelen (Erscheinungen anberer
24 nbcr, gelernt hat er hier unb ba von ihnen, aber nach*
geahmt ()at et fie nidjt. Zeitlich unb inhaltlich ift fein
Wer! burchaus original unb national. 9 lls glühen ber
©atriot wie* er im 3 af)re lHiiil in Vonbon neben Xhotucf
uno ©ethmann-öollwcg, bem ©ater be® preufcitchen Wi*
nifters, jene Unbeulfd)eit 3urecht, bie Gnglanb al« ßanb
bes 2id)ts unb Teutfdjlaub als bas bes finftern Reiben*
tums jchilberteu. Was feine thcologifche Sichtung betrifft,
fo h a < fid) Wiehern wohl 311 einem feften Glauben an
ben emgebornen Sohn betaitnt, bet feine Mird)< mit gegen-
wärtigem Geiftc leutt; aber er hat nie mi)|tifihe ober
meltjobifiifche ©arteiroorte gebraucht. Gr muhte auch an
ber ©ibcl 3»pifchen Schale unb ft cm ju |d)eibcu unb
bulbete ln feinen Grjiehung sanftalten wie im feelforger-
liehen Wirfen fein anbere* ©efeh als bas ber Viebe unb
ber inbioibucllcn ceelenführung. Tah her ihm von.
ber frommen OTuttcr überfonimene innige Glaube fid) an
©eriönlichfeiten roie u. Mottroig unb Gofjner bildete, bie
auglcid) al® Wufter in tätiget Ciebesarbcit glänjten, ift
weher mqftifd) noch pietiftifd).
G« ift fein 3 ekf)«n fehlerhafter Tu rdjarbeitung feiner
Gebanfcn ober arger ©elbftüberfd)ätning feines Werfe*
burch ben Urheber, wenn heute fowoit)l ftirdje wie Staat
ber 3 nnem ©liffion manche Arbeit, bic Wiehern ihr 3U*
gewiefen, abgenommen hat. Wir benfen l)ler an bic G<-
fängnisTeform unb bie ttiujelljaft , bie 3»flc«bPr3i«hung
unb 3 u 0 t”bfüriorge, bie Sonntagsfchule, bie Gemeinbe»
pfleget unb Gerne inbehäufer. Wie man aud) über bie
thcotratifdvTomamifd)cn 9 leigungcnMönigftriebrid)
Wilhelm* IV. benfen mag - feiner &minbfd)aft mit
Wiehern, ber ja and) fd>lte&lid) 1857 iti* ©linifte*
riuni bc® 3 nnetn berufen würbe, oerbanft ba*
prcufjifd)« ftönigtum jenen Tropfen fogalcn CI®,
mit bem bann auef) bas beutfdje Maifertum ge*
falbt würbe. Tie fetalen (hrlafje Maifer Wil-
helm® I.unb bie fotialcn Gefeite Maifer Wilhelm* II.
finb nachweisbar oon Wid>cms Geiftc getragen, ©o
ift ba® preu gif che 3 OT angQcr3iel)ungsgeffß nubmeljr
noch ba® 3 -ürfoTgeer 3 iel)ung*gefeh oon 1900 , Ic^teres
in feinen Wt*fül)ruug$bcftim wungen 3um Teil faft
wörtlich, auf Wichcrufdjen Gruublagcn aufgebaut.
9 lnberfeit* fann bie innere ©liffion nie im
Staate aufgehen. Tenn ber Staat hat feine reli-
giöfen 3 telc. 9 lud) oermögen bie heften Gefe^c
nicht bie ©Icnfchen 311 belfern. 6 ic er3eugcn neben
Crbmmfl unb 3 «rjorge boef) aud) (frfchlafnmg
ber fittlidjen ^elbft3ucht, fa 3um Teil and) roieber
©Jethoben unb Sd)lid)c, fie 3U umgehen. Tamm
bleibt ber Clnnem ©liffion ftet® bie ©olle ber
Gcwifjcnsfdjärferin für bas ©olf unb b<r 'fjföb-
finberin für ben ©taat. (Sr wirb ihr immer folgen
müffen, aud) wenn cs fcheinen fann, als ginge er
ihr voran. Mugcublidlid) vol^ieht fid) ja biejc®
£d)aufpiel auf bem Gebiete ber Waubrrarbeii-
ftätten nnb ber .^eimarbeiterfrage. ©nbere Gebiete,
jo bk Serif orge für Seeleute unb Wislanbs*
beutfdje, finb ber 3 nnem ©liffion noch faft allein
überlaffen. 9 luf fivd>ltd>am Gebiete liegt berfelbc
©orgnng nod) oiel flarer 3ntage.
Wiehern« Gefängnisreform ift nur fo weit 311m
„-fiele gefommen, als bie oon ihm juerft in ©loabit
burdjge führte (Engelhaft überall h«rrfcht. 2lbcr
feine (piäne in be^ug auf Dusbilbung unb Tienft
ber Gefängnkwärtet finb infolge ber innerpoliti*
fdjen Mämpfe ber ftonfltfts3rit gefdjeitert. Tafe aber
feine Slnfdjauung oon ber (Eichung ab Erster Auf-
gabe ber ©träfe unbbe* Gtrafoolljug* nidjt nur vom
Staate onerfannt, fonbem and) oon einer einflußreichen ftri-
minaliftenfchule juriftifd), phüofophifd) unb etl)ifd) vertreten,
fa bi* in 6k Deform be* ©trafpro3cffe& unb bes Straf-
rechts h imin geltend gemadjt werben, wiegt bas bamaltge
Wifelingen reichlich auf. Unfer fo3iale* Jeitalter ift in
manchen Tingen über bie erfte '| 5 eriobc patriarchalifcher
Öürfovge, ber jum Teil von Wiehern ber Stempel auf-
gebrüdt würbe, hinausgewachfen. Hber es oerbanft neben
anberen auch ihm feine Grifte^ unb feine wichtigften
3 mpulfe. Ter eoangriifdjen Mirche je bod) gehört er ganj.
3f)r hat er ein unabfehbare* ©rbeitsfelb eröffnet, ba fie
am beften ben ©eweis bes Geiites unb ber Mraft liefern
fann. 4 >ier muß unb wirb fie, wenn aud) mancherlei Unfen*
rufe ihr Veben ober ba® Vebensrcdjt abfprcd)en, laute
Signale frifdjer Tätigfeit geben, bie ihr im Värm be*
Tage* Gehör ((hoffen. Wiehern* Vebcnsbilb, fein Wadjfen
unb Werben, bie Grünbung bes Dauhen Kaufes, feiner
großen 3am0öuftalten nnb ber ©nlöcrfchaft, be® „Zentral*
au«fd)uf(ea für 3 nnere ©liffion foroie fein Walten al®
Monfiftorialrat unb oortragenber ©at im ©lini|tertum bes
3 nnem 3U ©erlin wirb biefer Tage in ungejählten &eft»
fchriften*) bem beutfehen ©olfe cr.täfjlt. Uns hanbeltc e®
fid) um eine Würbigung im großen, ftür ben eoange*
lifdjen (ihriften ift fein ßeben unb Wirten ein* von ben
©liebem ber Mette unvergänglicher Glaubenstatfachen.
*) <£n»dt)nt (tl IjUr nut „ 3 . |). dn OftcrtjdD Pr® teut*
f<ftm »oltee“. »on I“. bennig. bamburo. «flentur bw. 9*aulj«n
baut««. 10 4 -
*).
Oon «Tjberjo* SnPisia 6oloai»r reit CHmdt*.
H itter ben neueren Tarftellem ber ©litielmrerlänber
nimmt ber Gr^hfräofl Öubwig Saloator nidjt nur
burd) feine fojiale ©tellung einen eignen, beoor3ugten
©laß rin; erverbient au<t> nufrichtigftc ©erounberung um
ber VIrt willen, wie er feinen Deife» unb fjarfchung^betuf
erfaßt unb burdjfübrt. Tenn man fann roohl oon einem ©e*
rufe (prechen, wenn ber Grjh^og feit fünfunbbreißtg 3ahren
in ber Vanbfdjaft unb bein ©oltatum ber Umwohner be*
©tittrimeeres gktdjfam feine Werfftatt errichtet hat unb
au® biefer etwa breißig ©änbr fd)werften Malibers unb
präd)tigfter 'Jlu*ftattung hervorgehen ließ unb, narijöcm
ber Unfrmüblid)e bic Sed)3ig überfdjritten hat, nod) immer
hexoorgehm läßt — ein feltenes ©eifpiel oon ©ereinigung
fürftlichcr ßkbhaberei unb 3äl)er ©eharrlichfeit mit emfter
Tattraft. Tenn man muß wirfen, wie ßubroig Saloator
arbeitet: al* eilt edjter frorfcher burchftrei|t er ein Gebiet
in fd)li(t)ter, oft oernachläffigter ftleibung, roie er über-
haupt alle t)öfifd)cn Dücffidjten beifeitefeßt unb nur bie
€> 3 fli<htrit walten läßt im ©erfehr mit ben ©len fdjen unb
bie reine, inbrünfttg* Ciebe 3ur umgebenben 9 latur. ^enen
roie biefer weiß et flug unb gefdjicft ihre Geheimniffe ju
enlloden. ©ei jenen bebknt er fid) einet eignen Wcthobe
nnttel* [einer „tabulae Ludovicianac- ; auf hunbert ©lättem
enthalten biefe eine ©rt Jragefaften, ber nad) einem über*
einjtimmen ben Schema angelegt tft Tiefe ©lätter werben
in jebem bar gif teilenden Vanbc an fad)(unbige ßeute ver-
teilt unb von il)nen auagefüllt, fo baß in verhältnismäßig
furjer 3 «^ alles Wiffenswerte belfammen ift. Ter Gtj*
herjog felbft richtet in3wifd)en fein öauptaugenmerf auf
bie Wuffinbung malerifcher fünfte 311t Aufnahme jdjöncr
*) 'Prao. drinT. Btcrt* eobn. 1907. ®ttt in*i Aartcn.
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J
S«|fboTO: Sei bw gelben Slumen.
ttl)*miflrapl)ii(ft< uor 3. 3. TOebtr in l»eipjifl.
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9h. 3381. 16. 9Iptil 1908.
3nuftrirte 3eiturg.
749
ÖanbfchdftsOil&er , worin' er eine
oollenbetc OReifterfchoft bejitft unb
(einen tünftlcrifdjen (Raturfinn be»
funbet; bief« Silber wirtenbenu aud),
jiimöl in ihr« ted)tti(d) rollen beten
(Reprobultion, immer poetifd) unb
ftimmunfleoolL
3nbieferB3eif« and) bas neufte
grofee SBerf über^arga angelegt, jene
Durcf) ihren Qelbemuut im gricd)i(d)en
Befreiungsrampfe berühmte 3tabi tm
ber Aüftc oon (Epiros fdjrdg gegen*
über oon ftotfu: ein ftatllicher ftolio-
boitb, ber in feinererftenSjälfte oierjig
©oll* unb fünfunbbreifeig Dertbilber
— erfterc nad) ftebetjeichmmgcn bes
(Berfaffers bnrd) ein tombiniertes ©er-
fahren oon (Rabierung unb ©hototppie
i)5d)(t wirfuugsooll reprobujicrt —
nebft befehreibcnöem Dertfowi« l)ijto*
ri(d)e, ethnographlfchf unb ooltstunb»
liehe ©rturfe enthält, in feiner 3ioeUcn,
großem £>älfte bagegen eine wertpolk
Sammlung non oenejianifchen Ur*
lunbeit im Original aus ber 3eit oon
1386 bis 1797, ö. h- aus ber 3cit* wo
(J3arga ^ufammen mit Aorfu unter 6er
£>errjd)aft Utenc&igs ftanb. Durch
biefe Bublifationcn, bie treffeub als
Bauftcine jur d>efd)ict)te Targas be*
3cid)net werben, i) al fid) ber (£13-
Ijcrjog ein großes Berbienft erworben uitb bem 9 Berfc
auch einen hoben wiff«nfcbaftlid)cn Uücrt oerliehen, ba bie
meijtcn llrlunben unebiert (inb. 9 lur wäre cs pklletdjt
rat (am ge we (en , bief e einem bef onbe r« © an be juju weifen,
teils um bie beiöen nur Io(e auf ammcnlj äugen ben Deik
and) äufecrlid) 311 trennen, teils um bie Iransportfäijig»
teit bes Banbes 311 erleichtern. K. I).
3oI)ann $»inri<b tfefyrs.
.tum lirbjiglnn < r rcbi ir»*>m ac.
U nter ben beutfdjen (Ulunborten nimmt ohne 3iwifcl
bas Blattbeutfd)« bic hcroorracicnbftc (Stelle ein. Das
gilt fowoi)l i)itt|i<f)tüd) (eines ©erbreitUHgsgebictes als gattj
befonbers aud> in bejug auf bie reiche Literatur, btc es
(eit ber SDtitte bes oorigen 3al)rf)unöerts nufjurocifcn E)at.
9 lm Beginn bic(et neuern plattbeiitfchen Literatur ftcfjen
bie «Hamen fllaus ©rotb unb fJ-ritj «Reuter. ftreilid) er-
reidjt bie (Dlehrjahl ber (Nachfolger bie(e beibeit Nltmcifter
nicht an Bebrütung. (Rur jwei plattbcutidje Sdjriftftelkr
tonnen ihnen mit o allem (Rcd)t an bic Seite geft eilt werben:
Sahn ©tindman uitb Johann £>inrid) tEeljr«.
tJehts feierte am 10. ?Ipril feinen (iebjigflcn ©eburts»
tag. Sein Did)tcrfd)idial, bas man freilief} nid)t als ein
genj ungewöhnliches bejeidpien lann, beftetjt baritt, bflfe
er ben ©Ulfe in ber allgemeinen Wnerfennung, 6er ihm
gebührt, nod) uid)t gefunben hat. Vluf bem l)olflftnifd)cn
ßanbrüden ift JVef)t$ in bem Dorfe (Dhlhknbarbef geboren.
£ier hat er im engften Greife feine 3 u 0 cni oerlebt, nur
im SB int er bie Schule befudjt, im Sommer flöhe gehütet.
SBegeit ber Bücher, bie ein älterer Brubcr, ber üeljrer ge»
wefen war, h*"tcrla|fen Ijatte, füllte ber 3unge, ber einen
flugen flapf h ätttf . atid) öeljrer werben. 9 lls ©raparanb,
b. h- als öilf siebter, fofort auch uuterrid)tenb, begann er
feine ülusbilbung , bie im Seminar 3U (McmfSrbc ab*
gefd)loffen würbe. Sladjbem er fur^e 3 eit in (Rcinfelb
Uetjrer gewefen war, 30g er nad) 3 feel)oe. ©ier führte et
feine (Sattln heim unb grün»
bete mit ihr eine ©tioat*
fdjulc für höhere 2öd)ter;
Ijter lebt er nod) heute, fehl
im ©uheftanb, itadhörm
oor einigen 3af)ten ber
3 ob ihm unb feinen flln-
bem bic ftrau unb QRutter
genommen hat. (Ein fiufjer*
fid) enger Üebensfreis, ber
ausgefüllt ift mit Slrbeit,
SJiühe, Sorge unb ©ram,
beffen Sonnenfeite jebod)
nad) innen liegt, wo olel
ftillcs ©lücf geblüht, unb
an ber bas ßebrn snwrf bes
3 >id)terö hrrangcrcift ift.
3 «hr* h°t junfichft l) 0£ h'
beutfd) erjähtenbe ©ebidjtc
gefdjrieben. Slber feine
(Eigenart, ben ganjen Weid)*
tum feiner lünftlerifdjen
«Berfönlichfeit entfaltet er
erft im Blatt heutigen.
41 ad) bem 1878, alfo im wer*
gigften ßcbensjahr bes 3 id) !
ters, feine OrjAhlung „ßüttj
Jöinncrt" in biefec Sprache
crfd)icncu war, bfteb er ihr
in feinen größeren 3 >i<h*
tun gen treu. f)ier, im Blatt*
beutfeheu, ftcEjt er als eine
bnrehaus felbitänbige, fd)arf
umriffene ‘Dichterperfönlid)* «ua«» lannctnUj.
feit ba, bie ben Berglcid)
Sdjitnmer oon Boefie, bie Bracf)t
tiefer Jarben gegoffen. bie bie SBirf-
lichfeit mit einem Derriärenben SJicht
übevftrahlon, bas aus ber Seele
beo 3 idjtcrs h^roorbricht. Bergeffen
bftrfen wir ba bei freilich nicht bie
tiefe Schönheit bes bobenftdnbigen
Blattbcutfch, bas ,>d)r> fdjreibt.
(über ba es unter feinen 4 >dnbfn
ju fold>er iBirfung gelangt, fommt
ein leii btefer iBirfung auch auf
(Rechnung bes $id)ter*. Unb fo
oereinigt fi<t> benn bei ftehrs alles,
Äuheres unb 3 nnere&, ©«halt unb
&orm, um üBcrfc *u fdjaf fett , bie
ftcilid) nid)t ben erften (Rang ein*
nehmen unter bem, toas menfd)ltd)e
flunft hcroorgebracht, bie aber auf
ihrer Stufe etwas in fid) Bollenbcte •
unb banim Unübertreffliches bc<
beuten. ahv. Boed.
Dos
fiebriger Soloquortett
für ftirtf)engcfnng.
m
mt .
/m.
mit feinem anbem plattbeutfdjm Schrift ft ellcr ju fdjeuen
braudjt, unb bic babei fo oiel (Eigenwert hat, bafj fic and)
in ber allgemeinen beuifdjen Literatur etwas oorftellt.
3 n erfter i'inie ift i^-chr© Grjäljler. (Er ha* aber aud)
einen Banb ßgrif oeröffentlicht: „ 3 u>ifchcit Sieden unb
fialmen“, h°d>bcutfd)c unb p(attbeutfd)e ©ebid)te, oon
benen befonbers bie le^teren großen Sücrt haben, ba Jte
plaftifdjeßlufchaiilichreit unb itraft ber Stimmung in hohem
ffjrabc miteinanber oereinen. 9 lod) mehr Beachtung oer*
bienen jebod) unb fanben bie l£rjäl)l un 9 <n » ^‘ c ben
beiben 4 to Delle nbän ben B 9 lllerl)anb Slag l»üb", ferner
aud) in „Sttgrön“ enthalten finb, unb bie prächtig ge«
Irönt werben oon bem erft im oorigen 3 a b te erfchiencnen
fRoman „ Waren". 3 n biefen epifdjen Gtücfen liegt ber
Schwerpunlt bes Schaffens oon ^ehrs. dlufjerlid) gcfcheu,
ift bas Stoffgebiet bes Dichters tkin. Die metften Sr*
3 äl)l un fl cn lo ‘ e aud) ber (Roman fpiclcn in feinem &eimats*
borf, bas er 3 hlcnbe<f nennt. dUas er fo an äußerer
dBeitc (ich oerfagt, bas gewinnt er an (liefe, an innerer
flraft unb ©ebiegrnheit. Atfinfilerifd) gan 3 ausgefchöpft er*
fd)eint jeher Stoff, ben ber Dichter 3 ur Darftellung bringt.
Bewuuberswert ift an flunft bes dhatafteri*
fierens, bie febe ©cftalt mit warmblütigem lieben erfüllt,
unb bie JJähigtrit, mit wenigen Strldjen bie ßanbfchaft
in einem lebenbigcn ©ilbe feft.^uhaften. 9 UIes, was er gibt,
ift 9 Birriid>fcit. So, wie er fte fd)ilbert, finb, haubein
unb fpred)en bie 9 Jicufd)cn. 91 ber über alles ift ein
JJrl. (!l|e <S<bnefinonn. Bruno Ȁtljtfl. 3-rau Itlara Țtljifl.
Dü$ ^eipjigei Soloquarldt ^ür Rirt^engcjang.
m 18 . 9 Rärj b. 3 - hat öog 00 u
Brimo (Röthig, bem tiefreligiße*
lunftbvgeifterten flanior an ber üeip*
3 ig«r St.* 3 öl)annisfird)e, ins öcbcn gerufene, im Wli
urfprün glich mit &rl. Ajanbrich unb (päierhin aud)
mit (f-rl. (Rifd), tm Bah aber urfprünglich mit $vm.
9 Unlbuogcl befe^t gewefenc unb nunmehr ans bem
(Ehepaare Alcira (Rßthtg (Sopran) unb Bruno 975 thig
(lenox), ^rl. (Elfe Schneemann ( 9 IU) unb $rn. (Eugen
Danuewih (Baß) befteljcnbe Soloquartett für Air-
d}cngcfaiig in ßcipjig bas 3 u hiläum feines fünfunb-
iwau pnjährige rt treuen «Birtens im Dienftc firdjlicher
flunft, rcligiöfcr (Erhebung unb chriftlichcr ßiebee*
tätigten begehen rönnen, unb ba halten wir es für geboten,
mit Bilb unb 9 Bort neuerbiugs auf bic Bebeutung biefc>
Sologuartetts, auf feine bie Berbreituug bes beutfd)-
eoangclifchm Ciebes gaii( auf^crorbentlid) föibcrnbc fluni t
betätigung hii'uiiocifcu.
3 u gewiffenhafter, unermüblidjer JEattfühnmq bei ihm
burd) feinen Begrüuber unb Seifet Bruno (Rötl)ig 311 «
gewiefenen hohtn llufgabe, bie ein ft oon bem feinfinnigen
Örinrid) Ba^ltfs als bie ?lnbahnung unb ßlusbrcituiiii
einer (Reformation bes bcuijd)*cuangelii<hen flirchcngefangcv
be;eid)nct werben tonnte, hat bas ßeiptiger Soloquarteu
für flirdjengefang in bem nun oollenöetcn Biertclfahi’
hunbert feines Beftehcns neben feinem tie (erbaulichen
9 Birfen in ben (fiottesbieuften unb SDfotetten ber heimifdjen
®t.* 3 oh«Pnislir<hr ben Segen bes beutfd) > eoangelifcheu
Ciebcs mit ungefähr cimaufenb 3 wcihunöert geifilid)eu
9 Jfufi!auffül)rungen burd) gau 3 Dcutfdjlunb — unb über
Deutfd)(anb hinaus auch uad) Cfterreid)< Ungarn, Italien
unb ber Schweif, Schweben, IRu&Ianb, Rumänien unb
ber Dflrfei, Belgien unb .ftollanb, ^ranfreid) unb (Englanb,
ja felbft nad> Sqrtcn, Balöftina unb (ügijpteu unb nad)
ben Bereinigten Staaten uon Slmertfa getragen unb burd)
feine hhmnifdjen ©ottesbienfte bereits nahezu 250000
für 3 u>c de ber d)viftlid)cn ßicbestatigfeit aufgebracht.
(Rur 9 Wenfcf)en, bie ihrem ©otte unb ber h<hrm ©ottes*
funjt gan t im ©eifte unb in ber 9 öa.l)Tt)eit ergeben finb,fonnte
ein alfo fcgcnsretches 9 ltirfen im ©ebietc ber fird)lid)eu
fl tiuf (pflege gelingen. Das
bc 3 cugt benn aud) eint oon
bem flantor Bruno (Röthig
oerfahte Dcnrfchnft über bie
flonvertreife bes Ccipjiger
Sologuartetts für eoange*
tifd>en flirchengefang nach
(Rufet anb, Deutfd)lanb unb
ben Bereinigten Staaten
oon Bmerifa, bie unter
bem Xitel „Bon flontinent
tu flontineute. ©in Soli
Deo GlorU * 1 burd) bot
Bering ber w (Eomigfli|d)eu
Blätter für junge ÜRänner
in Rufefanb* herausgegebot
würbe unb in Deutfchlanb
bur<h bie Bild)!) an Mutig be<>
ßcipjigcrGDangelifchen Ber-
einsljaufes bcfogcti wer»
ben tanu, ein fd)öues Be-
fenntnis lauterfter ©ottcc-
füichtigreit unb weihcooller
fluni t liebe, bas pucifello
and) bei 5 ^cm f t cl)c n b-cti bie
l)erfttd)ften St)mpatl)ien für
bas ßeipfiger Soloquartett
für flirchengefang unb für
beffeu dlUrlen wad)rufcu
mufe. flein fühlen ber ßefer
wirb bief cs h^^hewegenbe
Büd)tcin aus ber mnb (c*
gen, ol) lie innerlich berei-
chert worben 311 fein.
(Jlithur Smolian.
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Orujiitaljeidjiiung oon Otto oon bei SBeljL
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öeniq GatoTJeloailte: Wuf btt letraffe.
(SbäYle* Gott et: Begräbnis in bet Bretagne.
3. ft. flfaffafUt; 'S«»« L J ebrmabd]i<H
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^can •Jyran^ois WaffoeUt: ^Jarifer
■®aron ©mil Geöerrreufc: Tmlntal ginnlanb?.
ISmtle Slntoine Souröell«: Porträt uon 3 . I*. 3nßr<s.
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3h. 3381. 16. Qtprit 1908.
3tlu ftrirte 3«tung.
755
X)et Salon ber Soriitf Nationale
bes $eaiK-9lits.
0on fttri EaO«, 0art*.
djtjebn 3aljr* find es h«, ba& SReiffonier, tpuvi« De
Gl>aoannes, Besnarb u. tu, bie oielverfchtienen „Bto*
dtmen“, den £alon SodSte SRationale bes Beaur-Arts grün-
beten, weil ber hundertjährige Galon bes AtHfte« ft taumelt»
ihnen bas fieben ju lauer machte, weil bas 3ufcmvmen-
wohnmmit Afabemifern vom Schlage Bouguereaus frud)t-
lo» a?ar, unb weil ein Afi)l für alle frifd) pulfierenbm
Rräfte neuer Runft jur 9totwenbigreit geworben war.
Damals tummelten fid) bie „AHlben" um ben 9JJeifter ber
beforatioen Runft, Buois, ben man — bie ©ötter wiffen
warum — bes Naturalismus angeflögt. feeutc ift ber
Salon ber S ortete Nationale für iljr ©letdjgeroidjt He-
ben be ©efucher lein ©egenftanb mehr, fid) 311 franbalifiereu.
Der Ad)t3ehn.JÄhrige ift ein ungemein vernünftiger 3unge
geworben, ber fich feinetlei Ausfd)tei6ungett ntel)t erlaubt.
*1)06 9l«ue, was vor awei Dejennien nod) „{Revolution -
unb „Anarchie“ büntte, bot ^eute, nadjbem es fid) aus-
geglichen, Bürgerrecht erlangt; bie „{Revolutionäre* unb
„Anardjiften“ oon bamals flnb fclbft etwas exflufiv ge-
worben, unb ber blutige Deig, ber gärt unb brobelt,
Aevimprefftonismus, Bointillismus u. bgl., Ejat ftd) eine
neue Stätte fuefjen muffen: feerbftfalon unb 3nbepenbance.
Wan fann nidjt umljin, mit Bebauern feftjuftellen, bafe
es an neuen dementen mangelt. Aber bennocE) (teilte
feiten einer ber „«Salons“ etne foldj« ^In.^atjl wirfUd) vor-
trefflicher Silber nebeneinanber. 3 UR ^<l)ft flucten Gtmon!
Dann Sottet! Saffaellij, fl'feermitte, Soll, flatoueh«,
Auburtin, oon ben Ausländern 3 uloaga, ln bet Sfulptur
Bartl) olome! 9 Ran fönnte meinen, bafe ein Jeder oon ihnen
in tiefem 3 a h tc f e *n ^reislieb gefangen Ijabe. Der flauere
batte fid) nicht 3U fdjämen, wenn er biefe Äolleltion ber
Seitgenoffen übernähme. — ßueien Simon hat ein nicht
nur bem Umfange nach fl*o&es Bilb gefembt: „Die
üJleffe". Der Rünftler trug in bie flächen feiner ßein-
wanb Dimenfionen E)tTrci-n , bie ben Atem rauben, bas
f»eri beengen unb ben feut in bie feanb zwingen, aus
berfelben natürlichen (£l)rfurd)t, bie ergreift, wenn man
bas BJenfchen wunder einer Jäulenragenben, weit fi<h wölben-
ben Ratfeebrale betritt. Beligiöfes Bhjfterium. Dabei neben
bem überirbifd) Sctjeinenben, bem freierlichen auch rein
menfdjlichc, oerftändnisoolle, gar mit feinem feumot ge-
machte Beobachtungen, Rein feafefjen bes ftünftlors nad)
pfi)d)ologi[d)eu ©ffeften, eine Ghatafteriftit voll Klugheit
unb ÜRäfeigung. Abgetönt« ftatben, wie Simon ab^u-
tönen weih, «xid), fteittd ber freienden Rontrafte. ©s
will uns fcfjeinen, bafe er auf biefem meifterlicijen UBerle
wicber mehr 3U feiner präbejtinierten Aufgabe jurüd-
gelefjd ift, bah leine bretonifchen Btlber, wie im Boriahte
bie „DörfRtcfje“, bod) nur ein Ausflug auf ein fremderes,
feiner Seele weniger oerroanbtes ©ebiet roaren.
ßueien Simon ift {Romane burd) unb burch. 9 )ian
wirb beffen um fo deutlicher gewähr, wenn man ihn mit
Sharles Gottct oergleid)t, biefem rotbärtigen, breit fdjultri-
gen 8fran3ofen, ber bem Gomtc ©obineau ein intereffantes
©rempel für bie {Raffengegenfätje, benen man in Ofranl-
reid) begegnet, gewefen wäre. Gattet ift unb wirb ber 9 Jlal«r
ber Bretagne bleiben, ©« gibt Urfprungawitfungen, bie
älter finb als unfete Äenntnis oon Ahnen, Stammbaum
unb Sramilienherfunft. BJäre Ghortes Göltet Bomane wie
Simon, er würbe nicht umoillhlrlid) unb, wir glauben es
3U wiffen, beinahe gegen feinen SBitlen Schüler Dürers,
£olbeins unb ©ranachs geworben fein. Der harten Dlaterie
bie h Qr *e Äunft. Das flnb auf bem „Begräbnis in ber
Bretagne“ Gh«wfterföpfe, bie unferen beutfdjen Bleiftem
Ghre bereiten. Scharf ge3etdjnet, fnoihig, wie aus ffltetall
geprägt. Der romanifd)e Borträtift tann ben Bretonen
nid)t in feiner Schule malen; bie 6eutfd)e Scfjule enthält
alle ©lemente für bie Bänbigung ber oieredigen Reiten-
löpfe tn „Brmorifa", bem „Seelanbe“, mit bem ©äfars
ßegionen nie fertig 3U werben vermochten. Das „Be-
gräbnis“ ift ein würbiges Seitenftücf ju Gottets Driptg-
d)on im fiuxembourg, bem „Ülbfchiebsmahl"; es ift fo*
gar oon höh«« Qualität unb bies befonbers, wie wir
glauben, weil ber Äünftlev fi<h mit ©ntfehiebenheit noch
mehr von bem ihn ab unb 3U oerfuchenben weichen infei
leinex romanifchen fieh«t entfernt h®t- ^luf bem „Be*
gtäbnis" waltet aunächft ber ©riffel. Qfeft, entfchloffen
bie Stri<h e » bie Jene Seemannsgeftalten hinge3eidjnet, beten
Dräuet über ben Berluft eines ber 3 E) cen uns rt ef er-
fchüttert. 3 n graufiger Ceidjenfarbe, anatomifch interefjant,
ber wohl aus bem Jßaffcr gcfifdjte Rörpcr, ben fte auf
bie Steine bes ^afenfais gebettet, barum gruppiert bie
ffliänner unb SBeiber — SBeiöerföpfe oon bem fci)mer3en-
reichen Busbrucf Jener meiftcrlichen Serie oon Stubien,
bie Sottet „Deuil“ betitelte, feinten, wie alles in biefem
tragifeijett ßanbe ber Seeftürme unb bet ju gleich wunb er-
baten Batutroirfungen bes ©olfftromes, hart unb hoch
farbenfroh, niebere, weife gefallt« Steinhäufer unb auf
bem metallifcf) blauen Sßaffer bes feafens bie Schiffchen
mit ben jinnoberroten Segeln, bie mit bem trübgrauen
feimmel lontraftieren. ©in pracfjtoolles Bilb, bas (i<h ber
©rinnerurg unoergefelid) einprägt, als eine t)<>h< lünftle-
rifdje Dat, als ein etf)nologifch«s SDRonument.
Bl^narb, ben man gern 3U bet fo bisparaten ©nippe
Simon*Gottet rechnet, fontmt uns wieber antif. „Bntife
©rbe" ift abermals eine griechifche 5Reminif3en3 biefes
talentvollen Blalers, ber nid)t ruh«n wirb, bis er bie
ganje Obijlfee im Bathos feiner Bolette hetuntergefagt.
Dempelruinen, Äüh«, Bergwänöc, bie mit BJolfengetümmel
ben Rampf au f$u nehmen frfeeinen, f)i« unb h« geheimnisvolle
Schatten, bie über bie Btiefen gleiten, ab unb ju
greller Sonnenfehein, ber bie DQollen burch bricht unb bie
Berggipfel erhellt, bas alles ift malerifd) intereffant, wie
auch bi« „Bia Bppia“, ein römifche» Blotiö, bas ben
ftünftler gefeffett hat; nur möchten wir wieber einmal
etwas anberes oon ihm fet)«n. ÜJtenarb ift burchaus nicht
fo antif unb flaffifd) veranlagt, wie er glauben machen
möd)ie. — ß'feetmitte, ber Bltmrtfter, malt feine trächtigen
Rühe, Tel*« ®mtef3enen, feine Schnitter unb nähwnben
Blütter. ©r hat nod) einmal 3U einem grofecn SZBurf aus*
geholt unb «in Bilb gefdjaffen, bas uns fagt, bafe feiner
ber Ganbfdhafter, bie nach ber altem Schule wirfen, auch
nur oon weitem an fein Rönnen h«ranreid)t. Da ift Sehen
örin, 3formenmad)t t milbe Ofarbenfreube. — IRoll ift mo*
bemer als C'feermitte, wenn er bie 9 t atu r fdjilbcrt; ber
Unterfchieb ift, ba& et wirflich im freien unb bas 3freie,
bas ßid)t, malt. Sein „Sommertag“ 3eigt eine BJalb*
[idjtung, in bie unfer Btid tief hineintaudjt, ohne burch
bas grell leud)tettbe ©rün oon ÜBtefe unb Baumlauh
geblendet 3U werben. Boll ift au^ vielfeitig; er ftedt
noch fin mächtiges, für bas Amphitheater phpfiologifchet
SBifJcnfcfjaft in bet Sorbonne beftimmtes belvratioes ®e*
mälbe aus, beffen St>mbolif nid)t gattj leicht oerftänblich
ift. Die emften feerren im ffiehrod, bie nach nebel*
umwallter ftelfenhöhe fteigen, oon bet T)cral> ihnen eine
ibeal« gfrauengeftalt mit bet 9 tofe 3uwtnft, Jollen wohl
bie ©«lehrten unb ben fteinigen Bf ab ins Unbefannte
oorftellen, an beffen ttnbe ihnen h<h«t ßohn werben
fann. Der ffllalex ift entfehieben bei folchen offiziellen
Aufgaben nid)t ganj fo frifd) unb froh gejtimmt wie Im
3 rreien, wo bie 9 iatur feine Bhantafie begeiftert
©an3 h«n>orragenb ift wieber bie Busftellung Ölaffaellis,
bes Bleifters in ber freintunft ber ©raoüre, ber wie lein
3 weitet bas flehen auf ben Boulevarbs in toller Bewegung
ju 3eid)uen meife, es aber aud) verft«ht, grofee Borträte
ju malen, bei benen er oon 9 J 3 anets ftrenger Ronturen»
Unterführung eine maßvolle Anwcnbung macht. Diesmal
ftellt er uns ein ipatifer ßehrmäbchen („l’Apprentie“) oor,
jehvn halb eine Dame, beinahe elegant unb etwas fvfett,
aber bo<b auef) noch etwas linfifch; ein liebes ©xofeftabt*
finb, bas bie fteuilletoniftcn rechtfertigt, bie unermüblich
»cm ber „midinette“ fchwätmen. SBie bei Baffaelii bte
tffarben .pifamrnenpaffen, ift fabelhaft; bie rote Dolde, bie
[0 aunbervoll 3um firifetjen Röpfdjen |tet)t, genügt allein
fchon, uns in biefe „Btimi" oerliebt 3U machen. Daneben
intereffiert f«fer ber „feoljfäller*, bas Bilb eines alten,
wadem OTannes, wicber in ber 3eid)nung oollenbet. Die
jüngeren tönnen ftd) an SHaffaellis ©ewiffenhaftigfeit im
3 eid)™ n » °vn i> cr auch üeinfte Shibtc 3 eugnls ablegt,
ein Beifpiel nehmen.
©ine anbere Runftnote bietet Auburtin, ber bie Blärchen*
ftimmung liebt, bas fanfte Baunen poctifchcr B^mph^feen
im Blorgenbärnmem. ©tn neues beforatioes Bilb geigt
uns gierltche SBafferJungfcm, oom Schlafe faum erwacht,
bie ihre fd)Ianf«n Arme bem aufiteigenben Cidjt entgegen*
ftreefen, während ftvf3C Gctjwäne über bie aittembc, matte
Silberflut f)ingl«iten. fRa<haf>mer wirb Auburttn nid)t
finben — ein fo grofe angelegtes Bhantaficfpiel fann leicht
lächerlich wirfen, wenn weniger Runft unb ©efdjmad ba3u
mitgebracht werben. — ©enial, um bas richtige 9Bvrt 3U
gebrauchen, ift wieber 3 nl«>a^Q! BJenn nicht Simon«
„SJleffe" unb Gotte ts „Begräbnis“ bie Glous biefe« Salons
wären, mügte man biefes im ^arifer 3®rßon vielfagenbe
iJJräbifat bem wud)tig ^irtgefe^ tert „ 3 werg“ bes Spaniers
juerfennen, btefem mifegewadjfenen ©efefjöpf, bas feine mit
Xöaffer gefüllten Dierbälge auf öerAchfel oorwärtsfchleppt
unb uns mit einem grünen ©lasauge anglofet, bafe man
nid)t weife, ob man weinen ober lachen f oll. ©rotesf«
alte 9 Beiber, „Die feeren von St. Blilian“ genannt, «in«
faum weniger brutale, aber jugleid) gelftoolle Rarifatur,
flehen baneben. Als brittes Bilb bann eine „Schöne in
bet Gchenle", eine glutäugigc 3rraucngeitalt in einem fo
farbigen, im ßid)tfd)ein fpeftalelnben Roftüm, wie «s nur
ben Spanier erfreuen fann. 3ul°O0a tft noch im 2 Ba<f)fen,
wenn et aud) heute fcfjvn alle Teine lanbsmännifdjen Runft*
genoffen um eine ©Ile überragt, ©oija, ber ihn infpiriert,
war nicht lühner tn bet 3eichnung, origineller in feinen
Sujets unb Dppen unb nicht färb ent oller. Spanien barf
ftolj fein auf biefen Sohn.
©afton flatouche überrajeht diesmal bie {}retmbe feinet
gewohnten 3 liumination«bi(ber mit einem jtrengen Bor*
trät, bas ben vortrefflichen ©taoeur Bracquemonb unter
bem fltchtf<htrm bei ber Arbeit 3«igt unb einen 3 uf^auer,
in bem wir flatouche fclbft erfennen. fla ©anfeara ijt
immer ber elegante unb raffinierte ftrauenmaler. ©ine
Schöne in falm farbiger Bobe vor olioenfarbigem feinter-
grunb, eine gweite in blauem Btantei mit braunem Befafe
oor mattgrauem feintergrunb unb eine dritte in einem
©ewanb, da« bie Rörperfarbe öurd)fcf)immcm 3U laffen
fcheint, vor bunlelm feintergrunb — biefe ©rajien ber
modernen ©<|ellfd)aft müjfen mit ihrem oirtuofen ^ßot-
trätiften jufrieben fein; er malt ihre Räpfd>en gar fo
hübfeh, faft ju hübfeh.
Dann fommt bas luftig« Rapitel — man wäre ver-
früht, es ju einer ganjen feumoresfe au«3ubehnen: 3«an
Beber, würbiger Stachfolger 3 an Steens, hat ein grojjes
Bilb, „ 3 m ©arten bet ßanbfdjente", ausgeftellt, bas man
ftunbeulang betrauten lönnt«, ohne aus bem flachen
hcrausjufommen. ÜJlit tollem feumor finb da bie Stäbter
tarifiert, bie fid) Sonntags hinaus auf bie „Gampagne“
begeben, um nicht nur frifefee fluft 311 fdjnaufcn, fonbem
auch ®rtn unb Biet 3U — trinfen, bis. |i« torfein, ober
bie fid) aud) in fjrtmlidjeti flauben ber flieb« fluft ohne
Bebenfen hingeben. IRan mufe biefe lorpulenten Babler,
bie härenartig vermummten Autler Bibers gefeljen hohen,
um 3U verliehen, bafe ben Banfern noch anbem lags bie
£ad)musfdn weh tun, weil einer wagte, fie fo ju tonter-
feien. Unb gemalt ift ber ganje Ulf mit einer Blaeftria!
©uillaume daneben, der G>«f«l(f<haftshumorift, ölt feine
ßeinwanb 3atjmer, ift auf feinen ©emälbelarifaturen
weniger Rünftlcr al« Beber; aber man barf auch ihm
nicht ahftreiten, bafe er amüfant ift, 9 Ue würbe «r freiHch
mit folä)er 3 «<hh«it ben Deutfd)«n Raifet auf b«m Auto-
mobilrennen im Daunu« 3U malen wagen, wie Beber es
tat, ohne bafe ihm ein Deutfcher, oon fo viel A 3 ife ent-
waffnet, ob ber UJtajeftäisbeleibiguug 8« fth* jürnen
lönnte.
feiermit finb wir über bie „Bebetten" in ber Blalerei
hinaus unb rönnen bas übrige ©Ute refümieren. 3«-
nächft bas {Regiment ber ^lorträtiften. (Carolus - Duran
tritt, feit er Direftor ber Billa OTebici ift, etwas in ben
feintergrunb. Auch ftefet feine Runft im SJtalen fd)önet
Stoffe nicht mehr in höchficr ©unft. Die upper ten finb
oerfejfett auf Bolbint, bet mit ein paar ftarb«nftrid)ett
hi)pcwl«0a»it« und f)^perorct3lö fe Alonbainen feinpinfclt-
bafe man fie gleich um bie Daille 311 einem Bofton faffen
möd)tr- Qwte Porträte feat Blanche ausgeftellt, ein
Rünftlerbllbnis, bas feöäfefte Achtung oerbient. Die (ßolm
Bojuanffa bleibt mit ihren flawifdjen Röpfen immer inter-
effant. ßaoert) führt uns eine Braut oor, ootnebm ge-
arbeitet, wie man es von ifem ntdjt anbers erwartet ; Bellen)-
Desfontaines bringt etwa« ibealijiert ben ©eiger ©rnesco,
Ablett bas Bilb ber IDttme Dumas', 'lüoog einen fehr
ähnli^en unb geiftvoll gemalten Anatole ifrance, ßottin
ein Aünftlerporträt, Baugnies eine „ 3 ägcrin“ J Bodbilb,
bas uns in ^Struttur Junb ^Abtönung Achtung etnflöfet,
eine [wirftid) [oielperfprechenbe fleiftung, Btonoel einen
gxofeen, forfch geftrichenen Sportsmann, flambert, Bicarb
unb Daoibs ebenfalls gute Porträte.
Die feuerfpriihen.be ©f[e eines Bronjegiefeers h«t fleop-
Dhurmcr mit allem ©elb unb {Rot Telnet Balette unb mit
gereifter Dedjnif gemalt. Sein Beethoven will uns weniger
gefallen; ber Ropf fagt nicht viel. Ausgezeichnet unb
cfearafterooll ift ein Bauer oon. Blatt) et), während bie
fearembilbet Dinets eher einen Abftirg bes Rünftlers, ber
viel verfprach, bedeuten. Die feafenbilber ©illots unb
bie flatibfd)äften Ataibmanns fowie ein Aftbilb Bertons
verdienen ©rwäfenung; bagegen finb bie beforatioen Sil-
ber von Blauricc Dengs 311 prätentiös. Dccr Rarifaturtft
TOillette befinbet fich mit feinem ©emälbe „BifTrotsDraum v
nicht auf feinem richtigen Derrain. Qfriants „©uilloime*'
unb ein Bilb bes Drei)fus«Brojeffes in {Renne«, bas bar-
legen füll, was für Schandtaten begangen würben, um
bie „Uniform“ aus bem Rot 311 3iel)en, ba$ find mehr
Genfationsbilber ohne fünftlerifd)«n SBert. — Der Deutfd)«
Rleiu^Ghevalier ftelU «in« G^ruppe oon Rüftenfifd)em aus,
recht IraftDoli ausgefüfert; bann begegnet man wieber mit
Betgnügen den beutf^cn Barnen Rart v. Stetten (Augs-
burg), Scharf (BSien) unb Bloos (Rölrt).
Die Srulptur feat ihren Äänig in Bobin. Aber Bobin
hat bie ©ewvhnhrtt, im ©egenfafe ju Königen, unpünft-
liä) 3» fei«, ©r entffeeibet fid) «rjt immer über bas, was
er ausftellen will, roenn fetjon bie erften Befudjer ben
Salon burchwanbem; fo lönnen wir leibet nod) nicht
über feine Bonitäten fdjrciben. Dagegen vermögen wir oon
einem wahren Bleifterwert 3U berichten, bas Bartholomt
gefanbt feat: einer unenblid) anmutsooden unb feufchen
grauen geftalt in weifeem Blarmor, an ber bei Rünjtler
mehrere 3al) re gearbeitet — jeine jrau feat ihm 3U biefer
Schöpfung Blobeil geftanben, unb es ift mit ihr ffierbienft
an bem {Ruhmesblatt, bas fid) (d)on 3U fo vielen anberen
bem flran3 Sart£)otomefd)er Daten anreitjt. Die »Bärme
bes Ausbrucfs auf bem gutmütig liebenswürdigen unb
auch etwas fd)«lmifchen ©eficht, bie gra3iöfe SBölbung bet
Büfte, bie gan3e ungejwungene fealtung bes Aötper«
machen biefe Auffaffung einer porträtähnlichen Bollfigur
für Btlbh^uev vorbildlich. — Desbois ift ebenfo glänjettb
mit ber Statue eines alten Blannes oertreten, bie et
boppelfinnlg „Der A 3 inter“ (ßebensabcnb) betitelt. 9 Jtan
lann nicht erftaunen, bafe der Staat biefen Btarmor an-
gelauft hat- übertriebener Beall«mu«, anatomifch«
Dreue, Schönheit ber flfnien, ba« finb bie Borjüge ber
Desbvisfdjen Runft. Der Deutfche Arnolb {Rechbcrg, ber
gum Societaire bes Salons erwäi)It wurde unb fid) in fron*
göfifchen Rünftlerfreifen wachrenber Sympathien erfreut,
macht ber3uvoTfommenh«it, mit ber man ihn aufgenommen,
alle ©hK. £cin wuchtig in ben. Stein gehauener Ropf mit
tragifch'düjterm unb doch fo virilem Ausbrud „Oertomes
Barabies“ verdient ben ©hrenplafe, ben man ihm ge-
geben; auch «ine weicher modellierte Büfte „Der ewige
3 ube“ h^t unleugbar grofee Qualitäten. Der noch Junge
Rünftler erlaubt uns, von ihm nod) beträchtliche Ding«
ju erwarten. — ©ine fehr bedeutende flciftnng ift auch
ber für bie Stabt Bari» beftimmte 3 ngTes»Ropf von
Bourbelle, ber ganj unb mit h<>htm Dalent in ben
Sputen feines Btrifters Bobin wanöelt; bas ift g«fnetet,
als handle es fich barum, nach bem Blufter ber erften
Dlcnfdjenfchöpfung aus bem Aehm fleben ju fchaffen. —
Grwäl>nt fei aud) das in feiner fd)lid)ten ©nfachheit
grofee Btodell 3U einem öandesbentmal für Finnland,
bas {OTäbcheu, bas über bie arme Acferfdjolle bem oon
büaem Bferd ge3ogenen Bftugc folgt; Baton Gebcrfrenlj
liebt und l«nnt feine feelmat, man fpürt es. — ©in«
Blafotte von Gfearpentier, bie in zierlicher Reinheit bie
„fli^tftabt“ au» der Sogcifchau geigt, unb Bdniatur*
reliefs oon bem Cfteneichcc Rautfd), ber Bartholom«
porträtierte unb für bie öftetreichif<h‘ungatif<he OB ofel tätig-
leitsplafette eine Raifer-3rran3*3ofeph r ®rittncrungsplalett«
fd)uf, gehören auf biefem ©ebiet jum Beften, unb bamit
haben wir unfere {Revue bes erften Barifer Galvns beendet.
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756 •
3Iluftrirte 3 c ‘tung.
91t. 3381. 16. 2lptil 1908.
©bot. Dtubolpbv. ©erltn.
■JJlaltmne ». Arnim, gcbornco. Sismarcf.
^üijt Otto v. Bismard, öct nun fd)ou {eit fa{t jfl)u
(3 3<*hren beit ewigen Gd)laf |d)läft, hatte, rote befannt,
nur eine Gd)wefter, bie über Das. Äinöe&alter hinaus-
gelangte: Die am 29. 3uni 1B27 in Siniephof geborne
'i)lalwme, bie ec mit beni Ho|«namen „Walte" 3 U nennen
Pflegte. Sie vermählte- |id) am 30. Oltober 1844 in
Gcf)öiil>aii|eti mit beut damaligen Hanörat Des Atrciics
tlngermünbe unö Bcfißer De* in Dieftm Aiceije gclege*
neu Rittergutes ttrödjlenbprff,, bem mit Bismarcf von
Jagenb auf befreuubeten Oslar o. Wrnim. V -Jwifd)en ißt
unb bem yuvlf ^aljre altem ©ruber Otto be|tanb bas
inuigfte ncjchwijteilidjc ©crhältuis, bas aud) burd) bie
Berheiraluug, her Gdjwefter teine Hocterung ober Zrfibung
erlitt; Da 511 toaren Otto o. Bismard unb Oslar o. Arnim
viel 311 nabe befteunbet. wenn jie aud) nic^t ber[elben
politijdien Richtung angrbörten. Bismarcf war trotj allen
'JJlij}l)ellig!eiten mit bet Hönfetüdtiöen Partei ber »on il)m
cKivijfermafecn mitbegrünbeten „ftreuaaeitung" treu geblie-
ben, luäljretib «mim, wenn aud) im Syrien tonfervatip, bie
„Rationaljeitung" las, Dtoqbem fonnte frlrflo, Bismarcf bet
ber Beemählungaieiet {eines jfmgften Goljncs, be« (ftrafen
Wiltjelm, mit ber jünglten lochtet Arnims offen unb freubig
betennen, baß in Den fünfjig 3al)reu ihrer ©efanntfehaft
iße {reunbf(^aftli<^es Rer|)AItnift niemals aud) nur Im
geringften getrübt worben wäre. Ron bem fdjönen Rer-
hältni« jmifchen ©ismatxf unb {einer Gdjuxfter Dlalwine
er 3 ät)lten bie Heute in Gct)Öiil)aufen nod) viele 3abre
{pater: „(Er war mit tt)r wie mit einer ©raut." Go jjart
find bie Begebungen jwifchen ben ©efd)wiftfrn geblie-
ben, bis ber lob Des dürften ein trat, Buch 3ol)anna
v, Bismarcf fd)loß fid) eng unb innig an Dicfe Schwägerin
an. Biell«i<ht gibt fpäter einmal beT ©riefwcchjel .truijdien
beiöen Schwägerinnen Hunbe von ben jarteu Bejiehun-
gen, bie iwifdjen ihnen beitauben.
Reiches fölücf i{t Jfrau ü - Ärnim in ihrer langen (£h*
be{djieben gcwe(en. Rieht allein, bah allzeit ein tiefes
©erftänbnis fie mit ihrem (batten oertnfipfte; nicht allein,
baß jie eine blühenbe Atinbafdjar, in bic Der Xob aller-
bings manche (d) merkliche Hüde rifj, um fid) verfammeU
{ah, fonbem auch bie Dauer ihrer (Eh« überfdjritt weit
bie ©rc^cn, bie Den meijtru Gterblid)en be[d)icöen {inb.
Schon herr|d)tc im ganzen frunilicnlxeifc bie Botfreube
auf ber (Eltern, ©rvjjcltern unb UrgroßeLtern Diamantene
Öod) 3 eit r bie am 30. Ottober 1904 gefeiert werben folUe,
als ber lob Oslar o. Wrnim am 19. fernher 1903 abrief.
91id)t gan,) vier unb ein halbes 3aßr h“t 5 rau P-Bmim
ihren (Semaljl überlebt: einen Dag oor Dein ffieburtstage
ihre« ©ruber* ift fie heimgegangen. 3 h*« tüngfte lodjter,
(trau Sibtille C&räftn 0 . Bismarcf, bie von iüarjin nad)
©erlin geeilt war, Durfte ber geliebten UJIutier bie Äugen
jubrüden. Die Berftorbene erteidjle ein Älter oon mebt
als ad)t,jig 3 ahreu. 31)re hohe, fchlante ©cjtalt war nur
wenig gebeugt von ber Haft ihrer 3atpr, eine im ebelften
Ginne Des Wortes vornehme 91atur, Die in ihrem SBefen viel
Ähnliches mit ihrem SBruöcr Otto hatte. UBie fie in ihrem
gaitjen Heben niemals eine Rolle tu fpielcn gefudjt hat,
fo nahm fie aud) alle ihr juin ad)t 3 igftcn (Geburtstag im
3 uni vorigen 3 °hrcs erwiefenen (Ehrungen nur als 3 rid>en
banfbarer (Erinnening an ihren oeretoigten Brubet entgegen.
Dies ift auch bas (Gefühl, bas bas ganje beutfdje Rolf an
ihrer Rai) re mitt rauem leiht- J- F.
t)ie gu^tuajdjungsjetemonie ouf ber
3nfel 'fjatmos.
f>^roh öes braitiatijdicn (Sharaftcvs ihres Multus ift bie
/^griechifrh’oririitalifchf Atirchr im (Grgen[a|j tut rö*
mi{d)en fierüfdjen Darfteltungrn aus bibli[d)«n (Ge{d)l<hkn
Durchaus abholb. Sie empfinbet biefe als eine Profanierung
De* ^eiligen unb oerabfeheut bal)cr eine .OerausfteQung
bes ©ciftlidjcn ebenfojehr wie eine $iuciuticl)ung be*
Weltlichen in bas Alirdjlichc; fie fonnte Daher weber ein
religiöfe* Trama noch, wie mir fahen, einen fröhlidjen
ilameoal bulbcn. Wie aber biefer tDenig{tcns in Vlnfäljen
porhanben war, fo fonnte auch bie ftirdje im Orient nid)t
bas Äuflommen oon Darftcllungen einjelner, be{oubevo
einbmdoooller bibli{d)er Steilen verhinbem, ein Beweis,
wie tief bic{cs ©ebürfnis in bem gläubigen (Gemüte
wurtel*.
l’lnlaj) tu {old)en DarfteUungen gibt oor allem bas
größte *>eft ber gried)i{d)cn Alirdjc, bas C{terfe{t. 3n
biefem je{tc {elbft liegt ja etwas Dramati(<hes, unb biefe*
(Element wirb im Oftcn nod) gefteigert burd) bic oon cl)r*
würbiger Irabition getragene Bereinigung firchlidjer unb
uoir*tümlid)er Sitten, aus ber ja alles religiöfe Drama
erwachten ift. Die näd)tlid)c frier vor Der ftird)t, bie
Opferung bes Ofterlamms, ber Cftergruj} „Ch^ft ift er*
{tauben“ fowie ber allgemein übliche Ofterfuft wirten ja
jehon an fid) wie bramatifchc Bilbcr, aumat bei ber Un»
mittclbarfeit bes {üblichen iUlcnfchcn unb bem fnntergntub
Der {üblichen flaubfcljaft.
Der Gchauplati einer wirtlidjen bramatifchen Äuf*
füljtung in tird)lid)nn Rahmen ift aber $u Ojtem bas
fernab com ©erfel)r liegenbc, oon ber cfjrtf tlicäjeri Gage
umfponneue graue frlfenetlanb bes tjl. 3oha*mes, bie
AlIo{terinfcl ©atrnos. VSicr wirb oon ben ©lötuheu bc*
allen AUofters alljährlich am (Grün bonnerstag bie frth*
ivajehung ber jünger burd) 3 e f Uft bargeftettt. 0uf Dem
Ajauptplah ber Slabt wirb eine Iribünc aus Brettern er-
richtet, um bie jicf) iu beftimmten Äbftänben Stangen mit
Axcuteu unb Jahnen erheben, Deren 3mi{d)cnräume mit
Wijrtenjweigen unb ©lüten ausgefüllt werben. 3n ber
Btitto ber Iribüne (teht eine Ärt ©obium, bas oon 3wei
großen Rirchenfahncn flanlicrt ift, 311 beiben Seiten 3wölf
Glühte* Unter bem (Geläute ber Mloftergloden begibt fid)
ber Äbt bes Aloftm in Begleitung von elf 9J1 Suchen unb
oier Diafonen auf beu ©Iah- fülle tragen purpurrote
©ewänbex unb {teilen 3cfu* mit ben elf 3üngem bar.
3uleht fvmmt 3 u & as » *> cr 01,6 ^ em Bolle gewählt wirb,
unb bem bie BJöndje als (Enlfcbäbigung 30 ©iafter (als
fHemiuif3cii3 an bic 30 Silberlinge) unb ein paar San*
balcn geben, mit einer {ilbemcn Gd)üf|el in ber Ajanb.
wahren b bic 3 ön n cr mit 3e{us ihre ©löße cinnchmen,
{timmt Der Söngcrdjor Des Siloftcrs einen firchlichen ^u>m*
nus an, worauf ba* (ioangeliunt Detlefen wirb, bis ju
ber Stelle, wo 3cfus mit {einen Oüngcni au fp rechen be-
ginnt. ^)ier nimmt jeber bet 9lpo{tel bas Wort unb führt
bas ?Becf)i elgeiprücf), wie es im (Evangelium bcfchrieben
ift, burd). Darauf wirb bie Stelle be* 3ol)annes*lhxm>
geiiums vcrlcfcn, wo bi« frißwafchung gcfdjilbert wirb.
§itx erhebt {idj Der Äbt, wirft feinen Dalar ab, gürtet
{ich mit einem Scfjurj unb beginnt ben manchen bie fr"ifee
au ma{d)en, wobei bas Wiber{trebeit bes ©etru* genau
bargc{tclU wirb.
91ad) ber Wafchuug oerlicft ber Borbeter bie Stelle
aus Blarhis, wo 3?fu ©«bet in ffiethfemane cr^dl)lt wirb.
Die{e Stelle wirb wieber oon einer mimlfdjen Darftellung
begleitet, inbem ber 9lbt b«n beienben 3ffw^ barftellt,
wie er mit ©ctrus, 3°^ öbl1 * 3 0 h ftnntf * äbfeits uor
ein Bilb be* Crlöfcrs tritt unb ba* leßte ©ebet {pridjt,
worauf er {ich erhebt unb, als er bie jünger jchlafenb
finbet, noch aweimal bas ©ebet wicbcrhott unb bann bie
ÜBorle oon feinem beoorftehenben ©errat au fie ridjtet.
Damit bricht bie Aufführung ab, ber Äbt befprengl bie
Umftehcnbcn mit bem 9ieft bc* B3affcrs aus Der (ilbemen
Gchüffel, unb man geht auseinanber.
2Bic man ftct)t, enthält biefe 3eremonie ben iteim 3U
einem ©af{ion*fpiel, nur baß es nicht 311 voller Aus*
btlbung gelangt ift, vielmehr bcutlich ben (Sharatter Des
llbergangs von einer firchlidjen ^>anbluug einem güt-
lichen Spiele trägt. Die frfjwafdjung wirb übrigens
nod) int ©atriard)at von Äonftantinopel fowie in 3eru*
falent {^mbolifd) bargcftellt, wenn auch rrid)t mit foldjcm
©epränge wie auf ©atmos unb ohne ben Sharaftcr eines
öffentlichen Schaufpiels. R. Dieterid).
Ifjealct unb SJCujif.
— Detlev v. Hiliencrons fdjon oor fünfunb<
awaiuig 3al>rcn gejehaffenes fünfafttges Bitterjtbaufpiel „Dlf
Banßau unb Die ©ogwifd)“, Dem e* troß oft ju bretter
^anblung nicht an theatTolifchfn Sjcncn: fehlt, fanb am
21 . »läri tm fricbrid)*'H)ilhelmrtäbtijd)en 3 d)aufpielbaus 3n
Berlin einen wannen (Erfolg.
— ©aut Wpels bretaftlge flombbie „Hiebe“, ein
StücC voll burfdjilorcr frifd)e, bod) mangelnber Ronjentra-
tion unb darf parobifiijdyer (Ibörafter.ieichnung, erstelle am
28 . 9 Jlärj im J>cbbel‘ 21 )cater ju Berlin einen laulen, aber
ntd)t unbeftrittenen (Erfolg.
— 3 ean Etren* unb (Georg Cf onforoflijs brei-
artige ©offe „Dottor ittapperrftord)“, ein etüd mit ver-
brauchter Situationsfomit unb einigen hübjdien Couplets,
würbe am 28 . Blärj im £batiatbeatcr )u Berlin mit Bei-
fall aufgenommen.
— Offip Dontows Blltagstragbbie in acht Bil-
bern bie weiter nichts ift als ein bialogifierter Ro-
man, fonnte am 30 . SJlära im Hammer fpielhaus ju Berlin
troh fReinljarbts ovr3Üglid) er Regie bas ©ublitum nid)t feffeln.
— Heinrich Strauß' oieraltiges Dorfbrama
„Das Cvangelium“ mnübetc am 4 . April bie 3 ufd)auer im
Bürgerlichen Sehaufpielhaus ju Berlin burd) feine Hänge.
— Des Heipjigcr Dramaturgen Dr. HuDmig
TOcber breiaftige* Huftfpiel „Der 9 lid)tsnub“, bas tn einem
flotten, toitjigen Dialog bahinfließt unb bemertenswerte
Bnfäße 311 einem iS t)orafterluftfpicl aeigt, erhielte am 22. Btär.)
im 3 tabtlh e °te r 3« ©ielefelb einen ftarfen f>clterfdtserfolg.
— BD. Bogelers picraftiges Sdjaufpiel „Kol-
legen", bas eine Reihe roirffamer Gjenen, eine fpannenbe fjonb-
lung unb einen fauber gearbeiteten Dialog enthält, fanb im
Stabttheater 311 Cffen einen freunölichen (Erfolg.
— .^ermann fiauslc iters beutfdjes Solbaten-
ftüd „fflJanöocrtage“, bas nicht Itterarifd), fonbem nur unter*
ijaltenb fein will, würbe am 26 . JJlär3 ln einer Borftctlung
jum Beiten ber ftrantfurter Xheaterpenfionsanftalt im Gehau*
fpielhaus mi franffurt a. Bl. fchr freun blich aufgenommen.
— flubwrg Ibas (Einäftetphantafie „Der
Draum bes ®lüif!id)en*\ in ber oerjucht wirb, ben £n)PnO'
tismus bramatifd) ,)u verwerten, fanb am 31 . BJärfl tan
Drutfchen Sehaufpielhaus ju Hamburg geteilte Aufnahme.
Anläßlich De* vierunbvierjigften ©eburt«-
tags (Eugen b'Blberts ging am 9 . April im Stabttheater 3U
4>alle a. S. unta Der Oberleitung oon $ofral SJlar Richarbs
„Dieflanb" erftmalig in Gjene unb hatte Dan! ber Dcloratü*
wie ntufifaliid) gleich wertvollen Onterpretation großen (Erfolg.
— <Dtai Bcgcrs JV Bloll- 1 ri 0 für Bioltnc, Riolon
cell unb .«lavier «»p. 102 hatte am 21. ®lär,t im (Gernanb*
bau« au Hcipüg ftarfen (Erfolg.
— M. 91 . Stahls- brelaftiges S<hau(pi*l „Bet-
gcltung**, bas oicl ©rächtige*. aber aud) mandjes Unwahr'
fcheinlid)e enthält, hatte am .10. Blärj im Stabttheater 311
Biagbeburg einen ftarfen (Erfolg.
— ©aul 3 fd)orlid)* burlesfc Cpcr in brciAtten
„Carmcnclta", Dert von Ä. O. 9 üeber, hatte am 21. 9 Jl 5 rt
im Reuen Deutfcheu Jßeater ju ©rag einen fehr beftrittenrn
(Etfölg.
— Gaint'Saönft’ breiaftige Cper „L’anebtre“
(Die Ahne), Dat von C. Auge be Haffus, Dcutf d) von
Bicharb Batfa, beren SJhifil bie ithnliognomidoftgleit bes
Alters trägt, fonnte am l. April bei bet beutfdtcn Urauf-
führung im Reuen Deutfchen Itjfater ju ©rag feinen Bei*
fall erringen.
— Albert ftorter* f inalt ige C p er „©aria“, nadi
Blichael Bcers Irauerfpiel. ein SDlufifbrama mit wohiningcr-
ber, wenn aud) efleftifd)et üllufif unb gefd)icftem lert, fant»
am 31 . Rläti im Stabttheater ju StTaßburg L (E. lebhaften
Beifall.
— ©aoul Aucrnheimers breiaftige Hombbte
„Der gute König“, ein grajiöfes, emfte fünftlerifche Arbeit
verratenbes Stüd, fanb am 24 . Blärj im Deutfd)m Bolfs-
theater ju TOien eine her3lid)e Aufnahme.
— ©aul Dulas’ Blärchenop er „Ariane unb Blau-
bart“, bie oor faum einem 3ab« «n b« Barifcr Komifchcn
Oper cnthufiaftifchcn Beifall errang, oermochte es nicht, bei
ihrer beutfdien Uraufführung ln ber SBicner Bvlfsopct am
2 . April intenfloere Teilnahme ju erroeden.
S^acf).
Aufgabe Br. 3174 .
tUcijj lrt>t «n vier 3^0*" matt,
©on 3. «eroet in (Brat.
edina-ri
Die DtagTammiteClung, »ine «itfoabr au« 6mt Irrten USiu-ng»-
turnler «er „«cljemla“, verrSt «J-iebrr in iljrer Anlage unb iwrep-
fflbruno bie SERcittertianö. Ta® reytA be tbauptlpicl mit ben gleidKirtt-
oen anattbilberu bin (erläßt bei bem t’Sier einen berooiragettben Sin-
bruef. Tao (jClbidjc Tqpcuprobtem ift ein gefflnifler CriginatSeitrag
be« «erfaliers.
©on I>r. ffrantmftein tu Üeipjig.
tPcif) : fl. b 6. D. • 8. G. > !, e 4. «. b 7, f t. I 4. ( 2.
-Stfjroan: fl- «14. B. c 4, * 5.
tSeiß fefit tn brri 3figcn malt.
Dem Bernehnten nad) hat bi« Gtabtgemeinbe
Rlilncheti Dr. €. Hasfer unb Dr. S. larrafd) jum Kampf
um bie 9B«lttnd|terf<haft nad) SRünchen eingdaben. Die
Stabt fpenbet einen (Ehrenpreis oon 1000 .4. Die Sd>ad)
freunbe ‘JRümheit* ftehen, biefer Anregung folgenb, in Be-
ratung, auf weldie Art bic jum ^uftanbefommen be* bod) 1
intereffanten fchachlichcn (Ereigniffes crforberlidjett 9Jhdd auf
gebracht werben [flnncn. Borläufig muß man Dem ©rojeti
nod) fteptifd) gegen überftehen.
„Gd)ad)m eifter f). R. Billsburi). (Ein (Gebenfblatt
für ben berühmien Blinblingsfpieler, bargeftdlt in feinen
beften Heiftungen“. Bon Hubtvig Bachmann. 9IHt «nein
Silbniffe Billsburt)* (Ansbad). (E. Brügcl u. Sohn. ©cb.
2 .M 60 $). — Der fldßige Bcrfiiffcr, von bem aud) in bem-
feiten Berlage türjlid) bas „SdiachjahTbuch für 1907“ (^weiter
Xeil) erfchienen ift, hat burd) bic Verausgabe biefes Buches
eine Bfltdjt ber ©ictät erfüllt. Die eigentlich für einen ameri-
fanifdjen ®d)acbfrcunb näh^r gelegen hätte.
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=8
| heidehaus.
Oiigin«l«id)mwg v«n Adalbert ffalitr, j
8
Leuchtendes Cache«.
Zehn dürre Crauerweiden umweinten mein Ohr,
Zehn febwarze Zypre||en bewachten mein 0arlenlor.
Und taufend Brunnen raufchen um (Ueg und UJall —
Kinder rufen und treiben den tanzenden Ball.
Da |d)lüpfte ein leuchtendes Cachen durch einen Spalt
Ad), hat das in meinen öden mauern gehallt!
Die Alten öffnen die Senfler: ,,0ott fei Dank“
Ciebespaare fliehen die jlillfte Bank.
€s waT ein Tllädchenlacben, vom Glück mir gefchenkt:
Das hat meine ro{tige Oarlenlüre gefprengt.
Und Ulandersleute holen den Ranzen hervor
Da träum’ id) und traue wieder, der alte Cor.
Und jtaunend guck' ich hinaus: mit flötenklang
Caufen Dichter beblümte CUie|en entlang.
(Bieder beug' ich das Baupt vor des Frühlings Pracht:
Das hat ein leuchtendes IDädchenlacben gemacht.
Und ich richte zehn griine Cebensbäunie empor,
Zehn Beete zieh* ich mit feurigem Culpenflor!
fl. K. C. Cielc.
1 1
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B.
SttHlOtlCTl t)CT Xicfc. Vornan oon ißaul ©rabetn.
B
(IS. grortftfoiing.)
o ging 9Bolf benn einfam feines 9Beges, aber er warb mübe babei,
unb immer häufiger Jamen Vnwanblungen fo wie feilte über iTjn,
wo iljn bittere ©eue padte unb ein oerlorenes ©ebnen nach einem
S warmen, ftiUen ©lüd, bas er felbet t>od> einft non fid) gcwiefen hatte.
Die Slnnaherung bes Dieners entiifj 3BoIf feinem trüben ©innen.
„(Enbltch ! 9Bo ftedft bu benn fo lange?" fjertföt« er ben jefct eilig 5>irt-
jutretenben an. „SBarum erwarteft bu mich nicht hier unten, wie fonft ftets?"
„Vergebung, £err! 916er bie «ßabTona hatte SBefe^le für mich "
# ,9Bte — bie «ßabrona?" Uufs hwhfte überragt, btidte 2ßolf ben Diener
an. ©eine grau hier? 2Bas ^cttc bas 311 bebeuten?
,,3a» Örrr", beftätigie giltppo. „Die ^Jabrona wartet Idjcn feit 9?acf) mittag
auf ben $jernt.“
3Kit fteigenber Verwunberung ging 2Bolf ins innere bes ffiebaubes. Droben,
in bem tHaume, ber ihm als 2Bof)n» unb Glimmer biente, fanb er (Eoeline dol
„© uten 2 lbenb — bu $ter? u
3$r bie $anb fjtnftredenb, [ab er fie mit forjdjenben 9lugen an. „3|i
etwas Vefonbetes oorgefallen, bafe 11 —
Sie fcfyüttelte nur ben Hopf ; aber er fühlte, wie ifjre ginger in [einer £anb
leife bebten.
„3ft bir nic^t wohl?" fügte er baljer j«£t noch hm^ 11 -
„Dodj!" Unb fie überwanb nun gewaltfam ih« Vefangenljeii „ 3 $ bin
nur bergelommen, um 311 feljen, ob bu auch nat h ber ftrapajiöfen 97ac^t bie
nötige 93eguemlichltit finbeft Du bich ja fo exponiert" —
Sie manbte [ich unter feinem überragten Süd fernen ab unb machte [ich
an bem [djon gebedten (Efjtifdj 3 « fdjaffen. (Er foIU« ihre auffteigenbe Vei-
roirrung nicht fc^cn, bie fie überfam, wo fie beute jum erftenmal bie aller-
natürlichsten Pflichten ber grau ihm gegenüber erfüllte.
(Er ftanb nodj immer unbeweglich. 91b« plöfcliih bemerfte er bas ftaefembe
geuer im Hämin — offenbar auch auf ihre 2 lnorbnung angefacht — unb
langfam trat er in ben Vereich ber SBarmeftrahlen, bie er in [einen noch immer
feuchten Hleibem wohlig empfanb.
„Das war ein guter (Einfall mit bem geuer !" lobte er. „flberljaupt" —
(Ein bantbarer ©lid f ud)te fie.
Sie errötete wie ein junges aJläbdjen. (Ein ©efühl leifer ©lüdfeligfeit
überriefelte fie plötzlich- (Es war ja bas erfte warme 2Bort, bas fie oon ihm
hörte. 21 ber fie blieb, oon ihm abgewanbt, ftehen, bamit fie ihm nichts baoon
©erriete, unb rüdte nur emfig an ben ©ebeden auf bem Xifche hin unb her-
„3ch hob’ bir auch int SDagen allerlei für beinen 2 ln 3 ug mitgebracht 3ch
badjte, bu wfirbeft warmes Unterjeug brauchen tonnen — es liegt alles nebenan
im ©<hlaf 3 immer. Unb nun sieh bich bitte um; warte nicht länger. Du fteefft
ja fchon länger, als gut ift, in ben naffen Hleibem."
2öiebet watf et einen großen Vlid auf fie. 3Ba$ war bas mit ihr? Dafj
fie plötjlich für ihn forgte, als wäre fie wirtlich feine grau! 0 >au 3 oon bem
©ebante« beherzt, «b« ohne ero UOort ju ©edieren, ging er, wie fie ihn
gebeten, ins Vebenjimmer.
911s er, oöUig umgefleibet, wieber bet ihr emtrat; fanb er ben (Efetifch fo
oor ben Hamm gerfidt, bafc fein ©tufjl ganj nahe oor ber flademben ©lut ftanb.
„Du bift feljT gütig.'* llnb plötjlidj griff er nach tyrer Öanb. (Ehe fie
wufete, wie ihr gefchaf), hatte er ihre ginget ritterlich an feine fiippen gebrüeft
anit gefchloffenen 9lugen litt fie es. 3j)r war, als folle fie ein ©chminbel
befallen. (Ei bemerfte es, wieber aufblidcnb.
„3ch glaube bod), bu h^ft bich b«tt« etwas übernommen." (Es lag etwas
wie ©eforgtheit in feiner Stimme.
„9tem, nein — fein ©ebanle!" Sie rief es faft fröhlich aus. 3hr ganges
2Ce[en geigte überhaupt etwas fiiebenswürbig * 95elebtes unb Weiteres, was er
bish« noch nie an ihr wahrgenommen hatte. „Stur junget l)ab' ich, richtigen
junger. 2 lber wie grofe wirb er bei bir erft fein, ber bu Dag unb Wacht
ununterbrochen auf ben ©einen gewefen bift — giltppo!" Unb fie gab bem
emiretenben Diener Vefehl 3 U feroiereiL
9tod) nte hatte 2BoIf ©chierbranbt mit feiner grau ein folches Diner ein-
genommen. Von ihrem fo gan 3 oeränberten, liebenswürbigen VSefen angeregt
— es lag ja heute etwas echt grauenhaftes, ÜBeidjes über ihr — 3 eigte auch
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er fidj ihr gau 3 als 3 art aufmerffamer Haoalier, unb fo plauberten unb fchcrjten
fie, wie es noch jwifchen ihnen ber gall gewefen war. (Es lag ein eigner
9?e% m biefem Ilete-a*tete. (Empfanben fie hoch bie fonft 3 wifchen (Ehegatten fo
felbftoerftänbltihen Heinen 3ntimitäten als etwas gang flleues, nie ©efanntes,
bas fie mit leifem 3®uber einfpann.
(Einmal, als er ihr bas ©las hinhielt unb, ihren Süd fuchenb, äutranf —
ber Diener war gerabe im 3 itttmer an ber Hnridjte befchäftigt — ba ftieg eine
9 töte ber Serroirrung in ihr Slntliö, gegen bie fie einige Stomente oergeblich
anfampfte. (Er fah es erft mit großem (Erftaunen, bann heimlich beluftigt —
eine grau, bie rot würbe, weil ihr ÜHann ihr einmal freunblidh 3utrant, es
war hoch eigentlich recht fpa&igl ^Jlö^Iic^ aber würbe er ernft, unb nachbenflich
ruhien feilbem manchmal feine Slide auf ihren 3 ügen, wenn fie es gerabe
einmal nicht bemerfte. Son biefem Moment an trat eine letfe Dämpfung ihres
bis bahin hettent Dones ein.
©0 ging bie 3Ra!)l3ett 3U (Enbe. ©ie hatten auch fö on ben SJtofla getrunien
unb bie 3'9 Qre ttc ange^ünbet, ba fah (Eoeline nach ber Uhr auf bem Hämin.
„anein ©ott, fchon ha© $*«! Sopp" — fie meinte ben ©room — „mufj
fihleunigft anfpannem" Unb fie erhob [ich.
„9Bie benn? Du willft hoch nicht jetjt noch nach &aus?"
©ie nidte nur.
f ,9lber gan 3 unmögli^!" entfehieb er. „Sei bei Dunfelheit heut« unb ben
miferablen 2Begen. 9tuf leinen galt geb’ ich bas äu."
„91 ber wo foll ich benn bie 5 Jtaifjt bleiben?"
9Jltt einer fragenben ©ebärbe, fi«h achfeljucfenb hn 3' m mer umfeljenb, fagte
fie es.
„Natürlich hi«-" & beutete nebenan nach feinem ©chfoftimmet hi«. «Süippo
foll gleich alle* 3 ure<htma^en. 3ch fchlafe bie 9Rad)t hier auf ber (Efjaifelongue"
9Dieber ftieg eine h^&« Verwirrung in ihr auf. 3n feinem Sette —
unmöglich! 2lber [ihnen beugte fie [ich jum Haminfeuer nieber, beffen roter
©chein bie rofige ©lut auf ihren SDangen überftrahlte, unb fthob bie Suchen*
fcheite tiefer in bte glammen.
„9lein, nein! 3ch fahre. Du h fl ft betn Sett ^eute nacht wirtlich felber
nötig. 9lu^erbem geht »Velli)* im Dunfein fo ficher wie am h^n Xage."
Doch er hatte fchon ben Diener ^cr bei gef Iiitg eit
„gilippo — bte gnäbige grau bleibt heute nacht hier* Sichten ©ie alles
im ©chlafjimmer hei, unb betten ©ie mir hi« auf ber ©haifelongue auf."
©0 war es benn entfliehen. (Eoeline mufete [ich wohl ober übel fügen,
mit ©üdficht auf ben Diener, unb nadjbem biefer alles, wie ihm befohlen, aus-
geführt, 30g fie fich ins ©chla^immer ihres Viannes 3urüd
9Bohl eine Stunbe war fchon oergangen, aber noch immer hatte 3Bolf fern
Säger nicht auf gejucht ©ebanfenoerloren fchritt et im 3 ^ 01 « auf unb nieber,
bann unb wann bem geuer im Hamin neue Nahrung gebenb. 3mmerfort
befchaftigte et |i<h mit ber grage; 9Bas war mit (Eoeline oor fi<h gegangen?
2Das hatte ihr oon ©runb aus oeränbertes Senehmen gegen ihn ju bebeuten?
Unb wieotel er auch grübelte, er fanb feine befriebigenbe (Erflärung, es fei benn^
ba& es wirflich 9Bahrheit wäre, was [ich ihm als ein buntles $!fjnen aufbrängen
wolltet feine grau, bie er bisher für etfesfüljl unb tölltg unnahbar gehalten
hatte, fie — liebte ihn.
9 Benn es aber fo war, was bann?
Von ber glut wiberftreitenber ©ebanfen überwältig^ bie biefer nie erwartete
9lusbltd alsbalb in ihm entfeffelte, lie^ ft<h SCColf in ben ©tuljl oor bem Hamin
nieberfinfen, unb, ben Hopf in bie aufgeftütjte |janb oergraben, ftarrte er oer*
loren in bas Spiel ber glammen.
Vuf ein leifes 5Uopfen oon ber Xür bes ©dhlafjimmers h« fuhr er plöh*
ti^ auf.
(Eoeline! 2 lud) fie war alfo noch mach- Unb leife rief et iht 311, ein^u-
treten.
©ie fam ins ©emach, noch angelleibet, ©ie hatte ftd) offenbar noch W
nicht niebergelegt
„Du bift noch auf?"
(Er erhob fich oon feinem Sitje unb trat ihr entgegen, ©efentten Südes
war fie an bet ©^ welle fteljengeb lieben, als wäre fie in ihrem (Entfd)Iuffe, 3U
ihm 3urüd3ufommert, wieber fchwanfenb geworben. 91 un aber 3wang fie fich
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9fr. 3381. 16. Qlpril 1908.
3Ihi[trirte 3*^9-
759
bod) jum Gpredjen, ab« bie SBorte lameit lei Je, fa|t fdjüdjtetn ooit ihren Sippen,
unb ft e oermieb es, ihn habet anäufehen.
„ 3 <h ljöite bid) fo oiel im 3i™nter auf unb ab gehen; ba bad)te id), butönnteft
auf bem [(bleuten Säger wohl nicht jur Vuhe fommen." Sie beutele auf bie
©Ijaifelongue, auf bie iljm gilippo nur ein Ropflifjen unb eine SRetfebede ingelegt
batte. „(Bef) bu ms Seit unb laß mich hi** betben — ich bitte bi<h, SCBolf!“
(Er fuljr 3ujammen. 3 um «rftenmal nannte fic iljn mit feinem Somamen.
Unb tote weich, faft jartlicb hatte bas 2Bori aus ihrem Stunbe gcllungen, ben
er fonft nur immer fpötlelnb ober f)errif(I) [preßen gehört hatte! Unb roieber
fdjoß ihm ba aK bas burd) ben Ropf, was er eben, allein mit fid>, in erregtem
21 uftDaQen lang niebergehaltener ©tnpfinbungen burd)lämpft hatte.
flangfam trat er auf fie ju, ganj nahe.
„©oeline!“
(Es lag ein feltfames Schwingen in bem Xott, ein tiefes flberrafdjtfein, ein
no<h ungeroiffes Dörfchen unb baljtnter etwas roie ein bunfles, ^tltembes Sehnen,
ein Sibrieren, bas auch ihr Seele unb Beib leife erfchauern machte. SBte uon
feinem jtoingenben Süd gebannt, fdjlug fie |e%t bie gefenften Biber ju ihm
auf. Da fah fie etwas in feinem Suge ftehen — ein begehrlich aufflammen»
bes, aber noch oerhaltenes Beuchten, gleich einem brofjenb hwaufjiefjenben
©eroitter, bas näher unb näher fommt, mit unheimlicher Schnelle. Sie mochte
ihm wohl entfliehen, aber fie war plößlidj wie gelähmt; ein angftooKes (Er»
fdjreden unb hoch ju gleich ein roonnebebenbes (Erwarten bes ©e wolligen, ©roßen,
Unbelannten übeifam fie. Unb plößlich begann fie 3U 3itiern, erft leife, !aum
merllid), bann ftärter, fo hef% baß fie enbli<h 3U roanfen anftng.
(Er fah es, unb bas bämonifche Beuchten in feinem 2 luge warb habet jum
gierigen, oerjehienben Vuflobem: bie füge, lodenbe SBeute, rote fie oot ihm
3itterte unb bebte, fidj f<h®n: oerloren fühlte!
Unb ba umfingen fie, bte VJanlenb«, plößlidj feine eifernen 3 lrme, riffen
fie an fich mit einer ©eroalt, bie fie beiaufchte. SOilbe Rüffe fühlte fie noch
auf ihrem 5 lntliß brennen, überall, überall — bann roar es ihr, als ob fie in
eine Ohnmacht, in ein Weer oon Seligfeiten oerfänfe,
xxiir.
Da lag bas ißrotofoll, bas 9 BoIf Schierbranbt h«ute oormittag bei ber ent»
fdjeibenben Ronferen3 fefber geführt ^aüe, oor ihm, unb fo roar es alfo rer*
bürgt: bie Vttienge[ellf<haft ißontinia 3ur Urbarmachung ber Ißontinifthen Sümpfe
mit einem Vetriebslapital oon hunbert ÜJlillionen 2Rarl roar ein feft befchlojfenes
Unternehmen.
Das glüdliche ©elingen bes großen ginanjieruitgsroerfs unter Rührung bes
Kaufes 9 tt)tt)bt & (Eie. roar foeben burch ein glä^enbes Dejeuner bei 2 Diltiam
9 ?^r)ht gefeiert worben, an bem auch b\e in Stalin 3um Slbfäluß ber Sach«
ein getroffenen Vertreter ber italienifchen fürftlicßen ©roßgrunbbefißer teilnahmen,
mit ihnen jugleid) jener ©otfchaffsrat, bet bamals oor 3 ahren SBolf S^ierbranbt
ben abfchlägigen 23 efcheib namens feiner ^Regierung gegeben hotte.
SBeldj ein Iriuntph hätte i e Ö* für ’h™ Vnroefenljeit biefes 2Jtanne$ hei
feinem Sicgesfefte fein lönnen! SBegegnete boch bei hohe Haltenifche gunttionär
jeßt mit oerboppelter fliehen sroürbigleif unb ausgefuchten Schmeicheleien bem
nunmehrigen ©eneralblreftor ber fünfügen großen Slltiengefettfdjaft, mit ber als
einem einflußreichen gaftor im roirtfcf|aftlid)en Beben feines ßanbes [fort 3U
rechnen fein roürbe. Saite biefer SWann es ja oerftanben, feine einft belächelten
Vhantajtereieit 3U einer ftaunenenegenben Zat 3U machen. Stuch bas Schweifte
war ihm geglüdt! Durch Auge, biplomatifche Staljanblitngeit mit ben ©runb*
herren ber pontinifchen ©bene, benen eine reiche ©eroinnbeteiligung jugefichert
würbe, war es SBolf unter tätiger Beihilfe (Eoelines in ihrem glärtjenb geführten
unb halb berühmt geworbenen Salon 3U iRom gelungen, bie geubalf)erren oon
ihrem alteingerourjelten Vorurteil ab^ubringen. So hatten fie [ich benn heule
burch *hre Vertreter in aller gorm bereit erflärt, eine gewaltige, breißigtaufenb
5 eltar umfaffenbe gläche, faft bie §älfle bes Sumpfgebiets, ber 3U grünbenben
^lltiengefellfdjaft auf fünf3ig %af)rt pachtweife 311 übexlaffcn.
Damit roar anberfeits roieber bie SBebingung erfüllt, unter ber bie ©rünbet
ber ffiefellfchaft bas bis 3m ööhe oon hunbert 'Millionen ge3eichnete 2Iftien-
tapital ju garantieren fi<h oerpfli^tet hatten. ®s erübrigte alfo nur noch bie
Santtionierung ber h«ute gefaßten 23 e|<hlüffe, eine gormalität, bie in wenigen
Dagen in bei off^iellen lonftituierenben ©rünberoerfammlung oor [ich gehen follfe.
Damit war bann bie (Erreichung bes «rfeljnten uoll geroährleiftet; benn
baß fi^ ihm nicht unüöerroinbbare technifche ©chroierigteilen in ben 3 Beg ftellen
würben, bas hatte ja ber im großen gemachte $erfuch auf bem Derrarinifchen
©ebirt 3m ©enüge bargetan. 3 llfo fonnte 2 Bolf fich heule lagen: Das, worum
er fo lange gerungen, es war nun gefiebert — er war bei Sieger!
Unb boch war f® 9« feine Siegesfreube in ihm, als er jetjt ln feinem
5erren3immer ber Söcfjnung am Äurfürftenbamm am Sdjreibtifd)e faß unb
bas Schnftftüd, geroiffermaßen bie Urtunbe feines Sieges, noch einmal Gaß
für Saß burchging.
©ar 3U teuer war btefer Sieg erfauft — bas roar bas ©efüljl, bas ißn
jeßt ausf^ließlich beherrfchte.
^Ritten im Jtampfe, roie er bisher gewefen war, fei es braußen bei ber
Arbeit im Gingen mit ben feinbfeligen ?latunn ächten ober brinnen in 9 ?om,
wo es mit biplomatifchen Schachjügen bie hadnädigen §er3oge unb gürflen 3U
überwin ben galt, roar ja bisher gar leine 3*it gewefen, bie Serlufte feftjufteüen,
bie biefer fernere Äampf erforbert hotte Da es nur immer, jeben 9 leto
gefpannt: Vorwärts!
Linkers aber nun heute, wo ber Sieg enbgültig erfochten war. Da ftanb
er, in fchwerem Aufatmen, unb roanble ben Süd rüdroärts. Unb fiehe, ba
lag fie, bie SReihe bei Opfer berer, bie er oerloren tn ben langen 3 ®hKn btefes
Kampfes: bie ©eliebte feiner b« greuttb unb fo mancher anbere noch
aus ihrem 5 treife, ber ihm lieb unb wert gewefen war. ©infam flanb er ba
auf bem Gd)la<htfelbe.
3 a, etnfam m tieffter Seele! Denn iu ben fchweren Scrlufien lam noch
ein werterer, ber Dielleicht noch fernerer wog: er hatte fich falber oerloren in
biefem oer3roeifelten Olingen. Sich felbcr entfrembet, beraubt alles helfen, was
ihm einft bte innere 9 Bärme gegeben, ftanb er bloß unb frierenb ba, unb ber
ßorbeer bes Siegers bünfte ihn eine ftechenbe Domenfrone.
Düfter blidte 9 BoIf SchieTbranbt oor fich h in - ©erabe ber heutige Dag
hatte ihm fo recht 3um SBewußtfein gebracht was er in bem oerhetrenben itampfe
oon feinem Selbft preisgegeben hatte. 9 Bie er ba, grimmige Verachtung im
Öer3en gegen bie beutegierigen ÜRarobeure bes Schlacht felbes, heute oormittag
in ber Äonferenj gefeffen hatte 3wifchen all biefen Beuten, bie ja leinen Anteil
hatten an ber großen, h*iÜ9*n Vegeifterung, bie ihn in ben Aampf gelodt
hatte, benen nur bas glän3enbe ©efchäft ins 3 luge flach, bie mit unbemänteüer
Offenheit nach jebet ©eroinnchance fotfdjten unb um jebes ^Jtojent feilsten —
ein erbärmlicher, wiberlicher 5 lnblid!
Unb hoch h fltte « wortlos babei gefeffen, alfo ftillfdjweigenb gemeinfehaft»
liehe Sache mit ihnen gemacht Vlußte er fich alfo nicht felber noch uielmehr
oeracfjten als jene? Denn fie hanbelten wenigftens ehrlich, ihren 3 nftinften,
ihrer Überjeugung folgenb. 216 er er?
Xönten ihm nicht noch wie ein blutiger £oljn jene hodjtrabenben 9 Borte
im ©ht bie ei einft fo ftol3 gefprochen: „ 3 ch ber ffienoffe oon Sorfenfpielern
unb Gpeluianten? 3 limmermehr!"
Unb nun?
greilid), er hatte fich ja nicht ohne heftigen 3 Biberfpruth gebeugt, als bie
5eran3iehung bes Kapitals nun ben anfänglichen Keinen Rreis oornehmer
Sanlinftitute unb Viioater überfchreiten füllte 5 lur 3ähnefnirfchenb hatte er
fchließlich feinem Schtoaget nachgegeben, ber ihm enegt ein Ultimatum geftelU
hatte: ©ntweber 2 QoIf fügte fich, ober er 30g feine £anb oon bem gan3en
Unternehmen! Go nur, einfach gezwungen, hatte er feine Ronjeffionen gemacht
Uber er oerwanb es boh nicht
Die Xreue gegen fich fdbft als bie ei^ig wahre Vornehmheit ber Geele
3U wahren, es hatte ihm ftets als h^fte SJtannesibeal oorgefchroebt 2Bie
weit, wie weit war er nun baoon abgeirrt!
Vicht allein, baß er haute biefen uerachteien Vlammonsfnechten famerab*
fchaftli^ bie ^anb gebrüeft, mit ihnen beim 2 Bein gefeffen, ihre plumpen
ßobhubeleien ruhig eingeftedt unb bie beim Xoaft auf ihn ausgefprochenen
(Erwartungen, er werbe „bas ©efchaft 3U einem hohtutrattofu" mad^n, unroibeT»
fprochen hingenommen — nenn auch tief fie Verachtung oor fich felber hn
£er3en — er hatte fich ja auch fonft oerloren, tn einem anbem Vunlte, ber ihm
nicht minber tief faß. (3rOTtftBimg folgt in bet rmdrtten Stummer.)
Ortüljltngsmorgen.
©olben glänjt ber f)ügel,
fierdjen fteigen auf,
Rn 6 mit feur'gem
5äl)rt brr (Sott herauf.
11 ber getb unb ©arten
i'icgt nod) Sttorgenbuft.
ffilühenbe Stonbarlen
SBeljen burch bie ßuft.
tBlobgrilne Schleierlefn
duftig unb jephqrfcin
Iragen bie ©üfcfje unb ©äume,
3QTtgoIbne Sdjleier fein
2Ballen roie 3a*>&erfcbfm
5in buuh bie luftigen IRfiume
Rlle Sinofpen fpringen.
Öötjer fdjroiUt b« €>«r3*
SJfth' unb t?em< Hingen.
Slug' geht himmelroärts.
(Golbne Blüten (infen
3?ti r auf $aupt unb Bnift.
®Jeine klugen trinfen
^>öd)fte (hrbenluft.
ipaul 9tüthning.
Xu, aller SBonnen Quell,
gcüfjling, bu Xrautgefell,
©reit’ einen Schleier fein
Um alle SDinterpein,
©ring ruicber bie feligen Xräume!
?(lte, felige XrSuine . . .
dfjrtfta ®odj.
Sdileiet . . .
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’Jtadj »me tu rtiotoar(tpl)il<f)tn ftunltWatt oon fftroin iHaupp in Btrlrn.
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Slfuftritte 3^ un 9-
761
3381. 16. Styril 1908.
Dr. Hrtur u. 'iOeinbeni-
Das ©eftüt SBalbfrici) unt> bet SRenn-
ftall bet ©ebtübet o. Sßeinbetg.
(Eine fjeimjtätte bis (Dollbluts in *35eutfd)lanb.
Von Julia« tHjmanri, TOainj.
Qfut*) bet ©ennfport Ijat feine (ftefchichte. 3 |t fte aud)
•vinidjt [o umfangreich wie bie Staat enge |d)id)te, fo tan«
man fie bod) um fo leid)ter überblideu; benn fie redetet
nad) 3aht3*hnten, ioie jene nadj 3at)rtjunberten, unb ein
3 al)rjct)iit fann ©eTänöcrungen ^crbetfiUjren, bafj uom
Eliten nur wenig Gbrigbleibt, (Eine fold)e Umwälzung
hat ber bcutfd)e (Rennfport eben erfahren. (Reue ^Jerjöti.
lid)Ieiten mit neuer 3 nit 1 atioe haben fie Ijctbeigefüljrt,
unb noch ift fie nicht abgefd)lo|fcn. Tao [elbft3ufricbene
ttefüht ber tlberlegenheit f bem fid) unfere fRennmagnateu
hingegeben. hatten, in bas auch feine Schlappen burd) bas
Sluslanb ©reiche 3U legen oermochteu, muhte aus bem
eignen ßager befämpft unb cr|d)fittert werben. 3 n ben
ersten (Reihen bet .Kämpfet ftanben unb ftet>en bie (£>e.
brüber n. UBeinberg burd) bie (Einführung heroortagenben
3uchtmaterial9 unb bie £>eran3iehung geeigneter anglo«
amcritanifcher Är 3 fte.
(Ein fleiner £>tnbemis[tall, Anfang ber neunjiger
3ahre begrünbet, u>ar ber Beginn ihrer rennfportlichen
Unternehmungen; 1897 f inbet fid) im (heftütsbud) bie
Karl o. SBrinberg.
Sic KDagenrcmilc unb Sattetlanimcr. Set Stcnnitall. Tac. DrnvalLunosgcUlub« unb ’JBoljnljaue. ®cr <Lc[tfi t<alL
Sie £auptgeb5ub« bes (Beftilts.
Das ©eftül 3BaIl)frieb unb ber 5HennftaU ber ®eb rüber o. SBetnberg.
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E
Die aJhutterfttite JJefta mit Dem Johlen Jauft auf Der Stoppel
Johlen auf Der Stoppel.
9Jotij oon zwei 'JOt utterf tuten im ©ejitj bes £>errn I>r. MUein*
borg, bie« ber (Beginn Der (Betätigung in ber 3i*<bt. £vute
beherbergt ein mufterhaft eingerichtetes ©eftüt bas cbelfte
unb be|te cnglifcf)e ©ollblut, unb cs hat burd) bie raftlofe
unb 3 iclberou&tc 'Arbeit feines ^eft^ers allen beutfehen.
3w<f)t|töttcn bei» Wang abgelaufen.
Das ©eftüt 9Balbfrieb ift in 'JHebetrab, einen» ©ororte
oon Jeanffurt a. (DL, in prächtiger walbigcr Umgebung
gelegen, ©eine (Bauten
— fRennftall, 6 tut cm
ftall, ©John* unb ®or«
ratsf)äufcr u. a. — um*
fliehen faftige Stoppeln
unb großzügig angelegte
Irainicrbabnen. ®is
heute gibt es noch Tein
an Der cs beutfd)«s Cbc-
ftüt, bas Der 2000 m
langen, im SBinter mit
Stroh belegten trainier»
bahn ©leidjes entgegen*
pfeßen hätte.
3»tl perfdjiebene SUv
tegorien bilben bic 3n*
faffen oon 9Balbfrieb,
Öas3ud)t*unb Da*9tenii‘
material. Der 3u<ht
bienen gegenwärtig brei*
uub^iDonjig Stuten unb
ztofiÖengjte.He Stuten
finb zum eift aus (Eng lanb
importiert, teils birett
oon &«rrn Dr. p. SBcinbcrg, teils inbirett burd) ben Worb«
beutfehen 3 ut hri>ercin. 3 U ben letjteren jät)lt auch bi« bc*
rühmte Jefta, PonSt.Simon*9lbbeffebe 3ouarro.‘DeT3ud)t-
oerein raufte fte für 2H000 jt, um fie, bie nur mäßige
©ennleiftungen aufroeifen fonnte, für 100(K) .* an Sjcrrn
Dr. p. Weinberg meiterjugeben. Jefta brachte bisher fünf
©robufte, bie befannten unb populären Jocmnibatfinber
jels unb Jabula, ben ältom ©tjrfhirefoh» Seftino unb
ben Derbijcracf Jauft, oon Sarabanb. IDiefe ^ferbe oer*
bienten bi« h fut * 957 OOO .M. ©och nicht gelaufen ift
Jeroor, oon (baltee 9Jiore, öcr feine ©efchwifter noch über*
t reffen fall. (Eine ooTjüglidje Stute ift auch ©olb Trcain,
bic ©hittcr bes Derbpfiegers Defir oon Saphir unb ber
ausgezeichneten 3ähriingsftute Defircc, oon Gaius. ©c*
fannt butd) ihre ftinber finb noch (üngclurc (Einmut, Ein-
griff, Hnfturm), ©armo (©armenio), ©arrel (©raoour,
©arritabe). ©on ben neueren fbit&ufai finb heroor*
Zuheben ^opsfotef) (Horizont IT.), 9Jleta II., ©erfeft
üooe, Cabßlanb, St. 3>onnat«, Crmeloa unb ber Senfa*
tionsfauf ber lebten ©ewniarfetauftion ®raoe aub ©at),
eine ©meritanetin, bic 56000 foftete. 9Jian fann Je*
Doch heute fchon fagen, baß fie {ich reichlich bezahlt machen
wirb, ba bereits zwei ©robutte oon ihr £>«rm p, ©Jein*
Berg befchert würben.
©is gu biefem 3ahre gingen feit bec 3rit, wo (Realijt
unb bann ©tildjmann als Dcdhengfte »egen mangeln ber
■Klaffe ausrangiert würben, fämtlidje Stuten ju ben beftcu
©efchäleni Deutfchlanös unb (Englanbs. (Eine «nberung
ift hierin jetjt eingetreten, ba bie fclbftgejogcnen £>engfte
3rcls unb freftino bie ÜJlehrzahl ber Stuten beeten werben-
(Einen großen Seil bes 3 a b res oerbringen üu<h bie Äettu-
pfeTbe in SBalbfricb. ©egenroättig ftehen bortoierunbbreißig
Werbe unter ber Obhut bes Trainers ÜBaltcr. (Die be>
fannteften unter ihnen finb ber (Derbgfiegcr Dcfir, bie
©aqem* unb Eluftriapretsficgerin Jabula, bie brei jährigen
(Derbhfanbi baten öorizont II., Srauft unb ©allafcf), ferner
noch eine nach Slbftammung unb ©usfehen auserlefene
Schar 3®riiähriger, unter benen Jerpor, oon ©altee
SJRore-Orcfta, ©nfturm, oon Orme*©ngelure, unb 9JhtriUc'.
oon ftlorizel Il.-'Ufeta II., fcfyött oiel oon fid) reben tnad^ten.
Die gefchüßtc Xßalbtoppel. 3m ijintcrgrunb lints bie Stutenftälle.
Das ffieftüt 2BaIbfrieb unb ber ??enn|lall ber Gebrüber v. Weinberg.
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9tr. 3381. 16. Slptil 1908.
3lluftrirte 3dtung.
763
ba fte ihr Kefi^er 311 öem ®rofjcn Kreis oott
Karis 1909, bcm rcidjften Kennen Europas, ge*
nannt Ijat.
Tie Hoffnung bes Stalles finb neben beit
3wcijai)rtgeit bic ^ätjtlinße. ?lud) |i« bilbcit
eine ftattlidje, Ijodjgeiogcne Sdjar, unter bcticn
Iciber ein freftaprobutt fcljll. 9U$ bie ^Pc?t*
eit tändelten erroeijen fid) bis jetyt C&röfjljenog,
non 3 »nfanbel«®TQoe anb (Saij unb Xcfiree,
non CXnius*©olb Xrcenn.
Tic tfwmptanteilnabme im betrieb bee ffie-
ftüta erforbett bas Wbfofjlen ber Stuten unb
iljre Kebedung. Die fdjou oorljanöeucn ftolj«
len, eine ©eitere Äatcgorie bes Kfcrbc bei taubes,
treten nodj nidjt fclbftä.nbi& in bie (Srfdjeinung,
[onbem tummeln fid), uon ber Slutter un-
getrennt,, mit itjr auf ber Stoppel.
Sdjon aut frühen 'JUlorgen beginnt im Stall
bic Siebe it. (£s ©erben bic Kenn pf erbe geritten
unb auf ben Xrainierbaljnen gröberen nen oer-
anftaltet, in ber 0ad)|prad)e Trials genannt,
bereu Kcfultat fid) aus Öen Kennungen 3U ben
Kennen erfcljeit lägt. Tie trcfflidjften 9lti-
lagen forgen bafiir, bafi bie ^ferbc niemals
burdj ben 3uftanb bes Kobens in tljrer Arbeit
geftört ©erben. Nudj bic Xcdljcngftc werben
um bieje 3*^ geritten unb bewegen fid) toüt«
big unter ber jungen ©cfcUfdjaft. Ctn fdjönes
23ilb bietet fid) im §odjfommer, ©eun bie 3ätjr-
lingc jum erftcnmal unter bcm Sattel geben
unb leidjte Kcitjungett ben jidj anfangs Sträu*
benben bie erfte t'ettion nidjt all.gt fetjuwr 3U
machen juetjen.
SLRittags l)crr|rf)t fRufjc im Stall. Spater
erft werben fämtlidje Kfarbe auf bie .Moppeln
3JJ.org enar beit int 21) Inter.
Ter br. .Cvitgit Tcfir, 1904 oan Sapl>tr>(5>0tb Twain gejogen, gewann im oergattgenen
3atjre bas Xcutfdjc Xcrbij gegen bie Seiten aus CfterrcidHIngams Xrrbtjnaffe. Cr oet*
biente für bie SDcinbergfdjen färben bieder 139195
Ter fvengit Jcl*, ein Jfmimibäl-Jycftdföljrt, Xcut[<blönbs erfalgreidjftea Kf*tb. 3n ben brei
Ctatnen feiltet Kcnntättgtcit gewann er lieben (Fbrenpreifc, bie Dterorbfumine oou
417 810 ,/t unb 14 520 ^dditerprdinien. Seit Seginn bes 3 a b re * dt er in SSalb*
frieb als Sefchöler aufgeftellt.
Tie anutterfntte ®olb Xream, brachte ben Xerbtjfieger X4fir.
Tie Sudjsfnite ftabula, 1904, oon f>annibal.3*fta, bie befte Sllegerm XeutfebUmbs.
3>as ©eftüt SBalbfrieb unb ber Wennftall ber ©ebrübet o. SBeinberg.
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764
Sflujtrirte 3 c ^ un 9*
9lr. 3381. 16. Slpril 1908.
gefanbt, bicfcs ober jenes fiot wohl oudj
geritten. Tie 9lennpferbc werben, foTg*
faltig in Tecfcn getjüllt, im Gdjritt „be-
wegt“, mährenb bie nidjt im Training be»
finblidjen Tiere mehr frreiheit geniefcen.
Tas ©eftflt bietet ein ©Ub peinlicher
Ortmung unter forgfältigfter Qlntpenbung
aller 9Rittel, bie geeignet finb, bas Woljl»
ergeben unb bie Mcnnfäfjigtcit ber 'üferbe
ju fteigern, Unb fo fonute s er «Stall bcnit
im Wettbewerb mit ben attberen beutfdjen
Ställen fiegreidj bleiben nnb bie größten
(Erfolge erringen.
Wenn freilich pan ben (Jrfotgen bie SHcbc
ift, fo barf ber Trainer IBalfer nietjt per«
geffen werben. Tiefer erfahrene Slmcrifaner
bat es perftanben, fid) bem Stalle unent«
bcljrlict) ju machen. Gr befiftt eine be«
wunbern&rocrte ^öljiQfett in bet ttunft, feine
Vferbe jum beftimmten Tag für eine bc»
ftimmt« Tiftanj „fertig“ 311 machen, unb
bie trefflichen (Einrichtungen SBalbfriebs er-
lauben ihm, feine Schößlinge in jeber
Weife ju förbem. 3m SJercin mit einer
tüchtigen reiterlidjen ftraft (in biefem 3aht
wirb es 1B. C'lSönuor fein) Ijat er es
ermöglicht, natürlich geftütjt auf ein l>rr*
oorragenbes 9Jiatcrial, haft man es beute
in fporllichcn Greifen beinahe oU etwas
Gelbftoerftänblid;es , u>enu bie
grögten ttonfurrenjen an Slautweift fallen,
Ter bbr. §cngft Sferoor, oon dieltet 3Jtorc«^efta.
fall baljcr bie bis jeßt Ijßdjftc ©eroinnfumme
bcs JJaljrcs 1906 bie Ausgaben nur um
etwa 50 000 ./f überfliegen
bie Sluegaben 3afjr für 3<»ht biefelben
finb, bie Sfcnngcamme aber Schwan»
ruitgeu unterliegen, fo werben bie Herren
o. Weinberg, beiten ber Wenn (fall gemein«
fani gehört, wohl feinen graften materiellen
9hit)en aus iftrem Slennftall jiefjen. Sie
hatten jebod) bie ©emtghtung, bie (|5ci}ften
Turftropbäen ihren Wertretern 3ufallcn 3«
|el)cn, fo bas Tcutfche Terbt), ben ©roften
%>reis pon Berlin, ben »apempreis, bas
3ufunftsrenncu u. a. m., bie fie mehrere«
mal gewannen, ben Gilbcmen Scfjtlb pon
Öoppcgarten uicfjt weniger als fünfmal in
ununterbrochener ^Reihenfolge. Taft bie 53c*
fißer bes ÜBeinbergfdjeu IRcnnftalles nidjt ge-
willt finb, bie nidjt leictjt errungene Guperio«
rttät roicbcr fahren au laffen, jeigen ihre lln»
ftrengungen für bie gegenwärtige Gatfon, in
bie fie mit einer ftattlidjen Gchar ausfidjtrei«
djer ftämpen eingetreten finb. Tie wadjfenben
(Erfolge hoben fie audj baju geführt, fidj bie
3«ele immer weiter 311 ftcefen unb bie graften
^cranftaltungen bc« Sluslaubs meljt als bis«
her in ben Äreis ihrer Uniemehmungen 3U
jicfjcn. So übcrrafcfjten fie bie Streife ber
Turffreunbe oor furjem mit ber 9RcIbung
Tcfirs 311m btesjätjrigen >flrir bu ßJrefibent
bc (a Biepublique.
$er 6r. ©cnfllt JJiurtllo, oon Jlorijtl U.-tücta 3 . Ter 5u<bsbfnfl|t Änfturm, oon Crmt • UnQflure.
Tie ausfidjtTeichften IBcinbergfdjen Uertnreter bes neuen Saßigange als 3äljrlinge.
jene färben, bie bas
pcrftänbnispolle 3n«
einanberarbeiten oon
3ßd)ter, 9tennmann,
Trainer unb $odet
auf ihre .frohe ge»
bradjt hat.
TI e ©ewinnfum mc
bes Gtalles ftetjt ba*
her fefjou feit einigen
fahren in ber oor«
berften fReihe, feitjroci
fahren fogar an ber
Gpitje ber ©eroinne
europflifdjer; tRenn«
ftallbefi fter. (Eine fleine
tlberfidjt mag h ier
IJJlaÖ finben. Ter
Stall gewann ln ben
5fah«n ;
1902 273. *>03 .*
1903 201414
1904 197337
1905 575685
1906 737487 . fi
1907 005228 ./I
(frrcilid) finb aud) bie
Auslagen enorm Ijod).
Trainer unb 3ocfei, bie
Transpoxtfoften unb
bie Utennungsgetbcr
öerfdjlingen Wiefen*
fumtnen. i>iet ju fom*
menbie2Infaufsgclber
für neue Stuten. Cs
Tie 2000 ui lauge Irainierbahn. (Ter Spa3lcrgänger ift 3Br. (George SBalfer, ber Trainer bes JBeinbergfdjen Stalle».)
£as ©e|tüt Söalbfrtcb unlr b<r 9?ennjlall ber ©ebrüber o. 3öeinberg.
Oberes ift mehr als
ein ^ripatuntemeh«
men, ba» wir hin ge«
fdjilbert hoben. 2luf
ber tBoIlblut^ucht be«
ruht bie Jucht bes
ebeln fiatbblutpfcrbcs
unbnamentlichbcfrÄa«
nalleriepferbcs. 2111«
jührlidj muft Teutfch«
lanb bebeutenbeSum»
men ausgeben, um
00m Muslanbe jut
S lufredjterhaltung ber
Qualität Judjlmate*
rial cin3ufntjrcn. Ter
9luff<hwung aber, ben
bie bcutfdje judjt
burch bie 3nl ti atioc be r
Herren p, Weinberg
genommen h«t, erhält
einen grofccn Teil
biefer Summen bem
Clnlaube. ?icbenff
man ferner, bafj bie
kennen Taufenben
^efehäftigung geben,
fo wirb man 3uge«
flehen muffen, baft
Walbfrieb neben fei»
net fportlichen gewift
auch c»n< nicht 3U
iinterfdjähenbc polfs»
wirtfd)aftlichc ■»ebeu«
tung h at *
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9tr. 3381. 16. April 1908.
3Huftrirte 3 e 'h* n 9-
765
Die bet Ofietn im Spiegel
germanif<fien (Sötter» unb 9ll)nenfutt«$.
Von &atroi Dwngt*, rrw&ciu
(jrrjenn tm beginnenben fienje Me Dage langer unb
^üroämicr wurben, wenn bie Hatur 311 neuem ßeben
erwachte, b«nn begann bei unfeten ljcibnif4)cn Voreltern
«ine Seit bes (Stüdes unb b« «Jvculve; fie jubelten ber
wärmebringenben unb bamit fegenfpenbenben Sonne 311
unb begrüfeten fic mit tief finnigen ftjmbolifchen £>anb»
Jungen. Bei bem aufeetorbenUtd) tiefen Haturgefühl, bas
unfere Ijeibnifdjcn Soreltcm bcfcelte, bei ihrem innigen 3^«
fammenleben mit ber Watur ift biefe grofee Haturoerchrung
ohne weiteres oerftänblid). Die meijten ber Sitten unb Ge-
bräuche ber graften» unb Öfter jeit, foweit fie aus altijeibni-
(djer 3cit ftamnten, finb batjer fpmbolifehe öaablungcn für
bas IBiebercrwadjcit bes Haturlebens ober aud), bo nach
gevmanif(t)*l)cibnif(f)er Sluffaffuug mit ber fteigenben Sonne,
mit ber Berjüngung unb Befruchtung ber (Erbe aud) bie
fd)äblid>en Statur gemalten, bie Mranfheit unb 5D7ifegefd)id
bTingenben Dämonen ins fianb famen, Wbwehrmafercgcln
gegen biefe. ÜJlögtid) ift bafjer, bafe bie treuer, bie unfere
beibnifdjen Weiten entgünbeten, ftrenbeufeuer waren,
Sonneitfnmbole ; ftdjer ift, bafe fie Schufef euer waren gegen
bie bem Btenfdjen fetnMid) gefinnten Baturgeroalten.
Dafe bie Sitten unb Gebräuche bec jetzigen Jaften»
unb Dfterjeit, alfo bes feetbrnfeh-germanifehen ßrü^jaljrs-
feftes, bas im 9Jtära begangen wurbe, einer ftrühlings*
unb ßidjtgöttin Oftava, nad) ber bas Ofterfeft feinen
9iatnen erhalten Ijabe, galten, ift ein 3crtum, ben mir bem
angelfnd) fif djen ®efd)id)tfd)TeiOcr Beba Benerabilis (ge-
boren 672 ober 673, geftorben 735) oerbanfett, unb ber
»cm 3<*tob Grimm unb anbercu Germaniften übernommen
worben ift. Beba fjat feine Behauptung in feinem SBerfe
..De temporum rationc“ (Äapitcl 15) folgen bermafjen aus*
gefproefeen; „Der ßoftarmouat, welcher jetjt Oftermonat
genannt wirb, hatte früher feinen Hamen oon einer {ferer
(angelfächfifdjcn) Göttinnen, welche ©oftra genannt tourbe,
unb welcher fic in jenem 9Jtonat ftefte feierten; mit bem
einmal üblid) geworbenen 2Borte eines alten Brauches
bejcidjnen fie bie 3rreu&en bes neuen tf-eftes." 8r llt ®ebas
9lnnal)mc, bafe bie h^bnifdjen Slngclfadjfen eine fiidjt-
unb 3riil)lingsgöttin Oftara oerehrt hätten, befinbet fid)
in bem gefamten Cuellenmatcrial, bas bie ©ermanen-
fotfdjnng überblldt, neben feinet eignen Behauptung nur
ein emsiger Slnljalt, ein Barbenchor, ber im Befitj ber
ehemaligen Bcnebittincrabtct Moroei (Soroet)) fein folL
(Er lautet nad) einer bem Berfaffer biefer 9lrbcit opr«
liegenben 9lufscid)nung folgen bermafjen:
(annciKUbjif«)
Boikiar, Koitar.
i-onlhan niiMl -r,
inanit* ih^f-
aevru va\»tmilra
aml vinlliemlrsi;
eiitfUili«,
i-lui.-tulra,
friita bim T
Tliat bis jnilli p lhilln * 1 ,
and kn> si ^» l>ur^uii,
n« i» kaliKv.
ite u-n hwl tniun sint.
(UPtUfriitidij
rfmru. Citavrt,
Oer (trPr IMiilKr,
Infie öieiett
Elfter u>iic!)k»i
unP «rntitiu
ihn MOlten,
fi d) ic trit«\«tt,
?trirtc ilnit!
Dah feilte (5r&e ffi eeirifbet,
tinP fic fei (kPotscm,
mit Pie fwiliflett.
bic im Fimmel finb.
Oer Berfaffer biefer ürbeit hat nidjt fcftftellen tönnen,
ob bie Eingabe Schenflmg-^PreDÖts („Worbb. Bllg. 3tg-"
f)tr. 88 n. com 15. Slpril 1900), biefer Gang befinbe fid) nod)
heute in ber Bibliothef ju Ätoroei, jutrifft ; angenommen,
es wäre an bem, fo ift es nod) fef)r bie &ragc, ob biefes
fiitcraturbenfmal ed)t ift, benn es h a beu ftd) anbere Befi^*
ftüdc biefer Bbtei als ^älfdjungen erroiefen.
(öenug: es erfd)eint Bflidjt berjenigen Sdjriftf teile r,
bie an ber @crinanenforfd)ung ernfthnft beteiligt finb, bie
Itaicnanfchatiung oon ber freunblid)en fiid)t« unb f^tüh’
lingsgöttin Oftara, bie im ßen3e fegnenb über bie 3rluren
3iel)t unb Blumen ftreut, too immer bie ©etegentjeit ftrfj
barbietet, 311 jerftoren. ftaum ein 3citungsauffa(j über
bie Sitten unb ©ebrdudje ber Cfteqeit wirb gefdjneben,
in bem bas 9Jlärd)en oon ber Oftara ntdjt oon neuem als
Bertanbteil ber germanifchen SOigthotogie mitgeteilt wirb.
Cln Wahrheit würben bic ^werfpiele unferer heibnif<hcn
Slhnen allein aus ben im (Eingang biefes ütuffahes ge*
nannten ©rünben geübt, oot allem als Slbroehrmittcl
bämontfeher Brächte, bie 6cud)(n unb Unwetter ins Canb
brachten. $a* 3««cr, bas im altgermanifdjcn Äult eine
grohe fHolle fpielte, ^ottc nach ber Qluffaffung unferer
Boreltern teinigenbe ßraft. Qöenn ein germantfd)cr ffliamt
Bcfi^ oon ©runb unb Boben ergriff, fo pflegte er biefen
3UP0T mit einem 3reuerbranbe, im 9lorbctt wohl aud) mit
einem ©ötterbilbe gu umgehen, um ihn oon uerberbli<hen
Biäcfjtcn 3U fflubetn, um bie auf ihm hodenben Dämonen
3U bannen. IDiefe [feuer würben burd) niuwan (reiben)
ent3Ünbet, es waren bie in Quellen bes achten unb neunten
3ahrf)unbert& bereits belegten fog. Botfeuer. Gonxit
fid) bie Cfterfeuerfitte erhalten hat, erfennt man übrigens
3weifellos ihre h«*t>nifd)C öerfunft, 3. B. in ben Öfter*
feuern ber QBarburg« ©egenb (Xaffel), bei benen Bods-
bom (ftreusbom), ein fcerenMumchen, als Brennmaterial
biente, in ben IJeuem ber Bltniorf, beten Bfdje gut Teilung
oon Biehtranfheiten btnutjt würbe, in benen bes <Eid)s*
fclbes, tp 0 man Me ausgebrannten Gleite bes Cfterfeuers
am Bflufl« befeftigte, bei übers ftelö geht, weil man
glaubte, baff bann bas ©etreibe nitfjt branbig werbe.
^ie djriftli^c Äird)« hat fid) bei ber (Einführung ihrer
Sehre in beutfdjen Sanben bie Sitte ber germanifdben
Jynihjahrsfeuer ehenfo aunutie gemacht, wie fie anbere
heibnifche Gitton'unb ©ebräudje übernahm, thriftUch färbte
unb fo weite rbeftehen liefe. So feljen wir benn in ber
3«it bes hi- Bonifagius bas heibnifdh« 3frühiah rs f CM * r
als „Ofterfencr“ wicber, bas gang ähnlich entjünbet würbe
wie jenes, nflmlid) burd) ftcrausfdjlagen aus einem Steine.
3>a& biefe Ofterfeucr ber erften germanifd)cn Gh^ften
unmittelbar ben heibnifd)en gfrühjahrsfeuem nachgebilbet
waren, geht aus bem UmFtanb hcroor, bafe bem BapJtf
3achariao (741 bis 752) ihre 2lnroenbung no>ch unbefannt
war. 3ad)arias hätte feinen feinem unb flügem Ätr^en-
politilcr finben fönnen als Bonifajius, ben „Bpoftel ber
Ü>eutfd)en", ber ben bjeibnifd^en Brauch fid) füT feine
ÜRiffionsarbeit oortrefflid) aunu^e machte. Die 3eremonie
nahm halb eine atlgemeingültige ©eftalt an, bie noch
heute beftel)t- ®s ift bie folgenbe: 9lm Elatfonnabenb
wirb Brennbola im Äirchturm, auf bem ftriebhof ober
auf einem fßlatj in ber Bflf)« ber fttrehe aufgef Richtet,
in mandjen Crtfchaften, ittbem jebes ©emeinbeglieb ein
Scheit beiträgt unb mit Steuer, bas man aus einem Stein
eraeugt, cnt3Ünbet. Das f5feuer wirb 00m Bfarrer bes
Ortes geweiht, unb nun werben einige gl&h'nbe Wahlen
aus ihm ins 9Beihtaud)fafe gelegt, aufs neue angefad)t
unb an ihrer flamme bie 3uoor üerlöfd)te ewige fiampe
unb alle ftirchenlid)ter angebrannt* 3ft biefe 3«emonie
oorüber, fo ftofjen bie ©cmeinbeglieber 3»ei bis brei 8rufe
lange Stäbe in bas noch lob*”be Ofterfeuer, laffett fie
anfohlen unb tragen fie nach Saufe, um fie bort mit ber
Bitte 3U ©ott, er wolle bie „fjofftatt oor gpeuerfchaben,
Btih unb -öagel, ihre Bewohnet oor Rran ffjcit unb
Hexerei" betööh wn r im €>«^f cu « r 3 U oerbrennen. So
erhält bas £aus „neues Ofeuer" — wir feljen in biefer
Sitte bas altgermanifche Ofrühfahtsfeuer in djriftlidjer
Äultur,
Sa viel oon beit fjeuerfitten ber Ofterjeit.
©ine anbere Sitte biefer 3«it fnüpft fief) an ben ©e*
brauch bes (Eies, füud) über ben Urfprung biefcs Brauches
werben pielerlel unhaltbare Cegenben oerbreitet. 3n einem
oon Dr. £>• Wetnf>arb oerfafeten IHuffafe über „Deutfdje
Oftergcbrfluche" firibet man 3. B. folgenbe ©rflärung ber
Oftereifitte : „IMuf bic Berchrung bei ©öttin Oftara (!)
geht aud) bie Sitte ber Oftereiet jurüd. Die alten ©er*
manen opferten ihr gelbe ©iet — gelb ift bie SJarbc bes
Cichtes — unb bem Donnergott Donar, ihrem ©elieb*
ten, rote (Eier. Bot ift bic {Varbe ber Ortuersglut, mit
beren Blifeftral)l Donar bie Qrifof triefen »erjagte, bamit
Oftara ihren Frühling sein3ug beginnen Tonnte." 5ür
alle biefe Annahmen fehlt jebes Beweismittel. Jteine
Quelle oerrflt, bafe bas (Ei unferen hetbnifdjen fflorfal)ren
ein Stnnbllb ber wunberfamen, unoerfiegbaren Drieb*
traft ber Batur war, bas fte ihren ©öttem opferten,
wenn biefe ben £enj aufs neue übers ßanb fanbten;
wir wfffen nur, bafe bie Sitte, Oftereiet 3U effen, fehr
alt ift unb fdjon im frühen SHittclalter fief) nachwclfen
lägt. Den Sitten unb ©cbrftuchen, bie mit bem Ofteret
äufammenhängen, lag allcrblngs ber ©ebanfe bes neu*
feimenben Gebens jugrunbe. 3n Oberfranfen unb in
bet Cbcrpfal3 würbe früher beim erften Durdjpflügen
eines 3-elbes aufeer Brot unb Blehl audj ein ©i auf ber
Wderlnime geopfert. Cln Oberbagem ging am erften Öfter*
tage bet Bauet mit feinen Anetten unb Blägben runb
um feine Ader unb ftedte in beren ©den Balmfreuacfeen
unb Schalen oon geweihten ©iern. 3n bie ffliitte jebes
Qrelbftüdes würbe ein geweihtes ©i, bas rot gefärbt war,
eingegtaben, um ^agclfdjlag unb Branbigmerben bes
ffietreibes 3U oerhüten. 3it Dhüringen afe ber ßanbmann
mit feiner ftamilic mitten auf bem befäteu treibe ein paar
frifdjc ©ier. 9lber aud) eine anbere fftflärung fanb
man für bie Bnwcnbung bes ©ies jut Ofteraeit. 3n
Böhmen war unb ift wohl nod) h*utc in manchen Orten
ber ©laube oerbreitet, bafe, wer am Grünbonnerstagc in
ber Airdje burch ein ©i fiefet, unter ben abenbmahl*
wchmenben grauen bic erfennt, bie freien finb.
Buch als Sgmbol ber Oiebc geniefet bas Ofterei 9ln*
fehen. 3n 3tieberbagem war es früher ü&lid), bafe ber
©urfd) in ber 9Rad)t 3um Cfterfonntag beim {Jenfterln
oon feinem Bläbdjen ein rotgefärbtes ©i als fiiebes* unb
Dreuebeweis erhielt, unb in Dirol fchenften fflläbchen, bic
ßiebe für fid) cnt3Ünben wollten, bem Spanne ihrer SDahl
©ier, bie am Ofterfannabcnb in geweihtem Jeuer gefotten
unb rot gefärbt worben waren. Bud> mit ©iern, bie 00m
Briefter geweiht unb mit Berfen befchrieben worben
waren, befdjenften fid) öiebesleutc. ©in foldjer Bers
lautete :
3d), Xu. bas (St,
UDir (inb unter brei,
Icllm rotr CSl,
»Iftbrit unter iroci,
ttiuen i»ir uns .vn«,
Vtcibt’9 bei »Incrlet.
©in anberer fjiefi:
30) toflnidje. Dieb d) cu, froh unb frei,
SJliCt) Dir Xi<b mir jum Cflerei.
Sehr beliebt waren „Cierfpiele", insbefonbere bas „©ier*
härten" genannte. ©$ war ein befonbeter Braudj bes
fäd)fifd)eu Bagtlanbes, ber eTft oor wenigen 3ahren 311
befteljen aufgehört hat, weil er ju Buswüchfen führte, bie
bie öffentliche Orbnung nid>t bulben tonnte. Der Brauch
war Domehndid) in ben »ogtlänbijdjcn Stählen Bborf,
Alingenthat unb Blarlneulirchcn üblich, läfet fief) aber
auch für anbere ©egenbeu Dcutfd>lanbs nachweifen, ©t
war folgen bermafjen bcfchaffen. SDod)entang oor Oftem
begannen bie ftnaben (Her mit h ar ten Schalen ju fam*
mein. 91m Oftertage begaben fic fid) auf ben Btarftplafe,
um bie ©ier gu „härten". Das gefdjah entweber auf
„Büd unb Gpife", b. I). fic fdjlugcn btc ©ier fowot)l mit
ben unteren wie aud) mit ben oberen ©nben gufammen,
ober auf „Büd ober Gpife", b. h- fi e fdjlngen fic ent*
toeber mit ben unteren ober mit ben oberen ©nben ju-
fammen. Den Mampf auf „Wüd unb Spife" fonnte -nur
ber wagen, ber ein fehr hartfdjaligcs ßi befafe. Öerliercr
tbar ber, beffen ©i beim „gärten" gerbrach- Spafeoöget
g offen auweilen ein ©i mit ©cd) aus, fo bafe fie Sieger
in allen Äämpfen blieben; mürbe biefe Cift entbeeft, fo
bewarf man ihren Urheber mit »erborgen gehaltenen
fd)led)t<m ©lern unb trieb ihn aus bem Streife ber
Spieler.
©ine britte wichtige Sitte ber Ofteraeit war bie bes
Schlages mit ber ßcbensrute. SBenn im £<03 bie Bäume
unb Sträucher bie erften grünen Dtiebe geigten, bann
würben oon ihnen ©erteit gefd>nitten unb mit biefen
ffrauen, SJläbchcn unb weibliche Diere gefd)lagen.
9lach ber Bolfsauffaffung übertrug bet 3 (DC *g bie in ihm
quellenbe unb [proffeitbe Äraft auf fUlenffhen unb Diere,
bie infolgebcffen felbft fruchtbar würben. Bittenreifer unb
BSeibenruten, an benen nod) bte Aäfechcn hingen, waren
bie beliebteren ßcbens3weige. Beiber Bäume fproffenbe
3to«ige ftellen wir im jungen ßena aud) heute nod) gern
ins 3inimcr, als finniges 3<idjen bafür, bafe wir in ihnen
ben Frühling grüfeen; aber bic tieffinnige, fomboltfche
.f>an Mutig, bie mit biefent Brauche einft ocrlnüpft war,
haben wir oergeffen, oergeffen wie fo manch« anbere
fd)öne Sitte, 3. B. bie JJlurenrittc.
©s würbe fd)on ba»on gefprodjen, bafe unfere heib-
nifchen ©oreltern, el)* ® ort ©ttntb unb Boben
nahmen, beffen ©renjen mit 3feuerbränben umgingen,
um ihn oon oerberblichcn Biächten 3U fäubem, um bic
fchäbigenben Dämonen, bie fid) auf ifem wie überall im
ßanbe auf hielten, 3U oertreiben. Diefer hMbnifdje Brauch
war einer oon benen, Me bic d)riftlid)c Mirdje übeniahm,
um fi<h bie (Einführung ihrer ßctjrtn 3U erlcid)tcm. Sie
hatte lange 3 e >t ocrgcblidj ortfud)t, gerabe biefen Brauch
ausjurotteu; fo entfd)lofe fie jid) benn enblid), iljn mit
chriftlichem ©ewanbe au umgeben unb ben Bräuchen ber
Ofteraeit 3U3ugciellen. Statt mit freuerbreinben ober mit
©ötterbilbem umging bas Bolf nun mit ©ilbem oon
heiligen in Begleitung bes Ortsgeiftlichen Me gelber unb
liefe fie oon ben Dienern ber Mirche fegnen. 3n unferm
Baterlanb ift »on tiefem finnigen Ofterbraud) nichts
jntüdflebUeben als h»« uttb ba eine leere flufecrlichfeit,
bas fog. Ofterreiten. Bicfet mehr religiöfec Übung gilt
ber Brauch, jonbem ber Belüftigung. 9Bohl gieljt bie
männlidjc 3ugenb am Ofterfonntag, enta>eber oor Sonnen-
aufgang ober nad) bem SJlaimittag&gottcsbienft, nod) ins
©riinc h^aus, aber nicht mehr 3U ftufj« piigemb, um
Segen für bie Qfelber 3U exftehen, fonbem ijod) au Bofe,
um Ant3weil gu treiben.
3u betrachten bleiben fdjlie&lid) nod) einige Sitten unb
Bräudje ber Ofteraeit, bie mit bem 9Baffer aufammen«
hängen. Batürlid) ift 's wiebet eitel 3r«bclei, wenn man
in 3eitungs-Ofterauffäfeen lieft; „Bar ^ahrtäufenben
wufdhen fid) bie Briofterinnen ber Oftara in ber Oftemad)t
im riaren Quell bas ©eftdjt unb errid)teten bamit ein
Hochamt ber ©ättin, bie alljährlich bie ©tbe nach langem
aDinterfchlafe ju neuem ßeben etwedte.* 1 ©ber bas ift
richtig, bafe bas SBaffer ein wichtiges Hultmittel unferer
beibnifefjen Borfahren war, bafe tieffinniger, fgmbolifcher
©laube fid) an alles Inüpfte, toas mit bem BJaffcr, bem
fpringenben Quellwaffer fo gut wie bem SBaffer bes
Begens unb bes Schnees, 3ufammcnhing. Die Bebeutung
bes BJaffers im Multbienft bev ©ermanen rechtfertigt, bafe
wir einen 9Iug«nblid lang bei ihr »erweilen. Die narbifd)«
Borrtellung legte brei Brunnen an bie SBuraeln ber Hielt*
efd)e,besBaumes, ber bie garqe breigeteilte SBelt umfpaunte.
Bon £>oergelmir, bem einen, ftrömen alle fjlüffe ber BBelt
aus. Unter ber 9But3el aber, bie 3U ben Beifriefen fid)
oeräftelt, liegt ber aumte, bei Brunnen HJHmirs, ber oon
prophetifchem ©eifte erfüllt ift, weil er bas SBaffer biefcs
Brunnens, in bem 2&eisl)eii unb ©infid)t ociborgen finb,
au« bem ©jällarhom trinft. Unb bet britte biefer wunber*
baren Brunnen, ber Urbarbrunnen, befinbet fid) unter
bem Deile ber STOettcfcbenwuvael, ber am -&immel gelegen
ift. Seine Gd)üfeerinnen (inb bie Hörnen, bie ber 9Kenfd)en
Sd)id|al beftimmen. 2ag befprengen fie bie 9Belt*
efd)e mit bem SBaffer ber Quelle; baher bleibt fte tmmer
grün unb aller Dau, ber bie DSlcr befruchtet, fträmt oon
ihr aus. Schon biefe mt)thif<hc« Borftellungen finb Beweis
für bie jeugenbe Mraft, bie bem SBaffer 3ugefd)ri«ben
würbe; es barf hoher als ficfjcx angenommen werben, bafe
bie Sitten unb Gebräuche bet Oftergeit, bi« mit bem
9Ba(fer aufammeubängen, Hefte finb unb ©etftümmclungen
duftiger h«ibnlfd)er 9Bafferoerehrung. ©s mag fefjon fein,
bafe man iu hcibnifcher Bor3eit in ben Dagen bes Srüh*
ling&jeftes aus Qrlüffen unb Quellen oor Sonnenaufgang
unter ftrengem Schweigen 2Baf(er f köpfte unb (ich bamit
wufd) ober es tranf, wett man bamit ben ©tauben ocr»
banb, oor ben Sd)äbigungen burd) bSmonifcfee üJJ3d)tc
bewahrt ju bleiben; ja, in Berfen, bie bis heute er*
halten finb unb nod) in ber Oftemad)t beim SBaffer*
fchöpfen im ©eifte, nicht taut, ausgefprodjen werben (in
B3eftpreufe«n):
llntfrfldjm,
HulntUbtn.
Ormirr treu,
OtDlfl neu!
brüdt fich fogar faft unoeränbert bie einftmaU heibnifd)c
9Baffetoereh«J«ö au«- ®i* ^riftliche Mird)« fdjeirtt hier
einen Äultgebraud) unferer Bhuen faft unoeifehrt über-
nominen 31t haben.
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(Efjrijtus am ftreuj in ber neuen 3 flarfu$lird)e 311 Stuttgart. Sfulpfar »Ott fjermcmn ßüitg.
tt&riftus am tfieuj.
<TN er öauptfd)mud ber am 29. ÜKflrj geroeihten Sflarfus«
/i/liidje in Stuttgart ift ein fteinemer Vlhriftu» am
jlrcu^, ber oon ber fnmb bes fd)toäbifd)cn bilbhaucr»
§ermaun ßang ftammt. 3rei unb fteil ragt ber gewaltige
Jtreu.zesftamm im (Sljor auf bet briiftung ber Sänger*
bühne hinter bem Vlltarplatj empor. Ta bie (Eifenbeton*
bedc ber Ätirdje olpie ftühenb« 'Vfcilcr unb Säulen fid>
über bie weiträumige $alle fpannt, fo bedeutet ber itruji-
fiiu« bie einzige oertifale fiinie, bie bie blide aus ber
gaii3cn ilirdje auf fid) jicfjt unb nad) oben leitet. SÜlit
iDunbcrDolIcT Mnpaffung fügt fid) bas 'iUerf in ben ardji«
teftemifdjen Nahmen ein: im .'jnntergninb ein in bunflcn
färben gehaltenes SJimbfenftcr unb bas wudjtige fteineme
Crgclgebäufe, oomc, aiemlid) nieber gehalten, ber 'Jlltar,
ben eine trcfeninbe, niebrige S teinbrüftung umgibt, lint*
uor bem in fd)öncr ßinir auffteigeubeu Triumphbogen
bie ebenfalls niebere ftanjci, ber rcdjts ber laufitein ent«
fprtd)». Tie belid)tung trifft ben f)od}™gcnben finiftifüm*
uon ber Seite unb trägt roefentlid) 3ur Steigerung bes
©rfamtcinbnids bei.
Hermann Variq ift ein .Siüuftlcr oon felbftänbigcr leigen«
art unb liefern, urfpTÜnglid)em Gmpfinben» So wie er fclbft
bas bilb bes [terbenden $eilanbes in feiner Seele fdjaute,
hat er ’s in Stein gebildet. (Es. ift itidjt bas ÜJJlarterbilö
eines 311 Tobe gequälten 'JOJenfchcn, bas fid) an bas blit*
leib toenbet, aud) nicht bas fd)mcr.zlofc ?lbfd)ciben eines
(Lottes, ber bie Cual bes Sterbens nicht empfänbe. 3cbe
Wusfel bes in ebclfter fUlobeUierung burdjgcbilbcten .stör*
per* 3eigt, bah ©efteujigte fid) 9Jlüt)e geben mufe, jebe
^Bewegung ju oermeiben, coeil fie bic furchtbare Cuat
nod) fteigern roürbe. Tas fiaupt mit ben männlich fdjüncn,
fd>mer3burd)glüt)ten 3ügcit ift unter bem laftcnbcn XrucC
bes Reibens weit nad) opm gebeugt, bie .Staate h^ n 8 e11
in fd)u>eren Strähnen über bie Schläfen unb vermehren
ben (Einbratf bes nad) unten Xrüdens. Silber biefes
förpertidje, qualvolle Stillhaltm oergeiftigt fid) unter bem
brfeefenben Meißl bes Äünftlers 311m Slusbrucf innerer
(Ergebung, bte ba» von ©ottc* -'>anb auferlegte unb mit
eignem ÜMUen*entfd)luj) übernommene ßeiben mit ftiller
'.Uta nnljaftig feit trägt.
Mlud) tcchnifd) ift bas 9Bcrf eine trcfflidje Veiftung,
3. 33. in ber Hit, mir ftlcifd), tfmare unb ©eroanbung in
ihrer ftofjlid)cn ®erfchicbcnhcit ausgebilbet finb, Tabci
hält fief) bie Arbeit frei üoit allen all3ü na turaliftif<h
wirtenden (Einzelheiten unb zeigt jene großzügige, an bic
SlntiEc gemahnende Stilifiening, burd) bic fid) ein wirf»
lid)cs Munftrucrl oon einer biogen Olactjbilöung ber Statur
unter|d)eibet. Tic Reinheit ber '-Modellierung wurde bei
bet 91t beit unterflögt burd) bas SJtaterial, ®iörlct)fair|tcm
aus ber liegend von ®ar<le»Xuc, ber, beim 33rud) nod)
feud)t, auch ö« leifeften Rührung bes EJJie inclo leicht nad)«
gibt unb allmählich in ber 2uft oerhärtet. Ta« ganze
SBert ift mit Ausnahme bes aufgelegten oberften Streu3*
halten» aus einem ®lod gehauen mit einer vjehe oon
3 I10 m unb einem anfänglichen (f>cwid)t oon 300 3t*-
Öermann ßang tourbe am 13. Sluguft 1856 in bem
württembergifchen Stäbtchen f>eibent)«im a. b. ®ren3 ge»
boren. (Sr bilbetc fid) aus bet Tonnborf in Stuttgart
unb war von 1892 bis 1895 Schul« Utolf Sjilbebrand*.
©on biefem h^i « bie ftrenge gormauffaffung unb beii
(Srunbfah übernommen, feine Schöpfungen mit eigner
£>anb aus bem Stein 3U hauen.
SBilbelni ©üujler.
Das ©rö3cr ftru3ifi* oon ®coig 6 c^»ctgger.
/£;in ßleinob fpätgotifd)er .v)ol)jlulptnr umjchlient feit
^^mebreren 3 a b r h' m bcrtcn bic im 3af)rc 1615 jufammen
mit einem Sjofpital von ben Wtutimilian unb
Scrbinanb oon Ofterreid) ßeftiftetc ftirdije ber barmherzigen
brüber in ©raj: ein Ämjifix oon fcltcncr Sd)önhcit, bas,
an einem Scitenaltar biefes chrwürbigen ©otteshauics
nngcbradjt, umgeben oon wenig bamit h^Vmoititcenbem
baroden beitverf, bic lebensgroß (fteftalt (Sl)tifti, mit einer
'JJiagDalcna zu Jüfzen, 311 einbrinnlicher ©eltung bringt.
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$»ohf!ulptUr irt ftct .Uird)< 6ct ®*irml)crvflcit ®rfit*cr
Die ftreujigung.
i Ara), an«a«fflb*t oon bctn 'flilbbcvuer <*>forfi S<t)wri(i<i<r, fieberen ißi3 iti Stflrnbrrq.
Unbcfannt blieb ber Schöpfer bes uomchmen Atunft*
locrfs. 'Jlur wer fid) bcfoubcrs für biefes inte reff icrtc,
tonnte in einer über jene flixdje 1826 crfcfjrienenon Bb*
haitblung non 3gna$ Witter ju $>ai)begg lefen : „1657
nuirbe and) bas twnftrcichc unb wunbertätigt flrujifii am
Scitennltar aufgeftellt , welches bamals für bas fltocitc
ftunftftftd in (Europa gehalten würbe; ein proteftantifdjer
Bilbhauer machte fold)cs erhabene fluuftwerf auf 'Beitel*
hing für eine anbere Äirdje, welche folchcs- aber wegen 3U
hoben ^Jreis nid) t angenommen, unb bal)er non 6em
.Uünftler, ber fid) eben traut im fjofpital ber Barmherzigen
Brubcr befanb, unb bann 311T fatholifdjen Stirere übextrot,
in feiner Tobesftunbe biefer Älirdje mit ber Sitte um ein
jährliches ©ebödjtnis ju feinem Seelenheil geopfert tmirbo."
Brof. £>an$ ©ranbftetter, bem in ©raj lebenbcit bc*
tannten Brtbhaucr, oon bem tünflUrifdj tiefgeljenben ein*
brud biefer Sfulptüt mächtig augejogen, gelang es, ben
Warnen ihres Schöpfers f-eft^uftellcn. (Er erinnerte fid>,
cinft als Uehtling eines ©ra^er Bilbhauers biefen (Shriftu*,
ben fein Steiftet 3ur ^Reparatur erhalten hotte, unb an ihm
eitle Wamensjeiehnung gef rt)cn 3t t haben. 3 U ringe henber
BrAfung be* ttunftwerfs ertoirfte er oon ber Orbens*
oerwaltung wuerbings bic (Erlaubnis, bic (Ehriltusfipur oont
ftreuj abnehmen 3U bürfeu, unb unter 3uhilienahmc aller
Wlittel ber inobemen Icdjnil unb (kE^cmtc gelang cs beit
langwierigen Bemühungen 'fJrof. Brcmbftetters enblid),
unter einer burd) öftere Bemalung mit Ölfarbe bid)t be-
bedten tflädje bes lienbcntudjes bie in bas §olz ein«
gegrabene Cvnfdjrift „©corg Sd)wciggcr in Börnberg Bnno
1633“ freien legen.
©mg Sdjweigger, einer ber berühmteften Bilbhaner
unb Btebaillcurc feiner 3«it, am 6. SIpril 1613 in Wttru«
bevg geboren, ftarb, wie angenommen wirb, am 13. 3uut
1690. Betannt finb oon iljm unter anberm bie in ber
St.-Sebalbusfirchc zu Nürnberg befinblidjen $ol3ffulpturen
bcs 2ud)cr’2Htars unb einer Ztanzel, ferner ein auf Sdjlofj
'Jlmbras bei 3nnsbrucf untergcbrad)tcs Wclicfporträt .(l aifer
3-erbinanbs III. unb uier Steinffulpttiren, (Etetguiffe aus
bem Sehen Johannis bcs Säufers fjcnifdj barftellenb,
fotuie oerfd)icbene anbere Wclieffiguren berühmter 'JHänner
feiner 3 e * 4 - ®as flrößt« uub bcruljmtefie 2Berf Sd>weiggers
aber ift fein figureitreid>cr Wcptunbrannen, ben ber Bat ber
ehemaligen freien Beid)sftabt Wümbcrg im Cfnhre 1797 in
3«iten jebwerer Bebrängnis an Slaifcr Baul I. oon Bur*
lanb für <>6000 ©ulben oexfauft h<*t- 3ni B Qr l he* laifer-
liehen tfuftfchloffes Beterhof bei St. Betersburg ift biefes
großartige Brunnenroerf aufgertdjtet, oon bem eine Wad)*
bilbiutg, 00m Ehepaar tfubwig o. ©erngros in Bömberg
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geftiftet, 1903 auf bctn bärtigen Slarltplah aufgeftelU
würbe *}.
3 n oerhältnismdBig febr junge« 3abrcn. erft zwanzig
3aljre alt, hat Sdjtoeigger bas hier abgebtlbctc ftmaifijr
mobcllicrt. 3 n gcrnbcgi wunberbarcr Waturaliftil hat ber
Müttjtler bamit ben Beweis feiner genauen Wenntuis ber
Bnatomie bcs menfd)lid>cn liörpers geliefert, beit tiefen
£eiben«3ug im ?lutlitt bcs ©c freudig ten uncber.mgchcn
uerf tauben, ftödjft eigenartig unb oon ber trabitiouellen
Behau blung beträchtlich abtoeid)eub, fül)vte Gdjweigger
auch bic Xrapieamg bes Venbcntinhcs aus. 9 lllcs in allem
hat ber ÜJlciftcr mit biefem auRrrorbcntlich lebenswahr mo*
bellierteu itn^ifix j eben falls ein Mimftwert erfteu Banges
gefehaffen. Btaf- Brnnbftctter geht rooljl in ber Annahme
nicht fehl, wenn er in ihm bas jur (Erlangung ber
Bteifterwürbc erforbcrlidje Bleifterftüd Sdjweiggcvs 3U er*
blicfrn oermeint. Ten Flamen bes Älünftlers ber ÜJlit*
unb 'Jladpuelt überliefert ,tu haben, ift bas unbeftrittene
Bcrbicnft bcs Brofeffors Branbftettcr in ©ra3; bic hftr*
lid) gelegene tjanbeshauplftabt oon «teiennarf aber er*
fährt mit biefer Gutbedung eine ttrl)öl)ung bes ^Infehens
ihrer Shtnftfdiähc. Sofie ftranf.
*) YIMtlOttll« f. «r. Oer „3HM|ir. »om I«. Ctiobcr
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768
3l(u|lrirfe 3<itung.
9ir, 3381. 16 . aipril 1908.
3m ^oriibcrgcfiett.
XrfibUtiflviliuf vott lu »uhBilt.
cimigcr Vlaicutag mit l)cllcm Soimcnglcm?, lid)t*
blauem sSimtucl, |o flnr und burd)fid)tig, als föh<c
man gau? fern bas große 'Weltgebcimnis ausgebreitet wie
ciitrn gleichmäßigen ^Kofciiplan. Tat« auf ber (Erbe ©rfin
tu allen mir cTbcnflidicn Schattierungen, teilet .V>aud) von
Veilchen, SWanbcln unb emberen Blüten, ein Ijerbc^ unb
bod) wohlig- u>eid)is duften uott bet fprießenben (Erbe in
nll ben hunbert farbenfrohen harten ringsum, bas reget*
tofe Gicpiep ber fangesunfunbigen Sparen, bic hellen fioef*
töne laubigerer Jinlen unb Steifen unb bie iauchjrnb
febtifüchtigcn fölclobien ber lunftoollcn Simfcl was tonnte
fdjöaer fein als fold) ein glücflid)cr Staienmorgen!
Turd) bie parabiefifdK öuft jietjeu oon \)icr unb Da,
gleid) förperlofett Seelen, miftc, frolje, belle, bunlte ©lodern
töne unb mahnen bie 9 Jtcnfd)cti 3tir ftirchc. (Es ift ja
3 onntag vormittag. \’lber ob biefe feierlichen fölodentönc
bie Älird)c gefüllt haben, tjeute, wo alles oon nal) unb
fem jut 9 lnDad)t jwang? yiegt nicht in bem jauchten ben
„SBic ift bod) bie (Erbe jo fd)ön! fo fchön!" bas beite, bas
cl)rlid>|te hiebet? Sun, fo oerfctjicben bic Watur ihre
Blumen unb Sträuchcr unb Väume gemacht hat» fo »er*
fd)icbcit hat fie and) iljrc ©fenfeßen gemacht. UBas ben
einen heute mit bebrüdenbem Schauer erfüllt, liämlid) bie
Öuft hinter ben fiirchcnnicmern , hinter bon bemalten
Jenftern, bas gibt bem anbem erjt bie redite 2Hcihe jum
©enießen bes Jriihlingstapes. £ln hellen Scharen .gehen
fle, fehwaßenb, lachcnb, cmft unb nadjbcnlUd), bas alte
föcfangbud) mit bem um>ertml|tltd)cn ©olbrctnb in bet
£>aitb, bem ( 5 >ottest)aufe ju. (Es hat jeber feinen Fimmel
für ftef) unb feinen ©ott barin.
?lls hätten fic fiel) in feiertägliche Tracht geworfen, fo
bliefen bic fnigcllehncu in ihrem weihen unb vötlidjcn
Vlütcngcwanb auf bic Vanbftraße hinunter, auf bet
l?eute im fountäglid)en 'ftuß ivaubelten unb mit neugierigem
Staunen in bas ©lilhen unb Cbrünen in ben Vorgärten
ber fchmuden Vaubhäuschcn fdjauten — bas Vhmber, bas
fic jebes Jahr |fh«n, unb bas ihnen hoch jebes Jahr fo
neu unb fchön «rfchcmtJ
3n vollen Jügen fog ber junge Wann mit bem fchivdrjen
Voefettfopf unb ben träumerifdjen, großen Nugeu in bem
regelmäßigen ©efictjt bie.<SerTlid)fcitbesfDtaifoimtagmorgcus
ein. (Ein Vlufiter war’s.ein Alünftlcr. Elan loses auch in feinem
(hcfkht, wenn nicht ber fchwar.^e, recht einfacln* Violinfaftcu,
ben er in ber f>«nb tnig, genug f am gerebet hatte, llnb biefet
Äiaften tt»at fein ganzes ©epfid. (ft trug «id)t |d)wer barau.
freilich war cs nicht Diel, was er ju tragen hatte; an
feinem frohen, forglofen ©cfid)t las man, baß ihn bas Scl)icf*
fal mit fchwereren fiaften wcislid) vcrfchontc.
9JUt faft hungrigen klugen alle bie £>crrlid)tcitcu um
jid) her auffaugenb, mit ben vollen, energifd) gefd)wungeuen
£ippcn leis ein fröhlidjes Wauberlieb pfeifenb, fo fd)ritt ber
Eierr non fiabenidits unb .Maninalleo bid)t an ben ©arten*
gittern ber tfanbftraßc entlang. Sproffcnbe ©einranfen
unb blüheube 3 u ’eige, bie fid) neugierig burd) bie CEi|eu*
ftähe gebrängt hatten, ftreiften ihn unb fuhren 'hm auch
wohl gar ins ©e|id)t. Tann |d>nappte er mit ben Rippen
nad) ihnen, als träumte er oon bem Sd)laraffcnlanbe, wo
man nur ben 'JJIunb auf.gitun habe, um bas Sd)önfte
unb f>errlid)ftc auf feiner eignen Junge 311 wiffen, 9 üeld)e
ü berteid>e ff fille ringsum! Tb bas fein war ober nid)t
was flimmerte ihn bas? (£r genoß es, unb was tonnte
er weiter wünfd)cn?
ISntil Steglid) war ein befähigter tficigenfpiclrr, ber es
aber nod) 311 recht wenig gebracht hatte. Schüler hatte
er freilid), u«b er hätte bei mehr ff>efd)äfts|inn nod) viel
mehr haben lomtcn. Jubem hatte er bic fcltfame ifigen*
tümlidjfeit, wegen ber er oon guten J>reunbeu weiblid)
gehäufelt würbe er faub oft hnnöcrtmal mehr
ftreube an einem begabten Schüler, ber ihm nichts ober
nur eine Mleinigleit befahlen foimtc, als an einem taleut*
lofen Vtotjenfoljn, ber ihm in ber Stunbe 3chn Warf
einbradge. (fs fam ihm auch gar nid)t barau? an, einem
gut jahlcnbcn Jögltng einfach 311 ernären, er follc fein
jcf)ones t^elb unb feine 3 ?'t fparen; er, Steglid), habe
Vcffercs 311 tun als Unbefähigten bic Alunft bes Zeigen*
fpiels beigtbringen. ^ußball unb Üennis unb SRubeni
feien bod) gan.3 gewiß auch recht anregenbe Sefchflftigungen.
So ram es, baß er guar fo oiel hatte, wie er brauchte,
mehr aber aud) nicht.
(Emil Steglid) wohnte in ber nahen fHcfibciw Waum
eine halbe Stunbe Val)nfal)vt hatte er nad) .v>aufo. (Er
unb einige aubere Qfreunbe doiu Jach hatten am Nbenö
vorher iii bem einige TRcUcu entfernt licgcnbcn (Soswig
eins ihrer 'iüanbernirtiiofcufoiMertc gegeben. „(Eins ber
elften .Mon.iertcnfemblcs ber ÜRefibcnj", pflegten bann bic
(.'ofcilblätter bes Ortes ftol3 ju. melbeu. Unb bie Gecle
biefer Virtuofentonjcrte war immer (Emil Steglid). (Er
fpielte tatfäd)licf) bie erfte Chcige, auch was originelle (Ein*
fälle unb yicranlotfcn oon 'JJJufilficunben betraf. ?luf
biefe „2ournecs w oerfict Steglid) meiit, wenn er fpürtc,
baß bem (fjclbbeutcl ein fräftiger Strahl frifd)cn Vintes
^uge führt werben müffe. Seine ÜBanberluft hätte ihn ja
freilich fowiefo über hitt ober laug in bie Jerne hinaus*
geführt; aber fein Talles, ber juweilcn alute Jorm an*
.(uuehmeu pflegte, forgte Dafür, baß biefe Ausflüge einen
oiel realem Cßrunb betamen als bas im Vlute fteefeube
Vagantenfieber.
So war cs auch geftern wieber gewefen, unb Steglid)
war mit bem (Erfolge woljl 311 f rieben. 31 m 'Jlbeub war
bann bic luftige l&efellfdmft Heben geblieben, bis ber lebte
3 ug nad) Trcsbcn fid) bavongemad)t hatte, dba Daran
war man gcwoh"t- iUlan tranf unb crjählte unb lad)tc
unb blieb bann im (haftljof 3»r 9 Jad)t. Jniß um feehs
Uhr wollte bie gau.?c Mefellfchaft heimfnhrcn. SBer f ich icboA
aus orpheus' kirnten nicht herausroinben fonute, bas ©or
ber (feiger (Emil ctcglich. 'dlle 4 üccfDerfitd)e blieben refulia;
los. ÜJJqn ließ ihn fd)lici3ltd) liegen unb fuhr ohne ihn ab
9 lls ber traumfelige Ahlnftler, beraufd)t tum 2
Vlaibowle, 'JJtaieiinacht, Äunft unb Ernffnungstrihimett,
fich e üblich wieber ermunterte, begriff er feine i'agc. Run
eiitfd)lof|en mad)te er ftd), nachöem er einen 'JJiorgeiiimb:-:
genommen, auf Den Sftavfcß nach ben ^oßnißortichaiicn.
Ter Weg war herrlid), unb er wemberte gcm. Von ben
aus wollte er bann mit Der ©ahn nach ASaufe fahren.
Sorglos unb ahnungslos wollte er eben um bic (fdc ber
Villenftraßc biegen, bie nach bem ©ahnhof führte, als er
fühlte, wie t()tn etwas auf ben weichen SdUaiu'hm fdulug.
flberrafd)t feßauto er auf.
UBas er nun fah, goß einen Sd)immer bes Cnt(üdi"!i>
über fein (üeficht. Zugleich aber ftodtc fein Jur unb qtug
nicht mehr oon ber Stelle.
Über fid), weit über bas Mumenübcrranttc (harten-
gittcr geneigt, fdjaute Der leibhaftige £?en,) auf ih» herab
Süenigftens mav feine Üfmftlerfeele in btefent ?lugmWtc?e
feft überzeugt, ben holöeu Jriihling, wie ihn Die lichter
feit JahvtaufcuDcu befiugen, leibhaftig unb in taufrijdicitcr
Jugenbblütc oor fid) ,?u fehen. (Ein holbcr ^Jabchcnlcui
war es mit einem G>efid)t wie eine fid) entfaltcnbe
Jranee-fRofe, mit Wugeii wie Vergißmeinnicht unb einem
Vlunb ad) . . . Dicfcr SCRunbl Tiefer Vhmb!
gäbe es auf ber 'IBclt, mit bem fid) biefer fuße, ent^üdenk
Viunb Dergleichen ließe! llnb runbherum um all biefe
f>errli<hCeiten bis auf ben .<ials unb Warten herab, ber
ausfah, als läge ber Jlöum leife reifenbet ^}firfid)e barükr
bas öaar, blonb, mit einem Ton, wie in (holb nnb Viercien
röte getaucht, ©ot hätten cs niclleid)t profane Vicnfchenge»
nannt; aber Steglid) mit fetuen ftüuftlcraugcu fall es anbei.
Tie junge Tarne ba oben in ber Saube hotte ein frifcb
abgebrochenes ÜJ!aubel^u>eigd)en in ber Viaub, bas fo bidit
mit rofa Vlüten befeßt war, baß es oöllig barunter wr
fchwanb. 'JJtit btefem Vlüten3weig hatte bei nbcrnmt Port
Oben gefpiclt unb Dabei, ohne baß er od)t Darauf batte.
(Emil Steglid)© weidiem $>ut einen Keinen 3 d)lag ocrfciit.
Unb bas war gut fo; nein, cs war feßon fo; beim fonit
wäre er ja ad)tlos au fo oiel Jugenb* unb Üe^herrlicti.
feit ooTübergegattgen.
(Erft fchautnt ihn bie Vergißnieinnichtbtüten ein oenig
crfchtorfen an; bann aber brad) ein luftiges Aachen baraus
heroor.
„Cty... Verleihung, mein §m! 3d)warfehrunachtiam"*
3 h« Stimme flatig tief, weid) unb wie verhaltenes
l!ad)eu. Sie erinnerte ihn lebhaft an ben vollen, ninbcit,
einfd)meid)rinbcn (hlotfenton, ben ernod) foeben oertiommcu.
„(Es ift lein ©ainb, gnäbiges Jräulein, um Venfilnmgi
ju bitten,“ fagte Steglid), fröhlich feitten .^ut jichenb.
„benn nun habe ich bod) ... . Den Jxühling feljen bürfen.
sunuaiT'SBfE
Ist infolge Ihrer RusgleblgUeil fOr alle waschbaren Sachen zu gebrauchen. Für feinere Wische*
stiiehe sollte man jedoch nur Sunlicht* Seife nehmen. Dieselbe verleiht den Stoffen entzückende
Weisse, frischt die Farben auf und schont die Qewebe, selbst die feinsten Spitzen vortrefflich.
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51t. 3381. ^Ptil 1908.
Glluftrirtc 3^ Utt Ö-
769
<irt bem id) ©cbanlcntofcr achtlos, ahnungslos uoriibcr-
gegangen wäre.“
3i« fal) il)n erft einige Wugenblide an. Offenbar war
fie mit fid) nid)t im reinen, wie ber Sdjalf (eine ©orte ge.
beutet wiffen wollte. "Tann meinte fie leid)tl)in, mit einem
Wunbblid auf alt bas Blühen nnb Treiben:
„O ja, es ift fdjön hier!"
„Sie werben nie notig haben, nad) betn Gdjöncn weit
3u gel)eit, gitäbiges fträulein“, faßte er läd)elnb.
„'Jhm?*
„©eil Sie bas Stfjönfte ber ©eit inuncT bei fid) tragen.
Den Cen3 # beit Cenj O bu fdjöncr, fcliger tien^!"
Steglid) fd)wcnttc ben f>ut. Xk Bcgcifkrung bcs
©igcnblids ijatie if>n gan^ ergriffen. ©it el)rlid)er
wimberung ruhten feine Wide auf ihrer ©cftalt.
Sie errötete nid)t; fie nahm feine £ulbigungen, bie fo
3art wie ber S?en3 fclbcr waren, mit einer ebenfo cbrlid)en
Jreube auf, u>ie fie it)T ehrlich gesollt mürben.
9hm fenfte fid) bet ©anbcl3weig tiefer, bis oor Steg-
lidjs ©ejid)t.
„?lber biefer Sknj ift nur rur3, unb bann bat alle
.ftcTTlidbleit ein tfnbe", jagte fie mit leife fd)alfbaftcr
©elaudjolic. Unb ihre Stimme glid) bem ©lodenton, ber
aus weiter, weiter frerne fommt.
,,Dd) ftbwöre barauf; Sic finb im Irrtum! Xiefcr
Cett3 öergot)t nid)t! Xas fei)' id) unb id). Xct wirb
alle läge neu geboren aus 3l)tem ^erjen.“
„flennen Sie mein Qerz fo genau ?“
Sie larfjte unb lieft ben ©anbcl3wcig auf feiner Schulter
fpiekn.
i»3 a i gnöbiges 3rräulein! 3n biefem 9luge wohnt ©aljr-
l)eit. Xafür lege id) meine £>anb ins j>ciier.“
Xann griff er nad) bem ®[fiten3wcig unb bat:
„©ollen Sic mir ben 311m Hnbenfen mit auf bie ftahrt
geben? ©r foll mid) erinnern an bas Sd)önite unb tf)crr*
lidjfte, bas meine Bugen jemals flauen burften, unb an
bas Güftefte, bas mein &er3 je empfinben fann."
Sie 30g ben Blüten jrocig fort.
„OI)o, nidjt fo ftfirmifd), mein junger ftant! Silks
toUI oer bient werben!“ Xann, mit einem Blid auf ben
©eigentaften: „Sie finb ©ufikr, mein $etr?*
„Asmus omnia sna sccum portan.*! £>ab unb ©ut unb
meine ganje 3ufunft fterft ba brinnen. 's ift leidjtes ©epäd,
unb id) wiege alfo nidjt frijrocr."
Üeifc, otjne ©orte fummte fie, einen unbefdjrciblidj
fonnigen &umor inbcn3Ö9cn, bie alte Stubcntenmclobie:
„Sin (uft'gcr '•D'Jufifcmte
3Har[<t) irrte einft am 9lü“ ....
Steglid) lachte.
„Xas rönnen Sic aud)?“ fragte er.
„3a! Unb noch uiel mehr! Sie feilten mid) fennen lernen !"
,,©cun id) bas biirftc!"
©s fam mit einer fo lomifdjen unb bod) b cr A l »d)en
Betrübnis heraus, baft fic laut aufladjte. Unb wie um
U>tt 311 troften, reid)te fie il)m ben ©flnbcljweig, ben er
baftig ergriff unb mit feinen LMppeu bcrulirlc, ba, wo
ihre Ringer üjn foebeu umfpannt gehalten. Unb bann
fal) er 311 il)t empor, glüdfclig wie ein flinb, bas alle
Gehöfte ber SttJclt crtjalten ]U hoben meint.
„XanM" ftammdte et; „Xant! Bur ein ©ort ift es!
©ie fönnt' i(t) Ahnen baufen'*. . . .
Al)nt war cs überooll in feinem ©erjen.
Bod) 3ögcrtc fein ftufe, obwohl er empfanb, baft cs
fd)idlid) gewefeu wäre, 311 geben.
„Blfo ein Tintiger Zünftler finb Sic?“ fragte fic ganj
unoermitklt.
„Xas 311 entfdjeibcn, ftcfjt mir nidjt 311. 9lber id) liebe
unb übe bie UJlufif mit gan,3cr Seele."
„Unb jeftt wollen Sie nad) Xrcsben?"
„©aut Sic geftatten“
9hm blifttc and) wieber ber Übermut aus feinem 9luge.
„Unb wenn id) es nidjt geftatte?"
fflUt groftai 9lugen fab fie ibn crraartungsooll an, wie
ein wenig über bie eigne .«fll)nf)eit erfdjroden.
„©milbiges frräulcin, befehlen Sie, woljin id) geben foll."
duftig flaug if)t ^a«bcn »on ber boben üaube bcnintcr,
pcrlenb unb ftifd), wie flarc Iropfctt eines iBcrgfprubels.
„ülber nein, Sie f ollen ja gar nidjt weggeben! fjier*
bleiben füllen Sie! Xas beifet, wenn Sie nid)ts oerfäumen.
3d) bin nun einmal fo unb bnbe juroeilcn ben Äopf ooll oer*
rüdtcr ©infälle. Xafür bin id) aud)eigentlid)91meritanerin.
Sebcn Sie, ba fift’ id) in meiner ererbten ©da unb
mopfe mid) riefig. Um auf bie Wfojien 3U flottem! Sie
haben feitte 'illjuung, wie febr id) ©ufif liebe. Unb ba
tommt mir fo ein Atünftler mit feiner (beige in bie £>änbe
gelaufen, bem bie ©ufif aus allen ?lugcn, fogar aus jeber
.vtaarfpiijc ftrömt, unb ben foll id) mir wieber entwifdjen
laffen, wenn id) nidjt mufe? O nein! fjalte feft, was
bu bältft, wenn 's bes galten« wert ift, bas ift mein
©ablfpntd). Äomntcn Sie, unb fpielen Sic mir was oor.
Unb bann ein paar Xuos. 3d) benfe, Sie werben mit
meinem AUaoi3imbclfpicl 3ufricbctt Tein. 3u fnrdjten
Iraudjen Sic fid) nidjt. 3d) b ab ’ a lte Xante
biet, bie bas $>aus bötet, unb ein Xieuftmdbdjen. Bor
mit nidjt; bas werben Sie ja nidjt tun. Unb meine Xante
ift eine gute, liebe, alte bcutfdje Xante, bie mid) uergöttert.
Xic würbe mir nod) beute ©ärdjen crjäblcn, wenn id)
nidjt 3U feftr am wirflidjen fieben Sic bleiben
bann 311 Xifd) bei uns unb battn wieber 3brc
Strafte. Xas gibt bod) roeuigftens eine angenehme Unter*
bredpmg, unb id) h«be eine J>tcube unb Sie ein hübfcfjes
Abenteuer gehabt. 3« heiraten brauchen Sie mid) bes«
wegen ja nidjt gletd). Ohne Slerbinblicbfett beiberfeits . . .
Sagt man nidjt fo?"
Xas fam alles fprubelnb, immer wiebet »on glodcn-
hellen Qaefttönen unterbrochen, b craw§ » öet ® c *ger
baftanb, wie gebannt mit feinen Blidcn an ihren fiippen
hing unb nur unttar begriff, was iftm gefefjal).
*9hin?“
„(hnöbiges Sedulein . . , id) , . . Sie f^erjen“ . , ,
„Slbcr gar nidjt! Sd)üd)temer t beutfdjer Jüngling ...fo“. .!
9Jlit einem bellen Ähd)Crtt fie fid) tiefer gebüdt
unb Steglid)s f)ut ergriffen, ben fie hinter ficb auf ben
ffjartcntifd) legte.
„So!“ fagte fic nod) einmal mit luftigem l'arfjen, „ie^t
finb Sie mein ©icfangener, unb nun machen Sie, baft Sic
hereinfommen; fonft werben bie Öcute aufmcrlfam.“
fieid)tfüftig lief fie 3 ur ©artenpforte, unb ber (Seiger
fab burd) bas ©itter ihr buftiges, luftiges ©ewanb jidj
um ihren gra 3 iöfen Alörper fdjmiegcn.
9Jlit wenigen baftigen Schritten war er an ihrer Seite,
„©eldjes <&lüd, gnöbiges Srrdulein" . . .
Sie nahm feine J£>anb unb unterbind) ihn fdjtiell.
,,9ld), mad)en Sie bo<b feine tRebensarten! ©näbiges
Fräulein! 3d) bin Blift 9J?aub . . . ©ift ©aub ©üller ...
©üller! Sd)recfli(b. was?“
Steglid) lachte.
„Xa, 3 u braucht man freilid) nicht im freien, großen
Bmerila geboren 31 » fein, um ©üller 3 U beiften. ©eftatten
Ste . . . (Emil Steglid)!“
„Xen 9tamen lafj' id) mir fdjon eher gefallen. 9lber
nun tommen Sie, bamit etwas getan wirb. £>kt habe«
Sie aud) 3l)ren ®ut wieber.“
„©ift ©üller“ . . ,
„Bitte, ©ift ©aub! Sie haben bod) eben gehört, baft
id) ben anbern Barnen nidjt mag.“
„©ift ©aub . . . id) bin fonft eigentlich gar nidjt um
©orte ücrlcgcn ... aber Ijicr fommt mir alles fo traum-
haft, fo märd)rnbaft doc“ . . .
„©drebenftoft ! Beijcnb! Beijenb!“
Sic wirbelte einmal um ift« Bcrtifaladjfe unb wiebet«
holte: „©ärdjcnhaft! 3ft bas nidjt hübfd)? f)ier mein
3 aubcrfd)loft, id) bie alte öere" . . .
„Bbcr jung nnb fdjön wie ber £cn 3 ", unterbrach er
fie fcbncll.
Statt üller Antwort gab fie iftm einen filaps auf bie
$anb unb fuhr fort:
„Ba, ift ber fieu 3 etwa nidjt eine ö«e? Unb bann . . .
Sie ber Äönigsfoljn, ber nun ner 3 aubert wirb!"
Unb fic ladhtc, baft bie Spaßen, bie fid) bidjt an ihren
ftuft herangewagt hatten, erfdjroden baoonflatterten. Unb
Steglidj fad)te aud); aber es war tneEjr ein ftilles i?ad)en
aus bem öer 3 en heraus. Unb wieber muftte er an bie
Borftellung benfen, bie ihn fo gan* erfüllte, als fein Blid
fie ßuerft fal). . . So ficht ber Frühling aus!
9hin würbe fic plßftlid) entft.
Kasseler
Hafer-
Kakao
morgens und
abends
regelmässig getrunken, verleiht allen Kindern, den kleinsten wie den grossen, blühendes Aussehen.
Bei Blutarmut und Bleichsucht ärztlich verordnet. Nur echt in blauen Kartons für 1 Mark, niemals lose.
THE OHIO STATE UNIVERSITY
770
3fluftrirte 3 e *tung.
91t 3381. 16. 91pril 1908.
>
1
„91 ber -Sic haben oiell eicht gar 311 tun, unb id) holte
(sie auf, ficrr Steglict)?“
Hm cu hätte er biefe eifcngcftalt in (eine träftigen
Hinte gefd)loffen. 3l) n batte es in iljrer 9läl)c ergriffen
wie ein füfter s>mid). Cber war es ber wonnige ÜJlaien-
morgen mit feinem 2onnenglnnj imb ©lütenöuft?
,,'Jlcin, ÜJlijj ÜJlaub", gab ec cublicti 311c Hntroort. „3d)
habe nichts nor. 3d) bin fo glüdlid), fo [cl)r glüdlid),
Dag id) hier fein barf."
Sie fah ihre einen ?lugent>[id au, bot ihm ihre öanb
uub [agte einfach unb beftimmt:
„Tas freut mid). 3d) weih, bafj Sie cl)rlid> finb. Üluit
laffcn Sic uns gehen. *1)0 brauche id) mir wenigftens leine
Sorwürfc 311 machen."
So gingen fie in bas $}<uis.
Steglid), würbe ber §flterin bes Kaufes, ber ölten Xante,
oorgcfteUt, bic ihre dichte ju nergöttem fcfjien; bann bc>
fahl ÜJlaub einen tleincn CJinbiB für Den '.Olufitanicit, bei
bem aud) ber 5Bein nid)t fehlen Durfte, unb börtad) festen
fid) bie beiben jungen Heute cm Das Atlaokr unb mu|ijieTton.
Die Xante faß an beni einen fttnfter, Jebaute balb
hinaus in Den Jriihling, balb 311m 3nftnmient in Den
örühHttg Dort, Iddjelte unb nirfte {tili »or fid) l)in. Tann
muhte fie hinaus. Tie Sorge für bas 9Jlittagsmaf)l nahm
fie in Hnfprucf).
Steglict) geriet in immer Ij-ellcrc ftunftbegeifterung, So
uollenbete XcchniC in Spiel unb ffiefang, nor allein aber
ein fo inniges, jartes Crfaffen ber ©efühlswcrte eines
Tonwertes hatte er nod) uid)t gefunben. Hub wie fie ihn
ju begleiten perftanb! (Sc hatte beinahe bie ISmpfinbung
bes förperlichen Sid>anfd)micgens, fo feinfinnig ging fie
auf jebe feiner Nuancen ein. Sie las ihm jörinlid) all
feine Stimmungen uub Vlbfichtcn im Cntftehcn aus Der
Seele heraus.
„ÜBie fd)ört ift bas, ÜWifj Blatib ! M fagte er in einer Vaufe.
„3o. cs ift fchön", antwortete fie mitglühcnben 'JUangcn
unb leuchtenbcn klugen.
Unb bann plaubcrtcu fie, 90113 <rnftl)aft, imb fehr luftig,
wie csfani, uuD fpielten weiter, bis bie Tante 311m Mittag rief.
Unb wieber fain hei Xijd) bas ©efpräd) auf bic 'JÜlufir.
Ülur noch eine dhimnier nad) Tifd)! Tann wollte fic
ihn nicht länger aufhalten. 'IBientawffi* Hegenbc . . . bas
mühte rei3enb fein!
SBieniawftis Üegenbc war To eine Ärt f ti Ile Hiebe für
Steglid). Hber es hätte biefes Hodmittels wahvlid) nicht
beburft, um ihn willfährig 311 mrtd)cn. Tiefe Hen^geftalt
oor fich, biefes golbige, förmige ßächeln um Huge unb
ÜJtunD, biefe wohllautenbc, tiefe, weiche Stimme, bie fo
lieblich Hang wie ÜJlufif . .... er hätte es oerfucht, bk
Sterne oom Fimmel bemnterjubölett, wenn ÜJlaub Danach
oerlangt hätte.
Go fpielten fie.
Welt ent rücft fdjicuen beibe. Sehnfucht unb Reiben fdjaft
fchienen Ceibcr betommen 311 haben unb fd)roebteu nun
in bem 3‘mmer, oem ihm 311 ihr, uoit iljr 311 ihm.
(Enblid) hatten fie geenDet.
Sie brehtc fid) um auf ihrem Seffcl unb fchautc ihn
an, als leimen ihre Hlidc aus einer an bem Welt.
Steglid) hatte ©eige unb Bogen bcifcitcgelcgt unb fid)
auf einen Seffel nieberge taffen. 9 hm fah er fie an, heifo,
leibenfehaftlid), unb bod) in fdjeuer töcwimbcrung.
Sie fehwieg unb fah oor fich nieber. Offenbar bewegte ein
©cbanlc ihre Seele, bem fie gern Ülusbrud gegeben hätte,
unb Der fid) bod) nicht fo recht 311m 'Worte formen wollte.
„Wie fd)ön Sie finD, Blifj ÜJlaub", fam es nad) langer
'Haufe oou feinen Rippen.
Sie erhob fid), ftellte fid) oor il>n unb legte Die fiänbe
in einer Hnwanblung wollen ÜBohlgefühls an ihren hinter»
lopf, Die träftig gebaute 'ftruft Ijevausredenb.
„So, mein .f>err? Hlfo gefalle id) ihnen ?" fagte fie
mit fd)clmifd)em Hachen, inbea ihre halb gefehl offenen Bugen
ihn 001t unten her anfahen.
„©efallcn, Hlift ÜJlaub? Tas ift Irin 4 P ort Dafür. Tas
ift wie ein l)trbeitiai)mer P»aul neben bem ftlügelpferb*. . .
„Öurrrr“ . . . Sic lachte laut auf. „Sinh Sie aber
poetifd)! ?lber . . . wenn id) ihnen fo gut gefalle . . .
warum heiraten Sie mich nicht?“
Xas laut fo übermütig unb felbftöerftänblid) heraus,
bag Steglid) gar nicht weiter uerwunDert war. (Sr fühlte
nur, wie ein hri&cs Verlangen in ihm emporftieg, biefe*
4 Peib au fid) 3U reihen unb ju tüffeu ... 3U lüffen. . .
Sel)njüd)tig, ohne Dafo er es red)t wufjte, ftredte er bie
Hrme nach ihr au», um fie an fid) 311 3iehcn. Hber Iad)cuD
wid) fie oor ihm jurild.
,,()h no, Sir! ÜUk ungeftüm, mein f>e rr Aliiuftlcr !
SRtiltcn Sie, ta| mau mich fo" — fie brehtc fchuell ein
paarmal Die öanb um _ „einfach in bk Tafdhe fteeft?
Hber fo Darf id) nid)t fortfahren; fonft löft fid) 3 i)r bifjdjen
ÜJhit oollenbs auf, unb bas wäre bod) fd)abe . . . ja . . .
mirflid) ... fchr fdjabe! 3 ch will gan,3 emfthaft 31t
3 l)nen rcDcu, $>crr Stcglich“ — fie lieft fid) auf einen
Seffel nicber „ich fchänte mich gar nid)t tu gefteljcn,
baR Sie mir ausnel)mcnb gut gefallen. Unb id) -glaube
meiner 6ad)c ganj ficher tu fein, weint id) anuehmc, baft
aud) Sic ... na, fageit wir, mfldgig ocrfd)offcn finb in
mid). 3 Qcim's aud) nur uori)ä(t! 4 Ucl(eid)t finb Sk aud)
fo etn rid)tigc& SRufilautcnblut — heute fo, morgen fo.“
Steglid) hob flehenb *,tc gefalteten öänbe 31» ihr empor.
„O 9 JMR SDRaub! Sic lennen mid) nid)t! Sie würben
mir fonft nid)t fo weh tun."
„Sdjon gut! 3 d) glaub'« 3 hnen fogar. Wlfo wenn bas
alles fo tft — warum lattn's ba nicht nod) werben? Sehen
Sic, id) bin l)i* twr oier 9Pod)en in 91inerila getoefen,
unb ba finb Die 9Jläbd)cit uid)t fo Dumm wie bkr, Daft
fie fid) ruhig hiufetten unb warten, bis Das ©lücf fie auf*
fud)en wirb. Ta Sie nun ein fdjikhterner beutfd)er 3-M”9-
ling finb unb ein 9lusbunb non 4kfct)eiöenl)cit . . . nein,
nein, laffen Sie mich nur ausreben. 'Jtachhcr finb Sie
brau ... fo lönntc id), ba Sie aus 9J?angcl an Ber»
mögen unb IHang mir nun unb nimmer einen Eintrag
machen würben, figen, warten unb Darüber bie fchönc Jeit
bes Frühling« oertrauern. Sehen Sie, fo Dcnfc id). 'Jllfo
alles, was jum .fieiraten gehört, Pielb unb id) fetber
unb Wiebe unb 9Uol)lgefallen unb ^riitjling ... es ift ja
alles Da!"
„9Jlijt 9Haub!“
Sr machte wieber eine Bewegung nad) ihr; aber fic
wehrte mit 5em füfceften ßädjeltt ab.
„^lein, £>err Stcglich; Sic muffen bas rid)tig oerftchen!
Cid) würbe mid) wohl bebauten, [0 frijriiweg oom «>1(4
geheiratet 311 werben. 3d) fagc 3hncn nur, baR Sie mir
gefallen, .kommen Sie, wenn Sie wollen, fo oft wie
möglich heraus . . . aud) ohne («ieige f ollen Sie mir herj*
lid) willtommcn fein, unb bann werben wir uns ja gc^
uauer fennett lernen. 4Bir finb auf feinen {Jöll gebunbeu.
SBollen Sk?"
Sr tonnte fid) uid)t mehr 3urüdhaltcn unb warf fid)
oor ihr auf Die knie, il)tc £>änbc umflammemb.
„SWaub, ®iiR ÜJlaub, id> fönnte fterbe« für bid)!"
Sie fah läd)clnD tu ihm herab unb ftrtd) mit Der einen
.>SaiiD 3ärtlich über feinen ßodemoalb.
„(fin 3rnfcfall! (Sin rid)tiger {Juftfall! ÜPie fd)5n bas
ift! 9UeId)e 'Jlomantif! 3d) glaube, Sie finb ein fehr
guter 3ungo; wir werben uns |d)on finDen. Uub bis
Dahin, auf gute i>reunDfd)aft, nicht wahr?"
Sic fah il>n mit ftral)lcnbrm ßadjcln an, einem ßSd)dit,
in bem jidi finniger Smft unb aufmimtcrube «iüte einten.
„ÜJlift ÜJlaub!"
Stcglich oermochte ntd)ts weiter hcrausjubringnu
(Er griff nad) Ujrcr ipanb, unb fie lieh fie il)»n. ßang
unb inbrünftig war ber Atu ft, ben er auf fie briidtc. Unb
inbcffeit ftxictj fie fofcnD mit ihter freien AiauD über fein
ßoclcuhcnu". IPic ihr 0»>cfid)t babei glüdfelig leuchtete!
8raft fd)ien es, als würbe cs in ben Sltigenwinfcln feudjt.
ülber fchnell brad) fie ihre Stimmung ab, inbem fic Dein
ÜJlufitcr il)« i^anb entjog, ihm einen leichten Schlag auf
bic Schulter perfekte unb fagte:
„Alommen Sie hi Möu ^ ©arten. Sie Dürfen
nicht fentimental werben unb muffen fid) an bae Ü(bfd)ieb-
nehmen gewöhnen."
ßaehenb nnb plaubemb, twei oom tVtrilbling tntnfenc
ÜJlenfchcnfinber, fo fchritten fie bie Jreitreppe 311m ©arten
hinunter.
ffn&c De« reDotttonctlcn leü«.
Bad Orb
Die Krankheiten des Herzens und der Geilsse, ::::: k
I«<- mwlcme Ui&drrb<~han<lliing Mellt lx-rüglith der Knuikh«iu>n des lierxena DIOOO F O rdtirungnn »rMllt Süd Orb.
und <1 <t <K-dHas« drei KardlnaMarderuiflen: Seine an Koblenaduru Qlnireichen ffool»pru«l«l , Mio«
1. I>n (itlinuii.li Tun an Koblanaiur» reichen Sntlbldern : Latn? in den Au»Lftutorn der Hpcasartber« , in rinem
2. Kino (Br Ilcnkrankc KQnstiiee Itfllipnla«»', d. ). mittlere Qeblrgalaae, «nid- und wi™rnj>n»-h m (k-kten Tnl« , sdn«- Marli nmi-
«flt-lj* !*it‘h aut-h fClf Tt-rrtunkurtn .i^nnt; Tnnkqu^llf ttun-lftt Ilftd Orb, (las Kl«in(wl do*t
8. Kirne Ktwncnotf Trinkkur, um din nuiniuadalttgiMi Unuchtra und FolfMl drr Apenart», «u einer WallührtMtÄtU' ftlr Hirz- und
ürz- «ad idar Erferaakiay«* ; «Ml, DilNtn, BlutPtl uu a|«l* in Umgan und Caffcutr*i*', au einen. Ueilbade craton Rang«-, för die
UatorlvibiK>n{an«i, SNninQ«n dir fillltlUicrttlM, VcrUudapunnnfail tu bddbnpdnti. riitliaehrn t rsachen und KomplikaUonen <l.-r ii.-rH. i.kn,
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Tas Äprilhtft (34- Jahrgang, ^eft 7)
enthält u. 0.
3« Sitilien. (Eine Weiferrjählung dou
üJlnirie oeu Buufett.
Cin neuer Atlaffitcr. «on «Ifreb .Rörte.
^>ippoli)te Tome in feinen Briefen. (Ein
®elel)Ttcnlebcn. Bon ?l. BoTfert.
Bott üirthur unb Tolnij in japftnifd)etit
»efiß. Bon Ceutnont 'Dlncf owoTr).
Stwbien 3« Bccthopcno Briefen, ein Bci ;
trag jur .Riiiit ihres neueften ®crou».
gebers. Bon Ulbert Scthmann.
$.£vtneunb fv öaube. 'JJlit lechc.unboicr.pg
bisher ungebruetten Briefen Caubco an
ßeine. (^ortfehung.) Bon tEtnft (Elfter.
Tie Wöntflcnltreihlcn im Tienrte ber Sjcil»
fünft. Bon ÜBatther ßäb.
„Jur Rillen ©nrehr". Sti.ije oon Cm ft
.^eilborn.
Bolitiirfie üRunbfchau.
Bom B ütf gang ber Deutfdjen Bilfjue. Bon
Rarl 3*rentel.
Tie ®ninbprobl<mc Muhlanbs. Bon
9t. lEurfcn.
ttbonncrnrnlapr«)#: BitrleljS^rlld» 911. 7.50.
33erlag oon (5e6xiibcr $aetel
tn Wctlin W. 35.
Berlag oon ©ebrüber Boetel in Berlin W. 35 .
Soeben erfchien:
(Ein Such für bie 3u9c*tb.
Wus meinen Sthrifieti.
Bon
Wime uon (£6ner-C£fc^cnba^.
= ttuflage. —
(€cd)ft«s bi& 3ehnte» Taufcnb.)
Cuart; 6 Bogen.
3 n Criginallcinenbanb 1 ÜJldirf.
3 tt^ält: 3um cfieleite. — Crflähl« n fl f n :
Ter ftint; Tie Spittfn; Ter Bluff; AtTanr
bambuli; Bus „ffllcine Atinberjahve —
Blärdjen unb Bora beln: Brautwahl: Tie
Begcflniing; Tas Blatt; Tie Siegerin; Tcppel*
fteube-; aUertbeflimniung; Tie 'Jlachbam. —
Spruchocrfe. Tie Crbbeetfrau.
Jroanjig 9CpI>ortsm«*«»
3 u he)iel)en burch alle Bud)l)onblimgcn.
Sltaric van (Ebner -(Eidjen bnd).
P. A. hinterstem Laterna magica-Bilder
Knlfar ■■ I oHommron J
Koffer u. Lederwaren
Leipzig 2, Hainstrasse 2.
Praktische, solide
Praktische, solide
Handreiselasche
’fli i. <1 lii i ■ 1 1 I . III I- -m m |;mi.|I.4| I I,
* 111 »
illlflli
Tun lirnimcni. nia«siTi-m Rinillakr.iwlir
w.lidpf Ht'ig.-I in. l»nK-kM-hl«".« ii. S|» rr-
kluiiim.-m. II etn. Un«. L'i i-in i.n-il.
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•W. II, i>- )l,D>iuml*il cm Ulngr, mit
und ohne N.'itc»ftini|iprn iinalN.-lniall«*n.
CSr. il!u»tr. I*r.'i».luiial<« lc«».l«-n<n-l.
Franc Georg Horrmann, Bremen,
u*u*n«r»trtn*r* 74,75,
’ Pn?i».li(iU5 Riall* und fmnko. 'B-fl
I Alles s|
I fOr DUrttantnsrkr-itrn, I
VurlaRcn für Iziub^itßi'Tfl, üehnitsftrei, |
Holtbraixl »<»•,* alle l'Untillenund I
Materialien hiuiu. (1 Hast j. Kala l«;r 1. 1t ff.) I
Mey d Wldmurer, Wlinrhcn S 7 . ;
CCD ER LUND
'
OENOIME CAL9RIC PühCh
Elektrisoho Dauerbelouchtunassnlaga
für Uit* lamp«- M ‘^fl. füriker*. I«m|n- M. »*.»0 a
Rill itr**r uinfsi-hi-r ICelri*-!). I*ri«[»<*kl Rrati*.
Bf U aUn Ffthrtk plektr. InMrumwtU«,
K.an nonn, Ei.ilt.tHwa.l .43 (S^em).
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9h. 3381. 16. fljml 1908.
3llu[trirte 3*hung.
771
Cfann bie Seen oon lijun unb ©rien$
mit itjteti Kurorten, bie CSinficöelci bes
^eiligen Seat«, bcc grüne 'Beatenberg,
bi« 2öler ber Äonber mit Heilquelle
£>eujtrid) r mit 9 lbelbobcit uttb Jianbetfleg
(Cfdjinenfeeunb ©emmi), ba& Simmental
(\ ennft bu bas Qanb - bas Juroel aller
J\ SUpenlänber: Berner Cbcrlanb?
Hier bietet es fid) in einigen feiner oor»
nebmjten, meltbc rühmten Stanbfdjafts*
bilberu, feinem unrrfdjöpflidjcn SReidjtum
ait öod)gebir0s*2jen«rie: Geeocbuten,
2t)un. odjcDau unt> Me «Kimltaalp.
»catcnlu-rg mit ber 3ung1rau.
itanberftea, Me ©Ißmltsatp.
foöjijntsit ©taitc, Auimnüiom u. v imini remar.
^jettwetb am «rienjeti«.
tUcttgcrnatp.
Kpjcnlaut, «Dell« »nb <U)(tterl}OTn.
Trommel bod) (eautrrtrumwm
4 janb«ftatl uno <*>rim[*igraf)e.
*trt*nj«r SRottjorn, MIM in« {jaetcuii.
Btdttngm,
mit feinet« fttlCett Äurorten unb Bäbent (SBeifjenburg, Cent). Diefes Btunbertanb ift
ein Sonrmerreifeaiel, atie «q bie SDelt nur ei nmal befttjt Tao Cberlänbifdje Bertefjrs*
buxeau in 3 nterta!cn oerfeubet foftenfrei (|e 20 Bffl- 'Borto) bic reid) illuflrierten
Brofdjürcn; 1 . Sityrer burd) Berner Cberlanb; 2 . f>ptelfü^rer ferner Obcrlanb.
Bergbörfcm, Sllpcnfeen, SBafferftürjen, ©Ietfd)ermeeren. Hi« & ic l»*blief>e See«
ftabl Xfoun, bort bas großartige 3 ntetlafen mit otl feinen amnberbaren 3 ielen:
Sd)i)nige glatte, Harber, tfauterbrunnen, fölürren, ©rinbdraalb.SDengernalp, Jung-
frau ba^n. Ober 9 JM ringen mit Warcfdjludjt, 9 ?ofenIaui, ©rimfd, Suften-nnb Jodjpafe.
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\a a *
£
| .vig
MpT'
V 9
MTr.
772
StluftTirte 3«tung.
5Rr. 3381. 16. atpril 1908.
Stllgemetnc 9 lotijen.
Honig ^ric5ri4» ©uguft unö bic ©Ifotograpljic. Weben
fein« großen ftnuwijOt» unb ßtebcnatüiirtugfcit !)flt ftd}
Jlöntg ilrKbrid) Huguft oon Scuhfcn bic fiarjfn feiner
ßanbMfmb« taal)l an» burd) Fein r*g<4 Ontrrerie m»
ber blüljettben 3nbuftric Gadjfcn« erobert. ?luf fein« :Hcife
burrf) fein ßanb oerfäumt es ber 'JDlonarcf), bic bedeuten bften
ftabritetabliifcmrnt® »u brfiufjen, unb binrcidmib brfannt
ift es, bafo biefe 'Befucfte geto5l)ntict) nicht in fd)nellcn flunb
Hängen, fonbern in gTüiiblidjcn, zuweilen ftunbenlangcn
©riidpiguugcn befielen- <Kntc Onöuftrie abcT wenbet ber
.Hörig Fein erhöhtes 3nt«efic zu: ber pt) otograpl) i[ d>en, nnb
bic« ift ganz begreiflich; ift er bod) [elbft ein eifriger unb
fleißiger WmatcurphotograpE). 'IBic oft hot man iljn mit
ber Hnmera in ber fcanb gelebcn; auf feinen Weifen fehlt
biefe treue Begleiterin toah 1 M ‘ 4 - Bönl0 maiftt nicht nur
alle feine zahlreichen Aufnahmen ganz allein, er beforgt
aud) „juhoufe" olle pbotograpl)if<t>«n Arbeiten inner- unb
aufterhalb bfT Euntelfammer felbft, tuie er im Icutfeligften
^laubcrton gelegentlich einer ßlubienj 1 >ct Tcputation bcs
TresDn« herein« jur ftörbming ber 'ilmatrurphotographie
er ä nljlie- Sei blefem befonberen pf)otograpl)if(i)cn 3nt«reffe
■nimmt w nid)t tounber, bah her Hönig bic roeltbelannte
^resbner ftürma ^rrinrid» (Lmcmann, Wtiengctcllhhoft fflr
Jfamcrafabritation, rotebertjolt mit feinem ©efud) beehrte, To
erft fflrjlicf) wieber. llnfer 8tlt><f)en gibt ben (Eintritt bes
Äönigo burd) ba® ftabriEtor wieber, unb wir erleitnen an
ben freunblld) ISchelnbeit 'fflgtn be« ©lonarcßen, wie fel)r
ihn bei im tfüntrrgrunöc ftchenbe „Bnipfcr" amiifiert. ßur
Gelte be» ilöniga fchreitet ber Trwbner C ber bürg ermeifter
(fiel). ftinanjrat Beutler, im ^intergrunbe erblicfcn wir ben
(firünber unb Veit« ber ftirrna, Tireftor Heinrich (Ernemann.
Wad) bem offiziellen Empfang im blumengefchmflcften T>iref-
torialzimmer begann ber SHunbgang unter Führung ®ireltar
(Ememann«, Üiretior 4>ct)ties unb bc® technifchen Peilers
3ngenieur Grucmattn. 3m ÜJiuftetjimmer mit feiner Jülle
oerfthiebenltet Apparate für ©botograpbic unb Hincmato-
graptpe int«effieTten ben SDIonarchcn ganj befonbers bic
Apparate für Ulifro Hinenicitographte. Bon Ijier ging bie
tjüanbming in bie im Souterrain gelegene Stanjerei, bann
in bie ftlempneret unb weiter in ben großartigen ^»olj.
bearbeitungsfaal, wo hun&CTte fleißiger J}änbe fich regen
unb taufenb fRäber furren bei völlig (taubfreiem Betriebe,
benn alle Abfälle, Spane unb Staubteilchen werben burd)
Gxhouftoren ahgeführl 3m eTflen Gtodwerf »«folgte matt
in ber ©udjbinbcrei ben 50crbcgang pbotograpljifcbfT Balgen
unb bas Bejiehen ber .Hamerns mit Ueber, in ber Tifd)l«et
bas ftertigftellen ber .Ramrra- ftoljteile unb ihre SUlontagc.
(Einen befonberen (Einbrurf mad)te ber im zweiten Stoduxrl
gelegene aJfetaUbearbeitungsfaal mit feinen zahlreichen 9Jla-
fd)inen unb Wrbeitern burd) bie übeTfid)tliche ßfnorbming,
bie :Rulje be« ©etneba bei aller (tief djäfttgf eit unb bas
ftd)len jeglichen TOetallftaubs unb IflbFall« am ©oben. $(ud)
FEINSTES lg^/li
Amerikanisches
Fabrikat
Schutzblätter
' x H 00 K 0 N
STRUMPF^
»HALTER
UHKEN-FABRIK
Glashütte
Fabrik - Muh*. in Sachsen.
Feinste
Prüzisions -Taschenuhren
mich mit Gaof zeugni» der
Kaivrrl. Dem scheu Seewart«
Veikaul iturrh alle feinen ühren*«cb»fi»
des In- und Aufland««.
lilrlnerta ..Uem“, .JVeiutj*.
„r*»*henreljbl”a„llr.Mari**
Schu ti blUUT aind anrrkaiuit die Beaten
j.KinnAheolndl«- Rluaen. Kbenan ui m 1
Kleinert« ..Klon“ ti...lleuulU>-
die Unten SchuublatWT nun Annehen
wobei kan Kinnilwn notwendig ist.
IMe besten (ieaeklftfl lelchnen
•Irh d «durch an«. d>aa «te die
lilrinert'srhrn IJualltatc« ftthre«.
Kleinert’«. ,l llp*-i rum Aimricken
a»iit.K<.re.-i! ui „H«olt®n M Strutrr'l-
halter ni hnun donadUn IUn« da in
lticug auf Vortn-f flickkeit wie Kleinerui
tkbuublAl ter; sisr-rreunen d. 8-trQmpfv
nlclu und ihre (einen Temk-keUen Yrr-
uchlQ.fae sind sUUkor und bnuer als dio-
fenlgen d. gewCihnlirhen HtnuspfliaUer.
FloriCrr nennt «ich ein neuer Blumentopf, der nach dem Urleil erster Fachleute hervnrrapend auf da«
Wachstum der Zim merpf lanzen wirkt.
Während man bisher Ln Majolika- Blumentöpfe rieht direkt oinnflanzen konnte, diese vielmehr nur als dekorative rmhüllung
der eewühn liehen Tontöpfe dienten, werden die Pflanzen in den Miijoliknlopf Florifer unter Fortfall des Tontopfcn direkt ein-
genfiAnzt. — Durch «eine Wandung fuhren nach innen schräge Luftlöcher. Wurzeln und Wärter können nicht nach aussen dringen,
wuhl aber von ausaen narb innen Luft und Warme, die llauptfaktorcn gesunder l'f lanzen - Entwicklung. — Der Buden de» Florifer
besitzt ebenfalls ein Luftloch, durch welcher» aber zugleich nach Tränken der Pflanze das übrige Wasser entweichen kann; denn
Florifer hat Küsse, die seinen Boden über den rntenwtz erlichen. — Der Florifer verhindert durch diese Einrichtung
Verkümmern der Pflanzen an Luftmangel, Verfaulen der Wurzeln und Versauern der Erde durch fitauwasn-r, —
Lange praktische Versuche erster Fachleute haben bewiesen, dass die in den Majolika- Flor ifer eingesetzten Pflanzen sieh kräftiger
entwickeln als in gewöhnlichen porösen Tontöpfen. Direktes Einpflanz.cn in Majolika- Florifer gestattet jetzt, kleinere Topfe zu
wählen, ao das« die Anwendung des Florifer billiger ist als die der binhcr gebräuchlichen Majolikatopf« 1 . — Die bekannte Firma
Villeroy Jk. Boch fabriziert d*e Florifer- Töpfe Ln allen Grössen und von der einfachsten bis zur elegantesten Ausführung, Florifer
werden uiit paseenden Untersätzen geliefert und sind in allen einschlägigen Geschäften in jeder Preislage käuflich schon von Mk. I. — an.
Krnnt W. Freytag, Hannover.
K atalog r?s
SOOO nützlichen u. uneiuh. Q«a««i -
stlndm. hör*. Sruhdtcn ln Blakt,
Lader, Bold, Optik, 8pM-, Beslkw
•t«, tt(. »icbviz ». Inwr^ani fllr
jeUcn. Keiner trnlumr Mtchcn
wmoint und fnnko ru vwrtanpcn
Fritz Hammesfahr. Foche 2
Stiefel
^ w ■ W ■ D R lP Nr , 49806 .
Kur seht, wenn mit tv«-bccuiuhsna«r Schuta-
Buuk« Ti-rwhrn. Khrendlp'lom der Jubilkauna-
uusU-llunr <t<-« I- Voroim (ür NnturbHlkundc
1^'ipciK, Mai 1904. Au*|p«*'ichn«t im W.tt-
b»rwcrb «>m 4«itKlK<n r»»nualstk(el , Kassel
1906. Die Stiefel bcaellifen In daut-rndrin
(Fnbnuicb« Hll)neriu|«n , «ngnwaclitdM ZdlMR-
nkg«l , verkrüppelt» Zelea. Viele AnttielM An-
Rauihgr bevorzugen
OCARLTTENFABRII?
Tü^A
0EQR.1876.
OutmhBuarr u. Fnrlllon»
empfiehlt Mshr prwiesrOnlig
Bezirks- Anstalt Muldenhütten,
lUi •strBMoi*
■ WJKlfflSSS -
M». Kiel pn.«' \ 7
und an>» cfen V
und fiariM» ^
Darm»»*«
-Kr.« Ur»tcr Appar«‘ füt
aHOH. Peten««»* .« «**«*
\ Berger & O«
24 Preis- Medaillen l
Underberg Bo onekamp.
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3381. 16. Stpril 1908.
3llujtrirte 3 e ^ n 9-
773
hie eigene galoanoplafttfd)« Anfta.lt ber Fabrt! unt» bic
SRetallfd) lederet fielen butd) bae fteljlen fdjfiblidior (fcerüdie
uitb Staubabfottberuncicti angenehm auf. Weiter ging es
in bic einer Keinen ÜJlaTdjtnetifatmf glcidicnöe Sdüoficrei.
in ber in l)ärtcftcm otatjl alle Ständen unb Schnitte für
b«n eigenen Bebarf bcrgeftcllt werben. Das brüte Stört-
wer! ift ben feinften Arbeiten gewibmet ; lp* r finbe*
in grofeen Arbeitsfälen bic Brüfung ber Cbjeftioe imb
AcrfdjtttfTe, fowie Ujre 2Jlontage in bic fertigen Rameras
ftatt, toeitcr bie Fabrilation fincmtttoflrnpljifdjer Ap-
parate für Amateure unb Bcrufejwerte unb enblid) bic,
peinlidjfte GVenauigfeit erfor beruhe Lin fenfdtf eiferet. An
jeber Stelle bes umfangreichen Betriebs zeigte fid) moljl*
tuenbe ('»ebieejentjeit, Sauberfeit uitb ^ürforge. Den Sd)luf)
bes Röniglidjett Befud)es bilbete ein Aufenthalt im Uro»
jeftionsfaal, in tocl<i)etn bern SJlonardjen -unb feinem
(befolge fefcr gelungene linematographifdje unb mitro»
Internat ograpt)ifcl)c Aufnahmen mit bem (Ernemann • ftino
oorgeführt würben. (Ein Beweis bes Beifalls, ben alle
(Einrichtungen bei bem fjofjen Bcfud>e fanben, ift bie Ver-
längerung ber urfprünglid) in Au»|id)t genommenen Befud>s-
Seit um feilt ba* doppelte.
Das Offizielle Leipziger snefj-Abrefobud), beffen lefcte
Auflage über 3500 Auspteller oon teramtfdjen, BlctaH-,
&0I3- unb LeberroaTen, Rurs-, flialanterie- unb Gpielmaren,
3n[trumenten, Apparaten unb ben uerfchiebcnftcn aitbcm
Artifeln uerjcidjnet, wirb oor jeber Süleffe auf tfrrunb
eines JSt>r licti oerfanbten Fragebogen» an alle a tigernd-
beten Wiefi-Sinräufa foftertfTet uerbreitet. 3ntereffenten,
bte ben jet}t ausgefanbten Fragebogen für bie Snidjaelis-
lüicffe 1908 unb bie Öfter •Vormeffe 1909 nicht erhalten
haben fällten, wirb empfohlen, fid» beim SWch-Ausf<f)uft
ber .rianbckrtnmmcr fieipjig balbigft ju m eiben unb burd)
rcchricitige Ausfertigung bcs Formulars ein Sud) tm ootau*
3U fid>ern.
Otto Webers DraucrmagajiR Ir Berlin IV., bas beule
weit Aber Deutfd)Ianb* ffirenjen hinaus belannt ift, würbe
im Fahre 1872 als Spcjialbau» toterer Branche gegrünbet
<Es entcoirfelte fid) oon llcinen Anfängen burd) bi« eneTgifth«
Datfräft Otto Webers, bes noch h«ute rührigen t&efdjäfts-
Inhabers, ju feiner ^eitrigen tSrflfce. Won Anfang an galt
al« erfter c&Tunbfafe (tiefes {raufe«, bie ftunbfdjaft folib, gut
unb preiswert ju bebienen, fo bafj bl« 3 a V ber -ftunben
uon Fahr 3U Faljr wuchs. 3m Fohre 1894 mürbe bas
W ad) barg runbftürf ba^u getauft. Doch halb [teilte fid) heraus,
bafi auch biefes ffieböube tterbunben mtt bem Gtammhaus
ben Anfprüdjcn nicht mehr genügte. Unb fo ging es bann
an bie (Erbauung eines neuen, großen (befdjäftspalaftes,
SüiohTenftra&e 45, (Erfe WlarfgrafenftTaöe. Dtefer WTadjtbau,
ber in feiner äufjerett cbeftaltung eine ardjiteltonifcf)* Fierbe
bes (r.enbanuenmar!tes bilbet. leuchtet mit feiner uetfehieben-
artigen Äupfetbefleibung majertätifd) bis hinüber in bte
Friebrichftrafcf. Dem Äufjcrert «ritfp rid»t bte innere (Ein-
ridjtung, bie fid} alle (Errungenfdjaften ber lec&nil sunufce
machte unb an <f>tbiegent)Ht unb ftomfori nicht» ju wünfd>en
übrig löfet. Die aufjergero Ähnliche uerfthmenberifche Licht-
fülle am Dag« burd) bie großen, breiten ftenfter, abeubs
burd) bie ftimmungsoolle eleltrifd)* Beleuchtung, ift ein
eminenter Faltor beim (Eintauf fdpvaricr RIcibung. BHt
biefem (Erweiterungsbau tritt bie Firma Otto SDebet» Irauer-
magajin mit in bie erftc tKeitje ber gTShten Berliner Special-
gefd^äfte ein. Der Gprud): M Otto Webers Irauermagaitn
fann jebt Dame, bie farbig gefleibet eintrat, in i>ollftönbigfT
Irauerfletbung oerlaffen", fennt nid)t blojj jeb«t Berliner.
Dem (Srünber bes Kaufes ftehen brei eTmadhfnie 6öhite,
ein bewährter Ifhwkmf*» ber jiria breifeig F Q ^ r<
tätig ift, unb ein gutes, folibes, jum größten Xeil lang-
jähriges freu jur Gelte. Cs toirb aud) fernerhin
bas eifrlgfte Beftreben ber Fhrma fein, ihren großen Run ben-
frei# gut unb preiswert gu bebienen. Die Runblnnen
roerben es aufjerbem in allernäd)fler 3rit felpr bequem
haben, gu Otto Weber gu gelangen, ba ber Untergumb-
bahnhof Friebridjftrafte einen Ausgang in ber ffliohrenltrafte
am üjenbarmenmaTft, fdjräg gegenüber oon bem neuen
(Vfd)öftsf)aufe, erhält.
Alpacca-Silber- Essbestecke.
Bester Ersatz für echtes Silber. 74 Besteckmuster.
ÜH& Schwerversilberte Tafel geräte
:: für elegante Haushaltungen ::
■St in verschiedenen modernen Stilarten.
Illustrierte Preislisten durch die
Berndorfer
Metallwarenfabrik 4
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Kein Ladengeschäft.
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k..«nn, raiv licn H.-rsU-Jlimg (ItT bf-
kannCrn , .nliwäli. f'fiJiUlc '.
..Htrlra. N-’II»ii»i>ti»i-‘ p. r. I*. cur
f-.rtioii. w.inpn Al«abr deH llrm.-rs.
dorrt' neben Tode«l« - ^il.-npalrvn
l n-inlirh, «[«rum , praktisch).
Wnwtssf k»r .. III rlrtm D. R.O. M.
Äffrwt «ii-li.-r utvd l.-Uht uicb di--
hftrtrM« Siu, ohne Kcrnr-Tleicuiy-
ODOfiTflS
pnoniHK
ODOhTfl
Zu haben in .Ipotbf-krn, 1‘arfü m rrls-, n
ürocrB- ud Friaror-ftcachlftea. Ü
Spezi ii -Falrlkjti Per Finei R. «. Nflnersdorff Macht. Ii Stiittflart.
Seil Jalircn wahrte, auch ru (ir^chenkcti rortBylich CfNlO^tc
• Haus-i KUchenhelfer( )•
mSm.
G
Sommersprossen
ontWnl nur Vrtm* k*j
in wonllfen Ta«en Kach-
dom Hlo alias mö^lvcha w-
folgkjaiiniriiwanilt, madkcn
bie ein.« WKn Venucii
mit< 'r.'tno Ary awinlKie
nicklraaeal Franko M. 2^0
Bio irnaoru Tiden I*nk-
acbreibai.QoklunoJtfedailU
Larnlon , Berlin , Fkria. iCcbt nur durch
Apotheke an na elaenaea Hann.
Htraaabor, l? 4 , £ 4 , ( 626 )
Heinr. Ernemann A.-G., Dresden 126.
Ernemann
D-R-p- Springkamera
Heag XV
» auf einen Druck
aufnahmefertig,
trotzdem
doppelter Auszug
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Heag XV is» fine Flachka-ntra geriiurUer Dimensionen und bielet ähnlichen Konstruktionen gegenüber wesentliche
Vorzüge, wie denkbar einfache, gefällige und stabile Konstruktion. Verstellbarkeit de» ObjektivtrJgcra etc. etc.
Die Qrundkomtruktion 7U diesem neuen Typ legten wir vor Jahren schon mit unserer Heag V
Verlangen Sie unseren neuen Prachtkatalog 1 Viele hervorragende Neuheiten!
buttem im Hause, neuest •• . rrr-
t'eBM-rte Konatniktion, tnil Ho-
fMkÜKting*- Vorrichtung (D. 1t. P.)
BjltaHjhrBch8a.eJ i>. r. p M bester
rerbr. it. tau-r T- igrühr- Apparat.
rttoaer Qalrttapf. p. r. ci. M.
bentcr Bchn.-tHU-hLiKre, Sehlagrahm-
macber, IleiOquirler etc.
Zu bniohen durch die Elana-. KBrhi-nreriti*. und Kiaenhaadlungea.
Wo nicht erhältlich, «rend« man sich dir. lt an obige Firma.
zur Benutzung
der Hinteriuwe.
Erfrischende, Abführende, Fruchtpastille
MMN
VERSTOPFUNG
HMoitoii, Leberleiöcn. MezenteliweitD
TA Hl AR
INDIEN
GRILLON
Aut Jeder Sctiactxtel and Jeder Pastille des
& echten tamah Indien muss «iah die
Unterschrift ■. OrlUon befinden.
Pwii ,33, Raa des Archive«, in allen Apothekan.
i
774
3 Uu|triiie 3 «itung.
9 k 3381 . 16 . 9 lpril 1908 .
Slllgemeine Siotijen.
t}fi«bri<b »rcuftifche Gebens- mtb t<>arantie=
{Berfufferung»- 'Jlftien ■ Q&efellfdjaft 3« ^Berlin. 3n her nnt
1. D. 'JUL abgeljaltencn Sifeung bw Vluflidjisrat» finb bic
IRffultate bc* ©«fdiäftslaljTW 1907 fcftacftcUt worben, Dt t
Uber[d)uh beträgt Jf 4 350997,30 <1 «. .¥ 3 974057,99).
Daoon werben .4 .1016 197,01 ben »erfidjattn übawicFcn
(I. '11. .H 241 9 814, H2), unb |t»ar «galten bie »«rftdjerttn
bci©erbonbA 22°/, ber 3al)r«prämie, bei Verbat» b B i*[ a
ber {Btäntienfumme, bei bett »erbättbeti <’ uttb D |e 25"/#
ber 3at>re»prämie unb bet Verbattb E bie gefd)äfteplan*
mäßigen {Dlaximalpro^entfätie. Ser (WnemlDerfammtung
wirb btjüglicb ber Verteilung bes ^Reingewinns uorgtr<t)lngen
werben, an bi« ‘‘RftianäTe Jf »27,50 pro 9Iltie 311 3at)(en, b«m
»enflonsfonb* unb den 'Beamten als ©ratififation .// 100000
3u flbtrweiftn, wfifprtnb bi« rtftli<f)cn 630946,40 jurttd*
geftellt werben. 3m 3al>re 1907 lagen 420 6*6 Anträge über
1 1B 672985 VerFidjcrungafumm« jur »curteilung por, ber
Hugang betrug 420074 VcrfietKrungen mit .4 106 137014
Kapital unb . ¥ 146 303 fahrest ente. 3>er »eftanö frt)iM)te fid)
auf 2 431 197 'Rölijett mit .H 623932 732 {lierfid)«rang$itmwit
unb u 976067 Sitnte; er i[t alfo um 215 777 25erficf)eruniien
mit.// 5G 291 6« 1 Kapital unb .M 92872 {Rente gci»ad>ien. Die
orbentlidjc (BencralDerfammlung finbet am 25.2UurtI b. 3- ftatt.
Sin neuer »lumentopf. Unter bem gefrtjlicf) gefügten
91amcn bringt bie ftlrma SBilleroi) A- Sod) einen
patentierten, aus fein Eeramtfdjem Blaterial berge [teilten
{Blumentopf in ben f>anbel, wetdjtx einen CErfat) für bie
bisher gebräuchlichen liadjepots. bietet unb .vugleid) bie »er«
wtnbung, ber btatjer altgemein gebräuchlichen nnrdjönen
Dontäpfe entbet)rli(t) macht. »efannllich lafren fidj 3tnimer*
pflanzen nur in folgen iöpfen gefunb erhalten, weld)c ber
Cu ft gmügenb 3utritt 3ur CErbe unb 3U ben Vhir^ein
geftattcu. Viele »erfucfjc finb bereits gemad)t worben, ben
in bet «usfü^rung ptimitioen unb utifdjanen porSfen Topf
burd) gefälligere ffabrifate 411 erfefeen, ohne bafe es bisher
gelungen wäre, bie Qlufgabe in befttebigenber 20eife ju
löfen. 3n bem neuen lopf „Slorifer" — Ion|tniiert non
Crnft OT. t^ret)tag*^annooer — finb bie Sdpoiertgteitcn,
welche ber fflerwenbung glafierter (Fiefäfce entgcgenftcljen, in
ewfacbftcr tötif« babuedj befjoben worben, bafe in ben
fflßanbungen bes Topfes fdjräg nai) unten uerlaufenbe
C5d)cr angebracht finb, welche bet fiuft genügenben 3utritt
geftatten, ben fflustritt bes OUaffers aber eerEjinbem. 3n
ber lat ift öiefer i^ebante fo oetblöffenb einfach, bafj
man fid) tounbert, bafe noch niemanb auf bettrelben
geCommen ift. Der neue »lumentopf ift bereits oielfad)
von ^ad)leuten mit g&nftigem (Erfolge erprobt warben,
worüber (Gutachten oorliegen, fo bafc berfefbe allen »Iumen<
IiebljaBcm roärmftens empfohlen werben fann. Wuf ber
Celprtger SJlcffe ift ber neue ittrtiEel, weiter |e^t bem
^anbelsoerle^r übergeben wirb, in ben WusfteUungs-
räumen ber |-yirma Bitlero«) * ®od) im „Silbernen Bär-
in ben oerf<f)iebenften fttus Führungen ^od) ho^ntobernen
tftnftlerifdjen Entwürfen unb in ben oerfdjiebenften »reis-
lagen ju befidjtigen. Daß bie neue (Srfinbung tn
Qualität bes oerwen beten Sütaterials wie in oorneijmer
ainsftattung aud) ben tjot^gefpannteften ainfprütfjen ge-
nügen wirb, bafür bürgt ber 9iame ber jabriEanten.
TOtr oerweifen im übrigen auf bas 3nferot auf Seite 772
biefer 'JlummeT.
Hautpflege unb aüunbbefjanblung. Unter ber {Bezeich-
nung „{Öalenoi" bringt bie nirma „»afenor^fUerte,
Br. Ülrtljur K3pp, Cei p 3 ig - fiirtbe na u , ein Salben-
losnretiCum in ben Hanbcl, welches fid) burd) feine Sigcn»
f d)af»en , ungemein letdjt oon ber mitgenommen unb
nliftt ian,)ig tu werben, unb feine gro^e üJUIbe unb IRci*,.
lofigleit aus3«ict)n«t. Das »räparat hat fid) in ber £>aut-~
pflege unb SSunbbehanblung unb in ber Kosmetü einen
allerer ft cn »lat) errungen unb wirb ber tjnoorragenbc
therapeutifdje 9Bcrt bes Bafcnol von ben erften mebiäinifdien
Kapn)iiäten allgemein anerlanut. Die aufjerorbentlithc Vcr«
breitung unb gra^e {Popularität oerbanlt bas ©afenol im
befonberen ben bamit hergeftellten 53afenoI»»uber- Präparaten,
MILKA
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Ersat 2 füsse. (287)
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f »I I »t IIM|lt»i|l Ift f neueatcu Krtalimneen benrtwitates Werk (i'iOSeit.. viele Abbild.).
Wirklich IjraiK’hlarrr Ralgotser und alcherar Wegweiser r.ur ktcUwng. Mir Mk. 1 .00 in ltri-1-
murken ru betiehenvon dem Ä>r* i iikannlnrlum ..kilvana". Crnl .1« ( Schweiz '.
I ^-lateres ist d. gasuu' Jahr igeiWIn-el an .«ehlleail Irli ((kr inSiinliclie Pati«nüm. F.rfolgn-ich-lc
l!<rUm«-th(w)cn . eiiuiK in ihrer Art u. Wirkung. Klima tflir Neiirwstbeniker tieaonders «önati
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
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lttbliotiiek wird dioelbc für
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49 Mark SO l'fg.) abgegeben.
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lichen Körpers . . . ,H 4.—
Bergsteiger, Gebirgstouristen und
Alpenreisende H 3.—
Bewegungsspiele für die deutsche
Jugend . H 2.—
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Korb- u. Glockenrapier .4 1.60
Hunderassen 41 3.—
Jagdkunde 41 3.^
Lawn Tennis sowie zehn der be-
liebtesten englischen Kugel- und
Ballspiele 4I3.&0
Radfahrspori 41 3.—
Reitkunst ,41 6.—
Ruder- und Segelsport . .414.—
Deutsche Sähe Ifechtschule.// 1 .. r »0
Schwimm kunst ..... .41 2.—
Deutsche StoBfechtschule. 41 1.50
Turnkunst 4. —
Wintersport ä 3.—
AtuiaitTliohe l*r»np<'kte mit IiihAlui-
angnb« j-vlc- llnndr* der Hibliothck
Ik-u aur AtTfQgung.
fftloptadilandlung von J.J /Weber. Leipng Z6.
wie man den KnfWgenu«* gestitten darf,
ohne zu Surrogaten greifen zu müssen,
die den natürlichen Kalte« nicht im ent-
ferntesten zu ersetzen imstande sind.
Die Aente empfehlen Nervösen, Herz-
leidenden, Rekonvaleszenten coffelnfreien
KnfTe« „HAG* (Mark« Retlnngsringh der
geschmacklich dem wirklichen Kaffee
elrfnbürtig ist, aber nicht das filr Nerven
nnd Herz so gefährliche CoETeln besitzt.
Coffelnfreier Kaffee ist kein Surrogat,
sondern wirklicher Natur -Kaffee, dem
durch patentierte Verfahren der Kaffee-
Handels- Aktien* Gesellschaft in Bremen
das schädliche Coffein entzogen ist
Er bietet vollen Kaffe« * Genuss ohne
schädliche Nebenwirkung and ist in allen
einschlägigen Geschäften von Mark 1.30
bis Mark 2.5Q pro Pfund zu haben.
I ahr>1ii hlf zum 8rM<-*w-n u. Nclbst-
ruhn-n. kraakfiMMiM-l mit und oha« A
Kl cvcll. IU l lli-rhr. >trllbirr^^^^fl
h .|>r\ iw«. KlowttvunJ
alle Krankcnnirib/I
Aug. Spingmherg,
Berlin S.
Alte J&Kotatr. 78 w
Die schuierige firztliche
Fräse ist selbst.
?u haben mailen heueren Jdn/hhandtungen. ev erfrage
man nächste Bezugsquelle in der Fabrik.
9h. 3381. 16. 5lpril 1908.
3Huftrirte 3 c ^ un 9*
775
roetct)« 3 Qrte, locfere, gutl)aftenbe ©utoer finb, bie nid)t
3 ufammc?i&all«n unb einen fcfjüfcfn&fn, trodenen ttbcrjug
fetbft auf Den jarteften ©autf älteren bi Iben. iDer fetjr
gelungenen ttombmation bet ©af«nol.©ub«r r tneld)e bie
©orjüge eine« I roden «©über» mit benen eine« Salben»
tosmetitum* in fid) oeteinen, aufotroTöcntlid) austrorftunb
würfen, aber and) burdj i^ren fjettretebtum bie £>aut in
t)ot)tm 'Dlafcc gefdjmeibig erhalten unb nicht mie fonftige
Silber bie &aut fpr3be unb riffig machen, finb bie glinjenben
Crfolge .lujufchre iben , ujeldje mit betn ©afenoI*©ubrr in
ber gef amten SBunbbehanMung unb batttpfUge, als
Gd)roeiftpuber unb bei fo Dielen anbrren eTjirit merben.
3n bejug auf if)re ftaxf auffaugenbe JVrart, if>rc ©efcl)mei«
bigfeit, ba» ,T«f)len oon ^ufammenballung bei teldjter
Haftung, Sicherheit ber Hürhrng unb Bifligfeit fielen
biefe ©räparat* oöllig unübertroffen ba. Di« au»g«b«tmte
9fm»enbung in ftraitfenf)5ufeni unb ftUnifen, Säugllng«-
beinten unb Grippen, bei ber «rm«e unb SBlarine, in
b«n tropen ufto., bas allfeitig glän^cnbe Urteil ber elften
üapaiitfiten ber ttinberljeilfunbe, ber Dermatologie, b«*
SWilitar-Sanitfttswefen«, 6er tropenfjqglene ufw-, ro«ld)e
bie Bafenol-^uber als bie beften 9Bunb> unb Ijogienlfet)-
antifeptifdjen Cinftreumittel unb Sdjmeifjpubtr einftimmig
ancrlenncn, finb root)I ba» berufenfte ^eugnl» für biefe
Präparate.
Sd)on feit fhrfd>einen ber erften «lapp-Äomeras ift in
ben .'(reifen ber '.’lmaU'ur ©l)otograpl)ert ber 9Bunfd) toad)
gciuorben, ba» Objettip gleid) beim öinunternappen be»
Voufboben» iit bie für bie ÜlufnaEptc nottuenbige Stellung
etnrücTen gu feljen. ®» ift aud) in einigen iionftruflionen
oerfucht worben, bi« 8t> DertDirfUdjen. STber erft ba» pon
ber ^attlg-SIftien'C&efellichoft in Dr«ben im 3afjre 190G
«ingeführte Stiftern „Gupibo“ bat bie Aufgabe 3 wetten t-
fprechenb erfüllt. Daufenbe oon berarttgeu Wameras finb
fett bereits oon Umat euren im ©«brauch, unb bi« roirftid)
«mwanbfreie, ebenfo übetrafcfjenb einfache mie geniale (fr-
finbung erwirbt fi<h täglich neue ftreunbe. Wls befonbfTer
©oTjug ift ju nenhen, baj) ber ObitftiotTäger infolge ein«
fidjer ineinanbetgreifenben fjfbelftjftcms abfolut feft unb
parallel 3ur 9Jtattfd>eib« ftef)t, [obalb ber üameraboben
redjttDinfelig eingefchnoppt ift. Da» neue BlobeH bat aufirr-
bem nod) eine ©orrid)hing jum f>od>> unb Diefftetlen bw
Cbfeftioe» erhalten, mälirenb bie ©inftellung auf nähere
©ntfemuregen burd) einen am, ftamerabob«n liegenben
©13 ent er bequem betätigt roirb. ©in weiterer Uor3ug ift,
bah bie Camera fltf) nicf)t fdjHefjeTt ISfjt, coenn ba» Cbjeftio
hoch ober tief oerftellt, ober bie Jiabetnlteilung ftefjen
geblieben ift Das £»bjettfo mufe in bie ffitttte unb auf
„Unenblicb" aurüdgeftellt fein, womit erhielt roirb, bah
bie .Hamera beim STOieberöffnen ftets bas Objettip in
ber SJiitte bot unb auf „llnenblicfT einfdinappt. Die
.Uantera n (2upibo u roirb nad) ben neueften Katalogen
in ben uerfchiebenften Formaten geliefert, unb atoat al«
JDHniatUT-Jtamera „‘ittom- für platten 4*/ f x6, al* Iafd)ctt-
Jtamero 6x9, für Platten unb ftilmpact» « 'J unb platten
S'/.x»; ferner al* normal« Älapp-'tamera für Platten 9x12
unb ^ilmpad» 9x12 ober 8xio'/ f , ct» SHotlfilm..üamera
für SR oll film» 8x1©'/, ober platten 9x12. Sdjliefjlid) in
ooller Pofttartengröbe für Platten lO vis ober f^ilmpads
8 - 14 rm. Do bie 2Bünfd)e unb Pebürfnirfe bei ben uer-
fd)ieb«neit <Wbrcmib*Vöed«n ber 3-ormate febt
parlieren, fo ift es mit Jfreubeit ju begrüben, bafj bas
Sgftrni B (£upibo" auf fo vielerlei Jf orrna * c fHntvenbung
gefunben bat- 35^^ Wefcn ber fd)n«ll arbeitenben .Warnern
roürb« es nidjt «ntfprc<h<n ( biefelbc i»i« anbere Äamera»
mit einem hoppelten Musjug ju 0 erleben, benn biefes
mürbe fte erften» nur fdiweret nnb tomptiaierter machen,
unb aroeitens fte mit einer Stovricfjtung oerfetjen, bie nur
in groben ttu»nabmefdlien für bief« Kamera in frragc
tojnmt. Die finnretche Borrtdjtung be» üupibo. Softem»
ift burch Deutfeh« SR«id)»patent g«fd>Ütjt. Wfle näheren
3nformationen binfithtlich ber be[tebenben Toroie ber neuen
®to Bellt ftnb aus bem neuen BTachtlatalog Sir. 281
3 U erfeben, roelcben bie g^rma poftfrei auf ©erlangen
fcber 3 «it lufchictt.
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ntmL BirnslicI.Cobirrg I*
Glaf e y- N achtl ich te
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Erffllj farantiert , Vcri*ad
erzen N*ckn»bw TO ™ -3
M. 1.60 oct. rrrrn EInwndang y
. m M. 1.3S franko durdl 2
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i|. u »ft* illu|trl tritt Prtis.crrtidjnis aller I
über ihre Rnwcndun» nad)
Uorfcbriltrn ; audi dit n«ut|itn Klo|«llt, L
Bidet». 8utwa|chH|etit. Cit|chr2nkr. 0U|<t. I
l«ilcll«n und UtmiUiortn fiad vtrzefdinei. I
Ittan »trlaagt k<v|icntftit Zu[endun*. I
tMilXttwtrht nj«osd»rl 4 hodjhiuilcr, I
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Original trom
THE OHIO STATE UNIVERSITY
776
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$as&inb u. fetne pflege.
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grarbtltrte unb btreidjerte Kuflogc. *e
129 tlbbilb imgm. 3n Orightallrliunban--
• Wart 10 Vf., in CLeidjcnrcinbanb 6 Start
itranfenpflege im £<nije.
Von Dr. med. Do ul «Da an er. t :
71 Wbb. 3n Ortamallftnenbanb 4 Ä*rf
oon brmaitn Xanncabcrg. 3umte, oermebrte unb oet-
belfert* Vuflttfl*. WHtlt tafeln Äbbtlbunpen. SnCrigbial-
Irinrnbanb 4 Warf. Vertag oon 3. 3. JBtbti I« £ctp|tg ZS.
lüfbrrs 3Uuttticrtf IiauDlniiiifr.
lieber Vanb llt in Gcimwinb pebnubrn.
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Vufl. nach bm «auelten ©rltlmmunp«»«
ber ikffr^arbuno umflcarbfttet u. tteor«
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lauftnäimifd)*. Von D*!«r ntemid).
ccctjitr, bucdjfltkbrne Wufl. Wtt 7 »lb-
bllhunp. u.StltaWelfomuilanii. 3 OJJarf.
<ll>«mifalienhinDc. rur,e «r>
IdjreilJunfl bor tDidjtialtcn Cbemllalien
bcsftaubelo. 3u>fHe WufI-, oollitAnb. neu
bearbeitet oon Itr. Vf. Vi«t| dj. 3 Wart.
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föiroaiefcn. Von Jtarl Vtrger. Wit
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bi-u-ti durvb tbn> rei«cnd«* Musik oidbt nur «fs*
schODc UaUrfaalUing für Jung und Alt, wodrm
tragen mich dua bei , das musikalische Gebt* nd
die Liebe cur Musik su vrpckrn.
Jul. Heinr. Zimmermann, Leipzig»
Kor Milt weoa mit Auferhrift Fortuna.
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Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
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mn
ga^renb ©olf.
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ber monbemben Äünftlercoelt.
Won Signor Saltarino.
'JJiit 135 authcnlifctjen ^IbbilDuugen.
3n XDriginalleinentKmD 12 Wart.
infinit * unb •nmitaltilic. fUbletm. Sünoedinpfet unb »teim,
Ollt/tm . ^Q^gg,. @<t)laiiflcnmenf(D«n. 3atib»rtün|ti<r. rtunftldjä^cn um»
Weil eruierter. ©utiBertfinltln. Jufanniienaeuiadjfenf Vlenidjen. Wumpf« unb
ffu.{j!ß.n|tltr. Wimifcr uub ^aulmrn|d»en. ßaor* unb Vartmmfcbcn. 2d.
tocotcrte. 9trd)eit(ütijtlrr. SdjndUluftr. SdjncUmakr. (idjuicnutto baten.
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Man fnrderr- nur Bombaatus-
l\rxeuiru>»*e und »Hm 1 alt« 1 « Andern
e-ni.vhiiwien rurtick. (895)
Wieviel Zeit geht mit dem Warten in den über-
füllten Rasierstuben verloren! Rechnen Sie für jedes-
mal incl. Gang nur eine halbe Stunde. Sie verlieren
bei dreimaligem Rasieren in der Woehe volle 78 Stunden
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Nummer 3382.
Hundertdreißigster Band. 23 . April 1 Q 08 .
Verlag von J. J. Weber in Leipzig, Reudnitzerstraße 1—7.
n\o Original from
■ ed :)V VjU ' •• .THE OHIO STATE UNIVERSITY
Postsparkassen und PostsckeckTerkelir.
A ndrew Carnegie, der ehemalige Telegmphenjunge
und spätere amerikanische Milliardär, hat einmal
die Kunst des Rparens als das Geheimnis des Erfolge«,
ja sogar des Reichtums bezeichnet. Er sprach aus
eigner Erfahrung, die allerdings mit mannigfachen
Glücks umständen vermischt war. Aus diesem indivi-
duell gestalteten Lebensg-rundsatz lassen Bich daher
auch kaum allgemeine Lehren abletten, nach denen
jeder einzelne Staatsbürger handeln könnte, um in
gleicher Weise Bich ein Vermögen zu erwerben. Wenn
wir die volkswirtschaftliche Bedeutung des Sparens
erfassen wollen, müssen wir anspruchsloser sein und
daraus Lehren ziehen, die sich auch wirklich auf das
praktische Leben, auf die Erwerbsverbältuisee der
Allgemeinheit, besonders auch derer, die nicht wie
Carnegie am Gängelbande des Glückes geführt werden,
an wenden lassen. Von diesem bescheidenem Stand-
punkte des praktisch Erreichbaren aus betrachten wir
das Sparen lediglich als den Schlüssel zur wirtschaft-
lichen Selbständigkeit Das ist jedenfalls das er-
strebenswerteste Ziel jedes Menschen, der sich eine
gewisse wirtschaftliche Unabhängigkeit sichern will.
Sie führt schließlich nicht nur zur Selbständigkeit,
sondern auch zur sozialen Freiheit, deren Wurzeln
nicht im Zufall, sondern im sichern Gewinn der wirt-
schaftlichen Arbeit zu suchen sind. Darin liegt ja
auch der hohe sittliche Wert, den die Erziehung zum
Sparen sowohl für den einzelnen wie für die All-
gemeinheit, die Gesamtheit des Volkes, in sich birgt
Die sparsamste Nation ist somit zugleich die sittlich
am höchsten stehende. Von den Einlagen der preußi-
schen Sparkassen entfielen im Jahre 1904 rund
210 Mk., von denen der österreichischen Sparkassen
aber nur 144 Mk. 60 Pf., der englischen 95 Mk.
00 Pf. und der französischen 88 Mk. 50 Pf. auf
einen Einwohner. Dies nur als Beispiel, aus dem
sich manche ethische Lehren ziehen lassen. In den
letztgenannten und anderen Ländern bestehen nun
neben den eigentlichen VolksaparkasBen noch sog.
Postsparkassen, in denen gleich jenen ebenfalls gesparte
Vermögen in beträchtlicher Höhe angesammelt sind.
Diefte Einrichtungen unterscheiden sich von den eigent-
lichen Sparkassen in mehrfacher Hinsicht. Welche»
ist ihr Zweck?
Al9 vor einem Vierkljahrhundert die österreichische
Regierung mit,. einem Gesetzentwurf, der die Einrich-
tung von Postsparkassen zum Gegenstand hatte, auf
den Plan trat, wurde diese Maßnahme damit begründet,
daß die Postsparkasse im Dienste der Ethik die Volka-
eniehung befördere. Der Sparsinn hebe Fleiß, Recht-
schaffenheit und Nüchternheit, und das Gefühl der
Unabhängigkeit, das auch der kleinste Sparbetrag
dem Manne aus dem Volke verleihe, wirke auf seinen
Sinn für Recht, Billigkeit und Mannhaftigkeit Die
Verbreitung des Sparsinns im Volke werde die Ge-
fahren vermindern, dio durch nur zu oft unverstandene
sozialistische Bestrebungen herbei geführt werden; sie
werde die edlen Eigenschaften der Menschen in den
Kampf führen gegen den Neid und die Genußsucht,
die an der Unzufriedenheit vieler so hervorragenden
Anteil haben. Von diesem Standpunkte aus be-
trachtet, ist die Postsparkasse eine Einrichtung, die
über den' Zahlenbegriff der eingelegten Kapitalien weit
hinausreicht, ein« nationalöko nomiache Institution im
besten Sinne de9 Wortes.
In welcher Weise und auf welchem Wege können
die Postsparkassen nun diesen Zweck erreichen ? Um
diese Frage zu beantworten, müs-sen wir einen Blick
in den innem Gang und Betrieb tun und von ihrer
Einrichtung und Tätigkeit ein Bild zu gewinnen suchen.
Nehmen wir die Postsparkasse in Österreich, die für
uns am nächsten liegt, zum Vorbild. Wer sich an
dieser Einrichtung beteiligen will, kann sich bei der
Zentrale, dem Postsparkassenamt in Wien, ein Konto
eröffnen lassen, auf das er nach Belieben Beiträge ein-
zahlt und zurückfordert, was bei jedem Postarate ge-
schehen kann. Der Einleger erhält wie bei der Spar-
kasse ein Einlagebuch, in dem alle derartigen Zah-
lungen verzeichnet werden. Befindet sich auf dem
Konto des Einlegers ein Guthaben, so wird eB mit
3 Prozent verzinst. Der Zinsfuß ist gesetzlich vor-
geschrieben und kann nur auf dem Wege der Gesetz-
gebung abgeändert werden. Über die aufgelaufenen
Zinsen wird der Einleger in bestimmten Zeiträumen
dadurch benachrichtigt, dnß er, 9obald sich ihr Betrag
auf mindestens 10 Kronen stellt, oine Anweisung er-
hält; bei kleineren Beträgen erfolgt letztere nur auf
dessen Wunsch, Neuerdings sind auch die Land-
brieftriiger berechtigt, Zahlungen auf Einlagebüchcr
anzunehmen, jetloch nur bis zu 1090 Kronen. Hier-
für wird eine Einsammlungsgebühr von 10 Heller
berechnet, die aber bei Beträgen unter 10 Kronen
wegfällt fromlt ist dem Publikum auf einfachste und
bequemste Weise die Möglichkeit zum Sparen gegeben.
Wenn auch der Zinssatz etwas geringer ist als der
von den deutschen Sparkassen gewährte, ec bietet die
Einrichtung der Postsparkasse doch mancherlei andere
Vorteile, wie die jederzeitige Ein- und Rückzahlung,
die Bequemlichkeit des Verkehrs durch die Post-
beamten, die Sicherheit der Anlage u. a. Der Er-
leichterung dos Sparverkchrs dienen die Postsparkarten.
Der niedrigste Betrag der Spareinlagen ist nämlich r.uf
eine Krone festgesetzt Damit nun aber auch denen,
die nicht in der Lage sind, diesen Betrag auf einmal
zurückzulegen, Gelegenheit zum Sparen gegeben aei,
können eie Postsparkarten mit Zehnheller-Marken be-
kleben. Ist eine derartige Karte von Briefmarken voll,
so wird sic von den Briefträgern oder Postanstalten,
angenommen und ihr Betrag auf dem Konto des
Sparers bei der Postsparkasse gutgeschrieben. Mehr
al9 drei Karten dürfen indes von einer und derselben
Person in einer Woche nicht* eingeliefert werden.
Dem gleichen Zweck dienen auch die dem Betriebe
des Postsparkassenamtes angcglicderten Schulspar*
kassen. Die Einführung wurde seinerzeit damit be-
gründet, daß bei diesen Kassen namentlich das ethische
Moment insofern in den Vordergrund trete, als sie
hinsichtlich der Erziehung der Jugend zur Sparsam-
keit von großer Bedeutung seien. Denn die Sparsam-
keit, eine Tugend, werde als solche nicht angeboren,
sondern müsse anerzogen werden. Es sei deshalb
notwendig, sie von Jugend auf, ja schon vom Kindes-
alter an zu üben, damit Bio später den Erwachsenen
zur zweiten Natur werde. Nur der könne wirklich
sparen, d. h. wirtschaften, der von Jugend an ge-
wöhnt sei, mit den ihm beschiedenen Mitteln haus-
zuhalten, und schon als Kind gelernt habe, sich
Entbehrungen aufzuerlegen, wo cs gilt, unnütze Aus-
gaben zu vermeiden. Auf die Jugend einzuwirken,
um sie zu Sparern, zu Wirtschaftern heranzubilden,
die nicht von heute auf morgen und stets nur von
der Hand in den Mund leben, sondern die in Zeiten
guten Verdienstes einen Teil des Erworbenen für die
Tage der Not zurücklegen, aus ihr auf praktischem
Wege eine Generation ordentlicher, gesund denkender
Staatsbürger hoTanzuziehen und durch diese der Zu-
kunft des Staates eine festere Grundlage zu geben —
das war der Grundgedanke, der zur Errichtung von
Schulsparkassen führte. Und die Erfahrung hat ge-
zeigt, daß sich diese Einrichtungen in ihrem Streben,
zur Sparsamkeit zu erziehen, nicht bloß in Österreich,
sondern auch in Frankreich und England bewährt
haben. Ihr pädagogischer Wert igj; somit nicht zu
verkennen. Der Lehrerschaft aber ist hier willkommene
Gelegenheit zu einer segensreichen Erziehungsarbeit
gegeben, die auf die spätere Anschauungsweise der
Schüler nicht ohne Einfluß sein wird.
Neben diesem Sparverkehr mittels Bargeldes haben
die Postsparkassen noch eine andere Neurung ein-
geführt, die dazu dienen soll, den Zahlungsverkehr
zu erleichtern. Hat jemand, der ein Konto bei dem
Postsparkassenamt besitzt, eine Zahlung an einen
andern zu leisten, der ebenfalls über ein derartiges
Konto (offene Rechnung) verfügt, so kann er sich
hierzu einer Anweisung, eines Eog. Schecks, bedienen,
der die Angabe der betreffenden Summe, die zu
zahlen ist, und den Namen dessen, an den gezahlt
werden soll, enthält. Das Scheck formular wird, nach-
dem es auegefüllt ist, der Post übergeben, und diese
entnimmt nun dem Guthaben dos Auftraggebers den
auf dem Formular angewiesenen Betrag, um ihn dem
Konto des Empfängers gutzuschreiben, also gewisser-
maßen an den letztem auszuzahlen. Die Zahlung
erfolgt demnach nicht durch eine Versendung von
barem Gelde, sondern einfach durch eine Verrechnung
des Betrages zwischen den beiden Interessenten, dem
Zahlenden und dem Empfangenden. Die Postspar-
kasse spielt hier nur die Rolle des Vermittlers, denn
sie empfängt von dem einen und zahlt an den andern,
wenn auch nicht in bar, 90 doch unter Benutzung
von Anweisungen (Schecks) durch Gutschrift und
Belastung, wie es in der Buchführung geschieht.
Diese Zahlungsweise, die dem englischen Clearing-
verkehr entspricht, hat eine gar nicht zu unter-
schätzende volkswirtschaftliche und, wenn man will,
auch finanzpolitische Bedeutung; denn sie macht die
Verwendung des Bargeldes überflüssig, um es anderen
Aufgaben im täglichen Zahlungsverkehr oder der
Stärkung der Staatskassen zuzuführen.
Dieselben Vorteile, nur Ln noch höberm Maße,
gewährt der Scheckverkehr der Postsparkasse. Dehn
das Verkehrsgebict (1er Post erstreckt sich über das
ganze Lund; überall, auch im kleinsten Orte, sind
Annahmestellen für Anweisungen (Schecks) vorhanden,
und ohne viel Mühe können deshalb die Zahlungen
bewirkt werden. In dieser Beziehung bringt also der
Poetircheckverkehr eine wesentliche Bequemlichkeit und
Erleichterung mit sich. Zudem genießt gerade in
Deutschland die Post ein großes Vertrauen im Volke;
sie arbeitet prompt und sicher, so daß sie imstande
wäre, den letzten Rest des Mißtrauens, der der Ein-
bürgerung des Scheckverkehrs, wie jeder andern Neu-
rung. naturgemäß noch im Wege steht, zu Jjescitigen.
Deshalb hat gerade hier die Postsparkasse eine wichtige
Aufgabe zu erfüllen; sie ist das geeignetste Institut,
den Scheck- und buchmäßigen Abrechnungsverkehr in
den Kreisen des Publikums populär zu machen. Die
Erfahrungen in Österreich und neuerdings auch in der
Schweiz, wo seit 1906 ebenfalls eine nach österreichi-
schem Muster organisierte Postsparkasse besteht, be-
stätigen dies. Mit Hilfe de» Schecke wurden hier in
dem genannten Jahre mehr als 15 Milliarden Mk.
umgesetzt, und der Umsatz im Abrechnungsverkehr er-
reichte nahezu die Hohe von 7 Milliarden Mk. Jeder
Einwohner des Landes ist sonach durchschnittlich an
dem gesamten Scheckverkehr mit 330 Mk. und an dem
buchmäßigen Abrechnungsverkehr mit 155 Mk. be-
teiligt Diese großartige Entwicklung läßt am besten
die wirtschaftliche Bedeutung der Postsparkasse er-
kennen, bei der denn auch mehr als 73000 Teilnehmer
(Einzelpersonen, Firmen, Behörden) ein laufendes
Konto besitzen. ^
Wie tief die~nrue Zahlungssitte hier durch die
Postsparkasse in die Kreise des Publikums gedrungen
ist, lehrt die Tatsache, daß die verschiedensten Berufe
sich an ihr beteiligen.. Nicht etwa bloß Geschäfts-
leute, sondern auch Privatiers, Rechtsanwälte, Beamte,
Restaurateure, Handwerker, Privatgelehrte, Ärzte,
Lehrer u. a. machen von ihr Gebrauch. Kein Wunder,
daß ihre Wirkungen auch bereits in dem bisher üb*
liehen Zahlungsverkehr fühlbar geworden sind. In
Ländern mit ausgedehntem Scheck* und Abrechnung*-
verkehr, insbesondere bei den Postsparkassen, ist die
Verwendung von Postanweisungen stark zurück-
gegangen. Ein Vergleich mit England zeigt, daß im
vergangenen Jahre im Deutschen Reich« 12000 Mill,
Mark durch Postanweisungen versandt wurden, in
Großbritannien dagegen nur etwa 2000 Mill. Mk.
In letzterm Lande bediente sich der einzelne Einwohner
der Postanweisungen zur Versendung von nur 47 Mk M
während in Deutschland auf den Kopf der Bevölkerung
210 Mk. entfielen. Dieser große Unterschied zeigt,
daß hier die neue Zahlungssitte des Postscheck verkehr*
sich noch nicht jener Beliebtheit erfreut, die sie anders-
wo genießt. Was aber andere Länder fertiggebracht
haben, das wird Deutschland mit seinen vortrefflichen
Verkebrseinrichtungen und dem hohen Stand« seiner
Volksbildung erst recht können.
Die Aufgaben, der Postsparkassen sind, wie man
sieht, gerade in Deutschland mannigfacher Natur. Es
ist daher nur zu begrüßen, daß dieser Gedanke bald
verwirklicht zu werden scheint. Schon 1884/85 wurde
die Errichtung von Postsparkassen im deutschen Reichs-
tage angeregt; der bereits fertiggestellte Gesetzentwurf
wurde damals aber nicht angenommen. Inzwischen
ist nun seitens der Regierung eine Denkschrift aus-
gearbeitet worden, die ein neues System des Post Über-
weisung*- und Scheckverkehrs (ähnlich dem öster-
reichischen) in Vorschlag bringt, mit dessen Ein-
führung sich der Reichstag demnächst beschäftigen
wird. Es ist deshalb Aussicht vorhanden, daß in
nicht allzu ferner Zeit in Deutschland eine Ein-
richtung geschaffen wird, die geeignet ist, dem hieT
verhältnismäßig noch seltenen Gebrauch des Scheck-
verkehrs vorzuarbeiten und das Publikum, das zu sehr
an das baro Geld gewöhnt irt, zur ausgedehntem
Verwendung eines Zahlungsmittels zu erziehen, das
der deutschen Volkswirtschaft insbesondere in Zeiten
der Geldnot und des teuem Geldes ersprießliche
Dienste leisten kann. Denn eine Besserung dieser
Verhältnisse wird nicht zum wenigsten dadurch herbei-
geführt werden können, daß das moderne Zahlungs-
papier, der Scheck, in größerm Maße in Umlauf ge-
setzt wird, um dadurch im öffentlichen Verkehr Bar-
geld zu ersparen. Zu dieser für die Zukunft überaus
wichtigen volkswirtschaftlichen Aufgabe gesellt sich
dio ethische Bedeutung der Postsparkasse, die, wie
schon erwähnt, zum Sparen erzieht und noch in manch
anderer Hinsicht auf das Volksleben günstig einwirkt.
Das Institut der Postsparkasse wird demnach dem
deutschen Zahlungsverkehr in gleicher Weise förder-
lich sein, wie es in England bereit» seit dem Jahre
1861, in Belgien seit 1870, in Italien sW 1870,
in Holland seit 1880 und in Frankreich seit 1882
dem Volke und dem ganzen Staats Wesen schätzens-
werte Vorteile gebracht hat und noch bringt.
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U-« ~ Uulc Wiedergabe Ton Spruche,
CScsuig und Musik. PreUlütr in-i.
Nchallplaltcn (««)
duppclsritig s IVs 1, I) 4 M.
Jul. Heinr. Zimm ermann,
q Ä ms/ 3» Leipzig.
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
Jh. 3379. 2. aCpril 1908.
Jlluftrirtc 3 C ^ UI, S
3. Xer Sc^reibtifcf).
£as Königin* (£IifaktV'C>ci>€nfmu[cum in Subopejt.
Blibmuitgsabrcffcn u. a. ©anbfd)riften her Königin,
Übungsoerfuche in ber ungarifd)en Sprache, Darunter einen
ju biefem 3rocdc mit bem frühem Kultus* unb Unter*
rid)tsminifter Baron 3ofepl) Götvös unterhaltenen Brief*
wedjfel, ferner oerf<f)iebeue wertüollc ©«betbüd)er, ©eines
„©ebichte**, ein t>on ber Königin fctbnuctfa&tes beutfehes
©ebidjt foroie bereit Xanlestclegra nun an Kaifer2Bilf)cIni II.
ffir ben ihr 311 (Ehren am 27. September 1897 in ber König«
lid)#u Burg ,311 Ofen au*gebtad)ten Xrinffprud). ffii«
juwiter Sd)aufaften birgt bas ltngarifdje ©alatleib licbft
bcu baiugc hörigen. Xoilcttcftiidcn, alles in Gdjmarj ge*
halten, bic bic Königin bet ihrem legten Aufenthalt in Buba«
peft im BJillenniunisjal)t 1896 roäl)reub bcs ©ulbigungs«
altes ber beiben ©äufer i>es Bcidjstags getragen Ijattc.
Sieben fonftigen illeiDern unb ©cbraud)$gcgenftänbcn be*
finbeu fid) hier aud) bie 3 acfe unb ber ©ut, bie bie
unglüdlid)« jürftin am läge ihrer Srmorbutig in ©enf
anhatte, fomic eine Solbateuausriiftung, bas Spiel, jeug
Des Mronpriti 3 cn Bubolf unb »on itjm währeub bcs
Mtiegejohrov 1666 getragen.
König ftrem^ 3°f*Ph f*‘H* beiben Xöd)tcr, B r <u«
teijin ©ifela non Baijcm. «nb (£rjt)« 3 ogin SJiarie Balcrie,
Sowie bie ©räfiit SDiaria ffeftetics. frruu 3ba o. fterencg)
unb uod) einige anbere 'Verfönlicfjfcitcu Ijabett bie int
Mönigin*ffilifabctl)«©c&cnfntiifcum uc rumorten ©egenftönbe
öiefem als nugaiijcijes Bationalcigentum 311 m ©efchen!
gemacht. Xabci untrbc bic Bnorönung getroffen, Dag
bas Blufeum, ju bejfen Bcnoaltung öcr Btouard) einen
jährlichen Beitrag bewilligt ^at, für ben allgemeinen
BeSudj offen [telje. Sofie ft tan!.
Xotenfdjau.
91 ao ul v. «rnaulb, eigen tlid) iHaoul v. Arnaulb bc la
Berniirc, gefd)äßtcr (Sbarattcrfpiclcr, für bic Ciiuicrslnuibohn
befttmmt, feit 1893 Schaufpiclcr. and) als Schrif (Heller tätig,
reit 190H am©amburgcr Stabtthcater, am 26. 3anuar 1874
JU Berlin gebaren, f in Vwnuburg in 6er 91ad)t jum 13. ajlarj
burd) celbltntorb.
©-ian-Battifta Uafali bei Xrago, Karbinat, unter
itius IX. Totnftcrr oon Sau tfticnvanm bi i’oteran, fpfitet
oon Sanft Beter, i«78 ©nuptprälat, 1895 Jnteinifdjcr
58$
'V
Xitularpntriord) oon .Hon ft an*
tinopel, 1890 Korbiual, am
30. Ctamiar 1H3N ju 9tom ge*
baren, f cbettborl am 1 7. SRSr.j.
Sir Btdiolas SKoberirt
0* <5 0 n or , cnglifdtcr Botschaf-
ter in Itonitantinopcl, IR8« bis
1892 pclitifdjer ftgrnt untHftc*
neralagcnt ftiir Bulgarien, 1892
bis 1895 (ftrfanbtcr in Boling,
1895 bis 1898 Botid)arter in
St. Petersburg, feit 1898 In
ilonitantinopci, am 3. 3u(i
1843 in 3rlanb geboren, t «n
tionftcmtmopcl am 19. 3l}Sr.v
Qhriflapl) (f»raf 0. Tegcn-
fclb*3(tiotiburg, einer ber
befannteften «eiencrnle beröiter*
teidiiidu’u tlrmee, Ijönfig in
befon beten milttärifd)cn SJUf.
fioneii tätig. 1H60 im ©nupt*
gnarltev ju Perona unb im
5>ienft öer llaifcrin tglifabetb
.ju 'JÜlabcira, 1H70 mit bent
GTJberjog Hart IHtDiaig in Per-
Kn, J872 mit bem tfrjtjerjog
'9Uilt>clm in llragrtaje Selo,
1831 3u SJlatnj geboren, f in
©raj am 14. 'JDldrj,
©ioonuni Pattifta
©iorgini, italicnifdjet Sena-
tor, Gd>micj|erfol)n ^Initjoni.j,
1859 aiebner ber tosfanifdjen
itommiffion, bie Piftor (jma
uuel ben Vlnfdjltig Xostanas
an Sarbiniru vertiinbete, am
14. 'Dlärj 1861 im Gubalpini«
(dien Parlament Pcrid)tcritat
ter für bas Staliens tfinljett
urbtlamiercnbe ©efeg, geid)ätt-
ter (Strafredjtslcbrcr, feff«Int>cr
parlontcntorehncr unb oor-
trefflidjer lateinifdier Poet,
t in SWaffa Plittc 3 Kötj,
■90 Sabvc alt.
I)r. mml. i \ n-r. nsit . © u ft a o
v. ©üfner, mbentlidicr i^ro-
feffov imbTtrettör bes
logifd) tSI)cinifd)cu 3nftitut» in
Tübingen, 187*2 nujtororbcnt
lieber, 1875 orbentlidier pro-
teffor, am 13. pJai 1840 ju
itöftvig geboren, t in lübingen
am 14. 'JDlSrj.
llr. jiir. <4. |tliil. 9tid)arb
v. Kaufmann. ‘Jtationnl&fo;
nom, ©cfjeiniev fHegtcrun gerat,
1879 profeffar an ber Icd).
nifdjcit ©od>fdntl< J1I '.ladjen,
1883 nad) ItineTVlnitellung im
irittan.jntiniitCTiuiu profeffor
an ber Perl inet* Uniwrfität,
1889 au ber Xcdmifdicn ©odi
idjulc 31t tSljarlottenbnrg, Per«
faffer jnljIreidicT nationalste)«
nomifdjer 'ilterfe, am 29. SOlSrj
1850 ju Köln geboren, t in
(Sbnrlottenburg am 12. 3Jlävj.
Dr. ]>hil. ßötenj M-rauJ Wielbortt, ein anogejcidpieter
Sanstritift unb 3nöolog, 18G6 pTofeffav bcs Sansrrits am
T-ecean Callegc 311 putiain Oitinbien, '.Begrün ber ber „ Pombai)
■SansfTit Scrics“, einer überaus tDldjtigeit Sammlung alter
■Sansfrittejrte, 1882 ovbentfid)er Profcffor be* Sattstrit* in
©flttingen, Perfaffer einer graften 3 afil nröifflener fadnoiffeti«
fd)aftfict)cr Prbeiten, nad) Püljlcrs Xab y>crausgcbct be*
„©ntnbriffes ber inbo«arifd)en Philologie", tfl)renboltor nieb«
rercr cnglifchtr Uniucrfitäten, farrefpanbiercnbcs Sülitglicb öcr
Perlincr unb ber 'Dlündmer 'Jffobemie, om 31. Plai 1840
ju Csnnbrüd geboren, t in ffiöttinncn am 19. ‘JOlürj.
Dr, j.ljil, ©uftao Couert, bclanntcr Sanstritift unb
3nbolog, 1872 bis 1893 profcffor bcs Sanelrite unb jeit«
raeiligcr prinjipal am prefi benti) tlollcgc in Plabras, Kurator
ber .s^nnbfdjriftenbibliotbel in Xelugn, 1893 bis 1894 auf
Petfcn in Por bin bien unb ilafdpnir, feit 1895 Profeiior ber
iraioibildicu Sprachen an ber llniaeriität Perlin, Pcrfaffcr
inl)lreid)CT fad)toiffeufchaftlid)er Hbhanblungen, oiu 30. 3uli
183G ju ©atnburg geboren, f in iBerlin aiti 16. iölarj.
Johann ßubtotg Poplntoffi, einer ber angefeljenftcn
unb begabt cf teil polnifdjcu Schriftftcller, 1878 nadi Pecnbiguttg
ber Uuioerfitätsftubien wegen feiner Beteiligung an politifdxn
Perfdjujörevorganifationcn nadi 'Jlorbruftlaitb uerfchidt, 1883
aus ber Perbarmung 3unidgctcf)Tt, ffllttar beiter ber 9Bod)en
fdirift „pratoba“, bann Leiter bcs natioiialbemotratifchen
(allpolnifd)en) w ©los“, 1895 bis 1906 poliitfd)er pebattenr
bes Semberger „SI0100 polfri**, 1907 Bebotteur ber PJat*
fehauev H ©njeia 26arfjfltv!ta M , t m 2Darfd)au am 12. Plävj
im 54. ifebettsjahre.
Otto o. 9tid)ler, Cfieneralabjutant bcs 3arm9htolaus, (f»e*
neral ber SnfantcTie, bereits ’JJJilitär unter fRifolau» 1., Pfcxan*
ber II.unbPIexanberIII.,2eiInef]imeran bem Ungarif(hon$elb*
,jug unb bent dtuffiidi Xtirliichcn itriege, unter tRIaanber III.
llhei bes ©auptguartirrs mtb Porfifteuber öcr Pittidiriftcn«
tanjlei bes 3aren, bis juleftt eine ber einfluRrcidifteu unb
beim Polte wegen feiner ©üte unb ©ereditigfeitsfiebe »er-
cbrtcftcu per fSnlid) teilen bes ©ofes, t in St. Petersburg nm
15. 'Jülän. 78 3«l>re alt.
(ft u flau o. Steinbeil, früherer u)üvttciiibergifd)ct Mrtegs«
minifter, 1870 Plajor unb 'flbiutant bcs ttricgsnüniftcriuins,
Teilnehmer am Teutfd) ,>ron3ftfifd)en ftclbjufl. 1883 ©eneral«
tnalor unb «ommonbeur ber 54. Onfantcricbrigabe in Ulm,
halb baranf Tepartementsdjef b« Wriegsminiftetimns, 1885
.ttricgsminiftcr, 1887 (ftencralleumant, 1891 (fteneral ber
Onfanteric, feit 1892 tm *Hul)cftanb l am 3. SJlarj 1832 34
ßtibioigoburg geboren, t ln Stuttgart am 13. Plärj.
t)as
Königin «eiifobet^
©ebentmufeum
in Pubapeft.
QT\it Inniger Siebe unb
♦Ui Perehrung hing bie un-
garische PeDöirenutg an ihrer
beretnftigen .Königin, ber auf
|a tragifchc PJeife aus bem
Öeben gefdjicbenen ilaiferin
(Jlifabeth oon Cfterreid). Xie»
fer 3utifi0u , hl entf prang
benn auch ber ©ebaufe, alle
mit ber (5nl|d)Iafenen in
nähere Berührung getommc»
uen, Speziell auf llngam Sich
bejieftenben ©egeujtänbe ,ju
Sammeln unb in einem be«
ionbem SKufeum ber Plit»
unb fRachmelt als ein gc«
|d)to ffenes ®an,jcs »or ülngen
ju führen. Anregung
hierzu ging oon einem Mo»
mitce aus, bas aus ben T>a*
men öcontine ©reif in ?ln*
braf(t) , Slbelti Platfgtäfin
0 . Pallaoieiut, ©elcne ®räfin
Patthhünr) unb Oba o. Se»
rene, jtj, ber ehemaligen Bor*
lefcrin ber Mönigtn, ,ju|am»
mengeje^t war. MönigiVranj
3 ofepl), ber 31 t bem geplan-
ten Unternehmen feine 3 in«
roilligttnggab, traf zugleich bie
PnoTönung, baft bas Königin*
ttlifabctl)* ©ebentmufeum in
ber königlichen Burg 3 « Cfe n
Unterfunft finben fällte.
Xa& neue BluSeum, bas
bem oon Xirctt or Smmcrid)
v. G.jatai) geleiteten llnga-
rtjd)cti 'Jlationoliuufeum an«
gegliebcrt unb als Bejihtum
iiberwiefen ift, füllt 3 ioei
gtaBc 915 umc bes Mönigs*
jihloffes. Xa ift ^uerft bas
Sd)Teib 3 imincr ber Äö»
lt igitt (?lbbilb. 2), beffeti
Mobiliar unb fonftige 2lus«
ftalhmg, ein ©efd)cnt bcs
Königs ftranj 3ofeph, bem
in berfclbcn Burg befinö»
liehen 'ilrbeits jimmer nad)*
gebilbet ift. Befonberes 3n«
tereffe erwedt bec Schreib«
tifch (Pbbilb. 3) mit feinen
noch bie Spuren ber Be«
nutjung aufroei fett ben Blei*
Stiften, Jeberltelen, bent 'Jlotijblod unb ber Schteibmapp«
Sowie ben auf ben Flamen „Ia Ooaitease de Hohenemlw“
lautcnbcn Bifitcnfavten, bereu fid) bic Königin bei ihren
Clnfognitoreifen 31 t bebienen pflegte. Ilber bem Sd)reibtifd)
hangt ein £lgeinälbe, bas bic l&r.jljerjogin Blarie Balcrie,
bie 3 roeitc Xochter, ber Königin, als Klub neben ihrem
Bcrnharöinerhunbe bnrftellt. Vluf bem 6 d)rcibtifd)e flohen
bic Porträte bcs »erftorbenen Krpnprinjcn Wubolf, ber
Jrau Bri»3effiit ©Heia, ihres© ein ahl«. bes Bringen ßeopolb
oon Bagern, ihrer Minbct u. a. Xie Süänbe finb mit ffie*
mälbcn erfter Bleifter bebedt. eins »ott biefett, bas über
bem mit rotem Gcibenbamaft bejogeneu 3 ofa hängt, 3 (igt
uns bas Königspaar jufammen mit ber Bubapefter Sßar«
force ipgb>©efellfd)a ft, bie es gefdgen ft hot.
SBehmfitig Stimmt bas oon ber ffir, jherjoginBlarieBalerie
ihrer ÜHutter nad) bem Xobe bes Kvonprinjett SRubolf
gewibmete 9lq«arellbilb, ein uott fdjajarjem (Samt um-
rahmtes Kreuj, barunter bic ©einefdje Strophe:
Hiifan pö iDotlf Irf) faft ocr^nflon,
Unb tet) glaubt', icf) trag' es nie;
Unb iei) hnb’ es bod» g et tag et),
Üb er fragt iiiid) nur nict)t; tpiv?
Sieben bem graufeibenen, oon ber Königin oielfad) be*
nuRten fHuhcbett ftcht ein Xifdjchen mit ©efrljiditswcrfcn
unb Klalfitcrn. Weitere ungarifdK Citeratur, ba, j)i Bil&cr,
3eiifd>riftcn unb JBcrfe, bie nad) bem 2obe ber Königin
,jur ffirinnentng au fie erfd)ienen finb, enthält ber Büd)er-
fthranf.
$tn bas 2 djrei jimmer Schließt fid) ber SWufeunis*
f aal an (9lbbilb. 1). Bon ber bunfcln Bortier« barm hebt fid)
bie lebeusgro&e, herrliche Statue ber Königin, eine Kopie
bes oon bem Bilbljaucr Brof. ©ermann Klotj in 2Bien
für bie (Elifabcth'Kirche 3 »ir Groigen Bnbehing in Buba*
peft geld)affenen 9Jtarmatftönbbilbes, wirfungsooll ab.
Bier 9Iguarelle, Sjcnen oon bet am 8 . 3uni 1867 erfolgten
Krönung bc& Königspoares barftellenb, eine JBibmimg
ber Stabtbehörbc von Bubapeft, hängen 31 t beiben Seiten
ber Statue. Bkitcre ©emölbe, mit ber Königin allein
ober nebft ihrem ©emahl, 3 ieren SIVäuöc uuö lifdje.
Bon ben 2 d)aufäften, beren mehrere vorhanbeu finb,
jeigt einer neben allerlei ^3l)iotograp©teu, Zeichnungen,
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I H
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•lwja; uotpjiu^uüx uiß :tyiu>p|Q£ januü^
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trieben, und in Frankreich ihrer früheren Marken,
welche fiffentlich versteigert wurden, entsetzt,
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Man verlange diese neue Flasche mit der Bezeich-
nung: „Liqueur de* Peres Chartreux“(Tarragon a .)
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<EaiI of tDubleg, bei neue britiföe (ömcralgouDerneur aon Slujltalien.
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ßeipäig, 23. Slpril 1908.
9ir. 3382. 130. Sb.
790
SKuftrirte 3«itong.
<Rr. 3382. 23. SIpril 1908.
Der Commonwealth of Australia
als ^ufunfteltaat"
«c Sozialismus will hie (Erzeugung«.-, Abfaß- unb
ltmtaufd)mittel oergefellf cljaften, ber ftommunismus
gebt einen Schritt weiter unb ftrebt biefclbe 33er»
gcmeinfcbaftlichung bei ben Serzelyrungsgütern an. 3rr»
tümlicf) ift ber ©laube, biefe ^ßrojcft e r bie gemeinhin als
Phantafien aus bem Ganb Utopien öerurteilt werben,
feien, nidjts als tßeoretifche ftrüchte ber moberneit fozialifti»
jd)en Bewegung ot)n« jebe ronfxcte «ntroicflungfißefd)ict)tlid)e
©runblage. BUdt man auf bie Anfänge ber Kultur
Zurücf, fo begegnet man allenthalben einem patriarchcltfchen
ftommunismus ber Arbeit unb bes ©enuffes btffen, was
erarbeitet ift. Bas fann man oerfolgen oon ben SBerf*
gemeinfcßafteu, gu benen fid) nad) ben uralten Borftellungen
ber ©gqpter oon bem Geben in ber Unterwelt bie Was,
bie halbmateriell gebauten Seemen ber Toten, unter
Anubis' Leitung oerbinben, bis gu ben fflUrs bes heutigen
Rußlanb, bie ihren Gwmetnbebefiß nod) jeßt nach fommu»
niftifchen ©runbfäßen verwalten unb nußen. Uber mit
fteigenber Gultur hat ber 3nbimbualismus ben ftollef»
tioismus allenthalben uerbrängt. äftobemet Sozialismus
unb ftommunismus — beren aTenbengen naturgemäß in ber
praxi« fl d) ni<f)t genau trennen laffen, fonbem ineinanber»
laufen — ftnb bemnad) im ©nmbe nichts anberes als ein
natürlicher, gegen bie Auswüdjfe ber inbioibuali fttf<f>en
Sfreiheit gerichteter {Rückgriff auf utfprünglid>e ®Sirtfd)aft&»
formen. Bas Reu* an bermobemen Bewegung! ift nur, baß,
wäßrenb früher ber ftommunismus fid) auf ber Safts ber
genttlen ©cfeUfchaftsorbnung non unten her aufbaute,
jeßt ber Staat oon oben her bas 3Birtfd)aftsleben nach
foHeftioifttfchen ©runbfäßen umgeftalten unb burch feine
Organe bis ins einzelneautoritatio regeln unb ben>ad)en foll.
{Mit ben ©erfudhen, biefen 3»funftsftaat mitten in
bie entgegengefeßte bermaltg« ©Hrtfchaftsorbnung hi ne * n *
gufeßen unb fo für ben Staatsfo 3 ialismus Propaganba
gu machen, hat man befanntlid) wenig ©lücf gehabt- ©elbft
bie rabifalen So 3 ialiften belehren fid) mehr unb mehr 3 U
ber An|id)t, bah «bie (Expropriation ber (Srpropriateure"
allmählich erfolgen muffe, baß, um mit Beruf tetn ju reben,
„bas (Enbjiel nichts, bie Bewegung baraufhin alles fei".
Unter biefem ffiefichtstDinlel ift es hod)lntereffant, roie ein
iunger, großer unb 3 uttmftai<h<t Staat, ber Common-
wealth of Australia. langfam, aber ftetig unb planmäßig
auf eine roirtfdjaftlicfje ©erfaffung hiufteuert, bie ben Uber-
gang uom CJnbiulbualismus 3 ur Borftufe bes Gommunis*
mus, gum {Mutualismus, bebeutei. Burd) eine Reiß« non
©efeßen, bie in ben lebten fahren etlaffen würben unb
jeßt burch Öen CuBiom Tariff oon 1907 einen geanjfen
Abfcßluß gefunben haben, follen roechfelftitiQ unb joliba»
rifd) bie Sntereffeu ber <Erz*w 0 « r r Bersch 1 ” unb Arbeiter
gefeßüßt nxrben, unb zwarbabureß, baß ber Staat SBaren»
preife unb Arbeitslöhne reguliert.
Befchlüffe biefer Art fönnten in (Europa, bem Ganbe
bet hlftorifdjen unb Fonferoatioen ftultur, heute zweifellos
nur unter bem (Einfluß gewaltfamer, fozialbemoPratifcheT
Reoolutionierung bes Staatswejens äuftanbe lommen. 3n
Auftralien bagegen uolljiehen fid) biefe B3anb hingen ohne
größere Aufregung ber ©emüter, als fie bei wichtigen
politifchen Shreitigfcitert überhaupt gewöhnlich ift, ja, ber
ganje Prozeß erfdjeint faft als eine notwenbtge ftolge bes
eigenartigen, oerfaffungs* unb wirtfchaftsrechtlichen 2 Berbt*
gangs biefer neuen 30elt.
„Ber ©allaft bes hiftorifch Oberfommenen fällt gum
Teil weg; ber SBeg praftlfdjer fiöfungen wirb ohne bie
ftrüdc ber politifdjen Trabition unb ber eignen ©efchidjte
befeßritten; beruücßierne, fonfrdeQbel unmittelbar beffembe
praftifeße Sinn bes (Euglänbers erfdjeint hier befonbers
gefcßärft, äufeert fich unerfdjrodener, mit weit weniger
Bebächtigteit, Sdjwerfälligfeit unb öiaterhflltigleit als
in fozialpolitif<h<n SHahnahmen (Englanbs. fl>er unter»
rteh™*ttbe ®*ift, ber Auswanberern. früher in h&b <tm
ÜJlaö eigen fein mu&te, fd)«int hier 3 U einer Auslefe au
führen, bie gefc^geberifchen Berfuchen guftatten fommt."
So hat Sch®eieblanb Me (Eigenart bes auftralifchen Oolfes
ju <hafatteri|ieren oerfucht. Bas parlamentarifche fRegie»
rungsfgftem herrfcht in allen Staaten angclfäd)fi|cf)er Wultur ;
aber fein Staat hat bie bemofratifchcn Ücnbenjen btefee
Sijfteme fo bis aufs Sufeerfte unb unbefümmert um ge»
id)i<btli<he, anberswo als unaniaitbar angefehene Stanbes»
oorred)te oerfolgt wie Auftralien. Bie gefehgebenben ftötper»
f^aften, Senat wie fRepräfcntantcnbaus, gehen aus alU
gemeinen, bireCten SDahicu hercor; fo fommt es, bafj fel&ft
Im Oberhaus eine Arbeiterpartei oon folcher Stirfe |i%t,
wie fie laum in einem eutapäifd)en Unterhaus au finben
ift Bern ttinfluh biefes naturgemäß fozialiftifch gefinnten
CEfements ift es gu banlen, baß in Seftion 51 ber am
I. Sfanuar 1901 in Wraft getretenen 93erfaffung bes
©ommonwealth unter bie Befugniffe ber Bunbesgewalt
fogialpolitifche ÜJlafjnahmen allerart aufgenommen würben.
Biefes fRecht, bas fid) in faft allen anberen, bemoftatifch
regierten Sunbesftaaten bie ©injeltegierungen ober bie
©emeinben oorbefalten haben, ift ber (I harter für bie
heutige fozialiftifctje Bolitif Auftraliens geworben.
Bet Arbeiterftanb, ber innenpolitifch fo ftarf, ift außen»
politifd) ben größten ©efat)rcn ausgefeßt. Ge in Ganb ift
burch fein« geographifch« ßage ber mongolifchenUberflutung
fo fehr ausgeje^t, unb fein Ganb hat baher mit folcher
©netgie fid) gegen ben 3 uftrom ber lohnbrüdenbcn ftulis
Unb Blalaien gur GBeljr gefeßt tote Auftralien. Ber IRuf
nach einem „weißen Auftralien" war ble 3 ugträftige ©arole,
unter ber bie Arbeiterpartei Sieg um Sieg erfocht.
Am ftarfften mod)tc fief) ber überlegene Söettbewerh
ber anfprud)slofen Afiaten unb Auftralaftcr in ber 4>aus»
inbuftrie unb im .fianbwcrtsftanb geltenb. Biftoria erließ
fdjon 1890 ein ftabritgefe^, bas bie Aegiftrierungspflicht
auf alle A3erfftätten, auch auf folche, bie nur non einem
einzelnen betrieben würben (bie fog. Chinaman factorie»)
ausbehnte, unb bas gugleid) ben elften Berfuch einer
ftaatlithen SRcglung ber Gößnc enthält, inbem es bie
Bilbung non Gommiffionen gur Aufftellung oerbinblidher
2 Rinbeftlol)nläße in ben sweated industries anorbnete. 3n
gleicher Bid)tung, jebod) auf weiterm ffelbe, bewegte fich
bie fozialpolitifche ©efeßgebung oon Beufübwales, 3Seft»
auftralien unb 9leufeelanb ln ben neunziger fahren, ©in
ffabrifgefch non 1894 beftimmte Blinbeftlohnfät|e in allen
Dnbuftrien unter gewiffen Borausfehungen; burch weitere
©efehe oon 1900 unb 1901 würben Ginigung&ämter ge-
bildet, ble foroohl oon Arbeitgebern wie oon Arbeitnehmern
bet Gohnftreitigf eiten angerufen werben fönnen unb be»
fugt finb, oerbinblidjc Gohnläße feftgufeßen. Als ber
Bunbesftaat 1901 enbgültig unb mit (Einfchluß SBeft»
auftraliens organifiert war, fanb er alfo ein tool)l»
oorbereitetes Selb oor, um fich joglalpolttifcf) 311 betätigen.
(Er tat bies 3 unätf)ft in eigenartiger SBeife burch ben
Sugar Bounti) Act oon 1903. Bas ©efet; gewährt eine
Prämie auf allen 3 u ^ er » Mr im 3ntanb ausfchließlich
oon weißen Arbeitern h«geftetlt wirb. Bie Prämien*
begünftigung wurbe burch ein weiteres ©efetj 00 m 3 uli
1905 an bie Bebingung gefnüpft, baß bie ben weißen
Arbeitern bezahlten Göljne nid)t unter einen beftiinmten
Bormalfaß h”iintergehen.
®3ie bie weißen Arbeiter fich gegen bie Unterbietungen
burch M« bebürfnl&lofen farbigen gu oerteibigen hatten,
fo mußten |i<h bie Unternehmer gegen ben BJettberoerb
ber mit biefen billigen Gräften arbeltenben 3nbu(trien
ber afiatifchen Staaten wehren. SJlit Ausnahme oon
Beufüb »ales, bas feiner befonbern wtrtfd)aftlid)en Gage
wegen am ffFreißanbel fefil)i'elt, würben baljer bie auftra»
lifchen Sunbesftaaten fefjon früh Öen mancheftcrlidjen
©runbfäßen bes Biutterlanbes untreu unb gingen 311 m
fchdrffteu Brotcltiontsmus über, ber aber wieberum in
eigenartiger SBetfe fo umgebilbet würbe, baß er ben
fo 3 iali|tifchen Benbcn$en fich anfdjmiegte. Ber Gemmerce
Act oon 1905 führte ben Beflarationszwang ein unb be»
ftimmte ferner, baß eine {Reihe oon (Einfuhren, nament*
lieh Aahrungs» unb <5enußmittel, ©rgeugniffe ber SDeberei,
ber Geber» unb ber djemifdjen 3nbuftrie, mit einer bie aus»
länbifche ficrlunft charaftcrifierenben SOfarfe im £>anbel j U
oerfehen feien. Bemgcgenübcr follen bie inlänbifdjen Srabti»
löte burch bie Unionshanbelsmarle (Commonwealth Trade
Label) ausgezeichnet werben. Biefen 3oll- unb 9Baren»
3 eichenfd)uß genießen nun bie cinheimifd)en Unternehmer
nur in ber Borausfeßung, baß ihre ÜDaren unter
angemeffenen Arbeitsbebingungen hergeftellt finb; anbem»
falls werben bie (Erzeugntjfe nach bem Berbrauchsfteuer»
gefcß (Excise Tariff) oon 1906 mit einer Abgabe in halber
£>öhc bes Solls belaftet, ber oon ben auslänbifdjen SBett»
bea>erbem gu entridjten ift. Außerft arbeite rfreunblich,
aber auch fehr beljnbaT, interpretiert bas ©efeß, was
unter unangemeffenen Arbeitsbebingungen 3 U oerfteßen
ift, nämlid) te jcbe (Entlohnung unter bem ortsüblichen
Saß, jebe übermäßige Arbeitszeit unb alle Beftimmungen,
bie ben Arbeiter ungebührlich belüften". (Erftrecfte ft<h
bisher ble ftaatliche Reglementierung unb ftürforglichteit
nur auf Arbeiter unb Arbeitgeber, fo nimmt fich bas
3ollgefeß oon 1907 gum erftenmal auch ber ©er brauchet
an, inbem es beftimmt, baß im ©erorbnungsweg $öd)ft»
preife für alle Otobrifate feftgefeßt werben fönnen.
Bie „New Protection“, wie ber Auftralier biefe feine
aDirtfchaftspolilit im ©egenfaß 3 U bem Altproteltianismus
ber europäifchen Gulturlänber nennt, ber nur auf ben
Schuß bet (Erzeuger bebadjt ift, geht alfo barauf aus,
nach mutualiftifchen ©efeßen bie 3ntereffen aller ©efell»
fehaftsfehichten gugleich gu wahren, inbem et ben Greis*
lauf ber ©üter oom Urfprung bis gum ©«brauch burd)
bie Staatsautorität regelt. Alle folche {Maßregeln finb
ebenfoleid)t oerfügt, wie bie Ausführung größten Schwierig»
leiten begegnet. 3 n bet Bat ift ein fehr umfangreicher
unb fompllzierter Berwaltungsapparat norge-fel)*«, um
ben bem Staate zugewiefenen Aufgaben geredjt 3 U werben.
Cin Steuerfollcgium (Board of Exciise) ift gu fehaffen, bas
auf Antrag oon 8 fabrifanten ober ©ewerlf «haften bie
Arbeitsbebingungen in einer zollgefchüßten 3nbuftrie 3 U
unterfud><n unb biefe nötigenfalls für billig unb angemeffen
gu erflären, ben (Erzeugniffen bes Unternehmens bas Recht
auf ben Common vrealth Trude Label, auf Befreiung oon
ber Berbrauchsfteuer guzuetlennen ßat. Bas Gollegium
hat, um fidj öte 3 U feiner Orientierung nötigen Äennt*
niffe unb fachlichst Unterlagen gu uerfdjaffen, bie Befug*
nis, alle Sabriten zu betreten unb ju befid)tigen, 3 cugen
aorzuloben, ben 3 c ugeneib abzunehmen, bie Borlage ber
Bücher au oerlangen. 3a r es wirb fogar jebem Soll» unb
Steuerbcamteii unumfehränfte Befugnis zur Bcfichtigung
aller Betriebe unb 3«triA Ö« allen ©efchäftsbüchem,
Arfunben unb Gohnblättem eingeräumt, „wenn aud) »er»
trauliche 3nformationen felbftoerflänblii nicht oeröffent»
licht toerben follen". (Enblicf) wirb bem Kollegium noch
bie weitere ungemein umfangreiche unb oerantwortungs-
fd)were Aufgabe gugebadjt, „bie allgemeinen Bebirtgungen,
benen (Ergeugung unb §anbel unterworfen finb, insbefonbere
bie Breisbilbungsfrage unb bie Bereinigungen, bie zur (Er-
höhung* ber greife gefchloffen werben, zu unterfuchen unb,
falls es f inbet, baß bie B**ife ungebührlid) ßoeh finb, bem
Barlament geeignete ©egenmaßtegeln ootgufchlagen".
Bie mannigfa^en Gchwädjen biefer fRefomwerfuch« in
ber Richtung auf ben fözialiftifdjen 3 ufunftsftaat liegen
fo 3 Utage, baß oiele ©Sorte Darüber 3 U machen üherflüffig
ift. Bei ben Berhanblungcn im Unterhaus (teilte gegem
über ben (Empfel)Iungcn 6 er {Regierungsoorlage burd) ben
Bunbesfchaßnteifter Sie A3illiam Gpne ber Abgeorbnete
©Hilft bie ironifd)e Anfrage, ob ble Regierung es nicht ein»
facherunb jmedmäßiger finbe, ftatt einen fo ucr,jmidten unb
foftfpieligen bureaufratifd)en {Mechanismus ln Bewegung
ju jeßen, lieber gleidj bie ganje auftralifche 3nbuftrte in
eigne Regie 3 U übernehmen. Unb ber Abgeorbnete für
Abelaibe, 3 . Cool, hielt es bei berfelben ©elegenheit für
feine barouf aufmerffam 3 U machen, baß bie frei»
heitli<he Bemofratie Auftralien im Begriff fei, unter bem
Ramen Steuerfollegium ein Boli 3 eiinftitut 3 U fchaffen,
„bas mit jebem erwerbstätigen, alfo nüßlichen Bürger
nach Belieben umfpringen fönne". (Es ift bas alte Gieb;
follten fich wirflidj einmal bie Hoffnungen ber
jtaatler erfüllen, fo bebeutete bas nichts anberes als ben
RücCfalt ju einem Abfolutismus fcßlimmerer Art, als er
jemals unter monar<hifd)etn Regiment beftanben hat. Bie
io 3 ialiftlf<f)e unb bie bürgerliche Bemofratie möQen fief), wie
in Ofranfretch unter Glemenceau unb 3 aurös, 3 U einer
ephemeren JDppofition gegen anbere ©arteieu 3 ufammen»
finben; fobalb ber rabifale fjlügel auf (Erfüllung feiner
Sorberungen bringt, fcheiben fi<h bie ©eifter fchärfer, als
Ropaliften unb Bemofraten getrennt finb. Ber Hort ber
bemofratifchen greiheit ift bas (Eigentum, bie (Ebenbürtig»
reit ber Staatsbürger auf ©runb möglidjft fchtanfenloftr
Berfügung über bie ©üter ber (Erbe, möglichft ungebimbenen
MHrtfdjaftsrechtes; ber 3nhalt bes fojialiftifcf)en©rogramms
ift bie 3 ”ftörung bes ttigentums unb ber inbioibuellen
wirtfd)afilid)en Selbftänbiglcit, eine polijeimößig reglemen-
tierte ®letd)hcit um bes 3bols einer ebenmäßigen Ber-
teilung aller ©enüffe willen.
Aber r& märe h«r 3 Ü<h oberflächlich, wollte man mit
fold)er Gritif, bie fd)ließli<h nießts ift als eine ©Heber-
holung ber taufenbmal gegen bie fojtaliftifche 3beologie
oorgcbrachten Bemunftgrünbe, eine Bewegung oon folcher
(stärte unb Reuartigfeit abtun, wie fie in bem jugenb*
liehen Gommonwcaltl) h”*t« fich ^«h n bricht. Bie cöbifal-
bemoFratifdje Berfaffung h^t 3 '** (falge, baß es feine
politifchen Parteien nach europäifchem {Muftcr gibt, bie, wie
in (Snglanb bie Gonferoatiocn unb bie Giberalen, ©er»
treter ftänbifcher 3ntereff«n, bes Abets unb ber ®entnj
waren unb im ©runbe noch h” ,: t f ftnb. Bish<if 0 üb es
im auftralifchen Parlament eigentlich nur 3 wei ©arteien:
bie Sd)uß 3 öllner, 311 benen msbefonbere bie Arbeiterpartei
3 ählt, unb bie ^reihänbler, oertreten boup*fäd)li<h öurch
bie ftaufmannfehaft. Aber einmal beftßt ein fo rein
wirtfdjaftliches 'Problem nicht ben agitatorifdjen Rero, ber
bie politifdje Geibenfctjaft ber SRenge erregt unb bauemb
wad> erhält; fobann finb bie ftreihänbler allmählich oon
ben Proteftioniften fo ins H'wtertreffen gebrängt worben,
baß fie Faum noch eine Rolle fpielcn. 3ft es öod> fo weit
gefommen, baß fürzlid) ein, wie es fcheint, bumoriftifd)
oeranfagter Senator oon Reufubwales öffentlich eine
Prämie non 5 £ für ben ausfeßte, ber eine Oppofition
tm Oberhaus entbedte — ein 3u|tanb, um ben DteUeießt
mancher europftifthe HRinifter feine auftralifdjen Gotlegen
beneiben wirb. Aber ohne ausgeprägte Parte iglicberung
fein tatenluftiges poliHfeßes Geben; unb ba bie Boraus-
feßungen für eine Teilung nad) Stänben, alfo nad) oben,
nicht oorßanben find, fo geßt ble Tenben 3 auf eine Biffe»
renzimmg nad) unten, auf Abfon berungen innerhalb bei
BcmoFratie nach öem Sozialismus unb Gommunismus
hin. Bas ift bas allgemeine politifd)e {Motio, bas bie
mobemc fo 3 ialifti|che Bewegung im (Eommonwealtß inner»
ließ begrünbet.
Ber Hinweis auf bie Anfänge biefer Bewegung zeigt,
baß bie B3urzeln auf raffenpolitifchem ©ebiet 3 U fud)en
finb. „The crimson thread of kinahip nhich runs through
ua all" — mit biefer (Erinnerung an bie Blutagemeinfchaft
fotbert ber Mationalhetoft parfes alle (Europäer 3 m ein-
mütigen Berteibigung ber Herrfd)aft ber SBeißen auf.
Anb Bartor zeigte beutlicher bas Blittcl: mit ber Parole
„One people, quo destiny!“ wies er auf bie Rotwenbigfeit
bes 3ufammcnfchluffes ber fdjwacßen (Einzelftaaten ju
einem mächtigen Rationalftaat hin. Rad) bem bie Sröbera«
tton ftaatsrecßtlich ooll 3 ogen, brängte fich bas ©erlangen
nach wirtfd)aftsred)tUcher (Einigung unb (Erhöhung ber
9 Rad)t tn ben Borbergrunb. Auftralien ift no<h immer
in ber Hauptfach* Agrarftaat. Unter ben 3nbuftrien finb
nur bie lanbwirtfchafttichen oon Bebeutuug. Aber ber
Reichtum an {Mineralien aller Art bietet jebec 3nbuftrie
befte Gebeusbebinguttgen. Baher ift bie 3 r° r öerung bes
Tages bie (Erhebung bes Gommonwealtß 3 U einem oom
Auslcmb oöllig unabhängigen probultionsftaat, aur mirt»
fchaft»poiitif<hen „Autartie", auf ber Gljamherlatn bas
größer» britannifche Reich begrünben wollte. Aber aud)
bie Probuftion joll ber H«rfd>aft ber ©Beißen unterworfen
fein unb bleiben. Alle wirtfd)afts» unb fozialpolittfchen
©efeße finb zugleich Raffen gefeße. Ber 3ollf<huß wirb
nur foldjen 3nbuftrien 3 Uteit r bie „angemeffenc" Gößnc
3 af)len, unb biefe angemeffenen Göfjne finb foldje Gößne,
wie fie ber weiße, nicht ber farbige • Arbeiter be»
anfprucht. * ’
Beste pft)<hologif<he {Motio ber fozialiftifcßen Bewegung
ift alfo ber Raffenimperialismus, was um fo beachtens-
werter crfcheint, als belanntlich ber Soäialiemus bicBrübet»
lichfeit unb. ,£olibarität aller Arbeiter gleichgültig welcher
t^arbe prebtgt 3n welche neuen Sahnen alle biefe (Ener-
gien ben auftralifchen Sozialismus b rängen werben, läßt
fich heute nicht im geringften abfehen. L. M.
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gir. 3382 . 23 . 9 tyril 1908 .
3 IIu[friric 3 c ’* un 9 -
791
bofpljo«. ®eml>flrb Xittmar, OKli»d)«ti.
3 ur filbemen §od)3eU bes ^ßrinjen unb bcr ^Srinjc^fin Cubrotg gerbinanb oon SBagein.
3n 5er D»rB«Ttt Wciljc oon lints nad» redns mrtnvffin Wfons, Urin,} Ctolrpt» «lernen«, Clttfnntin SJlaria Ibereiia oon 6pan»en mit bem 3nfanten (hiöroiß «Ilons, Vrinjelftn l'ubmtfl Serbinanö
(ßcbome Onfantin Blnna t>« Io oon Spanien), i()rin,3 thibtoiß farbinanb, RJ-ritn Ibomas , {>triop oon Amu«, flnn-jUlin (Slwtro, ®rin,} ttlfone. — 3n bec VDriien 9?elbc oon Hnl» nad) redjte
Urin? non »curbon. UrinariTin ÜRarin 5rl Vtlnr. ®rtti 3 frerbitumb, 3nfani non Spanien, <>enoflin oon fftrnuo (Qcbome ‘{Jrinjcffiit Ofcibrlln oon »opem), Vrinjeriin «lara, «nnj «balbrrt,
«itb-olf cfjraf o. «Mrbna unb Sreubentbal.
UBodjenfcfjau.
■Da« TeutrefteKairerpoaT auf Vt orf u. — Ter Raifer
•ütjrt auf Korfu ein oollftänbig bcr (Erholung gewidmetes, ibnl*
lifdKsßcbett. *Mm 12. Ulpril abends peranftalteten Me «eiuafjuer
oon ©afturi eine fjulbtgung burd) iftoebrufe, ©efang und
'Hbbrcnnen oon ftciicrtDcr!. 9lad) ber Ulbenbtafel ließ |id>
öer Raifer aus bcr n<ru|ten Gin$clfd)rift bes ©roßen ©metal«
i lab« über bic- Schlacht bei t'iaojang Dorlefen. Ulm 13. mit
tag» befudjte er Da» cnglifdje *ßanjerfd)iff „Omplacablc" unb
naßm bort bas ,vrühjtü<f ein. Ter Kaifcr tränt auf bas
'lOoftt ber Deutfcften unb ber englifcben Jahne unb toümfchte,
baß betbe (leis 3utn «Bohle bco UUcltfricbcns oeteint fein möch-
ten. Äommanbant Wert, ber »cfct)I«l)üb« bes Griffe», ttähf
auf bas JBoftl bes Aaifcr». Tie englifcften Cffiiicrc roaren
entjüdt übet bie lamcrabfcftaftliche Ulrt bes ÜJlonarcften, ber
mehr als »ier etunben an Vorb blieb. 3ur {Dlittagslafel bei
ber ftaiferin auf Sd)loß <H<hüleioit roar bic RronpTinaeffin
oon ©Tiedjcnlanb mit ihren Rinbern geloben. {Nachmittags
ruht bie RaiTcrin mit ben 'Brinjen Ülugutt UlMlfjclm unb
Osfar unb bev VrinjefTin ©iltoria ßuife und) Schloß 9Jton*
repo», wohin aud) ber König uon ©rittftettlnrib (am. Über
bie Tauer bes Aufenthalt* Raifer SBilhdms au? Korfu weiß bie
„Iribuna“ 3u berichten, baß infolge bcr ungiinftiflen TBittc*
rung bic Streife fdjon oor bem urfprünglid) fe ft gefegten
Dermin erfolgen wirb.
Tie römifefte {Reife bes iReicharanjler». — Jür|t
o. ® iil ouj traf am 12. ‘Ilpril mit Feiner ©emaftttn, begleitet
oom ©efanbten u. 5>lototD, in IRom etn. ffr maeftte bem
'lRtni}ter Sittoni einen ®efud), ben biefer am 13. im ^Bala.^o
iSaffarelli enoiberte. ?lnt 13. oormittags hatte ber 9ieicfts>
(analer eine 'iCubien5 beim H5nig Ciftor (Jmanuel. fftbenbs
tanb betm SJlinifter littoni 3U tfßren bes Weiiftstanjlers ein
Tiner ftatt, am 14, eins im Xiuirinal, Ti« italienifcfte treffe
begrüßte ben IReiiftstaniler aufs freun blieb ft c. Ta» M ©lor=
nalc b’3talia“ m eibet, fförft v. ‘ilüloro unb 2ittoni Ijöttrn
befdjloffen, fid) bie ruffififten itorfiftläge in bejug auf Ulaje»
bonien au eigen au madjett. Tie beiben Tiplomateit hoffen,
(Snglanb tu erbe ben 'Uorfcftlag ber (Ernennung eines ©cm*
o etn cu xs burcf) bic !Dläd)te fallen lairen. 3lm 14. abenb»
gab ber Äbnifl oon Otallen bem IRcidjsfanjler jtt (Sftren ein
Tiner oon oieninbbreißig ©eberien. l?Int 15. begab lieft ber
tfürlt in "»eglcitung bes preußififten ©efanbtett v. 2Jiüt)lberg
natft bem ©atilan, tro er nom ipapft in einltünbiger (Kubienj
empfangen rpurbe. Tiefe trug feinen politifcfteit (iftarafter,
ionbem fotlte nur bie guten «Be$ic!)utigeh jtoiicften Teutfd)-
lanb unb ber fluric botumentieren. Ter^lubicnj folgte ein
SJefud) bes JJflrftcri beim ftarbinal StaatsfctretSr ®lemj bei
*al. -JDäftrenb ber etroa breioietlelftünbigen llnterftattung
bes t« eid) Standers mit bem Atarbinal tuurbe bie ^Ürftin
o. Sillor», nad) iftr bcr ©cfanbte o. Slotoro unb ^rof.
o. IHenocrs vom 'i^apft empfangen. Vlm 18 . teilten ffilrft
unb Jtflrftin o. «iiloio nadt 'üenebig ab; ber «DJinifter littoni
uerabfcftiebetc lieft oon bem tKcicftsTanilcr am 'Kaftnftof.
TerSd)IuftbespTeußlfd)en9Hjgeorbnetenftaufes.
— Ter pTeußilcfte ßanbtag umrbc am 9. ‘ilpril in feierlicher
sißung gcfcftloifen. Tie ftemoaftlen ber SDaftlmänncr jum
'llbgeorbnctenftaus fmb auf ben 3. 3uni feftgefeijt toorben.
Dir eigentlichen ‘iBaftlen auf ben 16.
Tas beutidi franj&f Ifcfte «amcrunnbtoimncn. —
9lm I8.?lprü tmitbc in fHerlin oon bem Staatsfetretär o.3d)oen
unb bem ftan^öfifeften ftotfeftafter Cambon öa& 2lb(ommen pir
tJcftfcfeung öer ©renje ttoifeften .(iamerun unb ^tansöfifd)-
Mongo unterzeichnet.
Ter Tob bes bünifeften Jinanjminifters 5afTen.
— Ulm 6. UlpTil (tarb in .Kopenhagen, erft fech^unboietjig
^aftre alt, ftimmyninifter ßaiFen, mit bem Tänemarf ein
großes agitatorifeftes latent i^tb bas SJlinifterium Chtiftenfen
ein fteruorragenbe» tülitglicb PfTiorcn ftat. Anfangs äußexit
rabilal, (ämpfte er als «RebarteuT ber ..‘«nlborg 9lmtstibenbe M
mit &örup unb 3, CE. CftnltcnFen jaftnclintelang gegen Die
fonferoatioen {Regierungen unb bereit ptODiforifdje ©efeß>
gebung. ®lit ber 3«t näherte er [ich mehr brr liberalen
9Hd)hmg innerhalb ber ßtnfen. SBei llmbtlbung bes erften
IfinlerminiFtcriuins, bc» .Kabinett» Teunßer, trat er an Stelle
Des ausfeheibenben 51Rinifters fiage in bas SRinifterium
(iftriftenfen als 3inanzminilter ein. Sein hauptFäd)lid>[teo
TOcrf ift bic große 3ollgcfehrcform, bie gerabe jeßt dot ber
(fntfdjeibung fteljt- Weffort ßaffens tourbe oorläufig
oom ajlinifterprflfibenten ahtiftenfen übernommen.
Tie {Reicftebuma unb bie mmurbaftnoorlagc. —
9lm 13. {Hpril hielt SRtnlfterpräfibent Stoltjpin ronhrenb bcr
Tebatten über bie fcmurbahn eine IRcbc, in bcr er crtlärte,
baß {Rußlanb im fernen Olten s»«f«Hi>9 mdjt nur jum
.Kampfe, fonbern aud) für ben Schuß bn nationaltulturellen
Ult beit ftarl fein mflffe. Werfehrsmiltel I3nntcn bureft
3-eftungen nicht erfeßt id er ben. SRußlanb» entfernte» ffireni
gebiet tnarc reich an ©olb, UUälbcTn unb anbaufähigen
flächen. 3rembe Böller mürben einbringen, menn {Rußlanb
ihnen nicht 3 uvortäme. Unter ftürmifcftein '-Beifall betonte
er, bie Ulmurbahn tnüffc uon ruffifdjen Viänben gebaut
werben, weil bann bie oon SRußlanb bortljin oerpflan.zten
{Böftnarbciter bort anfärfig u> erben mürben. Tie Saftn
bürfte 3 U>ar bem Staate jöftrhd) 20 bis 22 ffliil!. {Rub. Toften;
aber wenn bie ruffifd)cit 3iatt«3 en i« Öen fd)n>erften Stun-
ben [tanbgchalten hätten, fo toÜTben fid) aud) jeßt UBege
finben, um bie ruffifefte Staatsorbnung bureft einen cifemen
{Reif 3 u feftigen. Ulm 14. tourbe Die Vorlage jur ttrbauung
ber 'öaftn mit 213 gegen 101 Stimmen in erfter, am 18. in
Dritter Uefung angenommen. Tamit ift auf ruFlifdjer «Seite
ein bebeutramer Scftritt auf bem ©cbicte oftafiatifefter ^Jolilit
getan, ber erfte feit bem {Ruffifd)-3apaiiti<ft*w Kriege.
Tie aßaftlen in itaxtugal. — Ulacft ben ‘»erflcfte-
rungen ber {Regierungsblätter ooll3ogen fid) bie UBaftlen jur
Teputicrtenlammer am 6. Ulpril feftr regelmäßig; boeft fehlte
es toeber in L'ifFabon nod) in anberen Orten an blutigen
©eroalttaten, bei Denen es etwa 3ehn lote unb mehr als oiexzig
aicnminbete gab. IHlIe Straßen unb {piäße waren militärifeft
befeßl. UUo [ich ©nippen oon {Rcpublitanern bilbeten, mürben
fie fofort gefprengt, wobei es natilrlid) nicht ohne Ter-
teßungen abging. Tie Teputicrtenlammer wirb fid) ein-
rcftließiich ber Vertreter bcr .Kolonien folgen bermaßen ju*
fammenießen: 62 {Regenerabores, 59 % Btogreffiften , 17 Un-
abhängige. *2 {Ration aliftcn, 6 {Republiraner, 3 Jyranctften,
7 biffibierenbe ^Togrc|fi[ten. Tie monard)tfd)eit Parteien
haben atfo eine ftartc Blchrftcit , boeft finb fie unter lieft fo
wenig einig wie frfll) er i unb es werben fid) baßer wal)Tfd)etn-
lieft non ber {Regierung immer nur Ulugenblutsmaiori^Sten
gewinnen laffen.
Tie UBaftlen im Aaplanbe. — *ei ben Uüaßleh in
Der Kaptolonic eroberte ber VonD 19 UBaftltreife, fo Daß Die
3aftl feiner «DJitg lieber jeßt G9 beträgt, bic gräßte »faiorität,
über bic bi»I)cr eine Partei im {Repräfentautenftaufe oerlßgle.
Tie Unioniften ober, wie fie früher hießen, bie 'fhogreffioen
behaupteten 33 6iße, bie Unabhängigen 6.
i
Ulnbreas <5raf fpotoefi.
/Kin Ulecbrechen, tote es in bcr fficfd)id)te Cftcrreidhe
>ttiisftcr nur oercinaelt bafteftt, xouröe am 12. Ulpril in
Vcmbcrg perübt: Der (Statthalter bes ftaifcT», Slnbreos
iftraf Tpotocli, mürbe aus poUti|cf)en Wötioen ermorbet.
Cin mtftenifcher Slubent namens UJtiroflau) Siciftfifft
hatte fid) unter bem ©oinwmb, Die Stelle eine» C&rgnnafial»
fupplcntcn erlangen 311 wollen, eine Wubien3 erbeten.
Kaum in bas Ulrbeits^immer be» Statthalter» eingetreten,
feuerte er au» einem {Repoloer fünf Schöffe ab. ®raf
^otoefi, am Kopf unb an öer ömft töölid) pcrlcßt, per*
fcfticD halb barauf. Ter 'JJlörbcr ließ fid) ruhifl perhaften
unb etflärte, er habe beit Vebrüdet (eines Volfes be(eitigen
inollen. ®r zeigte nidjt bie leifefte Spur pon Weue, unb
feine eigne Dhitter geitnnb, ihn ju ber furefttbartn Tat
aufgcitacftclt 311 haben.
Troß biefer Haren ^lusfagcn ift ber 9Jiorb pfqcho*
logijd) unb politifcft (d)mer zu ernüren. (ftalijten, bas
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792
Slluftrirte 3 citun 9 *
9 ?r. 3382 . 23 . Mpiil 1908 .
Tic Offiziere bet „^»p^cnjollern 41 werben bem ßönig oon ©riecht nlanb uorgeftetit.
aber in national >rut henif d)en «reifen gering, unb bieshat jur
*>oIgc, baft fid) fd)on flcnij junge St u beuten mit öffentlichen
fragen bcfd)äfiiQcn,$uNgilatörenunbftüt)remwctbeM. Ta*
©orbrängeu Der jüngeren (Elemente bat fid) gcraöein letjter
3cit befoubers fühlbar gemad)t. Die Vorgänge anbei ßem»
berger Umpcrfität unb bei romantifdjc &ungerftrci! ber
»Prl)rtfteten Gtiiöenten ftcl)cn nod) ttt lebhafter (Erinnerung.
3mmer größer wirb bie ber 9lnl)äng«t ber
rutbeneu, brr fog. ufrainifthen Partei, bi«, auf U)ic Kultur
unb Citcraturcntaiicflung ftdj, int ©egenfatj 311 jenen
ftel)en, t incld)e il>r ©oll mir als einen munbarUtd) »er-
fdjiebenen 3®?© bes grofjriifftf<t>en betrauten. Sie bitben
ein rabifalcs Element, bas bic nationale Autonomie bes
nitftenifchen Moires in ben rutljenifchen ©cbicten ffialijiens
nnb ber ©uforotna nnjtrebt unb in elfter Cinie bie ©olctt
unb ttjre 'Jülad^t aufs jriiärffte bclämpft.
©raf ©otocti bat fid) allcrbtngs luäfjrenb ber lebten
ßanbtagsioahlcn im vorigen ÜHonat bet ben CJungrutljenen
befortbers oexhaftt gemacht, ba er bie ruffophilcn (alt*
rutt)cnifd)cn) Hanbiöatcn begünftigte. 3m übrigen galt
er aber als ber rutl)enenfreunblid)|te Statthalter, Öen es
je in ©alijicn gegeben, unb er bat fid) tatfädjlid) um bett
nationalen Jrieben in biefem Hronlanb ftets befonbers
bemüht. SBar es bod) tolrflid) nur ber aufrichtige ©3unfd>,
bem ßanbe unb bem «aifer ju bienen, ber ihn oor fünf
3al)reii bie Stelle eines Statthalters anncljmen lieft. 9lod)
eh? er fterbenb von feiner Sfamilie ©bfchieb nahm, bat er
benn aud). man möge bem «ctifer mit teilen, baft er „als
Sr. ©iajeftät treuer Tiener auf feinem Soften gefallen“ fei.
Slnbreas ®raf ©otocri, geboren in Ärarau am
10. 3uni 1801, war feit bem Tobe feines Urubers Sftef
ber Är^cfjonjicer ßinie bes bis ins elfte 3 n h r h u11 & ert
gröftte unb autonomftc Jlronlanb Cfterreid)*, .^ät)lt eine
©eoölterong von faft 7500000; fit bcftcht bauptfdd)lid)
aus ©ölen (3350000), «utbenew (3100000), Juben (850000)
unb Teutleben (60000). Tas ßanö 3 or fällt ftiftorifd) unb
national in 3ioei Teile: in ein beinahe rein polnifchcs
SOeftgalHien unb ein rutljcnifchfs Cftgali.üen. Cicncs
bilbete feit jeher einett Teil bcs polntfdjcn Neid)cs; biefes
ftanb unter ruti)enij<ben dürften unb Königen, bis es
1340 Dorflbcrgehenb, 1386 bauemb oon ©ölen annertiert
würbe. 81 ad) ber erften Teilung Polens 1772 tuurbc bas
gan3< ßanb öfterreici) etnoerlcibt. Tie galt3tfd)cn SRutt)cnen
bilben einen Teil bes groften ruthenifd)en (Eleinruffifcben)
©olles, bas nach ben Muffen (©roftruffen) ber .tahlreidjfte
flautifche öolfsftamm ift unb in £)jt erreich» Ungarn nahezu
4 Will., in (Sübweftruftlanb weit über 20 Will. Seelen
jählt. $i* Mutanten unter polni|d>er fterrfchaft uerlorcu
nad) unb nach ihren 91 bei, ber ben römifd) ■ (atholifchen
©tauben unb bamit aud) bie poluifche Nationalität an»
nahm; bas übrige ©oll, feiner oberen Schichten beraubt,
tourbe jahrhunbertclang in einem 3u|tanb reltgiöfer »mb
nationaler (Emieörigung fowie f 031 ater Äned)tfd>aft gehalten.
Tie dftmeichifdje ©erevattung h«t fid) oon Anfang an
burdj bie ©leid)ftcllimg ber Wulftcnen mit beit 'Polen wie
burch bie ©usbilbung bes Älerus unb bic ©rjtehung bes
ruthemfdjen ©olles vielen Taut von feiten berNuthenen
oerbient. Mod) immer fehen biefe aber in ben ©ölen, bie
im ßanbtag eine umjerhSUnismäftig grafte 9Jtajorität
haben, ihren drgften freinb.
tlllerbings muft anöerfeits wieder h?tuorgehoben
tverben, baft Wuthcnen unb ©ölen eine ftarfe Stammes»
unb ©lutsverwanbtfchaft aufweifen, unb baft in 3at)ilofcn
Familien bes ßanbesbas palnifd)e nnb ruth*nifd)e(Hemeni
miteinanber oenvachfen ift. Tic 3d)l ö« ©ebilbeten ift
Ter Äönig uon Ct)ricd)enlanb mit ber .«ronprin3effin Sophie (ber Sdjioefter bes Hairers) unb ihren Hinbcm
begibt ftd) nad) ber ©egrüftung bes Haifas nad) bem Adnig(id)cn Sd)laft 3urüd.
Ter gricd)ifd)c CTjbifchof utib ber Hlertis oon Horfu erwarten am ßanbungsplaft ben Haifer.
X)ie 3lttHinft Deutzen Ägiferpaois in ftorfu am 10. ’SIpriL
urfunblid) jurüdreichenben grdflidjen Kaufes ©otocti
unb als faldjer einer ber angefehenften unb reidjften
polnifdjen 2lriftöfraten. Nad) öörjüglid) abföl*
vierten Stubien tourbe er in feiner ©alerftabt 3um
Toftor ber ©echte unb ©hilofophic promoviert.
<£c wibmet« fid) urfprünglich ber ©cwirtfdjaftung
feiner ausgebehnten ©üter unb trat erft 1895 als
«bgeorbneter ber fianbgemeiuben (£hr3anöto in ben
galt3ifd)fn flanblag, beffen Schriftführer er bis 311
feiner Ernennung 3um ßanbmarfchalt war. Chr war
Witglieb ber Ärafauer Stancjqlenpdciei, 3U bereu
©rünbern fein ©ater fttbam Cbrnf ©otoefi gehörte,
©lit Hrafau oerbanben ihn befonber« ftartc Sorbe.
(Er war lange 3ahre ©e meinberat ber Stabt »mb
fanblbierte für bie ©ürgameifterftetle, bie ihm aber
wegen ber Dppofition fämtlid)cr Temofraten nicht
jufiel. Sou »Vehntar 1895 bis 3um JBinter 1897
gehörte er aud) bem tlbgeorbnetenhaus bcs öfter*
reich tfd)cu Neichsrats an, in bem er allcrbtngs nicht
hervortrat. Tann würbe er ins öerrenhaus bc.
rufen. 3m Oftober 1901 erfolgte feine Chmcnnunp
311m ßaubmarfchall oon ©alijten, unb am 11. Cfuni
1903 tourbe er ber Nachfolger bes ©rafen ©ittinflt
int Gtatttialtcrpalais.
Troh feines enormen ©eiehtums — man fd)di}t
feine SR eoenuen auf 8 Slill. ftronen — lebte er febr
einfad)- Seine ctn3ige ©affipn war ein grofter Trab*
rennftall, unb bie blaugelbe ^ade mar am Turf
populär unb faft (tote fiegreid), ba ba« rationell
geleitete ©hiftergeftüt 3Uola bei Är3ef3oroice in ber
Nähe Ärafaus ein voT3Üglid)es ©ferbematerial lieferte.
©raf ©otoeft wor überaus glüdlid) oerhetratet.
Seine ©attin, eine gebome ©räfin It)f3fiewicj aus
ßitaucn, eine gefeierte Schönheit, fetjenfte ihm acht
Äinbet. 3nßcmberg erfreut fid) ©räfin ©otocla grofter
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f.i :i
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Ki 1 ii
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Slnfunft bes X5eutfd)«n tfaiferpaars fn ftorfu am 10. Sfpril OriQinaljci^nung oon IBillg Stötoer.
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3llu[trirte 3<itung.
9ir. 3382. 23. Slpril 1908.
Beliebtheit, bn fie fiel) mit ftreuben allen
Culturcllcit unb humanitären
wibmctc unb auf biefen Gebieten mit be*
fonberer »orliebe Mitarbeiterinnen aus
bürgerlichen «reifen heranzog.
fil» Statthalter lieft fid) Graf Betocli
bie Hebung bes ßanbes unb bie fin*
bahnung bes nationalen&riebensbefonbers
ange legen fein. Mit großer fiuf Opferung
unb feltener Selbftlofi gleit unterzog ex fiel)
allen ^flidjten eines fleißigen, objeftioen
»«amten, Bott if)m ging audj bie fin*
regung zur Weife bes Miniftcrpräfibenten
Dr. o. Korber itad) ©alijien 1904 aus. Gr
wollte, bafe bet oberfte Gljef *>«
waltung bie Juftänbe an Crt unb Stelle
genau ftubicre. ©raf »otocti ftanb bem
«aifer fcljr ualje, ber Ujn mit Sitte Trennung
unb Slu$3fid)nungen überhäufte, »iel be*
merlt würbe eineülubienj in »ubapeft, nad)
ber bie polnifdjen öerrenhauetnitglieber
ihre urlprünglidje gro&e ©cgnerfdjaft gegen
bie SBaljlrcfotm in Cfterrei<h plotttid) auf*
gaben. Wiemartb fannte fomit uubercdj*
tigter als Genf »otocTt ber Mörborljanb
311m Opier fallen. O. J.
3ofepb Sudjer.
3 n »erlin, iDofelbft er feit feinem 1899
erfolgten »Gd tritt vom «apcllmetftcr*
amt an ber »erlittet Königlichen iSofoper
zur Seite feiner oielgefeierten ©attin unb
ftunftgenojfin JRofa, geb. ^jaffelbccr, ein
Otium cum dipuimtc genofe, ift am 4 . fiptil
bet vortref flid)e Cpernbirigeut unbißagner-
Interpret »rof. 3 ofeph £ud)er einer Slrlc-
rienDcrlalfung erlegen, Sucher, ber gl cid)
ben meiften beroorragenben Dirigenten ber
SBaguer* 3 eit aus Cjtcrreid)* llngam I)«r-
ftammte unb am 23. fiovember 1843 in
Döbör, einem Dörfchen be» Gifenburger
Komitate, zur Slklt getommen war, bette
fid) früh fdjon in »Jien als Egling
Ööroenburgfdjen Konvifte» unb Sdjüler
Simon Sechters eine gan$ oorzüglidje
inufifalijdjc »orbilbung erworben, woburch
es ihm bann, als er nach cif r jährigem
Stubium ber 3 urisptuben 3 furz cntfdjloffen
bie Künftlerlaufbatju wählte, möglid) warb,
fid) gleich in feinen erften Stellungen — er
war Korrepetitor an ber 'IBicner $pfoper
unb Dirigent bes fifabemifefjen ©efang*
oereins — als ein »erufener .tu erweifen unb ,
weithin 3ntereffe wach prüfen. »ach erfolg«
reichem Sßirfen als KapeUmcifter an ber
fiiiener «omifcheu Oper fam Sucher 1876
mit fingelo fieumaun nad) ßeipjig, wo unter [einer ßeitung
unb unter Mitwirfung feiner jung angetrauten Qbattin als
Steglinbe erftmalig außerhalb »aireutlj* ber ganje „Bing
bes Nibelungen" — unb zwar im Slpril 1878 „Das »h«™*
golb" unb „Die BJaltüre“ unb im September besfclben
Jahres „Siegfrieb" unb „©ötterbämmerung“ — 3 ur fiuf*
fiihrung gelangte, »alb barauf folgte Sudjer einer »c*
rufung an bas ron ^Sollim geleitete Hamburger Stabt*
theater, unb 1888 würbe er unter glanzen ben »ebingungen
für bie »erliner .fjofoper oerpflicfjtet. Sucher, ber in mancher
$in|i<ht, in feiner ehrenfeften, lünftlerifdjen «entigleit unb
©crabhett wnb in betn ^urüdftellen feiner »ecföulicfjfeit
hinter bas vorzufütjreube SBerf, an S>ans »idjter erinnerte,
war ganz ein Dirigent im Sinne TOagners, unb wie er
als |old)cr fd)on in ß«ip 3 ig neben ben oon ihm mit
bcgeifterungsooller Dreue interpretierten Schöpfungen
3Bagncrs audj naffifdjc Opern, beifpielswcife „«rmiba**,
„Don 3uan“, „3-ibelio" unb „Gurpanthe 4 ', in geläuterter
unb vertiefter Slusführungsroeife auf bie »ühne gebradjt
hatte, fo ift auch fein SBirfen in Hamburg unb in 'Berlin
reich an guten fünftlerifchen Daten gewefen, um bereut*
willen fein «nbenfen ftets in Gljwn bleiben wirb. Ob«
gleich er nach außen hin gern etwas burjdjifofe unb jeweils
felbft recht berbe Seiten h croo,r lehrte unb oon feiner
Stubentenjeit h** au<b ber nrs bibendi bie Dreue wahrte,
war Sudjer im öminbe feines SBefens ein ungewöhnlich
warmherjiger unb bis 311 tiefftem Grgriffenfein begeifte»
rungsfähiger ©emütsmenfeh, was beim auefj manche von
feinen eignen Kompofitionen, fo infonberheit bie eh*& cm
viel gefungenen unb audj heute nod) oorführung&miirbi«
gen ßieber „ßiebesgtücr unb „3m »ofenbufth“ fowie
ber Sieberjijtlus „'Jlah«ort u , bejeugen. 9Bas Sucher an
grä&ereu 'IBcrfen gefdjaffen hat: «in* Gjene „5öalb*
fräulein" fiir Solo, Gljot unb Orthefter, ein SJiänncrdjor«
wert mit Orchefter „Die Scefdjladjt bei ßepanto" unb
ein breifiimmiger Jrauenchor mit Orcfjefter „9lus alten
SHärchen winrt es", ift ln ber Gtfd)eiuungen Jlueht rafdj
mit bahingefchwunben; aber au» Suchers ebel'fcfjwärme«
rifdjem ßiebe „ßiebcsglüd" mögen jetjt, ba e» ein banges
leh*es Sdjeibcn swifdjen bem betagten Gieberfänger unb
feiner „A>errin 3folbe" gegeben h*t, wohl manchem bie
vermeljeuben Sdjlu&Hflnge in ben Sinn gefommen fein:
,®(n flufe. rtn »Jtcffti bin unb tolcB«.
UnS all« €«bnlucbt ift o«IHUt. a
Arthur Smolt'an.
attbrtas ©taf qjotocti, l u. I. Statthalter oon ©alijien,
r» 12 . ttprll »011 bem ru»b«nif<b«n (stufrenlen SRIrotloio Sic3tj.*|tl erfd)on« , n.
Der SBranb ber alten (5arntfonftrd)e
in Serlin.
0|'m Slbenb be» 13. Slpril würbe eins ber ehrwürbtgftcit
^|.r&otteshäufer ber 'JReidjsfjauptftabt, bas augleid) ein
Heiligtum brs preuftifchen fjeexes war, ein »aub ber
Jlammen. 'JÜlit ber hinter bem ßuftgarten gelegenen alten
©amifontirche unb mit ben in ihr aufbca)ah r i cn Kriegs*
tropljäen ift ein Ijiftorifth wertvolles fflionument, an beffen
fdjtidjte ©röge fid> bie Grinncnmgcn mehrerer 3ah**
hunbertc fnüpfen, in Drummer gefunreu. 2ln bem ge*
nannten Dage würbe gegen acht Uhr abenbs oort bem
Vbot. IE. Sieber, »erlitt unb Hamburg
3ofepf) Su^er;
Divifiouspfarrer ffiroBinann unb 3ugleidj
audj oon Ktrchenbicttern bemerrt, baff in
ber (&amifoufird>e Reiter ausgebrodjen war,
beffen 90113 enorme fRaudyentmieflung ber
fofori in grof?er Stärfeherbeigecilten treuer*
wehr gewaltige Schwierigteitcu bereitete.
Grft nadjbent bie Sappeure mit ihren Bi tten
bie Kirdhenfenfter zertrümmert hatten, ge*
wann bas veihcercube Glemeut ßuft unb
fd)lug alsbnlö tn majeftdtifdjen JVanalcu
burdj ben Dachftubl 311 bem wolfenbebedten
fümmel empor, bcledte gierig ben Durm,
jüngelte in taujenb gelben, blauen unb grü-
nen ftlfimmrfjen über ben »clag bes Dadjes
unb (ich öic gante Umgebung wie von
bnigalifd>eitt ßid)te beftraljlt erfdjeitten. 3ti
wenigen Stunben hotte bie ©lut, bic alten
?lnftrengungen ber helbenmfttig lämpfett«
be« Qrcucrwchr jpottete, ihr »cnticfjtuugs*
wort »ollenbet. Der eifern« ©locfenturm
fd)wanttc fdjon nach fur^er Jrift. Gr
ftürjte bereits balb nad) neun Uhr mit
mächtigem «radjen in bas fflammcnmecr,
unb brei Stunben fpöter war bic «irdjc
tum gröhten Dcil ausgebrannt. Äur bic
gcfdjwärueti Umfanungsniauem ragten
nodj empor unb umgrenzten zujammcu
mit bett erft vor aetjt Jaljrcn errichteten
mächtigen Säulen ein glühen bes, qualmen*
bes Ghaos, unter bem neben vielen anberen
hiftorifchen »eliquien unb ftunftfdjätzcn
auch bie fra*i3<>ftfchen <fahncn, bie bei ber
»eftaurierung ber Kirche im 3®htc 1906
zur 2lusfdjmüdung oon 9lltarraum unb
Sduten gebient hatten, oeruichtct lagen,
»on ben in ber ©amtfonltrdje aufbetpahr*
ten Bahnen, bie jumeift unter »ludjer in
ben Skfrerungslriegen erbeutet unb nach
»erlin gebracht finb, fonnten nur ztvei
gerettet werben. Grfolgrcidjer war bie
»crgiiiigearbeit ber fird)lidjen Gdjcitje. So
würben bie »Itargeräte, infonberheit bas
berühmte fUtartmij unb bas Ktrdjenarchiü,
ben Jlammcn entriffen. Bon bem 3um Deil
ganz unerfetjbaren »ilberfd>mu< würbe,
wenn audj befdjäbigt, bas oon »egas bem
filteren ftammenbe filtarbilb „Ghriftus
am £d berge“ gerettet. fiud> ber hifto»
rifdjc Stuhl König 9Bilhelnts I. würbe ge*
borgen, »on ben flammen unberührt unb
auefj vom'lBaffer faft unbefd)äbigt geblie«
ben ift bie ©ruft, in ber fidj etwa zwei*
hunbert Särge beftnben, opn benen nur
Zwei bie »efte oon ffieiftlidjen, bic übrigen
aber bie (Scheine von preufeifchen Selb*
herren unb Offizieren bergen, öier finbet
man manchen Flamen von gutem Klang.
So liegen hi« unter anberen ber »eich»*
graf 0. JBavtcnslebcn, ©raf £ind 0. ftincfenfteiii, 0. Katt«,
ber »ater bes unglüdlidjcn Jreunöes bes nachmaligen
Girofeen ^Tiebridj, ber ^elbmarfdjall 0. Keith, beffen
'Jiame mit ber Sdjladjt bei ö»d)litch unlösbar terbunben
ift, bie ©encrale v. »ord, v. Schwerin unb o. J&rangel.
firchiteltonifch bot bie mehrfach renovierte ©amlfonfirdje
nidjt viel »emerfenswertes. fils fie am 12. fiuguft 1720
burdj bie Gxplofion eine* in ber 'Jladhbarfdjaft ftehenben
»uloerturmes jerftört mar, erftanb fie bereits 1721 unter
ber Bauleitung bes Cbcrbaubircltors »tjüiPP ©erladj iit
neuer, vergröfeerter ©eftalt ; bod) war ber »au burdjwcg
{djlidjt gehalten. Gr war nur oon Jaiedinäfeigfeitsmoti*
oen bittiert unb liefe auch Durm unb »orhallen ver*
miffen. Durdj Die in ben 3ahren 1816 unb 1863 aus«
geführten Stejtaurierungen würbe im 3nnem ber Kirche
vieles verbeffert unb verfdjönt. Dem ©efamtbilb feinen
fdjwerfälligen Gharafter ju nehmen, gelang nicht. Grft
ber jüngftc, 1900 bccnbctc Umbau gab bem C&ottes»
haue ein ben mobemen ffiefdjiinacf etwas mehr betrieb i*
genbes Gepräge.
Ober bie Gntftehung bes »ranbe» ber Kirdje, bie
übrigen» mit 700000.4 gegen fteucr verfidjert ift, gehen
bie ©erüdjte unb »«richte noch auecinanbcr. Doch tjat
ber »erbadjt, bafe bas 3«uer r bas in ber 'Jlälje ber Crgel
ausbrach, angelegt worben ift, viel Berechtigung, fils*
balb nad> fiusbmdj bes crfdjicn ber eben von
Kiel zwruefgefehrte Kronprinz in] 'Begleitung mehrerer
Generale auf>ber »ranbftättc unb verfolgte* bie Dätigfcit
ber fiöfdjarbeiten mit gefpanntem 3ntere|fe. Buch als am
14. ftpriljbie fiufräumung&arbeiten bas Betreten be» 3n«
nem uub ber ©ruft geftntteten, erfdjiencn ber Kronprinz
unb bie Kronprinjeffin, unt bie »erwüftungen in fingen*
feheiu ju nehmen unb fid) non ber gifteflidjen Gthaltung
ber ©ruft zu überzeugen.
Maifcr löilheltn, bent telegraphifd) nad) beut fidjilleion
Bcridjt erftattet würbe, [praefj in einer an beit General*
felbmatfchall o. gähnte gerichteten Depefdje^Xllcn an bem
»ettuugswert 'Beteiligten feinen töniglid>en Dant aus.
Die nun in Drümmem Ucgenbe Kirdje hat auf ihrer
Kanzel manchen berühmten »rebiger gcfcljen. Cbenan
unter bicfcri ftrijl^bcr nodjunoergeffene SolöatcnpaftorGmil
Trommel, ber bas finit bes ©amifoiipfarrers oon 1869
bis 1896 imieljatte unb fidj ber ßiebc weiter «reife öer
Berliner »eoölferung, insbefonberc aud> be» Bertrauens
Kaifci^fililhelm» .I.j erfreuen burfte. Das öiegcl ber
3nn«ianH<t>t oor b<m 8t <mbe.
Die am 13. 9lpril abgebrannte alle ©axni|ontir<§e in SBerlm.
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SHuffrirte 3 dtuitQ.
5 Rt. 3382 . 23 . Styril 1908 .
©arnifontirchc, ein WebaiUon mit einem ber Sonne au«
ftre-beuben Bblctuitb ber Unterjd)rift: „Non soli eedit“, Iva«
aud) über ben 3 wölf Gingangstürcn angebracht unb erhalten
ift, gewinnt angefidjts bes tragifchen Gnbcs biefes ©ottes*
häufe® befonberc ©cad)tung. Wie ©erlaufet, 1)at ber Küifet
ben Wieberaufbau an ber alten Stelle angeorbnet.
§einrtd) S(f)ul;j*58euif)en.
ür ben 19. $uui b. $. fteht ber fiebgigfte ©eburtstag
bes Äomponiften öetnrtd) Sdjul 3 »B«utben beoor, unb
3 »r Borfeier biefes Xagcs bot je$t fcboit in Bresben ein
3 *|tlon 3 crt ftattgefunben,, barin man mit ber au&fchliefc«
lid)en Vorführung G<hul 3 *Bcuthenfd)er Kompofitioncn
bem fd)affensfreubigen 3bea1ismus be® betagten 2on«
Dichter® t)«lbigte. Vus biefem Slnlaft follen aut!) !>ier ein
Bilbni® Gd)ul 3 *Beutt)en* unb eine Sfi^e feine® Geben®
nnb Wirtcns weitere Greife an einen mitlebenben Sdjaffen*
ben erinnern, ber reblid) mit bem ihm anoertrauten ©funbe
mufifalifcbcr Begabung gewuchert, aber wohl roeber bie
marfig Ejervortretenbe fd^öpferifefje Gigcnnote nod) aud)
genug raffinierte ©cfd)äftigteit befeffen bat, 11 m fid) im
lauten ©eroirr bes mobemen tontünftlerifchen 3nbioi«
bualitätentampfes weithin nemeljmtiar machen ju lönnen.
fjeinrid) Gd)ul 3 *Bcuthen, ein ^cblcficr non ©eburt, wie
bas ja aud) ber bem Vatersnamen Gdjulj angehäugte
Vame feiner ©eburtsftabt 3 U erlernten geben fall, mar
bei frül) 3 eitig hcroorgetretencr Beanlagung unb Giebc
3 ur OTufit ucfprünglid) für bas fiüttcnfad) beftimmt ge-
raffen, hatte fid) aber nad) ber dalentprobe, Öie er bei
einer Breslauer llnioerfitätsfeier (1862) mit bet Kompo«
fition bes Gingfpiel® „SVribolin" beftanb # gan 3 für ben
Xontönftlcrberuf cntfd)iebcn unb mar in Geipgig Sdjüler
ooti fcciuptmann, 5Rtd)tet, ®tofd)clc 4 imb Stie&el geworben.
Bon 1867 bis 1881 wirfte Sd)ulj«®eutl)eit als hochgcfchätjter
ßehrer in 3ürid). mo er and) feine erften fünf Sqmpho*
nien („$at)bns Anbeuten gewibmet", „ftrühlrngsfcier",
„Gipnphonie in Gs-Dnt“, „Gd)ön Glifdbett)" unb „Befor*
mationsfpmpbonie“ mit Orgel) fctjricb unb feine erftc Oper
„©er 3ttuberfd)laf" 3 m Wufführung brachte. (Dann aber
fiebeltc er, glüdtid) wiebcrhcrgcftellt von einem fd)«?crcn
(Heroen leiben, nad) üresben über, bas, abge|et)en »an
einem Streifjuge nad) Wien, bauemb fein 3 )omi 3 il ge*
blieben ift. ©leid) nieten anberen aufftrebenben Talenten
ber jiueiten 3ahrbunberthälftc hatte aud) Gd)ulj*Vcutben
feine «rften (Einführungen in bie mufifalifd)« Offcirttidjfeit
bem Vllgemeineu Dcutfdjen ©tufifDcrein unb twf feit Raupte
ftranj fitf 3 t 311 nerbanfett. Bei ben lontünftleroerfamm«
lungen ber fcchjiger unb fieb 3 »ger ^aljre finb mehrere
Werfe GdjufvB eutljcns crftmalig oorgefü^rt roorben, unb
Wciftcr fiiht felbft E)at bafür geforgt, bag bie „SUhambra*
Sonate" op. 34, bie Gd)ul 3 «Bcutbens gan 3 c tonbid)tcrifd)e
Wefcnsart befonbers feniiKictjnet unb barum aud) gegen*
loärtig reicher fe^x fpielensmert ift, burd) 3 - Schubert!)
u. fto. 3 U ßeip 3 ig im Stid) bcrowsflfflPben mürbe.
2lu&er biefen Werfen Ijat ©cinricb Sd)ul 3 « ©eutfjen
fpdter nod) mehrere Sotnpbonien — banmtcr eine „ftönig*
ßear tf * unb eine w Steges>ST)mp^onic“ — bie ft)mpl)onifd)e
Di^tung w ^>ie loteninfel", oiele pTogrammufifalifdje
Ouoertüren unb djarafteriftifebe Heinere Oxdjefterfägc,
bie tomifd)c Oper ift nid)t gut, ba& ber Wenfd)
allein fei“, oiele Sfyoruwrfe, oon benen nome^mlicb
mehrere BfQlntfompofitionen unb ein ftimmungsreid)er
„Sefteiungsgefang ber Verbannten 3fraels" Seadjtung
ianben, fowie jal)lreid)e ßieber, Wänuerrböre unb Stüde
für planier gefdjricben — alle® Arbeiten, bie in itjrem
<Ebuarb Äremfer.
Sonfö^ unb in iljrer 5 orrnun 0 Öanb bes geübten
Weifters, in ifjrem ©eöanfeiiinljalt ibeales Vufftreben
unb toirritd) mufifalifdjes (Sin gef timmt fein ertennen laffen.
3 umeift aber bod) mol)I nid)t genug 3 U)ingcnbe (Eigenart
unb Wusbrudsgemalt befeffen hoben, um fid) im bunten
fUhifitgctriebe ber ©egenroart burd)fetien 3 U fönnen. So
fte!)t benn ber Üonbidjter öcinrid) 6 d)ul,v Beutzen gan 3
au^ertjalb bes mobemen Äon 3 crtlebens unb ber allgemeinen
Wufifpflcge, gilt aber allen benen, bie rollen (Sin Mid in
fein Sdjaffen gewonnen hoben, als oereljningsitiürbiger
fRepräfeutant einer fid) unermüblid) betätigenben Äiunft*
liebe unb fünftlcrifdjen Üü^tigfeit.
Cbuarb ftremfer.
inen fdjönen f)öhepunft feines xeid) oon ßiebesfegen
burd)riungencn , froljtdtigen unb eljrcnoollen Gebens
bat am 10. ftpril mit ber Vegeljnng bes fiebgigften ©eburts*
tag& ber Wiener Gl)orliebcrfomponift unb (^ren^ormeifter
be& Wiener UJtannergefangpereins (Sbuarb Siremfer erreicht,
unb ba m5ge feiner benn aud) h* cr mi t ber Wie&ergabe
eines Porträts unb mit einer fu^en Sd)ilberung feines
Wirtens gebad)t fein.
ftremfer, bex fid> unter ben Wiener 'PSbagcgen
vproffd) unb Wdljel 311 größer mufifalif^er lüdjtig*
feit ausgebilbet hatte, würbe bereits tm 3aljre 1869 3um
(Eljormeiftcr bes Wiener Wänncrgefangocreins gewählt
unbhotfichmitbeffcn Sdjulung unb fjeranbilbung^u einem
ber alleroorjüglidjften beutfehen fDlännerd)öre ein allfeitig
anerfanntes großes ©erbienft unb nad) brei&ig jähriger
©ereinsleitung aud) ben SRuijmestitel w (Jh«ndjormeifter"
erworben. 9lls e^ht wienerif<h<r Wufifer hot Slremfcr
fi<h früh3eitig fd)on mit einigen Operetten —
„(Sine Operette“, „35er Botfd)after" unb „Der
Sdjloffcrrönig“ — oerfud)t, bie in bem Theater
an ber Wien unter Witwirlung oon 9llexanber
©iratbi mit oielem (Erfolg aufgeführt worben finb.
Weit über feine Baterftabt Wien hinaus ift aber
Äremfer als flangTunbiger Ghorbcarbcitcr älterer
Weifen unb als Selbfifomponift heTjfrifchcr.licbens*
würbiger ©efänge fiir 9Hännerd)or mit unb olpte
Orthefterbcgleitung befannt geworben, unb wie
feine mirtfam • fdjönen Bearbeitungen ber „Sedjs
altnicberlänbifdjcn Bolf&licbcr“ (für Wünncrchor,
Soli unb Otd)efter), bes gleichfalls nieberlänbifchen
Bolfsliebes „Jtomm, 0 fomm“ unb bes oberöfter«
retd)ifd)C!i Bolfsliebcs „3ud)heifa, mein Dimbl“
heutzutage faft über bie ganje (Erbe perbreitet
finb, fo hoben and) »ielc ööu feinen eignen
.«ompofitionen, fo befottbers bie Ghorlicber „3m
Winter", „Solbatenlieb nad) einer mittelalterlichen
Weife", *tyrin3 Gugen", „Wenn 310c ic fid) gut finb“,
„Braune ©efellcn* 1 u. a. m. ( bas größere ShotiMtf
mit Soli unb Ordjefter „Balfanbilber“ unb bie
anmutigen, orchcfteTbeglcitetcn Ian3d)öre „^Das
ßerjflopfen", „ Siebe sglüd" nnb „(Erinnerungen",
jur 9?epertoitebereid)erung unjah 1 *^* 9Jlänn er*
gcfangoereine gebient. 3n ben Ictjten 3ahren finb
aud) Bolls« uub itomiuerslicberbänbc ber Wiener
„Uniocrfalebition“ unter Gbuorb Ürcmfers Barnen
ljcrau*gef ommen. Älremfet ift 'f3räfibeut bes ©er*
forgungsoercins fianbn für Wttwen nnb Waffen
oon Xoitlünftlern, B^epräfibcnt ber ©efcllfchaft
ber Butorcn, .Siompoiiiflcti unb Verleger , ©iit*
glich ber beutfehen Bolfslieberfommiffioii, (El)rcn«
uiitglicb dou mehr als jioeihunöert ©efang*
acrcinen unb würbe oielfad) beforiert, fo
unter anberm mit bem Srran3* ^ofepb^ * Crben,
bem Stöniglich 'prenhifdjen Wronenorben britter
5 einrt(^ S(^ul 3 « 93 eut^n.
ftlaffe, bem belgifchen ßeopolb&« 0 rben, bem ottomanifchen
O&manfc« Orben britter ftlaffe unb Webfchibije-Orben
3 weiter klaffe unb bem Offoictstreuz bes gried)if<hen
(Etlöferotbens. Gewählt l ei f<hlie&U<h no<h, bafj ber
Ghtenchorm eifter bes ÜUiener SDtännergefaugoereins nicht
nur ein ganz oor 3 Üglicher Dirigent, fonbeni auch ein uor*
trefflicher iUaoierfpieler ift unb als folcher pomehmlid)
wegen feines föftlid)en Bortrag® Schubettfcher, Cannerfcher
nnb <5trau&fd)er lanzroeifen in Wiener Vereins« unb
ffiefellfchaftsfrcifen hohes Bnfehcn genic&t.
2uife Sfaba.
n|”nfang biefes 3 ahrcs beging man in Bubapeft bas
■vlfünf 3 ig jährige Schaufpiclcriubitäum Cuife Blahas, ber
beliebteften unb 3 weifello® gröhten Büljnenfünftlerin Un*
gams. Gs war aber mehr eine Blat)a»öreier als ein
Blaha*3nbilflum ; benn ber wahre ©runb ber Seranftal*
tung war weniger ein wirflidjer ©ebenftag als ber lang-
gehegte Wunfd), bie beliebte Stünftlerin befonbers ju ehren.
Gin Gnthnfiaft hatte feftgeftellt, ba& es gerabe fünfgig
3ahre h<r Tet, feit fie als fiebcnfähTiges ftinb bas erfte*
mal in Baab bie Bühne betrat. Bber biefes Auftreten
war fanm ein ®cbüt, gefd)ioeige benn 6 er ©nfang ihrer
Gaufbahn. Gin Wunberfinb war bie Blatja nie, unb aur
G^aufpiclerin warb fic erft oiel fpäler ausgebilbet. Sic
mar bas Si inb armer Gdjaurpieler, unb bas erflärt ant
©enüge, bafe fic fd)on fo frül) gelegent(id) bie Bühne be-
trat. 3hr Oater SUeianber Beinbl, trog feines öetitf<hen
Samens ein Cr 3 magpar, urfprünglid) faiferlicher Jjufaren-
offtaicr, lämpfte 1848 an ber Seite Äoffuths* Bach ber
.Kapitulation bei Bilägos heiratete er eine aus 3tal»en
ftammenbe Gchaufpielerin unb wtbmete fid) ebenfalls ber
£uif€ SBIaha.
Bühne. 3m wanbernben Ihefplsforren oor ben loren ber
Königlichen Orwiftabt ©imaf 3 ombat im ©ömßrer Komitat
würbe ßuifc am 8 . September 1850 geboren, fffrüh ftarb
ber Bater, unb bic Wutter hütete halb barauf wteber
einen Sd)nufpieler namens Äölcfi, nnb unter Diefem Barnen
betrat Guifc, wie erwähnt, 1858 ba® erftemal bie Bühne.
Wirllid) als Schaufpielcrin tätig roar fie aber erft okl
fpätcr; guerft in Ofen, bann in Waria-Sherefiopel, wo
fie ben Mapellmeifter Blalja heirotctc, bem fie bie Bus*
b Übung ihrer ©efangsfunft oerbault. 3hre «fkn großen
Triumphe feierte jic als ftrem Blolja, als fie in ben 3 a h« n
1869 bis 1871 , nachbetti fie 1866 bie Inippen in ben
Krieg gegen Breufcett begleitet hatte, in 9)e&rccjin wirfte.
Bon bort fam bic Künftlcrin an bas Bationaltheater in
Vubapeft, an bem fie bisher ununterbrochen tättg ift.
Guifc Blaha ober, wie fic außerhalb ber Welt bes
Scheins jetjt beißt : Baronin p. Splemji, ift ber 2ppus
ber frijönett ungarifchcn 5 rau, eine echte Waggarin, beten
Semperament burd) bett tropfen füblid)en Blutes in ihren
91bcm nod) geftetgert ift. Gio h°l baher au<h ftets in
ungarifefjen Boirsftücfen ihre gröfeten Grfolge gefeiert,
insbefonbere in bem Bollsftüd „(Die rote Brieftafd)e",
in welcher Wolle fic uufer Bilb geigt. Wenn aud) ihr
lalont unb ihre fdjöne Gtimme fie 311 einem höb*m
Kunftgenre befähigt hoben würbe, ift fie boib ihrem ge«
rabC 3 u angeftammten treu geblieben, öier aber hat
fte ©rofecs gelciftct. Wit einem Schlage oerftanb fi« cs
jtets, bas $uMitum gu fafginieren uttb für ftch gu ge-
winnen. Gie hot tuicublid) oiel 3 ur Wagoarifierung bes
Ihrotfrs in Ungarn unb 3 ur ©opularifierung ungarifcher
Xrameit beigetragen. Kein {^reinbcr, ber Bubapeft be-
fud)t, oerfäumt e®, fic 3 U betounberti, nnb fo fommt es
benn aud), baß ihr 9tame, obwohl fic nur ein cingigesmal
außerhalb Ungarns — im 3cinuar 1883 in Wien auf*
getreten ift, bod) fdjon weit über bic ©rengen ihres Batet-
Icmbc-s befannt ift. — er.
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m
i
Dämonen i)et Diefe. Vornan oon Paul ©rabein.
(14. BfortMung.)
B Ju ©oeline flogen plöfelich [eine ©ebanlen hin. 2 Bar aud) nic^t [ein
Verhalten gegen [ie eine einzige grofee Rüge [eit jenem unfeligen
Vbenb neulich in Vtnfa, wo er in einer Stunbe ber Schwachheit
:fie an [idj geriffen, oon ihr Sefife ergriffen? Satte er nid)t ein
furchtbares Unrecht an ihr begangen, inbem ex oon iljr nahm, ©as nur ber
Iiebenbe 90 lann oom 2Beibe forbem barf? Unb hatte er fie nid)t burd) [ein
©erhalten eben in ben ©lauben oerfefet, aud) in ifjm [ei bie Riebe ermaßt,
toie es bei ihr gefdjehen ©ar?
2 Bas half es bagegen, toenn er fidj [elb[t mit Sdjeingrünben be[<h©id)ttgte :
Du Saft iljr aber hoch nie oon Riebe gefprodjen — bie ©rflärung, bie bu einft
bei beiner Werbung ihr gemalt, be[tel)t a![o nodj ju «Recht — nur ein Sunbes-
genoffe ©oHteft bu ihr fein, bi[t bu ihr, nur ein Vemunftoerhältnis be[teljt
3toi[djen euch beiben!
2 Bar bas falte Vernunft, ©as iljn bie 3 ittembe, an heimlicher Riebe Rranlenbe
in feine 2lrme nehmen liefe?
Vetn, nein; ex burfte [idj nid)t [elbft belügen. 2 Bas ex an ber grau getan,
bie in jenem Vugenblide glauben mufete, feine Rüffe [eien bas ftumme SeJenntnis
[einer erwadjenben Riebe, bas mar — SBetrug!
2 Bolf ©djierbranbt 3udte oor bem unausgefpro^enen 2 Bort 3u[ammen ©ie
unter einem ^eitfdjenfeiebe.
Unb Satte er jener elften unoerzetfelichen Sdjulb ntdjt nodj eine gan3e Rette
©etierer [chroerer Verfehlungen angefügt?
greüich, ©ohl hatte er am anbern Xage, aus bem leibenfdjaftlidjen Xaumel
©ieber 3U [idj gelommen, gegen [i(h [elbft geraft Verzweifelte ©ebanfen hatten
th« hin unb her geriffen. Gern erfter 3 mpuls ©ax ja fe&jtoerflänblidj ge©e[en,
ihr alles ju geftehen, ihre Ve^eüjung 3U erbitten unb als fdjwerfte Sühne [ich
[elbft aufjuerlegen, fortab an ihrer ©eite nur noch nie «« grember herjugehen.
Slber er hatte bas buch nicht über [ich oermo^t (Er fehredte baoor zurütf,
ihrem Stog biefe furchtbare 2 Bunbe 3U [erlagen, unb 3ugleich — er hatte bie
Rxaft nicht, [ich [elbft bie[e ©ühne ber ©ittfagung auf3uerlegen. Sei bem biofeen
©ebanlen baran fühlte er bas Slut qualooü glüljenb [eine 3 lbern burchjagen.
©ine rafenbe £eiben[<haft hatte ihn [eit Jener ©tunbe erfafet, bie ihn trofe oer*
3©eifeltem Slnlämpfen immer ©ieber 3U ihrer ihn beraufchenben Schönheit hin*
trieb, unb bo<h hatte feht S «3 feinen Anteil an biefen Umarmungen, bie [ie
für ben [tummen Seroeis einer glühenben Siebe hielt, bie [ie baljer [elig malten.
©r ©ufete es nur 3U gut — [ie oerriet es ihm ja mit hingebenbem Ser*
trauen m jenen ©tunben burdj ihre Sßorte, ihre Riebfofungen — er Jam [ich
©ie ein ©Ienber oor, unb hoch oermochte er [ich nicht oon ihr 3urüd3U3iehen.
3111 [eine ©eroiffensqualen fuchte er im rafenben Xaumel [einer Sinne 311
erftiefen.
2 lber bennoch entrann er bem dichter in ihm nicht 3 n [tillen ©tunben,
©ie es jefet biefe ©ar, allein mit [ich, roarf ihn bas Seroufetfein [einer ©thulb
nieber, bafe er hatte [töljnen mögen. 2 Bas ©ar aus ihm geworben! ©in Ser*
röter an anberen — ein Verräter an [ich [elbft — ein Vten[dj, bem er Sichtung
unb ©hre oerfagen mufete!
3 n ftummer Verzweiflung fafe SBolf Sdjierbranbt fo regungslos ba, bis
plöfelich bie [icfeiöffnenbe Xür ihn 3ufammen[<hreden liefe. Seht Ropf fuhr
herum: ©oeline! 9 lodj in ihrer Dinertoilette, mit ber langen, rau[<henben Schleppe,
Jam [ie fchnell auf ihn ju.
„Schon ©ieber bei ber Arbeit?" 3 hr Slid fiel auf bas Sdjriftftüd, bas
nodj ausgebreitet oor ihm auf bem Xifd)e lag. ,,©önn' bir bo<h einmal «Ruhe,
Riebfter. ©erabe heute, am Xage beines grofeen ©tfolges!"
©ie ©ar nun bicht bei ihm, ber blafe, einen fmftern, qualooRen Susbrud
tm ©efidjt, oor [ich h in [ah-
„V 3 ie angeftrengt bu ausfie^ft! ©elbft eine Rraft ©ie bie beine hat bodj
auch ihre ©renzeit."
3 hr Slid überflog 3Örüich be[orgt unb bodj ftol3 ben ftattlichen «Dlatm,
be[[en oomehme ©rf^einung heute ber Drbensfdjmud unb ber elegante grad*
an3ug aus einem ber erften Vteliers in ihren grauenaugen nod) berounbems*
©erter malten, unb plöfelich beugte [ie [ich mit einer [chnellen Seroegung 3U
ihm nieber. Sich auf bie 31 rmlef)ne [eines ©effels nieberlafjenb, prefetc [ie [ich
Ieibenfchaftlich 3artUch an ihn.
„ 9 Jlein Rämpfer — mein Sieger!"
©s 3udte ihm in ben Rauben, [ie jäh oon [ich 3u ftofeen, aber [te um*
Hämmerten nur frampfhaft bie Reljnen bes Stuhls. SJlit aller ©eroalt h><b
er bie Slugen oon ihrem berüdenben Vnblid fern, oon bem Rilien©etfe ihrer
Vrme unb Schultern, bas aus bem [thiüemben ©Ian3 Ihres [(h©ar3en Pailletten«
Heibes leu^tenb heroorblühte, [0 bicht oor [einen Vugen unb Sippen.
„Sief) bu! §ätte ich bas benn je gebacht, bafe ich einmal ein [old)es ©Kid
burch bich Jennen lernen ©ürbe! 3 (h habe mich ja früher [elb[t nicht gelannt
Du erft haft bas SBeib in mir geroedt 9 tun fteh' i^ täglich oou neuem
[taunenb oor bem grofeen, feligen SBunber!"
Unb ©ieber [^miegte [ie [ich, in £tebe erfchauemb, gefchloffenen Vuges an
ihn, ber mit 3udenbem, bleichem 3 lntli^ bafafe. 3 Iber bann ©arf [ie plöfelich
bie Slrme um feinen 5 als, unb ihre bunllen Vugen [uchteit jefei mit einem
[ehn[üd)ttgen Sitten bie [einen:
„Vur einen 2 Bun[<h hab' ich i^fet noch — einen einzigen. Sag' es mir
einmal mit 3 Borten, mit einem fügen SBorte, SBolf — bafe bu mich liebft!"
3 hre Stimme ©ar 3um leifen, Ieibenfchaftlich en glüftent geworben, als fchäme
[ie [ich oor ihrem grauenftol3 biefer Sitte.
Da fühlte [te es buTch feinen ganzen Rörper gehen ©ie ehten SRfejchla^
unb nun [prang er auf, [Uh geroaltfam oon ihr Iosreifeenb. ©an3 geangftigi
[ah [ie 3U ihm empor, 3U feinem Slntlife, bas [0 enegt ©ar, als habe [ie ihm
eben ©djredliches 3ugemutel
„ 3 <h bitte bich, ©oeline" — rauh h**!#* att »t® 05 f oUcn biefe
Rinbereien? Vlir ift nicht banad) 3umute."
Unb ohne noch einen Slid nach ihr 3U ©erfen, oerliefe er bas 3 immet
©rft oölüg faffungslos [ah fie ihm nach; bann machte [te ber beleibigte
Stol3 emporfahren.
©ine Rinberei hatte er genannt, ©as ihr fo heilig ern[t ©ar — ah! Unb
für einige Slugenblide lobertc ©ilb ber alte, faunt erft gejähmte Xrofe gegen
ihn auf.
Dann aber bad)te fie etwas ruhiger. Das ©ar gewife ©ieber einmal nur
ein 3lusbru<h [einer neroöfen Übenetjung, bie [te ja m biefer ganzen legten
3eit [chon oft an ihm beobachtet hatte, ©r ©ar eben total überarbeitet, unb
bie begreifliche Spannung oor ber entfdjeibenben ©eftaltung ber Dinge in ben
jüngften Xagen hatte ihm ben Veft gegeben.
Sie mufete al[o mit ihm ©ebulb haben; es ©ürbe ja nun, ©0 er alles
erreicht hatte, beffer ©erben. 31 ber [eine Strafe follte er boch ^aüen; bas
befchlofe ©oeline, ben [djönen Ropf R0I3 m ben 9 laden ©erfenb, jefet bei f 4
©r follte lange auf eine 3 ättU<hfeit »au ihrer Seite ©arten lönnen! ©r ©ürbe
[ich 3Uoor [ehr um [te bemühen tnüffen.
S^on im Segriff, nun auch bas 3 i mm *r 3U oerlaffett, fiel ihr Slid nod)
einmal auf bas Schrififtüd, bas er bei [einem eiligen 2 Beggange hatie offen
liegen Ia|[en. Da lehrte (ie noch einmal an ben Schreibtifch zurüd; es roar
nicht nötig, bafe ber Diener bas ba 3U ©üficht belam, unb Re [ah [ich nach
einem Sehältnis um, ©0 [ie es oerbergen Innnte. Dabei bemerlte [ie, bafe in
bem einen Sdjubfa<h ber Sd)Iü[[el [tedte; et hatte bort ©ohl bas Vltenftüd
oerf^üefeen ©ollen.
Sie 30g alfo bie Schublabe auf, unb afei* [ie barin eine £eberta[<he mit bem
Vufbrud „Dolu mente" gewahrte, nahm [ie biefe heraus, um in ihr bas Schrift*
[tüd 3U oerroahren. 2 tls [ie aber bie fächerartig gefaltete Xafche öffnete, gfitt
ein ©ohl nur flüchtig h^ehtgelegter Srief h ^aus. Sie erfannte 3 BoIfs eigne
Sdjrift3üge, unb, ohne es 3U ©ollen, fielen h r bie Schluferoorte bes Schreibens
ms Vuge: „Unb nun ©ergib mir, ©as ich 5) k angetan habe. V 3 oIf."
Un©ilUürlich ftufete ©oeline. 9 Bas für ein ungewöhnlicher Srief! 3 ln tuen
mochte ex gerichtet geroefen [ein?
3 lber bann wollte [te ihn ungelefen ©iel er in ben Sehälter tun. ©s toore
ihrer ja nicht ©ürbig ge©e[en, ihm nachäufpto rtieren. Do^ als [ie ba^ Schreiben
3u[ammenfaltete, brängte [ich iht unroillfürltcj noch ettte ©eitere Stelle auf, bie
unterftrithen ©ar, unb plöfelich überflog ihr Slntlife eine Xotenbläffe. ©rofeei
©ott — bas galt ja ihr! Unb nun rife fe plöfelih ben Srief ausemanber
unb las:
„3cne anbere, mit ber ich morgen 3um Hltar gehen ©erbe, fie ©trb meinem
Setzen nie etroas [ein. 3a, i<h ha[[e fie, 11m berentroillen ich X>ich oerftofeen
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9tr. 3382. 23. Rpril 1908.
3riuftxirte 3 c ^ n 9-
799
muß! Rj<ht$ anberes als lalle Bernunfisintereffen werben jemals jie unb mich
oerbinben. Das fthwöre icf> Dir in biefer troftlofen Stunbe, wo ich Rbfchieb
neunte oon allem, was- mix je lieb unb wert gewefen ift"
Regungslos, ars märe beim liefen biefes Befenntnijfes bas Reben aus i’fjr
entflogen, fianb ©oeline, noch immer mechanijdj auf bas Schreiben in ihrer
£janb ftarrenb.
Dann wich allmählich biefe Rahmung bes Gntfctjens oon ihren ©liebem,
unb bas £irn begann ju arbeiten, mit einer fiebemben $aft.
Run Härte [id) ihr ja mit einem Btale fein befrembenbes Berfjaften uorfjin,
überhaupt fein ganzes unftetes SBefen if)r gegenüber auf, bas fie eben noch
gutmütig mit feinen Überresten Renten entjchulbigt batte. Run fab fie Mar,
furchtbar Hat: Um £iebe batte fie gebettelt bei iljm, ber! —
©in irrer Ruffd)rei wollte |t<h ihrem §erjen entringen; bod) lein Raut fam
ihr aus ber 3 iigefc^itürten Reble. Rber in ihrem 3nnern begann langfam
etwas auf 3 uftel)en, etwas gurd)tbar«s, Unb efchreibliches, fie Remidjtenbes: wenn
es fo mar, wenn er nie Siebe für fie empfunben batte, nie für fie empfinben
würbe — bann — bann — fie jitterte, es ausaubenfen — bann batte fie fid>
ja roeggemorfen an ihn — fie war entehrt, gefdjänbet!
Unb bie £jänbe oors ©e|id)t fcblagenb, brach fie, bie Gtolje, Unnahbare,
bie noch nie ein 3Henf<b h 0 ^ 6 mit ber RKmper 3 uden fehen, plößlidj h aItIos
Jufammen, ben gan 3 en Rörper oan löblicher Qual burdjfchauert. 6 o lag fie, mit
ben Rrmen auf ben Stul)l geftü^t, an bei Stelle, wo fie fuh oor wenigen
Rlinuten noch, ein Iiebefeliges 2 Beib, an ben Btann gefchmiegt, beffen guß fie
foeben erbarmungslos vertreten hatte
Rls fi<b ©oeline rniebet erhob, war etwas Steinernes in ihren 3Ü9*n.
Bon einer unheimlichen Ruhe waren alle ihre Bewegungen, wie fie jefjt lang*
fam ben Brief roieber 3 ufammenfaltefe unb bann im Rusfdjnitt ihrer Robe
Derbarg — ein wertoolles Dofument, bas bei ihr beffer aufgehoben war als
in jener Etappe bod!
3hr Rüge fiel wieber auf bie fiebertafehe. Da lag ja auch noch baneben
auf bem Gdjreibtifdje bas Schriftftücf, um beffentwilfen alles gelommen war.
Unwillfürlich ljob 'b Te £onb « hoch, ©in flüchtiger Blicf Iie% fie bas ^ßroto»
foll ber gütigen, fo bebeutungsoollen Sißung erfennen — bas Dofument
feines Sieges.
Seines Sieges! ©in roilbes Rufleuchten ftanb plößltcfj in ihrem Rüge.
Seines! So batten fie alle gefagt heute bei bem gefte, bie ihn in glatten
Schmeichelreben als ben gelben bes Xages feieden. Unb boch, mit weffen
f>ilfe hat ex gefiegt — oon wejfen ©naben war er Sieger?
$och reifte fie fi<h empor, unb ihre £anb, bie bas Gdjriftftüd erfaßt hatte,
fnitterte es mit juefenbem ©riff. Rh» 9 * fönten ihm nicht ju früh 9 Bei b s
rauch ftreuen: bie £anb, bie ihn fo hoch erhoben — fi« lonnte ihn auch 3 er»
fchmettem.
Unb fie würbe es!
©in befreienbes, bämonifches Rufjauchjen brach fidj bei ihr ploßlich aus bem
tlefftem ©runbe ber Seele los. Rache an ihm! — Das war es, was ihr noch
blieb, nachbem biefe Stunbe ihr ßeben vernicht et hatte. 3ertreten wollte fie
ihn, wie er fie sertreten hatte — treffen wollte fie ihn an bem einigen, was
ihm heilig roar: an feinem Sßerfe! Das follte in tofenbem gälte jerberften, in
bem Rugenblicf, wo er wähnte, es frönen ju fönnen.
3$r Blicf überflog fuchenb bas BrotololL
Rcht Xage nur noch Ms ju i ener fonftituierenben Sitjung. Die 3eit war
fnapp bemeffen, aber fie würbe genügen.
Unb ein graufames, jtarres Säbeln auf ben 3 figen, tat ©oeline langfam
bas Blatt in bie Biappe: bem Schuftigen war fein Urieil gefprochen.
XXIV.
„Unb finb Rachrichten für mich ha — Xelegramme?" RJolf fragte es in
(Eile ben Diener, mätjrenb ihm biefer aus bem Btantel half. Soeben war er
oon bet Bahn gelommen.
„3awohI, £err Direftor — ein ga^er Stoß Depefchen. 3n ben lebten
Xagen fernen faft ftünblich Xelegramme."
„ 3 a, warum hot man fie mir benn nicht nachgefdjitft?"
(Erregt henfehie SBolf ben Diener an.
„3ch mußte ja bie Rbreffe nicht, $err Direftor."
„Rber hoch meine grau!"
©hartes fah ben §erm oerwunbed an.
„Be^iljung, öeri Direftor, aber bie gnfibige grau finb hoch felber wenige
Stunben nach bem gnäbigen §etm abgereift 2Bii glaubten, bie §err fünften
feien äufammen" —
Der betroffene Blid feines £errn lieh iljn alsbalb bisfrei oerftummen.
„ 2 Bas benn: Rleine grau war auch fori?"
Schon auf ber Schwelle ju feinem Rrbeits 3 immer, brehte fl<h SBolf um.
„Die gnäbige grau finb noch gar nicht gurücl*
„R3ie — ja wohin tft benn bie gnäbige grau gefahren?"
Der Diener juefte nur Ieife bie Rdjfeln.
©inen Btoment fah ihn RJolf burchbringenb an. Dann befann er fich.
„So, fo — alfo ift bie gnäbige grau bo<h noch, wie geplant, $u Ihren
greunben nach Hamburg. 3hre Rachrichten ho^rn mich bei meinem ftänbfgen
Rufenthaltswechfel wohl oerfehlt. Run, es ift gut, ©f>arles."
Unb bem Diener flüchtig junidenb, trat er in fein 3*mmer.
Rber währenb er brinnen f<hnell 3 U feinem Rrbeitstifch hinfehritt, behenfehte
ihn bie Berwunberung über biefe plSpche Reife ©oelines.
Rlfo trug fie ihm boch no( h f** n brüsles SBefen neulich abenb nach- ©r
hatte fie fettbem ja nicht mehr gefeljen. Rm anbern Xage gleich hatten ihn
bringenbe ©efdjäfte nach ©nglanb geführt; es galt bort, 3 wei befonbers für bie
Rrbeiten in ben Bontinifdjen Sümpfen nach feinen Rngaben gebaute grofoe
Dampf bagger oor bei Rbnatjme auf ber 2Berft 3 U berichtigen. RIs er reifen
muhte unb fid) gegen Rlittog oon ©oeline oerabfehieben wollte, hatte ihm in
ihrem Borjimmer bie 3 un öf et fl«melb«t, bie gnäbige grau märe nicht gan 3
wohl unb möchte lieber nicht geftört fein.
So mar er benn ohne perjonlichen Rbfchieb gefahren. Sein fie oerlebenbes
Benehmen oom Rbenb 3 U 00 T hatte er oon ber Reife aus burch mehrere Rarien«
grü^e unb fogar einen fe^r freunblichen Brief wieber gutjumaetjen gefucht. ©r
teilte ©r barin mit, bafe er ben einen ber Bagger nach ihr „©oeline", ben
anbern „RJieprecht Roger" nennen woHe, unb bat fie jugleich, bei ber großen
geftlichleit, mit ber auf RJunf^ ber ©rünber ber erfte Spatenftich feitens ber
neuen Rftiengefenfdjaft ^3ontinia unter ^Teilnahme ber italienifchen Behörben
unb ber Bertreter ber ^refTc aus ber gan 3 tn 2BeIt tn hnpofanter SBeife getan
werben follte, ben ehrenooHen Rflus mit bem lunftooll aus Silber herjufteüen*
ben Spaten 3 U oofljie^cn.
So hoffte 3Bolf wieber gutmachen 3 U fönnen, was er neulich in f einrr
überreifen Stimmung gefehlt hatte, ©r mar überhaupt inawifchen ruhiger
geworben. 3 n biefen a^t lagen hatte et fein inneres Berhältnis 3 U ©oeltne
unter Rufbietung feiner fo oft bewährten ©nergie unb nüchternen Bemunft
gewaltfam georbnet ©t mu^te eben auch biefe tetjte Sentimentalität, bie ihm
immer noch anhaften wollte, entfdjieben oon fi<h tun.
9Bas hatte es benn auch f 0 ' einen Sin11 » ba 6 et l ic h ^ 3ntfmttät mit
feiner rechtmäßigen grau beftänbig als eine Rrt Xreubruch gegen Rlartha oor*
hielt? Rlar biefe ja bo<h felbjt bas ©igen eines anbern geworben. ^Deshalb
alfo follte ex nicht ein ©reiches tun bfirfen? Unb fein ©elübbe bamals, bas
er Btortha unb fich fefbft gegeben — bu lieber ©ott, es war ein Rusfiufe
feiner begreiflichen Stimmung in jener ferneren Stunbe gewefen, aber es fonnte
unb burfte ihn jeßt nicht htatan. Schließlich war et boch &etr feiner ©ilt*
fchtüffe unb fonnte ffe auch wieber aufheben, wenn es ihm fo beliebte. j
Unb es beliebte ihm fo! 2 Barum follte er ©oeline burch e m fo törichtes
3urüdftoßen unglfldlich machen unb fich felbft bes füßen Raufches berauben,
ben et burch ffe feitnett gelernt hatte? Unb wenn es auch nicht Siebe war —
nicht jene, bie fte meinte — bie ihn 3 U ihr tpim, warum follte er fie ntä}t
bod) nihig in biefem ©lauben belajfen? Rlachte fie ber Söahn benn nip
glücflich? 2 Bar es etwa beffer für fie, wenn er ftT plump bie graufame SBahrheit
enthüllte? Sie waren ja nun boch eben einmal aneinanber gefettet Da war
eine gutgemeinte Xäußhung, bie fie in ber befeligenben 3Hufion exhieß, nlir
eine RkhUat für fie. Unb was tat er benn fchließlich an ber es an Hfr,
als was fein gutes, oerbriefles Recht war? ©ab es nicht Xaufenbe oon
©hen ohne Rieben aus reiner Bernunft unb fühler Berechnung gefchloffen, unb
boch fthnd ffe niemanb; auch fiel es niemanb ein, etwa ben Btann eines Ber’
fehlens an feiner grau 3 U befchulbigen, weil er mit ihr in einet ehelichin
©emeinfthaft lebte \
Rlfo weg mit folchen Sfrupeln, wie fie ihn quälten! ©r follte fleh boch
wahrlich nicht felber noch unnötig Schmierigfeiten im Reben jebaffen.
Das waren bie ©mpfinbungen unb ©nlfd)lüffe, mit benen SBolf 3 U feiner
grau äurütfgefehrt mar. Run aber traf ihn bie überrafchenbe Runbe: Sie
war forigereift! Ohne 3 weifel, um ihn für neulich 3 U beftiafeiu SBohin aber?
Schabe, baß bie 3«t flerr fo inapp war; in einer Stunbe begann ja fchon
bie lonftituierenbe ©rünberoerfammlung. Schlechtes R3etter im Ranal hälfe bie
Rütffahri oon ©nglanb leiber um einen halben Xag oei^&gert — fonft märe
er rafch noch V 1 feinem Schwager ÜMIiam gefahren. Diefer würbe ja ficherlich
non ©oelines Rufenthaltsort unterrichtet fein. So mußte er benn bie ©r«
funbigung bis nach Schluß ber heutigen Sißung auffdpeben. Borläufig trat
ja auch biefe ^rioatangelegenheit, bte fich halb wieber nach RBunfch
regeln lagen mürbe, gan 3 3 urüd hinter bie heute 3 ur Berhanbfung ftehenben
wichtigen ©efchäftsaftionen. Unb feine £>anb griff nach bem erften ber zahl-
reichen Xelegramme. Oortf«^un 0 folgt in btt na<t)ft«n 9himmcr.)
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(Erbauurtgsmwtmg bet öeilsarmee in £»
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ton. •C'rigmaljeidjnung oon <5tanl T)abb.
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I. KlevaUirdnrk in England.
Über Wirtschaft und Technik der Massen
förderung und -lagerung*)
Eine Studie von M. Buhle, Professor an
der König;!. Techn. Hochschule in Dresden.
Massentransportmittel,
D ie Fortschritte auf dem Gebiete der Massenbewegungen können
wohl als einige der interessantesten Merkmale unseres kultu-
rellen Etappenweges angesehen werden; denn mehr als auf
den meisten anderen Gebieten menschlicher Schaffenskraft kommt
hier das Drängen nach unserm hohen Ziele, der Beherrschung von
Kaum und Zeit, zum Ausdruck.
Unter Massentransportmitteln sollen hier die Förder- und Lager-
mittel fiir Stoffe in Form von Mehl, Körnern und Stücken, d. h. in-
sonderheit für Sammelkörper, wie Massengüter und Abfallstoffe, ver-
standen sein. Der Begriff Massentransport umfaßt daher Pulver-
stäubchen und Getreidekömehen ebenso wie Kisten, Ballen, Sack-
und Tonnengut. Zur richtigen Verbildlichung dieses Massenbegriffes
Ländern an er-
ster Stelle, und
Deutschland be-
durfte im ge-
nannten Jahre
fast 30000000
Zentner auslän-
dischen Weizens.
Die Ausfuhr aus dem kornreichen Rußland war ungefähr so groß
wie jene der Vereinigten Staaten von Amerika. Das Verhältnis
zwischen der Benutzung eignen und der fremden Bodens zur Be-
schaffung eines der wichtigsten Nahrungsmittel hat sich, wie die
Statistik ergeben hat, im Laufe der letzten Jahre beträchtlich geändert,
und zwar in England so auffällig, daß man sagen kann, es hat sich
in den letzten fünfzig Jahren geradezu umgekehrt. Eine der wesent-
lichsten Ursachen dieser Umwälzungen lag in der Vervollkommnung
der Verkehrsmittel und der dadurch ermöglichten Verbilligung der
Transportpreise; genügt doch oft schon ein Jahr, um infolge der
Anlage neuer Transportlinien usw. eine große Veränderung auf dem
Getreidemarkte liervorzubringen. Zweifellos ist erwiesen, daß, während
noch vor wenigen Jahrzehnten kaum nennenswerte Getreidebewegungen
stattfanden, sich heute ein Ausgleich der Getreideerzeugung nicht
nur in den einzelnen Ländern oder einzelnen Weltteilen, sondern
über die ganze Erde hin vollzieht. Die wachsende Nachfrage nach
den Getreide Vorräten der Welt hat in den letzten Jahren rückwirkend
zu einer großen Vermehrung des Getreidebaues geführt, und das
daraus entstandene Bedürfnis nach Schnellbeförderung, nach Um-
ladung und Erhaltung großer Mengen hat wiederum entsprechende
2. Elevator, (ictrciik löschend.
4. Erzdampfer „< iringrsherg"
müssen wir die verschiedenartigsten Dinge an
uns vorüberziehen lassen: Rohfrüchte, Brenn-
stoffe und Rohmaterialien, Getreide, Kohlen
und Koks wie Erze und Erden. Auch Er-
zeugnisse wie Eis, Fleisch, Baggergut, Müll,
Schlacken und Aschestaub, Späne, Steine,
Munition, Flaschen, Pakete, Gepäck, Akten,
Bücher und Briefe, Holz, Eisenträger, selbst
Menschen in Warenhäusern, auf Bahnhöfen
und in behördlichen Gebäuden sind Faktoren,
mit denen man in diesem Kapitel zu rechnen hat.
Um die Bedeutung unserer wirtschaftlichen
Betrachtungen ziffermäßig zur Wirkung zu
bringen, sei erwähnt, daß von der 65430000 t
betragenden Weizen- Welternte des Jahres 1896
11 134000 t nicht in denjenigen Ländern ver-
zehrt worden sind, die sie erzeugt haben.
England steht unter den Getreide einführenden
+ ) Ober dieses außerordentlich umfangreiche und bedeutungv
▼oUe (lebtet, da* sich in lebhaftester Entwicklung befindet, ist von
demselben Verfasser sieben das — in allen Buchhandlungen erhält-
liche — crMc deutsche Hand- und I.chrburh „Massen-
tmnsport“ erschienen, auf das hiermit hinge wiesen sei. (D. Red.)
3. Amerikanische Lokomotiv- Bekohlunpsaalage, gebaut von der Link Belt Engineering Co. in Chicagc
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6. 1 lulzaufzug.
wie sie sich in den Jahren 1870 bis 1906 vollzogen hat, so bietet
sich mit dem Maßstab einer mittlern jährlichen Zunahme von
6,, Prozent das staunenswerte Ergebnis, daß im Jahre 1914 unsere
Roheisenerzeugung über 20000000 t — 20000000000 kg — und
im Jahre 1920 die vorläufig beängstigende Höhe von nahezu
30000000 t erreicht haben wird. Wird es überhaupt möglich sein,
für solche Mengen die nötigen Rohstoffe zu beschaffen? Stellt auch
der Verbrauch solche Anforderungen an die Eisenwerke? — An sich
bauliche und
mechanische
Anlagen nö-
tig gemacht,
es hat
schließlich
alle Vorrats-
bedingun-
5. Balle n-Gurtfürderer in Amsterdam, au »gef. von Unruh u. Liobig in Leipzig.
gen von
Grund aus
ist kein Grund vorhanden, anzunehmen, daß die Entwicklung des
deutschen Volkes und die Zunahme der Kultur und damit der Eisen-
verändert.
Ähnliches gilt für Kohlen, Erze u. dgl. Rohstoffe. Auf tausend-
jähriger Entwicklung fußt die heutige technische Höhe aller Förder-
leistungen. Gab es doch im Reiche der Azteken und Inkas, in
Mexiko und Peru, zur Zeit der spanischen Eroberungen bereits uralte,
im Betriebe befindliche Bergwerke, und stehen doch die Pyramiden
und ältere Baudenkmäler als stumme Zeugen höchster menschlicher
Arbeitsleistung in der Bewegung von Massen vor unseren Augen.
Aber gewaltiger redet die Gegenwart. Nach Angaben von Direktor
Simmersbach waren in der Roheisenerzeugung die Vereinigten
Staaten mit 18000000 t im Jahre 1903 an der Spitze; es folgten
Deutschland mit 10000000 t und Großbritannien mit 9000000 t. In
gleicher Reihenfolge stehen diese Nationen in der Erzeugung von
verbrauch der ganzen Welt nicht in einem Maßstabe wie bisher
fortschreiten sollte. Zur Beruhigung genügt auch ein Blick auf die
Eisenbahnkarte unserer Erde, die erst in einem verhältnismäßig nur
sehr kleinen Teile von Schienennetzen umspannt ist. Bei dem
fernem Ausbau dieses alles umklammernden Organs muß man
aber nicht allein an eiserne Schienen, sondern auch an eiserne
Schwellen denken; denn das Holz wird seltener, und alles drängt
auf Ersatz durch Eisen. Verfolgt man das übrige weitverzweigte
Netz der Kanäle, durch die das Eisen in unsere Industrie geleitet
wird, so darf man auf einen stets wachsenden Verbrauch hoffen.
Schritt für Schritt stoßen wir auf Tausende und aber Tausende
von Formen, die unter unseren Händen immer wieder neue Ge-
staltung annehmen. Im Schiffbau bietet sich ein wachsendes Ab-
satzgebiet in der Verwendung von Blechen; in Form
von Draht aller Stärken bleibt dieses Material ein
7 * Kuhlenbeförderungianlagc (Badische Anilin- und Sodafabrik).
Stahl, wobei Nordamerika mit 16000000 t jährlich einsetzt.
Die Weltroheisenproduktion beziffert man mit 2« Milliarden
Mark und die Welterzeugung in Eisen- und Stahl fabrikation
mit 10 Milliarden Mark. Von Interesse ist hierbei, daß sich
die Roheisen Produktion der Welt im Jahre 1903 gegenüber
der des Jahres 1850 mehr als verzehnfacht hat. Ein noch
eindrucksvolleres Bild über die Bedeutung des heutigen Eisen
t ewerbes hfetet uns das größte Industrieorgan aller Jahrhunderte —
ie Eisenbahn. Das Eisenbahnnetz der Erde betrug im Jahre 1850
in der Länge der Schienenwege 38568 km, im Jahre 1903 waren es
aber 859355 km. Und auf rund 171,5 Milliarden Mark (!) beläuft sich
heute das gesamte Anlagekapital für die Schienenstränge mit ihrem
roll 9p den Material.
Nehmen wir als Grundlage für die Berechnung der vermutlichen Ent-
wicklung unserer deutschen Eisenindustrie die der Roheisenerzeugung, etwa
Ariadnefaden durch alle Industriezweige, und in Ge-
stalt von Röhren wird Eisen kilometerweise in die
Erde versenkt, ganz abgesehen von der vielseitigen
Verwendung in dieser Form im Hochbau und
Maschinenbau.
Zahlreiche Gesellschaften und Fabriken haben
sich tin der Ausbildung des Massentransportgebietes
beteiligt, und es ist eine Freude zugleich und Ge-
nugtuung zu sehen, wie schnell, wie kräftig und
gesund sich dieser jüngste Zweig des mehr oder
weniger für alle Betriebe hochwichtigen Verkehrs-
wesens entwickelt hat.
Zur Veranschaulichung wollen wir einen Blick
auf etliche der neusten und bemerkenswertesten
Anlagen dt-r Welt werfen. Als Fördermittel unter-
scheiden wir Einzelförderung in verhältnismäßig
kleinen Mengen und stetige Förderung.
Bei größeren Ferntransporten bewährt sich
namentlich für „trockenflüs-
sige“,, d. h. schüttbare
Stoffe die An-
wendung von
‘ Selbst- und
Schnell-
entla-
dem.
Wie
8. Winkel-
stalion des GepÖck-
transportcurs auf dem
Hauptbahnhof in Hamburg.
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10. Kleiner Kipper, Bauart der Maschinenfabrik Augsburg -Nürnberg.
500, 800 und 900 m vor, die in Höhen bis zu 400 m die Talsohle
überschreiten. Die stündliche Leistung der Rahn betragt für die
Förderung in einer Richtung etwa 400c» kg in 80 Wagenladungen
von je 500 kg. Die Bahn bat das wirtschaftlich hochinteres-
sante Resultat ergeben, daß, während der primitive Transport der
Erze in früherer Zeit für je 1000 kg 54 Mark kostete, jetzt dafür
nur 1 Mark aufzuwenden ist. Freie Spannungen ähnlicher Art
wurden auch von der Firma J. Pohlig A-G, in Köln mit der für die
Wissener Eisenhütten erbauten Drahtseilbahn über die Sieg erreicht
(Abb. 14). Interessant und lehrreich ist der Vergleich dieser Bahnen
mit einer der ersten derartigen Anlagen aus dem Jahre 1644, die
Abbildung 17 veranschaulicht.
Schneller, als man es ursprünglich erwarten durfte, sind die
Gurtförderer als stetig arbeitende Fördermittel für die mannig-
faltigsten Zwecke eingeführt (Abb. 5). Man kennt sie auch unter der
Bezeichnung „ Bandtransporteur e“ oder unter dem von Reuleaux ge-
wählten Namen „Schleppriemen“. Das Fördergut wird unmittelbar
von dem im Querschnitt vielfach muldenförmig gebogenen Schlepper-
gurt aufgenommen und in der einmal gegebenen Lage an seinen
Bestimmungsort getragen.
Die Gurtförderer bieten den Vorzug, daß sie außerordentliche
Mengen mit verhältnismäßig geringen Betriebskräften bewältigen
können. Anfänglich nur bei den gesteigerten Getreidetransporten
wie auf Boden- und Silospeichern, Mühlen usw. im Gebrauche, finden
sie neuerdings steigende Verwendung in der Beförderung schwerer
und scharfer Sammelkörper wie Kohle, Erze, Koks, Schlacke, Asche
usw. (Abb, 7). Die Raumansprüche sind äußerst gering: die Geräusch-
losigkeit ihrer Arbeit sowie die Möglichkeit der Aufgabe und Ent-
nahme von Lasten an beliebigen und zugleich an mehreren Stellen
sind für viele Betriebe schätzbare Fürsprecher.
Soll das Fördergut anstatt am Ende an einer beliebigen Stelle
des Bandes abgeworfen werden, so bedient man sich dazu eines
sogenannten Abwurfwagens. In seiner einfachsten Form besteht er
Wie gewöhnliche, offene Güterwagen mit Hilfe von „Kippern“ schnell
entladen werden können, dafür bieten unsere Abbildungen 9 und 10
einige typische Beispiele.
Zur Beschleunigung von Verladearbeiten in Gegenden, in denen
keine neuartigen leistungsfähigen Förderungsmittel vorhanden sind,
hat man beispielsweise auch die großen Erzdampfer, die den Verkehr
zwischen Schweden und dem Rheine vermitteln, in hervorragender
Weise mit Hebezeugen und Kranen ausgestattet; sie sind also in
der Lage, in kürzester Zeit zu löschen oder zu laden. So hat ein
schwedischer TranspoTtdampfer (Abb. 4) bei einer Länge von 134 m
und einer Breite von nahezu 19 m nicht weniger als vierzehn paarweise
aufgestellte, mit Drehkranen versehene Masten. Im Gegensatz dazu
zeigen unsere Abbildungen 12 und 13 Lauf-, Hochbahn- oder Brücken-
krane, die namentlich auch von der Benrather Maschinenfabrik gebaut
werden und schon bis zu Längen von 172 m ausgeführt sind; sie
werden für die Betätigung von Eisenlagern gegenwärtig vielfach mit
Magneten an Stelle von Haken ausgerüstet (Abb. 15).
Zur Verbindung von oft recht entfernten Orten sind die Seil- und
Hängebahnanlagen von unseren deutschen führenden Häusern, wie
A. Bleichert u. Ko. in Leipzig und J. Pohlig A.-G. in Köln, ganz
außerordentlich vervollkommnet; eine derartige Bahn ist von der
letztgenannten Firma bereits bis zu einer Länge von 43 km ausge-
führt. Als eine der großartigsten Anlagen ist die 35 km lange
Bleichertsche Drahtseilbahn in den Kordilleren Argentiniens anzu-
sehen. An mehreren Stellen dieser Bahn kommen Spannweiten von
aus der Bauart des neusten amerikanischen Ver-
wandlungswagens hervorgeht, ist mit Rücksicht
auf die Verschiedenartigkeit der Transportbedürf-
nisse die offene Güterwagen form unschwer in eine
Boden- oder Seitenentleererform zu bewerkstelligen.
Mit Freuden ist zu begrüßen, daß derartige Wagen
vor etwa Jahresfrist seitens der preußisch-hessischen
Staatseisenbahn- Verwaltung zum Gegenstand eines
inzwischen trefflich und
vielseitig umworbe-
nen Preisaus-
schreibens
gemacht
wurden.
9. Fahrbarer Kurvcnkip|«r von J. Pohlig A.-G. in Köln.
II. Eimeikelten-Hochbagger der Lübecker Maselmienbau-Ge^ell- cluft.
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12. BiHckcnkran, Bauart der Brown Itoisting
Machincrv Co, f CJcTeland in Ohio.
13. Hochbahnkrahn für Obr. Stumm in
Js’cuakirchca, gebaut von A- Bleichen u. Co.,
Leipzig- Gohlis.
Trommeln, über < 1 i. * -i. 1 1 der Gurt
S-förmig windet. Bei der Biegung
tim die obere Trommel
Gurt seine Ladung in eine vorseits
angebrachte Schiittrinne, die einteilig J
das geförderte Gut nach einer bestimmten
Seite oder doppelseitig nach beiden Seiten
abwirft. Mehr und mehr gewinnt diese
Transportneurung namentlich infolge ihres ge-
ringen Raumbedarfes auch Verwendung in Kohlen-
gruben, da sie viele Arbeitskräfte ersparen hilft. Die
Förderung ist überdies bedeutend schneller; auch wird '^Bnlcke^abei
die Kohle nstaubentwicklung, die früher vielfach zu Explo-
sionen Veranlassung gegeben hat, auf ein Mindestmaß
beschränkt. Bei den Anlagen für Schiflfsbekohlung, in Gasanstalten
und Kesselhäusern, für Schlackentransport, für Stein- und Erz-
förderung, in der Zement- und Salzindustrie, in der heute so außer- Beispiel:
ordentlich in den Vordergrund gedrängten Frage der Müllbeseitigung,
in der Papierfabrikation und in der chemischen Industrie, kurz, in den
verschiedenartigsten Betrieben ist der Gurttransport zur Würdigung
gekommen. Neuerdings ist auf dem Hamburger Hauptbahnhof von
der Leipziger Firma Unruh u. Liebig eine Gepäck-, bzw. Ballen-Gurt-
anlage, wie sie auch bei Speichern sich ein führen, gebaut worden,
bei der sogar eine Wendestation vorgesehen ist (Abb. 8). Bekannt ist,
daß in verschiedenen Warenhäusern auch Menschen, und zwar auf
sog. Steigbändern oder beweg-
lichen Treppenaufzügen, beför-
dert werden. Wünschenswert
dürfte es sein, daß sich dieses
SotfU erhöht. I würden also, wenn diese
7 Zahlen als normal-- jährliche Xu-
■w nahmt- angenommen werden, im
Ä. Jahre 1915 rund 233100000 Fahr-
gäste die Stadtbahn benutzen. Das
■L * •- ;| * . - sind Zahlen, die an und für sich auf
• yS eine „stetige“, neu zu schaffende Beför-
• * -r. ifp^ derungsart zwingend hinweisen.
Den praktischen Wert der stetigen Be-
förderungsart beweisen auch (außer den seit
vielen Jahren z. B. für das Heben von Getreide,
. Kohlen, Holz, Sand usw. gebräuchlichen Becherwerken
^SicT* °^ er Elevatoren (vgl. unsere Abb. 1, 2, 6 und 10)] die
Person en-Patemosterwerke, deren Anlage man leider
behördlicherseits an vielen Orten noch Schwierigkeiten
entgegensetzt, obwohl sie sich in zahlreichen Städten, wie Ham-
burg, Essen, Elberfeld, Stuttgart usw., ausgezeichnet bewährt haben.
" ’ ’ 1 s weise sind in Hamburg allein etwa fünfzig derartiger Fahr-
stühle — sogar in dem Stadthause, dem Sitze der Polizeibehörde,
ferner in den großen Kaufmannshäusem — seit langer Zeit im
Betrieb. Meistens besteht ein solcher Aufzug in einem elektrisch
angetriebenen Fahrstuhl, der den Verkehr zwischen dem Erdgeschoß
und fünf Stockwerken vermittelt. Er besteht dann aus zwölf in zwei
endlosen Ketten aufgehängten Fahrkörben, die sich dauernd bewegen
und dadurch jederzeit das Auf- und Niederfahren von Personen
ermöglichen. Die Geschwindigkeit ist so gering bemessen, daß man
während der Bewegung oh ne Ge-
fahr ein- und aussteigen kann. Ein
Führer zur Bedienung des Fahr-
stuhles ist überflüssig. Die Fahr-
körbe setzen in der obersten und
untersten Stellung von
einer
Seite auf die andere über; hat
man also durch ein Versehen ver-
säumt, den Fahrkorb an der ge-
wünschten Stelle zu verlassen,
so ist man in der Lage, ein-
fach durch den Keller oder über
den Boden mitzufahren und bei
der entgegengesetzten Bewegung
des Fahrkorbes das gewünschte
Stockwerk abzuwarten. Es dürfte
den Bemühungen des Vereins
deutscher Ingenieure, der sich
dieser Sache angenommen hat, zu
wünschen sein, die unverständli-
chen Hindernisse zur Einführung
dieser bestens bewährten, heute
vielfach unentbehrlichen Ein-
richtung baldigst zu beseitigen.
Im industriellen Großbetriebe
finden auch „ Konveyor“ - An-
lagen, die den Vorzug haben,
in beliebiger Richtung stetig ar-
beiten zu können, Verwendung.
Die Gefäße dieser Becherwerke
hängen in den Gelenken end-
loser Ketten oder an Seilen. An
einer bestimmten Stelle werden
die Becher beladen und gehen
dann , dem Zuge der Kette
oder des Kabels folgend, bis
zur Entladestelle, wo sie durch
einen Anschlag gekippt werden.
In Eutopa kennt man diese
5. Magnet krau. Nutzlast 2000 kg.
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Kon veyor- Anlagen besonders bei der Lokomotivbekuhlung. In St. Jo-
hann, Saarbrücken, auf dem Zentralbahnhof in München, auf dem
Ostbahnhof in Antwerpen und andernorts kann man sie im Betriebe
sehen; in Amerika sind sie für den gleichen Zweck sehr verbreitet.
Eine neuere mit Kon veyor arbeitende amerikanische Kohlen- und
Aschenförder- und Lageranlage veranschaulicht unsere Abbildung 3.
Von noch hervorragenderer Bedeutung werden vermutlich in der
nächsten Zeit infolge der bevorstehenden Kanalbauten die Bagger
werden. Soweit sie Eimer-
kettenbagger sind, kann
man sie geradezu als
Elevatoren oder Becher-
werke bezeichnen. Wie
ihre mächtigen , mit
Schnei devorrichtungen
versehenen Füllgefäße in
dem Erdreich auf- und
abgleiten und es gleich-
sam „fräsen“, könnte man
sie auch zu den Werk-
zeugmaschinen zählen
(vgl. unsere Abb. 11).
Zu den in beliebiger
Richtung stetig fördern-
den Maschinen gehören
auch die Saugebagger.
Ein derartiger bei Schi-
chau in Elbing für
Wilhelmshaven gebauter
Bagger von 2000 Pferde-
kräften besitzt eine stünd-
liche Leistung von 3600
Raummetern. Das Sauge-
rohr kann eine Tiefe von
23 m erreichen. Das
wirtschaftliche Ergebnis
ist, daß ein Raummeter
Baggergut für 5 bis 6 Pf.
heraufgeschafft werden
kann.
Aber alle kühnen Kon-
struktionen im Transport-
wesen übertrifft das natürlichste Transportverkehrsmittel, das Wasser.
Jedenfalls ist der Transport auf oder im Wasser die wohlfeilste Förder-
methode; bildet doch das Wasser einen Träger, der billiger als irgendein
noch so vollkommener Wagen auf Rädern arbeitet. Es ist das größte
und am meisten verbreitete passive Transportmittel; ja es wird be-
hauptet, daß auf dem Wasser täglich mehr Materie bewegt wird, als
auf allen Eisenbahnen zusammen in allen Jahren ihrer Existenz be-
wegt worden sei. Man kann die Flüsse als offene Rinnen oder Tröge
auffassen, in denen vom obern Laufe des Stromes her, manchmal
Hunderte von Meilen entfernt, der Schlamm bis an die See herunter-
gebracht wird. Es bildet mithin das fließende Wasser, wie wir es
bei den gewaltigen Deltamündungen des Nil und des Mississippi vor
Augen haben, den Transportträger des Schlammes, d. h. des pulve-
risierten Felsens, Und was die Natur in größtem Maße geleistet
hat, konnte mit Glück die alles bemeisternde Technik unserer Zeit
nachahmen. Es ist in diesem Falle der Spül versatzingenieur, der
in den Gruben und Minen neuerdings mit Handhabung von Wasser-
strahlen erfolgreich auf den Plan tritt. Nach den neusten Angaben
der Donnersmarck-Hütte in Oberschlesien wird das zum Versetzen
der ausgekohlten Flöze dienende Versatzmaterial, das durch Abspritzen
von nahegelegenen Sand- und Lehmschichten mit Wasserstrahlen von
etwa 10 bis 15 mm Stärke und 15 Atm. Pressung gewonnen wird, in
schlammigem Zustande zunächst in offene Rinnen bis zum Schacht
und dann durch lange, gußeiserne Leitungen in die Grubenbaue
hineingebracht. Unsere Abbildung 16 zeigt den Ausfluß des Schlamm-
stromes in den Versatzpfeiler einer bei Zwickau seit mehreren Jahren
bestehenden bemerkenswerten Anlage. Gehen wir noch einen Schritt
weiter, und folgern wir aus dem Schwimmvermögen des Staubes unsere
Nutzanwendungen, so kommen wir zu praktischen Neurungen der
Technik, zu Staubabsaugern, Zyklonen, Staubkammem usw. Vor
allem sind es für Eisenbahnwagen, Zimmer usf. die Preßluft-
entstäubungsanlagen, die, von Borsig, Siemens u. Halske und
anderen gebaut, schnell den Weg in die Praxis gefunden haben.
Eng verwandt sind diesen Maschinen die pneumatischen Förder-
vorrichtungen. Es sei daran erinnert, daß man Zement in schwimmende
16. Spülvcrsatzarbciten in Schedewitz bei Zwickau.
Gebirge hineingeblasen hat, um sie zu festigen, und daß man *
reiche Verfahren erdacht hat, um Getreide aller Art durch Saug-
Preßluft zu löschen und zu fördern. Zuerst führte diese Methoder
englische Ingenieur F. E. Duckham auf den Londoner Millwall D
aus. In Deutschland ist man auf Grund dieser geistreichen
struktionen seitens unserer größten Schiffahrtsgesellschaft in Harr
und Bremen mit Einrichtungen, die von der Akt.-Ges. G. Luth
Braunschweig ausgeführt sind, schließlich so weit gegangen, da!
Arbeit derjenigen
kleinen Biene verj
bar ist. Wie die?
Blume zu Blume
sich vollsaugt, hei
und das Produkt
von sich gibt, s
dort, wo wegen g
Tiefgangs große
deschiffe nicht 1
Speicher gelang
nen, mit Saugea|
ausgerüstete Sc
tig, um aus dei
Dampfern die
ihnen liegender
oder ihre eigne
zu füllen. Die
reichste, bishi
führte ortsfesl
dieser Art i;
Genua gebaut
eher, der 50
Getreide au
vermag; auch
Jahren vom
dieses Beitrag
lin entworfei
Speicher sin
ladung vo
Duckham -Ei
gewählt.
Auf die
Getreide-, 1
Erzlager, die heute bei den technisch wie wirtschafte
gebotenen Betrieben für zentrale Energieerzeugung
Produktion in den Großstädten, den Häfen, den Hüttei
zu finden sind, soll in einer spätem Abhandlung etw
gegangen werden.
Werfen wir einen Rückblick auf die hier zunächst
Bild geschilderten Förder- und Lageranlagen, die sich
kehrstechnischen Errungenschaften überhaupt, gleich
in der gewaltigen Geschichte der Technik abheben, s
die Schlußfolgerung, daß die Weltlage heute mehr al
Bewertung des Zeitfaktors erfordert. Überall, auf alle
Industrie zeigt sich in den letzten Jahren ein Hindräng
und Massenbetriehe bei größtmöglicher Ersparnis an Z
mittein. Es ist darin, wie bereits eingangs unseres A
wurde, ein großer ethischer Fortschritt unserer Kultur j
und vor allem wird dadurch ermöglicht die Ausschaltur
als Kraftmaschine, insbesondere an den Stellen, wo auc
und soziale Rücksichten die gleichen Forderung«
Recht überragt in der Industrie das Bedürfnis nacl
heit das Verlangen nach Ersparnis. Die mechanis<
größerer Massen gewährt aber beide Vorteile; sie
bis zu einem gewissen Grade die so oft beklagi
führt ohne weiteres zu einer menschenwürdigem
durch die Anwendung moderner Transportmaschin«
fähigkeit eines Mannes stellenweise von 3000
200000 kg in zehn Stunden, d. h. im Verhältnis 7c
Dabei ist die körperliche Anstrengung wes
und der Lohn erheblich höher geworden <
darf also mit Herrn Generaldirektor Dr. -Ing. \V.
auch in diesem Zusammenhänge behaupten, daß»
nung der Maschinen dem Arbeiter immer mel
schwere und sich in geisttötender Weise wie
abnimmt, sein geistiges Niveau auf eine höher
sein Wohlbehagen in der Arbeitsstätte wie sei
außerhalb derselben fördert.
17. Seilbahn der Stadt Danzig i. J. 1644.
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L'co o. Mötiifl: ^riiljftüc!.
(Erif ‘HJcrcnftiolb: Ta« alte flinbcTmäbctjcn.
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810
3IIujtrirtc 3eitung.
SRt. 3382. 23. 9LpriI 1908.
Tie Ausjtellung bcr «etlinot Sejeffion.
te bcr Gtcrn über ber Hütte oon ©etl)leh«ni, fo
^tTatylt über bcr bie&jährigeu Ausfüllung bcr 2 kr>
lincr Geicffion bas SBcrl eines grofjcn Zoten, bcr in bic
lid)ere llnft«rblid)leit eingegangen. 3 a, öiefen 9 BiH)elm
Sei bl bat her Gcjeffionspräjibcnt ©lax SirbcTtnann in ber
Gröfftiungsrebc am 14 . April fogar gegen bie englifdjen
AlaHiler, bie uns bie fwuptfenjation bes kunf (winters
gebracht l>aben, empl)atifd) misgcfpielt, nub fa ift beim
Seibl in aller 3 rotm jum Geaefftonsheiligcn tanonifi«rt
worben, jum beiitfd)*naf|ifrf)cu ©orbilb für alle maleri|d)cn
Tugenbcn. Ob es tlug war, ben gräfeten ©irtuofen ber
neuem ©ialcrei fo bic^t an bie l&ebinftswel)en ber mobetmen
ilunft h«ön3uriidcn, ijt eine anbere 3 rage. Demi ber
naljcliegenbe Scrglcid) gwifdjcn Seibl imb bcr jungen
Scieffionsflarbc offenbart einen crfdjrcdcnbcn Umfdjwung,
ittfofetm jetjt uid)t wehr bas ruhig« unb fiebere können,
(onbem bas tühn anftürmenbeSBollen unb experimentieren
Trumpf ift r infofem jegt weniger ausgerciftr ©ilber als
©laCatc unb Sfijtcn gemalt werben. Überhaupt gebärbet
|id> ba eine ftreitjeit ber kunft im ber Cfatölnner-
mütje. An bie Stelle ber 3 nfpiration,
ber oon ©oft gegebenen ©egeifte*
rung i|t nur ju häufig bcr Trid
getreten unb ber SKalcr im alten
Ginne jum m obemen Artiftcn ent-
artet. (Es ift abjnioarten, ob bcr
braufenbe OToft bes feurigen ©ad)«
wudjfes ficb Hären ober ob er
überflieften wirb in ben Staub ber
Heerjtroüe, wo jahraus, jaljrein un»
tnlillge Halbtalcntc auf bcr GtretEc
oerenben. Tie tnoberne kuttjt ift
ganj augcnfdjcinlid) au einem tri*
tif djen ©Jenbcpunlt angclangt.
Übrigens ift cs erfreulid), bah bie
berliner Gcjcffton nid)t fo exllufiv
unb engherzig ift tote bic ©Kind)«
uer, [onbem ben neuen ©lännent
bic Arena eröffnet hat# allcrbings
.gimcift jenen Neulingen, bic in ben
jigeuneroierteln bes ^arifer SEJlont-
martre ju ©eoimprefftoniftm, ©co*
ibealiften, ©eompjtircrn ufro. gc«
prefot finb. TicFe etwas wüjte
©arifer ©fad)«, bic fid) ber fron*
.töfifeben (Elegant oollftänbig ent«
äufjert hat. mutet ftellenroctfc ja
recht bebenntd) an; aber man foll
iibet werben*« ‘Dinge nidjt fofort
ben Gtab bred)en.
SBlU}«lui ßefbl ift ein ganger
ttbtenfaal eingeräumt worben, unb
ba («haut man djarafteriftifdje unb
bisher noch unbelannte 2 Betl« aus
ben uerfd)iebencn<Epod)cn bes Rünjt*
lers, ber feine ©lalweife oiermal
völlig geänbert hat, aber aud) neben*
cinanber oerfdjieben« ©temieren ful-
linierte im Ginne eines ©irtuofen,
weither bie Sthroieriflkiteit mit 3 flei jj
auffudjt. So geigen bie brei Haupt«
ftüde aus bem ©cidjcnbergcr ©Ju«
jeum, bie weid)totiigc unb belifate
„Ateliexfgcne", bic »Tarne in
Stbroarg", ein ©ilb oon unüber*
trefflich ruhiger ©rö^e, uttb bcr
„©läbcbcufopf", ben ein öolbein
nicht beff er gemacht hätte, ©arianten
einer unb berfelben Sd)affeiis3eit 3«
Anfang ber ftebjiger 3“b rr - ® ic f c
brei ©Über, 311 benen man vielleicht
noch bie Porträte ber ©räfino. Treu«
berg unb bes Dr. ©aucrt hin3u*
fügen Fönnte, überragen bic ganje
Gcjeffionsfunft um mehr als
Haupteslänge, unb felbft ein £iebcrniann hat vor ihnen
bic Gcgel gu ftrcichen. Auf brei Silbniffcn unb einer
»^ubengaffe in Amftcrbam." erreicht Siebermann übrigens
nicht bie volle Hö(K f«i»«« können*, unb öeiftilow h öt
eigentlich aud) nur in ber „©Järfifctjen üanbfchaft bei trüber
Stimmung" ein 2 BctC erften ©anges geliefert. Anbere
Se3effionsführer verjagen ober fehlen oällig, unb fo per«
fd)icbt fich bas ©ilb in Wichtung ber jüngeren Talente
unb bcr ftürmifchen (Entwitflung. Unter ben führenben
©leiftem gewinnt eigentlich nur einer oon 3<thT 3» 3ah*
eine erhühte ©ebcutung, unb bas ift fiouis (Eorinti). ber
Sdpredett bet ©lauftrümpfe unb ^p^ilifter. Sorinth h Q i
ein 3ijnop ent empera ment, aber bagu einen granbiofen
Humor, bcr ben brutalen ftrnftljieb feiner ©iadje begütigenb
cinwidelt, Auch wo fich Sorinth oerhaut, ift er intex«
effant; benn er ift «in gan3cr ©lalcr, ein gan3er ©Icnfd),
ber ben ©lut h«t, f«<h in fouveräner Wüdfichtslofi gleit
ausgulebcn unb aus3iitoben. Als befter bmtfeher Allmaler
3eigt er fid) auf bem ©ilbe bcr „'Jlacfthfit" ; aber bas ift
nicht blof) Alt, fonbent bas lebenbe, atmenbe ^leijdj, in
malerifcher ©rad)t unb (ftröfee monumentalifiert. Auch
»Ti« Serfuchung bes hl- Antonius" ift ein ©ilb, bas als
ein Torument unferer Jeü leben bleiben wirb. Sowohl
bie wunberooll« jorbenffala wie bic raffinierte Äompo*
fitian, bie ben ausgemergelten H^ilifl«« iu fein berechneter
Silhouette gegen ben lichten Himmel fetjt, rcm13cidj.net
bas au rreiftc ©Icifterrocrf. Ter auf ©ferben, (Eleianten
unb ©cfcnfticlenanftürmenbcHw n S a hbath bcr ©er|nd)ung
ift mit einem grasartigen Hntnot ffanbiert. 2Bas aber
bie Houptfadje ift, bas ©ilb ift aus einer ©ollfraft ge«
malt unb bic Zeichnung von einer genialen ©ollcnbung.
An (old) einem ©Jcifterftüd liefen fid) 3 bcal unb dfthe«
tifdjes fficfetj ber Gcjeffion abftrahieren. Alle anberen
Jfrührer ber Seseffion würben (ich mit ©tagte aud) in
ben ©abmen bes ©laspalaftes cinfügen; Gorintb allein
aber ift nur im Gcgeffionsrahmen bentbar unb er«
Hörbar.
3 m übrigen erobert fid) bie beloratioe ©lalcrei in bcr
Sc jcffion mehr unb mehr Terrain, unb bas ift ein ^cidjen,
bah ber (Naturalismus enbgültig in bcr ©erfenfimg per«
(«hwunben ift. Tcforatio ift Gtnds „Tangenbe Galome",
jo etwas wie eine bämonifche ©lonbfcheinuifion, bi.jarr unb
bie Sinne ftadjclnb. 3 n ber gangen Anlage unb Aus«
fübrung betoratio ift auch bic etwas jahmc Aftmatcrei
ber brei „©abenben grauen“ oon GL SB. 2 öeig. ber fid)
ans einem genialen ffiropljirer 311m gefd)madoollen SBlalcr
entwidelt hat, wohl bas am meijtcn ucrfpredjenbc Talent
unter ben neuen ©lännem, Tcforatio empfunben ift aud)
bie toeidje unb feminine ©laiweife oon V/eo o. flonig. bie
auBcrorbcntlid) Itjmpatljifd) berührt auf feinem „ftrübltüd“*
bilbe. Tas „Stillcbcn" oon ©rcijcr, bic 3um Teil arg on>
3cichnctc »JUeopatra“ oon Gleoogt, bie „©lorgcntoilcttc"
von H* Vinbc* 9 Ba[thcr, bie ncointprcjfioniftijd)e „ßanb-
jdjaft" oon Th- 0. ©rocfljufen finb weitere ©elege ber ins
Tcforattoe oorbringenben Gntwidlung. Auf biefent IBcge
liegen oielc unb fruchtbare ©löglidjfcitcn, lodenbe Äunft«
prooin3cn, bie bcr (Eroberung harren. Unter ben jüngeren
©erliuer ßanbfchaftsmalern gewinnt Ulrid) Hübner mehr
uitb mehr an ©eöcutung, unb es ift erfreulich, bafo biefes
gefunbe unb befonnene Talent, wie wieber an feinem
„Holfttmifdpn Hafen“ gu erf«hen f fid) mehr an ber ßinic
ber Trabition als an bem neuen ©arifer 3argon ent-
widelt. 9 lud) Ifrifc ©hei» hebt fich aus bem Ghaos ber
2 Bilb(ingc mit ben gefdjmadooltcn ©lauiercit eines 3ioili-
fierten ©lalers h era ns, unb id) wüfjte nicht, bafj feine
echt beutfd) empfiinbene „ßanbjd)aft" besroegen ein Atom
untünftlcrifcher wäre als ein in bunten ©unrten ober
rfarbcnnubcln 3ufammengcl)aueucs Ompreffionsfonglomc-
rat H°r>*©alufchef liefert wie bcr eine föftltd)c 2 ragifpm 5 bie
aus ber yanbftTei<h«rwelt, biesmal auf Schnee weih-büfter
abgefttmmt Als eine ©robe bcr ncujten franjöfifcheii
3 mprenionsmanicr bringen wir ein 3 ntcricur oon ttbouarb
©uillarb, bas in einer unfagbaren fjarbentunfe ,311 erftiden
fd)(tnt.
Aud) in ber ©laftif ift bic Gegeffion reoolutionär ent-
flammt ober angefräntclt. Hirr bebütieren gleichfalls neue
Talente. Go bcr ©ilbljaucr (Georg Ccfdjuiher, bcr in
einer ©orträtbüfte bes 2lrd)itelten Gbntunb flömer «in
feeiifdj fein bewegtes ©ilbwert geliefert hat. ^rang
©Icgner vcrjtcigt fid) in völlig bijarre n-ormeuibcale, ohne
bic erftrebte ©röge 311 er3wingen. ^ranjüjifdje ©rasie
unb tnipreffioniftifdjen Stirnmungsjauber vereinigen bie
Sigürdjcn uon Ariftibc ©laillol. 9Jlit einer gröftem .Wollet*
tion von ©ilbwerfcn ift Aicxanber Cpplcr, bcr in ©ans
bie letjtc Schulung gefudjt hat, in bic Sdjranfen getreten.
Gine „Simfon nnb Telila“*©mppe hat einen merfmürbig
fremb artigen ©ei), wäljrenb eine (Reihe ©üften burd) bie
3artc ©lobcllierung entgüden. (Georg ftolbc l)at eine
ringenbe itinbergmppc japanifch ftilifiert, unb eine bcr
oornehmften ßeijtungen ber gangen Ausftelluug ift enblid)
bie ©üfte bes ©eneraloberften ©raf«n d. Sdjlieffen oon
5rig Mlimfd). R*
Xfjeoter un j) gjiufil.
— Tes Tönen Gbgarb Heuer oieraftige» Cuft«
fpicl „Tante (Sramers Teftament" fanb infotge glänacn&cr
TarfteKung troh feiner ©läugel am 11. April im ßuftipiel-
häufe ju ©crlin beifällige Aufnahme,
— Artur flippfHi^’ brei*
altiger Sdjmanl „Tie gute ©artie",
bic eine gwar nicht grogc, Coct) amii*
fnnt ausflefponnene Hanftlung, wirf,
fame Gituationstomit unb einige
gute eigne (Gebauten enthält, hat*e
am 10. April im (Neuen Theater ju
©erlin frcunblidjen (hrfolg.
— I)r. ©icljarb Gtrauft würbe
am 14. April als ©achfalger ßeli*
'Utemgartncrs gum Dirigenten bcr
«nmphouicabenbc ber königlichen
.Wapelle in «erlin gewählt.
— Alemens 'öergs (©feuö*
onpni für eine «rcslaueT Sd)riftftell e.
rin) Trama ber Schönheit ,.©hn)ne“
hatte am 4. April im ©reslaner
Stabttheatcr öan! re igv oller CHnjel*
beiten (Erfolg, obwohl bic Hdbin ein
bramatifches Schattengebilbc ift.
SDlar p arctr (Gräfin Aenfer*
lingts hiftorifd) er (final ter „Gin Tobes-
iirteir, Dem eine ©ooelle Gmtl
^3efd)fans gugrunbe liegt, fanb am
1 1. April im «rcslauer aobc*Tl)eat«r
frrunblichc Aufnahme.
— Anbrc ©lefiagcr* brei-
artige lomifche Cpcr „Tie Dragoner
bes itatfeTs“. Text oon (Georges Tu oal
unb Albert ©anl 00, fanb am 12. April
bei ihrer beutfd)en ®TjtQufführung im
Schaufpielhous gu «rcslau oomehm«
Ud) burd) bie gragiafe (Dlufit herbei-
geführten ©eifall.
— 3ot)anna SBolffs vier-
alt iges Sdjaurpiel „Tie fflleiftetin“.
ein Stüd. bas neben Angclefcnem
mänthetlei Spuren edjten Talents
enthält, fanb am ll. April iin Schau*
fpicl Ijaus gu ftranffairt a. 9)1. einen
nicht unbcftTittencn (Erfolg.
— ©tax Sdjumms brama-
tifrhe Giene „Tie lettte Slaeht'* machte
im «oltsjehaufpielhaufe 3U Homburg
am 9. April nachhaltigen. Ginbrucf.
— JJrtjr. 0. «ergers Aeu-
einftubierung 00m gweiten Teil bes
„^auft" im Teutid)cn Sdiaufpielhaus
311 Homburg, bic mit einer gl äugen-
ben «onientrationslunft rounbcrvolle
©iihnenbilber vereinte, gcftaltcte fid)
am tr>. Aprtf ju einem grdhenTTtumph-
3mnn)ifl Wimitcn iang muhte ber
©orhang immer wieber in bie H*ib e
gehen.
— Auguft ^ohmanns brei-
attiger Sctjwanl „Turd) ben Al!ooen H
erhielte infolge feines flotten (LBort-
1111b Situationswittes am 4. April im
königlichen Theater ju kaffel ftür-
mifdjett SeifoU.
9lid)arb3ägers brciartigeOperette „Ter ©olb«
fifch“, ©hifif oon G>corg 3oxtio, würbe infolge ihrer gwar
wenig originellen, aber fetjr melobiöfcn 3Bal3erweifen unb
(Enfembleftücte am II. April im ßeipjigcr Acuen Cperetten-
thealer Fehr beifällig aufgetiommen.
— 3ules 3rte'beric UBaffencts breialtige Oper
M <£t)(fubin" erlebte bei ihrer beutfehen (Srftaufführung im
Stabttheatcr 311 ©lagbeburg am 10. April einen glängenben
(Erfolg.
— Tcs ©erfafFer*bcr„©oten Mobe M «rieur brei-
artiges Sdjnuipiel „Simone", ein aus Iheatralif unb Literatur
feltfam gemifchtes Thefenjtüd, würbe am ll. April im Xhedtrc
JJrancais 311 «aris in ben erften Alten beifällig mitgenommen,
währenb ber lehtc A3ibcrfpmd) erregte.
— Hugo Sdjocppls brei a ll i g eo bramatild)es
Qharaltcrbilb „*JWo3art“ errang am 21. Alärg infolge feiner
f d>aTfen (il)araftcrificTnng unb gefd)'dten Ausimhung bes
©filieus im Sal3burger Stabttheatcr jtarten Grfolfl.
— Tcs königlich cn aBufilbireltors ©ubolf (Ewalb
3ingel rvmantifdjdomifd)« Cper in brei Atlcu „Viebcsjauber
ober bie JRofc brr fchöuen ©labamc Vlniav*Tiilh M . Text oon
T. ßäoenberg, hatte «m 24. ©tärg im 3tabttl)eater 3 u Stral-
funb einen Qrofecn (Erfolg.
— Sil «nras breialtige» Gdjaufpiet „ffiolbene
3ugenb M , ein mit lielftdjercr H»nb aus bem realften ßcben bes
heutigen Wien gegriffenes Stüd, fanb am 8. April im AJientT
«ürgertljcater fehr warmen (Beifall.
— Stöbert Acinerts oieraCtiger 6d)wauF„ßiebes«
tieft“, ein berbc*5 unb wihlaie» Stüd, wirrbc am 1 1. April im
Teutfchcn Soltothcatrr ju 9Bien 3iemlid) unfanft obflelehnt.
©lax vicbermanti; ^ubcngniic in Amjterbam.
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31Iu[trirte 3titiitig.
uns n cfd^icbc n ijt,
war lolcf) ein „unbe*
ftwitbarer fünftlcri*
jdjer Jücrr Der ton*
jeroatiocm 9 tid)tung
b er 9 Jlün ebner ffllaicr*
fd)ule. Ct tt»at oor
allem ein eminenter
flolorift. So man«
djer flennet unb be*
jd)iuilid)tf ÄUttft»
grniofeer erinnert fid)
oielleicht nod) bes to*
loriftifd)
ragenbcn ©ilbniffcs
eines fitjenben 9 JIAÖ*
(fjens, bas man bei
einer retrofpcftiorn
ÄusftelWmg im frc»
bntar 1905 bei bem
SJlündjner itunft*
hAnbler ftlcifdjmemn
falj. $iefe$ raffiniert
feine ftarbenbufett
liefe einen fofort an
bie beften ^ranjofen
beuten, unb ba fchlug
man ben flatalog
auf unb las: Jrnigo
flotfcfjenreiter. ÜJ?an*
d)em Hang i»er 91 ame
fort ein wenig fremb
ins ül)T, benn es
war flotfdjenreiters
Sache nicf)t> liefe uor*
3 ubrängen nnb ber*
»orjutun; im |tillen,
fleißigen. Schaffen
fanb er fein (filütf.
Xocf) oerfehltc er
nie, bie Wusftellun*
gen bes CBlaspalaftes
3 U bcfd)i den, unb ber
frcinfcfemecfer ftanb
gem mit Genuf) dot
ben Schöpfungen bie»
fe» fliinftlers, ber
Aber eine glAn^enbe
Palette oerfügte,
unb mit bem fid) foioriftifefj nur wenige ber 'Älteren
meffen tonnten. freilich roar bie &arb< für flot|d>en»
rciter nicht bas Ä unb O ber flunjt. SBie allen flünfttem
ber Altem Sdjulc war ihm bas Stoffliche nicht gleichgültig
ober ncbenfAdjUd). 3 ebod> verfiel er nie in ben unbef treib»
baren 5 >el)lcr, aus
5ugo Äalft^enreiier.
§1190 ftot|d)enreitcr.
(J|Jur ju gem, nur alljuoft neigt bie mobeme Aunfttritit
«eljtt ber Unfcfeaining, bafe bie innftlerifdjen SBerte bes
fonferpatioen, frlügels ber beiitfd)en 'Utalerei Taum mehr
mitjfifjlen, wenn wir bie Stiftungen jeitgenäffifcher flunft
nbrongenb überfchauen. £aben wir aber bei einem 3 ubi*
läunt ober einem §infd)eiben SBeranlaffung, bas fünft»
lerifchc 10er l eines 9Jlalers ber Altem Schule tritifd)
311 überebUden, fo tritt nid)t fetten eine „Umwertung“
wenn auch nicht aller, fo hoch mancher SBcrte ein. Hud)
bie TOümdjner flünftlergenoffenfchaft pflegen mir gern mit
einem mltleibtgen Cächeln, mit einer ablefenenben $anb*
bewegung abjutim. Ob mit, ob ofene 5Red)t, bas bleibe feier
unerörtert. Tafe aber unbeftreitbare fünftlerifrfje TOerteaud)
in ihre n Leihen 311 f in ben f iub, bas fei mi 1 9ta efe ö rud f ef tgcftell t.
€> ugo flotfd)enreitcr, ber befannte unb bebeutenbe
Genremaler, ber Jfmgft im Fräftigften SOtannesalter oon
£jugo Äotföentttter; SBcim Spiel
bem Stoff bie öaupt*
fache 3 U tnad>cn, bas
„3ntcre|fante" im
Übeln Sinne finbet
fid) auf feinem feiner
©über: er ertanntc
ftets bie Cbre^en,
bie jroifchen ber bil»
benben unb ber er*
3 ät)lenben flunit ge*
fteeft finb, unb re*
fp edierte fte. Unb
barin untcrfchteb er
fid) nortrithaft oon
ben. flünfttem, bie
glet^etlig mit tf)m
ober fur 3 oor ihm
auf bem Gebiete ber
©eure- unb Sitten*
bilbmalerci fid) bc«
»egten. 2 Jlir ftnb
augeublidlid) in gu*
ten *Rad)bilbungen
brei frühe Gern Albe
flotf^ienreiters jur
§anö; fte flammen
aus bem 3aijre 1879.
Sie finb bis 3 U einem
gewiffen ©rabc au cf»
botifd), wie fefeon ihre
litel „(Ein i>unbc*
»etter“, „Schlechter
Schuh", „Hin gu-
ter Irun!“ befagen.
Slber fie »irfen nidjt
ctu>a wie itluftrierte
gute (Einfälle, wie
gemalte 'Bonmots,
fonbern bas 9Jiale*
rifdje ift burtfjaus
bas primäre; lineare
unb tonige JBirfun*
gen oon jtarter ©in»
bnidsfAhigfeit finb
erhielt. ftamentlid)
„Schlechter Sd)ufe“
ift oon feinem IReij;
bas Problem ber
$Ipf)orismen oon Otto Slafe.
Gelegenheit macht Pointen, buchte Tiogcnes; ein frafe
unb ein flönig lommen nid)t alle läge jufammen.
ü)h)ftif ift bie Sentimentalität tiefer Naturen,
©nalgfieren, nicht räfonicrtn ift bie befte flritil.
9 Ber fid) emft nimmt, barf nicht emft genommen »erben.
«Die ^anatifer finb einer 3bee nur am Wnfang unent*
behrlich- Später »erben fic ihr ocrhängnisooll.
5ugp Rolf^<nreif<r: 3 Ä Ö^fl e W^ telt
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•ßijtypqiafö :»HMU3{pj}0tf oßn<£
9lr. 3382. 23. 9lpril 1908.
SHuftrirte 3 e '* un 9-
813
StQucnfunfl an heutigen Sühnen.
Y. T annftabt *).
^Nas Xarrnftäbter £öfth*»t« fpiclt in bet (hcfd)id)*e
^/öci weiblichen ©üfynenCunft eine befonbere Wolle.
Selten u>ol)I hat ein monarchifchcs uTiritcugcfchlecht , ber
rcßicrcitöc öcrrfdjer fowohl als bic näheren Wngchötigen
feines £>üufe*, feiner §o»büf)ne tmb ben an ihr wirfenben
Ätünftlcm bauernb ein fo reges pcrfönlidjcs 3ntcreffe ent»
gegengebracht wie bas t|cfft{ct)<r. Der brittc (brofjhcriog,
bet ben Warnen tiubwiß trug, war es, ber in feiner nod)
nidjt ein halbes $unberttaufenb Umwohner jäljtenbeu
<Ke|ibeii3 bie bamals bie Cpcrnlitcratur l>eI)crTf djetibcu
italienifdjcn, franjftfifcheii unb, foiucit fie in frragc famen,
{Jrau SDHnna SJIilllet iHiibolph-
iiad) beutfdjcn UBcrte in glänzenbcr, nniftergültiger JBeifi*
jur Uufführuug bringen ließ. Seit biefen lagen, in bencit
in ber befebeibenen £>auptftabt bcs beffifeijen Gnoftherjog-
tun» ber Stern eines &arl ©ranbt, bcs bc&cntenbfteit
unb erjolgreirhftcn 3f)e«terted)nifcrs, aufging, ücrbanbcit
Tejennien Ijinburdj unmittelbare perfönlidje ©ejiel)Utigcn
ftQrften unb MÜnftler, tmb bie lebhaftcftc Wntcilnabmc
oertnüpfte ben l'anbcsljerm mit allen, jclbft ben internftcu.
'Angelegenheiten feines $oftl)eaters. 'iltöbrcub biefer ©oriobe,
ber bie ‘Darmftäbtcr ©iihnc bic Cbcburt ihres Wuhmcs unb
ihren internationalen Wuf oeröanft, gefchal) es nicht feiten,
bafj bas rein Kinftlcrijdje 3ntcrcjfe, bic lebiglid) ibeale
©egeifterung eines »Inßeljörigen bes ßrofehcrjofllidjeu
.vjiaufes für rin URitglreb bes fcoftfjcaters fiel) in ein tieferes,
menfd)lid>cs, in inniße &er3cnsncigung vcrwanbcltc, unb
Stau Sltaric odterbartli.
bas peritoffene ^ahrhunbert weife eine fHcifee mm Warnen,,
Sängerinnen wie Gchaufpiele rinnen, ja fclbft ^rmgesinnen
ber teidit gefehlten 5Jhi|c, bes '.Balletts, bie bauernb bie
(f>efftt)Ttinncn, mehrfach jogar bie reditinäfjigcn (Gattinnen
füvitlidjcr £>caen ipurbcn. War boefe ber im Gingang
erioaljnie, als befonbers funftfrcunblid) unb funftfinniß
flefdjilberte Wtonard) (Gubroig III.) in britter Gl>e niorgn*
natifdi mit einer lfln3crin ocnnählt; ©rin,? Sieinrid) non
Reffen heiratete bie berühmte Sängerin ffllilena, unb ber
tapfere SBattenbcrger — befanntlid) ebenfallscinWngchörigcr
bcs h<ffifä)cn 5ürftengef(f)led)ts — beffen fiibnes, taten»
frot)c& fierj in bcni turnen $ raume bulgarifdjcritronenglorie
*} I V. tDirsbaOcn i. 5tr. 1373 ber „3Uuttr. 3(0." oom 20. Öcbnia r 1908.
Orrl. Aatfje <f>oit>e als 9Ilnui in ber „(Ehre“.
ftrl. Stwgufta ättäller als ßrcui SHcid) in ben „{luftigen
Weibern oon IBinbfor“.
3rtl. ©ertrub 5Rld)ter.
giaucrtfunSt an bcutfdjen Sühnen. V. 3>arm|tabt
oevgc blich ©cfricbißuug unb ©liid gcfudjt hatte, fanb
beibes au ber Seite ber Johanna i'oifiiißcv, einer einft
boetjg cf eierten Sängerin ber Tainiftiibter Cper.
3>ie neuere 3eit hat in biefen Singen mancherlei
SB-anöcl gefd>affen — ber jeßt rcgicrcnbc ffirofehcnofl.
Gruft Vubivig, tünunert fid) zwar aud) eingehenb um bie
internen Angelegenheiten feines £»oftl)eaters, aber fein
perfönlidjcr ©cfdjmacf unb feine inbioibuelle Wuffaffung
oom SUefcn ber Stunft als itulturfattors tuen ben fein
Ontereffe mehr ber bilbcnbcn Stunft unb bem Atunftgetpcrbc
ju, tocldje Gebiete iljtn bcfanntlid) beibe glcitt) järbembe
imb erfolgreiche 3nitiatioen oerbanfeu. 2>ic pomehmc
2rabilicm bes Darmftäbtcr Sjoftheatcrs ift jebod) beffeu*
ungeachtet aud) unter feiner Regierung burchaus aufrcd)t*
erhalten roorbcu, »uib ber grembc, ber bie (f»rof|ftäbte ber
Sri. lerofina Citer.
9ihi*in*Wlain.ttcfe bcfucf)t unb einen Ginblid injhrc iljcatey-
vevljältuiffc gewinnt, nimmt immer noch ben Ginbrud mit
hinweg, baft in bem tlcinem 3)annftabt mm minbefteu
ebenfo wortrefflid) „ftomöbie gefpielt“ rnirb wie in bcti
größeren Orten, bereu Sühnen fcifit burdjioeg bcträdjtlid)
höher fu&pcntiouiert finb als bie ber fceffcnreftb-cnj, ja
bftj) bie ©orftellungen in ber lottern faft ftets ein ge-
bicgencres, biftinguierteres tüepräge tragen. Selten nod)
ift cs Porßctomiuen, bah ein Sänger ober Sd>aufpiclec
porn Qfranffurter ober ©Jiesbabner il)catev, ber in ‘Jariu-
ftabt ausljalf, h> ec infolge befonöcrer, überragenber tünft»
lerifdjer Gigenidjaften oftentatio aufgefallcu wäre; wohl
aber haben fid) unfere erften bcutfdjen ©ahnen fdjon oft
ihren lünftlerifd)en 9la<hwud)s, bic millfommcnen 9J»ittel
,\ur opllmertigen ©errollftftnbigung unb ©croollfommiumg
t>tl- tJriba ©xau.
ihres Äüiiftlerbeftanbes aus bem fDlitßlicbcrenfemble bes
Tannftflbter ^>oftheaters geholt. 3|t bad) oor uod) nicht
3al)rcsfrift unfere geniale Heroine, *Vrl. f>riba GidjeU-
Ijeim, bie ^eljn Cfahre h«nhurd) ben Tarmftäbteni bie weib-
lichen 3bcalgeftalten unferer Mlaffilet iui< bie fe innere iß eu
Jyrauencharattere ber mobemeu bramatifdjeii Tidjtung mit
gleicher Wteiftcrfdjnft »ertörperte, einem ehren» ollen 9iufc als
©rimabonna bes Sdjaufpiclsan bie i^ötiißlidjc fvofb»h ,,f in
SBiesbaben gefolgt, wo fie Ijeute- in geachteter, an ßlän vnben
lün|tlerifd)en Grfolßen reicher Stellung in unocrminbcrler
Schafienstrait unb Sdjaffenafveubigteit uiirlt, unb »ou wo
fie ihren 5Rut)m in zahlreichen G>aft|p Ulen in alle gröjjcrcn
SJlctropolen unferer bcutfdjen Gd)aufpioUunft getragen hat.
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9Jiit Diefer Atünflleriu, mit ber bic marftmtefte unb be-
beuteubfitc weibliche Grfdpinung öct lebten sehn 3ahti.‘
bes Xarrnftäbter ^t)ca tcrlc aus bem © erbau D Der
*r oft beweglichen fwfbübnc ausge|<hieben ift, finb wir nun-
mehr in Dm ftreis Derer getreten, bie heute Die Ofrauentunft
an biefet Bühne repräfcnticren.
3n bieSlufgabc, 3ribaGid)el&b«ini 311 erfetjen, teilen ^id>
gegenwärtig 30x1 Äünftlerinnen, von Denen bie eine mehr
im tla|fifd)m, bie anberc mehr im mobemen ®enre bc*
ftbäftigt roirb. Hie elftere . Ord. lerefina Öfter, ift
eine Kroatin, in dgram geboren, unb gehört erft feit
wenigen 3 a b rcn Der Bül)ne an, iiarfjbcm jie 31100 r in
A3antburg ihren fcbaufpielerifcben Stubien obgclcgcu. Sie
tarn aus Bonn 31t uns unb l)at fid) bisher vorjugstDcife
3lIu[triTte 3«hwg.
31t 3382. 23. Slpril 1908.
ber Berndl tigung ihres anfprudtsnollen ^Repertoires er-
roadjfrn, tucift bie oem ehrlichftcr ibealer Begeiferung für
ihren Beruf erfüllte ftünftkrin mit bewunberungswürbiger
Guergic unb iibmafd)en6er Souoeränität 3U fiberoinbeu.
5s barf alfo mit Gidjerheit angenommen werben, bafj
in biefer mit nid)t alltäglid)en äufceren OTitteln aus*
geftatteten Harftellcrin ber Xarmftäbtcr fcofbüftne nid)t
nur eine vollwertige, fonbem aud) eine oTigiitelle unb
ftarf inbiotbuellc Schnufpielhelbin hfranroächft.
3n gewiffem Sinne eine Atonfurrcutiu unb Dtinaliu
öiefer nunmehrigen nominellen erften Harne bes Schau-
fpiclenfemblcs ift fffrl. ©ertrub Kid)ter, ein Xresbner
Winb, bas feine erften Sdjrittc auf Den Brettern, bie bie
'Belt bebeuten, auf ber geheiligten Bühne bes ftöniglicheu
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3rl. (Flifabct!) ^udjancr als ®ilba im ‘KiQolctto
c 'rt. (hnini) 3Uoga4]tt), ‘prima Ballerina
giaucafunft an beulten Süfjnen. V. Htarmjtabt.
3i L Wala Janciat als Gabriele im „Kadflagcr von
©ranaba“.
tffvau geleite Üljtele * t?eonf)orbt, £ofbal(ettmeifterin.
ft rau Cina SRornt) als Brünnljilbe im „King bes
• Ktbelungen".
3rl 3ba Salben als Lamina in ber „ Jauberflöte“.
Sdjaufpiclljnufcs in Berlin tat unb über ©rag, ©103.
Kiga unb t^eipjfg Den Weg nach Xarmftabt fanb, Vlr-
fprünglid) allein als ©ertreterin bes ftadjes Der erften
Salon bame unb (bramatifdjen) Sentimentalen ocrpflidjtet,
übcmaljm bie burd) eine fpmpathifdjc, jugenblidvclaftifcftc
Stiftete <£rfd)cinuug vorteilhaft untcrftütfe Äliinftletin in
6« ftolge eine Keilte oott Köllen bes auegefprodpit
erften ftad)es unb erwies fiel) in bereu awfungs*
isolier Interpretation als eine ebenfo ungewöhnlich be-
gabte wie hcrootragenb lciftimgsfäl)igc unb viclvetwenb-
bare Gd)aufpielerin. On ihrem eigenften Clement aber
befinbet fid) biefe erfreuliche neue llfquifition nuferer
Theaterleitung in ber Harftcllung cd)t roeiblid)cr Chatar-
tete, bei Denen es fid) Darum ftanbeit, wahre öerjens-
t&ne an3ufd)lageu unb innigere, tiefere ©efühlsausbrüche
in Der SBiebergabe impulfioer, raffiger Temperaments»
rollen, 311m Beifpiel als Bcrfabe in 2Öilbenbnid)s neuftem
Kitte rfdjaufpiel „Hie Wabenftcinenn“, als ©räfin ^ulia
ftmpcriali im „ft-iesfo", Brinjeffin 5boli tm „Hon Garlos",
iUdrdjen im „Ggiuont“, aber aud) als C&rflfin in fiubroig
©anghofers mobem-ronmutifdjer Hid)tung „Gommcrnadjt"
u>ie in 6er Tttelrolle Der Bemfteinfdjeu Satire „^ertas
4i)od)3eit" erfolgreich betätigt. Hie nod) jugenblidje itünft«
lerin nerfügt über eine grofte, ihrem 3ad) tntfpredjenbe
©ühnenerfd)einung unb heftet ein dufteres von eigen-
artigem, feffelnbem 9fe»3. Her ftunbus ihres bramatifcf)en
Talents ift ungemein reichhaltig unb bebarf lebiglid) nod)
ber cmften lünftlcrifchen Hissiplin, um bie fd)önftcn
3tüd)te 3U zeitigen. Hie enormen Schcoiexi gleiten, bie
ihr als Wuslin beritt fc^ott in rein fpra<hlid)et ^infieftt bei
9fr. 3382. 23. Slpril 1908.
3nuftrirte 3*itong.
815
glaubl^H JU ihorfjcn. ©crtrub Wid)ter gehört 311 ben
wenigen Schaufplelerinnen, bie nod) ©emiit befitjen, bte
fähig finb, burd) tljrc Hunft nicht mir 311 patfen unb 311
fafziuieren, fonbern aud) 3W ergreifen unb 31» exfdjüttcxn.
(Es ift tljr nicht allein gegeben, elementare, impuljive Aus-
löfungen eines momentanen (Sefüljls mit betn baju er*
forbcrlidjen Temperament unb in gebiegener Schule trcfftict)
ausgeglichener thetori|d)cr Steigerung lebenbig 311 cfyaraftc*
rifierett, jünbem fie vermag aud) bic feineren, fenftbletcu
ÄonfliCte ber menfdjlidjen Seele überzeugenb 31t anal!)*
fteren unb bat auf biefem ungleid) fomplt3iertem ©ebiete
ber büiftrilenben bramatifd)«n Hunft bereits viele Erfolge
3U verzeichnen — id) nenne nur iijre Glaire im „Jütten-
befitjer", Hönigin im „Ton Carlos" unb fleonore im
„friesfo", 311 benen ftd) eine ganze Weihe oon 3 nter»
pretationen mobemer frrauengeftalten gefeilt — bie fie
ju einet 3i«*be unferes (Enfembtes machen.
Tie noio*fentimentalen Wollen fpielt feit Beginn ber
gegen roärttgen Spielzeit frrl. frriba (brau, eine junge
Hänigsbtrgerin, bie mH ber intentionsgetreuen Piebergabc
bes Wautenbeleiu : n ©erwart Hauptmanns „Berfunfener
©lode“ unb ber Traute in Hartlebens „Wofcnmontag"
bit Anroartfchaft auf ben (Eintritt in ben Serbanb bes
Tarmftäbtcr ffjoftljeaterß erroarb. Aus bein letjtent ge*
benft fU jebod) bereits tviebet nad) Beendigung bev laufen*
ben ©aifon 311 fdjeiben, um einem Wufe an bas Höniglidje
Theater in itaffel 311 folgen, wo fie vornehmlich bie mehr
bramatifd)*fentimenta1en 2Jläb djengcftalten ber altem unb
neuem Tid)tung fpielen wirb, (Iljaraftcre, bie ber naturellen
(Eigenart bet Hünftlerin, bie Dorbem in (Erfurt unb Stutt*
gart engagiert war, metjr entgegenfommen, unb in Deren
Interpretation fie fief) and) bereits an ihrer neuen Pir-
fungsftfitte günftig cingefiil)rt bat. Päl)renb ihrer fur.jeu
Tätigfeit an Der Tarmftöbter Hofbühne hot fit*) bie mit
allen Weizen ber frugenö ausgcftattctc ttünftlerin nod)
oorwiegenb in ber Tarftellung naio-fentimeutaler Wollen
gezeigt unb ihren ftärtften (Erfolg mit ber ungemein
poetifdjen, gauß oom 3auber ber Xidjtung getragenen
Pieöergabe bes Ätätt)d)ens oon öeilbronn er3ielt.
Tas frach bet ausgeiprocheven Waiven, ber Badfifcbe
unb weiblichen 9 faturbur|d>en vertritt fett brei fraljren
mit glücflichftem. ftets wathfenbem (Erfolge frrl. kätlje
©othe, dtt frifdjes, fprühenbes unb fpruöelnbes Tempera*
ment, bas uns bic Picsbabner ^ofbilbne abgetreten h«t,
unb bas inzwi|d)«tt Idugft ein befonberer ßtebliug bet
Tarmftdbter Sdjaufpielfreunbe geworben ijt. Bor turjem
nod) hat bie mit einem ed)t finblidjcn Waturcll uiib einem
fpftlidjen Junior begabte Tarftellerin burd) il)re ura?üd)|ige
unb vöannljerjige Berförperung ber Hätl)ie in Wieget-
frörfters populärem Stubentenftücf „$Ut* Deibel berg"
allgemein entzück, unb ihre ftappierenb realiftijdje ©e*
jtaltung ber Alma in Gubermnnns Tenben3brama „Tie
(Ef)re M , alfa eine Betätigung auf einem 9003 entgegen*
gefegten ©ebict«, fonnte nur Dazu beitragen, biefc aus*
gejeidjncte fdjaufpieltrifche kraft unferer Bühne nur nod)
|d)ä$en werter 3U madjen.
Befitjt bas Tanuftäbter Höftheater fomit eine gonje
Weihe von Sdjaujpielexinnen, bie aufs glüdlid)fte pxä*
beftiniert erfdjeinen, bie jüngeren frrauengeftalten ber
bramatifdjen Citcratnr 311 üertörpem, io fet)lt cs il>m and)
nid)t an gleid) trefflichen Vertreterinnen für bie fog.
SRütterrotlen. Ta ift 3unäd)ft Ärau BlarieSdjerbarth,
bie ben eleganteren Salon als nuTrbeoollfte unb biftin*
guiertefte Wepräfcutatiousbamc giert wnb 3uglcid) eine
tlaffifd)« ^elbenmutter barjtellt, bie ben Stil ber fjeraifdjett
Iragööie in Ton unb 9 JHmit, in Haltung unb ©efte oor«
31'iglid) 3U tual)ren roei&. 3 t)« Stau ftommer3ienrat
Wthlingl { w Tie Chw") ift eine gleich einheitliche unb
oomebm»fttlBolle fjigur wie ihre SJfutter Boderabt („Cm*
jame Blutter") unb ihre Äönigin (Elijabeth in Schillers
„SDRaria Stuart". 3 hre fpe3iellcn Üabinettleiftungen re«
präfentatioer Schaufpieltunft, bie fie 3U einer unentbehr-
lichen unb bewinft f«htoer erjehbaren Stille bes Cufembles
machen, liefert fie in ber Tarftellung jener gan3 in an*
geborncr Roheit unb unna deutlicher 253 ürbe aufgehenben
Sraucngejtalten, wie fie bie 3eit ber ftrengften tjöfifchen
©titettc h eroo,rbrod >'*«'*
Tie heitere unb bie fomifthe Seite bes filtern mütter*
liehen Wollcngcbictes beherrid)t feit einigen 3ai)ren fjrau
Pinna * Btnl ler-Wub olph» eine cljcntalige Cpem*
fängeTin, bie in ßfibeef, ff>alle, £>annooer unb Berlin als
erfte Soubrette manchen Triumph auf bem anbem, „oor*
nehmem“ ©ebiete gefeiert h°*- 3 n .fpdteren fahren,
nachbem fic ihre ausgefprochcnc Veranlagung unb Be-
gabung für bie Tarftellung weiblidjer Cl)aratterrollen er*
tannt hatte, ging bie burd) eine ausgeprägte 3 nbioibualttät
unb aufjeroröeutliche perfönlid)e Charafterifieniugstraft
ausgezeichnete ftünftlerin, bie in erjtcr Che mit bem be*
farmten Sd)aufpielet ^ermann Blüllct oetl)eira»et war unb
je^t bie ©attin bes befonöers als Wegtffeur oor3üglid) aff re-
bitierteu Tirrttors bes Gifenacher Stabttljeaters WuboLph
ift, 3um €d)aufpiel über. Sie behcrrf<ht % umfang-
reiches 3rach, bas toeber nad) ber heitern nod) nad) ber
emften Seite hin eine ©renje fennt, mit einer Sidjerheit
unb ffinftlerifdjcn Überlegenheit, bie man nur feiten antrifft,
^eute ift Pinnet PüUer-Wubolpt) eine ebenfo prddjtige
Putter $einfdeiin Subermanns „(Eh«“ tuie fine padenb
wahrheitsgetreue alte Pillerin in „Aabale unb ßiebe".
3 hre flärlften Treffer aber fpielt fie mit her jwerdjfell*
erfdjüttemben Piebergabe braftifch-fomifchcT Wollen aus,
ju benen oor allem bie burd) fie erfolgte ttno*rgleid)Iid)e
BBieberermerfung ber Titelrolle in bem effeftuollen fran3ö*
fifchen Sdjtoanfe „Pabame Bonioarb" gehört, bie bem
Tarmftdbter Theaterpublitum erft türzlid) gezeigt hat,
meldjcu Ciidl unuerfiegbarer .^citcrfeit uitb föftlid)fter
ßauue es an btefer trefilichen Gharafterifiemngstiinftlerin
befi^t.
Tamit wäre bie Ciftc ber in Solorollen befchäfHgten
Pitglieber bes weiblidjen £<haufpielperfonals erfd)öpft,
unb totr fommen ju. ber Dp er, bie — wie an fo mancher
großen Bühne — aud) am ©rohhftjoglichen Sjofthcater
in Tarmftabt oon jeher unb nod) heut* <*ne beoorjugte
Stelle einninnnt.
Tie ©cfdjichte ber ©ühnenfunft beroahrt bi« Grinnerung
an eine Weihe oon namhaften Sängerinnen, bereu üunft
im Ticnfte ber Tarmftöbter öofoper ftanb; gar manche
fpätet fjoef^^efeic-rt« Tioa h rtt h* <e ben erfte-n Sd)ritt
auf bie roeltbcbeutenben Bretter getan, fo unter anberen
bie berühmte fjenriette Sontag. Unb toieber anbere
finb oon hier aus unter erfahrener, fad)* unb fadjlunbiger
Leitung jur lid)tcn f) 5 l)ö bes ftünftlertuniß h et angereift.
Wber auch h?ute noch befit^t bas ©roftherjoglidje jjof«
theater ein heroorragenbes weibliches Opemeufemble, bas
ihm eine roürbigc unb intentionsgetreue Onterpretation
fämtlich« QBerfe ber flaffifchen rnie ber tnobemen Opem*
(iteratur ennög licht. Taa Gnbe bes vorigen unb ber ßluf*
gang bes jehigen 3al)ri)unbcrt5 {tauben t)iTifid)tlicl) ber
(SntroicHung ber mufifalif^i-bramatifchen Äunft natur*
gemfih aud) in Tarmftabt oomebmlidj unter bem Ginftuft
Wicharb Pagners, unb es ift wohl felbftoerftänblid), bah
bas fühne Weformatiouswerf bes Peifter» oon Baireuth
aud) in ber tunftfreunblichcn y>cjfenrcfiben3 oerftänbnis*
innige unb begeiftert« 5 e lf rt gefunben l)at. 3 U biefen
ift oor allem auch unfere ehemalige Opernheroine, 3 rrau
fjeli3ia Hafchotojfa, 3U rechnen, bie uns ein Te3en*
nium hinburd) neben ben jat)lreid)en erften Tanten unb
f>elbinnen ber italtenijchen unb franjofifchen ©rohen
Oper jämtlidje had}ötomatifchen ffrauengeftalten unferes
Wationalmufiföramatifers oerförpert hat.
QIIs Grfatj für biefe am Schluffe ber letjten Spicl3eit
oon uns gefd)iebene, bewährte erfte Tarne ber Oper hat
bie öoftbeotetleitung eine ebenfalls feit fahren hoch*
affrebitierte Bübnentünf tierin, 3frau fiina Porni), ge*
wonnen, bie porbem in gleicher Stellung an ber Honig*
liehen Bühne in ftaffel tätig t»ar, unb bie ftd) fd)on ßur
3 eit ber lehtjährigen Pirlungsperiobe ihrer Borgängerin,
roährenb beren fie als „Saifongaft" ^ir Tarmftabt oex*
pflichtet war, als 3 liba, J>ibclio unb Brfmnhilbe in ber
„©ötleT6än1merung ,, oorteilhaft eingcffil)tt hatte. 3 n ber
neuen, biesjäljrigen Spielzeit hat bie ebenfo begabte wie
geiftooile unb ftrebfamc Hünftlerin bann in [chnellet
Solge eine nid)t minber xcid)h a Hi 9 e n?ed)felDolle Buswahl
aus ben fd)tt>terig|tcn Partien ihres aufprud)*t)ollcn {Jadjes
unter neuerlicher aufrichtiger Bnertenuung bes Theater*
publilums unb ber Üritil interpretiert unb fleh als eine
ebenfo 3uoerläffige, im mufitalifchen Vortrag fichrre unb
gefchmadoolle Sängerin wie als eine gewanbt«, oon
ftarfem bramatifdjen ßcben unb jeltener innerer, feelifcher
Anteilnahme an ihren Tarftcllungcn erfüllte Schaufpielerin
erwiefen. So h«t fie als Welictta in Pavfd)ncrs „Templer
unb ^übin“, Alice in Pcgetbeers „Wobert ber Teufel“
unb in besjelben ftompaniften wirtungsftärterer Oper
„Tie öugenotten" als Valentine foroie in PojariQ „Ton
3 uan" als Tonne Anna ben Beweis erbracht, ba& ihre
eminente mufitaEifdjc □ntclligen3 unb ihr h^taorragenbes
gefangstechnijches Hönnen fie befähigen, ben oerfd)teöen*
artigften unb tompli3icrie|ten ©ejangsftilcn gerecht ju
werben unb foroohl weid)het3ige unb htttgebungspolle
als Ijetoifche nnb Ieibenfd)aftliche Gl)araEtere glaubhaft in
Ton unb Tarfiellurtg 31t oertörpeni. 3 h« flroh«, im*
ponierenbe Grfchcinung wie »hx ooluminöfes unb txaQ*
txäftigcs, oor3ugsweifc in ber mittlem ßage überaus
fi)mpathifd>es unb fattes Pc33ofopran- Organ weift fie
überbies. gati3 befonbers auf bie 3 ntcrpretation ber fo
exorbitante |timmlid)c Anforbeningen ftellcnben l)elbifcE)cn.
iJrauengeftalten bes SBagnerfchen Pufitbramas hm, bie
Denn auch fämtlid) oon ber ihren Beruf überaus etnft
auffaffenben Hünftterin in gefänglich *mö fchaufpieletifd)
gleich vornehmer, ben Intentionen bes Schöpfers burd)*
aus entsprechen bev ©eftalt oerforpert worben jinb. Wicht
nur bie Senta im „^ollänbet“, bte Benus im „Tann*
häufer" unb bie hodjbramatifchen Partien im „Wing bea
Wibelungen", fonbern aud) bie anfpruchsvollfte Aufgabe
ihres ftaches, bie Ofolbe, bewältigt bte neue Vtimabonna
in ergreifenber, hofhl*mjtlerif<her Petfe, fo bafe bie ßcitung
bes Theaters ihre ftraft bem Snfemble auf 3 ah« hinaus
verpflichtet hat.
Tas ©ebict ber jugenblich-bramatifchen Sängerin be-
l>errfd)t feit 3toei 3 a h ren ö^l* 3 ba Salben, eine
Bertreterin btefes Caches, wie wir fie uns beffer raum
wünfdjen tonnen. Gine femhafte, urgefunbe Stimme,
bie bie weiche Güfjigtcit unb Hcufd)l)cit bes eutjüdenben
(pianps, bas ber Gdjöpfer bes „Oohengrin** feiner Glfa
verliehen hat, gleich fieser unb mühelos tjergibt wie bie
leibenjdjoftlichen Afzente, bie er ber (Elifobetl) im großen
frivole feines „Tannhäufcr“ aus ber fc£jmcr33crquälten
Seele pre^t, ein Organ, bas infolge feinet vortrefflichen
füuftleri|d)en Schulung unb tcchni fcfjcn frertigleit eine
Bel-canto-Bartie, fo bie ber ©räjin in Pozarts „frigaros
t)od)ieit", mit gleicher Sowpcränität beivflltigt wie bie
ber Pabamt Buttcrflq in ber gleichnamigen ^ucrinifd)en
Opemnooität. Pit biefer letjtgevannten fünftlerifchen
Tarbietung hat frrl. Salben einen (Erfolg erjielt,
wie er in ben letzten 3ehn frahren ber Tarinfiabter
Thfa^B^f 1 *)*^*® beifpiellos ift. Weben einet gTofjeu
3ahl von ftunftfreunben bet 6effenre|iben3 3eichnete bas
©roftherzogspaar bie iiünftlerin pexfönlich burd) eine
Weihe toftbarex ©efchenfe aus; es gab feiner Anertennung
unb Bcfriebiguug in einer BJeife Ausbrucf, wie bics unter
bem Weginte bes hfttfdjenben Ponard)eu bisher nod) nie-
mals ber frall gewefen mar. Vornehmlich feit biefer 3eit
3dhlt 3ba Salben, bie überbies auch eine vorzügliche
(pamina in ber „^auberflöte", eine leibenfchaftlicf)* BJartha
im „Tieflanb“ unb eine trefflid)« Sieglinbo ift, unb bic
alljährlich 3111 3ntcrpretation uon Solopartien zu Öen
Baireuthcr freftfptelaufführungcn hH^agezogen wirb, 311
ben populärften Pitgliebem bet Taemjtäbter Pjofoper,
oon ber man ihr bereits — unb oiellcirijt nidjt mit Uu*
recht — ben IBcg an eine unferer erften beutfefjen Bühnen
unb baniit eine noch gldnzenbere fünftlerifd)e flau f bahn
prophezeit-
Ter erflärte fiiebling ber „großen Penge" bes Tarnt*
ftäbter Opempublifums ift feit nahezu einem halben
Tezennium frrl. Älara Woebiger, unfere erfte Sou-
brette. (Es mag fein, ba{j i!)t frad) an fid) 603« bei-
getragen hat, ihr biefe Stellung 311 erringen; fietjer ift
jebod), bafj bas ^auptverbienft hieran bie Hfmftiexin fid)
felbft 3ufdbreiben barf. Grftens verfügt fie über eine
ungemein anfptcd)<n& e äufjere (Erfchetnung, unb jweitens
ift fie im Befitj ber relatio [d)önften Stimme bes gan*
jen Gnfembles. 3 ht Organ ift uon hencl*d)em natür«
liehen Pohllaut unb beffen Ted>nif nahez» oollenbet.
3 n ber mittlcrn ßage guellen bie Töne in ebelfter
Hlangfd)önheit bal>in, unb bie ööhe birgt einen ent*
Züdenbcn Schmelj. Ta ift es benn fein Punber, bah
ihre llnbine unb ihre Pignou, ihre Paria im „'ICaffeu*
fchmieb" wie in „3 M utt & **) w 3 rtl ine
im „Ton fruan“ wie im „frra Tiaoolo", ihre Picaela
in ber „Garmen" unb i*|r Wautenbelein in ber „Ber*
fnnfenen ©lode w ihr eine begeifterte Anhängerfd)ar ge-
jd)affen haben unb bem Theater ftets ein gutbcfud)tes
£>aus fidjem.
Als erfte AUiftin ift in ber vorigen Spielzeit frrl.
Angnfta Püllex vom königlichen Theattr >n Hannover
3U uns gelammen, eine höhe, wahrhaft töniglid)e Bühnen-
figur, geboren, bte fürftlidjen frrauen ber Tidjtung bar*
3uftellen, bie frriefa unb bie Amncris, bie SBaltraute nad)
Pagners BJunfd), aber aud) ein« fafjinierenbe Talila
unb Ortrttb unb eine ergretfenbe fribes unb Ajucena.
Ter vorteilhafte äußere Gtnbrud wirb burd) machtooll«,
embtinglichc unb ungemein charafterifierungsfähige Stimm*
mittel fowie eine vornehme gefängliche Bortcagsfunft
aufs günftigfte vervollfommnet unb lägt bie gleid) faft
allen unferen Opentbamen nod) im jugenblidjen Atter
ftehenbe, imponierenöe künftlcrin aud) ju einer beliebten
(Srfcheivung im konzerifaal werben, in bem fie ebenfalls
bereits eine Weil)c |d)öner Grfolgc 3« verzeichnen hat.
Als Bühnen fängerin liegen ihrer ganjen natürlichen unb
ftimmlict)* gefänglichen Beranlagung bie herben, um niefjt
31» fagen bdmonifchen frrauenchoraftcre am nod)ft«n;
jeboih hat fie fid), unb jwar befonbers in letjter ^eit,
auch auf bem ©ebiete bes mufifalifd)*öramatifd)en öttmors
mit glüdlichem Grgcbnis oerfud)t unb jum Beifpiel eine
entjüdenbe frrau Weid) in ben „ßuftigen Peibem", eine
trefflid)« Wanct) („Partha"), (pamclla („frra ©100010“),
Paxzeiline („frigaros Hochzeit") unb zahlreiche ähnli^
geartete ©eftalten beo lomifchett Opemgenres gefd)affen.
Ta bie Hünftlcrin überbies aud) bas gefährliche (Experi-
ment, als Altiftin ein« Btunnl)ilb< — alfa eine aus-
gefprodjen hodjbramatifche Baxtie — 3U fingen, mit bem
beufbar günftigftcu SRcfultat gewagt hat, fo befitjt unfere
Bühne in ihr «ine Bertreterin if) rc * fra^ 6 » au f bie wir
mit Wed)t |tol3 finb, unb bie wir nod) lange 3U ben
Unf tigert zählen ju bürfen hoffen.
Tas frad) ber koloraturfängerin, befanntlid) eins
ber fchwterigften unb nad) aufecn hin am wenigften
banfbaven, vertritt, ebenfalls feit jmei Spielzeiten, frrl.
(Elifabcth Su djanef , eine ©efangsfünftlerin uon
gatt3 ungewöhnlichem tcdjnifchcn können unb jeltener
Tclitatcffc bes mujilalifchen Bortrags. 3 « »h«n ®lan3-
leiftungcn 3fih l#w öör allem bie Hönigin ber Wad)t, bie
Äönigin in ben „Hugenotten" unb bie Sufanne itt
„frigaros Hochzeit"; aber fie ift auch eine gefänglich nnb
fd)aufpielcrifd) gleid) rührenbe unb ergreife»tbe Ptmi in
ber „Boheme“ unb eine ©ilba im „Wigoletto", bie burd)
ihre bravouröfe ©cfangsfunft ihr Aubitorium in Gnthufias»
nms oerfegt. Überbies gehört fic 311 ben ftrebfamjteit unb
bcbingungslos zuverläffigcn Pitgliebem bes Opern*
enfeinblcs, Gigen|d)af!en ober beffer Borjügc, bte fie
gleidjzeitig ju einer ber fefteften Stufen bes Wepertoires
machen.
3um Schluffe ha^ en wir noch einct ebenfo talent- wie
oetheigungsööllcn Wor^e unferer Oper 311 gebenfen, bie
auf ber Xarmftäbter Hofbühnc ihre erften Partien Ir eiert
hat, frrl. A3ala franc.zaf, eine junge Tcntfdj-Bolin,
bie ihre Ausbilbnng am Berliner flömglid><m konfer-
vatorium erhalten unb fid) in ber vorigen wie in ber
jetjigen Spielzeit bereits in ber Piebergabe von jugenb*
liehen unb bem frachc ber Soubrette angehorenben Partien
als ftimmbegabte Sängerin unb als gewanbte, in ber
augern Ghatafterifieniug routinierte Schaufpielerin be-
tunbet hat- So waren ihre ©abriclc im „Wadjtlagcr
oon ©tanaba", ihre frrasguita in ber „Garmen" unb ihr
Öänfcl in Hltmperbincfs «Dlärdjenopcr „H^vfel unb ©relel“
ebenja erfreuliche B r ö ben h«r erworbenen gefangs*
fünftlerifchen unb öarftellcrifdjen könnens wie ihTe seit*
weilige Betätigung in Der Operette, in bet fie untrr
attberm mit ber Arfcna im „ 3 ige uuerbaron“ unb mit
ber Hurfürftin im „Bogelhänbler“ bie gleichen Bewetfc
für ihre mufifalifd)*bxamatijd)e Begabung erbracht hat.
3u ben Bertretexinncn ber frrauen lunjt an ber Tarin*
ftäbter Hofbühne müffen aud) 3t»ct kiinftlcrinncn gcredjnct
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Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
816
3 lluftrirte 3 c itong.
»l 3382 . 23 . gipril 1908 .
werben, öic infolge il>rcr langjährigen, ocrDicnftooIlcu
©Hrtfamfcit auf einem (Gebiete, ba« am (SroBhcrjofl*
liehen Hoftbcatcr in Darmftabt ein 3nhrhunöert hindurch
eine befonbere 9 to(lc«gcfpielt l>ai, an__biefcr_Gtellc md)t
übergangen werben dürfen: unfrre’ocrtreffitdje Höffiälfctt*
meiftcrin ftrau Helene Xt)f e le*ßeonharöt , ber bie
forgfältige Aufrcchterhaltung ber glänzenden IraDition
bcs Darmjtäbter Balletts flu bauten ift, unb i\rl, (Emmt)
'iBogatjfi). bic al* ©rima Ballerina ben Gtem unb
“JJMttelpunrt biefes 3 wetgcs ber weiblichen Kunft an unferm
Hofthcatcr bildet.
So ur reinigt ficf) bem» eine gauje Schar von teils
reifen, teils noch fjeränreifenbert Talenten, um bie (El)«
unb bas äiifjcre Anfehen ber weiblichen Bühnen fünft an
ber burd) |o oiclc üangoolle ©amen unb manche rühmen«*
werte Tat geweihten ©flegftätte bramatifd)cr Darjtellungs*
fünft in ber Hcffenrcftbenj Ijodjjubalten unb |ie babureb
311 einem ber fefteften ©ollwerfc für ben fünftlerifchen
3 bcalismu& ber ftrau fpejicll uitb ju einem unantajtbaren
Jengnis für bie Souoeränität bc* ©lenfdjcngeiftes unb
feines Sieges, feiner Jryerrirfjaft über bie Bfateric über*
banpt ju exbeben. Albert ©onblow.
Aufgabe 9 hr. 3175 .
CM& 1*^t tn bret matt.
San 3. flotrf in Wien.
edi tour $.
tlr betbm bruitgrn Hufflabfti ilnb jtsci nette Crtainalbettrflcie.
Tie ütaoraimnitellunfl »eif! einen ieljr feinen «in le-irunasjug unb
ein D«r|d)n>i*g«ne» IroigpitI auf. Io» 'XapmpTPbletii -fft Heiner
unb tomiger tief anaelegt. bietet brm t!ö|er aber bod) angenebme
ll berro fdjiiTi o*n .
Hon 3- Hotrf in TOien.
TPcif) : A. » 2. ©. r 6. C. e 6. 6. • 1.
Gd)©arj: JM 4. ©. b R, b 6, c 6. e 2, <- 5.
Weib ietjt in brei 30f»tti matt.
Brieftoechfel.
21. C. ln 3ujldau. — Sie iinb im 3rrtum. Hufaabe »r. 3187 ift
tiießt butd) 1. b 4 in ju>ei 3flg*n su ettebifien.* Sie fennen offenbar
ba« ..ra-pmuif'Sdjlagen n(<1)t,
C. 3- in »<vram. — Die neuen «ufgaben ftnb far nnfer «lat» ju Helft.
«. St. in. üffegg. — ttutgabr Kr. 8170, in ber ber f4n>ar}e Aflniq auf
e G f teilt, ift ftfion in brei 3fl{»tn ui iflfen. Verfudien Sit e« ne dj
elntnoC.
®. Ol. in «ubapeft, 3. g. ln Siagtjodrab, 9t. 6- in ttbemniö. —
Äufgnbrn banfrnb abgelrbnt.
dt. Ä. in «Ilona. — Die Ja fiuna B ift tatfädilüb eine febr alOefließe
Überarbeitung bet iBrauneftben Hufgabe. *UJir niteben uite bl*
Saetje nodi einmal überlegen.
91. St. in Oien. — Don ben neuen Aufgaben bietet dir. 1 nur ein
leibet ui oft bagetpeiene« gute» Spiel. Sir. 3 ift noeb anfättgerbaft
fottftruiert, au^erbem burd) 1. D. f 8 t nebentflfifl. 91r. b beraegt
fi<f) flleidjfnlts in febr ausgetretenen Sahnen. Darf) 1...., 6. 14
gebt aud) 2. X. b 7 t ufre. Dr.fi ift In ber jetigen Bagunfl nidjt
jii oenoettben. 9Jr. 7 ift burdj t. 6. » S t. A. b 5 2. $. d 4 in
brei 3 fl 0 e n 3** etlebigen. tölr lernen beolialb bie fflenilidjen fiuf*
gaben bantenb ab.
5. C. In St. C«CDaib. — 3bre Wnfrage ift blreft beonfroorlet tuotben.
(»oben Sie bie Wntutort nicht erbaltm?
Der Spott unferer 3 *ü.
3um Vxoicft berliner Staöions.
ar ju Utngfam, fdjiiKt gegnt 9JliBocrf1äni>niö, üauljeit
unö SÖrrljetfiing rämpfntö, Ijat ficf) bet uns in 35rutfd)*
Taub Me JpoTtltdjc VBctncgung SBaljn gebroden, (Erft als
es ihren *Herfe<l)tem gelang, fie twtt allen fretnben Äufpv»
Itd) feiten ju befreien, nahm ber 9Iuffdju>uno bes Sports
unb bcs Spiels Bei utts in frijncllmn lempo tu, unb heute
fd)eint enbtich allgemein bie tfrfcnntins aufju bämmcxrt,
wie ttofweuDig eine jiclberoufote pflege bes ifbrpet« burd)
eine ber Dielen tlrten bcs Sports für öic (Erhaltung unferer
3?olfsfraft ift. 'Wion fnnn fugen, baff fid) ber Sport bie
^icrjen ber beutfehen ^itgenb unb bas Herftanönis bcs
Alters erobert hat.
4Ber hellen kluges bic Bebcusbcbing ungen prüft, in
bic nnfer heutiges .Kulturleben bie SBcroohner ber Stabte
im Kampfe ums fein 3«>dngt; wer aus ben ftatiftifdicn
Crhebungett, bie ben <5>cfunbl)eil$tuftönb bes Solfes bc.
leudften, ,tu lefeu nerftcht: ber wirb fid> ber llberjeugung
nicht »crfdjlicitcn lönnen, bafe wir eines cnergiidjen (Segen*
mittel« bebürfett, um nidjt ber Tegcneration anheim*
fiifallen, unö um bie förperlidje JBüftiglcit, biefen Gmmb*
pfcilcr unfere* nationalen 'JUohlftanbcs, tu bewahren.
Tiefe Abhilfe gegett alle bie jermürbenben <£tnflü|fe
ber Kultur bietet in erfter üiitic ber Sport. Unb jtoar
beshalb, weil er fo niclfeitig ift, bog er jebem (befchmad,
jeber Konftitution unb febem (Relbbcutcl 9 ?ed}mmg
trügt, weiter, weil er burd) bas Stampfmoment in feinen
3 üngcm ftets bas Streben itadj hödifter Sollenbnng mad)
erhält unö ihr 3 nterc|fe für ben erwählten Sport froeig
ununterbrochen oon neuem anfacht. Tie greife «nb ' 7 lu&*
feidjmutgeu, bic bem erfolgreichen Sportsmann »inten,
finb, wenn wir ganj ehrlid) fein wollen, eine Spcfulation
auf bic mcnfdilid)c (fitcltcit, bie nidjt mit bem Srfolg an
fid) 3uftieben ift, fonbem and) nodj eine ÄufjcteSlncrfennung
oerlangt; aber fie h«Mn, was bei feber Gpefnlation bie
ijjauptfadjc ift, bic erhoffte fBlrfung unb finb eine weitere
Urfadjc für bic Ausbreitung ber törperlidjcn Hbungcn.
Unb fdjlicglidj h n t ber Sport noct) bic Cigcnfdjaft, ba|j cv
in unfere Vcbensführung ungeheuer fegensreidj eingreift.
‘iBas feinem Cuhprebiger gelungen ift, bas hot ber Sport
furoege gebracht: er hat enblid) einmal eine ©refdje in bie
'öicrherriidjtcit unb bie unvernünftige EUfoholßenuhfiuht
in Tcuffdjlaitö gelegt. Unfere fporttreibenbe ^ugenb, bie
jetjt uacift, bag fie fid) bie Utollfraft ihres Körpers nur bei
'Utaffhalten in allen biefen fdjöncn Dingen bewahren fann,
hat eben oedernt, in bem ocrbununclten ©ruber Stubio
ben 3 nbegriff aller 9 J 35 nnlid)feit gu fehen. 9 Iud) in anbexer
.CKnfidjt ift uns ber Sport ein tüdjtiger tfriieher gewefen.
JUtancher 9 JJobetorheit hat er ben fönraue gemacht, mancher
'iVquemlidjfeit hat er bie (Einführung erleichtert, unb von
bem alten '.Bollaier! ber s Prübeiic lyat er ©ol)lc um ©otjle
heran «geriffen.
IBct au einem Sonmierfonntag einen unferer frlufj*
laufe entlang wanbert unb bort bie fdjmaien, bünnwanbigeu
Sportboote, oon neroigen, gebräunten Armen getrieben,
fdjncll bie JJ-lut burdjfdmetbeit ficht, ber wirb empfinben,
was biefe jungen Sportcntljufiafteu an bie geang nicht
tcidjte Arbeit, bie im Sdj weige bcs Angcfidjts ausgeführt
wirb, au ihren Sport feffelt. Die innige ©cretnigung mit
ber Allmutter 'Jiatur ift Das (öeheimnis, helfen 3 auber
bie jungen Aubcrfreunbe erlegen finb. ©fit bem erften
&atjnenfd)rci fetft ber ©ubersmanu feinen leichten Kahn
ins ©taffer, ein bünnee Dxifot befleißet fRumpf unb
Sdjenfd, ber übrige Xeil bes Körpers ift ben Strahlen
ber Sonne unoerljüllt ausgefegt. So geht es hinaus.
Stunbeu onftrengenber förperlichcr Arbeit, bic bas ©lut
ju fchnellcrm Kxeifen jwingen, folgen S tun ben frohlidjen
'Jlidjtstunfi in ben 'Armen ber Aatur. Grft mit ber finfenben
Sonne weubet es htinnofltts, fTifchgeftärft 3ur Arbeit bes
Alltags. Die tü^cren Abenbc bes 3 Berftogs werben baju
benu^t, bte Älrdftc ju ftäh*fu unb fid) in bet Wuberhinft
ju oeroollfommnen. Die Kräftig ft en werben ju Olann*
fdjaften jufammengeftcHt, in immer fchnellcrm Schlage
geht cs über öic ©ahn, unb in jugenblidjem Gljracii fudht
einer ben anbern 3U übertreffen. So f^ben wir bic Gut*
widtung bes fRcnnnibcms, bas alljährlich Datifenbe oer*
anlafet, 9 J?usfrin unb Sehnen bis jur äufoerften ficiftungs*
fähigteit ju üben, oiclcn ©enüffen bes Alltagsmcnfd)en ju
cnt(agen ut»b bem ^^emtprn bes Sportlichen ©uhmes nach*
jujagen.
©Jas hat uns ber ©uberfport, ber heute auf eine fefte
Crgontfation oon oierjigtaufenb ©lenfetjen hlidcn fann
unb eine noch größere Anjaljl unabhängiger ftreunbe hat,
an neuen ©Scrten gcfd>affen? (?r »ar ber erfte Sport, ber
ben ©Jert ber SJreUuftgtjmiuifrtf erfanute unb feine An-
Ijänger non allem läftigen Klei ber jroang befreite, Der
wieber bie S}autatmung ju ihrem Sied) te fommen lieh unb
bem «Dlenfdjen bie Sdjönheit unferer ©JafferlaubFchaft™
erfdjIoH- Dann hat er aud) bem wciblidjen (f>efd)ledjt eine
neue (Gelegenheit gegeben, unabhängig unb nnbcläftigt
fid) geiuube Körperbewegung in freier ßuft 3U oerjehaffen,
unb 8®Pnr in einem Sport, Der aud) hier reformatorifd)
in hejug auf bie gewifc wichtige Seilei bungsfragc wirten
bnrfte.
Gin anbcrcs ©ilb fportlicbcn Sehen«. Die „Spiel*
hewegung" hat bei uns ©Juncl gcfdjlagcn. A 3 as ben
jahrelangen ©emüfjungen eblex, aber unpraftifcher ©olfs.
frennbe nicht gelungen ift, nämlich bie beutfdjc 3ugenb
juc {ffreube am ©emegungsfpiel im freien ju erjiehen,
bas hat ftd) mit einem SUlalc im ©erlauf weniger Cf ah«
oon innen heraus cntwidclt. (Es ift nur ein Spiel ge*
blieben, bas fid) aller fterjen mit einer in ber Sport*
gefcbidjte feltcnen ©efchwinbigfeit erobert hat, unb biefes
ift bas (fruhhallfpict. ©Hc bie meiften Sports unb Spiele
ift cs aus Guglanb ju uns gefommen, wenn cs natürlich
auch hört nicht erfunben ift. tts bürfte überhaupt fchwer
fein, ben ilrfprung biefes wie ber anberen ffiallfpielc feft*
juftcllen, ba wir bie 3 öee, hie ben meiften jugrunbe liegt,
in wenig oeränbertcr fjorm bei ben Spielen aller ©öller
wieberf inben. Das Spiel währt jwcimal öreioiertel Stunbc,
lange genug, um aud) bet einem Iräftigen ©urfdjen burd)
eilenben 2 auf bie fiungc bis in ifjrc letjtcn, bei bem Stabt*
mcnfd)en nur ju oft »etfümmerten Spieen ju beh'a^n unb
ju fräftigen, um $>crj unb ©iusfeln ju ftärfen unb bem
jungen ®laim bas ©cwuBtfein feiner Cfugenblraft ju geben.
Das (Oehcimnie ber ungcljeuem An, 3iehung straft biefes
Spiels, oon ber fid) jeber überzeugen fann, ber am Sonntag*
nadjmittag über irgenöetn Grcrjicrfefb einer grögem Stabt
geht, liegt wohl Darin, öafe es oon feinen Anhängern nicht
nur phnfifebe Gigcnfdjaftcn, gefunbe Crgane nnb Reicht*
fühißfeit, oerlangt, fonbem bajj cs ppr allem ebenfofehr
mit (fteiftesgegemoart unb Ilbcriegimg geführt werben
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nmjj. Das erjichfrijdjc ©lomcnt bes rVu&ballfpiels, beffen
öorunbbcbingung eben ungeftörtes 3uiantmtnarbeiten,
gegenteilige Unterftiißung, ohne jebes Kommanbo, unb
unbebingte Unterorbnung bcs CEinjelfönncns unter bic
Daltil bcs ©tannfdjaftsfpiels oerlangt, möge ja nidjt
unbeachtet bleiben.
Die föegucr bcs Sports, bic mit oiclcin (Gefdjrei auf
bic materielle ©idjtung, bie burd) (Bewährung oon 5 Bcri*
preifen erjogen würbe, hinmeifen, fommen bet bem Jufc«
bollfport arg ins (Gebränge, ba jid) hin' Daufenbc unb
aber laufende allfonntäglid) in frohem Spiel abmühen,
ohne aud) nur bic gcringftc aufrerc Aucrfemiung etwa in
(Geftalt eines Kranzes ober Diploms 311 erhalten. Die
fiauptbcbentung bcs ^ußballfports aber liegt batin, baß
er unfere 3ugcnb pou ©cginn bes Jgerbftes bis in bic
©litte bes nädjften Sommers t)inein Sonntag für Sonntag
im leichten Sporthemb 311 fröhlidjem Spiel in ber frifdjen
Cuft ocreint, öafj er uns gelehrt hot, fein AJcttcr, mag es
regnen, fdjneien ober frieren, ju fchenen. Gr 3iel)t feine
Anhänger oon ben ©ierfnetpen ab unb h°* “ns eine
(Emanzipation oon ber ftaubigen liiMmllc gebracht.
Als Dritte größere Bewegung im iportlichen 2 eben ift
bic Atljletif 311 nennen, bic fid) gleichfalls einer plöttlidjrn
Ausbreitung erfreut unb für ben ©ollserjicher ppn ©c*
bcutung ift. ©id)t bas, was man gemeinhin Darunter
oerfteht. 3 m ©olfsmunbe oerhinbet fid) mit bem ©Jorte
„Athlcttf“ Der ©egriff ber „Jtarfen ©länner", bie, musfei*
bclaben, fd)ioiizenb unb feudjenb (&e»i<hte ftemmen. Der
intemattonale ©egriff umföfjjt jebod) im allgemeinen bas,
was ber Dumer unter „oolfstümlidjcn Hbnngcn" oerfteht.
Die roichtiglte (Gruppe biefer athletifd)en Übungen ift Der
Sauffport, ber, weil er bic natfirlid)fte lörperlidjc ©e*
wegung ift, ju betten gehört, bei Denen Die ©renje Der
törperlidjcn L'etftungsfähigfeit am weitcftenhinausgefcheben
ift. (Gerabe bie Bflege biefes Sports Dürfte im 3 eitalter
ber Gifcnbahn, bet Glcltrijität unb bcs Automobils eine
größete Bebeutung erlangen, abgcfchen baoon, baß bie
©larldjfflhtgfrit einen wichtigen ,>aftor unferer AJehrfraft
bilöet. Befonbcrs bie bei ben Dumcm gänjlid) ocrnach*
läfiigten Cäuf« über mittlere unb tangere Stredcn haben
fid) int Betriebe bes Athietiljports ju ihrem Wcd)te per*
holfen. Die Angftlidjleit, mit ber man oielfad) bei ihnen
Übexanftreugungen fürdjtet, ift ber befte Beweis, wie fel)r
in ber 3 cit unfcrcs Kulturlebens bas Augemnafz für bas
oerloreu gegangen ift, was ber mcnfcf)lid)e Körper leiften
fann unb bet AufTCdjterbaltung reiner ©efunbhcit leiften
foll. Auch Die ©liege bes fportlidjcn C&ehens, bie bann
in ben Daue rmäxfdjen ihren Ausbnid finbet, bürfte neben
bem gemütpollen SBanbem Berechtigung hüben, ©Jcitcr*
hin oerfteht man Dann aber unter Athletif nod) Die ©flege
anberer unmittelbarer Körperbewegungen, fo Springen,
bann Disfusroerfcn, Spcettperfen, Kugelftofeen, Stein*
fto^en unb fdjliefcUd) and) gric«h‘fd)-römifd)es ©tngen.
Der llnterfchieb im fportlichen Betriebe 00m lumeit ift
junnchft bie unbebingte J}orbening ber frifchen 2uft, bie
bic ©enuhung jeber lumhollc oerpönt, ferner bic ©er*
mcibung aller aufjcrorbcntlid)en Hilfsmittel, wie Sprung-
brett u. bgl. «Kit beginnenbem Frühling twlcn bie An*
bänger ber Athletif, bie ihre tote Satfon meiftens mit
jVuhbollfpiclen ausgcfüllt hüben, ihre leichten Uauffcfjuhc
oom ©agcl, um in Den erften ©Jet dämpfe n , meiftens
in (Seftalt oon Cuetfeibeiulaufeu, alfo längeren ©Jett*
läufen burd) © 3 olb unb J^lur, »in JJorm 311 fommen“.
3 nt öod)fommcr finben bann bic großen othlctifcben ©Jett*
fämpfc, oicifach w CIi)mpifd)e Spiele* 4 genannt, ftatt, bie
Dann bie Bejten Der etwa fünf.zigtaufenD Anhänger biefes
Sports oereinigen. 3 m Herbft enblich Tlingt bie Saifon
wieber in Dem JBettlaufen über Stod unb Stein unb in
längeren SBettmärfcben aus. Der Bor3ug ber Athletif
liegt in ber Hauptfach« Darin, baf) fie ihre Anhänget
bas ßaufen lehrt, eine ftähigleit, bie immer mehr in Der
(ürofzftaöt oerfümmert, unb beren gelunbheitli<her ©Jert
mit ben (Einwirtungen auf unb ßunge unb anbrm-
teils mit Der Bewahrung oor llbcranftrengung leiber nod)
lange nicht genügend eingefchäßt wirb.
Aii^er biefen foeben gcfchilberten Sport3weigcn gibt
cs natürlich nod) mannigfaltige Betätigung auf Dem (Ge-
biete Der lörpcrlid)en Übungen: ©abfahren, Schwimmen,
Segeln, bann bie o«fcf)iebcnen Spiele, wie fiaton-Dennis,
Kridct, öocTei), (Golf, ©olo. non Diefen Sports
hat {eine mehr ober minder große Anhänger zahl, bic
belbcn exftgeuannten fann man fogar ihrer Billigfeit unb
Ausbreitung wegen unter bic Bolfsfports redjncn. Tod)
mag es mit biefer (Erwähnung genug fein, ba oon ihnen
feine neuen ©Scrte für Die Allgemeinheit gefchaffen würben,
bie nidjt bereits genannt find.
Das eine ift gewifj: auf bem frelbc bes Sports per*
einigen fid) mit Der 3u0rtibfTifd)c unb Bcwegungsluit
unfere« Bolle« Die Beltrcbungen bes ©üöagogeu, De«
.vmgienifers, bes ©Ulitär«, bcs ©otitifers, furz, aller derer,
bie es mit unferer Station gut meinen. 3 öic fchwer es
and) in ber erften 3 *it geworben ift, der neuen Bewegung
Gingang 3U oexfehaffen, bic befannte (Srünblkhfctt , mit
bet wir alle Sülntericn bes Kulturlebens bearbeitet haben,
bietet lG«»äl)r, bafj aud) biefer Jyorm 6cc ©olföcrjicl)uncl
allenthalben bie Stellung jugebiliigt wYtö, bie ihr ge-
bührt.
©ou großer Bedeutung ift ba()cr and) ber B3unfd),
eine ©flegftättc bc« Sports ju fdjaffen in ber ftorm, in
ber fie 00t ^obttmifcn ben in (Griedjenlanb beftanben
hat. Alan will eine Stätte grünben, 3U ber wie rirtft
im alten Hellas in bestimmten 3citobf djnittcn bie rü-
füge 3uflrt>b Des Canbcs wallfahrtet, um im friedlich™
SBettftreit ihre Kräfte 3U meffe«. Diefe Abficf)t foll burd)
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
9fr. 3382. 23. Slpril 1908.
3 lluffrirte 3 c ^ un 9 -
817
ben Vau eines Stabious in bet Veid)sl)<uiptftabt »er-
u>irllid)t werben. Snmitten ber l)ol)cn Röhren bes ®rune»
walbs, weitab oom ®etöfe ber nimmer ruhen ben ®roB*
(tobt, in ber yJabje ber glitjcmben fraoelfcen,, foll fid) eine
gewaltige ©rena erbeben, in bet bic Heibesfultur im alt*
helleni(d)en Seifte gepflegt toetben taun. V3ie im pan*
atl)cnäifd)en Stabion zu Vltljeu, fo werben aud) hier jid)
an (anft an|tcigcnbcn $>ügcln bie 3 u f < h au erplät}c ergeben.
Von ihnen aus überblicft man bonn bos grüne Rt|flt|tb,
auf bem (icf) bie ^yufeball» uttb §odei)|pieler tummeln
werben. Umgrenzt wirb biefet ©laß oon öcr buntelgrauen
Vfchcnbahn, auf bet bie Icichtfüjjigen ßäufer bcljcnbe
baljineilen werben; auf weiten hellgelben Gan6fläd)cn
fönnen fid) bie fräftigen Sportfreunbe im Springen unb
Turnen, ©arlauffpiel, Tisfus» unb Speerwerfen meffen.
Tas <&an.jc umräumt ber graue 3<mient ber ©abrenn»
bahn, unb als Vbfchlufe 6er halbfreisform igeit 3ufd)auer«
ptäßc liegt an berHäng&feite bes Sportplatzes bas Schwimm*
baffin. Turd) große Sjallcn wirb es fd)lic[jlid) möglid)
fein, bie uod) fehlenben Sport jroeige räumlich ocreint ju
betreiben; benn nur ber Segel» unb ÜHuberfport wirb
abfeits in einiget (Entfernung, nämlid) auf ben £>aoelfeen
felbft, ausgeübt werben tönnen.
Tic Turchfütmmg biefes großen ^tojetts, bas vom
< Deutfd)en SReichsausfdjufe für Clqmpifdje Spiele aus»
gearbeitet worben ift, wirb ungcfäbr 3 Will. bcau»
fpmd)en. Tic Verliner Stabtuerwaltung unb bic benadv
barten ©emeinben fallen bie .3insgaratttku übernehmen;
aber obwohl biefe Verpflichtung wol)l uur auf bem Rapier
fteljen wirb, Da fiel) nad) ben Voranfcßlägeu bas groß*
zügige Unternehmen glän 3 enb rentiert, fcfjeint man
in Den Streifen ber Vcrliner Stabtoerwoltung bas Volts»
tümlidje unb gefunbheitlid) ÜHertoolle biefes glattes nid)t
ermeffen zu fönnen. Tod) bürfte bas Onterejf«, bas oon
feiten Äaifer SBilhclms bem Unternehmen entgegengebradjt
wirb, fowic bic Haltung unferer ftaatlichen Vehörbcn nid)t
taerfeh^ tt . ül l ftt SBiberftanb ,pt überwinbeu, fo baß oielleid)t
fefjon binnen 3ahresrrift bic SReid)shaupt|tabt 3 ur Slbhat*
tuttg eines nationalen Clpmpia fdjreiten wirb, llnb bann
wirb bie 3cit wohl nicht mehr fern fein, in ber fid) bie
Sportsleulc aller Hänber einmal in ©erlitt ein GtellDicf)cm
geben werben unb wir als Veranftalter ber internationalen
Olt)mpifd)en Spiele eine Gl)tcnpflid)t erfüllen.
„Ave, Caesar, morituri te salutant!“
(Hu noprlliftiid)^ ©caentDIa» tum hunbcrttflbriQcn ftrburtotan
SSapotrono III. fflou SRai Irtu.
in ^uliabeub 1870. Ter milbe £>aud) ber Sommer-
nacht liegt über bem Gd>loffe oon Gt» Glaub, beffen
(barten heute abenb im buntfarbigen CSilanje aahllofer
Hampions fchinimcm. Ter Äaifcr gibt ein Sommerfeft,
unb alles, was einen Flamen hat in ©lilitar nnb Volitif,
in ftunft unb Vlijfenfdjaft, Ginhcimifche wie ftrembc, bie
etwa gerabe in ©aris weilen, alles ift geloben. Ter
Äaifer entfaltete feine gan^c iiiebenswürbigteit, über bie
er in fo reichem ©laßc pcrfügen fonnte, wenn er wollte,
unb wohl feiner ber Säfte war ba, an ben er nicht ein
Ireunblidjes V3ort unb bie Vitte, es fid) wohl fein zu
laffen heute abenb, gerichtet hätte.
3efet fehienen feine ©liefe femanb 311 fud)cn. Tann
ging er -auf einen [djlanfcn jungen ©latm 3U, ber abfeits
oon ben anöeren fed) allein hielt, unb beffen Hingen wicber*
holt 3u bem Älaijer hinübergeflogen waren. Cödjclnb
legte Vtapolccu feinen Wem in ben bes Vicomte ©apul
De Ghalagnt), feines «Härten fiieblings feit ber Gd)lad)t
oon Solferino, wo ber bamals nod) blutjunge Offizier
fid) heroorrageub ausgezeichnet hatte, unb jagte:
N So allein, mein lieber Siaoul? Unb mit fo um»
wölfter Gtirn? Gie wiffen, ich will feinen Traurigen
fehen im <&lan3c biefes fteftabenbs fprcdjen Sic, was
bebriidt Sic?“
©r 30g ben jungen fflfann langfam oorwdrtsau fUlleren,
cinfameren JBegen, unb ber Vicomte erfchraf, wie matt
nnb fdjlcppenb ber C&ang bcs ifaifers war, bem eines Sdjrncr»
trauten gleich, ber nur mit großer Selbftüberwinöung fief)
aufrecht hält.
ff ©lüdlid)e unb 3ufriebene ®eficht« 3« fchaffen,“ fuhr
ber Aaifer fort, „bas ift ja fo siemlid) bas einzige, was
wir armen dürften oor ben übrigen Sterblichen ooraus*
haben! llnb heute will id) biefe tfunft an ^huen üben,
Vicomte! Gie [mb fein ©leiftcr in ber Verkeilung, mein
öieber; fdjon feit SBodjen bemerte id), ba& bei 3l)««n
uid)t alles fo ift, wie es fein foll, unb wie befonbers id)
es wünfehe, baß es fein foll! Vfos fann ein junger ©lärm
oon neununbpoanjig 3 ö h Mn fö r Sorgen haben, wenn
ihm eine glönjenbe Uaufbaljn, ?lusjeid)nungen unb ®hren
winfen? Sprechen Sie, bie ®clegenheit ift günftig —
id) hflbe 3*it für Sie!"
Unb etwas leifer, mit gütigem 2äd)eln f«h r er fort:
„3<b fenne bas Heben, unb id) Tenne bie 9Menfd)en, mein
lieber 9taoul, unb id) weife, wenn wirtlich ein. junger
9Jlann oon ber ?lrt, wie er augenblidlid) an meiner Seite
mit büfterer Stirn einh^gcht, Soigen h«t* fo fönnen bie
C&riin&e bafür nur in einem bünbigen SntuMber — Ober
liegen: Schulben ober bie Siebe! Welches oon beiben ift
es, lieber ffreunb? Ohne Umfdjweife!“
Tcv Vicomte oenteigte fid):
„Gie finb zu gütig, Gite"
„Ha, la, Ca ! Ächte fJlebensarten! Tie SBahrfeeit will
id) ! 9Bas mad)t Sie fo trüb?"
„Tie Hiebe, 3irc!“
Ter Äaijer ladjte.
„Tadjte ich wir bod)! Tie Hiebe macht 3i)nen
Ä ummer? TOunberlid)! 3d) meine, Sie mören ber Vlann,
aud) bi« ftärlfte fV«ftimg ju erobern!"
Hang [am entgegnctc ber Vicomte:
„Gs gibt Jeftungen, SiTe, gegen bie aller ÜJlannesmut
oergebens ift — nur ber golöcuc 3d)lüffel Tann fie jur
Übergabe bringen, fonft nid)ts!“
VJteber lädjelte ber Äaijcr.
„Sie finb ein Sfeptifcr, Vicomte! Sinb Sie ben
anberen 3U arm?"
„3u arm unb 311 wenig, 3ire!j Vlan hat es mir troden
unb nüdjterrt genug gefegt! Gin Vieomte be Gbolofln».
ein armer Cffisier, ber nidjts ()at als feinen Tcgen, fei
fein Glatte für eine ©rinjeffin. Vlurat!"
J^aft erfchrocfcn liefe ber Äaifer ben 9lrm feines Ve-
gleiters fahren.
„Saprifti! Vicomte! ©ne ©turat!“
Ter Vicomte oerneigte fid) tief unb ehrerbietig.
„Tic ©rinjeffin fDlaric Vlurat, Sire!“
„Varbleti, Darauf war id> nicht getagt ! ©larie Vhirat!
9)lein fdjönes Väschen! Unb was jagt fie felbft basu?"
„UBir finb einig, Sire!"
»3a, hm — meine war eigentlich überflüffig!
Gie finb nid)t ber Vlann, 3U werben, wo 3l)n cn ein Äorb
wintt ! llnö bicjfd) öne^fflane^ hot Jnul)Mni£ t ounb eröolle
klugen — bie fchönften, bie“id)*fah, mein Äompliment,
lieber Vacml! fie hat auch ffflut unb Gntfchloffenheit,
bas Grbteil ihrer örämilic! 9lber aber — bas geht ja
nicht"
3mnicr langfamer, immer rnüber war ber Schritt bcs
Äaifcrs geworben, ©lieber hing er tm Vrm bes Vicomte,
unb fd)tocr unb fdjwcrer füljlte biefer bie Haft werben.
Tas Vuge bcs Äaifers fal) finnenb oor fid) hin, als fei
cs in weite fernen 'gerichtet unb fud)e bort burch ben
Schleier oon irgenb etwas ©eheimn ist? ollem hinburchäu-
b ringen.
„Tas ift ja unmöglich!" fagte er, faft mehr ju fid)
felbft als 3U bem Vicomte.
„9lbcr bennod) ift es Tatfadje, Sire! Unb id) bitte um
Cttjre ®nabe! Sprechen Gie gegenüber ber wiberftrebenben
5>amilie ein ©lachtmort als Gljef bes Kaufes! ©lachen
Sie 3W«i harrenbe ^crjtn glüdlitf), Sire!"
Gs lag etwas fo inniges, fo SBarmes, fo tinblid) Vcr«
trauensoollcs in bem Ton bes Vicomte, bafj ber Äaifer,
tief ergriffen ftehenbleibcnb, ihm lebhaft bief)anb htnftredte.
„Haffen Sie es fid) lagen, lieber SRaoul: V3enn irgenb*
einer, fo finb Sie ber ©larie wert!"
„2o geben Gic fie mir, Sit«! 0d) bitte, nein, wir
beibe bitten um 3h« ®nabe!"
Schwermütig fchüttelte ber Äaifcr ben Äopf.
„3d> fann es nicht, Vaoul!"
„Sire!"
„3<h tann ni<h* ! “
„Sire, id) fleh« Sie on!“
Hangfam, tonlos faft tlang bie ©ntwort bes Äaifers:
„©larie ©lurat ift oerfagt!"
Athen: Akropolis voll ^joreiwest nadi einer Zeichnung von W. 0^f^j^.| f p om
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SHuftiirte 3 e ^ n 9-
Sfe. 3382. 23. 9fyril 1908.
9Bi< t)ön einem Schlag getroffen, fuhr bet ©icomto 3urüd.
„©erfaflt? Pa& ift nidjt möfllid), Sire! ®3cr famt,
wer Dorf fie nerfagcn, otjne bafe fic felbft cs will, ja ot)nc
bafe fir es weife? Tenn fic ift oölliq al)nung*loe, Sire,
fo ahnungslos wie id) felbft t“
*l>er Haftet neigte bas öaupt.
w 3d) glaube cs 3fjnen, lieber JHaoul! Ölt ja bod) alles
ins tieffte Geheimnis gefüllt!“
fiebijafter, feuriger rief ber Vicomte:
„3Beld) ein ©etjeimnis fann es fein, bas eines tJläbdjens
§«3 brechen will?"
9tod) weitet abfeits in nod) ftillcrc Seile bes Gartens
30g bet flaiftt feinen erregten Begleiter.
„Hennen Sie ben ÜJlolocf) ©olitif, Baoul? Unb willen
Sie nicht, Dafe bielem Btolocf) gaii3c S^efatomben non TOen*
fd)cn geopfert werben unb geopfert werben muffen ?“ —
„Gin 9Wäbcf)en, Site!“
„Gine ©tinscffin, ©icomto, bas oergeffen Sie ntd>t!
Gin ©lieb bes Kaufes ©onapartc! 3d) fpredjc zu ÖEjncn,
Stooul, su 3bncn allein — fein BSort Darf über 3l>re
fitppen“
Per Vicomte legte beteuemb bie fianb aufs £«3.
„3irt, td) bin ftumm wie bas ©rab, Sie wiffen cs!“
„3d) weife es, armer Baoul! Unb es wirb mir waljr*
Ijaftig l<t>iuer genug, 3hnett ben ©iftbedjer ju reifen!“
„©eben Sie mit SBafertjoit, Sire! SBaferljeit um feben
freist“
H Sic {ollen bic 3Uat)rt)cit haben, fRaout! Sie finb ihrer
wert, unb Sie werben fie ju tragen wiffen!"
llnb haltig, in turnen, abgebrochenen Sätzen, oft tief
aufatmenb, als befreie er fidj mit jebem SBort oon einer
fdjwcren 2aft, fuhr ber Äaifer fort:
„Sie wiffen, id) mufe mir Sübbeutfd)lanD oevpfli^t*n —
ich braudje cs gegen ©mifeen — man treibt jum Hricg —
k Berlin! l)&re id) rufen, überall, im Habinctt, im Parla-
ment, auf ber Strafet — heute ober morgen, cs fann
ba fein mit ber ©löfelicfeleit bes Blitzes — fjranlreid)
braucht Bunbesgenoffen — ber alte Äfecinbunb folt roieber
aufleben — id) will Sübbcutfchlanb unblutig erobern —
SKarie Wurat ift ber Preis — cs finb ©erljanDlungcn
im ©äuge, fie mit einem ffibbcutfd)cn dürften 3*1 oer-
mäl)len“
„Sire, bas ift ein Ptenfdjenopfer!“
„Stille, ftillr, Waoul! Plan wirb aufmerffam! Gs
mufe fein“
„Unb r Sire — unb Sire, wenn man biefes
Opfer brüben jurüd weift?"
BHe oom Blitz getroffen, ftaub Papolcon.
„3urücfweift? Sinb Sie toll geworben, ÜRaoul? Pic
tJamilienncrbinbung mit öem mädjtigften Iferone ber
PJolt surüdweifen? 38er roagte bas?"
Unb laugfam, jebes SBort fdjarf betoneub, entgegnctc
ber Picomtc:
„Per oiclleidjt, bet fid) in feinem .Ciaufe fidjer weife!
Per oielleid)t, ber 3l)rcn PIjtou nicht mehr für ben
mächtigem ber ©Seit anfiefet, Sire! Pcrgebung, wenn
id) 3U füljn gefproefeen habe!“
Per Halfer war aufammengefunfeit. Gr fprad) fein
3Bort. ßebhafter fuhr JRaoul fort:
„Sire, Sie fpielen um einen hohen Ginfotj!“
„Gs gilt einen unenblid)cn ©eroinn!“
„Per uns nie werben wirb!“
„3Bie" wollen Sie bas behaupten?“
„3d> Tenne bic Prcufeen, Sire — Sic felbft hatten bie
©nabe, mtd) als Ättadjc bes Oberften Stoffel nad) Pctlin
31t fenben! 3d) fal) fie bet Sabowa auf bie flöhen ton
Ghlum oorrüefen, unb id) fab fic bei Plumenau bas
unweglame ©ebirge übcrfdjreiten — Sire, bic Pogefcn
werben biefe Brmec nicht aufhalten!“
3cfet blifete es in ben Bugen bes Hdifers auf.
„Sie fprcdjen febr freimütig, Sicomte!"
„3ch fömpfe um bas IRecht meines Siemens !"
„31)* $«*3 mufe fd)u>dgcn, wenn bas ©aterlanb fpricht!“
„Plufe es wirf lief), Sire?"
„Gs mufe!“
Scharf unb heftig Hang bas 38ort. ?lbet gleich Darauf
war ber Hafter wieber ber alte, ber er immer gegen ben
Picomte gewefen, gclaffeu, gütig, teiinahmsooll. Gr war
oor einen Pofenftod getreten, ber prachtoolle, fdjneeroeifee
fRofen trug. Cangfam brad) <t eine baoon.
„Sehen Sie btcjc iKofe, fRaoul? Sie mufete bas werben,
W03U bas SdjidJal fie beftimmtc, ob fie wollte ober nicht:
eine weifee Pofe! llnb fowenig fie jemals rot werben
fann, fo wenig fann Plarie Phirat bie 3hr* werben!"
Gr reichte bem Pieomte bie weifee 91 off, bie biefer ge-
fenlten £>auptes tief erfdjüttevt ergriff.
Poll warmer unb herzlicher Üeilnahme fuhr ber
•ft aller fort:
„©lauben Sie mit, 9laoul, es tann nicht f<in! 3^
felbft ftelje unter bem Panne bet 'Jlotwenbigfeit — ad)!
unb es gefdjehen feine SRunber mehr!“
Pa leuchtete es auf im ?lugc bes Picomte.
„Poch, Sire! Gö gefchehen nod) immer 9Bunber, man
mufe nur an fic glauben!“
Priibe fd)üttelte ber .Slaifer ben .Hopf.
„Pein, nein, Paoul! Gs gefchehen feine 3Bunbcr mehrl"
lonlos tontmen bie tjoffnungslofen 3Borte über feine
fitppen.
Öangfam unb fehweigenb gehen Tie 3urüd 3ur ©efelb
fdjaft. Gfn langer ©lid aus ben ®ugen bes ©ieomte
fliegt hinüber 3U UParic SEJlurat, bie unter ben Pamen ber
jfaiferin fteht. Unb fic fängt biefen ©lief auf unb lieft
barin, bafe alles 311 Gnbe ift. Stiemanb hätte es ihr
mehr 3U fagen brauchen.
Gs ift am 1. September 1870. Um bie ©lauem oon
SeDan brüllt bet Manonetibonner, fuattert Das Rlein*
gewehtfeuer, tobt bas C&«t5fe einer gewaltigen Gntfchei-
Dungsfdjlacht. Hangfam reitet ber Staifer, nur non wenige«
Offneren begleitet, au ben nod) tu Peferoe ftehenben
Pruppcu oorüber. fVahl ift fein STntlife, weif finb bie
3üge, faft ctlofchett ber gehcintuisoollc Plid ber feltfamen
Slugen; mübe, matt hängt er im Sattel, fo bafe es jU*
weilen ben 'Jlnfdjctn hat. als müffe er im nfid)ften Äugen-
blid Daraus 31m Grbe uicbergleiten.
(Jiuftere ©lide folgen ihm, wohin er immer fommt.
ilein bonnembes V T ivc l’empereur! wie fonft — alles J tili,
ftumm, fd)toetgfam heute in ben fiinien Der Solbaten.
Poch i*5t plöfelid) ein Puf: „Per Pcjembeonann!"
Per Ätaifer 3iicft jufammen; energifcher fafet bie t>anb
Den 3ȧfi. Wfet iha flhich wieber fahren.
Unftet irrt ber Pltd in bie Pichtung, woher bet Puf er-
tlungcn — aber langfam reitet Pap oleon; weiter. Pot
Der frnmt einiger .Haoallerieregimenter oorüber: Atürafftere,
Chaneu« b'Äfrique, Hanciers — aber fein froher ©rufe
frfjallt ihm aus ihren Peihen entgegen.
Gin wehmütiges Üücheln fliegt jetzt über feine 3üge
unb Derfdjönt fie eigenartig, wie etn uerirrter Sonnen*
fhrahl Die Pppemberlaubfd)aft.
„9lh, fieh ba, mein liebet Paoul als Äbjutant bes
SParquis C*>allifct !“
Unb gütig wie immer, ftredt er bem Picomte unb
Dem ©lörguis bie £»anb hin.
„Gin ernfter Pag b<mte, mein lieber SParquis!“
C&aUifet ift reines 3Bortes mächtig. Stumm, mit feuchtem
Äuge füfet er bic £>anb bes £>crrf<hers, ber fid) an Paoul
wen bet:
„Sie feben blafe unb mübe aus r |mein gFreunb!“ f
„Pie fiaft ber Gntfcheibung liegt heute aud) auf bem
ein3elnen, Strc, unb biefe fiaft ift nicht leicht"
Prübe nidt Der töaifer.
„Pein, wahrhaftig, jie ift nicht leicht, biefe Saft! llnb
Ste, mein armer Paoul, Sie tragen an 3weien — td)
weife es id)“ —
Pa fnattert es bidjt iit Der Päbe. Gin« ©ranate frepiert,
hüllt alles ringsum in Staub unb Pampf unb fcfelcribert
mit ihren Sprengftüden Xob unb ©erberben unter bie
Begleitung bes Hafters. Starr, wie ein Steinbilb, hält
er 3U $ferb unb fleht Die ©erwüftung ringsum. Pann
reitet er weiter; nod) ein langer, müber ©lid trifft Paoul,
bafe biefer jufamnienfdjauert.
„Pu hattejt re©t, mein .ftatfer,“ murmelt er mit suden*
Der Cippe, „es gefchehen teine iTPunber mehr, unb un«
erbittlid) ijt Die Potmcn big feit!“
Pa |d)mettert ein helles Xrompetenfignal Durd) bie
fiuft. Bewegung fommt in bie SJlaften, bie Peiter rüden
fid) im Sattel zurcdjt, bic ©allafche blitzen, Die Poffe
fchttauben, ftommanbowortc {©allen
ßu^ern.
feine anb«re Stab! ber (£rb€ oeitnag ben
nahirlicbcnbcn gremben fo anfyaltenb unb immer
beliebte 3tcllbid)cin ber ^Heijeioelt Europas unb
^Imerifas. 6d)on allein ber berühmte Sthroeijer^
hofquai mit feinen fe^attigen Anlagen ragt burdj
ungeujohnli^e lanbichattiidjc <3d|5ii^cit heroo*. benn
hier entfaltet fid) bas ganje
oielbetDunberte 93erg* unb See*
panorama oom Pilatus bis f)in=
über Jur 9ligi am iei3enMten
unb ber (Einbrucf ijt ein unuer*
gehliiher! 3m SJUttcIpunft biejes
Quais jteht nun frei: unb mit
Dollfter Sübfront bas renom-
mierte £otei Sthmeijerhof,
ein 5ot«l allererjten langes
unb ein 3Jlujter in feiner 21 ri
Seine günjtige i'age in ber
Stäfee bes Äurjaales unb bes
Slnlegeplahes für Dampfboote,
bes Üßmcnbcnfmals oon Xljor*
toalbjen , bes ©letjchergartens,
überhaupt aller Schensroürbig*
feiten ber Stabt [idjern ihm be-
a^tensroerte Vorteile unb 2Tn=
nehmli<hfeiten.
Das £> ot e I S^roei jerhof befteht aus brei
3ufammenhängenben ©ebäuben oon monumentalem
(£fyarafter. ©län^enbe (Einrichtung unb Harmonie ber
inneren 2terhältnifje oerbunben mit feinftem mobernen
Äomfort — jeboch ohne aufbringlidjen fiuius —
nebft oollfommeiter häuslicher SBc^agltc^f-ett unb einer
bis in alle (Einzelheiten ausgebehnten 5Bequcntlid)lcti
inbejug auf bie einzelnen 3immer unb ©alons fotoohl,
als auch au t &* c in 1*^ abgefchloffenen 2öohnungen
für Familien unb bie ausgebehnten ©efellfchafts raume
waren bei bcr'Busjtattungtbes SotelJSchroeijeir*
hof oon jeher ^mafegebenb. Doppeltüren, Doppel*
wänbe, 3*ntmer unb ©änge mit ferneren Xeppid)en
belegt, geroährleiften abfolute 91uhe. 2UIe neueften
(Errungenfchaften auf bem ©ebiete fanitärer Einlagen
ftnb oorhanben.iDroh!hen)orragenbei üeiftungenloon
Rüche unb Heller halten fi<h bie greife iniburchaus
mäßigen ©renjen. 'Un ber ^auptfront entlang) be*
finbet fich bie r gro&eIDetraffe mit oorgelagertcm
©arten, in roelchcmf zweimal täglich Ronjerte bes
^ausorchefters ftattfinben. 2lutogarage^mit eigener
SBcrtftäite ift in nächster 2tahe.
Die im ^aufe oerfehrenbe ©efellfchaft gehört
Zur (Elite aller '.Nationen, welche bie gebiegene Vor-
nehmheit bes 5oteI Schn>ei3erhof in 2u3ern
oon jeher fefjr würbigten. 2llle biefe Attribute
enthält auch bas öftlich baneben ftchenbe £> 0 1 e I
Cujernerhof.
gür weitere Slustunft wenbe man fich an bie
(Eigentümer: ©ebrüber §aufer.
Öu,zmi. «om £>otfl Sd) weiter Do f gefehen.
roiebeT aufs neue anzujiehen unb 3U feffeln, wie bie
originelle, fo malerifche unb freunbli<he 21lpe?iftabt
fiu^ern am fagenreidjen Vierwalbftätterfee, bas
Staubfreie
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VERSTOPFUNG
EHontoita, Leberleiden, MieotecUwerflED
TAMAR
INDIEN
GRILLON
Auf Jeder SctincUtol und Jeder Pastille des
aeehten TA. MAU INDIEN rauBS sich die
Uaterschrilt s. Oriuoo beliaden.
0 f i Qfitttjtal R«ui des Archisai, in »Ihn Apotheken.
OHIO STATE UNIVERSITY
9for. 3382. 23. 5LpriI 1908.
3Uuftrirte 3^ung.
819
3c^t ein 3tö*ites Drompetenfignal:
„3ur ©ttade!"
$>(14 jd)aTi, tote wenn Metall auf Wctalt flc|d)lagcu
wirb, ruft ©allifet ben ©efeljl. Gd>on ift er twr 6er
«yront bes «Regiments, bet SMcomte an {einer Seite, il)te
Säbel blitjfit
9tod) ein furjes ©erfdjnaufen, ein tHwitjoIen uor bem
garten <S»riff b<$ Do6e$
3etjt wirft ©allifet fein ftäppt in bie Guft
ein brittes Drompetenfignal
llnb nun reiten [ic an. 3m erften äugen blid etwas
langfamcr, bann fdjneller, unb eine fjaltc Wimite banad)
fdjon in rafettber «andere
Deutlich erfennt man bie feinblid)en Schüßenlinien.
^ber fein einziger Schuß fchlägt ben Wnftünnenben öaraus
entgegen.
„En avant! En avant!“
'Jtäl>er, näher fomnten fie; fd>on fteßt man bas Weiße
im Singe bes ©egners, bie roten Sltfjfel floppen ber einjelucn
Geut«
.«ein SdjuB fällt
„Die SRafenben!" ruft ©allifet.
„•Die faltblütigcn gelben!“ antwortet ßhalagni).
bisher, näher nod) etwa gweihunbert Gdjriti
ift man entfernt
Da ein furchtbares Schnellfeuer. Ununterbrochen, feine
Sefunb« ©aufe. Woß unb Dleiter ftürjcn, ©erber ben, ©er-
nichtung ringsum
Unbeweglich ftel>en bie filnien ber ©egner mit ben
fahlen 32 unb 95 auf ben Slchfelflappen unb fchleubem
ben fichem lob bem Singreifer entgegen
(Es gibt feine ©ettung — oorroärts unb rüdwärts
lauert bie ©emidytung — — nur wenige ©errounbetc
werben non ihren treuen Stoffen guriidge tragen, alles
übrige ift tot ober fällt bem tJeinbe in bie fjanb
SJMt ©raufen fieht ber «aifer oon feinem Stanbpunft
bas ©erberben, bas über feine ftalje «anallerie herein*
bricht. ©or (Entfern ftarr finb bie Offnere feiner Um«
gebung.
Sie haben Sebaftopol, Wtagenta, Solfcrino gefeßen —
einen Dag u>ic heute faf)en fie nod) niä)t.
Da menbet fiel) ber «aifer an ben ©rin.gen ÜJlnrat, ber
bidyt an feiner Sette hält.
„Cb ec nod) lebt?" fragt er, unb faft ängftlid) tliugt
feine Stimme. SJlurat aber begreift, ohne gu fragen,
llnb ßaftig fährt ber «aifer fort:
„©eiten Sie 3U ihm, fuchen Sie ihn — fuefoen 6ie,
Sie mftffen ihn finben - fegen Sic ihm — fagen Sic —
fa, was follen Sie fagen? £alt, ridytig, ja, ja — fagen
Sie ihm einen ©ruß non SJfatie «IRurat — oon 3hret
3 d) wefter — bas fagen Sie“
ftorfdjonb fieljt ber ©rin 3 ben «aifer an.
„Sire"
Slber fdjnell, tjaftig, mit fidj überftfiräcnben Worten
fpridit ber «aifer »peiter:
„Sie toiffen ja, er liebt 3ßre Schweflet — fie ift
wicber frei“ —
SJlurat fnir|d)t mit ben gähnen.
„(Erinnern Sie mid) nid)t bnran, Sire, bafj man briiben
jenfeit bes «Rheines eine «Urin jeffin ffllurat abgeroiefen hat
wie einen jubringlichen ©ettler“
„Das ift oorbei, mein Gieber wir hoben bas hin*
nehmen muffen! Wir wollen gutmad)en! Cr ift ein
treuer ®!ann, unb treue «Wtänner werbe idj brauchen fön*
nen! Weiten Sie, fudjen Sie, grüßen Sie ihn oon —
feiner ©raut unb feinem «aifer — unb bringen Sic mir
ben ©ruß eines (ftlucflidjen gurüd!“
„3d> erfülle 3hrc «Befehle, Sire!“
«Ulurat fprengt baoon in ber «Richtung, in bei bie
Drümmer ber «aoallericregimenteT 3 urüdfluten. 3Wit ben
©liefen folgt iljm ber «aifer, folange er ihn 3 U erfennen
»ermag.
„Oh, nur einen (blüdlidjeninbiefer furchtbaxenStunbe
laß mich leben, £)ert im Fimmel!“ fo murmelt er. *9hir
einen ein 3 igen, baß mich fern Jtraßlenbes ©ntliß ppr ber
©ergtoetflung bewahre !“
'über Tein ®lüdlid)«r tonimt. Duftere URienen, Dob
unb ©erberben ringsum, aber nirgenb ein Gädjeln bes
©liids. 3»» (Ewig leiten werben bie Sctunben. Dichter
unb bidjter fd>licf)t fich ber eijemc SRing ber fteinbe um
Seban, näh« unb näher fieht unb hört ber «aifer ein
•icrmalmenbes, riefe ngroßes Sdjidfal fchreiten. Schwer,
als ob er 3 wifd)en Dob unb Geben läge, Ijebt unb fenlt
fi<h ©ruft.
Da fommt «IRurat , perfid. Der «aifer reitet ihm entgegen,
äng|tlid)c, forgcnoolle Spannung in ben büfteren 3ügcn.
„Äomrnen Sie oon einem ffilüdlidjcn?“ fragt er, bei*
nahe atemlos, «Dlurat neigt bas Eyaupt.
„3a, Sire, oon einem (ölüdlid)en!“
lief auf atmet ber «aifer. (Sin Gädjeln gittert über
fein fahles Slntlilj.
„Wfo bod) gepmben! (Einen einzigen! Oh, fprcdjen
Sie, erzählen Sie! 9Bie mag es aufgeleudjtet hoben bei
3hren Worten in feinen Singen ! Oh. id) renne biefe offc«
nen, ftol 3 cn, treuen Wugen!“
„Sie jinb gefdjloffen, Sire!“ fagt «Dlurat erf<h»Utcrt.
Da fdyreit ber «aifer auf, entfett, halb toahnfinnig:
„Cöefchlonctt?“
„Der ©icomte be ßhalogt«) ift tot, Sire! (Er er*
lanntc unb pccitanb mich als t<h U)N mit einem
Sd)uß btird) bie ©ruft auf ben ©erbanbplah traf. ©Rit
glüdfeligem öädjein hörte er mid) an, unb mit biefem
~=> <fnSe Pts wSatrtotifUen ‘i—
Jßächeln fdjlief er ein, nadjbem er mid) gebeten, (Eurer
©lajcftät feinen leßten ®mß unb biefe ©rieftafdje als ©er«
mädjtnis $u über bringen! Cs gefdjäljeu hoch nod) Wunber,
fo fagte ctmir, baß id) (Eurer SDlajejtät ba3u bcftcllcn möge.“
(Er reichte bem «aifer eine fleine '«riefta|d)r. Wie
geiftesabwefenb öffnete fie biefer. (Er warf einen ©lief
hinein, ein Icifcs, fdimer^tidjcs Stöhnen Tarn aus feiner
©ruft, Unb im näd)ften ©ugenblid fanf er 6cn erfchroden
.tufprtngenbcn ©egleitem ohnmächtig »om Sattel in bie
Arme.
?lus ber ©rieftafehe, bie aus feiner ^>anb 3ur (Erbe
glitt, fiel eine wcUc Wofe. (Ein fleiner 3 c *iel war an
ihrem Stiel befeftigt. «Wenige «Worte ftanbeu barauf:
„(Eine weiße «Rofc pom «aifer erhalten. St*Cloub, 10. 3uli
1870.“
ülber tief ergriffen bemerfte ©tnrat, baß biefe weiße
Stofe bunfclrot geworben — bunfelrot nont ^er3blut bes
treuen loten, bas aus beffen «Wunöe barübergcfloffen
war, Unb erfchüttert, wie nie in feinem Geben, erfaßte
er bie Sebeutung ber feltenen Warte, bie er bem «aifer
als testen ®ruß bes Doten foebeu bef teilt hatte. — Schon
war ber «aifer wieber 31» fid) gelommcn. öaftifl. roie
nach einem foftbaren Sdjaß, griff er nadj ber ©ricftafche.
Gange ruhte fein Singe auf bem Wunber, bas grfdjeljen
war. Dann 3udtc feine Gippe:
„Der lehte ®ruß! 3d) oerftehe ihn! Ave, Caesar,
»norituri te «nlutancr 1
Da fd)Iägt bidjt not ihm eine Göranate nieber; eine
gweite, eine britte. (Entfett will man ihn gurödreifeett.
Slber er bleibt unbeweglich. Starr haftet fein erlofchenes
9luge auf ben ®ef<hoffcn. 3ffit frepieren fie. Saute
Sdjrete, Dotf,©ertounbete, ©raufen, (Entfetten ringsum
Mber immer noch unbeweglidj fteht ber «aifer. Diefes
Grftaunen jergt fid) auf feinen 3ügen; er begreift es nidhr,
baß er nod) unocrlctjt ift, baß er noch lebt.
llnb näl)er unb näßer fdjallt bas braufenbe .vSurra
bes aoaneierenben fj-einbes — — ber «aifer hört es,
furchtbar gellt es in feinen Ohren wiber, er ift aufs neue
bem Ilmfinten nahe.
„(Es ift 311 (Enbe!“ murmelt er. (Er läßt fidj ein ©latt
©apier reichen unb fd)teibt barauf mit 3ittember §anb
bie inhaltfdjweren Worte:
„Monsieur mon frcTC,
X’ayant pas pu mounr au milieu de nies troupes,
il nc me rwte qn'lt remettre mon 4p£e «htre Ics
mains de Votre MajwU*.
Je suis de Votre Majeatä le hon frbre
Sedan, 1. Sept. 187b. Napoleon.“
Unb bie «anonen ber «Weltfdjlacht bonnem bas finale
bagu.
IpliTplil
GARTEN-MÖBEL
paai 1
nadi Entwürfen erster deutscher Künstler. Klare, einfache Formen in sauberem leuchtendem Weiss,
solid gearbeitet. Man verlange in Dresden gegen Einsendung von M. -.50 das illustrierte Preisbuch F
DEUTSCHE WERKSTÄTTEN FÜR HANDWERKSKUNST G. M. B.H.
DRESDEN - MÜNCHEN - HAMBURG
■B äh»
Das Pianola=Piano ö
das Klavier der Gegenwart, ver*
eint ein vorzügliches Klavier mit
einem Pianola, es ist entweder mit
der Hand wie gewöhnlich oder
. mittels Pianola zu spielen, enthält
die neuesten Verbesserungen, §
Metrostyle und Themodist.
Cboralion Company V; §
Vorführungen BERLIN W. 9 , Bellevuestrasse 4 §
unverbindlich.
(Potsdamer Platj.)
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Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
820
3 llu)tririe 3 e 'tu' 1 9 -
9lt 3382. 23. Slpril 1908.
Allgemeine 9iotijen.
3itttmattonales öffentliches ©ertehrsbureau. (Fm für
ben Meireoeitebr l)ort)bc&aufamw Unternehmen wirb itt Der
nächfton 3<tt mit Untcrftütiung ein« großen 3al)l oon 41er-
fehrsunternehmungen, unter Denen namentlich Die Deutfeben,
fd)tDei^eri[d)en, E)oICänbii<f>cm ©ahnen u. f. f. fid) befittben, tn
©erlitt ins üebert treten. Die Aufgabe Des neuen Unter»
nehmen*, bas ben 9lainen „internationales 8ffenttid)es
©erlehrsbureau" führt, wirb fein, über alle auf bas Reifen
bezüglichen {fragen unentgeltlich Awshmft unb Mat au erteilen,
unb jtoar fowoljl im münbltchen als rdjriftlichcn ©erleb r,
auf Anfragen nicht bloß etiva aus '.Berlin, fonbern and) aus
bem übrigen Deut[d)lanD, ja aus allen Seilen ber Welt
Das ©ureau wirb Durch Hn gef teilte, bie jutn großen Seil
'Beamte ber einzelnen L’tinber, alfo genaue unb authentifd)?
Renner Des betreffenDen i?anDes ftnb, unb Durch einen
großen, beftens orgamfierten Apparat oon Ausfunftematerial
in ber Sage fein, febe auf Duo Weifen bezügliche Auefunft
über fcanb unb fieute, ©eifaeit, Meiferoute, Roden, Unter«
hunftspwbä kniffe u. n. m. fofort unb aufs pünftlid)[te su
erteilen. Da bas 'Bureau lein (Friuerbsuntcrnehincn ift,
werben bie 'Husfünftc Diefes „lebenben ©aebelers“ abiolut
uitparteiifd) [ent.
Die bcfannteit ‘|tolarfal)rer Jtapt. ©abe’s Söhne, Wismar
(ffllecflenburg) ftellen fid) in biefem 3al)re mit einer intereffanten
©rtoettenmg ifjres Weifeprogramm es ein. Außer il>rer äußerft
beliebten, 27tägigen ©ergnügungsfahrt nach Worroegen, 2pitj«
bergen unb bem ewigen (Sife finbet eine Ipe.pell ber !^agb
geunbmete ttipebition in bic arltifdjen tfieioäifer ftatt. Diefe,
ben ganzen Slhonat 3uli umfaffenbe fraßri, toitb in Dront-
heim beginnen, über Spitt bergen, Den grönlänbifchen (fis>
gürtel entlang nach islanb fuhren unb in Dront heim ujiebcr
jum Wbfdjluft gelangen. Die befchränfte letlnehmerjahl
oon 18 ©erfonen, fowic ein ben 'itolaruerhäliniffen uotl»
tommen angepaßte* unb bobei boeb lomfortable* Sdjiff,
fern« bie fid) barbietenbe (Gelegenheit tut 3agb ouf
©isbaren, ©Jalroffe, Seehund*, Mobben, Wenntiere, ©lau-
iilchfe ufu>. geben (Getoäbr für ben CTfolg biefer in ihrer
'Weife gani eigenartigen ftahrt, tuclchc baue beitragen
Dürfte, Den guten Auf, beffen [id> Die Bahc’fchcn «Reifen
ftets erfreuten, noch ju o«mchren. (ausführliche 'Broipette
finb foftenlos crbültlid) oon ttüpitäit ©abe’s SiVl)ne in
Wismar i. 3H.
3n flrco tfl am <5. April 3h« Rai (etliche Roheit ©roß-
füritin Sonftantin oon SRußlanb mit ®rinjef[in latlana unD
(Gefolge jum längeren Aufenthalte eingetroffen unb im ®ranb-
$ötel Des $dlmc* abgeftiegen.
Uhlmanns 'Bcruamidics Dannin-flopfwaffer. Das per
zeitige Ausfallen Der iSaare hat oft feine Urfaehe in ber
llnregfamleit ber Die Haarfein« o«forgcnDen Wapiltargefäße.
Der fpaärfeint wirb infolgebeffett burd> bie (Wfäße mangel-
haft ernährt. Statt baff fich ber Haarbalg feft uni bie
Wurzel anlegt, 3ffnet fich fein Aue-gang unb bas £»aar fann
ohne 'JJtühe mit ber Wurzel hrrm*sfl* 10 flcn. tuerben. Oft
geht ber $aarfd)tounb and) mit übermäßigen Schuppen»
bilDungen einljcr. Wenn man nun an ©cfjuppcnbilDung.
oexurfadit Durch Sdjmerfluß ber Kopfhaut leibet, b. h- wenn
man bemerft, baß infolge einer franthaften uetmehrten
Abfonberung ber HauttalgDrüfen 3 ahlreid)c feine weiche
Schüppchen unteT 3«aen abgeftoßen werben, roorauf ein
mehr ober min Der auffallcnDer Haarausfall eintritt, bann
benutze man bas oon ber 43oigtlänbifch«n Parfümerie- ^abnf
e. (H. llljlmann * ISo- in SReidyenbad) i. ®. in Den Hanbtl
gebrachte (fleruanifchc Dannm*.(lopfi»affeT. ©ei feinem ©e«
brauche wirb man finDcn, Daß es Dem oorjeittgen HöttT-
fdfwunD in encrgifcher Weife entgegenwirtt unb Den &aax‘
rouchs auf Das roohltätigfte beeinflußt. Das ©eruanifChe
Dnnnin-tfopfwaffer rci^t ben Hmirboben nicht unnSttg«u>cife,
befeitigt aber trößbent auf bas grünbllchfte alle Wopfhaut-
unreinig leiten. (Fs wirb fomohl trocten wie fett geliefert
Druden wirb es angewenbet in erftet ifinle bei fettigem
Haar für Doilettcjiocde, ebnifo wirrt es gegen 2d)uppen»
bilbung unb H anrau *f Q ^ oorjflglid}. Auch in fetter f^orm
roirft es gegen lehtgenannte Übel, ebenfo bet fpröber Jrtopf*
haut unb trcisflediger HahKSpfigreit, fettige Dannin-
flopfeoaffer ift flar unb h«D unb eignet fich für helles unb
bunflcs ohne irgenb welchen (Sinfluß auf Die 5arbc
bes H ärtt, ee- tu s eigen. So haben ältlich« Autoritäten
Uhlmanno 'Beruanifdies Danniu-llopfioaffer in geeigneten
füllen oerfchricben.
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in Apotheken vorrätig. Wo es nicht erhältlich ist, wende man sich an die Histosan-Fabrlk Sing«
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82 :
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1:5.4 Öffnung
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lung und Beobachtung des auf die Platte kommenden Bildes bi» sum
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■Rr Ittfittirrrirfirriiit0.
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wifnabme. 3-fir einen beftimmten
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unb groben ummer auf fKhmfö.
©ef^äftsf teile Der
3llttftrlrten «*
(^. 3. OTebtr.)
zu hoben.
a* *W£' ne '’t
deutscher Trtl Technik
n r
Nummer 3383. Hundertdreißigster Band. 30. April 1908.
Verlag von J.J. Weber in Leipzig, Reudnitzerstraße 1—7.
fis Go sie
A. A.
Vom BüchertiscL
Neu« Taschenwörterbik'lier.
Atte der Lamgendcheidtschen Verlagsbuchhandlung (Prof.
G- Langenscheidt) in Berlin - Schöneberg Legt uhb das
„Taschen Wörterbuch dcrdäirisehen und deutschen
Sprache“, zusammengegtellt von F. A. Mohr, zur Be-
sprechung vor. — Unter den Anforderungen, die wir an
Langen&chädtg Taschenwörterbücher stellen , und denen
die»« Rechnung tragen müssen, wenn eie ihren Zweck,
Hilfsmittel für „Reise, Lektüre, Konversation und den
Schulgebrauch“ zu sein» erreichen sollen, stehen wohl mit
obenan eine möglichst erschöpfende Auskunftserteilung und
eine klare, leicht verständliche Aussprachebezeichnung. In
beiderlei Hinsicht verdient das vorliegende Werk unein-
geschränktes Lob. Es erteilt die gewünschte Belehrung
aber alles Wissenswerte und vermittelt dem Benutzer die
hauptsächlichste und gebräuchlichste Bedeutung irgendeines
Wortes, mag dieses nun dem täglichen Leben oder den
Gebieten des Handels, der Technik, der Kunst und der
Wissenschaft angeboren. Bei Ausdrücken, die mehr als
eine Bedeutung haben, ist die Wahl durch verständliche
Beispiele, grammatische Verbindungen oder passende Er-
klärungen erleichtert Für die Aussprachebezeichnung, die
von Anker Jensen bearbeitet ist, war das bewährte
System der Methode Toussaint- Langenscheidt maßgebend.
Hierbei wollen wir ausdrücklich hervorheben, daß Mohrs
„Taschenwörterbuch der dänischen und deutschen Sprache“
überhaupt das erst« ist, das die Aussprache des Dänischen
phonetisch wiedergibt. Nur die norwegischen Wörter —
sie sind mit einem Sternchen (*) markiert — haben keine
Aussprachebezeichnung erhalten, da sie mit dem System
nicht in Einklang za bringen waren. Abgesehen von diesem
geringfügigen Mangel wird das Werk, dessen zwei Teile
te einzeln ‘2 Mit., in einen Band gebunden 3 Mk. 50 Pf.
kosten, nicht nur den oben angegebenen Zweck vollauf
erfüllen, sondern auch, weitergehenden Anforderungen ge-
nügend, manches größere W örterbuch ersetzen. Als eine
schätzenswerte Beigabe ist ihm ,,Das deutsche Zeitwort“
angebunden, ein Schema der Konjugation und Wörterbuch
der Zeitwörter, das Prof. I>r. Dan. Sander* verfaßt, Dt.
Julius Dunicke revidiert und bearbeitet hat.
Die Verlagsbuchhandlung von Otto Holtzes Nachfolger
in Leipzig hat gleichfalls lexikalische Neuheiten auf den
Büchermarkt gebracht. Es sind dies folgende; 1. „Por-
tugiesisch-deutsches und deutsch-portugieai-
■ efiea Taschenwörterbuch“ von Carl Helbling,
Professor in Lissabon. In zwei Teilen (je geb. 2 Mk.
70 Pf., in einen Band geb. 5 Mk. 25 Pf.); 2. „Taschen-
wörterbuch der spanischen und deutschen
Sprache“. Nach den beeten Wörterbüchern beider Völker
verfaßt von Prof. F. Moesch und Dr. G. Diercks. Io
rwei Teilen (je geb. 2 Mk. 70 Pf., in einen Band geb.
ö Mk. 20 Pf.). Zweite, verbesserte Auflage; 3. „Neues
Taschenwörterbuch der dänisch-norwegischen
and deutschen Sprache“ von 0. A. Niesen, F.
A. Mohr und Viggo Potersen. In zwei Teilen (je geb.
2 Mk. 40 Pf., in einen Band geb. 4 Mk. 7b PL); 4. „Hol-
ländisch-deutsches und deutsch-holländisches •
Taschenwörterbuch“ von Dr. Eduard Poser. Ln
rwei Teilen (je geb, 2 Mk. 40 Pf,, in einen Band geb,
4 Mk. 7b Pf.). — Die Vorzüge, durch die sich des genannten
Verlages sonstige Veröffentlichungen auf dem Gebiete der
Lexikographie auszcichncri, vor allem zweckmäßige typo-
graphische Ein riebtu ng. überaus reicher Wortschatz, treffliche
Auswahl der Phraseologie, peinliche Korrektheit, klarer
Druck und gute Ausstattung, sind auch an den vorliegen-
den Bänden als lobenswerte Eigenschaften hervorzuheben.
Trotz dem verhältnismäßig geringen Umfange der im
Sedezformat gehaltenen Bücher, deren einzelne Teile den
Raum von etwa vier- bis fünfhundert Beiten einnehmen,
ist es dank dom ebenso einfachen wie praktischen Ab-
küraungssABtcm möglich gewesen, in diesem bescheidenen
Rahmen eine so große Fülle von Stoff teils aua dem prak-
tischen Leben, dem Handel und der Industrie, teila aus den
Künsten und Wiesen schäften unterzubringen, daß dadurch
die kostspieligen umfangreicheren Wörterbücher nahezu
entbehrlich geworden sind. Reisende, Zeitung«- und Roman-
leser nicht minder als die Schüler höherer Lehranstalten
werden sich die in den Holtzeschen Taschenwörterbüchern
darge boten cn Vorteile gewiß zunutze machen.
Sam mlang belehrender L'nterh&Itung&scliriften
für dl« deutsche Jagend.
Herausgegeben in Verbindung mit W. Capelle
von Hans Vollmer. Bd. 23; „Ritterburgen
und ritterliches Leben in Deutschland . 11
Von Karl Fuchs. Berlin, Gebrüder Paetel.
1 Mk. 75 Pf.
In dem vorliegenden dreiundz warzigsten Bonde der
Sammlung belehrender J ugcndschrif ten behandelt der Ver-
fasser die Entstehung des Rittertum«, dessen Rechte und
Pflichten er lebendig schildert, und gibt in dem Hauptteil
des Buche« eine durch Illustrationen veranschaulichte
Darstellung der ritterlichen Behausung. Er unterrichtet
ferner über den Stand der Bq rgenforechung, über die Bau-
weise und Einteilung, über die Zeiträume de« Baues and
die Bestandteile der deutschen Burgen. Auch die Kriegs-
rüstung, di« Tracht und das häusliche lieben werden aus-
führlich besprochen, wodurch das belehrende Bild, das hier
unsere Jugend von wohlunterrichteter Seit« empfängt, er-
gänzt wirdT Nicht unerwähnt sollen auch die zahlreichen
Belegstellen bleiben, die der Verfasser aus der mittelalter-
lichen höfischen und Volksdichtung zitiert, und die zur
Genüge dartun, daß er sich der üun gestellten Aufgabe
mit wissenschaftlichem Eifer unterzogen hat.
England von heute.
Von Wilh. F. Brand. Dresden, Karl Reiöner.
■2 Mk.
Wilhelm F. Brand, der bereits eine „Reise um die
Welt“ und verschiedene Bücher über England verfaßt hat,
berichtet uns hier von dem, was er während sein« Aufent-
halts in England erlebt hat. Besonders interessant sind
die Kapitel über die Eigenheiten dea Parlamente, die
Sport- und die Toilettenklubs, die Nationalspiele, die Gilden-
Schmausereien und die Wohltätigkeitebankette. In der
Schilderung «in«* Opembesuehw Sowie in dem Kapitel über
den Bühnenadel werden wir mit den englischen Theater-
Verhältnissen, die «ich so sehr, allerdings nicht zu ihrem
Vorteil, von den unsrigen unterscheiden, vertraut gemacht.
Wir werden auch Zeugei» einer der dort «o beliebten Panto-
mimen und gewinnen dabei Einblicke in den Charakter des
englischen Volke«. Die Eigenart dea Briten wird uns in
den Kapiteln über die Gent lernen und die Hausfrauen
nähergcbracht ; hierbei fallt manches Streiflicht auf unsere
heimischen Verhältnisae, in denen wir. insbesondere auch
von der in Deutschland oft verkannten und geschmähten
englischen Hausfrau, noch mancherlei lernen können. So
wird dieses Büchlein an seinem Teile dazu beitragen, daß
unsere Vettern jenseit de« Kanal« uns vertrauter werden
und auch wir manches Absonderliche oder Altmodische,
da« der Engländer wegen Beine« konservativen Charakter«
liebevoll hegt, verstehen lernen. Die englische Volksseele
in wirklich erschöpfender Weise darzustellen, ist ja nicht
die Absicht des Verfassers gewesen; er will nur erzählen,
was er mit offenen Augen gesehen hat. Daß er ein durch-
aus fesselnder und auch Mehrender Plauderer ist, wird
man ihm gerne zugestehen.
Luftretsen.
Von Johanne» PoeecheL Mit 44 Bildern und
2 Karten sowie 4 Fahrtkurven und 3 Karten im
Text. Leipzig, Fr. Wilh. Gronow. Geb. 6 Mk.
Der Verfasser, Direktor an St. Afra in Meißen, hat sich
seit mehreren Jahren der sportlichen Luftfahrt gewidmet.
Al« fünfzigjähriger Monn hat er zum erstenmal den Ballon -
korb bestiegen. Wie er selbst sagt, ist er so sehr durch
die Genüsse bei den Luftfahrten gepackt, daß es ihn nicht
wieder loslassen würde, solang« die körperliche Frische bei
ihm vorhielte. Der Beschäftigung mit der Luftschiffahrt
habe er unendlich viel zu danken. Sie sei es gewesen,
die ihm bitteres Leid habe ertragen helfen, und die ihm
immer neue Kraft und Schaffensfreudigkeit für sein Amt
verleihe. Der Luftachiffahrt danke er, außer unvergleich-
lichem Genuß, eine Fülle geistiger Anregungen, die er vor-
her nicht erwartet hätte. Im „Vorwort“ sagt er wörtlich:
„Die berufsfreie Zeit eine« ganzen Lebens würde kaum
auareichen, ihnen allen gebührend nachzugeben, geschweige
denn der Reet, der einem Fünfziger verbleibt. Es sind ja
so zahlreiche Gebiete menschlichen Wissens und Könnens,
zu denen die Luftachiffahrt in Beziehung steht, und denen
man bei mehr al« flüchtiger Berührung mit ihr fast un-
vermerkt nahe tritt: Mathematik und Pnysik, Technik und
Kriegswifl»en»chaft, Aerologie und Wetterkunde, Astronomie
und Vogelkunde, Photographie und PhotogTammetrie, Topo-
graphie und vor allem die Erdkunde, deren hervorragendste«
Anschauungsmittel der Ballon ist“ In dreizehn Kapiteln
schildert der Verfasser die Erlebnisse auf «einen Ballon-
fahrten, die er bei Tage und bei Nacht, bei gutem und bei
schlechtem Wetter unternommen hat. Viele interessante
Einzelheiten von «einen Reisen teilt er dem Leser mit,
insbesondere von denen, die ihn ins Ausland geführt haben.
Bei all seinen Erzählungen hat Poesehel auch alles. Wissens-
werte von der Technik der Luftechiffahrt, worüber der
Laie belehrt werden muß, geschickt eingef lochten. Seine
Kenntnis der alten und der neuern Literatur befähigt ihn,
Bernern Stil ganz besondere Anziehungskraft zu verleihen.
Das Buch wird Bicher bei den Lesern viel Anklang finden :
vielleicht dürfte auch mancher angehende Luftechiffer
dan.ua die ersten Anregungen zu einer Ballonfahrt erhalten.
Wie wir einst so glücklich waren.
Sonderausgabe der „Römischen Elegien' ‘ von Goethe.
Leipzig, Klink bardt u. Biermann. In flezibelm
Lederband 4 Mk.
Das Büchlein, das sich in seiner äußern Ausstattung,
deren wesentlichsten Bestandteil köstliche Vignetten nach
Kupfern des dem achtzehnten Jahrhundert angehörigen
Leipziger Stechers Crusiua bilden, gleicherweise an an-
spruchsvolle Bibliophilen wie als reizvolle« Geschenk werk
an alle Rom- und Italienfahrer wendet, die an. der Hand
Goethescher Lyrik das Heilige Land deutscher Sehnsucht
kennen lernen und dae schmale Bändchen gleichsam al«
poetische« Brevier immer bei sich führen wollen, ist nicht
nur ein bloßer Neudruck. Durch die erläuternden
Anmerkungen und ein feine«, kluges Nachwort de« be-
kannten Leipziger Kunsthistorikers Prof. Dr. Julius
Vogel ist es vielmehr ein wertvoller Beitrag zur Goethe-
Literatur unserer Tage. Namentlich halten wir den Epilog
zu den „Elegien“, die sich als der poetische Niederschlag
von Goethe« glücklichsten Tagen zu erkennen geben, füT
künstlerisch bedeutsam und außerordentlich lesenswert.
Bringt er doch in knapper Form die erste lichtvolle Dar-
stellung, die erste überzeugende Beweisführung über das
Tatsächliche, den wirklichen Hintergrund dieser köstlichen
Verse, die man früher allgemein als auf Christiane Vulpius
gemünzt an nahm. Was gegen di««« ältere Auffassung in der
Beurteilung des Persönlichen an dem römischen Liebesidyll
Vogel vorbringt, wie er vornehmlich durch innere Gründe —
so möchten wir Bie nennen — ruhig und sachlich durtut, daß
und warum Faustina eigentlich nie Christiane gewesen
sein kann, da« ist so feinsinnig und reizvoll, daß man
gespannt und willig zugleich dem Herausgeber auf Beinen
mannigfach verschlungenen Gedankenpfaden folgt und mit
teilnahmsvollem Interesse seinen weiteren Goethe-Publika-
tionen entgegensicht.
Meyers Rei seitlicher.
„Italien in 60 Tagen*' (9. Aufl.). Geb.öMk. „Türkei,
Rumänien, Serbien. Bulgarien“ (7. Aufl.). Geb. 7 Mk.
50 Pf. Leipzig, Bibliographische« Institut.
Von Meyers Reisebüchern ist «oeben Gscll Fel«’ „Italien
in Äö Tagen“ Ln neuer Bearbeitung erschienen. Ein ge-
nauer Kenner Italiens und seiner Kunstschätze, Dr.
R. Schocncr in Rom. hat das behandelte Gebiet in letzter
Zeit neu besucht und den heutigeü Stand der Vcrkehrs-
v erhält riis-e und die Anordnung der Kunstsammlungen
eingehend geprüft. Alles Neucntetandene wurde nneh-
getrngen, alle Veränderungen, die in den Museen statt -
fanden, wurden berücksichtigt. Somit ist das Buch,
obwohl sein bisheriger Charakter gewahrt wurde, in allen
Punkten der Gegenwart angepaßt worden. Rühmend ist
auch hervoreuheben. daß nur das ausführlich behandelt
wird, was in 60 Tagen wirklich gesehen werden kann.
Alles andere, was von der großen Straße des Touristen-
verkehrs mehr a breite liegt, ist nur skizzenhaft gegeben.
Wer sich darüber orientieren will, kann sich in den größeren,
im gleichen Verlage erschienenen Reisebüchem über „Ober-
italien.' 1 , „Rom und Campagna“ und „Untcritalien und
Sizilien“ Rat holen. Meyers „Italien in 60 Tagen“ wird
gerade jetzt zu Beginn de« Frühlings vielen unserer Leser
eine Willkomm ne Gabe sein. — Die 7. Auflage des Reise-
buchen „Türkei, Rumänien, Serbien, Bulgarien“ ist eben-
falls völlig neu bearbeitet und vermehrt worden. Bei der
stetig wachsenden Reiselust ist auch der Orient näher als
früher in den Gesichte kreis unserer Reisenden gerückt.
Denen vor allem, die nicht studieren und wissenschaftlich
arbeiten, sondern nur schauen wollen, wird dieses Buch ein
guter und auch zuverlässiger Führer sein, weil es auf
Grund eigner Anschauungen der im Orient lebenden Ver-
fasser entstanden ist.
Bas Klar [erblich.
Kurze Geschichte der Klaviermusik und ihrer
Meister, de« Klavierbauee und der Klavierliteratur.
Von Eh*. Walter Niemann. München, Georg
D. W. Callwey. Gab. 3 Mk, 50 PL
Uni mit einer Kunst recht vertraut zu werden, ist es
unbedingt erforderlich, daß man eine deutliche Vorstellung
von ihrer Entwicklung, ihren materiellen Grundbedingungen,
der technischen und geistigen Erweiterung ihrer Öar-
8tellung.*gcbiete und ihrer verschiedenen Stil arten gewinnt.
Wie in der Malerei nur der ein Kenner heißen und zu
wissender Freude an Gemälden aller Art gelangen kann,
der Bich ernsthaft durch Museen und Galerien durch-
gearbeitet hat, so ist es auch für den, der im Bereiche der
Klavierspielkunst heimisch werden will, unerläßlich, daß ,
er sich hörend und spielend in die Meiaterschöpfungeu
aller Zeilen eingelebt hat. Nun haben sich aber auch in
der Klavierliteratur die wirklich bedeutenden und bleibend
wertvollen Werke in solcher Menge apgeaammeh, daß der
Laie diesen Reichtum kaum mehr zu überblicken oder gar
eine zu Zwecken folgerichtiger Weiterbildung entsprechende
Auswahl zu treffen vermag, und wenn auch schon «eit
länger ni zwei umfangreiche Arbeiten von Weitzmann („Ge-
schichte de» Klavierepiel« und der Klavierliteratur“) und
von Oskar Bie („Das Klavier und »eine Meister“) existieren,
die dabei zu Rate gezogen werden konnten, so fehlte doch
bisher ein allen Klavierspielenden zugängliches, wohlfeil«
und dabei doch gTundgcdiegenei Büchlein, in dem mit der
Entwicklungsgeschichte des Instrumente und der Klavier-
«pielkunat zugleich ein alle wichtigeren Meister und Werke
der Klavierliteratur aneinanderknüpfender Leitfaden bis in
die Gegenwart fortgespounen war. Ein solche« beratend es
und belehrendes Hilfswerk ist der musikalischen Welt
nun mit Dr. Walter Niemanns „Klavierbuch“ beschert
worden, und freudig sollte „Alles, was die Tasten schlägt
und Bild ungad rang im Herzen trägt“, nach diesem hand-
lichen Vademekum greifen, um unter kundiger Füh-
rung die Studien- und Entdeckungsreise in das weite
Wunderland d«r Klaviermusik anzutreten. Durch vorzüg-
liche Gruppierung de« überreichen Materials hat Dr. Nie-
mann ca zuwege gebracht, auf den 122 Beiten «eine* Büch-
leins wirklich alles Wesentliche über die Klaviermusik bis
zur Gegenwart in Deutschland und im Auslände, die
wichtigsten Klariervirtuosen und Klavierpädagogen dea
neunzehnten Jahrhunderts, den Klavierbau (Entwicklungs-
formen des Klaviers, Klavierbauer) und die wichtigsten
Bücher in bezug auf das Klavierepiel und die Klavier-
schulen zu sagen und dabei manche Komponisten (z, B.
Brahms und Reger) sogar eingehender zu charakterisieren.
Einzelne etwas schiefe Wertungen — so Bnlakirews, dessen
orientalische Phantasie „Islamey“ nicht unerwähnt bleiben
durfte, und de* mittlerweile doch auch geistig reif gewordenen
Pianisten Wilhelm Backhaus — können nicht schwer ins
Gewicht fallen gegenüber dem großen Reichtum an äußeret
zutreffenden Würdigungen und Beurteilungen , den Dr.
Niemann in seinem „Klavierbuch“ angehäuft und durch
Anfügung eines Registers leicht benutzbar gemacht hat.
Neue Handarbeltshücher.
Reich« Anregung zur Anfertigung praktischer, schöner
und dabei doch nicht zu schwieriger Arbeiten bieten den
fleißigen Fingern unserer Damenwelt zwei neue, vom Ver-
lag der , .Deutschen Modenzeitung“ Aug. Pölich in Leipzig
veröffentlichte Handarbeitsbücher, und zwar: „Häkel-
arbeiten" (t Mk. 2» Pf.), zu&ainroengestellt von Marie
NiednerundHelene Weber, Heftl, und „Haxdanger
Stickerei“ (1 Mk. 25 Pf.), bearbeitet von MarieNiedner.
Das mit 130 vorzüglich hergestellten Abbildungen und
einer doppelseitigen Beilage ausgestattete Häkelbuch enthält
eine Fülle prächtiger Muster und neuer Ideen für die Ver-
wendung dieser zwar seit langetu bekannten, aber stets mit
großer Vorliebe betriebenen Handarbeit, die sich durch
Haltbarkeit und dauernd gute« Aussehen besonders lohnend
erweist. Neben zahlreichen leichteren, aber höchst ge-
schmackvollen Vorlagen für Spitzen, Einsätze, große und
kleine Decken, Läufer, Kissenecken, Hemdpassen, Arbeits-
beutel usw., bei denen die modernen Musterformen zur
Geltung kommen, finden geübte Häklerinnen auch die
Anweisung zur Herstellung von kunstvollen irischen Gi-
pürepitzrn und sog. Motivarbeiten, bei denen gestickte
Rosetten in sehr wirkungsvoller Weise in die Häkelarbeit
cingefügt sind. — Ebenso willkommen dürfte auch das
neue Ix'hrbuch für „Hardanger Stickerei" sein, die sich
ja gleiclifaJl* großer und wohlverdienter Gunst bei allen
Freundinnen zierlicher Handarbeit erfreut. Auf 121 Ab-
bildungen und 2 Musterbogen ist gezeigt, wie mannigfaltig
da« Feld ihrer Verwendbarkeit ist. da vielerlei Stoffe und
sowohl weiße als farbige Garne zur Ausführung dieser
effektvollen Stickerei benutzt werden können. Deshalb
lassen sich nicht bloß die elegantesten Decken, Kanten
und Einsätze für olle möglichen Zwecke darin hers teilen,
Bondern auch ganz eigenartige Verzierungen an Stores,
Wandbehängen u. n. Hilbringen. Beide Bücher werden viel
An klang finden.
Die Illwtrlrta Zeitung darf nur ln der Gestalt ln den Verkehr gebracht werden, La der sie zur Ausgabe gelugt Ist- Jede Veränderung, aneh das Beilegen von Drucksachen
irgend, welch er Art, Ist matersagt und wird gerichtlich verfolgt.
Alle Zusendungen redaktioneller Art sind an die Redaktion der Illuntrirten Zeitung in Leipzig. Roudni tzeratrnße 1—7,
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leicht verdauliche, muskel- u. knochenbildende,
die Verdauung fördernde und regelnde Nahrung»
» ,BI hervorr, ru Brechdurchfall, und
Kindermehl DiflrrhÖO»
Krankenkost Darmkatarrh, etc.
Säuglinge,
ältere Kinder
magenschwache
Erwachsene.
;; nrt+rtMmr \ »an»
I Öl
Karl Höhn, iS,'
Graphologie. «»«!
proben. In Onjfirullcinwibi
• über 600 tLaadacbrtn«o-
iaenband Praia 4 Mk.
Verlag -ran J. J. Wsb «r In Lalgil g H
Glas-Stereoskope'™^
Spandau, Ifittebneer, Orient. AloUBrrr.
K. «. K. llor-PfcoUMcrnp* | n lilaganfWrl.
Este log irmti» und franko. (83t
Photograph.
Apparate
Binocles und Ferngte.l
Nur aratklaeeioe Febrlkat«. I
Be q j*ai:e lAftliigibriiapiiao fl
•hn« itöl Preiserhöhung.
Blastr, PrataHete Nr. 24 koolonfrol. I
G-Rüdenberg jun.
Hannov^^iy^Wj^.,
Wot. <E. ©iebfT, IBerlin »nb Hamburg.
Slbmiral SUfreb o. Xirpifj, 6taats[efretär bes SReidjsmarineamts wtb preufeifäer Staatsminifter.
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834
3llu|trirti* jeiiuiig.
9h 3383. 30. Slprtl 1908.
Abmiral o. Titpiij unb bie SRarittc»
ootlage 1908.
m27.©lärg würbe bie Warineoorläge 1908 of)ne Debatte
im Reichstag unter 3uft*mmung aller Parteien mit
Ausnahme ber ©ölen unb ber Sogialbemofraten
angenommen. Sie enthält bie gefctjlidje ^>erab{e^ung bet
ßebensbauer ber £inienfd)iffe oon fünfunbgwanjig auf
aroanjtg 3al)te unb eine neue ©clbbebarfsbemhuung, bie
in ihrer ©crmchnmg derjenigen ber ©larineoorlage oon
1906 ungefähr cntfpridjt Da biefe bem finangiellen Gffeft
nadj bie fieiftungsfäfjiglcit unferer ©lärme um etwa
35 ©rogent gegenüber bem burefj bas 3rlottengefeß oon
1900 aufgef teilten Bedarf erhöhte, ergibt fid), baß feit
jenem ^aljre insgesamt eine Steigerung ber Ausgaben um
etwa 70 ©rogent bewilligt worben ift.
IBenn man an bie 3«it nor 1898 gurüdbenft, in bei
um jebes einjelne ßinienfehiff unb um jeben ein3e[nen
Areu3<r im 2Ballot-®ebäube endlos geftritten würbe, unb
wenn man fic^ femet ber ftürmifd)en Debatten beim erften
rieinen Slottengefeß erinnert, jo Tann man ben erfreu«
lieben, für bas Anfeßen unb bie nottoenbige maritime
Störte Deutfeh lanb» fo notwendigen ©Jecßfcl «id)t anbers
als überrnfdjenb unb fdjnell nenne«. Hin ber Herbei-
führung biefes 3Bechfels haben perfehiebene Ur fachen mit*
gewirrt. einmal ift er ber Ungeheuern Auf Harun gsarbeit
gu perbanfen, bie in Sr, ©lajeftöt bem itaifer ihren
eifrigfton Vertreter fanb, an ber fid) patriotifche Deutfd)e
aller Berufearten beteiligten, ber oor allem ber Staats*
fefretär besfReicf)smarineamts durd) feine amtlichen Organe
ben B3eg rote» unb weitgehende Untcrf tütjung lief), unb
bie feE>lieglt4> burd) ben ftlottenuereitt in nid)t genug
anjuerlennenber SBeife foxtgefütjrt würbe.
Den Rochwei» oon ber Rotrocnbigfeit einer ausreichend
ftarten ffflotte für Deutfcßlanb begleitete bie Regierung
3uerft im 3af)re 1898 mit einem beftimmten unb Har be»
grün beten Programm unb gab bamit oud) ber ©olfs*
nertretung bie 3Jlögltd)feit ju einer prinjipi eilen Stellung,
nähme. Die Art unb SBeife, wie biefe unb bie fpäteren
Borlagen oertreten mürben, unb bas große ©ertrauen,
bas fid} bet Staatsfefretär o. Xirpitj bei faft allen ©arteten
bes Reichstags nad) fut3er 3<it erworben hatte, taten bas
übrige, unb fo ift bie nadjfteljenbe programmatifche ©nt«
midlung ber beutfeßen flotte ermöglidjt worben.
©lit bem erften, gegen bte Stimmen ber ftreifinnigen
Bottepartei, faft bes gefamten baijrifdjen 3entnims, ber
©Seifen, ber ©okn unb ber Sogialbemofraten bewilligten
frlottengcfeß oom 10. April 1898 mürben, abgefeßen PO n
Dorpebofaßrgeuge-n, ftanonenbooten, Scßul- unb Gpegial-
fcfjiffen, bewilligt: einDoppelgefcßroaber oon je acht ßinien«
jdjiffen mit einem ftlottenflaggfchiff, gmet Dioifionen non
je oier ßüftenpanaem, feeßs große unb fedjjeßn fleine
ftreuger als Aufnänmgsfdjiffe für bie beimifdje Gdjladjt-
flotte, brei große unb 3etjn Heine ftreuger für ben Aus»
lanbsbienft unb außerdem als ©laterialreferue aroei ßinien»
fcfjlffe, bret große unb oier Heine .Streiter.
«Das jroeite giottengefcß. rom 14. {Juni 1900, bas mit
201 gegen 103 Stimmen oom Reichstag angenommen
mürbe, brad)te eine Berbopplung bei Sdjlacßtflotte unb
eine «Erhöhung ber ©laterialreferpe, fo baf| nunmefjr ein
®eftanb non ad)tunbbreifjig ßinienf d>iffen, oieraeb 0 0«ö^en
unb adjtunöbmfcig tleinen Äreujem feftgefe^t mürbe;
fedjs gre^e unb fleben Keine au&erbem nod) für ben Slus»
lanbsbienft geforberte ftreujer mürben niefjt beroilligt.
3m 3abre 1906 aber wieb erholten bie »erbünbeten
{Regierungen biefe ^orberung, bie »on pom^erein nur als
pertagt gelten Connte, unb festen babei an Stelle ber
fieben Keinen Äreu3er eine Cermet>rung ber lorpeboboot»
jtreitfrdfte non bisher fed)3ei)n fjalbflottiUen gu je fec&s
Booten auf oierunbamanjig ^albflottillen mit insgejamt
bunbertoierunboieraig Booten. ©kid)3«itig rourbe eine
neue ©elbbebarfßberedjnung infolge bet ©röfcenfteigerung
ber Sdjiffe notmenbig. ?Diefe ©orlage bes 1900,
bie bie Störte ber beutfdjen ftlotte enbgültig auf ai)i-
unbbreifeig ßinienfdjiffe, 3roan3ig grofee unb adjtunbbrei&ig
Heine ftreuger feftfe^te, fanb nur nod) ben prinjipteHen
3Biberfpru<^ ber Sogiaibemotratie unb mürbe in britter
ßefung bebattelos angenommen.
3Bas f<f)[ie&licb bie le^te fDRarineooriage uns gebrad)t
bat, unb ba& aud) fie faft oljne SBiberfprud) gur Bnnabme
gelangte, ift bereits eingangs gefagt. 213 enn es jid> auch,
wie ber Staatsfefretör bes Sletdjsmarineamts ausfü^rte,
bei ber ©erabfe^ung bes fiebensalters ber ßinienfdjiffe
nur um bte Slusmergung eines oljne Bcrfcbulben ber
©tarlneoerroaltimg in bas QflottengcfeB tpneingetragenen
Qfel)ters l)anbelle, unb toenn aud) oerfdjiebcnc ©artcifüfirec
gegenüber anberslautenben, oorgugsroeife in ffinglanb be-
liebten Auslegungen mit ©ed)t barauf binmtefen, bafj bie
©orlage 1908 lebigtic^ ©laterialoerbefferungen, bie ber
(Jortfdjritt ber Ied>ntf gebieterif*^ forberte, nic^t ater eine
ja^lenmäfeige ®ergrö&erung ber «Dlarine bringe, l)at bte
neue ©orloge boct) eine befonberc afute mtlitärif^e Be-
beutung. Sie liegt batin, bafc infolge ber f>erabfeftung
bes Oebensalter* um fünf 3a^re in ben nfldjften 3a^ren
eine auf fallen b gto&e 3«^ oon ßinienfe^iffen ober oiel«
me^r non 6d)iffen, bie als faldjc leibet nod) immer
recken müffen, 3um <£rfa^ fjeranfteljen. So müßten irt
biejetn unb bem «ödjften 3°^' “ufecr ber „Dlbenburg"
eigentlid) nod) fteben Sdjiffe ber „Siegfrteb f '.illaffe, im gan-
gen alfo ad)t Sdjiffe ober pro 3al)t ®ter ßinienfdjiffe, eifert
merben. Befanntlid) aber legt bte ©farincoenDaltung im
3nteref je einer fijftemattfdjendntroicKung betSRarine felbft
unb and) aus Südfrdjt auf unfere 3nbuftrie, »or allem
öerjenigen ber Stnnoncu« unb Baugerplattciifabriratioii,
B3crt auf eine möglidjjt glcidjnniigigc Bertcilung ber Sdjiff»
bauten auf bie einzelnen ^oltee. Aber wenn fic aud) auf
©ruttb eines rationellen Bauplans für 1908 unb 1909
liidjt picr, fonbem nur je brei ßinienfdjifjc ucrlangt, fo
wirb öod) bamit frfjou ein Bautempo crrcid)t, wie mir cs
fcitl)«r nod) nidjt befaßen, unb bas um fo crfreulidjer ift,
als es bis einfd)[tejjlid) 1911 in bcmfclben. Umfang fort*
gefegt merben fall. $)a fdjon bie je awei ßinienfdjiffe
ber Gtatsjaljrc 1906 unb 1907 ein Deplacement oon ctma
18000 t erhalten unb 3citungsnad)rid)ten gufolge bic projel*
tierten neuen Sdjifje nidjt Heiner fein merben, mürben
mir alfo bis jum öcrbft bes 3abres 1914 in ben Befitj
eines Doppelgcfcbmabers oon insgefamt fedjgeljn mobemen
großen ßinicnfdjijfcn fommen.
Damit merben bann e-nblid) bie adjt Sfüjtenpanger aus
ber ÜJlarine oerfdjroinben, bie in Überfdjäljung bes 28ertes
einer unmittelbaren ftfiftenoerteibigung unter bem ba«
maligen ffllaiineminiftcr ©enerali.o. Capri oi für b ie be»
fonbere Aufgabe bes Gdjutjes ber 93h’mbungen 5es
&aifcr«2Bilf)elm*Slanals erbaut morben finb. Die (Erifteng
biefer pon einem Deil ber beutfdjen ©reffe mit wenig
gefd>matfo ollen 9tamcn bcgeidjneten Ja^raeuge fomte aud)
bie für mobeme Ctnicnfd)iffe burdjaus un3ulönglidjen
(Eigcn|d)aften ber „Äaifet , '.ftlüffe gaben übrigens ben Äem-
punft ber pielen Angriffe ab, benen aud) Abmiral
v. Dirpi^ trol3 feiner gro&en, tt)m fdjon je^t piclfad) bie
Begeidjming w ©oon ber 9Jlarinc* eintrogenben OErfolge
unb ßeiftutigen ausgefetjt gewefen ift. Dabei ift unter
ben 3nl)lrcicl)en überaus gefdjidten SJiafj nahmen bes j ewigen
©taatsfefretäro gerabe bic öincin3tel)ung ber aefjt Sdjiffe
ber *StegftKb“-flla!fcm ben red)nungsmä&igen Beftanb ber
ß inienfe^ if fge fdjmaber eine ber erfolgreidjjtert gemefen;
benn anbernfalls roäre 1900 bie unter ben bamaligen
Berl)ältniffen überaus grofe erfdjeinenbe fjorbening non
ntcr Doppclgcfdjaxibcrn non Sd)lad)tfd)iffen aller Boraus»
firfjt nad) oom iReidjstag nid)t bewilligt morben, 2öas
nun bie Sdjiffe ber „ftaifcT".Ätlaffc betrifft, fo finb jie be-
fanntlid) ebenfo roie au$ no^ bie w 2Bittelsbadj"*SKa||e uor
ber Amtsperiobe bes jetzigen Staatsfcfretärs erbaut ober
lonftruiert morben. Sötan oergifet auBcrbem bei ber
Äritif all3uleid)t, bog aud) Äriegsfd)lffe immer -nur
Äinber iljrer 3ett fein lönnen, unb es mu& bcsljalb
baran erinnert ©erben, bafj gerabe bie Sdjiffe ber
„ftaifec"«iMane in Deutfdjlanb unb oielfadj im Auslanb
bei Jätern ©rf^einen als ein l)ert)orragenb gelungener unb
leiftungöfdbiger £inienfcbiff&ti)p begrüfjt unb be3eidjnet
worben finb.
Als bte erften ßinienfötff« ber ntuen Ara unferer SDtarine
finb bie Griffe ber „Braunfc^roetg“. unb „Dcut[cf)lanb“-
Älaffe an3ujeljen, bie oielfadj fogar in Gnglanb ben „Äing
ttbwarb"»Sd)iffen für ebenbürtig gel) alten werben. HJlan
ging bei i^rer Äonftruftion an bte dufeerften Abmeffungen
Ijeran, bie bas ©affieren ber Gdjleufen bes ftaifer*$8i(l)elm-
ftanals nod) geftatteten. Dur^ ben Übergang ©nglanbs
unb barauf aud) ber anberen Rationen 311 gang großen
Deplacement» finb allerbings aud) biefe Sdiiffe inamifdjen
überholt, unb abgefe^en oon bem ©orteil ber Homogenität
unb bet fdjnelleren Jertigfteltung gegenüber etaxilgen
neuen ©rojeften wirb man es bebanem lönnen, ba& mir
Ijeute, wo bie „Dreabnougljt" feit meljr als einem 3aljr in
Dienft ift unb bte brei Gd)iffe ber englifdjen „Belleropljon"*
ÄHaffe ifjrerBollenbung entgegenge^en, erft bte lebten beiben
Sdjiffe biefer Hlaffc in bie Jpodjfeeflotte eingureifjen im Be-
griff finb. Deutfdjlanb ^at fi(§ in bei Hoffnung, öa& bie
Deplacementsftfigerung über ein beftimmtes 2Jiab nid)t
^inausgeben werbe, immer an ber militörif^i nodj 3U-
Wffigen untern Deplacementsgrenge .gebalten; 18000-
unb 19000 « Donnenfdjiffen gegenüber aber mar ber
finangiell fo folgenfdjmece Stritt einer Bergrö^exung
bes Äaifet-fflßilfjelm-Sfattals nic^t me^r 3utü<fguE)alten.
3n 3ufunft wirb alfo audj Deutftblanb in ber Cualität
bes eln3el«en Sdjiffe» nic^t mehr an bejltemnte ®ren3en
gebunben fein, fonbem aud) in ber Sdjiffsgröfee bem
folgen lönnen, roas anbere tu ber ©torine fütjrenbe
Rationen für notwenbig galten.
Aber auch je&t fdjon ift bie beutfd)e ©larine nad) einem
Safjrijeljnt planmäßiger unb gewiffenbafter Arbeit aus
beft^eibenem 3u|ta«b heraus gu einer allgemein aner»
fannten ßeiftungsfähiglett bewngetnachfen. Die gefunbe,
ftets bie ©rünblidjleit unb Suoerläffigfeit oon ©erfonat
unb ©laterial in erfte ßinie ftellenbe ©ntwidlung f)at fie
oor unangenehmen unb loftfpietigen ©nttäufchungen fo»
mofjl auf ted)niföem ©«biete wie in Auslulbungsfragen
bewafjrt. Unb es ift be3eid)nenb, bafe ber ehemalige fran-
aöfifdbe ©Jarinemini jter Codroi) im H«rbft 1 906 (im „Setups*
oom 2. Ottober) unter Hinweis auf Deutfdjlanb umfaffenbe
{Reformen für bie ftattaöfL|d)e ©larine oorfdjtug unb babei
feftftellte, baß Deut|4)lanb in ben 3aljr<n 1901 bis 1906
220 ©lill. Jt weniger als Jranlreith für feine ©larine
ausgegeben, tro^bem aber &ranfreid)s frühen Borfprung
eingeholt unb feine flotte in einem ©läge penueijet hob«,
wie es ^ranfreich nie gefannt Ijütte.
Die brutfdje ©larine gilt heute wegen ihrer Organifa*
tion ben flotten oielet ßänbei bereit» als ©lufter, unb
baß bem fo ift, ift in erfter ßinie bas Berbienft be»
Staatsfefretflrs 0. Dirpiß. Bei all feinen ©taßnafjtnn h ät
biefer ©tann nit^t, wie es fo otel bequemer unb Hlr ben
öußen ffirfolg unb ßinbrud banlbarer geroefeu fein mürbe,
nur an bas H eute 9*bad)t, fonbern ftets oon höherer
SBarte aus im Hin&lidl auf bte weitere 3ufunft bte Dinge
angefeljen unb angefaßt, ©r war oor allem besljalb ein
fo überaus glüdlidjer Organifator, weil er bie militärifthen
Bebürfutffe unferer ©larine oon Anfang an 00U erlannte
unb, roas roenig betannt iFt, als mchrjdhtiger Chef bes
Gtabes bes bamaligen Cbertommanbos ber ©larine
ihr aud) auf talti|d)em C&ebiet bie nod) t)eute geltcnben
©nmbfäße unb Anfdjauungen gegebeti Ejat. ©orher fd)on
in ben 3al>rcn 1878 bis 1889, unb 3war jule^t als 3n.
fpelteur bes Dorpeborocfens, hatte Dirpi^ außerbem all
bas ©lufter gültige gefdfjaffen ober gu üjm ben ©nnb ge-
legt, was unfere ©larine gerabe auf bem oielfeittgen unb
bamals nodf) gänglidj uugetldrten militärifthen unb ted)»
nifdjen C&ebiet ber Dorpebomaffe heute befißt. Daß ber
Gtaatsfclretär v. Xirrpitj aud) für ßanbelspolitifche unb
oolfswirtfd)aftlid)e 3 ra 8 cn 1)06 ft r5 &te ©erftänbnis unb
bei feiner prafti|d)en Betätigung eine fel)t glüdli^e H^nb
ßat, bewies er als Rcffortminifter für unfere fo überaus
fdjnell aufblütjenbc Hanbelsfolonie ftiautfdjou, für beren
©3äljl er felbft als bamaligei dljef ber Sfreugerbioifton in
Oftaficn tätig geroefen ift.
ec.Blajcftät ber flaifer. ber aud) hitr ben richtigen ©lann
an bie ridjttgc Gtclle fe^te, unb bur^ beffen B^rtrauen ber
Gtaatsfclretär ber ©larine nun fdjon über jel)n 3®hw <*n bei
Gpiße ber Berwaltung fteljt, hat es an ©nabenbeweifen
für feinen ©larin emtnifteu nicht fehlen laffen. ©ach öer
Annahme be» erften ft-lottengefc^es im jjfrühjahr 1898
mürbe Dtrpiß Gtaatsminifter, im Gommer 1900 nad) Be-
willigung bes jaxiten ftlottengefeßes in ben erblidjen
Abelftanb erhaben, am 27. 3anuat 1907 mit bem
Gd)margen Ablerorben beforiert unb ©nbe ©lärg biefes
3ah«s. «ad) ber Annahme ber leßten ©Marine oorlage,
auf ßebensaeit in bas preußifdj« berufen.
©löge bas Deutfche {Reich nod) lange oon ben heroor-
ragenben ftähigfeiten bes au»gejcid)ncten, in ber ©larine
felbft häufig ©leifter“ beaeidjneten Gtaatsfelret&rs
Borteil haben!
Xotenfdjau.
Henri) Boucquet, namhafter bergifcher Bvlbfjauer,
Gdjüler oon Charles oan bet Stappen in Brülfel, Gdjapfer
ber „H CTob! «H>“ 1891 , be» „tfinfte&fcr»" 1894, ber mit bem
SRömUdjen ©reis ausgegeidjncten (Sruppe M Dhor im Campte
mit ber Schlange“ 1897 unb 3ahlreid)er anberer Bilbwerre,
am 7. April 1868 gu Arbotje (QBeftflanbem) geboren, f in
Brülle! ©litte April.
Dr. phil. H^Ttwig DercnbouTg, namhafter Crienta*
lijt, 1867 in C&ötlingen promootert, 1867 bis 1870 Be-
arbeitet ber Honbfchriftcn ber frang&jifchen Staatsbibliothet
gu ©aris. 1876 Dozent beT arabifchett Spraye, 1879 ©ro.
feffor, 1886 Gtubicnbtreftor ber f>f»ie pmtique il» haute«
6t»id<'*, 1886 ©rofeffor ber 3jLamtoilfenfd)afi, 1900 «DJitglieb
bes 3nftitut be Ofrance, ©erfafier jahlreicher fadhwinenfdjaft-
tidjer Arbeiten, am 17. $uni 1844 8U Bari» geboren, t «ben-
bort am 13. April.
Charles £. Hullgarten, befannter Bhitontljrop, anerlt
tm Banlßaufe feine» Baters in ©eu^orl tötig, fpäter in fjrcint*
furt a. ©I., anranp» einfacher ©fleger, bann ©orfitjenber im
3fracliiifcficn H^f 5 °er«tn, ffirünber, bjro. ©Htbegnlnber oieler
aBohlfaljrt&einrichtungen für alle .Ronfejfionen. hodjljergigcr
AJohltöter Teiner bebrüdten unb oertriebenen ©laubensgenoffen
in {Rußlanb, am 18. Booembcr 1838 ju ©lain3 geboren, f in
ftrantfuit a. ©I. am 19. April.
Dr. mril. 3« an g©2racel, belannter Dermatolog, Affifttnt
Giegmunb», l880Brioatbojent, 1889 ©rimararat am Bubolfs-
fpitaL, 1896 außerorbentUd)« ©TofefjoT in A3ten, 1848 3U
Bcnefcfjau geboren, t in Alien am 8. April.
Dr.»3ng. honoris chumi Albert ©iettjammer, einer ber
Bebeulenbftm födjfifdjen (Broßinbuftriellen, urfprünglich jum
geiftlichen Stanb beftimmt, feit 1860 .Kaufmann, 1881 bis
1884 unb i$$7 bi» 1890 ©titglieb be» &eutfd)en Reichstags,
nattonalli berat, 1879 bis 1904 ©litgliei ber 3w«ten Hammer
be» fadjfifchen Canbtags, 1871 bi» 1881 unb 1896 bi» 1801
©litglieb ber fächfifchen Oanbesftjnobe, 1888 HotnmeTjteirrat,
1890 (Seheimer Hommergienrat, am 29. September 1833 gu
©eld)ettberg (aöürttemberg) geboren, f auf feiner Befi^ung
ftriebftein bei ®3albheim am 17. WprtL
Dr. phil. SBilhelm Sdjeibner, befannter ©lathemattTer.
Senior ber pljUofophifd)«« ffafultät beT Ut»ioerf*töi ßeipglg,
©eljeimer Hofrat, 1863 in fieipgig habilitiert, 1856 außer.
orbentUdjer, 1888 OTbentlidjcr «phrofeffor ber Blathematif,
1860 bis 1897 ©titglieb ber fläniglidjen BrüfutißrtommiJTIo«,
©erfaff er wichtiger aftronomifd)er unbmath«m atifdjer Schriften,
©titglieb unb 3eitweiliger Borfißenber ber Höniglid) Sädjfifdjen
unb ber ftürfttief) 3ablonoroffifchcn ©efellfdjaft ber JBiffcn.
f djaften, ber Aftronomifd)en unb ber ©aturförfd)er.C6efenfd)afi,
feit 1898 Im ©uheltanb, am 8. 3anuaT 1820 3U ®otha ge-
boren, f in ßetpgig am 8. ApriL
ßeopolb Sdjrfltter, Bitter 0. Hriftelli, berühmter
Carrjngolog, erfolgreicher mcbiginifcher Schriftrtener, 1869
auf ben erften SJehrftuhl für Cartjngologte in A3ien berufen,
1876 außerorbentlichcr , 1893 orbcntlidjer ©rofeffor, Dell»
nehmer 1888 an bem Argteratam Hranfenbett Haifer ^riebrich»
in San ©emo, ber 3uerft gegen ©ladengie mit aller Beftimmt«
heit &i< Diagnofe auf Hrcbs fiellie, am ». gebruar 1837 3U
ffirag geboren, f in A3ien am 22. ApriL (©orträt u. Bio-
graphte f. ©r. 3318 her „3lluftr. 3tg.“ »om »1. 3anuar 1907.)
Ih« ob ® T Bitter o. Gidef, befannter ©iftoriler, nach
feiner «Promotion 1850 bis 1866 in ©aris mit ardjtoaltfehen
S tu bien befchüftigt, bann ©rioatboaent in A3ien, 1867 außeT-
orbentlidjcr, 1867 orbentlidjer ©rofeffor unb Direftor be»
3nftitut» für ßfterreichifche ©efchidjte, 1876 Hofrat, 1884 in
ben Bttterftanb erhoben, feit 1889 lebenslänglich«* ©litglleb
be» öftcmicbtfcbcn Hcrrenhaufes, 1891 bis 1991 Direltor bes
ßfterretchifchen 3nftituts für ®cicf)id)t»foTfd>ung in Wom, Btt-
faffer einer großen Anjaßl bebeutenber paläogtaphifcher Ar-
beiten, am 18. Dcjembcr 1826 gu Afeit geboren, f in Sftcran
am 21. ApriL (Ciue ausführliche 5Bürbigung mit ©ortTät
f. 9h. 3311 ber „3t1uftr ®om 13. Deaember 1906.)
G. ®raf DomielU-Brufati bi ©ergano, italcntifcher
Staatsmann, tatfröftiger ©litarbeiteT an ber ®inh«t 3taliei»,
feit 1895 italienifd)« ©otfehafter in ©atis, oorher in Conbon,
©ertreter 3taliens auf ben beiben Haaß^^riebenafonferengen,
geboren 3U Jlooara, t in Bari» am 9. April, 72 3atjre alL
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-uie ^gronfolge m ^ufemburg.
V)on $ro| ßobaiib in Strasburg.
^^I)Tot\fol flc (trcitiftteiten in beutfdjen regie-
1 Tenbctt ftürfteuhäufem ftnb feine ganj
'^•'feltcne (Eridjeinung ; mit erwähnen au*
i><r lebten 3cit bie Streitigfcitcn in Cippe,
Oldenburg, Luxemburg, unb aud) in anbcrcu
tur|tlid)cn Familien finb tteime uorfjanben,
aus benen Differenten biefer Rrt unter ge*
wilfcu Umftänben erwachten fönnen. (Es ift
bie& auffaiienb, wenn man bebenttj, bafc ,in
öen genannten Käufern bas 2t)ronfolgerc(!)t
burd) fefjr bctaillierte £>ausgefelje unb burd)
3 ferfaffungiooorfcl)riftrn geregelt ift, ferner
bafe bie überall geltcnör Erbfolge nach bem
Rechte ber (Erftgeburt überaus Har ift unb
besljalb nur in feljr feltenen «Vdllrn 3roeifel
barüber obwalten fönnen, wer ber nächite
Anwärter aum Iljrone fei. 3 n ber lat ift
** and) me ift nid>t bte (Erbfolgeorbnung, bie
in ftrage gezogen wirb, fonbem bie Thron*
folgcfftbtflf'.Mt eines ber ftreitenben Brätenbeu«
tcn. ibrotifolgefäljtfl ift nämlich nur, »uer
ebenbürtig ift. tiefer bem mittelalterlichen
Recf)t etttftarnmenbe Gatj ift nod) jeljt gelten-
bco SRedjt in ben beut|d)cn l)od)abligen $a*
miltett, nicht blofe in ben regierenbeu Tgna*
ftien, fonbem auch in ben mrbiatifierten
£>äujcrnj in ben lanbc-sljerrlichcn ift ei aber
zugleich eine Siegel bes ©crfaffuugsred)ts, in*
bem bte beutfdjett »erfaffungen enttueber
auöbrücflid) bie Gbcnbürtigtcit als ein (Erfor»
bernis ber Il>ronfolgefai>igfcü erwähnen ober
mittelbar burd) bie Rnorbnung erforbern, bah
fiel) bie Thronfolge nad) ben fiausgcfegen ber
Ianbcsl)cn:Ud)en ftamilic bcftimmc.
Ter ^Begriff ber (Ebenbürtigfeit unb beten
©orausfehungeu h rtbcn nun im tfaufe ber
3at)rl)unbcrte Berdnberungcn erfahren. Tie
politifdjen 3uftdnbe unb ©erfaffungsetnrieb-*
hmgen bcs alten beutfd)en Reichs haben einen
Der ©rofeljerjog unb bie ©ro&fjeraogin von üuiemburg.
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huch \fiuyiuQ uuuiuf au*t{CiUH f unu
ber begriff hat öaburd) etwas llnfidjeres unb
Sdjujanfcnbes befommen, bah bie aus »er*
f^iebenen 3elt*n ftammenben Rnorbnungcn
ber ^ausgefclje unter fid> nicht völlig über*
einftimmen, bah ferner faft in allen Raufern einzelne Rb»
Weichlingen oon ber geltenbcn Siegel oorgefommen finb,
aus benen man bann bie Behauptung berlfitctc, bie
Siegel gelte überhaupt nicht, bah enblidj bie neugefürfteten,
b. h- i« ben Reichsfürftenrat öes Regensburger Reichs-
tags mtfgenontmcnen Rbelsgefdilccbter hoch nicht plötjlid)
ihre bi&heri 0tn Gtanbesgenoffcn für nnebenbürtig unb
ihre eignen heiraten fotoie bie ihrer uächften Berwonbtcn
für SRifjheiralen aufeben foimten. Tie fehr begreifliche
Die (£rbgioj3ljer3Dgtn SDlarie »on £iu-emburß.
ftolge biefer ©erhältniffe war, baft auch in ber Theorie
bcs Briuatfürfteurccbts uerfdjiebene Rnficbten über eben*
bürtigfeit, Bfifzhfiraten unb Tbronfolgefäbigfeit beftanben
unb jebet in ber Gage war, fid) für bie feinen Rnfprüchcn
günftige 'JJJcinung auf u)i[fenf<haftli<he (ßetödbrsmänneT
3U berufen. Taburd) wirb es uerftänblid), bah in ben
lanbcshetrlichen Käufern, befonbers häufig aber in ben
mebiatif irrten Somit icn Strcitigfcitcn über bie (Ebenbürtig*
feitnnb olfo auch über bie Gufaeffionsfähißfeit oorfommen,
bie mit öartndcfigfeit geführt toerben unb
bisweilen fd)wer au cntfd)eibcn finb.
Tic fchr »erwideltc Ücljrc oon ber (Eben*
bürtigfeit unb ben morganatifd)en <EI)en unb
gjüfcheiraten fann hier xtid)t bargeftellt wer-
ben; aber es muh auf eine eigentümliche ftotge
bieies Recbtsinftituts hingewiefen werben,
beren Unfenntnis ober 9 lici)tbeachtung bem
uid)t juriftifch gebilbeten großen ^ublifum
bas Ulerftänbnis aller biefer Streitfragen er*
fehwert ober unmöglich macht, unb bie bem
allgemeinen Rechtsberonfctfem oollfpmmen
freut b »ft. Tiefe ftölft« befteljt barm, bafe
ber Begriff ber hodjaöHgcn Jamilie ein an*
berer ift als ber Begriff ber ftamilte nach
bem bürgerlichen ftcd)t, bem allgemeinen
Sprachgebrauch unb ber allgemeinen 9 In*
fchanung. 3um hocfjabltgen vtanfe gehören
nur bie ebenbürtigen Berfoiten; roeber bie
unebenbürtige tfhdrau nod) bie mit ihr er*
3eugten ehelichen Üinbcr unb beren Rbfömm*
linge führen Rainen, Rang unb iBappeit bes
Kaufes, haben irgenbeinen Wnteil ober irgenö*
eine ?lntuartfd)afl auf bie Stammgüter ober
bas ftausfibcifomuiih, irgenbeinen Slnfprud;
auf Slpanagen, SBitweuoerforgung, (Erbfolge,
üßer aber nicht 3um lanbe&herrtid)«« öaufe
gehört, ift aud) nid)t thron folgcberedjtigt, falls
ihm nicht öurch eine befonbere Anordnung ber
§ausgcfct}c, ber ©erfaffung ober eines fianbes*
gefeges bas Ihtonfol gerecht beigeiegt worben
ift, wofür es ttid)t wenige Beifpiefe gibt. 3 n
bcu hodjabligen ^dufern fomnten alfo jwei oer*
fd)iebenc Begriffe ber Familie unb ber Ber*
wanbtjchaft fowic jwei oerfchiebene Orbnungen
bcs JVamilien rechts gleichzeitig nebeneinanber
3ur (Beltung, bie bes bürgerlichen Rechts unb
bie bes £>au$re<ht$- Tenn bie bürgerlichen
Redjtsfölgen ber ßl)ef<h li *h im 0f öie *cchte uttb
Pflichten ber (Ehegatten gegencinanbcr unb
gegen bie üinber, bie auf ber Blutsuenoanbt*
fchaft unb Berfd)roägcmng beruhenben Bei*
hältniffe, ebcitfo bas (Erbrecht ^in^t<f)tLic^ bes
pcrfönlichen Brioatoemiögcns finb oon ber
(Ebcnbürtigteit ber (Battin uollfommen unab*
hflngig. Tagcgcn nehmen bie unebenbürtige
^rau unb ihre Ract)fommen nicht teil an
allen auf ber .s>ausoerfa|fung, auf ber 3ugehörigfett 311m
hodjabligeu ^aitfc bentbenben Rechten; ungeachtet ihrer
Jugebörigteit 3ur Jfrömilie im bürgerlichen Sinne finb fie
für bas fürftlidje $aus Jfrembe, unb bies prägt ftd) i«
einer jebent ertennbaren 9 Beife barin aus, bcifj fie Ramm
unb Titel biefes Sjaitfes nicht führen.
Ruf biefer Tuplijität bcs tfamiliettbcgriffs brmht nun
ber Gtrcit, ber über bie Th ron f°lfl c * n iiuremburg er»
haben worben tft; mit ^vilfe biefer (Erlenntnis ift er (ehr
9tt- 3383. 30. 9Ipril 1908.
3llu|tride 3 e > tun 9-
836
3tfu|trirte 3 e ^ un 9*
9it. 3383. 30. Slpril 1908.
leicht JU oerjteften. 3m £>auf« 92affau, bas 311 ben
älteftcu bcutfd)«n ftürftenftäufem gehört, unb aus
bem im WittelaltCT ein öeutfdjcr Slaifcr beroor*
gegangen ift, gelten bic brei für bie Grbiolg« in
ben ftamilicn bes ftoften 9lbel« unb bie Xftronfolgc
diäraftcriftifrijen ©ruiibfäftci bas Grforbemis ber
Gbenbürtigfeit, ber ©orjug bes 'JJJannrsftammcs
unb bic ©rimogeniturorbnung. Xicfe ftnuagefetdid)
angeorbneten unb näft<r geregelten ©runbfätje finb
im (feroRbenoflhmt fiuremburg nrnfj in ber ©er»
faffung anerfannt, wäfjrenb in ben SJlieberlanbeu
beim Musfterben bca SRannrsftammes bes Dort re»
gierenben 3roeiges bie Grbtodjtcr jum Xbrou be«
rufen wurbe. Xarauf beruht cs, baft bei bem
Grlö|d)en ber ältern L'inic bcs ©efamtftaufes. im
'JRannesjtainme bie ©erfonalunton 3 wi[cften ben
ftieberlanben unb fiuremburg aufbSrtc, inbem bort
bie Grbtod)tcr, l)ier ber näcftfte Mgnat, b. I). bie
9Beilburg«r, mmmefttnod) einzige fiinie, jum Iljrou
gelangte. Mud) biefe l'inic beftanb aber julcftt nur
aus jw ei männlichen Gproffen, bem jeftt regicrenben
©rohfterjog unb feinem Cnlel, bem ©rillen 9Jilo»
laus. 9hm mar cs ein eigentümliches ©erftängnis,
haft ber ffiroRbcrjog bloft Xödjter befiftt, ©rtnj
Wfolaus aber eine OTiftftcirat gcfdjtoffcn unb un*
ebenbürtige Tefjcubenten l>tntcrlcif fen bat, benen
ber Slawe unb Xitel Grafen, bjw. Gräfinnen
o. Blcrenberg oerliebcn worben i|t.
3Rtt bem lobe bes ieftt regiercnbcn GrroftftcTjogs
wirb hoher ber 4 JJtanncsftamm bes Kaufes Slaffau
uollftänbig «rlofcften, unb es erljob ft<ft bie frragc,
wer in biefem ftalle ben Xftron unb bas öausftbci*
tommift erhalten wirb, ob bie Grbtodjtcr, b. ft. bic
ültcfte Xocbtcr bcs jeftt rcgicxcnbcn ©roftherjogs,
pb«t ber ©raf o. ©Jcrenbcrg. Xie Gntjcfteibung
biefer $rage tonnte nun nneft bem im ©rofefter.jog*
tum gcltenben Berfajfungsrceftt unb bem naffau*
jtften ^ausredjt feinem begrünbeten 3 «>*ifri unter*
liegen. Xas ^ausgefeft, bas in ber Staatsocrfaffung
anerfonnt »ft, beftimmt ausbrüdlieft, baft, falls ber
gefamt« ©lannesftamm bes £>aufes in allen ßinien
crlöfdjen follt«, bie ältefte Xoeftter bes teilten männlichen
Sptoffen fufjebiercu foll, bel)äit jebod) bem leftten ©lannc
bes £>aufe$ bie Befugnis uar, eine anbenueitige Xispofitioti
3 U treffen. 9luf ©runb biefer rcdjtegültigcn ©eftinunungen,
3 U beren ©erräftigung unb jum 9lusfd)lu|j aller etwa 3 U bc-
fürtfttenben Knfcdjtungcn legte bic Regierung bem l'anbtag
ben (Entwurf eines ©efebes »öt, burd) bas bte Xftronfölge
ber Grbtocftter ausbrüdlid) anerfannt tuerben follte. $ler»
gegen etftob ber ffnaf d. 9J?crenberg ©rateft mit ber
©eftauptung, baii er ber näcftfte Mgnat bes 0 bro^cr 3 ogs
fei unb bafter bei beffen Xobe unter Musf<f)Iu^ aller
roeiblicften Suf^effion bas nädjfte Wnrceftt jur Xftronfolge
ftabe.
Xiefe ©eftauptung bcxuftt auf ber obcnerwäftnten
©erwcftflung ber ftocftabligen ffpamilie mit ber bürger»
litften; obglcid) ber ©raf v. ©lerenberg im Sinne ber
letjtem als ein ©etter bes regicrenben ©ro&fterjogs gilt,
ift er botft Tein Mgnat, fa überftaupt Tein ©ugeftöriger bes
Kaufes ^affau. Seine Wutter, eine gefcfticbenc Stau
d. Xubelt, 2öd)tet bes ruffifd)cn Xieftters ©ufeftfin, toac
natft ben naffauiftften öausgefe^en, ber tatfädjlid) im öaufe
befolgten Xrabition unb ben ®runbfftt|fn bes gemeinen
©ripatfürftcnredjts 3 wcifellos unebenbüriig, unb bie Gftc
bes ©rinjen ©itolaus mit iftr »ar oan bem bamaligen
dftef bes Kaufes, bem ^erjog Wbolf oon ©affou, nid)t
geneftmtgt unb niemals als Ijauogefe^Iid) gültig anerfannt
worben. 3m Sinne bes dürften* unb bes ©erfaffungs*
redjts ift ber ffiraf non ©lerenberg bem nöffauiftften f}ürftfu-
ftaufe gegenüber ein ftrember; er Tann alfo fein Mnred)t
am l'uiemburger Xftron unb am ötmöfibttfommife ftaben.
Selbft ujennes aber guläffig wäre, an Stelle ber ©ninb-
fdtje bes 3 rürftenred)ts bie bes bütgerlidjeu ©etftts anju-
roenben, bürfte Dies nidjt auf ben einen ©unft ber (Eben,
bürtigfeit bejdjränft roerben, fonbem au (ft bie (Erbfolge*
orbnung müfete lieft natft bem 3 foito<ftt ritftten, unb es
rpürbe aisbann ebenfalls ber Graf 0 . OTerenbcrg burd)
bi« Xö<ftter bes ©rofeftcr.togs ausgef(ftl offen werben.
3m ßanbtag bes ©rofefterjogtums rourbe ber ron ber
fHegientng oorgelcgte ©efeftentwurf mit großer ©Iclirfteit
angenommen; nur bie menigen Sosialbcmafratcn erftoben
einen roütcnben ©3iberfpnuft, ber fid) aus iftrem i>a^ gegen
bas Segitimitfltsprinjip imb bie befteftenbe fRedjtsorbnung
ertlärt. Xie Grbprinjeffin ©taric wirb am 14. 3uni nierjeftn
3 aftre alt; mit bem oollcnbetcu aefttjeftnten i'cbensjaftre ift
fie nad) b«r luxemburgif<ften ©etfaffuug grofejäijrtfl unb
regierungsfähig. Sollte fie norfter ben Xftron bes ©roft.
ftcraogtum© befteigen, fo würbe iftre TRutter, Öie jetzige
Örrau ©rofiftcr ( 3 ogin, bie SMegicamg als 9?cgcntin füftren;
bi«fe ift rom ©>ro^fter 3 og am 1 Ü. ©Jar^ mit ©üdficftt auf
feine angegriffene Gefunbftett auf ©runb bes ©rtifels 42
ber ©erfaffung 3 ur Stattftaltexin ernannt worben. Xaft bic
ftöd)|t cigentümlicftcn ©crftältniffe, in iveltftc bie Xrjnaftie
unb bie '.Regierung in Ouremburg gefamnten finb, oftne
fdjmierige ©erwidlungert unb llbelftänbe fteroorjunifen,
im Ginflang mit bem gcltenben ©ed)t unb mit ben 3nter«
effen bes ffanbes georbnet worben finb, ift 3 um größten
Xrile ber Umficftt, Gucrgie unb .(Uugftcit bes leiten ben
Staatsmannes, bes ©tinifters o. ®t)|<ftcn, j U iauFeu. Gs
ift ein ©lüd für bas i?anb, bag gcrabe in biefer Ixitifdjen
3eit au ber Spifte ber Regierung ein Wann jteftt, beffen
poUHfdje ©üeisftcit nur uon feiner perfönlitften l'iebcns-
mfirbigfeil übertroffen wirb.
Scrtreter für Sterling ins llnterftaus ein, toeltften
SBaftlfreis er pierjig 3aftr« ftinburtft beftauptete,
Sd>oti im 3aftrc 1871 würbe er oott ©labftone
als Sfinanifelretär in bas ftriegsamt benifen, einen
©often, ben er aueft oon 18«ö bis 1882 inneftatte
unb bann mit bem bes Scfretärs bcc Mbmira«
lität, fpSter (1885) mit bem bes Gftcffcfretärs für
3rlanb »ertaufdjte. 3n bem britten unb bem oierten
©linifterium Glabftones, ebenfo in bem ÜHnifte«
rium Stofebect) (1892 bis 1895) war er Kriegs*
miniftcr, ein timt, bei bem er ben ©eifall filmt'
lidjer ©arteten erntete. 91 ls bas liberale ©Hniftc«
rium 3U Srall Tarn, würbe GampbcIbSannemtan
als yiad)fo(gct Sir ©Jiliiam öorcourts 1899 3um
^öftrer ber liberalen Oppofition gewäftlt. Seine
«ydbigfeit, burrft liebenswürbigeGewaubtfteit G>egen*
fä^e 3U überbrüden, erwarb iftm tro^ ftarfer SDlei*
nungsnerfifticöenfteiten im eignen l'agcr bas Ser*
trauen aueft oon gegncrifdftcr Seite. 9lls fieft bie
fonferoattoe ©ermaliung mit ©rtftur ©alfour als
^Öftrer Gube 1905 nieftt länger 3U beftaupten oer*
mochte, würbe Sir GampbclbSannerman an bie
Spitje ber ©egierung berufen, in ber er neben
bem Mmt bes ©remiers au(ft ben ©often bes
Grften tforbs bes Scftatjes übernaftm. Xen mannig»
faeften ©3ed)felfällcn feiner nidjt immer crfolgreidjcn
©olitit ftanb eine 3uneftmcnbe ©opulavität gegen»
über, eine ©opularität, bie bem ftumoroollcn
Schotten bei feinem ©olf als „G. ©." ein baut*
bares Kuben len bewahren wirb. - - fiönig Gbuarb,
ber bie Xobeeiiadjridjt in Äopcnftagen erftielt,
änderte: „Gr war ein treuer Xiener feines Oanbes.
3d) bin wahrhaft betrübt, baft er oon uns ge-
gangen ift “ Xie ©adjTufc ber englifeften 3«itungen
waren buriftweg feftr warm gehalten. Xie „Xime&*
faffen iftr llrteil gufammeu in bie SBorte: „©ictc
©remiermintfter finb mehr bewttnbert worben als
Sir öetm). feiner aber ftat eine größere Zuneigung
cingeflöfet als er.“
©aul (5raf d. ©(fturoalon).
n ber 9la<ftt 3 um Cftermonlag ift ber ehemalige rufjifdjc
©otfdjafter in ©erlin ©aul ©raf 0 . Sdjumalom tu
3alta nach jcftnjäftrigem Siechtum in bem Ktter oon
aehtunbfiebiig 3 aftreu geftprben. Cbwoftt ein Schlag*
ahfall ben ©rafen in IBarfdjau fdjon 1897 aus b«m
politifdjeu Seben nusgefcftaltet unb gezwungen hatte,
feinen 9lbfd)ieb aus bem Staatsbienft 311 ueftmen, fo ift
fein fRamc bodj lebenbig geblieben, unb feine ©erbienfte
um bie Grftattung bes JJrieb«ns swifthew Xeutfdjlanb unb
©ufttanb finb unoergeffen. 3n feiner faft 3 eftnjäftrigen
Xätigfeit als Botfiftafter in Berlin war es in erfter l'inic
feinem biptomatifdjen Xafcnt 311 bauten, wenn entgegen
ber unermüblichen Dlgitation ber Jyrm^ofenfreunbc unb ber
©anflawiften fein enbgültiger Smd) ber beutfeh*ni[fi|d>en
©eaieftungen 3 u|tanbe fam unb bic ni ff if<^ • fran^öff f<f>e
Mlliau) nidjt 311 m Kriege führte. ©Jeftr als alle äufcereu
9lusgeid)imngeu, bic Scftuwalows ©ruft fcftmüdtrn, bar*
unter ber Gdjmarje «Iblerorbcn, ben iftm ftaifer ©Jilftelm I.
am 18. ftlooember 1887 perfönlid) überreitftt hatte, fprieftt
für ihn, bafo er fowohl bei biefem öerrfefter wie bei bent
dürften v. ©ismard, mit bem iftn bi« jum Mblcben bes
großen ßanjlers innig« fjfwunbfcftaft oerbanb, in ftödjft«
(bnabe ftanb unb bas gleich« ©ertrauen genofe wie bei
feinem eignen Bottoerän. ?lud) ftaifer SBithctm II. war
bem ©rafen feftr gewogen unb ftat iftn ftet« bureft ff>utb*
beweife ausg« 3 <i^net, fooft er als ©aft in Berlin weilte.
Xie öaufbaftn bes ©rafen ©aul Mnbrejewttfcft o. Scftu*
walow, eines ©nibers bes bureft ben Berliner Ätongrefj
befannt geworbenen ©rafen ©cter p. Stftuwalow, war
glänjenb. Gr wurbe 1830 in St. ©etersburg als Sproft
eines berüftmten 9lbelsgefd)ted)ts gehören, «rftieit feine
Gt 3 iehung in bem bortigen ©agenlorps unb trat 1849 in
bas leibgarbc-Weiterrcgiment ein, naftm an bem unga»
rifeften i^clbjug teil unb ronrbe jum Kbjutanten beförbert.
Xurd) ungewöhnlich« Xapferfeit erregte er im ftrimfrieg
Mufmerlfamfeit, fo bafe er oon ©leianber II. bem ©eneral*
ftab ungeteilt unb jum Mbjutanten bes 3axen ernannt
würbe. 3n ben 3 a h rcn 1861 bis 18ft3 war tt Xepartc*
mentsdjef im ©Jinifterium bes 3nuem. ©ad) ber Unter*
brüdung bes polnifcften Kufftanbs (1863) wurbe er Gftef
eines ©arbexegiments unb aoanciertc alsbalb sum G)eneral'
ftöbseftef. 3m Xürtenlrieg ging Sdjuroalow an ber Spifte
ber ^weiten G)arbcbioifion nad) bem ftriegsfdjaiiplah unb
jeiehnete fid) bei ©lewnn, beim ©alfanübergang unb bei
©ftilippopel gan 3 befonbera aus. Wlcian&cr II. ernannte
iftn 3 um Gftef bes Grenabicrtorps in ©losfau, Dlteranber III.
im 3aftrc 1881 jum Cbetbcfcftlsftabcr ber St. ©etersburger
G>arbe truppen, ©on biefem ©tut, bas er oier 3t*ftrc mit
größtem Gr folg beflcibctc, würbe er 1885 au öie Stelle
bes uerftorbenen niffifd)*» ©otfeftafters in Berlin, ©rafen
v, Crlow, berufen, unb er burftc fajl jeftit 3aft M 8 um
Gegen beiöer Motionen wirten, ©egen ben UBunfd) bes
Xcutfcftcn Äatfcrs würbe Stftuwalow 1894 oon JWfolaus II.
gum ©eneralgouDcrneur oon 9luffifd)»©olcn enannt. ÜJIatft*
bem er biefen ©often nod) jroci 3 a ft rf l att 9 »«rttwütet
ftatte, oerbammtc iftn feftwere Wranffteit jur 'Jlrbcitlofigfcit,
was ber encTgifdjc Staatsmann, ber jugteid) mit Ceibunb
Seele Solbat war, befonbers angcfid)ts ber unftciloollen
inneren unb flvfjcrcn JBirren, in bic ©uftlanb im lebten
^afttjeftnt oerwidclt war, hoppelt fdjmerjlicft empfun ben ftat.
f|Jaul ©raf d. ©(fturoalotn, f am 20. SlpriL
Öenrt) Gampftcll ©annerman, ber frühere englifcftc ©remicrminiftfT,
t om 22. ?tprll.
Sjenri) EompbcII-Sannctman.
CV^idjt mit llberrafcftung, wohl aber mit einmütigem
^H©ebaucm ift innerhalb unb außerhalb Gnglanbs bie
'JlacftTidjt von bem am 22. Ülprit erfolgten ^infefteiben
Sir £enrt) Gampbell-Baunermans aufgettommeu worben.
Xie ©efunbheit bes faft jweiunbficbjigjäftrigen Staats*
mannea war burd) eine langwierige 3nfluenja, 3U ber ficCj
nod) anbccc Aranlfteitserfcfteinungen gefeilt ftatten, unter*
graben, fo baft er fd>pu ©nfang biefes ©lonats gejwungen
war, oon feinem ©remierminifterpoften jurücfjutreten.
(üdcßentlid) feiner am 6. Mpril erfolgten Gntlaffung aus
btm Staatsbienft waren fieft bic Blätter aller ©artei*
riefttungen barin einig, baft ber fefteibenbe Staatsmann
nieftt bie fteroorragenben Gigenf(ftaften feiner bebeutenberen
Sorgänger geftabt öaft er Tein &üftrer gern cf en fei,
ber ber ©efd)id)1e unb ber ©olitit feines l'aubes ein in*
biotbuelle« (üepräge ju geben oexmodjte, baft er aber ein
9JIann oon fteroorragenben biplomattfcften ftäftigfeiten
war, ber, wenn and) oftne befonbere rebnerifefte Begabung,
oermöge ber iftm eignen jäften Gnergie unb ftarfen taf*
tifeften Scfäftigung feinem Staate manchen 9lutjcn ftiftete
unb ber liberalen ©artei iftre ausfdjlaggebenbe ©ofition
jurüderoberte. Xag es tfttn nieftt gelang, fie fi^er 3U
funbamentieren, wirb bie leftte Sorge auf feinem üranfen*
lager gewefen |«jn,
Sir ^>«nn) Gampbell-Bannerman war am 7. Sep-
tember 1836 31t Reloinfibe in Scftottlanö geboren, ©ad)
Sollcnbung feiner Stubien auf ber ©nioerfität ©lasgow
unb bem Xriniti) College ju Gambribge trat tr 1868 als
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3fr. 3383. 30. 2LptiI 1908.
3IIuftrirte 3eitung.
837
9Bod)en[d)öu.
$>o» Deutfche Kaifcrpanr auf Korfu. — Am Cfter«
f Ottntag wohnte Me ratierliche Jnnulic jufammen mit bcm
König unb Der Krön pri 113c f (in non (Griechen lattb, Die am
18. Aptil bic „^lambuTfl" bcfidjtiflt Ratten, bem von bein
Ntilitäroberpfarrcr ®oen© in Der Kapelle bes Achillcton
abqetjaltencM ©ettesMenfte bei. Nachbcm Die SOlnicftäten
Dftergefchcntc verteilt hatten, begaben ftc fid) nach Korfu,
um bet 'Urp3cnion zu (Ehren bes hl. «piribion al» 3w
[(hauet beizuwobnen. Noch Der Abenbtafel l)telt ber Koifer
einen tBortrag Aber „Abmiral Netfon unb bic 3ccfcf)(ad)t
bei Drafal gar" . Am 20. ging Me „f->obeu3ollern" in See,
um ben Prinzen C»rar in 'Begleitung Deo Grafen d. 2oben
nach 6i3tltcn 3« bringen. Die vom Sultan AbD ul v>amtb
zur Segrüfzung De» Kaifers bertimmte BonDergcfellfchoft mit
Durfi)an*Pafcha an bet Spifte würbe am 21. im Achilleion
vom -Ralfer empfangen unb nach ttberreidunig eines fvmb-
Schreiben» De» Sultan» zur iafei geloben. 'J£adi Dem D ejeuner
unterhielt fid) ber Kaifcr in Anwefenheit Des eytfjr. n. 3enif<ti.
al» Ncttreters De» Auswärtigen Amtes, mit lurlban » pcifcfja
unb perltet) biefem foroic {amtlichen ‘JDlitgltcDcrn ber (Gefanbt-
idmft Dt bettsaus Zeichnungen. Am 22. empfing ber Kaifct
ben Bilbtyaucr prof. cGoeft, um itjn mit ber 'S (Raffung einer
Kolorfalftatue bes Achilles für bas Ad)ilIeton zu beauftragen,
ipäter ben fficrzog »on Connaught, beit Da» englifchc Krieg»-
fd)iff „Abufir" nad) Korfu gebrad)t hatte. Da» Knifcrpaar
etunbrrtc ben Cefucf) umgeljenb unb nahm bas Dejeuner
auf bem „Abutir" ein. Mit bem Prinjen Auguft Milbelm unb
fömtlidjen ©erren bes (Gefolges begab fid) ber Kairer am 25.
an ©orb be» „Sleipner" nad) Albanien, machte Inrfljan-
Pafd)a auf beffen 3ocf)t bei Santi Cuaranta einen ‘Sefudt,
nahm über bie Dortigen türtiföen gruppen einen ©arabe
niarfd) ab unb richtete ein febr warm gehaltene» Telegramm
au ben Sultan. Nach ber Nüctleht empfing bet Kaifcr im
Achillcion ben griedjifchcn MiniftcTpräfibcnten Dbeotofis, Der
auch 3ux lafcl geloben, unb bem Da» (Grofefrcuz Des Noten
AblcrorDen» perlieljen würbe. 9tm Nachmittag lief bas öfter-
reichifd)* (Gefchwaber in Den $afen oon Korfu ein unb ralu«
tierte beim paffieren bes Ad)tllcton bi« Kaiferftanbarte.
Der (Entwurf Des neuen AJeingefefces. — Der
unter ber Negie be» Staatsfefrctür» be» 3nnem o. Pcthmann-
Spallweg bearbeitete unb im „Netchsanviger“ ceröffentlidjte
(Entwurf eines neuen Mcingefefte» enthält in feinen neun»
unbyroan^ig Paragraphen manche bemerfen »werte Perbeffe-
tung gegenüber bem Metngefeft oon 1901. Die Aöinzer unb
Kognatprobu, Zenten Dürften burd) bas in bem (Entwurf bc-
funbete (Entgegenrommen 3ufriebengefteltt fein. Der PanfdjeTei
unb ben gefunDheitsgefährlidjcu M ^icrbeffcrungen• 4 Des Natur-
probuft» wirb nunmehr Doch mancher ujirlfamc fHiegel
vorgerdjoben. 8on befonbacr '»ebcutung tft § 6* Der
beftimmt. bah gcographif<h< «eteidniungen nur jur ffeft-
ftellung ber ©erTunft oenoenbet werben Dürfen, Dafc aber
geftattet bleibt, in hergebrachter 'Meile Die Namen cittjelner
(Gemaxfungen 311 benu^en, um gleichartige ober gleichwertige
(Erjeugntffc anberer (Gemarfungcn bes betreffenben IBetubau-
gebiet» 3U bejeichnen. Der wichtige unb umfangreiche § S,
bet fid) mit ber .ludexung befafit, ludjt allen teilen gerecht
3u werben. (Er fdjafft bem Minder genügenb »eroegung‘>
freiheit, um bie natürliche Nefcbaffenhrit Des Meine» Durch
3ufafc oon 3urfer äufiubeffern , unb 3 war bis *u «mein
Vlrfluftcl bcs in JVrage tommenben Ouantums an UJJoft ober
Mein, fleht aber gleirf)3eitig eine räumlidje unb jeitlld)* ®e»
gren^ung ber 3uderung infofem oor, als biefe nur inner-
halb be» Meinbaugebiet» felbft unb nur in Der 3* lt 3®if < h«'n
Dem Seginn Der Meinlefe unb bem Schluß De» betreffenben
rtalenDcrjahres oorgenoinmen wfTbrn Darf. 3n angemeffentr
Meife ift eine gattje Nniahl pan Deriarierung»- unb itontroll-
beftimmungen Dorgcfef)cn, 311 beren ronfeguenter ^anDhobung
in allen für ben gUeittbau in ©etrad>t fommenben (Gegenben
permanente Sachoerftänbige angeftellt werben füllen. Dah
fünftig ber Meinf)änbleT oerpfIid)tct fein wirb, auf Munfch
Des Honfumenten 'llngaben über bie Wrt ber 3u<terung 3U
machen, unb bafe Der Schaumiocin eine 'Beieichmmg tragen
muh, bie Das Canb erfennen Iaht, wo er auf ftlafdhen ge-
füllt ift, Dürfte bei Der ©öhe, auf Der bic bcutfdie Schaum-
uvinfabriratiou fehl f^h*. raum auf Miberfprud) flohen.
(Eher ift eine Cppoiition gevirn brn etwa» uociDcutigcn $ 9,
Der lieh mit ber Jnerftellung be» Spaustrunfc» befaftt, ju er-
warten unb auch 311 begrüben. Mic in ber Dem (Sntn>UTf bei
gegebenen Denffchrifl, bic unter anberm eine hh’lo^f^e Dar-
stellung Der Mringejeggebung enlhölt. mitgeleilt roirb, haben
fleh Vertreter ber .Uognatbrcnncrci wie De» Dtognathoubct»
mit bem (Entwurf bereits einoerftanben erriärt. Ißcniger
entjüdt oon bem <Gefct)cnttoiiri finb bic MeinhänDler unb
Minjer im fübweftDcutfchen Mcinbaugebtet; eine grofte Pro-
teftfunbgcbung bc» '©erbanbe» IflbweftbeutrdKr MciMhänDler-
ocreine ift bereit» in Porbeteitung.
Der Parteitag De s Ma h luer culo Der V tber a l tf n.
'Als bas toid)tigfte (Ergebnis bcs uom 21. bis 23. Wpril in
ftranffurt a. ÜJ1. abgehaltenen, oon 431 Delegierten befudjtcn
Parteitages beo Matjloeretns Der Uiberalen (55reiiinnige
Peteinigung) ift bie Definitive 2tu»cinanberfehiUng 3wifd)cn
ben innerhalb Der Partei beftehenben (Gruppen 3U oerjcichnen.
DiegTcunbe unb (Gegner ber uon ber linlsliberalen ^raftiou»-
gemeinfebaft betriebenen Politif tonnten, nach bem Me Diffe-
rensen einen immer fchärfern aharaftcr angenommen hatten,
an ein weitere» gemeinfame» probuttioe» VJlrbecten nidjt mehr
benfen. Der jegt eingetretene Pruch fnüpfte fiel) an bic
(Erörterung De» S 7 De» PcTcinsgefcge», 3U ber ^wei Ne.
folutionen eingebracht waren, oon Denen bie eine (PrabanD»
Oamburg> beantragte, bah Dct Delegiertentag bie Stellung
ber jTaftionsgemcinfchaft »u § 7 Des Pcreiitsgefehes bebauem
foll, inbeffen bic 3writc Ncfolution (Parth unb (Gcitoffen) in
Der 3ulttmmuug Der ^rattiousntajorität 3U Diefen Paragraphen
«eine ©erlehung Der (GrnnDfäljc Des l'ibaalismus“ erblirft.
Di« namentliche Pbftimmung ergab eine 'ilblehnung mit mel)*
als Dreioiertel-Plehrhcit. Darauf ernärten ncuiuchn Plit»
glieber, unter ihnen Parti), u. (5<rlad), Preitfcheib, ihren
Austritt au» ber ^rcifinnigen Peretnigung. Die Scheibung
würbe oon Den führenben Plattem ber ^reifinntgen nur
mit geringem PcDauem aufgenommen, (fine (Erflärung, Die
Der partcioorfihcn.De, ber Vlbgeorbnete SchraDer, an Die Partei-
argattifättonen richtete, bebautet jwar beu Austritt ber ge*
nannten fierren, hebt aber hcroor, baft bie politifdie Haltung
Der Partei Daburd) in feiner Meife perünbert werbe.
91 bf d)l u f) De» Nor Df ee- unb be» C ftf ecu er trage».
91 in 23. 9tpril erfolgte in Perlin unb in St. Petersburg Die
Unterzeichnung bc» Norbfee«, b, 3 w. Des Dftfee 9lbtomnicn». Die
Derinralion bc» NorDfee>9lbIommens, an bcm bie Negierungen
von Dcwtf<t)lanb, Däncmarf, ?f-rantTeid), (Grohbritannien, ben
Nieberlnnben unb Sdjweben beteiligt finb. hat bei 9lufrecht-
erhaltiiug be» jegigeu territorialen Statusguo ber an bie
Norbfee grentenbeit (Gebiete jum (Gegenftaub. Die oertvag.
fehl ie feen Den Staaten ctllären, bafe fie feft cntfchloffcn finb,
Die bereit beftel)enbcit f>ol)eit»red)te unuerlet)t ju erhalten
unb gegenfeitig 3 U achten. Sollten irgenbmelche llmftanbc
eintreten, bic ben gegenwärtigen Vcfitjftanb beDrohen, fo
werben bie Signatarmächte fid) im ©lege Der Pereinbarung
über bic Piaftnahmcn, bic 3 ur Pufreditevhaltung be» Statu»-
quo nüfelid) [inb. oerftänbigen. (Ein ber Teflnrntion bei-
gefügte» Plemoranbum hebt hcroor, bafe Da» Nbfommen nur
bie territoriale 3ntegrität in» Qluge faf|t, Dah Daher bie
Defloration nicht angerufen werben Jann, f obalb co fid) um
bie ‘Blusfibutig von j£>otjc itored) te-n f)°nbclt. Die Defloration
be» CftfeC'Nbfommen«. ba» twtFchen Deutfchlanb, 5Ru&lanb,
■Schweben unb Tänemarf getroffen Ift, beftatigt in analoger
Meife bie gegenfeitige 9lnerfcnnung Des Prinzip» be» terri-
torialen Statuoguo ber an bie Cftfcc grenzen Den (Gebiete.
Die bei ben Pbfommon würben von ber preffe aller be-
teiligten Staaten unb .zum leil auch in (Engiaitb mit fnm-
pathifdien Wrttfeln begrübt.
Das englifchc |üöuigspaar in Kopenhagen. —
9Tin 21. 9lpril finb König (Ebuarb unb KSnigin 9llcranbra
oon (Englanb mit ber Prinjcffin Piftoria jum offiziellen Pc-
iuch De» bänifcheu ^)pfe» in Kopenhagen eingetroffen- 3nm
(Empfang auf bem Paljnhof waren Me fönigliche ffamilie
mit König ^Tiebrich unb Königin Üuife an ber Spille, bie
Minifterfowie zahltridje militärifd)e unb Diplomalifdie 2liür ben-
träger CTfdjienen. Nad) einer fehr h^ 3 lid)en Pegrüfeung
fuhren bie beiben Königspaare in (Galawagen nach Sdjtoh
91maltenborg. Der erfte ?lbenb trug leinen offiziellen Qt)a-
rafter. 9lm 22. fanb im Nitterfaal bc» palai» (Shriftiavs VII.
eine (Galatafel ftatt, bei ber bie beiben Könige hcrjliche
Drinffprüd)' auf bic gegenfeitigen guten Peaiehungen ihrer
Ifänber ausbrad)ten. König CEbuarb würbe jmn (Shtenoberjten
be» (Garbc*^)UfarcnreflimcTit» unb 3 um (General ber bänifchen
‘Armee ernannt. *Jlm 25. empfingen ber König unb bie
Königin oon (Englanb eine oon profefTor Maming, bem
SReftor ber Pmverfität, geführte Deputation, bie im Namen
einer graften ‘Anzahl oon Korporationen eine ©ulDigungs-
abreffe überreichte. $n feiner Auf pradjc hob König (Ebuarb
Die intimen Po 3 iel)ungen, Die er feit langer 3eit 311 Däne-
marf habe, hervor unb betonte feine ^reubc über bie glüd-
liche (Entwidlung Des i'onbes. (Er fprad) bie Hoffnung aus,
Daft Die ‘Jfanbe, bie (Rroftbritannicn unb Dänemarf oerbinben,
immer {tarier werben unb zum ftortfd)titt Der friebliche«
Kultur in ber Mclt beitragen möchten.
Der llalienifd) tfirflfche Konflift. — Die Nuhe ber
Oftertage würbe burd) Die VlnfünDlgung einer gegen Die
Pforte gerichteten ftlottenbenumftration Italiens geftört. Pni
18. April veröffentlichte bie «Agenjia Gtefani“ eine Note, in
Der eine Darftellung Der Porgefdjichte ber mit ber Dtirlei
fehwebenben Differenzen gegeben würbe. Danäd) hat bie
Pforte ber feiten» ber italienifcbcn Negierung befdjloffenen
(Eröffnung oon poftämtern in Konftautinopel, Palona, Sa-
lonifi, Smijma unb 3crufalcm wibeTfprochen unb Sefehi ge-
geben, bie poftanftalten Durch truppen befeften zu (affen,
um Deren ‘flcnuljung nötigenfalls mit (Gewalt zu oerhinbern.
Demgegenüber hafte fid) bie italienifd)e Negierung ent-
fd)loffen, il)** Ned)te energird) zu wahren, unb Drei Schiffs-
Dioifionen ln Me türrifd)en (Gewöffer beorbert mit bem
Pefeljl, fid> für jebes ©orfontmui» bercitzuhaltcn. (Eine
(Gefchwaberabteilung ging Denn and) fofort ah. Diele» ener-
gifd>* ®orgd)en h a * tQ f^> ^*n gewün|d>ten (Erfolg gehabt.
Schon am 20 . machte ber türfifd)e Potfchafter in Nom bcm
Plinifter tittoni bie SJPttcitung, Dafe bie ottomaniFche Ne-
gierung feinen Antaft höbe, ber italienifdien Negierung bie
(Eröffnung oon Poftämtern in ben bczcidmclen fünf Stabten
ZU unterlagen, tittoni nahm biefe (Erflärung mit bem Aus-
bruef ber PcfTiebiguug auf. Das bereits abgegangene ita-
lienifche (Rcfdiwaber tvurbe Durd) «ine &ral)tlofe Depefdje
angewiefen, in ber Subabai an bet Norbfilfte oon Kreta
VPT Anter 3a gehen. Da fich«r* 9fu»fid)t beft«ht, baft and)
Die übrigen Ttfferenzpunfte, bie mit ben Anlafe zu ber Altion
3talicn» gegeben haben, in geeigneter SVeifc bcigelcgt wer*
Den, unb Da bezüglich Der Freigabe ber Küftcnfdmfahrt in
Den tripolitanifchen (Bctväffcm eine 3 uftimmenDe (Ertlärung
au» Konftantinopel bereit» itt Nom cingegaiigen ift, fo lann
Der .«onflilt als beenbet angefehen wer Den.
Die Paltanpolitif Nufelanb». 3n Der Neid)»Duma
hielt aut 17. April 3swölfft), Der Minifler Des Mufeern, im
Peifein bes PlinifterpräfiDenten Stolijpin unb Des Dtplonta-
tifd)«n Korp» ein« oiclbemerlle Nebe, bie als eine offizt«U<
(Erllärung übet bie ‘öaltanpolitif Nufelanb» aufjufaffen unD
ein neue» Reichen Dafür ift, baft Die Perhanblungen über
bie ma 3 cDonifchen Keformen einen beliebigen Den Auogang
nehmen werben. Nad) Den Darlegungen De» Miniftcr» ift
anzunehmen, bafe eine Perfchmelzung Der ruffifchen unD evg-
lifd)en Porfd)löge jugunfteit ber AufTechtcrhaltung bes curo-
päifdjen Konzert» gefunben werben fann. 3»wolffi) fprad)
fein ‘Kertrauen Darauf au», baft Deutfchlanb eine polittt
Nuftlanb», Die be 3 tvedt, in SJlajebonien Trieben ju fd)affen
unb Den Statusquo auf ber Palfanhalbinfel zu erhalten,
«nterftützen werbe.
(General Viujewitfd). — 3n ,£t. Petersburg ift am
23. April ber ehemalige Cbcrrbefehls hoher ber 'Jülanbld)urei-
truppen im letzten Stabium be» Nuffifd) ^apanifthen Kriege»
N. p. Viniewitfd) an ben folgen einer L'ungenentjünbung
geftorben. (Er würbe am 24. November 183« geboren, trat
1855 al» freiwilliger in Die Armee eui unD würbe 1859 als
Offizier nad) bem Kaufafus entfanbt 3m lürfcnfrieg nahm
er an zahlreichen (Gefechten teil unb würbe infolg« feiner
heruorragenben lapferreit zum CbeTften ernannt. Allgemein
befannt wurb« fein Name, al» er gelegentlich be» Porer*
aufftanbes im '\a^c 1900 an Der Spitze ber petfchiU-
abteilung bei Der Pefreiung ber (Gcfanbtcn in Peling mit-
wirfte. 3n Dem verhängnisvollen Krieg mit 3apan war
VMnjewitfd), Der tu ber Sd)lad)t bei ‘JUIutbcn bie öftlicfte
‘llnnee fommanbierte, einer bet wenigen (Generale, auf Die
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©encrol 51. Sß. fiinjciDitf^, t am Xi. Slpril
Nufelanb ftol.z fein tonnte. 3m ftrühiahr 1 «mrbe er
zum Ober bcfehloha ber Der oftafiatifefeen Druppcn ernannt,
ohne bafe er nad) (Gelegenheit ju gröfeeren Cpcrationen
fanb.
Der neue Wommanbanl Des (GenDarmerierorps
in 'JDlajebonien. — An Stelle De» unlängft oerftorbeneu
(General» De (Giorgis würbe ber (General Antottiö (Graf
o. Nobilant. Ms!)« ftüfem bet VeibbrigaDe bet Duriner
(Gamifon, zum Kommanbanten be» (GenDarmerletorps in
Hllaiebonien emannt. (General Nobilant, ein Netter bes
frühem Minifters (Grafen Carlo Nicoli» v. Nobilant, war viele
3al)te al» Attadjc Der italienifchen (Gefanbtfchaft in Serlin
unter CGtaf De Saunah tätig, würbe bann A Df u tont be»
©eneral 9Intoitio ©raf o. Nobilant,
Der neue Hommanbewr bes (SenDarmerictorps In Mazebonlen.
(Grafen oon lurin unb war einer ber Pertreter 3talien» bei
ber Konferenz oon Aja. Nobilant ift atu 28. April 1865
ZU Durin geboren; er trat 1 87t in Die »lilitärafabemie eilt
unb Durchlief fchnell bie mititärifebe Stufenleiter. 3m 3ahxc
1903 würbe er zum Kommanbanten Der yeibbrigabe itt
lurin ernannt. (Er ift feit 1892 mit Der ffiräftn Margherita
0. ^rancefetti oermählt unD gilt als einer ber gelebt eften
unD begabteften Cffiziere 3talien», Der für ben ihm jetzt ge*
gebenen, ebenfo fd)wierigcn wie oerantwortungsoollen poften
and) als Diplomat Die nöttgen Kcnntniffe aller intematlo*
nalen fragen befiftt.
Attentat auf ben pröfibenten oon (Guatemala.
— Der Präfibent ber Nepublit cGuatemala, (EftraDa (SabreTa,
würbe am 20. April in Dem Augenblicf, Da et bas pro |i Deut*
fd)aftspalai» in (Guatemala betreten wollte, Durd) bie (Ei-
plofion mehTerer Aoniben rerieht; an ber rechten £>cmb
würbe ihm ein «f-inger abgeriffen. Cabreta ift feit 1899
präfibent ber Nepubli! (Guatemala; 1905 würbe er zum
zweitenmal auf fed)» 3ahre gewählt. (Er hat (ich unter
ben Staatsmännern 3 c,, tTarameriIa9 einen bebeutenben
Namen gemacht. — Non Der gegen reine Pexfon gerid)teleu
Perfchwörung machte (Jabrexa ben Nertrctcm ber ‘Jüläd)ic
‘JDlitteilung. Achtzehn NäbelsfühTer liefe er hinrichten. Die
übrigen Nerfchwörer iefinDen fid) in Den f)änben De» Piili»
täts. (Eine Proflamation Des präftDenten wenbet [ich 01t Die
Sogalität De» Nolle» unD uerfpxicht, Daft Die Orbnung auf*
red)terhalten werben foll.
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Ter „Sohn ©ottea" ber Aliullahi mit leinen 6öl)nen.
«leta erjjtb Utuftem im Torfe Tuldiaini.
£onb unb £eute im 3 ö 9rosgebirge
(9BeftpcT|ten).
©011 ftrof. 1 h*. C»far Wann in ©ertbu
'TNao merfwürbigftc Seifplel einer Keoolution 3 eigt uns
^t/nun fefjon feit Oahrcsfrift ©erfien, pon Dem man je^t
lag für lag in beit 3eitungen 9iad)rid>ten über 9iad)rid>ten
3 U lefen beüotumt, währenb früt>er Des „Staubes Der Sonne
unb Deo SJönjen" nur fcljr fporabifd) (Erwähnung ge|d)at).
Auf meinen Dreijährigen Üteifen im ftodjlanbc pon 3ran
1901 bis 1903 habe id) tiefe (Etnblide in bic ©olfsfeele
ber au« Öen uerfd)iebenften (Elementen sufammennefe^tett
©epölterung bet arm unb reich, bei hoch unb niebrig tun
lönneu, unb id) hätte cs mir nie träumen taffen, bah eine
fo einmütige (Erhebung biefes allerbings arg bebrücFtcu
©olles gegen bie Te|potie möglich gemefen roäre mit gdn.v
lidjer Umgehung jeglid)eit religiöfen (Elements. Tenn ja
fanatifd) |i<h aud) ber Werfer in ©laubensangetegenheitcn
Ter Häuptling bc* fturanltamme* uebft fvamtlte.
3 cigt, bei ber jc^igen w <Kcuo» rv"
lulton" ift nidjt nur bic foitft r
bas ©olf fübrenbe ©ei|tlid)reit
total auf bie Seite gebrängt,
fonbem fogar jeher Cbebaufe
an bic „.einjig ntonot^eiTtifrfje“
SReligion bee Öflams au««
gefd)altct. Verfielt rüdt bued) •
biefes ttt ber (5efd)id)te aller
mohanunebanifdjen ©älter ein-
zig baftcljenbc Ereignis einer
nur burd) nationale unb öfo*
nomifd)c3Decn getragenen SRc*
oolution in ben ©orbergrunb
u)elU)iftorifcf)Cu 3 nie reffe«.
3u bem buntfdjcdigcn
©öllcr« unb Gtammesgentifd),
Das bie heutigen ©erfer bar*
ftellcn, nimmt eine gan 3 eigen»
artige Stellung ein bie
©eoölferung Des 3agras,
jener hohen Cbebirgsfetten,
bie ba« ©lateau oon 3ran
nad) ber CEuphraMigris-cbene t)in abgreu«
3 <n. ©l$l)Cr hat lau nt je eines (Europäers
M bie|e unjugängUchen unb »on ber
.sjetrftrafec weit abgelegenen Täler bette*
ten, bis niid) im 3al)tc 1902 meine 3agD
uf merlwürbige perfifd)e Söolfsbialclte 3 U
ben äu&erft Ijarmlofen unb friebfertigen
Leuten führte. (Es fhtb leine ©erfer im
eigentlichen Sinne, wie man nur bie
©ewohner ber f üblichen ©ropiu 3 en, fjars
unb Airman, nennen feilte; es finb aud)
feine Iflrfen wie ber Stamm ber flaDfdha>
ten, bem bic .vterrfdjerfamilic an gehart,
ober fturben, bie fonft bie SBcftgre^c
©erfiens befetjt halten. Tie Törflcr unter«
[djeiben fid) oon ihren nächften ©er*
manbten trauifdjen Stammes* ben Aurben
unb ©exfem, burd) ih** eigenartige
Sprad>c unb merfroürbigem>ei|e aud) burd)
ihre ^Religion. Tct bem frommen SMoflem
funnitifdjer Obfenmnj äufjerft anftö^ige
5auptgnmbfat} ihrer ‘.Religion ift ber Um*
(taub, bah fi*, über bie fai\aUfdK Ait«
©erebrung bet Schiiten noch weit hinaus*
gcljenb, öiefen Gchwiegerfohu bes©rophetcn
Tas Torf Tufthomi.
3 um göttlid)en SBcfcn erhoben haben. Tas h Q t *b n *" b*n
Aamen „Ali-allahi", b. h- Ali für einen ©att halteitb,
eingetragen. Sie glauben an eine fottlaufenbe 3nfamation
(öottes unb uerchten ihren fcwciligen Sdjcd) als bas jettige
©efäfj bcs hochftett 'JBefens. Ta cs nun natürlich auch in
ber oerhältttismäBig fl einen Seite ber ©liullähi an religiäfett
Spaltungen nid)t fehlt, fo gibt cs in ben fleinen Sergbörfem
ber qkoDinj Äirmanfdhah mehrere „Söhne <&ottcs‘\ roie bie
Sdjechs oon ben ftrcnggläuhigcn ©ioflems genannt »erben.
3m fjerbft 1902 befud)te ich fl® e i biefer ^eiligen. Ten
einen, Den „Sohn ©otte-s" ber Slliullahi (f. SIbbilb.), fehen
toir im flreife feiner 3 ahlreid)en Söhne. Ter anbere,
‘Uga Sejjib ©uftem (f. ^Ibiilb.), wohnt in bem Torfe
Tufchami <f. 9lbbilb.). ©on »eittjer waren bie Gläubigen
gefommen, bie in jenen Tagen mit mir gaftlict>e Aufnahme
in bem fdjmuhtgen Törfthen genoffett. An ber Schwelle
bes Kaufes liegen fleh bie ©ilger auf bie ftnie nieber unb
lüfeten Den heilen ©oben- ßangfam, in gebüdter Stellung
rüdten fie bis ju bem Sdjech h« Tar, i um aud) bie heilig©*
3rü&« 3 U tftffen. Sei bem jtwriten würbe ich fogar bet
Teilnahme an beffen Tafel gewürbigt. Ter Slann war
fonft ein gan^ hcfcheibenes 9 Ren|d)enfinb unb ein fehr
liebenstoflrbiger ©Jirt, wie ja alle ©erfer oh*** Ausnahme.
Als er mid) mit Sieffer unb ®abel haat*”«** fab — in
©erfien bebient man fid) beim (Effen nur ber Bringer —
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
®aba*3aiegaT.
JKuiuen ber Surfl bes ftönigs Oesbebfehirb.
Irtl bes ©fcbarocmib in fturbiftan.
äußerte er [>öd>ft wahrheitslicbenD unb naio fein fRiftfaUeii,
tnbem er fagte, cs mürbe ihm uicl \\i lange bauern, bis
er fatt wäre, i»enn er jeben 5M|fen erft auf foldjc SBcrt*
^euge ljiitaiifprafti3iereiT follte.
Huf jtoei weiteren ®ilberu fetjen. wir «in anberes ©orf
ber SUiullaht, ©ähwaräh, ben fmuptevt bes ©uranftammes,
ber bie wilben. Gdjludjtcu bes 3*0*0* nnmittelbar nörb*
lief) ber grofjen, non Sttrmanfdjah nad) SBagbab füf)rcnben
'Bilflerftrafee bewohnt, un& helfen Häuptling nebfl Familie.
3twi lagereifen nörblid) ber '^rooinjljauptftabt Slirman*
fdjah liegt bas Torf JlänbuKU), Gt)aralterifti|d) ift bie
Sage bes Dorfes Wi^ab. Gtunbcnlang fül>rt bet 2Beg
ein« enge Schlucht bergauf, bis man einen Meinen 3irlusähn*
lieben lalfeffel erreicht, an beffen ftelewänbe bie ärmlichen
Lehmhütten bes Dörfdjcns wie ungeliebt erfdjeinen. Der
Ijeiligfte 9üüllfafjrtsort ber 'Jüiullahi, Saba-^abcgar
(f. Slbbilb.), bas ©rab eines ihrer Gched)s, befinbet fidj in
einer engen, foft unpaffierbaren Schlucht, eine lagereife
nörblichDonCafr»i*Sd)irin(l.$lbbilb.), ber Ickten pcr|ifd)cn
Gtabt an bem 9öeg« nad) ©agbab.
Hm Sufee einer hohen, glatten ftdsmauer, bie fid)
frunbenlang in oftroeftLicher ^Richtung bahinjieht, liegt bas
Dörfchen 3firbäh- 3n bem §aufe bes Ortsoorftehers
nehmen wir Quartier. Ölus einem faum 10 m breiten,
ferbäh-nlichcn (Sinfdjnitt in btefer SBanb ftrömt ein Meiner
^ 'öad) heraus, beffen ßauf mir
’ nun aufwärts o erfolgen. ©er
Ufab bat meift faum tpia^
neben bem bie ftelfen burd)*
bredjenben öäcfjlein. Gublii
erweitert fid) bie Sd)Ii«ht ein
wenig, unb wir fe^en oor
unb über uns auf fteilem,
fdjwarjem SRagelfluhfelfen bie
Meine, f^neewetfe gegipftc
©rabfapelle herauslugen aus
einem 2 Balbe fdjwcrmütiger
3w«ffcn: ein Canbfdjafts*
bilb, bas an Gdjänfjeit faum
|eine$gleid)en I>at. 3nmittcu
großartig toilber 3felsfjenerie
ein umfangreicher 'IBalb —
roeldje Seltenheit für Verfiel« !
— oon uralten Platanen,
Steineichen, ÜBeibcn, aus
önen hrtlerm ©rün fief)
bie bunfle ©ewanbung
ber fdjlanfen 3 t >P rc f'f cn
wunberooll heraushebt. Unb überall
Meine Kinnfale Marcr fficbirgsbädilein,
bie bem ©aujen eine erquirfenb« Aüf)tc
oerlei h«n. ©as heutige 'Baba- ^abegar
fdjeint bereits in alten 3eitett eine heilige
Stfltte gewefen au fein. 'Jiatfjwcisbar
finb äufcerft umfangreiche Ruinen aus
|öffambt|d)er 3«it allerorten in ber Um-
gegenb. ©as obenerwähnte ©orf Jörbäl)
liegt inmitten eines ausgebeljntcn <Ruinen
felbes, augcnfcheinlid) bic Drummer einer
großen Gtabt. '21 uf einer fdjroffcn <$el
fpih«, welche bic oorgelagerte Stabt forote
ben (Eingang ber engen Sdjlucht uorjüg-
lid) beljecrftht. finben wir bie Uberrcftc
einer feften 93 urg, redjts neben bem ©al
einfd)nitt. ©er Solfsimmb fd)rcibt all
bieje Einlagen (f. Slbbilb.) bem Saffanibett
fönige Cffsbcbfchirb 311, jenem unglüd
Hd)en fiepten feines Stammes , ben btc
anbringenben Araber um ©Ijron unb
Üeben gebracht haben, unb ber tatfdctjlid)
hier tn biefen Sergen eine oorüber
gefjenbe 3»fl«<t)t vor ben fein ßanb über
fträmenben wilben fjorbcn gefunben hat-
©ie gaujc attanfäffige Seoölferung biefer entlegenen
©cbirgsftridje an bet ©renj« ^erfiens unb bet ©ürtei
unterfefjeibet fid) fefjarf oon ben Äurben — eine unferer
'2lbbilbungen ftellt eine ©orffefjäne biefes Stammes bar —
bie anfd)einenb fpätcr l^ier emgebrungen finb. Dtc
urfprünglidje ®eoölferung fd)etnt fich oor ben Siegern in
bie unjugängliehftcn ^odjtäler 3urücfge3ogen 311 haben,
roo ber notnabifrfK Äurbe, beffen öaus nod) heutzutage
bas „fd) warze 3clt“ ift, für feine gerben nicht mehr gc*
nügenb SBeibc fanb. 9lid)t einmal 311 einträglichem Ülder«
bau ift hi« ber Soben geeignet, unb fo haben bie ©orf*
beroohner, ben IBailerretdjtum ber Hochtäler flug benufcenb,
faft ausnahmslos üppige Obftbauiuhilturcn angelegt. ?luf
einer unferer ?lbb Übungen feljen rotx bie ©ctreibemuhle eines
fold>en ©ebirgsborfes. ©ic altanfäffigcn Setoohner finb ein
burdjaus friebfertiges Sölfchen. 3hre öausinbuftrie ftellt
oorjügliche Äelim (©cppiche) her # bie weit unb breit $lbfat>
finben. ©ine hei ihnen feljt beliebte 9lrt »on Gommer*
Wohnungen finb mit 2aub eingebedte Jütten (f. Slbbilb.).
fftne ©orffd)3ne furbtfehett Stammes.
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3um Jktierbcfucf) auf i^arfu: Die laiferlidje ftnmilie am OftcrmoTitag. im ^3art bcs ^Idjillcion.
3m Worbrrflninb ble ftai|rrin, Urinwfibt WlHerla fiuifr, brr Jlatirr, bie SlroppniMcftirt Bon Ci.rir<brnlanb, 9Iimu(t SBiRielm unb ^Jrini Oslflt. T^abintrr: 3rl. o. Sonbcn, «rÄfin ui 9? an tiou.
irftrfi ju Sfirtunbafl, p. »cm, p. Hcloroftt, Cbtrpfarm «frotns, ffrijr. o. 3fiui<6, p. b. ihu-ftbrrf, v. ‘JJIaim, p. Vlcilen, JlapitflnWutnant »clmMA, Dr. b. Olberfl, flbraf b. eob<n, v. 2Rau*r, »raf
b. ÖQl|mt»ae|fIer, ffiraf 3 U «ulenburfl. o. 9 tfbmr«'Cal<i)n)tl 3 . Obcrltutitant snadriifen, p. Baucniirtn. .Hapitanlfutiiant {Jrijr. p. ^atwtr.
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ZUR AUSSTELLUNG ENGLISCHER AQUARELLISTEN
IN DEUTSCHLAND.
I n keinem Lande ist die Kunst, mit Wasserfarben zu malen, so gepflegt
und als ein besonderes Kunstgebiet ausgebildet worden wie in Eng-
land. Ganz ähnlich, wie man hier die Radierung kultiviert und auf
reine Technik geachtet hat, haben die englischen Aquarellisten, auch
durch eine lange Tradition unterstützt, einen so hohen Stand edler
Aquarelltechnik erreicht, da ft sie auch heute noch trotz der großartigen
Leistungen einzelner Künstler anderer Länder an der Spitze marschieren,
eben weil sie ein hohes Gesamtniveau ästhetischer Kultur repräsentieren,
das schon ihr großes Porträtzeitalter der Reynolds und Gainsborough
auszeichnete, und das den Mangel an großen schöpferischen Persön-
lichkeiten etwas ausgleicht.
Die Kunst, mit Wasser-
farben zu malen, ist alt;
ihre ältesten Formen sind
die Miniaturen. Das A us-
malen von Umrißzeich-
nungen durch leicht ge-
tuschte Farbentöne ist
die erste Stufe, und in dieser
primitiven Form ist sie
jahrhundertelang geübt
worden; wir finden sie
in der Schule Giottos,
bei den deutschen lllu-
ministen, in handkolorier-
ten Kupferstichen und
ähnlich in der Elfenbein-
und Seidenaquarellmalerei.
Hier kommt es nur darauf
an, für leichte wie hin-
gehauchte Tönedie rechte,
geschmackvolle Farbe zu
finden. Dagegen ist das
Aufkommen eines eignen
malerischen Stiles auf die-
sem Gebiete erst neuern
Datums, und zwar nahm
die Aquarellmalerei zuerst
in England ihre bedeuten-
de Entwicklung von der
Landschaft und der Illu-
stration aus. Hier hat
man schon frühzeitig die
reiche Entwicklungs-
fähigkeit dieses Materials
erkannt. Der 1794 ge-
storbene John Rob.Cozens
kann als Begründer der
Aquarellmalerei an gesehen
werden. Er legte seine
Bilder mit Braun und
Grau an und gab den
lichten Stellen einen Hauch
von roter und blauer
Farbe. So entstanden
die zarten, durch dünnen. Farbenauftrag belebten Sepialandschaften
der klassizistisch- romantischen Ära, die die Maler von ihren Studien-
reisen heimbrachten, und die heute noch in allen öffentlichen Samm-
lungen reichlich zu finden sind. Ein weiterer Fortschritt war es schon,
daß man auf die Untermalung mit Sepia und Tusche verzichtete und
sofort mit gebrochenen Farben über durchscheinende malte. Damit
war das Prinzip der Aquarellmalerei gegeben, das nun im Laufe des
vergangenen Jahrhunderts bis zur erstaunlichsten Virtuosität entwickelt
werden sollte. Der große Meister, der auch im Aquarell epochemachend
auftrat, war Turner, das erste Genie in der Wiedergabe der Licht-
phänomene. Schon andere waren kräftige Förderer gewesen; Girtin
(t 1802) und John Seil Cotman (f 1842), dieser in seinen italienischen
und nordischen Landschaften, gelangten bereits zu einer geschickten
Farben Verteilung, und die Figurenmaler Josue Cristall(f 1847) tukl Henry
Livcrsccge (t 1832) gingen kräftiger in die Farbe. Aber Turner war es.
der das Aquarell zum Instrument modernen Farbenempfindens machte.
Er gab die Untertuschung auf, legte gleich in Farben an und verstand
es. die den Aquarellfarben eigentümliche Leuchtkraft zu meisterlichen
Lichtwirkungen auszunutzen. Er ging über das zaghafte Kolorieren
weit hinaus und machte die Aquarellfarben zu einem Ausdrucksmittel,
das in der Skala seiner Tonwerte, dem Glanz seiner Effekte, dem sinn-
lichen Zauber seines Kolorits und schließlich auch in der Wucht des
Vortrages mit der Ölmalerei in Konkurrenz trat. Diese Phase der
neuen Aquarellkunst setzt
gerademit dem Jahre 1 800
in England ein, und sofort
bildet sich eine künstleri-
sche Genossenschaft, die
sich zur Aufgabe stellt, die
Aquarell technik zu pflegen
und ihre Prinzipien zu
klären. Die erste Gesell-
schaft von Malern in
Wasserfarben (Society of
painters in water-coloura)
wurde 1 805 gegründet.
Seitdem haben sich mehrere
gebildet, die in ihren Be-
strebungen die verschie-
denen Phasen der Aquarell-
malerei und die Wand-
lungen des Geschmacks
und Naturgefühls in Eng-
landveranschaulichen. Der
ersten folgte einesog. Neue
Gesellschaft (New Society),
die seit 1863 den Namen
Institute of painters in
water-colours führt Eine
dritte nannte sich The
General Exhibition of
Water -Colour - Drawings
und nach ihrem Aus-
stellungsgebäudo. The
Dudley Hall, The Dudler.
Die Water-Colour Society
beweist, wie auch gegen-
wärtig das Aquarell in
England gepflegt wird.
Weit mehr als bei uns
ist es im englischen Leben
eine Macht. Es gehört
nicht nur zum guten Ton,
eine Anzahl Original-
aquarelle sein eigen zu
nennen; dem Engländer
ist es auch Bedürfnis, sein
„Home*‘mit einem Aquarell
zu schmücken. Es vertritt die spezifisch englische Hauskunst wie bei
uns im sechzehnten Jahrhundert der Kupferstich und der Holzschnitt
Die verschiedenen Aquarellisten Vereinigungen waren teilweise heftige
Gegner und entstanden wie bei uns die Sezessionen aus Widerspruch
gegen veraltete Traditionen. So hat die erste Gesellschaft, die sehr
exklusiv war, jüngere, kräftige Talente nicht an ihren Privilegien teil-
nehmen lassen und die Aufnahme von den mit Würden bedachten
Akademieprofessoren abhängig gemacht. Daher gründeten die jungen
Talente ihre Aquarellisten -Sezession, die sich dann wieder, nachdem sie
den Kampf gegen die Konvention siegreich bestanden, gegen die ein-
dringende Mittelmäßigkeit verzweifelt zu wehren hatte.
In den ersten zwanzig Jahren bildete sich eine Schule aus, die man
die des reinen Stiles nennen kann, insofern sie die Mittel dieser
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Robert Meyerheim: Die Heimkehr.
John S- Sanderson- Wells: Entfesselte Meute.
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Georg-e Charles Haito: Am Hafen.
Arthur Winter -Shaw: Auf der Wei<le.
Inglis Slieldon -Williams: Heimkehr von der Arbeit-
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Allsstellungsart in ihrer ganzen Kraft entwickelt und dabei den reinen
Charakter der Aquarellfarbe festhält. Die Aquarellisten dieser Epoche
würden die Mischtechnik, die später zum Siege kam, entrüstet zurück-
gewiesen haben, so wie es heute noch auf dem Gebiete der Radierkunst
geschieht im Gegensatz zu Max Klingcr, der in seinen Radierwerken,
besonders in der Brahms-Phantasie, die Mischtechnik handhabt wie der
Komponist die Orchestorstimmen. Es lag jenen Aquarellisten fern, mit
der Ölmalerei zu konkurrieren. Sie wußten, welches wundersame, gefügige
Ausdrucksmittel die Aquarellfarbe ist, und daß sie Reize erzielt, die nur
ihr eigen sind; und eben auf diese kam es ihnen an. Von diesen
Künstlern sind zu nennen Samuel Fielding (f 1849), Peter de Wint
(t 1849), beide Landschaftsmaler großen Stiles, und Anthony Vandyke
Copley Prout (f 185z), der Architekturen fast aller Hauptstädte Europas
Jahrhunderts an getreten hatten, und von dem Vater der modernen Malerei,
Eugene Delacroix, meisterlich gchandhabt. Delacroix’ leidenschaftliches
Malertemperament kommt in seinen farbenglühenden afrikanischen
Aquarellstudien besonders unmittelbar zum Ausdruck, ln Deutschland
wurden die ersten bedeutenden Aquarellmaler Karl Werner in Leipzig
{seine wunderbaren Architekturbilder haben dauernden Wert) und Eduard
Hildebrandt (tropische l^indschaften) bald von Menzel und Rudolf Alt
übertroffen. Diese beiden bewiesen, daß auch das Aquarell die aller-
feinsten malerischen Qualitäten, Ton werte und Lichtspiele zu erreichen
vermag. Diese Reife erreichten die englischen Aquarellisten sehr bald
in der Wiedergabe ihrer heimischen Landschaft, die in ihren weichen,
verschwimmenden Tönen und der feuchten, sonnigen Atmosphäre
geradezu zum Aquarell herausfordert Früher suchte der Aquarellist
E. Borough -Johnson :
in derselben klaren und hellen Beleuchtung gemalt hat. David Cox
(1 1859) malte die Schönheit der heimatlichen Natur in einem breiten,
wirkungsvollen Vortrag, der die Ausdrucksfähigkeit des Aquarells
wiederum zu erweitern trachtet. Zahlreiche gute Figurendarstellungen
namentlich aus dem Orient lieferte John Frederic Lewis (f 1876). Unter
den Bedeutenden ist noch William Henry Hunt (+ 1864) zu nennen,
dessen Einzelgestalten von Betenden, Singenden, Lesenden, Waisen-
kindern, oft bis zu Lebensgröße, und dessen vorzügliche Blumen- und
Fruchtstücke den hohen Stand englischer Aquarellmalerei beweisen.
Der Illustrator, der Landschafter wußte, welch bequemes Ausdrucksmittel
gerade das Aquarell für die schnelle, flüchtige, aber doch charakteristische
Erfassung eines Natureindruckes, eines Vorganges oder völkischer Typen
und Szenerien ist. Für diese impressionistischen Zwecke wurde es auch
von den großen französischen Zeichnern Daumier, Gavami, den geist-
vollen Skizzierern, die das Erbe der Pastellkunst des achtzehnten
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Die beiden Alten.
die Farbeneffekte südlicher Zonen, heute gibt er in der Wiedergabe
der „nordischen“ Landschaft seine größten Leistungen. Die englische
Landschaft dominiert auch in der umfänglichen Ausstellung der
englischen Aquarellisten, die jetzt in Leipzig veranstaltet wird, und der
dieser Beitrag gewidmet ist. Ihre Landschaften sind der Prüfstein ihres
Könnens; sie lehren uns. bis zu welchem Grade der Vollendung das
Aquarell heute Tonw'erte differenzieren und die zarteste landschaftliche
Stimmungskunst hervorzaubem kann. Die kühle Tonmalerei, die
dem Auge so viele Kostbarkeiten der immer veränderlichen Natur
erschließt, herrscht unbedingt vor; hier geben die Aquarellisten ihr
Bestes. Wie traulich grüßt uns die englische Landschaft, dieses weiche
kultivierte Gartenland, diese freundliche, lachende, ländliche Villeggiatur
mit ihren saftigen Wiesen und Weideplätzen, friedlichen Dörfchen
zwischen grünen Hecken und hohen Bäumen, den stillen Flußläufen, auf
denen buntfarbene Segelboote ankern, wie es auf dem Aquarell von George
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Charles Haite „Am Hafen“ dargestellt ist (siehe Abbild.). Ein buntes idyllisches Genießen in Natureinsamkeit Und eine ganz besondere sind diesen Malern nicht plastische individuelle Erscheinungen wie
Leben unter hohen Bäumen, lustiges Grün, helle Landhäuser, braune charakteristische Stimmung ist wieder das Feierabendliche, das dem Schweizer Koller, sondern wie Troyon und Zügel ein Element
und goldgelbe Reflexe im Wasser, tief violette Schatten, alles heiter Gefühl des Ausruhens nach der Arbeit, was im Beschauer die der Landschaft, ein besonderer Ausdruck ihrer Stimmung. Und
belebt unter einem grauen, von zartem Violett überhauchten Himmel, Assoziation glücklit hen Familienlebens weckt. Dieses Gefühl, das in diese ist bei den englischen Aquarellisten immer heiter und
das ist ein Stück englisches Leben, wie es ein ieder zu Schmuck und der Landschaft (siehe die „Heide in Susse.x.“ von Yeend King. Abbild.) friedlich, oder elegisch, zuweilen trau mhaft-versch wommen. Die
lachende Dörfchen im Grün und darüber ein zarter, graublauer Himmel
mit Lämmerwölkchen. In solche einfache Naturmotive legen diese
Künstler eine Heimatliebe, in ihnen wissen sie alle Reize ihres Kolorits
so zu entfalten, daß wir lebhaft an die alten Holländer erinnert
werden. Diese reife Tonmalerei finden wir auch in den einsamen
gezahlt. Das Genrebild insbesondere kann sich davon schwer befreien:
die immer wieder gemalten Schnitzeljagden mit reitenden eleganten Rot-
röcken und dahinbrausenden Hürden, unter denen die „Entfesselte Meute"
von John S. Sanderson -Wells (siehe Abbild.) eine der besten ist, Kostüm-
figuren, Einkehrten bei einem holden Wirtstöchterlein, anfahrende
E. Davies: Alter Kanal in Wales.
Berglandschaftcn und dem friedlichen Flußtal von E. Davies „Alter Kanal
in Wales" (siehe Abbild.), in Ycend Kings sonnigfrischer, breit gemalter
landschaftlicher Dorfszene aus Tirol und in W. W. Collins’ traulichem
,, Rothenburg" (siehe Abbild.). Das Auge ist geschult für die Tonnuance;
das sieht man an den genannten Bildern dieser Aquarellisten. Freilich auch
der englischen Vorliebe nach süßlicher Eleganz hat mancher seinen Tribut
Postkutschen, Schenkszenen aus dem Directoire, Boudoirszenen im Empire
geben den Malern Gelegenheit, nach Meissoniers Art ihre Geschicklichkeit
in der Wiedergabe des Stofflichen und pikanter Einzelheiten von miniatur-
hafter Feinheit im rechten Licht zu zeigen. Bei der Darstellung von Innen-
räumen dienen auch diese Kostümfiguren einer hohem malerischen Einheit.
Einzelne dieser Interieure sind farbig überaus pikant und von einem
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I
Bäume und den Fluten des Meeres, auf das Papier bannen. Von
impressionistischer, kecker Flottheit sind die Wildenten von Frank
South gate (siehe Abbild.). Vor keiner Wirkung- schreckt heute der
Aquarellist mehr zurück. Die üppige Pracht eines Blumenmarktes, die
Sonnenglut des Südens, die düstere Gewitterstimmung schottischer Hoch-
moore, das in wannen Reflexen gebadete rosige Fleisch einer jungen
Frau, weiblicher Akte im Freien, die tiefblaue und smaragdene Pracht
einer Felsenhöhle, mythologisch -allegorische Kompositionen von kräftigen
Effekten und dekorativer Haltung, ja selbst Imitationen altmeisterlicher
Farben in mächtigen Charakterköpfen und grelle künstliche Lichteffekte,
dieses ganze Bereich malerischer Aufgaben finden wir in der Sammlung
der englische Aquarellisten. Es gibt kein Darstellungsgebiet, das die
englische Aquarellmalerei nicht pflegte; alle neuen malerischen Probleme
griff sie beherzt an. Freilich, die anfangs so streng gewahrte Reinheit
der Mittel ist vielfach aufgegeben worden. Schon Branwhite vereinigte
seine Wasserfarben mit Pastell und erzielte dadurch Wirkungen wie
von Ölmalerei ohne Firnis in seinen mit poetischem Geiste dargestellten
ausgedehnten Naturszenerien. Dieser breite, lebendige, pastellartigc»
Vortrag wurde immer mehr bevorzugt, so bereits von Georg Cattermole
(f 1868) in seinen historischen oder Shakespeares Dramen entnommenen
Stoffen, die romantisches Kolorit verlangten, dann von Tay ler und
dem berühmten Tiermaler Landseer in dem auf großen Formaten
geschilderten Tier- und Jagdleben des Hochlandes. Diese neuen Bahnen
beschritt die Aquarellmalerei in Deutschland durch Menzels Vorgang,
der viel mit Deckfarben arbeitete und durch diese eine breite, pastose
Wirkung erzielte. An Stelle der Deckfarbe verwendet man auch
nach Lenbachs Vorgang die noch freier zu handhabende farbige Kreide,
wodurch das Aquarell dem Pastell genähert wird; Meister in dieser
Technik ist z. B. Ludwig Dill, während Hans v. Bartels Art, wie er in
dieser Mischtechnik das Aquarell behandelt, an Großzügigkeit des
Strichs der verwegensten Ölmalerei nichts nachgibt. So hat diese
Kunst einen weiten Weg zurückgelegt von den ersten kolorierten
Sepiazeichnungen bis zu diesen Aquarellen^) eines malerischen Fortissimo.
Früher glich sie einer dünnen Melodie auf dem Spinett, heute kann sie
auch volle Örchestermusik sein; aus primitiver Begrenztheit erhob sie sich
zu höchster Ausdrucksfähigkeit. Paul Kühn.
*) Sie werden in den Monaten April 1111(1 Mai im Leipziger Kun&tvcrein, später in Dresden bei
Arnold, in München bei Brnkl und Thannhauöcr ausgestellt.
W. W. Collins: Rothenburg.
kultivierten Geschmack, z. B. die „Weinschenke“ von W. Douglas
Almond. Oder eine ärmliche Häuslichkeit mit Mutter und Kind
wird durch die feine, sonnige Stubenluft in eine durchgeistigte
Stimmung erhoben. Noch schöner aber sind doch die schummerigen
Interieure aus dem englischen Fischerlcben, die starke Anklänge
an ähnliche Darstellungen von Israels zeigen, wie William Raineys
„Schachmatt“ (siehe Abbild.), ferner alte Frauen am Herde, in
Träumerei versunken, derbe Fischer, prachtvolle Gestalten, die
Sonne und Wetter trotzen, am Frühstackstisch. Solche Gestalten
sind das alte Fischerpaar von E, Borough -Johnson < siehe Abbild. ),
ehrliche Gesichter von einem festen, gesunden lieben, wie sie
unter den deutschen Aquarellisten so prall und kraftschwellend
nur Bartels malt. Lustig spielen die aufgesetzten Lichter über die
Gesichter. Das ist eine Kraft malerischen Ausdrucks, die an die
Ölmalerei heranreicht.
Wir hatten gesehen, daß die Aquarellisten in der Land-
schaft mit Vorliebe das Helle und Heitere, die lichte Farbigkeit,
besonders auch das Leise, Diskrete, die träumerische Überzart-
heit vollendet zu geben wissen. Da finden wir auf einen
graugrünen Ton gestimmte Landschaften, die wie die Corots
in einem verschleierten sonnigen Äther zu schwämmen scheinen.
Oder farbige Nebel, von Lichtern durchspielt, lassen alte Brücken
und Gebäude gleich Schemen aufsteigen. Wie die Ölmalerei
läßt auch die Aquarellmalerei auf der Höhe ihrer Entfaltung
die verschiedensten künstlerischen „Handschriften“ erkennen.
Oft sind ein paar Striche genügend, um uns die Vorstellung
eines wogenden, blondgrünen Meeres zu geben. Viele solcher
Aquarelle erinnern an die geistvolle ( )konomie Whistlers, dessen
Kunst darin bestand, mit wenigem alles zu sagen. Andere
wieder detaillieren, jene erzielen mit breitem wuchtigen Pinsel-
strich volle, satte Wirkungen von unübertrefflicher Frische. Eine
der besten Leistungen dieser Art ist ein weibliches Porträt von
H. Gloag. Das Grau des grollen Hutes ist zu tiefem Blau und
dem saftigen Gelb eines Tulpenstraußes prachtvoll zusammen-
gestimmt. Andere wieder weisen eine sprühende Palette auf
und können alle Kapricen der Sonnenstrahlen , tausend Reflexe
auf Kleidern, Menschen, Gesichtern, auf den Blättern der
William Rainey: Schachmatt.
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£>er Salon bei Societe bcs Strtiftes Srrancats, ^rüljjatjr 1908
33on Rail £aljm, <paris.
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848 h
3IIuftrirU 3«tung.
5Rr. 3383. 30. Slpril 1908.
C. tkrnftamm: Serttjelot.
^^Vie Soctcte bes SIrtiftes 3 rran<aie bat ihre bunbcrtfnfjfrunbjroonjißltc 'ilusftellung
\ J eröffnet — eine feljr alte Äun|tgc|ellfd)aft mit nidjt lebt lungern flbeijte, 33er
*W' „(Srofee Salon“ ift bie ^Pflegejtött« atabemifdjer Irabitionen; gebt man mit
biefer fDorausfetjung hinein, fo irirb man aurf) biesmal feine Gnttäufdjungen erleben,
Gx übertrifft b«n Salon ber Societe Nationale bes ffcaux-tfrtft, bec fd)on vor vierjebn
Mafien feine Pforten er|d)loffen bat, in ber 3ahl ber Säle, ber Ceimpanb*Ciuabratmeter
imb ber ülusbebnung bcs ragen ben fUfarmorwalbes, ber bic SReitarcna be& i&ranb* Calais
I
Gbouarb ftaoellier: Sleharift auf 3Bad)c.
einnimmt. $ie jmei Giefeltfebaften, bi« ältere unb bie jüngeic, häufen frieblid) neben«
einanber, bao ^JuWltum hat {ich baran gewöhnt, beibe 3 U bcfuchcn; benn bas „Wemiffafle",
ber (Eröffnungstag, ift gleich elegant, unb jeber hat feinen Gnfdjmad: ber eine hängt an ber
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Cctaoe T. 3). C&uillönnet: (Jurdcn-party im
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9h- 3383. 30. Slptil 1908.
SIluftrirte 3*itung.
848 c
$<nri 3 o: 2 >ie «ttfunfi auf Der $(030.
Denis Gtcheoem): £panifd)e fianbieute.
3*>fe ©talhoa: „ffienug, ©äterd)en! w
„ftaffifcben Runft", ber anbere nxmbelt gern neuere ©fabe, unb jene, bie nur
für bas ©lobcrnfte, für ©coimprefftonismus u. Dgl., jdjwärmcn, bie bleiben
braufcen, bei ihren CJnDepenDants. So ivcitläuf ig bie ßaalfluchten ber 6ociet£
bes ©Ttijtcs Francois finD, überall füllt fit bie etwas jd)ioüle unb ocrbraud)tc
©tmofpbSre „©cabemie", „©tu be Warne" . . .
Wls Gid)tblid — beinal)« ber einzige — £>cnri ©lartin. tiefer ©Icifter bes
Sinpreffionismus, ber — man weifo nidjt warum — immer nod) bei ben ©rtiftes
Fran^ats au&ljält, ju benett er pafrt tote bie gauft aufs Wuge, Ijat taicber ein
großes beforatioes ©emälie ausgeftellt. Ulait batte ©oit itjm ein „gTifd)tfd)cs“
©JanbbilD für bie Sorbonne ©erlangt, aber bas il) w nid)t, fo mabem
unb franjöfifd) 311 bleiben, tute er es bisher immer gewefen ift, befonbevs auf
ben nmnberboren ©anneaux für bas Üapitole feiner ©aterftabt louloufe. Statt
mit alten ©riechen in weihen, oon ben Schultern fallen ben ©ewänbern bcuölferte
er fein OlbaumwälDcben mit fet)r befannten ©arifer ©eftalten: Slnotole 3-nmce,
ber feinfinnige Sdjnftfieller, ©erfaffer oon „Grainquebtlle" nnb £>i|toriter ber
3cannc b’fUrc, ftet)t ba inmitten feiner 3ünger, bie roie 311 einem ©ropheten 3U
it)m auffdjauen. £s ift nicht unbefannt, bah lief) im lu&rulum biefcs neu3«it*
liehen liieero oft eine Heine ©emeinbe junger ©oeten unb ©IjUoIophen, bie
Hoffnung ber franjöfiichen fiiteratur joon morgen, ocrcinigt unb anbädjtig ber
©erebfamfeit ihres Abgotts laufctjt öenri ©tartin hat bie Heine ©emeinbe
porträtiert; feine ©über i ollen für bie ©adjmelt aud) ein ifonagraphiiehesänterrffe
haben — auf früheren ÜBanbgcmälben fonterfeite er 3aurts, ben ©laler 3«tn
©aul Gaurens ufto. ©on ©ried)iid)em ift in bem Clbaumhain nur eine oon
Wofenbü[d)cn umftanbene Statue ber ©alias Athene 311 feben, an bie fid>
tiäiunerifd) ein $id)terfüng1ing anlehnf. ©Jie immer, fo ift aud) biefcs ©ilb
©lartins eine wahre Gicbtttplofion. ©s leuchtet unb flimmert rot unb gelb auf
bem ©Jiefenhoben unter bem fnortigen ©aumgeöfte mit fpärlidjem Qaub, burch
bas, faum gemübert, bie ©lut bcs untergebenen Sonnrnballs tprciniäUt; burch
bie £id)tung bringt ber ©lief auf bas ©3m blau bes ©leeres. 8luf ben WSdeu
ber ©länner jaubert bas ©benbrot nedifd)* JJarbenrefle«; alles ©ro|ai|d)e ift
oon ihnen genommen, ©natole ftrance fiel)t in feinem fd)lid)teu, je^t oiolett
fchimmembeu Slaubmantel wie oertlärt aus; bte 3 ünger feheinen blau, grün unb
gelb getleibet, ohne bah bie wohlabgeftimmten ©uancen es julafien, öiefes bunte
‘Dunbeinanber lächerlich 3U finben. Dreh Des Sicht« unb Farbenreichtums, ben
Öenri ©iartin mit feinem reliefartigen, breiten Dupf« unb Stridjfrjftem erjielt,
birgt bas ©eniälbe bas ©rheimnis oolltommencr, wahrhaft poeiifcher unb
philofophifther ©uhe; ©tartin ift feit ©uois be Ghaommes unftreitig Franrreichfl
grö&ter betoratioeT ©later, ja, man barf es fagen, er hat ©uois bereits bei
weitem in ben Schatten geftcllt.
©er fich non ber dufeerft mobemen, impreffioniftifcöen ©laltoeije $enri
©lartins iiberjeugt hat, wirb |id) oiellricht wunbem, baf* fein Cehrer ein fo
unerbittlicher ©fabemifer wie 3ean ©aul Gaurtns gewefen ift; unb hoch, wenn
man ©lartin felbft hört, wirb man erfahren, in welcher ©erebrung er an ber
ftunft unb bem Rönnen biefes alten ©leifters höngt. ©ei ihm hat er bas
3tid)nen gelernt, nur in ber Farbe ging ec bann feine eignen ©fege. 'Sarin
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848<1
3 Huftrirtc 3 «hmg.
9 lt. 3383 . 30 . 3 Iprtl 1908 .
liegt bie Grflärung für bie ©ebcutung bes Xoulou(cr
Äünftlers, öaft er im ©egenjaft 311 ber ©tetj^aljl ber
übrigen 3mpreflioniften 311 3eidjnen ocrfteljt; Celjrer wie
ber greife 3ean ©aul ßaurens ^aben olfo ein grofteo
©erbienft. Aber wenn nur bas 3eid)ncnf*)nncn für einen
Water allein genügen würbe! Scan ©auf geht neben
ber Ze cbn.it je ber ßfarbenfinn ab. Ter alte £>err hat bies*
mal 311 einem Atljlc teil wutf anabolen wollen; man fpridjt
(djon feit SUtonatcn oon feinem in grofccu Timen|iouen
angelegten ©emälbe „©ccthooen“. 'IBeldje Gnttäufdjung
für jene, bie etwas oon ber ßfreubc fdjönem ©ötterfunfen
ucrfpüren wollten! Auf hoftem Socfel bet lila« ber
ffllujil, ftftenb unb wie aus Gtj gegoffeu, ein ©iefenfopf,
boctj ol)n< tiefen Ausbrud, ©aüathfäufte unb ftüfte wie
in Weiterftiefeln. 3n ber (Ebene altmobifd) gefleibete
©tufifanten, bie gar 311 medjaut(cft ihre ©cige ftreidjen,
CljSre weiftgefleibcter SHäbdjett unb ein Slapellmeifter,
um helfen Xaftftod bie erften Xraumfigitren wimmeln; alle
CBebanTen ber Symphonien, ßeiben*
lefyaften, fiuft, Sdjmerj, fiiebe, £m&.
©hitterfdjaft, Religion, alles ift per*
fonifi3iert unb bilbet einen Allegorien-
reigen, bem fid) ber &iiumcl öffnet.
3ean ©aul fianrens mag ein bc*
geifterter öereljrer ©eethooenjdjen
(Genies fein, fein ©ilb hat bie größten
setdjncrifdjen ©or3ügc, es befunbet
uneitblidjen ftlciB, aber es teilt uns
nidjt bas ©eringftc non ber ©egeijtc*
rnng feines Urhebers mit. Gin leb*
lofes ©tonument mehr für ben ©c-
ivnlligeu ber Zone, fonft nichts; für
bas ßeben wirb er felbft weiter
[orgen muffen.
3Bas wirb ber „dou“ für bie ©er-
eljTcr bei offi3iellen ftunft fein? Xe*
tailles „Chant deDtjmrt“ ober ©uillon-
nets „Gardcn-party im Gltjfec“? Xns
ift bic ßfrage, bie man um fo häufiger
erörtern wirb, als fle ohne eigentliche
©ebcutung ift. 3uQcgcben muft wer-
ben, bah ber Gdjladjtcmnaler Tetaillc
uodj nie mit ähnlichen* fteutr unb fob
efjev ©taeftria bie Golbatcn ber ©eoo-
lution, benen auf hob«*** Gdjimmel
blc „Freiheit" mit 3erfeftter Xrifolorc
00 rangaloppiert, Kanoniere unb Äa*
uonenfcftlfmbe gemalt E)at ; leiber fefjlt
ber .(tun ft XetaiUes ber leftt« Stempel
ber Realität, man fpürt nicht fo recht
ben ScftlachtcMlärm , möchte roirflidj
bas ©efchrei ber ^afobiner in SBaffen
hören . . . Zer „Abfchtcbsfang" ift
für bas ©antljeou beftimmt, beffen
SBönbe f*ljr oicle weniger gute ©e*
»nfllbc 3ieren. — ©utltonnet war be*
auf tragt worben, ein ©arten feft unter
bem ©räfibenten ßrallifres für ben
©alaft ber ©ompabour auf ber fieln*
manb 311 oerewigen unb hat fi<h bie*
fer Aufgabe mit feinem fdjönen folo*
TiftifcfjcnZalent olrtiiosentlcöigt. Wan
fleht auf ber SBicfc unter ben ©arf-
böutuen ben burdj einen freunblichen
Sonncnftrahl wirtlich 3um Wittel*
punit ber fommcrfefttidjcii ©cfell*
jdjajt gemachten gutmütigen unb ft)m-
pattjifdjcu ©räfibenten ßalliires, um*
geben nicht nur oon fteifen Tipi oma ten *
gcftaltcn unb courfnicffcnben Tarnen,
fonbern auch oon etwas betaofratifdj
cingelabeneu fieutdjen in ßanbes-
trachten unb weiften* Sonntagsftaat,
bie einen Gnthujiasmus betunben, ber in SBahrljeit bei
folgen Garden- partie» im Glijfec weniger fjoife 3U bemerfen
ift. ©talerifd) ift bie Sache fehr gut gelöft; oiel ©elb,
SBeift, SRofa unb ©lau weben |fid) ju einem b>abfci)cm
3riihjahrsCon.3ert bnreheinanber.
Zen ©eforb im ßeimoanbfönfttm h<ri biesmal ©croub
glänjcnb mit leinem ©tanbgemälbc „La Rufe“ gelchlogenj
ber „Anfturm" bet ßiebe*, ©uljm* unb ©olbgicrigen auf
ben erhabenen Zhron ß-ortunas, oon bem bie Unglüd-
liehen toll h*nintcrpur3eln, ift fo übet nicht im Aufbau,
läfct aber an fflnjtlerifcbem Gmpfinben 311 wünfd)cn übrig,
©on ben fonftigen groften Veineroönben, für bie man im
©ranb*©a[ais allen, wir hier leiber nicht einmal für bie
bloftc Auf3äblung ben ©Iah haben, feien nur noch erwähnt
bic pi t>anta ft ifd>cn ©anneaui ber talcntootlen f$rl. Xufau
für bie Sorbonne unb bas bunte, 3udrigc Zurfbilb
„Autcuil-Pcaagr“ oon ©ouffeau»XccelIe, auf bem fid) oicle
elegante Bport»-woincn mit ©ergnügen erfennen werben.
Gmft 311 nehmen ift wie immer 3 ules Abler; ct 3eigt
einen Auftcnboufcoarb, auf bem fiel} heimfefjrenbe Arbeiter
unb Arbeiterinnen brängen, herbe charafteroolle Stühlen,
in brnen fid) jebod) nidjt fo ganj bas Zalent bcs Jtünftlcrs
aus3ngcbcn oetmag wie früher in ben S3enen, bie fief)
in Sabritraudj unb 3 olafcf)em ^Realismus bes „Zraoail"
abfpieiten. — ©utc ©Uber ber „©roletarierlunft" ficljt
man auch oon ©. ©icuc, ber in ber Suppenanftalt oicle
§ungcr(ciber ftubiertc, unb oon Zoni fDloftgtt, bie im
roten ßampenfehein bie ©äfte bes 9 lad)ta|pls beobachtete.
Weiterer ift bie Äunft ber beiben Ghobas, oon benen
©aul redjt wihig bic l)ctlge!Icibeten SWäbcheugrltolicu im
Auberboot mit Sonnenftxahlen bombarbiert, unb ©iauricc,
bet ©Jabcrrtcxe, im SBalbbad) babenbe junge Säuerinnen
fo ftarl austlcibet, wie Ülenoirfdjes ßxeitid)t bies ge*
ftattet. — (Eine Attfhibie oon OTarten« wirft traft im*
preffioniftifi)cr ©littcl nicht redjt wahr, unb 3 ro tH c r§
„AJalbnijen" finb bod) nur etne oerwäj fette ©achal) mur, Ü
Renners. — Gin bemerfenstoertes oene3ianif(hes ©ilb,
wenn auch nicht ganj 00m ftnri>englaii3 bes alten 3Un*.
„Popoluiie ct Uarcarolc 1 - , ftammt oon Eljcnlc s Xuoent,
ein ß-luftbilb , „Xie SCRaas bei Xorbrcdjt", oon ©afton
Wouflet, bet bas tan3enbe Schiff, b*f h^gfhcnbeu 9 ©ogcn,
ben ÜBoltcnhimmel unb bie Stabtfilhouette forfeft gemalt
hat, ein Ijollättbtjdjcs ffifchetbilb, „ 9 Bcnn ftc nicht mehr
aufs ÜJiccr gehen“, mit prächtigen Äöpfen alter Seeleute,
oon £>eimcttc Xesportes, bic üblichen flanbrifdjen Älöpp-
Icxinncn im ßampcnlicht oon ©aib^ofeph, ein gewagtes
ffiilb mit luftig unb buftig — entflcibcten aleranbrmtfdjcn
Äurtifanen, na^ ©ierrc ßoutjs „Apbrobite' 1 , oon ©orije*
groffe, ein gcfreiijigtcr, anatomifdjer, aber auch etwas
abftoftenber Ghriftus oon ßrerb. Sabatte unb „*Die Anfuuft
auf ber ©laja", oor ber StierCampfarcna, jwei auf*
gepulte unb ftol3<* Garmen im ßanbaucr, mehr illuftra*
tioen als malerijchen ©Jerts, oon ^enri 30. Als lefttes
„©enrcbilb“ niuft Alfreb ©lau3eaus „©ologna" erwähnt
weTben, nicht ber ttunftbebeutung, fonbern bes Sfanbals
halber, bant bem fief) wiebet ein armfeliges 9 Jladjrocrt in
ben ©orbergrunb brängen will, ©latt jieljt eine naäte
(Erauengeftalt am ©oben, [jingeftreeft über bie jcvfeijte
üönigsfahnc ber otanislaufe; Abler unb ©eiet 3er fl cif eher
bas hilflofc 2öeib unter Auffidjt eines Solbaten mit ber
©icfclhaube; in ber 5cme ergreifen arme ©auem bie Sffucfn.
3 >icfe frcdjc ffiefdjmacflofigrcit richtet fidj oon felbft.
©on Den Auslänbern finb, wie auch int anbern
Salon, bic Spanier am befteu oertreten. Gtdjeuerrg unb
Gallos ©asque,} ragen 30m nicht an bic ©röfte eines
3uloaga heran, finb aber audj fefjr adjtcnswertc ©e-
präfentanten einer fich häftig rcgetiben nationalen Äunft.
Xie ©eflügtlljäubler Gtcheoervijs, bic lemige, an eine
Gäule gelehnte ©aue vngeftaU unb bie robuften AJeibei.
famofe lila, bunlbeftiite Zücher um bie Gdjultem, unb
bas ©rautpaax ©asque,)', bas fid) nod) oor bem ©ang
3um Altar 3ditft: beibe ©Jexfe finb hübfd)e SKuftet füb*
löubifdjen ^arbengefdjmacfs. Gin ©ortugiefe, ^ofeOTalhoa,
tritt baneben mit einer Gl)arafterftubie auf ben ©tan,
bie 3war fehr teef gemalt ift, beren fünftlerifche Cuali*
täten man jeboef) nidjt 3 u ftreng nadjprfifen barf; w ©e>
nug, ©Sterdjen!“ ruft ein junges
2Beib bem Alten 311, ber auf bem
3ahrmartt 311 tief ins ©las gegneft,
unb beu ber Sdjanfwirt ladjenb
noch 3um A3eitcrtrinfen ermutigen
möchte. — Auch ber Amerifaner ©lac
Gameron polemifiert gegen ben Xrunt,
er aber aus nbet3eugung; bie beiben
©Munet uiib bas junge 2Bcib in ber
Schcnte finb bei ihm abfehredenbe,
begeneriertc ©eftalten. — ©on ben
Zeutfdjcn läfct fid) nichts aus biefem
Salon berichten.
Sehr fällt bei ben Artiftes ftrau
^ais ber ©iangcl an ßanbldjaftcm
auf; bagegen wimmelt es oon ©ov-
trätiften. 3 h* Häuptling ©onitat fflhn
eine «Xame in tRot w ins Zrefieu,
ein angenehmer Äontraft oon f)<llcm
Äarmin unb Olioengrün (ein Äopf,
ber, wie oft bei ©onnat, 311 wenig
fagt); oon SHarccl ©afdjct giebt es
einen gut fonterfeiten öfNn fRadjc-
fort, oon Zonq ©obert* 3 -leunj ein
bistret in SBifthlertönen gemaltes
ivtauenbilbuis, oon Grncft Saureut
eine [ehr mobem weich h* n B e ^ u RT tlC
weibliche ©ollflgur — bas ftlcib ein
fcltfames 3 neinaubcrflieften oon ©ei
Imexblau unb 3-la(thengrün , ein
pfijchologifd) intereffantes ©efid)t
(wohl bas b-efte ©orträt bes ©roftm
Salons) — oon Albert ßrjnd) eben-
falls eine weibliche ©ollfigur, bod)
gan3 anbers aufgefaftt unb troft ber
Süftlichteit ber ©taimethobe nidit
rei3los, oon ßaparra eine „Zorne in
Schwar3weift", in feiner eleganten,
etwas oberflächlichen SRanier , oon
Znwont ein etwas geöltes, öafiir
aber photographieähnlidjes ©orträt,
r>on ©atrlcot eine anämifdjc „Tarne
in SSrift“ unb oon Gbouarb Gabaitc
eine beautd in hellblauer Gmpiverobe,
abrett unb nett. Zic oon ©. Gbgarb
©füllet ins ©ras gefetjte junge Tarne
mit weiftem Teint unb bunflcm Äleib
wirft feh r malcrifcf).
Zic Abteilung ber ©iCbhnucr ift
ebenfo ausgc behüt wie arm an©fcifter-
taten. $eraus3ugreifen finb ©crlcte.
©farmorgtuppe „Sefttc 3 uf lucht“, bie
in hodjbramattfcher a&etfe ein junges
9 Jlabd)cn 3eigt, bas, oerführi: unb oct-
(offen, fid) mit bem Säugling unb all
feiner Scftanbc in bie geöffneten Anne bet rxr härm ten
Butter ftür3t — bie Figuren finb oon bem ftünftler nadt
bargej teilt unb Dortrefflicft in ber ßiuienfül)rung: — ßan*
bowflis realiftifdje Arbcitcrgejtalt, SOlercies majeftätifcher
Stopf „©allia“ unb feine ©ruppe „L'Amour riellcnr“, ©ent=
ftamms oetblüffenb ähnlich« ©üfte bes fd)lid)ten unb groften
ffierthelot,3earbsfd)amhaft ben Äopf neige nbe, formenjd)öiie
©atfte, Gnieft ^vuliits ausbrutfsoolle Statuette „Schmcri“,
Sorieur' amüfantcr Weigcn oon ÜJtibinettcn, bie übeT bie
ßiQnfunbjwaniig hin<»‘s jinb unb am Zage ber fjeili^en
Statharina ladjenb bie trabitionelle Altjungfcmhaube auf»
feften.Aaoelliers gewiffenhaft ausgc führte Statuette „ 9 Rel)ö-
rift auf SBache", Gh- ©irlons feljt naturwahrc unb lieb3ti
gewinnenbe „Xcutfdjc Sdjäfcrhunbe“ unb „©olijeihuiibc",
fdjlieftlid) ©arbcs große 5)irfd)gruppcu — man muft fchou
etwas „fatalogifieren" unb auf ju oicle Gin3clheitcn oci*
3id)ten, um aus Zaufenben oon ©emälöcn unb Stulpturcu
bes ©rofteu Salons nur bas hcwu&3*»holcn, was cs
feines Munftiocrts Ijatbcr oerbient, ober was aus «nberen
©rfmben oon fidj leben maefjen wirb.
©erlct: ßeftte 3 u fl u( h^
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
m
■ 1
Ja» ■
Dämonen bet Noman von ^Baul ©rabetn.
r= - — is
(IS. 3rortfefcung.)
E ine geroiffe Unruhe überlam *2DoIf bei bem ©nblicf bes Haufens
oon Depefchcn. Sogar ftünblid? füllten fie in kn Ickten Tagen ein-
gelaufen fein. 2Bas modele benn ba paffiert fein? Offenbar tarnen
:bie Telegramme aus Sialien. Nichtig! Sein ©uge überflog bas erfte
oon i^nen. Cs enthielt eine 3JieIbung feines Oberingenieurs ^ilbebranb, ben
et mit [einer ©ertreiung beauftragt hatte: in ben leftten Tagen feien mehrfach
galle non ©uffäjfigfeit unter ben Arbeitern ooTgefommen; er habe baher bie
Scftulbigen entlaffen muffen.
Nun, wenn es weiter nichts wart ©3olf lächelte. Der gute ^ilbebranb
mar eben ein biftchen ängftlich. 2Benn ei nur felber erft roieber an Ort unb
Stelle märe, er wollte bie ©efellfchaft wohl in Näfon halten! Unb beruhigter
öffnete unb überlas er bie nächften Telegramme.
Die jojialiftifdje Seroegung unter ber fianbbeoölferung Sübttaliens, bie |i<h
fijon fett ©tonalen in allerlei 3ufammenftöften mit bei Staatsgewalt ßuft
gemalt habe, fei jeftt plöftltdj auth auf bas angrenjenk ©ebiet übergetrelen.
Namentlich in ben oolsfifchen ©ergbörfem, in beren Nahe bie 3 i|t«nen aus*
gefprengt feien, mären 3 u fammenrottungen beobachtet worben, bei benen an-
fdjetnenb bie entlaffenen ©rbeiter, an ihrer Sprfte ein gewiffer Tabbeo Noffi,
ein gemaftregelter früherer Xedjniler feines Baubureaus, eine Nolle [pielie, Sie
hegten bie Dorfbewohner auf mit ber ©orfpieglung, baft burch bie 3ift«nen*
anlage ihren Olioenpflangungen bas nötige ©Baffer endogen mürbe.
2Bolfs Ntiene warb ernfter. Die Sache mar alfo boeft nicht ganj harmlos.
Der oerbammte fterl, ber Noffi! Cr lannte ben ©urfcherc — ein gewanbt«, akr
oerfchlogenei unb geroalttätiger Ntomt, ber fidh unter feiner fieitung inbeffen immer
tabellos geführt hatte, 2 öas war jeftt nur fo plöftlich in kn Nlenfcften gefahren?
Ungebulbig Tiffen mjroifchen 2BoIfs ginger [efton immer bie nächften um*
fangreichen Telegramme auf. 2 Bas mosten ba noch weiter für Hwbspoften
eingelaufen fein?
®r las, unb jeftt jogen fich feine ©rauen finfter jufammen. Nun horte
bie Sache entfliehen auf, fcherjhaft 3 U fein. 3Bas ihm Hilkbranb ba noch
melbete, bas mar fogat fehr bebenflid),
Cr berichtete ja oon einer förmlichen foftematijcften £jetje in ber ganzen
rabifalen ©reffe 3taliens gegen feine ©erfon unb fein Unternehmen. Die Blatter
brächten tagtäglich gehamifeftte ©rtifel unter bem Schlagroort: „Der beabfichtigte
©obenwuefteu in ben ©ontinifchen Sümpfen.“ Statt bem Halienifchen ©olle,
rote biefer Herr Schierbranbt erft fo ooUtönenb in alle SBell hinauspofaunt
habe, eine neue ©rooinj ju erftftliefoen, laufe bie Sache jeftt, roo fie ihr wahres
©eficftt jeige, auf einen ©rünbungsfthrombel grölen Stils hinaus, bei bem fich
nur biefer ingeniofe £>err unb feine ^mtermänner bie Xafche woFlftecfen wollten.
Cine Schanbe fei es, bah * ic üalienifche Negierung unb bie grofjen ßatifunbien-
befifter ber pontinijefjen (Ebene babei bie Helfershelfer fpielten. B3o 6 Iiebe ba
bei hochtrabenbe ©runbfaft biefer fogenannten ©ranbfeigneurs: Noblesse oblige?!
©ber wenn fchon biefe belabenten SpröPnge uralter gamilien, bie ihre ©hrten*
reihe bis auf bie glaoiet unb 3 u ß« jurüefführten, feinen Sinn mehr für
nationale (Ehre unb nationale Sntereffen hätten, fo muffe eben bas ©oll, bie
jchroielige gaujt, bie ^eiltgett ©üter kr römifchen Nation mähren. Nom ben
Nömern — leinen guft breit italienifchei Crbe auslanbifcfjen Sdjroinbelgenies
unb Börfenjobbem! Das Ieftie Sßott in biefer Sache werbe bas ©arlament
Iprethen, unb feinem Drud würben fich bie Negierung unb jene ehruergeffenen
©ranben nieftt oetfcftlieften fönnen!
Cnegt fchleuberte Töolf bie Depefchen auf ben Ttfch-
Das war ja infam!
Seme gauft ballte [ich m Iobernbem 3 orn. Diefe elenben (Eftrabfcftnetber
unb Hefter oerbtettlen bie Nettpeilfche!
Unb all biefe fjochft wichtigen Nielbungen lagen hi« fchon 3 um Teil feit
Tagen, foftberren Tagen, bie er 3 ur ©bweftr ber gefährlichen Angriffe hatte
oerwenben lönnen, wenn er nur Äenntnis baoon gehabt hätte! Sein ga^ei
©rimrn lehrte lieft plöftlich gegen Coeline. ©Bas hatte fie wegäureifen, um ein«
linbifchen NJeiberlonne willen m folch einer Jritifdjen 3 «i unb ohne jebe ©n=
weijung an feine ßeute, wie ihn Nacftrichten «eilen fonnten! 3hr banlte «
es, baft er jeftt mit biefer Schlappe in bie Siftung lam, wo man natürlich
auch fömt oon ber Sachlage Kenntnis haben würbe.
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Nlit fliegenben Hänben raffte « kn Stoft Depefcften wieb« 3 u[ammen unb
ftedte fie in feine Brufttafche. Cs war ja bas alles wahrhaftig faft wie eine
woftlotganifiette ©erfchtoörung gegen ihn, unb 3 toar bas 2 Derf eines fehr Augen,
genau unterrichteten ©egners, ber bie gefährbelen ©unüe feiner ©ofition lannte.
Unb plöftlich ftuftte er. (Ein ©ebanle bureftbliftte ihn — unwiQlürlich fiodfe
fein guft, ben « fchon auf bie Sexuelle feften wollte: Coelines rätfelhafte Neife!
3P3enn fie —
©ber bann wies « ben törichten unb fie entehrenben ©erbacht fraftooll
3 urüd. Unfmn! Unb et griff 3 ur Älinle, wieber ganj nur ftebetnbe Tatbaft
unb ungebrochene Cnergie. 2Ber auch Dunfelmänner waren, bie ba fein
2 Berf unterminieren wollten, er mürbe fie paefen, entlarven unb bann — weh*
ihnen!
So eilte er, bie alte Siegesjuoeificht im H« 3 «i, h* na ^ 3 U bem 2Bagen,
ber ihn jum Banlhaufe Nh^t & Cie führte, wo um biefe Stunbe bie Ion*
ftituierenbe Siftung kr ©efellfchaft ihren ©nfang nehmen fotltc.
XXV.
©Is ©3o[f Schi« 6 ranbt in ben Äonferen^faal bes Haufes eintrat, fanb er
bie ©elabenen, fomeit er fie mit einem ©liefe überflog, bereits paDjähtig oor
bis auf bie italienifchen Vertreter, bie fich ®ohl etwas oerfpätet hatten.
(Eine unruhig f^wirrenbe, 311 m Teil fogar fehr lebhaft geführte Unterhaltung
ber in ©ruppen umherftehenben Herten beftätigte ihm fofort feine ©ermutung,
baft jene Hiobspoften bereits auch hierh^gebrungen waren, ©ber um fo fefter
mar feine Haltung unb eine faft lachelnbe, ruhige Überlegenheit in feinem ©lief,
wie er nun in ben Naum trat ©alb würbe er H«r kr Situation fein, jenen
geheimen Berfcbwörem $um Troft!
©ei 2&plfS<fti«branbts (Eintritt perftummte plöftlich bas aufgeregte Stimmen*
gefchwin. ©Ile Bilde richteten fich erwartungsooH auf ihn, unb fein Schwager
trat fofort, lebhafter, als es fonft feine ©rt war, mit einem begrüben ben Hänbe»
brud auf ihn ju.
„(Enblich!“ (Er fagte es mit gebämpfter Stimme, aber innerlich erregt
„©ut, baft bu ba bift Das fmb ja fchlimme Nachrichten für uns!"
„Nicht halb fo fdjlbnm, wie fie ausfehen!“
TBolf erflärte es abftchtlich fo laut, baft iftn auch bie Umftehenben hären
tonnten, unb noch oemehmlid)« fügte « bann, mit einer Bezeugung gegen
bie Berfammlung, hinju:
„3ch bitte fehr um Berjeihung, meine H«r<n, für meine Unpünftli^leü
©ber, wie Sie ja fchon oon H«™ Nhegbt wiffen werben, hatte id} eine fehr
ftürmifche Überfahrt von Cnglartb. 3cft möchte nun aber bitten, fofort in bie
©erljanblung 3 U treten, um 3hnen unoerjüglich beruhigenbe ©ufflärungen über
gewiffe, allerbings recht ärgerliche 3 ®i|^ n fäH< geben ju lönnen, bie inbeffen
pon leinerlei wefentlich« ©ebeutung für uns fein werkrt"
Die Herren traten alsbalb 3 U bem gtoften, bunlelgrün ausgefchlagenen
Äonferen 3 tijch, wo por jebem Seffel ©ttenpapier unb ein ©Ieiftift für Not^en
lagen. Der mit ber ©rotoloüführung beauftragte 3uftijrat unb Notar lieft fich
bereits an feinem bur<h umfangrei^eies Schreibmaterial lenntlid} gemachten
©lafte neben bem ©orfiftenben 2Biüiam Nhegbt nieber. Da warb ein ©in*
wurf aus kr Nlitte ber Berfammlung laut:
„©ber bie Herten aus Nom fehlen ja noch."
„3<h bitte troftkm [efton itnm« in bie ©erfjanWung ju treten!' 1 9BoIf
S<hi«branbt erflärte es, feine Uhr 3 iehenb. „Die anberaumte Stunbe ift ba.
©Benn bie Herren nachher fomrnen, werk ich für fie meine ©usfüljrungen Iur 3
noch einmal relapitulieren."
Da fich lern ©Bib«fpruch «h°b, fa erflärte SßiHiam Nhegbt bie Siftung für
eröffnet unb erteilte als erftem Nebner SchieTbranbt bas SBort.
9ßolf erhob 9Wtt gröftiem Schweigen, in ho^ßefpannt« (Erwartung
laufeftte alles jeftt feinen ©Sorten:
„SNeine Herren!“ gejt unb bcfterrfchenb Hang feine Stimme bureft kn
Naum. „3Bie ich 3ftuen eben fchon fagte, liegen freilich allerlei überrafeftenk
unb nicht gerabe angenehme Nachrichten aus 3taHen ool ©ber oon 00m*
herein möchte ich noch einmal betonen: fie bieten burchaus leinen ©nfaft ju
ernfter« ©eforgnis für kn, ber wie ich bie einfehlägigen ©«häflniffe lennl
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
850
3lhiftrirte 3 e ^ng.
Sfe. 3383. 30. April 1908.
3d> werbe nachher barauf noch näher eingehen. 3uerft aber wollen Sie mir
«(«üben, 3f)nen eine «uthentifch« Darfteüung bes Sachverhalts ju geben, auf
Grunb bes mit vorliegenben Depefchenmalerials."
(Et 30 g bie Telegramme aus b« TafcJj« urtb tos fie bet Wethe nach vor,
hier urtb ba mit einem furjen erläutemben ober befcbroichtigenben 3uf&# Wun
war et bamit 3 U Enbe, unb bas- leßte bet Telegramme aus bet Sjanb legenb,
richtete er fi<h ftraffer auf, ben Süd mit jiningenbet Gewalt burd) bie Wunbe
um fid> (je* fcfcweifen laffenb, jeben einjelnen bet £>aren ftreifenb, wie um einen
unmittelbaren, perfönlichen (Einfluß auf tf|n 3 U gewinnen. Aud) Aifingen traf
fein Auge. Der Graf wat entgegen 2BoIfs SEÖunfch auf TBiliiam Whegbts
Setreiben gleichfalls mit füt bas Unternehmen intereffiert worben, nadjbem er
bereits vor einiget 3*tt nach bem Tobe feines ©aters ben Abfdjieb genommen
unb fidf nun ganj ber Ceitung feiner großen Sefißungen unb inbuftrieHen
Anlagen in ©cfjlefien gewibmet hatte. Sein Warne unb feine Weltreichen ben
Se 3 i«hungen Derfpradjen bem ©anfherm einen ganj befonbem Außen, fo baß
er SEBoIfs auf rein perfönüdjer Abneigung berufjenben SBiberftanb nicht hatte
gelten [affen. 3Bie je# SBoIfs Süd über ben alten SBiberfacher hinglitt, fchien
es ihm, ars 3 ude heimlich ein d erhaltenes, [altes ßächeln über bie unburdj*
bringlichen 3 fl 9 e bes Grafen; aber er beachtete es im Augenblid nicht weiter.
„Das, meine Werten, ift altes, was gefcheljen ift; wie ich noch einmal 3 U*
gebe, gewiß nichts gerabe Angenehmes, aber bo<h but^aus nieste, was etwa
emftcre ©eforgniffe wegen bet Durchführbarfeit unferes Unternehmens einju*
flögen vermöchte. Wtan mufj eben bie italienifdjen ©erljältniffe fennen unb
mit bem heißen Slufe ber fieute bort rechnen, bas fith gern einmal ein bißchen
gefährlich gebärbet. Aber bas alles ift nicht fo fchlimnt, es bleibt eben meift
nur bet ben broljenben ©Sorten unb Geften. Alfo" —
„3df bitte ums ASort!"
Schorf unterbrach pfo^lic^ bes Grafen Aifingen Rommanboftimme ben
Sprecher.
3weifelnb äuefte ÜBifliam Whepbt bie Adhfeln.
„Karbon, §en Graf, bet £>err Webner hat noch nicht geenbet. Wa<h bet
Gefdjäftsorbnung" —
„3<h erbitte bas SBort 3 U einer tatfädjlidjen ©erichttgung.“
Der ©anffjerr fah fragenb ben Schwag« an; aber biefer nidte nur ruhig.
„Sitte fehr.“
Da erfjo& fich Aifingen; auch er 30 g nun ein Telegramm aus ber Xafche,
bas er bisher in feinem Portefeuille forgfältig oerwahrt halte,
„SJleme öerren, wir haben foeben eine Darfteüung b« Dinge gehört, bie
Öen ©djierbranbt ausbrüdlicf) als eine authentifdje bejetcfjnete, unb er fugte
hinju, bah bas, was er uns ju fagen hatte, alles wäre. 4 '
Der bei aller Wuhe auffaKenb lalte, gerabeju feinbfelige Ton bes Grafen
machte TBolf auffehen. Das Hang ja fo, als wolle ihn Aifingen iügen ftrafen!
Aber biefer fußt, ohne ihm ©eadftung 3 « fchenlen, fort:
„3th fonftatiere bas, ehe ich 3hnen eine ©titteilung mache, bie mir heute
vormittag 3 ugegangen ift, unb bie allerbin gs mit ber optimiftifchen Darstellung
unferes julünftigen Generalbireftors fchwei in Einllang 3 U bringen ift."
2Bolf 3 udte 3 ufammen. (Ein brohenbet ©lid flammte 3 U bem ©ebner hin*
über, währenb eine leife Unruhe burd) bie ©erfammlung ging.
„Öier, meine öerren, habe ich bie Wachricht, bie ich als authentifd) bejeidjne,
unb für bexen Wichtigleit ich mich mit meinem A3 orte verbürge, baß heute nacht"
— bie Stimme bes Grafen hob fich 3 U wuchtigem, fchwerem Rlange — „bie
gefamten 3*ftemen im Gebirge uon ber aufrüIjreTifchen DorfbeoöUerung mittels
Dpnamitfprengungen verjehüttet unb 3 U gleicher 3ert ber große Gchußbamm am
Amajenp in bie £uft gefprengt worben ift"
„2Bas — ber Damm ?' 1
Der bumpfe Auffchrei ASoIfs überhaltte bie erfchredten Ausrufe ber auf-
fpringenben ö*rren. Der Damm — bie gme# unfäglicher Wtühen, beffen
Öerftellung ©Mionen oerfdjlungen hatte!
„Es ift nicht wahr — es fann nicht wahr fein!"
Unb feiner in biefem Augenblick nicht mehr mächtig, funfeite SBolf ©djier-
branbt in löblichem öaß ben Gegner an, ber ihn hier 3 ugrunbe richten wollte.
Graf Aifingen blieb eifig ruhig, nur baß ein reifes ©tarieren ber Wafen-
flügel bie innere Erregung verriet, wie je# fein Auge ben anbern mit einem
falt.Deiä<htli<h«i Ausbrud einen Aioment lang ftreifte.
„gür biefe ©eleibigung werbe ich Öenn Schierbranbt außerhalb biefes
Saales 3 ur W«henf<haft 3 iel)en. 3hnen, meine ö^u, betone ich noch einmal:
3dj verbürge mich für biefe Wachricht, unb nun übeilaffe ich 3hnen, fich
biefe abfolut unumftö#i<hen Tatfa^n mit bem eigenartigen Optimismus bes
jufünftigen 5jerm Generalbireltors unb feiner Darftellung ber Dinge in biefer
entfeheibenben Stunbe in Ginllang 3 U bringen, wo es fich um 3hr enbgültiges
Engagement für ein Unternehmen handelt, bei bem bie Äleinigfeit von runb
hunbert Atillionen auf bem Spiele fleht."
Aifingen fe#e fich m noHfommener Wuhe, bas Telegramm Iangfam wieber
3 ufammenfaUenb.
3n mafeloher ©erwunberung, aufs ^oeöfte beftürtf unb befiembet, hingen
nun bie ©liefe aller an ©Jolf Schierbranbt, Totenblaß ftanb er ba, frampf«
ha ft bie Sehne feines Stuhls umflammemb, hinter ben er getreten mar — es
fah aus, als wolle er, ben ferneren Seffel mit feiner Wiefenlraft ljo<hföwingenb,
fich auf ben Angreifer ftör$en, ber ißm ba eben öffentlich bie ®h r < abfchnilt.
Gnblich fanb er A3 orte: aber nur floß weife tarnen fie aus feinem Wlunbe.
„3dj erfläre hier unter meinem Ehrenwort, baß ich bis 3 U biefer Atinute
von biefen angeblichen neuften ©orfommniffen nicht bie leifefte Ahnung gehabt
habe. 3<h weife baher bie ©erbächtigungen bes ö errn ©rafen, ber mir eine
frivole ©erfdjlecerung bei Tatfachen infinuiert, als eine 3nfamie 3 urüd, für bie
er mir Genugtuung geben wirb."
fie&hafte Unruhe unb leife 3®*föenrufe ber verftört umherftehenben öerten
unterbrachen ben Webner; aber mit ©emalt verfchaffte fi^ A3olf noch weiter
Gehör.
,,3d) hall« überhaupt biefe h* er o° n bem ö errn ©tafen behaupteten an^
geblichen Tatfadjen fo lange nicht für ermiefen, bis er mir feinen Gewährs-
mann genannt hat — Aon wem haben ©ie biefes Telegramm ba?"
Unb 2Bolf int in höchft« Erregung einen ©chriit 3 U Aifingen hin.
Auch ber Graf erhob fich, aber feine Wechte barg [djnell bie Depefdje wieber
in ber ©rufttafche.
„3dh habe nicht bie minbefte ©eranlaffung, meinen Gewährsmann ju nennen,
©lein 2 Bort bürftc ben öerren genügen."
Da trat A3olf bicht vor Aifingen, fein Auge bur<f)bohrte in furchtbarem
Aufflammen bas bes Gegners.
„Die SDeigcrung bes ö« rn Grafen ift berebt genug. Aieine öenren, wenn
noch bisher ein 3wrifri befteljen fonnte, biefer Augenblid behebt ihn mir. 3<h
bin bas Opfer einer gan 3 perfiben 3ntrige, eines Wadjeattes geworben! 3cß
lenne ben Urheber." ©eine Stimme bröhnte gewaltig burch ben Waum, unb
— war es mehr als 3ufall? — feine Auge fu^te in biefem Aloment ASiHiam
Whegbt, ber inbeffen ganj faffungslos baftanb. Doch bann blieb fein ©lid
wieber an Aifingen hangen: „Dtefer §err aber — ift fein ^elf crs^clf er !
Das fchlimme A3ort glitt an bes Grafen unbeweglicher öaltung machtlos
ab. Die ©efchulbigung traf ihn 3 U Unre^t Erft h^l* oormittag hatte ihn
ein Telegramm Evelines 3 U feiner eignen hörten Übenafchung von bem ©or*
gefallenen benachrichtigt «nb ihn gebeten, bie Dinge hier in ber ©ißung 3 ur
©praeße ju bringen. Watürlich war ihm, wenn er auch bie geheimen Trieb*
febem nicht fannte, hoch fofort Har geworben, baß es fich hi« wtt rinen
©ernichtungsftreich hanbelle, ben Eoeline gegen ben eignen Gatten führte. Aber
was ging es ihn an? 3m Gegenteil, ein finfteres grohloden tönte in ihm.
Der verhaßte Wioale, ber Glüdlidjere — nun traf bo<h auch *h n bei 3 er*
fchmettembe ©trahl! A3ar ihm fchon felber bie leibenfdjaftlich begehrte grau
nicht befchieben, auch i^ner füllte fich wenigftens ihres ungetrübten ©efi^es nicht
eifreuen. SWit grimmer Genugtuung hatte er fich baher eben hier 3 um JBe^eug
von Eoelines Wache gemacht, unb falt ermiberte er je# bem jombe&enben Gegner:
„Sie werben von mir hören"
Dann verließ er ben Saal.
Alftngens Abgang gab bas 3ricf)ert 3 um allgemeinen Aufbruch- Raum,
baß es bem Wotar noch gelang, bie ©ertagung ber Stßung auf einen vier
2Bo<hen fpäter fallenben Termin feftjufl eilen; es mar ja boch nur eine reine
gormalität. Die weiften ber ö^ rren oerließen ben Waum mit bem Gefühl, baß
nach biefem ©lanbal bas Gefchid ber geplanten Aftiengefellfchafi ©ontinia bereits
entfdjieben fei: fie würbe nie ins fieben treten.
Auch SBolf ©d)ierbranbt war nach & ÜU f e gcfa#cn; er hatte eine Unter-
rebung unter vier Augen mit feinem Schwager oermteben. Erft mußte er eine
©eflätigung bes fdjmeren ©erbadjts gegen Eoeline haben, unb er wollte fie
fich an Ort unb Stelle oerfchaffen, unveigüglich, ehe etwa noch bie Spuren ber
Täterfdjaft hätten oetwifdjt werben lönnen. Der nächfte 3ug foüte ihn baher
fchon nach 3talien führen. Durd) feinen 3 cu 9 <n » ben er foeben bem Grafen
geßhidt, hatte ei Aifingen oon biefer bringlichen Weife in Renntnis gefe# unb
mit Wüdficht auf bie befonberen Umftänbe um einen Iur 3 en Auffdjub bes Aus*
trags ihrer Ghrenangelegenheit erfüll, worein ber Graf eingewilligt hatte.
60 betrat benn A3olf je# feine AJohnung nur mit ber Abficht, fich aller
Eile reifeferiig 3 U machen. Gleich beim Eintreten melbete ihm inbeffen Eharles,
ber ja vorhin feine ©ermunberung über bas Ausbleiben jeber Wacbrichi von
feiner grau bemeclt hatte, es fei in 3 wifchen ein ©rief von ber gnäbigen grau
gefommen — er liege fchon brinnen auf bem ©chreibtifche.
(od)lu& folgt in ber nädjften SHummer.)
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9tr. 3383. 30. 9IptiI 1908.
3Uu[trirtc 3 c * tun 9-
851
gril) SBerner.
Of’m 16. April ift ju (Berlin ber einjiflc Sdjülcr ©lenz«ls,
v*©rof. JJrig ©Jerner, tut einunbadytzigften ßebensjahre
eines fanftctt lobe« «erblichen, betrauert oon ben oielen
ftretinben, bie il)m in ben allerletzten Ccbenstagen 3U-
geführt finb. Am 3. Dezember 1907 ^attc SBerncr fein
ad)tjigftc» ecbensjahr oollenbet, unö bas war ber Anlaß,
baß bie fUufmerffamleit auf ben eigenartigen, ben einft-
mals gefeierten, aber in felbftgewählter (Einjamteit »er-
grabenen Rünftler wie ber ^ingelenlt würbe. Aber nur
wenige ber Alteren wußten (Genaueres «bet iljtt unb
tannten bte Reihe feiner föftlidjen öauptwerfe. Obgleid)
er immer nod) in wunberbarer ftrifche bei ber Arbeit war,
batte er body bie fjühlung mit ber ©egenwart oerloren.
Dann aber fam eine gloriofe Auferftehung an bet Sdjwelle
bes Dobee. Die Königliche Alabemie ber fünfte 3 U Ber-
lin, bereit orbcntlidjes ©litglicb ftritj ©emer feit 1880
gewefeu, führte im ©Iär 3 imb April biefes 3 a ^ re ®
Sehenswert bes 3ubilars in einer Ghrenausftelluug oot r
an ber fid) bie (Semütcr bes neuen Berlin allmählich er»
wärmten unb fd)ließlicf) fogar begeifterten. So lyatAteroer
wie ber [terbenbe ©lofes oom Berge Rcbo gleid)fam nod)
einen ©lief getan in bas gelobte 0 anb bes Slttljm-s unb
ber l)öd)ften (Ehningen.
frritj RJemer, ein Berliner oon (Geburt unb Schüler
ber Berliner Alabemie, nimmt tun|tge[d)id)tlid) eine ©littel*
ftellung 3 »ijd)en ©lenzel unb ©teiffonier ein. ©Jan I>at
iljrt wohl and) ben beutfehen üleiffonier genannt, ohne
ihn bamit oertleinem ju wollen. Aber geht man tiefer
auf fein abfonberlidjes Riefen ein, fo fönnte man jagen,
i?ritj SBemcr t>eibe unter ben ©lalern fo eine (Eigenart
gehabt r»ic SB il heim Raabe unter ben Dichtem. (Eine
rounberoolle 3nnerlid)teit, ein rraufer, grübclnber Junior,
eine innige ftreube am Klemmer! bei einer Haren, blanfen
unb bis ins fteinfte $ifelierten ftorm unb oor allem bie
edjt beutfd)« ©eroiifenfyaftigfeit bei Bearbeitung unbDurd)«
feilung ber seidjnerijdjen unb malerifdjen ©lotioe, ba&
alle» fenn 3 eid)net ben ©lalcr wnb ©ienfdjen, ber aud) In
ber frülle geiftigen Streben« unb l)iftorif(!jer ©elehrfam»
feit lebte unb webte. Kupfcrfttd) unb Rabierung war
fein urfprünglidjes ftad), unb bas führte ihn auch ju
©ien 3 el, ber ©emer 3 «m graphifdjen ©eroiclfältiger feiner
SBerte, jumal aus bem friberf.ziattifdyen Stafffreife, er«
3 iehen roollte. So tarn es, baß ©enter im achtzehnten
3a;l)Thunbert ^cimi^ct» würbe unb gleichfalls als Ruhmes-
herolb {V’dfbrid)« bes ©roßen malerifd) wirfte. (Ein Aufent-
halt in v ^ari« in ben fünfziger 3ah rfn brachte in SBemer
ben ©laler jum Durchbruch, unb in ber ftolge trat er,
oon aJlenjel ermuntert, ©onnat unb ©leiffonier näher, bei
weld) le^term et bie elegante, flare Sonn bet ftleinmalerei
fd)ä§en lernte.
©on ben ©artfer Stubienjahren unb einem furzen
Aufenthalt in T)üffelborf abgefehen, h«! ©emer immer
in ©erlin gewirtt, gleidjfam ab Satellit unb Gtgä^cr
©lenjel». 3>enn bet iljm gegebene ^umor roatf neue unb
faf 3 inierenbe Streiflidjter auf bie malerifd) roiebergebome
A3elt Srifbrichs bes (Srofjrn. ttr Ijot eigentlich öen .König
ielber nie in S 3 ene geführt, aber fid) bafür um fo liebe-
o oller in ba» ÜJlilieu oon ©otsbam aeriieft. ®ie oom
Öumot fonnig burd)leud)teten ©ilbet aus Sansfouri wie
bie © 3 ene ber „C&rmabier« unb Ammen am ©arfgitter",
0rtiö Sßernei, t am 16. SIpriL
bas Wftlidje Stüd bes h«»n'»öcts taumelnben ©enerals
„(Einet fam oom Slönigsmahle" unb ba» berühmte ffiilb
ber w 9Harfetenberin 3 toifchen ben Regimentern IDeffau unb
©aireuth“ (Berliner Rationalgalerie) werben beim aud) als
naupt werte ©emers oct> cingefdjäht. 3m übrigen geigte
bie afabcmifdje (Ehrenausftellung AJerncr als 9JJeifter ber
fianbfehaft, be« Ardjitefturbilbes, bes ©enres unb bes
Jtofofo-ftoftümbilbes oon geiftreief) bli^enber (Eigenart.
Alan mag bie moberue Sc 3 cffionsluuft noch fo hod) be*
werten, lammt aber einmal einer oon ber alten (Sjarbe,
ein Aleifter aus ber guten alten Seit wicber 311 m ©or-
fdjein, fo wirb man nicht mehr mit ©erad)tung auf bie
(Epoche bes Realismus heniicbcr^ublicEen wagen. (Es lebten
aud) Könige 00 t Agamemnon. M. R.
Konteradmiral JBinfler.
'TNic untängft erfolgte (Errichtung eines ?lautifd)cn De-
-4/ partemen ts h«t Me allgemeine Auf me rff amleit auf
bie lätigleit biefer ©ehörbe unb auf bie ©lieberung
bes Reichsmarineamts gelenft. T)ie 3entTaIbcI)örbe ber
itaiferlidjen ©larine gliebertc fid) bisher in fünf oon einem
Seeoffizier im Abmiralsrang geleitete Departements, All-
gemeines ©larinebepartemcnt, AJerft-, ^onftrultions-, ©cr-
toaltungs. unb ÜBaffenbepartemcnt, mit jufammen jwei-
unb^roanjig Abteilungen, bjro. Dcjematen, fowie fedjs
felbftänbige Abteilungen (3cntral-, ©lebi 3 inal», 3 «f 63 *,
9lad)rid)ten*, üiautfd)ou* unb Rautifd)e Abteilung), Die
Rautifche Abteilung ift infolge bes raffen aöadjstums ber
©lartne in ben letjten 3«hren nunmehr 3 U einem Departe-
ment erweitert worben, fo bafo fe^t im fReidysmarineamt
einfd)lie 6 Ud) bes StaatsfeCretärs fieben ftlagg offnere be-
fchäftigt werben. 9lo<h oar reichlich 3 «htt 3 ä h t<n f änö
ber Staatafefretör bei Ubemahme bes Amtes nur ,ywei
Departements unb einen Aömiral oor.
Dem 'Jlautifchcn Departement liegt in erfter ßinie bie
Aufgabe ob, auf bie Sicherheit ber ^ahrftraften ber Kriegs-
fdyiffe bebadjt 3 U fein. (Es hat bestjalb für Anfertigung
unb Berichtigung ber Seeleuten 3 U forgen unb bie ber
Kartenbearbeitung augrunbe liegenbett ©ermeffungen an-
juovbnen. 3 <rnfr werben bie mit ber Aaoigierung im
3 ufammenhang ftehfnben phgfifalifchen, meteorologifdjen,
aftronomifchen, nautifdjen unb o 3 eanographtfd)cn An-
gelegenheiten bearbeitet. An herbem fallen in bas ©ebict
biefes Departements bie Auffid)t über bas Cotfenwefcn,
Scejeichen, Küftenfignale, ASettemachrichten, Stnrm-
warnungen, ©ricftaubenbicuft unb frifchcrcifchutj. Die ©e-
waltigung ber Arbeiten gefd)ieht unter ber Oberleitung bes
Direttors burch fünf Glabsofft 3 »ere, jtoel Kapitänleutnants,
fünf 3 ur Dienftleiftung tommanbierte jüngere Offtaierc,
einen Autonomen, einen ©hhfitfr, benen ein Abteilung»*
oorfteljcr unb 3 wri Affiftenten ber Deutfchen Seewarte
beigegeben finb, einen ©eheimen Abmiralitätsrat unb einen
©aurat (Konftrulteur für See 3 cid)en) fowie burch eine
ftattliche 3«hl »on mittleren '.Beamten.
©fit ber Leitung bes Rautifchen Departements ift Konter-
abmiral TOinfler beauftragt worben, ber jahrelang bem
Abmiralftab angehört hat- SBinller trat im afrühjahr
1872 als Kabelt in bie Rlarine ein, würbe 1876 l?eut»
nant 3 . G., 1880 Cberlcutnant 3 . G., 1888 Kapitänleut-
nant, 1894 Kornetten lapitän, 1899 3rregattenlapitän r 1901
Kapitän 3 . S., 1907 Konterabmiral. Rad)bem er tn
jungen 3ahren bie üblichen Reifen surücfgelegt hatte,
würbe er als Gtabsof fixier in bas Obertommanbo ber
©larine berufen; 1895 übernahm er bas Kommanbo bes
auf ber auftralifd)eu Station befinblidjen fleinen Kreu»
3 ers „©uffarb". Rach reichlich 3 weljöhriger lätigfeit im
Auslanb febete er in bie Heimat 3 urücf unb würbe wieberum
in bas Oberfaminanbö ber ©larine, b 3 w. in ben Abmiral*
ftab aufgenommen. 3m Sommer 1904 erhielt er bas
Kommanbo übet bas £inienfd)iff „RHttcI&bad)" unb im
nädyften 3al>re bie (Ernennung zum Kommoborc. ©leid)*
zeitig würbe er mit bet 9Bahmel>mung ber ©efdjäfte bes
Zweiten Abmirals ber Aufllärungsfchiffe beauftragt. 3m
Öerbfte 1906 trat er an bie Spi^e ber Rautifchen Abteilung
besReich&marineamtsunbhat fid) in biefer oeiantwoxtungs-
0 ollen Stellung fo Dorzüglirf) bewährt, bah cr bei ber nun-
mehr erfolgten ©ilbung bes Rautifchen Departements 3 U
beffen Direftor ernannt würbe. F. H. M.
(Emil ©ött.
/JJJinc an ßeo lolftoi criunembc Ratut, ber ßanbwirt
\2^unb Sd)riftfteller (Emil <&ött, ift am 13. April in $rei*
bürg i. Sr. bahingefchiebtn. (Er ift nur oimmboierzig 3abre
alt geworben. Sor geraumer 3 «U war fein ßuftfpiel „©er-
botene 3rüd)t<“ oom ©erliner Königlid)<n Schaufpielhaus
au» (auf beffen Bühne Stau Gonrab-Sdylenther eine föftlidje
Rolle fchuf) über Diele ber beften Bühnen Deutfdjlanbs
gegangen. $>ättc C&ött biefen (Erfolg wahrgenommen,
hätte er nach turje» 3 < ‘* t noch weitere Atbciten an bie
£>ffenllichrett gebracht, fo gehört« fein Rame heute
gewih 311 ben befannteften. Aber er änbertc felbft an
bem erfolgreichen Gtüd immer wicber unb oergrub fid)
mit feinen h°h* n ©Innen in bie (Einfamreit; er wollte
leinen ©reis erringen ohne uiel ©iüljc unb etlrifi. unb
fo unterbrach er bie ©erioben ausldylicglid) literarifd)cr
Dätigfeit oft auf lange 3«it. Denn in tiefem Kopfe war
ein fo ungewöhnlicher Reichtum an Anteilnah me baheim,
öafj ©öt t auf .zahlreichen ©«bieten mcnfcblicher Arbeit
frud>tbringenb 311 wirfen oermod)tc. So lebt« er auf
einem fleinen, einfam unter ber 3 ähringer Surg bei
^reiburg liegenben ©ütd)en abgclchrt oon allem Drubel
ber JBelt unb oertiefte fid) in bie SB unter ber Ratur
unb jahr 3 «hntelang in bie ßetjren ber ©efd)i(hte. Da-
neben regte er £>anbel, ßanbwirtfchaft unb (bartenbau
burch Rete unb Schrift an 3 ur Ausnutzung brachliegen ber
Stoffe (fo eines in ben Cöebirgsgegenben roachfenben Un-
Irauts), 3 ur (Einteilung oeralteter Kulturen unb Anberung
unwirtfchaftlichcr öetriebe. ?Bo er aud) wirfte unb fdyrieb :
ftets war etwas ©efonberes, ein Dell oon ©ötts geiftigein
Reichtum unb feiner Diefe in ben Arbeiten. Seinem fiuft-
fpicl B ©erbotene 3 rild)te" !>at er jwei weitere bramati|d)e
Werfe folgen (offen , 3 uerft bas Gd)aufpiel „(Ebclroilb".
Obwohl ba» Drama bereits an einer erften Berliner
Bühne angenommen war, sog er es stmlcf. ©ei wieber-
holter Drüfung genügten ihm nicht alle leil« — unb er
madjte aud) fid) fclber feine Konzcffionen wiber fein
tünftlertfd)es (üewiffen. Rod) in ben lebten Wochen fei-
nes Bebens uollenbetc er ein ftarl* unb fTifchyprachiges
unb gefunbes neues ßuftfpiel, „©lauferung", bas oor
allem bie (Entwicflung ber fjelbtn, auf bie ber Xitel
weift, glüdlid) jeichnct. ©erabe lag bas Aßert fertig
gebrudt oor bem Didyter, ba trat ber Dob in bas
.§«im, burd) beffen J}enfter fid) im Sommer üppig bie
3weige ber wilben Rofeit brängten, unb beffen Bcfther
tn feiner A3eltabgcf<hiebenheit bod) nicht Rofen ge-
pflüdt h«t-
(Ein für C&5tts eble Sinnesart bejcichnenbes (Erlebnis
fei 3 um Schluß nod) erwähnt. Bor 3at)ten im harten
©Inter war es, ba nächtigte in ©ötis einfam liegen ben
unb oon ihm allein bewohnten §eim ein ftreunb. „©Hilft
bu nidjt fiaustür unb Stubeutür fd)ließen, ffiött?“ fragte
et oon feinem ßager. — „3u welchem ^wed? Sei offener
Dür brtd)t l)i CI braußen am wenigften je man b ein. (Et
wirb ba gleich nod) lieben im £>aus oenuuten. ÜBenn er
junger hat, wirb er aud) ben Srotfaften leicht finben!“
— Die Rächt würbe ftürmifd), unb bet Sdjnec flog an
bie fünfter. ((Kö^lich hörte ber fyreunb übet fid), auf
bem ©oben, Schritte. (Er berichtete ©ott oon feinen 9Bah»
nehmungen. Schweigenb ging ber Didyter bie Dreppe
hinauf unb fanb oben in ber ©de einen fd)lafenb«n (Erb*
arbeiter aus ber ©egenb. „Schiäfft bu fchon öfter hier?“
— „3a!“ — Da aber bröfynte ©ötts Stimme burd) bas
Öaus. Ä ©lenfd), tyaft bu ben Serftanb oerloren? A3er
nichts hat als fein bißchen Arbeitskraft, legt fid) ber in
ber Kälte ohne De de hierher unb erfriert feine ©lieber?“
Unb C&ött ging hinunter unb holte bem ©lann eine tüd)tige
Dede.
Sfreiburg i. ©r. ©tai ©ittrid).
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852
3Uultrirte 3«tan9-
3h. 3383. 30. Stpril 1908.
(Ein neues JBeingefeß.
eit etwa jwei Jabrgeßnten gibt es in Deutfchlanb
eine ©einfrage, unb faft ebenfolange t)cr barteten bie
Anregungen unb Berfud)e, ben Berfcl)r mit SDein unter
ausreichenden gefeßlirf)en Schuß vor Jälfdjungen 3 U bringen.
Die Berfucfje, -mit allgemeinen gefunbheitspoligeilichen Bor»
fchriften im (Nahrung smittelgcfcß oon 1879 beginnend,
haben aber web« mit bem Spcjialgefeß oon 1892 nod)
mit bem h*ute geltenden ©eingefeß oom 24. CTot 1901
benfRechteguftanb herbeigeführt, ber bie©inger, bie&nnbler
unb bie Berbraucher befriedigt. Die Jabritation uon
Äunftwein macht bem reellen ©«inbau unb ©elnhanb«l
nad) wte vor eine unfaubere Äonfurrenj, bie auf bie
SBinjer um fo fchwerer brüeft, als lief) ihre ujirtfc^aftltcEjc
Sage burd) Berfd)iebung ber AbfaßDerhältniFfe, befonber»
burd) foftfpielige Betämpfung ber (Rcbenfdjäblinge unb
SRebenfrantheiten ohnehin oerfd)letfjt<rt ßat r unb bie bent
Handel immer mehr eine angeineffene Berginfung bes Be»
tri ebslapi täte erfchroert, ©eichen Umfang bie ©ein*
panfdjem angenommen fjot, ift fowohi burd) gasreich«
^ßtojejfe feftgeftellt raie an fchwinbelßaften Angeboten nad)-
geroiefen worben. 3 n ben Jahren 1903 bis 1907 rourben
runb 270000 Jubet SBein ah gefälfeht oom ®erid)t be-
anftanbet; unb was unentbeeft mit ©aff« unb (Eb« m *’
lalien erzeugt unb in ben 93ertef>r gebracht toorben ift, roirb
fd)roerlid) ber Heinere (Teil faldjer 3rabTifatiem lein. Um
tetnerlei unberechtigtes ©ißtrauen gegen ben ©einbau
unb ©einhanbel im ganzen ju förbetn, oerjidjten vir auf
(Xingelangabert. (Es mag genügen, baß bet unverminderte,
bis 3 ur Behereföung aller Bulette ausgebilbete Äunftwein-
betrieb in ben lebten 3 wei fahren bie ©ingerunb Hoblet
oon neuem mobil gemacht unb ben (Ruf nach Berftartung
bes gelehnten Grußes immer lauter hat tnerben taffen.
Ginb bie auf (Reellität battenben Areif< ber ©einbauer
unb ©einhänbler einig in bem ©erlangen einet wirffame-
ren Abwehr bei unlautent Äonturrrng, fo ift über öle Art
unb ben Umfang bes Borgehens allerdings eine ©er*
fchiebenheit bet Anfi^ten unb SBünf^e vorhanden,
©ährend bie UNinberljeit fchon bie f (härtere Anwendung
ber geltenben Borfchriften für blnreidjenb erachtet, um
bas unoerfaifchte ©robuft gegen bas ^anfdhertum gu
f<hüßen, bringt bie Blehrßeit auf einfd)u*ibenbe Abflnbe»
tung bes beftebenben ©efeße«.
Die Heilert on trolle ift ber ©unft, an bem bie ©lehr*
fjeit unb bie (DUnberhett jufammentreffen. Auf ihre fräf*
tigere, für bas ©eich einheitliche Durdjfühning 3 left bie
Äritit ab, bie allfcitig an bem ©efeße non 1901 geübt wirb,
©egenroärtig bejtimmen bie Öandesregierungen barüber,
welche ^ßerfonen in biefer (Richtung guftäubig unb tätig finb.
<So ftehen bie mit ber Auf ficht (Betrauten hi« im H<*wpt«
amt, bott im (Nebenamt, vielfach auch im (Ehrenamt, unb es
ift toeber ihr« Sacßfunbe burchmeg unbeftritten noch iß* ttin»
greifen bei gutem ©illen überall oon ber gebotenen (Energie.
3n ©reufeen allein finb fünfhundert bis fech&hunbert Äon«
troll eure Im (El)™ 110 * 11 * ange|!ellt; faft bie Hälfte gehört
bem Apothefer beruf an, auch ©ärtner üben bie Junttion
aus, an einem Ort hütet fogar ein BäcEermeiftet bas (Sefe%
mit. Dicfcr Buntheit unb Ungulängltcf)feit foll ein <Enb«
gemacht werben. (Es erhebt fi<£) bet Anfptucf), daß alle
Äontrolleure im Hauptberuf tätig feien, unb bah biefes
Amt non fachfunbigen, gefdjäftli^ oorgebilbeten, roirt*
fdE)aftlich unb fogial unabhängigen (flerfonen perfefjen
werbe. ®efd)äftltd>e ©orbilbung ift für bie Buchfontrolle
erroünfeht. 3ur (Entbecfung oon 3rälfd)ungen reicht bie
Arbeit ber Sadjuerftänbigen, ob fie mit bem miffenfehaft«
liehen Apparat bes dhemifers ober mit 3^9? ©«fe
prüfen, ni^t immer f)iu, ®ic bas bie ©egenfählichfeit ber
©utachten oot ©erid)t oft genug becoiefen hat. Deshalb
wirb mit einer roitffaniem Äeilerfontrolle gugleld) eine
fchärfere Buchfontrolle geforbett, beren 3®«cf bie oblt«
gatorifdhcBüchetfühcung über 2 agewingang unb «ausgang,
übet Bejug oon 3ucfer ufco. bienen fotL
Hierbei bleibt bie SJtebrbeit ber IBinger unb bes mit ihnen
f ollbarifchen ehrbaren 3Be intjan bels nicht ftehen. 3hr ZBunf ch«
gettel enihSH ferner bie Begrenjung bes 3u<ferns. Die
fog. ©uriften befürtoorten bas runbe Berbot bes 3ucfer«
3 ufahes, bie gemäfeigt Babifalen roenigftens fdjärffte Deria»
rationspflicht für gejuderten tOein. Die SCRehrheit forbert
räumliche Befchränrung, b. I. aiffernrnäfeige fjefilegung bet
ülürim ölmenge oon 3udetlöfung, bie bem ÜHoft bei«
gemifcht coerben barf, unb Hiermit bie ©efeitigung ber
überaus betjnbaren Befttmmung im ledigen ®efe$, wo-
nach 3udetjufflh geftattet ift, wenn er lebigüd) gur Bet«
befferuitg bes dBelns erfolgt, ohne beffen Cluantum w et«
heblicf)^ 3 U oerm«h«u. Diefcx ©ortiaut hat Unflarhelten
beroirft, Öen Sachoerftänbigen wie ber SRechtfprechung
Schroleri gleiten bereitet, bjv. einen gu weiten Spielraum
bei affen unb J-älfchungen gerabeju begünftigt Das
3udem bes ©eins tann nidjt entbehrt werben, wenn nicht
ein beträchtlich« I eil bei (Ernte fcfjledjter 3af)re, bte ©enge
b« fleinen, altohalarmen, faurereichen ©eine für ben
Brobugenten unb für ben Äonfum oerloren getym foll
3ucferung bis etwa 25 Brojent ftellt eine rationelle Ber*
beFferung bar, bie h'ir ben ®everbs 3 vcig eine Sebensr
frage bilbet, folange bas B^tlilam fein ©efallen an fauren
©einen finbet. Um fo fhärfet mufe bagegen bas Uber-
ftreefen, bas übermäßige 3udem jum bloßen 3wed ge-
vinnf richtiger Bermebrung, oom ©efetj getroffen werben,
gleich ber an feine 3cit gebunbenen llmgörung bes ©eins,
bie nur für franfe B^oburte guläffig erfd)eiut. 3n biefer
Hinfidjt feil, fo roirb weiter oerlangt, bic ßeitlirfjc Beoren»
3 ung ber 3udcrung Abhilfe fchaffen. Anbere (?orbcrungen
begiehen fid) auf ben Berfdjnitt oon (Rotwein mit ©ei&*
wein, beffen Berbot im Sntercffe bes elftem vegen feines
ber ®efunbl>eit juträglichcn Danniugehalts unb baoon ab«
hängigen dhcmittm gcwünfd)t wirb, auf bie (Etilettierung,
bie fid) mehr nad) Herfunft unb Art ber ©eine ju richten
habe, unb auf bie Straf beftimmungen, beren Bcrfd)ärfung
für fd)t»ere fj-älle, namentlich aud) für 3 u f a ^ ©erbotener
dhemifalien, um fo angebrachter fein bürftey als oft recht
mtlbe Strafen ausgeroorfen worben finb unb felbft hohe*
aber bei bem großen unb leichten Berbienft wenig ein«
brudsoolle ffielbftrafen Bürffällc nid)t oerhlabcrt hoben.
Düsf* h^uptf üblichen fjorberungen finb 3U ©erfd)iebenen
Seiten in ber Epreffc, tn Berfammlungen, in Sachoex-
ftänbigen-Beratungen unb im «Parlament geltenö gemacht
worben, äuletjt befonbers nachbrüdlid) im porigen örrßh*
Jahr burch 3nt«rpellationett unb fRefoluttonen im Bei^s*
tage. Sie werben fegt, bis auf eine, burch ben oor furaem
oeröffentlichten (Entwurf eines neuen ©eingefehes, mit bem
bie oerbünbeten (Regierungen ben oon ber 3ntereffenten-
mehrheit oorgefdjlagenen ©eg betreten haben, als im
Äem berechtigt an er rannt, wenn auch nicht alle reftlos
erfüllt.
(Nicht oorgefeljen ift in bem (Entwurf bie Defloration 5*
pfli^t für ben Berfdjnitt ©on IRotwein mit ©eißwein,
oermutlich mehr aus (Rüdfid)t auf beftehenbe Hanbels*
oerträge als auf bie angegebene UnentbehrlichEett bes
Berfchnitts für ein3dne ©egenben. Dem beutfdjen fRot-
Weinbau wirb bei feinem (Ringen um bie (Eiiftenj immer-
hin eine Hilfe baburd) geboten, baß ber Berfd)nitt aus
©rjeugnlffen oerfchiebener H«funft — nur bet uon ©eiß-
wein mit Deffertwein wirb unterfagt — nach bem für bie
Art beftimmenben Anteil genannt, aber nicht mit bem
(Namen einer ©einbetgslcge ober eines ©einbergsbefihers
etilettiert werben barf, fo baß bie jeßt üblichen empfehlen ben
Bejcidjnungen nach allgemein beliebten ftan3öfifd)en ©etn-
arten Wegfällen mürben. Dem (mißbrauch non Ortsnamen
im ©einoertebr foll weiterhin bued) bas Berbot (§ 5) ge*
fteuert werben, in ber Benennung gejuderten, nicht
beflarierten ©eines eine Draubenforte, einen 3ahrgang,
eine ©einbergslage ober ben (Namen eines ©einbergs»
befißers anjugeben, 63 tu. angubeuten, fowie burch bie Be«
ftimmung, baß geograpt)i[<hc Begeichnungeti »m H°nbel
mit ©ein überhaupt nur jut Be3eid)nung ber H«lunft
©erwenbet werben bürfen. ©eftattet bleibt jeboch, in
hergebrachter ©eife bie (Namen elnjelner^ ©emarfungen
3u benußen, um gleichartige ober gleichwertige (Erjeug.
niffe anberer ©emarfungen bes betreffenben ©etnbau«
gebiets 3U tenngeichnen (§ 6). ftür gegueferten ©ein, bei
nicht als foldjer fellgeboten wirb, 'gäbe es bemnad)
Gtilcttierungeit wie ®ei]tnh«imer Äofaclcnberg ober 3el«
tinger GcE)loßbetg nicht mef)t; berlei müßten
f^lcchthin als ©eifenheimer ober 3elttnger ohne Angabe
bes (Jahrgangs ufw. ln bert Hanbet gebracht werben.
Die 3uäenm0 felbft bleibt geftattet. Der 3ufaß an
3uderl3fung barf jeboch fjünftel bes in bie HJHfcfjunß
gelangenben ©oftes ober ©eines nid)t üherfteigen, nur
innerhalb bes ffieinbaugebiets, aus bem bie (Trauben
ftammen, unb nur in bet 3«it ®on Beginn ber Jßefc bis
gum Sd)li4ff e bes Aalen berjahres erfolgen. Sonft ift bie
Suderung noch 3wldffi0, um bie Umgärung franlen ©eines
3U ermöglichen^). Die Dchnbarfeitber jeßigen Beftimmung
wirb alfo burd) ben (Entwurf befeitigt, bie räumliche unb
geitliche Begießung bet 3uderung nach ben ©ünfehen
vieler 3ntereffenten eingefüljrt. Desgleichen ift ber Jorbe*
rung einer fd)ärfem Aellerfontrolle unb obtigatorifcher
£agerbuchfühning (Rechnung getragen. 3n ben am©einbau
wefentlich beteiligten ©egenben bes (Reichs finb gut Unter«
ftühung ber mit ber Hanbbabung ber Bahrungsmittelpolijet
betrauten Bchötben Sachaeiftanbige im Houptbemfe 3U
beftellen, unb inwieweit bits aud) tn anderen ©egenben
gu gefchehen Ijat, beftimmen bie £anbesgentralbebörben
im <Empernef)men mit bem (Reichsfangier (§ 19). ©er
©ein herftellt ober mit ©ein Handel treibt, ift guc (Ein«
richtung unb gführung oon Büchern oerpflicfjtet, aus denen
3U erfeljen Ift, welche ©engen oon Drauben, (Trauben«
maifetje, Iraubenmoft, ©ein er aus eignem ©ewä<hs
gewonnen ober oon anderen begogen unb welche ©engen
er an anbere abgegeben, wicoiel 3ucfer ober anbere für
bie Äellerbehanbtung bes ©eins ober gur ^>erftettimg oon
Haustrunf beftimmte Gtoffe et bejogen unb welchen ©e«
brauch « ©ort biefen Stoffen 311m 3udem ober 3m H«*
ftellung oon Haustrunf gemacht hat (§ 17). Bon ber
Aufführung ber oeebotenen Stoffe (§ 7 bes geltenben
©efetjes) ift in bem (Entwürfe abgefehen; ber ffiunbesrat
hat ju beftimmen, welche Gtoffe bem ©ein bei ber Aellet«
behanblung unb inwieweit fie ihm 3ugefeßt werben bürfen
(§ 4). (Enblich werben bie 6trafoor|d)riften bes ©efeßes
oon 1901 verfchärft. Go ift in § 24 bes (Entwurf», in bem
3uwiberh-anbl ungen gegen eine (Reihe oon BoTfchrifteu
mit ©efängnis bis 311 fechs ©onaten unb mit ©elbftrafe
bis gu 3000 .H bebxoht finb, bes weiteren gefagt: „Stellt
fid) nad) ben Umftänben, insbefonbere nach ^* em Umfang
ber Berfehlungen ober nad) ber fflefchaffenheit ber in
Betracht fommenben Stoffe, ber Ofall als ein fchwerer bar,
fo tritt ©efängnisftrafe bis ju 3wei 3©h«« ein, neben
ber auf ©elbftrafe bis gu 20 000 Ji erfannt werben tann.**
Der ©efeßentwuTf läßterlennen, wie weit^fich ingber 3eit
feit bem3uftanbefommenbes ©efeßesoon 1901 tn mühfament
Aompromiß bie bamals wiberftreitenben Anfchauungen
unter ben Fachleuten unb innerhalb ber oerbünbeten (Re-
gierungen einanber genähert, wie erheblid)] einige
fragen ingwifdjen gcllärt worben finb. Das gilt ©omehm-
lich für bie Begrengung ber 3u(toung ©a^h bem Bolumen
bie bei Beratung bes gegenwärtigen ©efetjes regiecungs*
feitig unter bem Hinweis auf bie Unfidjerheit ber ch^mifchen
Analpfe unb bie ®efahr ftetiger Ausnußung eines Höchft*
maßes als bebentlid) angefehm würbe. Die öödjftgrenge
läßt fief) jeboef) im eingelnen Jolle leid)t ermitteln, unb
bie Betguderung nießt ©erbeffeTungsbebürftiger ©eine
würbe bod) nur auf ftoften ber Qualität unb bamit
bes B*eifes gcfcheben- SöUig ift biefe Beforgnis aller-
dings nicht gcfd)wunben. Um einer rücffichtslofen Praxis
oorgubeugen unb ben (Ruf bes heutigen ©eins in feinen
mittleren unb deinen Sorten auf bem ©eltmarft gu
wahren, ift in bem (Entwurf beftrmmt, baß bie 3udenmg
in bem ©eiubaugeöiet, aus bem bie Drauben ftammen,
in ber ©egenb, wo gum Bergleich geeignete natürliche
(Etgeugniffe gur Hanb finb, gu erfolgen hat. Diele Bor-
fchrift bringt für bie Ääufei oon (Trauben unb unoer»
beffertem ©ein in oerfcbwbenen ©einbaugebieten eine
praltifche Behinderung unb Aoftenerhöhung mit fid), wenn
aud) bet Begriff bes ©ebiets, wie bie Denlf<f)rift fagt,
nicht eng gefaßt werben fall. 3ur Seanftanbung dürften
ferner bie weit gehaltenen Ausbrüde „bei ungenügenbet
(Reife bet (Trauben" unb „Jahre bet (Reife* im § 3 füßren,
ln bem auch eine Snterpietation bes „3uderroafters" (wie
oiel ©affer?) gu ©ermiffen ift. ©egen bie 3eitli<hc Be«
grengung ber Berbeffexung burch ben Schluß bes Aalender«
jahres finb bereit» Stimmen laut geworben, weil bie fiefen
in ben vetfehiebenen ©egenben nicht gleiä)3eitifl ftattfänben,
unb oom Gtanbpuntt ber neinen ©inger finb gegen biefe
Sefchräntung nod) fpegiclle (Einwendungen ju erwarten.
Die Jrift fall inbes unter befonbereit Berhältniffen burd)
bie höhnte Berwaltungsbehörbe um einen ©onat ver-
längert werben fönnen. (Nid)t ben ©ünfehen ber ©ehr«
heit entfpriiht fcöUeßlid), baß bie Aontrolle auf bie am
©einberu wefentlid) beteiligte« ©egenben bes (Reichs be«
fchränft, ihre Ausübung in anberen ®egenben bet Be*
ftimmung ber fianbesgentralbehörben überlaffen wirb.
Bleibt hl« einerlei!» bie Jorberung einet einheitlich««
Aontrolle burch bas gütig« (Reich aufrechterhalten, fo finb
anberfeits bte Gchrnterigteiten nicht 3U unterfchäßen, bie
ihrer Durchführung entgegenftehen, unb bie woßl erft mit
ber bas ibeale 3«1 bilbenben rei^sgefeßlichen (Reglung
ber Beauffid)tigung bes gefamten ®exf«hts mit (Rührung»«
unb ©enußmitteln, b. h- rn*t ber Aberwinbung bes auf
fisfalifche ®rünbe geftüßten ©iberftanbes Breußcn» gu
befeitigen finb.
Der ©efeßeniwurf, bet auch bie (Einfuhr grunbJätjHd)
unter bie für bie Hrrftdlung inlönblfchen ©eins geltenben
Beftimmungen bringt, enthält noch Oorfdjrtften für bie
Herftellung unb ben Bertrieb von Schaumwein unb
Aognat, bie h»« außer Betracht bleiben.
©ie fid) bic Äritit bes (Entwurfs nun in ©ingelbeiten
geftalten mag, unbeftrettbar ift et mit vieler Borftdjt ab-
gefaßt unb geeignet, ben hefteljenben Becbtsguftanb erheb-
lich 3U perbeffem, ben Schuß bes reellen © e inbau erg eug«
niffes ju erhöhen, bie Solidität im Ha«b«l 3a f!elgem.
©enn er mit biefer unb jener ©obiftfation unb 3weifels*
freieren Jaffung ©efeße straft erlangt, wirb jeßt allgemttn
empfunbenen SOlißftänben unb ©ißbräuchen wirffamer
entgegen ge treten, bie wirtfeßa ft ließe fiage eines wichtigen
nationalen ©emetbs3weiges gehoben unb bas SDtißtrauen
in Aonfumentcnfreir«n juriidgebräugt werben. 3u»^wirb
§ i # wonach ©ein „bas burch ülfoholif^e ©ärutig aus
bem Safte ber frifchen ©ehttraubc ijergeftellte ©ctränf*
ift, felbft bann nod) nicht ooltfommen wörtlich 311 nehmen
fein, wie fich auch burch bas fcßärfjte ©efeß bi« Jölfchung
nießt glatt aus ber ©eit fchaffen läßt Aber bas tm-
oetfätfd)te ober bod) rationell oerbefferte Brobuft dürfte
wieder ben Berleßr heherrfchen unb bas Bedangen bes
aud) hi« 3ur ©itbilfe berufenen (Publifums nach (Reinheit
unb BffpmmUd)Eeit bc» ebelften ©etränfs beffer erfüllt
werben. Diefes 3**1 *1* w baß darum ber reelle
©einbau unb ber folibe ©einhanbel eine Ubergangsgeit
mit mancherlei Unhequcmlichfeit unb Abfehr oon alter
©epftogenßeit ertragen. H. P.
X)ie „Hugenotten" im neuen ©eroanbe.
er wadere ©iacomo ©eßerbeer hat bas Schicffal
erlebt, über- unb unterfdjäßt 3U werben. Die einen
fchwärmteit für feine Opern unb wußten fid) nießts H erT *
lieberes; unb anbere ((Robert Schumann!) fchmälten fie
unb fefjämten fleh quafl, an bem ftomponiften bes „Pro-
pheten" unb bet „Hwflcaotten" auch nur ein gutes Haar
gu finden. H«»t« finb wir gerechter geworben, indem wir
de« ©elfter ber ©roßen Op« nicht anders als hiftorifch
unb nicht vergleichend, fonbem an fid) betrachten. Unb
wir fpreeben es getroft unb rüdhaltlos, troß aller ®hr*
furcht vor bem „Driftan" unb ben „©elfter fingern" au»,
baß ÜReqerbeer jwcifellos ein genialer Donfeßer war, bem
wir mit ©enuß guhören, jo, oon bem roir uns nicht
feiten ßinreißen laflen. Gin Abenb am Cengesanfang im
A5nigli<h«n Opemfjaufe gu Berlin h«t biefer Auffaffung
glänjenb reeßt gegeben. 9Nan führte dort die „Hugenotten"
neu einftubiert auf unb fpielt fie feitbem wödientlich gwei*
bis bxeimal. Allerbings nicht mefjr im Stile ber Speltafel»
oper oon ehebem, fonbem in einer f<hlc<htw«g mufter«
gültigen ©eftaltung alles Sgenifchen unb m einer wunber«
oolten Herausarbeitung alles HRufiEalifdjen.
Das Berbienft an biefem Gxfolge gebührt in erfter
(Reiße Hm. p. Hüffen, ber, auf ein lebhafte« perfonlidjes
3ntereffe Aaifer ©illjelms an ber frifchen Belebung der
ÜNeßerbeerfchen Oper geftüßt, bie ganje betorative unb
foftümlich« GinriHtung entwerfen unb ausfüh*en ließ unb
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Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
5 Rt. 3383 . 30 . Slptil 1908 .
Slluftrirt« 3cttuitg.
853
9 l<ue Delotoiionen ju beit „ gugenotten“.
fobartti alle omfyttgen groben felbft überwacht« uttb leitete.
9 Bir roiffen fdjou oon feiner SDiesbabner Xätigfett bff, mit
welch lebhaftem Cmpfinben für große malrrifdje TOirfungen
unb mit aoetef) fünjtierifrfjrm Xaft iür bas 3 uFammen Hingen
bes innem Btefcns einer Tic^tung mit ihrem äußern
bühnenmäßigen ©ewanbe fid) hülfen auf bie 3nf3«nterung
öramntifd)fT B 3 «rte ooll ftarfer Bewegung oerfteßt. 3 roei
vometym ausgeftottetr Schriften übet bie oon ihm infje*
nierteit unb ^crau&gcbrad>ten «Ve^tjpicle mit BJtesbabner
yvoftbeater liegen oor uns, worin er in B 3 ort unb SBtlb
bie ftriidjte feines Blühen* barlegt unb fid) auch hiftorifch
über bie betreffenben Dramen unb Opern oerbreitet, (sic
geigen überall ben feinen Kenner oon SBerf unb düster,
nicht rninber auch beit poetifd) nadjfüljlenben Bühnen*
praftifer unb Bcgiffcur. Kein SBunbcr baber, baß gerabe
bie „Hugenotten" bem ©cncralintcnbanten ben prädjtigften
Stoff 3ut (Entfaltung unb Betätigung feiner S^enierFunft
gewähren mußten. Hier warb fo3ufagen bie gange Breit«
feite bes Xl)eatralifd)«'äöiTrfanien bargeboten: ber hiftorifchc
Hintergrunb bes frangöfifchcn Cinquecento in feiner
‘JJlifchung oon ffeft unb Fanatismus, eine Bftioti mit
lebhafter Betonung ber 9 Jiaffenef fette, Weitere fiebern*«
freube, fjöfifdjcr Bnmr, buntes Bolfstrciben . . .
Unausgeglichene Stellen, ein befonberes ^t^entuieren
etlicher Gaenen, um anbere bafür minbertoertig ausfallen
tu laffen, ein Huf unb 91 b gibt es in biefer Beueinftiibte*
rung ber „Hugenotten" nid)t. ©leid) ber Ginfaß ift ein
glän3cnbes Sorte, unb alles folgen be womöglich nod)
Grefcenbo. 3 m Saale beim Grafen oon Beoers empfängt
uns bet ^arbeniauber ber Hodjrenaiffance, wie fie unter
Heinrich II. unb feiner Gemahlin Katharina aus beni
Hftufe ber ÜJlcbici oon Italien nad) frranCreid) herüber*
geFIungen ift. Gin ju ijeiterm Genuß gefehaffener Baum
mit leudjtenben ftresfen, ber nach hinten butch gwei hödjft
gragiös tjingefeßte Säulcnbogcn geöffnet ift. XasBrrangc«
ment bes f^eftes bei bem tatholifdjcn G bet mann »ft oon
tt>al)rl}aft töftlid)cr JumnglofigFeit. 3 n fchannänten ©rup*
pienmgen finb bie Kewalicro »erteilt. ÜBunbcrooU roirfeu
bie reichen brachten ber Herren, in ben Jfarben forglidj
abgetönt, alle pittorest unb leud)tcnb, nur ber huflcnottifchc
Bitter Baoui oon Bangis bewußt einfacher. Butt heißt es:
3 u lifche! Beijenbe Bagen fommen, bie Xafel 311 berfen.
Hob« ©läfcr im Gefdimad ber 3 *it, eble Kannen, mit toeißem
nnb rotem Btein gefüllt, prunfooU gejierte Geräte werben
herbeigebrad)t. Sogar ber Brateuoorfdjueiber ift ba,
unb bie Xflufd)ung eines pornchm fröhlichen Schntaufcs
wirb frappant erreicht. Buch bie fattgmäßige Bftion fügt
fid) natürlich in ben Böhmen tiefes Banfetts, Baonls
oetliebte Bomanje ift nidjt mehr tote ein ft eine Braoour*
arie, bie ber Xenor ins Bubltlum fdjmadjtct, fonbem ein
inter pocula gum beften gegebener Bortrag; unb toenn
ber Bag« Urbain auf bie tiihne Leiter feiner Koloraturen
Hettcrt, fo wirb er weiblich oon ben eblen Herren gehänfrlt,
fo baß fid) auch hier bie fcbmeidjclitbc Kaoatitie wie ein
felbftoerftänblich jum ©anjen gehöriges Stücf einfügt.
3 n faniofer Steigerung geht ber 91 ft 3U Gnbc. Xa*
(Erfd)cinen Balentines in einer oon 310 ei Biaultieren
getragenen Sänfte, bas Betroffenfein Beoets’, bie fdjmera«
ließe ttberrafeßung Baouls, bic Beugter ber Kaoaliere:
alles bistret unb bod> bie Hanbtung beuttich badegenb.
Bon jeher etwas Klobiges hatte bas Hcreinplötjen bes
Blarrel mit feinem Blorb* unb Xotfcßlag.fiieb. Hier erfdjeint
ber Auftritt gemilbert, inbent bie ©äftc bes ©rafen oon
Beoers als fieute oon guter Graicßung ben prooojicrenben
Goltgm)«Solbalen burd)aus oon ber heitern Seite nehmen . .
Gin fommerliches SBunbcr ber ©arten ber ffllargarete
oon Balois! Gs grünt unb blüht unb leuchtet, fiinls
hinten fd)lummcrt ein mit Jöafferblumen bebecftec Sec.
Be^ts führt in jwei Qlbfäßcn eine Xreppc auf bie Xcrraffe,
in beren Hintergrunbe bas Sdjloß ftctjt. BrärfjHge Bäume
reichen iljr ©eftfte einanber 3«, unb auf ben Bafenbeeten
fprießt eine SiüUc oon Blüten. HHc ein I 2 ieb oon Unmut
unb fjrarbf wirren in biefem herrlichen ^art Margarete
oon Salois nnb ihr weiblicher Hofftaat. Xie Xamen, mit
pamfenDen ©eroänbem angetan, finb in malerifd)« Giruppen
oertellt, beren jebe fid) läffig befchäftigt, währenb bie junge
Königin non Bauarra auf einer etwas erhöhten Steinbättf
fid) einer holöen Xräumerct hinjugeben fd)eint. 9 lrie unb
Xer3ttt Hingen wie eine artige unb fanfte Xänbelci, bie
gleichfam ber Saune bes Sommemachmittags entfpringt.
3u einem fpannungso ollen Grefcenbo wirb wiebeaem bas
finale bes Wittes: bas Kommen bee Bitter, Kaoaliere unb
Sol baten, bte fief) wie ein« ftlut »on ©lang unb JJarbe bie
Xreppc herabbewegen, bi« mlbigung oor ‘.Margarete, bic
IBeigening Baouls, bte H än& ©alentine anauuehmen,
losbrechenbc 3 But, Xajwifcheutreten ber Königin . . . Unb
mitftetem ©ebad)t, bas Gharafteriftifche h« r»or3ufehren unb
bie Höhepunttc utöglidjft 31t fteigem, fdjreitct biefe „Hugc*
ttötten^-Üluffühning weiter oon ben glänjeitb gelungenen
Bolfs* unb Solbatcnauftritten auf ber BTe*aur*GIfTrs bes
britten Elftes gu ber büftem BerfchtoöTungsfgene im oierten
9 lf te. Hi«t» »n e inem f orglid) f tiltfi erten ©cmad) , be ff en «Venf ter
31er £inten burd) fd)wcre ©obclinoor hänge ocrfd)Iof)cn
werben, ift ber Gffett namentlich auf bie Beleuchtung geftellt.
Um einen Xifdj herum finb bie ©«treuen Saint Bris' placiert
unb empfangen oon einem £eud)ter ein rötliches frladcr*
licht, fo baß bas ©an 3c einem BcmbranbUBilbc ähnlich
wirb. Unb fo ftnfter unb unheilbringenb biefer Bergung,
fo hdter unb ahnungslos fdjlicßt fid) ihm bte erfte (fonft
meift fortgelaffene) S3«ne bes fünften 9 lltcs ait, wo huge*
noltifd)« Gbte im Beste 3ur ^eiet ber H 0( h(V c <t her
SBargarete oon Balois mit Heinrich »on Baoarra einen
aicrlichcn JVadeltans aufführen. Slisbalb aber ftür3t bas
Unheil herein, das SBaffafcr ber Hugenotten hot be*
gönnen, 'flatis brennt, unb bie Öohc ergreift ben ^flalaft.
©raufig tut fid) bas Schlußbilb auf: in ber Gnge einer
©affe mit ber Fcnificht auf bas rötlich umleudjtcte B«ris
wirb gcplünbert, geraubt, gemorbet. Schüffc fnallcn.
9 Bciber unb Äinbcr fd)reien unb fließen. Bewaffnete
ftßrjcn »or. Baoul, Balentine, HJiarcel werben nie ber*
geftredt. Sehr ed)t : brei Kerle legen unmittelbar auf fie ihre
riefigen ffliftolen an . . , Sßilhelm Bornemann.
6$ad).
Aufgabe Br. 3176.
BMb teti» In br*t 3floen rnoli.
S 5 on in. £>• d. ©ottlctjall tu «Sbrliti.
SO) tonn.
fHnatlxi trägt bt* CtTfaUtr», cp^iot |Cn> eteftflm «nO jierli©; b«
Xiaerammitenuno tft auferrbem bur<6 feine 3»a)®ang«anlaae be*
[onber* »trtfäim.
Von Pr. ft, p. Cftottfcball in cSSrUf).
TOciü : Ä. e 7. X. d 1. 6. d 5, f 4. «. e 3.
■Stbroorj: J). *4. H. u S, h 1.
Xkig fr(t in Drei 3flflrn matt.
üluflöfungen.
9)r. 3t69. Xon CT. Q. ÜRobin in Sto<fl)olm. I. S. c 4, 4. a 1;
d 6 t «lat.; auf l. . . ., «. c « fotfft r. X. b i t «luv; auf
1. . . d s 2. g 4 f u|n>.; auf 1. .... de 2. X. d 4 ufw.: «uf I. . . „
• t. S. d « f wfm.
eingtffnbft oon «. X3i(t)mann in Steinrocbel. 3. 3. JDalf« ln
®flt)itr. 3. 6d)UUngitt €d)(tb. 9. Trldjoutr in Cbtrurfei, Jt. llrb ad)
in «geln, t». $offt)tmj in «önigeberg, X. 3oftfovii in Wflram,
Ü. Wagntr in ®Dtrn, £>• 9Rnnrt In Xontburg, 3. »adjarad) in Breoiau,
(t. Stbaaf in «rMlau.
eafung Ort ^wmanfgabc, »on 3. 3tsp«riett In eocnbOorg.
1. 1. C 3, 6. tT J. I. I 8f uft».; auf 1 S. d 6 folgt 2. X.
«8 f uf<®. ; auf I X. I 7 t 2. X. » 7: ufu».; auf i. .... X. p 4
2. X t 3 f ufo.; auf 1. .... t. b 8 2. X. h 6; ufio.; auf 1. . . ., e 3
1 2. e 4 nfto.
eingtfmbct otvn O. 3o|tfooif in «gram, ^t»ffl)«li\j in flöniga.
berg. fl. Urbadjin Cfltln, 3. 3. 8Batfrr in »ntilcr, U. fBicftmaitn In
Sttintotbtl, fl. «Baflner in DJitn.
SriefiDechfet
fl. U. ln ffgrtn. — Uiifgabf 9lr. 1 nieblid). totun au© Ifbr Itidjt;
9Ir. 2 ift baaeeen in t>« a«fl#o*ben#ti Gtrlluna l« brti 3flö*tt nid)i
ju lälfn,
U. 91. tndffcgg. — 3rommInr«fflr eafunflcuftlbt«« unfcrrsSDiflfns. ni©t.
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854
Muftmte 3 e *tung.
SRt. 3383. 30. Slpril 1908.
Sport.
91 om Segelfport. — Ter Beginn ber neuen Saifon ftc^l t»or ber Tflr.
SJlit großer Spannung fieljt man itjr in Seglcrtreifen entgegen. 3ft es öod)
bie erfte Saifon unter bem 3<id)cn beo neuen üDiebperfabrtn*. 'Was lange
Sabre bi« Sebnfucht aller Bennfegler war, eine einheitliche 'JUleftformel für olle
Cänber, bas ift nun erreid)t. Bbt)tr Ciattc jebe» L’anb ein eignes gRcfeu erfahren
für feine Begatten. Ta» erfdnoerte einen internationale« Mettbewerb aufeer-
orbentlid), unb baher waren internationale Wettfahrten immer etwa* lln«
get»3f)nHd)es. aber ftcljt großen, für bie Boote aller l'anber beftimmten
Weg alten nicht bas gering |te im Sliege. Tie frembe 3ad)t fehiett bei ber Mcl-
bang gut Wettfahrt ein fad) ben in ihrem Canbe ausgeftcllten Mcftbrief ein,
mährenb früher bas Boot nad) oorhergebenben langen Berhanblungen. fehl
(ergfältig neu oenneffen waben muhte. 'Jlbcr noch einen anbem wichtigen
3toed Jollen bie neue Meftformel unb bie mit thr oerbunbenen 9iotfd)Tifton
übeT ben 'Bau mir bie habet uenoen beten Materialien erfüllen. Sie jielen barauf
bin, feeffid)tige, wohnliche ftabneuge ju febaffen. Junäcbft finb burdt bie
Formel bie [formen bes Bootsförper* gegenüber ben bisherigen mobifijieTt,
inbem ber lange, flad)e Übergang, ber oft fchon ilberhriebcn umr unb bie
Berbänbe tu feijr anftrengte, eingefebräntt ift. 3nfolge ber «arten Befteurung
ber Tiffemij jwifeben Schmiegen- unb Bettenumfang wirb aud) bas Unter-
ronfferfebiff etwas u oller unb mehr fRaum für bequemere l*inrid)tungen gefdjaffen
werben, iiange Berhanbiungen awifdjcn ben fiauptiänbem tfnglanb unb
Teutfchlnnb erforberten bie 9lorfebriften über bie SBaterinlltärtcn. Turd)
Hbereinfunft jwifdien bem Britifd)cn unb bein lüennaniftben l-'logb, beneu
fld) bie anberen yänber änJd)toffen, würben bie niläffig gering« en Material-
ftärfen feftgefeftt. CTfüllt ein »fabrjeug bie Borfdjriftcn nidit, fo ntuh es ent»
weber Brrftärfungen ber 91crbäube erhalten, aber aber es betonuut feinen
SJlefebrief unb wirb besl) alb 3 U feiner {Regatta 3 ugelaffen. Bisher jerfielen bie
pachten in (Renner unb Brcujer. Veöterc waren ebenfalls nad) ftrengen Bor-
febriften unter fHuffkftt b« tfcermanifcben tflotjbs erbaut; fie waren wol>l aud>,
was 3cetüd)tiglcit mtb 2Uohnlid)frit betrifft, ganj brauchbar. Tie {Renner jebod) Tie »j. br. Stute Bellt) G&rattan, ffatjrer SR. Wrofjinann, bie Siegerin im Sntemattonalcn örühlahrsrcnncn.
Ta« 3felb paffiert im dprilprci» bie 3iflnd)terfribüne.
3ur Eröffnung ber biesjäfjrigen beulten Xrabrennfaijon in 9Beifeen[ee.
waren burdjweg 3U leidjt gebaut; babei entbehrten fie |eber Seq u ent ltd) feit. Tie leid)tc
Bauart bilbete eine Cficjabr nidjt nur filr bie Bejahung bei fdjwerem (Wetter, fonbem aud)
für ben SpoTt fetbft, inbem burd) bie Bcrtcurung infolge ber filtern iJebensbauer mancher
jurüdgefdjredt tourbe. Tal)« bebeulen Die neuen Borfchriftcu einen großen froTtfctpritt in
ber entuürflung br* Segelfport*. Tie Benennung bes burd) bie Formel gewonnenen SBortes
lautet „ Segelmeter". Tic Blaffcneintcilung ift bic fofgenbe: Blaffe A ^adjten t>on mehr als
21 S\l, JUaffel oon 21 bis 16, „SM, Blaffe II oon 16 bis 12.., SM, Mlafie III oon 12 bis.
10 , #l s.M, ftlafje IV pon 10 bb 8„, SM, Blaffe V von B bis 6,„ SM, Btafff '*1 unter J», el SM.
3cbe Blaffe jerfällt in jwei llnterflaffen n unb b.
Ta* 3 aI)c 1908 bilbet tunädjrt nod) ein «bergan gejahr. Cs werben Bennen fowoljl für
bie neuen Boote ab aud) für bie alten Bennjadjten ausgefdjrieben. 3n
ben neuen Blaffen wirb icttt feine Bcrgfltung mehr gegeben. 'Blau will
baburd) crreid)cit , bafj familtche Bcubauten in ihrer (brBfjc bis an bie oberfte
rtreu.^e ber betreffen ben .Blaffe heran gehen, bah lebe* ®oot etwa bei
Blaffe V» b s.M ober ber Blaffe Hl* ID sM miftt,
Ter fDlotorbootfport in Teutfdjlanb. — Bereits feit bem 3ah«
1888 befiehl eine Bereinigung ber bcbcutcnbiten bcutfd)cn Segler oere ine
unter bem Barnen Teutfcfter (Segleroerbanb, an beffeu Spi^e ber Maifer
liehe 3ad)triub unb ber Borbbeutfche Begattaperein ftehen. Ter BcTbattb
hat fid) bie 9lufgabc geftclll, bas Bennfegcln ju pflegen unb barauf bejiig
lidje, allgemein gültige Bcgeltt feftjufehen 3u einem ähnlichen „itoed ift
nun im oergangenen ®inteT ber Teut|d)e 'JJlotorjachtoerbanb grgrflnbet
worben. Ter anotorbootfport ift bei uns nod) refpr iung, wenn aud) Motor-
boote 3 U en»trbsjwcden fdjon lange im ©ebraud) flnb, unb gar Bereine,
bie ftd) ganj ober faft ausfchliehlid) biefem Sport wibmen wollen, gibt es
oorberhanb nur wenige. Tic größten oon ihnen finb ber Baiferlid)e 91uto-
mobilflub, ber Tcutfd)c Motorboolflub, ber 'JJlotOTjadjtllub unb &er Bhet
nifdjc Motorjadjttlub. Tiefe Bereine fowie ber Bäuerliche 3ad)ttlub finb
nun ju bent Btotoi jad)tt>erbanb ^ufammengetreten. Tie Bcftimmungen ber
Bereine über 9lusroeid)en , glaggenfOhrung unb Begatten finb in ber
inauptfachc benen bcs Seglerucrbanbes gleid), mit finngentäher 91 n wen
bung auf Motorboote. Turdj biefen 3ufammenfd)Iuh (bie cnglifdjen unb
fran 3 öfifd)cn Motorbootoereine haben einen fold)en fdjon erreicht) ifl bic
U>ewäl)r für eine crfpriehltd)e Chitwicflung bes jungeti Gports gegeben. Sein
Borjug gegenüber bem SegelfpOTt liegt barin, baft man unabhängig 00 m
'JUetter bie Tauer einer JVnl) rt mit jicinlid) großer Sicherheit beftimmen
Tann, was ja für oiele, bie in ihrer 3eit befchränlt finb, Bcbeutung hot.
Mancher, ber nad) Schnclllgleit unb {Rennen bürftet, fagi aud) bem fdutc
mobilfport Balet, um bie meift ftaubigen ober fchmuttigen ^anbftra firn mit
ihrem Sonnenbranb gegen bie fri|d)e, reine unb tüt)l< ßwft auf bem BJaffcr
ju oertauichen. Tie erfte fdjtuetc Ulufgabe bes Biototiachtoerbanbs befteht
in ber Schaffung einer einheitlichen Mcfifoxmel für feine Begatten. 9üät)rcnb
wir eine folche im Segelfport bereits hab« 1 » würben bish« bei ben
Motorbootregatten oerfthiebene Bermcffunflsartcn angewanbt. Bis h«Hc
ift man in biefer fixaft« nod) nicht einig, ba es fdjwer h<Sft r eine befriebi
genbe unb gerechte ftormel ju finben. Cfo finb hi« Diel uerfchiebenartigerc
fiahvdfugc jufanunenjufwängen als im Segelfport, auherbein mu[j ftati bei
Segelfläche bie Motorleiftung unb ihr »erhöltnis tum ©ootstflrper In Betradjt
gejogen werben. Tie biesjährigen Motorbootregatten werben nach ber vov
jährigen Mehformel bes Teutfdjen Motorboot Hub* gefahren. Tie tedjnifche
Bonuniffion bre Berbänbe» hat aber nad) langer Arbeit eine neue fronnel
Ter Sieger Soanbcrg oor^Bettclbed unb Milllcr wähtenb bes Bennen.
SIus t*m efiampioftat bet UamtKufet tn Steptoro.
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33on bet Starten 3nternationölen &o<I«gu>ßd)e in Hamburg: Das 2Bett|piel bes £onboner ^tjilijtine^odcqUubs gegen ben H^Ien^orfter &ocfegtlub.
Ter füctttampf cnfrctc flbcrta|dKnbrnDei[r 1 : l uncnt{d)1cbm.
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856
3Ihi[trirte 3*üung.
Mi. 3383. 30. Slpril 1908.
ajtobcruc Spifceniodc. Sonnenfchirm h 1» minarst (Türmchen*
faffon) aus (il)in^ mit Jranfcnbefaft.
gefunben, bie erft bei intimen Begatten erprobt werben folL
Die Boote werben babei in brei ASauptllaffen geteilt: offene
Boote, ftaiütboote, «Rennboote. Ter Bcrbanb (efct auch all»
fätjrlid) bie Termine für bte Wettfahrten feft. bas Ja!)t
1908 finb folgenbe Begatten beabfiebtigt : 24. QJlai: 9luf bem
9JHttelr^ein ; Bbelnifcfter üJlotorja<bt»eTl»anb. 15. Juni: Ju
Bremen; SOlotoriachtriub. 27. 3uni: Bennen 'jUtagbeluira»
Hamburg; ftaifctlither ^utomobiltlub. 29. Juni: 'Auf ber
Unterelbe: SJlo»<yrjad)ttlub. 1 ., 3. unb i. Juli: AlielcT Wett-
fahrten; ftai[erlid)er 3ad)t!lub u. a. 12. Juli; Bor Swine-
mfinbe; Tcutfch« Blotorbootflub. Iß. bis 22. Juli: ©töfte
SUjeinregatta; aJlotorjacbtflub. 29. 3uli: Begattet ouf bem
Starnberger See. 7. bis 9. Buguft: ffluf bem BabenfeC;
SDlotoriachtfliib. 20. SrptembeT: Berlin, auf bem JJtflggelfcc.
Trabrennen. — Tie bcutfdje Trab renn fairon ift wieber
in »ollem (Sange, liniere beiien Mbbilbungen 3eigen bie
SBeiftenfccr Bafjn am (Eröffnungstag, ber als 5>auptcr<igniffe
bas mit 2600 .A botierlc Jnternationalc Jrüljjaljrsrennen,
für brei» bi* aehnfährige Bfcröe, Strecfe 2600 m, unb ben
WprilpTci», 2200 Jf, flr brei- bis lieben jährige tnlänbifd)«
Bferbe, Streife 2700 m, brachte. (Erfteres fRenucn unirbe
eine leichte Beute ber »on 31. ®roftmann trainierten unb
gefteuerten 9j. br. St. 9lelli) Ohroftmann, oon Will 'Jlelfon-
Stella ft., bes Stalles ftlaufiner, bie bamit bewies, bafc fl«
aud) währenb bes lebten WiiitCT» t!)re fr über« grafte Jam
nicht oeTloren fjat. Der ’Äprilprei» würbe »on bem 5j. br. £>.
Brigant ber Herren 91. Will» unb <T. S<f)umad)er ebenfalls
im überlegenen Stile gewonnen.
Tas Championat ber Mauerläufer in Treptow.
— (Ein (portl ich« «etiauipiel eigner ZHri, ein Taucrlaufm
über 25 km, hatte am Ojtermontag trotj Der ungültigen
Witterung zahlreiche Jufcbaucr nad) ber Treptower Wabrenit-
baftn geloctt. Leiber mürbe bic Beranftaltung burd) bas
Jem bleiben bes Jranjofen Jagollat, auf beffen Jufammcn-
treffen mit bem Sdnncbeit John Soanberg man befonbers
gefpannt war, beeinträchtigt. 3n (Ermanglung eines eben*
bürtigen ©egners geftaltetc (ich bas Bennen für Soanberg
gu einer 9lxt Spaziergang, ben er unangefochten in 1 Stunbe
30 9Jhn. 12, , Sef. beenbigte. Um ben zweiten unb britten
Bloh lä tupften bic Berliner öermann aUiillcr unb B- Bettel»
betf miteinanber. Sieger blieb infolge feiner größer» Bus«
bauet Bettelbccf in 1 Stunbe 37 *Dlin. 35 Sei.
{Jru&ballfport. — Mie leipziger Bcwcgtmgafpteicr,
eine utiferer beften Wlannfchaften, holten am ftarfreitag auf
bem Ccipjlger Sportplatt ©elcgenfteit, ihre fträfte mit einer
gufantmengeftelltcn engli|d)en Herren fpicU*r*S0lonnfd)aft, ben
WniatcuT (Elf Btrates, jn mefien. Wie nidjt anbei* zu er»
warten, (legten bie cEnglänber 4 : 2. Mer (Erfolg würbe ihnen
aber nid>t leicht gemacht, fonbem es beburfte ihrer ganzen
ftraft, um ben Sieg 3« erringen, ein erfreuliches 3eid)en für
unfere Jortfchrittc auf bem ©cbtetc bes Juftballfports. Mi«
Stätte ber Tcutfcben lag in ihrer prächtigen ftombination,
währenb bie (Englänber meftr in ©näelleiftungen glä-njten.
unb SJhifil.
— Benno Jacobions unb tubwig Brucfners
breiartiges Suftfpiel „Die Waffen tuieber", ba* neben groften
Unwahrfcheinlidjfeiten gut gcfch<ne Jiguren unb amüfantc
Sjencn cntl)cilt, mürbe am 21. 9iprtl im «Iltonaer Stabt»
theater viel belacht.
— Heinrich Stobifter* unb 9Jlar9leaI» breiafti.
ger Schtoanl mit ©efang w Mie Bmnnennqmphc", 'SDlufif »on
tillar Sdjmibt, ein toi lug cs Stücf mit einer 9?eil)e teijcitber
Sjenen, roahnfinnigen B«nDed>flungcn unb pifanten Sd)ln>
gern, crjicltc am 15. Slprif im Mt)aliat!)catcr 3U Berlin einen
unbeftrittenen öeaterreitscrfolß.
— «fceorg ^eibtamp» breiartige affe aus bem
Jranjöfifchen „Ter Wann mit ben nier Jrauen“, ein tolles,
braftiidies Stfld, amüfiertc am 22. Bpril in ben erften bei-
bett Qltten bas Bublifutn bes Berliner tfuifen-lbeaters., wäh-
renb ber gn lange edjluftart eine (Fnttäufdiung brachte.
— Jßubtoig fibfers fünfafttge TragSbie „^»cro*
ftrat oon (Ephcfus“, bie neben Blängcln ftarfe bidhterifche
Bcije unb Sd)5nl)eiten birgt, würbe am 13. Mipril anläßlich
be* britten Berbanbstages bes Bcreins alabentifch gebilbeter
Cehrer Im ^toftheater gu Brannfchweig aufgeführt nnb fanb
in 9Jmuefenl)eil bes öerzogregenten lebhaften Beifall.
Boa aus weiften Blarabus mit Gftiffonoolants unb
?talencienncr Sluspuh^
— Biftor Soscheitis einaftige Oper w Mie Brä-
ber". Tat non Jofeph Wenj, beten pnefenb gcftaltcte, ein»
h«itlid) aufgebaute yicutblung wefentiieh beffer ift als bie 'JJlufif,
erzielte? am 15. Bpril im Stabttheater 311 Breslau einen
fminblicftcn '.’lchtiingscrfolg. «Eb. Bdbinis cinaltige <sptcl-
oper „Ter Bagabunb unb bie Brin3ef|tn M , bie einen neuen
rel3»ollen Sdjluftteil erhalten hat, bereitete au bemfelbcn
21b cm & einen ungetrübten ffiemtft.
— 3Jloritt Schlefinger* breiartiger ©cfjwanr
w M»er Bllcrweltsontel“ fanb am 18. Bpril un SRcfibcngtheater
zu ftäln »erm&ge bes wirf»
(am ausgearbeiteten (En-
fembles lebhaften Beifall.
— ^teing ßetoins
Operette „Ter Bringpapa",
Text oon Wilhelm Jacobp,
erzielte im Stabttheater zu
ftönigsberg i. fhr. einen
burd)fchlagcnbcn (Erfolg.
— ftarl f>ünggis
etn attig cs Dlotturno aus
bem BJasgcnmnlb „ Tas
leftte Belen opfer H unirbe
im Stabttheater zu ftolmar
beifällig auf genommen.
-“3Bilh«lmSRu bnids
Bafflonsmufir „ Jubas
afchariot*' für gemifehten
Ühor, Soli, Orgel unb
Streichmufif, Text »an Be-
gau, ein Bterl »on -ruhiger
innerer Alraft unb mciftcr»
haftem Bbei ber Btuftl,
würbe am 17. 2lpril 00m
SUloberner Sonnen fd)trm aus roia (Shinf mit
grünem Banb (gwälfteilige Japan faffon).
3ri[d)blaucr Baftfeibenfchirm mit weiftem
Banb <fed)3fhntcili9c Japanfaffon).
Scfjuppenpompabour oon eleltric blauen
Jlittern.
Jinzenhogenfchen
ftirdjen • (ftefang-
oerein tu ber SL
Jatobitircftc gu
SDlagbeburg zur
‘Aufführung ge-
bracht.
— «linbaja»
cobps Scljaufpiel
„Saulus“ muTbe
imStabt-thcaterzu
SJlainj freunblid)
auf genommen.
— {franf 9Be-
betinbs breiartige
ftamöbie „Tie
junge 9Dclt" r ein
(ErltlingsweTf, bas
in all feiner Ber»
fd)Tobcnf)eit unb
llngefd)i<flichfeit
bo<h besBerfaffer*
(Reift unb Witt
fchlagenb offen-
bart, rief bei feiner
[päten llrauffüh»
rung am 22- Bpril
im Blünchuer
Sdjaufpiclhaus
eine regelrechte
Brcmicrenfchladit
3ioilchen begeiiter*
ten Anhängern unb toütenben Jifchem unb Bfrifem heroor.
— Julius Beds »ieraftzges Sd>au(plel „Wid
darter“ errang am 18. Bpril im tWümbcTgcr Bolf&tijeatcr
einen ftürmifchen (Erfolg.
— lanrofs fehr toller nnb gewagter breiaftlger
©chmanr „Iit* coup d»> foodre“ erregte in ben Jolies«Trama>
ttques gu B ar ‘* nQC *) bem erfteitBEt einige Beben len, währenb
bie anberen beiben «Ifte grofte Weiterleit erweeften.
— Sadja (Ruitrt)» breiartige* Cuftfpiel „Le
scand»]»- »1« Monte Carlo“, eine frifrfjc unb originelle
tafle über bas le^te auftercheliche Bbenteuer eines alten
Werm, würbe am 2t. üfpril im <5t)mnafett)eater gu ‘fJaris
fehr freunblid) aufgenominen.
— 9iicharbStrauft’„Salome"u)urbeaml4.9lpril
ln ber ft3nlgltd>en Oper ju Stodholm unter Weitung be»
ftapcllmcifters Jämefelt in 2lm»elcnt>eit ftönig ®uftaos |o»
wie bes Prinzen (Eugttt aufgefflhrt unb Mlbete mit Ihrem
groften CrfoEg bas mufilali|d)e (Ereignis ber (djroebiTchen
Cpemfaifon.
— Bemhatbts »ieraltiges Träntet
„Tarne Juftitia" würbe in Stuttgart mit großem Beifall
aufgenommen.
— ©uftao (Esmanns Schaufpiel aus bem Ber»
brecherleben „9Ban ber falle", ba* für ein ©auncrftücf ju ftili»
ftert, für ein ftilifiertes Wer! gu bouleoarbmäftig anmuttt,
unterhielt am 14. Bpril bas Bublltum bc* feit bem 3u»
fammenbruch ber Tireftipu Cautenhurg auf ein feftr niebriges
©efchmad&nioeau h(tabfl<[ untenan !Kaimunb*2hfattr* Zu
Wien.
— ^enrl Caftoeo unb (Ebmonb Beoelles’ brei.
artiger Schwan! „Trahtlofe Telegraphie" würbe am 20. fflpril
Im Jntimen Tfjcatcr 31z Wien piet unb h«3Ud) belad) t.
StTaftentoilctte aus naturfarbenem Tuffor mit ftretonnc-
we(te. Brauner Trotteirrljut mit fdjattieTten Jlügeln.
eonnenfnider au» brauner Baftfeibe.
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9tr. 3383. 30. 2lpril 1908.
3Iluftrirte 3 c ^ un Ö*
Sb 7
bcfanutrn flauen, cdjten ©aptcrfd)irm bcs Japaner* in Stoff
fefjr glücfUd] narfjflcahmt unb fo ins Guropäijd)« Übertragen ift.
Diefe oierjehn* bis adjtjehntdltgen Sdjtrmc (jie werben trotj bet
uermehrten Stäbe ebenfo leicht wie bie alten Öraffons bergcftdlt)
finb meift in jmei färben, »mb 3 »oat mit tmnlCerm ©tilicu »mb
ein« hellen breifingerbreiten, glatten 9lbfd)Iuf}fante, vorl)anbcn.
Ion in Han abfdjflttierte Sdjtrme finb |d lener; matt oerwenbet
oortäiiiig am liebften feinabgeftimmte ftomplcmentäTfaTbcn nnb
erhielt bainit rrfjenbe Gifeftc. Die Stiele biefer „Japaner" beftebet»
aus ©aturijol.) »mb finb .pimciftmit einem fd)önge arbeiteten ftugel*
griff ober bem fetjn* beliebt geworbenen flauen, breiten ©nm^t»
tnopf oerfeben.
©ad) biefer ©cuhdt, bie (owol)l bttn Hrottcur wie auch einem
garnierten iUeibe von einfacher Slcganj augcfeUt werben fann,
möchte id) aber l)iet glcid) bie Sdjirme ber grofeen Hoildte erwähnen.
Sic ^aben biefes ftalpr eine ftarf gekannte, l)of>e ftuppelform, bei
beren £jcrftellung man fid) and) einer ftaffon erinnerte* bie vor
etwa fünfzehn ftafjten iljvc Hrinmpljc gefeiert hat, Das war bie
gejd)weiftc Shippclfornt & la ©Hnarett, bie fid) an ber Spitje JU
einem 3 icrlid)en Xürmehen erljebt. ©Inn bat jetjt bas alte ©Jobell
oon 9Iiiiio baiumal genau fopiert unb batjer aud) bie gelnüpfte
ftranfe als fRonboeraicrung baran aufgenommen. Diefe Sdjirme
finb faft immer int Stoffe gemuftert, unb jmar finb ©at)«s in
fdjwarj nnb weife ober bnnlel unb ijell dfjme oiel 311 fehen. (9Bo
man im übrigen öiefe ©aijfe 31 » Sonncnfdjirtncn oerwenbet, finben
mir fic mit geroebten farbigen ©orbüren, einer prattifeben 93er*
3 icrung, bie ben Sdjirm 3 U vielen Xoilcticn paffenb mad)t.)
3m allgemeinen triumphieren in biefem ftrithiahr für bie
Sonneiifdjirmiuobcn 3 wei ©uancen, bie matt nod) oor ein paar
fahren ins C&cbict ber Unmöglid) feiten oermiefen haben würbe.
Das ift eine volle Sinbenblattfarbc, von ftrohlenb grünem
«Reflex, tmb bas fd)ttell beliebt geworbene ©Joufje, ein bunfles,
marines ßila.
Den Sptj}enfd)irm fjnt bie biesjfil)*ige ©tobe oöllig aus»
gcidjaltet; bagegen erfcf)ctnt ber gamierte dl)iifonfd)irtn in einer
©ielfältigfcit wie nie juvor. Ge wirb mit Gctbenjtfderei,
23om
Drum unb Dran ber mobernen
Hoilette.
«erlitt, «mit iwik.
d) tenue leine hägliche 3frau !‘ - Damit foll
©natole ftrance einen 3nlcroietver vcrabfdjiebei
Ijaben, ber ihn barüber nusfragen wollte, ob er
eine fcfjöne, butntne frrau einer gciftvoUrn, Ijäfetidjen
vor 30 ge. Gin liebenswürbiges töort, bas im Sinne
bet grauen famos auf bie ©Jobc pafet. 9Bir
fennen feine l)d^Iict)e ©lobe. Die ©oupeautfe ber
Xoilettenfünfte verfagen niemals in ihrer anregen»
ben, verjüngenben JBirfung. 9Bas and) tommen
mag, fie finben bie ftfrauen bereit fic ju afaeptieren.
9Bic aber, wenn fic ausbleiben? Gs weht toie eine
allgemeine Gnttäufd)ung tu biefem ftrühling aus
ben £>od)trurgen j)cr ÄUeibcrfunft; bi« Xitanenibecn
ber Sdjncibcrfonige f|at>«n biesmai verjagt. ©fa-
bame ©aquin bat uns allerbings einen neuen, »in*
erhörten Xunifarocf befdjert, beffen ftaltenrourf
unter bem ftnie beginnt, oon ba aus in groben
©ogen bis hinauf in bie halbe £>öf)e bes ©liefen*
fteigt unb bort unter eine 9Batteaufalte tritt.
SBtr fahen blelen fiinfenfluö an ©rin 3 eh» foroie
an DatUenfletbem miebcrljolt; ob mir aber in
biefer ffraffon etwas 93cftimmenbes für bie 3“=*
funft ju fürchten h ä b f » » bürfte fid) erft im
Sommer in ben lagen bes ©arifer ©ranb»©ri.r
entfd)dben, für bie man jetjt |d)on eifrig rüftet,
unb in benen fid) aHc Streitfrafte ber ©lobe
3 u|ammenjiel)cn f um bie entfcf)eibenbe Sd)laci)t
311 liefern unb bie ©arole für bie Hoi fette bes
Tommenöen 3 af)res aus 3 ugebcn.
Snbeffen hat man uns auf
bem C&ebiete ber fog. Details
gcrabe in biefem ffrühjahr mit
fo vielen reijenben Neuheiten
übmafctjt, bah wohl feine Orran
in ©erlegen heit geraten bürfte,
wenn es barauf antommt, jtd>
nad) biefer ©ichtung hin fdhid
unbluxuriösausjuftatten. Unb
lebe ft rau weife, wie wid)tig
biefe Details unb beren ge-
fdjmadooUe Sufammenftim-
mung für ihr« ©efamterjehei-
nung werben, ja, bafe nicht
jjum minbeften oon ihnen Jener
unbefinierbare ©ei 3 ausgcljt,
ber ben 3auber mirtlid)er Gle*
gana ausmadjt.
ftangen wir mit ben mober-
nen Sonnenjdjttmen an. Da ift
alsgröfeteSleuheitbertapanifdje
Schirm ju nennen, ber bem
fchmflrft bie feinften golbenen ober ©Übergriffe mit
£)albebc(ftcincu, mie X'apislajuli, ©laladjit, unb
fdjlicfelich »n benfeleganteften Stütfcn au<h mit ben
foftbarften 3uwelen.
Die garnierten Haftfchirme finb biefes 3afer oon
befonberer Glegatt,). £>tet treffen wir als neues
©usputjmatcrial bie fleine ©iebermeierlraufe, feljr
gef<hidte Söutadjteruttgen in mvbemen unb g<mj
alten ©lotioen, mie Gmpirelrönjchen unb ftrivolt-
tötenarabesfen. ?lud) abgepafete Spi^enapplifatto*
nen unb ©affementcrien finben wir vor. ftür bie
Stocfehen hat man flad)e üaphom- unb ©hin^* 10 ®*
griffe oermenbet. Schon im vorigen ftafjre hotte
man als JBagcnfdjirm ben f (einen Somienfnicfer,
wie ifen unfere Wbbitbung auf S. 85C jeigt, wteber
aufgenommen. Diefes ftrühjah* fd)eint er fehr be-
liebt 31 t roerben, bis ihn im £od)fommcr ber neue
grofee 6 hantung»Gntoutcas ablöfen wirb, ber in
feinen oricntalifd) gebämpften Honen eine reijenb
fd)t(fe Grgdnjung ber Sommert oilettc bilben bürfte.
JBir müffen nod) auf eine in bie ©ugen fprin-
genbe ©euhett oermeifen, ben „tarierten" Schirm —
«in grelles ©löbel, wie aus ©rofemutters ©iebermeier»
trulje aufgetaudjt. 3n Sdjwarjweife, ©riinweife,
©otblaumeife ftrahlt er auf ben ©efteilen, ©ber 31 «
fd)lid)ten Steifet oilette, 311 m furjen Strafeenfoftüm
mag er ben nod) heiter unb fd)id genug wirten.
©un 3 U bem neuften SDunber ber ©arifer ftupon-
funft, einem Unterrod, beffenOberteil nicht tfUsHrffot
ober einet fchmtegfamen weichen Selbe, fvnbem aus
©ehleberbefteht.basmitbem baran befeftigten Selben-
volant Don in Don «ingefärbt ift. Crangefarbe»»,
gelb, mvuffe prüf entfett fid) bet neue ©od, ber fid)
wie ein ö<mb|d)ubfd)lüpfer eng unb feft um ben
äörper legt. Der ©olant fclber ift ein ©lufterftücf
von 3 icrli<hec ©abel funft, wie
bies h e ^* e bei allen eleganten
Kupons unerläfelich ift. Ober-
haupt biefe 3ntema ber mober*
nenHoilette! 9öas haben ba bie
lebten ftahr« für burdjgreifenbe
©Janblungen gebracht! ©Jan
benle nur an bie Hritotagen,
heute bie gefährlidjftcn 5t on-
furrenten für ©atift unb dei-
nen. ©öd) vor wenigen fah-
ren rümpfte man bie©afe, wemt
oon Hrifotmäfche bie ©ebe war.
feilte trägt fie bie degantefte
©lonbatne als loftbare Des-
fous. Die Schweijer ftabri*
lat« finb bas ©ebiegmfte fn
bie fen fpinnwebfeinen ©lerino-,
ftlor» aber Seibenhernbchm
mit ben grajiöfen fei benen
itlöppel» ober St)antilli)fpigen
an ©usfchnltt unb ©dnlingen
GUgcmtfo 9lbcnbcape non ffiolbfticfereifonb mit SDtatgurrit(ninu[ter.
©olnnts aus Haftchin^. (ftür 3«ternonic» unb ©enntoiletten.)
©lobemer (Ptfafe für ben Seinen tragen,
©eftretfter Hüll mit 93riWder 3abot.
mit gemalten Soibeitmebail»
Ions infruftriert, mit Gljine»
applifationen belegt, um
biefe ©er 3 »erungen mit einem
Schaumgefrdufel oon Gf)if*
fonpüffdjen garniert unb am
©anb« mit hoppelten unb
breifachen <Jt)iff o««x>oIfcri ab-
gefd)lo|fen. 9llle« an biefen
üppigen Sdjixmen ift mit
ber ö<mb genäht, jebe ©la*
fchinenarbelt, wie gaufrierte
©olantsobergeprefeteSpthen.
ränbehen, wirb biefes 3oh*
oermi eben.
Die Stöddjcn biefer Sdjir-
me werben hm jtge werblid)
bearbeitet unb finb mit
Sdjnitjereieu , mit Gmaille
unb ©lasflufe ge 3 iert. ©lan
Grofees ftabot oon Hüll,
©alencienner unb Srüffeler Spifeen.
©aquiufrad uou grünem Hud) mit Cibertrjblen.be,
©olbepaulettcn unb grofjen Jtuöpfen.
©rvmenabenfoftüm mit neuer ©olotoweftentaille mit
hocheitigefe^ton Ärmeln aus fdjroarjent iHbcrftjatla«.
©od aus [d)war,)tv(ifeem 'lllaiö mit Ci moutfnej Weifen.
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858
Olluftrirte 3eitung.
SJlr. 3383. 30. Slpril 1908.
(wenn es fid) um Rombina*
tionen t)anbell). Die prafti-
fd>en «Imcrifanerinnen (ol-
len bie größten Ronfumen»
tinnen bieferDrtfotagenfdn.
©tne natürliche Sad)e; beim
«um tarnt eine ganjelrifot-
ausfteuer tu einem ÜBinrel-
djen bes Schiff Stoff er» »er
(tauen. 5ür eine fd)ön«
gewachfette ftrau aber i(t
triefe fd)iniefl(ame 'Jltäjdje
bas Rorteilhaftcftc, ums
fid) beuten I&gl. Sieben
ben Gdjweijer flfabrifaten
Zeigte man mir nod) feber»
leichte frau3ö|i(d)c Marten,
aber alles barin würbe
burd) bie gerobe^u wun*
berooll (eitrigen d)inefifd)cn
Stüde übertrumpft. "Cie
Unterteilte, mit ber jebe elegante ftrau itjve Schwierig*
fetten l)at, i(t burd) ben Drifotfpen.zer glän^ettb erfety.
Sportsbaineu benu^en faft nur nod) bie(e Irifotagcn als
Weit», Dennis», ffiolf» unb |fted)t mite rtlcibung.
3d) will t)ier auct) gleich über ben uiobernen Strumpf
berieten. 3n fran^ojifdjcr Stratnafeibe wirb ber glatte
Strumpf in etwa |ed)sunbfed)3ig ftarbennuaucen ein»
gefÄrbt, bamit er ju jeber Sollet te paffe. ?Us neu ft er,
aufoerorbcntlid) fdjßner Grfah für Sciöc gilt Mujfelin*
flor, ber aud) für ben nod) immer vtclbcgehri<m $uTd)-
brud) oerroenbet wirb. Ser fiuiusf trumpf ift aud) biefes
□afjr roieber mit bcni <rftaunlid>ften Raffinement l)er-
gestellt worben. Mir finben ba töftlidjc cd)te Ghantilh)-
cinfdtje, Spieen mit Stidereijtoifcbenfätje«, franjöfifd)c
Sänbchenftidereien unö für ben fimtmerlidjen Rallfaal ber
Rurorte Strümpfe mit ftlitter» unb 'UeTlbTofchicnrng. Von
Sdjuliformen tritt für bie fommerlid)c ©efcIligfcU eine
3JloliJrc*ftaffon (Lad, Gljeoreau) mit fetjr feinen Schnallen
ober größeren Schleifen auf, bie allen 3weden bienen
tann, wdtytenb ber Stiefel «nö ber Stra&enbalbfdbuh bie
Sierlidje franz&fifche [form immer mehr verfallen, um
amerifanifiert, mit ftubaab|ät)cn unb „Relief - , b. I). gäuj.
lief) nad) ber Mu&tutatur ber ftufees ausgearbeitet, in fetjr
oielcn Variationen ju erfdjeinen. Dafc man biefen Sd)ui)eu
jct}t aud) fd)on ©chfaltcn einpreftt, ift bal)er weiter itidu
oettounbcrlid); (ett(amer muten bie riefengrofcen Gd)nür<
lödjer an, burd) bie man ben Meinen ftittger tjinbiird).
(teden tonnte, unb bie bie breitefteu 0d)nürbänber (man
Derwcnbct 3 cm breite Räuber, aus benen gro&c Sdjleifen
gefnfipft werben) burd)laff«n fönnen. (Eine anbere nette
SdjnürDOtridjtung bcftcljt in ridftigen gcfd)frrjten Rnopf.
löd)em. Rls frauptfarbe biefer joliben StraBenftiefri gilt
ein buntles Vraun. 3m fraufc trägt man bagegen um
fo erotifdjercs Sdjuljwerf, unb 3 war finb Japans weifte
©antöffdd>en mit biden, golbgeftidten ©Lumen unb Gamt-
abfdgen augenbltdlid) feljr in ffiunft.
Da nod) immer halbe 'Ärmel Diel getragen werben,
finben wir aud) ben langen Sd)lüpferl>anbfd)iit) uad) wie
Dor als l)aupt(a^tid)fte franbbeflefbung. Gdnvebeit, Mocha*
Venezianer in feinen Mobetönen finb am beliebteren; ber
(d)warjc franbfehut) verliert fid), ber weifte tritt wicbcr
hervor. Von ben Gtoffhanbfd)ul)cn gelten wunbcroolle
neue fran&filets als hohe Mobc, nebenher laufen in neuen
Muftern bie bewährten Jacquarbs. 3 m Sommer bürfte
man einen neuen glatten, bidjten l'einenl)anb(djul) wegen
(einer Rul)le fe^r (djä^cn lernen, tfs wdre no^ ,31» er*
twÄljnen, bafj man biefes 3 öt ) r aud) notf> einige auffaliettbc
€>anb (djiitjfarbcn (eljeu bürfte, wie öellolio, cloetric bleu,
©enbamiblau unb Steingrün, bie einen cntfprec^enb eitTa»
oaganten Ginbntd machen werben, ^‘crglei^en fel)lt fa auf
feinem ©ebiet; fo gibt es 3. V. tmtet ben Soas einige neue,
wenig gut fleibenbe, furje, öide Straufefebertotlicrs, bie, als
(Slegatite Vöö aus gtonen unb weiten Vtorabus mit Straub.
Rloberner tarierter Sonnenfdjtrm.
Rüft^e burc^ eine Gelinge gejogen, ben freie engumfdjliefjen.
Die lange Strau&febeTbaa, bie wir feit Dielen ^a^ren leimen,
wirb vielfach mit groben, flachen fRofen am fralfe gefdjmfldt,
bie in ©raun ober frellgelb am öfteften ju fehen finb. Viel
feiner roirfen aber bie grojjcn, breiten 3«berf<halc, aus
Dielen Qrebetrftreifen reihen» ober gittcrnKife jufammen»
gefeht. Ruch Chiffon atoilen mit unzähligen Spitjcnfräuscben
Bommcrroftüm aus gefäumtem lüll mit echten Ghinnfpigen unb 3rlanbrofcn,
3-radjadc aus gleichem ffllateriat.
unb Vtarabuftreifen finb wunbcrooll fein unb bienen dot*
3&gltd) pour finir la toilette.
Rei^enbe Süllfragcn (mit Gtdbdjen) unb großen
Flügel jchleifen, bie baju berufen finb, ben unmobent
geworbenen fteifen ^eineurragen 3U erfet;en, fowie aufeer*
gewöhnlich grohe Spigcnjabots werben fid) ben fommer*
Hd)en ©lufni gefellert. 9Bas ben iPompabour betrifft
— nach wie vor ber
unjertrenntithe Vcgleiter
nuferer Damen weit —
fo ift ein deines, jier-
lidjes Grcmplar mit
einer 6d)uppent)aut aus
einfarbigen ©ailletten bie
mobemfte Jaffon, bie in
allen fjarben, fogar aud)
in rein Silber unb rein
(Solb bergertellt wirb.
Sein ftontuaent ift ber
Giouxpontpabour, au»
einfarbigem Samtleber,
mit ben charattcxiftifchen,
on8efd)nittencn f^ranfen,
bem barbarifdjen «ßerlen-
fd)mud unb feiner [yledjt»
arbrit. Reben biefen 3wet
fraupttgpen trafen wir
bett eleganten, h m ^<h
geftidten Reutet in ben
oeTfdjiebenften fran3öfi»
fd)cn Ofafjons, für ben bas feinfte (ERatexial mit feinftem
ff)ef<htnad oerivcnbet würbe. Cnt3Üdenb war ein (Exemplar
aus apfelgriinem Rioire, bas ringsum in einen mobellierten
Rahmen oon edjter Bronze gcfa&t war, unb bas mit einer
übcrh&ngrnben Rlappe verfchloffcn würbe. Utod) wdhrenb
id> ihn betrachtete, h atte er eine Liebhaberin gefunben.
Deren führte Doilette feffelte mid) auberorbentlith ; benn
Äefcbafarbener Xaftfchirm mit fleinen
Volants unb (Empirefrönjcn.
id) falj an il>r, bah «■ wirtlich m5fl»
lid) fei, ben Gapo b'CEfpafta 311 tra-
gen, jenes mit langen ^Tarifen unb
bunten Stiderden verjierte, grofee,
weidje Gcibentnd), mit bem urir
bie ft rauen ^uloagas ober Renlltuws
brapiert fehen. lEine mobeme ita»
prlce, fcnfationdl unb feltfam genug,
um aud) in ©erlitt genügenb Ruf fehen
311 erregen. 3*& <n f a,ls erinnerte mid)
feine tErfdjeinung baran, bafj id) biefe
Mitteilungen über bas Drum unb
Dran ber Dotierte nicht fchltefeen barf,
ohne ein SBort über ben eleganten
Mantel aus Seihe unb Spigcn (ober
aud) leichtern Tuch) ju fagen, wie ihn
bie elegante Dame 3U 3««monien,
Vifitcn unb Ru»ftellting»bcfud)ett an*
zulegen beliebt. Die Dlbbilbungen biefes
Vlrtitels jdgen ihn in ber vcrfd>tebcn»
ftett ©eftalt. TOir fehen ihn bei bem
fd)tden Dufforfoftüm in ben laugen
Schöben bis hod) herauf burchfchnitten;
wir beumnbem itjn auf utiferer erften
RbMIbung als foftbare Rompofition
von irifd)er frdfelet mit breiten lila
Ghineftteifen oerarbeitet. 3n Daft (mit
tiapuchon ober Rüfdjenganiitur) finben
wir ihn in Schwarz, Vlau unb pct-
fd)i ebenen Schattierungen von htU***
Rot unb ©rün. 3n ben fihtuarzeu
Spißetifaffons fommt er in ?lrgentella»
3mitationen von grofecr <Veinl>ctt oor
unb ift bann gewöhnlid) mit irgeubeiner
bislreten ©olbpaffementerie aufgelpKt.
©in etwas eitraoagantcs, aber ben«
noch fch^ vornehmes Mobeil war bas
von uns octanfd)aulid)tc. ©i* Gnpe-
form von bisfret oercoebtem ©olbfonb
war mit träftigen irifdjen Ornamenten belegt unb mit
zwei Reihen 0011 gekauftem Gl)ine*Seibenbanbc gar-
niert worben. Das SRantclinnerc war am Raube mit
vollen ©hiffonfrifuren oerziert. Matte ©olbfdjnüre legten
fich mit einet fd)malen Scibcnpaffe um ben fralMiisfdjnitt.
Die Vcfdjreibung eines Dudhmantels oon gan3 bc»
fonberer Originalität (f. S. 857), ben id) jüngft in Rerlin
betvunbem fonnte, mag h*« ben Gdjluf} bilben. Das
Material war grasgrünes, leudjtenbes lud) — bie
Ofaffou eine Mifchung oon (Empire, Dicectoire unb weft-
curopälif<hem 3 a P® n * öm M 6 - langen, ^oc^gcfd>li^teix
Gehöre reichen bis in bie Rüdenmittc, wo fid) ber
japanifierte obere Rücfenteil mit feinen ©aquinärmcln
baraus h^öusmobelliert, was fagen will, bafe biefer
törmel jur frälfte als ft-altenteil bem Rüden angefdjnirieu
ift, ber wieber mit ber bem Öorberteil angefdmittenen,
glatten, fugellofen oorbem ölrmelhälfte gujammentrifft
unb nad) biefer raffiniert fchwierigen Vereinigung, bie bie
ganze Runft bes Schneibers verlangt, ain fraubgeUnt
unter eine Direrioiremanfchette tritt. Die Vorberteüe,
bie lofe unb weich bic ft-igur untld)tic&cn, öffnen (ich für
eine Dolle gelbliche Spitjengamltur. Der ?lu&puh bes
auffallenb luxuriSfcn Stüdes beftanb in feibenen, ein-
gefärbten Liberttjb orten, überfponnenen Rnöpfen auf
ben rücfwärtigen Schönen unb hochgelbgolbenen Irobbelit
fowie fingerbreiten fchweren gewebten ©olbborten.
©s wäre nur nod) 8« f°9< n J ba 6 bi *f en l^ c
hi-turiöfen Mobellen aud) nod) eine Reubeit populär ju
werben beginnt, bie Dielen ftraueu augänglich fein unb
fie oortrefflich Herben wirb. Das finb weihe Spi^cujaden
in cd)tcr unb imitierter irifchc? wnb ©ointlacearbeit, bie
mit weiten flrmeln in furjen unb langen fjaffon« ju jehen
finb, unb bie über weihen unb hdlen Sommertoiletten [d)r
jchicf unb anmutig ausfetjen werben.
Die Mobelle ber beigegebenen Slbbilb ungen h«t »ns
bas -Kaufhaus be& SBeftens in Rerlin 3Ut Verfügung
gef teilt. A. S.
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91t- 3383. 30- Slpril 1908.
SHuftrirte 3 { to*itg-
859
Die beutf<f)e Boffe im ncunje^nten 3°^*
f)unbert.
I.
te wir ben Urfprung bes Guftfpiels etwa bis in bi*
Witte bes fünfgeßnten 3aßrl)unbcrts nad) Nüm*
& er 9 3_MtWfQl)Tcn unb als bie erften Guftfpielautoren ben
tsol)lIöbUd)en £>rn. fjans Nofenplüt unb £>ans Ö0I3 be-
geidpien tonnen (infoweit man bie plumpen $aftnad)ts-
fpiele, bi« öialogifierien Sdjwänfe oßne £>anblung unb
3ntrige, ooll zotiger SBiße, jebocß ben unmittelbar ft en
Anlöffen bes Gebens felbft entnommen — mit Guftfpiden
bejeicßnen fann, ftatt bejfer mit „bramattfd)en Epi-
gramnten"), fönuen wir ben „Einfang unb bie Entstehung
bet Gotafpoffe“ mit giemlidjcr Sicherheit nacß IBien oer»
legett, unb gwa« etwa in bas 3aßt 1708, wo fid) Sofeph
Anton Stranißft) 3u berfelben Seit, ba bie Neubertn in
Norbbeutfcßlanb bas beutfdje Drama 3U Eßren ju bringen
p«rfud)te, als ben ^Reformator ber Bühne auffpiette unb
bds itölienifdje Buffotheater 311 nationalifieren fud)te.
Als £auptßelfer mußte ißm Ijierju ber S^ansrourft bie«
nen, gegen ben ficf) ftürmifd) bie ©ottfcßebfche Oppo*
fition erhob; trotjbem aber führte ihn Stranitjtp in groet
fatirifcßeit Spielen in 9Bicn ein, in „ffjans AJurft" unb
„OlUpotridabes burdjgetriebenenfjuchsmunbi". DerSjaupt-
barfteller bes öanewurftes mar bamals ©rehaufer. Da
itjm jebod) in SBernarbon ein gefährlicher Nioale erftanö,
30g er es oor, mit biefcm gemeinjamc Gad>e gu machen,
Als ©rehaufer 1769 [tarb, herrfcßte Bernarbon allein tm
Ncuße ber ©ofje, unb toeil er tatfäd^ltct) eine außerordent-
liche Begabung für bas Bolfstümlid)*Stoniijche in fid)
füllte, fcßrieb er für fid) unb oor beffen Tobe für ben
bamals noch Iebenben ©rehaufer als ^Direftor feine eignen
Stüde, bic mit ißren ©tafchinerien unb Öreuermert, mit ihren
bößmifcßeni Gleichen, ©antomimen, frohen unb 3oten bem
bamaligen 3citgefd)macf beftens entfpradjen. Diefe« ©enre
nannte man Bemarboniaben, unb biefe müffen unbebingt
als bic eTften beutfehen Golalpoffen gelten.
Um einer UntlaTheit oorgubeugen, möchte ich mich nur
nocß über bie Ausbrüde üotolpofje unb ©pffe ausbrüden,
‘Das, was wir heutzutage fd)ledjtl)in ©offc nennen, ift ent-
webet bie richtige Gotalpoffc, jenes heit*r*bramatifd)e©onre,
bas am urwücßfigften unb edjteften tm JBolfe murgelt unb
beffen lebenswahre, mandhmal etwas gutmütig ins itomifdfje
übertricberten ©eflalten uns oorftthrt, ba« uns in Couplet«
mit Doltstümlicher ©Iclobie Afturtles geißeln läßt — ober
es hat mit bei ©ojfe überhaupt nichts gu tun, fonbem
es ift nur ein Gdjroanf. Denn bie ©offe befteht burd)»
aus nidjt nur allein aus aneinanbergereihten plumpen,
fomifdjen unb oft äudj unmöglichen Situationen, ohne
jeben leitenben ©ebanten — nur aus berben, bas ffie«
löd)ter entfeffelnben ttffetten, fonbem bie ^ßoffe ift bas
im Äomifchen, wo« ba« Bolfsftüd int Emften ift. Die
"Poffc trägt immer ein fiolalfolorit, h«t ftetö in einjelnen
Figuren etaxas kulturelles unb Allgemeines; bie ißoffe
ift mehr ober mentger immer ein wenig lenbeng, unb
3war bie lenbenj ber (Erhaltung bes ftrifcbfröl) liehen,
Draftifchen be» Bolfacfjaralters, eine (Erholung bes
(Iharatteriftifchen bes ftolfes unb bes SoUshumors.
Namentlich f e ^ ^i e frangöfifchen SdjiDante bleibcnbe
Öeimat bei uns gefunben unb fid) im 9?efiben3* unb im
Irianontheater bauernb nie bergel affen haben, ift ber Aus»
brud ^3offe beinahe ganjlid) bem bes Schmantes gewichen.
€0 fommt es, bafj auch bie wirtlichen Bolfspoffentheater
nur wenig Neue«, fonbem meift bie einftigen Schlager
oon Berlin bringen, um in ber Altem ©eneration eine
angenehme Erinnerung an bas gu etcoecfen, was fic in
ihrer ^ngenb entgücft unb begeiftert hat. Unb offen gefagt,
gegen biefe Berquidung be« SNobem-Aufgeflärten mit bem
etwas ftart lRührfclig»®eiftIofen ift nichts einjumenben;
nur barf roeber ber Bolfseharafter noch bie wirtliche Art
ber ^3offe nie unb nimmer oerloren gehen.
3n neuftet 3ett ift oielfad) bet Au«brud Boffe unb
Schwanf oerwechfelt worben, unb nicht jum SDorteil ber
elftem. 3n früherer war es gar nicht nötig gewefen,
bä« ßotale ber ^ßoffe eigene gu unterftreid)en, weil f icf) bie«
gan3oon felbftoerftanb. ®as Örtlich* unb Cthifch-Gigentüm-
liehe lägt fid) weit beffex im tomifchen als tm cmften ©eure
charalterifieren, wie auch bie $arobie bas £äd)erlidje
oft weit einbrocfsD oller unb plaftifct^er malt als bas
emfte UBiebergcben unb Schilbern be« Smften nach *>«
Natur.
So war es auch 0« nicf)t 3U öertounbem, bah &ic
JBiege unb ber Entwidlungsort bes fanguinijeh* extern*
porlerenben Sjumor«, be« plöhlich*™ Stiggierens ln lachen*
bem ©rfdjauen, babet bes Beibebaltens ber wärmeren unb
echt menfchlichen (Eharaftergüge Ofterreich unb namentlich
SBteu waren, jene Stätten, in benen ber überguellenbe
Sanguinismu«, bas wärmere Temperament oorherrfchenb
ift über bie tAltere Neflexion bes Norbbeutfchen, bei bem
bie fiofalpoffe erft weit fpäter gingang fanb.
3m SBefen ber Bcmarboniaben, bie gar halb biefen
Namen Perloren, wie auch ber ötmswurft Curg barauf
anbew Namen annahm, fanb ein siemltch rafcher Um-
fdjwung ftatt, ber immerhin auf bie grofje gntwicflung
eines nationalen ©xamas unter ben ftlaffifem unb auf
bas ©eftreben eines Abftoh^ts frember ©robnttton ober
bes SBiberftreben« gegen eine Anlehnung an eine fold)«
(fo auch be« Abftoftens bes bem 3talienifd)en entfprungenen
Buffowefens) gurüefgeführt werben fonnte. 5DBie in fiejfing,
©oethe unb Schiller ein Nationalbewufetfein erwachte, er-
wachte aud) in ben Dichtem ber ^ßöffe, bie — weil fie
ftets attuell bleiben muhten, um echte ©offenbichter 3U
fein — ftets nur ihre furge 3e»t auFleuchteten, ein fräfti*
geres lofale« Bcwuhtfein, ein größerer Drang, mit bet 3<it
3U gehen unb fid) oon ber alten Schablone frei3uniad)en.
Der ©efchmad oerfeinerte fid) 3ufehmbs, wenn er uns
auch h? u te "o«h b^rb unb grob erfcheinen würbe.
Da waren nun oor allem brei IBiener öafalpoffen*
autoren 311 nennen: 3ofeph Alois ffileich, bex 1871 als
Bühnenbidjter bes 3<>fePb|täöter Theaters ftarb (unb meift
Sch«uexbramen gefdjrieben hatte, beren öa«pt0erofd)i auf
ben !omtfd)en ©pifoben be« mürtifd)en ftned)ts be-
ruhte); Äarl Nieisl, oon bem fich Stüde wie „3ulerl,
bie ©ugmacherin", „Das ©efpenft auf ber Baftei", „Der
luftige frritt" fahrgehntelang auf bem SRepertoire hielten ;
unb fchlce^lid) oon ben breien ber bebeutenbfte: Abolf
Bäuerle, jener üJlann, ber ben unterblieben Ausfprud)
getan: „’s gibt nur a ftaifexftabt, ’s gibt nur a IBean."
Bäuerle war bex Nepräfentant bes „alten £Bien u unb
feiner ©emütlid)Ceit gewefen. (Er war ein ®lamt pon
außer orbentlicher ©robuftionstraft, unb fein gefunber
$umor fd)ien gerabegu unerfchöpftid). Übet adjtunb«
fünfgig Stüde hatte er für bas Cfopolbftäbtet Theater ge*
fchtteben, bie bort ungeheures ©lüd machten unb oon ba
nicht nur nach Deutfchlanb gebracht, fonbem auch in
fretnbe Sprachen überfegt würben. Bäuerle war ber £ef)r«
oater oon perfd)iebenen anbexen ©offenbichtern, fo pon
Naimunb, geworben, wenn aud) biejet als poetifchere Natur
leine fo feefen ©riffe tns Bolfsleben wagte wie Bäuerle,
ber neben anbexnt auch bie unter bem fpätem Direftor
Earl fo berührte ftigin Staberls erfanb unb in ben
„Bürgern oon ©ien", „Staberls &od)3eit“ unb „Stabeds
Weifeabenteuer" ufro. auf bie Bühne brachte. CHn9 feiner
3uglräftigften Stüde mar feine ©arobie auf bie übertrie*
bene Begeiferung über bie Satalani, „Die falfdje gatalani",
gewefen fowie bie 3aub-erp»off« „Aline ober bte Äänigin
oon ©olfonba". 3m 3ahre 1841 fdjrieb er fein letztes
Stüd, „Der Sonberling in 3Bien w .
Sdjon 3U Bfluertes fiebjeiten trat Naimunb mit feinen
Nlarcijenpoffen fiegreich »ot bie Geraufen uhb' oerblüffte
burd) bie Ausftattung unb bas Bhontaftifche feiner Stüde.
(Er war ber reiffte ©oet ber Boffenbichter, befaß Tiefe
bes Gefühls, Bonhomie bes ^ergens, Schärfe bes Ber-
ftanbe«, 9Big unb luftigen £>umot genug, um ein glängen-
ber ©eißler feiner 3<?it 3U fein; nur fd)abe, baß er ba3ii
geereien unb 3aubertanb für fo unumgänglich notroenbig
hielt, baß feine Nkrte allgufrüh alterten unb bic oft
fo lebenswahr gcgeichneten Figuren infolge be« NMieus
nur nodj phantaftifd) unb romantifd) ftatt lebenstreu
unb echt erfd)ienen. Er wollte bie ftomil bes Bolts-
theaters burch poetifchen foumor gut Äunft erheben unb
babutd) bem ©olfe Ginn für wirtliche etnflößen.
(Ein bamaliger ftritifer hatte nicht fo unrecht, als er
meinte: Natmunb würbe unter anberen Gebens oerhält«
niffen unb bei grünblid)ercr Gdjulbitbung ein Shakfp^QTe
für ba« Bolf geworben fein. — Die £an«wurfte, ftajoetle,
Staberle ufw. oerfchamnben unter ihm oöllig, erfdjienen
in bes meift bei ihm in neuer ftomi als alter, bämlictjer Be»
bienter, wie 3. B. ber im „Alpentönig", währenö bex bis in
bie neufte 3 e *t ausgeprägte unb gangbare „Gtubnmabl-
Thpus’’ bei Naimunb fchon nöllig ausgeprägt war.
Unmittelbar nach ihm folgte bic 3eit ber ljß<hiten Blüte
bes £ofaipoffentumsj bie 3^it Johann Nepomul Neftrops,
ber als Sd)aufpieler fich feine Stüde felbec fcf)rieb unb
mit ihnen anfangs nichts weniger als ©lüd hatte. (Erft
mit feinem gefühloollen „fterfermeifter** eroberte er fid)
im Sturme bic öergen unb Gadjmusfeln feiner B3iener,
namentüd) ba er feine Stoffe wieber au« bem B^taftifchen
mehr ins bürgerliche Geben perpfianjte unb fic auf ftojten
eines reden unb gefunben ^Realismus allen poetifchen Bei»
werls enttleibetc. Snsbefonbere ift «ine 3ülle bramati»
fchen Geben« unb ber Tgpus bet öftemichifchen, nament-
lid) NHener ©emütlichleit aufs glüdlid)fte wiebergegeben.
Neftroi) war infofem ein ©egenfag Naimunbs, als er
nicht, wie biefer bas ©oll, für bas er fdjrieb, 3U fich empor»
girren unb oerebeln gu müffen, fonbem auf ber Stufe
feiner Bilbung ftehen bleiben gu bürfen glaubte. 3n
biefer Beziehung bietet ja aud) Neftroi) literarhiitonfeh «in
piel getreueres Bilb feiner 3«it* »nb fein getreuer
ßumpan SBenjel Gcholg wirften bis in ba« 3®h r ö «
bem UBiener gari-Thcater, bas er aber nach Gd)ol3’ lobe
bem berühmten ftarl Dveümann ausfchließlid) überlteß, um
fich ins Brioatlcben gurücCgugiehen.
Das, was Neftrot) au« ber ffl3ien«r SJofalpoffe gemacht
hatte, marfiebis in bie jüngfte 3*^ geblieben, ba man nad)
oon einer richtigen Boffe reben fonnte, bie jebod) fpäter noch
mehr tn Berfall geriet als bie Operette. 3n Neftrogs
Blanter fchrieben ö<>PP (« Dr - Srflufts 3«M^t^äppd)en"),
Dolb (Autor bes über breit)unbertmal gegebenen „3öub<t»
fchleiers“), Srriebr. Äaifer, ^offner, Berg, Bata, Anton
Ganger ufw.
Ganger fowoht wie O. Berg bieten uns ben Über-
gang gu ber Berliner Gofalpoffe. Dlefe wuTbe oiclfach
als bie einer Stabt eigentümliche Boffe befiniert, bie
allgemeine Borfälle unb Situationen, befonbere ®e*
btäudje, Sitten unb Dgpen, mit Einflechtung be« Gaiem*
bouTgs unb Souplet« in bem ber Gtabt eigentümlichen
Dialeftc barftellte, fo baß eigentlich, was für TOien gut war,
nicht auch für Berlin paßte. Doch neuere Borgänge haben
ftrifte ba« Gegenteil bewiefeu. Stüde uon Naimunb unb
Neftrotj finb «benfogem in Berlin unb Hamburg aufgeführt
worben wie umgetehrt norbbeutfeh« Boifen in 3Bien.
Troßbem aber gibt man nicht jo ohne weiteres fein«
prinzipielle unb lofale Eigen tümlid)feit auf. g« befteht
immer noch ein gewaltiger Unterfd)i«6 gwifdjen QBiener
unb Berliner Boffen; fo würben bi« SBienct tn gang
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THE
Gübbeutfchlanb, bie Berliner in gang Norbbcutfchlanb
mit Boriiebe gegeben. 9üäl>renb bie Norbbeutfch-Bediner
©offen wenig öanblung unb grfinbung, bafür ober
trodnen 2Big unb Saig unb oiele gouplet&aufwiefen, geigten
bie fübbeutfch-wienerifd)en gwat ebenfowenig ^anblung
unb ebenföüiel Oberflä<hlid)teit ln ber Durchführung ihrer
Stoffe, nur trat an bie Stelle be« oft boshaften „Berliner
SGiges” ber harmlofe, gemütlich«, fogar oft.tns Sentimental«
umfd)lag«nbe AJiencr; öumot, womit biefer immer ben
Bogcl abgef<hoffen l)dtte. Gächeln unter Dränen tonnt«
bie Berliner Boffe eben nicht; um fo mehr bie 2Biener.
Unb fo mußten gerabe bie Boffen oon Berg unb
Ganger burch ftalifdj ganglich umberlinifiert werben, bamit
fic in Berlin Anflang fänben. Di« Berliner ©offe ift
ja weit jüngem Datums als bie SBiener unb fällt fo
aiemlid) mit bem (Entftehta bes flönigftäbter Theaters
1824 gufammen, welches Theater für bie Spree basfelbe
bebeuten follte wie in SDien ba« Geopolbftdbter. Die
erften, bie Berliner fiofalpoffen fchufen (in primitioer
Gieberfpielform), waren Angdp unb poltet, gu benen fid)
Ö-rlß Bedmann gefeilte, beffen „Edenfteher Nant« im
Berhöt" oiele hnnbert QJlale gegeben würbe. Bedmann
galt als ber Urtgpus bes Berliner SBißes, unb fein Eden*
fteher Nant« würbe eine ber Theatergefdjichte ebenfo feft
angefjörenb« ftänbige wi« Bäuerles GtaberL
Die Ara bet richtigen Berliner ©offe beginnt aber
erft mit Daolb ftalifch, beffen „100000 Taler" unb „Berlin
bei Nacht" gerabegu «pochemadjenb gewirtt hatten. Äalifcf)
war fidjer nicht ber Wann ohne eigne Erfinbung; aber
immerhin waren ihm in fpäteret 3*it bie Etgeugntffe bet
aßtener Gänger unb Berg leineswegs unangenehm ge-
wefen, bie er ins Berlinifche umbid)tete, womit er (3. B.
burch feinen „Altienbubiler", nadf) Ganger« „AUiengreisler",
ober burd) „Berlin wie ’s weint unb lacht", nad) Bergs
„gin SBt«ner Dienftbote" nadjgebidjtet) feine größten (Er*
folge ergieft«. ftalifd) befolgte bamit mehr ober weniger
ben ©runbfaß ber mobernen Boffen- unb Schwan fbichter,
bie fich tneift aud) h*ute noch uralte Gchwanfibeen ober
Sujets aus bem Auslanbe als ©runbftod Ihrer eignen
Etgeugniffe erwählen.
Neben Üalifch tat fich im ©etriebe bes Berliner NJißes
auf ber Bühne oor allem ber Sd)aufpiel«T Auguft SBet-
rauch h*toor, ber fid), ähnlich wie Naimunb unb Neftrog,
feine Nöllen felbft 3U fdjreiben pflegte. 2Bohl am be»
Cannteften oon ihm finb „Die SNafchinenbauer oon Berlin"
unb „Äiefelad unb feine Nichte »am Ballett", welch
Boffe im AJallner «Theater ununterbrochen an hnnbert»
fünfunbbreißig Abenben ßinteteinember gegeben würbe.
Der Borgug oon Äallfch unb aBelraud) befteht in ihren
Stüdeu namentlich barin, baß ^ie meiftenteile auf ben
fog. „h&f)«ro ®löb|inn" oeraichteten unb Immerhin einige
Alte ober Epifobcn einfdjalteten , bie Im Stile be« guten
©ottsftüdes gefdjaffen waren vnb unwillHirliih an ein-
gelne Ggenen bes fpätem G’Arronge erinnerten. AUmäh«
ließ ocrfchnxm ben auch bie ftereotgpen f>iguren eines
einzelnen tomifeßen ©riben, bem man alle Dummheit unb
jebe Berwicflung auf hälfte (Nante, Gtaberl ufw.), unb es
treten [djon oerfd)iebene It)pen auf, bie ben Dicßtem
eines lomifdjen Eharalterftücfes wert erfcheinen, fo ber
Berliner Sdjufterjunge , bie Berliner ftöctjtn 3ufte, ber
Berliner SBrißbterphitifier, ober aber ganje Ätlaffen unb
Gtänbe ber Beoölfctiing , wie bie Bummler oon Berlin,
©tafd)inenbauer oon Berlin ufw.
3Cas Naimunb unb Neftrop für bie HCiener ©langgeit b«r
Boffe bebeutet hatten, waren Äalifd) unb ffljelrauch für
Berlin, war ein Äarl SNalß, ber berühmte Berfaffer be«
„Alten Bürgerfapitäns", für Jranlfurt, waren für öam»
bürg ©eorg StaTfe unb Ärüger, unb namentlich für
Dresbcn ©uftao Näber, beffen „Nobert unb Bertram" ja
jeßt noch Uufgcfühtt wirb. Aber alle ihre Epigonen
nerflad)ten fid) mehr unb mef)T ju Tenbengarbeitem, bie
weniger ben t)umor bes Bolte« fixieren unb auffrif^en,
fonbem pielmehr bie Theaterfaffen babuuh bereichern
wollten, baß fie fallweife Gtüde fd)riebett, bie bem ober
jenem Star auf ben Gelb gepaßt würben; ich erinnere
nur an bie „Näh «in", bte in ihrer 3rit mit bet ©all*
merjer unb ©irarbi unzählige ausoerfaufte Käufer «rgielt
halte. Dorf) fonnte man fchon con ber ©litte ber acht-
jiger 3ahte ab feit bem Niebergang ber Operettcnglanggeit
nicht mehr oon beftimmten unb regelmäßigen Bofjen*
autoren fpredjen. Ab unb ju gelang es einmal «in«m
Unbefannten ober einem Äonfortium oon Autoren, infolge
ber glänjenben Darftellungsfünftc feiner ©offenljelben,
einen Schlager 3U jehteiben, unb bann wieber fanben wir
jahrelange Süden in biefem ©enrt, ba« fich gum Schwant
ober aur Burlesfe herabquälte, als etngigen Aufpuß einige
attuelle Eouplet« htn«amengenb.
Die 3ett ber eigentlichen Boffenautoren war oor»
über; bie 3eit ber Stars hott« begonnen. 2Bo ein folcßer
aufaueßte — h’ e B tx ® inil Th oma5 » ©enbii, ©irarbi,
Tielfcßcr ufw. — tauchten and) tantiemenfüdjtige Dtcßter*
linge auf ober gange ©. m. b. ö.®, bie fid) abquälten,
meift nach oexalteten Bluftem irgenbein gängiges 3ug*
ftüd gu feßreiben , unb als e« bann mit ber f>otm ber
guten, alten ©offe nichts mehr war, erfanb man eben
neue, unter benen am bcgeicßnenbften für bie Neugeit
wohl bie mufifalifchen ©offen eines ©aul Ginde unb bi«
aus d)aotifd)cm llnfinn gufammengefeßten ^ahresreouen
eines 3 U 1* US tjrteunb im 9Retropoltt)eatcr finb, bie beibe,
hier wie bort, mit fieidjtigfeit brei* bis oierhunbert 3Bieber*
ßolungen ergielen. Nicßt bas ©offenhafte ift es mehr,
bas bic Geute in ben nicßt« weniger als faubem unb
einer ©roßftabt wütbigert Ntetropoltempel ßineingießt,
fonbem bet ©lang bet Ausftattung, bie Eooluttonen
Original from
OHIO STATE UNIVERSITY
3iru[triTte 3 c *^ n 9-
<Rr. 3383. 30. Slpril 1908.
860
balbnadter AJcibcr unb bos geijtrcid) fein follenbc Ant-
wort, bn* jebes behaglichen £>umors entbehrt.
9 Benn in AJien ancf) fporabifd) — ©irarbi 311 —
eine gute Aoffe in altem Stile auftaucbt, fo fel)en mir
bod) in Berlin in jenem itjeatei, bas oon Anfang an
ben ißolfs^unior pflegte »mb lange 3*it unter bet 31*60*
bes fo populären ^Ibolf (Ern ft fehlte, auch l)eutc »tod> bas
(Beftreben, Die flute, alte (pojfe, wenn auch in neuem, oorl)in
befcbricbenem Äenoanbe, am Erben 3U erhalten, bant ber
unetfd) 3 pflid)en Arbeitsfrafi unb ftinbigfeit brr beiben
Thalia bireftoreu Schönfelb unb Aren, benen bie exnfte
unb 3ielbea)uöt< pflege biefer (Richtung nid)t hoch flenug
ungerechnet werben fann.
Die 3' 6 t fl -
Von 3 . 3o»ft, Cbarsioalfce.
ie $erbftfonne lag mit uollcm (Behagen auf bem alten
Öerrenljauö, bas mit feinem ehrbaren grauen Schiefer«
fleib , ben grünen (Venftetläbcn, ben weife umrahmten
Ofcnftcm unb bem breiten ©iebelauffafe am Tadjc, ber
neugierig mit ben runben ©lasaugen weit in* ßanb
blidte, bic djarafteriftifchen (Dterfmale bes berflifd)en flau«
ftils geigte. 60 mürbe co nun fo rcd)t jur Augcnwcibc
jebes aufmerffamen 9 kf<haucrs inmitten f)od)rQgenbcr
ßinben am frnbe einer breiten Auffahrt fid)tbär. Aus-
gebebnte «Barfanlagen breiteten fid) 3ur Seite aus unb
oerloren fid) im fiintergrunbc im Sxxhroalb.
einige Minuten vor ad)t Ut)v öffnete iid) f mie alle
ÜJlorgcn, bie §austür: Semljarb 3 äßer, ©b c f unb Senior
bes alten £>anblung$böufes 3äger u. flo., begab fid) ins
©efdjäft. üJlit ber ABütbe, bie 3U bamaligen 3 eiten ben
alten Herren eigen au fein pflegte, fdjritt er langfam bem
Ausgang ju. Sein 2 Beg führte lf)n eine tur^c St rede
bie d^auffee entlang, an ber fid) 31t beiben Seiten Sjäufer*
fomplcie anglieberten, in ihrer ffiefamtheit einen ber £öfe
bilbenb, mie fie fid) im ganzen Sergifdjen Eanb in grofecr
3 a 1 )li malerifd) auf ööben ober in Täfern aufgebaut, um
einen gtäfeent Ort ober eine Stabt gruppieren.
9 tun bog ber alte Sjert oon ber Strafte ab unb fdjritt
über einen breiten gepflaftcrtcn ^ilatj, an bem bas alte
Stammhaus feiner ftamilie lag. Sein jdjarfts Auge über*
flog bie iminberlid) fd)iefe ^enfterreilje ber Seitenfront —
es jeigte fid) bort niemanb. Tody auf bem Meinen ein«
gefrtebeten 'Kaum an ber $intrrfeite bes Kaufes, bort,
rno aud) bie Stufen au ber ©ingang-stür mit bem alten
Sprud) barüber fidjtbar würben, Jaft unter ber mächtigen
ftaftauie, bie wohl basfelbe Silier tote ber alte (Bau batte,
eine blühen be jungt <>mu.
„©Uten (Morgen, 33 ater! föieber fo pünMlid)?"
„^ütiftlidjfcit ift einfach ^Piüdjt, mein liebes Ainb.
9 Bns leb oom ©eringften meiner Angcftellten oerlange,
mufe mir bod) aud) ©ebot fein, flammt bort n»d)t fd)on
bie^i^tG, um 3U liefern? (njatyrhaftig, unb ba fdjlagt es
fd)on ad)t."
©er alte $err ging in befdjlfimigtem Tempo roeiter
unb verfefewanb in ber Tür bes Webcnbaufes, in bem bie
®efd)äft«räume ber Jirma lagen. Tie junge ftrau ba.
gegen eilte an eins ber niebrigen frenfter unb rief:
„Schnell, ©mft, ber ®atcr ift fd)on im ©efd)äft, er tjat
beute mal wiebet feinen ftrengen Tag. Tie 3 ** 1 ® gebt
gerabe oorbei, bie hat, wie’» fd>eitit, aud) feine 3 *it yutn
Schwaben."
„Tie roartet blofe auf mid)", rief dmft 3 flgcr, ber
jüngfte db«f bes Kaufes — er würbe Jdjon in ber Tür
fidjtbar. „ 3 a, fa, liebe 3 rau t fl nf bas Scrljältnis oon
bet 3 isfa unb iljrent ©erm Srnft fannft bu mirllid) eifer*
füd)tig fein."
9 iod) ein fröblidjes ßaefjen, ein &ättlid)cr ©ruH, unb
ber Sol)n folgte bem löater, um fid) eilenbs auf ben
Scbauplah feiner befonbem Tätigfeit gu begeben. (Er
batte unter aitberm bie *ßacTftuben unter fid), in benen
alle erjeugniffe ber Äleineifeninbuftrie aum überfeeifetjen
Transport in Giften oerpaeft tourben. 9 lun er feine alte
^reunbin 3 ^ 1 ° bi er »«fete, trat er bort gleich ein.
„ 9 la, wirb geliefert — pünftlid) wie immer?“
Tie grofee, Iräftigc ©eftalt ber ftnm ftanb an einem
ber Tifdje im ^Jadraum, uor fid) ben jdjmalen leeren
florb, bejfen 3 nl)alt oon einem alten OTanne bur<hgcmu|tert
würbe. Sie rc^rte auf ben lorbialen 3 uruf bes jungen
fiertn ihm taum ibr runbes, in fräftigftem 'Jfot blfibtnö^s
©cjidjt au unb niad)tc fid) bann voieber mit bem itjr eignen
Cmft an Ü)r ©efdjäft.
„Tiefe beiben fjeilen finb fd)led)t gehauen, 3 rau
ÜJlej|erfcf)mieb", jagte ber alte 9 Kann unb fdjob fte il)r
roieber gu.
„To fin cd) pfdjftiß (unfdjulbig) brau, bat Ijfltt mer
ber Trides tum (Sdjabemad) gebontt.“
Tie 3 -rau biidte in gro&er ttrregung 311 (Ern ft 3 äger
auf, ber rafcb näber getreten u>ar unb nun auch feinerfeits
bic beanftanbete 513 are prüfte. Stumm legte er fie beifeite
unb fagte: „flammen Sie mal mit, 3 isfa.“
Tie beiben oerfdjuiauben in einem Meinen SRaum, ben
fid) ffimft 3 ägcr für feine ^Jerfon referoiert IjGitf. unb
beoor er nod) ein HBcrt äußern tonnte, brad) bie 3 Wo
los: „Tat es en Sd)ang för med), f>eer ©ruft; on fu gett
mot mir, bemm 3 i*td, paffiewt. ©d) b««*» emmer
guet 9 Baar gelieaiert, on nu madt mer fu en lubmbietegen
t)ong (falfdjer öunb) oann nem ©efellen fu ne Sauerei.
On rooröin uvall? ©lub« (bfo%), tocil ed) enti nit t) aTin
well. 9 lee, i>ccr ©mft, fu fann bat nit wieber gönn.
SJlet ncr armen IBetfrau (TOituie) btietoen be ÜJlanuslütt
boeb emmer eljr Aaltoerci; on et balt oerbammt nit, cd)
mott med) wier beftaben (heiraten), on wenn et mer nod)
fu fdjlei» en mtenen flram pa^t.“
„3bfa, überlegen Sie cs fid) gut, fo einen 9Wann wie
ihren guten UBelm (‘Ittilbolm) rinben Sie nicht wieber.“
„To es ber (Engels ülbam“, fagte 3ista gögemb, uor«
jid)tig nad) ber HKcinung ihres jungen öreunbes taftrnb.
©xnft o a 9 'T warf fid) 3 UT Antwort nur auf einen
Stuhl unb tad)te, bis ihm bie Tränen bie (Baden entlang
liefen.
Tas war aber ber 3ista bod> über ben Spafjj, bas
©lut ftieg ihr 3 U flopf, fie itemmte ihren Sinn auf bic
anf<bnltd)e (Hunbung ber f)üften unb rief tief beleibigt:
„SJlet ©erlöf (©rlaubnis), SSeer ©mft, bobie es nir tu
ladjcn. fBeitn cd), et 3<&fa, G^’d) wirr oerängetn (toicber
heiraten) well, bann es bat, fücl (füllte) cd) mienen, bod)
en Tonnerliels emfte Safe.“
„©ewib, 3t$la M , befcbroichtigtc ber junge öftr, f'dj
mühfam faffenb, bie Aufgebrachte. „Aber warum es gerabe
(Engels Abam fein fall, bas begreife id) wirtlich nid)t.
Ter ffllanu tonnte ja ihr Sob n fein, 3 *^ a "
„ 91 ee, ^eer ©mft, bat ftcmrnt nit. Ter ©ngels ^I6am
es bic tien (an jehn) 3ot)t fönger äs ed). ®d) fin em
faufenfofjcgften (fünfunbfünfjigften), äwwer cd) fann ci
oerbed (oerbammt) nod) bemm 3 öngften," Tie fräftige,
hochgetoadjfene ©eftalt ber 3^ ta redto fid) nod) fteilcr
empor, unb fie warf fid) in bie ©ruft, bah bas flleib in
ben 9 lät)ten fradjte.
3 Bas follte Säger nod) jagen? Aßas er uorbrachte,
würbe wiberlcgt ; er Jaf), bah *** e ^eirat eine befdjloffene
Sache u>at. Sisfa, bie oon ihrem ©ater ein Meines, freunb*
lidjes Räuschen mit einer fttilenbauerci geerbt hatte, tonnte
fich nid)t cntfdjlieBcn, fid) 5UT SKuhc 311 fc^en unb bie
IBcrfftatt 311 »cmiicten.
„Su lang ed) noch ct t'fwen hann, fall nömmes (niemanb)
angerfch ut miener £>a»»ftumen (jjeilenbauerei) an Sie
liewem; on wat beim ©ngels Abam angieht (betrifft),
berr es bereits (faft) en grab fu af raten f^ielenbäuer, äs
mienen dBelm et uior.“
Tabet blieb bie 3 isla, unb fie war feine $rau, bie
ihre 3elt oerlor. ©ier 9Dod)en fpäter 30 g in bas fau«
bere Räuschen ber 3^« ©ngels Abam als &vx ein-
JBenigftens glaubte er es 3 U fein, unb in ber SBertjtatt
war er cs aud) ; beim, alle Achtung, es war, wie 3**ta
gefagt bat!*, ols fteilenhautr gab es faum feinesglei<htn-
Aber fonft
Tie dKonbe oerflricheii. erfd)ien pünftltch wie
ftets 311m ßiefern, aber bie übermütigen Späbd>en, bie
beT öerr ©mft mit ber jungen ftrau treiben wollte, mie
früher mit ber alten, fartben lein ©djo mehr, ©s lag
etwas oon Oerbrojfenheil über bem frifdjen roten ©efid)t,
jo, es bünftc als ob bic ßaft bes florbes, ben bie
3 ista nad) ber Sitte ber betgifchen &rau auf einem Meinen
runben fli(fen frei auf bem flopfe trug, ben ftarten fHüdeu
trümme. ©r glaubte Jd)on, es fei bas 3 e ^ <n fommenben
Alter«. Aber er follte fid) grünblich geirrt haben.
Gin Sauber oon *EFrrfcf}e und
CRernfjeit gefjt oon affen den
Stoffen aus, die ständig mit
Sunficjt Seife befände ft werden,
i Die QReinigungswirbung derfefben
ift eßenfo gründfief) wie unfcfjädficf),
weif ju der Sunficfjt Seife nur
ausgefucfjte , forgfäftig geprüfte
jRoßmateriafien edeffter Quafität
QJerwendung finden. !Der §e-
brauef) diefer oorjugfiefjen Seife
bietet desfjafb die befte (fewäfyr
für die Schonung und fange
Grtjaftung St) res ffläfetjefefiaftes.
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
SRr. 3383 . 30 . 3 prU 1908 .
SIluftrirte 3 ^^ng.
861
Tas {Jrrühiaßt näßte. ^yroft wedjfelte mit Sdpiee unb
IKcgen ab, ber Scßmuß auf öcn HBcgcu war uiibcicßreiblici).
)?rniill)eit grafficrte, unb bic üble L'autic niftcte fid) in
Den $ftufern ein, ;Daß man rein Belagen fonntc. 9 lud)
Die 3 «sla, bic gcraöe aus ihrer SBerlitatt trat, machte eilt
coefid) t, bas nur ja gut 31t Dem feinen Sprühregen paßte,
Der fo tmrtuj!)örlid) burdj [ba* graue 'Jicßt be* nebligen
Tage* fiel, als .forme er niemals enben. Tod) nun leuchtete
es in Den fcßcirfen Slugen ber frrau auf; Denn (ieertannte
in Dem ftußflättger, Der auf Dem fdjmalen HBcg an ihrem
>>ausd)cn vorbei auf Die Gßauffcc jutani, ihren £>crrn Grnft.
3etjt crblidte er |ie aud) unD rief fd)ott von weitem:
„ 9 ia, junge ftrau, was fagen Sie 31t Dem JBetter?“
„Tat es jo reng (rein) tum ©erfuppen, £eer Gmft.
ftuemen Se herenn, £>ccr Gruft, cn Der S tunen c& et
K'der warm; ou nu brenfen Se fdjier (rafd)) en Moppten
(läßcßen) bieten Stoffe. On Dann mot ed) 3 ßncn es gett
(etmas) ncrtellen."
„Dlcin, 3«>ta, ein aubennal, id) muh nad)£>aufe. teilte
ftrau erwartet ntid) |d)on lauge. ©tüßen Sic mir
Dl Dam, feßöne 3 rtau (Eng et.“
üaeßenö roollte 3 äger feinen 3 Bcg fortfe^cn; er fchnte
fid) nad) feinem gemütlichen £»eim in bem alten Stamm-
haus, Deffcn 'Balfcnlage au Der Tecfe fo tief hing, uiib beffen
Xüren fo niebrig waren, baß fold) ftattliche Beute wie er
Sorge tragen mußten, fid) nicht Den Mopf 3U ft oben. 91 bet
cc butte feine '.Rechnung ohne bic encrgifche &rau 3>sfa
lEngcl, verwitwete SHefferjehmieb, gemacht.
Sic hielt ihren &reuuD unb ü! er trauten einfad) am
Viatitel jeft, unD wie eine feffcllos Dahinrafenbc «rlut
libcrftürjten fid) bie HB orte ihres 3 )lunD<$.
„©let bemm ieuwgcn Jrau (Engel — cd) lann et nu
nit mießt huren, .fveer Grnft. — Se wellen med) woll
Drantriegcn (neden), bat Se nit feigen. — ff rau
(Engel, ubber am (Eng (ober wohl gar) nod) &tau 91 Dam
(Engel"
„Tas. gattjc ©arabies, 3 isla, unD Sie finb bie Goa
Darin.“ 3 äfl« wollte fid) vor fachen ausfeßütten. (Eine
Bezweifelte u>o* für ißn eine Unmöglidjfeit.
„fReßmeltt Se et nit für onguet, £>cer (Ernft, äivwec
cd) wühl (möchte), bat Der Teuwel bat gai^e 'jjarabiea
holDen.“
„3i‘3fa, wer wirb fo fludjcn! 9 Bcnn Der 93 aftor Sie
horte!“
„ 9 ldj watt, f>eer (Entft, mienstoegen lann et bet ganje
fcoff tjüren, Derr Meerl es tue '11 arg StiefleDer (lang,
weiliger Merl). (£d> lötiDcge emm op ViaiDag (erfter ©lut
unb lauDesüblid)cr 3l*h* o 0)*“
3 äger, bcr fid) oon Der ihn haltcnDcn fvanb befreit
unb |d)on ben ftuß 3unt SBeitcrfd) reiten erhoben hatte,
ftaub wie 00m Xonncr gerührt unb Hielte ganj verblüfft
auf bie alte, refolute ftrau, ale l)«bc er Den Sinn Der
Webe nid>t erfaßt.
„Sc glüwcn (glauben) mer woll nit, -<>ecr Ginft?
.fjann cd) Se beim jelcwen (im i'ebtn) cs belogen?“
„9lee, 11X11 woljr es, mot TDofjr blieuxn; äwtvcr
Se finb bod) nu es met emm beftatt (oerheiratet)." 3 äger
oerfid aud) auf einmal in fein geliebtes ©lattbeutfcß.
«Tat fall ined) uur Kiens mieten (bas ift mir gleich)“,
triumphierte Die 3 ‘*f°. „Tat Avus l)ücrt mien, pn De
fviuituw t)ürt mien, on luiar ©elb ßann ed) ued) nod).
Gd) fag emm tum ierften 9 Jlai op (lünbigen).“
„Sie wellen Dcmm 9 lbam opfagcu? Sic wellen emm
herutfehmieben ut bemm 'fkrabics? — £ja!>al)a, 3»sto!
Unb Sie bletben als Goa brinnen? Ta bin id) Denn
bod) begierig, ob Sie bas fertigbringen."
«Se fällen fiehen, bat cd) 9 Bol)rt ßaul (HBort halte)-
Hiwwcr, £>ccr (Ernft, ed) mot mech faftc Drop verlöten
tonnen, bat Se nit oör Der TieD beroan (allen (jprcdjcn)“,
antwortete 3 isla mit unbewegtem ( 5 efid)t. 9 lls 3äger
fie feines Sdjrocigens verfichert hatte, ging fie langfam
ihrer önn^tür 311, blieb auf Der Schwelle Jtchcn, fat) 3 äfl<r
nod) einmal gan^ tie (finnig an, inbem fie vor jid) hin*
murmelte: „ 9 lee, nee, berr McctI es mer tue langwielig,
met Denn fall en angcrcr utfjaulen. Su en aulen SSofctt-
fod (fdjlapper Äerl)!“
3 äger toin 311 feiner ^rnu unD octriet ihr 3 i & l ä *
Vorhaben. 9 lad)Dem fie eines ungebänbigten sjeiterlcits*
ausbrud)s $>crr geworben waren, fagteer: „Tu foUft fehen,
fie bringt es wirtlich fertig. Tiefer Gugels &Dam ift ein
9 Bafd)lappen. Gin fog. guter ftcrl, fleißig, orbcntlid), aber
langweilig unb Dumm, id) fage öir, gcrabc3U blöbfinnig
bumm. Tarunt habe ich bie 3is!a aud) vor ihm gewarnt,
aber fie weiß ja immer alles am bcftcu. Gs gab über-
haupt nur einen SDlcnfdjcn, Der mit ihr fertig würbe, unb
Das war ihr erfter ©lann. Der SBelm. Tu weißt, baß
id) als MiuD immer bei ber 3isfa gefunben würbe, wenn
id) tnat oerloren war. 3 ch war ihr ?lbgott, bie gan.je
Ciebc einer linbcrlofcn fjrau überfdjüttcte mid) mit ihren
©oben. Später, als id) älter würbe, habe ich «ft alles
fo oerftanben. UnD Dann ihr 3 Bclm, was war bas für
ein EBrachtmenfct) ! 3 mmcr vergnügt, immer 311 einem
Spaß aufgelegt, unb fo in feiner fri|d)en, unbelümmerten
ftröhlidjfdt bchmfdjte er bie encrgifdjc 3 «sla r Daß fie
ihm ftets 3U SBillen war. Ginmal habe id) es erlebt.
Daß fic uneins waren unD er bie Tür im böfen hinter
fid) Jttfchlug, als er 311 feiner f>auftuw ging. 3 uer f* f Q b
bie 3is!a gauj ftill ba mit bitterböfem ©efießt, bann aber
f prang fie auf unb lief ihm nad). Unb als ich ih* folgte,
wie cs meine ©cwoljnheit war, fatiD id) fie in bcr HBerl-
ftatt, wo fic fd)lud),)enD an ihres SBelm £>al|c Ijiug unb
ihn füfcte. Tiefe 9 Beid)heit bei Der energifdjen jrau ha*
bei mir foldjen GinDrud ^interlaffett , baß id) mid) Der
Sjene nod) heute Deutlich erinnere. II11D Doch Durfte bie
3 i*fa hei bcr $od)3cit mit 5 BiH)dm ©Icfierfcljmicb bas-
felbc fagett: »Tat ^>us häftt mien. on De frauftuw hüert
mien, on banr ©elD hon« ed) ued) ttod).« 3 d) bin
nun begierig, ob fic Den langweiligen Atcxl wirtlich
los wirb.“
UnD Die 3 i**a würbe ihn los. ?lm erften ffllai, am
3 iehtag im tBergifchen if an ö , f taub ein 3 lanen vor Der
Tür Des (leinen Rauschens, Der mit Hausgerät bclaDrn
würbe. (Engels 9 lbam hielt feinen 3lus3ug aus .Dem
^Parabics, cbettfo ftill unb ftumm, wie er vor einem
halben 3 al>rc einge3ogen war. Tas ©elD feiner &rau
hatte ihn gefägifl gemacht. Troß Dem Hluffchen, Den
biefer unerwartete Streich 3iMao erregte, wagte man
feine QJleiming nur 311 flüftcrn; Denn iticmanb wollte es
mit bcr encrgifchen 3 rau vrrberben. Sie war in ihrer
anerlanntcn Tüd)tigfcit eine INcfpcttspcrfon für brn
gan 3 cti öof-
'Je 11 n faß bie wie ber allein in ihrem ((einen
IRcid). Sie Ejerrfel>to in ihrem §aus unb ©arten, unb
in ber $)auftum arbeitete ein neuer (bcfcll 311 ihrer unb
ber Ödget u. Mo. oollften 3 v*fri , cDenheit. UnD baß
ihn gleid) feinem Hlorgänger feine verliebten ©ebanfen
an feine .v>ertin plagten, Dafür forgte ber gefünbigte,
aber nid)t gcfchieDcne Gugels 91 Dam. So hatte bie 3 is(a
alles, was fie wollte, unb fic trug, wenn fie 311m tiefem
fatu, ben Mopf fo l)öd) wie nie.
Tic 3 ah« gingen Dahin. 9 lus Gntft 3 ager jan.
war nad) Des HJatcrs XoDc ein Senior geworben, wäßtenb
eine jüngere Mraft feine Stelle einnahm. Gr lebte nun-
mehr in bem großen £»errenl)aus bei ben täufdjenDen
fiinben, aber Die HBürDe feines alten f>crm haU« « nid)t
geerbt; er |d>ritt nod) ebenfo lcld)tfüßig wie früher feine
HBcge einher, unD bie ftrcunbfcßaft mit bcr alten 3is(a
war Dicfclbc geblieben.
Ta ißt Sjäuscheit jeßt feinem gerabe gegenüber»
(ctg, ging er nunmehr alltäglich bei ihr oorbei, unD ba
tarn cs oft 311 einem (leinen Sdjwah- Meine (Vreubc unb
aud) Tein Selb trafen ba* SSous 3 & 0 «, hie nid)t einen
SBiöcrhall im A>er3en Der gefunDcn hätten, unb Die
nießt 3wifd)cn ihr unD bem Sjerrn Gruft bcjprothen worben
wären. Hlbcr auch feine ^rau (am ncucrDings bei biefer
t^reunbfd)aft nidjt ju her,), unb Die ©Jabatnc Gmft, wie
3 ts(a fie nad) Damaliger Sitte benannte, holte fid) manchen
fKat bei ber dugen, erfahrenen frrau aus betn 'Bolle.
So fd)idtc fie eines Zages ihren 4 Utcftcn aus, um bie
3 HTa 311 bitten, ju ißr 311 fotnmeu. G* war gerabe bie
3 eit Des Säens unD Bflönjftis, ««D in Sachen Des
©einüfegartens war 3«sra eine Slutorität für alle ftrauen.
Ter 3 »ttfle tarn 3urücf unD l'cridjtetc, bie tönnc
nidjt fommen, fic fei franf.
Tas war etwas, fo Ungewöhnliches, Daß grau 3 äger
fofort ßinüberging, 3ttmal fie bemertte, Daß bcr Wagen
Des 9lr3tes oor Dem $>äusd)en hielt. Sie tarn gerabe
wie gerufen, benn bcr 91x3t ftanb bei ihrem Gintritt auf
unb fagte: „Bitte, &ntu 3 dger, unterftühen Sie mich
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
862
Digitized by
3üuftrirte
bei ber Traufen. ftrau (Engel mufe ben gufe burd)aus
einige Jage rufeig halten, bte Gacfec ift 3 U ernft. Die
5Bunbc ficfet gan 3 böfc aus."
„(Ed) feann geng (fein) lieb, be (Er 3 en ((Erbfen) motten
geleit toerben. On bann, £>eer Doftor, nümen (nennen)
Se mcd) 3‘ 6 ^ a on nit 3fau (Engel, bat fann eefe fort
benn Duet nit bücren."
„©cm, ftrau 3 »sfa, aber ber ftrufe unrb ganj ftitl
gehalten, ober icfe ftefee für nichts. ©Jörgen tomme id)
wieber oor. ©cfe, ftrau 3ög«, ba id) Sie gcrabe fefee,
hätte id) nod) ein Anliegen an Sie in Sacfec ber alten
©ecfer. — — — ©Ifo bis morgen, ftrau unb
feübfd) geljordjen!"
Der ^Ir^t machte ftrau 3äger ein 3ricfeen, unb fie
oerabfdjiebete fid) rafd) mit bem ©erfprccfecn, balb roieber*
3 ufommen.
„9Bae» ift bas mit bcm &ufe. §crr Doftor?" fragte
ftrau 3äger beforgt, als fie in ^Begleitung bes Sietes
bas $fiusd)en oerliefe.
,,3d) befürchte ©ranb, ftrau 3äger, ober oiclmcfer id)
weife cs gewife. ©torgen werbe id) wofei bie llbcrfüferung
ber 3 ^fa ins ftranfenfeaus oerorbnen; ber 3 -ufe ntufe
oorausfidjtlid) amputiert werben."
„DRcin ©ott, wie furd)tbar! 9Bic ift bas nur fo fdjncll
gcfontnien ?•
„Sic ift gefallen, wie fie mir cr^flfelte, unb feat fid)
baburd) bie fcfelimme SBunbc 3 ugc 3 ogcn. Dann feat fie
natürlicfe felbft barait feerumgequadfalbert, unb nun ift
bas Unglüd ba."
„5Benn bie 3l*ta nur ins ftranfenfeaus gefet!"
„©Benn es fein mufe, wamm niefet? 3*&cr ©tenfefe
fürd)tet ben lob.“
„Die 3>sfa fürtfetet niefet bie IDlenfefeen, Doftor, unb
ben lob auefe niefet", rief (Emft 3ägcr, ber gcrabe fei« 3 u*
fam unb bie lefeten 9Borte gefeört featte. „UBas ift benn
mit ber 3 'öfa tos?"
Seine ftrau er 3 äfeltc ifem bie ©efürefetung bes diätes
unb fefete fein 3 u: „‘Da mufet bu fefeon feelfen, (Emft, bu
oermagft oiel über fie."
©ber aud) ber (Einflufe bes geliebten, oereferten £>crm
(Emft oerfagte; er oermodfete niefets mit ber wiberfpenftigen
ftranfen aus 3 uriefeten. Sie erfldrte runbroeg: „(En et
Äranfenfeus gönn cd) nit, on benn Sien lot cefe mer
ueefe nit afftfenieben, bann gönn eefe liewer buct. (Eefe fin
£>eer en ntienen tfmffe, Doftor, on oan feie ut well cefe
begrawen werben. 'JBier motten allbinien ftercoen,
bofür feann cd) geng ©ngft."
Dabei blieb fie, obgleid) ber Wrjt fowofel wie 3ä0«
ausfüferliefe fefeilberte, was ifer beoorftanb. Sie erreichten
bamit nur, bafe fie fealsftarriger benn je unb cmftlid) böfe
würbe.
„Cot med) cn ©atife!“ Das war 3 ulet|t ifere cinjigc
Antwort. eil
9t on bem Dage an wartete fie gefafet auf ben lob, lei
bem fie naefe ©usfage bes Sietes ocrfallen mar - unb la
ber f>of wartete mit. Die ft in ber, bie fiefe jtets 00 t bet g
energifefeen 3 ista gefürefetet featten, fangen, graufam wie bi
bie 3 ugenb ift, in iferer Hörweite: ji
Sott t» buct, ßott Cd buct, |j
ß testen Iett cm Gtermen.
Tot cs fluet, bat cs ourt,
Do flöt ct flett tu« enoen. x
3isfa feörte bas Scfeelmenlieb, unb es bewies ifer aufs t
neue, wie emft es mit ifer ftanb. 2Bas featte ber Dottor, \
bet fid) burefe lein grobes SBort ifererftits abfealttn ließ, t
ifer geantwortet, als fie wieberum oerfiefeerte, fie liefee
fid) ben Srufj niefet abfd)tteiben?
„©un bann beftcllen Sic 3fer £>aus.“
9Bic ftill es um fic war! Die gefunbe, tatMftigc
3isfa featten bie ©aefebam gebraud)t, mit ber Sterbenben
wufeten fic nichts an 3 ufangen. ©on ber SBerljtatt tönte
ber glcicfemäfeigc Daft bes Oreilcnfcfelagcs 3 U ifer fein. 3fere
$auftua>, iferen ©arten, ifer tfrnus — bas alles muffle fie
nun oerlaffen. So balb füllte ber Dob feicr ber feen fein,
wo bisfeer träftiges ficbett jeben ©au nt gefüllt featte. Sie,
bic bic ftarfe, eigenwillige ftrau, bie feinem ©tarnt
an 3 iclbewuf 3 tcm 9Billett unb Datfraft naefegeftanben featte,
follte binnen wenigen Dagen feicr als ftiUer, ofenmücfetigei
Gcfeläfcr liegen, ber UBitlfür ftrember übcrlafjcn.
Sie featte iferen ftrufe genau geprüft, fie muffle bcm
©usfpruefe bes ©r 3 *es ©lauben fefeenfen. (Es würbe (Emft,
fie füfeltc cs. ©oefe eine DBeile fafe fie ganj ftill; es war,
als ob fic in fid) feincinfeorcfee unb feeimlicfeen Stimmen
laufefee. Dann läcfeelte fie, fo ein feltfam feierlidjes üäcfeeln,
bas bas runbe ©efiefet, oon bem bie blüfeenbe rote $arbc
gewidjen war, oerflärte.
„9Belm, mien 9Belm!" fam es gait 3 leife wie träumenb
über ifere Sippen, ©egrüfete fte ben fefeon notier Sefen*
fuefet, ber ifer fo lange oorangegaugen war?
Dann aber war es, als ob fie fid) auf fid) felbft
befäntte; ber ftopf flog mit ber alten (Energie 3 urüef, fie
fetjte fiefe mit einem 9?ud fteil empor. (Es galt ifer feaus
31 t beftellen. 3ferem ©Jclm lebte noefe ein ©ruber, ber
follte alles erben — (Engels ©bam war ein für allemal
abgefunben. Sie mad)te ifer Deftament, unb ber 9lamc
©lefferfefemieb tmg wie in iferem fe)« 3 cn fo aud) oor bei
SBclt ben Sieg baoon. Dann liefe fie ben Scfercine
fommen unb featte mit ifem eine lange ©erfeanblung
Das ©efultat würbe ben nflefeften Dag offenbar, als c
feine traurige Saft oor bem $)äus(fecn ablub. 3i5f
jelber ftanb in ber Stubentür unb orbnctc ben Dratv
port bes Sarges an, ber oor iferen ©ugen bic ftei
Drcppe 3 um ©oben feinaufgetragen würbe. 2Ber tonn
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Innitarg «6. Bleichenhot.
y VjV.
0 STATE UNIVERSITY
864
3IIu[trirte 3 c üung.
Kr. 3383. 30. 1908.
Allgemeine 9}otijen,
Wuf ber Jjnhrt in bas ©olargcbiet, wclciic Der Warb*
beutlcfie filooö mit feinem Dampfer „o*>ro&er Jturfürft" warn
27, 3uni bis 2.'*. Juli oeranitallcr, wirb Der Dkifenbe nicht
bloji b«trliii'e >tiiitcni |en«rieit unb viele icljene-iwerte £-»ajcn»
ftäöte in jTanfrcidi, nglanb, Bdiottlniif», Dslanb, Spitjbcrgen
uub 9Jorrocgen jii t»’»cüd)t bclommen, foubctti and) eirte 5Rcitje
ooit hoihintorcfianten yauöausilügen machen: 3n SdjottlanD
wirb ein 'Jluvflug nad) bau Tomatiti[d)cn Tal bei Troffachs,
3»i b«n «ntjflitenben , von SBalter Brott ner^rrrliditcn £od)
Jlatrine unb Bern größten unb fd)önften See Bdwttlanbs,
bem ifad) ycinonb, gemacht werben. 9tuf Jslalib wirb ein
tfusflug in bie Umgegend oon 'Jknfjaoif, nad) ben fiana*
fel&ern unb ben beißen Quellen ausgeführt unb voraus-
fichtlid) auch ber Oiaiiorö befud>t werben. 9luf Spißbergen
gibt ber Hufen tfeatt in Der ?lbveiubud)t ©«Icgcnhett ju einem
JagDausfhig »mb tunt ©eiiich bet ©letfcherroelt. unb bie
2lturcTeitf)cit in üdlfunb 311 einem weiteren ©e(ud) bet
CÄleifetjer. 3abk«iche Ausflüge fiitb aud) in ©örwegen t>at.
geieben: Cs wirb Das ‘Jlovbfap befugt werben, oon Iromfoe
au-? wirb fcev ©ciud) eines öappenlagers arrangiert, oon
Irouöbjem aus wirb eine UBagenfaljrt nad) beit eerfosfällcii,
oon »üubuangen aus ein Husftng nad) Dem berühmten
Stahlhelm unb weiter nad» ©offeoangen uub ©ergen gemacht
uietbtu. ©on lehtem Stabt aus wirb ber ^VI&ifielD befudit,
mtö oon C&be au« «in Wusflug nad) Dem granbiofen
yaatefas gemacht werben. Damit fd)lie|t bie iReihe ber
unvergleichlichen ''.*aii»vTd)5ul)eitcu ( wie |ie Foldjer 9lrt in
forttuäfsrenbor rtoigeiung wohl launt ein« anbei« Äciferoutc
8U bieten vermag, '.'Jähere Slustunft erteilen ©orDbeutfdjer
iMonb, ©reinen, 9lbteilutig ©ciifag« (©ergnügimflsfabttni).
fowie befielt fämtlidje 'dgenten.
Siebenbürgen als Sammerreifejtel. Tie ungeahnten
frort idnittc Des ©ertdirc-wcfcns ermöglichen bie (Hnbcpdjung
immer entlegenerer (üegcnbeit unb ffrbftrid)e in bie Cifte ber
Kciicjid« tut ©ergiiügung}» unb (irholun gelahrten. Allier,
hing« finb b«c»e mci't nur heff« Situierten erreichbar, w&hrenb
fid) bcfcbcibcnm fHnfprüchc an näherliegcnbcn «Schieten ge*
niigett taffen luüffcn. 3u biefen gehört and) Siebenbürgen,
noch tm fetten (Europas unb bodt an ber Schwelle bcs
Orients gelegen. G-in Vu«Hug balyin iit in jeber ftinficht
lohnenb, bu Siebenbürgen, ioic es in einem feiner beutfehen
©oüslieber mit 9ted)t l>e«i)tf ein „Saub bcs Segens 1111b ber
©radit" iit. 'Jlcturfchünhcitcn, K)iftorifd)e (Erinnerungen uub
ethnagrapl)iid)< '^c!onbcrl)citcn toetteifcni, bem Touri|ten ben
Aufenthalt in Siebenbürgen — ber fief) ilberbieo burd) Aillig«
Tcit ausjeidmet — lohnenb 8u machen. Der „Siebenbürgifche
.rtarpathenoerein'', ber in allen beutichen -Stcibteu be« Raubes
Bettionen, feine 3entrallcitung aber iit ^ermannftabt befiltt,
läfet Joui'iFten je bc ^rberung angebeihen. Austünfte über
Üiciferouten unb Schcnstoürbigf eiten erteilt bie ftremben»
ocrtchestan^lei in JF> erntannfiabt, bie auch auf Cer-
langen unentgeltlich ©roipeftc unb .tum ©reife non 4 Atronen
bas ausführliche Angaben Ober t!an& unb Cent« cnthaltenbe
treffliche Weifehanbbud) „Siebenbürgen" oon l»r. ®. 91. Ciel.t-
Sigeruo oerfenbet.
9Ba« ift G.«Ilaflit? Uber biefe 3-rag«, toeldje alle unfere
Cefer, rocldie fid) mit Photographie, fei es aus Ciebljaberei
ober 3U geuierbltchcn 3med<n be[d)aftigen, intereffiert, mbdjten
mit in nad)f teljcu ben 3ed*n einige 9tufncirmiß geben. (Efllofir
ift em cigciinriigcs- uub auf ®mnb feiner neuen ^erfteffungs-
meiie patentiertes 9Juslopierpapier, bos berufen ift, tm Photo*
graphifdje» ©ofitiupvotcb oielfad) gerabc.tu eine Utmruil.gmg
heroorjurufenj ift bod) bie 'Behanblungstoeife biefet neu ei teil
tErrungcnfchaft ber photogropljiF<hen Icd)ni! eine berart ein»
fadjc uub fichcre, boh ficb Amateure uitb fonftige ©!j o<0 ’
gvapljen .pilünfiig irmidjliejjlid) biefec. empfehlcnsiuerten
©ofitiomatcrials bebienen werben. Die Eigenart bes Cellofii*
papieTes behebt barin, bti& bie iichtempfinbliche 3d>id)t bereits
bie bouptffld)Iid)ften Ghcmilalien, roie auch vor allem bas
nötige (&olb enthölt, welches 311t (Srpelung tabellofer Tonung
nötig ift Der gante lonungsproteh bet Gellofii ift hier*
burd) berart vereinfacht, bah berfelbe in einem einfachen
ftochfoltbab« mit tiadjfolgcnbcr Zutage befteht. Diefe einfache
©chan&Iung liefert babei ©über von garantierter ^altbarfei»,
was ein für Amateur« ins «>eivi<ht faltcnbcr Corjvg ift.
tScllofir hefcüigt bie oft überaus teuren Tonfirierbäber
uub (teilt fid) l)icrDutch ivol)l als bas billigitc pljotc-
graphifd)« ©apicr bar. (ielloftr liefert h^orragenh fehöne
Silber, unb wirb basfclbe nicht nur mit glün?cnber unb
maller (cncifter), ionbern aud) als (ff^amois » IFellofir ge-
liefert. Cetiteres ergibt ganj befonbcT» fünftlerifd) tpirtenbe-
Cilber unb hat noch einen benierlenorvcrten Corjug , in-
bem es nur filiert ju werben braucht, um fdjöue, Ejar-
monifd) wirlenbe Töne ui liefern, ilüit glauben, bog (ich
bie jjabrifanten bieFes neuen ötopicmiaterials mit ifjrer
9ieul)cit ein Ccrbienft um bie Ccreinfad)ung brr Amatrut-
photographie erworben h^beti, unb wir jweifeln nicht on
einem großen (fTfolge in ber Srachroelt. ‘JBie »vir h8tfu-
oerFenbet bie {Jirma Aroft i- Steubel, 2fabril photogTaphifd)cr
©apiere ©. m. b. ©. in Dresben»9l., bie (Srfinber bes Gellofu*
©apieres, an jeben 3ntereffentcn ßratis unb fxanto einr
©rofehflre. worin bie ©riinbung ausfüljrlid) befprodjen wirb
unb wo man bic t)öd)Tt einfache ©ebrauchsanuKifung wie
auch fonfl technifd)« Sliiufe finbet. Auch auf bie anberu
photographtfeben ©npiere unb lid)tempfinblichcn ©oflfarteit
biefer in ber Crand)« feit langen 3«h r e rt rAhmlicf^lft befonntett
unb rührigen ff Irma möchten wir nid)t oer fehlen unfere
Cefer hinjuweifen. Die ©d)Uhmarle ber ^irmaÄraftdrBteubel,
öie ©Jarle „Glephant“, geniefet fd)on fehr lange einen fefi
begrünbetcu unb woblDcrDient.cn Auf als Garantie für gar,
oonügliehe 3-abTilate. Der ©Jarle „(Elephant“ geh* ein guter
fllang ootous. 9l3ir tönnen unfern Ceirm nur empfehlen,
einen ©erfud) tu machen, um fiel) felbft von ber erftllaffigett
Qualität ber ©Jarle „CEIephant“ 311 übeTjeugcn.
StheinnumniCT. Die für ben Ctinadverfauf beftlmnc
gemefenc feljr hohe Auflage Der fRl)ftnnum.tncr ber
Öllnftrirten 3citung <Ar. 3380 vom 9. April b. 3 .) ift
infolge ber bei ber ©efdmftsflelle in t'eipjig eingegangeneit
nufjerorbentlid) »ahlreidjen ©eftellungen nahezu uergriffm.
unb aud) bie CorrSte ber 5Bud)h<*nblungcn werben halb
aufgebraucht fein. 3ntcreffcnten roenben fid) baher am beften
ungefäumt an bie nüchftgcFegene ©uchhan blutig.
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teflelmifeta brrridrien. Um bir* auf ichmfralole unb bo<h
fichcre Art «u cmid* n, gc braucht man „ö a 1 i f t o", Diefe#
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Gegründet
1794 ::
DEINHARD & Co., COBLENZ
Gegründet
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Deutschlands größtes Weinhaus.
Florifep nennt sich ein neuer Blumentopf, der nach dem Urteil
erster Fachleute hervorragend auf da» Wachstum der Zimmer*
pflanzen wirkt.
Während man bisher in Majolikti-Blumentöpfe nicht direkt einpflanzen konnte,
diese vielmehr nur als dekorative Umhüllung der gewöhnlichen Tontöpfe dienten,
werden die Pflanzen in den Majolikatopf Florifer unter Fortfall des Ton topf cs
direkt eingepflanzt. — Durch seine Wandung führen nach innen schräge Luftlöcher.
Wurzeln und Wasser können nicht nach aussen dringen, wohl aber von aussen nach
innen Luft und Wärme, die Haupt faktoren gesunder Pfl an zen-Entwicklung. — Der
Boden de» Florifer besitzt ebenfalls ein Luftloch, durch welches aber zugleich nach
Tränken der Pflanze das übrige Wasser entweichen kann; denn Florifer hat Füsse,
die seinen Boden überden L’ntersatz erheben. Der Florifer verhindert durch
diese Einrichtung Verkümmern der Pflanzen an Luftmangel, Ver-
faulen der Wurzeln und Versauern dor Erde durch Stauwasser,
Lange praktische Versuche erster Fachleute haben bewiesen, dass die in den
Majolika-Florifcr eingesetzten Pflanzen sich kräftiger entwickeln als in gewöhn-
lichen porösen Tontöpfen. Direktes Einpflanzen in Majolika-Florifer gestattet
.jetzt, kleinere Töpfe zu wählen, sodass die Anwendung des Florifer billiger ist
als die der bisher gebräuchlichen Majolikfttöpfe. — Die bekannt« Firma Villeroy
«fc Hoch fabriziert die Flori fer-Töpf« in allen Grössen und von der einfachsten
bis zur elegantesten Ausführung. — Florifer werden mit passenden Untersätzen
geliefert und sind in allen einschlägigen Geschäften in jeder Preislage käuflich
Bchon von Mk. 1. — an. Florifer sind patentiert in den meisten Kulturstaaten.
Ernst W. Freytag, Hannover.
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(ÜirotDCfeit. *on ftarl Str<t«r. Dttt
9i ifamtularett. 9 Start.
Berlag oeit 3. 3. flBcbtr , eripjig2f>.
Nervöse oder
herzleidende
Kaffeetrinker,
auch Personen mit Nierenleiden oder
Arterien Verkalkung mussten bisherviel-
fach auf ärztliche Anordnung auf den
Genuss des Kaffees verzichten, weil ein
im Kaffee enthaltendes Alkaloid, das
Coffein, bei ihnen die bedenklichsten
Krankheitsanfaile herbeiführte.
Jetzt brauchen sie dis nicht mehr
zu fürchten! Zahlreiche Aerzte haben
anerkannt, dass der nach einem neuer-
dings erfundenen Verfahren der Kaffee-
Handels-A,- G. in Bremen behandelte,
coffefnfrei gemachte Kaffee „HAG“
unbedenklich auch von solchen
Personen genossen werden kann, die
gewöhnlichen Bohnenkaffee nicht ver-
tragen. Der coffelnfreie Kaffee hat,
wie beeidigte Kaffeemakler, also Sach-
verständige pif excellence, Hoteliers
und Konsumenten übereinstimmend
schriftlich erklären, den vollen schönen
Kaffeegeschmack, das volle Aroma, ja,
er ist, wenigstens in den billigen Sorten,
im Geschmack und Aroma bedeutend
feiner geworden als vorher.
Was ihm durch das neue Verfahren
entzogen wird, ist nur ein fast ge-
schmackloser, aber schädlicher, und ein
unschädlicher, aber übelschmeckender
Bestandteil.
Jeder, der Kaffee gern trinkt, den
nach gewöhnlicher Art behandelten
aber schlecht vertragen kann, aolite
einen Versuch machen 1
Coffein freier Kaffee „HAG“ Ist
in allen besseren und auch bereits in
vielen kleineren Geschiften zu haben.
Hunderte von ausführlichen ärzt-
lichen Gutachten liegen vor!
Kaffee - HaDdels - JUitieo - Geselkctian
Mm
Qie zahlreichen =
— Nachahmungen
unseres seit 20 Jahren eingeführten und stets
vortrefflich bewährten Haar- und Kopfwassers:
Peruan.-Tannin wasser beweisen am besten
die Vorzüglichkeit unseres Fabrikates, Nach-
ahmungen und Fälschungen sind immer billiger,
aber niemals so wirksam als unser Original-
präparat. Unser Peruan. -Tanninwasser ist
nur in Originalpackung mit nebenstehendem
Bilde: „Die Töchter des Erfinders” zu haben.
Wertlose Nachahmungen weise man zurück.
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fümeriegeschäft, in Flaschen zu M 1.75, 3.50,
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I, Leysin , Bozen, Meran und vielen deutschen Heilstätten als das zuverlässigste Mittel bei lllcn
spitälem in ständigen Ocbrauch gekommen ist. Hlstosan ist nirgends offen, nach Maß oder G<
es nicht erhältlich ist, wende man sich an die Hlstosan- Fabrik Singen. Einzelversand durch
finbett burd) bie [eit 1843 all*
wödjentlid) in fiebrig erfdjeinenbe
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beutfdjer Spradje ge [egt» [ofem
nidjt bei ber Veftellutig ausbntd*
lid) eine anbere GdjreibaKife per»
langt wirb, unb gelangen, wenn
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