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JahrbuGh
der
Gesellsehaft fur bildende Kunst
und
vaterlandische AltertUmer
zu
Emden.
Vierzehnter Band. — Erstes und zwe'rtes Heft.
Mit 8 Abbildungen im Texte und 3 Tafeln.
^kmden.
Eigentum der Gesellsehaft.
1902.
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Bericht fiber die Gesellschaft (H. Allmers f, J. Fr. Minssen f) 358
Mitteilungen aus den Versammlungen: 368
') Die adlige Familio Falck 870 — Zur Geschichte der Emder Wallanlagen
871 — Festungsbaumeister Gert Everts Piloot von Emden in Groningen, Ost-
friesland and Mecklenburg 372/5 — Ahnengraber der Hohonzollem in und bei
Emden 876 — „Has der Koplude" a. Ill testes Rathaus 878 — Grafin Anna in
Berlin 880 — Emder Renaissance 882 — Hydographisches ans Emden 884, 479 f.
— Jfenso Alting, Pezelios, Cruziger 386 — Festungsingonieur Johann von
Falkenburg 888 — Soffr. Petros 388 — Steinmetz Hermann v. Stein furt ans
Emden in Jever 890 — ..Spieker" in Emden 391 — v. Frese'sches Wappon 392
— Mfinzfund von Wiesode 393 — Burgstfttten von Nord- und Sfid-Faldem 391,
395, 899 — Dr. Eduard Krfiger in Emdon 396 — J oh. van Laer nnd J oh. v.
Yalkenbnrg, Festongsbaomeister 397, 412 — Altertnmsfondo bei Reopsholt 398
— Onko v. Rehdens Oenealogien 400 — Enno v. Emden in Zurich, Lntet
Jfanninga, Oerh. Wesierbnrg 401 — Brief von U. Emmins 1606 402 — Un-
gedrackte Briefe von J. I. Harkenroht 402 — Die Stifter der Neaen Kircho 403
— Die Wittmunder Poitschen im ostfr. Wappen 404 — Urnenfriedhof bei Ochter-
snm 406 — Neues fiber Qeorg Aportanus 406 — Rheinische Krttge in Ost-
friesland 406 — 0. v. Rehdens Oenealogien 408/411 — Mtfhlmanns Bibliothek 411
— Der „Valkhof41 in Emden 413 — Jahreszahlen an Emder Ban ten, Bau-
thltigkeit in Emdon 1580-1590 413/416 — Doppelkopfe and Hausanker an
Emder Hftusorn 416/7 — Emder Hausernamen 406, 416, 418 — Emder Schul-
bficher im XVII. Jahrh. 420 — Riesen-Kompagnie v. 1720 421/4 — Die Freiheit
der Friesen im Mittelalter 424 — ,,GestrengedeY' Ringe 426 — Die Zahl der Pest-
Toten in Emden 1665 427/9 — Egg. Boninga a. U. Mannings 429 — Graf Georg
Friedrich von Hohenloho in Emden 1622 429/433 — Herknnft der Handschrift
Josephs Gedicht von den 7 Todsfinden" 433 — Topographisches aos der Gegend
des ..Holtriems" bei Esens 434 — U. Emmins* Brief v. 1621 435 — Emder Geosen-
Thaler von 1571 437 — Martin Faber and Willebrant Garrelts als Erbaaer des
Hafenthors and der Neaen Kircho 438 — Emden als Hansestadt, "Werdenhagen
439/442 — Emdensia in dor ,.Bibliotheca Bremensis" 1718—1725, R. Agricola,
Erasmus, Canter, Hardenberg 442/4, die Bibliothek der Grossen Kirche 445/8, Dr.
Geldricus Cramminga 448 f. — Das Enno-Denkmal, Cornelia Floris, die Trachten
des Manninga-Buches, Unico Hanninga and das Ripperda- Epitaph in Hinte 450,
461/461 — Der Kopf des Enno-Denkmals 462 — Corn. Floris an der Nord- and
Ostsee 463 — Stadtplan von Emden 1582 am Konigsbergor Hofe 464 — Vico-
Admiral Enno Doedes Star ans Osterhusen 465 — Manninga-Bilder in der Hof-
bibliothek za Darmstadt 466/8 — Theodor Fontane in Ostfriesland 468 — Neuos
fiber die Maler Martin Faber and Alexander Sanders 469 — W. Rolevink, Fasci-
culus temporom, J. Yeldenaer, E. Beninga 470 — Josephs Gedicht 470 — Ost-
friaica aos Deventer, Wiedortftufer, Melchior Pilgrim 471/4 — Das „Beiern<4 474
— H. B. Penborg, B. S. Bonhans, J. W. Cramer 475 — Hermann Brass' Predigten
1559 477 — Das Emder Lazaras-Hnns 479/481, der alteste Faldernsiel and der
Siel von 1406 479 — Rheinische Kruge 483 — Dialektisches, Rvsam 484. 489
— Bfirgerm. Hampo Hayena 485 — „Rase Muse" 436 — „ wunderbare Schick-
sale des Martin Speelhoven" (gest. in Emden), eine Robinsonade 487 — Die
alteste luther. Kirche in Emden 490 — Alte Ziegelsteine 490 — Das „Coplarium
Beninganum'1 491 — Uiteacker and der stolze Friese flidde 491 — Hand-
zeichnungen von ostfriesischen Kirchen und Burgen aus d. J. 1618 — 1620, Familio
v. Eelking 491 — Renaissance- Schranko in Emdon, Cornells Eemsing 493 —
Leibniz und Ostfriesland, Vice-Kanzler Avemann, Dr. jnr. Mentet Kettwig 494/8
— SUtistisches fiber Emdens Handel im XVI. Jahrhundert 499 — Copiarium
Beninganum, die Familie Lantzius-Beninga 501/5 — G. W. Lantzius' Yaria . .
Genealogica, David Fabricius' Ravingas und Harkenrohts Kleino Chroniken 505/9
— Ostfriesisches aus Zurich, Enno Dietlieb aus Emden und der Zwinglibecher
509 — Herknnft der Joseph -Handschrift, die ,,Grimersumer Kiste", die Reste
der Hluptlings - Archive von Gross -Midlum und Grimersum, die Familie v. d.
Appelle 512/520.
Zawachs der Sammlungen 621
Rechen8chaftebericht 534
Verzeichnis der Mitglieder und der Vereine usw 638
Berichtigungen 645
') Nur eingehondor Behandeltes ist hier aufgeffihrt.
Druck von Anton Gerhard in Emden.
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Geistliehes und Weltliehes
in mittelniederdeutseher Spraehe naeh der Emder
Handsehrift No. (139) 64.
Durch die ausserordentliche Liberalitat des Vorstandes
der Gesellschaft fur bildende Kunst und vaterlandische Alter-
tiimer zu Emden ist es mir vergonnt gewesen, die wertvolle
Emder Handsehrift des Gedichtes Josepes „van den seven dot-
sunden" langere Zeit ungestort benutzen zu konnen, nachdem
ich die Handsehrift mit gtitiger Erlaubnis derselben Gesell-
schaft auf der Pfingstversammlung des Vereins fur nieder-
deutsche Sprachforschung zu Soest im Jahre 1897 vorgelegt
und besproehen hatte. Im Jahre 1875 hatte der damalige
Rektor des Progymnasiums zu Norden, Dr. Babucke, in einem
Programm seiner Anstalt zuerst auf die Handsehrift aufmerk-
sam gemacht und „Josefs Gedicht ... in fortlaufenden Aus-
ztigen und Inhaltsangaben zum ersten Male naeh der Hand-
sehrift" veroffentlicht. Von ihm war in allem Wesentlichen
Aug. Ltibben abhangig, der die Handsehrift gelegentlich im V.
und VI. Bande des mittelniederdeutschen Worterbuches benutzte,
vergl. besonders VI, 157 fg., V, V fg. Von Ltibben erhielt W.
Seelmann einige Angaben, die er im VI. Jahrbuche des Vereins fur
niederdeutsche Sprachforschung, Jahrgang 1880, bei seiner Aus-
gabe des Mirakels von Arnt Buschmann verwertete. An eine
n&here Untersuchung der Handsehrift und der in ihr (iberlieferten
Jahrbuch dor Gosollsch. f. b. K. u. vatorl. AltortUmor ru Emdon, Bd. XIV. 1
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— 2 —
Schriften war seitdem Niemand gegangen, wenn auch kleinere
Stficke aus ihr durch Ltibben und Deiter (1877—84) verSffentlicht
worden l). Erst in Soest zeigte ich, wie viel Aufschlfisse die
Handschrift selbst fiber die Eigenart d6r in ihr enthaltenen
Schriften gewahre.
Ueber die Anlage der Handschrift ist einiges zu be-
merken. Sie ist eine Papierhandschrift in Klein-Quart aus der
ersten H&lfte des 15. Jahrhunderts. Stellenweise hat sie durch
Feuchtigkeit, besonders am oberen Rande, sehr gelitten. Sie
besteht aus zwei urspriinglich selbstandigen Teilen, die erst
spater, aber noch im 15. Jahrhundert, zusammengebunden
wurden. Beim Einbinden haben beide Teile, wie das Fehlen
einzelner Buchstaben der Randbemerkungen lehrt, am Seiten-
und am obern Rande etwas eingebiisst. Trotz mancher Ver-
schiedenheit im Einzelnen hat das Ganze einen ausgepragten,
einheitlichen Charakter, so dass sich der Geist und das Interesse
der urspriinglichen Besitzer des Sammelbandes deutlich er-
kennen lasst.
Die Handschrift ist in Sexternionen geschrieben, den
ersten Teil bilden ftinf solcher Lagen, den zweiten vierzehn.
Dass der zweite friiher fiir sich bestanden, gewahrt man schon
an dem Zustande der Vorderseite des ersten Blattes, f. 58a der
Gesamthandschrift. Zum Ueberfluss beweisen es die alten
Sexternionenzahlen am oberen Rande der 4. bis 12. Lage,
f. 94R zeigt oben eine 4, f. 106R eine 5, f. 118* eine 6, f. 130a eine
7, f. 142* eine 8, f. 154* eine 9, f. 166a die Spuren einer 10,
f. 178a eine 11, f. 190a eine 12.
Im ersten Teile fehlen Blatt 2 und 3 des ersten
Sexternio. Das letzte Blatt des funften Sexternio war wahr-
scheinlich leer geblieben und schon frtih ausgeschnitten worden.
Im zweiten Teile sind die vier ersten Blatter der zweiten
Halfte des dritten Sexternio, f. 88 bis 91, ausgerissen worden,
wahrscheinlich von allzufrommer Hand wegen ihres Inhaltes,
!) C. Borchling verwies in seinem ersten Reisebericht Mittel-
niederdeutsche Handschriften in Norddeutschland und den Niederlanden,
Nachr. d. G. d. W. zu Gottingen 1898, 83 auf meine in nahe Aussicht ge-
st elite Beschreibung.
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— 3 -r
vergl. iiber ihn Babucke 19. Von der zweiten H&lfte der vier-
zehnten Lage sind nur die beiden ersten Blatter erhalten.1)
Den Inhalt der Handschrift bilden folgende Stticke:
1. Buschmann f. la bis f. 46a ,
2. Van der lere vnd kunst wol to steruende f. 45b bis
f. 55b ,2)
3. Eyn pawes lach an syme lesten f. 66* bis f. 56b ,8)
4. Das apostolische Glaubensbekenntnis f. 57b ,4)
5. Josep van den seven dotsunden f. 68* bis f. 197* (p. 1
bis 279),
6. Reimspriiche f. 197b bis f. 198b (p. 280 bis 282),*)
7. Bone doctrine pro communi6) bono f. 199* bis
f. 208* (p. 283 bis 301),
8. Also vele alse du god lef hest f. 208b (p. 302),7)
9. De ere der hemelschen ovinghe f. 209* bis f. 213*
(p. 303 bis 311),
!) Babucke hat die Handschrift zuerst foliiert, mit Bleistift bis
zum Blatte 69, im Gedichte Josepes, dann paginierte er den Teil, der das
Gedicht enthalt, bis zur Seite 13 mit Bleistift, von Seite 14 an mit Tinte.
162 setzte er aus Versehen zweimal, so dass die Vorderseite, auf der
das Gedicht schliesst, die Zahl 278 erhielt. Er bezeichnete dieses Blatt
mit Bleistift als das 193. Von da an foliierte er wieder mit Bleistift, das
letzte beschriebene Blatt ist nach ihm das 214. Ebenso wenig wie diese
Bezifferung ist die Angabe Babuckes iiber den Inhalt der Handschrift
genau. Liibbens Angabe ist durch weitere Versehen noch ungenauer.
2) Diese Ars moriendi steht auch in einer Handschrift des Kon-
vents in Hamburg, vergl. C. Borchling, erster Reisebericht 107, vielleicht
auch noch in der einen Oder der anderen der Handschriften, die a. a. 0.
106 genannt sind.
s) Diese Geschichte findet sich auch am Schlusse einer Sammlungi
lateinischer und mittelniederdeutscher Gebete in einer Handschrift der
Grossen Kgl. Bibl. zu Kopenhagen, Th. 8°, 122, vergl. C. Borchling, zweiter
Reisebericht, Nachrichten 1900, Beiheft, 34.
4) Aus diesem Credo fiihre ich folgende Stellen an, da sie aus
verschiedenen Griinden Beachtung verdienen : „Ik loue, dat he de martere
leden heft vnder pylates richte ... sit to der vorderen hand synes
hommel8chen vaders in liker almechticheyt. . . Ik loue wesen eyne kerken
der hilghen cristenheyt. . . Ik loue vorgheuinghe der sunde alle den, de
dar ruwe vmme hebben." Das Ganze, ohne jede Bemerkung iiber seine
Besonderheit, abgedruckt von Deiter Korrespondenzbl. V (1880), 68.
6) Veroffentlicht von Liibben Nd. Jahrb. II (1877), 24 fgg.
•) Babucke liest, ohne das Compendium zu beachten: „omnia.
7) Abgedruckt von Deiter Korrespondenzbl. VI (1881), 15.
1*
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— 4 —
10. Per XII signa possis cognoscere *), si sis in gracia dei
f. 213b — f. 216b (p. 312 bis 316),
11. Auslegungen des Vaterunsers f. 216b bis f. 217* (p. 316
bis 319),2)
12. Twelfleye nud is an der entfanginge vnses heren
lichames f. 217» bis 219b (p. 319 bis 324).
Die vier ersten Stiicke stehen im ersten Teile der Hand-
schrift, das vierte ist hinzugefiigt, weil in dem zweiten darauf
Bezug genommen.
f. 66* heisst es:
„Wan de mynsche vorscheden wil, dar scholen de lude
gerne by syn vnd spreken myt luder stempne: Ik loue in god
vader allemechtich schepper hemmelrikes vnd ertrykes vnd in
ihesum cristum synen eynborne sone etc., vnd den gelouen
gantz vth; des is denne deme seken in der tyd der vorschedinge
grod behuff vnd nod wedder de anvechtinge der bosen geyste.
Dyt holden etlike geystlike ordene .also. Ok is gescreuen, dat
vruwesnamen vnd geystlike lude nummer lopen scholen, wenne
to vure, dar id schaden dut, vnd to den steruenden mynschen."
Schon aus dieser Stelle ergiebt sich die enge Be-
ziehung des zweiten Sttickes zum ersten. Buschmanns Ge-
schick zeigte die Notwendigkeit „der lere vnd kunst wol to
steruende."
Die Ueberschrift sowie die Einleitung lehren uns naheres
tiber diese „Sterbekunstu :
f. 45b „Dyt is wome wol steruen leret in dessem boke."3)
Sequitur de arte moriendi bene. Hir na volget van der lere vnd
*kunst wol to steruende, vnd dat schalme leren to wetende, wan
eyn mynsche krank wert.
Na deme dat van desseme jegenwardigen elenden armode
de gank des dodes dorch vnuorvaringe vnd vnwetenheyd to
steruende velen luden, nicht allene den leyen, men ok den
*) Babucke hat ungenau: „cognoscia.
*) Abgedruckt von Deiter, Nd. Jahrb. IX (1884), 145 fg. Vor dem
Vaterunser stent „M. L.a = Matheus. Lucas. Deiter schreibt „m. 1.*
und erklart falsch ,,= Matheus ludet."
s) Alles in der Handschrift Rot- oder Blaugeschriebene ist hier aus
fetter Schrift gesetzt. Der Abdruck folgt genau der Handschrift, nur die
Eigennamen sind konsequent mit grossen Anfangsbuchstaben gesetzt, ebenso
die Anfangsworte derSatze; ferner ist nach heutigem Brauche interpungiert.
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— 5 —
gelereden geystliken vnd jnnigen luden swar, vorverlik, greselik
vnd vorschreckelik dunket vnd is, hir vmme in desser jegen-
wardigen materien, de van der kunst is wol to steruende,
schalme vlytigen merken vnd leren eyne korte gude wyse, de
men sunderliken holden schal by den gennen, de in des dodes
not vnd vare liggen. De wise is ok alien cristenen luden nutte,
nod vnd vor alien dingen vromelik.
Desse materie is gedelet in vyff stucke, dat erste stucke
is van des dodes loue vnd kunst wol to steruende, dat andere
is van vyfleye groten bekoringen, dar de kranken mede bedroued
werden, dat drudde stucke is van guden vragen, de men don
schal by deme steruenden mynschen, dat verde is van guden
anretzingen vnd leren, de men den seken don schal, dat vefte
stucke is van guden gebeden. de de seke vnd ok de gesunden
mynschen spreken scholen."
Die „Sterbekunsta schliesst f. 65b mit den Worten:
„We nu sus wil van hir scheden, deme is des not, dat
he desse wise vnd lere woi vore bedenke in syner gesundheyd,
jo he bed steyt in syner krankheyd. Ok is nutte vnd gar
vromelik, dat eyn islik in syner sundheyt vorwerue vnd vthkese
eynen truwen vrund, de by eme blyue in des dodes nod vnd
helpe eme na desser lere, wormede he mach. In der lesten not
vind me seldene ware vrund, wente de ware vrund arbeydet
na synes vrundes salicheyd, men de valsche vrund bewiset sik
vrundlik vmme synes gudes willen. Hir vmme rade ik eyneme
isliken, dat malk synes sulues vrund sy vnd berede sik na
desser lere, de wile he gesund is, so enbehoued he des nicht in
der krankheyt."
Darauf folgt eine Geschichte, auf die ein Notandum
am Rande besonders hinweist. Sie geh6rt nicht zur „Sterbe-
kunsta. Weil aber dort verschiedene Gebete ftir die Sterbe-
stunde angefiihrt sind, wird sie der „Sterbekunst" angeschlossen,
da auch sie wirksame Sterbegebete enth<. Sie ist dem
Mirakel von Buschmann eng verwandt. Sie lautet:
f. 56* „Ein pawes lach an syme lesten vnde vragede
syneme capellane, deme he wol getruwe, watte gud he eme
wolde na don. He sede, wat he vormochte. Do sede de pawes :
Ik beghere vnd bydde van dy, dat du my wiliest na spreken
dre pater noster in der tyd, also du merkest, dat ik vorschede.
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— 6 —
Vnd schald de spreken myt guder andacht in desser wyse:
Dyt hilge pater noster spreke ik to eren deme groten angeste,
den Cristus Ihesus hadde in syner hilghen mynscheyt in der
tyd synes gebedes, do he vor uns bludich sweth vth syneme
hilgen lichamme ghod, vnd offerde dat syneme hemmelschen
vadere vor vnse sunde. Vnd bidde god, dat he den angest
sette vor alle mynen angst vnd vruchten vnd bescherme my
vor den angst alle myner vyende. Dat ander pater noster
sprek in de ere des lydendes Ihesu Cristi, alse he led an
deme cruce vnd besunderen alse he led in der stunde, alse syn
hilghe sele schedede van deme lichamme, vnd bidde ene, dat he
dat bittere lydent syneme hemmelschen vadere offere vor
f. 56b alle myne sunde. Dat drudde pater noster spreke
in de ere der vnsprekeliken leue Ihesu Cristi, de ene toch
van deme hemmele an dyt ertrike vnd dwang ene to deme
groten lydende dre vnd druttich jar. Vnd bidde ene, dat he in
der leue my opene syn ewyge ryke vnd entfange my dar in,
dat he myt syneme lydende my vorworuen heft, des ik van
mynem vordenste vnwerdich byn. — De capellane sede, he
wolde id gerne don.
Alse de pawes gestoruen was, quam he drade to deme
capellane in groter clarheyt vnde sprak: Leue vrund, dy sy
ewich Ion van gode. Ik bin in groten vrouden ane alle pyne
dorch dyn getruwe bed. Wente alse du dat erste pater noster
gesproken haddest, quam Ihesus Cristus vnd wysede syneme
hemmelschen vadere syn bludige swet, dat he vor vns gegoten
heft, vnde vordreff van my alien angst vnde vruchten vnd
alle we. Do du dat andere sprokest, do wysede Cristus Ihesus
syneme vadere alle bytterheyd synes lydendes an deme
f. 57a cruce vnde vorgaff my alle myne sunde. Do du dat
drudde pater noster haddest gesproken, do wart my de
hemmel geopend, dar schal ik my jnne vrouwen to ewygen
tyden. Ere sy god in der hoghe. Hirmede vorswand de sele.
De capellane kundigede dyt velen luden, vnd id quam dar na
in eyne gude wonheyd, dat me dyt also velen doden na dede.
Vnd id is myldichliken wol to louende, dat de wyse gode
gantz anname sy, wente de jnnigen bidders twydet god gerne.
Amen. Et sic est finis. Omnis vita sapientis est meditacio mortis.
Jeronymus."
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— 7 —
Es ist jedenfalls nicht zufallig, dass es kein Geringerer
als ein Papst ist, der nicht durch seine eigenen Verdienste,
sondern nur durch die fromme Fiirbitte in den Himmel kommt.
Am interessantesten ist in diesem ersten Teile der
Buschman. Die Fassung weicht wesentlich von der bisher be-
kannten, von W. Seelmann veroffentlichten ab; diese verh<
sich zu der Emder fast wie ein magerer Auszug zu einer
ausfuhrlichen, lebensvollen Darstellung.
f. la steht oben von der Hand der Rubrikators von
blauen Strichen eingefasst Buschman. Dann beginnt der Text
„In deme namen godes. Amen. Id geschach na der , gebort
Cristi M.cccc. jn demeXXXVIIS? jare, jn deme manen Nouember,
jn deme lande to Cleue Collensches stichtes, in eynem dorppe
genomed Mederich, belegen by Dusberge der stad also genand,
vppe sunte Mertens auend, dat sik dar openbarde eynes
mannes geyst, na der tyd, alse he gestoruen was, vertich iar
myn XII weken. Syn name was Hinrik Buschman, ichteswanne
eyn ackerman, vnd syn openbaringe gyngk alsus to.
Id gheschach in deme suluen iare vp sunte Mertens
auende, dat eynes ackermannes sone dar sulues de perde
scholde halen vt der weyde, vnd was eyn knecht van XXV jaren,
geheten Arnd Buschman van deme suluen gheslechte, vnd he
wonede myt eynem ackermanne, genomed Bernt Buschman.
Alse Arnd des auendes quam vp den hof vnd syne
perde bestet hadde in den stal, do was de dach vndergan. Do
leep ene an eyne staltnisse eynes f. lb groten hundes, de was
vael van haren vnd leet, eft he in deme drecke gewolterd were,
vnd drengede vp ene, alse eft he ene wolde byten. Arnd
ward sere vorveret vnd drengede sik an eynen thun vnd bevoel
sik gode vnd dede vor sik dat teken des hilgen cruces. Do
bleef dat deer bestande vnd anckede alse eyn krank mynsche,
vnd Arnd gyng do hen synen wech. Dar na motte erne dat
deer to mennighen tyden vnd anckede vnd suchtede iamerliken
vnde lude, dat velen luden wol witlik is, de dat mede horeden
vnd seghen.
Dar na ging Arnd to syneme perner, geheten her Johan
van Dynslaken, vnd dede syne bicht vnd kundygede feme desse
gheschychte. Do sede de perner: Id is eyn geyst, de begeret
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lichte hulpe van dy. Du moest1) ene besweren. Arnd sprak:
Des en kan ik nicht, vnd my is lede vor ververnisse, ok weyt
ik to der besweringe nene wyse.
Dar na gheschach id in der vasten" f. 2 fehlt. In der
Kegel stehen 26 bis 27 Zeilen auf einer Seite. Es
fehlt also was dem Seelmannschen Texte S. 41 Zeile
15 bis 30 entsprach. f. 3* (f. 2a Babuckes) „mochte, vppe
dat se van der noet quemen. Men Amd wyste neyne wege,
vnd de geyst dreff groten*) iammer, vnd alse dar we quam
vnd vragede, wormede men eme mochte to hulpe komen, so en
leet de bose geyst, de ene regerede vnd pynegede, eme nicht
seggen, wor mede men eme helpen mochte. Also weren dar
etlike, de reden Arnde, dat he gynge to Collen, dar doctores
vnd lerde hide weren, vmme rad van ene to sokende, wo he
deme geyste helpen mochte.
Amd gyng hen to Collen, dar was he bet in den
drudden dach, men he ne vand dar nemende, de eme rad
geuen konde, dar vmme dat de geyst nicht gesecht hadde,
wor mede men eme helpen mochte. Alsus was Amd in grote
bedrofnisse, vnd nam orloff vnd gyng wedder na hus in grotem
wemode. Do he vp dat velt quam by Dusseldorppe, dar motte
eme eyn prester, de was to male eyn schone, herlik man, vnd
was ghecledet myt witten klederen. He was so schone vnd
herlik, dat Amd vorschrak, vnd entsettede sik so sere, dat
he ene nicht f. 3b dorste anseen. Do sprak de prester: Amd,
hebbe guden trost. Ik wil van godes gnaden dy witlik don,
wo du deme geyste scholt helpen van den pynen. Amd sprak:
Leue her, synt iw de sake witlik, hebbe gy se to Collen van
my gehored? De prester sprak: Id is de geyst van Hinrike
Buschmanne Do wolde Amd denu f. 4 fehlt. Es fehlt
was dem Seelmannschen Texte S. 42, Zeile 22 bis 47,
S. 43, Zeile 1 bis 4 entsprach. f. 5* (f. 3a Babuckes)
„Amd: Ik weyt nicht, wo vele der wunden weren" —
f) Der Schreiber hatte zuerst 8mochsta geschrieben, das er dann
durchstrich.
2) Vor „ iammer * in der Handschrift eine Rasur.
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f. 44b „Desse vorschreuene openbaringhe begunde in sunte
Mertens auende vnd endigede vp den dach der hemmelvard
Cristi vnses heren, also stund id XXVI weken. Vnd were
jemand, de desser openbaringe nicht gelouen konde, de mochte
komen1) f. 45a in dat vorbenomede dorp Mederich vnd vragen
dar vele lude, den id witlik is, vnd by namen Bernde Busch-
manne, Fyen syne husfruwen, wente id vp erem erue geschen
is, Hinrike Pasmanne, eren knecht, vnd alle ere andere gesinde,
den id alien wol witlik is; vnd vele andere lude, de Arnd
dar ok by brachte, der ichtwelke in deme suluen dorpe vnd et-
like dar by in anderen dorperen vnd jegenoden wonen, alse
mit namen Hanse Buschmanne van Berge, Euerd Busch-
mannes 2) sone, vnd Hinricuse, des pastores brodere van Mederich,
de myt Arnde to Aken ging, vnd vele andere lude, den dyt
mede witlik is. Ok mochte me Hinrike Buschmanne hemeliken
vragen, deme de geyst syne teyn kynder gedodet hadde, vnd
wo Arnd eme dat witlik dede.
Arnd lerde noch scriuen vnd heft desse hystorien ge-
screuen, ok is se van anderen lerden luden bescreuen, den se
Arnd gesecht heft. God geue vns hir also to leuende, dat wy
myt gode ewygen moten leuen. Amen. Et sic est finis."
Beachtung verdient vor allem der Schluss der Emder
Fassung, der den bisher bekannten fehlt, der ausdrtickliche
Hinweis auf gelehrte Bearbeiter der Geschichte. Dass Arnd
erst schreiben lernen musste, um sie aufzeichnen zu konnen,
ist eine kleine Konzession an die Wahrscheinlichkeit. Es ist
vollig iiberfliissig, mit Graeber und Seelmann, zu untersuchen,
wieviel von den erzahlten Vorgangen der Wirklichkeit ent-
sprach, da das Ganze offenbare Dichtung ist. Wichtiger ist
die Frage, wer als Urheber derselben zu betrachten ist. Seel-
mann hielt „irgend einen Kleriker" ftir den Verfasser. Er hat
dabei die eigentliche Tendenz der Erzahlung vollig tibersehen.
Es war sicher nicht zuf&llig, dass es gerade ein Dominikaner
') Es folgte ursprunglich Bto", das der Schreiber aber selbst
durchstrich.
2) Dor Schreiber irrte hier von einem ersten „8one" auf das
folgendQ zweite ab und (ibersprang daher die Worte, bei Seelmann nach
den Hsa ABC: ,sone und Arnoldus Lakem Borchardus."
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war, „frater Johannes de Essendia, ordinis praedicatorum con-
ventus Wesaliensis, sacre theologie professor tf, der sie schon
1444 ins Lateinische tibertrug. x) Mit Recht wunderte der Ueber-
setzer sich, dass die Messen auf Geheiss des Geistes in Koln,
nicht in der Clever Gegend gehalten, und auch die Almosen
dort verteilt werden sollten. Er setzte es aber auf Rechnung
des bosen Geistes, der in seiner Bosheit die Clever Geistlichen
und Armen habe verdachtigen wollen. Priifen wir die Sache
selbst.
Die betreffende Stelle lautet in der Emder Hand-
schrift f. 5a (Babuckes f. 3a ) „Du scholt nemen XXXVI Rey-
naldus guldene vnd dre Colnesche witte penninge vnd gha hen
to Colne vnd kop dar brot mede vnd ga vor de kerken,
dar arme lude sin vnd der alemyssen begeren, vnd giff isliken
armen mynschen eyn brod van eynen Collenschen morken, so
is der allemyssen genuch. Dar na lad lesen XXX myssen in
desser wyse : Gha to der predekere clostere, den ersten prester,
den du dar sust, den lad lesen vyff selemyssen vnd giff erne
souen Collensche wytte pennynge. So ga to dem gardiane van
den mynren broderen, deme lat lesen de negen myssen van
den negen koren der hilghen engele vnd gyff erne IX Collensche
witte pennynge. Denne ga to vnser leuen vrowen broderen in
der capellen, dar dat grote bilde vnser leuen vrowen steyt.
Welk prester vor deme belde misse leset, deme lat lesen de
XII missen f. 5b van den XII apostelen vnd giff erne XII Col-
lensche wytte pennynge. Do sprak Arnd: Vnse kerkhere be-
geret ok, dat he der myssen welke moge lesen.2) De geyst
sprak: So lat erne lesen de IIII missen van vnser leuen
vruwen, der werden moder Cristi.
Arnd gyng hen to Collen vnde dede, alse eme de geyst
gesecht hadde, vnd gyng to den presteren vnd sede ene alle
vorschreuene stucke van deme geyste vnd vragede erer isliken,
wat he wolde nemen vor de myssen to lesende. Vnd se
!) Die alteste Hs. dieser Uebersetzung war friiher im Besitz des
Dominikaners Heinrich Kaltisen, vgl. Seelmann Nd. Jb. VI, 35.
a) In der Seelmannschen Fassung wird hervorgehoben, dass der
Pfarrer die Seelenmessen unentgeltlich lesen will: „umme godes willen*
a. a 0. 45, vgl. die Anmerkungen S. 13, 14, 15.
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spreken alle, dat he geue wat he wolde, se wolden id gerne
don. Arnt gaff erer islikem dat gelt, alse erne de geyst hadde
ghesecht, vnd de myssen worden alle gelesen.u
Die Messen sollen also in Koln von einem Prediger-
monche (Dominikaner), einem Minderbruder (Minoriten, Franzis-
kaner), einem Frauenbruder (Carmeliter) gelesen werden. Erst
als Arnd auf den ausdrlicklichen Wunsch seines Pfarrherrn hin-
weist, wird auch dieser berucksichtigt. f. 6b (f. 4b Babuckes)
horen wir Naheres von ihm, es ist „her Johan, deghen, unse
pastor to sunte Aposteln" in Koln. Er hat statt der aufge-
tragenen vier Messen deren funf gelesen: „vppe dat id deste
beter worde, wente wy alle breklik sin vnd vnuullenkomenu,
also nach der Meinung des Verfassers, im Gefiihl seiner Unzu-
langlichkeit. Es ist unverkennbar, die Ordensgeistlichen stehen
dem Verfasser hoher als die Weltgeistlichen. So sind auch
an andern Stellen der Erzahlung, wo von Priestern die Rede
ist, immer Ordensgeistliche gemeint, vgl. S. 13 fgg. Beabsichtigt ist
ferner die Reihenfolge, in der die Ordensgeistlichen hier genannt
werden, zuerst die Bettelmonche, an ihrer Spitze die Domini-
kaner. l) Noch an einer andern Stelle zeigt sich, wie sehr dem
Verfasser die Hervorhebung der Dominikaner am Herzen liegt.
Arnd kann durch seinen „perner Johan von Dinslaken", vgl.
oben S. 7 fg., nicht erfahren, wie er den Geist beschworen soil, auch
die „doctores vnd lerde lude to Collentf konnen ihm keinen
Rat geben, es muss ein verklarter Priester vom Himmel
kommen — deshalb wagt Arnd ihn nicht anzublicken, vgl. S. 8.
Er tragt weisse Kleider, nicht als Verklarter, sondern als Domini-
kaner. Es musste also ein Dominikaner aus dem Himmel
kommen, um die wunderbaren Offenbarungen des Hinrik Busch-
man zu ermoglichen, kein anderer ware so wtirdig gewesen,
dass er die Beschworungsformel hatte wissen und lehren
konnen.
Nicht verschweigen will ich, dass eine andere Stelle
eine besondere Vorliebe fur die Franziskaner an den Tag legt.
Der einzige Heilige, der ausser Maria und Jakob von Compo-
!) So ist es wohl auch nicht zufallig, dass der Dominikaner fiir
8 eine funf Seelenmessen sieben kolnische Weisspfennige erhalt, wahrend
die ubrigen Ordensgeistlichen fiir je eine Seelenmesse einen kolnischen,
Weis8pfennig bekommen. Der Weltgeistliche liest seine „um godes willen."
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stella in der Erzahlung namentlich aufgeftihrt wird, ist Fran-
ziskus. f. 31b (Babucke) heisst es von ihm „De wyle sunte Fran-
ciscus noch wertlik was, do enwas he noch der mynsten
vroude nicht werdich, men dar na, alse he sik meer vnd raeer
to gode gaff, ward he meer vnd meer vroude werdich. Vnd
ik sach ene in der jegenwardicheyd Ihesu Cristi, vnd he hadde
eyn so wol getzieret cruce in synen handen myt so groten
vrouden, dat id nicht mynschlik is to sprekende.tf
Weitere Aufschltisse liber den Kreis, in dem der Ver-
fasser zu suchen ist, uber seine Anschauungen und seine Ab-
sichten, sowie tiber die Beachtung, die seine Ansichten fanden,
geben die zahlreichen Randbemerkungen der Emder Hand-
schrift, die oft von einem Nota oder einer ausgestreckten Hand
begleitet, auf die fur die damalige Zeit wichtigsten oder inter-
essantesten Stellen die Benutzer der Handschrift aufmerk"
sam machten. Sie geben keineswegs den Inhalt aller Ab"
schnitte !) an. Sie sind bald lateinisch, bald deutsch abgefasst'
stammen alle aber von der Hand des Rubrikators. Sie be-
finden sich meistens auf dem Seitenrande, einigemal auf dem
oberen Rande, daher ist im Folgenden nur das Letztere ange-
merkt, sie selbst sind durch fetten Druck bezeichnet. Die Blatt-
zahlen sind der Bequemlichkeit halber uberall im Folgenden
die Babuckes.
Der Rubrikator teilt uberall die Auffassung des Ver-
fassers, wir haben auch ihn ohne Zweifel in einem Kloster der
Bettelmonche, sei es der Ordnung des h. Dominicus, sei es der
Ordnung des h. Franciscus zu suchen.
Er lenkt die Aufmerksamkeit auf die Stelle, wo von
einem Weltgeistlichendie Rede ist, der an den Sonn- und Fest-
tagen mit seinen Bauern in den Krug ging, mit ihnen wiirfelte
und auch sonst boses Beispiel gab.
f. 20b „Turpe est doctori, cum culpa redarguit ipsum. Cepit
Ihesus facere et docere etc. (De pastor) is in groten pynen,
doch wet he wol, dat he dar van komen schal, na velen iaren,
anders is syn pyne der helle pyne gelyk. Do vragede Arnd:
^Unrichtig sagt Seelmann a. a. 0. 39, nach Liibbens Mitteilung:
„doch soil am Rande angemerkt sein, welchen Inhalt die einzelnen Ab-
schnitte haben.'4
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Wor mede heft he de pyne vorschuldet? De geyst sprak: He
denede1) meer der werlde vnde den sunden wenne gode. He ge-
bod synen kerspelluden to holdende de bode godes vnd der
hilgen kerken, men suluen held he se nicht. He gebod to
vyrende de hilgen daghe, men suluen vyrede he nicht. He
gyng myt synen geburen to krughe, he dobelde, he botzede,
he vnkuschede, he ghyrede na velen lenen. He was steyl vnd
homodich.2) Sus nemen syne kerspellude bylde van eme, vnd
dachten, were dyt so grote sunde, alse he prediket, so endede
he id yo suluen nicht. Wy don, alse he deyt, he wil io ok
gerne to gode komen. Alsus leueden etlike na eme vnd liden
ok nu de pyne myt eme."
Auf das Loos der Ordensleute im Jenseits
weist er hin:
f. 35* „van begheuenen luden vnd van presteren3) Arnd sprak :
Varen ok wol4) geystlike lude to den pynen, de de ordene hebben
entfangen? De geyst sprak: Alle geystlike lude, monneke, nun-
nen, prestere, welkes ordens se synt, de komen sunder pyne
to gode, eft se eren orden rechte geholden hebben; men se
moten erst alle pyne seen, er se to gode komen. Dar voret
se de engel vry dor, sunder pyne. Jtem de monachys qui non
tenuerunt ordinem suum etiam cuiuscunque status ab ecclesia ap-
probatum. De auer eren orden nicht gheholden hebben, de
werden gepyneged sunder barmherticheyt, id ensy dat se peni-
tencien dan hebben."
Die Priest er und ihre Pflichten betreffen noch ver-
schiedene Randbemerkungen.
!) Vor „meer" eine grossere Rasur.
*) Die Seelmannsche Fassung stellt sich auf die Seite der Welt-
geistlichen, a. a. 0. 53 steht nur: „he plach to gebeiden de hilgen dage
to viren und brak se selven myt arbeyde und myt korne in to vorene."
Dagegen werden an der folgenden Stelle die Sunden der Ordensleute
genauer angegeben, statt „de auer eren orden nicht geholden hebben"
unserer Fassung, heifct es bei Seelmann „de eren orden gebroken hebt
myt houerdige, myt giricheit und myt unkuscheyt."
') Bezieht sich, wie aus dem Folgenden hervorgeht, nur auf die
Ordensgeistlichen.
*) Nach „wol" „vele" vom Schreiber durchstrichen.
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f. 21* „van der misse vnd de se holden Arnd sprak : Synt
de missen van alien presteren allyke gud geholden, vnde den
luden de se horen. *) De geyst sprak: God is allyke grot vnd
allyke weldich in eyner ysliken myssen, men f. 22* yd en is
deme prestere, de yn dodsunden consecreret vnd eyne quade
vorsate heft, nicht vromelik, ok den, de syne bosheyt mede
weten, nicht so hulpelik, alse wan se van eynen guden prester
mysse2) horen. Wente wol dat dat werde sacrament al-
lyke ho vnd mechtich is, de oratione sacerdotis so en is doch
eynes snoden presters gebed god so anname nicht alse eynes
guden. Wente god horet gerne reyne3) herte. Wan auer eyn
prester syne bycht deyt in warer ruwe synesherten, in guder
vorsate, so is syn bed gud. van dem offer vp dat altar Arnd
sprak: Wan men offerd vp dat altar, kumpt dat ok den
selen to nut. De geyst sprak: Dat offer is eyn alemyssen
vnd id is den selen gar nutte myt der myssen, eft dat offer
van rechtuerdigem gude is. Vnd dar na alse dat offer in sik
gud is, so is id ok vor gode gud, dest id rechte ghewunnen sy,
alse myt swarem arbeyde, edder van gude, dat god vnd de
nature geuen heft4). Is id auer van duue, roue, wukere, val-
scher kopenschop edder in snoden spelen vorworuen, so enis
id gode nicht anname. Vnd f. 22b dat is sere vromelik, dat me
rechtuerdich gud ofifere vp dat altar, dar de mysse iegenwar-
dich is. Malum est sacerdotibus, si non reddant pro offertorijs
Missas, vigilias et psalmos etc. Et si non fuerit eis necesse, dent
pauperibus etc. non tenentur persoluere cum orationibus propriis etc.
Id is auer den presteren bose, eft se ere gebed nicht endon
vor dat offer myt myssen, vigilien vnd salmen.5) Vnd welk
*) Hier fehlt wol: „ allyke gud gehort." Bei Seelmann, a. a. 0. 53
ist die ganze Stelle wieder absichtlich gekiirzt. Die Frage lautet: „Sint
de mysse van alien preisteren gelike gud gehoirt." Der Geist nimmt
demgemass dort nur auf die, welche die Messen h6ren, Rucksicht.
2) Nach „my8seu eine grossere Rasur.
s) Vor „herteu ein „hu vom Schreiber durchstrichen.
4) Auch hier ausdriickliche Rucksichtnahme auf bauerliche Ver-
haltnisse. Es ist wol nicht zufallig, dass sie bei Seelmann a. a. 0. 64
fehlt; ebenso wie der folgende Satz „Id is auer — gode nicht anname."
*) Bei Seelmann : „it is den preisteren bose, wan dat se dat offer
nicht en verdeynen, alse se schuldich sint, myt vigilien und myssen/1
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prester des offers nen behuff heft, de schal id geuen armen
luden edder presteren, de des behuff hebben. So is he vnuor-
plichtet, vor dat offer to biddende."1)
Auf die Strafe des bosen Beispiels weist er auch
noch an einer andern Stelle hin.
f. 17a „de malo exemplo Welk prester edder we id sy,
de dar bose lere edder quade bylde gifft anderen luden myt
homode, myt gyricheyd, myt swalge, myt quatze, myt dobelende
edder myt anderen bosen spelen vnd myt vnkuscheyd, edder
welkerleye arch id sy,2) alle de genne, de na erer lere vnd na
eren bilden in de pyne komen, de vorbeyden denne syner in
groten pynen. Wan he denne steruet, so varen se denne myt
erne to groteren pynen. a
Mit Recht findet der Rubrikator die Stelle beachtens-
wert, wo auseinandergesetzt wird, dassman in jedem Stande
selig werdenkonne, dass aber wer ins Kloster gehe, um Weiss-
brod zu essen und gute Tage zu haben, die Ordensregeln aber
nicht befolgen wolle, besser in den Ehestand trete und esse,
was die Arbeit seiner Hande ihm einbringe.
f. 32b „Nota hie aliqua bona. In omni statu ab ecclesia ap-
probate possit quivis saluari, si debite viuit in eodem. Arnd sprak :
Watte stad mach ik annemen, dar ik salich inne werde? De
geyst sprak: In3) alien staten, de van der hilgen kerken
») Bei Seelmann nur: „Und wan se des nicht enbehouen, so
solden se id umme god gheven, so weren se darvan vrig und lois.u
a) Auch hier mildert die Seelmannsche Fassung, sie redet nur
von den Priestern und nur von dem bosen Beispiele, nicht von der bosen
Lehre und ist dabei viel kxirzer, vgl. a. a. 0. 60: „Und so is id ock myt
den preisteren, de quade exempele geuen den luden myt giricheit, hover-
digen vnd unkuscheit vnd myt quaden spelende."
*) Die Seelmannsche Fassung a. a. 0. 69 zeigt wieder beachtens-
werte Abweichungen , die wol samtlich beabsichtigt sind. Zunachst
hat sie: „In allerleie state, de nicht verboden en is in der hilgen scrift,"
wahrend die Worte der Emder Fassung sich vor allem auf die Orden
beziehen, die von der Kirche verboten sind. Nach diesem ersten Satz hat
die Seelmannsche Fassung ein Plus: „It were groit verdreit, de eynen
orden aneme, den he nicht halden en mochte, winte oppe dat ende, dat
ene got halde." Im folgenden fehlt bei Seelmann der charakteristische Be-
weggrund zum Eintritt in einen Orden. Ebenso fehlt dann alles von
„und worde vordomed" bis „der almyssen dar leuede." Diese letzten Worte
deuten wieder auf die Bettelorden.
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nicht vorboden synt, mogen de lude salich werden. We ok
seghe eynen orden, de nicht gehalden worde, gynge he dar in.
nicht vmme godes willen desulven wyse to holdende, vnd nicht
na der regelen to leuende, men dat he wys brod vnd gude
dage mochte hebben, de dede alse eyn, de deme anderen
volgede in eyne putten, vp dat he sik mede vordrenkede.
Id were erne nutter, dat he ginge in dat hilge echte,
f. 33a vnd ete dat arbeyd syner hande, vnde queme in
den chor der echten lude, wen dat he den hogesten chor vor-
denen wolde, vnd worde vordomed in de grunt der helle,
dar vmme dat he den orden annam vnd der almyssen dar
leuede vnd den orden nicht halden wolde."
Nachst den Ordensleuten liegen dem Verfasser und dem
Rubrikator am meisten die unteren Volksschichten am
Herzen, deren Rechte die Bettelmonche den Reichen und
Machtigen gegeniiber mit Entschiedenheit zu wahren suchten.
Darauf fuhren mehrere Randbemerkungen.
f. 33a „Ackerlude Arnd sprak: Komen ok vele acker-
Jude in de pyne? De geyst sprak: De1) ackerlude hedden wol
eyn seker leuent, wen se de gebode helden. Vnd dar na alse
se de gebode holden, werden se gepyneged vnd gevrowed. Ik
hebbe vele ackerlude in den pynen geseen, men doch nicht in
den2) grotesten pynen. Wente de weldenere vnd de rouere
nemen ere pyne vele van ene vppe eren nacken, wor se de
armen lude vorweldigen vnd pynegen. Ik hebbe der vele gheseen
in den grotesten pynen, de sik des vrouweden, wan orloge
vnd vnvrede vpstund, vppe dat se der armen lude gud mochten
*) In dem entsprechenden Abschnitt bei Seelmann a. a. 0. 60
ist weder von dem „sichern Leben" der Bauern, noch von den „armen
Leutenuund ihrer „sauren Arbeit" die Rede. Es heisst dort: „Id is myt
alien luden darna dat se de teyn gebode godes halden. Ik hebbe vele
ackerlude in pinen gesein und nicht vele in der meisten pine. De rovere,
dey se plegen to versturen, de nemen ock erer sunde vele, und dey hebn
de meysten pine, vnd ock so heb ik wol doitslegere geseyn, de vele lude
to unrechte doit gestagen hadden und de hadden ock alle der lude pine,
de van den to unrechte vormordet weren, und de meisten pine hadden
de ghene, dey groit orloghe opgehaven hadden, dat dorpe vnd stede ver-
brant worden und de lude to unrecht doit geslagen worden, dey saten
in alte groten pine."
2) Vor „grotesten" eine Rasur.
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kryghen.1) Vnde de genne, de sodane orloge vnd krych
maken, dar lude vnde dorppere vrame vorderuen, vnd arme
lude, de vnschuldich synt, gequelet vnd eres suren arbeydes
entweldiged f. 33b werden, de hebben myt Lucifer de
grotesten pyne, eft se nene penetencien don. Dariiber am
oberen Rande der Seite: Qui ordinant discordias et ordinant,
quod boni et simplices subpeditantur et eorum bona arripiantur, et
in hoc gaudium tales peruenient et post banc vitam cum Lucifero etc."
f. 33b „van orloge vnd roue. Ik hebbe suluen ok alto grote
pyne gehad dorch orloges 2) willen. Wente do ik by mynen XXV
jaren old was, do wart ik mede vorbodet vppe eyne reyse.
Dar men rouede vnd brande, dar was ik mede vnd stak ok
eyn hus an, darvan der kerken hus mede vorbrande. Dat hadde
ik gebichtet, men ik enhadde so vele bote dar nicht vor gedan,
alse dar vor borede, dar vmme moste ik dat swarliken vor-
boten in deme vegevure."
f. 25* „ Do vragede Arnd na ichtwelken steden, de he
benomede, dar de lude vnder wilen sodanne wunder plegen to
seende. wad id were. Do3) sede de geyst van so velen selen,
de dar gepyneged werden, dat id vordretlik vnd altolank
altomale to scriuende were. Van doden ackerluden, deuen, roueren,
swolgeren etc. Vnd de mynste deel weren ackerlude gewesen,
de sik vnredeliken ander lude gudes vnderwunden hadden, alse
myt afplogende, edder anders. Dar weren welke mede, de
bouen sostich jar hadden dod gewesen, Vnd menliken werden
se in den steden vnd jegenden gepyneged, dar se gesundiged
*) Vor „kryghen" eine grossere Rasur.
*) Bei Seelmann „vmme bernens willen/1 Im Folgenden ist die
Erzahlung bei Seelmann viel ungeschickter : „op eyne reyse, dar wy
branden vele huse. Dar was ick al myt den eirsten vnd stack de huser
mede an. Do was dar ein hus mede, dat horde der hilgen kerken to,
dar stack ik eyn hus so na by an, dat der kerken hus mede brante.u
Auffallender Weise ist dann bei Seelmann von der Beichte keine Rede,
was gewiss nicht zufallig ist.
*) Vgl. zu dem Folgenden bei Seelmann a. a. 0. 55, wo u. a. die
grflssere Kurze und die abweichende Reihenfolge auffallt: „Do sachte de
geyst van somygen luden, der ein deil wol sestich iare doit hadden ge-
wesen, dat id wunder was, vnd id waren de meiste deil ackerlude ge-
west und hadden mallick ander er eyn dem anderen sin land affgewunnen
und gestolen, und ock ander sake gedan und waren de meiste deil oppe
den steden, dar se de sunde gedaen hadden/1
Jahrbach der Gwollsch. f. b. K. a. vaterl. AltertUmor zu Emdon, Bd. XIV. 2
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— 18 —
hebben, alse mit stelende, mit rouende, myt afplogende, myt
dobelende, myt swelgende, edder anders, wo denne de sunde
geweset is. Vnde der kumpt welk noch to gode na velen jaren.
Vnd etlike moten to der vordo- f. 25b menisse, de ere sunde
nicht beruwet vnd gebichtet hebben. *
f. 24b Oben am Rande: „Walt vnd der werlde klukheyd.
Ik1) bekande wol eynen man, de hadde wald vnd der werlde
klukheyd. He plach arme symple lude to vorweldigende vnd
vordruckende myt syner behenden clukheyd vnd wald. Desse
besloch vnd brak vnder sik eynen kamp, de der gemeynheyt
to horede, dar armer lude quek vnde haue plach dar vppe to
weydende. Dar na, do he starff, ward he dre jar vppe deme
kampe gepyneged in den helschen vlammen. Dar na ward he
begrauen in de helle, dar schal he werden gepyneged ewygen
sunder ende. Vreuel vnd bose, kundich vppe houewerk. Ok be-
kande ik eynen man, de was vreuel vnd bose vnd dede vele
arges. He was kundich vnd wacker vppe houewerk, de ward
to lest dod erslagen van synen vyenden. Vnd he scholde noch
achte jar hebben geleued, er he naturlikes dodes gestoruen
were. De was de VIII jar in groten pynen vp der erden vnd
quam dar na in grotere pyne der helle. Ok sede de geyst van
so velen geysten, van woldeneren vnd roueren dat rouere
vnd weldenere plegen to wesende, wo de vppe der erden ry-
den vnd gepyneged werden de tyd, de se noch f. 25a oben am
Rande: van den dede ere eghen lif vnd leuent vorkorten nota hie
mochten geleued hebben. Vnd van anderen wertliken luden,
de ere leuend vorkorted hadden mennigerhande2) wys, myt quatze,
myt swalge, edder mit dodslage. Van denseren vnd houereren
myt eren vrowen in groten pynen. Vnd wo etlike dantzen vnd
houeren myt eren schonen vrouwen in so groten pynen, dat
id greselik is to horende, vnd denne noch in vele grotere pyne
der helle moten komen vnd ewich bliuen.tf
Geschickt weiss der Rubrikator aus den Selbstbekennt-
nissen Hinrik Buschmans das Charakteristische herauszufinden.
>) Vgl. bei Seelmann a. a. 0. 65, wo alle charakteristischen
Zuge unserer Fassung fehlen. Der Abschnitt ,0k sede de geyst van so
velen geysten — ewich bliuena fehlt dort ganz.
2) Vorher „mennyger leye wis", von derselben Hand durchstrichen.
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Er lenkt die Aufmerksamkeit gerade auf Kleinbilder aus
dem Leben der damaligen Bauern.
f. 9a am oberen Rand: „propter tria peccata tarn diu
fuit Buschman in penis. Am Seitenrande stehen die be-
treffenden Zahlen. 1. To deme ersten, do ik was by XX
jaren old, do dede ik eyne sunde myt vnkuschet, de dar ropt
in den hemmel: Wrek here, wrek. Vnd dor schemede willen
hadde ik de sunde nicht clar vthgebichtet, so dat de prester
nicht wol konde vnderscheden de grote der sunde. 2. De ander
sunde was dyt. Ik hadde eynen sone vnder mynen kynderen,
de beslep *) eynes armen mannes dochter. De wart erne so leff ,
dat he se wolde to der ee beholden wedder mynen willen.
Vnd dat sperede ik lange, dat se in echtescop nicht scholden
syn. Wente ik hadde gerne seen, dat he se hedde vorlaten vnd
hedde wor eynes2) ryken mannes dochter genomen; mer he
beheld se to der ee wedder mynen willen. Dar vrame3)
warp ik myne vnhulde vp ene. Vnd god halp erne, dat he
meer tytlikes gudes vnd ere ghewan, wen alle myne anderen
kyndere nach der werlde lope. Desses hinderes vnd der vn-
hulde achtede ik vor nene sunde. Vnd dat is harde swarliken
an my ghe- f. 9b pyneged. 3. De drudde sunde was. Ik hadde
entfangen van eyneme manne de Testamento XII guldene, de
bevol he my in syme testamente, dat ik de scholde keren in
godes ere armen luden. Vnd dat let ik vngedan wol XXII
weken. Vnd de suluen XII guldene weren myt deme gelde,
dat myne kyndere my stelen, dar hir vore aff gesecht is. Vnd
vmme des suluen geldes willen mostestu de alemyssen to
Colne geuen, alse vore ghesecht is. Anders hadde ik nene so
grote sunde gedan, dar ik sus lange so grote pyne vmme
drofte geleden hebben."
x) Bei Seelmann ist es verfeinert, der Sohn heiratet das arme
Madchen gleich, vgl. a. a. 0. 47 „de betruwede eyns armen mannes
dochter und behelt sey to der ee. Dat kerde ick mannighe tijt, dat se
nicht in echtschop en solden sin, und ick hedde gerne geseyn, dat he se
achter weghen gelaten hedde und hedde eyns riken mannes dochter ge-
nomen, mer myn sone behelt se tgegen mynen willen."
*) Vor „ryken" eine Rasur.
») Vor „warpu eine grossere Rasur.
2*
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f. 9b „eynes hundes leuent Arnd vragede. Worumme
openbaredestu *) dy ersten alse eyn hund, vnde na alse eyn
mynsche? De geyst sprak: In myner jungen ioged hadde ik
eyn derlik leuent. Vhd do ik was by mynen XX jaren, do
ward ik wilde vnd vnkusch, vnd hadde eynes hundes leuent.
Ik en dachte nicht vele vppe god, noch vppe dat tokomende
leuend, men ik leuede so hen myt anderen jungen doraftigen
luden na deme vlesche. Ik at des sondages vor missen. Ik
gyng gerne tho spelen, to dantzen, to loser gesel- f. 10* schop
vnd nicht gerne to der kerken, efte na aflate. Dat allend
eynes vnredeliken deres leuend was. Men do ik quam to mynen
XXX jaren, do nam ik eyne echte husvrouwen vnd begunde do
to synne to grypende, alse dat ik ichteswat begunde to leuende
alse eyn mynsche. Darvmme openbarde ik my dy2) erst alse
eyn hund vnd na alse eyn mynsche. Vnd darvan hebbe ik noch
pyne. Wente myne bloyenden ioged vnd inwendigen 8)
krefte, sterke, vornuft vnde wysheid, de my god hadde geuen,
de scholde ik erne hebben weddervpgeofferd, also dat ik der
scholde hebben gebruket to godes loue, to syme denste vnd to
syner ere. Do offerde ik dit4) den duuelen, myneme vlesche
vnd der werld vnd den sunden, dat is sere in my gepyneget. 6)u
f. 10b „de peccatis Luciferi Arnd sprak: Welk weren de
sunde, dar Lucifer vmme ward6) vorstod? De geyst sprak:
Homod vnd had. Vnd do ik by mynen XXV jaren old was,
do ward ik houardich vnd bleff also wol XXX jar, er ik
penitencien dar van dede. Arnd sprak: Wat was dyn houard?
De geyst sprak : Ik leet my dunken, ik were beter vnd erebarer
wen etlike andere lude. de vestimentis Ik leet my maken vor-
wendede cleder, de scholden yo sunderlik vnd seltzen wesen. Ik
wolde scho hebben yo myt langen sneuelen, rocke myt vor-
») Zuerst hatte der Schreiber „openbarest"geschrieben, das er dann
durchstrich.
2) „dyu vom Rubrikator iiber der Zeile nachgetragen.
3) Nach „inwendigen" eine grossere Rasur.
4) „dit" auf dem Rande von der ersten Hand nachgetragen.
*) Zur ganzen Stelle vgl. bei Seelmann a. a. 0. 47.
°) Nach „ward" eine Rasur.
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wendeden knopen, kogelen mit langen talteren.1) Ik wolde yo
mit den besten geseen wesen na der werlde lope, dat allend
houardicheyd is.2) Ok plach ik den duuele to erende in synen
spelen. Vnd vnerede mynen schepper vnd loser, in deme dat
ik plach to ouende de vormaledyeden spele, alse3) dobelen,
worptafelen, botzen vnd andere bose spele, dar had, afgunst,
vormaledygynge vnd vnrechte begherlicheyt ane was.4) Dat dede
ik wol seuen jar, er ik affleyt. Vnd hedde ik f. lla dat noch
eyn jar lenger gedan, so wolde5) my god hebben laten dot
slan vp deme spele, vnde scholde denne ewichliken vordomed
syn gewesed."
f. "lla am oberen Rande: „Hic enumerantur qui prae
ceteris dampnantur propter grauedinem et enormitatem peccatorum
vt patet intuenti Ac. Arnd sprak: Welker hande sunder werden
meyst vnd swarest6) vordomed? De geyst sprak: Nota. De
grauitate peccati et dampnatione peccatorum. Mordere vnd be-
sundergen, de sik suluen edder ere eygenen kynder, edder ere
maghe morden, vnd dodslegere, houardige mynschen, dobelere,
woeldenere, valsche rychtere, wukerere, vnd de in deme banne
vorhardet blyuen, eebrekere, vnkuscher vnd vord andere sundige
lude. Dar na alse de sunde in ene grod syn, dar na werden se
sware vordomed. Nota. We auer syne sunde bichtet vnd
>) Bei Seelmann lautet die Stelle a. a. 0. 47: „Ik leit my ver-
went cleiden vnd leit schou maken myt langen snabben. Ick leit rocke
maken myt verwenden knopen vnd kogelen myt velen sterten." Nach
AC. : „induebar vestibus superbis et preciosis calceis cum longis rostris et
induebar tunicia curiose nodatis, capuciis fractilitatis" ; nach 0.: „ich lyess
mich euenturlich cleyden; ich lyess schoen machen myt langen sneuelen.
Ich lyess roecke machen myt verweinden knoiffen. Ich lyess koegelen
machen myt vyll snytzelen." Meine Hs. hat am Schl.: „couelen mit veel
hackelen." S. 20 Z. 8 hat sie st. „vor missen" „onder der missen".
*) Bei Seelmann a. a. 0. 47 „myd den meisten (meine Hs. : „mitten
besten gesien wesen end mitten meesten") gesein wesen na der werlde
lope" mit Fortlassung des Folgenden „dat allend — in deme dat."
*) Nach „alse" eine grossere Rasur.
4) Bei Seelmann fehlt „vnd andere — ane was."
•) Nach „ wolde" eine Rasur.
•) ,vnd swarest" fehlt bei Seelmann a. a. 0. 48. Der Geist ant-
wortet dort nur: „Doitslegere und dobbeler und ander sundere, dar na
dat se grot sint in sunden und bisunder, de ere eighenen kindere doden
efte des geliken, de werden alle verdomet, und vort wokener, hoverdighe
vnd unkusche lude." Meine Hs. fiigt hinzu: „end ouerspoelre."
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beruwed, de nemach nicht werden vordomed, wo grod ok
de sunde sy, vnd wo vele erer syn. De vsura. woker. Arnd
sprak : Wat is woker vnd1) ban ? De geyst sprak : Wat de hilge
kerke vor wuker holt, dat is ok vor gode wuker. Vnd wene
de hilghe kerke myt rechte to banne deyt, de is ok vor gode
in deme banne. Werd auer jemand myt vnrechte to banne,
dan so kumpt de ban vp den, de ene dar myt vnrechte in-
brachte, vnd en schadet desseme nicht. Wene ok de hilge
kerke myt rechte absolueret, de is vor gode geloset."
f. 14* oben am Rande: „Houardie vnd vndanknamicheyt
f. 13b Arnd sprak: Van watte sunden quam f. 14* dy desse
pyne nu an? De geyst sprak: Van2) myner houardye vnd vn-
danknamycheyd. Ik was stark vnd gesund an myner com-
plexyen vnd vthwendigen ledematen vnd gebrukede der meer
to der werlde behegelicheyd vnd to den sunden, wen to der
ere godes.3) Ik wart achtevnachtentich iar old, vnd god4)
gaff my vele tytlikes gudes, men ik en was gode dar so5)
danknamich nicht vor, alse ik bilken plichtich was. Ik tru-
*) „vnd ban" fehlt wie es scheint aus Versehen in der Seel-
mannschen Fassung, da die Antwort darauf Riicksicht nimmt; im Fol-
genden l&sst diese Bearbeitung aber wohl absichtlich die Bemerkung
iiber den unverschuldeten Bann, die Worte „ Werd auer — en schadet desseme
nicht" aus.
J) Auch in diesem Absatz zeigt die Seelmannsche Fassung a. a.
0. 49 dem Emder Texte gegenuber manchfache Verkurzung. Es fehlt im
ersten Satze „vnd vndanknamycheid," im zweiten folgt auf „gesund*
nur noch „(was) in myme levene", alles iibrige ist gestrichen, ebenso der
Satz „Ik truwede — weren". Auch die darauf folgenden Saltze sind ver-
kiirzt, die Seelmannsche Fassung hat nur: „alse ick in de kercken quam,
so wolde ick sitten an dem hogesten ende und sochte eyne sachte stede,
und als men dat hilge sacrament opborde, so en kneigede ick nicht dan
op eynen kneige und nicht op beiden kneigen als ick schuldig was" u. s. w.
Von weniger Bedeutendem abgesehen, ist dann der zweite und dritte
Grand seines Reichtums bei Seelmann unverstandig zusammengeworfen.
Es heisst dort: 8Und wat dat ick der hilgen kercken schuldich was van
teynden off van anderer schult und ock wertliken luden, dat plach ick
to betalen, als ick hedde gewolt, dat men my hedde gedaen, wan men
my wot schuldich was."
3) Nach „ godes" eine Rasur.
4) »god" auf dem Rande von demselben Schreiber nachgetragen.
*) Nach ,80" eine Rasur.
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wede vppe myn grote gud vnd l) achtede my dar van
edeler vnd beter syn wen andere lude, de arm, sympel vnd
othmodich weren. van kerk ghande sunder homod. Wan ik ok
quam in de kerken, so kos ik yo vth eyne hoge vnd sachte
stede, vnd menede, dat ik vor anderen luden des wol werdich
were. Dat allend homod was. In der vphavinghe Christi so sat
ik vp eynen kny. Vnd alse men vpborede den licham Ihesu
Christi, dat hogede werde sacrament, so satte ik my men vppe
eyn kny vnd nicht vppe beyde kne, alse ik plichtich was. Vnd v
wan me den soten namen Ihesus edder Maria sang edder las,
so nygede ik my f. 14b nycht, alse ik plichtigen scholde dan
hebben, vnd hebben gode danket vor syne gude vnd woldat,
dat ik ok ryke was van tydlikem gude. Diuicie fuerunt sibi
date primo propter veritatem verbi et facti etc. vt patet hie. Vnd
dat gaff my god vmme drierleye sake willen. To deme ersten.
Ik was waraftich in mynen worden, vnd bewysede dat myt
den werken. Wente myn ja was ya vnd myn nen bleff nen.
2. To deme anderen male. Wes ik plychtich was der hilghen
kerken vnd mynen ouersten, dat gaff ik yo van deme besten
vnd nicht van deme slymmesten. 3. To deme drudden male.
Weme ik wat schuldich edder wes plichtich was, dat betalede
ik to rechten tyden vngemanet, alse ik wolde, dat me my
gedan hedde. Dit held ik also van der tid an, alse ik begunde to
rykende, bet dat ik2) starff.
Vnde wete, alse ik old was by XXX jaren,3) do was
!) Nach „ vnd" eine grossere Rasur.
*) Ebenso nach „ick".
') Willkfirlich geM,ndert in der Seelmannschen Fassung, a. a. 0. 49:
„Do ick eyn junck man was van dertich jaren.8 Im Folgenden fehlt dort
„vnd ock v. dogeden/ Nachher heisst es dort bloss: „Ick plach des hilgen
dages to arbeiden, wat ick to done hadde, boden to senden (meine Hs.:
„van byen te snyden,"), dat dede ick op den hilgen sundach, und kopen-
schop to handeln. Ick plach ock myn korn in to voren in dem bowede
op den hilgen dach und plach ock des hilgen dages to dobbelen und to
dantzen. (Meine Hs. fiigt hinzu: „End ander spoel te doen, dienochveel
cleynre waren, daer ic enen penninck mede wan of verloes.") Hijr hadde
ick alle dey teyn gebode godes mede gebrocken und dar umme so wort
got tornich op my, wante ick des hilgen dages gut wolde wynnen, und
he leit myn gut dar umme vergaen myt grotem ungelucke.B Ich habe
die ganze Stelle angefuhrt, damit man das Ungeschickte und Verworrene
dieser Darstellung erkennen kann.
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ik noch arm van tydliken gude, vnd ok van dogeden.
Ik was vlitich vnd dede groten arbeyd, men yd en halp
my nicht, vnd dat was myner groten sunde schult. An
f. 15a oben am Rande: Hir volget, wo Buschman langhe arm
was, dar van dat he nicht vyrde den sondach vnd ander hilghe
daghe etc. den hilghen sondagen vnd ok an anderen hilgen da-
gen wolde ik yo gud wynnen, dat tegen got was. Ik arbeydede
suluen, wes ik in deme huse to donde hadde, vnd myne
knechte vnd kinder mosten to holte vnde to der stad varen
vmme kopenschopp, vnd mosten in der erne myn korne in-
bringen. Vnd wan ik sulkes nicht to donde hadde, so vyl ik
vp eyn erger, alse vppe dobelen, worptafeln, botzen, edder
vppe ander sundige werk. Vnd wente ik des hilgen dages yo
wolde gud wynnen tegen den willen vnd tegen de gebode
mynes scheppers vnd teghen de gebode der hilghen kerken,
dar vmme sande god vppe my syne1) wrake.
Wente2) ik ward gevanghen vnd geschatted, dat wedder
vorsluch myn korne vp deme velde, perde, koye, schaep vor-
storuen my. Vnd ik ward to lesten so arm, dat ik dorch
schemede willen wolde hebben gaan vth deme lande. Alse
ik in desseme iammere was, f. 15b gyng ik to myneme kerk-
heren vnd klagede erne myn grote vngelucke. Do sprak de
kerkhere: Dit ungelucke ne kumpt dy anders nerghen vmme
to, wen vmme dyne sunde vnd besunderen dar vmme, dat
du nicht wult vyren de hilghen daghe, men du wult gud wyn-
nen mit quaden spele, vnd myt arbeyde, de tegen den willen
godes syn. Do antwordede ik erne vnd sede: In den hoghen
festen vnd in den aposteldagen plege ik nicht to arbeydende,
mer ik dobele, edder botze wol, edder spele vp den worp-
tafelen vmme tytvordriff.3) Do sprak de kerkhere: Dies domi-
nica est summum festum, ergo sanctifica illam cum observatione
») Nach „ syne a eine Rasur in der Handschrift.
*) Auch hier macht die Seelmannsche Fassung den Eindruck
nicht gerade geschickter Bearbeitung, a. a. 0. 50: „Ick wart gevangen
und geschattet und dat weder ersloich myn korn, de mort sloich myn
have doit perde koyge, dat ick so arm wort, dat ick ute deme lande
wolde gaen, op dat ick dar nicht verschemet en worde, wan dat ick
broit solde bidden. Und do ick sus arm wort, dou u. s. w.
8) Statt dessen stent bei Seelmann nur: „Ik plege doch de
aposteldage to viren und de groten hochtide."
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aliorum mandator urn, si vis vitam ingredi etc. Id en is nen groter
hilge dach wen de hilghe sondach, den god suluen gheboden
heft. Vnd wultu salich werden an lyue vnd an sele, so hold
de ghebode. Vnd in den spelen brekstu1) serer dyne vire
wen myt arbeydende. Wente in den hilghen dagen schalme
betrachten vnd bedenken de woldade godes, vnd louen vnde
benedyen god. Auer in dessen f. 16a spelen werd god gehon-
spraket vnd vormaledyed. God gebud vns ok, wy en scholen
nicht begheren eynes anderen gudes. Merke, we myt derae
anderen spelet, wen he nicht synes gudes beghere! Vnd dar
mede heft he godes bod gebroken, ane ander mennigerleye
sunde, de in den spelen schen, alse vormaledyginge, honsprake,
dure swerend, had, afgunst, gyricheyt, torn, vnd vnderwilen ok
mord vnd dodslach. Dar vrarae hatet god de spele gantz sere.
Hir vmme rade ik dy, dat du holdest de gebode godes vnd
der hilgen kerken vnd vyre de hilgen dage na alle dyner
mogelicheyt. Do ik desse rede horede mit velen anderen
stucken vnd guden leren. de he my dar vortellede, do nam
ik dat sere to synne. Vnd ging dar na wedder to eme vnd dede
myne bicht van der vyrebrake vnd van den bosen spelen vnd
entfeng myne bute vnd vyrede do meer de hylghen dage vnd
leet van den vordomeden spelen. f. 16b Dar na enstarff my
myne haue nicht meer vnd ik ward gantz rijke van tijdliken
guderen vnd schal nu hebben dat ewyge gud by gode.u
Von den Lebensregeln, auf die der Rubrikator auf-
merksam macht, seien nur wenige aufgefuhrt, sie zeigen, wie
sehr die Erzahlung auch in dieser Beziehung die Bediirfnisse
der unteren Volksklassen im Auge behalt.
f. 36b „Arnd sprak: Wo2) mach ik ghesund werden an
der sele? De geyst sprak: serva mandata. Hold de gebode.
Wes othmodich, barmhertich3), rechtuerdich, do eynem ysliken
alse du woldest, dat he dy scholde don. Sis paciens. Vnd
*) Bei Seelmann folgt noch: „vnd vijr den hilgen sundach gelich
dem hilgen kerstendaghe van alien saken gut to wynnen." Alles was
dann die Emder Fassung fiber das Spielen hat, fehlt dort, also alles
von „Vnd in den spelen — na alle dyner mogelicheit,u wahrend in dem
darauf Folgenden auch dort des Spielens wieder gedacht wird.
2) Vgl. Seelmann a. a. 0. 61.
*) Vorher stent von derselben Hand „barm", das durchstrichen ist.
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wes geduldich in alle deme, dat dy god tovoged, so werstu
wol gesund an der sele vnd ok an deme lichamme.1)"
f. 41b „des morgens so schalme vro gode denen. Lere2) ok,
dat du gode des morgens vro denest, slap nicht in den sun den
so lange, dat de sunne dy beschyne vp dyneme bedde. Wente
Christus alle tyd vru vor vns gewaket hefft. He brak syne
rowe8) vru,4) vppe dat he vns vru brachte in de ewygen rouwe."
Wie sehr der Verfasser auf die Anschauungen des
Volkes Riicksicht nimmt, zeige zum Schlusse die Stelle, die
auch der Rubrikator besonders hervorhebt. Er setzt statt des
kirchlichen Begriffes derSchutzpatrone den echt volks-
tiimlichen der „kornotena.
f. 34b „Vnusquisque debet habere aliquos sanctos in honore
praecipuo et reuerentia hie eo viuente, vt subueniant illi in ex-
tremis necessitates ad dominum deum. Sunte6) Jacob hadde ik
gekoren to eynen vorspreken in der tyd, wan ik scholde
steruen. Vnd darvmme erede ik ene meer wen andere apostole.
Vnd also mach6) eyn islik mynsche welke hilghen vthkesen,
de he sunderliken ere, alse syn kornuten, de stan denne tru-
weliken by erne in synen noden, wan he steruen schal.a
Aus der in den Anmerkungen durchgefuhrten Ver-
gleichung der beiden Fassungen hat sich ergeben, dass die
bisher bekannte eine sp&tere Bearbeitung ist, die absichtlich
den urspriinglichen volkstiimlichen Charakter der Schrift ver-
wischt. Sie stellt sich auf die Seite der Weltgeistlichen, ver-
sucht iiberall kirchlich korrekte Anschauungen zum Ausdruck
zu bringen und hat nur noch ein geringes Interesse far die
unteren Volkskreise.
Die Beurteilung der zweiten Handschrift, der eigent-
lichen Handschrift des Gedichtes Josepes, die noch im funf-
*) Vorhergeht durchstrichenes »lyue".
*) Vgl. Seelmann a. a. 0. 63.
') „rowe" am Rande von demselben Schreiber nachgetragen.
4) Nach „vru" eine Rasur.
») Vgl. Seelmann a. a. 0. 60. Statt des letzten Satzes mit seinem
volkstiimlichen Gehalte steht dort das kirchlich Korrekte : „Und so mach
eyn yuvelich apostel vor den menschen bidden in dem dode."
•) Nach „mach" eine Rasur.
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zehnten Jahrhundert mit der Buschmannhandschrift zu-
sammengebunden worden, kann vollig absehen von den drei
letzten Stticken, dem Inhalt von f. 213b bis 219b , denn sie
offenbaren hochstens die Denkweise <derjenigen, die beide
Handschriften zusammenbinden liessen. Der wahre Charakter
der Handschrift zeigt sich bei der Betrachtung der Stiicke
1 bis 5 (= 5 bis 9 der Gesamthandschrift).
„De ere der hemelschen ovinge," die das irdische
Leben als Vorbereitung fur das himmlische auffasst, ist das
geistliche Gegenstiick zu der weltlichen Prosa, in der an der
Hand ausgewahlter Stellen aus alten Klassikern und Kirchen-
schriftstellern Anweisungen gegeben werden, wie man sich urn
das gemeine Wesen verdient machen soil. Zwischen beiden
Stticken steht ein kurzer Nachweis in Form eines Ketten-
schlusses, dass Gott in dem Masse, wie man ihn lieb habe, wolle,
wie man wolle. Ich lasse diese drei Stiicke nun in der Reihen-
folge der Handschrift folgen, zunachst die weltliche Prosa, die
wol geeignet ist,' uns das Verstandnis der Eigenart der Josep-
handschrift zu erschliessen. Sie zeigt, wie die klassischen
Studien damals das Interesse fur das Gemeinwesen belebten.
Die Aeusserungen der klassischen und kirchlichen Schriftsteller
waren wol kaum aus eigener Lesung ihrer Werke gewonnen,
sondern entstammten aller Wahrscheinlichkeit nach Sammlungen
von „Auctoritates,a die sich in lateinischen Handschriften der
Zeit oft genug finden lassen. Unverkennbar ist in der Schrift
die Vorliebe fur die „undersatena, die „undertanena,
den Herren werden ihre Pflichten jenen gegenuber in ernster
Weise vorgehalten.
f. 142a bonfe doctrine pro communi bono. Hir sind ghe-
sammelt gude, nutte lere der heydenschen vnd andere meyster to
der ghemeynen nud. Plato secht inThymeo: De stad werd
alderrechtuerdighest gheschicket, dar nement syner eygene
begherede en volghede, dar eyn juwelik mere . vnd vordere
sochte dat ghemeyne gud wen syn vordel. Dar vp secht
Tulius in deme boke van dem ampte. Platonis lere vnd
gebot was, dat me to deme ersten denken schal vp den ghe-
meynen vromen, vnd dar vmme vorgheten schal me eghenen
vromen vnd vordel. Dat ander ghebot is, dat me so dat ghe-
meyne achte, dat me io nicht dat ene deyl the vor dat ander
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del. Tulius in deme drudden boke der ampte secht:
Der1) voerweser meyninghe schal syn, dat ere vrome sy der
ghemeynheit vrome, vnd scholen der nature volghen vnd don
alle vnse werk in dat ghemeyne. We syn vordel socht myt
eynes anderen schaden, dat is mere wedder de nature wen de
doet. Ok mot van not dat gemene vorghan, wor eyn socht
syn vordel f. 142b myt eynes anderen schaden. Dat erste
fundament vnd grunt der rechtticheit is, datme nemende schaden
do. Dat ander, datme deme ghemenen gude dene. Tulius
in tusculanis questionibus secht alsus: We mach in
deme mynschen efte mynschliken slechte beter wezen, wen de
sik rekent gheboren to hulpe vnd to bewarende ander lude.
Tulius secht echter ad Philippum: Deme edelen horet to
grote dinghe to achtende, nicht ghelt, nicht eghene wait edder
macht, sunder leue, ere vnd vromen der borgher vnd der vnder-
saten vnd eren vrede. Nicht myn sorghe ik, wo dat ghemeyne
gut na mynem dode sy, wen wo id hude2) edder dallingh
sy. So secht ok Tulius in libro de officiis. Sunte Au-
gustinus in libro de civitate dei secht: Do de Romeschen
vorsten hadden bekanntnisse vnd wetenheyt der dyngh, de
ghescheyn weren, vnd dar vth merkeden tokomende dinghe,
do stot ere rike vredeliken vnd wol. Do se auer leten regeren
de vnuorsochten iungelynge, de de rechticheit nicht bekanden
vnd annamere weren der personen, f. 143* do vorloren se
dat rike der werlde. Hir vmme worden desse versch ghescreuen to
Rome in eyne ewyge dechtnisse. Versus: Moribus antiquis res
stat Romana virisque. Dyt is so vele secht: By olden guden seden
vnd by olden mennen bleff bestande dat Romesche ghemeyne
gud. Versus. Est triplex vile: tacitus liuor, et iuvenile consi-
lium, pro me sunt hec destructio Rome. Dyt is: Dryerleye sno-
dicheyt dat vorderuede Rome vnd ok noch alle stede, vorholen
hat vnd kyntlik rath. Eygene nuth, allent vor myk, de vor-
storen mennich blyk. Vnde versus: Roma vetus veteres dum te
rexere Quirites, nee bonus immunis, nee malus vllus erat. 0
>) Verleitet durch den Anfang des vorhergehenden Satzes schrieb
der Schreiber hier irrtiimlich „datu.
*) E8 folgt in der Handschrift nach einem ausradierten Buch-
staben „hute".
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Roma, do dy regereden de olden, do bleff neyn vrome vnbe-
kant vnd neyn bose vnghepynighet. Vnde versus: Defunctis
patribus sepultis praua iuuentus, quorum consiliis debilitata
ruis. Do de veder begrauen weren, do volgede de quade io-
ghet, myt der rade du krenket wordest vnd vellest. Dyt
merken alle stede vnd lande, vnd laten de olden redeliken
raden, willen se by eren bliuen.
Beter1) is wisheyt wen sterke vnde eyn vorsynnich
man efte vorsichtich f. 143b meer wen eyn rese. Hir vmrae
horet ghy konynghe vnd gy vorwesere vnd richter der werlt:
Iw is ghegeuen van dem heren macht vnd kraft van deme
ouersten, de wil beuragen iuwe werk vnd vndersoken alle
iuwe danken, wente alse gy synt deners synes rykes. En
hebbe gy nicht rechte geordelt noch gheholden de ee der
rechticheyt vnd gewandert na deme willen godes, so wert he
iw to hant greseliken vnd swarliken openbar, wente dat alder
hardeste ordel schal werden den vorstenderen, den kleynen
vnde den vndersaten schal barmherticheyt scheyn. Auer de
mechtighen scholen mechtliken2) ghepyniget werden, den
sterkesten is instande de starkeste pyne vnd crucinge. Hyr
vmme o gy regerer 3) tho iw syn myne rede, vppe dat gy
leren wysheyt, wente we der rechtuerdicheyt wardet, de
wert recht.
Hebbet lef de rechtuerdicheyt, gy de de ordelt de werlt.
We deme lande, secht Salomon4), dar de here eyn kynt is vnd
de vorsten vro ethen. Alse de vorste is, so werd gherne sin
volk. Eyn vnwetende vnd vngeleret konningh efte vorste is
vorderfnisse sines volkes. f. 144* De stede bestat vnd werdet
vorvullet van deme vorsynighen efte vorsichtighen. In psalmo
secundo :5) Et nunc reges intelligite etc. Nu gy konynge vorstat
vnd latet iu leren gy richter der erden. Augustinus scrift
J) Am Rande: „1° sap 2°* = libro Sapientiae secundo. Gemeint
ist Eccl. 9, 10: „Et dicebam ego, meliorem esse sapientiam fortitudine.8
*) Vorhergeht „mechtic*, das der Schreiber durchstrichen.
a) Vorher durchatrichenes „richtera.
4) Am Rande: „sap l°a = Sapientiae primo. Eccl. 10, 16: „Vae
tibi terra, cuius rex puer est et cuius principes mane edunt.*
•) Ps. 2, 10: 8Et nunc reges intelligite, erudimini qui iudicatis
terram.*
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dar vp : Id is iw nutte, dat gy leren vnd nicht myt dur konic-
heyt en herschen, sunder myt vruchten des heren aller heren,
dar van iw vorstantnisse vnd lere mach ghegeuen werden,
deme denet mit vruchten. Vnrecht krenket, recht sterket,
doget vorhoghet, vndoget vorstoret, darvmme was de werlt
guldene, do de wysen regereden vnd de ouersten de wisen
hoerden vnd de mester. Dyt schole gy vorsten merken vnd
hoeren. To deme ersten so wetet, dat neman schal der her-
schop begheren dor syner lust edder vromen, sunder dorch
vromen der meynheyt. De herschop eschet sorge vnd arbeyt,
dar to wert eyn vorstender ghekoren, nicht to syner lust, noch
dar vmme dat he moghe beyaghen noch bekrigen land vnd
lude edder wreken synen torne, sunder wo he dat ghemeyne
gud vordere, vortsette und betere myt redelicheyt vnd rechte.
Merket ok, wo vele de olden vromen vorwesere ghedan vnd
geleden hebben vmme dat f. 144b gemeyne. Augustinus
secht: Ane rechtichet syn de rike vnd de lande nicht men
mortkulen. Idem: Rechticheit is not alien riken vnd steden
vnd ok den bosen. De rouere vnd mordere konden nicht
bestan ane rechticheyt, se moten like delen den roff, edder
ere ghesellen werdet deme houetmanne gram vnd settet ene
aff. Ambrosius secht: De rechte heft dat gemene gud vor
syn eghene vnd syn eghen vor dat gemene.1) Justicia, rechtuer-
dicheit is erst to gode, dar na in dat ghemene lant, dar
na in de elderen vnd kinder, dar na in den vrunden vnd
maghen, to deme lesten in aldermalken mynschen. Wente
se2) gyft eynem iowelken dat erne tohoret, Gode lof vnd ere,
den ouersten horsam, den geliken rad, leue vnd hulpe, den
vndersaten hude, vromen vnd dwank. Godes ere geyt alle-
tyt vore. Dar vmme schalme nemande vromen yegen godes
ere vnd ee. Ok schal nement baten edder vromelik wesen
synen elderen edder vrunden noch kynderen yeghen ere, sette
edder tegen vromen des meynen landes. Rechtuerdicheyt3) is
eyn konninghynne aller doghet, dar f. 145a vmme secht
Tulius: Neman is rechtuerdich, den de den dot edder artnot
*) Vorher durchstrichenes „ghene.'
2) „sea am Rande hinzugefugt.
3) Am Rande: „Iustinianusa.
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edder ienich lident settet vor rechticheyt. Endracht, rechtuer-
dicheyt holt dat houet in deme ghemenen gude, wen id myt
endrachte gesammelt wert. Grot not is, dat endracht sy in
deme gemenen gude. Augustinus secht: Ik late iw eyn vast
rike, blyue gy een, eyn krank rike in twedracht. Wente also
van endracht kleyne dyngh wassen, also vorghan grote dingh
van twedracht. Jeronymus de lerer secht: Dat quadeste,
dat de duuel seygen mach in de werlde, dat is vnvrede vnd
twedracht. He en seyget ok neyn sat so gherne, ok vnder gude
hide, alse vnvrede vnd twedracht, Augustinus in libro
XIX0 de ciuitate dei secht van der salicheyt des vredes:
Vrede is eyn lutterheyt der synne vnd entvoldicheit des herten
vnd eyn vat der leue. Vrede benympt strit vnd scheydet or-
lyge vnd vorstillet den storm. Vrede tred den houard vnder
de vote. Vrede vorsonet twedracht vnd voreyneget vyentschop
vnd is alien luden gesellich vnd bequeme. Valerius secht:
Wor eyndracht wesen schal, dar mot ok f. 145b truwe wesen,
ane truwe deyt me schaden, entwerde myt macht also de lowe,
edder myt drogene alse de vos; de scholen beyde verne syn
van deme mynschen. AJse de mynsche is noch louwe effte
vos, so schal he ok ere werk nicht bewisen in bosem. De
rike schaden dicke myt macht, de armen myt droghene, dat
is vntruwe vnd vngeloue. Truwe vnd ghelouen men kan nicht
kopen myt golde edder myt tydliker bate, sunder myt doghet,
Ambrosius in libro de officiis. Me schal ok dat ghemene
gud myt rade schiken, wente dar is heil, dar vele rades is,
sechtSalomon in prouerbiis 2401). Tulius secht : Me bederuet
clene wapens, wor gud rad is. Salomonis rad halp der stat
Athenis bet wen de strid Themustuclis. Seneca de secht: He
ne batet nicht allene deme gemenen gude, de it myt wapene
beschermet, sunder de ok, de de lude anherdet vnd leret to
dogheden vnd holt se van vndoghet. Al wonet he in eynem
wynckel, nochtent werket he dat ghemene gud. De knechte in
deme schepe de lopen, de remen, de klymmen den mastbom,
de ienne auer de f. 146a dat roder vort, de sit stille, de deyt
doch dat meste vnd dat beste werk; nicht myt kreften, nicht
myt snelheyt edder rynicheit werden grote dinghere gedan,
») Prov. 24, 6: „erit fialus, ubi multa consilia sunt."
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sunder myt rade vnd wisheyt. Iroboam, Salomonis sone, vor-
loes X slechte van Israhel, dar vmme dat he nicht envolgede
der olden rat. Me mach den olden entlopen,1) auer nicht ent-
raden. Valerius de secht2) van eyneme de drowede, he hedde
vele swerde, de ander de antworde vnd sede3): Ik hebbe vele
jar. Mit rade der olden werd dat mene gud gemeret vnd
bewaret, also Augustinus scrift vnd vortellet van Philippo
Tenustocle. Vnd Valerius secht: Archimendis raet batede
der stat Syracusanam, dat se Marcellus nicht ghewynnen konde.
Isydorus secht: Demostenes vant dyt byspil ieghen konyng
Philippus in Grecia. De eschede van der stat Athenis, de he
belecht hadde, X wise mestere, gheuen se de erne darvth, so
wolde he afteyn. Demostenes sprak: De wulue wolden vrunt-
schop myt den schaperen anghan vnd beden, dat me en
gheue de hunde to ghysel des vredes, wente dar van kerne al
ere kyff tho. Do dat schude, do voren de wulue ane vruchten
vnd vare in de schap. So wolde Philippus f. 146b ok don
deme volke, hedde he de wisen. Hir vmme secht Seneca:
Geloues my, de de nicht schynen to donde, de doet dat meste.
Des ghelik halp Pytagoras, de leffhebber der wisheyt, so no-
mede he sik, do me ene vragede, wat he were, do sprak he:
Ik byn eyn philosophus, dat sprikt eyn lefhebber der wisheyt.
Vor erne heten de mestere Sapientes, dat is de wisen; auer
he rekende sik nicht vor eynen wisen, sunder vor eynen, de
de wisheit lefhadde. Desse sulue Pythagoras makede eyne
gantze stad, dat is jungh vnd olt, vrauwen vnd man, kusch
vnde vrome, de vor erne weren vnkusch vnde aller vndoghede vul.
Nicht allene myt guden seden, tzyret me dat mene gud,5)
men ok myt wisem rade schalme schikken dat mene gud. Me
schal id ok6) tzyren myt guden seden vnd doghentliken won-
heyden, also Augustinus secht vppe dat vers de ciuitate
dei: Moribus antiquis stat res Romana virisque: By den alden
radiert.
>) Nach ,, olden8 eine grossere Rasur.
2) „ secht a am Rande hinzugefugt.
3) „sedea am Rande hinzugefugt.
4) Am Rande „2° ethia isid." = secundo libro etymologiarum Isidori.
*>) Nach ;;sedentf mehrere Buchstaben, nach „tzyreta einer aus-
6) Nach „oka eine Rasur von etwa zwei Buchstaben.
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mennen vnd seden bleff dat Romesche ryke, vnd vrarae gebrek
der alden manne so synt ok de sede vorghan. Salustiusde phi-
losophus vnd ok Augustinus de civitate dei libro 2.° c.°
14.° f. 147* secht aldus: Gy enscholet des nicht menen, dat
vnse olden dat gemene gud grod nutteden myt wapen, were
dat also, so stunde id nu to male wol, wente wy hebbet schoner
vnd mer wapene vnd mer perde vnd gheldes, sunder id weren
ander dinghe, dar se dat gemene gud mede vortsetteden, de
vns vromede syn, alse vorsichticheyt bynnen deme huse,
rechtuerdicheyt enbuten, vrimot, de noch myt vorsumenisse,
noch myt quader lust was, noch myt giricheyt bevlecket. Hir
vore hebbe wy nu vnkuscheyt, giricheyt, openbare vorheuinghe,
hemelke ouerulodicheyt, wy priset rykedom, wy volgen vnser
tracheyt, vnder deme guden vnd quaden enholde wy nenerleye
vnderscheyt. Hyr vmme wor noch gude sede synt, dar wert
dat gemeyne gud wol gheschicket, vnde wor se nicht en syn,
dar mot id vorghan. Augustinus libro III.0 de ciuitate dei
capitulo 4.° secht van den edelen Romeren Scipion, de enrekende
dat gemene gud nicht salich, wen de guden sede vellen, al bleuen
de tynnen vnd de torne bestande. Augustinus epistola 5:
De vorkerden wedderstreuigen herte der sterfliken mynschen
holden dat ge- f. 147 b mene gud denne salich vnd menen, dat
id wol sta, alse se seyn de dake vnd ok de tynnen blencken,
vnd merken nicht de vnuledicheyt der sele. Se denken, wo
se grote vnd stolte radhuse tymmern, vnd achten nicht, dat
de grund der doghet vorstoret wert. De ouersten achten
nicht rechte to richtende der vndersaten sake, se denken allene
ouer se to herschende, se en achten nicht, wo se gude vndersaten
hebben, mer wo vele se vore syn. Augustinus in libro de doc-
trina cristiana dicit: In vsu rerum quarundam temporalium
mala concupiam reprobare, quare per istas fit abusus. Des landes
heren regeren nicht de sede, sunder de herschop ouer de lude
vnd ere gud, ere sorghe is, dat se pleghen erer wollust. Johannes
Crisostomus secht: Vmme godes willen efte vmme doghet willen
enkont se nichtes nicht don, auer vmme bate vnd vordel, vmme
lust erer ydelen ere don se alle dat se don. Gude sede komet
vt guder rechten leue, secht Augustinus in epistola 34.a Recht
leue is ok nergen mer in louigen, truwen, vromen krystenen
mynschen, de god bouen alle dingh so lef hebben, vmme syne
Jahrbach der Gesellsch. t. b. E. a. vaterl. Altertiimer zu Em don, Bd. XIV. 3
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ere vnd sin loff so sere soken, dat se leuer wolden dusent
dode steruen, den van eme treden, vnd hebbet dar na leff dat
gemene gud ok vor alle f. 148R erer liffliker vrunde gud.
Ambrosius in libro I.° de of ficiis secht: Darna dat de leue des
herten is, dar na syn de sede eynes yewelken vnd alle syne
bewegynge in donde, in latende. Dat vlut vt der leue des
herten. Eyn mynsche weyt dat, efte wetes nicht. Et cetera.1) Au-
gustinus in quodam serraone de2) innocentibus dicit:
Lucrum in archa, dampnum in consciencia, tulit vestem et
perdidit fidem, acquirit pecuniam et amittit iusticiam. Vte deme
herten vleten dre beke, dat synt ere, lust, vrome, vmme desser
dryer3) willen deyt eyn yewelik dat he deyt, edder he hopet ere
to beyagende, edder to sadende syne lust, edder vordel efte bate
to krygende. Doch nicht gelyk alle lude, wente eyn socht so
sere de ere, dat he sik der lust vnd des vromen trostet, de
ander volget so sere syner lust, dat he noch ere noch vordel
an sut, de drudde gift sik so sere to der bate, dat he noch
ere noch lust achtet, wo he vordel vnd bate krygen moge.
Vte dessen quaden beken kumpt alle vnvledicheyt vnd vndoget.
Desse dre heten in der hilghen scrift gyricheyt, vnkuscheyt
vnd houart. f. 148b Wor auer de rechte borne, dat is eyn gut
herte, vullenkomen is, dar springen desse dre beke sute vnde
gud vth, dat is auer allene, wor de borne gheplantet is in de
guden erde vnd in den harden steyn Jhesu Cristo, dar vlut vth
lust, war vrome vnd ewich ere. Dar vmme secht Augustinus
in libro de verbo domini: Hebbe god lef vnd do wattu wult,
alse eft he seggen wolde, hefstu god leff bouen alle dingh, so
enkanstu nicht ouel don.
To4) deme gemenen gude horet ok eyn wol gheschicket
*) Die Handschrift hat hier, soweit es sich durch gewohnliche
Typen ausdnicken lasst, „2Bte" mit einem Kompendium iiber dem „e\
„B" durfte fur die missverstandene Verbindung „Cea der Vorlage gesetzt
sein. Wollte man das erste Zeichen ala blossen SchnSrkel des „B", den
letzten Buchstaben als „s" fassen, so ergabe sich das hier unduldbare
„Beatusa, was auch nur als Schlimmbesserung der nicht verstandenen
Abkiirzung „Et cetera" aufgefasst werden konnte.
a) Nach „de" eine Rasur.
3) Vorher „drygera ausgestrichen.
4) Voraus geht von der Hand desselben Schreibers die Bemerkung:
„hir mach me vernoemen, wo me dat mene gud regeren schal etc.8
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— 35 —
andacht, menynge edder vpsate, so dat alle de yennen, de dat
mene gud regeren schollen1), de scholen hebben eynen willen
vnd eyne gude vpsate, dat dat ghemene gud blyue vnd vortga,
alsoTulius secht 2.°libro de officiis. Desse andacht hadden de
olden, de alle tyt den menen vromen setteden vor eren eghenen
vromen. Dar vmme secht Augustinus: Eyn wisman en achtet
vnd en rekent nicht syn ghud mer, wen enes yesliken anderen
gud. Auer de dulle gyricheyt, de en rekent yd nicht, dat id
syn sy, dat geme- f. 149a ne is, vnd spreken de doraftigen hide,
we deme gemenen denet, de en denet nemende, vnd merken des
nicht, dat de gode vnd alien vromen luden denet vnd sik
suluen mest. Seneca secht: De is luttik luden boren, de allene
vor dat volk syner daghe denket, vele myn vnd ergher is, de
de allene vor sik suluen denket. Wo de olden heren vnd
vorsten leuer hadden dat gemene gud, wen ere eghene gud
vnd ok ere lif, des syn vele exemple, dat is bilde, der heyden.
To voren van konnigh Codrus, de2) de envndetwynthygeste was8)
vanAthenis, dar van vnd van anderen scrift Augustinus de
ciuitate dei libro 5°. capitulo 80.4) Codrus gaf syk in den dot
in de kulen to Rome. Brutus dodede synen eghenen sone, do he
was yegen dat gemene gud. Seneca secht: De en leuet sik
suluen nicht, de nicht leuet to anderer lude nutticheit. Augu-
stinus de secht: Leden de heyden alien schaden vnd not vnd
vordret, vorsmaheyt vnd gynghen in alle vare liues vnd gudes
vnd leden willichliken ok den dot vmme dat gemene gud,
wat scholden denne de5) cristene lude don vor dat ewy- f . 149 b
ghe gud, ewigen ere vnd vroude vnd waren rikedom? Deden
dyt de heyden, ambedere des duuels, vmme ydele ere edder
vmme dogede edder vmme vromen des landes, vele mere
scholen id don de cristene vmme godes ere willen vnd vmme
der mynschen vnd ere suluen eghenen salicheyt. Alsus hebben
ghedan nicht allene de heydene, mer ok yoden, de godes vrunde
weren, vnd hopeden myt erne deel to hebbende na desseme
>) Vorher durchstrichenes Bscholdea.
*) Ein „detf am Rande hinzugefugt.
3) „wasa von anderer Hand.
4) Ausnahmsweise berichtige ich hier das Citat, Augustinus
spricht XVIII, 19 von Codrus.
*) Vor „de* durchstrichenes „criste\
3*
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— 36 —
leuende in synem rike. Alse Abraham, Moyses, Josue, Jepte,
Gedeon, Barach, Daniel, Samnel, Judas Machabeus vnd syne
brodere vnd ere vadere Mathatias, de sik alle gesettet hebben
vor dat mene volk in den dot, so me in deme olden testamente
in Moyses boken vnd Josue vnd in Judicum, der richter, vnde
Machabeorum vnd der konnynghe van israhel vint ghescreuen
openbare. Crisostomus super Matheum: Non solum illeest
proditor veritatis, qui mendacium loquitur, sed etiam qui non
libenter loquitur veritatem, vbi est loquenda, seu non libenter
veritatem pronunciat, quam libenter pronunciare, *) ac non
libenter veritatem defendit, quam libenter defendere conuenit.
Hec Crisostomus. Lichtliken tret de van der rechticheit, de
de mer der lude oghe vruchtet wen godes, dat f. 150* secht
Johannes myt deme guldene munde. Aristotiles, de
vorste der wisen heydene, de de vele heft ghescreuen vte dem
lichte der nature, wo de lude leuen scholen, wome huse, stede
vnd land vortsetten vnd regeren schole, wo de ouersten myt
den vndersaten to deme gemenen gude denen scholen, he scrift
quintopoliticorum:2) De ouerste schal sin godevruchtig,
so eren vnd vruchten ene syne vndersaten. He schal de
guden eren vnd vorhoghen vnd sik en vruntliken bewisen, de
bosen schal he laten ander lude pynigen, nicht suluen. De
ouerste doget des ouersten is, dat he sik entholde van der
vndersaten gude vnd entholde sik van veleme sprekende.
Der ouersten rechticheit is beter wen titlik salicheit.
Aristotiles primo rethoricorum, de secht: Salich is de stat,
dar de philosofi regeren. Hat vnd leue vnd eghen bate latet dicke
den richter nicht war seggen. Quader vnd snoder sin de, de
van nyges rike werden, wen de van oldynges rike weren,3) wen
se to der herscop komen. Aristotiles primo politicorum
secht echter f. 150b so: Also dat beste is eyn mynsche, de der ee
bruket, so is dat ergeste, dat de mynsche ane ee vnd ane
rechtichet leuet. Doget gif vnderscheydinge twischen den
edelen vnd vnedelen. Isidorus dicit: Virtus est animi habitus,
nature decus, vite racio, morum pietas, cultus diuinitatis, honor
humanitatis, eterne beatitudinis meritum. Ethimologia etiam vir-
*) Die Hs. hat „pronunciaria.
*) Verbessert in der Hs. aus „polliticorum\
3) Vorher durchstrichenes „weren worden".
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tutis hec est: Virtus enim dicitur quasi vis intus, et hec vis
consistit in acgressione arduorum et in tollerancia aduersorum
et in abstinencia placitorum. Hec Ysidorus. Borger, secht
Aristotiles 2°. politicorum, syn gesellen van eyner stad. Dat
beste eyner stad is, dat se eyn syn in vruntscop, der vrunde
gud is erer alle gemeyne. We lust wil hebben ane drofnisse,
de gheue sik to der philosophien. Eyn stat is nicht eyn vmme
eyner muren willen, sunder vmme ener ee vnd eyner wise to
leuende willen. De kan nicht wol herschoppen, de nicht heft
vndersate gewesen.1) Alle de yenne, dede vortsettet dat mene
gud, de synt rechte heren, dede auer eren vromen soken, dat
synt tyrannen. Hec philosophus. Aristotiles politicorum V°.
secht: Unmogelik is, dat de knechte sorchuoldich f. 151a syn,
dar de here vorsumende is.2)
Das Zwischenstiick fiillt die Riickseite des letzten
Blattes dieser weltlichen Prosa. Es hat folgenden Wortlaut3):
f. 151b Also vele alse du god lef hest, also vele vruch-
testu god. Also vele alse du god vruchtest, also vele bewarest
T) Hierauf weist eine Hand auf dem Rande besonders hin.
*) Darauf folgt ohne Absatz von der Hand desselben Schreibers
das Folgende, das also schon in der Vorlage gestanden hat: „Noch lof
schoner kledere, noch velheyt gheldes baten to deme wiue so sere also
doghet der sede. Vele swarliker drecht eyn, dat erne sin ere ghenomen
werde, wen dat erne syn gud genomen werde. Beter is de dot, wen don
yeghen de doghet. Ambrosius de virginibus scrift: Nemet eyn bilde
van den standen yuncvrouwen vnd entfanghet vruchten van den vallenden.
In yw en sy neyn vnhouesch antlad, wilde oghen, vngetemede tunghen,
tzyrlik lachent, lodderspyl, vntemelke kledere vnd klenade, houerdich
ghank. Begheret myne leuen dochtere van gantzen herten den, („deK ist
hinzuzufugen) schone oghen formet bouen alle mynschen, Jhesum Cristum,
de gecruciget is. Ambrosius. Wy bidden ene, dat he vns vnd alle yuwe
leuen vrunde vorvulle myt syner gotliken gnade vnd geue vrede, so dat
wy alle den ewyghen vrede moghen besitten in syner glorien myt eme
vnde myt alle synen hiighen. Amen.* — Das Ganze schloss sich wol
ursprunglich an als weitere Ausfiihrung der zuletzt stehenden Lehren
von der Tugend, richtet sich aber offenbar an Klosterfrauen. Der wirk-
liche Schluss der „Bone doctrine pro communi bono* fehlt wohl. Eine
genauere Untersuchung des Ganzen unter voller Beriicksichtigung der
Citate behalte ich mir vor. Hier verbot die Riicksicht auf den zur Ver-
fQgung stehenden Raum jedes nahere Eingehen.
*) Ich lasse es hier folgen, obgleich es schon langst abgedruckt
ist, weil es im Zusammenhange anders wirkt als vereinzelt.
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— 38 —
du dik vor sunden. Also vele alse du dik vor sunden bewarest,
also vele bistu by dik sulven. Also vele alse du by dik sulven
bist, also vele bekennestu dik suluen. Also vele alse du dik
sulven bekennest, also vele vorsmastu dik suluen. Also vele
alse du dik suluen vorsmaest, also wenich klagestu dynen
ghebreken. Also wenich alse du dyne gebreke clagest, also
duldich bistu. Also duldich alse du bist, also wenich be-
gherestu loves. Also wenich alse du loues begherest, also
wenich vorsmadestu den, de dik vorsmad. Also wenich alse
du den vorsmadest, de dik vorsmat, alse wenich bystu dynes
suluen. Also wenich alse du dynes sulues willen bist, also
vele is dy god leff. Also vele alse dy god leff is, also vele
wultu, dat god wel. Also vele also du wult dat got wel, also
vele wel god, dat du wult. Hir vmme van deme ersten to
deme lesten : also vele alse du god leff hest, also vele wel god,
dat du wult, vnd also blifstu an gode, also sunte Johannes
secht.
[Die Fortsetzung erscheint im nachsten Jahrbuch.]
Greifswald. Al. Reifferscheid.
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Die Ostfriesen auf Universitaten.
Von Fr. Sundermann, Lehrer in Norden.
Dritter Beitrag: Heidelberg 1386— 1662. ])
In Bd. XL p. 113 wurde 1364 als das Grundungsjahr
der Heidelberger Hochschule angegeben, wahrend es nach den
neuesten Untersuchungen 1386 heissen muss. Prof. Hautz in
seiner „Geschichte der Universitat Heidelberg" I. p. Ill ff.
nimmt zwar an, dass Pfalzgraf (spater Kurftirst) Ruprecht I.,
der Stifter dieser Hochschule, schon zu Lebzeiten seines Bru-
ders, des Kurfiirsten Rudolf II., vor oder um 1346 die erste
Einrichtung zur Beforderung der Wissenschaften traf und somit
die erste Anlage zur Universitas machte, giebt aber zu, dass
es dennoch erst nach Erapfang der 1385 ausgestellten Autori-
sationsbulle Papst Urbans VI. am 18. Oktober 1386 zur Eroffnung
einer Hochschule kam. Die altern Schriftsteller schwanken
zwischen 1339 und 1376, durch die Quellenstudien von Toepke
1884, Denifle 1885 und Thorbecke 1886 steht jedoch als Jahr
der Grtindung nunmehr 1386 urkundlich fest. Lokalpatriotis-
mus h&tte Heidelberg gerne die Prioritat vor Prag und Wien
gesichert, er spielte nicht nur hier seine verdunkelnde Rolle.
Thorbecke weist in seiner Jubilaumsschrift: „Die ftlteste
Zeit der Universitat Heidelberg 1386—1449" (Heidelberg 1886)
p. 6 ff. nach, dass die Ursache der Grtindung h5chst wahr-
scheinlich in der Nachwirkung des 1378 erfolgten papstlichen
*) I. Bologna, K51n, Erfurt: Jahrb. XI. 1895. S. 105; II. Rostock:
Jahrb. XH. 1897. S. 48.
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— 40 —
Schisma, verkorpert in dem feindlichen Gegensatz Rom und
Avignon, lag, welches bald die ganze abendlandische Christen-
heit einschneidend bertihrte. Wie hier Ruprecbt durch seine
rasche und entschlossene Stellung fiir die kanonische Giiltig-
keit der Wahl Urbans VI. diesem romischen Pontifex auch
den politischen Sukkurs der deutschen Reichsstande sicherte,
so gewann er in ibm zugleich die gesuchte Kraft, deren er zur
Verwirklichung seines Wunsches einer Universitatsgriindung
und damit zur Vermehrung seines Ansehens unerlasslich be-
durfte.
Die Pariser Hochschule, damals noch immer von den
Deutschen am starksten besucht, hatte zwar auch sofort Ur-
ban VI. als Papst anerkannt, fiel dann aber unter dem Drucke
des vom franzosischen Hofe und der Kurie von Avignon aus-
gehenden List, Gewalt und Ueberredung dem franzosischen Ge-
genpapst zu, worauf um 1383 die meisten Deutschen als ent-
schiedene Anhanger Rom's die Pariser Hochschule verliessen.
Unter ihnen befanden sich verschiedene hochangesehene Lehrer
wieHeinrich von Langenstein1), Buridanus und Marsilius von
Inghen2). Dieser trat zu Ruprecht in ein naheres Verhaltnis
und wurde von ihm mit der Durchfuhrung der Griindung einer
Hochschule nach Art der Pariser betraut (Hautz I. 123). Nach
erlangter Bestatigungsbulle Urbans vom 23. Oktober 1385 ver-
lieh der Kurfiirst seiner ,,geliebten Tochter" alle fiir Paris gel-
tenden Vorrechte: besondern Schutz den samtlichen Akademi-
kern sowohl auf der Reise, als auch wahrend des Aufenthalts
in Heidelberg; Freiheit von Zollen und Abgaben; Abschatzung
der Hausmieten; Schlichtung von Streitigkeiten unter Akade-
mikern oder von diesen mit den Stadtern durch den Rektor
u. a. m. Die 4 Fakultaten wurden installiert3), ein feierliches
Hochamt eroffnete am 18. Oktober 1386 die neue Universitat
und am 19. Oktober begann die stille Arbeit der Vorlesungen
durch die 3 zuerst noch nur vorhandenen Professoren.
1) Der kuhne Vorfechter der Konzilien, Neuorganisator der bis
dahin noch nicht zu wirklichem Leben gekommenen Wiener Hochschule.
2) Ein Niederlander von Geburt, seiner Richtung nach Nomina-
list, von freierer, kritischerer Haltung in der scholastischen Theologie.
3) Die medizini8che erhielt ihren ersten Vertreter gegen Ende des
Jahres 1387 und wurde erst 1390 wirklich formiert.
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An der Spitze der Universitat stand ein Rektor. Dieser
wurde nach der in Paris eingefuhrten Ordnung auch hier an-
fanglich jedes Vierteljahr gewahlt. Die Wahl aber war, wie in
Paris, auf die Mitglieder der Artisten-Fakultat (d. h. der Philo-
sophen) beschrankt, da diese die breite Grundlage der Hoch-
schule bildete. Jeder Lehrer, auch in andern Fakultaten, ge-
horte ihr gewissertnassen an; von ihr musste er erst den
Meistergrad erlangt haben, bevor er als Lehrer in den andern
Fakultaten auftreten konnte (Hautz I. 138). Durch das scharfe
Vorgehen eines neu eingetretenen Theologieprofessors Soltow
wurde dann freilich dies Vorrecht schon 1395 beseitigt und
auch die Wahl von Rektoren anderer Fakultaten zugestanden.
Desgleichen wurde der Quartalwechsel 1393 zum Semestral-
wechsel erhoben, der bis 1522 iiblich blieb, worauf die Annual-
wahl in Kraft trat.
Zu den ersten Einrichtungen gehorte das Anlegen eines
Matrikelbuchs. In dieses mussten sich alle, welche die Privi-
legien der Universitat geniessen wollten, kurze Zeit nach ihrer
Ankunft am Orte nach Universitatsbrauch einschreiben lassen1)
und zugleich schworen, den Gesetzen der Schule Gehorsam
leisten, sowie die eintrachtige Erhaltung des Generalstudiums
fordern zu wollen. Das Immatrikulieren (anfanglich gewohn-
lich intitulare; Hautz I. 61) geschah das ganze Jahr hindurch.
Das Matrikelgeld betrug in der ersten Periode 12 silberne De-
nare, spater 2 Turonenser (Livres tournois). Nach Ottheinrich's
Reformation der Universitat (1556 — 9) hatten Btirgerliche 10
Kreuzer, Adlige 1 Gld. zu bezahlen. Von den Studiosen waren
die vermogenslosen frei von Matrikelgebiihren. Hinter ihren
Namen findet sich gewohnlich auch ein p(auper); diejenigen,
welche bezahlten, waren mit einem d(edit) bezeichnet. Weil
das Intitulieren an keinen Ausweis liber etwaige Vorstudien oder
l) Dies Privilegium gait nicht nur fur Professoren und Studenten
(civibus academicis) selbst, fur ihre Familien und ihr Gesinde, sondern
es umfasste auch die cives illiterati: Bedelli, Librarii (qui et nova et
Vetera scribunt), Stationarii (welche in Buden oder Standen ihre Biicher
feilboten oder zur Abschrift herliehen), Pergamentarii (Pergamentgerber),
Scriptores (Copisten), Illuminatores (Kunstmaler der Initialen etc.)- In
8paterer Zeit wurden sogar die Schuler des Padagogiums, einer Vorbe-
reitungsanstalt, immatrikuliert (Hautz I. 127. 132).
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an die Bedingung eines gewissen Alters gebunden war, so kara
fruh das Unwesen selbst des Einschreibens von Knaben vor.
Ausserdem aber liessen sich viele in die Matrikel eintragen,
welche sich zu ganz andern Zwecken als denen eines Studiums
in der Stadt aufhielten (Kaufleute, Reisende etc.)1), nur urn die
Freiheiten von Studierenden zu geniessen.
Ein wesentlicher Bestandteil der altern, Paris nachge-
bildeten Hochschulen waren die Convikte (Contubernien, Colle-
gien, Regentien, Bursen, Coderien), in welchen die Studierenden
teils unentgeltlich, teils gegen m£ssige Entschadigung Wohnung
und Unterhalt fanden. War anfanglich ein Hauptgrund zu ihrer
Errichtung die Mittellosigkeit vieler Studierenden gewesen,
denen man hierdurch den Aufenthalt am Studienort zu erleich-
tern suchte, so trat als ein zweiter Grund bald die padago-
gische Beaufsichtigung hinzu, welche sich sowohl in Schutz ge-
gen die Sittenlosigkeit, als auch in der Ueberwachung der Studien
ausserte. Spater wurden diese Anstalten zu formlichen Pen-
sionaten ausgebildet, deren Insassen von Vorstehern (Rektoren,
Regenten, Conventoren) beaufsichtigt wurden. Diese „loci ap-
probatea wie die offentlich anerkannten Bursen genannt wur-
den, waren jedoch langst nicht immer das, was sie sein soil-
ten, da auch 5fter ihre Vorsteher eigene Vorteile . im Auge
hatten. (Jahrb. XI. 114.)
Unter den Convikten Heidelbergs interessiert uns beson-
ders das „Contubernium Dionysianum", auch „C. Pauperuma
(Armenburse) und spater nach seinem Erneuerer „Casimiria-
numa genannt. Den Grund zu dieser Anstalt legte zwar 1396
Gerlach von Homburg, der ihr sein Haus zur Griindung „einer
Herberge vor arme Schuler" vermachte, doch hatte sie kein
rechtes Gedeihen, bis ihr unter Kurftirst Ludwig III. (1410 —
1436) reiche Schenkungen zugefuhrt wurden. Von diesen
stammte eine von Gerhard von Hohenkirchen, Professor
der Medizin und Canonicus bei dem Stifte zum H. Geist, der
als unser Landsmann im Engern (er stammte aus Hohenkirchen,
alta ecclesia, im Wangerlande) unser Interesse beansprucht.
Vor seinem Tode (1448) setzte er das Dionysianum als Erbe
seiner ansehnlichen Bibliothek und einer bedeutenden Geld-
!) Studentes non etudentes (Bianco, Qesch. der Univ. Coin I. 8).
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summe ein. Diese Bibliothek wurde der Grundstock der spater
bedeutenden Dionysianums-Bticherei, die unter der Aufsicht des
Univ.-Rektors stand (Hautz I. 198. II. 39).
Zur Entwicklungsgeschichte der Universitat ubergehend,
bemerken wir besonders folgende Punkte:
Anfanglich fehlte es ihr an eigenen Gebauden. Die
Vorlesungen wurden in verschiedenen Klostern und Capellen
gehalten. Erst, nachdem Ruprecht II. 1391 die Juden aus
Heidelberg vertrieben und ihre Hauser der Hochschule geschenkt
hatte, erwuchsen ihr Auditorien1) (Hautz I. 117. 170. 101). Diese
wurden nach Bedarf erneuert, vergrossert, vereinigt, verlassen,
bis endlich 1735 die alma mater in dem jetzigen Universitats-
Gebaude, der domus Wilhelmiana, ihr Domizil fand (Hautz II. 246).
An Lehrern zahlte die Anstalt gleich im ersten Jahre
6 Doktoren der Theologie, 5 Licentiaten der Jurisprudenz, 5
Licentiaten der Medizin und 43 Magister und Baccalauren der
Philosophie. Die meisten von ihnen waren aus Prag und Paris
gekommen. Da unter ihnen mehrere aus den Niederlanden
stammten, so zogen diese ersichtlich Landsleute als Schiller
nach. Schon bis Ende 1388 zahlt de Wal (Nederlanders, Stu-
denten te Heidelberg. 1886) deren 134, bis 1500 dann erst 631.
Der erste Ostfriese ostlich der Ems erscheint im Sommer 1416
aus Edelsom, Eilsum. Als 1419 der Ostfriese Gerard von
Hohenkerken, der von 1420 bis 1448 der einzige ordentliche
Honorarprofessor der Medizin war, einzog, wahrte es nicht
lange, dass sich auch einige seiner Landsleute einfanden. In-
dessen wurde Heidelberg erst, nachdem es eine reformierte Hoch-
schule geworden war (12. Aug. 1560), mehr von Ostfriesen be-
sucht, jedoch tritt es in dieser Hinsicht hinter andern Hoch-
schulen zuriick.
Die Immatrikulationen umfassten im 1. Jahre 525
(unter ihnen viele Canonici, Pfarrer und Monche, vergl. Jahrb.
XI. 125), im 2. Jahre 236 und im 3. Jahre 289, sodass im
Jahre 1390 die Gesammtzahl der Inscriptionen 1050 betrug.
Wahrscheinlich ware schon anfangs die Frequenz eine grossere
gewesen, wenn nicht durch die Fehde der Pfalzgrafen und
') Auch Karl IV. zwang die Juden, Prag zu raumen und schenkte
ihre Hauser der Universitat daselbst. Da findet unser Sprichwort An-
wendung: Ut annermanns Leer (Leder) is god Remen sniden.
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ihrer Verbundeten wider die schwabischen und rheinischen
Stadtebunde (Graf Eberhard im Barte siegt entscheidend bei
Doffingen am 25. Aug. 1388) und durch eine Pest das Studium
jah unterbrochen worden w&re.
Solcher Unterbrechungen, teils durch Epidemien, mehr
aber noch durch Handel und Kriege hervorgerufen, hatte Heidel-
berg mehr als andere Hochschulen zu erleiden, nach Thorbecke
Anmerkungen p. 11* spielten Kriegshandel eine Rolle in den
Jahren 1388, 1405, 1410, 1461—2, 1468—9, 1474 u. s. w., Epi-
demien 1388, 1426, 1438, 1459, 1474 u. ferner; was der 30j&h-
rige Krieg an Heidelberg that, wird weiter unten noch kurz
beriihrt werden.
Wenn nun auch die Matrikel diese Verhaltnisse in stei-
genden oder fallenden Zahlen wiederspiegelt, so dtirften nach
Thorbecke p. 17 die Ziffern der Intitulationen nur fiir die erste
Zeit als einigermassen zuverlassige gelten, da anzunehmen sei,
dass anfangs die Einzeichnung seitens der Scholaren mit gros-
serer Piinktlichkeit erfolgte, als spater. Fiir die spateren
Jahre gentige jedoch die Matrikelangabe nicht zur Feststellung
einer Prasenzziffer, da es trotz aller Vorschriften nie ermoglicht
worden sei, dass alle diejenigen, welche an der Universitat
lehrten oder lernten, sich dem Rektor vorstellten und fiir die
Einzeichnung ihrer Namen Sorge trugen (Jahrb. XL 114).
Nach Thorbecke's Ermittelungen (p. 18) diirfte von
1386—1449 die Durchschnittsziffer fur's Jahr 127 Immatrikula-
tionen ergeben.
Rekrutierten sich die Eingeschriebenen anfanglich aus
den Diocesen Worms, Mainz, Koln, Utrecht, Liittich, Speier und
Trier, so stellte etwas spater der Mittel- und Unterrhein das
Hauptkontingent, bis mit der Griindung von Hochschulen in
Koln 1388, Erfurt 1392 u. a. der Zuzug von hier sich verminderte,
wogegen die Sprengel des Oberrheins und die Maingegenden in
der Mitte des 15. Jahrh. die Heimat der meisten Heidelberger
Studenten ausmachten.
Die innere Entwicklung des Generalstudiums wurde
wahrend der Periode der Scholastik bis 1449 durch nichts ge-
stort; tief eingreifende Krisen, wie sie wohl an andern Hoch-
schulen eintraten und deren Existenz gefahrdeten, blieben ihr
fern; wahrend der hochbewegten Konzilienzeit bewahrte der
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Lehrkorper eine ausgepragt reservierte Haltung (Thorb. p. 33),
wobei das gute Verhaltnis zur romischen Kurie gesichert blieb.
Auch (lurch die immer deutlicher hervortretenden Hare-
sien wurde die Universitat nicht bertihrt, in natiirlicher Kon-
sequenz ihres kirchlichen, papstfreundlichen Charakters trat sie
gegenteils fur die herrschende Glaubensrichtung und kirchliche
Einheit in die Schranken und nahm an der Verdammung von
Irrlehren und Irrlehrern (Flagellanten, Begharden und Beghinen,
Wiklefiten, Hussiten) thatigen Anteil (Thorb. 33—5).
Von besonderer Bedeutung fur die Entwicklung des Sta-
diums war die Griindung und sorgsame Pfiege der Biblio-
theken, die der Universitat einen Ruf verschafften, der weit
tiber die Grenzen Deutschlands sich erstreckte. Anfanglich aus
Schenkungen privater Btichereien erwachsend, erhielten sie
durch Rudolf Agricola und Reuchlin eine Richtschnur zur Ver-
grosserung, die auch die Klassicitat sicherte. Es ist nicht un-
interessant, zu erfahren, was es mit jenen grundlegenden
Schenkungen auf sich hatte, die ja nur aus kostspieligen Per-
gamenten bestanden. Unter den 168 nachgelassenen Werken
des ersten Universitatskanzlers Geylnhausen waren 84 theolo-
gische, 61 juristische, 28 naturwissenschaftliche und 5 tiber
Logik. Die Bibliothek des ersten Rektors Marsilius bestand
aus 221 Werken. Von ihnen waren 76 theologische, 11 juristi-
sche, 7 medizinische, 6 metaphysische, 30 tiber die Ethik, 33
tiber Naturwissenschaft, 29 mathematische, 18 logische und 11
grammatische Schriften. — Wie sorgsam man diese litterari-
schen Schatze, die nur unter Beobachtung der vorgeschriebenen
strengen Nutzungsregeln zu erreichen waren, htitete, ergiebt
der Beleg, dass noch im Jahre 1463 die Bitte des Pfalzgrafen
Philipp, des Enkels Ludwigs III., um die Mitteilung eines klei-
nen Buches aus dem Vermachtnis seines Grossvaters erst dem
versammelten Senate vorgetragen und darauf ihm der Gebrauch
desselben ordnungsgemass nur auf einen Monat gestattet wurde
(Hautz I. 261).
Die Bticher wurden tibrigens zu Anfang nicht in Schran-
ken aufbewahrt, sondern sie lagen auf Pulten. Diese mtissen
oft von betrachtlicher Lange gewesen sein, da auf manchen
dreissig und mehr Werke aufgelegt waren. Gegen Entwendung
wurden sie dadurch gesichert, dass man die Codices jedes Pul-
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tes durch eine Kette verband, und die letztere durch ein Schloss
festlegte. Das Lesen solcher angeketteten Biicher durfte grade
nicht sehr bequem gewesen sein. — „Unter den jetzt" (1862
geschrieben) „vorhandenen Bibliotheken hat noch die Medizi-
nisch-Laurentianische Bibl. zu Florenz diese altertumliche Weise
der Auf bewahrung beibehalten" (Wilken, Geschichte der Heidelb.
Btichersammlgii. 174—5).
War die erste Zeit der Universitat eine durchaus ruhige
Periode gewesen, so ist dies nicht ganz der Fall mit jener von
1449 — 1556, der zweiten Periode von der Reform durch Kurf.
Friedrich I. bis zur Umgestaltung durch Otto Heinrich. Zuerst
trat ein heftiger Kampf zwischen den beiden Hauptrichtungen
der scholastischen Philosophie, dem Nominalismus und dem
Realismus, auf. Duch Marsilius war ersterer von Paris aus
nach Heidelberg verpflanzt und hier 60 Jahre hindurch aus-
schliesslich gelehrt worden. Seine neue, kritisierende, in das
gesamte kirchliche und politische Leben der Zeit eingreifende
Gestalt hatte er von dem mutigen Vorkampfer der Reforma-
tion Wilhelm von Occam (1280 — 1349) erhalten, dem darnach
der erschlaffte, doch allgemach wieder erstarkende positivere
Realismus, nach seinem geistvollsten Vertreter Thomas von
Aquino auch die via Thomistica genannt, entgegengestellt wurde*
Wenn auch zeitweilig beschwichtigt, konnte der sich durch
alle Fakultaten verbreitende Kampf nie ganz unterdriickt
werden, und, bis zur Reformation dauernd, storte er mehr-
fach den Frieden und die Eintracht der Universitat (Hautz I.
308).
Eine heftige Fehde zwischen dem Erzbischof und Kur-
fursten Diether von Mainz, auf dessen Seite auch der Pfalzer
Friedrich I. stand, und dem Mainzer Domherrn, Grafen Adolph
von Nassau nebst ansehnlichen Verbundeten, in dessen Verlauf
der energisch vorgehende Pfalzer sogar von Papst Pius II.
(Aeneas Sylvius) in den Bann gethan wurde (1462—4), brachte
nach dem glanzenden Siege Friedrichs und seiner darauf er-
folgten teilweisen Bannlosung der Universitat durch die Erobe-
rung von Mainz und darauf folgenden Flucht der seither in
diese Stadt gebannten Buchdrucker eine neue, kostbare Acqui-
sition. Schon 1465 erteilte Friedrich Schutzbriefe an Buch-
drucker und Buchhandler, und bereits zu Anfang 1466 erschien
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in Heidelberg „Bartholomaei Facei dialogus de felicitate" (Hautz
I. 319).
Unter Kurf. Philipp (1476—1508), selber wissenschaftlich
gebildet und gerichtet, erbliihte zwar dem Hofe ein reges geisti-
ges Leben, indem durch die Berufung der ausgezeichnetsten Ge-
lehrten, eines J. von Dalberg, Dietrich von Plenningen, Rudolph
Agricola, Conrad Celtes, Jacob Wimpheling, Johann Tritheim,
Johann Reuchlin u. and. die klassischen Studien gepflegt wurden,
andererseits aber widerstrebte die Universitat, deren Docenten
dem alten System und der erstarrten Gelehrsamkeit treu blie-
ben, den wohlgemeinten Bemtihungen des Fiirsten zur Belebung
der Wissenschaften (Zarncke, Die deutschen Univ. im Mittel-
alter. I.). In diese Zeit fallt auch Johann Wessel's von Gro-
ningen kurze und fruchtlose Wirksamkeit an der Universitat,
an die er von Philipp weniger als Humanist, denn als Refor-
mator berufen worden war (1477). Trotzdem er sich zur Ton-
sur nicht verstand und infolge dessen nicht in der theologi-
schen Fakultat auftreten durfte, wurde er als Lehrer der
klassischen Litteratur in der Artisten- Fakultat von den scho-
lastischen Theologen aller Richtungen bitter und hart verfolgt,
sodass er sich wieder nach Groningen zuriickverfugte. Auch
an seines Freundes Johann von Wesel Ketzergericht, das mit
dem Abschwur seiner Lehre und lebenslanglicher Gefangen-
schaft im Augustinerkloster zu Mainz endete, beteiligte sich
die theologische Fakultat Heidelbergs (Ullmann, J. v. Wesel,
367—418).
Luthers Anwesenheit in Heidelberg 1518, wo er nebst
Staupitz und Joh. Lang einem Augustiner-Convent beiwohnte,
dem eine offentliche Disputation unter seinem Vorsitz folgte,
fuhrte ihm zwar eine Anzahl Studenten zu, die wie Martin
Frecht, Martin Bucer, Joh. Brenz, Franz Jrenicus, Erhard
Schnepf u. and. seine Anhanger wurden, doch blieb die Uni-
versitat eine heftige Gegnerin kirchenreformatorischer Bestre-
bungen (Hautz I. 381 ff). Trotzdem fand seine Lehre immer
mehr Eingang.
In lebenslanglicher, ununterbrochener Verbindung mit
der Ruperto-Carolina stand ihr grosster Schiller Philipp Schwarz-
erd, genannt Melanchthon, der auch auf das spatere wissen-
schaftliche und kirchliche Leben der Rheinpfalz einen grossen
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Einfluss iibte. Seine Studien erstreckten sich von 1509—1512;
als er dann die verlangte Magisterwtirde in seinem 14. Lebens-
jahre nicht erzielte, siedelte er nach Tubingen ttber. Zu der
von Kurfttrst Friedrich II. (1544 — 56) angestrebten Reform der
Hochschule nahm auch er, der am 28. M&rz 1545 in ehren-
vollster Weise, doch fruchtlos, zum Lehrer berufen worden war,
Stellung, ohne diesmal jedoch eingreifend mitwirken zu konnen,
da auch die geplante Aenderung erfolglos verlief.
Nachdem am 20. Dez. 1545 die Gemeinde Heidelberg
sich unzweideutig fttr Luther's Lehre erklart, die Kurfurstin
und viele Hofleute das Abendmahl in beiderlei Gestalt genom-
men und der Kurfttrst sich „aus Furcht vor dem Volke", wie
sein Biograph Leodius sagt, zu einer evangelischen Kirchenord-
nung in churpfalzischen Landen verstanden hatte, war es nur
noch eine Frage der Zeit, wann auch die Universitat mit ihrer
Tradition brechen musste. 1551 gab sie, von Papst Julius III.
zur Beschickung des Concils zu Trient (1545—63), wiewohl
vergeblich, aufgefordert, zum letztenmal in ihrer Gesamtheit als
Lehrkorper der Autoritiit des romischen Stuhles ihre Anerken-
nung. Von da ab wandten sich ihre Glieder immer mehr der
lutherischen Lehre zu, so dass beim Regierungsantritt Otto
Heinrichs 1556 nur noch — zwei katholische Professoren
existierten, welche sich „ihror Profession begaben."
Mit dem Regierungsantritt Otto Heinrichs (1556) be-
ginnt der evangelisch-protestantische Zeitraum der Hochschule,
der in einen vorherrschend lutherischen, melanchthonisch ge-
richteten Abteil (4. April 1556 inauguriert), einen vorwiegend
calvinischen (12. Aug. 1560), einen entschieden lutherischen (1577)
und einen ausschliesslich streng-calvinischen (1584) zerfallt, um
alsdann einem Interregnum der Jesuiten vom 6. Sept. 1622 bis
zum 1 . Nov. 1652 anheimzufallen. Kaum 30 Jahre lang darnach
dem reformierten Bekenntnis wiedergegeben, wird das Schiff der
pfalzischen Kirche und Schule von den Wellen der tosenden Zeit
wieder an das katholische Ufer geworfen, an welchem es von
1685—1803 verbleibt, um alsdann das evangelische Fahrwasser
zu erreichen, in dessen neuerm Bette es sich bis heute befindet.
Dass nach dem Bildcrsturm in den Niederlanden und Her-
zogs Alba Blutregiment die dortigen Reformierten den Rhein
hinauf flttchteten und sich namentlich in der Pfalz nieder-
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liessen, von wo aus ihr Hauptsymbolum, der Heidelbergische
Katechismus (1563), starkend und befruchtend in der Diaspora
wirkte, sei nur der Vollstandigkeit halber hier erwahnt.
Des beschrankten Raumes halber sei auch nur vorliber-
gehend der Einfuhrung der rigorosen Genfer Kirchenzucht (13.
Juli 1570) gedacht, deren Gegner, gefuhrt vom kurfurstlichen
Leibarzte und ausgezeichneten Mediciner Thomas Erast, Amt
und Brot verloren, teils selbst als Arianer bitter verfolgt wur-
den (Matthias Uehe s. Jahrb. XII. Ill1), und von denen sogar
einer, der reformierte Superintendent von Ladenburg, Johann
Sylvan, am 23. Decbr. 1573 auf dem Markte zu Heidelberg
durch das Schwert als „Gotteslasterer" hingerichtet wurde,
ein Seitenstiick zur Genfer Inquisition (Servede's Verbrennung)
1553 (Hautz II. 78 ff).
Verlegungen der Universitat wegen ansteckender Krank-
heiten fanden wiederholt statt, so 1491 nach Speyer, 1502,
1507 u. 8, 1509, 1519, 1529 (damals nach Eberbach), 1547 u.
1555 ebendahin, 1563 nach Oppenheim, 1564 nach Eppingen
und so weiter. Unter solchen Storungen litt der Besuch. Es
gab Jahre, wie 1520, wo nur 14, und 1529, wo 25 Immatrikulatio-
nen erfolgten, wahrend gesichertere Zeiten die Zahlen steigerten.
Im Allgemeinen wurde die Hochschule unter Friedrich III (1559
bis 1576) ihres streng calvinischen Charakters halber, den keine
andere deutsche Universitat besass, ziemlich stark frequentiert,
namentlich vom Auslande (Hausser II. 69). Unter Casimir
(1583 — 1592) wurde dies in noch hoherem Maasse der Fall, in-
dem die jungen Calvinisten ganz Europas und zwar viele aus dem
reformierten Adel und den Ftirstenfamilien ihre Studien dort
machten. So erfolgten 1584 = 255, 1585 = 312, 1586 = 314 Ein-
schreibungen. Dass im Wintersemester 1582—3 sich die 3 mitt-
leren Sohne Graf Edzards II., Gustav, Johannes und Christoph
(im Alter von 17, 16, u. 13 Jahren stehend), auf ihrer Studien-
reise hier aufhielten, geschah teils aus Riicksicht auf einige
bedeutende Hochlehrer, worunter Sylburg. Janus Gruterus,
») Dort ist nachzufttgen Z. 12 v. unt. : VI (1878) 2. In der Zeit-
schr. „Frisia* 1843 No. 9 p. 33 teilt H. Suur diese Notiz aus Elsenius mit,
kennt aber weiter nichts von diesem durch die Pfalzer Calvinisten ver-
triebenen und auch hier arg gequalten Manne.
Jahrbuch dor Oosellsch. f. b. K. u. vaterl. AHorttimor za Emdon, Bd. XIV. 4
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Aemilius Portus, Stenins u. and. hervorragenden Ruf besassen,
teils aus hofischen Riicksichten und verwandtschaftlichen Be-
ziehungen.
Nachdem am 25. September 1619 Kurfurst Friedrich V.
seinen Zug als „Winterk5niga B6hmens nach Prag ange-
treten hatte, welcher ihm und seinem Lande zum Verderben
gereichen sollte, begann das grossartige Trauerspiel des 30 j&h-
rigen Krieges, der entsetzlichsten Periode Deutschlands. Als
das Kriegstheater sich an den Rhein verzog, verfiel die Pfalz
und mit ihr Stadt und Universitat Heidelberg dem Greuel der
Verwiistung (Kayser, Heidelberg, 369 ff). Den Jesuiten, welche
mit Tilly 1622 einzogen, wurden die weitgehendsten Befugnisse
erteilt, worauf sie sich einfach in den Besitz der Universitats-
lehrstuhle setzten. Damit war das Schicksal der Universitat
besiegelt, Immatrikulationen fanden 1623 = 2, 1624 = 3,
1625 = 2, 1626 = 1 statt. Von 1631 bis November 1652 sind
keine Aufnahmen vermerkt, ob die Thatigkeit der Hochschule
w&hrend dieser Zeit eingestellt wurde, ist nicht sicher. Zwar
eroberten die Schweden 1633 vorubergehend die Stadt und
vertrieben die Romischen, doch setzten diese sich nach der
Schlacht bei Nordlingen 1634 wieder in ihren ungestorten Be-
sitz (Hautz II. 162 ff).
Zu den schwersten Verlusten, welche Heidelberg in
diesem Kriegstrubel erlitt, zahlt die Entfuhrung ihrer beriihm-
ten, an alten und seltenen Handschriften reichen Bibliothek.
Kaum hatte Tilly als Oberstfeldstatthalter des Kurfursten Maxi-
milian I. von Bayern die Stadt erstiirmt, so bemachtigte er
sich ihrer Schriftschatze, die Max schon fruher Papst Gregor XV.
als Geschenk versprochen hatte, wenn und sobald er Herr der
Stadt sein wurde. Schon am 23. Okt. 1622 traf der gelehrte
Philologe und nachmalige Custos der Vatikanischen Biblio-
thek, Leo Allatius, als papstlicher Bevollmachtigter zu ihrem
Empfange ein. Ausser vielen wertvollen Drucken nahm er von
Manuscripten an sich 431 griechische, 1956 lateinische, 289 ara-
bische, syrische und hebraische und 851 deutsche. Sie fullten
im Vatikan an 30 Schranke und bildeten als solche die Biblio-
theka Palatina. Fiigen wir gleich hinzu, dass nach den na-
poleonischen Umwalzungen es Oesterreichs und Preussens Ver-
mittlungen gelang, dass aus der Palatina samtliche altdeutsche
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Handschriften nebst einigen andern Codices, zusammen 890
Stuck, an Heidelberg zurtickgegeben wurden (Wilken 238 ff).
Den Gipfel der Not erreichte Heidelberg im sogen. Or-
leans'schen Erbfolgekrieg (1688 — 1693). Es verlangte namlich
1688 der franzosische „Sonnenkoniga Ludwig XIV. fur seine
an den Herzog Philipp von Orleans verheiratete Schwagerin
Elisabeth Charlotte von # der Pfalz (Liselotte), als Erbin ihres
verstorbenen Bruders, des Kurfursten Karl (1680 — 85), den Lan-
derbesitz desselben. Zur Unterstutzung seiner Forderung brach
seine mordbrennerische Soldatesca unter General Melac in die
Pfalz ein, die auf das emporendste verwustet wurde. Uner-
horte Greuel geschahen und Heidelberg ward vom 16. Febr. bis
zum 2. Marz 1689 in einen Schutthaufen verwandelt. Was
noch widerstanden oder sich kummerlich erholt hatte, fand
dann seine vollige Vernichtung bei einem zweiten verraterischen
Ueberfall im Mai 1693. Die Universitat erlitt hierbei, da un-
mittelbar vor der Zerstorung der Stadt ihr Archiv nach Frank-
furt a. M. gerettet wurde, ausser an der neuerrichteten Biblio-
thek glucklicherweise keine allzugrossen Verluste, doch wurde
sie faktisch aufgehoben. Die nach alien Seiten gefllichteten
Professoren fanden sich zum Teil in Frankfurt wieder zusam-
men und konstituierten dort 1694 die Hochschule von neuem.
Nach eingekehrter Ruhe siedelte man Ende Juni 1698 nach
Weinheim iiber, wo auch der Kurfiirst zunachst seine Residenz
aufgeschlagen hatte, um sodann zu Anfang des Jahres 1700
nach Heidelberg heimzukehren (Hautz II. 223 ff; Kayser 514 ff).
Die ferneren Schicksale der so hartgepruften Hoch-
schule, die sich nach 1700 noch lange mit den Jesuiten zu
benehmen hatte, welche von den Kurfursten bevorzugt wurden,
mtissen hier iibergangen werden. In bedenklicher Lage erstand
ihr in dem hochherzigen Kurfursten von Baden, Karl Friedrich,
welchem infolge des Luneviller Friedens 1802 der grosste Teil
der diesseitigen Pfalz zugefallen war, ihr Retter. Als ein
zweiter Ruprecht I. sprach er aufs neue das „\Verdeu liber
die Anstalt und weckte sie aus leiblichem Elende und geistigem
Tode, Seitdem besteht sie wieder in ihrem ehemaligen „flor
und essetf (Hautz II. 309).
Die Ueberweisung mehrerer Quellenschriften zu dieser
vorstehenden Uebersicht verdanke ich dem „Historisch-Philo-
4*
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— 52 —
Heideib^ 1388 sophischeri Verein (Universitats-Bibliothek) zu Heidelberg"
dessen freundliche Unterstutzung diesen einleitenden Teil der Ar-
beit wesentlich forderte, wofur ihm unser Dank gesichert ist.
Der nun folgende Auszug ist der Jubiliiumsgabe ent-
nommen: „Die Matrikel der Universitat Heidelberg von 13SG
bis 1662. Bearbeitet und herausgegeben von Gustav Toepke,
Doktor der Rechte. Erster Teil von 1386 bis 1553." (Heidel-
berg. Selbstverlag des Herausgebers. 1884. Gr. 8°. LXXVI.
u. 697 SS. — Widmung: „Der Grossherzoglich Badischen Rup-
recht-Carls-Universitat in Heidelberg zur Feier ihres 600jahrigen
Bestehens 1886. u) — „Zweiter Teil von 1554 bis 1662." (Wie
vorhin; 1886. 622 SS.)
Unter Ostfriesen sind wie in den frliheren Auszugen
die Bewohner der Friesenlande zwischen Unterems und Unter-
weser zu verstehen (Jahrb. XI, 108). Nichtostfriesen, die gleich-
wohl zu Ostfriesland in einem nahern Verhaltnis gestanden
haben, wurden in Klammern eingefasst vorgestellt.
Die Anordnung des Auszuges umfasst 1. die Register-
nummer des Rektorats, 2. den Namen des Rektors, 3. den Tag
des Amtsantritts desselben, 4. die Anzahl der Immatrikulationen,
5. die Registernummer des Immatrikulirten (erst vom 2. Bde. an),
6. den Namen des Studenten samt anderweiter Angaben (Titel,
Stammort, Diocesanangabe) desselben, 7. das Datum seiner
Einschreibung und 8. etwaige Zusatze verschiedener Art, teils
von Toepke, teils von de Wal, teils von mir, und erstere als
solche durch T. oder W. gekennzeichnet.
Band I.
Redorat. Ditmarus de Schwerte, 23. Juni 1388. 57 Imm.
Petrus Fridgeri de Frisia, solvit.
Die weitere Herkunft bleibt ungewiss, wenn man auch
mit Mr. J. de Wal in Nederlanders, Studenten te Heidel-
berg (1886) in anbetracht des damaligen starken Zuflusses
der Niederlander ihn eher einen West- als einen Ost-
friesen nennen mag.
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- 53 —
(de Wal halt ferner unter zweien im J. 1400 intitul. Heidelberg uig
Brudern aus Baftlo de Fresia einen Rodulphus fur den
Grossvater des bekannten fries. Humanisten Rudolph
Agricola und seiner in Ostfriesland wirkenden Brtider;
Jahrb. XL 122. 111. XII. 78; da aber weder der nieder-
deutsche noch der latinisirte Stammname den Vornamen
jener beigefugt ist, so scheint die Annahme gewagt.
Unter dem 54. R. Ludwig de Busco wurde 1405 intit.
Mag. Jeronymus de Praga Parisiensis, J. Hus1 Mitstreiter.
Dazu mcrkt T. aus den Un.-Akten an: Combustus postea
Constancie in generali concilio propter hereses. — vgl. p.
45 u. 47 ob.)
75. R. Johannes de Francfurt, 23. Juni 1416. 105 I.
Albertus de Edelsom Monasteriens. dioces. dedit.
T. in Note 2) A. de Edelsum; baccal. art. Juli 1417. Von
Edelsura, Eilsum nw. v. Emden. Der erste sicher nach-
zuweisende Ostfriese.
82. R. Ysebrandus Johannis de Woringen, 20. Dec. 1419. 62 I.
Magister Gerardus de Hoenkerken, alias de
Hoenburch, doctor in medicinis, Bremensis dioces. sub-
dyaconus; Jahrb. XL 114 — 15. Propinavi ex parte uni-
versitatis; das. 117, 119. R.
Da er seinen Stammort selbst mit alta ecclesia
iibersetzt, will jene Annahme, dass dcrselbe urspriinglich
Gokerken geheissen haben soil — Bruschius, Jeverland p.
16 — als nicht geniigend fundiert erscheinen; s. aber
Sello, Studien zur Gesch. v. Oestringen u. Riistringen
(1898) p. 2. 102. 105.
Dieser Wangerlander war der einzige ordentl. Prof,
der Medizin von 1420-48, Rector Magn. 1420 u. 1429,
Leibarzt Kurf. Ludwigs III., f 26. Dec. 1448. Die Leichen-
rede rtihmt seine freigebige Frommigkeit, die sich in einer
Reihe Stiftungen zeigte; s. ob. p. 42; in ihr wird er auch
als quondam Pragensis magister et studii Lipcensis pri-
mas inchoator, studii Coloniensis doctor ordinarius et
rector bezeichnet. Unter Prag u. Leipzig werden wir ihn
wiederfinden.
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— 54 —
Heidelberg 1420 £5. R. Gherhardus de Hohenkirchen (de alta ecclesia) 20. Dec. 1420. 64 L
Arnoldus de Honkirchen Bremens. dioc. nihil ddt.
est discipulus rectoris. — Jahrb. XI. 117.
97. R. Wilhelmus Divitis (Ryke) de Lier, 20. Dec. 1426. 78 I.
Theodricus Gerhardi de Horst. Nichil cepi ob
reverentiam domini Gerhardi de Honkirchen, doctoris in
medicinis. — Jahrb. XI. 117. 115.
Ob von der Horst w. oder v. Horsten s. v. Jever?
103. R. Johannes de Richen, 20. Dec. 1129. 74 I.
Petrus de Norda Brcmensis dioc. paup.
Wieder tritt Norden vor Emden auf. — Jahrb. XI. Ill, 126;
XII. 53.
155. R. Johannes Schroder al. Hafner (Lutifiguli) 20. Dec. 1455. 62 1.
(Johannes de Lticzburg, 16. Jan. 1456 ddt.
So verlockend es auch ist, diesen Studenten aus Ltitzburg
0. v. Norden stammen zu lassen, so wahrscheinlich ist
es, ihn Luczelburg Treverensis dioc. uberlassen zu rnussen.)
(Mag. Coloniensis Wessellus [Wesselius W.] Goss-
fort de Gruningen [Grunningen W.] Trajectens. dioc.
1. Juni 1456. ddt.
T. Note10): Recip. ad fac. art.utmagister 23. Juni 1456.
Als Dekan in der Artistenfakultat determinirte er im
selben Jahre mehrere Baccalare zu Licentiaten.
1477 berief diesen beruhmten Schiiler des Thomas
a Kempis und congenialen Vorganger Luthers Kurfurst
Philipp als Professor der Theologie nach Heidelberg. Seine
Schicksale dort s. pag. 47 ob. Wie man ihn hasste, er-
giebt sich daraus, dass sein Name in den Akten der
Universitat nicht vorkommt. — Jahrb. XL 121.)
157. R. Sebastianus de Pfortzcn, 20. Dec. 1456. 45 I.
(Conradus Keck de Dornheym 4. Jan. 1457. ddt.
gehort wohl eher Dornhaym Constanc. dioc. als unserm
Dornum o. v. Norden an? — Jahrb. XI. 126.)
(Im 213. R. ad ann. 1484 — 5 wird ein Henri cus
Agricola de Gruningen dioc. Monaster, am 6. Febr. 1485
inmatrikulirt. Sollte es unwahrscheinlich sein, dass der
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— 55 —
hier 1483 zu Hofe gehende berlihmte Humanist Rudolph Heidelberg 1156
Agricola ihn als seinen Bruder von Rostock nachzog
[Jahrb. XII. 78]?)
(Im 212. R. wurde am 13. Dezbr. 1484 intitulirt der
beriihmte Humanist und erste deutsche poeta caesar.
laureatus Conrad Celtes Protucius (Meissel) de Erbipoli
(Wurzburg), der hier in dem Friesen Rudolph Agricola
(s. ob. p. 47 ; Jahrb. XL [1895] 122) einen ausgezeichneten
Lehrer fand. Celtes Lobgedicht auf die drei bertihmten
friesischen Humanisten Rud. Agricola, Aylt Allena aus
Osterhusen bei Emden und Ulsenius findet man unt. and.
bei (Tjaden) Das gelehrte Ost-Friesland I. 13.)
(Rudolph Agricola, der bereits 1483 von Kurf.
Philipp an den Pfalzischen Hof gezogen worden war und
sich um das Bibliothekswesen in hohem Grade verdient
machte, las an der Universitat, ohne als Professor ange-
stellt zu sein, liber Logik und Physik, iiber des Aristoteles
Naturgeschichte der Thiere, besonders aber iiber Eloquenz
sowie iiber die lateinische und die griechische Sprache.
Wahrscheinlich zog er seinen Bruder Henricus, der 1482
den 3. Marz zu Rostock intitulirt wurde, von dort hierher.
Leider starb Rudolph bereits am 28. Oktbr. 1485, erst
42 Jahre alt und wurde im Minoriten-Franziskaner-Kloster
im Franziskaner-Gewande beigesetzt. Eine von ihm in
Heidelberg verfasste Schrift „De formando studio" [1484]
fand eifrige Verbreitung.)
326. R. Johannes Wagemann. 20. Decbr. 1552. 87 I.
Udalricus Volckarsheymer Frisiae orientalis ex
Emede oriundus — de diocesi nihil constitit (weil Ost-
friesland damals bereits vollig aus den Diocesanverbanden
losgelost war) — 19. Decbris. (Wie dies moglich war,
da doch der neue Rector erst am 20. Decbr. gewahlt
wurde, ist ohne Kenntnis der Situation nicht anzugeben.)
Immatr. Orleans 1555 als Ulricus Folkersheimer, er
wird nach Art damaliger Studenten wohl noch weitere
Schulen bereist haben.
Er wohnte spater auf der Burg zu Twixlum w. v.
Emden und verlor dort am 13. Juli 1670 seine Gattin
Jeje (Harkenroht. 0. 0. (1731) 289.) E. F. Harkenroht
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— 56 —
Heidelberg ir^,2 giebt zu E. Beningas 0. Chron. (ed. 1723) p. 674 f.
(vgl. 680 f.) an, dass die Familie Folkersheim anfangs
Goldsmidt geheissen habe. Der Name weist auf anfang-
liche Ausubung dieses Kunstgewerbes hin, das in Fries-
land und auch in Ostfriesland bei der weitverbreiteten
und landcsublichen Sitte, vom Kopf und Hals bis zu
Gtirtel, Hand und Fuss reichen Gold- und Silberschmuck
zu tragen, in Blttte stand (Jahrb. X. 2. Heft [1893]).
Dass aus wohlhabenden Familien der Handwerker sehon
fruh Sohne dem Studium oblagen, beweist jede Matrikel.
Die Goldschmiede (oder Familie Goldschmidt?) in Emden
stellten seit 1445 ein reichliches Kontingent Gelehrter,
die — spater freilich erst ersichtlich — in mittleren Be-
amtenkreisen des graflich gewordenen Ostfrieslands Ver-
wendung fanden (vgl. Jahrb. XII. [1897] 61 f.) So finden
wir 1445 in Coin einen Juristen Wilhelmus Aurifabri de
Emyda, dem Stammnamen zufolge also der Sohn eines
Goldsehmiedes, der 1449 zum Baccalareus decretorum
graduirte; 1470 studirte Rudolphus Gholtsmyt de Emda
zu Rostock, 1480 Ditmarus G. de Emida (neben Johannes
G. de Norda), 1498 Rudolphus Aurifabri de Emeda, 1501
Johannes G. de Emda, 1508 Henninges Aurifaber de Emda
(hier hat sich der Name schon das Familienrecht errungen).
Vielleicht war Henninges der Hofmeister der mit ihm
immatrikulirten nobiles Phrisii: Homerus1) und Johannes
Beninga de Emda, Verwandten des Grafenhauses. Gewiss
ist nach Eggerik Beninga jedoch schon hier, dass urn diese
Zeit eine Familie Goldschmidt im Dienste Graf Edzards I.
stand, die sich (nach der Uebersiedlung zur Burg Twix-
lum?) Folkersheimer und Folkersheim nannte.
Verstandlich wurde der Namenwechsel sein, wenn
die Twixlumer Burg nach ihrem mutmasslichen Erbauer
Folker die Folkersburg genannt worden ware (vgl. E.
Beninga a. a. 0. 141).
Aus der neubenannten Familie Folkersheim(er), die
sich nun auch zu den nobiles zahlte, wie auf Jeje's Grab-
x) Das Portrait des Homerus befindet sich neben vielen andern,
teils noch zu eruirenden Bildnissen aus der Familie Beninga auf Gut
Stiekelkamp.
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— 57 —
stein zu lesen ist, ging eine fernere Reihe Studenten her- Hoideiborg 1352
vor. Johannes F. erscheint 1565 im 340. R., Christopho-
rus F. studiert 1576 zu Genf (Jahrb. VI. 1. Hft. [1884] 57),
und wieder ein Johannes F. zeichnet sich im Album stu-
diosor. Gymnas. Bremensis als Twixlumanus Frisius ein.
Wahrscheinlich lebte Christoph F. spater als Notar
zu Norden. Ein Rechtsverwalter dies. Nam. wurde nam-
lich hier im J. 1591 mit 5 andern angesehenen Biirgern
Nordens von Graf Edzard II. des Majestiitsverbrechens an-
geklagt und in Berum gefangen gehalten, ein durch das
in Norden und Emden immer starker hervortretende Ge-
liist derCalvinisten nach derOberherrschaft hervorgerufener
Gewaltakt, der mittelbar die Emder Revolution von 1595
mit hervorrief. — Ueber den Verlauf der Norder Affare
vgl. Chronicon mspt. rer. Fris. orient, auctore Bernardo
Elsenio ad ann. 1591 d. 13. Sept. ff. (Abschrift in der
Norder Stadtbibliothek Sammelband No. 884 in Folio:
No. IV); Apologia, Das ist, Vollkommene Verantwortung,
so Burgermeister und Rath . . . der Stadt Embden . . . mussen
aufgeben Wider etc. (Groningen. Gerhard Ketel. Anno 1602.
584 SS4°) 15—16, 32-3; Funck, Ost.-Fr. Chronick 4. Teil
(1785) 6 ff.
(Nicolaus a Starckenburg, Frisius Groningensis
(\V: Frisicus Groning.), dioc. Monasteriensis, 29. Juli 53.
Ein Dr. Nic. Stark, in Emden korrespondiert mit dem
Bremer Gymnasial-Rector Molanus [Jahrb. IX. 2. lift. (1891)
43]; was er hier war, ist mir trotz Umfrage unbekannt
geblieben. Ed. Meiners in Oostvr. Kerk. Geschied. II. 33
fuhrt um jene Zeit einen Dr. St. als Mitglied des reform.
Emder Kirchenrats an. Im Emder Coetus trat er als
heftigster Opponent des Mag. Joh. Ligarius in der Dispu-
tation am 12. Juli 1563 auf (M. Folcher Ligarii Kurtze
vnd eintfaltige anleitung recht zu urteilen, mit was wahr-
heit das Embdische Buch, Anno 1594 zu Bremen gedruckt,
den alten Herrn Johannem Ligarium offentlich verleumb-
det etc. [Rostock. 1599] Bll. B8— E1). Weil im Coetus nur
Theologen verkehren, so muss auch Dr. St. als solcher
angesprochen werden, und weil mit ihm in dieser Dispu-
tation der Emder Lateinschulrektor, Bernh. Meppen, auf-
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_ 68 —
Heid«ib«s 1563 trat, so halte ich auch jenen fiir einen Lehrer an der-
selben Lateinschule.
Die Starkenburg waren seit 1570 der niederl.-spani-
schen Handel halber aus Groningen und Ommelanden ge-
fliichtet und stellten ein bedeutendes Kontingent Exu-
lanten in Ostfriesland. — Harkenroht, 0. 0. [1731] 153.
367—70.)
Band II.
333. R. Thomas Erastus Helvetius, 20. Dec. 1558. 110 I.
(41. Bernardus Rodolphus Frisius 11. Juni 1559.
W: „B. Rudolphus. Later predikant te Jemgum, in 1581
door het dryven van Ligarius weggezonden en te Bingum
beroepen. — Meiners, Oostvrieschlandts kerkelyke Ge-
schiedenisse. II. [1739] 155 ff.a
Meiners nennt (150 Jahre spater) den Jemgumer Pre-
dikanten nur Rudolphus; der „Grtindtlicke Warhafftige
Bericht" der Emder Geistlichkeit von 1594 p. 354, eben
Meiners Quelle, sagt Rodolphus; die „Antwort der Recht-
glaubigen Predicanten in Ostfrieszlandt auff die Missive*
von 1593 Bl. Evij f. hat nur seinen Titel Capellan. Unter
Geldenhauers Vesohnungsbrief vom 20. Aug. 1584 (Mei-
ners II. 229 ff.) unterzeichnete sich der damalige Bingumer
Pastor als Rodolphus Dammonensis Ecclesiae Bingumanae
Minister. In Reershemius Ostfrieslandischem Prediger-
Denkmahl von 1796 wird er p. 590 unter dem Namen Ru-
dolph Lubbert Artopaeus zu Jemgum, zu Bingum p. 300
als Rudolph Artop., „burtig von Appingadam," aufgefuhrt
und fiir seinen ausfuhrlich geschilderten Lebenslauf auf
Brucheri Gedenkboek van Stad en Lande (Groningen 1792)
verwiesen. Falls letzterer ihn wie Reershem. nennt, ist
Ws. Annahme irrig.)
335. R. Caspar Agricola, 20. Dec. 1560. 105 I.
(Joannes Bolyander Gandavus Flander 14. Maiil561.
Lies Polyander. W. sagt: Zyn zoon, de beroemde Leid-
sche Hoogleeraar, schryft in een brief van 1. Aug. 1634
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— 59 —
[Alg. Biogr. Woordb. d. Nederl. XV. 392]: „I1 est certain Heidelberg lseo
que feu mon p&re m'a diet en ma jeunesse, qu'il estait
de Tancienne et noble race de ceux de la maison dite
van den Kerchoven, originellement de Gand.a — Er musste
in den spanisch-niederl. Handeln 1569 Metz verlassen und
fliichtete nach der Pfalz. 1571 — 98 war er franzosisch-
reform. Prediger in Emden; Jahrb. I. 1. [1872] 50; Wenz,
Gesch. der fr.-ref. Kirche in Emden [1819] 125 ff ; Meiners,
Oostvr. Kerk. Gesch. II. 3 ff ; B. van Meer, De Synode te
Emden 1571 [1892] 100 If. 141 ff.; [Brenneysen] Ostfr.
Historie I. [1720] 389 ff.)
337. B. Nicolaus Cisnerus, 21. Bee. 1562. 67 I.
(Ludolphus Potterus Frisius 14. Maii 1563.
W. fragt, ob dieser nicht der aus Groningen gebiirtige, 1615 f
Rector der Lateinschule zu Alkmaar sein konne, der auch
eine neue Ausgabe von Kiliaan's Etymologicon Teutonicae
linguae, Alcmariae 1605, besorgt habe? — Reershemius p.
426 verzeichnet auch einen Rector gl. Nam. und gebiirtig aus
Groningen, zu Norden 1574 — 77 oder 78, und schreibt ihm
gleichfalls eine Ausgabe desselben Werkes zu. Wahrschein-
lich beruht die letzte Angabe auf Verwechslung beider Per-
sonen, wahrend die erste sich auf noch vorhandene Akten
stiitzt: Uthgaue der Karrken tho Norden van Jan. Ao. 1564
bis 79 beide inclusiue, geftihrt von Hajo Rykena (Mspt.
im Staatsarchiv zu Aurich) Fol. 43 ad ann. 1574 [„in
de Stilleweke mit Potter nha die Gried (Greetsiel) ge-
reyset"]; Fol. 44 ej. ann. [„Item Pottero tho eyn Voreh-
ring, dat he eyn Comedie ageren laten, 3 Gld.tf]; Fol. 55
ad ann. 1575 [nItem Rectori (Potter) ad agendam Comce-
diam to hiilpe 2 Gld. 4 Sch.tt]; Fol. 68 ad ann. 1578
[Rector Potter hat 1577 den von den Kirchverwaltern
zum Lehrer an der Lateinschule neben (?) Potter ange-
stellten Doctor Laurentius Orschott am Dienstantritt ge-
hindert]; Fol. 72 ad ann. 1579 [Zahlung einer Hausmiete
vom Jahre 1577, „als wy de Meysteren Doct. Oerschot
vnd Gerardo Velthusio Woeninge gehuret"]; vgl. Babucke,
Gesch. d. Ulrichsschule zu Norden [1877] 18. 146.
Beide Potter sind streitlos verschiedene Personen,
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— 60 -
lioidoiborg 1563 und wohl nur der Alkmaarer hat jene Ausgabe von Kili-
aan besorgt. Welcher von beiden indessen der obige sein
mag, ist nicht zu entscheiden.)
339. B. Petrus Boquinus, 20. Bee 1564. 130 L
105. Egbertus Brassius, Phris. Embdensis 15.
Octbr. 1565. Sohn des Emder Pred. Hermann Br., Reers-
hemius 481; J. J. Harkenroht, Emdens Herder-staf (1716)
6; Prediger zu Twixlum 1567— 74 f; Reershem. 577.
107. Euricus Suelis Fris. Emdensis 25. Oct. 65.
Reershem. 617: Swelis, Prediger zu Oldersum von 1568
bis 1572 f.
(118. Menso Alting Fris. Gruningensis 25. Oct. 1565.
Der bekannte Emder Prediger von 1575—1612 f, geb. zu
Eelde in der Drente. Ueber ihn ist eine ausgebreitete,
doch zerstreute Literatur vorhanden, aus der hervorzu-
heben ist: Uthgaue der Karrken tho Norden 1564—79
[s. ob. p. 59] Fol. 72. 76.; Chronicon mspt. rer. Frisiae
or. Auctore B. Elsenio, Pastore Nordano 1584 — 1611 + ad
unn. 1588—1596; Antwort Der Rechtgelaubigen Predican-
ten in Ostfrieszlandt auff die Missive . . . [Embden bey
Johan von Oldersum 1593] Bll. Dij in v., Dvj in v., Fv. in
r. u. v. ; Vita Mensonis Altingii [Auctore Ubbone Emmivs
1614; Ed. A. M. Isinck. Groningae 1728]; Honorii Ri-
garpii [i. e. E. G. Coldewey] Commentarii Februaque ad
Mens. Alt. . . . vitam. Mspt. v. 1734; Joh. Fr. Bertram
Parerga Ostfrisica [Bremae. 1735] 138 ff.; Ed. Meiners
Oostvr. kerk. Geschied. I. [1738] 461—78. II. [1739]
Bladtwyzer. Tt 5; ders. Bevestiging en Verdediging van
Oostvr. gereformeerde Hervorminge [Emden. 1738] 139 ff.
E. Hoyer, Apologia Nordana [1674] 54 ff ; J. J. Harken
roht, Emdens Herder-staf [1716] 12 ff.; Tjaden, Das Gel
Ost-Fr. II. 316. 338; Chr. Funck, Ost-Fries. Chronick. HI
[1785] 202 ff. 235—352. IV. [ej. ann.] 22 ff.; P. Fr. Reers
hemius Ostfr. Pred.-Denkm. [1796] 489 ff.; Helias Loesing
Gesch. d. Stadt Emden bis 1595 [1843] 172—258; zur un
parteiischen Wiirdigung der Zeitverhaltnisse und Ereig
nisse jener erregten Zeitperiode dient Dr. J. Reitsma's
kerkelyk hoogleeraar's te Groningen, Geschiedenis van de
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- 61 —
hervorming en de hervormde kerk der Nederlanden [Gronin- n<a<i©ii>en? i;*r>
gen. 1893] 95 ff. 102 ff. 112 ff. 121 fif. 127 ff. 134 ff. 101 ff. ;
zur Wiirdigung der Emder Verhaltnisse bringt der Stadt-
konimandant Fr. van Vervov in seinen Aufzeichnungen
jener Tage: Enige gedenckwerdige Geschiedenissen [Leeu-
warden 1841] wertvolle Aufschliisse, so namentlich 185.
199. 213. 226 f. 228 f. 256. 259 f. 267. 274. 279. 290 IT.
301 fif. 304 ft. 322. 327. 332. 342 ff. 349 ff. 362 ff. 364.
366 f. 375 fif. 383. 387. 389.; Wiarda, 0. G. III. 273. 322.;
Genealogia Familiae Altingiorum ab Henrico Alting (1694)
Mspt.)
126. Udo Detelefius Frisius Dec. 7. 1565.
Fehlt in der Stammtafel der Familie Deteleff im Jahrb. VI.
2. (1885) 185 ff. — Immatr. Marburg 4. Oct. 1569.
310. B. Chrvitoph Comes Palatinus, 20. Dec. 1565. 118 I.
16. Abrahamus Frisius, Eylsumanus 12. Apr. 1560.
Vermutlich ein Angehoriger der bekannten ostfriesischen
Predigerfamilie Eilshemius, die ihren Namen von dem
Dorfe Eilsum hat und in der auch der Name Abraham
vorkommt, vgl. Romein, Naamlijst der Predikanten ...
van Friesland, Leeuwarden 1886, S. 309.
31. Johannes Folkersheimer Frisius 18. Apr. 66.
s. 326. R.
77. Johannes Nicasius Frisius 7. Oct. 66.
Prediger zu Gross-Borsum mindestens schon 1578, wo or
als Testamentszeuge Bojoeke's von Oldersum erscheint;
Ost-Friesische Mannigfaltigkeiten. III. (1786) 107; im sel-
ben Jahre Opponent der Wiedertaufer in der Disputation
zu Emden vom 27. Febr. bis zum 17. Mai ; Protocol. Dath
is Alle handelinge des Gesprecks tho Embden in Oist-
frieszlandt mit den Wedderdoperen, de sick Flamingo
nomen, geholden; auch „Wt de Sassensche in Nederlandt-
sche sprake . . . getrouwelycken overgheset" (beide Aus-
gaben gedruckt zu Emden 1579); Meiners, 0. K. Gesch. II.
11 — 13 giebt irrtumlich den Druck der ersten nieder-
land. Ausgabe zum Jahr 1616 an, die bereits der 2. Druck
ist. — N. zog 1585 nach Groothusen, 1595 nach Middel-
stum in Groningerland, war nach W. Vorsitzer der „eerste
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— 02 —
HoWoiborg i5cc kerkvergadering in Drenthe, 11. Sept. 1600 gehouden,"
und nach Brucheri, Gedenkboek 126 von 1613 — 1617 f
Pred. zur Burtange; Reershemius 640. 714; Magnin, Ker-
kelyke Geschiedenis van Drenthe 197.
96. Hinricus Artopaeus, Embdanus 30. Oct. 66.
s. 333. R. ; kommt als Lie. jur. in den, der 1745 bei H.
Tapper in Aurich neu aufgelegten Neuen Ostfries. Chro-
nica von Johann Friderich Ravinga angefugten Nachricht
von denen Graf- und Ftirstl. Ostfries. Bedienten an denen
Oberen Collegiis, imgleichen von den Btirgermeistern und
Syndicis der Stadt Emden, und zwar in vorletzter Eigen-
schaft 1595 vor. Man hatte ihn in der Emder Revolution
dies. J. am 24. Marz zum prasidierenden Biirgermeister
gewahlt, doch nahm er die Wahl nicht an, weil er die Wah-
lenden nicht zur Wahl flir berechtigt hielt; Loesing,
Gesch. d. St. Emden. 196. 202. 242.
(101. Bernhardus Reidanus 8. Nov. 66.
W. nimmt ihn als Niedcrlander an und citirt nach Roter-
munds Anhang zu J5cher's Gelehrten-Lexicon VI. 1632 den
Titel seines Werkes: Epitome Juris Civilis ex libris
Pandectarum et Codicis. Colon. 1565; das ihn als Jurist en
kennzeichnet. Ob er Reiderlander war?)
Frisii
10. Dec.
66.
115. Rembertus Ackema (W. Aelzema)
116. Luderus Huinga
117. Rodolphus Langius
W. nimmt ohne Beweise alle drei fur Niederlander an.
Doch ist der Stamm Ackema auch in Ostfr. zu Hause,
der Vorname Luderus sogar mehr in Ostfr. als in Nord-
niederland, und somit Gewissheit fur No. 115 u. 116 nicht
gegeben. — In Harkenroht, Emdens Herder-staf 14 — 15
wird von 1575—6 f als Emder Prediger Rudolphus Lan-
dius aus der Drente genannt, zuerst als Prediger in der
Nahe Heidelbergs zu Pfeffelkom angestellt gewesen, den
Reershemius 492 jedoch nach Emder Stadtrechnungen
(Vorbericht VI— VII !) Rud. Langius nennt, wahrscheinlich
No. 117 ; doch vgl. E. Meiners I. 478.
118. Mauritius Frese, Frisius,13. Dec. 66.
Nach der Geneal. Famil. Frese, tarn lineae Weihensis et
Nienburgicae quam Hintanae, ex Mspto. Gerlaci Frese,
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— 63 —
assessor. Spirensis communicato H. B. de Appelle (Mspt.) Heidelberg iggg
kOnnte es der Sohn des Nicolaus Frese, capit. in Hinte
et Uttum, dross. Leranus sein, der hier als Mauritius Fr.
Leranus, f 1589 aufgefuhrt wird, iiber die Familie Frese
vgl. (Tjaden) Das Gel. O.-Fr. III. 28 ff.; E. Beninga, Chro-
nik (1723) 619.
341. R. Sigismund Melanthon 20. Dec. 1566. 116 I.
(22. Habbo Aldringa Groninganus 19. Febr. 1567.
W. verweist nach (Tjaden's) Gel. O.-Fr. I. 223 ff, wo be-
reits ein H&uptling gleich. Nam. in der Mitte des 16. Jahrh.
zu Nesse im Norderlande erscheint. Da er indessen
selber schon einen 1566 am 30. Oct. intit. Jibbo Aldringa
Groning. dem Friesischen Adel (Stamboek von den Fr. Ad.
I. 76) zuweist, so dilrfte auch obig. Student dort unter-
zubringen sein ; in der Series Consulum ... in civitate
Groningana ab ao. 1260 usque ad ann. 1646 findet sich
unter den Deputierten der Ommelanden 1631 ein Jibbo A.
wieder, Jonkheer zu Aduard, spater ein Wigbolt A. Da
eine Stammtafel der Aldringa mir nicht zu gebote steht, ver-
mag ich den oder einen Zusammenhang mit der ostfr.
Linie nicht nachzuweisen, aus welcher der beriihmte Ju-
rist Hajo Aldringa von Nesse, Rostocker Prof, und Meck-
lenburg. Kanzler entstammte; Jahrb. XII. 116.)
35. Joannes Hildebrand, Frisius 17. Maji 1567.
Ein Pastor Marcus H. 1639 zu Gerdsweer ; Reershem. 584.
48. Joannes Bramius Frisius 9. Junii 67.
Im 347. R. wird am 10. Juli 1573 Joannes Bramsche Fri-
sius immatr., und wir gehn wohl nicht irre, wenn wir
zwei Studenten in ihnen annehmen. 1551 am 19. Nov.
treten zu Wittenberg die Brtider Victor und Hector ab
Aldersheim in die Univ. ein und mit ihnen noch 3 Friesen,
darunter Johannes Bramius, Embdensis consulis filius.
Alle drei werden im Sept. 1552 zu Rostock intit., Jahrb.
XII. 106. 107. — Hier zu Heidelberg wird mit Joa. Bra-
mius gemeinsam ein Edelhardus Priccard, Frisius intit.,
gleichfalls ein Emder Kind. Bis hierher halte ich J.
Bramius fiir eine Person, und zwar fur den Sohn des
Emder Btirgermeisters Johannes Brsemsche f 1565. —
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.— 04 —
Hoiaoiben? i5G7 Der 1569 zu Marburg insrib. Joannes Bromsche (lies
Bramsche) Frisius oriontalis, der mit dem uns schon be-
kannten Hinricus Artopaeus (s. p. 02 ob.) Embdensis ge-
meinsam auftritt, 1573 (s. ob.) mit Enno Diebholt (lies a
Diepholt, nobilis Emdanus) in Heidelberg zum Studiura
zugelassen wird und 1580 als Joa. Bramius. Fris. or. zu
Basel eintritt, ist dann der zweite des Namens, der einer
andern Linie Brams, Braarns, Brahms zuzuweisen sein
wird. — Im tibrigen bleibt beiden trotzdem eine Studien-
zeit (1551— 15G7; 1569—80), die das ubliche Mass von 6
Jahren weit iibersteigt; Jahrb. XII. 107—8.
49. Edelhardus Priccard, Frisius, 9. Junii 67.
Mit No. 48 gemeinsam und wahrscheinlich gleich diesem
ein Emder aus der Familic Pricker, die um diese Zeit
mehrere Studenten aussendet; Jahrb. XI. 241 und 422;
Series Cons. Reip. Embdanae 1442 — 1661 ad ann. 1581. —
Was die Endung in Priccard anlangt, so ist dieselbe in
der jener Zeit viclgelibten Umformung gewohnlicher in gc-
lehrt klingende Nam en begriindet. — Andre Pricker in
Heidelberg s. 345. u. 351. R.
342. It. Bertholdus JRedlich 20. Dec. 1567. 212 I.
7. Johannes Petrejus Groninganus 12. Jan. 1568.
W. halt ihn fur einen Ostfriesen. Nach Harkenroht, Em-
dens Herder-staf 15 war er 1546 zu Emden geboren,
muss nach Reershemius 574 um 1573 als Prediger zu Larrelt
angestellt worden sein, wo er mit seinem Kollegen Clant
liber kirchliche Fragen in Streit geriet, wurde 1576 den
9. Sept. als erster funfter Prediger der Emder ref. Gem.
eingefiihrt und f 1596 den 2. Mai; das. 493. Eingehen-
deres bei Ed. Meiners, 0. K. Gesch. II. 427 f.
8. Johannes Sibesz Oldershemius 12. Jan. 1568.
Mit No. 7 gemeinsam. Schwab, Syllab. Rector. Magnif.
Univ. Heid. I. 130 nennt ihn Sibertz. Nach Reershemius
626 stand 1572 zu Oldersumer-Gast (nun Tergast) ein Pre-
diger Albart Siebes.
37. Fridericus Ilstensis Frisius ) A . . ., -_0
oo a i u • 14- APnl 1568-
38. Andreas Hagius „ J
Wohl Niederlander.
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Oct.
68.
— 65 —
41. Petrus Faber Frisius 15. Apr. 68. Heidelberg 1568
Vielleicht Petr. Gellius F., zweiter Sohn des bekannten
Emder Pred. Gellius Faber de Bouma, zuerst Pred. zu
Alzey in der Pfalz um 1574, darnach zu Nymwegen 1580,
zu Ziitphen 1583, zu Leer 15S4 und zum zweitenmal zu
Zutphen 1592, wo er 1604 den 3. Aug. f. — Ed. Meiners,
0. K. Gesch. I. 209—218; Reershem. 651—2.
70. Fridericus Tammius, Frisius orientalist ,, . nc%
-< ™ ., • m- J Mai 68.
71. Fridericus Tiarps „ „ )
171. Georgius Critius, ex agro Embdano,
paup.
172. Titus Acronius, eiusdem patriae, paup.
Nr. 171 wurde um 1574 Pred. zu Gandersum, f 1594;
Reershem. 623. — No. 172 wohl Sohn des Dominicus Acr.,
Pred. zu Grimersum um 1560, u. Bruder von Johann Acr.,
Pred. zu Eilsum um 1580; vgl. Reershem. 725. 728. W.
sagt: „Wahrscheinlich ein Sohn von Bernardus Acr., Pred.
zu Jarsum bei Emden. Ruurd und Johannes Acr. waren
seine Bruder, a fuhrt dazu aber keine Quellen an. Reers-
hem. 646 nennt zu Jarsum nach dem Uphuser Contr.-
Prot. 1569 nur einen Pred. Bernardus.
343. B. Eermannus Witikindus, 20. Dec. 1568. 166 I.
25. Rodolphus Steenwick Frisius 6. Marz 1569.
Wohl der Sohn des ersten evang. Pred. Albert van St. zu
Oldersum 1526 ff; (vgl. Ulr. v. Dornum, Disputation to
Oldersum . . . 1526, Bl. Avij in r. ; Reershem. 615) und der
Bruder des zu Oldersumer-Gast 1573 ff. beamteten Pred.
Wilhelm Albrecht v. St. (das. 626).
52. Hector Fridericus Frisius orient. 21. Mai 1569.
Imm. Marburg 29. Apr. 70 als Hicco Frid. Fr. or. (ur-
spriinglicher Taufname) nebst Joa. Duirkop und Joa.
Belensis, Frisii or. — Wird auf seiner Studienreise wohl
noch anderwarts gefunden werden.
Der bekannte J. U. D. Hektor Friedrichs a Wicht.
Er entstammte der in Hof- und Staatsdiensten allmahlich
emporwachsenden Familie zu (tho) Wicht, deren Glieder
sich grade in dieser Generation trotz bedeutenderen Auf-
schwungs der Abstammungs-Angabe enthalten, wahrend
Jahrbuch der Gesellach. I. b. K. u. valerl. Altortumor zu Emdon, Bd. XIV. 5
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— 66 —
Heidelberg i6C9 Hektor's Kinder sich samtlich des Namens „von (a) Wicht*
bedienen. Wie die alten Kontrakten-Protokolle, Urkunden
und Familienakten auf alien Seiten Belege dafiir bieten,
dass vor 1600 weder eine gesicherte Genealogie noch eine
zweifellose Benennung derselben Familie, ja oft selbst
einer und derselben Person vorliegt, genau so beweisend
sind sie gegen die Annahme nachgeborener Generationen,
die sich gerne irgend eine Ader von Adel imputieren
mOchten. Die Sucht vieler Parvenu's, mit altadligem
Wappenglanze paradieren zu konnen, fiihrt zu den
raffiniertesten Combinationen und wunderbarsten Seifen-
blasen1).
Dank den fleissigen Sammlern und Ordnern aiterer
historischer Aufzeichnungen iiber einheimische Familien,
Regierungsrat Matthias von Wicht dem Aeltern (1694 bis
1778 f)2) und namentlich dessen Sohn, dem Referendar
gl. Nam. (1751 — 1824 f), sind viele wertvolle Nachrichten
aus altern Tagen auf uns gekommen, die bei dem Er-
loschen so vieler Patrizierhauser wohl sonst auf immer
verloren gegangen sein wurden. So hat iiber die Glieder
seiner Familie und einiger naher mit ihr verbundenen Ge-
schlechter Matthias der Jtingere eingehendere Studien an-
gestellt, die samt den genealogischen Tabellen in mehr-
facher Abschrift zerstreut verbreitet sind. Ein von mir
benutztes Original in Folio befindet sich im Besitz der
von Wicht'schen Familie, nachdem es vorher in Handen
des ^Calculator et Logista (!) Auricae" Enno Ulrich Hab-
») Als vor etwa 20 Jahren besondere Studien mir genauere
Einblicke in unsere vielfach so verworrene ostfr. Genealogie gew&hrten,
(ibernahm ich hin und wieder Auftriige zur Klarung einzelner Familien.
Welche Anspriiche dabei hinsichtlich der Abstammung gemacht wurden,
soil hier nur in einem Beispiel festgelegt werden, wo ein zaher Ahnen-
j&ger mit Gewalt von einer angesehenen, langst ausgestorbenen Familie
abstammen wollte und, da sich hierfur nicht der allergeringste Anhalt
bot, endlich sogar mit einer unehelichen Abkunft sich begnugen zu wollen
erkl&rte. De gustibus non est disputandum.
*) Jahrb. VIII. 2. 103.; XI. 141-2; Pallas, Eine ostfr. Jahres-
schrift auf 1802, IV. Jahrg. (Norden) 31 ff; Mohlmann, Kritik der Fries.
Geschichtschreibung (Emden. 1862) p. 97; Tjaden, Das Gel. Ost-Fr. I.
176; Adr. Reershemii Ostfriesland. Pred.-Denkmal (Aurich. 1765) Widmung
u. Vorrede.
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- 67 —
bert gewesen war, der auch auf Fol. 112 — 3 einen miss- ueideiberg mo
gltickten Versuch zur Aufstellung einer Geneal. seiner Fa-
milie gemacht hat. Nach Mohlmanns mundlicher Mittei-
lung 1862 an mich scheint ein sehr schones Folioexemplar
von der Hand Matthias d. J., welches auf dessen Neffen,
Rechnungssteller Ernst Friedr. v. Wicht zu Leer, iiber-
kommen war, ganzlich verloren gegangen zu sein (vgl.
Ostfries. Amtsblatt fur 1843. p. 1109. 1171), wahrend an-
dere Copien von v. Wicht'scher Hand teils in Folio, teils in
Quart und Octav den Biichereien der Herren Gutsbesitzer
Dr. Peterssen in Berum, Burgermeister Becker in Esens
(der die seinige jetzt der „Kunsta geschenkt hat), Kauf-
mann St. Rykena in Norden u. a. m. einverleibt sind.
Unsers Hector Friedrichs vita findet sich ausser in
der obengen. Familiengeschichte Fol. 180 — 90 aus dieser
gektirzt in Adrian Reershemii Ostfriesland. Prediger-Denk-
mal (1765) im Anhange No. 3, wo sie in den „Zusatzen
zu dem Jocherschen Gelehrten-Lexiko" p. 625 — 30 zu fin-
den ist; ferner etwas erweitert bei Tjaden im Gelehrt.
Ost.-Fr. I. (1785) p. 239—44. Hiernach ist er um 1546 zu
Norden geboren, besuchte wahrscheinlich gleich andern
Familiengliedern die Norder Lateinschule (Babucke, Ul-
richsschule zu Norden. 165. 172), studierte wie oben an-
gegeben, promovierte zu Marburg unter Hermann Vultejus
am 27. Aug. unbekannten Jahres (1575?) zum Doctor bei-
der Rechte, wurde um 1585 zum Syndikus der Ostfries.
Landstande berufen, war in den damals haufigen Landes-
wirren „fax et tuba" der Opposition wider Graf Edzard II.,
stritt heftig um Eigentumsrechte an den vom Grafen in
der Westermarsch vorgenommenen Eindeichungen (vgl.
Jahrb. I. 1. p. 10. Note 2; II. 1. p. 12; 2. p. 155), wurde
1597 President des Niedergerichts zu Emden und 1599
Burgermeister daselbst, sollte anstatt des entflohenen
Biirgermeisters Bernhard Minister (Jahrb. XII. 99; Funck,
Ost-Fr. Chronick. IV. 241 f.; Elsenius Chronik ad ann.
1600 d. 12. Marz, 28. Marz u. 26. Juni) diesen Posten in
Norden bekleiden, „averst Ihre Fiirstliche Gnaden, unse
gnedige Frouwe" (Catharina, Graf Ennos III. Mutter), „hefft
Hectorem repudieret und nicht liden willen" (Elsenius),
6*
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— 68 —
Heiaoibers 1569 was nach dem Vorgefallenen als selbstverstandlich er-
scheint. Seine geschatzte Kraft in jener wirrnisvollen
Zeit zu verwerten, w&hlte ihn im selben Jahre das Ost-
fries. Hofgericht zum Assessor (Nachricht von denen Graf-
und Furstlichen Bedienten. [Aurich. 1745] Bl. M 2 in v.),
zugleich auch ernannte ihn Graf Enno III. zum Mitgliede
der Untersuchungskommission in den Konfessionsquerelen,
von der Elsenius unterm 1. Juli 1600 berichtet: „Dewile
de Grafflicke Ostfresische Weduwe" (Edzards II.) na Thur-
lach verreiset was, vnd ouerst idtlicke Buren in Grettmer
Amte, Emder Amte vnd Ortmer Amte thouoren geklaget
hadden, dat enen de Luttersche Pastoren van Grave
Edzarden Christmilder Gedechtniss vpgedrungen weren,
als hefft Grav Enno specimen suae constantiae ge(ver?)
foget, vnd hefft an diissen Dage in afwesende siner Frou-
wen Moder de Luthersche Pastoren tho Grimersum, Grodt-
husen, Uttum, Hinte, Hatzum vnd anderen Orteren mer
gar ergerlick affgesettet. (Jahrb. XII. 120 — 1. 344. R. ;
Reershemius 0. Pr. D. [1796] 531—6; Funck 0. Chr. IV.
243—5; 249 f; U. Emmius, Vita Altingii [1614; 1728]
187 — 98). 1603 wurde er Landrichter und nahm diesen
Posten neben dem Hofassessorat bis zum Jahre 1612
wahr. Zum Regierungsrat war er schon 1611 befordert
und ubernahm als solcher das Drostenamt zu Norden
1612. Erwahnenswert dtirfte nach Norder Kirchen- und
Gerichtsakten und Chroniken aus dieser letzten Periode
noch folgendes sein. Der Pastor B. Elsenius hatte es sich
sehr angelegen sein lassen, der durch Junker Balthasars
von Esens Brandzuge 1531 ff. (Beninga 679—83; E. Fr. v.
Wicht, Annales Frisiae [Mspt.] ad ann. 1531 f.) arg ver-
wusteten Ludgerkirche wieder ein wurdigeres Ansehen zu
verschaflFen (vgl. sein Chronicon von 1596 an). Anno 1597
hatte er es erreicht, dass am 10. Aug. „in de olde Karckea,
d. h. dem Langschiff, „de erste Dode begraven wert,a
nachdem „dl\sse Karcke hadde gantze 63 Jaren thovoren
desolut und woste gestaen." An der Renovierung des
Baus wurde noch mehrere Jahrzehnte gearbeitet, da auch
im Btirgerkriege 1602 die graflichen Truppen „de Karcke
jammerlick thogerichtet" . . . und „den Thorn afgedecket^
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— 69 —
(Funck V. 18. 21.) u. in der Mansfeldschen Invasion 1622 — 4 Heidoibon,- 1669
die Greuel der Verwustung die Kirche wiederum zur Ruine
erniedrigten. An diesem Wiederherstellungswerk war v.
Wicht lebhaft beteiligt. Die 1567 von Andreas von Em-
den anstatt des zuerst gebrauchten Positivs erbaute Orgel
hatte schwer gelitten, Drost Hektor erreichte es, dass
am 16. Mai 1616 mit dem Orgelbauer Edo Evers von
Jever einer „gantz neyen Orgell" halber contrahiert wurde.
Diese sollte ausser dem Haupt- oder „Groten Wercke" mit 9
klingenden Stimmen und „ein Pedall Gebruck darana (ange-
hangtes Pedal) noch ein Brustpositiv mit 3 und ein Riicken-
positiv mit 6 Registern enthalten und war mithin ein an-
sehnliches Werk, die grosste Orgel in Ostfriesland. 1618
war das Instrument fertig, es kostete 1000 Emder Gulden.
Dem religiosen Moderantismus Graf Ennos III. sich
anschliessend, war er tolerant gegen Juden, Mennoniten
und Remonstranten. Letztere, die vor dem fanatischen
Calvinismus aus den Niederlanden fliehen mussten und
weder in Leer noch in Emden aus gleicher Ursache Unter-
kunft fanden, suchten und erhielten diese in Norden.
Hier errichteten sie mit Bewilligung des „Grafl. Rahts vnd
Drosten Hector Fridrich D.a zwei Buchdruckereien, die
des „ Peter Arendszen, Ihro Gnaden bestalter Buchdrucker44
(Wiarda 0. Gesch. IV. 138; Grotefend, Gesch. der Buch-
druckereien in den Hannov. etc. Landen [1840] unter
„Nordentf ; Bibliogr. Adversaria V. ['s Gravenhage 1883 — 6]
280; das. 2. Reeks. 1. Deel [1887—941 233; Norder Biir-
gerakten) und des Dirck Raphaels Kamphuisen (Adr. Reers-
hemius 0. Pr. D. [1765] 614—5).
Die letzten Jahre seines Lebens wurden getrubt und
ihm erschwert durch die Mansfeldsche Invasion mit ihrem
Gefolge von Brutalitaten sondergleichen, Pest und Hungers-
not, deren Ende er nicht mehr erlebte, da er im hohen
Alter von 78 Jahren am 29. Marz 1624 verstarb. (Spieghel
van der Calvinisten Tyrannie gheplecht in Oost-Frieslandt
onder het beleyt van den Grave von Mansfelt in dienste
van de Generale Staten. Ghedruckt ... tot Norden in
Oost-Fr. 1623 — Wohl bei Kamphuisen? — [4° 8 Bll.];
Funck, V. 239.)
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— 70 —
Hoideiberg 1669 Ueber seine Schriften s. Tjaden I. 243. Von ihnen
ist nur sein Bericht iiber die bekannte Norder Teelacht
mit Erlauterungen von Dr. Wenckebach 1759 zu Halle ge-
druckt und 1880 fiir die Teelbauern unverandert bei Sol-
tau in Norden neugedruckt worden.
56. Mag. Bonnius Volkerus, Frisius 25. Mai 1569.
Zwei Bruder Volkerus, Gerhard und Hermann, waren
zwischen 1579 und 1617 als Prediger zu Sudwolde (und
Aurich) und Westerende (u. Riepe) angestellt. Reersh.
158. 99. 150. 135. Audi der Name Bonne, Bonno zeigt
nach Ostfriesland hin.
97. Sibrandus Occo, Frisius 17. Aug. 69.
107. Guilielmus Fockaeus, Frisius 20. Sept. 69.
Mit 3 Westfriesen in Auffolge immatr.
111. Gerhardus de Langhen, Frisius 22. Sept. 69.
Ein Prediger dieses Nam. aus dem Stift Osnabrtick war
1688 zu Spikeroog, kann also mit obig. nicht identisch
sein. Reersh. 396.
113. Daniel Georgius, Frisius 23. Sept. 69.
W.: „Leden (Glieder) van het geslacht uit Emden treft
men elders aan.a Im 17. Jahrh. lebte eine Emder Familie
Jorgena, vgl. u. 411 R.
122. Arnoldus Piscator Emdanus 2. Oct. 69.
Der Stamm war Fischer. Ein Arnoldus de Fischer (Vis-
scher) war 1553 Pred. in Loppersum, wurde 1556 nach den
Niederlanden verlangt, war nach dem Protokoll des Emder
Coetus vom 13. Juni 1576, Art. 20 Visitator der ostfr.
reform. Gemeinden. E. Meiners II. 25.; Reersh. 545. Ob
beide identisch sind? Es kam vor, dass bereits ordinierte
Geistliche zur Erganzung ihrer Studien wie audi zur Auf-
nahme neuer Studien von neuem die Hochschule be-
suchten. Oder haben wir hier einen Fall, wie ob. p. 42
genannt, dass er sich zu andern Zwecken in Heidelberg
aufhielt? Es bestand grade zu dieser Zeit ein ausserst
lebhafter Verkehr zwischen den reform. Fluchtlingen in
der Pfalz und den tonangebenden Reformierten in Ost-
friesland, bezw. Emden. — B. van Meer, De Synode te
Emden 1571 (1892) 81 ff.; E. Meiners I. 420 f. 426. 464 i
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— 71 —
(E. Graf Knyphausen-Lutzburg) Geschichte der Reform. H«d«ibwg 1569
Kirche zu Bargebuhr (1868) 8.
137. Foxius Posthusius, Frisius 20. Oct. 69.
158. Mag. Edo Hildericus Jeverensis 18. Nov. 69.
Jahrb. XII. 104. Wenn er sich zu Rostock als Frisius,
zu Wittenberg und hier als Jeverensis immatrik. lasst, in
Marburg als Jeverensis die Doctorwtirde empfangt, so ist
die Annahme einer Abstammung aus Varel (Hautz II. 106
nennt ihn E. H. de Varelle) haltlos. Hautz sagt von seiner
Berufung a. a. 0., dass „dieser Edelmann" (der er nicht
war !) bei der Einfuhrung des Luthertums durch Kurf. Lud-
wig VI. als Nachfolger des Tremellius von Frankfurt a. Od.
zura Professor der Theologie und der orientalischen Sprachen
berufen worden sei. Als Schuler Melanchthons sei er
dessen Richtung zugethan und ein Feind theolog. Z&nke-
reien gewesen. Als er nun das Concordienbuch nicht
habe unterschreiben wollen, sei dies der Grund flir seine
Entlassung geworden. Er ging darauf Ende 1580 nach
Altorf, wo er 1599 f.
344. R. Nicolaus Dobbin 20. Dec. 1569. 177 I.
1. Johannes Bertoldus a Roderwolt, Phrysius
23. Decbr.
(38. Melchior van Amsweer, Frisius 13. Apr. 1570.
Von Geburt Groninger, Bruder von Doede; beide fltich-
teten in den niederl.-span. Handeln nach Ostfriesland [J.
J. Harkenroht, Oostfr. Ooorspr. (1731) 139 nennt hier nur
Doede]. Mit Melchior Clant bediente er als Pred. die
Lutherische Gemeinde zu Antwerpen [Kerkhist. Studien
von Dr. Ch. Sepp (1885) 224]. Ueber die Familie von
Amsweer s. Nic. Westendorp, Byzonderheden uit de Ge-
schiedenis der Hervorming in de Prov. Groningen [1832].)
39. Jacobus Rebartus Frisius eodem.
53. Timannus Slotanus, Phrysius, paup. 27. Apr.
Beide wohl Niederlander.
108. Leo (lies Ico) Kniphusen 1 ™ . ,
mn wiu 1 v • u Phrysn orient.
109. Wilhelmus Kniphusen ,/ _ .. nr.
nn w a tvt • 11- Juh 70-
110. Wiardus Nannius J
Immatr. Marburg 29. Nov. 1571.
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— 72 —
Hoidoiberg i5o9 Ico und Wilhelm waren die Sohne des tapfern Haupt-
lings Tido von In- und Kniphusen (1500—1565) aus seiner
Ehe mit der Grafin Eva von Rennenberg. Sie besuchten
verschiedene Hochschulen, darunter Orleans, und blieben
hier auf fast wunderbare Weise am Leben, als in der
beriichtigten Bartholomausnacht 1572 die Evangelischen
Frankreichs schrecklich gemordet wurden. Der altere Bru-
der Ico vermahlte sich rait einer Freiin zu Eltern und Vo-
gelsang im Herzogtum Luxemburg, Wilhelm dagegen mit
der einzigen Tochter des Hauptlings Unico Manninga zu
Lutsburg, Hima. Auf ihn vererbte sich der Manninga'sche
Familienbesitz, das erste Fideicommiss Ostfrieslands, und
so wurde er der Begrlinder der Lutsburger Linie zu Inn-
und Knyphausen. Zweiter Sohn Wilhelms war der be-
kannte schwedische Feldmarschall Dodo v. Knyphausen.
Ico wurde 1588, Wilhelm erst 1600 vom Kaiser baroni-
siert. Wilhelms Anteil an der ostfriesischen Politik ist
gleich der seines Schwiegervaters Unico bis hierzu wenig
geklart, auch die Ansatze im Jahrb. XI bedtirfen sehr
der Erweiterung und Prazisierung. — Gesch. der Reform.
Kirche zu Bargebuhr. (Norden. 1868.) 13—18. Funck IV.
19. 121. 164 ff. 247 ff.; Wiarda III. 320 f. 342 f. 347 f.;
Mithof, Kunstdenkmale und Altertumer im Hannoverschen ;
VII. 79. 136; Geneal. Famil. Knypens. bei von Wicht Ta-
bula geneal.; (Brenneysen) Ost.-Fr. Historie I. 437 ff.
Nr. 110 war Hofmeister der beiden Junker.
132. Engelbertus Scemerinck, Phrys. orient. 21.
Aug.
Imm. Marburg 29. Nov. 1571 als E. Schemeringius.
135. Theodorus Ackmannus, Phrys. orient. 16.
Sept.
154. Wernerus Meinhart, Phrys. orient. 28. Oct.
345. jR. Hieromjmus Zanchius 20. Dec. 1570. 140 I.
10. Henricus Pricker, Frisius, 4. Marz 1571.
s. 341. u. 351. R.; Jahrb. VI. (1884.) 45. XL (1895.) 422.
•20. Samuel Taconis, Frisius 15. April.
(Nr. 37 ist ein Jacobus Ligarius Parisiensis.)
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— 73 —
52. Florus (\V\: Florentius) Gerardus. Prisms n^is^i>v»
19. Mai.
54. Frisraarus Aedo, Fris. orient. 23. Mai.
55. Ricardus Faber, Fris. orient. 23. Juli.
346. B. Pefrus Alostanus 20. Dec. 1571. 137 I.
8. Ottho Calandt, Frisius, 17. Jan. 1572. (W.: Otto
Clant.)
37. Boetius Haringa, Fris. orient. 18. Apr. (\V.:
Occident., was dem Namen zufolge eher zutreften dttrfte).
57. Hajonis(!) & Diepholt,nobilisEmdanus 12. Juni.
Die aus Diepholz stammende Familie war unter Graf
Edzard I. an den graft. Hof nach Emden gezogen wordon,
wo wir Glieder derselben in Stellung finden. Der ira 347.
R. intitulierte Enno von D. wurde bei der Einftihrung des
ostfr. Hofgerichts am 1. Aug. 1593 als adliger Hofgerichts-
assessor angestellt. — Funck IV. 15. ; Beamtenverzeichnis
bei Ravinga rediv. (1745) Bog. M. 2; Ostfr. Monatsblatt
VUI. (1880) 248; die Geneal. Midluman. etc. bei v. Wicht
ex chartis Midlum. collecta a Dom. de Appelle kennt
obigen Hajo nicht, der dem Alter nach ein Enkel des
graft, ostfr. Feldobersten Otto von D. und Bruderssohn
des Justus v. D. sein konnte.
347. R. Thomas Erastus 20. Decbr. 1572. 156 L
74. Jeremias Bastingius, Emdanus, 18. Mai 73.
Freund des U. Emmius, s. Jahrb. VI. 1. S. 45. J. (Hiere-
mias) B. war 1554 in Ypern geboren, seine Eltern flohen
aus Gent ; nach Studien in Bremen, Genf, Heidelberg wurdo
J. B. Prediger in Antwerpen und, als Alexander von Parma
diese Stadt 1585 eroberte, in Dordrecht; er starb 1598,
bald nachdem er als Professor der Theologie nach Leiden
berufen worden war. (Hoogstraten en Schuer, Groot algom.
hist., geogr. en oordeelkundig woordenboek. Amst. 1733.)
106. Joannes Bramsche, Frisius, s. 341. R.\ 10.
107. Enno Diebholt, s. 346. R. /Juli.
(Zu Nr. 106 sagt W. „Waarschynlyk een Groninger, uit
het geslacht van Johan Braemsche, vermeld by Feith,
Archief I. 321—3. Kan he ook dezelfde zyn als Dr. Joh.
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— 74 —
Heidciborg 1573 Braems, „wiens weduwe de huiszittenarmen te Groningen
in 1594 zoo mild begiftigde?" Da er mit einem Emder
gemeinsam immatr. wird, halte ich auch ihn fur einen
Emder.)
318. Ii. Lambcrtus Ludolfus Pithopous de Deventer 19. Dec. 1573.
89 I.
14. Bernerus Weseke, Emdensis, 16. Marz 1574.
(W. Waarschynlyk de vader van den Echteld'schen predi-
kant Bernhardus Vesekius, die in 1620 en volgende jaren
wegens de onverzaagde uiting zyner remonstrantsche ge-
voelens telkens op nieuw de zwaarste beproevingen onder-
ging.
28. Egbertus Clant; s. 346. R. ) «... fi „ .
on * w , ' \ Fnsn, 6. Mai.
29. Dego Tadema i '
Dem Namen nach Niederlander.
319. R. Immanuel Tremcllius de Ferrara 20. Bee. 1574. 112 I.
Die Sucht, seinen Namen zu gracisieren oder zu romani-
sieren, sieht man auch hier bltihen, daher die Melanch-
thon fiir Schwarzerd, Pithopous fur Fassbinder, vielleicht
(weil aus Deventer) fur Kuper oder selbst Pottbacker,
Ephippiarius fiir Sattler, Servilius fiir Knappe, Polyander
fiir Kerkhof u. a. m.
51. Pomponius Ellamaphileus1), Frisius, 3. Juni.
67. Rembertus Romberti, Bergomensis Frisius,
7. Sept.
Note l) baccal. art. 6. Decbr. 1575. Wohl Niederlander.
74. Hericus Castens, Frisius orient. \ q o th
75. Henrikus Harterwick, Fris. orient. I
Ob Sohn des Pilsumer Predigers Johann Harderwyk
f 1560?
Auffallenderweise hat W. im ganzen Jahrg. 1575 nur einen
') Diese Uebertragung auf den Stammnamen zuruckzufuhren
wollte nicht gelingen. Vielleicht ist P. E. jener Pomponius (Poppe?) EI-
kama „Groninganus, homo et doctus et humanus", mit dem U. Emmius
am 12. Juli 1576 in Basel zusammentraf (Jahrb. VI. 1. S. 51) und der sich
auch in Hermann Prickers von Emden Stammbuch einschrieb (Vrije
Fries VII. 289.)
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— 75 —
Niederlander verzeichnet, wogegen mein Auszug ausserdem Hoidoiberg 1575
noch 5 Friesen nachweist. Was in diesen Jahren von
der Friesenktiste nach Heidelberg zog, war zumeist Jurist,
da ausser andern bedeutenden Rechtslehrern sich der be-
ruhmte Hugo Donellus hier 3 Jahre niedergelassen hatte,
um dann nach Leyden uberzusiedeln, wo ihm die Verhiilt-
nisse besser behagten.
350. R. Caspar Agricola 20. Decbr. 1575. 128 I.
94. Pomponius Leontinus, Frisius, 26. Sept. 1576.
99. Joannes Reingars (wohl Rengers), Fris. orient.,
I. Octbr.
Vielleicht aus der groningerland. Fluchtlingsfamilie Ren-
gers ten Post.
351. R. Lttdovicus Grav 20. Decbr. 1576. 125 I.
8. Hermannus Prucker (lies Pricker), Fris. orient.
5. Febr. 77; s. 341. u. 345. R.
352. R. Simon Grynaeus 20. Decbr. 1577. 83 I.
57. Magister Edo Hildericus [& Varel], rectore ma-
gistro Hermanno Witekindo anno 69 (Nov. 18) inscriptus
(s. 343. R. Nr. 158), anno 78 9. Septembris ab illustrissimo
principe electore etc. commendatus ad professionem theo-
logicam renovavit inscriptionem, fide bona se omnia
prestaturum quae in iuramento continentur data. Pro
renovatione nihil dedit. Actum 9. Sept. 1578. Wenn er
hier „von Varel" zubenannt wird, so steht das im Wider-
sprach mit seinen fruhern Angaben.
355. R. Carolus, comes palatintts Rheni 19. Decbr. 1579. 153 I.
(91. Fridericus Hildersen [a Varel], Jenensis,
Filius Edonis Hilderici doctoris, 15. Aug. 80. — Der Name
deckt sich vollig mit dem seines [mutmaszlichen] Gross-
vaters [Jahrb. XI. 95 Nr. 43]: Fridericus Hildersen de
Esens, doch wird flir das jiingere Geschlecht die bewusste
oder tendenziose Tauschung, als ob sie adlig seien, akut.)
356. R. Valentin Forstcr 19. Decbr. 1580. 218 I.
2. Sibo & Dornum, cognomento Gersma, Frissius,
II. Jan. 81.
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ueidoiberg 1580 Hier befinden wir uns wieder vor einem durch samtliche
mir zu Gebote stehenden Geschlechtstabellen nicht zu
losenden Ratsel. Ob dies ein Attena, in deren absteigen-
der Linie seit 1410 bis 1520 sich 3 Hauptlinge (Junker)
dieses Namens befinden, sein mag oder aber ein Kankena,
ist unbekannt. Der Zuname deutet etwa auf eine Ge-
trtibtheit dcs Stammes hin oder sollte, wie das ja haufig
der Fall ist, auch hier in den Dorf- und Nachbarfamilien
der bekanntere [und beruhmtere] Hauptlingsname in Nach-
gebrauch genommen worden sein?1)
357. R. Ludwig Graf 20. Decbr. 1581. 199 I.
27. Abrahamus Akum annus (? Akkumanus)
Phrys. orient.
28. Joannes Otthonius, Embdanus
29. Hermannus Steckmannus, Embdanus
30. Hermannus Kolde, Phrys. orient.
Ein Vierblatt Theologen, von denen Nr. 27 noch 1583 in
Leyden studierte, Nr. 28 von 1584—5 (f) Prediger zu
Groothusen war (Reersh. 714; Meiners Kerk. Gesch. II.
243), Nr. 29 zuerst als Conrector in Leer, 1590 als Pre-
diger in Wirdum, 1603—35 (f) Anstellung in Groningen
fand (Reersh. 764. 723) und Nr. 30 schon 1585 als Pre-
diger in Oldersum, spater 1591 zu Leeuwarden in Dienst
stand. Des letztern Sohn wurde im 379. R. intituliert.
23.
Marz
1582.
*) W. sagt (libers.): „Dass dieser ein Ostfriese gewesen ist,
scheint nicht zweifelhaft Einer der Herren von Dornum begab sich nach
1600 mit Ernst Friedrich v. Wicht in auswartige Kriegsdienste, nachdem
letzterer vorher studiert und sich den Grad eines Doctors beider Rechte
erworben hatte." — W. verwechselt hier Ernst Fr. mit Hicco (Hector) Fr.
(8. 343. R.), von jenem weiss sein Biograph Matthias v. Wicht jun. dies
nicht. Auch glaubt Matthias nicht an „die Sage, dass er mit einem
Herrn von Dornum in den Krieg und zwar nach Polen gezogen und da-
selbst in einer Schlacht urns Leben gekemmen sei,a da er ihm ein starkes
Phlegma sowie um 1602, dem Schlusse seiner Chronik, ein Alter von
etwa 55 Jahren zumisst, „zu alt, um noch als Volontair in fremde Kriegs-
dienste zu treten." — Was nun dazu noch die obige Zusammenstellung
mit „ einem" (iiberall unbekannten) „ Herrn v. Dornum" hier besagen soil,
ist vdllig unerfindlich, da weder eine gemeinsame Immatr. vorliegt noch
bei Gersma irgend etwas auf jenen „Herrna hindeutet.
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Von Nr. 122 bis 130 sind nobiles Holsati am 20. Aug. Heueiborg ias2
inscribiert, darunter ein Nicolaus von Ha gen. Hier-
durch ist die Annahme von Halem's in den „Gemein-
niitzigen Nachrichten f. d. Pro v. Ostfr.a Jahrg. 180G. 407 f.
(und wiederholt ira „Ostfr. Monatsbl." IV. [1876.] 393),
dass dieser wahrscheinlich Hofmeister der drei unter Nr.
206—8 am 12. Novbr. immatrik. ostfr. Grafen gewesen
sei, hinfallig, umsomehr, als dort auch der Hofmeister
sich unter Nr. 203 prasentiert.
(171. Martinus Nordanus, Lubeccensis 3. Octbr.
— Jahrb. XL 110. 113.)
203. Petrus Ficinus, Noviomagus * 12.
205. Adolphus Ripperda, nobilis Geldrus / Novbr.
206. Gustavus x fratres, comites et domini
207. Joannes >Phrisiae orientalis etc. etc.
208. Christophorus' 12. Novbr. 1582.
Ernst Friedr. v. Wicht schreibt in seinem gleichzeitigen
Chronicon zum J. 1582: „Sub idem tempus tres minores
Frisiae Comites, Gustavus (geb. 1565), Johannes (geb. 1566)
et Christophorus (geb. 1569) profecti sunt in Academiam
Heidelbergensem", wozu Funck III. 275 hinzufiigt: „auf
dass die jungen Herren Grafen daselbst ihre wohl ange-
fangene Studia fortsetzen mochten." Diese mittleren
Sohne Graf Edzards II. und seiner Gemahlin Catharina
von Schweden setzten ihre hiermit begonnene Studien-
und Hofreise iiber Strassburg nach Frankreich, Italien
u. w. fort. Als Praceptor war ihnen der unt. Nr. 203
immatr. Petrus Ficinus von Nymwegen, als Begleiter und
Reisemarschall der Sohn des 1616 als 3. Hofrichter f
Mauritz Ripperda, Adolf, unter Nr. 205 immatr., beigesellt.
Ficinus, ein angesehener Gelehrter, bekleidete die
Stelle des Prinzenerziehers am Grafenhofe Ostfrieslands,
wo von 1560 bis 1579 elf Kinder geboren wurden, mehrere
Jahrzehnte lang (Funck III. 267 nennt ihn zwar erst um
1580 als solchen). Da er des Grafen Sache vertrat, in
vielen Fallen und besonders nach seiner Ernennung zum
Regierungsrat 1590 (Ravinga rediv.; Nachricht Bl. M. 1)
mit politischen Auftragen betraut war, (H. Loosing, Gesch.
der Stadt Emden bis 1595. [1843] 226.), dabei voll und
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Hoidoibciv 1582 ganz seines Herrn Interessen vorfocht und den Monarcho-
machis (Brenncysen. O.-Fr. Hist. I. Vorr. p. 10—12. Text
436 ff.) ein Stein des Anstosses war, so hassten ihn die
Radelsfuhrer in Emden, liber deren Gebahren der dama-
lige Kornmandant Fr. van Vervou (Geschiodenisscn. [1841
godruckt] 226—7. 322. 334. 344. 352. 364—5. 367. 389)
gelegentlich dankenswerten Aufschluss giebt, so bitter,
dass sie ihn in ihren iibertreibenden, maszlos heftigen
und mit Gift und Galle getrankten Streitschriften wider
das Grafenhaus und dessen Anhanger einen Jesuiten
nannten, der Edzards Sohne romisch erzogen habe1), (sum-
marised bei 0. Klopp. Gesch. Ostfr. II. 32. 62—3.). Da
wir aber grade laut alien Zeitgenossen in Edzard und
Catharina musterhafte Orthodoxe vor uns haben, die bis
in die neuesten Geschichtswerke hinein sich des Vorzugs
erfreuen, von ungetrubtem gegnerischen Glaubenseifer der
Nachwelt als warnendes Beispiel lutherischer Verstockt-
heit vorgefuhrt zu werden, so will die Annahme des lang-
jahrigen Aufenthaltes eines romischen Erziehers am Hofe
wenig glaubhaft erscheinen, wozu zum Beweise, dass ge-
genteils Ficinus eifriger Lutheraner gewesen, Mohlmann,
Kritik der fries. Geschichtschreibg. (1862) 208 einen Brief
des jesuitenfeindlichen Professors zu Wittenberg, Jak.
Martini, ehemaligen Hofpredigers der Catharina zu Berum
(Funck IV. 228. 238 ff. 255. 280 ff.), citiert.
359. R. Mattheus Entzlin 20. Decbr. 1583. 199 I.
167. Gerlachius Habbonius, Fris. orient. | 21. Oct.
169. Dodo Wiarda, Fris. orient. i 84.
Da mir die (nicht im Buchhandel erschienenen) „Familien-
l) Ueber die Einfliisse, welche die Conversionen der Grafen Jo-
hann (I.), Johann (III.) u. Christoph (II) u. verschiedener Prinzessinnen
zur romischen Kirche im Gefolge hatten, sind bisher erst Forschungsan-
satze gemacht worden. Funck hat sich bemuht, auch hier nach Kriiften
unparteiisch zu berichten (II. 201 f. 231. IV. 279), doch ware zu unter-
suchen, woher einerseits der Hof seine gesellschaftlichen Beziige von ca.
1480—1600 empfing und andererseits, welche politischen Einfliisse zur
Conversion trieben. Uebrigens litten auch die In- und Knyphauser an
derselben Krankheit, wie seit einem Semisiikulum viele deutsche Adels-
geschlechter.
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— 79 —
nachrichten von C. H. Wiarda (Aurich 1872)a trotz mehr- HoMeiberg 1m
fachen Bemiihens nicht zu gebote stehen, vermag ich
uber Nr. 169 nichts zu sagen. Die Familie Wiarda, aus
den Niederlanden stammend, trat zumeist im Dienste der
Themis auf und lag demgemass dem juristischen Studium
ob. — Jahrb. XI. 422—4. Ravinga rediv. Bll. L. 8 in v.,
M 1 in r. et v., M 2 in v., M 3 in r. In der Geneal. Fam.
Wiarda ex Coll. Appellianis ist urn diese Zeit nur ein
Dothias W., der spatere Kanzler Graf Enno's III. ver-
zeichnet. Ob beide identisch sind?1) — Funck VI. 15 ff.
360. R. Eberhard, comes in Solms 9. Decbr. 1584. 241 I.
2. Joannes Schaberbeckius, Embdanus, 24.
Decbr. 84.
Aus der franzos.-reform. (wallonischen) Gemeinde Emdens;
Wenz, Gesch. d. fr.-ref. Kirche (1819) 120. Imm. Leyden
3. Nov. 1578 als Emdanus u. Litterarum stud.
(55. Abel Coenders, Frisius 5. Mai 1585.
Bekannter Groninger, in den span.-niederland. Wirren
nach Ostfriesland gefltichtet; — erwahnt in der Grab-
schrift seines Vaters zu Leer bei J. J. Harkenroht, Oost-
friesche Oorsprongkelykheden (1731) 365. — Die Familie
stammte von Helpen und ist bekannt wegen ihrer litte-
rarisehen Neigungen. Nach T. ging stud. Abel C. van
Helpen Mitte 1586 nach Marburg, wo er bereits am 11.
April 1584 immatr. worden war, zuruck, um einer Klage
wider ihn auf Alimentation zu entgehen. — Nach W. war
Abel C. zu Groningen den 8. Aug. 1564 geb. u. trat spater
als niederl. Staatsmann und Curator der Universitat Gro-
ningen hervor. — Funck. V. 82. 121. 144.)
93. Folricus Gretusanus, Frisius \ . .. .
94. Bernhardus Theodorus, Frisius '
Nr. 93 imm. zu Marburg als Volericus Reithusanus Fris.
>) Auch die obengenannten Wiardaschen Familiennachrichten,
in die ich wahrend des Druckes Einsicht nehmen konnte, verzeichnen
keinen Dodo Wiarda. Es kann daher nur der 1565 geborene, 1G37 ge-
storbene spatere Kanzler Dothias Wiarda gemeint sein, uber den die Fa-
miliennachrichten S. 13 u. S. 59— G7 ausfuhrliche Nachrichten zusam-
menstellen.
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— 80 —
Heidoiberg im 25. Mai 85. [WahrscheinlichSohn des Ciriak (= Cirk) Volrichs,
der nach Jahrb. X. 1. 90 i. J. 1576 unter dem Drosten Occo
Valk Amtsschreiber in Greetsiel war. Nach dem Ver-
zeichnis der Handschriften der Universitats-Bibliothek zu
Gottingen (Band I Juridica Nr. 736) besitzt die Universi-
tats-Bibliothek eine Handschrift des ostfriesischen Land-
rechtes nebst einem Kalendarium, in dem Familiengedenk-
tage der Besitzer aus dem Ende des XVI. Jahrh. ver-
zeichnet stehen, darunter z. J. 1586: „unser broder Foel-
ryck tho Heydelberg gestorven." Dies ist ohne Zweifel
unser Folricus Gretusanus, und seiner Familie hat die
Gottinger Handschrift einmal geh5rt. R.]
124. Sethus Eymerus, Wurdanus Phrysius 29. Juli.
179. Bolo Bolardus Phrysius 15. Octbr.
vgl. Jahrb. XII. 100. 110. W. sagt (fibers.): „Dass er ein
Ostfriese war, lehrt die Matricula nationis Germanicae
von Padua. Er ward 1584 zu Genf immatr., 1585 zu Hei-
delberg, 1586 den 1. Octbr. zu Marburg und am 5. Juni
1590 zu Padua. a [Suursche Familiennachrichten im Be-
sitze unserer Gesellschaft nennen ihn Junker B. B. (f 1612);
er war Sobn des Dr. Bolo Bolardus in Emden, Enkel des
1533 in der Schlacht bei Jemgum gefallenen Emder Bur-
ger-Fahnrichs Gerd Bolardus und durch diesen Grossvater
aus dessen zweiter Ehe Vetter des bekannten Emder
Biirger-Obersten und Burgermeisters Gerhardus Bolardus
(1544—1612). Kaiser Rudolf II. adelte ihn oder — nach
dem Ausdruck des Adelsbriefes — bestatigte seinen alten
Adel i. J. 1598. R.]
181. Timannus zum Camp Phrysius 15. Octbr.
(220. Daniel Embdensis, Antwerpianus 15. Novbr.)
(222. Egbertus Alberda, Frisius 16. Novbr.
W. sagt (tibers.): „Sohn von Reynt Alberda und Wilmke
Coenders [van Helpen]. Nachdem der Vater, Burger-
meister von Groningen, durch Rennenberg gefangen ge-
setzt, aber entkommen war, fliichtete die Familie nach
Ostfriesland. Die Sohne Egbert und Pabanus besuchten
die Hochschule zu Genf, ersterer auch die zu Heidelberg.
Dieser wurde nach der Reduction Groningens 1594 Bur-
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- 81 -
germeister von Groningen und Mitglied des Hofes der Heideiborg i585
Generalstaaten. Er starb den 16. Sept. 1604. a)
361. R. Johannes Jungnicius 20. Decbr. 1585. 300 I.
58. Gerardus Rufelaert, Frisius 3. Apr. 1586.
Aus einem Patricier-Geschlecht von Gent, das vor der
spanischen Kriegswoge urn- 1570 nach Emden gefluchtet
war, wo sich schon seit 1554 eine sanktionierte wallo-
nische Gemeinde befand. Nach W. war er in Emden geb.,
ist im Album studios. Acad. Lugduno - Batavae (Leyden)
intit. als G. R. Emdensis, Litterar. studios. 10. Mai 1582.,
ferner zu Marburg am 27. Mai 1587, und wurde in der
Emder Revolution 1595 als Gesandter der Stadt an den
Kaiser nach Prag geschickt, um die Sanktion der Rebellion
bei Rudolf II. zu erwirken; — Emder Apologie (1602)
99—104; Wiarda, 0. Gesch. III. 253 ff. 273 Notei; Loesing,
Gesch. der St. Emden bis 1595 (1843) 241.
161. Eggericus Beningha, Phrys. 2. Juli 86.
Immatr. zu Helmstedt als Egericus Benninga Fris. den
4. Aug. 1582, zu Marburg als Ericus a Grimersum Fris.
21. Apr. 1585 und wird wohl noch weiter gefunden wer-
den. Er war der Enkel unsers Chronisten gl. Nam. und
der Sohn von Snelger B. (Jahrb. XII. 107). Er starb
schon fruh als Hauptling von Grimersum und Loppersum
im Jahre 1605. — Funck. V. 44. 63.
184. Eltco Amptzonius \ Phrysii, Fratres
185. Jelmerus Amptzonius / 30. Juli
Ob Ostfriesen? — T. merkt zu Nr. 184 Note 2) an: Elco
erlag am 20. Sept. 1586 den ihm von Burgern der Stadt
zugeftigten Wunden. — Zur Erlauterung dient T. p. 97 die
Erzahlung, dass im Herbst 1586 ein „wol bezechter"
Student sich vor der Stadt ail Frauen und Jungfrauen
vergriffen habe, von den zur Hilfe alsbald herbeigeeilten
Thorhtitern (Stadtknechten) nach scharfer Gegenwehr iiber-
w<igt und dem Stadtschultheissen tiberantwortet wor-
den sei. Die gespannten Beziehungen der Stadtobrigkeit
zur Universitat liessen es nun dahin kommen, dass hier
jeder Teil Richter zu sein vermeinte, worauf ein Tumult
ausbrach (Septbr. 86), in dem viele Studenten von den
Jahrboch der Qocellsch. f. b. K. a. vatorl. Altertumer zu Emdon, Bd. XI V. g
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— 82 —
Beidoiberg 1586 vielgereizten Biirgern verwundet wurden; Eilco Amptzonius
verstarb infolgedessen.
191. Henricus Betto Hincken, Frisius, 26. Aug. 87.
Von Hage oder Norden aus der Patricierfamilie dies. Nam.
Jahrb. XII. 88. — vgl. Apologia Nordana (1674) 179 ff. ;
Funck, Ost.-Fr. Chron. III. 226 f.
362. R. Fridericus comes Palatinus ad Rhenum. 20. Dec. 1586.
203 I.
150. Hieronymus Atten Frisius, 5. Sept. 1587.
lmm. Herborn 1585 (Nr. 29, Dat. fehlt) als Hero A., Fris.
orient., dazu folgt die Note: Huic Heroni postea impo-
situm est nomen Hieronymi in sacro baptismo; quem
adultus demum suscepit hie Herbornae 15. Maji 1586,
testimonii causa assistentibus D. Doctore Casparo Ole-
viano, D. Bernhardo Condertz ab Helpen et me (Rect.
Johannes Piscator. Sund.) — Er wurde 1591 Prediger zu
Jennelt, 1594 zu Baflo. Reershem. 742. Harkenroht 790.
167. Sibrandus Jacobi, Fris. orient., 20. Sept. 87.
Imm. Herborn 1586 (Nr. 30, Dat. fehlt). Pastor zu Can-
husen 1590, Pilsum 1592 u. Gerdsweer 1600 (f 1603).
Reersh. 549. 707. 584.
199. Josias Eternig (W.: Eternius), Frisius, 16.
Nov. 87.
Imm. Herborn 1586 (Nr. 6) mit 3 and. Ostfr. als I. Etering
Fr. orient.
363. R. Fridericus comes Palatinus. 20. Dec. 1587. 160 I.
6. Melchior Clant, Frisius. 6. Jan. 1588.
Aus der bekannten Adelsfamilie Groninger Herkunft, \V.
kennt ihn nicht. Naeh Harkenroht 799 war ein M. CI.
Prediger zu Llitsburg 1580—4, daher Zeit- und Ortsge-
nosse Phil, von Marnix hierselbst; nach Reershem. 747
wurde er darnaeh Prediger in Westfriesland. Es ist mog-
lich, dass er vorubergehend 1588 zu Heidelberg war, um
in den Spanisch-Niederl. Handeln unauffallig vertrauliche
Dienste zu leisten; vgl. 343 R. Nr. 122. — Ungeklart
bleibt die Angabe in (Edzard Graf Knyphausen) Gesch.
der Reform. Kirche zu Bargebuhr (1868) 109, wonach er
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— 83 —
auch Campegius genannt worden und 1595 von Lutsburg Heidoiborg iws
nach Jennelt berufen worden seit da Harkenroht a. a. 0.
nach Pastor Ruckerts Grtindl. Warh. Bericht (1674) diesen
Campegius erst 1587 in Lutsburg auffuhrt, der nach
Reershem. 742 dann 1595 nach Jennelt verzieht.
29. Edo Barlagius, Fris. orient., 6. Apr. 88. —
Jahrb. XII. 118.
33. Obbo Assveri, Frisius, 9. Apr. 88.
48. Johannes Metelen, Frisius, 25. Apr. 88.
69. Fridericus Hildericus [deFarel], Fris. orient., 30.
Mai 88.
343. 352. 355. R. — Wenn er 1579 auch injuratus war,
so ist die nochmalige Intitulation trotzdem nicht ver-
standlich, wenn er hier Schiiler des Padagogiums blieb.
Oder ging er 1584 nach Helmstedt, wo am 22. Okt. ein
Hildericus Friderici Jeverensis Phrisius imm. wird, und
kehrte er von dort hierher zuriick? Die beiden Intit. decken
sich freilich im Namen nicht.
365. E. Simon Stenius, 20. *Decbr. 1589. 150 I.
16. Eberhardus ab Aschendorf, Frisius) 24. Febr.
17. Joachimus ab Aschendorf, „ J 90.
Jahrb. XL 127. XII. 53.
60. Walterus Morlingius, Frisius Emdensis. 18.
Mai 90.
366. B. Jacobus Kimedoncius . 19. Dec. 1590. 175 I.
44. Johannes Rogge, Embdanus, inscriptionem
rectore Encelino (21. Octb. 1584) factam renovavit 5.
Aprilis (1591) gratis.
Unter R. Entzlin wurde sub Nr. 164 intitulirt Joannes
Roge Amstedamensis 21. Oct. 1584. Sowohl in den Nie-
derlanden als auch in Emden und im Holsteinschen be-
gegnen uns um diese Zeit Familien dies. Nam. — W. ver-
wirft die Angabe von 1584, wornach er von Amsterdam
sei, auch beanstandet er die Angabe Vriemoet's (Athen.
Fris. 85), dass Rogge zuerst ^professor linguae Hebraeae
in Academia Heidelbergensi" gewesen sei, da er bereits
1591 ^inspector bursae et disciplinarum mathematicarum
6*
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— 84 —
Hoidoibers i59i professor" zu Franeker wurde. Seine Jugend war seinem
Ansehen bei den Studenten dieser Hochschule Westfries-
lands hinderlich, so dass er vorzog, ins Predigtamt uber-
zugehen. Er f 1618 zu Hoorn. — Boeles, Geschiedenis
der Friesche Hoogeschool. II. 62 ff.
367. R. Philipp Ludwig, comes in Hanau. 20. Decbr. 1591. 245. I.
43. Petrus Pinius Embdanus, Fris. orient. 30.
Marz 92.
Imm. Leyden 19. Oct. 1593 als P. Pineus, stud, theol.
(49. Tido Hermannus liber Baro ab Inhausen et
Knipphausen in Eltern et Vogelsang, major hereditarius
in Bastanack, injuratus, 1. April 92. — vgl. 344. R.)
97. Joannes Schlutter, Embdanus, Fris. orient.,
13. Mai 92.
Imm. Herborn 1585 als J. Sluterus, 19. Juni 1588 in Mar-
burg, spater 1694 zu Basel — Jahrb. XI. 423. — J. U. D.,
Sekretar der Stadt Emden 1603—35.
98. Rudolphus Artopaeus, Embdanus, Fr. or.,
13. Mai 92.
Imm. Leyden 19. Okt. 1593 (mit P. Pineus) als theol. stud.
— Von Heidelberg soil er laut W. 1583 nach Wittenberg
verzogen sein und dort graduirt haben, wogegen bereits
Reershem. 301 die richtige Jahrzahl 1593 ansetzt.
189. Raenerus Blanc, Buttlnsis(!), Fris. orient.,
20. Sept. 92.
Lies Butjensis. — Jahrb. XII. 118. — T. in Note b: Blank,
stud, in contubernio, discessit ao. 1595.
(W. nennt noch Boccatius Malda Levardiensis. Fris.
Orientalis, 5. Oct., wohl verschrieben anstatt occid.)
369. R. Theophilus Mader, 20. Dec. 1593. 193 I.
46. Georgius Wiarda, Frisius, 3. Apr. 94.
Weil mit einem Saeckma aus Kollum in Westfriesl. gemein-
sam immatr., wird auch er Westfriese sein.
370. R. Daniel Tossanus. 20. Decbr. 1594. 163 I.
109. Johannes Bogermannus junior, Frisius
occidentalis Lewardiensis, 19. Aug. 1595. Geboren zu
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— 85 —
Uplewert w. von Emden als Sohn des dortigen Predigers Heidelberg 1594
Johann B., studirte er zu Heidelberg, Genf, Zurich, Lau-
sanne, Oxford u. Cambridge (Boeles, Fr. Hoogesch I. 143)
und wurde beriihmt als Professor und Vorsitzender der
Dortrechtschen Synode 1618 — 19, die den Calvinismus als
die Orthodoxie der ref. Kirche stabilirte (Hase). — Reershem.
719; Harkenroht 0. 0. 468 f. verwechselt Vater und Sohn
miteinander.
(W. nennt hier noch Wilhelmus Johannis Sutlareus
Frisius 19. Aug. 95, den ich als aus Siidlaren in Drente
stammend, ungebucht gelassen hatte. Er kann indessen
Ostfriese sein, vgl. Reershem. 488. 583. Harkenroht Emdens
Herder-Staf 11.)
132. Johannes a Mark, nobilis Frisius, 19. Sept. 95.
Jahrb. XII. 102. 123. — Zu Rostock studierte 1608 Folckar-
dus Onken, der hier 1610 unter Vorsitz des ehemaligen
ostfr. Vicehofrichters Paul Berens Thesen de feudi acquisi-
tione vertheidigte(P. Berens Disputationes Feudalis. Rostock
1611, Disp. VI) und dabei als Folckardus a Mark erscheint.
Spater wurde er ostfr. Regierungsrat (Ravinga rediv. in
Nachricht pp. Bl. M * in r. zwischen 1611 u. 1620). Er
war ein Sohn des Norder Drosten Reiner von Mark und
jiingerer Bruder des obengen. Johannes. Auch letzterer
scheint Jurist gewesen zu sein, der seinen Wohnsitz wohl zu
Emden hatte, da er im Emder Contracten-Protocoll den
27. April 1604 als „edelvester Junker Johann von der Mark"
erscheint (Staatsarch. zu Aurich). — Bei dieser Gelegenheit
sei darauf aufmerksam gemacht 1)1 dass in den jetzt
grosstentheils ins Auricher Staatsarchiv gliicklich
himibergeretteten alten Amtsprotokollen von Norden und
Emden wertvolles Material fur die Geschichte der Ge-
schlechter, Strassen und Hauser beider Stadte u. Aemter
verborgen liegt, ja selbst die politische und Kirchenhistorie
hier manchen schatzbaren Fund heben kann. Hoffentlich
wird die geplante Fortsetzung des Ostfr. Urkundenbuchs
bis 1600 auch diese Urkunden beriicksichtigen.
*) Vgl. de Vries Jahrb. X 2 S. 52 ; schon Reershemius in seinem
Prediger-Denkmal hat die Kontrakten-Protokolle vielfach benutzt.
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Heidelberg i50o 138. H ei nri cu s Berlagius , Phrysius orient., 4. Oct. 95.
Imm. 1593 zu Herborn als Henricus Barlagius, 1594 den
2. Sept. als H. Berlach zu Marburg, u. zwar gemeinsam
mit Tido, Dodo et Enno ab Inhausen et Kniphausen, Sohnen
Wilhelms (ob. p. 72), so dass es den Anschein hat, als
sei er hier deren Mentor gewesen, wahrend zwei der-
selben in Heidelberg 1596 mit je einem andern Ephorus
zusammen intit. wurden.
371. R. Petrus Heyrnann. 20. Dec. 1595. 91 I.
Die geringe Anzahl der Eintragungen erklart sich aus der
in diesem Jahre hier auftretenden orientalischen Pest.
58. Lambertus Adameius, Frisius, 4. Juni 96.
Er wurde 1600 d. 11. Apr. renovirt, so dasz man auf
Pestflucht schliessen darf.
60. Jacobus Polyander, Emdanus, 12. Juni 96.
Imm. Leyden 1592 als Theol. Er war ein Sohn des im
335. R. int. Jean P., wallon. Predigers zu Emden und Nach-
folger desselben von 1599—1602 (f). — Wenz, Gesch. der
franz.-ref. Kirche in Emden (1819) 127. Jahrb.1. 1. (1872)50
Adrian Reershem. Nachtrag z. 0. Pred. D. (1823) 71.
372. R. Henricus Smetius. 21. Dec. 1596. 114 I.
13. Ludolfus Spikermannus Embdensis,
26. Marz 97.
Ravinga red. nennt unter den ,,Gelahrten Assessores des
Ostfr. Hofgerichts" Bl. M- einen J. U. D. Georg Spickerman
1593, der 1600 resignirte.
373. R. Simon Stenius. 20. Dec. 1597. 191 1.
49. Volcardus ab Horn, Emdensis, 3. Mai 97.
T. : Note *) Volckmarus ab H., Emdanus, stud, in contu-
bernio, discessit ao. 1599. — Imm. Helmstedt 1594 als
Volckhardus ab Horenna, Frisius, Rav. red. Bll. N 1 u. 2
fuhrt unter den Emder Burgermeistern von 1581— 1595 (f)
einen Nicolaus (Claus) Horen auf. Die in Emden und
Leer bis auf heute ansassige Familie van Hoorn fuhrt ihren
Ursprung auf eingewanderte niederlandische Fliichtlinge
zunick. — Reersh. 689 kennt jedoch einen alteren v. Horn.
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169. Gerardus Vogelsang, Frisius, Novembri. Heidelberg 1597
Imm. Leyden 1596 als G. a. V , aet. ao. 20, stud. jur. Ein
Hinricus Vaghelsank de Emeda ist bereits zu Rostock
1453. Jahrb. XII. 61.
189. Conradus Gerlacius, Fris. orient. Decbri.
Um diese Zeit studiren mehrere Gerlach, so Jacobus Ger-
lachius zu Helmstedt 1596 u. Marburg 1598, Gerlacus
Gerlaci 1621 zu Leyden (Reershem. 740. 703), zu Rostock
bereits 1575 ein Onno Gerlacus, dem wohl obengen. als
C. Gerlacus April 1593 folgt. - Jahrb. XII. 121.
Des Sibrand Gerlacianus Grimersumanus Testament vom
22. Jan. 1600. das bis auf heute in dem darin errichteten
Stipendium fur Studirende seiner Familie fortwirkt, nennt
Jacobus G. seinen lieben Bruder. — Der Wunsch, aus der
Geschichte der Stiftung einmal etwas Naheres fur die Ge-
lehrtengeschichte Ostfr. zu erfahren, ist bis heute noch
nicht erfullt worden. — Ostfries. Monatsblatt VII (1879)
262 ff.
374. R. David Parens. 20. Decbr. 1598. 157 I.
58. Lubbertus Riclevi, Frisius, 25. Apr. 1599.
vgl. Friedr. Arends Erdbeschr. des Furstenth. Ostfriesland
(1824) 522—3.
375. R. Philipp Hoffmann. 20. Decbr. 1599. 182 I.
61. FridericusKlingius, Oldenburgens. Frisius,
26. Mai 1600.
88. Emmo (lies Enno) Wilhelmus ab Innhausen
et Kniphausen, liber baro ex Frisia orientali 7. Juli
1600. Imm. Marburg 1594 (vgl. 370. R. Nr. 138.) — Wiarda
O.Gesch. VI. 8; (Graf E. v. Knyph.) Gesch. d. Ref.Kirche zu
Bargebuhr 19.
89. Henricus Eppius, Frisius orientalis, eodem.
Ephorus praedicti baronis. Imm. Marburg 10. Dec. 1600.
Sonderbarerweise reisen und studiren die 3 Bruder nicht
gemeinsam (vgl. Nr. 145 dieses R. u. Jahrb. XI. 243), auch
haben sie seit Basel dementsprechend verschiedeneErzieher.
Deber Eppius, „diesen grossen Rechts-Gelahrten unseres
Vater-Landes" besitzen wir eine ziemlich ausfuhrliche
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— 88 —
Hoidoibcrg 1590 Biographie von Tjaden im II. Band seines Gelehrten Ost-
Frieslands p. 207—78 samt Proben seiner Poemata. Hier-
nach war er ein Sohn des J. U. Lie. Jtirgen E. zu Emden,
studirte zu Bremen, Groningen, Bergen op Zoom u. Marburg
und graduirte 1611 zu Orleans zum J. U. D. Nach kurzer
Rechtspraxis zu Emden und Lutsburg wurde er 1611 Hof-
gerichts-Assessor und starb als solcher 1636.
119. Petrus Petrejus Embdanus, Frisius, 17. Sept.
Sohn des Pred. Johann P. zu Emden (342. R.), geb. 1580 zu Em-
den, studirte zu Franeker, Genf u. Heidelberg, soil etwa 1603
nach Unterdriickung derLutheranerref.Prediger zuWoerden
in Holland geworden sein und war darauf von 1611—1646 (f)
Pred. zu Emden. — Harkenr. Emdens Herder-Staf (1716)
20—1 ; Ed. Meiners Oostvr. Kerk. Geschiedenisse. II. (1739)
434 — 5; fehlt in Schultz-Jacobi u. Domela Nieuwenhuis
Bydragen tot de Geschiedenis der ev.-luth. Kerk in de
Nederlanden. 3. Stuk (1841).
145. Tido ab Innhausen et Kniphausen, no-
bilissimae familiae ex orientali Frisia. 18. Octbr. 1600.
146. Hieronymus Curio, Basiliensis, eodem
praedicti ephorus.
s. ob. Nr. 88 u. 89. Wo Dodo, spater schwedischer Feld-
marschall und evang. Parteifuhrer im 30jahr. Kriege, seit
Basel (Jahrb. XI. 423) blieb, lasst sich nicht ersehen, wohl
aber, dass er nicht nach Heidelberg verzog1).
Baron Tido ward 1611 ritterschaftlicher Hofgerichts-Assessor
(Ravinga red. Bl. M 2), fiber ihn vgl. (Tjaden) Das Gel.
Ostfr. II. 215—27.
Ob der ephorus Curio ein Angehoriger des bekannten
italien. Humanisten u. Satirikers, spater Prof, der Eloquenz
zu Basel, Coelius Secundus C. war ? Der Zusatz Basiliensis
lasst dies vermuten.
376. R. Lubbertus Esthius. 20. Decbr. 1600. 163 J.
31. Hermannus Wesselius, Serquerensis,
!) Nach Sattler (Reichsfreiherr Dodo zu Innhausen und Knyp-
hausen, Norden 1891, S. 3) studierten beide B ruder, Tido und Dodo, inHer-
born, Marburg, Wittenberg (1600) und Strassburg (1602); Basel erwahnen
Sattlers Quellen nicht.
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— 89 —
Phrys. orient. 9. Apr. 1601. Imm. Helmstedt 10. Decbr. Heidelberg ieoo
1595 als H. Guesselius Frisius.
Von Cirkwerum n. v. Emden, vielleicht ein Sohn des Pred.
Wesselus Bokel daselbst, der dort von 1573—1610 (f)
amtete. — Reersh. 584 weist indessen einen Pred. Herm. W.
von 1603—27 (f) zu Gerdsweer nach, der ein Sohn des
Pastors Johann W. in der Grete (seit 1461 auch Greetsiel
genannt) war (Reersh. 703), und unt. and. 1602 auch zu
Basel studirte TJahrb. XL 423). Wenn am zuletzt angezog.
Orte gesagt wird, dass der Gretmer Pastor Johann Wessel
vermutlich vorher in Cirkwerum gewesen sei, so lasst
sich dort von 1568 an keine Liicke im Predigerdienst ent-
decken, die er hatte ausfullen konnen. Moglich ist es
indessen, dass er hier Schulmeister gewesen ware und
erst spat ins geistliche Amt iibersiedelte.
34. Joannes Siriozius 1 n, . .. . , .... . .crk.
nBr t 1.1. x ^ j- < Phnsn orient. 14.Apr.1601
35. Lubbertus Exerdi J r
Die Siriocee war nicht zu klaren, aus dem Exerdi ent-
wickelte sich indessen ein Liibbert Edzardi, der 1598 als
L. Essardi mit einem Katgerus Bulandus zu Marburg ein-
getragen wurde. Aus letzterem entfaltete sich allmahlich
ein Rotgerus Bolardus Emdensis. Ja, diese Hieroglyphen!
Ob der Siriocius etwa einen Krautner, Kruidenier ver-
decken soil?
169. ScottoBeninga,nobilisPhrysius, 11. Dec. 1601
Imm. als Schotte B. von Grimesheim, Fris. orient. 11. Decbr.
1600 zu Marburg; als Scotto B. v. Grimersheim 1602 zu
Orleans. Wahrscheinlich hat er auch andere Universitaten
besucht.
Um diese Zeit befindet sich eine Reihe Beninga auf Hoch-
schulen, ausser Scotto der im 361. R. auftretende Eggericus,
ferner Focco 1593 zu Marburg und 1594 zu Basel, Justus
1596 zu Helmstedt und 1598 zu Leyden, sowie Remmerus
1603 zu Marburg. Es ist die Zeit, wo der ostfr. Adel das
Schwert endgttltig aus der Hand legt und es mit der
Feder vertauscht, wo er sich aus dem Sattel schwingt
und dafur den curulischen Sessel einnimmt, den Doktor-
hut dem Ritterschlag vorzieht und sich geschickt machen
lasst, seine bisherigen Machtspriiche in Rechtsspriiche zu
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24. Sept. 1604.
— 90 —
Heidelberg 1601 ubersetzen. Eine Zusammenstellung der adeligen Studen-
ten samt dem Nachweise ihrer spatern Amtsstellungen
wird uns weiterhin beschaftigen. Man beachte dazu 0.
Klopp, 0. Gesch. II. 432.
Nach v. Wichts Tab. Osterh.-Grimers. war Schotto (auch
Scotto, in spatern Gliedern der Familie Scato geschrieben)
ein Sohn des Egerus (Eggericus) B., Hauptl. zu Grimersum
und Dornum (Jahrb. XII. 108). Er wird Hauptling zu
Grimersum und Cirkwerum genannt, wurde von Enno IE.
zum Drosten von Emden ernannt, sowie 1630 adliger
Hofgerichtsassessor. Er f 24. Nov. 1638.
379. JR. Daniel Nebel 20. Decbr. 1603. 156 I.
116. Hobbius ab Aylva,
Frisius, iniuratus
117. PhocasKoldeFris.,
nondum iuravit ob aetatem ,
Zu Nr. 117 macht T. die Note: Noch im Sept. 1606 „cum
suo discipulo" in Heid.
Beide wurden imm. 9. Juni 1603 zu Marburg als Ubertus
(sic !) ab Aylva, Fris. occid. et Foccius (er wird also Focco
getauft worden sein) K., Fris. occid., sowie nach dem
25. Juli dess. Jahr. zu Herborn als Hobius ab Aiwa, Fris.
u. Phocas Koldt, Fris.
W. kennt beide nicht naher, vermutet aber in Aylva einen
n&her bezeichn. westfr. Junker. —
Der halbgrazisierte F. Kolde war ein Sohn von Pastor
Hermann K. (357. R.), der 1591 von Oldersum nach Leeu-
waarden zog, so dass Focco sich mit einigem Recht jetzt
Fr. occid. nennen konnte (vgl. 366. u. 370. R.), obgleich
er ein geborener Ostfriese war. Dem Anschein nach etwas
alter als Aylva, war er diesem als Mentor beigesellt.
381. R. Joh. Casimir, comes Palat. 20. Decbr. 1605. 145 I.
117. Boetius & Mansslach, nobilisFris.l. Nov. 1606.
1613 als „Boetius seu Botricus a M.a renovirt.
Imm. Marburg 30. April 1605 als Boetius Sunken von Man-
schlagt, Fris. orient.
[BotrikSunkena muss in den 20er Jahren des XVII. Jahr-
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hunderts Drost zu Greetsiel gewesen sein. Er war Be- Heideiben? a**
sitzer der Pergament-Handschrift, aus der Imel Agena von
Upgant 1629 die 6 Ueberkuren und die 12 Emsiger Domen
abschrieb, deren Text M. v. Wicht wieder von Jmel Agena
tibemahm (v. Wicht Ostfr. Land-Recht S. 823: „Anno 1629
den 25. martii heb ick Jmel Agena fon Upgant hit nei-
folgende schrioun ut een aeld freesch loendriucht in
parckelment aelde munckescrifft ; dit boek het to kemn
Boterick Suntkena fon-Manslach druste in di Greet44,
vgl. v. Richthofen Rechtsquellen S. 98). Eine einst dem
Botrik Sunkena gehorige Handschrift des ostfr. Landrechts
besitzt jetzt die Gottinger Bibliothek. (Verzeichnis I
Juridica Nr. 745.) Am Schlusse ist dort eingetragen:
„Ende des ganntzen landrechts, geschreven imjare 1572,
denn negennteynden februarius geendiget dorch my Sunk e
Gaeykenn wonnendetho Mannslacht, vnd thomynenn
egen wollusten vnde geuallen hebbe dith sulffste boeck
geschreuenn." Der Sohn (?) des Schreibers nennt sich Bl. 2
mit den Worten „Hereditario iure me possidet Botricus
Sunkena." In seinem Verzeichnis ostfriesischer Beamten,
das mit seinem handschriftlichen Nachlass an die Gesell-
schaft f. K. u. v. A. nach Emden gekommen ist, erw&hnt
K. Fr. Freese zwar Botrik Sunkena als Drosten von Greet-
siel, giebt aber tiber seine Amtszeit nichts an. Ueber seine
Familienbeziehungen geht einiges aus den Grabregistern
der Grossen Kirche in Emden hervor: „Dat 168ste graft
dar Geeske Witte begrauen licht mit Albert Tidtken etc.
(Der Stein liegt noch im siidlichen Langsgange der Kirche),
nu Doct. Botericus Sonkena wegen siner Huefsfrouwen
vnd dessen vader Sal. Borgemeister Buckelt thostendich".
(Johanii van Buckelt Burgermeister 1606, 1610—1615,
gest. 1619.) R.]
382. R. Quirinus Renter, 20. Decbr. 1606. 209 I.
138. Gerlacus aVullen, Fris. orient. 26. Sept. 1607 .
Imm. Marburg 4. Aug. 1606 als Gerlachius a Vullen, Fries
orient.
W. (der Reershemius kennt) sagt: „men leze a Wullen",
was nach Reersh. 595 richtig sein soli, da ein Prediger
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92
18.
Novbr.
1609.
Heidelberg 1608 mit diesem Stammnamen zwischen 1577 und 1595 zu
Midlum im Rheiderland angestellt war. Vermutlich war
es ein Gerlach von Vollen (vgl. auch 373. R.).
384. R. Joannes Jodocus Lucius, 20. Decbr. 1608. 154 1.
129. Huldericus Antonius ] fratres,
de Varel iniurati
130. Wolfgangus Fridericus ob
de Varel aetatem
131. Nicolaus Gramannus, al. Gro-
mannus ipsorum ephorus (auch: studiosus et
praeceptor Varellorum)
132. JacobusGuester,Narmannus(sic!),
Famulus ipsorum nobilium
Man vgl. 343., 352., 355. u. 363. R. — ferner Jahrb. XII. 95.
104. — Wenn nicht eine Nobilitirung der oder in der
Familie Hilders stattgefunden hat, so liegt ein Beispiel
unverfrorenster Selbstadelung vor. Es ware interessant,
den weiteren Gang der Familie verfolgen zu konnen.
385. R. Wolfgang Lossius, 20. Decbr. 1610. 152 I.
6. Henricus Schonburgius, Frisius, 14.Febr.1610.
Eine Familie dies. N. war in Emden eingewandert und
muss spater nach Norden verzogen sein, wo sie nach 1600
erscheint (Kontr.-Prot.).
386. R. David Parens, 20. Decbr. 1610. 269 I.
fatres, nobiles
23. Jacobus Ripperda( ex FrisiaGronin-
24. Hero Mauritius „ gana, iniurati ob
aetatem
25. Heinricus Krauthoff, Dusseldorp.,
ephorus
In v. Wicht's Ripperdaeor. Familia in Farmsum, Petkum,
Dornum, Rysum etc. werden diese beiden als Sfthne
Joachims Ripp. in Farmsum (f 1593) u. Occas a Closter
(Jahrb. VIII. I. [1888] 58 Nr. 6, wo nur ein Sohn Haro M.
R. genannt wird) vorgestellt. Jacobus heiratete Hima
Christina van Delen, Domina in Rysum. Hero Maur.?
dominus in Farmsum, nahm eine Rengers von Schildwolde
28.
Febr.
1611.
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— 93 —
zur Frau und zeugte mit ihr eine Tochter Occa Johanna, Heidelberg ion
die sich 1639 mit Enno Adam von Knyphausen-Ltitsburg ver-
mahlte. W.kennt von beiden nur wenig(Stud.teHeidelb. 111).
387. R. Phil. Hoffmann, 20. Decbr. 1611. 161 I.
27. RutgerusBolardus, Fris. orient. 11. Apr. 1612.
Er nennt sich ephorus von Nr. 26: Kempo Donia, nobil.
Fris. occid., Sohn des gleichnam. Exulanten.
Imm. Marburg 2. Juli 1598 als Katgerus Bolandus, Fr. or. ;
er war Emder und wahrscheinlich Urenkel des 1533
in der Schlacht bei Jemgum erschlagenen Emder Burger-
Fahnrichs Gerd Bolardus, der 3 Sohne: Abel, Rotger,
Bolo hinterliess (der 1612 gestorbene Biirgermeister
Gerhardus Bolardus war Sohn des Abel B.). Die unserer
Gesellschaft gehorigen Auszuge aus einem Stammbaume
der mit dem Bolardus verwandten Emder Familie Suur
verzeichnen diesen Rotger B. nicht. — Wer liefert uns
Geschlechtstabellen der Patricier unserer Stadte ? sie sind
zum Ausbau unserer Geschichte durchaus notwendig.
Gleichfalls wurde eine einigermassen vollstandige Liste
der einflussreicheren Fluchtlinge zwischen 1500 u. 1600,
die in Ostfriesland Aufnahme fanden, von Wert sein.
Ansatze dazu findet man bei Harkenroht 0. 0. 136 ff. 153 f.
364 ff.; Wenz, Gesch.der franz.-ref. Kirche in Emden (1819)
102 ff. 110 ff. 209 ff; Blaupot ten Cate u. sonst zerstreut.
108. Petrus Pinius, Em d anu s Frisius, anno 1592
Rect. Doct. Julio Pacio iurisconsulto inscriptionem factam
renovari voluit 21. Sept. 1612.
367. R. — W. nennt ihn Paulus P. — In einer andern
mir z. Zt. nicht zugangl. Matrikel heisst er Petrus Pyn.
388. R. Ludwig Graf, 20. Dec. 1612. (? vergessen.)
27. Matthias Petreius, Embdanus, 9. Apr. 1613.
Pastor zu Jarsum 1616—1669 f- Reershem. 646.
(74. Joannes Amos, Nivanus Moravus 19. Juni
1613; imm. Herborn 30. Marz 1611 als J. A. Nivmizensis.
— Der bekannte Padagog u. Bischof der Mahrischen
Briidergemeinde Comenius. Ueber Beziehungen zu Ost-
friesland scheint noch nichts veroffentlicht zu sein.)
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— 94 —
Hoidoihorg igi3 84. Henricus Alting, Embdanus, professor theo-
log. 30. Juli 1613.
Imm. Herborn 1602 als prof, theol. Heidelbergensis ; junio-
rum principum palatinor. praecept. ; prof, post Groningen-
sis; ferner Leyden 1619 als Dr. H. Altingius, hon. grat.
mit Dr. Abraham Scultetus gemeinsam.
In dem von mir benutzten Mspt: der von Wicht'schen
Genealogien enthalten die letzten 32 Folien die „Gene-
alogia Familiae Altingiorum. Novem Tabulis distincta et
expositione historica illustrata ab Henrico Alting Anno
Christi MDCXLIV, aetatis suae LXII. cum continuatione
illustr. Dni. Mensonis Altingii Consulis Gron. et anno-
tationibus quibusdam Vice-Praesidis Gerh. Altingii", wozu
auf dem Titelblatt der Nachsatz folgt: „ex Autographo
Dni. Auctoris verbotenus exscripta a me M(atthias) v(on)
W(icht)a — NB. junior, 343. R. — „ad hoc negotium data
mihi mutuo a Dno. T. D. Wiarda Seer., pro temp, pos-
sessore." Hier wird er vorgestellt als das 8. Kind unter
zwolfen des Emder Predigers Menso Alting (339. R.), geb.
zu Emden den 17. Febr. 1583. Er studirte zu Emden,
Groningen, Herborn, Heidelberg u. Sedan, wurde 1605
Prinzen-Erzieher und 1616 Rector in dem collegio sapientiae.
Der rWinterkonigtf, Kurfurst Friedrich V., war sein lang-
jahriger Schtiler, die lateinischen Exercitien desselben
wurden mit der Univ.-Bibliothek nach Rom iibergefuhrt
und als Seltenheit den Besuchern . der Vatikan-Bibliothek
gezeigt (Tjaden, Das Gel. Ostfr. II. 318). Tjaden a. a. 0.
• 319 schliesst aus Emmii Worten in Vita Mensonis Altingii
104, dass A. sich in England den Gtad eines Dr. theol. er-
worben habe, was an sich ja recht wohl moglich ist, doch
sagt die Selbstbiographie nichts dariiber („hunc bis
Sedanum in Gallias, nempe 1605 et 1608, semel in
Angliam anno 1612 secutus est"). Eine mit verschiedenen
interessanten Episoden aus A.'s Leben durchflochtene
Lebensskizze giebt Tjaden im Gel. Ostfr. II. 316— 339. l)
») Was dort pag. 324 fiber die Herkunft Tilly's aus Ostfriesland ge-
sagt wird, ist wie alles, was Harkenroht, von Wicht und Tjaden dariiber
mitteilen, durch nichts historisch zu begrunden, und eitel
Fabelei.
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— 95 —
Alting musste 1622 nach der Erstiirmung Heidelbergs Heidoiborg teia
fliichten; trotzdem ihm zu Emden die Stelle eines Pre-
digers und 1625 zu Franeker eine Professur angeboten
wurde, schlug er beides aus und iibernahm erst 1627 eine
Professur in Groningen, wo er 1644 d. 25. Aug. starb. Er
wird geriihmt als Erzieher und akademischer Lehrer, seine
Verdienste um die Hebraistik und das Studium der Theo-
logie sind anerkannt, in der Gelehrtengeschichte hat er
dauernd Platz gefunden.
103. Boetius seu Botricus a Manslag, nobilis
Phrysius, inscriptionem anno 1606 factam renovavit 23.
Sept. 1613. — 381. R.
106. Paulus Altingus, Embdan. Phrisius 29.
Sept. 1613.
Jungster Bruder von Nr. 84, geb. zu Emden 1593 den
18. Februar. Er besuchte die Schulen zu Emden, Bremen,
Heidelberg, Herborn, Marburg, Strassburg, Basel, Zurich,
Bern und Genf, kehrte darauf nach der Pfalz zurtick und
iibernahm 1618 das Pfarramt zu Neuhausel. • Die obenerw.
Geneal. schliesst: „Ab hac, moto bello civili, morte prae-
matura separatus fuitWormatiae, quo se receperat occu-
pato jam a milite Neuhusio, d. 6. Oct. A. C. 1620; aetatis
suae 27. Vir, ob pietatem, doctrinam, zelum, longiore
vita dignissimus. a
115. Arnoldus Meinardi, Phris. Orient. Embdan.
25. Octbr. 1613.
389. R. Reiner Bachoven 20. Decbr. 1613. 177 I.
32. Balduinus Abrahami, Frisius, 27. Apr. 1614.
Aus Kniphusen, 1617 Pastor zu Bettewehr, 1624 zu Freep-
sum, f 1651 aet. 64. Reersh. (1796) 587. 563.
40. Wesselus Emmius, Frisius, 6. Mai 1614.
Aeltester Sohn des Professors Ubbo Emmius aus seiner
2. Ehe mit Margaretha van Bergen. Er war geboren zu
Leer und wurde 1620 noch als Proponent (cand. min.)
Prediger zu Groningen, f 1654. — Gel. O.-Fr. II. 31—2.
41. Rodolphus Surius, Frisius, 6. Mai 1614.
Mit Wessel Emmen gemeinsam immatr. — Die Familie
Suur, wie sie sich spater schreibt, taucht um die Mitte
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— 96 —
Heidoiberg ioi3 des 17. Jahrh. in Emden auf, und besonders im Verwaltungs-
dienst sieht man sie langsam steigen, bis sie in der 1.
Halfte des 19. Jahrh. einerseits das Burgermeisteramt,
andererseits den Posten eines kgL Amtmanns erreicht
hatte. Auch von ihr ist das zum 387. R. Gesagte erwunscht.
45. Joannes Dominicus Walrichemius, Frisius,
7. Mai 1614. — Ob Westfriese aus Workum an der
Zuiderzee (Woldrichem, Woudrichem)?
109. Ludovicus Freitag, orient. Fris., 24. Sept. 1614.
In (Mohlmanns) Stammtafel der Familie von Freytag
kommt erst ein 1654 zu Wichhusen b. Hinte geborener
Ludwig Joachim innerhalb dieser Familie vor, der als
holland. Hauptmann starb. Gleichfalls kommt kein anderer
Ludwig in von dem Appelle's Geneal. Freitagiorum vor. —
Jahrb. XI. 124. XII. 102.
391. Jt. Daniel Nebel 20. Decbr. 1615. 178 I.
28. RhaterusHeinrici &Werva,Fris.orient.l 3.Apr.
29. Dodo Maninga, Frisius orientalis J 1616.
Nr. 28 wohl Mentor von Nr. 29; dieser war der Sohn des
Lutet Manninga, Hauptlings zu Langehaus b. Norden, Ur-
enkels von Dodo M. von Ltitsburg (f 1533). Ueber die
vollige Degenerirung der langere Zeit so bliihenden Familie
Manninga vgl. man (Mohlmann) Stammtafeln (1832) 39.
42. Merkwtirdigerweise fehlen die M.'s in den Tafeln der
„Denkschrift, betreffend dieZugehorigkeit der graflich Knyp-
hausen'schen Familie zum deutschen hohen Adel. Ent-
worfen von Fritz Andr6, Dr. jur.u (Norden 1887.)
392. R. Simon Opsopaeus 20. Decbr. 1616. 230 I.
54. Gerhardus Tycken, Fris. orient., 26. Apr. 1617.
Lies Tytken; eine Familie dies. Nam. lebte in Emden und
Norden. Imm. Marburg 1616 d. 8. Apr.
58. Petrus Eilshemius, Fris. orient.; 26. Apr. 1617.
Sohn des Emder Predigers Daniel B. E. (Jahrb. XII. 114),
geb. zu Emden 1595, studirte zu Groningen, Bremen und
Heidelberg, war 12 Jahre Prediger in Westfriesland, ging
1632 nach Emden und f 1649. — Reersh. (1796) 503.
159. Gerhardus Biinning, Phrys. 23. Sept. 1617.
Prediger zu Bettewehr, f 1666. — Reersh. 587.
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— 97 —
393. R. Joh. Balthasar Baumbach. 20. Decbr. 1617. 192 L Hoidoiber* iei7
(17. Mag. Abrahamus Scultetus, serenissimi prin-
cipis Palatini aulicus concionator, in professorem veteris
testamenti electus 9. Marz 1618.
T. Note l). Er legte bereits am 27. Mai 1620 seine Pro-
fessur nieder, vocatus a rege et consiliariis ad aliud officium
in Bohemia, nachdem er schon vorher wiederholt langere
Zeit abwesend gewesen war. Die Univ. sprach die Hoff-
nung aus, dass es ihm iiber kurz oder lang moglich sein
werde, wieder zur Univ. zuriickzukehren, interim sit et
maneat civis academicus quoad iura et privilegia acade-
miae. Letzteres nahm Scult. mit Dank an.
Die Wogen des Krieges warfen ihn dann 1622 an das
Emder Ufer, wo er bereits 1624 f. — Reershem. 499 ff.;
Ed. Meiners, Oostvr. Kerk Geschieden. II. (1739) 439 ff. ;
Abr. Sculteti, De curriculo vitae . . ., Emdae 1625; Cuno
in der Allg. deutschen Biogr.)
49. SamuelRitzius, Fris.Embdanus, 13.Apr. 1618.
Sohn des Emder Predigers Ritzius Lucas Grimershemius,
geb. zu Jarssum 1596. Nachdem er 17 Jahre Prediger in
Holland gewesen, kam er 1638 nachEmden, wo er 1665 f.
— E. Meiners II. 432. 448.; Reershem. 504.
Die Kriegswirren losten die Universitat auf, s ob.
p. 50.; von 1620—1662 fehlen die Akten der Univers.,
mit 1652 beginnen wieder Aufnahmen.
405. R. Pftdzgraf Carl Ludwig, 1. Novbr. 1652. 127 I.
9. Tido Guilhelm Frese, nobilis Fris. orient, 23.
Novbr. 52.
Sohn von Nicolaus Fr. zu Hinte und Groothusen; f zu
Groothusen 1667.
18. Everhard ter Braeck, Oostfrisius. 1. Decbr. 52.
Jahrb. VII. 1. Heft (1886) 157. Nr. 22.
19. Johannes Antonius Orth, Embda-Frisius.
2. Decbr. 52.
vgl. Reershem. 627. Nr. 14.
20. Everhard ter Braeck, Fris. orient. 3. Decbr. 52.
T. Note *). Nicht identisch mit Nr. 18, wie aus der eigen-
handigen Einzeichnung der beiden ersichtlich. — Ein Stu-
lahrbaih der Gesellsch. f. b. K. u. vaterl. Altortvimer 2U Emrlon, Bd. XIV. 7
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— 98 -
Hoiaeiberg iG52 diosus Everh. Br. war noch im Septbr. 1654 in Heidelb. —
Jahrb. VII. 1. fuhrt pag. 157 u. 158 insgesamt 3 Everharde
auf; vielleicht war dieser ein Sohn des Bingumer Arend
t. Br.
51. Carolus Hieronymus liber baro ab In- et
Kniphausen, Fris. orient. 15. Apr. 53.
Sohn von Enno Wilhelm, Hauptl. zu Upleward u. Enkel
von Wilhelm, dem Begrunder der Lutsburger Linie derer
zu In- u. Knyph. — Er war geb. 1632 u. f bereits 1664.
86. Henricus Menger, Embdensis, 11. Aug. 53.
Imm. 13. Decbr. 52 zu Leyden, damals 23 Jahre alt u.
stud, jur., ferner 1654 zu Basel; als J. U. Dr. 1662 Sekretar,
1675—84 (f) Burgermeister zu Emden. — Ravinga rediv.
(1745) Bl. N 3; Jahrb. XL 424.
87. HermannusMeningius, Fris. orient., 16. Sept. 53.
vgl. Reershem. 652; Ravinga rediv. Bl. M 2 in verso.
91. UlricusaWerdum,nobilis fris. orient. 23.Sept.53.
Unser bekannter Reisender, Schriftsteller und endlich
furstl. Geheimrat, Kanzlei- und Vize-Kammer-Prasident,
geb. 1. Jan. 1632 zu Werdum, f 20. Marz 1681 zu Aurich.
(Tjaden) Das Gel. Ost Friesl. III. 77—110. ; Ostfr. Mannig-
faltigkeiten. I. (1784) 169—183.; J. Fr. Bertram, Parerga
Ostfrisica (Bremae 1735) 86 — 92; Gemeinntitzige Nach-
richten fur das Departement Ostfr. IV. (1808) 417—23.;
Pannenborg, Jahrb. III. 1. (1878) 89ff.; IX. 2. (1891)47 ff.;
XIII. 1. (1899) 92 ff.
406. R. Johannes Fans, 7. Jan. 1654. 46 I.
26. Bernhardus & Lengen, Aurico- Orient. Friso.
26. Aug. 54.
Aus einer um diese Zeit aufsteigenden Juristenfamilie, die
einige furstl. Drosten und Amtmanner stellte. In Her-
quet's Miscellen findet sie sich nicht.
28. Ulricus Wiarda, Fris. orient. 28. Aug. 54.
Sohn von TilemannW., Praefect. Leerani.
407. B. Joannes de Lcuneschlos, 20. Decbr. 1654. 43 I.
17.JohanHenrichStamler, orient. Fris. , 10. Mai 55.
Geb. zu Aurich 22. Oct. 1634 als Sohn des furstl. ostfr.
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Raths und Hofgerichts-Assessors Edzard St. Er besuchte Hoidoiborg ie55
die Schulen zu Aurich (unter Nesselius), Marburg, Heidel-
berg und Giessen, wurde an letztgen. Ort 1657 J. U. Dr.,
schrieb dazu eine Inaugural -Dissertation de reservatis
Imperatoris-Roraano-Germanici, fur die er 1686 von Kaiser
Leopold I. in den Adelsstand erhoben wurde, und f 1692
zu Aurich als furstl. Geheimrat, Kanzler und erster Minister.
— Ausfiihrlich uber ihn bei Tjaden D. Gel. Ost. Fr. HI. 117 ff.
409. R. Philipp Burchard, 20. Decbr. 1656. 86 I.
65. Ajoldus Tammena, Fris. orient., legum cand.
21. Sept. 57.
J. U. Dr., wurde 1668 Hofgerichts-Assessor, 1693 neunter
Vize-Hofrichter, resignirte 1707, f 1708. — Ravinga red.
M 2 in v.; Tjaden Das Gel. Ost Fr. III., 198.
84. Enno Dietlieb, Fries, orient., legum stud..
9. Jan. 58.
In Holtmanns Gonealogie der Familie Deteleff (Jahrb. VI.
2. 186 ff.), die aus Norden stammt, fehlen verschiedene
im Norder Kontr. Protokoll vorkommendeGlieder. Ebenso
sind nicht verzeichnet Udo (339. R.) und obiger Enno, der
noch mehrere Univ. besuchte.
411 R. Pfalzgraf Friedr. Ludwig, 23. Decbr. 1658. 102 L
18. Eddo Wilhelm Harringa, Emda-Fris., 25.
Apr. 59.
J. U. Lie. Hofgerichts-Assessor 1690, f 1702. Rav. red.
M 3 in r. ; Jahrb. XI. 424.; (Mohlmann) Stammtaf. 25.
19. Matthias Jorgena, Emda-Fris., 25. Apr. 59.
J. U. Dr., Burgermeister zu Emden 1679, Assessor
Dicasterii 1680 d. 17. Juli, f 1701. Rav. red. N 3 in r.
Jahrb. XL 424.
20. Dothias Wiarda, Liera-Fris., 25. Apr. 59.
Sohn des Amtmanns Tilemann \V. zu Leerort und B ruder
des Ulrich im 406. R., geb. 1637 zu Bingum (bezw. Leerort),
1665 Amtmann zu Aurich und Consiliarius (Rat.), f 1703.
— Geneal. Wiarda ex coll. Appellianis.
21. Jiscus Harringa, Emda-Fris. 25. Apr. 59.
Fehlt in (Mohlmann) Stammtaf. 25. Ob er identisch sein
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— 100 —
HeUeiborg igm kann mit Isemt H., geb. 1636, dem Bruder von Nr. 18?
Der Name Jiscus kommt uberhaupt in der ganzen Familie
nicht vor, doch ist bei den stellenweise halbverriickten
Namenverrenkungen unter uns nicht unmoglich, dass der
Sprossling sich so nennen konnte.
36. Menso Alting, Emda Frisius, 30. Mai 1659.
Jiingster Sohn des Majors gl. Nam. in Emden, Enkel des
bekannten Predigers das. — 339. R. Er wurde Biirger-
meister zu Groningen und ist der Verfasser der Notitia
Germaniae inferioris. — Tjaden, Gel. Ost Fr. II. 339.;
Geneal. fam. Altingior. Fol. 12 in v.; 26 in v. et 27 in r.
69. Friedericus Kohlmeyer, Jevera-Friso, theol.
stud. 5. Sept. 59.
T. Note 5) Im Januar 1661 noch zu Heidelb. causa matri-
monialis Buchertin contra stud. Kohlmeyer.
412. B. Pfalzgraf Carl. 20. Decbr. 1659. 83 1.
43.ChristianusFridericus von und zuFrincking,
Frisius, 10. Sept. 1660.
Fehlt in Herquets Miscellen.
413. It. Johannes Fr. Bockelmann. 20. Decbr. 1660. 102 I.
69. Hermannus M. D. Meier, Emda-Frisius, 19.
Aug. 1661.
Intit. Basel 1661; 1662 zum Doktor der Rechte in Basel
promoviert mit der Dissertation de Emphytheuseos Jure.
(Tjaden, D. G. 0. I. 203: hier heisst er aber Meirer.)
Der 4. Bd. der Matrikel endet mit Schluss des Jahres
1662. Der 5. Bd., der den Zeitraum vom 22. Decbr. 1662
bis zum 5. April 1704 ausfiillen wtirde, ist aller Wahr-
scheinlichkeit zufolge bei der Einascherung Heidelberg's
durch die Franzosen am 22. Mai 1693 verbrannt, weil
damals die ganze Habe des zeitigen Rektors Lorenz Croll ein
Raub der Flammen ward, derselbe aber kraft seines Amtes
die laufende Matrikel in seinem Hause aufzubewahren
hatte. Das Univ.- Archiv war, wie imVorbericht bemerkt,
rechtzeitig vor der Eroberung der Stadt ausgefiihrt worden,
zuerst nach Frankfurt a. M., dann nach Marburg und Wein-
heim, endlich 1700 zurttck nach Hdlbg. Schon von 1G24
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- 101 —
bis 1651, als die Universitat in den Handen der Bayern Hoideiberg 1663
lag, hatte Frankfurt das schiitzende Quartier fiir dasselbe
abgegeben, wodurch es der Gefahr der Einbusse oder Be-
raubung entgegen der Un.-Bibliothek entging. Von 1693
bis 1704, wo die Univ. in diirftigster Weise vegetirte, teils
ausserhalb Heidelb. bestand, fehlen alle Einzeichnungen.
Durch Abschrift erhalten ist die Matricula Univ. 1663 *bis
1668 im General-Landesarchiv zu Karlsruhe.
416. R. Joh. Ludw. Fabricius, 21. Decbr. 1663. (? I.)
Antonius Schinkel, Emda-Frisius 1664.
Imm. Basel im selb. Jahr. Ein Otto Sch. wird 1679 Emder
Biirgermeister. Rav. red. Bl. N 3 in r. et v.
Johannes Eleis, Emda-Fris, 1664.
Wahrscheinlich Elers oder Eilers und vom Copisten ver-
schrieben.
Gothofridus Hillinus, Emda-Fris. orient. 1664.
Imm. Basel 1667. Jahrb. XI. 425. GehOrte wohl zur
Patriz.-Fam. Hilling, aus der 1650 der Emder Biirgermeister
H., J. U. D., hervorging.
417. R. Banierus Schuttzen. 20. Decbr. 1664. 71 I.
Timannus Mullerus, iur. stud., Oldersumo-Fris.
orient. 1665.
Hermannus Crumme, iur.stud., Emda-Fris.or.1665.
Johannes Diurcken, ss. legum stud., Emda-Fris.
or. 1665.
Hermannus Hoppe,Embilanus(=Embdanus)1665.
Imm. Basel 1666. Jahrb. XI. 425.
Johannes Laubigeois, Embdanus 1665.
Imm. Basel 1666. Jahrb. XI. 425.
410. R. Stephan Gerlach, 20. Decbr, 1666. 68 I.
Diedericus Scherff, Ostfrisius 1667.
In einem nach T. keineswegs vollstandigen „Album
Magistrorum artium a. 1391 — 1620a, welches aus den
Akten der Artistenfakultat zusammengestellt wurde, fand
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— 102 —
Heidelberg ich nur den im 359. R. inskribirten und im 366. R. re-
novirten Johannes Rogge, Embdanus, der am 6. April
1592 unter Stenius Vorsitz zum Magister promovirte, als
einzigen Ostfriesen. Zu Rogge's Abgang von der Univer-
sity Franeker vergl. man Jahrb. III. 1. Heft (1879) 36—7.
In einer Matricula alumnorum iuris de anno 1527 — 81
• finden sich einige Namen, die vielleicht auf Ostfriesen ge-
deutet werden konnten:
1561. Isbrandus Balccius Reinhardus, Frisius
1561. Eccius Jelsenus, Phrisius.
1569. Rudolphus Steinwick, Phrisius.
1575. Rembertus Romberti, Fris. Bergumensis.
Von diesen promovirte der erste 1565 zum Licentiaten
beider Rechte.
Eine auch nur liickenhafte Matricula studiosorum theo-
logiae de anno 1556 — 1685 nennt von unsern Studenten:
1585. Joannes Roge, Amsterdamensis.
1590. Nicolaus Clandt.
1590. Waltherus Morlingius, Embdanus.
1592. Petrus Pyn, Embdanus.
1595. Joannes Bogermannus, Frisius.
1595. Wilhelmus Sutlareus, Fris.
1606. Phocas Kolde, Emdanus.
(1609 nur in actis erwahnt Gerlacus a Vullen, Fris.)
1613. Arnold us Menardi, Emdano-Fris.
1613. Matthias Petraeus, Emdano-Fris.
1613. Paulus Altingius, Emdanus.
1616. Wesselus Emmius, Fris.
1616. Rhaterus Henrici, Fris.
1616. Paulus Alting, Emdanus.
1619. Rhaterus Henrici a Werva.
Auch in den Promotiones factae in facilitate theo-
logica ab anno 1404—1683 erscheinen 2 Ostfriesen:
A0 1587 die 22. Junii decano Francisco Junio, promotore
dom. Daniele Tossano theologiae doctor creatus et renun-
ciatus est reverendus et doctissimus vir, dom. Sibrandus
Lubbertus, Frisius praestito iuramento ad earn rem
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— 103 —
legitime institute*. — Vgl. Reersh. 493. Tjaden Gel. Ostfr. uoidoiberg
I. 245 ff. Ed. Meiners Oostvr. Kerk. Geschieden. II. 425 f.
Die Promotion erfolgte in dieser Weise:
Die Mercurii 17. Maji reverendus vir dom. Sibrandus
Lubbertus, Frisius, scholae Franikanae in Frisia occiden-
tal! professor ordinarius, in collegio facultatis nostrae
examinatus est pro adipiscendo doctoris gradu. Die
Sabbathi 27. eiusdem mensis publicam disputationem
habuit de hac questione, an homo in hac vita legem dei
perfecte praestare possit. Die Mercurii ultimo lectionem
quam vocant cursoriam publice habuit in auditorio facul-
tatis nostrae et locum Galat. II, 15 interpretatus est.
Tandem die 22. Junii ornatus est doctoris gradu in summo
templo, quod a s. spiritu nomen habet.
Der zweite Fall erfolgte 26 Jahre spater:
A° 1613 18. Novbris solenni ritu conferebantur insignia
doctoralia reverendo et clarissimo viro dom. Heinrico
Altingo, locorum communium professori (seit dem August
dieses Jahres), doctore Bartholomeo Coppenio promotore
designato, cum prius a decano licentiam impetrasset,
verba faciente eodem de nupero Jesuitarum cum Dur-
lacensibus ministris colloquio.
Nachtrag. Jahrbuch XII. 108. 267 R. Nr. 16 mutmasate
ich, class Dido ein Bruder Unico Manninga's gewesen sei. Dies bestatigt
E. Graf Knyphausen-Lutzburg in Gesch. der Reform. Kirche zu Bargebuhr
(1868) p. 6. — In Andrd's Denkschrift kommt keine Geschlechtstafel der
Manninga vor. — Das. p. 109—10; 278 R. Nr. 29. Durch eine Anfrage
aufmerksam gemacht, dass die Citate zur Begrundung der Aussagen der
Erganzung bediirften, sei bemerkt, dass die urspningliche Handschrift
allerdings meine Hauptquellen enthalt, dass diese aber bei der Korrektur
ge8trichenwurden. Gegemiber densich immerwieder erneuerndenAngriffen
auf den scharfen Gegner der Calvinisten seien dann zwei unparteiische
Quellen nachtraglich genannt : Dr. A. Rauschenbusch, Bilder westfalischer
Theologen. I. Hamelmann's Leben (Schwelm 1830), und Lie. theol. Max
Goebel, Geschichte des christl. Lebens in der rheinisch-westfalischen
evangelischen Kirche. I. (Coblenz 1849. ) 455 ff., vgl. auch Konsistorialrat
Prof. Dr. Goebel, Die Einfiihrung der Reformation in Bielefeld (im
Jahresber. des Histor. Vereins f. d. Grafsch. Ravensberg n. 1878).
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Beitrage zur Gesehiehte der Friesen und Chauken.
Von Dr. B. Bunt e in Hannover •}••*)
Zweiter Teil.
Ueber die Wohnsitze der Chauken und ihrer Nachbarn.
(Schluss.)
Ueber den Eindruck, welchen die chaukischen Gebiete
und ihre Bewohner im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung
auf den Beschauer machten, giebt der bekannte Bericht bei
Plinius (H. N. 16, 1) Auskunft. Nachdem Plinius von Obst-
b&umen und Eichelnahrung gesprochen hat, kniipft er hieran
eine Bemerkung fiber Gegenden, wo es keine Baurae und Ge-
strauche gebe, und fahrt dann fort : „ Wir haben erwahnt, dass
mehrere Volker im Orient, in der Nahe des Oceans, sich in
dieser bedr&ngten Lage befinden; es sind uns aber auch im
Norden die Volksstamme der Chauken, welche mit dem Namen
der grossen und kleinen bezeichnet werden, durch den Augen-
schein bekannt geworden. In gewaltigem Andrang treibt dort
zweimal in den Zwischenraumen je eines Tages und einer Nacht,
unermesslich weit ausgedehnt, dor Ocean heran, indem er den
abwechselnden Widerstreit eines Naturvorganges verbirgt, und
zweifelhaft ist es, ob man hier Land oder einen Teil des
Meeres vor sich hat. Dort bewohnt ein armseliges Volk hohe
Erdhugel, die wie Tribunale nach Massgabe der hochsten Flut
mit den Handen errichtet sind, und mit den darauf erbauten
Hiitten gleichen sie Schiffenden, wenn die Gewasser die Um-
«) vgl. Jahrbuch XIII (1899) S. 1, 184, 257. Wir wiederholen, dass
der verdiente Verfasser, unser langjahriger Mitarbeiter, dessen handschriit-
lichen Nachlass, soweit er sich auf Friesland bezieht, jetzt unsere Gesell-
schaft besitzt, schon am 4. Februar 1898 heimgegangen ist.
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gegend bedecken, Schiffbrtichigen aber, wenn dieselben zuriick-
getreten sind. In der Nahe ihrer Hutten machen sie Jagd. auf
die zugleich mit dem Meere fliehenden Fische. Nicht ist ihnen
das Gliick zuteil geworden, ein Stuck Vieh zu besitzen oder
sich mit Milch zu ernahren ; ja nicht einmal mit wilden Tieren
zu kampfen, da alles Gebiisch fehlt. Aus Schilf und Sumpf-
binsen flechten sie Stricke zu Fischnetzen, und indem sie mit
den Handen gefassten Schlamm mehr durch den Wind als
durch die Sonne trocken werden lassen, kochen sie an der
brennbaren Erde ihre Speisen und erwarmen damit ihre vom
Nordwinde erstarrten Eingeweide. Als Getrank haben sie nur
Regenwasser, welches auf dem Vorplatze des Hauses in Gruben
aufbewahrt wird. Und diese Menschen behaupten noch, dass
sie Sklaven sein wiirden, wenn sie heutigen Tages von dem
romischen Volk besiegt werden sollten. Aber wahrlich so ist
es: viele spart das Geschick zu ihrer Strafe auf.a Dieser auf
Autopsie beruhende Bericht, der sich augenscheinlich aber nur
auf die in der Nahe der Kiisten und unmittelbar an den Miin-
dungen der Flusse wohnende Bevolkerung bezieht, und nicht
etwa als eine vollstandige Schilderung von Land und Leuten
angesehen werden kann, macht im ganzen den Eindruck der
vollen Wahrheit. Die Cisterne („Regenbackea), welche in den
Gegenden an der Nordseektiste, wo Brunnen mit gutem und
trinkbarem Wasser zu den Seltenheiten gehoren, noch jetzt
eine unentbehrliche Einrichtung ist, war in den Zeiten, wo die
Romer zuerst in diese Gegenden kamen, schon langst vor-
handen, und sie muss hier tiblich gewesen sein, seitdem
uberhaupt Menschen in diesen Gegenden wohnten. Ebenso ist
die Verwertung des Torfs oder des sogenannten Dargs, einer
geringeren, mit Schwefelwasserstoff stark durchsetzten Sorte
von Torf, angedeutet. Ferner erscheinen in diesem Berichte
jene bekannten Hiigel, welche hier zu Lande mit dem Namen
der Wurten, Warfen u. s. w. bezeichnet werden. Diese waren
aber nicht, wie bei Plinius angedeutet wird, samtlich von
Menschenhanden errichtet, vielmehr waren viele derselben wahr-
scheinlich alte Dlinen und von den Meeresfluten aufgeworfene
Sandhugel, welche spater hier und da, um sie dem Stande des
Wassers bei sehr hohen Fluten gleich zu machen, kiinstlich
erh6ht und mit kleinen Schutzdeichen versehen wurden. Zu-
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treffend ist ferner fur die Bewohner dieser Kustenstriche, die vor
zweitausend Jahren und viel spater viel weiter hinaus lagen
als jetzt, die Bemerkung, dass es dort kein Gebiisch gebe und
ebenso keine wilden Tiere; denn das salzige Wasser und die
selten unterbrochenen Sttirme lassen den Baumwuchs nicht ge-
deihen, und wo kein Wald und kein Gebiisch war, da gab es
auch keine wilden Tiere. Nicht zutreffend ist dagegen die
Angabe, dass die Chauken kein Vieh hatten und nur . von
Fischfang lebten.
Im Anschluss an den obigen Bericht macht Plinius noch
eine Mitteilung iiber sehr hoch gelegene Walder und uber
schwiramende mit Baumen besetzte Inseltriimmer, die man in
nicht weiter Entfernung von den Chauken oft beobachten konne.
„Ein anderes Wunder2 sagt er, ist noch in betreff der Walder
zu bemerken. Das ganze tibrige Germanien bedecken sie und
ftigen der Kalte noch den Schatten hinzu. Sehr hohe Waldungen
sind jedoch nicht weit von den Chaukeu (haut procul supra
dictis Chaucis), besonders an zwei Seen. Die Ufer selbst sind
mit hohen Eichen von vorzuglichem Wuchse besetzt, und wenn
diese von den Fluten untergraben und durch den Wind fort-
getrieben werden, so reissen sie umfangreiche Inseln, in welche
sie mit den Wurzeln verflochten sind, mit sich fort und
schwimmen, durch das gewaltige Takelwerk ihrer Aeste im
Gleichgewicht gehalten, aufrecht stehend davon. Oft haben
solche Baume unsere Flotten erschreckt, wenn sie wahrend
der Nacht, gleichsam wie mit Vorsatz, durch die Fluten auf
die Vorderteile unserer vor Anker liegenden Schiffe getrieben
wurden, die dann, in Ermangelung anderer Hulfe, gezwungen
waren, gegen die Baume ein Schiffstreffen zu lief em." Die Nach-
richt tiber schwimmende Baume und Inseln darf durchaus
nicht bezweifelt werden. Schwimmende Baume, die dem auf
Moorgrund ruhenden Marschboden entwachsen waren, konnte
man in der romischen Zeit, besonders in dem unteren Lauf
der grosseren Fltisse und an den Miindungen derselben sicher-
lich vielfach beobachten. Schwimmende mit Baumen besetzte
Inseln triff t man noch jetzt in Norwegen und anderswo, und
etwas Aehnliches kann man in unsern grossen Mooren sehen,
wo oft grosse Torfschichten emporgehoben werden und mit dem
Vieh und allem, was darauf ist, umherschwimmen ; vgl. z. B.
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Kohl (Westdeutsche Skizzen, Bremen 1864) iiber das schwim-
mende Land von Waakhusen und das Teufelsmoor im Herzog-
tum Bremen. Wo sich jedoch die beiden von Plinius erwahnten
Seen befanden, lasst sich wegen der vollig unzureichenden An-
gabe iiber die Lage derselben, durchaus nicht bestimmen. Un-
genau ist es, wenn Reinking (Die Kriege der Romer in Ger-
manien S. 4), unter Berufung auf Plinius, bemerkt, die Chauken
hatten hauptsachlich um zwei Seen gewohnt, und ebenso, wenn
Klopp (Ostfriesische Gesch. 1, 12) und Dahn (Urgeschichte u. s. w.
1, 28) von zwei Seen im Lande der Chauken sprechen.
Von dem Innern der chaukischen Gebiete und von den
dortigen Geestbauern, die jedenfalls den Kern der Bev61kerung
ausmachten, hat Plinius nichts gemeldet und sicherlich auch
nichts erfahren. Diese fuhrten ohne Zweifel ein behaglicheres
Leben als die armen Kusten- und Inselbewohner. Ihre haupt-
sachlichsten Nahrungsmittel waren wohl ausser Milch und
Feldfrtichten das Fleisch jagdbarer Tiere und Pferdefleisch,
dessen Genuss erst durch die christlichen Missionare den Friesen
und Sachsen verboten wurde. Auch verstanden sie jedenfalls,
ebenso gut wie die ubrigen Germanen, die Bereitung von
Butter, Kase, Bier, Haferbrei u. s. w. ; denn nur so lasst sich
die grosse und durch hohen Korperbau hervorragende Volks-
menge erklaren, welche dem Geschichtschreiber Velleius, als er
im Jahre 5 n. Chr. mit einem Heere des Tiberius, wahrschein-
lich von Westfalen aus, in die Gegend an der unteren Weser
kam, ganz besonders auffiel.
Dass Plinius sich in Germanien aufgehalten hat, wird
durch seinen Neffen (vgl. Plin. epp. 3, 5, 4) bezeugt; wir wissen
aber hieriiber weiter nichts, als dass er dort eine Zeit lang
im romischen Heere diente und die Vorarbeiten zu seiner Schrift
iiber die Kriege in Germanien (Bellorum Germaniae libri XX)
entworfen haben soil. Wiedemann (Geschichte des Herzogtums
Bremen) vermutet, er sei mit der Flotte, welche im Jahre
5 n. Chr. eine Expedition in die Nordsee unternahm, zu den
Chauken gekommen; v. Wersebe dagegen (S. 109) meint, dass
er sich bei der Heeresabteilung des Vitellius befunden habe,
welche im Jahre 15 n. Chr. (Tac. ann. 1, 70) eine Sturmflut
erlitt. Diese Vermutungen sind jedoch unhaltbar, weil Plinius
erst im Jahre 23 n. Chr. geboren wurde. Meitzen (Wanderungen,
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Anbau und Agrarrecht u. s. w., Berlin 1895, Bd. 2, S. 91) be-
hauptet, Plinius sei mit der Reiterei des Pomponius vom Rhein
aus bis zur Kiiste der Chauken gekommen und habe das
Wohnen derselben auf den Wattinseln sehr lebendig geschildert.
Hier liegt aber offenbar eine Verwechslung der Chauken mit
den Chatten vor ; denn der Legat P. Pomponius bekampfte im
Jahre 50 n. Chr. nicht die Chauken, sondern die Chatten, welche
in Obergermanien Raubereien veriibt hatten (Tac. ann. 12, 27).
Auch gehorte damals, wenn man die Beschaffenheit des Terrains
beriicksichtigt, ein Ritt vom Rhein aus bis an die Kiiste der
Chauken sioherlich zu den unmoglichen Dingen. Wenn nun
Plinius wirklich eine Fahrt in die Nordsee unternommen haben
sollte, so kSnnte dies nur in der Zeit geschehen sein, als Cn.
Domitius Corbulo, der Statthalter von Nieder - Germanien, im
Jahre 47 den Plan gefasst hatte, die friesischen und chaukischen
Gebiete mit dem rOmischen Reiche fur immer zu vereinigen,
woran er jedoch durch das Eingreifen des Kaisers Claudius
verhindert wurde (Tac. ann. 11, 19 fg.). Vergleicht man aber,
abgesehen von der Mitteilung liber die Chauken, die aber auch
nur fur einen ganz kleinen Teil dieses Volkes einigermassen
passt, alle iibrigen Nachrichten, die uns Plinius iiber die Ge-
biete nordwarts von der Waal und Maas, z. B. iiber die Kiisten-
lange, iiber die Entfernung des Festlandes von Britannien. iiber
einige Nordseeinseln, iiber herba Britannica, iiber die Fundorte
des Bernsteins u. s. w. iiberliefert hat, so finden wir darin fiir
die Behauptung, dass derselbe sich eingehend mit der Nordsee-
kiiste beschaftigt habe, dass seine Angaben iiber diese Gegen-
den auf Autopsie beruhten, und dass er sogar eine Zeit lang
im Lande der Friesen und Chauken gelebt habe, nicht den ge-
ringsten Anhaltspunkt. Bei alien diesen Angaben beruft er
sich teiis auf griechische Schriftsteller (Pytheas, Hecataeus,
Philemon, Timaeus, Isidorus, Polybius u. a.), teils auf lateinische
(Agrippa, Nepos Cornelius), teils im allgemeinen auf Nach-
richten aus der Zeit des Germanicus (H.N. 25, 6 § 20; 37,
11 § 30 fgg.).
Ueber die Wohnsitze der Friesen giebt er nirgends eine
klare Anweisung; an einer Stelle (H. N. 4, 101) werden Frisia-
vones und Frisii in konfuser Weise neben einander genannt
als Bewohner von Inseln auf der Westseite des Flistromes.
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Von den Nordseeinseln meldet er nicht, dass er sie selbst ge-
sehen, und noch weniger, dass er sie besucht habe, sondern
bemerkt nur, dass den romischen Waffen von der Spitze von
Jutland oder dem kimbrischen Vorgebirge an (wahrscheinlich
bis zu der Nordspitze der jetzigen Provinz Nordholland) 23
Inseln bekannt geworden seien, von welchen Burcana, Austeravia
und Actavia die bedeutendsten seien (H. N. 4, 27, 97). Diese
23 Inseln aber sind den Romern durch die Expedition im Jahre
5 n. Chr. bekannt geworden, nachdem sie vorher nur einige der-
selben zur Zeit des Drusus entdeckt hatten. In betreff der
Insel Burcana (Borkum) bemerkt Plinius, dass sie von Romern
Fabaria genannt werde, und an einer anderen Stelle bemerkt
er wieder, es gebe in dem nordlichen Ocean mehrere Inseln,
namens Fabariae (H. N. 18, 12, 30). Ziemlich verworren lauten
auch die Angaben iiber die Fundorte des Bernsteins. Nachdem
er namlich (H. N. 4, 30, 103) gesagt hat, dass in dem germ&-
nischen Meere die sogenannten glasischen Inseln (Glaesiae
insulae) lagen, welche von den jiingeren griechischen Schrift-
stellern Elektriden genannt wurden, weil dort Bernstein hervor-
gebracht werden solle, bemerkt er an einer anderen Stelle
(37, 42), es sei Thatsache, dass auf den Inseln im nordlichen
Ocean, worunter er die Nordsee und Ostsee versteht, Bernstein
gefunden werde, und eine Insel, welche von den Barbaren
Austeravia genannt werde, habe von den Romern zu der Zeit,
als Germanicus Casar dort mit seinen Schiffen thatig gewesen
sei, den Namen Glaesaria (d. h. Bernsteininsel) erhalten. An
diese Bemerkung, wobei wir annehmen miissen, dass Auster-
avia (d. h. die ostwarts liegende Insel oder die Osterinsel)
irgendwo in der Nordsee lag, wird gerade so, als wenn es sich
hierbei auch um die Nordseektiste hand el te, sogleich wieder die
Bemerkung geknupft, der Bernstein werde von den Germanen
meistens nach Pannonien gebracht, und zur Zeit Neros sei ein
romischer Ritter von Carnuntum in Pannonien nach der Bern-
steinkiiste d. h. der jetzigen preussischen Ostseekiiste gereist,
und durch ihn sei damals eine grosse Menge Bernstein nach
Rom gekommen. Ueber die Beschaffenheit des Bernsteins
und seine Fundorte giebt Plinius aus verschiedenen Schrift-
stellern interessante Mitteilungen, aus welchen Tacitus (G. 45)
einiges entlehnt zu haben scheint; er selbst aber hat keine
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Gelegenheit gehabt, dies von ihm mehrfach untersuchte Natur-
produkt an der Nordseektiste und auf den Inseln der Nordsee
in Augenschein zu nehmen. Er beschreibt auch (H. N. 25, 20)
eine den Romern zur Zeit des Germanicus Casar an der frie-
sischen Ktiste bekannt gewordene Pflanze, namens herba
Britannica; er hat dieselbe aber, wie man aus seiner Be-
schreibung sieht, nicht selbst gekannt, sondern die Angaben
hiertiber vielleicht aus einem medicinischen Werke entlehnt.
Auffallend ist hierbei die Angabe, die romischen Soldaten hatten
ein Mundleiden, wahrscheinlich Skorbut, bekommen, nachdem
sie aus einer Quelle mit stissem Wasser getrunken hatten.
Denn das Wasser aus solchen Quellen pflegt gewohnlich nicht
schadlich zu wirken, wohl aber Moor- und Sumpfwasser. V61-
lig unbestimmt in Beziehung auf die Oertlichkeit ist auch die
vorhin erwahnte Angabe tiber die hochgelegenen Walder und
die beiden Seen, worunter nicht Binnenseen, sondern nur See-
buchten verstanden werden konnen, die nicht weit von dem
Gebiete der Chauken gelegen haben sollen, und manches andere.
Selbst liber die Wohnsitze der Chauken wird uns bei Plinius
(H. N. 16, 2 fgg.) keine andere Andeutung geboten, als dass sie
in dem nordlichen Himmelsstriche (in septentrionali plaga)
wohnten.
Da sich nun aus alien diesen Angaben ergiebt, dass
Plinius von der Nordsee und den Gegenden an der Nordsee
nur eine hochst unklare Vorstellung hatte, und dass seine An-
gaben hiertiber aus alteren und neueren Schriftstellern, hier und da
auch aus Berichten tiber die Expedition des Tiberius im Jahre
5 n. Chr. und tiber die Fahrten des Germanicus im Jahre 15
und 16 n. Chr. herrtihren, so muss die bisher geltende Annahme,
dass in den Worten (H. N. 16, 2): sunt vero et in septentrione
visae nobis (gentes) Chaucorum, qui maiores minoresque
appellantur, das Wort nobis im Sinne von „mihia zu deuten
sei, und dass Plinius die Gebiete der Chauken mit eigenen
Augen gesehen habe, als unhaltbar zurtickgewiesen werden.
Auch ist es vollig undenkbar, dass ein Mann von so feiner
Beobachtungsgabe, dem wir so manche kulturhistorische An-
gaben tiber Germanien verdanken, vom Rhein aus eine Fahrt
zu Schiffe an der Nordseektiste unternommen haben sollte, ohne
dass er irgend etwas anderes beobachtet oder sich ftir irgend
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etwas anderes interessiert haben sollte, als fur die armseligen
Hutten und die Lebensweise einiger in der Nahe der Meeres-
kiiste ganz vereinsamt wohnenden Chauken. Fur einen Bericht-
erstatter aus dem Anfange des ersten Jahrhunderts unserer
Zeitrechnung, der sich in den Hutten dieser Leute etwas urn-
gesehen hatte, wurde die Bemerkung, dass die Chauken kein
Vieh hatten, sondern nur vom Fischfang lebten und also zu
den Ichthyophagen gehorten, allenfalls zu entschuldigen sein;
wenn aber ein Schriftsteller, der nach der Mitte des ersten
Jahrhunderts schrieb, so etwas in einem Reiseberichte gemeldet
haben sollte, so miisste man ihn fur einen sehr oberflachlichen
und unzuverlassigen Reporter halten. Der ganze Bericht
macht den Eindruck, als wenn er etwa von einem Bericht-
erstatter herriihrte, welcher mit Germanicus im Jahre 16 n. Chr.
durch eine Sturmflut an die Ktiste der Chauken verschlagen
war und sich dort in den Hutten dieser Leute fliichtig um-
gesehen hatte. Plinius aber hat sich wahrscheinlich und zwar
urn das Jahr 50 n. Chr., als der Legat P. Pomponius Recundus
hier den Oberbefehl hatte (Tac.ann. 12,27), nur in Ober-Germanien
aufgehalten und ist in die untere Rheingegend, sowie in die
nordwarts davon hefindlichen Landerstriche niemals gekommen.
Die der Geographie angehorigen Biicher 2 — 6 des Plinius be-
zeichnet Kiepert (Lehrbuch der alten Geographie, Berlin 1878,
S. 9) als eine wiiste und unkritische Kompilation.
Die Behauptang von G. Freytag (Bilder aus der deutschen
Vergangenheit, Leipzig 1888, Bd. 1, S. 33), dass Tacitus seine
Nachrichten fiber Germanien wahrscheinlich als Reisender am
Niederrhein gesammelt und vielleicht sogar die Gastfreundschaft
vornehmer Bataven und Chauken genossen habe, bedarf kaum
einer ernsten Widerlegung. Denn wenn dies der Fall ware,
so wfirden gewiss manche seiner Angaben ganz anders lauten.
Nun sind aber manche seiner Nachrichten iiber Gegenden und
Oertlichkeiten am Niederrhein, z. B. in der Beschreibung des
Aufstandes des Civilis, von solcher Art, dass von einer ge-
naueren Kenntnis dieser Gegenden bei ihm nicht die Rede sein
kann, undje weiter er von dort an nordwarts hinaufgeht, um
so unklarer wird er vielfach in seinen Angaben. Wenn er
z. B. (G. 40) von den Volkerschaften der Aviones, Anglii,
Varini u. s. w., welche teils auf Inseln, teils in dem jetzigen
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Jutland, Schleswig, Holstein, Lauenburg und Mecklenburg ihre
Wohnsitze gehabt zu haben scheinen, beilaufig bemerkt, dass
dieselben durch Flusse und Wiilder geschutzt seien. so ist dies in
Wahrheit nur eine rhetorische Wendung, aus der hervorgeht, dass
er iiber diese Gegenden und ihre Bewohner nicht viel zu sagen
wusste. Ferner erwahnt er die Cimbern nicht unter den nord-
elbischen Volkern, sondern setzt sie nur (G. 37), nachdem er
iiber Chauken und Cherusken gesprochen hat, in ganz un-
bestimmter Weise in den nordlichen Himmelsstrich, und da er
nichts Neues iiber sie vorzubringen weiss, so verliert er sich
in einen kleinen Exkurs iiber den ehemaligen Ruhm der Cimbern
und die Widerstandsfahigkeit der Germanen und deren Kampfe
mit den Romern. Unmoglich kann auch aus dem, was er
iiber die Dichtigkeit der Bevolkerung in den chaukischen Ge-
bieten, so wie iiber den Charakter der Bewohner sagt, ge-
schlossen werden, dass er diese Gegenden mit eigenen Augen
gesehen habe. Nachdem er namlich (G. 35) die grosse Aus-
dehnung dieser Gebiete, jedoch ohne dieselben durch Flusslaufe
genauer zu bestimmen, hervorgehoben hat, fahrt er folgender-
massen fort: „Diesen ungeheuren Landstrich haben sie nicht
bloss inne, sondern fiilleu ihn auch aus. Sie sind das edelste
Volk unter den Germanen, welches seine Grosse am liebsten
durch Gerechtigkeit zu schiitzen sucht. Ohne Gier nach fremdem
Gute, ohne Uebermut leben sie ruhig und abgesondert fur sich
hin. Sie reizen nicht zum Kriege, rauben und plundern nicht,
und dies ist der vorziiglichste Beweis ihrer Tiichtigkeit und
Kraft, dass sie ihre Ueberlegenheit nicht durch Unrecht geltend
machen. Sobald es aber die Umstande erlauben, sind alien
die Waff en flugs zur Hand, und ein Heer steht bereit, reich an
Mannschaft und Rossen, und auch, wenn sie sich ruhig ver-
halten, geniessen sie denselben Ruf.u — Dass die Chauken
schon im Anfange des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung,
hauptsachlich in den hoher gelegenen und daher zum Acker-
bau und zur Viehzucht besonders geeigneten Bezirken eine
nicht unbedeutende Bevolkerung aufzuweisen hatten, darf mit
Rucksicht auf eine Angabe bei Velleius (2, 106), der im Jahre
5 n. Chr. von Westfalen aus mit dem Heere des Tiberius in die
Gegenden an der Hunte und der unteren Weser gekommen zu
sein scheint, mit Sicherheit angenommen werden. Wenn aber
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Tacitus behauptet, dass die Chauken die weithin ausgedehnten
Bezirke ihres Landes nicht bloss innegehabt, sondern auch
ausgefullt hatten. so sieht man hieraus, dass derselbe von der
geologischen Beschaffenheit dieser Gegenden nicht die geringste
Vorstellung gehabt hat. Denn wenn man die ungeheuren
Sumpf- und Moorflachen in Betracht zieht, sowie die Kusten-
striche, welche bei jeder hohen Flut meilenweit uberschwemmt
wurden und deswegen zu menschlichen Ansiedelungen und
zum Anbau entweder gar nicht oder nur an sehr vereinzelten
Stellen geeignet waren, so konnte von einem eigentlichen Aus-
fiillen des Landes durch die Bevolkerung in Wahrheit nicht die
Rede sein. In vielen Landesteilen gab es sicherlich in , der
ganzen romischen Zeit und noch lange nachher nur eine ausserst
sparliche Bevolkerung. — Das iibertriebene Lob aber, welches
den Chauken erteilt wird, die als ein wahres Muster volk hin-
gestellt werden, macht infolge der stark rhetorisch gefarbten
Schilderung den Eindruck, dass hier Wahrheit und Dichtung
in kiihner Weise verbunden sind. Beeinflusst ist diese Schilde-
rung, wie es scheint, hauptsachlich durch die friedliche Stellung,
welche die Chauken zur Zeit des Tacitus und lange vorher
den Romern gegeniiber einnahmen. Auch sassen dieselben, in-
folge der naturlichen Beschaffenheit ihres Landes und ihrer
wirtschaftlichen Verhaltnisse, wohl meistens, wenn nicht etwa
innere Fehden vorhanden waren oder Ueberschwemmungen zur
Veranderung der Wohnsitze veranlassten, ebenso wie die
Friesen, ruhig und zufrieden hinter ihren Sumpfen oder iibten
sich da, wo sie an den Ktisten wohnten, im Kampfe mit ihrem
grimmigsten Feinde, von welchem sie bestandig bedroht wurden,
namlich dem Meere. Sie haben ferner, nachdem sie mehrmals
die gewaltigen Flotten und Heeresmassen der Romer gesehen
hatten, die mit dem einen oder andern Feldherrn geschlossenen
Vertrage getreulich gehalten und sich in ihrer Gesamtheit nie-
mals zu einem Aufstande oder zu einem Kriege mit den Romern
erhoben, wahrend ihre Nachbarn, die Friesen, durch romische
Habsucht und Brutalitat gereizt, bereits im Jahre 28 n. Chr. zu
den Waffen griffen. lbr anscheinend friedfertiges Verhaltnis
zu den Romern, wie es bei ihren noch wenig entwickelten Ver-
haltnissen wahrend der Regierung des Augustus und Tiberius
bestand, hatte sich aber im Verlauf des ersten Jahrhunderts
Jabrbiwh der Gosellsch. I. b. K. ti. voterL Altertflmer zu Em den, Bd. XIV. 3
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doch schon wesentlich ge&ndert, und auffallend ist es jeden-
falls, dass bei der obigen Schilderung gewisse, am Ende des
ersten Jahrhunderts langst bekannte und von Tacitus in den
Annalen und Historien mitgeteilte Thatsachen gar nicht be-
nicksichtigt sind. Dahin gehort z. B. die Nachricht, dass ein-
zelne Freischaren aus diesem Volke schon vor der Mitte des
ersten Jahrhunderts als Seerauber in Nieder-Germanien und
Gallien erschienen waren (Tac. ann. 11, 18 fg.), dass ferner die
Amsivaren oder wenigstens ein grosser Teil derselben, welche
zu der Gefolgschaft des Hauptlings Bojokal gehorten, von den
Chauken, wahrscheinlich den Weser-Chauken, vertrieben waren
(Tac. ann. 13, 55 fg.), und dass einige von ihnen ausgesandte
Mannschaften sich mit Eifer an dem Aufstande des Civilis be-
teiligt hatten. Auch in den Nachrichten anderer Schriftsteller,
die ihrer gelegentlich gedenken, erscheinen sie keineswegs in
einem besseren Lichte als ihre Nachbarn. Wenn Plinius z. B.
(H. N. 16, 76) von germanischen Seeraubern spricht, die in aus-
gehfthlten Baumst&mmen umherfuhren, von welchen einige
etwa dreissigMann fassen konnten, so dtirfen wir hierbei, mit
Riicksicht auf die weiten von ihnen bewohnten Gebiete, ge-
wiss hauptsachlich an die Friesen und Chauken denken.
Ueber das Verhaltnis der Chauken zu den Rom em
sind wir schlecht unterrichtet. Dass Drusus mit ihnen irgend
welche Abmachungen getroffen und ihnen einen ahnlichen
Tribut wie den Friesen auferlegt haben sollte, wird vermutungs-
weise hier und da behauptet, aber von keinem alten Schrift-
steller berichtet. Sicher ist nur die Nachricht des Velleius
(2, 106), dass Tiberius sie im Jahre 5 n. Chr., als er, wie es
scheint, an der unteren Weser ein Lager aufgeschlagen und
hierher die Vorsteher ihrer Gaue entboten hatte, in ein Bundnis
aufnahm, nachdem vorher kein Kampf mit ihnen stattgefunden
hatte, was daraus geschlossen werden kann, dass auf diesem
bis in die fernsten Gegenden Germaniens ausgedehnten Feld-
zuge, abgesehen von einem Ueberfall, der aber von Tiberius
blutig geracht wurde, alles ruhig verlief. Wahrscheinlich aber
wurden die Chauken durch diesen Bundesvertrag, bei dessen
Abschluss ihnen Tiberius durch ein gewaltiges Heer die Macht
des romischen Volkes vor Augen fiihrte, vorlaufig zu nichts
anderem verpflichtet, als dass sie geloben mussten, sich ruhig
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zu verhalten. die rftmische Oberhoheit anzuerkennen, den
Romern bei ihren etwaigen ferneren Feldztigen keine Schwierig-
keiten in den Weg zu legen und sie bei solchen Gelegenheiten
mit Proviant und durch Stellung von Htilfsmannschaften zu
unterstdtzen. Dass sie das Letztere gethan haben, ergibt sich
aus Tacitus (ann. 1, 60), welcher meldet, sie h&tten dem Ger-
manicus im Jahre 15 n. Chr. Htilfsmannschaften versprochen
und zugefuhrt, und ebenso werden bei Tacitus zum Jahre 16
(ann. 2, 17) chaukische Htilfstruppen im Heere des Germanicus
erwahnt. Diese Mannschaften aber wurden warscheinlich
jedesmal nach Beendigung des Feldzuges an den Grenzen so-
gleich wieder entlassen. — Manche, die, trotz des Mangels
jeglicher Nachricht hieriiber, behaupten, dass schon Drusus mit
den Chauken ein Biindnis abgeschlossen habe, deuten die
Worte des Velleius 2, 106 „receptae Cauchorum nationes" so,
dass Tiberius die Chauken, welche bald nach der Zeit des
Drusus untreu geworden und von den Romern abgefallen seien,
von neuem in ein Biindnis aufgenommen habe. Dies ist jedoch
eine Vermutung, welche nicht die allergeringste Wahrscheinlich-
keit fur sich hat. Denn das Verhaltnis, in welchem die weitab
von Gallien wohnenden Chauken zu den Romern gestanden
haben, scheint kein irgendwie driickendes gewesen zu sein,
und wenn sie von Drusus wirklich in ein Biindnis aufgenommen
sein sollten, so wurden sie gewiss nicht in der Zeit von 9
v. Chr. bis 5 n. Chr., wahrend ibre Nachbarn, die Friesen, mit
den Romern vollig in Frieden lebten, abgefallen sein. Auch
wurde ihnen eine derbe Ziichtigung hierfiir sicherlich nicht er-
lassen sein; dass aber eine solche an ihrer Gesamtheit jemals
vollzogen sein sollte, kann durch keine Nachricht erwiesen
werden.
Aus dem Umstande, dass die Chauken an dem Aufstande
gegen Varus nicht beteiligt waren und, unter der Fiihrung des
Germanicus, sogar gegen die Bruktern und Cherusken kampften,
haben manche, jedoch mit Unrecht, gefolgert, dass zwischen
diesen Volksstammen eine Stammesfeindschaft bestanden haben
musse. Denn von den Planen des Arminius im Jahre 9 n. Chr.
haben die weitab wohnenden Chauken sicherlich nichts erfahren,
da es sich hierhei um eine Verschworung handelte, welche
rasch beschlossen und ins Werk gesetzt wurde, und in welche
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bei der Gef&hrlichkeit der Sache nur einige der n&chsten und
zuverl&ssigsten Nachbarn eingeweiht werden konnten. Wenn
sie aber in den Jabren 15 und 16 n. Chr. dem (Jermanicus
Hiilfstruppen stellten, so geschah dies auch wohl nicht aus
grosser Liebe zu den RSmern und aus Feindschaft gegen die
Bruktern und Cherusken, sondern weil sie von Germanicus
hierza in bestimmter Weise aufgefordert waren. Bemerkens-
wert ist hierbei noch die Bemerkung* des Tacitus (A. 2, 17),
dass die Chauken, einer Nachricht zufolge, den in der Schlacht
bei Idistaviso verwundeten Arminius durch ihre Reihen hatten
entschltipfen lassen.
Die kurze Nachricht des Suetonius (Claud. 24), dass
Gabinius Secundus unter der Regierung des Claudius die Chauken
besiegt und infolge davon den Beinamen Cauchius erhalten
habe (Gabinio Secundo, Cauchis gente germanica superatis,
cognomen Cauchius usurpare concessit), darf gewiss nicht so
verstanden werden, dass die Chauken damals einen grossen
Aufstand erregt und in ihrem eigenen Lande von Gabinius
niedergeworfen seien, sondern muss wohl so gedeutet werden,
dass derselbe chaukische Seerauberscharen am Niederrhein,
woselbst er Statthalter war, zurtickdrangte und besiegte, wie
dies einige Jahre spater durch Corbulo in derselben Gegend
geschah. Eben dieser Gabinius wird als Publius Gabinius zu
dem Jahre 41 n. Chr. auch bei Cassius Dio 60, 8 erw&hnt, der,
wie es scheint, noch uber einen anderen Sieg desselben berichtet,
woriiber die Angabe so lautet: xalxoi xal xotixcp xcj) ixa 8 %i
rdlftag SovXnlxiog Xdxxovg IxQdxr/oe xal Tloinhog Ta$lvi%
MavQovalovg vixtfoag xd xe dXXa eidoxlfirjae xal dexbv
oxQaxuoxixbv, dg (idvog iu naq9 atirolg ix tfjg %ov OddQW
oviKpoqag IjVj ixofitaato. In diesen Worten ist die Lesart
Mavgovolovg oflfenbar falsch und irrttimlicher Weise dadurch
entstanden, dass kurz vorher von den Maurusen in Afrika die
Rede ist. Neuerdings haben manche Gelehrte die Meinung ge-
aussert, dass mit Rticksicht auf die eben erwahnte Stelle
Sue tons, wonach Gabinius die Chauken besiegte, bei Dio
Xavxovg zu schreiben sei. Allein an die Chauken, die hier nur
durch eine gewaltsame Emendation eingeschoben werden, und
die sich, wie ich schon vorhin bemerkt habe, an der Varus-
schlacht nicht beteiligten und deshalb bei dieser Gelegenheit
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auch keinen romischen Adler erbeutet haben konnen, ist in
keiner Weise zu denken. Naher liegt es doch jedenfalls, wie
schon Reimarus annahm, an die Marsen zu denken und bei
Dio MdQoovg zu schreiben. Die Marsen haben sich ohne Zweifel
an der Niederlage des Varus stark beteiligt und Hervorragendes
geleistet, weshalb Germanicus sie im Jahre 14 n. Cbr. in grau-
samer Weise tiberfiel. Bei der obigen Angabe Dios aber handelt
es sich wahrscheinlich um einen im Jahre 41 von Galba, der
Statthalter im oberen Germanien war, und zu gleicher Zeit von
Gabinius, demStatthalter^im unteren Germanien, unternommenen
kombinierten Angrifif auf die Chatten und die zwischen der Ruhr
und Lippe wohnenden Marsen, wie ein solcher gegen eben diese
beiden Volksst&mme im Jahre 15 n. Chr. von Germanicus und
Caecina unternommen war, und vielleicht stammt die Angabe Dios,
der z. B. auch in den Nachrichten uber den Feldherrn Corbulo
den Tacitus als Quelle benutzt zu haben scheint, aus dem ver-
loren gegangenen 7. Buche der Annalen des Tacitus, wo die
von Dio erwahnten Vorfalle gewiss benihrt worden sind. Von
den romischen Adlern, die in der Varusschlacht verloren ge-
gangen waren, wurde, nach sicheren Nachrichten, einer im
Jahre 15 im Lande der Bruktern (Tac. A. 1, 60), ein anderer
(Tac. A. 2, 25) in dem Gebiete der Marsen wieder aufgefunden,
und falls nun bei Dio a. a. 0. MdQoovg zu lesen ist, so wiirde
anzunehmen sein, dass der dritte und letzte Adler im Jahre 41
zum Vorschein kam, und dass die Marsen im ganzen 2 Adler
erbeutet hatten.
DritterTeil.
Ueber RSmerlager im Lande der Friesen und Chauken.
Nachdem ich im Vorhergehenden die Gebiete der Friesen
und Chauken, sowie die ihrer Nachbarn zu bestimmen versucht
habe, fiige ich hierzu noch einige Untersuchungen iiber RSmer-
lager in diesen Gegenden.
R5mische Lager, die nur zeitweilig bestanden, konnen in
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den Gauen der Friesen an mehreren Stellen vorhanden gewesen
sein ; von solchen aber, die eine langere Zeit hindurch dort be-
standen haben, ist in der ganzen alten Litteratur nur ein einziges
nachzuweisen, n&mlich „castellum Flevum", welches von
Tacitus (ann. 4, 72) bei der Erzahlung tiber den Aufstand der
Friesen im Jahre 23 n. Chr. erwahnt wird. Ein einziges, mit
einer Besatzung versehenes Castell war auch bei dem friedlichen
Verhaltnis, in welchem die Friesen langere Zeit hindurch zu
dem rSmischen Imperium standen, vSllig geniigend. Leider
aber ist bei dem Mangel an Nachrichten nicht einmal die Lage
dieser Festung mit aller Sicherheit zu bestimmen. Zwar hat
der Geograph Ptolem&us (2. 11, 27) unter den grosseren Ort-
schaften und Ansiedelungen in altgermanischen Gebieten auch
die Lage von QArjotip, welches, allem Anschein nach, eine
Niederlassung bei dem castellum Flevum war, zu bestimmen
versucht, aber leider ist mit seinen L&ngen- und Breitengraden,
die zum grossten Teil nicht auf genauen astronomischen, sondern
ziemlich willkurlichen Berechnungen beruhen, nicht viel an-
zufangen ; sie passen meistens nur wie die Faust auf das Auge.
Auch ist der ganze Kiistenstrich von Spanien an aufwarts bei
Ptolem&us viel zu hoch hinaufgertickt, und infolge davon sind
auch Ortschaften und Kustenfltisse zu weit nach Norden ver-
legt. Phleum z. B. soil noch tiber 54}/2 ° n. Breite gelegen haben,
wahrend die Mundungen der Ems und Weser unter 55 ° gesetzt
werden. Mit Rticksicht auf den Namen aber lasst sich mit
aller Sicherheit annehmen, dass das castellum Flevum, wo
nach der Angabe des Tacitus, bis zur Zerstorung desselben
durch die Friesen im Jahre 28 n. Chr., eine nicht zu verachtende
Mannschaft von romischen Biirgern und Bundesgenossen die
Ktisten des Oceans beschtitzte, nirgends anderswo gelegen hat
als an dem Seengebiete, welches nach Pomponius Mela den
Namen lacus Flevo ftihrte. In eben diese Gegend fiihrt uns
auch die Nachricht tiber die Belagerung dieses Kastells. (Tac.
ann. 4, 72)
Die Friesen standen seit der Zeit des Drusus, der im
Jahre 12 v. Chr. (Dio 54, 22) mit einer Flotte und einem Land-
heer an ihr Gebiet herangekommen war, in einem friedlichen
Verhaltnisse zu den Romern und mussten jahrlich, zum Bedarf
ftir die romischen Soldaten, eine Anzahl Rinderhaute als Tribut
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liefern, woraus sich ergiebt, dass Ackerbau und Viehzucht vor
mehr als neunzehnhundert Jahren schon stark bei ihnen be-
trieben wurden. Zu der Zeit aber, als Lucius Apronius Statt-
halter am Niederrhein war, wollte Olennius, der damals als
Oberbefehlshaber in Friesland stand, sogar die GrSsse dieser
Haute bestimmen und nahm als Massstab eine grosse Biiffel-
haut, deren Umfang die zu liefernden Haute haben sollten.
Da aber die Friesen diesem Gebote nicht nachkommen konnten,
weil die Haute ihres Viehs viel kleiner waren, so nahm
Olennius ihre Rinder und Aecker in Beschlag und liess Frauen
und Kinder als Sklaven abfuhren. Hieniber emp5rt, beschlossen
die Friesen das romische Joch abzuschutteln. Sie ergrifien
daher die romischen Soldaten, welche das Einsammeln der
Haute besorgen sollten, und kniipften sie -am Galgen auf.
Olennius fliichtete noch zu rechter Zeit in das Kastell Flevum,
welches nun von den Friesen belagert wurde. Da aber die
Belagerung ohne Erfolg war, so zogen sie sich, um ihr Besitz-
tum zu schiitzen, zurtick. Auf die Nachricht hiervon zog der
Statthalter Apronius, der wahrscheinlich seinen Sitz in K51n
hatte, ein grosseres, aus Reiterei und Fussvolk bestehendes
Herr zusammen und fuhr den Rhein hinab, wahrscheinlich durch
die fossa Drusiana, nach dem friesischen Gebiete. Hier liess
er die zunachst liegenden aestuaria, d. h. niedrig gelegene
Stellen, welche gewohnlich trocken lagen, bei hohen Fluten
aber tiberschwemmt wurden, mit Dammen und Briicken ver-
sehen, um die schwere Heeresabteilung hinuberzufuhren, und
ging dann sogleich zum Angriff liber, wobei sich besonders die
5. Legion, die aus dem Standquartier in Vetera herbeigefuhrt
war, hervorthat. Die Friesen wurden zwar zurtickgedrangt,
aber Apronius zog nicht weiter zur Verfolgung aus ; ja, er liess
nicht einmal die Leichen bestatten, obgleich viele von den
Tribunen, Prafecten und angesehenen Centurionen gefallen
waren, und bald nachher erfuhr man von Ueberlaufern, dass
900 R5mer in dem heiligen Hain der Baduenna — dies ist, wie
Miillenhoff annahm, die richtigere Form fiir Baduhenna — er-
schlagen seien, und dass 400 Romer, die sich um das Gehoft
des Kruptorix, eines ehemaligen romischen Soldners, gefliichtet
hatten, sich selbst umgebracht hatten. Es war dies also eine
schmahliche Niederlage: eine Niederlage, wie sie die Romer
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seit der Zeit des Varus nicht wieder erlebt hatten, und durch
diese That wurde der Name der Friesen, wie Tacitus bemerkt,
unter den Germanen beriihmt. Der Kaiser Tiberius aber hielt
es nicht fur n5tig, diese Schmach zu r&chen und einen Krieg,
dessen Ausgang unsicher war, fortzusetzen.
Nach dieser Sachlage ergiebt sich offenbar, wie verkehrt
es ist, wenn z. B. Menso Alting (Notitia infer. Germaniae,
Amstelaedami 1697), nach den unsicheren Gradbestimmungen
des Ptolemaus das Kastell Flevum an die Ostseite der Hunse
verlegt, oder wenn andere dasselbe an die Ems oder gar in
das Gebiet verlegen, welches jetzt unter den Fluten des Dollart
liegt (vergl. z. B. Fiedler, Geschichten und Alterttimer des unteren
Germaniens, I, 51). Denn wenn sich Apronius mit seinem
Heere so weit vorgewagt h&tte, so ware bei der furchtbaren
Erbitterung der Friesen sicherlich kein Soldat des romischen
Heeres wieder an den Rhein zuruckgekommen. Aller Wahr-
scheinlichkeit nach ist er aber nicht weiter gekommen, als in
den siidlichen Teil des Gaues, welcher spater Westergo hiess,
sowie in die Gaue Suthergo und Waldago, und aus dem Um-
stande, dass Olennius sich noch in das Kastell Flevum retten
konnte, ergibt sich jedenfalls, dass der Kampfplatz nicht sehr
weit von diesem Kastell entfernt lag. Eben so unannehmbar
und hinfallig wie die eben erwahnten Vermutungen sind auch
noch einige andere, welche ich der Vollstandigkeit wegen noch
erwahnen will. Ottema (De vrije Fries, Leeuwarden 1846,
Vierde deel, S. 120) meint, dass das genannte Kastell auf der
Westseite des Fli gelegen habe, wo der Ortsname Castricum
(in Nordholland, S. von Alkmaar) auf einen alten Lagerplatz
hindeute, allein dieser Ort heisst urkundlich zum Jahre 993
Castrichem, 1083 Kasterchem, 1231 Casterkem, und dies muss
gedeutet werden als der Wohnplatz des Kastrick, Kasterk.
Noch andere vermuten, dass das Kastell auf der Insel Vlieland
oder auf der Insel Urk gelegen habe, und Bartels (Emder
Jahrbuch, Bd. 3, Heft 1. Emden 1878) setzt dasselbe auf einer
Karte in die Nahe von Katwijk, NW. von Leiden. Neuerdings
hat Jakel (Die Grafen von Mittelfriesland, Gotha 1895) auf
einen Ort Fie (Flhe) hingewiesen, der urkundlich zu den Jahren
1200 und 1298 erwahnt wird und in einem untergegangenen
Teile des friesischen Westergo gelegen zu haben scheint, und
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nimmt an, dass Drusus, um der romischen Flotte den Wasser-
weg zur Nordsee zu sichem, in der N&he dieser Niederlassung
das Kastell Flevum erbaut habe. Diese Annahme ist jeden-
falls besser begrtindet als alle bisherigen Vermutungen. Frei-
lich ist das Vorhandensein eines kleinen Dorfes, namens Fie,
noch kein ganz sicherer Beweis dafur, dass hier das Kastell
Flevum gelegen haben muss. Da aber der Name dieses Kastells
jedenfalls in Zusammenhang mit dem See Flevo stehen muss,
der sich siidlich von der Gegend, wo jetzt Staveren liegt, in
dem siidlichen, spater stark erweiterten Teile der jetzigen
Zuiderzee befand, und da sich hier spater noch eine Oertlich-
keit vorfand, die an den Namen dieses Sees ebenfalls erinnert,
so ist die Vermutung Jakels ohne Zweifel annehmbar. Hiernach
kann denn auch die Landung der Romer im Jahre 28 n. Chr.
in eben dieser Gegend stattgefunden haben, wahrend sich die
damals erfolgte Niederlage derselben in den weiter ostwarts
von Staveren befindlichen Gegenden ereignet zu haben scheint.
Seit dem Jahre 28 n. Chr. blieben die Friesen l&ngere Zeit
von den Romern unbelastigt. Unter der Regierung des Kaisers
Claudius aber (41—54), erschien am Niederrhein der Statthalter
Corbulo zu der Zeit, als chaukische Scharen unter der An-
fuhrung des Gannask (Gannascus) am Niederrhein und in Gallien
eingefallen waren und Raubereien vertibt hatten (Tac. ann. 11,
18 fg.). Corbulo stellte ihnen auf dem Rhein Triremen ent-
gegen und entsandte andere Schiffe durch die Aestuarien und
Kanale (per aestuaria et fossas), und mit Hiilfe seiner Flotte,
durch welche er die leichten Schiffe der Chauken zerstorte,
drangte er die Angreifer zurtick, und ihr Anfiihrer floh in das
Gebiet der grosseren Chauken. Durch diese Erfolge ermutigt
und von tiberlegenen Streitkraften unterstiitzt, entschloss sich
Corbulo, seinerseits gegen die Friesen und Chauken vorzugehen,
und zwar mit der Absicht, nicht bloss das friihere Verhaltnis
wieder herzustellen, sondern vielmehr die Gebiete beider Volks-
st&mme in die Form einer romischen Provinz zu bringen.
Nachdem er dann zunachst die alte, in Verfall geratene Kriegs-
zucht unter seinen Legionen, die der Arbeit entwohnt waren
und sich an Pliinderungen ergotzten, mit aller Strenge wieder
hergestellt hatte, zwang er zuerst die Friesen, die, wie Tacitus
sagt, seit der Niederlage des Apronius ein feindliches und un-
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zuverlassiges Volk waren, zur Stellung von Geiseln, errichtete
einen Senat, dessen Sitz oder Versammlungsort leider nicht ge-
nannt wird, und setzte ihre Grenzen fest. Desgleichen ernannte
er Verwaltungsbeamte, gab Gesetze und legte eine Besatzung
in ihr Land. Hierauf beschloss er auch die Unterwerfung der
Chauken und schickte Gesandte aus zu den grosseren Chauken,
welche diese zur Unterwerfung auffordern sollten, und zugleich
mit dem Auftrage, den Freischarenfuhrer Gannask, der sich zu
ihnen gefltichtet hatte, aufzusuchen und durch List zu be-
seitigen, was Tacitus einem Ueberlaufer und Treubnichigen
gegentiber fur ein durchaus gerechtes Verfahren erklart. Durch
die Ermordung dieses Mannes aber wurden die Chauken so
erbittert, dass ein allgemeiner Aufstand derselben in Aussicht
stand. Schon hatte Corbulo den Plan gefasst, in ihrem Gebiete
ein Lager zu errichten, als plotzlich Kaiser Claudius den Be-
fehl erteilte, die Besatzungen unverztiglich tiber den Rhein
zurtickzuziehen und von jedem ferneren Angriffskriege gegen
die Germanen abzustehen. Voll Missmut und nachdem er bei
Empfang dieser Nachricht weiter nichts gesagt hatte als: „0
die ehemals glticklichen romischen Feldherrn!11 (vergl. ausser
Tacitus auch C. Dio), verliess Corbulo die friesischen Gaue, wo
er so grossartige Plane auszufiihren gedacht hatte, und kon-
zentrierte sich riickwarts nach dem Niederrhein hin, wo er
fortan noch eine Zeit lang seine Stellung behauptete und sich,
um noch einige Spuren seiner Thatigkeit zu hinterlassen, einer
friedlicheren Beschaftigung hingab. Er liess namlich, um nicht
seine Soldaten in trager Ruhe verkommen zu lassen und um
die vielfachen Ueberschwemmungen in dem Mundungsgebiete
des Rheins zu verhindern, zwischen dem Rhein, d. h. dem
eigentlichen Rhein, dessen Mundung nach Ptolemaus in der
Nahe von Lugdunum Batavorum lag, und der Maas einen langen
Kanal graben, der nach ihm fossa Corbulonis genannt
wurde. Nach der gewohnlichen Annahme hatte dieser Kanal
ungefahr die Richtung wie der jetzige Wasserlauf, welcher sich
unter dernNamenFliet von Leiden in siidlicher Richtung erstreckt.
Zu der Annahme, dass die Wachtposten und Lager der
Romer bis in die Gegend von Groningen vorgeriickt sein
sollten, oder dass Corbulo, wie Wenzelburger (Geschichte der
Niederlande 1, 11) u. a. annehmen, an der Stelle, wo jetzt
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Groningen liegt, ein romisches Kastell angelegt habe, sind wir
nach den Angaben der alten Schriftsteller nicht berechtigt. Die
jetzigo Stadt Groningen ist nach und nach aus der auf altsach-
sischem Boden erbauten villa Gruoninga (Cruoninga, Groninga)
entstanden. Das Kastell Flevum aber, welches in den Nachrichten
fiber Corbulo nicht erwahnt wird, ist von den Friesen wahrschein-
lich bald nach der Niederlage des Apronius zerst6rt worden.
Seit dem Abzuge des Corbulo aus Friesland im Jahre 47
n. Chr. bildete der eigentliche Rhein, welcher auf der Nordseite
der batavischen Insel dem Meere zufloss, im allgemeinen die
Grenze des romischen Reiches an der germanischen Kuste, und
romische Feldherrn sind seitdem nicht wieder mit ihren Heeren
in den friesischen Gebieten erschienen. Zwar werden noch in
spaterer Zeit Kampfe der Romer mit den Friesen und Chauken
erwahnt, aber alle diese Begebenheiten fanden am Niederrhein
statt. Hier aber, wo sich romische Militarstrassen, z. B. von
Vetera nach dem batavischen Lugdunum, sowie eine ganze
Reihe von Kastellen und befestigten Platzen befanden, unter
welchen freilich von Zeit zu Zeit, z. B. bei der Emporung des
Civilis, durch die Germanen stark aufgeraumt wurde, hat die
romische Herrschaft noch lange weiterbestanden. Ein Teil der
Friesen, namlich die westwarts vom Flistrom wohnenden
Frisii minores, welche man als die Westfriesen der romischen
Zeit bezeichnen kann, sowie die Kannenefaten scheinen noch
langere Zeit in Abhangigkeit von Rom geblieben zu sein (vergl.
Mommsen, R. G. 5, 115). Im Jahre 58 n. Chr. wurden auch noch
die Amsivaren, und kurze Zeit vorher einige Mannschaften der
Friesen, welche, wie es scheint, aus dem damals freien Ost-
friesland, d. h. dem Gebiete zwischen dem Flistrom und der
Ems, aus^ewandert waren, aus demRheinufer strich zwischen
dem Rhein, der Yssel und der Lippe mit Gewalt zurtickgetrieben
(Tac. ann. 13, 54 fg.). Die batavische Insel war erst etwa seit
dem Jahre 295 durch den immer machtiger werdenden Andrang
der salischen Franken fur die Romer verloren, und einige
spatere Versuche, sie wiederzugewinnen, waren vergebens (vergl.
Zeitschr. des Aachener Geschichtsvereins, Bd. 4 S. 219). Im
Anfange des 5. Jahrhunderts aber gab Stilicho den Befehl, alle
Truppen aus den Rheingegenden zuruckzuziehen.
Dass Germanicus, ehe er im Jahre 15 n. Chr. seine
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Fahrt nach der Ems hin unternahm, in Friesland ein Lager
hatte, erfahren wir aus einer Nachricht des Plinius. Dieser meldet
namlich (H. N. 25, 6) an einer Stelle, wo er die Eigenschaften
einer Pflanze, namens herba Britannica, erklart, folgendes:
„Zu der Zeit, als Germanicus C&sar sein Lager uber den Rhein
vorgeschoben hatte, fand man in einem am Meere gelegenen
Bezirk (maritimo tractu) eine einzige Quelle mit sussem Wasser,
und wer daraus getrunken hatte, dem fielen innerhalb zwei
Tagen die Zahne aus, und die Sehnen der Kniee 15sten sich . . .
Die Friesen, welche damals treu waren, und in deren Lande
sich das Lager befand, wussten Rat gegen das Leiden und
zeigten den R6mern die genannte Pflanze." In betreff der
Lage dieses Lagerplatzes drtickt sich Plinius ebenso unbestimmt
aus, wie bei vielen anderen Angaben tiber die Nordseegegenden
und den europaischen Norden. Wie es scheint, liess Germanicus
in dem genannten Jahre in dem nordlichen Teile der jetzigen
Provinz Friesland ein grosses Marschlager errichten, welches
zu einem Sammelplatze bestimmt war, sowohl bei der Abfahrt
nach der Ems, wie bei der Rilckkehr von da, und zwar an
einer Stelle, wo die Schiffe in einem Kiistenflusse sicher vor
Anker liegen konnten, und hierbei darf man wohl an das Ge-
wasser denken, welches seit dem 8. Jahrhundert als Grenz-
scheide zwischen den friesischen Gauen Westergo und Ostergo
unter den Namen Bordne, Bordena, Burdine, Borndiep hervor-
tritt und spater an seiner Mfindung eine breite Seebucht bildete.
In dieser Gegend schlug auch Karl Martell ein Lager auf, als
er im Jahre 734 zum Kampfe gegen den friesischen Herzog
Bobbo (Poppo) auszog, und ebenso erzahlt Willibald in der
vit. Bonif. (SS. 2, 350), Bonifacius habe mit seinen Begleitern
im Jahre 755 seine Zelte aufgeschlagen secus ripam fluminis
Bordne. — Nach diesem Lagerplatze begab sich wahrscheinlich
auch Germanicus, als er im Jahre 16 n. Chr. die Sturmflut an
der Mtindung der Ems tiberstanden und einige Tage an der
chaukischen Kiiste und wahrscheinlich auch in der Hutte eines
Chauken verweilt hatte, und sandte von hieraus, ehe er an
den Rhein zurtickkehrte, Schiffe aus, um wo moglich noch
einige traurige Reste seiner vordem gewaltigen Flotte auf-
zusuchen und hier und da Schiffbrtichige, die zum Teil nach
weit entfernten Inseln verschlagen waren, aufzunehmen. Denn
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von der Stelle aus, wohin er als hiilfloser Schiffbriichiger mit
seiner Trireme und wenigen Begleitem verschlagen war (Tac.
ann. 2, 24), konnte er einen solchen Befehl nicht ergehen
lassen. — Nach eben dieser Gegend war im vorhergehenden
Jahre (15 n. Cbr.), nach Beendigung des Feldzuges, wahrschein-
lich auch Vitellius beordert, als er den Auftrag erhalten hatte,
die zweite und vierzehnte Legion zunachst auf dem Landwege
weiter zu fuhren, damit die Schiffe in dem wattenreichen Meere
rascher fortkommen und zur Zeit der Ebbe sicberer liegen
konnten (Tac. ann. 1, 70 fg.). Knoke (Die Kriegsziige des Ger-
manicus, S. 283) ist der Ansicht, Vitellius habe seinen Marsch
nicht von der Ems aus durch das Groninger Gebiet angetreten,
sondern eine Rekognoszierung nach derWeser hin unternommen,
wahrend Germanicus eine solche zur See ausgefilhrt und dann
die Legionen des Vitellius an der Weser aufgenommen habe.
Diese Annahmc steht aber mit den Angaben des Tacitus in
Widerspruch. Dieser deutet n&mlich bestimmt an, dass das
Gesamtheer im Jahre 15 auf dem Rttckmarsche nach der Ems
zuruckgefuhrt wurde; denn nur so konften die Worte „Mox
reducto ad Amisiam exercitu" verstanden werden. An irgend
einem Punkte der Ems, der aber von der Mtindung noch sehr
weit entfernt sein konnte, wurde dann in betreff der Flotte
beschlossen, dass diese nur einen Teil der Legionen aufnehmen
sollte, und Vitellius erhielt den Auftrag, die zweite und vier-
zehnte Legion zunachst zu Lande weiter zu fiihren, damit die
Schiffe nicht zu sehr belastet wtirden. Vitellius zog also
aller Wahrscheinlichkeit nach an der Ems abw&rts und ge-
langte, nachdem er, wahrscheinlich in dem nordlichen Teile
der jetzigen Provinz Groningen, durch eine Sturmflut grosse
Verluste erlitten hatte, zuletzt zu dem Flusse, wohin Germanicus
mit einem Teile der Flotte vorausgeeilt war, und der ihm im
voraus als die Stelle bezeichnet war, wo er sich mit seinen
Mannschaften zur Einschiffung einstellen sollte. Hierbei ist
freilich die Lesart „penetratumque ad amnem Visurgin" vollig
unbrauchbar. Menso Alting (1, 129 a. a. 0.) meint, dass statt
Visurgin zu lesen sei Unsingin, und dass hiermit der Fluss
Hunse gemeint sei, allein mit Unrecht. Denn diese Bezeichnung
ist gar nicht nachzuweisen, und sie ist schon insofern nicht
annehmbar, als die Endung — ing in altgermanischen und
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deutschen Flussnamen gar nicht vorkommt. Sprachlich un-
mdglich ist auch die Erklatrung von Bartels (Emder Jahrbuch,
Bd. 3, S. 14), welcher annimmt, dass Visurgis, im Gegensatz zu
einem kleinen Abfluss der Ems, namens Ehe, welcher ehemals
von Weener aus durch das Reiderland floss, so viel wie
Wester— a oder Westfluss bedeuten konne, und dass hiermit
die Hunse gemeint sei. Der Name dieses Flusses, welcher
ubrigens schon seit mehr als dreihundert Jahren nicht mehr
in Gebrauch ist und seitdem die Namen Schuitendiep und
Reitdiep erhalten hat, heisst in altester Form in der Chronik
von Wittewierum zum Jahre 1250 und 1257 Hunesa. Ferner
ist es nicht wahrscheinlich, dass Vitellius nur bis an die
Hunse gezogen sein sollte, welche ihren Abfluss in die jetzige
Lauwers-See hatte; denn dann ware die Absicht, die Schiffe
ohne die Legionen durch die gefahrlichen Stellen an der Kiiste
fahren zu lassen, nur teilweise erreicht worden. Richtiger ist
es wohl, anzunehmen, dass Vitellius beordert war, nach dem
Ktistenflusse zu marschieren, in dessen Nahe sich das von mir
angenommene Lager des Germanicus befand. Ich nehme ausser-
dem mit Lipsius u. a. an, dass bei Tacitus ursprfinglich ad
amnem V id rum gestanden hat, und dass ein Abschreiber fur
diesen ihm unbekannten, aber jedenfalls nicht unrichtig ge-
bildeten Namen, dessen germanische Stammform an das alt-
friesische wettir, wittir (d. i. Wasser) zu erinnern schoint,
irrtumlicher Weise Visurgim gesetzt hat. Der Vidrus, welcher,
nebenbei bemerkt, mit dem Namen der westfalischen Vecht,
auf welchen manche hinweisen, durchaus nicht in Zusammen-
hang steht, wird zwar ausdrucklich nur von Ptolemaus 2, 11, 1
erwahnt, aber jedenfalls ist er von ihm nicht erdacht, und er
war zugleich von solcher Bedeutung, dass Ptolemaus ihn neben
den anderen grosseren Kustenfliissen in dieser Gegend mathe-
matisch zu bestimmen versucht hat. Ueber die Reihenfolge
dieser Wasserztige bemerkt er: Hinter den Ausfliissen des
Rheins folgen die Mundungen des Vidrus, der Hafen Manarmanis,
die Ausfltisse der Ems, Weser und Elbe. Der Vidrus aber kann
hiernach kein anderer Fluss sein als das vorhin erwahnte, ira
Mittelalter als Bordena, Borndiep u. s. w, bezeichnete Gew&sser,
wahrend der Hafen Manarmanis an der jetzigen Lauwers-See
gelegen zu haben scheint.
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Die Behauptung Schierenbergs (Die R8mer im Cherusker-
lande, Frankfurt 1862 S. 12), dass das Winterlager zweier
Cohorten (hiberna castra duarum cohortium), welches von
Tacitus (H. 4, 15) in der Erzahlung tiber den Aufstand des
Civilis erwahnt wird, im Lande der Friesen gelegen habe,
kann nicht als richtig anerkannt werden. Dies Lager, welches
von den Aufstandischen von der Seeseite her angegriffen wurde,
muss vielmehr in der Nahe der.ehemaligen Rheinmundung und
nicht weit von dem batavischen Lugdunum gelegen haben,
wahrscheinlich im Gebiete der Kannenefaten. In dem Ge-
biete dieses Volksstammes, welcher zu den Romern in einem
ahnlichen Verhaltnisse stand, wie die Bataven, indem er nur
Mannschaften zu stellen brauchte, aber von Abgaben frei war,
fing, unter Mitwissen des Civilis, im Jahre 69 die Emporung
an und verbreitete sich in kurzer Zeit tiber das ganze Gebiet
der Bataven, welches sich, wie ich schon oben bemerkt habe,
auch uber ihre Insel hinaus ausdehnte, und bald darauf ent-
stand eine allgemeine Bewegung der auf beiden Seiten des
Rheins wohnenden Germanen. Der zum Anftihrer gewahlte
Brinno, welcher aus einer Ethelingsfamilie der Kannenefaten
stammte, rief die Friesen aus dem benachbarten Gegenden
herbei, und nun griffen die vereinigten Bataven, Kannenefaten
und Friesen das genannte Winterlager an. Dasselbe wurde
sogleich erobert und zerstort. Auch wurden die romischen
Marketender und Lieferanten, welche sich dort aufhielten, iiber-
fallen. Die in der Nahe des Winterlagers befindlichen Kastelle
aber wurden, weil sie unhaltbar waren, von den Lager-
prafekten selbst angeztindet, und hierauf zog sich der Rest
der romischen Mannschaften, unter Mitnahme der Feldzeichen
und Fahnen, nach dem oberen, d. h. ostwarts gelegenen Teile
der Insel zuriick, wo sie noch eine Zeit lang unter Anfiihrung
des Primipilars Aquillius standhielten. Nachdem aber die
Cohorte der Tungern mit ihren Fahnen zu Civilis tibergegangen
war, wurde auch diese Mannschaft, welche, wie Tacitus bemerkt,
mehr dem Namen als der Starke nach ein Heer gewesen war,
weil Vitellius den Kern derselben weggefuhrt hatte, tiberwaltigt,
und zu gleicher Zeit wurde die ganze, aus 24 Schiffen be-
stehende Flotte, auf welcher viele Bataven als Ruderknechte
dienten, erobert. Die auf der Insel befindlichen Romer aber
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wurden teils getOtet, teils vertrieben (Tac. H. 4, 16). Wahrend
sich nun die stidwarts der batavischen Insel wohnenden Volks-
st&mme, mit Ausnahme der Gugern, anfangs von dem Unter-
nehmen des Civilis fern hielten, schlossen sich den vereinigten
Bataven, Kannenefaten und Friesen alsbald auch einzelne
Scharen der Chauken an, und ebenso schickten die Bruktern
und die zwischen der Ruhr und Sieg wohnenden Tenktern
Hiilfsmannschaften. Desgleichen erhoben sich im allgemeinen
Interesse die Chatten, Usipeten und Mattiaken und zogen,
wahrend Civilis Vetera belagerte, zur Belagerung von Mainz
aus. Da aber dieser Versuch misslang, so kehrten sie alsbald
zuruck und begntlgten sich damit, Beute gemacht zu haben.
Die Kannenefaten dagegen stellten nicht bloss Mannschaften,
sondern verteidigten auch die Kuste, als hier romische Schiffe
von Britannien herankamen, um die Bataven von der Seeseite
her anzugreifen. Die meisten dieser Schiffe wurden von ihnen
versenkt oder in Besitz genommen (Tac. H. 4, 79). Die 14.
Legion aber, welche ebenfalls zu Schiffe aus Britannien heruber-
gekommen war, wurde, nachdem sie den Kannenefaten ent-
gangen war, an der flandrischen Kuste ans Land gesetzt und
gegen die Nervier und Tungern gefuhrt. Von festen Platzen
werden von Tacitus in der Erzahlung uber diesen Aufstand
Trier, Mainz, Bonn, Koln, Neuss (Novesium), Gellep (Gelduba),
Asberg (Asciburgium) und Vetera genannt. Der Ort Vetera
wurde, nachdem das Kastell bei der zweiten Belagerung des
Civilis im Jahre 71 ganzlich zerstort war, spater zwar wieder
aufgebaut, verlor aber von dieser Zeit an als Milit&rstation
seine Bedeutung. An die Stelle dieses Lagers trat bald nachher
das in der Nahe befindliche und von Trajan, der unter der Re-
gierung des Nerva vor dem Jahre 98 Statthalter am Rhein
war, gegriindete Lager, welches den Namen castra Ulpia und
Tricensimae fiihrte. Ausser den vorhin genannten Lagerplatzen
werden bei Tacitus nebenbei noch erwahnt Arenacum, Batavo-
durum, Grinnes und Vada. Arenacum war nicht, wie man
friiher annahm, Arnheim, sondern lag an der Stelle des jetzigen
Dorfes Rindern im Regb. Diisseldorf (vergl. Dederich, Geschichte
der R5mer u. s. w. S. 36). Batavodurum, welches ausserhalb
der batavischen Insel, am linken Ufer der Waal lag, hiess nach
der Zerstorung durch Civilis Noviomagus (jetzt Nimwegen,
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niederl. Nijmegen). Grinnes und Vada, zwei Lagerplatze von
Kohorten und Reitern (Tac. H. 5, 20), lagen nach der gewohn-
lichen Annahme westlich von Nimwegen (vergl. SchrSder in
v. Sybels Zeitschr. Bd. 43 S. 8). Kurze Zeit vorher, ehe der
romische Oberbefehlshaber Cerialis, welcher dem Aufstande ein
Ende machte, von Trier aus heranriickte, wurde eine Abteilung
Friesen und Chauken, welche in Tolbiacum (jetzt Zulpich
im Regb. Koln) briiderlich neben einander standen und als eine
sehr ungesttime Mannschaft bezeichnet werden, durch die Hinter-
list der Ubier, deren Kohorten beim Beginn des Krieges in
Marcodurum (jetzt Duren an der Roer) erschlagen waren, urn-
gebracht, indem sie bei einem Schmause durch Wein ein-
geschlafert und darauf, nachdem die Thuren verschlossen
waren, lebendig verbrannt wurden. Nach dieser Begebenheit
schickten die Chauken zu der Zeit, als sich der Aufstand schon
zu Ende neigte, nochmals Htilfsmannschaften (Tac. H. 5, 9),
doch scheinen dieselben nicht mehr zur Verwendung gekommen
zu sein. Nach Beendigung dieses Freiheitskampfes aber muss
sowohl die Insel der Bataven, wo zugleich noch eine Ueber-
schwemmung stattfand, wie tiberhaupt das ganze Gebiet, wo
sich der Krieg abgespielt hatte, ein sehr wtistes Aussehen ge-
habt haben. Die Standlager waren an den meisten Orten ge-
schleift und verbrannt, mit Ausnahme von Vindonissa (jetzt
Windisch im Kanton Bern) und Mainz, und der romische Feld-
herr Cerialis verwiistete noch selbst nach Beendigung der
Kampfe die batavische Insel, wobei indess die Landereien und
das Landgut des Civilis verschont blieben (Tac. H. 5, 23).
Die Nachrichten der alten Schriftsteller tiber Lager im
Lande der Friesen sind, wie sich aus den obigen Andeutungen
ergibt, nur sehr durftig. Von Kastellen, welche langere Zeit
in ihrem Lande vorhanden waren, wird nur ein einziges er-
wahnt, nahmlich das castellumFlevum, welches unmittel-
bar an dem Flevo-See, dem es seinen Namen verdankte, ge-
legen haben muss, wahrscheinlich in der Gegend von Staveren.
Ausserdem ist nur noch von einem Lager die Rede, welches
Germanicus, wie es scheint, in dem nflrdlichen Teile der
jetzigen Provinz Friesland errichten liess, sowie von einer Be-
satzung, welche der Feldherr Corbulo im Jahre47n. Chr. hierher
verlegen liess (Tac. ann. 1 1 , 19). Ueber Lager in dem Lande der fern
Jahrbuch der Oosollsch. f. b. K. u. vatcrl. AltertUuier zu Emden. Bd. XI V. 9
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— 130 —
wohnenden Chauken aber, deren Gaue die Romer nur selten
beriihrt zu haben scheinen, sind wir noch viel schlechter unter-
richtet, und alle Angaben der neueren Schriftsteller hieruber
sind nur schwankende Vermutungen. Mit grosser Zuversicht
und Entschiedenheit behaupten zwar manche, unter Hinweisung
auf Tacitus, noch immer die Existenz eines Kastells, namens
Amisia, ohne jedoch iiberzeugende Beweise hierfur beizubringen
und ohne sich tiber die Lage desselben einigen zu konnen.
Man hat hierbei namlich auf Emden, auf Delfzijl, auf
Westeremden, welches Emden gegentiber (W. von Appinga-
dara) in der Provinz Groningen liegt, sowie auf Rhede (W. von
Aschendorf) und Emsbtiren hinwiesen. Bei der Hinweisung
auf Emden und Westeremden nimmt man irrtumlicher Weise
auch an, dass diese Ortschaften nach der Ems (Amisia) be-
nannt seien, was aber durchaus nicht der Fall ist. Die Ems
floss zwar friiher unmittelbar bei Emden vorbei, wahrend sie
jetzt 3 Kilom. von der Stadt entfernt ist, und ausserdem
mundeten hier ehemals mehrere kleine Gewasser, z. B. die von
Aurich her kommende Ehe. Der alteste und sehr sinnreiche Name
dieser Stadt aber, welcher in altester Form auf einer Miinze
des 13. Jahrhunderts Amuthon lautet, hangt mit den Namen
dieser Gewasser gar nicht unmittelbar zusammen, sondern ist
ebenso wie die gleichlautende Bezeichnung fur das Dorf Wester-
emden und fur die Stadt Muiden (SO. von Amsterdam) zu er-
klaren, namlich =&-mfithon, d. h. zu den Wassermiindungen
oder Ort an den Wassermiindungen {vergl. hieruber meine aus-
fiihrlichen Angaben im Emder Jahrbuche, Bd. 11 S. 412 fgg.)-
Ein Kastell, namens Amisia, wird aber in der ganzen alten
Litteratur nirgends erwahnt, und die beiden Stellen bei Tacitus
(ann. 1, 63 und 2, 8), auf welche man sich beruft, lassen diese
Annahme durchaus nicht zu. Zu der ersten Stelle, wo ge-
meldet wird, Germanicus habe im Jahre 15 nach seinem letzten
Kampfe, bei welchem noch sein ganzes Heer beteiligt war, den
Riickzug ad Amisiam angeordnet, bemerkt z. B. Pfitzner in
seiner Ausgabe (Gotha 1883, vergl. auch Schierenberg S. 309 a.
a. 0.): „Es ist noch unaufgeklart, ob Fluss oder Kastell. Dem
Flussnamen pflegt Tacitus sonst amnis oder flumen beizufugen.a
Allein abgesehen davon, dass die letztere Bemerkung nicht fur
alle Falle passt, so war in den Worten Mox reducto ad Amisiam
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exercitu (ann. 1, 63) ein weiterer Zusatz durchaus unnfttig, weil
Tacitus kurz vorher (ann. 1, 60) den Emsfluss bereits zweimal
erwahnt hat (ad flumen Amisiam mittit und Amisiam et Lupiam
amnes inter). Wie sollte nun plotzlich in Kapitel 63, ohne
dass dies irgendwie vorher angedeutet war, von einem Kastell
Araisia die Rede sein konnen? Dasselbe gilt von der zweiten
Stelle (ann. 2, 8) „lacus inde et oceanum usque ad Amisiam
flumen secunda navigatione pervehitur. Classis Amisiae relicta
laevo amne etc.", wo die letzten Worte nur so iibersetzt werden
konnen : „Die Flotte wurde an der linken Seite der Ems zuriick-
gelassen. tf Wenn aber Knoke (S. 336) die immerhin befremdende
Stellung des Wortes Amisiae dadurch zu erklaren sucht, dass
er meint, Tacitus hatte durch diese Stellung hervorheben wollen,
dass Germanicus seine Flotte in der Ems, und nicht in der
Hase habe anlegen lassen, so kann ich ihm hierin nicht bei-
stimmen; denn Tacitus, dem keine auch nur einigermassen
brauchbaren Landkarten und noch weniger Specialkarten zu
Gebote standen, hat offenbar weder liber die Nebenfliisse der
Ems, noch uber das Emsgebiet tiberhaupt eine genauere Kennt-
nis gehabt. Es scheint hier vielmehr eine Lucke zu sein, und
die richtige Lesart ist ohne Zweifel die von Seyffert auf-
gestellte, namlich: „Classis Amisiae ore relicta laevo amnea.
Hiernach muss also diese ganze Stelle so iibersetzt werden:
rHierauf gelangte er durch die Seen und den Ocean in gltick-
licher Fahrt bis an den Emsfluss. Die Flotte wurde in dem
Mundungsgebiete der Ems, und zwar an der linken Seite des
Flusses, zuriickgelassen, und Germanicus beging darin einen
Fehler, dass er die Soldaten, welche doch in die rechts liegen-
den Lander geftihrt werden sollten, nicht stromaufwarts fiihrte."
Dass nun aber die Stelle, wo Germanicus im Jahre 16 seine
Schiffe anlegen liess, unmittelbar an der Mundung der Ems
gelegen haben sollte, braucht hieraus noch keineswegs ge-
schlossen zu werden; denn mit der allgemeinen Bezeichnung
j,os Amisiae" konnte auch eine Stelle angedeutet sein, welche
von der eigentlichen Mtindung noch weit entfernt lag. Der
Tadel aber, welchen Tacitus, wahrscheinlich nach einem ihm
vorliegenden Berichte, dem Germanicus erteilt, ist gewiss nicht
gerechtfertigt. Denn dieser hatte in dem vorhergehenden Jahre
jedenfalls die Verhaltnisse in Beziehung auf das Fahrwasser in
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der schwer zu befahrenden Ems so genau kennen gelernt. dass
er in dieser Hinsicht keinen Fehler begehen konnte. Wahr-
scheinlich Hess er in der Gegend von Weener, wo das Fahr-
wasser so breit ist, dass dort eine grosse Flotte ruhig vor
Anker liegen konnte, die grosseren Schiffe zuruck, wahrend die
leicht gebauten Schiffe weiter hinauf und alsdann in die Hase
fuhren, in deren Nahe wahrscheinlich hier und da blockhaus-
ahnliche Proviantmagazine errichtet und Wachtposten aus-
gestellt wurden. In eben der Gegend, wo die grosseren Trans-
portschiffe zuruckblieben, wurden, wie Tacitus bemerkt (ann.
2, 8), auch Brlicken uber die Ems gebaut, auf welchen die aus
den friesischen Bezirken herankommenden Reiter und Hiilfs-
mannschaften auf das rechte Emsufer ubergesetzt wurden.
Nicht weit von Weener, in der Nahe von Bin gum, wo die
Ems ungefahr 800 Fuss breit ist, hat man auch im Jahre 1864
auf einem offenen Felde romische Munzen gefunden, die wahr-
scheinlich aus dem Jahre 16 n. Chr. herruhren, als Germanicus,
wie mir scheint* in dieser Gegend ein Schiffslager hatte errichten
lassen. Keine dieser Munzen reicht namlich iiber die Zeit des
Germanicus hinaus (vergl. Grotefend und Ritter in der Zeit-
schrift des historischen Vereins fur Niedersachsen, 1864, S. 53;
Mommsen, die Oertlichkeit der Varusschlacht S. 39 ; Veltmannn,
Funde von Romermunzen u. s. w. Osnabruck 1886). Ob aber
die uralten, ganz und gar verharteten Baumstamme, die man
zur Zeit der Erbauung der Eisenbahnbriicke bei Weener auf-
gefunden hat, noch von dem Bruckenbau des Germanicus her-
riihrten, muss dahingestellt bleiben.
Nach den obigen Andeutungen kann die Existenz eines
romischen Kastells, namens Amisia, welches in der Nahe der
Emsmtindung gelegen haben soil, aus Tacitus in keiner Weise
bewiesen werden, aber ebenso wenig darf man hierbei auf
Ptolemaus 2, 11, 28 hinweisen. Dieser erwahnt zwar unter
den grosseren Ortschaften in Germanien, die er nach seiner
Anschauung als ndZeig bezeichnet, einen Ort, namens 'Apieia
(djieola, dfidaeia), doch kann derselbe nicht in dem Miindungs-
gebiete der Ems gelegen haben, sondern muss mehr nach dem
Quellengebiete hin gesucht werden. Er verlegt namlich die
Mundung der Ems unter 55 ° n. Br. in das von ihm angenommene
arktische Klima, dagegen den Ort Amisia in das darunter be-
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findliche Klima unter 51 ° 30' n. Br., also mohrere Breitengrade
sud warts von der Miindung der Ems. Von anderen Ortschaften,
die hier ausser Amisia noch genannt werden, lasst sich wenig-
stens einer genau bestimmen, namlich Asciburgium, worunter
wohl ohne Zweifel Asberg am Rhein zu verstehen ist, woselbst
ein wahrscheinlich von Drusus erbautes Kastell lag. Ein
anderer Ort, namens Lupia (Aovjita), scheint von Ptolemaus
irrtumlicher Weise zu weit nach Osten gesetzt zu sein; denn
dieser Name deutet wohl auf einen Ort an dem gleichnamigen
Flusse Lupia (jetzt Lippe; vergl. Tac. ann. 2, 7 castellum Lupiae
adpositum). Ferner ist unter Na valia (NavaMa) wahrscheinlich
ein Ort zu verstehen, wo sich eine Schiffswerft befand, und
dieser Wohnplatz muss an derselben Stelle gelegen haben, wo
nach Ptolemaus 2, 11, 2 der ostliche Rheinarm (d. i. die Yssel)
mundete, also ungefahr in der Gegend, wo jetzt Kampen an
der Zuiderzee liegt. Ptolemaus setzt namlich beide Punkte
ganz genau unter denselben Langen- und Breitengrad. Knoke
(a. a. 0. S. 333) verweist bei Amisia auf Wiedenbrtick an der
Ems, doch lasst sich Genaueres hieruber nicht bestimmen.
Jedenfalls steht aber so viel fest, dass der von Ptolemaus
erwahnte und nach der Ems (Amisia) benannte Ort weit von
der Emsmundung und von den Wohnsitzen der Chauken lag.
Nach der jetzigen Berechnung fallen die Mtindungen der Ems
unter 53V2 ° n. Br. Der Rathausturm in Emden (vergl. de Vries
undFocken, Ostfriesland, Emden 1881, S. 5) liegt unter 53° 22'
6"n. Br. und 24° 52 '37" Gstlich von Ferro, und der langste
Tag betragt fur Emden 16 Stunden 42 Minuten. Bemerkens-
wert ist auch, dass Ptolemaus die beiden von ihm als hervor-
ragende germanische Stadte angesehenen Ortschaften Amisia
und Lupia noch an einer anderen Stelle (8, 6, 3) erwahnt, wo
er bemerkt, der langste Tag dauere in Amisia 16 Stunden
30 Minuten, in Lupia 16 Stunden 33 Minuten.
Uebrigens sind manche Schriftsteller mit einem einzigen
Kastell, welches sie im Lande der Chauken, angeblich bei
Tacitus, entdeckt zu haben glauben, noch nicht zufrieden,
sondern meinen, es mussten dort noch mehr Kastelle gelegen
haben. So hat z. B. Schierenberg (Die Romer im Cherusker.
lande, S. 63, 133) aus einer verkehrten Lesart bei Tacitus
(ann. 1, 70) ein eigenes Kastell konstruiert, welches an der
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unteren Weser gelegen und Visurgia oder castra Visurgia
geheissen haben soil. Er meint namlich, die richtige Lesart
bei Tacitus a. a. 0. sei: „penetratumque ad amnem Visurgia",
und zu dieser haarstraubenden Vermutung fiigt er eine ebenso
schlechte Uebersetzung und Erklarung der ganzen Stelle. —
Desgleichen glaubt Schuchhardt, der auch noch an der Existenz
des Kastells Amisia festhalt, durch seine Ausgrabungen (vergl.
Zeitschr. des historischen Vereins zu Osnabriick, Bd. 16, S. 315 fgg.)
mehrere romische Standlager entdeckt zu haben, welche vonDrusus
in den Jahren 11 oder 10 v. Chr. in der Gegend von Meppen und
weiterhin ost warts, bis wohin er das Gebiet der zwischen der
Ems und Weser wohnenden Chauken ausdehnt, erbaut und bis
zum Jahre 47 n. Chr. in ununterbrochenem Besitz der Romer
gewesen sein sollen, doch sind auch hierfiir die notigen Beweise
nicht beizubringen,
Sehr schwierig ist die Frage, was von dem praesidium
in Chaucis zu halten ist, welches von Tacitus (ann. 1, 38) unter
den Nachrichten iiber die Vorfalle im Jahre 14 n. Chr. erwahnt
wird. Unmittelbar nach dem Tode des Augustus und nach
der Thronbesteigung des Tiberius emporte sich, wie Tacitus
erzahlt, das unter dem Legaten Junius Blaesus stehende pan-
nonische Heer, welches damals in einem Sommerlager nicht
weit von Nauportus (jetzt Ober-Laibach) stand, und verlangte
hoheren Lohn und ktirzere Dienstzeit. Bis dahin hatten namlich
die Soldaten dieses Heeres, zu welchem die 8., 9. und 15.
Legion (Augusta, Hispana und Apollinaris gehorten), bei einer
zwanzigjahrigen Dienstzeit taglich nur zehn As erhalten, womit
sie die Ausgaben fur Kleidung, Waffen und Zelte bestreiten und
ausserdem noch eine gute Behandlung von Seiten der Cen-
turionen, sowie Befreiung von Dienstarbeiten erkaufen mussten,
wahrend die pratorianischen Kohorten taglich zwei Denare
(ungefahr 1 Mk. 50 Pfg.) erhielten und nach sechszehnjahriger
Dienstzeit entlassen wurden. Sie verlangten nun taglich einen
Denar Sold und wollten in Beziehung auf die Dienstzeit den
Pratorianern gleichgestellt werden, was eine keineswegs un-
billige Forderung war. Der Aufruhr wurde indea durch List
gestillt, und die Radelsfuhrer wurden getotet (Tac. ann. 16—31).
— Fast um dieselbe Zeit und aus denselben Griinden brach
bei dem in dem oberen Germanien am Niederrhein stehenden
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Heere ein Aufstand aus, der noch viel gefahrlicher zu werden
schien als der pannonische. Die acht Legionen, welche hier
unter dem Oberbefehl des Germanicus standen, waren in zwei
Abteilungen, jede zu vier Legionen, geteilt. Zu dem oberen
Heere, welches der Legat C. Silius befehligte, gehorten die 2.,
13., 14. und 16. Legion (Augusta, Gemina, Gemina Martia
Victrix und Gallica), zu dem unteren Heere, welches unter dem
Befehl des A. Caecina stand, geh6rten die 1., 5., 20., 21. Legion
(Germanica, Alauda, Valeria Victrix, Rapax). Von den letzteren
hatten die 1. und 20. Legion ihr Standquartier in der Stadt der
Ubier, in Koln, wo sich zwei getrennte Lager befanden. Die
5. und 21. Legion dagegen hatten ihr Winterquartier in Vetera
castra1). Zu der Zeit nun, als die Unzufriedenheit und die
Unruhen unter den Truppen ausbrachen, standen die vier ge-
nannten niederrheinischen Regimenter zufallig alle zusammen
in einem Sommerlager in dem Gebiete der Ubier, wo sie ziemlich
mussige Tage und einem bequemen Dienst hatten. Hier
emporten sich zuerst die 5. und 21. Legion, welche die
stehende Besatzung von Vetera bildeten. Die Veteranen, von
welchen viele mehr als dreissig Jahre gedient hatten und schon
zahnlos geworden waren, forderten ungestiim ihre Entlassung,
die jiingeren Soldaten dagegen verlangten hoheren Sold und
beschwerten sich ausserdem fiber grausame Behandlung durch
die Centurionen, von welchen ein grosser Teil sogleich er-
schlagen wurde. Bei der Nachricht von dieser Empflrung eilte
Germanicus, der sich damals, der Schatzung wegen, in Gallien
aufhielt, sogleich herbei und stellte, nachdem er selbst eine
Zeit lang in Lebensgefahr geschwebt hatte, durch sein kluges
und standhaftes Benehmen die Ruhe wieder her, indem er zu-
gleich einige Veteranen entliess und Geld austeilte, was aber
Tiberius, als er dies erfuhr, durchaus missbilligte. Darauf
») Auf einem dem Manuskript beiliegenden Zettel hat sich der ver-
storbene Verfasser aus dem VI. Bande der Westdeutschen Zeitschrift
(Trier 1887) S. 82 nachtraglich notiert, dass 1886 Ziegel mit dem Stempel
der XXI. Legion in Mainz gefunden worden seien, dass diese nach der
Varusschlacht errichtet, unter Claudius in Vindonissa quartiert, dann
gegen Civilis geschickt und zur Zeit des Domitian nach Mainz verlegt
worden sei, wo sie bis zu ihrem Verschwinden, wahrscheinlich unter
Domitian, gestanden habe.
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wurden die 1. und 20. Legion nach Koln zuruckgefuhrt, die 5.
und 21. dagegen zogen nach Vetera ab. Als dies geschehen
war, begab sich Germanicus nach der oberen Armee, welche
bis dahin eine abwartende Stellung beobachtet hatte, und
suchte auch hier die Soldaten zu beruhigen. Bei der 2., 13.
und 16. Legion gelang ihm dies auch ohne viele Miihe, dagegen
machte die 14. Legion anfangs grosse Schwierigkeiten und
wurde erst, nachdem Entlassungen und Geld bewilligt waren,
umgestimmt (Tac. ann. 1, 31 — 37). Von dem oberen Heere be-
gab sich Germanicus alsdann wieder nach K61n, wo bald
darauf eine Gesandtschaft des romischen Senates eintraf, und
als infolge hiervon das Geriicht entstanden war, dass die ver-
abredeten Vergiinstigungen rtickg&ngig gemacht werden konnten,
brach der Aufstand von neuem aus, doch wurde ein Teil der
Soldaten bald darauf durch eine Rede des Germanicus um-
gestimmt, und nachdem einige Radelsfuhrer hingerichtet und
einige Centurionen aus dem Dienste entlassen waren, wurde
die Ruhe wieder hergestellt (Tac. ann. 1. 39 — 45). Dagegen
wollte sich die 5. und 21. Legion, welche Caecina nach Vetera
abgeftihrt hatte, noch immer nicht beruhigen, und schon war
Germanicus im Begriff, mit einer Heeresabteilung und einer
Flotte dorthin aufzubrechen, als die Nachricht kam, dass
Caecina alle Aufriihrer habe erschlagen lassen. Bei diesem
Gemetzel wurden aber auch viele Unschuldige getotet, und
das Lager hatte zuletzt das Aussehen eines Schlachtfeldes
(Tac. ann. 1, 45. 48 fg.). x)
Im Anschluss an die Verhandlung des Germanicus mit
dem oberen Heere und bevor das, was gleich nachher in
Vetera geschah, erzahlt wird, erwahnt Tacitus (ann. 1, 38)
nebenbei einen Aufstand der Vexillarier, die in einem Sommer-
lager standen, welches nicht im Gebiete der Ubier lag. Der
Bericht hiertiber lautet so: „Aber in dem Gebiete der
Chauken (At in Chaucis) begannen die als Besatzung dort
liegenden Vexillarier der meuterischen Legionen einen Auf-
stand und wurden durch die sofortige Hinrichtung zweier
f) Eine ganz kurze Uebersicht viber den Aufstand der Legionen
am Rhein gibt auch, ohne jedoch die Vorfalle in Vetera zu be-
rfchren, Cassius Dio 57, 5; ihm scheint Tacitus als Quelle gedient zu
haben. (Zettelnotiz des Verfassers.)
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Soldaten einstweilen zur Ruhe gebracht. Den Boiehl dazu
hatte der Lagerprafekt Manius Ennius gegeben, mehr dos
guten Beispiels wegen, als nach dem ihm zustehenden Rechto.
Xachdem er aber bei zunehmendem Aufstande fltichtig go-
worden und wieder aufgefunden war, suchte er, da Schlupf-
winkel keine Zuflucht gewahrten, in ktihner Rede Schutz:
Nicht der Prafekt werde von ihnen entehrt, sondern Germani-
cus, der Feldherr, und Tiberius, der Imperator. Zu gleichor
Zeit riss er zum Schrecken derjenigen, welche ihm entgegen-
getreten waren, das Vexill empor und wendeto es dem Ufer
zu, und mit dem Rufe, dass jeder, der sich unterstiinde, aus
dem Zuge zu weichen, ftir einen Ausreisser angesehen werdon
sollte, fuhrte er die Aufrtihrerischen und nichts Wagenden in
das Winterlager zuriick.a — Dieser Bericht tiber einon ver-
gebens versuchten Aufstand von Vexillariern der Rheinarmee
oder, wie Tacitus sagt, der meuterischen rheinischen Legionen
war nicht, wie Orelli meint, ein spaterer Vorfall, sondern
jedenfalls einer, der sich ganz zu derselben Zeit ereignete.
Ueber die Lage dieses Sommerlagers — denn dass es ein
solches war, ergibt sich daraus, dass die Soldaten von dort,
wie ausdrticklich bemerkt wird, in ihr Winterlager geftihrt
wurden — sind sehr abweichende Vermutungen aufgestellt
worden.
Mehrere Herausgeber der Annalen des Tacitus, z.B.Draeger,
Pfitzner und Andresen, verweisen hierbei auf das jetzige Ost-
friesland oder das Gebiet der zwischen der Ems und Wesor
wohnenden Chauken, dagegen wird von ihnen tiber das Wort
ripa, welches uns allein einen Anhaltspunkt zu einer ungef&hr
zutreffenden Bestimmung tiber die Lage dieses Lagerplatzes
dienen kann, nichts bemerkt. Unter ripa aber ist hier ebenso
wie in cap. 36 (si ripa omitteretur) und an anderen Stellen bei
Tacitus, wo kein besonderer Zusatz hinzugeftigt ist (z. B.
ann. 13, 54) offenbar kein anderes Flussufer zu verstehen als
das Rheinufer. Auch steht vorher (cap. 31), wo der ganze
Bericht tiber den Aufstand der rheinischen Regimenter beginnt,
ausdrticklich : »Duo apud ripam Rheni exercitus erant." Wenn
sich aber das genannte Lager in dem jetzigen Ostfriesland
oder tiberhaupt an der rechten oder linken Seite der unteren
Ems befunden h&tte, wo manche auch das angebliche Kastell
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Amisia suchen, so hiitte der Berichterstattor, welchem Tacitus
gefolgt ist, doch unmoglich melden konnen, der Lagerprafekt
Ennius habe das Vexill ergriffen und nach dem Rheinufer hin
gelenkt. Auch ware es eine hochst wunderbare Truppen-
verlegung gewesen, wenn ein romischer Feldherr ein Detache-
ment der Rheinarmee fortgeschickt hatte, um in Ostfriesland,
welches in damaliger Zeit noch eins der schaurigsten Sumpf-
gebiete des alten Germaniens war, wahrend des Sommers ihre
Zeit in Musse zu verbringen ; denn abgesehen davon, dass diese
Gegend viel zu weit entfernt lag und gewiss nicht auf einer
festen Strasse, etwa von Vetera aus, zu erreichen war, so
wiirden auch, wie jeder, der diese Gegend naher kennt, zu-
geben muss, die dorthin verlegten Truppen ohne Zweifel so-
gleich das Sumpffieber und andere Krankheiten bekommen
haben. Von einem Sommerlager rheinischer Truppen in dem
Miindungsgebiete der Ems kann also, wie auch Reinking (Die
Kriege der Romer in Germanien, Mlinster 1863, S. 176) annahm,
in keiner Weise die Rede sein; dasselbe muss vielmehr ganz
in der Nahe des Rheins gelegen haben. Hier aber sindWohn-
sitze der Chauken nicht nachzuweisen ; denn die verworrene
Stelle bei Plinius H. N. 4, 29 § 101, sowie die Angaben einiger
Dichter, z. B. des Lucanus und Claudianus, und eine Bemerkung
auf der Tab. Peutingeriana konnen hierfur, wie ich schon oben
angedeutet habe, nicht als Beweise herangezogen werden.
Nicht annehmbar ist daher die Vermutung von Wormstall
(Progr. aus Minister 1880 S. 5), welcher, unter Hinweisung auf
die obengenannte Stelle des Plinius, den sicheren Ausspruch
thut: „Es war die ausserste Ktistenstation der Rheinraundung*.
Andere nehmen an, dass statt der Worte „At in Chaucis",
an deren Richtigkeit zuerst Ernesti zweifelte, zu schreiben sei
„At in castris", und so ubersetzt z. B. Reinking (S. 175 a. a. 0.):
„Aber in dem Lager" und denkt hierbei an das Lager in Vetera.
Allein diese Umanderung ist schon aus palaographischen Grunden
vollig unwahrscheinlich. Noch andere meinen, man miisse „At
in Chamavis" schreiben, und dieser Vorschlag erscheint auf
den ersten Blick insofern annehmbar, als die Chamaven, wie
es scheint, damals oberhalb der Yssel und also nicht weit
von der batavischen Insel und dem Rhein wohnten. Da aber
nicht nachgewiesen werden kann, dass die erwahnten Vexillarier
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ihr Winterquartier in Vetera hatten, und da auch fur einen
Lagerprafekten, der in einem Gebiete stand, welches zu der
jetzigen Provinz Oberijssel gehorte, die Worte „vexillum ad
ripam (Rheni) vertit" nicht passen wurden, weil er dort
zwischen sich und dem Rhein noch die Yssel gehabt haben
wtirde, so muss auch dieser Vorschlag bei Seite geschoben
werden. Die einzig richtige Aenderung, zu welcher die An-
gaben des Tacitus vollkommen passen, kann nur die sein, dass
man, wie Luden (Gesch. des deutschen Volkes S. 668) vor-
geschlagen hat, „At in Chattisa schreibt. Eine Verwechselung
der Namen Chatti und Chauci in den Handschriften ist auch
sonst nachzuweisen. So findet sich z. B. in der Inhalts-
angabe von Livius lib. 140 die Bemerkung: „Cherusci, Tenc-
teri, Chatti (ungenaue Lesart Chauci) aliaeque Germanorum
gentes subactae a Druso referuntur", und bei Sidonius Apolli-
naris (carm. 7, 390) ist in den Worten: „Saxonis incursus
cessat Chattumque palustri Alligat Albis aquaa statt Chattumquo
wahrscheinlich Chaucumque zu lesen. Die genannten Vexillarier
aber gehorten wahrscheinlich zu den Truppen in Mainz, der
Ort aber, wo sie untergebracht waren, lag nicht, wie Luden
annahm, auf dem Taunus, sondern in der Nahe des Taunus,
und zwar bei dem jetzigen Dorfe Heddernheim an der Nidda,
welches in geringer Entfernung von Mainz liegt, und wo vor
einiger Zeit durch Ausgrabungen die Trummer eines grossartigon
Lagerplatzes, sowie mancherlei Altertiimer zum Vorschein ge-
koramen sind. An dieser Stelle, von wo mehrere Strassen aus-
liefen, lag wahrscheinlich auch das von Cassius Dio 54, 33 er-
wahnte und von Drusus im Jahre 10 v. Chr. erbaute cpgovQiov
iv Xdttoig. Dio fiigt zwar hinzu nag' atixcp %(# 'P/jvtp, allein
aus diesem Zusatze braucht nicht unbedingt gefolgert zu werden,
dass dieses Kastell unmittelbar am Rhein gelegen habe. Nach
der Niederlage des Varus wurde freilich dies Kastell, welches
durch eine von Drusus erbaute Strasse mit der Festung Mainz,
sowie mit dem gleichfalls von Drusus errichteten Briickenkopfe
bei Mainz, dem castellum Mattiacorum (jetzt Kastel), in Ver-
bindung stand, zerstftrt, aber es ist nicht denkbar, dass,
wahrend romische Legionen in Mainz standen, die Chatten die
Gegend am Taunus besetzt und Jahre lang im Besitz gehabt
haben sollten; vielmehr muss dieselbe schon bald nachher,
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wahrscheinlich schon in den Jahren 10 und 11 n. Chr, zu
welcher Zeit Tiberius den Oberbefehl am Rhein hatte, wieder
im Besitz der Romer und durch romische Besatzungen ge-
sichert gewesen sein. Bisher nahm man an, dass Drusus im
Jahre 10 v. Chr. auf dem Taunus selbst (Tac. ann. 1, 56 in
monte Tauno) ein Kastell errichtet und dass Germanicus im
Jahre 15 n. Chr. auf den Triimmern dieses Kastells (super
vestigia paterni praesidii) die sogenannte Saalburg erbaut habe;
nach v. Cohausen aber (Der romische Grenzwall in Deutschland,
Wiesbaden 1884, S. 109) wurden beide Kastelle nach einander
in der Nahe von Heddernheim erbaut, und das Kastell auf dem
Taunus, ein Limes-Kastell, war eine viel spatere Anlage, die
aber vielleicht bis zum Ende des 3. Jahrhundert erhalten blieb.
Drusus hat auf dem Taunus wahrscheinlich nur eine einfache
Schanze herstellen lassen. Die bei der Saalburg gefundenen
Munzen gehoren der Zeit von M. Antonius bis Claudius Gothicus
an, und ausserdem hat man hier Ziegelstempel der 8. und 22.
Legion gefunden, aber nicht, wie in Heddernheim, Ziegelstempel
der 14. Legion, die zur Zeit des Germanicus ihr Standquartier
in Mainz hatte. Aus den romischen Anlagen bei Heddern-
heim ist im Laufe der Zeit eine grosse Niederlassung ent-
standen, und wahrscheinlich ist dies derselbe Ort, welchen
Ptolemaus 2, 11, 29 "Aqiavvov nennt und in ziemlich zutreffen-
der Berechnung unter 50 ° n. Br. verlegt. In alteren Ausgaben
des Ptolemaus steht Arctaunon, und dies deutete man fniher
unrichtiger Weise als arx Tauni, mit Hinweisung auf die
Saalburg. Der Name Artaunon aber scheint keltischen Ur-
sprungs zu sein und wird jetzt richtiger fur gleichbedeutend
mit Aretaunon, d. h. Ort neben dem Taunus, gehalten (vergl.
z. B. Bonner Jahrbucher, Heft 67, Bonn 1879, S. 16 fgg.).
Eine kurze Besprechung verdient hier schliesslich noch eine
Stelle des Geschichtsschreibers Florus, auf welche einige neuere
Schriftsteller bei ihren Angaben iiber die Leistungen der Romer
im Lande der Chauken hingewiesen haben. Dieser bemerkt
namlich in den ganz kurz und fltichtig zusammengerafften
Nachrichten iiber die Thaten des Drusus folgendes (4, 12):
„Praeterea in tulelam provinciae praesidia atque custodias
ubique disposuit, per Mosam flumen, per Albim, per Visurgim.
Nam per Rheni quidem ripam quinquaginta amplius castella
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direxit". Hier ist die neuerdings von Jahn aufgenommene
Lesart „provinciaea jedenfalls die richtigere, wahrend die aitere
Lesart „provinciaruma ohne jede nahere Bezeichnung keinen
rechten Sinn gibt und zu Irrtiimern fiihren kann. Dederich
(Die Feldziige des Drusus und Tiberius u. s. w. S. 69) meint
zwar, mit dem Worte „ Provinzen" seien die eroberten rechts-
rheinischen germanischen Provinzen gemeint, allein von solchen
konnte in der Zeit des Drusus nicht die Rede sein. An den
Gedanken, das rechtsrheinische Gebiet in eine Provinz, aber
nicht in Provinzen, zu verwandeln, sind die Romer erst zur
Zeit des Varus herangetreten. Mit der von Florus erwahnten
provincia aber ist jedenfalls die Provinz Gallien gemeint, mit
Einschluss der bis an die ftordseite der batavischen Insel
reichenden Gebiete, fiber welche Gegend Drusus im Jahre
13. v. Chr. als Statthalter gesetzt war. Um diese Provinz zu
sichern, traf Drusus die weitumfassendsten Anordnungen. Das
Wichtigste hierbei war gewiss die Sicherung der Rheingrenze,
und zu diesem Zwecke hat Drusus am linken Rheinufer, von
Augusta Rauracorum (j. Augst bei Basel) an, eine Reihe von
Kastellen, Garnisonen und Wachtposten aufstellen lassen. Ob
freilich die Anzahl derselben, wie Florus meldet, allein schon
mehr als funfzig betrug, oder ob dies nur eine Angabe der
rhetorisierenden Geschichtschreibung ist, muss dahin gestellt
bleiben. Einen Versuch, einige der von Drusus in dieser
Gegend erbauten Anlagen nachzuweisen, hat v. Peucker (Das
deutsche Kriegswesen der Urzeiten 3, 362) gemacht, doch be-
ruhen diese Angaben nur auf Vermutungen, und genauere Nach-
richten hieruber sind juns nicht uberliefert. Im Jahre 13 v. Chr.,
als Drusus den Oberbefehl am Rhein erhielt, bestanden schon
die drei grossen Lagerplatze zu Mainz (Mogontiacum), zu Koln,
welches damals Ara Ubiorum oder bloss Ara hiess und erst
spater colonia Agrippina oder Aprippinensis genannt wurde,
und zu Vetera, und jedenfalls waren damals auch schon, zur
Verbindung mit diesen Lagerplatzen, hier und da Kastelle und
kleinere Beobachtungsposten aufgestellt. — Was ferner die
Lesart „per Mosam" betrifft, so liegt kein Grund vor, an der
Richtigkeit derselben zu zweifeln. Dederich (S. 53 a. a. 0.)
meint freilich, Kastelle an der Maas konnten erst in spaterer
Zeit erbaut sein, und vermutet, dass statt der genannten
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Lesart zu schreiben sei „per Amasiam", und dass man an ein
Kastell an der Ems, namens Flevum, welches in der Nahe von
Delfzijl gelegen habe, denken miisse, allein diese Annahme ist
ganzlich verfehlt. Grosse Festungen an der Maas werden freilich
erst in spaterer Zeit erwahnt, da aber zu der Zeit, als Drusus
seine Statthalterschaft antrat, ebenso wie einige Jahre vorher,
fortwahrend unruhige Bewegungen auf beiden Seiten des Rheins
stattfanden, infolge deren Drusus sich veranlasst sah, sogleich
zum Angriff iiberzugehen (vergl. Liv. epit. 137 Civitates Germaniae
cis Rhenum et trans Rhenum positae oppugnantur a Druso, et
tumultus etc.), so war es doch ganz naturlich, dass er auch
an der Maas Schanzen erbauen und Wachtposten aufstellen
liess. Noch in spaterer Zeit liess Julianus Apostata, urn die
Rheingegenden, welche kurze Zeit vor seinem Eintreffen in
arger Weise verwustet waren, gegen fernere Angriffe zu
schiitzen, nicht bloss an der linken Rheinseite mehrere Be-
festigungen wieder aufbauen, sondern stellte auch drei Fest-
ungen an der Maas wieder her (Amm. Marcellinus 17, 9). Dass
ferner an der unteren Ems weder ein Kastell, namens Amisia,
noch ein Kastell, namens Flevum, gelegen haben kann, glaube
ich oben nachgewiesen zu haben. — Das Kastell Aliso an der
Lippe wird von Florus garnicht erwahnt, und ebenso erfahren
wir bei ihm, sowie in den uberlieferten epitomae des Livius,
welche gegen das Ende hin immer diirftiger werden, nichts
iiber die grossartigen Anlagen des Drusus auf und neben der
batavischen Insel, iiber den von Suetonius (Claud. 1) be-
wunderten Drusus-Kanal und die Fahrt des Drusus in den
Ocean an der friesischen Kiiste entlang, dagegen spricht er
noch von Besatzungen und Wachtposten an der Elbe und
Weser. Diese Angabe aber muss von vornherein unser Miss-
trauen erregen. Dass Drusus auf seiner Oceanfahrt im Jahre
12 v. Chr. bis zu den Miindungen der Elbe gekommen sein
sollte, ist eine Annahme, welche durch eine Bemerkung des
Velleius (2, 106 am Ende) ganzlich widerlegt wird. Bis zu
den Miindungen der Weser kann er moglicher Weise vor-
gedrungen sein, aber unglaublich ist es, dass er hier oder im
Emsgebiete sogleich Besatzungen zuriickgelassen haben sollte,
und spater ist er nie wieder in diese Gegenden gekommen.
Dass es ihm an Mut gefehlt haben sollte, nochmals diese Ge-
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genden aufzusuchen, kann gewiss nicht behauptet werden.
Vorlaufig aber hatte er auf seiner Rekognoscierungsfahrt nach
dem Emsgebiete hin — denn anders kann das Unternehmen
nicht bezeichnet werden — wohl jedenfalls den Eindruck ge-
wonnen, dass von den Chauken zunachst nichts zu befiirchten,
und dass es weit notiger sei, die noch immer bedrohten Rhein-
gegenden in jeder Hinsicht zu sichern, als die schwer zugang-
lichen Gaue der Chauken zum Anschluss an Rom zu bringen. Nach
sichern Nachrichten ist Drusus an die Elbe nur einmal gekommen,
und zwar auf dem Sommerfeldzuge des Jahres 9 v. Chr. Damals
zog er wahrscheinlich von Mainz aus, am Taunus entlang,
durch das Gebiet der Chatten, bahnte sich einen Weg durch
den hercynischen Wald, worunter wahrscheinlich der Thuringer
Wald zu verstehen ist, kam dann in das Land der an der
Ostseite der Weser wohnenden Cherusken und weiterhin bis zu
der mittleren Elbe, die er, wie es scheint, erreichte, nachdem
er die thiiringische Saale — denn dies ist wohl der von Strabo
(7, 291) erwahnte Fluss Salas — , etwa bei Halle, iiberschritten
hatte (Dio 55, 1, Florus 4, 12). Damals hat er an der Elbe
jedenfalls ein Lager aufschlagen lassen und eine Zeit lang, um
die Gegend auszukundschaften, dort verweilt, aber ausser
einem von Dio erwahnten Siegeszeichen (tropaea Drusi), welches
wahrscheinlich innerhalb des dort errichteten Lagers aufgestellt
war, hat er hier kein Denkmal seiner Thatigkeit hinterlassen,
und auf dem Riickzuge fand er, infolge eines Schenkelbruchs,
seinen Tod. — Ebenso wie an der Elbe, soil Drusus, nach der
Angabe des Florus, auch Besatzungen und Wachtposten an
der Weser aufgestellt haben. An die Weser kam Drusus als
der erste romische Feldherr auf seinem zweiten Feldzuge im
Jahre 11 v. Chr. (Dio 54, 33; Liv. epit. 138). Damals war er
von der batavischen Insel aufgebrochen, und, nachdem er nicht
weit von derselben den Rhein iiberschritten hatte, unterwarf
er die Usipeten und Tenktern, der en Gaue er schon in dem
vorhergehenden Jahre verwiistet hatte, liess dann, wahrscheinlich
in der Nahe der jetzigen Stadt Harara, eine Briicke tiber die Lippe
bauen, durchzog das Land der Sugambern und drang zuletzt in
die an der Westseite der Weser befindlichen Gaue der Cherusken
ein, wo er an der Weser Halt machte. Hier liess er wahr-
scheinlich ein Lager errichten und, unter Aufstellung von
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Wachtposten, das Ufergebiet an der linken Seite dieses Flusses
weithin untersuchen. Von einem Kampfe mit den Cherusken
ist hierbei nicht die Rede, und wenn in der genannten Epitome
des Livius die Cherusken als unterworfenes Volk bezeicnet
werden, so konnen hiermit nur nur die an der Westseite der
Weser wohnenden gemeint sein. Die Weser aber uberschritt
Drusus damals nicht, angeblich, wie Dio bemerkt, aus Mangel
an Lebensmitteln, sowie wegen der boson Vorbedeutung eines
Bienenschwarms und weil der Winter schon herannahte, haupt-
sachlich aber wohl, weil er erfahren hatte, dass sich Volker-
schaften hinter sein em Riicken zu einem Ueberfall verbiindet
hatten. In der That wurde auch der Rtickzug nicht ohne
schwere Verluste, wie Julius Obsequens (prodig. 132), wahr-
scheinlich nach Livius, andeutet, bewerkstelligt, und einmal
war Drusus sogar nahe daran, in einem Engpasse, wie Dio
meldet, oder in der Nahe einer leider nicht zu ermittelnden
Oertlichkeit, welche von Plinius (H. N. 11, 18) Arbalo genannt
wird, vollig aufgerieben zu werden, indem er von den vereinigten
Sugambem, Cherusken und anderen Volksst&mmen umstellt
war. Wegen der Planlosigkeit der Angreifer aber gelang es
ihm, sich durchzuschlagen. Diese That wird von Plinius als
ein glanzender Sieg bezeichnet, Florus aber weiss hieriiber noch
Ausfiihrlicheres zu berichten, doch macht seine Angabe hieriiber
durchweg den Eindruck, als ob sie aus einer Sammlung von Anek-
doten stammte. Er meldet namlich, die verbiindeten Volksstftmme
seien ihrer Rache so gewiss gewesen, dass sie schon vorher
aber die Teilung der Beute sich geeinigt hatten. Die Cherusken
hatten die Pferde, die Sueven das GoM und Silber, die Sikam-
bern die Gefangenen gewahlt, aber alles sei anders ausgefallen ;
denn Drusus habe als Sieger ihre Pferde, ihr Vieh, ihre Hals-
ketten und sie selbst als Beute verteilt und verkauft. Nach
den erwahnten Umstanden aber wird Drusus vor seinem Ab-
zuge von der Weser wohl schwerlich daran gedacht haben,
Wachtposten daselbst zuriickzulassen. Bei der Beendigung
des Feldzuges aber liess er an der Lippe das Kastell Aliso
bauen, wahrscheinlich in der Nahe von Hamm, wo mittlerweile
die Vorarbeiten hierzu vielleicht schon begonnen hatten, und
wo auch die Briicke gelegen zu haben scheint, welche bei der
Eroffnung des Feldzuges erbaut und wahrscheinlich durch
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zuriickgelassene Mannschaften bis zum Ende des Feldzuges
bewacht worden war. Eine an dieser Stelle erbaute Festung
konnte zu jeder Zeit durch Schiffe, wie durch Transporte
zu Lande, vom Rhein aus sehr leicht mit Proviant ver-
sehen werden, und ebenso konnte, im Fall der Not, hierher
von Vetera aus sehr schnell militarische Hiilfe herbeigeschafft
werden. Auf seinem letzten Feldzuge im Jahre 9 v. Chr. soil
Drusus nochmals den Visurgis uberschritten haben (Dio 55, 1),
wobei er in einen Teil der an der Ostseite der Weser liegenden
Gebiete der Cherusken gelangte, doch nehmen manche an, dass
hier vielleicht auch die Werra gemeint sein konne, und dass
er von da aus in jene Gegenden gelangt sei.
Nach diesen Untersuchungen kann von militarischen Ein-
richtungen der Romer in dem Lande der Chauken nicht die
Rede sein. Die Annahme eines Kastells, namens Amisia,
welches irgendwo in den Sumpfgebieten an der unteren Ems
gelegen haben soil, beruht lediglich auf einer falsch erklarten und
wahrscheinlich ltickenhaften Stelle des Tacitus (ann. 2, 8), und
das angebliche praesidium in Chaukis (Tac. ann. 1,38), wobei
man gewohnlich wieder auf das ungltickliche Kastell Amisia
hinweist, scheint nur einer Textverderbnis seinen Ursprung
zu verdanken. Die richtige Lesart bei Tacitus (ann. 2, 8) ist
wohl: „Classis Amisiae ore relicta etc.tf, und ann. 1, 38 ist, aller
Wahrscheinlichkeit nach, „Chattisa statt „Chaucistf zu schreiben,
und hiernach muss an eine Besatzung rheinischer Truppen ge-
dacht werden, welche ihr Standquartier in der Nahe des
jetzigen Dorfes Heddernheim am Taunus hatte und im Winter
in Mainz untergebracht war. — Ferner kann aus einer Angabe
bei Florus (4, 12, 21) nicht geschlossen werden, dass Drusus
in dem Lande der Chauken, etwa an der unteren Elbe oder
an der unteren Weser, Besatzungen aufgestellt habe. Denn an
die untere Elbe ist derselbe niemals gekommen, und dass er,
wie einige annehmen, auf seiner Oceanfahrt im Jahre 12 v. Chr.
bis zu den Miindungen der Weser vorgedrungen sein sollte, ist
moglich, aber nicht mit Sicherheit zu behaupten. Eine Be-
satzung aber hat er hier damals jedenfalls nicht zuriickgelassen.
Bei seinem Eintreffen an der mittleren Weser, wohin er im
Jahre 11 v. Chr. kam, und bei seiner Ankunft an der mittleren
Jahrtrach der Gesellsch. f. b. K. 11. vaterl. Altorttiraer zu Em den, Bd. XIV. jq
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Elbe, welche er auf seinem letzten Feldzuge im Jahre 9 v. Chr.
erreichte, wird er, so lange er dort verweilte, jedenfalls Wacht-
posten aufgestellt haben. Dass aber zu seiner Zeit an irgend
einem Punkte in der unmittelbaren N&he dieser beiden Fliisse
dauernde Besatzungen und Wachtposten gelegen haben sollten,
ist nach den uns (iberlieferten Nachrichten vollig undenkbar.
Ob Florus nun hieriiber bei einem alteren Schriftsteller eine
Andeutung gefunden hat, oder ob dies nur seine eigene, aus
einem Missverst&ndnisse hervorgegangene Kombination ist, lasst
sich nicht nachweisen. Er hat zwar in seiner Schrift haupt-
s&chlich den Livius benutzt, aber Livius ist nicht seine einzige
Quelle. Ausserdem hat er auch an manchen Stellen die Nach-
richten des Livius geradezu entstellt, wie dies z. B. Mtillen-
hoff (D. Alt. 2, 158) in betreff der Angaben iiber die Kimbern
und Teutonen nachgewiesen hat. Auch gehort er zu denjenigen
Schrift stellern, welche mehr auf Pathos, als auf historische
Treue bedacht waren, und wirft, ohne Beobachtung der Zeit-
folge, die Ereignisse verschiedener Jahre oft durch einander.
Dies zeigt sich z. B. auch in seinen Angaben iiber die Thaten
des Drusus. Hier meldet er u. a. ganz nebenbei, nachdem er
tiber die Kastellbauten des Drusus gesprochen hat, derselbe
sei auch in den bis dahin vollig unzuganglichen hercynischen
Wald (d. i. den Thiiringer Wald) eingedrungen, wahrend Cassius
Dio (54, 36), der sein Erscheinen in dieser Gegend ebenfalls
andeutet, in genauerer Angabe meldet, er sei im Jahre 9 v. Chr.
von den Chatten aus zu dem Gebiete der Sueven vorgedrungen.
Den ganzen Bericht iiber Drusus aber schliesst er mit den
pomphaften und iiberschwenglichen Worten: „In Germanien
herrschte ein solcher Friede, dass die Menschen verandert, das
Land ein anderes und sogar das Klima freundlicher und milder
zu sein schien als gewohnlich".
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Ostfriesische Urkunden aus dem vatikanisehen
Archiv zu Rom.
Von Dr. phil. M. Klinkenborg in Berlin.
Der Veroffentlichung der nachfolgenden Urkunden aus
dem vatikanisehen Archiv zu Rom muss ich das Gestandnis
vorausschicken, dass ihre Sammlung keineswegs die Frucht
systematischer Forschung ist. Meine amtliche Thatigkeit fiir
das Repertorium Germanicum l) gestattete mir nicht, auch nur
fiir ein Jahr die papstlichen Register 2) auf Ostfrisiaca durch-
znsehen, so dass sie keineswegs fiir die Zeit, der unsere Ur-
kunden angehoren, fiir unsere Landschaft ausgebeutet sind.
Vielmehr sind die Urkunden mir teils zufallig bei meinen Ar-
beiten unter die Hande gekommen, teils von liebenswurdigen
Freanden mitgeteilt worden. Ihnen, insbesondere dem Leiter
unseres Unternehmens Dr. Arnold, Prof. Dr. Blok aus Leiden
und Dr. Rosenfeld aus Magdeburg, sage ich auch an dieser
Stelle meinen verbindlichsten Dank.
Verschiedene Griinde darf ich aber zur Entschuldigung
fur diese etwas vorzeitige Veroffentlichung geltend machen.
Sie wtirde am besten gerechtfertigt werden, wenn von ihr aus
die Anregung zu einer vollstandigen Durchforschung der vati-
kanisehen Schatze fiir ostfriesische Geschichte ausginge, wie
dies ja schon fiir einzelne Gegenden unseres Vaterlandes (Baden,
Elsass-Lothringen, Westfalen, Rheinprovinz, Provinz Sachsen etc.)
geschehen ist oder noch geschieht. Gewiss wurde unser Land-
») Das Repertorium Germanicum soil die Regesten aller in Rom
befindlichen papstlichen Urkunden fiir Deutschland aus den Jahren 1378
bis 1447 umfassen. Bisher erschienen: Pontifikat Eugens IV. Band I be-
arbeitet von Arnold.
*) Die mitgeteilten Urkunden sind ausschliesslich den Lateran-
(Reg. Lat.) und Supplikenregistern (Reg. Suppl.) entnommen.
10*
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schaftskollegium, das ja schon so haufig sein Interesse fiir die
heimische Geschichte bewiesen hat, den lebhaftesten Dank
unserer Historiker erwerben, wenn es diese Aufgabe zu der
seinigen machte. Es wtirde uns eine grosse Reihe der wert-
vollsten Dokumente bescheren, die gerade bei der geringen
Anzahl der heimischen Urkunden so manches Ereignis unserer
Geschichte erst in das rechte Licht riicken wiirden. Ich darf
hierftir als Beispiel schon meine kleine Sammlung anfuhren,
die einen recht grossen Ertrag fur die Aufklarung der Ge-
schichte ihrer Zeit liefert. Nur zwei Punkte hebe ich daraus
hervor, da sie durch ihren Gegenstand allgemeineres Interesse
erregen werden. Sie betreffen die Baugeschichte der Ludgeri-
kirche zu Norden, der schonsten Kirche Ostfrieslands, und
die Anfange des Cirksena'schen Hauses.
Ueber den Bau der Ludgerikirche war bisher nur ein
Datum bekannt, das der vielbesprochenen Inschrift an der
Kirche selbst entnommen ist, nach der im Jahre 1445 der
Chor mit Unterstiitzung von Ulrich Cirksena von den Nordera
gebaut wurde. Da jedoch Langhaus und Querhaus zwei anderen
Perioden angehoren, so entstand sofort die Streitfrage, ob sie
fruher oder spater als der Chor entstanden seien. Nach
Mithoff1) ist das Querhaus der alteste Bau, der noch dem
14. Jahrhundert angehort und einen Bestandteil einer ehe-
maligen Kreuzkirche ausgemacht hat. Anders Houtrouw. *)
Er halt das Langhaus fiir den altesten Teil, wahrend Quer-
haus und Chor gleichzeitig entstanden seien. Jetzt bringt unsere
Urkunde vom 12. Mai 1403 neue Aufklarung tiber die Bau-
geschichte der Kirche. Papst Bonifaz IX. erteilt durch sie
alien Besuchern und Unterstutzern der Pfarrkirche zu Norden
und der auf dem Pfarrkirchhof erbauten Ludgerikapelle, in
denen das Wort Gottes zu verschiedenen Zeiten dem Volke ge-
predigt wird, Ablass. Aus dieser Urkunde geht deutlich hervor,
dass im Jahre 1403 an der Stelle der Ludgerikirche nur eine
Kapelle stand, von der nattirlich kein Teil in der heutigen
Kirche erhalten geblieben ist. Ferner darf aus der Urkunde
geschlossen werden, dass man damals noch nicht den Ent-
schluss gefasst hatte, an der Stelle der Kapelle einen Neubau
*) Kunstdenkmale . . im Hannoverschen Bd. VII, S. 166.
*) Ostfriesland Bd. II, S. 217 ff.
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zu errichten. Einer solchen Thatsache hatte man in einer
Indulgenzbulle gedacht — schon um die Glaubigen zu grosseren
Gaben anzuspornen; in ihr ist aber ausschliesslich von der
Unterhaltung der Kirche und Kapelle die Rede. Es kann daher
jetzt kaum mehr zweifelhaft sein, dass die Anregung zum
Bau der Ludgerikirche von dem kunstsinnigen Ulrich Cirksena
ausgegangen ist, dem wir ja auch sonst noch eine Anzahl der
stattlichsten Bauwerke unserer Heimat verdanken. Der Chor
ist mithin der alteste Teil, dem spater Querhaus und Langhaus
angefugt worden sind.
Dass auch schon die Vorfahren Ulrichs ein baulustiges
Geschlecht gewesen sind, erfahren wir erst jetzt durch unsere
Urkunden. Nach ihnen hat sein Onkel Haro die Greetsieler
Kirche gegrilndet, wahrend sein Vater Enno und sein Bruder
Edzard das Kloster Appingen gebaut haben. Hieriiber bringen
unsere Urkunden eine Fulle von Nachrichten, die ganz neues
Licht auf die alteste Geschichte der Cirksenas und der beiden
genannten Ortschaften Greetsiel und Appingen werfen.
Bisher nahm man allgemein an, dass der Stammsitz der
Cirksenas Greetsiel sei, denn von der sagenhaften Erzahlung
des Eilhardus Loringa durfen wir wohl absehen, nach der
namlich der Stammvater Cirk ein vornehmer Btirger aus
Norden von der alten Sozietat, der Theelacht, gewesen sei. *)
Unsere Urkunden bringen uns jetzt einen Schritt weiter; nach
ihnen ist Appingen ihre alte Heimat, die sie erst kurz vor
1400 mit dem neuentstandenen Greetsiel vertauscht haben.
Dass letzteres ein verhaltnismassig junger Ort im Gegensatz
zu den umherliegenden Dorfern sei, dafur konnte der Germanist
aus dem Gebiete der Ortsnamenforschung bereits gute Griinde
beibringen. Sein Name gehort namlich nicht zu den alten
Bildungen, mit denen hier die ersten Ansiedlungen bezeichnet
worden sind, mit „hemtf und „warta, sondern gait noch in
historischer Zeit im Anfang des 15. Jahrhunderts fur den
Namen einer Flur, wie die stete Verbindung seiner altesten
Form Greed mit dem Artikel beweist z. B. Haro Edzardisna,
hovetlinc in der Greet, neben Haro Ayldisna, hovetlinc to Falren,
Jmelo Edzardisna, hovetling to Edelsum etc. (Fr. 169). Damals
war also das Bewusstsein, dass Greed ein Flur- und kein
') Mithoff, Kunstdenkmale Bd. VII, S. 96.
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— 150 —
Ortsname1) sei, noch lebendig; es w&re aber sicher langst ver-
loren gewesen, wenn de Greed schon in alter Zeit besiedelt
worden ware. Dies bestatigen uns unsere Urkunden durchaus,
denn aus ihnen diirfen wir den Schluss Ziehen, dass erst urn
1400 sich in Greetsiel eine Ortschaft gebildet hat. Der beste
Beweis dafur ist, dass erst damals Greetsiel eine Kirche er-
halt und zum selbststandigen Pfarrbezirk erhoben wird, wahrend
es friiher nach Pilsum eingepfarrt gewesen war. Am 30. Marz
1401 bestatigte namlich Papst Bonifaz IX. auf Bitten des
H&uptlings Haro Edzardisna von Greetsiel die von ihm unter
Zustimmung des Bischofs Otto von Munster vollzogene Er-
richtung einer Pfarrkirche zu Ehren der Jungfrau Maria zu
Greetsiel in dem alteren Pfarrbezirk von Pilsum. Gleichzeitig
genehmigte der Papst, dass die ganzlich verarmte Pfarrkirche
B. Maria zu Appingen mit der neugegriindeten vereinigt, und
dass der von Haro prasentierte Baro Nomana als Pfarrer
eingesetzt wird. Aus der spateren Urkunde vom 3. Marz 1437
ersehen wir dann weiter, dass die Unierung beider Kirchen in
der That erfolgt ist. 2)
Bei dem grossen Bedurfnis nun, das die Leute damaliger
Zeit empfanden, eine Kirche an ihrem Wohnsitz zu haben, kann
es keinem Zweifel unterliegen, dass erst damals, als dies Be-
dtirfnis in Greetsiel sich geltend machte und erfullt wurde,
dort grossere Ansiedlungen stattfanden. Dabei ist zu be-
achten, dass, wahrend in Greetsiel eine Pfarrkirche notwendig
wurde, die alte zu Appingen uberflussig wurde, denn sie war
schon 1401 fere dirupta et exilis, adeo devastata, quod de
fructibus, redditibus etc. presbiter, qui in ea deservit divinis,
congrue se sustentare et iura episcopalia solvere non valebat.
Beide Ereignisse, die Besiedlung Greetsiels und die Verodung
Appingens, stehen in engstem Zusammenhang ; die eine That-
sache ist die Folge der anderen: Greetsiel ist von den Ein-
wohnern Appingens bevolkert worden. Darauf deuten die
») Ich nehme „gr§d" hier als spezielle Flurbezeichnung ; es be-
deutet tiberhaupt Wiesenland, vgl. v. Richthofen, Altfriesisches Worter-
buch S. 782; Schiller-Lubben, MittelniederdeutschesWorterbuch II, S.145;
Sundermann, Friesische und niedersachsische Bestandteile in den Orts-
namen Ostfrieslands, S. 26.
2) vgl. unsere Urkunden Nr. II. und XI.
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— 151 —
engen Beziehungen dieser beiden benachbarten Orte hin; denn
wahrend die der Jungfrau Maria geweihte Kirche in Appingen
verfallt, grundet man zu Ehren der Gottesmutter eine neue in
Greetsiel, und zugleich wird die alte mit der neuen vereint.
Ja, fiir eine Familie, fur die Cirksenas, vermogen wir diese
Umsiedelung von Appingen nach Greetsiel direkt nach-
zuweisen. Nach unseren Urkunden sind sie dort nicht nur die
domini loci, die auch das Kirchenpatronat innehaben, sondern
in Appingen liegen auch ihre alten Familiengtiter. Als Enno
und Edzard aus ihnen, insbesondere aus der alten Kirche, das
von ihnen gegriindete Karmeliterkloster dotieren wollen, holen
sie die Zustimmung der zweiten Linie ihres Hauses dazu ein,
die durch den Hauptling Sibrand II. von Eilsum vertreten
wird.1) Sicherlich hatte dessen Zustimmung nicht eingeholt zu
werden brauchen, wenn nicht der gemeinsame Stammvater
beider Linien diese Giiter bereits besessen hatte. Gerade von
Seiten der Schenker wurde auf diese Zustimmung Gewicht ge-
legt, denn in ihrer Supplik wird sie erwahnt, wahrend sie in
der entsprechenden Bulle mit Stills chweigen iibergangen ist.
Der gemeinsame Stammvater beider Linien ist Edzard
Cirksena. Da dies bisher nicht festgestellt ist, so sei es mir
hier gestattet, in Kiirze einen Stammbaum der altesten
Cirksenas nach den Urkunden zu entwerfen. Nach Ubbo
Emmius (Hist. S. 246) hatte Edzard drei Sohne, Jmel, Haro
und Enno. Wir fugen hinzu, dass auch Sibrand I. von Eilsum
sein Sohn, wahrscheinlich der alteste, war. Sein Siegel lasst
uber das Verwandtschaftsverhaltnis keinen Zweifel aufkommen.
Es ist an der Urkunde vom 7. Juli 1370 (Fr. 115) erhalten;
das Bild stellt die gekronte Jungfrau Maria mit dem Christus-
kinde dar, vor welchem ein betender Monch kniet, liber dem
ein Engel mit einem Palmzweig schwebt. Die Umschrift lautet
erganzt: „[S. Sibrandi] Echardi [de Edel]sumtf. Er wird hier also
als Sohn des Edzard (Echard) bezeichnet. Da nun Jmel von
Eilsum, der Sohn des Edzard Cirksena, das gleiche Bild und die
gleiche Umschrift (S. Jmelonis Echardi de Edelsum bei Fr. 169) im
Siegel hat und ausserdem dem Sibrand in der Hauptlingswtirde
zu Eilsum nachfolgt, so kann es nicht zweifelhaft sein, dass
*) vgl. unsere Urkunde Nr. XI. Nach den Norder Annalen wurde
das Kloster 1466 von ven Karmelitern bezogen.
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Sibrand sein Bruder und Sohn des Edzard Cirksena war. Ge-
sichert wird dies Ergebnis noch dadurch, dass auch der dritte
Sohn Edzards, Haro von Greetsiel, das gleiche Siegel fuhrt (Fr. 169
und 171). Zugleich schliesst das tibereinstimmende Siegel der
drei Brtider aus, dass Sibrand und Jmel das gleiche Siegel in
ihrer Eigenschaft als Hauptlinge von Eilsum fuhren. Sibrand
ist als Hauptling von Eilsum von 1370—1379 (Fr. 115 und 136)
nachzuweisen, Jmel von 1400—1404 (Fr. 169 und 193). Wahrend
Sibrand keine Kinder hinterlassen hat, stammt von Jmel der
Hauptling Sibrand II. von Eilsum ab, der ausdnicklich als Sofcn
des Jmel (Jmellena bei Fr. 823) bezeichnet wird. Seine 3u-
gehorigkeit zum Cirksena'schen Hause wird auch dadurch be-
zeugt, dass nach seinem kinderlosen-Tode (vor 1465 April 5)
der Graf Ulrich seine Hinterlassenschaft in Anspruch nahm.
Der dritte Sohn Edzards, Haro von Greetsiel, der von
1400—1409 (Fr. 169 und 1750) urkundet, hat gleichfalls keine
Kinder hinterlassen, dagegen ist der jiingste Sohn Enno von
Norden der Begninder der graflichen Familie. Er ist auch der
erste, der die Harpye im Wappen. fuhrt. Schon sein altestes
Siegel hat auf einem Wappenschild die Harpye und auf dem
gekronten Helm einen Adler; rechts und links im Siegelfeld
befindet sich je eine Lilie (Fr. 169). Aber daneben hat er noch
ein anderes Siegel gefuhrt, in dem auf dem Wappenschild ein
rechtssehender Adler und a.uf dem Helm eine Lilie dargestellt
ist (Fr. 368). Wie ich glaube, ist letzteres das eigentliche
Wappen der Cirksenas, denn auch Ennos Neffe Sibrand II. von
Eilsum fuhrt es. Von ihm ist uns ein Siegel (Fr. 354) erhalten,
das im Wappenschild einen rechtssehenden Adler hat. Der
Helm hat als Kleinod ebenfalls einen Adler, als Schildhalter
rechts ein Einhorn mit Hirschgeweih und links einen Hund. *)
Aus dieser Genealogie geht klar hervor, dass der gemein-
same Stammherr der Eilsumer und Greetsieler Linien Edzard
war, dass er also schon der Besitzer der Appinger Guter war,
die Enno unter Zustimmung des Sibrand verschenkte. Aber
») Nach den Norder Annalen ist ein Ulricus Sircsena im Jahre 1373
im Kampfe iuxta Wigmondiam gefallen. Nach v. Wichts Annalen ist
Edzard erst 1400 gestorben. Unter Benutzung dieser an sich glaub-
wurdigen Nachrichten und der Angaben der Genealogen ist der Stamm-
baum der alteren Cirksenas folgender:
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Edzard hat diese Giiter nicht nur besessen, sondern auch in
Appingen selbst gewohnt. Wir schliessen dies daraus, dass
seine drei altesten Sohne Sibrand, Jmel und Haro das Appinger
Kirchensiegel als das ihre fuhren. Sicherlich h&tten sie dies
nicht gethan, wenn sie nicht eben Appingen als ihren Heimats-
ort ansehen konnten. Ihre oben beschriebenen Siegel sind
namlich identisch mit dem Appinger Kirchensiegel. Letz-
teres ist uns zwar nicht erhalten, aber wir vermogen es
aus dem Appinger Klostersiegel zu rekonstruieren. Da Kirche
und Kloster beide der Jungfrau Maria geweiht waren, so
wurde, wie so haufig, das Kirchensiegel in das Klostersiegel
ubernomraen. Es zeigt uns die Jungfrau Maria mit dem
Christuskind auf blumenreichem Grunde sitzend1) (Fr. 823).
Kann daher an der Umsiedlung der Cirksenas von Appingen
nach Greetsiel kein Zweifel sein, so ist auch die Annahme,
dass die ubrigen Einwohner Appingens ihrem Beispiel gefolgt
sind, gerechtfertigt, zumal die Quellen uns ja direkt bestatigen,
dass Appingen zur Wtistung wurde, als Greetsiel aufbluhte.
Fragen wir nun nach den Griinden dieses Vorganges, so
finden sie ihre Erklarung einerseits in den Veranderungen
der dortigen Kiistenstriche und andererseits in den politischen
Ulrich
t 1373
Sibrand I.
von Eilsum
(1370-1379)
Edzard Cirksena
mit Etta v. Visquard
Enno Cirksena
mit Adda Beninga
von Groothusen
Edzard f 1406
mit Doda ten Brok
Jmel
von Eilsum
(1400—1404)
Haro
von Greetsiel
(1400-1409)
Enno
von Norden
(1400-1449)
t 1450
Edzard
Ulrich
Sibrand II. von Eilsum
(1427—1460)
t vor 1466 April 6.
*) Auf die alten Beziehungen Appingens zu den Cirksenas deutet
das Siegel auch dadurch hin, dass in ihm ein Wappenschild mit der
Harpye aufgenommen ist.
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— 154 —
Verhaltnissen. Gerade im 14. Jahrhundert hat die Leybucht,
an der Greetsiel und Appingen liegen, durch arge Sturmfluten
die grossten Veranderungen erlitten. Zu den Jahren 1361.
1374 und 1377 berichten uns die Norder Annalen von grossen
Ueberschwemmungen dieser Gegenden. Urkundlich bezeugt
ist, dass ein ganzes Dorf, Westeel, von den Meeresfluten um
1380 weggespult wurde (Fr. 157). Aber was das Meer im
Innern der Bucht nahm, scheint es an den beiden Spitzen
wieder angesetzt zu haben. Wenigstens wissen wir genau,
dass schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts die ganze nord-
liche Spitze der Leybucht dem Meere durch die Eindeichungen
der Grafin Anna im Jahre 1551 und 1552 entrungen wurden. l)
Solche Landansetzungen haben auch an der Sudspitze statt-
gefunden. Wir besitzen dariiber ein positives Zeugnis in der
Meldung der Norder Annalen, dass Ulrich Cirksena im Jahre 1461
den Siel bei Greetsiel vollendet habe, dass also erst damals
die dortige Eindeichung ihren Abschluss erreicht hat.2)
Durch das neugewonnene Land wurde aber das alte Dorf
Appingen gerade in einer Zeit vom Meere abgeschnitten, in
der die Hafenplatze namentlich fur die Politik der kleinen Ge-
walthaber dieser Gegenden so grosse Bedeutung erlangten.
Waren es doch die Zeiten, in denen die als Seerauber be-
rtichtigten Vitalienbriider an der ostfriesischen Ktiste Aufnahme
suchten und f and en. Jeder kleine Hauptling, dessen Sitz
giinstige Lage hatte, suchte sie als Sttitzen seiner Macht
an sich zu Ziehen. Natiirlich war dies den Cirksenas in
dem jetzt landeinwarts gelegenen Appingen unmoglich;
bessere Platze mussten dafur gewahlt werden. Und dies
haben die Cirksenas in ausgezeichneter Weise verstanden.
Um 1400 besassen die drei Bnider Jmel, Haro und Enno gleich-
zeitig die Gewalt an drei Orten, durch die sie die Leybucht be-
herrschten: Enno als Hauptling von Norden, Jmel als Haupt-
ling des damals noch naher am Meere gelegenen Eilsum und
endlich Haro als Beherrscher des hochgeschatzten Hafens von
Greetsiel (Fr. 1700). Um ihre Macht an der Leybucht zu be-
griinden, haben sie in kluger Berechnung ihre Wohnsitze ge-
*) Wiarda, Ostfr. Gesch. Ill, S. 470.
*) Die Anlage des Siels muss bereits um 1420 erfolgt sein, denn
seit 1421 ist die Verbindung Greetsiel nachweisbar.
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— 155 —
wechselt und die neue Ortschaft Greetsiel angelegt. Es wird
kaum notig sein hinzuzufugen, dass sie auch, um ihre Ziele
zu erreichen, das obengenannte Mittel gebrauchten: alle drei
Briider waren gleichzeitig Heger und Beschiitzer derSeerauber
(Fr. 169 und 171). Dass sie aber trotzdem auch ihre Rechnung
im Himmel giinstig zu stellen suchten, beweist die ebenfalls
gleichzeitige Errichtung der Greetsieler Kirche durch Haro.
I.
Papst Bonifaz IX. befiehlt dem Abt zu Norden, dem Dekan der
Hamburger Kirche und dem Thesaurar der Bremer Kirche, die
Exkomtnunikationsscntenz, die der Abt Heinrich von Wittewierum
uber Edo Wimmeien wegen Ermordung des Priesters Hereho ver-
hangt hat, zur Ausfilhrung zu bringen und eventuell zu verscharfen.
1400 December 13.
Reg. Lat. Bd. 87 f. 225.
Bonifacius [episcopus servus servorum dei] l) dilectis filiis
abbati monasterii in Norda et decano Hamburgensis Bremensis
diocesis ac thesaurario Bremensis ecclesiarum salutem [et
apostolicam benedictionem]. Sua nobis dilectus filius Hil-
marus, rector parrochialis ecclesie in Schortenze2) Bremen-
sis diocesis, conquestione monstravit, quod pridem Edo Wym-
meken, laicus dicte diocesis, dei timore postposito quondam
Herekonem, presbiterum, ipsius Hilmori fratrem carnalem,
captivavit ipsumque percussit et in capite ipsius letaliter
vulneravit et manus sibi a tergo ad instar famosi latronis
sacerdotali spreta dignitate ligari et ipsum per viam sic
ligatum versus quoddam suum castrum duci fecerat eundem,
in quo Herekonem diris vinculis mandaverat mancipari et
nichilominus mala malis accumulando subditis suis in eodem
castro precepit et mandavit, ut ipsi Herekoni in cibo vel alio
nutrimentorum beneficio nullatenus subvenirent, sic quod idem
Hereko post paucos dies in ipsis vinculis sic detentus diem
suum clausit extremum. Quapropter dilectus filius Henricus,
abbas monasterii in Werum3) ordinis Premonstratensis Mona-
') Das Eingeklammerte nach Formelbtichern etc. erg&nzt.
J) Schortens siidlich von Jever.
3) Wittewierum bei Appingadam.
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steriensis diocesis, subexecutor constitucionum felicis recorda-
cionis Honorii pape III., predecessoris nostri, ac clare memorie
Frederici, Romanorum imperatoris *) semper augusti, contra
hec et similia perpetrantes promulgatarum a dilecto filio
Wernero, decano ecclesie Hamburgensis dicte Bremensis dio-
cesis, executore principali, unacum quibusdam suis in hac
parte collegis a sede apostolica deputato, subdeputatus, recepta
per eum informacione de premissis diligenti ipsum Edonem ob
premissa sentenciam excomunicacionis incurrisse declaravit
ipsumque excomunicatum denunciavit et denunciari mandavit
et fecit, prout in Uteris suis super hoc confectis plenius con-
tinetur. Cum autem, sicut eadem peticio subiungebat, idem
Edo huiusmodi spretis sentenciis eas sustinet animo indura-
to, non curans ad ecclesie redire unitatem, quare pro parte
ipsius Hilmari nobis fuit humiliter supplicatum, ut huiusmodi
sentencias aggravari et reaggravari et execucioni debite de-
mandari mandare et alias providere super hoc de oportuno
remedio de benignitate apostolica dignaremur : nos igitur, ne faci-
litas venie tribuat incentivum delinquendi, volentes huiusmodi
supplicacionibus inclinati super hoc salubriter, prout ex debito
tenemur pastoralis officii, providere, discrecioni vestre per
apostolica scripta mandamus, quatenus vos vel duo aut unus
vestrum per vos vel alium seu alios ipsius Henrici subexecu-
toris literas huiusmodi execucioni debite demandantes 2) ipsum-
que Edonem in penas et sentencias tam ipsorum Honorii, prede-
cessoris nostri, et Frederici, Romanorum imperatoris semper
augusti, quam eciam in iure scriptas auctoritate nostra inci-
disse declaretis et nichilominus legitimis per vos super hiis
habitis processibus eos, quociens opus fuerit, aggravare et5)
reaggravare curetis, contradictores per censuram ecclesiasti-
cam [appellacione postposita compescendo], invocato ad hoc,
si opus fuerit, auxilio brachii secularis. Ceterum si per
summariam informacionem per vos super hoc habendam
constiterit, quod eius Edonis presencia aut ipsius domicilii
accessus pro citacionibus et monicionibus de ipso super
hiis faciendis tute haberi non possit, nos vobis citaci-
») im Reg. pauperatorum.
J) Konstruktion ist nicht in Ordnung.
*) fehlt im Reg.
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— 157 —
ones et moniciones quaslibet per edicta publica locis affigen-
da publicis partibus illis vicinis, de quibus sit verisimilis
coniectura, quod ad noticiam dicti Edonis et aliorum, quos
concement, valeant pervenire, faciendi plenam concedimus
auctoritate predicta tenore presencium facultatem; ab huius-
modi execucionibus non cessantes, quousque idem Edo ad
gremium sancte matris ecclesie rediens de huiusmodi ex-
cessibus satisfecerit et absolucionis beneficium meruerit obtinere,
ac volumus et eadem auctoritate decernimus, quod huiusmodi
citaciones et moniciones eundem Edonem et alios, quos concer-
ned, perinde arceant1) ac si eis intimati et2) insinuati presen-
cialiter et personaliter extitissent; non obstantibus constituci-
onibus apostolicis contrariis quibuscunque seu, si prefato
Edoni vel quibusvis aliis comuniter3) vel divisim a sede
apostolica sit indultum, quod interdici, suspendi vel exco-
municari non possint per literas apostolicas non facientes
plenam et expressam ac de verbo ad verbum de indulto huius-
modi mencionem. Dat. Rome apud sanctum Petrum id. decembr.
anno duodecimo.
II.
Papst Bonifaz IX. bestdtigt die Errichtung der Pfarrkirche eu
Greeisiel durch den Hauptling Haro Edzardisna.
1401 Mftrz 30.
Reg. Lat. Bd. 90 f. 85.
Bonifacius [episcopus servus servorum dei] ad futuram
rei memoriam. Ad ea ex iniuncto nobis apostolatus officio
libenter impendimus, per que ecclesiarum ac personarum in
illis divinis laudibus deditarum commodum et utilitates4)
conspiciuntur, et ut ea, que pro divini cultus augmento et
personarum ipsarum status conservacione provide facta sunt
et concessa, illibata persistant, cum a nobis requiritur,
*) arttent im Reg.
*) fehlt im Reg.
*) comm. im Reg.
4) utilitatem im Reg.
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— 158 —
adiicimus firmitatem. Sane pro parte dilecti filii nobilis viri
Haronis Edzardisna, capitanei in Grede1) terre Frisie Monasteri-
ensis diocesis, nobis oblata 2) peticio continebat, quod ipse olim
terrena cupiens felici comercio in celestia commutare quandam
ecclesiam ad laudem, titulum et honorem beate Marie semperque
virginis in Grede licet in districtu parrochialis ecclesie in
Pilsum3) dicte diocesis de consensu et assensu venerabilis
fratris nostri Ottonis, episcopi Monasteriensis, erexit, construxit
et dotavit ipsique ecclesie in Grede ecclesiam parrochialem in
Appungum4) dicte diocesis fere diruptam et exilem, adeo
devastatam, quod de fructibus, redditibus, proventibus, iuribus
et obvencionibus ipsius universis presbiter, qui in ea deservit
divinis, congrue se sustentare et iura episcopalia solvere non
valebat, idem episcopus cum prediis, agris, reliquiis, cura
animarum et pertinenciis suis, salvis tamen ceptis5) cimiterii
eiusdem ecclesie in Appungum et iure cuiuscumque, univit et
incorporavit, prout in litteris autenticis ipsius episcopi plenius
continetur. Et sicut eadem peticio subiungebat, dictus Haro
dilectum filium Baronem Nomana, presbiterum dicte diocesis,
archidiacono Monasteriensi 6) ad dictam ecclesiam in Grede
tamquam rectorem parrochialis ecclesie presentavit, ac dictus
archidiaconus, ad hoc mandatum habens, eundem presbiterum
instituit, investivit et taliter confirmavit. Quare pro parte
dicti Haronis nobis fuit humiliter supplicatum, ut erectioni,
construction!, donacioni, unioni, incorporacioni, presentacioni
et institucioni ac omnibus in prefatis litteris contentis robur
apostolice confirmacionis adiicere de benignitate apostolica
dignaremur. Nos igitur huiusmodi supplicacionibus inclinati
erectionem, constructionem, donacionem, unionem, incorpora-
cionem dicte ecclesie in Grede, cuius fructus, redditus et pro-
ventus quatuor marcharum argenti communi extimacione 7) va-
lorem annuum, ut asserit, non excedunt, ac presentacionein et
>) Greeteiel, Kr. Emden.
J) im Reg. oblate.
s) im Reg. Pilsam.
*) Appingen bei Greetsiel.
») fur septis.
•) im Reg. archidiaconum Monasteriensem.
7) extimacio Abschatzung.
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— 159 —
institucionem predictas et, quecumque inde secuta ac in pre-
dicts litteris contenta, rata habentes et grata ilia auctoritate
apostolica ex certa sciencia confirmamus et presentis scripti
patrocinio communimus, supplentes eadem auctoritate omnes
defectus in premissis, per quos huiusmodi ecclesie parrochiali
in Grede ac rectori pro tempore existenti in eadem possit
detrimentum seu preiudicium aliquod generari. Nulli ergo
[omnino hominum liceat hanc paginam] nostre confirmacionis
infringere [vel ei ausu temerario contraire]. Siquis autem
[hoc attemptare presumpserit, indignacionem omnipotentis dei
ac beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se noverit in-
cursurum]. Dat. Rome apud sanctum Petrum tercio kal. aprilis
anno duodecimo.
III.
Papst Bonifaz IX. befiehlt dem Scholasticus der Bremer Kirche,
die Pfarrer Frieslands gegen Uebergriffe der Bettelmonche zu
schiitzcn.
1403 Mai 12.
Reg. Lat. Bd. 108 f. 142.
Bonifacius [episcopus servus servorum dei] dilecto filio
scolastico ecclesie Bremensis salutem [et apostolicam benedic-
tionem]. Licet regularis ordinis professores illos presertim,
quos maioris libertatis sedes apostolica privilegiis honoravit,
congruis attollere favoribus et ipsorum illibate conservare
privilegia racionabilia intendamus, sic tamen ipsos suis iuribus
volumus esse contentos, quod eorumdem suorum privilegiorum
limites observantes iura non impediant nee occupont aliena.
Sane gravem dilectorum filiorum Adekonis de Pilsum, Johannis
Meynardi, Terlingi Ockonis, Richardi Ulbrandi et Alverici de
Hove in Norda et Wiardi Tunonis in Haghen1) parrochialium
ecclesiarum rectorum Bremensis diocesis querelam accepimus
continentem, quod nonnulli predicatorum et aliorum mendi-
cancium ordinum fratres et monachi funera parrochianorum
defunctorum utriusque sexus, qui sepulturas elegerunt aut
quorum maiores sepeliri consueverant apud eorum ecclesias,
') Hage bei Norden.
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— 160 -
contra laudabilem consuetudinem in civitate et diocesi Bremensi
et locis circumvicinis, qua cavetur, quod huiusmodi funera,
antequam ad ecclesias domorum et monasteriorum fratrum
et monachorum predictorum deportentur, primo ad parrochiales
ecclesias suas predictas, que de antiqua et approbata ac hac-
tenus pacifice observata consuetudine sub tua iurisdictione
spirituali immediate consistunt, presentari et exequiis solitis
inibi peragi debent, inconcusse observatam parrochialibus eccle-
siis suis huiusmodi penitus derelictis nee aliqua canonica eisdem
rectoribus porcione dimissa favore, opera et auxilio quorumdam
parrochianorum predictorum huiusmodi subtilitatibus eorumdem
fratrum et monachorum ad hoc inductorum ad ecclesias do-
morum et monasteriorum huiusmodi deferri et apud eos sepe-
liri facere et permittere, et eciam in ecclesiis earumdem domo-
rum illis horis, quibus id in ecclesiis huiusmodi parrochialibus
fieri consuetum est, ad populum publice predicare, ipsique fra-
tres et nonnulli questuarii et elemosinarum questores absque
eorumdem rectorum licencia et consensu confessiones parrochia-
norum dictarum ecclesiarum audire et ipsos a peccatis eorum
absolvere et alia eis ecclesiastica sacramenta, in casibus eciam
a iure non permissis, sub diversis coloribus ministrare, et alia,
que rectores huiusmodi pro tempore existentes habent de iure
racione suarum ecclesiarum predictarum exercere, ipsi fratres
predicatores et monachi perperam se alienis iuribus immis-
centes facere non verentur ac eciam ipsi fratres predicatores
novas inducentes abusiones in eorum domibus aut earumdem
domorum ecclesiis confratrias et congregaciones insolitas cum
eisdem parrochianis, per quas mentes eorumdem parrochia-
norum pocius a bonis retrahuntur, faciunt, per quas rectores
ipsi plurimum damnificantur et exquisitis coloribus ac subtili
ingenio parrochianos eosdem a parrochialibus ecclesiis et eorum
rectoribus subtrahunt et alliciunt. ut ipsi parrochiani dimissis
huiusmodi eorum parrochialibus ecclesiis catervatim confluant
ad easdem ecclesias fratrum predicatorum sive passim1) con-
veniant in eisdem et presertim certis deputatis diebus ad
audiendum pro tunc inibi divina officia ac eciam sermones
fratrum eorumdem, unde dicti parrochiani diebus eisdem eas-
») im Reg. passum.
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— 161 —
dem parrochiales ecclesias aut raro aut nunquam visitant; et
alia multa ipsi fratres necnon monachi et alii religiosi ac
questores eciam contra sacrorum canonum instituta necnon que-
dam specialia indulta seu privilegia apostolica rectoribus ipsis
seu aliquibus eorum eciam contra eosdem fratres alias premis-
sorum occasione concessa, quibus non est in aliquo derogatum,
gravamina inferunt et iacturas, per que, non est dubium, eciam
deus offenditur et periculosius x) eorumdem parrochianorum
anime in laqueum ii\teritus pertrahuntur et in animarum
suarum periculis damnabilius immerguntur, ius ipsarum par-
rochialium ecclesiarum leditur et indevocio ac contemptus
pullulant ipsorum parrochianorum, quoad rectores eosdem et
divinus cultus in eisdem ecclesiis parrochialibus diminuitur ac
scandala in clero et populo illarum parcium frequencius oriun-
tur. Quare pro parte ipsorum rectorum nobis fuit humiliter
supplicatum, ut eorum iura illesa conservari mandare ac
eorumdem parrochianorum saluti consulere et alias in premissis
de oportuno eis remedio providere de benignitate apostolica
dignaremur. Nos igitur attendentes, quod parum esset iura
condere, nisi, qui eadem tueantur, existant, et huiusmodi abusi-
ones ac2) excessus reprimere cupientes huiusmodi supplicacioni-
bus inclinati discrecioni tue per apostolica scripta mandamus,
quatenus eisdem rectoribus contra eosdem fratres et monachos
ac ceteros religiosos necnon questuarios et alios clericos etlaicos
in talibus culpabiles seu, qui ea committere presumpserint, opor-
tune defensionis auxilio auctoritate apostolica assistens et lau-
dabiles consuetudines prefatas observari faciens non permittas
ipsos rectores earumdem8) parrochialium ecclesiarum, qui sunt et
erunt pro tempore, contra canonum instituta seu indulta huius-
modi in sepulturis et aliis sacramentis ac parrochialibus iuri-
bus huiusmodi ad eosdem rectores quomodolibet pertinentibus
per ipsos fratres, monachos et ceteros religiosos questuarios
et alios quoscunque indebite molestari nee premissa seu con-
similia de cetero attemptari contra rectores ac parrochiales
ecclesias antedictas, ipsosque predicatorum et aliorum mendi-
cancium et non mendicancium fratres et monachos quoscunque
!) im Reg. periculo suis.
*) im Reg, abuei nos.
•) im Reg. eorumdem.
Jabrboeh der Qetellsoh. f. b. E. u. vatarl. Altertflmer zn Em den, Bd. XIV. 11
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— 162 —
tarn presentes quam posteros in terris Frisie et alibi eciam tue
iurisdictioni non subiectis commorantes et, quod confratrias
iam factas per eos dissolvant nee ulterius prosequantur, neque
deinceps congregaciones huiusmodi novas et insolitas sive abu-
sivas in eisdem ecclesiis suarum domorum presertim in preiu-
dicium eorumdem rectorum fieri permittant neque per se fa-
ciant, et alias ad observacionem dictorum privilegiorum sive
indultorum ac canonum in hac parte auctoritate predicta
appellacione postposita racione previa compellas, contradic-
tores per censuram ecclesiasticam [appellacione postposita
compescendo]. Nos enim tibi, ut servatis per te super
hiis habendis processibus legitimis, eos, quociens expedient,
prout iustum fuerit, aggravandi auctoritate predicta conce-
dimus facultatem, non obstantibus tarn felicis recordacionis
Bonifacii pape VIII. predecessoris nostri, in quibus cave-
tur, ne aliquis extra suam civitatem seu diocesim nisi in
certis exceptis casibus et in illis ultra unam dietam a fine sue
diocesis ad iudicium evocetur, seu ne iudices a sede deputati
predicta extra civitatem et diocesim, in quibus deputati fuerint,
contra quoscumque procedere sive alii vel aliis vices suas
committere aut aliquos ultra unam dietam a fine diocesium1)
earumdem trahere presumant, dummodo ultra duas dietas
aliquis extra suam civitatem vel diocesim auctoritate presen-
cium non trahatur, quam aliis quibuscunque constitucionibus
apostolicis contrariis necnon exempcionibus specialibus vel ge-
neralibus fratribus et ordinibus predictis vel alicui seu ali-
quibus fratrum et ordinum eorumdem2) seu monachorum et
aliorum religiosorum necnon questuariorum et aliorum prefa-
torum communiter vel divisim sub quacunque forma vel
expressione verborum ab eadem sede concessis, et eciam
si ordinibus ipsis et locis eorumdem a dicta sit sede
indultum, quod persone ipsorum ordinum extra vel ultra certa
loca ad iudicium evocari aut excommunicari seu suspendi vel
eorum loca interdici non possint, per litteras apostolicas, non
facientes plenam et expressam ac de verbo ad verbum de in-
dulto huiusmodi mencionem, et quibuslibet aliis dicte sedis
indulgenciis generalibus vel specialibus quorumcunque tenorum
») im Reg. diocesum.
a) im Reg. earumdem.
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— 163 —
existent, per quas presentibus non expressas vel totaliter non
insertas tue iurisdictionis explicacio in hac parte valeat
quomodolibet impediri, quas quoad hoc illis volumus aliqua-
tenus suffragari. Dat. Rome apud sanctum Petrtim quarto
idus maii anno quartodecimo.
IV.
Papst Bonifcut IX. bewiUigt fur die Pfarrkirche und die Ludgeri-
hapeUe zu Norden einen Ablass.
1403 Mai 13.
Reg. Lat. Bd. 108 f. 27.
Bonifacius [episcopus servus servorum dei] universis Christi
fidelibus presences litteras inspecturis salutem [et aposto-
licam benedictionem]. Licet is etc. *) Cum itaque, sicut acce-
pimus, in parrochiali ecclesia in Norda Bremensis diocesis et
in capella sancti2) Ludgeri, sita in cimiterio eiusdem, in diversis
anni temporibus verbum dei ad populum predicari consueve-
ritt et ad predicacionem huiusmodi magna Christi fidelium cum
devocione conveniat multitudo, nos cupientes, ut ecclesia et
capella prefate a Christi fidelibus congruis honoribus frequenten-
tur et eciam conserventur, et ut fideles ipsi eo libencius tempore
predicacionis huiusmodi causa devocionis confluant ad easdem
ecclesiam et capellam et ad conservacionem huiusmodi manus
prompcius porrigant adiutrices, quo ex hoc ibidem dono cele-
stis gratie uberius conspexerint se refectos, de omnipotentis'dei
misericordia et beatorum Petri et Pauli, apostolorum eius,
auctoritate confisi, omnibus vere penitentibus et confessis, qui
alteram ex ecclesia et capella predictis tempore predicacionis
huiusmodi devote visitaverint et huiusmodi predicacioni inter-
fuerint et usque ad finem eiusdem predicacionis inibi perseve-
raverint necnon ad conservacionem huiusmodi manus porrexerint
adiutrices, singulis videlicet temporibus, quibus alteram ex
ecclesia et capella prefatis visitaverint et predicacioni huius-
modi interfuerint et ad finem predicacionis huiusmodi perse-
veraverint necnon manus adiutrices porrexerint, ut prefertur,
') Die zu erganzende Formel ohne inhaltliches Interesse.
*) im Reg. doppelt geschrieben.
11*
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— 164 —
unum annum et quadraginta dies de iniunctis eis penitenciis
misericorditer relaxamus, presentibus post decennium minime
valituris. Volumus autem, quod, si alias dictas ecclesiam et
capellam tempore eiusdem predicacionis visitantibus vel eidem
predicacioni interessentibus, ut prefertur, aut ad ipsarum con-
servacionem seu fabricam manus adiutrices porrigentibus1)
aliqua alia indulgencia in perpetuum vel ad certum tempus
nondum elapsum duratura preter illam, quam dudum visitanti-
bus easdem ecclesiam et capellam certis tunc expressis diebus
et ad ipsarum conservacionem manus porrigentibus adiutrices
dicuntur concessisse, videlicet quinque annorum et tot idem
quadragenarum, per nos concessa fuerit, presentes littere nullius
existant roboris vel momenti. Dat. Rome apud sanctum Petrum
quarto idus maii anno quartodecimo.
V.
Papst Eugen IV. hewilligt fur das Kloster Marienhamp einen
Ablass.2)
1431 Mai 23.
Reg. Lat. Bd. 804 f. 68.
Eugenius [episcopus servus servorum dei] universis Christi
fidelibus presentes litteras inspecturis salutem [et apostolicam
benedictionem]. Jnter desiderabilia etc.3) Sane cum, sicut
accepimus, ecclesia monasterii Campi, quod adeo in partibus
illis insigne et notabile existit, sub vocabulo ipsius Marie4)
prope Esingen, Herlinghen vulgariter nuncupatum, ordinis
sancti Augustini canonicorum regularium Bremensis dio-
cesis, et in quo dilecti filii nonnulli dicti ordinis pro-
fessores ultra numero centum sub habitu regulari divinis
obsequiis mancipati horis devote et incessanter vacant canoni-
cis in suis et ipsius monasterii reparacione indigeat edificiis et
structuris non modicum sumptuosa, nee ad id proprie suppe-
tant facultates: nos cupientes, ut dicta ecclesia, ad quam
devocionis causa populi confluit multitudo, eo devocius confluant
*) im Reg. folgt aut.
*) vgl. Repertorium Germanicum: Pontificat Eugens IV. Bd. I
S/182, Nr. 1110.
*) Die zu erganzende Formel ohne inhaltliches Interesse.
4) Kloster Marienkamp bei Esens.
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ad eandem et ad reparacionem huiusmodi manus prompcius
porrigant adiutrices, quo ex hoc ibidem animarum salutem
speraverint se posse consequi, de omnipotentis dei miseri-
cordia et beatorum Petri et Pauli, apostolorum eius, auctori-
tate confisi, omnibus vere penitentibus et confessis, qui in
nativitatis, circumcisionis, epiphanie, resurrectionis, ascensionis
et corporis domini nostri Jesu Christi ac penthecostes necnon
nativitatis, annunciacionis, purificacionis et assumpcionis beate
Marie virginis, nativitatis beati Johannis Baptiste, apostolorum
eorumdem et dedicacionis ipsius ecclesie festivitatibus ac cele-
britate omnium sanctorum necnon per ipsarum nativitatis,
epiphanie, resurrectionis, ascensionis et corporis domini,
nativitatis et assumpcionis beate Marie, nativitatis beati Jo-
hannis ac apostolorum predictorum festivitatum octavas nec-
non sex dictam festivitatem penthecostes immediate sequen-
tes eandem ecclesiam devote visitaverint annuatim et ad
huiusmodi reparacionem manus porrexerint adiutrices, singulis
videlicet festivitatum et celebritatis tres annos et totidem
quadragenas, octavarum vero et sex dierum predictorum diebus,
quibus ecclesiam ipsam visitaverint et manus porrexerint, ut
prefertur, centum dies de iniunctis eis penitenciis misericorditer
relaxamus, presentibus post viginti annos minime valituris.
Volumus autem, quod si alias visitantibus dictam ecclesiam
aut ad reparacionem huiusmodi manus porrigentibus adiutrices
seu alias inibi pias elemosinas erogantibus vel alias aliqua
alia indulgencia imperpetuum vel ad certum tempus nondum
lapsum duratura per nos concessa fuerit, presentes litere nullius
existant roboris vel momenti. Dat. Rome apud sanctum Petrum
anno incarnacionis dominice millesimo quadringentesimo trice-
simo primo decimo kal. iunii anno primo.
VI.
Papst Eugen IV. bewilligt Supplik des Karmelitcrordens um Er-
laubnis ssur Annahme der Marienkirche zu Appingen.1)
1433 Dec. 10.
Reg. Suppl. Bd. 287 f. 199.
Exponitur sanctitati vestre, beatissime pater, pro parte
>) vgl. Nr. XI. u. XH.
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devotorum sanctitatis eiusdem provincialis et fratrum provincie
Alemannie Inferioris ordinis Carmelitarum, quod, cum quidam
nobilis vir Enno, domicellus in de Grede, *) donaverit seu donare
intendat quandam ecclesiam suam de jure patronatus, dictam
beate virginis in2) Apingen8) terre Emsgonie4) et diocesis Mona-
steriensis, ut edificetur et constituatur unum monasterium pre-
dicti ordinis in honore virginis gloriose, quam quidem ecclesiam
pro huiusmodi causa recipere non valent sine sedis apostolice
gracia et licencia speciali. Eapropter supplicant predicti pro-
vincialis et fratres vestre eidem sanctitati, quatenus quod
possint dictam donacionem acceptare, edificare et dictam eccle-
siam inhabitare cum singulis indulgenciis, privilegiis et exem-
pcionibus, quibus alii dicti ordinis domus et conventus gaudent
et gaudere consueverunt, cuiuscumque tamen jure semper salvo,
concedere dignemini de gracia speciali, in contrarium facientibus
non obstantibus quibuscumque et cum aliis non obstantibus et
clausulis oportunis.
Concessum, dummodo non sit parrochialis, in presencia
domini nostri pape. B. Gradensis.6) Dat. Rome apud sanctum
Petrum quarto idus decembris anno tertio.
VII.
Papst Eugen IV. bewilligt Supplik des Norder Priesters Tirlingus
Ockonis und des Klerikers Hayo Rannardi um Dispensation und
Absolution von nicht beabsichtigter Totung des Heriko.6)
1434 April 28.
Reg. Suppl. Bd. 290 f. 179.
Beatissime pater. Exponitur sanctitati vestre pro parte
>) Greetsiel, Kreis Emden.
*) im Reg. fehlt in.
*) Appingen bei Greetsiel.
4) im Reg. Emsdome.
6) Patriarch Blasius von Grado, Leiter der papstlichen Kanzlei.
«) vgl. Nr. Vm bis X.
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— 167 —
devoti oratoris vestri Tirlingi Ockonis, presbiteri beneficiati in
ecclesia Nordensi1) Bremensis diocesis, quod, dum olim quon-
dam Herico laicus, tunc eius familiaris, quamdam pecunie sum-
mam sibi furtive subtraxit, quam prefatus T. vendicare et
recuperare cupiens,2) deficientibus in partibus illis propter
guerras tunc inibi vigentes iudicibus, Hayoni Rannardi, clerico
dicte diocesis, suo tunc domestico et continuo commensali,
commisit, ut dictum furem caperet, et post tergum manibus
ligatis eum super premisso furto examinaret. Jpseque Hayo
iuxta factam sibi commissionem dictum furem ligavit, qui post
confessionem furti clam evasit, quern dictus Hayo casualiter
iterum cepit, et de prefati T. mandato postea, ut prius, liga-
vit et compedibus mancipavit. Deinde quidam laycus eundem,
ut furtum post evasionem negatum confiteretur, ad genitalia
cum quibusdam virgulis percussit, prefato Hayone eas sibi
afferente; tandem prefatus fur occasione nimie affectionis,
quam pro sui de dictis compedibus liberacione gesserat, vin-
culorum obstante strictitudine in manibus et pede seu crure
sinistro graviter ledebatur, que lesiones statim putrescebant.
Postmodum vero prefatus fur matri sue restitutus fuerat, que
circa ipsius sanacionem curam et operam oportunas adhibere
neglexit, et eciam medicamina lesionibus filii a quodam cyro-
logo adhibita, ut idem asseruit, deposuit, ita quod post
viginti duos dies expiravit. Cum igitur, pater sancte, T.
et H. prefati in morte dicti furis alias culpabiles non existant
et ex magno desiderent devocionis fervore in omnibus sacris
ordinibus ministrare, supplicant eidem san#titati vestre, qua-
tenus super hiis paterae consulentes cum eis super irregulari-
tate, si quam premissorum occasione contraxerunt, quodque
nichilominus dictus T. in dictis ordinibus ministrare et prefa-
tum beneficium retinere, ac ipse H. ad omnes sacros ordines
promo veri necnon quecunque, quotcunque et qualiacunque
beneficia ecclesiastica cum cura vel sine cura, eciam si canoni-
catus et prebende, dignitates, personatus, perpetue administra-
ciones vel officia eciam curata et electiva in cathedralibus,
metropolitanis vel collegiatis ecclesiis fuerint, recipere et eciam
x) im Reg. Mordensi.
*) Construktion in Unordnung.
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retinere valeant, dispensare, omnemque inhabilitatis et infamie
maculam sive notam per ipsos dicta occasione contractam
abolere dignemini, non obstantibus contrariis quibuscunque
cum clausulis oportunis.
Concessum de absolucione in presencia domini nostri
pape. B. Gradensis.1) Dat. Rome apud sanctum Grisogonum
quarto kal. maii anno quarto.
VIII.
Papst Eugen IV. bewiUigt Supplik der Priester Eayo Rcmberti,
Jeldericus Walderici und Terlingus Ockonis urn Erlaubniss gur
Annahme tines Beichtvaters mil besonderen Fakultdienr)
1435 Aug. 5.
Reg. Suppl. Bd. 302 f. 58.
Beatissime pater. Supplicat sanctitati vestre devotus
vester Hayo 3) Remberti, presbiter Bremensis diocesis, quatenus
ipsi graciam facientes specialem, ut quilibet presbiter sive
regularis, quern ad hoc duxerit eligendum, ipsum ab omnibus
pertractis criminibus et excessibus suis necnon a quibuscunque
excommunicacionis, suspensionis et interdicti sentenciis sive
ab homine sive a jure in eum generaliter latis, eciam in casi-
bus sedi apostolice reservatis, ac ab omnibus aliis censuris et
penis ecclesiasticis quacunque occasione per eum in officiis,
beneficiis sive orc^nibus commissis absolvat ipsique desuper
penitenciam debitam iniungat et salutarem secumque super
irregularitate et inhabilitate undequacumque contractis dis-
penset omnesque4) inhabilitatis, irregularitatis ac infamie
maculas circa ipsum penitus aboleat et abstergat, indulgere
misericorditer dignemini de vestra gracia speciali, in contra-
rium facientibus non obstantibus quibuscunque cum clausulis
necessariis et oportunis.
Similem graciam in omnibus et per omnia eadem
*) Patriarch Blasius von Qrado, Leiter der papstlichen Kanzlel
*) vgl. Nr. VII, IX und X.
*) im Reg. Haya.
4) im Reg. omnemque.
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sanctitas vestra facere dignetur et concedere devotis vestris
Jelderico Walderici et Terlingo Ockonis, presbiteris Bremensis
diocesis, de vestra gratia speciali cum clausulis necessariis
et oportunis.
Concessum, ut petitur, pro utroque semel in foro con-
scientie in presencia domini nostri pape. C. Cerviensis.1) Datum
Florencie nonis augusti anno quinto.
IX.
Papst EugenlV. bewilligt Supplih des Norder Pricsters Tirlingus
Ockonis und des Rlerikers Hayo Rinnardi urn Dispens und Abso-
lution von nicht beabsichtigter Totting des Herico.2)
1435 Sept. 30.
Reg. Suppl. Bd. 306 f. 9.
Beatissime pater. Exponitur sanctitati vestre pro parte
devoti oratoris vestri Tirlingi Ockonis, presbiteri beneficiati in
ecclesia Nordensi Bremensis diocesis, quod olim quidam Hericus,
laicus dicte diocesis, tunc eius familiaris, quandam pecunie
summam sibi furtive subtraxit, quam prefatus T. vendicare
et recuperare cupiens, Hayoni Rinnardi, clerico dicte diocesis,
suo tunc domestico et continuo commensali, commisit, ut
dictum furem caperet et post tergum manibus ligatis super
premisso furto examinaret. Ipseque Hayo iuxta factam sibi
commissionem dictum furem ligavit, qui post confessionem
furti clam evasit, [quem dictus Hayo casualiter iterum cepit,
et de prefati T. mandato forcius ligando compedibus mancipa-
vit; tandem fur antedictus occasione nimie affectionis, quam
pro sui de dictis compedibus liberacione gesserat, vinculorum
obstante strictitudine in manibus et uno crure seu eciam pede
ledebatur, que lesiones statim putrescebant. Postmodum vero
fideiussione ab uno suorum cognatorum facta de restituendo
certam dicte pecunie quantitatem eidem et matri sue 8) extitit
») Bischof Christophorus von Cervia, Leiter der p&pstlichen Kanzlei.
*) vgl. Nr. VH, Vm und X.
*) im Reg. minime.
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restitutus, que circa ipsius sanacionem *) curam et operam
oportunam neglexit adhibere, medicamina eciam a quodam
cirologo lesjpnibus adhibita, ut idem asseruit, deponendo, ita
quod vicesima secunda die, sicut domino placuit, expiravit.
Cum igitur, pater sancte, T. et H. predicti mortem dicti furis
nequaquam intenderint et ex magno desiderent devocionis
affectu in omnibus sacris ordinibus domino famulari, supplicant
humiliter eidem sanctitati vestre, quatenus super hiis paterne
consulentes cum eis super irregularitate, si quam premis-
sorum occasione2) contraxerunt, quodque nichilominus dictus
T. in susceptis ordinibus ministrare ac prefatum beneficium
retinere et Hayo ad omnes eciam sacros ordines promoveri
necnon quotcunque, quecunque et qualiacunque beneficia
ecclesiastica cum cura vel sine cura, eciam si canonicatus
et prebende, dignitates, personatus, perpetue administraciones
vel officia eciam curata et electiva in cathedralibus, metropoli-
tanis vel collegiatis ecclesiis fuerint, recipere et retinere valeant,
dispensare omnemque inhabilitatis et infamie maculam sive
notam per ipsos dicta occasione contractam abolere digne-
mini de vestra gracia speciali, non obstantibus contrariis qui-
buscunque cum clausulis oportunis.
Concessum, ut petitur, in presencia domini nostri pape.
C. Cerviensis.3) Dat. Florencie pridie kal. octobr. anno quinto.
X.
Papst Eugen IV. bemlligt Supplih des Hayo Reynardi urn Dis-
pens und Absolution von nicht beabsichtigter Totung des Herico*)
1435 October 10.
Reg. Suppl. Bd. 306 f. 153.
Beatissime pater. Exponit sanctitati vestre devotus
*) im Reg. sanationis.
*) im Reg. fehlt occasione.
*) Bischof Christophorus, Leiter der papstlichen Kanzlei.
*) vgl. Nr. VH bis IX.
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— 171 —
vester Hayo Reynardi, acolitus Bremensis diocesis, quod, dum
olim quidam Herico, laicus dicte diocesis, cuidam Tirlingo
Ockonis, presbitero, cuius ipse Hayo tunc continuus commen-
salis domesticus et familiaris existeret, ipsi T. certain pecu-
niarum quantitatem clam et furtive subtraxisset, idem T.
eidem dedit in mandatis, quod dictum furem, si posset, caperet
et captum torqueret, quousque dictam subtraxisse pecuniam
confiteretur ; quod et factum fuit. Quo facto idem Herico de
nocte clam aufugit et evasit; deinde idem Herico, qui sic au-
fugit, per ipsum Hayonem iterato captus fuit et de mandato,
ut prius, T. ipsum forcius ligando compedibus mancipavit.
Tandem dictus fur occasione nimie affectionis, quam pro sui
de dictis conpedibus gesserat liberacione, vinculorum obstante
strictitudine in manibus et uno crure seu pede ledebatur, que
lesiones statim et incontinenti putrescebant. Postmodum vero
fideiussione ab uno suorum cognatorum facta de restituendo
certain dicte pecunie subtracte quantitatem eidem et matri
sue fuit restitutus, que circa ipsius sanacionem curam et ope-
ram oportunas1) neglexit adhibere, medicamina a quodam
gyrologo (sic) experto2) lesionibus ipsius furis adhibita, ut idem
asseruit, deponendo, sic quod post8) viginti duos dies, sicut do-
mino placuit, expiravit. Cum igitur, pater sancte, ipse Hayo
in mortem ipsius furis nequaquam intenderit, sed solummodo
ad rehabicionem pecuniarum subtractarum, desideratque zelo
devocionis accensus ad omnes sacros ordines promoveri et in
ipsis ministrare, supplicat eidem sanctitati vestre idem'expo-
nens, quatenus ipsum ad cautelam ipsam a reatu homicidii
excessibus huiusmodi etc. absolvi secumque super irregulari-
tate premissorum occasione contracta, si quam contraxit,
cautela simili misericorditer dispensare mandare omnemque
inhabilitatis et infamie maculam circa eum penitus abolere
dignemini4) de vestra gracia speciali, constitucionibus et ordi-
nacionibus apostolicis ceterisque in contrarium facientibus non
obstantibus quibuscunque cum clausulis necessariis et oportunis.
») im Reg. oportuna.
*) im Reg. expertus.
s) im Reg. fehlt post.
4) im Reg. nur abolendo, dignemini fehlt.
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Concessum, ut petitur, in presencia domini nostri pape.
C. Cerviensis.1) Dat. Florencie sexto idus octobris anno quinto.
XI.
Papst Eugen IV. bewilligt Supplik urn Bestatigung der SchcnJcung
der Kirche zu Appingen an den Karmeliterorden seitens der Haupt-
linge Enno und Edzard von Greetsiel.2)
1437 M&rz 3.
Reg. Suppl. Bd. 325 f. 180.
Beatissime pater. Alias Enno et Edzardus, eius natus,
capitales in Greed4) et in nova terra Norden3) parcium Frisie
Orientalis Monasteriensis diocesis ac domini loci in Appinghe5)
eiusdem diocesis, ecclesiam dicti loci necnon ius patronatus,
ipsis in ea competens, de consensu, favore et unanimi volun-
tate suorum subditorum, cum quibus desuper seriosam rela-
cionem habuerunt, religioso viro Danieli de Vilfordia, fratri
ordinis beate Marie Carmelitarum, necnon eidem ordini cum om-
nibus ipsius ecclesie pertinenciis, enelodiis (sic), agri3, pratis et
redditibus, pro usu et habitacione fratrum dicti ordinis inibi
regulariter sub illius habitu et observancia perpetuo altissimo
famulaturorum libere concesserunt, et deinde venerabilis vir
dominus Harko, rector parrochialis ecclesie in Greed, infra
cuius parrochie limites dicta ecclesia in Appinghe consistit,
libere dedit et resignavit omne ius, sibi in dicta ecclesia in
Appinghe racione iuris parrochialis et superioritatis quomo-
dolibet competens, ac dicte concessioni per prefatos capitales
facte consensit necnon illam ratificavit, et deinde Enno et
*) Bischof Christophorus von Cervia, Leiter der papstlichen Kanzlei.
*) Vgl. Nr. XII.: Die der Supplik entsprechende Bulle.
*) Greetsiel Kr. Emden.
*) im Reg. Nordey.
8) Appingen bei Greetsiel.
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— 173 —
Edzardus predicti necnon nobilis vir Zibrandus, capitaneus
in Edelsum,1) ad divitii cultus augmentum dictam ecclesiam
sive cappellam in Appinghe priori, provinciali dicti ordinis ac
illius fratribus cum iuribus et pertinenciis supradictis ac uni-
versis aliis tunc inibi emptis ac donatis necnon donandis et
habendis cum cimiterio ac terra eidem adiuncta, videlicet a
parte orientali usque ad comunem viam, a parte occidentali
usque ad secundum fossatum sive domum Gerlaci, a2) parte
australi usque ad comunem viam, et similiter a parte8) aquilo-
nari donaverunt, contulerunt et assignarunt ac promiserunt,
quod pro prima mansione fratrum deberent construere seu
edificare unam domum lapideam notabilem, ubi tres vel quatuor
sacerdotes possent honeste manere cum distinctione sive dis-
iunctis cameris, necnon edificare unum molendinum ad usum
fratrum predictorum, ita videlicet quod omnes proventus eius-
dem molendini cedere deberent dictis fratribus, reservatis
eisdem capitalibus et capitaneo pro ipsorum castro ipsius mo-
lendini usibus, quantum pro ipsis et eorum familia sufficeret,
prout in litteris autenticis, desuper confectis, ipsorum capitalium
et capitanei necnon rectoris sigillis munitis, dicitur plenius
contineri. Ut igitur concessio, dacio, resignacio, concensus {sic),
prestacio, ratificacio, donacio, collacio, assignacio et promis-
siones predicte sanctitatis vestre ministerio pocioris firmitatis
robore solidentur, supplicatur sanctitati vestre, quatenus con-
cessionem, dacionem, resignacionem, concensus, prestacionem,
ratificacionem, donacionem, collacionem. assignacionem et
promissiones predictas ac, quecunque inde secuta, rata et
grata ea omnia apostolica auctoritate cum supplecione defec-
tuum etc. confirmare et approbare dignemini, non obstantibus
contrariis quibuscunque cum clausulis oportunis.
Concessum, ut petitur, in presencia domini nostri pape.
Johannes de Mella.4) Dat. Bononie quinto nonas marcii anno
sexto.
!) Eilsum Kreis Emden.
*) im Reg.'fehlt a.
3) im Reg. a parte zweimal geschrieben.
4) p&pstlicher Kanzleibeamter.
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— 174 —
XII.
Papst Eugen IV. befiehlt dem Abte zu Jhlo, die von Enno Edzardi,
Herrn von Appingen, und seinem Sohne Edzatd gemachte Schenkung
der MarienJcapelle zu Appingen an den Karmeliterorden behufs
Anlage eines Klosters nach Priifung zu bestatigen.1)
1437 Mftrz 3.
Reg. Lat. 335 f. 234.
Eugenius [episcopus servus servorum dei] dilecto Alio
abbati monasterii de Yle in Scola dei2) Bremensis diocesis
salutem [et apostolicam benedictionem]. Ad ea, per que di-
vini cultus augmento et religionis propagacioni consulitur,
libenter intendimus illisque, quantum cum deo possumus,
favorem benivolum impertimur. Sane pro parte dilectorum
filiorum magistri, provincialis et nonnullorum religiosorum
ordinis beate Marie de Montecarmeli provincie Alamanie In-
ferioris iuxta morem dicti ordinis nobis nuper exhibita petitio
continebat, quod olim dilecti filii nobiles viri Enno Edzardi,
dominus loci inAppinghe3) Monasteriensis diocesis, ac Edzardus,
eius natus, ob singularem, quern ad ordinem predictum illi-
usque religiosos gerebant, prout gerunt, devocionis affectum et
ad hoc, ut quedam capella sub vocabulo beate Marie in loco pre-
dicto tunc de novo constructa in domum conventualem dicti
ordinis pro quorumdam illius religiosorum sub regulari eiusdem
ordinis observancia inibi degencium usu et habitacione per-
petuo4) erigeretur, ius patronatus, quod habebant in prefata
capella, cum aliis iuribus et pertinenciis suis omnibus de
suorum subditorum ac dilecti filii Harkonis, rectoris parrochi-
alis ecclesie in Greed, B) infra cuius parrochie metas ipsa capella
consistit, voluntate et consensu dilecto filio Danieli de Vilfordia,
prefati ordinis professori, ac prefatis provinciali et ordini
succesive concesserunt, donarunt et assignarunt ac ulterius
pro prima religiosorum huiusmodi inibi facienda mansione
l) vergl. Nr. XI : Die der Bulle entsprechende Supplik.
*) Kloster Ihlo bei Aurich.
*) Appingen bei Greetsiel Kr. Emden.
*) im Reg. perpetuis.
B) Greetsiel Kr. Emden.
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— 175 —
certas tunc expressa habitaciones ac unum molendinum eorum
sumptibus et expensis sub certis modo et forma tunc expres-
sis construere et edificare seu construi et edificari facere ob-
tulerunt, prout in diversis dictorum exponencium ac rectoris
eorum sigillis munitis litteris dicitur plenius contineri. Quare
pro parte provincialis ac religiosorum exponencium predictorum
nobis fuit humiliter supplicatum, ut super hoc eorum ac dicti
ordinis statui oportune providere de benignitate apostolica
dignaremur. Nos igitur, qui nostris potissime temporibus
cultum et religionem huiusmodi ubique locorum adaugeri inten-
sis desideriis affectamus, de premissis certam noticiam non
habentes huiusmodi supplicacionibus inclinati discrecioni tue
per apostolica scripta mandamus, quatenus de premissis omni-
bus et singulis ac eorum circumstanciis universis auctoritate
nostra te diligenter informes, et si per informacionem huius-
modi erectionem et constructionem predictas, si fiant, in aug-
mentum cultus et propagacionem religionis huiusmodi cedere
locumque, in quo prefata capella consistit, ad id aptum
et accomodum fore reppereris, super quo tuam conscien-
ciam oneramus, concessiones, donaciones, assignaciones, obla-
ciones et alia in dictis litteris contenta huiusmodi et inde
secuta auctoritate predicta approbes et confirmes suppleasque
omnes defectus, si qui forsan intervenerint in eisdem, nee non
nobilibus, provinciali et aliis religiosis predictis et eorum
singulis capellam predictam cum domibus, habitacionibus . ac
territoriis illi contiguis canonice acquisitis et forsan imposte-
rum acquirendis in domum conventualem prefati ordinis cum
ecclesia campanili, campana, claustro, refectorio, dormitorio,
ortis, ortaliciis et aliis necessariis officinis pro usu et
habitacione perpetuis quorundam religiosorum ordinis huius-
modi, qui inibi sub observancia predicta vivere debeant,
erigendi, construendi et edificandi seu erigi, construi et edi-
ficari faciendi, nee non eisdem religiosis et eorum singulis
domum predictam precipiendi et in ea sub observancia
huiusmodi perpetuo permanendi et commorandi, felicis recor-
dations Bonifacii pape VIII. predecessoris nostri, qua prohi-
betur, ne fratres dicti ordinis in aliqua civitate, castro, villa
aut alio quocunque loco domum de novo construi facere presu-
mant absque sedis apostolice licencia speciali, non faciente
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plenam et expressam ac de verbo ad verbum de prohibicione
huiusmodi mencionem, ac quibuscunque aliis constitucionibus
apostolicis ceterisque contrariis nequaquam obstantibus, plenam
et liberam auctoritate predicta licenciam largiaris. Nos enim,
si licenciam huiusmodi per te vigor e presencium concedi con-
tingat, priori et fratribus dicti ordinis in prefata erigenda
domo pro tempore morantibus eorumque servientibus et per-
sonis, ut ipsi omnibus et singulis privilegiis, libertatibus, exemp-
cionibus, indultis et graciis, per nos vel sedem apostolicam aliis
prefati ordinis domibus et religiosis generaliter concessis uti
valeant et pariter gaudere, eadem auctoritate tenore presencium
concedimus pariter et indulgemus. Dat. Bononie anno incar-
nacionis dominice millesimo quadringentesimo tricesimo sexto
quinto nonas marcii anno sexto.
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Ein Hausbueh Eggerik Beningas.
Von Dr.C. Borchling in Gflttingen.
In der Vorrede zu seiner Ausgabe der Ostfriesischen
Chronik Eggerik Beningas riihmt Harkenroht S. 2b unsern
Chronisten einmal deshalb, weil er so viele echte Urkunden
mit ihren eigenen Worten in seine Chronik aufgenommen
habe; eine nicht minder wertvolle Bekraftigung der Glaub-
wtirdigkeit Beningas sieht H. aber auch darin, dass er von
edelen Voreltern abstamme, die selbst vieles erlebt haben, und
die auch in ihren Hausbuchern vieles werden schriftlich hinter-
lassen haben. Von solchen Hausbuchern der alteren Beninga
ist leider nichts auf uns gekommen, falls nicht noch die schier
unerschopfliche „Grimersumer Kiste" unserer „Kunsta uns etwas
Derartiges bescheren sollte. Dafiir haben wir aber von Eggerik
Beninga selbst einen ansehnlichen Folianten uberkommen, der
uns eine wertvolle, in ihrer Vielseitigkeit fur die mannigfachen
Interessen Beningas hochst charakteristische Collectaneensamm-
lung erhalten hat. Das Manuscript No. 336 der Kgl. Universitats-
Bibliothek zu Bonn bringt sie unter dem bescheidenen Titel:
„Varia Curiosa ad Ecclesiastica et Politica Ostfrisica etc. per-
tinentia originalia". So wie wir den Band jetzt vor uns haben,
geh5rt er zwar erst einer viel spateren Zeit an, als ihn der
Emder Burgermeister Houwo Bonno Penborg im Jahre 1720
sorgfaltig durchschiessen und einbinden liess und ein Register
der ganzen Sammlung vorne einschrieb. Seitdera ist die Hand-
schrift unter dem Namen der „Penborgschen Collectaneen" ein
begehrenswertes Quellenbuch fur die Geschichtsschreiber der
ostfriesischen Kirchenhistorie des Reformationsjahrhunderts
geworden, wie die Zusammenstellungen Ritters im Emder
Jahrbuch 13 (1899) S. 283—285 zeigen. Vor allem Meiners
hat in den beiden Banden seiner Kerkelyken Geschiedenisse
J*hrbuc:h der 0«sellsch. f. b. K. a. vaterl. AltertQmer zu Emden, Bd. XIV. J2
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— 178 —
den ausgiebigsten Gebrauch von den mannigfachen seltenen
Stucken gemacht, die „het geschreven boek van den Heer
Burgermeester Penneborg" enthielt. Aber der Wert unserer
Handschrift ist mit den theologischen Stucken, die freilich
nachdrticklich genug an den Anfang gestellt sind, nicht er-
schopft: auch zur Geschichte der weltlichen Obrigkeit in Ost-
friesland im 4. und 5. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts liefern
Beningas Aufzeichnungen, gerade hier durchweg von seiner
eigenen Hand, die wertvollsten Aufschltisse. Nur zum
geringen Teil hat er sie in seine Chronik hinubergenommen,
wie z. B. die Polizeiordnung der Grafin Anna von 1545;
meistens laufen sie neben der knappen chronikalischen Dar-
stellung her, erganzen sie auf das Willkommenste und lassen
uns einen tiefen Blick in Beningas Arbeitsweise thun.
Einer genauen Inhaltsangabe der Handschrift mit alien ihren
Abteilungen und Stiickchen schicke ich eine kurze Geschichte ihrer
Entstehung, soweit sie sich aus der Handschrift selbst ergiebt,
voraus. Der Hauptstock des Ganzen, die Stiicke 5—20 meiner
Einteilung, sind, soweit sie nicht von Eggerik Beningas eigener
Hand herriihren, jedenfalls unter seinen Augen und fur ihn ge-
schrieben worden. Sie zerfallen deutlich in eine geistliche und
eine weltliche Gruppe. Innerhalb der ersteren, die auch in
unserem Bande vorangeht, sie umfasst Stuck 5 — 9, ist eine
strenge chronologische Reihenfolge eingehalten : den beruhmten
Thesen des Aportanus vom Jahre 1526, die hier allerdings
kaum in einer gleichzeitigen Abschrift vorliegen, folgt die
s. g. Bremische Kirchenordnung Graf Ennos II von Ende 1529,
und dieser die beiden Nachtrage zur s. g. Liineburger Kirchen-
ordnung von 1535. Es ist auffallig, dass in dieser Reihe der
ostfriesischen reformatorischen Kirchenordnungen die Liine-
burger Ordnung von 1535 selbst fehlt ; leicht moglich, dass sie
unserer Handschrift, ehe sie noch eingebunden war, abhanden
gekommen ist. Stuck 6 — 8 sind von einer regelmassigen Hand
geschrieben worden, sodass also jedenfalls die Bremische
Kirchenordnung nicht gleichzeitig niedergeschrieben ist. Eher
kSnnte man das von Stuck 9, dem ostfriesischen Interim, be-
haupten; es scheint mir so unmoglich nicht, dass Beninga als
vertrauter Rat der Grafin Anna selbst mit zur Abfassung
dieses precaren Erlasses herangezogen worden ist. Bei der
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zed by GoOgk
— 179 —
Gelegenheit hatte er sich dann eine Abschrift der frtiheren
Kirchenordnungen anfertigen lassen und sie uns auf diese Weise
allein erhalten.
Viel bunter sieht es in der anderen Gruppe der Auf-
zeichnungen Beningas aus, den Stiicken 10—20. An der Spitze
stehen die Schriftstticke, die sich um die Polizeiordnung der
Grafin Anna von 1545 gruppieren. Ging schon aus dem von
Tiaden aus unserer Handschrift bekannt gemachten grossen
Briefe Beningas an Reynerus Melchior von 1543 hervor, dass
Ausarbeitungen Beningas in grosserem Massstabe in die Polizei-
ordnung tibergegangen sind, so hebt die grosse Anzahl von
Stiicken unserer Handschrift, vor alien die m. E. von Beninga
herriihrende Redaction der Polizeiartikel von 1544, jeden
Zweifel daran. Dass diese Stticke alle gleichzeitig und nicht
etwa spater von Beninga selbst geraachte Copien sind, be-
weisen einmal die im Original beigefugten Bedenken der ubrigen
graflichen Rate, andererseits der Umstand, dass die sp&tere
Ordinanz der Grafin Anna von 1556, eine Erganzung der Polizei-
ordnung von 1545, auch in unserer Handschrift an einer viel
spateren Stelle nachgetragen ist.
Es folgen zunalchst rein historische Aufzeichnungen auf
die Jahre 1550 fif., den Krieg des Reiches mit der Krone Frank-
reich betr. Sie documentieren sich auch ausserlich schon als
reine Collectaneen, die der rege Mann sich aus den verschieden-
sten Quellen zu verschaffen wusste. Nur zum kleinen Teil sind
die Schriftstticke Beninga selbst zugeschickt worden, wie z. B.
15 g, meistens hat er sie nach den mundlichen Berichten von
Augenzeugen, oder noch 5fter aus den Neuen Zeitungen und
officiellen Berichten ausgeschrieben. Man sieht, Eggerik Beninga
hat sein Interesse nicht auf das enge Gebiet Ostfrieslands be-
schrankt, und an der Art, wie er die ihm sonst doch fern-
liegende Reichspolitik verfolgt, kann man abnehmen, mit
welchem Sammeleifer er sich bei der Abfassung seiner Chronik
um die authentischen Quellen zur ostfriesischen Geschichte be-
miiht haben mag.
Nach dem Ausblick auf das weite Feld der Reichspolitik,
den uns die in Stuck 15 vereinigten historischen Aufzeichnungen
Beningas thun lassen, werden wir sogleich wieder zurtickgefuhrt
auf den engen Kreis ostfriesischer Rechtssachen durch die Ver-
12*
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— 180 —
handlungen zweier Privatprocesse in Sttick 16 und 17. Nur
bei dem letzteren, der Appellationsklage urn den Nachlass
des Johan Northoren und seiner Frau Albeit, ist Beninga
selbst als einer der Commissarien fur die Appellation thatig
gewesen. Sttick 17 enthalt ausser einer Aufstellung des That-
bestandes durch den Klager, den Rentmeister Johan Goltsmit,
Beningas eigene Bedenken zu der Sache. Mit dem Process
zwischen Dr. Hayo Hompen und seinen Schwagern Hans van
Lingen und Otto van Depholt um den Nachlass des Biirger-
meisters Hompe Hayen und seiner Frau Fosse hat Beninga
dagegen gar nichts zu thun gehabt. Als dieser Process spielte,
im Jahre 1527, war Beninga noch Drost von Leerort, und eine
Reibe aiterer Manner werden uns zu Anfang des Documentes
als die verordneten Commissarien genannt. Da aber beide Pro
cesse ganz ahnlicher Natur sind, in beiden handelt es sich um
Erbschaftsklagen zwischen Sohnen und Schwiegersohnen der
Erblasser, in beiden spielen Hillickesvorworden und ahnliche
specielle Rechtsbestimmungen eine bedeutende Rolle, beide sind
endlich Appellationsverfahren, so liegt es nahe anzunehmen,
Beninga habe sich, als er kurz vor 1550 mit der Appellation des
Rentmeisters Johan Goltsmit beschaftigt war, eine Abschrift
des sllteren Verfahrens gegen Dr. Haien Appellation besorgt
Denn eine spatere Abschrift ist Stuck 16 nur, vielleicht gar
nur eine Copia copiae. Dass Beninga etwa in naherer ver-
wandtschaftlicher Beziehung zu der angesehenen Familie Hompe
Hayens gestanden habe, lasst sich nicht erweisen ; es ist auch
wohl nur Zufall, dass sich unter dem bunten Anhange unserer
Handschrift eine von dem Vorfahren des Burgermeisters, dem
Emder Biirger Hayo Hompen, im Jahre 1449 ausgestellte
Privaturkunde befindet. Sie wird schwerlich gerade zusammen
mit der Abschrift des Processverfahrens von 1527 in Beningas
Hande gekommen sein, sich iiberhaupt nicht in der Familie
des Ausstellers Hayo Hompen, sondern in der des Empfangers,
der dem Hayo das benannte Haus am Delfte abkaufte, ver-
erbt haben. So braucht sie gar nicht von Beninga selbst in
seinen Sammelband hineingelegt worden zu sein, sondern das
kann ebenso gut der spatere Besitzer gethan haben, der den
unten zu besprechenden Anhang hinzufugte.
Mit der vielseitigen und erspriesslichen Thatigkeit, die
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— 181 —
Beninga als vertrauter Rat der Grafin und Commissar fiir die
hochsten Gerichtsangelegenheiten entwickelte, machen uns end-
lich auch noch die beiden letzten Bestandteile der urspriing-
lichen Sammlung bekannt : Beningas Abschrift der Ordinanz der
Grafin Anna vom 4. Mai 1556 ist eins der spatesten Stiicke,
die er in sein Hausbuch eintrug. Dass Beninga, obwohl wir
ihn bereits im Marz des Jahres 1556 wieder in Leerort finden
(Chronik S. 842), dennoch an der Ausarbeitung auch dieser
Polizeiordnung beteiligt gewesen ist, kann ich zwar nicht be-
weisen, halte es aber fiir sehr wahrscheinlich, da ja die Ordi-
nanz von 1556 nur eine weitere Ausfiihrung einiger Haupt-
artikel der Polizeiordnung von 1545 ist, an der Beninga so
grossen Anteil hatte. Grafin Anna hat auch diesmal die Hiilfe
ihrer Berater in Anspruch genommen, das lasst sich aus
Beningas Worten (Chronik S. 839), Grafin Anna habe die
alten Artikel „mit rypen Raed gecorrigeert", wohl entnehmen.
Erwiesen ist Beningas Beteiligung an dem letzten Stiicke des
Bandes, den Bekenntnissen der Hexen in den grauenvollen
Processen des Jahres 1543. Hier war er der erste Vorsitzende
des hochnotpeinlichen Gerichtshofes, der in der letzten Instanz
die Angeklagten vernahm. Wir diirfen es deshalb auch wohl
seinem Verdienste zurechnen, wenn der Gang des Processes
sich wenigstens einigermassen in den Formen des geordneten
juristischen Verfahrens halt, wiewohl uns ja auch so noch die
summarische Art der Processfiihrung entsetzt. Die vielen Zusatze,
die Beninga unserem Protokolle am Rande und im Contexte
hinzugefiigt hat, machen es wahrscheinlich, dass er sich diese
Abschrift der Bekenntnisse bald nach den Verhandlungen be-
sorgte, als ihm selbst die Sachen noch gegenw&rtig waren
und er aus eigenem Wissen das Protokoll erganzen konnte.
Dass die Bekenntnisse der Toverschen einmal den Schluss
unserer Handschrift gebildet haben, macht uns auch um so
eher verstandlich, wie der Schluss des zweiten Processes ver-
loren gehen konnte.
Das so beschriebene Hausbuch vermachte Eggerik Beninga
bei seinem Tode seinem Sohne Snelger Beninga, der wie der
Vater auf Grimersum residierte. Er fugte die vier Stiicke
hinzu, die seitdem den Anfang der Handschrift bilden, es sind
die wichtigen Bekenntnisschriften der ostfriesischen Refor-
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— 182 —
mierten und Lutheraner von 1579 und 1580. Snelger Beninga
hat sie fur sich aus den Originalen abschreiben lassen, der
Fuhrer der reformierten Partei, Menso Alting, steht selbst mit
ihm in Brief wechsel, tibersendet ihm eins der kostbaren Docu-
mente und bittet um seine Meinung dariiber. Dass erst
Snelger Beninga unsere ganze Handscbrift aus den zerstreuten
Papieren seines Vaters zusammengestellt habe, ist nicht an-
zunehmen. Dazu ist die alte Sammlung Eggerik Beningas
bereits zu mannigfaltiger Art, Snelger wlirde sich, falls er die
Auswahl aus den Papieren seines Vater getroffen hatte, etwa
auf die kirchenhistorisch wichtigen Stticke beschrankt haben.
Wenn er aber seine eigenen Zusatze nicht bescheiden hinten
anhangte, sondern sie an die Spitze des Buches stellte, so erklart
sich das leicht aus der Actualitat der Stiicke und der leb-
haften Beteiligung Snelgers an den Abendmahlsstreitigkeiten
dieser Jahre.
Von unserer ganzen Handschrift ist nun bloss noch der
aus verschiedenen Urkunden bestehende Anhang, Stuck 21—28
meiner Zahlung, tibrig. Er gehort mit Ausnahme der beiden
Urkunden des 15. Jahrhunderts (Stuck 26 und 28), iiber deren
Herkunft nichts Sicheres feststeht, erst dem 17. Jahrhundert
an. Snelger Beninga starb bereits am 15. Oktober desselben
Jahres 1580, in dem Stuck 1—4 unserer Handschrift entstanden
sind. Von ihm ruhrt also keine der Urkunden des Anhangs her,
und im Uebrigen unterrichtet uns von dem Verbleib unseres
Manuscriptes im Besitze der Familie Beninga nur ein kleiner
Zettel, der sich in die historischen Collectaneen Eggerik Beningas
verirrt hat, Stuck 15 i = Bl. 130 der Handschrift. Es ist
eine Beglaubigung fur den Sohn Snelgers und gleichnamigen
Enkel des grossen Eggerik, sie ist ausgestellt im Jahre 1597
in Gredtsyl. Dieser gewohnlich bloss Eger Beninga genannte
Nachkomme des Chronisten, der erste Hofrichter bei dera
1593 eingesetzten ostfriesischen Hofgericht, starb 1605. Vom
14. December desselben Jahres stammt die erste Urkunde des
Anhangs unserer Handschrift, das Rescript Graf Ennos III,
die Auf hebung der Schtittemeister des Amtes Gredtsyl durch die
Emder betr. Als eine Original-Urkunde, die von Rechts wegen
im Besitze der Stadt Emden als der Empfangerin sein miisste,
weist dieses Stuck also bereits deutlich auf einen der beiden
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Erader Biirgermeister hin, die wir als die nachsten Besitzer
unserer Handschriit kennen lernen. Bonno Sibelius Bonhuus, Med.
Dr., stammte hochstwahrscheinlich aus einer alten friesischen
Eigenerbenfamilie des Oberledingerlandes, die den Platz Bonhuus
(jetzt Bonnhausen, Gemeinde Amdorf, Kr. Leer, beim Einfluss
der Jumme in die Leda, vgl. Arends, Erdbeschr. d. Fiirst. Ostfr.,
Emden 1824, S. 190) besass. Er wurde 1648 als Liera-Frisius
Orientalis in der Groninger philosophischen Facultat inscribiert
(vgl. Ostfr. Monatsbl. 1879, S. 399) und ist vielleicht erst durch
seine Heirat mit Gesina Potgieters nach Emden gezogen worden.
Bonhuus war seit 1666 Kirchenaltester der Emder reformierten
Gemeinde, 1669 Vierziger, 1681 Ratsherr mit Dr. Timon Rudolphi
zusammen, am 17. Juni 1691 legte er den Grundstein zur
neuen Hauptwache, 1696 — 1704 war er Biirgermeister von Emden
and starb am 17. Juni 1704. Er ist durch die Angabe seines
Enkels Penborg auf Bl. la unserer Handschrift als ihr Be-
sitzer beglaubigt. Welchen Weg sie aber im Laufe des
17. Jahrhunderts von Eggerik Beninga dem Jtingeren bis zu
Bonhuus genommen hat, vermag ich nicht aufzuhellen. Viel-
leicht ist sie schon durch Eger Beninga der Grimersumer Burg
entfremdet worden und dann spater durch die Hande eines
Theologen, fur den sie ja in erster Linie von Interesse war,
bis auf Bonhuus gelangt. Die Stticke 22—24 deuten nach
Norden und haben gewiss einerlei Ursprung; auch der Auszug
aus den Veenhuser Kirchenrechnungen ist zu derselben Zeit
ausgeschrieben worden und lasst die Feder eines Theologen
vermuten. Derselbe miisste jedenfalls ein Verwandter oder
zum wenigsten ein guter Freund des Pastors Engelbert Hoyer
oder seiner Familie gewesen sein, denn wie sollte er sonst in
den Besitz des Autographon von Hoyers Vita gekommen sein?
Erst Bonhuus wird dann zu unserer Handschrift das Rescript
Graf Ennos III von 1605 gethan haben, er mag auch durch
Familienverwandtschaft in den Besitz der alten Urkunde Hayo
Hompens von 1449 gekommen sein, von der ich oben bereits
gesprochen habe. Die beiden letzten Stticke unserer Hand-
schrift endlich fasse ich als Curiosa auf, die Gott weiss auf
welchem Wege in die Hand von Bonhuus oder Penborg ge-
langt sind. Weder die franzosische Urkunde fiber eine Miss-
geburt zu Bordeaux noch der Klostereid der Weyne Gerrits-
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dochter aus einem Kloster der eigentlichen Niederlande haben
die geringste Bedeutung fiir Ostfriesland, sie haben nur einen
Sammelwert.
Aus Bonhuus Bibliothek ging die Handschrift an seinen
Enkel Houwo Bonno Penborg, den Sohn des Administrators
Houwo Cornelius Penborg und der Henrica Bonhusen, liber. Auch
er hat einen hervorragenden Platz in der Geschichte der Stadt
Emden eingenommen. 1718Vierziger, 1728 Ratsherr, 1729 bis zu
seinem Tode am 21. Juli 1748 Biirgerraeister von Emden, ist
er besonders bekannt durch seine Teilnahme an den Ver-
handlungen der Stadt Emden mit Friedrich dem Grossen wegen
einer geheimen Convention 1740 — 1744.1) Er wurde gleich
beim Beginn der Verhandlungen in die engere Deputation ge-
w&hlt, der die Verhandlungen oblagen, und trat am 20. Mai 1743
nach dem Tode des Biirgermeisters Wermelskirchen an die
Spitze dieser Deputation. Welchen Wert Penborg auf den Be-
sitz unserer Handschrift legte, geht deutlich aus der sorg
samen Behandlung hervor, die er ihr zu Teil werden liess.
Er liess sie in einen festen Schweinslederband binden und ccit
Schreibpapier durchschiessen. Seine eigene Beschaftigung nit
der Handschrift ging allerdings nicht weiter, als dass er ein
genaues Inhaltsverzeichnis ihrer zahlreichen Stiicke anfing und
den Brief Graf Johanns an Eggerik Beninga von 1542 (Stuck 12)
selbst abschrieb. Dagegen uberliess er seine Handschrift gem
an befreundete Gelehrte, wofur ihm z. B. Meiners in seiner
Vorrede Bl. 5bherzlich dankt.
Nach Penborgs Tode erwarb die Handschrift durch Kauf
Mathias v. Wicht, der beruhmte Herausgeber des Ostfriesischen
Landrechts. Auch er hat sich eingehend mit dem Inhalte der
Sammlung beschaftigt, wie oftere gelegentliche Notizen von
seiner Hand beweisen. In dieser Zeit hat auch Reershemius,
der Verfasser des Ostfriesl. Prediger-Denkmahls, das Manuscript
eingesehen und fiir sein Werk benutzt. Er erw&hnt danach
S. 645 den Brief Beningas an Reynerus Melchior, und S. 9 ff.
druckt er das Ostfriesische Interim in einer hochdeutschen
Uebertragung ab. Nach v. Wichts Tode 1778 beginnt eine
zweite Periode, in der unsere Handschrift vollig verschwunden
') Vgl. Schussler im Programm des Emder Gymnasiums 1901,
S. 12. 17 u. 6.
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— 185 —
ist. Erst heutigen Tages taucht sie wieder in der Bonner
Universitats-Bibliothek auf, ohne dass zu ermitteln ware, wann
und woher sie dorthin gekommen sein mag. Den Mangel jeg-
licher Nachrichten liber die Accession der Handschrift nach Bonn
bestatigt mir auf meine Anfrage Herr Oberbibliothekar Dr.
Klette-Bonn; es ist danach wohl der Schluss erlaubt, dass die
Handschrift bereits lange Jahrzehnte in der Bonner U.-B. ruht
und nicht etwa erst aus der Sammlung Mohlmanns dahin ge-
wandert ist, wie man nach einer undeutlichen Angabe des
Kataloges von Mohlmanns Handschriften annehmen mochte.
In Bonn fiel sie mir im Winter 1897/1898 in die Hande,
als ich die Bibliothek nach alteren niederdeutschen Hand-
schriften durchforschte. Eine kurze Notiz an die Emder Ge-
sellschaft gentigte, urn mir den hervorragenden Wert des
Manuscriptes fur die ostfriesische Geschichte deutlich zu
machen. Auf die ausfiihrlichen Nachweise hin, die mir Herr
Dr. Ritter sofort zur Verfugung stellte, bestellte ich mir die
Handschrift auf die Gottinger Universitatsbibliothek und konnte
sie dort, Dank der Liberalitat der Bonner Bibliothek, in voller
Musse bearbeiten. Als Ergebnis dieser Arbeit lege ich den
Mitgliedern der Emder Gesellschaft das folgende ausftihrliche
Inhaltsverzeichnis der Handschrift und dazu eine Reihe von
Anlagen vor, die die kiirzeren Stiicke der Sammlung so gut
wie sammtlich und von den umfangreicheren die wichtigen
Hexenprocessprotokolle und die Sententie im Process um Btirger-
meister Humpe Hayens Nachlass, alles nach meinen eigenen
Abschriften, zum Abdruck bringen. Ich habe tiberall die nicht
gerade sehr zahlreichen *) Abkiirzungen der Handschrift auf-
gelost, ferner alien Eigennamen einen grossen Anfangsbuch-
staben gegeben und schliesslich auch eine knappe Inter-
punction eingeftihrt. In alien iibrigen Punkten aber habe ich
die Formen der Handschrift genau gewahrt, auch in der wahl-
losen Verwendung der grossen Anfangsbuchstaben, ausser bei
') Haufig sind nur in den lateinischen Partien von Beilage VII die
abgekurzten Citate aus dem Corpus Juris und den Glossatoren ; auch hier
habe ich die Abkiirzungen durchweg aufgelost und den Citaten die ge-
nauen Zahlen der modernen Ausgaben in Klammern hinzugefiigt. Fur
seine freundliche UnterstUtzung bei dieser mir ungewohnten Arbeit bin
icb Herm Dr. jur. Julius Gierke-Gottingen grossen Dank schuldig.
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— 186 —
den Eigennamen. Alle Erganzungen zum Texte der Hand-
schrift sind in runde, alle zu tilgenden Worter in eckige
Klammern gesetzt. — Fur manchen wichtigen Nachweis
zu den einzelnen Stucken der Handschrift bin ich den
Herren Generalsuperintendent D. Bartels und Archivrat Dr.
Wachter zu Aurich, besonders aber Herrn Dr. Ritter zu
Emden zu um so grosserem Danke verpflichtet, als ja diese
Arbeit dem Gebiete meiner eigentlichen Studien ferner liegt.
Die Handschrift der Bonner Universitats-Bibliothek No. 336
(alt 218, b)8) zahlt im Ganzen 381 Bll. Davon sind aber 200
leere Durchschussblatter. Die alte Sammlung, Handschriften
und Urkunden, umfasst 181 Bll., jede Urkunde als 6in Blatt
gerechnet. Sie ist beim Einbinden so durchschossen, dass
jedem Blatt der alten Handschrift ein leeres Durchschussblatt
folgt, nur Bl. 135 (leer) und 177—178 (178 leer) entbehren
desselben. Ausserdem sind vorn 7 und hinten 15 leere Blatter
hinzugesetzt. Ich beziffere die leeren Blatter vorn in der Hs.
als I— VIII und beginne die neue Zahlung bei Bl. 1 der alten
Handschrift, indem ich jedesmal das Blatt der alten Hs. und
das dazu gehorige Durchschussblatt als 6in Blatt zahle. Das
Format der Durchschussblatter ist 33X21,5 cm, also Folio.
Die Blatter der alten Hs. sind gewohnlich nur ein wenig
kleiner; wo sich grSssere Abweichungen des Formats fin-
den, habe ich sie jedesmal besonders angegeben. Die
Blatter der ursprfinglichen Handschriften sind z. T. an den
ausseren Randern, besonders oben, durch Moder beschadigt
Zu dem Einschusspapiere sind 2 verschiedene Papiersorten
derselben Fabrik verwandt: die grosse Masse der Blatter zeigt
als Wasserzeichen auf dem einen Blatt des Bogens einen
grossen Bienenkorb in barock stilisiertem Rahmen, der oben
in einen Fruchtbaum auslauft; das 2. Blatt hat die Initialen
GR, dariiber eine 7zackige Krone, deren mittlerer Stein ein
Kreuzchen tragt. Nur Bll. Ill— IV u. 191—196 zeigen den
2. Typus: Bl. 1 des Bogens einen durch Pallissaden abgegrenzten
ovalen Raum, in dem zur Rechten ein im Geschmack der
*) Vgl. Chirographorum in Bibl. Acad. Bonn, servatorum Catalogue
Volumen II, quo libri descripti sunt praeter orientales relicui, compo-
suerunt Antonius Klette et Josephus Staender. Bonn. 1868—1876, S. 92.
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— 187 --
Barockzeit prachtig gekleideter Ritter sitzt, in der erhobenen
Rechten tragt er ein Scepter (?). Vor ihm ein nach Links
gewandter schreitender gekronter Lowe, der in der rechten
Vorderklaue ein kurzes Schwert erhebt, in der Linken ein
Biindel Pfeile tragt. Das 2. Blatt hat wiederum ein GR und
daruber die Krone in etwas veranderter Gestalt. — Der Einband
ist der im 17./18. Jahrhundert tibliche weisse Schweinsleder-
band, die Deckel zeigen eine einfache Pressung, der Riicken
tragt in vergoldeten Capitallettern den Titel: Varia | Manu-
scripta | Rarissima | Histor: Refor- | mat: Ostfris: |.
Bl. 1 enthalt den ausgeschnittenen Rest des Titelblattes
der ganzen Hs.; er ist auf ein Blatt starkeren Papiers (Um-
schlagpapier) aufgeklebt. Von der Aufschrift scheint nichts
verloren gegangen zu sein. Sie lautet: Varia Curiosa | ad
Ecclesiastica | et Politica | Ostfrisica Ac | pertinentia
origin alia. Soweit der ursprungliche Titel von H. B. Penborgs
Hand in ziemlich fltichtigen Ziigen, spater hat er in festerer
engerer Schrift hinzugesetzt : antehac in Familia Nobilisfimorum
Beninganorum asservata, nach einem grosseren Zwischenraum
weiter: quae nunc jure haereditario in | Bibliothecam Avitam
Consulis | B. S. Bonhusii posfidet | H. B. Penborg | 1720.
Darunter endlich von v. Wichts Hand: Jam vero emt. tit. |
MvWicht 174( ), die verlorene Zahl war nach dem erhaltenen
Ansatze zu schliessen eine 3 oder 8. Da Penborg 1748 starb,
werden wir 1748 einsetzen durfen.
Bl. 2—3 Inhaltsangabe des Bandes von der Hand Penborgs.
Dieses Inhaltsverzeichnis und seine Stellung in der Hs. beweist,
dass erst Penborg den Band in der Ordnung, wie wir ihn hier
vor uns haben, hat einbinden lassen. Das Inhaltsverzeichnis
weist bereits die kleinen Lticken, die einzelne Blatter an der
oberen ausseren Ecke erlitten haben, auf. Penborg hat es bis
Stuck 10 meiner Zahlung (bei ihm XIII) gefuhrt, seine Angaben
sind reichlich und genau; von Abschnitt XIII hat er nur noch
die Zahl geschrieben, eine ein wenig spatere Hand hat dann
das Register in kurzen Titeln bis auf Stuck XIX (bei mir 14)
weitergefuhrt.
1) Bl. 4» — llb: Ein Christlyck bedenken van einer
forma der Concordia, (....) | tho affschaffinge offt vor-
midinge aller vnenicheit in nafolgenden ar(tikeln) | in der lere
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vam hillygen Nachtmale, vnd der persoenlicker vore(ninge)
der naturen in christo, ock de Communicatione Idiomatum,
dath i(s van der) | mith delinge der egenschafTten, vnd der
vpfaert Christi thorn hem(mel) | vnde sittent thor rechteren
Gades, vnd van denn Ceremonien de(s) | Nachtmaels in desser
Graeffschap l) van Oestfreefslandt | Dath volck einfoldich tho leren
nuttlyck | gebrucken mochte. — Up G. bevellich des wollge-
baren Hern, Hern Edzardt, Graue(n vnd) | Hern tho Oestfriefs-
landt, eres Genedigen Heren, vnderdenich gestell(et) | van den
predigern godtlyckes wordes, de nha olden lofflycken ge(bruke) j
in dem Coetu tho Embden vorsammelen.
Van dem Hilligen Auentmale.
Dath Auentmael Christi is ein hillich Sacrament offte
hande(linge) | etc. Bl. 7 b : Volget van der Persone vnses Heren
Jesu Christi (16 Punkte). Bl. 8 b : De Communicatione idio-
matum, dath is van der mitdelinge der egenschafften (14 Punkte).
Bl. 9b: Van den 6. Articulo vnses Christlycken gelouens, vp-
gevaren tho hemmel Ac (10 Punkte). Bl. 10 b: Van den Ceremonien
des hillygen Nachtmaels. Bl. 11 a: Van den brode des hillygen
Auentmaels. — Schluss Bl. 11 b: Al werdt ock dath Luther
suluen offte ein engel vam hemmel anders lerede, so sy he
vormaledyet, dan gy moten nicht Luther sunder Christi dis-
cipulen syn. — Finis. — Jn gratiam Clarifsimi viri, Nobilitate
generis, ^pietate, eruditione, virtute ac sapientia praestantis,
Snelgeri Beninga, Domini ac Capitanei in Widdelswer, Grymer-
sum etc., Domini & Patroni sui summa obseruantia colendi,
scripsit manu sua, Daniel Bernhardi Eylsumanae Ecclesiae
minister, Anno ab Incarnatione Filij Dei 1580. 7. Jduum
Januar. — Bl. 10 — 11 sind besonders stark beschadigt, am
oberen ausseren Rande sind grosse Stiicke des Textes ab-
gefault oder abgefressen.
Das fiir die ostfriesische Kirchengeschichte sehr wichtige
Stuck ist nach unserer Handschrift, leider aber nur in einer
niederlandischen Uebertragung, abgedruckt von Meiners, Oost-
*) Anm.: Das ae in Graefschap ist in der Handschrift als a mit
iibergesetztem e geschrieben. Diese a, o, e mit iibergeschriebenem e sind
der unbequemen Typen wegen stets als ae, oe, ee wiedergegeben; nur an
ein paar Stellen, wo oe sicher den Umlaut bezeichnet, ist dafiir ein o
eingeaetat.
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— 189 —
vrieschl. Kerk. Gesch. n (1739), S. 94—124. Es ist die Be-
kenntnisschrift der reformierten Prediger Ostfrieslands, die sie
am 20. Dec. 1579 dem Grafen Edzard zu Aurich einlieferten.
Den Anstoss zur Ausarbeitung dieser Schrift gab die Zu-
sammenkunft zu Behrum am 25. Nov. 1579, wohin Graf Edzard
einige der hervorragendsten reformierten und lutherischen
Prediger berufen hatte, um durch ein Religionsgesprach die
gerade in Norden eben wieder entbrannten Religionsstreitigkeiten
beizulegen. Anstatt aber sich auf eine Disputation einzu-
lassen, beschloss man vielmehr, an die Ausarbeitung einer
christlichen Concordienformel zu gehen und dadurch die Einig-
keit wiederherzustellen. So war das Resultat des Tages, dass
Graf Edzard beiden Parteien aufgab, ihren Standpunkt binnen
Monatsfrist in einer ausfuhrlichen Bekenntnisschrift darzulegen.
Bereits am 16. December konnten die vier mit der Ausarbeitung
beauftragten reformierten Geistlicheg, unter ihnen war Monso
Alting der bedeutendste, die fertige Schrift dem Coetus zu
Emden zur Genehmigung vorlegen. Zur festgesetzten Zeit wurde
sie in Aurich eingeliefert, um dort von Ligarius, dem Haupte der
lutherischen Partei, und seinen Anhangern durchgearbeitet zu
werden. Die gleichzeitig von der Seite des Ligarius einge-
gangene Bekenntnisschrift der Lutheraner findet sich ebenfalls
in unserer Handschrift als Stuck 4. Da sie aber nicht
alle strittigen Punkte, die man vorher zur Besprechung auf-
gestellt hatte, behandelte, sah sich Ligarius auf das Dr&ngen
der reformierten Prediger hin genotigt, zur Erganzung noch
eine zweite Schrift auszuarbeiten, die am 15. Februar 1580 dem
Emder Coetus iiberreicht wurde. Auch diese bewahrt unsere
Handschrift auf, sie ist das folgende Stuck 2.
2) Bl. 12a— 15V Eine Copie1) der (zweiten) latei-
nischen Gegenschrift des Joh. Ligarius. Bl. 12a enth<
nur den Vermerk: Redditum a D. Cancellario et Gene. Comitum
Praeceptore. 15. Februarii. A0. 80. Bl. 12 b : Decretum Concilii
Chalcedonensis = ein paar auf Christi Person sich beziehende
Punkte aus den Beschliissen dieses Concils, in griechischer
Sprache. Bl. 13 a beg. der Tractat selbst: De unione Personali,
*) v. Wicht hat vorn im Inhaltsverzeichnis bei Stack 2 ausdruck-
lich bemerkt, es sei nicht Ligarius Hand.
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— 190 —
et communicatione idiomatum in Christo. Vnio Personalis est
magnum 6fioXoyovfiiva)g mysterium etc. — Schluss Bl. 15*: In
talibus rebus, tota ratio facti, est potentia facientis. — Johan:
Lig: — Bl. 15 b leer. — Zu diesem Stiicke gehort ferner Bl. 16,
ein kurzes Begleitschreiben Menso Altings (Original):
S. Mitto nobilitati tuse D. Ligarii theses de Hypostatica vnion(e)
naturarum in Christo & idiomatum communicatione conscriptas.
(serius) | quidem quam volueras, sed quum antea non satis
commode potuerim, volo sane moram excusatam. Quid de
thesibus sentiam nondum exprimo, quia quasdam non satis
intelligo propter quasdam phrases nostris theologis invsitatas.
Si quid. t. n. pro accurato iudicio animaduertat in ijs, quod
causae publicae prodesse aut obesse queat, rogo maiorem in
modum vt me in tempore moneas. — Bene vale vir praestantiss.
cum vxore lectiss. & tota familia. Raptiss. 3. Kal. Mar. A°80.
T. N. studiosiss. Menso JUting. Die Rlickseite von Bl. 16
tragt die Adresse von Altings Hand: Amplissimo viro D.
Snelgero Benninga, Capitaneo in Grimersum Fautori optirao.
— Die Thesen des Ligarius sind abgedruckt bei Meiners II.
S. 167 — 172; die in der Ueberschrift genannten Ueberreicher
sind der Kanzler Doctor Wilhelmus Miiller und der Lehrer
der graflichen Familie Petrus Ficinus. Der Brief Menso
Altings ist in Ubbo Emmius Vita M. Altingii nicht abgedruckt,
auch sonst habe ich ihn nirgends gefunden.
3) Bl. 17a"~b: Eigenhandiger lateinischer Brief des Lucas
Ritzius an Snelger Beninga; er ist unterzeichnet mit: Lucas
Ritz, v. Wicht hat noch einmal darunter geschrieben: Lucas
Ritzius. Abgedruckt bei Meiners I, S. 173—175. Der Brief
selbst tragt kein Datum, es ergiebt sich aber aus seinem In-
halte, dass er am 28. Januar 1580 zu Grimersum, wo Ritzius
Prediger war, geschrieben ist. Ritzius berichtet darin in Menso
Altings Auftrage kurz iiber die Ereignisse der zweiten Halfte
des Januars, ausfiihrlich dagegen tiber die am Tage vorher, den
27. Januar, auf der Burg zu Emden abgehaltene Verhandlung
des Emder Coetus mit Graf Edzard selbst. Menso Alting als
Wortfuhrer der Prediger hatte in langerer glanzender Rede das
Verhalten des Coetus gerechtfertigt und es dadurch erreicht,
dass der Graf dem Ligarius aufgab, den Wunschen der Emder
Prediger gemass seine zweite Gegenschrift auszuarbeiten. Aus
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— 191 —
dem Briefe des Ritzius geht weiter hervor, dass Ritzius, der
selbst am Tage vorher mit in Emden gewesen war, fiir Snelger
Beninga das Original der erst en Gegenschrift des Ligarius
mitgebracht hatte. Dieses Schriftstiick circulierte damals noch
unter den Emder Predigern, und Ritzius hatte es nur fiir
2 Tage von Dr. Gibbo *) geliehen bekommen. Er bittet deshalb
Beninga, es doch ja noch am selben Tage abschreiben zu
lassen, falls er eine Abschrift davon zu haben wtinsche. Das
hat Beninga denn auch besorgen lassen, die von einem ge-
wissen I C angefertigte Abschrift bildet das folgende (4.) Sttick
unserer Sammlung. Der Brief des Ritzius kann also, wie oben
der des Menso Alting, auch als Begleitbrief zu Sttick 4 auf-
gefasst werden, er wirft jedenfalls ein bedeutsames Licht auf
die Entstehung des ersten Teils unserer Sammlung.
4) Bl. 18a — 25a: Scriptum Theologorum Augus-
tan se Confessionis in Frisia orientali ad iussum illust: et
Generosi Domini D. Edzardi Comitis et Domini Frisiee Orien-
talis etc: clementiae suae exhibitum: Anno Domini .15.7.9. 21
Decemb : — Anfang Bl. 19 a : Isagoge ad Concordiam in Contro-
uersia de Coena Domini. — Schluss Bl. 25 a : Haec durabilis est
concordia et Orthodoxa pax. Es folgt noch ein kurzer grie-
chischer Aussprucb des Justinus Martyr, dann : Finis I C scrip-
sit. — Bl. 25 b leer. — Nach unserer Hs. ist diese (erste) Be-
kenntnisschrift der lutherischen Prediger Ostfrieslands ab-
gedruckt bei Meiners I, S. 125 — 150. Vgl. was ich oben zu
Stuck 1 u. 3 ausgefuhrt habe.
5) Bl. 26* — 28R: Hyr na volgenn de houet artikelen
des hylligen Sacramentes blodes2) vnde vlesches Jesu
Christi, dorch Meister Jurgen vam Dare predicante tho
Embdenn vp 48 articulen jm jaer 1626 gestelt. Anf.: 1. De
minsche ys van beginne na gades bylde gemacket etc. —
Schluss des 48. Artikels : de schall sunder straffe nicht bliuen,
dan alfs ein vorachter (Der gotlyke gnade) gestraffet werden. —
Bl. 28 b leer. — Nach unserer Hs. abgedruckt bei Meiners II,
S. 114—123 (und in nld. Uebertragung S. 123-131). Noch
l) Gibbo Meinders von Nordoog (Nortochius), Prediger in Wirdum
(also Nachbar des L. R.), einer der vier Bevollm&chtigten des Emder
Coetus, vgl. Meiners L, 181. 186. Reershem. 722.
l) corr. aus brodes.
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— 192 —
Emmius bezeugt in seiner Historia rer. Fris., Lib. LV, pag. 862
das Vorhandensein des von Aportanus selbst geschriebenen
Originals *) der beriihmten Thesen, aber schon zu Meiners Zeit
war unsere Handschrift, het geschrevene boek van den Heer
Burgermeester Penneborg, die einzige Quelle dieser fur Ost-
frieslands Reformationsgeschichte ausserst wichtigen Schrift.
Die Copie unserer Hs. konnte wohl fur Snelger Beninga
gemacht sein, sie gehort aber wahrscheinlich mit den folgen-
den Stiicken zu einer Gruppe zusammen, ist also danach bereits
fiir Eggerik Beninga abgeschrieben worden, obwohl kein ausseres
Zeichen darauf hindeutet und die Handschrift die Frage nicht
entscheidet.
6) Bl. 29a — 35* : Ordenunge vnnd Articule so wy
En no Graue vnnd Herr tho Oestfreeslandt etc. Jnn vnnsen
Landenn Allenn Predicanten vnnd Vnderdanenn gebadenn heb-
benn, ernnstlick thoe holdenn, seer nutlikenn tho leesenn. —
Anno [1533 durchstrichen, dafiir eingesetzt] 1529. Anf.: Dem
nach, vnnd de wile sick vast ein lange tyt vnder denn Predi-
cantenn vnnd anderenn vnseren Vnderdanenn, JnnSakenn des
hilligenn Godtlikenn Woerdes, twyspalt, vneynicheyt, raifsuor-
stant, vnnd rnisbruck begeuenn etc. Schluss der Vorrede: Ge-
geuen Jnn vnnse Stadt Embdenn, vnder vnsem Pitzyr, vnnd
mit egener handt vnderschreuenn, Mandages nha Conceptionis
Mariae (= 12. Dec.) Anno &c XXIX (= 1529). — Am Rande sind
uberall die Stellen der HI. Schrift, auf die sich die Verordnung
beruft, angemerkt. Einzelnes im Texte unterstrichen und am
Rande hinzugefugt hat eine andere Hand. Ferner hat Eggerik
Beninga einzelne Ueberschriften hinzugesetzt. — Das ebenfalls
sehr wichtige Stuck ist nach unserer Hs. abgedruckt bei
Meiners I, S. 575—590, vgl. S. 93. Emmius giebt in seiner Hist,
rer. Fris., Liber LV, pag. 850 ff. einen langeren Auszug daraus,
den Meiners I, S. 87 ff. in nld. Uebersetzung wiederholt. An
einer anderen Stelle, Lib. LIV, pag. 849, berichtet Emmius, diese
von den zwei durch den Grafen ins Land gerufenen Bremer
Predicanten aufgestellte Ordenunge sei am 12. Dec. 1529 von
*) So fasst wenigstens Meiners I, 114 die Worte des Emmius auf.
Extat etiam nunc summa doctrinae ejus manu scripta, quam anno M. D.
XXVI conceptam adversariis opposuit. Dass Emmius damit das Original
des Aportanus meine, lasst sich aber nicht erweisen.
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— 193 —
Graf Enno durch seine Unterschrift und sein Siegel confirmiert
worden, aber noch nicht gleich bekannt gegeben, weil der Graf
damals gerade dnrch andere wichtige Geschafte in Anspruch ge-
nommen worden sei. Erst am 13. Januar 1530 ist die Verordnung
dann den zu Einden versammelten Predigern vom Grafen selbst
vorgelegt worden. Die Prediger entwarfen darauf sofort eine
Gegenschrift, die dem Grafen bereits am folgenden Tage, den
14. Januar 1530, tiberreicht wurde; sie ist von Emmius a. a. 0.
uberliefert und danach bei Meiners I, S. 94 ff. und in
Harkenrohts Ausgabe des Beninga unter dem Texte der Seiten
665 — 670 abgedruckt worden. Beninga selbst erwahnt die
Antwortschrift der Prediger uberhaupt nicht, die Verordnung
Graf Ennos thut er S. 656 f. mit wenigen Worten ab.
7) Bl. 35 b — 37 b (von derselben regelm&ssigen, kraftigen
Hand wie 6): Wo de beiden Grauen tho Oestfreeslandt vmtrent
.20. Articulenn up de ordinantie so vormaels dorch der
Bremer vnnd Luinenborger Predicanten hebben jn alien karcken
der Grauesscup Oestfreeslandt publiceren laten, als volgett.
Anno 1533 (sic!). — Anf.: Tom ersten willen wy dattet Gotlicke
wordt van allenn Predicanten, so jn vnsenn landen gedencken
to wanen, reyn vnnd klaer geprediget werde etc. Egg. Beninga
hat wiederum mehrere Ueberschriften hinzugefiigt. — Schluss
Bl. 37 b : wente sodane dingen konnen vnnd willen wy jn
unsem Lande nicht lenger dulden vnnd lyden. Abgedruckt bei
Meiners I, S. 143—149 (und in nld. Uebersetzung S. 149—156),
vgl. S. 141 f. 156 ff. „Meiners hat im Anschluss an den Emder
Reformationsbericht von 1594 S. 120 ff. die unter 7) mitgeteilten
Artikel fur die vielbesprochene aber unauffindbare „Ltineburgi-
sche Kirchenordnung" selbst ansehen und die Existenz der
letzteren uberhaupt in Abrede nehmen wollen, was iiber die
Angaben von Beninga (Chron. 703 ff. 708) und Emmius (Rer.
fris. Hist. 881 ff.) hinausging. Die in der Penborgschen Samm-
lung nicht vorhandene Kirchenordnung ist kiirzlich wieder ans
Licht gezogen nach einer Handschrift des Auricher Staats-
archivs und verSffentlicht durch Sehling, Deutsohe Zeitschr.
f. Kirchenrecht IV, 2 (1894), S. 129 ff. : Die Ostfriesische (sogen.
Liineburgische) Kirchenordnung von 1535. Der von Bertram
(Erlaut. u. vertheid. Ostfr. Ref. u. Kirchengesch. S. 50 ff.) ge-
ausserte Zweifel gegen die Aechtheit oder Vollstandigkeit des
Jahrbnc-Ji d«r Gesellsch. f. b. K. u. vaterl. Altertttmer zu Emden, Bd. XIV. 23
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— 194 —
in 20 Artikel zerlegten Mandats N. 7 (vergl. dagg. Meiners,
Bevest. S. 87 ff.) ist wenig zutreffend. Die beiden Stucke 7
u. 8 und die von Sehling veroffentlichte Kirchenordnung be-
statigen und beglaubigen sich gegenseitig sprachlich und in-
haltlich als zusammengehorig und acht. Es ist mit Wahr-
scheinlichkeit zu vermuten, dass die beiden der Penborgschen
Sammlung angehorenden Stucke schon von Eggerik Beninga
selbst, nicht erst von seinem Sohne aufgehoben sind." (Bt.)
8) Bl. 38 a — 45a(dieselbe Hand): Volget wes de Luinen-
borger Predicanten belangende des Superattendenten, vnnd
der Predicanten, wo de schoelen geschickt vnnd wat eer Arapt
sy, oeck wat eer vnnderholt vnnd befsoldinge synn schall etc.
Anf. : Vann denn Superattendentenn. — Schluss Bl. 45 * (im Ab-
satze: Dusse nhauolgende Festen vyret men Jnn vnsenn kar-
ckenn): dat dat Volck Gades woert hoere vnnd leere. —
Bl. 45 b leer. — Abgedruckt bei Meiners I, S. 591-608, vgl.
auch S. 141 ff., desgl. Meiners, Bevestiging en verdediging van
Oostvrieslands gereform. Hervorming, S. 72 ff. Das Stuck ist
ein weiterer Nachtrag zu der vielbesprochenen Ltineburger
Kirchenordnung, vgl. die oben zu Stuck 7 gegebenen Nach-
weise Bartels.
9) Bl. 46 a — 49 a (von anderer Hand, nur die Ueberschrift
von Egg. Beningas Hand) : Anno 1549 den 16den Julij. Anfang:
Erstlichen Sollenn alle vnnd Jcklicke vnsere Predicantenn der
Kay. Mt. Ordnungh, des Jnterims halbenn sich dermathenn
schickenn vnd holden, wie sie dat Christlich vor Godt dem
Heren vnnd dem minschen wetenn tho vorandtwortenn etc.
Zu der Ordnung des Gottesdienstes BL 47 b — 48 a hat Beninga
wiederum verschiedene Erlauterungen hinzugefugt. — Schluss
Bl. 49 a (im Absatze : Flesch Edtenn) : Olde swache luede, Kynder
himit nicht vorbunden sein. — Bl. 49 b leer. — Nach unserer
Hs. ist diese Verordnung iiber das Interim in Ostfriesland ab-
gedruckt von Meiners I, S. 303—308, in hochdeutscher Ueber-
tragung noch einmal von Reershemius, Prediger - Denkmahl
(1796), S. 9—14. Beninga selbst erwahnt es kurz S. 808; vgl.
auch Wiarda III, 41 ff.
10) Bl. 50a~ b: Eigenhandiger Brief Eggerik Beningas
an Reynerus Melchyor pastor to Jarsum vom 30. Dec. 1543.
Beninga dankt M. fur die Ausarbeitung und Uebersendung einer
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— 195 —
Polizeiordnung fur Ostfriesland, doch beanstandet er einige
Artikel und tibersendet deshalb dem M. die folgende l&ngere
Disputation iiber die ostfriesischen Zustande, die er angeb-
lich aus dem Munde zweier Manner, eines Egenarveden und
eines Hiirmans, gehort haben will. Es ist das in unserer Hs.
im Original folgende Stuck.
11) Bl. 51 a — 61 a (Egg. Beningas Hand): Die Disputation
beginnt ohne Ueberschrift : De wyle de Hurman thorn Ersten
clagewys vorgaff, woe de Lantheren vnd Egenarueden allent-
haluen ere Hurlude de lande to hoch vorhurden etc. Schluss
Bl. 61 a : dat he vns dorch synen Enigen gebaren soen vnsen
heren vnd heylandt Jesu Christi tho enen saligen Ende wjl
gonnen amen. — Auf Bl. 61 b hat Beninga ein nd. Spruchgedicht
von 26 Zeilen eingetragen, das in den ersten 6 Zeilen einen
Jamais sehr gangigen l) Spruch (Hadde wy to Christo alle enen
gelouen etc.) zu Grunde legt, im Uebrigen aber von Beninga
selbst erweitert worden ist.
Bl. 62 ganz leer. — Der Brief Beningas in Nr. 10 und
die sich anschliessende Abhandlung sind von Tiaden in seinem
Gelehrten Ostfriesland, Bd. 1 (Aurich 1785), S. 98—121 ziemlich
genau abgedruckt worden; Tiaden hat offenbar unsere Hs. zu
Grunde gelegt, obwohl er es nicht ausdrucklich angiebt. Die
auf die ostfriesischen Trachten sich beziehenden Stucke von
Beningas Abhandlung sind nach Tiaden noch einmal abgedruckt
in diesem Jahrbuch X 2, 1893, S. 25; der Anfang des Briefes
in nld. Uebertragung auch bei Meiners, Kerk. Gesch. I, S. 290.
Vgl. auch Reershemius, Prediger - Denkmahl (1796), S. 645.
Eine genaue Collation der beiden Stucke mit Tiadens Abdruck
folgt unten als Beilage III.
12) Bl. 63a = moderne (Penborgs) Abschrift von Bl. 64 a:
Beningas Copie eines Briefes des Grafen Johan v. Ost-
friesland an Beninga, Briissel 1. April 1542. Der Graf
f) Tiaden a. a. 0. weist ihn bereits aus einer SyhlmSnker Hs. des
08tfrie8. Landrechts von 1559 nach, die jetzt in der Landschaftl. Bibl. zu
Aurich ist, vgl. Niederd. Jahrbuch 8 (1882), S. 97. Vgl. ferner eine Gro-
ninger Hs. aus dem Ende des 16. Jh., Univ.-Bibl. No. 256, Bl. 255 ^ (Brug-
mans Catalogus, p. 128), Niederdeutsches Reimbuchlein, herausg. von
Seelmann, S. 4 V. 28—33, und die von mir in meinem zweiten Reise-
berichte (Nachrichten d. Kgl. Ges. d. Wiss. zu Gottingen, phil.-hist. CI.
1900. Beiheft) S. 56 f. aufgezahlten Handschriften und Drucke.
13*
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- 196 —
(Mitvormund ttber die graflichen Kinder, vgl. Tiaden I, 96)
kiindigt seine baldige Riickkehr nach Ostfriesland an. Er nennt
sich Johan graue tho Ostfreeslant Ac. Her tho Darbw Romesche
Keyserlike Mayestat statholder to lymborch valkenborch daelen
vnnd de lande ouer de Maese. Nach Beningas Chronik S. 732 war
der Graf gegen Mittfasten 1542 zum Statthalter der genannten
Lande ernannt worden. Erst kurz vorher war er nach Briissel
an den Hof der Konigin Marie gereist, kam aber wirklich be-
reits bald nach dem Briefe an Beninga auf ktirzere Zeit nach
Ostfriesland zuriick. — Meiners I, S. 290 bezieht diesen Brief
irrtiimlich auf die folgenden Stiicke; der Brief enthalt nichts
von einer Polizeiordnung. Vgl. den Abdruck des Briefes unten
als Beilage II.
13) Bl. 65 ft — 79 a: (Egg. Beningas Hand, nach d. Inhalts-
verz. von ihm selbst concipiert): Der rede goede Menunge
up graue Johans Articulen belant (von B. selbst mit
anderer Tinte in belangent verb.) goede politie Annoetc.44.
Jtem thom Ersten myt den rechten Scholen de Amptlude erste,
vnnd de landrichter darnae yn den Saeken de one vorkamen,
Nae Edes plicht, alien flyt vorwenden, dat de parten van den
anderen gehulpen werden etc. Bl. 69 b u. 74 a ist ein schmaler
Streifen mit einem Zusatze angeklebt, andere Zusatze ofter
am Rande nachgetragen. — Schluss Bl. 79* (im Artikel : Van de
ffromde bedelers) : vnnd darhen wyse dar se waenachtich vnnd
gebaren synnen. — Dyt alles up Corexie myner g. ff. vnd de
rede samptlich. Bl. 79 b : wat der vorordenten vnnd geswaren
Rede goede menunge, up dusse voruatede Articulen der ordi-
nantien, Soe den reden van vnsen gnedigen Heren grauen
Johan up gelecht, de van dusse noch torn anderen mael dorch
se myt vornuftigen vorstande synen doer gesehen, vnnd wes
se dar yn vor andert vnd vormeret wart men hyr nae mit eer
Egene Hant gescreuen (vortekent; fynden. Es folgen nun als
Anlagen die eigenhandigen Bedenken der einzelnen Rate:
13 ft) Bl. 80 a — 81ftmit der Unterschrift : Dyt ys vnse be-
denckent na vnfer geringe vorstande vp Correctie vnfer g ff
ende der Reden. — Hommerus beningha abt tho Tedinge.
13 b) Bl. 82a — 83a: Hicko van doernum.
13 c) Bl. 84 a — 86 b : Volget myn geringe bedenckent vp
de ordinancie my van myner g ff togescict etc. Am Schlusse:
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— 197 —
Dit ifs myn bedenckent na mynen geringen verstande vp
correctie myner gnedigen fro wen vnd der rede. — Hero van
olderzhen etc. — Bl. 87 leer.
13d) Bl. 88a — 89a : Henrick grawertz. Dieses Sttick
hatkeine der Subscriptionen, wie sie a)— c) aufweisen, sondern
redet Beninga selbst an: Erentueste gunstige leue Juncker.
Inhaltlich deckt es sich aber mit den vorigen Stticken.
- Bl. 89 b — 90 a leer.
Stuck 13 gehSrt mit 10) u. 11) zu den Vorarbeiten der
Polizeiordnung der Grafin Anna, des Stttcks 14 unserer Hand-
schrift. Wir ersehen daraus, wie eng Beningas Th&tigkeit mit
der Entstehung dieser wichtigen Verordnung verkntipft ist. In
Stuck 13 haben wir, soweit ich die Angaben der Handschrift
verstehe, nicht die von Graf Johann proponierten Artikel einer
Polizeiordnung selbst, sondern bereits ihre ersteUeberarbeitung
durch die Grafin Anna und ihre gesamten Rate vor uns. Das
besagt, meine ich, die Subscriptio Bl. 79 * : Dyt alles up Corexie
myner g(nedigen) ff(rowen) vnd de rede samptlich, verglichen
mit der Ueberschrift des Ganzen Bl. 79 a. An dieser Redaction
wird Beninga die Hauptarbeit gethan haben, das scheint ja auch
Penborg vorn im Inhaltsverzeichnisse des Bandes anzudeuten,
wenn er Stiick 13 „von Beninga selbst concipierta nennt.
Dagegen stellen die angeh&ngten Bedenken der einzelnen
Rate Bl. 79 b ff. eine weitere zweite Ueberarbeitung der
Artikel Graf Johanns dar, wie Bl. 79 b (thorn anderen mael
doer gesehen) ausdnicklich sagt. Dass von Beninga kein
solches zweites Bedenken vorliegt, scheint mir ein weiterer Be-
weis dafiir zu sein, dass Beninga eben alles was er zu sagen
hatte bereits in der ersten Redaction niedergelegt hatte, wo
er der Hauptredactor war. — Im Uebrigen verlangen alle diese
Fragen, die sich an die Vorgeschichte der Polizeiordnung der
Grafin Anna kniipfen, nach Auffindung des neuen Materials
unserer Handschrift aufs Dringendste eine Aufarbeitung durch
einen Specialforscher des ftlteren ostfriesischen Rechtes.
14) Bl. 90 b — 109 a (Egg. Beningas Hand): Ohne Ueberschrift.
Nach dem Alle ouericheyt tho bescharmen de framen vnnd tho
straffen de oueldederen van godt almechtich geordineert syn-
nen etc. Die Polizeiordnung der Grafin Anna, Datum
wt vnser stadt Emden den XVden ffebruarij Anno XVCL1V (vgl.
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- 198 —
Bl. 90bunten). Es ist das Concept Beningas, mit vielen
Verbesserungen darin. — Schluss Bl. 109* (im Artikel: Van de
foerlude de my t perde vnd wagen de lude foren) : vnd des dages
scholen se nemen twe schap vor enen wagen to voren, vnnd
nicht mer. by pena X ryder gulden. — Bl. 109 b — 112 b leer.—
Diese Polizeiordnung hat Beninga vollstandig in seine Chronik
aufgenommen, vgl. S. 745 — 783, der Schluss unserer Hs. findet
sich dort schon S. 780 Mitte. Ein anderer Text der Polizei-
ordnung ist bei Brenneysen, Ostfries. Historie u. Landes-Ver-
fassung II, 183 ff. abgedruckt. Eine alte Handschrift davon
hat Tiaden besessen, vgl. sein Gelehrtes Ostfriesland I, S. 132
in Anm. 56; wohin sie geraten ist, vermag ich nicht an-
zugeben. Die Jahreszahl 1542, die Tiaden aus der Subcriptio
dieser Handschrift anfuhrt, wird kaum ihre Richtigkeit haben.
15) Bl. 113* — 143 b (bis auf 126 » — 130 b u. 136* - 143 b
alles von Egg. Beningas Hand): Franz oischen Handel myt
den Curfursten tegen Carolo 5 romescher keyser, war dorch de
Corfurste Hartoch Hans vnnd de lantgraue ere gefenckenisse
Entlediget. Bl. 113 enthalt nur diesen Titel. Die folgenden
historischen Collectaneen Eggerik Beningas beziehen sich, mit
ganz vereinzelten Ausnahmen, auf die Jahre 1550 — 1553; am
Schluss ist der Friedenstractat von Chateau Cambresis 1559
angeh&ngt. Man sieht, mit wie lebhaftem Interesse Beninga
auch die Reichspolitik verfolgte. Eine genauere Durcharbeitung
dieses Teils unserer Handschrift muss einem Historiker liber-
lassen bleiben.
a) Bl. 114a — 118* : Sends(ch)ryft der Konyncklichen
Mayestaet zu Franckrich Ac. An de Cur vnnd Fursten stende
vnnd stede des hylligen romeschen riches dudescher Nation,
dar yn se sick erer Jtzigen kriges rustunge haluen upt korteste
ercleret. - Hynricus Secundus Francorum Rex Vindex Libertatis
Garmaniae Et Principum Captiuorum Anno 1552. — Van gotz
gnaden wy Henrich de anderde Coninck tho Franckrich Entbeden
Jw den Hoechwerdigesten Erenwerdigesten vnnd Hoechgebaren
Cur vnnd Fursten, ock prelaten etc. etc. — Schluss Bl. 118*:
vnnd vns Euweren gemoete dorch ene wederwmme vorstendigen.
Der Almechtige got wyl Jw alien, vnd dat Jwe, yn gotlichem
wesende wolfertich beholden, gegeuen yn vnser konincklichen
Huse Fonteneplo ym derden februarij nach Christe geborte 1552.
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— 199 —
— Am Anfang (Bl. 114 a) hat v. Wicht notiert: Vid. Hortleder,
Vom deutschen Kriege Tom: II, pag. 1009.
b) Bl. 118b : Nye Tydinge van dusse to kumstige Sware
krige. — De turck heft ytzunder twemael hundert dusent man
to velde. De Hauemester van prutzen 3000 perde,
ym Corfursten lande yn alien steden vnnd dorperen licht yd
vul knechte etc. Schluss: De graue van Solmes ys to Cassel
gefangen.
c) Bl. 119a— b: velt heren A0 Ac. 41, nur Aufzahlung der
Namen.
d) Bl. 120 a : De ritmesteren dusses ytzigen kriges yn
dudescher nation ouer de ruteren synt dusse nauolgende etc.
Aufzahlung der Namen und der Anzahl von Pferden, die ein
jeder unter sich hat. — Bl. 120 b leer.
e) Bl. 121 a — 124 b : Wt scriuinge ytlicher Corfursten
Farsten vnnd stende des hilligen Romeschen rykes, dar yn an-
gezeiget synt de orsaeken, der wegen se vnnd andere Christelike
koninge, potentaten, fursten, stede vnd stende to tegen wor-
digen velt toch vnnd kriges rustunge gedrungen werden etc-
A0. 1552. Van gotz genaden wy Mauritz Hartoch to Sassen des
hilligen romeschen rikes Ertzmaerschaick vnnd Corfurste etc.
— Schluss Bl. 124 b Mitte : wo wol wy vor got betugen dat wy
der armen vnschuldygen vnderdanen haluen eren schaden vele
leuer vorhoet vnnd vor tokamen segen etc. — Hortleder, Vom
deutschen Kriege T. II, p. 1013 (v. Wicht).
f) Bl. 124 b Mitte — 125 a: Nye tydunge de nu den
20"ten May wt dat velt leger vor der Clus gescreuen A0 52.
Wy geuen Jw to erkennen dat wy gusteren vnnd er gusteren
twalf venlen wol bedecket myt knechten yn eren groten vordel
hebben an gegrepen etc. — Schluss: vnnd ys yn de lenge van
des Coruorsten erlosunge alle erdychtet dynck gewest. — Bl.
125 b leer.
g) Bl. 126 a — 127 b (andere Hand, Canzleischrift) : Der von
Magdeborch Reutter vnd Knechte seind den 18 Decembris Jm
viftichstenn jaer jnn der nacht durch beide legger Buckhow
vnd Destroff gezogenn etc. Nachrichten vom Kriege um
Magdeburg 1550. — Schluss: Vnd volget nach vil meh
Victorie, welcker Jck korter Zeit J. L. will schriuen. Vale.
h) Bl. 128a— 129R (wieder andere Hand): Buntnusse
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— 200 —
vnd vortrag so zwuschen dem khunig v. Franckreich
vnd Marggraff Albrecht v. Numberg Ac. Zu Baden in
Schweitzerlandt neulich eingangen vnd vpgericht worden ist.
Erstlich hat sich Marggraf Albrecht vorplicht dem Frantzosen
die dage seines leuendes treuhertziglich tho dienen etc. —
Schluss: neffen Wilhelm Van Grumbachen vnd einem v.
Streitbach tho Gisel gesatzt. Vnd ist also der Vertrag ge-
schlossen. — Bl. 129 b leer.
i) Bl. 130 ist ein schmaler Zettel von 19 cm Breite und
8,5 cm Hohe, der sich in diese seinem Inhalte vollig fremde
Sammlung historischer Documente verirrt hat. Er enthalt eine
Bescheinigung des Reinck Reners zu Greetsiel vom
10. Mai 1597 ftirEggerikBeninga, den gleichnamigen Enkel
des Geschichtsschreibers : Dei wile ffocke Tien vnd Loke otten
als Borgen vor Johan hanfsen vormoge vordrach an den Edlen
vnd Erentfesten Juncker Eggerich Beninga p. de vperlechte beta-
lunge nicht gedan, ifs genanten Juncker gestadet so fele pennige
als vorschenen vp gedachter borgen schade van andere Luden
vpthonemen. sollen dei Borgen schuldig sein vnd geholden
werden Alle schaden interefse oder Monadtgeldt dahr von tho
entrichten. Greidtziill 10 May f h 97. — Reinck Reners.
k) Bl. 131* (von hier ab wieder Beningas Hand): Nye Ty-
dunge So nu kortlich van Coll en gekamen synnen dorch
Doctor Jacup1) A0. 1552. To den Ersten gyft he vor dat de
marckgraue synen wyllen van der stat Nurenborch erlanget,
hebben sick myt groter Egendoem vnnd denstbaerheyt vor-
plichtet etc. — Schluss: vnd noch eyn hus ynt lant van luck
dat eyn pape voraden hadde yn genamen.
1) Bl. 131b— 132a: In volgenden Artikulen Soe de
fursten vnnd buntzuorwanten den keyser vnnd den romeschen
koninck to passauw hebben vor geuen laten Anno 1552 yn
Junij. — To den Ersten hebben se laten vorgeuen dat se de
religion nae der Ausborgeschen Confession wulden geholden
hebben etc. Im Ganzen werden 11 Punkte aufgez&hlt. — Schluss:
Tom Elften yn geliken valle wes ock de koninck van Frankryken
vorhen vnnd ock nu yn dussen krich wes van den ryke af-
*) Der hier genannte Dr. Jacup ist vielleicht ein Dr. Jacobus
Cornitius, der nach dem Rechnungsbuche der Grafin Anna Bl. 178 a tt. S.
183 b 1660 und 1651 im Dienste des Hofes stand. R.
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getagen vnnd gewunnen ock weder vmme to dem ryke kamen
laten wyll. — Angeschlossen sind Bl. 132 a : De Namen der
fursten Soe yn Egener persone up den geholden dach to passau
gewest synnen, dann: Dusse nae gerorten fursten hebben ore
vulmacht up den geholden dach to passau gehat. Am Schlusse :
Anno 1552 den 20 8t- Julij.
m) Bl. 132 b— 133 b: Ohne Ueberschrift. Wm trent
Assumpsionis Maria Js graue'Christoffers1) dener,
stich genant, van synen heren den 3 augusti van worms
gekamen heft vor nye bracht dat syn here vnd de marc-
graue dat gantze sticht mentz vnnder den koninck van
vranckrike vnnd den fursten gebracht etc. — Mitte der Seite:
Dar nae ysgert van Essen wt den legeren gekamen, gyft
vor wo dat hartocb mauritz myt vnwyllen van den fursten
vor franckfort wer up gebraken etc. — Schluss Bl. 133 b :
vnnd to sehen dar he geseten hadde. Dyt ys gescheen ynt
leste van augusti.
n) Bl. 134 a: Anno 1553 den Negenden Julij. — Des Son-
dages wm trent ver wre up den Namiddach js ene slacht wm
trent Hannouer up Siuershuser velt dorch Hartoch Mauritz
vnnd Hartoch Hynrick van brunswick myt ander fursten vnd
grauen de hyr nae genompt werden etc. Schluss: dar to
sechtmen wm trent v dusend gulden de se by den tros dat
den marckgrauen to horde erlanget. — Bl. 134 b u. Bl. 135 leer,
o) Bl. 136 a — 142 a (andere Hand, Canzleischrift, die sich
aber bereits Bl. 136 b unten in einfache Currentschrift ver-
wandelt; dem Schreiber war das Hochdeutsche ganz unge-
l&ufig): Substantia vertzeichnufs der punctenn des
abgeretten vertrags (Hs. verirggs) zwischen dem kunig zuHis-
panien, vnde dem kuning vann Franckrich den 3 Aprilis (1559)
zu Chasteau Cambresij beschlossenn. Anf.: Eherstlich solle
alle hieuoriige Vertrage weider bestettigt vnde Confirmeirdt
werdenn; etc. 29 Punkte werden aufgezahlt, dann folgen noch
') Graf Christof v. Oldenburg war der Bruder der Grafin Anna
und ihr treuer Berater. Ueber seine Beteiligung an den hier behandelten
Ereignissen vgl. H. Oncken, Graf Christof v. Oldenburg im Furstenkriege
1552 (Jahrbuch des Oldenburg. Vereins XVI, 1897), H. Oncken, Ein ver-
meintl. Revolutionsprogramm, Sybels Zeitschrift N. F. XLIX (1900),
S. 455 ff. R.
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einige langere Absatze. — Schluss Bl. 142 a : Vnnd solle de
widerstellunge jnnerhalb zwein Monaten nach Dato des Ver-
trags erfolgen. — Bl. 142 b — 143 b leer.
16) Bl. 144*— 148 b (andere Hand): Copie der Verhand-
lungen im Rechtsstreite zwischen Hans van Lingen
und Otto van Depholt einerseits und Dr. Haio Hompen
andererseits, wegen des Nachlasses des Burgermeisters Humpe
Hayen (f 1511) und seiner Frau Fosse (f 1527). Am Schlusse
die Beglaubigung der. Abschrift durch H. Probus Ultrajectinus,
wahrscheinlich haben wir aber eine Copia copiae vor uns.
Die Sache selbst spielte im Jahre 1527, ein Urteil des Land-
richters ist bereits ergangen, unsere Acten enthalten das be-
gnindete Urteil der gedeputerden Commissarien, die als Appel-
lationsinstanz das Urteil des Landrichters umstossen. Ein
genauer Abdruck der Schrift folgt unten als Beilage VIL
[Otto van Depholt, aus einem Bastardzweige der Grafen
von Diepholz (Sicke Benninge in Brouer v. Nideks AnaJecta
S. 243), angeblich Sohn des Utrechter Bischofs Rudolf v.
Diepholz, l) ist Edzards I bekannter Feldoberst aus der sach-
sischen Fehde; 1536 soil er Statthalter Karls V in Amersfoort
gewesen sein und einige F&hnlein Reiter kommandiert haben;
sein und seiner Gemahlin Grabstein liegt noch im Chore der
Gasthauskirche zu Emden auf der ehemaligen Statte der Hompen-
schen Familiengraber. — Sein Schwager Dr. Haio Hompen
ist wahrscheinlich der in Erasmus Briefen von 1518 bis
1532 vielgenannte Haio Hermannus Phrysius, der als Schwieger-
sohn des in Amsterdam ansassigen friesischen Humanisten-
*) Es gab aber auch andere Mitglieder des Diepholzer Grafenhauses
im Stifte Utrecht, vgl. Nieberding, Gesch. des ehem. Niederst. Munster I,
307. Johannes v. Diepholt, S. des Grafen Otto v. Diepholz und der Heil-
wig v. Bronkhorst, Grossneffe des Bischofs Rudolf v. D., erscheint 1474
bis 1497 als canonicus und scholasticus s. Lebuini zu Deventer; als
artium magister & utriusque iuris doctor, Aldensalensis, Amerafordensis
ac Davantriensis ecclesiarum canonicus ac eiusdem eccl. Davantriensis
scolasticus war er 1474—76 „ utriusque universitatis dominorum iuristarum
studii rector" in Bologna und liess als solcher 1476 sein Wappen in die
Matrikel malen (Knod, Biogr. Jndex z. d. Acta nationis Germanicae uni?.
Bononiensis Nr. 634). Bischof Rudolf v. Diepholz starb hochbetagt schon
1455. Dfirfte daher zwischen Rudolf und Johannes v. D. gewahlt werden,
so wiirde die Zeit eher dafur sprechen, dass unser Otto v. D. Sohn des
Scholastikers von Deventer, dessen Vater ja auch Otto hiess, ware. R.
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freundes Pompeius (Poppe) Occo und als Verwandter
Rudolf Agricolas dem Erasmus fur seine grosse Seneca-
Ausgabe (Basel 1529) die Benutzung von R. Agricolas
handschriftlichem Nachlasse ermdglichte. Pompeius Occo,
in dessen Hause 1521 der Danenkonig Christian II Gast-
freundschaft fand, war Neffe des beruhmten aus Fries-
land stammenden Augsburger Arztes Adolphus Occo,
mit dem R. Agricola, sein Jugendfreund, eine gemein-
same Bibliothek besessen hatte (Tiaden, D. gel. Ostfr. I 1,
sieht in Adolphus Occo — wohl irrtumlich — einen Allena
aus Osterhusen bei Emden). Zugleich war Haio Hompen
durch seinen Schwager, den obengenannten Hans v. Lingen,
auch mit R. Agricolas Bruder, dem ostfriesischen Landrichter
(bis 1507) Johannes Huesmann, dessen Gattin Gertrud Hans
v. Lingens Vaterschwester war, verwandt. Dr. Haio wurde,
wie es scheint auf Verwendung seines Gonners Erasmus bei dem
brabantischen Kanzler Joh. Carondilet, Erzbischof von Palermo,
und Erard v. d. Mark, Bischof v. Luttich, nach Studien in Koln,
LSwen, Paris und in Italien, um 1528 Rat Karls V in Leeu-
warden, 1532 raet extraordinaris in Utrecht (das Diplom seiner
Ernennung zu der letzten Stellung ist unter den Midlumer und
Grimersumer Papieren an unsere Gesellschaft gelangt). Sein
Schwager Sibrand Occo wurde spater Biirgermeister in Amster-
dam. Gestorben muss H. H. schon zwischen 1530 und 1540
sein. Unter dem entstellten Namen „Ugo (fur Hayo?) Hermannus,
Caesaris apud Leowardienses a consiliis, cuius nomen apud
viros doctos celebre esta tritt er vermutlich auf in der jiingst
im vatikanischen Archive entdeckten geographisch-historischen
Beschreibung Ostfrieslands von Henricus Ubbius (aus d. J. 1530),
deren Kenntnis und Abschrift wir Herrn Dr. Klinkenborg ver-
danken. — Der Streitfall ist fur Emden auch insofern von
Interesse, als Biirgermeister Hompe Hayens Gattin Fosse als
Tochter des Remet Reersna (Hauptlings von Gross-Midlum
und Domini arcis Clunderborg in Emden, Jahrbuch IX 2 1891
S. 91) neben 2 frtihverstorbenen Briidern Miterbin der Klunder-
burg war, als deren Besitzer ihr Halbbruder Folef von Inn-
und Knyphausen (f 1531) gerade im Jahre ihres Todes, 1527,
zum ersten Male erscheint (Ffirbringer, Die Stadt Emden, S. 83).
Dass 1527 nicht bloss unter den Kindern der Fossa, sondern
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wegen der Kl under burg auch zwischen ihr, ihrem Stiefbruder
Folefv.Knyphausen und einer unbekannten Gegenpartei eineend-
gtiltige Auseinandersetzung stattfand, zeigt der von Furbringer
unvollstandig wiedergegebene Auszug aus dem freilich noch bei
Fossas Lebzeiten ergangenen „Endurteilu Edzards I v. J. 1527
(Abschr. im Rathaus-Archiv, alte Registratur, Fascikel 303):
„Dat huss die Klunderborch genannt, so die ehrbare Fulff tho
Knypentz jnss besitt hefft, schal he jnn besit vnnd gebruck
beholden, so lange he mit recht draff gewyset, frow Fossa
schal derhalue vnbemoit blyuen, vndt nitt pflichtig syn dar
tho antworden. Hiermit sollen beide parthen entlichen ge-
scheiden sein vndt nha dissen dage nemandt den andern vmb
einige schulde, erue, husere oder gudere mehr anspreken, dat
sei wor van dat sei. Vrkundt mit vnsern anhangent segel ver-
segelt. Geuen tho Embden am mandage assumptions Marie
(= 19 August) anno 27. u Danach muss Fossa, nach dem Tode
ihrer Brtider tiber deren Anrechte mitverfugend (Jahrb. IX 2 1891
S. 92), die Klunderburg ihrem Halbbruder Folefv.Knyphausen ab-
gestanden haben (nach Anna v. Diepholt's Bericht im Jahrb.
a. a. 0., zum Entgelt fur seine Beihiilfe bei der Gewinnung der
Burg Midlum fiir sie und ihren ersten Gemahl Wiltet v. Vis-
quard, also schon vor ihrer Vermahlung mit Hompe Hayen);
die ungenannten Process-Gegner der beiden sind ohne Zweifel An-
gehorige ihrer verstorbenen Bruder N. N. Reersnas in Hinte oder
des von Gerh. Bolardus erschlagenen Wiltet Reersna von Midlum
(Jahrb. IX a. a. 0.). — Hompe Hayen1) war, scheint es, Fossas
zweiter Gemahl, der erste Wiltet v. Visquard, Drost zu Greet-
siel und durch sie Hauptling von Gross-Midlum, Sohn des Ast
») Sein seit 1396 in Emden nachweisbares Geschlecht (Friedl.,
Urk. 1701) muss Hauptlingsfamilien in der Emder Gegend schon lange
nahe gestanden haben. Witwe eines Hompe war 1372 die Schwester des
Borsumer Hauptlings Friedrich, Reynsedis Hompana, um deren Nachlass
an Landereien und Kleinodien 1382 das Kloster Langen einen Streit mit
ihrem Bruder hatte (Friedl, Urk. 120 und 142). Bei den Misshelligkeiten
zwischen Ulrich Cirksena und der Stadt Groningen i. J. 1442 bildete u. a.
die Gefangennahme des Emder Burgers BHaijo Homponius lautae familiae
et rei" (Emmius S. 354) und seines Sohnes Hompo durch Groninger Rauber
einen Streitpunkt. Unter den friesischen Geschlechtern Emdens nennt
Emmius im Gegensatz zu eingewanderten Westfalen und Niedersachsen
die Familie S. 326.
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Widena von Upgant (Wiltets und Fossas Sohn war Ast von
Midlum; die Quelle der Nachrichten im Jahrb. DC 2, ein Zettel
wahrscheinlich von H. B. v. d. Appelles Hand im Midlumer
und Grimersumer Archive, wird als die Abschrift einer Auf-
zeichnung der Anna v. Diepholt bezeichnet; diese konnte
eben als Tochter der Fossa Hompen die Verwandtschafts-
verhaltnisse der ehemaligen Besitzer der Klunderburg genau
kennen). Auch diese Beziehungen werden den unverkiirzten
Abdruck der Anlage VII rechtfertigen. R.]
17) Bl. 149* — 151 b: Verschiedene Stiicke aus einer Erb-
schaftsklage, die Beninga mit zu entscheiden hatte.
a) BL 149a~~b (andere Hand): Ohne Ueberschrift. Johan
Northoren *) vnd aleyt syn echte huysfrouwe hebben dre kinder
in de echte getoegen etc. Aufstellung des Sachverhalts und
Erhebung der Forderungen der einen Partei.
b) BL 150 a (Beningas Hand) : Dat steyt yn dat Lantrecht
van de hilkesforworden. Beningas Bedenken zu dieser Sache.
— BL 150 b leer.
c) BL 151 a : Dat steyt yn dat lantrecht van hilkesforwor-
den. Eine nur wenig ausfuhrlichere Wiederholung von Absatz 1
des BL 150 R, ebenfalls von Beningas Hand. Der Absatz
schliesst mit den friesischen Worten des Landrechts:
wet me diu foune louwet
Det schelmen yr laste.
v. Wicht hat diese beiden Zeilen noch einmal in seiner
deutlicheren Schrift darunter geschrieben und eine lateinische
Uebersetzung hinzugefugt. — Die Ruckseite des Blattes tragt
die Adresse von der Hand, die 17 a) geschrieben hat. Dem
Erentfesten vnd Erbaren Eggerick Beninga van Grimerfsum toe
Gerson vnd widdelswuer Hoefftlinck mynen vruntlicken leuen
Oemen ff. g. — Die Klage betrifft die Hinterlassenschaft des
Johan Northoren und seiner Frau Alheit. Der recht ver-
zwickte Rechtsfall wird durch die uns erhaltenen Bruchstiicke
nicht gentigend aufgeklart, die Aufstellung des Thatbestandes
in Stuck 16 *) ist allzu einseitig. Eine willkommene Erganzung
bietet da eine von Dr. Ritter mir freundlichst mitgeteilte
Notiz im Rechnungsbuche der Grafin Anna (Staats-Archiv
') Johan Northoren genannt Kan(negeter ?) hat einen Grabstein
von 1528 Oder 1638 in der Grossen Kirche vor der Orgel.
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Aurich) aus dein vom 1. Oct. 1551 laufenden Rechnungsjahre
(S. 42 der Hs.): „Die Executorn salige Alheit Kannengieters
guder hebben betalt den Hern die vyfhundert Embder gulden,
die an Renthebrief auergewiseth sind, van broke weghen des
Rentemesters Johann goltsrait herkomend van salige Alheitz
testamentz weghen dat die Rentemester als faJsch impug-
nierde vnd darumb in die pen verordeilt wort vnd erklert*
Diese Notiz giebt uns nicht nur den Namen des vielge-
nannten Rentmeisters an, sondern berichtet uns auch uber
Zeit und Ausgang des Processes: der Rentmeister wurde mit
seiner Anfechtung des Testamentes der Alheit abgewiesen und
zu einer hohen Poen verurteilt. Uebrigens gehoren die Acten
unserer Handschrift bereits zu der Appellation, die der Rent-
iiieister von der bereits ergangenen Sententie des Landrichters
an die „Commissarien edder Reden" gerichtet hat. — Ein voll-
st&ndiger Abdruck von Stuck 17 findet sich unten als
Beilage VIII.
18) Bl. 152 * (andere Hand, aber mit einer Randbemerkung
Beningas) : Der erste Absatz der Verordnung, deren vollstandige
Fassung die folgende Nummer bildet. Bl. 152 b leer.
19) Bl. 153a— 157 b (von Beningas Hand): Ordinanz
der Gr&fin Anna vom 4. Mai 1556, die Erganzung der
friiheren Polizeiordnung. Vgl. oben S. 181. Anf. : Wy Anna ge-
baren to oldenborch vnnd- delmenhorst grafynne tho Ostfrees-
landt weduwe doen kundt jdermenniglichen vnsen vndersaten
geestlick vnnd weltlich Edell vnnd vnEdell Borger Huslude vnd
gemeente Wo wol wy vor ytliche Jaren yn vnser publiceerden
ordinantz enen Artikel (woe de landheren jegen ore hurlude
sick holden Solden) gesett hebben So befinden wy dan noch
dat vele landheren Edell vnnd vnEdell vns ;weynich gehorsaem
dar ynne leysten etc. Andere Absatze der Verordnung haben
die Ueberschriften Bl. 154 b : Van vorkopinge der huser wm des
landes willen. Bl. 155 a : Van wynkoepe. ibid. : Van lauelberen
trostelberen gylden karmissen up hillige auende, vastelauende
etc. Letzter Absatz Bl. 157 * : Van den Doetslegeren. — Schluss
Bl. 157 b : Alle dusse vorgerorte puncten vnnd Articulen hyr yn
begrepen wyllen wy alsq yn synen werden geholden hebben
etc. etc. Datum yn vnser stat Emden den 4 den May Anno 1556
(mit schwarzerer Tinte aus 1536 corrigiert). — Bl. 158 leer.
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Angehangt sind: 19*) Bl. 159* (andere Hand): Der hern
lande, wthgenomen vmb Embden dat thor stadt gebruk(t) |
wert, sollen 10 schap gelden thor huer etc. = Erl&uterungen
zum 1. Absatz der vorigen Ordinanz. — Bl. 159 b leer.
19 b) Bl. 160 a — 161 b (von Beningas Hand) : De ordinantie
Erenstlick tho vnderholden, wart men yn naeuolgenden Articu-
len bofynden, wat den karken deneren vnnd vorstenderen der
armen, antoclagen vnd an to tekenen yn der ordinantie
beualen is.
20) Bl. 162* — 171 b: Bekentenisse der touerschen
toaurickvorbrant. Es sind die ausfiihrlichen Protokolle
zweier Hexenprocesse, die sich beinahe gleichzeitig zu Anfang
des Jahres 1543 in Aurich abgespielt haben. In beiden hat
Beninga als Rat und Vertrauter der Gr&fin Anna den obersten
Vorsitz gefiihrt. Die Protokolle sind zum ersten Processe
teilweise, zum 2. Processe ganz von Beninga selbst aufge-
zeichnet, doch sind die Acten des zweiten nur sehr unvoll-
standig erhalten. Das letzte Blatt des Erhaltenen, Bl. 171, ist
der Lange nach halb herausgerissen. Ich verweise hier auf
meinen Abdruck der gesamten Acten der beiden Processe,
unten Beilage IX, wo ich auch eine kurze Uebersicht iiber
die sonst aus Ostfriesland bekannten Hexenprocesse geben
werde.
21) Bl. 172 (jetzt noch 33X38 cm = Hohe und Latage,
an einigen Stellen beschadigt): Original-Urkunde (Papier)
Graf Ennos III an die Stadt Emden vom 14. Dec. 1606,
betr. Klage der Unterthanen des Amts Greetsiel gegen die
Stadt Emden wegen widerrechtlicher Gefangensetzung der
Schuttemeister von Wirdum, Grimersum, Eilsum, Uttum, Vis-
quard, Pilsum, Grothusen, Upleward, Hamswehrum und Auf-
erlegung einer widerrechtlichen Schatzung durch die Emder.
— Geben vff vnserm haus Esens vnder vnserm Cantzleisecret
vnd handzeichen den 14ten decembris Anno 1605. — Auf die
hier beriihrten Ereignisse nimmt Wiarda III, 499 kurz Bezug,
seine Quelle ist die kurze Notiz des Emmius in der Historia
nostri temporis (Groningae 1732), S. 170. Unsere Urkunde
wird nirgends ausdriicklich erwahnt, ich habe deshalb einen
genauen Abdruck unter Beilage IV gegeben.
22) Bl. 173* — 174b : Abschrift einer Verordnung Graf
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Ennos III an den Rat und Drosten zu Norden u. Berum vora
30. Marz 1618, betr. die Supplication des Edo Onnen,
dem ein ererbter Herd Landes von der Stadt Norden streitig
gemacht wurde.
23) Bl. 175* : Ein gedrucktes (Typis Helvici Kallenbach)
Blatt 41X29,5 cm (= Hohe X Breite). fcs enthalt in 2 Spalten,
links in lateinischer, rechts in hochdeutscher Sprache die
Verordnung Graf Ulrichs vom 11. Sonntag nach Trini-
tatis (= 31. Aug., falls es nach d. greg. Kalender gerechnet
ist) 1631, betr. die Wiederaufrichtung der Gelehrten
Schule zu Norden. Das Blatt tragt die eigenhandige Unter-
schrift Ulrichs und sein Siegel. Es ist nach dem Exemplare
des Auricher Staatsarchivs (= Konsistor. - Arch. Aurich 15,
ebenfalls mit eigenhandiger Unterschrift Ulrichs) abgedruckt
von Babucke, Gesch. des Kgl. Progymnasiums (der Ulrichs-
schule) zu Norden, Emden 1877, S. 26.
24) Bl. 176 (von etwas grosserem Format als die iibrigen)
enthalt auf der Vorderseite in 2 Spalten die von ihm selbst
niedergeschriebene Lebensbeschreibung des Pastors
Engelbertus Hoyer. Anf.: Jm namen der heiligen Drey-
einigkeit. Ego Engelbertus Hoyer natus sum Anno 1614. den
1. Martij Herfordiae Westfalorum etc. Das Latein der ersten
Zeilen geht sehr bald ins Hochdeutsche liber. Die letzte Ein-
tragtmg ist von 1681, 3. April, und berichtet den Tod seiner
2. Frau. Hoyer war lange Jahre Pastor in Norden, vorher zu
Kappel in Holstein. Seine 2. Frau war Memwer Loringa, die
Tochter des Drosten Wilhelm Loringa zu Berum. Reershemius,
Prediger-Denkmahl (1796), S. 232 giebt ein ausfuhrlicheres Ver-
zeichnis seiner Werke als unsere Handschrift, auch teilt er die
Grabschrift Hoyers mit, die ihm sein Sohn setzen liess. Danach
ist Engelb. Hoyer am 10. Mai 1692 im 79. Jahre gestorben;
aus den Worten der Grabschrift „aetat. 79" hat Reershemius
falschlich das Jahr 1613 als Geburtsjahr Hoyers erschlossen.
— Die Riickseite enthalt folgende, mit der Vorderseite in
keinem Zusammenhang stehende Widmung in Buchschrift:
Doctissimo et optima de me merito Viro Iuveni Dr. Hinrico
Boccatio Praeceptori meo aeternum colendo librum hunc in
debitae gratitudinis testificationem perpetuumque amicitiee vin-
culum dono dedi, 1. ,Martij Anno 1616. Henricus Rumor C F.
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— 209 —
Semper inoblita repetam tua munera mente
Et mea me tellus audiat esse tuum.
Darunter von der Hand Hoyers : Hsereditario jure posfidet
jam Engelbertus Hoyer. Anno 1641 (Hoyers erste Frau war
Dorothea, wl. M. Henrici Bocatii, Pastors zu Cappel, Tochter).
Danach scheint das Blatt urspriinglich ein Umschlag gewesen
zu sein. — Einen Abdruck der Vita Engelbert Hoyers gebe ich
unten als Beilage V.
25) 177a— b: In dem Veenhuser Kirchen-Rechnungs-
Protocoll war folgendes befindlich. Anno Domini 1585, als
ich Johannes Zuitterius Hesfus1) von dem Coetu zu Leer
bin zum Ministerio admittiret, und von der Gemeine zu Veen-
hausen auf ein Jahr lang zu prtifen vor ihren pastorn ange-
nommen, haben sie mich angangen sehr hefftig, ihnen die
Haustheilung nachzulassen etc. — Schrift des ausgehen-
den 17. oder beg. 18. Jh. Abgedruckt unten als Beilage VI.
- Bl. 178 leer.
26) Bl. 179 eine Original-Urkunde (Perg.T 28,5X19,7 cm
= Breite X Hohe) des Hayo hompen borgher to Emeden
von 1449 des sonauendes na vnser leuen vrouwen daghe as-
sumpcionis. Sie betrifft den Verkauf eines Hauses (mit den
werue bynnen Emeden ghelegen twisschen ditmer backers vnde
Enno frederdes hus. mit enen haluen ganghe vp dat suden.
welker werff vnde gang heuet sick an bider strate vnde
strecket vp den delue etc.) an Johan Sterke Harmens sone.
Das Siegel ist abgeschnitten. — Ein Auszug dieser Urkunde
bei Friedlaender, Ostfries. Urkundenb. No. 618, F. giebt als
Quelle an eine Abschrift „ex membrana Auricana (= unserer
Handschrift!)a in Farrago dipl. Ostfris. II, No. 38. Einen voll-
standigen Abdruck der Urkunde gebe ich unten als Beilage I.
27) BL 180: Eine franzosische Original-Urkunde
(Perg., 37,5X25,5 cm = Breite X Hohe, die seitlichen Rander
durch Mausefrass stark beschadigt) vom 30. Nov. 1600 aus
Bordeaux. Sie bezieht sich nicht auf Ostfriesland, sondern
auf eine privatrechtliche Sache zwischen Btirgern von Bordeaux
(Missgeburt).
f) Reerehemius, Prediger-Denkmahl, S. 660 giebt ganz kurz nur den
Namen und das Berufungsjahr des Mannes an.
Jahrbach der Geullsch. f. b. K. a. vaUrl. AlUrt timer zu Emden, Bd. XI V. 14
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— 210 —
28) Bl. 181: Eine ndl. Original-Urkunde aus dem
15. Jh. (Pergament, 15 X 19,5 cm = Hohe X Breite). Buchschrift
des 15. Jh., alle grossen Anfangsbuchstaben sind rubriciert,
am Anfang und am Schlusse sind gemalte mehrfarbige Vig-
netten hinzugefiigt. Das auf 10 (urspr. vorgezogenen) Linien
geschriebene Klostergeliibde lautet:
ICk suster Weijne Gerrits dochter loue mit die
hulpe gods in tegenwoerdicheit der heijliger reliquien die in
deser kercken onthouden zijn die ghesticht is inder eeren van
sinte. Agnieten. eewijghe renicbeijt ende ghehoersaemheijt v
mater. Priorinne ende uwen rechten naecomelinghen. Ende
gheue den cloester tot een ewich testament al dat mi aenghe-
comen is ende aencomen sal ende onse conuent trouwe te
wesen: — Darunter in einem Kreise eine Vignette, aus zwei
sich kreuzenden InitiaM gebildet ; dieselbe Form hat wenigstens
das Initial-I des Geltibdes selbst.
Bl. 182 — 196, der Rest der Hs., sind leere Durchschuss-
blatter.
Beilage I.
Urkunde des Kayo Hompen borgher to Emeden vom 16. August 1449.
Stuck 26 der Hs. = Bl. 179 a: Wytlick kundich vnde
openbar fy alle den ghenne de deffen breff zeen off horen
lefen, wo ick Hayo Hompen borgher to Emeden Bekenne
vnde betughe vor allefweme in deffer fcrifft, Dat ick mit vrien
willen vnde vorberaden mode mit confent vnde vulbord myner
vrunde hebbe vorkoft vnde vorkope ieghenwordich in craft
deffes breues to enen fteden vaften ewighen erfkope deme be-
fchedene manne Johann Sterke Harmens fone en hus mit den
werue bynnen Emeden ghelegen twiffchen Ditmer Backers vnde
Enno Frederdes hus mit enen haluen ganghe vp dat fuden.
welker warff vnde gang heuet fick an bider ftrate vnde ftrecket
vp den delue vnde is famentliken ghekoft vor ene fumme ghel-
des, der he my gutliken heft vntricht vnde wal betald to mynen
willen de erfte pennyng mitten leften, des ick em dancke. So
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dat ick Hayo vorfcreuen myne kindere vnde erfname boren vnde
vngheboren fcholen vnde willen deffen vorbenanten Johanne
vnde finen rechten erfnamen dit vorgenante hus vnde werff
mitten haluen ganghe famentliken rechtes kopes vri vnde vn-
bekummert warende wefen to ewighen tijden vor alle anfprake
gheeftelikes vnde werlfches rechtes funder yenigher leye arge-
Hft hulperede vnde nye vunde. Des to tughe hebben hiir
yeghenwordich mede bij an vnde ouer ghewefen Michiel van
den Rine, Otto van Duten Borgermeifters, Johan van Duten,
Hans Crogher vp der koeplude hus vnde anders vele guder
Jude jn orkunde vnde merer tuchniffe der warheit. So hebbe
ick Hayo vorfcreuen vruntliken ghebeden den Erwerdighen
mefter Johannes Vredewolt proueft vnde kerkhere to Emeden
vnde den Erfamen Borgermefters dar fulues deffen breff van
myner weghen to befeghelende. -- Vnde Jck Johannes Vrede-
wolt vorgenant bekenne dat ick myn Jngefegel vnde wij vor-
benanten Borgermeftere vnfe Stad Jngesegel vm bede wille
deffes ergenanten Hayen hebben witliken vnde mit guden
willen hangen heten to deffen breue. Scriptum na der borth
christi M. cccc. xlix yar des fonauendes na vnfer leuen vrouwen
daghe Affumpcionis. Auf der Riickseite von anderer Hand,
16. Jh. : Jtem een huef vnde ganck vp den delft. — Die
beiden Siegel jetzt abgerissen, die Pergamentstreifen der An-
satze noch da.
Beilage II.
Brief Graf Johanns von Ostfriesland an Eggerik Beninga.
Stiick 12 der Hs. = Bl. 64a(Beningas Hand):
Johan graue tho Oftfreeflant Ac Her tho Darbw Romefche
Keyferlike Mayeftat ftatholder to Lymborch Valkenborch Daelen
vnnd de lande ouer de Maefe.
Wolgelerte leue getruwe. Nach dem wy bysher up ytzigen
erlanten auefchet hebben moten vortouen vnnd nu nae Lym-
borch wrab vnfe officien tho entfangen getagen, wyllen wy
foe balde vns mogelick weder heym f chaff en. Vnnd dragon
to Jw fampt anderen officieren gewyffe tovorfycht, gy werden
14*
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- 212 —
der dike haluen *) vnnd anderer der lande to fallenden noettruft
goede tovorficht nemen Darme de lande vor tokamenden
fchaden vorhott. dat fulue nemen wy to befunderen geuallen.
wat fuft Nies Alhyr togedragen, werden gy yn kort, wyl de
Almechtige, van vns muntlich vornemen. Datum Bruffell den
ersten aprilis A° Ac 42.
Beilage III.
Collation des Briefes Beningas an Reinerus Melchior.
Stiick 10—11 der Hs. = Bl. 50 a ff. Die rein orthographischen
Varianten fiihre ich nicht an, darin hat Tiaden am Anfang
stark normalisiert, dann aber hochst ungleichm&ssig oft die
Schreibweise des Originals gewahrt. Ueberschrift [Tiaden I
S. 98]: Jarfum2) — befunderen — S. 98 Z. 8 v. u.: ge-
mene — 7 ordenunghe — 6 Polotie [so immer] — maken —
duffe — 4 markelike [u. so 6fter] — 3 ock — 1 nu [st. un] —
S. 99 Z. 3: goedere [u. so ofter] — 4 jamerl(liken??) [der aussere
Rand von Bl. 50 a ist zum Teil verblasst u. ein wenig laediert]
— 5 ouerflodiche(it?) [ein Beweis, dass auch Tiaden den ver-
loschten Rand nicht mehr hat entziffern k6nnen] — 8 ander
warreltlike(n?) — 9darvan — mannichfoldich — lOhebben —
11 — 12 vnderichtinge vntf(angen??) — 13 ene(n?) parte — von
dem „alsa nur noch das 1 zu sehen, es ist das letzte Wort von
Bl. 50 a— 14 das ausgelassene Wort ist deutlich tuchen, wohl
fur tufchen verschr. — 15 Ac [st. und] — 16 lantheren — 17
wol — hinter LX fehlt Jaren — 18 kein Absatz — 19 konen
— 20 difputatio — twe — 21 parfonen — 24 werden — 26 faeke
— 27 ordenunge vnd polotie — Erenftlik — 28 myt wyderen
») Nach Tiaden I, 96 f. war Beninga nebst Haro von Oldersum
und Godens von Graf Johann zum Oberaufseher der Deiche bestellt. Eine
„ ordenunghe der dyken So Graue Johan de tyt finer Regerunge beleuet
heft*, sowie ein „Mandaet fo Graue Johan heft publicieren laten, Anno
(15)42" finde ich in der Wernigeroder Handschrift des Ostfriesischen
Landrechts (Ze 48 in 4°) am Schlusse des Deich- und Sylrechte, Bl. 209» ff
und 212a ff.
*) Die Typen fur u, a, e mit ubergesetztem Strich (= urn, nn.
an, en etc.) fehlen leider in der Druckerei, so habe ich auch in dieser
Beilage die Abkurzungen der Handschrift auflflsen miissen.
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— 213 —
boger — 31 van olderen herkumpft — 32 Eren — S. 100 Z. 2
gefpreck — 3 fcryftlick — dar beneuen — eentvoldyge — 4
hyr yne — fcryftlik — 5 bewagen — 6 werden — 8 almech-
tigen — 10 XVC 43 — In der Unterschr : beenyngha to.
Auf den folgenden Seiten u. a.: Tiaden S. 101 Z. 5: to
voren. — Z. 10 v. u. punt — S. 102 Z. 9 men [st. eine] —
11 vnnd [st. wand] — S. 104 Z. 3 den lantheren gyft — Z. 13
drierleye — 15 Veyde — Lappe [so 6.] — 16 tappe — 26 vnn-
derfcheden — hinter enen fehlt eine ganze Reihe : Egen arueden
Hufman, vnd ene — S. 105 Z. 4 den lande — 7 laken fnideren
— 9 Jumfferen — 14 den apen — 17 f. ander — S. 106 Z. 3
talmetzchen — 7 konen — 9 orynge ftukelbande harflechten
fterenfpangen — 12 gepreuilieert — 13 up eren — 15 den ge-
raenen — Z. 5 v. u. Engelfchen — S. 107 Z. 6 (Text) warfchope
— 8 den — 10 fruwen — 12 ton tyden — Z. 4 v. u. nargent
— 3 v. u. konen — 2 v. u. konen [statt kann] — Z. 1 v. u. wagen
vnd fchepen — vorfwelgen — S. 108 Z. 5 andere — 14 wort
— 15 hinter kefe fehlt koren [das en halb abg.] — 18 meeftlick
— 21 vntberen — 23 nae [statt van] — 25 dan — to de rode
— waert — 27 wente — Z. 1 v. u. dan fporet me — wt den
drunck [mit blasser Tinte in druncken verbessert] — S. 109 Z. 1
fpruten — dee heren — Z. 3 van den oueldederen vnd druncken
bolten — 11 de anderen — 16 hinter ock Komma — 19 ynge-
koft — 24 mydelmetige — 26 borgeren — 2 v. u. almechtige
— S. 110 Z. 3 gantze — 14 Euangelion — Z. 7 v. u. fehlt vor
dorch: ock — 5 v. u. anderen — S. Ill Z. 12 wunne(?) —
13 dat we — 19 grote — 20 fnideren — 21 pelfers — tymer-
lude — S. 112 Z. 1 graueren — 2 ducht aus dunket verb. —
6 vnder wunden — Z. 4 v. u. das || nicht in der Hs. — S. 113
Z. 7 Meyeren — fweleren graueren — 8 ander — 10 fynne —
13 arbeyden. — 18 voete — 19 tauelle — S. 114 Z. 3 negeften
— 5 almechtich — 11 muchten — 13 druncken — 15 dar —
24 hinter Gerichte fehlt : vnnd de myddelmetige nicht mer als
dre gerichte — Z. 5 v. u. werden — den — S. 115 Z. 1 then
— 5 dynxtedach — 6 vor der funnen fchyn — 10 vorbrecken
— anbrochte — 18 drinkendes — 19 vor vaderen — 21 brude-
gaem — 25 vorbrent — Z. 6 v. u. megeden — 5 Jumfferen —
3 vor vaderen — 1 fehlt hinter beer: yn warfchope noch
kynderdope — S. 116 Z. 2 heren — 7 myddelmetigen — 16
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— 214 —
hoegen vnd beften — 17 Eemfe — 18 grafe — 6 v. u. teemlich
— S. 117 Z. 6 myt j c ij c eder 80 l) — 14 gefettet — 2 v. u.
Edzartz — 1 dar — kr — S. 118 Z. 1 ytliken — 4 befruchten
— 5 morgen — rechte(?) — 6 wer — 9 befwaret — 10 alle
[statt dese] — 11 befnede — letzte Z. der Prosa gunnen.
Gedicht V. 1 tho — 3 goeden — S. 119 Z. 5 wulden -
voert An des olden ffrefen fprick wort — 6 doeck vnde de —
lappe — 7 fulden — vnde de — tappe — S. 120 Z. 1 redelich
— S. 121 Z. 3 dyt — 5 graue ist erst spater Zusatz v. Wichts.
Beilage IV.
Edict des Grafen Enno III an die Stadt Emden vom 14. Dec. 1605.
Sttick 21 der Handschrift = Bl. 172 * : Wir Enno Graff
vnd Herr Zu Oftfriefslandt, Herr Zue Efens, Stedesdorff vnd
Wittmundt Fugen hiemit Burgemeiftern vnd Rath auch den
Viertzigern vnnd der Gemeinde Vnfer Stadt Emden zu wifsen,
dafs Vnnfs Vnfere Vnderthanen Vnfers Ambts Gretfyel, durch
Jhren ausfchufs vnderthenig Supplicirendt zue erkennen geben
haben, Was geftalt Jhr verruckter tagen die Schuttemeifter
von Wirdum, Grimerfum, Eilfum, Vttum, Vifsquart, Pilfum,
Grothaufen, Uplewerdt vnd Hambswehrurrtb bei nachtlicher
weil, durch gewerte Soldaten, aus Jhren wohnungen vnd von
Jhrem Lager gewaltiglich gefangen, gefPannen in Vnfer Stadt
Embden gefchleppet, vnd in fchwere hafftung vnd verftrickunge
gelegt, vnd diefelbe vber vielfaltige erfuchunge, zu grofser
Jhrer befchwerde, fchaden vnd nachtheil, wieder recht vnd
billigkeit, gefenglich enthielten, alles ohn einige redliche Vrfach,
sine causae cognitione, vnd fchlecht de facto wieder recht, allein
zu dem ende, vnd der intention, dadurch Jhnen der gemeinde
zu ihrem grofsen verderb, eine fchatzung wiederrechtlich vff-
zudringen. Deswegen fie dann Vnns vmb troft vnd huelff,
auch vmb einfehen, aus tragender Lands Obrigkeit vnd Ambts-
wegen zuthuen vnderthenigs fleifses gebeten. Wan dann an-
0 Das j in ijc hat in der Handschrift einen wagerechten Strich
durch den Schwanz, bedeutet also '/«» nicht 1. Die Ziffern der Hand-
schrift sind aufzulosen als „1C0, 150, oder 180\
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— 215 —
geregtes euer vnbegin ynd gewaltthetige gefengnus den ge-
meinen vnd Landrechten, auch hochverpoenten Kays: Con-
stitutionen fonderlich des Landfriedens, vnd in den Oftfrififchen
lachen erfolgter Jhrer Maytt: refolution, fchuerftraks (!) ver-
botten, vnd euch im wenigsten nut gebueret, in Vnfern Amb-
tern einiger Jurisdiction, vielweniger fchatzvnge anzulegen, vnd
defswegen zu fangen vnd fPannen euch Zu vnderziehen, Da-
hero gerurte ewer gewaltthadligkeit nullo iure zu Justificiren
vnd alfo nach b(efte) l) der Rechten |: krafft deren quod de facto
tit, de facto aboleri debet :| auch der Kayf: refolution dis-
fal(lsSt) praecepto vnd Executive, zuuerfechten [ftehet durchstr.],
Vnfer Jurisdiction auch vnzweiflich fundirt ift, Vnd wir Vns
aus tragender hohen Landts Obrigkeit fchuldig wifsen, Vnfern
Vnderthanen vff Jhr anr(rue)ffen, gebuerende Rechtshulffe wieder-
fahren zu lafsen, Dohero difses Vnfer mandatum ihnen heut
dato erkant, Hierumb gebieten Wir euch gerichtts vnd Rechts,
auch Ambts vnd hoher Landts Obrigkeit wegen hiemit bei
Poen zweitaufent Reichsthaler vnd bei ft raff der Kayf: refo-
lution vff die verbrecher derfelben gefetzt, ernftlich vnd wollen,
dafs Jhr Zur ftund vnd angeficht diefes vnfers mandatj, ohne
alien verzug, ausflucht vnd widerrede, die von euch wieder-
rechtlich gefangene vnd verftrickte Schutt(e)meifter, ohne einigen
endtgeltt Jhrer hafften loifszehlett, erlafset, vnd vff freyen fues
ftellet. Vnd ob Jhr einige ZufPruche oder forderung iegen
diefelbe zu haben vermeinet, diefelb(e) i(egen fie) vor Vnfern
Beambten des Ambts Gretfyel, oder an Vnfer Cantzlei oder
Hoffgericht gebuerlich v(orbrin)g(e)t, mit ordentlichem Recht
verfolget, vnd an defsen endfcheid friedlich feyt. Wir Citiren,
heifchen vnd l(ade)n euch auch, dafs Jhr den Neunden tag
nach infinuation diefes, deren drei tagh wir euch vor den
(erften), (vnd) vor den andern vnd drei vor den dritten
vnd letzten gerichtstag peremptory anfetzen vnd ernennen,
oder ob derfelbe kein gerichtstag wehre, den erften gerichts-
tag hernach, an Vnfer Cantzlei Zu Aurigh, durch eueren gnug-
famb gevolmechtigten, vor Vnns oder Vnfern darzu Comittirten
Rhaten erfcheinet vnd glaubliche anzeige thuet, dafs diefem
•) An den hier von mir erg&nzten Stellen ist das Papier der Urkunde
durch die Tinte und durch Abschabungen von der Ruckseite aus zer-
stSrt worden, die Zuge der Buchstaben sind aber oft noch zu erkennen.
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— 216 —
Vnfern Mandato alles feines einhalts gehorfamblich gelebett
vnd pariret fey, oder aber fehet vnd hSret, euch vmb euers
vngehorfambs willen, in obberurte p5en erklern vnd Condem-
niren oder aber vrfachen, ob Jhr deren zuhaben vermeinet,
worumb folche declaration vnnd Condemnation rechtswegen
niet gefchehn folte, vorbringen, l) vnd vnfer fernerer erklerung
darueber im Recht erwartet. Dann Jhr thuet deme alfo oder
nicht, wirdt nichts defto weniger vff des gehorfamen vnd be-
leidigten theils anruffen, ergehen was recht ift. Wornach
Jhr euch zurichten. Geben vff vnferm Haus Efens vnder
vnrerm Cantzleifecret vnd handzeichen den 14. Decembris
Anno 1605.
Enno2) (Siegel)8)
Beilage V.
Lebensbeschreibung des P. Engelbcrtus Hoyer.
Sttick 24 der Hs. = Bl. 176 a. Spalte 1: Jra namen der
heiligen Dreyeinigkeit — Ego Engelbertus Hoyer Natus sum
Anno 1614 den 1. Martij Herfordise Weftfalorum. Parens fuit
Frantz Hoyer Patricius et Capitaneus urbis, Mater Anna Pipers
Vomemen4) Kaufhandlerfs Tochter dafelbft. Educatus sum in
Schola Herfordiensi, donee Anno 1630 circa tempus Johannis
ich nach der damals berumbten Schuele Zu Hannover gefchickt,
da ich geblieben infs dritte jahr, vnder der difciplin der
berumbten M&nner M. Joh. Strubij Rectoris vnd M. David
Erij(tr)ophili 5) Conrectoris, bei dem ich die Stube vndt Schlaf
Kammer gehabt.
Alfs ich nu laut vorhandenen Teftimonien (tii)chtig ge-
!) In t verbessert.
*) Die verschnorkelten Zeichen darunter nicht zu entziffern.
*) Das Siegel zeigt die grafliche Krone, darunter 4 Wappenschilder,
links oben Harpye, rechts oben nicht zu erkennen, links unten 2 ge-
kreuzte Peitschen, rechts unten nach links blickender schreitender L6we.
Unter der Krone E N N 0, in der Mitte des Siegels G V H, unter
den Wappen Z 0, d. h. Enno Graf Vnd Herr Zu Ostfriesland.
4) Aus Merc(atoris) gebessert.
*) Die Zeilenanfange sind im Folgenden etwas beschadigt.
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— 217 —
achtet worden nach Academien mich zu begeben, (bi)n ich
nach Roftoch gereifset, da ich ankommen Ao 1633 (..) April,
dafelbft ich geblieben bifs den 9 Julij Ao 1637 erft vnd letzt
beym (..) und im haufse herrn D. Cothmanni. Jnzwischen bin
ich (auf) der Universitet Gripswald auch einige Zeit ge(we)fen,
aber meine studia zu Roftoch continuieret, (we)il die Acade-
mie die beften leute ohn die Professoren damalfs hatte: in
(P)hilosophia M. Reinboth, M. Calovius, M. Dreyer, in Philo-
lo(gi)a M. Gesium Bohlen vnd M. Fabricium etc., die ihre
extraordinaria collegia pri(va)ta hielten, derer alumnus ich mit
gewefen.
Nach dem aber mein S, Vater 1636 auf S. Nicolai (Ab)end
geftorben war, und der ftatus meiner mutter (nicht)1) leiden
konnen dafs ich mich auf Academien lenger aufhielte, vnd
herr D. Clotz, General Superint. in Holstein, mir per literas auf-
trug einige Subftitution beim alten (P)rediger, mit einiger hoff-
nung der kunftigen Suc(ce)ssion, lb hab ich mich erft auf
Flenfsburg bey (..) D. Clotz begeben, da ich mich eine Zeitlang
aufge(h)alten, bifs herr M. Joannes Rosselius, Paftor zu Cappel,
felbft herilber kommen vnd mir die subftitution angebotten. Dem
ich 14 tag hernach gefolget vnd diefelbe angenommen 1637 umb
Michaeli, da dan durch fonderliche fchickung Gotts, nach aufs-
geftandenen todlichen Krankheit, ich mich ehelich eingelafsen
mit defselben Stieftochter, Dorothea, weiland herrn M. Hinrici
Bocatij Paft. Zu Cappel eheliche Tochter 1638 den 6. Novem.
auf rath herrn D. Clotz Gen. Superint. (vnd) herrn D. Sleidani,
Dompredigern zu Schlefswich, da (i)ch den Zu Cappel die sub-
ftitution verwaltet bifs (..) Annum 1644 nach Pflngsten.
Als domahls die Schwedifche armade gantz holftein vnd
JUdland geoccupiret, vnd die danifche vnd Kayferliche armade
begriffen die Schwedifchen zu da logiren, daher in offenen
flecken vnd St&then grofse unficherheit war, bin ich mit guten
Teftimonijs von dem hertzogen Zu Gottorp, wie auch von denen
KSniglich vnd Fiirstl. General Superintendenten an den herrn
graven zu Oldenburg gerecommandiret, da ich gute vertroftung
der promotion erhaltend, mich auf die ruckreife nach holftein
•) Statt „nicht8 hat die Hs. eine Abkurzung, ein o (Null?) mit einem
wagerechten Strich dartiber. Damit schliesst die Zeile, am Anfang der
folgenden ist das Wort flenger" dick durchstrichen.
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— 218 —
durch holland zu pafsieren, begeben. wie aber ich bin zu
Aurich kommen, hat herr D. Brandanus Dsetrius, Superint.1) mir
gerathen alhir nach Norden mich zu begeben, vndt mich hiefsiger
gemein zur vacantz der Siiderpaftorey zu praefentiren ; da fich
den befunden dafs es Gotts fchickung gewefen, alhir zu bleiben;
immafsen als ich Ao. 1644 auf Jacobi tag meine gaftpredigt
alhir gethan, den folgenden Sontag darauf von hiefsiger gemein
zur probpredigt gevociret vnd zum Paftoren erwehlet worden;
welche vocation den folgenden Freytag hernach, war am mo-
nathlichen general Bettetage, vor der gantzen gemeine, ohn
jemands contradiction ift nachmals geconfirmirt worden.
Wie treulich ich der gemeine in der hefsefchen einqvar-
tirung ; in der fchweren haupt Krankheit Anno 1651 ; vnd in
der faft 3jahrigen peftZeit vorgeftanden, ift ehrlichen bieder-
leuten bekant. 1665. 66. 67.
was ich nachgehends fur arbeid vnd forge gehabt fur
die religion, bezeuget die alfo benannte abgenotigte ant-
wort contra P. Riickert Paft. Ltitzeburgenf.2)
Was ich Zu Norden in den jahren meines Ministerij fur
gute materien gepredigt, zeuget der catalogus im verguldeten
fchreibbuch hinter dem 51. Pfalm. NB. Mein Leichtext foil
fein 2. Tim. ult. v. 18.
Spalte 2: In Conjugio noftro gezeuget3):
I. Zu Cappel in Holstein.
1. Frantz Hinrich Ao. 1639. 20 Julij hora 2. raatutin.
im neuen mond, in Signo Leonis. *Vocatus Paftor 1665 Dom.
Laetare. Nupfit 1668. 31.|4)
2. Anna f Magdalena 1642. den 6. Novem. hor. 7. ves*
pertin. im Stierszeichen im vollen Mond. *Quse nupsit 1663
Martij *et obijt den 18. Novem. 1681.
II. Zu Norden.
3. Dorothea Elifabeth Anno 1645. 11. Januar. mane.
*) Vgl. Heynacher, Festschrift des Gymnasiums zu Aurich, 1896, S 71.
*) Diese Hauptschrift Hoyers heisst auch Apologia Nordana wider
den unzeitigen Lutsburgischen Bericht 1652, vgl. Reershemius, P.-D., S. 232.
*) Diese Familientafel enthalt zahlreiche Zusatze, die zu verschiede-
nen Zeiten eingetragen worden sind. Ich habe sie mit * bezeichnet
Es ergiebt sich aus ihnen, dass unser Blatt zwischen 1667—1670 nieder-
geschrieben ist, alle spateren Ereignisse gehoren den Zusatzen an.
4) Die Striche zeigen Verluste der Hs. am Ende der Zeilen an.
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— 219 —
im Zeichen Scorpions. *Quae nupsit 1668. 23. April. *Vidva
facta 1674.
4. Arnd f Reinhold 1647. 7 Januar h. 11. vefpert. im
Zun| qui obijt Bremse 1667 im Julio.
5. f Magdalena 1649. 15. Xbr. Hora 12. noctis. Sonne
und Jupiter im Gesechstschein.1) *Nvpsit 1671. 4. Trinitatis
obijt 1676. 24. Janv. in tertio puer(o).
6. Engelbert 1652. 14 Julij h. x. matutina. Sonne und
Saturn in Conjunction. Fische.1) gef| nach Hamborg 1667. 8. Junij.
7. Hinricus Eberhard. Anno 1655, 26. Septembr. die
Cypriani. * missus Roftochium 1673. 24. Julij. Lerdam 1675.
9 8br- 1676]
8. Maria f 1660. 19. 8bri8 hor. 6. vespert. quae ftatim obijt
den 5. Novem.
Anno 1663 den 21. Xbr.: hora 1. pomerid. ift endlich
meinj S. Frau Dorothea, nach eilfjahriger leibes fchwacheit, un|
jahrigen bettlager felig entfchlaffen, vnd den 30. dito| grofser
frequentz diefer gemeine, nebeft Fttrft- vnd hochge| abgefanten
zum ruhebette begleitet, und der corperj in die Schlepgrellifche
begrebnufs unfer Kirchen (w| auch S. mariken corper ift) bei-
gefetzet worden. der gnedige Gott gebe unfs eine frolige felige
Zurammenkunfft an jenem tage! —
Anno 1666. 13. Septemb. habe ich nach Gotts willen ander-
weit getrawet rnit der Edlen und Tugentreichen Memwer
Loringa weiland herrn Wilhelmj Loringa gewefenen Droften zu
Berumb ehelicher tochter; Gott aller gnade gebe feinen fegen
vnd gnade dazu. Amen.
Diefelbe ift vorhin 1660 7. xbr. getrawet m(it) S. Ade
Ufen, mit welchem fie im eheftand gewefen nur 3. wochen vnd
1. tag, nach dem gedachter Ade 29. xbr. geftorben vnd
8 Januar 1661 begraben.2)
Anno 1681 auf den h. oftertag den 3. April ift diefse meine
liebe Eheliebfte geftorben felig in dem Hern, Gott erfrewe
ihre Seele fur alle die liebe vnd trewe die Sie an mir und
meinen Kindern gethan hat vnd lafse vns mit freuden im
ewigen leben zufam kommen.
l) Die astrologischen Aspecten sind hier in der Hs. nur mit den
astrologischen Zeichen gegeben.
*) Dieser Absatz wieder durchgestrichen.
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— 220 —
Beilage VI.
AusMug aus dem Rechnungsprotokoll der Kirche zu Veenhusen.
Stttck 25 der Hs. = Bl. 177 »-b: In dem Veenhufer
Kirchen-Rechnungs-Protocoll war folgendes befindlich. Anno
Domini 1585, als ich Johannes Zuitterius Hesfus von dem
Coetu zu Leer bin zum Ministerio admittiret, und von
der Gemeine zu Veenhausen auf ein Jahr lang zu prilfen
vor ihren paftorn angenommen, haben fie mich angangen
fehr hefftig, ihnen die Haustheilung nachzulafsen, welchs
ich mich nicht ein wenig geweigert, doch zuletz als ich
dasmahl nicht anders gekonnt, hab ich allein auf ein Jahr
lang, denn linger war ich nicht angenommen, die Helffte der
Haufstheilung ihnen gefchenket, doch auf beliebung des lob-
lichen Coetus zu Leer und der Obrigkeit |: wiewohl folches
niemahls noch der Obrigkeit noch dem Coetui vorkommen ift :|
Nach Verlauff des Jahrs follte folche Quitfcheidung gantz todt
feyn. Dieweil ich aber aus Sanfftmiltigkeit keinen Zanck mit
einem Menfchen machen wollte j: denn viele find, die die
andere Helffte noch mit Weigerung gegeben :| fo habe ich mit
meinem Schaden allfo viel nachgegeben. Vnd ift mir die andere
Helffte, die mir fonft auch zukGmt, niemahls worden. Diefes
aber hab ich darum gefchrieben, mich vor meinen Succesfori-
bus und vor jedermann zu entfchuldigen, auf dafs ich nicht
werde ange(Bl. 177 b)fehen, als der die proventus paftoratus
hujus vergeringert habe. DieSchuld ift nicht bey mir, fondem
bei denen, die es erlegen follten, gewefen.
Beilage VII.
Sententie der Commissarien in der Erbschaftshlage zivischen den
Erben des Burgermeisters Humpe Hayen und seiner Frau Fosse. l)
Stack 16 der Hs. = Bl. 144 »ff.: Wy Uldrich2) van Dorn-
hum tho Efsens Witmunde vnd Olderfum, Doctor Poppe Mannings
*) [Da in der folgenden Sentenz die mit sichtlichem Stolze heran-
gezogenen Citate aus der romischen und italienischen Rechtswissenschaft
und die gegen den Landrichter der ersten Instanz so ternichtend ge-
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— 221 —
tho Peweffum vnd [vnd] Embden paftor, Hicke van Dornhum
vnd Petkum Junckeren, Roleff Droft tho Embden, vnd Mefter
Hinric(h) Grawers burchfcriuer darfulffs, vulmechtige gedepu-
terde Commifsarien defs Edelen vnd woilgebaren Heren heren
Edezarde Grauen tho Oiftureslant Ac Jn Taken twifschen
Hans van Lingen vnd Otto van Depholt eyns, vnd
Doctor Haien Anderdels, aengaende Burgemeifter
Humpen vnd Fofsen zeliger nhagelaten guderen, wair
in wy in Jegenwordicheit des Edelen grauen Jobans Ac Jn
den rechthuife meftlich erfchenen, klage, antwordt, Replicen,
Tummarien, defenforien, hillickesvoirworden. Teftament, thom
leften ein fententie, van den Lantrichter vthgegangen, dair
van de kleger appelleert, vnd tho vnfer vorhoringe gekomen,
flitich hebben gehoert, auergelefen vnd tho fynne genomen.
Hirmede hebben de parten tho beiden tzyden gentzlick
concludert, vnd wuften derhaluen nicht nyes voir tho brengen,
vullenkomelicken bewilliget an vns mit hanttaftinge wat wy
derhaluen erkennen woirden voir recht vpthonemen vnd
entlicken dair by tho bliuen, dit fus beleuet, angenhomen: vnd
van einen Jederen parth funderliche geuordert, vnfe vthfprake s)
eerftlich darinne tho doen, welck wy binnen ein maent tho ge-
fcheen belouet. Doich de parten tho fruntfchup radende Ock
handhabte Ironie die Frage nach der Person des ostfriesischen Verfassers
nahelegen, so darf hier wohl die Bemerkung ausgesprochen werden, dass
nnter den im Eingang genannten Appellations-Commissarien, Ulrich von
Dornum, Poppo Manninga, Hicco von Dornum, Drost Rolef (Cirksena) und
Hinrich Grawers, die Ausarbeitung eines solchen Schriftstficks keinem so
sehr zuzutrauen ist als dem Vorsitzenden des Gerichtshofes Ulrich
Attena von Dornum selbst, der 1481 in Rostock studiert zu haben
scheint (Sundermann, Jahrb. XII, 77) und nach langen streitbaren Jahren
als Sdldnerhauptmann sich in der ostfriesischen Reformationsgeschichte
durch das kleine Meisterwerk, die Schilderung des von ihm selbst ver-
anlassten Oldersumer Religionsgespraches (1526), ein Denkmal gesetzt
hat. Eggerik Beninga, sein Schwager, ruhmt in dem Nachrufe z. J. 1536
(Chronik S. 707) ausdrucklich Ulrichs Gelehrsamkeit auch in „keyser-
lichen (=weltlichen) Recht en8. An Hicco (Kankena) vonDornum (f 1554),
der 1503 in Koln und 1506 in Bologna (Heinricus = Hicco) studierte, ist
wegen der Bemerkung fiber inn Bl. 144 b (u. S. 222) kaum zu denken. R.]
*) d in 1 zu besseni gesucht.
*) In der Hs. vnthfprake; an anderen Stellen hat der Schreiber selbst
rnth- in vuth- verbessert, vgl. weiter unten vuthvoren, vuthgefcheiden.
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— 222 —
dat fe nicht in eren Rechte vorfnellet worden, twailff dagen
vorgunth, noch vortobrengen dat einen Jederen tho fyner Taken
vthdracht beft denen mochte.
Hirauer hefft meyns 6. H. Cantzler1) itliche Jnduction
begerdt van wegen doctor Haiens, foe ock fulueft nha des mith
itlichen Jnformatien itlicher doctoren vor vns erfchenen vnd
vorgebracht. Ouerft wider vnd lenger tho vor- (Bl. 144 b)
ftrecken nha luidt fyner egene handtfcrifft vtherlicken begert,
welck oen is geftadet, doich myt fulcher mate. Nachdem wy
Commifsarien, vthgenomen Hicko van Dornhum Ac, vaft accor-
deert, de faeke mith ripen titlichen Rhade durchgefehen, de
rechten darup allenthaluen voirlefen, wolden vnd muften proce-
deren, de Sententie vpt forderlickfte in fchrifften fetten, Noch-
tans de fuluigen nicht pronuntieren er de tit, de vpgenante
medebefeelhebberen Ac vnd de Cantzeler itzundes affwefende
hyr tho lande by weren.
Anfenckelich alsdan vormarcke wy, wo de beclaechte[n]
fick beduncken leth, wo fe (1. he) ein gewunnen recht heefft vnd
de fententie fy in rem iudicatam gegangen, darumb de klegers
vorfumet die appellation tho rechter beftemmeder tit in den
rechte nicht profequeert vnd voruolget hadden. Nochdem dan.
fo ruchtich vnd ock opentlich tho bewifen is, die klegers
alien mogelicken flith hebben vorgeweent, Vnffen g. h. auer-
flodich derwegen myth denftliche demoth alftedes aengefocht,
l) [Der Dr. Haio Hompens Sache vertretende ostfrieaische Kanzler
kann nur Wilhelm Ubbena sein (in Emmius handschriftlichem Catalogus
magistratuum z. d. J. 1609—1520 auch Wilhelm von Emden oder Wil-
helm Remedes genannt, also vielleicht ein Sohn, jedenfalls aber ein
Verwandter des Emder Ratsherrn Remet Ubbena (1494—1514) und An-
gehSriger der in Emden und Larrelt ans&ssigen Familie Ubbena, vgL
Emmius, R. Fr. H. ad a. 1506, S. 661 : Guilhelmus Vbbius Cancellarius,
Larleti honesto loco natus, S. 881 ad a. 1534 : Cancellarius in papismo
vehemens fuit, Harkenr. Oorspr., S. 285). Ein Ratsel ist aber vorlaufig,
wenn nicht ein Irrtum vorliegt, wie ihn Alardus von Amsterdam in der
VoiTede-Epistel zu R. Agricolae Lucubrationes II (Coloniae 1539) Dr.
Haios 8leiblichen Bruder" nennen konnte : Agricolas Briefe, die Alardus
von PompeiusOcco erhielt, waren diesem (ibersandt worden „ a fratreger-
mano Haionis soceri sui — in der That war Dr. Haio aber Occos Schwieger-
sohn — Guielmo Vbbino orientalis Phrisiae cancellario uiro non solum dome-
stica fortuna ac maiorum suorum imaginibus, uerum etiam religionis
uerae Christianae ac morum integritate Phrisiam suam illustrante*. RJ
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— 223 —
mach fyn gnaden mit mercklicken anliggenden fch(r)iflften be-
hafft, villichte nicht hebben koenen voerwaren. Eder fyn g.
vth luther mildelicker gunft vnd gnade hebben fulchs doctor
Haien tho guiden gedaen vnd fyne bykumpft vorbeidet, vp
dat he Jn egener perfonen by fyner faeke fulueft queme vnd
de nha nothtrufft mit den besten rechte moechte vuthvoeren.
Wente dan die vorfumenifse vnd fchulde by den appellan-
ten nicht gelegen, Reftituere wy den fuluigen tho orhen vullen
vorigen rechte, nha luidt des capituli ex ratione extravagan-
tium de appellatione (= Decretalia, Buch II, Titel 28, Cap. 8).
daer fick gemeenlichen alle doctoren in funderen, dar bliue
wy ock gentzlich by vnd weten daraff nicht tho wiken.
Woe nhu de Lantrichter x) fo vorgeten offt vormeten is
geweft, dat he klaer Lantrecht voerwerpe, Hillicksvoirworden
vnangefehen voirbygheyt, wo woill de (Bl. 145 a) myt vnfes
g. h. a.nhangende ingefegell beueftiget, late wy one vor Godt
vnd den luden vorantworden vnd vp fyner kappen ftaen.
2) Hillicksvoirworden, nicht allein hir to lande, dan ouer
gantze gemene Frieflandt, fyn foe krefftich, bundich vnd ftarck
in dem fwaenge vnd gebruicke, dat men de alderwegen onuoir-
feert, vnuorandert, oeningebroken recht ftaende, vnuorrucket,
in oeren worden vnd weerden ftendich holdet vnd bliuen
leeth, alle nye infpiringe vnd lifticheit buitengefloten, Sunder
alfo de fuluigen principalicken gehandelt, gededinget, gefcreuen
vnd vorfegelt fyn,8) funder alle tho, offte affdoent recht
ftaende warende.
De Claufulen des hillicksvorworden vnd Teftamentz tegen
ein ander gefeth, vp dat de warheit des tho helle(r) er-
fchine, Auerwinnen, voirdriuen, douen vnd doden de erften
vnd de leften, nha inholt der hillicksvorworden ludende aldus:
Frouke bringet mede dat oeher Humpe vnde Fofse geuen,
hundert graefe landes Ac, Span, Armger, Schartzam4), vorheuen
•) [Fur 1526 und 1527 verzeichnet eine handschriftliche BOfficianten-
Liste" (Ms. 18) als ostfriesischen Landrichter Jeltco Brunders (=Jeltco
van Idcrhave, spater Drost in Berum?). R.]
») Am Rande hinzugefttgt : Nota.
*) aus fynt corr.
4) Ueber diesen friesischen Frauenschmuck vgl. Jahrb. X 2, 1893,
S 73; Armger ist unbekannt.
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— 224 —
gordell vnd anders gekledet nha eerlicher gewoenlicher wife.
Vnd nha Humpen vnd Fofsen beider doet fall Frouke weder
inbringen wat fe entfangen heftt vnd dan mit broderen vnd
fufteren delen, hebben fufter deell, vthgenom(en) dat huis dar
Humpe vnd Fofse in woenen, welck Haie, Froucken broder,
fall tho voeren aff hebben, alfoe dat fteit.1)
Des Teftamentes Claufule wornach dat Haio vor aff fall
hebben dat huis mit den weenie (Bl. 145 b) vnd de boden vnd
mith alien inguderen vnd huifsgerade vnd wat dar is, nichts
vuthgefcheiden, volget in dufse menunge, nha Humpens vnd
Fofsens dode fullen broder vnd fufteren beide ohere famptliche
nhagelatene guderen deilen, nha Eemfinge Lantrecht. Emefinge
Lantrecht is, dat de broeder myt twen handen, vnd de fufter
myt einer totaftet, Beholdende den broeder den heerdt vQraff
mith foe voele dat he hilligen vnd heren dairuan foil mach
dohen, vnd der fufter dat Smyde.
lam teftamentum feruandum eft quatenus Lex et fua natura
patitur et non vltra (L. Cerdonem ff. de operis libertorum
= Digesta, Titel 38, 1, Lex 42). Sed dictio „omnisa, facit,
quod comprehendantur omnia quae comprehendi poffunt, ex
natura fermonis (Bartolus L. qui habebat, de legatis 3
= Bartolus2) zu Digesta, Titel 32, Lex 101). Quia pacta funt
feruanda et cuftodienda (L. Juris gentium § pretor ff. de
pactis = Digesta, Titel 2, 14, Lex 7, § 7. vt etiam vult
Speculator, Hoftienfis, Baldus, Alexander3) in diuerfis locis),
») [1630 verkaufte der Bhochgelehrde Doctor Haeyo Hompens* sein
v&terliches Haus auf der Westseite der „Deichstrassea in Emden an den
Brauer Tonnys (Contracten-Protokolle 1530, S. 145); es gehorte 1566 dem
Bierbrauer und gr&flichen Accismeister Philipp Hoykens (Brenneysen I.
S. 307 u. 347) und muss an der Westseite der heutigen Kiunderburg-
strasse schrag gegenuber der Klunderburg an der Nordecke der Schul-
strasse gelegen haben. R.]
*) Bartolns de Sassoferrato, der beriihmteste Rechtslehrer des
Mittelalters, 1314—1357. Vgl. v. Savigny, Geschichte des Romischen Rechts
im Mittelalter, 2. Ausg , Bd. 6, S. 137-184.
*) Speculator ist der ubliche Name fur Guilielmus Durantis
1237—1296, vgl. J. F. von Schulte, Die Geschichte der Quellen u. Lite-
ratur des Canonischen Rechts, Bd. 2, S. 144 ff. Savigny 6, 571 ff. —
Hostiensis f 1271, vgl. v. Schulte a. a. 0., S. 123 ff. — Baldus de Ubaldis
1327—1400, vgl. Savigny 6, 208 ff. — Alexander de Imola f 1477, vgl
Savigny 6, 312 ff.
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- 225 —
Teftator Temper praefumitur fuam difpofitionem velle intelli-
gere et modificare fecundum Juris Municipalis difpofitionem
(Alexander Confilia 14. 4 parte, Joannes de Imola1) in L.
[heredes § cum ita ff. ad trebell. durchstrichen!] fmali de con-
dicionibus et demonstrationibus = Digesta, Titel 35, Lex 113[?].
Dinus, Bartolus et Angelus2) in L. heredes § cum ita ff. ad
Trebellianum = Digesta, Titel 36, 1, Lex 59, § 1, et plenius
in confilio Andre Barbatiae3) fpectabilis). Obligatio nanque eft
mater actionis et Iuris vinculum.
Hirmede weren Humpe vnd Fofse zeliger foe harde ver-
bunden, dat fe hillicksvorworden vnd klare Lantrechten, daran
fe beleuet, geenes finnes mochten vntlediget vnd afflegen
worden, bederuen ock geen ander probation, declaration offt
interpretation hir intholaten.
Quia verba clara non patiuntur interpretationem, neque his
addendum neque minuendum est. (Bl. 146 a) Namque verba
statuti adeo funt intelligenda, quod ab eis non eft receden-
dum (Bartolus in L. conftitutum ff. de militari testamento
= Digesta, Titel 29, 1, Lex 21) et nunquam funt calum-
nianda, fed fane intelligenda.
Dat nhu Frouke nha vormoge der hillicksvorworden fall
vnd moeth vor eerften aff alles weder inbringen wat fe der-
wegen entfangen hefft, golt, fuluer, fmide, erfguidt vnd anders,
vnd dan fall fe fufter deel hebben : Woe kan vnd mach klairer
vnd opentlicher voirblycken Humpe vnd Fofsens gemoete in
dufsen fall, dan wan foedaens vander fufter gefcheen, fal fe
moten [lies mit] oerhen anderen fufteren einen frien thoganck
hebben, tho golt, fuluer, fmide, vnd alien anderen guderen repp-
lick vnd vnreplick, allene vthgenomen dat huis datze tho be-
wonen plegen fall de broder vor aff hebben foe dat fteit.
Dufse bewillunge is lickformich den Lantrechten bouen
angetogen, ock vorliket fick mith des Teftamentes nhauolgende
Claufulen, dat nha der beider olderen doet broderen vnd fufte-
») Ueber die Consilia des Alexander de Imola, vgl. Savigny 6, 318.
— Joannes de Imola f 1436, Savigny 6, 277 ff
*) Dinus de Mugello f bald nach 1298, Savigny 5, 447—464. —
Angelus de Ubaldis 1328—1407, Savigny 6, 249—255.
») Andreas Barbatia, geb. zu Messina urn 1400, f 1479 zu Bologna,
Savigny 6, 481.
Jahrbach der Gesellsch. f. b. K. a. vaterl. Altertttmer za Emden, Bd. XIV. J6
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— 226 —
ren oerhe famptliche nha gelaten guderen fullen nha Emefinge
Lantrecht delen.
Hir hebben wy oick ein generaell woirdt, famptliche guder,
dat den hillickesvorworden tho ftuhre kumpt. Nam appellatione
omnium bonorum precipue omnium relictorum, vt hie, venit
quod quis potest vendicare etc. Modo precedens Claufula in
pactis dotalibus clara eft maioris efficatie ad determinandum
fequentia quam fequens Testamenti ad determinandum prece-
dentia. Cum qualitas nimia reprobatur et verba generalia
non fufficiunt, quando mentio fpetialis fieri debet, Ita intelli-
guntur de fimilibus fpetialiter expreffis. Nam generalia verba
reftringuntur ad fimilia exprefsa (Cardinalis x) in Clementina
de procuratoribus = Clement. Liber I, Titel 10) et fie de
fimilibus ad fimilia rite procedendum est. (Bl. 146 b) Sit gene-
ralis fermo quicunque fuerit, nunquam conprehendit prohibita
neque concludit cafus fraudulentos.
Anders tho feggen vnd anders tho menen, vnd bouen
klare ouerkumpfte vnd fchinbarliche vorfegelinge ander pro-
bation totolaten, dat weer velen liftigen vnd frywaren men-
fchen de porte der bedregerie veils to widt vpgedaen, welck
de rechten ftarck vorbeden. Imo efset permaxima iniquitas et
circumuentio, fraus et dolus, quae nemini debet patrocinari.
Quare verba generalia et captiofa funt euitanda et non profunt
fallenti. Sint quaecunque verba voluerint, femper fumenda
funt in potiori fignificatu, ex quo ceffat odium et nulla ex tali
intellectu refultat iniquitas (c. ad aud. de deci.=?). Adest2) etiam
vrgens caufa reftringendi, Si pacta alias dotalia inmobiliter
illefa obferuari debent Neque aliquo contrario actu inualidari,
infringi aut retractari poffunt. Hoc permifso, ex eo nafceren-
tur abfurditates, innumere lites, difcordie, fraudes, controuerfiae.
contentiones infinite et indeterminabiles, vt supra tactum.
Cum Iuris liquidifsimi est, pacta dotalia, quae dotis con-
ditionem deteriorem non reddunt, funt feruanda (L. finalis §
finalis C. de rei vxoriae actu = Codex, Titel 5, 13 am Ende),
») Die Hs. hat nur die Abktirzung »Car.\ deren mir nicht gelungene
Auflflsung ich Herrn Geh. Justizrat Prof. Dr. Frensdorff zu G6ttingen ver-
dank©. Gemeint ist die Lectura super Clementinis des Cardinals Francis-
cus de Zabarellis (1335—1417), vgl. Schulte 2, 283 ff.
*) In der Hs. in zwei Wtfrtern.
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— 227 —
quanto magis ilia non funt feruanda, quae conditionem dete-
riorem reddunt (L. de die1) ff. de pactis dotalibus = Digesta,
Titel 23, 4, Lex 14). pactum namque fauorabile pofitum in
fauorem alicuius non potest in eius odium redundare (L.
quod fauore C. de legibus et conftitutionibus principum
= Codex, Titel 1, 14, Lex 6). Mutare conf ilium quis non
poteft in alterius detrimentum (L. non potest mutare ff. de
regulis Iuris = Digesta, Titel 50, 17, Lex 75). Quod femel
placuit, amplius difplicere non potest (de regulis Juris Liber 6
= Liber Sextus Decretalium, Buch 5, Titel 12, Regula 21).
(Bl. 147 a)2) Dit fulue vorutgelecht mitten nhafolgende Rechten.
nemen wy vorgenoempte Commifsarien Godt voir ogen vnd
kennen vnd vthfpreken vor recht, dat ergenante doctor Haie
de hillicksvorworden voir alien dingen aff fchuldich vnd plich-
tich is in alien oren Articulen vnd puncten, fo de gededinge
begrepen vnd vorfegelt fyn, onuorlettet3) tho holden, ane alle
andere nye inforinge vnd gefeerde ; dar nhu einigerleie gebreck
infallen weer, fall erftes dages vulenthogen vnde vullenkamener
genoege Hanfs van Lingen van doctor Haio vorgudet vnd vul-
daen werden.
Voert mehr, wan nha vormoege der hillicksvorworden
Frouke dat fulue oir medegeuen is an golt, fuluer, fmide vnd
andere guideren replik vnd vnreplick weder inbringet, fall fe
myt or fufter alle golt, fuluer, fmide, vnd wat daer mer is
in reden gelde vnd erffguideren, nha Emefinge Lantrecht mith
oren broeder, Doctor Haien, moegen delen vnd geneten. Nicht
weder ftaende die Claufule des Teftamentes,3) dair or broder
fchall hebben dat huifs Ac mith al dat dar is, nicht vthgenomen.
Wente de Claufula in der hillicksvorworden begrepen binth
Doctor Haien, nicht mher vorafftonemen, behaluen offt vth-
genomen dat huifs alfo dat fteit.
Want men nhu ein huifs vorhuert, vorkofft edder vth
der handt enwech gifft, alfs4) fteit, koenen in genen wegen
de guider, de in den huifse fyn, billichen vorftaen worden, dan
alfet fteit dat is fo guidt, fo quaedt, fo groith offte klein alfet
») Die Hs. hat diet, ein Versehen des Abschreibers.
*) Am Rande hinzugesetzt : Nota.
3) Am Rande eine hinweisende Hand.
4) 1st zu lesen alft (= als et) ?
15»
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— 228 —
is. Contrahentiu(m) enim verba grofsa (1. grofso) modo probata
groffo modo intelligi debent. Hoc Iuris rigore dictum efse vo-
lumus. Quoties enim idem fermo duas fententias exprimit,
potiffimum accipiatur, quae rei gerendee aptior est. In ambi-
guis refpondere pro dote melius est (ff. de regulis Iuris = Digests,
Titel 50, 17, Lex 85). (Bl. 147 b) Nochtans, Toe wy ock machit)
hebben in der goede tho handelen, vnd dufse fake vaft gun-
ftiglich vnd twifschen frunden gelegen, moegen wy woill er-
liden mith willen vnfes g. h. de Claufule alfet fteit pro dorao
inftructa woirde genomen, woe anders doctor Haio fyne
fufteren fruntlichen beiegent vnd oen ein redelicke erkentenys
vnd gedechtenis daraff geuen woirde. So kandt nochtans dit
huifs gene wyn vth fynen egen kelder nha fick trecken, wy
fwigen daen golt, fuluer, fmide offt gelt vth befmeden kiften
(L. ficta ff. de fundo inftructo = Digesta, Titel 33, 7, Lex 26?
facit ad hoc Lex cum de Laicis l) eodem tit. in fine = Digesta.
Titel 33, 7, Lex 18 Cum de lanionis ! L. fundo legato ff. de
fuppellectile = Digesta, Titel 33, 10, Lex 14). weer ock noempt-
lichen van golde vnd fuluer vthgedruckt, alfe hir nicht is ge-
fcheen, foe kanth noch geen gemuntet gelt begripen (L. cum
aurum et argentum ff. de auro et argento legato = Digesta.
Titel 34, 2, Lex 19. • L. fi mihi menia = Digesta, Titel 32,
Lex 92 Si mihi Maevia. L. Quintus Mutius eodem titulo
= Digesta, Titel 34, 2, Lex 27). — oppofitio L. quibus allegata
ft. de conditionibus et demonftrationibus (= Digesta, Titel 35, 1-
Lex 40) magis refragatur appellato quam fuffragatur. Nam hoc
vult ilia lex, quod dies impediment non computatur in ter-
mino. Adfunt literae inhibitoriae Gratiofi2), quibus appellantes
prepediti, ergo Ac. De wederworp van L. quefitum (= Digesta,
Titel 35, 1, Lex 57?) foluert de text fulueft. Alfoe oeck L.
fi ita(=?) doet, by namen in der glofsen, et cum his concordat
Bartolus. Des fuluen geliken L. Balifta(=?) parum aut nichil
*) Ueber der zweiten Halfte des Wortes ein Strich, in der Vorlage
unserer Hs. wird also laiois mit Strich daruber (= lanionis) gestanden
haben.
2) Ein Gratiosus wird unter den Glossatoren nicht genannt, es wird
also vielleicht an ein praktischen Zwecken dienendes populares Hulfs-
buch de terminis zu denken sein.
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— 229 —
facit ad rem, Plcut patebit intuenti, fi oppofitio Bartoli inter
quicquam et quantacunque pecunia recte profpexerit.
Thorn leften dat Hans van Lingen folde alfo ein executor
des teftamentes hiruth genaten vnd genomen, darumb hadde
beleuet an den Teftament vnd vormochte derwegen hir nicht
wederumb entegen kamen, woe dan alrede gefcheen, So hadde
nochtans Frouke nicht beleuet, der de faeke vpt meefte angheit
(L. fi pater ff. de collatione dotis = Digesta, Titel 37, 7, Lex 4),
quod filia habebit etiam dotem praecipuam et legatum. De
frouwesperfonen finnen ock per beneficium Velliani maech-
licken in mannigerhande wife foe preuigeleert, datmen fe
nicht lichtlicken vangen edder vorfnellen mach, Jdt fy dan
fake, dat fe gans dorch den Notarium vorfekeert vnd bericht
werde, dat fe der faken grunt gans erinnert vnd ein egentlick
vorftant hebben moegen, darmede men fe vorplichten vnd
vorbinden will. Hadde nhu Frouke dem (Bl. 148 R) handel vther-
lick geweten vnd mith willen oeres maens hirin confentert,
foe hadde fe or recht vortogen, vnd dat weer or vnd den
anderen fufteren fchedelich vnd gantz affdrechtich geweeft.
Welck nicht gefcheen, darumb in dufsen fall ghein gene-
ral vnd duncker rede ghelden moethen. Obfcuritas enim
fermonis contra proferentem interpretari debet (L. fi Labeo
fcribit ff. de contrahenda emptione = Digesta, Titel 18, 1,
Lex 21. c. L. fi arborem § haec[=?]. L. et tibi[=?]. Bartolus Ac).
Jtem mith vthgedruckten noemplichen woerden moetmen in
fodane faken handelen (L. quefitum de legatis 3 = Digesta,
Titel 32, Lex 78. L. fun. pall. [=?]. Sintemaell dan de lant-
richter de hillicksvorworden auergefprungen, die Claufule
des Teftaments meher dan halff in de vedderen geholden,
Rechten hir tho allegert dufser faeken twydregende, Thorn
leften van einem Calendario Thefaurum perpetuum gemackt,
darin he den voeth gantzlichen beueftiget vnd alle fyn werck
darin fundert hefft, is gantzlick den Rechten onmetelick vnd
mith alien tho vorwerpen, Nachdem enen Jderen binnen vnd
buten Embden kundich, woe felige Humpe all fyn gelt vp
einen dach in groenen guiden Eruen mochte beftadet hebben,
Jd weher onuorholden tho gelike dair hen gefloten.
Alfo nhu doctor Haio fulffs in fyn fcriftliche auerantworde
Refpons opentlich belyet in fyn ander gefette int laefte, dar
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— 230 -
he de fchulth vnd vorfumenifse den fchriuers vplecht. Voirt-
meher woe fyn groteuader vnd grotenioder fcriueren vnd ge-
meinen man nicht wolden ore rickdom wifsmaken, wo woill
vp dat maell or penninck gantz weinich was, fo fe dat in
landt vnd eruen daglicks vthgeuen. lam imputetur fibi ipfis,
quod non exprefserunt quae de iure necefsario exprimi de-
buifsent. Ista est confefsio mera Juditialis in libello vel pofi-
tionibus producta, ergo probat L. cum precum per glofsam in
verbo tuarum et doctores C. de liberali causa (= Codex,
Titel 7, 16, Lex 9 mit der Glosse und den Doctores zu dem
Worte tuarum) et Baldus in additione speculi de confefsione1).
Tollit deindo Juris praefumptionem inductam fauore confitentis
Baldus in L. in contractibus 4. 9 de nup. pe.(=?), et talis con-
fefsio probat quoad condemnationem Ac.
Eodem modo confitetur pecuniam fuisse ab eo numeratam
fculptam habens formam, cum iam pecunia fignata Temper
(Bl. 148 b) habetur vt expendatur (ff. L. 1. de contrahenda
emptione = Digesta, Titel 18, 1, Lex 1). Ideo habetur tam-
quam venalis, et id quod est ve[ne]nale legato vniuerfali non
cedit, vt L. pediculis § item cum quereretur ff. de auro et
argento legato (—Digesta, Titel 34, 2, Lex 32, § 4). Haec
Bartolus. Quare ea fola videntur esse in fundo, quae ibi funt
et perpetuo fint et non vt expendantur (Bartolus de 3° L. que-
fitum § predia = B. zu Digesta, Titel 32, Lex 78, § 2).
Mit dufsen vnd alto vole meher rheden hir tho langk
vallende is bewiflich vnd rechtformlich, dat de lantrechter ouell
heft gefententiert, vnd van den klegers woll fy appelliert. So
ock doctor Haio mitten huefe dat gelt dat dar in is alftedes
heft willen winnen. Soe is oick, dat he edder fyne vormunder,
de Tick des huifses anmeten vnd angenomen hebben, voir
fumme des geldes richtlichen antworden [laeten durchstrichen]
moeten offte Tick purgeren als yt2) fick nha recht gebuert. —
Vander anderen appellation, zeligen Heben nhagelaten
guederen andrepen,3) Seggen wy den lantrechter nha dem Ede
v. g. gedaen, dar he klair lantrecht vor fick hefft, gantz fy
f) Ueber die Additiones des Baldus zum Speculum iudiciale des
Guilielmus Durantis vgl. Savigny 5, 587.
*) „als yttf von Beninga aus Bas fet* corr.
5) Am Rande von Beninga hinzugef. : betagen lof goderen.
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— 231 -
vorple(cht) darna tho rechten. Alfs dan de guider betogen,
licht nicht daran, offt dat kint na oder voir der moderjterfft,
wente idt is van der moder wegen allikewoill bethogen,
darumb vallen fodane guideren an de fibbefte handt. Alfo
nhu men ein broder vnd twe fufteren fyn, betemet, dat Te dit
fulue gudt nha befchreuen lantrecht gelick leefflichen delen.
Hir entegen vechtet nicht, Jdt is fecundum Johannem, fecun-
dum Haionem, Gallikonem eder Wiardum1) fo geholden: de
Euangeliften finnen vns vnbekant, bliuen by dit vnd wifen
dat befcreuen Lantrecht krefftich tho fyn, dar Tick de parten
allenthaluen fullen nha rechten. Sufst taxatien der onkoften
hir up gelopen beholden wy dit maell vor vns thot fyner titt
to declareren. Jn meherder vorftarckunge dufses hebben wy
bouengemelte Commifsarien vnfe gewoentliche pittfchyr ein-
drachtigen hirunder ahn doen drucken. Jnt Jaer domen
fchreff dufent viffhundert vnd fouen vntwin(tich).
Perlectam et diligenter aufcultatam prefentem hanc
Copiam cum fuo autentico et infcriptorum omnium Commifsa-
riorum figillis corroborato 2) atque illefo originali verbatim
concordare teftatur Hermannus Probus Ultraiectinus Notarius
publicus et iuratus hac fua fubfcripta et confueta manu.
HProbus Vltraiectinus.
Beilage VIII.
Aden aus einer Erbschaftsklage zwischen den Erben des Johan
Northoren*) und seiner Frau AlheiL
Stuck 17 der Hs. = Bl. 149 a ff.: Johan Northoren vnd Aleijt
fijn echte huijffrouwe hebben dre kinder in de echte getoegen:
*) [Diese „Evangelisten" sind wahrscheinlich dieJLandrichter Hayo,
Dodena (1476— 1483), Johannes Huesman, Rud. AgricolasBruder (1489— 1507),
Wiard Meckena (1511-1514) und Jeltco (=Gallico ?) Brunders (1526 u. 1527)
vgl. U. Emmiu8, Catal. magistr. Emdan. z. d. J. 1476—1627. R.]
*) In der Hs. corrobata.
*) [Ms Johann Scroder erscheint er in Geldangelegenheiten, die ihn
als wohlhabenden Mann zeigen, mit seiner Frau Alheid schon i.d.J. 1499
und 1500 (Friedl., Urk. 1618 und 1668, vgl. Urk. 1035 v. J. 1480). Die Iden-
tity von Joh. Scroder und Joh. Kannegeter von Northoren ;ergiebt sich
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— 232 -
Lubbert, Johan gebroederen vnd Hille des Rentemefters huel-
urouwe. — Lubbert heft eijnen foen Johan Lubberts geheten nae
gelaeten. Johan heeft twe kinderen Johan vnd Lucke geheten
nae gelaeten. Hille ijs van hoeren vader vnd moeder anden
Rentemefter beraden vnd hoer medegeloeft nae der vader vnd
moeder doot broeder deel.
Johan Northoern vnd Alheijt beraeden Lubbert oeck vnd
geuen hem mede wt hoeren famptlicken goederen 60 grafe
landes vnd eijn hues.
Daernae fteruet Johan Noerthoren vnd eruet fijn goet
nae rechte op fijn dre kinderen, foe dat Lubbert dat darden
deel boeuen fijn bruetfcap in fijnes vaders goet hadde, wewal
de moeder Alheijt den lijfftucht van hoers mans goederen hoer
leuent lanck behilt.
Nae Johan Noerthoeren fteruet Lubbert vnd fijnen ent-
fangenen bruetfcat, daer toe de egendom vnd gerechticheijt
van dat darden deel, dat he in fijnes vaders goet hadde, daer
de moeder de lijfftucht in hadde, op fijnen foene Johan Lubberts.
Deffe Johan Lubberts fteruet junck, doch als fijnes vaders
broeder Johan al doot was vnd de groetemoeder Alheijt vnd
Hille Rentemefters noch leueden.
Nu ijs queftie, op welcken diffes jungen Johan Lubbers
goet (welcker toe loeue ab inteftato verualt) aruet. oft het op
de groetemoeder. oft op de rentemefterfche, edder op des oems
Johans kinderen.
Soe holden nu deffe Lantrechten, als dat fulue de Lant-
rechter in fijner fententien anteeckent, Dat alle arffgoet welcker
toe loue ab inteftato verualt (als dijt ijs) erue op den geenen
daer idt van wtgekoemen ijs, vnd nicht op dat negefte bloet
Alfoe dat vanden vader edder groetevader wtgekomen ijs.
dat valt weder daer hen oft op hoeren aruen; Dat. vander
moeder edder groetemoeder wtgekoemen ijs, dat valt weder
daer hen.
Nae dem nu deffe Johan Lubbers goet, noemptlick fijnes
aus den Contr.-Prot. z. J. 1519 (S. 305), wo Joh. Scroder von Northoren
mit seiner Frau Alheid und seinem Sonne Lubbert als Besitzer eines
Hauses an der Sudseite der Grossen Strasse in Emden genannt wird;
dasselbe Haus gehorte 1535 (Contr.-Prot. S. 607) den Erben des verstorbenen
Lubbert Kannegeter. R.]
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— 233 —
vaders bruetfcat de hem allene oeuergeleuert was, de helffte
van Johan Noerthoeren de ander helffte van Alheijt wtge-
koemen was, foe wijfet de Lantrechter recht, dat de helffte
van dat oeuergeleuerde goet op Alheijt de groetemoeder daer
het van wtgekoemen was, vnd de ander helffte op de Rente-
mefterfche des vaders negefte erue, vnd nicht op de broeder
kinder de eyn lit vorder fijn vallet.
Noch foe fpreckt de Rentemefter in kracht deffes bouen
geroerten lantrechtes ock dat darde part an, dat Johan Lubbers
dat kindt hadde in des groeteuaders goederen (dat Alheyt
noch toe lijfiftucht hadde), als dat het fulue darde part euen
op fijnder huefurouwen heel veruallen fij, we de helffte van-
den bruetfchat, (Bl. 149 b)1) vnd fteijt daervan Alheijt nicht
toe, nae dem fe vromde toe des kindes vader goet was, Welck
nicht van hoer was wtgekoemen; noch des broeders Johans
kinderen, de wijle fe eijn lit vorder finnen als Hille hoer moije
voergefcreuen. 2) Hier van ijs noch nicht expreffelick vanden
Lantrichter in fijnder fententien wtgefproecken, begeert der
haluen dairin eijn verklaeringe vanden commiffarien edder
Reden. Edder foe he wil dat he daervan genoechfaem fenten-
tiert heft, begeert de Rentemefter noch eijn verklaringe vanden
commiffarien edder Reden, oft fe den punt oeck foe verftaen
willen hebben als de Lantrechter den nu mach wtleggen,
welckeer he joe tegens Lantrecht nicht doen enkan, dat des
kindes goet vanden groeteuader heerkoemende der Rente-
mefterfchen alheel afif3) kent.
De ander queftie vandes moeders goet ijs deffe: Nae
dem de vader vnd moeder in hoer difpofition verordent hebben
vnd der Rentemefterfchen dat fulue in hilixforwerden ock be-
loeuet ijs, voernemplick vander moeder Alheijt, dat fe ter laeter
doot jegens hoeren broederen (wen eijn ijder inbracht hadde
wat he in hilixuorwerden entfangen hadde) in moeders goederen
toe gelijcke deel fal gaen, alfoe dat de foene nicht meer vandes
moeders goederen na hoeren dode fal hebben als de dochter,
welckeer difpofition vnd hillickesforwerden de Lantrichter in
macht heft gekent: Oft dan hoeres broeders kinderen Johan
') am Rande: Nota.
2) Am Rande eine hinweisende Hand.
*) Beninga hat „aff" aus „toe" corr.
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— 234 —
vnd Lucke alle des moeders goederen de fe nae laeten heft,
mijt den Rentemefterfche nicht gelijck follen deelen. Dan foe
hoer broeders kinderen Johan vnd Lucke foe voele voerwt
folden hebben vander groetemoeders goet, als de Rente-
mefterfche van Johan Lubbers goet dorch verftarff ijs toe ge-
uallen, foe kreech de Rentemefterfche Hille van hoer moeders
nae gelaeten goederen nauwe fufterdeel, welckeer weer jegens
de difpofition vnd hoer hillickesforwerden, daer geen bedroch
in hoert toe weefen, vnd welckeer oeck in vulmacht vanden
Lantrechter erkendt ijs.
Soe de wederpart feggen, dat des moeders teftament oeck
in macht fij gewefen, antwort de Rentemefter, dat twe dingen
de dat eijne tegens dat ander ijs enkoenen nicht alle beijde
toe gelijcke beftaen, begeert derhaluen van den commiffarien
edder Reden eijn verclaeringe, wen eijn teftament thegens voer-
gaende pacta confirmata ijs vnd tegen hillickesvorwerden, oft
dan de pacta vnd hillickesvorwerden vorgaen follen edder dat
teftament,1) verhoepet de Rentemefter dat nae Lantrechte de
voergaende pacta vnd hillickesvorwerden voergaen follen, als
dat de Reden ermaels fententieert folden hebben, daervan
noch copien folden fijn.
Bl. 150 a (von Beningas Hand): Dat fteyt yn dat Lant-
recht van de hilkefforworden: Eyn yderman Schal vor-
fichtich wefen, wat he fyner dochter eder vrunden van fruwes-
perfonen medelauet to brutfchatte, dat fchalmen one geuen
Sunder Jenigerleye bedroch eder wederfprekent. vnd wat men
yn hilkefuorwerden lauet vnd van fick fecht, Dat mach men
nicht voranderen, wente alle hilkefforworde fcholen ftaen, nae
meldunge des lantrechtes, Soe de gemaket fynnen Sunder be-
droch: wet me diu foune louwet det fchelme yr lafte.
van betaegen loefgoet.
Waer twe Echte lude fynnen vnd theen foens vnd
dochteren, vnnd fe fynnen alle wtgebolet vnnd beraden, vnnd
erer ene kynder tut, vnnd fe ftaruen to voren vnnd dat kynt
darnae, vnnd de olders leuen noch, Soe nemen de olders dat
betagen loefgoet. Js Auerft der older ene doet, Soe nympt de
older de dar leuet de helfte lauwe, vnnd de kynder de ander
!) Am Rande eine hinweisende Hand.
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— 235 —
helfte, de Sufter alfoe vele als de broder, want dat goet be-
tagen ys.
Waer Eyn man ofte fruwe valt up fyn kranckbedde, alfo
maken fe ene Schedunge van eren goederen vor den preefter
vnnd goeden luden, Soe fchal dat alfo bliuen. Synnen auerft
de araen dar nicht mede to freden, Soe maken fe der beyder
goeder foe goet alfe dat was, doe fe to hope qwemen, vnnd
delen dan bate vnd fchade. dat ys lantrecht vnd fteyt yn
penninge Schulde ock alfus1).
Dar eyn man ofte wyff valt up fyn kranckbedde, woe fe
dat dan maken vor eren karckheren vnnd goeden buren vnnd
dat dan nemant ftraffet, Soe fchal de reddinge ftaen bliuen. Jft
oner ft dat yd geftraffet wort, foe fchal dat nicht ftaen bliuen,
Soe fcholen fe dat goet gelik maken, alfe dat to voren was,
vnnd delen dan Schade vnd bate.
De wyle nu Aleyt yn eren Teftament antut van de
naftendige rente van eres Soens Johans kynderen, Johan vnd
Lucken, up gebort weder wt to geuen, Soe lange Jaren her fe
de goeder an Tick nae eres foens Johans doet, den kynderen
vorgefcreuen to entrichten van eren goederen,
Hyr tegen wyl ock behartoget fyn de rente van de goeder,
fo an Hillen van oren broder Lubbert vnd fynen foen Johan
voruallen, des fe ock to duffer tyt Nae ordeell nicht genaten 4c.
— Bl. 150 b leer.
[Der Schluss, Beilage IX, die Bekentenisse der touerschen, erscheint
im nachstert Jahrbuche.]
») Vgl. v. Richthofens Fries. Rechtequellen, S. 206 f. § 47.
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Das Stadtwappen von Emden.
Auf den im Mai 1898 ausgesprochenen Wunsch des
Magistrats zu Emden hat Herr Archivrat Dr. Sello zu Olden-
burg im Juli 1899 ein Gutachten uber das Emder Stadtwappen
erstattet, und sich mit der demn&chstigen Publication desselben
einverstanden erklart. Da diese Aufschub erlitt, sind in der
vom Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat und vortragenden
Rat im Ministerium der offentlichen Arbeiten, Mitgliede des
Hauses der Abgeordneten, Herrn C. Schweckendieck, heraus-
gegebenen „Festschrift zur Eroffnung des neuen Emder See-
hafens durch Seine Majestat den Kaiser und Konig Wilhelm II
im August 1901" (Berlin 1901) die zu dem Gutachten gehorigen
Siegel- und Wappenabbildungen 1 — 6 und 8 — 15 nebst ihren
Beschreibungen von Herrn Oberbiirgermeister Fiirbringer mit-
geteilt worden. Nunmehr erfolgt hier der Abdruck des ganzen
Gutachtens in der Form, welche ihm der Herr Verfasser
selbst fur die Publication gegeben hat. Im urspriinglichen
Plane lag es, ausser den folgenden 15 Siegel- und Wappen-
zeichnungen weitere 9 vom Verfasser dem Gutachten bei-
gegebene Tafeln, 3 mit zusammen 32 Abbildungen nach Zeich-
nungen des Verfassers, und 6 nach photographischen Auf-
nahmen stadtischer Gebaude, als Beilagen zu veroffentlichen.
welche die im Texte ausgeftihrte Formengeschichte der deutschen
Konigs- und Kaiserkrone im Allgemeinen, und die Entwickelung
der Krone des Emder Stadtwappens im Besondern anschaulich
erlautern sollten. Die Umstande haben dies jedoch nicht zur
Ausftihrung gelangen lassen.
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— 237 —
Einleitung.
Ostfrieslands Sphragistik ist wenig gepflegt worden. Die
Siegelbeschreibungen in Friedlaenders Ostfriesischem Urkunden-
buche sind, so dankbar man bei der ganzen Sachlage dem
Herausgeber fur dieselben sein muss, doch nur ein Notbehelf.
Ein besonders interessantes Kapitel der friesischen Siegelkunde
bilden die Siegel der aus den alten Gauen hervorgegangenen
Landdistricte. Die Geschichte dieser in der Zeit ihrer Blute
zu einem rings gefurchteten Staatenbunde zusammengefassten
Landchen gehort nach alien Gesichtspunkten, von denen aus
wir das Leben eines Volkes zu betrachten gelernt haben, zu
den lockendsten und lohnendsten Aufgaben, welche die Forschung
in den deutschen Kustengebieten der Nordsee findet. Und als
zeitgenossische Illustrationen echt nationaler Farbung treten uns
aus den Siegeln der friesischen Landdistricte in altvaterisch-
einfacher Gewandung und Bewaffnung die harten Krieger ent-
gegen, welche die Darsteller dieser Geschichte waren, wie ihre
Ahnen die Helden des Epos von Gudrun. Sie wechseln ab mit
dem ehrwiirdigen Bilde des grossen Kaisers Karl, welchen die
NationaJsage so innig mit der Vorstellung von der Friesen-
freiheit verwoben; wol auch mit den Bildern der Gottesmutter
oder anderer Heiliger, denen die fromme Einfalt ftir Schutz
und Hilfe im Kampfe gegen den roten Schild der Nordmannen
und den hohen Helm der Sachsen sich zu Dank verpflichtet
fuhlte.
Ein Teil der Landessiegel Hollandisch-Frieslands ist ge-
sammelt in „Friesche Oudheden, uitgegeven door het Friesch
Genootschap van geschied-, oudheid- en taalkunde te Leeuwarden,
1875"; die oldenburgisch-friesischen Landessiegel habe ich in
meinen Studien zur Geschichte von Ostringen und Riistringen
1898 publiciert; Ostfriesland, mitten inne gelegen, ist mit den
seinigen noch im Riickstand.1)
Das Fehlen einer Publication liber dieHauptlingssiegel
nebst den Siegeln der spateren Grafen und Fiirsten,
») Zwei Siegel des Norderlandes in schlechter Lithographic bei
H. Suur, Gesch. d. ehemal. K15ster in der Provinz Ostfriesland. Emden 1838.
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— 238 —
welche ausschliesslich heraldisches Interesse haben, wird einiger-
massen ersetzt durch die guten Mtlnzabbildungen bei Tergast,
Die Miinzen Ostfrieslands (1, 1883). Der geschatzte Herr Verfasser
hat in seinen erl&uternden Ausfiihrungen stets gebiihrender-
massen die Heraldik beriicksichtigt, und zur Vergleichung die
Siegel herangezogen. Dass ihm seine Berufsgeschafte dieVoll-
endung des 2. Teils immer noch nicht gestattet haben, ist leb-
haftest zu bedauern.
Die interessanten Stadtsiegel von Niederl&ndisch-Fries-
land bringt das schon genannte Werk: Friesche Oudheden;
Oldenburgisch-Friesland hat im Mittelalter keine Stadte be-
sessen; Ostfrieslands Stadt-Sphragistik ist noch unbearbeitet;
nur die Wappen der Stadte des Landes sind so, wie sie sich in
der Vorstellung moderner Heraldiker gestaltet haben, von
Ad. M. Hildebrandt-Berlin gezeichnet, und von W. Schwalbe in
Emden auf einer grossen farbigen Tafel herausgegeben worden.
Die Entwickelung des Siegelwesens in den Stadten der
deutschen Nordseekiiste steht im AUgemeinen erheblich zurtlck
hinter der in den Ostseelandern. Eine Ausnahme macht Emden,
der Mittelpunkt nationalfriesischen Unternehmungsgeistes und
nationalfriesischer Intelligenz, von wo aus — ein bedeutsames
Moment in der neueren Geschichte Norddeutschlands — der
Brandenburgische Adler zum ersten Male seine Fittiche iiber
das Weltmeer zu breiten sich anschickte.
An GrSsse und Formenschonheit kflnnen zwar auch die
Siegel der Stadt Emden sich nicht messen mit denen ihrer
Sch western am Baltischen Meer. Dafiir sind sie aber um
so reicher an geschichtlichen Beziehungen. Die in grosser
Mannigfaltigkeit vom Ende des 14. bis zum Schluss des
17. Jahrhunderts vorliegenden Siegeltypen — spaterhin verdorrt
und erstarrt der lebendige Geist der stadtischen Sphragistik
— geben dem, welcher ihre Schrift zu lesen vermag, ein
deutliches Bild von der Stellung des Gemeinwesens zu den
herrschenden Geschlechtern des Landes, und von der raschen
Aufeinanderfolge dieser Geschlechter selbst. Einen Abschnitt
in diesem historischen Bildercyklus bezeichnet die Consoli-
dierung der landesherrlichen Gewalt der H&uptlinge von Greet-
siel, der Cirksena. W&hrend bis dahin die Stadt dem all-
gemeinen Brauche entsprechend ihre Insignien selbst gew&blt
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— 239 —
raid nach Bedarf sinngem&ss ge&ndert hatte, Hess sie sich nun
durch das Reichsoberhaupt, Konig Maximilian I, im Jahre 1495
feierlich ein eigenes Wappen verleihen, in welchem die heral-
dische Formel, welche bisher schon faktisch ihr VerMltnis zu
dem Landesherrn ausgedrtickt hatte, nun wappenrechtlich fixiert
wurde. War dieses neue Abzeichen in erster Linie nattirlich
dazu bestimmt, die Flaggen der Emder Schiffe zu schmticken,
so konnte es doch auch auf den Siegeln des Rates nicht
fehlen. Dazu kam es indessen erst 9 Jahre spater, im Jahre
1504, vielleicht, weil der alte, sparsamerweise weiter gebrauchte
Stempel damals schadhaft wurde. Das jiingst verliehene Wappen
erlangte aber bald noch eine andere kiinstlerische Bedeutung.
Der wachsende Wolstand der Stadt fand seinen Ausdruck in
der Errichtung stattlicher stadtischer Gebaude, und das stei-
gende Selbstgefuhl von Rat und Burgerschaft pr>e sich in
h&ufiger Anbringung dieses Wappens an den neuen Bauten aus.
Den Bildnern geniigte jedoch der einfache Schild, wie er Gegen-
stand des koniglichen Wappenbriefes gewesen war, nicht; sie
entlehnten aus der Miniatur des Wappenbriefmalers das sinnige
und wirkungsvolle Motiv des den Schild umschlingenden, oben
von einer Konigskrone zusammengehaltenen Blattornaments.
Hiervon ausgehend, aber bald in die Bahnen der noch lebens-
vollen Volksheraldik einlenkend, aus der im Volksglauben zur
geschichtlichen Thatsache verdichteten Karls-Sage stets neue
Anregung schopfend, und an das Vorbild der stamm- und
geistesverwandten Niederlaiide sich anlehnend, schufen die
einheimischen Kiinstler — Bildhauer, Formschneider, Kupfer-
stecher, Miinzmeister und Goldschmiede — in reichem Wechsel
mannigfaltiger, doch mit logischer Consequenz sich weiter ent-
wickelnder Gestaltungen wahrend dreier Jahrhunderte die
heraldisch unanfechtbare Form des stadtischen Wappens>
wonach auf dem Schilde eine altertiimliche Krone ruht.
Wer es gelernt hat, die geistige und kiinstlerische Ent-
wickelung des Volkes im Ganzen und in seinen einzelnen
Gruppen historisch zu verfolgen, und seine SchOpfungen aus
ihrem Werdeprocess heraus zu verstehen und zu erklaren,
wird mit Wolgefallen dieses selten gebotene Schauspiel naiver
und doch so sachgem&sser volkstilmlicher Wappenbildung be-
trachten. Niemand stSrte die Emder im Besitze ihres wohl-
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— 240 —
erworbenen Rechts, bis ein seinen Namen verhiillender Berufs-
heraldiker es im Jahre 1894 fiir seine Pflicht hielt, sie im
„Deutschen Herold" dartiber zu belehren, dass die Fiihrung der
Krone auf dem Schilde eine vollig unberechtigte sei. Dem mit
viel Schulweisheit aber geringer Kenntnis der einschlagigen
historischen Verhaltnisse ausgestatteten Artikel ware keine Be-
deutung beizumessen gewesen, wenn nicht in unverkennbarem
Zusammenhange mit ihm in Emden selbst die schon oben er-
wahnte Wappentafel erschienen ware, welche dem Emder
Wappen nicht nur nach Anweisung jenes Zunft-Wei stums die
alte Konigskrone strich, sondern dasselbe durch Verleihung
einer noch dazu recht maniriert gezeichneten neuen Mauer-
krone verunstaltete. Praktische Folgen hatte auch dieses
Attentat nicht; aber es erweckte doch in weiteren Kreisen
der Bevolkerung eine gewisse Beunruhigung. Dem gegeniiber
erschien es wiinschenswert, den Thatbestand an der Hand des
urkundlichen, sphragistischen, numismatischen, skulpturellen
und kulturhistorischen Quellenmaterials darzulegen.
Dabei bot sich willkommene Gelegenheit, auch die friihere
Geschichte des Emder Siegelwesens einleitungsweise zu be-
handeln. Von den Siegeln der Stadt sind die alteren bis 1504,
soweit sie mir bekannt geworden, samtlich nach meinen Zeich-
nungen zur Darstellung gebracht; von den spateren nur die
besonders charakteristischen Typen. Ein orientierendes Ver-
zeichnis aller Abbildungen folgt am Schlusse der Abhandlung.
1. Wappen und Siegel bis 1495.
Das erste bekannte Siegel der Stadt Emden vom Jahre 1427
(Taf. I, Fig. 1) zeigt im gespaltenen Schilde rechts (heraldisch)
einen halben Adler, links tiber einem „Flussu ein gothisches
Initial - E. Der Adler entstammt dem Wappen des Hauptlings-
geschlechts torn Brok, und kann dem Stadtwappen fruhestens
1413 hinzugefugt sein, weil von da an bis 1427 die Stabt sich
im Besitze der torn Brok befand.
Vorher zeigte das Stadtwappen wahrscheinlich nur das E
tiber dem „Flussal). In dem Rosettenfries tiber dem West-
») Das Wappen k8nnte als ein sredendes* bezeichnet werden Prin*
(Emder Jahrb. X, 1. S. 86) deutet den Stadtnamen : Ort an der Ems, Bunte
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— 241 —
portal der Grossen Kirche zu Emden sind ausser einigen
leeren Wappenblenden zwei Wappen-
schilde1) mit stark versttimmelten und
verwitterten Bildern angebracht; der zur
Linken des Beschauers enthalt die Reste
eines Lovven, das Wappen2) der Haupt-
lingsfamilie von Emden, der Abdena;
der zur Rechten noch heut deutlich er-
kennbar den „Fluss" und dariiber einen
unkenntlich gewordenen rundlichen Gegen-
stand, wie ich vermute, nichts anderes Fi£- 1
als das erwahnte E (Fig. 1), welches fur sich allein sp&ter
noch das Zeichen der Emder Goldschmiede bildete 3).
dagegen (1. c. XI, S. 412) als : Ort an der Flussmiindung, oder vielmehr :
Ort an den Flussmundungen. Denn man braucht nicht, wie Fftrbringer
treffend bemerkt, an einen bestimmten Fluss zu denken. In der N&he
Emdens vereinigten sich mit der Ems die Emder Ehe, die Rheider-
lander Ehe und die Groninger Aa Das gothische Initial-E iiber dem
Strom hat als differenzierendes heraldisches Beizeichen zu gelten. —
Merkwurdigerweise findet sich das Wappenbild des altesten Stadtsiegela
vollstandig wieder auf dem Entwurf zu einem Emder Gulden von 1623,
wahrscheinlich von dem in diesem Jahre angestellten ersten stadtischen
Munzmeister Gerrit van Roemunde (Stadtarchiv Emden, Registr. I No. 3046),
nur dass der halbe Adler hier als Reichsadler mit dem Nimbus um das
Haupt gedacht ist. Die andere Seite des Guldens sollte das Stadtwappen
von 1495 mit daraufstehender Laubkrone darstellen.
') Zuerst, aber nicht vollstandig, beschrieben von Wiarda, Ost-
friesische Geschichte, II (1792) S. 69; als ,,friiher angebracht gewesen" in
Emd. Jahrb. I, 3. 1874 S. 123 erwahnt; von Mithoff, Kunstdenkm. und Altert.
im Hannoverschen, VII 1880 S. 63 kurz als „jetzt verwittert" bezeichnet.
*) Der Stempel dieses Sigillum iuvenis Wiardi in Emetha
(Fig. 2) wurde 1702 bei Oldeborg im Brokmerlande (Kr. Aurich), wo die
Stammburg der torn Broks stand, gefuhden (Harkenroht, Oorspr., Voor-
reeden, und S. 100), und wird jetzt im Staatsarchiv zu Aurich aufbewahrt.
Abdriicke desselben an Urkunden sind nicht bekannt ; deshalb steht die
Person des Siegelfuhrers auch nicht fest; Ostfr. UB. I No. 159 Anm. wird
zwar angenommen, dass er identisch mit dem Wiard Wiardisna im Jahre
1390, aber auch bemerkt, dass dessen bekanntes Siegel abweichend sei.
Harkenroht (1. c.) gibt eine schlechte Abb. mit falscher Lesung der Umschrift ;
letztere berichtigt Loesing, Gesch. d. Stadt Emden S. 87 Anm., glaubt
aber irrig, dass der Adler fiber dem Schilde, der nur sphragistisches
Beizeichen ist, zum Wappen der Abdena gehdre.
*) Emd. Jahrb. IV 1 S. 61.
Jabrboch der Gesellsch. f. b. K. u ralerl. Altertttmer xu Emden, Bd. XIV. iq
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- 242 —
Obwohl die Entstehungszeit dieser
Scalptur weder mit Hilfe der Quellen-
schriften noch durch ihren Stil genau fest-
zustellen ist, so muss sie doch alter als
1413 sein, danach dem Rtickfall Emdens
an die Abdena, 1427, deren Wappenlowe
(Fig.2)nichtblos an sichwieder zu seinem
Rechte kam, sondern auch in das Stadt-
wappen aufgenommen wurde. Auf dem
zweiten Stadtsiegel von 1438 (Tafel 1, 2)
erblicken wir dasselbe in seiner neuen
Gestalt: im quergeteilten Schilde unten
Fig. 2 ein „Flussa, oben ein wachsender Lowe1);
(8. S. 241, Anm. 3) uber dem Schilde als sphragistiscbes
Beizeichen2), auf einem Ruhebette nebeneinander sitzend, die
Patrone der Grossen Kirche, s. Cosmas und s. Damianus3). Nach
») Loesing, Geschichte der Stadt Emden, 1843, S. 85, bezieht sich fur
seine wunderliche Angabe, „das alteste Wappen der Stadt waren zwei
aus dem Wasser springende L6wenu, auf Harkenroht, Ostfr. hist. Chron.
ad ann. 1496 und Ostfr. Chron. von 1775 ad ann. 1495. [Harkenrohts kleine
Ostfries. Chronik ist, nach gefalliger Mitteilung des Herrn Oberlehrer Dr.
P. Ritter, teils als Sonderdruck (zuerst 1700), teils als Anhang zu Emdcr
Kalendern (noch bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein, ohne seinen
Namen) gedruckt worden; die fragliche Stelle lautet z. B. in BOostfries
Historis Kronykje", Anhang zu „Opregte Embder Almanach" fur 1773.
't oudste Stads Wapen waar 2 Leeuwen uit het water springende].
*) Des Ubbo Emmius Beschreibung (vgl. Ostfr. UB. I, No. 512)
lautet zwar: sigillum civitatis habet Cosmam et Damianum cum scuto
minusculo etc. ; danach waren die Bilder der beiden Heiligen Hauptgegen-
stand der Darstellung. In Uebereinstimmung mit Furst Hohenlohes
sphragistischem System (vgl. desselben Monographic : Mein sphragistisches
System zur Classification aller Siegel nach ihren 4 verschiedenen Haupt-
typen, 1877, S. 19) sehe ich auch hier den Charakter des Siegels durch
das Wappen bestimmt.
*) Beschreibung des Siegels bei J. J. Harkenroht, Oorspr., 1731 S. 117;
derselbe beschreibt S. 706 eine Emder Miinze, welche er 1730 bei dem
dortigen Stadtsekretar Haykens gesehen : „aan de eene zijde, zoo veel men
zien kan, een Leeuw, verbeeldende het oude Emder Waapen,
met de Omschrift
+ MONETA * NOVA * EMEDENSIS.
Aan de andere zijde een Kruis, in wiens midden een Schild, daarin
Kosmus (!) en Damianus op eenen Brugge met dit Omschrift
BENEDICTVS # DOMINVS * DEVS.
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— 243 —
dem Sturze der Abdena befand sich Emden von 1433 bis
1439 in der Gewalt der Stadt Hamburg, dann kurze Zeit im
Besitze Ulrichs Cirksena, darnach bis 1453 wieder in den
Handen der Hamburger, und seit letzterem Jahre endgtiltig in
der Gewalt Junker Ulrichs.
Die Stadt war es miide geworden, die h&ufigen Besitz-
wechsel auch fernerhin in Wappen und Siegel zum Ausdruck
zu bringen. Sie gab notgedrungen den zuletzt gefiihrten
Stempel mit dem aus dem Abdenaschen Wappen entlehnten
wachsenden Lowen auf und bediente sich von nun ab eines
„Bildsiegelsa statt eines „Wappensiegelsa (Tafe 1, 3). Dasselbe
stellt die Schutzpatrone der altesten Pfarrkirche Emdens,
die beiden Heiligen Cosmas und Damianus, stehend dar1).
Der Gebrauch eines Wappens ist zun&chst nicht nach-
weisbar. Die Stadt mag vorlaufig darauf verzichtet haben,
etwa weil sie besorgte, dass sie wiederum, wie frtiher, veran-
lasst werden konnte, das Wappen des neuen Herrscherhauses
in dasselbe aufzunehmen, diesem aber keine langere Dauer
zutraute.
2. Der Wappenbrief von 1495.
Nachdem die Macht der Cirksena sich immer mehr be-
festigt, und endlich durch die Erneuerung des vielbesprochenen
Lehnsbriefs von 1454 durch Konig Maximilian am 5. April 1495
ihr rechtliches Fundament erhalten hatte2), bat die Stadt selbst
den romischen Konig um ein neues Wappen. Dieser verlieh
Tergast (Miinzen Ostfrieslands I 79) meint, dass nach der Beschreibung
zu urteilen, die Harkenroht von den ubrigen Hauptlingsmiinzen giebt, an
der Richtigkeit seiner Darstellung nicht zu zweifeln sei. Jedenfalls ist
der Lowe auf Emder Munzen niemals Stadt-, sondern stets Hauptlings-
wappenbild. Und die Briicke, auf welcher die beiden Heiligen sich be-
finden sollen, scheint mir recht bedenklich.
') Harkenroht (Oorspr. S. 100) besass einen Abdruck Bvan het kleine
oudste Emder Stads Zegel, staande rondom haare Stads Bescherm-
heiligen in oude Monneken Letters: Secretum . cium . in . Emeda".
Mir ist ein solches Siegel nicht vorgekommen.
*) Friedlaender, Ostfr. UB. II, No. 1433; warum der Herausgeber
1. c S. 446 Anm. 3 die Echtheit auch der Urkunde von 1495 fur „nicht un-
zweifelhaft* halt, weiss ich nicht; v. Bippen, Hans. Gesch. Bl. 1883 S. 81,
halt sie fur echt.
16*
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— 244 —
am 10. August 1495 *) „unsern und des reichs lieben getreuen
burgermeistern und rate unser und des heiligen reichs stat
Emden, under dem graven zu Ostfriesland gelegen", folgendes
Fig. 3
„wappen und cleinat, mit namen einen schilt in drei teil geteilt,
das under mit fliessendem wasser bedeckt, das mitter ein rote
maur mit funf zinnen, und das oberteil swarz, darin ein gelber
vogel, Harpy a genannt, mit einem gekronten jungfrauenhaubt
und seinen ausgepraiten flugeln, als dann derselb schilt und
») Ostfr. UB. II No. 1460. Kurze Zeit vorher, am 20. Juli dess. J.,
hatte auch der Emder Biirgermeister Humpo Hayena einen kdniglichen
Wappenbrief erhalten, Ostfr. UB. H No. 1449.
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— 245 —
wappen in disem unserm kuniglichen brief gemalt und mit
farben eigentlichen ausgestrichen sein. tf Auf der Miniatur, welche
diesem Wappenbrief eingefiigt ist (Fig. 3, s. S. 244), wird der
Schild von einem stilisirten Blattkranz umgeben, welchen zwei
Zweige bilden, die unterhalb des Schildes sich kreuzend dort durch
eine Schnur verbunden sind, wahrend ihre oberen freien Enden
sich durch eine Krone schlingen, die aus einem mit 8 Blatter-
zacken nnd ebensoviel dazwischenstehenden niedrigen spitzen
Zacken besetzten Reifen besteht, iiber dem sich ein quer ge-
stellter, mit gothischen Krabben gezierter und von einem in
drei Absatzen gegliederten Knauf bekronter Biigel erhebt. Diese
Krone entspricht im Wcsentlichen der Krone auf dem der
Urkunde angehangten Siegel Konig Maximilians, nur dass auf
letzterem 6 reicher gegliederte Laubzacken mit kleinen Lilien-
zacken dazwischen abwechseln und der Biigel den sog. Reichs-
apfel (Kugel mit Kreuz darauf) tragt.
Im Uebrigen stimmt die Blasonirung des Wappens mit
dem Wappengemalde nicht ganz uberein; sie ist vielmehr
ebenso schief, wie die Zeichnung des Schildes im Bilde1). Nach
jener miissten wir uns ein durch zwei Querteilungslinien her-
gestelltes Dreifelderwappen denken, dessen unterstes und
mittelstes Feld gegen alien heraldischen Gebrauch von den
ihnen zugewiesenen Bildern, „fliessendes Wasser" resp. „rote
fiinfzinnige Mauer", ganz bedeckt wiiren, das oberste aber in
Schwarz die ganze Figur einer gelben Harpyie enthalten sollte.
Das Bild dagegen zeigt im schwarzen Felde eine aus blauem
Wasser sich erhebende rote Mauer mit 5 Zinnen, und hinter
dieser einen „wachsendena, d. h. nur zur oberen Halfte sicht-
baren gekrftnten „Jungfrauenadlera.
Von diesem Widerspruch abgesehen, den der Gebrauch
zu Gunsten der Miniatur entschieden hat, ergiebt sich aus dem
Wortlaut der Urkunde sowie aus der Art der zeichnerischen
Darstellung, dass heraldisches Object der Verleihung
lediglich der Schild ist, und dass Kranz und Krone
freie dekorative Zuthat des Malers sind.
Betrachten wir das Wappenbild selbst, so finden wir zu-
n&chst das alte Stadtzeichen, den „Flussa, welchem zweck-
') Die Form, welche er haben sollte, ist in Fig. 3 durch eine
punctirte Linie angedeutet.
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m&ssiger Weise eines der tiblichen heraldischen Stadtsymbole,
die Zinnenmauer, beigesellt ist. Der wachsende Jungfrauen-
adler, im Emder Volksmund sinnig als „Engelke up de
Miira bezeichnet, entstammt dem Wappen des neuen ost-
friesischen Herrschergeschlechts. der Cirksena.
Neben der Harpyie fiihrten dieselben als Beizeichen bald
Lilien, zuerst auf einemSiegel von 1400 *) wegen Faldern(?), bald
Adler (auf einem Flindrich Ulrichs I, Tergast 1, 77) wegen Brokmer-
land, bald (und dieses demnachst regelmassig) 4 Sterne (zuerst
auf Fljndrichen Ennos Edzardsna f 1441, Tergast I, 132) wegen
Norden2). In das Stadtwappen wurde nach der Bestimmung
des kSniglichen Wappenbriefes nur das Stammwappen des
Grafenhauses, der Jungfrauenadler ohne begleitende Sterne3),
aufgenommen, aber Gedankentragheit spaterer Zeiten hat diesen
Mangel freiwillig erganzt. Dass wir die Sporenrader auf der
an sich trefflichen Darstellung des Emder Wappens in des got
gr&flich gesinnten Gnapheus Lobgedicht auf die Stadt Emden
(1557) finden, ist nicht auffallig; wir bemerken sie aber auch
an einer Anzahl offentlicher stadtischer Gebaude, an dem Hafen-
thor (1635), dem Portal der Neuen Kirche (1645), der Haupt-
wache (1692), ja sogar auf den beiden jtingsten Formen des
Stadtsiegels, deren letzteres noch heute in Gebrauch ist.
*) Was von der Herkunft der goldenen Lilie als Helmzier der
Cirksena erzahlt wird (vgl. Tergast, Miinzen Ostfrieslands I, S. 138).
ist eine der ublichen Kreuzritter-Wappensagen ohne historischen Wert.
Das Ostfr. UB. erwahnt diese Helmzier zuerst auf einem Siegel Ennos
Edzardsna, 1427 (I No. 349) ; derselbe fiihrte 1400 einen Adler auf dem
Helm (1. c. I No. 169).
2) 2 Sterne finden sich zuerst als sphragistisches Beizeichen zum
Bilde des h. Ludgerus im Siegel des Norderlandes, Ende des 13. Jh
(Friedlaender, Ostfr. UB. I, No. 37). Spater erscheinen 3 Sterne in einem
Schilde (2 : 1) im Siegel der Stadt Norden (1. c. II, No. 1582). Es ist mir
zweifellos, dass der aus dekorativen Griinden in der Mehrzahl
dargestellte Stern Bezug auf den Namen „Norden* hat; es ist der Nord-
stern, der Polarstern. — Ocko I torn Brok, voriibergehend im Besitz des
Norderlandes, fiihrte deswegen 2 Sterne als heraldisches Beizeichen
(Tergast I, S. 93 Fig. 62); die sog. „ Sporenrader" im Wappen der Cirksena
sind urspriinglich eben auch nur symmetrische Vervielfaltigung des
Sterns vom Norderland.
•) Das Gegenteil behauptet irrig Rolffs, Die antike Rustkammer etc,
S. LVH, Anm.
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Gnapheus * deutet in poetischer Weise die Harpyie des
graflichen Wappens als einen Hinweis auf die Harpyien gleich
die Kusten verwtistenden Seerauber, welche von den Grafen
besiegt worden. In Wahrheit haben wir es nicht mit den all-
mahlich zu einem
greulichen Raubvogel-
gesindel degenerier-
ten Winddamonen,
welche das klassische
Altertum Harpyien
nennt1), sondern mit
dem uns wunderlich
diinkenden Produkt
mittelalterlicher
Bilderschrift zu thun,
welches seit dem An-
fang des 13. Jahr-
hunderts das Nurn-
berger Stadtsiegel
schmuckte (s. Fig. 4) : Fig 4
ein Adler mit; lang-
gelocktem, gekrontem Jfinglingskopfe2). Dieses Bild ist die
») K. 0. MGller, Handb. d. Archaol. d. Kunst, 1878, S. 652.
2) In der reichen Sammlung des Herrn P. H. Trummer-Hamburg befin-
den sich zwei in der Zeichnung des Adlers und der Form der Buchstaben ver-
schiedene Nurnberger Originalsiegel dieses Typus, welche beide, ihremRuck-
siegel zufolge, nach 1349 entstanden sind. Das nach der Stilisierung dieses
Rucksiegels als das altere von beiden zu bezeichnende Siegel ist oben
im Text abgebildet, das jungere dagegen bei R. v. Rettberg, Das Siegel
der Stadt Nurnberg, in Anz. f. K. d. D. Vorz. Ill, 1866, Sp. 127 ; danach in
,Die Sammlungen des German. Museums, 1868, S. 27 ; Seyler, Gesch. d.
Heraldik 1885—1889, S. 157. Dies jungere Siegel ist merkwiirdig durch die
ungewohnliche und zweckwidrige Art, in welcher der Stecher die den Leib
des Adler bedeckenden Federn (durch eine Art von Quaderung) zur Dar-
stellung gebracht hat (die verkleinerte Abb. bei Mummenhoff, Alt-Nurn-
berg, 1890, S. 23, lasst davon nichts erkennen). Die wunderlichen Schltisse,
welche Seyler aus dieser kunstlerischen Freiheit gezogen — er spricht
von einem „gemauerten oder gepanzerten Leib" — mogen a. a. 0. nach-
gelesen werden ; auch Mummenhoff 1. c. S. 22 nennt ubrigens den Adler „bi8
zum Hals geschuppt". Auf der Abbildung bei Rettberg und ihren Wieder-
holungen sind dieFange des Adlers unten mitsageartigenZahnen besetzt
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„monogrammatische Zusammenziehung" zweier verschiedener
an sich gleichwertiger Wappen- resp. Siegelbilder zum Zwecke
ihrer gemeinsamen Darstellung in dem beschrankten Raume
eines Wappenschildes oder eines Siegelfeldes. Hier handelt
es sich um Vereinigung eines Bildes des Kaisers, Kaiser
Friedrichs II, welcher 1219 der Stadt den ersten Freiheits-
brief verliehen hatte1), mit dem Bilde des Adlers, d. h. dcs
Reichsadlers, welchen der Niirnberger Stadtschultheiss bereite
im Wappen resp. Siegel fiihrte2). Der gleiche Vorgang, nur
mit vertauschten Rollen, fand in Tangermunde (Altmark) statt.
Hier fiihrte die Stadt den gewohnlichen markgraflichen Adler,
das SchQffencollegium aber den Adler mit langgelocktem (un-
genaue Unterauchung verschiedener Originale ergiebt aber, dass der Zeich-
ner einen schlechten Stempelabdruck benutzt bat, auf welcbem die"stark
herausmodellierten Ballen an denFusszehen in dieser zum Irrtum verfuhren-
den Form sich ausgedrtickt haben. H. Boscb, Mittlgn. aus dem German.
Nation.-Mus. 1898, S. 132 kennt diesen zweiten Stempel gar nicbt. Ein
Seitenstuck zu der gemauerten oder gepanzerten Harpyie bilden die mit
einem „Panzerhemdea — in Wabrheit mit starkem Zottelpelz — be-
kleideten schildbaltenden Baren, welche 0. Scbwebel (Aus Alt-Berlin, 1891,
S. 5) im zweiten Berliner Stadtsiegel zu sehen meinte. Durch ahnliches
Misverstandnis ist das heraldiscbe Bild des nbrennenden" (mit Flammen
bestreuten) Adlers im alteren bSbmischen Konigswappen (Seyler 1. c. S. 249)
entstanden ; bier handelte es sich ursprunglicb um eigentumlich stilisierte
Federn, wie z. B. der Adler auf dem Siegel Landgraf Friedrichs des Frei-
digen von Thiiringen (1284; der Licbtdruck bei 0. Posse, Siegel der
Wettiner, Taf. VII, 3 ist nicht deutlich genug) aufweist
') Andere Stadte haben nur das Kaiserbild in ibre Siegel auf
genommen.
*) Aus demselben Gedankengange heraus ist das Gerichtssiegel der
Stadt Liiben (Reg.-Bez. Liegnitz), 1492, entstanden. Hier ist der Ober-
kdrper eines Marienbildes mit dem schlesiscben Adler monogrammatisch
verbunden, indem er diesem an Stelle des Kopfes dient (Herold, XVI, 1886,
S. 84). Auch das Siegel des Heinrich Flans von Orlamunde, 1311 : oberer
Teil einee L5wen, unterer Teil eines Adlers (Furst Hobenlobe, Sphragist
Aphorismen, 1886, S. 59 Taf. XV, No. 170) gehort hierher. Um die Zeit der
Entstebung des Nurnberger Stadtsiegels macbte der Propst Werner,
Archidiacon von Regensburg (1228), einen andern ebenfalls asthetisch als
misgltickt zu bezeichnenden Versuch der monogrammatischen Vereinigung
von Mann und Adler im Siegel, indem er beide Bilder langs teilte und
die Halften aneinanderruckte. Dasselbe wurde Mitte des 15. Jh. auf einem
Munchener geistlichen Siegel wiederholt (Fiirst Hohenlohe, 1. c. S. 86
Tafel XX, No. 223).
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gekrontem) Jttnglingskopf. Ob die Beliebtheit, welche der
„Jungfernadlertf bei Holsteinischen Adelsfamilien (Nouwe, Plone,
Ryxstorp, Scheie, Wiltperch) genoss, der Absonderlichkeit des
Bildes ihre Entstehung verdankt, oder dem Wunsche, das so
haufig vorkommende Adlerwappen zu differenzieren, wird schwer
festzustellen sein. Bei den Cirksena mochte man sich fiir das
letztere Motiv entscheiden. Fiir sie war es zweifellos von
grosser Bedeutung, den Reichsadler1), mit dem sie, gleich
vielen anderen friesischen Hauptlingsfamilien, in Erinnerung
an die alte Sage, dass Kaiser Karl d. Gr. den Friesen
sein Wappenzeichen (der Adler wird in dieser Bedeutung
noch heut vielfach auf friesischen Bauernsiegeln halb ge-
fuhrt — auch vom Marschendichter Hermann Allmers) ver-
liehen habe, anfanglich ihren Schild schmuckten, von dem
gleichartigen Wappenbilde der ihnen benachbarten und mit
ihnen im Ringen um die Herrsohaft wetteifernden Familie torn
Brok deutlich zu unterscheiden.
Allmahlich schwand das Verstandnis fiir die alte Symbolik
des Bildes; aus dem Kaiserhaupte wurde ein Jungfrauenkopf
— das ist der Standpunkt des koniglichen Wappenbriefes fiir
Emden — dann „kommt die iippige Ktinstlerphantasie, welche
die noch notwendigen Erganzungen vornimmt, und das Jung-
frauenwappen ist fertig"2).
') Dass dieser gemeint ist, zeigen die Farben des Wappens, Gold
in Schwarz, wie auf dem 1475 vom Kaiser der Stadt Neuss verliehenen
Wappen (goldener Reichsadler im schwarzen Felde) d. h. die „ver-
wechselten" Tinkturen des Reichswappens (schwarzer Adler in Gold)*
2) E. Mummenhoff, 1. c. S. 24. — H. Bosch, 1. c. S. 76. 131. — Beide
Gelehrte sind sich uber die Begriffe „Siegeltt — „Siegelbild" — ,, Wappen"
nicht ganz klar. Gewiss ist der Adler im Niirnberger Schultheissen- resp.
der Kaiserhauptadler im Stadtsiegei zunachst „Siegelbildu, weil er auf
Siegeln dargestellt ist; er kann aber zu gleicher Zeit auch sehr wol
sWappenbilda, undzwar hier im „Siegelfelde" sein. Dassog. „eigentlichea,
angeblich uralte „Stadtwappen Niirnbergs" (gespalten, vorn.halber Adler
schwarz in Gold, jedenfalls dem Schultheissensiegel entstammend, hinten
sechsfach schragrechts von Rot und Weiss geteilt, nach der Andeutung
Conrads von Mure, Mitte des 13. Jahrhunderts, vielieicht das alte Burg-
grafen- Wappen) erscheint, v. Rettberg 1. c. zufolge, zuerst seit 1349 als
Rucksiegel des Kaiserhauptadler-Siegels. Es liegt nahe, einen Zusammen-
hang zwischen diesem neuen Wappensiegel und der nach Unterdriickung
des Handwerkeraufstandes 1349 erfolgten Wiedereinsetzung des patrizischen
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- 250 —
Es ist interessant zu beobachten, wie die Darsteller des
Emder „Engelke up de Mfir" in dieser Frage sich in zwei
stilistisch getrennte Gruppen teilen. Bei den Einen erscheint
ein Zwittergebilde von Weib und Vogel, welches sich in der
Richtung weiter entwickelt, dass die weiblichen Formen immer
mehr Uebergewicht erlangen und schliesslich (wie auf dem
Entwurfe Hildebrandts) ein nacktes uppiges Weib vor uns
steht, bei dem an den Adler nur noch die Fliigel und ein
von den Huften abw&rts reichender Federschurz erinnern1).
Bei den Anderen scheint noch eine Erinnerung an die Schild-
jungfrauen der germanischen Mythe und ihr Schwanengewand
fortzuleben; sie geben uns die Vorstellung eines menschlichen
Korpers, den ein aus Federn gefertigtes Kleid, an welchem
auch die Fliigel befestigt sind, verhullt. Auf dem Holzschnitt
bei Gnapheus ist dieses Gewand oben am Halse durch einen
Saum und eine Agraffe zuchtig geschlossen2); allmahlich be-
Rates in Niirnberg (Mummenhoff 1. c. S. 24) zu vermuten (vgl. 1. c. S.26).
Nach v. Rettbergs Angabe 1. c. war „die Schnur des Gerichtssiegels
(welches dem alten Schultheissensiegel nachgebildet wurde), und zwar
nur diese, rot und weiss." Vielleicht ware es danach rich tig, den Kaiser-
hauptadler als Siegel- resp. Wappenbild der Stadt, das sogen. Beigent-
liche Stadtwappen" als Wappen des Rates anzusprechen. Es mochte
ferner zu erwagen sein, ob bei der Umgestaltung des Kaiserhaupt-Adlers
zur weiblich gebildeten sog. Harpyie nicht die Vorstellung von den
Sirenen mitgewirkt hat, welche das klassische Altertum bereits ent-
sprechend modellierte, und die, soweit ich sehe, in der Kunstmythologie
und in der didaktischen Litteratur des Mittelalters eine bedeutend
grossere Rolle spielten als die Harpyien. Der Einfluss der Formen-
sprache der Renaissance wird ebenfalls nicht zu unterschatzen sein.
Vollkommen weiblich gestaltet auf einem halb-officiellen Bildwerk er-
scheint die Harpyie in Nurnberg zuerst auf dem Titelholzschnitt zur
„Nurnberger Reformation", in der Ausgabe von Hieronymus Holtzel, Nurn-
berg 1503. Dabei mag an die stymphalischen Vogel auf dem Herkules-
Gemalde Diirers von 1500, so wie an die durchaus im Geist der Renaissance
gehaltenen zierlichen Sirenen-Figuren an Peter Fischers Sebaldus-Grab,
1508—1519, erinnert werden.
!) Auch dieser letztere ist noch verloren gegangen auf der Abb.
des Stadtwappens in der Sammlung ^Deutsche St§.dtewappena, welche
der bekannte heraldische Verlag von Wilhelm Rommel in Frankfurt a. M.
herausgegeben hat.
a) Das altere Nurnberger Stadtsiegel (s. Fig. 4) lasst am Halse eben-
falls einen Abschluss des Federkleides erkennen; auf dem jungeren
reichen die Federn bis zum Kinn herauf.
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ginnen sich auch unter diesem Kleide die weiblichen Formen
zu runden, und man findet Gefallen daran> sie zur Schau zu
stellen, entweder so derb unverhullt,
wie an dem Portal der Neuen Kirche
daselbst, oder so kokett dekolletiert wie
an der Hauptwache zu Emden. Aber
auch die Kleidermode kam zum Worte.
Auf einer Kuchenform (Fig. 5) in den
Sammlungen der „Kunsta ist das
„Engelke" mit steifer „Schnurbrustu
gepanzert.
3. Das Hauptsiegel der Stadt bis zum Ende des 17. Jahrhunderts.
Das neue Wappen fand nicht sofort Aufnahme in das
Stadtsiegel. Erst 1504 wurde ein neuer Siegelstempel (er tragt
die Jahreszahl) beschafft, welcher in zierlicher Zeichnung genau
das zur Darstellung brachte, was der Wappenbrief verliehen
hatte, den Schild mit seinem Bilde (Tafel I, 4). Diesem Haupt-
siegel entspricht durchaus, nur dass die Composition, der ge-
ringeren Grosse gemass, etwas einfacher ist, ein Sekretsiegel,
dessen Stempel gleichfalls noch vorhanden ist. Ausserdem
wurde nach der Erwerbung der Herrschaft Oldersum (1631)
zum ausschliesslichen Gebrauch fur diese ein neues grosses
Siegel angeschafft, welches in der Hauptsache dem Stadtsiegel
von 1504 gleicht, nur insofern reicher ausgestattet ist, als der
Wappenschild einer vielfach geschweiften Barock-Kartusche
aufgelegt ist (Tafel I, 5).
4. Das neue Hauptsiegel seit dem Ende des 17. Jahrhunderts.
Das Siegel von 1504 war nach Harkenrohts Angabe
(Oorspr. 2. Ausgabe 1731 S. 106) zu seiner Zeit noch in Ge-
brauch. Es liegt indessen schon aus dem Ende des 17. Jahr-
hunderts der Abdruck eines neuen Stempels vor, welcher ein
durchaus abweichendes Geprage tragt und eine wichtige
scheinbar unvermittelte Aenderung aufweist. Auf diesem
neuen Siegel ist der Schild, welcher das gewohnliche Wappen-
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bild tr>, rechts und links beseitet von zwei unten gekreuzten
Palmzweigen, und auf dem Schilde steht eine ge-
schlossene Krone mit 3 (6) Btigeln (Tafel II, 2).
Ein zweites Siegel dieses neuen Typus beseitigt die
Palmzweige, behalt die (etwas modificierte) Krone auf dem
Schilde bei und ftigt je einen Stern rechts und links vom
Kopfe der Harpyie hinzu (Tafel II, 3).
Das dritte jetzt noch gebrauchliche Siegel dieser Gattung
(Tafel II, 4) gleicht dem vorhergehenden darin, dass es die beiden
Sterne mit aufnimmt; es setzt aber auf den Schild eine unge-
schickte Nachbildung der sog. Rudolfs-Krone *) (die jetzige oster-
reichische Kaiserkrone). Zu ihrer Wahl mochte die weithin
sichtbare Krone auf dem Turme der Neuen Kirche den An-
stoss gegeben haben.
5. Das Emder Stadtwappen auf der „Ostfriesischen Wappentafel".
Gegen die Fuhrung der Krone auf dem Emder Stadtwappen
hat ein mit der Initiate H. zeichnender Heraldiker im Jahre 1894
Einspruch erhoben2). „Misverstandliche Deutungen einzelner
Ausdrucke in alteren Wappenbriefen", so sagt er, „sind be-
kanntlich nicht selten; sie entstehen dadurch, dass gewissen
Formeln des Kanzleistils frtiherer Jahrhunderte ein Wert bei-
gelegt wird, den dieselben durchaus nicht besitzen. Es ist
verzeihlich, wenn Leute, usw aber nicht verzeihlich ist
es, wenn sie den Belehrungen derjenigen, die in der Auslegung
alter Diplome erfahren sind, ein hartnackiges „Besser-wissen-
wollen" entgegensetzen Zu den oben erwahnten Mis-
verstandnissen gehort es auch, wenn die Stadt Emden in Ost-
•) Zu besserem Verstandnis ihrer etwas absonderlichen Form setae
ich die Beschreibung her, welche das archaologische Worterbuch von
Miiller und Mothes S. GOO giebt: auf ihrem mit 4 grosseren und 4
kleineren Blattern besetzten Reif erheben sich auf jeder Seite zwei oben
spitz zulaufende, konvexe und sich zu je einer Viertelskugel vereinigende
• Schilder, die in der Mitte von vorn nach hinten einen breiten keil-
formigen Ausschnitt lassen, in welchem man die rote Kronkappe sieht
In dem Ausschnitt steigt ein von vorn nach hinten gehender Bugel
auf, der ein Kreuz tragt.*
2) Der deutsche HeroldXXV (Berlin 1894) S. 117 (Septembernummer).
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friesland fiber ihrem Wappenschilde eine Kaiserkrone fiihrt(Reif
mit Biigeln). Wie uns zuverlassig mitgeteilt wird, b^griindet
man in Emden den Anspruch auf die Fiihrung der Krone
mit dem Wappenbriefe, den die Stadt d. d. 10. August 1495
vom Kaiser Maximilian erhielt und zwar insbesondere —
erstaunlicher Weise — mit dem Ausdruck darin: „„Wir ver-
leihen das nachbeschriebene Wappen und Cleinodaa. Ein
gelehrter Emder, der wohl ausser diesem Wappenbriefe nie-
mals einen anderen in Handen gehabt hat . . . , nahm an, dass
in der kanzleimassigen Formel des Diploms „„ wappen und
cleinotaa (welches gleichbedeutende Worte) unter letzterem
nichts anderes verstanden werden ketone, als die kaiserliche
Krone, und wurde in dieser Meinung bestarkt durch die
Malerei des Wappenbriefes, in welcher indessen die gothisch
stilisierte Arabeske, welche oben in eine Kaiserkrone endigt,
nur klinstlerisches Beiwerk. In Emden scheint man jedoch
anderer Ansicht zu sein, da eine uns vorliegende Zeichnung
des Stadtwappens dortselbst wegen der fehlenden Krone be-
mangelt wurde".
Die von H. erwahnte Kritik der Emder richtete sich gegen
die von W. Schwalbe in Emden herausgegebene „Ostfriesische
Wappentafel, nach Entwurf von Professor Ad. M. Hildebrandt."
Auf diesec Wappentafel ist das Wappen von Emden (gleich
denen von Aurich, Esens, Wilhelmshaven) so dargestellt, dass
der von zwei unten sich kreuzenden Lorbeerzweigen beseitete
Schild einer Barockkartusche aufgelegt ist; statt der sog.
„Kaiserkrone" steht auf der Schildumrahmung eine rote
„Mauerkrone". Gef&lliger Mitteilung des Verlegers zufolge hat
der Autor der Wappentafel diese Form des Emder Wappens
ausdrticklich ftir „absolut rich tig" erklSLrt.
In wie weit dies hinsichtlich der Weglassung der sog.
Kaiserkrone zutrifft, wird weiterhin zu erortern sein; hier
kommt es zun&chst darauf an, festzustellen, mit welchem Rechte
die „Mauerkroneul) hinzugefiigt ist.
•) Nach freundlicher Mitteilung Mummenhoffs tragt der Nurnberger
Jungfemadler seit 1819 dieses abscheuliche Attribut sogar auf dem
Haupte; vgl. den Revers der Durer-Medaille von 1828 bei R. v. Rettberg,
Nurnbergs Kunstleben, 1854, S. 203. Ausserdem prangt dasselbe natiirlich
dort aucb auf dem Schilde.
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6. Die Mauerkrone.
Die „Mauerkronen" sind unter dem Einfluss classischer
Reminiscenzen1) entstandene Erzeugnisse moderner Heraldik,
in welche die franzdsische Schule des ersten Kaiserreichs
eine Art von System gebracht hat. Den Heraldikern des
17. und 18. Jahrhunderts ist das Gebilde unbekannt. 6. A.
Seyler (Geschichte der Heraldik, 1885, S. 478) will zwar ihr
Vorkommen bis in die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts
hinaufrucken, indem er auf dem seit 1532 gebrauchten sigillum
minus der Stadt Czaslau in Bohmen „einen von der Mauer-
krone uberhohten Schild mit dem bohmischen Lowen" erblickt,
Strohl (Heraldischer Atlas, 1894, Text zu Tafel 52, Fig. 10)
folgt ihm darin und geht sogar so weit, das der Stadt 1472
verliehene grosse Wappen mit dieser „ Mauerkrone" bedeckt
darzustellen. Wer aber Siegel und Wappen recht zu lesen
versteht, erblickt auf der von Seyler selbst (1. c. No. 500) mit-
geteilten Abbildung nichts als die gewohnliche Darstellung
eines gezinnten Mauerturms mit davorstehendem, allerdings
tibergrossen landesherrlichen Wappenschilde, eine leicht ver-
st&ndliche Abbreviatur des 1472 verliehenen Wappenbildes.
Einen ahnlichen, fast 200 Jahre alteren Fall, der Seyler ent-
gangen, finden wir in Endrulats Niederrheinischen Stadte-
siegeln (1882) verzeichnet. Das dort (Tafel IV, No. 15)
abgebildete Siegelbild der Stadt Huissen von 1348 wird vom
Herausgeber (S. 17) erklart entweder als ein Kastell mit
starkem Mittelturm und 2 Seitentiirmen, am ersteren das herz-
formige Clevesche Wappen, wobei der Stecher vergessen habe,
,,zu beiden Seiten des untern schmalen Teils des Wappen-
schildes das Gemauer des Turmes, das hier notwendig sicht-
bar sein mtisste, anzudeuten" (vielleicht tragt auch der Zeichner
der nicht gerade mustergiltigen Abbildungen die Schuld?) oder
fiir eine Stadtmauer mit dem von der „stadtischen Mauerkrone
*) Die goldene corona muralis (auch castrensis oder vallaris) war
eine militarische Auszeichnung fur den, welcher bei der Ereturmung
einer Stadt zuerst die Befestigung erstiegen hatte. Die „Turmkrone" ist
das Abzeichen der Rhea Kybele und, in den nach Alexanders d. Gr. Zeit
gegrttndeten Stadten, der Stadtgattin (K. 0. Mailer, Handb. d. ArchioL
der Kunst, 1878, S. 635. 66i).
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geschmttckten Landeswappen". Der Herausgeber hat sich ver-
standigerweise fiir die erstere Deutung entschieden. Dass der
gesunden alteren deutschen Heraldik der Begriff der „Mauer-
krone" vollig unbekannt geblieben ist, lehrt das Beispiel der
Stadtsiegel von Dramburg und Penkun in Pommern. Aeltere
Stempel zeigen bei ersterem fiber einem Thorbogen ein ganz
schmales Ttirmchen mit weitausladender Zinnenbekronung, bei
letzterem steht ein Greif auf einem beturmten Zinnenmauer-
stuck. Als neue Sterapel notig wurden, verstanden die Ver-
fertiger derselben die eigentliche Bedeutung dieser losgelosten
Zinnenstiicke nicht mehr; sie stilisierten dieselben zu Kronen
um, aber nicht etwa, wie man nach dem, was unsere Theo-
retiker von den „Mauerkronen" lehren, als das Nachstliegende
erwarten sollte, zu solchen, sondern zu gewohnlichen heral-
dischen Kronen (Kratz, die Stadte in Pommern, S. 125. 293).
Auch das, was Seyler I.e. fiber die Mauerkrone auf Familien-
wappen sagt, grundet seine Theorie nicht fester. Die beiden
urkundlichen Beispiele, welche er mitteilt, gehoren erstlich sehr
junger Zeit an (1624 und 1642), sodann spricht der Urkunden-
text gar nicht von ,,Mauerkronen", sondern in dem einen Fall
von einer „giildenen Mauer mit 3 Schusslochern", im andern
von „3 Zinnen mit Schiesslochern", beide Male stehen diese
Architekturgebilde auf dem Helm und hinter ihnen erhebt sich
als weiterer Bestandteil der Helmzier eine Figur. Es handelt
sich in beiden pfalzgraflichen Wappenverleihungen (solches sind
die fraglichen Urkunden) nicht um eine besondere Gattung von
Kronen als Ersatz der in solchen Fallen ublichen Helmkronen,
sondern um Stucke einer individuellen Helmzier, denen ihre
zufallige Aehnlichkeit mit den „Mauerkronena der modernen
Heraldik nicht angerechnet werden darf. Ein viel alteres Bei-
spiel eines als Helmzier verwendeten Mauerstticks findet sich
iibrigens in dem Wappenbuch des Heyne genannt Gelre, Herolds
vonGeldern, Mitte des 14. Jahrhunderts1). Mit Fug und Recht
muss also die Stadt Emden sich dagegen verwahren, dass man
ihren alten Wappenschild durch eine historisch so ungeniigend
gerechtfertigte heraldische Neubildung verunstaltet.
•) Abbildung bei Str5hl, herald. Atlas, Tafel XXII, No. 14.
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7. Angebliche BegrOndung des „gegenw&rtigen Stadtwappens" durch
den Wappenbrief von 1495.
Ich komme auf den H.-Artikel im Herold zuriick. Aus
jeder Zeile desselben geht hervor, dass der Verfasser mit den
allgemeinen geschichtlichen Verhaltnissen des deutschen Reichs
zu Ende des 15. Jahrhunderts wenig, mit der Spezialgeschichte
des Stadtwappens von Emden aber gar nicht vertraut ist. Das
ware verzeihlich — doch nicht verzeihlich ist der von ihra an-
geschlagene Ton des „Besserwissen - wollens", und das Urteil.
mit welchem er seine Erorterung schliesst: „Wir glauben
aber, dass man sich bei besserer Ueberlegung, unter Be-
riicksichtigung des Vorstehenden (s. Abschnitt 5) und nament-
lich unter Beriicksichtigung des Umstandes, dass der Wort-
laut des Wappenbriefes auch nicht die leiseste Andeutung
einer Verleihung der kaiserlichen Krone enthalt, in Emden
der Thatsache nicht wird verschliessen konnen, dass die
Krone nicht zum Stadtwappen gehort und dass die Fiihrung
derselben eine unberechtigte sein wiirde".
Die Stadt Emden hat nicht unter Berufung auf den
Wappenbrief und nicht erst neuerdings, wie H. anzunebmen
scheint, die Krone auf ihren Wappenschild gesetzt, sondern
man hat sich zur Erklarung der unbestreitbaren Thatsache.
dass seit fast 400 Jahren der Emder Wappenschild
in dieser oder jener Form mit einer Krone vereinigt
iiberaus haufig auf Siegeln, Munzen und Skulpturen an offent-
lichen Gebauden dargestellt worden ist, in jiingsterZeit
auf den Wappenbrief berufen. Ist diese Berufung irrig1) —
und sie ist es in der That — , so wird doch dadurch die Gut-
glaubigkeit und vor allem die Rechtmassigkeit des langst vor-
her geiibten Besitzes der Krone nicht erschiittert.
») Dem Irrtum wurde unzweifelhaft Vorschub geleistet durch die
vom Herausgeber des Ostfries. UB. (II, No. 1450) fur den Wappenbrief
gewahlte Ueberschrift : „Konig Maximilian verleiht der Stadt Emden von
Neuem Wappen und Kleinod"; aus dem Wappenbrief fur den Burger-
meister Humpo Hayena 1495 Juli 20 (1. c. No. 1449) zog man dann often-
bar den irrigen Schluss, dass „Kleinodu in diesem den ausdrucklich mit
dem Schilde verliehenen Wappenhelm bedeute, dass also weiter im
Wappenbriefe der Stadt darunter die iiber demselben gemalte, im Text
nicht erwahnte KOnigskrone zu verstehen sei.
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8. Formengeschichte der Krone des Emder Stadtwappens.
Fiirbringer sagt in seinem Buche „Die Stadt Emden"
(1892, S. 19): „Das gegenw&rtige Stadt wappen (s. dessen Ab-
bildung in der Mitte des ausseren Titelblattes) ist der Stadt
von Kaiser Maximilian verliehen durch die Urkunde d. d. Worms
10. August 1495". Darauf folgt der passus concernens der
Urkunde, und dann heisst es: „Unter dem Kleinod ist die
Konigskrone zu verstehen, die Tiber dem Wappenschilde
angebracht ist.a
Die an sich irrige, wenn schon fiir die Entscheidung der
ganzen Frage belanglose Identificierung des „Kleinods" im Text
des Wappenbriefes mit der „K6nigskroneu der Wappen-Miniatur,
und die Beziehung, in welche diese zu dem „gegenwartigen
Stadtwappen" gebracht wird, nStigt uns, das formengeschicht-
liche Verhaltnis der Krone, wie sie thatsachlich Jahrhunderte
hindurch auf dem Emder Stadtwappen gefuhrt wurde, zu der-
jenigen des Wappenbriefes zu untersuchen.
Auf dem Titelblatte von Furbringers Buche ist nicht
das „gegenwartige Stadtwappen" (d. h. das Wappen, welches
die Stadt heutigen Tages z. B. in ihrem Siegel fuhrt), sondern
die Malerei des Wappenbriefes von 1495 mit dem von
Konig (nicht Kaiser) Maximilian damals verliehenen Wappen-
schilde abgebildet. Die Krone, welche den Kranz um diesen
Wappenschild oben zusammenschliesst, ist allerdings die
KSnigskrone, wie sie Maximilian bis zur Annahme
des Kaisertitels 1508 fuhrte. Dieselbe ist eine Nachahmung
der offenen englischen Lilienkrone, welche der w&hrend
des Interregnums zum deutschen KSnig erw&hlte Graf Richard
von Cornwallis gelegentlich seiner KrSnung in K61n 1257 durch
Aufsetzen eines von vorn nach hinten gestellten Bugels und
und eines Kreuzes der alten deutschen Krflnungs-Krone, der
sog. Krone Karls d. Gr., moglichst ahnlich zu gestalten ge-
sucht hatte. Da dieser eine Btigel in der Frontansicht schwer
darzustellen ist, bildete man die mit ihm versehene Konigs-
krone gewohnlich in der Seitenansicht (Btigel querstehend) ab.
Diese KSnigskrone Maximilians I findet sich aber in Verbindung
mit Darstellungen des Emder Stadtwappens nur in der ersten
Zeit h&ufiger. In spaterer Zeit taucht sie bloss vereinzelt
Jahrimch der Geeellsch. f. b. K. u. vateil. AltertUmer zu Emden, Bd. XIV. 17
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wieder auf ; ein verhftltnismassig junges, diesem Typus ange-
horiges Specimen zeigt eine holzerne (Kuchen-?) Form in der
Sammlung der Emder „Kunsttf (Fig. 6). Es ist aus dem volks-
ttimlichen Kunstgewerbe hervorge-
gangen, und noch dadurch besonders
merkwttrdig, dass auch das ^Engelke"
die gothische Biigelkrone erhalten hat,
An die Stelle derselben tritt sehr
bald in der Regel eine mannigfach
modificierte Nachbildung .der alten
gothisch stilisierten Kaiserkrone, mit
2, 3 oder 4 sich kreuzenden Biigeln,
wie sie sich auf Kaisersiegeln bis zu
Karl IV, dann wieder auf Siegeln
Kaiser Karls V, endlich in Miniaturen,
Buch-Illustrationen und dgl. bildlichen
Darstellungen noch weit bis in das
16. Jahrhundert findet, und aus der
FiS- 6- nachmals, indem die Biigel niedriger,
aber nach aussen geschweift wurden, die heutige Konigskrone
entstand. Letzterer gleicht darum auch die Krone in dem vor-
und drittletzten Hauptsiegel der Stadt und auf verschiedenen
Skulpturen wie Munzen aus jungerer Zeit. Nur in einzelnen
Fallen tritt an die Stelle der Krone mit mehreren Biigeln, wie
schon bemerkt, die sog. Rudolfs-Krone. Eine willkiirliche Form.
ahnlich einem Fiirstenhute, hat die Krone an der Hauptwache
erhalten. Wenn sich vereinzelt auch die Form der einfachen
Laubkrone ohne Biigel auf st&dtischen Miinzen findet, so wird
sich dies durch die berechnete Nachahmung graflicher Munzen
erkl^ren; dieselbe Kronenform am Kommerzien-Magazin, 1752,
ist vielleicht nur auf Kosten einer Verstiimmelung der Skulptur
zu setzen.
Wir diirfen also konstatieren, dass in der Mehrzahl der
Falle die Bildner eine Kaiser-Krone zur Darstellung brachteD.
ob mit Absicht, oder nur, weil diese Form ihnen gelaufiger
war, mag vorlaufig dahin gestellt bleiben.
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9. Einwirkung der Reich sstadt-Theorie auf die Gestaltung des
Stadtwappens.
Die Malerei des Wappenbriefs hatte urspriinglich den An-
stoss zur Vereinigung von Krone und Schild auf den ver-
schiedenartigsten Wappendarstellungen gegeben. Allmahlich
geriet aber diese im Stadtarchiv gehtitete, und darum nur
Wenigen zugangliche Darstellung in Vergessenheit ; und die von
den Ktinstlern bevorzugten abweichenden Formen begegneten
sich mit d$r, durch die concreten politischen Verhaltnisse
hervorgerufenen, in alien Kreisen der stadtischen Bevolkerung
verbreiteten Autfassung, dass der Krone auf dem Stadtwappen
eine besondere staatsrechtliche Bedeutung innewohne1). Ktinstler
und Stadtpolitiker stiitzten und fSrderten sich gegenseitig in
der Ausbildung der neuen Doctrin. Diese, welche den formellen
Unterschied zwischen deutschem Konigtum und romischem
Kaisertum unberucksichtigt liess, kam zu recht pragnantem
Ausdruck bei den Streitigkeiten der Stadt mit der Ostfriesischen
Ritterschaft betr. die durch den Erwerb der adelichen Herr-
schaften nach ihrer Behauptung auf sie iibergangene Ritter-
schaft. Im Jahre 1638 erklarten die Vertreter der Stadt ge-
radezu, dieselbe sei „edel wegen der kaiserlichen Privi-
legien und Regalien, und dahero den freien Reichs-
stadten gleich"2); ja, .Eiferer wie Harkenroht (Oorspr. S. 119)
nannten Emden ohne weiteres eine ,,Reichsstadt"3). Bis zu
dieser Hohe sachlich nicht vollig begriindeten Stolzes war man
auf dem Wege allmahlich sich steigernder Opposition gegen die
grafliche Landeshoheit ausserlich ganz folgerichtig gelangt.
') Selbst Brenneysen (Ostfr. Historie und Landesverfassung Tom. I
lib. I, c. 9, pars 8, S. 213) legt der Wappenmalerei anscheinend mehr als
bloss dekorative Bedeutung bei7 wenn er seine etwaa nnklare, dem Abdruck
der Urkunde beigefugte Beschreibung derselben so formuliert : „Im Mitten
des principalen Briefs stund der Stadt Emden Wapen in aller Gestalt
wie hie geschrieben, im schwarzen Oberfelde, mit einer gelbfarbichten
verhogen Krone, in geler, roter und blauer Farbe geschildert und mit
Laubwerk ausgeputzet".
a) Brenneysen, Ostfries. Historie und Landesverfassung, Aurich I,
1720, Tom I, lib. VII, No. 74, S. 472.
*) Liegt hier etwa ein Misverstehen der im Wappenbrief gebrauchten
Formel: miser und des heiligen reichs 8 tat Emden, zu Grande?
17*
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Schon nach dem Delfsieler Vergleiche, 1595, so klagt Brenn-
eysen1), habe man aufgehflrt, das grafliche Wappen, wie
frtiher, an den st&dtischen Geb&uden anzubringen, „als wenn
man keinen Landesherrn mehr h&tte".
Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts 2) hatte der Magistrat
nach dem Vorbilde des alten Rom, die an dem Geb&ude der
lateinischen Schule angebrachte Widmungstafel mit der Signa-
tur: S. P. Q. Embd.: Senatus populusque Embdensis3) ver-
sehen, das Siegel fur die Herrschaft Oldersum (Tafel I, 5)
nach 1631 als Sigillum rei publicae Embdensis bezeichnet
und 1689Ducaten mit der Aufschrift: Moneta nova rei publi-
cae Embdensis pr&gen lassen.
Wohin man blickte im Reich, sah man Corporationen,
welche, besonderen kaiserlichen Schutzes sich nihmend, zum
Zeichen dessen der kaiserlichen Wappeninsignien sich bedienten;
insbesondere war es die Hanse, welche auch aus diesem
Grunde seit geraumer Zeit schon die Augen auf sich gezogen
hatte. Die ambassiatores derselben in London fiihrten 1437
in ihrem Siegel die Kaiserkrone; ihr Londoner Contor
zeigte 1442 im Siegel den Reichsadler, dessen beide Kopfe
durch die Btigel der Kaiserkrone geschoben sind, und das
Wappen des Contors zu Briigge war, allerdings auf Grand be-
sonderer kaiserlicher Verleihung von 1486, mit einem die kaiser-
liche Krone tragenden Wappenhelma geziert4). Man sah
nunmehr auch in Emden einen Widerschein der herrlichen
„kaiserlichen" Privilegien, deren man sich bertihmte, in den
Kronen, welche das Stadtwappen an offentlichen Gebauden.
auf st&dtischen Munzen und Siegeln zierten. Das ist nmso
begreiflicher, als seit Jahrhunderten eine Sage von einer
wundersamen Krone, als dem Symbol und Palladium friesischer
Freiheit, durch die Geschichte Frieslands klingt.
•) 1. c. Tom. I, lib. V, No. 45.
») Es fragt sich, ob der Inschriftstein, iiber welchen das Citat aus
dem Trifolium aureum bei Furbringer, die Stadt Emden, S. 88 zu w
gleichen ist, nicht alter sei, als das dariiber befindliche schon gezeichnete,
leider beschadigte Stadtwappen mit der verstummelten Jahreszahl 160 .
•) Die Signatur S. P. Q. E. tragt schon das Richtschwert von 16tf
auf dem Emder Rathause (Rolffs, Die antike Rustkammer des Emder
Rathauses. 1861. S. 100).
<) Hansische Geschichts-Bl. 1872, S. 12. 1873, S. 48.
I
— 261 —
10. Die friesische Kronensage.
Schon in dem unechten Friesenprivileg Karls d. Gr. von
802, einer Falschung des 13. Jahrhunderts, heisst es bedeutsam
genug: scutum suae militiae a dicto potestate (d. h. podestSt,
StatthaHer) recipere debent, in quo corona imperialis in
signum libertatis a nobis concessae debet esse depicta1).
Dieses gefalschte Privileg hat eine wunderbare Rolle speciell
auch in Ostfriesland gespielt. 1479 wurde es von Kaiser
Friedrich III confirmiert und transsumiert, und 1598 zogen die
ostfriesischen Stande, um sich seiner in ihrem Streit mit dem
Grafen zu bedienen, damit zum Kaiser, Eggerick Beninga
nahm es in seine ostfriesische Chronik auf, und man fugte es
Handschriften des ostfriesischen Landrechts bei2). Dass mit
dem Inhalt dieses kostlichen Freibriefs manniglich in Friesland
vertraut war, ist natiirlich, und des dankbaren Motivs der
Krone als friesischen Freiheitssymbols bemachtigte sich mit
Eifer die historische Sage. Zunachst erweiterte sie es und
heraldisierte es dahin um: „volgens de aloude overlevering . . .
heeft Keizer Karel de Groote den Friezen toegestaan, zijnen
adelaar ten halve in hunne schilden te voeren, en die
schilden met de vrijheerlijke Kroon te dekkena
(Friesche Oudheden S. 38). Dann griff man weiter zurtick.
Der grosse Frankenkaiser hatte nur ein in vorangegangenen
Ungluckszeiten verlorenes Palladium wieder erneuert. Japhet
hatte von seinem Vater Noah, so erzahlt die dem 16. Jahr-
hundert angehorige Reimchronik „Thet Freske Riim"3), zugleich
mit der Weissagung, dass seine Nachkommen in Europa
herrschen sollten, „ene crone, thi was van golde scone", nebst
einer blutroten Fahne (v. 422 ff.) erhalten. Als nun die Nach-
•) v. Richthofen, Fries. Rechtsqu. 356. Ph. Heck, Die Altfries.
(jerichtsverfassung, 1894, welcher die Ansicht vertritt (S. 432 ff.), dass
das Karlsprivileg 1247 gefertigt wurde, um die Friesen fur den sechsten
Kreuzzug zu gewinnen, meint (S. 445), den Kreuzpredigern habe vor allem
daran gelegen, ein gut und gleichmassig bewaffnetes, wenn moglich durch
aussere Abzeichen organisiertes Kreuzheer zusammenzubringen. Dadurch
erklare sich die Anordnung, dass alle friesischen milites ihr (!) Schild
gleichmassig mit der Kaiserkrone zu schmucken hatten(!).
*) v. Richthofen, Untersuch. uber Fries. R. G. n 167.
») Oude Friesche Kronijken, Leeuwarden 1853.
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k8mmlinge Japhets, die Stammv&ter der Friesen, zu Schiffe
gingen, urn die neue Heimat zu suchen:
tha gevenze himmen mede thine fana and tha crone
to ene waerteken scone:
in huck land thet se come,
thet hit alia liode fornome,
thet se were to wera
al fri boren hera. (v. 485 ff.)
Ja, eine andere Form der Sage, welche Suffridus Petrus
mitteilt (De Frisiorum antiquitate, edit. Franeker 1698 S. 522;
1. Ausg. 1590), nennt als Trager der Krone und Fahne keinen ge.
ringeren als den heros eponymos der Friesen, den Friso selbst,
den darauf hin P. Winsemius, seit 1616 „Historiograph von Fries-
land", mit den heiligen Attributen im Bilde hat darstellen
lassen *), Als die Danenkonige spater Friesland unterjochten, er-
zwangen sie die Auslieferung der Krone, die Fahne aber wurde
vergraben und von dem andern friesischen Sagenhelden, Magnus,
wieder aufgefunden. Unter ihr brachten er und seine Friesen
Karl d. Gr. bei dem Kampfe um Rom wirksame Hilfe ; fur diese
und andere tapfere Thaten in freiwilligem Dienste des Kaisers
erhielten sie nach der Sage das obenerwahnte Privilegium von
802, und so verkniipfen sich beide Sagen bedeutsam mit-
einander.
Der Einfluss dieser in ihrer ttberlieferten Form gelehrtenT
aber in ihrem Kerne jedenfalls volksttimlichen Sagen auf die
Gemiiter der Friesen uberhaupt2) und der in ihrer Kraft sich
fuhlenden Bevolkerung Emdens im besonderen darf nicht ge-
ring angeschlagen werden. Sie gaben stets den poetisch und
patriotisch hochgestimmten Commentar zu alien Wandelungen,
in denen das Emder Stadtwappen seit der Verleihung des
Wappenbriefs von 1495 bis zu seiner jiingsten Gestaltung voll-
kommen organisch sich weiter bildete. Denn der scheinbar
unvermittelte Sprung von der Wappenform des Jahres 1504
zu der am Ende des 17. Jahrhundert angenommenen, wie er sich
uns bei Betrachtung des grossen Stadtsiegels (Abschn. 3. 4)
bot, ist in Wahrheit nicht vorhanden ; er wird vorbereitet und
*) Chronique etc. van Vrisland, Franeker 1622 fol. 6.
J) Es sei an die Munze Ocko's d. J. torn Brok mit der Krone im
Revere erinnert, Tergast I, S. 108 Fig. 72.
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tlbergeleitet durch eine enggeschlossene Kette von Wappen-
darstellungen auf Nebensiegeln, Mtinzen und Skulpturen, welche
in ihrer fortschreitenden Entwickelung durchaus den heral-
dischen Gesetzen ihrer Zeit folgen.
Diesen Werdegang gilt es nun zu veranschaulichen.
11. Die Heraldisierung des dekorativen Wappenbildes von 1495.
Das Geschaftssiegel der Stadt (secretum ad causas), welches
in der zweiten Halfte des 16. Jahrhundert in Gebrauch erscheint,
enth< die genaue Wiedergabe der Malerei des Wappenbriefes,
also den Wappenschild, umgeben von dem durch eine KGnigs-
krone zusammengefassten stilisierten Kranz (Tafel II, 1); ein
neuer, etwas grosserer Stempel mit derselben Darstellung ist
in der ersten Halfte des 17. Jahrhunderts in Gebrauch.
Dieses vollig unanfechtbare Siegelbild wurde in ebenso ein-
wandsfreier Weise mit ausgezeichneter dekorativer Wirkung bild-
hauerisch zum Schmucke offentlicher Gebaude verwertet. Die
Composition in ihrer urspriinglichen Gestaltung „laga aber den
Bildhauern, welche fur solche Zwecke heraldisch strenger stili-
sierte Arbeiten zu fertigen pflegten, nicht recht. Unabsichtlich,
durch die Werkstatt-Routine geleitet, begannen sie Schritt flir
Schritt, das Ur-Modell zu heraldisieren *). Es ist iiberaus interes-
sant, diesen Process zu verfolgen. Der Kranz wird iramer neben-
sachlicher behandelt, wahrend die Krone immer selbstbewusster
und in immer direkterer Beziehung zum Schilde hervortritt.
Am Rathausgiebel (1574 bis 1576) steht das Stadt-
wappen zusammen mit drei fiirstlichen Wappen. In seiner
Anlage entspricht es noch durchaus der Malerei des Wappen-
briefes oder dem Bilde des Secretum ad causas. Noch
') Auf einem anderen Kunstgebiete gewfthrt ein recht lehrhaftes
Beispiel hierfiir das Stadtwappen auf Peter Bast's groasem Emder Stadt-
plan (Trifol. aur. I, No. 26, Emder Stadtarchiv) wahrscheinlich von 1699;
vgl. meine Schrift: Des David Fabricius Karte von Ostfriesland S. 26).
Dort ist unbedenklich die Krone auf den Schild gesetzt und um das
ganze der Kranz gelegt (s. Emder Hafendenkschrift, 1901, Tafel HI zu S. 18);
nur das Wappen in dieser Gestalt (ohne Kranz) bringt Nicol. Geilkerk auf
seinem Plan von Emden, 1616, bei Ubbo Emmius : De statu rei p. et. eccl.
in Frisia orient.
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schlingen sich die Ranken des unten geknflpflen Kranzes
durch den BGgel der KSnigskrone; aber die Raumverhalt-
nisse und die &sthetische Notwendigkeit, in einer gewissen
Uebereinstimmung mit den nebenstehenden Wappen, ins-
besondere dem raumlich correspondierenden schwedischen, zu
bleiben, haben die Krone auf den oberen Schildrand herab-
gedrtickt, auf dem sie fest und sicher, wie ein heraldischer
Bestandteil des Wappens ruht1).
Besser gewahrt scheint der Character der Wappen-
Miniatur bei dem Wappen iiber dem Portale der alten Haupt-
wache (1692), aber nur scheinbar. Die Krone schwebt zwar
noch iiber dem Schilde, dieser aber ist durch Binder mit ihr
verkntipft, und das Rankenwerk schlingt sich nicht mehr
durch sie hindurch, sondern zieht sich bescheiden hinter ihr her.
Die weitere stilistische Entwickelung wandelt nun zwei
verschiedene Wege. Entweder steigt das Rankenwerk nicht
mehr von unten nach oben, es schwindet unten und rankt
sich wie Helmdecken, denen es immer ahnlicher wird, von
oben aus der Krone herab. So erblicken wir es schon
1583 am alten Zollhause (das Wappen befindet sich jetzt
auf der Rtistkammer2), vorausgesetzt, dass nicht auch
hier (wie mutmasslich an der alten lateinischen Scbule)
Wappen und Inschrifttafel verschiedenen Zeiten angehoren,
und diesmal das Wappen jtinger ware als das Datum der
Inschrift. Tr&fe letztere Vermutung nicht zu, so wflrde
dieses Bildwerk das alteste mir bekannte Beispiel der Ver-
wertung der Krone als heraldisches Nebenstuck an einem
st&dtischen Gebaude darstellen. Ein weiteres Beispiel der-
selben Art bietet das Wappen an der abgebrochenen Rathaus-
briicke von 1775 (jetzt im Garten der „Kunst").
Diese Compositionsweise ist aber immer noch mehr
!) Genau dieser Darstellung entsprechend ist das Stadtwappen auf
der prachtigen grossen Stadtansicht im Trifol. aur. 1, No. 21, welche die
Bezeichnung Henricus Johan. Miccerus fri fecit tragt, und in das Jahr
1626 gehSrt (s. Emder Hafendenkschrift, 1901, Tafel zu S. 2 des Textes).
a) Die Schleife, welche urspriinglich den Kranz unten knupfte, ist
hier formell noch in Gestalt eines Bandes erhalten, von dem zwei in
Qua8ten auslaufende Enden ganz unmotiviert hinter dem untern Rande
des Schildes sich hervordrangen.
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dekorativ als heraldisch; denn Helmdecken sind nun einmal
ihrer Natur nach mit Kronen auf dem Schilde nicht wol zu
vereinigen. Auch der am Giebel des Commerzmag^zins, 1752,
gemachte Versuch, die Helmdecken durch eine Art von Wappen-
mantel zu ersetzen, kann, so originell er an sich ist, nicht
befriedigen.
Man suchte daher eine andere, heraldisch bessere Form,
und fand diese, indem man die Krone ganz von Rankenwerk
befreit auf dem oberen Schildrande liess, und den Schild in
einer wahrend des 17. und 18. Jahrhundert tiberaus beliebten
Manier mit zwei unten gekreuzten, anfangs mehr oder weniger
reich entwickelten, spater zu mageren Palmen- oder Lorbeer-
wedeln zusammenschrumpfenden Zweigen beseitete.
Das alteste Beispiel dafiir wtirde der wunderschone
Stempel sein, welcher nach gefalliger Auskunft des Konig-
lichen Staatsarchivs zu Aurich in der Zeit von 1564 — 1568 fiir
den Einband der Emder Contracten - Biicher (jetzt in dem ge-
dachten Staatsarchiv) verwendet wurde. Der Stempel ist
ausserdem merkwiirdig dadurch, dass er, wie bereits wieder-
holt bemerkt, die Form der Rudolfs - Krone zeigt, und
er wtirde, falls die Datierung richtig1), tiberhaupt das
friiheste Beispiel einer Emder Stadtwappendarstellung mit
direkt auf dem Schilde stehender Krone sein. Auf stadtischen
MQnzen und Medaillen ist gerade diese Form besonders beliebt,
und das unmittelbare Vorbild zu dem Hauptsiegel Ende des
17. Jahrhunderts scheint ein Emder Zweidrittel-Thaler von 1688
zu sein2).
*) Da verschiedene einander ziemlich ahnliche Einbandstempel fur
die Contractenbucher hintereinander gebraucht wurden, lage eine Ver-
wechselung nicht ganz ausserhalb des Bereichs der Moglichkeit. Das
Motiv des von unten aufsteigenden, den Schild nur beseitenden Ranken-
werks zeigen andere Bucheinband - Stempel der Emder Stadtverwaltung,
z. B. die Kammereirechnungen, durch das ganze 17. Jahrhundert hin-
durch bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts ausserordentlich reich ent-
wickelt Einer dieser Stempel, 1610 gebraucht, tragt den Stecher-Namen
Blom.
*) Die Vergleichung der Emder Stadtmunzen ist durch die von
Herrn Kreisphysikus Sanitatsrat Dr. Tergast freundlichst gestattete Be-
nutzung der Abbildungen zu dem noch nicht erschienenen II. Bande
seiner ,Munzen Ostfrieslands" wesentlich erleichtert worden.
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Noch eine zweite Gruppe von Darstellungen ist fiir die Ent-
wicklungsgeschichte de3 Emder Stadtwappens von Bedeutung:
die im Kartuschen-Stil der Spatrenaissance und des Barock
componierten.
Von solchen, auf denen der Schild selbst den Launen
dieser Stilarten gemslss gebildet worden, kenne ich nur zwei
Beispiele: in des Gnapheus Encomium Emdense und an der
alten Lateinschule.
Wohl aber findet sich haufig der einfache unten ab-
gerundete Schild einer Renaissance -Kartusche aufgelegt. Die
so entstehende, ein reizvolles Spiel von Licht und Schatten
schaffende, mannigfach ausgeschnittene, gerollte, durchstochene
Umrandung des Schildes ist rein dekorativ, nicht heraldisch,
und dem auf die gothisch-stilisierte Umkranzung des Wappens
im Wappenbrief von 1495 zuriickgehenden Ranken- und Laub-
werk der anderen Compositionsrichtung gleichwertig. Da ist
es denn nun begreiflich, dass ihre Vertreter hinter dem Prunke
der letzteren nicht zuriickstehen wollten, und auf die reiche
Umrahmung die Krone stellten. Besonders haufig findet sich
diese Form auf stadtischen Mtinzen. Eine interessante Com-
bination beider Dekorationsweisen bietet das Wappen am
Portal der Neuen Kirche, wo die Kartusche noch von Lorbeer-
zweigen umschlungen wird.
Mit dem allmahlichen Absterben des Barockstils wird die
Kartuschen-Umrahmung des Schildes immer magerer, knapper
und nebensachlicher. Endlich fallt sie ganz fort; nur die
Krone verbleibt auf dem einfachen Schilde.
Noch 1674 zeigt ein Emder Thaler den Schild mit Kar-
tusche und Krone, ein Zweidrittelstuck von 1687 hat nur eine
reich verzierte Biigelkrone, und ist das erste mir bekannte
bestimmt datierte Beispiel dieser modernsten Wappenform.
Abgesehen von den besprochenen Kunst- und Kleinkunst-
produkten ist in der prachtigen Rustkammer des Emder Rat-
hauses1) eine Fulle von Gegenstanden aufgespeichert, Werk-
zeuge und Geratschaften, wie sie der Haushalt einer statt-
lichen, fast unabhangigen Stadt bedarf, meistens dem 18. Jahr-
*) Vgl. iiber dieselbe neuerdings Wendelin Boeheim, Die Rust-
kammer der Stadt Emden, in Zeitschr f. histor. Waffenkunde II, 4 (1900)
S. 89 ff.
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hundert angehflrig, alles reich mit dem Stadtwappen in den
geschilderten verschiedenartigen Formen, je nach dem persOn-
lichen Geschmack des Bestellers oder Verfertigers, geschmiickt.
Da sind kleine Bronzekanonen von 1752, mit denen das Emder
Zollschiff armiert war, Fahnen der Stadtcompagnien von 1677,
1778, 1787, grosse Trommeln mit dem aufgemalten oder in
Messing gepressten Wappen, wappengeschmiickte Patronen-
taschen, die Loos-Urne fur die Stadtlotterie von 1708, eine
Schandtonne zur bffentlichen Ausstellung zankischer Weiber
aus dem Ende desselben Jahrhunderts. Alle diese Dinge
zeigen das „Engelke up de Mtira in seinem von der Krone
bedeckten Schilde, der bald auf einer Kartusche liegend, bald
von Rankenwerk oder Zweigen eingefasst erscheint.
Ftir die Entwickelungsgeschichte des Stadtwappens bieten
diese Gegenstande uns keine neuen Gesichtspunkte, und wir
mussen es uns daher versagen, auf sie im Einzelnen ein-
zugehen. Aber immerhin verlangt ihre Gesammtheit gewissen-
hafte Beachtung, da sie uns lehrhaft zeigt, wie das gekronte
Wappen auf das innigste verwachsen mit dem heimatstolzen
Bewusstsein aller Berufs- und Bevolkerungskreise der Stadt.
12. Schildkronen.
Es wurde im Vorhergehenden bemerkt, dass die Ent-
wickelung des Emder Stadtwappens aus den beiden Parallel-
formen, welche es nach Erteilung des Wappenbriefes von 1495
annahm, der heraldischen auf Grund des Textes. der dekora-
tiven auf Grund der Malerei der Urkunde, zu der bereits in
der 2. H&lfte des 17. Jahrhunderts iiblichen und heute noch
im Gebrauch befindlichen neuen heraldischen Gestaltung,
durch Zusammenfliessen jener beiden urspriinglichen Typen
den jeweiligen heraldischen Gesetzen, oder besser der jeweilig
herrschenden heraldischen Mode entsprechend vor sich ging.
Insbesondere ein Moment ist dabei von hervorragender
Wichtigkeit. Im Laufe des 15. Jahrhunderts hatte der zu
Ende des 13. Jahrhunderts vereinzelt, im 14. Jahrhundert
haufiger geflbte Gebrauch, auf Wappenschilde des hohen wie
des niederen Adels statt Wappenhelms mit Helmzier Kronen
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zu setzen, welche die moderns Wissenschaffc1) im Gegensatz
zu den heraldischen „Helmkronen" als heraldische Rang-
kronen bezeichnet, sehr an Verbreitung gewonnen. Die
Form dieser Rangkronen war anfanglich die der a It en
Konigskrone (d. h. eine offene Laubkrone); nach und nach
verwendete man dazu auch andere, den betr. Wappeninhabern
historisch zustehende Kronenformen ; so fiihrte die Gemahlin
Kaiser Friedrichs III, Elisabeth, 1460 die damalige Kaiser-
krone als Rangkrone iiber dem Schilde. Hier setzte die
kunstelnde Theorie des 17. bis 18. Jahrhunderts ein, die Zunft-
heraldiker des 19. Jahrhunderts folgten, und man ersann fur
jede Rangklasse des im weitesten Sinne gefassten Adels eine
eigene Rangkronenform. Daher die Definition Ad. M. Hildebrandts
(Wappen-Fibel S. 36): Rangkronen nenne man die seit un-
gefahr 200 Jahren in der Heraldik eingefuhrten Kronen, welche
den Rang ihrer Inhaber durch die Zahl ihrer Spitzen und
Perlen angeben. Eine notwendige Folge dieser in den heral-
dischen Quellen nicht begrundeten Spielerei war die Erfindung
der Mauerkronen ftir St&dtewappen und ihre Einfugung in das
System ; vgl. Strohl, Herald. Atlas, Text, Tafel XVI, der da-
selbst (zu Fig. 54) noch eine bestimmte Vorschrift vermisst,
welche den Mauerkronen je nach Bedeutung und GrSsse der
betr. Stadte mehr oder weniger Turme zuweist! Die neue
Mode gefiel einer Zeit, in welcher der ritterliche Ursprung der
Wappen immer mehr in Vergessenheit geriet, so gut, dass man
sie auf die weitesten Kreise der Wappeninteressenten an-
wendete. Zuerst verliehen die Kaiser St&dten und Land-
schaften zur Belohnung fur besondere Treue das Recht, die
kaiserliche Krone in Verbindung mit ihren Wappen zu fuhren2).
Diese Kronen nehmen formell dieselbe Stelle ein, wie die Rang-
kronen, konnen aber ihrer Bedeutung nach als solche nicht
angesprochen werden. Das Beispiel reizte zur Nachahmung.
Andere Stadte, welche auf ihren Wappen Wappenhelme nie ge-
fiihrt hatten, aber auch mit einem vollstandigen Wappen zu
paradieren wunschten, setzten nun auf den Schild ebenfalls
eine Krone. In der Regel waren dies offene Laubkronen; in
») Vgl. Furst Hohenlohe, Sphragist. Aphorismen, S. 70. 87. 118.
a) z. B. Landschaft Crain, Stadt Neuss, Amsterdam.
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einzelnen Fallen aber, wo man Gewicht darauf legte, gewisse
Momente der stadtischen Vergangenheit in lebendige Erinnerung
zu bringen, wahlte man auch andere Formen, Kaiser- und
Konigskronen oder Kurhtite. Den stadtischen Corporationen
folgten die gewerblichen, die Ztinfte, welche man noch heut
im Besitze so stattlicher Insignien sehen kann *).
Da der Gebrauch dieser keinesfalls mehr unter den Be-
griff der Rangkronen fallenden Art heraldischer Kronen ein
thatsachlich unbestreitbarer, weit verbreiteter und durch die
Gewohnheit sanctionierter war — die lebendige Heraldik der
alteren Zeit beruht lediglich auf Gewohnheitsrecht, dessen Um-
fang nur durch die Grenzen bestimmt wird, welche die Zwecke
der Wappenkunst und die technischen Mittel derselben vor-
schrieben — , so gebiihrt ihm unzweifelhaft ein Platz in dem
System der Heraldik. So viel ich sehe, hat man noch nicht
versucht, ihm denselben anzuweissen. Wir miissen daher, um
in der uns interessierenden Frage mit bestimmten Begriffen
operieren zu konnen, diesen Schritt selbst thun. Wir be-
zeichnen, im Gegensatz zu den begrifflich feststehenden Helm-
kronen, alle auf Schilden stehenden Kronen als S child -
kronen. Diese teilen wir ein in Rangkronen, Gnaden-
kronen, d. h. ursprtingliche Rangkronen, welche von deren
Eigentumern anderen Wappenfahigen als Schildkronen ver-
liehen worden sind, und Wahlkronen, d. h. solche, welche
nach Analogic der Ubrigen Schildkronen von dem Wappen-
fiihrer aus freier Wahl angenommen worden sind. Letztere
wiirden wieder zerfallen in Gedachtniskronen, welche in
der Regel schon durch ihre besondere Form andeuten, dass
sie mit Riicksicht auf irgend eine bestimmte Seite der Stadt-
geschichte gew&hlt wurden, und in einfache Zierkronen2).
») A. Grenser, Zunft-Wappen, 1889, bespricht das Gemeinsame dieser
bei Innungs-Wappen doch recht merkwurdigen Erscheinung nicht, sondern
erwahnt nur die von ihm beobachteten Einzelf&lle. Ein sehr inter-
essantes, fruhes Beispiel bietet das Siegel der mercatores zu Goslar,
welches nur die Konigskrone als Siegelbild zeigt.
*) Wo bei einerWappenbeschreibung es nicht zweifellos ist, welcher
Unterabteilung eine auf dem Schilde stehende Krone angehort, wird man
sie mit hinreichender Deutlichkeit und ohne jedes Prajudiz kurzweg als
Schildkrone bezeichnen. Fur die Praxis wurde diese kurze Bezeichnung
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13. Niederlftndische Stadtwappen mit „Schildkronen".
Die beiden letzteren Gruppen, die Gedachtnis- und die
Zierkronen, fanden eine besonderts reiche Verwendung in den
Niederlanden. In der von dem hollandischen Archivaris van
het Rijk, van den Bergh, im amtlichen Auftrage heraus-
gegebenen Beschrijving der vroegere Nederlandsche Gemeente-
zegels in het Rijks-Archief en ook elders bewaard ('s Graven-
hage 1878) sind nicht weniger als 69 grossere und kleinere Ort-
schaften verzeichnet, welche von der 2. Halfte des 16. Jahr-
hunderts (1570) an solche Kronen fuhrten.
Ihr Beispiel musste auf Emden von ganz besonderem
Einflusse sein. Denn diese Stadt, deren geistige Interessen
seit der Reformation bis in die Neuzeit auf das engste mit
den Niederlanden verbunden waren, erscheint schliesslich so
gut hollandisch, dass bis weit in das 19. Jahrhundert hinein
hollandisch dort die Kirchensprache war. Und wie Emden
seine kunstlerischen Anregungen aus den Niederlanden empfing
— es sei nur an die Schranken des griiflichen Begrabnischors
in der Grossen Kirche erinnert, welche dem Atelier des Ant-
werpeners Cornells Floris entstammen1), und an das nach
dem Vorbilde des ebenfalls von Cornells Floris entworfenen
Rathauses zu Antwerpen errichtete neue Rathaus — , so fiel
bei regstem geschaftlichem Verkehr die von der Composition
der niederlandischen Stadtsiegel ausgehende Anregung in
Emden auf einen, durch die eigenen, lokaler und gemein-
friesischer Sage und Tradition entsprossenen, im Kampfe ur-
alter Freiheitsideen gegen landesherrliche Hoheitsrechte er-
starkten Anspriiche gut vorbereiteten Boden.
uberhaupt jeder Specialisierung (welche nur fur die Geschichte dieser
Kronen von Belang ist) vorzuziehen sein; in einem Zusatz ware die
etwaige besondere Form der Krone kurz zu vermerken.
») Vgl. dariiber meine 8Studien zur Geschichte von Oestringen und
Rastringen", 1898, S. 34, Anm. 8, und H. Ehrenberg, „Die Renaissance-
Denkmaler in Jeverw in .Repertorium f. Kunstwissenschaft4' XXII, Heft 3
(1899), Seite 12 des Sonderabdrucks.
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14. Kaiserkronen als Schildkronen auf niederlfindischen Stfidtewappen.
Insbesondere kommen eine Reihe niederlandischer Stadte
in Betracht, welche ihre Wappen mit der Kaiserkrone
schmuckten. Es sind das zunachst Deventer, Kampen,
Tiel und Nymwegen. Ueber die drei ersteren habe ich
nahere Nachrichten nicht erhalten konnen, tiber Nymwegen
verdanke ich dem Stadtarchivar daselbst. Herrn Dr. van
Schevichaven, interessante Auskunft. Die dortige Burg war
in karolingischer Zeit eine villa regia; im kaiserlichen Besitz
blieb sie bis 1247, und kara dann in die Hand der Graf en von
Geldern. Aus diesen alten Beziehungen zu Kaiser und Reich
hat sich die Lokaltradition entwickelt, dass die Stadt ehemals
eine freie Reichsstadt gewesen sei, und zur Erinnerung daran
nahm sie seit 1663 die kaiserliche Schildkrone an. Autorisiert
wurde diese Form des Wappens durch Beschluss des Hoogen
Raad van Adel vom 20. Juli 1816.
Eine ganz besondere Rolle spielt in der Kronenfrage
Amsterdam. Dieser Stadt verlieh Konig Maximiliam am
11. Februar 1488 „aensiende hoe dieselve stede niet gheciert
en is mit eenen alsulcken wapen, als sy wel behoort te
hebben", das Recht ,.dat sy van nu voortaen tot eeuwighen
daghen haere wapen voeren ende bekleeden, tot een eeuwige
memorie van onser gracie, metter crone van onsen ryke".
Die Stadt behielt ihr altes Siegel bei, liess aber ein kleines
Rucksiegel fur dasselbe fertigen, welches als Siegelbild eine
mit 4 Biigeln geschlossene Krone zeigte, ersichtlich nicht die
damals gebrauchliche konigliche Krone, sondern die alte tra-
ditionelle kaiserliche. Als Hinrich de Keyser im Jahre
1620 die Westerkirche in Amsterdam erbaute, setzte er ihrem
Turm eine Krone in Form der Rudolfskrone auf, die seitdem
zu einer Art von Wahrzeichen der Stadt wurde; offenbar nach
ihrem Vorbilde wurde am 20. Marz 1646 mit derselben Krone
die Spitze des Turmes der Neuen Kirche zu Emden geziert.
Dieser uns etwas wunderliche Kirchturmsschmuck war hier
wie dort demselben Geiste entsprungen. Er brachte die
volksttimliche Vorstellung von der durch die Kaiserkrone ge-
w&hrleisteten und geschutzten „Reichsfreiheit" oder „Beinahe-
Reichsfreiheit" zu allgemein verstandlichem Ausdruck und hat
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sicherlich kraftig dazu beigetragen, dieselbe zu starken und
fortzupflanzen.
Warm die Kaiserkrone aus dem Amsterdamer Contra-
sigillum auf den Schild des Stadtwappens verpflanzt wurde,
ist mir unbekannt; auf dem Siegel von 1656 ist dies noch
nicht geschehen1); jedenfalls ist aber bei der amtlichen Fest
stellung der hollandischen Stadtewappen 1816 die vollendete
Thatsache als sachlich begriindet anerkannt worden. Neuer-
dings wurde durch Erlass des Justizministers vom 7. Juli
eine etwas ver&nderte Form der Schildkrone festgestellt.
15. Rechtliche BegrQndung des gekrflnten Emder Stadtwappens.
Wir treten nun an die Frage heran, ob die Stadt Emden
zur Annahme einer Krone auf ihrem Wappenschilde, wie wir
sie in Abschnitt 4. 8. 9. 11. als thatsachlich geschehen fest-
gestellt haben, auch ohne ausdrtickliche Verleihung durch eine
dazu berufene Instanz berechtigt war, und zu ihrer Fiihrung
noch heut berechtigt ist. Dabei hat der Fall, wo es sich um
eine dekorative Darstellung in der Weise der Wappenminiatur
handeln wiirde — eine Darstellung, die fiir Banner-Malerei und
Bildhauerarbeit ganz besonders wirkungsvoll erscheint, da das
Rankenwerk den sonst fehlenden effectreichen Schmuck der
Helmdecken oder des Wappenmantels trefflich ersetzt — , von
vornherein auszuscheiden. Diese Darstellung ist keine heral-
dische und unterUegt unter keinen Umstanden irgend welchen
begriindeten oder willkiirlich geschaflfenen Regeln der Heraldik.
Aus der im 12. Abschnitt gegebenen Uebersicht aber die
Entwickelung der Schildkronen erhellt zur Evidenz, dass
wenigstens bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts es wappen-
') Strohl, Herald. Atlas, Text, Tafel LTI, No. 1 sagt „seit 1508 ruht
die r6mi8ch - deutsche Kaiserkrone gemass dem Wortlaut des von K6nig
Maximilian I. verliehenen Diploms vom 11. Febr. 1489 (sic) auf dem Schilde".
Wie Inhaltsangabe und Jahreszahl der KSnigsurkunde mag auch das Jahr
1608 irrig sein. Die ,Beschrijving dervroegere nederl. gemeentezegels* S. 7
erwahnt das Gegensiegel mit der Kaiserkrone erst zum Jahre 1583;
eine Kaiserkrone auf dem Schilde kennt sie bei keinem der von
ihr beschriebenen Haupteiegel von 1583, 1654, 1666.
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fthigen Privaten und Corporationen unbedingt gestattet
war, ihre Wappen mit den damals ftblichen Schildkronen
zu schmticken, oder mit solchen, denen man aus irgend
welchen Grtinden abweichende Gestalt zu geben beliebte.
Und nicht minder ist es iiber alien Zweifel erhaben, dass dies
noch heut ebenso der Fall ist, abgesehen vielleicht vonOester-
reich, wo nach einem Erlasse des K. K. Ministeriums des
Innern an die „Freie Genossenschaft der Graveure Wiens"1)
nur „der Fiirsten-, der Grafen- und der Freiherrenstand zur
Ftthrung der Kronen als characteristisches Wappenattribut^be-
rechtigt sindu.
Dieses Ergebnis unserer historischen Betrachtung deckt
sich auf dais Vollkommenste mit den Resultaten, zu welchen
Dr. jur. F. Hauptmann in seinem Buche „Das Wappenrecht,
historische und dogmatische Darstellung der im Wappenwesen
geltenden Rechtssatze, ein Beitrag zum deutschen Privat-
recht" (Bonn 1896) gelangt ist. Er sagt dort, § 164, „haufiger
kam es vor, dass in einem Diplom ein Wappen nur unvoll-
s tan dig verliehen wurde, etwa nur der Schild, oder indem
eine Farbe vergessen wurde. In alien diesen Fallen konnen
die Betreffenden ein Wappen nach Belieben annehmen resp.
erg&nzen, da die Wappenf&higkeit durch die gleichzeitige
Verleihung eines bestimmten Wappens nicht bedingt, durch
die Verleihung eines unvollst&ndigen Wappens also nicht
alterirt ist". Voraussetzung ist, dass die Wappen&nderung
oder Erg&nzung keinen Eingriff in das Wappeneigentum eines
Dritten darstellt (Hauptmann § 107 ff.). Fernere Voraussetzung
ist, dass Wappenanderungen nicht durch die Gesetzgebung
untersagt sind, wie in Frankreich allgemein (Hauptmann S. 289
§ 121 Anm. 7) und in Sachsen (Konigreich Sachsen?) hinsicht-
lich der Stadtewappen (1. c. S. 447, zu § 154). In Preussen ist
es jedenfalls, wie das Beispiel der Stadt Berlin von 1875 zeigt,
Stadten gestattet, ihr Wappen zu &ndern (1. c. S. 290).
In unserm Falle handelt es sich um Verleihung eines un-
vollstandigen Wappens; es fehlt das sog. Ober -Wappen. Die
Stadt selbst hat seit Jahrhunderten diesen Mangel dahin er-
g&nzt, dass sie vSllig berechtigter Weise dem ihr
*) Ausaug ohne Datum bei Seyler S. 774.
Jahrtroch der Qetellsch. f. b. K. u. vateii. Altertttmer zu Emden, Bd. XXV. 18
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verliehenen Wappenschilde eine Schildkrone hinzu-
fftgte und zwar eine Ged&chtniskrone. Soweit die
wappenm&ssige Ftihrung dieser Ged&chtniskrone nicht mit den
wappenm&ssigen Rechten collidiert, welche etwa Dritte an
dieser Krone besitzen, ist sie auch nach heutigem Wappen-
rechte so zweifellos legitim, dass die Frage, ob nicht etwa in
eventum die Grunds&tze der longissimi temporis praesciptio
Platz zu greifen hatten, gar nicht beriihrt zu werden braucht.
16. Historisch richtige Zeichnung des Emder Stadtwappens.
Es fragt sich nun, welche Form diese Gedachtniskrone
zu erhalten habe. Die aussere Veranlassung zur Verbindung
der Krone mit dem Schilde ist unbezweifelbar die Malerei des
Wappenbriefes gewesen. An das von derselben gegebene Vor-
bild hat man sich freilich je langer je weniger gebunden. In
der geschichtlich unzutreffenden Annahme, dass Maximilian L
bei der Verleihung des Wappens, 1495, Kaiser gewesen sei
(sein Vorgftnger und Vater Kaiser Friedrich III. war zwar
schon 1493 gestorben, Maximilian selbst nahm aber erst 1508
den Kaisertitel an, und fuhrte daher in unserer Urkunde recht-
m&ssigerweise nur den Konigstitel), und beeinflusst durch die
nicht minder irrige Vorstellung von einer alten Kaiserfreiheit
der Friesen iiberhaupt wie von einer an Reichsfreiheit grenzen-
den, den Landesherrn entgegenstehenden Ausnahmestellung
der Stadt auf Grund kaiserlicher Privilegisn, als deren Symbol
man anderwarts die kaiserlichen Insignien erblickte, war man
allmahlich zu der Ansicht gelangt, dass die Krone auf dem
Schilde die Kaiserkrone bedeute, und hatte es vollig in der
Ordnung gefunden, dass die Ktinstler sie in einer Form dar-
stellten, welche man traditionell fiir die Kaiserkrone hielt. Da
die Formen der alten Kaiserkrone w&hrend der gothischen
Stilperiode ikonographisch durchaus nicht feststehen *), und da
») Eine solche Krone hat auch thatsachlich nie existirt. Die bei
den Kaiserkr5nungen gebrauchte, noch heut in Wien aufbewahrte sog.
Krone Karls d. Gr., die alte Reichskrone, ist auf bildnerischen histo-
riachen Darstellungen nie verwendet worden; A. Dtirer hat sie wohl «u-
erst auf aUegorischen Bildern verwertet. Die Kronen, welche sich als
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die Heraldiker des 17. und 18. Jahrhunderts ftir derartige
Unterschiede kein Verstandnis mehr besassen, erhielt schliess-
lich die Emder Krone durch Angleichung an verwandte Dar-
stellungen die Gestalt einer modernen Kflnigskrone, indem
die Btigel niedriger und nach Aussen geschweift wurden.
Diese Zweideutigkeit ist absolut zu verwerfen. Das hat man
offenbar schon frtiher empfunden, sodass man gelegentlich,
zuletzt aber ftir das jetzt gebr&uchliche Hauptsiegel, als angeb-
lich unbezweifelbare Kaiserkrone die sog. Rudolfskrone,
wahlte. Diese ist indessen durchaus nicht die romische
Kaiserkrone. Eine ahnliche Form (nur steht der Bugel
nicht zwischen den Hornern, sondern quer liber ihnen) weisen
zwar schon die Miniaturen in der goldenen Bulle dem Kaiser
Karl IV. zu, Kaiser Friedrich III. und Maximilian I. als Kaiser
fuhrten dann das Urbild der Rudolfskrone; unter Karl V. finde
ich ein anderes Modell; Maximilian II. griff wieder auf die
Krone Maximilians I. zuriick, und diese liess Kaiser Rudolf II.
als ein Meisterstiick der Goldschmiedekunst 1602 ausfuhren.
Sie war die Habsburgische „Hauskronea und wurde bei
dem Einzug zur Kaiserkronung in Frankfurt a. M. getragen.
Zur ?lOesterreichischen Kaiserkrone" wurde sie nach
Auflosung des Deutschen Reichs durch Oesterreichs Erhebung
zum Kaiserreich. Da diese Krone also, ebenso wie das Modell
der Kftnigskrone, heutzutage noch vollgtiltiges Rangzeichen ist,
so erscheint ihre Verwendung als Wahl - Schildkrone nach
Wappenrecht unzulassig. Ihre Anbringung auf den Wappen-
schilden von Nymwegen und Amsterdam kann daher, trotz
der Ausfiihrungen des Stadtarchivars Dr. Veder beziiglich
letzterer Stadt, nicht gutgeheissen werden. Dahingegen wtirde
vom wappenrechtlichen Standpunkt nichts einzuwenden sein,
wenn man in Emden ein gut gothisch - stilisiertes Modell der
alten eigentlichen Kaiserkrone, etwa wie auf dem Amster-
damer Gegensiegel, gewahlt h&tte. Umsomehr aber vom
historischen.
Hoheitssymbole auf Siegeln, Grabsteinen, historischen Gem&lden und
Illuatrationen finden, sind conventionelle Zeichen, deren Ausgestaltung
innerhalb gewisser durch das Herkommen gezogener Grenzen den bilden-
den KQnstlern aberlassen war.
18*
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Soil die Wahlkrone auf dem Emder Stadtwappen ihre
unzweideutige Bestimmung erfiillen, die dankbare Erinnerung
an die thatsachliche Begnadung der Stadt durcb Konig
Maximilian I. und an andere mehr sagenhafte Kaiserprivilegien
fttr alle Zeiten lebendig zu erhalten, so ist es unumganglich
notwendig, bei ihrer Gestaltung auf die Form der deko-
rativen Krone des Wappenbriefes von 1495, resp. der
ihr entsprechenden heraldischen Krone auf dem
Konigssiegel dieser Urkunde zuriickzugehen.
Reicherer oder einfacherer Ausstattung im Einzelnen ver-
bleibt dabei immer noch geniigender Spielraum. Ebenso balte
man sich bei der Zeichnung des Wappenbildes genau an die
Textworte der Urkunde in der ihnen durch den Maler ge-
gebenen Auslegung !) und vergesse insbesondere nicht, dass ein
Adler mit einem gekronten Jungfrauenkopfe dargestellt
werden soil, kein mehr oder weniger nacktes, hier und da mit
Federn bewachsenes und mit Adlerfliigeln an Stelle der Arme
verunstaltetes Frauenbild, wenn man sich auch wegen dieser
Auffassung auf das Vorbild Albrecht Diirers berufen konnte2).
Ausgezeichnetes Vorbild in dieser Hinsicht ist der Holzschnitt bei
Gnapheus, nach welchem die unserer Abhandlung beige-
gebene Farbentafel (Tafellll) entworfen ist. Fur dekorative
Zwecke wiirde es hochlich zu empfehlen sein, ausser dem Wappen
von 1495 gelegentlich auch die alteren Formen (Fig. 1, S. 241 und
Tafel I, 1. 2., letztere Darstellung naturlich ohne die Heiligen.
die tibrigens unter Umstanden als Wappenhalter an ihrem
Platze w&ren) zu verwenden. Da als Stadtfarben Gelb-Rot-Blau
») Vergl. oben Abschnitt 2.
a) Als hierher gehflrig kenne ich eigentlich nur den Titelholzschniti
zur 3. Ausgabe der ^Reformation der Stadt Nurnberg", 1522, bezeichnet
mit 1521, den A. v. Eye, Leben und Wirken Albrecht Durers, 2. Aufl. 1869,
S. 455, Durer zuschreibt, R. v. Rettberg, Durers Kupferatiche und Hola-
schnitte, 1871, S. 115 ihm abspricht. Die gemalte mit 1508 bezeichneie
Fensterscheibe, welche ausser den Wappen dieses Holzschnitts noch das
Wappen der Geuder zu Nurnberg enthalt (Seyler, Gesch. d. Heraldik Abb.
No. 501) geh6rt schwerlich hierher. E. Mummenhoff, Alt-Nurnberg, S. 8*
lasst die ^durchaus unhistorische Verbildung* des Kaiserhaupt-Adlers
^seit Albrecht Durer" beginnen. Dass sie thatsachlich mindestens schon
1503 einsetzte, haben wir oben S. 250 gesehen.
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gelten *) — richtiger Rot-Gelb-Blau, wie sie Herzog Friedrich von
Wurttemberg 1592 auf einemEmder Seeschiff sah (Emd. Jahrb. IV,
2. S. 116); ausser anderen Urkunden zeigt der Wappenbrief von
1495 diese Farben an seiner Siegelschnur — , so konnte die ein-
fache Wappenform so tingiert werden : im goldenen Schild ein
blauer Fluss, dartiber ein rotes gothisches Initial-E. Als torn
Brok'sche Farben gelten Gold in Rot; dies sind somit die
Farben der vorderen Schildh&lfte Tafel I, 1.; die Abdena'schen
Farben scheinen unbekannt; man konnte sie, urn in der Skala
der Stadtfarben zu bleiben, fiir das Wappen in dem 2. Siegel
(Tafel I. 2) ebenfalls Gold in Rot ansetzen.
Nachschrift. Wahrend des Druckes erwies es sich als
zweckm&ssig, die Abbildungen anders, wie urspriinglich beabsichtigt
war, zu8ammenzu8tellen nnd demgemass zu numerieren. Die oben, S. 286,
angegebenen Ziffern der bereits in der nHafendenkschriftu mitgeteilten
Abbildungen treffen daher nicht mehr zu. Nach der neuen Numerierung
befinden sich von unseren Abbildungen: Fig. 1 in Hafendenkschrift S. 7
Fig. 2; Fig. 2 ibid. S. 7 Fig. 3; Fig. 3 ibid. S. 62 Fig. 6; Fig. 5 ibid. S. 80
Fig. 7; Fig. 6 ibid. Anh. S. 25 Fig. 13; Tafel I, 1 ibid. S. 7 Fig. 1; Tafel I,
2 ibid. S. 29 Fig. 4; Tafel I, 3 ibid. S. 48 Fig. 5; Tafel I, 4 ibid. S. 80
Fig. 8; Tafel I, 5 ibid. S. 80 Fig. 9; Tafel II, 1 ibid. Anhang S. 30 Fig. 14 ;
Tafel II, 2 ibid. S. 80 Fig. 10; Tafel II, 3 ibid. Anhang S. 26 Fig. 11;
Tafel n, 4 ibid. S. 25 Fig. 12.
Verzeiehnis der Abbildungen.
I. Abbildungen im Text:
Fig. 1. Wappen der Stadt Emden, im Fries tiber dem Westportal der
Grossen Kirche zu Emden; verstiimmelt. Ende des 14./Anf.
des 15. Jahrh. — stark verkleinert. — Seite 241.
>) Vgl. Harkenroht, Oorspr. 1731, S. 122; Furbringer S. 19. Nach
Loesing, S. 87, soil die Stadt Emden im Osterhusischen Accord (1611,
Mai 21, § 16) das Recht erhalten haben, auf ihrer „gelb-rot-blau" gestreiften
Flagge das Stadtwappen zu ftihren ; die citierte Stelle enth< davon nichts,
eine anderweitige Bestatigung der Behauptung habe ich nicht zu ermitteln
yermocht. In der von Loesing geschilderten Form eracheint die Handels-
flagge der Stadt z. B. auf einer schdnen Denkmunze der Clementiner-
Bruderschaft (Emder Hafendenkschrift, 1901, Munz- u. Medaillentafel No. 16).
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Fig. 2. * s • rouems : wiardi : m : emeriiA* -sign
lum iuvenis Wiardi in Emetha. Ende 14. Jahrh. — Stempel
im Staatsarchiv zu Aurich. — Wie alle tibrigen Siegelabbildungen
in 0riginalgr688e. — Seite 242.
Fig 3. Wappen der Stadt Emden, nach der Miniatur in dem Wappen-
brief Kflnig Maximilians, d. d. Worms, 10. August 1496, Ostfr.
UB. II No. 1450. — Originalgrosse. — S. 244.
Fig. 4. * SIOTLLVOl DIUV • • SITATIS 01 D6
• VR6NB6RQII • — Sigillum universitatis civiun
de Nurenberch; nach einem Abguss aus der Sammlung des
Herrn P. H. Trummer-Hamburg. — S. 247.
Fig. 6. Stadtwappen von Emden ; Kuchenform ; 18. Jahrh. — verkleinert
— Sammlung der Gesellsch. f. b. K. u. vaterl. Altertiim. zu Emden.
— S 261.
Fig. 6. Stadtwappen von Emden; hSlzeme Kuchenform (?); 18. Jahrh.
— verkleinert — Sammlung der Gesellsch. etc. zu Emden. — S. 258.
n. Beilagen. — Tafel I.
Fig. 1. 4&> sigillum ' burg . . . torn ' o>tbt ' emebenfts . — Sigillum
burgensium opidi Emedensis. 1427. Juni 10. Orig.
Staatsarchiv zu Bremen. Ostfries. UB. I No. 354. — zu S. 242.
Fig. 2. x stgtltom x opt x bi x c . . . . us x — Sigillum opidi Eme-
densis. 1438. Febr.3. Orig. Stadtarchiv zu Emden. Ostfr.DB. I
No. 489, S. 439, wo die Umschrift noch als vSllig erhalten be-
8chrieben wird. Die bei Furbringer, Die Stadt Emden, S. 21 mit-
geteilte Lesung der Umschrift: Sigillum opidi civ. Ehms
ist nicht richtig. Ubbo Emmius hat das Siegel („eres wicbeldes
ingesegel") auch an einer Urkunde von 1440 Jan. 2 gesehen,
richtig beschrieben und die Umschrift zutreffend gelesen. S. Ost-
fries. UB. I No. 512. — zu S. 242.
Fig. 3. 4^) s ; burgcfium ' in * cmcbcn. — Sigillum burgensium
in Erne den. Stempel im Stadtarchiv zu Emden; im Gebrauch
1442 Aug. 22 (Ostfries. UB. I No. 546), 1498 Jan. 19 (ibid. H No. 1582);
vgl Harkenroht, Oorspr. S 95 ft; schlechte Abb. daselbst S. 96;
falsche Lesung der Umschrift daselbst S. 98: S . burg . e\ cium
in Emeden; falsche Deutung dieser falschen Lesung: Sigil-
lum burgomagistrorum (oder burgmannorum) et
civium in Emeden. Richtige Lesung Ostfr. UB. No. 691.
— zu S 243.
Fig. 4. § SIGILLVM X CIVITATIS o EMEDENSIS t 1504 t — Sigillum
civitatis Emedensis. 1504. Stempel im Stadtarchiv iu
Emden; nach Harkenroht, Oorspr. 2. Ausg. S. 106 noch 1731 in
Gebrauch; thatsachlich findet sich jedoch das folgende Siegel
(Tafel II Fig. 2) schon zu Ende des 17. Jahrh. Den Typus von
1504 wiederholt ein etwas einfacheres, erheblich kleineres
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Secretum civitatis Emdensis, Stempel ibid., o. J. — Ueber
dem Wappen, zwischen den beiden Enden des Bandes, welches
die Legende tr>, zeigt sich eine heraldische Lilie. Dasselbe
sphragistische Beizeichen steht auf dem Tafel I, 5 abgebildeten
Siegel in sehr kleinem Massstabe unmittelbar auf dem Schilde.
Es erinnert vielleicht an das Wappen der H&uptlinge von Faldern ;
Mittel-Faldern, wo jetzt das Rathaus sich befindet, war schon
Ende des 14. Jahrh mit Emden verbunden (Houtrouw I, S. 52;
Furbringer S. 268). -zuS. 261.
Fig. 6. + SIGILL . REIP . EMBD . ADCAVS . OLDERSVMANAS . —
Sigillum rei publicae Embdensis ad causas Older-
sumanas. Stempel ibid.; die Herrschaft Olderaum wurde
1631 von Emden erworben. Wegen der Lilie auf dem Schilde
vgl. die Bemerkung zu Fig. 4. — Von demselben Typus, aber
geringerem Durchmesser und mit kleinen stilistischen Varianten •
Secretum civitatis Embdensis, Stempel ibid., 1617—1668
in Gebrauch. — zu S. 261.
Tafel n.
Fig. i.oo seaROTVM : givithtis : erieDaNsis : hd :
GKS I — Sigillum civitatis Emedensis ad causas.
Stempel im Stadtarchiv zu Emden ; 1568 in Gebrauch. — Ent-
sprechender, etwas grdsserer Stempel: Secretum civitatis
Embdensis ad causas, ibid., in Gebrauch 1628. — zu S. 263.
Fig- 2. SIGILLVM CIVITATIS EMBDAE. Stempel ibid., 1691 ff. Auf
Miinzen erscheint der Wappentypus dieses Siegels 1668. — Dem
Stempel entspricht das 1899 in Gebrauch befindliche Emder
Kammerei - Siegel, welches indessen statt der Palmenwedel
Eichenzweige hat. — zu S. 252.
Fig. 3. SIGILLVM CIVITATIS EMDA. 19. Jahrh. Abdr. in der Samm-
lung des Verfassers; ebenda Abdruck eines andern, in Gr6sse
und Zeichnung dem hier abgebildeten vollig entsprechenden
Stempels mit der Umschrift SIGILLVM . CIVITATIS . EMDjE 4&>
— zu S. 252.
Fig 4. SIGILLVM CIVITATIS EMDJE; 1899 gebrauchlicher Stempel.
— zu S. 252.
Tafel in.
Wappen der Stadt Emden; vom Verfasser unter Zu-
grundelegung der Wappenbrief - Miniatur vom 10. August 1496
und des Holzschnitts auf dem Schlussblatt von: Aembdanae
civitatis iyxcofuov .... per Guilielmum Fullonium Gna-
pheum. Aembdae 1567, entworfen.
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Kleinere Mitteilungen.
L
Nooh einmal die Walburgiskirohe in Emden.
Von Dr. P. Wagner, Archivdirektor in Wiesbaden.
Im XII. Bande des Jahrbuchs, S. 168, habe ich auf die
fttr den Franziskanerorden ausgestellte Bulle des Papstes
Johann XXII. vom 19. Mai 1317 hingewiesen, die einigd fQr
die Stadtgeschichte von Emden wichtige Angaben enthalc Es
ergiebt sich bekanntlich aus ihr das Grtlndungsjahr des dortigen
Franziskanerklosters und ausserdem die Stelle der Errichtung
desselben in loco, qui dicitur Wdlburgehareha (inter Imetha ct
FdUerne).
Ueber diese in Emden vSUig unbekannte Stelle habe ich
a. a. 0. die Vermutung ge&ussert, dass in der Urkunde statt
Wdlburgehareha wohl Walburgekarcha zu lesen sein diirfbe, und
ich folgerte daraus, dass es in Emden vor der Errichtung des
Klosters eine Walburgiskirche gegeben haben muss, die in-
dessen eingegangen sein wird, so dass nur noch die Stelle be-
kannt war, wo sie gestanden hat, als im Jahre 1317 das
Kloster errichtet wurde. Zur Sttitze dieser Vermutung wies
ich darauf hin, dass die h. Walburgis eine Schwester der
beiden Heiligen Willibald und Wunnibald, der Genossen des
Friesenapostels Willibrord, gewesen ist, und dass sie in friesi-
schen Gegenden viel verehrt worden sein mag, da man hier
auch anderw&rts Walburgiskirchen findet.
Meine Deutung hatte damals bei Gelehrten, deren Sach-
kenntnis ich anzuerkennen alle Ursache habe, namentlich aus
sprachlichen Grtinden einige Bedenken hervorgerufen, die mir
schriftlich gestussert wurden, mich aber doch nicht von der
Unrichtigkeit meiner Erklarung iiberzeugen konnten.
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Nun hat diese ErklSrung Offentlichen Widerspruch ge-
funden in der ^Festschrift zur Eroflnung des neuen Emder See
hafens durch Se. Majest&t den Kaiser und K&nig Wilhelm II im
August 1901 a (Berlin, 1901). Dort wird in den Eriauterungen,
S. 7 Anm., der Vermutung, dass fQr Walburgi$harcha richtig
Woiburgisharcha zu lesen sei, der Ausdruck locus entgegen-
gehalten, der nicht Kirche bedeuten konne, und die Meinung
ausgesprochen, harcha, archa entspreche dem Worte area
in der Bedeutung „Grabu, zwischen Emden und Faldern sei das
Grab der heil. Walburgis gewesen, und am Orte desselben das
Franziskanerkloster Faldern errichtet worden.
Darauf mOchte ich hier erwidern, dass ich die Ausdriicke
locus und „Kirche" einander gar nicht gleichgesetzt, vielmehr
hinreichend deutlich auseinandergesetzt habe, dass die Wal-
burgiskirche im Jahre 1317 nicht mehr vorhanden gewesen ist,
eben weil damals nur von einem locus, qui dicitur Walburge-
harcha in der Bulle die Rede ist, dass nur die Stelle, an der
die Kirche gestanden hat, noch Walburgekarcha, „ Walburgis.
kirche" genannt worden ist. Hinzusetzen mSchte ich noch, dass
die Kirche vielleicht zerstfirt, oder verbrannt gewesen sein mag,
und nur ein Triimmerhaufen noch die Stelle bezeichnete, wo
sie gestanden hat.
Was nun die der meinigen entgegengestellte Erkl&rung
des locus, qui dicitur Walburgeharcha, anbelangt, so muss ich die
Ableitung des Wortes harcha von area den Sprachforschern
tiberlassen. Mich interessiert hier nur die Anwendung, die
in jener Kritik hiervon gemacht wird, indem Walburgeharcha
fiir „Grab der h. Walburgis" erkl&rt und daraus gefolgert wird,
die h. Walburgis sei zwischen Emden und Faldern bestattet
worden. Gesetzt einmal, es ware so, so wiirde es bei der
Heiligenverehrung der katholischen Kirche ein R&tsel bleiben,
wie das Grab der Heiligen ohne die Kirche zu denken ist.
Allein fiir das Grab der h. Walburgis kann Emden in keinem
Falle in Betracht kommen. Ein Blick in die Lebensgeschichte
der h. Walburgis lehrt, dass sie als Vorsteherin des Klosters
Heidenheim in der Diocese Eichstadt in Baiern am 25. Februar 779
gestorben und dort auch begraben ist, und weiter, dass ihre
Wunder wirkenden Gebeine im Jahre 871 von dort erhoben
und in die spater nach ihr benannte Kirche vom heiligen
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Kreuz tiberftihrt worden sind, wo sie sich noch heute befinden1).
Von ihrem Grabe in Emden kann also gar nicht die Rede sein,
und damit f&llt von selbst diese Deutung von Walburgeharcha.
Vor der Hand muss ich daher bei meiner Erklarung, dass
der Name aus einem Schreibfehler entstanden ist, bleiben. Um
die MOglichkeit eines solchen wahrscheinlich zu machen,
m5chte ich nur hervorheben, dass uns die Urkunde vom
19. Mai 1317 ja nicht im Original erhalten ist, sondern nur
eine Abschrift davon in einem Registerbande der papstlichen
Kanzlei vorliegt, und dass diese ohne Zweifel von einem nicht-
deutschen, jedenfalls nichtfriesischen Schreiber herrtthrt. Sollte
es, wenn man sich dies vergegenw&rtigt, da so unwahrschein-
lich sein, dass der Schreiber bei dem ihm gewiss sehr fremd
klingenden Namen einen Fehler in der Niederschrift begangen
hat, mag nun in seiner Vorlage das Wort Wcdburgiskarcha
oder Walburgiskercha, oder wie sonst, gelautet haben? Wer
die vielen Lesefehler der Schreiber in den RegisterbSnden,
namentlich bei den barbarisch klingenden deutschen Namen,
kennt, wird an meiner Erklarung gewiss keinen Anstoss nehmen.
Fttr das Vorkommen von Kirchen, die der h. Walburgis
geweiht waren, erw&hne ich ausser der Groninger (Jahrbuch XII,
S. 160) auch noch eine Walburgiskirche in Zutphen2).
Die Urkunde vom 19. Mai 1317, die mir fruher nur in
einem Regest vorlag, ist jetzt in dem von Pater C. Eubel
herausgegebenen 5. Bande des „Bullarium Franciscanum sive
Romanorum pontificum constitutiones, epistolae, diplomata tri-
bus ordinibus Minorum, Clarissarum, Poenitentium . . . concessa",
Rom, 1898, von neuem und verbessert abgedruckt worden. Da
es in Anbetracht ihrer Wichtigkeit fttr Emden interessant sein
dttrfte, ihren Wortlaut kennen zu lernen, und das Bullarium
Franciscanum nicht leicht jedermann zur Hand ist, lasse ich
denselben in der Beilage folgen.
Im Anschluss hieran bemerke ich noch, dass das Emder
Franziskanerkloster auch in dem Provinciale ordinis fratrum
*) Vgl. Anonymus Haseriensis in den Monumenta Germaniae histo-
rica, Scriptores, VII 265, und den Artikel Walburgis in Wetzer und Welte,
Kirchenlexicon, Bd. XII, 1180—1182.
*) Blok, Geschiedenis van het nederlandsche volk I, 168.
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minorum erw&hnt wird, welches Eubel in der Appendix I zum
Bullarium, S. 579, von neuem herausgegeben hat. Es ist dies
ein Verzeichnis der K16ster des Ordens, nach Provinzen ge-
ordnet, das nach Eubels Meinung von dem Franziskaner
Paulinus von Venedig, 1324—1344 Bischof von Puteoli, ver-
fasst ist. Dort heisst es unter VIII Colonia (Kolner Ordens-
provinz) :
VI Daventriae (d. h. Custodie Deventer): Daventriam (De-
venter), Herdervike (Harderwyk), Campis (Kampen), Gronigniae
(Groningen), Bodelstuerde (Bolsward). interne (Gross-Faldern).1)
Beilage.
Papst Johann XII. erlaubt dem Ordensmeister des Franziskaner-
ordens Michael, an zehn naher beeeichneten Orten Ordensnieder-
lassungen einsurichten. Avignon 1317, Mai 19.
Dilecto filio Michaeli ministro generali ordinis fratrum
Minorum.
In ecclesiae finnamento tuus ordo sidereo nitore corus-
cans universam gregis dominici aulam illuminat et currenti-
bus in stadio rectum iter insinuat, quo ad salutis bravium fa-
cilius pervenitur, hie in valle paupertatis terrenae militans in
coelestium triumphat eminentia facultatum. Cupientes igitur
ut hie ordo conspicuus per orbem eo amplius propagetur et
novae prolis foetu iugiter amplietur, quo ipsius sacra religio
virtutum fecunditate referta et tota per bonorum operum
studia domino ex suae institutionis exordio dedicata ad robur
et munimentum fidei orthodoxae per insignium gratiam meri-
torum et exemplaris vitae doctrinam uberes hactenus in uni-
versali ecclesia honestatis fructus protulit et salutis: tuis
supplicationibus inclinati decern recipiendi loca in partibus et
provinciis infrascriptis, videlicet in Emsgovia in loco qui
dicitur Walburgeharcha (inter Emetha et Fallerne)
ac in loco vocato Leucha, in comitatu etiam Astariacen., in
0 Die zu Fallerne hinzugesetzte Erlauterung „Gro88-Faldern", die
Tom Herausgeber herrahrt, ist in „Mittel-Falderna zu verbessern.
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villa, quae Miranda vocatur, et in Burgo Sinicini et Liquate ac
Tocti castris (Monasteries, Strigonien., Auxitan., Creraonen.,
Agrigentin. et Theatin. dioec.) necnon in Romaniae partibus
duo, in Hungariae quoque confinio versus Tartaros unum, in
Tusciae unum provinciis fratrum dicti ordinis loca juxta tuae
discretionis arbitrium ponendique ibidem fratres dicti ordinis,
prout tibi videbitur expedire, tibi ac ipsis fratribus in eisdem
locis taliter positis, ibidem aedificandi oratoria, domos et
necessarias officinas (felicis recordationis Bonifatii papae VIII
praedecessoris nostri qua inhibetur etc., et qualibet alia
constitutione contraria nequaquam obstantibus) plenam et
liberam concedimus auctoritate praesentium facultatem. Nulli
ergo etc. Datum Avinione XIV kal. junii anno primo.
Reg. Vatic, torn. 66 fol. 267, ep. 3969.
II.
Eine Reisenotiz Ober Emden aus dem Jahre 1454.
Folgende bisher bei uns unbeachtet gebliebenen Reise-
notizen liber Emden, Leer und Stickhausen aus dem Jahre 1454
finden sich in dem Reise - Rechnungsbuch des Lttneburger
Bttrgermeisters Albert van der Molen, das von der Ropp im
Jahrgang 1887 der „Hansischen Geschichtsblatter" unter der
Ueberschrift : „Unkosten einer Lttneburger Romfahrt im Jahre
1454" veroffentlicht hat. Der Biirgermeister v. d. Molen war
aus Anlass des Streites der Stadt Lttneburg und der auf der
Lttneburger Sttlze begttterten Pr&laten (Kirchen und KISster in
und bei Lttneburg) mit dem spateren Lttneburger Protonotar
Nikolaus Stoketo nach Rom geschickt worden, um die Befreiung
einiger von den Geistlichen gefangen gesetzten Bttrger und zu*
gleich die Aufhebung des ohne VerhOr ttber Lttneburg ver-
hangten papstlichen Interdiktes zu erwirken. Die Rttckreise
ging ttber Florenz, Bologna, Mailand, ttber den Gotthard, Basel,
den Rhein hinunter zu Schiff nach Koln und weiter nach De-
venter, Kampen, Groningen, Emden, Bremen, Lttneburg. Die
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zehnmonatliche Reise blieb ohne Erfolg und kostete etwa
2000 Rheinische Gulden (Silberwert 14000 Mark, damalige Kauf-
kraft aber ungefahr fiinfmal soviel?); bald nach der Riickkehr
brach in Liineburg ein Aufruhr gegen den Rat aus, und Biirger-
meister und Rat mussten ihrer Wtirde entsagen. Der darauf
folgenden Untersuchung (iber die bisherige Finanzwirtschaft der
Stadt verdanken wir die genaue Rechnungsablage von der
Hand des obengenannten Nikolaus Stoteko. Die auch fur die
Kenntnis der damaligen Mtinzverh<nisse nicht unwicbtige
Stelle lautet, soweit sie sich auf Ostfriesland bezieht, folgender-
massen (S. 58):
[4. S e p t e m b.] 1 mil. van Damme (Appingadam) over-
tovorende na Em e den over de Empsen 1 Rinsgulden
(Silberwert 6—7 Mark, Kaufkraft 35 Mark?) 3 witte stuver
(1 w. St. = 34 Pfg.).
Vor Emeden den spelluden 6 witte stuver, quia ibi
propinarunt nobis solemniter racione nuptiarum („nach
Hochzeitweise"? oder „aus Anlass einer Hochzeitu?).
Dem smede to Emeden 8 witte stuver . . .
5. Septemb. in Emeden hospiti 1 Rinsgulden vor bfir in
hospicio domini proconsulis; 1 Renensem pro ha-
vena; 2 kolnsche witten (1 W. = 27V2 Pfg.) barbi-
tonsori . . .
6. Sept. pro cerevisia in meridie 20 krumstert (1 Kr.
= 27V, Pfg-) • • •
7. Sept. pro cerevisia 11 krumstert.
8. Sept. 20 krumstert to bere; cost, haveren, how und
bfer in des borgemesters herberge, dar stunden
6 perde 5 dage over, 4 Rinsgulden 25 krumstert; familie
(dem Gesinde) 8 krumstert; in Gobelen, Nickels, Bunsen
und Wernern (der 4 begleitenden Knechte) herberge vor
bfer, cost und how und kome 4 Rinsgulden 34 krumstert,
quorum 36 valent florenum; familie 6 kr.; Bernardo,
junchern Olrikes schriver1), 4 Rinsgulden, uppe dat
he na Oldenburg rede umme geleyde . . .
') Dieser Schreiber Ulrich Cirksenas, Bernardus, ist sonst nicht
nachzuweisen.
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9. Septemb. in Lerte (Leer) vor haveren mid koste
46 krumstert.
In Stickhusen, deme vogede und sineme gesinde
2 Rinsgulden ; item deme geve wi 2 flaschen mit Romenie
(Romanischem, d. i. griechischem Wein) und hern Johan
(des Johann Garbrecht, eines Reisegef&hrten) sin swerd;
item 2 postulaten gulden vor den leydebreff; to Stick-
husen in der herberge 2x/2 Rinsgulden; van Stickhusen de
perde overtoleyden und uns to schepe overtovorende
34 krumstert; 1 leydesmanne 3 krumstert.
Das „hospitium proconsulis", das in Emden die vor-
nehmen G&ste aufnimmt, ist, wie die gleich darauffolgende nieder-
deutsche Wendung beweist, des Btirgermeisters Herberge,
entweder das Haus des Btirgermeisters, das nur in diesem
Falle als Herberge diente, oder das Wirtshaus eines Emder
Btirgers, der zugleich Btirgermeister war. „proconsul4 ist hier
der Ausdruck fiir Btirgermeister, wie z. B. in der Urkunde des
Ostfriesischen Urkundenbuchs No. 1341 (v. J. 1492) fur den
Hamburger Btirgermeister Hermann Langenbeken; ebenso auf
der von Dr. Timon Rudolphi beschriebenen, jetzt verschwundenen
Glocke der Grossen Kirche zu Emden v. J. 1521 (Mithoff, Kunst-
denkmale S. 67) und auf der grossten Glocke zu Vol] en v. J. 1520
(Houtrouw I 203, aber mit der falschen Interpunktion: pastoris
Ukonis, proconsulis Brunoldi) ftir den Emder Btirgermeister
Uko Goldsmit1). Das Wort wurde im mittelalterlichen Latein
wahrscheinlich als „Vorsitzender der consules" (Ratsherm),
,,Ober-Konsul" verstanden. Die 4 Btirgermeister in Emden
waren 1454 Albert Tydken, Johan van Wynsen, Johan van
Duten, Meyo Tiadmersna (Urk. No. 680).
•) Es ist wohl nicht zweifelhaft, dass die VSllener Glocke aus
Emden stammt; vielleicht ist es eben die von Timon Rudolphi 1663 be-
schriebene, die von Mithoff S. 67 nach der Kirchenbeschreibung von 1861
als jetzt nicht mehr vorhanden in der Emder Grossen Kirche be-
zeichnet wird.
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— 287 —
III.
Enno von Emden.
Von Ernst Friedlaender.
Ein kurzlich in das Geheime Staats-Archiv zu Berlin ge-
langtes wertvolles Manuskript, ein starker Foliant, ftthrt den
Titel: „Der Reichskanzlei Original -Wappenbuch von 1640 bis
1566". — Es hat damit folgende Bewandtnis. Die Personen oder
Korporationen, die ihr Wappen vom Kaiser best&tigt zu haben
wtinschten, reichten eine Zeichnung davon bei der Reichs-
kanzlei ein und baten, entweder auf demselben Blatte, auf dem
sich die Zeichnung befindet, oder in einem besonderen Schrift-
stflcke, um die Anerkennung. Der Reichs-Vice-Kanzler fttgte
nun die Bemerkung hinzu, ob das Wappen bewilligt wurde
oder nicht, und begriindete im Falle der Ablehnung, weshalb
diese erfolgte, oder gab an, welche Stucke des Wappens ent-
fernt werden sollten, um es genehm zu gestalten. Meist
wurden die den Wappenhelmen beigegebenen Kronen oder
wohl auch die gew&hlten Wappentiere beanstandet. Die „vor
werth gehaltenen" Wappen sind dann in das Wappenbuch der
Reichskanzlei aufgenommen worden und zwar einfach dadurch,
dass das Blatt mit einer Nummer versehen und dann ein-
geklebt oder eingeheftet wurde. Der Folioband umfasst
443 Wappen.
Als No. 17, zum Jahre 1548, findet sich darin ein grosses
Blatt, das weit fiber die Folioseite des Buches hinausragend,
umgeschlagen ist und das schon gemalte Wappen des Enno
von Emden enth<. Die mit diesem Wappen eingereichte
Eingabe ist nicht erhalten; doch ergiebt sich deren Inhalt aus
folgender links neben dem Wappen befindlichen Eintragung:
„Der Supplicant soil zuevorderst glaublich darthuen, das die
jetzregierenden graven in Ostfriessland inne fiir den wie er in
seiner Supplication anzaigt, namlich das er von grave Enno
saligen naturlichen son Rudolphen geboren, und das sy ime
sollich wappen fueren gelassen irnthalb bewilliget haben, und
so das beschicht, will sich die Ro. Kon. Ma!L gn£diklich ent-
schliessen." Die „jetzregierendenu Grafen in Ostfriesland
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— 288 —
waren die drei Brflder Edzard, geb. t532, Christof, geb. 1536,
und Johann, geb. 1538, damals, im Jahre 1548, noch minder-
jahrig, so dass der Ausdruck des Kaisers nicht wortlich zu
nehmen ist, denn Gr&fin Anna, die Witwe des Grafen Enno II
(f 1540) und Mutter der drei Brflder, fuhrte die vormund-
schaftliche Regierung in Ostfriesland.
Auf die rechte Seite des Blattes ist dann die kaiserliche
Bestatigung mit diesen Worten gesetzt worden: „UfF. ferrer
flirbracht anzaig und urkunt bewilliget die Ro. etc. Mall Enno
von Embden (folgt durchstrichen trost) weltlichen probst zue
Embden und seinen eelichen leibserben diss wappen sampt
der nobilitation, zue Augspurg den 24. tag Maii anno etc. 48."
Das Wappen ist dieses: ein l&ngsgetheilter Schild, rechts
im schwarzen Felde die rechte Halfte einer goldenen gekronten
Harpyie, begleitet (d. h. im Felde oben und unten) von zwei
goldenen sechsstrahligen Sternen; links im blauen Felde ein
schr&grechts gestellter goldener erniedrigter Balken, begleitet
von drei (2. 1., d. h. oben 2, unten 1) goldenen sechsstrahligen
Sternen. Ueber dem Schilde ein gekrSnter Helm mit Hals-
kleinod; als Helmschmuck drei Federn, rechts und links je eine
weisse, die mittlere gold und diese belegt mit einem goldenen
zwOlfstrahligen Sterne. Die Helmdecken sind rechts schwarz
und gold, links gold und blau.
Durch dieses interessante Blatt wird bestfttigt, was
Wiarda, Ostfriesische Geschichte Bd. II S. 205, Bertram folgend,
alswahrscheinlich hinstellt, dass namlich Rudolph Cirksena
ausser einer Tochter Moetke auch einen Sohn, Namens Enno,
gehabt habe. In dem Ostfriesischen Monatsblatte von 1878
wird auf S. 288 nach diesem Enno gefragt und in einem aus-
ftihrlichen Aufsatze des Prasidenten Wiarda auf S. 327 ff.
Auskunft ertheilt, wonach Enno v. Emden in Paris, wo er
seinen Studien oblag, am 18. Juli 1545 23 Jahre alt gestorben
sei, wie die umfangreiche Grabschrift auf dem zu seinem An*
denken in der S. Severinskirche zu Paris errichteten Monumente
angebe. Bertram theilt die Grabschriften aus dem Buche von
Germain Brice. Description de la ville de Paris etc. Nouvelle
Edition. Paris 1752 mit. Hier wird Band HI S. 22 die S.
Severinskirche zu Paris beschrieben und gesagt: Dans le
cimetifere de la mSme 6glise de Saint Severin on distinguera on
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— 289 —
tombeau de pierre 6\ev6 de 10 & 12 pieds, d'un dessein, qui
n'a rien d'extraordinaire. II a 6t6 6rig6 pour conserver la
m6moire d'un seigneur stranger, qui & l'exemple de plusieurs
autres, 6tait venu exprfcs & Paris, pour faire ses 6tudes dans
l'universitg Voici les Spitaphes, qui se lisent encore
facilement autour de ce monument.
Sie lauten also:
1. Nobilitate generis comitum Orientalis Phrisiae et animi
corporisque dotibus praeclaro domino Ennoni de Emda, civi-
tatis Emdensis praeposito ac electo satrapae, propter certain
huius corporis resurrecturi spem ac in amoris sinceri testi-
monium, avia materque pia unico suo filio, qui hie ex studiorum
cursu, patriae, amicis omnibus, magno cum luctu anno aetatis
suae XXIII morte praereptus est, hoc monumentum statuerunt
anno Domini 1545, 18 Julii.
2. En souvenance du trfcs-noble sang des comtes de
Phrise Orientale, aussi pour les dons de grace, tant de Tesprit
que du corps, de feu noble homme Ennon de Emda, 61u gou-
verneur et satrape de la cit£ de Emda: qui sur le cours de
ses etudes fut ici ravi par mort en rage de vingt-trois ans, au
grand regret de son pays et de tous ses amis : nobles femmes,
sa mere-grand et sa dolante mere ont & leur cher et unique
fils fait dresser ce present tombeau en t^moignage du devoir
de vraie et pure amitte, et certaine esperance de la resur-
rection du corps, qui ici repose. II trSpassa Tan de notre
Seigneur 1545, le dix huiti&me de juillet.
3. Quid fuerim, nostra haec recubans commonstrat imago:
Quid sim, quam teneo, putrida calva docet.
Peccati hanc nobis poenam ingenuere parentes,
Cuius sed Christus solvere vincla venit.
Hie mihi viventi spes qui fuit et morienti.
Aeternum corpus quale habet ille, dabit
Peccati, fidei, Christique hinc perspice vires,
Dt te mortificet1) vivificetque Deus2). —
«) Brice: mortifices.
*) [In unsern handschriftlichen „Varia historiam Frisiae orient.
.... concernentia* des G. W. Lantzius von Grimersum (f 1769) findet
sich 8. 244 folgender Auszug aus der Topographia Galliae cum figuris
Jahrbnoh der Gtwllich. U b. K. u. TmterL Altertflmw zxx Emden, Bd. XIV. 19
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— 290 —
Wie man sieht, sind die Inschriften des Grabdenkmals
von 1546 nicht in Uebereinstimmung mit der vorher mit-
geteilten Wappenbest&tigung und Nobilitierung, die aus dem
Jahre 1548 ist, und die Schwierigkeit wird dadurch noch ver-
mehrt, dass in der kaiserlichen Bestatigung gesagt wird,
Rudolf sei ein natiirlicher Sohn des Grafen Enno gewesen,
wahrend T. D. Wiarda, immer Bertram folgend, ihn als natur-
lichen Sohn des Grafen Uko bezeichnet. Dass aber der Enno
der Grabschrift und der der Nobilitierung die namliche Person
ist, scheint mir daraus hervorzugehen, dass er an beiden
Stellen mit denselben Aemtern bezeichnet wird, namlich dort
als civitatis Emdensis praepositus et satraps und hier (durch-
strichen trost und) weltlicher Propst von Emden genannt wird.
Wessen Enkel ist er nun, Ukos oder Ennos, dessen Namen
er tragt, und welches Datum ist richtig?
Bertram1) spricht die Vermutung aus, dass Enno des
Junkers Rudolf Cirksena ehelicher, und dieser des Grafen Uko
(f 1507) natiirlicher Sohn gewesen sei. Diese seine BMuth-
massung", sagt er weiterhin2), wird durch ein Manuskript be-
statigt (er meint wohl die Ostfriesische Chronik des Ravinga),
das die Reihe der Emder Biirgermeister enthiilt und zum
Jahre 1524 „Junker Roeleff, comitis Uckonis filius naturalist
als Drost auffuhrt. Zum Jahre 1533 findet sich in jenera
Casp. Merian (Amsterd. 1660) I S. 292: „De derde Wyk (der Stadt Paris)
is genaemt die van St. Severin ende de Strate van St. Jacques, in dese is
ten eersten gelegen de Parochie-Kercke van St. Severin, deselve is van
een oude Stichtinge, als mede een der schoonste in dit geweste van de
Stadt, en eenigsints herbouwt gheworden in de Jare 1534, oock verciert
door eenKerckhof waer op men de Grafstede van eenen Enno Grave van
Embden vindt in den Jare 1546 tot Paris overleden en alhier begraven \
Die Kirche liegt im Quartier latin. Ein Sohn unserer Stadt, Hr. Fr.
Kappelhoff, hat im Mai 1900 den jetzigen Pfarrer der Kirche, Herrn Gondre,
aufgesucht; dieser erinnerte sich des Grabsteines sehr wohl und verwies
ihn auf ein demnachst erscheinendes Werk von ihm uber die St. Severins-
kirche, in dem auch die Inschrift abgedruckt sein wurde. Der Kirchhof
ist jetzt verschwunden, der Grabstein ist aber vielleicht noch im Turme
der Kirche untergebracht. Anm. der Red.]
1) Geographische Beschreibung des Furstenthums Ostfriesland, samt
angehangter Ostfriesischer Regententafel. Aurich 1735. Zugabe S. 133,
2) Nachlese S. 31.
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Manuskripte dann die Notiz „obiit hoc anno 15 Martii sub-
mersus prope Knockam". „Solcher Gestalt", schliesst Bertram,
„bleibt bei meiner Entdeckung oder Muthmassung wohl kein
Zweifel mehr librig". Und diesen bestimmten Angaben gegen-
uber taucht nun dennoch ein Zweifel auf: denn nach den
kaiserlichen Bestatigungsworten ist Rudolf der nattirliche
Sohn, nicht des Grafen Uko, sondern des Grafen Enno
(t 18 Febr. 1491) gewesen. — Und dann das Datum : Brice
sagt, wie wir horten, dass die Grabschriften sich noch leicht
lesen lassen. Beide werden also wirklich das Jahr 1545 ent-
halten. Und andererseits steht die kaiserliche Best&tigung von
unzweifelhaft gleichzeitiger Hand in einer originalen Nieder-
schrift mit deutlichen Ziffern in genau richtiger chronologischer
Reihe zwischen anderen Bestatigungen aus dem Jahre 1548!
Kommt auch nicht allzuviel auf die Klarung dieser
beiden Widerspriiche an, so ware es doch von Interesse und
Werth, wenn die Lokalforschung sich einer Untersuchung
dieser Verhaltnisse unterziehen mSchte.
Zum Beweise dafiir. dass die Jahreszahl 1548 nicht richtig
ist und dass Enno 1547 bereits todt war, theilt Herr Sanit&ts-
rath Dr. Tergast in Emden schon jetzt eine Notiz des Herrn
P. v. Rensen aus einem alten Rechnungsbuche im Archive der
Grossen Kirche in Emden mit. Die Handschrift l) hat den Titel :
nGerhardus torn Camp syn rekenboek."
Im Eingange dieses Buches erwahnt Gerardus torn Camp,
dass ihm in Gemeinschaft mit Peter van Utrecht und Herman
Maler unterm 30. April 1547 von der Gr&fin Anna der Auftrag
gegeben sei, die kirchlichen Einkiinfte „antomanen unnd tho
entfangen mit bewylginge unnd raedt des superattendenten,
ock mit synen wyllen darvan rekenschup to doen.tf
In diesem Rechnungsbuche, das bis zu Ende der funfziger
Jahre von torn Camps, darnach von anderer Hand gefilhrt
worden ist, befinden sich die Aufkiinfte vom Jahre 1547 ab
und zwar in der Weise, dass die einzelnen Vermogensobjekte
(Grundstiicke, Hypotheken und sonstige Renten) je fur sich auf
einer Blattseite und darunter die betr. Aufkiinfte, event. Be-
«) Sehr erwun8cht waren eingehende Mittheilungen ttber dieses Buch!
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merkungen wegen Nichtzahlung notirt werden. Einige Posten
beziehen sich auf den „saligen Drosten Roleff" und dessen
Witwe „die Drostinne", die hier aber nicht weiter interessiren.
Anders ist es mit der folgenden Eintragung auf pag. 52 betr.
„de provestes Landen de tho Emden gebruket werdena, also
lautend :
„In unfse gnedigen heren venne 6 grafse, na luedt doktor
„Poppen (Propst Poppo Manninga) register, daer de
„ drostinne 4 koen in der heren venne van wegen ores
„soens Enno, de laestemael provest bynnen Emden was,
„voer plach tho holden, als ons secht ys ; welck seer (= seit)
„salige Ennen doet der kerken restet.
„Droste Roleff ein demeth landes (edder ll/2 grafs), dat
„Johan Buntwerker plecht tho gebruken, welck nu tot
„des drosten vyschedik ys (ausgelassen ist wohl: utgraven)
„dat de heren, als de drostinne secht, oren saligen man
„geschunken hebben. Doch dewyle se daer gheen bewyfs
„van heft, wyl se yarlix geven, als doctor Poppo unnd
„de salige droste, als de drostinne secht, overens synt
„komen, yarlix darvoer 9 schaep."
Nach einer Eintragung auf pag. 67 des Campschen
Buches hat die Drostin die auf die Propsteigerechtsame bezug-
lichen Dokumente dem Gert torn Camp und seinen Kollegen
„ wegen oeres soens" iibergeben. —
[Die weder in Gerh. torn Camps Rechenbuch noch in der
Pariser Grabschrift mit Namen genannte Mutter Enno Cirksenas
lasst sich ebenso wie die Grossmutter mit einiger Wahr-
scheinlichkeit aus den „Emder Kontrakten - Protokollen" im
Staatsarchiv zu Aurich n&her bestimmen. Diese erwahnen
z. B. 1542 (S. 1241) und 1551 (S. 398) eine „Gebbeke drostinne6
oder „drostinschea, 1556 (S. 699) „Gebbeke des erbaren drost
Roleffs wedewe", 1563 (S. 516) „de erbare frouw Gebbeke, milder
gedachtenisse droste Roleffs wedewe in vortiden", 1567 (S. 682)
„de olde drostinsche". 1559 kaufte die Drostin Gebbeke ein
Haus an der Nordseite der heutigen Burgstrasse (in der Gegend
des durch seinen Treppenaufgang in die Augen fallenden goti-
schen, aber offenbar seines obersten Stockwerkes und Dach-
giebels beraubten, zur Zeit der Stadt gehorigen Hauses, das nach
der Inschrift liber der Thilr 1488 gebaut, 1672 restauriert
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wurde), wo sie ein ostlich davon gelegenes, vorher als Eigen-
tum des Miinzmeisters Hinrik werdeyne bezeichnetes Haus
schon 1548 besessen hatte; ebenso hatte sie schon friiher da-
hinter an der Holzs&gerstrasse Besitz. 1542 (S. 1241) bekennt
Hermann Tytken, der „erbaren und doegentsamen Teelke munte-
meestersche" und „oerer fruntlicken leuen dochter Gebkenn
drostinne" 9 Emder Gulden Rente aus seinem Hause in der
Gr. Deichstrasse verkauft zu haben. Teelke heisst aber 1531
(S. 227) des „eerafftigen und achtbaren Hinrick werdeyne
muntemeestersa Frau. Diirfte also „Drost Roleff" auf den
Emder Drosten Rudolf Cirksena bezogen werden, so wiirde
Gebbeke, des graflichen Miinzmeisters Hinrik werdeyne (vgl.
iiber diesen Jahrb. III. 1. 52) Tochter, als seine Gattin und mit
ihrer Mutter Teelke als Stifterin des Pariser Grabes v. J. 1545
anzusehen sein. Anm. der Red.]
Zum Schlusse noch ein Wort iiber Moetke v. Diepholt, die
Tochter des Rudolf Cirksena.
Was T. D. Wiarda II. S. 205 von ihrem Wappen sagt, ist
nicht ganz zutreffend. Danach soil es ein getheilter Schild sein,
rechts eine halbe Harpyie mit 2 Sternen, links ein Balken.
Das den Wappenschild enthaltende Siegel befindet sich unter
ihrem im "Grimersumer Archive beruhenden Testamente von
1593. Dieses Originaldiplom, das jetzt als Urkunde No. 243
(des Grimersumer Archivs) in den Sammlungen unserer Gesell-
schaft in Emden aufbewahrt wird, ist mir freundlich mitgetheilt
worden1), so dass ich das Siegel gesehen habe. Es enthalt
links nicht einen Balken, sondern nur zwei sechsstrahlige
Sterne, je einen oben und unten im Schilde. — Sehr bemerkens-
werth ist dabei, dass die Geschwister Enno und Moetke zwei
zwar einander sehr ahnliche, dennoch aber verschiedene
Wappen fiihrten, und der Grund dafur ist nicht einzusehen.
Gemeinsam haben sie, als Abkommlinge der Cirksena, die
rechte Seite des Wappens, den halben Jungfrauenadler von
2 Sternen begleitet, die linke Seite ist aber verschieden.
Moetke, die sich selbst „Moetke v. Dephoelt w." unterschreibt
(w. bedeutet Witwe), hat im Siegel iiber dem Schilde die
Buchstaben M. v. D.
') wofiir ich Herrn Sanitatsrath Dr. Tergast herzlich dankbar bin.
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IV.
Testament der Moetke von Diepholz 1593.
Mitgeteilt von Ernst Friedlaender.
Im Anschlusse an die vorstehende Mittheilung moge hier
das Testament der Moetke von Diepholz Platz finden, das
namentlich wegen ihrer darin genannten Nachkommenschaft
von Interesse ist, aber auch sonst manches Bemerkenswerthe
bietet, insbesondere fiir die Topographie von Emden Beachtung
verdient.
Vor dem Jcaiserlichen Notar Oswald Brinner macht Moetke von
Diepholz, die Witwe des Jost von Diepholz, ihr Testament.
Heisfelde, 11. November 1593.
Beglaubigt Leerort, 13. November 1593, durch den dortigen Awt-
mann Johannes Elth von Emden.
Orig. Papier. Grimersumer Archiv, Urk. No. 243 im Archive der Gesell-
schaft fiir bildende Kunst und vaterlandische Alterthumer zu Emden.
[Die Urkunde gehorte eigentlich zum Archiv der Familien v. Diepholt -
v. d. Appelle in Gross-Midlum und war von hier mit den ubrigen Familien-
papiercn auf noch unerklarte Weise an die Lantzius - Beninga in
Grimersum gekommen. Anm. der Red.]
Im nahmen Gottes der heiligen und unzertheilten Drey-
faltigkeit, Amen. Kundt und zu wissen sey jedermenniglichen,
dafs die Edle und thugentsahme frau Moetke von Diefholtt.
wittib zu Haisfeldtt 1), vor mir unterbenenttem keyserlichem
offenbahrem Notario, und hierunder darzu erbettenen gezeugen
den 11 Novembris defs lauffenden drey und neunzigsten Jahrs,
zu Haisfeldt in ihrer kleinen Kammern negst an der Kuchen,
auf einem geflochtenem Korbstuel sitzende, schwach Alters
halben am Leibe, jedoch starck am Vorstande, und ihrer sinnen
>) Heisfelde bei Leer.
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wol mechtig, ist erschienen und wolte ihr testament unter
ihren Kindern, in Betrachtung, dafs alles was gebohren ist,
wieder abgebohren und zur erden, darvon & genommen,
werden mufs, folgender gestalt beschrieben und aufgerichtet
haben: Zu welches Beschreibung obgemelte Edle frau mich
keyserlichen Notarium ambtshalben sonderlich erfordertt und
gebetten.
Erstlichn thuet Sie Gott dem almechtigen ihre unsterbliche
Sehle durch dafs leiden und sterben unsers hern Jhesu Christi,
ohne alien ihren vordienst und wurdigkeit aufs lautter gnade und
barmhertzigkeit von alien so wol angeerbter als auch selbsten
begangnen sunde erlost, noch (— nach) ihrera todtlichen ab-
gangk treulichen befehlen; den sterblichen leib aber der erden
zu einer frolichen aufferstehung nach landtublichen gebrauch
und christlichen Ceremonien uberantworten. Darmitt aber
noch ihrem todtlichem abfall unter ihren Kindern wegen ihres
nachlaefs ettwa kunftig nicht mochte zank, hader oder un-
einigkeit entstehen und erwachsen, so wehre ihr wille und
raeinung, welche sie bey sich wol bedachtsara aufs darzu
gnugsam bewegenden Ursachen entschlossen und also auch
gehalten haben wollte, dafs ihre Kinder als Rudolf zu Albers-
wehre, Remett zum Stikelkamp, Enno zu Midlum, Teckla zu
Grimersum. Margretha zu Rhune aufn neuenHofe1). Fossa und
Anna sollen zu ihrer nachgelassener erbschaft gleiche erb-
genahmen sein, wie solchs in theilung ihrer vaterlichen guttern
geschehen2), nemblichn nach ublichen Frisischem landtrecht
und gewonheit, soil ein Bruder Bruder-, eine Schwestet aber
Schwestertheil haben und entpfangen. Jedoch derogestalt und
mit dem anhange, demnach ihre zwo jungste tochter Fossa
und Anna ihr alien kindtlichen gehorsam geleistet, auch in
ihrem schwehren altter mit trost, dienst und beystande die
hulfliche handt geliehen, zudehme auch Sie testatrix ihres Vaters
guttern bey ihren lebezeitten genossen und gebrauchett, von
') Margaretha v Diepholt war verheiratet mit dem niederlandischen
Edelmann Anton van Polman aufNieuhof bei Ruinen in Drente, dem
Stammvater des ostfriesischen Zweiges der Familie Polman.
*) Diese Teilung war schon am 1. Nov. 1686 voraufgegangen (Grimer-
sumer Archiv Urk. 233).
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welcher administration und Vorwaltung sie niemals einige
rechenschaft gemahnett, viel weniger abgefordert; dafs sie zu
erstattungk s<?lchs noch ihrem absterben, sollen erblichen haben
und zuvorn aufsn absque collatione oder einbringung besitzen
alle die guttere, so im sterbhause Haisfeldtt auf ihren sterb-
tage werden zu finden sein, als alien Haufsraedt in golde,
silber, messig, zinnen, Linnwantt, Betten, Decken und nicht
aufsbesondertt, wie dan gleichfals alle lebendige thiere raid
beesten, nemblichen pferde, ochsen, kuhe, Kelber, Schweine,
Schaffe, Gense, Hunner, Anttvogel, Tauben, sampt alle pfluge,
Egen, Wagen und andere instrumenta zum ackerbau und
Haufshaltung notig, mitt allem getreide, als Weitzen, Korn,
Gersten, Haber, Malz, Wein, Bier, Hewe und Stro entpfangen,
und noch ihrem Tode das Haysfeldtt mit alien seinen perti-
nentiis und Zugehor besitzen, und noch ihrem gefallen
gebrauchen ein Jahr und tagk, und noch abweichung
und Vorfliessung itzo gemeltes Jahrs und tags, soil itzo ge-
dachten ihren zwo jungsten tochtern Fossen und Annen frey
stehen, thut auch aufs obbemelten ursachen, mutterlicher liebe
und Zuneigunge hiermit sie mechtigen, dafs Guet Haisfeldt cum
omnibus suis pertinentiis, Zubehohrunge und Vorbesserunge umb
den Kaufschilling und Geldt, so der Kauf brief *) vormeldett und
nicht hoher an sich zu nehmen und zu kauffen 2). Und im Fall
ihnen solcher Kauf einzugehen nicht angenehme noch anstehen
wiirde, sie nicht eher dafs Haus Haisfeldt mit oberzehlten
Hausraett und einguett, eher und bevorn sie ihren adelichen
Zieraeht, schmuck, kleider und kleinodien gleich ihre vorige
zwo schwestern, wie sie ehlichen aufsgesteurett und bestattet
worden seindt, entpfangen, auch bekommen haben, reumen und
vorlassen, und hernacher, wie es zur selben Zeitt am hochsten
kan aufsgebracht werden, einem andem vorkauffen, und
solchs unter sich lieb und freundlich unter einander theilen
sollen. Im Fall nun erzehltermassen ihre zwo jungste tochtere
») „Moetke heeft 1537 (?) het huis Hayesfelde mit de Horst etc. ran
Occo Frese, Drost en Borgermeester te Emden, voor 9000 gulden en 26O0O
backstenen en twee Portugaloser gekocht en heeft sich daar hen als
wedwe met de woning begeven en alle haar verstorven manns goeder de
kinder overgeven*. (Onko v. Rehdens Genealogien, Ms. der ^unst*.)
*) Or. keuffen.
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dafs Gut Haisfeldt, wie obgesetzt, nicht halten wollen oder
wtbrden, sollen sie die Zeit ihres Lebens in ihrem Hause in der
Burgkstrassen, so itzundt ledig stehet, und von niemant be-
wohnet wird mit dem Hofe und aller Zugehorung ihres Gefallens
gebrauchen, selbsten bewohnen oder verhuehren. Und im Fall
ihr Sohn Remett zum Stickelkamp seinen Teil der v&terlichen
Guttern vom Hausger&the nicht gentzlichen genossen noch ent-
pfangen hette, besondern von demselben ihme etwas noch aus-
stendig wehre, aufs itzo gemeltes Hauses ein guett und Haus-
rathe ihme ergentzet und gefolget wehrden. Demnach auch
Brun Deneke von Luneburgk auf sonderliche Commendation
und Beriihmung ihres seligen Jungkern und lieben Haufsherns
Jost von Diefholtt in alien ihren angeerbten beschwehrungen
und hernacher auch zufelligen entstandenen lasten, welche ihr
am allerbesten bewust und kundtbar gewesen, ihr erbar, auf-
richtig und getreulichen nach ihrem befehlich, eigenem Willen
und gefallen zu ihrem und ihrer Kinder nutz, Vortheil und
frommen eine geraume Zeitt gedienet und ihre sache mit allem
Fleifs vorrichtet und vorwaltet, welcher seiner Vorwaltung er
ihr auch eine ufrichtige wolbestendige rechnung, reliqua und
Hinderstall, mit welchen sie wol zufrieden gewesen, in alien
gethan und eingeantwortet, auch noch solcher beschehung sie
ihn mit Handt und Siegel gebiirlichen und gnugsam quietiret,
und in kraft dieses nochmals ihn quietire, welches sie bei ihren
adelichen ehren, guttem glauben, und wahren wortten an Aides-
statt wolte unvorbruchlichn gehalten haben, wehre auch ihr
eigenttlicher wille und befehlich, dafs ihre Kinder und erben
gemelten Brun bei solcher gethanender Rechnung und quietung
sollen vorbleiben und ihn niemmermehr diesfals molestiren, noch
ihre ausgegebene Handt und Siegel in Zweifel Ziehen, auch
ihnen Brun bei ihre lebezeitten, dafs Leibszuchtsweise gegebene
Haufs am Delft, zwischen Johan Geerdes und dem Landt-
richtern Heinrich Geerdes stehende, seines eigenen Gefallens
noch Leibzuchtsrecht und gewonheit gebrauchen, bewohnen
oder vorhuehren lassen sollen. Es will auch testatrix den
Armen zu Embden ihre vier Kammern in Wendell von Older-
sum Strassen hinder dem Raedthause zu bewohnen erblich ge-
geben haben, mitt angehefter Condition und Vorbehalt, dafs
ihre Kinder oder erben sollen gemechtigt oder berechtigt sein,
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in dieselben Kammern Armen einzusetzen, welche ihnen jeder-
zeit als dan gelieben und gefallen werden: und noch den1)
Armen zu Haisfeldt, hernacher auch des ortts an welchem sie
wirdt begraben und zur Erden bestettigt werden, jedes Orts in-
sonderheit fiinfzig Thaler, einen jeden zu 15 Schaf gerechnett,
aufs ihrem Hinderlafs ihren Erben zu entrichten anbefohlen
und committiret haben. Und im Fall diefs ihr testament, als
unter ihre Kinder aufgericht, nicht solde vor ein solenne
testament bestehen konnen, dafs es alsdann bestehen moge
vor ein Codicill, Donation causa mortis oder noch artt eines
andern letzten Willens. Zu Urkundt und befestigung solchs
hat die Edle Frau testatrix diesen ihren letzsten Willen noch
Vorlesung mit ihrer eigener Handt unterschrieben und Auf-
druckung ihres Pitzschafts bekreftigt und die hierzu erbettene
gezeugen unterschrieben.
(Siegel) 2) Moetke v. Deoephoelt w.3)
Yck Gerit ynt Bot als getuyghe4).
Thomass Uken uti testis testor ut supra.
Ick Lukas Hetsynghe als ghetuighe.
Ick Berendt Kystmacker to Leyrsoirt herto
gerofen aels eyn tuge.
Dyt bekenne yck Klaess van Laer alss eyn getoge5).
Dafs diefs allefs wie obgeschrieben geschehen die, mense,
anno et loco ut supra bezeuge ich
0. Brinner manu propria mit meiner eigenen Handt
und ufgedruckten pitzschaft hierzu sonderlich Amptshalben
erfordert und gebeten.
(Siegel)
!) den von Moetke eigenhandig.
2) Die Bogen sind mit schwarz und rothen Faden gcheftet, deren
Enden mit gesiegelt sind.
3) eigenhandige Unterschrift
4) Obgleich die Handschrift hinter ,.ynt" einen Punkt hat, scheint
nGerit ynt Bot" als ein Name gefasst werden zu mussen.
*) Or. gegetoge.
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Diefs Testament ist heut dato auf begerendt und an-
haltend der Erbaren, Erenfesten und Viltugendreichen
Moeke von Diepf holtz und ihres vulmechtigen, des Erbaren
und wolgelertten Oswaldi Brinner prothocolliret, fleifsig
collationiret und auscultiret wurden. Oirkundtlich mein
Handt. Lehrohrtt, den 13ten Novembris anno etc. 1593.
Johannes Elth1) von Embden, Amptmann
des Hauses Lehrohrtt, bekhenne dis mit
eigener Handt also geschehen zu sein.
m. pr.
V.
Norder Seebrief v. J. 1581.
Die Kgl. Universitats-Bibliothek zu Christiania besitzt einen
Folioband(= No. 347) „Kammergerichts Ordnung vnd Procefs etc.
Gedruckt zu Franckfurt am Main durch Georg Raben MDLXVII",
der auf einer grossen Zahl hinten angebundener, ursprtinglich
leerer Blatter handschriftliche Aufzeichnungen eines oder
mehrerer Besitzer dieses Buches enthalt. Sie sind geschrieben
in Bergen in Norwegen und beziehen sich durchweg auf
diese altberiihmte Kaufstadt. Das wichtigste der hier einge-
tragenen Stucke ist die vom Herausgeber des Sttickes fur die
beste Handschrift erklarte und seiner Ausgabe zu Grunde ge-
legte Handschrift des danischen Originals von Herluf Laurits-
sons Bergens Fundats (vgl. Norske Magasin, ed. Nicolaysen,
Bd. I (Christ. 1860) S. 513-564, iiber die Handschrift speciell
S. 516). Alles Uebrige sind Abschriften lateinischer, nieder-
deutscher, niederlandischer, hochdeutscher und danischer Ur-
kunden der letzten Jahrzehnte des 16. Jahrhundert, denen der
Schreiber unserer Handschrift zeitlich nicht fern steht.
Uns interessiert hier nun besonders No. 2 dieser Ab-
schriften, ein von der Stadt Norden in Ostfriesland Anno 1581
») Oder Elch.
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dem Hermannus Elen, Btirger der Stadt Norden, ausgestellter
Schifferbrief in lateinischer Sprache. Ich gebe hier einen ge-
treuen Abdruck der Handschrift:
Viaticum marinum.
Nos iudices et Magistratus ciuitatis et iurisdictionis Nor-
danae sub generos : et inclyt : Frisiae orientalis comit. et dn:
dn: nost: clement: sitae, post bonj publici impricationem
omnisque beneuolentiae ac studij nostri delationem notum faci-
mus et declaramus, quod hsec nauis l) lastarum ad praesentem
nautam Hermannum Elen ciuera nostrum sola pertineat, et
quia institutj eius apud nos, ad quos dictus nauarchus merca-
turse nomine comeabit testimonium certum extare percupiat,
rebusque suis necessarium adfirmat. Ideo nos quj ipsius tam
pijs ac honestis conatibus deesse non debuimus omnes atque
singulos, in quocumque dignitatis aut deraandatae prouincior2)
statu, constitutj sunt, rogatos et obtestatos esse volumus, vt
praedictum nauarchum pro ciue nostro agnoscere, ac humani-
tatis officijs, consilio, grataque voluntate et terra et man
adiuuare, promouere, ac ab omnj iniuria, et ipsum et amicorum
suorum bona, tuerj ac defendere nee non tutum vbique iter et
adnauigando et enauigando, ej permittere ac procurare velint.
Quod cum naturae et gentium Jus, turn maxime Christiana
religio et dictet et iubeat, ab omnibus et singulis omnino
sperare et expectare volumus. Et Nos quidem pro vnius-
cuiusque conditione ac statu, in similibus et maioribus, omni
beneuolentiae ac beneficenti® studio, id promererj paratissimj
sumus. Jn cuius rei fidem sigillum nobis commissi nostrum
appendimus. Anno XVC octuagesimo primo Decimo nono Julij.
C. Borchling.
!) Ein Raum freigelassen fur die Zahl.
*) 1. provincial
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— 301 —
VI.
Die flltesten Beziehungen der Hohenzollern zu Emden1).
1. Brief Em dens an Joachim Friedrich von Branden-
burg 1594.
Orig., 2 Folioblatter. — Berlin. Geh. Staatsarchiv Rep. 50. 156. Emden.
Durchleuchtiger hochgeborner Furst, E. F. G. sein unsere
underthenige geflifzene Deinste zuvor. Gnedigster Furst unnd
Herr, Wes E. F. G. under Dato den 27ten Maii Anno praesenti,
an unfz, wegen eines Pferdes gnedigst gelangen lafsen, das ist
unfz am 19. diefzes, von Zeigern woll uberantwordet worden,
haben darauf zu E. F. G. zu underthenigen gefallen, unfs umb
einen gutten Hengst, wir bearbeitet, den E. F. G. wir uber-
schicken, mit undertheniger bitt, E. F. G. sich denselben
gnedigst gefallen lafsen, und unser gnediger Furst und
Herr sein und blieben wollen. E. F. G. hiemit den gnaden-
reichen schutz des Almechtigen zu furstlicher Wolstandt und
regierung underthenich empfehlendt. Datum under unser
Secret. Anno etc. 1594. Am 28. Junii.
E. F. G.
underthenige
Burgermeister und Raith
der Stadt Embden.
Adresse auf der Ruckseite des zweiten Blattes:
Dem durchleuchtigen hochgeborenen Fursten und Herrn
Joachim Fridrichen Postulirten Administratorn des Primat und
Erdz Stiffts Magdeburgk, Marggrafen zu Brandenburgk etc. zu
Preufzen etc. Hertzogk unsern gnedigsten Fursten unnd Herrn
underthenich.
Siegel: Secretum civitatis Emdensis, wohl identisch mit dem vom
Oberburgermeister Furbringer im Anhang zu Schweckendieck S. 33 Sp. 1
unten erwahnten kleinen Secretum civitatis Emdensis. — Hat auf der
Ruckseite des zweiten Blattes als Verschluss gedient,
M. Klinkenborg.
•) Die Hafen - Festschrift nennt S. 4 den Brief des Grossen Kur-
fursten v. J. 1672 die erste unmittelbare Beriihrung zwischen Brandenburg
und Emden.
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— 302 —
2. Eine Erganzung dazu bildet folgendes aus denselben Tagen
stammende, an Graf Edzard II von Ostfriesland1) gerichtete
Original - Schreiben Joachim Fricdrichs, das sich im
Etnder Stadtarchiv {Beg. I. Fasc. 264, „Geschenke an Fursten"2)
findet.
Vonn Gottes gnadenn Joachim Friderich Postulirter Ad-
ministrator des Primatt vnnd Erz - Stiffts Magdeburgk, Marg-
graf zu Brandennburgk, Inn Preufzen etc. Herzogk etc.
Unnsernn gunnstigenn grus vnnd gneigten willen zuuor,
Wolgeborner vnd Edler besonder lieber, Wir mogenn euch
wolmeinenndt nicht Vorhalten, das wir in Vnsern annge-
legenenn sachen, mittelst Gottlicher gnaden Vorleyhung, Vor-
hoffentlich, in gannz kurzem eine Weite Reyse Vor vnns
nehmen, Vnd darzue gueter Reidt Pferde, woll bedurffenn
werdenn, Wann wir vnns dann derselbenn vff er-
suchenn vnnserer einstheils Hernn, vnd freunde, gehn wehren-
dem Unngerischem Zuege, ein Zeithero dermafzenn ennt-
blofzett, als woll in newligkeith nicht geschehen, Vnnd aber
das in eurem Mahr Stalle, so baldt als ann Irgenndts einem
Orth, Thaurhafftige hiibsche Pferde an Zutreffenn, Zu eurem
sonndernn ruhm? nachrichtung bekommenn, Auch inn eure
Personn disfals ein besonnders Vortrawenn geseztt habenn,
Als gesinnenn wir in gnedigem ersuchen hiermit, Ihr euch so
wilferigk erweisen, vnd vnns mit einem mittelmessigen,
rechten Alters Vndtersetztem Niederstemmigen rittigem Henngst
Vnntter vnnsernn selbst Leibe, Zugebrauchenn, auf diefsmahll,
ausZuhelffen, vnd denselben ehistes Tages Inn vnnser hofflager
annhero Zu vbersennden, guthwilligk vnnbeschweret erZeigen
wollett, Zuuorsichtigk Ihr vnns gestalten sachenn nach, disfals
nicht lassenn, Sonndernn mit Vorhoffenntlicher wilfahrung be-
gegnen werdett, Seinndt solches in gunstigen gnedigenn willenn
f) Ein Schreiben Graf Edzards voin 2. Juni 1685 an Joachim
Friedrich wegen eines geschenkten „guten fanfft trabenden Hengstes" 1st
im Ostfries. Monatsblatt III, 1875, S. 431 abgedruckt.
>) Das aus 24 Acten bestehende Biindel betrifft grosstenteils
Schenkungen von ostfriesischen Pferden durch die Stadt i. d. J. 1561—1612.
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— 303 —
damitt wir euch Zuforderst woll gewogen, In dergleichen vnd
sonnstenn, Zuvorfellender gelegenheitt Zuerkennenn, vnd Zu-
erwiedernn gneigtt, Datum Halla (!) denn 24 May ao. 94.
Joachim Friderich etc. Manu
ppria fft.
Auf der Ruckseite des zweiten Blattes:
Dem Wolgebornenn vnnd Edlenn, vnnserm besonnder
Liebenn, Herrnn Ezartenn Grauen vnnd Herrn Zu Ostfriefzlanndt.
Kanzleivermerk:
Recept. Aurich den 17. Junij ao. 94.
3. Aber schon vom 20. Juli 1589 (pder 1586, die 9 ist nicht
deutlich) liegt das Konzept eines Schreibens vor, nach welchem
Burgermeister und Rat der Stadt Emden dem „Fiirsten und
Herrn" Joachim Friedrich auf sein gnddiges Gesinnen „einen
schonen Christanien braunen Gatdl mit ein Weissen Schnxttze
vnnd after mit zwei weissen Fussenu iibersenden 1}mit dienst-
licher bitt E. F. G. solch gering geschennk Gnedigst vormcrken
vnnd sich gefallenn lassenn wollenn, Redden wir ein bessernn
Gaulenn konnen bekomen solte derselbe E. F. G. gewordenn seinn.
4. Zum dritten Male erscheint der inzwischen Kurfilrst gewordene
Joachim Friedrich (1598 — 1608) mit der gleichen Bitte an
Emden, zuglcich aber mit der Absicht auf grosser e Pfvrdeankaufe
in Ostfriesland am 12. Februar 1600.
(Emder Rathaus-Archiv 1. c, Original.)
Von Gottes gnaden, Joachim Friederich, Marggraf zu
Brandenburgk, des hay: Rom: Reichs ErzGammerer vnd Chur-
fiirst, Jn Preuffen etc. Herzogk etc.
Unsern gnedigen grus, vnnd geneigten willen, zuuorn, Ehr-
bare, weise, Besondere Liebe, wir geben euch. hiermit In
gnaden Zuuornehmen, Das wir vns eine Zeithero, vf
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beschehenes ansuchen vnserer herrn vnnd freunde1), gutei
Pferde, zimblichen vnd alfs entblSfset, dafs wir auch Itzo, fast
nichts sonderlichs, vf vnserer Strew, so wir vnter vnsern Leib,
gebrauchen kunthen.
Warm wir dann, ganz gem wiederumb etwas Tuchtiges
von guten Pferden, an die Handt bringen, vnd vnsernn gleich
Newerbawethen Stall, damit Zieren, vnnd ein anseben geben
wolten, dieselben aber, dieser ortt Landes, da gleich viell
darauf gewendet, fueglich nicht Zuerlangen wissen, Vnd aber,
Zu eurem besondern Rhum, die gewisse nachrichtung empfangen,
das bey euch, In eurem Stall, so baldt als sonst an Irgendt
einem orth1), JederZeit aufsbunndige schone gute Pferde, voi-
handen sein sollen, Alfs haben wir Kegenwertigen vnsern Rofs-
bereyter, vnd Lieben getrewen Hippolytum de Modino, hiemit
abfertigen wollen, In ganz gnedigenn gesinnen, wollet vns nicht
allein, mit einem dergleichenn woldrabendem wolgewachssenem
schGnen Hengst, so wir vnter unsern selbst Leib, gebrauchen
konnen, In vnbeschwerter guthwilligkeit bedencken vnnd aufs-
helffen2), sondern auch, gemeltem vnserm Rofsbereytter so weit
einrhiitig erscheinen, weill auch in euerer Stadtt, vnter euerer
Burgerschafft gute Pferde anzutreffen sein sollen, dafs daselbst
vnnd vmblangk, In der nahe, In eurem Nahmen, vnd vf euren
schlagk, samb wehret Ihr Ihrer, Zu euerer selbst notturfft be-
hueft, ebener gestaldt etwas aufsbundiges, vmb bahre billich-
mefsige beZahlung, erhandelen, vnd was er alfo mechtigk wirt,
vns den nhesten, so forder vnderthenigst moge anherobringen,
In gnediger Zuuorsicht, Ihr vns vor diefsmhall, damit nicht
lassen2), Sondern euch hierunter also erweisen werdet, wie
vnser sonderbahres vnzweifeltes gnedigstes vortrawen, Daran
beschicht vns, von euch, Zu sonderm angenehmen gnedigstem
gefallen, Thun vns auch dazu genzlich vorlafsen, vnnd seindt
es hiernegst, nicht allein, In dergleichen, besondern auch, In
einem mhererm, mit allem gnedigem willen, darin wir euch
ohndem woll Zugethan, hinwieder Zuerkennen vnd Zubedencken
erbottigk vnnd geneigt, Datum Coin an der SPrew, den
12 February ao. 600.
Joachim Friderich Kurfurst.
») Derselbe Wortlaut in dem Schreiben an Graf Edzard S. 302.
a) vgl. oben S. 302.
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Im dorso :
Den Erbarn vnnd Weisen Vnsern besondern liebenn, dem
Rathe der Stadt Embden.
Kanzleivermerk :
R. 1600 am 4 Martij von dem Herrn Churfursten
zu Brandenburch.
Das Siegel ist erhalten.
5. Auf diese Bitte erfolgte diesmal eine ablehnende
Anttcort der Stadt, die im Konzept beiliegt:
Durchleutigster (!) hochPorner Churfurst etc
Gnedigster Herr, was E. Churf. Durchl. vndern Dato den 12 des
negst vorwichen. February wegen eines schonen hengstes
damit dieselbe wir guthwilligklich bedencken Vnd aushelffenn,
auch sonsten deroselbigen abgefertigten In Ankauffungh
etzlicher guthen Pferten behulffigh seyn wolthen an unfs jn
schrifften gnedigst begeret, solches haben wir mit gPurender
reuerents endtfangen vnd wol vorstanden. Darauff dan
E. Churf. Durchl. wir zu vnderthienigster andtwordtt nicht vor-
halten sollen, welcher massen wir auff vnser StroS mit
keinen Pferten jhemals vorsehen. Dan weiln diese Statt eine
Sehe statt vnd sich der SchiPfhardt mehrentheils erneret.
Alfs hat man den gebrauch der Pferten alhie so grofs nichtt
wie sonst jn andern landtstetten von noten. Ew. Churf. etc.
wollen es gewisslich dafur halten, da wir mitt eynigen aus-
bundigen Pferten vorsehen das Ew: Churf. D. wir Einen
solchen, den dieselbigen vnder Ihrem selbst leibe zu ge-
brauchen hetten, von hertzen gerne vorehret vnd vnterthienigst
zugschicket haben wolthen. Nun es aber an deme gemangelt,
alfs wollen dahero E. Churf: D. vnfs fiir genughsamb excusiret
vnd endtschuldiget halten, seindt aber sonst wir unserem
gerinckfugigen vormugen nach geflissen vnd willigh E. Churf. D.
angenehme vnderthienigste Dienste zu erweisen vnd zu leisten,
Wie dan auch deroselbigen abgeordneten wir jn alien,
sie an vns begeret gerne gefurdertt znd f hurdttgehulffen haben,
vnd solches hinferner mitt aller geflissenheit zu thun vns so
schuldigh als willigh erkennen.
Jahrbuch dor Qesellsch. f. b, E. a. ratal. Altertttmer zu Emden, Bd. XIV. 20
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E. Churf. D. hiemit dem Almugenden in seyne gnedighe
beschuttungh zu langkwirigen Churftirstlichen wolstande vnd
gltickhafter regirungh deroselbigen aber uns zu gnaden vnder-
thienigst endtpfelendt am 13. Martij Ao. 1600.
E. Churf. D.
vnderthienigst geflissene
Burg und Rath der
Statt E.
Troiz dieser begrundeten Entschuldigung ist 1607 sogar von
12 Pferden die Rede, welche die Stadt den Grafen Johann und
Christoph eu Ostfriesland und Bietherg zur Verehrung versprocken
hatte1) (Mahnbrief des Rietbergiwhcn Stallmeisters wegen ^hinter-
stelliger* 6 Pferde vom 19. Sept 1607), und am 7. Juni 1612 dankt
PrinM Mauritz von Oranien aus dem Haag fur 3 geschenkte Hetigste.
VII.
Bettelgedicht des Studenten Simon Petri in Emden 1600.
DEm Erbarn Achtbarn Vnd Vornemen Wollter Dingklage
Borger in der Stadt Embden, Minem Velgiinftigen tho handen2).
Heill in Christo, Tho Tidtlicher vnd Ewiger Wollfaert, Sambt
minem demodigen Gebet Idertidt beuorn. Erbar, Achtbar, Vor-
nemer gtinstiger Her Patron vnd befurderer, Vth hochdrengen-
der jam in summa rerum mearum necessitate kan vnd mag
ick armer studiosus V. E. L. supplicerende niet vmbgahn,
Watergestalt ick ein Tidtlang tho Franicker in Westfrefsland
f) vgl. Wiarda in 617. Am 21. September 1607 entechuldigt sich die
Stadt mit Mangel an „geredem" Gelde und „weil der Stadt ansehnliche
Schiffe und Leutt in Hispanien confiscirt" (Wiarda VI 528), verspricht
aber, sobald die Schiffe wieder anlangen „oder wir sonsten zu Geldc
kommen", die versprochenen 6 Pferde nachzuliefern.
*) Wolter van Dinklage war Quartiermeister der Stadt und Kirch-
vogt; wird auch ^procurator scholae apud Embdanos" in einem andern
Bittschreiben v. J. 1604 genannt.
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gestuderet hebbe, Ock in Groningerlandt einen functionem
scholasticam verwaltet, Nu sint der Tidt ein Tidtlang Schwar
krank gelegen, Hebbe derwegen niet vnderlathen mogen Sunder
V. E. A. mit duth min geringe schriuen thouorehren, Denstlich
biddende L. E. L. wollen idt in gunsten von mi Annemen, Vnd
mi vth Christlicher leue mit einen Tehrpenning vorehren,
Solches werdt Gott belonen vnd ick bins vmb V. E. L. na
Vterster vermogenheit wedderumb thouorschulden willig.
Act. Ao. 1600.
V. E. A.
denstwilliger
Simon Petri.
Dat Gulden ABC in duetsche Verschen Reimerwise Gestelt dorch
S. P.
Ach Mensch bedenck dat Ende Din,
So Du willt Gotes Denaer sin,
Bruck Wit, vnde ock guden Raedt,
Hoede Di vor alle quaede Daet,
Christus de will Din Hillper sin,
Vnd di loesen vth aller Pin,
Dinen Negsten do all Ehr vnd gudt,
So blifstu woll in Gotes Huet,
Ehrlich vnd fromb holdt di alltidt,
Alle Vnckuscheit gahr vermidt,
Frag nicht na homodt vnd na Pracht,
Vp Erdschen Dingen weinig Acht,
Gelt vnde gudt acht gahr gering,
Sunder nachs Ricke Gotes dring,
Holt Di an Got vnd an sin wordt,
He werdt Di helpen hir vnd dort,
In Angst vnd Nodt verzage nicht,
Der Her weeth woll wat Di gebricht,
Klaap (!) nicht thoueell sunder sprick wahr,
Hebb acht vp alle Dingen Claer,
Lath Di gefallen gude lehr,
Daruan hefstu ock Prifs vnd Ehr,
Metigheit alltidt beflith Dich,
20*
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Vertrw den Heren Vestiglich.
Nicht Tohrne Bald, sunder mehr lidt,
Din Negsten Qaaedt Di nicht verblidt.
Oldere, Auricheit boldt in Ehrn,
So werdt Di Got alles beschern,
Predig vnd Gotes Wort gem hoer,
Up dat Satan Di nicht verfoer,
Quaedt will der Heere Straffen twaer,
Vnd damit nicht Schertzen verwahr,
Recht Gerechtigkeit wahne bi,
Vnrecht Stedes entholde Di.
Sorge nicht vor den Morgen Dag,
Elck Dag sin eigen Plaeg vermag,
Trotze nicht seher vp din Rickdohmb,
Der Heer kant gahr bald storten vmb
Verachte nicht der Wisen Lehr,
Sunder Di stedes tho hem kehr,
Wedwen, Weisen Verstote nicht,
Sunder Trost se gantz williglick,
Xerxes vorleth sick up sin Heer,
Darauer werth gestagen sehr,
Ydellheit latth fern van Di sin,
Ernstafftig wefs in Dingen Din,
Zir all Din Doent tho Gotes ehrn,
He werdt Di alles dohn beschern.
finis.
Aus dem Archiv der Grossen Kirche in Emdea
Mitgeteilt von Pastor Haenisch.
vm.
Aus einem Rechnungsbuche des frflheren Amtes Gredtsyhl m ct
1607.
Aus einem unter den alten Akten des Kgl. Landrats-
amtes Emden - Landkreis aufbewahrten Manuscripte habe icb
mir vor lftngeren Jahren folgende Ausziige gemacht. Das
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Manuscript bestand aus 23 Bll. Papier in Folio und war ein-
gebunden in ein Doppelblatt Pergament aus einem lateinischen
Lectionar in Folio von etwa 1500. Bl. 1* trug den Titel des
Bandes in lateinischen Lettern:
Rechnungh Deren Jm Ambte Griedtfyhle Zu Landt
Recht aufserkanter Briiche Vnd Mtihlenfteuhr.
Wie die durch mich Cafparn MOllern erhoben vnd ein-
genommen, Herjegen auff speciall Grafflichen Befehlich,
auch wohin wiederumb verwendet vnd aufsgekehret
worden.
Im Januario & Februario Jahrfs 1607 circa festum
Bartholomaei fich endigende.
BL 2a — 14 b enthielten die Einnahmen aus den
Bruchen, Bl. 13 b — 14 a die Miihlenstheur. Es werden nur
3 Mil hi en aufgezahlt: 1) Gredtmer Muhle = 75 g. 7 sch. 1 w.
2) Grothauler Mtthle = 32 g. 9 sch. 14 w. 3) Utthumer Muhle
= 35 g. — sch. 10 w. = Summa: 143 g. 7 sch. 5 w.
Unter den Ausgaben Bl. 15* — 21 b (Bl. 22 f. leer)
sind besonders hervorzuheben : 1) Bl. 15 b : Anno 1607. Aufs-
gabe Aufserkanter Landt Rechtrs Briiche. Vnd Jft Quitierungh
der Ver-Pflagungh defs Herm Englifchen Geranten1)
Zu Delfffyhll.
Jtem Alfs der Wollgeborner etc. Mein genediger Graff vnnd
herr Jn gnaden verordnet, Vnd in Gr&fflicher Perfoin mir An-
befohlen, rait dem Herm Gefanten der KSniglichen Maiestat Zu
Grofs Britannien Nacher Delfffiehll Vberzufahren, Vnnd der Herr
Drofth Knyphaufen etc. Mir Aufs S. G. speciall befehlich ferner
Angemeldet, dafs Jch die Notturfft geldes Zu deffen Aufs-
quitirungh vnd Verpflegungh mitnehmen folte, So ift darunter
Auflfgangen vnd Aufsgekehret Wie Ab Nebenliggender Rechnungh
Litera F2*1* notiret, Zuerfehen benentlich 122 g. 6 sch. — w.
Summa lateris per fe.
2) Bl. 18bff.: Anno 1607. Noch Aufsgabe Geldefs. Vnd
Jft Wafs vff die Gefangene Kinder Morderinne
Hillen Meinertz von Boefell, vnd alfs diefelbe endt-
lich justificirt worden, deren execution gegangen ift.
«) Wynwood (vgl. Wiarda III 507 ff.).
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Erftlich Alfs den 22. Julij dem Wollgebomen etc. Meinem
gnedigen Grauen vnd Herrn, obgenanter Kinder MSrderifchen
factum, Vnd wafs Sie deffentwegen in der gtite Zugeftanden Vnd
bekennet, Vndertheniglich Zugefchickt worden, Vnd Jhrer 6.
darauff gnediglich befohlen, Zu beftendiger erkundigtmgh der
Warheit, die gefangene Anfencklich durch die Paftoren noch-
mahln Jn der gttte Zu befragen, Vnd Wen fie fich Vff einen
oder den Andern Articull nicht rundt Vnd richtig erkleren
Wilrde, Sie dem ScharfRichter Vorzustellen, Selbigen Alles, fo
zur Tortur Von N6then, Vnd gleichfamb er Sie geftrachs An-
greiffen wolte, in Jhrer KegenWart Anzuftellen, Gleichwoll
Aber ohne einige Angriff Zubedrauwen, Wafs die Aigentliche
Warheit, Zuerkunden, Vnd Jhrer G. Alle Verrichtung Zu endt-
licher ferner Verordnung gehorfamblich einzufchicken. Vnd dan
folchem Allen Zu fchuldiger folge Jch den ScharffRichter von
Awrich Anhero holen laffen muffen, So hat der Vogt Harmen
Von Lehr mit demfelben, Vnd feinem bei fich habenden ge-
finde Vnder Weghs bifs Anhero Vorzehret, lauth feiner mir zu-
geftelleten Rechnungh 2 g. 5 sch. 10 w.
Summa lateris per fe.
Bl. 19 a: Anno 1607. Noch Aufsgabe Gelders An be-
melten gefencknufs vnd execution Koften.
Jtem 24. Julij, Alfs der Scharffrichter Alhie Angelanget
vnnd das feine bey der Gefangenen verrichtet, So hat er in
Tiudt Gelbitz behaulung Alhie, fambt feinem Knechte Vnnd
Jungen verzehret, lauts des wtirts bekentnufs Hierbei liegend
4 g. 7 sch. — w.
Jtem den 25. eiusdem Menfis, Alfs Jch gedachten Scharff-
richtern, durch den Ambtzdiener Heddo Reinken wiedemm
nacher Aurich brengen laffen, derfelbige hin Vnnd herwieder
vorzehret, befage feiner Handt: 3 g. — sch. — w.
Jtem Alfs Wollgedachter mein gnediger Graff vnnd herre.
obbefagter kinder MOrderfchen endtlich ein Peinlich Vrtheill ge-
fprochen, Vnd dem Herrn Drofthen vnd mir daffelbe Vn-
gefeumet zu exequiren eifferich Anbefohlen, hat man Am
28. Julij den Ambtzdiener Dethmar Sper zu Anheroholung des
Scharffrichterrn vnd feinen beyhabenden gefinde, lautz feiner
handt Vorzehret : 2 g. 4 sch. — w.
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Jtem in der Herberge bey Wulff Obendorff hat der Scharff
Richter Zeit w&hrender execution mit feinem weibe, Knechte
vnnd Jungen Vorzehret 13 g. 8 sch. — w.
Summa lateris Zwantzig drey gulden Neun fchaff.
Bl. 19 b: Anno 1607. Noch Aufsgabe Geldefs An Vor-
beruerten execution Koften.
Jtem Zu dem Sacke, darinnen Vorangeregte Kinder
Morderfche, nach Peinlich erSffneter Vrtheill, benendtlich Am
30. Julij geftegket, Vnd die Vrthell Alfo vftllig exequiret Worden,
habe Jch erkaufft 10 Ellen Sack Linnenwandt, ein Jeder Elle
bezahlet mit 7 Sefslingen, Vnd vor 2 fefslinge Hoifen Zwern,
damit der fack geneyet worden. facit 2 g. 1 sch. 12 w.
Jtem Alfs nach Verrichteter execution der Burchgraue
Zacharias Heitman verordnet, den Scharffrichterrn vnd die
feinigen Wiederumb in Aurich Zufehligen, hat derfelbe mit
demfelben, Auch vor fich Aufs vnd zu Haufs vorzehret
3 g. — sch. — w. [Dieser Absatz ist bei der Revision durch-
strichen worden, vgl. die Summa lateris!]
Jtem Demnach Mehrgedachte KinderMorderfche den 1. Julij
Alhero Zu hafften kommen, Vnd bifs vff den 30. eiusdem Menfis
gefencklich enthalten Worden, benendtlich Voile Neun vnnd
Zwantzig Tage, vnd Jnmittelft der Burchgraue fie gefpeifet,
feint Jhme Vor Jeden Dagh 7 ftufer die Atzungskoften lauth
feiner bekentnufs, bezahlet. Thuet Zufamen 10 g. 5 sch. — w.
Summa lateris [15 verbess. in] 12 g. 6 sch. 12 w.
Bl. 20* : Anno etc. 1607. Noch Aufsgabe Geldefs An be-
ruerten execution Koften.
Jtem Alfs donnerftages den 31. Julij die kinder Morderfche
vor Gericht gefuhret, vnnd justificirt Werden follen, vnnd defs
vorigen Tages Jhr fulches denuncyret vnnd Angektindiget,
Darauff Alfsbaldt derofelben Vier Paftorn fie zuberichten Vnd
Zubekehren, Auch Notturfftige Perfoinen, Aufs dem Flegken
Alhie zur Wacht zugeordnet, Jft vor diefelben folche Nacht
vber an Wein vnd Bier bey Hinrich koch, durch den Burch-
grauen geholet, Vnnd Jhme hernach, lauth feines Zettelfs, be-
zahlet Worden Die Summa benendtlich 2 g. 6 sch. 10 w.
Jtem Alfs der Burchgraue Am 1. Augustj den Scharff-
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richter Neben den feinigen wiederumb nacher Aurich begleitet,
hat Er Zur Zehrung empfangen, laut feiner Vhrkundt mit X 2
zeichnet 3 g. — sch. — w.
Summa lateris Vunff gulden Sechs fchaff Zehen witten.
Summarum Alles deffsen, So vff die execution benanter
kinder Morderin gegangen, erftregken fich zu [47 verbess. in]
44 g. 7 sch. 12 w.
3) Bl. 20 b : Anno etc. 1607. Noch Aufsgabe Geldefs Vnd ift
Was Jch an Fifchwerk nach dem Grafflichen Hoff-
lager gefchicket.
Den 28. Martij. Jtem Zwey Teerbutten, mit einem krebfs,
vnd Vier krabben, So von Borckum Anhero kommen, nachei
Efentz gefchicket, dem Botten Johan Kopman, der Sie dahin
getragen, Zu Botten Lohn Verrichtet 1 g. 2 sch. — w.
Den l.Aprilis. Jtem Zwei kleine Salmen, drey Golgenf?)
Vnd einen Schnepell Nacher Efens gefchicket, dafiir bezahlet
1 g. 5 sch. — w. — Jtem dem Botten Gerdt Stadtland der
Sie dahin getragen, Weill es hefftich geregnet, vnd fehr vnge-
fchlachtig wetter gewefen zu Botten Lohn verrichtet 1 g.
2 sch. — w.
Den 22. Julij. Jtem bey dem Lackeyen Ludwig, Welcher
Von Jhren G. darumb Alhero gefchicket, von Eylfumer Syhll
nacher Aurick gefchicket, ein groffen Schnepell vnd Sieben
Mittelmeffige Zungen, Daruor bezahlet — g. 7 sch. 10 w.
Summa lateris & totalis 4 g. 6 sch. 10 w.
4) Bl. 21 a Mitte: Wan Jch Auch in Vorigen beiden Jahren
keinPappyr berechnet, mir gleichwoll Aufferhalb deffen, Was
Jch von Andern Alfs Hanfen von Harle, vnd Guiliam Martini
gehabt, von Hanfen Mufch dem Embder Buchbinder Vor vnnd
nach, lauth deffen Vrkunden, mir deffen etzliche ryfs liefern
laffen, (Bl. 21 b) Sonderlich weill die Hebung und Einnahrab
der Muhlen vnnd Bier fteuhren in den beiden Jahren ein ohn-
faglich Pappir erfordert, vnnd dan gleichwoll Andern Ambt-
leuthen, deffen in Rechnung Paffirt wtirt. Alfs getrofte Jch
mich gleichfalfs vndertheniglich der Wollgeborner etc. Mein gne-
diger Graff vnnd Herr werde gnediglich geruhen, Dafs mir zuffl
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Weinigften in ermelten beiden Jahren difs weinige in Rechnung
Paffire vnd thuet daffelbe fich erftregken, meldung des Buch-
bindern Verzeichnufs 28 g. 8 sch. 10 w.
Am Ende der Seite die Revisionsbescheinigung: Calculirt
auff Gnediege ratification Jn Efens den 26. Martij An. (1)608.
Veith Knipheim.
Cafp. Moller.
Gottingen. Conrad Borchling.
IX.
Ein ostfriesischer Po6ta Laureatus.
Unter den von Johan Rist (Dichter der Gesange: „Man
lobt Dich in der Stille", „Werde munter, mein Gemiite", „0
Ewigkeit, du Donnerwort", Stifter des Elbschwanordens, Pastor
zu Wedel, Kaiserl. Pfalz- u. Hofgraf, Poeta laureatus) zum
Dichter etc. gekrSnten Personen nennt Detlefsen, Z. d. V. f.
Schlesw.-Holst.-Lauenb. Gesch. XXI (1891) S. 285 unter No. 62:
Creatione Poeticae H. Johann Hinrich Sterenbarch, Cum
donatione nobilissimae Armaturae von Embden biirtig, am
Tage Sophiae oder 15. Maij 1662. Detlefsen weiss weiter nichts
von diesem Manne (vgl S. 292). Dr. Ritter maoht mich darauf
aufmerksam, dass die Familie Stiirenburg sich friiher so ge-
schrieben haben solle, und weist mir daraufhin unsern P. L.
in Tiadens Gelehrtem Osfriesl. Ill (Aurich 1790) S. 68 Anm. 1
nach. Tiaden sagt unter der Vita des Hinrich Stiirenburg,
f 1680: Dieses Geschlecht hat sich in den altesten Zeiten
Sternborg geschrieben. Es fuhret auch einen Stern im Waapen.
Dieses unsers Stiirenburgs GrosVater hat, wie der grosse in
Sark ausgehauene Leichen - Stein auf hiesigem Kirchhofe gegen
die Cantors - Schule iiber liegend zeiget, sich noch Johann
Sternborg geschrieben, sein Vater schrieb sich Stiirenborg und
er selbst Stiirenburg. Ich finde auch, dass noch um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts sich noch einer Johann Hinrich
Sternberg geschrieben hat. Dieser muss ein Vaters Bruder des
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Ltippo Stttmborg, Sohn(!) gewesen seyn. Eine Juristische
Inaugural - Dissertation, welche dem Ftirsten Georg Christian
zugeeignet ist, bew&hret solches: Dissertatio Juridica inaogu-
ralis de Hereditatis Petitione etc. etc. Johannes
Henricus Sternberg, P. L. Cses. Frisius Orientalis
ad diem Junii MDCLXIII. — Franekerae ex officina Joh.
Wellens 1663.
Als Vierziger in Emden erscheint J. H. Sterenborg, Jur.
utr. Dr., 1673.
Gottingen. Conrad Borchling.
X.
Borkum und die Grdnlandsfahrl
Von Generalsuperintendent D. Bartels.
Es wird nun reichlich 50 Jahre her sein, aber noch heute
muss ich unwillktirlich lachen, wenn mir die verdutzten 6e-
sichter wieder einfallen, mit denen unser ein halbes Dutzend
munterer Burschen am Weststrande von Borkum aus den
schaumenden Wellen emporfuhren, denen wir soeben als alten
Bekannten in die ausgestreckten Arme gesprungen waren.
Mitten auf dem harten Badestrande glitten wir unvermutet
auf schlftpfrigem Boden hin und her, die uns nacheilenden Ge-
nossen stiirzten einer nach dem andern, so bald sie an die
Stelle kamen, und nach ein paar Secunden stand der ganze
Chor ein paar Schritt abseits laut lachend und zugleich mit
dem urkomischen Ausdruck einer Mischung von Ekel und
Gruseln auf den Angesichtern : einen entsetzlicheren Moder-
geruch, als so eben unter Wasser an der schlupfrigen Stelle
hatten wir noch nie versptirt! Wir wussten nicht, dass wir
uns an der namlichen Stelle befanden, wo den Herbst vorher
^ine ahnlich tragikomische Scene noch ungleich lauter sich ab-
gespielt hatte. In einer sttirmischen Herbstnacht des Jahres
1849 hatte ein beherzter Insulaner in dichter Finsternis den
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Strand abpatrouilliert, um zu sehen, ob es auch etwas be-
sonderes g&be, als er mit einemmal sich dicht vor einer
auf den Strand geworfenen schwarzen Masse befand, die ein
Schiffsrumpf zu sein schien. Auf sein Anrufen in alien ihm
zu Gebote stehenden Sprachen erfolgte keine Antwort, er ward
ganz gruselig, Gedanken an ein Wrack mit bereits todter
Mannschaft kreuzten sich mit solchen an den fliegenden Hol-
lander und wer weiss was fur unheimlichen Seemannsphanta-
sieen, bis er endlich sich ein Herz fasste und ein paar Schritte
durchs Wasser watend gang nahe herantrat, um womOglich an
Bord zu steigen — aber was war das ? Der Schiffsrumpf ftihlte
sich weich, schleimig und eisig kalt an, dass das Gruseln
vollig flberhand nahm und er im Begriff stand, die Flucht zu
ergreifen, als ein Augenblick Besinnens und ein geringer Licht-
schimmer durch die schwarz am Himmel dahinjagenden Wolken
das Ratsel aufklarten: es war ein toter Walfisch! Dies erkennen,
nachhauseeilen, leise, leise mit vertrauter Mannschaft und Ge-
ratschaft zuriickkommen war das Werk unglaublich kurzer
Zeit. Aber so verstohlen war es nicht ins Werk gesetzt, bei
dem fetten Fang den Vorsprung zu gewinnen, dass nicht feine
Spfirnasen doch etwas gewittert hatten. Noch bevor der Tag
graute, war alles auf den Beinen, selbst alte Miitterchen, die
noch einen Napf oder Tiegel disponibel machen konnten, nicht
ausgenommen, um an dem Gesch&ft zu participieren, so
schmierig auch ein Walfisch ist, und so reinlich ein richtiger
Borkumer. Nichts irgend brauchbares von dem Walfisch blieb
an der Stelle, und noch Jahre hernach fand sich hier ein Fuss-
schemel, dort ein Brett zum Abtreten vor der Thur, das wei-
land dem Knochengeriist unseres Walfisches angehort hatte.
Reste der ganzlich unbrauchbaren Abfalle aber waren es ge-
wesen, die, bei stark bewegter See wieder aus dem Sand her-
vorgeschlagen und stark in der Verwesung vorgeschritten,
uns Badende zu Fall gebracht und mit ihrem penetranten
Modergeruch schier aus dem Wasser gejagt hatten, w&ren die
Wellen nicht gar zu schon, und wir mit einigen Schritten aus
dem Bereich dieser abscheulichen Atmosphere herausgewesen.
Wo aber die Rede auf den Walfisch kam, ward bei unsern
Borkumern manche wehmiitige Erinnerung wieder lebendig an
entschwundene gute alte Zeiten, deren Zeugen noch die Ein-
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friedigungen mancher G&rten sind, die der Insel einen Teil ihres
eigentiimlichen, jetzt leider stark zusammenschwindenden1) Ge-
prSLges verleihen, sie bestehen eben aus in die Erde gerammten
aneinandergereihten Walfischrippen. Dass einer der Riesen des
Eismeeres der Harpune verfallen und doch dem Walfischjager
entronnen, tot an den Strand unserer Inseln geworfen wird,
ist zwar nicht unerhort aber doch selten; desto fleissiger ward
vordem das nSrdliche Eismeer von unsern Inseln, vornamlich
auch von Borkum aus, aufgesucht, und mancher riesige Wal
fiel den kuhnen und geschickten Borkumer Seeleuten zur Beute,
mancher von diesen fand seinen Tod in dem gefahrvollen
Treiben der gewinnversprechenden Gronlandsfahrt. So alt ist
dieselbe freilich nicht, dass wir versucht sein konnten, die
Umzaunung der Borkumer Garten mit Walfischgraten mit
einem unserer alteren ostfriesischen Geschichtsforscher auf alt-
germanische Sitte zuruckzufuhren und diese schon mit dem
ahnlichen Verfahren zusammenzustellen, welches Strabo von
den Ichthyophagen auf den Inseln des indischen Meeres be-
zeugt2). Die Gronlandsfahrt der Inselfriesen datiert friihestens
vom Anfang des siebzehnten Jahrhunderts und gewann erst
um die Mitte desselben einige Bedeutung. Die Hollander,
durch ihre kiihnen Nordpolfahrer Barends, Heemskerk u. a. auf
die Gefahren wie auf die Schatze des nordlichen Eismeeres
aufmerksam gemacht, betrieben seit 1614 mit Eifer den Wal-
fischfang durch eine eigens dazu privilegierte „Noordsche
f) [Um einen Anhalt fur die Beteiligung der Borkumer am Wal-
fischfang zu gewinnen, hat unser Mitglied, Herr Apotheker Bakker in
Borkum, die Freundlichkeit gehabt, einmal die noch jetzt vorhandenen
Walfischkiefer zu zahlen und etwa 620 gefunden, obgleich die Zahl
sich nicht genau angeben lasst, da manche in Garten und Wallen ver-
borgen liegen. Die schlanken, schwertartigen Walfischrippen sind jetzt
vollig verschwunden, sie sind grosstenteils an Badegaste verkauft
worden. Herr Pastor Houtrouw, der 1863—1867 die Borkumer Pfarrateile
verwaltet hat, erganzt das Obige durch die Mitteilung, dass die Walfisch-
rippen ein Geschenk an die Kommandeure und, wo sie ein Haus um-
zaunt hatten, das Merkmal einer Kommandeurs-Wohnung gewesen seien.
Eine solche war auch die alte Pastorei, die noch zu seiner Zeit mit
Walfischrippen eingefriedigt war. Anm. der Red.]
s) Wiarda, wenn ich irre, in einer seiner alteren Schriften hat die^
Mutmassung geaussert, ich kann dieStelle nicht gleich wieder auffinden.
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— 317 —
Maatschappy", die sich aber 1642 auflfiste, um die GrOnlands-
fahrt privaten Unternehmem zu iiberlassen. Bis dahin be-
teiligte sich nur Hamburg an dem Walfischfang, nach der Auf-
losung der Noordsche Maatschappy regte sich der Unterneh-
mungsgeist auch in Bremen und in Emden: hier ward 1643
das erste Schiff der kurz zuvor begrtindeten „Gronlandischen
Compagnie" ausgesandt, und bald verfiigte dieselbe tiber eine
ganz ansehnliche Flottille, zu deren Bemannung Borkum ein
betrachtliches Contingent stellte, denn Borkum und Emden
hingen von Alters her zusammen, und obwohl die Bliite der
Emder Compagnie von nur kurzer Dauer war1), fand doch die
Tiichtigkeit der Borkumer Seeleute so viel Anerkennung, dass
sie fur die Hamburger und Amsterdamer Gronlandsfahrer ge-
suchte Kommandeure und Mannschaften blieben. Rasch hob
sich das Eiland zu einer bisher unbekannten Bliite; 1650 zahlte
man auf demselben 44 Hauser, etwa ein Jahrhundert spater
hatte sich die Zahl mehr als verdreifacht, eine amtliche Be-
schreibung von 1743 sagt: „Die Insel Borkum ist ziemlich be-
wohnt, indem darauf 147 Hauser gezahlt werden. Es fahren
von dort durchgehends 15 bis 16 Commandeurs Oder Capitans
der von Amsterdam und Hamburg nach Gronland oder der
Strasse Davids zum Walfischfang destinierten Schiffe, und tiber-
dem sind hier eine Menge anderer Schiffer, so auf die Ost- und
Nordsee wie auch nach Amsterdam, Hamburg und andern
Orten sich befrachten lassen." In den folgenden Jahren hob
sich die Insel noch mehr.
Mit der GrSnlandsfahrt kam unter samtliche Inselfriesen
ein machtiger Schwung. Zur Zeit wo der Walfischfang am
eifrigsten betrieben ward, sollen von den nordfriesischen Inseln
uber 3 000 Mann auf die Gronlandsfahrt gegangen sein, von der
Insel Fohr allein gegen 1500; Borkum wird damals sein Kon-
tingent mit 150 — 200 Mann gestellt haben, jeder Kommandeur
hatte 30—40 Leute unter sich, zu welchen er mit Vorliebe
seine Angehorigen und Inselgenossen2) wahlte vom 12 bis
') vgl. jedoch unten S. 324 ff.
*) [Wie heutzutage auf den Herings-Loggern scheinen aber auch
auf den Walfischfangern die „Lippskeru (Westfalen, namentlich aus
Lappe-Detmold und vom Steinhuder Meer) einen grossen Teil der Mann-
schaft ausgemacht haben, 8. u. S. 319. Anm. der Red.]
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— 318 —
14jfthrigen Knaben bis zum 66, 70j&hrigen Greis. Gegen Ende
April pflegten die GrOnlandsfahrer meist nach Amsterdam und
nach Hamburg aufzubrechen und im Juni Spitzbergen zu er-
reichen. Dann entspann sich in der menschenleeren Oede des
Nordens bis gegen Ende August ein gesch&ftiges Treiben. Alle
an dem Walfischfang beteiligten Nationen hatten dort ihre
Etablissements, deren Mittelpunkt auf Spitzbergen die mit dem
bezeichnenden Namen „Smeerenburg" belegte Thransiederei
war; ftir Nordfriesen, Ostfriesen, Westfriesen ein gemeinsamer
Sammelpunkt, wie ihn in ihrer Art vor Alters die Land-
tage bei Upstallsboom dem zersplitterten Volksstamm kaum
in solchem Umfange dargeboten haben. Die Inselfriesen bilde-
ten so tiberwiegend die Bemannung der von Holland und den
Hansastadten ausgesandten Schiffe, dass eine Ecke von West-
spitzbergen den Namen „Neufrieslanda erhielt. M&chtig wurde
da unter den riesigen Bewohnern des Eismeers aufger&umt;
Hamburg entsandte durchweg etwa 50 Schiffe, Holland drei bis
fiinfmal so viel, welche in der ersten lohnendsten Zeit jahrlich
1500 bis 2000 Walen das Leben kosteten. Nach und nach
wurden die Tiere der Gefahr inne und zogen sich von ihren
bisherigen Tummelpl&tzen, der Insel Spitzbergen, Jan Mayen,
Nova-Zembla zuriick; seit 1686 nahmen sorgf<ige Beobachter
wahr, wie ganze Ztige nach Siiden schwaramen: der Fisch zog
sich um GrGnland herum in die BaflRnsbai, die Insel Disko
wurde mehr und mehr der Mittelpunkt ftir den Walfischfang.
Je scheuer die Verfolgten sich den Eisfeldern und der Kuste
zuwandten, desto gefahrvoller wurde ftir die Verfolger der
Fang; von den ausgesandten Schiflfen gingen nicht selten 5%
und dartiber verloren, vom Eise umzingelt und durch Eisberge
zermalmt; verh<nism&ssig zahlreiche Opfer fanden ihr Grab
in den Wellen des Eismeers und auf dem „Doodemanslanda in
der nebelumhttllten Stiderbai von Spitzbergen. Wftren die
Borkumer GrSnlandsfahrer und ihre Nachkommen auf der Insel
wohnen geblieben, so wtirden die von dortigen Kommandeurs
gewiss so gut wie von manchen Amelandern, Syltern, Foh-
ringern usw. gemachten Aufzeichnungen1) manches denkwtirdige
0 Ueber die GrSnlandsfahrt der Inselfriesen giebt Hansen, Chronik
der friesischen Uthlande, 2. Aufl. Garding 1877, ausflihrlichere Nachricbten?
besonders S. 126 ff, 144 if, 156 if; die Schrift eines hollandischen Komman-
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Erlebnis aufbewahrt haben, sp&teren Zeiten ein anschauliches
Bild ihrer Miihen und K&mpfe, ihrer Freuden und Trtibsale; —
es ist nichts auf uns gekommen als hin und wieder eine meist
dtirr und diirftig genug ins Todtenprotokoll der Inselgemeinde
eingetragene Nachricht1), hinter ihr ist freilich ergreifend ge-
nug das Wehklagen zu erkennen, das die H&user des Eilands
fiillte, wenn statt der sehnlich gehofften Wiederkehr von 30,
40 und mehr AngehOrigen der Gemeinde jegliche Kunde aus-
blieb, oder wohlbehalten Heimkehrende die Todesnachricht der
hoffnungsvoll mit ihnen Ausgezogenen zuruckbrachten oder die
verwaiste Habe von Verungltickten, mitunter auch den wochen-
lang aufgeborgenen verpichten Sarg eines AngehOrigen, dessen
letzten Wunsch zu er fallen die Treue des Seemanns sich keine
Mtihe und Gefahr zu viel sein liess: er mochte nicht in der
Dodemannsdelle von Spitzbergen seine letzte Ruhest&tte finden,
deurs Zorgdrager fiber den Gegenstand ist mir leider nicht zu Gesicht
gekommen, sie durfte auch Uber Borkum und seinen Antheil an der Fahrt
noch weitere Nachrichten enthalten. [Herrn Apotheker Bakker in Borkum
verdanken wir die Kenntnis eines dem F&hrschiffer K. Gerhards gehorigen
gedruckten SchifFsjournals v. J. 1786, das der Kommandeur Marten Mooy aus
Amsterdam 1787 verdffentlichte und das ein anschauliches Bild von den
Gefahren des Eismeers bei Spitzbergen und von dem frommen Sinn der
Schiffer giebt ; in der Mannschaftsliste (Munster-rol) werden keine Borkumer,
wohl aber Nordfriesen, von der Insel F6hr, und Westfalen, z. B. Jan
Boekwinkel, Christiaan Strooper, Gerrit Boekwinkel von Osnabruck, Barent
Hul8kamp van Munsterland, Frans Smit, Coenraad Denike, Joh, Fiirsten-
hof v. Pruysminne (Preussisch-Minden), Willem Kulling von Hessen (aus
der Gegend vonRinteln?) erwahnt. (Omstandig journal van de reize naar
Groenland, gedaen door Commandeur Maarten Mooy met het Schip
Frankendaal te bekomen te Amsterdam by David Weege, Boek-
Terkoper in de Kalverstraat 1787. Anm. der Red.]
') [In dem alten Hypothekenbuch der Insel Borkum hat Herr
Amtsrichter Richard vorne einen Brief des Schulmeisters Cornelius Alberts
an den Rat und Amtsverwalter W. F. von Halem in Greetsiel vom
29. Juli 1772 eingeheftet gefunden, der folgenden Passus enth<: BComman-
deur Gerrit Visser ist gestern von seine nach die Straat-Davids gethane
Reise Uber Amsterdam zu Hause gekommen, urn sich hieselbst ein paar
Tage aufzuhaltcn. Dass GlUck hat ihm wiederum ziemlich gedient, Er
hat 7 schwere Walfische gefangen und einen todten gefunden. Er ver-
langet Ew. Wolgeboron seinetwegen freundlichst und gehorsamst zu
begrUssen". Anm. der Red.]
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— 320 —
sondern neben seinen Angeh5rigen im Schatten (Jes Borkumer
Thurms.
Um die Zeit der beginnenden Grfinlandsfahrt richtete
kaum jemand auf Borkum seine Blicke so sorgenvoll in die Zu-
kunft wie Johannes Hermannus, der Pastor der Insel. Er sah
liber sein Eiland und das nachstliegende Ostfriesland, besonders
Emden, ein Zeitalter hereinbrechen, wo tippiges und hoch-
fahrendes Leben schwere Heimsuchungen durch Schiffbriiche,
LandeskalamitSLten und Kriegselend heraufbeschworen wiirde,
und sandte 1644 einige Briefe, wie ihm solches alles in Ge-
sichten und n&chtlichen Stimmen gezeigt worden sei, nach
Emden und anderen Gemeinden aus. Es waren die Zeiten der
dreissigj&hrigen Kriegsnot und dieselben Jahre, in welchen der
Mystiker Giftheil unheilverkundend Deutschland, Holland und
England durchzog und u. a. auch in Aurich unter dem Namen
„Der Kriegsfiirst des Herrna nicht ohne Eindruck zu machen.
seine Stimme erhob und seine Schriften ausgehen liess, mit
welchen die Sendschreiben des Borkumer Pastors verwandten
Inhalts gewesen zu sein scheinen1). Wenn Johannes Hermannus
mit seinen sonst ja durch die Zeitl&ufe nahe genug gelegten
») Von den bei J. J. Harkenroht, Nieuwjaarsvloeds Kort verhaal
S.507 erwahnten Druckschriften und Sendschreiben des Pastors Johannes
Hermannus ist wohl nur noch durch miindliche Ueberlieferung der all-
gemeine Inhalt bekannt. Dass Harkenroht im Cdtusprotokoll uber ihn
mehr gelesen, diirfte ein lapsus memoriae sein; mir ist wenigstens allein
im Emder Kirchenrathsprotokoll vom 18. Febr. 1644 die kurze Notiz vor-
gekommen: „Jst goed unde noedig gefunden, wegen des briefefs so der
Pastor toe Borckum Johannes alher an die Predigere gesonden, inholdende
eine gesichte demselvigen geschehen, denselvigen door einen brief, so
Dom. Petrejus vorfertigen woll, toe versoeken, um eerstes dages overto-
komen unde daarover examineret unde daarover in Persoen gehoert to
mogen worden," — von seiner Ueberkunft und der weiteren Verhandlung
wird nichts angegeben. Ein Zusammenhang mit den kurz vorher-
gegangenen Kundgebungen, des „Kriegsfursten des Herrna (so bezeichnet
und unterzeichnet sich eben Giftheil) ist um so wahrscheinlicher, da
dessen Auftreten in Ostfriesland nachweisbar Eindruck gemacht und
er auch mit Geistlichen des Landes in Verbindung gestanden hat Vgl-
die Mittheilung von Herquet „Das Bluteis in Aurich 1641 u (Miscellen wr
Gesch. Ostfriesl. S.38n°.), der freilich Giftheil nicht in dem .Kriegsfursten*
erkannt hat, und Gottfried Arnold, Kirchen- u. Ketzergesch. Ausg. v
1729 Thl. IH S. 100 ff. 103.
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— 321 —
Sorgen den Einfluss der GrSnlandsfahrt auf seine Inselgemeinde
im Auge gehabt hat, so hat er zum Gliick far diese sich ge-
irrt; die Gronlandsfahrt hat sich vielmehr auf Borkum ebenso
wie auf den nordfriesischen Inseln als eine tiichtige Schule des
Lebens erwiesen. Die miindliche Ueberlieferung weiss zwar auch
auf Borkum wohl von Fallen zu erz&hlen, wo das auf der See
von den M&nnern miihsam Erworbene daheim von Weibern in
Tragheit und Flatterhaftigkeit verzehrt, oder wo der Gewinn
des Sommers im Winter verjubelt sei. Solche Auswiichse
kommen ja tlberall vor, wo eine seefahrende BevOlkerung wohnt,
besonders wenn sie mit den Versuohungen und demoralisiren-
den Einfltlssen grosser Stadte inBenihrung kommt; auf Borkum
haben ausserdem im Zeitalter der Gronlandsfahrt manche aufs
Eiland verschlagene Existenzen problematischer Art ihre Rolle
gespielt, von denen man noch spslter zu erzahlen wusste, be-
sonders der „malle Graaf" von Rottum und seine Genossen1).
Allein die Grftnlandsfahrer waren im oden Eismeer mehr als
andere dem Einfluss der Hafenstadte entzogen und bildeten
umgekehrt einen schtitzenden Damm gegen daheim auftauchende
ubermiitige und leichtfertige Elemente. Was die reichlicher
fliessenden Quellen tiber die nordfriesischen und westfriesischen
Inseln berichten, findet fiir Borkum an den sp&rlich erhaltenen
Daten doch hinreichend Bestatigung, und danach haben wir
tms die Grflnlandsfahrer tiberwiegend als ernste, wenig welt-
gewandte aber praktisch ttichtige Leute vorzustellen, die sich
durch schlichte aber in ernster Schule des Lebens erworbene
Religiosit&t, strenge Rechtlichkeit, treue Kameradschaft, Mild-
thatigkeit gegen Arme und vor allem durch ausgepragten
Familiensinn kennzeichneten. Gab es an Bord mit dem Fang
oder nach dem Fang in der „Smeerenburga nichts zu thun, so
wussten sie sich zu besch&ftigen. So sind z. B. die jetzt noch
einzeln, frtiher reichlich, auf Borkum wie auf Ameland und
den nordfriesischen Inseln anzutreffenden geschnitzten Banke
») Ausser beiHerquet, Die Insel Borkum, Emdenl886, S.103, 96 ff.
sind tiber diesen „mallen Graf en" und sein Treiben Nachrichten mit-
geteilt an einer Stelle, wo man sie schwerlich suchen wiirde, bei
Westerhoff, de Kwelderkwestie nader toegelicht (Groningen 1844)
S. 112 und aanteekeningen S. 128 ff. Not. 160; er hauste auf Rottum
von 1707 bis 1731.
Jahrbnch der Gesellsch. f. b. K. a. vatorL AltertQmer za Emdon, Bd. XIV. 21
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vor den Betten, geschnitzte Truhen, Plattbretter (Mangelbordjes)
und dergleicben geschnitztes Holzwerk mehr zum ansehnlichen
Teil an Bord der Grflnlandsfahrer gearbeitet zum Mitbringen
von der Reise, wahrend die Rippen und Kieferknochen der Un-
gettlme gern mitgenommen wurden, um daheim zur Umz&unung
des Gartens zu dienen. Das Schiff auf der See und das be-
scheidene, aber gemtitlich, jede Kommandeurswohnung nach
demselben Zuschnitt wie die anderen, eingerichtete Daheim
auf der Insel war ihre Welt fiir sich, in welcher sie fiir die
Entbehrungen des oden Nordens Entsch&digung suchten und
fanden, um w£hrend der Wintermonate ftir neue Arbeit und
Gefahr sich zu riisten, und ihren bescheidenen Bedarf an see-
m&nnischen Kenntnissen zu sammeln und zu mehren sich be-
fleissigten. Meist fuhren sie nicht auf feste Monatsgage.
sondern auf Anteil am Gewinn ; da gab es denn Jahre, wo ein
Schiff 3, 4 Wale und mehr erlegte, dann hatten sie ihr reich-
liches Einkommen und ertibrigten etwas, es kamen andre, wo
auf jedes Schiff ein Fisch kam oder nicht einmal einer, und
•dann kam es knapp aus. Neben dem Eismeer selbst scheinen
sie den Krieg und das Kaperwesen als ihren Hauptfeind ge-
furchtet zu haben, zumal die deutschen Schiffe auf der See
keinen Schutz durch eine deutsche Flotte, und, wenn sie auf-
gebracht waren, bei den englischen und franzosischen Prisen-
gerichten keinen Fiirsprecher hatten, der allenfalls auch mehr
als gute Worte aufzubieten vermocht h&tte. Bei dem alien
und aller Wechself&lle imgeachtet blieb die GrSnlandsfahrt f&r
Borkum eine Quelle bescheidenen und zufriedenen Wohlstands
etwa 150 Jahre lang.
Bis zum Jahre 1782 behauptete sich der Wohlstand der
Insel; damals sollen 30 Kommandeure dort gewohnt haben
und eigentlich Arme wenig vorhanden gewesen sein, welche
dann von den wohlbehalten heimkehrenden Kommandeurs mit
dem tibriggebliebenen Schiffsproviant so ausk5mmlich versorgt
wurden, dass die Armenkasse von den ihr freiwillig zugewende-
ten Gaben noch iibrig behielt und damals 2000 Gulden auf
Zinsen hatte. Aber vom genannten Jahre an datiert man den
Niedergang der Gronlandsfahrt auf Borkum und den Verfall
der Insel tiberhaupt. Im Herbst 1782 verungliickten vor der
Elbe drei Gronlandsfahrer, deren Kommandeurs nebst dem
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grossten Teil der Mannschaft Borkum angeh6rten: sie liessen
an 50 Witwen und Waisen zum grossen Teil in Diirftigkeit
zuriick. Ein ebenso harter Schlag traf im folgenden Jahre die
von Holland ausfahrenden Kommandeurs ; es war Krieg mit Eng-
land ausgebrochen : samtliche Borkumer wurden von den Eng-
landern aufgebracht, fiber ein Jahr lang gefangen gebaltenr
und ihre Schiffe condemniert. In dieselbe Zeit fallt ein
schwerer Schaden, den die Insel selbst erlitt, indem die West-
dtinen „ubersetztena, d.h. durch Verstaubung die Garten und
H&user, welche ibnen zunachst lagen, bedeckten und zum Teil
vollig verschfltteten. Von der Zeit an zogen viele von der
Insel weg, meist nach Hamburg und Altona, unter ihnen sollen
gerade die Wohlhabendsten und die tiichtigsten Seeleute sich.
befunden haben. Einen volligen Ruin brachte die Franzosen-
zeit. Die wohlhabenden Einwohner von Borkum hatten
grosstenteils ihre Kapitalien auf Hauser in Hamburg und
Altona eingetragen; gerade diese Hauser wurden 1813 bei der
Belagerung Hamburgs ruiniert; andere, welche ihr Geld in
Schiffsportionen angelegt hatten, wurden durch Kaperei und
durch die Continentalsperre zu Grunde gerichtet, noch andere
batten ihr Eriibrigtes in holl&ndischen Staatsobligationen an-
gelegt und verloren das Ihrige durch die mannigfaltigen Mani-
pulationen im hollandischen Staatsschuldenwesen der bona-
partischen Zeit. Was sie aber auf der Insel selbst hatten.
wurde ruiniert durch Einquartierung von franzosischem Militar
und Schanzarbeitern, die durch Requisitionen bei den Insulanern
unterhalten werden sollten, und wenn man etwas von englischen
Waren oder Gerat bei ihnen fand, das sie durch Kauf oder
Erbschaft besassen, so ward es unter dem Vorgeben, es sei
„Contrebandea, weggenommen, als wenn die verodete Seefahrt
sie nicht langst brodlos gemacht hatte und unfahig, Contre-
bande zu kaufen. Es war ein Zustand trostloser Verarmung,.
in welchem das Eiland aus der Franzosenzeit hervorging; im
Frtthjahr 1818 berichtete der damalige Pastor ans Consistoriumr
„Wenn die Vorsehung diesen Winter einen strengen Frost
und keine HSLringe gegeben hatte, so waren hier mehrere
Personen vor Hunger gestorben. Denn es giebt hier mehrere
Familien, die, wie mir versichert worden, des Morgens, Mittaga
und Abends nichts als Haringe gegessen haben, und im jetzigea
21*
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Augenblick werden Kohl, Rtiben, Wurzeln, die man, urn Samen
zu Ziehen, in der Erde gelassen oder gepflanzt hat, gestohlen,
wie auch neulich gesetzte Kartoffeln des Nachts aus den
Garten wieder aufgescharrt und geraubt, wahrscheinlich am
den Hunger zu stillen". So erging ein ganzes Menschenalter
hindurch eine Heimsuchung nach der andern tiber das Eiland,
und die Umz&unungen aus Walfischrippen, welche eine Zeit
des Wohlstandes als Denkmaler seemannischer Gefahren und
Erfolge errichtet hatte, iiberschauten die verMeten Garten und
Wiesen schier wie Leichensteine einen Friedhof.
[Zu S. 317 Anm. 1. Einige bisher unbenutzte Notizen uber die
Emder Gronlandsfahrt, die zeitweise von mehreren Kompagnien
betrieben sein muss, enthalt das „Entfancka-Buch des Gasthauses von
1637—1674:
1646 August 9. de Hopman Hessel Budde brenget in so de
rederen van deGroenlantsche Compannij
vnsen armen gegeven hebben .... f . 50
1648 Sept. 17. Die Participanten der „Groenlantsche
Compagnie8 geben f . 50
1656 Mai 6. Q.(uartiermeister) Hindrik Luers Brenget in soo
die Groenlantse Compagnie onsen Armen
vereeren daer Harmen Hindriks Kuper
Commandeur op is f . 33. 7
(Hier ist gewiss eine Kompagnie gemeint, die sich fur nur ein
Schiff gebildet hatte.)
1656 Mai 27. Noch heeft die Groenlantsche Compagnie
genaemt die Leu we onsen Armen vereert . f . 40
1666 Aug. 6. Ontfangen van een Harpenier van de Olde
Groenlantse Compagnie onse Armen ver-
eert f. a 7. 5
1665 Aug. 12. Olderman Jan Frericks Brenget in soo de
Olde groenlantse Compagnie onse Armen
vereeren f . 50
1666 Jan. 27. Olderman Q. Wolter Dirks Brenget in ont-
fangen van Cornellis Davids Holstein
wegen het schip die Jonas soo op Groenlant
vaert aen onse Armen vereert .... f . 25
(Aus dem Vorstellungskreise eines GrSnlandfahrers entstammt ge-
wiss auch das schdne alte Relief, das den aus dem Walfisch ans
Land geworfenen Jonas darstellt, an dem Hause Gr. Faldernstr.
No. 42, jetzt abgebildet in der Hafendenkschrift S. 27.)
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— 325 —
1666 Febr. 17. Olderman Q. Wolter Dirks Brenget in soo
ontfangen van Peeter Davids Hoi stein soo
haer groenlantse Compagnie onse Armen
vereeret van her jongste Voyages . . . f. 60
1657 Febr. 6. Hop: (Hopman) Tooede Reins Brenget in soo
ontfangen van Peeter Davids soo haer
groenlantse Compagnie onsen Armen ver-
eert hebben f . 36
1657 Febr. 15. Gelykfals soo de groenlantse Com-
pagnie van het Schip de Jonas onse Armen
vereert hebben f . 20
1667 April 10. Noch brenget in soo de Groenlantse Com-
pagnie van Harmen Cuper Commandeur
onsen Armen vereert f . 30
1657 April 18. Lut: Dirk Garbrants Brenget in soo de
Groenlantse Comp. van Commandeur
Jurgen Cornellis Backer gegeuen hebben . f. 20
1668 Aug. 1. Hop: Tode Reintzs Brenget in soo ontfangen
van de Groenlantse Comp. van Harmen
Kuper aen onsen Armen vereert" ... f . 20
Noch brenget in soo entfangen van de Groen-
lantse Comp. van de Golden Leuw aen
onsen Armen f. t&
(Vielfach erscheinen in dieser Zeit auch einzelne „Schippera
(Kapitane) mit Gaben von 10, 15, 16 Gulden nach „gedaene groen-
lantze Reyse8.)
1659 Sept. 4. „Borrefelt Brenget in soo Harmen Cupers
Participanten onfs Armen van syne Godt loft
gedhane Gronling. (!) Reifse vhorehret* . f. 17
1660 Febr.5. Die ^Groenlantse Compagnie die Jonas"
giebt f . 27
1660 Febr. 12. Commandor Petter Tonnis vrinden..
van syn Goedt loft gedhaene Groenlantze
Reifse f. 36
1660 April 23. Lut: Dirk Garbrantz brenget in soo Com-
mandor Petter Tonnis onfs Armen vdt
Mildadicheit vherehrt8 f. 2. 14
1660 August 26. Companij van Commandor Abraham
Harmens van zijn Groenlantse Reifse . . f. 18. 18
Herr Generalsuperintendent D. Bartels weist ferner auf die Nach-
richten in derKleinen „Chronyk of beknopt verhaal" etc. hinter dem op-
regten Emder Almanach z. B. von 1809 hin:
1643 is de Groenlandische Compagnie te Emden gestigt |
en van daar de eerste Togt op de Walvischvangst gedaan.
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— 326 —
1657 den 9 & 10 August Zyn vier Groenlandsvaarders te
Emden binnen gekoomen | Zijnde de vijf overigen | die van de
Compagnie in deezenJaare waren uitgerust | in May in'tYs vergaan.
1668. In August zyn tien Emder Groenlandsvaarders wel-
geladen aldaar gearriveert, waaronder Hopmann Eli as Duifs Schip
met tien Vifsen was.
1660 denlSAugust zyn vyftien Emder Groenlandsvaarders
aldaar behouden binnen gekomen.
(1705 in de Maand Septbr: is er een Vloot van 95 Hollandsche
Groenlands Vaarders de Eems opgekomen end voor Delfziel ten
Anker gegaan.)
1741 hebben Krull en . . . Wichman te Emden . . . Scheepsbouwery
opgerigt | gelykwys ook d.'HnSecretaris Haykens een Groenlands
Vaarder uitgerust die hem in't volgende Jaar 6 Walvissen binnen
bragte | het welk te Emden in veele Jaaren niet gebeurt was.
1743 d. 7. April hadde men hier te Lande een sterken N, W. Wind
waarby evenswel geen sonderlinge echaade voorviel als dat de Groenlands
Vaarder van de Hr: Secretaris Heykens onder Borkum op strand
kwam te sitten. '
1755 Den 12 Aug. kwam aldaar ook binnen het Schip | de Unie |
met zeeven Walvissen van Groenland.
Ein Sohn des obengenannten Stadtsekretars und Rheders Dr. jur.
MentetHaykens, eines planereichen und ausftihrungslustigen, viel-
seitigen Mannes (er war u. a. auch Schriftsteller und Munzsammler und
stand durch Verwandtschaft den Harkenrohts nahe), der 1748 infolge
eines schlimmen Prozesses Emden verlassen musste, spater aber ala
„Pensionaris des collegie des landes van den vryen* (des .Franc* «u
BrGgge) in den Niederlanden wieder eine nicht unbedeutende Rolle spielte,
war der Verfasser der dem Emder Magistrat gewidmeten ^Dissertatio
juridica inauguralis de Derelicto, in specie de navi in mari glaciali
naufragio rupta, a vectoribus abdicata et ab alio inventa* (Frane-
querae 1747), Haico Hay ken 8, Embda Frisius Orientalis. Die ausser
der Widmung und Gluckwunschgedichten von W. F. S. von Burmania,
J. G. a Burmania, E. a Burmania, seinem Jugendfreunde Johannes
Wermelskircher, S. Nauta, W. Wyngaerd und C. G. Beuch 25 Quartseiten
umfassende Abhandlung knupft an den konkreten Fall an, dass ein am
31. Mai 1745 mit vielen andern bei Gronland verungiacktes und unter
dem 81. Grade von seinem Kommandeur (magister navis) mit der Mann-
8chaft verlassenes Amsterdamer Schiff 10 Tage nachher von einem Emder
Kapitan (a Gubernatore quodam navis Embdanae) gefunden, unter
grosster Gefahr nach der Magdalenen-Bai in Gronland geschleppt, dort
aii8geladen und die Ladung mit einem Teile der Schiffsausrflstong nach
Emden gebracht worden war, worauf der Amsterdamer Rheder (Patronos)
bei dem Rheder des Emder Gronlandfahrers — dem Vater des Verfassers? —
auf die Halfte der geborgenen Guter Anspruch erhoben hatte.
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— 327 —
Ein aus der alien Emder Kaufmanns-Familie Bouman herrfihrendes
Oelgemalde, das einen Emder Grdnlandsfahrer aus der Zeit Friedrichs
des Gr. darstellt, wird im Hause der Frau Kommerzienr. Y. Brons (f am
2. April 1902) Terwahrt.
Weiteres uber die Emder Grdnlandsfahrt in der Hafendenkschrift,
Erlauterungen S. 16, wo manches dem Manuskripte der obigen Mitteilungen
entnommen worden ist. Anm. der Red.]
XI.
Der MQnzfund bei Norden1).
Im Mai 1900 wurde auf dem Terrain der Norder Eisen-
hfltte beim Ausheben einer Baugrube eine 12 cm lange kupferne,
patronenfOrmige RShre mit Deckel gefunden, welche 108 Silber-
mflnzen2) enthielt. Unter diesen fanden sich 14 Wittenpfennige
von Widzeld torn Brok, sowie ein halber Flindrich von Udo
von Norden. Von
Widzeld torn Brok 1381—1399
war bislang nur eine kleine SilbermOnze bekannt, die ich in
einem Convolut neuerer Munzen bei einem Privatsammler ent-
deckte. Das Exemplar ist in der Zeitschrift f. Num. VI. S. 104
beschrieben8).
Nun ist durch den obigen Fund ein neuer Typus hinzu-
gekommen, der s&mmtlichen 14 Expl. gemeinsam ist; die Vorder-
seite zeigt den torn Brok'schen fusslosen Adler, die Rilckseite
ein von 4 Kronen umstelltes Kreuz im Perlenkreise. Es sind
drei Stempelverschiedenheiten vorhanden.
») Zuerst verSffentlicht in der Zeitschrift fur Numismatik, XXm. Bd.t
S. 67, deren Herausgeber und Verleger, Herr Dr. Menadier und die
Weidmannsche Buchhandlung in Berlin, uns die Munzabbildungen freund*
lichst zor Verfttgung gestellt haben.
*) Von Philipp IV v. Frankr. 34 Tournosen, Ludwig X 5 dgl., Philipp V
28 dgL, Karl IV 7 dgl., 4 Stack contremarkierte bdhmische Groschen, von
Wilhelm von JGlich 3 Tournosen, Robert, Herzog v. Bar dgl., Johann HI
von Sayn 1 dgl., sowie je 1 Munze v. Diilken, Bacharach, Kiel, Coblenzt
Rimini, Brabant, Hennegau, Mailand, Anclam.
*) s. auch die Munzen Ostfr. I. Fig. 66.
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328 —
1) * WIDZALDI t KENISNA Rechts blickender Adler
ohne Fiisse. Rs. tt1) MONET A : DE : BROCA Kreuz im Perlen-
kreise, von 4 Kronen umstellt. (10 Expl.)
2) + WIDZALDI : KENISNA etc. Rs. * MONETA t DE
t BROCA etc. (1 Expl.)
3) Vorders. wie 2, Riicks. wie 1. (3 Expl.)
Interessant sind die 4 Kronen in den Kreuzwinkeln. Die
Miinzen Ritters Ocko I haben liber den Adlerfldgeln Punkte
oder Sterne, der Adler seines Sohnes Keno tr> in dessen
Siegel eine Krone auf dem Kopfe, auf seinen Miinzen sind die
Kronen durch Flttgelansatze angedeutet, der Bastard Widzeld
ist der erste. welcher die Krone im freien Felde aufweist, und
Ocko d. Jtingere endlich fiihrt sowohl den flagel- als den kopf-
gekrSnten Adler neben der freien Krone auf seinen Miinzen.
Nach dem 1391 erfolgten Tode seines Vaters war Keno
noch minderj&hrig, (iber ihn ftihrten seine Mutter, die quade
Poelke, sowie der illegitime Spross des Hauses, Widzeld, die
Vormundschaft. Mit letzterer ging bald auch die Regentscbaft
in Widzeld's Hande liber. 1398 lasst er sich die v&terlichen
Besitzungen von Herzog Albrecht v. Baiern zu Lehn tibertrag^i
und tritt damit nach aussen hin in die Rechte des regierenden
H&uptlings von Brokmerland ein. Mit der Uebernahme der
H^uptlingswiirde iibte er auch das Mlinzrecht aus, hat von
demselben jedoch nur kurze Zeit Gebrauch machen konnen,
da er bereits ein halbes Jahr spater in der Schlacht bei
Detern fiel.
«) Die Trennungszeichen entsprechen nicht genau dem OriginaL
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— 329 ^-
Mit den Miinzen des Hauptlings
Udo von Norden 1421—1433
hat uns 1877 der Goldfund zu Nordoog bekannt gemacht. Der-
selbe enthielt 13 Goldgulden Udo's in 5 verschiedenen Pragungen.
Silbermiinzen waren bis dahin von ihm nicht vorhanden. Der
erste halbe Flindrich, welcher zu Tage trat, fand sich 1898 in
dem Btickener Funde1). Dieselbe Mtinze war in dem Norder
Funde vertreten. sie misst wie jene 24 mm im Purchmesser,
hat aber ein Gewicht von 9,45 gr. (!). Wir haben also offen-
bar hier das Probe-Pr&gsttick des halben Flindrichs vor uns.
* VDONIS ♦ CAPITALIS # IN* NORDA LowenschUd im
Vierpass. Rs. * MONE - TA ♦ NO - VA ♦ NO - RDENS1 durchlaufendes
befusstes Kreuz, von den Norder Sternen umstellt.
Das Gepr&ge ist vorziiglich erhalten, der Typus der Vorder-
seite ahnlich den Ritter-Goldgulden Udo's2).
Udo war der Sohn des Mormerlander Hftuptlings Focko
Ukena. Er kam in den Besitz des Norderlandes durch seine
Heirat mit Hymba, einer Tochter aus dem alten Norder Ge-
schlechte der Itzinga^, und ftlhrt von diesem Augenblicke an
den Titel eines Hauptlings von Norden. Als solcher kommt
er jedoch voriaufig neben seinem machtigen Vater wenig oder
garnicht zur Geltung. Erst mit dem Jahre 1427 tritt er selb-
standig als „Ude to Norden hovetling" in die Reihe der tibrigen
Regenten ein8). Die Pragung der Mftnzen ist demnach wohl
in die letzte Halfte seiner Regierungszeit zu verlegen.
Tergast.
«) Beschrieben von Heye im Num. sphrag. Anz. No. 12.
*) Die Mftnzen Ostfr. I, Fig. 76.
*) Ostfr. Urk.-Buch No. 348.
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— 330 —
XII.
Der Name der Klunderburg in Emden1).
Von Sanit&tsrat Dr. Lohmeyer in Emden.
Schon Sfters fiel es mir beim Lesen historischer und
sprachwissenschaftlicher Werke, sowie bei anderen Gelegen-
heiten auf, dass das Wort ^Klunderburg* bislang keine zu-
treffende Erkl&rung fand. So erkl&rt Stttrenburg in seinem ost-
friesischen Wflrterbuche die Klunderburg als eine Burg, deren
Name mit dem Worte „klundern* in einer nicht zu ermitteln-
den Verbindung steht; — so bringt auch ten Doornkaat-Koolman
in seinem WOrterbuche der ostfriesischen Sprache dieses Wort
mit dem Worte „klundern* in Verbindung, weil es nach einem
frOheren Volksglauben in derselben „spuke und poltere", —
oder weil wegen der weitl&ufigen Bauart und vielen langen
Gftnge und Korridore in derselben jedes Ger&usch und jeder
Tritt oder Stoss nachhalle und ein weithin hallendes Ger&usch
oder Gepolter verursache; — und endlich ist in Emden noch
eine den Namen „Klunderburgtf betreffende Sage g&ngig. Nach
dieser sollen zwei Frftulein Knyphausen die Burg erbaut haben.
Da der grossartige Bau viel Geld kostete, soil man sie gefragt
haben, ob sie auch die zur Vollendung des Baues erforderlichen
Mittel bes&ssen. Schweigend h&tten sie dann eine Kiste ge-
holt, diese geschttttelt und dann gesagt: „ett kluntert noch:
t'sall wall langen !a Hiernach wftre die Burg ,die Klunder-
burg* benannt.
Dass diese und andere Erkl&rungen nicht zutreffend, viel-
mehr gezwungen und weit hergeholt sind, ist bei unbefangener
Erw&gung nicht unschwer zu ermessen. Schon der Umstand
berechtigt zum Zweifel an der Richtigkeit obiger Erkl&rungen,
dass das hochdeutsche Wort „spuken< im ostfriesischen Piatt
nicht „klunterna, sondern nspeukena, nsp6kena, heisst und ,klun-
terna dort niemals im Sinne von wspukena gebraucht wird.—
Auch Houtrouw halt die g&ngigen und gelaufigen Er-
klSrungen des Wortes wKlunderburga wohl nicht far aus-
reichend, denn in seinem Werke „Ostfrieslanda Bd. I p. 41 sagt
er: „Woher der Name nwKlunderburgaa (klundern, polteror
larmen), mag hier unerSrtert bleibena.
0 Zur Geschichte der Klunderburg vgl. oben S. 203 f.
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— 331 —
Dass die Altertums- und Sprachforscher eine ausreichende
und zutreffende Erkl&rung nicht fanden, ist vielleicht durch
den Umstand begrfindet, dass ihnen das in ihren Worterbachern
nicht vorkommende Wort „Kluntera entging; — entging, weil
dieses in der KrummhOrn allgemein bekannte Wort in Norder-,
Broekmer- und Auricher-Land und anderen Teilen Ostfrieslands
nicht gebrauchlich ist oder gebr&uchlich war.
Das Wort „Kluntera h&ngt mit dem Worte „klunteriga,
„kluntergtf, klobig, klotzig, plump, unformlich, zusammen,
welches gar nicht selten mit dem Worte „Steina in Verbindung
gebracht wird: „klunterige* Steine sind plumpe, unfGrmliche
Steine, und das Wort „Kluntersa bezeichnet also die klobigen,1
klotzigen, plumpen Steine, aus welchen in alten Zeiten Burgen,
Kirchen etc. hergestellt wurden und welche noch jetzt allerorten
in Ostfriesland anzutreffen sind. Eine Klunderburg ist mithin
eine aus Kluntern erbaute Burg. Urspriinglich mag dieses
Wort auch „Klunterburgtf geschrieben und gesprochen sein, bis
durch Umwandlung des „ta in „dtf durch den jetzigen Sprach-
gebrauch das jetzige Klunderborg entstand. Wird dieses fest-
gehalten, dann ist Klunderburg gleichbedeutend mit Steinhaus,
nur mit dem Unterschied, dass im ersteren Wort die Form
und Art der Steine hervorgehoben ist. Entsprechende Wort-
bildungen sind z. B. Marmor-Palais = marmorsteinernes Palais,
Steinhaus = steinernes Haus ; Klinkerstrasse = klinkersteinerne
Strasse usw.
In Larrelt werden noch einige H&usser, welche nordw&rts
vom Deiche und ostw&rts vom Orte liegen, „de Klunderb6rga
genannt. Es ist dies die Stelle, auf welcher Enno in. 1602
eine Burg (aus Klunders) und ein Lager errichtete. Reste von
ihr sollen, wie mir ein Augenzeuge berichtete, noch vor der
letzten Flut und unmittelbar an dem damals vorhandenen
Deich gestanden haben. — Houtrouw giebt 1. c. an, dass diese
Burg stldw&rts von Larrelt und an dem nach Logumer-Vorwerk
f&hrenden Wege gestanden h&tte. Dieses dtirfte wohl nicht
zutreffend sein, denn das dort gelegene Haus heisst jetzt
„Hoek van Loguma. Eine dritte allerdings sUdlich von Larrelt
gelegene Burg ist mit einem Teile Larrelts (Judenstrasse etc.)
in den Dollart versunken. —
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— 332 —
XIII.
Zur ostfriesischen Glockenkunde.
I.
Die grossere der beiden Glocken zu Nortmoor hat ausser
der bis jetzt bekannten Inschrift : Maria ik hete, dat kasspel
to Nortmoor het mi Iaten gheten. Anno mccccc unde IX, noch
folgende Inschrift mit kleineren Buchstaben unter der ersten:
rebertrs + weiarde + onniko + vockna + herr + toodena • memmo
• habena • iurian • adrien • bastiaen • bertolt • klinge • mi •
goeten • haet • goet • geve • siner • seilen • raet •
Aus dieser Inschrift ist eine Erganzung der bis jetzt fiber
die Glockengiesserfamilie der Klinges bekannten Nachrichten, wie
sie Grotefend im Ostfr. Monatsbl. Jahrg. 1878 S. 53 ff. gegeben
hat, zu entnehmen. Wenn man die dem Namen Klinge voran-
gehenden vier Namen vergleicht mit den auf der fruheren Fonte
von Canum vom Jahre 1506 angegebenen, die Harkenroht CLber-
liefert hat in der Form: „ Jasper Malghgher, Ghurian, Adrian
Ba . . . Bartolt Klinghe de mi gaten hata, so ist nicht zu ver-
kennen, dass dem bekannten Namen Bertolt Klinge hier wie
auf der Glocke von Nortmoor drei Namen vorhergehen : „ Jurian
(Jtirgen?), Adrian, Bastian", die als weitere Vornamen des
Giessers in Anspruch genommen werden mussen.
Ich vermute, dass diese beiden Inschriften auf einen
jtingeren Klinge hinweisen, der sich mit seinem vollen Tauf-
namen bezeichnet hat, um sich zu unterscheiden von dem immer
einfach Bertolt Klinge bezeichneten Meister, von dem nach
Grotefend Glocken aus den Jahren 1472 — 92 bekannt sindL
Nach der von Houtrouw (Ostfriesland I S. 248) angegebenen In-
schrift ist aber auch noch eine Glocke vom Jahre 1509, namlich
die zu Kirchborgum, von Bartolt Klinge gegossen. — Ausge-
schlossen ist nicht, dass der Meister Bartolt Klinge in den beiden
Gusswerken zu Canum und zu Nortmoor seinen Namen ab-
weichend von seiner sonstigen Gewohnheit vollstandig angegeben
hat. Jedenfalls ist die Deutung der Namen als Heiligennamen
ausgeschlossen, welche Grotefend S. 65 und Houtrouw I S. 444,
der Ba . . . zu Balthasar erganzt, angenommen haben.
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— 333 —
An der Vorder- und Rtickseite tragt die Glocke je ein
Relief: 1. Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm, neben ihr
der gepanzerte Georg, den Drachen tStend, und 2. Christus am
Kreuz mit Maria und Johannes rechts und links vom Kreuz,
letzterer durch ein Buch im Arm als Evangelist charakterisiert,
iiber dem Kreuz die Buchstaben: i n r i .
II.
Die kleinere Glocke zu Nortmoor ist an ihrer Vorderseite
bezeichnet mit einem grossen aus zarten Doppellinien gebildeten
Monogramm in der Form eines stilisiert gezeichneten A mit
einem kleinen Kreuz auf dem A stehend und einem an dem
Querstrich des A Mngend.
Friedlaender giebt im Jahrbuch I Heft 2 als Marke auf
einer Glocke zu Westerhusen das Zeichen J an und verweist
auf die Hausmarke des Peter von Kampen zu Emden, die auch
ein A mit daraufstehendem Kreuz, aber ohne Querbalken auf-
weist, indem er eine Beziehung zu der Glockengiesserfamilie
der Wou de Campis vermutet.
Nach dem Monogramm auf der Glocke zu Nortmoor
mochte sich vielleicht auch der Querbalken auf der Marke der
Glocke zu Westerhusen als durch besondere Zeichnung des A
hervorgerufen erweisen (cf. das A im Monogramm von Albrecht
Dflrer) und die Aehnlichkeit der Marke mit der Peters von
Kampen dadurch zur Identit&t erhoben werden. Oder findet
sich auch dort das an dem Querstrich des A angehangte Kreuz,
wie in Nortmoor?
An dem unteren Rande hat diese Glocke noch ein kleines
Zeichen, einen Doppelwinkel, der mit einem vorniibergeneigten
grossen lateinischen Z am einfachsten bezeichnet wird. Eine
Buchstabenform liegt aber diesem Zeichen nicht zu Grunde.
Im Uebrigen ist die Glocke ohne jede Inschrift.
Nortmoor. F r e r i c h s.
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— 334 —
XIV.
Ueber die Familie von Hoen.
Im Anschluss an die im vorigen Jahrbuch S. 244 ff. be-
findlichen Nachrichten iiber die Familie von Hoen mache ich
die Mitteilung, dass diese Familie auf der Munkeburg in Nort-
moor ansassig war. Das im Jahrbuch abgebildete Wappen
befindet sich auch an der Kanzel zu Nortmoor vom Jahre 1652.
Ueber demselben sind die Buchstaben eingeschnitten: E. V. E
C. M. V. D. D. d. i. Eylart von Hoen Christina Margaretha von
der Decken. — Aus den Kirchenbiichern von Nortmoor sind
iiber diese Familie noch mehrere Nachrichten zu entnehmen.
Danach ist Ewo von Hoen um 1632 verstorben. Seine Sohne
sind Jiirgen und Eilart. Letzterer wohnte hier und war zuerst
mit Kunegunde von Rhinen (sie lebte noch am 2. Febr. 1650)
und in zweiter Ehe mit Christina Margaretha von der Decken
f 27. Oct. 1671 verheiratet. Er starb als Major zu Stickhausen
am 8. Aug. 1679. — Seine Kinder sind Ewo Friedrich von Hoen
geb. im Marz 1650 und Katharina Elisabeth geb. um 1656,
f 13. Juni 1716 als verwitwete von Weyhe. Ewo Friedrich
wurde getraut am 3. Nov. 1698 mit dem Fr&ulein Christina
Sophia Dorothea von Kettenbergen (oder Kettenburg). Die
Kinder aus dieser Ehe starben sammtlich jung. Ewo Friedrich
starb am 23. Mai 1708. — Sein Nachfolger auf der Munkeburg
war Eylard Christian von Hoen, der sich 1718 mit Anna Maria
de Borg (oder Bernhards) verheiratete. Als Kinder aus dieser
Ehe werden ausser zwei jung verstorbenen Sohnen angegeben:
Friedrich Christian geb. 12. April 1718 und Anna Sophia
Christina geb. 20. Mai 1721. Eylard Christian von Hoen starb
im November 1728.
Die Munkeburg ging um 1735 in den Besitz der Familie
von Schatteburg iiber, und von da an sind Nachrichten fiber
die Familie von Hoen hier nicht mehr vorhanden.
Nach der von Herquet (Miscellen S. 177 f.) angegebenen
Jagdconcession ist schon der beriihmte Leerorter Drost Jiirgen
von Hoen 1534 Besitzer des Hauses Munkeburg gewesen.
Herquet nimmt dort irrtiimlich die Miinkeburg bei Oldersum
an, wogegen schon der Tenor der Concession: „ under Nort-
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moormer und Holtlander Klockenschlag tho jagen" streitet.1)
Der Tradition und dem Namen nach ist das Gut vorher ein
Klostergut gewesen (wahrscheinlich zu Barthe gehorig), und es
wird dort die nach Ubbo Emmius und Beninga im Jahre 1558
vom Grafen abgebrochene Kapelle up Noortmoer gestanden
haben. (Der Druckfehler Grelle bei Beninga S. 849 (Quartausg.
v. 1723) ist nach Ubbo Emmius, der sacellum schreibt, in
Kapelle zu verbessern.) Der Leerorter Drost hat offenbar, wie
andere grafliche Beamte, Gelegenheit gehabt und benutzt, in
den Besitz des eingezogenen Klosterguts zu kommen. Die 1826
abgebrochene Burg soil 1550 erbaut gewesen sein.
Die freie Jagd unter Nortmoormer und Holtlander Glocken-
schlag ist tibrigens nach einem gewonnenen und rechtskr&ftigen
Urteil de dato Aurich den 10. Nov. 1810 als Gutsgerechtigkeit
behauptet und erst in Folge der Gesetzgebung des Jahres 1848
abgelost worden.
Nortmoor. F r e r i c h s.
*) auch 8pricht er S. 232 selbst von der Jagdgerechtigkeit der von
loen im Amte Stickhausen.
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Siegel der Stadt Emden.
Tafel I
Fig. 1 Fig. 2
1127 1438
: Fig. 3
: 1442
Fig. 4 Fig. 5
1504 1631
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Siegel der Stadt Emden.
Tafel II
Fig. 1
1568
Fig. 3
19. Jahrhundert
Fig. 4
1899
Fig. 2
Ende des 17. Jahrhunderts.
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Tap.nr
WAPPEN DER STADT EMDEN
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— 337 —
XV.
Studi&n in Nederlandsche Namenkunde
door Johan Winkler.
Haarlem, bei H. D. Tjeenk Willink & Zoon. 1900.
Mit diesem Buche hat der Verfasser, der bewahrte Freund
unserer Gesellschaft, unsere Blicherei in sehr angenehmer Weise
bereichert, wie dies schon oft vorher mit andern Erzeugnissen
seines rastlosen Gelehrtenfleisses geschah.
Man hat bei Winkler einen grossen Vorteil, das ist der,
dass alles, was er giebt, auf griindlicher eigener Forschung be-
ruht und mit der grossten Gewissenhaftigkeit behandelt worden
ist. Man kann sich demgemass dern Genusse des Geboteneji mit
Ruhe widmen und gewinnt umsomehr Freude an diesen, an sich
ja nicht leicht zu behandelnden Stoffen, als der Verfasser dabei
noch iiber eine so anziehende Art der Darstellung verfugt, dass
sie, audi abgesehen von dem wissenschaftlichen Inhalte, den
Leser in angenehmer Angeregtheit halt. Der Verfasser hat sein
vorziigliches Erzablertalent frtiher schon einmal (1876) selbst-
standig in „Vier verhalen uit Friesland" wirken lassen. Hier
tritt es gleich in den ersten der sieben Abhandlungen, die das
Buch umfasst, „Spotnamen van steden en dorpen" an ver-
schiedenen Stellen wieder hervor ; so namentlich wo er erzahlt,
wie die Einwohner von Leeuwarden zu dem Spottnamen
„Galgelapperstf (Galgenflicker) und die von Dokkum zu dem
aGarnaten" gekommen sind. Die iiber den Leeuwarder Galgen
mitgeteilte kleine Schilderung ruft dem Leser lebhaft in die
Erinnerung zunick einen ausserst interessanten Aufsatz des
Verfassers, der seine Jugenderinnerungen aus Leeuwarden be-
handelt „Herinneringen uit den tijd der lijfstraffelijke rechts-
pleging". Man gewahrt daraus so recht den gewaltigen Urn-
schwung unserer Kulturverhaltnisse, namentlich mit Beziehung
auf das offentliche Strafverfahren.
Der Verfasser versteht unter Niederlandisch im Titel
seines Buches alles, was zum Niederdeutschen im sprachlichen
Sinne tiberhaupt gehftrt, also das Plattdeutsche, das Friesische,
Jahrbuch dor Ooaellsch. f. b. K. n. vatorl. Altortttraor ra Emdon, Bd. XIV. 22
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— 338 —
das Niederl&ndische und das Vl&mische. Er betont. dass ihm
als Westfriesen die westfriesischen Spottnamen am besten be-
kannt seien und dass sie daher auch den Hauptstoff zu diesem
ersten Aufsatze seines Buches lieferten, er bemerkt aber dabei,
dass abgesehen davon, die Westfriesen und neben ihnen die
Vl&minger sich ihrer am meisten bedienten. In Ostfriesland
seien ihrer weniger zu fin den; die er kennt, teilt er rait: z. B
De Potschieters van Emden, De Klokkedijven van Carolines
siel, De Voolenvangers van Hooksiel, De Poggen van Aurich,
De Bokhexen van Thunum, De Fleuters van Negenbargen. Mil
Beziehung auf den Emder Spottnamen fiihrt er folgendes Ge-
sprach aus „De Spaansche Brabander" des beriihmten Lustspiel-
dichters G. A. Brederoo aus dem Anfange des 17ten Jahr-
hunderts an:
Gerolimo: Van waar syde ghy?
Robbeknol: Van waar? Van Embden, God bettert.
Gerolimo: Ho, ho, een Embder potschijter. Wei zemers.
dat komt snel.
Robbeknol : Ja, ja, praet jy wat, d' Amsterdammers en
Brabanders kennen't oock wel1).
Der zweite Aufsatz, „Nederlandsche Namen in Frankrijk8,
ist so recht dem germanischen Vollgefuhle des Verfassers ent-
sprungen und zugleich inhaltlich ausserordentlich anziehend.
Erdreichkunde (um hier das treffende niederlandische Wort fifr
Geographie wortlich wiederzugeben), Volkerkunde, Sprachkunde
sind Lieblingswissenschaften der Germanen, sagt er ; die Ro-
manischen Volker beschaftigen sich mit ihnen wenig. Daher auch
ihre oft grundfalschen Ansichten auf diesen Gebieten. Daher auch
die vielen Vorurteile und falschen Ansichten der Franzosen z. B.
mit Beziehung auf die ursprtinglich germanischen und gliicklicher-
weise zum grossen deutschen Vaterlande zuriickgekehrten Lander
Elsass und Lothringen und auf alles, was damit zusaramen-
hangt. So bilden sie sich auch vielfach ein, Frankreich, Land
und Volk, sei ein Ganzes, franzosisch durch und durch, wie
Paris; ja selbst noch mancher Gau ausserhalb der politischen
Grenzen Frankreichs gehore nach Ursprung und Recht zu
letzterem, z. B. das wallonische Belgien, ja vielleicht das
') Ueber diesen Spottnamen der Emder vgl. u. S. 348.
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vISmische dazu und die franz6sischsprechenden Schweizer Can-
tone, um von Savoyen, Nizza und Corsica zu geschweigen, die
schon (von v61kerrechtlichem, erdreichkundigem und geschichts-
kundigem Standpunkte widerrechtlich) Frankreich einverleibt
worden sind. Wer auch nur die Anfangsgriinde der genannten
drei Wissenschaften kennt, weiss, dass es sich gerade um-
gekehrt verhalt, dass das franzosische Volk aus den ver-
schiedensten, keinesweges durchweg urspriinglich verwandten
Bestandteilen zusammengesetzt ist: aus Germanen nieder-
und hochdeutschen Ursprungs, Skandinaviern, Galliern, Kelten,
Basken usw. Das weiss der Sprachkundige aus der geaichten
franzosischen Biichersprache, noch mehr aus der Sprechweise
des Volks in den verschiedenen Gegenden Frankreichs that-
sachlich nachzuweisen, der Volkerkundige aus den Eigenttimlich-
keiten der Bewohner der verschiedenen Landesteile. In der
That bei dera Gelehrten oder dem auch nur aufmerksamen
Beobachter kann weder von einer in sich abgerundeten Sprache
noch von einem gleichmassigen Volkswesen durch ganz Frank-
reich die Rede sein.
Eine der sichersten Wegweisungen nach dieser Richtung
hin liegt in den Namen der Stadte, Dorfer, Weiler, Hofe,
Felder, Huge], Flusse, Wasserlaufe usw. vl&mischen, nieder-
deutschen, burgundischen, rheinisch-fr&nkischen, allemannischen,
gothischen, nordischen, keltischen, arabischen Ursprungs. Es
handelt sich nur darum, sie aus der franzosischen Ver-
basterung herauszusch&len. Dies Feld ist so dankbar fiir den
Forscher, wie es gross ist. Den Germanen wird es nattirlich
vorzugsweise treiben, germanischen Spuren nachzugehen, zumal
der Umfang des Stoffs doch zu einer Arbeitsteilung zwingt.
Dass Franzosisch-Flandern, wo die niederdeutsche Sprache noch
heutzutage lebendig ist, mit Diinkirchen, Hazebrouck, Greve-
lingen usw. germanisches Land und Volk ist, liegt auf der
Hand. Der Verfasser will sich dabei denn auch nicht auf-
halten, er geht gleich einen Schritt weiter nach Artesien
(Artois) mit den Stadten Kales (Calais), Boonen (Boulogne-
sur-Mer), wo die einst vlamische Volkssprache schon bis auf
einige Reste im Osten durch das „anmassendea FranzSsische .
verdrangt ist. Doch weist die ftanzSsiche Volkssprache in
Artesien noch zahlreiche Spuren des Vl&mischen auf. Vor
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allera aber stehen die Ortsnamen des Landes da, alsWahr-
zeichen des Germanentums seiner Bewohner. Da sind zunachst
einige Ortsnamen in der heutigen officiellen Schreibweise; sie
zeigen schon m. o. w. franzdsische Beeinflussung.
1. Ricmaringhen, Andinghen, Hervelinghen usw. Es sind
einfache Vaternamen (patronymica) im Ortsfall (locativns).
Das altgermanische h ist geblieben.
2. Bonningues, Peuplingue, Bessingue. Diese sind nichts
anderes als die ersteren, nur mehr franzosisiert.
3. Lottinghem, Trelinghem, Tatinghem usw. Dies sind
Abstammungsnamen mit der Beifuge hem = heim der Hocb-
deutschen, hiem der Friesen, heem der Nord-Niederlander, home
der Engl&nder, hjem der Norweger und D&nen. Eine lateinische
Urkunde aus dem 7ten Jahrhundert weist dies klar nach:
Tatingham heisst dort Tatinga villa, der Wohnplatz dei
Tatingen; ing (S&chsisch ink, Friesisch inga) bezeichnet die
Abstammung. Diese Form ist uralt germanisch. Weiter
kommen in Artesien noch germanische Ortsnamen mit an-
gehangtem tun oder thun u. a. Anhangen vor, z. B. Warinc-
thun, Alincthun, Olinctun. Dies thun ist das hochdeutsche
Zaun. Im HoMndischen und im Plattdeutschen bedeutet heut-
zutage tuin, tune zwar Garten, die urspriingliche Bedeutung
ist vom Umhegenden auf das Umhegte iibergegangen : allein hie
und da ist die erstere noch erhalten, so z. B. in unserm ost-
friesischen Volksreim
Aleit,
De wind, dij wait,
De molen drait,
De vos sit up de tune.
Im benachbarten England hat sich dieselbe Uebertragung
in etwas anderer Weise vollzogen: aus obigem tun, thun ist
ton, town geworden. Diese Ortsnamen mit tun, thun, ton am
Ende sind zahlreich in Artesien (dem friiher s. g. litus saxoni-
cum) und dem benachbarten England. Sie machten in der
That- bei den Angel-Sachsen etwa l/B aller Ortsnamen aus.
Bei den Germanen in den alten Sitzen der Angelsachsen in
Deutschland und den Niederlanden suchen wir sie aber fast
vergebens. Der Verfasser schliesst daraus auf eine n&here Bluts-
verwandtschaft zwischen den Sachsen in Artesien und England
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— 341 —
Weiter macht er darauf atifmerksam, dass in diesen Orts-
bezeichnungen die Abstammungsendung ink lautet, in denen
auf hen und hem aber ing. Nun ist ink die s&chsische Form,
ing die frankische, wie inga die friesische. Es liegt, nach dem
Verfasser, also nahe anzunehmen, dass die in Artesien ein-
gewanderten Germanen einerseits Sachsen und andererseits
Franken oder Friesen gewesen sind. Dass die tun- und hem-
Namen sowohl in Artesien wie in England durch- und neben,
einander vorkommen, ist nicht verwunderlich, wissen wir doch,
dass die Eroberer Englands sich aus Schw&rmen Sachsen,
Angeln, Jtiten (oder Nordfriesen) und Friesen zusammen-
setzten. Die genaue Uebereinstimmung vieler der aus Patro-
nymiken gebildeten Ortsnamen in Artesien und England, z. B.
in Artesien: in England:
Alincthun, Allington
Balinghem Ballingham
Elinghen Ellingham
Maninghen Manningham
hat einige Forscher vermuten lassen, diese Orte seien von den-
selben Leuten gegriindet worden, d. h. von Angehorigen derselben
Familie, die obigen also von den Allingen, den Ballingen usw.
Andere, englische Forscher, haben gemeint, Aus wanderer aus
den genannten englischen Orten nach Artesien h&tten dort in
Erinnerung an ihren englischen Heimatsort diese Namen wieder
aufleben lassen. Der Verfasser weist indessen darauf hin-
dass die Ansiedlung der Sachsen und anderer Niederdeutschen
in Artesien sehr alten Datums ist, zum Teil alteren als deren
Ansiedlung in England und meint, die Uebereinstimmung dieser
Ortsbezeichnungen erklare sich viel einfacher aus der All-
gemeinheit der ihnen zu Grunde liegenden Personennamen bei
diesen Stammen. Er nimmt als wahrscheinlich an, dass die
nordwestgermanischen Auswanderer, wegen der Schwierig-
keit, die ihnen lange Seereisen auf ihren kleineji gebrech-
lichen Schiffen1) boten, langsam so lange langs der Fest-
landktiste nach Westen drftngten, bis sie in Artesien aus
*) jKielen". Das friesische Wort BTjalk" (westfriesisch tejalk) ist
vollkommen dasselbe Wort wie „Kiela mit der friesischen Verwandlung
des k in tj (vgl. holi&ndisch kerk, westfriesisch tsjerke, englisch church,
ahnlich schwedisch kyrka, ausgesprochen tjdrka) und in der bei den
Friesen beliebten zartlichen Verkleinerungsform : kleiner Kiel.
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den uralten H&fen Kales und Boonen (Calais und Boulogne)
eine kurze Ueberfahrt nach England fanden, die sie indesseu
nur zum Teil benutzten, indem im Laufe dieser langsamen
Wanderung sowohl ein Teil unterwegs sesshaft geworden wai.
worauf zahlreiche Spuren von Sachsen, Friesen und Sueven in
Seeland und Flandern noch heute hinweisen, als in dem
schdnen Artesien zurtickblieb oder noch weiter die Kuste ent-
lang in die Normandie hineindrang. Von 500 n. Chr. und
frtiher an bis 1500 besetzten die Germanen Artesien und er-
klang ihre Sprache in dem ganzen Lande.
In der Normandie, in den heutigen Departements Calvados
und La Manche, findet sich im Jahre 843 ein Gau Otlinga
Saxonica erw&hnt, und Gregor von Tours erzahlt, dass in
dieser Gegend die Saxones bajocassini wohnen. Letzteres
Wort ist abgeleitet von der Stadt Bajoccas, jetzt Bayeux, die
im Gau jener lag. So hiess auch die Hauptstadt der heutigen
Basse Normandie, Caen, ursprtinglich Catheim oder Cathem
und lag in einem germanischen Gau. Noch viele andere Orts-
namen in der Normandie deuten auf gleichen Ursprung, z. B.
Sassetot, Hermanville, Etreham, Le Ham, Cottun, Etainhus.
Heuland, Douvres, Hardinvast, Thorigny usw.
Sassetot; das tot als Anhang bei Ortsnamen ist das
nordische toft (Koppel, Gemarkung).
Hermanville ; das ville ist hier keinesweges das lateiniscbe
villa, sondern das germanische Weiler.
Etreham; frtiher Ouistreham, ist Westerham, der westliche
Wohnort.
Cottun; Cotun ist Kuhzaun, ein Gehege ftir Kiihe.
Etainhus ist Steinhaus.
Douvres ist die Ufer.
Hardinvast, Thorigny u. a. sind patronymicale Ortsnamen
Im Uebrigen ist die ganze Normandie rait germanischen
Namen, meist indessen scandinavischen Ursprungs, bedeck!
Der steile Absturz der felsigen Kuste der Normandie mit
hie und da einzeln stehenden Felsen im Wasser davor heisst
heutzutage Les Falaises. Der Franzose ahnt nicht, dass darin
das deutsche die Felsen steckt.
Zu Artesien zurtickkehrend erlautert der Verfasser das
angeh&ngte selles, zele der Ortsnamen Andreselles, Aringzele,
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Tramezele. In ihm steckt das deutsche Saal, Halle. Die gleiche
Endung ist vielen vlamischen Ortsnamen eigen.
Polincove, Westhove, Au Pauvre usw. sind artesische
Ortsnamen mit angehangtem hof, verbogen hove. Polincove
ist ursprunglich Polinkhove, Au Pauvre Ophove.
Offekerque hat hove an der Spitze gehabt und ursprunglich
Hovekerke gehiessen, wie noch aus alten Urkunden zu sehen ist.
Artesien ist namentlich im Suden hiigelig mit lieblichen
Thalern. Auch das gab den dortigen Germanen, die als Be-
wohner ebener Lander schon leicht einen Htigel Berg nannten,
Anleitungen zu Ortsbezeichnungen: Boulemberg, Colemberg,
Fauquembergue (d. i. Falkenberg), weiter Dalle (Thai), Waterdal,
Langhendal, Bruckdal. In Bruckdal steckt in der ersten Silbe
das Wort Bruch, welches auch in dem Ortsnamen Brtissel
(ursprunglich Broekzele) den Anfang bildet. Auch Quellen
(Bronn, Born, hochdeutsch Brunnen, Born, englisch burn, born)
und Bache gaben selbstverstandlich in Artesien zu Ortsnamen
Veranlassung: Courtebourne (nach mittelalterlichen Urkunden
Curtebrona, Curtebrune), Cousebourne, im Mittelalter Cuseburna,
ist keuscher Born, also reiner Quell, Lienbrune heisst ein
offentlicher Brunnen bei Tingry. d. i. Leutebrunnen, also ein
Brunnen fur jedermann. Rousquebrune heisst ein anderer, d. i.
rauschender Brunnen.
In Morbeque ist die letzte Silbe beek, Bach. Sangatte
und Wissant liegen an der See in den Dunen. Der mittel-
alterliche artesische Geschichtsschreiber Lambert von Ardres
meldet, dass dort an ersterem Orte sich die See ein Loch
durch die Dunen gebrochen hatte und dass die Leute dem Orte
deswegen den Namen Arenae foramen gegeben hatten. Und
vom Dorfe Wissant, heutzutage auch selbst Wissan geschrieben,
meldet derselbe Schriftsteller : Ab albedine arenae vulgari
nomine appellatur Witsand.
Wendet man sich nun gar von diesen, noch heutzutage
in mehr oder weniger verbasterter Form geltenden germanischen
Namen zu solchen, die nicht mehr in Geltung sind, wie man
sie in Grundbiichern, alten Kaufbriefen, mittelalterlichen Ur-
kunden usw. findet, so wachst ihre Anzahl ins Ungemessene.
Viele von diesen sind Mr den Sprachforscher von grosstem
Interesse. Der Raum verbietet dem Verfasser auf sie einzu-
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gehen, wie er es wohl m6chte; er kSnnte einen Band darfiber
schreiben. Er giebt nur einige Beispiele. Da sind Stuck-
l&ndereien: Grotstic, Langstic, Cromstic, Stridland, Stienvelt;
GehSlze: Cortebosc, Bocholt (Buchenholz), in Boucquehault
franzosisiert ; Strassen: Ostraet (Hochstrasse, schier allgemein
in den Stadten und Dftrfern Artesiens), Stienstraet, Weststraet;
Wege: Oudewog, Papenwoge, Herewog; Deiche: Koldic, Scardic
(Schaardeich) ; Gruben: Calkpit, Marlepit; Hauser: Winthus.
Das Rathaus in der Stadt Ouderwijk (franz. Audruicq) hiess
noch vor zwei Jahrhunderten le Landshus; denn es diente
nicht nur fiir diese Stadt, sondern fiir den ganzen Gau Breeden-
aerde, in dem diese liegt.
Bei St. Omaars fliesst die Aa, uralte Bezeichnung der Ger-
manen fiir fliessendes Wasser, im Friesischen Ee, le, Ije, Ij.
Ein Fliisschen zwischen Gisen (Guines) und Kales (Calais)
hiess noch im Mittelalter Leda.
Auch altgermanische Personennamen kommen heutzutage
in Artesien noch zahlreich vor. Der Verfasser giebt davon am
Schlusse seiner Abhandlungen eine ganze Reihe Beispiele. Er
berichtigt dabei zugleich eine verkehrte Auffassung derselben
seitens des franzosischen Schriftstellers C. Thelu, der diese
Namen in ihrem altgerraanischen Ursprung gar nicht erkannt
hat, indem er sie samtlich von romisch-katholischen Heiligen
und biblischen Namen ableiten will, so z. B. Eppo von Absalon,
Douwe von David, Femmetje von Euphemia.
Ebensowenig mangelt es in Artesien an altgermanischen
Geschlechtsnamen, z. B. De Poorter, De Rode, Dagbert.
So hat der Verfasser durch seine mit kundigem Auge und
Ohr unternommenen Wanderungen durch die Gaue und Orte
Artesiens und durch seine sie begleitenden Studien in alten
Schriften uns einen weiten, das Herz erfreuenden Blick in alte
vergessene Gaue der Deutschen (im weiteren Sinne) eroflnet.
Unzweifelhaft harren hier noch manche Schatze der Forderung
ans Tageslicht. Moge er unter unsern jungen deutschen Sprach-
forschern eifrige Nachfolger finden !
Der nachste Aufsatz des Buches behandelt Geschlechts-
namen aus der Stadt Gent, nicht in streng wissenschaftlicher
Form, wie der Verfasser einleitend bemerkt, sondern mehr als
eine Unterhaltung auf sprachlichem Gebiete. Die bescheidene
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Einleitung nimmt nicht weg, dass diese Unterhaltung dem Leser
eine Ftille gediegenen, auch wissenschaftlich sehr interessanten
Stoffs bietet. Der Raum verbietet hier n&her darauf einzugehen.
Folgt IV eine Abhandlung fiber Namen von Einwohnern
der Stadt Helraond aus dem Mittelalter. Sie behandelt
eine Naraensammlung, die der Archivar von Helmond, Herr A.
Sassen, fur den Verfasser zwecks seiner Forschungen mit
Sorgfalt aus alten Urkunden und Akten, namentlich auch aus
den Schoffenakten zusammengelesen hat, etwa 200. Boten die
gentischen Geschlechtsnamen, obgleich einem Verzeichnisse
von 1878 entnommen, einen Einblick in den hohen Kulturstand
der grossen vlamischen Handelsstadte am Schlusse des
Mittelalters, so giebt die helmondische Namenliste dem Ver-
fasser Veranlassung an der Hand der Namenforschung den
Leser auf manches Interessante mit Beziehung auf die Zu-
stande in den kleinen Stadten und auf dem platten Lande
Brabants zu der genannten -Zeit hinzuweisen. Die damalige
natiirliche Unbefangenheit des Denkens tritt in manchen
Namen in einer fur heutige Anschauungen wunderbaren Weise
hervor, z. B. in folgenden Namen: Bele naturlyke dochter
Arnts van Rypelberch, Matthys Jan Spapensoen van Zoraeren,
d. i. Matthys, der Sohn von Jan, dem Pfaffen von Zomeren.
Folgt weiter unter V ein Aufsatz uber friesische Namen.
Der Verfasser weist einleitend darauf hin, dass vieles, was jetzt
fur eigentiimlich friesisch gehalten wird, dies eigentlich von
Alters her nicht gewesen ist, sondern allgemeines germanisches
Eigentum, namentlich der Friesen, Sachsen, Franken und ver-
wandter Stamme. So hatten z. B. vor 1500 Jahren die Sprachen
der Sachsen, der Friesen und der Angelsachsen sich sehr nahe
gestanden. Dasselbe gelte von der Kleidung und den Namen.
Die Friesen hatten nur fester zum Alten gehalten. Sie haben
sich namentlich die alten germanischen Namen durch die Kirche,
welche auf deren Vertilgung formlich ausging, nicht entreissen
lassen. Aber verktirzt, abgeschliffen, umgeformt haben sie sie
gemass ihrer sprachlichen Eigenart, die namentlich auch eine
ausgesprochene Neigung zum Bilden von Koseformen umfasst.
Aus Siegrich, Siegrik wurde z. B. Sierk, Sijrk, aus Friederich,
Frederic, Freerk, aus Siegfried, Siegfert, Sjoert, Altfriesisch und
Altnordisch Sigurd, davon auch die Ostfriesischen Personen-
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und Geschlechtsnamen Sjut und Sjuts. Dann ist dieser Name
in den Zeiten des Humanismus latinisiert zu Suffridus nnd
letzterer wieder zu Suflfried verdeutscht. Weiblich ist Sjoerd
zu Sjoerdtsje, Sjoerdje geworden und dann in neuerdings be-
liebter Weise nach Jan Ballhorn zu Sjoerdina gemacht, augen-
scheinlich in dem unbewussten Suchen nach mehr Vollklang.
Der Verfasser mahnt zu den alten schonen, sprachlich richtigen
Formen Sigurd, Sigurda, Siegfried zuriickzukehren.
Eelke, Eelkje, heutigen friesischen Frauennamen, liegt zu
Grunde Edel oder Edele, letzteres eine neuere Form des
Altfriesischen. Athal; die weibliche Form davon ist Athala
oder Adela. Davon ist, von den Franken her, bei den Franzosen
Ad&le geworden.
Geschlechtsnamen von Personennamen hergeleitet, haben
die Abstammungssilben inga, verschliffen enga (in Ostfries-
land durch hochdeutschen Einfluss auch unga), ia und a, z. B.
Siebinga, Bottenga, Bojunga, Sinia (vollstandig Sininga), Andela.
Zu denen auf a gehoren wahrscheinlich auch die namentlich
in Ostfriesland vorkommenden auf na und sna z. B. Uken-a.
Die Abstammungsendung ma geht auf Mann zuriick, sma
ist eine neuere Form davon mit vorgestelltem Genitiv, z. B.
Popma, Reemtsma.
Eine zweite grosse Gruppe von Familiennamen ist von
Ortsbezeichnungen abgeleitet mit Hinzufiigung eines einfachen
a, z. B. Ferwerda, Rauwerda von Fervverd und Rauwerd, oder
durch Hinzufiigung der Endsilbe stra, z. B. Lemstra, Joustra
von de Lemmer und de Joure.
Den Schluss dieses interessanten Aufsatzes bildet eine
Besprechung uber die Kosenamen der Friesen.
Folgt unter VI eine Behandlung der Namen der Ein-
wohner Leeuwardens um 1511. Ihr liegen Steuerlisten aus der
Zeit zu Grunde, die alle umfassen, welche unter dem Klokslag
der Stadt, d. h. in ihrem Rechtsgebiete wohnten, vom Geringsten
bis zum Angesehensten.
Feste Familiennamen fiihrten damals die adligen Familien
z. B. Franz Mennema, Peter Kamminga, und ein Teil der Erb-
gesessenen auf dem Lande und in den Stadten. Alle anderen
fiihrten nur ihren Personennamen mit dem des Vaters im
Genitiv, z. B. Folkert Oenes, Tsjalling Hiddes. Diesem Gebrauche
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unterlagen auch diejenigen Nichtadeligen, die Familiennamen
hatten, im taglichen Leben, grade wie das in Ostfriesland auch
der Fall war und auf dem Lande auch jetzt noch vorkommt.
So hiess Folkert Oenes vielleicht eigentlich Folkert Algra,
Tsjalling Hiddes eigentlich Tsjalling Romkema, und bloss ihre
Vater Oene und Hidde. Wahrscheinlich sind in diesen
Registern eine Menge vorhandener altfriesischer Familien-
namen einfach weggelassen. Um diese Zeit fingen auch
die vollen Ausklange der Namen an zu verschleissen und in
ein tonloses e iiberzugehen. Bei geringen und armen Leuten
liess man auch den Vaternamen weg und nannte sie einfach
mit dem Personennamen, so auch in den Leeuwarder Re-
gistern, z. B. die „alheel Paupers" Fern, Baef, Eelck. ZurUnter-
scheidung fugte man dann wol noch eine Eigenschaft der
betreffenden Person hinzu, z. B. Blynde Gertza, Groote Jeldert.
Die Geistlichen bezeichnete man mit Her, z. B. Her Dowe, Her
Sypke, die wissenschaftlich oder kunstlerisch thatigen mit
Meester, z. B. Meester Hemmo. Dazu gehorten namentlich
auch die Barbiere, die mit den Wundarzten gleichstanden.
Bei Handwerkern und dergl. Leuten fugte man dem Personen-
namen eine entsprechende Bezeichnung bei, z. B. Take
Timmermann, Jelke Pelser. Die Pelzer, d. h. Kurschner oder
Buntwirker, mtissen im Mittelalter zahlreich gewesen sein, da
sowohl in Groningen wie in Emden eine Strasse nach ihnen
genannt ist. Diese Bezeichnungen geben eine vollstandige
Uebersicht der damaligen gewerblichen Thatigkeit und des
Kulturzustandes. Alle Handwerke waren naturlich in einer
Stadt wie Leeuwarden vertreten. Die Skroaren, altfr. skreder,
Schneider (von da der Geschlechtsname Schr6der) sind weniger
zahlreich. als man nach heutigen Anschauungen erwarten
sollte: es war damals noch eine der Arbeiten der Frauen, im
Hause auch die Kleidung der Manner herzustellen. Um so
zahlreicher sind die heute durch die Dampfmaschine ganzlich
verdrangten Weber, die ja in den Zeiten ebenfalls in unsern
ostfriesischen Stadten und Dorfern in Menge vorhanden waren.
Auch der Goldschmiede waren viele. Ein Bildschnitzer, ein
Schwertfeger, ein Seidensticker, ein Buchbinder finden sich.
Die Skuteferger (Schuytenfahrer) sind zahlreich. Unter den
Frauen ist eine Hebamme.
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Anderen Namen wurde zur naheren Bezeichnung der Ort
der Herkunft des Tr&gers hinzugefiigt, z. B. Jan van Horen,
oder die Nationalit&t, z. B. Jan Hollander, oder die einer Eigen-
schaft, z. B. Grijthie Onbeleefd.
Zum Schluss folgt unter VII „De Hel in Frieslanda. Der
Verfasser erinnert daran, dass bei den alten Germanen im All-
gemeinen, und so auch bei den Friesen, die Vorstellung all-
gemein gewesen sei, dass die Geister der Bdsen, der Feigen,
der Unseligen nach dem Tode an einem finsteren traurigen
Orte unter der Erde, dem die Gottin Hella vorstand, ver-
sammelt wtirden und dass man im Flachlande tiefe Brunnen,
Koike und dergl. Orte fttr Eing&nge zu diesem Todtenweiher
ansah, im Gebirge Bergspalten, Quellen und dergl. Der Name
dieser Orte ging dann bisweilen auf an der Stelle gebaute Ge-
hofte uber. So giebt es in Friesland in der „Heidenschafttf
unter Workum noch heute zwei dergleichen, die De Hel und
De lytse Hel heissen ; lytse = klein. Der Name des Gaus, Jt
Heidenskip (die Heidenschaft), weist noch deutlich darauf hin,
dass die alien heidnischen Gewohnheiten und Bezeichnungen
feindlich gesinnte christliche Kultur hier erst spat eingedrungen
ist. Ein anderes Gehoft in Friesland heisst Helbird (bird — Bord,
Rand); ein Stuck Land in den Meeden von Ferwerderadeel
heisst de Helsdoar (doar = Thur), von der gleichen Bezeichnung
eines anderen Orts ist nach Winkler der Name des Seehafens
in Nord-Holland, De Helder, entstanden. Hel ist auch wohl in
Hoi tibergegangen. Eine Dobbe in Westfriesland heisst Fetsehol.
Mit Fetse bezeichnet man in Friesland und auf den friesischen
Inseln Dobben im Felde, die brauchbares Trinkwasser liefern.
Ich bin am Ende meines Berichts angelangt und schliesse
mit dem Wunsche, dass das besprochene Buch in unseren
Kreisen viele eifrige Leser finden m5ge: es wird ihnen alien
so Belehrung wie Freude am Genossenen bringen. Dem Ver-
fasser aber werden seine Leser mit mir noch lange Jahre
riistiger Kraft wiinschen auf seiner auch fur den friesischen
Stamm, dem er angehGrt, ehrenvollen Gelehrtenlaufbahn.
Emden. Bernhard Brons.
[Zu S. 338 Anm. Das Citat aus Bredero ist einem Gesprach zwischen
dem „kahlentf, prahlerischen Junker Jerolimo Rodrigo, der aus Antwerpen
nach Amsterdam gekommen ist, und dem sich ihm als Diener anbietenden
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Invaliden und Bettler Robbeknol aus Emden entnommen. Den Spottnamen
derEmder, wegen dessen schon vor langen Jahren Anfragen aus Holland
an uns gerichtet worden sind, erklart der Herausgeber des Stuckes, Nauta,
wie Winkler angiebt, aus dem Nam en eines Amsterdamer Packhauses, „de
Pot*, worin imXVI.Jahrhundert die Protestanten, genauer die Lutheraner,
ihre gottesdienstlichen Zusammenkunfte abgehalten hatten ; da die Emder
Predikanten als sehr eifrige Vorkampfer der Reformation bekannt gewesen
seien, hatten die Leiter dieser ketzerischen Zusammenkunfte im Packhause
,de Pot* nach ihnen ihren Scheltnamen erhalten. Terwey in seiner Ausgabe
vermutet in ihm die Bedeutung „Betruger*. Winkler selbst verwirft mit
Recht beide Erklarungsversuche und halt sich an Jerolimo's Auf-
fassung, der das Wort in seiner „eigenlijke, voor de hand liggende be-
teekenis* verstehe. Vielleicht aber liegt eine, wenn auch verdunkelte
Erinnerung an das altet auch jetzt im Volksmunde noch keineswegs ganz
vergessene Wahrzeichen Emdens vor, das Daniel in seinem Hand-
buche der Geographie (5. Aufl., 1878) IV S. 437 ohne Quellenangabe so be-
schreibt: „Ein kleiner nackter Kerl, welcher den Hinteren zeigt und mit
einer Handbewegung zu Qaste ladet, er findet sich nur noch an einer der
Kanzel gegenuberliegenden S&ule der Grossen Kirche; daher druckt der
gemeine Mann in Emden eine weit verbreitete grObliche Aufforderung
durch Handbewegung und die Worte aus : Du kenst doch dat wapen van
Emden?* Das Alter der Tradition fiber dies Wahrzeichen geht aus
Wiarda hervor, der sich (0. G. VII S. 117) uber den Titel des gegen den ehe-
maligen Emder Stadtsekretar Dr. jur. Mentet Haykens (vgl. oben S. 326)
gerichteten derben Pamphlets: De mof in de kakstoel of de lasterpen
van Mentet Haykens door . . . Lafargue ('s Gravenhage 1768) folgender-
massen aussert: „Wer das sogenannte Wahrzeichen der Stadt Emden
kennt, dem wird die Anspielung des ungezogenen Hollanders erklarbar
sein*. Wiarda und Daniel oder dessen uns unbekannter Gew&hrsmann
konnen nur eins der sehr alten Steinbilder oben an den Saulen in der
Grossen Kirche — es sind 12, davon allein 7 in einer der Brederoschen
Bezeichnung wenigstens einigermassen entsprechenden Haltung — , die
uns auch durch die Gipsabgusse in unserer Sammlung bekannt genug
sind, im Auge gehabt haben. Eins von ihnen hat jedenfalls jenes Hand-
werksburschen-Wahrzeichen abgegeben. Die Vorliebe des Volkes fur der-
artige Scherze, die sich, namentlich wenn sich die Bilder in Kirchen be-
finden, leicht und dauernd einpragen, ist ja bekannt. So haben z. B.
Mereeburg, Goslar, Osnabriick, Dresden ganz ahnliche Wahrzeichen
(Daniel S. 287, 426, 433, 495). Fur den, der an das Emder Wahrzeichen
denkt, wird der Spott des spanischen Brabanters leichter verstandlich
als bei andern Deutungen. In einer Zeit, wo Holland und Emden politisch
und kirchlich in so enger Wechselwirkung standen, kfinnen die auffallen-
den Spottbilder in der Hauptkirche Emdens, der „moederkerk*, und der
Scheltname der Emder in den Niederlanden nicht unbekannt geblieben
sein (wenn er nicht etwa gar in diesen erst aufgekommen ist). Durch
das Zeugnis Bredero's wurde das Alter des 8Wahrzeichens von Emden*
bis mindestens in die Zeit um 1600 hinaufgeruckt werden. Anm. der Red.]
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XVI.
Nachtrag zu S. 178 ff. (Ein Hausbuch Eggerik Beningas.)
Eine nachtraglich von mir vorgenommene genauere Unter-
suchung der Bonner Beninga-Handschrift auf ihre einzelnen
Lagen hin hat tiberall meine Zerlegung der Handschrift und
die daraus gewonnenen Resultate fur die Geschichte des
Sammelbandes bestatigt. An einigen Stellen kann ich sogar
frtiher nur Vermutetes jetzt als sicher aussprechen ; so gehort
die wichtige Copie der Thesen des Aportanus wirklich zu der
ihr unmittelbar folgenden Gruppe, und nicht zu den von
Snelger Beninga gesammelten Stiicken (vgl. oben S. 192). Da
aber eine genauere Kenntnis der einzelnen Lagen der Hs. auch
fiir die historischen Aufzeichnungen Beningas in 15) und die
um die Polizeiordnung der GrafinAnna sich gruppierenden Be-
standteile der Hs. von Wichtigkeit ist, und andererseits beim
Einbinden der alten Stticke die moglichste Riicksicht auf ihre
alte Zusammengehorigkeit genommen ist, so bringe ich hier
kurz das Verzeichnis der einzelnen Lagen der Hs. als Erganzung
zu meiner friiheren Besohreibung der Handschrift:
Lage l1) = Bl. I— VIII, die modernen Vorsetzblatter.
Lage 2 = Bl. 1, das Titelblatt Penborgs.
Lage 3 = Bl. 2—3, das Inhaltsverzeichnis Penborgs.
Lage 4 = Bl. 4—11, Stuck 1: Ein Christlyck bedenken.
Lage 5 = Bl. 12—15, Stuck 2: Die 2. Gegenschrift des
Ligarius.
Lage 6 = Bl. 16—17, 2 Einzelblatter mit Stack 2(a) und 3,
den Briefen Menso Altings und Lucas Ritzius.
Lage 7 = Bl. 18—25, Stuck 4: Scriptum theologorum
Augustanae Confessionis.
Lage 8 = Bl. 26—37; Stuck 5—7. Die Lage enthielt ur-
spriinglich nur die Bremer Kirchenordnung und den 1. Nach-
trag zur Liineburger K.-O. Das dabei freigebliebene erste
Blatt der Lage (Bl. 26) wurde dann, zugleich mit den erst zu
diesem Zweck eingelegten Bll. 27 — 28, von einer anderen
Hand mit der Copie der Artikel des Aportanus ausgefullt
') Ich z&hle die Lagen der jetzigen Handschrift.
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Lage 9 = Bl. 38—45, Stiick 8 : Der 2. Nachtrag zur Ltine-
burger K.-O.
Lage 10 = Bl. 46—49, Stiick 9: Die Interims - Ordnung.
Lage 11 = Bl. 50—61, Stiick 10—11: Beningas Brief an
Reynerus Melchyor und die mitgesandte Disputation. Bl. 51
und 61 sind einzelne Blatter, die der sonst ganz zusammen-
h&ngenden Lage eingelegt sind.
Lage 12 = Bl. 62—79. Bl. 63 u. 64 (Stiick 12: Brief Graf
Johanns an Beninga) sind zwei eingelegte Einzelblatter ; im
Uebrigen enthalt die Lage Stiick 13: Das von Beninga redi-
gierte Gutachten der vereinigten Rate auf die Artikel Graf
Johanns. Bl. 76—77 ist ein zur Ausfiillung eingelegtes Doppel-
blatt. Es h&ngen demnach Bl. 62 (leer) rait 79, Bl. 65 mit 78
zusaramen, und Bl. 66—75 bilden den fortlaufenden Kern der
Lage.
Lage 13 = Bl. 80-89, Stiick 13a"d; die Bedenken der
einzelnen Rate sind jedes fur sich geheftet.
Lage 14 = Bl. 90—112, Stiick 14: Die Polizeiorcjnung der
Grafin Anna. Bl. 100 ist zur Ausfiillung eingelegt, es ist nur
wenig mehr als ein halbes Blatt; im Uebrigen ist die P.-O. also
auf einer einzigen zusammenhangenden Lage geschrieben.
Lage 15 = Bl. 113—125, Stiick 15a~f: Die erste Gruppe
der historischen Collectaneen, von Beningas Hand. Bl. 119 ist
ein eingelegtes Einzelblatt, ebenso sind Bl. 121 — 124 noch ein-
mal ein Einschussblatt, wahrend Bl. 125 wieder mit 113 zu-
sammenhangt.
Lage 16 = Bl. 126—130, Stuck 15^: Die nicht von Beninga
geschriebenen Teile der hist. Coll. (ausser 16°). Die Lage zer-
f&llt in 3 selbstandige Bestandteile, die den 3 Stiicken 15*-'
entsprechen.
Lage 17 = Bl. 131—135, Stuck 15k~n: Hist. Coll. Ill (von
Beningas Hand). Bl. 134 ist eingelegt.
Lage 18 = Bl. 136—142, Stiick 15°: Der Vertrag von
Chasteau Cambresy. Das (unbeschriebene) Erganzungsblatt zu
Blatt 136 ist hinter Bl. 142 fortgefallen.
Lage 19 = Bl. 143—148, Stiick 16: Process Dr. Haien.
Lage 20 = Bl. 149—151, Stiick 17: Process der Familie
Northoren. Bl. 160 ist eingelegt.
Lage 21 = Bl. 152—161, Stiick 18 u. 19: Die Ordinanz von
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1556 und Stack 19 b: Die Einsch&rfung der Ordinanz. BI. 160-161
stehen fur sich. Bl. 152 u. 159 die Aussenblatter der Lage
waren wohl ursprtinglich leer.
Lage 22 = Bl. 162—171, Stuck 20: Die Hexenprocess-
Protokolle. Hinter Bl. 170 ist das zu Bl. 162 gehflrige Blatt
herausgeschnitten ; Bl. 171 ist ein Einzelblatt, dessen Ansatz
vor Bl. 162 festgeklebt ist.
Alles Folgende sind einzelne Blatter Oder einfache Doppel-
blotter, die den Nummern der Beschreibung entsprechen.
C. Borchling.
XVII.
f Rektor J. Fr. de Vries.
Es giebt Personlichkeiten, deren Bedeutung sich erst dann
in ihrem vollen Umfange zeigt, wenn der Tod sie hinwegnimmt.
Zu diesen gehort der langjahrige Bibliothekar der Gesell-
schaft fur bildende Kunst u. vaterl. Altertiimer, Rektor J. Fr.
de Vries, der uns am 11. Okt. 1898 im besten Mannesalter,
mitten aus seinem rastlosen Wirken, nach einer schweren Ge-
hirnerkrankung durch den Tod entrissen wurde. Er war ein
Mann, der im offentlichen Leben bescheiden zuriicktrat, aber
desto intensiver und sorgfaltiger arbeitete; sein Heimgang
hat besonders in alien Kreisen, die sich mit ostfriesischer Ge-
schichte und Sitte beschaftigen, nicht nur aufrichtige Trauer
geweckt, sondern auch eine Liicke gelassen, die schwer wieder
auszufullen sein wird. Wenn die Bitte an mich ergangen ist,
ihm an dieser Stelle einen Nachruf zu widmen, so komme ich
derselben gerne nach, da der Entschlafene mir eine lange
Reihe von Jahren in gemeinsamer Arbeit und treuer Freund-
schaft nahe gestanden hat.
de Vries entstammte einer einfachen Handwerkerfamilie
in Cirkwehrum bei Ernden, wo er am 3. Mai 1843 geboren
wurde. Als einziger Sohn von seinen sinnigen Eltern, denen
er bis zu ihrem Tode mit inniger Liebe anhing, sorgsam er-
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zogen, wuchs er in l&ndlicher Stille zu einem geweckten
Knaben heran. Der Ortslehrer Janssen (spater in Hamswehrum),
dem er lebenslang fiir den anregenden Unterricht dankbar blieb,
beeinflusste seine Eltern dahin, dass sie ihren Johann Friedrich
fur den Lehrerberuf bestimmten, aber erst nachdem sich der
zartgebaute Knabe fiir landliche Arbeiten untauglich erwiesen
hatte. Im Winter 1857/58 war er bei dem als Rechenmeister
bekannten Lehrer Lolling in Larrelt; dann kehrte er auf ein
Jahr ins Elternhaus zuriick, urn sich auf das Hulfslehrer-
examen vorzubereiten, das er Ostern 1859 bestand, so dass er
nun an der Volksschule eine selbst&ndige Gehiilfenstelle, d. h.
eine solche, wo er in einem besonderen Lokale die Kleinsten
za unterrichten hatte, wahrnehmen konnte.
Obwohl die hiermit fiir unsern de Vries abschliessende
erste Jugendzeit sehr einfach verlaufen war, hat sie doch fiir
sein ganzes Leben einen bestimmenden Einfluss behalten. Sein
Heimatsd<3rfchen war ihm bis dahin seine Welt gewesen, die
er aber schon scharf beobachtet und in deren Einzelheiten er
sich liebend vertieft hatte. Gem erz&hlte er kleine Ztige aus
seinem Jugendleben, die er mit charakteristischer Treue fest-
gehalten hatte; und wie trefflich wusste er seine Dorfler, vom
reichen Marschbauern bis zum Kleinknecht, zu schildern, wie
naturgetreu die Gesten und Reden origineller Jugendbekannten
nachzuahmen ! Er behauptete, und nicht zu Unrecht, an seinen
eigenen Kindern die Erfahrung gemacht zu haben, wie das
Stadtleben trotz seiner Vielseitigkeit doch fiir ein Kind an
nachhaltigen Eindriicken arm sei gegen das Landleben. „Eine
grosse Bauernscheune als Tummelplatz", pflegte er zu sagen,
„ist mehr fiir die Kinder wert, als ein ganzer Jahrmarkt in der
Stadt". Trotz der einf5rmigen Reizlosigkeit des Krummhorns
blieb dieser ihm das interessanteste Fleckchen Erde, weil es
seine Heimat war. Das Fliistern des Schilfes und das Quaken
der FrSsche in den Graben der Marsch, der Ruf der Wachtel
und der Gesang der Lerche waren ihm auch in spateren Tagen
die anheimelndste Musik. Schon als Knabe erwachte in ihm
Sinn und Neigung fiir die Altertumskunde seiner Heimat. Die
Grabsteine in der Kirche und auf dem Friedhofe Cirkwehrums
und der benachbarten D5rfer, alte Hauserinschriften u. a. m.
zogen bereits friih seine Aufmerksamkeit auf sich ; daneben be-
Jahrbuch der Gwellich. L b. K. u. vaterL Altertttmer za Emden, Bd. X1Y. 23
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gann er schon als Schiiler originelle plattdeutsche Redensarten
aufzuzeichnen und die Flora und Fauna seiner Heimat zu
beachten.
Da seine Eltern fiir seine Ausbildung keine Opfer bringen
konnten, war er auf die handwerksmassige Weise angewiesen,
die damals in Ostfriesland fiir die Heranbildung der Lehrer
noch gang und gabe war. Eins brachte er fur seinen Beruf
mit, was ihn von vornherein zu einem guten Jugendlehrer
machte, n&mlich Liebe zu den Kindern. Von Ostern 1859 bis
Ostern 1862 war er nacheinander Hulfslehrer in Leer, Ditzum
und Weener, wo er sich bei schwerer Arbeit und karglichem
Lohn dennoch eifrig dem Studium hingab und jede Gelegenheit
zur Erweiterung seiner Kenntnisse benutzte. Ostern 1862
wurde er als Hulfslehrer an die reformierte Klassenschule in
Emden berufen, die von da an sein Arbeitsgebiet blieb. Ostern
1864 bestand er als Autodidakt sein Hauptlehrerexamen in
Aurich, und bald darauf erfolgte seine feste Anstellung als
2. Knabenlehrer an der hies, reform. Klassenschule. Am 1. Okt
1865 verheiratete er sich mit Elisabeth Bartels, der Tochter
eines hiesigen Burgers, die ihm zwei Tochter und einen Sohn
schenkte und ihm eine gemutliche, echt ostfriesische Hauslich-
keit schuf. Als zum 1. April 1887 die Stelle des Leiters der
reform. Klassenschule zur Erledigung kam, wurde de Vries fur
dieselbe gewahlt und von der Regierung unter der Auflage be-
statigt, nachtraglich sich dem Rektorexamen pro loco in Han-
nover zu unterziehen. Am 7. Mai 1889 bestand er dasselbe mit
so gutem Erfolge, dass ihm die voile Qualifikation als Rektor
fiir Volksschulen erteilt wurde.
Neben seiner umfangreichen Schularbeit, der er sich mit
grosser Gewissenhaftigkeit hingab, widmete er alle seine Musse-
stunden der Besch&ftigung mit den geschichtlichen und geo-
graphischen Verhaltnissen seiner engeren Heimat. Schon in
seiner Jugend hatte er mit dem Sammeln wertvoller Notizen
auf diesem Gebiete begonnen, und von Jahr zu Jahr weitete
und scharfte sich sein Blick fiir diese Arbeit. Die Lucken der
autodidaktischen Bildung, die sich ihm unabweislich dabei auf-
drangten, suchte er mit rastlosem Fleisse auszufiillen, so dass
er z. B. noch in seinen alten Tagen Latein trieb, urn Ur-
kunden ohne fremde Htilfe lesen zu konnen. Sehr zu statten
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kam ihm seine Vertrautheit mit dem Hollandischen, wie er
als Reformierter zeitlebens eine grosse Vorliebe fur das stamm-
und religionsverwandte Nachbarland empfand. Gaben ihm
doch auch die dortigen Forschungsergebnisse manchen wert-
vollen Fingerzeig und Anhaltspunkt fur die heimatlichen Ver-
haltnisse frtiherer Zeit, in der besonders Emden eine rege Ver-
bindung mit Holland unterhielt.
Im Ostfriesischen Schulblatte, dem Organ des ostfriesischen
Lehrervereins, verflflfentlichte de Vries seinen ersten Aufsatz
liber „Das Volksschulwesen in Emden im 16. und Anfang des
17. Jahrhunderts", dem sp&ter eine Reihe kleinerer Beitrage
zur Geschichte des ostfriesischen Schulwesens folgte. Dabei
spricht er schon die ihn leitende Ueberzeugung aus: „Nur aus
vielen Spezialgeschichten lasst sich ein richtiges Gesamtbild
der Vergangenheit entwerfen". Besonders interessierten ihn
auch die Schulbucher der Emder Volksschule im 16., 17. und
18. Jahrhundert, denen er im Ostfr. Schulblatte 1879 einen aus-
fiihrlichen Bericht widmete.
Als 1887 die Fiihrung von Schulchroniken fur jede Schul-
gemeinde vonseiten der Behorde angeordnet wurde, hatte
de Vries bereits einen umfangreichen Stoff fur seine Schule ge-
sammelt und zum Teil im „ Ostfriesischen Monatsblatt" ver-
offentlicht. Diese 1873 durch Zwitzers begrtindete Zeitschrift
zahlte ihn von Anfang an zu ihren eifrigsten Mitarbeitern.
Gleich im ersten Jahrgange derselben brachte er Artikel iiber
, Superintendent Hahn in Aurich", iiber „Hexen im Uphuser
Almanach", sowie eine Reihe von Hsluserinschriften aus Emden
und Umgegend, denen spater Aufsatze iiber „Emdens Ein-
richtungen zu wohlthatigen Zwecken", „Gilden und Ztinfte
Emdens", „Emdens Buchhandel im 16., 17. und 18. Jahrhundert",
„ Emder Hauser und Strassennamen", „Karten, Plane und An-
sichten von Emden" u. a. m. folgten.
Gewissermassen als Vorl&ufer des 1881 von de Vries und
dem Schreiber dieses herausgegebenen Werkes: „Ostfriesland.
Land und Volk in Wort und Bilda veroffentlichte er im Monats-
blatt eine ausfiihrliche Uebersicht iiber die geographischen Be-
schreibxmgen von Ostfriesland. Der dem genannten Buche bei-
gefiigte Anhang iiber ostfriesische Karten ist ebenfalls von
de Vries bearbeitet, wie er auch die beigegebene Karte von
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Ostfriesland zeichnete, die seitdem schon mehrfach in ge-
sonderter Ausgabe wieder aufgelegt ist. Man lernte nnseni
de Vries in gemeinsamer Arbeit am besten kennen, weil er
sich sonst in seiner feinfuhligen Art nicht leicht einem andern
gegeniiber offen hingab. In grosser Gesellschaft linkisch mid
verlegen, gegen Aufdringlichkeit und Schmeichelei ablehnend
und wortkarg, war er im kleinen. vertrauten Kreise der humor-
vollste Plauderer. Beseelt von einem empfindlichen Rechts-
geftihl, verabscheute er jede Rohheit und Frivolitat. In seinen
Studien war er Detaillist im besten Sinn des Wortes, in
Kleinigkeiten peinlich genau, oft ringend mit dem Ausdruci
aber dann auch in seinen schriftlichen Darstellungen um so
praciser. Mit grosster Ausdauer verfolgte er die geschichtlichen
F&den, die er in der Hand hatte, und helle Freude erfiillte ihn,
wenn er neue Ergebnisse seiner unermiidlichen Findigkeit za
verzeichnen hatte. Was ihn zur Zeit beschaftigte, nahm alle
seine Gedanken ein und begleitete ihn auf Weg und Steg.
Eine gewonnene Ueberzeugung hielt er mit friesischer Zahigkeit
fest, und es wurde ihm schwer, liebgewordene Vorstellungen
fallen lassen zu miissen. Das mysteriSse Oera Linda Buch
hatte ihn so gefangen genommen, dass es ihm noch Kampf
kostete, an die Unechtheit desselben zu glauben, als andere
schon langst damit fertig waren.
1883 trat er der Gesellschaft fiir bildende Kunst und
vaterlandische Altertiimer als Mitglied bei und hatte damit ein
Arbeitsfeld gefunden, wie es nicht besser fiir ihn gesucht
werden konnte. Bereits Ostern 1884 wurde er, nachdem der
Bibliothekar der Gesellschaft, Dr. Deiter, nach Aurich ver-
setzt war, zu dessen Nachfolger ernannt, und bis zu seiner
Erkrankung hat er die meisten seiner dienstfreien Stunden auf
die Durchsicht, Ordnung und Eruierung der reichen Biicher- and
Archivalienschatze der „Kunst" verwendet. Gleich die erste
Arbeit, welche er 1885 im Jahrbuch der Gesellschaft fiber ,rK*
Gebrtider Harkenroht" veroffentlichte, bewies seinen Fleiss und
sein Geschick in der Benutzung archivalischer Quellen. Eine
ganze Reihe von grosseren Abhandlungen und kleineren Mit*
teilungen in den spateren Heften des Jahrbuchs, sowie ver-
schiedene wissenschaftliche Vortrage in der „Kunst" bezeugten
seine fortgesetzte rege Arbeit. So veroffentlichte er l&S
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„20 Urkunden aus einem Buss- und Brtichebuch des Emder
Amtmannes Jarch Boelsena 1467 — 1476a, 1886 ",Mitteilungen
aus dem Jahre 1757", 1887 „die Biographie des Heinrich Bern-
hard von dem Appell", 1888 ,,Notizen zur Geschichte der
Stadt Papenburg" und „Grabinschriften aus der Grossen Kirche
in Emden", 1890 „Das Schicksal eines Madonnenbildes aus der
Grossen Kirche in Emden", 1891 „Zur Geschichte der Klunder-
burg in Emdenu, 1892 einen „Brief des ostfriesischen Ftirsten
Georg Albrecht", „Briefe liber den Einfall der Conflanser in
Emden", „2 eigenhandige Dankschreiben Friedrich Wilhelms HI",
1894 „Notizen aus den Protokollen des Kirchenrats der Grossen
Kirche uber die Schlacht bei Jemgum 1568", 1896 „Bemerkungen
liber alte Ortsnamen in Rheiderland", einige bislang unbekannte
„Daten iiber den Vater des David Fabricius", ein „Schreiben
des Landsknechts Hans Bloemhoff aus der Zeit des 30jahrigen
Krieges", schliesslich 1898 (erst nach seinem Tode gedruckt)
eine Abhandlung iiber die Kette des Schtitzenvereins in Up-
lengen.
Zahlreiche von ihm gesammelte Notizen zur ostfriesischen
Geschichte und Kultur, die nach seinem Tode von der „Kunsttf
erworben sind, harrten noch ihrer Zusammenstellung und Ver-
wertung; umfassende Aufgaben hatte er sich noch zu losen
vorgenommen, so u. a. die Rekonstruktion der alten Topo-
graphic Emdens, die Geschichte der alten Gilden und Zunfte
unserer Stadt u. a. m., als unerwartet ein tiickisches Gehirn-
leiden ihn befiel und seinem th&tigen Leben ein Ende setzte.
Ars longa, vita brevis! Noch in seinen letzten Leidenstagen,
als bereits ein schwerer Druck auf seinem Geiste lastete und
ihm die Klarheit des Denkens benahm, beschaftigte er sich
traumhaft mit seiner Sehule und der „Kunst". Als seine
irdische Hulle am 15. Okt. 1898 unter grosser Beteiligung aus
alien Kreisen der Stadt auf dem Friedhofe der Grossen Kirche
bestattet wurde, da bezeugten die Thranen in manches Mannes
Auge die Trauer um den Heimgang eines unserer edelsten
Friesen. Sein Name wird noch lange in Ostfriesland geehrt
und genannt werden.
Emden. Th. Focken.
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Naehriehten liber die Gesellsohaft vom 1. Mai 1899
bis zum 1 Mai 1902.
Durch Neuaufnahme hat die Gesellsohaft 23 Mitglieder
gewonnen, durch Tod oder Austritt 20 Mitglieder verloren; die
Zahl ist also von 170 auf 173 gestiegen. Dass diese Zahl noch
nicht einen befriedigenden Stand erreicht hat, erklSrt sick
wenigstens zura Teil, aus der gegen andere Gesellschaften sehr
bedeutenden H5he des Jahresbeitrages, namentlich der Emder
Mitglieder, welche wieder aufs Engste mit dem ursprunglichen
Zweck unserer vor 82 Jahren gegriindeten Gesellsohaft, der
Erhaltung der durch die Gefahr " der Verschleppung bedrohten
Kunstsch&tze in Emden, zusammenhangt. Eine Herabsetzung
ist schon mehrfach in Erw&gung gezogen worden, hat sich
aber finanzieller Bedenken wegen leider vorlaufig noch nicht
durchfiihren lassen. #
Folgende Herren sind neu beigetreten: Landrat Bayer in
Norden, Pastor de Boer in Siegelsum, Kaufmann Otto Boning
in Bremen, Pastor Frerichs in Nortmoor, Apothekenbesitzer
Conr. Habben in Mtihlhausen i. Th., Gemeinde- und Orts-
vorsteher T. Kieviet in Borkum, Badearzt Dr. Kok in Borkum.
Oberlehrer Dr. Diedr. Kohl in Oldenburg, Huttendirektor Land-
mann in Norden, Dr. Otmar Baron Potier in Wien, Forstmeister
Schwerdtfeger in Friedeburg, Dr. med. Albers, Kaufmann Henn
Brons, Kaufmann F. R. Bunnemann, Bankvorsteher L. Gitter-
mann, Wasserbauinspektor Hessler, Fischerei - Direktor Dr. D.
Kool, Kaufmann H. Kappelhoff, Amtsrichter Richard, Fischerei-
direktor Ruyl, Baurat Schulze, Photograph N. Troger, Kauf-
mann A. ter Vehn in Emden.
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Wir betrauern den Tod folgender Mitglieder: des Guts-
besitzers Koopmann in Gr.-Midlum, gest. am 30. Sept. 1899,
des Gutsbesitzers P. L. Bleeker in Emden, gest. Ende Januar
1900, des Dr. Peters sen in Berum, gest. am 5. Sept 1900, des
Dr. med. Herlyn in Emden, gest. am 25. Dez. 1900, des
Deichrichters Free rk sen in Larrelt, gest. im April 1901, des
Stadtsyndikus Werthen in Emden, gest. am 29. Sept. 1991, des
Superintendenten Sanders in Westerhusen, gest. am 5. Dez. 1901,
des Konsistorialrates Kirchhoff in Aurich, gest. im selben
Monate, des Superintendenten a. D. Voss, friiher in Esens,
gest. in Weissenfels am 25. Marz 1902 ; einen Tag darauf ver-
schied der fruhere Apothekenbesitzer 0. H. van Sen den in
Emden, ein Nachkomme des letzten Abtes von Ihlo und ersten
protestantischen Predigers in Larrelt, Antonius v. Senden
(f 1563). Unter den korrespondierenden und Ehren-Mitgliedern
hat der Tod dahingerafft den Lehrer Fr. Eilers in Reepsholt1),
gest. im Dezember 1900, und am 9. Marz 1902 Hermann
Allmers. Diesem edlen, menschenfreundlichen Dichter ist die
Gesellschaft zuerst im Jahre 1878 nahergetreten, indem sie
ihm damals die Bitte aussprach, er moge auch fiir die Ems-
marschen ein „Marschenbucha schreiben; 1892 nahm er die
Ehrenmitgliedschaft an2), und bald darauf hatten wir auch die
•) vgl. Jahrbuch XIII, S. 258 und 292. Seinem Amtsgenossen und
Freunde, Herrn Lehrer Tjarks in Abickhafe bei Reepsholt, verdanken
wir folgende Nachrichten fiber den ausseren Verlauf seines kurzen
Lebens: Frerich Wilhelm Jiirgens Eilers wurde am 20. September 1870
als Sohn des Landwirts Jiirgen Eilers in Strakholt geboren und
besuchte Mich. 1887 bis Mich. 1890 die Praparanden - Anstalt und
das Seminar zu Aurich. Seine erste Stelle zu Munkeboe 1891
musste er wegen eines heftigen Blutsturzes schon nach wenigen Tagen
aufgeben. Axis dem Krankenhause in Leer entlassen erhielt er 1892 die
zweite Lehrstelle zu Arle, Ostern 1893 die zweite Stelle zu Reepsholt.
Haufiger Blutsturz und grosse allgemeine K6rperschwache zwangen ihn
zu Kuren in Honnef, Lippspringe und Norderney ; i. J. 1900 war er zwei-
mal in Lippspringe; todkrank wollte er gegen Ende des Jahres noch
Rettung in Davos suchen, starb aber schon auf der Hinreise im
Henriettenstift zu Hannover am 5. Dezember 1900.
l) Das Schreiben, mit dem A. die Annahme erklarte, ist im Aus-
zuge im Jahrbuche X, 1, 1892, S. 159 abgedruckt. Der liebenswiirdige
und interessante Brief vom Jahre 1878 hat folgenden Wortlaut:
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Freude, ihn einmal in unserer Mitte zu sehen. — Durch die Er-
nennung zum korrespondierenden Mitgliede wollten wir uns,
wenn auch spat, dankbar erweisen einem schon lange in der
Fremde weilenden, dem Gesichtskreise seiner Heimat fast ent-
schwundenen Landsmanne, der sich vor mehr als einem halben
Jahrhundert, als die wissenschaftliche Erforschung der frie-
sischen Dialekte noch in den ersten Anfangen lag, die gr6ssten
Verdienste um diese erworben hat, dem aus Jever stammen-
den hochbetagten Dr. Joh. Friedr. Minssen, Professor am
Fur Ihr mir so schmeichelhaftes Schreiben vom 2. d. M.
so wie fur die dasselbe begleitende Uebersendung Direr Jahr-
buchhefte nehmen Sie meinen aufrichtigsten und freudigsten
Dank. Dass mein Marschenbuch Ihr Interesse erregt hat, dass Sie
die Schilderungen meiner Heimat mit so freundlichem Wohlwollen
entgegengenommen, ja, dass Sie sogar den Wunsch aussern, ich
mflchte meine Feder auch einmal meinem friesischen Stamm- und
Mutterlande an den Ufern der Ems widmen, macht mich wahrhafl
stolz und glucklich, weil es mir der schdnste und herzerfreuendste
Beweis ist, nicht vergebens gearbeitet und gewirkt zu haben. In
ganz ahnlicher Weise wurde ich bereits auch von verechiednen
Seiten jenseits der Elbe aufgefordert, die dortigen bluhenden Marsch-
striche zu durchwandern und zu schildern, die iippige Wilster- und
Eiderstedter Marach, das reiche Land der ruhmvollen Dithmarsen
und das unsrer friesischen Brtider im aussersten Norden Deutsch-
lands. — Ein paar Ansatze dazu wurden auch schon gemacht, aber
dabei ist es geblieben, weil gar Manches Bedenken erregend und
hindernd dazwischen trat. —
In den letzten Jahren war es vorzugsweise das Gebiet der
Kulturgeschichte und bildenden Kunst, was mich davon abzog und
nachhaltig fesselte, und eine projectirte abermalige Reise nach
Italien und — vielleicht bis nach Griechenland muss erst hinter
mir liegen, ehe ich wieder daran denken kann mich mit gamer
Seele vaterlandischen Gegenstanden zuzuwenden. Dass ich indess
den Gedanken nicht fallen lassen will, ja, dass ich es als ein gluck-
bringendes Ziel und meine schflnste Aufgabe betrachte meinem
iiberall so freundlich aufgenommenen Marschenbuche einen zweiten
Teil anzufiigen, darf ich Ihnen versichern. — Bewahren Sie mir
denn Ihr freundliches Wohlwollen, welches mich vor Allem daw
ermutigen kann, und nehmen Sie nochmals meinen warmsten
Dank fur Ihre giitige und ehrenvolle Znschrift.
Hochachtungsvoll
Rechtenfleth, H. Allmere.
d. 12. Apr. 78
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LycSe Hoche in Versailles und an der Milit&rschule zu St.-Cyr.
Wir benutzten die Gelegenheit seiner goldenen Hochzeit, am
21. April 1901, von der wir Kenntnis erhielten, um ihm die
Mitgliedschaft unserer Gesellschaft anzutragen. Zu den Unsern
sollten wir ihn nicht lange z&hlen; schon am 20. August des-
selben Jahres ist er unerwartet, ohne vorangegangenes Leiden,
mitten im Kreise der Seinen sanft verschieden. [J. Fr. M., geb.
am 24. Juli 1823 als Sohn des Kantors Friedr. Bernh. Minssen,
stammte aus einer geachteten, altjeverschen Familie, der auch
der bekannte Hofrat Ehrentraut und der beriihmte Chemiker
Eilhard Mitscherlich angehorten. Nachdem er in Jever das
Gymnasium besucht und in Jena und Berlin Theologie und
Philologie studiert, beschloss er, da er wegen zu grosser Jugend
auf ein Pfarramt noch zwei Jahre zu warten hatte, auf den
Rat seines Oheims und Vormundes Ehrentraut, auf Reisen zu
gehen, erftillte jedoch vorher, gleichfalls unter Ehrentrauts Ein-
fluss, in seiner Heimat einen von Jugend auf gehegten Wunsch.
„Es war von jeher einer meiner Lieblingswtinsche gewesen,
das Saterland, seine Bewohner und Sitten, n&her kennen zu
lernen; ich reiste deshalb, als ich die zu den ersten Studien
notige Zeit hatte, mit grosser Freude im Herbst 1846 dahin
und lebte ein ganzes Vierteljahr unter den Saterlandern", er-
zahlt er selbst in den „Mitteilungen aus dem Saterlande".
Als erste Frucht seiner friesischen Forschungen wurde in
Ehrentrauts Friesischem Archive die „Vergleichende Darstellung
der Laut- und Flexionsverh<nisse der noch lebenden neu-
friesischenMundarten undihresVerhaltnisses zumAltfriesischen"
(Fries. Archiv I, 1849, S. 165—276, datiert Tossens im Butja-
dingerland Juli 7. 1847) veroffentlicht. Die „Mitteilungen aus
dem Saterland von Dr. phil. J. Fr. Minssen, Prof, am Lyceum
in Nantes" (im Inhaltsverzeichnisse steht „Prof. am Lyceum in
Versailles"), erschienen erst im II. Band des Fries. Archivs
S. 135—227, der 1854 abgeschlossen vorlag. Reiche Stoff-
sammlungen Minssens aus dem Saterlande, aus denen L.
Strackerjan (Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Olden-
burg, 2 Bde., Oldenburg 1867) einzelne Marchen, Sagen, Schwslnke
und andere Aufzeichnungen (leider nur in Uebersetzung) mit-
geteilt hat, sind seit seiner Uebersiedlung nach Frankreich ver-
loren gegangen (vgl. Siebs, Das Saterland, in der Zeitschrift
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des Vereins fiir Volkskunde in, 1893, S. 240 u. 380 und
BrOring, Das Saterland n, 1901, S. VII). Sein Universitats-
freund Gesenius, der als Erzieher im Hause des englischen
Staatsmannes Lord John Russell wirkte, hatte ihn inzwischen
mit dem Versprechen, ihm bald eine ahnliche Stelle zu ver-
schaffen, nach England eingeladen. Auf der Reise dorthin, im
Sommer 1847, traf er im Theater zu Briissel mit seinem
Jenenser Lehrer, dem Kirchenrat J. K. S. Schwarz, zusammen,
der ihm riet, vor dem Verlassen des Festlandes eine Zeit
lang in Paris FranzGsisch zu treiben, weil die Kenntnis des
Franz5sischen in England eine Empfehlung fur ihn sein wurde.
In Paris angekommen erhielt er durch den bekannten Pada-
gogen Adler Mesnard das Anerbieten, als Lehrer des Deutschen
nach Havre zu gehen. Als solcher hatte M., empfohlen durch
die einflussreiche Familie Monod, bald sein gutes Auskommen;
in der Familie des in Havre lebenden friiheren Plantagen-
besitzers Higgin aus Jamaica lernte er auch seine spatere
Gattin, die zweite Tochter des Hauses, Margaret, kennen. Die
Ereignisse der Jahre 1848 und 1849 in Deutschland und die
sichere Aussicht, in Frankreich seine Braut heimfuhren zu
k&nnen, verleideten dem milden, friedliebenden Manne die Riick-
kehr in sein Vaterland, und so entschloss er sich jetzt, wie es
sein Vater auch schon gethan, das Pfarramt aufzugeben und
sich dauernd dem Lehrerberufe in Frankreich zu widmen. An
der Sorbonne erwarb er sich das certificat d' aptitude, worauf
er als Lehrer des Deutschen nach Limoges geschickt wurde.
Als agr6g6 kam er dann im Oktober 1850 an das Lyceum in
Nantes, vermahlte sich hier und wurde nach einem ausserst
glticklich verlebten Jahre im Oktober 1851 nach Versailles be-
rufen. Hier ist er, obgleich ihm Stellungen in Paris angeboten
wurden, bis zu seinem Tode glucklich und zufrieden geblieben.
Neben seinem Lehramt in Versailles am Lyc6e Hoche bekleidete
er seit 1863 eine Professur der deutschen Sprache an der
Militarschule des nahegelegenen St.-Cyr. Die reichliche Arbeit,
die ihm dies doppelte Amt brachte, hinderte ihn nicht, als
Reformierter sich auf das Eifrigste am kirchlichen Leben zn
beteiligen. Der schone Nachruf, den Herr H. J. Messines.
Pastor der reformierten Gemeinde zu Versailles, in der Zeit-
schrift fiir die reformierte Kirche in Frankreich (Le christiani-
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sme an XX e sifecle) am 30. August 1901 ihm widmete, rtihmt
an M., wie er gleich von der ersten Zeit seines Wirkens in
Versailles an bis zuletzt in Gemeinschaft mit seiner gleich-
gesinnten Gemahlin seine Kraft uneigenntitzig in den Dienst
des Gemeindelebens stellte und dem Seelsorger stets eine feste
Sttitze war. Zugleich entwickelte er eine rege litterarische
Th&tigkeit, die ihn haupts&chlich als einen Vermittler deutschen
Geistes in Frankreich zeigt. Dahin gehflren die Uebersetzung
der grossen „Geschichte des XIX. Jahrhunderts" von Gervinus
und ein Reisebericht tiber den Mittelschul- und Hochschul-
Unterricht in Deutschland, den er auf Veranlassung des um
die Hebung des franzflsischen Unterrichtswesens so hoch-
verdienten Ministers und Freundes des Kaisers Napoleons III,
Victor Duruy, erstattete (Etude sur Instruction secondaire et
sup6rieure en Allemagne, & la suite d'une mission confine
par M. V. Duruy), ferner im Anschluss an seine Aufgabe in
St. -Cyr ein „Dictionnaire des sciences militaires allemand-
fran<jais", ^Lectures militaires allemandesa, „Termes, sujets,
dialogues militaires". Seine Tiichtigkeit als Lehrer, Erzieher
und Gelehrter fand Anerkennnng durch die nacheinander er-
folgte Ernennung zum „officier d'Acad6miea, „officier de
Tlnstruction publique", zum Offizier und Ritter der Ehren-
Iegion. Von der Achtung und Liebe aber, die er auch als
Mensch genoss, legten die glanzende Feier seiner goldenen
Hochzeit und sein Begrabnis ab, bei denen ihm aus alien
Kreisen der Bevolkerung die innigsten Beweise der Dankbarkeit
dargebracht wurden. Im Kriege von 1870 hatte er den Schmerz,
seinen ftltesten Sohn als angehenden Militararzt im Feldlazaret
zu Tours verlieren zu mtissen. (Nach Mitteilungen der An-
gehorigen in Versailles.)]
Nachdem der bisherige Vorsitzende, Kommerzienrat
Schnedermann, in Rticksicht auf seine leidende Gesundheit
zu unserm Bedauern sein Amt niedergelegt hat, ist Medizinal-
rat Dr. Tergast an seine Stelle gewahlt worden. Mit den'
Erg&nzungen auf die statutenmassige Zahl von 8 Mitgliedern
setzt sich der Vorstand jetzt wie folgt zusammen: Medizinal-
rat Dr. Tergast (Vorsitzender und Konservator der Miinzen),
Prof. Dr. Ritter (Stellvertreter des Vorsitzenden und Konser-
vator der Altertiimer), Sekretar der Handelskammer fiir Ost-
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friesland und Papenburg P. van Ren sen (Schatzmeister),
Bankvorsteher L. Gittermann (Schriftftihrer), Apotheken-
besitzer C. Herrmann (Gem&lde und Altertiimer), Senator
Dreesmann Penning (Hausangelegenheiten), Pastor Meden-
wald (Bibliothekar), Amtsrichter Richard.
Auf dem Zuwachs unserer Sammlungen in dem letzt-
verflossenen Zeitraume blicken wir mit besonderer Freude
zurtick. Unter anderm fiberwies uns Frau Sanitatsrat Dr.
Wychgram, geb. Vietor, aus dem Nachlasse ihres 1895 ver-
storbenen Vaters, unseres hochverdienten und unvergessenen
Mitgliedes, des Kirchenrats Vietor, dessen handschriftliche
Kollektaneen zur ostfriesischen Geschichte und erlaubte uns
aus seiner Bibliothek, soweit sie noch im Besitze der Familie
war, das uns geeignet Erscheinende auszuwahlen. Frau A.
Weers, geb. Brauer, zu Emblichheim in der Grafschaft Bent-
heim, eine geborne Emderin, schenkte uns eine reiche Samm-
lung wertvoller ostfriesischer und nichtostfriesischer Miinzen.
Herrn Major 0. v. Fromm in Meiningen, frtiher beim Emder
Bataillon des ostfriesischen Infanterie-Regiments No. 78, ver-
danken wir eine ausserst wertvolle und interessante Zu-
wendung: eine Reihe von Abbildungen alter Bauwerke Ost-
frieslands, die ein in Emden ans&ssiger Vorfahr seiner Ge-
mahlin, geb. Freifrau v. Eelking, urn 1620 eigenhandig mit
Bleistift nach den Originalen skizziert hat (vgl. u. in den
„Mitteilungen aus den Versammlungen" zum 19. Juni 1900).
Eine Gabe, wie sie unserer Gesellschaft seit ihrer Griindung
zuvor noch nicht zu Teil geworden ist, war die grossartige
Sammlung ostfriesischer Miinzen, die der am 5. September 1899
verstorbene Dr. Peterssen auf Schloss Nordeck bei Berum
uns kurz vor seinem Tode vermachte. Eine eingehende Be-
schreibung der Sammlung sowie einen Ruckblick auf das Leben
des tiber Ostfriesland hinaus bekannten und geschatzten
Mannes hoffen wir demn&chst bringen zu k6nnen. — Ueber
• die sonstige Vermehrung unserer Sammlungen durch Geschenke
und Ankaufe giebt die unten folgende Uebersicht Auskunft.
Die Kehrseite dieses Anwachsens diirfen wir hier nicht ver-
schweigen : schon jetzt empfinden wir trotz des Erweiterungs-
baues im Jahre 1887 in jeder Abteilung unserer Sammlungen,
wie schwer ihre Entwicklung unter dem Raummangel leidet.
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Im Vergleich zu zahlreichen anderen geschichtlichen
Vereinen, deren Wirksamkeit ein so fruchtbares Gebiet wie
das unsere umfasst, sind wir dadurch ungiinstiger gestellt,
dass uns die beratende und anregende dauernde persSnliche
Gegenwart eines Archivars von Beruf fehlt und dass wir die
archivalischen Grundlagen unserer Thatigkeit zu ihrem wesent-
lichen Teile nicht am Orte haben. Mit Dankbarkeit mtissen
wir es daher anerkennen, dass unser Bemiihen, den Nachteilen
dieser raumlichen Trennung durch enge Verbindung mit dem
KSniglichen Staatsarchive in Aurich einigermassen abzuhelfen,
durch den jetzigen Leiter desselben, Archivrat Dr. Wachter,
in so tiberaus entgegenkommender Weise unterstiitzt wird.
Wir brauchen unsern Mitgliedern nur die wiederholten Be-
suche und Vortrage des genannten Herrn in unserer Mitte und
die genussreichen, fur ihn freilich immer miihevollen Ausfliige,
die wir auf seine Einladung dem KSniglichen Staatsarchive und
dem freundlichen Aurich abstatteten, ins Gedachtnis zuriick-
zurufen.
Das vorliegende Jahrbuch wiirde viel weniger reichhaltig
erscheinen, wenn wir nicht das Gliiek hatten, unter unseren
Mitgliedern zwei jungere Landsleute zu z&hlen, die, durch ihre
Studien und ihren Beruf in Bibliotheken und Archiven Deutsch-
lands und des Auslandes weit umher vertraut geworden, auch
in der Feme dem Lande ihrer Jugendjahre ihr Interesse treu
bewahrt und uns von ihren Ostfriesland beriihrenden Funden
unermtidlich Kenntnis gegeben und dieselben auch eindringend
selbst erforscht haben. Beiden, Dr. Conrad Borchling aus
Emden, jetzt in GSttingen, und Dr. Melle Klinkenborg aus
Eilsum, jetzt in Berlin, der eine Germanist, der andere Histo-
riker, sind diesmal in so ungewohnlieh reichem Masse und mit
so glticklichem Erfolge fur ihre Heimat thatig gewesen, dass
wir die Friichte ihres Forschens — ausser kleineren Mitteilungen
und den schon jetzt abgedruckten Beitr&gen sind es das aus-
ftihrliche Tagebuch des „Unterkaufmanns" Jean Franpois
Michel aus Mecheln uber die Fahrt des Emder Sehiffes
„Burg von Emden" (von der preussisch-asiatischen Kom-
pagnie) nach Kanton in den Jahren 1752/54 aus der KSniglichen
Bibliothek in Bnissel, die geographisch-historische Beschreibung
von Ostfriesland, verfasst von Henricus Ubbius i. J. 1530
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(das alteste bekannte derartige Werk) aus dem vatikanischen
Archive und eine ungeahnte Menge von kirchlichen Urkunden
iiber den nftrdlichen, einst zur Diozese Bremen gehorigen Teil
Ostfrieslands, die bis in das 13. Jahrhundert zuriickreichen,
im Koniglichen Staatsarchive zu Hannover — jetzt nur in be-
grenztem Umfange verftffentlichen konnen und sie notgedrungen
auf mehrere Jahrgange unserer Zeitschrift verteilen miissen.
Es ist nur eine Pflicht der Dankbarkeit, wenn wir ihrer hin-
gebenden Arbeit, der sie sich im Drange anderer Pflichten doch
bereitwilligst unterzogen haben, auch an dieser Stelle ausdriick-
lich gedenken. Fiir die Mitteilung eines sehr alten wichtigen und
interessanten Fundes, eines Nekrologiums mit Namen von
Angehorigen der Hauptlingsfamilien von Emden und Osterhusen-
Hinte aus der ersten Halfte des XIV. Jahrhunderts, und fur
die Freundlichkeit, durch die uns eine unbeschrankte griind-
liche Einsicht in das Original ermoglicht wurde, sind wir der
Stadtbibliothek zu Aachen und namentlich ihren Vorstanden,
dem friiheren, Dr. Richel (jetzt in Frankfurt a./M.), und dem
jetzigen, Dr. M. Miiller, lebhaften Dank schuldig. Das Nekro
logium befindet sich auf den Riickseiten eines Kalendariums der
Diftzese Minister in einem reich verzierten Psalter, der auf un-
erklarliche Weise aus einem noch nicht bestimmten Kloster (?)
der Emder Gegend nach Koln und von da nach Aachen ver-
schlagen ist.
Unter den ubrigen Ergebnissen der letzten beiden Jahre
in unserm Wirkungsgebiete heben wir die beiden N order
Mtinzfunde, im Mai und im Oktober 1900, iiber die wir uns
eingehendere Mitteilungen vorbehalten1), die Auffindung einer
nach Groningen geratenen, uns bisher unbekannten und einst
der Kirche zu Kampen bei Emden gehorigen ostfriesischen
Monstranz und die Blosslegung von Wandmalereien in der
Kirche zu Hinte hervor. Die Monstranz, vielleicht ein Werk
einheimischer Goldschmiedekunst in spat-gotischen Stilformen,
nach dem Westerhuser Diadem vermutlich das alteste, welches
Ostfriesland aufzuweisen hat, das, wahrscheinlich in den Wirren
der Reformation, aus der Kirche zu Kampen nach Holland ge-
fltichtet worden ist, beabsichtigen wir in einem Artikel wenn
») iiber den einen s. oben S. 327.
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moglich des nachsten Jahrbuchs zu behandeln. Sie tragt am
Fusse eingraviert die Namen des Stammvaters der SJtern ost-
friesischen Linie der Familie v. Frese, Victor Frese, Hauptlings
von Loquard, sowie des Pfarrers und eines Kirchvogtes von
Kampen und die Jahreszahl 1527.
Seit langeren Jahren (vgl. Jahrb. XI, 1895, S. 448, und
XIII, S. 288) haben wir dahin zu wirken gesucht, dass, wie es
jetzt selbst in einer Reihe von Landkirchen geschehen ist,
wenigstens die wertvolleren unter den zahlreichen Grab-
steinen der hiesigen reformierten Kirchen durch Fortnahme
von der gefahrdeten Stelle oder durch Bedeckung vor der
immer naher drohenden Vernichtung bewahrt wtirden. Wah-
rend in der Gasthauskirche infolge unserer Anregung auf An-
ordnung des Magisirats die am meisten betretenen Steine mit
Matten belegt worden sind, ist in der Grossen Kirche und in
der Neuen Kirche, in denen mehrere hundert, teilweise tiber
das lokale Interesse hinaus bedeutende Grabsteine, nachweislich
ohne dass sie samtlich von Anfang an ihren jetzigen Platz
eingenommen hatten, als Pflaster benutzt werden, der Zustand
vollig der alte geblieben. Mit Freuden haben wir es deshalb
begriisst, nach friiheren vergeblichen Versuchen in einem neu-
eingetretenen Mitgliede, Photograph Troger, endlich das
notige Interesse und Verstandnis und die ausreichende Ge.
schicklichkeit zu finden, um eine systematische Aufnahme
dieser ehrwurdigen, vielfach unersetzlichen Zeugen der Ver-
gangenheit ins Werk zu setzen. Ungeachtet der grossen
Schwierigkeit, umfangreiche horizontalliegende Gegenstande zu
photographieren, ist sie, vorlaufig bei etwa 100 Steinen, tiber
alles Erwarten vorztiglich gelungen, und wir besitzen in den
getreuen und deutlichen Abbildungen einen Schatz, fiir den
unsere Nachfolger dem Kiinstler und uns alle Ursache haben
dankbar zu sein. Wie in den Kirchen Emdens, mochten wir
nach und nach auch im iibrigen Ostfriesland Aufnahmen der
hervorragenden Denkmaler herstellen lassen.
Die ErhaJtung und Wiederherstellung des Ren ais sane e-
Giebels am Delft No. 24 (vgl. Jahrbuch XIII S. 259) ist
dank dem hochherzigen Eintreten von 4 teils friihern, teils
gegenwartigen Mitgliedern des Magistrats, die zugleich unserer
Gesellschaft angehOren, und einer weitern Untersttitzung aus
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staatlichen Mitteln zu Ende gefuhrt worden, leider nicht unter
der sorgfaltigen Aufsicht, auf deren Notwendigkeit wir recht-
zeitig w&hrend der Bauarbeiten unter Bezeichnung der
besserungsbediirftigen Teile der Restauration in mehreren Vor-
stellungen an den Magistrat hingewiesen hatten.
Endlich diirfen wir hier auch ein im Oktober 1899 an den
hiesigen Magistrat gerichtetes Schreiben nicht unerw&hnt lassen,
in welchem wir dem unter uns schon seit lange geauserten
Wunsche Ausdruck gaben, von Seiten der stadtischen Behorden
mochten Schritte gethan werden, damit bei der lebhaften Bau-
thatigkeit in Emden die Architektur der neuen Hauser
mehr als bisher unter Beriicksichtigung des geschichtlichen
und landschaftlichen Charakters der Stadt den Grundsatzen
der Sch5nheit Rechnung trage. Die vom Konsul B. Brons
angeregte Eingabe ist, obwohl dies nicht unsere Absicht war,
auf Veranlassung des Magistrats verftffentlicht worden und hat,
wie das vom Baurat Klingenberg in Oldenburg entworfene, sehr
ansprechende, die ganze Stadt zierende Geb&ude der Erader
Bank beweist, zu unsrer Freude schon Friichte getragen. Die
Emder Bank, die sich, ohne dass ihr die Signatur einer frisch
und kr&ftig vorwartsstrebenden Gegenwart fehlt, harmonisch
dem architektonischen Charakter der Stadt einfiigt, wie er
dieser durch die Renaissance-Giebel aus ihrer Bliitezeit auf-
gepr> ist, hat wieder das Muster fur andere Privathauser
abgegeben. MSgen auch die ktinftigen Neubauten, namentlich
die Ofifentlichen, staatliche wie stadtische, nicht zuriickbleiben !
Mitteilungen aus den Versammlungen.
9. Aug. 1898. Ueber den von Hrn. Starcke in seiner Arbeit
tiber das Enno-Denkmal (Jahrb. IV, 2, 1881, S. 102) erwahnten
Kamin „aus einem Emder Patriziorhause* mit
Karyatiden und einem Relief, das den Kampf der Horatier und
Curiatier darstellte, „von ahnlicher Arbeit wie die des Enno-
Denkmals", den urn 1880 fur 3000 Mk. die Rothschildsche
Sammlung in Frankfurt a. M. erwarb, teilt Hr. Haynel mit>
dass er aus dem sog. Dornumer Hause an der Gr. BrGckstrasse
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(v. J. 1579, jetzt der Familie Abegg gehorig) stammte. Eine
Anfrage soil, wenn auch die Zeit nicht ftir eine Herkunft beider
Werke etwa aus gleicher Schule spricht, nach Frankfurt ge-
richtet werden.
Herr Kommerzienrat Schnedermann erzahlt nach eigenen
Erinnerungen einiges aus der Geschichte der hiesigen
Lotsengesellschaft1), vor deren Grtindung im Jahre 1858
die Schiflfe ganz auf den guten Willen der Lotsen angewiesen
waren. Emder Schiflfe kannten das Fahrwasser und hatten
keine Lotsen n5tig, fremde Schiflfe liefen wegen der ungeord-
neten Lotsen- Verh<nisse nur ungern in die Ems ein. Hiesigen
Kauf leuten war es zuweilen nicht mGglich, auslandische Waren
nach Emden zu erhalten, weil kein nichtemdisches Schiflf Ladung
ftir die Ems nehmen wollte. Als die kaufm&nnische Deputation
in Emden Besserung schaflfen wollte, zeigte die Hannoversche
Regierung wenig Bereitwilligkeit zu ausreichender Unter-
stutzung; und als endlich zur Grtindung einer Lotsen-
gesellschaft geschritten werden konnte, war es schwierig,
unter den Kaufleuten Manner zu finden, die geneigt waren an
die Spitze zu treten. Die neue Einrichtung war bei den alten
Lotsen und den ostfriesischen Schiflfern, die bisher fremde
Konkurrenz auf der Ems wegen des mangelhaften Lotsenwesens
nicht zu ftirchten hatten und nun noch die ftir sie selbst ent-
behrlichen Lotsen zu nehmen und zu bezahlen gezwungen
wurden, so unpopular, dass selbst manche Kaufleute sich
scheuten, oflfen ftir die Neuordnung einzutreten.
Auf eine gelegentliche Anfrage wegen der zweifelhaften
Lesung im Texte der Trachtenbilder des Manninga-
Buches (Jahrb. X, 2, 18 u. 82): „gescoeckede hasena oder „ge-
scackede hasen", entscheidet sich Herr Archivrat Dr. Sello in
Oldenburg auf Grund einer Photographie des Originales mit
Herrn Prof. Dr. Siebs in Greifswald ftir die letzte Lesung und
erkl&rt den Ausdruck wie Siebs im Nachtrag S. 82 als „Strtimpfe,
die mit Edelsteinen besetzt sinda. Zum Beleg sendet er einen
von ihm verfassten Aufsatz : „Zur Trachtengeschichte der Mark
•) vgl. Purbringer, Adress- und Stadthandbuch, 1877, S. 532 u. 555
and P. van Renaen, Der Lootszwang auf der Ems, Ostfr. Monateblatt V,
1877, S. 86 u. 188.
Jahrtrach dtr GetelUch. L b. K. u. valerL Altertftmw zu Emden, Bd. XIV. 24
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Brandenburg" (Sonderabzug aus den Forschungen zur Brandenb.
und Preussischen Geschichte IV 2), in dem S. 286 die Be-
zeichnung: scacatae caligae (Hosen von gewiirfeltem Stoffe)aus
einer bischflflichen Verfilgung ftir den Havelberger Klerus vom
Jahre 1427 angefiihrt wird (vgl. Du Cange : scacatus = quadris
diversi colons distinctus).
16. Aug. 1898. In Heft 2 des X. Bandes der Zeitschrift
des Vereins fiir Hamburgische Geschichte schildert ein Auf-
satz iiber die Geschichte der Gemeinde der Portugiesischen
Juden in Hamburg die K&mpfe zwischen Senat und Geistlich-
keit, die der Aufnahme der ersten 7 Familien der Gemeinde
voraufgingen. Im Jahre 1611 wurden Gutachten von den
Fakult&ten in Frankfurt a./O. und Jena eingeholt; Jena empfahl
die Aufnahme unter Bedingungen; die Zulassung erfolgte aber
erst, als Stade die Portugiesischen Juden einlud. Manche alten
Familiennamen haben sich unter den Hamburger Juden bis
heute erhalten. Einer der alten Hamburger Namen (Curiel)
ist noch im XIX. Jahrhundert in Emden vertreten gewesen.
Auch in der sehr alten jtidischen Gemeinde in Emden
befanden sich im XVI., XVII. u. XVIII. Jahrhundert zahlreiche
portugiesische oder spanische Fltichtlinge.
23. Aug. 1898. In Paul u. Braunes Beitragen zur Geschichte
der deutschen Sprache, herausgeg. v. E. Sievers, 1898, S. 224,
werden die Bezeichnungen „Steuerborda und „Backbordu
durch die Einrichtung der alten Schiffe erklSLrt, die das Steuer
(Ruder) an der rechten Seite des Schiffes. vom Standpunkte
des Steuernden aus, hatten, sodass dieser der linken Seite
des Schiffes mehr seinen Rticken (Back) zuwandte.
Heraldische und genealogische Nachrichten tiber die aus
Ostfriesland stammende Familie Falck, der z. B. der Nach-
folger des Drosten Unico Manninga in Emden 1570, der spatere
Drost von Greetsiel, Occo Valk, entstammte, enthalten die
hollandischen Zeitschriften „Wapenherauta 1898 Nr. 5/6 und
„De Navorscher", 1898, Lieferung 61). Ein Enkel des um 1720
>) Die uns in Emden zuganglichen Nachrichten fiber die alteste Ge-
schichte dieser ursprunglich wohl nicht ostfriesischen und nichtadeligen
Familie sind nachher in Vorsterman van Oyens Nederl. Familieblad 1901
S. 88 ff. mitgeteilt worden, vgl. Jahrg. 1901 S. 229, 264 und Jahrg. 1902 S. 71
(hier eine Abbildung des Wappens). Die dort als mSglich hingestellte
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aus Larrelt nach Utrecht gezogenen dftnischen Oberstleutnants
Falck (Wiarda VII, 53) wurde niederl&ndischer Gouverneur von
Ceylon, ein spaterer Nachkomme niederl&ndischer Minister. —
Von dem Herausgeber des „Wapenherauttf, D. G. van Epen, ist
eine Schrift: „De Predikanten - Familie Knottnerus" (Pr. 2 fl.)
erschienen. Der Stammvater dieser aus der Pfalz gefltichteten
Theologen-Familie, Joh. Michael Knottnerus, kam 1645 nach
Greetsiel, nachdem er vorher mehrere Jahre in Pilsum gewirkt
hatte. Sein Grabstein liegt in der Kirche zu Greetsiel
(Houtrouw I 517) und ist nach Mitteilung des Herrn Pastors
Victor jiingst aus der Mitte der Kirche an eine geschutztere
Stelle verlegt worden.
Herr P. Bleeker weist auf die Verdienste des verstorbenen
Senators Mustert um unsere Stadt hin und meint, es sei
Pflicht, sein Andenken auf irgend eine Weise, etwa durch eine
Gedenktafel an einer Hauptstatte seiner Wirksamkeit, auf dem
Walle, zu ehren. Kommerzienrat Schnedermann, der als
Kollege im Magistrat lange Jahre dem Verstorbenen nahe-
gestanden hat, erz&hlt von den ausserordentlichen Schwierig-
keiten, die dieser bei seinen Bestrebungen ftir die Neuanlage
des Walles zu tiberwinden hatte. Geld stand anfangs wenig
zur Verftigung ; seine Plane fanden lange Zeit nur geringes Ver-
st&ndnis. Durch seine Umw&lzungen auf dem Walle und sein
nicht selten autokratisches Auftreten zog er sich von manchen
Seiten Feindschaft zu, die er sogar in seinem Gesch&fte zu
fiihlen bekam. M. liess sich aber in dem Streben nach seinem
Ziele durch nichts beirren und brachte, indem er die Arbeiten
Herkunft der Familie aus dem Munsterlande, woher namentlich nach
Emden der Zuzug stark war (was schon U. Emmius beobachtete, vgl. oben
S. 204 Anm. 1 und R. fr. h. S. 326), findet dadurch eine gewisse Stutze, dass
der erste bekannte ostfriesische Tr&ger des Namens, Bernhard Valke,
„iudex et conservator iurium . . . conventus monasterii Scole Dei in Yletf
(Ihlo), zugleich Domdekan in Miinster war (Friedl. Urk. 685 v. J. 1447)
und dass die munsterlandische Familie Valcke dem Dome zu
Munster viele Qeistliche stellte (vgl. Fahne, die Herrn und Freiherrn
v. H6vel, K6ln I860, I, 2, S. 176; hier wird unter dem Jahre 1421 „Berndt
Valcke, Scholaster des Domes zu Munster" aufgefiihrt; auch sind die
gleichen Vornamen: Heinrich, Johann, Fye, in der ostfriesischen und in
der miinsterischen Familie mehrfach vertreten; endlich stellt das Wappen
beider Familien den Falken mit erhobenem rechten Fusse dar.
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Jahre lahg Tag fur Tag selbst beaufsichtigte und diese Zeit
seinen Gesch&ften entzog, sogar persflnliche Opfer. Sein Beirat
war der Obergartner des Grafen Wedel auf Evenburg bei Leer,
Ohle. — Die altesten Bemiihungen um eine Verschonerung
des Walles gehen, nachdem er schon lange vorher mit
B&umen bepflanzt gewesen war, in die 20er Jahre des Jahr-
hunderts zuriick, wo der Senator Friedr. Ulrich Reimers (1772
bis 1834) im Gelbe-Miihlen-Zwinger am Norderthor die jetzigen
Anlagen anregte. An Stelle der Grotte in der Mitte befand sich
hier zuerst ein Teich mit Schwanen, die von der Stadt unter-
halten wurden und Halsbander mit dem Emder Wappen trugen.
In den 50er Jahren kam eine Baumschule im Heuzwinger am
Boltenthore, der Anfang zu dem heutigen hubschen „Stadt-
waldchen", hinzu. Sp&ter machten sich um den Wall be-
sonders 2 Mitglieder der st&dtischen Kollegien, der Weinhandler
Fisser und Dr. med. de Beer, verdient. Die stadtische Ver-
schonerungskommission wurde 1869 eingesetzt (vgl. Furbringer,
Adress- und Stadt - Handbuch der Stadt Emden, 1877, S. 496)
und trat bald unter die Leitung des Senators Mustert. Aus
dem Ende des XVIII ten Jahrhunderts ist die Nachricht von
Wiarda (0. G. IV, S. 194) zu erwahnen, dass zu seiner Zeit
(1794) noch schone metallene Kanonen mit dem Wappen und
dem Namen des Grafen von Mansfeld auf dem Emder W&Uen
gelegen hatten. Aus Seumes Leben sind die Larmkanonen be-
kannt, die vom Emder Walle die Flucht des in der Richtung
auf Uphusen desertierten Dichters anktindigten.
In dem zweiten Bande des Werkes von Schlie, Die Kunst-
und Geschichtsdenkmaler des Grossherzogtums Mecklenburg,
sind abgesehen von den Bemerkungen tiber die Einfliisse des
niederlandischen Grotteskestils (Cornelis Floris de Vriendt,
Wauters, Jacob Floris und Cornelis Bos) auf den Renaissance-
Bau des Fiirstenhofes in Wismar (S. 192) fur uns namentlich
von Interesse die Mitteilungen iiber den uns bisher so gut wie
unbekannten Architekten und Festungsingenieur, „Kapitan*
Geert Evert(s) Piloot aus Emden (S. 602 ff). Unter den
Erbauern des alten Schlosses zu Schwerin nimmt er die
namhafteste Stelle ein: er war Leiter der glanzenden Schloss-
bauten in den Jahren 1617—1629, wenn auch seine Plane nnr
zum Teile ausgeftihrt wurden; seine Entwtirfe aus den Jahren
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1612 und 1619 sind aber erhalten und bei Schlie S. 608 u. 609
abgebildet. Schlie S.610: „Hier entfaltet sich im Sinne nordischer,
besonders niederdeutscher Renaissance jenes reiche und luftige,
an die Wimperge und Fialen der Gothik anklingende Spiel
hoher und steiler Schneckengiebel mit zierlichen Belastungs-
pyramiden, auf deren Spitzen kleine Sterne, Monde und Sonnen
erglanzen und deren von Balustraden gestiitzte Fenster jene
Einiassungen erhalten, die man in der Baukunst als Diamant-
verzierungen bezeichnet; ihnen entsprechen hoch aus dem Dach
aufsteigende Essen mit glockenturmartigen Aufsatzen" usw.
(vgl. S. 532, 602, 608, 610, 620). Fast aller dieser Eigentumlich-
keiten begegnen wir noch heute auf Schritt und Tritt bei einer
Wanderung durch Emden. Von Gerd Everts Piloot ist auf der
Insel Poel bei Wismar fur den Herzog Adolf Friedrich ein
befestigtes Schloss erbaut worden, von dem Schlie S. 226 einen
Grundriss und S. 229 ein (an das Emder Hafenthor v. J. 1635
erinnerndes) Wall-Thor (1618) abbildet. — Naheres berichten
nach Schweriner Akten iiber Piloot Lisch in den Mecklenburg.
Jahrbuchern V (1840) S. 45 in einer Geschichte des Schlosses
zu Schwerin und Wigger ebenda XL VIII (1883) S. 1 ff. in einem
Aufsatz iiber die Festung P61. Gert Evert Piloot, „Btirger der
Stadt Emden", trat Martini 1612 in die Dienste des Herzogs
von Mecklenburg ; er war jedoch schon vorher in Mecklenburg,
da der Graf von Ostfriesland ihn im selben Jahr auf einige
Zeit zuriickerbat. Am 31. Januar 1613 wurde Piloot an die
Riickreise nach Mecklenburg gemahnt, weil es Zeit zum Bau
werde (den Grundplan zum Neubau des Schweriner Schlosses
hatte der Herzog schon 1612 mit ihm beredet). Er sollte auch
gute niederl&ndische Gesellen und allerlei Arbeiter mitbringen,
denen die Reise bis Hamburg zur See anempfohlen wurde. Noch
im Oktober 1622 bat Graf Enno von Ostfriesland den Herzog
Adolf Friedrich1), ihm doch den Baumeister Gerd auf einige
Zeit zu schicken, da er an seinem Hause zu Aurich ein Stuck
neu Gebftude anfangen wolle und Gerd auch Erlauterungen
iiber einige Vermessungen geben k5nne, die er friiher in
Ostfriesland ausgefiihrt habe. Die Feste auf Poel erbaute
Piloot in den Jahren 1614—1618 und erhielt dann in bevor-
») Enno III war Adolf Friedrichs Schwiegervater, s. u.
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zugter, reichdotierter Stellung sein Patent als Kommandant anf
Poel und Generalbaumeister Adolf Friedrichs („Der Kunstreiche
vnser lieber getrewer Gerdt Ebers genant Pilote van Embden . ..
Kapitein auff vnser Vestung P6le vnd vber Vnsere Schiffe, auch
vnser General - Baumeister und Ingenieur"). Er starb um die
Zeit, wo Wallenstein Herr in Mecklenburg geworden war und
sich auch in dem Besitz von Poel gesetzt hatte, im Febr. 1629.
— Beira Bau des jetzigen Schlosses zu Schwerin, 1845—1857,
zeigten sich die von Piloot herriihrenden Teile des alten
Schlosses so gut fundamentiert, dass seine Pfahl- und Mauer-
werke ohne Wei teres benutzt werden konnten, wahrend sich
die der tibrigen Baumeister durchweg als unbrauchbar erwiesen
(Schlie S. 602 u. 611).
[Zu den obigen Nachrichten tiber Gert Everts Piloot haben
sich bis jetzt folgende Erganzungen gefunden. In unserer
„Offizianten-Listea (Ms. 18 S. 253) wird er als Stadtbaumeister
in Emden fiir die Jahre 1599 und 1600 genannt. Nach einer
Aufzeichnung im Aktbuch von Btirgermeister und Rat der
Stadt Groningen wurde am 24. Juli 1602 die Insel Ulsda im
Dollart zwischen Bunde und Winschoten im Beisein von
3 Bttrgermeistern, 6 Ratsherrn u. a. durch Gerridt Everts ver-
raessen: „den volgenden dag (24. Juli 1602) . . . heft Gerrijd
Everdts, een ervaeren geometria, een stock steeckende up een
berchtyen ofte hoege plaetze (daer men secht in voertyden een
edelmans hues gestaen thebben) de maete van Ulsda genoemen2
(Feith im Groningsche Volksalmanak fiir 1901, S. 239). Am
24. Juli 1606 sandte der Kommandant der niederlandischen
Garnison in Emden, Friedrich van Vervou, 2 Entwiirfe zur Be-
festigung der Emder Vorstadte gegen einen Ueberfall der Spanier
unter Spinola von der Hand des Mr. Gerryt Euerts Piloot an
Graf Wilhelm und Prinz Moritz von Oranien (Fr. v. Vervou,
Enige gedenckweerdige geschiedenissen, Leeuwarden 1841,
S. 226). Beabsichtigt waren zunachst ein Aussenwerk vor dem
Herrenthor und eine Contrescarpe an der Ems zwischen fde
Nadorst" und „Grouuela (S. 215—240). Schon vorher, am
24. April 1606, hatten die Emder durch Isaak Bourgeois die
Vorstadte abmessen lassen, um sie durch einen Graben der
st&dtischen Jurisdiktion einzuverleiben (S. 210). Piloots An-
wesenheit in Emden 1612, ehe er nach Mecklenburg im Anfang
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des Jahres 1613 zurtickgerufen wurde (s. o. S. 373), wird durch
Aufzeichnungen im Diarium der Stadt Emden I, 1612, S. 22 und
in den Rechnungsbel&gen der Grossen Kirche bestaligt, die
Herr Pastor Haenisch mitteilt: am 30. Juni 1612 liefert Gerryt
Everts einen „afris des gartensa (bei der graflichen Burg zu
Eraden) fur den Grafen; am 5. Dezember desselben Jahres misst
er fur die Kirche, aber wahrscheinlich auf Veranlassung der
Stadt, die „gronden off weruen der olden kaemeren an der
Stroostraesse staende ten oosten an de olde bolwarck". Dass
G. E. Piloot, vielleicht unter der Oberleitung der Ingenieure
Moritz von Oraniens, des Joh. v. Rijswijck und des Joh. v.
Falkenberg, an den grossen Befestigungsarbeiten in den Jahren
1615 und 1616 (Wiarda IV 53) mitwirkte, zeigt ein mit dem
Datum „22. Jan. 1615" bezeichneter Plan der nSrdlichen Halfte
der Stadt von ihm im Trifolium des Timon Rudolphi Nr. 24:
„Annotitie des aussgelechten Werkes". Moritz von Oranien
scheint damals die Befestigung der protestantischen Stftdte
Deutschlands, namentlich der Hansast&dte, eifrig betrieben zu
haben; ftir Emden muss in dieser Angelegenheit nach der
Altingschen Familiengeschichte (vgl. Wiarda IV, 25 ff.) der Stadt-
sekret&r Daniel Alting, Menso Altings Sohn, geb. 1575, gest. 1618,
der Unterhandler gewesen sein. In dem Protokollbuche des
hiesigen Gasthauses erscheint G. E. P. als Besitzer von Grab-
stellen in der Gasthauskirche z. J. 1611: 26 dyto (Februar)
hefft Gerrytt Euertz pyloot voer die beide neye groeuen den
gasthuifs syn graft liggende in de 5 rige nha hett Reuenter
wedder transporterett vnd ouergedragen. Ein Sohn von ihm
ist in dem Ratsherrn Evert Gerrits, Vierziger 1628—1643, Rats-
herr 1643 — 1653, zu vermuten.
Die Berufung G. E. Piloots nach Mecklenburg h&ngt ohne
Zweifel mit den engen Beziehungen zusammen, die im ersten
Viertel des XVII. Jahrhunderts der mecklenburgische und der
ostfriesische Hof zu einander unterhielten. Graf Ennos III. und
seiner zweiten Gemahlin, Anna von Holstein-Gottorp, Tochter,
Anna Maria, wurde 1622 Gattin des Herzogs Adolf Friedrich von
Mecklenburg (Wiarda IV 230), aber schon 1613 hatte des letztern
Mutter „des Grafen von Friessland Fraulein" in Schwerin bei
sich, und im Dezember 1614 besuchte ihn Graf Enno III. und
wollte ihn „persuadirentf zu heiraten (nach den Tagebtichern
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des Herzoges, im Auszuge abgedruckt in den JahrbUchern des
Vereins ffftr mecklenb. Geschichte 1847, S. 59 f.). Zu gleicher
Zeit war mecklenburgischer Kanzler ein Ostfriese, der beruhmte
Rechtsgelehrte Hajo von Nesse (1560 — 1620), vgl. Tiaden I
223 und die erwahnten Tagebticher des Herzogs Adolf Friedrich
S. 61 — 71, der sich auch an mehreren Stellen argerlich iiber
die Hinneigung seines Bruders Johann Albrechts II. zum
Calvinismus und iiber das „Einreissen der Calvinisterey*
in Mecklenburg ausspricht. An diesem wird die damalige Ver-
bindung mit Ostfriesland gewiss ihren Anteil gehabt haben.
1648 bestellte Ennos III. zweiter Sohn, Graf Ulrich II., vor
seinem Tode Herzog Adolf Friedrich zum Mitvormunde fiber
seinen unerwachsenen Sohn Enno Ludwig (Wiarda V, S. 2 ff).
Verwandtschaft bestand zwischen dem ostfriesischen und dem
mecklenburgischen Herrscherhause schon seit Graf Edzard II.
und Herzog Christopher von Mecklenburg, die beide schwedische
Konigstochter zu Gemahlinnen hatten; 1582 erhielt Edzard II.
sogar den Besuch seines mecklenburgischen Schwagers und seiner
SchwsLgerin (Wiarda III 164). Erwahnung verdient noch, dass
durch die nahe Verbindung Adolf Friedrichs mit dem ostfriesi-
schen Grafenhause Cirksenasches Blut in dieHohenzollern
gekommen ist: nach dem Tode seiner ersten Gemahlin Anna
Maria (f 1634) vermahlte sich Adolf Friedrich, der Stammvater
beider Linien, Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz,
mit der Enkelin des ostfriesischen Grafen Edzards II. (f 1599)
und der Katharina von Schweden, Maria Katharina (Tochter
des Herzogs Julius Ernst von Braunschweig - Dannenberg und
der Maria von Ostfriesland); ihre Ururenkelin war Konigin
Luise (Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz). Infolgedessen weist
unsere n&chste Umgebung 2 AhnengraLber Kaiser Wilhelms D.
auf : das des Uko Fokkena, des Vaters der Grafin Theda, in der
Gasthauskirche (abgebildet in der Hafendenkschrift S. 8) und
dasjenige seiner Gemahlin Heba Attena unter der Kanzel der
Kirche zu Hinte].
30. Aug. 1898. Das kiirzlich erschienene Werk von Planei
und Reissmann iiber Seume (Leipzig 1898) bringt auch fur
Seumes Erlebnisse in Emden einiges Neue. Den zweiten Flucbt-
versuch i. J. 1787 nach dem ersten i. J. 1784 machte Seume,
weil die ihm durch Courbfere gemachte Hoffnung, Offizier zu
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werden, infolge Einschubs ausw&rtiger Offiziere fehlgeschlagen
war. Unter den Freunden und Wohlthatern Seumes in Emden
wird neben dem Kaufmann Bauermann und dem Lehrer der
franz.-reformierten Gemeinde Tapernon auch der Kaufmann
Barthagen genannt, ein Name, der einzelnen Anwesenden noch
wohl bekannt ist; ein Mitglied erinnert sich u. a., dass ein
Barthagen als Geselle bei seinem Vater beschaftigt war.
Wegen ostfriesischen Goldschmucks, der nach
einer Zeitungsmeldung beim Missionsfest in Strackholt in
Menge als Gabe eingegangen ist, haben wir dem dortigen
Prediger die Bitte ausgesprochen, uns eventuell einen Kauf zu
ermSglichen, statt derartige Sachen an Goldschmiede oder
Altertumshandler abzugeben.
In der Emder Schutzenordnung v. J. 1550, die aus Anlass
der 50jahrigen Jubelfeier des jetzigen Schiitzenvereins in der
Ostfriesischen Zeitung vom 23. August abgedruckt worden
(= Ostfr. Monatsblatt IX, 1881, S. 433 f.), ist das Wort
^Benitte" ungewohnlich. Liibben erklart es in seinem
Worterbuch unter dem Worte „benittt als einen mit Schnuren
oder anderen Zierraten besetzten Hut (Franz, bonnet). Dies
findet seine Bestatigung in dem Rechnungsbuch der Gr&fin
Anna (Handschrift im Staatsarchive zu Aurich): Bl. 99 (1544)
Mester Charls frawen vor benytte imnd allerley dat sie
wth Brabant brochte den Jungen Heren 10 Embd. gulden
(Magister Charles Benoit war Erzieher der jungen Grafen, vgl.
Bartels, Jahrbuch I, 3, S. 72, Bertrams Analecta I, S. 41 f.).
— Bl. 124 (1445) den jungen Heren tho Benitthe 8 Embd. gl. —
Bl. 138 (1547) den jungen Heren vor Sammitz benitte 6 gl. 4 sch. —
Bl. 142 vor Benitthe den jungen Heren 8 Embd. gl. — Bl. 154 (1548)
dem parlsticker Reiner vor Sammit unnd Benitte 8 Embd. gl.
6. Sept. 1898. Regierungsassessor Barwinkel in St. Wendel
(Reg.-Bez. Trier) bittet um Auskunft iiber einen vermutlichen
Vorfahren aus Emden, der am 5. Dez. 1543 zu Wittenberg von
Bugenhagen zum Pfarramt ordiniert worden sei. („Mattheus
Berwinkel von Emden in Friesland, Biirger und Schneyder
zu Thimenick". — Th. ist Gross-Thiemig in der Provinz Sachsen.)
Herr C. Thiele teilt einen von ihm gemachten Auszug aus
einem 192 Seiten langen Schriftstucke betr. den Verkauf von
15 H&usern der „Kgl. Preussischen Heringsfischereigesellschaft"
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an den Kaufmann P. J. Abegg v. J. 1814 mit. Unter den Ge-
b&uden befindet sich unter der Bezeichnung „Portofranko-Hau$8
oder „Das grosse Magazin" das Kommerzienmagazin an
der Siidecke der Westerbutfenne, das eine Reliefdarstellung
von 10 Thaten des Herkules und die Jahreszahl 1752 tragt
Ob das sehr sorgf<ig und kunstvoll ausgefuhrte Relief nicht
aber viel alter ist, erscheint zweifelhaft. Nach Fiirbringer, Die
Stadt Emden S. 87, wurde das Kommerzienmagazin 1752 an
Stelle des schon im XV. Jahrhundert vorhanden gewesenen
„Koeplude-husa eingerichtet, was nicht richtig sein durfte,
da die Westerbutfenne erst im XVI. Jahrhundert bebaut wurde1).
Das hohe Nachbarhaus im Norden, das ursprtinglich wohl kein
Packhaus war, tragt die Inschrift: „Anno 1566. Dit is in
Goedens". Danach scheint es der in Emden begliterten
H&uptlingsfamilie zu Goedens gehort zu haben2), aus der urn
die Mitte des XVI. Jahrhunderts eine Erbtochter, Almut, den
westfalischen Edelmann Joh. v. Oldenbokum heiratete ; dieselbe
Familie ist auch Besitzerin des jetzigen Amtsgerichtsgebaudes
(„Goedenser Haus") gewesen, das auf einem halbzertrummerten
Steine an der Nordseite noch die Inschrift:
... en vnd Kniphausen genandt
.... von Loringhoff to Goedens
trSgt. Im Hofe ist das Freitagsche Wappen angebracht
(Franz von Freitag-Loringhoff aus Westfalen erhielt durch seine
Heirat mit Almut v. Oldenbokum 1574 die Goedenser Be-
sitzungen). Die von Herrn Thiele aus Anlass einer Anfrage
nach der Geschichte des Kommerzienmagazins durchgesehenen
Papiere sind Eigentum der Abeggschen Erben.
Am 27. August entdeckte der Moorvogt Briinings in Hopels
*) Da8„Koplude-Hus" hat sicher in derAltstadt gestanden (siehe
Urk. 618 v. J. 1449 und Urk. 900 v. J. 1471 ; es diente 1449 einem „crogher4
zur Wohnung und war Ort von gerichtlichen Handlungen; 1471 wird es
im Besitz der Burgermeister-Familie van Duten genannt, die es von dem
Propst Joh. Vredewold gekauft hatte ; aber schon 1449 scheinen die van
Duten in besonders naher Beziehung dazu gestanden zu haben. Vielleicht
vertrat es, bevor ein eignes Gebaude dafur eingerichtet wurde, die
Stelle eines Rathauses, vgi. oben S. 286 „des Biirgermeisters Herberge^)
*) 2 eingemauerte Steine tragen die Oldersumer Lilien (rechts) and
den Goedenser (oder Knyphauser?) Lowen (links).
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bei Revision der Torfmoore im Moordistrikte Mtthlenberg in
1,5 m Tiefe die Reste eines alten Bohlweges, dessen Richtung
von Norden nach Stiden ging. Die eichenen Bohlen waren
6 cm dick, die bis auf den Sand gerammten Pf&hle, die be-
reits gespalten waren, l/2 m lang und keilformig zugespitzt.
Der Finder will die Bearbeitung des Holzes mit metallenen
Instrumenten noch deutlich wahrgenommen haben. Vor noch
nicht langer Zeit soil auch zwischen Oltmannsfehn und Brede-
horn im Torf ein Bohlweg aufgefunden worden sein.
Eine Besprechung des Mtinzfundes von Dietrichsfeld
bei Aurich (Jahrb. XII 184) findet sich im neuesten Bande des
grossen Werkes von Dannenberg iiber die Miinzen der sach-
sischen Kaiser (III. S. 772); D. halt den friesischen Ursprung
eines Teiles der Mtinzen ftir wahrscheinlich.
13. Sept. 1898. Die schon auf dem Wege nach Apolda in
Thuringen zur Einschmelzung in der Glockengiesserei befind-
lichen beiden Pogumer Glocken, von denen die aitere nach
einer bei Mithoff und Houtrouw erwahnten Sage aus einem
untergegangenen Dollart-Dorfe stammen soil, haben glticklicher-
weise noch auf dem Bahnhofe zu Emden angehalten werden
konnen, und mit Genehmigung des Kirchenvorstandes in Pogum
ist von der hiesigen Giiterexpedition die Erlaubnis erwirkt
worden, sie zum Photographieren und zur Herstellung von Ab-
driicken der Inschriften und Verzierungen in Gips und Fliess-
papier auspacken zu lassen. Beides ist unter Leitung des
Herrn Buchhandlers Schwalbe in vortrefflicher Weise gelungen.
Beschrieben werden die Glocken, von denen die altere mit
einem schftnen romanischen Ornamentstreifen, die jiingere vom
Jahre 1579 mit der Cirksena'schen Harpyie und dem Reichs-
doppeladler verziert ist, bei Mithoff und Houtrouw. Die altere
setzt der Monteur der Glockengiesserei, der in Pogum zur Auf-
stellung der neuen Glocken anwesend war, wegen ihrer
schmalen Form in das XII. oder XIII. Jahrhundert, der in der
heutigen Versammlung gegenwartige Direktor der Kunstgewerbe-
schule zu Oldenburg, Herr Narten, in das XIV. Jahrhundert.
4. Okt. 1898. Im „Wapenherauta 1898, Heft 3 u. 4, wird
der Baron Gustaaf Willem van Imhoff, Sohn des Ostfr. Geh-
Rates Willem Hendrik v. I. und der Isabella Sophia Boreel,
geb. 1705 in Leer, gest. 1750, erwahnt. Er war 1736—1740
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Gouverneur von Ceylon, sp&ter Generalgouverneur von NiederL-
Ostindien. Auf seine Ernennung zum Generalgouverneur wurde
wegen seiner grossen Verdienste eine Denkmtinze mit seinem
Bildnis gepragt. (Naheres Tiber J. in der „AUgem. deutschen
Biographietf.)
1. Nov. 1898. Der „Verslagu Tiber die am 7. Juni 1898 ab-
gehaltene 81. Versammlung der Vereeniging tot beoefening van
Overijsselsch regt en geschiedenis zu Zwolle enthalt u. a.
Mitteilungen uber die Geschichte des Glockenspieles in den
Niederlanden (in dem der Verfasser etwas von dem ^alt-
hollandischen Geiste" zu versptiren glaubt). Fur uns sind be-
sonders die Nachrichten uber den auch in Eraden thatig ge-
wesenen Glockenspiel - Fabrikanten Francois H e m o n y aus
Utrecht (um 1650) von Wert. In Emden hatte die Grosse Kirche
ein Glockenspiel, dessen Glocken aber 1746 als iiberfltissig ver-
kauft wurden. Nach dem Trifolium des Timon Rudolphi war
auch ftir das Rathaus eins projektiert, es war zu 5000 fl.
veranschlagt.
Herr Oberbiirgermeister Fiirbringer tibergiebt 2 Nummern
des Beiblattes der Magdeburgischen Zeitung, der Blatter far
Handel, Gewerbe und soziales Leben, vom 16. und 23. Septbr.
1895 mit einem interessanten Aufsatz des Archivrats Dr. Sello
liber die Flucht der Kurfiirstin Elisabeth von Brandenburg aus
Berlin im Jahre 1528, deren n&here Umst&nde Wilibald Alexis
den Stofif zu seinem Roman „Der Warwolf" geboten haben. Der
Grund zu ihrer Flucht waren der Gegensatz, in den sie durch
Hinneigung zu Luthers Lehre zu den religiSsen Anschauungen
ihres streng katholischen Gemahls Joachims I. trat, und die
Kr&nkungen, die ihr dieser durch eheliche Untreue zufugte.
Wahrend ihrer Entweichung weilte am Hofe zu Berlin die
spatere Grafin Anna von Ostfriesland, die als olden-
burgische Grafentochter mit der Kurfiirstin, der Tochter des
D&nenkonigs Johann, blutsverwandt war. Sie schrieb am 3.
und 9. April 1528, einige Wochen nach dem Ereignisse (24/25.
M&rz), aus Berlin ihrer Mutter, die sich damals als Tochter des
Ftirsten Georg I. von Anhalt1) in Dessau aufhielt, 2 Briefe, die
») Durch diese Verwandtschaft erklart sich auch die Anspielung m
Wilhelm Gnapheus Anrede an die jungen ostfriesischen Grafen in seinem
Lobgedicht auf Emden:
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Sello nach den im Archive zu Dessau befindlichen Originalen
veroffentlicht. In dem zweiten sehr ausftihrlichen, halb hoch-,
halb niederdeutsch geschriebenen Briefe erzahlt Anna, wie die
Kurfflrstin sie am Abend vor der Flucht beschenkt, umarmt
und ihr „gute Nachttf gesagt und wie am andern Morgen nach
Entdeckung der Flucht der Kurfurst mit andern auch sie ver-
hort habe. Die Kurftirstin blieb 17 Jahre in freiwilliger Ver-
bannung ausserhalb Brandenburgs, bis sie 1546, 6 Jahre nach
dem Tode ihres Gemahles, infolge der Bemtihungen ihres zweiten
Sohnes Joh. v. Ktistrin in die Mark zurtickkehrte. Auch sonst
teilt Sello manches Interessante zur Charakteristik Annas mit,
z. B. einen in Oldenburg geschriebenen ganz niederdeutschen
Brief v. J. 1529 aus dem 28. Lebensjahre der damals noch
unvermahlten Gr&fin Anna, in welchem sie ihrer Mutter eine
derbe ihr angethane Fastnachtsneckerei schildert. Erst in
diesem Jahre 1529 wurde sie auf Betreiben des fltichtigen
DanenkSnigs Christians II. — der, aus seinem Lande ver-
trieben, urn 1530 bei Graf Enno II. eine Zuflucht im Kloster
Blauhaus bei Emden fand (Wiarda II 374, 387) — zum
Zeichen, dass der alte Hader um Jever und Butjadingen
zwischen Ostfriesland und Oldenburg begraben sei, mit dem
4 Jahre jiingeren Grafen Enno II. von Ostfriesland verlobt.
Die Verbindung mit Berlin erhielt sie noch im Alter aufrecht,
indem sie 1661 ihren Lieblingssohn Johann an den Branden-
burger Hof sandte, damit er sich um die Hand einer Tochter
Joachims II. bewerbe. Die Reise blieb freilich ohne Erfolg, da
der Kurfurst seine Tochter einem Manne ohne Land nicht
geben wollte.
8. Nov. 1898. Die historische Kommission der Provinz
Hessen zu Marburg, die eine Herausgabe der Traditiones
Fuldenses vorbereitet, bittet um Zusendung des XI. Bandes
unseres Jahrbuchs wegen der darin S. 83 ff. (vgl. X, 1, 29)
enthaltenen Untersuchungen des Dr. Bunte tiber die sich auf
Friesland beziehenden Stticke der Trad. Fuldenses.
proximus accedat vobis etAnhaltius heros,
clarus Apollineo munere, clarus avis,
an der Babucke (S. 52 Anm. 30) Anstoss nahm; der den Grafen als Vor-
bild hingestellte Askanier war vielleicht Annas Vetter, Joachim von
Anhalt-Dessau (t 1661).
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In der Schrift: „Die Renaissancebauten Bremens im Zo-
sammenhange mit der Renaissance in Nordwestdeutschland8
(Leipzig 1890) zeigt sich der Verfasser Dr. Gustav Pauli aus
Bremen, Bibliothekar der Kgl.Gem£ldegallerie in Dresden1), auch
in Emden grtindlich bewandert und macht zahlreiche fur das
Verst&ndnis der Emder Bauten bedeutungsvolle Bemerkungen,
so S. 34 fiber das Enno-Denkmal in der Grossen Kirche. Mit
dem Giebel des Brinkmannschen Ha uses am Delft vergleicht
auch er den des Hauses zum Salm in Mecheln (Jahrb. XIII, S. 261).
Woher er das Erbauungsjahr 1547 fttr das ahnliche Hillerssche
Haus an der Westseite des Alten Marktes erfahren hat, giebt
er leider ebensowenig wie Henrici an. Bei verschiedenen
Bremer Giebeln des Baumeisters ^nSteinhauersa) Ltider von
Bentheim, der in Bremen von 1580—1613 wirkte, glaubt
Pauli den Einfluss Emdens zu erkennen, so besonder3 bei dem
1591 gebauten Kornhaus in Bremen und der 1587 entstandenen,
jetzt restaurierten Stadtwage. Als charakteristisch fiir Emden
sieht Pauli das in Emden allgemein gebr&uchliche Muschel-
ornament tiber den Fenstern2) an, das sich in Emden zum
ersten Male an der Rttckseite unseres Rathauses findet, und
die breiten Sandsteinstreifen, mit denen die Backstein-
raauer unterbrochen wird. [Dergleichen Sandsteinstreifen zeigt
in Emden zum ersten Mai das Haus des Leerorter Drosten
Jtirgen van Hoen aus dem Jahre 1540, vgl. Jahrb. XIII,
S. 244; auch in der Verwendung von Obelisken stimmt die
Bremer Stadtwage mit den Emder Bauten iiberein (vgl. oben
zum 23. Aug., S. 373); in die Augen fallend ist die Verwandt-
schaft des Stiles der Bremer Giebel bei dem jetzigen Packhause
„de bruine Harttf an der Ostseite der Gr. Deichstrasse und
bei dem alten Fleischhause an der Grossen Briickstrasse der
Post gegentiber in Emden, die aber beide erst aus dem Anfange
des XVII. Jahrhunderts stammen.] Der von Ltider von Bent-
heim in der Fassade der Stadtwage und des Kornhauses ge-
schaffene Typus hat sich in Bremen drei Jahrzehnte hindurch
behauptet. Die Stadtwage und das Kornhaus hatten Be-
malung: der Sandstein war, nach den Resten zu schliessen,
*) Jetzt Direktor der Kunsthalle in Bremen.
*) in Emden „Niinea genannt.
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blau, rot, golden gestrichen, welche Farben an der Stadtwage
neuerdings vorsichtig wieder hergestellt worden sind. Lttder
von Bentheim hat auch an der jetzt restaurierten Ratsapotheke
in Bremen, dem Rathause gegenuber, mitgebaut, sein Hauptwerk
ist die Fassade des Bremer Rathauses 1612. —
Hinsichtlich der eisernen Ringe, die vor dem Hillers-
schen und dem Riihmekorbschen Hause an den S&ulen imd
bei anderen ftlteren H&usern uber dem Erdgeschosse angebracht
sind, wird die Meinung ausgesprochen, dass sie zur Befestigung
von holzernen Lauben gedient haben. Herr Landschaftsrat
Klug erinnert sich aus seinen Kinderjahren, solche noch an
einem Hause an der Nordseite des Alten Marktes gesehen zu
haben. Dass die noch vorhandenen eisernen Ringe am Rat-
hause diesen Zweck hatten, zeigt das Grendetsche Modell vom
Jahre 1687 in unserer Sammlung, welches das Emder Rathaus
noch mit den Lauben darstellt. Da sie die Erdgeschoss-Raume
verdunkeln, sind sie in Wegfall gekommen.
15. Nov. 1898. Der Norder Kirchenvorstand beabsichtigt
fur den jetzt restaurierten Teil der Ludgeri-Kirche die alte
Inschrift vom Jahre 1445 erneuern zu lassen und fordert
deshalb zur Erganzung der vollst&ndig versttimmelten Inschrift
auf, um die sich bisher namentlich der verst. Oberamtsrichter
Rob en (im Ostfr. Monatsblatt 1879, S. 433) verdient gemacht
hat. Aus einem von dem Tischler und Bildhauer Wiemers in
Norden hergestellten Abklatsch geht hervor, dass nur sehr
wenig erhalten ist und dass dies nicht ausreicht, um eine
sichere Erganzung fur die geplante Erneuerung der Inschrift
vorzunehmen.
Herr Kommerzienrat Schnedermann verliest Akten aus
dem Jahre 1711, von denen er vor langen Jahren im Konigl.
Staatsarchive eine Abschrift genommen hat; sie betreffen die
Entfernung einer Galgenleiter vor dem fiirstlichen Jagd-
hause (dem jetzigen „Piqueurhoftf) in Aurich, welche, aus
Furcht vor dem Ehrloswerden, Tischler und Soldaten aus-
zuftihren sich weigerten; der Scharfrichter FrobOse musste
selbst Hand anlegen. Ebenso hatten sich nach dem Diarium
der Stadt Emden schon 1608, als der Emder Btirger-Fahn-
rich Daniel van Wingene einen Soldaten vor dessen Hin-
richtung beim Ausziehen des Mantels behilflich war, die Btirger-
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kompagnien beschwert und es dahin gebracht, dass die
Fahne dem D. v. Wingene aus dem Hause geholt und aufs Rat-
haus gebracht wurde.
29. Nov. 1898. Aus Anlass einer Meinungsverschiedenheit
zwischen der Stadt Emden und der Konigl. Bauinspektion
wegen zweier Grundstticke nOrdlich und stidlich von der
Kesselschleuse, war angefragt worden, ob der Stadtgraben
bei der Kesselschleuse, soweit er fur die (durch Zuschtittung
entstandenen) beiden Parzellen in Betracht kommt, vielleicht
ursprtinglich ein nattirlicher schiffbarer Wasserlauf gewesen
sei. Wir haben es mit Hinweis auf den altesten Plan von
Emden, der vor dem Bau des jetzigen Rathauses entworfen
sein muss und im Trifolium des Timon Rudolphi aufbewahrt
wird — diese Zeichnung scheint die Vorlage fiir den im
Braun - Hogenbergs Theatrum civitatum Europae gedruckten
Plan aus der Zeit vor 1574 abgegeben zu haben — als wahr-
scheinlich hingestellt, dass wenigstens die nSrdliche der beiden
Parzellen auf das im Plane des Trifoliums und bei Braun-
Hogenberg verzeichnete Vorland des Rote-Miihlenzwingers falle,
dass also an dieser Stelle niemals ein nattirlicher Wasserlauf
gewesen sei. Das Wolthuser Tief, das seinen Ausfluss in
den Falderndelft hat, konnte freilich frtiher auch eine Ver-
bindung mit dem Doele- und Rummelhilgen-Tiefe gehabt
haben; es ist aber nicht nachzuweisen, dass diese eine natiir-
liche schiffbare war, und das n5rdliche Grundsttick wtirde doch
ausser dem Bereiche der Verbindung liegen. Bei dem sudlichen
Grundsttick, das mehr in der Laufrichtung des Wolthuser Tiefes
zum Falderndelft liegt. ist die Annahme einer ktinstlichen Ent-
stehung nicht so wahrscheinlich. Es ist ubrigens mSglich, dass
in alten Zeiten das Wolthuser Tief, das, nach seinen Krum-
mungen zu urteilen, sicher ein nattirlicher Wasserlauf war,
seine Mtindung nicht durch den Roten Siel in den Falderndelft,
sondern durch das jetzige Herrenthors-Tief in die Ems gehabt
hat. Im XV. Jahrhundert gab es einen Siel beim Lazarus-
Haus, das an der Lienbahnstrasse beim Herrenthor zu suchen
ist; dieser vom Propst Hisco angelegte Siel wurde erst 1458
an das „Falder-Klostera (an die heutige Kettenbrticke?) gelegt
(Beninga S. 364). Entgegen unserer oben dargelegten Meinung,
dass mindestens die nGrdliche der beiden streitigen Parzellen
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der Stadt zukomme, sind beide Grundstttcke der KOnigl. Bau-
inspektion zugesprochen worden. Die Unsicherheit fiber die
alte Hydro graphie des Emder Stadtgebiets zeigt, wie not-
wendig Nachforschungen in dieser Hinsicht sind: was natiir-
licher, was kiinstlicher Wasserlauf in dem verwickelten System
der Emder Wasserarme ist, liegt in wichtigen Punkten noch in
tiefem Dunkel.
6. Dez. 1898. Eingegangen ist der X. Jahrgang des vor-
trefflichen „Groningsche Volksalmanak" (fur 1899), mit einem
Beitrage iiber den lateinischen Dichter Heerkens aus Groningen,
der Friedrich dem Grossen bei seinem Besuche i. J. 1755
in Emden Dichtungen tiberreichen wollte: halb Groningen
stromte damals, wie erzahlt wird, nach Emden, um den Konig
zu sehen. Ein anderer Aufsatz berichtet aus ungedruckten
Quellen iiber den grossen Heidelberger Humanisten Rudolf
Agricola, geb. in Baflo im Groningerland, den Sohn des
sp&teren Abtes von Selwerd; sein Halbbruder Johann
Huesmann war Sekretar der Grafin Theda und Landrichter
unter Edzard I. von Ostfriesland (der Pastor Heinrich Hues-
mann in Grimersum war wahrscheinlich ein zweiter Halb-
bruder Agricolas). — In der Kirche zu Westerwijtwerd sind
unter der Tunche Wandgemalde entdeckt worden, die streitende
Ritter in der Riistung des XII. Jahrh. darstellen; dergleichen
Bilder, die sich zuweilen in Psalter - Handschriften und in
Kirchen finden, werden symbolisch als eine Erinnerung an
den geistigen Streit, den der Christ stetig gegen das Bose
zu kampfen hat, gedeutet [auch aus der alten Kirche zu
Marienhafe sind solche Darstellungen bekannt; vgl. „Die
alte Kirche zu Marienhafe", Tafel XI]. — In dem Besitz des
Herzogs von Devonshire ist oder war1) ein silberner diamanten-
besetzter Becher in der Form eines Adlers, den 1697 Georg
Wilhelm von Knyphausen, Herr von Nienoord bei Groningen,
ein Glied der ostfriesischen Familie Knyphausen, zur Er-
innerung an die Beilegung eines Streites zwischen 2 Zweigen
*) 1851. Der „ Knyphausen hawk" des Herzogs von Devonshire war
damals auf der Londoner Weltausstellung. Die Form des Adlers, die fur
den Vers5hnungsbecher gewahlt wurde, sollte an das alte Wappen der
Familie van Ewsum auf Nienoord (urspr. Oert), aus der Nienoord durch
Heirat an die Knyphausen gelangt war, erinnern.
Jahrbuch der Gesellsoh. f. b. K. u. vaterL Altortttmer zu Emden, Bd. XIV. 25
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der Familie um das von Unico Manninga gegrtadete Fidei-
kommiss Lfitzburg stiftete. — Die 5. Fortsetzung der Aufsatze
von C. H. Peters iiber „Oud-Groninger Kunsta, die u. a. einen
hochst interessanten Rekonstruktions-Versuch der alten Kirche
zu Stedum (aus dem XIII. Jahrh.) enthalt, weckt wieder das
Bedauern, dass uns in Ostfriesland zur Zeit ein mit geschicht-
lichen Interessen begabter Architekt fehlt, der auf dem so gat
wie unangebauten Felde der Geschichte des ostfriesischen
Kirchenbaus in ahnlicher Weise forschend und anregend
wirkte.
Herr Pastor Cuno in Eddigehausen bei Gottingen bittet
um Auskunft wegen einiger Men so Alting betr. Schriftstticke
in des verst. Rektor deVries Nachlass: wegen Notizen tiber einen
Besuch Pezels und Cruzigers (des jungeren) bei M. Alting,
ferner betr. Altings geistliches Lied tiber die 12 Artikel des christ-
lichen allgemeinen Glaubens, ausserdem tiber M. Altings Buch-
lein wider David Joris und die Libertiner und tiber Proto-
kolle des Emder Coetus aus Altings Zeit. Ueber den Besuch
des Chr. Pezelius und des Kaspar Cruciger in Emden zitiert
Outhof in seiner Waarschouwinge (Emden 1723, S. 464) des
Professor Sibr. Ltibbert Brief an Hugo Grotius und Pezelius
Vorrede zu dem Bericht der Emder Prediger vom Streit des
Nachtmahles. de Vries hat in seinem Exemplar des Outhof
dazu folgende Notiz aus dem Expensenbuch der hiesigen
Grossen Kirche von 1572—1596 geschrieben: „Ao. 1583 als
Doctor Crutziger und Dr. Petzelius by Dno Mensoni begastet.
heft Menso de kost vnd bier dartho gedan, de kerken auerst
mitt wyn versehen, dar treffliche mannen versamlet4fl. 4 8011.*
Interessant ist, dass Outhof S. 635 im Besitze seines Zeit-
genossen, des Professors der Geschichte und der romischen
Beredtsamkeit Adam Menso Is ink, eines Urenkels von Menso
Alting, zu Groningen „153 brieven van Alting aan Sibran-
dus Lubbertus Hoogleeraar te Franiker en 70 brieven aan
Doctor Pezelius geschreeven als ook nog eenen bondel brieven
van Beza, Ursinus, Tossanus, Pareus, 01evianusr
Piscator, Pezelius, Martinius en van meer andere
braave Mannen aan onsen Alting geschreeven" erwabnt. Nach
ihrem Verbleib fragen Feith und Reitsma im Nederl.
Archievenblad 1899/1900 S. 116.
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13. Dez. 1898. Aus einem der reformierten Gemeinde
gehorigen Aktenbiindel betr. die jetzigen reformierten Schul-
gebaude zwischen Apfelmarkt und Beuljenstrasse, frtiher
teilweise H&user der Familie Rosingh, wird zum Belege fQr den
gewaltigen Niedergang Emdens gegen Ende des XVII. Jahr-
hunderts erwfthnt, dass 1654 ftir eins der H&user 800 fl., 1702
dagegen nur 400 fl. bezahlt wurde. In einem beiliegenden
Aktenregister wird als frtiherer Besitzer (um 1580 — 1590) der
bekannte Tonjes Pricker (vgl. Jahrb. XI 241, 422, 477)1) mit
seiner Frau geb. Kulen (aus der von Bremen eingewanderten
Emder Familie Kuel, vgl. Jahrb. XI 274, 335 und Spiegel,
Hardenberg S. 363) genannt. Die Beuljenstrasse ist als
Strasse des „Beulsa, Battels, Henkers, der in der N&he (im
„Tien-Turma?) wohnte, zu erklaren. Eine „Boedelleya
(Bttttelwohnung) lag um 1550 in der Pelzerstrasse (vergl. z. B.
Kontrakten-Protrok. 1552, 18. Mai).
20. Dez. 1898. Das dritte Heft des „ Vrije Fries" Band XIX
(1898) enthalt ausser der Urkunden-Publikation von Blok uber
Friesland und Frankreich und die Upstalsb6m-Versammlungen
im XIV. Jahrhundert (vgl. Jahrb. XIII, S. 262) eine Arbeit liber
friesische Gesandte beim Friedenschluss zu Minister 1648. Einer
der 4 Kommittierten der Generalitat war der friesische Edel-
mann Donia, als dessen Schwager S. 448 der Prediger Hendrik
Hinken van Hinkenborg, ein „ostfriesischer Edelmann", genannt
wird. Die Familie Hinkena, mit der auch Ubbo Emmius ver-
wandt war, hatte ihren Stammsitz zu Lintel bei Norden, vgl.
Sundermann, Jahrb. XII S. 882).
Auch an den Fassaden des Heidelberger Schlosses sind
jetzt, wie die Kunstchronik X Heft 7 berichtet, Spuren ehe-
») Ein fiir T6njes Pricker 1559 gebautes stattliches Haus mit den
Anfangsbuchstaben seines' Namens und dem Verse: „Katte, du schalt
weten, vorgunet brodt werdt oick gegeten" (vgl. Jahrb. XL, S. 166; der
dazu gehorige Sandstein mit der Darstellung der Katze und der Eule be-
findet sich jetzt in unserer Sammlung) stent an der Ecke der Schul- und
Kleinen Deichstrasse.
*) Einen Jonkheer Henricus Hinckena van Hinkenburg nennt Romein,
Naamlij8t der Predikanten . . . van Friesland, S. 93 1596 als Prediger in
Berlikum, S. 47 1697 in Britsum.
25*
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maliger Bemalung entdeckt worden; von Bremer Renais-
sance-Giebeln teilt dasselbe Pauli in seiner Schrift (s. o. z.
8. Nov., S. 382) mit.
3. Jan. 1899. In der „Zeitschrift des Vereins fur Lubekische
Geschichte und Altertumskunde" Bd.VII veroffentlicht Brehmer
Beitrage zu einer Baugeschichte Liibecks. Nach S. 393
stammt der erste Renaissance-Bau Liibecks, das dort abge-
bildete Miihlenthor, aus d. J. 1541 — 1554, aus welcher Zeit auch
die <esten Renaissance - H&user Emdens, das Ruhmekorbsche
mit der Jahreszahl 1543 und wahrscheinlich auch das ehemalige
Brinkmannsche am Delft No. 24 sowie das Hillerssche am Alten
Markt No. 14 herrtthren. Die Gestalt der Treppengiebel,
welche die Renaissance von der Gothik iibernahm, wurde in
Lubeck noch bis 1650 bei fast alien Privatbauten in Anwendung
gebracht. Die S. 398 abgebildete Westseite des alten Holsten-
thores v. J. 1585 erinnert lebhaft an die von Pauli besprochenen
Bremer und Emder Renaissance - Bauten. — 1609 bestellte der
Feldoberst der Stadte Lttbeck, Bremen, Hamburg, Magdeburg.
Braunschweig und Luneburg, Graf Friedrich von Solms, zur
Besichtigung, Besserung und zum Neubau der Festungswerke
dieser Stadte als Ingenieur einen Schtiler des hollandischen
Baumeisters Johann v. Rijswijk, den Hollander Johann v. Falken-
berg, den der Ltibecker Ratsherr Heinrich Brockes 1611, als
beim Abschluss eines Btindnisses zwischen Lttbeck und den
Generalstaaten gegen Danemark Oldenbarneveld auf die Not-
wendigkeit einer Instandsetzung der Befestigungen Liibecks
hinwies, von Haag mit nach Lubeck brachte. Von Johann
v. Falkenberg sind die Plane fur die Befestigungswerke von
Braunschweig, Bremen, Hamburg, Lubeck, Ulm und Em den
Bei alien brachte er die holl&ndische Bastionsbefestigung
(bei Lubeck „in ihrer zu jener Zeit schon verknocherten Weise-!
zur Anwendung (S. 406 f.). Naheres ttber Joh. v. Falkenberg
findet sich in einem Vortrage, den Dr. H. A. Schumacher in
der 25. Versammlung der historischen Abteilung des Bremer
Ktinstlervereins am 12. Februar 1869 gehalten hat. Vod
Aussenwerken, die Em den gehabt zu baben scheint, habefl
sich Spuren ostlich von der Landstrasse nach Hinte erhalten.
10. Jan. 1899. Das angekaufte Werk des Suffridus
Petrus, de scriptoribus Frisiae decades sedecim et semis.
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Colon Agr. 1593, klein-8° (vgl.Bartels, D. apokryphischeGeschichts-
schreibung im Zeitalter des U. Emmius, Jahrb. Ill 1, S. 4 ff.), ist
die Originalausgabe, von der sich unsere aus Mohlmanns Biblio-
thek stammende Ausgabe von 1699 nicht wesentlich unter-
scheidet. Auf dem Vorlegeblatt der Ausgabe von 1593 steht
der Name „Fr. Salbadar de Radichinaa geschrieben. Die Jahres-
zahl 1593 ist erst aus 1293 verbessert worden; darunter ist
von Suffr. Petrus selbst eine Widmung geschrieben: Reveren-
dissimo Praesuli et Illustrissimo Principi Octauio, Legato
Apostolico, Tricaricensi episcopo1), Maecenati suo unice colendo
A. D. D. (= Author Donat Dedicat). Da Suffr. Petrus (* 1527
f 1597) u. a. Sekretar Granvellas und spater canonicus ad
SS. Apostolos in Koln2) war, hat die Dedikation an einen
katholischen Bischof fur ihn nichts Auffalliges.
17. Jan. 1899. Aus dem reichen Inhalt der in mancher
Hinsicht bahnbrechenden Studien von Sello zur Geschichte von
Oestringen und Rustringen, die Herr Oberburgermeister Fur-
bringer vor kurzem als Gesohenk des Verfassers ubergab, einer
Fundgrube fur die Kenntniss der friesischen Vergangenheit,
wird einiges Ostfriesland und Emden naher Bertihrende mit-
geteilt. Der erste Aufsatz „Renaissance-Denkmaler in Jever"
vveist u. a. nach, dass das 1561 — 1564 gebaute Edo Wiemken-
Denkmal in Jever wahrscheinlich aus der Werkstatte des
Cornelis Floris de Vriendt von Antwerpen hervorgegangen
ist; von demselben Bildhauer und Architekten, der in Emden
als Erbauer des alten Rathauses zu Antwerpen wohlbekannt ist,
stammt das 1552 vollendete Grabmal Konig Friedrichs I. im Dome
zu Schleswig. S. 6 macht Sello nach Pauli darauf aufmerksam,
dass die beiden grottesken Hermengestalten am Eingange zum
Emder Enno-Denkmal nach 1557 erschienenen Entwiirfen des
Cornelis Floris (vgl. v. Alten und Kohlmann im Jahrb. 1885,
S. 170) kopiert sind, dass eine der Hermen in verkleinertem
Massstabe sich am Kuppelbau des Edo Wiemken-Denkmals
findet, und deutet damit zugleich die Wahrscheinlichkeit einer
*) Octavius Mirto, 1592 Bischof von Tricarico in Siiditalien (nordw.
von Tarent), spater in Tarent, f 1606 (vgl. Gams, Series episcoporum . . .,
quotquot innotuerunt, Ratisbonae, Manz).
*) vgl. Ottema, Over het leven van Suifr. Petrus, Vrije Fries II,
1841, S. 413 ff.
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Herkunft auch der Emder Denkm&ler aus der Schule desselben
Kflnstlers an. — S. 3 bringt Sello die vielumstrittene Frage nach
der Entstehungszeit der Schlossdecke zu Jever zu einer,
wie es scheint, endgflltigen LOsung; die an einer Konsole befind-
liche Zahl 1836, ftir die von Alten und Kohlmann in unserm
Jahrb.VI, 2 (1885), 1536,Ltibke 1636, Herquet gar 1736 lesen wollten.
lautete ursprtlnglich, wie eine sorgf<ige Untersuchung Sellos
ergeben hat, 1566, eine Zeit, die jedenfalls besser auch als 1536
zu der Entstehungszeit der Denkm&ler in Emden und Schles-
wig und des Edo Wiemken-Denkmals passt. S. 6 wird als
th&tig am Schlossbau in Jever i. J. 1549 u. a. der Emder
„Harthauera Hermann Steneborch oder Stenebreke (soil
vielleicht heissen Steneberch) erw&hnt, der Gesimse und
„Fenstersteinea aus Sandstein, auch ganze Sandsteinblocke
lieferte. Sellos Notiz findet eine ErgaLnzung in Emder Ur-
kunden, wo Hermann Steneborchs Name von 1540 — 1560
(1563) in den mannigfaltigsten Formen entgegentritt : Sten-
borch, Stenberch, Stenfelde, Stenforde1). — Nach S. 7 (leider
*) 1540 verzeichnen die Kontrakten-Protokolle (II S. 1105) einen Ehe-
vertrag zwischen Hermann Stemberch van dem Gildehus and
Remmerich, Ocke Tonkericks zu Pewsum Tochter (Jahrb. X, 2, S. 58). Nach
dem Tode seiner ersten Frau muss er Grete, Schiffer Eyte Fedden Tochter,
geheiratet haben; am 11. Marz 1548 bezeugt er mit dieser Geld fur ein
Haus in Groningen int rechte Jat, sal. Mester Bens hus, empfangen ra
haben (Herm. v. Stenforde). Am 18. Mai 1552 wird er (Herm. van
Stenborch) als Besitzer oder Bewohner eines Hauses in der Vlakenstr.
(Pelzerstr.) genannt; 1554 (Kontrakten-Protok. S. 240) heisst er Herm. van
Stenuelde an der Valkenstr., im selben Jahre am auende circumcisionis
dni. kauft Herm. v. Stenuelde van dem Gildehuess eine .Kamer* auf der
Neustadt beim Bollwerk. 1555 (1. 1. S. 466) erscheint er wieder als Herm.
v. Stenborch mit seiner Frau Grete im Besitze eines zweiten Hauses in der
Vlakenstr., das er fur 400 fl. gekauft hatte; 1555 (S. 655) hat Herm v.
Stenberch ein Haus — - vermutlich das erste — in der Vlakenstr. fir
950 fl. verkauft (der Kaufer Gisebert Kuper giebt dieses 1557 wieder fur
2000 fl. an einen andern ab). 1560 lebte H. v. St. nicht mehr; seine Fran
heisst in diesem Jahre (Kontr.-Prot. S. 632) Gattin des Dirk Napken,
1561 und 1563 schon wieder Gattin des Joh. Tonnis (8Herm. v. Stemborch*.
„ Grete v. Stemberch"). In seinem zweiten Hause hatte H. v. St als Nach-
baren im Westen Mester Hans Harthouwer und seine GattinEucke
(Kontr.-Prot. 1553—1561, das Haus lag an der Sudseite der Vlakenstrasse,
im Osten war eine Seitenstrasse, nach Kontr.-Prot 1561 S. 25 hiess es viel-
leicht „de Samson"). Da H. v. St. in den Emder Quellen nie fester*
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fehlen n&here Nachweise) ist „Spiekera (Speicher) die ftir das
feste Wohnhaus der kleinen friesischen Burgen iibliche Be-
zeichnung. Ein Anwesender schlagt vor, den Namen „Spiekera
(eigentlich „up de Spieker"), den in Emden auf Sttdfaldern ein
in dem Winkel zwischen der Neuen Strasse, der Miihlenstrasse
und dem ostlichen Arme des Falderndelftes liegender Stadtteil
tind 2 sich dort kreuzende Strassen tragen, ebenso zu erkl&ren,
da vielleicht in der Gegend des jetzigen Spiekers die 1408 von
Keno torn Brok und Hisco v. Emden zerstorte Burg des
Hauptlings von Siidfaldern, Garrelt Wiardsna (Losing, Gesch.
d. Stadt Emden, S. 24), lag, wenn auch iiber das erste Auf-
tauchen des Namens Nachforschungen noch nicht angestellt
worden sind. Auf den Braun-Hogenbergischen Stadtplanen ist
zwischen der von Norden nach Suden gehenden „Spiekera ge-
nannten Strasse und der Neuen Strasse ein mit Graben urn-
gebener Platz gezeichnet; die west-5stlich laufende, ebenfalls
„Spiekera heissende Strasse fuhrt ziemlich genau auf den
Westeingang dieses Platzes. An eine alte Burgstelle in dieser
Gegend wiirde auch bei dem Namen „Junkershofa gedacht
werden konnen, wenn nicht gerade in diesem Teile der Stadt
um 1566 der Junker Claes Frese Besitz gehabt hatte („Junkers-
hofa ist „ Garten des Junkers"). Dass feste Hauser den Namen
„Speichera fuhrten, ist, wie Herr Oberbtirgermeister Fiirbringer
bemerkt, wegen der Bedeutung der Vorrate bei einer Ein-
schliessung im Kriege nicht auffallend (vgl. die als Festungen
benutzten Speicher in Syrakus. Liv. XXIV, 21). „Spieker" heisst
auch bei Beninga S. 585 (und noch jetzt) ein besonders starkes und
heisst, so muss er eine niedrigere Stufe (Jes Handwerks eingenommeri
haben, als sein Nachbar Mester Hans Harthouwer, auf den in der bau-
lustigen Zeit um 1560 ohne Zweifel manche Emder Bauten zuruckgehen
und dessen Wirksamkeit nahere Nachforschungen verdient. Der Zusatz
van dem Gildehus, den sein Name zuweilen erhalt, weist deutlich auf
Herm. v. St.'s Herkunft aus dem Hausteine liefernden Bentheim hin,
und darum hat unter den wechselnden Schreibungen seines Namens die
SH. v. Stenforde" (Burgsteinfurt) am meisten fur sich. Bentheim wird
nicht bloss Steine, sondern auch Steinhauer geliefert haben (vgl. Liider v.
Bentheim in Bremen). Andere Namen von Emder Steinhauern aus gleicher
Zeit sind: Hinrich Harthouwer v. Benthem (Kontr.-Prot. 1562 S. 391)
und M ester Hendrik Kluto Harthouwer (in der Loekfenne, Kontr.-
Protok. 15. Marz 1549 u. oft).
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als solches 1515 von Sflldnern besetztes Haus beiStickhausen
(vgl. Harkenr. Oorspr. 639 ff.).1) — Ausserordentlich interessant
sind die S. 90 ff . mitgeteilten sich auf Siegel vom XIII. Jahrhundert
an ira Oldenburger Archive griindenden Entdeckungen zur
friesischen Trachtenkunde und u. a. auch die uberraschen-
den und anziehenden Untersuchungen iiber die Entwicklung
des Wappens der Familie v. Frese (S. 91 u. 95.)* ..Die
Friesen standen bei ihren sachsischen Nachbarn im Rufe der
Wildheit und Bosartigkeit ; diese Vorstellung spricht sich u. %.
in dem redenden Wappen eines schon im XIII. Jahrhundert ;m
Osnabriickschen und Oldenburgischen nachweisbaren Dienst-
mannengeschlechtes aus, dessen Zuname Vriso seinen
friesischen Ursprung verrat; das Wappen dieses Geschlechtes
stellt einen indianerartig mit Federn geputzten Kopf dar, den
Kopf eines wilden Friesen; aus dem Kopfe und den Federn
wurde nach und nach ein Helm mit Hahnenfedern, und
schliesslich verblieben diese allein der jetzigen Familie v. Frese2
(der kurz vor 1500 aus der Grafschaft Hoya nach Ostfriesland
gewanderte Zweig der Familie hat einen Helm mit 3 Straussen-
federn). Alte Wappen der Familie von 1328 — 1349 aus dem
Oldenburger Archive werden auf Tafel A abgebildet* — Die Be-
arbeitung der Sundermannschen Matrikelausztige der Uni-
versit&ten Bologna, Koln, Erfurt, Rostock fur das olden-
burgische Friesland S. 86 ff. bestatigt die Bedeutung solcher
miihevollen Sammlungen fur die Landesgeschichte und ihren
grossen kulturgeschichtlichen Wert. — Ergebnisreich auch fur
Ostfriesland und methodisch vorbildlich sind S. 38 f. und 100 ff.
Sellos Quellenforschungen zur friesischen Chronistik.
Herr Rassau in Aurich schenkt eine Zeichnung von den
Resten der Inschrift auf dem sogen. Grabsteine der Qua den
Foelke in Aurich, der jetzt der Familie Buss gehort. Woher
die Sage (vgl. Friedl. zu Urk. 253 Anm. 2) stammt, dass es
der Grabstein der Quaden Foelke sei, ist unbekannt. Die In-
schrift, von der nur die Worte anno dni MCCCC. (?) zu er-
») Sollte aber fur den Emder Namen „Spiekera die nachstliegende
einfache Erklarung „Platz mit Warenspeichern* nicht ausreichen?
Houtrouw I S. 51 behauptet sehr bestimmt, aber ohne seine Quellcn so
nennen: „Die Burg von Kleinfaldern lag jenseits der Kettenbrocke »m
Strohdeich".
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kennen, w&hrend das Uebrige, wenigstens nach der Zeichnung,
zusammenhangslose Buchstaben sind, ist vorlaufig so un-
verstandlich, dass sie weder als Beweis ftir noch gegen die
Sage dienen kann. Herr Landschaftsrat Klug bemerkt, dass
er den Grabstein vor 40 Jahren einmal mit dera Geschichts-
forscher Dr. Mohlmann besichtigt habe und dass dieser gegen
die Richtigkeit der Bezeichnung starke Zweifel ge&ussert habe.
31. Jan. 1899. Die Verhandlungen der am 14. Sept. 1898
in Emden abgehaltenen reformierten Bezirkssynode, die uns
zugesandt worden sind, enthalten einen manche Anregung
bietenden Vortrag des Pastors Hesse in Larrelt tiber kirch-
liche Alterttimer in dem Bezirk.
In dem zweiten Hefte der seit dem 1. Jan. d. J. von der
Schriftleitung des Centralblattes der Bauverwaltung heraus-
gegebenen Zeitschrift „Die Denkmalpflege" verdient besondere
Beachtung ein Artikel von Haupt, Professor an der Technischen
Hochschule zu Hannover, tiber „dekorative Malerei in Deutsch-
land aus den letzten Jahrhunderten und ihr baldiger Untergang";
S. 15 dringt er darauf, vor Abbruch oder Herstellung jedes
Gebaude aus der Renaissance-Zeit auf Malereien an der
Wand und Decke, an Holz und Steinwerk zu untersuchen ; die
Liebhaberei fur dergleichen Schmuck sei in Deutschland viel
verbreiteter gewesen als gewohnlich angenommen werde. Auch
bei einer Besichtigung des Emder Rathauses soil Dombau-
meister Ehrhardt aus Bremen in verschiedenen Bureaux an den
Deckenbalken auf Reste farbiger Malerei gestossen sein (vgl.
oben z. 20. Dez. und z. 8. Nov. 1898).
Herr Lehrer Fr. Eilers in Reepsholt, der uns neulich von
einem Miinzfund in Wiesede in Kenntnis setzte, hatte zu-
gleich an den Landrat des Kreises Wittmund die Bitte ge-
richtet, eine Verausserung des Fundes vor einer Besichtigung
durch Sachverstandige zu verhindern. Herr Landrat Dr. Budde
ist darauf personlich mit Herrn Eilers nach Wiesede gefahren,
urn den Finder zu veranlassen uns Proben der Munzen zu-
komraen au lassen. Unter Beiftigung der 12 gefundenen
Munzen ist nun u. d. 25. Januar ein Schreiben des Landrats
Dr. B. eingegangen mit naherer Angabe der Umstande des
Fundes und der Anfrage, ob unsere Gesellschaft etwa beab-
sichtige die Munzen zu erwerben oder ob sie ftir ein anderes
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Museum von Interesse sein wiirden und event, zu welchem
Mindestpreise dem Eigentiimer der Verkauf an Handler an-
zuraten sei. Die Mtlnzen sind in Wiesede auf Grand und Boden
des Landwirts Nanne Frerichs in der Erde ohne Umhtlllung
gefunden worden. In der Familie des Landwirts Frerichs hatte
sich nach Mitteilung des Herrn Landrats B. die Tradition ver-
erbt, dass ein Vorfahr, als er in der ersten Halfte des
XVII. Jahrhunderts pestkrank auf dem Sterbebette lag, seinen
draussen am Fenster stehenden Verwandten zugerufen habe, er
hatte sein Geld, um es vor den Kriegsleuten zu sichern, in
einem nahe beim Hause liegenden Waldchen vergraben. In
diesem Waldchen ist auch haufig, ohne Erfolg, gesucht worden.
bis karzlich die 12 Mtinzen unter den Wurzeln einer Eiche,
deren Ausrottung man vornahm, gefunden wurden ; Herr Land-
rat B. meint, es sei anzunehmen, dass weitere Nachforschungen
noch mehr zu Tage fSrdern wiirden. Von den 12 Munzen
sind 4 Oesterreichische Thaler: darunter 2 Tiroler Thaler des
Kaisers Rudolf n. von 1605, ein Elsasser Thaler desselben
Kaisers von 1612 und ein Els&sser Thaler des 1595 gestorbenen
Erzherzogs Ferdinand ohne Jahreszahl; 6 Mttnzen sind Nieder-
l&ndische: 1 vielleicht ein westfriesischer Thaler von 1619, 2
ein Utrechter Thaler von 1620, 3 und 4 vielleicht Seelandische
Thaler von 1620, bei 5 und 6 ist ausser der Jahreszahl 1620
nichts mehr zu erkennen. Von der elften Miinze ist nur noch
der Name Ulricus dux (?) zu lesen. Am interessantesten ist
ein Mansfelder Thaler von 1611 (Vorderortische Linie in
Bornstadt), auf der Vorderseite der hi. Georg mit dem Drachen
umgeben von einem Blsltterkranz und der Umschrift: Comi e
Domi Mansfe Nob Do J H (d. h. Heldrungen), auf der Ruck-
seite ein Wappen mit der Umschrift, so weit zu lesen: Bruno
Seni Wilh Ha Ge Volrat 1611 (d. i.: Bruno II. senior, Wilhelm,
Hans, Georg, Volrat — nach dem Riemannschen Katalog
Nr. 9399 waren W. H. G. V. S5hne des Bruno). Da die Munzen
ihrer Zeit nach alle vor dem Aufenthalt der Mansfelder in
Ostfriesland (1622—1624) liegen und da sich ausser dem Mans-
felder Thaler so viele Niederlandische Thaler unter ihnen be-
finden, so steht der Fund wahrscheinlich in irgend einer Be-
ziehung zu den Mansfeldern, die von den Niederlanden aus in
Ostfriesland eindrangen. Auch insofern konnte in der Tradition
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der Familie Frerichs in Wiesede ein wahrer Kern stecken, als
gerade damals die Pest in Ostfriesland, auch unter den Mans-
feldern, wtitete. Diese kOnnten auf ihrem Zuge nach Jever
(Wiarda IV 170 und 196) in die N&he von Wiesede gekommen
sein1).
7. Febr. 1899. Zur Untersuchung der Frage nach den
ehemaligen Burgstatten der Hauptlinge von Nord- und
Sftd-Faldern (Gross- und Klein-Faldern) haben einige Mit-
glieder die in Betracht kommenden Oertlichkeiten besichtigt.
Fur Gross-Faldern wurde die Vermutung ausgesprochen, ein
auf dem altesten Plane von Emden, dem Braun-Hogenbergschen
(vor 1576), mit Graben umgebener Platz, der mit dem heutigen
hochliegenden Pannewarf zusammenfallt und im Norden
durch das Rummelhilgentief, im Westen durch den jetzt zu-
geworfenen Lindengraben begrenzt wird, konne die einstige
1408 zerstSrte H&uptlingsburg getragen haben. Wenn nicht der
jetzige Pannewarf, sondern der Neue Kirchhof der hochste
Punkt von Gross-Faldern ist, so spricht dies nicht notwendig
gegen die Annahme, dass der Pannewarf der Sitz des Haupt-
Hngs gewesen sei, da auch in der Altstadt Emden der ehe-
malige H&uptlingssitz nicht auf der hochsten Stelle, zwischen
Holzs&ger- und Gr. Deichstrasse, stand. Leider ist die Be-
sichtigung ohne Ergebnis geblieben. Weder von einem Ring-
graben im Osten und Siiden des Pannewarfs noch von alten
Fundamenten in den Garten der Bewohner haben sich Spuren
vorgefunden. Auf der H5he des Pannewarfs westlich von der
Strasse ist man, wie mitgeteilt wurde, bei der Anlage der
Kanalisation 1885—1887 auf Leichen gestossen, die auf eine
alte Begrabnisstatte schliessen lassen wiirden. So konnen nur
griindliche Nachgrabungen weiterfuhren, und der Pannewarf
hat als alte Burgstelle vorl&ufig keine gr5ssere Wahrscheinlich-
keit ftir sich, als die Stelle des Goedenser Hauses, des jetzigen
Amtsgerichtes, oder der noch hoher gelegene Platz der Neuen
Kirche, der vor dem Bau der Kirche 1643—1648 eine fur das
") S. 194 spricht Wiarda von einigen schonen metallenenKanonen,
die „noch itzo (1794) mit dem Wappen und dem Namen des Grafen von
Mansfeld auf den Emder Wallen liegen". — Mansfelder Georgs-
thaler mit der Inschrift: „Bei Gott ist Rat und That" wurden von den
Soldaten als Amulett getragen (H. Schulz, Wallenstein, Bielefeld 1898, S. 58).
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Dorf Gross - Faldem auffallend umfangreiche unbebaute Statte
war. Schon lange vor 1643, auf dem Braun-Hogenbergschen
Stadtplane von 1576(?), trslgt der jetzige Neue Kirchhof die Be-
zeichnung „Nieuwe Kerkhof (Tholens, Ged&chtnis-Predigt 1848
S. 8 u. 24, bezieht irrtiimlich eine Nachricht aus Groenewoldts
Kleiner Ostfr. Chronica von 1656, die 1613 auf „Ihro Gnaden
Bleeke buten de Nije Poorta den ersten Toten begraben lasst,
auf den Neuen Kirchhof), auf dem altesten Plane aber findet
sich dort nur ein unbezeichneter freier Platz. Vielleicht ergiebt
sich Genaueres aus Beobachtungen beim Ausschachten von
Gr&bern. — In Klein-Faldern (vgl. 10. Febr.) sollen auf der
Siidseite des Spiekers hinter dem Hause des Fuhrmanns Ocke
Meyer (No. 2) Pfahle in der Erde entdeckt worden seien, die als
Einfassung eines Grabens gedient haben konnten.
Bei der Ausschachtung fur das Dienstgebaude der Wasser-
bau-Inspektion am Strohdeiche1) ist eine Bohlenwand zu
Tage getreten, die den Nordrand der alt en Ems zu be-
zeichnen scheint.
Von dem Leipziger Universitatsdozenten Dr. Priifer ist
der Briefwechsel eines ehemaligen Emder Gymnasiallehrers, des
Rektors Dr. Ed. Krftger2), mit dem 1852 verstorbenen Ober-
tribunalsrat v. Winterfeld in Berlin herausgegeben worden
(Leipzig 1898). Winterfeld war ein bekannter musikalischer
Schriftsteller, der insbesondere fiir die FOrderung der heiligen
Musik wirkte; auf demselben Gebiete arbeitete der feinsinnige
Kriiger, den seine Neigungen schon als Studenten zur Musik ge-
zogen hatten, und so hat sich seit 1845 zwischen beiden ein
Briefwechsel angesponnen, der manches Streiflicht auch auf
Emder Verh<nisse zwischen 1845 und 1851 wirft. Zur
!) Statt des Namens Bam Strohdeiche", der die Erinnerung an die
fruhere Beschaffenheit des Stadtteils, an die unter Emdens Wallen einst
vorbeifliessende Ems, lebendig erhalten wiirde, ist nach Niederlegung des
Deiches fur die neuangelegte Strasse der Name „Martin Faberstrasse8
gewahlt worden.
*) Geb. 1807 in Luneburg, in Emden 1833—1851, auf Staves Ein-
ladung 1848 und 1849 einige Monate Redakteur der Hannoverschen Zei-
tung in Hannover, 1851—1869 Oberschulinspektor in Aurich, 1861 ao.
Professor der Musik in Gottingen, f 1885. Das Emder Turnwesen ist
seine Schopfung. Die Veranlassung zur Herausgabe des Briefwechsels
hat KrUgere Tochter, Frau Theda Brons in Gottingen, gegeben.
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Sprache koramen unter anderm das musikalische Leben in
Emden, die Stellung der Emder Kirche zur Musik und das Jahr
1848 in Emden. Erwahnung verdient auch die Mitteilung, dass
ein Freund des Dr. Krtiger, Rat Sturenburg in Aurich, ein
Pergamentblatt mit Noten aufgefunden hatte, das aus dem
Kloster Ihlo zu stammen schien und nicht unbedeutenden
rausikalischen Wert gehabt haben soil. In dem von Krimphoft'
1849 herausgegebenen Emder Volksblatt ist eine gegen die
Wiederanstellung Kriigers am hiesigen Gymnasium gerichtete
Petition einzelner Btirger abgedruckt, die ihm seine Thatigkeit
als Redakteur der regierungsfreundlichen Hannoverschen Zei-
tung vorwarf.
21. Februar 1899. Der Titel des von Borchling im
v. Hedemannschen Familienarchive auf Deutsch-Nienhof bei
Rendsburg u. a. aufgefundenen Schriftstttckes : „Protokoll vom
Ostfriesischen Hofe betr . Verabschiedung von Wangenheims
und Ernennung v. Moltkes zum Erzieher des jungen Herrn"
(Jahrb. XIII S. 239) scheint durch Wiarda V S. 63 einige Auf-
klarung zu erhalten: Jacob v. Wangenheim, friiher Portu-
giesischer Rittmeister, auf Vorschlag des Prinzen von Oranien
zum Hofmeister von Enno Ludwig ernannt, und Levin Claus
Moltke, Edelmann am Holstein-Gottorpschen Hofe, Wangenheims
Freund, spiel en in dem Marenholtzischen Handel um 1651
eine Rolle. Naheres zum Verstandnis der Mitteilung des Herrn
Dr. Borchling ist aber aus Wiarda nicht zu ersehen. Vielleicht
ist das Schriftstuck durch den Holsteiner Moltke nach Holstein
gekommen.
7. Marz 1899. Aus dem neu erschienenen zweiten Bande
der Geschichte der Stadt Bremen von W. v. Bippen (Bremen
1898) werden Mitteilungen tiber den 1625 und 1626 als Rat-
geber des Bremer Senats an der Neubefestigung Bremens be-
teiligt gewesenen „Ingenieur der Stadt Emden", Johann
van Laer, gemacht. Nachdem der Senat schon 1601 be-
schlossen hatte an Stelle der alten Walle und Rondeele das
seit einiger Zeit in Frankreich und in den Niederlanden ange-
nommene System der spitzen Hornwerke oder Bastionen in
Anwendung zu bringen (S. 288), zu deren Ausfiihrung bei dem
(niederl&ndischen) Drosten von Lingen der Ingenieur Johann
v. Rijswick und sein Diener Valkenburg erbeten wurde, nahmen
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im Jahre 1609 die enger verbttndeten Hansastadte unter ihrem
gemeinsamen Feldobersten Graf Friedrich von Solms den niedei-
l&ndischen Ingenieur Johann v. Valkenburg als Kriegs-Bau-
meister in ihre Dienste, denselben, der auch inEmden, Ham-
burg, Braunschweig und in Ulm neue Festungswerke gebaut
hat (v. B. verweist auf des Liibecker Ratsherrn Brockes Tage-
buuh z. J. 1611 in der Zeitschr. f. Liib. Geschichte I, 339 ; Focke,
die Werkmeister des Bremer Rathaus-Umbaus, Bremer Jahrb.
XIV S. 187 und 213; vgl. oben z. 3. Jan. 1899). Als 1615 Prinz
Moritz von Oranien Valkenburg zu sich nach dem Haag entbot,
nahm dieser vom Rate ein Schreiben an den Prinzen mit, det
die Bitte enthielt, Valkenburg mit seinem Rate beizustehen.
Die Ausfiihrung der Plane des vielbeschaftigten Joh. v. Valken-
burg ftir die Befestigung des linken Weserufers begann aber
erst 1623, nachdem noch ein Gutachten des Ingenieurs Joh. v.
Laer in Emden (S. 291) eingeholt worden war. An Valken-
burgs Stelle, der 1624 auf seinen Wunsch aus bremischen
Diensten entlassen wurde, trat 1625 der genannte Johann v.
Laer selbst; dieser scheint aber nicht dauernd in Bremen an-
s&ssig gewesen zu sein, da er im Nov. 1625 seine Ratschlage
schriftlich erteilt. Der Umfang der Stadt wurde (wie in Emden)
durch die neue Umwallung fast verdoppelt, und es daueite
Jahrzehnte, bis der Raum der Neustadt einigermassen mit
Bauten ausgeflillt war (S. 294)1).
21. Marz 1899. In einem Briefe vom 18. und 19. Marz
berichtet Herr Lehrer Eilers in Reepsholt wieder fiber
Altertumsfunde, die er gemacht. In dem Walde des Grafen
Knyphausen bei Reepsholt waren in einem Hfigel von
1 m Hohe 3 Granitsteine sichtbar geworden, von welchen die
gr&flichen Beamten den einen mit einer Marke versehenen fur
ein Grenzzeichen erklarten. Bei einer Untersuchung des Hfigels
') vgl. Jahrb. XIII, S. 182. Nachrichten uber spatere Overijsselsche
Mitglieder dieser an tuchtigen Mannern roichen Familie giebt Mr. R.
E. Hattink in Almelo in einer als Manuskript gedruckten Schrift sGeslacht-
lijst van Laer, Proeve van bewerking" (1893). In Emden lEsst sie sich
vom Ende des XVI. bis in die Mitte des XVIII. Jahrhunderts verfolgen.
Einen bei Festungsbauten in Herzogenbusch 1532 beschaftigten Steinhauer
Jan van der Laer sowie einen Goldschmied gleichen Namens aus
Herzogenbusch urn 1645 nennt Galland, Geschichte der holl. Baukunst
S. 611 und 267.
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durch Herrn Eilers fand sich in der Mitte ein fast kugelrunder
Stein von 1 m Durchmesser, um den herum, aber nicht an.
gelehnt, 4 Steine von je 80 cm L&nge, 72 cm Breite und 43 cm
Dicke standen. Nach Wegraumung des mittleren runden
Steines zeigte sich eine kreisrunde schwarze Flache von 70 cm
Durchmesser, in der Eisen- und Knochenreste, Torfstiicke und
Moorerde liber- und durcheinander lagen. Die Zusammen-
geh6rigkeit der Metallmasse war trotz aller Vorsicht nicht
mehr festzustellen. Alle festen Fundteile hat Herr E. mittels
des Motorbootes heute iibersandt. — Am 18. Marz hat Herr E.
in dem Garten der Lehrerwohnung zu Abickhafe nach-
gesucht, wo ein Arbeiter 2 Spatenstiche tief menschliche
Skelette und zu den Fussen des einen „ einen Teller voll
Bronze" gefunden und wieder vergraben zu haben behauptet
hatte. Herr E. hat in der That alles noch vorgefunden
und dazu kleine Urnenscherben und einige scheinbar
geschliffene Steine. Die Knochen der Skelette fielen sofort
auseinander. Da auf dem Platze der jetzigen Schule einst
eine Kapelle stand, die 1532 von Graf Enno II. ab-
gebrochen wurde (der Sage nach 781 von dem Apostel
Willehad gestiftet, Houtrouw II. 174), so ist wahrscheinlich
eine Begrabnisstatte, vielleicht noch aus vorchristlicher Zeit,
anzunehmen. Auch dieser Fund ist mitgesandt worden, zu-
gleich mit den von Herrn E. vor einiger Zeit im Rabbels-
berg bei Siid-Dunum gefundenen Bronzesachen.
Herr Senator Penning macht auf einen grossen Stein,
der auf dem Pannewarf hinter dem Hause No. 13 (de Boer)
gefunden worden und nicht zu heben ist, aufmerksam. Viel-
leicht lassen sich auf Grund dieses Fundes die Nachforschungen
nach der ehemaligen Hauptlingsburg von Gross-Faldern
(vgl. o. z. 7. Februar 1899) wieder aufnehmen. Ausser dem
Pannewarf konnen fur diese wohl nur die Statte des jetzigen
Neuen Kirchhofs und die des Amtsgerichtsgeb&udes in Betracht
kommen.
Auf eine Anfrage nach dem in unserer Sammlung wieder
aufgebauten von Herrn Senator Kappelhoff geschenkten Kamin
wird die Auskunft erteilt, dass er aus dem friiher Kappelhoff-
schen Packhause „Dit is int Kreweel 1590" an der Nordseite
der Pelzerstrasse herausgebrochen worden sei.
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— 400 —
11. April 1899. Herr Lehrer Eilers in Reepsholt macht
Mitteilung iiber Spuren eines Urnenfriedhofes, die bei der
Anlage des neuen Kirchhofes zuOst-Warsingsfehn zu Tage
getreten sind.
18. April 1899. Das 5. Heft der „Denkmalpflegea enthalt
einen eingehonden Bericht iiber die Wiederherstellung des
Tabernakels der Kirche zu Arle durch den Bildhauer
Ktisthardt,
Aus dem Nachlass des verstorbenen Kirchenrates Vietor
werden ein Zettel mit der Aufschrift „J. H. v. Wicht 1767".
ein „ Extract" aus dem „Altonaer Merkur" vom Jahre 1769 iiber
Gellerts Tod (gest. am 14. Dez. 1769) und handschriftliche Er-
innerungen v. Wichts an einen Besuch v. Wichts in Gellerts
HSrsaale zu Leipzig von 1766 oder 1767 iiberreicht. Nach einer
Aufzeichnung des Kirchenrats V. riihrt das zuerst erwahnte
Blatt wahrscheinlich aus einem Exemplare von Gellerts Werken
im Besitze v. Wichts her.
Aus dem Antiquariat von W. P. v. Stockum & Sohn in
Haag ist eine umfangreiche handschriftliche Genealogie
der Familie des Haro von Uiterstewehr in ihren zahlreichen
Verzweigungen etwa bis 1760 erworben worden. Es hat sich
herausgestellt, dass wir von derselben Hand geschrieben in
gleichem Einband und Format 2 handschriftliche B&nde, be-
titelt „de Genealogische Tijdkorter" (No. 119) besitzen, mit denen
die im Haag angekaufte Handschrift ohne Zweifel zusammen-
gehOrt (vgl. u. z. 27. Juni).
Herr Staatsarchivar Dr. Wachter in Aurich fragt wegen
eines von dem Ingenieur Wttbbe Coens 1694 entworfenen
Plan de la ville d1 Embden an. Unter den von dem Auricher
Landgerichte abgegebenen altern Akten fand sich ein solcher
Plan handschriftlich als Anlage zum Prozesse des Kaufmannes
Gerh. Wybrands in Jemgum gegen den Magistrat von Emden
wegen eines Grundstiicks, das „Geerdea genannt wird, an der
Boltenpforte in den Jahren 1 776/77 x). Ueber diesen Plan ist
in Emden nichts bekannt, als dass ein ebenfalls handschrift-
licher Situationsplan zu dem Prozesse im III. Bande des Trifo*
Hum im Rathaus-Archiv : „ Situations Plan des zwischen der
») Tiaden D. G. 0. erwahnt den Prozess I 202.
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Stadt und G. Wybrands zu Jemgum streitigen Landes vor dem
Boltenthor stidwarts der Bottertille, v. Northeim, de 1773
den 12. August" als Nr. 73 eingeheftet ist. Herr 0. G. v.
Senden erwahnt, dass Wiibbe (Wibbe, auch Wigbold) Coens
durch seine Tochter einer seiner Vorfahren sei. [Bei einer
spateren Vorlegung des Planes durch Herm Dr. Wachter
erregten namentlich die kunstvollen Gartenanlagen
auf dem nicht mit Hausern besetzten Stadtterrain n6rdlich
vom Neuen Thore innerhalb des Walles Interesse.]
25. April 1899. Frau Sanitatsrat Dr. Wychgram tiberweist
folgende Schriftstticke aus dem Nachlasse ihres verstorbenen
Vaters, des Kirchenrates Vietor:
1. Auszug aus dem Index proventuum des Past. Jacobus
Canter, vicarius perpetuus des Al tares sanctae crucis in der
Grossen Kirche (aus dem Archive der Grossen Kirche).
2. Ausziige aus Protokollen der Grossen Kirche von
1608—1640.
3. Aufzeichnungen uber Glocken und Grabsteine der
Grossen Kirche mit Zeichnungen des Architekten Visser.
4. gedruckte Kirchenzettel von 1735, 1785, 1789.
(Gottesdienst wurde 1735 alle Tage ausser Montags abgehalten.)
5. Notizen betr. die Stunden des Gottesdienstes
(1594 fand der erste Gottesdienst um 6 Uhr morgens, 1739
urn 8V2 Uhr, 1785 um 9 Uhr statt, seit 1865 um 9V2 Uhr).
6. Aufzeichnungen iiber den 1545 in Paris gestorbenen
Enno von Emden, den Sohn des Emder Drosten und Burger-
meisters, Rudolf Cirksena (abgedruckt im Ostfr. Monatsblatt
1878 S. 331. Die Stelle stammt aus Riggenbach, Chroniken
des Konr. Pellikan, Basel 1877: 1544 war Enno in Zurich
bei Pellikan und iiberbrachte diesem Griisse von J. a. Lasco;
der junge Theologe Gerard zum Camp aus Emden kommt
nach Ziirich, um 10 Monate Pellikans Gast zu sein, desgl. Alb.
Hardenberg auf 4 Tage, vgl. Spiegel, Hardenberg, S. 46).1)
f) Ueber Enno Cirksena vgl. o. S. 287. Im folgenden Jahre, 1545,
hatte Pellicanus wieder einen Gast aus Ostfriesland, den Gerh. Wester-
burg den Zuricher Predigern Bullinger, Pellicanus usw. in einem Brief e
Bus Strassburg vom 8. Sept. 1645 ankundigt (Krafft, Briefe und Doku-
mente aus der Zeit der Reformation, Elberfeld 1875, S. 88) : Qui has adfert
titeras, est nobilis iuvenis Ludolphus nomine et de prima nobilitate
Jahrboch dtr Qefellioh. f. b. K. n. rated. Altertttmer ta Emden, Bd. XIV. 26
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7. Abschrift eines lateinischen Originalbriefes von D.
Emmius an den Professor Sibrand Ltibbert in Franeker
vom 18. Nov. 1606 aus der Bibliothek der RemonstrantenGe-
meinde zu Rotterdam, ohne Ortsangabe, aber sicher in Gro-
ningen geschrieben [U. E. ist bis zum 26. Oktober, 5 Wochen
lang, in Emden gewesen, um eine Wunde kurieren zu lassen;
da nur die Haut geheilt ist, fiirchtet E., dass die Wunde selbst
wieder aufbrechen wird ; — politische Verhaltnisse : die General-
staaten und die Engl&nder iibernehmen die Garantie des letzten
Landtagsschlusses, des Vergleiches zwischen Graf und Emden;
von den 4 Gesandten der Generalstaaten ist einer, Camminga,
in Emden gestorben (vgl. Wiarda III, 509, Niiheres in Vervous,
des Kommandanten der staatischen Garnison in Emden,
Memoiren S. 251 ff.); — Thuanus hat ihm den zweiten Theil
seiner Historia geschickt].
8. betr. ein bemaltes Fenster im Kloster Frens-
wegen mit dem Wappen der Maria Ernestine Francisca, Grafin
von Ostfriesland, Erbgr&fin von Ritberg 1693.
9. Drucksachen aus dem Jahre 1848.
10. „Welkoma an „Domine en Juffrouw vanSanten met
het arrivement binnen ons Vleck 01dersumu (v. S. wurde 180S
als Pastor in Oldersum eingefuhrt).
11. 2 Blatter mit einer Anfrage von unbekannter Hand
(Rengers v. Naerssen?, vgl. 27. Juni) nach dem Wappen und
der Familie Detelef.
Herr P. H. Meekhoff Doornbosch in Baflo macht Mit-
teilung von 20 eigenh&ndigen Brief en des Predigers J. J-
Harkenroht in Larrelt an den Amsterdamer Altertums-
forscher Ludolph Smids (uber diesen vgl. Groninger Volks-
almanak f. 1892, III, S. 74) und 2 Antworten von diesem aos
den Jahren 1714—1728, die er in der Bibliothek der Maatschappij
der Nederlandsche Letterkunde in Leiden aufgefunden habe,
ferner von einer Eintragung im Traubuch zu Warfum vom
nostrae Frisiae orientalis, bonae indolis, probus, honestus, quem voti*
commendatum esse velim, et optarem, si fieri posset, ut cum D. Pellicano
hospitaretur, nam Polono suo Johanni est notissimus. tLudolphus' ist
der 1548 in London an der Pest gestorbene Lutet Manninga, Unioo
Manningas Bruder (v.Wichts Geneal. Tafel XVII) ; BPolonus Johannes1
Joh. a. Lasco, nicht, wie Krafft angiebt, Matzinski.
J
— 403 —
8. Nov. 1640, dass Isebr. Eilh. Harkenroht, der beiden Rechte
Doctor und Btirgermeister der Stadt Emden, und „de eer-en
deuchtsame dochter Aeltien Hylckens anders Santfoort* sich
verro&hlt haben, desgl. vom 3. Marz 1644, dass Egbert Arends,
Biirgerleutnant zu Emden, sich mit Grietjen Hylckens Santfoort
verehelicht habe; der von de Vries in seinem Aufsatz iiber die
Briider Harkenroht erwahnte Name Eva van Voorst, der an-
geblichen Gattin des Burgermeisters J. E. Harkenroht, musse
falsch sein, da es eine adelige Familie van Voorst zu Augusti-
nusga nicht gegeben habe.1) Anderes hofft Herr D. noch im
Oroninger Archive sowie im Rathaus- und im Kirchen-Archive
zu Appingadam zu finden.
25. April 1899. In einer der friihern Versammlungen war
aus Anlass der 250jahrigen Jubelfeier der hies. NeuenKirche
behauptet worden, dass die Geldmittel zum Bau der Kirche
von alien Burgern gemeinsam, nicht von den Reformierten
allein, aufgebracht worden seien. Die Inschrift vor der Kirche
sagt in der That: Ex liberali civium contributione afflicto
quamvis patriae statu templum hoc exstructum. Demgegen-
iiber spricht aber Eylshemius in seiner gedruckten Predigt vom
Jahre 1648, der ersten in der Neuen Kirche gehaltenen, aus-
schliesslich von der Opferwilligkeit der Reformierten2), und
Harkenroht, Oorspr.S. J 31, hebt ebenfalls hervor, dass bei „Menno-
niten oder anderen" nicht gesammelt worden ware: de Bouw-
kosten zouden gezaamelt worden op drie naavolgende jaaren
Paaschdag, wat een jeegelijk vrywillig hier toe wilde geeven,
zonder Mennisten of anderen daar mede toe te verzoeken.
(vgl. Tholens, Gedachtnisspredigt usw. 1848, S. 8.) Seltsam
klingt es, dass den Reformierten nur die „Mennisten of anderen"
entgegengesetzt werden. Sind die Lutherischen unter den
„ anderen" einbegriffen, oder gab es solche damals nicht in
Emden? Das letzte ist nicht anzunehmen, sie werden aber
keinen nennenswerten Bestandteil der Einwohnerschaft aus-
») Eine Familie van Voorst gab es in Deventer (vgl. u. z. 29. Aug.).
*) „Gelijck oock de gantsche Gereformeerde Burgerye [want andere
biwoonders van dese Stadt en zijn daer toe niet versocht geweest]
met een verwonderens-weerdige gewillicheyt . . . dese Godts-dienstige
limmeragie door haere vereeringen hebben soecken te promo veeren"
Eylshemius in der Widmung).
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— 404 —
gemacht haben. Diese wird tiberhaupt fast ganz reformiert
gewesen sein. So wtirde es auch gar kein Widerspruch sein,
wenn nach der einen Ueberlieferung die Reformierten, nach
der anderen die „Btirgera die Kirche bezahlt haben.
9. Mai 1899. Eine Diskussion fiber das ostfriesische
Wappen und seine neueste Darstellung durch den Professor
Ad. Hildebrandt zu Berlin, der in dem vor einigen Jahren bei
W. Schwalbe in Emden erschienenen Wappen u. a. die sog.
Wittmunder Peitschen durch Fahnen, wie sie sich
schon bei Siebmacher (1605) finden, ersetzt hat, ergiebt Fol-
gendes: Von verschiedenen Seiten wird bestatigt, dass die
Heraldiker Peitschen als unheraldisch erklaren und, wo sie
erscheinen, in ihnen korrumpierte Turnierfahnen sehen. Ber-
tram (Geographische Beschreibung des Furstenthums Ostfries-
land, Aurich 1787, S. 27, nach ihm Freese, OstFriess- und Han-
lingerland, S. 57, und Friedlaender, Ostfr. Monatsblatt 1876,
S. 51) spricht aber von zwei kreuzweise iibereinander liegenden
goldenen Peitschen und verwirft „Fahnlein, wie verschiedene
Heraldiker vorgeben", ausdrticklich. Herr Sanit&tsr. Dr. Tergast
legt eine Reihe von ostfriesischen Mtinzen im Original, in
Holzschnittkopien und in Gipsabgtissen vor, die ebenfalls deut-
lich Peitschen oder Geisseln zeigen, so einen sehr seltenen
Doppelthaler Ennos II. (ohne Jahr), den allerdings Wiarda IV
S. 232 Enno dem III. zuschreibt, von dem aber Herr Dr. T.
nachweist, dass er aus dem Jahre 1530, wo Enno II. sich nach
Besiegung Junker Balthasars im Besitze von Esens und
Wittmund befand, stammt (der Thaler ist sehr seiten, weil
er nach dem Frieden mit Junker Balthasar, durch den dieser
Esens und Wittmund wieder erhielt, wahrscheinlich ein-
gezogen oder nicht weiter gepr> wurde); Peitschen sind
auch unverkennbar auf den Mtinzen Ennos III., unter dem das
Wittmunder Wappen auf Mtinzen zuerst wieder erscheint (vgl.
Wiarda HI 355). Die Urkunden-Siegel der alten Wittmunder
Hauptlingsfamilie Kankena weisen nach Friedlaenders Be-
schreibungen im Urkundenbuche einen rechtssehenden Adler
(Urk.. 349 v. 1427, 355, 482, 543 usw.) oder ebenfalls Peitschen
(Urk. 1251 u. 1335 von 1489 u. 1492) auf. Bei diesem schein-
bar unlosbaren Widerspruche ist nun die sehr genaue Dar-
stellung des Kankenaschen Wappens auf dem schOnen gotischen
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Grabsteine eines Kankena im Abendmahlschor der Grossen
Kirche zu Emden, des treuen Ratgebers Edzards des Grossen,
des H&uptlings zu Wittraund and Propstes zu Emden H i c c o
vanDornum (gest. an der Pest 1515), willkommen : ein rechts-
sehender ztingelnder Adler, dariiber drei gebundene Kornbiischel,
Helmzier: rechtssehender ztingelnder Adlerkopf, der, wie es
scheint, aus einer halben Korngarbe hervorwachst, an jeder
Seite zwei mit einer Garbe beladene F&hnlein (vgl. Holtmanns
Ostfr. Monatsbl. 1880, S. 366, Jahrb. VIII, 1, S. 57). Vor
diesem Zeugnis werden die nicht immer deutlich erkennbaren
Siegel und die erst seit 1530 rait den Wittmunder Peitschen
gepragten Miinzen zuriicktreten miissen: die Fahnen sind
das Aeltere, die Peitschen auf Miinzen eben das Jtingere. —
Fur Manslagt hat Hildebrandt im Ostfriesischen Wappen sechs
Rauten, Bertram, Freese und Friedlaender erwahnen nur fiinf.
Auf den Miinzen ist die Zahl, wie Herr Dr. Tergast mitteilt,
sehr verschieden, es kommen bald 5, bald 6, auf den alteren
Miinzen auch 8 vor.
Aus den Miinzen Georg Christians (1660 — 1665), die
sehr sorgfaltig gepr> sind, geht hervor, dass das Portr&t
dieses Fiirsten in Aurich (auf dem Schlosse und in einer
Kopie im Gebaude der Landschaft) getreuer ist als der nach
dem Gemalde des Emder Malers Alexander Sanders her-
gestellte Kupferstich von Abrah. Blotelingh im Trifolium (vgl.
Jahrb. XIII S. 176; die Bilder der ostfriesischen Regenten im
Saale der Landschaft zu Aurich sollen erst vor 40 Jahren nach
den Originalen im Schlosse gemalt worden sein).
Herr Pastor Nellner in Ochtersum iibersendet folgende
in einer Urne gefundenen Gegenst&nde : 2 Stiicke Bronze, die
an die Nippzangen der jiingeren Bronzezeit erinnern, ein Stiick
griinliches Glas, ein Stiick von einem weissen Knochen, einen
kleinen runden Gegenstand mit einem Haken (von Glas?). Die
Urne, die von dem Finder zerschlagen wurde, aber sp&ter
wieder zusammengesetzt werden konnte (sie ist uns nach-
traglich geschenkt worden), ist kreisrund, am Halse weit ge-
schweift und bis auf 2 hervortretende Ringe am Halse ohne
alle Unebenheiten der Oberflache, sie hat einen Durchmesser
von 28 cm (am Halse 13 cm, am Boden 9l/2 cm)» eine H5he
von 22 cm, ausser den genannten Gegenstanden und Erde
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bildete den Inhalt ein Bodensatz von Knochen und Asche. Sie
stand neben anderen verzierten Urnen etwa 1 m tief auf einem
hochgelegenen Acker unter der Humusschicht in rotem eisen-
haltigen Sande („Ura, „rode Sanda), umgeben von schwarzer
Erde. Die Urnen waren parallel, aber nicht in graden Reihen,
sondern kreuzweis (in „quincunxa) gebettet. Diese Beschreibung
scheint auf einen Friedhof aus friihsachsischer Zeit hin-
zuweisen, wohin auch wohl der im Jahrbuch X, 1 (1892), S. 137
beschriebene Fund von Lintel bei Norden zu rechnen ist.
16. Mai 1899. Einiges Neues fiber die dunkle Jugendgeschichte
des Georg Aportanus hat Dr. M. Schoengen in der 82.Versamm-
lung der Vereeniging tot beoefening van Overijsselsch regt en ge-
schiedenis zu Zwolle (vgl. den Bericht tiber die Versammlung vom
25. Okt. 1898) mitgeteilt. Aportanus, der nach Zwolleschen
Chroniken aus Zwolle stammte und in der Zwolleschen Nieder-
lassung der Briider vom gemeinsamen Leben auferzogen wurder
war spater Konrektor an dieser Schule, die nach Schoengen
um 1500 mit der in Deventer zu den beriihmtesten in „Deutsch-
land" zahlte. Sein hollandischer Name lautet in den Zwoller
Urkunden „Jurgen bij der Deurea oder „van der Daere". Da
dieser Name in Zwolle sonst nicht vorkommt, so stellt
Schoengen es als moglich hin, dass Aportanus als Findling in
das Fraterhaus aufgenommen wurde. [Sollte etwa schon in
dem Namen („der bei der Thiir Gefundene"?) ein Hinweis
auf seine Herkunft liegen?] Aus den Stadtrechnungen von
Zwolle, die fur Aportanus noch nicht durchforscht worden
sind, lasst sich hoffentlich noch mehr tiber ihn feststellen.
[Der Name „by dem Darea erscheint iibrigens auch in
Wildeshausen; 1513 war Robke by dem Dare daselbst
Biirgermeister, s. Nieberding, Gesch. d. ehem. Niederstifts
Minister III, Urk. 122.]
30. Mai 1899. Herr Jac. M. v. d. Walde schenkt einen
sehr schonen braunglasierten rheinischen (Raerener, aus
Raeren bei Aachen) Krug mit der Geschichte der Susanna,
der Jahreszahl 1585 und den Buchstaben P. E., der beim Bau
des Cassensschen Hauses an der Grossen Briickstrasse in der
Erde gefunden worden ist. Ein ahnlicher Krug mit der Ge-
schichte der Susanna, aber entstellter Inschrift ohne Jahreszahl
ist schon friiher, beimBau des st&dtischen Krankenhauses, an
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der Stelle der alten Burg gefunden worden und in unsere
Sammlung gekommen. Naheres tiber solche Kriige giebt
Jaennicke, Grundriss der Keramik (Stuttgart 1879) S. 433, an.
Die Geschichte der Susanna kommt auf Raerener Kriigen sehr
haufig mit der Inschrift: Dit is dei schone historia van
Susanna int korte ein gesneden, und den Jahreszahlen 1563,
1584, 1593, 1597, 1598, 1599, 1637 oder ohne sie vor. Kriige
mit unserer Jahreszahl 1585 nennt J. nicht. Die Buchstaben
P. E., die vielleicht auf den Topfer hindeuten, erwahnt J. im
Anhang S. 29 No. 632, zwei Raerener Topferfamilien waren
Emens und Ernst.
20. Juni 1899. Von der hiesigen Menno nit en -Gemeinde
wird durch Herrn B. Brons ein Biindel Papiere iiberwiesen,
die teilweise einen langwierigen Prozess der Armen-Vorsteher
der Gemeinde gegen Witze de Vriesen (Vreesen) Witwe
und darnach gegen Grietje Cras Kinder (Gr. Cr. war eben W.
de Vr. Witwe), Haiko de Vries et cons., wegen einer aus dem
Jahre 1693 herriihrenden Schuldforderung von 1000 fl. betreffen,
aus den Jahren 1708, 1714, 1733 bis 1745, 1790. Als Diakonen
der Gemeinde werden in der Mitte des XVIII. Jahrhunderts ge-
nannt: Isaac Baumann (Bauman), Simon Foelderks, Peter
Aries Rijsdijk, als Angehorige der Familie de Vries die beiden
noch heute bestehenden Familien van Hoorn1) (eine Tochter
der Grietje Cras war Gattin eines Hayke van Hoorn) und
Visseringh in Leer.
Herr Prediger N. Bakker in Wyckel(Westfriesland) fragt an,
ob eine Emder Bibliothek die lateinischen Schriften des Johan-
nes Acronius (geb. wahrscheinlich zu Grimersum, besuchte
die lateinische Schule in Emden, 1584—1601 Pfarrer in Eilsum,
1601 — 17 Prediger an verschiedenen Orten Hollands, 1617 — 19
Professor in Franeker) besitze: 1) Syntagma theologiae, Gron.
1605. — 2) Elenchus orthodoxus pseudo-religionis Romano-Ca-
tholicae, Devent. 1615. — 3) Probuleuma theologicum de no-
mine Elohim, Gron. 1618. — 4) Probuleuma de studio theologiae
*) Johan Ysaac Bauman erbaute mit seiner Gattin Imke Tobias
van Hoorn 1760 die 1900 abgebrochene Oelmuhle an der Hinter Land-
strasse (nach der Inschrift auf einem Steine, den Herr M. Schnedermann jr.,
ein Nachkomme der beiden Eheleute, der Gesellschaft geschenkt hat).
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recte privatim instituendo et concionibus ecclesiasticis, Fra-
neker 1618. In der Bibliothek der Grossen Kirche und in
unserer Bibliothek sind diese Schriften nicht vorhanden.
Herr van Rensen erw&hnt nach Akten der hies. Menno-
niten-Gemeinde aus dem Ende des XVII. und dem Anfang des
XVIII. Jahrhunderts, dass „Hof von Holland" und „Budden-
b o r gu (letzteres ein Haus an der Schoonhovenstrasse, jetzt im
Besitze des friiheren Eisenhandlers Janssen) ehemals Wirtshaus-
Namen waren: der „Hof von Holland", von dem die jetzige
Strasse gleichen Namens benannt sein muss, ist wahrscheinlich
das jetzt dem Lehrer Harms gehorige Haus an der Westseite
der Strasse gewesen.
Der bei Schiller -Ltibben fehlende Ausdruck „Parde-
wesche Beiseu, der in Beziehung zu milden Gaben der Emder
Schiffer nach grosseren Seereisen (wie „Norsche", BRigschea,
„Groenlandschea, „Franschea, „Nanteschea, ,,Ostersche", auch
„Indiaensche" Reise) in Rechnungsbuchern des hiesigen Gast-
hauses aus dem XVII. Jahrhundert ofter vorkommt, findet
auch in der Versammlung keine Erklarung.
Herr I. de Beer jr. stellt 2 Oel-Portrats aus, die sich
als Bilder des Fiirsten Karl Edzard und seiner Gemahlin
erweisen.
27. Juni 1899. Herr Reichsarchivar Dr. J. A. Feith in
Groningen tiberlasst verschiedene Ostfrisica, die ihm auf der
Auktion des Antiquariats von W. P. van Stockum & Sohn zu
Haag im Marz d. J. zugefallen waren.
I. 4 gebundene genealogische Handschriften :
1) Das Tagebuch des Administrators Coop van Rehden
vom Jahre 1649—1675 mit Geburts- und Todesnachrichten aus
seiner Familie, 1737 aus dem Originale abgeschrieben von
Onko v. Rheden; — ahnliche Nachrichten von 1700—1755
eigenhandig eingetragen von Onko v. Rheden; — Abschrift des
Liber Genethliacus , . . Familiae von Rehden, verfasst 1676
von Alrich von Rehden, fortgesetzt von diesem bis 1691; —
endlich eine Menge meist genealogischer Notizen von Onko
v. Rheden (4°).
2) a. „Genealogis-Historise Beschrijving van die na Oost-
vriesland verspreide van Rehdense Familie" etc b. „Genea-
logische und Historische Nachrichten von denen von Rehdens . . .
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aufgesetzet durch ein Mitglied dieser Familie" mit einem
voraufgeschickten Briefe („Lieber Vetter4'), der die Aufzeich-
nung der „Nachrichten" damit begrtindet, dass die Familie
von Rehden von manchen nicht als adlig anerkannt werde,
nach S. 15 No. 33 offenbar von Onko v. Rehden, Erbherr zu
Bollinghausen und Heisfelde. Die teilweise sehr ausfiihrlichen
Nachrichten gehen bis 1761, bis zum Eindringen der Franzosen
unter Conflans in Ostfriesland (Folio).
Aus No. 1 und 2, wie aus den folgenden Stiicken, geht
hervor, dass die von Rehden u. a. mit den Familien Andr^e
Freytag, Groeneveld, Hesse in Weener, Homfeld,
Losing, de Pottere, Rosingh, Suur, Zernemann, aber
auch mit vielen h611&ndischen Familien (van Aytzema,
v. Idsinga u. a.) verschwagert waren.
3) einen dicken Band in 4°, der die Nachkommenschaft der
Tiada von Groothusen (bis etwa auf 1761), die Genealogien der
Hauptlinge von Uiterstewehr, Faldern, 01dersum,Uphusen, Emden,
Osterhusen, der Familien Meckenaborg, Jhering, Brenneysen,
Freytag, Kettler, van Ewsum, Wappenbeschreibungen und einen
Brief in Konzept betr. geneal. Untersuchungen enthalt. Als
Quellen werden genannt: v. d. Appelle, v. Wicht, Jhering,
Muller in Esens, Ulrich v. Werdum, Upgant, v. Wingene in
Groothusen, Loringa, ein Manuskript zu Nienoord in Groninger-
land.
4) einen diinneren Band in 4° : Die Nachkommenschaft von
Gerbrand von Ayta, darunter auch die v. Rehden, Wiarda usw.
II. Ein Btindel loser Papiere, ebenfalls grosstenteils auf
die Familie v. Rehden beziiglich.
1) einen Stammbaum der Familie, von derselben Hand, wie
das Meiste in den vorher genannten Manuskripten, also auch
von Onko v. Rehden.
2) beglaubigte Abschrift des Freiherrn - Diplomes von
Rudolf Jacob (= Coop) v. Rehden, des Sohnes von Onko
v. Rehden, vom Jahre 1786.
3) Genealogien und Stammbaum der Familie Wiarda aus
dem XVIII. Jahrhundert.
4) Die Nachkommenschaft von Onko v. Rehden, 2 grosse
Blatter in hollandischer Sprache mit schonen Wappen-
zeichnungen aus dem XIX. Jahrhundert.
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5) Genealogien der Familie v. Rehden bis zur Mitte des
XVIII. Jahrhundert in hollandischer Sprache, 50 Seiten, Hand-
schrift des XIX. Jahrhundert, teilweise wortlich mit I. 2) uber-
einstimmend.
6) Eine Menge loser Zettel mit genealogischen Auf-
zeichnungen in hollandischer Sprache aus dem XIX. Jahrh.
Ein beiliegender Brief ist an den Genealogen Baron Lamoraal
Ubbo RengersvanNaerssen zu Groningen gerichtet. [Dass
dieser der Verfasser der Aufzeichnungen ist, hat spater Herr
Dr. Corn. Hofstede de Groot aus Haag, dessen Urgrossmutter
Octavia Cornelia Susanna van Sw in der en eine geborene
v. Rehden aus Leer (Tochter von Onko v. Rehden) war, bei
einem Besuche in Emden bestatigt].
7) Titelblatt und Vorrede der „Mathematische Rariteit-
Kamer . . . door Symon Panser, Stads Mathem: Leer-
Meester der Wis, Sterre en Zeevaart Kunde tot Embden".
Groningen 1747, mit Portrat des Symon Panser, „gesneden door
J. Heze Franse Cantor Embd:u.
III. Pergamentband in 4° mit zahlreichen Drucksachen aus
dem Anfang des XVII. Jahrhundert betr. den Streit des Grafen
von Ostfriesland mit den St and en und Emden sowie betr.
die gr&fliche und fiirstliche Familie. Eingeklebt ist vorne ein
Zettel mit dem Namen: J. Baart de la Faille, Med. Prof.,
Groningen.1)
Nach dem Inhalt der Handschriften, den Einb&nden, dem
Format und nach der Schrift ist nicht daran zu zweifeln,
dass sie mit dem im Frtihjahr bei W. P. van Stockum im
Haag angekauften genealogischen Manuskripte (vgl. Protok. v.
18. April 1899) und den unter No. 119 unseres Kataloges ver-
zeichneten 2 Banden „De genealogische Tijdkorter" zusammen-
gehoren und dass alles aus der Familie von Rehden in Leer
und Bollinghausen, wahrscheinlich meist von dem 1717
geborenen und 1776 gestorbenen Onko v. Rehden stammt, der
das genealogische Interesse seines Oheims Alrich v. Rehden,
des Verfassers der Liber Genethliacus vom Jahre 1676, geerbt
haben und zu weiterer Ausdehnung seiner genealogischen
Nachforschungen durch die Angriffe auf den Adel seiner
») Professor 1790—1823.
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Familie veranlasst sein wird. In Band I. 4) liegt ein Zettel
mit folgenden Worten von der Schrift der meisten einliegenden
kleinen Zettel (Rengers v. Naerssen): „gekocht in auctie
Mohlmann te Emden, Catalogus no. 7478b- , waarschijnlijck
door een lid van de Oostfr. familie v. Rehden opgemaakt".
Alle v. Rehdenschen Manuskripte sind also im Besitz von
Mohlmann gewesen, dessen grosse Bibliotkek im Jahre 1865
durch Herrn W. Haynel versteigert worden ist. In der That
steht in dem gedruckten Katalog der MShlmannschen
Bibliothek das oben unter I. 1) angefuhrte Manuskript unter
No. 7467 (brachte nach einer handschriftlichen Notiz in unserm
Exemplar des Katalogs 18 Groschen), I. 2) unter No. 7472, 1. 4)
unter No. 7478b ; der schon friiher in unserer Bibliothek gewesene
„Genealogische Tijdkorter" unter No. 7484-5 (Preis 20 Groschen),
der wertvolle reich illustrierte Liber Genethliacus . . . Majorum
Familiae v. Rehden (No. 143 unserer Handschriften), der auf
der Mohlmannschen Auktion fiir 10 Groschen (!) verkauft
wurde, unter No. 7540. Der Katalog der Mohlmannschen
Bibliothek fiihrt noch eine Menge anderer geneal. Manuskripte
aus der v. Rehdenschen Familie auf (z. B. No. 7473-77), die
leider in alle 4 Winde verstreut sind.1) An unsere Gesellschaft
sind ausser den obengenannten nur noch No. 138 und 140
unserer Sammlung gelangt. Es ist zu bedauern, dass die da-
maligen Mitglieder nicht achtsamer gewesen sind: eine ahn-
liche Sammlung von ostfriesischen Druck- und Handschriften
ist wohl niemals in offentlicher Auktion verkauft worden.
Bei der Bedeutung der ehemaligen Mohlmannschen Bibliothek,
die aus 8—9000 Nummern, darunter uber 500 Handschriften,
bestand, ware schon viel gewonnen, wenn sich wenigstens fiir
die wertvolleren Stiicke die Kaufer noch ausfindig machen
liessen. In den Besitz der Firma W. P. v. Stockum A Sohn
im Haag ist die grosse Masse der im M&rz d. J. versteigerten
Bucher und Handschriften nach Angabe des gedruckten Kata-
loges aus dem Nachlass des Barons L. U. Rengers v. Naerssen
gekommen ; diesem haben jedenfalls die oben unter No. I. u. II.
1) - 6) angegebenen Handschriften gehort.
!) Einen Band besitzt unser Mitglied, Herr Weinhandler St. Rykena
in Norden.
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Fraulein Piepersberg in Emden schenkt das Bruchstiick
eines handschriftlichen Gedichtes in hollandischer
Sprache aus dem Anfang des XIX. Jahrhunderts : „Uittreksel
uit mijne lotgevallen". Wie aus dem Inhalte hervorgeht, ist
der ungenannte Verfasser aus Holland (aus Anlass der Streitig-
keiten zwischen der Oranje- und Patrioten - Partei ?) nach
Emden gefltichtet und hier sehr freundlich aufgenommen
worden; genannt werden u. a. die Emder Familien Bauer-
mann, van Kammenga, van Geesten, ter Garsten,
de Leeuw, van Olst, Waalkes, Ryken, van Borssum,
Westermann, Rosingh, Wilkens (mit dieser Familie ist
die bisherige Besitzerin verwandt) und der Prediger Pante-
koek. Wegen ihrer Kunstfertigkeit in „Borduren, Knipwerk,
Tekenkunde" auf „Paneel" und Papier und auch als Dichterin
wird die Witwe des Ratsherrn Stoschius (?es scheint da-
zustehen „Stortius") *) geriihmt. Nach 3jahrigem Aufenthalte
zwingt den Verfasser der Stillstand der Schiffahrt in Emden
(die Beschlagnahme der Emder Schiffe durch die Englander
im Jahre 1806?) Emden wieder zu verlassen.
4. Juli 1899. Auch in den Beitr&gen zur Geschichte der
Stadt Rostock (II Heft 4) erwahnt ein Aufsatz von Krause
iiber Rostocks Kriegswesen die Festungsbaumeister Joh.
van Rijswijk und Joh. van Valkenburg, der letztere ist auch
aus der Geschichte der Neubefestigung von Emden im Anfang
des XVII. Jahrhunderts bekannt (vgl. 3. Januar u. 7. Marz 1899).
Die niederl&ndische Befestigungskunst gait seit der Verteidigung
von Leiden und seit Moritz von Oranien, aus dessen Schule
J. v. Rijswijk und J. v. Valkenburg hervorgegangen sind, als
Muster fur die (ibrigen Lander.
Aus einer auch sonst nicht uninteressanten, wenn auch ge-
wiss liickenhaften Zusammenstellung der noch erhaltenen Jahres-
») Johann Adolph Stoschius war Ratsherr 1770 (?) bis 1798. Von
seiner Gattin besitzt die Bibliothek der Grossen Kirche eine kleine
Sammlung von religiosen Dichtungen : „De groote verborgenheid der god-
zaligheid in zes zangen naar 1. Tim. 3: 16, door wijlen mejuffrouyr
Stoschius geb. Kruger; te Groningen bij J. H. Bolt 1836". In der Vorrede
des Herausgebers, ihres Bruders Kruger in Emden, heisst sie: „Henrika
Kruger, in leven echtgenoote van wijlen den Heer A. Stoschius, Raads-
heer te dezer stede", als ihr Geburts- und Todestag werden dort der
1. Januar 1761 und der 6. Dez. 1809 angegeben, auch erwahnt der Bruder,
dass sie „door veel druk en kruis beproeft" gewesen sei.
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zahlen an Emder Bauwerken des XVI. und XVII. Jahrhunderts
geht hervor, dass die Bauth&tigkeit in Emden ganz
besonders lebhaft in den Jahren 1580 — 1590 war.
[Eine Jahreszahl fehlt oder ist verschwunden an den aus dem
XV. und XVI. Jahrhundert stammenden Hausern : Gr. Deichstrasse 8 (Ost-
seite, gotisch), 25 (Westseite, gotisch), Grosse Strasse 5 (sog. Altes
Rathaus, gotisch, nach der Grossen Strasse hin mit liberstehendem oberen
Stockwerke und Holzgiebel), Alter Markt 3 (Wienholtz), 14 (Hillers), Am
Delft 24 (Albers), Neuthorstrasse (Ost) 17—19 („Valkhof"?)«), Grosse
0 Nach der Osterstrasse hin sind iiber dem Thor die Wappen der
Familien van derMarck (rechts)und Valck (links) angebracht. Gerhard
van der Marck und seine Gattin Fia Valck, die Tochter des Johann
Valck zu Glimme bei Groningen, miissen das Haus vor 1695 besessen
haben; beide liegen in der Grossen Kirche am Westende des sudlichen
Langsganges (bei der Orgel) begraben; G. v. d. M. starb nach der Grab-
schrift, 50 Jahre alt, Pfingsten 1595, F. V. schon im Jahre 1590. Ihre
Erben, die Kinder ihres Vetters Tammo Valck zu Marienwehr, der
vielleicht ein Sohn des in Marienwehr begrabenen Emder „Amts-
verwaltere" (1571) und spateren Greetsieler Drosten Occo Valck war
(fl584, vgl. Jahrb. XI, 1895, S. 43, 242, 350, 393, 475, 477, 478), verkaufen
1697 den Valkhof fur 15600 Gulden an den Emder Ratsherrn Reiner
Nitters (Mitteilung des Jhr. Edzard K. G. Falck in 's Gravenhage in
Vorsterman van Oyens Alg. nederl. familieblad 1901 S. 229; ein Kirchen-
altester und Vorsteher des Gasthauses in den Jahren 1696—1609 Reiner
Nitters, nicht ein Ratsherr d. N., ist uns aus unserer „0ffizianten-Liste8,
Ms. 18, bekannt). — 1616 und 1520 heisst der damals moglicherweise
noch unbebaute Platz (Garten) nach dem Larrelter Pastor, Leerer Propst
und Ratgeber Graf Edzards I flMester Dirk Valken hof; Edzard
Valck, wahrscheinlich sein Neffe, dem Kaiser Karl V. zu Brussel am
20. September 1521 ein Wappen verlieh (nach Jhr. Edzard Falck war er
Oberstallmeister Karls V.) erscheint um 1530 und 1540 als Besitzer des
Valkhofs; er hat dem Hause wohl die bis heute in kummerlichen, aber
malerischen Resten erhaltene Gestalt gegeben. 1548 gehort der Valkhof
seinem Sonne Johann Valck, dem Gatten der Emder Burgermeisters-
tochter und Hauptlingstochter von Groothusen, Euler Meckena, der auch
in Hatshusen, Ayenwolde und im Groningerlande zu Glimme begiitert
war; Fia Valck war seine Tochter oder seine Enkelin. 1558 heisst es
plotzlich : „In der straeten achter Joh. v. Oldersum (= Kl. Osterstrasse)
an der fraw van Diepholtz hof, wandage die Valckhof geheten"
(Kontr.-Protok. 1558 vom 28. Jan. S. 154): Anna van Diepholt, Tochter
des BGrgermeisters Hompe Hayena und Gattin des Otto van Diepholt
(8. o. S. 202 u. 294), war vielleicht nur Mieterin oder besass nur einen
Teil des Hauses ; denn, wie erw&hnt, 1697 war es wieder Erbgut der
Familie Valck. Auf den altesten Stadtpl&nen ist der „ Valkhof" mit einem
Turme abgebildet (vgl. oben S. 370).
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Faldernstrasse (Sttd) 21 (Janssen), Gr. Deichstrasse (West) 19 (Steffler),
Alter Markt (Ost) 1 (Y. Brons), Dalerstrasse 2 und 9 (mit hebraischer In-
schrift)t Gr. Deichstrasse (Ost) 3 (,Bruine Hart8, aus dem Anfang des
XVII. Jahrhundert8?) und andere. Die alteste erhaltene Jahreszahl ist
1488 an dem Hause Burgstrasse (Nord) 22, renoviert 1672, vgl. o. S. 292 —
1540 Judenstrasse (Nord) 38 („Dit is dat erste nie gebou vp Falderen en
is geschet 1540", vgl. Ostfr. Monatsbl. 1875, S. 510) — 1540 Kl. Deichstr.
(West) 10 (des Leerorter Drosten Jurgen van Hoen Haus, vgl. Jahrb. XIII,
1899, S. 244 und oben S. 334) — 1541 Lilienstrasse (West, Ecke der Look-
fenne) 9 (van Jindelt, erbaut von Hicco v. Dornum d. j ?) — 1543 Alter
Markt (Ost) 4 (Ruhmekorb, vgl. Jahrb. XEI, 262, 264) — 1552 die Klunder-
burg — 1556 Gr. Faldernstrasse (Nord) 25 (ter Vehn, die Zahl ist mit
einer Hausmarke und den Buchstaben E. I. auf einem Giebelsteine im
Innern des Hauses angebracht) — 1558 Gr. Faldernstr. (Nord) 26 (Tile-
mann) — 1558 Gr. Deichstrasse (Ost) 1 (de Ruyter) — 1559 Gr. Deichsfr.
(West) 20 (Stomberg) — 1559 Am Delft 6 (Zum goldenen Turm, die In-
schrift ist jetzt unter dem Cementanwurf verborgen) — 1559 Kl. Deichstr.
(Ost) 8 (Ecke Schulstrasse, erbaut von TSnnis Pricker) — 1559 Boltenthor-
strasse (Sud) 40 (Ecke der Bismarkstr., das Haus „de gouden ploeg*) —
1561 Neuthorstr. (West) 33 und 34 (M.J. Miiller u. Stein, erbaut von Albert van
Pewsum, s. u. S. 416) — 1566 Westerbutfenne 17 („Dit is in Goedens",
vgl. o. S. 378) — 1568 Kl. Faldernstr. (West) 22 (Gasthaus zum Goldenen
Adler, neben der Jahreszahl eine Hausmarke u. die Buchstaben L K. s. u zu
1572) — 1568 Stein mit denWappen der Familien Meyerhoff und Conradi
Krudener, fruher am Ausgang der Boltenthorstr. (Nordseite) nach dem
Walle hin, jetzt in der „Kunsta — 1569 Strohstrasse 9 (sStads-HalleB am
Faldernthor) — 1570 Kl. Briickstr. 8, Ecke der Hofstr. (die untere Halfte
des Steines mit der Jahreszahl ist jetzt verdeckt; sie war Harkenroht
noch bekannt, s. Oostfries Historis Kronykje z. J. 1570: ,1570 is de Hof-
straat te Emden eerstelyk met Huisen bebouwt / zulx blykt uit de
z ar k 8 1 e e n uit de zijd van't eerste Huijs". Die Worte : „Dit is dat eerste
ghebow* sind noch jetzt zu sehen.) — 1572 Neuthorstr. (Ost) 26 (Mustert,
fruher Eisenhandler Wessel Brons; neben der Jahreszahl dieselbe Haus-
marke und dieselben Buchstaben I, K., wie auf dem Steine vom , Goldenen
Adler", Kl. Faldernstr. 22'); der Stein ist von der Hofseite des Hauses
Neuthorstr. 26, wo er angebracht war, fortgenommen und an der Hinter-
seite des neuen Hauses von Y. Brons zwischen beiden Bleichen wieder
eingemauert worden) — 1572 Neuthorstr. (West) 40 (Reints) — 1572
Lilienstr. (Ost) 7 — 1574—6 Rathaus — 1578 Neuthorstr. (West) 29 (ter
Vehn, dem Rathause gegenuber) — 1579 Am Delft 28 (Brons, der Stein
liegt jetzt auf dem Boden des Hauses ; ausser der Jahreszahl tragt er ein
*) Ausserdom sind an! ihm die 3 Stadion dor Mtinzbereitung : das Schmelzen des MeUlls,
das Waken and das Pragen dargestollt ; der Erbaner des Hauses, das der Stein nrsprinffie*
schmuckte, war also gewiss wie dor des Hauses Kleine Faldernstrasse 22 Munzmeiater. Als sokfeer
wird 1568—1568 im Dienste des Graf en zu Emden, Dietrich Idor genannt Kruytkremer, ein Ver»
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Wappen: Sstrahligen Stern und Herz zwischen 2 Flugeln)*) — 1579 Gr.
Briick8tra88e (Sud) 38 (,Dornumer Hausa, Abegg) — 1581 Judenstr. (Sud)
13 — 1581 Kl. Deichstrasse (Oat) 1 („Hinderik v. Ruletf) — 1582 Pelzer-
strasse (SQd) 14 — 1583 Kl. Osterstrasse (Slid) 7 („Ider se vp sick sul-
uen", Meinardi) — 1583 Das alte Zollhaus am Eingang des Ratsdelfts
neben der ,Langen Briicke", jetzt abgebrochen, vgl. Ostfr. Monatsbl. 1873,
S. 606) — 1584 Apfelmarkt (Ost) 1 (Bronger, Ecke des Bollwerks) — 1584
Giebelstein unbekannter Herkunft in der ^Kunst", mit den Buchstaben
I. R., V. L., H. T.) — 1584 Alter Markt (West) 8 (jetzt in die ,Delfthalle8
hineinverbaut, der Stein ist in der „Kunsta) — 1585 Norderthorstrasse
(West) 12 (Ecke Schoonhovenstr., mit den Buchstaben F. R.) — 1586
(Schuhmachergilde-Haus auf der wSchu8terinselK) Pottgiesserstr. 13 (Stein in
der ,Kunsta) — 1587 Spiegelstr. (West) 10 — 1588 Zwischen beiden Markten
(West) 12 (Backer Thein, mit den Buchstaben D. I. = Dirk Joosten?) — 1588
Judenstrasse (Sud) 14 (Webergilde-Haus) — 1588 Pottebackerstrasse (Nord)
25 (Packhaus Antwerpen, ostlich davon das Hohenlohesche Wappen) —
1590 Pelzerstrasse (Nord) 56 („Dit is int Kreweel") — 1590 Pelzerstrasse
(Sud) 5 (mit den Buchstaben E. C, „Dit is in den blawe Engel") —
1590 (?) Oldersumer Strasse (Sud) 20 — 1591 Sackstrasse 6 (mit Dar-
stellung eines Schweines und den Buchstaben CM. — 1591 Grosse
Deichstrasse (West) 15 — 1593 Kirchstrasse (West) 20 — 1596 Wester-
butfenne (West) 21 (Stein mit den Buchstaben E. P. in der „KunstB) —
1596 Kl. Osterstr. (Siid) 17 — 1601 Grosse Strasse (Sud) 12t (die alte
„Rentei* der „Kunsta gegenuber) — 1605 Muhlenstr. (Nord) 53 (1685
Kirchhaus der Lutherischen Gemeinde, Stein in der „Kunsta) — 1608
Thor des Gasthauses nach der Kl. Faldernstr. hin — 1609 Neuer Markt
(Nord) 9 (Gasthaus zum LQwen, mit den Wappen der Familien Conradi
Krudener und Kumpenie) — 1612 Norderstr. (Ost) 9 — 1614 Am Delft 1
(Bremer Schlussel) — 1615 Gr. Faldernstr. (Sud) 2 (Schellstede, friiher
van Ameren) — 16**(?) Spiegelstr. (West) 15 und 16 (BDanse Fiagge8,
mit den Wappen der Familien de Pottere und Stipel) — 1617 Norderstr.
(Ost) 4 und 5 — 1617 (?) Gr. Faldernstr. (Slid) 19 (Schroder) — 1621 Thor
der Gasthauskirche nach der Kl. Bruckstr. hin — 1622 Gr. Briickstr.
(Nord) 84 — 1623 Gr. Bruckstr. (Sud) 54 („NeuesFleischhausa, „Kornvorrata)
— 1625 Am Burggraben (Ost) 12 (mit den Buchstaben F. G. (?) — 1630 (?)
Neuer Markt (Sud) 10 — 1631 Westerbutfenne 4 (During) — 1632 Kl.
Osterstr. (Sud) 5 (Ecke Wallstr., mit den Buchstaben K. D.) — 1632 Gr.
wandter der Emder MQnzmeister-Familie Nykamer, erwtthnt (vgl. Sauer, Jahrb. Ill, 1, 1878, S. 54
und 66), der vorher Miinzmeister in Jever war and 1568 infolge eines Prozesses seine Stellang
verloren zn haben scheint Dass er aber auch sp&ter noch in Emdon prftgte, zeigt ein Erinnerongs-
thaler von ihm aus dem Jahre 1571, der in der „Revue beige de nnmismatiquo,< 1892 beschrieben
worden ist (vgl. u. z. 31. Oktober 1899). Sollte I. K. = Ider Krnytkremer sein ?
*) Das Wappen erinnert an das des 1624 gest Emder Rat&herrn Garloff Tiaden anf
seinem Grabstein in der Siidwestecke des Traachors der Orosson Kirche (von Garleff Tiaden ist nach
einer Eintragung dem Rathaose die alteste Beninga-Handschrift gestiftet worden). Ganz dasselbe
Wappen findet sich aber anf einem fast verwischten Grabstein e im Mittelgange der Grossen Kirche
und anf einer Sftnle, deren Herkunft leider nnbekannt ist, in nnserer Sammlung.
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Faldernstr. (Nord) 40, Ecke Hofstr. („Wappen von Oldenburg*, sZoete
Inval") — 1635 Das alte Hafenthor ( jetzt in der „Kunst") — 1637 Oldersumer
Str. (Sud) 19 — 1643 Strohstr. 11 und 12 — 1648 Neue Kirche - 1648
Haus Ecke Rosentief (Oat) 15 und Hinter dem Deiche — 1649 Alter
Markt (West) 11 — 1655 Schlichte (Ost) 10 (auf dem Dachgiebel der
„01iphant" der Tabakfirma Payne) — 1658 Strohstr. (West) 13 — 1668 (?)
Judenstr. (Sud) 23 — 1677 Gruner Weg 2 (Gartnerei, mit dem Payneschen
und dem Heilemannschen(?) Wappen — 1677 Burgstr. (Nord) 24, EckeHolz-
sagerstr. (Zwitzers; das Haus ist aber viel alter, und die Zahl kann
sich nur auf einen Umbau beziehen) — 1689 (?) Bismarckstr. (Nord) 18
— 1692 Die Wache — 1693 Pottebackerstr. (Nord) 13 — 1697 Olivensfr.
(Sud) 2 (das Haus ist alter) ]
1. August 1899. Aus Akten der Grossen Kirche und der
Mennoniten-Gemeinde hat Herr van Rensen Nachrichten iiber
das Haus „de gouden ploeg" an der Ecke der Bismarck-
strasse (Sudseite) und Boltenthorstrasse zusammen-
gestellt; es tr> die Jahreszahl 1559, eine Hausmarke /\
sowie an den 3 von den beiden Strassen aus sichtbaren H+
Dachecken Doppelk6pfe. 1556 wurde das der Grossen Kirche ge-
hSrige Grundsttick zwischen der jetzigen Bismarckstrasse und
dem Neuen Markt an der Boltenthorstrasse an Gerd Bolte ver-
kauft ; er wird der Erbauer des Hauses und die Hausmarke die
seinige sein. 1564 wird als Besitzer Reint Diuts, der sonst auch
wohl R. Diuts von Pewsum heisst (vgl. Duitswarf bei Pewsum),
1565 Hinrich Holtsager, sp&ter Baumeister Gosen Reigers genannt.
Der Name „gouden ploeg" erscheint 1620. In der zweiten Halfte
des XVII. Jahrh. gehorte das Haus dem 1665 (an der Pest?)
gestorbenen Sibrand Peters. Um das VermSgen seiner Tochter
Meike Sibrands handelt es sich in den Akten der Mennoniten-
Gemeinde. Um diese Zeit wurde das Haus auf 3500 fl.
geschatzt.
Die Doppelkopfe an den Dachecken scheinen eine
beliebte Verzierung von Emder H&usern um 1560 gewesen zu
sein ; ganz ahnliche — ein bartiger und ein unb&rtiger Mannes-
kopf — finden sich noch an dem von Kaufmann M. J. Miiller und
von Sattler Stein bewohnten Doppelhause an der Westseite
der Neuthorstrasse, das die Jahreszahl 1561, die Buchstaben
A. v. P. (nach den Kontrakten-Protokollen = Albert v. P e w s u m)
und die bekannte Inschrift tragt: „Ick se, ick hore, ick
swige vnde vordrage, alsus weet nemant wat ick jage, wente
Godt allene is de man, de geven un falsche nidertungen wech
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nemen kan". Eine ahnliche Stelle an einem Hause muss auch
der im Mai von Herrn J. de Beer jr. geschenkte Doppelkopf,
der in Larrelt nach dem Brande des Praalschen Hauses im
Schutt gefunden sein soil, eingenommen haben. DoppelkOpfe
in roher Ausfuhrung sind auch zu sehen am Dache eines alten
Hauses an der Ostseite der Kirchstrasse.
Ein an der Neptunstrasse ausgegrabener Waif is ch-
knochen (Gelenkkugel des Kinnbackens) wird unserer Samm-
lung geschenkt. Friiher waren Walfischknochen, wie es deren
aus der Zeit der Borkumer Gronlandsfahrten noch zu Hunderten
in Borkum giebt, auch in der Nahe von Emden zu sehen ; einer,
der jetzt als Reibepfahl fiir das Vieh dient, hat sich noch in
Wolthusen auf einer Wiese des Landwirts Ohling erhalten.
Aus einem Hause am Neuen Markt, dem siidlichen Teile
des ehemaligen „6asthofs zur Sonne", werden drei kunstvoll
gearbeitete eiserne Hausanker angekauft. Aehnliche sind
noch angebracht z. B. an dem einstigen Hause des Leerorter
Drosten Jurgen v. Hoen v. J. 1540 (Jahrb. XIII, S. 244), am Nord-
heimerschen Hause am Alten Markt, am ehemaligen Hause des
Biirgermeisters Petrus Medmann an der Siidecke der Grossen
Strasse und des Burggrabens, an dem wahrscheinlich als
„Valkhof a) anzusprechenden Hause an der Nordecke der Kl.
Osterstrasse und der Neuthorstrasse und an einem einstdckigen
Hause an der Westseite der Norderstrasse in der Nahe von
J. Graepel jr. Die schonen (jiingern) Anker an der Vorderseite
des Rathauses sind anders stilisiert, ebenso die vom ,,bruine
Hart* in der Gr. Deichstrasse (heraldische Lilien).
8. Aug. 1899. Herr v. Rensen macht auf einen Irrtum im
XHI. Band des Jahrbuches betr. den Maler Alexander Sanders
aufmerksam. S. 175 wird gesagt, mit dem Gasthause sei die
Fursorge fiir die „hussitten" Armen vereinigt gewesen. In der
That sind aber die 3 Kollegien der haussitzenden Armen,
der Fremdlingsarmen und die Vorsteher des Gasthauses
streng geschieden gewesen. Es herrschte sogar eine gewisse
Eifersucht unter ihnen, und nur fiir die jahrliche Rechnungs-
ablage kamen Vertreter aller 3 Kollegien zusammen, um Auf-
sicht liber die richtige Verteilung der milden Gaben zu iiben.
Das Geinalde, die Diakonen der haussitzenden Armen, kann
~™~~ l) V8L o. S.370 und 413. .
Jahrbuch der Gosellsch. 1. b. E. a. vaterl. Altertttmer zu Emden, Bd. XIV. 27
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also nicht aus dem Gasthause stammen, es wird von jeher in
der Konsistorienstube der Grossen Kirchen gehangen haben.
Dr. Aug. Andrae in Hannover (friiher in Weener) uber-
sendet Abzlige eines Aufsatzes von ihm im „ Globus" 1899
S. 384 ff. : Hausinschriften aus Ostf riesland, der,
von einigen kleineren Irrtiimern abgesehen, viel Neues und
Interessantes, besonders aus Emden, bietet. Die Inschriften hat
der Verfasser grOsstenteils selbst gesammelt, wenn auch
manches schon von J. F. de Vries im Ostfriesischen Monats-
blatte I, 1873, 505 ff. abgedruckt war. Aus Anlass dieses
Geschenkeswerden einige in unserer handschriftlichen Sammlung
noch fehlende alte Em der Hausernamen besprochen. Die
am 20. Juni erwahnte „Buddenborg" in der Schoonhoven-
strasse hatte friiher ein burgahnliches Aussehen und stand nach
der Alten Reihe hin in Verbindung mit dem jetzigen Hause des
Altertumerhandlers van Essen, welches das Haus „mit de
runde Dor" genannt wurde. Das alterttimliche Eckhaus an
der Ecke der beiden Strassen mit der Jahreszahl 1585 hiess
„de witte Duwe". Wie in Norden, so hiess auch in Emden
(an der Neuen Strasse) eiif Haus „de Splkerbor" (Nagel-
bohrer); es war von einem Eisenhandler bewohnt. Nach
einem Herrn v. Rensen gehorigen, sein elterliches Haus an der
Grossen Briickstrasse betreffenden Kaufbrief v. J. 1761 trug
das Nachbarhaus an der Ecke der Grossen Briickstrasse (No. 74)
und des Hofes von Holland, das vor einiger Zeit aus dem
Besitze des Herrn A. Jasper in den des Photographen
Mohaupt iibergangen ist, den Namen: „Wereld vol kruisen".
„Rosinenkorba war das Drostesche, friiher R. Graepelsche
Haus an der Nordseite des Alten Marktes (No. 19, mit alter-
tttmlichen Hausankern), „S t ad t Norden" das Eckhaus am
Alten Markte und an der Strasse „Zwischen beiden MarkteiT,
„Upstalsb6ma das Eckhaus an der Sudseite der Grossen
Strasse und am Burggraben, friiher ein Wirtshaus, in das sicb
auch zu gerichtlichen Verhandlungen die Parteien von der
nahen Burg zu begeben pflegten (Amtbeschreibung von Emden
1735), urspriinglich Petrus Medmanns Haus; „Immenkorb4
das Haus des Backers Lorentz an der Ostseite der Neuthor-
strasse No. 17. Eine Hauptquelle fiir solche Namen sind
ausser der miindlichen Ueberlieferung und den Urkunden die
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alten Zeitungen. Weitere Namen, die Herr Schnedermann jr.
gesammelt hat, sind folgende: „Missver stand", ein Haus
an der Ecke der Beuljenstrasse (Ostseite) und des Bollwerkes,
so genannt nach einem Bilde von Leuten, die 2 Balken ungeschickt
und deshalb vergeblich durch die Hausthtir zu schaffen ver-
suchen, und von 2 Sperlingen, die 2 Halme geschickter hinein-
bringen; „Oranjeb6ma, in der Nahe der Neuen Kirche, an der
Ecke der Huhnerverk&uferstrasse (Sudseite) und der Alten Reihe ;
„Morgenhahna an der Ostseite der „Schlichtea; „S 6 w en-
steer nea, nach einem Bilde mit liegendem Monde und 7 Sternen
darunter, an der Ecke der Kl. Bruckstrasse (Sud) und der
Strohstrasse (J. Th. Barth); „Karseb6ma an der Schornstein-
fegerstrasse; „Windhunda an der Sudseite der Grossen
Strasse Nr. 13 oder 16. Diese Namen fehlen teilweise in
zwei vor langeren Jahren angelegten Verzeichnissen unserer
Gesellschaft.
Herr Pastor Medenwald berichtet iiber den Besuch des
polnischen Lasko-Forschers Dr. Theodor Wierzbowski,
Professors an der Universitat zu Warschau (Herausg. der Biblio-
graphia polonica XV ac XVI saec, Varsoviae 1889—94), der in
Emden noch unbenutzte Quellen fiir J. a Lasko zu finden hoffte.
Frau Rechtsanwalt Kramer hat auf unsere Bitte ein dem
MartinFaber zugeschriebenes Oelgemalde, das die Schlacht
zwischen Occo torn Brok und Focko Ukena auf den Wilden
Aeckern bei Upgant darstellen soil, zugesandt. Den Hinter-
grund bildet eine brennende Stadt mit mehreren Tiirmen; auf
dem Schlachtfeld ragt ein einsamer Kirchturm hervor. Der
Gegenstand des Gemaldes und der Maler sind aber, trotzdem in
der rechten Ecke „Martien (sic) Faber fecit" steht, sehr zweifel-
haft. Martin Faber zeichnete sonst seinen Namen ganz anders.
(Nach mundlicher Mitteilung des Herrn Dr. C. Hofstede de Groot
ist eine Schlacht zwischen Niederlandern undSpaniern abgebildet.)
15. August 1899. Auf eine Frage nach dem Alter des
Namens der Apotheke zum Einhorn erwidert der jetzige
Besitzer, Herr Herrmann, dass der Name sehr jung sei. Erst
sein Vorganger, Kohl, wahlte ihn in Erinnerung an seine
Wirkungszeit in der Bremer Apotheke zum Einhorn.
22. August 1899. Das 20ste Stuck der verslagen en me-
iedeelingen der Vereeniging tot beoefening van Overijsselsch
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regt en geschiedenes zu Zwolle (1899) enthalt Mitteilungen
iiber alte Familien von Deventer (ter Borch, van Voorst u. a.),
in denen auch Emder Familien beriihrt werden: van Roer-
monde, Stalpaert, Harkenroht (der ostfriesische Munz-
meister Joh. v. Roermonde vermahlte sich nach Emder Trau-
Protokollen 1617 mit Jacques Stalpaerts Witwe; ein Daniel
Stalpaert war nach Jahrb. XIII S. 178 als stadtischer Architekt
zu Amsterdam Amtsgenosse des 1614 in Emden geborenen
Malers Simon Bosboom.) Herr Kommerzienrat Schnedennann
weist fur die Feststellung der Familienzusammengehorigkeit
auf die Bedeutung der Vornamen hin, die sich vielfach durch
lange Generationen hindurch erhalten. So konnte die Zu-
gehorigkeit einer jetzt in Mtinchcn wohnenden Mediziner-
Familie von Nor den zu einer alten Emder Familie dieses
Namens u. a. auch dadurch festgestellt worden, dass sich in
beiden der Vornamen Uko findet.
Herr M. Schnedermann jr. schenkt einen kleinen Band
in 16° mit Pergamentumschlag : Analysis Logica et Rhetorica
Libri Quarti Aeneidos P. Virgil ii . . . de miserabili . . . Tragoedia
ex amore Didonis ac Aeneae . . . nata ... in usum atque com-
modum scholasticae juventutis continuata studio et opera
Christiani Friderici Anhalt(ini), Sch. Emd. Rectoris, 1656.
Excusa Emdae Typis Joachimi Mennonis (194 paginierte und
6 unpaginierte Seiten). Das Buch ist ein interessanter Beitrag
zur Geschichte des Unterrichts und des Emder Gymnasiums
im XVII. Jahrhundert1). Der Verfasser Christian Friderici aus
*) Die Thatigkeit der Emder Lateinlehrer fur ihre Schule scheint
nach den uns bekannten Schulbuchern im XVII. Jahrhundert ziemlich
lebhaft gewesen zu sein. Von Christian Friderici selbst ruhren noch
her: Praxis oratoria, 1657, und Praxis logica, genetica et analytic*,
Emdae 1669. Sein Sohn Joh. Christiani schrieb ein -Com-
pendium historiae de monarches, Emdae 1662* (Reersh. S. 758).
Schon vorher erschienen die Rudimenta Rhetoricae de Tropis et
Figuris, Ex libro primo Rhetoricae Talaei excerpta, Jn usum Scholae
Emdanae, . . . per Johannem Piscatorem, Editio Quarta, . . -
Emdae, Typis Helvici Kallenbachi eiusdem Reipubl. typographi ordin-
exscripta, Anno 1652 (Kl. 8°. Unser unvollstandiges Exemplar hat
54 Seiten); — ferner Terentius Enucleatus Sive Gnomologia et
Phraseologia Latino - Germanica Ex P. Terentii Afri Comoediis Sex
in Usum Scholae Embdanae. Embdae, Sumptibus Hermanni Alrichs
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Anhalt war nach Reershemius S. 760 u. 757 1637—1654 Kon-
rektor und von da an Rektor des Gymnasiums und starb 1670.
Als Besitzer hat seinen Namen vorne eingetragen ein Vorfahr
des Herrn Schnedermann, Jacques dePottere Anno 1656 (die
5 ist undeutlich); von ihm stammen die sehr sorgfaltigen
lateinischen hoch- und niederdeutschen Erklarungen und Ueber-
setzungen auf den Blattern, mit denen das ganze Buch durch-
schossen ist. Er ist wahrscheinlich der spatere Emder Biirger-
meister J. de P., der nach handschriftlichen Nachrichten in
unserm Ravinga- Exemplar 1692 sein Amt antrat und am
15. Januar 1710 starb; ein gedrucktes Leichencarmen auf ihn
vom Jahre 1710 hat sich in unserer Bibliothek vorgefunden.
Herr Dr. Klinkenborg fragt wegen einer Aktiengesell-
schaft fur uberseeische Unternehmungen mit 20 Mill.
Gulden Kapital an, die 1720 in Emden geplant wurde; ein Statut
dieser Gesellschaft sei am 3. Oktober 1720 zu Emden by de Vrouw
van Callenbach gedruckt worden, und wegen der Griindung
habe Emden mit dem Fursten einen Prozess vor dem Reichs-
hofrat gefuhrt. Die Anfrage wunscht zu wissen, inwieweit
ein Elie Geraud aus Bordeaux daran beteiligt war. Weder
Ring, Asiatische Handlungskompagnien Friedrichs d. Gr., noch
Berger, Ueberseeische Handelsbestrebungen . . . unter Friedrich
dem Grossen (Leipzig 1899), erwahnen die Kompagnie, wohl
aber Wiarda VII 107 ff., Klopp II 507 f. (die Statuten bei
Funck, Ost-Fries. Chron. VIII 287, das kaiserliche Verbot bei
[Brenneysen] U. Emmii Tractat von Ostfriesland, Aurich 1732,
S. 455). In seiner „Kerkrede over Oostfrieslands kersvloed"
(Emden 1721) erzahlt J. J. Harkenroht S. 315, dass wegen des
Oort 1664, am Schluss: Einbdae Excusa typis Davidis Henrici a Borckum
(16°, 390 S. und 6 unbezeichnete S.). Die Vorrede ist unterzeichnet :
H. W. und S. E. CR. ; H. W. ist Hermann Wesselius, Konrektor in
Emden 1654, Rektor 1670—1678 (Reersh. 760 und 768). Aeltere Schul-
bucher sind aus Nor den bekannt: Der Rektor Joh. Oldewelt gab 1613
eine Facula ludi Nordensis, 1617 eine Grammatica Latina (Nathanis
Chytraei grammatica latina. Opera M. J. Oldeweldt Frisii, scholae Nord.
rect., Emdae 1617), sein Nachfolger Hibbeus Magnus eine zu Emden bei
Kallenbach gedruckte didiat-ig lectionum et exercitiorum in schola
Nordana 1620 habendarum heraus (Reersh. S. 437 und 438; Babucke,
Gesch. d. Ulrichsschule in Norden, erwahnt nur den Stundenplan des
Hibbeus Magnus, S. 75 f.).
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schftnen Emder Hafens „tegenwoordig in dit jaar 1720 den
21. Oktober de Inteikening is geschiet op het grote Ruim
van't Stads Huis te Emden ter Opregting van eene zeekere
Compagnie van Commerci Navigatie en Asfurantie etc. binnen
de Stadt Embden, met Consent van Heeren Borgermeesteren
en Raad der selver Steede ,verleenende aan deeze Compagnie
een Octroy van Viertig jaaren, met uitsluitinge van alle andere
diergelyke Compagnien; daar van de Conditien ten getal van
XXII door den Druk by den Ordinaris Stad en Landschaps
Boekdrukker zyn bekent gemaakt te Emden den 3. October*.
In dem von Harkenroht abgedruckten Anfang des Octroy wird
u. a. gesagt, dass Biirgermeister und Rat eingewilligt hatten
„considereerende de goede situatie hunner Stad, hoe dat
namentlyk dezelve door de nabyheid der Zee . . . zeer be-
kwaam is, zynde boven dien hunne Haven van zodanigen ge-
stalte, dat zelfs grote Scheepen tot 200 Lasten toe, fonder
eenige ligtinge daar konnen inkomen" etc. Am Schluss
seines Buches S. 343 bittet Harkenroht Gott, die 3 Stande
Ostfrieslands „met Vreedzaame gedagten" zu segnen adar
by wy ook den Goddelyken zeegen verder wenschen over den
Nieuwen geOctroyeerden Commercie en Navigatie Kompagny
binnen onze Vaderstad Emden, ten besten van den Stad en
ons gantsche Land". Obgleich das fur Emden in der Zeit
seines tiefsten Verfalls im Jahre 1720 gewaltige Aktienkapital
von 20 Millionen stutzig machen musste, ist es doch Funck
und Wiarda sowohl wie Klopp entgangen, dass die Kompagnie
nichts anderes als eine Schwindelbank nach Art der Lawschen
Unternehmen war (John Law kam in Paris gerade 1720 zu
Fall), die wahrscheinlich von Holland aus angeregt worden
war. Wir besitzen eine Sammlung von hollandischen Spott-
blattern mit den vorgedruckten Statuten von etwa 30 ahn-
lichen Kompagnien — alle aus dem Jahre 1720 — 3 van
Commercie, Navigatie, Assurantie, Scheepsbouw, Manufacturer
Beleninge" etc. in Amsterdam, Rotterdam, 's Gravenhage,
Utrecht, Alcmaar, Delft, Dordrecht, Edam, Enkhuizen, Gouda,
Hasselt, Harlingen, Hoorn, Kampen, Monnikedam, Middelburg,
Schiedam, Vlissingen, Zwol usw., deren Fassung fast wortlich
mit der in Emden ubereinstimmt (Het groote tafereel der
dwaasheid, vertoonende de opkomst, voortgang en ondergang
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der Actie, Bubbel en Windnegotie, in Vrankryk, Engeland en
de Nederlanden, gepleegt in den Jaare MDCCXX .... Gedrukt
tot waarschouwinge . . . voor veel Zotte en Wyze 1720.) ; vgl.
van Kampen, Geschichte der Niederlande, Hamburg 1833, II
S. 392. Ein Sammelband unseres Archives (No. 37), der aus
dem Suurschen Nachlasse stammt, enthalt ausser dem oben-
erwahnten Prospekt vom 3. Oktober 1720, dem Verbot der
Kompagnie durch den Fiirsten vom 8. Oktober, der gegen
dieses erlassenen Bekanntmachung des Emder Rates vom
24. Oktober 2 unausgeftillte Formulare fur Gesuche um Anteil-
scheine der Gesellschaft, einen Anteilschein fiir Petrus Suur,
J. Utr. Dr., woonende in der Borgstrate tot Embden, lautend
auf 10 Aktien = 20000 fl. vom 18. Nov., unterschrieben von
Joh. Hillingh, Dr., Raadsheer, und J. Laubegeois, Rekenmeester
(= Stadtkammerer), und endlieh ein Register von Aktionaren,
ebenfalls vom 18. November, das mit seiner tiberwiegenden
Menge von Namen portugiesischer Israeliten in Amsterdam den
Schwindelcharakter des Instituts durchaus bestatigt: ^Register
der Mans Personen die Eligibel fijn tot Directeurs en Hooft-
participanten Van de Compagnie van Commerci, Navigatie etc.
binnen de Stadt Embden, Den 18. Nov. 1720 gedruckt t' Embden
by de Vrouw van Callenbach Ordinaris Stad en Landschaps
Boekdrukkerske". Em den selbst ist hier mit nur 4 Namen
vertreten, voran Herr Petrus Suur J: U: Dr: (10 Actien), Mons:
Paul Bourdeaux (10 Aktien), Mr: Eliae (!) Geraud (25), Mess:
Levi et Jonas Goutsmit (10); Amsterdam dagegen mit
184 Namen, darunter Sebastian Guttieres d' Espinose, Doctor
Spinosa, Jan Pierre La Costa, Jac. de Fonseka, Pierre Ferrieres,
Jac. Gomay da Costa, Abrah. Mendez Mumazar, Timha Aben-
hacar Bondia, Hayman Hartog, Gabriel Kohan, David Gomes
dasilva, Benj. Nunes Garcia; Rotterdam mit 96 Namen,
darunter ein Abrah. Geraud; Haag mit 18 Namen, worunter
Abrah., Moses, Isaac und David de Soura bryto (sic), Ham-
burg mit 4 Namen, darunter wieder 2 Angehorige der Familie
Geraud, Isaac und Jeanne G. Die ubrigen Aktien sind ge-
zeichnet in Leipzig (2), Brugge (3), Leyden (3), London
(5), Enkhuizen(l), Zwolle(l), Delf shaven (2), Munnike-
dam (3). Den Inhalt eines auf die Kompagnie beziiglichen
Aktenbiindels im Geheimen Staatsarchive zu Berlin
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giebt Herr Dr. Klinkenborg, der unsere Nachforschungen
iiber die Kompagnie angeregt hat, wie folgt, an: die Akten
bestehen 1) aus einem Promemoria des Reichshofrats von
Martensegg betr. die Kompagnie mit 6 Beilagen (Kontrakt
Emdens mit den Kaufleuten, die in Frage kommenden Privi-
legien der Stadt, die Schreiben des Fiirsten von Ostfriesland),
2) Statut der Kompagnie, 3) Gesuch des Elie Geraud urn
Unterstiitzung des KSnigsvonPreussen, 4) Reskript des
KSnigs vom 26. November 1720 an seinen Wiener Residenten
Canngiesser, den Prozess der Stadt Emden beim Reichshofrat
zu untersttttzen und sich deswegen mit Martensegg sowie mit
dera Emdischen Agenten von Hanisch in Verbindung zu setzen.
Herr Pastor Ltipkes aus Marienhafe macht Mitteilungen
iiber seine die unsrigen fortfuhrenden Bemiihungen, die ver-
schleppten Steinbilder der alten Kirche zu Marienhafe
wieder aufzufinden und zu sammeln. Mit Hilfe der von
unserer Gesellschaft 1845 herausgegebenen Schrift iiber die
Kirche hat er die Identitat eines im Hause des Lehrers Oster-
mann eingemauerten Steinbildes mit Tafel VII 2 der Schrift
festgestellt; ein Saulenkapital im Besitze des Lehrers Oster-
mann, ein Kopf, ein Lowe und ein anderes Saulenkapital bei
dem Landwirt Leerhof in Hakerei, ein Steinbild am Hause des
Zimmermeisters Coordes stehen nicht in der Schrift verzeichnet
Das neue Werk des Wiirzburger Professors Ernst Mayer,
Deutsche und franzosische Verfassungsgeschichte vom 9. bis
zum 14. Jahrhundert (I. Bd., Leipzig 1899), enthalt eine Menge
von bedeutenden Ergebnissen auch fur Friesland, die freilich
an dieser Stelle nicht auf Spezial-Untersuchungen zu beruhen
scheinen. Die alte Auffassung von der thatsachlichen
Unabhangigkeit der Friesen kommt nach S. 471 ff. der
Wahrheit viel naher als die v. Richthofensche, der die spatere
Literatur (bis auf Heck) ausnahmslos gefolgt sei. Es hat zwar
kaiserliche Grafen in Friesland gegeben, diese hatten aber
samtlich ihren Sitz ausserhalb des Landes (Bernhard von
Sachsen, die Markgrafen von Meissen, Graf Heinrich von
Northeim in Westfriesland etc. ; spater wird gar kein Graf
erwahnt). Die Grafschaft der Emsgo ist dem Namen nach in
den H&nden der Grafen von Kalvelage-Ravensberg, also eines
westfalischen Geschlechtes, seit 1252 in denen des Bischofes
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von Mttnster. Am n&chsten dem friesischen Gebiete herrschen
die Oldenburger Grafen, aber Astringen, Riistringen, Norder-
land (soil wohl heissen Wangerland) sind nur theoretisch ihr
Gebiet. An effektiver Gewalt gebricht es den Grafen: Herzog
Bernhard von Sachsen wird in Friesland beim Einfordern des
verweigerten Tributes 1056 ermordet, ebenso 1103 Heinrich
von Northeim. Die Grafen von Holland konnen ihre Herrschaft
ostlich von der Zuidersee erst gegen Ende des Mittelalters
durchfiihren. Die Friesen der Groninger Ommelanden be-
zeichnen sich in den grossen K&mpfen um Drente im Anfang
des 13. Jahrhunderts als vollkommen unabhangig. Die Friesen
des Emslandes unterstehen theoretisch der Grafschaft in
Minister, in der Bischofssiihne 1276 tritt aber keine Spur einer
weltlichen Gewalt des Bischofs hervor, und ebensowenig unter
den Grafen von Kalvelage-Ravensberg1). Aehnlich ist es bei
den Butjadingern und Rustringem; diese letztern treten im
Anfang des 13. Jahrhunderts als eine vollkommen unabhangige
Macht auf, die das dem Grafen von Oldenburg unterworfene
Stedingerland ihrer Herrschaft zu unterwerfen suchen. Alles
zusammengefasst, so ist in Friesland die Gewalt der aus-
wartigen Grafen grade in der alteren Zeit sehr beschrankt: es
handelt sich wesentlich um Tributzahlung und Anteil an den
Strafen. Dazu sind allerdings Schultheissen eingesetzt, aber
diese gehoren zur einheimischen Aristokratie, und wenn sie
auch in den ersten Jahrhunderten nach der karolingischen
Unterwerfung abhangig sind, spater ist jede Spur der Ab-
hangigkeit verwischt ; die Schultheissen holen den K6nigsbann-
anteil und die huslaga fur sich selber ein, sind allodiale Haupt-
linge geworden. In alien Nachrichten erscheinen ferner die
Friesen als selbstandig handelnde Volkerschaften, uberall wo
sie auftreten, ist nicht von dem Fiihrer, sondern von der
handelnden Volkerschaft, „den Friesen*, die Rede. Die Schult-
heissen stehen unter der allgemeinen Bundesversammlung,
welche die hohe Gerichtsbarkeit ausubt. Die Rechtsprechung
ist also noch Rechtsprechung des Volkes, und es besteht nur
ein Anteil des Grafen an den Gerichtsfallen. Aehnlich ist es
aber mit der thatsachlichen Unabhangigkeit des Volkes auch
•) [Doch wohl bis auf die Miinzgerechtigkeit.]
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in Drente, im Stedingerland, in Ditmarschen. Die Upstals-
b6m-Versammlungen halt Mayer fiir alter, als v. Richthofen
meint. So wenig man direkt beweisen kann, dass sie uralt,
ebensowenig l&sst sich erweisen, dass sie zuerst im XII. Jahr-
hundert entstanden. Schon Emo nennt sie de more
vetustissmo. Wahrscheinlich sind sie schon urspriinglich eine
Versammlung fiir mehrere Gaue.
Der Verleger des Werkes: Das Bauemhaus im Herzog-
tum Schleswig und das Leben des schleswigschen Bauem-
standes im 16., 17., 18. Jahrhundert, von R. Meiborg, deutsche
Ausgabe besorgt von Richard Haupt (Schleswig 1896), uber-
sendet ausfuhrliche Auszuge und Besprechungen, nach denen
die Untersuchungen auch fiir Ostfriesland reiche Anregung zu
bieten scheinen.
29. August 1899. Aus Gr.-Midlum wird ein dort auf dem
Kirchhof gefundener Metallring (Fingerring?) angekauft, der
nach seiner Beschaffenheit ein Exemplar der „gestrengen-
den Ringe" (Jahrb. X, 2, S. 78) zu sein scheint. [Einen ganz
ahnlichen bei Norden gefundenen Ring von Gold hat Herr
Rykena in Norden erworben.]
5. September 1899. Herr Starcke in Melle teilt einen an
ihn gerichteten Brief des Dr. Abr. Bredius im Haag uber die
„Buitenmoedersa und den Maler Alexander Sanders mit
(vgl. Jahrb. XIII., S. 174 f.). „Wie gut muss das merkwtirdige
Regentinnenstiick des Al. Sanders sein!a lauten die Worte des
Herrn Br., der nur die unvollkommene Nachbildung in unserm
Jahrbuch kennt. Nach Bredius lebte und arbeitete am 1650
in Amsterdam ein Maler Hercules Sanders, von dem ihm
nur 2 Bilder bekannt sind : 1) vollbezeichnet, Hercules Sanders
fc. 1651, darstellend einen Vater mit Frau oder Schwagerin und
3 Kindern, eine Familiengruppe a la de Keyser, bei Herrn Fehdmer
in Antwerpen, der das Bild als einen de Keyser fur 20000 fr.
anbot. 2) ein in Bredius Katalog beschriebenes Portrait im
Rijksmuseum zu Amsterdam. Vielleicht ist Hercules Sanders
ein Verwandter des Alexander Sanders.
In der „Denkmalpflegea I S. 92 schreibt E. Otto, bis vor
Kurzem Kgl. Bauinspektor in Leer, uber die bekannte Older-
sumer Inschrift v. J. 1580: de waerheit is to hemmel
ghetogen etc., die er nach ihrem Verschwinden aus Oldersum
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1898 zu Loga bei Leer an dem neuen Hause eines pensio-
nierten Bahnmeisters, die Jahreszahl ttber der HaustMr, das
Uebrige in die Scheunenwand eingelassen, wieder aufgefunden.
Herr Dr. Borchling bemerkt dazu, dass der Spruch als Haus-
inschrift weitverbreitet sei, und stellt nahere Angaben
in Aussicht.
12. September 1899. Die Angabe des jetzt in unserer
Sammlung verwahrten Balk ens aus dem hies. Gasthause,
bei Harkenroht zu Beninga S. 858 und darnach bei Wiarda
(V, 332) und Klopp (II, 428, 629), dass die Pest zu Emden im
Jahre 1665 5518 Menschen hingerafft habe1) (richtiger, dass
so viel Sarge in dem einen Jahre durch das Gasthaus her-
gestellt worden seien?), war von einem Mitgliede in Zweifel ge-
stellt worden. Da ist eine bisher unbenutzte gleichzeitige
Nachricht in einer bis 1666 reichenden handschriftlichen
Chronik, die wahrscheinlich von einem Angehorigen des Emder
Magistrates zusammengestellt worden ist (Ms. 18 unserer Biblio-
thek), von Interesse; nach dieser hat die Zahl der Toten allein
vom 25. Juni bis 31. Dezember 1665, ungerechnet die Schiffs-
zimmerleute und die Juden, auf die sich das Privilegium des
Gasthauses, alle Totenkisten ftir Emden herzustellen2), nicht
erstreckte, 5211 betragen. Die Stelle lautet: „Anno 1665 is
oock tot Embden, Norden, Lier, in de Grete ende ander
Plaetsen meer in Oostfriesslandt soo een Sware besmetlycke
Pestilentfe sickte geweest als by Menschen gedencken niet
0 Ebenso das Tri folium (Folium 3: „represent6rende d' order
und vervolg der Borgemeistere und syndicen tot Embden mit ter syden
gedenckwaerdige Geschiedenisfen" ... bis 1683, Bl. 13): ,1665 van den
1. Januarij, tot den letzten decembris, inclus: sint tot Emden an de Pest
gesturven, 6518 menschen, olden und jungen, daronder 3 Pastores, Dr.
Ritzius, Swart, Lampe. Deswegen binnen Emden vole Huesen un-
bewohnet und ledig staen" (also noch 1683 !). Die gleiche Zahl 6518 be-
weist deutlich, dass auch Dr. Timon Rudolphis Quelle der Gasthausbalken
war, dass also mit diesem das Trifolium, Harkenroht, Wiarda, Klopp nur
ein und dieselbe Ueberlieferung darstellen.
») Die erste Spur dieses erst in der Mitte der 70er Jahre des XlXten
Jahrhunderts aufgehobenen Privilegs findet sich im Diarium der Stadt
(Protokolle der Magistratsbeschlusse) vom 27. Februar 1623, vergl. Herm.
Meier, „Das Gasthaus und das Privilegium der Sargemacherei", Ostfr.
Monatsbl. I, 1873, S. 480 f.
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erhoort is. Doen het op het hoochste is geweest, sijn tot
Embden 529 dooden in een weeke geweest, te weeten den
3. Septembr. Ende van den 25. Junij tot den 31. December
zyn daer in alles 5211 geweest, ende daer noch en bouen die
scheeps Timmerluden zoo haer eygen kisten maeken, gelick-
fals oock de Joden. Oock staet hier by to gedencken, datter
verscheiden gemeene luyden zijn geweest, soe 2 k 3 dooden
in een kiste gedaen hebben, ja, my is bekent van 2, die 7 in
een kiste gedaen hebben. Dat is bouen't getal"1)- — Eine
Zahl von mehr als 5000 Sargen lasst sich aber auch aus den
Einnahmebuchern des Gasthauses nachrechnen, welche leider
nur die Einnahme aus dem Verkauf der Sarge, nicht deren
Zahl selbst angegeben. Da die Zahl der Sarge erst seit 1666
bekannt ist, so kommen fur die Berechnung des Verhaltnisses
der jiihrlichen Einnahme zu der Zahl der Sarge die Auf-
zeichnungen der Gasthaus-Bucher nur fur diese Zeit nach 1665
in Betracht. 1666 hatte das Gasthaus aus den Sargen eine
Einnahme von 4371 fl., auf dem Balken sind fur dieses Jahr
936 Sarge angegeben; 1667: 3720 fl. 770 Sarge; 1668: 2984 fl.
678 Sarge; 1669: 2935 fl. 725 Sarge; 1670: 2668 fl. 642 Sarge;
1671: 2357 fl. 558 Sarge; 1672: 2433 fl. 573 Sarge; 1673:
3022 fl. 615 Sarge. Die Einnahme steht also zur Zahl der
Sarge annahernd im Verhaltnis von 4 zu 1 (genauer 41/., zu 1).
Um daher fur 1665 aus der Einnahme des Gasthauses die Zahl
der Sarge, die es geliefert, mit einiger Wahrscheinlichkeit zu
bestimmen, ist die Geldsumme des Jahres 1665 durch 4 zu
teilen. Diese betrug nun aber fur 1665 21628 fl. 10 stuber
5 schaap. Das wiirde 5470 Sarge ergeben (bei dem Verhaltnis
von 4V2 zu 1: 4806 Sarge). Dabei muss aber in Rucksicht
gezogen werden, dass in der Pestzeit die Kontrole des Sarg-
privilegiums durch das Gasthaus gewiss nicht so scharf ge-
handhabt werden konnte, dass ferner nicht alle ein ordnungs-
massiges Begrabnis erhielten, und endlich, dass ein Sarg, wie
die erwahnte Chronik ja ausdriicklich berichtet, haufig fur
mehrere Leichen benutzt wurde. Die Zahl der Opfer ist also
») Aehnlich eine kleine gedruckte Kalender-Chronik v. J. 1685 zum
J. 1665: Van den halven July tot den halven December is so groten
starffte in Oostfriefsland gewest, dat tho Embden syn gesturven 5000
min8chen.
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mit 5518 keineswegs zu hoch angegeben; sie ist wahr-
scheinlich noch viel grosser gewesen. Der Preis eines Sarges
geht aus dem Einnahme-Buch nicht hervor : nur bei den S&rgen
der husfitten Armen ist einigemal angegeben, dass fur einen
Erwachsenen 24 stuber, fur ein Kind 12 stiiber berechnet
wurden; der Durchschnittspreis war nattirlich viel hoher;
im Jahre 1617 kostete nach einem Protokolle des Gasthauses
ein Sarg („husholta, „dodenkistea) 4 fl. Dass die Seuche, wie
unsere Chronik meldet, in der zweiten H&lfte des Jahres am
schlimmsten wiitete, wird durch die Einnahmen des Gasthauses
in dieser Zeit bestatigt: von Januar bis Marz wurden 1051 fl.,
von April bis Juni 984 fl., dagegen von Juli bis September
12410 fl., von Oktober bis Dezember 6356 fl. eingenommen.
Ueber die damalige Einwohnerzahl der Stadt fehlt leider
alle Kunde; Nachforschungen uber die Bewegung der Be-
volkerung in Emden im XVI. und XVII. Jahrhundert, die sich
im Archive des Rathauses ohne Zweifel mit Erfolg anstellen
liessen, waren dringend zu wiinschen.
Aus unserer Urkundensammlung werden einige Urkunden
vorgelegt: Der Ehevertrag E.Beningasu. Gela v. Borssums
vom Jahre 1632, eine Abschrift von E. Beningas Testament
vom 2. Dezember 1561 und ein den Grafen Georg Friedrich
von Hohenlohe-Langenburg betr. Dokument vom Jahre 1622.
Die von dem Landrichter Hermann Pricker und dem Dr. jur. Reiners
1562 auf Befehl der Grafin Anna beglaubigte Abschrift des
Beningaschen Testamentes ist fur seine legitimierten
Sohne Garrelt und Snelger Beninga angefertigt worden.
Testamentsvollstrecker war u. a. U n c o (!) M a n n i n g a , der also
Beninga befreundet gewesen sein muss, was bemerkenswert
ist, da auch Manninga das geschichtliche Interesse seines
Freundes besessen hat, wie die Trachtenbilder und die Haus-
chronik von Liitzburg beweisen. Auch Beninga (in seiner
Chronik und in seinem Briefe an den Pastor Melchers) legte
Gewicht auf die Erhaltung der alten friesischen Tracht und
des Schmuckes, und sein Einfluss ist gewiss auch in den
dahingehenden Bestimmungen der Polizeiordnung der Grafin
Anna vom Jahre 1545 zu erkennen. — Die Urkunde v. 26. Aug.
1622 quittiert dem Obersten Grafen G. F. v. Hohenlohe-
Langenborch die Zahlung von 550 Gulden ftir ein kleines
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Haus („kamera), das in der jetzigen Rosenstrasse gelegen zu
haben scheint, hinter dem Hause des Grafen v. Hohenlohe in
der Burgstrasse, das noch jetzt an der Hofseite des sud-
ostlichen Fliigels das Hohenlohesche Wappen tr> und gegen-
wartig im Besitze des Pastors Herm. Alb. Hesse ist. Die Ur-
kunde wurde in einem Schranke vorgefunden, der dem Burger-
meister Kettler, dem ehemaligen Eigentiimer des Hesseschen
Hauses, dann dem Dr. med. Lange, dem friiheren Vorsitzenden
unserer Gesellschaft, und spater dem Tischler Stomberg gehorte.
Dieser hat uns die Urkunde vor etwa 20 Jahren iibergeben.
Sie ist eine Best&tigung der Ueberlieferung, dass im XVH. Jahr-
hundert ein Graf Hohenlohe in der Emder Altstadt gewohnt
habe, und die genaue Angabe des Namens ermoglicht zugleich
die n&here Bestimmung der Personlichkeit : Graf Georg Friedrich
v. Hohenlohe hielt sich als einer der Fiihrer der bohmischen Er-
hebung d. J. 1618—1620, vom Kaiser geachtet, in Emden auf1).
>) Das Rathaus-Archiv (Registr. I Fasz. 730.) bewahrt unter Urkunden
von 1631—1658, die sein Haus betreffen, auch einen von ihm an den
Magistrat gerichteten Brief vom 9 April 1631 aus Weikersheimb (an der
Tauber bei Mergentheim in Wurttemberg), in welchem er bittet, semen
Bevollmachtigten bei Nachforschungen wegen des Emder Hauses, das er
von dem Freiherrn Friedrich von Schwarzenberg und Hohenlands-
berg, Herrn zu Oldersum und Oisterweda, gekauft habe, zu unter-
8tiitzen. Der Brief beginnt mit den Worten: „Ehrnueste Wohlweisse
Sonnders Liebe Herrn vnd guete Freundt, Wann es Ihnen, der gannzen
Biirgerschaft vnd Stadt, nach Belieben ergehet, Gonn Jchs Jhnen, vnd
hore es gar gerne, erinnere mich der Zeit meines zue Embden Anwefsens,
vnd mir daselbst erwiefsener Guetthaten. Bin defswegen noch immer-
dar dem Herren dankbar" usw. Einen Dienst hatte die Stadt schon
seinem Oheim, dem unten genannten Philipp von Hohenlohe-
Langenburg, erweisen kfinnen, dem sie vom 15. Okt. 1600 bis zum
1. Mai 1601 sein Silberzeug aufbewahrte. Das erwahnte Wappen hat im
1. und 4 seiner 4 Felder 2 Leoparden mit hangendem, zwischen die
Hinterbeine gezogenem Schwanze, im 2. und 3. einen Ldwen mit er-
hobenem Schwanze Qber 8 (4t 4) Rauten, die Tiere auf der rechten Seite
schauen nach links, die auf der linken nach rechts, darunter : Anno 1623,
daruber : Fortuna bulla ; auf einem zweiten hoher angebrachten Steine
steht die Inschrift: Georg Friederich Grave von Hohenloe vn. Her zu
Langenbvrg avch der Herschaften Jvngen Bvntzell, Cosmanos vn. Grvlich
Obrister vn Ritter. Beide Steine haben sich fruher vielleicht uber der
Hausthur an der Burgstrasse befunden, wo jetzt 2 Wappen mit Barok-
Dekoration (wie das Innere des Hauses) eingemauert sind, von denen das
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Er ist einer der anziehenderen und bedeutenderen, wenn auch
weniger bekannten Gestalten des dreissigjahrigen Krieges. Sein
Vater Wolfgang war alterer Bruder des tapfern, aber wenig
glucklichen Feldherrn Wilhelms von Oranien, Philipp v. Hohen-
lohe-Langenburg. Als 22jahriger Jungling zog G. F., nach dem
Vorbild seines Oheims die kriegerische Laufbahn wahlend,
1591 mit 24 Pferden Heinrich dem Vierten von Frankreich zu
und kampfte fur ihn gegen die Ligue, hielt sich dann u. a. in
den Niederlanden auf, zog 1595 als Oberst an der Spitze von
1000 Reitern gegen die Tiirken, 1599 gegen die spanischen
Freibeuter unter Mendoza in Westfalen und erhielt 1612 von
seinem dankbaren Kaiser Matthias den Ritterschlag und andere
Auszeichnungen. Durch seine Vermahlung mit einer Tochter
aus dem Hause Waldstein, Eva v. W., wurde er 1618 in die
bohmischen Wirren hineingezogen. Als Mitglied der bohmischen
Stande und als eifriger Protestant liess er sich iiberreden eine
Manneswappen den Ripperdaschen Reiter [die Rechte aber mit einem
Pfeile, die Linke mit einem Fullhorn (?), Helmzier: 5 Pfeile] darzustellen
scheint, wahrend das Frauenwappen einen linksgewandten Vogel, der
auf einem korbartigen Gegenstande stent, zeigt. Die Jahreszahl des
Hohenloheschen Wappens deutet wahrscheinlich einen im Jahre 1623
erfolgten Um- oder Neubau an, fur welchen der Graf 1622 das fruher
dem Lubbert Hugen und zuletzt dessen Enkeln, dem Biirgermeister Rudolf
Kamholt und dem Ratsherr Melchior van Eyck, gehorige Hinterhaus an
der Rosenstrasse angekauft hatte. Der einzige Ripper da, bei dem sich
bis jetzt ein etwaiger Zusammenhang mit dem Hohenloheschen Hause in
Emden hat verfolgen lassen, war Eggerik Adrian Ripperda, der erste
Gatte der Occa Sibilla Nagel v. Plettenberg, der Erbin von Oldersum, die
in zweiter Ehe, nachdem Eggerik Ripperda in Westfalen ertrunken war,
1618 dem verschwenderischen und gewissenlosen obengenannten Freiherrn
Friedrich von Schwarzenberg (1582—1640, niederl. Rittmeister, begraben in
der Martinikirche zu Groningen, vgl. Wapenheraut 1901, S 215) ihre
Reichtumer zubrachte; es ist derselbe, der nach dem Tode seiner Ge-
mahlin 1631 die Herrlichkeit Oldersum an die Stadt Emden verkaufte.
Hatte Eggerik Ripperda das Haus einmal besessen, so miisste dies vor
dem Graf en Hohenlohe gewesen sein, das Ripperdasche Wappen wurde
dann schon ursprtaglich seinen jetzigen Platz iiber der Hausthiir inne-
gehabt und das Hohenlohesche Wappen ebenfalls seine urspriingliche
S telle bewahrt haben. Aber das Manneswappen ist wegen der Pfeile und
des Fullhorns (?) als Ripperdasches Wappen nicht sicher, und das
Frauenwappen entspricht nicht den Beschreibungen des Plettenbergischen
Wappens, z. B. bei Holtmanns, Ostfr. Monatsblatt IX, 1881, S. 8. — Fur
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Art Kriegsminister in Prag zu spielen und zugleich neben
Graf Thurn und Ernst von Mansfeld im Felde zu komman-
dieren. Auch als der junge Pfalzgraf Friedrich zum Konig
gewahlt wurde, trennte sich G. F. v. H., obgleich er die Wahl
als verfehlt erkannte, nicht von der bShmischen Sache und
musste als Oberbefehlshaber neben Furst Christian von Anhalt
1620 in der Schlacht am Weissen Berge ihren Untergang
erleben. In der Not verliess er den Konig nicht, sondern
iibernahm den schweren Auftrag, Kurfurst Johann Georg
von Sachsen durch das Anerbieten der Herrschaft liber
alle L&nder der bohmischen Krone zur Rettung seines Herrn
zu bewegen. Zuriickgewiesen eilte er diesem nach Wolfen-
biittel nach, nahm wahrscheinlich hier am 20. Januar 1621
Abschied von ihm und fiihrte darauf, am 22. Januar 1621 mit
dem Kurfiirsten in die Acht erklart, ein unst&tes Wanderleben
in Norddeutschland und den Niederlanden ; langere Zeit fand
die weitere Geschichte des Hauses ist ein Schriftstuck von Bedeutrmg,
dessen Kenntnis wir der Giite der jetzigen Besitzerin der Osterburg in
Groothusen und des v. Wingeneschen Familienarchivs verdanken: am
24. Marz / 3. April 1G90 erteilte Heinrich Graf Hohenloe und Gleichen,
Herr zu Langenburch und Kranichfeld, seinem Agenten und „Practicou
Martin Beeckmann im Haag Vollmacht, das damals vom General-Rent-
meister Conring bewohnte, „sonsten Oldersumsche Haus ge-
nannte" Haus an der Burgstrasse zu verkaufen. Da sich diese Urkunde
unter den Papieren der Nachkommen des ostfriesischen Landrentmeisters
Warner Conring, der Familie v. Wingene - Kempe, befindet und das
Hohenlohesche Haus spater als Eigentum der Familie v. Wingene
erscheint, so ist dieses vielleicht schon 1690 in die Hande der Conring-
v. Wingene ubergegangen. Nach Kaufbriefen und Papieren, die Herr
Pastor Hesse freundlichst mitteiltet war das geraumige Haus mit seinem
stillent schonen Garten 1742 im Besitze der Erben des Eberhard van
Wingene, Sekretars der ostfriesischen Stande (f 1741, sein Vater war
Paul van Wingene, Burgermeister von Emden 1705-1716, vgl. Holtmanns
Jahrb. Vn, 1, S. 160—167; ein v. Wingene war schon Prokurator des
Freiherrn v. Schwarzenberg fur das Haus), dessen Sohn Alrich v. Wingene
auf Wichusen (t 1782) es 1781 mit einem Angebaude fur 6500 Gulden
noil, an Wiardus Hommes verkaufte. 1761 hatte bei der Familie van
Wingene in dem Hause der Marquis de Con flans sein Quartier. 1783
ging es fiir den alten Preis von 5500 Gulden iiber an den Burgermeister
Hieron. Ibeling van San ten (f 1803?) und Frau, geb. Benoit; 1800 wurde
es nebst 2 Angebauden auf 29000 Gulden noil, taxiert. Darnach kaufte
es der spatere Senator Conr. Herm. Metger, worauf 1837 der Stadt-
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er in Magdeburg, Bremen, Em den, Delft eine Zuflucht. 1631
trat 6. F. in die Dienste Gustav Adolfs, der ihm schwierige
Vertrauensposten ubertrug. Nach Gustav Adolfs Tod gab er
seine Stellung bei den Schweden auf und musste, seiner Be-
sitzungen beraubt, noch einmal in die Fremde wandern. Erst
1639, als 70jahriger Greis, kehrte er in die frankische Heimat
zuriick und starb in Langenburg am 7. Juli 1645 (nach der
Allg. Deutschen Biographie). Der Kauf eines eigenen Hauses
in Emden beweist deutlich, dass H. in Emden anfslnglich auf
einen dauernden Aufenthalt rechnete. Mit ihm zusammen,
und vermutlich nicht ohne sein Zuthun, weilte seit 1622 bis
zu seinem bald erfolgten Tode im Jahre 1624 sein Leidens-
gefahrte aus Bohmen, KGnig Friedrichs ehemaliger Hofprediger,
Abraham Scultetus, als Seelsorger der Emder reformierten
Gemeinde in Emden1).
Bei der Revision unserer Handschriften hat sich ein um-
fangreiches handschriftliches Verzeichnis der Manuskripte
des 1792 gestorbenen Geheimrats M. W. von dem Appelle von
163 enggeschriebenen Seiten in 4° vorgefunden, aus dem
syndikus (spater Burgermeister, zuletzt Oberamtsrichter) Stephan Rudolf
Emilius Beninga-Kettler fiir 7000 holl. Gulden Besitzer der 3 Hauser
Comp. IV, No. 24, 28, 29, jetzt No. 14, 15, 16, wurde. Der jetzige Eigen-
tumer erwarb sie 1879 fiir 15000 Mk. von dem Schwiegersohne des Ober-
amtsrichters Beninga-Kettler, dem Obergerichtsanwalt Vissering in Aurich.
— In der ersten Halfte des 16. Jahrhunderts muss nach einer Ver-
mutung des Herrn P. van Rensen, die sich auf die Emder Kontrakten-
Protokolle im Staatsarchive zu Aurich griindet, in der Nahe das
Haus des bekannten Junkers Ulrich van Dornum (vgl. oben S. 221)
gelegen haben: i. J. 1530 verkaufen die Kirchvo'gte der Kirchspielskirche
zu Emden unter Zustimmung des Poppo Manninga, Doctors, Propstes und
Pastors zu Emden, dem Ulrich van Dornum, zu Esens, Wittmund und
Oldersum Junker, einen Warf, belegen in der Kirchstrasse zu Emden,
„beswettet uppet W. mit der Kerckstraten, uppet N. mit des erentfesten
Junckeren egenen Huse (dies muss das jetzige v. d. Laan-Kluversche
Haus, das vormalige Heim unserer Gesellschaft, gewesen sein), uppet 0.
mit der Kerken werff u. uppet S. mit der Rosenstrate11 fur 60 Emder
Gulden und 1000 Steine. — Ein von einem Lowen gehaltener Wappen-
stein mit dem Hohenloheschen Wappen stent auf einer Hofmauer
an der Nordseite der Pottebackerstrasse.
*) Scultetus Grabstein liegt, leider teilweise zertriimmert und un-
beachtet (er ist ohne Zweifel von seiner alten Stelle fortgeschafft worden)
in der Grossen Kirche hinter der Orgel an der Westwand.
Jahrbuch der Geaellsch. f. b. K. a. vaterl. AJtortfimer za Emden, Bd. XIV. 28
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hervorgeht, dass ein grosser Teil unserer Handschriften
(Chroniken, Urkunden, Stammbucher, Genealogien, Gebetbiicher)
aus dem Appelleschen Familienarchive zu Gross-Midlum stammt,
woruber sonst gar keine Aufzeichnungen in unseren Akten vor-
handen sind und bei der jetzigen Generation unserer Gesellschaft
jede Erinnerung verloren gegangen war. Unter anderm
scheint unsere wertvollste Handschrift: Arnd Buschmanns
Geistergeschichte und Josephs Gedicht von den 7 Tod-
siinden in Appelleschem Besitze gewesen zu sein. Vorlaufig kann
dies freilich nur aus der fast gleiohlautenden Bezeichnung
der Handschrift in dem Appelleschen Kataloge S. 15 und in
unserm gedyuckten Kataloge S. 217 No. 64: „ein altes Buch
vom Jahre 1437. N. B. Monchschrift, led. B.a geschlossen werden,
da die Handschrift selbst noch in den Handen des Prof.
Reifferscheid zu Greifswald ist. Ausser dem Handschriften-
Verzeichnisse besitzt unsere Bibliothek auch einen gedruckten
Katalog der am 9. Sept. 1793 auf der Sterrenburg bei Emden
versteigerten Drucksachen aus dem Nachlasse des M. W. v. d
Appelle. Wie die Appelleschen Papiere in unser Archiv ge-
kommen sind, hat sich leider noch nicht aufklaren lassen.
Ein Fund, den der neue Archivar der Stadt Brussel, van
Malderghem, gemacht hat, konnte bei den engen Beziehungen,
die Emden zur Zeit der asiatischen Handelskompagnien zu den
Handelskreisen Belgiens gehabt hat, auch fur die Geschichte
des Emder Handels und der Emder Schiffahrt interessante Auf-
schliisse gewahren. Beim Durchsuchen eines Nebengebaudes
des Brtisseler Rathauses, in dem sich Haufen alter, nicht
geordneter Akten befanden, entdeckte v. M. ganze B&nde
Handelsberichte aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die ein-
gehende Nachrichten iiber die belgischen Handelsbeziehungen,
die Selbstkosten- und die Verkaufspreise der Waren geben.
19. Sept. 1899. Ein Aufsatz von Franz Dtilberg iiber die
Personlichkeit des Lucas von Leyden (1494—1533, Freund
von Albrecht Diirer) in „Oud-Hollanda XVII erwahnt S. 74
unter den 4 erhaltenen Fiirsten-Portrats des L. v. L. ein Ge-
malde, das Edzard I. von Ostfriesland darstellt. Wahr-
scheinlich ist das im Augusteum zu Oldenburg befindliche
gemeint.
Herr Auktionator E. C. Ulferts in Esens ubersendet
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nebst genauer Beschreibung des Fundortes einen Steig-
b tig el mit Bronzeuberzug (?) von sehr altertumlicher Form,
den der Landwirt Poppe Eilts in Holtgast beim Wiihlen
ca. 12 Fuss tief unter der Erdoberflache zwischen Holtgast
und dem Barkholter Berge an einer Stelle, wo die Land-
strasse eine „Wasserleitunga (Graben, Wasserlauf) uber-
schreitet, fand. Diese „Wasserleitunga entspringt in den
Moorflachen siidlich und siidostlich von Holtgast, durfchlauft
eine muldenartige Niederung am Fundorte vorbei zwischen
hohen Sandrucken nach Roggenstede und Dornum und miindet
bei Dornumer- und Westeraccumer-Siel in die See. Am Fund-
orte vermutet Herr Ulferts in alter Zeit eine Furt, welche
die Esener Hohe mit dem „Holtriema, der Gegend zwischen
Barkholt und Nenndorf, verband. Die Mulde der Wasserleitung
wird der Rest einer ehemaligen Seeader sein: sie enthalt
im Untergrunde Schliek. Als sich der Ausgang dieser Seeader
verstopfte, bildete das stagnierende Wasser die obengenannten
Moorflachen. Friiher scheint die Mulde auch nach Osten zur
Harle hindurchgegangen zu sein, sodass die Hohe von Esens
eine Insel im Wattenmeer war. Ueberall findet man Schliek-
lager (dort als Mergel bezeichnet). Bei Roggenstede ist in
der „ Wasserleitung" das Schiff aufgefunden worden, das im
Jahre 1891 die Gesellschaft durch einige Mitglieder besichtigen
Hess (JahrbuchlX, 1, 134; von einem nach Roggenstede bei
der Weihnachtsflut 1717 verschlagenen „Snikschipa berichtet
Harkenroht in seinem „Kersvloeds kort Ontwerp" S. 329:
„1 Snikschip van de Ree verdreeven naa Rogste in Harlinger-
land"). Der Steigbugel ist vielleicht einem Reiter beim Ueber-
schreiten der von Herrn Ulferts genannten Furt abgefallen.
Aus unserm Archive wird ein eigenhandiger Brief des
Ubbo Emmius vom 2. April 1621 an den Emder Magistrat
mitgeteilt, ein Begleitschreiben bei Uebersendung seiner Schrift
iiber den Grafen Wilhelm Ludwig von Nassau, Statthalter in
Groningen (vgl. Tiaden II, S. 196). Der Brief lag bei den am
12. September erwahnten Appelleschen Papieren1).
») Amplifsimi domini, uirtute, doctrina, prudentia, dignitate,
praeftantif8imi uiri, Confules & Senatores reip. Emdanae.
Mitto uobis exemplar libri iam recens a me editi, purgatum manu
mea a fphalmatis & mendis typographicis, multo pluribus quam sunt in
28*
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Zur Erg&nzung unserer Sammlung von Emder Hausnamen
wird mitgeteilt, dass das jetzt von dem Wirte Poppinga be-
wohnte Haus „Gasthaus zur Stadt iiber Land und Meer" (!) an
der Ecke der Bonnesse und der Krahnstrasse in alter Zeit den
Namen „de lfiren Knapsack" gefiihrt habe.
Mittwoch den 20. September veranstaltete unsere Gesell-
schaft einen Ausflug nach Aurich zur Besichtigung des Konigl.
Staatsarchives, von dem die Teilnehmer (aus Aurich und
Emden) dank den aufopfernden Bemiihungen des Staatsarchivars
Dr. Wachter reich befriedigt und voller Anregung zuruckkehrten.
Einen ausftihrlichen Bericht brachte die „Ostfriesische Zeitung*
vom 22. September.
17. Oktober 1899. Das Antiquariat vonFrederikMuller&Co.
zu Amsterdam sendet einen sch5n ausgestatteten Katalog von
Kunstgegenst&nden, Gem&lden und Altertiimern, die vom 24. bis
zum 26. Oktober versteigert werden sollen. No. 11 ist ein
Portrat des Julius van Bey ma, Commandeur van Emden 1690.
24. Oktober 1899. Mitteilungen tiber den Glockengiesser G.
de Wou de Campis enthalten wieder die Verhandlungen der
Vereeniging tot boefening van Overijsselsch regt en geschiedenis,
83ste vergadering, vom 6. Juni 1899 (vgl. Jahrbuch XIII.
S. 288). In der von derselben Gesellschaft 1898 heraus-
gegebenen Schrift von Hoefer, De klokken in den toren der
mendorum indice notata. Scripfi librum fenio & morbo infinnus, rogatos
a clarifsimis & eruditifsimis collegia meis, ac uiris alijs magnis, com-
plexufque eo Turn uitam & praecipuas res geftas, & mores ac mortem
illuftris herois domini Guilhelmi Ludouici Comitis in Nafsou Act. guber-
natoris nostri anno fuperiore defuncti, qui uestram ciuitatem uelut hospi-
tium Ecclefiae reformatae uetuftifsimum Temper amauit plurimum.
Oro ut exemplar hoc OTjfieiov meae erga uos obfevuantiae a me habere,
atque ei quoque locum aliquem in bibliotheca curiae uestrae dare non
dedignemini. Erit hoc mihi gratifsimum. Valete foelicitert & prospers
agite, & me, ut foletis, uestris Amplitudinibus commendatum habete-
Groningae postrid. Pafchatos anno MDCXXI, aetatis meae LXXHII.
A. A. V. V. obfer-
uantif8imus
Vbbo Emmius.
Auf der Rtickseite : Amplifsimis dominis, uirtute, prudentia, doctrina.
dignitate, praeftantifsimis & clarifsimis, ciuitatis Emdanae Consulibus i
Senatoribus dignifsimis, dominis fuis plurimum colendis.
Kanzleivermerk: Receptum 6. Aprilis Ao. 1621,
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Bovenkerke en in den Nieuwen Toren te Kampen, werden
Glocken von 6. de Wou beschrieben und abgebildet: sie sind
zum Teil dem hi. Martin, St. Nikolaus und der Jungfrau Maria
gewidmet; gertthmt wird die kunstvolle Darstellung der
Heiligen-Figuren und die Anordnung der Inschriften; w&hrend
sonst die Inschriften auf Glocken sich zu wiederholen pflegen,
hat G. de Wou fast jeder Glocke eine eigene Inschrift gegeben,
vgl. Ostfr. Monatsbl. I S. 64, II S. 494, VI S. 51.
Angekauft wird aus dem Antiquariat von Ferd. Schoningh
in Osnabriick die erste Auflage der beriichtigten friesischen
Chronik des AndreasCornelius: „ Croniicke ende warachtige
Beschryvinge van Vrieslant . . . Eerst door Ockam Scharlensem
zeer vlytelick by een gheteeckent. Ende ander-mael door
Joannem Vlitarp weder vernieut . . . Als nu oock ♦ . . ten derde-
mal door Andream Cornelium Stavriensem . . . gheschiet is.
Leevwerden Jac. Jansen MDXCVII". Dieses Exemplar enthalt
ausser den Planen von Franeker und Leeuwarden auf dem
Titelblatte eine Karte von Friesland zur Romerzeit und acht
Trachtenbilder, die auf das Manningabuch zuriickgehen miissen
(vgl. Jahrbuch X, 2, 34). Ein anderes in Katalog 20 des F.
Schoninghschen Antiquariats verzeichnetes Buch : „Abdruck der
Facti specii in Sachen der drei Geschwistern Freulein von
Closter zu Dornum Erbtochtern Inpetrantinnen, contra
seine fiirstliche Durchlaucht von Ostfriesland et
cons., Inpetraten mandati, das adeliche Haus und die Herrlich-
keit Petkum betr. 1728tf (mit 2 Stammbaumen) war schon
verkauft.
Der Name „Generalsgangtf fur einen Gang, der slldlich
von der Hahnschen Buchdruckerei indieEmsstrasse mtindet,
nach dessen Bedeutung gefragt wird, bezieht sich auf den
hannoverschen Generalmajor Rudolph Bodecker, der als Kom-
mandant von Emden in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts
in dem jetzigen Hahnschen Hause wohnte (vgl. Opregte Emder
Almanach fur 1826)1).
31. Oktober 1899. Herr Vorsterman van Oyen in Rijswijk
bei Haag schenkt einen Ausschnitt von 5 Seiten aus der Revue
•) Bei Gelegenheit seines SOjahrigen Jubilaums im Dezember 1825
erhielt er das „grosse Biirgerrecht" der Stadt Emden (Mitteilung seines
Enkels, des Justizrats Boning in Emden, der das Diplom noch besitzt).
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beige de numismatique 1892 mit einem Artikel des Grafen
Maurin de Nahuys: Thaler comm^moratif frappS & Emden
en 1571 et se rapportant aux troubles des Pays-Bas. Der
Verfasser hat die Miinze abgebildet in der Revue beige de
numismatique 1878 pi. II No. 6 (MSdailles et jetons in&lits
relatifs & l'histoire des dix-sept anciennes provinces des Pays-
Bas): auf der Vorderseite steht ein vomehmer Mann im Pelz-
mantel, das Haupt mit einer platten Miinze (b6ret) bedeckt,
der von einem spanischen Soldaten mit dem Degen ange-
griffen wird. Aufschrift: MENYCH BENYT DAT EEN ANDER
GHENIET. Riickseite: zwei reichgekleidete Herrn mit ent-
blosstem Haupte, die Mtitze (b£ret) in der Hand; Aufschrift:
ALS IHY MEDE GENIET SO 1ST HEM GEEN VERDRIET 1571.
In der Miinze wird eine Anspielung auf die Erhebung des
zehnten Pfennigs durch Alba im Jahre 1571 gesehn, die in
Briissel und Utrecht zu Unruhen Anlass gab. Der Munz-
stempel hinter der Aufschrift der Vorderseite besteht aus
einem gestielten vierlappigen Blatte oder einer vierblattrigen
Blume, deren Stengel kreuzweise (en sautoir) von einer Art
Hacke durchbohrt ist, die einige Numismatiker als Zainhammer
(rechaussoir) erklaren. Es ist der Stempel des EmderMCinz-
meisters Diedrich Jder genannt Krautkramer (vgl. Sauer.
Jahrb. Ill, 1, 1878, S. 54 u. 56), der 1563 von der Grafin Anna
aus Jever nach Emden berufen wurde. Derselbe Stempel be-
findet sich auf Jeverschen Thalern, vgl. P. v. Lehmann, Die
Thaler und kleinern Miinzen des Fraulein Maria von Jever.
Erbherrin von Rustringen usw., Wiesbaden 1887. Der eigent-
liche Stempel des D. Jder scheint nach anderen Miinzen nor
aus einem Blatte ohne Hacke bestanden zu haben und die
letztere das Zeichen eines unbekannten Miinz-Graveurs za sein
(vgl. oben zum 4. Juli, S. 414).
Interessant ist die Nachricht Harkenrohts in seinem
„Ostfries Historis Kronykje" (Beigabe zu einem Emder Al-
manach seit 1700), von dem unsere Bibliothek viele Jahr-
gange besitzt, zum Jahre 1635 : A. 1635 is te Emden de eerstt
Steen gelegt aan de Cyrlyke Poorte voor de Lange Brugge aan
de Ems, door Borgermeester Dr. Harkenroht, deszelfs Bouw-
meester waar Raadsheer Martinus Faber. Dass Martin Faber
Baumeister des jetzt in unserm Garten wieder aufgerichteten
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Hafenthors war, sagt auch Losing in seinen handschriftlichen
Nachrichten iiber Emder Maler, aber ohne Quellenangabe. Nach
Losings Geschichte der Stadt Emden ist das Thor von Wilbrant
Garrels gebaut worden: ohne Zweifel stammt aber der Entwurf
von M. Faber (Jahrb. XIII. S. 171). Dieser wird mit Wilbrant
Garrels zusammen von Harkenroht, Embdens Herderstaf S. 32.
auch fur die Neue Kirche genannt. Die Harkenrohts waren
Verwandte von M. Faber (de Vries, Jahrb. VI, 2, 1885, S. 3).
7. November 1899. Herr Pastor Medenwald erinnert
daran, dass in diesem Jahre der 400jahrige Geburtstag J.
a Las cos, dessen genaues Datum freilich nicht feststeht, ge-
feiert werden konnte, und teilt mit, dass eine solche Feier in
den Kreisen der hiesigen Prediger zur Sprache gekommen sei,
dass man aber geglaubt habe, von ihr absehen zu miissen.
14. November 1899. Das 3. und 4. Heft des V. Jahrgangs
der Zeitschrift „Niedersachsena bringt einen Aufsatz iiber
das Steinhaus zu Bunde, der sich auf Houtrouws Ost-
friesland, aber auch auf eine Familienchronik der Familie van
Heteren sttitzt. Houtrouw I 238 teilt als Geriicht mit, dass
die Dokumente des Steinhauses ans Reichskammer-
gericht zu Wetzlar gekommen seien. — S. 57: Nachrichten
iiber den Verfasser des Werkes, „De rebus publicis hanseaticisa
(Leiden 1631), Joh. Angelius von Werdenhagen, Mohlmanns
Gewahrsmann fur seine Behauptung, Emden sei 1615—1630
Hansestadt gewesen (Jahrbuch XIII, 1899, 221). Das Buch,
das S. 57 (gewiss mit Uebertreibung) als wertlos bezeichnet
wird, wurde 1631 vom Hamburger Senat als verlaumderisch
gegen Hamburg bei 100 Reichsth. Strafe verboten. Die zweite
Auflage von 1641 (Frankfurt bei Matth. Merian), einen Folioband
von etwa 800 Seiten mit zahlreichen Stadtplanen1), Karten und
Portrats, besitzt die Bibliothek der hiesigen Grossen Kirche.
Die wirkliche Aufnahme Emdens in die Hansa behauptet
Werdenhagen dort (Part. IV, S. 36) gar nicht. Er sagt nur,
•) Vor S. 97 im IV. Teile ein schoner Plan von Emden, der von
de Vries im Ostfries. Monatsblatt 1883, S. 391, No. 15 ohne genaue Angabe
des Ursprungs aufgefuhrt wird. — Im III. Teile S. 196 das lateinische
Gedicht eines uns unbekannten Ostfriesen GerlachiusLuthetus „In
Hanseatica Werdenhagii".
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dass sie zweimal, 1615 und 16161), auf Hansatagen be-
schlossen gewesen sei, dass aber der alte Hass der Hamburger
sie hintertrieben habe; jedoch werde es von den Meisten dem
Gemeinbeschlusse gem&ss als Glied der Hansa betrachtet
(velut idem Anno 1615 A 1616 bis conclusum fuit, nisi vet us
rancorHamburgensium id distulisset et suspicio subesset
quod singularis Belgarum praxis id potius urgeret, quam
ipsa negotii opportunitas ; attamen a pluribus pro membro
Hansae habetur iuxta conclufum commune). Wenn auch
Werdenhagens Zuverlassigkeit stark angezweifelt wird (Herm
Conrings Urteil: ineptus auctor, ut molliter dicam, nihil de
origine foederis Hanseatici certi prodit, bezieht sich freilich nor
auf die Urgeschichte der Hansa), so scheint in diesem Falle die
Sache doch wirklich so zu liegen. Er konnte jedenfalls die
Wahrheit ganz genau wissen, wenigstens fur die zweite Aus-
gabe, da er von 1637 bis zu seinem Tode 1652 kaiserlicher
Gesandter bei den Hansestadten war und an der Quelle selbst,
in Ltibeck, wohnte, wo er nach S. 90 „bina ingentia volumina*
mit Rezessen und Privilegien durchstQberte (ebenso aber auch
schon in der Auflage von 1631 S. 1246) ; auch erwahnt er dort,
dass er 1620 ex commissione communis Hansae mit mehreren
Stadten, die von einigen Schriftstellern (D. Chytraeus, Bertius)
irrtiimlich als ausgestossen betrachtet wtirden, als Beauftragter
der Hansa noch selbst unterhandelt habe. Andererseits ist
sein sichtliches Wohlwollen gegen Emden nicht ganz un-
verdachtig, da er Hamburg bitter hasste, das 1627 seine Be-
werbung um ein Syndikat zurtickgewiesen hatte und wo er
auch sonst Anfeindungen ausgesetzt gewesen war. Schon die
Ueberschrift zu dem Kapitel iiber Emden (ihm ist ein eigenes
langes Kapitel gewidmet) S. 33 lautet vielsagend: „De urbe
Embdana et quousque (!) Hanseatica dici queat, ubi et de
Hamburgensium callidis attentatis iterum agitur*. Dass
Werdenhagen die Hamburger, die auch, als 1580 die Hansa-
») Wegen der Bewerbung im Jahre 1579 vgl. die sich auf Suur (in
Buerens Jahrbuchlein auf das Jahr 1838), Schweckendieck und Mohl-
mann stiitzenden Angaben im Jahrbuch XITI, 1899, S. 221. Die Frage ist
aber noch langst nicht vfillig geklart, u. a. verdient die ratselhafte
Haltung des ostfriesischen Kanzlers Dr. Wilh. M oiler, der fast gleich-
zeitig Syndikus des Hamburger Rates war, eingehendere Nachforschungen.
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stadte in Emdens Aufnahme eingewilligt hatten, dagegen ge-
wesen waren (S. 36 : civitates in receptionem turn consenserant,
licet Hamburgenses difficultates obicerent suas ex postfacto),
argern wollte, wo er nur konnte, zeigt sich fast auf jeder
Seite. Dass aber noch im Anfang des XVII. Jahrhunderts, sei
es von Emden selbst oder von andern, Anstrengungen ge-
macht wurden, Emden in die Hansa zu bringen, geht doch
aus Werdenhagen, der ja die Originalakten kannte, sicher
hervor. Wenn nur der Grund klar ware und der Vorteil, den
Emden dabei gehabt hatte ! Sollten die Generalstaaten dahinter
gesteckt haben1)? Prinz Moritz von Oranien war damals eng ver-
btindet mit den Hansastadten, und er scheint namentlich ihre
Neubefestigung betrieben zu haben ; von ihm erhielt der hansische
Feldoberst Graf Friedrich von Solms (s. ob. S. 388 und 398)
seine Festungsingenieure fur Liibeck, Bremen (wo u. a. 1623
und vorher Joh. van Laer aus Emden thatig war), Hamburg,
Magdeburg, Braunschweig, Liineburg, und in seiner Hand war
auch Emden und Ostfriesland.2) Der Kriegsbaumeister der
Generalstaaten in den Hansastadten, Joh. v. Falkenburg, hatte
auch die Oberleitung der Festungsbauten in Emden. Moglicher-
weise war den Niederlanden und wahrscheinlich auch der
Hansa selbst zur Starkung der protestantischen Union gegen die
1609 gegrundete katholische Liga an einer engeren Verbindung
Emdens mit der Hansa gelegen, zu der ja auch zahlreiche
hollandische Stadte (14 nach der alten Liste bei Werdenhagen
S. 89, dazu mindestens 13 zweifelhafte, Dordrecht, Amsterdam,
Enkhuizen — neben diesen steht auch Emden — u. a.) ge-
horten. Vielleicht wirkte auch der Wunsch mit, Emden gegen
seinen Grafen stark zu rnachen. [Johann Angelius (v.) Werden-
hagen 1581—1652, geb. in Helmstedt, 1616—1618 Professor der
Ethik in Helmstedt, Giinstling des Herzogs Friedrich Ulrich
von Braunschweig-Liineburg, dann bis 1626 Stadtsyndikus von
Magdeburg, 1627 bewarb er sich vergebens um ein Syndikat in
') vgl. die oben angefuhrte Stelle: „nisi . . . suspicio subesset
quod singularis Belgaruin praxis id potius urgeret quam ipsa negotii
opportunitas*.
*) Graf Enno III. von Ostfriesland setzte u. a. Prinz Moritz zum
Mitvormund uber seine Kinder und zum Mitexecutor seines Testamentes
ein (Wiarda III, 606).
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Hamburg, 1627-1632 wohnte er in Leiden und Haag, 1632 Kammer-
und Geheimrat des Erzbischofs Johann Friedrich von Bremen,
nach dessen Tode war er wieder in Diensten der Stadt Magde-
burg und des Herzogs August zu Braunschweig-Liineburg, seit
1637 geadelt und kaiserlicher Reichsrat, ordentlicher kaiser-
licher Gesandter bei den Hansestadten mit dem Sitze in Lubeck.
(Paul Zimmermann in der Allg. Deutschen Biographie.)]
Aus Anlass der Anfrage des Herrn P. H. Meekhoff Dorn-
bosch in Baflo wegen des J. J. Harkenroht ist die „Biblio-
theca Historico-Philol.-Theologica Bremensis" in dem acht-
b&ndigen Exemplar der Grossen Kirche durchgesehen worden.
Diese Zeitschrift wurde 1718—1725 von dem Professor am
akademischen Gymnasium zu Bremen, Theodoras Hasaeus
(de Haas), herausgegeben und hat fur uns Interesse wegen
ihrer ostfriesischen Mitarbeiter: Bernh. Peter Karl (Pastor in
Bingum, f 1723), Joach. Christian Jhering (f 1729 als Pastor
in Bingum), der nach Reershemius S. 304 handschriftlich eine
ausfuhrliche Kirchenhistorie von Ostfriesland hinterliess (Reersh.
lieh die Handschrift von dem Herausgeber des Landrechts.
Matth. v. Wicht), ferner des G. Outhof, des Isebr. Eilh.
Harkenroht (Pastor in Hinte, spater in Hindelopen) und vor
allem seines Vaters, des Beninga - Herausgebers Eilh. Folk.
Harkenroht. Dieser verwaltete die Bibliothek und das Archiv
der Emder Kirche (de Vries, Jahrb. VI, 1885, S. 36), und wie seine
Beninga-Ausgabe, so ist auch die Bibl. Bremensis von ihm zur
Veroffentlichung von Funden aus der Emder Kirchenbibliothek
benutzt worden. Band (Classis) V, 1721, enthalt S. 117—129
Eilh. F. Harkenrohtii ad Th. Hasaeum Epistola, in quo de
Martino Fabro et de familia HadrianiVI Papae disseritur.
M. Faber ist der bekannte lutherische Prediger inHage, f 1588;
Harkenroht vermutet (aber auf ganz unsicherer Grundlage),
dass der Emder Maler und Architekt M. Faber (mit dem
Harkenroht verwandt war) ein Nachkomme des Predigers sei
Ueber den Papst Hadrian VI. enthalt eine in der Bibliothek
der Grossen Kirche befindliche Schrift desselben (Theol. 392, 89):
Quaestiones de sacramentis, eine von Alb. Hardenberg in
LSwen 1539 eigenhandig eingetragene Nachricht, die Harkenr.
S. 125 (nach einer Vergleichung des verst. Kirchenrats Vietor
ungenau) abdruckt: Hadrian stamme aus der Gegend von
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Zwolle und sei nach zuverlassigen Zeugnissen sein Verwandter
gewesen, als Papst habe er das Wappen der Familie Harden-
berg, 2 Angeln und 2 gekronte Lowen (duos piscales hamos et
duos leones coronatos), wieder angenommen, vgl. Spiegel,
Hardenberg, S 3—19. — S. 316—351 der Ribl. Brem. V wird von
Harkenr. und Hasaeus Gerhardi Eobani Geldenhauerad Eccle-
siae Emdanae ministros Epistola Irenica 1584 abgedruckt. —
Ein ehrwtirdiges Buch ist nach S. 708 (Excerpta ex Uteris E.
F. H. ad Th. Hasaeum) eine zu Lowen bei dem magister
Johannes Veldener gedruckte, von Joh. Andreas emendierte
und Papst Paul II. (1464—1471) gewidmete Ausgabe von
LucansPharsalia1), die Rudolf Agricola dem Dr. Jac. Canter
(aus Groningen, poeta laureatus, Priester in Emden, Gegner
des Aportanus), dieser dem Joh. Antonius Liber, Monch in
dem durch seine Grosse und durch seine Schule benihmten
Cisterzienser - Kloster Aduard bei Groningen schenkte, die
zuletzt Hardenberg und von diesem die Grosse Kirche erhielt2).
') In der Widmung an den Papst Paul II. sagt der ungenannte
Herausgeber, der aber offenbar Jo. Andreas selbst ist: „Pharsaliam . . .
Joh. Andreas Antistites (!) Aleriensis diligentissime nostro tempore
emendauit rogante magistro Johanni veldener Louaniensis (!)
impressore qui ne lingua brabantina pereat libros laudabili Jnuentione
imprimit", und den Schluss der Ausgabe bilden folgende Verse:
Quisquis amat nosse ciuilis vulnera belli
Fraternas clades et atrotia fata parentum
Hos legat impressos louanij et artis am at or
Laudibus anctorem meritis ad sydera tollat.
Nach Jocher war Joh. Antonius de Buxiis, der von einigen mit Unrecht (?)
Joh. Andreas genannt werde, erst Sekretar der vatikanischen Bibliothek,
1468 Bischof zu Aleria in Corsika und starb 1475 in Rom.
2) Hier tragt es jetzt die Nummer: Philologia in folio 32. Harden-
bergs Eintragung aus Aduard 1535 lautet: Hunc Lucanum Rodolphus a
Ziloha, alias Agricola, dedit Doct. Jacobo Canter, poetae Laureato,
is porro donauit ob fingulare ingenium Dno. Joanni Antonio Libero1
Monacho Aduuardenfi, cuius pater Anthonius Liber et ipse Laurea
poetica a Foederico (!) Caesare eius nominis tercio erat donatus cum
Rodolpho Langio, Paulo Pelantino, Joane Nuceriano et alijs pluribus qui
apud nos ilia etate florebant. Mortuo Joane Libero, Anthonij filio, cuius
heic adhuc quedam excellentia sed imperfecta extant monumenta, is
liber ad Dominum Gerhardum a Doettinckhem, virum excellentis
doctrinae (pro sua etate), deuenit qui paulo ante mortem eundem mihi
donauit. Jtaque rogo quisquis eo postea vteris ut propter magnorum
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Harkenrohts Interesse fur Aduard zeigen seine Bemerkungen
zu Beninga S. 447 f. — Bibl. Brem. VI, 1720, S. 110—169
Briefe a Lascos an Hardenberg. — B. Br. VI, 538—561 E. F.
H. epistola, in qua nonnulla ad historiam sacram et literariam
saec. XVI spectantia exhibentur, betr. Rud. Agricola und die
Prediger Joh. Arcerius, Martin Eliacus (1573), Adrianus
Gorinus aus Peronne (in Emden 1561). — Irrtumlich behauptet
Harkenroht S. 539, dass Rud. Agricola seinen Beinamen
„a Siloha" von dem Kloster Sielraonken (Silo) bei Emden
empfangen habe; R. A. nannte sich so von dem Benediktiner-
hominum memoriam reuerenter et amice eundem tractes, et Adu-
uardiae femper relinquas. Jd me rogauit D. Doettinckhem et ego te
porro rogo, quisquis hec uidebis, amice Lector 1635.
Albertus Hardenbergus.
Unter der Vorrede steht:
Iacwbus Canter
Accipe Iwannes hoc nostri pignus amoris
Antoni: & nostri quum legis esto memor.
Die ohne Frage bedeutende Personlichkeit des Dr. Jac. Canter
aus Groningen, des bekannten vicarius perpetuus am Kreuzaltar der
EmderKirche (in Emden 1508-1539?, sicher bis 1529, vgl. Harkenr.
zu Beninga S. 073) und Widersachers der Reformation, dessen Freund-
schaft mit R. Agricola, soweit uns bekannt, nur durch die nicht an-
zuzweifelnde Erwahnung in dem Lucan-Exemplar der Grossen Kirche be-
glaubigt ist, und seine als ein Wunder ihrer Zeit angestaunte Familie
verdienen eine eigene Darstellung. Die interessanten Mitteilungen von
Dirks und Feith im Groninger Volksalmanak fiir 1891 : „ Jacob Canter*
und „De familie Canter, een geleerd geslacht" lassen sich aus hiesigen
und andern deutschen Quellen wesentlich erganzen. Der Vater des
Monches Joh. Antonius Liber von Aduard war der vertraute Freund
R. Agricolas, der Humanist Antonius Liber (Vrije) Susasentis (von
Soest), der in Groningen, Emmerich, K61n wirkte und dann mit seiner
Tochter Barbara in Kampen, Amsterdam und in Alcmaar lehrte. Zwei
an ihn gerichtete Briefe Agricolas, datiert 1471 und 1484, sind bei
Alardus Aemstelredamus (Agricolae lucubrationes aliquot, n, Colon. 1539,
S. 174 und 176) abgedruckt; mit Agricola, R. von Langen, Alex. Hegius
hatte er seine elementare Bildung in Deventer bei den Briidern vom
Gemeinsamen Leben erhalten und darauf (wahrscheinlich mit Agricola)
in Pavia studiert. Seine Gattin stammte aus einer Groninger Familie
(vgl. Crecelius in der Allg. Deutschen Biographie). Nach Hamelmann,
Opp. S. 340, war der spatere Papst Hadrian (1622/3), Hardenbergs V«r-
wandter, sein Schuler.
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Kloster Selwert (Syloe) bei Groningen, vgl. Acker Stratingh,
Over de afkomst en jeugd van R. Agricola, Groninger Bijdragen
II, 1865, S. 31 ff. und 45. — B. Br. VU, 1723, S. 310-349
excerpta ex Uteris E. F. H. ad Th. H., in qua (!) de nonnullis
memorabilibus Bibl. Emdensis et nevtag literarum a Jo. a Lasco
ad Drusillam Sissinga (Hardenbergs spatere Gattin) scrip-
tarum exhibetur. Die hier von Harkenroht gegebene kurze
Geschichte der Bibl. der Grossen Kirche ist ausfuhrlicher
als die von Vietor in der Evangelisch - reformierten Kirchen-
zeitung 1858 S. 293 und bei Houtrouw I 28 gegebene. Einer
der altesten und wertvollsten Bestandteile sind einige Biicher
aus dem Nachlasse des Erasmus, die nach einer hand-
schriftlichen Notiz Alb. Hardenbergs in Joh. Reuchlini de
rudimentis Hebraicis (Katal. der Bibl. S. 54, Theol. 54 fol.) und
in Reuchlini de verbo mirifico (Katal. S. 54) J. a Lasco von
Erasmus mit dessen tibriger Bibliothek schon bei Lebzeiten
des Erasmus (f 1536) fur 200 fl. kaufte und spater Hardenberg
schenkte1). In die zweite Schrift Reuchlins hat Erasmus ein-
getragen: „Ex dono Autoris Sum Erasmi nee muto Dominum".
Houtrouw schreibt a. a. 0. einen Zuwachs der Bibliothek
im Jahre 1625 aus dem Nachlasse des Predigers Friedrich
Salmuth eignen Aufwendungen der Kirche zu; nach Harkenr.
S. 311 kaufte jedoch der Magistrat dessen Bibliothek an: Biblio-
thecae Emdanae . . . fundatio, quae . . . Hardenbergii,
Medmani . . ., Focconis2) Crummmingae . . . aliorumque
liberalitate multum aucta, praesertim Amplissimi Magistratus
Emdensis Munificentia in hodiernum statum redacta, postquam
nummis aliquot (d. h. mit ziemlich bedeutenden Geldern)
Friderici Salmuthi pastoris Emdani Bibliothecam a defuncti
vidua acquisiverat. Der Bibliotheksraum wurde von Onno
Tiabberen „Senatore Emdano, aedile magni templi
ejusque collegis ex praecepto Vitruvii lib. V archit. cap. 7 ad
orientem spectans" schon 1578 eingerichtet (recte aptatus),
also offenbar auf Kosten der Kirche3). — B. Br. VII 1052—1074
0 vgl. Spiegel, Hardenberg (Bremen 1869), S. 19.
*) nach dem Trifolium des Biirgermeisters Timon Rudolphi (No. 33)
war Stifter der Stadtsyndikus Dr. Geldricus Crumminga (f 1655, s. u).
*) Wahrscheinlich haben im XVII. Jahrhundert einmal eine Zeitlang
zugleich zwei „6ffentlichea Bibliotheken in Emden getrennt be-
standen: die in der Grossen Kirche, deren erste Grundlage die aus-
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Analecta anecdota ad Hist, eccles. seculi XV facientia cum
notis E. F. H. (betreffend die Griindung einer Antiphone an
der Grossen Kirche 1453, einer Vikarie 1479 durch die
Eheleute Henr. Matthiae und Geseke in Emden — in der
Nahe der „Swakenborga wohnhaft — , die sich, urn der „guten
Werke" teilhaftig zu werden, 1467 — 1489 in verschiedenen
religiosen Briiderschaften, sogar zu Zwolle, einkaufen). — B. Br.
VIII, 1725, S. 111—120 de Guil. Gnapheo. — S. 703 Brevis de
G. Sopingio relatio (Sop., als Erklarer des Hesychius bekannt,
war ein Sohn des Nicol. S oping, der nach Reershemius S. 702
1587 von Greetsiel als Prediger nach Utrecht berufen wurde).
drucklich der Kirche vermachten Bucher des Kirchenaltesten Gerh. torn
Camp (Aeltester 1667/8) waren (vgl. Bartels Jahrb. I, 3, S. 88), und die der
Stadt legierte, spater in die der Grossen Kirche aufgenommene des Syndicus
Dr. Geldricus Crumminga (| 1656). Denn obwohl jene schon langst
bestand, lagen die Bucher des letzteren noch 1681 zur Zeit des
Burgermeistera Dr. Timon Rudolphi (anscheinend, recht verwahrlost)
im oberen Stock des Fleischhauses an der Grossen Bruckstrasse
(Fiirbringer, Die Stadt Emden, S 90). Auch noch in dem Vergleiche mit
dem Grossen Kurfursten vom 29. Januar 1685 (Ms. der „Kunsta 48, S. 98)
wird die „Stadtbibliothek8 ausdrucklich als im Fleischhause befindlich
bezeichnet: „Burgermeister und Rat haben . . . zu Anfang grosse Diffi-
cultaten gefunden .... in Erwagung sothanes Haus mitten in der Stadt
gelegen und man nicht leichten einen solchen bequehmen Orth zum Fleisch-
haufs, daran der Stadt sonderlich wegen der Accisen viel gelegen, auch
der Stadt Bibliothec und allerhand Krieges Materialien, so in diesem
Gebaude verwahrt werden, wurde ausfinden konnen.8 Auch wird bei der
Abtretung des Fleischhauses zur Bedingung gemacht, dass S. Churf. D.
zur Erbauung eines neuen Fleischhauses .... „wie auch zur Aptierung
eines anderwartigen Platzes zu der Bibliothec . . . . so viel Holz als
dazu nothig .... durch Dero anher destinierte Schiffe frei und ohne
Entgelt uberbringen lassen werden8. Also noch 1685 war nur die
Crummingasche Bibliothek „Stadtbibliothek8. Im Anfange des
XVI1L Jahrh. wurde zwar auch die Bibliothek der Grossen Kirche hin und
wieder als „Stadtbibliothek* bezeichnet, selbst von ihrem Ordner um
1709, dem Visitator Gerhard Outhof (Waarschouwinge S. 329 und 352:
„op onze Stads Bibliotheek8), obgleich er selbst unzweideutig erwahnt
dass Gerardus Kamp seine Bucher „aan ons Consistorie8 verehrte
(S. 396) und dass er den Auftrag zur Neuordnung von dem Kirchenrat
erhalten habe. Diese Bezeichnung diirfte aber nichts anders als 96fifent-
liche Bibliothek8 bedeuten, wobei zu berfccksichtigen ist, dass die Bibliothek
in der Grossen Kirche durch die Einverleibung der Crummingaschen
BUcher allerdings mehr als fruher deu Charakter einer , stadt ischen4
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Bibliothek erhalten hatte. So nennt aucb Meiners [Oostvr. kerkel. ge-
schiedenisse I (1738) S. 256 und 467] sie, mit Stolz auf seine Vaterstadt,
„onze openbare* Oder „gemeene Bibliotheek*. Die Worte des Zach. Conr.
v. Uffenbach, der 1710 durcb Emden reiste und in seiner 1763 erschienenen
Reisebe8cbreibung (vgl. Ostfr. Monatsbl. 1876 S. 8) erzahlt: »In diesem
Gebaude bey der Kirche soil der Magistrat auch eine kleine Bibliothek
haben; sie wurde uns aber so geringe gemacht, dass wir Bedenken
trugen, selbige zu sehen, zumalen ein Ratsherr den Schliissel dazu hat",
beweisen freilich, dass seinem Gewahrsmanne 1710 der Magistrat
wenigstens als Miteigentiimer gait. Das Eigentumsrecht der Stadt kann
sich aber nach dem Obengesagten in der That nur auf einzelne Bestand-
teile der Bibliothek, auf den Crummingaschen Nachlass, und hochstens
noch auf die Bticher des Predigers Salmuth, gegrtindet haben. Diese
letztern scheinen aber, wenn auch aus der Stadtkasse bezahlt, der Biblio-
thek der Grossen Kirche geschenkt worden zu sein; denn, warum sie
andernfalls nicht in der „herrlichen Stadtbibliothek" im Fleischhause, wie
T. Rudolphi sie nennt (Fiirbr. 90), aufgestellt worden waren, ist nicht
einzusehen (vgl. u. S. 448). Andererseits aber wurde die Stadt, wenn sie
sich schon bei Crummingas Tod 1656 als Besitzerin der Bibliothek in der
Grossen Kirche hatte betrachten diirfen, die Bibliothek des Verstorbenen
doch nicht erst lange Jahre bei den Hinterbliebenen belassen und dann
im Fleischhause, sondern gleich in der Grossen Kirche untergebracht
haben. Es ist 1685 nur das Fehlen eines eigenen Raumes fur die „Stadt-
bibliothek", das Nichtvorhandensein einer wirklichen Stadt-
bibliothek, gewesen, das den Magistrat notigte, Crummingas Bticher
der Kirchenbibliothek zu iiberweisen, wo sie natiirlich willkommen ge-
heissen wurden, wenn sich auch die Stadt ihr Eigentumsrecht daran
wahrte. Dies Verhaltnis wird seinen aussern Ausdruck darin gefunden
haben, dass dem Deputierten des Magistrats ein Schliissel zur Verfugung
gestellt und der jederzeitige Zutritt, vielleicht auch die Mitaufsicht, ge-
wahrt wurde. — Mag auch das Eigentum der Kirche in dem ersten Jahr-
hundert nach der Reformation von dem der Stadt nicht tiberall scharf
geschieden gewesen sein, in den Anfangszeiten der Bibliothek treten
unzweifelhaft die kirchlichen Organe als Verwalter in den Vordergrund,
und sie betrachten sich als verantwortlich fiir ihre Verwahrung. Das
zeigen deutlich die Protokolle des Kirchenrats; so im Jahre 1570:
,13 Nouemb. A0 70 Heft Mortannia voergestelt van S. Gerardi
Campij boeken den deneren der gemeene alhyr in syn testament
gemaket, de by hem bet vp dissen dach gelaten sint vnd in de vloodt-
schade (in der Allerheiligenflut 1570) myt syn eigen boken schade ge-
geleden hebben. So yst voer idt beste angesien dat de gude boeken hyr
vp idt Consistorium gebracht worden, vnd de gans nicht doegen, dat
men de enwech werpen sall(!)K; 1575: „den 10 Octobris an0 76 Js de
wolgelerde vnde Christliche getruwe broder Martinus Barnerus de
Rector desser Scholen vnd bockvorwarer desses con-
sist or ij in den Heeren vorsturuen"; Protok. vom 19. Dezember 1676:
8Dominus Oierus vnd Herman sporemaker hebben van salighe doctor
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Alberti (Hardenberg) weduwe inghebracht sie mit Tammo Coenders
bedacht is eerst tho bespreken vnde dahr na copia van idt testaments
punct, so dem consistorio concerneet (sic) gheven zampt een inuen-
tarium syner bibliotecae*; 26. Dez. 1575: Dominus Oierus vnde Herman
sporemaker hebben copiam van idt punct des testaments salig. dock
Alberti, concernerende de biblioteca ghevordert van fyn weduwe
Thrude vnde willen oock mede inuentarium der boke van de weduwe
vorderen"; 16. Jan. 1676: „Dns. Oierus sal vlitich mit Borg. Metmanno vlitich
(sic) anholden, om een inuentarium van de Weduwe Thrude Sissinge
der boken doctoris Alberti piae memoriae to becomen8; 19. Mai 1678:
„D. Joes Petrejus schal met 2 syner oldestenn gaen, thot Onno Tyabberen
Raetsheren, vnd syn Erb: ernstlick ermanen vnd anspreckenn, dat zyn
Erb: doch met zyn mithhulperen de karckvoechdenn, wil voertfaren, in
de libery tho timmeren". Die lateinische Bezeichnung ist gern
„Bibliotheca consistorialis", und nach Salmuths Tod 1625 gent
die Anregung zum Ankauf seiner Bibliothek durch die Stadt von dem
wahrscheinlich unter des Predigers Petrus Petrejus, des damaligen
Bibliothekars, Einfluss stehenden Kirchenrate aus (dessen eifriges Mitglied
Emdens benihmtester Stadtsyndikus, Dr. Joh. Althusius, Kirchenaltester
1617—1637, war), indem der Magistrat zugleich gebeten wurde, die
Biicher Salmuths derKirche zu sverehrenu (Kirchenrats-Protokoll vom
13. Februar 1626), was gewiss geschehen ist, da auch der erste Teil des
Wunsches Gewahrung fand. Zu dem Vermachtnisse Gerhard torn Kamps
(uber ihn s. ob.S. 291 u. 401, er ist als Kirchenaltester 1557 u. 1558 nach-
zuweisen, lebte aber noch 1559, vgl. seinen Brief an Hardenberg bei
Spiegel S. 372), Hardenbergs (t 1574), des Burgermeister Petrus
Medmann (f 1584) und den Zuweisungen des XVII. Jahrhunderts
(Salmuths und Crummingas Bibliotheken) sind 1727 die Schenkung
der Erben des Dr. jur. utr. Adrianus Meyer, Sekretars des Vierziger-
kollegiums und Kirchenaltesten (vgl Bartels Jahrb XI, 1895, S. 424 No 42),
sowie im XIX. Jahrhundert die Vermachtnisse des Stadtverorduetensekr.
D. B. Loesing und des Gutsbesitzers G. Wenckebach von Upgant
hinzugetreten. Die zahlreichen Geschenke von meist theologischen und
historischen Werken, die ihr in den letzten 150 Jahren zu teil wurden,
sind der Bibliothek ohne Zweifel nur als K i r c h e n bibliothek zugefallen ;
so machten es sich die Mitglieder des Presbyteriums zur Pflicht, ihr je
einen Louisd'or oder ein Werk von wenigstens gleichem Werte bei ihrem
Amtsantritte darzubieten (vgl. Vietor, Evangel.-reform. Kirchenzeitung,
Erlangen 1858, S 293 ff .). Ebenso sind alle Unterhaltungs- und Ver-
mehrungskosten seit mindestens 150 Jahren nachweislich von der
Kirchenkasse getragen. — Der Syndikus Dr. Geldericus Crumuiinga
war wohl Sohn des im Abendmahlschor der Grossen Kirche begrabenen
Vierzigers Focco Boelsen (Boles) Crumroinga [Vierziger 1599—1626, 1620
standischer Administrator (Wiarda IV, 128)], von dem der ebenfalls im
Abendmahlschor der Grossen Kirche liegende Hemmo Crumminga (t 1622
32 Jahr alt) vielleicht ein Bruder war ; als Geschwister nennt sein Testa-
ment Boltzenius Cr. (nach Reershemius S. 707 seit 1603 Prediger in
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Pil8um; ein Bolzenius Crumminga Embdanus, der in Franeker zum Dr.
jur. promoviert war, studierte aber mit dem sp&teren Burgermeister Dr.
Isbrand Eilbard Harkenroht und dem nachherigen Emder StadtsekretSr Dr.
Steffen Jorgena 1619 in Herborn), Dedde, dessen Sonne Focco und Ailco
Cr. waren, und T i a 1 d e (nach M. v. Wichts Genealogien No. 50 verheiratet
mit Joachim Eltjes). Seine Mutter muss Tetta Hemmen, die Tocher des
Hemmo Deddinga von Eppingewehr bei Jemgum, gewesen sein (vgl. M. v.
Wicht 1. a), der durch seinen Sohn Aiico Hemmen Deddinga (t 1669) und
seinen Enkel Andreas Ailken Deddinga auf Eppingewehr (f 1629, verheir.
mit Bauwa Dyurken) Urgrossvater des Emder Burgermeisters Djurko
An dree (t 1691 66 Jahr alt) war. Geldericus Cr. studierte 1614 in
Marburg, 1617 in Basel (Bartels, Jahrb. XI, S. 423), wo er am 22. Mai 1618
mit der Dissertation: Assertionum forensium dodecas (gewidmet dem
Assessor des Reichskammergerichts zu Speier Franz Jugerth und dem
Rate und den Vierzigern von Emden) zum Dr. jur. utr. promo vierte, 1626
war er Advocatus patriae (Bartels 1. a); am 19. Dez. 1637 wurde er,
noch zu Lebzeiten des bisherigen Syndikus Dr. Joh. Althus, zum Stadt-
syndikus gewahlt. Nach seinem Testament war er namentlich im
Reiderlande, zu Weener, Bohmerwold und in Jemgumergast, reich be-
giitert, auch zu Uphusen besass er einen Heerd; seine Emder Wohnung
lag in der Lilienstrasse W&hrend er in jungeren Jahren als Stutzer
ADsto8s erregte (1621 trug der Kirchenrat dem Prediger Ritzius auf, Doctor
Crumminga ,van wegen zyn pracht in zyn lobben und hozebanden" an-
zusprechen und zu vermahnen (Jahrb. X, 2, S. 49), fuhlte sich spater der
Kirchenrat verpflichtet, ihm fur Dienste, die er der Kirche als advocatus
erwiesen, durch ein Geschenk seine Dankbarkeit auszudriicken (vgl.
Grabregister der Grossen Kirche), und auch das Testament vom 17. Sept.
1665 l&88t von ihm den Eindruck eines aulrichtig frommen, verst&ndigen
Mannes zuruck. Der Grossen Kirche stand er schon durch seinen Vater,
der fast 20 Jahre (1608—1626) Kirchvogt war, nahe. Ob daher die anfang-
liche Trennung seiner Bibliothek, die in das Fleischhaus, wie erwahnt,
erst l&ngere Zeit nach seinem Tode geschafft wurde, von der in der
Kirche seinem eigentlichen Willen entsprach, ob er mit dem Ausdruck
des Testamentes: ,Der Stadt Emden vermache ich meine ganze Bibliothek "
nicht doch schon die offentliche Bibliothek in der Grossen Kirche im
Auge hatte, ist nicht sicher. In den Stammbaumen der Reiderlander
HHuptling8familie Krumminga, die im Anfang des XVIII. Jahrhunderts
ausstarb, fehlen sein und seiner Angehorigen Namen. Er ist vielleicht
zu einer von denjenigen Familien dieses Namens zu rechnen, auf die der
Reim gemunzt ist: Dit sind die Crumminga, die man findt; De sick
sonst Crumminga nendt, De sin von Wiebesbilt oder bastart Kindt.
(9Rhythmi Wehnerae fenestrae cuidam angulari infcripti" in Onko v.
Rehdens Genealogien VI, S. 108.) Wahrend des Druckes geht noch ein
interessanter Beitrag zur Geschichte der Familie des Dr. Geldricus
Crumminga ein: in einem von unserm Dr. Borchling auf der Gottinger
Universit&tsbibliothek entdeckten bissigen Spottgedicht auf die Emder
Jahrbnch der Gesellsch. f. b. K. a. vater!. Altertttmer zu Emden, Bd. XIV. 29
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21. November 1899. Die Zeitschrift fur bildende KunstXI
bringt auf S. 46 eine Besprechung des Werkes von H. Ehren-
berg, Die Kunst am Hofe der Herzoge von Preussen (Berlin u.
Leipzig, 1899, Preis 27 Mk.), von Czihak. Ehrenberg weist
u. a. die Epitaphien des Herzogs Albrecht und seiner beiden
Gemahlinnen im Chor des Kftnigsberger Domes, „ohne Zweifel
die hervorragendsten Schflpfungen der nordischen Renaissance-
Skulptur des XVI. Jahrhundert in der preussischen Konigs-
stadta, als Werke des Cornelis Floris de Vriendt von Ant-
werpen nach. In Corn. Floris, dem Erbauer des alten Ant-
werpener Rathauses, der nach Sello und Ehrenberg auch das
Edo Wiemken - Denkmal und die Scblossdecke in Jever ge-
schaffen hat, ist nach den von Pauli (Die Renaissancebauten
Bremens, 1890, S. 34) und Sello gegebenen Andeutungen wahr-
scheinlich der Schopfer des Enno-Grabmals und der Abschluss-
wand in der Grossen Kirche zu suchen. Das genannte Buch
von Ehrenberg iiber die Kunst am Hofe der Herzoge von
Preussen wird als epochemachend fur Corn. Floris bezeichnet,
und eine Anzeige im Litter. Central blatt 1899 S. 1299 von Lange
bestatigt das mit noch rtihmenderen Worten.
Herr Auktionator E. C. Ulferts in Esens iibersendet das
bei Langefeld 4 Fuss tief unter der Oberflache des Hoch-
moors gefundene alte Holzger&t (von ihm selbst riihrt die
scherzhafte Benennung „Radbod-Loffela her) und giebt eine
interessante ausfiihrliche Beschreibung des Fundortes und der
„Rebellentf von 1609 findet sich folgende gegen Geldricus Cr/a Vater, Focke
Boelsen Crumminga, gerichtete Stelle:
Dem (Jost Beninga) ist nu beigesetzet recht
von gleicher arth ein bauren Knecht,
Der will sich schreiben Crumminga
Dazu auch Focke Bolsenna,
Da doch sein Grosvatter zuuor,
Ein S c h m i t gewesen auf Weinigermoor,
Sein vatter Bolsen Amofsen auch
Meinaidig ist geworden, noch
Will dieser bube redlich sein,
Da er doch der Rebellen ein usw.
Die Herkunft der Familie aus Wenigermoor im Reiderland wird
durch.eine Schuldverschreibung iiber 10 hoornsche Thacler von der Hand
des „Bolsen Amsen vp Wengermora von Mitfasten 1564 im v. Wingene-
achen Archive zu Groothusen bestatigt.
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umliegenden Landschaft. Die Grenze zwischen dem Harlinger-,
Auricher- und Norderland bildet ein gewaltiges Hochmoor,
auf dessen westlichem Auslaufer das Berumer Fehn entstanden
ist und in dessen Mitte als Rest des ehemaligen Moorsees das
„Ewige Meera liegt, im Norden und Sfidosten von 2 Landriicken
eingeschlossen, der nordliche ist der „Holtriema, der siidliche
derjenige, auf dem Langefeld (das „lange Feld") liegt, auf dem
Wege zwischen Aurich, Tannenhausen und Esens. Parallel
dem von Siidwesten nach Nordosten sich hinziehenden Lange-
felder Sandriicken an der Grenze zwischen Moor und Sand
fuhrt der „Htinschloota, eine Anlage r&tselhaften Zweckes,
da sie zur Entwasserung des Moores schwerlich gedient hat.
300 m nflrdlich vom „Hunschloota und ebenfalls 300 m von
dem alten Harlinger Landesgrenzzeichen am Wege von Lange-
feld nach Blomberg, dem „Roten Pfahl", wurde der grosse
holzerne LSffel (Lange des Stieles 1 m, Durchmesser des Loffels
35 und 32 cm) auf dem Kolonate des Kolonisten Groenewold
zu Langefeld 4 Fuss tief unter der Oberflache gefunden. Nach
Herrn Ulferts hat er vtelleicht zum Schopfen des Torfschlammes
fiir sp&tere Trocknung gedient. Ein alter Kolonist erzahlte jhm,
beim Ausraumen des Hunsohloots seien einmal alte Schiffsteile
gefunden worden, und schloss daraus, was auch unter der
dortigen Bevolkerung geglaubt wird, dass er einst viel breiter
und tiefer und schiffbar gewesen sei. Herr Ulferts weist
ferner darauf hin, dass der n5rdliche Sandriicken, der Holtriem,
alte Ansiedlungen und Kulturstatten getragen haben miisse,
was aus Urnenfunden und der Existenz des Barkholter
Berges hervorgehe. Urnen wurden u. a. bei Holtgast beim
Bau der Landstrasse von Westerholt nach Esens gefunden,
eine mit Knochen und Asche gefullte war sehr schon
und ist auf Weisung der Behorde in das Provinzialmuseum zu
Hannover gekommen1).
28. Nov. 1899. Das in der vorigen Versammlung erwahnte
Werk des Konigsberger Staats - Archivars und Dozenten H.
Ehrenberg, Die Kunst am Hofe der Herzoge von Preussen, war
!) Auf dem „Holtriema liegen auch die durch unseres Ehren-
mitgliedes, des Herrn Amtsvogtes Rose, Ausgrabungen uns wohl-
bekannten Orte : Westerholt, Nenndorf, Schweinfeld, Terheide, Narp, Utarp,
Ochtersum, Schoo usw.
29*
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noch nicht zur Einsicht zu erhalten, daftir giebt aber ein Auf-
satz desselben Verfassers im Repertorium fur Kunstwissen-
schaft von Thode und v.Tschudi, Bd.XXII, 1899, S. 195—207:
„Die Renaissance - Denkmaler in Jever" die Resultate seiner
Forschungen iiber Cornelis Floris de Vriendt, auch soweit
sie ftir Emden in Betracht kommen. Bei einer Durch-
forschung der Bildhauerei Norddeutschlands und der Nieder-
lande in der zweiten Halfte des XVI. Jahrhunderts zur kunst-
geschichtlichen Wiirdigung der Renaissance - Denkmaler im
Dome zu K5nigsberg i. Pr. drangte sich ihm, so berichtet er,
schon vor mehreren Jahren die Ueberzeugung auf, dass auch
gewisse Renaissance - Denkmaler in Nordwestdeutschland auf
Corn. Floris und seine Werkstatte zuriickzufiihren seien. Fur
die Denkmaler in Jever hatte schon, ehe Ehrenberg die Ergeb-
nisse seiner Studien veroffentlichen konnte, unabhangig von ihm
Sello dieselbe Gewissheit erlangt. Nachdem E. S. 200 ff . seine Be-
grtindung ftir die Zuriickfuhrung der Jeverschen Denkmaler, des
Edo Wiemken-Mausoleums und der Schlossdecke, auf Corn. Floris
gegeben hat, schliesst er S. 206 unter- Hinweis auf Paulis
Schrift, Die Renaissancebauten Bremens (1890), der wegen der
Identit&t der beiden grossen grottesken I5wenk6pfigen At-
lanten rechts und links vom Eingang des Enno-Mausoleums
in Emden mit den phantastischen Figuren einer Ornamentstich-
Sammlung des Corn. Floris v. J. 1557 beim Enno - Denkmale
zuerst an Floris gedacht hat1), eine kurze Beweisftihrung auch
ftir dieses an, obwohl er nur nach Abbildungen zu urteilen
scheint. Es muss nach ihm ganz unzweifelhaft dem Floris
zuseschrieben werden und bildet das Bindeglied, welches Maria
von Jever mit dem Kiinstler zusammenfuhrte. Die Entstehung
des Enno-Denkmals setzt er, wie Mithoflf und Starcke, vor das
Jahr 1553, wo Gnapheus es in seinem Lobgedicht auf Emden
besingt, und sieht eine Best&tigung dieser Datierung in dem
Umstande, dass es, worauf schon Pauli aufmerksam gemacht
>) Vor Pauli hat namentlich Graul in seinen Beitrfigen zur Ge-
schichte der dekorativen Skulptur in den Niederlanden (Leipzig 1889)
S. 47 ff, die Aufmerksamkeit auf Floris gelenkt. — Die hermenartigen Ge-
stagen mit LowenkSpfen zu beiden Seiten des Eingangs am Enno-Denk-
mal finden sich in verkleinertem Massstabe auch am Kuppelbau des Edo
Wiemken-Denkmals (Sello, Studien z.G. v.Oestr.u R., S.34, Ehrenberg S.908).
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hat, auf einer hoheren Stufe stehe als das 1561 — 1564 aus-
gefiihrte Edo Wiemken-Denkmal. In dem EmderWerke will er
den echten Floris, seine eigene Hand, nicht die untergeordneter
Schfller erkennen, was namentlich bei den Karyatiden, die
durchaus dem allgemeinen Floris-Typus entsprachen, und den
kleinen Medusenhauptern hervortrete, von denen eins sich auf
das Genaueste am Epitaph der Herzogin Dorothea v. J. 1549
in Konigsberg wieder finde1). Eine so reiche und pracbtige
Grabmals-Anlage miisse dem unweit Emdens wohnenden Frau-
lein Maria, sei es durch eignen Besuch, sei es durch Horen-
sagen, bekannt geworden sein und werde sie zur Nacheiferung
und zur Beauftragung desselben Meisters veranlasst haben, auf
andere Weise lasse es sich gar nicht erklaren, dass in*Jever
sich derselbe reliefartig behandelte Leichenzug wiederfinde, wie
in Emden. — Corn. Floris2) (geb. 1514 oder 1518 in Antwerpen,
gestorben ebendort 1575) bezeichnet nach Ehrenberg einen
') Einige Figuren an den Saulen-Postamenten erinnern Ehrenberg
stilistisch an gewisse Plaketten von Peter Flotner (Konr. Lange, Peter
Flotner, Berlin 1897). Die trauernden Frauengestalten an den Saulen-
Postamenten rechte vom Eingang lassen, was den bisherigen Beschauern
entgangen zu sein scheint, deutlich die friesische Tracht der
Manninga-Bilder (Hatte, Stukelbant, Faltengewand, Scherssoen,
Esschart, Glockchen auf den Schultern) erkennen. U. Manninga legte seine
Hau8chronik zwar erst 1561 an (Jahrb. X, 2, S. 9); dass aber die alte
friesische Kleidung schon vorher in Ostfriesland historisches und wirt-
schaftliches Interesse erregte, zeigen die Schilderungen in Beningas Brief
an den Prediger Melchers 1643 und bei Gnapheus, der ja auch schon ganz
oder teilweise das Enno-Grabmal schildert (vgl. Jahrb. X, 2, S. 24 ff.).
Die Gestalten der Siegesgdttin in den Zwickeln der Bogen mit Kranz und
Palme an den Floris- Werken in Schleswig und Roeskilde kehren auch in
Emden wieder, und zwar nicht bloss am Enno-Denkmal, sondern auch
am Portal des Rathauses.
*) Ein Stammbaum seiner Familie von seinem Urgrossvater Floris
deVriendt, Geschworenem der Gilde von den vier Kronen in Antwerpen,
(t 1476) an, bis auf seinen 1660 gest. Enkel, den Maler Johann F. bei
A. J. Wauters, Die vlamische Malerei, iibersetzt von L. Neustadt (Leipzig
1893) S. 136. Sein gleichnamiger Sohn Corn. Fl., Maler und Bildhauer,
starb 1615, seine Tochter Susanne war Gattin des Malers Franz Pourbus
des Aeltern. Sein Bruder, der bekannte italianisierende Maler Franz
Floris, ist in unserer Sammlung durch ein der Konigl. Nationalgallerie
in Berlin gehSriges kleines weibliches Portrat^ vertreten. Ein anderer
Bruder, Jacques Floris, hatte alsGlasmaler grossen Ruhm (Kramm,
De levens en werken d. h. e. vl. Kunstschilders etc. II 472).
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entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der nieder-
landischen Bildnerei und Verzierungskunst, insofern er zu
einem Teile noch der rein italianisierenden Renaissance an-
gehorte, die in den Niederlanden besonders wahrend des
zweiten Viertels des XVI. Jahrhunderts herrschte, zum andem
Teile der vielleicht fruchtbringendste und erfolgreichste FSrderer
der nordischen Gegenbewegung war, die, unter naturalistischer
Umbildung und Benutzung der Grotteske, zwischen 1540 und
1550 die allgemeine Herrschaft errang. Guicciardini schreibt
Floris das Verdienst zu, dass er als erster von Italien nach
den Niederlanden die Kunst eingefiihrt habe, die Grottesken
im Anschluss an die Natur zu entwerfen (Guicciardini,
Descrizione di t. i. P. B., Antw. 1567, S. 101 : Corn. Floris, frateUo
di Francesco Floris, & architettore e scultor grande, huomo
molto diligente e serviziale, a cui s' attribuisce V honore d
essere stato il primo che portasse d' Italia in questi paesi T
arte del contrafare le grottesche al naturale). Als sicher
nimmt Ehrenberg an, dass Floris als einer der Ersten das
Rollwerk mit seinen Verkriimmungen und Durchschiebungen
unter gleichzeitiger Verwendung von nordischen Frucht- und
Blumen-Btischeln1) in derjenigen Weise ausgebildet hat, wie sie
uns in Nord- und Mitteleuropa gelaufig ist; insbesondere seien
beim Epitaph in den Niederlanden, in Norddeutschland,
Danemark usw. mehrere Jahrzehnte hindurch fast ausschliess-
lich die von Floris erfundenen Formen zur Anwendung ge-
langt. Fur die Erkenntnis seiner Bedeutung sind 2 Ornament-
stich-Folgen wichtig, die er teil weise als Entwtirfe ohne be-
stimmten Gebrauchszweck herausgab: 1) Veelderley Verande-
ringhe van Grotissen (= Grottesken) ende Compartimenten
(= Kartuschen) ghemaeckt tot Dienste van alle die de Conste
beminnen ende ghebruiken, ghedruckt by Hieronimus Cock 1556
Cornells Floris inventor. Libro primo (12 Blatter)2); 2) Veelderley
») Abgesehen vom Enno-Denkmale vgl. auch die Fruchtkorbe fiber
der unteren Fensterreihe des Emder Rathauses. Fur die Rollwerk-Yer-
zierung — Umrollung der Rand-Teile des Zierechildes — gewahren die
zahlreichen Giebelsteine von Emder Hausern aus den Jahren 1668—1590.
die in unsere Sammlung gelangt sind, ein anschauliches Beispiel.
x) Auf dies erste Werk des Floris haben schon von Alten und
Kohlmann, der letztere in seinem Aufsatze iiber die Renaissancedecke
im Schlosse zu Jever, Jahrb. VI, 2. 1885, S. 170, hingewiesen.
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niewe Jnventien van antycksche Sepulturen . . . met noch zeer
fraeye1) Grotissen .... voer Beeltsniders, Antycksniders,
Schilders ende alle Constenaers . . . 1557. C. Floris
invent. Libro secundo (14 Blatt). Der Einfluss italienischer
Renaissance verrat sich hier u. a., worauf im Hinblick auf die
Reliefs des Leichenzuges am Enno-Denkmal hinzuweisen ist,
in der Anordnung scenischer, reliefartig gedachter Darstellungen.
Wahrend Fl. in diesen Stichen seiner kunstlerischen Laune
mitunter auf das Freiste die Ztigel schiessen lasst — auf
mehreren Blattern trifft man eine ganz spukhafte Phantastik,
die Ehrenberg als ein nordgermanisches Erbteil seiner Kunst
ansieht — , zeigen seine in Stein ausgefuhrten Werke durchweg
strengere Regelmassigkeit und harmonische Abrundung, obgleich
er auch in ihnen nicht auf seine nordischen Verzierungsmotive
und Spukgestalten — Rollwerk, Blumen und Fruchte, Grottes-
ken2) — verzichtete. — Das nachweisbar friihste Werk des
Floris, Ausschmiickungen in der Lucas -Gilde zu Antwerpen,
fallt in d. J. 1541, das Emder-Denkmal soil 1548 entstanden
sein8), das Dorotheen-Epitaph stammt aus d. J. 1549, 1561 bis
*) = schone Grottesken. Ehrenberg ist das einem Ostpreussen
verzeihliche Versehen begegnet, Bsehr freiea zu iibersetzen.
*) vgl. das Enno-Denkmal. Besonders charakteristisch fiir Floris
sind die Behalter („rostartigea Korbe) mit iiberquellenden Fnichten und
Blumen tiber den ionischen Kapitalen (der 2 Atlanten) des Enno-Denkmals,
aber auch fiber den untern Fenstern des Rathauses, rechts vom Portal
(vgl. Graul S. 50), ebenso die in dem Gitterwerk des Enno-Denkmales
gefesselten mannlichen und weiblichen Telamonen (Ehrenberg S. 198).
*) Die von Starcke in unserm Jahrbuche (IV, 2, 1881, S. 96) nicht
genannte Quelle fur diese Jahreszahl sind von Wichts ungedruckte
Annalen ; es wird dort aber nur gesagt, in diesem Jahre seien die Ge-
beine der ostfriesischen Grafen in Norden ausgegraben und nach Emden
gebracht worden: „A. 1548 effodiebantur Nordae ossa ac monumenta
Comit. Fris. — unter letzteren ist z. B. der Totenschild des 1491 vor
Friedeburg umgekommenen Grafen Ennos I , jetzt an der Siidwand der
Grabkapelle, zu verstehen — et Emdam deferebantur ; postea nemo ex
aula amplius Nordae humi reconditus est.a Dass sich der ohne Zeit-
angabe folgende Satz: „Sed Emdae splendidum monumentum et simula-
crum extructum est, in quo cadavera sepulturae tradebantur*, auf das
Jahr 1648 und auf das ganze heutige Mausoleum bezieht, ist nicht ganz
sicher. Beninga (f 1562) erwahnt nichts von dem Denkmal, Emmius
S. 908 nicht die Zeit des Baues; Gnapheus (1553) spricht vielleicht nur
von dem eigentlichen Enno-Grabmal, wenn er auch die „grandia busta",
8Praxiteli8 novi opus", 8molem Parii lapidis" preist.
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1564 baute Floris das Antwerpener Rathaus, urn dieselbe Zeit
entstand das Edo Wiemken-Denkmal, 1566 nach Sello die Schloss-
decke in Jever, 1568 (?) war das ehemalige Haus der deutschen
Hansa in Antwerpen vollendet, das Herzog Albrecht-Denkmal in
Konigsberg tr> die Jahreszahl 1570, von anderen Werken sind
besonders zu nennen die Denkmaler fiir Konig Friedrich I. von
Danemark zu Schleswig (1552?) und fiir Christian III. in Roeskilde
(1569?). Nach seinen zahlreichen Arbeiten, die als sichere
Grundlagen fiir Zuweisungen weiterer Werke an ihn dienen
konnen, charakterisiert Ehrenberg Corn. Floris als einen stets ge-
schmackvollen, dekorativ vielseitigen Kiinstler von streng urn-
grenzter Eigenart, der, nicht allzu sehr in die Tiefe gehend, bei
den Figuren auf wahre Beseelung des Gesteins keinen allzu-
grossen Wert legte; seine Arbeitweise sei je l&nger je mehr
auf Werkstatten-Fabrikation hinausgelaufen und habe sich zum
Teil in Manierismus verflacht, wofur das Herzog-Albrecht-
Denkmal in Konigsberg einen besonders charakteristischen Be-
leg bildet: nach dem Hinscheiden des hochbetagten Fiirsten
1568 war eine sorgfaltige Totenmaske hergestellt worden, der
Kopf des Denkmals tragt jedoch die verschonten nichtssagenden
Ziige eines Mannes in den besten Jahren1). — Die Ergebnisse
Ehrenbergs fiir die Jeverschen Denkmaler begegnen denen
Sellos, auch in der Anerkennung der Jahreszahl 1566 fiir die
Schlossdecke2). Wie fur Jever und Emden, so stutzte sich der
») vgl. v. Czihak, Z. f. bild. Kunst XI, 1899/1900, S. 47 : 8Der ausgedehnte
Geschaftsbetrieb des Floris muss wesentlich (?) kaufmannisch gewesen
sein, da dieser in dem Kontrakt fiir den Lettner in Tournai als „marchand
d'Anvers" bezeichnet wirda. Ehrenberg, Kunstchronik IX, 1897/8, S.216:
„Die Ge8ammtsumme der Werke des Floris ist so betrachtlich, dass sie
das Vorhandensein einer grossen Werkstatte unbedingt zur Voraussetzung
hat. Wir wissen urkundlich, dass er mehrere tuchtige Gesellen be-
schaftigte; wir erkennen es aber auch an den Denkmalern selbst, dass
hier mitunter ein Betrieb geherrscht hat, der an das Fabrikmassige
grenzte . . . Bewilligte der Auftraggeber eine hohe Summe, so wurde ein
Uebriges dazu gethan ; war das Honorar nur massig, so konnte der Be-
steller mit der Durchschnittsleistung, die er erhielt, immer noch sehr
zufrieden seina. Ungleichheiten in der Ausfuhrung fehlen auch in der
Skulpturen-Wand unseres Enno-Denkmals nicht : man vergleiche nor ein-
mal die originellen kraftvollen Tierkopfe mit den unschSnen, seelenlosen
menschlichen Kopfen der Hermen und Karyatiden.
8) Dass am Bau des Schlosses zu Jever urn 1550 als Werkmeister
der Emder „Harthauera Hermann Steneborch Oder Stenebreke (in Emder
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Nachweis, dass Corn. Floris der Kiinstler sei, auch fur die
Denkraaler in Konigsberg anfangs nur auf die stilistischen
Merkmale, und erst nachher konnte der urkundliche Beweis
erbracht werden. Hoffentlich gelingt dies auch in Jever und
Emden. — Das Material, aus dem die Denkm&ler in Schleswig,
Jever, Roeskilde bestehen, ist bei alien das gleiche: Floris scheint
eine ausgesprocbene Vorliebe fiir tiefschwarzen Marmor aus
der belgischen Kohlenformation (aus Dinant) fur raumgliedernde
Teile, z. B. Gesimsplatten, fiir rotlichen Marmor zu Saulen
und ahnlichen Baugliedern, fiir weissen englischen Alabaster
zu den eigentlichen Bildhauerarbeiten gehabt zu haben: die
3 Gesteinsarten stimmen auf das Schonste zusammen, und ihre
Farbenharmonie legt ein neues Zeugnis fiir den feinen Geschmack
des Floris ab1). In Emden besteht die Figur Ennos II. aus
italienischem(?) Alabaster, fiir die Westwand des Mausoleums
ist — was bei dem kiinstlerischen Werte der Darstellungen
im hOchsten Grade auffallt — ein grauer, der Verwitterung
sehr ausgesetzter weicher Sandstein gewahlt (Starcke in
unserm Jahrbuche IV, 2, 1881, S. 97 und 103). — Dem Floris-
stil gehftrt nach Ehrenberg auch das Chorportal der Stadtkirche
und das Portal der Rentei, der jetzigen Hofapotheke, in Jever
(aus grauem Sandstein) an. Das Manning a- Epitaph in
N o r den , das auch als Werk des C. Floris ausgegeben worden
ist, scheint E. viel jiinger (Unico Manninga starb 1588, Floris
schon 1575), wenn er auch gewisse Anklange an Floris nicht
leugnet. — Ehrenbergs Forschungen legen fiir Emden u. a. die
Dokumenten H. v. Stenborch, Stenberch, Stenfelde, Stenforde; sein Nach-
bar in der Vlakenstrasse zu Emden war Me ester Hans Harthouwer)
nach Sello S. 34 beteiligt war, ist in einer friiheren Versammlung (vgl. ob.
zum 17. Januar) schon zur Sprache gekommen, auch dass er wahr-
scheinlich aus dem Bentheimschen stammte und sein eigentlicher Name
wohl H. v. Stenforde (Burgsteinfurt) war. Das Monogramm HH am Edo
Wiemken-Denkmal will Ehrenberg als das des Bildhauers Heinrich Hagart,
der 1563 aus Floris Werkstatt nach Innsbruck ging, urn bei dem Denk-
male far Maximilian I. Beschaftigung zu finden, erklart wissen. In
Emden ist nach. einem Kunstler-Monogramme bis jetzt vergeblich gesucht
worden; vielleicht ist ein in der Eingangsthur des Enno-Denkmals links
hervortretendes, einem doppelten H ahnliches Zeichen ein solches.
') v. Czihak S. 47 bezeichnet diese Material-Zusammenstellung als
allgemeinen Gebrauch in den flandrischen Werkstatten.
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Frage nahe, ob Floras' Einfluss nicht auch an anderen Emder
Bauwerken zu spiiren sei. Sollte z. B. in Emden, als um 1570
der Plan eines neuen Rathauses auftauchte, nicht auch an
den in Emden wohlbekannten (falls Sello und Ehrenberg recht
haben) und damals noch vollkraftig wirkenden, 50— 60jahrigen
Schopfer des Antwerpener Rathauses gedacht worden sein,
und sollte er ganz ohne Beziehung zu dem fthnlichen und doch
so selbst&ndigen Abbilde desselben in Emden stehen? Auch
den Wunsch lasst der neue kunstgeschichtliche Fund wieder
rege werden, zu wissen, unter welchen Einflussen Hauser, wie
das am Delft No. 24 mit seinen eigenartigen Baldachinen, seinem
Vasenschmuck auf dem Dachgiebel, seinem kraftig vortretenden,
dem des Enno-Mausoleums ahnlich profilierten Gurtgesimse ent-
standen seien. [So lange der erhoffte urkundliche Beweis fur
Corn. Floris1 Thatigkeit an den Denkmalern in Jever und Emden
noch fehlt, muss eine Nachricht, auf die wir nachtraglich ge-
stossen sind, willkommen sein, aus der wenigstens die zeit-
weilige Anwesenheit des Corn. Fl. in Emden hervorzugehen
scheint, wenn sie sich auch vorl&ufig mit der Zeit des Enno-
Denkmales nicht ganz vereinen lasst. Die „Stukken betreffende
de Diaconie der Vreemdelingen te Emden 15601) — 1576tf herausg.
von J. van Toorenenbergen (Werken der Marnix-Vereeniging,
Serie I Deel II, Utrecht 1876) verzeichnen zum 18. April 1570
unter den Einnahmen der Emder Fremden-Diakonie (S. 19):
Noch ontfaen van Cornelis Floris, commende
van eenen coop van eenen schepe 3 gulden,
zum 25. November 1571 (S. 30):
Ontfanghen den 25 Novembris wt handen van
Cornelis Floris, wonende in des raedtheeren Johan
van Amsterdam kelder van een testamente dat sijn
verstorbene huysvrouwe Elysabeth den armen duytschen
vremdelingen binnen Embden gelegateert heeft 8 gulden.
Die Identitat des Emder und des Antwerpener Corn. Floris
vorausgesetzt, bliebe noch die Frage unentschieden, ob Com.
Floris in den Jahren 1570 und 1571 in Emden dauernd seinen
Wohnsitz genommen habe, etwa als Fluchtling vor den Spaniern,
oder ob die Schenkungen auf einer zweimaligen Durchreise durch
») richtiger 1569.
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— 459 —
Emden gemacht worden seien. Aber auch im letzten Falle
konnte die Einwirkung des Meisters Floris eine nachhaltige
gewesen sein, wenn namlich sein Aufenthalt im Hause eines
Emder Ratsherrn1) gegen Ende des Jahres 1571 mit dem ge-
rade urn diese Zeit die Gemtiter der Emder bewegenden Projekte
eines Rathaus-Neubaues im Zusammenhange stehen sollte. Nach
Exzerpten aus Emder Annalen von 1556—74 im Tablinum des
Syndikus Lambert Oldenhove hatte der Emder Senat schon
1571 den Beschluss, ein neues Rathaus zu bauen, gefasst, im
Dezember dieses Jahres aber verweigerte Graf Edzard die Er-
laubnis dazu (Pannenborg im Ostfr. Monatsbl. 1875, S. 46).
Da von dem als Erbauer des Emder Rathauses genannten
Marten Arens von Delft sonst gar keine Bauwerke be-
kannt sind, so ist die Moglichkeit ins Auge zu fassen, ob er nicht
etwa bloss die Ausfuhrung des Baus versah, der Architekt oder
urspriingliche Entwerfer des Planes aber ein anderer, vielleicht
eben Cornelis Floris, war, wenn dieser auch die Vollendung des
Rathauses im Jahre 1576 nicht mehr erlebte. Der Aufenthalt
des Corn. Floris in Emden wiirde in die Zeit zwischen der
Entstehung des Herzog-Albrecht-Denkmals, das die Jahreszahl
1570 tragt, und des Lettners zu Tournai in Flandern aus den
Jahren 1572/3 fallen. Weiteres ist von einer genauen Durch-
sicht der Emder Kirchenbiicher, der Kontrakten-Protokolle,
vielleicht auch des Emder Btirgerbuches, und von Antwerpener
Akten zu erhoffen. Es darf iibrigens nicht verschwiegen
werden, dass anscheinend im Widerspruch zu dem in der
Emder Quelle angegebenen Todesjahr der Elisabeth Floris,
1571, nach danischen Urkunden ^Elisabeth Wedewe wilen
Cornelis Floris Bildehower" noch nach der Plunderung von
Antwerpen im Nov. 1576 wegen Christians III. Denkmal in
Roeskilde mit Konig Friedrich II. von Danemark in Unter-
handlung stand (Friis Steen, Roskilde Domkirke, Kopenhagen
1851/2, S. 269). War es eine zweite Gattin des Corn. Floris,
*) Johann van Amsterdam, alias van Boningen, der Jungere, wahr-
8cheinlich ein Sohn des Biirgermeisters Jon. v. Amsterdam senior (der
um 1542 und 1563 in einem bald nach 1642 gebauten Hause an der West-
seite des Alten Marktes gewohnt zu haben scheint, Biirgermeister von
1564-67) war Ratsherr von 1571—1574 (Ms. 18 unserer Bibliothek S.228).
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gleichen Namens wie die erste?1) — Eine weitere Nachricht,
die einige Bedeutung fiir die Baugeschichte Emdens haben
kSnnte, enthalten die Stukken betr. die Diaconie derVreemde-
lingen te Emden S. 33: am 20. Jan. 1573 werden der Diakonie
18 Gulden „van hetgene Gillis Hofmann van Antwerpen
den armen ghegheven heeft in't appoinctement allhier metten
muermetser ghemaect". Obgleich der Sinn der Stelle nicht
ganz klar ist (bedeutet in't appoinctement „nach Verabredung8?),
so geht aus den Worten doch so viel hervor, dass es sich um
eine verh<nismassig bedeutende Gabe, um einen Steinmetzen
und um einen Antwerpener handelt. Dies Zusammentreffen
lasst es als mdglich erscheinen, dass der Steinmetz in Be-
ziehung zu irgend einem kunstvollen Werke, das 1573 zu
Emden im Bau war, zu setzen sei. — Von Interesse fur die
Geschichte des Enno-Denkmals in Emden ist im Chor der
Kirche zu Hinte das leider fast ganz zerstorte Epitaph
des um 15672) 15Jahrealt gestorbenen Omko Ripperda, weil
es nach der unter der Tiinche noch erkennbaren Inschrift 1567
von dem H&uptling Unico Manninga zu Ltitzburg in seinem
und seiner Miterben Namen gestiftet wurde und weil es, wie
die Abschlusswand des Enno-Denkmales, nach den teilweise
lose umherliegenden Resten zu urteilen, einen aus Frauen in
friesischen Trauergew&ndern (sogar mit „Hattea und Schulter-
GlOckchen) bestehenden Leichenzug als Relief-Fries getragen
hat. Bei den Darstellungen in Emden war der Einfluss des
hochangesehenen, kunstliebenden und mit den niederlandischen
Protestanten in den engsten Beziehungen stehenden gr&flichen
Rates aus den friesischen Trachten nur zu vermuten, bei dem
Epitaph in Hinte ist er durch die Inschrift ausdriicklich bezeugt.
Die uberaus sorgfaltige Steinmetz - Arbeit zu Hinte lasst auf
eine bedeutende Werkst&tte schliessen, in der Verwendung des
x) Cornells Floris (van Teylingen) hiess auch ein Amsterdamer
Biirgermeister , der sein Amt 1579—1593 bekleidete (Wagenaar, Amster-
dam in zyne opkomst etc. Ill, S. 300 ff.). Floris ist ein nicht seltener
niederlandischer Name. Die Wahrscheinlichkeit direkter oder indirekter
Mitwirkung des Corn. Floris de Vriendt beim Bau des Emder Rathauses
bleibt aber, auch wenn seine Anwesenheit in Emden nicht nachweisbar
ist, bestehen.
*) Omko Ripperda war nach Beninga S. 826 1654 ein Jahr alt.
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Rollwerks, der Frttchte, des Frieses mit dem Grabgefolge, in
der Art der Aufbahrung der Toten — es sind zwei — und in
der Behandlung der Karyatiden klingt das m&chtige Renais-
sance-Epitaph durchaus an den oben von Ehrenberg charakte-
risierten Floris-Stil an1). — Ueber die Th&tigkeit von nieder-
landischen Kunsthandwerkern in der Grossen Kirche zu Emden
bringt nach Auszttgen des Herrn P. van Rensen das „Staatboektf
der Kirche von 1560—1570 bemerkenswerte Nachrichten: in
den Jahren 1564—1571 verursachten Arbeiten an der Ein-
friedigung des gr&flichen Begr&bnisses (to dat Richel-
wark by der Heren grove) viele Unkosten ; zu gleicher Zeit
arbeiteten damals Kttnstler aus den franzflsisch redenden
Niederlanden in der Kirche, wie aus S. 72 hervorgeht: 1565
erMlt „de welsche stoeldreier" 2 gulden 4 schaep „vor
lampetten to den predigstoel to dreien".]
Von dem Verfasser wird die Schrift geschenkt: „Inhalt
des 5ffentlichen Archivs der Familie v. Hedemann gen.
v. Heespen zu Deutsch - Nienhof, von P. v. Hedemann" (Aus-
schnitt aus der Zeitschrift der Gesellschaft ftir Schleswig-
Holstein-Lauenburgische Geschichte XX, 1890). Einige Ostfrisica
dieses Archivs, die Herr Dr. Borchling schon entdeckt hatte,
werden im Jahrbuch XIII, S. 239 erw&hnt. Ausserdem be-
ziehen sich noch folgende von den 307 Nummern auf Ostfries-
land: No. 13. Dat friesche Land- und Dikrecht. — No. 18.
Dat ostfriesche Landrecht 1589. — No. 91. Herleitung des
Stammbaumes der verw. Fttrstin Christine Charlotte v.
Ostfr., geb. Herzogin von Wiirttemberg, von den alten Friesen-
k5nigen 1674. — No. 126. „Ehepakten des Herzogs Joachim
Friedrich (von Holstein - Plon, vgl. Wiarda VI 445 ff.) mit
Juliane von Ostfriesland 1721 und Magdalene Juliane, Pfalz-
gr&fin bei Rhein 1704a (!). — No. 285. Die 64 Agnaten der Fttrstin
Eberhardine Sophie v. Ostfr., Prinzessin von Oettingen,
Frau zu Esens usw. 1557—1687. Wie diese Akten nach
Schleswig - Holstein gelangt sind (Deutsch - Nienhof liegt bei
Rendsburg), geht aus der Schrift, der eine Einleitung fehlt,
nicht hervor.
») Auch die Gesteinsart — weicher Sandstein (s. o. S. 457) — scheint
bei bei den Denkm&lern in Hinte und in Emden die gleicbe zu sein.
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Herr Sanit&tsr. Dr. Tergast legt Miinzen und Medaillen
Ennos II. und Ennos III. zum Vergleich mit einer Abbildung
des Enno-Kopfes in der Grossen Kirche vor. Mit dem
bartlosen Portr&t Ennos II. auf einem Goldgulden und einem
silbernen 3 Stuber-Stiick sowie auf der nach Oelgemalden im
Schlosse zu Aurich hergestellten Fiirstentafel (z.B. bei Houtrouw)
hat der Enno - Kopf in der Grossen Kirche, den unser
hochbetagtes Ehrenmitglied, Professor Engelhard in Han-
nover, bei einer Restauration des Grabdenkmals im Jahre
1845 modelliert hat, nicht die geringste Aehnlichkeit, wohl
aber mit dem Bilde Ennos III. auf der Fiirstentafel und auf
einer Doppelthaler-Klippe und einer Henkelmedaille. Auch das
Fragment des Original-Kopfes vom Denkmal Ennos n. (mit
dichtem, lockigem Haare), das in unserer Sammlung verwahrt
wird, spricht ftir die Annahme, dass Engelhard nicht den
rechten Kopf dargestellt habe. [Auf eine Anfrage ist von dem
Sohne des Prof. Engelhard, Herrn Bildhauer Roland Engelhard
in Hannover, spater die leider negative Antwort eingegangen,
dass sein Vater sich nicht mehr erinnere, wonach er den Kopf
ausgefiihrt habe. Unter den Papieren des Prof. Engelhard be-
finden sich verschiedene Handzeichnungen mittelalterlicher
Riistungsstlicke von seinem Lehrer Schwanthaler in
Miinchen, aus denen hervorgeht, dass auch dieser sich ftir das
Enno-Grabmal interessierte. Herr Engelhard jr. meint, der
Kopf werde aus der Phantasie hergestellt sein, da sich sonst
jedenfalls unter den Zeichnungen seines Vaters Skizzen nach
einem Original befinden wiirden. Auch Nachforschungen in
unseren altesten Protokollbiichern und in den Akten der
Grossen Kirche, die Herr Dr. Tergast spatter angestellt hat,
haben zwar manches fiber den Anteil, den Schwanthaler an
der Arbeit seines Schiilers nahm, aber nichts liber die Frage
nach der Vorlage des jetzigen Enno-Kopfes ergeben.]
5. Dezember 1899. Ueber das neue Werk von BaaschT
Beitrage zur Geschichte des deutschen Seeschiffsbaus und
der deutschen Schiffsbaupolitik (Hamburg 1899), das nach un-
gedruckten Quellen im Emder Ratsarchiv namentlich auf S. 70-88
auch liber den Emder Schiffsbau vom XV. bis zum XVIII.
Jahrhundert N&heres bringt, giebt Herr van Rensen ein aus-
ftthrliches Referat.
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Das grosse Werk von Blok, Geschiedenis van het
nederlandsche volk, von dem 4 Bande erschienen und noch
3 Bande zu erwarten sind, will, wie mitgeteilt wird, auf
Wunsch des Verfassers unser Mitglied, Herr Pastor Houtrouw
in Neermoor, der schon fruher den Aufsatz desselben Ver-
fassers: Studien over Friesche toestanden in de midde-
leeuwen tibertragen hat, fiir Perthes' Verlag in Gotha ins
Deutsche tibersetzen.
Herr Wilhelm Seume, Papierfabrikant in Dresden, der
Grossneffe des Dichters und Senior der Familie Seume, lasst
durch Herrn H. Geelvink das Bild der Mutter Seumes, einen
Kupferstich nach einem Gemalde von Schnorr von Carolsfeld,
uberreichen. Schon fruher ist uns von ihm ein Bild des
Dichters selbst, das Herr W. Seume zur Erinnerung an die
Seumefeier in Teplitz gestiftet hat, geschenkt worden; auch dies
ist die Reproduktion eines Gemaldes von Schnorr v. Carolsfeld,
dem Freunde von Joh. Gottfr. Seume. Hoffentlich giebt die
gegenwartige Erweiterung unserer Stadt, wo der Dichter so
ergreifende Leiden uberstand und wo sein Schicksal infolge
des Mitgefuhls einiger Burger zuerst eine Wendung zum
Bessern nahm, Gelegenheit seinen Namen durch Benennung
einer Strasse nach ihm auch im Volke von Emden lebendig zu
erhalten1).
Das grSssere Werk von Ehrenberg, Die Kunst am Hofe
der HerzSge von Preussen (Berlin und Leipzig 1899, vergl.
Protok. vom 21. u. 28. Nov.), das jetzt selbst hat eingesehen
werden k6nnen, ist alter als der Artikel im Repertorium fiir
Kunstwissenschaft und wird deshalb, soweit seine Forschungen
die Floris-Denkmaler in Emden und Jever betreffen,
zum grossten Teile von diesem iiberholt, enthalt aber naturlich
noch immer zahlreiches Interessante fiir Emden. Die Ver-
mittlung zwischen den Niederlanden und dem fernen Preussen
bildet ftir Floris der danische Hof : Herzog Albrechts (1525-1568)
erste Gemahlin war Dorothea, die Schwester Konig Christians III.
von D&nemark (f 1549). Durch diese Verwandtschaft wurde
der aus Koln stammende, in Kopenhagen lebende bedeutende
Maler und Architekt Jacob Bink nach Kflnigsberg gezogen, und
•) Ist im Jahre 1900 geachehen.
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wie fttr das Denkmal Friedrichs I. von Danemark im Dome zn
Schleswig (1552) und sp&ter fttr das Christians III. in Roeskilde
(1569), so fiihrte Bink auch fttr die Konigsberger Werke (1549
bis 1570) die Verhandlungen mit dem Antwerpener Corn. Floris,
der persOnlich gewiss niemals in KSnigsberg gewesen ist.
Ehrenbergs mit Sello zusammentreffende Ansicht ttber das
Emder Enno-Denkmal scheint bei der Abfassung seines Werkes
ttber die Kunst in Preussen noch nicht ganz festgestanden zu
haben: S. 129 spricht er — wohl im Anschluss an Pauli —
bloss von Ankl&ngen an die Floris-Denkmaler, die bei dem Enno-
Denkmale zu bemerken seien, und er setzt es sp&ter als das
Edo Wiemken-Denkmal. Eine Uebersicht ttber die Floris sicher
oder wahrscheinlich zuzuschreibenden Werke giebt E. S. 58:
von den Niederlanden (Aalst, Antwerpen, Breda, Brtigge, Gheel,
Herzogenbusch, L6au bei Tirlemont, Lowen, Solesmes, Toumai)
Ziehen sich die Spuren seiner Thatigkeit ttber Emden, Jever,
Schleswig nach D&nemark und vielleicht nach Upsala in
Schweden (Gustav Wasa-Denkmal), so wie nach Konigsberg;
vielleicht sind auch die Grabdenkmaler der Erzbischofe
Adolf (1546—56) und Anton von Schauenburg (1556—58)
im Kfllner Dome von ihm (einen neuen Floris-Fund in Danzig
deutet Ehrenberg im Rep. f. Kunstwissenschaft S. 199 an).
S. 63 ff. versucht E. an der Hand gegenseitiger Vergleichung
eine genaue Charakteristik der Arbeiten des Floris: Das
Albrecht-Epitaph in Konigsberg erinnert u. a. in seinem Aufbau
mit Saulenpaaren und Nischen, in dem allegorische Figuren
stehen, an das Frontispiz des Antwerpener Rathauses. Dass
seine Kunst fttr Herrscher wie Friedrich I. und Christian III.
von Danemark und den Reformator Preussens und Grttnder
der K6nigsberger Universit&t, Herzog Albrecht von Preussen,
in Anspruch genommen wurde, ist des Beweises genug fttr den
Ruf, den Floris genoss. — Auch in den Auszttgen aus den
Rechnungsbtichern der herzoglichen Rentkammer von 1524 bis
1618 findet sich S. 258 eine kleine Emden bertthrende Notiz:
„1582 19. Mai Einem so m. g. H. (Herzog Georg Friedrich)
einen Abriss der Stadt Emden aus Friesland gewiesen
52V2 Schilling** (an Metallwert etwas weniger als 3 Mark, aber
viel mehr an wirklichem damaligen Werte; 1 preussische Mark
= 60 Schillinge k 12 Pfennige = 3 deutsche Reichsmark). Eine
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Summe von 52V2 Schilling fur das blosse Vorzeigen ist
eine gute Belohnung, die beweist, wie Emden gegen
Ende des 16. Jahrhunderts von sich reden machte. Der
„Abrisstf kann wohl nur der aus Braun - Hogenberg be-
kannte Stadtplan sein.
Als Geschenk des Verfassers ubergiebt Herr Pastor
Medenwald: „Guyot,Groningue Lieu de Refuge. Notes sur les
r£fugi£s extraites des archives. Groningue 1892a (2 Hefte)
mit vielen aus Emden bekannten Namen von Fliichtlingen. In
dem Erscheinen eines andern die Wallonischen Ge-
meinden in den Niederlanden betreffenden Werkes: „Livre
synodal contenant les articles r^solus dans les synodes des
dglises wallonnes des Pays-Bas, publie par la commission de
Thistoire des Eglises wallonnes 1563-— 1685a ist wegen Mangels
an Mitteln leider eine Stockung eingetreten.
12. Dezember 1899. Angekauft wird der „Groningsche
Volksalmanak voor het jaar 1900. Jaarboekje voor Geschiedenis,
Taal- en Oudheidkunde der Prov. Groningen. Onder Redactie
van Mr. J. A. Feith. Groningen 1899". Der erste Beitrag: De
Vice-admiral Rudolph Coenders (gefallen 1666, 28 Jahre alt,
unter de Ruyter in der Seeschlacht bei Diinkirchen) von dem
Herausgeber erwahnt als hollandischen Seehelden des XVII.
Jahrhunderts den Ostfriesen EnnoDoedesStar, der ebenfalls
Viceadmiral im Dienste der Admiralitat von Friesland war und
dessen Lebensbeschreibung S. 4 S. Haagsma in Aussicht stellt1).
Der Verfasser des Beitrages : „Het uitspreken der H. in Groningen
en elders", Herr J. A. Smith, ist durch topographische Nach-
forschungen iiber die Schlacht bei Heiligerlee fur den Aufsatz
von Franz, Ostfriesland und die Niederlande (Jahrbuch XI),
») Er wurde 1611 zu Osterhusen wahrend der Verhandlungen, die
zu dem Osterhuser Akkord fuhrten, geboren und zu Hinte getauft. Seine
Paten waren die Genetalstaaten, die ihm die Namen des damaligen ost-
friesischen Grafen (Enno) und des Prasidenten der Ritterschaft (Dodo
v. Knyphausen) gaben; er starb 1705 auf seinem Gute bei Wirdum in
den Ommelanden (J. I. Harkenr. Oorspr. S. 179, E. F. Harkenr. Gesch. beh.
tot d. moederkcrke S. 108, darnach Houtrouw I 429). Ueber seine Eltern
ist uns nichts bekannt ; vielleicht war sein Vater einer der Kommittierten
der Generalstaaten. Nachkommen von E. D. Star sind nach mundlicher
Mitteilung die Groninger Familien Star Numan und Hofstede de Groot.
Jahrbuch der Qesellsch. 1. b. K. u. r&terL Altertttmer zu Emden, Bd. XIV. 30
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Mitarbeiter unseres Jahrbuches gewesen. Auf dem oben-
erw&hnten Aufsatz von Franz beruht teilweise die dritte Arbeit
des Groninger Volksalmanaks von Andreae, Uit den tijd der
Qeuzen troebelen, deren Gegenstand besonders der Wasser-
geuse Bartolt Entens van Menteda ist. Die Geschichte des
zwischen Staat und Gemeinde i. J. 1878 abgeschlossenen Ver-
trages wegen Abtragung der Walle von Groningen S. 150 von
ten Bruggen Cate lasst die hoffentlich und voraussichtlich in
weitester Feme liegende Moglichkeit einer Abtragung der
Emder W&lle vor unserm Geiste aufsteigen. Die zehnte Fort-
setzung der sehr hiibschen, reich illustrierten „Wandelingen
door het oude Groningen" von Feith (eines Vorbildes fur
ahnliche Schilderungen aus Alt-Emden) behandeln diesmal das
alte „Rechthuisa am Fusse des Martiniturmes, das friiher fur
das aiteste Rathaus Groningens gehalten und in das XIV. Jahr-
hundert gesetzt wurde. F. weist nach, dass es erst 1509 als
Gerichtshaus erbaut worden ist.. Zuletzt war es Hauptwache
und ist im Jahre 1898 auf Betreiben des Referenten fur Kunst
und Wissenschaft im Ministerium van binnenlandsche Zaken,
Jhr. V. de Stuers, dem Niederland die Erhaltung zahlreicher
Kunstsch&tze zu verdanken hat, unter Entfernung des Cement-
anwurfes in dem ursprlinglichen malerischen gotischen Stile
hergestellt worden.
19. Dezember 1899. In dem jungst erschienenen zweiten
Bande des Hottenrothschen Werkes : Die deutschen Volkstrachten
(Frankfurt 1899), ist besonders interessant die Mitteilung auf
Seite 132, dass sich die ganze Sammlung der Manninga-
Bilder Blatt fttr Blatt noch zum zweiten Male vorgefunden
hat auf der Darmstadter Hofbibliothek. Dass sie dort
bis heute vergraben blieb, erklart sich aus einem seltsamen
Irrtume. Die Blatter bilden in der Darmstadter Bibliothek einen
Teil des bertihmten „ Thesaurus picturarum", sind aber nicht
an der richtigen Stelle, sondern unter dem Sondertitel
„Phrygia orientalis" in der Abteilung fur das osmanische
Reich eingeheftet. Da die alten Phrygier den hochfarbigen
Gewandern und dem uberreichen Schmuck zugethan waren
und andererseits die friesische Kleidung nicht das geringste
mit der zeitgenOssischen Schlitztracht der Landsknechte noch
der sonstigen <ern Tracht gemein hatte, so ist die Ver-
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wechselung einigermassen begreiflich1). Daher hat selbst
v. Hefner- Alteneck in seinem grossen Werke : Die Trachten des
christlichen Mittelalters und der Renaissance, obwohl er den
Bildern gewiss Beachtung geschenkt hat, ihnen keine Aufnahme
gewahrt. Sein Interesse fur die Trachtenbilder des Manninga-
buches hat Hottenroth (friiher in Stuttgart, jetzt in Frankfurt
am Main), der die Darmstadter Bilder selbst zuerst in ihrer
Bedeutung erkannt hat, schon frtiher einmal bei dem Funde
des W ester huser Diadem-Restes in einem Briefe vom
8. Dezember 1894 bekundet, indem er die am obern Rande des
Schmuckes sichtbaren Scharniere als bestimmt zur Befestigung
einer eigenen BekrSnung deutete und fur diese Erkl&rung auf
Abbildungen von Bremer Trachten in dem Werke von J. 6. Kohl,
Denkmale der Geschichte und Kunst der freien Hansestadt
Bremen, hinwies. Hier findet sich auf der ersten Farbentafel
eine junge Frau abgebildet, die mit einer „Paeltf und zugleich
mit einer auf die Pael gesttilpten hohen Brautkrone geschmuckt
ist (jetzt abgebildet nach Kohl bei Hottenroth S. 173). Ob
auch der Name Pael in Bremen vorkommt, sagt Hottenroth
leider nicht. Seine Ausfiihrungen liber die Manninga-Bilder und
die friesische Tracht auf Grund unseres Jahrbuchs X 2 in den
„Deutschen Volkstrachten" S. 114—176 sind ganz besonders
eingehend und bilden eine vortreff liche sachkundige Erlauterung
zu unserer Veroffentlichung. Seine Grtinde gegen die Prioritat
der Bilder im Manninga-Buche sind freilich wenig einleuchtend.
[Der „ Thesaurus picturarum", ein Sammelwerk des pfalzischen
Kirchenrats Marcus zum Lamb von 32 B&nden — Abbildungen
versehiedener Art nebst geschriebenen oder gedruckten Er-
!) Sollte die Aufschrift „Phrygiau alt sein, so wurde die bekannte
Fabel friesischer Chronisten des XV. und XVI. Jahrhunderts von der
phrygischen (trojanischen) Abkunft der Friesen mit im Spiele gewesen
sein. Als Rudolf Agricola 1476 zu Ferrara am Hofe des Herzogs Hercules
von Este seine erste Rede fiber das Lob der Philosophie hielt, gerieten
nach dem Berichte von anwesenden Groningern die italienischen ZuhSrer
voll Staunen ausser sich und fragten, wer der Mann ware, woher er
kame. Da antworteten einige: Er ist ein Phrygier; andere: er ist ein
Friese. (Kan im Groninger Volksalmanak fur 1899: Nieuwe levens-
berichten van Wessel Gansfort en Rudolph Agricola, medegedeeld uit een
Weener Hs., S. 81 ) Unter den Humanisten des XVI. Jahrhunderts war
die Schreibung Phrysius gewOhnlich.
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lSuterungen, Beschreibungen und Erz&hlungen merkwiirdiger
Thatsachen — , das die Aufmerksamkeit der hessischen Land-
grafin Sophie Eleonore erregte und auf ihren Wunsch 1644 in
die Grossherzogl. Hofbibliothek zu Darmstadt kam, ist erst
1572—1620 angelegt worden, vgl. die Mitteilungen aus Walther,
Beitr&ge zur n&heren Kenntnis der Grossh. Hof bibl. zu Darm-
stadt, Darmst. 1867, im „Deutschen Herold" 1901, S. 212.]
16. Januar 1900. Herr Kaufmann J. de Beer jr. schenkt
einen an ihn gerichteten Brief von Theodor Fontanevom
29. Juli 1894, der sich auf die Norder Altertumer-Ausstellung
im Jahre 1894, auf das jetzt uns gehorige Diadem aus Wester-
husen und einen angeblichen Jan Steen im Besitze des Herrn
de Beer bezieht. Dieser hatte den liebenswtirdigen markischen
Dichter durch eine zuf&llige Begegnung in Berlin personlich
kennen gelernt. Hr. Haynel erw&hnt dazu, dass Th. Fontane sich
seit langer Zeit fur Ostfriesland lebhaft interessierte und u. a. eine
sehr freundliche Besprechung des Werkes von Focken und deVries
geschrieben hat, die jetzt in den H&nden des Rektors Focken
ist. Bekannt wird bei dieser Gelegenheit das grosse Interesse,
dass Fontane, ein treuer Gast der Insel Norderney, an der
alten Kirche zu Marienhafe nahm; sie erinnerte ihn an eng-
lische Kirchenanlagen.
In einem Aufsatz der Zeitschrift Oud-Holland XVII (1899):
Kritische opmerkingen omtrent eenige schilderijen in's Rijks-
museum, vergleicht Hofstede de Groot S. 167 ein Portrat des
Rijsmuseums (No. 594), das ein Ehepaar aus der Eamilie Bere-
steyn mit seinem Kinde am Seestrand darstellt (um 1640), mit
einem ahnlichen Stuck im Besitz des Fr&uleins Abegg in
Em den: Familie am Strande, mit der Aufschrift : 't Gaetal
naer Santvoort, und der Bezeichnung: Isack L. Das
Amsterdamer Bild weist W. Bode dem Abraham Willaerts zu.
von dem Hofstede de Groot sich nicht erinnert dergleichen Stucke
gesehen zu haben. Hofstede de Groot mochte das Emder und
das Amsterdamer Gemalde beide dem IsaackLuttichhuys zu-
schreiben. Von dem ohne Zweifel derselben Familie angehorigen
Simon Lutikhuis erw&hnt Hofstede de Gr. in seinen Quellen
studien zur holland. Kunstgeschichte S. 431 Bildnisse Karls 1
von England und seiner Briider, die 1660 in Breda gemalt
worden waren.
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Herr Starcke tibersendet eine Mitteilung des Herrn Dr.
Hofstede de Groot an ihn, nach der unser Martin Faber
unter dem Namen Martin Fabritius Frisius bei Kramm
erwahnt werde1). Nach W. Burger, Les Musses de la Hollande II.
(Rotterdam 1860), S. 177, besitzt das Museum Boymans in
Rotterdam eine Zeichnung von M. Faber. — Sonnette auf
Bildnisse eines N. Sanders erw&hnt Houbraken. Der Verfasser
dieser Sonnette ist nach Hofstede de Gr. (Quellenstudien S. 404)
Joh. Blasius, der ein Sonnett gedichtet hat: „0p de afbeelding
van Mejuffrouw Keria Koenrings, gedaen door N. Sanders
Emden 2. Oct. 1660a. Der Buchstabe N deutet an, dass Blasius
den Vornamen des Malers nicht kannte; es ist unser Emder
Alexander Sanders.
Aus Schottland ist wegen einer ehemaligen schottischen
Gemeinde, die in Emden bestanden haben soil, angefragt
worden. Nicht iiber eine schottische, wohl aber iiber eine
englische Gemeinde in Emden berichtet Meiners Oostvr. kerkel.
gesch. I. 329 (Wiarda III 50). Zu ihr gehorte unter dem Titel
eines Bischofes der englischen Gemeinde bis 1559 der spatere
Bischof von Hartford, Shorri (Reershem. S. 528). Aus Schott-
!) Kramm (De levens en werken der hollandsche en vlaamsche
kunstschilders etc., Amsterd. 1858, II, S. 473) erwahnt ein sehr grosses
und gutes Gemalde, das die Auferweckung des Lazarus vorstelle und sich
in Gent befinde, bezeichnet: Martinus Fabritius, Frysius, inventor et
pinxit. A0. 1617. Auch was Kramm S. 472 nach einem Aufsatz des
Marquis PhiL.de Chenevieres Pointel iiber den Maler Louis Finsonius
aus Brugge (1580—1632) in der Briisseler Zeitschrift La Renaissance,
vol. XV 101 ff., von Martin Faber erzahlt, ist uns bisher unbekannt ge-
wesen. Da Martin Fabers Kunst mit der Schule von Brugge Ueberein-
stimmung zeigt und er in derselben Manier wie sein Freund Ludovicus
Finsonius malte, so haben ihn einige als gebornen Briigger bezeichnet;
auch soil er Gold- oder Waffenschmied gewesen sein. Sein Selbstportrat
soil die Aufschrift tragen: „Martinus Herman. Faber, Emdensis Frisius,
suo se marte effigiavit anno 1613 Nulla dris (so Kramm) sine linea." Es
wird als eben so bizarr wie das Selbstportrat seines Freundes und viel-
leicht Lehrers Ludovicus Finsonius beschrieben: dieser stellte sich mit
nacktem Oberkorper, mit Helm ohne Visier, die rechte Hand unter dem
Kinn, die linke mit einer Keule bewaffnet, dar und schrieb auf einen
Ledergurtel: ^Ludovicus Finsonius Belga Brugensis suo se penicillo
pinxit Aquis-Sextiis anno 1613." (Unter Aquae Sextiae scheint Kramm
Aachen zu verstehen, wahrend es nur das siidfranzosische Aix sein kann;
in Sudfrankreich hat sich L. F. nach S. 488 lange aufgehalten.)
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— 470 —
land stammte der „Prediger der Gefltichteten" David Simson,
ein Zeitgenosse des Martin Micronius (Wenz, Gesch. d. franz.-
reform. Kirche in Emden. S. 115).
23. Januar 1900. Nach den „Verhandlungen der Berliner
Gesellschaft f. Anthropologie" usw. 1899 S. 490 hat Virchow
in der Sitzung vom 13. Mai zwei S chad el von der alten
Klosterstelle zu Reepsholt (das Kloster wurde 983 ge-
griindet und wahrscheinlich 1465 zerst6rt) und vom alten Fried-
hof der 781 (?) erbauten und 1532 abgebrochenen Kapelle zu
Abickhafe (vgl. oben z. 21. Marz 1899), die Lehrer EUers ihm
zugesandt, besprochen. Er bezeichnet sie als charakteristische
Beispiele des altfriesischen Typus mit langer, verh<nismassig
niedriger Form. [Auf Grund dieser und anderer Schadelfunde
hat Virchow sp&ter seine Hypothese tiber den Neanderthaler
Sch&del weitergebildet.]
Zahn & Jaensch Antiquariat in Dresden sendet einen
Katalog, in dem unter No. 1018 die fur die niederlandische
Chronistik und fiir Beninga wichtige seltene mittelalterliche
Weltchronik: [Werner Rolevink] Fasciculus temporum,
Utrecht, Jan Veldenaer 1480, obwohl Vor- und Schlussblatt
fehlen, fiir 160 Mk. angeboten wird. Es ist die niederlandische
Uebersetzung des 1474 erschienenen lateinischen Originates,
dem von dem Utrechter Drucker Veldenaer die Chroniken von
Frankreich, England, Brabant, Utrecht, Holland usw. beigefugt
sind. Der Verfasser des Fasciculus W. Rolevink war Westfale
und Karthauser in Koln. Bei Beninga finden sich deutliche
Spuren einer Bekanntschaft mit diesen Chroniken, wie z. B.
S. 145 in der Harkenrohtschen Ausgabe zum Jahre 1351
(candela rotunda) mit Rolevink S. 180b ubereinstimmt. Die
Bibl. der Grossen Kirche besitzt ein vollstandig erhaltenes
Exemplar, das nach einer Eintragung am Schlusse aus dem
Kloster des h. Antonius in Alberghen ordinis canonicorum
regularium stammt, dem es von Rudolphus a Beuervoerde ge-
schenkt war. Alberghen liegt in der ntederlandischen Provinz
Overijssel, ostl. von Almelo. Vielleicht gehort das Buch zu den
von Albert Hardenberg der Bibliothek vermachten Werken,
Hardenbergs Heimat war Overijssel.
30. Januar 1900. Wegen der Handschrift Josephs Ge-
dicht v. d. 7 Todsiinden, die frtiher einmal Eigentum der
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— 471 —
Familie v. d. Appelle zu Gross-Midlum gewesen sein muss (s. o.
z. 12. Sept. 1899), ist in den alteren Akten der Gesellschafb
nach der Geschichte der von der Beninga-Burg in Grimersum
stammenden Dokumente und Biicher unserer Bibliothek nach-
gesucht, aber nur ein kurzes Schreiben des Stadtbaumeisters
Martens v. J. 1850 mit einer Nachricht liber ihre Rettung vom
Boden der Burg und ein von Martens geschriebener ungenauer
Katalog der Grimersumer Urkunden gefunden worden ; ein Ver-
zeichnis der ubrigen Grimersumer Sachen liegt von ihm nicht
vor. Da aber, soweit bekannt, gleichzeitig eine grossere
Menge von Handschriften nur e i n m a 1 , namlich eben aus der
Burg zu Grimersum, unserer Gesellschaft zugefallen ist und da
die Appelleschen Stflcke noch jetzt in unserem Archive mit
Beningaschen Handschriften vermischt stehen, so sind wahr-
scheinlich die Appelleschen Handschriften und unter
ihnen die Joseph-Handschrift von Gr.-Midlum nach Grimer-
sum und von dort an uns gekommen.
6. Februar 1900. Das „Algemeen Nederlandsche Familie-
blada von A. A. Vorsterman van Oyen in Rijswijk enthalt
irn ersten Heft des XIII. Jahrgangs u. a. einen Beitrag tiber
Wappen in der reformierten Kirche zu Oudshoorn bei Delft.
Auf einer Wappentafel, die 1669 die Amsterdamer Admiralitat
dem Jonkheer Cornells de Vlaming van Outshoorn fiir die
Kirche schenkte, befindet sich das Wappen eines vermut-
lichen Nachkommen von UbboEmmius, des Egbertus Emmius,
„gecommitteerd (in die Amsterdamer Admiralitat) wegen de
provintie van Groeningen", das S. 16 so beschrieben wird:
„in zilver een kepersgewijs geplaatste blauwe passer, in den
voet vergezeld van een zespuntig roode stera.
Von der Vereeniging tot beoefening van Overijsselsch regt
en geschiedenis zu Zwolle ist die Schrift eingegangen: Be-
scheiden betreffende de Hervorming in Overijssel uitg. door Dr.
J. de Hullu, Archivaris van Deventer, I deel: Deventer 1522
bis 1546, S. 113—345 (Deventer 1899, S. 1—112 ist schon 1897
erschienen). Dieser Deventer behandelnde Teil wirft manches
Licht auch auf die ostfriesische Reformationsgeschichte ; eine
Menge Namen sind auch aus Ostfriesland wohlbekannt. Der
von Borchling im Jahrbuche von 1899 (XIII) S. 219 nach nor-
wegischen Quellen erwahnte Pastor Melchior Pilgrim, der
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1549 von Salzwedel im Lande des Kurftirsten von Brandenburg
nach Bergen in Norwegen, 1558 von Bergen nach Ostfriesland
verschlagen wurde und der erste protestantische Prediger in
Visquard wurde, ist vielleicht identisch mit dem von de
Hullu S. 2 u. Ill genannten Melchior Pelegrinus, der 1566 und
1567 in Deventer beim Kampfe gegen den spanischen Statt-
halter Arenberg eine hervorragende Rolle spielte.1) — Im
Hause der Briider vom gemeinsamen Leben in Deventer traf
Gerhard Geldenhauer Noviomagus (der Vater des Emder Pre-
digers Gerh. Eobanus Geldenhauer) i. J. 1525 den Johannes
Oder Hinnius Rhodius (S. 76 u. 118 f.; Rhodius war 1527
Prediger in Norden und spater in Wolthusen; Bucer schrieb
ihm in einem Briefe an Zwingli 1525 ein Hauptverdienst an
der Ausbreitung der Reformation in Holland und Friesland zu,
vgl. Reershemius S. 255). — Die in dem vorliegenden Hefte
vorwiegend behandelte Zeit der Kirchengeschichte von Deventer
(bis 1546) nennt de Hullu die anabaptistische Periode. Zahl-
reich sind darum in seiner Schrift die Ankntipfungspunkte an
Emden inbezug auf die Wiedertaufer, und die Bedeutung
Emdens als eines Sammelplatzes der Wiedertaufer zur Zeit
der Miinsterschen Unruhen um 1530 — 1540 tritt recht an-
schaulich zu Tage. Der 1535 in Deventer hingerichtete Jacob
van Herwerden oder von Antwerpen bekannte nach dem
S. 210 f. abgedruckten ausfuhrlichen Verhore, in Emden ge-
tauft zu sein von Derk Tasschemaker V.Amsterdam; unter
') Die Nachrichten uber Melchior Pilgrim haben sich erganzen
lassen aus dem dritten Bande des Registers van Charters en Bescheiden
in het oude archief van Kampen. Nach No. 2.01 vom 2. Juni 1548 kam
Melchior Pelgrim, friiher Priester in Kampen, nachdem er sich nach
Wittenberg und zum Markgrafen Joachim v. Brandenburg und andern
lutherischen Ketzern begeben hatte, ohne kaiserliche Remission oder
Admission vom Offizial des Bischofs nach Kampen, um die Erbschaft
seines Vaters in Empfang zu nehmen; er wird durch den Rat ,bei
scheinender Sonne u ausgewiesen. Am 15. April 1556 schreiben die Aelter-
leute des Hanse-Kontors zu Bergen, dessen Prediger M. P. war, fur ibren
„getreuen Prediger und Seelsorger" an den Rat von Kampen, man moge
ihm „in weerwil van zijne professie, door zommigen ongunstig op-
genomen" in der Erbschaftsangelegenheit nach Billigkeit behulflich sein
und ihn zur Riickkehr nach Bergen bewegen, vgl. Hohlbaum, Kolner In-
ventare I, S. 426.
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den Groninger Wiedert&ufern nennt Jacob v. Herwerden S. 215
den von Starcke im Jahrbuch XIII S. 180 unter den Emder
Ktostlern aufgefiihrten Lucas Beldensnyder bottercoper;
ebenso scheint die aus Groningen stammende Emder Familie
Moysteen den Wiedertaufern angehSrt zu haben, wenn anders
der von Jac. v. Herwerden S. 215 angegebene Henrick Moyssyen
cremer aus Groningen ein Mitglied dieser Familie ist. Andere
Namen sind Jan Volkerts Tripmaker, der in Emden durch
Melchior Hofmann und dessen Nachfolger getauft wurde1),
und Jacob Kremer, der auch aus Beninga (S. 705) bekannte
Abgesandte der Miinsterschen Wiedertaufer fiir Ostfriesland
(S. 178 u. 211). S. 250 bekennt Jan van Bat en burg im Ge-
fangnis zu Vilvoorde bei Bnissel im Jahre 1538 einen von
den Wiedertaufern geplanten Anschlag an f Emden. Aus-
fuhrlich sind besonders die Quellen iiber die tragische Ge-
schichte der Deventer Ratsfamilie van Winssen (Winsum),2)
deren Haus der Mittelpunkt der Wiedertaufer in Deventer ge-
wesen zu sein scheint. 1534 war die Schwiegermutter des
Biirgermeisters Jac. v. Winssen, die betagte Witwe des
Magisters Lubbert Reusing oder van Renssen im Gefangnis
zu Zwolle, wohin sie, auf der Fahrt nach Minister begriffen,
mit 3 andern Frauen auf die Nachricht von der Einschliessung
der Wiedertaufer in Minister zuruckgegangen war (S. 346 ff.).
Des Biirgermeisters Sohn, Jan v. Winssen, wird 1535 nach er-
littener Tortur auf dem Brink zu Deventer hingerichtet. Johann
v. Winssen der Aeltere wurde nebst seiner Frau mit Verbannung
begnadigt (S. 235). S. 113 ff (1520) wird ein hochgestellter
Geistlicher in Deventer, der Kanonikus des Lebuini-Kapitels
Johannes Oostendorp erwahnt, der zu dem Kreise der im
Kloster Aduard bei Groningen gebildeten niederlandischen
Humanisten gehorte und schon 1520 in einem Gesprache mit
Gerh. Geldenhauer seine Hinneigung zur Reformation bekundete.
Ein Verwandter von ihm ist vielleicht der 1575 in Emden an
der Pest gestorbene, bei de Hullu S. 48 (1563) erwahnte Johannes
Ostendorpius, der aus Overijssel stammte und 1573 von Norden
') vgl. zur Linden, Melchior Hofmann (Haarlem 1895), S. 239, U.
Emmius, S. 882.
*) Kort van Winsum aus Deventer (1528) war nach de Vries im
Ostfries. Monatsblatt 1879, S. 3, der erste Emder Buchdrucker.
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nach Rysum, 1574 nach Emden berufen wurde (Reershemius
S.488u. 648); sein Grabstein l&sst sich noch im Abendmahls-
chor der Grossen Kirche nachweisen. Als Quelle hat dem
hochverdienten Herausgeber ausser dem Stadtarchive zu
Deventer namentlich das bertihmte Archiv der Taufgesinnten
Gemeinde zu Amsterdam gedient. Mit Spannung diirfen wii
dem die Stadt Zwolle behandelnden Teile der Veroffentlichungen
von de Hullu entgegensehen, da aus dem Zwolleschen Frater-
hause Georg Aportanus nach Emden gekommen ist.
Herr Herrmann berichtet tiber eine Kirchenglocke zu
Westerhusen, die vor einiger Zeit, namentlich infolge des
„Beiernstf, gesprungen ist1) und jetzt in eine thiiringische
Glockengiesserei zum Einschmelzen gesandt werden soil ; sie hat
die alte schmale, hohe Form und ist ohne sonstige Verzierung
nur mit einer Hausmarke gezeichnet.2)
27. Febr. 1900. Die Zeitschrift der Gesellschaft f. Schleswig-
Holstein-Lauenburgische Geschichte enthalt im XXIX. Band
!) An anderen Orten ist das Lauten durch Unberufene streng untcr-
sagt In einer Verfugung des bischoflichen Offizialats zu Vechta vom
Jahre 1901 heisst es z. B.: „Es bestand seither in einigen Kirchspielen
das Herkommen, dass das gewohnliche Totengelaute — ganz oder zum
Teile — nicht vom Kiister, sondern von dritten Personen, z. B. Nach-
baren, verrichtet wurde. Es bedarf wohl kaum der Erwahnung, dass
es gewiss nicht passend und zweckmassig sein kann, die Kirchen-
glocken fremden Handen anzuvertrauen. Allein der in Eid und Pflicht
stehende Kuster giebt Garantie dafur, dass bei dem Lauten Ordnung
herrscht und die Glocken gehSrig behandelt und geschont werden. Kann
er auch selbst nicht alles Gelaute allein verrichten, so nimmt er doch
Personen zur Hulfe, auf die er sich verlassen kann und die seinen
Weisungen Folge leisten. Dass dagegen da, wo das Lauten yon Hof-
bediensteten, Nachbaren usw. besorgt wird, nicht selten Unfug verubt
wird und die geweihten und kostspieligen Glocken in den Handen von
unkundigen, unvorsichtigen und nicht immer ganz nuchternen Personen
vor Beschadigungen usw. nicht gesichert sind, ist leicht begreiflich und
lehrt die Erfahrung." Es ist iibrigens nicht leicht festzustellen, bei welchem
Lauten ein an der Glocke wahrgenommener Schaden entstanden ist, und
namentlich der schlimmste Schaden, das Bersten der Kirchenglocke,
wird gewohnlich erst spater an dem veranderten Ton der Glocke entdeckt
*) Durch eine Untersuchung im Laboratorium der Bergakademie za
Klausthal ist nach einer spateren Mitteilung des Herrn Herrmann bei dex
gesprungenen Glocke die iibliche Zusammensetzung festgestellt worden:
22—26 °/0 Zinn, 71—76 % Kupfer, dazu Spuren von Blei und vielleicht
von Eisen, aber sicher nicht von Silber.
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(Kiel 1900) u. a. einen Aufsatz von Hansen iiber den urn 1550
lebenden Ditmarsischen Chronisten JohannRusse, den Vor-
gftnger des Neocorus. In seinem handschriftlichen Nachlasse
findet sich auch eine bisher unbenutzte kleine Nachricht zur
ostfriesischen Geschichte, nach der im Jahre 1514 Graf
Edzard v. Ostfr. Boten nach Ditmarschen sandte, um Sdldner
und Reiter gegen Herzog Georg von Meissen anzuwerben.
Manche folgten der Aufforderung, wurden aber im „ Junker
Johanns" Land als ungehorsam gegen des Kaisers Gebot ge-
fangen und „geblocketa. Herzog Georg nahm darauf auch
Schiffer aus Ditmarschen gefangen (wahrscheinlich in West-
friesland).
Auf einen Kehrichthaufen neben dem Burggraben haben
sich 2 Schriftstiicke aus dem Nachlasse des bekannten Emder
Biirgermeisters Hauo Bonno Penborg gefunden, die Herr
J. de Beer jr. schenkt : 1) Eine Anzeige von dem Tode des eben
zum Major avancierten Jan Willem Cramer, der in Batavia
nach einer „quackelende ziekte van omtrent 14 dagen" am
25. Nov. 1743 starb; sie ist abgesandt worden im Auftrage
seines dem „Burgermeister und Rath H. B. Penneburg" ver-
wandten Prinzipales (sein Name wird nicht genannt) von W.
Bertling in Batavia den 12. Januar 1744. Cramer gehGrte
wahrscheinlich1) der Familie des aus dem Renitenten-Kriege
bekannten tiichtigen Emder Kapitans Reinhard Cramer (ge-
fallen zu Grimersum 1727, vgl. Wiarda VII S. 348) an, dessen
Nachkommen von seiner Gattin, geb. von Baumgarten, den
Namen Cramer v. Baumgarten annahmen. — 2) Eine Rechnung
iiber Eisenwaaren fur den Burgermeister Pei^enborg (!) v. J. 1736.
Leider hat sich nicht mehr in Erfahrung bringen lassen, woher
die Papiere an den Fundort geraten sind. Da Penborg, der
einstige Besitzer der Bonner Beninga-Handschrift, wahrscheinlich
auch andere Handschriften besass, ware es von Interesse, die
') Nach Holtmanns im Jahrb. VII, 1, 1876, S. 164 war Johann
Wilhelm von Cramer der einzige Sohn des zu Grimersum erschossenen
Kapitans Reiner Kramer und der Foelke von Baumgarten. Der 17jahrige
F&hnrich, der, den Tod seines Vaters verheimlichend, die Verteidigung
der Burg zu Grimersum fortsetzte, heisst aber bei Wiarda a. a. 0. Arnold
Friedrich Cramer (er trat spater in hollandische Dienste und starb
81 Jahr alt 1792 als Generalmajor und Kommandant von Coevorden).
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Herkunft zu kennen, um vielleicht weitere Papiere vor dem
Untergang zu rotten.1)
6. M&rz 1900. In der Zeitschrift Niedersachsen V, Heft 11
teilt der Lehrer Eilers in Reepsholt (auf S. 4 des Beiblattes)
eine Grabschrift aus Reepsholt mit: „Anno 1569 den 8.
November 16 Deernt (lies: is de erntfeste) vrame junge (?)
Johan Kloppenborch entslapen, sine sele rowet im Heren*.
Johan Kloppenborch „ upper Dose" wird in den Em der
Kontraktenprotokollen z. J. 1552 (S. 703), 1555 (S. 305), 1561
!) vgl. Jahrb. XIII S. 285 und oben S. 184. Eine Nachricht iiber die
Familien Bonhuus und Penborg, die uns bisher entgangen war, findet
sich in Gittermanns Ostfriesischem Taschenbuche auf 1825 (Norden, Joh.
Friedr. Schmidt), S. 42 ff.: „Konchie Hene, eine vormals in Emden getaufte
Turkin." Bei der Ersturmung der Stadt Of en in Ungarn 1686 fiel in die
Hande der Christen die Gattin des dortigen Mufti und Tochter des Pascha
von Kanizsa, Konchie Hene (oder Hanum). In Wien nahm sich der
Gefangenen die menschenfreundliche Fiirstin Christine Charlotte von
Ostfriesland an, die sich damals als Vormunderin ihres Sohnes Christian
Eberhard in Regierungsangelegenheiten dort aufhielt, und bewog sie,
ihren Glauben mit dem christlichen zu vertauschen. 1689 wurde Konchie
Hene unter dem Namen Christine Sophie in der Grossen Kirche zu
Emden von dem reformierten Prediger Alardin getauft. Nach mehr-
jahrigem Aufenthalte am furstlichcn Hofe zu Aurich kam sie nach Emden
in das Haus des verwitweten Predigers Alardin und um 1702 in das der
verwitweten Administratorin Henrina Penborg, die nach dem Tode
ihres Gatten wieder bei ihrem Vater, dem Burgermeister und Doctor der
Medizin Bonno Sibelius Bonnhuus, wohnte; nach dem Tode seiner
Tochter sorgte Bonnhuus auch weiterhin fur die heimatlose Glaubens-
genossin, indem er am 13. Nov. 1703 der „Juffrouw Christina Sophia
Hanum", so lange sie „by onze Religie" bleiben wiirde, jahrlich 100
Gulden holl. vermachte, die Zinsen eines Kapitals von 2000 Gulden, das
B. seinem Vetter, dem Prediger Johannes Cypriani zu Bellingwolde im
Groningerland, geliehen hatte. B. starb schon am 17. Juli 1704; aber
sein Enkel Ocko Cornelius Penborg erfullte nicht nur diesen Willen seines
Grossvaters, sondern legte, in Ausftihrung eines Gedankens, den sein
Grossvater noch in den letzten Stunden geaussert hatte, am 11. April 1710
fur sich und seinen minderjahrigen Bruder, den nachherigen Burgermeister
Houwo Bonno Penborg, 50 Gulden jahrlich hinzu. Als Quelle der obigen
Mitteilungen nennt der "Verfasser des Aufsatzes, Dr. J. Ch. H. Gitter-
mann, luth. Prediger in Emden, eins der ersten Mitglieder unserer Ge-
sellschaft (f 1834 am 29. Januar), Akten des B. S. Bonnhuus und seines
Enkels, die „ein geschatzter Freund des Herausgebers unter alten
Papieren gefunden* hatte, sowie Emder Kirchenprotokolle v. J. 1689.
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bis 1563 (S. 333) und sonst erwahnt, mehrfach mit dem Emder
Biirger Strus van Reepsholt zusammen.
Von der M. Nijhoffschen Buchhandlung im Haag ist mit
zwei sehr wertvollen Katalogen dieser grossen Firma (Biblio-
theca historico-neerlandica, 471 Seiten, 6498 Nummern, 1899, —
Catalogue g&iSral No. 293, 436 Seiten, 3092 Nummern, 61 Facsi-
miles, 1899) ein zur Ansicht erbetener Emder Druck vom
Jahre 1560 zugesandt worden, der nicht von de Vries in
seinen Aufsatzen tiber den Emder Buchhandel im Ostfr.
Monatsblatt 1878 u. 1879 erwahnt wird :
Van Den | ^etjligtje (Srutjje fommige fdjoone troojlelidce
Sermoenen, Door |Hermannum Brassium Sttenaer Des |
goMidcert H)oorbes Muneu Smb | Den, ^oortijDen troutoelick glje |
prebidct, enbe nu na jijn boobt Door | g^elcerDer enDe goDt-
urecfenDcr | manttcn raeDt enDc ernjliglje be | gljeerte, tot fonDer-
Iicke bertroo- 1 jlmglje attcr beDruc&ter Ijer- 1 ten in ljet lidjt |
gljebradjt | 2lct. 14 D. 22 | $oor Dele $roefeniffe moetmen in
Ijet | rijcfce ©oDts gaen | Gedruckt te Embden by- 1 Gellium
Ctematium | An. 1560. (Klein Oktav, 14 y2 : 9 cm, 68 Blatter,
das letzte unbezeichnet.) Die Vorrede ist von dem 1559 ge-
storbenen Prediger Hermann Brass selbst1). — Es sind sechs
Predigten, die nach Meiners i. J. 1598 und 1616 von neuem
aufgelegt wurden : l)Dat eerste Sermoen, waerin veruat is, hoe
dat de Christelicke Ghemeente hier op der aerden is ghemeen-
lick onder het Cruyce (3 Kapitel). 2) fol. 8. Dat tweedde Ser-
moen, waer in verklaert wort van wien voornemelick dat
Cruyce wort der Ghemeente Godts aenghedaen (3 Kap.).
3) fol. 12 Het derde Sermoen, waerin de oorsake desseluen
cruyces woort begrepen [3 Kap.). 4) fol. 35b Dat vierde Sermoen,
waerin gheleert wort, hoe de Christenen henseluen sullen het
cruyce draghen (4 Kap.). 5) fol. 43 Dat vijfste Sermoen, waerin
') Sein Grab in der Grossen Kirche wird im ersten Teile des
„Grufte ende Stoelteboeks" der Grossen Kirche unter No. 55, 56, 65, 66
von dem Fiihrer des Buches Warners 1740 mit folgenden Worten er-
wahnt: Hermann Brassius onder eene Steen, waaronder een kelder ge-
metzelt (wahrscheinlich im Abendmahlschor). Den Keller kaufte „Excell.
v. Dankelman", dessen Kindeskind, Frau von Wedel, 1740 die vier Grab-
stellen dem Isac Caron „verehrtea. Nach den Kontraktenprotokollen
1550 S. 179 besassen Herm. Brass, der nach Reershemius aus Osterhusen
stammte, und sein Bruder Ubbo Land bei Suurhusen.
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ghehandelt wordt van de vertroostinghe in het cruyce (8 Kap.).
6) fol. 59 Dat seste Sermoen, waerin de staet ende gheleghent-
heyt der ghener, die hen niet en bekeeren. verklaert wort
(4 Kap.). Die Predigten sind offenbar zum Lesen namentlich
fiir die unter der spanischen Knechtung leidenden Niederlande
in den Druck gegeben worden und haben mit ihrer uber-
zeugungsvollen, herzlichen Sprache ihren Zweck, die Gemeinden
„ unter dem Kreuze" zu trosten, gewiss erfiillt. Unmittelbar
historisches Interesse bieten sie sonst wenig. Auf Bl. llb rechnet
Brass sich mit unter die Lutherschen („eer Godt . . . segt,
gaet henen, wapent v, ende verderft dat Oostfrieslant tot den
boden toe, ende royt daer alle de Lutersche wt: so moegen
sy lacchen hoe sy willen"). Eine scharfe Scheidung zwischen
Lutheranern und Zwinglianern oder Kalvinisten scheint also
um 1560 in Emden noch nicht durchgedrungen zu sein. Bl. 20
wird auf die Pliinderung Ostfriesland durch die Gelderschen
hingewiesen. Die Sprache ist ein etwas mit Niederdeutsch ge-
mischtes Niederl&ndisch, es fehlt ihr, dem damaligen Nieder-
l&ndischen entsprechend, nicht an Fremdwortern, sonst ist sie
aber einfach und popul&r und reich an Bildern und Sprich-
wOrtern: Bl. 6b Also moetmen in dese Schole vleesch ende
blot tot Schoelghelt gheuen; Bl. 27 Also beproeft dan de Heere
syne christenen door het cruyce, ende examineert se, ende
laetse haer lesse opseggen, ende doet in dessen deele ghelyck
een ghetrouwe Schoelmeester ; Bl. 16 b (Gott ist ein Hausvater,
der) met der byle aen den boom hawt . . ., om denseluen te
besnoyen, op dat hy beter worde ; Bl. 22 b Als den Esel wel
gaet, so danst hy op het ys, so breeckt hy een been; B1.59b
Hoe erger bouuen, hoe beter gheluck; Bl. 58 ist dat wy niet
en willen een kleyn dinck lyden . . . ende sulck eenen stinke-
den madensack . . . onder het cruyce begheuen, om een eerlick
ende geglorificeert lichaem wedder te gekrygen. Der Druck ist
ausserordentlich schon und sorgfaltig. Das Exemplar hat friiher
den niederl&ndischen Historikern W. Moll und Doedes gehorf;
der letztere hat auf das Titelblatt geschrieben: „zie over den
Schryver en andere uitgaven van dit zeer zeeldzame boekske
Meiners Oostv. kerk. gesch. I 354a (vgl. Doedes, Collectie van
Rariora2, Utrecht 1892, S. 31). — Die beiden Antiquariats-
Kataloge enthalten ausser dem besprochenen Predigten von
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H. Brass auch sonst vieles auf Ostfriesland Beztigliche, z. B.
folgende Emder Drucke: Catal. g6n6ral No. 317 Die erste
Ausgabe der Mennonitenbibel von Nicolaes Biestkens
v. Diest 1560 4° (LeLong 667), No. 318 Die Bibel von Lenaert
der Kinderen 1563 4° (Le Long 669, Doedes, Rariora,* S. 19),
No. 338 Das neue Testament von Lenaert der Kinderen
1562 in Klein-Oktav (Doedes, 1. 1. S. 25, Text nach dem neuen
Testament von N. Biestkens); ferner No. 380 [P. Bloccius]
Meer dan twee hondert ketteryen, blasphemien, ende
nieuwe leeringen, welck wt de Misse zyn gecomen ... In
Duytsch voor slechte menschen ouerghesett, op datse moghen
weten dat de Paussche-kerck een fonteyn is van alien ketteryen
onder decksel van heylicheyt. S. 1. (Emden?), 1567, Klein-Oktav,
vgl. Kist Archief voor kerkgesch. 1842, II, Doedes, S. 29; —
No. 2836 Uvtlegghinghe des sesthienden Capittels van Sinte
Jans Euangelie. S. 1. (Emden oder Koln), Niclaes v. Oldenborch
1534, Klein-Oktav. [Niclaes v. Oldenburg wird in der Zeit-
schrift von Moll und de Hoop Scheffer, Studien en Bijdragen
op't gebied der hist, theologie II S. 156 u. 160 unter die Emder
Buchdrucker in den Jahren 1525—1531 gerechnet; Herr Fr.
Sundermann in Norden glaubt aber Beweise zu haben, dass
dies ein Irrtum sei.]
13. Marz 1900. An die Kreisphysici ist, wie der Vor-
sitzende mitteilt, vom Ministerium der geistlichen Angelegen-
heiten eine Anfrage wegen ehemaliger Leprosenhauser er-
gangen; diese seien h&ufig dem heil. Georg geweiht worden
oder nach Lazarus benannt worden. Bei dem Emder
Lazarus-Haus, bei dem aber von einer Bestimmung Mr
Aussatzige nichts ausdrucklich bekannt ist, lag nach Beninga
S. 180 u. 615 der Siel, der 1408 vom Propste Hisco an das Faldern-
Kloster verlegt wurde1). Nach einer von Harkenroht zu dieser
') vgl. Emmius S. 251, Loesing, Gesch. d. St. Emden, S. 24. Im
Widerspruche zu dieser Zeitangabe steht die ebenfalls von Emmius
(S. 383) und Loesing (S. 71 u. 73) ohne einen Zweifel wiederholte Nachricht
bei Beninga S. 354, dass der Siel von Siid-Faldern erst unter Ulrich
Cirksena 1458 an das Faldernkloster (S. 615 „itzunder . . voor Valder-
poorte") gelegt worden sei: „Daerna wurt oock de Zyhl, de van Provest
Hisken tyden by des Lazarus hues gelecht wurt und nu over 50 jaer ge-
legen, upgenamen und by Valder Clooster nedergelecht*. Dass die Ver-
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Stelle abgedruckten Urkunde der Diaconie der hussitten Armen
kaufte 1625 Enno Tiaden v. Borssum Mr 400 fl. „het Lazarus-
Huis staende in de Lynbane stratea. Nachdem die Armen es
wieder erhalten, wird 1635 das Lazarus-Haus „staande voor
de Heere poorte int Noorden van de gulden klokkea mit zwei
Kammern dahinter fur 700 fl. wieder verkauft. Dass es aber
legung schon um 1408 erfolgte, dass die bei Emmius S. 383 und Loesing
S. 71 u. 73 fur 1458 massgebend gewesene Nachricht E Beningas S. 354
falsch ist, lehrt der urspriingliche Text dieser Stelle in der Emder
Beninga-Handschrift, dem altera, Emmius gewiss unbekannt gebliebenen
Entwurfe der Chronik, S. 242: Dar na uurt ock deSyll, de by prauest Hisken
tiden by der Stadt ann V aider en Kloester gelecht was, ueder vornyet vnnd
vorbetertj de vyflich jaer dar gelegen hadde. Der Ausdruck „weder8 bei
Beninga z. J. 1408 S. 180, den Emmius S. 25L „rursumK ubersetzt („Hiske . . .
leet de Zyhl by Valderen upnemen und by Valder Clooster we der vor
Embden legenu), darf nicht etwa zu der Auffassung verleiten, als sei am
Faldern-Kloster schon vor 1408 ein Siel gewesen. Harkenroht zu Beninga
S. 180 vermutet den alten Siel an der Stelle, wo zu seiner Zeit das
Stinktief (j. Rosentief) einen Ausfluss durch den Strohdeich in die
Ems gehabt habe; das Stinktief sei ein Ueberbleibsel des Siel-Wasser-
zuges, der landeinwarts einerseits in der Richtung des spateren Roten
Siels nach Wolt- und Uphusen, anderseits nach Norden durch die
„Schoonhaver Pipe" bei der Herberge Keysers Hoff (also durch die heutige
Strassen „Hof von Holland8 und St. Jorisstrasse, die sich durch ihre Breite
in der That als zugeworfene Wasserarme zu erweisen scheinen) gegangen
sei. Ankniipfend an diese Vermutung Harkenrohts iiber die Lage des
altesten Sieles von Sud-Faldern sucht Loesing S. 24 (vgl. Furbringer, Die
Stadt Emden, S. 272) die widersprechenden Berichte bei Beninga durch
die sicher irrtumliche Annahme zu vereinen, dassHisko 1408 den Siel
vom Strohdeiche „gegenuber dem sogenannten Stinktief* fortgenommen
und weiter nach Osten bei dem jetzigen Herrenthor, „bei einem an
der Ecke der Lien-Bahnen-Strasse stehenden Gasthause* (dem Lazarus-
hause), wieder angelegt habe. Leider reichen die Quellen und unsere
jetzige Kenntnis von der Bodengestaltung Sud-Falderns nicht aus, um die
Oertlichkeit des altesten Sieles fiir das Uphuser Tief, ob er im Strohdeiche
oder beim Herrenthore (in beiden Fallen konnte wahrscheinlich mit
gleichem Rechte das Lazarus-Haus als in der Nahe liegend bezeichnet
werden) Oder anderswo lag, mit Sicherheit zu bestimmen, aber keinem
Zweifel unterliegt es, dass nach Niederwerfung der Hauptlinge von
Faldern i. d. J. 1407 und 1408 Hisko den neuen Siel nicht am Herrenthore,
86ndern naher dem damaligen Emden in der Gegend der spateren Ketten-
brdcke baute, und dass dieser Siel am Faldern-Kloster nicht erst 1458,
sondera eben schon zu Hiskos Zeiten um 1408 entstand. — Nach Vor-
stehendem ist o. S. 384 zu berichtigen und zu erganzen.
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bis an die Krahnstrasse (vielleicht nur mit dem Gartenraum)
gereicht hat, geht aus einer Urkunde in den Kontrakten-
Protokollen vom 18. Okt. 1567 (S. 720) hervor, nach welcher
Claess van Gelder von seiner Schwiegermutter Tonnis Alberts
in Groningen 200 Emder Gulden geliehen erh< auf eine
„Kammera (kleines Haus, das aus einem Wohnraume besteht)
„up den Bonness iegen des Lazari huiss inth Zueden, ahn
de Krane Strate, inth westen ahn Martini Moermans werff,
inth Oesten an de Grote Valder Strate (dies kann nur die
jetzige Neue Strasse sein) und inth Norden ahn Junker
Claess Fresen werue und grunde". Das Lazarus-Haus muss
also zwischen der Lienbahn- und der Krahnstrasse gelegen
haben; es ist aber nicht ganz sicher, ob ostlich oder westlich
von der jetzigen Neuen Strasse : die Lienbahnstrasse wenigstens
reichte nach Harkenr. zu Beninga S. 354 bis zum Junkershof,
da eine Kammer „up dat junkershof an der Lynbahnstrate"
erwahnt wird (der Name „Junkershoftf hangt vielleicht mit
dem obengenannten Junker Claes Frese zusammen). Unverein-
bar scheint mit der oben vermuteten Lage des Lazarus - Hauses
der Ausdruck in der Urkunde bei Harkenr. S. 354: staande
voordeHeere porte, der nach dem heutigen Sprachgebrauche
„ausserhalb des Thores" bedeuten wtirde. Es wird dem mit
Recht entgegengehalten, dass hierfiir wahrscheinlich „buten de . .
poorte" gesagt worden ware. Jedenfalls kann aber „voor de
Heere poorte" ebensogut „ innerhalb" als „ausserhalb des
Thores" sein. Vor der Stadterweiterung von 1570 wtirde
iibrigens das Lazarus-Haus doch ausserhalb der Stadt gelegen
haben. Die Leprosenhauser pflegten nicht innerhalb der Stadte
angelegt zu werden. Wie an anderen Orten, so scheint auch
in Emden das Lazarus - Haus eine eigene Kapelle gehabt zu
haben.
Ftir die dringend notwendige Instandsetzung des durch
sein schSnes gotisches Deckengew5lbe und durch seine Grab-
denkm&ler ausgezeichneten Chores der Kirche zu Hinte
sind von der Provinzialkommission zur Erhaltung der Denk-
m&Ier in der Provinz Hannover 1000 M. bewilligt worden unter
der Bedingung, dass sich die Gemeinde Hinte mit einem Zu-
schusse beteiligt und die Arbeiten innerhalb der n&chsten drei
Jahre beginnen. Die Kosten sind im Ganzen auf 9500 M., ver-
Jahrbnch der Gesellich. f. b. E. a. vaterl. AltertOmer zu Emden, Bd. XIV. 31
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anschlagt worden. Die Provinzialkommission beabsichtigt beim
Kultusministerium zu beantragen, dass zur Erhaltung be-
sonders kirchlicher Denkmftler in der Provinz in den Etat der
hannoverschen Klosterkammer ein Posten eingestellt werde;
wird der Antrag angenommen, so wurde ein Teil der Kosten
von der Klosterkammer getragen werden.
20. Marz 1900. In dem Aufsatze von Hartmann, Beitrage
zur Geschichte von Wiedenbriick, in den Mitteilungen des
Vereins fiir Geschichte und Landeskunde von Osnabriick
(XXIV. Bd., 1899) wird S. 96 ein Armenhaus erwahnt, das, wie
in Emden die H&uschen des Antonius -Warfes (an der Ems-
strasse), dem heil. Antonius geweiht war (in honorem St.
Antonii Eremitae 1495). Nach dem Beitrage von Runge, Die
Wahl des Kardinals Eitel Friedrich von Hohenzollern zum
Bischof von Osnabriick, S. 160, liess, als 1623 ein neuer Bischof
in Osnabriick zu wahlen war, der Graf von Ostfries-
land durch seine Gesandten Valeke (?) und Wippermann fur
Graf Enno Philipp von Ritberg, seinen Verwandten, agitieren.
Eitel Friedrich von Hohenzollern wurde aber von dem Dom-
kapitel mit 7 gegen 2 Stimmen, die Ritberg erhielt, erwahlt
Aus Anlass einer geschenkten Emder Brandordnung von
1693 wird die altfriesische Einteilung in Kluften erortert
In Emden bestanden „von alters her" 5 Kluften1): 1) bey der
blouwen Thurn, 2) am newen marckte (begreifft die gantze
grofse strafse etc.), 3) bey dem Rahthause, 4) Suidfaldern, 5)
Noordfaldern von der rohten Syle bifs der alten grafften; vgl.
Ftirbringer, Adressbuch S. 179 (Brandordnung von 1584, aber
auch Kirchenprotokolle von 1570 erwahnen die Einteilung
schon). Fur das Land war „Klufttf (kleft = Spaltung) im
Altfriesischen soviel wie Bauernschaft (Heck und Siebs. Die
Altfries. Gerichtsverfassung, S. 131 u. 430). Unter den Cirk-
senas war die ganze Grafschaft Ostfriesland fiir die Ver-
pachtung des Impostes in 7 Kliifte geteilt (Kluft-Ordnung von
1631 bei Brenneysen II, S.643, vgl.Wiarda III, S.513 z. J. 1606).
27. Marz 1900. Pastor Nellner in Ochtersum schreibt
unterm 19. Marz von neuen Urnenfunden auf dem fruher
!) Fiir die kirchliche Armenpflege ist die Einteilung in 6 Kluften
(statt der in Wieken) auch noch in neuster Zeit in Gebrauch gewesen
(Ftirbringer, Adressbuch, S. 179 u. 461).
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erw&hnten Grundstiicke (s. o. S. 405). Beim Abtragen von Sand
sind wieder einige Scherben von Urnen. teilweise mit Strich-
ornamenten, zu Tage gefordert worden; die Urnen standen
2 Fuss unter der Erdoberfl&che iiber dem sog. roten Sande.
Beim Baggern im Fehntjer-Tief bei Oldersum ist ein wohl-
erhaltener brauner Raerener Krug1) (mit Zinndeckel) hervor-
gekommen, der sich jetzt im Besitze des Landwirts Kryns
Ohling in Oldersumer Hamrich befindet und genau mit einem
von Brinkmann in seinem Werke tiber das Hamburger Museum
S. 259 beschriebenen tibereinstimmt. Der Krug tr> die Zahl
1590 und ist bedeckt mit einer Darstellung von Musikern und
tanzenden Bauernpaaren; tiber und unter den Tanzern
dieWorte: „Drissen geit for alien dengen, danssen und sprengen,
Gerhet (d. i. Gerhard ?) du mus daper blasen, so danssen dei
Buren als. weren si rasen, frs uf spricht bastor ich verdans.2)
Nach Brinkmann hat der Formenstecher der Topferei 10 Kupfer-
stiche von Hans Sebald Behaim a. d. J. 1546 nachgeahmt, aber
die bei Behaim gegebene Beziehung auf die 12 Monate auf-
gegeben. Eine Scherbe mit ahnlicher Darstellung von Bauern-
tanzen und ahnlicher Aufschrift besitzt unsere Sammlung.
Die auffallend haufigen Funde von rheinischem Steinzeug
aus der Zeit um 1600 in und bei Emden sind wohl ein Be-
weis fur die lebhaften damaligen Beziehungen zwischen Emden
und den Rheinlanden. Den Handel nach Emden vermittelten
wahrscheinlich Holland oder Kolnische Kaufleute, vgl. Dorn-
busch, Die Kunstgilde der Topfer in . . . Siegburg, Ann. d. hist.
V. f. d. Niederrhein XXV, 1873, S. 32.
3. April 1900. Die Zeitschrift der Historischen Gesellschaft
ftir die Provinz Posen bringt im XIV. Bde. S. 343 eine Anzeige
der Schrift von Lie. Kruske in Reinersdorf in Schlesien, dem
unsere Bibliothek verschiedene seltene Bticher und Handschriften
zur Verftigung gestellt hat: Joh. a Lasco im Sakramentstreit.
0 vgl. oben zum 30. Mai 1899, S. 406.
*) Vollstandig bei Jaennicke Gesch. d. Keramik S. 433: ich verdans
die Kap mit den Kor; wer sein Hoept wilt halten gantz, der las den
Hunden er Brulvest ende dei Buren eren Dansz. — Fur „frs uf* giebt
Dombusch in den Annalen d. hist. Vereins f. d. Niederrhein XXV (KSln
1873) S. 87 if. die Schreibungen „fis uf" und .fry uf", ftir ,Brulvest«
,Brvlvefta (mittelniederd. bruloft = Brautlauf, Hochzeit?).
31*
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Unser Mitglied, Herr Lehrer Dirksen in Meiderich, ver-
Sffentlicht im Jahrb. d. Vereins fttr niederdeutsche Sprach-
forschung XXV, 1899, S. 97 ein „Verzeichnis der im ten
Doornkaat Koolmanschen W6rterbuch fehlenden ost-
friesischen WOrter". Die Erganzung kann natiirlich auch nur
ltickenhaft sein.
24. April 1900. Auf S. 214 im V. Jahrgange der Zeitr
schrift „Niedersachsena verSffentlicht ein geborener Ostfriese,
G. Terburg-Arminius in Osterholz. einen Beitrag tiber Oster-
brauche in Ostfriesland. Der Ausdruck „L6hnske-
Bahn", auf der zu Ostern rait Eiern gespielt wird (lonsken =
auf einer solchen Bahn mit Eier spielen), ist in Emden nicht
bekannt und scheint, da er von den Anwesenden nur dem Sen.
Dreesmann Penning, einem geborenen Reiderl&nder aus Jemgum,
bekannt ist, dem Reiderland eigenttimlich zu sein. Die „Lohnske-
Bahna ist sanft abwarts geneigt; das Wort hangt vielleicht
mit „lonea oder „launea (holl. laan), „ungepflasterter abwarts-
fuhrender schmaler Feldweg", zusammen. Auch auf dem ver-
h<nism&ssig engen Raum von Ostfriesland giebt es in der
einen Gegend viele W6rter, die in der anderen ganz ungebrauchlich
sind ; dadurch erklaren sich viele Auslassungen bei Doornkaat.
So heisst z. B. die glasierte Steinkugel (beim Spielen mit
Wallntissen), die von Terburg-Arminius „Katten-Kopa genannt
wird, in Emden „dottea; in Leer wird eine Eisscholle, auf
der die Knaben spielen „liklaklflna, in Emden „schorske-
overa genannt (schorske-over lopen; vgl. holl. „schorsa =
Rinde?); „Dtitea soil in Rysum „pudela (Beutel) heissen, Bp€itfi
in der Bedeutung „Beutela im Harlingerland nicht gebraluchlich
sein. Im Westen Ostfrieslands, namentlich in Emden, erklart
sich manche Eigenttimlichkeit (tien = zehn in Emden, sonst
„teina) durch die Einwirkung Hollands. Liegen dagegen solche
Einfltisse nicht vor, so verdienen Eigentumlichkeiten die Prufang,
ob in ihnen nicht etwa altfriesische Reste erhalten sind. Sie
sind vor allem im Harlingerlande zu vermuten, in dem ja
noch gegen Ende des XVII. Jahrhunderts Cadovius sein Meraoriale
linguae Frisicae sammeln konnte. Auch an anderen Orten, die
vor der Zeit der Chauss^en und Eisenbahnen von der Aussen-
welt abgeschlossen dalagen, werden sie noch vorhanden sein;
merkwiirdig, ist u. a. die selbst von dem n&chsten Dorf,
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Loquard, vftllig abweichende altere Aussprache von Rysum
(n'n kirl up'n plrd mit'n langen stlrt," lautet ein Volksreim
aus dem KrumhSrn, der den Rysumer Dialekt charakterisieren
soil). Ganz ohne friesische Elemente in ihrer Sprache wird
aber keine Gegend Ostfrieslands geblieben sein, ein volliges
Verschwinden ware von vornherein undenkbar.
•Von ostfriesischen Worten, die bei Doornkaat fehlen, werden
heute folgende angefiihrt: „p&ppea holzerner Schulbticher-
kasten mit geschobenem Deckel (die erste Silbe enthalt ein lang-
gezogenes offenes a, wie im franzosischen „passera); „papiren
bontjea trockene Schlammkruste, diinnes Eis; „pintje-
knirda oder „krintekakkera Kleinigkeitskramer.
Aus Anlass der Arbeit des Archivrats Sello iiber das
Wappen der Stadt Emden wird eine Original-Urkunde im
Besitze unserer Gesellschaft vorgelegt, nach welcher — fast
gleichzeitig mit der zu Worms am 10. August 1495 erfolgten
Erteilung des Stadtwappens — einer der 4 Burgermeister von
Emden, Humpo Hayena, von Kaiser Maximilian zu Worms
am 20. Juli 1495 „fiir die getreuen und willigen Diensto, die
er dem Kaiser und dem heil. Reiche gethan hat und noch thun
wird", „ von Neuema Wappen und Kleinod erhalt. Ohne Zweifel
ist Humpo Hayena derjenige, der 1495 die Unterhandlungen
fur die Stadt in Worms fuhrte. Der Wappenbrief des Humpo
Hayena muss mit den Appelleschen Papieren und dem
Grimersumer Archiv in unsere Sammlung gekommen sein:
in dem neulich wieder aufgefundenen Kataloge der Appelleschen
Handschriften (Ms. 84) wird er S. 163 als ^Diploma Maximiliani I
Imp. quo Humponi Hayena jus insignium conceditur 1495tf
aufgefuhrt. [Daneben steht ein Diploma Caroli V Caesaris, quo
Hajoni quodam(!) confertur munus consiliarii in curia Trajectina;
dieser kaiserliche Rat in Utrecht war Hayo Hompen,
Humpo Hayenas Sohn1).] Mit der Familie des Humpo Hayena
(Hayen, Hajunga) waren die v. d. Appelle verwandt geworden
duxch die Familie van Diepholt, indem des Burgermeisters H. H.
*) vgl. jetzt o. S. 202 f. u. S. 433. Der Appellesche Katalog fuhrt u. a.
noch folgende, wahrscheinlich schon auf der Burg zu Grimersum verlorne
oder vernichtete Handschriften auf: S. 73, No. 122 BHumponis Hajunga
Staatbuch", S. 74, No. 125b Bein altes Annotationsbuch, worin Ver-
zeichnungen von Otto v. D i e p h o 1 1 , seiner Frauen Anna Hajunga, seinem
Sohn, Jost v. Diepholt, und v. Frau Susanna Mekama, Witwe v. Diepholt.
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Tochter Anna Hajunga den Otto v. Diepholt, Edzards I.
Feldherrn, und Adelgunde v. Diepbolt 1663 den Joost Eberhard
v. d. Appelle heiratete.
In einem Aufsatze des Korrespondenzblattes des V. f.
niederd. Sprachforschung (Heft XXI S. 5) von Hauschild: Die
Bedeutung der Assonanz und des Ablautes fur die Wortbildung
im Niederdeutschen (vgl. Walther S. 40), wird auch der Aus-
druck „Rusemusea in der Bedeutung „grosse Verwirrung3
aufgeftihrt, ohne dass auf den aus der Geschicbte des Cirk
von Friedeburg bei Beninga S. 297 (1436) bekannten Vers:
„Ruse muse, malk se to sinen husea hingewiesen wird. Eine
ahnliche Bedeutung scheint auch der Ausdruck „husen busen6
in folgendem auf die Tage der Osterwoche gehenden Spruche
aus Emden und aus dem KrummhSrn zu haben: „Blaue m&ndag,
gele dingsdag, witte midwfek, grone donderdag, stille fradag,
husen busen saterdag, hicken bicken sondag, eiertrullende
m&ndaga. In Emden sagt man statt „husen busen" „husende
busende" oder gar „huskende bruskende saterdag" und verbindet
damit die Vorstellung des an die Unruhe und Verwiming
reichen Sonnabends vor dem Osterfest. Doornkaat verzeichnet
den Spruch unter d. W. husen nur teilweise, vollstandiger
aber Ltipkes, Alte Heimatkl&nge, S. 32.
In einem Auktions-Katalog von W. P. van Stockum und
Sohn in Haag wird u. Nr. 296 ein Blatt aus dem album
amicorum des H. Basting von Emden angeboten mit der
Handschrift des Petrus Dathenus (1531—1590): 1. Tim. 6
in lateinischer Sprache, der Widmung des Dathenus an Basting
und den Worten: „ Petrus Dathenus amicitiae ergo haec
scribebat pridie calendas decembris 1575. a Auf der Rdckseite
des Blattes ein latein. Vers und der Name C. J. Anobarbus
vulgo a Tysenbar, Heidelberg 21. Junii 1576. H. Basting aus
Emden muss damals Student in Heidelberg gewesen sein.
[Ein spaterer Katalog derselben Firma nennt folgendes Werk:
H. Bastingius, Verclaringe op den Catechisme der Christlicker
religie. Wt de Lat. in Nederd. Sprake gebracht door H. van
Corput. Naar de 2e ed. v. 1594 uitg. door F. L. Rutgers.
Amst. 1891— 1895.] x)
») iiber Hieremias Basting s. oben S. 73 Willem Basting (Bastyn),
Diakon der Fremdlingsarmen in Emden 1558 bis 1567, war wohl sein Vater;
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8. Mai 1900. Angekauft wird die in einem Antiquariats-
Kataloge angezeigte Erzahlung: Wunderbare Schicksale des
Martin Speelhoven, eines Kaufmanns aus dem Clevischen,
in Emden . verstorben, von ihm selbst beschrieben und zur
Unterhaltung und Belehrung zeitgemass bearbeitet von Fr. G.
Ferd. Schlager, Senior minist. u. Past. prim, in Hamelnt Han-
nover, Hahnsche Hofbuchh., 1858. Nach der Vorrede hat dem
Bearbeiter ein seltenes Buch aus d. J. 1763 vorgelegen: „Die
Glucks- und Unglticksfalle Martins Speelhoven, eines Kaufmanns
aus dem Clevischen gebiirtig, welche ihm sowohl in seiner
Jugend als auch auf Reisen in Amerika begegnet, noch dessen
Gefangennehmung und Flucht, wie auch achtzehnjahriger Auf-
enthalt auf einer damals noch nie besuchten Insel und end-
liche Befreiung, von ihm selbst beschrieben. Dresden und Leip-
zig, bei Johann Nikolaus Gerlach und Sohn 1763". Martin
van Speelhoven wird in einem kleinen Dorfe bei Wesel als
Sohn eines aus Holland stammenden Arbeiters geboren, der
des Sonntags als Musikus den Bauern aufspielt ; der Vater, ein
Trunkenbold, verschuldet den Tod der Mutter und flieht aus
Furcht vor Strafe. Martin, aller Angehorigen beraubt, kommt
nach mannigfachen Abenteuern, die lebendig in der Art des
Simplicissimus erzahlt werden, zu einer Pastorenwitwe in
Wesel. Diese vermahlt sich (S. 50) mit dem reichen Kaufmann
van Merkly aus Emden und nimmt ihn mit nach Emden,
wo er 7 Jahre bei Merkly lernt und arbeitet; dann geht er
nach Amsterdam und schifft sich i. J. 1601 auf einer Ost-
indischen Flotte unter dem Admiral Spilberg1) als Untei-Schiffs-
schreiber ein. Bei einer Fahrt an Land in Afrika wird er von
seinen Gefahrten abgeschnitten und rettet sich, von Portugiesen
bedrangt, allein auf einem portugiesischen Boot nach einer ein-
samen Insel. Hier bleibt er 18 Jahre, erhalt sich wie Robinson,
rettet eine ebenfalls dorthin verschlagene Jungfrau und wird
dann durch Englander erlSst. Zuletzt gelangt er als reicher
die Protokolle des Emder Kirchenrats berichten seinen Tod (an der Pest)
mit den Worten: „den 24. Augusti Anno 75 is onS leue broder vnd mede
olderlinck Willem bastinck in den here entslapen."
!) Die Schilderungen der Weltreisen des hollandischen Admirals
Joris van Spilbergen 1601—1618 waren im XVII. Jahrhundert eine beliebte
Lekture.
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Mann nach Emden zurtick zu seiner friiheren Beschatzerin
(S. 378), die wieder Witwe geworden, tibernimmt das grosse
Merklysche Gesch&ft und lebt noch lange Jahre. Die Erzahlung
ist, wie die Inhaltsangabe zeigt, eine Robinsonade; Fried-
laender, der im Ostfr. Monatsblatte IV (1876) S. 289 einen Beitrag
liber „Die ostfriesische Robinsonin" (1755) veroffentlichte, scheint
unser Buch nicht gekannt zu haben. Auf Emden selbst nimmt
der Roman wenig Rticksicht, wenn auch der Verfasser trier
wohl bekannt gewesen zu sein scheint. Hit dem letzten
Nachtquartier, in dem Martin Speelhoven als Knabe auf seiner
Reise von Wesel nach Emden vor Ankunft an seinem Ziel,
2 Stunden vor Emden, zubringt (S. 53), ist offenbar Older-
sum gemeint. Der erste unbekannte Herausgeber spricht in
einem Schlussworte von einem Kriege, der einem Lande
nach dem andern den Umsturz gedroht und auch „unserer
liebenStadtEmden" ein Hartes zugedacht habe, und er-
zahlt, er erinnere sich aus seiner Jugend noch des wohlangelegten
Gartens in „der Vorstadt" von Emden, in dem sich Martin
Speelhoven als Greis zumeist aufgehalten habe, dort sei fur
diesen ein kleines Geb&ude nach dem Muster der auf der
einsamen Insel errichteten Htitte aufgefiihrt gewesen. Der
zweite Herausgeber Schl&ger meinte, M. Sp. habe sich in
Emden durch Legate verewigt, woriiber sich auf S. 381 eine
sehr unbestimmte Andeutung findet, hat aber auf eine Anfrage
bei Emder Predigern keine befriedigende Antwort erhalten. —
Die Schilderung der Jugendjahre Martin Speelhovens ist so an-
schaulich, dass wahrscheinlich wirkliche Erlebnisse den Kern
bilden. Dass der Verfasser des 1763 erschienenen Originales
gerade Emden als Ausgangspunkt seiner Robinsonade wahlte,
ist im Zeitalter der asiatischen Handlungskompagnien in Emden
nicht auffallend.
Klopp citiert S. 464 im dritten Bande seiner Geschichte
Ostfrieslands als Quelle mehrere kaufmannische Laden-
biicher(Winkelboekjes) aus dem Anfange des XIX. Jahr-
hunderts, die ihm durch Vermittlung des Herrn van Senden
zur Einsicht zugestellt worden seien. Es wird deshalb der
Wunsch ge&ussert, dass derartige Biicher unserer Bibliothek
zur Verwahrung ubergeben werden mochten.
15. Mai 1900. Das neue Mittel zur Konservierung von
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Handschriften, „Zapona, ist von der chemischen Fabrik von
Dr. J. Perl in Berlin zu erhalten; es soil das Papier um 30%
starken.
Herr M. Schnedermann jr. legt eine Spottmttnze aus
der Zeit des Schmuggels wahrend der Kontinentalsperre
im Anfang des XIX. Jahrhunderts vor: auf der einen Seite
reicht eine Hand dem Zollbeamten Geld, auf der andern halt
dieser die Hand vor das Gesicht; dort stehen die Worte:
„Kommst Du mir also", hier: „So komme ich Dir so".
22. Mai 1900. An der alten Kirche zu Engerhafe hat
das Mauerwerk eine derartig schiefe Richtung angenommen,
dass die Gemeinde aufgefordert worden ist, dem Bauwerk
kraftige Pfeiler als Stoitze zu geben oder zu einem Neubau zu
schreiten. Hoffentlich werden Mittel und Wege gefunden, die
ehrwiirdige, ihren Schwestern in Viktorbur, Marienhafe und
Osteel ebenbiirtige Kirche zu erhalten.
Die von J. A. Stargardts Antiquariat in Berlin in Katal.
211 No. 746 und 754 angezeigten Hochzeitsgedichte und
Leichenpredigten auf Mitglieder der Familien von (!)
Potter und von Rheden, deren Ankauf beschlossen worden
war (5 Hochzeitsgedichte und Leichenreden aus der Familie
v. P. 1641—82, 4° u. fol., Bremen — 27 Hochzeitsgedichte und
Leichenreden aus der Familie v. Rh. 1621 — 1783, Bremen), waren
schon verkauft.
Bei Doornkaat fehlt das Wort „nal&tzka neugierig (aus
dem Harlingerland). „Spietzktf (der sich leicht argert, vgl.
't spiet mi) bedeutet im Harlingerland : spottisch.
In Verwahrung giebt Herr Konsul B. Brons 5 der hiesigen
Mennoniten - Gemeinde gehorige Pergamenturkunden : 1) vom
30. April 1621, Friederich Freiherr zu Schwartzenbergk u.
Hohenlandtsbergk, Herr zu Oldersum (vgl. o. S. 431), sichert
den jetzt in Oldersum wohnenden „Mennonistena seinen
Schutz und Freiheit von „zocht (!) und wachten, item Fend-
richen u. Rottemeistern" gegen ein Jahrgeld von 2 Goldgulden
fur jedes Hausgesinde, den Aermern fur 2 Reichsthaler, zu.
2) vom 6. Marz 1622, Attest des Bonno Ausma auf Engersum
zu Uthuizen u. Uthuistermeden (in Groningerland), „ Junckher u.
Hoeuetlinck", fur den Backergesellen Symen Nannes, einen
„Manonitena. 3) vom 22. Oktober 1644, Attest des Junkers und
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H&uptlings Joh. Schaf fer wegen einer Geldsumme, die Einwohner
von Visvliet (in Groningerland) von dem erentfesten Joh.
Warners in Emden auf ein Haus in Visvliet geliehen haben (Joh.
Warners muss Vertreter der Emder Mennoniten gewesen sein).
4) vom 17. Juli 1660, Attest des Emder Magistrats betr. ein Darlehen,
das Meister Hinr. Euertz als „Vorstander der Flamischen1)
Manisten Armen" gewahrt hat. 5) eine fast ganz ver-
blichene Urkunde, ausgestellt ftir den Emder Magistrat von A.
Cramer, jur. utr. dr., Reip. Embd. Seer. (Cramer war Substitut
seit 1655, Secret&r seit 1665); zu erkennen sind u. a. noch die
Worte: „demnach bei diesen gefahrlichen Zeiten dieser Stadt*.
In der vierten Lieferung von Oud-Holland XVII veroffent-
licht Hofstede de Groot Mitteilungen tiber den Schwiegervater
des aus Emden stammenden Malers Fredrik deMoucheron,
Isaac de Jouderville, und giebt S 232 einige Familiennachrichten
tiber Moucheron.
12. Juni 1900. Ein Giebelstein mit der Jahreszahl 1605
und einem Wappen (einem Kopfe, den ein Engel mit einem
Lorbeerkranze krftnt) wird aus dem Besitze des Stauers
Tammen, Miihlenstrasse No. 53, angekauft. Das Haus soil
einst von den Lutheranern als Kirche benutzt worden
sein [die Schrift von Frerichs tiber die Neubildung der luthe-
rischen Gemeinde in Emden (1875) giebt S. 14 Miihlenstrasse
No. 51 und 52 an].
Zwei grosse alte Ziegelsteine (31 : 9 : 16 cm — 28 :
137s : 78A cm)» die beim Bau der Bahn von Emden nach der
Schleuse auf dem Warf von Nesserland gefunden worden,
sind unserer schon ziemlich reichen, interessanten Sammlung
von Bausteinen aus fruhern Jahrhunderten einverleibt worden.
Der grSssere stimmt in seinen Verhaltnissen ganz mit den
Steinen der ehemaligen Nesserlander Kirche tiberein. Etwa
50 m nordlich vom Kirchhof zu Nesserland ist beim Aus-
schachten ftir die neue Strasse nach Nesserland eine von Osten
nach Westen gehende Mauer aus sebr dicken, aber brockligen
Steinen zu Tage getreten, die anfangs ftir einen Rest der
1437 zerstorten Hauptlingsburg gehalten wurde. Diese soil
aber weiter ostlich in der Nahe des frtihern „Hammrichs-
hauses" gelegen haben (Houtrouw I. 303).
>) Ueber die „Alt-Flaminger" s. MGller, Jahrb. V, 1, 1882, S. 7a
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Ein „Copiarium Beninganum", aus dem Friedlaender
mehrere im Original verlorne Urkunden abgedruckt hat, ist
vor lingerer Zeit aus dem friesischen Antiquariat des Herrn
Haynel an den Regierungsrat Dr. Lantzius-Beninga in Cassel
verkauft worden. Da unsere Gesellschaft einen grossen Teil
des Archives der Familie Beninga in Grimersum besitzt, so
wiirde ein Vergleich des „Copiarium Beninganum" mit unserm
Besitze von grossem Interesse sein. Die Handschrift des Herrn
Dr. L.-B. soil daher zur Durchsicht erbeten werden.
19. Juni 1900. In „Niedersachsena Jahrg. V Heft 18 er-
wahnt ein Beitrag tiber Hi tz acker an der Elbe die auch von
Beninga erzahlte Sage, dass Hitzacker von Friesen gegrtindet
sei (vgl. Bolhuis v. Zeeburgh, Krit. der friesche geschieds-
schrijving, S. 76) ; Beninga nennt in dem Manuskripte seiner
Chronik auf dem Emder Rathause S. 68 (vgl. Beninga ed.
Harkenr. S. 66) als Griinder einen Friesen Hidde aus dem
ihm verwandten Geschlechte der Kankena von Wittmund und
Dornum, in welchem der Vorname Hedde beliebt war. Die
Hineinziehung von Hitzacker in die friesische Sage ist nicht
aufgeklart: bekannt konnte den Friesen der Ort aus ihren
Rechtsbuchern sein, wo er als Grenzort im Osten genannt
wird (aster to Hiddisekre, v. Richthofen Rechtsqu. S. 18 und 19).
Herr Major a. D. v. Fromm in Meiningen, friiher Haupt-
mann im Emder Bataillon des 78. Regiments, schenkt 5 sehr
wertvolle Bleistift-Skizzen aus d. J. 1618—1620, die er
unter alten Papieren seines verst. Schwiegervaters, des Frei-
herrn Max von Eelking in Meiningen, gefunden hat. Die Zeich-
nungen scheinen von einem unbekannten Mitgliede der Familie
von Eelking, die aus der Gegend von Appingadam stammt
und im XVI. Jahrh. in der Zeit der religiosen Wirren aus den
Niederlanden nach Em den und nach Bremen wanderte,1)
gesammelt2) zu sein.
') vgl. den Stammbaum der Familie im BDeutschen Herold" XIII,
1882, S. 34 u. 35. Marten Eelking (1614—1551) ist darnach der erste in
Emden ansassig gewesene Angehdrige, sein Sohn Claes Martens starb
1624 in Emden, dessen Sohn Marten Claessen aber 1640 in Bremen; wahr-
scheinlich ist dieser der Sammler der Skizzen. Claes Maertens muss
nach Grabregistern der Grossen Kirche (als Prokurator?) zu der Amster-
damer Burgermeister-Familie de Graeff (van Polsbroek), von der im XVI.
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No. 1, bezeichnet »1618 15. Julius de oude karck tho
Norden", stellt die (1314 geweihte, 1531 von Junker Balthasar
zerstorte und 1755 in den letzten Resten abgebrochene)
Andreas-Kirche inNorden von derTurmseite aus mit dem
Sudkreuz, dem Treppenhause und dem Stucke eines der beiden
Chorturme dar.
No. 2, bezeichnet „de oude kark to Norden 1618* , das
Innere der Kirchenruine mit den beiden Chorturmen
(„M6dderingea).
No. 1 u. 2 sind wahrscheinlich die altesten und genauesten
erhaltenen Darstellungen der Norder Andreas-Kirche; Mithoff,
Houtrouw und das Ostfr. Monatsblatt VII S. 559 erwabnen ein
Glasgemalde in der Kirche, geben aber nichts Naheres an.
No. 3, bezeichnet „Castel to Jever 1618", das Schloss
z u J e v e r. An dem massiven Turme ist eine Bresche erkenn-
bar, auf der kanonenbewehrten Umfassungsmauer ist ein kleiner
Turm umgeworfen, ebenso der Dachaufsatz auf einem anderen
kuppelartigen Turme; das Bild scheint also kurz nach einer
Belagerung aufgenommen worden zu sein. Am Fusse der
Mauer Baume.
No. 4, bezeichnet „Harlingen 1619 den 25. Junius* ', die
Stadt Harlingen in Westfriesland von der Seeseite aus.
No. 5, bezeichnet „het Hus den ordt 1620 den 12.feberwary".
Diese leider fliichtiger als die ubrigen gearbeitete Zeichnung
stellt ohne Zweifel die alte Festung Leer or t vor, von deren
friiherer Beschaffenheit ausser den Festungsplanen bisher wohl
keine Abbildung Kunde gab8).
Jahrhundert AngehSrige in Emden auftreten und in der Grossen Kirche
begraben sind, Beziehungen unterhalten haben. Den Namen Eelking
haben wir in Groninger Quellen nicht getroffen, vielleicht lautete die
altereForm: Eelkama. Einen Eelkama-Heerd gab es im XIV. Jahrhundert
im Kirchspiel Zandweer ('t Zand), nordwestl. von Delfsiel, wo auch das
adlige Haus Ompteda stand (vgl. Inventaris v. h. Familie-Archief v. h.
geslacht vanEwsum, 'sGravenh. 1899, S. 6 u.44 ff, Oudheden en Gestichten
von Groningen S. 380) — Von dem obengenannten, als Schrifteteller be-
kannten Oberetleutnant Freiherrn Max v. Eelking (1813—1873) enthalt
die Allg. Deutsche Biographic einen Lebensabriss.
2) nicht gezeichnet, wie oben S. 364 (infolge eines Irrtums von
unserer Seite) angegeben.
*) Im Juni 1901 hat Herr Major v. Fromm sein schones Geschenk
durch eine nachtr&glich entdeckte Zeichnung des Pewsumer Schlosses
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Ein jetzt in Emden befindlicher, frtiher dem Landwirt
Bode in Uphusen gehGriger sch6ner alter Renaissance -Sch rank
hat durch ein Allianzwappen am Gesimse, das die seltene
Moglichkeit genauer Zeitbestimmung ftir den Schrank gewahrt,
die Aufmerksamkeit auf sich gezogen: rechts ein vierteiliger
Schild, im I und IV Felde ein Engel, der ein Schwert tr>, in
II und III ein Kreuz; links ein Balken mit 3 sechsstrahligen
Sternen nebst 2 rechtsblickenden Vogeln darttber und einem
darunter. Dasselbe Allianzwappen ist auf dem Grabsteine des
am 21. August 1691 gestorbenen Cornelis Eemsing im
Abendmahlschor der Grossen Kirche, das gleiche Eemsingsche
Wappen auch auf dem Grabsteine des 1652 gestorbenen
Cornelis Ehmsing im Trauchor eingehauen. Das Wappen rechts
ist nach Herrn B. de Vries das der Emder Familie Payne.
Der schone Schrank ist also ftir eine Emder Familie und zwar
fur den 1691 im 39. Lebensjahre gestorbenen Corn. Eemsing
und seine Gattin, geb. Payne, in den Jahren 1670—1690 her-
gestellt worden, wahrscheinlich in Holland4), dem Mutterlande
solcher Spatrenaissance-Schranke mit architektonischer Saulen-
gliederung, Flammleisten von Ebenholz und Kugelftissen. Der
Aufbau des Schrankes ist in seinen Verhaltnissen ausser-
ordentlich kunstvoll, der Relief-Schmuck der Thtirftillungen,
des Frieses, der Ecken mit Blumengewinden, Vogeln, Lowen,
und Engelkftpfen freilich wenig fein, das Wappen aber sehr
sorgfaltig ausgefiihrt. Fast ganz gleiche Schranke, aber mit
von derselben Hand erganzt, bezeichnet: „Het Hus to peusem 1620 den
29. feberwa:a — Ueber eine „Freiherrl. v. Eelkingsche Sammlung von
Handzeichnungen alter Meister*, die im Juni 1902 bei J. M. Heberle in
K61n versteigert wurde, bringt das ,,Daheim" in No. 44 des Jahrganges
1902, S. 26, eine Nachricht: „Diese im XVII. Jahrh. begonnene, bis ins
XVIII. Jahrb. fortgesetzte Sammlung des grossen Emdener (?) Handlungs-
hauses war namentlich durch die Fulle hervorragender Blatter hollandischer
und vlamischer Kiinstler beriihmt, und unter diesen wieder ragten hervor
19 Feder- und Tuschzeichnungen Rembrandts; diese in einem Skizzen-
buch vereinigte Rembrandt-Sammlung brachte annahernd 8008 Mark,
leider gingen die Blatter ohneAusnahme insAusland." Ob ein Zusammen-
hang dieser Sammlung mit den obengenannten Zeichnungen bestand, ist
uns nicht bekannt.
4) Aehnliche Schranke finden sich aber in Ostfriesland in so auf-
ffilliger Menge, dass die M6glichkeit ostfriesischen Ursprungs nicht aus-
geschlossen ist.
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freistehenden S&ulen und ohne Wappen, sind u. a. im Besitze
des Branntweinbrenners Janssen in Aurich-Oldendorf und des
Museums zu Liineburg. Ueber die Familie Eemsing (= Hemsing?)
haben sich noch folgende Nachrichten zusammengefunden:
Corn. Eemsing war 1686 Vierziger mit (seinem Verwandten?)
Thomas Payne zusammen; der 1652 gestorbene Corn. Eemsing
(Embsingh) war 1646—50 Diacon der franzSsischen Kirche,
woraus hervorgeht, dass die Familie nicht emdischen Ursprungs
war, 1650—52 Schaffer der Schiffergilde; Jasper Hemsinck
1621 — 5 Diakon der Hussittenden Armen in der ersten Kluft
(nach Ms. 18 und 53 unserer Gesellschaft) ; Bolardus Emsing
1648 nach dem Ostfr. Monatsbl. 1878 S. 399 stud. phil. in
Groningen, aber schon unter den 970 Emder Burgern, die 1593
den Vierzigern Vollmacht erteilten, unterschreibt Lewijn Emsinck.
Herr E. C. Ulferts in Esens sendet 4 kleine Feuerstein-
messer, die dicht beim Barkholter Berg im Garten des
Chausseearbeiters Wilken gefunden, und einen ungebrannten,
oben weit offenen Krug von 19,5 cm Hohe, 20 cm Breite in
der Mitte und 17 cm Breite im Durchmesser des oberen Randes
mit 2 Henkeln, gef. in „Mergela (= alter Schliekablagerung)
2 m tief auf einem Grundstiicke des Kaufmanns Hinrich Riel
Janssen in Barkholt, am nordlichen Rande des Holtriems
(vgl. z. 19. Sept. und 21. Nov. 1899) 500 m nordlich vom Bark-
holter Berg.
26. Juni 1900. Die im „Wapenherauta, Jahrg. IV.
erscheinenden Zusammenstellungen iiber das aus Koln nach
den Niederlanden und Emden gewanderte Geschlecht van
Ketwich geben zu einigen Berichtigungen und Erganzungen
Anlass. Joh. v. Ketwich aus Zwolle gehOrte 1589 zu den
ersten Vierzigern in Emden. Sein Sohn Matthias v. Ketwich
liegt im Trauchor der Grossen Kirche begraben und starb
nach der Aufschrift des Grabsteines 1627 (Wapenheraut S. 109
unrichtig 1643); Banke in der Grossen und in der Gasthaus-
Kirche tragen noch seine Hausmarke mit den Buchstaben
MVK. Dessen Kinder zogen teilweise nach Zwolle zuriick,
eine Tochter blieb aber in Emden als Gattin des Stadtsekretars
Dr. jur. utr. Steffen Jorgena, dessen Grabstein im Trauchor
der Gr. Kirche mit wohlerhaltenem Wappen nicht weit von
dem seines Schwiegervaters liegt. Unter den zahlreichen S. 110
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genannten, aber nicht sicher als zugehorig zu der oben-
genannten Familie nachzuweisenden ostfriesischen Ketwichs ist
der bedeutendste Dr.jur. Mentet Kettwig aus Leer, 1674
bis 1733, ein in seiner Zeit beriihmter, vielseitig gebildeter
Rechtsgelehrter in Emden, dem Tiaden (Gelehrt. Ost Friesl. Ill
S. 194) eine eigene interessante Biographie widmet. Er stand
urn 1696 in Briefwechsel mit Leibniz, der nach Tiaden durch
ihn u. a. Nachricht von Cadovius Mullers Memoriale linguae
Frisicae erhalten hat. Leibniz korrespondierte zugleich mit
dem ostfr. Vice-KanzlerAvemann, dem Feinde Kettwigs,
und beide Gegner sprechen sich in dem auf der Konigl.
Bibliothek zu Hannover teilweise erhaltenen Briefwechsel
zu Leibniz iiber einander und uber ostfriesische Verhalt-
nisse sehr offenherzig aus. — Ein Wappen in unserer
Nachbarschaft, jetzt liber dem Geelvink'schen Thore an der
Grossen Strasse No. 38, soil das Kettwig - Rykenasche Allianz-
wappen sein2) ; ist dies richtig, so wurde sich darin eine Er-
innerung an unsern Mentet Kettwig, dessen Gattin nach Tiaden
S. 195 die Tochter des Norder Biirgermeisters Hajo Rykena
war, erhalten haben.
[Der obenerwahnte Briefwechsel zwischen Leibniz und Avemann in
der Konigl. Bibliothek zu Hannover besteht aus 33 Briefen von
1689—1698 und einem Brief e von Leibniz an Avemanns Witwe v. J.
1708. Von Briefen, die zwischen Leibniz und Kettwig gewechselt worden,
sind noch 7 vorhanden: 1. Emden, d. 2ft 10. 1695 (Kettwig ubersendet L.
eine Handschrift uber Jurisprudenz und Hobbes). — 2. Hannover, d.
7. Nov. 1695 (L. dankt K. fur die Sendung, weitere Darlegung seines
Urteils uber Hobbes). — 3. Emden, d. 4. Febr. 1696 (Antwort Kettwigs
auf No 3 und Urteil iiber Huber, dessen jurisprudentia frisica und
Grotius). — 4. Ohne Ort und Tag (26.3. 1696? L. an K. aber Grotius,
Hobbes, Vine. Placcius). — 5. Emden, d. 5. Juni 1696 (K. an L., s. u.).
— 6. Hannover, ohne Datum (L. an K, s. u.). — 7. Emden, d. 12. Okt. 1696
(K. an L.: Feltmann habe die Absicht gehabt, U. Emmius' fries. Ge-
schichte fortzusetzen; Bitte, bei Avemann ein gutes Wort fur K. ein-
zulegen. Darunter von Leibniz: Extrait de ma lettre a M. Avemann
30. Dez. 1696, Furbitte fur Kettwig). Die folgende Probe, eine Abschrift der
Brief e 5 u. 6 aus den Originalen, verdanken wir, wie die obigen Angaben,
2) Herr St. Rykena in Norden bestatigt es; die Angabe iiber das
Rykenasche Wappen im Ostfr. Monatsbl. 1881 S. 11 beruht auf einer
Mitteilung des Herrn Rykena, die dieser nachtraglich als irrtumlich
erkannte, an Herrn Holtmanns.
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einem treuen Freunde unserer Gesellschaft in Hannover; die ernste,
vaterliche Art, wie Leibniz den 22jahrigen Kettwig zu iiberzeugen sucht,
dass dieser den ersten Schritt zur VersShnung mit dem Vice-Kanzler
thun miisse, wird mit Achtung auch fur den Menschen Leibniz erfullen.
Kettwig an Leibniz, Emden, d. 5. Juni 1696.
Viro Jllustri Godefrido Guilielmo Leibnitio Mentetus Kettwigius
s. d. p. Litterae tuae XXVI Martii ad me exaratae non nisi ante hoc
triduum mihi sunt redditae. Etenim cum parentem meum Lerae in
Frisiis Orientalibus degentem paucis abhinc diebus salutarem, forte
fortuna ibidem eas repperi, cum eodem absente famulo essent traditae
ab eoque in museo Parentis rejectae, non illi primo obtutu visae. Culpa
id factum tabellarii Auricani, qui litteras ad patrem errore nominis
perferendas dedit, cum uterque nostrum juris utriusque doctor sit
renuntiatus. Optarem itaque si quid post ad me curetur, ut inscriptio
litterarum locum domicilii mei, E m d a m scilicet, prae se ferret Caeterum
nihil unquam mihi gratius obventurum testor, quam ut ansa daretur
studia mea excolendi, cum Carolinum illud plus ultra neminem magis
quam studiosam juventutem, cui curae est vitam haud quaquam
silentio transigere, decere putem. Offers ad id, VIR ILLUSTRIS, duo
media, turn, ut probe ea, quae a tedeHobbianis et juris naturalis
principiis in libro de Jure Suprematus et praefatione Codicis
Diplomatici sunt dicta, expenderem legeremque, cum, uti me ad
lectionem eorum, quae Vir eruditissimus Vincentius Placcius in
accessionibus nuper editis de jure naturae scientiaque morali disserutL
accingerem eaque, quae in rem viderentur, notarem. Fateor, VIE
ILLUSTRIS, sic quidem commodissime ad veritatem iri, nee esse viam
magis commodam et eruendae veritati parem, quam quidem amicam
ejusmodi collationem. Ast dubito, num tantum onus subire humeri mei
ferant. Non tamen provinciam detrecto, siquidem mihi juveni, si quae
minus recte dixero, Vos veniam f aturos nee cupiditatem meam in litteris
praeclaraque hac scientia proficiendi malam in partem interpretaturos
confidam, imo certus sim. Itaque cum animus mihi sit propediem
Bremam petendi, dabo operam, ut Viri Clarissimi, Vine. Placcii,
accessiones ibidem comparem, dein praevia attenta lectione, si quae
habeam, notabo eademque occasione testatum faciam, tua, praesertim in
libro de Jure Suprematus, mihi lecta, imo relecta esse. Praefationem
Codicis J. G. Diplomatici aliquando apud Amplissimum, jam vero summo
eruditiorum cordolio et maximo litterarum dispendio denatum Felt-
m annum legi, sed omnia exequi per otium turn non licebat, maxime
quod Vice-Cancellarius Ampl. Avemannus librum (Feltmanno
enim ad breve utendum concesserat) eodem momento repeteret, nee mihi
heic Emdae repperire datum fuit; quin odium, quo D. Vice-Cancellarius
contra me immerentem flagrat, nullo modo mihi ad Eundem aditum
praebet, taceo, ut librorunx suorum inspectionem daret. Certe de me
actum foret, si mihi principali gratia niti fors injungeret; optarem tamen
Eidem reconciliarier, si qua spes esset, id tamen per TE impetraturum
me spero, cum TE plurimum apud Eundem posse sciam. Caussas
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concepti odii varias D. Vicecancellarius refert, sed earum potissima vide-
tur liber a me de Ambitu seu ad legem Juliam ambitus conscriptus.
Jam pridem ad Saurmannum Bremam litteris dedi, ut meis sumtibus ad Te
exemplar curaret, hoc an factum ignore Si sic,illud expeterem, cum pub-
lica TE ejusmodi scripta legere prohibeant, ut ab historicis et politicis non
alieno librum legendum committeres, an talia in eo reperiret, quae quis
in se dicta putare posset. Certe amplissimus BremensisSenatus, cum
proscriptionem libri Dn. Avemannus urgeret, Commissarios dedit, qui
viderent, numne liber quid proscriptione dignum contineret. Qui praevia
relatione decretam de non distrahendo inhibitionem cassarunt scriptumque
non inutile judicarunt. Hoc amplius liquide jurare et per omnia sacra affir-
mare possum me neminem praesentium mordaci dente rodere voluisse, nee
caeteroquin ad me pertinet, si quis aliena malefacta sibi ob similitudinem
morum objecta putet. Tu si innocentem me quoque absolveris, hoc bonum
factum tutum contra quosvis praesidium mihi erit. Vale, Vir Jllustris,
et quantocius ea, ad quae me duxerint cum Tua, turn Placcii scripta,
expectato. Dabam Embdae V Jun. veteris stili MDCXCVI.
Leibniz an Kettwig, Hannover, ohne Datum, Antwort auf
Kettwigs Brief vom 5. Juni 1606.
Vir Nobilissime et Consultissime, Fautor Honoratissime. Gratissima
erunt, quae vel ad Placcianavel ad mea meditaberis. Interim ut
libri de Suprematu expressam mentionem facias aut ut mihi eum
tribuas, nihil necesse est. Scripsi olim juvenis libellum de methodo
discendae docendaeque Jurisprudentiae, in quo semina jam
sparsi mearum sententiarum, sed nunc vix occurret in officinis. Doleo
tibi cum illustri Viro Avemanno non optime convenire Ejus cum
explorata sit omnibus magna doctrina et experientia, mihi vero privatim
etiam aequitas et moderatio, e re putem ut nihil omittas, quo tibi
conciliari possit. Solet facile contingere, ut juvenes Uteris et ingenio
valentes quadam studiorum fiducia auctoritatis et meritorum aetatisque
etiam proerogativam in aliis non satis considerent neque expendant,
quid ipsi sibi vellent, si eo loco essent. Jnde offensiones, qnae deinde
multorum praeclarorum ingeniorum cursum morantur. Libellum de
ambitu tuum nondum vidi, ex titulo tamen nescio quid mordacis inesse
suspicor in eos, qui viris Claris nimium deferunt, sed hoc peccatum minus
incommodi habet quam irreverentiae. Fateor libertatem generosam non
esse supprimendam veritatisque majorem esse rationem habendam quam
auctoritatis. Ego tamen ipse usu demum reperi, plerumque rectius
aliorum sententias in commodum sensum accipi quam refutari et magis
nunc cogitandum esse de proferendis scientiarum pomoeriis quam de
evertendis, quae jam sunt structa. Quid autem Amplissimo Avemanno
in tua dissertatione potissimum displicuerit, mihi exploratum non est,
purgationem tuam pro humanitate sua libenter admissurum non dubitem,
praesertim si qua ratione publice cultum testeris idque agas ut intelligat,
vere Tibi propositum esse ita rem gerere, ut ipsi pariter ac principi
animum tuum, quern optimum esse non dubito, quavis occasione probes.
Quodsi ego aliquid conferre possim, nihil omittam, quod in me situm
Jahrbuch der Gesollsch. f. b. K. u. vaterl. Altertttmer zn Em den, Bd. XIV. 32
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— 498 —
videri queat. Feltmanni JCti magni obitum non exiguo cum dolore intel-
lexi. Fuit in illo doctrina recondita cum acri judicio rerumque usu conjuncta.
Thesauros multiplicis lectionis suae passim sparsit in libris editis, sed multa
haud dubie restant affecta, quae utinam edi possent. Qualia autem sint,
Tibi omnium optime exploratum esse puto. Vale. Dabam Hanoverae.
Ob der von Leibniz angeratene Versuch, Avemann zu gewinnen,
Erfolg gehabt haben wQrde, ist bei der Meinung, die sich bei Avemann
iiber Kettwig festgesetzt hatte, zu bezweifeln. Am 20. (?) Dez. 1G95
schreibt A. aus Aurich an Leibniz: .... Le Dr. Ketwig estoit iustement
en cette ville lorsque vostre paquet estoit arrive^ ainsi je n'avais pas
besoin de me servir de r adresse de M. Felt man. Je suis bien aiae
d'avoir eu la pennission de lire ce que vous avez repondu a sa lettre,
dont il pourra bien profiter contre sa temerite et son impertinence.
Valet ingenio et in lectione bonorum auctorum aliquo modo versatus est,
possetque ad altiora aspirare nisi nimium ipse sibi tribueret et blandiretur,
caninaeque facundiae adeo addictus esset ut pudori et modestiae
et in principem reverentiae nuncium misisse et per malas artes
inclarescere velle meliora sentientibus videatur, quae temeritas in
nervum aliquando erumpet publice, sicuti earn in privatis congressibus
non semel verberibus luit. Amicus ejus (Feltmann?) non multo melior
est, quern tamen propter non vulgarem eruditionem colo.
In Leibniz' und Avemanns Brief en kommen u. a. zur Sprache:
aTilemannus Frisius auctor speculi monetarii, Consul Gottingensis*
(16. April 1692); Avemanns Ernennung zuStamlers Nachfolger (26. Mai
1693); Reichsadmiralitat des Graf en Enno II. von Ostfriesland ;
Reichsdeichgrafschaft der Grafen von Oldenburg; Vertrag von
Hannover zwischen Furst und Standen Ostfrieslands, Brandenburger in
Ostfriesland (7. Aug. 1693); ein Band uber ostfriesische Angelegenheiten
aus der Bibliothek des verst. Conring; Brenneisens Buch de jure
principum circa Adiaphora (14. Jan. 1696); „Recherches ou Essais msa
de la langue ancienne du pays d' Ostfrise* (A. an L., Aurich
18. Oct. 1695: Je vous supplie de me les renvoyer, car ils ne sont pas a
moy et 1' antheur qui me les a prestos n' en a que le seul exemplaire/
Es handelt sich ohne Zweilel um Cadovius Muller — 1650—1725, das
Memoriale wurde 1691 fertig geatellt — und nicht Kettwig, wie Tiaden
meint, sondern Avemann vermittelte die Bekanntschaft) ; General-
superintendent H e i n s o n (14. Mai 1698) ; Herr von Greiffencrantz in Aurich
(1695). — Leibniz' Interesse auch fur das Friesische und seine Kenntnis
von Cadovius Muller zeigt sich hauptsachlich in seinen Collectanea
etymologica (Hannover 1717), z. B. S. 89 heite = Vater, vgl. Cadov. ed.
Kukelhan S. 37; S. 149 sahs = culter Frisiis adhuc iis, qui in Embdana
regione utuntur vetusta sua lingua, derivata a veteri Saxonica, vgl.
Cadov. S. 42; S. 188 tel Frisonibus hodie pro cito (Leibniz schreibt ,tel*
irrtumlich statt „fela); S. 235 Friesische Namen aus Emmius Lib. II;
S.258 Hevdling Frisonibus veteribus Dux belli teste Mullero MS Fris.
Jndice, vgl. Cadov. S. 41. Brief des Bremer Theologen Gerh. Meier an
Leibniz v. J. 1698) u. s w.]
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Herr Senat. Dreesraann Penning schenkt den sehr schonen
Wappenstein mit der Jahreszahl 1568 von dem ihm ge-
horigen kleinen Hause ara Ausgang der Boltenthorstrasse nach
dem Walle hin, das jetzt der Zimmermeister Dinkela auf Ab-
bruch gekauft hat. An der Richtigkeit der Erkl&rung des
Herrn B. de Vries, dass die beiden Wappen des Steines, ein
Baum zwischen 2 Lilien (als das Meyerhoffsche schon friiher
von Herrn Holtmanns bestimmt) und ein Balken mit 3 Sternen
iiber einem liegenden Monde, die der Familie Meyerhoff und
Conradi Krudener seien, w&hrend sie friiher den Familien
Lafaille oder v. Westendorp zugewiesen wurden, ist nicht zu
zweifeln, da die gleichen Wappen mit Namen aus beiden
Familien auf Grabsteinen in der Gasthauskirche und im
Abendmahlschor der Grossen Kirche erscheinen; das Conradische
Wappen ist mit dem der alten Emder Familie K u m p e n i e und
der Zahl 1609 auch an dem Bakbandschen Wirtshause an der
Nordseite des Neuen Marktes zu sehen. Auffallend ist nur die
Jahreszahl 1568, indem sonst Mitglieder der beiden Familien
Meyerhoff und Conradi aus dieser Zeit in Emden nicht bekannt
sind ; sie treten erst spater hervor1). Ein Glied der Familie M.
war der Wohlthater des hies. Gasthauses, „Junkera Gerardus
Meyerhoff (f 1662), dessen Portrat unsere Gallerie besitzt.
17. Juli 1900. Ein Anwesender macht Mitteilung von
einer alten schwarzen Muttergottesfigur (Maria
aegyptiaca) in der Kirche zu Bagband; die Ftisse ruhen
auf einem Halbmonde.
31. Juli 1900. In den Hansischen Geschichtsbl&ttern,
Jahrgang 1899, ist fiir Emden, wie Herr Pastor Medenwald
mitteilt, namentlich der Aufsatz von Schafer, Zur Orientierung
ttber die Sundzollregister, von Interesse. Der Sund ist
und war vielleicht die befahrendste Seestrasse der Welt, seit
Jahrhunderten ist dort Zoll erhoben worden, und die Einnahine-
register sind ira Geheimarchive zu Kopenhagen von 1497, 1503,
1528, 1536—1548, 1557—1569 und fast vollstandig von 1574
bis zur Aufhebung des Zolles i J. 1857 erhalten. In den
Sch&ferschen Mitteilungen treten die Emder („Emdener udt Ost-
«) Der alteste uns bekannte Meyerhoff ist Gerd Hinrichs M., 1687
bis 1590 Hauptdiakon und Buchhalter der hussittenden Armen, 1696 bis
1602 Vierziger, 1609—1618 Ratsherr.
32*
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— 600 —
freeslandt") unter einer besonderen Rubrik neben den Nieder-
l&ndern, den westlichen, wendischen und Osterschen Hanse-
stadten, den Schotten und den Englandern zuerst 1557 auf.
Genauere Angaben macht Sch. aber nur fiir 1563. Zum Schlusse
dieses Jahres werden in den Sundzollregistern folgende Ein-
tragungen zusammengestellt (S. 109):
Niederlftndische Schiffe (im weitesten Sinne)
Emder
Engender
Schotten
Franzosen
Deutsche Ostseeschiffe ohne wendische .
D&nische und wendische mit frcmdem Gut
Freie wendische
Unter Emden ist wahrscheinlich Ostfriesland (d
Emden") zu verstehen, aber Emden wird doch
2892
160
144
139
22
316
175
267
e „Grafschaft
die weitaus
grftsste Zahl Schiffe gestellt haben: es kara also von den
Nordseestadten und -L&ndern (von Hamburg und Bremen
fehlen Einzelangaben) gleich hinter den Niederlandern, vor den
Englandern und Schotten1). Ausser dieser Nachricht verdient
zur Geschichte der Emder Schiffahrt hauptsachlich eine nicht
von Wiarda, Loesing, Klopp und auch nicht von Sch weekend ieek
(Zur Geschichte von Emdens Handel und Schiffahrt, in unserm
Jahrbuch I3, VI1 u. VII1) benutzte Stelle aus Eramius „Paralipo-
mena historiae Frisiae orientalis" im Auricher Archiv, in denen
ein Abschnitt Emder Begebenheiten von 1536—1580 erzahlt,-)
Erw&hnung. Der Abschnitt ist (leider in Uebersetzung) von
Suur abgedruckt in Buerens Jahrbttchlein auf 1837 S. 87— 105:
(Seite 102) „In demselben Jahre 1574 am 2. Sept., langten 187
Schiffe von Danzig in der Ems an, unter welchen 80 Emder.
Sie wurden alle von 5 kleineren niederlandischen Kriegsschiffen
») vgl. Klopp II 413. In der dort nach Hume angegebenen Zahl der
englischen Schiffe um 1582 (1232, Ostfriesland hatte nach dem Kansler
Frantzius um 1600 1000 Schiffe) sind wohl die schottischen Schiffe nicht
mit einbegriffen.
*) Emmius giebt nur dieAbschrift eines teils lateinischen, teils
plattdeutschen Originals, dessen Verfasser unbekannt ist; es muss ein
gut unterrichteter Emder Burger gewesen sein, vielleicht einer der in
Emmius Kollektaneen zu Beninga genannten (vgl. Bartels Jahrb. VI, t, 32).
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- 501 —
bey Borkum festgehalten, bis die Emder am 9. und die (ibrigen
am 13. September nach Emden entlassen wurden. Man glaubt,
dass sie 8000 Lasten Rocken in die Stadt eingeftihrt haben,
nachdem vorher schon 3000 Lasten dort vorhanden gewesen".
7. Aug. 1900. Das von Herrn Regierungsrat Dr. Lantzius-
Beninga in Cassel auf unsere Bitte zugesandte Copiarium
Beninganum ist durchgesehen und mit den von Fried-
laender i. J. 1874/5 geordneten Urkunden der „Grimersumer
Kiste" (den Resten des Beningaschen Familien-
archivs) in unserer Sammlung verglichen worden. Es ent-
halt von der Hand des Gustav Wilhelm Lantzius (1705 bis
1759), "der 1739 Maria Alexandrine, die Tochter des letzten
mannlichen Beninga, des Hofrichters Folpmar (von) Beninga,
heiratete, des Stammvaters der Familie Beninga-Kettler,1)
die um 1730 angefertigten Abschriften oder Ausziige von 172
Dokumenten des damaligen Beningaschen Hausarchives zu
Grimersum aus den Jahren 1379—1624. Im Allgemeinen scheint
sich die erfreuliche Thatsache zu ergeben, dass die Verluste
an Grimersumer Urkunden bei weitem nicht so gross sind, als
bisher geglaubt werden konnte, und dass mit den in der Mitte
des XIX. Jahrhunderts in unseren Besitz gelangten Stticken
ein wesentlicher Teil des alten Beninga - Archives gerettet
worden ist. Den 172 Dokumenten des Copiarium Beninganum
stehen, abgesehen von den Akten und sonstigen Schrifstucken,
die wir besitzen, 558 Grimersumer Urkunden in unserm Archive
gegentiber, die sich freilich nicht bloss auf die Familie Beninga,
sondern auch auf die mit ihr verwandten Familien v. K 1 o s t e r
und von dem A p p e 1 1 e u. a. beziehen und bei den v. d. Appelle
zum grossen Teile noch aus der Zeit stammen, wo sie im
Luneburgischen ansassig waren. Die Urkunden des Cop. Bening.
bis 1500 sind im Ostfries. Urkundenbuche abgedruckt worden,
5 davon, deren Originale verloren, nach den Abschriften im
') Eine Tochter von G. W. Lantzius heiratete den Erbherrn auf
Upgant, B. E Kettler, Grossvater des o. S. 433 genannten St. Beninga-
Kettler; die Stikelk amp er Familie Lantzius -Beninga stammt von
G. W. Lantzius' jungerem Bruder, Erhard Thomas Lantzius (1712—1780), der
sich ebenfalls mit einer Tochter des Folpmar Beninga vermahlte, ab. —
Regesten von der Hand des G. W. Lantzius liegen vielfach noch jetzt
unsern Grimersumer Urkunden bei.
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Cop. Bening., das Herr Haynel, der damalige Besitzer, w&hrend
der Herausgabe des Urkundenbuches Friedlaender zur Ver-
ftigung stellte. Ein Auszug aus Aild Beningas (f 1483)
Testament von der Hand des Grimersumer Pastors Hinrich
Huesmann (vielleicht eines Halbbruders des Humanisten Rudolf
Agricola1) auf S. 130 weicht im Wortlaute von dem bei Fried-
laender No. 938 abgedruckten Testamente vom 9. Okt. 1474
ganzlich ab. Die Originate der Urkunden-Abschriften vor 1501
besitzen wir noch bis auf sieben. (Die anfanglich vermisste
interessante Urkunde vom 18. Juli 1379: Vergleich zwischen
Ocko torn Brok und den Beningamannen, die Deiter im Jahrb.
XIII S. 217 nur nach einer Kopie abdruckt, hat sich wieder-
gefunden, vgl. Friedl. UB. I hinter S. 819.) Von den spateren
Urkunden sind die Originate in unserm Archive bei folgenden
17 nicht mehr vorhanden:
1) S. 446 d. d. Emden, den 5. Marz 1528: Graf Enno
„begabt . . auf Bewilligung des . . . Fiirsten, Herrn Friedrich.
Bischofs von Miinster, unsers gn&digen Herrna E. Beninga
mit der Propstei Weener.
2) S. 444 Ahaus, den 22. M&rz 1528: Belehnung Eggerik
Beningas mit der Propstei Weener durch Bischof Fride-
ricus von Miinster.
3) S. 344 vom 18. Jan. 1546: Grafin Anna gewahrt E.
Beninga um seiner getreuen Dienste willen Freiheit vom
Hofdienst und „gemeinen Werke" bei seinem Hause zu Leer.
4) S. 447 v. 20. Nov. 1561: Grafin Anna verspricht E. B.
auf seine Bitte seinen Sohn Snelliger Beninga mit den
Propsteien Weener und Hatzum versehen und begaben
zu wollen.
M Bartels, Egg. Beninga u. s. Cronica der Fresen, Jahrb. I, 3, S. 3;
H. H. ist wahrscheinlich E. Beningas Lehrer gewesen. Naheres, aber
nichts Ruhmliches, tiber Agricolas Halbbruder Heinrich ergiebt sich aas
den hdchst interessanten, aber bei uns wenig bekannten Briefen, die R.
Agricola an Alexander Hegius nnd an seinen anderen Halbbruder.
den 08tfriesischen Landrichter Johannes Huesmann, richtete (Alardns
Aemstelredamus, Rod. Agricolae Phrisii lucubrationes aliquot, n, Coloniac
1639, S. 182 ff.). Die Idendit&t mit dem Grimersumer Pastor wird aber
dadurch zweifelhaft, dass R. A. noch im Juli 1484 (falls diese Zahl richtig)
von Heidelberg aus schreibt, er habe seinen Bruder in die Heimat ge»
schickt; vgl. auch Kan im Gron. Volksalmanak f. 1899, S. 72.
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5) S. 448 v. 10. Sept. 1562: Belehnung Snelliger Beningas
mit der Propstei Weener durch Bischof Bernhard v. Mtinster.
6) S. 343 v. 4. Mai 1564: Grafin Anna befiehlt der Ryque
Cordts zu Borssum sich aller Ansprtiche gegen Gel a von
Borssum (der Wit we Eggerik Beningas) zu entschlagen oder
sie innerhalb eines Monats geltend zu raachen. (In Ryque
Cordts ist die im Ostfr. Monatsbl. 1879 S. 53 erwahnte illegi-
time Tochter E. Beningas vermutet worden; wahrscheinlich
aber war sie eine Halbschwester der Gela von Borssum und
natiirliche Tochter des H&uptlings Hilmer v. Borssum; nach
den Kontrakten - Protokollen vom Jahre 1531 S. 249 war eine
Tochter des Hilmer von Borssum, Ryqwe, mit Job. Sloerholt
und dann mit dem Goldschmiede Georg von Soest zu Emden
verheiratet.)
7) S. 346 vom 24. Mai 1565: Etta v. Dornum u. Petkum
bezeugt ihrem Sch wager Garrelt Beninga zu Grimersum,
dass seine Meier dem Hause Dornum und Petkum zu keinerlei
Hofdienst (wie Eisen und Wachen) verpflichtet seien.
8) S. 364 1565 — 72: Interessante Zusammenstellung des
Folkmer Beninga von dem, was er fur seine Bruder und
Schwestern 1565 — 72 ausgelegt und von ihnen empfangen und
sonst eingenommen oder ausgegeben habe.
9) S. 333 v. 13. Juli 1572: Gela v. Borssum beurkundet,
dass sie die Verwaltung der ihr zur Leibzucht zugewiesenen
Herrlichkeit Widdelswehr den Sohnen ihres verst. Ge-
rnahles Egg. Beninga, Garlicb (Garrelt) und Snelliger, zu-
gewiesen habe.
10) S. 397 1576: Kurze Notiz betr. den Greetsieler Drosten
Ocko Valck und den Amtmann Ciriac Vollricht in Greet-
siel (s. o. S. 80).
11) S. 439 vom 1. Jan. 1578: Testament des kinder-
losen Hauptlings Bojocco v. Oldersum (wir besitzen im
Ms. 4921 eine andere Abschrift).
12) S. 406 v. 7. Jan. 1585: Ast von Midlum, Hauptling
zu „Kretzborcha (?), verkauft seiner „Moddera (Kousine) Thecla
von Diepholt, der Witwe des Snelliger Beninga zu Grimer-
sum, 1713/4 Gras bei Upleward, Hamswerum, Manslagt, Pilsum,
Visquard, Grimersum, Wirdum f. 4294 Thaler minus 1 Orth
(das Gras zu 25 Thaler h 15 Schaap).
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13) S. 431 v. 28. Sept. 1589: Ehekontrakt zwischen En no
v. Diepholt und Almet Beninga zu Grimersum und
Dornum, „Tochtertf zu Midlum.
14) S. 453 v. 20. Jan. 1624: Wilhelm von Inhausen und
Knyphausen empfiehlt das (S. 450 abgeschriebene) Gesuch
seines Vetters Jobst Beninga bei seinem Schwager Joh.
v. Westerholt.
15) S. 450 v. 24. Jan. 1624: Jost Beninga bittet den
Miinsterschen Stifts - Marschall und Kanzler Joh. v. Wester-
holt, seine Bewerbung um Belehnung mit der Props tei
(Singular!) Weener und Hatzum, die seit 1422 bei seinen
Vorfahren gewesen sei, beim Kurfiirsten befurworten zu wollen.
16) S. 267 (ohne Jahr): Bescheinigung Sonneke's, dass
er wegen eines Hauses in Oldersum von Egg. Beninga zu-
friedengestellt worden sei.
17) S. 363 (ohne Jahr): Notiz Eggerik Beningas betr.
Erbstreitigkeiten in seiner Familie aus friiherer Zeit>
namentlich wegen der Anspriiche auf die Burg zu Hinte.
Ausserdem sind die genauen Siegelbeschreibungen,
die G. W. Lantzius giebt, von Wert; an unseren Original-Ur-
kunden ist in den 170 Jahren seit der Benutzung durch G. W.
Lantzius manches Siegel beschadigt worden oder ganz ab-
gefallen. Auch die schon von Friedlaender benutzten Urkunden-
Abschriften des Cop. Bening. haben ihre Bedeutung insofern
nicht verloren, als Friedlaender in seinem Urkundenbuche einige
nur in Ausziigen wiedergiebt, wahrend das Cop. Bening. allein
die vollstandige Fassung bietet. Dieses hat ohne Frage einst
auch dem Grimersumer Archiv angehort; wir besitzen unter
No. 69 unserer Handschriften einen interessanten Sammelband
mit historischen und genealogischen Notizen von der Hand des-
selben G. W. Lantzius, in welchem S. 432 das Cop. Bening.
sogar ausdriicklich unter dem Namen „codex Documentorum
MSCTa citiert wird. Es ware nicht unmSglich, dass es gleich
den anderen Grimersumer Papieren einmal unser Eigentum
war, dass es verliehen und nicht zuriickgegeben worden ist.
Herr Haynel erinnert sich, die Handschrift 1865 aus Mohl-
manns Nachlass erhalten zu haben. — Unter den uns ge-
horigen Grimersumer Handschriften befindet sich u. a. auch
eine kurze Geschichte der aus Schwaben nach Oldenburg ge-
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wanderten, ursprtinglich adligen und von Lantzen genannten
Familie Lantzius, wahrscheinlich von der Hand des jiingeren
Braders von G. W. Lantzius, des Erhard Thomas Lantzius,
der ebenfalls in die Familie Beninga hineinheiratete (s. o. S.501).
14. Aug. 1900. Die Mitteilungen der Zeitungen iiber die
jetzt erfolgte Aufstellung der Lipperheideschen Kosttim-
bibliothek im Konigl. Kunstgewerbemuseum in Berlin lassen
auch inbez. auf die Trachtenbildor des Manninga-Buches
hoffen, dass die Lipperheideschen Trachtenbilder und die Bflcher-
sammlung in den noch nicht gelosten Fragen Auf kl&rung bieten.
In den am 7. August erwahnten Kollektaneen zur
ostfriesischen Geschichte von dem 1759 gest. G. W.
Lantzius in Grimersum, Ms. 69: Varia Historiam Frisiae
Orient: praesertim Familiarum patriae Jllustrium Genealogica
et Heraldica concernentia collectione Gustavi Guilielmi Lantzius
de Grimersum, die S. 432 das Copiarium Beninganum als
Codex Documentorum MSCT zitieren, ist u. a. S. 18 — 23 ein
Auszug aus der Chronik des David Fabricius von Wert,
die Berthold (Der Magister Joh. Fabricius, S. 56 !) und Sello
(Des Dav. Fabricius Karte usw., S. 19) als verschollen an-
sehen. Lantzius1 Auszug riihrt aus einer bisher unbekannten
Ausgabe der Chronik v. J. 1651 her, deren Titel er ahnlich dem
der Ausgaben von 1609 (Tiaden I 217) und von 1640, wie folgt,
angiebt: „Kleine Oestfriesische Chronica von etlyken besonderen
Geschiedenifsen, de sick in Oestfrierzl. und den benaberden
Orden thogedragen: Beschreven vor desen dorch David Fabricium
Prediger tho Osteel in Oestfriefzl. Nu averst upt ney upgelecht
unde mit velen denckwerdigen Saken vermehret bet up iegen-
werdiges Jahr. Gedruckt tho Embden dorch H. Kallenbach im
Jahr 1651." („Dieses chronicon war hinter einem Kleinen Emb-
der Calender in dem Format wie des Pastor: Harkenrohts
Ostvr: Chron:")2). Der Titel erinnert lebhaft an den von zwei
!) Berthold zitiert den Titel der Ausgaben von 1606 und 1640 nur
nach dem Autoren-Katalog von Ravingas Chronik 1661 und nach Bertrams
Parerga Ostfrisica (Bremae 1736), S. 82.
*) Ravinga bezeichnet den Titel der Ausgabe von 1606 vielleicht
nicht genau: „Davidis Fabricii Oostfriesisch Chronicon gedruckt tho
Hamborch dorch Philips van Ohr, im jahr 1606". Als eine seiner Quellen
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kleinen gedruckten Chroniken unserer Bibliothek, die von Friso,
dem indischen KOnigssohne, bis zu den Jahren 1685 und 1691
reichen: „KleineOostfriesische Chronica, Van etlycken besondern
Geschiedenissen de sick in Oostfriefslant en angrensende Orden
hebben thodragen op dese Tyt toe* (1. „Gedruckt tot Embden by
Helwich Kallenbach Vor Lucas Janssen Tiabberen tuschen de
beyde Marckten in den Boeck-binder." — 2. „Gedruckt tot Embden
by Menno Callenbach vor de Weduwe van Lucas Tjabberen, Boeke-
verkoopster Tuschen de beyde Marckten in de Boeck-binder.8
Beide 24 Blotter in Klein-Sedez). Da nun zugleich die Nach-
richten dieser beiden Chroniken von 1685 und 1691 teilweise
wortlich mit G. W. Lantzius1 Ausziigen aus David Fabricius
ubereinstimmen (z. B. zu d J. 1495, 1540, 1574, 1581, 1589,
1599, 1602, 1605, ferner zu 1622, 1625, 1628-1637), so ist der
Schluss gewiss erlaubt, dass auch in ihnen fortgesetzte Neu-
auflagen der Chronik des D. Fabricius zu sehen seien. Das
bestatigen auch mehrere Citate aus D. Fabricius bei Funck, der
sich in seiner Ost-Friesi sehen Chronik (Aurich 1784 — 1788) auf
ihn vielfach fttr die Jahre 1554—1604 (III 12, 82, 84, 89, 100,
118, 123, 125, 129, 140, 212, 265, 266, IV 186, 193, V 86) be-
ruft, vgl.Wiarda III 88, 279, 306, 437, 528, IV 9 fur 1567-1607.
D. Fabricius' Kalender-Chronik — als Beigabe zu einem Kalender
scheint sie, wie die obenangefuhrte von 1651, seit 1606 er-
schienen zu sein, Sello erwahnt S. 19 ein dem Kalender von 1614
beigefugtes Chronicon des Fabricius3) — ist der Vorlaufer von
nennt Ravinga auch „Hermanni Eilhardi quondam Consulis Reip: Erabd:
annotatiunculae manu scriptae in Chron. Davidis Fabricii3 (Hennen
Eyierts war Burgermeister 1606—1622 und starb 1625).
3) vgl. Berthold „Der Magister Johann Fabricius* S 21 (Brief Ton
Scheie an Kepler v. J. 1605 liber David Fabricius: ffpraeterea Calendaria
et prognostica scribit et edit"). Eine weitere Bestatigung liefert Harkenr.
Oorspr. an einer auch sonst fiir die Emder Almanache interessanten Stelle,
S. 886 (vgl. S. 686): „Desgelyks vinde ik ook noch van Burhave, dat
aldaar een jaarmerkt op den 29. Augustus zy beroemt geweest | dns
vinde ik immers aangeteekent in ecnen Almanak van dem jaare 1617.
door David Fabricius Predikant te Oosteel beschreeven; edog in een
Almanak des jaars 1592 vinde ik evenwel dit Burhaver jaarmerkt niet '
beschreeven door Laurentius van Orschot Med. Doctor te Emden.
aldaar gedrukt by Johan van Oldersum under dat 01 de Radthus,
gelyk ook niet in een Almanak van 1635, gemaaktdoor JustusBlumins
Conrector te Emden". Ueber den Norder Rektor und nachherigen Emder
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Ravingas „Neije Oostfriesische Chronica der besondersten vndt
wahrhafftigsten geschichten de voor vndt nah in Oosfriefslandt
vnde in de angrensende Landen v. d. J. 1106 beth thorn J. 1661
sich hebben thogedragen" (Ravinga stellt seine „neuea Chronik
vielleicht in Gegensatz zu der „Kleinen Chronik" des Fabricius),
von J. I. Harkenrohts und den spatern Emder Chroniken, u. a.
der bis 1867 fortgesetzten und noch 1873 bei H. Woortmann
aufgelegten „Chronik fur dieProvinz Ostfriesland", die also eine
fast 300j&hrige Vergangenheit hat. Auch die beiden Konkurrenz-
Kalender des XVIII. Jahrhunderts in Emden, der oprechte
Emder Almanach und der U p h u s e r Wunder - Almanach4) ,
hatten solche historische Beigaben, nicht selten in tiber-
einstimmender Fassung. Ohne Chronik erscheint der alte
„ Emder Almanach" in nur wenig vergr8ssertem Format,
namentlich ftir Schiffer berechnet, noch heutzutage bei D. Th.
Woortman. — S. 215 der G. W. Lantziusschen Kollektaneen
Arzt Laur. Orschott vgl. Reershem. 427 und Babucke Gesch. d. Ulrichs-
schule in Norden S. 18 u. 146 Vielleicht war er ein Freund des David
Fabricius, da dieser seinen Tod i. J. 1601 in seinem Kalendarium (Bunte,
Jahrb. VI, 2, 113) verzeichnet. — Gleichzeitig mit den Fabricius-Kalendern
des Buchdruckers H. Kallenbach in Emden erschienen die Almanache des
Westerender Pastors Hermann de Werve, die H. d. W. nach seiner
Amtsentsetzung 1624 von Emden aus vertrieb (Reershem. S.151, deVries
Ostfr. Monatsbl. 1878 S. 601). Eine uns ebenfalls nicht zu Gesicht ge-
kommene gedruckte Chronik: „Joann. Groenewoldt M. Dr. Kleyne
Oostfriesische Chronica, tho Embden 1656" kannte noch 1848 der Emder
Prediger Tholens (Gedachtnifi - Predigt auf das 200jahrige Bestehen der
neuen Kirche, Emden 1848, S. 24), vgl. Harkenr. Oorspr. 12, Ostfr. Mannig-
faltigkeiten II, 1786, S. 163.
«) de Vries, Ostfr. Monatsblatt 1878, S. 509 u. 547. Der alteste
„ Oprechte Embder Almanak", den unsere Bibliothek besitzt, ist zwar
erst von 1693 („door Gysbertum Anhalt Ingenieur en gesworen lantmeter
der Stadt Embden"). Da sein Format aber das der Chronik von 1685 und
1691 ist und sich als Drucker ein Mitglied derselben Familie nennt („ge-
druckt tot Embden by Lucas Tjabberen Boeckverkooper tusschen de
beyde Marckten"), die auf dem Titelblatt der Chroniken von 1685 und
1691 als Verlegerin erscheint, so ist anzunehmen, dass diese Chroniken
als Anhang eben zu dem ,Oprechte Embder Almanak" gehSrten. Ueber
das Verhaltnis der Tjabberen zu den Kallenbach s. de Vries im Ostfr.
Monatsblatt 1878, S. 507, 1879, S. 17. Der Uphuser Wunder-Almanach ist
bei uns zuerst in einem Exemplar ftir 172 L vertreten; zuletzt (noch 1808)
erschienen beide Almanache bei demselben Buchdrucker, H. Wenthin.
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sind 2 Urkunden von 1528 und 1555 iiber das bekannte Haus
Si we nordlich von Neermoor in der Gemeinde Tergast (jetzt
ein einsam gelogenes, des Winters rings von Eis umgebenes
und bis tief in die Nacht von Schlittschuhlaufern umschwarrates
Wirtshaus) abgeschrieben, nach denen die dortigen Landereien
anfanglich dem Johanniter-Kloster Hasselt gehorten, i. J.
1528 von Graf Ulrich, Ennos II. Bruder, dem Ulrich von
Do mum, seinen „frtindliken leven vedderen", der die Siwe in
seine „Bewehru angenommen . . ., die Wildnis zu gutem Lande
gemaeht, mit Graben, Schloten u. dergl. nicht ohne grosse Un-
kosten und Arbeiten wbeigebrachta, mit Riicksicht auch auf die
mannigfaltigen treuen Wohlthaten, die Ulr. v. D. in der (sach-
sischen) Fehde den Grafen erwiesen1), ubertragen und 1555 von
U. v. Dornums Schwiegersohn, Christoffer v. Ewsum, und
dessen Gemahlin Margaretha von Dornum fur 7700 fl. der
Hebrich von Inhusen u. Kniphusen, Frau zu Godens, genannt
von Oldersum Witwe (der Gattin des 1539 gest. Hauptlings
Haro v. Oldersum und Schwester des Erbauers der Klunderburg
in ihrer jetzigen Gestalt, Tido v. Knyphausen), verkauft wurden;
Christoffer v. Ewsum sollte, falls Kloster Hasselt auf die Siwe
wieder Anspruche geltend machte, das Kaufgeld nicht zu
restituieren brauchen. In don Urkunden von 1555 wird die
Siwe „Haus oder Burg" genannt2). — S. 244 ein Auszug aus
der Topographia Galliae (Amsterdam 1660, mit Figuren von
Caspar Merian) I 292 liber das Grab ma 1 des 1545 als Student
in Paris gestorbenen Enno Cirksena von Emden auf dem
Kirchhof der St. Severins-Kirche zu Paris (s. o. S. 289). —
S. 302 wird der ratselhafte, jetzt unbebaute grosse Warf
zwischen Cirkwerum und Damhusen, nordlich von der
Uttumer Landstrasse, als eine Burgstatte des Folcmar Allena
genannt. — S. 366 eine tagebuchartige Nachricht iiber die
Riickkehr des Sehiffes „Burg von Emdena aus China am
28. Mai 1754, das am 4. Dezember 1753 aus Canton abgesegelt
f) vgl. den Brief Ulrichs v. Dornum an Graf Enno v. J. 1529, den
Bartels im Jahrb. VII, 2 (1887), S. 104 veroffentlicht.
2) vgl. Kontr.-Protok 1554 S. 294: Gerth Peters zu Wolthusen ver-
kauft 4 Gras in einer „venne negest der Junckfrowen thor Sywen
landta. In Kloster Hasselt waren in der 2 Halfte des XVI. Jahrhundert
Beginen. Sind diese unter den BJunckfrowen thor Sywen" gemeint?
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war, ein Beweis, wie auch die Adligen in Ostfriesland die
Unternehmungen der Preussischen Asiatischen Handlungs-
kompagnie mit Interesse verfolgten und vielleicht auch als
Aktion&re beteiligt waren. Ausser dem Erw&hnten bewahrt
die Handschrift noch eine Menge von sonst wahrscheinlich ver-
lornen Kleinigkeiten zur Kenntnis der Vergangenheit Ostfries-
lands. — Die Kollektaneen sind nach G. W. Lantzius Tode yon
seinem Schwiegersohne, B. E. Kettler v. Upgant, fortgesetzt
worden. — Den geschiehtlichen Sammeleifer des G. W. Lantzius
bekundet auch ein durchschossenes Exemplar der Ravinga-
Chronik von 1661 mit Eintragungen von ihm in unserer
Bibliothek; von ihm oder seinem jiingeren Bruder Erhard
Thomas Lantzius besitzt diese ferner die Dissertatio
historico-juridica inauguralis de antiquis Orientalis Frisiae
dynastis des G. H. M tiller aus Esens (1730) mit zahlreichen
wertvollen Nachtr&gen auf mehr als 100 Blattern.
21. Aug. 1900. In einem Schreiben vom 14. Aug. erklart
Herr Regierungsrat Dr. Lantzius - Beninga in Cassel, dem das
Ergebnis der Vergleichung des Copiarium Beninganum mit
unserm Besitze an Akten aus Grimersum mitgeteilt worden ist,
er sehe ein, dass das Cop. Bening. in unsqre Sammlung gehftre,
und spricht die Bereitwilligkeit aus, es uns als Eigentum zu
tiberlassen.
An einer Stelle, wo Emdensien kaura zu erwarten sind,
in dem Jahresberichte des Schweizerischen Landes-
museums f. 1898 u. 1899 (Ztirich 1900), finden sich Mitteilungen,
die ftir die Geschichte einiger Emder Familien von Interesse
sind. Einen tiefgefiihlten Nachruf widmet der Direktor dieses
erst 1898 er6ffneten grossartigen Institutes, Dr. H. Angst,
seinem Freunde, der an der Griindung des Landesmuseums
wesentlichen Anteil gehabt hat, dem im Nov. 1898 im 85.
Lebensjahre gestorbenen Architekten Joh. Christoph Kunkler
von St. Gallen, dessen edler charaktervoller Kopf den Bericht
schmiickt. K. hat zu Emden in den engsten verwandtschaft-
lichen Beziehungen gestanden. — Zu den Sch&tzen des Landes-
museums gehSrt eine der grossten keramischen Seltenheiten,
ein Fayence-Becher Kolner Arbeit aus dem zweiten Viertel
des XVI. Jahrhunderts, den die Ueberlieferung als Trinkgef&ss
UlrichZwinglis im Chorherrnstifte des Grossmtinsters zu
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Ztirich bezeichnet. Dass diese Tradition schon urn die Mitte
des XVII. Jahrhunderts (Angst schreibt S. 114 nicht ganz richtig:
vor der Mitte, s. u.) verbreitet war, geht aus einem Dokument
hervor, das seit jener Zeit mit dem Becher in einem Holz-
futteral aufbewahrt worden ist. Auf einem Zettel mit altera
Wasserzeichen steht sicher und schSn geschrieben:
„Enno de Dietelieben aus Ostvrieslandt
reformatae religionis"
und darunter, von ungeilbter Hand:
„Hocherender Her oberst pfahrer. Weil diser H. gh5rt,
das H. Ulerich Zwinglis Sa: B&cher, daraus er gethrunkhen, als
pith Ich, fr. Myn hochgeerther wel diser Myner Magt den
b&cher g&ben. Sol dem H. unverserth wider Zu komraen. Es
wer Jme auch Lieb von synem Harkommen und begaabung
Zu wtisen. So dem H. nit Zu wider wel der H. fr. gebaten
sin und Jme Etwas pricht darvon volgen Lasen, dan er boch
darnach verlanget, dan er solicher sachen ein Lieberbaber.
Damit Mynem hochgerten H. ein guten Tag. dHdir Hans
Grttter wirt zum Storckchen." Der Schreiber dieser Zeilen,
Hans Griiter, Wirt zum Storchen in Zurich, geb. 1618, Amt-
mann zu Kappel 1667, gest. 1681, war naher Verwandter des
Pfarrers (Antistes) Breitinger, an diesen wird das Schreiben
gerichtet sein. Der Fremde, „Enno von Dietelieben aus Ost-
friesland", hat offenbar seinen Namen auf das blanke Stuck
Papier gesetzt und der Wirt darunter die eigenhandige Bitte
an den Herrn Vetter. Als Andenken an den reformierten Be-
sucher aus Ostfriesland mag dieser den Zettel behalten haben,
worauf sp&tere Gencrationen darin einen Beweis fiir die Echt-
heit des Bechers erblickten. An das Museum ist der Becher,
in dem noch die Jahreszahl 1520 zu erkennen, aus dem Besitze
einer Ziiricher Familie gelangt, aus der verschiedene Mitglieder
dem obengenannten Mttnster zu Zurich angehort haben. Der
ostfriesische Landsmann, der als Reforraierter so ehrfurchtsvoll
die Zwingli-Reliquie aufsuchte, muss ein Mitglied der alten ost-
friesischen, namentlich in Norden, Emden und Osterhusen an-
sassig gewesenen, 1861 im Mannesstamm zu Emden aus-
gestorbenen Familie Deteleff und kann wohl nur der oben
S. 99 von Sundermann als Heidelberger Student 1658 auf-
geftihrte „Enno Dietlieb, Fries, orient., legura stud., 9. Jan. 58*
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gewesen sein (vgl. die leider ltickenhafte Genealogie der
Familie in unserm Jahrbuch VI, 2, 1885, S. 185 f.; der
alteste Emder Angehorige scheint der in den Jahren 1465—1495
genannte Kirchvogt Karstien Zitzebuttel, ein spaterer Karstien
Deteleff, auch K. Zitzebuttel genannt, um 1508 u. 1520 Priester
am Altar der Schroder-Gilde an der Grossen Kirche zu Emden,
gewesen zu sein). Von Heidelberg lag fttr einen wissbegierigen,
strengreformierten Jiingling der Abstecher nach Ziirich nicht
fern. Der Ziiricher Zettel muss also aus der Zeit um 1658
stammen. Die ausfiihrlichste Nachricht tiber E. D. gew&hrt sein
wohlerhaltener Grabstein1) im Abendmahlschor der hiesigen
Grossen Kirche, die ihn wegen seiner doctrina lobt und als
columen patriae riihmt und ausserdem das Alter seiner Familie
hervorhebt: der Stolz auf dieses hat in dem Ziiricher Dokument
zu der eigenmachtigen Nobilitierung geftihrt. Die Grabschrift
lautet: Anno 1673 die 27 novembris vir optimus antiquisima
patricia familia rarisque virtutis et doctrinae dotibus emi-
nentissimus, Dns. Enno Dietheleeven, in ipso flore et robore,
magno bonorum omnium, sed familiae maximo luctu, ex fragili
hac vita evocatus in beatam transmigravit immortalitatem,
cum vixisset annos 34 dies 16, relicta moestissima vidua
Margaretha Mvstert, filia unica Elisabetha et duobus filhs
Eilhardo Dieterich et Fewone Wilhelmo Dietheleeven.
Quem modo doctrina, virtute et stemmate clarum,
quern columen patriae viderat Emda suae,
cuius in amplexu longe suavissima coniunx
et dulcis soboles se recreabat ovans,
abstulit hev! cita mors, et ineluctabile fatum
praeripuit tanti gaudia spemque viri.
Mens adamata deo pleno jam fonte triumphat,
sed quod pulvis erat, flebilis urna tegit.
Wenn E. D. 1673 34 Jahre alt war, so ist 1639 sein Geburts-
jahr, und in Zttrich war er als zwanzigjahriger Student. Nach
unserm Offizianten - Verzeichnis Ms. 18 war er 1666—1670
Schaffer der Schiffergilde (Deetleeff), 1672 Vierziger (Deeteleefen).
>) Das Wappen der Familie: 2 Buffelhorner mit dem Stirnstuck,
Helmschmuck: 2 Buffelhtaier (vgl. Holtmanns, Ostfr. Monatsbl. 1880,
S. 247) ist zwar nicht auf dem Grabsteine des £. D., sonst aber vielfach
auf Grabateinen in den Emder Kirchen und in Hinte-Oaterhusen zu sehen.
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Auf diese letzte bis zu seinera Tode 1673 begleidete Wurde
bezieht sich gewiss das Lob der Grabschrift: „Stiitze des Vater-
landes". Enno D. war ein Sohn des Eilardus D., Administrators
des dritten Standes (f 1642) und der Aielke Fewen; sein
Grossvater war Enno Meendert (Meners) D., ebenfalls Ad-
ministrator des dritten Standes (f 1632), vgl. Ms. 180 unsers
Archives. Seine Gattin war die Tochter des 1645 gestorbenen,
im Chor der Gasthauskirche begrabenen Ratsherrn Peter
Mustert, seine einzige Tochter wurde Gattin des Emder Drosten
Folkard von Polman 1659—1734, eines Sohnes des bekannten
Junkers Johann Friedr. v. Polman (MOhlmanns Stammtafeln
S. 46, Jahrb. II, 1, 1875, S. 63), dor 1701 die Polmansburg auf
der Stelle der jetzigen Landratswohnung an der Wilhelmstrasse,
erbaut bat.1)
28. August 1900. Die Durchsicht der Beninga-Appelleschen
Papiere (vgl. o. S. 433, 470, 485), die wegen des Lantziusschen
Kopiars notwendig war, hat u. a. endlich auch fiir die r&tsel-
hafte Herkunft des augenblicklich an Prof. Reiflferscheid in Greifs-
wald verliehenen Manuskriptes No. 64 Arend Buschmanns
Geistergeschichtc und Josephs Gedicht von den 7 Tod-
siinden auf eine Spur gefiihrt. Der verdiente Verfasser der
Abhandlung iiber das Gedicht, Babucke (Norden 1874), der
zuerst auf dieses aufnlerksam machte (vermutlich Andeutungen
Friedlaenders folgend, der damals als Herausgeber des Ostfr.
Urkundenbuches unsere Handschriften am besten kannte),
konnte, wie er S. 1 erw&hnt, in unserer Gesellschaft daruber
nichts erfahren; er war nicht abgeneigt, in Josephs Gedicht
ein Produkt Ostfrieslands zu sehen (S. 2), und in unserer
Mitte wurde es spater einmal, als das Nichtostfriesische
der Sprache sich allzu unverkennbar aufdrangte, als mog-
lich hingestellt, dass die Dichtung von einem Nichtostfriesen
in Ostfriesland verfasst worden sei. An der Herkunft
aus dem v. d. Appelleschen Nachlasse ist, da die von den
!) v. Wichts und M5hlmanns Stammtafeln nennen F. v. Polmans
Gattin Ayolda, 0. v. Rehdens handschriftliche Genealogien (III 129) wie
der Grabatein: Elisabeth Dietheleeven. In Feltmanns Opera juridica
(Arnhem 1764-9) V S. 243 ff. sind Akten aus einem Erbschaftsprozesse des
Drosten F. v. Polman gegen seine Schwiegerm utter und deren Sch wester
Elisabeth Mustert v. J. 1689 abgedruckt.
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Verfassern unseres Katalogs 1877 offenbar nicht selbst gelesene
Handschrift sowohl in dem Kataloge unserer Bibliothek wie
in dem handschriftlichen Verzeichnisse der Manuskripte des Land-
schaftsprasidenten und preussischen Geheimen Rates Mauri tz
Wilhelm von dem Appelle1) (No. 84 unseres Archives)
mit fast gleichen Worten bezeichnet ist, nicht zu zweifeln.
Dass sie mit Appelleschen oder Beningaschen Manuskripten in
unser Archiv gekommen ist, wird auch durch ihre jetzige Ver-
wahrung neben Handschriften, die grosstenteils nachweislich
aus den Familien v. d. Appelle oder Beninga stammen, wahr-
scheinlich. Es ist, weil in dem Appelleschen Kataloge verzeichnet
oder sonst kenntlich, ausser anderem wohl das Meiste zwischen
No. 63 und 100; sicher ruhren daher: No. 65 — 67 Manuskripte
von Schriften Ulrich v. Werdums, No. 68 Observationes Arithme-
ticae von G. W. Lantzius. No. 69 die historisch-genealogischen
Kollektaneen von G. W. Lantzius, dem Schwiegersohne des
letzten mannlichen Beninga (s. o. S. 501). No. 70 v. Wichts
Annalen in Abschrift, No. 72 interessantes „Calendarium Pots-
damense" eines ungenannten Offiziers von 1727 — 17392) (nicht
des unten genannten Franz Anton v. d. Appelle), der bis in die
erste Regierungszeit Friedrichs des Grossen in Potsdam stand ;
No. 73 Oldenburgische Chronik2h), No. 74 H. B. v. d. Appellesche
') gest. im Mai 1792, vgl. iiber ihn Wiarda VIII S. 480 u. X S. 81 ;
er war ein Sohn des bekannten Heinr. Bernh. v. d. A. (f 1766). In unserm
Kataloge S. 217 No. 64 wird Josephs Gedicht als „Lehrgedicht in nieder-
deutscher Sprache etwa aus d. J. 1437", in dem v. d. Appelleschen Ver-
zeichnisse S. 15 No. 45 „Ein altes Buch v. J. 1437 N. B. Monchsschrift,
led(erner) B(and)" bezeichnet. [Die Nummer 45 stent, wie sich nach Ruck-
kehr der Handschrift aus Greifswald ergeben hat, auch jetzt noch, mit
Tinte geschrieben, auf dem Riicken des Ledereinbandes. Die Jahreszahl
1437 ist dem Anfange der Arnd Buschmannschen Geistergeschichte auf
der ersten Seite der Handschrift entnommen, vgl. oben S. 7.]
2) Unter den Titeln ^Berliner' Garnison-Chronik, zugleich Stadt
Berlin'sche Chronik fur d. J. 1727— 1739* und „Calendarium Potsdamense
perpetuum" in den Schriften des Vereins fur die Geschichte der Stadt
Berlin, Heft IX, 1873, und in den Schriften des Vereins f. d. G. Potsdams,
N. F. I. Teil, 1874, S. 318, veroffentlicht von Dr. E Friedlaender, der aber
die Herkunft aus dem Appelleschen Nachlass noch nicht kannte.
2b) Handschrift des XVIII. Jahrh. ; wahrscheinlich ist sie Johann
v. Harens niederd. Chronik von den Oldenburgischen „Arsegrevena, fort-
gesetzt bis 1605.
Jahrbuch der Qosellsoh. f. b. K. u. rater). Altortttmer zu Einden, Bd. XIV. 33
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Poesien, (^Zeitvertreibmtlssiger Stunden", vgl. de Vries Jahrb. VII,
2, 76 ff.), No. 75 Stammbuch ~der Margareta von Gendt aus den
Jahren 1570—1597, No. 76 Lateinische Grammatik far Noimen
(„in usum coenobii monialium Saxoniae inferioris"), No. 78 das
von v. Rensen besprochene Rechnungsbuch eines Dieners von
Eggerik Beninga, Berent von Quakenbriigge (Jahrb. X, 1, 1892,
S. 88), No. 79 Rechnungsbuch von Kettler in Grimersum 1757.
No. 81 Hofrichter Joost von Hanes Kollektaneen, No. 84 Ver-
zeichnis der Manuskripte aus dem Nachlass des M. W. v. d.
Appelle 1793, No. 92 Boing Beningas Register von beheerdeschen
Landen 1653, No. 93 Franz Anton v. d. Appelles Ingenieurkunst
1740, No/95 Authographum der Anna Maria v. Schurman: De
eerste beginselen der Christelyken Religie 1656, No. 97 das von
de Vries wiederentdeckte und von Friedlaender und Liebe in
unserm Jahrbuchr VII, 1, S. 19 ff. veroffentlichte Emder Bruche-
buch, No. 99 Aufzeichnungen des XVI. Jahrb. aus der Familie
v. d. Appelle zu Masendorf bei Uelzen (Urkunden-Abschriften v.
1392—1570, Ausgaben-Liste v. 1523—1550, Holtings-Protokolle
v. 1544 u. 1596). Zu dem Beninga-Appelleschen Nachlasse gehort
aber auch manches von den fruhern und spatern Nummern
unseres Archives und ein Haufen Papiere, die Friedlaender ge-
ordnet hat. Ftir diese letztere Aktenmasse hatte sich in unserer
Gesellschaft die Bezeichnung: Handschriften der „G rimer-
sum er Kiste" erhalten. Die umfangreichen Appelleschen Hand-
schriften sind vielfach an dem gepressten tapetenartigen Papier-
einband kenntlich. Leider fehlen in den Akten der Gesell-
schaft ausreichende Nachrichten fiber die Geschichte dieser
wichtigsten Bereicherung unserer Sammlungen; der kurze Be-
richt eines frtihern sehr verdienten Mitgliedes, des verstorbenen
Stadtbaumeisters Martens (Mitverfassers des Buches uber
die alte Kirche zu Marienhafe 1845), aus d. J. 1850 erzahlt
zwar, wie er eine Menge von alten Bilchem und Dokumenten
auf dem Boden der Grimersumer Burg vor der Vernichtung
gerettet u. fur die Gesellschaft erworben habe, sagt aber beinahe
gar nichts tiber ihren Inhalt, sodass uber die Beninga-Appelle-
schen Bestandteile unserer Handschriftensammlung fast nur Ver-
mutungen aufgestellt werden konnen1). — Eine grosse Menge,
*) [Erst im Juli 1902 haben wir von einem aue 102 Nummern
bestehenden, nicht vollst&ndigen Verzeichnisse des Stadtbaumeisters
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Martens, das sein Urenkel, Herr Dr. Reimers in Aurich, besitzt, Kenntnis
erhalten: „Bucher, Manuscripte und sonstige Papiere aus dem Hause
Grimersum". Josephs Gedicht ist dort wahrscheinlich unter der Be-
zeichnung: „Ein Gedicht in safiischer, altostfriesischer Sprache" gemeint.
Ausser diesem die Urkunden nicht mit umfassenden Verzeichnisse be-
sitzt Herr Dr. Reimers ein Register aus d. J. 1732 fiber 171 Grimersumer
Urkunden von 1379—1665. Samtliche Urkunden bis 1624 erwahnt auch
das Copiarium Beninganum, und nachtraglich hat sich davon auch
eine Abschrift von Martens Hand unter unsern Papieren gefunden. —
Der obengenannte von dem damaligen Vorsitzenden der Gesellschaft,
Burgermeister Suur, mitunterzeichnete Bericht lautet wie folgt:
Bericht der Unterzeichneten uber die Bucher und Documente,
welche auf die alte Geschichte Ostfrieslands Bezug haben und fur die-
selbe wertvoll sind, und iiber deren Erwerb durch die Gesellschaft f. b.
K. u. .v. A. die Protokolle derselben nichts enthalten.
Emden, den 12. April 1850.
D. W. Suur. M. H. Martens.
Der Erwerb der Manuscripte und Documente von dem Hause Grimersum.
Al8 vor einigen Jahren der Mobiliar - Nachlass des Gutsbesitzers
Kettler zu Grimersum verkauft werden sollte, begab ich mich vor dem
Verkaufstage dahin die Sachen zu besehen. Bei dieser Gelegenheit fand
ich auf einem der Dachboden des Burggebaudes eine grosse Menge
Bucher und loser Papiere zerstreut umherliegen, die mir der Muhe werfc
schienen besser aufgehoben zu werden, da es geschriebene Chroniken,
Verzeichnisse, Contracte, Biindnisse und Notaten und Anmerkungen die
Geschichte Ostfrieslands besonders betreffend waren. Auf meine Anfrage
an die anwesenden Erben, ob auch diese Sachen verkauft werden sollten,
erhielt ich zur Antwort, darauf wiirde niemand bieten, man wolle sie an
einen Juden als altes Papier verkaufen. Hierauf erbot ich mich,
immer mehr dafur zu geben, als einem Juden es wert sey. Nachdem
ich ferner erklart hatte, dass unter den Papieren etc. mehrere Stucke
vorhanden seven, die fur den Alterthumsforscher Werth hatten und dass
ich daher beabsichtige die Sachen fur die Emdische Gesellschaft fur
bildende Kunst und vaterlandische Alterthumer anzukaufen, versprach man
mir diese Papiere, Bucher etc. und was sonst noch im Hause dergleichen
alter Stucke vorhanden seyn mochte, mir alles zu tiberschicken, um das
Beste fur die Gesellschaft daraus von mir aussuchen zu lassen, und hatte
ich demnachst die Bestimmung dariiber zu erwarten. Dieses ist geschehen,
und aus der grossen Menge sind diejenigen Dokumente ausgesucht
und der Gesellschaft geschenkt worden, die in dem platten
Kasten aufbewahrt werden, und einige geschriebene Bucher, die in der
Buchersammlung der Gesellschaft befindlich und besonders gezeichnet
sind. Die iibrigen Papiere, Verzeichnisse etc. sind auf Aufforderung eines
der genannten Erben von mir wieder zuruckgegeben worden.
Emden, den 6. April 1850.
M. H. Martens.
33*
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sicher zur Familie v. d. Appelle geh8render Handschriften ruhrt
noch aus der Zeit her, wo die Familie im Luneburgischen,
namentlich auf Masendorf (norddstl. v. Uelzen), ansassig war,
und geht zum Teil noch auf die erste Halfte des XIII. Jahr-
hunderts zuriick (wir besitzen z. B. — nicht veroffentlichte —
Urkunden von Herzog Otto von Braunschweig - Liineburg,
Heinrichs des LOwen Sohne, von 1224 u. 1230). Nach Ost-
friesland kamen die Appelle erst durch Eberhard Justus v. d.
Appelle (den Neffen des obengenannten Hofrichters Joost Hane
zu Upgant), der 1660 die Erbin von Midlum, Albringswehr und
Haysfelde, die Hauptlingstochter Adelgunde von Diepholt, hei-
ratete. — Einen Anhalt zur Weiterverfolgung der Herkunft
des Joseph-Manuskriptes bietet nun der auffallige Umstand,
dass unter den Beninga-Appelleschen Handschriften zwei oder
drei aus einem Nonnenkloster hernihren: 1) No. 76 die
obengenannte lateinische Grammatik fur Nonnen mit
lateinisch - niederdeutschen Gebeten (die niederdeutsche Ueber-
setzung ist Wort fur Wort eingeschoben), von denen im Jahr-
buch des Vereins f. niederd. Sprachforschung 1878, S. 62, eine
Probe veroffentlicht worden ist,2) im Appelleschen Katalog S. 15
No. 44 bezeichnet als: Grammatica Latina Seculo decimo quarto
in usum coenobii Monialium Sax: infer: conscriptum junctis
precibus Latino-Germanicis ; 2) eine Ermahnung an Nonnen,
wahrscheinlich aus dem Ende des XV. Jahrh.8) (Manusc. No. 20
der von Friedlaender geordneten Stiicke, abgedruckt, mit nicht
ganz sicherer Lesung, von Deiter im Jahrb. d. V. f. niederd.
Dass es mit den Buchern, Manuskripten, Vertragen und andem
Papieren und Schriften sich so zugetragen, wie oben bemerkt wird, und
daft selbe au£ diese Weise in den Besitz der Gesellschaft gekommen, ist
auch mir bekannt.
Emden, den 12. April 1850.
D. W. Suur.]
*) Die Bezeichnung „Gebetea ist aber ungenau, es sind grosstenteils
Hymnen, bemerkenswerter Weise in der Form und Ordnung des unten
(No. 3) aufgefuhrten Breviariums.
*) Die Mahnerin (Aebtissin?) sagt u. a.: „Ick hebbe hir nu draden
baven de sostigesten jar in dussen kloster wesen vnd hebbe nuwerlle
sulk kyuesche sorores seen edder hort alse gy syn". Vielleicbt ge-
wahrt diese Angabe bei Nachforschungen wegen der Herkunft des Zettels
eine Unterstutzung.
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— 517 -^
Sprachf. XI, 1885, S. 167); 3) ein Brevarium aus dem Ende
des XV. Jahrh. mit Kalender und beigefiigten Hymnen, No. 63
(die Joseph-Handschrift ist No. 64), dessen Zugehflrigkeit zu den
Appelleschen Handschriften wenigstens im hochsten Grade wahr-
scheinlich ist. Der Ausdruck bei No. 76: in us. coen. Monialium
Saxoniae inferioris weist deutlich auf ein nichtfriesisches Kloster
hin, eben dasselbe zwingt aber auch die Sprache anzunehmen.
Und da liegt es bei den Beziehungen der Appelleschen Familie
zum Luneburgischen nahe, hinsichtlich der Herkunft der Joseph-
Handschrift eben an ein Liineburgisches Nonnenkloster zu
denken1). Nun hat aber die Familie v. d. Appelle nach ihrem
!) Inzwischen ist die Herkunft wenigstens des unter No. 3 ange-
fuhrten Breviariums aus einem Frauenkloster im Liineburgischen zur
volligen Gewissheit erhoben und damit die Wahrscheinlichkeit fur die
gleiche Heimat der Joseph-Handschrift wesentlich verstarkt worden.
Auf dem Lederband des Breviars, das am Schlusse Hymnen ent-
halt, ist vielfach, kaum noch erkennbar, in einem Kreise ein Zeichen
(Hausmarke ? es ist ein Rechteck mit einem Kreuz an der nach untenhin
verl&ngerten linken Langsseite) und die Umschrift „S' Johan Ellevers"
(= Sigillum J. E.?) in gotischen Majuskeln eingepresst. Durch einen
Zufall wurde uns der Name Elver als der einer Luneburger Patrizier-
Familie bekannt, und eine Durchsicht der Buttnerschen „Genealogien . . .
der . . . Liineburgischen . . . Patrizien(!) - Geschlechter* (Liineburg 1704),
auf die uns Prof. Theod. Meyer in Liineburg aufmerksam machte, ergab
sogar, dass der Vorname „Johannes" der am haufigsten in der Familie
vorkommende ist (er findet sich von 1314—1664 19 mal) und dass vier
Tochter zwischen 1641 und 1700 Konventualinnen in Ebstorf waren
(andre in Meding, Liine, Stendal, Liibeck). Am wahrscheinlichsten ist es,
dass die Handschrift das Zeichen des siebten Joh. E. tr>, den Biittner
als „Magister artium, Vicarius Bardovicensis, vixit circa 1500" naher be-
zeichnet, und der sie einer Verwandten, etwa als „Morgengabe8, beim
Eintritt in ein Kloster, geschenkt haben mag. Die Namensformen der
Familie sind bei Biittner: Elverus, Elvere, Elver, Elvers, von Elvern.
Ferner liegt in unserm Breviar ein loser kleiner Zettel mit dem Namen
der Margrete Grunhagen, die ebenfalls einer Luneburger-Patrizier-
Familie angehdrt haben muss und wahrscheinlich mit den Elvers ver-
wandt war: eine Margareta von Groenhagen geb. von Sanckenstedt lebte
nach Biittner in der ersten Halfte des XVI. Jahrhundert (f 1644); ihre
Sch wester Richel war Gattin des Thidericus von Elver, „ consul 1500".
Biittner nennt Gronhagen „ein iiberaus angenehmes Landgut des Klosters
St. Michaelis, ohngefehr 2 Meilweges von Liineburg gegen Siiden an der
Elmenau". — Erwahnung verdient es auch, dass die Hymnen des Breviars
in ihrer Zusammenstellung und Form auf die Bursfelder Union hin-
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Stammbaume, wie er z. B. in den ungedruckten v. Wichtschen
Genealogien Tafel XXXI verzeichnet steht [sie fussen wahr-
scheinlich auf Mitteilungen des H. B. v. d. Appelle; aus v. Wicht
Mflhlmann in seinen Stammtafeln einiger ostfriesischer Ge-
schlechter (Leer 1832)], Jahrhunderte lang mit keinera Kloster
in naherer Verbindung gestanden, als mit dem 10 Kilometer
von ihrem Stammsitz Masendorf gelegenen Benediktinerinnen-
Stift Ebstorf bei Uelzen: 1565 — 74 war Barbara v. d. Appelle
die erste lutherische Aebtissin des Klosters (ein eigenhandiger
Brief von ihr hat sich unter unsern Appelleschen Papieren er-
halten), ebenso ihre Nichte Lucia von 1594—1624, eine andere
Nichte, die Vatersschwester des genannten ersten ostfriesischen
y. d. A. Eberhard Justus, Agnes (f 1660), war Priorin, zwei andere
Nichten, Anna und Katharina, Konventualinnen, eine Schwester
des Eberhard Justus v. d. A., Katharina, 1688—1703 Aebtissin,
desgleichen waren selbst noch aus Ostfriesland Konventualinnen
in Ebstorf 2 Tochter von ihm und Schwestern des durch den
Appelle-Krieg bekannten Heinrich Bernhard v. d. Appelle2),
Agnes Adelgunde (f 1711) und Katharina Elisabeth (f 1746).
Nach alledem ist es nicht unwahrscheinlich, dass unsere Joseph-
Handschrift mit ihrem geistlichen Inhalte in den Besitz der
Familie v. d. Appelle durch die alten Verbindungen derselben
mit dem einstigen Benediktinerinnen - Kloster Ebstorf ge-
weisen, der sich auch die Liineburger Benediktinerkloster angeschlossen
hatten; namentlich erscheint der von jiingerer Hand geschriebene und nach-
traglich eingeheftete Hymnus auf die Trinitat: 0 lux beata, Trinitas etc.
in einer seltenern Form, die am meisten der im Brevarium RR PP.
ordinis D. Benedicti de Observantia per Germaniam et Unionis Burs-
feldensis . . . auctoritate annalis Capituli illustr., pars aestivalis, Lovani
1608, S. 165 ff. gegebenen entspricht. Es ware moglich, dass die von
Reifferscheid so iiberzeugend dargelegte Tendenz der ganzen Joseph-
Handschrift sich eben als die der Bursfelder Reformations-Bewegung
erweist.
2) gest. 1766 80 Jahre alt; er war auch die Seele der geheimen
Verhandlungen Emdens und der ostfries. Stande mit Friedrich d. Gr. vor
1744, vgl. Wiarda VIU 479, de Vries, Jahrb. VII, 2 (1887), S. 73; uber
Eberh. Justus v. d. A. Jahrb VI, 1 (1884), S. 116. Am Ende der Be-
ziehungen der Familie zu Ebstorf steht ein beklagenswerter Prozess, in
den eine dritte Schwester des H. B. v. d. A., die Konventualin Henrica
Christina v. d. A. (f 1728), verwickelt war und uber den erschutternde
Briefe der Angehorigen in unserer Sammlung nahern Aufschluss geben.
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koramen, dass etwa em Angehoriger der Familie, vielleicht der
durch lebhaftes Interesse und grosse Begabung ftir Altertums-
forschungen ausgezeichnete H. B. v. d. Appelle, sie durch Ver-
mittlung seiner Schwestern in Ebstorf der Klosterbibliothek
entliehen und nicht wieder zuriickerstattet habe ; in dem Kata-
log der Appelleschen Handschriften folgt sie S. 15 als No. 46
gleich hinter der lateinischen Grammatik fur niedersachsische
Nonnen (No. 44), deren Titelaufschrift1) von der HandH. B. v. d.
Appelles zu stammen scheint, wird also zur Zeit der Abfassung
des Kataloges, wahrscheinlich aber schon lange Jahre vorher,
ungelesen und unverstanden wie diese, neben ihr gestanden
haben. Um es aber glaublich zu machen, dass gerade das
Benediktinerinnen-Kloster Ebstorf Handschriften wie Josephs
Gedicht besitzen konnte, bedarf es nur eines Hinweises auf die
bekannten aus Ebstorf stammenden und noch dort oder in
Hannover verwahrten Litteratur-Denkmaler : die Ebstorf er Welt-
karte, die grosse Ebstorfer Liederhandschrift, und auf das
6 Seiten umfassende Verzeichnis von mittelniederdeutschen
Handschriften zu Ebstorf in Borchlings erstem Reiseberichte
S. 177—183 (worunter nach S. 179 No. 3 ein niederdeutsches
Gebetbuch mit dem Anfange : de seuen dot sunden). An unsere
,,Ermahnung an Nonnenu und an die lateinisch-niederdeutschen
Gebete (richtiger: Hymnen) hinter der lateinischen Grammatik
erinnern bei BorchlingS. 180 „Geistliche Ansprachen einer Nonne
an die Klosterschwestern iiber ihre Klosterpflichten anno 99u
(d. i. 1499?) und S. 183 „Lateinische hymnische Stucke mit
niederdeutschen Glossen und Interlinearversion" ; — „ein lat.-
nd.-Glossar; — „Erklarung und Umschreibung kirchlicher
Hymnen mit Zuhilfenahme des Nd."; — „ein sachlich geordnetes
lat.-nd. Glossar". Nach den kurz.en bei Borchling gegebenen
Proben zu urteilen, stimmt die Sprache unserer Hymnen-
Interlinearversion hinter der lat. Grammatik No. 76 mit der-
jenigen des zuletzt genannten Glossars, und ein genauer Ver-
gleich wttrde wohl ergeben, dass das Niederdeutsche unserer
geistlichen aus dem Ltineburgischen stammenden Handschriften
der Dialekt eben der Ebstorfer Stilcke ist. — Unaufgekl&rt
bleibt noch, wie die Appelleschen Manuskripte — der
1) Auffallend ist die Unbestimmtheit der Bezeichnung „in usum
co enobii monial ium". Weshalb ist das Kloster nicht selbst angegeben?
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— 520 —
Hauptsitz der Familie war bis zu ihrem Aussterben Gross-
Mi dlum — nach Grimersum gelangen konnten. Moglicher-
weise wurde der 1766 geborene Erbe von Grimersum, Stephan
Rudolf Beninga-Kettler (s. o. S. 501, f 1835), Erbe des kinderlosen
letzten Appelle, Mauritz W. v. d. Appelle (f im Mai 1792),
da M. W. v. d. Appelles Gattin Adriana, geb. van der Marwede,
Tochter der 1778 gestorbenen Hieronyma Adelgunde Katharine
Beninga, verheirateten van der Marwede, war (Mohlmanns
Stammtafeln einiger ostfries. Familien S. 21, Houtrouw, Ost-
friesland, I, 455. Die Familie Beninga-Kettler blieb bis in die
40er Jahre des XIX. Jahrhunderts im Besitze der Burg
Grimersum; jetzt gehort diese als Ruine, deren Verfall nicht
mehr aufzuhalten ist, dem Fursten Knyphausen).
Herr Dr. Borchling in Gottingen ubersendet seinen
zweiten Reisebericht iiber mittelniederdeutsche Hand-
schriften in Skandinavien, Schleswig-Holstein, Mecklenburg und
Vorpommern (Nachrichten v. d. Kgl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Gottingen, Philos.- histor. Klasse, 1900, Beiheft,
Gottingen 1900). Einiges, das hier Ostfriesland betrifft, und
manches, das in dem Reiseberichte nicht abgedruckt worden
ist, hat der Verfasser uns schon frtiher mitgeteilt (vgl. Jahr-
buch XIII, S. 218, 220, 239). Sonst enthalt das Heft fur uns
weniger als der erste Reisebericht : S. 57 Nachweise aus Kopen-
hagen iiber das Vorkommen der aus Benin gas Brief an den
Borssumer Pastor Melchers (Tiaden 1 119) bekannten Priamel:
Hadde wy in Christo alle enen geloven,
Dat gemene Nutte und beste vor ogen etc.
S. 82 Nachrichten aus Kopenhagen iiber einen Sammelband
jungerer niederd. ostfr. Chroniken mit Loringas Genealogien
und ein Konvolut Papiere des XVII. Jahrh., bezeichnet als
Genealogia Frisiaca (worin u. a. eine vollstandige Handschrift
der niederd. Loringaschen Genealogien)1).
!) Die in Pannenborgs Handschrift fehlenden lateinischen
Stammregister Loringas (Jahrb. XII, S. 6) enthalt, worauf Herr Dr.
Borchling mtindlich aufmerksam macht, eine Abschrift des Autographon
in der Groninger Universitatsbibliothek (vgl. Brugmans Catal. codd. Univ.
Bibl. Groningensis No. 146, S. 68 und 69).
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Zuwachs der Sammlungen (bis zum 1. Juli 1901).
1. AltertOmer, MOnzen und Medaillen.1)
Grosses Siegel mit Wappen und der Umschrift: Sigillum judicii
provincials Jevrensis (van Hiilst in Lintel bei Norden). — Gestrickte
Haube aus dem Ende des XVIII. Jahrh., in Dornumersiel getragen, ge-
stickter Geldbeutel (Knipke); Ballschleife von der Einweihungsfeier der
Hannoverschen Westbahn 1856 (A. Jasper). — Eisenreste aus dem Knyp-
hauser Walde bei Reepsholt, Bronze- und Urnenreste aus dem Garten
der Lehrerwohnung zu Abickhafe, Bronzesachen aus dem Rabbelsberg bei
Dunum (Lehrer Eilers-Reepsholt, vgl. o. S. 398). — Konvokationspfennig
des Biirgervorstehers Reemtsma 1857; ein auf Seide gedrucktes Gedicht,
das die Arbeiter dem Kommerzienr. Reemtsma zur goldenen Hochzeit
stifteten (nach letztwilliger Verfugung des verst. Kommerzienr. Reemstma).
— Rathaus-Modell aus Kork, geschnitten von dem verst. Photographen
van Laaten (Fr. Graepel). — Grtitze-Maasse (aus dem Nachlasse des
verst. Frl. Graepel). — Ein silberner Patenthaler in einem ledernen
Beutelchen, seit dem Ende des XVIII. Jahrh. in der Familie Clandt zu
Aurich (von dem verstorbenen Backermeister Clandt zu Aurich als
Geschenk fur unsere Gesellschaft bestimmt). — Spinnwirtel, gef. im
Garten des Buckdruckereibesitzers L. Hahn; Haarpfeil, 1898 in Loquard
gef. (Lohmeyer). — Konvokationspfennig v. J. 1703 mit dem Namen Adde
Ulbers und einem ratselhaften Emblem, das mit einem Steinhauer-Hammer
Aehnlichkeit hat, aus d. Besitze des Backermeisters Woydt (Lohmeyer). —
Steinerner Doppelkopf, der nach dem Brande des Praalschen Hauses zu
Larrelt im Schutt gefunden sein soil (J. de Beer jr., vgl. o. S. 416). — Ge-
schnitztes Oberlichtfenster von einer Hausthur und eine Laterne von dem
jetzt umgebauten Hause am Alten Markt No. 10 (Buhr u. Thiemens). —
Bronze-Stiicke (Reste einer Nippzange), Knochenrest, gninliches Glas, ein
kleiner runder Gegenstand mit einem Haken, eine Urne und Urnenscherben
aus Ochtersum (P. Nellner-Ochtersum, s. o. S. 405). — Braunglasierter
Raerener Krug v. J. 1585 (vgl. S. 406, J. M. v. d. Walde). — Hohler eiserner
Gegenstand unbestimmten Zweckes, gef. beim Bau der Kleinbahn Aurich-
Wittmund 5 Fuss tief (v. Jindelt jun.) — 3 eiserne Hausanker aus dem
XVI. Jahrh. (vgl. S. 417). — Stempel der Emder Maurergilde (Logger-
schiffer Ph. Herlyn). — Briefbeschwerer aus einem Stucke des sog. Grab-
steines der Quaden Foelke in Aurich (Herrmann, vgl. S. 392). — Alter-
tumliche Thranlampe (S. Pels). — Stabchen mit Elfenbeinhand (Vocke).
— Zinnbecher der Schmiedegilde mit Aufschrift und Zinnuntersatz (die
») abgesehen von dem Vermachtnisse des Dr. Peterssen (vgl. o. S.364).
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eingravierte Zahl 1804 giebt das Jahr einer Erneuerung des Bechers an,
gesch. von Frau Rektor de Vries). — Grunliches, glasiertes, viereckiges Ge-
fass (Tintenfass?) mit der Jahreszahl 1651, einem Doppeladler und den
Buchstaben A. v. d B. SN., gef. hinter dem Hause des Backermeistere
StShr, westl. von der Neuen Strasse auf dem Spieker (Stohr). — Fahne
der Emder Maurerzunft (aus dem Nachlass des Maurermeisters Niemeyer,
des letzten Zunftmeisters der Maurer). — Ein an der Neptunstrasse auf-
gegrabener Walfisch-Knochen (Gelenkkugel des Kinnbackens). — 2 alte
Ziegelsteine (32 cm.) aus einem abgebrochenen Hause an der Emsmauer-
strasse (v. Jindelt). — Die erste ausgegebene Fahrkarte der neuen Bahn
Emden-Pewsum (J. Loosing). — 2 Snuiter (Frau Kommerzienr. Y. Brons). —
Konvokationspfennig der Emder Stadtverordneten, deren Kollegium unter
diesem Nam en bis 1854 bestand (Klug). — Walfisch-Kinnbacken aus
Borkum (D. Bakker jr. und K. J. Akkermann in Borkum). — Metallring,
gef. auf dem Kirchhof zu Gr-Midlum (vgl. o. S. 426). — Steigbugel, gef.
12 Fuss tief zwischen Holtgaste und dem Barkholter Berg (E. C. Ulferts in
Esens und Landwirt Poppe Eilts in Holtgast, vgl. S. 434). — Kesselhaken,
(Lohmeyer). — LSwenkopf, Schlussstein des Hauses No. 23 in der Hof-
strasse (S. Regendorp). — Herdvorsatz (h§rdje), platter Topf, Dreifuss
(Lohmeyer). — Ziegelsteine und Holzverkleidung eines Kamins mit
Schnitzerei aus dem Hause an der Ecke der Grossenstr. und Lilienstr.
No. 43. — Eiserner Wasserkessel ; LepelbOrtje mit 5 runden zinnemen
Breiloffeln ; eine lange Holzpfeife aus den Freiheitskriegen (Lohmeyer). —
Ldffelartiges Holzgerat, 4 Fuss tief unter dem Hochmoore bei Langefeld
gef. (E. C. Ulferts. vgl. S. 450). — Abzeichen der Emder Burgerwehr v. J.
1848: bleierner Doppeladler am gelben Band (Frau Wwe. Benjamins;
Landschaftsrat Klug, der 1848 die Charge eines Feldwebels in der Emder
Burgerwehr bekleidete, erinnert sich eines solchen Abzeichens nicht;
die obige Bezeichnung erscheint daher als fraglich). — Ein interessanter
sehr altertiimlicher Schlussel, der l!/» m tief beim Bau des Gaswerks in
Drossen, Kr. Frankfurt an der Oder, an der Stelle eines fruhern Klosters
gefunden wurde (Pastor Houtrouw-Neermoor). — Ein altes Pionierseiten-
gewehr(?) mit Schiltpatt und versilbertem Kupfer am Griff, gef. 1 m tief
beim Neubau eines Hauses an der Wolthuser Landstrasse (Lokomotiv-
fuhrer Lucke). — Bronzene Feldzugsmedaille von 1815 (Lohmeyer). —
Verschliessbarer Holzkasten in Form eines Folianten mit Ledereinband
und dem Aufdruck 1748 (Schnedermann jr. Der Kasten stammt wahr-
scheinlich aus der Familie Adami). — Braunglasierte Scherbe von
einem rheinischen Gefass mit Verzierungen, von denen eine Aehnlichkeit
mit einem Wappen hat; ein rundes, offenes Steingefass aus weichem
Material (Sandstein?), 7 cm hoch, 7 cm im Durchmesser, inwendig hohl
gedrechselt mit Ausgussoffnung (Gussform??), gef. beim Bau des Rechts-
anwalt Metgerschen Hauses Agterum (Metger). — Scherben, teilweise von
feinen chinesischen Porzellangefassen, mit blauer, roter und goldener
Farbe, gef. unter einem Packhaus in der Oldersumer Strasse (SchwiUky).
— Schongestickte GeldbQrse (Knipke) aus Tuch in einem Tuchfutteral und
eine Frauenmutze (Vlieger) mit feinster Spitzenarbeit (Klug, aus dem
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Nachlass seiner in Norden gebornen Grossmutter, geb. Uven). — Spinn-
rad (Lohmeyer). — Schulbucherkasten (Schnedermann jr.). — 12 Delfter
Kacheln aus dem Nachlass des Konsuls Rodewyk (Baumateralienh&ndler
F. Folkerts; derartige Kacheln sollen noch um 1850 aus Delft eingefuhrt
worden sein). — Kleine Haspel zum Spinnen von Seide (Schnedermann jr.,
aus dem Nachlass seiner Grossmutter, Frau Sen. de Pottere geb. Bouman).
— Deckel eines Schulbticherkastens (Pappe) mit dem Bilde der hiesigen
Roten Muhle und den Buchstaben P. v. R. (P. v. Rensen). — - Schon
erhaltener Schulbucherkasten mit Abbildung einer Muhle auf dem Schiebe-
deckel (Th. Brons-Groothusen ; solche Kasten wurden des Winters von
Tischlern angefertigt und in Eisenhandlungen verkauft). — Flachshechel,
Ripp-Eisen fur Flachs, Kratze fur Sehafwolle, um vor dem Spinnen die
Knoten herauszubringen (Th. Brons-Groothusen). — Goldwage ohne Kasten
(Fr. Graepel). — 2 Schuppen zum Aussprengen auf der Bleiche (Bleichen-
besitzerin Klaassen). — Flachshechel (Herlyn). — Schulbiicherkasten (King)
— Stucke eines schonen weissen Kruges mit Henkeln, wie der bei
Brinkmann, Das Hamburgische Museum, S 259, abgebildete grau • blaue
Raerener Krug; Hufeisen mit 2 Seiteneisen zum Festbinden („EiskrabbeB?);
thurriegelartiges Stuck Eisen ; Rest eines Henkels von feinem griinlichen
Glase; hellbrauner kleiner kupferartiger Gegenstand mit weisser Glas-
spitze, alles gefunden beim Bau des Metgerschen Hauses Agterum, an
einer Stelle, wo sich viele Tierknochen fanden und die als Abwurfsplatz
benutzt gewesen zu sein scheint (R. Metger). — Messer zum Ausbreiten
der Knoten (Nokken) aus dem Flachse und eine dazu gehflrige Leder-
schiirze, Ribbenlappe genannt (Herlyn ; iiber Flachsbereitung in Nordwest-
deutschland s. BNiedersachsentf 1900, 15. Nov.). — 4 Feuersteinmesser, gef.
beim Barkholter Berg, und ein ungebrannter Krug, gef. 500 m nordl. vom
Barkholter Berg (vgl. S. 494); Zunftpfennig der Emder Zimmerleute von
1732 oder 1832 mit den Buchstaben B. D. L ; eine Glasscheibe aus der
Klostermuhle zu Esens mit dem Bilde einer Bockwindmuhle (Ulferts-
Esens) — Ofenplatte aus dem Hause des Krautners Enno van Pilsum in der
Kl. Osterstr. No. 38 mit Darstellung der Geburt Christi, der Jahreszahl
1777 oder 1737 und Lucas 2, Vers 8. — Eine farbige englische Lithographie
(J. de Ruyter). — Stuck eines Buchverschlusses aus Messing v. J. 1671
(C. v. Jindelt). — Urnenscherben und Knochen aus einem Warfe, gen.
„Knollkensa, zwischen Kanum nnd Sielmonken (Heeren-Kanum). — Dienst-
siegel des verst Auktionators Pape in Aurich mit der Cirksenaschen
Harpyie im Stempel (Magistrat der Stadt Aurich; solche Siegel wurden von
den beeidigten ostfriesischen Auktionatoren nur in der kurzen Zeit vom
6. August 1897 bis zum 31. Dezember 1899 gefuhrt). — Kleine steinerne
(Kanonen?)-Kugel, die beim Baggern vor der Schleuse im Aussenhafen
gefunden worden ist (Borsenwirt Janssen). — Giebelstein des abgebrochenen
Susemiehlschen Wirtshauses „Zum Wappen von Oldenburg" an der Nord-
seite der Grossen Faldern- und der Hofstrasse mit einem Baum, der Zahl
1632 und 2 leeren Wappenschildern (Hagen & Benjamins). — 2 Zieget-
steine (311/* cm : 15 cm : 7 7* cm), wahrscheinlich von einer alten Kai-
mauer, gef. beim Neubau des Pelsschen Hauses an der Kettenbriicke
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(C. v. Jindelt). — Alte Spielmtinze(?) von Messing, mit 4 Kronen und
einer Inschrift, in der sich das Wort „Nevo* viennal wiederholt, gef.
beim Neubau des sWappens von Oldenburg" (Jan Groenhoff). — Hollan-
discher Tellerw&rmer von Kupfer. — Holzschnitzerei mit dem Wappen
der Familie de Pottere (3 Krugen und Sparren), die in dem de Pottereschen
Hause an der Neuthorstrasse an einem Kamin angebracht war (Schneder-
mann jr.). — Stempel der Loh- und Rotgerber - Zunft mit Umschrift und
Darstellung von Schabinstrumenten (Gittermann). — Die kupferne Hiilse,
in der die Munzen des Norder Fundes vom Mai d. J. lagen (Kohlschutter-
Norden). — Rest eines Grabsteines mit der Jahreszahl 1668, der bei der
Anlage der Wasserleitung in der Nahe der Wolthuser Briicke ausserhalb
der Stadt links vom Wege gefunden worden war (Wasserwerk). — Ober-
lichtfenster der Hausthur des A. Mustertschen Hauses an der Sudseite
der Strasse Zwischen beiden Sielen (Ahlr. Mustert). — Gewichtstuck
mit dem Emder Wappen, wahrscheinlich aus einer Gold wage (Schneder-
mann jr.). — 2 steinerne Statuen aKriega und „Friedea aus dem de Pottere-
schen Garten an der Hinter Landstrasse (de Pottere's Erben). — Kleine
Steinkugel und eine eiserne Kugel, gefunden im Schlamme sudlich von
der Butfenne (Quartaner Hemmen). — 2 Abstimmungsurnen im Stile
Louis XVI. von der 1891 aufgelosten ersten Emder Assekuranzkompagnie
v. J. 1772 (mit J u. N = Ja und Ne) und einem Prasidenten-Hammer der
Kompagnie, aus dem Nachlass des verst. Herrn B. Brons sen. (Am. Brons).
— 6 ungewonlich schon erhaltene sichelformige Feuersteinwerkzeuge aus
der jiingeren Steinzeit, gef. auf dem Kolonat des Johann Eden Christians zu
Terheide, und ein Palstab mit zwei flachen Schaftrinnen an beiden Seiten
aus der aitern Bronzezeit, gef. sudlich von Terheide, 10 Fuss tief unter
Moor auf dem Urboden, auf dem Kolonat des Heit Tebben Tapper (E. C.
Ulferts-Esens). — Kleines, am Feuer gehartetes Gefass mit Henkeln, gef.
beim Wiihlen in der Feldmark Larrelt, nordl. v. Konrebberswege, 7-8 Fuss
tief (Wychgram-Wybel8um). — Messingstempel der judischen Schlachter
mit hebraischer Inschrift: „Gemeinde Emden koscher* (J. de Beer jr.).—
13 Delfter Kacheln aus dem Keller des Hauses Krahnstrasse No. 23 (Ecke
Krahnstrasse und Rosentief), 2 mit Darstellung eines Landsknechtes, die
iibrigen mit Meerweibchen (Zimmermeister Schelten). — Drei Estriche
(Kacheln) mit Darstellung von Landsknechten, Bruchstucke von Kacheln,
Scherben von Rheinischen Krugen, anscheinend mit Darstellung desSunden-
falls, ausgegraben vor dem Wirtshause „ Bremer Schlussel" am Delfte
beim Bau der neuen Kajung (Hessler). — Ein altertumlicher grosser
seidener Schirm (Burgervorst. Poelders). — Ein schSner Bronze-Morser
mit Stampfer, die Inschrift lautet: Jan Janssen van Jssum, Anno Domini
1656 (T. Houtrouw an der Neuen Strasse). — Kleines Thon - Gefass mit
Henkeln, gef. beim Umbau des Pastor Pleines'schen Hauses an der
Grossen Strasse 41 (A. Klaassen). — Bronzeloffel mit einer Marke und
Spuren ehemaliger Versilberung, am Ende des Stieles ein Pferdefuss (von
demselben Fundorte). — Flindrich Ulrichs von Norden. — Vs-Thaler Carl
Edzards 1738. — V*-Thaler Christian Eberhards. — Ostfriesische Munze
von Kupfer mit der Umschrift: „Da pacem in diebus nostris" und dem
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Fiir8ten-Namen Christian. ... — Emder Stiiver ohne Jahreszahl; ^Stfiber
1823 (Laarmann). — Pfennig von 1848 (W. P. Mulder). — Denar Herzog
Berahards II. v. Sachsen (1011—1062) aus Jever (Tergast Fig. 2), '/30 Thaler
Edzards und Johanns von Ostfriesland, eine Miinze Ennos II., Stuber von
Christian Eberhard, 2 Oertchen von Georg Albrecht, 2 Mariengroschen von
Karl Edzard, Emder Stiiber und 7 andere, nichtostfriesische Miinzen
(Lohmeyer). — l/eo Thaler von Edzard und Johann 1572, V* Stiiber von
Enno III., gef. hinter dem Amtsgericht (Maurer J. Nortmann). — Stuber von
Enno III., Stuber Christian Eberhards, Stuber Anton Gunthers von Olden-
burg (Laarmann). — Konvokationspfennig der Emder Stadtverordneten
mit dem Namen B. J. Bakker 1838 (J. de Beer jr.). — Wittenpfennig des
Emder Propstes und Hauptlings Jmelo mit bisher unbekanntem Typus,
mit einem nach links schreitenden L6wen in dreieckigem Schilde, gef.
bei Gro8S-Midlum. — 2 Stuber und 2 halbe Stuber Christian Eberhards,
2 halbe Stuber und 1 Oertchen von Georg Albrecht, >/t Stuber und
1 Oertchen von Georg Christian, 1 Oortje von Groningen uod 2 nicht-
ostfriesische Miinzen (0. G. van Senden). — Eine Kupfermedaille mit
dem Bilde Georgs V und dem Welfenross (J. de Beer jr.). — 2/a Thaler
von Braunschweig - Liineburg 1834, VioGute Groschen von Braunschweig-
Luneburg 1824, Mariengroschen von Waldeck 1814, Ssterreichisches Drei-
Kreuzer-Stiick von 1847 (0. G. v. Senden). — Emder Stiiver aus dem
XVII. Jahrhundert (Th. Brons-Groothusen). — 6 Miinzen des Norder Miinz-
fundes vom Mai 1900: Silbermiinze Udos v. Norden und 5 Widzeld-Munzen,
vgl. o. S. 327 und 329. — l/4 Stuber Friedrichs des Grossen v. J. 1747
und 1 Mariengroschen v. J. 1766 in Gold, nach dem Miinzstempel D
in Aurich gepragt. — 61 Kupfermiinzen, 103 Silbermunzen (darunter
14 Thaler mit einem Upstalsboom - Thaler) und »/» en£l- Pfund in Gold
(Frau verw. Einnehmer A. A. Weers in Emlichheim, Tochter des 1778
gebornen und 1836 gestorbenen Beamten an der ehem. kgl. preussischen
Bank in Emden, die bis 1806 bestand, Jan Janssen Brauer). — Zwei-
mariengroschen - Stuck von 1746 mit dem Miinzzeichen J. C. G. (= J. C.
Gittermann). — 2 Stiiberstiicke von Christian Eberhard (0. G. v. Senden).
— 3 Petschafte (J. de Beer). — Bemalte Leinwandtapete aus dem Hause
No. 10 am Alten Markte (Buhr & Thiemens). — Relief-Portrat von Herm.
Allmers in Bronze (A. Brons). — Herdplatte mit biblischer Darstellung (die
K6nigin v. Saba vor Salomo?) aus dem Hause der Elisabeth von Ungnad
zu Wolthusen (Valk). — 4 Steine aus dem Fundament des alten Neuen
Thores (C. van Jindelt; Grosse des einen 32 : 15 : 7l/« cm, der drei andern
30 : 14 : 6!/i cm). — Grabstein mit den Namen Jan v. Dalen und Hilke
Reiken und einer Hausmarke. — 2 Steine von der alten Burgmauer bei
der Taubstummenanstalt; Grosse 30 : 15 : 7 cm (C. v. Jindelt).
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II. BOcher, Handschriften und Gemftlde.
„Die Denkmalpflege", herausgegeben von Sarrazin und Hossfeld
(vom Ministerium der geistl., Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten).
— Geek, Die Kanalreisen des Herrn Fr. Merkens; Sommerfahrplan Harwich-
Hoek van Holland 1898 mit hiibschen Abbildungen von hollandischen
Renaissance-Bauten, z. B. dem Fleischhause in Haarlem (v. J. 1602), das
an Bremer und Emder Bauten erinnert (v. Rensen). — sSchlesische
Staats-, Kriegs- und Friedenszeitungen" vom 20. Januar 1751 mit einem
ausfuhrlichem „ Avertissement von der Kgl. Preuss. Asiatischen Handlungs-
Kompagnie von Emden auf China" (seltener Druck, vgl. Ring S. 77 f.). —
Suffridus Petrus de scriptoribus Frisiae . . . Colon. Agripp. 1593 (vgL o.
S. 388). — „Urteil uber das Westendorpsche FideicommiS mit wider-
legenden Anmerkungen von Habbo J. L. Bluhm als Erben des Frhr. E
v. Westendorph", Aurich 1814 . . — Mennenga, ein Wort an, fur und
wider die „oudgereformeerdena Papste in der Grafschaft Bentheim, Neuen-
haus 1868. — N. Steffens, Mennenga u. Koppelmann, ihre Zeugnisse gegen
die Altreformierten naher beleuchtet und beurteilt, Neuenhaus und Bent-
heim 1868. — Tenge, Der Jeversche Deichverband. — Burgerbrief fur Abbe
Hinrichs v. J. 1772 (Rentner Hagen). — Portrat der 1S65 95 Jahre alt ge-
storbenen Wwe. Heumann geb Mennen (Pergament), Kupferstich mit dem
Bilde des Erasmus (?, v. Heuvel). — Tewes, Die Steingraber der Provinz
Hannover, Hannover 1898. — Verhandlungen der am 14. Sept. 1898 in
Emden abgehaltenen reformierten Bezirkssynode (Synodalvorstand). —
U. Meyer, Aus meinem Leben, Emden 1898. — Theaterzettel des Hof-
theaters zu Weimar v. J. 1791 mit dem Personenverzeichnis von Ifflands
Jagern (Agena-Schoonoort). — Aegidius Hunnius, Bestendige Widerlegung
des vnwarhafften Berichts v. d. Streit des Heil. Abendmals, In welchem
etliche Caluinische Predicanten zu Embden usw., Wittenberg 1596. — Die
Jahresberichte der hiesigen Handelskammer (Schnedermann jr.) — Fr.
Eug. Frhr. v. Seida u. Landensberg, Denkbuch der franz. Revolution,
Meiningen 1818, mit zahlreichen Kupfern (v. Heuvel). — Riemann, Kleine
Aufsatze zur Geschichte Jeverlands I, Jever 1895; II Chronica Jeverensis
geschreuen dorch Eil. Springer, Jever 1896 ; III Mag. Braunsdorfs . . . Nach-
richten, 1896; Zwei Aufsatze z. Gesch. d. Jeverlands: Der Schakelhaver-
berg, Das Marialauten zu Jever, Oldenburg 1896; Die Getreuen von Jever ;
Das Klotschiessen, ein friesisches Volkswettspiel (vom Verf.). — Photo-
graphic des verst. Kommerzienr. Reemtsma ; Schulzeugnis des Verstorbenen
v. J. 1833, ausgestellt von dem Lehrer Wilkens in Jemgum ^mit 28 Bgoed-
keuringsblijkena = Loben), unter Glas; Diplom fur die Erteilung des Titels
Kommerzienrat v. J. 1868, nebst einem kalligraphischen Gluckwunsch und
einer Bitte um Unterstiitzung ; BBismark-Denkmal f. d. deutsche Volk*. —
G.A.v.Halem, Gesch. d. Herzogt. Oldenburg, Bd.IIu.III, Oldenburg 1796;
Berichte der Handelskammer in Emden 1867 u. 1869; 8De vermakelyke
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heidin", Amsterdam 1823 (eine Wahrsagungskunst) und 4 andere nicht-
ostfriesische Werke (Schnedermann jr.). — Ein Schriftstuck, unterzeichnet
vom Reichsminister desHandels, Duckwitz: Antwort auf das Gesuch von
Edmund Sonne in Hannover um Anstellung im Handelsministerium zu
Frankfurt 1849 (Graefenhain-Hannover). — Handelskammerbericht von 1875
(Dreesmann Penning). — Akten von 1793 betr. die Ausschlotung eines
Grabens bei Dornumersiel (A. Jasper). — ^Scheepsbussenboek" der Klemen-
tinerbruderschaft (Belege der eingegangenen Gelder 1818—1836) aus dem
Nachlass des Senators de Pottere, der Mitglied der BrQderschaft war;
Akten der Armenarbeitsanstalt 1832/3 (Schnedermann jr.). — Programm
des Emder Gymnasiums nebst Beilage 1899 (Direktion des Gymnasiums).
— Handelskammerberichte von 1871, 1877, 1878 (v. Rensen). — Druck-
sachen und Handschriften aus des verst. Kirchenrats Vietor Nachlass
(Frau Sanitatsratin Dr. Wychgram, vgl. o. S. 364, 400 u. 401). — Hand-
schriftliche Genealogie des Haro v. Uiterstewehr (s. o. S. 400 u. 410). —
Abschrift eines Aussteuer-Inventars v. J. 1 780 aus Aurich-Oldendorf (Rechts-
anwalt Muller-Aurich). — 6 Dokumente v. 1841—82 betr. das Haus des
Schiffszimmermeisters v. Jindelt, Kl. Osterstr. 37. Schuldschein v. J. 1813
fiber 1000 fi., die Antje Verlee von Sywet Harms Sywets geliehen hat, in
franz. Sprache (v. Jindelt). — Drei Ausschnitte aus dem Jahresberichte
fur germanische Philologie XVI, S. 321-338, XVIII, 337—352, XIX, 325—332,
1895—7, mit einer Uebersicht iiber die in d. J. 1895—7 erschienene friesische
Litteratur von Dr. 0. Bremer in Halle (vom Verfasser). — Lehrbrief der
Emder Goldschmiedezunft 1797 ; Attest des Berliner arztlichen Kollegiums
fur den Chirurgen Brian 1799 (J. de Beer jr.). — Schwedische Seekarte von
1783 (A. Jasper). — Zwei Stiftungsurkunden der Heringsfischerei Harmonie
in Emden 1818 (Schnedermann jr.). — Jllustrierter Neujahrsgluckwunsch
v. J. 1828, unterschrieben von Praal-Larrelt (vom Landw. Praal in Larrelt).
— Handschriftlicher Katechismus mit einigen gedruckten Seiten, der nach
einer fast unleserlichen Aufschrift um 1780 Reinder Wubbena in Larrelt
gehort hat, mit einem einliegenden Briefe aus Accum vom 31. Aug. 1774
von Hinderk Huibers; Beilage zum Grundriss der Stadt Emden mit Be-
zeichnung der Verwustungen v. 1825 vom cand. jar. Cramer 1827 (J. de
Beer jr.). — Handbuch fur die Provinz Hannover 1898 (Klug). — Drei
Burgerbriefe fur Peter David Buss 1777, David Albert Wilken 1800, Jan
Peters Buss 1808 (Frau Wwe. Wilken). — Peer Gynt von Ibsen, ins
Niederdeutsche iibertragen von B. Brons, Emden 1899. — Blok, Geschiede-
nis van het Nederlandsche Volk, Band IV, Groningen 1899 (vom Ver-
fasser). — Poetischer Gliickwunsch von Emder Frauen zum 50jahrigen
Jubil&um des reformierten Predigers Timen Slot 1839, in holland. Sprache
(Klugj. — Jahresbericht der Handelskammer 1898 I. — Borchling, Mittel-
niederdeutsche Handschriften in Norddeutschland und den Niederlanden,
Abdruck aus dem Jahrbuch des Vereins fur niederdeutsche Sprach-
forschung (vom Verfasser). — Akten von 1708—1790 betr. einen Prozess
der hiesigen Mennoniten-Gemeinde (s. o. S. 407); 10 Steuerzettel der Ge-
meinde von 1810—1815; 3 Zeitungsnummern: Politisches Journal ftir die
Provinz Ostfriesland, Aurich 29./6. 1814, 12./3. 1815, Bekanntmachungen,
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Anzeigen und Nachrichten von Emden vom 28./6. 1814 (B. Brons). —
v. Rehdensche Papiere und ein Pergamentband mit Drucksachen aus deni
Anfang des XVII. Jahrh. (s. o. S. 408 ft). — Handschriftliches Gedicht in
holl. Sprache: Uittreksel uit mijne lotgevallen (Frl. Piepersberg, s. o. S. 412).
— Marinerund8chau 1899, Heft 7, mit P. Lupkes' Sammlung von Sprich-
wortern, die das Meer betreffen (Lupkes\ — Schiffscertifikat vom 3 April
1600 fur das 60 Last grosse Schiff „Ktinig David*, Schiffer Lubbert Willems.
unterzeichnet in Emden von Graf Enno III. (Frl. M. Mulder). — Kruse,
Geschichte des Seebades Norderney, Norden 1899. — Die „Woches 1899
No 5 mit einem Artikel von Furbringer uber Emden — Deiter, Nieder-
deutsche Gelegenheitsgedichte, Beilage zum Programm des Auricher
Gymnasiums 1899 (vom Verf.). — Ein mit ausserordentlicher Sorgfalt vot\
Herrn Bernh. de Vries angefertigtes Verzeichnis der Grabschriften und
Wappen der Neuen Kirche (B. de Vries). — Andrae, Hausinschriften aus
Ostfriesland, Sonderabdruck aus dem , Globus" 1899 S. 384 ff. (2 Exemplare,
vom Verfasser Dr. A. Andrae in Weener). — Deiter, Spottgedichte auf die
Anh&nger der ostfr. Furstenfamilie 1725, Abdruck aus dem Jahrbuch d.
V. f. niederd. Sprachf. XXIV (vom Verf.). — Babucke, Geschichte des
Kolosseums, Beilage zum Osterprogramm des Altstadtischen Gymnasiums
in KSnigsberg 1899 (vom Verf.). — Riemann, Das Jeverland (vom Verf.)
— Portr&t des stud, theol. Brawe aus Arle mit der Aufschrift: Miseri-
cordia tua melior est quam vita, propterea labia mea te laudabunt
P8. LXIII V. 4. A. Monsieur Brawe Studioso Theologiae Arrel aetatis sua*
16 . . (?) Pinxit anno 1711 . . (vom cand. rer. techn. Wilke HeubultX -
Analysis Logica et Rhetorica Libri Quarti Aeneidos P. Virgilii . . .
studio et opera Christiani Friderici . . . Sch. Emd. Rectoris 1656 . . Emdae
typis Joachimi Mennonis (M. Schnedermann jr., s. o. S. 420) — Burc
Gotthelfii Struvii Juris publici prudentia, Ed II, Jenae 1730; CI. Salmasii
de subscribendi8 et signandis testamentis, item de antiquorum et hodier-
norum sigillorum differentia tractatus contra Des. Heraldum, Lugd. Bat-
ex off. EUev. 1653; Aesop u. Phaedrus v. Burmann (von demselben). —
Schriften des Rennsteigvereins zu Hildburghausen, Heft 2 ^v. Oberlehrer
Dr. Hertel in Hildburgh.). — Verordnung auf die Klage des Kaufmanns
Dirk Cornelius Cremer. . v. J. 1817; Steuerzettel v J. 1817 (D. W. Cremer
in Norden). — Lupkes, SprichwSrter und sprichwortl. Redensarten uber
Seewesen, Marine-Rundschau, Heft 8 u. 9, 1899 (vom Verf.) — Portrat von
Pestalozzi (v. Frau Wwe. Harberts, der Mutter des verst Dichters Harbert
Harberts). — Portr&t des Dichters J. G. Seume (von seinem Grossneffen,
Papierfabrikanten W. Seume in Dresden). — Portrat a Lascos (H. Klug).
— Gedrucktes Gedicht auf den Prediger Tymen Slot (v. Wwe. Andreesen).
— Riemann, Das Portal der Hofapotheke zu Jever in seinem Verhaltnisse
zur Renaissancedecke im Schlosse zu Jever, Jeversches Wochenblatt v.
31. Aug., 3., 6., 10. Sept. 1899 (vom Verfasser). — Aufzeichnungen des
verst Kirchenrats Victor (s. o. S. 401, von der Tochter des Verstorbeneiu
Frau 8anit§,tsrat Dr. Wychgram). — End - Urtheil in Sachen Weil. Herrn
Edzarten, Grafen v. Ostfriesland gegen weil. Herrn Johann GrafTen zu
Oldenburg, Druckschrift aus dem Anfang des XVII. Jahrhunderts. — Aus-
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schnitt aus dem Ostfr. Schulblatt mit einem Auteatze von Wachter liber
das Staatsarchiv in Aurich (v. Lehrer Fr. Sundermann in Norden).
— Almanach f. d. Geschichte der Menschheit 1796 (Schnedermann jr.). —
Gesellenbrief der Zimmermanns-, Rademacher-, Maler- und Glaser-Zunft
zu Marienhafe v. J. 1797 (W. P. Mulder). — Job. Zach. Hartmann, de
Vicariatu Saxonico per Frisiam Oriental em commentatio succincta,
Lips. 1711(?) — Cbroniicke ende waracbtige Bescbryvinghe van Vriesland . .
door Ockam Scbarlensem . . . Joannem Vlitarp . . . Andr. Cornelium
Stavriensem, Leevvverden 1597 (s. o. S. 437). — Nabuys, Thaler commd-
moratif frapp6 a Emden 1571 et se rapportant aux troubles des Pays-Pas
(s. o. S. 437 f, von Herrn Vorsterman van Oyen in Rijswijk). — Goree,
de Republiek der Hebreen, III, Amsterdam 1705 (Laarmann). — Schreib-
beft der Maeyke Jansen Bauman in Emden 1754/6; Fr. Arends, Phys. Ge-
scbichte der Nordseekiiste; Friedrichs d. Gr. hinterlassene Werke 1788,
Bd. 1, 2, 4—10, 12, 13, 15 (Schnedermann jr.). — Ein holland. Seeatlas
(Zeevakkel) in 2 Bden. v. CI. J. Voogt, Amst,, Hulst v. Keulen, 1788/1789.
- Emder Kirchenzettel von 1849 (Schnedermann jr.). — E. Gramberg,
Das Jeverland unter dem Drosten Boynck v. Oldersum in d. J. 1627-1540,
Diss. Marburg 1898. — Einladungskarten und and ere Papiere zur Ein-
weihung der Hannoverschen Westbahn 1856 (Klug). — XIII. Jahresbericht
des hist. Vereins fur die Grafschaft Ravensberg in Bielefeld mit einem
Aufsatz von Wilbrand : Weitere Untersuchungen fiber das Munzwesen der
Grafen von Ravensberg (Tergast). — Festschrift zur Feier der ErSffnung
des Dortmund-Em8-Kanals (Senat. Metger). — Ein zweites Exemplar der
Festschrift (Magistrat). — v. Hedemann, Inhalt des offentl. Archivs der
Familie v. Hedemann gen. v. Heespen zu Deutsch-Nienhof (s. o. S. 461). —
Hottenroth, Deutsche Volkstrachten vom XVI. Jahrh. an bis um die Mitte
des XIX. Jahrh., Bd. II : Volkstrachten aus West- und Nordwest-Deutsch-
land, Frankfurt a./M. 1900. — 4 Blatter aus dem Prachtwerk von Kall-
morgen: Ins Land der Mitternachtsonne (Haynel). — Guyot, Groningue
Lieu de Refuge, Gron. 1892, 2 Hefte (s. o. S. 466, v. P. Medenwald). —
Sperling, Herzog Albrecht der Beherzte von Sachsen als Gubernator von
Friesland, Progr. d. Kgl. Gymn. z. Leipzig 1892. — Vogel, Landl. Ansied-
lungen der Niederlander und anderer deutschen Stamme in Nord- und
Mitteldeutschland wahrend des XII. und XHI. Jahrh., Progr. d. Kgl. Real-
gymnasiums zu Ddbeln 1897. — Wossidlo, Mecklenburgische Volks-
uberlieferungen, Bd. II, Teil 1, 1899. — Baasch, Beitrage zur Geschichte
des deutschen Seeschiffsbaues und der deutschen Schiffsbaupolitik, Ham-
burg 1899. — Bild der Mutter Seumes (vom Grossneffen des Dichters, W.
Seume in Dresden, s. o. S. 463). — Friesch Lieteboeck ... v. J. v. Loon . . .
en M. de Boer, op'e nij bewirke ... v. T. E. Halbertsma en W. Faber,
Leeuwarden 1899 (B. Brons) — Groningsche Volksalmanak voor h. j. 1900.
— Schlie, Die Kunst- und Geschichtsdenkmaler des Grossherzogtums
Mecklenburg, Bd. HI. — de Jonge, Geschiedenis van het Nederlandsche
zeewezen, 2 druk, Haarlem 1858-62, 6 Bde. — Portrat eines funfjahrigen
Knaben v. d. Emder Maler G. Ruys 1720 (Bauunternehmer Theilen jr.). —
Inventaris van het Familie-Archief van het geslacht van Ewsum be-
Jahrbuch dor Gesollsch. f. b. K. a. vaterl. AltortOmor za Em don, Bd. XIV. 34
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rustende in het Rijksarchief te Groningen, Abdruck aus dem Bericht fiber
das Reichsarchiv zu Groningen 1896, 's Gravenhage 1899 (Reichsarchivar
J. A. Feith in Groningen). — Ursprung des Vierzigerkollegiuras in Emden,
Emden, Wenthin, 1786; Wiarda, Bruchstucke zur Topographic von Aurich,
Emden 1835; Friedlaender, Westfalische Hausmarken (aus der Zeitschrift
des westf&lischen Altertumsvereins zu Munster 1873); Verhandlungen der
08tfrie8. St&nde die in Ostfriesland anzulegenden Verbindungs-Tiefe betr.,
Emden 1821; Edzards, Friesisches Jahrbuch 1867 (Schnedermann jr.). —
Evangelium des Mattheus ins Landfriesische ubersetzt von J.H.Halbertsma,
Verlag der British and foreign Bible Society, London 1884 (B. Brons). —
Brief von Th. Fontane vom 29. Juli 1894 (J. de Beer, vgl. o. S. 468). —
Rembert, Die Wiedertaufer im Herzogtum Jiilich, Berlin 1899. — Folio-
blatt mit kalligraphischen Uebungen (Maler P. Meyer). — Oud-Holland XVII,
3. Lieferung, mit einem Aufsatze von Hofstede de Groot, Kritische op-
merkingen omtrent eenige schilderijen in's Rijksmuseum (a. o. S. 468, v.
Herrn Starcke-Melle). — Hattink, Geslachtslijst van Laer 1893 (v. demselb.).
— '8 Waerelts gezegende.Heyland .... voorgestelt in een geestelijk ge-
sprek tusschen een gelovig vrager uit de oude kerk . . . T' Emden Ge-
druckt by H. van Senden en L Blanck, Boekdruckers en Boek-verkoopers
deeser Stadt 1730, 4 Bl. in 4°; oben in den Ecken der Seiten stehen ge-
8chriebene Zahlen 123—126; als Verfasser nennt sich am Schluss: A:
Alberthoma geboren ILBERI (?, geschenkt von Vorsterman v. Oyen in
Rijswijk). — Visitenkarte des Emder Malers J. A. Grunefeld 1822, der sich
„ alien honnetten Familien* zum Unterricht im Zeichnen und Malen
empfiehlt (Schnedermann jr.). — Uebersicht uber die Verkehrsverhaltnisse
des Hafens zu Emden i. J. 1899, herausgeg. vom Hafenamt, Emden 1900
(Herrmann). — Papiere aus dem Nachlasse des Burgermeisters H. B.
Penborg (vgl. o. S. 475, v. Herrn J. de Beer jr.). — Schwerdtfeger, Die
Heimat der Homanen (Jndogermanen), Cruttinnen 1896—1898, 4 Hefte
(vom Verfasser, Forstmeister Schwerdtfeger in Friedeburg). — Bibliotheca
historica-neerlandica 1899, Catalogue g£n£ral 1899 (herausgegeben und
geschenkt von der Firma Martinus Nijhoff im Haag). — Pergament-Bulle
des Papstes Innocenz VHI v. 3. Marz 1491, in der den weiblichen An-
gehorigen der Benediktinerkldster Clara aqua (Klaarwater bei Hattem in
Gelderland) und Syloe (Selwerd b. Groningen) der Fleischgenuss veratattet
wird (G. R. Friedlaender). — Klein onderwijs in de Arithmetica . . .
door Gysb. Anhalt, . . . Nagezien door Samuel Gunther, Schoolmeester in
Emden, 15de druck, Emden 1822, Woortman jr. ; Brandordnung d. St.
Emden . . . gedr. bey Cornelius Blanck . . . 1693; Ordonnantie waar na
men zig by tijd van Brand zal hebben te reguleeren, v. 12. Febr. 1729;
Vernieuwde Brand - Ordonnantie voor de St. Emden d. d. 16 Maart 1803
Gedr. ... by C. Wenthin (J. de Beer jr.). — Eckernf6rder Zeitungen v.
1899 mit Berichten uber die Jubil&umsfeier der Schlacht bei EckernfSrde
1849 (Gr&fenhain-Hannover). — Feith, Register van het archief van Gro-
ningen 1853—1866 (8 Bde.). — Brieven uit het archief van den kerkeraad
te Emden 1561—1591, uitg. door . . . Janssen en ... v. Toorenenbergen
(Werke der Marnix - Vereeniging), Utrecht 1877. — Stukken betr. de
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diaconie der vreemdelingen te Emden 1660—76 uitg. door van Toorenen-
bergen, Utrecht 1876. — 2 brieven van Ger. torn Camp betr. eenige
Hervormingsgezinden uit de 16 eeuw in Oost-Friesland en Groningen (an
Hardenberg in Bremen 1660-1560), medegedeeld dor H. 0. Feith, Amsterd. 1859
(Au8schnitt aus einer holl&ndischen kirchengeschichtlichen Zeitschrift). —
Hofstede de Groot, Honderd jaren uit de geschiedenis der Hervorming in
de Nederlanden 1518—1619, Leiden 1883. — Emder Almanach von 1789
(cand. pharm. Hippen). — Emder Almanach v. 1815 mit Eintragungen des
spateren Auktionators van Mark aus Weener, der den Feldzug nach
Frankreich mitmachte (J. de Beer jr.). — Programm der HShern M&dchen-
schule zu Ostern 1900 (Dir. Zwitzers). — 10 Tafeln des Abdrucks der
Rathaus-Aufnahmen durch den Stadtbaufuhrer Schultz (Magistrat durch
Vermittlung des Burgervorstehers Hrn. Herrmann). — Zoll-Quittung aus
der franz6sischen Zeit fur Willem Boekhof in Bonda v. J. 1810 (A. Jasper).
— 2 photogr. Ansichten des Innern der ehem. franz. Kirche ; 2 Pastellbilder
des franz. Praefekten Jeanneau und seiner Frau (von den Erben des
verstorbenen Pastors Pleines). — Die neusten Messtischblatter fur Ost-
friesland. — Bekanntmachungen und Anzeigen fur Emden, II. Jahrg., 1813
(Th. Hahn). — Schriftdruck des Kupferstiches von Prof. Hans Meyer nach
dem von Prof. Friedr. Gesellschap in der Ruhmeshalle in Berlin aus-
gefiihrten Wandgemalde „Der Friede" (Ministerium der geistl., Unterr.- u.
Medizinal-Angelegenheiten). — Berge>, Ueberseeische Handelsbestrebungen
und koloniale Plane unter Friedrich d. Gr., Leipzig 1899. — Flath, Der
Kaufmann als Examinator und Examinand, Darmstadt 1859 (Th. Hahn).
— Wunderbare Schicksale des Martin Speelhoven, eines Kaufmanns . . .
in Emden verstorben, . . . bearbeitet von Schlager, Hannover 1858 (s. o.
S. 487). — Hazelius, Bilder aus dem Museum Skansen in Stockholm (vom
Verfasser, dem Grander und Direktor des Museums). — Korte Bekendte-
nisse ... der Gemeinde Gades to Emden, Bremen 1594; eine hebr&ische
Pergamentrolle mit dem Buche Esther, das in israelitischen Hausern am
Hamansfeste vorgelesen wird (J. de Beer jr.). — Bild des Auricher General-
superindententen G. J. Coners v. J. 1796 (Lohmeyer). — 8Upstalsb6ma,
Gedicht des Forstmeisters Richnow in Aurich zum 11. Mai 1900. — E. v.
Rodiczky, Friesland u. Holland (ohne Ort und Jahr). — Lupkes, Das Meer
und die Verh<nisse des Meeres im ostfries. Volksmunde, Norden 1900
(vom Verfasser in mehreren Exemplaren). — Urkunden der Mennoniten-
gemeinde von 1621—1660 (s. o. S. 489). — Katalog der Dresdener Gem&lde-
sammlung (Laarmann). — Nieberg, Niebergscher Stammbaum, K51n 1892
(vom Verf., Dr. med. Nieberg in Berge). — Wachter, Das Staatsarchiv in
Aurich, n, aus dem Ostfries. Schulblatt v. 1. Juni 1900 (vom Verf.). — Die
dem Hansischen Geschichtsverein und dem V. f. niederd. Sprachforschung
Pfingsten 1900 dargebrachte Gottinger Festschrift (Borchling). — 5 Bleistift-
zeichnungen von ostfries. Oertlichkeiten aus d. J. 1618—1620 (s. o. S. 491,
gesch. v. Major a D. v. Fromm in Meiningen). — Ein Heft mit ostfriesischen
Verordnungen : 1) 2 Publikationen Georg Albrechts wegen der extra-
ordin&ren Kopfschatzung v. 25. u. 26. Juni 1719, 2) Publ. Georg Albrechts
betr. Feyrung des Oster-Festes Anno 1724 v. 23. Nov. 1723, 3) betr. Pest
34*
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y. 12. Sept. 1711, 4) 3 Publ. Georg Albrechte wegen des Vorschusses an
die Landtschafft v. 18. May, 24. Junii, 9. Okt 1719 und andere Verfugungen
Georg Albrechts. — Ein Heft mit Verordnungen wegen der Pest: 1) Pest-
Consilium . . . denen Eingesessenen des Fiirstent. Ost-Friesland auf hoch-
fUrstl. Befehl zum Druck befSrdert (ohne Jahr), 2) Verfugung betr. Pest
v. 28. Aug. 1712, 3) Instruktion, wonach sich die ... Aufseher wegen
ankommender Persohnen und Guter zu verhalten haben (o. J.). — Staata-
handbuch der Prov. Hannover 1899 (Klug). — Amneus, La ville de
Cristiania, son commerce etc., 1900 (B. Brons). — Calisch, Nieder-
landisches WSrterbuch, 2 Bde. — v. Wicht, Ostfriesisches Landrecht 1746
(B. Brons). — Wychgram, Drainageanlagen in Nordwestdeutschland und
Groningerland (Dreesmann Penning). — Weyerman, De Lebensbeschryvingen
der nederlandsche Konstschilders, III, 1729. — Abbildungen der Reliefs
aus dem wurttembergischen Schlosse Rosenstein (Sparkassen-Rendant
Neupert-Aurich). — Bley, Karte der ostfriesischen Fehne 1789 (Superint.
Gossel-Marienhafe). — Eine westfriesische Schrift uber die FSrderung des
Unterricht8 in der friesischen Sprache (B. Brons). — Photographic der
Burgruine zu Grimersum v. 20. Juli 1900 (Schwalbe). — Hansische Ge-
schichtsblatter 1899. — Lehrbrief v. 1799, Burgerbrief v. 21. Dez. 1810 mit
einem Eid auf den Kaiser der Franzosen und die Stadt Emden fur den
Schuhmacher Dirk Frerichs, Lehrschein von 1843, Dispensation vom ,Atis-
haltena der vorschriftsmassigen Wanderjahre fur den Schuhmacher-
gesellen G. D. Spanhoff (Schmiedemeister Steinhauer). — G. W. Lantzius,
Abschriften von teilweise verlorenen Urkunden aus dem Beninga-Archiv
zu Grimersum (s. o. S. 601, Lantzius-Beninga-Kassel). — Borchling, Zweiter
Reisebericht uber mittelniederdeutsche Handschriften in Skandinavien etc.
(8. o. S. 520, vom Verf.). — Articulen ende Statuten v. d. Clementiner of
Schipper Broderschup, Embden 1756 (Rentier J. E. Hagen). — W. Ubbelohde,
Lieder und Bilder zu Lande und zur See von einem deutschen Matrosen,
Hannover 1848 (der Verfasser war Steuermann auf dem Emder Schiffe
BAmicitia", Kapt. Wilms Mennen, und spater Dispacheur in Sudamerika;
das erste Gedicht ist Emden zur Eroffnung der Schleuse 1848 gewidmet;
geschenkt von B. Brons jr.). — Ein Bundel mit wertvollen Drucksachen:
23 Emder Stadt-Ordonnanzen aus dem XVH. u. XVHI. Jahrh., einem
Geusen-Liederbuch, Utrecht 1683, usw., aus der Familie Mulder, welcher
der Verfasser des Buches : Die Diakonie der Fremdlingen-Armen, Emden
1858, J. Mulder jr., angehSrte (Frl. Theda Feldkamp). — Bar, Geschichte
des Kgl. Staatsarchives in Hannover; Bar, Uebersicht uber die Bestande
des Kgl. Staatsarchives zu Hannover, Berlin 1900. — Papiere aus der
Familie Deteleff v. J. 1766 (Testament der Regierungs- und Konsistorial-
Ratin Bauwke Arens geb. Terborg zu Aurich, in dem Mitglieder der
Familien Hillingh, Adami, Kettler, Deteleff bedacht werden), 1767, 1769,
1770 (mit 2 Briefen des Advocatus Fisci Homfeld an den Auscultator Peter
Deteleff), 1770, 1818, 1827, 1834, 1861 (Dreesmann Penning). — H. Meder,
De openl. Kerk-Leer d. Ev.-Geref. Gemeente in Emden, 3 Bde. (Medenwald).
— Alte hollandische Abschrift des Hagischen Accordes zwischen Graf
Enno HI und der Stadt Emden vom 8. April 1603 (A. A. Vorsterman
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v. Oyen-Rijswijk). — Ldpkes, Seemannsspruche, Berlin 1900 (v. Verfasser).
— Au8schnitt aus den Mitteilungen aus der historischen Litteratur,
XXVTTT, Band, mit Anzeige unseres Jahrbuchs XIII (vom Verleger, Gaertner
in Berlin). — Sammlung von Visitenkarten und Familien-Anzeigen 1817
bis 1831; Einladung zur Feier des 25j§,hrigen Bestehens der Verfassung
der Stadt Emden im Klub zum guten Endzweck v. J. 1843 fur den Syndi-
kus de Pottere (Schnedermann jr.). — Einige Nummern der „Bekannt-
machungen, Anzeigen und Nachrichten von Ostfriesland" 1812 und der
Ostfries Zeitung 1832 (von demselben). — G. v. Bezold, Die Baukunst der
Renaissance in Deutschland, Holland, Belgien und Danemark, Stuttgart
1900. — Zeitschrift f. historische Waffenkunde, Bd. II, Heft 4, Dresden
1900, mit einem Aufsatz v. W. Boeheim, Direktor der kunsthistorischen
Sammlungen des kaiserl. Hauses zu Wien, fiber die Emder Riistkammer
(Fiirbringer). — Noldeke, Lebenserinnerungen II (B. Brons ; N. war Lehrer
am Gymnasium zu Emden). — 3 interessante Briefe und 1 Postkarte des
am 1. November 1900 gest. Waffenforschers W. Boeheim an Herrn Starcke
wegen der Emder Riistkammer, vom 28. Febr., 21. Marz, 20. April und
10. April 1883 (Starcke). — Jahresbericht der Handelskammer f. 0. u. P.
f. d. J. 1899, II. Teil, Leer 1900 (Herrmann). — 2 Nummern des Ostfr.
Volksboten vom 18. u. 20. Sept. 1852 (Bertram). — Abdruck des Gilde-
briefes der Emder Schiffergilde v. J. 1820 (Fr. Brons). — Facsimilie eines
Briefes von Schiller v. 6. Nov. 1780 (Frl. M. v. Axen). — Photographic
einer Glasscheibe aus unserer Sammlung mit dem Namen der Wylmtyen
Stipel 1610 (Lohmeyer). — Winkler, Studien in nederlandsche Namen-
kunde, Haarlem o. J. (v. Verfasser). — 2 Lehrbriefe der Kr&merzunft v.
J. 1829 fur Tetje Albers van Ems und Anna Weerts Boekhoff, die bei
dem Ellenwaarenhandler Weert J. Boekhoff in Emden „ linger als 4 Jahre
im Laden gestanden und die Handlung in Ellenwaaren gehorig erlernt
haben", unterschrieben von Kettler als Zunftpatron und L. v. Ameren als
Prases; Biirgerbrief fur Weert Boekhoff v. J. 1798; Vernieuwde Brand-
Ordonnantie voor de Stad Embden, Gepubliceerd den 10 Maertl733, Emden,
Wenthin (Poelders). — Gemalde von Fr. Brauer, In den Diinen (zugef alien
bei der Verloosung des Hannoverschen Kunstvereins). — Eine Nummer
des „Daheimsa mit Abbildung von 2 Denkmunzen der Emder asiatischen
Kompagnie (Schwalbe). — Hannoverscher Anzeiger vom 2. Dez. 1900 mit
einem Aufsatz iiber die ostfriesischen Sturmfluten (Grafenhain-Hannover).
— Klinkenborg, Das Privilegium Lothars v. Supplinburg ftir das Augustiner-
stift Riechenberg bei Goslar (v. Verf., aus der Zeitschr. d. histor. Vereins
fiir Niedersachsen 1899). — Groningsche Volksalmanak f. 1901. — Zwei
wahrscheinlich aus Emden stammende gedruckte Kirchenzettel aus dem
Anfange des XIX. Jahrh., betitelt: Voorbiddingen der Gemeente, Dank-
zeggingen der Gemeente (H. Geelvink). — Bericht iiber die Verhandlungen
der 12. Bezirks-Synode des I. Synodalbezirks der evang.- reform. Kirche der
Provinz Hannover am 12. Sept. 1900, als Manuskript gedruckt, Leer 1900
(Synodal-Vorstand). — Nieuwe kaart van het ankomen van der Ooster
en Wester Eemze en van het Hommegat benevens het Vaarwater na
Emden en Delfzijl opgesteld door Luitjes Ruil, Thomas Douwes van
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Kammenga en Jacob Pieter deVries te Embden Ao. 1797. Te Amsterdam
bij G. Hulst van Keulen1) (v. Frese-Hinte). — Grafliche Verordnung zu
Gansten der Emder Leineweber v. 1581 mit Neueinsch&rfung yon 1691,
Pergament-Urkunde (ViStor-Hinte). — Het Nieuwe Testament . . . Jn
Nederduytsch na der Grieckscher Waerheyt ouergesett. Nu wederom
ouersien ende verbetert. Ghedruckt by lenaert der kinderen Anno 1567
(wahrscheinlich ein alter Emder Dnick). — Messtischblatt No. 1109,
Neustadt-Gddens. — Riemann, Das Interim und die Herrschaft Jever,
Abdruck aus der Zeitschrift der Gesellschaft f. niedersachsische Kirchen-
geschichte 1900; derselbe, Verzeichnis der Jeverland betr. Handschriften
und Drucke des Mariengymnasiums in Jever, Jever 1899; derselbe,
Wangeroog (v. Verf.). — Statuten der Schiffergesellschaft .Verbruderung*
(Laarmann). — Landtagsprotokolle der Ostfriesischen Landschaft von
1864—1900 (Klug). — G. und Th. Peltman Opera Juridica, ed. J. J. van
Hasselt, Arnhem 1764—69, 7 Teile in 3 Folio-Banden. — Biblia Ectypa,
Bildnussen auf die heilige Schrift . . . von Christopb Weigel, Kupfer-
stecher in Augsburg, 1695 (Frl. E. v. Dohlen). — Siebs, Geschichte der
friesischen Sprache (aus Pauls Grundriss der germanischen Philologie,
2. Aufl., Bd. 2, Strassburg 1901, S. 1161—1464 (v. Verfasser). — Photo-
graphic der v. Freseschen Monstranz in Groningen nebst Negativ-Platte. —
Abschrift des Leges et Acta Coetus Leerani (1583 — 1591) von der Hand
des Dr. Mflhlmann aus dem Nachlass des Kirchenrats Vietor (Vietor-
Hinte). — Zwei Photographien des verst. Dr. Peterssen in Berum (Schelten-
Peterssen-Koblenz).
Reehensehaftsberieht
tiber den finanziellen Stand der Gesellschaft fur die Zeit vom 1. Mai 1899
bis zum 30. April 1902.
Erstattet von dem zeitigen Rechnungsfuhrer P. van RenseiL
I. Einnahme.
1. BeitrEge der Mitglieder in der StadtEmden 1899/1900 JC 1020.—
1900/01 „ 1074.—
1901/02 , 1146.-
JC 8240.-
2. BeitrEge von auswartigen Mitgliedern . 1899/1900 JC 486.—
1900/01 „ 492.-
1901/02 „ 492.-
JC 1470.-
zu tibertragen: JC 4710.—
') Ueber dioso mid andore Karten von Hulst v. Keulen vgl. Oltmanns m der Ostfr. Monats-
schrift 1817, S. 5, und Reinhold u. Oltmanns, Der deutscho Handelskanal, Leer 1817, S. 238).
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— 535 —
Uebertrag: JL 4710.-
8. Beihtilfe der Ostfriesischen Landschaft
zu Aurich 1899/1900 JL 1600.—')
1900/01 , 1000.—
1901/02 , 1000.—
JL 3500.-
4. Beihiilfe aus der Provinzial-Hauptkasse
in Hannover .... 1899/1900 JL 550.—
1900/01 „ 550 —
1901/02 , 550.-
JL 1650.—
5. Zinsen 1899/1900 JL 6.68
1900/01 , 11.72
1901/02 , 21.22
JL 40.12
6. Vermischte Einnahmen .... 1899/1900 JL 154.90
1900/01 „ — .-
1901/02 , — .—
JL 154.90
ganze Einnahme JL 10055.02
II. Ausgabe.
1. Zinsen fur Schuldkapitalien . . 1899/1900 JL 252.—
1900/01 „ 240.-
1901/02 , 228.—
JL 720.—
2. Fur Schuldentilgung .... 1899/1900 JL 800.—
1900/01 , 800.-
1901/02 , 800.—
JL 900.—
8. Lasten, Abgaben, Vereicherungspramien 1899/1900 JL 858.94
1900/01 „ 298.59
1901/02 , 828.92
JL 981.45
4. Reparaturkosten der Gebaude . 1899/1900 JL 91.20
1900/01 , 882.27
1901/02 , 155.66
JL 629.18
5. Fur die Bibliotbek 1899/1900 JL 828.18
1900/01 „ 851.76
1901/02 , 884.78
JL 1009.67
zu Qbertragen : JL 4240.25
■) Daruntei 500 JC Wr die Erhaltung des Giebels am Delft No. 24.
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— 536 —
Uebertrag : JL 4240.25
6. Far die Munzsammlung .... 1899/1900 JC 183. —
1900/01 , 512.95
1901/02 , 250.-
JL 950.95
7. Fur die Gemaldesammlung . . . 1899/1900 .4L 22.05
1900/01 , -.-
1901/02 , 125.-
JL 147.05
8. Fur die Altertumssammlung . . 1899/1900 JC 7.20
1900/01 „ 119.10
1901/02 , 484.59
JC 610.89
9. Fur Mobilien und Utensilien . . 1899/1900 JL 89.02
1900/01 , 56.—
1901/02 , 10.60
JL 115.62
10. Beitrage an Gesellschaften fur Kunst
und Wissenschaft . . 1899/1900 JL 58.50
1900/01 , 15.-
1901/02 » 51.-
«€ 104.50
11. Verwaltungskosten . . 1899/1900 JL 202.96
1900/01 „ 76.05
1901/02 , 45.45
M 532.44
12. Fur Beleuchtung 1899/1900 JL 72.46
1900/01 „ 80.20
1901/02 „ 86.42
etf 259.08
15. Fur die Besoldung des Hauswarts nebst
Heizung 1899/1900 JL 285.—
1900/01 „ 550.-
1901/02 , 550.-
JL 985.-
14. Druckkosten nebst Buchbinderlohn . 1899/1900 JL 868.57
Druckkosten ftir 1901/02 noch nicht bezahlt , — .—
JL 868.57
15. Vermischte Ausgaben .... 1899/1900 JL 1026.74
1900/01 „ 26.74
1901/02 , 94.54
<4L 1147.82
ganze Ausgabe JC 9755.97
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— 537 —
III. Vergleiohung der Einnahme und Ausgabe.
Die Einnahme betrug in den drei Rechnungsjahren . . JL 10055.02
Die Ausgabe dagegen (ohne Druckkosten far 1901/02) . . » 9253.97
also Ueberschuss JL 801.05
IV. Sohulden.
Die Schulden betrugen am 1. Mai 1899 JL 5291.85
Dagegen am 1. Mai 1902 , 4090.80
also verminderten dieselben sich um JL 1201.05
Hierbei sind die noch unbezahlten Druckkosten fiir das Rechnungs-
jahr 1901/02 unberucksichtigt geblieben.
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Mitgliederverzeichnis.
I. Ehr*nmttgli«d«r.
B artels, Dr. theol., reform. General-Superintendent in Aurich.
Berghuys, Kaufmann in *s Gravenhage.
t Engelhard, Professor, Bildhauer in Hannover (gest. am 24. Juni 1902).
Friedlaender, Dr., Kgl. Geh Staatsarchivar u. Geh. Archivrat in Berlin.
Klopp, Dr., Hofrat in Wien-Penzing.
Kusthardt, G., Bildhauer in Hannover.
Merkens, Franz, Rentner in Kflln.
Rassau, Oscar, Bildhauer in Dresden.
Rose, Amtssekret&r a. D. in Lintel b. Norden.
Star eke, Fabrikbesitzer in Melle.
II. Korr*spondi«r«nd« ■Hgli«d«is
B a b u c k e , Dr. phil., Direktor des Altst&dt. Gymnasiums in Kdnigsberg i. Pr.
Blok, Dr. phil., Professor an der Universitat Leiden.
Borchling, Dr. phil. in Gfittingen.
Bos chen, Bildhauer in Oldenburg.
Fabricius, Dr. juris, Senatspr&sident am Oberlandesgericht in Breslau.
Grevel, Rentner in Dusseldorf.
Holtmanns, Rektoratsschullehrer a. D. in Cronenberg bei Elberfeld.
Klinkenborg, Dr. phil., Hilfsarbeiter am Kgl. Geh. Staatsarchiv zu Berlin.
Liebe, Dr. phil, Kgl. Staatsarchivar in Magdeburg.
f M ins sen, Dr., Prof, in Versailles.
Nanninga Uitterdijk, Archivar der Stadt Kampen.
Pannenborg, Dr. phil., Professor in Gflttingen.
Peters, Reichsbaumeister in Haag.
Rose, Burgermeister in Barth.
Sello, Dr. jur., Grossh. Archivrat in Oldenburg.
Siebs, Dr. phil., ord. Professor an der Universitat Breslau.
Sundermann, Lehrer in Norden.
Wagner, Dr. phil., Archivdirektor in Wiesbaden.
Winkler, Jon., Arzt in Haarlem.
III. Wirkllohe Mltglfeder.
a. Einheimische.
Albers, Dr. med.
Bauermann, H., Kaufmann ausGorontalo (Celebes), z. Z. in Emden.
Bertram, Fr., Rentner.
Brons, A., Niederl&ndischer Vize-Konsul, Senator a. D.
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— 539 —
Br on 8, BM Niederiandischer Konsul, Senator a. D.
Brons, Bemhard J. S., Kaufmann.
Brons, F., Schwedischer Vize-Konsul.
Brons, Herm., Kaufmann.
Brons, Y., Kaufmann.
Bunnemann, Fr., Kaufmann.
Butenberg, 0., Partikulier.
Dekker, Oberlehrer.
van Doomum, C, Kaufmann.
v. Frese, Landrat.
Ffirbringer, Oberburgermeister.
Geelvink, H., Kaufmann.
Geelvink, P., Kaufmann.
Gittermann, L, Bankvorsteher.
Graepel, Senator a. D.
Haynel, Buchh&ndler.
Haenisch, Pastor.
Herrmann, Apothekenbesitzer.
H e s 8 1 e r , Wasserbauinspektor.
van Heuvel, beeidigter Ostfr. Auktionator.
Hop ken, Dr., Oberlehrer.
Jasper, A., Kaufmann.
Kappelhoff, A., Senator.
Kappelhoff, H., Kaufmann.
Klug, Landschaftsrat.
Kool, Dr., Direktor der Fischereigesellschaft wNeptunw.
Koppel, Bankier.
Laarmann, Lotsen-Kommandeur.
Lindemann, Russischer Vize-Konsul.
Loesing, J., Kaufmann.
Lohmeyer, Dr. med., Sanitatsrat.
Mahlmann, Dr., Apothekenbesitzer.
Medenwald, Pastor.
Metger, C. H., Kommerzienrat, Senator.
Metger, R., Rechtsanwalt
Mustert. J., Kaufmann.
Pape, Kommerzienrat.
Penning, T. Dreesmann, Senator.
Philippstein, W., Kaufmann.
v. Rensen, P., Sekretar d. Handelskammer f. Ostfriesland u. Papenburg.
Richard, Amtsrichter.
Ritter, Dr., Professor am Gymnasium.
Ruyl, Fischereidirektor.
Schnedermann, Kommerzienrat.
Schnedermann, M., jr.
Schulze, Regierungs- und Baurat.
Schussler, Dr., Professor, Gymnasial-Direktor.
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— 540 —
Schwalbe, Buchh&ndler.
Schwitzky, Weinh&ndler.
Smidt, Joachim, Kaufmann.
Stracke, G., Weinh§.ndler.
Tergast, Dr. med., Medizinalrat.
Thiele, C, Kaufmann.
Thiele, Fr., Kaufmann.
Thomson, Amtsgerichtsrat.
Tillmann, Dr. med.
TrSger, N., Photograph.
Valk, K., Belgi8cher Konsul.
ter Vehn, A., Kaufmann.
Zorn, Dr., Buchdruckereibesitzer und Redakteur.
b. Auswartige.
Bakker, W., Apothekenbesitzer auf Bbrkum.
Bayer, Landrat in Norden.
Becker, Biirgermeister in Esens.
Becker, D., Kaufmann in Esens.
de Baer, Pastor in Siegelsum.
B5ning, 0., Kaufmann in Bremen.
Brons, ThM Gutsbesitzer in Groothusen.
Briigmann, P., Holzh&ndler in Papenburg.
Bruns, Kaufmann und Konsul in Papenburg,
Conring, Dr., Amtsgerichtsrat in Aurich.
Dammeyer, Rentmeister in Petkum.
Dieckhaus, L., Fabrikbesitzer und Senator in Papenburg.
Dirk sen, C, Lehrer in Meiderich, Reg.-Bez. Dusseldorf.
Ditzen, Pastor in Lubeck.
Doornbosch, P. H. Meekhoff, Baflo, Prov. Groningen.
Doornkaat Koolman, Gutsbesitzer in Gross-Midlum.
Drost, Pastor in Marburg.
Dunkmann, A., Buchdruckereibesitzer in Aurich.
v. Brucken Fock, Dr. juris, Middelburg in Holland.
v. Brucken Fock, H.J., Kgl. niederl. Premierleutnant a. D. in Middelburg.
Frerichs, Pastor in Nortmoor.
v. Frese, V., Landschaftsrat zu Hinta.
Georgs, Gutsbesitzer, Landschaftsrat zu Damhusen.
Goedel, Marine-Oberpfarrer, Konsistorialrat, Wilhelmshaven.
t Graefenhain, J. R., Kaufmann in Hannover (gest. am 5. August 1902).
Grasshoff, Steuerrat a. D. in Nauen.
Haase, J., Lehrer in Wirdumer Neuland.
Habben, C, Apothekenbesitzer in Muhlhausen i. Th.
Heeren, N., Gutsbesitzer in Canum.
ter Hell, beeidigter Ostfr. Auktionator in Norden.
Hesse, Superintendent in Larrelt.
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— 541 —
Heuer, J., cand. min. in Schkeuditz bei Halle a. S.
Hdfker, Pastor in Wybelsum.
Hofmeister, Telegraphen-Direktor a. D. in Hameln.
Hoogestraat, Betriebs-Inspektor der Konigl. Munitionsfabrik in Spandau.
Houtrouw, Pastor in Neermoor.
van Hove, Gutsbesitzer in Larrelt.
van Hove, Apothekenbesitzer in Neustadtgodens.
Huhnstock, Holzhandler in Papenburg.
van Hiilst, Gutsbesitzer in Lintel bei Norden.
John, W., Kaufmann in Papenburg.
Juzi, Senator a. D., Direktor der Geestemunder Bank.
Kappelhoff, H., Kaufmann in Hamburg.
Kieviet, T., Gemeinde- und Ortsvorsteher in Borkum.
E. Fiir8t Knyphausen auf Liitzburg, Durchlaucht.
Klinkenborg, Amtsgerichtsrat in Norden.
Klumker, Dr., Sekretar des Instituts f.Gemeinwohl in Frankfurt a. M.
Kohl, Dr., Oberlehrer in Oldenburg.
Kohlschiitter, Hutten-Direktor in Norden.
Kok, Dr. med., Badearzt in Borkum.
Landmann, Hutten-Direktor in Norden.
Lantzius-Beninga, Oberffirster a. D. in Aurich.
Lantzius-Beninga, Gutsbesitzer auf Gut Stikelkamp.
Lupkes, Pastor in Marienhafe.
Meyer, U., Pastor in Pilsum.
Meyer, Lehrer in Visquard.
Meyer, Josef L., Schiffswerftbesitzer in Papenburg.
Meyer, R. D., Senator in Norden.
Pleines, Professor zu SchSnberg in Mecklenburg-Strelitz.
Pleines, Pastor in Canum.
Pleines, Dr., Oberlehrer in Otterndorf.
Potier, Dr. 0. Baron, Wien.
Reichensperger, Landgerichtsprasident in Aurich.
Remmers, Superintendent in Harburg a. d. Elbe.
Rigts, Pastor in Woltzeten.
Rulffes, beeidigter Ostfr. Auktionator in Pewsum.
Rykena, Weinhandler in Norden.
Sasse, beeidigter Ostfr. Auktionator in Hage.
Schaer, Pastor in Rysum.
Schweckendieck, C, Wirklicher Geh. Ober-Regierungsrat in Berlin.
Schweckendieck, E., Hutten-Direktor in Dortmund.
Schwerdtfeger, Porstmeister in Friedeburg.
Schwiening, Landschaftsrat, Burgermeister in Aurich.
Soltau, Buchdruckereibe8tzer in Norden.
Sundermann,H., Assistent d. deutsch. Landwirtschaftsgesellschaft i. Berlin.
Suur, Direktor des Realgymnasiums zu Iserlohn.
Tammen, Dr., Oberlehrer in Aurich.
U Herts, beeidigter Ostfr. Auktionator in Esens.
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— 542 —
Ulferts, Dj, Gutsbesitzer in Upgant.
Victor, Landgerichtsrat in Hildesheim.
Vietor, Bleske, Pastor in Hinte.
Victor, Pastor in Greetsiel.
W a enter, Dr., Archivrat in Aurich.
Wolfes, Dr., Rechtsanwalt in Dortmund.
Wychgram, N., Oekonomierat in Wybelsum.
K6nigl. Bibliothek in Berlin.
Verzeichnis
der Vereine und Institute, mit denen die Qesellschaff in
Schriftenaustausch stehf.
Aachen: Aachener Geschichtsverein.
Amsterdam: Koninkl. Oudheidkundig Genootschap.
Amsterdam: Koninkl. Akademie van Wetenschappen.
Ass en: Provinciaal Museum van Oudheden. in Drente.
Bamberg: Historischer Verein fur Oberfranken.
Berlin: Gesellschaft fur Anthropologic, Ethnographic und Urgeschichte.
Berlin: Gesellschaft fiir Heraldik, Sphragistik und Genealogie. (BDer
deutsche Herolda.)
Bremen: Historische Gesellschaft des Kunstlervereins.
Breslau: Verein fur das Museum Schlesischer Altertumer.
Chemnitz: Verein fiir Chemnitzer Geschichte.
Danzig: Westpreussischer Geschichtsverein.
Darmstadt: Historischer Verein fiir das Grossherzogtum Hessen.
Donaueschingen: Verein fiir Geschichte u. Naturgeschichte der Baar eta
Dorum: Heimatbund der Manner vom Morgenstern.
Dresden: Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis.
Diisseldorf: Diisseldorfer Geschichtverein.
Elberfeld: Bergischer Geschichtsverein.
Em den: Naturforschende Gesellschaft.
Essen: Historischer Verein fiir Stadt und Stift Essen.
Frankfurt a.M. : Verein fiir Geschichte und Altertumskunde.
Freiberg i. S.: Altertumsverein.
Giessen: Oberhessischer Geschichtsverein.
Graz: Historischer Verein fur Steiermark.
Greifswald: Rugisch- Pommerscher G eschichtsverein.
Groningen: Societas pro excolendo jure patrio.
Groningen: Museum van Oudheden voor de provincie en de stad Groningen.
Guben (Lubben): Niederlausitzer Gesellschaft fur Anthropologic und
Altertumskunde.
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— 543 —
Haag: Heraldisch-Geneal.-Archief (Dir. D. G. v. Epen).
Haarlem: Teyler's tweede Genootschap.
Halle a. d. S.: Thuringisch - Sachsischer Verein fiir Erforschung des
vaterl. Altertums etc.
Hamburg: Verein fiir Hamburgische Geschichte.
Hannover: Historischer Verein fur Niedersachsen.
Heidelberg: Historisch-Philosophischer Verein.
Helsingfors: Finnische Altertumsgesellschaft.
Jena: Verein fur Thuringische Geschichte und Altertumskunde.
Kassel: Verein fur Hessische Geschichte und Landeskunde.
Kiel: Gesellschaft fiir Schleswig-Holsteinische Geschichte.
Kiel: Gesellschaft fiir Kieler Stadtgeschichte.
Koln: Historischer Verein fiir den Niederrhein.
K 6 n i g 8 b e r g i. Pr. : Physikalisch-Oekonomische Gesellschaft.
K 5 n i gs b e r g i. Pr. : Altertumsgesellschaft ^Prussia".
Leeuwarden: Friesch Genootschap van Geschied-, Oudheid- en Taalkunde.
Leiden: Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde.
Lei pa in Bohmen: Nordbohmischer Exkursionsklub.
Linz a. D.: Museum Francisco-Carolinum.
Lubeck: Verein fiir Liibeckische Geschichte und Altertumskunde.
Liineburg: Museums verein fiir das Fiirstentum Luneburg.
Meissen: Verein fiir die Geschichte der Stadt Meissen.
Middelburg: Zeeuwsch Genootschap der Wetenschappen.
Mitau: Kurlandische Gesellschaft fur Litteratur und Kunst.
Miinchen: K. b. Akademie der Wissenschaften.
Niirnberg: Germanisohes Nationalmuseum.
Niirnberg: Verein fiir Geschichte der Stadt Niirnberg.
Oldenburg: Oldenb. Verein fur Altertumskunde und Landesgeschichte.
Osnabriick: Verein fiir Geschichte und Landeskunde von Osnabriick.
P o s e n : Historische Gesellschaft fiir die Provinz Posen.
Prag: Verein fur die Geschichte der Deutschen in B6hmen.
Riga: Gesellschaft fiir Geschichte und Altertumskunde der Ostsee-
provinzen Russlands.
R i j 8 w i j k : Genealogisch en Heraldisch Archief (A. A. Vorsterman v. Oyen).
Romans (D6p. DrOme): Soci6t6 d'histoire eccl&iastique et d'arch^ologie
religieuse des diocfcses de Valence etc.
Rostock: Verein fiir Rostocks Altertumer.
Schmalkalden: Verein fiir Hennebergische Geschichte und Landeskunde.
Schwerin: Verein fiir Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde.
Speier: Historischer Verein der Pfalz.
Stettin: Gesellschaft fiir Pommersche Geschichte und Altertumskunde.
Stockholm: Kongl. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien.
Stockholm: Nordiska museet.
Stuttgart: Wiirttembergische Kommission fur Landesgeschichte.
Thorn: Coppernicus -Verein fiir Kunst und Wissenschaft.
Troppau: Kaiser-Franz- Josefs-Museum fiir Kunst und Gewerbe.
Utrecht: Historisch Genootschap.
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— 544 —
Utrecht: Provinciaal Utrechtsch Genootschap van Kunsten en Weten-
schappen.
Washington: Smithsonian Institution.
Wernigerode a. H.: Harzverein fur Geschichte und Altertumskunde.
Wien: Akademischer Verein deutscher Historiker.
Wiesbaden: Verein f. Nassauische Altertumsk. u. Geschichtsforschung.
Wolfe nbuttel: Geschichtsverein fur das Herzogtum Braunschweig.
Wiirzburg: Historischer Verein fur Unterfranken und Aschaffenburg.
Zurich: Antiquarische Gesellschaft.
Zwickau: Altertumsverein fur Zwickau und Umgegend.
Zwolle: Vereeniging tot beoefening van Overijsselsch regt en geschiedenis.
€^r
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— 545 -
Berichfigungen und Zus&fze.
— ^-4-^ —
S. £02 ff. Dio sich auf H. B. v. d. Appollo 0. v. Rohden, M. v. "Wicht und Mohlmann griindon-
den Angabcn ttbor Dr. Hayo Ho id pen? und seiner Schwostor, Anna v. Diopholt,
Vorwandtschaftsverhttltnisso habon sich teiiweiso als unsicher orwioson. Eino Nach-
prufung in don »Kontrakten-Protokollen« durch Horrn P. van Rensen hat es wahr-
schoinlich gemacht, dass boido init der S. 224 genannton Frouke En k el kinder des
BUrgernieisters Horopo Hayen waren (vgl. S. 23() oben). Von dem Namon dor Eltern
hat sich bis jetzt freilich noch koine Spur findon lasson. NHheres wird dariibor der
XV. Band dieses Jahrbnchs bringen.
S. £08 Z. 8 f. Don gemoinsaraen Besitz oinor Bibliothok durch Adolphus Occo und Rudolf
Agricola bostroitet die Hauptquelle fiir dio Geschichto dos Adolphus Occo, Jac.
Bruckeri Historia vitao Adolphoruin Occonum (Lipsiae 1734), S. 33. — Seine Horkunft
aus Ostorhuson in Ostfriosland wird dort S. 34, nach Familiennnchrichton in Augs-
burg, bostimmt bohauptet ; S. 27 stoht abor »Osterhusao in Frisia Occidental^, und
es bleiben auch sonst mancho Zwoifol gegen dio ost friosische Abstammung d£s A. 0.
bostehon: Rudolf Agricola spricht oinmal (Hartfeldor, Unediorto Briofo des R. Agr., S. 21)
von oinom 1481 mit ihm gomoinsain ira Diensto dor Stadt Groningen stohondon Bruder
des Ad. 0., Joannes (•Joannes, frator tuus, in acio . . ., ogo in subsidiis«), und »Oster-
huson« gab und giebt es auch jensoit der Ems; so lag ein odlor Hoerd Ostorhuis, nicht
woit von R. Agricolas Hoiiuat Baflo, im Kirchspiol Warfum boi Groningen (v. Richt-
hofon, TJntors., S. 826); auch liisst dio Amstordamer Faniilio Occo (s. o. S. 70 u. 203)
oher oinen niodorlHudischon Ursprung vorrauton. ("Wo^on des obengonannten »Joannes«
hat inzwischen Herr Reichsarchivar J. A. Foith in Groningen die Gtite gehabt, Nach-
forschuugon anzustellen. Wir sind ihm bosondern Dank fiir die Mitteilung schuldig,
dass R. Agricola 1481 wahrschoinlich den Groninger BUrgormeistor Johan Thodeuia,
der aus den Ommelanden stammte, auf oinor Gosandtschaft bejrlciteto. In den Oramo-
landen liegen 3 Gohofto des Namens Oosterhuizen.]
S. £88. Wegon dos »Burgormeisters Horborgee vgl. S. 378.
S. SOB Zeile 11. Richtiijnr : don srraflichon Briidorn Jnhann von Rietberg und Christoph von
Ostfriesland.
S. 807 Zeile 6 v. u. lies : Klap.
S. 888. Die "Wandmaloroi in der Kircho zu Hinto ist, sowoit es noch moglich war, im Juli
und August 1002 mit liobovollstein Vorstilndnis den Spuron des Originals gotreu in
edlor Einfachhoit von oinom langjahrigen Freundo dor ostfrioslschen Marsch, dem Land-
schaftsmalor Wilhelra Kalb aus Frankfurt a. 31., wieder hergestellt wordon.
S. 870. Uober PortugiesischeJaden in Emden s. jetzt Ausftthrlichos in dor Schrift von M.
Grunwald, Portugiesengraber auf deutscher Erde (Hamburg 1902), S. 142—151.
S. 884 Z. 8 v. u. Die Nachricht in U. Emmius' Paralipomona (Buorons JahrbUchloin auf 1837,
S. 93), dass dor »nouo Syhl auf Valdoron hinter dom llause der Frau v. Godons* (dor
Rote Siol) im Mai 1570 gelogt wordon sei, kann sich nur auf eino Ernouorung boziohon.
S. 884 Z, 4 t. u. und S. 805. Richtigores Uber den Ultesten S i e 1 von F a 1 d o r n und don
spateren von 1408 s. S. 479.
B. 408 Z. 10 1. : Einiget Noue.
S. 411. Ein Toil von Onko v. Rohdens genoalogischen Sammlungen scheint 1865 aus Mohl-
mann a Bibliothok auch von dor Kgl. Bibliothok in Hannover angokauft wordon zu
sein, vgl. den Katalog der Handschriften S. 312-3, No. 1438 a und b.
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— 646 —
S. 414 Z. 2. Ueber die jttdischen H&oser an der Daalerstr. No. 2 a. 9 (1629 and 1746 ?, dio Giebel-
stoine scheinen nach ihrcr Form alter zu sein) vgl. das obengenannte Werk Ton
Grunwald S. 142.
S. 414 Z. 12. Da* Hans an der Bcke der Boltanthoretr. and der Bismarckstr. (Nord) trtgt dfc»
Inschrift: »Gebaud 1556, Verband 1806«.
S. 4S8 1. : gestrengeden Ringe.
S. 480. Wio die Gew51be and dio Wandmalerei im Chor der Kirche za Hinte, so 1st, nament~
lich dank den rastlosen Bemuhongen des Herrn Pastors Bleske-ViBtor, im Juli 1902
auch das Rippord a -Epitaph restaoriert word en. — Die beiden liegenden Flgoren
stellen wahrscheinlich ein and donselben Toten, don janggestorbenen Omko Ripperda,
dar, unton : seiner Beino beraubt (nach einer Ueberliefernng. die Herr Landschaftsrat
v. Frose bewahrt hat, verlor er sio darch don Umstarz seines Wagons in Begleitang
seinor Matter aaf einer Reise in Holland), bekloidot; oben : onverstdmrnelt, ohne Kloidong.
S. 485. Ueber Dr. Hayo Hompen 8. o. za S. 202.
S. 49fc Z. 10 v. anten : 't Zand, wo das Haas Ompteda stand, ist von Zandewoer, das oblige KOom .
nordwestlich von 'tZand liegt, zu scheiden.
S. 498 Z. 13 L: Das Wappon links.
S. 497 Z. 4 1. : »Si sic, illad orpoiorom* etc. (mit Koroma).
8. 524 Z. 8 v. u. 1. : van Issom.
16. September 1902.
**#"
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*!*
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