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Full text of "Jahrbuch Der Musikbibliothek Peters 25 Jg 1918"

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Jahrbuch 


der 

Musikbibliothek Peters 

«r 

1918 

t 

Hemuflgegeben 

TOU 

Rudolf Schwarte 


F ünfundz wanzigster J ahrgang 


LEIPZIG 

Verlag von C. F. Peters 

1919 




b 

INHALT 


J ahresbericht V 

Peter Wagner: Die Koloraturen im mittelalterlichen Kirchengeeang ... 1 

Adolf Sandberger: Zur älteren italienischen Klaviermusik 17 

Hermann Kretas chmar: Hauptwerke unter den Denkmälern Deutscher 

Tonkunst 27 

Hermann Abert: Giacomo Meyerbeer 37 

Max Friedlaender: Zuccalmaglio und das Volkslied 53 

Rudolf Schwarte: Totenschau für das Jahr 1918 81 

Rudolf Schwarte: Vereeiohnis der im Jahre 1918 in Deutschland, öster- 

» M 

reich-Ungarn, der Schweiz, Dänemark, Schweden “und Holland er- * 

schienenen Bücher und Schriften über Musik 89 


Nachdruck sämtlicher Artikel ist verboten. 



Bibliotheksordnung 

1. 

Die Bibliothek ist — mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage — 
täglich von 9 — 12 und 3 — 6 Uhr unentgeltlich geöffnet 

Die Besichtigung der Bibliotheksräume, sowie der Bilder und Auto- 
graphen ist von 11—12 Uhr gestattet 

Während des Monats August bleibt die Bibliothek geschlossen. 

2 . 

Die Benutzung der Lesezimmer ist, soweit der Baum reicht, jedem 
(Damen wie Herren) gestattet 

3. 

Die Bücher und Musikalien werden gegen Verlangzettel ausgegeben. 
Sie dürfen nur in den Lesezimmern benutzt werden und sind nach der 
Benutzung dem Bibliothekar zurückzugeben. 


J ahresb'ericht 


Die Musikbibliothek Peters konnte am 2. Januar 1919 auf ihr 25 jähriges 
Bestehen zurück blicken. Den Tag festlich zu begehen, dazu bot der Ernst der 
Zeit keinen Raum. In Dankbarkeit gedenkt aber die Bibliothek ihres verstorbenen 
Stifters, Dr. Max Abraham, der am gleichen Tage vor 25 Jahren sein Werk 
der Öffentlichkeit übergab. Die Frage, ob das Institut in dem verflossenen 
Vierteljahrhundert die ihm gestellten Aufgaben: den Musikern das gesamte, 
für ihre Studien notwendige geistige Rüstzeug an die Hand zu geben, erfüllt 
hat, kann natürlich an dieser Stelle nicht erörtert werden, ebensowenig wie die 
Frage nach der Bedeutung der Stiftung für die Musik und ihre Wissenschaft. 
Doch dürfte ein zusammenfassender Überblick über den äußeren Betrieb weitere 
Kreise interessieren. 


Betriebijahre 

Zahl 

der Benutzer 

Zahl der ent- 
liehenen Werke 

1894—1898 

20509 

42952 

1899—1903 

20408 

49 371 

1904—1908 

20962 

56424 

1909—1913 

22 252 

60397 

Summa: 1894 — 1913 

84131 

209 144 


Dazu kommen jährlich noch etwa 600 Personen, die nur Zeitungen lasen 
oder die Handbibliothek im Lesezimmer benutzten, sodaß also der Gesamtbesuch 


in den ersten zwanzig Jahren auf rund 96000 Personen zu veranschlagen ist. 

Wie sehr der Betrieb unter der Einwirkung des Weltkrieges gelitten hat, 
dafür sind die folgenden Zahlen das sprechendste Zeugnis: 


Su 


« 1 1 r t 


Betriebs] ahr 

Zahl 

der Benutzer 

Zahl der ent- 
liehenen Werke 

1914 

3629 

10234 

1915 

2093 

1 

5595 

1916 

1998 

5405 

1917 

1703 

4162 

1918 

1524 

4434 

i: 1914—1918 

10947 

Ji 

29830 


VI 


JAHRESBERICHT 




Die Zahl der übrigen Besucher ergibt in den Kriegs] ähren ein Mehr von 
nur rund 2000 Personen, fiel also von jährlich 600 auf 400. Erfreulicherweise 
haben sich aber Besuch und Benutzung der Bibliothek nach dem Waffenstill- 
stand so sehr gehoben, daß hoffentlich bald wieder mit den alten Zahlen 
zu rechnen sein wird. 

Die Bibliotheksbestände haben sich ungefähr verdoppelt; die Bibliothek 
zählt jetzt rund 18000 Bände. 

Der Schwerpunkt der Neuanschaffungen liegt nach wie vor in den 
Erscheinungen der Gegenwart, doch wird wie bisher der modernen Musikpraxis 
gegenüber eine gewisse Zurückhaltung bewahrt, da nicht die Absicht besteht, 
das Neue allein des Neuen willen anzuschaffen; es werden vielmehr nur solche 
Werke ausgewählt, die sich entweder im Konzertsaal oder auf der Bühne 
durchgesetzt haben, oder die ihrer inneren Beschaffenheit wegen den Ankauf 
wünschenswert erscheinen lassen. 

Durch diese Beschränkung war es möglich, die rückwärtige Verbindung 
mit dev älteren Musikpflege sachgemäß auszubauen. Denn jede musikwissen- 
schaftliche Grundlegung bleibt ohne die Kenntnis der Denkmäler der vergangenen 
Zeiten ein Unding. Das gilt sowohl für die musikalische Theorie wie für die 
Praxis. Die Verwaltung war daher in erster Linie auf Anschaffung der 
Qu eilen werke bedacht. Die Schriften der Musiktheoretiker dürften, soweit 
sie gedruckt sind, in fast lückenloser Reihe von Gafurius An jetzt vorhanden 
sein. Auch für das zum Verständnis der alten Musikpraxis erforderliche 
Anschauungsmaterial wurde gesorgt. Die Bibliothek besitzt eine schöne 
Sammlung von Neumenblättern (lateinische und byzantinische) aus dem 11. bis 
15. Jahrhundert, ferner gedruckte Lauten- und Orgeltabulaturen, dazu zahlreiche 
Originaldrucke von Musikalien aus dem 16. — 18. Jahrhundert (darunter je einen 
Petrucci und Verovio), also ein Anschauungsmaterial, das unter Hinzunahme 
der bekannten Faksimile- Ausgaben: Paläographie musicale, Monomenti Vaticahi, 
Roman de Fauvel, Cent motets und der anderen einschlägigen Werke (Molitor, 
Riemann usw.), den Studierenden die Möglichkeit gibt, das ganze Gebiet: Noten- 
schrift und Notendruck an Hand des auf der Bibliothek befindlichen Materials 
aus eigener Anschauung studieren zu können. 

In der gleichen Weise wurden die übrigen Fächer ausgebaut. Auch hier 
galt überall als leitender Grundsatz: die für die Entwicklung bedeutsamsten 
Erscheinungen möglichst im Original zu besitzen. Willkommene Ergänzungen 
dazu bieten die verschiedenen „Denkmäler der Tonkunst“. Mit reichem Quellen- 
material kann namentlich die Instrumentalmusik des 18. Jahrhunderts belegt 
werden. Beinahe vollständig sind die Erstdrucke der Werke Beethovens und 
Schuberts vertreten. 

Die Haupterwerbungen dieser Antiquaria wurden in den verschiedenen 
Jahrbüchern einzeln namhaft gemacht. Im vergangenen Jahre kamen hinzu: 
Schütz Heinrich, Psalmen Davids, Dreßden 1661; Ferrari, Domenico, 
Violinsonaten, Op. 1. Paris, Aux adresses ordinaires, Op. 2. Amsterdam, Hummel, 



1 


JAHRESBERICHT VII 

Op. 3. Paris, Bayard etc. Op. 4. Paris, Le Duc, ' Op. 5. Paris, PEditeur, Op.- 6. 
Paris, Le Duc. Bach, Johann Christian, Klavierkonzerte, Op. 1. London, 
Preston and Son, Op. 7. Amsterdam, Hummel. Dauvergne, Les Troqueurs 
[Partitur]. Paris, L'Auteur. Gaveaux, Läonore ou L'amour conjugal [Partitur]. 
Paris, Mad® 6 Duhan [überklebt]. Paradis, Maria Theresia, Deutsches 
Monument Ludwigs des Unglücklichen, Wien und Prag 1793. Darüber wurde 

aber die moderne Musik nicht vernachläßigt. Neu einverleibt wurden die 

* 

Orchester-Partituren: Pfitzner, Hans, Palestrina; Kaun, H., Op. 92. Erste 
Suite; Szüll, Georg, Op. 4. Variationen über ein eigenes Thema; Wetzler, 
Hermann Hans, Op. 7. Ouvertüre zu Shakespeare’s „Wie es euch .gefällt“; 
Wolf, Hugo, Dem Vaterland; Frühlings-Chor aus Manuel Venegas, ferner: 
Straesser, Ewald, Op. 12, Nr. 2. Streichquartett; Pfitzner, Hans, Op. 27. 
Violineonate; die Kla vieranszflge : d'Albert, Eugen, Der Stier von Olivera; 
Mraczek, Joseph Gustav, Aebelö; Klose, Friedrich, Der Sonne Geist; 
Wolf, Hugo, Manuel Venegas, Opernfragment 

Uber die Autographenbestände ist im vorigen Jahrbuch eingehend 
berichtet worden. Die Bildersammlung umfaßt rund 1600 Nummern. Die 
Zahl der Textbücher beläuft sich auf rund 2400. 

Wie die Verwaltung nach besten Kräften bemüht gewesen ist, das ihr 
anvertraute Gut zu pflegen, so hofft sie auch in Zukunft das Institut auf der 
Höhe zu halten und es dem Ideale entgegenzuführen, das seinem Stifter vor- 
geschwebt hat. 

Mit dem abgelaufenen Verwaltungsjahre schied aus Altersrucksichten 
Herr Geheimrat Dr. W. Göhring aus dem Kuratorium, dem er nahezu 20 Jahre 
angehört hat. Es ist der Bibliothek eine freudige Pflicht, dem Scheidenden für 
alle seine Bemühungen um die Verwaltung der Stiftung, denen er sich als Ver- 
treter des Rates der Stadt Leipzig die Jahre hindurch in selbstloser Weise 
unterzogen hat, auch an dieser Stelle verbindlichst zu danken. Sein Name 
wird mit dem Institute dauernd verbunden bleiben. 

Am 11. November 1918 starb der älteste und treueste Besucher der 
Bibliothek, Professor Richard Hofmann. Obwohl eine anerkannte Autorität 
auf dem Gebiete der Instrumentenkunde und der Instrumentation war er doch 
unermüdlich bestrebt, sein reiches Wissen durch die ihm auf der Bibliothek 
gebotenen Mittel zu vertiefen und zu erweitern. Ein leuchtendes Beispiel für 
die Jugend, daß des Lernens kein Ende ist. 

Die Liste der am meisten gelesenen Werke erscheint diesmal in wesent- 
lich veränderter Form; sie trägt erfreulicherweise rein deutsche Züge. 

A. Theoretisch-literarische Werke : Allgemeine Deutsche Musikzeitung, Berlin (45 mal); 
Berühmte Musiker. Lebens- und Charakterbilder. Hrsg. v. H. Reimann (38); Handbücher 
der Musiklehre. Hrsg. v. Scharwenka (38); Neue Musik-Zeitung (35); Signale für die musikalische 
Welt (28); Neue Zeitschrift für Musik (26); Bekker, Beethoven (25); Dommer - Schering, 
Handbuch der Musikgeschichte (21); Jahrbuch der Musikbibliothek Peters (20); Pazdirek, 
Franz, Universal-Handbuch der Muaikliteratur aller Zeiten und Völker (20); Ram&nn, L., 



VIII 


JAHRESBERICHT 


Franz Liszt Als Künstler und Mensch (17); Nagel, W., Beethoven und seine Klaviersonaten (17); 
Hofmeister, Fr., Verzeichnis sämtlicher im Jahre 1852—1917 in Deutschland und in den 
angrenzenden Ländern erschienenen Musikalien (16); Spitta, Philipp, Johann Sebastian Bach (16); 
Riemann, H., System der musikalischen Rhythmik und Metrik (15); Thayer - Riemann, 
Ludwig van Beethovens Leben (14); Büiow, Hans v., Briefe und Schriften (13); Jahn- 
Deiters, W. A. Mozart (13); Riemann, Große Kompositionslehre (13). 

Je 12 mal: Allgemeine Musikalische Zeitung. (Breitkopf & H.); Chry sander, Händel; 
Kalbeck, Johannes Brahms; Köstlin, Geschichte der Musik im Umriß. Hrsg. v. Nagel; 
Monatshefte für Musik- Geschichte; Riemann, H., Analysen von Beethovens Klavieraonaten ; 
Riemann, H., Handbuch der Musikgeschichte ; Riemann, H., Lehrbuch dee einfachen, doppelten 
und imitierenden Kontrapunkts. 

Je 11 mal: Nie mann, Walter, Das Klavierbuch. Geschichte der Klaviermusik und ihrer 
Meister; Viert ei jahrsschrift für Musikwissenschaft; Weissmann, Ad., Chopin. 

Je 10 mal: Dahms, Walter, Schubert; Kleine Handbücher der Musikgeschichte nach 
Gattungen. Hrsg. v. Kretzschmar; Naumann, Emil, Illustrierte Musikgeschichte. Hrsg. v. 
Schmitz; Storck, Karl, Geschichte der Musik. 

B. Praktische Werke: Denkmäler deutscher Tonkunst. I. Folge (36 mal); Wagner, 
Rieh., Tristan und Isolde, Klavier- Anszug (32); Bach, Joh. 8eb., Kirchen-Kantaten, Gesamt- 
Ausgabe (19); Wagner, Rieh., Tristan und Isolde, Partitur (18); Bach, C. Ph. £., Sechs 
Clavier-Sonaten für Kenner und Liebhaber. (Ente bis Sechste Sammlung 1779 —1787) (13); 
Haydn, Jos., 9 Symphonien, Bd. 1 — 3, (Edition Peten) (13). 

Je 12 mal: Beethoven, Ludw. van, Symphonie Nr. 8, Partitur; Denkmäler der Ton- 
kunst in Bayern; Denkmäler der Tonkunst in Österreich. 

Je 11 mal: Haydn, Jos., Symphonien No. 1— 14. (Breitkopf & H.) ; Mosart, W. A., 
Symphonien No. 1—12, (Breitkopf & H.); Wagner, Rieh., Der fliegende Holländer, 
Klavier-Auszug. 

Je 10 mal: Bach, Joh. Seb., H moll-Messe, Partitur; Beethoven, Ouvertüren, Gesamt- 
AuBgabe, Partitur; Wagner, Rieh., Der fliegende Holländer, Partitur. 

Leipzig, im April 1919. 

C. F. Peters. Prof. Dr. Rudolf 8chwartz. 

Bibliothekar. 



Die Koloratur im mittelalterlichen Kirchengesang 

Von 

Peter Wagner 

Als um die Mitte des 19. Jahrhunderts die kirchenmusikalische Erneuerung 
in echt romantischem Schwung sich die Losung „zurück zur ursprünglichen Fassung 
des lateinischen Chorals“ zu eigen machte, und man deren handschriftliche Quellen 
aufzusuchen begann, stießen sich viele an den melodischen Girlanden, die in zahl* 
reichen Gesängen um den lateinischen Text herumgewunden waren. Hatte man sich 
langst an die mehr oder weniger syllabische Zurichtung gewöhnt, die seit dem 17. Jahr* 
hundert allenthalben durchgedrungen war, so wurde man nunmehr gewahr, daß der 
melodische Bau der alten Lieder neben ganz syllabischer und Gruppenmelodik auch 
eine Melismatik aufwies, von zum Teil außerordentlicher musikalischer Selbständigkeit. 

Den Kirchen sängern fielen die praktischen Schwierigkeiten auf, welche die 

alte Koloratur unleugbar den Ungeübten entgegenhält. Als ihren Wortführer nenne 

ich Fr. X. Haberl, der sich wegwerfend über die „Kodizesgurgeleien“ (1) äußerte. 

Seine Kritik kann als befangen abgelehnt werden, da er die Approbation eines 

flüchtig hergestellten Choralbuches mit gekürzten Singweisen in Rom erwirkt hatte 

% 

und dasselbe gegen allen wissenschaftlichen Einspruch ein ganzes Menschenalter 

hindurch verteidigt hak Niemals hat er auch so böse Worte für die Melismen z. B. 
in den Sanctus der Messen des Palestrina gebraucht Auch Freunde des Kirchen- 
gesanges mit choralgeschichtlichen Neigungen vermochten deshalb kein rechtes Ver- 
hältnis zu ihnen zu finden, weil den kolorierten Stellen, deren Melismatik offen- 
kundig im Dienste der künstlerischen Interpretation steht, andere zur Beite treten, 
in denen der Text eine melismatische Auszierung nicht zu rechtfertigen scheint. 
Selbst ein Gevaert, dem die Choralforschung ungleich mehr verpflichtet ist, wußte nur 
den allelujatischen Jubilen eine ästhetische Seite abzugewinnen, der Sinn der andern 
melismatischen Figuren blieb ihm verschlossen. Das scharfe Urteil Rieh. Wagners 
über die Opern koloratur endlich hat dann sogar solche zu abweisenden Äußerungen 
verleitet, die sich ohne diesen wuchtigen Druck an den melodischen Reizen mancher 
kolorierter Lieder erbaut und erfreut hätten. 

Der Verfasser dieses Aufsatzes hat seither mehrmals zu der Angelegenheit 
das Wort ergriffen. In der „Einführung in die gregorianischen Melodien“ 1895 

Jahrbuch 1918. i 



PETER WAGNER 


2 

legte er den Bau einiger reicher liturgischer Lieder dar (8. 218 ff.), und im ersten 
Bande der zweiten und dritten Auflage desselben Werkes ist mehrmals nachdrück- 
lich auf den bis dahin so gut wie unbeachtet gebliebenen grundlegenden Gegensatz 
von solistischer und Chorausführung im Mittelalter bingewiesen, der den Schlüssel 
zur Erklärung zahlreicher Eigenheiten der alten Formenlehre enthält. Mit liturgie- 
geschichtlichen Belegen wurde die landläufige, zuletzt von Fleischer vertretene Vor- 
stellung zurückgewiesen, daß der melismatische Gesang eine spätere, unorganische 
Zutat zum vermeintlich einfachen, nur rezitativischen Kirchengesang der ältesten Zeit 
gewesen sei. Ich glaube den Nachweis so geführt zu haben, daß die frühere An- 
nahme für immer beseitigt ist. Es fehlt aber noch an einer ausführlichen, die sämt- 
lichen Arten alter Koloratur berücksichtigenden Untersuchung. Sie wird im dritten 
Band der „Einführung“ vorgelegt werden, der bald der Öffentlichkeit übergeben 
werden soll. Es darf indessen bereits heute betont werden, daß eine stilistische Dar- 
legung der gregorianischen Melismatik zu den anziehendsten Aufgaben der musi- 
kalischen Analyse gehört. Dabei stelle ich den Nutzen, der von ihr auf die ge- 
schichtliche Erkenntnis des liturgischen Gesanges fällt, nicht einmal in die erste 
Linie: lehrreiche Tatsachen ergeben sich auch für die Entwicklung der 
musikalischen Sprache im allgemeinen, zumal ihrer Syntax. Und das 
ist es, was mich ermutigt, die Leser des „Peters- Jahrbuches“ zu einem kurzen Gange 
— mehr ist hier nicht möglich — in diese merkwürdige Kunst einzuladen. 

I. 

Vor allem sei festgestellt, daß es „kolorierte Melodien“ in dem Sinne, 
wie im 16. und 17. Jahrhundert gesangliche Partien von den Kunst- 
sängern und Organisten koloriert wurden, im gregorianischen Gesänge 
nicht gibt. Die vokale und instrumentale Diminution löste normale rhythmische 
Werte in eine ihnen im Takt entsprechende Folge kürzerer Werte auf; die Koloratur 
erweiterte zwar das Gefüge der Melodien, bestand aber regelmäßig in raschem Lauf- 
werk. Anders die liturgische Koloratur. Sie ersetzt keineswegs einen normalen 
Dauerwert durch eine rasche Folge kürzerer, sondern macht nur von rhyth- 
mischen Werten Gebrauch, die auch für die melodisch einfachere Aus- 
sprache des Textes vorgesehen sind. Eine entfernte Ähnlichkeit mit dem 
neueren Verfahren bieten nur die verschiedenen Gattungen der Psalmodie. Der 
Stufenleiter: Chorpsalmodie des Stundengebetes, Chorpsalmodie der Messe, Solospalmodie 
des Stundengebetes, Solopsalmodie der Messe, entspricht ein wachsendes Maß von 
Gruppen melodik, so aber, daß der gemeinsame Grundriß in den meisten Fällen er- 
kennbar bleibt. Sonst kommt eine reichere Fassung neben einer einfachen ursprüng- 
lich nicht vor, ebensowenig wie sich von einer einfachen Melodie sagen läßt, sie sei 
durch Beseitigung des melismatischen Schmuckes entstanden. Für eine solche 
Kürzung, wie sie seit dem 17. Jahrhundert in den meisten Choralbüchern durch- 
geführt ist, gibt es in der früheren Zeit kein Vorbild. 

Es versteht sich von selbst, daß für unsere Zwecke nicht so sehr die liturgischen 
Chorlieder in Betracht kommen, als vielmehr die Sologesänge, die systematisch 



DIB KOLUBATUB IM MITTELALTERLICHEN KIRCHENGE8ANG 




und ausnahmslos reich ausgeführt sind. Wenn hier und da ein Chorlied 
in soliBtischem Kleide erscheint, so ist das ungefähr so zu erklären, wie die Kolo- 
raturen in den Chören Bachs und Handels. In beiden Fällen handelt es sich um 
Chöre, die sich aus gelernten Sängern zusammen setzen ; in alter Zeit war es die 
Schola Cantorum, von denen jeder gelegentlich als Solist zu amtieren hatte, im 
18. Jahrhundert gehörten lebhafte Tonlei tergän ge und dergl. zum normalen Pensum 
aller besseren Chorstimmen. Immerhin sei darauf hingewiesen, daß melismatische 
Chorlieder aus einer jüngeren Zeit stammen als die Solostücke. Halten wir uns 
darum an die gregorianischen Sologesänge. Sie werden uns am ehesten Aufschluß 
über die Urgeschichte der choralischen Vokalisen geben. Wir können dabei die 
Ausdrücke „Melisma“ und „Koloratur“ als gleichwertig gebrauchen, da sie sich 
lediglich durch ihre Ausdehnung unterscheiden: die Koloratur ist ein weiter aus- 
geführtes Melisma und das Melisma eine kurze Koloratur. 

Daß Untersuchungen dieser Art nicht ohne Gefahr sind, habe ich an meinen 
eigenen Arbeiten erfahren müssen. In der ersten Auflage der „Einführung“ (S. 25) 
ist auf die Ähnlichkeit der Singweise des Alleluja 1 ) der Messe des Karsamstags (I) 
mit den ersten Anrufungen der Präfation des Hochamtes (II) hingewiesen: 



Per om-ni - a sae-cu - la aae-cu - lo - rum. Dignum et justum e*t. 


(Die Rhythm isierung folgt hier und in allen späteren Beispielen den Angaben 
der sanktgallischen Kodizes aus dem 10. Jahrhundert, insbesondere der Hs. 339. 
Dabei ersetze ich Ziernoten, wie das Quilisma, den Pes volubilis und Salicus durch 
gewöhnliche Noten. Für die Einzelheiten verweise ich auf meine „Neumenkunde 1 “ 
S. 381 ff. Die von den französischen Benediktinern konstruierte ausgleichende Vor- 
tragsweise, die für die ursprüngliche ausgegeben wird, ist das nicht; wer 
die Quellen des alten Choral vortrages durchgeht, kann zu einem andern Urteil nicht 
kommen. Im übrigen ist die obige Melodie II mehr rezitativisch als mensuriert aus- 
zuführen.) 

Die Weise I sieht aus wie die melismatische Kontraktion des rezitativischen II, 
unter Wiederholung des ersten Gliedes nach dem in den Allelujagesängen beliebten 
Schema A A B. Daraus habe ich auf die Existenz eines geschichtlichen Zwischen- 
stadiums zwischen der rezitativischen Syllabik und der Melismatik geschlossen, 
derart, daß die ersten Melismen überhaupt durch Kontraktion syllabischer Stücke 



1 ) So wird das Wort in der gesamten musikalisch-liturgischen Literatur des Mittel- 
alters und in den lateinischen Kirchengesangbüchern bis zur gegenwärtigen Stunde geschrieben. 
Man wird daher gut tun, wenn es sich um gregorianischen Choral handelt, nicht „Halleluja“ 
zu schreiben. 


1* 


4 


PETER WAGNER 


entstanden seien. Ich kann diese Auffassung heute nicht mehr aufrechthalten. 
Die Allelujaform AAB gehört, wie sich zeigen wird, einem jüngern Stadium der 
Melismatik an; obiges Alleluja hat allere, anders gebaute Alleluja weisen zur Voraus- 
setzung, darf also keinen falls als ältester Typus der Gattung angesehen werden. 
Auch kann es deshalb nicht ursprünglich sein, weil es des eigentlich charakte- 
ristischen Jubilus auf der letzten Silbe entbehrt und der darauffolgende Vers Gon - 
fttemini melodisch andere Wege geht, beide Teile also nicht von Anfang an zusammen- 
gehören. Das Beispiel ist demnach anders zu deuten. Ich neige heute zur folgenden 
Erklärung: das Alleluja am Karsamstag ist das einzige im Kirchenjahr, das vom 
Zelebranten angestimmt wird; an allen andern Tagen wird es vom Solisten des 
Chores intoniert und weitergesungen. Um dem Liturgen, der nicht notwendigerweise 
ein Sänger von Fach war, seine Aufgabe zu erleichtern, ließ man ihn eine bekannte, in 
jeder feierlichen Messe gesungene Weise (die der Präfation) in melismatischer Fassung 
singen, da das Alleluja einmal melismatisch sein mußte. Für die Herkunft des 
melismatischen Stiles läßt sich also aus der Ähnlichkeit beider Weisen keinerlei 
Schluß ziehen, und die Annahme eines zeitlichen Zwischenstadiums zwischen einer 
älteren Syllabik und einer jüngeren Melismatik muß fallen gelassen werden. Wir 
tun darum gut, unsere Untersuchung in eine andere Richtung zu lenken. 

II. 

Es ist überhaupt unzweckmäßig, hier von Allelujagesangen auszugehen, weil 
diese in ihrer gregorianischen Fassung bei weitem nicht alle zu den älteren Stücken 
des Meßgesanges gehören. Das erweisen Ihre Texte, die nicht ausschließlich dem 
Psalter entstammen; mehrere sind überhaupt nichtbiblischer Herkunft. Sicher war 
aber der Psalter zuerst und jahrhundertelang das einzige Gesangbuch. Nach Aus- 
weis der liturgischen Geschichte sind vielmehr älteste Meßgesange der Tractus und 
das Gradualresponsorium. Vom Tractus stammen die sämtlichen Texte aus dem 
Psalter oder den biblischen Cantica, er ist der einzige Gesang, der im ganzen alle 
Jahrhunderte hindurch der Versuchung radikaler Kürzung des Textes Widerstand 
geleistet hat. Der Tractus Qui habitat vom ersten Fastensonntag umfaßt sogar noch 
heute den ganzen Psalm 91. Auch die Singweisen tragen alle Anzeichen höchsten 
Alters. Ohne Zweifel liegen uns in den Traotusmelodien ganz alte Stücke lateinischen 
liturgischen Sologesanges vor. Dasselbe darf man von einer Reihe von Gradual- 
responsorien annehmen. Bilden doch Tractus und Gradualresponsorium die direkten 
Nachfolger des synagogalen Solovortrages zwischen den Lesungen. Beide sind nun 
auch die Hauptträger der Melismatik und Koloratur. 

Untersucht man zunächst die Tractus auf ihr melismatisches Verhalten, so 
offenbart sich eine Technik, die vom neueren Koloraturwesen nichts an sich hat: 
die Koloratur steht im Dienste der syntaktischen Interpunktion. Ihr 
regelmäßiger Platz ist da, wo der Vortragende mit dem Text etwas innehält, eine 
kleinere oder größere Pause macht, also nicht nur am Ende der Psalm verse (Finale) 
und in deren Mitte (Mediante), sondern auch bei Zäsuren innerhalb der Vershälften. 
Dabei ist die Wahl der Interpunk tionsfiguren oder Finalkoloraturen nicht dem Be- 



DIE KOLORATUR IM MITTELALTERLICHEN KIRCHENGESANG 5 

lieben der Banger anbei ingestellt, so daß diese etwa fortwährend neue Figuren und 
Melismen erfinden könnten, sondern sie binden sieb an gewisse, offenbar durch das 
Alter geheiligte Formeln, die in großer Regelmäßigkeit an bestimmten Stellen des 
Textes immer wiederkehren. Es werden in dieser Beziehung konsequent Final*, 
Median ten- und Zäsurmelismen auseinandergehalten, so daß niemals ein Melisma 
seinen rechtmäßigen Platz wechselt, ein Finalmelisma niemals als Mediantenfigur und 
diese nie als Zasurmelisma erscheint Naturgemäß sind die verschiedenen Arten 
wandernder Melismen musikalisch verschieden gebaut, ein Finalmelisma hat abschließen- 
den Charakter, ein Mediantenmelisma macht einen scharfen Einschnitt, ein Zäsur- 
melisma schafft lediglich einen Ruhepunkt 

Im Einklang damit steht die Tatsache, daß die genannten Melismen sich an 
die letzte Silbe der Worte heften. Die Auszierung der andern, zumal der Akzent- 
silben weist auf einen jungem Standpunkt melismatischer Technik hin. Auch ist 
zu beachten, daß die Rezitation innerhalb der Tractus und ganz allgemein der Solo- 
stücke, wie diejenige der Orientalen bis auf den heutigen Tag, nicht geradlinig verläuft, 
wie die lateinische Rezitation, sondern in geschwungenen Linien, die den Hauptton 
nach oben und unten umspielen. 

Die Tractus erscheinen während des ganzen Mittelalters nur als Variationen 
von zwei Typen, von denen der eine dem plagalen Dorisch (II. Modus), der andere 
dem plagalen Mixolydisch (VIIL Modus) angehört. Hier genügt es, die Tractus- 
melismatik an nur einem Beispiele aufzuzeigen. Es sei dafür der Tractus Eripe me 

vom Karfreitag gewählt. Sein Text (Psalm 139) ist darin folgendermaßen disponiert: 

< 

Tractus Eripe me. (Ps. 139.) 


Mediante Zäsur Finale 

Eripe me | domine | ab homi ne malo: a viro iniquo . ..... libera me. 

V. 1. Qui cogitaverunt | malitias in eorde: tota die constituebant proelia. 

V. 2. Acuerunt | linguaa suaa | sicut ser- 


pentea: venenum aspidum .... aub labiis eorum. 

V. 3. Oustodi me | domine | de manu pec- 

catoris: et ab hominibus iniquis . libera me.' 

V. 4. Qui cogitaverunt | «upplantare | 

gresaua meoa: abaconderuut auperbi . . laqueum mihi. 

V. 5. Et funea | extenderunt | in laqueum | 

pedibus meis ; iuxta iter scandalum . . poBuerunt mihi. 

V. 6. Dm domine, | deus meus ob tu: . exaudi domine vocem orationis meae. 

V. 7. Domine, domine | virtus salutis meae: obumbra caput meum . . in die belli. 

V. 8. Ne tradaa me | a deaiderio meo | 

peccatori: cogitaverunt adveraum me, 

ne derelinquas me . . ne unquam exaltentur. 

V. 9. Caput | circuitus eorum: .... labor labiorum ipsorum . operiet eoa. 

V. 10. Verumtamen justi | confitebuntur | 

nomini tuo: et habitabunt recti . . . cum vultu tuo. 

Als Rezitationstöne sind D und F verwendet, die nur eine kleine Terz von- 
einander abstehen. Um beide Töne herum hängt sich zunächst einfacheres Figuren- 
werk, unter dem der Rezitation s ton zuweilen verschwindet; als idealer Träger des 

Qerüstes ist er aber unschwer zu erkennen. In Vers 8 rezitiert die zweite Vers- 



6 


PETER WAGNER 


hälfte auf D die Worte adversum - derelinquas. Wichtiger aber und konsequenter 
durchgeführt sind die Interpunktionsmelismen, und zwar sind Median te, das darauf- 
folgende Initium der zweiten Vershälfte und die Zäsur fast ausnahmslos mit den 
folgenden Figuren ausgestattet: 


Mediante zweites Initium 



Zäsur 



Auch in der ersten Vershälfte finden Einschnitte statt, sie sind sogar bei der 
ziemlich figurenmäßigen Linienführung zahlreich, haben aber merkwürdigerweise den 
Schluß mit der Tonika D gemeinsam. Ich habe sie oben mit einem Strichlein neben 
den Worten vermerkt. 


Mit der Tonika schließen naturgemäß auch die Verse selbst Es wechseln 
dabei drei Typen der Kadenz ab: 


1. Finalis. 2. Finalis. 3. Finalis. 



- ra me. 2. e - o-rum 4. mihi 

1. proe - li - a. 6. -nis meae. 5. mihi 

3. - ra me. 7. belli 


8. - tur. 


Ausgedehnt und eine echte Koda ist die Finalis des letzten Verses, welche 
die Zäsurfigur zu einer großen Kadenz erweitert: 



rec - - - ti cum vul - tu tu 



o. 


Auch die von Zäsuren und Kadenzen nicht berührten Partien ergehen sich 
keineswegs frei. Namentlich zu Beginn des Tractus erzwingt eine längere Figuren- 
reihe die Aufmerksamkeit des Hörers, sie steht auf dem zweiten Worte me. Ähnlich 
beginnen die anderen Tractus derselben Tonart. Diejenigen des Modus VIII weisen 
ebenfalls ein Initialmelisma auf. 



Die Eintönigkeit einer primitiven, nur mit wenigen melismatischen Typen aus- 
gestatteten Solopsalmodie muß sich von dem Augenblick an besonders geltend gemacht 
haben, wo die ausgebildete Achttonartenlehre ihren Einzug in den Kirchengesang 
gehalten hat. Man kam dazu, der Tractuspsalmodie eine Klasse von Sologesängen 
an die Seite zu stellen, die von der Errungenschaft dieses Oktoechos ausgiebigen 
Gebrauch machte. Es sind die Gradualresponsorien. Ohne Zweifel gelangen 
wir mit ihnen in die Zeit der Einrichtung der römischen Gesangschule, die das Erbe 


PIE KOLORATUR IM MITTELALTERLICHEN KIRCHENGESANG 


der alten» synagogales Vorbild weiterführenden Kantoren übernahm und ausgestaltete. 
Bo erklärt sich die stärkere Inanspruchnahme des solistischen Elementes in der 

neuen Form auf Kosten des Textes» der schließlich bis auf das Anfangstück und 

■ 

einen Vers gekürzt wurde. Es gibt daher Gradualresponsorien in allen acht Ton- 
arten» nicht nur im II. und VIII. Modus. 

Auch in diesem ßtadium vermochte aber die liturgische Bolokunst noch nicht 
zur Unabhängigkeit vorzudringen; wie bereits angedeutet» haben die Kantoren ihre 

9 

Solostücke aus einfacheren psalmodischen Themen herausgearbeitet. Viele Gradual- 
verse schmücken einfache Typen der Chorpsalmodie zu melismatischen Gebilden aus. 
Es soll dies Verfahren hier an einem Beispiele erläutert werden» das sicher zu den 
ältesten der Gattung gehört. 

Die dem 10. Jahrhundert angehörige Commemoratio brevis überliefert eine 
Formel der Chorpsalmodie, die seither nicht mehr in allgemeinem Gebrauche geblieben 
ist und überhaupt der Festsetzung der acht antiphonischen Psalmtöne vorausliegen 
wird. Merkwürdigerweise ist auch sie so gebaut, daß man sie dem II. Modus ein- 
reihen kann. ! ) Vielleicht bildet sie einen Rest der ältesten Chorpsalmodie: 


Initium Rezitationston Mediante 


2. Initium 


Finaliß 



Z.B. Dez- te - ra domini fe - cit vir - tu - tem : dex - te - ra domini exal - ta - vit - me. 

♦ 

Sie kommt vor in Verbindung mit einer Antiphone, die folgendermaßen schließt: 



(ex - al - ta - vit 


me) 


Diese einfache, noch heute nicht reizlos wirkende Psalmformel hat eine kolo- 
rierte Erweiterung in der viel gebrauchten Melodie eines Gradual verses erfahren, 
die ich hier in der Fassung des Mittwochs nach Ostern vorlege: 



tem : dex - te - ra do 


*) Eine Quart tiefer notiert, wäre sie dem IV. Modus zuzuschreiben, mit deren PßaJm 
ton sie Ähnlichkeit hat, wie auch mit dem Te Datm. 



PETER WAGNER 



me. 


(Die Melismen, die in Cod. 339 St. Gallen nicht vollständig ausgesetzt sind, stehen 
vollständig in Cod. 121 Einsiedeln, p. 215 der Ausgabe der Paläographie musicale IV.) 

Es kann wohl kein Zweifel darüber bestehen, daß die hochmelismatische Weise 
nur die kolorierte Fassung der einfachen psalmodischen Formel ist mit Anlehnung 
an den Antiphonenschluß bei eacattavit me, Man braucht nur die Vokalisen zu ent- 
fernen, und das Gerüst der chorpsalmodischen Formel kommt zum Vorschein, die 
ich darum oben mit dem Text des Gradual verses versah. Ähnliche Nachweise lassen 
sich für die Gradual verse anderer Tonarten führen. 

Mit dieser Erweiterung hängt zusammen, daß die Melismatik nicht nur die 
Interpunktionestellen ergreift, sondern sich über den ganzen Text ergießt, besonders 
über Worte, die der Sänger betonen, deren Bedeutsamkeit er unter- 
streichen will. Zwar schließt auch dieser Vers mit einer Coda, außer ihr sind 
aber auch die Hauptsilben des Textes mit Melismen bedacht. Gleich zu Beginn, 
auf der ersten bedeutenden Silbe des Verses, wo er des Beifalles sicher ist, pflegt 
der Bolist eine Koloratur anzubringen. In unserem Vers hat ihn sichtlich das zwei- 
malige domini inspiriert In diesem Stadium geht die Koloratur über die 
archaische Interpunktionspraxis zur Interpretation des Textes und von der syn- 
taktischen Gliederung zu seinem gedanklichen Inhalt über, ein künstlerisch höher- 
ge- 
setzt; es gibt zahlreiche Gradual verse, die an allen logischen Huhepunkten Melismen 
anbringen. 

Aber auch dabei ist die Technik der Koloratur nicht stehen geblieben. 

IV. 

Die melismatisch entwickeltsten Lieder sind die Alleluja mit ihreu Versen. 
Nicht nur ist dem Alleluja selbst eine lange Vokalise angehängt, die niemals fehlt 
und daher einen eigenen technischen Namen, Jubilus, erhielt; auch der Vers tritt 
in reichstem Solokleide auf und mündet regelmäßig in eine längere textlose Coda. 
Das typische Schema der Allelujaform ist also, da nach dem Vers das Anfangstück 
wiederholt wird, dieses: 

I. Alleluja mit Jubilus, 

H. Vers mit Coda, 

III. = I. 

4 

In bezug auf das Verhältnis der Coda zum Jubilus zerfallen die Gesänge in 
zwei Gruppen; entweder sind beide gleich, die Coda ist nur eine notengetreue Wieder- 
holung des Jubilus, meist sogar mit den Figuren des Wortes Alleluja , oder beide 


stehendes Verfahren. Die ältere Verwendung wurde indessen nicht außer Kraft 


DIE KOLORATUR IM MITTELALTERLICHEN KIRCHENQE8ANG 


gehen ihre eigenen Wege. Im ersten Falle ergibt sich die Struktur A (Alleluja 
mit Jubilus), B (Vers), A (Coda = Alleluja mit Jubilus); im zweiten Falle fehlt 
die melodische Wiederholung und Symmetrie. Aus den Texten der Verse und der 
liturgischen Geschichte läßt sich nun nach weisen, daß die letztere Form die ältere, 
die symmetrische die jüngere ist; erst eine spätere Zeit hat die Zweckmäßigkeit 
übersichtlicher Konstruktion für den Koloraturgesang erkannt und dann auch kon- 
sequent durchgeführt. Beide Formen verhalten sich zu einander, wie ein vom Gärtner 
geschickt angelegtes und wohl gepflegtes Blumenbeet zu üppigen, wild wuchernden 
Gewächsen. Man kann die jüngere Form wegen ihrer außerordentlichen Häufigkeit 
und vor allem wegen ihres * künstlerischen WerteB die klassische Allelujaform 
nennen, die ältere die archaische. 

Diese Scheidung erhält eine bedeutsame Stütze in der auffälligen Tatsache, 
daß die Allelujagesänge der archaischen Art die uns vom Tractus her bekannten 
Tonarten des II. und VIII. Modus stark bevorzugen. Damit rückt dieser Typus 
in die zeitliche Nahe der Tractus, während der jüngere, der alle acht Tonarten in 
Anspruch nimmt, sich der nach dem Oktoechos geformten Gruppe der Gradualrespon- 
sorien nähert. 

Der Gegensatz der beiden Gruppen blieb nicht auf die äußere Struktur be- 
schränkt. Ein Wandel vollzog sich auch im innern Gefüge der Melismen selbst. 
Verliefen diese zuerst gewissermaßen regel- und planlos ohne deutlich erkennbare 
Beziehung ihrer Teile auf einander, so befleißigte man sich von nun an einer über- 
sichtlichen Gruppierung und Gliederung. Auch sie ist das Werk der ästhetischen 
Ü berlegung. 

Als Beispiel der archaischen Gruppe lasse ich hier das Alleluja der dritten 
Messe von Weihnachten folgen: 



Al - le-lu - ia. 



10 


PETER WAGNER 


Die Figuren auf der letzten Silbe des Alleluja entbehren nicht der musikalischen 
Schönheit, verweilen aber im selben Tonraum und entwickeln sich nicht Der Alle- 
lujajubel ist in sich gekehrt und gelangt nicht zu einer glänzenden Steigerung. Im 
Vers bewegt sich das erste Stück offensichtlich um den Ton D als den Träger des 
melisma tischen Gerüstes, der zweite um F; auf diesen Tönen vollzieht sich auch die 
Aussprache der Textsilben. Das dritte Stück von quia hodie an wiederholt die 
Rezitationsfolge D — F. Die Coda ist sehr kurz und vom Jubilus unabhängig. Von 
den Innenmelismen hat kein einziges Interpunktionssinn, sie interpretieren den Text, 
indem sie die nachdenkliche, auf äußere Wirkung ganz verzichtende Stimmung des 
Jubilus weiterführen. So singt ein ernster Sänger, der das Geheimnis der Geburt 
des Weltheilands in seiner Seele überdenkt, aber nicht die Weihnachtsfreude in Töne 
fassen will, — das geschah bereits im Introitus der Messe Puer natus est — sondern 
der dem göttlichen Kinde in Demut seine Anbetung zollt. 

Man kann den Bau dieser Melismen einen organischen nennen im Gegen- 
satz zu demjenigen in den jüngern Allelujaliedern, deren übersichtliche und sym- 
metrische Formung an das Ebenmaß und die schöne Verhältnismäßigkeit archi- 
tektonischer Gliederung erinnert. Man vergleiche unter solchen Gesichtspunkten 
das folgende Alleluja, das obschon dem V. Modus zugerechnet, im reinsten Dur 
steht. Vielleicht steckt Edelgut aus der Profanmusik des frühen Mittelalters darin. 
Sicher gehört es zu den schönsten Stücken des Meßgesangbuches und hat trotz seines 
hohen Alters — es steht bereits in den Büchern des 10. Jahrh., ist aber sicher 
noch älter — nichts von seinem strahlenden Glanze verloren: 



V. Te Mar-ty - rum can di 



do mi ne. 


(Die heutige Fassung weicht etwas von der hier nach Cod. 339 St. Gallen 
mitgeteilten ab.) 

Der Vers greift von exercitus an, ohne es wesentlich zu verändern, das An- 
fangsstück zugleich mit dem Jubilus wieder auf und hüllt den ganzen Gesang in 
die Form ABA. Wirkungsvoll sind aber die Bestandteile der Melismen geformt; 
ihre Glieder verhalten sich wie Vordersatz, Verweilen, Nachsatz und sind in ihrer 
Höhen- wie Tiefbewegung unverkennbar aufeinander bezogen. 



DIE KOLORATUR IM MITTELALTERLICHEN KIRCHENGESANG 


11 


Die letzte Entwicklung choralischer Koloratur wird durch Melis men wie das 
folgende dargestellt: 



(Die Wiederholung, die in den Bt Galler Hsb. nicht ganz genau ist, ist dies in 
andern Hss., so in einem Codex aus dem 13. Jahrh. in der Stadtbibliothek Trier.) 

Das Alleluja V. Justus ut palma hat im Vers das Melisma: 



et si - cut ce 



b b c 



drua 


Es gab eine Zeit, in der man die liturgische Melismatik durch Zählen ihrer 

# 

Töne lächerlich zu machen vermeinte. Heute zieht man es vor, den Bau dieser Ton- 
gewinde zu untersuchen, und da stellen Bich die köstlichsten Strukturen heraus. 
Unsere beiden Melismen, denen sich Dutzende ähnlichen Baues und gleicher Schön- 
heit an die Seite stellen ließen, sind von unübertrefflicher Übersichtlichkeit und 
Klarheit der Disposition ; ihre Grundrisse sind a b a c und a a b b c. Dazu sind 
die einzelnen Glieder von schärfster melodischer Prägnanz. Jedes melodische Stück 
hat seinen bestimmten Sinn, und sie reihen sich in logischer Verkettung aneinander 
wie Hebung und Senkung, Steigerung und Nachlassen der melodischen Energie. 
Man kann keines herausnehmen, ohne den Organismus des Ganzen zu schädigen. 
Die innere Berechtigung des langen Versmelisma liegt in der Absicht des Kompo- 
nisten, die Herrlichkeit der Zeder des Libanon, mit welcher der Gerechte verglichen 
wird, zu schildern. 

Eine prachtvolle Vokalise, die wir mit Sicherheit ins 7. Jahrh. zurück datieren 
können, ist diejenige des Alleluja Verses Adorabo am Kirchweihfest und lange auch 
an Mariä Lichtmeß. Beide Feste sind erst im 7. Jahrh. eingesetzt worden. Der 


12 


PETER WAGNER 


Sänger will „den Namen des Herrn in seinem Tempel preisen“; man sehe, wie 
ihm das gelungen: 



bor 


Ich glaube, daß diese mehr als tausendjährige Melodie noch heute jeden, den nicht 
ein Vorurteil gegen die Melismatik erfüllt, erfreuen kann. 

Die melodische Wiederholung, das Ausdrucksmittel, das wir hierher in Tätig* 
keit erblicken, hat auf der tiefsten Stufe musikalischer Arbeit den Zweck, eine 
melodische Linie zu verlängern. Im Bereiche der Kunst kommt ihr die Aufgabe 
zu, ausgedehnte Entwicklungen übersichtlich zu disponieren. 1 ) Wenn der Architekt 
einen Mittelbau von symmetrischen Konstruktionen einrahmt, einem Hauptschiff 
zwei symmetrische Nebenschiffe zugesellt, so läßt er sich von einer der Normen 
leiten, die der Schöpfer seinem eigenen Werke, dem menschlichen Körper, aufge- 
drückt hat. Nicht anders wirkt die Wiederholung in der Musik des Chorals. Un- 
schwer verständlich ist es, daß die älten Sänger ihr nicht nur in den antiphonischen 
und responsorialen Formen, sondern auch in der textlosen Melismatik einen be- 
herrschenden Platz einräumten; ihnen drängte sich die Erkenntnis auf, daß die 
wortlose Lyrik einer straffen Gliederung und Beziehung der Teile, 
der äußern Abrundung und Symmetrie nicht entraten könne, sollte sie 
mehr sein als ein planloses Auf- und Absingen. Es wird endlich kein 
Zufall sein, daß derartige Erwägungen in einer Kunst zum ersten Male lebendige 
Gestalt annahmen, die durch römische Sänger fixiert und der Nachwelt überliefert 
worden ist. War doch die Systematik und planmäßige Durchdringung geistiger Auf- 
gaben eine starke Seite des römischen Ingeniums in alter Zeit. 

Als eine besondere Erscheinungsweise der Wiederholung läßt sich die moti- 
vische Technik auffassen, welche längere melodische Entwicklungen aus dem- 
selben Stoff derart bestreitet, daß melodische Gänge auf verschiedenen Tonstufen 
oder in geringer Veränderung wiederkehren. Auch sie war den alten Sängern ver- 
traut, und Männer, die über ihre Kunst tiefere Erwägungen anstellten, haben sich 
auch darüber ausgesprochen, namentlich Guido von Arezzo, In der häufig im Kirchen- 
jahr verwendeten Allelujamelodie: 

t 

’) An eine Echowirkung kann bei den Wiederholungen in den liturgischen Melismen 
deshalb nicht gedacht werden, weil dafür in den Quellen kein Anhaltspunkt vorliegt. Von 
solchen dynamischen Subtilit&ten weiß weder Guido von Arezzo, der im 15. Kap. des Micro- 
logua treffende Beobachtungen über die Wiederholung niedergelegt hat, noch auch die Com- 
memoratio b re vis, die sich ausführlich über Dinge des Vortrages ausl&ßt; vgl. Wagner, Neu- 
menkunde*, S. 359 ff. 


IE KOLORATUR IM MITTE LALTERUCHEN KLRCHENGESANG 13 



Al - le - ln - ia. 

ist der Jubilus aus der Figur über -ia gebildet, die so oft motivisch eine Stufe ab~ 
wärts geführt wird, bis der Finalton erreicht ist. Ähnlich erklärt sich der Jubilus 
im Alleluja des Sonntags nach Himmelfahrt: 



in welchem die letzte Figur von - lu - zuerst in längerer, dann in kurzer Fassung 
die Stufen der Tonleiter bis zur Finalis herabsteigt. Solche Bildungen lassen 

i 

sich gelegentlich auch in den Tractus und Qradualresponsorien nach weisen, sind 
also nicht auf die Allelujalieder beschränkt, sondern regelmäßiges Ausdrucksmittel 
sollstischer Melodik überhaupt. 

Der Vers des Graduale Specie tua beginnt folgendermaßen: 




er hüllt die erste Hälfte der antiphonischen Psalmodie des V. Modus 



Prop-ter veritatem et m&nsue-tu - di - nem. 

in prächtiges Figurenwerk ein, dessen Träger die Hauptsilbe von veritatem und die 
letzte von mansueitidinem sind. Die erste Koloratur mit dem Grundriß aab hält sich 
innerhalb des Raumes Tonika-Oberquinte (Rezitationston des V. Modus), während die 
zweite auf der Wiederholung eines energisch vorwärtstreibenden Motives sich auf- 
baut, das schließlich in verkürzter Fassung auf die Tonika F zurückfällt. Die 
beiden Arten der melodischen Wiederholung, die unveränderte und die motivische, 
vereinigen sich hier zu einem außergewöhnlich schönen Gefüge, das die Reihe der 
Töne und Tongruppen unter große Gesichtspunkte zusammenfaßt, als folgerichtig 
sich entwickelnd genießen läßt und selbst in der heutigen, nicht in allem ursprüng- 
lichen, weil rhythmisch ausgeglichenen Ausführung immer wieder entzückt. 


14 


PETER WAGNER 


V. 

Mehr kann hier zur alten Koloratur nicht gesagt werden. Wohl aber lohnt 
sich ein kurzer Rückblick. Derselbe ermöglicht einige wichtige geschichtliche Fest- 
stellungen. 

1. Am Ausgangspunkt der lateinischen und abendländischen Koloratur steht 

i 

die Interpunktionsmelismatik. Woher bat sie der lateinische Kirchengesang 
bezogen? Darauf gibt die liturgische und die Musikgeschichte die Antwort: sie 
stammt aus der jüdischen synagogalen Übung. Nicht nur stehen die akzen- 
tischen Zeichen der Masorethen, von denen einige von den jüdischen Kantoren bis 
zur Stunde als Melismen ausgeführt werden» an denselben Interpunktionsstellen, 
schmiegen sich der gedanklichen Gliederung des Textes mit seinen Einschnitten 
und Ruhepunkten an; die orientalischen Kirchen, die darin sicher nicht von Rom 
abhängig sind, pflegen diese Interpunktionsmelismatik noch heute. Schließlich hat 
auch der jüngst veröffentlichte erste Band orientalischer Synagogenlieder in Idel- 
sohns „Hebräischem Melodienschutz“ derartige ganz alte Finalmelismen unserem 
Studium erschlossen. Der Zusammenhang der lateinischen Melismatik mit der alt- 
jüdischen ist dadurch außer Zweifel gerückt. Weit davon entfernt, eine eitle Er- 
findung römischer Kantoren des 8. und 9. Jahrh. zu sein, wie man in den Tagen 
parteilicher Choralgeschichtschreibung des vorigen Jahrhunderts meinte, erweisen 
sich die liturgischen Melismen vielmehr als einer der ehrwürdigsten Bestandteile des 
Kirchengesanges lyid gehören zu seiner apostolischen Grundlage. 

2. Die Interpunktionsmelismatik des Tr actus führt in ein Tonartenstadium, das 
der Einführung des Oktoechos vorausliegt. Die beiden Tractustonarten (II. 
und VIII. Modus) sind im liturgischen Gesänge älter als die sechs andern; 
vielleicht hat sich die altchristliche Psalmodie (sogar auch die synagogale) vornehmlich 
in ihnen bewegt Damit erscheint die Urgeschichte der lateinischen Tonarten 
in ganz neuem Lichte. 1 ) 

8. Die römischen Sänger haben indessen das überkommene Gut nicht unver- 
ändert gelassen, sondern mit ihm gewuchert. Und es hat reichliche Zinsen gebracht 
Sie haben die Koloratur in den Dienst der künstlerischen Interpretation des 
Textes gestellt, wennschon sie das ältere Verfahren nicht aufgaben. Sie sind auch 
die Entdecker der Normen, die seither alle Koloraturtechnik durchziehen. Der Leser 
wird sich schon selbst gesagt haben, daß im Grunde die Koloraturen des Solo- 
gesanges des 17. und 18. Jahrh. nicht viel anders gebaut sind als die 
choralische des frühen Mittelalters. Auch sie arbeiten mit Wiederholung 
und motivischen Fortspinnungen. Ist die klassische Allelujaform nicht wie 
eine Vorahnung der Da capo-Arie? Den alten Sängern muß man sicher das 

*) Eine bedeutsame Stütze dieser Aufstellung liegt in der Tatsache, daß auch die acht 
Töne der Chorpsalmodie sich auf zwei Typen zurückführen lassen, die sich ähnlich verhalten 
wie die Rezitationstöne des II. und VIII. Modus. Mehreres über diese für die Urgeschichte 
des lateinischen Kirohengesanges wie des Achtton artensystems gleich wichtigen Diu ge wird 
meine „Formenlehre“ bringen. 



DIE KOLORATUR IM MITTELALTERLICHEN KIBCHENGESANG 


15 


Lob spenden, daß sie in der Koloratur das Kunstgerechte, Zweckentsprechende und 
Wirkungsvolle getroffen haben. 

4. In den Solostücken, welche die Sänger der Schola Cantorum zu Verfassern 
haben, sind alle acht Tonarten vertreten, so aber daß eine starke Gruppe noch 
im II. Modus steht. Hier sei hinzugefügt, daß die durch liturgische und musika- 
lische Gründe als die jüngsten erwiesenen Solostücke in auffälliger Weise den 
V. Modus bevorzugen. Das gilt bereits von den Gradualien, aber auch von AUe- 
lujagesängen. 

5. Endlich ist es nicht überflüssig zu betonen, daß die Koloratur nicht 
auf instrumentalem Boden gewachsen ist, sondern auf dem des Ge- 
sanges, und daß sie weit über die Zeit der Diminution zurückreicht, von der sie 
häufig abgeleitet wird. In der Interpunktionsmelismatik darf man sogar eine Stili- 
sierung der naturalistischen und primitiven Gewohnheit erblicken, bei einem Ruhe- 
punkte die Stimme nicht ganz abzubrechen, sondern artikulierend etwas weiterklingen 
zu lassen. Vielleicht ergibt sich auch der Schluß, daß man mit der instrumentalen 
Interpretation von Melismen in der Kunstlyrik der Renaissance etwas vorsichtiger 
sein soll, als es meist geschieht. Es wäre seltsam, wenn die choralische Koloratur 
die während des ganzen Mittelalters täglich geübt wurde, nicht auch Ableger in 
die profane Lyrik gesenkt hätte. 1 ) 

Immerhin mögen diese kurzen Ausführungen zu einer dem geschichtlichen 
Tatbestände entsprechenden Würdigung der alten kirchlichen Monodie anregen. Zahl- 
reicher als man glaubt gehen die verbindenden Fäden aus der Kunst der Neuzeit 
in das Mittelalter zurück, und eine wissenschaftliche Grundlegung der neuern Musik 
bleibt ohne emsige Durchforschung der älteren Zeit ein Ding der Unmöglichkeit. 

J ) Das letzte, zugleich vergnügliche Beispiel einer Tubarezitation (auf einem Tone) und 
von Finalmelismen findet sich in den prachtvollen Tabulaturregeln Kothners in R. Wagners 
Meistersingern. 






Zur älteren italienischen Klaviermusik 

Von 

Adolf Sandberger 

Nach der allgemeinen Annahme galten die Leistungen der italienischen Musik 
für Tasteninstrumente in der Epoche zwischen Frescobaldi und Domenico Scarlatti 
für wenig ergiebig. Nur Pasquini wurde geschichtlich und künstlerisch größere 
Bedeutung zuerkannt, im übrigen sollte Italien auf diesem Gebiet mehr oder minder 
versagt haben, bis mit Domenico dann die neue Ära beginnt. Nun hatte freilich 
vor einigen Jahren J. S. Shedlock neuerlich auf Alessandro Scarlatti h in gewiesen *) 
und 12 Hefte seiner Klavier- Orgelmusik vorgelegt 2 )« Wenn nicht alles tauscht, 
ist dieser Hinweis aber nicht genügend beachtet worden, während die Verbreitung 
der Ausgabe durch den übermäßig hohen Preis wenigstens der ganzen Publikation — 
sie kann auch in einzelnen Heften bezogen werden — jedenfalls erschwert wurde. 

Wer in der Welt der Veracini sen., Corelli, dall’ Abaco und in der italienischen 
Oper jener Zeiten ein wenig zu Hause ist, mochte es freilich von vornherein als 
unwahrscheinlich empfinden, daß gerade die Tastenmusik dieser Epoche so stief- 
mütterlich weggekommen sein sollte. Diese Zweifel wuchsen beim Schreiber dieser 
Zeilen, als sich eines Tages ein lieber, alter Freund, der ausgezeichnete Pianist und 
Musiker Giuseppe Buonamici aus Florenz, bei ihm an den Flügel setzte und Folgendes 
zu spielen anhub: 



l ) Sammelbände der I. M. G. VI (1904/5), S. 160 ff. The Harpsichord Music of 
Alessandro Scarlatti. Nachtrag S. 418 ff. 

*) Alessandro Scarlatti. Harpsichord & Organ Music. London, Bach & Co. Sub- 
skriptionspreis 31 V* sh., Buchhändlerpreis 3 £. Die Follia -Variationen der letzten Toccata 
hatte schon A. Longo bei Ricordi veröffentlicht. 

Jahrbuch 1918. 


2 


18 


ADOLF SANDBERGER 


Es ist der Anfang einer Toccata 1 ) des Cavaliere Azzolino Bernardino Deila Ciaja 
di Siena, seinem Op. 4 entnommen: „Sonate per Cembalo con alcuni Saggi ed altri 
contrappunti di largo e grave Stile ecclesiastico per grandi Organi, in Roma ... 1727.“ 

Das Bestreben, zu Schöpfungen zu gelangen, ebenbürtig Corellis Op. 5, dalT 
Abacos Op. 1 und 4 usw., hat in der Tat auch die italienischen Klavier- und Orgel- 
meister geleitet, und es verlohnt sich zweifellos der Mühe, der Literatur dieser Epoche 
weiter nachzuspüren. Ich gebe hier nur einige Hinweise, gänzlich ohne Anspruch, 
den Gegenstand vollständig zu erledigen. 

Der Ruhm, die ältere italienische Klaviersonate begründet zu haben, wird 
Bernardo Pasquini wohl verbleiben müssen. Die an sich schätzbare Sammlung, die 
um 1680 der greise Arresti in Bologna veranstaltete, ist für die große Entwicklungs- 
linie nur von sekundärer Bedeutung. Die Hauptquelle für Pasquinis Orgel- Klavier- 
musik bilden bekanntlich die in Berlin und London erhaltenen Autographen, ihr 
Reichtum ist aber augenscheinlich noch nicht entfernt erschöpft Pasquini stützt 
sich auf die Violinmusik, im besonderen den jüngeren Corelli 2 ). An unmittelbare 
Übertragung von Violinsonaten in der Weise z. B. wie J. S. Bach seine Violinsonaten 
für Klavier arrangierte, möchte ich dabei weniger denken. Es gibt wohl Geigen- 
sonaten, z. B. dalP Abaco Op. 1, bei denen gesagt ist: a Violino e Violoncello 
overo Clavicembalo solo. Dieser Beisatz ist aber m. E., wie ich schon früher 
ausgeführt habe 3 ), so zu deuten, daß hier der Continuo entweder von dem selbst- 
verständlichen Cembalo mit Violoncello oder vom Cembalo allein auszuführen ist 

Pasquinis Sonate begnügt sich mit wenigen Sätzen. Torchi 4 ) teilt z. B. eine ein- 

% 

sätzige Sonate mit, Weitzmann 6 ) ein zweisätziges Stück. Der erste Satz ist eine 
verkappte kleine Toccata, der zweite führt die Überschrift „Pensiero“ und wandelt 
ein knappes Motiv und dessen Umkehrung in freier Weise ab. Die Verbindung zu 
einem Ganzen wird, wie später auch z. B. bei Alessandro ßcarlatti, deutlich gemacht 
durch das Wort „segue“. Pasquinis Schüler Giovanni-Maria Casini, der auch zum 

bayerischen Kurfürsten Max Emanuel Beziehungen unterhielt, als Komponist ein 

• % 

klarer und sympathischer Kopf, hat 1714 ein ganzes Buch solcher Pensieri ver- 
öffentlicht, Op. 3 6 ). Ein Pensiero gilt ihm gleich einer Sonata, die einzelnen Sätze nennt 
er Tempi. Er schreibt einen flüssigen, obzwar etwas weich klingenden kontrapunk- 
tischen Satz. Der Suite geht er aus dem Weg, das Ricercar und die Canzone sind 
sein Element, ungemein liebenswürdig gibt er sich im Siciliano. Bei der umfassenden 
Wirksamkeit, die Pasquini als Lehrer ausübte, würde sich wohl verlohnen, die In- 
strumentalwerke seiner Schule einmal systematisch zu untersuchen. 

*) Veröffentlicht mit der folgenden Canzone unter dem Titel: Preludio e Toccata von 
Giuseppe Buonamici. Firenze-Siena, C. Bratti & Co., 1912. 

*) Seiffert, M., Geschichte der Klaviermusik, 8. 278. 

*) Denkmäler der Tonkunst in Bayern, Bd. I S. XXXVI. 

4 ) L’ arte musicale in Italia, Bd. UI S. 261 ff. 

*) Geschichte des Klavierspiels und der Klavierliteratur, 2. Aufl. , S. 307 ff. Über- 
nommen von Pauer in Old italian composers, London, Augener, Bd. I S. 8 ff. 

°) Zwei Nummern bei Torchi a. a. 0. S. 417. 



zur Alteren italienischen Klaviermusik 


19 


Einen anderen Weg als Pasqulni ging Alessandro Scarlatti und nahm dabei 
im besten seiner bis jetzt zugänglichen Werke auch einen gewaltigen Aufschwung. 
Wer die erwähnte 8hedlocksche Ausgabe aufmerksam durchsieht, wird gewahren, 
wie ungleichwertiges darin enthalten ist. Geschichtlich ist die Entwickelung der 
lockeren Schreibart, die uns hier begegnet, jedenfalls durchaus interessant, und der 
künstlerische Wert einzelner Nummern, z. B. der araoll-Toccata Nr. 2, der Fuga 
2£ tuoni, der Fuge S. 164 springt ebenso in die Augen, wie das Kommendes an- 
deutende Adagio S. 114 mit seiner Annäherung an das Rezitativ. Aber erst mit 
dem letzten Stück gelangen wir zur vollen Höhe: da steht eine große, fünfsätzige 
Toccata, aus dem Jahre 1723, also aus Scarlattis letzten Tagen stammend, eine 
Schöpfung, die ich nicht anstehe, zu den besten Werken der Klavierliteratur über- 
haupt zu rechnen. 

Scarlatti verbindet in einigen Toccaten zwei bis sieben Teile oder Sätze. 
Die nicht nur mehrteilige, sondern mehrsätzige Toccata, wie sie weitere Kreise aus 
Buxtehude und Bach kennen — J. S. Bachs erste Toccata hat vier Sätze — , ist 
das Ergebnis einer wohl verständlichen Entwickelung. Je mehr sich die einzelnen 
Teile der Toccata zu festeren Gebilden kristallisierten, desto näher rückt die Toccata 
einerseits der Sonate, andererseits der Kombination: Toccata und Fuge. Die scharfe 
Profilierung der Glieder bei Froberger, dieselbe Eigenschaft und der Reichtum an 
Einzelgliedern bei Muffat sind zweifellos in der Vorgeschichte der Tastensonate als 
bedeutsamer Faktor in Rechnung zu stellen. Dabei wird die von Frescobaldi her- 
gestellte innere Einheit, die wechselseitige Beziehung der Glieder, ihre Verbindung 
durch : thematische und psychologisch - logische Zusammenhänge teils festgehalten, 
teils preisgegeben. Scarlatti zeigt eine ganze Reihe Typen. Er baut den Einzelsatz 
wieder mehrgliedrig auf, stellt in die mehrsätzige Form Gebilde ein, die mit den 
Grundelementen der Toccata: Laufwerk und Akkord, Passagen und Imitation oder 
Fugierung nichts zu tun haben, verwertet neue fertige, nicht aus diesem Material 
entwickelte Formen. Der Zusammenhang mit dem folgenden Satze wird gern durch 
das Wort segue (neapolitanisch siegue) auch äußerlich angezeigt. So hat Scarlatti 
in der 4. Toccata dem Hauptsatz ein Menuett angehängt, in der 5. eine Corrente usw. 
(Dieses Menuett versandet leider vom 13. Takt an und wird geradezu schülerhaft 
fortgeführt) Aber nicht immer ist der Einzel satz in sich beschlossen; beispielsweise 
leitet in der 8. Toccata der Hauptsatz über in eine Aria alla fr&ncese. Anderer- 
seits wird die innere Einheit des Ganzen völlig negiert, so daß der Spieler gar 
nicht mehr an den Vortrag des ganzen Stückes gebunden ist. Scarlattis Nr. 11 
ist eine viersätzige Toccata; am Ende des 2. Satzes bemerkt der Komponist: 
„si puÖ finire qul, o seguitare ad arbitrio come siegue“. Die beiden Schlußsätze 
bringen dabei eine Partita alla lombarda und Fuge. Allmählich aber tritt auch 
bei Scarlatti das Bestreben wieder auf nach größeren Zusammenhängen und innerer 
Einheit Die s ieben sä tzige Toccata Nr. 15 (8. 101 ff.) bringt kein „buntes Vielerlei“, 
sondern zielt energischer auf einen Bund wechselnder Stimmungen. Am Schluß 
des 2. Satzes verlangsamt sich die Bewegung und bereitet so .das folgende Andante 


2* 



20 


ADOLF SANDBERGE B 


vor; der 6. Satz, das bereits erwähnte Adagio, 
für die folgende kleine fröhliche Fuge: 


ist ein ausgezeichneter Wegmacher 





Die Krönung aller zur Zeit vorgelegten Stücke aber bedeutet, wie gesagt, die letzte 
Nummer der Ausgabe. Die Toccata beginnt mit einem drangvollen, feurigen Preludio: 


Primo Tono Preludio. 
o. Pretlo. 



usw. ; 


Baß: d l 



dann erklingt das wundervolle rezitativartige Adagio, von dem Shedlock (S. 174) die 
ersten Takte mitgeteilt hat, dann ein Presto und eine bedeutsam ausklingende Fuge, 
darauf wiederum ein überleitendes Adagio und am Schluß die Händel wohlbekannte 
Follia mit 29 Variationen, deren sinnvolle rhythmische Gestaltung und Steigerung 
Shedlock zu Recht betont Ein großer Zug durchpulst das Ganze, man verspürt 
die Kraft des Dramatikers, im Großen zu disponieren, das Werk ist von ungemeiner Ge- 
schlossenheit und hat bei entsprechendem Vortrag etwas Hinreißendes; man möchte 
nicht für möglich halten, daß nicht die ganze ernstere klavierspielende Welt sich be- 
reits dieses Prachtstückes bemächtigt bat. Der Verbreitung in den historisch un- 




21 


ZUR ÄLTEREN ITALIENISCHEN KLAVIERMUSIK 

geschulten Kreisen kommt auch die merkwürdig moderne Gestaltung von Vorbe- 
reitung und Erfüllung zu Hilfe. 

Der Hinweise auf J. 8. Bach bei Alessandro Scarlatti sind mannigfache; 
Shedlock bat bereits die Parallele des Fugenthemas 

U8W. 

mit dem der einoll-Fuge aus dem ersten Teil des wohltemperierten Klaviers hervor- 
gehoben; auch das Fugenthema der d moll-Toccata G. A. Band XV 8. 269 wäre da zu 
nennenj es wäre hinzuweisen auf die schmerzlich-innigen Wendungen de9 ersten Adagios 
auch gegenüber dem Adagio der g moll-Toccata G. A. Band XXXVI 8. 56 u. a. m. 
Dabei ist freilich zu bedenken, daß die Fuge des wohltemperierten Klaviers spätestens 
1722 (das Präludium in kürzerer Fassung schon 1720) fertig war 1 ), die fragliche d moll- 
Toccata spätestens 1717. Ob Alessandro Scarlatti über die deutsche Produktion jener 
Zeit auf dem Laufenden war, ist entgegen Shedlock schon für Pachelbel und Muffat 
zu bezweifeln, gegenüber Bach wohl zu verneinen. Gelegentlich mag er ja wohl 
durch deutsche Reisende, durch Pasquinis deutsche Schüler oder sonstige Über- 
mittelung ein Stück oder das andere kennen gelernt haben; aber wo deuten die 
Bestände der italienischen Bibliotheken auch nur an, daß die Italiener damals auf- 
merksamer über die Alpen geblickt hätten? Lotti dürfte wahrscheinlich mit seinem 
Ausspruch: „la vera composizione si trova in Germania“ auch bei den meisten jener 
italienischen Kollegen Mißbehagen hervorgerufen haben, die Deutschland aus eigener 
Anschauung kannten. 

Von der Shedlockschen Sammlung sind eine Anzahl Stücke dem Cembalo, 
andere der Orgel zugewiesen, bei anderen fehlt die nähere Angabe. Wie uns 
Seiffert dartat, hat ja in Italien die Gütergemeinschaft zwischen Orgel und Klavier 
länger gewährt al9 in Deutschland. Unser Hauptstück von 1723 führt die Über- 
schrift „Toccata per Cembalo d’Ottava stesa“; ob damit eine bestimmte Fest- 
zeit gemeint ist, ob der Komponist an die „Königin der Strophen“ (Hermann Lingg) 
gedacht bat oder ob die Bemerkung nur musikalische Bedeutung haben soll, läßt 
sich aus der Vorlage nicht entscheiden. 

Die von Shedlock benutzte Handschrift ist Eigentum eines englischen Liebha- 
bers (Mr. C.M.Higgs) und nach Dent 2 ) „das wichtigste und maßgebendste Manuskript“, 
das er für Scarlattis Harpsichord Music kenne. Nach dieser Probe ist gewiß be- 
fremdlich, daß die auch Dent 8 ) noch unbekannt gebliebenen, aber bei Eitner und 
Shedlock angeführten weiteren Handschriften in Neapel, Mailand usw. nicht schon 
längst einer gründlichen Durchsicht unterzogen wurden. 

Von Scarlattis Toccata in der entwickeltsten Form gilt, was Seiffert von Muffat 

*) Spitta, Ph., J. 8. Bach I, 769 ff. und I, 392 ff. bezw. 403. 

2 ) Alessandro Scarlatti, London 1905, S. X. 

*) Dent a. a. O. S. 231; Eitner, Quellenlexikon, Artikel Al. Scarlatti. 




22 


ADOLF 8ANDBEBGER 


* 


sagte 1 ), aber in viel stärkerem Maß: daß sich nämlich hier die Toccata der Sonata 
nähert. Was in diesem Zusammenhang Mufiat gegenüber Kuhnau bedeutet, muß 
nun für Alessandro Scarlatti gegenüber della Ciaja in Anspruch genommen werden. 

Das oben erwähnte Werk dieses Meisters enthält eine Sammlung künstlerisch 
und geschichtlich sehr bedeutender Klaviersonaten, sowie anhangsweise 18 Ricercari 
für Orgel, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll, sowie ein Pasto- 
rale für das gleiche Instrument, ein originelles programmatisches Seitenstück zu 
den ähnlichen Gebilden von Pasquini, Corelli, Zipoli usw. Dies Opus 4 ist von 
der ersten bis zur letzten Note des Neudrucks wert. Die Gestaltung der sechs 
Sonaten im einzelnen ist die folgende: 

Sonata 1: Toccata largo e tenuto Sonata II: Toccata 

C an zone Canzone 

Allegro Tempo I Tempo I Lento 

Moderato Tempo II. Tempo II Allegro. 

IV: Toccata 

Canzone 

Tempo I Larghetto 

Tempo II Allegro. 

VI: Toccata 

Canzone. Allegro 
Tempo I Lento 
Tempo II Allegro. 

In der Anlage differieren also jeweilig nur die zwei letzten Sätze, wobei sich die 
überwiegende Neigung zeigt, an dritter Stelle einen langsameren Satz zu bringen 
als an der letzten; nur in der fünften Sonate ist das Verhältnis umgekehrt. Die 
Schlußsätze sind durchweg viel kürzer als die beiden ersten, auf die der Komponist 
das Hauptgewicht mit allem Nachdruck gelegt hat Der Name „Tempo“ ist also 
übernommen; er wird aber insofern anders gebraucht wie bei Casini, als er nicht 
auch auf den ersten und zweiten Satz angewendet erscheint 

Die Art der Toccaten und Canzonen bewegt sich im allgemeinen in der* Ent- 
wicklungslinie Freöcobaldi — Pasquini — Alessandro Scarlatti weiter und zeigt Be- 
rührungspunkte mit Griecos Intavolature per il cembalo 2 ), sowie, und in stärkerem 
Maß, mit Zipolis Sonate d’intavolature per organo e cembalo, Roma 1716®). 

Die Toccaten in Op. 4 sind wundersame Gebilde voll Phantastik, von oft 
kühner Harmonik, reich an innerlich erregten deklamatorischen, rh&psodierenden Stel- 
len; andererseits geben sie sich tief träumerisch versonnen und sie kommen nicht nur 
im vereinzelten Anklang, sondern in Ernst und Schmerz, Große und Kraft J. S. Bach 
da und dort tatsächlich nahe, Kretzschmar hat einmal schön zur Charakterisierung 
von dall* Abacos Größe und Tiefe gemeint, er sei ein Italiener vom Schlage Dantes. 
Das darf auch von Giaja gesagt werden. Wie die dritte Sonate träumerisch, weltenfern 
(ähnlich der fünften) beginnt und sich dann zu einem gewaltigen Gebilde gestaltet, 

■) A. a. 0. S. 245. 

*) Einige Proben veröffentlichte Shedlock bei Novello, Ever & Co. 

*) Farrenc, trösor Bd. XI, Paris 1869. 


„ III : Toccata 

Canzone 

Tempo I Moderato 
Tempo U Non presto. 

„ V : Toccata 

Canzone 

Tempo I Moderato 
Tempo II Maestoso. 



ZUE ÄLTEREN ITALIENISCHEN KLAVIERMUSIK 


23 


mit imponierenden Baßfiguren und sonstigen prächtigen Eingebungen prometheische 
Stimmungen hervorzaubert, das läßt sich in Worten ebensowenig erschöpfen wie 
Ciajas eigenartige Offenbarungen tiefschmerzlicher und mystischer Natur. Eine 
charakteristische Stelle mag als Beispiel dienen: 


5 . Toccata 11 (S. 14) 



Diese Toccaten sind Musik von hervorragendem Wert; sie sind in der Tat er- 
greifend, aufwühlend und erhebend. Gleich denen Zipolis und Pachelbels ver- 
zichten sie auf das Fugato; sie sollten nach Ciajas Absicht ja gerade der folgenden 
freien Fuge, der Canzone, als Einleitung dienen, und in der Geschichte des Präludiums 
spielen sie eine ähnliche Rolle wie die Toccaten Pachelbels oder die Toccata-ver- 
wandten Präludien Kuhnaus und verdienen dabei einen Ehrenplatz. Die merkwürdige 
Verwandtschaft dos 5. Stückes mit Bachs Präludium aufzuhellen, muß weiteren Unter- 
suchungen Vorbehalten bleiben. Vorerst läßt sich nur so viel sagen, daß Bachs Prä- 
ludium bekanntlich schon 1720 in Friedemanns Klavierbuchlein stand, andererseits 
Ciaja vierzehn Jahre älter ist als Johann Sebastian und bereits 1700 mit Kompo- 
sitionen hervortrat. 

Die Canzonen zeigen gleichfalls Ciajas hochgemuten Geist. 1628 spricht 
Freacobaldis Schüler Grassi von den „heiteren Motiven“ im primo libro dflle canzone 
seines Meisters, 1645 sagt Fasolo in seinem Annuale vom Wesen der Canzonen: 
„sono di nature allegre“. Von Bolch , überlieferungsgerechter Fröhlichkeit läßt uns 
Ciaja freilich weuiger gewahren; seine Stücke sind mehr kraftvoll als heiter. Das von 
Buonamici im Zusammenhang mit der Cdur-Toccata neugedruckte Stück ist nicht 
das bedeutendste der Sammlung, aber das prächtigste in Betracht der äußeren Wirkung. 
Von lebendigem Fluß sind sie alle und zeugen auch mit ihrer zu Anfang regelrecht 
fugierenden, in der Folge freieren Arbeit, mit ihren geistreichen Einsätzen, Kom- 
binationen und Engführungen (z. B. im dritten Stück) von einem klaren Kopf und, 
wie die erwähnten Ricercari, wie die Wechselbeziehungen zwischen Singstimme und 
Continuo in Ciajas Kantaten, von bedeutendem Können. Die freieren Partieen weisen 
deutlich auf Durantes Studii hin, vielleicht haben wir sie als deren Vorbild anzu- 
sprechen, Gedruckt sind beide Gruppen ja ungefähr gleichzeitig (Durante ca. 1730). 


24 


ADOLF SANDBERGER 


Oiaja arbeitet mit einem oder zwei Themen; deren Erfindung ist überall gut (bei 
Nr. 3 befruchtet durch einen Sprung in die übermäßige Quarte); Nr. 2 stellt sich 
als mustergültiger Charakterkopf vor: 


6 . Canxone II (S. 15) Langumie. 



* f**2***"4T , Jfjf 


In ihrer klavieristisch aufgelockerten Art spielen sich die Canzonen sehr an- 
genehm; daß Ciaja an ein zweimanualiges Instrument dachte, sieht man aus ver- 
schiedenen Merkmalen, insbesondere an sonst unmotivierten Rückungen in der me- 
lodischen Führung (plötzliche Fortsetzung in der oberen Oktave usw.). Die Stücke 
Nr. 1 und 5 beginnen mit dem bekannten Canzonenanfang der mehrmaligen Wieder- 
holung derselben Tonstufe, dem „Starenlied“ der Canzone, ohne davon ästhetisch 
Schaden zu nehmen, wie dies ja auch bei ihren zahlreichen, in gleicher Weise an- 
hebenden älteren und gleicbalterigen Schwestern keineswegs der Fall ist. Aus den 
andern Nummern ersehen wir, daß auch Ciaja nicht meinte, eine Canzone müsse 
unbedingt auf diese Weise anfangen 1 ). Das ausgedehnteste Stück ist das letzte, in 
dem die Fuge nach einem wie all* ungarese anmutenden Zwischensatz nochmal anhebt. 

Die jeweiligen zwei Schlußsätze der Ciaja’schen Sonaten sind zwar nicht 
entfernt so wirksam wie die Toccaten und Canzonen, aber um so größer erscheint 
ihre historische Bedeutung. Denn sie bilden die nächste Vorstufe zu den „Exercicii* 
Domenico Scarlattis, und zwar insbesondere zu deren- bei Seiffert *) beschriebenen 
zweitem, manchmal auch zum dritten Typus. Ihre Form ist zweiteilig, jeder Teil 
wird, wie bei Domenico Scarlatti, wiederholt; überhaupt zeigen sich nach Anlage 
und Mittelverwendung bei unserem Meister und dem jüngeren Scarlatti ähnliche 
Tendenzen sowohl in den Stücken von freier Gestaltung als in der Anlehnung an 
die überkommenen Tanzstücke, an die Allemande, Courante, Giga, Siciliano usw. 
Ihrer Erscheinung fehlt freilich die gesteigerte Leichtigkeit, das „scherzo ingegnoso“ 
Domenicos, sie sind im allgemeinen altertümlicher, aber nicht entfernt steif und trocken. 
Einer der liebenswürdigsten Gedanken mag hier Platz finden: 



Der Wirksamkeit dieser Gebilde nach den Toccaten und Canzonen steht im Wege 
das kleinere Genre und das Suchen nach Neuland; bei den vorangehenden Sätzen 
konnte sich Ciaja ausgiebig auf eine große Vergangenheit stützen; diese freien 
Klavierstücke, obwohl teilweise auf die Suite zurückweisend, sind Pioniere der mo- 


*) Vergleiche Riemann, H., Handbuch der Musikgeschichte 2. Band, 2. Teil, Seite 130. 
*) a. a. O. S. 423. 


ZUR ALTEREN ITALIENISCHEN KLAVIERMUSIK 


25 


dernen Sonatenform, ganz wie jene Domenicos, und eine Erweiterung des Sonata 
da camera-Prinzips in fortschrittlicher Richtung. Auch tonartlich hebt Ciaja diese 
Epiloge merkwürdig hervor; in der zweiten Sonate folgt dem zweiten Satz, der in 
amoll steht, der dritte in cmoll, in der fünften Sonate steht der dritte Satz bei 
Haupttonart Cdur in Ddur. Wenn Poglietti vor eine Allemande, Courante und 
Sarabande eine Toccata und Canzone stellte, entstand ein anderes Gebilde als in 
unserem Falle. Poglietti verbleibt damit bei der Suitensonate. Ciajas Sonaten hin- 
gegen sind wahre Janusköpfe. Ciaja steht der modernen Bildung auch näher als 
Pasquini und Kuhnau; die Entwicklung der Sonate rückt durch ihn in neues Licht, 
er bildet eine wichtige Station auf dem Weg, die mehrsitzige Sonate aus dem Be- 
reich der Streichinstrumente herüberzuleiten auf die Tasten und er übermittelt dabei 
auch bedeutendere künstlerische Werte als in vielen Leistungen der nächsten Epoche, 
im Bereich der venetianischen Sonatistenschule seit Marcello, dargeboten werden. 
Besonders fesselt auch, wie schon angedeutet, seine vornehme, nachdenkliche und 
aparte Harmonik, für die wenigstens ein Beispiel hier noch Platz finden möge; 
mit diesem Sinn für Wirkung seltenerer und kühnerer Akkord Verbindungen und 
Akkorde tritt er würdig den Tenaglia, Astorga, Alessandro Scarlatti, Lotti usw. an 
die Seite. 


8. Sechs Ricercari di tuoni misti. No. 2. [Takt 12 fT. 8. <»9.] 




Auf Ciaja und erneut auf die Tastenmusik Alessandro Scarlattis hinzuweisen, 
war der Zweck dieser Zeilen. Den Gegenstand zu erschöpfen lag nicht in der 
Aufgabe dieser kurzen Studie, noch, wie gesagt, in der Absicht des Verfassers. Ich 
freue mich aber, mit der Mitteilung schließen zu können, daß einer meiner jungen 
Freunde im Begriffe steht, Leben und Werke dieses ernsten Künstlers, gleich Abaco 
eines Spätlings in der beginnenden italienischen Decadence, auf meinen Wunsch zum 
Gegenstand einer umfänglicheren Untersuchung zu machen; auch Ciajas Kantaten 
und seine Kirchenmusik bieten bedeutende Leistungen. 




* 


Hauptwerke unter den Denkmälern Deutscher 

Tonkunst 

Von 

Hermann Kretzschmar 

Auch wenn man berücksichtigt, daß den Denkmälern Deutscher Tonkunst durch 
die älteren Veröffentlichungen der Werke von Schütz, Eccard, Händel, S. Bach ein be- 
trächtlicher Teil wertvollsten Materials entzogen ist, kommt man nicht darüber hinweg, 
daß ihr Arbeitsboden von der Natur weniger begünstigt ist als der des an dieser 
Stelle seinerzeit behandelten österreichischen Unternehmens. Bis zu einem gewissen 
Grade gilt eben der Satz, daß die Kunst, insbesondere die Tonkunst, mit der Sonne 
geht Der Norden ist an Tonsetzern ersten Ranges schon darum ärmer, weil er 
später in die Kultur eingetreten ist, aber er ersetzt das einigermaßen durch den 
unbestreitbaren und erwiesenen Gebrauchswert der in sein Bereich fallenden Werke. 
Unter ihnen sind besonders die zahlreichen Solokantaten willkommen, deren Aus- 
führung nichts weiter als einen Sopran, Baß — Alt und Tenor werden selten in 
Anspruch genommen — und einen Organisten verlangt. Sehr ansprechende Leistungen 
bietet in dieser Gruppe der Lübecker Organist Franz Tunder. Seine Sätze über 
„Ach Herr, laß dein* lieb* Engelein“ und von „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ 
sind wahre Muster in der Kunst, einfache Schlichtheit des Ausdrucks mit vollem 
und reichem Sümmungsgehalt zu verbinden. Viel tun hierbei die bei aller Kürze 
wirksamen Einleitungssinfonien, die über die üblichen Choralvorepiele durch einen 
hohen Grad von Pathos und Feierlichkeit hinausragen. Der Choral selbst setzt in 
gerader Taktart ein, wiederholt hier und da bedeutungsvolle Intervalle und führt 
dann die Melodie im dreiteiligen Rhythmus mit gesteigertem Schwung und in einer 
konzertierenden Art, bei dem Singstimme und Instrument sich ablosen und ineinander- 
greifen, zu Ende. Es ist erstaunlich, wie fortreißend diese kurzen Zwischenspiele 
wirken. 

Die Frage, wie weit die eigene melodische Kraft Tunders reicht, entzieht 
sich der Entscheidung, weil er sich grundsätzlich darauf beschränkt Choräle zu 
bearbeiten und zwar in einer höchst einfachen Art, die nur an den Kadenzen sich 
eigene Eingebungen gestattet. Will man unter seinen gleichzeitigen Standesgenossen 
sich an einem Melodiker von Gottes Gnaden erfreuen, so kommt vor allen Friedrich 



/ 


28 


HERMANN KRETZ SCHM AR 


Wilhelm Zach au in Betracht. Zufällig schlage ich KöstlinB Musikgeschichte nach. 
Da heißt es denn über diesen Lehrer Handels, daß er als Komponist und Musiker 
nicht bedeutend gewesen sei. Darüber darf man aber doch wohl anderer Meinung 
sein. Zachau hat sich ähnlich wie S. Bach mit einem bescheidenen Wirkungskreis 


begnügen müssen, aber wer Gesänge anstimrat, wie die herrliche Baßarie: 



Ich mag den Himmel nicht, wo Du nicht bist, mein Licht, wo Du nicht bist, mein Licht 


dem wird man einen Platz unter den gesegneten Künstlern nicht verweigern können. 
Daß der Komponist über die Schönheit dieser Melodie im Klaren war, sieht man 
daraus, daß er sie wiederholt in der Kantate für Ritornelle und als Grundstock des 
Aufbaues benutzt Sie steht unter den Sologesängen Zachaus nicht allein, ßeine 
Chöre treten dagegen allerdings weit zurück; sie bekunden in dem Mangel an Größe 
und Entwicklung, daß Schule und genügende Vorbilder, die doch der Zeit, wie die 
Bachschen Vorfahren schon allein beweisen, erreichbar waren, gefehlt haben. Daß 
der Verzicht auf Chöre das Einstudieren erleichterte, muß allerdings bei solchen an 
Chören armen Chorkantaten mit in Rechnung gezogen werden, doch wird dieser 
Umstand die Kantoren in der Regel nicht veranlaßt haben, sich eines so glänzenden 
und wirkungsvollen Mittels zu begeben. Auch Zachau nicht. Die Spärlichkeit seiner 
Chöre hat vielmehr verschiedene Ursachen. Einmal beherrscht er den Chorstil nicht 
mit der nötigen Freiheit Das zeigt schon die Anlage der Sätze, die viel wechselt, 
vom Thema abspringt und sich gern mit Episoden und Zwischensätzen, auch rezita- 
tivischen, hilft. Das längste Maß, zu dem er sich als Chorkomponist ausnahms- 
weise auf schwingt, zeigt der Schlußsatz der Kantate „Ruhe, Friede, Freud und 
Wonne“ mit 116 Takten. Er arbeitet aber in diesem Falle stark mit rondoartigen 
Wiederholungen. Zum andern sind es aber liturgische Gründe, denen der Sologesang 
sein Übergewicht über den Chor verdankt. Das achtzehnte Jahrhundert kennt 
Neben gottesdienste, bei denen die Musik nur durch Orgelspiel und Choralgesang ver- 
treten ist, so gut wie gar nicht, rechnet sie wenigstens nicht für voll und läßt die 
bloßen „Choralisten“ nicht als gleichwertige Mitglieder des Sängerstandes, sondern 
nur als Anhängsel gelten. Wir haben in dieser Beziehung einen großen Rückschritt 
gemacht und das Gefühl dafür verloren, daß die in unseren Gottesdiensten allgemein 
übliche Vorherrschaft des Gemeindegesanga einen unkünstlerischen, mechanischen 
Charakter hat. Aus allen diesen Gründen darf man unseren Kantoren und Kirchen- 
musik direkteren unbedenklich eine fleißige Verwendung der Werke Tunders und 
Zachaus empfehlen. Sie haben das Mark, das man in den meisten kirchlichen 
Arbeiten der Gegenwart vermißt, wenn sie auch nur zu den kleinen Meistern ihrer 
Zeit gehören. Aber ebenso, oder vielleicht noch mehr als von den geschichtlichen 
Größen wird der Gehalt einer Periode durch die Summe, durch die Gesamtheit der 
kleinen Meister und Durchschnittskräfte bestimmt. Wenn aber diese Klasse durch 
Künstler wie Tunder und Zachau vertreten ist, bleibt vernünftigerweise kaum noch 
viel zu wünschen. Besondere Aufmerksamkeit zieht in diesem Kreise der Thüringer 


Hauptwerke unter den Denkmälern deutscher tonkunst 


29 


Liebhold auf sich. Ihn hat nämlich Teleznann gelegentlich mit der Zensur ver- 
sehen; er vermöge weiter nichts als Klauseln zusammen zu leimen. Diese Bloßstellung 
geht etwas weit. Gedanken, die nicht schon vorgedacht, hat der arme Liebhold 
allerdings nicht aufzuweisen, und seine Satztechnik ist dadurch etwas mangelhaft, 
daß die Mittelstimmen am Leben des Satzes nur geringen Anteil nehmen und die 
Künste des Ineinandergreifens und Nachahmens fast ganz dem Sopran und Baß 
überlassen. Aber seine Motive und Themen sind immer textgemäß und werden 
auch allen billigen Forderungen sinnvoller Auffassung und Deklamation gerecht 
Man kann es deshalb nur gut heißen, daß ihn die Redaktion der Denkmäler in 
dem Bande der Thüringer Motetten hat ziemlich reichlich zum Wort kommen lassen. 
Dieser Band enthält mehrere Namen, nach welchen man vergeblich in neuen und 
alten Lexicis Bucht. Dahin gehört gleich der Komponist des Anfangsstückes, der 
sechsstimmigen Motette: „Fürchtet euch nicht, ich verkündige euch große Freude“, 
die in der Mitte den Choral mit sehr wohltuender Wirkung ein treten läßt und bis 
zum Ende durchführt. Nach einem alten handschriftlichen Eintrag in meinem 
Exemplar des Gerber war dieser Topff Organist in Breslau, wird aber von dem 
Schreiber mit der wegwerfenden Bemerkung; „ein elender Kirchenkumponist“ ver- 
sehen. Gewiß ist nur, daß er als Vertreter des alten guten Motettenstils nicht 
gelten kann, namentlich deshalb nicht, weil er von dem Recht des Absetzens einen 
zu starken, auf Hilflosigkeit deutenden Gebrauch macht, es nicht auf den Wechsel 
von Text und Motiv beschränkt, sondern innerhalb der Perioden anwendet Unter 
den unbekannten Namen fällt der eines gewissen Flendner dadurch auf, daß er 
seiner Sangesfreudigkeit schon bei der Motiverfindung in weitgehender, ja natura- 
listischer Weise die Zügel schießen läßt Kommt im Text das Wort „Freude“, 
so fangen die Stimmen ohne alle Vorbereitung, ohne jeden Übergang an in Sech- 
zehnteltriolen zu flattern. Daß solche Stellen gewagt werden konnten, zeigt auf 
große technische Sicherheit und Schlagfertigkeit der Thüringer Kurrenden chöre, für 
welche die Stücke ja in erster Linie geschrieben worden sind. 

Außer solchen kleinen Geistern hat aber die deutsche Kirchenmusik des 17* 
und 18. Jahrhunderts auch Größen von geschichtlicher Bedeutung aufzuweisen. Da 
ist an erster Stelle Agostino Steffani, zu dem Handel nach Hannover pilgerte, 
zu nennen. Seine Duette sind noch heute als Muster klassischen Zweigesangs un- 
übertroffen und in der Feinheit der Empfindung, der Natürlichkeit und Schönheit des 

Ausdruckes eine immer wieder frisch mundende Quelle ausgesuchten Kunstgenusses. 

* * 

Aus diesem Grunde wäre zu wünschen, daß eine deutsche Übersetzung ihrer italie- 
nischen Texte der Benutzbarkeit zu Hilfe käme. Übrigens ist nur ein Teil dieser 
StefFani’schen Duette kirchlichen oder religiösen Charakters. Unter die geschichtlich 
bedeutenden Komponisten wird man auch Andreas Hammerschmidt rechnen 
dürfen. Hammerschmidts Bedeutung und die ganz erstaunliche Beliebtheit, deren 
sich seine Werke bei den Zeitgenossen erfreuten, beruht darauf, daß ihre Musik 
eng an den kirchlichen Volkston anlehnt. Wendungen, die an die Litaney und an 
ähnliche bekannte Gesänge erinnern, sind es, die bei ihm immer wiederkehren, und 
seine Originalität besteht darin, daß seine Melodik das Originelle meidet und mög- 





BO HERMAKN KRETZ SCHM AR 

liehst viel bekannte Weisen anklingen läßt. Wo er kunstvoller schreibt, ist er 
eifrig darauf bedacht, daß die Kunst auch leicht begriffen wird. Deshalb singt in 
Beinen imitierenden Duetten die zweite Stimme der ersten zwar alles in ganz kurzen 
Abstanden, von nur zwei Vierteln, sozusagen auf dem Fuße, nach. Dieses Verfahren 
schließt große, breit geschwungene Melodien und deren mächtige Wirkungen aus. 
Dafür waren sie leicht behältlich und fanden ein dankbares Publikum. Eine der 
schönsten Kompositionen Hammerschmidts ist der dreistimmige Psalm (2 Soprane 

— oder Tenöre — und Baß) „Wie der Hirsch schreit . . .“ Der Schrei wird hier 

— nebenbei bemerkt — durch eine vom Grundton nach der Oktave eilende Skala 
ausgedrückt Aber auch ihr Reiz liegt vorwiegend in der Kleinarbeit, in hübschen 
Motiven und in den Nachahmungen der Stimmen; die gewaltige Sehnsucht nach 
Gott und seinem Frieden, von der der Text voll ist kommt in der Musik nicht zu 
ihrem Recht. Die Vorzüge hangen ebenso wie die Mängel Hammerschmidts eng 
damit zusammen, daß seine Erfindung den Ausgang immer vom Lied, also von 
einem Formenideal nimmt, dessen Bereich sich auf die Wiederholung und die Variation 
desselben Grundgedankens beschränkt. Immerhin ist in den Leistungen Hammer- 
schmidts das Erfreuliche überwiegend; es spricht aus ihnen eine harmonische, mit 
Gott und der Welt zufriedene, im Formellen fertige Persönlichkeit und eine trotz 
der Nähe des dreißigjährigen Krieges harmonische und fromme Zeit. 

Daß manche Züge, die uns bei Hammerschmidt zunächst individuell anmuten, 
doch auf Rechnung der Zeit kommen, erfährt man, wenn man von ihm aus an den 
Nürnberger Erasmus Kindermann und an seine Monodien und Lieder heran- 
tritt Da könnte das dreistimmige Eingangsstück „Ach, lieber Herr, wir haben 
gesündiget“ anstandslos unter die Arbeiten des Zittauer Komponisten gemischt werden, 
ohne daß der Stil die Fälschung verriete. Im Ganzen veranschaulicht Kindermann 
sehr reizvoll die romantischen Kräfte der Zeit. Ein außerordentlich schönes Zeugnis 
hierfür bietet das Terzett „0 salutaris hostia“, das in die Einführungsszene des Abend- 
mahls wie eine Himmelsstimme hineinklingt. Besonders an der etwas verlegnen Ver- 
wendung der Violine merkt man bei ihm, daß die Gattung der Kantate noch in der Ent- 
wicklung lag und der Unterschied von der Motette noch nicht klar war. In der Stimm- 
führung tritt die Freude an Nachahmungen und kleinen Künsten stark hervor. 

Kindermanns um eine Generation älterer Landsmann Johann Staden ist in 
den Bayerischen Denkmälern mit einem Band geistlicher und weltlicher Kompositionen 
vertreten, die den Titel Monodien führen. In den geistlichen kommen reichlich 
Choralquellen zum Vorschein, die weltlichen stehen, wie schon die häufigen Bar- 
karolenrbythmen zeigen, unter venetianischem Einfluß, dem Bich Süddeutschland bei 
den herrschenden Verkehrs Verhältnissen kaum entziehen konnte, haben aber dauernden 
Wert durch ihren Reichtum an Humor. Durchschnittlich sind diese Monodien auf- 
fallend kurz, einzelne bestehen nur aus acht Takten. Das ist bedauerlich, aber durch 
die Zwecke ihrer Verwendung, als Beiträge zur gesellschaftlichen Erheiterung, erklär* 
lieh. Dabei war eins der beliebtesten Stücke das Lied vom Kuckuck, das manche 
Komponisten mehrmals gesetzt haben. Bei einer Preiskonkurrenz käme das Staden- 
sche entschieden mit an erster Stelle in Betracht. Als Anhang ist dem Band eine 


HAUPTWERKE UNTER DE» DENKMÄLERN DEUTSCHER TONKUNST 


31 


Sammlung von 17 Orchestersätzen beigegeben; die beiden letzten sind als Sinfonien 
bezeichnet, ohne im Charakter von den vorstehenden Stücken, ernsten, feierlichen 
Tanzsätzen, die zum Teil auch als Pavanen angeführt werden, abzuweiohen. Sie 
stehen den bekannten Arbeiten Melchior Francks nahe, erreichen sie aber nicht an 
Innerlichkeit der Melodik. Zuweilen klingt bei Staden schon der eigne Ton Nürn- 
berger Anmut an, der dann durch Pachelbel weltbekannt wurde. Geschichtlich gehört 
Staden unter die Männer, welche die deutsche Musik von der Herrschaft der in 
äußerlichen Künsten allmählich erstarrten Niederländer befreien halfen. Unter den 


Nachfolgern, welche sie dann durch ihre Werke auch zu eigner Bedeutung brachten, 
ragt besonders Hans Leo Häßler hervor, auch in seinen Messen, mehr noch in 
seinen Motetten. Die Messen fesseln formell durch einen Wechsel polyphoner und 

homophoner Abschnitte, bei dem die Höhepunkte des Ausdrucks in der Regel auf 

« 

letztere fallen; sie befremden auch ein wenig durch einen Mangel an Rentabilität, 
der in der Hauptsache auf eine Zurückdrängun g melismatischer Elemente in der 
Thematik zurück zufübren ist. Das Schönste an den Motetten Häßlers ist ihre 


Gradheit und Herzhaftigkeit des Ausdrucks, die Kunst, ohne Einleitungen und Um- 
schweife eine Hauptstimmung klar und packend anzuschlagen. Hort man das schlichte 



Verbum caro factum est 


ein setzen, so weiß man allerdings nicht sofort, worauf 


dieser Anfang hinaus will. Erst aus der Fortsetzung ergibt sich, daß Freude und 
Jubel zum Ausdruck kommen soll, beim ersten Einsatz könnte man auch Schrecken 
erwarten. Häßler hatte nicht umsonst in Venedig zu Füßen des Andrea Gabriel! 
gesessen, die Pracht der Mehrstimmigkeit, wie sie in der Markuskirche zu Hause 
war, ist ihm da auf- und eingegangen, und er hat sie in freier Weise, hat sie so 
meistern gelernt, daß er auch mit bescheidnen Mitteln, die nur über einzelne Stimmen 
verfügten, wo dort ganze Chöre üblich waren, groß und mächtig wirkte. Aber tiefer 
als durch den Niederschlag venetianischer Kunst dringt er ins Herz durch die 
zahlreichen ungesuchten Anklänge an den Ton des deutschen Liedes, das es ihm 
angetan hatte, obwohl es offiziell wenig oder, nichts galt. Sehr beachtenswert sind 
in dem Haßlerband die mit&ufgenommnen Orchestercanzonen und zwar, weil sie zeigen, 
wie noch um die Mitte des 17. Jahrhunderts die Instrumentalmusik, wenn es sich 
um vollstimmigeren Satz handelte, auf Selbständigkeit unter Umständen vollständig 
verzichtete. Text untergelegt und man hat die brauchbarsten Chorsätze vor sichl 
Auch in ihnen herrscht der Liedcharakter vor. Unter den eigentlichen Chorliedem 
stehen Tanzlieder von der Art „Jungfrau, dein schön Gestalt erfreut mich sehr“ 
im Vordergrund, weil in den Tagen, wo sie niedergeschrieben wurden, die Zeit 
noch nachwirkte, in der Gesang und Reigen aufs engste verbunden waren. Sie sind 
es auch, mit denen man Häßler bei einem ihm noch fern stehenden Publikum am 
besten, d. h. mit sichrer Aussicht auf Anklang und Erfolg, einführen kann. Von 
Rechtswegen müßten sie längst so populär sein wie Mendelssohns „O Täler weit“, 
oder dessen „Wer hat dich, du schöner Wald“. Ein kleines Hindernis bilden aller- 
dings die Texte, nicht bloß die italienischen der Madrigale, die man ja übersetzen 



32 


Hermann kretzschmaH 


könnte, sondern auch die deutschen, die zugunsten der Erotik ganz auf das er- 
zählende Element verzichten. Die deutsche Liebesdichtung aber war in jener Zeit 
ziemlich matt, arm an Herz und reich an Phrasen. 

Von altern bayrischen Tonsetzem sind in den Denkmälern Ludwig Send, 
K. Kerll und Adam Gumpelzhaimer nach Gebühr reichlicher vertreten, Senfl, der 
Liebling Luthers vor allen mit seinen berühmten Magnifikats, Gumpelzhaimer 
mit Motetten und Kerll mit sogenannten geistlichen Konzerten und außerdem mit 
Stücken für Klavier und Orgel. Die geistlichen Konzerte ziehen darunter die Be- 
achtung ganz besonders auf sich, weil sie uns in die Entstehungszeit des Sologesangs 
und in eine Periode zurückführen, in der die Grenzregulierung zwischen Deklamation 
und melodischem Satz noch nicht abgeschlossen war, wo beide Gattungen sich in 
demselben Takt oder in einer kurzen Taktgruppe fortwährend streiften und mischten. 
Einen Ohrenschmaus, wie man ihn gleich stattlich in neuer Musik vergebens sucht, 
bietet Kerll mit dem Baßduett „Refulsit“. Händel führt -in dem Duett seines 
Israel „Der Herr ist der starke Held“ seine beiden Baßstimmen sogleich in Eng- 
führungen ins Feld. Kerll verfährt da als bessrer Haushalter, indem er die Sänger 
in Ruhe einen nach dem andern sein Programm vortragen läßt; erst dann beginnen 
sie sich zu messen. 

Den Gesangsätzen des Bandes geht eine Auswahl von Stücken für Orgel und 
Klavier voraus, unter denen namentlich die Tokkaten großen Genuß bereiten. Leider 
wird diese Formgattung in der neuern Musik arg vernachlässigt, fast kennt sie unsre 
Jugend nur aus den Beiträgen S. Bachs. Und doch liegen diese schon jenseits der 
Blütezeit: die aber findet sich bei Kerll und seinen Mitarbeitern und äußert sich da 


in der losen Führung der Gedanken, und in dem phantastischen Wechsel der Ein- 
fälle. Es ist als wolle die Tokkata der Herrschaft der Fuge Fehde ansagen. Aber 
keiner der Tokkatenfreunde würde es gewagt haben ohne Fugen durchs Leben zu gehen. 
Unter denen, die wir von Kerll besitzen, ist die interessanteste die über das Lied 
vom „steirischen Hirten“, weil sie die in jener Zeit auf dem Klaviere möglichen 
Spielarten ziemlich alle in Parade vorbeiziehen läßt. Auch hier sehen wir wieder, 
daß in Sechzehnteln verlaufender Fingerwechsel auf derselben Taste zu den piani- 
stischen Glanzleistungen gerechnet wurde. 

Mit einem der letzten Meister des acappella- Stils macht uns der Dulichius- 
Band bekannt. Der aus Chemnitz in Sachsen gebürtige Komponist, der in Stettin 
wirkte, ist von den Zeitgenossen zuweilen als der Pommersche Laßus gefeiert 
worden. Dulichius ist ein moderner, erregter Geist, und in seinen Werken taucht 
neues Land und neue Zeit auf. Die alten Kirchentöne schicken sich bei ihm an, 
unserem Dur und Moll Platz zu machen, sein Streben nach Ausdruck ermattet nie 
und feiert namentlich in Schlüssen von ganz eigener Schönheit reichliche Triumphe. 
Ohne Frage hat unsere Praxis diesem Künstler gegenüber eine Schuld einzulösen, 
er müßte viel häufiger und regelmäßiger auf den Chorprogrammen erscheinen, als 
das tatsächlich der Fall ist. Wer nur ein Stück aus seinen Sätzen des hohen Lieds 


gehört hat, vielleicht „Steh auf, meine Freundin“ in seiner wunderbaren Zartheit, 
der schließt diesen Komponisten in sein Herz. Allerdings macht es Dulichius durch 



HAUPTWERKE UNTER DEN DENKMÄLERN DEUTSCHER TONKUNST 33 

die Neigung zu hochliegenden Sopranen seinen Freunden etwas schwer, für ihn zu 
werben. 

Der Punkt, der den Deutschen des 17. Jahrhunderts bei der Einbürgerung der 
Kantate am meisten im Wege stand, war die Verwendung der Instrumente. Das 
Nächstliegende wäre gewesen, sie als obligate Stimme ganz im Stile der Singstimme 
zu führen. Das kommt auch tatsächlich zuweilen vor, aber es zur Regel zu machen, 
hinderte die Wissenschaft von dem maßgebenden Brauch der Italiener. So finden 
sich noch in den Kantaten von Bernhard und Weckmann viele Stellen, denen 
man die Verlegenheit um die Führung der Violinen ansieht. Sie sind mit kleinen 
Brocken in die Satze, auch in die Solosatze, hineingepfropft und sehen so aus, als 
wäre es dem Komponisten lieber gewesen, auf sie verzichten zu dürfen. Erst durch 
Buxtehude kommt es auf diesem Gebiete zum Ausgleich, wie denn ihm die kirch- 
liche Kantate die Gestalt, das Wesen und den Boden verdankt, auf dem die Werke 
S. Bachs reiften. 

Motette und — in merkbarem Abstand — Kantate sind die Hauptgebiete, 
auf denen die Denkmäler Deutscher Tonkunst reicheres Anschauungsmaterial vorlegen. 
Das Oratorium steht dagegen weit zurück und zwar aus dem natürlichen Grunde, 
weil für die Pflege des Oratoriums, der sich die Italiener sofort bei den Anfängen der 
Gattung angenommen hatten, die notigen Anstalten fehlten. Die sogenannten kleinen 
Kirchenoratorien Matthesons, von denen nebenbei bemerkt, die Denkmäler sehr wohl 
Proben vorlegen dürften, und das Lazarusoratorium des Bückeburger Bach und 
sein „Jüngling von Nain“ sind scheinbare Ausnahmen; in Wirklichkeit haben wir 
es aber bei ihnen nur mit erweiterten Lektionen, nicht mit Oratorien im italienischen 
Sinne zu tun. Dagegen wurde die neue Kun9t sehr bald für das Lied, den alten 
Liebling der Deutschen, fruchtbar gemacht Voran ging hier der Sachse Heinrich 
Albert, der in Königsberg wirkend von Simon Dach und dem diesen Führer um- 
gebenden Dichterkreise kräftige Anregungen empfing. Merkwürdigerweise fehlt Albert 
eine Haupteigenschaft des Pioniers: die Entschiedenheit. Das kommt am deutlich- 
sten darin zum Ausdruck, daß er seine Melodien in doppelter Fassung mitteilt: 
als Sologesänge und als Chorgesänge. Dieses Verfahren ist weniger auf Mangel 
an Mut und an Überzeugung, als auf praktische und geschäftliche Klugheit zurück- 
zuführen. Denn tatsächlich fand das begleitete Sololied zahlreiche und heftige Gegner 
und zwar in den Kreisen der Kantoren, die nicht ohne Grund besorgt waren, daß 
es sich der Gelegenheitsmusik, einer Hauptquelle für Einnahmen bei Trauungen, 
Beerdigungen und sonstigen Kasualien bemächtigen werde. Dazu ist es nicht 
gekommen ; nur in der Hausmusik haben Chor und Ensemble dem Sologesang einen 
großen Teil Platz einräumen müssen. Das zeigt sich in der neuen Komposition 
besonders darin, daß die Soloquartette fast ganz fehlen. Beethoven bat noch welche 
geschrieben, dann aber kommt ein Stillstand in die Gattung, den zu beheben sich 
erst wieder Brahms, gefolgt von H. v. Herzogen berg, von H. Huber und anderen, 
bemüht hat. 

Albert setzt uns durch die Menge und Mannigfaltigkeit der von ihm ver- 
suchten Liedformen in Erstaunen; sie gehen vom einfachen Strophenlied über das 

Jahrbuch 1918. 3 



34 


H ERMANN KRETZ 8CHMAR 


durchkomponierte bis zur reich gruppierten Kantate. Da trafen seine Nachfolger 
eine Auslese und schritten zur Vereinfachung. Unter diesen Nachfolgern ist der 
wichtigste der Sachse Adam Krieger, dem die Denkmäler ebenso wie Albert einen 
Band gewidmet haben. Kriegers Phantasie bewegt sich auf einem engeren Gebiete, 
aber auf ihm, dem des Scherzes und Humors, ist er ein Meister; insbesondere seine 
Tanzlieder sind mit ihren eindringlichen und anmutigen Rhythmen Muster ihrer Art. 


Bald nach Krieger, 
klassische Hohe. 


iit Wolfgang Franck erreichte auch das geistliche Lied eine 


Es war ein Mißgeschick, daß in diesem Augenblick die schon 
langst schwächliche deutsche Dichtung völlig versagte. Statt in eine Blütezeit ein- 
zutreten, hört das deutsche Sololied auf, es beginnt eine liederlose Periode, die ein 
reichliches Menschenalter dauert. Erst mit dem Leipziger Studenten SperonteB 
(Hoffmann?) und seiner „Singenden Muse an der Pleiße“ kommt die Liedkomposition 
wieder in Fluß und macht nochmals alle die Schwierigkeiten und Wechselfälle durch, 
welche die Entstehung neuer Arten zu begleiten pflegen. Allerdings ist das Tempo 
der Entwickelung diesmal rascher, schon zwei Menschenalter nach Sperontes steht 
das deutsche Lied bei Zelter, bei der Berliner Schule und ist von da ab in un- 
unterbrochenem, oft glänzendem Aufstieg geblieben. Mit dieser Entwickelung haben 
die Denkmäler Deutscher Tonkunst noch nicht genügend bekannt gemacht, zum Teil 
wegen einer rein formellen Schwierigkeit, nämlich der Bestimmung, daß als Grenze 

ihres Wirkungsbereiches das Jahr 1750, also die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, 

£ 

festgehalten werden soll. Davon muß in Zukunft abgesehen werden. 

Während die Deutschen im Oratorium stark zurückhielten, gingen sie an die 
Oper, anfangs wenigstens, mit erfreulicher Tatenlust Bekanntlich hat gleich Schütz 
sich ans Werk begeben und eine „Dafne“ für Torgauer Hoffestlichkeiten komponiert, 
die leider ebenso verloren gegangen ist wie die verwandten Arbeiten Sigismund 
Kuss er s. Erhalten ist von dem deutschen musikdramatischen Früh werk dagegen 
der Krösus Reinhard Keisers und er liegt als Denkmälerband der allgemeinen 
Prüfung offen. Wiederum werden wir durch ihn aufs Lied als die Hauptquelle 
deutscher Musiklust geführt, in der Behandlung anderer Formen schneiden wir, 
mit den Italienern verglichen, schlecht, um nicht zu sagen plump ab. Daß aber 
die Deutschen den Vorsprung auszugleichen suchten und dies auch bis zu einem 
hohen Grad vermochten, zeigt Ignaz Holzhauers „Günther von Schwarzburg“. 
Mit ihm und mit Anton SchweitzerB „AlceBte“, die in der Deklamation tief packt, 
und mit seiner „Rosamunde“ wurde in Mannheim der Versuch und der Anfang gemacht, 
das dortige Deutsche Nationaltheater auch von der musikalischen Seite her zu stützen. 
Die Übersiedelung des Hofes nach München zwang, den Plan aufzugeben, und die 
deutsche Oper hat bis auf C. M. v. Weber und R. Wagner warten müssen. 
Schweitzers und Holzbauers Bemühungen verschwanden ganz gegen den Glanz 
J. A. Hasses und der anderen in Deutschland wirkenden Vertreter italienischer Kunst 
Die Pflicht, in diese italienische Zeit der deutschen MuBik tiefer einzuführen, liegt 
unseren Denkmälern noch ob; ßie ist mit Gr a uns „Montezuma“ keineswegs ge- 
nügend eingelöst. Dafür müßten vor allem Hassesche Opern eintreten. Wohl aber 
darf die Veröffentlichung größerer Bruchstücke aus Opern Trajettas als willkommene 



HAUPTWERKE UNTER DEN DENKMÄLERN DEUTSCHER TONKUNST 35 

Abschlagszahlung gelten. Es handelt sich dabei freilich nicht um deutsche Werke, 
aber um Bolche, die für das Bild der Tonkunst in Deutschland zu einer bestimmten 
Zeit wichtig gewesen sind. Sie sind Denkmäler einer unter italienischer Hörigkeit 
stehenden deutschen Musik. Ob auch rühmliche Denkmäler? Das ist eine andere Frage. 
Aber Denkmäler haben unter Umständen auch den Beruf zu warnen und die Er- 
innerung an das wachzuhalten, was an einer Zeit und ihrem Geschlecht schwach war. 

Wenn in unseren Denkmälern die Instrumentalmusik nach Menge und Güte 
der vokalen nachsteht, so entspricht das nur der geschichtlichen Tatsache, daß die 
Instrumentalmusik verhältnismäßig spät zu selbständiger Bedeutung gelangte und 
daß sie sich langsam entwickelte. Klavier und Orgel gingen dabei voran, das 
Klavier beschränkte sich aber noch auf lange Zeit im wesentlichen auf die durch 
die Spielleute eingebürgerten Formen der Suitenmusik. Versuche wie die J. Fro* 
bergers, Tokkaten und ähnliche freie Gebilde, ja gar Programmusik zur Geltung 
zu bringen, blieben vereinzelt. Das Gelungenste hat auf diesem Gebiet der Leip- 
ziger Thomaskantor Johann Kuhn au, der Vorgänger Seb. Bachs, mit seinen 
biblischen Sonaten geboten, die die Aufgabe, geschichtliche Vorgänge mit Wahrung 
guter musikalischer Form auszuführen, in ausgezeichneter Weise lösten. 8ie scheinen 
unseren Pianisten ziemlich unbekannt geblieben zu sein, sonst würde man ihnen häu- 
figer auf den Programmen begegnen, und sicher haben sie in ihrer Literatur nicht 
viele Stücke, die so geistreichen Inhalts und doch so natürlich und einfach angelegt 
sind. Von Kuhnau ab rückt die Sonate mehr und mehr an die Spitze der Klavier- 
musik, mit Beethoven steht sie auf der Höhe ihrer Bahn und zugleich am Ende 
ihrer Herrschaft. 

Die Entwickelung der Orchestern) usik läßt sich in unseren Denkmälerbanden 
nur auf eine kurze Strecke verfolgen, und zwar führt diese nicht an die großen 
Leistungen der Gattung heran. Aber ihre bescheidenen Anfänge fesseln und er- 
freuen ebenfalls. Es ist wiederum Suitenmusik, vor die wir geführt werden. Am 
schönsten wirkt sie in den Pavanen und Paduanen Melchior Francks, aus denen 
ein Ton frommen Siunes klingt, der in unserer Zeit nur ganz ausnahmsweise von 
bevorzugten Geistern angeschlagen wird. Was dann im Verlauf des achtzehnten 
Jahrhunderts von deutschen Komponisten, etwa den Mannheimern, vorgelegt wird, 
hat klanglich, in sogenannter koloristischer Beziehung, Interesse, der Gedankenwert 
dieser Kompositionen aber ist gering. 

So zeigen uns die Denkmäler Deutscher Tonkunst Treffer und Nieten durch- 
einander. Wir aber wollen froh sein, daß wir sie haben und fleißig aus ihnen 
Genuß und Belehrung schöpfen. 


3* 




Giacomo Meyerbeer 

Von 

9 

Hermann Abert 

Keine musikalische Gattung ist so sehr dem Wechsel des Geschmackes unter- 
worfen wie die Oper, und in ihrer Geschichte bietet wiederum das Schicksal der 
Meyerbeerschen KunBt wohl das krasseste Beispiel eines solchen jähen Stimmungs- 
umschwunges dar. Nicht als ob sie von den Bühnen bereits völlig verschwunden 
wäre; die „Hugenotten* z. B. sind bei einer einigermaßen sorgfältigen Darstellung 
auch heute noch einer starken Wirkung sicher. Aber im allgemeinen ist Meyer- 
beer heutzutage der Prügelknabe für alle und alles, wie dereinst die italienische 
Oper des 18. Jahrhunderte, zumal seit den bekannten scharfen Angriffen R. Wag- 
ners. Ja der Streit blieb nicht einmal auf das musikalische Gebiet beschränkt, er 
wurde von chauvinistischer und antisemitischer Seite aufgenommen und fortgesetzt, 
und so entstand schließlich ein Zerrbild, bei dessen Anblick man sich wirklich fragen 
könnte, ob denn unsere Väter, die doch zum guten Teil zu den „Hugenotten* mit 
derselben Verehrung emporblickten wie heute der waschechte Wagnerianer zum 
„Tristan", von allen guten Geistern der Kunst gänzlich verlassen gewesen seien. 
Nun ist ja freilich große Beliebtheit an sich noch durchaus kein Gradmesser für 
den Wert einer Kunst. Auch Kotzebue hatte, sogar im Zeitalter Schillers und 
Goethes, eine tausendköpfige Gemeinde hinter sich, und ein Stück Kotzebue steckt 
tatsächlich auch in Meyerbeer, in seinem Spürsinn für das äußerlich Wirksame, 
für dankbare Rollen und andere Dinge, die auf die Triebe der großen Masse zuge- 
schnitten sind. Trotzdem war Meyerbeer zu weit Höherem berufen als Kotzebue. 
Kraft einer ungewöhnlichen musikalischen 
rung für die Grundströmungen seiner Zeit gelang es ihm mit Hilfe seines Text- 
dichters Scribe, der diese Eigenschaften in nicht geringerem Grade besaß, wirklich, 
zum musikalischen Herold seines Zeitalters zu werden. Mag man über den Kunst- 
wert seiner Opern denken wie man will, sie sind das musikalische Abbild einer 
ganzen Kulturperiode, sie verschaffen uns Einblicke in die treibenden Kräfte ihrer 
Entstehungszeit, besser und tiefer als manches Literaturwerk. Weder aus der 
Musikgeschichte wird sich also Meyerbeers Name einfach wegdekretieren lassen noch 
aus der Kulturgeschichte, ebensowenig läßt er sich aber kurzer Hand an die Fran- 
zosen abschieben. Denn abgesehen von seinen zahlreichen persönlichen Beziehungen 


Begabung und einer äußerst feinen Witte 



38 


HERMANN ABERT 


zu Deutschland zeigt ein stattlicher Kreis von Schülern, unter denen sich zeitweilig 
auch R. Wagner befand, daß sein Opernideal auch in Deutschland hoch im Preise 
stand und daß sich auch bei uns bedeutende Köpfe lange Zeit ein musikalisches 

Drama nicht anders vorstellen konnten als in Meyerbeer scher Form. Und ebenso 

* 

war ob in Italien: selbst G. Verdi wurde durch seinen Einfluß von der im „Na* 
bucco“ eingeschlagenen Bahn auf Jahrzehnte hinaus abgedrängt. 

Wir haben demnach allen Grund, uns mit dieser merkwürdigen Erschei- 
nung näher zu beschäftigen, nicht um ihret- sondern um unsertwillen. Bei grund- 
legenden Reformen wie der Wagnerschen kennt die Geschichte wenig Rücksicht, sie 
rafft mit dem innerlich Morschen auch eine Menge lebensfähiger Keime hinweg und 
überläßt es späteren Geschlechtern, Gerechtigkeit zu üben. 

Meyerbeer hat seine Laufbahn als Glied der Berliner Schule begonnen, und 
diesen Jugendeindrucken verdankte er wohl eine der stärksten Seiten seiner Kunst, 
die gediegene Satztechnik, die auch schwieriger kontrapunküscher Probleme mühelos 
Herr wird, und überhaupt seine formale Meisterschaft. Dann wurden die Studien 
in Darmstadt unter Abt Vogler fortgesetzt. Diese Schule erweiterte seinen Gesichts- 
kreis, und zwar nicht allein den musikalischen, beträchtlich, sie weckte aber zu- 
gleich in seinem Innern auch allerhand dunkle Regungen, die zu dämpfen sein 
Charakter auf die Dauer doch nicht Kraft genug besaß. Voglers musikalische Kultur 
trug bei allem Reichtum doch schon den Stempel des Überreifen, Ungesunden. Er 
gab seinen Schülern eine Menge neuer Ideen und besonders neuer Klangwirkungen 
mit auf den Weg, die die jungen Gemüter lebhaft beschäftigten, aber er ließ sie 
über den eigentlichen Zweck dieser neuen Ausdrucksmittel nur zu oft im Unklaren. 
Seine eigenen Werke enthalten zahlreiche Stellen selbstherrlichen, effektsüchtigen 
Musikmachens, auf die Wagners Wort von der Wirkung ohne Ursache zutriflt; sie 
wirken um so gefährlicher, als sie häufig neben Stellen von wirklichem poetischem 
Gehalt stehen. Weber haben diese Sirenenklänge auf die Dauer nichts anzuhaben 
vermocht, Meyerbeer aber wurden sie verhängnisvoll, denn sie weckten zum ersten 
Male in ihm den musikalischen Demagogen, der in ihm schlummerte. Schon die 
unter Voglers Einfluß entstandenen Jugend werke lassen diesen Zug deutlich erkennen. 

1816 reiste Meyerbeer, der gleich R. Schumann dem Zuge der Zeit folgend 
sich lange mit dem Gedanken getragen hatte, Virtuose zu werden, auf Salieris Rat 
nach Italien, neben O. Nicolai der letzte deutsche Musiker, der hier sein Heil als 
Opernkomponi8fc suchte. Nach seinem eigenen Bekenntnis ist er dort gleich den 
meisten seiner Vorgänger musikalisch zunächst ganz zum Italiener geworden; die zahl- 
reichen Mozartismen in diesen Werken lehren freilich, daß jenes Bekenntnis mit 
einigem Vorbehalt aufzunehmen ist. Immerhin war er ein sehr gelehriger Schüler 
der Italiener, das beweist nicht allein die stark von Rossini beeinflußte Melodik 
dieser Werke, sondern namentlich ihr orchestrales Gewand, das mit großem Geschick 
die Errungenschaften Simon Mayrs und seiner Schule verwertet. *) Gerade diese 
Eindrücke waren der bleibende Besitz, den er von seiner italienischen Zeit mitbrachte, 

J ) H. Kretzschmar in diesem Jahrbuch 1904, S. 36, 40. 



GIACOMO MEYERBEER 


39 


an ihnen hielt er fest, auch nachdem er mit dem „Crociato“ der italienischen Oper 
den Rücken gewandt hatte (1824). 

Nach diesem Werke folgt, ähnlich wie bei Wagner nach dem „Lohengrin“, 
eine sechsjährige Pause in Meyerbeers Opernschaffen, eine Zeit innerer Sammlung 
und des Suchens nach einem neuen Opernideal. Aber wahrend sie bei Wagner 
schließlich zu einem Bruch mit der ganzen bisherigen Tradition führte, war das Er- 
gebnis bei Meyerbeer nur der Übergang zu einer andern der bereits bestehenden 
Opernformen, der französischen, die er schon 1815 in einem mehrmonatigen Pariser 
Aufenthalt kennen gelernt hatte. Er nahm damit einen Faden wieder auf, den der- 
einst 1778 J. Chr. Vogel 1 ) und Mozart angeknüpft hatten. Jetzt, als Meyerbeer 
1825 zur Einstudierung des „Crociato“ in PariB eintraf, lagen die Verhältnisse noch 
erheblich günstiger, da die Acadömie royale sich infolge Mangels an zugkräftigen 
Neuheiten dem ausländischen Wettbewerb besonders geneigt erwies. Hat doch auch 
Rossini, der hier Meyerbeers Lebensweg abermals kreuzte, in jener Zeit die Aca- 
dömie mit zwei umgearbeiteten älteren Opern versorgt. Vor allem bewährte Meyer- 
beer jedoch jetzt zum erstenmale den ihm eigenen feinen Spürsinn für die treiben- 
den Kräfte des geistigen Lebens seiner Zeit. Er hatte ihn früher schon gegen die 
Lockungen der deutschen Oper und Webers unempfindlich gemacht, denn was steckte 
hinter Webers Vorwürfen gegen Meyerbeers unnationales Wesen im Grunde ge- 
nommen anderes als der sehnliche Wunsch, dieses bedeutende Talent für die deutsche 
Kunst zu gewinnen? Jetzt aber, in jenen Jahren der Gärung vor der Julirevolution, 
wurde Meyerbeer vollends hellhörig, er sah wohin die Reise der tragöd ie lyrique 
ging und fühlte sich stark genug, die Führerschaft zu übernehmen. 

Tatsächlich warfen die Ereignisse von 1830 bereits ihre Schatten voraus. Nie 
hat sich ein Volk nach einer Niederlage rascher erhoben, als die Franzosen nach 
den Freiheitskriegen, und nie den Siegern so fe6t sein geistiges Joch aufgezwungen. 
Für die politische Freiheitstheorie und die allmählich ganz unter deren Bann tretende 
Literatur wurde Paris sehr bald die ausschlaggebende Macht in ganz Europa. Schon 
begannen, wie das Beispiel Börnes zeigt, die Pilgerfahrten der deutschen Literaten 
nach der Seine. Daß dabei daB deutsche Judentum die Führung an sich riß, ist 
bekannt, und dieser Umstand mag auch Meyerbeer bestimmt haben, der Bewegung 
beizutreten und die Bestrebungen seiner Stammesgenossen von der Seite der Oper 
her zu unterstützen. Es waren die Anfänge der jungdeutsch-französischen Bewegung, 
die dann nach 1830 Politik, Literatur und Kunst vollständig überfluten sollte. 
Meyerbeer ist von der Opernbühne aus einer ihrer Hauptwortführer, seine Kunst 
das getreue Spiegelbild aller ihrer einzelnen Strömungen geworden. Zunächst was 
ihren politischen, speziell demagogischen Zug an belangt. 

Die Oper zum Sprachrohr politischer Tagesfragen zu machen war alter franzö- 
sischer Brauch, dem schon Lully in seinen Prologen bis zur Geschmacklosigkeit 
gehuldigt hatte. Ja selbst bei Gluck finden wir noch einzelne Nachzügler dieses 
Geistes, wie z. B. den Chor „Chantons, cölöbrons notre reine“ der „Aulischen Iphi- 


') Vgl. A. Vogler, J. Chr. Vogel, Halle 1914. 


40 


HERMANN ABERT 



genie“ mit seiner Huldigung an die junge Königin Marie Antoinette. Seinem Kerne 
nach blieb allerdings das Gluckscbe Musikdrama von allen außerkünstlerischen, also 
auch politischen Tendenzen frei, es sei denn man erblickte in der künstlerischen 
und sittlichen Reinheit der „Taurischen Iphigenie“ eine bewußte Kritik des Meisters 
an den damaligen Pariser Zuständen, einen verklärten Niederschlag des alten Geistes, 
dem die Franzosen zum größten Teil ihre eigentümliche Größe in Geschichte und 
Kunst verdankten. Darüber nachzudenken blieb ihnen freilich keine lange Zeit, 

meinen Ordnung der Dinge 
auch die Grundfesten der Opernbühne; es blieb kein Raum für künstlerische An- 
dacht mehr übrig, zumal einem Kunstwerk wie der tragödie lyrique gegenüber, die 
schon zu Rousseaus Zeiten als Hauptvertreterin der verhaßten und dann gestürzten 
alten aristokratischen Gesellschaftsordnung betrachtet wurde. Um so kräftiger strebte 
die junge opöra comique in die Höhe. Sie entsprach den neuen Begriffen von Na- 
tur und Wahrheit . weit besser als die als steif verschrieene alte Musiktragödie. Es 
war wie immer, wenn „Natur“ das Losungswort wurde: die Schilderung der Wirk- 
lichkeit galt als die eigentliche Aufgabe der Kunst, und unter Wirklichkeit verstand 
man deren äußersten Vordergrund, nämlich den Alltag, das Aktuelle. So ist die 
opöra comique zu einer Quelle für die damalige französische Kultur geworden, die 
sich keine allgemeine historische Darstellung entgehen lassen dürfte. Die inneren 
politischen und sozialen Zustände Frankreichs während der letzten drei Jahrzehnte 
des Königtums finden hier ihr treues Spiegelbild; es war ein ganzer Schwarm von 
„Sturmvögeln der Revolution“, der da lange vor Mozarts Figaro über die Opem- 
bühne dahin flatterte. 


denn der Wirbel der Revolution erschütterte mit der allge 


Die Schicksale der Gluckschen Kunst in Paris sind bekannt. 1 ) Ihrem Geiste 
nach fand sie eigentlich nur einen einzigen ihrer würdigen Erben in Cherubini. 
Aber schon sein „Dömophon“ zeigt durch seinen Text, wie stark das alte Ideal be- 
reits getrübt war, und seine ihrer dramatischen Idee nach weit mehr Gluckscbe 
„Medea“ blieb dank den äußeren Verhältnissen in dem bescheidenen Rahmen 
einer „komischen“ Oper stecken. Man kann ohne weiteres sagen, daß durch die 
Ereignisse der großen Revolution dem Gluckschen Kunstwerk die Resonanz beim 
Pariser Publikum entzogen war, während die opöra comique gerade jetzt einen neuen 
Aufschwung erlebte und mit ihren drastischen Bildern au9 dem Alltag mit all 
seinen Schrecknissen abermals zum Herold der politischen Ereignisse wurde. Diese 
ganz ungluckiscbe Tendenz drang nunmehr aber auch in die ernste Oper ein. Merkt 
man es schon den Opern der republikanischen Zeit an, daß sie nicht mehr der 
alten höfisch-aristokratischen Kultur entstammen, so ist dasselbe bei dem letzten Aus- 
läufer der Gluckschen Schule, ßpontini der Fall. Nichts scheidet Spontini so 
scharf von Gluck wie die ausgesprochene politische Tendenz seiner Kunst. Mit der 
napoleonischen Zeit wechselte wie der Staat, so auch die Opernbühne der Franzosen 
ihren Herrn. Der neue Herrscher aber liebte es, zur Festigung seines Thrones nicht 
allein in seiner Politik, sondern auch in seiner Stellung zur Kunst Grundsätze des 



*) Vgl. H. Kretzschmar, Zum Verständnis Glucks in diesem Jahrbuch 1903, S. 75 f. 



GIACOMO MEYER BE ER 


41 


alten römischen Kaiserreichs wieder zu beleben. Sein ganzes Verhältnis zur Musik 

% 

und besonders zur Oper beruht auf dem alten römischen Nützlichkeitsstandpunkt: 
sie erhalten ihre Daseinsberechtigung nur durch den Zweck, den Ruhm des neuen 
Regiments zu mehren und die Herzen der Untertanen dafür zu gewinnen. Von 
diesem Standpunkt aus kam Napoleon die Form der Gluckscben Renaissanceoper 
mit ihrem heroischen Charakter sehr gelegen, und er ißt auf diese Weise mittelbar 
zum letzten Erneuerer des alten, bereits ins Hintertreffen geratenen Ideals geworden. 
Allerdings büßte es dabei sein Bestes, seine künstlerische Reinheit, zum größten 
Teile ein. Denn Spontini, der sich als verständnisvoller Diener seines Herrn er- 
wies, wußte genau, daß seine Aufgabe keine rein künstlerische war, sondern daß 
es galt, die Massen mit fortzureißen. Ein demagogischer Zug dringt mit ihm noch 
zuguterletzt in die alte Glucksche Gattung ein, der stark von der aristokratischen 
Resignation ihres Begründers absticht und dafür um so deutlicher auf die folgende 
Entwicklung hinweist. Er zeigt sich vor allem in der zeitweiligen Bevorzugung des 
Sinnlichen vor dem Geistigen, des rein Musikalischen vor dem Poetischen. Szenen 
von wirklich großem dramatischem Wurf stehen neben anderen, die nur um der 
äußeren Wirkung willen da sind oder deren Musik den Textworten gegenüber me- 
lodisch oder namentlich rhythmisch viel zu leicht wiegt. Mit Napoleons Sturz er- 
blich auch Spontinis Glanz; seine „Olympia“, das letzte Werk der Gluckschen 
Schule, erreichte langst nicht mehr den Erfolg der früheren und bedeutete auch 
seinem Stil nach einen entschiedenen Schritt nach abwärts. Mit Spontinis Abgang 
war die tragädie lyrique abermals ohne einen allgemein anerkannten Führer, und 
wiederum drohte ihr die Mitbewerberschaft der mit frischen Kräften, wie Boieldieu, 

a 

auf marschierenden komischen Oper zum Verhängnis zu werden. Es war die Zeit, 
wo Rossini mit dem „Siöge de Corinthe“ (1826) und „Moise“ (1827) in die 
Bresche sprang. Ein Vergleich des „Siöge“ mit seinem Vorgänger, dem „Mao- 
metto II“ (1820) ist schon dichterisch sehr, lehrreich. 1 ) Das Urbild ist ein echt 
italienisches Liebesintrigenstück mit großem historischen Hintergrund. Die Bear- 
beitung tastet zwar diesen Grundcharakter durchaus nicht an, betont aber besonders 
das Militärische und Patriotische und flicht wirkungsvolle Szenenbilder, Soldaten- 
aufzüge, eine Hochzeitsfeier, ja sogar eine Bannerweihe ein, die wohl mit Recht alß 
das unmittelbare Vorbild der entsprechenden Szene in den „Hugenotten“ gelten darf. 2 ) 

Daß Rossini in seiner musikalischen Bearbeitung diesen Veränderungen nur 
teilweise Rechnung trug, ist ebenso bezeichnend für ihn wie für das Pariser Publi- 
kum, das an derartigen Widersprüchen zwischen Text und Musik bereits keinen 
Anstoß mehr nahm, wofern eben nur die äußere Wirkung vorhanden war. 

Der Boden für eine abermalige Umgestaltung der tragödie lyrique war also 
wohl vorbereitet, als der letzte Anstoß wiederum von einer einschneidenden politischen 
Wandlung erfolgte: den Ideen, die schließlich zur Julirevolution von 1830 führten. 

Aubers „Stumme“, Rossinis „Teil“ und Meyerbeers „Robert“ gelten 

*) A. Sandberger, Rossiniana, ZeiUchr. der I. M.-G. IX 388 ff. 

*) Sandberger S. 344. 



42 


HERMANN ABERT 


gemeinhin als die drei Stammwerke der neuen Gattung. Dabei inuß freilich be- 

♦ 

merkt werden, daß die beiden ersten einander weit näher stehen als dem dritten. 
Gemeinsam ist ihnen beiden der damals in seinem Radikalismus höchst zeitgemäße 
Gedanke der gewaltsamen Selbstbefreiung der Völker und der darauf auf gebauten 
Gleichheit aller, gemeinsam ferner auch die exotische Einkleidung. Es ist derselbe 
heiße Atem, der uns in der Literatur aus Delavignes „Vöpres Siciliennes“ und 
Mörimöes „Jacquerie“ anweht, und auch für das neapolitanische und schweizerische 
Lokalkolorit boten Dichtung und Musik schon vor V. Hugo zahlreiche Seitenstucke 
dar. Proben musikalischer Ethnographie hatte bereits Gluck in seinen Musikdramen 
gegeben. Indessen war ihm derlei doch niemals Selbstzweck gewesen; seine Phryger 
und Skythen sind reine Phantasie -Orientalen und lediglich von der dramatischen 
Idee eingegeben, den Vertretern einer höheren Kultur das ungeschlachte, triebhafte 
Barbarentum entgegenzusetzen. Dagegen legte die opöra comique dank ihrer be- 
kannten» Vorliebe, ihre Figuren inmitten ihres äußeren Lebenskreises darzustellen, 
auf die musikalische Exotik als solche von Anfang besoqderen Wert. In ihren 
Chören tritt die Zeichnung ausländischen Volkstums immer stärker hervor. Aber 
auch jetzt noch kommen alle diese pikanten Bilder über den Rahmen äußerer Zu- 
taten nicht hinaus, es bleibt bei Idyllen und Schwänken, die die Handlung beleben, 
aber nicht bestimmen. Das wurde bei der „Stummen “ Aubers ganz anders; hier 
war das südliche Kolorit nicht mehr bloß Staffage, sondern der Träger des Tempera- 
mentes eines ganzen Volkes, das zugleich der Held des Ganzen war, es durchdrang 
die Handlung vom Anfang bis zum Ende. Es war eine außerordentlich glückliche 
Vereinigung von Elementen der opöra comique, von der ja Auber herkam, mit dem 
heroischen Ballettcharakter der alten tragödie lyrique, und der überraschendste Effekt, 
die Stummheit der Heldin, die zugleich eine bedeutungsvolle Erweiterung der Orchester- 
sprache zur Folge hatte, lag ganz in der Richtung altfranzösischer Programmusik. 
Neu aber war die weit über Spontini hinausgehende, selbstherrliche Entfesselung 
aller sinnlichen Reize, die die eigentliche Handlung ganz in den Hintergrund drängt. 
Sie wirkt nur deshalb noch nicht so brutal wie später bei Meyerbeer, weil sie durch 
den demagogischen Charakter des Stoffes motiviert ist; es besteht hier tatsächlich 
noch eine Harmonie zwischen Form und Inhalt, Wirkung und Ursache, die z. B. 
Wagners Lob durchaus erklärt. Es steckt wirklich noch ein seelisches Erlebnis 
hinter diesem Werk des Franzosen Auber, der den heißen Atem seiner Zeit in seiner 
Brust verspürte, während gleich der „Teil“ des Italieners Rossini schon mehr den 
Eindruck des geistvoll Erdachten macht. Die „Stumme“ war noch Original, der 
„Teil“ ist schon bewußte Nachahmung und bewußtes Ausnützen der Zeitströmungen. 
Von den Italienern hat erst der junge Verdi seinen Opern einen politischen Unter- 
ton gegeben, der aus einem wirklich nationalen Herzen kam. 

Diesen beiden Werken gegenüber schlug Meyerbeer mit dem „Robert“ zunächst 
eine ganz andere Richtung ein, indem er sich statt ins politische in das literarische 
Fahrwasser seiner Zeit begab. Mit dem „Robert“ nimmt die neue französische 
Romantik Besitz von der Opernbühne. Bezeichnend ist, daß das Werk ursprünglich 
als komische Oper gedacht war. Seit Gr6trys „Zömire et Azor“ hatte diese 



GJACOMO MEYEBBEER 


43 


Gattung schon zu einer Zeit, da die ernste Oper noch an dem alten Renaissance* 
ideal festhielt, mehr und mehr romantische Stoffe zugelassen und damit merklich 
auch auf das deutsche Singspiel eingewirkt; vielleicht hat auch der Erfolg des 
„Freischutz" Meyerbeer bestimmt, ein französisches SeitenBtück dazu zu schaffen. 
Die auf die opöra comique hinweisenden Züge sind denn auch noch in der umge- 
arbeiteten Partitur mühelos zu erkennen: die Figur des Raimbaud, die volkstümliche 
Haltung einzelner Szenen, bestimmte Lieblingstypen , wie gleich im ersten Akt das 
Trinklied, die Ballade und Romanze, auch die Verwendung des Leitmotivs gehören 
hierher. Die Verschmelzung beider Gattungen, der ernsten und der komischen, ißt 
also hier um ein gutes Teil weitergeführt. 

Wenn Meyerbeer allerdings jemals den Gedanken gehegt haben sollte, einen 
dem „Freischütz" entsprechenden Text zu bekommen, so mußte ihn gleich der erste 
Blick in das von -Delavigne verfaßte und später von Seribe überarbeitete Buch 
eines Besseren belehren. Wohl ist auch dieser „Robert" eine Erlösungsoper, die 
die Befreiung eines sündigen Mannes aus der Gewalt des Bösen durch reine Weibes- 
liebe zum Gegenstand hat Aber diese einfache Grundidee, die schon früher in 
Frankreich Marmontel in „Zömire et Azor“, in Deutschland z. B. Bretzner in 
seinem „Irrwisch" behandelt hatte, verschwindet hier vollständig hinter einem Wust 
effektsücbtiger Nebenmotive und Episoden. Es fehlt alles Tiefe, Schwärmerische, 
Sehnsüchte- und Ahnungsvolle, das auch in den schwächsten deutschen Libretti 

0 0 

noch zu Worte kommt, die Charaktere sind bloße Puppen, die von Abenteuer zu 
Abenteuer gezerrt werden, ja selbst der böse Bertram bestätigt nur Goethes Wort, 
daß es nichts Abgeschmackteres auf der Welt giebt, als einen Teufel, der verzweifelt. 
Es war vom dramatischen Standpunkt aus der schlimmste Text, den Meyerbeer je 
in die Hände bekommen hat, und dennoch bewies der Erfolg, daß die beiden Poeten 
es abermals ausgezeichnet verstanden hatten, die Opernbühne bestimmten Zeitströmungen 
dienstbar zu machen. 

Die Romantik hat zwar von Hause aus alle europäischen Kulturgebiete gleicher- 
maßen erfaßt, aber das neue Weltgefühl, das sie brachte und das sich überall in 
einer beständigen Sehnsucht nach Bewegung, in einem fortwährenden Suchen, Gären 
und Mischen äußerte, kam bei den verschiedenen Völkern, dem Unterschied der Tem- 
peramente gemäß, zu ganz verschiedenem Ausdruck. In Deutschland entfesselte es 
wieder einmal den irrationellen Zug unseres Wesens, die Neigung zum rein Gefühls- 
mäßigen, Alogischen, Naturhaften; auch auf seelischem Gebiet war diesen Künstlern 
das Erleben als solches Selbstzweck, die Gestaltung nur das äußere Mittel, der 
Prozeß wichtiger als sein Ergebnis. Daher rührt ja auch in der musikalischen 
Ästhetik dieser Zeit die Überschätzung der Phantasie, also des Irratiönellen , auf 
Kosten der Verstandestätigkeit. 

Der Franzose dagegen, von Hause aus Rationalist, ist es auch in der roman- 
tischen Periode geblieben. Der Wille, Logik und Ordnung in die chaotische Wirk- 
lichkeit hineinzubringen, beseelt diese Künstler so gut wie die der vorhergehenden 
Jahrhunderte. Deshalb äußerte sich jener romantische Trieb nach Bewegung bei 
ihnen nicht wie bei den Deutschen in dem Drang, das Seelenleben in seinen tausend- 



44 


HERMANN ABEBT 


fachen Mischungen und Übergangen, sondern als einen Wechsel scharf erfaßter und 
möglichst zugespitzter Gegensätze darzustellen. V. Hugo, der Hauptwortführer der 
ganzen Richtung, wurde der Meister der Antithese. Der Gegensatz, der alle Ver- 
mittlungen und Übergänge ausschließt, wird , damit zum System erhoben, und der 
weitere, in jener Zeit, wo die Dichtung zu den breitesten Massen sprach, nur natür- 
liche Schritt war der, daß der Gegensatz um seiner selbst, um der äußeren Wirkung 
willen Trumpf wurde, daß man sich daran gewöhnte, die Wirkung höher zu schätzen 
als die Wahrheit. Die Hauptsache war jetzt der möglichst spannende Wechsel 
heterogenster Bilder, und da der neuentfesselte Individualismus keine Schranken irgend- 
welcher Konvention mehr kannte, so hatte die Einbildungskraft freiesten Spielraum. 
Schon einmal, in der Revolutionszeit, hatte die Pariser Oper eine Periode der aben- 
teuerlichsten Stoffe erlebt, aber damals waren sie ihr unter dem schweren Druck der 
Zeitläufte als Abbilder täglich erlebter Schicksale aufgedrängt worden, jetzt dagegen 
waren sie Ausgeburten einer in den schroffsten Gegensätzen schwelgenden Phantasie 
und lediglich auf grelle Wirkungen berechnet. Mit „Robert dem Teufel“ nahmen 

diese Zerrbilder der Hugoschen Antithesentheorie auch von der Opernbühne Besitz 

0 

und verführten auch den Musiker dazu, auf seinem Gebiete ähnlichen Zielen naoh- 
zujagen. Es war rein künstlerisch ein starker Abstieg der „Stummen“ und dem 
„Teil“ gegenüber. Dort hatte über dem ganzen bunten Treiben doch noch der Frei- 
heitsgedanke als treibende Kraft gewaltet, im „Robert“ ist die Idee fast rettungslos 
verschüttet, das Ganze besteht eigentlich nur aus nerven spannender Abwechslung, 
und Liszt hatte recht mit seinem offenbar auf V. Hugo gemünzten Wort vom 
„Schwindelgefühl der Antithesen“. Jetzt erst trat die Hauptschwäche der neuen 
tragödie lyrique, ihre heillose Armut an wirklich großen Ideen, nackt zutage, sie 
wirkt hier doppelt abstoßend durch die sittliche Gleichgültigkeit, die dieses „Erlösungs- 
werk“ begleitet und von dem religiösen Unterton des „Freischütz“ so grell absticht. 

Der Bund Scribes mit Meyerbeer, in dem jener sofort den gegebenen musi- 
kalischen Bundesgenossen für seine eigenen Ideen erkannt batte, war damit fest be- 
gründet. Mittlerweile aber waren auf der großen Weltbühne Dinge geschehen, die 
das politisch so überaus hellhörige Künstlerpaar veranlaßten, seinen Kurs abermals 
zu wechseln. Auf die Bourbonen war Ludwig Philipp gefolgt, der den Namen des 
Bürgerkönigs mit Recht trug, da er seinen Thron tatsächlich der Gnade der „Rour- 
goi sie “^verdankte, nannte doch Barrot seine Herrschaft einmal die „beste der Repu- 
bliken“. Der Frei hei tsrausch legte sieb zwar allmählich, doch glomm der revolutionäre 
Funke unter der Asche weiter und machte sich gelegentlich in Aufruhr und Geheim- 
bündelei aller Art Luft. Neue soziale Kampfe kündigten sich an, der sog. vierte 
Stand sah sich um sein Recht betrogen und hegte gegen das besitzende Bürgertum 
einen steigenden Groll, der in den Verheißungen der neuen sozialistischen Lehren 
kräftige Nahrung fand Riß im Zusammenhang damit eine starke religionsfeindliche 
Stimmung in den unteren Schichten ein, so wuchs dafür der Anhang des Katholi- 
zismus bei den oberen, dem Adel und dem gebildeten Bürgertum, um so mehr, und 
namentlich die Literaten, Victor Hugo an der Spitze, wurden in ihrem neu erwachten 
Glaubenseifer nicht müde, das „Heidentum“ des 18. Jahrhunderts anzuklagen. 



UIACOMO MEYERBEER 


45 


Trotz allen Schäden stand aber der Ruhm Frankreichs auch im Auslände so 
fest begründet da, wie seit den Tagen Napoleons nicht mehr. Kein Wunder, daß 

das französische Nationalgefühl wieder mächtig aD schwoll und da9 um sein Dasein 

■ 

besorgte Königtum alle Mühe hatte, die kriegerischen Leidenschaften der Franzosen 
im Schach zu halten. Scribe selbst war es, der damals in einem seiner Lustspiele 
den Namen des Chauvinismus erfand. Er hat es auch als Operndichter sehr bald 
verstanden, seiner Zeit ihre mannigfaltigen neuen Träume zu deuten. „Hugenotten", 
„Prophet" und „Afrikanerin" sind mit dem Geist des Julikönigtums, seinem Glanze 
wie seinem zwiespältigen Wesen unzertrennlich verbunden. 

Sehr bezeichnend ist dafür allein die Tatsache, daß in diesen Dichtungen, 
ganz anders als in den früheren monarchischen Perioden der Oper, jede Verherr- 
lichung des Königtums fehlt. Man merkt auch hieran deutlich, daß Ludwig Philipp 
im damaligen Paris eigentlich nur geduldet war. Auch der Adel kommt ziemlich 
schlecht weg, trotzdem in dem äußeren Auftreten seiner Vertreter immer noch etwas 
von dem Respekt vor der alten feinen Gesellschaftskultur nachwirkt. Ihrer Ge- 
sinnung nach sind diese Edelleute freilich schon seit der „Stummen" entweder 
skrupellose, mattherzige Bösewich ter oder leichtsinnige Schlemmer oder finstere 
Verschwörer. Eis sind Gestalten, die sich bis in Verdis „Rigoletto" und in Wag- 
ners „Rienzi" und „Hohe Braut" hinein fortsetzen. Nur der Nevers der „Huge- 
notten" bildet eine Ausnahme. Um so aufdringlicher machen sich die Massen be- 
merkbar. Wie im damaligen Paris, so lauern sie auch in diesen Texten beständig 
im Hintergründe, stets bereit loszuschlagen und die bestehende Ordnung über den 
Haufen zu werfen. Zu dieser schwülen Revolutionsluft gesellt sich in den „Huge- 
notten" noch das nicht minder zeitgemäße kirchlich -religiöse Problem. ßaint-Bris 
ist der Träger jenes demonstrativen Katholizismus, der damals im Schwange war, 
und getreu nach dem Leben auch insofern gezeichnet, als sein Glaube nicht ein 
Bekenntnis des Herzens, sondern des Kopfes ist. Der ganze Konflikt der „Huge- 
notten“ hat zpit dem Glauben als solchem blutwenig zu tun, weder auf katholischer 
noch auf protestantischer Seite. Raouls Protestantentum bleibt lediglich auf dem 
Theaterzettel, es kennt keine inneren Kampfe und keine Gewissensnöte; er handelt 
bis zum Schlüsse nur als Kavalier wie alle seine übrigen Standesgenossen, und auch 
sein Gefolgsmann Marcel ist ein seltsames Gemisch von romantisch-mittelalterlicher 
Knappentreue und fanatischem Sektierertum. Er hat gewiß in seiner eisernen Starr- 
heit weit mehr Charakter als sein Herr und ist neben seinem Gegner Saint- Bris 
die gelungenste Charakterfigur der Meyer beerschen Oper überhaupt, aber auch sein 
Protestantentum ist mehr äußerlich als innerlich und gleicht eher den Luther so 
gründlich verhaßten Schwarmgeistern als einem wirklichen Lutheraner. Der „Prophet" 
andererseits begibt sich auf das damals nicht minder „aktuelle" Gebiet der sozialen 
Gegensätze, wobei natürlich die Stellungnahme der beiden Autoren als der Herolde 
der bürgerlichen Ordnung nicht zweifelhaft sein konnte. In allen drei Werken 
aber gesellt sich dem allem noch ein ausgesprochen militärisch -patriotischer Zug 
hinzu, auch er eine kluge Spekulation auf die kriegerischen Instinkte der damaligen 
Franzosen. 



46 


HERMANN ABERT 


Obwohl die ausschweifende und überhitzte Phantastik des „Robert" merklich 
nachgelassen hat, so ist doch das Prinzip der um jeden Preis wirksamen Gegensätze 
geblieben. Nach wie vor stoßen anscheinend unvereinbare Dinge und Situationen 
in kluger Berechnung hart aufeinander, scheinen einzelne Charaktere geradezu auf 
den Gegensatz zueinander modelliert. Was Scribe bei seiner Aufnahme in die 
Akademie offen bekannte, nämlich daß es nicht die Aufgabe der Bühne sei, sich 
irgendwie mit Ideen zu befassen, hat er auch als Librettist treulich befolgt Alle 
drei Werke haben nur den Schein einer durchgehenden Grundidee, des großen 
Glaubensstreites, der Tragik des vom Volke erkorenen und schließlich verratenen 
Volkskindes, des Konfliktes eines kühnen Entdeckers mit reaktionärem PhiiisterBinn — 
aber das alles ist weit davon entfernt die Handlung vorwärts zu treiben und zu 
bestimmen. Das bleibt vielmehr dem jähen Auf und Ab spannender Augenblicks- 
bilder überlassen, die am Faden einer ziemlich verwickelten Intrige aufgereiht 
werden. Und bezeichnenderweise trägt diese Intrige in der Hauptsache nicht 
einmal ein heroisches, sondern ein höchst bürgerliches Gepräge. Die Helden ge- 
langen zu ihren entscheidenden Entschlüssen durch Motive, wie sie der damalige 
wohlhabende Bourgeois aus seinem eigenen Leben nur zu gut kannte: galante Aben- 
teuer, Boudoirgeheimnisse, Verlobungs- und Ehekonflikte, kleinliche Ränke und Eifer- 
süchteleien bestimmen den Gang der Weltgeschichte, die hier gemacht wird. Die 
Freude an der Intrige ist die treibende Kraft in Scribes Libretti wie in seinen 
Lustspielen, sie muß alles andere, die dramatischen Ideen wie die Charakteristik, 
ersetzen. Das ist aber wiederum ein echt rationalistischer Zug, es läuft alles auf 
„Belustigung des Verstandes und Witzes" hinaus und bezeichnenderweise hat sich 
der Deutsche für den Reiz der Intrige allein nie recht zu erwärmen vermocht, 
wenn ihm nicht zugleich auch wirkliche Charakterkunst geboten wurde. Gerade iu 
der Charakter Zeichnung ist aber die Scribesche Librettistik im Grunde genommen 
nicht über den Standpunkt des 18. Jahrhunderts hinausgekommen, einen Standpunkt, 
den unter sichtlichem Einfluß der französischen Aufklärung bereits Metastasio 
vertreten batte. Diese Gestalten sind gar keine wirklichen Menschen, d. h. Ein- 
heiten lebendiger, individueller Seelenkräfte, sondern lediglich Träger bestimmter 
typischer Eigenschaften, die zuerst mit dem Verstände ausgedacht werden, ehe die 
betreffende Gestalt dann nach diesem Schema modelliert wird. Daher machen sie 
alle einen roh gezimmerten, oft geradezu kindlichen Eindruck. Wahre Engelstugend 
steht neben schwärzester Teufelei, ja Scribe steht sogar erheblich hinter dem weit 
feineren, aristokratischen Metastasio zurück, weil er in seiner Jagd nach wirksamen 
Gegensätzen weit plumper übertreibt. Die geschminkte Muttertugend der Fides im 
„Propheten“ z. B. wäre bei Metastasio einfach ausgeschlossen gewesen. Daß vollends 
der Charakter eines Menschen auch sein Schicksal bedeutet, der Gedanke ist Scribe 
niemals in den Sinn gekommen. Daher rührt aber auch das ewig Schwankende, 
Haltlose dieser Gestalten und ihr Mangel an wirklicher, großer Leidenschaft. Sie 
vermögen in diesem Getriebe äußerlicher Spannungen überhaupt keine individuellen 
Seiten zu entfalten, sondern werden von der Handlung beständig bin und her geschleudert. 
Sie kennen mitunter wohl Aufwallungen großer sinnlicher Glut, aber keine starke 



U1AC0M0 MEYERBEER 


47 


Leidenschaft, die ja dem rationalistischen Drama der Franzosen von jeher als etwas 
Irrationelles verdächtig war. Über diese Gebrechen vermögen uns auch andere Züge 
nicht hin wegzu täuschen, die ebenfalls altes französisches Erbgut sind, das glänzende, 
anspruchsvolle Auftreten dieser Gestalten, ihr ungeheurer Respekt vor der heroischen 
Gebärde und der rhetorische Aufputz ihrer Äußerungen, der nur allzuoft das wirklich 
Poetische zu ersetzen hat 

Bewundernswert bleibt freilich trotz alledem das fast nie versagende Geschick, 
mit dem Scribe alle diese auseinander strebenden Bestandteile nicht nur zusammen- 
zuhalten, sondern auch jeden nach seiner Art zu besonderen Wirkungen auszubeuten 
verstanden hat Keiner der ihm sonst geistesverwandten venezianischen Librettisten 
des 17. Jahrhunderts erreicht auch nur von ferne seine Kunst feinberechneter Gegen- 
sätze und klug vorbereiteter und virtuos durchgeführter Steigerungen. Ihre augen- 
blickliche Wirkung verfehlt kaum eine einzige davon, mag sich der Zuhörer auch 
nachher an den Kopf greifen und sich schelten, daß er dem Tausendkünstler doch 
wieder ins Garn gegangen ist. Es sind aber auch andere darunter, die einen Hauch 
wirklicher Große atmen, wie z. B. die Schwerter weihe der „ Hugenotten deren 
charaktervoller Wucht sich auch heute noch niemand zu entziehen vermag, wo alle 
an die damalige Zeit gebundenen Neben tendenzen längst unwirksam geworden sind. 

Scribe war aber auch ein feiner Kenner der Pariser tragöd ie lyrique als solcher. 
Er hat es ausgezeichnet verstanden, ihrem alten Ballettcharakter neue Seiten abzu- 
gewinnen. Bei dem gewichtigen Wort, das die Massen in diesen Dramen mitzureden 
haben, mußte den Chören und Charaktertänzen von vornherein ein entscheidender 
Anteil zu fallen. Tatsächlich überwiegt die Zahl dieser Sätze die der Soli um ein 
erhebliches; mitunter machen die Soli nur den Eindruck von Ruheepisoden zwischen 
zwei Massenszenen. Handelnde und bloß dekorative Chöre und Ensembles lösen 


Bich in buntem Wechsel ab, die alte Ballettgrundlage der französischen Oper erfährt 
in modernem Geiste eine glänzende Neubelebuug. 

Altfranzösischer Brauch ist auch das enge Zusammenarbeiten des Dichters und 
des Komponisten. Das war schon zu Lullys Zeiten und dann in der ersten Blüte- 
zeit der komischen Oper eine Hauptquelle des Erfolges jener Stücke gewesen. Beide 
Autoren kannten nicht allein das gemeinsame Ziel, sondern auch ihre gegenseitige 
Eigenart aufs genaueste, sie standen in beständiger Fühlung miteinander, stets bereit, 
um des Erfolges willen auf eigene Sonderwünsche zu verzichten. Und da Beide 
Kinder desselben Geistes waren, gelang eB ihnen auch, alle ihre Trümpfe jederzeit 
mit der größtmöglichen Wirkung auszuspielen. 

Der Anteil der Musik war bei dieser Art von Dramatik eigentlich von vorn- 
herein vor gezeichnet Kein Musiker der Welt wäre imstande gewesen, ihr die fehlenden 
Ideen zu ersetzen. Immerhin wäre es für einen Musiker von einigem dramatischen 
Gewissen doch noch möglich gewesen, diesen Stoffen wenigstens einige einfache und 
empfmdung88chwere Situationen abzugewinnen und an ihnen seine Kunst der Seelen- 
malerei zu erproben. Die effektsüchtige venezianische Librettistik des 17. Jahr- 
hunderts hatte immer noch Raum für Cavalli und seine Nachfolger gehabt, Meyer- 
beer aber bat von jenem Vorrecht des Musikers nur selten Gebrauch gemacht, wie 



48 


HEBMANN ABERT 


z. B. im 4. Akt der Hugenotten. Der dramatische Höhepunkt, den er hier erreicht, 
ist nur eine Folge des dichterischen Ausnahmecharakters dieses Aktes, der ganz 
entgegen Scribes sonstiger Art nur aus zwei großen, ebenso stimmungsvollen als 
lebenswahren und von allen Theaterkünsten gänzlich freien Szenen besteht. Aber 
das sind Ausnahmen, die Meyer beer sich mitunter der Abwechslung halber gefallen 
ließ, ohne dabei seinen eigentlichen Grundsätzen untreu zu werden. Die lagen 
aber nicht in der Richtung dramatisch-psychologischen Gestaltens, sondern in dem 
echt französischen System glänzender Antithesen, in jähem Stimmungs- und Situations- 
wechsel in starken äußeren Wirkungen um jeden Preis. Dieser Victor Hugosche 
Geist war aber weit mehr als eine flüchtige Pariser Tagesmode, sondern ist noch 
bis tief in Wagners Behalfen hinein zu verspüren. Im „Tannhäuser“ z. B. wäre 
der plötzliche Übergang vom Venusberg zur WartburglandBchaft ohne ihn gar nicht 
denkbar, ja noch in dem Zusammenbruch von Klingsors Zauberherrlichkeit im 
„Parsifal“ treibt er sein Wesen. Nur haben bei Wagner alle diese „Wirkungen“ 
in dem Verlauf der dramatischen Idee ihre „Ursache“ gefunden. Es ist überhaupt 
nicht schwer, hinsichtlich der Ausdrucks mittel zwischen Wagner, der ja ebenfalls 
durch die jungdeutsche Schule hindurchgegangen ist, und Meyerbeer Beziehungen 
anzuknüpfen. Nur hat Wagner alle diese Phänomene, die Meyerbeer um ihrer 
sinnlichen Wirkung willen herauf beschwört, regelmäßig einem Höheren, der drama- 
tischen Idee, dienstbar gemacht 

So leicht demnach Meyerbeers Kunst vom dramatischen und noch mehr vom 
ethischen Standpunkt wiegen mag, es steckt doch in seiner Art, den Effekt sozu- 
sagen in ein System zu bringen, nicht nur ein beträchtliches Maß schärfsten Ver- 
standes, sondern auch ein außerordentlicher Machtwille. Nachdem er sich einmal 
dieser bestimmten Richtung verschrieben hatte, gab es für ihn kein Zurück und 


kein Zögern mehr. Es war nur folgerichtig, wenn er seinen Texten durch möglichste 
Ausbeutung der rein sinnlichen, demagogischen Seite der Musik einen Bundesgenossen 
zuführte, wie er wirksamer nicht zu denken war; er lud sozusagen alle jene auf 
sinnliche Wirkung angelegten Spannungen noch mit Musik und machte dadurch 
ihre Entladungen physisch noch überwältigender. 

Die Versinnlichung der Tonsprache bildet ein Hauptmerkmal der romantischen 
Musik, sie war der natürliche Rückschlag auf den Höhenflug der klassischen, be- 
sonders der Beethovenschen Kunst. Auch in der Welt des Klanges forderte das 
Anschauliche, Primitive, Greifbare wieder seine Rechte. Das ist das gemeinsame 
Band, das die vergeistigte, bochpoetische Klangromantik Cherubinis mit der weit 
robusteren Art Simon Mayrs und seiner Schule verbindet Beide gehen auf neue, 
primitive Klangphänomene aus, nur daß es Cherubini auf die geistige, Mayr dagegen 

A 

zunächst auf die rein physische Wirkung ankommt Meyerbeer hat sich seinerseits 
bezeichnenderweise auf die Mayrsche Seite geschlagen, wiewohl ihm auch das 
Cherubinische System teils von seiner Quelle selbst teils namentlich von Cherubinis 
deutschem Nachfolger Weber her sehr wohl vertraut war. Er stellt in jenem Prozeß 
der Versinnlichung des musikalischen Ausdrucks das äußerste Extrem dar, er pflegt 
die neuen Klänge um ihrer selbst und ihrer sinnlichen Wirkung willen. Einzelne 



49 


GIACOMO METERBEER 

Ausnahmen bestätigen nur die Kegel. Und zwar arbeitet der „Robert" noch vor- 
wiegend mit dem Mayr sehen Prinzip des orchestralen Massenklangs, während die 
späteren Werke daneben auch auf feinere und subtilere Wirkungen ausgehen. Der 
Gedanke, Raouls erste Arie nur von einem konzertierenden Instrumente begleiten 
zu lassen, verliert dadurch nichts von seiner Originalität, daß er im 18. Jahrhundert, 
bei R, Kaiser, schon einmal da war, und auch die erste Szene des „Propheten" mit 
ihren zwei konzertierenden Klarinetten gehört hierher, ein in seiner Melancholie 
genial geschautes holländisches Landschaftsbild, dessen Spuren bis in den Beginn 
des dritten Tristanaktes hineinreichen. Nur bleibt es bei Meyerbeer wiederum bei 
einem pikanten Illusionskunststuck, während das Wagnersche Bild organisch aus 
der dramatischen Idee herauswächst 

Wie immer in der Oper, so ist auch bei Meyerbeer die Stellung des Kom- 
ponisten zum Rezitativ das Hauptkennzeichen für seine dramatischen Ziele. Zunächst 
war ihm seine Bahn durch den Dichter vorgezeichnet. Für Scribe waren diese 
Partien nur die Vermittler zwischen den großen szenischen Bildern, in deren wirkungs- 
vollem Wechsel er den Hauptinhalt seiner Dramen erblickte, sie dienen in der 
Regel wenigstens, weit davon entfernt, eigenen Empfindungsgehalt zu besitzen, nur 
der Fortführung der Intrige. Dem entspricht auch die musikalische Ausführung. 
Als musikalisch nationalisierter Franzose ist Meyerbeer gewiß kein schlechter Dekla- 
mator, aber er macht doch derartige geschäftsmäßigen Partien ohne tiefere innere 
Anteilnahme mit den bewährten alten Mitteln ab, wie gehaltenen Akkorden, einzelnen 
Akkordschlägen, kurzen malerischen Motiven usw. und fügt außerdem, da er die 
schwache Seite dieser Methode wohl kennt, nach gutem altfranzosischem Brauche 
noch kleine coupletartige Sätzchen ein, um die Fühlung mit dem lieben Publikum 
nicht zu verlieren. Nur da, wo auch der Dichter sich zu größerer lyrischer Kraft 
aufschwingt (es sind bezeichnenderweise meist Partien erzählenden Charakters), 
da steigert auch Meyerbeer die Deklamation und namentlich die Orchestersprache 
zu einer Gewalt des Ausdrucks, die unmittelbar zum Herzen geht und auf die 
Zukunft weist. Der „Prophet“ enthält zwei glänzende Belege dafür, die Traum- 
erzäblung des ersten Aktes mit ihrer vorweggenommenen Kronungsmusik und die 
Beschwörung des vierten mit ihrer kühnen, Blut ziehenden Harmonik, auch der 
Schluß des berühmten Hugenottenduetts gehört hierher. 

Über Meyerbeers sonstigen Stil hat die neuere Zeit mit ihrer Vorliebe für 
kurze Schlagworte das Urteil geprägt: deutsch in der Harmonik, französisch in der 
Rhythmik und italienisch in der Melodik. Am ehesten kann man das noch für die 
deutschen Züge gelten lassen, zu denen aber außer der Harmonik noch Meyerbeers 
beträchtliche Kunst des mehrstimmigen Satzes zu zählen wäre. Bezüglich der fran- 
zösischen und italienischen trifft es aber schon deshalb nicht zu, weil die Wechsel- 
beziehungen zwischen französischer und italienischer Oper schon vor Meyerbeer, 
eigentlich von der GluckBchen Schule an, besonders enge gewesen sind. Aber auch 
bei Meyerbeer selbst ist es unmöglich, jene Scheidung auch nur einigermaßen durch- 
zuführen. Gewiß enthält seine Melodik Züge, die sich ohne weiteres als italieni- 
sches Gut kund geben, bis herab auf die bekannten freien Kadenzen Mayrscher 

Jahrbuob 1938- 4 



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i 


HERMANN ABERT 


Herkunft, Andererseits aber wurden von den Anhängern Rossinis bereits der »Ro- 
bert der doch noch am meisten italienisches Blut hat, und dann vollends die 
»Hugenotten" des Mangels an Melodie geziehen. Man lese nur einmal nach, was 
Heine im 9. Brief „Über die französische Bühne" gegen diese Vorwürfe vorbringt 
Hier werden die „isolierten, außergesetzlichen" Melodien der Italiener den „diszip- 
linierten, dramatischen" Melodien Meyerbeers in einer Weise entgegengesetzt, die 
Bchon an Wagnersche Aussprüche streift. Tatsächlich fehlt der Meyerbeerschen 
Melodik das Breitausladende, Klangschwelgerische, Redselige der Italiener, sie ist 
deklamatorisch und besonders rhythmisch weit mehr zugespitzt und somit trotz aller 
italienischen Zutaten doch im Grunde ein französisches Erzeugnis. Die Mehrzahl 
der Meyerbeerschen Melodien, zumal in den Ensembles und Chören, ist ohne den 
straffen orchestischen Rhythmus, aus dem sie geboren sind, gar nicht zu denken. 
Nun ist eine solche Betonung des Rhythmischen an und für sich kein dramatischer 
Fehler, sie ist ein altes Erbstück der französischen Oper schon von Lullys Zeiten 
her, und welche eminent dramatische Rolle der Rhythmus in den Gluckschen Mu- 
sikdramen spielt, ist bekannt. Auch Meyerbeer hat Melodien, denen die straffe 
rhythmische Färbung zu großer Plastik und Eindringlichkeit verhilft; man darf ihn 
hierin nur z. B. mit Halövy vergleichen, um seine Überlegenheit zu erkennen. In 
anderen zahlreichen Fällen freilich schlägt dieser „Schmiß" ins Unvornehme und 
Ordinäre um, die Freude an der sinnlich aufreizenden Seite der Rhythmik herrscht 
manchmal in einem Grade vor, daß alle andern Rücksichten, besonders auch auf den 
Text, verschwinden. Hat sich Meyerbeer doch in dem bekannten „Rataplan" sogar 
den billigen Effekt geleistet, den Marschrhythmus rein durch eich selbst, auf bloße 
Lärmlaute des Sängers, wirken zu lassen. Des weiteren vergleiche man z. B. den 
Beginn des Septetts im 3. Akt der „Hugenotten" mit seinem jahrmarktsmäßigen 
Schrumm! im Basse, seinen lediglich musikalisch motivierten Einsätzen der Ensemble- 
stimmen und seiner forsch tänzelnden Marschmelodie — dabei handelt es sich um 
die Vorbereitung zu einem Kumpf auf Tod und Leben! 

So erfinderisch nun Meyerbeer als Rhythmiker Ut, so bleibt er andererseits 
doch immer wieder an bestimmten Schemen haften. Man kann z. B. bei allen Stellen, 
wo es sich um ritterliche Kraft oder heroischen Aufschwung handelt, mit ziemlicher 
Sicherheit auf punktierte Marscbrhythmen rechnen, als hätte die Tonkunst für derlei 
überhaupt keine anderen Ausdrucksmitte]. Am glänzendsten und vorteilhaftesten 
entfaltet sich sein melodisch-rhythmisches Talent dagegen in den Sätzen, wo er nicht 
an das Wort gebunden ist, in den Ballettmusiken. Hier zeigt er sich wirklich als 
würdiger Fortsetzer einer uralten Tradition, und nichts ist bezeichnender für den Un- . 
terschied der beiden Talente als ein Vergleich der lendenlahmen Ballettmusik in 
Wagners „Rienzi" mit der nächsten besten von Meyerbeer. Auch in den Chören 
wird man Meyerbeer meist da auf dem Posten finden, wo es sich um dekorative 
Wirkungen handelt. Die ganze Szene der Königin im 2. Akt der „Hugenotten“ 
gehört dazu. Das ist doch trotz allem Haut-goüt ein Kulturbild von ausgesucht 
prikelndem Reiz und ohne alle Roheiten mit feiner Hand ausgeführt. Nur freilich 
sind derartige Dinge Triumphe des Musikers, nicht des Dramatikers, und selbst die 



I 


GIACOMO MEYEEBEER 5 1 

glänzendste Bilderreihe vermag die dramatische Bloße dieser Kunst nicht zu ver- 
decken. Wo aber in solchen Szenen das Dramatische sein Recht fordert, wird# es 
nur zu oft übertäubt von allerhand rhythmischen und satztechnischen, jedenfalls aber 
rein musikalischen Künsten, die den Text nach allen Richtungen zerreißen und ent» 
stellen, bis der Hörer über all dem Schwall das Verständnis schließlich ganz ver- 
loren hat. Der Spottchor in den Hugenotten z. B. gemahnt der äußeren Situation 
nach an das Prügelfinale der „Meistersinger“ und entspricht ihm auch in seiner 
kecken, realistischen Polyphonie. Und doch, welcher Unterschied in der Führung 
der Singstimmen ! Bei Wagner ein Zusammenprallen verschiedener Einzelpersönlich- 
keiten, ein handfestes dramatisches Leben, bei Meyerbeer ein geschickter, fort- 
während sich steigernder kontrapunktischer Satz, bei dessen Gewebe die Textworte 
kaum noch eine Rolle spielen. Die Spannung ist freilich vorhanden, aber sie ist 
abermals rein musikalischer, nicht dramatischer Art. 

Eine starke Seite Meyerbeers ist die Behandlung der Form, allerdings wiederum 
im spezifisch musikalischen Sinne der älteren „geschlossenen“ Formen. Selbst das 
berühmte Duett im 4. Akt der „Hugenotten“ zieht seine Hauptwirkungskraft aus 
der fein berechneten Folge in sich geschlossener arien- und kavatinen mäßiger Sätze, 
erst am Schlüsse wird diese Ordnung durchbrochen. Man kann beim Aufbau der 
Meyerbeerschen Sätze unschwer ein Hauptprinzip erkennen, es lautet: möglichste 
Abwechslung bei leichtester Orientaerungsmöglichkeit. Der Hörer soll stets angeregt, 
aber in seinem Fassungsvermögen auch nie allzusehr belastet werden. Deshalb sieht 
Meyerbeer vor allem auf klare und übersichtliche Formgebung; auch wo er einzel- 
nen Begriffen länger nachsinnt und Seitenwege einschlägt, sorgt er sehr bald für 
ausreichende Erklärung und führt den Hörer wieder in bekannte Regionen zurück. 
Kein Wunder, daß er ein Meister der Variation und des Rondos ist. Seine Va- 
riationskunst halt sich zwar streng an den Grund Charakter der Themen; ihnen neue 
Seiten abzugewinnen wird geflissentlich vermieden, wie ja diese ganze Kunst seeli- 
schen Abgründen ängstlich aus dem Wege geht. Variation und Rondo zusammen 
aber spielen in den Ensembles, besonders den großen Finales eine große Rolle. 
Wiederum sei hier an die Schwerterweihp erinnert, die ein Muster klaren und wirk- 
samen Aufbaus darstellt. Sie tragt Rondoform, wie bereits im 18. Jahrhundert das 
Piccinnische Buffofinale, und der Hauptgedanke erscheint dabei in stetig steigernder 
Variierung; er nimmt bei jeder Wiederkehr sozusagen etwas vom Geiste der jewei- 
ligen Seitensätze in sich auf und schwillt schließlich zu einer Kolossalgestalt an, 
die den ganzen Empfindungsgehalt der Situation, Kampfgier, Ritterlichkeit, Fanatis- 
mus und Blutdurst nochmals in einem Brennpunkte vereinigt. Dieser „serment“ 
hat wirklich an Eindringlichkeit der Wirkung und Übersichtlichkeit der Form nicht 
seinesgleichen und stellt so gut einen Höhepunkt dar wie das folgende Duett, das 
zu ihm abermals eine fein berechnete Antithese bildet. So steht Meyerbeers sichere 
und glatte Formbehandlung in fühlbarem Gegensatz zu der Art der jungdeutschen 
Schriftsteller, bei denen das Formgefühl je länger je mehr verwilderte. 

Handelte es sich in der Oper allein um das Musikalische, so hätte Meyerbeer 
noch heute gute Tage. Denn Erfindungs- und Kombinationsgabe, salz technisch es 

4 * 



52 


HERMANN ABERT. GIACOMO MEYERBEER 


Können und Klangsinn waren ihm in reichstem Maße gegeben und es ist kein 
Wunder, daß er schon nach der rein musikalischen Seite hin Schule gemacht hat. 
Hier war tatsächlich, zumal was die Technik der Massenszenen und des Orchesters 
anlangt, viel von ihm zu lernen. Er hat hier neue Ausdrucksmittel geschaffen, 
die einer späteren, geläuterten Dramatik zugute kamen. Aber musikalische Vor- 
züge allein tun’s bekanntlich bei der Oper nicht. Auch Wagner hat, was nie ver- 
gessen werden darf, der Musik in seiner Kunst von Hause aus einen weit breiteren 
Raum angewiesen als alle die ihm sonst geistesverwandten Dramatiker vor ihm. 
Aber Singen und Sagen, Wort und Ton quellen bei ihm aus demselben seelischen 
Erleben hervor, und deshalb kommt es auch in Werken wie dem Tristan, wo die 
Musik das Drama bis in seine feinsten Spitzen durchdringt, nie zu einer Störung 
ihres Gleichgewichts. Bei Meyerbeer dagegen streben Wort und Ton nur zu häufig 
auseinander, und zwar ist es die Musik, die unverträglich und selbstherrlich das 
Drama mitunter geradezu knechtet, indem sie ohne Rücksicht, auf Textwort und 
Situation ihren eigenen sinnlichen Wirkungen nachjagt. Hierin liegt die große 
Unnatur seiner Kunst, die über kurz oder lang nicht allein den künstlerischen, son- 
dern auch den natürlichen Verstand gegen sich in die Schranken rufen mußte. Der 
schlimmste Vorwurf, der ihn trifft, ist aber der, daß er diesen Weg mit vollem Be- 
wußtsein eingeschlagen und sein außerordentliches Talent nicht allein in den Dienst 
# 

einer innerlich unwahren Kunst gestellt, sondern deren Unwahrheit durch die musi- 
kalische Behandlung noch gesteigert hat Der Mangel an Naivität des künstle- 
rischen Schaffens, der früher Wagner vorgeworfen wurde, ist weit eher bei Meyer- , 
beer zu finden: seine Kunst entquillt Belten einem inneren Erlebnis, um so häufiger 
dagegen kühler Berechnung und brutalem Macht willen. Zu wirklich freiem, unbe- 
fangenen Schaffen ist dieser Meister eigentlich nie gelangt und deshalb seines eigenen 
Reichtums auch nie recht froh geworden, denn die Besorgnis, ob er seinen Herrn 
und Gebieter, das große Publikum, auch befriedigen werde, saß ihm stets im Nacken. 
Hier liegt sicher ein tragischer Zug, der es zugleich auch erklärt, warum es nicht 
eben leicht ist, hinter seiner Kunst eine geschlossene Persönlichkeit und damit einen 
einheitlichen Stil zu entdecken. Denn einen solchen hat doch nur der Künstler, 
der seine Werke in voller Unbefangenheit schafft. Nicht Schumann, nicht Wagner 
haben der Meyerbeerechen Kunst das Grab gegraben, sondern ihre eigene Wider- 
standslosigkeit den dumpfen Instinkten gegenüber, denen nur ein starkes und auf- 
rechtes künstlerisches Gewissen die Spitze hätte bieten können. 



* 


Zuccalmaglio und das Volkslied 

Ein Beitrag zur Stilkritik des deutschen Volksliedes 

Von 

Max Friedlaender 

„Nach einem altdeutschen Minneliede" — so liest man zu Beginn des Andante 
in Brahms Cdur-Bonate für Klavier Op. 1 (1853), und gleich mit dem ersten Takte 
beginnt die trauliche Weise „Verstohlen geht der Mond auf“, bei der Brahms noeh 
die alten Zusätze: „Vorsänger“ und „Alle“ beibehält, aber seine Vorlage doch durch 
kleine klavieristisch empfundene Wendungen umgestaltet. Die Weise ward ihm wie 
kaum eine andere lieb und wert: als er am Abend seines Lebens (1894) 49 deutsche 
Volkslieder für eine Stimme mit Klavierbegleitung bearbeitet, bringt er auch diese 
Melodie wieder, um sie den Freunden des Volksliedes noch einmal ins Herz zu 
singen : 


Vorsänger: Alle: Vorsänger : 



Ver-stoh-len geht der Mond auf, blau, blau Blü - me -lein! durch Sü - her- wölk-chen 

Alle: 


/TS 



führt sein Lauf; Ro-sen im Tal, Mä-del im Saal, o schönste Ro - sa! 


Durch die Veröffentlichung dieser 49 deutschen Volkslieder, der 14 Volks- 
Kinderlieder und vieler Bearbeitungen für gemischten Chor dachte Brahms eine Reibe 
der beliebtesten Volksgesänge der Kunstmusik wieder zuzuführen. Wollte man über- 
haupt einmal eine Übersicht über die am liebsten gesungenen Volksweisen geben, 
so würden neben: „Verstohlen geht der Mond auf“ mit in die erste Reihe der 
Lieder gehören: 





Schwester- lein, Scbwester-lein, wann gehn wir nach Haus? 

b) 

Die Son - ne scheint nicht mehr so schön als wie vor - her 
mit dem Nachsätze: 

Das Feu - er kann man lö - sehen, 

die Lie - be nicht ver - ges - sen 




54 


MAX FRIEDLAENDER 


C ) 

Mein Mäs del hat ei - nen Ko - sen-mund 

ferner das durch Brahms, Julius Rietz, Commer, Erk und viele andere harmonisierte, 
in Konzert und Haus heimische „Sandmännchen“: 

d) 

Die Blfi-me-lein sie schla-fen schon längst im Mon - den-schein 

Diesen Liedern würden sich eine Reihe von Dichtungen anscbließen, die 
auf Schwingen der Musik berühmter Romantiker weite Verbreitung gefunden 
haben, z. B.: Die verlorene Tochter: „Es flogen drei Schwälbelein über 
dfen Rhein“ (komponiert von Carl Loewe, Op. 78, Nr. 2) 1 ), O Jugend, schöne 
Rosen zeit: „Von allen schönen Kindern in der Welt“ (komponiert von Felix 
Mendelssohn-Bartholdy, Op. 57, Nr. 4), Dort in den Weiden steht ein Haus 
(komponiert von BrahmB, Op. 97, Nr. 4), Vergebliches Ständchen: „Quten Abend, 
mein Schatz, guten Abend, mein Kind“ (komponiert von Brahms, Op. 84, Nr. 4). 

Noch bekannter als diese Stücke ist das Lied, das Heine in seinem „Taschen- 
buch für Damen auf das Jahr 1829“ mit dem Zusatz veröffentlicht hat: „Dieses 
Lied ist ein rheinisches Volkslied“: „Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht, 
er fiel auf die zarten Blaublümelein, sie sind verwelket, verdorret“. 

Ist es nicht seltsam, daß alle diese Lieder nicht aus dem Volksmunde stammen, 
noch viel weniger aber „altdeutsche Minnelieder“ sind, sondern am Schreibtische 
eines den gebildeten Ständen angehörigen Dichterkomponisten entstanden? Brahms 
und Heine ließen sich täuschen, und selbst ein so kritischer Forscher wie Ludwig 
Erk übersah, als er zu sammeln begann, die Herkunft dieser neuen Melodien. 9 ) 
Ihr Schöpfer, der seine Dichtungen jahrzehntelang hinter dem Sammelnamen 
„Volkslied“ versteckte, ist kein anderer als Anton Wilhelm Florejitin von 
Zuccalmaglio. 8 ) 

Daß sein Name bisher nicht in weiteren Kreisön bekannt geworden ist, er- 

*) Loewe hat an Zuccalmaglios Text eine Reihe von Änderungen vorgenommen und 
zwei ganze Strophen aus Eigenem hinzugefügt. — Wegen ausführlicher Notizen über die 
Ballade vgl. Max Runzes Gesamtausgabe, Leipzig, Breitkopf & Härtel, 9. Band, S. VI — VIH. 

*) „Verstohlen geht der Mond auf“ eröffnet das erste Heft der „Sammlung deutscher 
Volkslieder mit ihren Melodieu, herausgegeben von Ludwig Erk und Wilhelm Inner“, Berlin f838; 
in seine grundlegende Sammlung „Deutscher Liederhort“ (1854) nahm Erk das Lied nicht 
mehr auf. — Erk hat später ebenso Hoffmann von Fallersleben Zuccalmaglios Verfahren bei 
der Herausgabe von Volksliedern aufs schärfste bekämpft. 

*) Von den Vornamen scheint der erste der Rufname gewesen zu sein, denn in der 
Familie wurde Z. „Ohm Anton“ genannt (Mitteilung des Herrn Dr. C. Nörrenberg, Direktors 
der Landes- und Stadtbibliothek in Düsseldorf). Seine Briefe an Schumann hat Z. mit A. W. 
von Zuccalmaglio unterschrieben, in der später zu erwähnenden vierstimmigen Ausgabe seiner 
Volkslieder aber steht auf dem Titelblatte: W. von Zuccalmaglio. Diesen Vornamen bringt 
auch sein Pseudonym Wilhelm von Waldbrfthl. 




I 


ZUCCALMAGLIO UND DAß VOLKSLIED 


55 


klärt sich aus der noch jungen Geschichte der Volksliedforschung, die zu einer 
stilkritischen Untersuchung von Text und Melodie, von Technik und Grundsätzen 
der Aufzeichnung noch nicht vorgedrungen ist. Es fehlen uns noch immer die 
wichtigsten Maßstäbe zur Beurteilung des Unterschiedes zwischen Volks* und Kunst- 
lied. Die älteren Herausgeber haben ihre Aufgabe zum Teil recht leicht genommen 
und Altes und Neues, Bearbeitungen und eigene Zutaten miteinander vermischt, so 
daß es oft schwer fällt, ihren Irrwegen in der Melodieaufzeichnung nachzugehen. 
Einer der geschicktesten unter ihnen, Zuccalmaglio, hat es sogar verstanden, völlig 
eigene Dichtungen und Weisen in seine VolkBliedsammlungen einzuordnen und in 
seinen Versen und Melodien sich dem Volkston und Volksempfinden so anzupassen, 
daß er neben Friedrich Silcher zu den bedeutendsten Schöpfern deutscher volks- 
tümlicher Lieder gehört. 1 ) 

Auch unsere großen Tondichter haben ihre beste und stärkste Kraft aus der 
Volkskunst geschöpft, aber nur eine überraschend kleine Zahl ihrer Werke hat 
dem Volke neue Lieder und Weisen wiedergegeben. 2 ) Wollte man die volkstümlich 
gewordenen Lieder der Klassiker Haydn, Mozart und Beethoven aufzählen, so würde 
sich nur ein kleiner Ertrag ergeben, und diese wenigen Musikstücke verdanken 
meist ihre Beliebtheit noch besonderen Umständen: der Aufnahme in Sammlungen 
von Freimaurergesängen (Mozart), der Verbreitung durch Oper und Singspiel und 

i 

dem Aufschwung der Liedertafeln und Gesangvereine im 19. Jahrhundert. Hier 
wurden später auch die volkstümlichen Chöre der Romantiker Weber und Mendels- 
sohn heimisch, die bald ihren Weg aus den Vereinssälen in die freie Luft der 
heimatlichen Wälder fanden. Und wie hier Mendelssohns leise Mahnung und Vor- 
schrift „Im Freien zu singen“ zur Tat wurde, so kamen auch Weber, Marschner 
und Lortzing mit ihren schönsten Liedern schnell von der Bühne her in Feld uud 
Wald. — Die Bedeutung der Führer der Tonkunst für die Volksmusik ist somit 
gewiß nicht zu unterschätzen, aber sie tritt doch zurück, wenn man an weniger be- 
deutendere Musiker denkt, denen ein gütiges Geschick die Gabe, volkstümlich zu 
dichten und zu singen, von früh auf mit auf den Weg gab. Man braucht nur 
Methfessel und Silcher zu nennen, um gleich mit diesen beiden Namen an eine 
Reihe unserer schönsten und beliebtesten volkstümlichen Lieder zu erinnern; so 
stammen von Methfessel u. a. die Lieder „Stimmt an mit hellem hohem Klang“, „Hinaus 

’) Silcher gegenüber erscheint Zuccalmaglio als eine mehr feminine Natur, die sich 
am Liebsten zarten und weichen Stimmungen hingibt. 

Ä ) Wirklich populär geworden ist von Seb. Bach und Gluck keine einzige Melodie, von 
Händel nur „Seht, er kommt mit Preis gekrönt“ mit dem neueren Texte: „Tochter Zions, 
freue dich“, von Haydn die österreichische Volkshymne zu Hoifmanns Versen: „Deutschland, 
Deutschland über alles“, von Mozart das Kinderlied „Komm lieber Mai und mache“, eine Me- 
lodie aus „Don Juan“ und etwa drei au6 der „Zauberflöte“ (das Papagenolied mit dem Höltyschen 
Texte: „Üb immer Treu und Redlichkeit“), von Beethoven „Die Himmel rühmen des Ewigen 
Ehre“, von Weber der »Jungfemkranz“ und die Männerchöre aus „Freischütz“, „Euryanthe“ 
und zu Körners Liedern, von Schubert der „Lindenbaum“, von Mendelssohn „Wer hat dich, 
du schöner Wald“, „O Täler weit, o Höhen“, „Es ist bestimmt in Gottes Rat“, von Wagner 
der Brautchor aus „Lohengrin“, von Brahms das Wiegenlied: „Guten Abend, gut Nacht“ u. a, m. 


t 


56 MAX FBIEDLAENDEB 

Ln die Ferne" und „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“, von Silcher: „Ich weiß 
nicht, was soll es bedeuten", „Morgen muß ich fort von hier", „Ännchen von 

V 

Tharau“, „Nun leb wohl, du kleine Gasse", „Es geht bei gedämpfter Trommel 
Klang", „Ach, du klarblauer Himmel“. 

Ebenso weitbekannt wie diese Lieder sind die genannten Gesänge von Zuccal- 
maglio, denen sich eine sehr große Reihe anderer von ihm komponierter oder be- 
arbeiteter hfclodien anschließt, z. B.: „Feinsliebchen, du sollst mir nicht barfuß gehn", 
„Guten Abend, mein tausiger Schatz", Es stunden drei Rosen", „Maria ging aus 
wandern", „Dem Himmel will ich klagen“, „Es ging sich unsere Fraue“, „Nachti- 
gall, sag“, „Es wohnet ein Fiedler“ usw. In diesen von Zuccalmaglio hergerichteten 
Liedern glaubte ein so vorsichtiger und gewissenhafter Musiker wie Brahms „alt- 
deutsche Weisen" zu erkennen, in deren Geist er Bich so einlebte, daß er alle Un- 
■ 

gleich he iten der dichterischen Fassung und alle musikalischen Neubildungen völlig 
übersah. Bei der Bearbeitung von Volksliedern war für Brahms nicht die Echt- 
heit, sondern allein die musikalische Bedeutsamkeit und die musikalische Geeignet- 
heit entscheidend. Für ihn blieb die melodische Formung der Weise, ihr -affekt- 
betonter Charakter maßgebend, und diesen hatte Zuccalmaglio wie kaum ein 
anderer zu treffen verstanden. Wenn er seine eigenen Texte und Melodien absicht- 
lich unter ältere Volkslieder mischte, so tat er es vielleicht weniger in der Absicht, 
die Freunde des Volksliedes irre zu führen, als um den Werken freie Bahn zu 
sichern. 1 ) Wußte er doch, daß der Verbreitung von Volksliedern nichts hinderlicher 
ist als der Zusatz, sie seien von einem Dichter und Musiker unserer Tage nach 
älteren Vorbildern zurechtgestutzt oder frei gestaltet. — Der Erfolg gab seinem 
Verfahren recht. Seine Lieder wurden sofort als „Volkslieder“ in die beliebtesten 
Sammlungen der Zeit aufgenommen 2 ) und werden bis zum heutigen Tage überall 
gesungen, wenn auch sein Name in Vergessenheit geraten ist und nur wenige noch 
sich daran erinnern, daß hier ein ungewöhnlich feiner Nachgestalter des deutschen 
Volksliedes Wort und Weise neu geformt hat 

Zuccalmaglio, dessen Vorfahren aus Italien einwanderten,*) stammt aus der Kreisstadt 
Waldbroel im einstigen Herzogtum Berg, wo er am 12. April 1803 als Sohn des Juristen 
Jacob Sälen tin von Zuccalmaglio und seiner Frau Clara, einer geborenen Deycks, das Licht 
der Welt erblickte. 4 ) Die Mutter, die wahrscheinlich dem Gesohlechte des berühmten bel- 

*) Man denkt dabei unwillkürlich an Macphersons Verfahren mit Ossians Gedichten 
(1760) oder an Chatterton-Rowley (1768), Ireland-Shakespeare (1795). 

*) u. a. Finks Musikalischen Hausschatz, 1843; Erlachs Volkslieder der Deutschen, 
1834—36, 

*) Dasselbe trifft auf einen andern berühmten Volkflliedsammler: Clemens Brentano zu. 

4 ) Für die oben gegebenen biographischen Mitteilungen habe ich benutzt: die Aufsätze 
Sehnorrenbergs (in Liliencrons „Allgemeiner Deutscher Biographie“ 45, 567) und Gustav 
Jansens („Davidsbündler“, Leipzig 1883, S. 138 ff.), ferner eine anonyme, unter dem Titel „Gemein- 
nütziger Verein in Waldbröl“ erschienene Lebensbeschreibung (Waldbröl 1903), einen Artikel 
über Zuccalmaglios Vater von Adolf Siewert (Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens 
des Barmer Konservatoriums der Musik, Bannen 1908), besonders aber ungedrucktes Material, 
das mir ein Neffe Zuccalmaglios, Herr Landgerichtsdirektor Geheimer Justizrat Braun in 



ZUCCA LM AGLIO UND DAS VOLKSLIED 


57 


gischen Maler« von Dyck entstammt, hatte eine glockenhelle Stimme und sang dem Knaben 
täglich schöne alte Volkslieder vor, von denen sie einen großen Schatz im Gedächtnis 
hatte. Schon früh geriet er in die musikalischen Kreise, die sich um seinen Vater, einen 
sehr begabten, idealistisch gesinnten Musikliebhaber alten Schlages, vereinigten. Orchester 
und Gesangverein wurden ins Leben gerufen und eingeöbt, um am Sonntag einen rechten 
Gottesdienst mit guter Kirchenmusik zu veranstalten. „Mein Vater war ein großer Baß- 
geiger“, so erzählt Zuccalmaglio selbst in der Neuen Zeitschrift für Musik (1835 Nr. 14), 
der sich sogar neben Romberg hören lassen durfte, und wollte mich auch sicherlich für 
seinen Liebling, die Baßgeige, heran». ildeo. ‘) Es gelang meinem Vater, einen Liebhaber- 
verein in unserem Erdwinkelcben (Schlebusch und Burscheid im Kreise Solingen) zu 
gründen, um eine Menge Schüler für die Kunst zu werben, unter denen ich keiner der 
letzten war. Geigen mußte ich lerned, ohngeachtet es mich nicht dazu zog, durfte aber 
auch dafür Klarinett blasen.“ Und nun erzählt er begeistert von den schönen Stunden, die 
ihn Bedeutung und Eigenart der einzelnen Instrumente erkennen ließen, von den über- 
mütigen Späßen und Neckereien der Orchestermitglieder, Erinnerungen, die weit hinter 
ihm liegen. Jetzt schwärmt er „im Rhein weintaumel“ durch eine Mozartsche Symphonie, 
taumelt „halb trunken und halb vernichtet durch eine Beethovensche“, freut sich „der alten 
schönen Großvaterzeiten in einer Haydnschen“, jubelt durch ein Händelsches Tedeum und 
scherzt durch eine Cimarosaische OpernBzene.“ Alle Instrumente hat er handhaben gelernt, 
er „weiß, was auf jedem sich leisten läßt“, nun erst ist er „Kapellmeister worden“ und 
schwelgt im Vollgefühl des alles beherrschenden Dirigenten. 

Aus dieser romantischen Schwärmerei spricht mehr als die Begeisterung des „Dorf- 
schulmeisters Wedel“, aus dessen fingierten Tagebuchb Jätern Zuccalmaglio seine Aufzeich- 
nungen veröffentlichte. Robert Schumanu begleitete sie mit der Anmerkung: „Hut ab vor 
dem Kapellmeister Wedel! Eine so hohe Idee in so bescheidenem Gewände hatt’ ich nicht 
vermutet“ Es ist die Liebe zur Musik, die nach Ausdruck ringt, die Freude an prak- 
tischer Ausübung der Tonkunst, die Hingabe an die Ideale der Jugend, die im gereiften 
Marine tiefe Wurzeln geschlagen hatten. Gern denkt Zuccalmaglio zurück an die Schul- 
zeit in Wiesdorf und die Sonnabendmusiken in Schlebusch, zu denen er sich noch als 
Kölner Gymnasiast einfand. Es waren schöne, heitere Tage, die in seinem empfänglichen 
Gemüt den Sinn für höhere Tonkunst und Volksmusik weckten und in ihm den Gedanken 
an eine Aufzeichnung all der Lieder reifen ließen, die er in der Jugend von der Mutter 
und später von Mädchen aus dem Volke gehört hatte. Schon auf dem Gymnasium stand 
er im Mittelpunkt aller musikalischen Unternehmungen. Sein Lehrer Wilhelm Smets — 
ein Sohn der großen Sophie Schröder, Stiefbruder der Schröder-Devrient — gewann starken 
Einfluß auf diese leidenschaftliche Neigung zur Tonkunst und zum deutschen Volkslied, die 
zunächst noch mit dem Studium der Naturwissenschaften, neueren Sprachen, Mathematik, 
ja sogar der Landschaftsmalerei wechselte. Seine vielseitigen Interessen fanden zunächst 
mit dem Eintritt in die 7. Artilleriebrigade*) ein schnelles Ende, doch quittierte er nach 
einem Unfall schon nach drei Jahren den Militärdienst und bezog die Universität Heidel- 
berg, um Rechts- und Staatswissenschaften und daneben deutsche Mythologie und Natur- 
wissen schaffen zu studieren. Mitten in diesen Vorbereitungen zur akademischen Laufbahn 


Aachen und sein in Passau wohnender Sohn zur Verfügung zu stellen die Freundlichkeit 
hatten. — Auch an dieser Stelle möchte ich beiden hilfsbereiten Herren meinen verbindlich- 
sten Dank aussprechen. 

J ) Auch Carl Maria von Webers Vater spielte neben der Geige den Kontrabaß, und 
dieser war das Hauptinstrument von Johann Jacob Brahms, Johannes Brahms 1 Vater. — 
Die Erwähnung (Bernhard) Rombergs könnte übrigens darauf schließen lassen, daß Zuccal- 
maglio statt Baßgeige die Kniegeige (Violoncello) meint. 

*) Der Großvater, Oberst Johann Heinrich von Zuccalmaglio, war Befehlshaber des 
bergischen Landjägerkorps. 



58 


MAX FRIEDJLAEN DER 


wurde er i. J. 1632 als Erzieher des einzigen Sohnes des damaligen Gouverneurs von 
Polen, Fürsten Gortschakoff nach Warschau berufen. Er entschloß sich, gegen diese feste 
Stellung seine unsichere Position einzutauschen, und fand auch an pädagogischer Tätigkeit 
so viel Gefallen, daß er fortan keinem anderen Berufe mehr nachstrebte. Als er 1838 nach 
Deutschland zurückkehrte, hatte er die Doktorwürde der Universitäten Dorpat und Moskau 
und vom Zaren Nikolaus den Titel eines Professors erhalten. 1 ) Er blieb nun bis 1847 in 
Schlebusch und entfaltete dort und später in Freiburg i. B., Elberfeld, Wehringhausen, 
Nachrodt und Grevenbroich eine umfangreiche Tätigkeit als Schriftsteller, Politiker, Erzieher 
und Organisator, bis ein Herzschlag am 23. März 1869 den ausgezeichneten Mann uner- 
wartet aus seinem arbeitsreichen Leben riß. — 

Diese kurzen biographischen Züge, die nur die äußeren Daten seines einfachen 
Lebensweges festhalten sollen, werden bereits einen kleinen Einblick in die Viel- 
seitigkeit seiner Interessen und Arbeiten geben. Veröden tlichun gen über „Das Leben 
berühmter Werkmeister“, „Briefe über die Mode“, Arbeiten zur Sagengeschichte und 
über Jagdrecht, Studien zur slawischen und kaukasischen Poesie und Volksmusik, 
dramatische Kinderspiele und Operndichtungen, 2 ) Anregungen zur Hebung der rhei- 
nischen Musikfeste und zur Einführung des altdeutschen Maienfestes in Schlebusch, 
Sammlungen und Aufsätze in großer Zahl reihen sich im Laufe der Jahre aneinander, 
und eine Aufzählung und Beurteilung seiner Werke würde eine literarhistorische 
Arbeit für sich beanspruchen. 

Außer den sehr zahlreichen durch ihn Belbst veröffentlichten Venen hat Zuccalmaglio 
an handschriftlichen Werken hinterlassen : 8 Trauerspiele, 20 Lustspiele, 15 Singspiele, 
15 Werke und Abhandlungen in Prosa und über 2000 kleinere Gedichte. „Fast kein Tag 
verging, ohne daß er den Tagesblättern und Zeitschriften Aufsätze sandte oder Gelegen- 
heitsgedichte machte. Es war kein Familienfest, kein Ereignis im Bekanntenkreise seiner 
Freunde, wofür er nicht irgend ein Lied, ein Festspiel oder eine Zeichnung zu liefern 
hatte. Gewöhnlich begab er sich gleich an die Arbeit, und der Besteller konnte die fertige 
Schrift sogleich mitnehmen. Niemals hat er für irgend eine Arbeit eine Vergütung bean- 
sprucht. u Vgl. das durch den Gemeinnützigen Verein in Waldbröl i. J. 1903 herausgegebene 
Lebensbild Waldbrühl-Zuccalmaglios. 

Von alledem liegen uns seine musikalischen Aufsätze am nächsten. Er begann 
sie in der Warschauer Zeit mit einem Beitrag zur „Neuen Zeitschrift für Musik“: 
„Die große Partitur“, einer sonnigen, frohen Kindheitserinnerung, die Schumann 
gleich mit der erwähnten aufmuuternden und freudig zustimmenden Schlußbemerkung 
versah. Schumann fand in den zwanglosen Aufzeichnungen des „Dorf sch ulmeisters 
Wedel“ 8 ) „eine sehr schöne, der Tendenz des Blattes vorzüglich angemessene Idee“. 

l ) Eine Frucht seines Aufenthaltes in Rußland stellt das i. J. 1848 erschienene Werk: 
„Balalaika, eine Sammlung slawischer Lieder von Wilhelm von Waldbrühl“ dar, das eine 
Fülle polnischer und russischer Volkslieder in geschickten Übertragungen bringt. 

*) In einem Briefe an Rob. Schumann unterbreitet er diesem den phantastischen Plan, 

. die Texte aller Mozartschen Opern neu zu bearbeiten. In Berner Umdichtung beabsichtigte 
er z. B. in der „Entführung“ die Abenteuer des Don Quichote-Dichters Cervantea in Algier 
. zu schildern, im „Idomeneo“ die Schicksale Karls VII. von Frankreich: dieser sollte den 
Idomeneo singen, seine Gemahlin die Elektra, seine Maitresse Agnes Sorel die Ilia, der 
Dauphin Karl den Idamante u. s. w. (Vgl. den handschriftlichen Nachlaß Robert Schumanns, 
aufbewahrt in der Staatsbibliothek in Berlin: Briefe an Schumann, Band III.) 

*) Zuccalmaglio schuf die Figur des Dorfs chulmeisters Wedel nach dem Vorbilde des 
vortrefflichen Schlebuscher Dorfküsters Friedrich Lützenkirchen, mit dem er zeitlebens in 
Freundschaft verbunden blieb. 


ZUCCALMAGLIO UND DAS VOLKSLIED 


59 


Er schrieb Zuccalmaglio, es gefalle ihm an den Aufsätzen „das leise und tiefe Ver- 
senken ins Gemüt“, „die Klarheit“, in der alles an den Tag gebracht würde; und 

noch heute strahlt aus diesen Randbemerkungen zur Kunst eine Warme, die gerade 

% 

in unserm kritischen Zeitalter erquickend wirkt. Über alles Historische und Proble- 
matische wie die Zusammenstellung der Meister Pal es trina, Marcello und Pergolese x ) usw. 
muß man freilich liebevoll hinweglesen; nach dieser Richtung hin hat Dorfschul- 
meister Wedel weder etwas Neues noch Anregendes zu sagen. Man freut sich aber 
über manche Gedanken, die in diesem unruhigen Kopf keimen; so wenn er von den 
musizierenden Engeln des Kölner Doms nach Anhaltspunkten zur „Geschichte der 
Tonbühne des Mittelalters“ sucht, oder gar Vogelsang und Volkslied miteinander 
vergleicht und seiner Schwärmerei für Natur und Gesang alle Zügel frei läßt. Zur 
zeitgenössischen Kunst ist seine Stellung durch die Liebe zu Mendelssohn, durch 
die Verehrung Mozarts und Bewunderung Beethovens von vornherein festgelegt, und 
so vermag er weder Meyerbeer und den Scribescben Opernbüchern noch Berlioz, Auber, 
Adam oder Italienern vom Schlage Bellin is gegenüber die rechte Stellung zu finden, ja 
er sendet ihnen manche bittere Satire aus seiner Warschauer Festung nach. Am schön- 
sten und freiesten aber schreibt er, wenn er von seinen eigenen Erinnerungen erzählt, 
von jenen begeisterungsfreudigen Orchesterabenden in Schlebusch und seinen geliebten 
Lehrern Thibaut und Bernh. Jos. Maurer.*) Dann gerät er in ein Schwärmen und 
Schwelgen, für das er nicht genug Bilder und Vergleiche Zusammentragen kann, 
dann verbindet er als rechter Jean Paulianer die entlegensten Gedanken miteinander 
und fabuliert mit einer Frische und wohltuenden Begeisterung, daß man versteht, 
wie Schumann für einen Bund der „Wedeliana und Davidsbündlereien“ schwärmen 
konnte. 

* 

Mochte er unter dem Deckmantel eines „A. W. v. Wbrühl oder W. v. Wald- 
brüh ]“,*) unter „St Diamond“ oder einfach als „Gottschalk Wedel“ schreiben, 
man erkennt ihn schon äußerlich an seiner übertriebenen Neigung zur Sprachreinigung. 
„Der große Wodan“, wie er von Freunden wegen seiner Studien zur deutschen 
Mythologie genannt wurde, ging in der Übertragung von Fremdwörtern weiter als 
Beethoven und Schumann, ja er übersetzte alle musikalischen FachauBdrücke, die 

ü 

l ) Ähnliche unbegreifliche Zusammenstellungen finden sich in Thibauts berühmtem 

Werke: Über Reinheit der Tonkunst (Heidelberg 1825). 

*) Unter Maurers „vorzüglichsten“ Schülern nennt er selbst als letzten den „Dorfschul- 
meister Gottschalk Wedel“ (v. Zuccalmaglio), der, wie er stolz schreibt, „als Kunstrichter 
und Sammler nicht ohne Namen geblieben“. 

*) D® 8 Pseudonym W. von Waldbrühl hatte schon der Jüngling gewählt, als er in 
der Zeit der Demagogennecherei wegen seiner handschriftlichen Sammlung von Volks- und 
Soldatenliedern in den Verdacht revolutionärer Gesinnung gekommen war. Nicht anders war 
es bei seinem Bruder Vincenz von Zuccalmaglio, der es liebte, seine Schriften unter den ver- 
schiedensten Decknamen herauszugeben. Nur bei wenigen Werken nannte er seinen eigenen 
Namen, sonst war er der „Volksfreund“, der „alte Fuhrmann“, „der Alte vom Berge“, „Julius 
Berger“, „ein römischer Katholik' l * * 4 , oder er nannte auch gar keinen Namen. Alle volkskund- 
lichen und geschichtlichen Werke zeichnete er aber mit „Montanus“, — Über Vincenz von 
Zuccalmaglio vgl. weiter unten S. 65. 



MAX FBIEDLAEKDER 


60 

überhaupt in seine Feder kamen, mit eiserner Konsequenz. Daß er bei seinen 
Übertragungen „Instrument“ mit „Tonzeug“, „Symphonie“ durch „Tonspiel“ oder 
„Bardiet“, „Harmonik“ mit „Sammtklang“ ersetzte, ginge noch hin; aber er kam 
dann auch zu Worten wie „Gezweie“ für „Duo“, „Gedritte“ für „Terz“, „Männer- 
ge viere“, „Saitengeviere“ für Quartett, „Allheqd“ für „Oratorium“, „in Fangweise“ 
für „kanonisch“ oder „Tonbühne für „Orchester“, „Reffreime“ J ) für „Refrains“ 
und ähnlichen Neubildungen, die einem Prinzip zuliebe in Geschraubtheiten und 
Unnatürlichkeiten ausarteten. Wenn seine musikalischen Beitrage*) in der „Neuen 
Zeitschrift für Musik“ nicht schon durch ihre ganze Art, neue Fragen eigenartig 
und anregend zu behandeln, unter denen der übrigen Mitarbeiter 3 ) hervortreten, — 
man würde sie auch ohne Namensnennung leicht an ihren puritanischen Sprach- 
wendungen und an ihrer persönlichen Färbung erkennen. 

Ausführlicher als in seinen für Schumann geschriebenen Aufsätzen kommt er 
in den Tagehuchhlättern, die er 1841 seinem Lehrer Thibaut, dem berühmten Sammler 
alter Musik und Herausgeber der „Reinheit der Tonkunst“- widmet, auf sein Lieblings- 
gebiet zu sprechen: das deutsche Volkslied. 

„Von Jugend auf 4 ) hatte das deutsche Volkslied, das sich in meiner Heimat zwischen 
den bergischen Flüßchen Sieg und Wupper wohl am längsten und reichsten erhalten hat, 
einen tiefen Eindruck auf mich gemacht, sowohl was den Reiz der Weise, wie den Fluß 
der Worte anbelangt, wie denn ihre Sammlung meine einzigen eigentlichen poetischen 
Studien geblieben. Schon damals hatte ich mir vieles von dem schönen Liederschätze der 
Heimat aufgezeichnet, war ich auf die Weisen des oberrheinischen Gaues aufmerksam ge- 
worden, so daß ich auch dort mit Sammlerfleiß umherepähte. Dieses Suchen nun machte 
mich mit einigen Jüngern der Thibaut’schen Muse bekannt, welche mir von den Gesang- 
abenden ihres Lehrers erzählten, an welchen ganze Volksliederkränze eingerichtet wurden, 
wo das bunte Gemisch aller Stimmen der Völker erklinge, und so von der strengen, alten 
Kirchenmusik Erholung und Abspannung gewähre.“ Er erhielt eine Einladung zu den 
Thibaut’schen Gesangabenden, und bald hörte er „Lieder in bunter Folge“: „Altes und 
Neues, Deutsches und Russische«, Schottisches und Spanisches, Ostindisches und Brasilia- 
nisches“. „Nach dem Geiste wie nach der Tonlage der Lieder waren sie entweder ein- 
stimmig, mit dem Flügel begleitet, wurden sie zwei- oder mehrstimmig, oder vom ganzen 
Chor gesungen, wie denn der Meister den meisten Wert auf die schottischen und irischen 
zu legen schien, welche aber meistens so von den Zurichtern 6 ) behandelt worden, daß alles 

‘j Unter diesem Titel vereinigt Zuccalmaglio eine größere Zahl seiner Gedichte, die 
in der handschriftlichen Abteilung der Staatsbibliothek in Berlin ruhen (Mskr. germ. fol. 1340). 

*) Weitere musikalische Aufsätze erschienen in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung, 
Schillings Universal-Lexikon der Tonkunst, Bagges Deutscher Musikzeitung. 

*) Ee darf ausgesprochen werden, daß die Mehrzahl der Mitarbeiter der „Neuen Zeit- 
schrift für Musik“ nicht wertvollere Beiträge geliefert haben, als die von ihnen befehdete 
Finksche „Allgemeine Musikalische Zeitung“ brachte. Schumanns eigene Aufsätze stehen in 
seiner Zeitschrift meist wie Berge in der Ebene; selbst der vorzügliche Eduard Krüger er- 
scheint hier etwas schwächlich. 

4 ) „Neue Zeitschrift für Musik“ in dem Aufsatz über Thibaut, 14. Band, Nr. 1, S. 1 
(1841); vier Jahre vorher hatte Z. an derselben Stelle unter Wedels Namen Aufsätze über 
„Volkslieder am Rhein“ veröffentlicht. 

6 ) Gemeint sind, wie aus Zuccalmaglios handschriftlichen Aufzeichnungen hervorgeht, 
die Bearbeitungen Joseph Haydns und Ignaz Pleyels. 



4 


ZUCCALMAQLIO UND DAS VOLKSLIED 



Volksliederartige dabei weggefallen.“ Er war „ganz entzückt über den bunten reichen 
Strauß dieser Blüten aller Erdengürtel“, und wußte „seinen Dank nicht lebhaft genug 
auszudrücken“. — 


Es muß ein starker Eindruck gewesen sein, der Bich an diesem Abend in 
seinem empfänglichen Gemüt verankerte. Sah er doch seine Jugendpläne zum ersten 
Male verwirklicht und spürte aus dem Vortrag der Lieder, wieviel hier noch für ihn 
zu leisten war. Der Gedanke, „Stimmen der Völker“ *) nicht nur in der Dichtung, 
sondern auch mit der Melodie und Begleitung zu sammeln, verließ ihn nicht mehr 
und wirkte in ihm fort, bis seine Pläne feste Gestalt Annahmen. Im Jahre 1825 
waren seine Vorarbeiten so weit gediehen, daß er ein erstes Liederheft gemeinsam 
mit seinem Freunde Baumstark herausgeben konnte. Beide nannten die Sammlung, 
die nach und nach auf 21 Hefte anwuchs: 


Bardale, Sammlung auserlesener Volkslieder der verschiedenen Völker der 
Erde, alter und neuer Zeiten mit deutschem Texte und Begleitung des 
Pianoforte und der Guitarre herausgegeben und dem Herrn Geheimen Rathe 
und Professor Dr. A. F. J. Thibaut hochachtungsvoll gewidmet von E. Baum- 
stark und W. v. Waldbrühl. — Braunschweig 1829. 1 ) 

Über Bardale heißt es in Johann S. Schillers berühmtem Thesaurus anti- 
quitatum Teulonicarum (Ulm 1728) 3, 89: Bardaea, Bardala, Gallis & Oeltis 
Alauda quasi Cantrix avis. — „Bardale“ ist die Überschrift einer Klopstock- 
schen Ode, deren erste Strophe mit dem Verse endigt: „Sing, B&rdple, den 
Frühling durch l u , und zu der Klopstock die Anmerkung macht: Bardale 
— von Barde, hieß in unsrer Älteren Sprache die Lerche, die Nachtigall 
verdiente noch mehr, so zu heißen (eine echt Klopstocksche Wendung!). An 
einer andern Stelle heißt es bei Klopstock: „Wer den Gesang der Nachtigall 
und Bardalens vereint“. — C. F. D. Schubart nennt einmal die Karschin 
„Borussiens Bardale“. *) 

Unter den 42 Nummern des ersten Bandes (ein zweiter ist nicht erschienen) 
finden sich neben chinesischen, hebräischen, hindostanischen, persischen, portugiesi- 
schen, andalusischen, neugriechischen, polnischen, dänischen, walisischen, irischen uaw. 


*) Diesen nicht von Herder herrührenden Titel gab Johann von Müller der zweiten, 
i. J. 1807 nach H.’s Tode veranstalteten berühmten Sammlung, die Herder selbst einfach: 
Volkslieder genannt hatte. 

*) Auf eine sehr absprechende Beurteilung der Sammlung, („Allgemeine Musikalische 
Zeitung“ 1829, S. 733 — 742) antwortete Baumstark mit einer Antikritik, deren Abdruck ihrer 
Länge wegen durch die Redaktion abgelehnt wurde (Allg. Musikal. Zeitung 1830, S. 178). — 
Im ersten Hefte der „Bardale“ findet sich als Nr. 9 Text und Melodie des Liedes „Verstohlen 
geht der Mond auf), das in der weiter unten zu erwähnenden Sammlung Kretzschmer- 
Zuccalmaglioa : Deutsche Volkslieder (1840) zweimal abgedruckt ist, das zweite Mal mit ver- 
ändertem Texte (Gar heimlich geht der Mond auf) und der Überschrift: „Der verratene 
Ritter“. — Später erschien noch eine undatierte Titelauflage der „Bardale“ bei Robert Crayen 
in Leipzig. 

*) Unbegreiflich ist Heinrich Düntzera Behauptung in seinen „Erläuterungen zu 

Klopstocks Werken“ (1, 138), Klopstock wolle mit Bardale willkürlich die Nachtigall be- 
zeichnen. 



62 


MAX FBIEDLAENDER 


Gesängen neun deutsche Lieder, darunter ein österreichisches und eines aus der 
Schweiz. 1 ) 

In der Vorrede äußern Baumstark und Zuccalmaglio ganz keck: „Was die 
Echtheit dieser Volkslieder betrifft, so möchte man wohl von uns eine Bürgschaft 
verlangen. Daß die in der Sammlung folgenden Lieder wirkliche Volkslieder sind, 
dafür können wir unsern Lesern nur sagen: „Gehet hin in die Welt und lasset sie 
euch nur Vorsingen“. “ — Welche Enttäuschung würde aber den Leser erwartet 
haben, der alle Melodien im Volksmunde wiederzufinden geglaubt hätte! 

Immerhin lag ein Verdienst darin, daß hier neue zum Teil wertvolle Volks- 
und volkstümliche Lieder mit ihren Melodien geboten wurden. Neben Büsching 
und von der Hägens „Melodien zu der Sammlung Deutscher, Flamländischer und 
Französischer Volkslieder“ (Berlin o. J. — 1807 erschienen — ) und Friedrich Silchers 
unschätzbaren „Volksliedern für Männerstimmen“ (Tübingen o. J., erstes Heft 1826 
veröffentlicht) bildet Bardale den ersten Versuch, ein musikalisches Gegenstück zu 
Herders „Volksliedern“ und Arnim und Brentanos „Wunderhorn“ *) zu schaffen. 
Die Musiker waren ja am „Wunderhorn“ ziemlich achtlos vorübergegangen, trotzdem 
die Herausgeber nicht müde wurden, auf die Bedeutung der Lieder für die Musik 
hinzuweisen. In Österreich, wo Beethoven und Schubert wohl gern nach guten 
Volksdichtungen gegriffen hätten, blieb die Sammlung weiteren Kreisen unbekannt, 
und in Deutschland trat zwar Joh. Fr. Reichardt, dem die Volkslied bewegung be- 
sonders nahe stand, in Wort und Ton für das Volkslied ein, aber seine Versuche 
blieben doch vereinzelt und drangen nicht durch. Erst Weber begann vorsichtig 
mit einigen prächtig geglückten Liedern, dann folgten Mendelssohn, Schumann und 
Franz mit ähnlichem Erfolge. Bald versiegte aber auch hier wieder das Interesse 
mehr und mehr, bis Brahms mit seinen einzigartigen Bearbeitungen eingriff und Sinn 
und Geist des Volksliedes in Haus und Konzert 3 ) zu neuem Leben weckte. — 

Im Wunderhorn hatte das Fehlen der Melodien dazu beigetragen; daß die 
Ausgabe mehr literarisch als musikalisch gewertet wurde und die Musiker eine Be- 
lebung des Volksliedes nur von einer neuen Melodiensammlung mit hinzugefügter 
Begleitung erwarteten. Diesen Schritt bereitete Thibaut in Heidelberg an seinen 
Volksabenden vor, und die gleiche Richtung schlugen Baumstark und Zuccalmaglio 


in ihrem „Bardale“ ein. Man hört es aus ihrer wortreichen, mit vielen Zitaten 


durchsetzten Einführung, mit welchen Widerständen sie bei diesem ersten Versuch einer 


„musikalischen Länderkunde“ rechnen mußten. 


Sie laufen Sturm gegen Unnatur 4 ) 


*) Auch Herder hat in seiner berühmten Sammlung: „Volkslieder“ nur eine verhältnis- 
mäßig sehr kleine Zahl deutscher Lieder geboten. 

2 ) Die anonym erschienenen „Vierundzwanzig deutschen Lieder aus dem Wunderhorn 

mit bekannten meist älteren Melodien“, Heidelberg 1810, sind zu unbedeutend, um ernsthaft 
in Betracht gezogen zu werden. 

■) Brahms’ Beispiel wirkte auch auf Gustav Mahler, dessen Sinfonien aus „Des Knaben 
Wunderhorn“ einige ihrer wichtigsten Motive erhielten. 

4 ) „Ja diese Untugenden (Regellosigkeit und Unvollkommenheit, Verzwicktheit und 
Unnatur, Leerheit und Steifheit, Mattigkeit und Kränkeln in der Musik) sind im grüßten 
Teil unserer mit Unrecht so genannten musikalischen Kunstwerke bereits auf das beweinena- 


ZUCCALMAGLIO UND DAS VOLKSLIED 


63 


in Kunst und Loben, kämpfen für die Rückkehr zur Volkstümlichkeit und Einfach- 
heit und treten für Naturtreue in der Aufzeichnung und Wiedergabe der Melodien 
ein. Es sind Bekenntnisse zur Volkskunst, wie sie wärmer und ziel bewußter nicht 
abgelegt werden können. Die Herausgeber versprechen überdies daB Höchste und 
Beste, was sich überhaupt denken läßt: Kritik und Zuverlässigkeit der Aufzeichnung 
und Übertragung. Wie weit diese Versprechungen nach dem Stand der damaligen 
Länderkunde eingelöst wurden, läßt sich heute schwer entscheiden. Für uns sind 
ihre Notierungen fremdländischer Volkslieder jedenfalls ohne wissenschaftliche Bedeu- 
tung geblieben. 1 ) Dafür entschädigen aber die allerdings recht spärlich eingestreuten 
deutschen Volkslieder, die wohl sämtlich auf Zuccalmaglio zurückgehen. Er zeigt 
sich schon hier als gewandter Herausgeber, der allen Liedern nicht nur eine einfache 
Klavierbegleitung, sondern ebenso einen leichten Satz für Gitarre mit auf den Weg 
gibt. In dieser scheinbar nebensächlichen Anordnung sieht man den Kenner und 
Freund des Volkes, seine ganz auf praktische Verwertbarkeit bedachte Tätigkeit als 
Sammler und Herausgeber. 9 ) 

Weitere Verbreitung hat die „Bardale“ nicht gefunden, und auch einer zehn 
Jahre später veröffentlichten Sammlung war kein Erfolg bescbieden. Sie erschien 
unter dem Titel: 

„Auserlesene, echte Volksgesänge der verschiedensten Völker mit Ur- 
texten und deutscher Übersetzung, gesammelt in Verbindung mit A, W. von 
Zuccalmaglio, ein- und mehrstimmig eingerichtet, mit Begleitung des Piano- 
forte und der Guitarre und herausgegeben von E. Baumstark. Darmstadt, 
Verlag von L. Papst." — 3 Hefte, (1, 2) 1835* (3) 1836. 

und brachte im ganzen 20 meist fremdländische 

indische, portugiesische, italienische, französische, englische, schwedische, russische, 
litauische, polnische und sieben deutsche Lieder. Anordnung und Einrichtung ent- 
wertest© in Wirklichkeit getreten. Dieser Vorwurf trifft vorzüglich und namentlich die Zeit, 
in welcher wir leben I* 1 heißt es in der Vorrede. Man kann wohl der Versicherung des 
Kritikers der Leipziger „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“ v. J. 1829 (31, 738) Glauben 
schenken, daß diese törichten Anklagen der jugendlichen Stürmer gegen Beethoven ge- 
richtet sind. 

*) Von einer wissenschaftlich fundierten vergleichenden musikalischen Länderkunde 
kann erst seit der Erfindung des phonographischen Apparates und den grundlegenden Arbeiten 
Carl Stumpfs und E. von Hornbostels gesprochen werden; Zusammenstellung in Stumpfs 
„Anfängen der Musik“, 1911, S. 66 ff 

*) Übrigens war die Gitarre in jener Zeit so beliebt, daß Schuberts früheste Verleger 
Cappi und Diabelli eine ganze Reihe seiner Lieder gleich bei der ersten Veröffentlichung 
in einem Arrangement für Gitarrenbegleitung erscheinen ließen, u. a. den „Erlkönig“ (!), 
„Gretchen am Spinnrade“, den „Wanderer“ usw.; dasselbe taten die späteren Verleger Pennauer 
mit „Ach um deine feuchten Schwingen“ und Josef Czerny mit den Liedern: „Der zürnenden 
Diana“, „Nachtstück“ usw., und Schuberts Op. 11 und Op. 16 sind bereit« auf dem ursprüng- 
lichen Titelblatt überschrieben: „Chöre für Männerstimmen mit Begleitung des Pianoforte 
oder der Guitarre, in Musik gesetzt von Franz Schubert“. — Mit meinem Freunde 
Eusebius Mandyczewski bin ioh der Meinung, daß alle diese Bearbeitungen für Gitarre nicht 
von Schubert Beibat herrühren. 


Gesänge, darunter südamerikanische, 



MAX FRIED LA ENDER 


64 

sprachen bis in Einzelheiten dem älteren Werke; gleich geblieben war auch die 
Kritiklosigkeit, mit der die Herausgeber ihre exotischen Melodien aus den meistens 
recht bedenklichen „ Quellenwerken “ abdruckten. Am wertvollsten waren noch 
Zuccalmaglios Beitrage: zwei niederrheinische Stucke und ein in Warschau dem 
Volksmunde abgelauschtes Tanzlied (Mazurka). — „Unsere zweite Herausgabe ist auch 
mißglückt und Perlen werfe ich nicht mehr vor die Schweine. Während die erbärm- 
lichsten Sammlungen von Schwabenliedern von Silcher, 1 ) welche dazu weder Kritisches 
noch wahrhaft Nationales enthalten, Glück machen, geht unsere Sammlung unter. 
Pfuil über den Geschmack unserer Zeit“, so klagt Baumstark seinem Warschauer 
Freunde am 22. Juli 1837,*) und er erwähnt dann den Namen eines anderen Volks- 
liedsammlers: des Geheimen Kriegsrats Andreas Kretz schmer in Berlin, der in 
Schumanns „Neuer Zeitschrift für Musik“ 5 ) eine sehr anerkennende Kritik der 
„Bardale“ veröffentlicht hatte und seitdem mit Baumstark sowohl wie mit Zucc&l- 
maglio in nahen Verkehr getreten war. „Die Angelegenheit mit unserm guten 
Kretzschmer“ heißt es in Baumstarks Briefe „ist längst besorgt, er hat schon seit 
Wochen fast unsere ganze Sammlung, nämlich alle Hefte, worin Deutsches enthalten 
ist.“ Und nun kam ein Werk zustande, das zu den umfangreichsten der deutschen 
Volksliedliteratur gehört und bis in die jüngste Zeit weite Beachtung gefunden hat 
Das Titelblatt lautet: 

Deutsche Volkslieder mit ihren Original- Weisen. Unter Mitwirkung des 
Herrn Professor Dr. Massmann in München, des Herrn von Zuccal- 
maglio in Warschau und mehrerer anderer Freunde der Volks- Poesie, nach 
handschriftlichen Quellen herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von 
A. Kretzschmer, Königlichem Geheimen Kriegsrathe und Ritter etc. Erster 
Teil. Berlin, 1840. Vereins -Buchhandlung. 

Das Werk ist vordatiert, der größte Teil der Lieferungen erschien bereits im 
März 1838, zu gleicher Zeit mit Erk und Irmers erster Sammlung der „deutschen 
Volkslieder mit ihren Singweisen“. 

Bevor noch die letzten Hefte des „Ersten Teils“ veröffentlicht waren, starb 
Kretzschmer 4 ) im März 1839. Zuccalmaglio setzte das Unternehmen unter dem 
Titel fort 0 ): 

l ) Die Ungerechtigkeit dieseB Urteils richtet sich selbst. Der als Herausgeber tüchtige, 
als Erfinder volkstümlicher Weisen aber geradezu geniale Silcher eteht hoch Über dem wenig 
begabten Dilettanten Baumstark, der sich nur als fleißiger Sammler ein bescheidenes Verdienst 
erworben hat. 

*) Der ungedruckte Brief ist mir durch die Freundlichkeit des Besitzers Herrn Land- 
sturmarzt Dr. Braun in Fassau zur Verfügung gestellt worden. 

*) ln Nr. 7 des dritten Bandes vom 24. Juli 1835. Ala Leitspruch für diese Nummer 
wählte Schumann in feinsinniger Weise ein langes Zitat aus dem Werke: „Über Reinheit der 
Tonkunst“, in dem Thibaut sich mit großer Wärme über den Wert von Volksliedern äußert. 

4 ) Ein Teil von Kretzschmers handschriftlichen Sammlungen ruht in der Staatsbibliothek 
in Berlin, während E. Baumstarks Nachlaß (laut einer freundlichen Mitteilung von Prof Dr. 
Rudolf Schwartz in Leipzig) in der Universitätsbibliothek in Greifswald aufbewahrt wird. 

Ä ) Einen bezeichnenden Einblick in Zuccalmaglios Denken geben die folgenden Sätze 
aus seinen handschriftlichen Aufzeichnungen: „Durch Commer erfuhr ich von Berlin, daß 


ZUCCALMAGLIO UND DAS VOLKSLIED 


65 


Deutsche Volkslieder mit ihren Original -Weisen. Unter Mitwirkung des 
Herrn Professor Dr. E. Baumstark und mehrerer anderer Freunde der Volks- 
Dichtung, als Fortsetzung des A. Kretzschmer'schen Werkes, gesammelt und 
mit Anmerkungen versehen von A. Wilh. v. Zuccalmaglio. Zweiter Teil. 
Berlin, 1840. Vereins-Buchhandlung. 

Im ganzen werden in den beiden 1252 Seiten umfassenden Banden 699 Lieder 
geboten, — eine imponierend große Zahl. Keine einzige vorher erschienene Samm- 
lung deutscher Volkslieder mit Melodien hatte auch nur den zehnten Teil dieses 
Umfangs erreicht, und auch nachher sollten mehr als 50 Jahre vergehen, ehe ein 
Werk von ähnlicher Reichhaltigkeit veröffentlicht werden konnte (Erk-Böhme i. J. 
1893). — Der Sammelfleiß Zuccalmaglios, Kretzschmers und Baumstarke ist hoch 
zu bewerten, — verdanken wir ihm doch die Zusammenstellung einer größeren Reihe 
wertvoller älterer und neuerer Volkslieder. 1 ) In philologischer Beziehung bleiben 
allerdings viele Wünsche unerfüllt, und F, W. Gubitz’ Anzeige in der Vossischen 
Zeitung: „Das Werk ist bereits anerkannt als klassisch, als das Gediegenste und 
Vollständigste, was in diesem Bereiche unserer poetischen und musikalischen Litera- 
tur existiert", zeigt, daß hier kein Fachmann gesprochen hat. Den Forderungen 
der Genauigkeit und Zuverlässigkeit Btanden die Herausgeber in wahrhaft prae- 
adamitiecher Unschuld gegenüber, und es waren gewiß gute Gründe, die sie veranlaßt 
haben, die versprochenen Anmerkungen nicht zu liefern. 

In der Vorrede versichern Kretzschmer und Zuccalmaglio, daß Text und Musik 
von allen Zutaten freibleiben und allein durch schlichte volksgetreue Wiedergabe 
wirken sollen. Diese Zusage ist nicht erfüllt worden, vielmehr stellte sich heraus, 
daß A, W. von Zuccalmaglio bei seinen Volksliedern ähnlich vorgegangen ist wie 
sein Bruder Vincenz — ein als „Montanus" am Rhein s. Z. weit bekannter Schrift- 
steller — , der ea fertig gebracht hatte, in die erste Ausgabe seines Werkes: „Die 
Vorzeit" (Sammlung Rheinländischer Sagen, 1836 erschienen) eine Fülle „erdichteter 
Unwahrheiten", wie er selbst später entschuldigend eingesteht, einzuschwärzen. 2 ) 

der Kronprinz Kenntnis von meiner Volksliedersammlung genommen und das Verlangen 
geäußert habe, mich kennen zu lernen. Ich muß gestehn, daß ich keine so große Lust hatte, 
mit hohen Herrschaften bekannt zu werden, und daß ich die Sache auf eich beruhen lassen 
wollte, bis ich im Herbst wieder nach Berlin ginge. Dort hatte ich die letzten Liederhefte 
an den Verleger zu liefern. — Inzwischen war im Jahre 1840 Friedrich Wilhelm IV. König 
geworden. Ich blieb aber den politischen Kreisen fern und kümmerte mich nur um die 
Herausgabe meiner Volkslieder.“ 

*) Die große Zahl der Lieder hat es unmöglich gemacht, auch eine Klavierbegleitung 
beizugeben, da das Format sonst unhandlich und der Druck zu kostspielig gewesen wäre. 
In einem Satz für Männerchor aber erschien eine kleine Anzahl unter dem Titel: Samm- 
lung der ausgezeichnetsten Volkslieder, herausgegeben von W. von Zuccalmaglio (W. von 
Waldbrühl). Für vier Männerstimmen bearbeitet von Julius Rietz, Elberfeld und Leipzig, 
im Dezember 1846. 

*) Vgl.: Vincenz von Zuccalmaglio9 (Montanus’) Werke, I. Band: Die Vorzeit. 
1. Teil: Sagen der Länder Jülich, Clewe, Berg, Mark usw., von Montanus, in wissenschaft- 
licher Umarbeitung von Wilhelm von Waldbrühl. Bearbeitet und neu herausgegeben von 
Rudolf Roth, Solingen, 1912. 

Jahrbuch 1918 . 


5 



66 


MAX FRIEDLAENDER 


Auch die zweite Versicherung der Herausgeber: Kunstlieder sollen von vorn- 
herein ausgeschlossen bleiben, wurde nicht eingehalten. Macht man sioh einmal 
die Mühe, den Quellen nachzugehen, so findet man Gedichte von Johann Martin 
Miller, Maler Müller, Goethe, Kosegarten, Jung-Stillrag, Grübel, Wilhelm Hauff, 
Uhland, Justinus Kerner, Haug, Ernst Moritz Arndt, Jos. von Eichendorff, weiter 
Kompositionen von Siegmund von Seckendorff, Jos. Drechsler, Johann Friedrich 
Reichardt (von diesem besonders viele), von Friedrich Silcher und sogar von dem 
* Berliner Buchhändler Friedrich Nicolai, der seine Melodien im „Feynen kleynen 
Alm an ach“ 1777/78 in parodistischer Absicht geschaffen hatte. 1 ) 

Ihre Aufgabe als Herausgeber haben sich Kretzschmer und Zuccalmaglio leicht 
genug gemacht. Außer Nicolais berüchtigtem Almanach — eine nicht gerade zu- 
verlässige Quelle für jemanden, der echte Volkslieder sucht! *) — benutzten sie als 
Vorlage u. a. Büsching und von der Hägens „ Melodien zu der Sammlung deut- 
scher usw. Volkslieder" (1807), Ziska-ßchottkys „österreichische Volkslieder mit 
ihren Singweisen" (1819), August Zarnacks „Deutsche Volkslieder mit Volksweisen“ 
(1818 — 20), Silchers „Deutsche Volkslieder für vier Männerstimmen“ (1825 — 36), 
Kugler-Reinicks „Liederbuch für deutsche Künstler“ , (1833). Erwähnt haben sie 
von diesen Quellen aber nur eine einzige, und sonst alles getan, um durch irre- 
führende Bezeichnungen, die sie über die Melodien setzten, den Tatbestand zu ver- 
schleiern. Wie wenig zuverlässig ihr Vorgehen war, zeigt u. a., daß sie statt Senfl: 
Wölffl schrieben oder daß sie das Lied „In einem kühlen Grunde“ von Eichen- 
dorff (1810), das Glück 18 14 komponierte, mit der Bezeichnung: „altdeutsch“ ver- 
sahen. — Beide Bände haben mit allen ihren Fehlern die Grundlage für die meisten 
Brahmsschen Volkslied bearbeitungen abgegeben. 

Zuccalmaglio darf die Redaktion aller Lieder zugesprochen werden, die oben 
über den Noten die Notiz tragen: „Aus den Bergischen“, „Vom Niederrhein“, Vom 
Westrich“, „Westfälisch“ oder einfach „Deutsch“. Im Bergischen hatte er von 
Jugend an gesammelt, was er selbst erlauschen oder nachschreiben konnte, und hier, 
glaubte er, müsse sich das deutsche Lied „am längsten und reichsten“ erhalten 
haben. Über seine eigentliche Tätigkeit bei der Feststellung von Wort und Weise 
und über die Herausgabe der Lieder erfahren wir nichts. So ist es gekommen, 
daß seine Aufzeichnungen lange Zeit für Niederschriften nach dem Volksmund 
gehalten wurden, die in seltener Vollständigkeit ein Bild von dem bergischen Volks- 
ton und Volkslied gäben. In ZuccalmaglioB Fassungen trifft man aber auf Schritt 

1 ) Mit einem Seitenblick auf Goethe und Bürger äußerte Nicolai über seine Melodien : 
„Möge man sich in Weimar und Göttingen die Zungen daran zerbrechen.“ Brahms, der 
von Nicolais Autorschaft nichts ahnte, hat zwei dieser fragwürdigen Weisen — er fand sie 
bei Zuccalmaglio — als Volkslieder bearbeitet, nämlich: „Es ritt ein Herr und auch sein 
Knecht“ und „Es ging ein Mägdlein zarte“. 

*) Vgl. die Neuausgaben des „kleynen feynen Almanach“ von Georg Ellinger (ohne 
Musik, Berlin 1888) und Johannes Boltes schönen Faksimiledruck mit den Melodien (Weimar, 
Gesellschaft der Bibliophilen, 1918), ferner meinen Aufsatz: „Brahms 1 Volkslieder“ im Jahr- 
buch der Musikbibliothek Peters, 9. Jahrgang 1902, S. 70. 



ZUCCALMAGLIO UND DAS VOLKSLIED 


67 


und Tritt Verkünstelungen im Ausdruck, die unmöglich der Volksdichtung und 
ihrem schlichten, natürlichen Ausdruck entsprechen. So heißt es einmal in dem mit 
„Rheinländisch“ bezeichneten Liede: „Der Jäger längs dem Weiher ging“ (1,77): 

Was schimmert dort im Grase feucht? Wohl Gold und Edelstein, mich deucht, 

eine Wendung, die aus der Sprache der Gebildeten in das Lied hineingetragen ist 
und gleich Zweifel an der Echtheit der volkstümlichen Herkunft weckt. Und wie 
in diesem Lied, so geht es in vielen: man merkt, daß Zuccalmaglio wiederholt in 
das Leben der einzelnen Gebilde eingrifF, daß er nicht nur besserte, ergänzte und 
vervollständigte, sondern auch selbst neue Weisen und Worte gestaltete. Bekennt 
er doch selbst 1 ), daß er da, wo ihm die Worte fehlten, diese „nach Gutdünken“ 
unterlegte, und fährt dann fort: „Manches, welches ich flüchtig aus der Erinnerung 
aufgesetzt, zu welchem ich, da mir die richtige Wortunterlage fehlte, 
eben die ersten besten mir passend erscheinenden Worte verband, ist 
durch den Thibautschen Verein in alle Welt gewandert“, und ein andermal erzählt 
er, Karl Simrock (der bekannte Germanist, Dichter und zuverlässige Herausgeber 
der rheinischen Volkslieder) habe sich in früheren Jahren einmal durch ihn an- 
führen lassen 2 ), und zwar dadurch, daß Simrock „Worte, welche ich unter eine 
wunderbare Volksweise ohne sonderliche Wahl gelegt hatte, für echt hielt und als 
Muster reinster Volksdichtung pries. Ich hatte bei dieser Wortunterlage freilich 
nicht die Absicht gehabt, ihn oder irgendeinen Menschen zu hintergehen. Ich hatte 
die schönen Weisen gehört und aufgeschrieben, batte die Worte nicht mit aufgefaßt 
oder nur sehr mangelhaft auffassen können. Zudem legte ich denselben damals 
keinen besonderen Wert bei. Es nahmen mich nur die wundervollen, eigentüm- 
lichen Gesangsweisen und Tonreihen in Anspruch. Später habe ich dann auch, 
durch Arnold namentlich angeregt, versucht, so viel als möglich die Worte nach 
dem VolksBinne herzustellen. Bei vielen ging das nur mangelhaft, doch ist die 
Hauptsache, die Weise, der Inhalt des Liedes getreu wiedergegeben. Da doch jedes 
Lied mehrere Sangarten, seine Varianten hat, mag man mir verzeihen.“ 3 ) 

s ) In den oben erwähnten handschriftlichen Aufzeichnungen. 

*) Zuccalmaglio meint damit sein Kunstlied: „Verstohlen geht der Mond auf a , das 
Simrock in seinem Buche: Der Rheinländer (1840) als „Bergisches Volkslied“ abgedruckt 
hat. — Es braucht kaum erst hinzugefügt zu werden, daß ein Kenner von Simrocks Range 
bald darauf auf die Schliche Zuccalmaglios gekommen ist und ihn ähnlich scharf angegriffen 
hat wie Hoflmann von Fallersleben und Erk. 

*) Bei dieser Gelegenheit erzählt Zuccalmaglio auch von einem offiziellen Attest über 
eines der von ihm angeblich „gesammelten Volkslieder“ : „Da Simrock in seinem Volkslieder- 
buch auch das Lied ,Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht 1 in Verdacht hatte, von mir 
unterschoben zu sein, ließ ich es in Wiesdorf am Rhein, wo es noch gesungen wird, auf- 
schreiben, ließ die Abschrift durch den Bürgermeister des Ortes amtlich bescheinigen und 
sandte diese Urkunde durch Arnold dem Gelehrten zu, — wohl das einzige Volkslied, das 
amtlich außer Zweifel gestellt ist. Übrigens ist das Lied wohl am Siebengebirge entstanden, 
da das Blaublümelein (die stilla bifolia) dort am nördlichsten vorkommt“ — Es mag Zuccal- 
maglio, der stets den Schelm im Racken hatte und sich so gern maskierte, nicht gerade 
schwer geworden sein, dem Dorfschulzen von Wiesdorf Kinder vorzuführen, denen er das 

5 * 



t 



68 


MAX FBI E1) LA ENDE tt 


Wir sehen daß Zuccalmaglio .selbst empfand, wie äußerst bedenklich sein Ver- 
fahren war. Im übrigen verwahrte er sich doch dagegen, daß sich „einige Kunst- 
richter in dem Glauben steiften“, er habe alle Volkslieder seiner Sammlungen in 
Weisen und Worten selbst gemacht „Sie bedachten kaum“, schreibt er, „daß sie 
mich dann zu einem großen Dichter und Tonsetzer machen, dem deutschen Volke 
aber nur die mittelmäßigsten Gassenhauer zuschieben würden. 1 ) 

Es ist oft schwer zu entscheiden, welche Lieder und Liedteile Zuccalmaglio 
verändert oder selbst geschaffen hat, denn kaum ein anderer hat sich so in Emp- 
finden und Ausdruck des Volkslieds eingelebt, wie er. Bestlos wird die Frage wohl 
erst geklärt werden, wenn sich aus Z.’s Nachlasse Handschriften finden sollten, die 
über Vorlage und Bearbeitung sichere Auskunft geben. Bis dahin sind wir auf 
stilkritische Untersuchungen und Vergleiche angewiesen, für die hier einige Eicht- 
linien gegeben seien. 

Am überzeugendsten läßt sich aus der Textkritik auf eigene Zutaten Zuccal- 
maglios schließen. Wenn in dem Liede: „Es wollte ein Mädchen die Lammeriem 
hüten im Holze“ (Deutsche Volkslieder 2, 149) gesungen werden soll: 

Waldvögelein sitzen im grünen Busche und spielen, 

Der Eichbaum schattet dorten hernieder so kühle, 

dann fühlt man die ebenso sorglose wie flüchtige Hand des Verfassers. Ungeschickte, 
stark verkünstelte Wendungen begegnen auch sonst in außerordentlich vielen Fällen, 
von denen hier nur erwähnt seien: 

1 , 64 : Auf den Polstern, auf der Bank, 

Von den Gluten grell umschimmert, 

Einer seufzet, einer wimmert, 

Gräßlich ist der Qualendrang. 

1, 77 : 0 Jäger, laß den goldnen Reif, 

Die Diener regen schon den Streif.*) 

1, 174: Wohlan! Ich willfahre dem Wunsche dein. 

1, 175 : Wohl sieben Jahre nach der Tat 

Sie solche bitter bereuet hat. 

Der erste starb auf dem Morgengeläut, 

Man grub ihre Grube zur Taueszeit. 

Lied „Es fiel ein Reif“ einstudiert hatte, und trotz Attest und Bürgermeister kann kaum ein 
Zweifel darüber obwalten, daß Zuccalmaglio das Lied selbst gedichtet und sich, wie so oft, 
hinter dem Deckmantel des Volksliedes versteckt hat. — Die oben im Text und in dieser 
Fußnote in Gänsefüßchen abgedruckten Sätze aus Zuccalmaglios Memoiren entnehme ich 
einem pietätvollen Aufsatz, der mir durch den verehrten Autor zugesandt worden ist, nach- 
dem mein Artikel bereits in Druck gegeben war; er rührt von dem oben erwähnten Neffen 
Zuccalmaglios: Dr.A.H. Braun her und ist unter der Überschrift: „Ein verschollener Volks- 
liedsammler“ in der Stuttgarter Neuen Musik-Zeitung 1919, Heft 1, S. 7 ff. erschienen. 

*) Vgl. Zuccalmaglios handschriftliche Aufzeichnungen, Blatt 40. 

*) Mit gewohnter Unzuverlässigkeit setzt F. M. Böbme beim Abdruck des Liedes (Erk- 
Böhmes „Liederhort“ 1, 35) statt Streif: Schweif. 



ZUCCALMAGLIO UND DAS VOLKSLIED 


69 


1, 177: 


1, 357 : 


1, 439: 


2, 153: Er nahm das Mädchen bei der Hand 

Und gab ihr einen Kuß gewandt. 

2. 157 : Die weiße Spur hindeutet zur Tür. 

2, 172 : Freundlich tät sie empfangen ihn, 

Gab stracks ihren Willen drein. 

2, 182: Der Overstolz starrt gleich einem Leuen 

Des soll sich keiner der Feinde erfreuen. 

Das Ungemach, das ich trage 

O zieh ein Beistand uns einher, 

O Führer der Heerscharen heer, 

Du stürzest die in ew’ge Nacht, 

Die sich gen Gottes Licht gewagt. 

Die lügenden Zungen, sag, konnten sie nicht 
Den reinen Namen unbefleckt lan? 

Man könnte diese Blötenlese verfehlter Ergänzungen und Zusatze, die Beispiele 
aus un poetischen, trockenen Wendungen verhundertfachen und auf einen flüchtigen, 
höchst unzuverlässigen Bearbeiter schließen. Das Bild, das sich so ergeben würde, 
wäre aber keineswegs vollständig. Zuccalmaglio ist gewiß ein unbedenklicher und 
schnellfertiger Schriftsteller, aber anderseits, und das darf man nicht außer Acht 
lassen, auch ein Dichter, der in glücklichen Stunden den Volkston geradezu meister- 
haft: packend und doch einfach und natürlich im Ausdruck zu treffen weiß. 

Wiederholt hat er einzelne Verse eines Volksliedes benutzt, um sie selbständig 
weiter zu führen oder neu zu gestalten. So fand er im Volksliede: „Laß doch 
meine Jugend, meine Jugend floriren“ : ) als 5. und 6. Strophe die folgenden Verse : 

*) Vielleicht schon vor 1810 aufgezeiohnet ; abgedmckt ist es u. a. in Erks neuer 
Sammlung Deutscher Volkslieder, 4. und 5. Heft, S. 54; ferner in Ditfurths Fränkischen 
Volksliedern' 2, 276 und in etwas anderer Form in Hoffmann-Richters Schlesischen Volksliedern 
(1840) S. 247. 


2, 184: 
2, 287 : 


2, 341 : 


Herr Diehter traun ist ein Gesell,- 
Der Pfaff will Fürstenherrlichkeit. 

Und allen Pfaffen solle so gehen, 

Die fürder uns im Wege stehn. 

Spielen wir auf der Zither, 

Trotz dem Ungewitter, 

Streiten wir gegen Jupiter 
Mit des Donners Kraft. 

(angeblich „mündlich in Andern gehört“) 

Da Hegt ein Specht wohl auf dem Grund, 

Todeswund, 

Nimmer wird er wohl gesund. 

Ich könnte wohl gesunden 
Durch den Genuß von einem Kuß 
Von meinen Herzenswunden. 



70 


* 


MAX FRIEDLAENDER 


„Brüderchen, ach Brüderchen, wann gehn „Nur noch einen Walzer, einen Walzer 

wir nach Haus?“ zuletzt! 

„Früh, wenn der Hahne kräht, Seht mal, wie hübsch und nett 

Der Tau auf dem Felde steht: Mein Mädchen sein Füßchen setzt! 

Brüderchen, ach Brüderchen, dann gehn Nur noch einen Walzer, einen Walzer 

wir nach Haus!“ zuletzt!“ 


Von diesem lustigen Kehraus, der dem Liebchen fröhliche Abschieds worte 
nachruft, übernahm Zuccalmaglio die ersten vier Zeilen, gab aber dem Liede eine 
neue Wendung und einen ungleich tiefer greifenden Ausgang: 

1. „Schwesterlein, Schwesterlein, 3. „Schwesterlein, Schwesterlein, 

Wann gehn wir nach Haus?“ Wohl ist es Zeit?“ 

„Morgen wenn die Hahnen krähn, „Mein Liebster tanzt mit mir, 

Wolln wir nach Hause gehn, Geh’ ich, tanzt er mit ihr, 

Brüderlein, Brüderlein, Brüderlein, Brüderlein, 

Dann gehn wir nach Haus.“ Laß du mich heut!“ 

2. „Schwesterlein, Schwesterlein, 4. „Schwesterlein, Schwesterlein, 

Wann gehn wir nach Haus?“ Was bist du blaß?“ 

„Morgen, wenn der Tag anbricht, »Das macht der Morgenschein 

Eh* endet die Freude nicht, Auf meinen W&ngelein, 

Brüderlein, Brüderlein, Brüderlein, Brüderlein, 

Der fröhliche Braus.“ Die vom Taue naß.“ 

% 


5. „Schwesterlein, Schwesterlein, 
Du wankest so matt?“ 

„Suche die Kammerttir, 

Suche mein Bettlein mir, 
Brüderlein, es wird fein 
Unterm Rasen sein.“ 


Wie reich und geschlossen wirkt diese Umdichtung, wie ergreifend die drama- 
tische Spannung, die von höchster Lebenslust zur Todesmattigkeit hinabsinkt, wie 
fein ist das Motiv der Eifersucht in der dritten Strophe verwandt! Das dämonische 

Element fehlt nicht; schon in den ersten Strophen ahnt man, daß es der Tod ist, 

■ 

mit dem das Mädchen tanzt. Wie in den größten Balladendichtungen: Donna 
Lombarda, Großmutter Schlangenköchin, Edward, Oluf, Erlkönig wird auch hier 
keine Erzählung geboten, sondern eine fortschreitende Entwicklung durch Rede und 
Gegenrede. 1 ) 

Noch eine andere Meisterschöpfung Zucealmaglios zeigt diesen inneren Reich- 
tum an Stimmung und Ausdruckskraft, nämlich das oben bereits erwähnte Lied: 

1. Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht, 2. Ein Knabe hat ein Mädlein lieb 
Wohl über die schöne blau Blümelein, Sie liefen heimlich vom Hause fort, 

Sie sind verwelket, verdorret. Es wußte nicht Vater noch Mutter. 


J ) In Georg Reickes Drama „Blutopfer“ (1917) spielt das Lied „Schwesterlein“ eine 
bedeutende Rolle. Wie der Dichter mir mitzuteilen so freundlich war, hat ihn die Bezeich- 
nung des jüngsten Sohnes des Hauses als „Brüderlein“ auf unser Lied gebracht; mit dem 
neueren Zuccalmaglioschen Texte machte er die Verse zum Grundmotiv seines StückeS, so daß 
ihr leiser Ton und Klang sich durch das Ganze hindurchzieht. 



ZUCCALMAGLIO UND DAS VOLKSLIED 


71 


3. Sie liefen weit ins fremde Land 
Sie hatten weder Glück noch Stern, 
Sie sind verdorben, gestorben. 


4. Auf ihrem Grab Blaublümchen blühn, 
Umschlingen sich treu wie im Grab, 
Der Reif sie nicht welket, nicht dörret. 1 ) 


■ " 

Auch dies ein Kunstlied, kein Volkslied. Man merkt es an der ungewöhnlichen 
Intensität des Ausdrucks, an der Knappheit und Gespanntheit der Erzählung, an 
der genau abgewogenen Steigerung. Vergleicht man: „Es fiel ein Reif“ mit einem 
ausgezeichneten Volksliede, etwa mit dem „Überläufer“ aus dem „Wunderhorn“: 


1. In den Garten wollen wir gehen, 
Wo die schönen Rosen stehen, 
Da stehn der Rosen gar zu viel, 
Brech ich mir eine wo ich will. 


2. Wir haben gar öfters beisammen gesessen, 
Wie ist mir mein Schatz so treu gewesen ! 
Das häfct ich mir nicht gebildet ein, 

Daß mein Schatz bo falsch könnt sein. 


3. Hört ihr nicht den Jäger blasen 
In dem Wald auf grünem Rasen, 

Den Jäger mit dem grünen Hut, 

Der meinen Schatz verführen tut. 

so tritt noch mehr das Künstlerische, Geschlossene und Überlegte der Schöpfung 
Zuccalmaglios im Gegensatz zu der lässigen metrischen Form und der Absichtslosig- 
keit des Volksliedes hervor. In Zuccalmaglios Dichtung ißt die Naivität des Volks- 
liedes auf ein mit Künstleraugen gesehenes Erleben übertragen, die Volkslied technik 
steht hier gleichsam im Dienste der Kunst, sie gibt nach Herders Mahnung: „Verbum, 
Leben, Handlung, Leidenschaft“. 2 ) 


J ) Zuerst gedruckt in der von Heines Jugendfreunde J. B, Rousseau herausgegebenen 
Zeitschrift: Rheinische Flora, Blätter für Kunst, Leben, Wissen und Verkehr, Nr. 15 vom 
25. Januar 1825, mit der Bemerkung des Einsenders : Im Bergischen aus dem Munde des 
Volkes aufgeschrieben von Wilh. von Waldbrühl. (Der Angabe „aus dem Munde des Volkes* 
traute der genaueste Kenner der rheinischen Volksges&nge, Karl. Simrock, so wenig, daß er 
bei der Aufnahme des Liedes in seine berühmte Sammlung „Deutsche Volkslieder* (1851) 

S. 94 ausdrücklich vermerkte: „Nicht verbürgt“ und es auch nicht in seinem Register ab- 
druckte. Auch Hoflinann von Fallersleben, Ludwig Erk und Ernst Meier erklärten die Verse 
für „gemacht“, Meier verwies in seinen „Schwäbischen Volksliedern“ (1855) S. 144 auf ein 
Volkslied, von dem er irrtümlich vermutete, daß es Heine als Quelle gedient habe.) — Später 
hat Heine das Gedicht mit kleinen Veränderungen in den ersten Teil seines „Salons“ (1834) 
aufgenommen, und zwar mit einer irreführenden Vorbemerkung. — Angeregt durch „Es fiel 
ein Reif“ hat Heine zwei Vierzeiler als dramatischen Eingang gedichtet: „Entflieh mit mir 
und sei mein Weib“, ferner zwei andere als lyrischen Schluß: „Auf ihrem Grab, da steht eine 
linde“ und das Ganze mit „Tragödie“ überschrieben. Mendelssohn komponierte diese drei 
Gedichte als Quartett für Sopran, Alt, Tenor und Baß (Op. 41 Nr. 2). 

*) Zu „Es fiel ein Reif“ veröffentlichte Zuccalmaglio später in Beinen „Deutschen Volksliedern 11 1, 148 (1810) 
eine angeblich rheinländische, in Wirklichkeit vonZ. seihet herrührende schwermütige, eindrucksvolle Melodie, welche 
auf zwei alten Volksweisen fußt, nämlich: „Es ging ein Müller über Feld“, gedruckt 1782 in J. F. Reichardts Musi- 
kalischem Kunstmagazin 1, 100, and zu: „Es fuhr ein Fuhrknecht Übern Rhein“, nufgezeiclinet 1807 durch Leo von 
Beckendorff, abgedruckt u. a. bei Erk-Böhme, 1, 668. — „Es fiel ein Reif“ wird u. a. in dem Buche behandelt : 
„Zur Einführung in das Deutsche Volkslied“ von Karl Leimbach, Lic. theol. Dr. phil., Direktor des Gymnasiums 
und Realgymnasiums, sowie des pädagogischen Seminares zu Goslar, Ephorus der Loccumer Erziehungsanstalt zu 
Goslar. — Die Ausführungen des viel betitelten Autors bieten ein wahres Musterbeispiel unpoetischer Pedsnterei, 
das zur Erheiterung der Leser hier abgednickt sei: „Die erste Strophe zeigt im Bild das Schicksal eines ohne 
Elternsegen geschlossenen, durch heimliche Entführung ermöglichten, dafür aber auch durchaus unglücklichen, 
durch den frühen Tod beider Gatten gestraften, Liebesbundes; ln der Strophe 2 und 3 wird die Tatsache ohne 
weiteres Bild fortgesetzt. Und doch ist etwas Rührendes an diesem Bunde ; sie sind in aller Armut und Not, 
Ln aller Verlassenheit, fremd unter Fremden, bis in den Tod sich treu geblieben. Auf ihrem Grabe wachsen die 
Blumen, welche treue Liebe versinnbildlichen, ohne vom Frühreife geschädigt zu werden. Der Flach scheint 
zurückgenommen worden zu sein: die Toten ruhen in Frieden, und auf ihrem Grabe schlingen alch die blauen 
Blü allein eng aneinander. 1 * 



72 


MAX FRIEDLAENDER 


Und wie kunstvoll wird der Kehrreim nach der Stimmung der einzelnen 
Strophen Variiert! Zuccalmaglio verstand wie kaum ein anderer, die Verse auf den 
Refrain hin zuzuspitzen und das ganze Lied in einem einzigen crescendo nach' 
dem Schlüsse hin zu steigern. Von den vielen Beispielen guter wirksamer Kehrreime 
mögen hier außer denen in „Schwesterlein" und „Verstohlen geht der Mond auf" 
noch einige besonders charakteristische angeführt sein: 


2, 86 : Es trieb ein Schiffer wohl über die Brück, 
Edele, edele Rose! 

Er hat nen Geldsack auf dem Rück, 

Berg und Tal, kalter Schnee, 

6 

Herzlieb scheiden und das tut weh. 


2, 193: Es freit der Wassernixe, 

Feins Mädchen! 

Des Königs Töchterlein. 
Feins Mädchen! 

Er freit der Jahre sieben, 
Hat’s bis ins achte getrieben. 
Die Weiden rauschen. 


2, 141: 


Nachtigall, sag, was für Grüß, 

Was ist dein Gesang so süß? 

So schaurig, so schaurig. 

Bald tut wohl mir dein Gesang, 

Bald wird’s in dem Herzen bong! 

So schaurig, so schaurig. 

Daß aber neben gelungenen auch weniger glückliche Einfälle Btehen geblieben 
sind, ist bei Zuccalmaglios schneller Art zu arbeiten nicht verwunderlich. So findet 
man Refrains wie: 


2, 79 


oder 2, 681 


Und was sein Versprechen, er wird 69 doch brechen, 
Die Weide bieget sich jedem Wind. 

Dem Himmel will ich klagen 
Meine Leiden und“ mein Zagen, 

Mein Liebblaublümeleiu ! 


f 

Wie Zuccalmaglio in „Schwesterlein" aus dem lustigen Kehraus ein tragisches 
Abschiedslied schuf, so griff er auch bei andern Liedern ein und vervollständigte 
und besserte, wo er Lücken oder unbefriedigende Ausklänge fand. 


Am Rhein hörte er einmal ein Lied ; *) 


1. „Ich wünscht es wäre Nacht, 
und mein Bettchen wäre gemacht, 
wollt ich zu meim Schätzchen gehn 
und bei ihr am Fenster stehn, 

bis sie mir aufraacht.“ 

2. „Wer ist denn dafür? 

Wer klopfet an die Tür?“ — 
„Schönster Schatz, und ich bin hier, 


3. 


„Die Tür ist schon zu, 

’s schläft alles in der Ruh; 
denn du weißt, daß bei der Nacht 
Niemand die Thür aufmacht: • 
komm morgen früh ! “ 


4. 


ich ko 
mach : 


H|ll 


aus Lieb zu dir: 
ir auf die Tür! “ 


„Morgen früh hab ich keine Zeit, 
da sehn mich alle Leut. 

Hättet du mir in dieser Nacht 
einmal die Tür aufgemacht, 
hätt es mich erfreut.“ 


5. Schönes Geld und schönes Gut, 
hübsche Mädchen, die sind gut. 

Wenn mein Schatz einen andern liebt, 
bin ich auch nicht betrübt, 
scher mich nichts darum. 


*) lloffinann von Fallersleben hatte es bereits 1819 als Bonner Student im Mosel tale 
aus dem Volksmunde notiert. 



ZUCCALMAGL10 UND DAS VOLKS UED 


73 


Dieser echt volkstümliche, nicht gerade tief gehende Dialog am Fensterl gefiel 
ihm offenbar nicht, und so dichtete er danach einen neuen Text, das „Vergebliche 
* Ständchen“: 

1. „Guten Abend, mein Schate, 3. „So kalt ist die Nacht, 

Gaten Abend, mein Kind! So eisig der Wind, 

Ich komm aus Lieb zu dir, Daß mir das Herz erfriert, 

Ach, mach mir auf die Tür, Mein Lieh erlöschen wird; 

Mach mir auf die Tür ! “ öffne mir, mein Kind ! “ 

2. „Meine Tür ist verschlossen, 1 ) 4. „Löschet dein Lieb, 

Ich laß dich nicht ein; Laß sie löschen nur! 

Mutter, die rät mir klug, Löschet sie immer zu, 

Wärst du herein mit Fug, Geh 1 heim zu Bett, zur Ruh, 

Wär’B mit mir vorbei ! “ Gute Nacht, mein Knab ! “ 

Bei Zuccaltnaglio ist aus dem einfachen Volksliedchen ein kleines Meisterwerk 
geworden, alles scheint gedrungener und feiner, und nur die Worte „mit Fug“ ver- 
raten noch die Entstehung in der Studier stube. Der hohe Wert einer solchen be- 
scheiden und anonym herausgegebenen Umdichtung tritt so recht bei dem Vergleich 
mit ähnlichen durch Rudolf Kleinpaul 1 ) und Gustav Legerlotz 8 ) veröffentlichten 
Versuchen hervor, die zwar anspruchsvoll auftreten, aber ohne Ausnahme unkünst- 
lerisch geraten sind und zum Teil unfreiwillig komisch wirken. — In der Kompo- 
sition von Brahms (Op. 84, Nr. 4), der Zuccalmaglios Autorschaft nicht merkte, 
ist „Vergebliches . Ständchen“ eines der schönsten und meist gesungenen , Lieder 
geworden.*) 

Auch sonst versucht Zuccalmaglio, fragmentarisch überlieferte Texte oder ab- 
gebrochene Schlüsse zu vervollständigen oder besonders einprägsamen Melodien einen 
neuen Text unterzulegen. So las er einmal, Beethoven habe in seinem Septett 
Op. 20 das Thema des fünften Satzes: 



*) Diese beiden Anfangszeilen der zweiten Strophe übernahm Zuccalmaglio dem Volks- 
liede „Ach englische Schäferin, erhör mein Bitt" aus dem zweiten Bande seiner Samm- 
lung, 352. 

*) „Von der Volkspoesie, nebst ausgewählten echten Volksliedern und Umdichtungen 
derselben, 2. Auflage, Barmen 1870. 

*) „Aus guten Stunden, Dichtungen und Nachdichtungen", Salzwedel 1886, ferner „Aus 
Heimat und Fremde, Nach- und Umdichtungen", wissenschaftliche Beigaben zu den Jahres- 
berichten des Königlichen Gymnasiums zu Salzwedel, 1895/96. 

4 ) Von unseren Konzertsängerinnen gelingt es nur wenigen, das Lied auch dramatisch 
wirksam zu charakterisieren. Da, wo der Bursch durch seine Drohung den brutal empfindenden 
Gesellen herauskehrt, gewinnt das Mädchen seine Würde und Sicherheit wieder, um mit 
überlegen -spöttischen Worten ihren ungestümen Liebhaber abzufertigen. Und Brahms unter- 
streicht das noch: Nach den Worten: 

„Mein Lieb erlöschen wird, 

Offne mir, mein Kind" 

erklingt im Klavierritornell ein übermütiges Lachen, das ohne weiteres in die schnöde Ab- 
weisung des Liebhabers einlenkt. 




74 


MAX FRIEDLAENDEß 


einem rheinischen Volksliede entnommen. Die Tatsache ist nicht beglaubigt. Wegeier 
und Ries, die als Rheinländer Kenntnis gehabt haben sollten, erwähnen nichts dar- 
über, und ein Philologe von der Bedeutung Nottebohms zweifelt an der Richtigkeit 
(Beethoveniana 2, 491). — Für Zuccalmaglio aber, der die Melodie im Volksmunde 
nicht wiederfand, hatte' jene Andeutung genügt, um der Weise einen eigenen Text 
unterzulegen und ihn als Volksdichtung auszugeben: 

„Ach Schiffer, lieber Schiffer, Lieb Schwester wird mich retten, 

Stoß noch nicht ab, o mache halt. Da kommt sie hergewallt.“ 1 ) 

(Vgl. Kretzschmer -Zuccalmaglios Deutsche Volkslieder 1, 181). 

Bezeichnend für die Unzuverlässigkeit Zuccalmaglios ist auch die Tatsache, 
daß er die schöne niederländische Ballade „Mooi Aaltje“, die er in Hofimann von 
Fallerslebens Horae belgicae 2, 164 fand und ins Deutsche übertrug, in seine 
„Deutschen Volkslieder“- 2, 74 aufgenommen und mit neuer Melodie und der Über- 
schrift: Vom Niederrhein versehen hat. — Wenn Zuccalmaglio Unebenheiten glättete, 
wie sie noch heute im Volksliede überall zu finden sind, oder wenn er ergänzte, 2 ) 
wo die Erinnerung seiner Sänger nachließ, so ließ er weder literarische noch wissen- 
schaftliche Kritik gelten. In seiner Freude am Ändern und Neudichten ging er 
weit über <Ja9 hinaus, was Arnim und Brentano beim „Wunderhora“ gewagt hatten. 8 ) 
Er glaubte, daß der Herausgeber die Volkslieder einfach als Grundlagen für eigene 
Schöpfungen benutzen dürfe. 4 ) In einigen (nicht gerade häufigen) Fällen Wär aber 

J ) Ale Vorbild für seine Dichtung benutzte Zuccalmaglio wahrscheinlich ein Behr Ähn- 
liches Lied Friedrich Haugs in dessen Poetischem Lustwald 1819, 8. 264, dem er auch den 
oben gespreizten Vers: „Da kommt sie bergewallt“ entnahm. Gleichen Inhalt haben die 
echten rheinischen Volkslieder von Schiffmann, die Zuccalmaglio selbst in seiner Sammlung 
2, 54 und später Karl Simrock in den „Deutschen Volksliedern“ S. 90 abgedruckt haben. — 
Vergl. noch Johannes Boltes Anmerkung zu dem Text im Volksliederbuch für gemischten 
Chor 2, 837 zu Nr. 514. 

*) Es sei hier an die Ergänzungen der Torsi aus dem klassischen Altertum erinnert, 
die bis gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts so beliebt waren. 

*) Man vergleiche u. a. Achim von Arnims unerfreuliche Bearbeitung des Volksliedes: 
„Zu Coblenz auf der Brücke“ im „Wunderhorn“ und ebendort die völlig mißglückte Um- 
dichtung der „beiden Königskinder“: 

Es wirbt ein schöner Knabe 
Da überm breiten See 
Um eines Königs Tochter, 

Nach Leid geschah ihm Weh. 

Wenn freilich Johann Heinrich Voß das Wunderhorn einen „zusammengeschaufelten Wust 
voll mutwilliger Verfälschungen“ nannte, so ging er über alles Maß hinaus. — Eingehende 
Auskunft über die einzelnen Lieder bringt Karl Bodes verläßliches Werk: Die Bearbeitung 
der Vorlagen in „Des Knaben Wunderhorn“, Berlin 1909. 

*) Nicht ohne Humor ist es, zu sehen, daß auch einmal Zuccalmaglio selbst zugefügt 
worden ist, was er Andern getan hat: Felix Mendelssohn-Bartholdy, der bei seinen Liedertexten 
immer gern willkürlich änderte, tat dies auch bei dem, von ihm komponierten, oben bereits 
erwähnten Gedichte Zuccalmaglios: „Ö Jugend, o schöne Rosenzeit“. U. a. findet man unter 
Mendelssohns Noten (Op. 57, Nr. 4) statt Z.'b Original versen : 



ZUCCALMAGL10 UND DAS VOLKSLIED 


75 



das selbständige, in Wesen und Eigenart volkstümlicher Kunst tief eindringende 
Empfinden so stark in ihm, daß er auch Melodien verändern und neu zu kompo- 
nieren vermochte, ohne ein fremdes Moment in den Organismus des Liedes zu 
tragen. 1 ) Wenn er gar völlig frei aus Eigenem schaffen konnte, gelangen ihm wahr- 
haft volkstümliche, ergreifende Weisen wie: „Verstohlen geht der Mond auf“. 

Im einzelnen ist es nicht immer leicht, Zuccalmaglios Redaktion der Weisen 
festzustellen, und aus der Fülle seiner Lied auf Zeichnungen seine eigenen Zutaten 
herauszuschälen. Einige glückliche Funde geben aber einen Blick in seine musika- 
lische Werkstatt So hörte er zu dem oben S. 70 erwähnten Liede im Volke die 
nachstehende Melodie 1 ): 



Laßt nur der Ju-gend, der Ju-gend, der Ju-gend ih-ren Lauf, laßt nur der 
Brüderchen, ach Brüderchen, wann gehn wir nach Haus, Brüderchen, ach 


(Fine) 



Ju - gend, der Ju - gend ih - ren Lauf. 
Brüderchen, wann gehn wir nach Haue '{ 


Klei - ne 
Früh 


M& - del wach - een 
wenn der 



im - mer wie - der auf, laßt nur der Ju - gend ih • ren Lauf. 
Hah - ne kräht, der Tau auf dem Fel - de steht 


D. C. 
al Fine 


Bei der Wiederholung in der zweiten Strophe heißt es am Schluß: „Dann gehn wir 
nach Haus*. 

Aus ihr benutzte er die beiden wiederholten Takte de9 Mittelsatzes, denen er 
aus Eigenem den rhythmisch fein ge formten, stimmungsvollen Beginn und Schluß 


Zwei Grübchen der Wangen, ein Grübchen in dem Kinn, 

Darin ist gefangen mir mein leichter Sinn, 

Ein Grübchen auf dem Herzen, da muß ich noch hinein, 

Wenn ich doch ohne Gnade gefangen muß sein, 
die folgende vom Komponisten herrührende, nicht gerade glückliche Variante: 

Die Grübchen in den Wangen, das Grübchen in dem Kinn, 

Drin war mir gleich gefangen mein ganzer leichter Sinn, 

Und in die blauen Augen, aeh ich da recht hinein, 

Da möcht ich mein Lebtag gefangen drin sein. 

Wegen sonstiger Änderungen in dem Gedicht darf ich auf meine Textrevision zu Mendelssohns 
„Sämtlichen Liedern“, Edition Peters, verweisen. 

') Man könnte ihn da fast mit Johannes Brahms in Verbindung bringen, der auch 
einmal aus einem alten katholischen Ohoralton: „Miserere mei tf sein herrliches Kunstlied 
„In stiller Nacht“ entwickelte und als Volkslied ausgab, obwohl das Meiste und Beste daraus 
von ihm selbst herrührte. In meinen Anmerkungen zum Volksliederbuch für gemischten 
Chor 1, 752 habe ich hierüber ausführliches Material gebracht. 

*) Aufgezeichnet u. a. in Ditfurths Fränkischen Volksliedern (2, 276). 


76 


MAX FRIEDLAENDER 


beifügte; so entstand eines der ergreifendsten Lieder, welche die neue Musik uns 
geschenkt hat: 



Schwester -lein, Schwester- lein, wann gehn wir nach Haus? Mor-gen wenn die 



Hah - nen krähn, wolln wir naoh Hau - se gehn, Brü - der - lein, Brö - der - lein, 



dann gehn wir nach Haus. 1 ) 


In ähnlicher Weise verwendete Zuccalmaglio für sein berühmtes Lied »Die 
Blümelein sie schlafen“ ein altes Weihnachtslied aus dem „Geistlichen Psalter“ 
(Straßburg 1697), das im Original so aufgezeichnet ist: 


»■ 



ko - ren, sein ei-gen will ich sein. Ei - - a, ei - a, sein ei-gen will ich sein.*) 


Diese Melodie übernimmt Zuccalmaglio für seinen neuen, wahrscheinlich ganz 
von ihm gedichteten Text und gibt der Weise durch kleine Umänderungen noch 
weichere, zartere Umrisse. Die Anfangstakte läßt er unberührt, dann aber vermeidet 
er beim Aufstieg zur Dominante die alte feste V orhaltef ormel der Kadenz und führt 
schon vom zweiten Takt an in schmiegsamen Bekundschritten zur Quintlage des 


Dominantakkords: 



Nun wiederholt er die ersten vier 


Takte und geht dann noten getreu mit einer kleinen beweglichen Variante im vierten 
Takt (h statt d) seiner Quelle nach, wobei er auch hier wieder die Ton Wiederholung 
in Takt 6 (c — c) durch eine leichte aus der Unterterz hergeleitete Bewegung (a h c) 
ersetzt. Auch dieser Teil schließt nicht in der typischen Formel der Kirchenmusik 
mit Vorausnahme des folgenden Tons, sondern in leichter, volksmäßiger Kadenzierung: 

f — Der Schluß, der im Kirchenlied an all die Lieder des 



*) Unverständige Kritiker haben bei „Schwesterlein“ die Hervorhebung der Nebensilbe 
„lein“ durch die Erhöhung des Tones und Verlängerung der Note bemängelt; sie bedachten 
nicht, daß, ähnlich wie Mozart im Don Juan-Duett: La ci darem la mano („Reich mir die 
Hand mein Leben“) und Weber in der Freischütz -Arie: „Durch die Wälder“, auch Zuccal- 
maglio in seiner Melodie auf Sänger rechnete, welche die höher gelegte Note ohne jeden 
Akzent, durchaus im piano zu Gehör brächten. 

*) Abgedruckt ist die Melodie im VolkBliederbuch für gemischten Chor 1, 186. 



ZUCCALMAfiLIO UND DAS VOLKSLIED 


77 


Kindel vriftgens mit ihren weichen schaukelnden Meliamcn erinnert, blieb im Charakter 
und Tongeragt fast unverändert, nur noch kleine, durch den neuen Text bedingte 
Varianten wurden angebracht: 



Durch diese kleinen Umänderungen hat Zuccalmaglio» Lied eine freundliche, 
weh wundervoll ansebmiegende Melodie bekommen, die in keinem Takt mehr auf 
eine fremde Vorlage weist: 





Und in di**er naiven, traulichen Weih nachts weise geht „Sandmännchen a i>och 
heute zu allen Müttern, die ihre Kleinen in Schlaf und Traum »Ingen. 

Noch tiefer griff Zuccalmaglio in die musikalische Vorlage xur „andächtigen 
Nähterin 4 * rin. Hier schien ihm die bescheidene Durmelodie des Originals (abge- 
d ruckt in Ditfurth* Frankwehen Volksliedern 2, 248) nicht zu dem Pwwionstext tu 
passen. Seine dichterische Bearbeitung mit dem Beginn: 

•) Zuccalmaglios Autogr»|>b ( da» oben im Kakdinil« wiedergegebeu wird. ist im Hwitx 

de« Yerüjftcr* die*«* Auftatze*. 



78 


MAX FßLEDLAENDER 


Die Elle und die bei der Nähterin ist, 

Die bedeutet die Säule, Herr Jesus Christ* 

0 edle Seele mein, wenn du bei Gott willst sein, 
Betracht das bittre Leiden. 


wollte sich nicht in die ursprüngliche Weise fügen, die so schwer mit anklingenden 
Wendungen und Wiederholungen belastet ist: 




Er übertrug deshalb die Melodie einfach nach Amoll, wodurch ihr ganzer 
Charakter von Grund auf verändert und choralartiger und getragener wurde: 



Wie der Vergleich mit der Vorlage zeigt, ist die erste Melodiehälfte bis auf 
zwei Noten (d statt e, g statt h) unverändert geblieben. In der zweiten beginnt er mit 
der Melodie Verlegung in die obere Terz und läßt dann eine eigene Weiterführung 
folgen, die mit großem Geschick alle Wiederholungen vermeidet und doch in Haltung 
und Führung noch in Verbindung mit der ursprünglichen Weise bleibt. Der Schluß 
lenkt in strenger Kadenzierung nicht mehr zum Terzausklang, sondern zum Grund- 
ton zurück. Eine stärkere Umarbeitung und Umgestaltung der Quelle ist kaum 
denkbar. Zuccalmaglio erblickt in der Vorlage lediglich das Material zur selbständigen 
Ausarbeitung und zur Umkleidung ßeiner Dichtung. Mit peinlichster Sorgfalt sieht 
er darauf, daß Wort und Ton einander decken, daß der Affekt der Dichtung auch 
in der Melodie zum Ausdruck kommt; um diese Übereinstimmung zu erzielen und 


um die Weise auch rein musikalisch ergiebig und interessant zu gestalten, scheute 
er vor keinem noch so willkürlichen Eingriff zurück. Er wollte seine Lieder in 
möglichst vollkommener Form der Nachwelt überliefern, und dieser seltene musika- 
lische und dichterische Zusammenklang war es auch, der einen Johannes Brahms 
anzog und zur Bearbeitung bestimmte. 

Und wie der Schluß des Liedes „Die Sonne scheint nicht mehr“ : 



Das Feil - er brennt so sehr, die 


Lie - be noch viel mehr 


’) Vergleiche Volksliederbuch für gemischten Chor 1, 332. 


ZUCCALMAGLIO UND DAS VOLKSLIED 


79 


nach dem allen Volkaliede: „Ich habe mein Feinsliebchen“ geformt ist: 



so 


» * 

♦ 

lan - ge nicht ge - sehn, so lan - ge nicht ge - sehn. 1 ) 


Zuccalmaglio 


weise *) : 


Einzeln . 


Chor. 



U8W. 


Es wohnt’ ein Mül -ler an je- nem Teich, lauf, Mül -ler lauf! 

seinem Liede an: „Der Jäger längs dem Weiher ging“; dabei lost er die Veizögerung 
im dritten Takt bei „lauf, Müller, lauf“ (es-d— d— c) in ein keckes Jauchzen auf 
(b-f-f-d-), bei dem man den Burschen förmlich die Mütze in die Höhe werfen sieht: 


Vo»ftnger. 


Alle. 



usw. 


Der Jä - ger längs dem Wei- her ging, lauf J& - ger lauf, 3 ) 


Das Lied ist inzwischen durch das Volksliederbuch für Männerchor (1, 733) 
und für gemischten Chor (2, 519) wie auch durch die Liederbücher der „Wander- 
vögel“ weit verbreitet worden. Noch viele andere Vorlagen könnten angeführt 
werden, die Zuccalmaglio umgeändert und zurechtgestutzt hat, um seinen Dichtungen 
durch eine kleidsame und ansprechende volkstümliche Weise die Möglichkeit des 
Lebens und Wirkens mit auf den Weg zu geben. Doch mag es an dem Gesagten 
genug sein. 

Unsere Untersuchung wollte das Verhältnis zwischen Volkslied und volkstüm- 


') Schon 1806 gedruckt, oben in der Fassung Kretzschmer-Zuccalmaglios 1, 524. 

*) Vergl. Erk und Irmer, Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen 2, 13. 

*) Mein Freund Dr. Georg Schünemann, dem ich sehr wertvolle Winke für diesen 
Aufsatz verdanke, hat mich auf ein uni 1685 geschriebenes Liederbuch (Berliner Staats- 
bibliothek Mscr. germ. oct. 230) aufmerksam gemacht; hier findet sich die älteste Quelle für 
„Es wohnt ein Müller“ und „Der Jäger längs dem Weiher ging“, nämlich das „Bayrische 
Hirtenlied“ : 


Solo. Tut«. 


P-If” m - m~ "f f 

* H-f f f*-Fr— 1 

J *-■ ■ ft— — 

qr~- -£■ — ft £ 1 

;.-.~=L. 1 : SEE =E= EEg 

i U ! 


Schaug, Han - sei, schaug zu dei - ner Sach, laff, Han - sei, laff, 


dessen Schluß 




lie - her Han - sei 



sowohl im Liede vom Müller wie bei Zuccalmaglio notengetreu wiederkehrt. 


80 


MAX FRIEDLAENDEB. ZUCCALMAGLIO OND DAS VOLKSLIED 


lichem Lied an einem besonders lohnenden Beispiel klarstellen und dem lange 
übersehenen, in seinem eigensten Werte kaum erkannten Dichter und Musiker zu 
seinem Recht verhelfen. Der letzte Grund für alle seine Bearbeitungen und Ein- 
griffe liegt nicht in einer bewußten Absicht zu fälschen — um dieses Wort einmal 
auszusprechen — , sondern in seiner starken dichterischen und musikalischen Natur, 
die aus dem Volkslied ihre beste Kraft schöpfte. Es war der Künstler in ihm, 
der dem kritischen Herausgeber die Feder führte, und diesem Miterleben und Weiter- 
gestalten volkstümlicher Motive verdanken wir einige unserer schönsten und ver- 
breitetsten Lieder. 



Totenschau für das Jahr 1918 

zusammengestellt von Rudolf Schwartz 

Abkürzungen der benutzten Quellen. 

AMZ — Allgemeine Musik- Zeitung. ME = Musiker-Kalender (Baabe A Plothow). 

Coe — Caeeüienvereinsorgan (Regensburg). MBS — Muslkal. Rundschau (Düsseldorf). 

DMZ = Deutsche Musiker-Zeitung. Musa = Musi ca sacra (Regensburg). 

DTZ = Deutsche Ton kD ns tler- Zeitung. NMZ = Neue Musik-Zeitung. 

HKTZ — Hamburgische Konzert- u. Theater-Zeitung. NZ = Neue Zeitschrift für Musik. 

Kl = Klavierlehrer (Musikp&dagog. BUUter). RMTZ = Rheinische Musik- und Theater- Zeitung. 

KP = Konzert- Programme der Gegenwart (Frank- 8h — ßängerhalle (Deutsche S&ngerbundes-Zeitg.). 

fort a. M.). 81 = Signale. 

Kw = Kunstwart. 8t = Die Stimme. 

MBH == Mitteilungen (Breitkopf A Hirtel). ZIB = Zeitschrift für Instrumentenbau. 

MGKK= Monatschrift für Gottesdienst u.klrchl. Kunst. ZMW = Zeitschrift für Musikwissenschaft. 

In der vorigen Totenachau sind au streichen: 

HAGEN, ADOLF, Geh. Hofrat und LITZMANN, BERTHOLD, Geheimrat Prof. Dr. 

ADAM ETZ-FRI EDO WSKY, EMMA, Opern- BIENERT, RUDOLF, Musiker, f 27. Januar 

Sängerin a.D. -j- in Wien (81). NZ 102. in Baden-Baden (67). DMZ 34. 
ADOLPHI, H., Direktor des Stadttheaters. ft BIENSTOCK, HEINRICH, Komponist, 
f in Aachen (73). RMTZ 20; NMZ 39, f 15. Dezember in der Klinik in Tübingen 
145. an einer Erkrankung, die er sich im Felde 

AMALOU, AUGUSTE, Kapellmeister am zugesogen hatte (24). AMZ 572 u. ’19, 6; 

Theater „Gattd-Lyrique*. f in Paris. NMZ RMTZ *19, 22; NMZ 40, 94; NZ 336. 

39, 205. BOITO, ARRIGO, Dichter und Komponist. 

ANGSTER, JOSEF, Orgelbaumeister, f in + 10. Juni in Mailand (76). NMZ 39,273; 

Fünfkirchen in Ungarn (84). ZIB 38, 294. AMZ 320; RMTZ 175; NZ 184; DTZ 70; 

APEL, HEINRICH, Großherzoglicher Hof- MRS VI, 8. 

muaiker. f 24. März in Karlsruhe i. B. BORISCH, FRITZ, Königl. Kammermusiker. 
(42). DMZ 90. f Februar in Berlin. DTZ 78. 

ASTOR, EDMUND A., Musik Verleger, früh. BOULANGER, LI LI, KomponUtin. finBern. 
Inhaber der Firma Bieter - Biedermaun. (23). St XII, 190; NMZ 39, 233. 
f 12. November in Leipzig (74). NZ 303. BRAUER, MAX, Musikdirektor, f 2. Januar 
BARTEL, RICHARD, Mitglied der Stadt- in Karlsruhe (62). NMZ 39, 145; 193; AMZ 
theater-Kapeile. fia Danzig (54). DMZ 129. 19; DTZ 21 ; RMTZ 20; Kl 42. 

BERGFELD, FRIEDRICH, Großherzoglicher ft BRAUNE, ALBERT, Solocellist in Coburg. 

Hofmusiker, f im Mai in Neustrelitz (60). [31. Juni 19171] DMZ 288. 

DMZ 143. BRENDEL, HEINRICH FELIX, Organist 

BEYER, FRANZ GEORG, Musikdirektor. an der Friedenskirche und Musiklehrer. 
+ 28. Januar in Oschatz (61). DTZ 39. + 3. Januar in Leipzig. 

1 ) Die ein geklammerten Zahlen bezeichnen das Lebensalter. Bel Kw bedeuten die arabischen 
Zahlen das betreffende Heft. Folgen swei Zahlen aufeinander, die durch ein Komma getrennt sind, so bezieht 
sich die erste auf den Jahrgang der angegebenen Zeitschrift Wo nicht anders bemerkt, ist dio Todesstfltle 

zugleich der Ort des Wirkungskreises des Gestorbenen, ft = starb den Heldentod. 

Jahrbach 1918. (3 


82 TOTENSCHAU FÜR DAS JAHR 1910 


BRUNGERT, L. } Musikdirektor. + in Koes- | 

feld. KP VII, 206, 

BÜNGER, ADOLF, Musiklehrer, + 5. Sep- 
tember in Berlin. DTZ 78. 

BURK, MAX, Großherzoglicher Kammer- 
musiker + 27. Mai in Karlsruhe i. B. (70). 
DMZ 160. 

BURKHARDT, GUSTAV, Musiker. + 8. Juli 
in Dresden (73). DMZ 216. 
BURKHARDT, HERMANN, KönigL Kam- 
mermusiker a. D. + 4. September in Berlin. 
DTZ 78. 

BUSCH, H., Großherzogi. Musikdirektor. 

-j- 23. Februar in Neustrelitz (57). DTZ 39. 
CARL8TRÖM, GUSTAV WALFRIED, Hof- 
kapellisl a. D. +11. September in Stock- 
holm (77). DMZ 297. 

CASPAR, HELENE, Musikpädagogin, + Juli 
in Oetzsch bei Leipzig. Kl 113; NMZ 39, 
293; NZ 184. 

CATENHUSEN^ ERNST, Kapellmeister. 

+ 9. Mai in Berlin (84). DTZ 54 ; St XII, 263. 
COLLI, G1USEPPINA, Lehrerin am Kon- 
servatorium. -j* in Zürich. NMZ 40, 51. 

CORDS, KARL, Hof Opernsänger a. D. + 4. 
November in Hamburg. AMZ 515; St XIII, 
70; NMZ 40, 75. 

GUI, CAESAR, Komponist. + in Moskau (83). 

Si 600; NZ 254; DTZ 78; NMZ 40, 15; 
RMTZ 256. 

££ DAMMANN, HEINRICH, Organist, Ab- 
solvent der Kirchenmusikschule in Regens- 
burg. Musa 78. 

DEBUSSY, CLAUDE, Komponist. + 27. März 
in Paris (56). Si 288; AMZ 156; DTZ 38; 
NZ 91 ; NMZ 39, 210; RMTZ 82; Kw 
XXXI, 15; Cae 38. 

DEGENER, MARGARETHE, Musik lehreri n. 

+ 17. Mai in Leipzig (71). NZ 127; NMZ 
39, 265. 

DIBURTZ, REINHOLD, Musiklehrer. + 18. 
Juni in Berlin (65). DTZ 70. 

DIEDRICH, ALBERT, Großherzoglicher 
Musikdirektor in Darmstadt. + 12. Juli in j 
Bad Neuenahr (56). NZ 182; DMZ 206; 
214; AMZ 351; DTZ 70. 

DITTERICH, RICHARD, Ritter von, König], 
Kammermusikus, + 4. August in München. 
DTZ 71. 

DOBRITSCH, KARL, Musiker aus Halle. 
DMZ 67. ! 


EICH BORN, HERM ANN,Dr., Musikforscher, 
Verfasser von „Die Trompete in alter und 
neuer Zeit“ usw. + 15. April in Griea- 
Bozen (71). NMZ 39, 265; NZ 127. 

EISENREICH, WILHELMINE, Konzert- 
sängerin. + in München. DTZ 70; St XIII, 
23. 

EISENRING, GEORG, Dr., Gesanglehrer. 
+ 9. Oktober in Kreuzlingen im Thurgau (32). 
ZMW 213; NMZ 40, 51. 

ELSÄSSER, EVA, Harfenistin der städtischen 
Kapelle in Chemnitz, + 4. Februar in „Rei- 
boidsgrün“. DMZ 40. 

ERLER, HERMANN, Musikverleger. +33. 
Dezember in Berlin an den Folgen eines 
Straßenbahnunfalls (74). AMZ 572;NZ336; 
Kl *19, 11. 

FALTIN, RICHARD, Komponist u. Prof, an 
der Universität. + 1. Juni in Helsingfore (83)- 
DTZ 70. 

% 

FASSEL, JOSEPH, Dekan und Kreisschu!- 
inspektor, Pfarrer von Eppstein. + 17. Juli 
in Wiesbaden (46). Musa 140. 

FISCHER, FRANZ VON, Generalmusik- 
direktor. + 8. Juni in München (69). 
NMZ 39, 278; Si 444; AMZ 303; Kl 105; 
NZ 152; DMZ 183; DTZ 70. 
FISCHHOF, ROBERT, Prof, am Konser- 
vatorium, Pianist. + in Wien (62). NZ 91; 
AMZ 202; Kl 75. 

FLEMMING, FRIEDRICH, Musiker. + 16. 
Januar in Dresden (83). DMZ 22. 

FRIEDRICH II., Herzog von Anhalt. +21. 
April in Ballenstedt (61). NMZ 39, 233; 
DMZ 134. 

FRIEDRICHS, FRITZ, Bassist, Opernsänger 
a. D. +15. Mai in einer Heilanstalt in 
Königs'.atter (70). AMZ 282; MRS 55; 
NZ 138; RMTZ 152; St XII, 263. 

FÜRST, HANS, Stadtmusikdirektor. + in 
Rothenburg o. T.“ (31). DTZ 71. 

GAIGG VON BERGHEIM, Prof., Musik- 
schriftsteller. + in Wien. DTZ 55. 
GAILHARD, PIERRE, ehemaliger Direktor 
der Großen Oper. + in Paris (70). Si 727 ; 
NZ 277; RMTZ 272. 

GALLI- BERRY, C., Musikdirektor. + in 
Pontresina. KP VII, S. 82. 

GÄRTNER, EDUARD, Professor, Gesangs- 
pädagoge und Komponist. + 2. Juli in Wien 
(97). Si 495; RMTZ 189; DTZ 71. 


TOTENSCHAU FÜR DAS JAHR 1018 


83 


GAST, PETER, Komponist und Schriftsteller, 
-j- 15. August inAnnaberg i. Erzgebirge (64). 

NMZ 39, 317 u. 40, 129; AMZ 376; 394; 
NZ 208; Kl 138; DTZ 68; RMTZ 220. 
GERHARD, GEORG, Tonkünstler, Leiter 
des Beethovenkonservatoriums und Bach- 
vereins. *|* 15. Februar in Wiesbaden (54). 
St XII, 215. 

GERHARTZ, JOSEPH, Großherzogi. Hof- 
opernsänger a. D. u. Gesanglehrer, f 19. Fe- 
bruar in Leipzig. NZ 60; NMZ 39, 205; 
St XII, 167. 

GERHÄUSER-TORDEK, Frau ELLA, Kö- 
nigl. bayerische Kammersängerin, f Sep- 
tember in München. AMZ 411; DTZ 78; 
NMZ 40, 15. 

£ GILLHAUSSEN, GUIDO VON, Major 
und Komponist, f in Berlin an seiner auf 
dem westlichen Kriegsschauplatz empfange- 
nen schweren Verwundung. AMZ 225; 
DTZ 54; St XII, 215. 

GLATT, IGNAZ, Domkapellmeister, f in 
Fünfkirchen in Ungarn. Musa 78. 

$ GMEINER, JULIUS, Gesanglehrer am 
HochBchen Konservatorium in Frankfurt a.M. 
f auf dem Rückmarsch in Klausenburg i. U. 

AMZ 551; St XIII, 94. 

GOTHEL, ERNST, Komponist und Theore- 
tiker. +2. Mai in Pforzheim (49). NM Z39, 285. 

GRÄFER, ROBERT, Musiker, f 19. Juli in 
Waldenburg i. Schl. DMZ 216. 

GRISSEMANN, JOHANN, Kapellmeister, 
f in Meran (83). DTZ 30; St XII, 190. 

GROB, KLARA, Pianistin. + in Zürich. NMZ 
40, 51. 

GURCKHAUS, LUDWIG, Musikverleger, 
Inhaber der Firma Fr. Kistner. 21. Juli 
in Leipzig (57). ZIB 38, 330; NZ 184; 
DTZ 70. 

HAFNER-LANDOLF, Organist. + in Zürich. 
KP VII, 206. 

HAMM, PAUL, Musiker in Köln. 
HANDWERG, WILHELM, König!. Musik- 
direktor und Komponist. + 7. Februar in 
Berlin (76). Sh 51; DTZ 29; AMZ 74; 
KI 42; 

HANELT-BARTH, JOHANNA VON, ehe- 

* 

malige Opernsängerin. *)• 8. Februar in 

Berlin (77). DTZ 38; St XII, 215. 

HARCOURT, EUGENE d\ Komponist und 
Dirigent, f ^ Paris (63). NMZ 39, 233. 


HART LEB, GUSTAV, Musiker, f 2. De- 
zember in Düsseldorf (60). DMZ 360. 

HEBEL, E., Musikkritiker und Komponist, 
t in Kassel. KP VII, 146. 

HEGER, ROBERT, ehemal. Vorstand des 
Musikervereins, f 6. Januar in Straß- 
burg i. E. (69). DMZ 18. 

HEINEMANN, ALEXANDER, Konzert- 
sänger. f 16. Oktober in Berlin (45). Si 7 10 ; 
DTZ 86; AMZ 471; RMTZ 272; Kl 170. 

HELLMANN, K., Musikdirektor. f in Blanken- 
burg a. H. KP VII, ICO. 

HEMPEL, ELISE, Musik lehrerin. f 17. Ok- 
tober in Berlin DTZ 96. 

HERITTE -VIARDOT-Garcia s. Viardot. 

HERTEL, PAUL, Mitglied des Kurorchesters, 
f 8. Januar in Wiesbaden (42). DMZ 28. 

HIRSCH, CARL, Musikdirektor. + in Mün- 
chen (60). NMZ 40, 62; AMZ 515; NZ 303; 
RMTZ 306. 

HIRSCHBERG, LUDWIG, Professor, Musik- 
pädagoge. f in Berlin. AMZ 50. 

HITZ ACKER, GÜNTHER, Fürstlicher Hof- 
mnsiker a. D. f 3. Februar in Sonders- 
bausen (82). DMZ 40. 

HOEBEL, ERNST, Prof. Dr., Musikkritiker 
und Komponist, f in Kassel (67). DTZ 46; 
AMZ 226; NMZ 39, 233; NZ 114; Kl 87. 

HÖFER, LUISE, Hofopernsängerin. *j* in 
München (44). AMZ 411; DTZ 78; NMZ 
40, 15; RMTZ 256. 

HOFFMANN, JAROMIR, Hof -Musikalien- 
händler. f in Prag. Si 192; NMZ 39, 205. 

HOFMANN, RICHARD, Professor, Musik- 
pädagoge und Komponist, f 11. November 
in Leipzig (75). NZ303; AMZ 515 ; DTZ 97 ; 
RMTZ 306. 

HOLLAENDER, ANNA, geb. Becky, die 
Gattin von Prof. Alexis Holländer, ehemalige 
Lieder- und Oratorien Sängerin, f in Berlin. 

AMZ 294; Kl 105; DTZ 68. 

HORINA, LOUISE, Hofopernsängerin a. D. 
in Berlin. *j* 5. April in Wilmersdorf (74). 
AMZ 178; DTZ 46; St XII, 190. 

HOUFER, HEINRICH, Musftdirektor und 
Direktor des Konservatoriums in M-Glad- 
bach. f iu Viersen. RMTZ 109. 

HUMMLER, SOPHIE, ehemalige Violin- 
virtuosin. *|* 26. Juli in Stuttgart (77). 
NMZ 40, 40. 

6 * 


♦ 


84 


TOTENSCHAU FÜB DAS JAHR 1918 


HUPPERTZ, JOHANN ADAM, Inatrumen- 
tenhändler. f 15. Februar in Eschweiler 
bei Aachen (91). Z1B 38, 194. 

• JÄGER, W., Pianist in Bremen. EP VII, 
146. 

JAUCK, EICH. GÜST. ADOLF, Glocken- 
gießer. f 11. Juli in Leipzig (75). El 123. 

JENT8CH, MAX, Eomponist. + November 
in Stendal (63). AMZ 557. 

JOACHIM, MARIE, Opernsangerin a. D. und 
Gesanglehrerin , die Tochter Joseph J.’s. 
f Hamburg. AMZ 471; NZ 291; DTZ 86; 
8t XIII, 47; NMZ 40, 51. 

EAHLE, PAUL, Mitglied des städtischen 
Orchesters, f 4. Mai in Augsburg (39). 
DMZ 135. 

EÄHNE, AUGUST, Elarinettist, Vorstands- 
mitglied des Zentral au sschusses des Allgem. 
Deutschen Musiker- Verbandes, f 25. April 
in Berlin (63). DMZ 119; DTZ 54. 

KAISER, GEORG, Dr. phil., Musikschrift- 
steller. f in der Nacht vom 16. zum 17. 
AuguBt in Leipzig (35). Si 558; El 138; 
ZMW 88; NMZ 39, 317; AMZ 375; NZ 
208; DTZ 70. 

KAPELLER, KARL, Komponist und Kapell- 
meister. t in Wien. NZ 139; DTZ 55. 

KÄSLIN, P. BENEDIKT, Organist aus 
Schwarzenberg. + in Engelberg. NMZ 40, 
87. 

KEIDEL-LA ROCHE, Frau MARGARETE, 
Musikp&dagogin . f in Berlin. DTZ 54; 
KP VII, 146. 

KEMPTER, LOTHAR, Dr. b. c., Kapell- 
meister und Komponist, f 14. Juli in 
Vitznau (74). DMZ 246; AMZ 351; NZ 184; 
NMZ 39, 293; DTZ 71. 

KIRCHNER, HUGO, Oberspielleiter des 
städtischen Opernhauses, f 27, Dezember 
in Breslau (57). AMZ *19, 22; NMZ 
40, 98. 

KLING, HENRI, Professor am Konservato- 
rium. t 2. Mai in Genf (6G). Si 418; 
NMZ 39, 257; AMZ 282; RMTZ 163; 
DMZ 150. 

KLUPP, PAUL, Großherzoglicher Kammer- 
musiker a. D. f 29. August in Karlsruhe, j 
DMZ 305. 

KLÜPPEL, EDUARD, Komponist. + Januar 
in Dresden (74). NMZ 39, 193; NZ 35; 
DTZ 21. 


KONDRACKI, MARION, Opernsänger aus 
Lübeck, f in Berlin. DTZ 78; St XHI, 70. 

KOSEL , SIEGMUND , Opernsänger a. D. 
f Frankfurt a. M. (78). DTZ 21; AMZ 63; 
NZ 36. 

KRAUSE, MARTIN, Prof., Klavierpädagoge 
in Berlin, f 2. August in Plattling (Nieder- 
bayern). Kl 129; AMZ 363; 463; Si 548; 
ZIB 38, 352; RMTZ 210; DTZ 70. 

KREMSER, JULIE, die Witwe Eduard Krem- 
sers. f 7. April in Wien (69). Sh 79. 

KRIEG, JEAN, Hofmusiker a. D. f 7. August 
in Mannheim (59). DMZ 256. 

KRÜSCH , ALBERT , Musikdirektor und 
Komponist. *f* 27. März in Düsseldorf. 
DTZ 46. 

(j KUNSEMÜLLER, EMIL, Dr., Univer- 
sitätsmusikdirektor in Kiel, + an seinen 
Wunden, die er im Felde erhalten hatte, 
in Düsseldorf (33). RMTZ 109; 282; 
AMZ 214; Si 372; St XII, 337; NMZ 39, 
233; NZ 114; Kl 75; DTZ 55. 

KUTSCHERA, EUGEN, Leiter des Caecilien- 
vereina und Musikpädagoge, f 9. Februar 
in Aarau (66). DTZ 38, St XII, 215. 

KUULA, TOIVO, Komponist und Kapell- 
meister. f in Wiborg (35). NMZ 39,285; 
NZ 139; AMZ 294; RMTZ 163; DTZ 71. 

LAPORTE, ANDRIÜ, Komponist -j* an einer 
Verwundung im Höpital du Val de Grace. 
NMZ 39, 257. 

Si LAUEN STEIN, CARL LUDWIG, Dr., 
Kgl, Bayerischer Kammersänger (40). NZ 
208; AMZ 374; 385; Si 562; DTZ 71. 

LAUTERBACH, AUGUST, Seniorchef der 
Pianofortefabrik Ed. Seiler, f 3. Septem- 
ber in Liegnitz (71). AMZ 385; ZIB 39, 4. 

LAUTERBACH, JOHANNES, Hofrat, Kgl. 
Konzertmeister a. D. f Dresden (86), NZ 
91; DTZ 38; AMZ 166; NMZ 39, 213; 
St XII, 190; Kl 75. 

LAEWEN, ROBERT, Mitglied des Stadt- 
theater-Orchesters. *|* 10. Dezember in Nürn- 
berg. DMZ *19, 10. 

LECOCQ, ALEXANDRE CHARLES, 
Operetten-Komponist. f in Paris (86). Si 
727; NZ 29; NMZ 40, 51; DTZ 97. 

LESSMANN, OTTO, MuBikschri ft steiler, 
Komponist und Pädagoge, f 27. April in 
Jena (75). AMZ 207;219 u. 225; DTZ 46; 
Si 373; Kl 75; NMZ 39, 233; MRS 51. 



4 


TOTENSCHAU FÜR DAS JAHR 191R 85 


LIEBESKIND, ERNST, Hofoperasänger a.D. 
f in Kassel (55) NZ 182; NMZ 39, 293; 
DTZ 70. 

£ LIETZMANN, KURT, Konzertaänger 
(Bariton) in Berlin. AMZ 331; NMZ 39, 
293; DTZ 70. 

LINDEN, CORNEL18 VAN DER, Opern- 
Kapell meist er a. D. f in Amsterdam (78). 
NZ 159; NMZ 39, 293. 

LINDER, GOTTFRIED, Professor, ehern. 
Lehrer des Klavierspiels am Konservatorium. 
■J* 29. Jaguar in Stuttgart (75). AMZ 63; 
NMZ 39, 161 ; NZ 36; DTZ 30; RMTZ 45. 
LINK, KARL, Kammersänger, f in Graz 
(71). AMZ 494; NMZ 40, 51; St XIII, 70. 
LISKER, FRANZ, Früherer 1. Cellist des 
städtischen Orchesters. *{* 11. März in 
Freiburg. DMZ 90. 

LUCKNER, GEORG, MusikschrifUteUer. 

f in München (36). NMZ 40, 39. 
LÜSTNER, LOUIS, Musikdirektor. + 24. Ja- 
nuar in Wiesbaden (77). AMZ 63; 87; 
DTZ 21; NZ 36; RMTZ 45. 

MAIER, ANTON, Mitglied der städtischen 
Kapelle, f 18. Juni in Augsburg (69). 
DMZ 193. 

MANDL, RICHARD, Komponist. + 4. April 
in Wien (59). AMZ 172; NMZ 39, 213; 
289; NZ 91 ; 8i300; RMTZ 110; DTZ 47. 
MATERNA, AMALIE, berühmte Wagner- 
sangerin. f 18. Januar in Wien (71). NMZ 
39, 161; 180; Si 91; Kl 25; RllTZ 31; 
NZ 24; 36; MRS V, 42; DTZ 21. 
MAURER, LEONHARD, Musiker, f 28. Fe- 
bruarin Nürnberg (71). DMZ 67. 
MAYER, ADOLF, Pianomechanikfabrikant, 
t 25. Mai in Stuttgart (55). ZIB 38, 271. 

MAYER, CARL, Bruder des vorigen. Teil- 
haber der Firma, f 25. Dezember in Stutt- 
gart (58). ZIB 39, 134. 
(MAYERHOFER), P. THERESIUS a. 
6. MARIA, Kirchenkomponist, f 10. Januar 
im Karmelitenkloater zu WQrzburg (75). 
Muss 22. 

MENTER, SOPHIE, Pianistin f 23. Februar 
in München (72). NMZ 39, 217; AMZ 103; 
Si 201 ; DTZ 29; NZ 60; Kl 42; RMTZ 69. 

METZ, FRANZ, Königl. Kammermusiker, 
f 10. Juni in Mönchen (55). DMZ 256. 

MEYER, FRIEDRICH, Königl. Musikdirek- 
tor. f 4. Februar in Berlin (57). DTZ 29. 


(fl MICHAELIS, ALFRED, Mitglied des 
Philharmonischen Orchestera in Berlin, f in 
englischer Gefangenschaft. DTZ ’19, 17. 

MORGAN, GERALDINE, Violinistin, f in 
New York. Si 511; NMZ 39, 306. 

MOUSIKANT (Pseudonym); NMZ 39, 161. 

MÜLLER, KARL, Kapellmeister, der Leiter 
der Bayreutber Stilbildungsschule. f 21. Ok- 
tober daselbst (40). DTZ 96; Kl 170; 
NMZ 40, 51. 

MUSHAKE, ERNST AUGUST, Kantor a.D. 

f 12. Mai in Leipzig (79). 

NA AFF, A. A., Mnsikscbriftsteller. f 27. De- 
zember in Wien (69). Sh »19, 5; DTZ’19, 
17; NMZ 40, 123. 

NEHER, JOSEF, Chorregent an der Hof- 
kirche zu Nympbenburg. + 23. Oktober in 
München (53). DTZ 97; St XIII, 94. 

NOBEL, EMIL, Kantor. + 17. Mai in 
Podelwitz (58). 

OEHLSCHLAGEL, EMIL, Königl. Musik- 
direktor und Gymnasialoberlehrer, f 23. No- 
vember in Meißen (51). Sh 188. 

£ OTHMER, HANS PHILIPP, Kapell- 
meister. t Graudenz an den Folgen 
seiner Verwundung. DTZ 55. 

PAATZ, WILHELM HERMANN, Musiker. 

t 17. Januar in Hamburg (66). DMZ 22. 
PALEY, ERNST, Hofmusiker, f 29. Septem- 
ber in Koburg (31). DMZ 305. 

PARRY, C. HUBERT H„ Komponist, Direk- 
tor des Royal College of music. f in Lon- 
don (70). ZMW213; NMZ 40, 62; ßi 748; 
NZ 277; RMTZ 283. 

PERZINA , ALBERT , Hofpianofabrikant, 
f in Schwerin i. M. (76). ZIB 39, 31. 

PLÜMER, FERDIN AND, Hofkonzertmeister. 
+ 7. Dezember in Sondershausen. AMZ 564 * r 
DMZ '19, 10. 

j POMMER, JOSEF, Prof. Dr., Volkslied- 
forscher. f 26. November in Gröbming in 
Steiermark. Sh M9, 51; ZMW 375. 

PRECHNER, ADOLF, Klavierpädagoge, f in 
Wien. NMZ 40, 87. 

RAAB, JOHANN AUGUST, ehemaliger 
Konzertmeister des Gewandhaus-Orchesters, 
t Oktober in Leipzig. AMZ 471; Kl 170. 

f KABEL, ANTON, Komponist ans Mün- 
chen. [1. April.] DTZ 48; AMZ 226; 
NMZ 39, 273; RMTZ 189, 


86 


TOTENSCHAU FÜR DAS JAHR 1918 


4 


RADEKE, AGNES, Gesanglehrerin, f in Ber- 
lin. St XIII. 23. 

RAPIN, EUGENE, Professor für kirchliche 
Musik an der Universität und Musikkri- 
tiker. 'f in Lausanne (75). NM2 39, 145; 
DTZ 21. 

RE H B AUM/THEOB A LD, Komponist, f 2 .Fe- 
bruar in Berlin-Friedenau (83). DTZ 38; 
NMZ 39, 213; Si 253; NZ 71; St XII, 215. 

REHKOPF-WESTENDORF, Frau ELSA, 
Opernsängerin. *j* in Berlin. DTZ 78; 
St XIII, 70. 

REICHEL, KARL, Violinpädagoge. + in 
St. Gallen (30). NMZ 39, 317. 
REINHARDT, CURT, Mitglied des Phil- 
harmonischen Orchesters, j* 16. Juni in 
Dortmund (25). DMZ 174. 

REUSCHEL, KARL, Konigl. Kammermu- 
siker a. D. f 21. März in Dresden (79). 

DMZ 90. 

RICHARD, SOPHIE, Musikpädagogin, f in 
Zürich (67). NMZ 40, 51. 

RICHTER, HEINRICH ERNST, Musik- 
direktor. f 5. Januar in Leipzig (59). 

tfg RICHTER, WALTER, Chormeister in 
Dresden. Sh 158. 

& RONIS, MAXIMILIAN, Violinvirtuose, 
-j- 14. November in Berlin, an einem Leiden, 
das er sich im Felde zugezogen (30). AMZ 
515; NMZ 40, 75. 

ROESSINGER, BLANCHE, Musiklehrerin 
am Konservatorium, f in Bern. NMZ 40, 15. 
RÜSCH, Musikdirektor, f in Neustrelitz. 
KP VII, 128. 

SAFONOFF, WASSILI, Dirigent der kais. 
Russischen Musikgesellschaft, f in St. Peters- 
burg (66). Si 254; NZ 71; AMZ 139; 
RMTZ 83; DTZ 46; NMZ 39, 273. 

SAMBERGER, KARL MARIA, Gymnasial- 
musiklehrer. f in München (97). DMZ 70; 
St XIII, 23. 

SATZ, ELSA, Pianistin, f in Berlin. DTZ 
96; AMZ 494; RMTZ 297. 
SCHARWENKA-STRESOW, MARIANNE, 
Violinvirluosin. f 24. Oktober in Berlin. 
Kl 170; Si 728; DTZ 96. 
SCHEIDWEILER, MATTHIAS, Hofopern- 
sanger a. D. j 31. August in Berlin. 
DTZ 78; St XIII, 70. 

SCHEUERNSTUHL, K., Stadtmuaikdirektor. 
j in Günzenhausen. KP VII, 108. 


SCHLAG, OSCAR, Hof- Orgelbaumeister. 

■J* 26. November in Schweidnitz (71). ZIB 
39, 101. 

SCHLEMÜLLER, HUGO, Musikkritiker, 
f in Frankfurt a. M. (47). KP VII, 162; 

Si 559; AMZ 363; NMZ 39,306; Kl 138; 
DTZ 70. 

SCHMID, CARL MARIA, Musikdirektor. 
f 21. August in München (72). DTZ 70; 
AMZ 385; NMZ 40, 15. 

SCHNEIDER, K., Konigl. Kammermusiker. 
f 5. September in Stuttgart (70V DMZ 297. 

SCHOLTZ, HERRMANN, Professor, Konigl. 
Kammervirtuos, -j- 13. Juli in Dresden (73). 
AMZ 346; Kl 123; Si 512; NZ 182; 
NMZ 39, 293; 305; DTZ 70. 

# SCHONERT, WILHELM, Gesanglehrer, 
Direktor der Singakademie in Liegnitz Und 
anderer Vereine. [13. August.] Sh 140; ’ 
DTZ 78. 

SCHÖNHERR, FRIEDRICH HERMANN, 
Kapellmeister a. D. -j* 27. März in Chemnitz 

(70). DMZ 90. 

SCHRECK, GUSTAV, Professor Dr., Kantor 
an St.Thomae. + 22. Januar in Leipzig (69). 
MBH 5072; NMZ 39, 261 u. 40, 165; 
AMZ 44; Kl 25; NZ 29; DTZ 21; Cae 18; 
Sh 46; St XII, 138; RMTZ 31. 
SCHREINER, PETER, Musiklehrer, f 5. Ok- 
tober in München. DTZ 97; St XIII, 94. 

SCHUMANN, CLEMENS, Stadtmusikdirek- 
tor, der Vater Prof. G. Schumann’s. *j- 24. 
Dezember in Königstein a. Elbe. AMZ *19, 
22 . 

SCHULZ, OTTO, Mitglied des philharmoni- 
schen Orchesters, f 27. Dezember in Dort- 
mund (44). DMZ ’19, 27. 

SCHUSTER, ANDREAS, Orgelbaumeister, 
t 14. Dezember in Zittau (80). ZIB 39, 123. 

SEIBICKE, GUSTAV, Hofmusiker. *)• 10. Au- 
gust in Gera. DMZ 248. 

SEIFERT, OTTO, Mitglied des städtischen 
Orchesters, *f* in Baden-Baden. DMZ 181. 

SEIFHARDT, WILHELM, Professor, Konigl. 
Musikdirektor und Organist an der Garnison- 
kirche. f in Dresden (67). NZ 60; AMZ 
110; DTZ 38; NMZ 39, 205. 

SEYDEL, FRANZ, Mitglied des philharmoni- 
schen Orchesters, f 29. April in Berlin. 
DTZ 46. 



TOTENSCHAU FÜR DAS JAHR 1918 


87 


SILOTI, ALEXANDER, Pianist, + in Hel- 
aingfora (55). NMZ 40, 39; DTZ 70; 
MRS VI, 7; RMTZ 220. 

SIMON, CARL, Musik Verleger, f 12. Dezem- 
ber in Berlin (76). ZIB 39, 101; AMZ 
551; NZ 326; Kl ’19, 11. 

gg SINDLINGER, HEINRICH, Musikdirek- 
tor aus Heidenheim a. d. Brenz. [18. März.] 

DTZ 46; NMZ 39, 299; KP VII, 128. 
SJÖGREN, EMIL, Komponist. *J* in Stock- 
holm (64). AMZ 124; NZ 60; Si 231; 
MRS VI, 7; RMTZ 70; DTZ 39; NMZ 
39, 205; Kl 59. 

SOMMER, JOHANN, MusikeV. + 30. Juli 
in München (78). DMZ 256. 

SONN, OTTO, Herzog!. Hofopernsänger, 
Direktor einer Gesgngschule. f 9. Mai in 
Berlin (76). DTZ 68 . 

SOUBIES, ALBERT, Musikschriftsteller. *[* in 
Paris. NMZ 39, 257. 

SPERHAKE, HERMANN, Herzogi. Kammer- 
musiker. *|* 26. März in Altenburg. DMZ 98. 

STÄUBER, PAUL, Dr., Muaikschriftsteller. 

f 17. Juli in Wien (41). Si 521; AMZ 351. 
STIGLER, WILHELM, Dr., Hofopernaänger 
a. D. f in Raschwitz bei Leipzig (72). 
AMZ 494; NZ 291. 

STIMM EL, IRMA, Konzertsängerin in Stutt- 
gart. *)* in Konstanz. NMZ 39, 306. 

STOLL, AUGUST, Oberregisseur des k. k. 
Hofopernlheaters. 12. Juli in Wien (65). 
AMZ 3ö3; DTZ 71. 

STRAUCH, MARGARETE, Mecklenburgi- 
sche Kammersängerin, + 4. November in 
Berlin (36). DTZ 96; St XIII, 94. 

SZILLAGYI, ARABELLA, Opernsängerin, 
f in Budapest. NZ 114; NMZ 39. 265. 

THALAU, GUSTAV, Konzertmeister und 
Solocellist des städtischen Orchesters, -j- in 

Köln (46). RMTZ 256; NMZ 40, 39; 
DTZ 96. 

THERESIUS A S. MARIA s. Mayerhofer. 
THOMA, MICHAEL, Musiklehrer, f 23. Fe- 
bruar in Berlin (52). DTZ 30. 

gg THOMAS- SAN GALLI, WOLFGANG, 
Musikschriftsteller, f 14. Juni in Baden- 
weiler (44). AMZ 320; NZ 171; NMZ 
39, 285; DTZ 68 . 

THÜRING, LEO, Pater, Organist. *j- im 
Kloster Marinslein. DTZ 78; Si XIII, 70. 


TIEFENBRUNNER, GEORG, Herzogi. Hof- 
Instrumentenfabrikant. f 8 . Juli in Mitten- 
wald. DTZ 70. 

TRESCII, JOHANNES BAPTIST, Geistlicher 
Rat und Kirchenkomponist, -f- 18. Februar 
in Neuraark in der Oberpfalz (77). St XII, 
190. 

TORDEK, ELLA, s. Gerbäuser-Tordek. 

n TUMMA, LUDWIG, Opernsänger aus 
Metz, erlag seiuen Verwundungen, die er 
sich im Felde zugezogen hatte. DTZ 39. 

ULLRICH-HOHN, HENRIETTE, ehemalige 
Sängerin. *J- in Mannheim (84). AMZ 63; 
DTZ 21. 

URBAN, JULIUS, Königl. Musikdirektor, 
fl 7. Juli in Berlin (79). DTZ 70; St XIII, 23. 

VIARDOT-G ARCIA , LOUISE UMRITTE, 
+ in Heidelberg (77). AMZ 63; RMTZ 
33; NZ 36; DTZ 21. 

WEBER, AUGUST, Begründer d.Orchestrion- 
fabrik. *{*14. August in Waldkirch (Baden) 
(57). ZIB 38, 377. 

WEBER, GABRIEL, Organist und Musik- 
lehrer. f 7. Februar in Zürich ( 66 ). 
DTZ 39; St XII, 167. 

WEBER, WILHELM, Direktor der Musik- 
schule und des Oratoricnvereins. f 14. Ok- 
tober in Augsburg (59). NMZ 40, 39 u. 
115; AMZ 471; NZ 277; RMTZ 272; 
DTZ 86 ; DMZ 341; ZMW 214. 
WEDLER, ANGEL A, geb. Novah, Harfenistin 
beim Wiener Konzert- Verein. •f in Bremen. 

DMZ 348. 

WEILEN, ALEXANDER VON, Prof, an der 
Wiener Universität. Verunglückte tödlich 
in Beckstein bei Salzburg im Juli (55). 

ZMW 88 . 

WEIL, AUGUST, Pfarrer, Herausgeber ver- 
schiedener Sammlungen von Orgelkomposi- 
tionen. f im März in Würzburg (79). Cae 38; 
Musa 78; St XII, 238. 
gg WEILL, RUDI, Kapellmeister am Stadt- 
theater in Breslau [9. Juni.] DTZ 78; 
St XIII, 70. 

WEISHEIT, HERMANN, Fürstl. Kammer- 
musiker. f 14. Juli in Sondershausen. 

DMZ 216. 

WELTE, BERTHOLD, Kommerzienrat, 
Seniorchef der Firma M. Welte & Söhne. 
7 29. Januar in Freiburg i. B. (73). ZIB 
38, 157. 


88 


i 


TOTENSCHAU FÜR DAS JAHR 1916 


WENDLANDT, GERTRUD, KonzerUÄnge- 
rin. *f* 1. Dezember in Berlin. AMZ 540; 
RMTZ 321. 

WENDLING, CARL, Hofpianist u. Professor, 
Lehrer am Konservatorium, f 20. Juni in 
Leipzig (61). AMZ 320; NZ 159; Kl 18, 
105; NMZ 39, 273; DTZ 70. 

WERTH, OTTO, Koozertsänger in Berlin, 
f in Blankenburg (47). AMZ 527; DTZ 
96; NMZ 40, 87. 

WESTBERG, HENRIK, Tenorist. + 70 J. 
RMTZ 98. 

WHITEHILL, CLARENCE, Opernsänger, 
• (Bariton), f in New York. NZ 80; NMZ 
39, 213. 

WIEDERMANN , FRIEDRICH , Königl. 

Musikdirektor, Organist und Chordirigent 
an St. Nikolai. *{* 12. Februar in Berlin (62). 

DTZ 29; Kl 42. 

WILLMANN, FRANZ E., Musikreferent. 

f in Leipzig (36). NMZ 39, 257 ; DTZ 55. 
WOLF, FRIEDRICH ALBAN, Musiker. 

+ 12. April in Chemnitz (73). DMZ 105. 
WOLFF, PETER WILHELM, Königlicher 
Musikdirektor and Komponist, f 12. März 
in Tilsit (65). NMZ 39, 221; AMZ 202; 
DTZ 39; NZ 102; Sh 93. 


Ql WROBEL, THEODOR, Musiker aus 
Berlin. DMZ 123. 

WYMANN, PAUL, Kapellmeister aus Becken- 
ried. + in Engelberg. NMZ 40, 87. 

YSAYE, TH^OPHILE, Pianist, der Bruder 
Eugen Y’s. + in Nizza (53). AMZ 178; NZ 
101; DTZ 46; NMZ 39, 221; St XII, 
238. 

ZELLNER, LEO, Professor, Musikdirektor, 
t 10. September in Berlin (71). AMZ 527; 
NZ 315; DTZ 96; RMTZ 306; St XIII, 
94. 

ZEPLER, BOGUMIL, Dr., Berliner Kompo- 
nist. f 17. August in Krummhübel (61). 
AMZ 375; NMZ 39, 317; Si 563; DTZ 70; 
RMTZ 220. 

ZIMMER, GEORG, Leiter des Lehrergesang- 
vereins. f Görlitz (56). St XII, 287. 

ZIPKE8-BLOCH, A., Gesanglehrerin, f in 

Zürich. NMZ 40, 75; KP VII, 206. 

ZUK MÜHLEN, RAIMUND VON, Konrert- 
sänger. -j- in London (65). 

[Nach, einer Meldung der VoBsiachen Zeitung, 
die aber von anderer Seite noch. nicht bestätigt ist, 
vergl. NMZ 39, 233.] 

Ql ZWARG, PAUL, Musiker auB Halle. 
DMZ 67. 


» 


VERZEICHNIS 

der 

im Jahre 1918 in Deutschland, Österreich-Ungarn, der Schweiz, 

Dänemark, Schweden und Holland erschienenen 

Bücher und Schriften über Musik 

Mit Einschluß der Neuauflagen und Übersetzungen *) 

Von 

Rudolf Schwarte 

Die mit einem * versehenen Werke wurden von der Musikbibliothek Peters erworben 

Frank, Faul. Taschenbüchlein des Musikers. 

Enth.: eine vollst. Erklärg. in der Ton- 

* 

kunst gebrauch]. Fremdwörter, Kuns taus- 
drücke and Abbreviaturen , sowie die An- 
fangsgründe des Musikunterrichts und 
manches andere Wissenswerte. Für Musiker 
und Freunde der Tonkunst hrsg. 25. Aufl. 
Leipzig, C. Merseburger. 16°. XIV, 122 8. 

BBhnen-Splelplan,* Deutscher. Mit Unter- Jt 0,75. 

% 

stützg. d. deutschen Bühnenvereins. Red.: Hennerberg, C. F. Förteckning över Gunnar 
Erich Oesterheld. 23. Jahrg. Sept. 1918 Wennerbergs Tonverk. Stockholm, Utgi- 

bis Aug. 1919. 12 Hefte. Berlin, Oester- varens forlag. I diatribution Elkan & Schild- 
held & Go. Lex. 8°. Jt 18. Einzelheft knecht, Emil Carelius K. Hovmuslkhandel. 

Jt 1,50. 8°. 41 S. Kr. 3. 

Cordes, Jobs. Literarischer Ratgeber für [Hofmeister, Friedrich.]* Verzeichnis der 
Musikfreunde. Bonn, Borromäusvereine- im Jahre 1917 erschienenen Musikalien, 

verlag. [Durch C. Fr. Fleischer in Leipzig.] auch musikalischen Schriften und Abbil- 

gr. 8°. 55 S. Jt 1,60. dangen mit Anzeige der Verleger u. Preise. 

Engl, Job., Ev.* Katalog des Mozart-Häus- I In alphabetischer Ordnung nebst System at. 

chens s. Abschnitt V unter Mozart. geordneter Übersicht und einem Titel- 

Foss, Gnnnar. Musikudtryk. [MusikaL und Text - Register (Schlagwort - Register). 

Fachausdrücke]. [Dänischer Text.] Kopen- 66. Jahrg. Leipzig, Hofmeister. Lex. 8°. 

hagen, Lehmann & Stage. 8*. 42 S. | 198 S. Jt 24. 

*) Die Kenntnis der in Dänemark und Schweden erschienenen Werke verdanke Ich der QQte der Herren 
Prof. Dr. A. Hümmerich in Kopenhagen und C. F. Hennerberg, Bibliothekar an der Königlichen Musik - 
akademio in Stockholm. Mil Herrn Prof. Felipe Pedrell in Barcelona, dem langjährigen Referenten der 
spanischen Bibliographie, war auch in diesem Kriegsjahre keine Verbindung herzustellen. 

*) Zu den sämtlichen Preisen kommt ein Tenenmgszu9chlag. 


I. 

Lexika und Verzeichnisse. 

Altmann , Wilh. * Kammermusikliteratur. 
yj Verzeichnis von seit 1841 erschienenen 
Kammermusik werken. 2., verna . und verb. 
Aufl. Leipzig, C. Merseburger. 8°. VIII, 
132 S. Jt 5.») 



90 


BI13LIOGRAPUIE 


✓ 


Konservatorium,* Das Königliche, d. Musik 
zu Leipzig [Lehrer- und Schüler- Verzeich- 
nis] 1893 — 1918. Leipzig, [Dr, von Breit- 
kopf & H.] Lex. 8°. VII, 114 S. Jf 2. 

— s. auch Abschnitt IV unter Festschrift. 

Niemann, Walter.* Klavier- Lexikon. Ele- 
mentarlehre f. Klavierspieler, Anleitg. zur 
Aussprache d. Italienischen, Tabelle d. Ab- 
kürzungen in Wort u. Notenschrift, Litera- 
turverzeichnis, ausfübrl. Fremdwörter-, Sach- 
und Personal-Lexikon [Virtuosen, Kompo- 
nisten, Pädagogen, Methodiker und Schrift- 
steller des Klaviers]. 4., völlig umgearb. 
u. reich verm. Aufl. Leipzig, C. F. Kahnt. 

kl. 8°. 265 S. Geb. 4. 

Realkatalog * der K. B. Hof- u. Staatsbiblio- 
thek München. Musikalien. München, A. 
Huber, Hoflithographie u. Buchdr. gr. 8 D . 
IV, 21 S. 

Riedel, August. Texte zu den Kirchen- 
musiken [zagest, auf Grund d. PerLkopen- 
reilie II], welche in den Monaten Januar 
bis Dezember 1918 in der St. Johanniskirebe 
zu Plauen im Vogtl. z. Aufführg. kommen. 
29. Jahrg. Plauen, A. Kelle, kl. 8°. 8, 
9, 7 + 8 8. Ji 0,40. 

Ruthardt, Adolf.* Wegweiser durch die 
Klavierliteratur. 9., vermehrte u. verb. Aufl. 
Leipzig, Gebr. Hug & Co. 8°. 436 S. 

Jt 7.20. 

Saerchinger, C6sar. International Whö’s who 
in music and musical gazetteer. A con- 
temporary biographical dictionary and a 
record of the wordl’s musical activity. First 
edition. New York, Current Literature 
Publ. Co. 8°. X, 840 S. 


n. 

Periodische Schriften. 

Von den laufenden Zeitschriften werden an dieser Stelle 
ntu die netten, sowie die bisher noch nicht erwähnten 

Veröffentlichungen »ufgefßhrt. 


Al man ach für Opernhaus und Schauspielhaus. 
Amtl. Ausg. 1918—1919. Frankfurt (Jlain), 
Frankfurter Theateralmanach M. Koebcke. 
(Frankfurt [Main], Auffarth in Komm.) gr. 
8®. 120 S. mit cingedr. Bildnissen. Jt 4,50. 

Archiv • für Musikwissenschaft. Hernusge- 
geben von Max Seiffert, Johannes Wolf, 
Max Schneider. 1. Jahrg., 1. Heft. Okto- 
ber 1918. (FUratl. Institut für musikwissen- 
schaftliche Forschung i. E. Bückeburg.) 
Bückeburg u. Leipzig, Breitkopf & Härtel. 
Lex. 8®. Jährl. Ji 20. Einzelne Hefte Ji 5. 

[FBr die Mitglieder der Deutschen Musikgoaell- 
eebaft J6 IG.] 


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zig, Breitkopf & H. 8°. VII, 176 S. 
Geb. Ji 4. 


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v. Thdr. v. Frimrael. 8. Heft. Mödling, 
J. Thomas, gr. 8°. S. 115 — 160. Jt 4,20. 


Blätter, Baltische, für Theater und Kunst. 
Schriftleitg.: Wolfg. Hoffmann Harnisch. 
l.Jg. Oktober 1918— Sept. 1919. 12 Hefte. 
Berlin-Steglitz, F. Würtz. Lex. 8®. Jährl. 
Ji 10. Einzelhefte Jt 1. 


Blätter, Neue, für Kunst u. Literatur. Hrsg, 
v. d. Verein f. Theater- u. Musik-Kultur, d. 
neuen Gesellschaft f. Kunst u. Literatur u. 


[Angezeigt in der Zeitschr. f . Mualkwiss. S. 430.] 

Sakolowski, Pani. Musikalisches Fremd- 
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thek No. 343/44.] Leipzig [’17], Paul. 

16®. * 0,30. 

Verein „Zentral -Bibliothek“ in Wien, I., 
Teichlauben 13. Tätigkeits- Bericht 1917. 
Wien, Verlag des Vereins „Zenlrnl-Biblio- 
tbek“. gr. 8°. 16 S. m. Beilage A— F 

auf 3 gefalteten Blättern. 

Vocabnla, Breviarii roraani, rariora cum 
Version e germanica. Disposuit A. K. Graz, 
Moser. 16°. 29 S. M 0,75. 


d. Verein Frankfurter Kammerspiele. Schrift- 
leitg.: Albert DessoflT. l.Jg. Oktb. 1918 — 
Sept. 1919. 12 Nrn. Frankfurt (Main), 

Englert & Schlosser. Lex. 8°. A 4. 

Bühne, Deutsche. Jahrbuch d. Frankfurter 
städt. Bühnen. Im Auftrag d. Generalinten- 
danz hrsg. v. Georg J. Plotke. 1. Bd. 
Spielzeit 1917/1918. Mit 6 Taf. u. 7 Abb. 
im Text. Frankfurt (Main) ’19, Bütten & 
Loening. gr. 8°. VI, 403 S, Geb. .A 18. 

Bulletin de la Soci<*l£ fran^aise de musico- 
logie. I ro annöe. Paris, Alcan. 

|Angvzeigl in: ZciUchr. f. Musikwiss. I, S>. 369. J 


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1919. 12 Hefte. Coburg, Rossteutscher. 
8°. Halbj. J6 3. Einzelheft Jt 0,75. 
Jacobsohn, Siegfr., Das Jahr der Bühne. 

6. Bd. 1916/17. Berlin (»17), Oesterheld 
& Co. 8°. XIV, 210 S. Geb. Jf 5. 

Jahrbuch, Amtliches, d. k. k. Hoflheater in 
Wien für die Spielzeit 1917 — 18. Wien, 
Gerold & Co. in Komm. 8°. 166 8. 

Kart. Jt 8. 

Jahrbuch* der Musikbibliothek Peters für 

1917. Her&usgegeben von Rudolf Schwarte. 
24. Jahrg. Leipzig, C. F. Peters. Lex. 8°. 
XII, 111 S. Jt 4. 

Lauten-Almanach auf d. Jahr 1919. Ein 
Jahr- und Handbuch für alle Lauten- und 
Gitarrespieler, Freunde guter Hausmusik u. 
d. Volksliedes. Mit 6 Kunstbeil. u. 12 Abb. 
Unter Mitwirkg. zahlr. Fachleute hrsg. v. 
Erwin Schwarz-Reiflingen. Berlin-Pankow, 
Köster, kl. 8°. 143 S. Jt. 3. 

Libelle, Die. Stimmen z. Bühnenkullur von 
Kunstgesang u. Tanzkunst mit artist. Per- 
sönlichkeitswertg. Erste neuideale Lieb- 
haber-Fachschrift f. tat. Künstlerkreise u. 
ihre Freunde. Schriftleitg. : Wilh. Backhaus. 
(1.) Jahrg. 1917/1918. 24 Hefte. Leipzig, 
W. Backhaus, gr. 8°. Vierteljährl. Jt 3. 
Einzelheft Jt 0,50. 

Mitteilungen der Salzburger Festspielhaus- 
Gemeinde. Hauptschriftleiter: Heinrich Da- 
misch. Verantwortlich: Franz Neumayr. 

1. Jg. 1918/19. 12 Nrn. Salzburg, Salz- 
burger Festspielhaus-Gemeinde (Dreifaltig- 
keitsgasse 16). gr. 8°. Jährl. Jt 6,60. \ 
Einzelne Nrn. Jt 0,60. j 

Mozarteums-Mitteilungen. • Herausgegeben 
vom ZentralauBschuß der Mozartgemeinde 
in Salzburg. 1. Jahrg. Heft 1. Novbr. 

1918. Salzburg, Mozarteum. [Salzburg, 

E. Höllrigl in Komm ] 25X19,5 cm. 

[Verantwortlich: Friedrich Frischen schlagcr. 

Bibliothekar der Mozarteums-Bibliothek u. Sekretilr 
der Mozartgemcinde. Jährlich 4 Hotte. Kr. 0. 
Einzelne Helte Kr. ‘2.} 

Musiker-Kalender,* Allgemeiner Deutscher, 
f. 1919. 41. Jahrg. Herausgegeben von 
Dr. Rieb. Stern [früher Raabe k Plothow]. 

1. 2. Teil. Berlin, Richard Stern. M 5. j 


Musiker- Kalender,* Max Hesses deutscher, 
f. d. Jahr 1919. 34. Jg. 2 Teile. Berlin, 
Max Hesse, kl. 8°. Pappb. u. geh. Jt 4,50. 
Musiker-Kalender für 1919 (Verbands- 
Kalender). 31. Jahrg. Berlin, Allgemeiner 
Deutscher Musiker- Verband, 31, Bernburger 
Straße, kl. 8°. Jt 1,75. 

Nenj&hrsblatt, 107,* der Allgemeinen Mu- 
sikgesellschaft in Zürich 1919. Zürich, 
Füssli. Lex. 8° [darin: Gysi, Fritz. 
Mozart in Beinen Briefen. I. Teil. 65 S. 
Jt 4. 

Stimme, Die, seines Herrn. Monatsschrift 
f. Musikfreunde. Verantwortlich : Fr. Georg 
Knöpfke. 10. [1] Jahrgang 1918. Berlin, 
Deutsche Grammophongesellschaft. Jt 1,20. 
Tage- Buch der kgl. Bächs. Hoftheater v. Jahre 
1917. Theaterfreunden gewidmet v. Theater- 
Dienern Adolf Ruffaui u. Rob. Steiniger. 
101. Jg. Dresden, Burdach — C. A. Klemm. 
— F. Ries in Komm. kl. 8°. 96 S. Jt 3. 
Theater- Adreßbuch, Deutsches. 1918/19. 
Herausgeg. vom deutschen Bühnen verein. 
8. Jahrg. Berlin, Oesterheld & Co. kl. 8°. 
862 S. Jt 4. Subskr.-Pr. Jt 3. 
Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunst- 
wissenschaft. Herausgeg. von Max Dessoir. 
13. Band. Heft 1 — 4. Stuttgart, Enke. 
Lex. 8°. Je M 6,40. 

Zeitschrift* für Musikwissenschaft. Herausg. 
von d. Deutschen Musikgesellschaft. [Schrift- 
leitg.: Alfred Einstein.] 1. Jahrg. 1. Heft. 
Okt. 1918. Leipzig, Breitkopf & H. Lex. 8°. 

[Erscheint monatlich. Fflr die Mitglieder der 
Deutscbon Musikgesellschaft kostenlos, für Nichl- 
mitglieder .fi 21, Finzel hefte 2.] 

Zwinger, Der. Zeitschrift für Weltanschau- 
ung, Theater und Kunst. Schriftleiter: Karl 

Wolff. 3. Jg. 1919. 24 Hefte. Dresden, 
A. Waldheim & Co. 8°. Jährlich Jt 16. 

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Komm. gr. 8°. IV, 76 u. 26 S. m. Titel- 
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Vollst. neu beerb, n. bis auf die Gegenwart 
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abb., 30 Kunst- u. 32 Noten heil. 3. Aufl. 
Stuttgart, Union, gr. 8°. VIII, 792 S. 
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Nieraann, Walter,* Die Musik der Gegen- 
wart u. d. letzten Vergangenheit bis zu den 
Romantikern, Klassizisten u. Neudeutschen. 
.5. — 9., reich verm. u. sorgfältig durchgeseh. 
Aufl. Berlin, Schuster & Loefiler. gr. 8°. 

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bis z. Gegenwart. Mit e. Übersicht üb. den 
Klavierhau. Mit zahlr. Abb. 6., reich verm. 
u. vollst durchgearb. Aufl. Leipzig, Kahnt 
8°. XVI, 260 S. Geb. Ji 6. 

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tillökade och illustrerade upplagan. Stock- 
holm, Wahlström & Widstrand. 8°. 347 S. 
Kr. 9,50. 

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der christlichen Zeitrechnung bis zum Aus- 
gange des XIX. Jahrh. In Tabellenform 
dargestellt (Sammlg. Kösel Bd. 83/84.) 
Kempten und München, Köselsche Buchh. 

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schrieben auf e. Reise nach Wien u. d. Öster- 
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München (’15, Umschlag *18), Georg Müller. 
8°. XXVI, 357 u. 324 S. Ji 25. 

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m. Titelbild. Jf 1,40. 

Siebenfreund, Kurt. Hundert Jahre Dan- 
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zur Feier des lOOjähr. Bestehens der Dan- 
ziger Singakademie (E.V.) am 15./ 16. Dez. 
1917. Danzig (’17), W. F. Burau. 165 S. 

f Augezeig* ond besprochen in der „Zeltachr. f. 
Musikw. I. S. 75.] 

Storck, Karl. Das Opernbuch. Ein Führer 
durch den Spielplan der deutschen Opern- 

r 

\/ bühnen. 13. verm. Aufl. [und 14. — 16. verm. 
Anfl.] Stuttgart, Muthsche Verlh. kl. 8°. 
VIII, 472 8. Geb. je Jf 5,50. 

Stöbler, Hans. Ein deutsches Krippenspiel 
in 3 Teilen. Nach alten Volksliedern u. 
Volksspielen. Bautzen, Wellersche Verlh. 

8°. 16 S. m. e. Musikbeil. Ji 0,75. 

Stadien* zur Musikwissenschaft. Beihefte d. 

++ 

Denkmäler d. Tonkunst in Österreich unter 

Leitung v. Guido Adler. Heft 5. Leipzig, 

Breitkopf & H. — Wien, Artaria & Co. 

Lex. 8°. 151 S. Ji 5. 

(Inhalt: Holt 5. Verzeichnis der Publikationen 
der „Denkmäler d. Tonk. ln österr.“ 1893— 1918. 
Adler, Guido. Zur Vorgeschichte der „Denkm. 
d. Tonk. in Ostcrr." Kretzschmar, Hermann. 
Die „Denkm.d. Tonk. inöst.“ Fischer, Wilhelm. 
Zur Kennzeichnung der mehrstimmigen Setzweise 
um 1500. Pisk, Faul. Das Parodie verfahren in 
den Messen von Jacob us Gallus. Koczirz, Adolf, 
österreichische Lautcnmusik zwischen 1060— *1720. 
Pollak-Schlaffenborg , Irene. Die Wiener 
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Tiersot, Julien. Un detni-si&cle de musique 
franyaise. Enlre les d$ux guerres (1870- 1917). 
(Lea maitres d» la musique.) Paris, Alcan. 

8°. 248 S. fr. 3,50. 

[Angezeigt in: Zeitsobr. f. Musikwiaa. I, 370.] 

Volkslieder, Lettische. (Ausgew. u. übertr. 
v. Inga Bielensteiu, Die Bearb. der vorlieg. 
v Übertr. besorgte Jobs. v. Guenther.) Mün- 
chen, G. Müller, kl. 8°. 113 S. 3. 
Weingartner, Felix.* Ratschläge für Auf- 
führungen klassischer Symphonien. II. Bd. 
Schubert u. Schumann. Leipzig, Breit- 
kopf &H. 8°. V, 119 S. mit zahlr. Noten- 
beisp. JH 5. 

Weissmann, Adolf.* Der Virtuose. Mit 
1 Bilde u. 39 Fksjns. Berlin, P. Caasirer. 
Lex. 8°. 1/74-C" Jt 24. 

Wesselski, Albert. Flämische Volkslieder. 


In deutscher Nachdichtg. u. mit d. Sing- 


weisen hrsg. 


Innsbruck, Verlag d. Wagner- 


ßchen Univ.-Buchdr. 8°. 154 S. Ji 5. 



Wiehern, Caroline. Alte und neue Weih- 
nachtslieder. Für Schule u. Haus gesammelt 
u. z. TI. neu bearb. Hamburg, Agentur des 
Rauhen Hauses, kl. 8°. 48 S. m. 1 Abb, 
Jt 0,25. 

V. 

Biographien und Monographien. 

(Einzelne Meister.) 

Adamberger, Antonie. 

Zimmer, Hans.* Theodor Körners Braut. 
Ein Lebens- u. Charakterbild Antonie Adam- 
bergers. Mit II Bildnissen und 1 Hand- 
schriftprobe. 2. Auü. Stuttgart, Greiner 
& Pfeiffer, kl. 8°. VIII, 247 S. Geb. * 7,50. 

Bach, Johann Sebastian. 

Bach-Jahrbuch s. Abschnitt II. 

Bach, Wilhelm Friedemann. 

Welcher, Heinr. Friedemann Bach. Die 
Tragödie eines Menschenlebens. Berlin, 
Oesterheld & Co. 

Beethoven, Lndwig van. 

Beethoven-Forschung s. Abschnitt II. 

— Hacto w, W. H. Beethoven. Being ihe 
second annual lecture on a master mind 
before the British Academy. Oxford, Uni- 
vprsity Press. 8°. 2 a. 6 d. 

— Hirschberg, Leop. Rieh. Wagners 
Beethoven-Brevier, zusammengest. (Deut- 
sche Mnsikbiicherei, hrsg. v. Leop. Hirsch- 
berg. 3. Bd.) Hildburghausen, Gadow 
& Sohn. gr. 8°. 120 S. M 2,50. 

— Leitzmann, Albert.* Beethovens per- 
sönliche Aufzeichnungen. Gesammelt und 
erläutert. (Insel-Bücherei. N° 241.) Leipzig, 
Insel-Verlag, kl. 8°. 61 S. Geb. J6 1,10. 

— Plattensteiner, Rieh. Beethoven der 
grolle Musikant zur Ehre Gottes. Fünf 
Bilder mit einem Vorspiel. Wien, Verlag 
„Mozarthaus u . Leipzig, Cnobloch in Komm. 

Jt 2,50. 

— Riemann, Hugo.* L. van Beethovens 

II 

sämtliche Klavier- Solosonaten. Ästhetische 
und formal-technische Analyse mit histor. 
Notizen. 2. Teil: Sonate XIV— XXVI. 
Berlin ('19), M. Hesses Verlag. 8°. 520 8. 
M 8 . 

[Band 62 von Max Heues llluatr. HaudbQchero.] 




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Daniel Fryklund. Sundsvall, Sahlius 
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hrsg. v. Friedrich Spitta. Leipzig, Deichert 
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Nacht. Ein Spiel m, Gesang v. d. Ent- 
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(Jugend- u. Volksbühne. Hrsg.: Paul Mali* 
dorf. 338. Heft.) Leipzig, A. Strauch. 8 tf . 

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Drei neue Zeichnungn. z. Jubiläum unseres 
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fübrg. in Lied u. Bild v. Andreas Fröhlich. 
Leipzig, Schloessmann. Lex. 8°. 3 Taf. 
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Emil Sjören in memoriam. Med bidrag 
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zeldarstellgn. aus allen Gebieten des Wissens. 
Bd. 55.) Leipzig, Quelle & Meyer. 8°. 
138 S. Jt 1,25. 

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Mit e. Notenbeil.: 5 Gedichte f. e. Frauen- 
stimme. 64. — 73. Aufl. Volksausg. Leipzig, 
Breitkopf & H. 8°. 424 u. Musikbeil. 31 8. 
m. 1 Bildnis. Geb. ul 3,50. — [Dasselbe.] 
Herausgegeben v. Jul. Kapp. Mit 6 Bildn. 

u. 3 Hdschr. [Neue Ausg.] Leipzig, Hesse 
& Becker, kl. 8°. 464 8. Geb. Jf 2,^0. 

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Mit Bildern. Hrsg. u. eingeleitet v. Karl 
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Lohengrin. Tristan. S66 8. — 2. Bd. Dar Ring des 
Nibelungen: Rheingold. WalkOre. Siegfried. Götter- 
dämmerung. 400 S. — 3. Bd. Die Meistersinger 
▼on Nürnberg. Parsifal. Die Feeen. Das Liebes- 
▼erbot. Die hohe Braut. Die Sarazenin. Die Berg- 
werke zu Falun. Jesus von Nasareth. Wieland der 
Schmied. Die Sieger. Eine Kapitulation. 619 8. 
Zusammen Pappb. Jk 12. 

— Wagner, Rieh. Die Meistersinger von 
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Einführung. Leipzig, Breitkopf & H. kl. 8°. 

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Wennerberg, Gnnnar. 

Hennerberg, C. F. Förteckning Över 
G. Wennerbergs Tonverk s. Abschnitt I. 


VT. 

Allgemeine Musiklehre. 

Akustik. Tonpsychologie. Rhythmik u. Metrik. 
Elementar-, Harmonie-, Komposition»- und 
Formenlehre. Gehörs- Übungen. Dirigieren. 

Notenschrift. 

•• 

Bölsche, Franz. Übungen u. Aufgaben z. 
Studium d. Harmonielehre. 4.,durchges. Aufl. 
Leipzig, Breitkopf & H. gr. 8°. VIII, 123 8. 
2,50. 

Faisst, Immanuel v. Beispiele u. Aufgaben, 
zur Harmonielehre. 8. Aufl. Stuttgart, 
Sülze & Galler. Ji 4,50. 

Faisst, I. v. Harmonielehre. 1. TI. Akkord- 
lehre, bearb. v. Heinrich Lang. 8. Aufl. 
Ebenda. M 6,50. 

Fortschritte, Die, der Physik im J. 1917. 
Dargestellt von der deutschen physikal. Ge- 
sellschaft. 73. Jahrg. 1. Abt. Braunschweig, 
Vieweg & Sohn. gr. 8°. XIV, 217 8. J6 22. 

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Akad.d. Wissenschaften. München, G. Franz- 
scher Verl, in Komm. 8°. 8. 107 — 160. 
Jt 1 . 

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Mit einer Beilage. Eigentum des Autors. Wien, 
VIII. Josefstädterstr. 74. 8°. 19 8. Jf 1. 

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1.T1. Breslau, Handel. 8°. VI, 186 8. m. 
2 Taf. Geb. 3,60. 

[Für Österreich. Lehrerbildungsanstalten, Musik- 
schulen usw. eingerichtet tou Frans Krenn. Musik- 
u. Harmonielehre. 14. Aufl., bearb. v. Hans Wagner.] 

Jadassobn, S(alomon). Die Lehre vom reinen 
Satze, in drei Lehrbüchern dargest. Leipzig, 
Breitkopf & H. 

1. Bd. : Lehrbuch der Harmonie.* 17. Aufl. 
gr. 8°. XIV, 290 S. 4. 

Jadassohn, S. Aufgaben u. Beispiele f. das 
Studium in der Harmonielehre mit Bezug- 
nahme auf d.Verf. Lehrbuch d. Harmonie. •— 
Exercises and examples for the studiea in 
harmooy appertaining to the m&nual for 
harmony. 8. Aufl. Leipzig, Breitkopf & H. 
gr. 8°. VI, 96 S. Jt 1,80. 


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Prakt. Anleitg. zu d. Studien in derselben, 
zunächst f. d. Kgl. Konservatorium d. Musik 
zu Leipzig bearb. 29. Aufl. m. Anmerkgn. 
u. Ergänzgn. vers. v. Alfred Richter. Leip- 
zig, Breitkopf & H. gr. 8°. XIV, 226 S. 
Jt 3. — [Dasselbe]. 2. Bd. Lehrbuch des 
einfachen u. doppelten Kontrapunkts .... 
verm. u. ergänzt von Alfred Richter. Neu 
rev. 14. Aufl. Ebenda, gr. 8°. XI, 241 S. 
Jt 4,50. 

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Richter, E. Frdr. Exercices pour servir k 
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au conservatoire royal de Bruxelles. 8e 3d. 
Leipzig, Breitkopf & H. gr. 8°. IV, 46 S. 
Jt 1. 

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Ri et geh, Heinrich. Die Grundlagen derTon- 

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Lehrer u. Schüler in jedem Zweige musikal. 
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Jt 2,50. 

Seydler, Th. u. Bruno Dost. Material f. den 
Unterricht in der Harmonielehre, zunächst 
f. Seminarien bearb. Heft I— III von Seydler, 
Heft IV— VI von Dost. Leipzig, Breit- 
kopf & H. 

Heft I, 9. Aufl. 8°. 22 8. m. Fig. Kart. Jt 0,60. 

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102 


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(Praktische Schul- und Übungswerke 

ausgeschlossen.) 

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gelisches Kirchenbuch. 1. Bd. : Gottesdienste. 
2., völlig neu bearb. Aufl. der von -f* Rieh. 
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(*17), Vandenhoeck & Ruprecht. 8°. 317 S. 
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freitags nach d. röm. Missale, lateinisch u. 
deutsch nebst Erklärg. d. dabei vorkomm. 
Gebräuche. 8. Aufl. Rottenburg, W. Bader. 
16°. 48 8. 4 0,25. 

Gottesdienst u. Liturgie in d. kathol. Kirche. 
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v. 1. u. 9. VI. 1916. Einfuhr. Erläut. und 
methodische Winke f. Gesanglehrer u. Ge- 
sanglehrerinnen dieser Anstalten. Nürnberg, 
F. Korn. .gr. 8°. 65 S. 4 1,90. 

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Ebenda 8°. 44 S. J6 1.] 

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underviamiogen i s&ng och l&Bning. 2 : a uppl. 
Stockholm, P. A. Norsted & Söner. 49 S. 
Kr. 1,75. 

Kotier, Leo. Richtig atmen. Atemgymnastik 
für Gesunde, Schwache u. Kranke. . . Aus 
dem Engl, übers, v. Hedwig Andersen. 3., 
wenig veränd. Aufl. (Breitkopf &H. ’s Mnsik- 
bücher.) Leipzig (’17), Breitkopf & H. 8°. 
VIII, 37 fir/m. 15 Abb. 4 1. 

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f 

solche, die infolge angeborener innerer Ver- 
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C. Merseburger. Lex. 8°. 71 S. m. 1 eingedr. 

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gottcsdiemtLVerwertung d&rgest. Gütersloh, 
Bertelsmann, gr. 8°. XVI, 396 S. Ji 15. 
Offizium, Das kleine, d. seligsten Jungfrau 
Maria f. die vier Zeiten des Jahres nach dem 
röm. Brevier nebst d. Totenoffizium and d. 
Bußpsalmen d. Litanei za allen Heiligen, 
gemäß d. neuesten Entscheidg. d. Ritenkon- 
gregation. 3.Aufi. Latein.'Text m. deutschen 
Rubriken and Vorbemerkgo. Regensburg, 

Pustet, kl. 8°. 376 S. m. Titelbild. Ji 3. 

Plaß, Jobs.* Der Rhythmusd. Melodien unserer 
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Gemeindegeaanges v. d. musikai. Grundlagen 
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Rade, Adolf. Methodik d. gesamten Volks- 
scholunterrichts. Unt.be«. Berücks. d. neueren 

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Bestrebungen. Evangel. Ausg. II. Bd. Metho- 
dik des naturkundlich-mathemat. u. d. techn. 
Unterrichts. (Der Bücherschatz d. Lehrers. . . . 
Hrsg. v. K.O. Beetz u. A.Rude. 9. Bd.,2.Tl.) 
18., verb. Aufl. Osterwieck, Zickfeldt. gr. 8°. 
XII, 664 8. m. Abb. Ji 8. 

(Darin unter Nr. 7 OeBangunterricht.] 
Sakkers, D. J. Het zang-examen voor de 
onderwijzersacte. 60 verslagen der laatste 
jaren, tot een geheel van 30 bijeengevoegd . 
Tiel, Mijs. kl. 8°. 52 p. f. 0,50. 
Scherndl, Balthasar. Liturgisches Hand- 
büchlein z. Gebrauche f. Priester u. Meßner. 
4. u. 5. Aufl. Linz, Preßverein. kl. 8°. 
XII, 114 S. m. 1 Titelbild. Jf 2,50. 
Schraid, Eugen. Die neuen kirchenmusikal. 
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evangel. Gesellschaft. 8°. 1688. Geb.u|l,30. 
Seifert, Otto. Über funktionelle u. orgau. 
Stimm-Sprachatörungen bei Soldaten. (Würz- 
burger Abhandlgn. aus dem Ges&mtgebiet d. 
prakt. Medizin. 17. Bd., Heft 12.) Leipzig, 
Kabitzsch. Lex. 8°. V, VII, 32 8. m. 8 Abb. 
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Spieß, Gustav. Kort handledning för inlärande 
av en riktig tonbildning i tal och säng. 3:e 
tillökade uppl. Bemynd. översättn. av Hanna 
G. Pegelow. Stockholm, P. A. Norstedt & 
Söner. 27 8. Kr. 1,10. 

Stumpf, C.* Die Struktur der Vokale. (8.- A. 
a. d. Sitzungsberichten d. kgl. preuß Akademie 
d. Wissenschaften. Jg. 1918.) Berlin, Reimer 
in Komm. Lex. 8°. S. 333—358 m. Fig. 
Jf 1 . 

Süßmann, Otto. Methodisches Handbuch f. 
d. Gesangunterricht in d. Volksschule nach 
d. Minist erialer laß v. 1914. Ausgabe I in 
Anlehnung an d. Liederbücher v. Runge- 
Gast-Gusinde bearb. Berlin, Trowitzsch & 
Sohn. 8°. XI, 176 8. J$ 5. [Dasselbe.] 
Ausg. II z. Gebrauch neben allen method. 
Liederbüchern. Ebenda. 8°. XI, 205 S. 
Ji 6. 

Thalvi, Wladimir. Om sangnoder i forhold 

■i 

til sangtekst. [Uber Textaussprache im Ge- 
sang.] [Dänischer Text.] Kopenhagen, 
Gyldendal. 8°. 26 S. 

Weinmann, Karl. Kyriale. Auszug aus d. 
editio vaticana, m. Choralnoten Violinschlüs- 
sel, geeigneter Transposition, Übersetzg. d. 
Texte u. Rubriken. 2. Aufl. Regensburg, 
Pustet 8°. IV, 108 8. Jt 0,80. 

vm. 

Besondere Mueiklehre: Instrumente. 

Auch Instrumentenbau und Inatru- 

mentationslehre. 

(Praktische Schul- und Übungswerke 

ausgeschlossen.) 

Altmann, W. Kammermusikliteratur s. Ab- 
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Biehle, Johs. Bronze- oder Gußstahl- Glocken? 
Leipzig, Pfarrer Pasche, Dieskau. 34 S. 
m. 3 Kurvendarstellgn. jtf 1. 

[Angesdgt und besprochen in: Neue Musik- 
Zeitung 39, 286.] 

Fryklund , D. En pochette d’amour av 
Thomas Edlinger d. ä. Sundsvall, Sahlins 
Boktrykeri. (Nur in 25 Expl. gedruckt.) 
Fuchs, Albert. Taxe d. Streich-Instrumente. 
Anlei tg. z. Einachätzg. der Geigen, Violen, 
Violoncelli, Kontrabässe usw. nach Herkunft 
u. Wert. 2. Aufl. Leipzig, C. Merseburger, 
gr. 8°. 177 S. m. Abb. Jt 6. 




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Unterricht genossen, e. ungenüg. Schule z. 
Selbstunlerr. benutzten, aich schlechte Spiel- 
manieren angewöhnten, od. ihr Wissen in 
bezug a. Theorie u. Praxis bereichern wollen. 
Verf. nach fünfzigjähr. Tätigkeit auf d. Ge- 
biete der Zither. München, J. Hauser, kl. 8°. 
126 S. m. Abb. u. 1 eingedr. Bildnis. Jl 2,60. 

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evangel. Organisten. Praktische Fingerzeige 
zur würdigen Ausübung des Amtes f. alle, 
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Berlin- Lichterfelde, Vieweg. 8°. Jl 0,60. 

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