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als
religions-philosophisches System.
Vortrag
gehalten in der Aula des kgl. Museum für Völkerkunde zu Berlin
von
A. Bastian.
Mit j Tafeln.
Berlin.
Weidmannsche Buchhandlung.
1893.
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51v\6'd.
Der Buddhismus pflegt als weitestverbreitete aller Religionen
bezeichnet zu werden, und obwohl, was die Bevölkerungsverhält-
nisse angeht, verschiedenartige Berechnungsweisen gültig bleiben,
iann, räumlich genommen, doch ein Einwand dagegen nicht er-
hoben werden, dass bei keiner andern Religion des Erdballs eine
gleich weite Verbreitung sich antrifft, — jedenfalls in Bezugnahme
auf die alte Welt, ehe seit dem, durch die Nationen des Christen-
thums eröffneten, Entdeckungsalter ihr Glaubensbekenntniss über
den gesammten Globus dahingetragen worden ist.
Nicht nur ganz Asien hat der Buddhismus durchwandert, that-
sächlich bestätigt im Süden, Osten und Norden (unter wechseln-
den Verschiebungen mit parsischem Feuerdienst, und dann dem
Islam, auf centralen Landgebieten), sondern zersprengte Ausläufer
seines Glaubens wandern bis nach Europa hinein. Als die für
das Ghristenthum streitenden Grossfürsten an der Kalka erlegen
waren, hatten sie späterhin den der Goldenen Horde schuldigen
Tribut an buddhistische Herrscher abzuliefern, und als auf dem
Schlachtfelde von Liegnitz das Kreuz zur Flucht sich wandte,
stand der Westen wehrlos offen, da der durch des Papstes Bann-
strahl gelähmte Kaiser von Italien her unmächtig zuzuschauen
hatte. Die durch den, (mit Oktai's Todesnachricht), vorhergesehenen
Thronwechsel abberufenen Sieger waren bereits durch Dschingis-
Khan's (des G-ewaltigsten unter den Weltenstürmern) demuthsvolle
Huldigung unter den Schutz der Lamas, unter die Hut ihrer
wunderkräftigen Gebete gestellt, und als dieselben durch Kublai-
Khan ihre officielle Anerkennung erhalten hatten, vollzog sich eine
Umwandlung, wie sie die Geschichte (mit gleich durchschlagen-
dem Effecte) kaum jemals sonst gesehen. Wo die von altersher in
1*
'^ 1.0
— 4 —
den Verwüstungen der Gog und Magog schreckenden Tartaren
(in eines heiligen Königs Vision, oder Version) sich an Errichtung^
von Schädelpyramiden ergötzt hatten, wo aus, die Hiongnu und
Hunnen einigenden, Wurzeln wiederholentlich Sturmesfluthen auf-
gebraust waren, deren Wellenschlag fortzitterte bis an die chine-
sische Mauer einer- und, andrer-seits, bis an die Eisenthore Der-
bends, da weiden jetzt die Heerden thatenloser Nomaden, die
aus ihrem irdisch ziellosen Vagabondenleben die Klöster der Ghu-
tuktu füllen, mit Bettelmönchen und Goenobiten.
An den Grenzen Nepal's (in Kapilawatthu) stand die indische-
Wiege des gegenwärtigen Buddha, 5es vierten unter den fünfen
der laufenden Periode, aber ein ungezähltes Glied in der zahl-
losen Reihe der vorangegangenen Tathagata, die aus altersgrauem-
Hintergrunde herschreitend, zuerst mit dem »Buddha der Morgen-
röthe«, mit Dipankara hervortritt, als dem Ersten, von welchem
Traditionen erhalten sind, und dem Einundzwanzigsten in der
Zahl, wenn bis auf ihn zurückgerechnet wird (in Siebenzahl).*)
Als unter dem Enkel jenes Sandracottus oder Ghandragupta,
an dessen Hofe zu Palibrotha der seleucidische Gesandte seine
von Strabo bewahrten Nachrichten aufzeichnete, über die Prasier
(die Gangariden und Gandariden), unter Asoka nämlich, dem
durch die Edicte seiner Steinpfeiler im Gharacter eines Constan-
tinus redenden Begründer einer »ecclesia triumphans« — , als da-
mals die auf dem dritten Concil versammelten Patriarchen des-
selben glaubenseifrige Sendboten ordinirten für alle Theile nächst
bekannter Welt, finden sich auf den Feldern der Bekehrungsthätig-
keit auch die Javana (Yon oder Jonier) erwähnt, (obwohl, was
über Alasadda hinzukommt, eher auf ein Alexandranopolis oder
»kaukasisches« Alexandreia gedeutet werden mag).
*) Nachdem (aus Durchwanderungen niederer Wesensklassen hervor-
tretend) ein er,ster Gedankenkeim zur Erreichung des Buddhathums sich
geregt hatte (in einer von 125,000 Buddha -Erscheinungen umgriffenen
Periode) — und unter Förderung solches Strebens durch die Ermunterung-
des Buddha ShakiamuniPurana-Gautama (unter 987,000 Buddhas) — erhielt,
durch den Buddha Dipankara (den 21. von 27 Buddhas) der Eremit Sumada.
die Zusage künftiger Berufung (als vierter in der Bhadra genannten Pe-
riode), in Nachfolgeschaft Kasyapa's, für Wiedergeburt des Königs Wessan-
tara im Himmel Tushita, wo gegenwärtig (in der EoUe eines Paraklet) der
fünftü Buddha (Maitreya) weilt, als Phaya-Alaun oder embryonaler Buddha^
weil noch in der Ausreifung begriffen (bis zur Füllender Zeit).
— 5 —
Damals auch wurde durch den Sohn des »göttergeliebten, liebe-
voll gesinnten« Monarchen Magadha's, durch den Prinzen Mahinda,
«in Ableger des Bodhi-Baums nach Ceylon verpflanzt, und Lanka's
heihge Insel bildete nun den Mittelpunkt der südlichen Lehre»
von wo der Apostel Buddhagosa auszog, die Länder Hinterindiens
zu bekehren, Birma (aus den Anlandungen in Tathung) und Slam,
als ihm der Prachtbau Angkor Vat's (in Kambodia) zur Umwand-
lung in ein Kloster übergeben war. Unter Kaiser Ming-ti ge-
langte der Buddhismus, in der Form des Foismus, nach China,
über Korea sodann nach Japan, und mit Einführung des Alphabets
unter König Srongtsan Ganpo fand die Installirung in Tibet statt,
um sich vom Hochsitz in den Schneebergen, unter der Erweite-
,rung des Hinajana zum Mahajana, bis zu den Buräten Sibiriens
allmälig zu verbreiten, und allüberall durch den Continent, in
dessen Herzen die Pilger aus dem Mittelreich von den in Sogdiana
bezeugten Klöstern des Buddhismus (bei ihrer Durchreise) noch
zu erzählen wissen. Auch in den Mittelmeerländern hat manchen
Ohren buddhistisch geklungen, was. in die Gnosis hineingezogen
wurde, und neben den Beziehungen eines manichäischen Scy-
thianus zu Sakya-muni kam mancherlei international Zusammen-
gerütteltes auf dem ägyptischen Weltmarkt zusammen (als Am-
monius Saccas dort lehrte).
Aus der arabischen Halbinsel erhalten sich Erinnerungen
(seit sabäischen Handelsverbindungen) in den Ueberlieferungen
der Jainas, deren in Vorder-Indien trotz brahmanischer Opposition
(und Sankacharya's Verfolgungen) festgewurzelter Seitenzweig des
Buddhismus, durch dessen Banyanen (im Zusammengehen mit den
aus Krishna's vishnuitischen Avataren verwandten) bei Einleitung
eines afrikanischen Verkehrs — aus einstiger Geschäftsbeflissenheit
(ehe das Zwischen schieben perso-arabischer Concurrenz die Durch-
querung nach Westen abschnitt) — wie commercielle auch religiös-
ceremonielle Niederschläge zurückgelassen haben könnte (in den
längs des Laufes desCongo verfolgten Andeutungen, bis Angoy u. w.).
Die, auf Grund chinesischer Schiffersagen, ihre buddhistischen
Missionare nach den Küsten des Toltekenreiches führenden Hypo-
thesen, (über Fu-sang), haben sich soweit nicht als stichhaltig er-
wiesen auf dem Prüfstein der Kritik, und wie die für Buddha (am
Odhin's Tag) stimmenden Stimmen stimmen mögen mit Votan öder
Wodan, bleibt den Hieroglyphenschriften der Maya anheinigestellt
-^ 6 —
(auf etwaige Entzifferungen hin), aber das in Java's grossartigen
Trümmerstätten dem Buddhismus gesetzte Denkmal hat sich noch
auf anderen Eilanden des indischen Archipelagos in unverkennbaren
Eindrücken erhalten, deren Spuren vielleicht weiterhin nachzu-
gehen wäre, bis weit in Oceanien hinein und die in seiner Weite
weitgestreuten Inselgruppen.
Wie nun Alles dies unter den Vorgängern Gotama's sich ver-
halten haben mag: jedenfalls bleibt allen Bewohnern des Erden-
runds unvertilgbar eingeschrieben derjenige Sehnsuchtszug, der
den in Prunk und üppiger Pracht erzogenen Königssohn zur An-
legung des Büssergewandes veranlasste, als ihm die drei Wahr-
zeichen erschienen waren, beim Anblick des Alters, der Krankheit,
des Todes, als der Schmerz ihn erfasste um das Leid des Lebens,
und nun die Betrachtung hingerichtet wurde auf den zur Be-
freiung führenden Pfad (in den Megga).
So gestaltet sich das unter Buddha's, des Erleuchteten, Na-
men als Buddhismus zusammengefasste Lehrsystem zu einer
Religionsphilosophie, in der, um den Gausalzusammenhang des
Wirklichen zu erklären, eine einheitliche Weltanschauung gewahrt
ist, ohne jene Discrepanz zwischen Glaube und Wissen, wie sie
anderswo zu einer doppelten Buchhaltung geführt hat.
Dasselbe gilt für das Shad-darsanas derjenigen Philosophien,
die aus den Upanishad der Veden, und ihren (den Rishi der Vor-
zeit enthüllten) Offenbarungen, sich zu einer methodischen Form
abrunden.
Als seit Anpflanzung der Sanscrit-Forschung durch die »Asiatic
Society« in Calcutta, End.e vorigen Jahrhunderts, mit Anfang des
gegenwärtigen diese bis dahin nur gerüchtweise bekannten Systeme
in den Gesichtskreis europäischer Geschichtskenntniss eintraten,
trafen sie mit einem überwältigenden Eindruck, der bis heute
nachklingt in der Geschichte unserer Philosophie. Schelling, der
stolze Chorführer damaliger Naturphilosophie, dessen Verheissungen
einer Religionsphilosophie in seiner »positiven Philosophie« (zum
dauernden Bündniss zwischen Glauben und Wissen) mit Span-
nung gerade erwartet wurden, verhehlte nicht sein Staunen vor
diesen in Sphinxfragen räthselnden Golossen , den Enthüllungen
einer »brahnianischen Urweisheit« *) (nach landläufig beliebter
*) Die hochantike Originalität Hindostans (cf. N. Müller) „leitet zu
der Ueberzeugung, dass dieses Land die Urwiege alles Glaubens, alles
Terminologie), und obwohl solche Ausgeburten tropisch über-
wuchernder Phantasie (in den monströsen Verschnörkelungen
allegorischer Symbolik) ästhetische Naturen — (poetisch angelegte
in »Schöner Literatur«) — zurückzustössen pflegten, dienten sie
doch, in der Wuchtigkeit inneren Gehaltes zerfallend, zu einem Mo-
numentalbau, in dessen morschen Fugen Schopenhauer die Saat
•parasitisch-pessimistischer Verneinungslehren, in Rein-Gultur, zu
züchten suchte. Als »grösster Vorzug«, den das, am Datum
solches Ausspruches (im Jahre 1818), »noch junge Jahrhundert«
aufzuweisen hätte, galt diese, der classischen Erneuerung (in der
Renaissance) ebenw'erthig geachtete Revelation, die zunächst frei-
lich, gleich jener, der Philologie zu Gute zu kommen hatte, um
vorerst, mit diplomatischer Genauigkeit, die Texte selber zu prüfen
(ehe höhere Interessen darauf hin riskirt werden dürften).
Im Uebrigen erklärt sich aus der Sachlage einfach genug die
Imposanz, mit welcher solch' exotische Erzeugnisse eines, unter
fremdartigem Himmelsstriche gepflegten, Wachsthumsprocesses
(psychischer Art) dort vor Augen traten, wo ein nüchternes
Denken an bescheidenere Dimensionen und correcteres Ebenmass
gewöhnt war.
Unter Zertheilung des bisher umhüllenden Nebels schwankte,
mit gigantischen Umrissen hervor, Avas unter Beleuchtung durch
das an commentarischer Forschung entzündete Licht eine deut-
lichere Begrenzung erhielt, in Formgestaltungen solch' religiöser
und philosophischer Systeme.
Sie repräsentiren aus verschleierter Vorzeit aufdämmernde
Schöpfungs werke, woran der Menschengeist unter contemplativ-
stagnirender Umgebung (in historisch-geographischer Provinz) Jahr-
tausende hindurch ungestört fortgearbeitet hat, . sein Bereich nach
allen Richtungen, nach allen Kreuz- und Querzügen durchwan-
dernd, um auf jede Frage, die das arme Menschenherz bekümmert,
eine Antwort zu finden, so gut und so schlecht es nun gehen
mag, mit dem metaphysischen Bau-Apparat kühnster Speculation,
— und so standen sie da, als ungeheuerliche Hünen-Gestalten, riesig
ungeschlachtete zwar, aber dennoch aus einem Gusse gleichsam,
die verschiedensten Phasen geistiger Ent Wickelung umgreifend (eng
Wissens und aller Kunst der uns bekannten Welt gewesen sein müsse"
(1820), freilich mit „verrücktesten Götzen" (im west-östlichen Divan), gleich
Briareus (ixazöyxtiQog-) vielleicht (oder einem Thurs Thrihöfdhudhr).
— 8 —
in einander gefügt verbünden). Solchem Vergleichuhgsmasse
gegenüber schrumpfte es diminutiv zusammen, mit den philosophir-
sehen Systemen a;uf westlichem Gontinente, wo sie sich jagen
und drängen in unablässiger Hast, einander stürzen und über-
stürzen, ehe das eine halbfertig geworden kaum war, ein anderes
hervortreibend, innerhalb kurzer Spanne eines einzelnen Menschen-
lebens, (oder höchstens in der Lebensdauer der den Stifter um-
gebenden Schulrichtung).
Nur vereinzelt überdauert die Nachwirkung eines Meisters
die Periödicität der Geschichtsepochen, wie aus- der Classicität der
Name Plato's forttönt in der Scholastik, in den . Theodiceen,
dm absoluten Idealismus, und ebenso Aristoteles durchgreifend
unter denen, die ihm folgen (soweit er unter neumodischen Um-
kleidungen sich selber noch wiederkennen dürfte). Das jedoch
sind Ausnahmen; und je reger das Geistesleben erwacht, desto
mehr verkürzt sich die Lebensfähigkeit eines Schuldogmas. Seit
letzter kritischer Reform der Philosophie liesse sich ein Halb-
dutzend momentan prädominirender Systeme aufzählen,, alle zu-
sammengedrängt, in etwa einem halben Jahrhundert.
So fanden sich die in hitzigen Wortgefechten um die Hege-
monie streitenden Prätensionen in eine ärmliche Rolle herab-
gedrückt vor den indischen Giganten, aus denen die Stimme der
Saecula saeculorum redete mit dem, was sie zu verkünden meinten.
Da sie Müsse gehabt, ihr Material aus dem ganzen Umfang ihres
heimischen »Globus intellectualis« zusammenzusammeln, so treffen
sich dort (auf einer Mustertafel gleichsam ausgelegt) all' die bei
ethnischem Durchwandern des Erdballs vorfindlichen Elementar-
gedanken (wie sie, in einer oder anderer Art, jedem System zu
Grunde liegen müssen, wenn überhaupt lebensfähig), aus ver^
einzelter Zerstreuung nahe zusammengerückt und in einander ver-^
schmolzen, zum Aüsproben der Denkmöglichkeiten. , Insofern bildet
der Buddhismus für ethnisch-psychische Studien (als Experimentir-
Object) ein ausnehmend lehrreiches Paradigma (zum vergleichenr
den Ueberblick), während es als ein wunderliches Missverständ-
erachtet werden muss, wenn man diese altehrwürdige Scharteke
des beschaulichen Indien zu einem neuen Evangelium auszu-
putzen anempfiehlt*), in unserer zu thatkräftigem Schaffen be-
*) Theoretisch liesse sich aus der buddhistischen Moral (und ihrer
Maitri einstigen Maitreya's) das reinste Ideal entwerfen, für liebevolle
- 9 —
Tufenen Zeit, die lebt vom Kampf und Streit, in stetem Ringen
nach Höherem und Besserem, und so die dogmatischen Systeme
frühreif erstickend, um frische Schosse fortzuspriessen auf ihrem
naturgemässen Boden, wie in unserem »naturwissenschaftlichen
Zeitalter gebreitet (für Zutritt der Psychologie, als Naturwissen-
schaft). .
Für die Lehre von den Elementargedanken dagegen, zur
Verwendung der inductiven Forschungsmethode, bietet (wie ge-
sagt) der Buddhismus ein geeignetstes Beobachtungsfeld, das
•reichste Ernten verspricht, nachdem die Gultivation einer natur-
wissenschaftlichen Psychologie in ernstliche Pflege genommen
sein wird. Gerade weil die dortige Gulturgeschichte durch einen
.Scheidungsstrich von der unserigen abgetrennt gewesen, sind in
den philosophischen Systemen Indiens comparativ belehrende
Seitenstücke höchsten Werthes zur Verfügung gestellt (für com-
parative Materialbeschaffung).
Die Nyaya liefert (in ihren Paramanu und deren Specifici-
täten nach Vishesha der Vaisheshika) die indische Version zu den
Atomen Leukipp's und Democrit's oder Epikur's, in Gassendi's
moderner Fassung (und die beseelten Monaden drängen sich auf
in den Controversen zwischen Ajiva und,Jiva), die Vedanta
wiederholt die Perilampsis Plotin's und stellt pantheistische Fra-
gen über »Dens sive natura«, die Sankhya Kapila's entwickelt (in
Prakriti's Tattva), was Scotus Erigena aus areopagitischen Schriften
zusammengetragen hatte für die nachfolgenden nominalistischen
und realistischen Ausfeilungen, die Yoga steigt auf an den »gradus
ad contemplationem« der Victoriner (und Stimmungsgenossen),
während Alles das und mehr im Buddhismus sich noch verbindet
mit Gorpusculartheorien aus der Stoa bis auf Hobbes, mit Locke's
Sensualismus sodann, [unter derjenigen Ergänzung (in Doppelung
der Ayatana), wie sie Leibnitz (in der prästabilirten Harmonie)
der »tabula rasa« (Aeg. Romanus') zugefügt hatte], mit dem
Mensch enverbrüd er ang (stoiselien- Kosmopolitismus'), wenn die königliche
Warnung, im Hinweis auf die „Bestie" drinnen, ungehört beachtlosgelassen
werden dürfte, während nun, dem Thatbefunde gemäss (sofern kein natui?-
wissenschaftliches Veto entgegenstünde) der Anschluss an den Affenbruder
(unter dessen Bilde Vinjana sich symbolisirt findet) ein trefflichstes Argu-
ment abgäbe, für den „Self-made-Män", und die Cultur, die er selber sich
geschaffen, — ehe dem Einzelnen gestattet sein kann, in der Beschaulichkeit
Behagen sich abzuschliessen, in Petrucci's „intelletto denudato" („un nuUa").
— 10 —
transcendentalen" Idealismus (bis zur Ueberschreitung der ver-
botenen Grenze, in Transcendenz), und vor allem mit dem (betreffs
eigener Glaubensartikel freilich desto strenger gerügten) Skepti-
cismus, bis auf einzelstes Detail. An die , sophistisch seelenlosen
Seelenlehren — in Protagoras' (von Diogenes Laertius citirtem)
Satz: fjüTjd^v slvai tpvyriiv jtaqä tag alö^'^asig — j jene Psychologie
ohne Seele, die sich dem Materialismus in ihre psycho-physischen
Functionen aufgelöst hat, wird (am präcisesten) in Hume's Aus-
spruch erinnert, dass er vergebens das liebe Ich in sich selbst
gesucht, dass der Mensch nur »Bündel« (»bundles«) von Vor-
stellungen darstelle. Das ist genau der Wortlaut dessen, was
der Buddhismus von Alters her Khanda oder »Bündel« genannt
hat, worin sich alles denkbar Mögliche zusammengebündelt findet,
Alles und Jedes, was im Universum existenzfähig ist, im Mikro-
kosmos eingebündelt, aber nirgends eine Seele (nach Nagaseha's
Gleichniss vom Wagen), weder Atta (das Ich) noch Attaniya (zum
Ich Gehöriges), oder Satta (Person). Wenn trotzdem gerade im
seelenlosen Buddhismus die Lehre von der Seelenwanderung in
umfassendster Form hervortritt, so täuscht hier die üebersetzung
von Metempsychose statt Metasomatose (oder einer Palingenesis
mit Metamorphosen, wie moralischer Ausreife entsprechend, im
Vipaka).
An derartig scheinbaren Paradoxen fehlt es auch sonst
nicht, bei der proverbialen Beurtheilung des Buddhismus. Er
heisst atheistich, obwohl gerade er mehr Götter als irgend ein
anderes Religionssystem kennt, (weil eben mehr Himmel, die da-
mit voll sind), und dann auch, nach Unterscheidung zwischen
»Divinitas« und »Deus« (bei Porretanus), einen correct formu-
lirten Gottesbegriff in der Trinität von Buddha, Dhamma und
Sangha, was, wenn Dhamma an die Spitze gestellt wird, durch
Verknüpfung des physischen und moralischen Gesetzes auf eine
»moralische Weltordnung« hinausläuft,, derentwegen Fichte des
Atheismus beschuldigt worden war.
Indess wird der Buddhismus auch von den orthodoxen
Systemen Indiens unter die »Nastika« oder Gottesleugner ver-
wiesen, und gesteht dies zu, sofern er in seiner Kosmologie auf
das Präludium einer Kosmogenie, — wie in Sankhya's Prakriti mit
einer Evolutionslehre, in der Vedauta mit der Schöpfungslehre
versucht — , von vornherein verzichtet, und so die Klippe der
— 11 —
Final-Ursachen, woran (vor der Ummauerung mit positivistischen
Schranken) die Systeme stets zu scheitern pflegten, glücklich um-
schifft.
Um mit dem »Regressus ad infinitum« auf der einen, mit dem
»zureichenden Grund der Gottheit« auf der anderen Seite aufzu-
räumen, hat unsere kritische Reform Klarheit geschafft, in Kant's
kosmologischen Antinomien des im Jahre 1781 veröffentlichten
Werkes, aber dem Buddhismus war derselbe bereits vor 2000
Jahren bekannt, und bei Buddha's Gesprächen (in der Samyuttaka
Nikaya und sonst) in identische Wortstellungen (cf. Gogerley) ge-
fasst, bei Abweisung der Fragestellungen darüber, ob die Welt
ewig oder nicht, ob unendlich oder endlich u. s. w. (obwohl er
selber es wissen muss, bei Beanspruchung einer Alldurchschau
in Bodhi).
Gleich Socrates die kosraologische Naturphilosophie (die phy-
sikalische und astronomische S-s(joQia) abweisend, gleich ihm die
Philosophie (nach Gicero's Ausdruck) aus dem Himmel auf die
Erde herabbringend, (wo sie der ungefähr gleichaltrige Weise
Ghina's als zurechtgemäss hingehörig betrachtet), tritt Buddha
mediam in rem, und wendet sich mit seiner ethischen Anthro-
pologie direct an den Menschen selbst, an das Elend und Leid
im flüchtig vergänglichen Leben, um solchen Schmerz durch sein
Heilswort zu lindern, in Aufklärung nämlich des mit Avidya
(der Unkenntniss) umnachtenden Dunkels, wie es Xenophon von
seinem Lehrer aufbewahrt, dass er die Tugend auf Einsicht und
Verständniss begründet habe, denn Niemand handelt aus Ab-
sicht schlecht, sondern nur wenn abgekehrt im Irrthum, aus
Mangel an richtigem Einblick; weil er, wenn mit solchem begabt,
das in naturgemässer Lebensweise der Stoiker vorgeschrieben
Gesundheitliche erstreben würde, im Guten {otxoXoyovfxevcag tfj
(fVÖEi ^^v).
Auf diesem Heilsplan basirt das von Buddha verkündete
Vierwort (der Ariya Sacchani), vom Schmerz (Dukha), der Ur-
sache des Schmerzes, der Aufhebung des Schmerzes und dem
Erlösungsweg (zur Friedensruhe des Nirvana).
Während Gotama aus der Vollschau der Verklärung redet,
hatte der von dem Orakel als Weisester erklärte Hellene dessen
im »Gnothi Seauton« auslaufenden Spruch mäeutisch zu klären, und
wie der sinische Weise in altvaterischen Vorschriften eine Stütze
_ 12 —
findet, sucht sie der zarathustrische Prophet in der Autorität
dessen, der ihm seine Offenbarung verliehen, als einem »Rasul-
Allah« etwa (im Islam).
Eine, bedingende Unterscheidung, die zu manch schwer heil-
barem Riss für Sraddha oder Bhakti geführt hat, fällt (buddhi-
stisch) dahin, dass unter Entziehung aller Aussicht auf Gnaden-
geschenke, — wie sie durch Opfer oder Gebeteskraft (der Mantra)
längs des Karma-margga erlangbar sein möchten — , der Jünger
(und Nachfolger) vorangegangener Thatagata sich auf eigene That-
kraft (im Viraya) hingewiesen findet, um sein Karman möglichst
zu verbessern, (oder doch nicht zu verschlechtern) für noch bevor-
stehende Palingenesien, ehe der Uebertritt in Nitya's dauernden
Schutz (aus Tugendverdienst) gesichert sein dürfte, vor fernerem
Absturz, auf dornig beschwerlichen Pfad der Magga .zu ehrlich
verdienter Erlabung leitend, (in den Genüssen der »Phala«).
Und wenn an Förderung des eigenen Heils das im verehrten
Meister voranleuchtende Beispiel ermahnt, so wird zugleich, auf
dem, geraeinsamen Zielen zuführenden, Wege im Vorgang der
Tathagata, auf thätige Mithülfe hingewiesen, auf die Förderung
des Besten Aller eben, im weitest umfassenden Mitgefühl (bis
zur Ahinsa im Thierschutz, und jainistischen Thier-Hospitälern).
Die kosmologischen Antinomien vorausgesetzt, folgt von selbst
die Periodicität der Weltschöpfung, bei Ausdehnung des Umlaufs
von Entstehen und Vergehen auf Totalität des Makrokosmos in
seinem Gausalzusammenhang (mit Erneuerungen und Zerstörun-
gen), und da »ex nihilo nihil fit", muss in einer oder anderer
Weise (etwa in einer Hiranyagarbha) für Erhaltung der Elemente
.vorgesorgt sein (wenn nicht in Elementarwandlungen ausströmend
aus Okasaloka, bei Anregung durch die moralischen Kräfte des
eingehenden Buddha), während .die Ursächlichkeit ersten Anstosses
(und gestaltender Bewegung) im Adrishta (£§' dUov) liegt, in dem
(bei partiellem) Untergange Uebriggebliebenen, aber Unsichtbaren
(auch für idealistische Sehweite) — in Regionen vielleicht, wo
schon im vollen Seeligkeitsgenuss des Sach-chid-ananda (Brahma's
Freudigkeit des in Unendlichkeit Seienden) gelebt wird, aber
immerhin ein letzter Rest des Karman verblieben sein muss,
(weil sonst, sodann, Nirvana eben erreicht wäre; beim Hinaustritt
in's Jenseits, einer Okasaloka).
Indem hier das bedingend knüpfende Band in Karman fällt,
- 13 —
in die Verantwortlichkeit einer moralischen Haftpflicht, centrirt
das Schwergewicht (des Ganzen) im Mikrokosmos des Menschen,
im gfesellschaftlichen Kreis, unter den dort (mit der Autorität
eines »kategorischen Imperativs«) gebietenden Pflichten (und der
in eigene Hand gelegten Entscheidung über sein Wohl und Wehe).
Hiermit ist dem Zoon politikon (dem Menschen als Gesell-
schafts wesenj die Bestimmung gesteckt, zur Erfüllung seiner
Aufgabe, innerhalb der Welträthsel (worin er sich gestellt findet).
Die physischen Aenderungen folgen nach moralischen Beding-
nissen, unter Unendlichkeiten von Zeiträumen, für welche die
Bezeichnung der Ewigkeit nur deshalb vermieden wird, um mit
den (in's Ungeheuerliche auslaufenden) Zahlenangaben die Mög-
lichkeit der Relationswerthe zu einander festhalten zu können.
Mit Tugendkraft des Gemeinwesens (besonders wenn die
frommen Talapoine wohlgenährt und gepflegt werden) erblüht
alles in sittlicher Welt (und auch in physikalischer, soweit den
Zusammenfall verzögernd), unter Hinausschiebung der Götter-
dämmerung (am jüngsten und letzten Tage).
Und wenn nun solcher Wohlstand (oder Wohlklang) in des
Einzelnen Selbst symphonisch wiederklingt, dann einigt sich das
eigene Sein mit den das All durchwaltenden Gesetzen, so dass
(beim Eingang in Nirvana) die bunte Vorstellungswelt zerstiebt,
und unter Entschwinden der Maya (im Zusammengesetzten der
Sankhara) ihr Gegensatz erfasst wird in eigentlicher Realität
(durch Asangkhata-Ayätana).
In practischer Hinsicht haben sich die Moralvorschriften nütz-
lich bewährt (in den Ländern des Kastengeistes). Socialistische
Unzufriedenheit fällt aus. Jeder (an richtiger Stellung zunächst
in moralischer Weltordnung eingefügt) hat es in seiner Hand, an
Verbesserung zu arbeiten als des eigenen Glückes Schmied (faber
suae fortunae unusquisque est ipsius). Wer, in Folge früherer
Vergehen, niederen Ranges geboren ist, fügt sich darin (nach
dem Richterspruch des Karman), Ehren zollend den solcher
Würdigen, die aus Anhäufung von .Tugendverdiensten in voran-
gegangenen Existenzen deren Früchte jetzt gemessen (in momentan
höherer Stellung). Obwohl so den Reichen und Vornehmeren
unterwürfig nahend, mag doch der Arme in seiner Lage sich um
so zufriedener und glücklicher fühlen, weil sie ihm berechtigte
Aussicht eröffnet, bei nächst künftigem Umschwung des Schicksals-
— 14 -^
rades auf die Höhe gehoben zu sein, da der Bedürftige, den
weniger die Verlockungen abziehen können, zu desto ernstUcherer
Anstrengung geführt wird, an Besserung seines Looses zu arbeiten,
während der in Wohlbehagliehkeit Schwelgende (mit Gaben ge-
segnet aus Fortuna's Füllhorn), im Rausche derselben die ihm
günstigst gebotene Gelegenheit zur Mehrung des Tugendschatzes
leicht vergisst, und so mit folgender Wiedergeburt in die Tiefen
hinabgestürzt sein mag, auf untere Stufen der Gesellschaftsscala
(oder bis in Naraka möglicherweise). Beständig werden in den
Sutra die Ermahnungen wiederholt, die kurz nur, in kürzester
Lebensspanne irdischen Lebens, gebotene Gelegenheit zu benutzen,
da auf Djambudwipa allein (und zwar in Manusha-loka dort) das
Heilswort gehört und verwerthet werden kann, denn schwer in
unabsehbarer Reihe der Wiedergeburten ist die in Menschen-
existenz erlangt, selten nur ist ein Grosses Loos gezogen (unter
unzählbaren Nieten). Das wird in eindringlichen Beispielen (der
Jataka) gepredigt, in allen Tonarten, unter den Gleichnissen von
dem Fall mit der Spitze auf einander treffender Nadeln, der blind
umherschwimmenden Schildkröte und ihrem Halsjoch anderswo,
mit ähnlichen Bildern vielerlei. So, in Eulenspiegels Volksphilo-
sophie, hätte der gemächlich Absteigende zu weinen, und zu
lachen dagegen der zur Höhe Emporsteigende (in optimistisch
bester Welt soweit).
Obwohl geschlossen im Eisenring morahscher Haftpflicht, freut
sich das Product des Karman seiner Existienz, denn je elendiger
sie bedrückt, desto mehr wird dadurch frühere Schuld getilgt (im
Akusala) und die Zuversicht erhöht auf künftige Belohnungen;
und da im Ditthi-karma-wedeya der laufenden Existenz durch
die je frischer desto beeindrucksfähiger spriessende Tugend das
eng verbitterte Laster sich überwinden lässt, [und die Noth-
wendigkeitsfolgen des Vibak also mehrweniger nullificirt werden
mögen (im Abhawa-karma), durch ernstehrlichen Entschluss auf
das zur Reife Strebende verbessernd einzuwirken], so liegt hier
das Geschick in Jedes eigener Hand, um vielleicht alle weiteren
Reinigungen in Palingenesien zu ersparen und direct schon ein-
zugehen in's Nirvana, eines Amata-Maha-Nibbanam, wenn noch
nach der Süsse des Amrita der Sinn steht, um in ausverfeinerter
Meditation (der Rupaloka) Befriedigung zu finden (bis zu Asang-
khata-Ayatana).
- 15 -
Wunderwirkungen wären im Buddhismus nicht ausgeschlossen,
da jedem der in höherer Welt Seehgen (für einen in Ewigkeit
verlaufenden Potenzirungsprocess) verhältnissmässig höhere Kräfte
(in Iddhi und Bala) naturgemäss zu Gebote stehen, obwohl er,
wenn solches Vermögen im nutzlosen Gaukelspiel zerplatzend, sein
nächstes Geschicksloos dadurch sich nicht günstiger gestalten
könnte, während (im richtigen Fortgang) der Eintritt auf die Megga
in der vierten Dhyana-Terrasse von selbst zu erfolgen hat, auf
langem Umweg zwar, aber bequemer, als der directe Zugang von
Erden, der erst nach schwerstem Kampf und Selbstbezwingung
sich erlangen Hesse (wenn ein Sieg gewährt sein sollte).
Im Uebrigen mag dem auf Tugendübungen ernsthch Be-
strebten der Hinblick auf Seligkeitsfreuden genügen, die nicht
mühelos nur, sondern freudvoll und herrlich sich durchwandeln
lassen, in reichgeschmückten Vorkammern, zum Eintritt in Nirvana
(ohne »Ubi«) für eigentliches Leben (des Denkens im eigenen
Selbst).
Auch das, was im Erlösungszug vornehmlich angesehnt wird,
die Wiedervereinigung mit den Lieben (jenseits des Grabes) findet
sich im Buddhismus vorgesorgt, denn wie sich die Aehnlichkeit der
Kinder zu ihren Eltern (ohne traducianistische Vererbung) aus
dem wähl verwandtschaftlichen Zusammenführen des Gleichartigen
erklärt, so hat es auch durch alle Reincarnationen hindurch (so
lange die Leibesvereinigung währt) statt zu haben (wie in den
Jataka gleichniss- und beispielsweis vielfachst dargelegt).
Inmitten des Daseienden stehend, findet sich der Denkgeist
(mit Menschenform bekleidet, bei der Existenz in Manusha-loka)
innerhalb der Verkettungen des (im gordischen Knoten ver-
schlungenen) Welträthsels, mit dem Anhalt nur an sich selbst,
da der Ausblick entschwindet auf ein Ende hin oder den Anfang.
Alles vergeht und entsteht, im steten Kreislauf des Werdens, die
Alten sterben, Kinder werden geboren, und so, wer zuschaut,
trifft sich selbst als Folge früherer Ursächlichkeiten, die nur ver-
ständlich sind im eigenen Wollen, das sich (im Gesellschaftskreis
gegenseitiger Verständlichkeit), als Gutes oder Böses schätzt, und
hier sind also die UrsächKchkeiten dessen zu suchen, was sich,
verwirkhcht hat in behagMcher oder unbehaglicher Existenz. Das
dem Denken immanent Denkende führt zur Auffassung und Be-
rührung, sie zur Empfindung, sie zum Streben, sie zur Vorstellung
~ 16 —
sie zum Denken wieder und diese auf's Neue zur Berührung,
und so schliesst sich der Kreislauf (in der Paticchasamuppada-
ehakkara); und bei weiterer Meditation darüber wird dann zum
directen Anfang ein Nichtwissen (als Avidya) gesetzt, mit den.
Zusammensetzungen der Vorstellungswelt (als Sankhara), unter
dem Zutritt des Patisonthi-Ghitr in Ghuti-Ghitr (aus früher her,
einzureihen in die Nidana).
Wie wäre also die Erlösung (die Befreiung aus dem Eisen-
ring des Karma) zu suchen? Am nächstliegenden schiene das
Abschneiden von Tanhä, um das Kleben an üpadana (im Hypo-
keimenon eines »Nicht-Ich« da draüssen) zu verhüten, obwohl
damit die Vinyana selber noch nicht erledigt wäre, weil ein
»Dhatu« an sich, wie die übrigen Elemente (wenn übrig bleibend
atomistisch, bei Zerfall der Zusammensetzungen in ihre Gom-
ponenten).
Da nun die Existenz des Ghitr (im Vinyan) bedingt ist durch
den Gegen wurf, der ihn trifft (in Wechselbeziehung von Object
und Subject der Identitätslehren), bleibt hier die Möglichkeit an-
gezeigt, einen vollen Ausgleich zu gewinnen (und so zur Stetigkeit
der Ruhe zu gelangen). In einfachsten (rohesten oder niedersten)
Formen wirkt sinnlich das Aromana auf zugehörige Ayatana, aber
unablässigen Wechseln unterworfen (flüchtig-hinfällig, wesenlos)^
und so können nicht die Indryas der Sinnesorgane genügen, son-
dern erst die geläuterten (in Saddhindryam, Viriyindriyam, Satin-
driyam, Samadhindriyam, Panjindriyam) , um in wahrhaftigen,
ernstlich strebsam gesinnten, auf andachtsvolle Betrachtungen
hingerichteten Veranlagungen hinzuführen auf das Wesenhafte
(in Anjattavindriyam) zum Genuss der Arhattaphala (der durch
Heiligung gereiften Früchte oder Phala des Arhant).
Abzuschneiden (in Verneinung des Willens) ist die Tanha
oder Trishna [imd-vfjila der Stoa), als Kama-Tanha, auf grob-
sinnliche Lüste hingerichtet (in der Welt des Eros oder eines
Karaa), wogegen die durch die (idealen) Gestaltungen (Rupa's)
nach den Terrassen der Rupa-loka hingezogene Rupa- Tanha
(unter Vorbehalt einer Arupa-Tanha) zulässig ist, und mit Nirodha-
Tänha dann die volle Herrlichkeit dem Blicke aufbricht in voller
Bejahung (mit Vibhavo: Glanz, im Nirvana).
- 17 -
Die Gausalverkettung (der Nidana im Paticchasamuppada)
bildet den Kernpunkt des Buddhismus, für diejenigen, die auf
dem Buddhagama, dem Wege Buddha's, seiner Fülirung folgen:
für den Menschen inmitten der Welträthsel, so oft es fragt in
ihm, über das Woher? und das Wohin?
Wenn in der »Behaglichkeit dieser schönen Welt« (nach des
Dichterfürsten Wort) behaghch dahinlebend, finden wir unser
Vollgenüge im Genuss der Freuden: der Freude, die berauschend
umrauscht; und obwohl das Leben ein Kampf, freut sich doch
eines solchen gerade die in Lebenslust schwellende Jugendkraft,
voll beansprucht durch die aufgedrängte Thätigkeit des Augen-
blicks, so dass kein müssiger bleibt, zum Fortgrübeln darüber
hinaus.
So verhielt es sich mit dem in goldener Wiege geborenen
Königssohn Kapilavatthu's, auferzogen in üppigem Prunk und
Pracht, geübt in ritterlichen Spielen und siegreich" (bei dem
Freien um Gopa, die vielumstrittene Fürstenbraut), gelassen
dahinschwelgend im glücklichen Kreis der Familie, der Freunde
und Verwandten, geniessend in vollen Zügen das Schöne, was
die Erde beut. Da erscheinen ihm die drei Zeichen (für göttliche
Berufung): die Anzeichen des Alters, der Krankheit, des Todes.
Aufgerüttelt schreckt er empor, der Gedanke entspringt an
flüchtig Vergängliches, an unwesenhaft Nichtiges ringsum, und
der Schmerz erfasst, um das Leid des Lebens (im Elend des
Daseins). Damit ist alles Folgende an sich bereits ausgesprochen ;
das Vierwort zunächst (in den Ariya-sacchani), das Heilswort zur
Heilung des im Schmerze nagenden Uebels:
1) Der Schmerz (Dukkha) im Lebensleid, als thatsächhch vor-
handen;
2) Woher solcher Schmerz?
3) Wie er aufzuheben, der Sehmerz? und:
4) Einlenkung auf den Erlösungsweg (des achtgliedrigen
Pfades).
Solche Befreiung zu erlangen, welches sind die Mittel? die
arzneilichen Heilmittel für das Seelenleiden, dessen Gejammer all-
überall durchklingt (im »Aechzen jeder Greatur«); und Alles (oder
Alle) durchtränkt der Erlösungszug (wie »das Salz das Wasser
des Weltmeeres«).
Die Erkenntniss erwacht in Durchschau der Verklärung, bei
Bastian, Der Buddhismus. 2
— 18 — .
raeditirenderContemplation unter. dem Bodhi-Baum; es enthüllt
sieh der Gausalzusammenhang (der Nidana) in seinen Verkettungen,
aus innerlichen Ursächlichkeiten (mit und; durch einander), unter
den; Wechselbeziehungen des.im^ Menschen selber geschlungenen
Räthsels der Welt. . •
Die erste Frage ist nach der Ursache des Leidens, und die
Antwort ist zwingend genug gegeben, mit dem Eintritt in das-
selbe, in des Daseins Leid, mittelst der Geburt (Djati), »pues el
delito mayor del hombre es haber nacido«; und so klagt es, (wie
in Homer's), in Sophocles' und Euripi^es' Versen, so klagten die
Trausier (cf. Herodot) um den Neugeborenen bei Eintritt in das
Jammerthal des Lebens, und (cf. Sahagun) die Azteken gleichfalls
(wie ethnische Collegen viel andere noch).
Der Verfolg der Ursächlichkeit (in den Nidana)*) führt (Jann
von Glied zu Glied zurück auf letztes der Kette, auf Avidya (Un-
wissenheit), als den eigentlichen Uebelthäter alles Uebels, die
Primär-Ursache somit.
Damit ist die Beantwortung der in dem Vierwort gestellten
Fragen gegeben, das Vorhandensein des Schmerzes als thatsäch-
lich gesetzt, um seine Entstehung aus aufsteigender Linie zu
erklären, seine Vernichtigung aus absteigender, um dadurch die
Betretung des zur Erlösung führenden Pfades zu gewinnen (in
den.Megga).
Die Ursache also fiele in Avidya, als den Anfang. Ein An-:
fang aber kennt sich nicht, bei Anerkennung der »Kosmologischen
Antinoniien«, — seiticrkenntnisstheoretisch festgelegt mit der kriti-
schen Reform unserer Philosophie, und von Gotama schon unter
verschiedenen Versionen in den Predigten (der Sutra), wie viel-
fach citirt (von den Autoritäten der PaU-Gelehrsamkeit).
Soweit die Sehlinien reichen, sehen wir deutHch (im Bereich
deuthcher Sehweite), dann verschwimmen sie am optischen Hori-
zont, der telescopisch weiter hinausgeschoben werden mag, bei meta-
physischer Fernschau kühner Beflügelung (mit einem »Dhamma-
Ghakku«, an Stelle der Höhlung, worin dem Auge sein Palast
oder Prasada gebaut ist), aber immer umschliesst als Aeusserstes
die optische Täuschung des Horizontes — sei es in nebular
*) Avidya, Sankhara, Yijnana. Nama-Eupa, Shaclayatana, Phassa,
Veclana, Tanlia, Upadana, BhaA^a, Djati (Jaramarana, mit Soka-parideva
u. s. Ar.)..
— 19 ^.
nebligem Ge Wirbel oder sonstigen »tourbillons«, sei esiri dunkler
Blindheit mystischer Blendung (bei allzu mächtigem Glanz).
j; Der Buddhismus hält sich zunächst innerhalb der positivistisch
gesteckten Schranken, womit unser »Kerker« ummauert ..ist (bei.
Schopenhauer), um keinen Schritt über thatsächlich gesicherten
E'^ussauftritt hinauszugehen, bis etwa das Dunkel des Anfangs sich;
klä,ren möchte, mit der in der Zielrichtung (nach dem; Te'Aog hin)
■entzündeten Leuchte (des Wissens).
Gleich fern von Aussagen über das Sein (das »Es ist«).. wie;
über ein Nichtsein (»Es ist nicht«) hält in der Mitte sich; des
Buddha Lehre: »Aus dem Nichtwissen entstehen die Gestaltungen«
(der Sankhara).
Dunkel also deckt den Anfang (im Hetu), der Anfang ist (un-
erkennbar) dunkel, ein Nichtwissen oder: als Nichtwissen (Avidya).:
Practisch genommen ist nichtwissend (oder unwissend) der-
jenige, der das nicht weiss, worum seine Lebensfrage sich dreht,
■die heihge Lehre (die erlösungskräftige).
Je nach der Fassung, ob in subjectiver oder objectiver, fällt
■das Nichtwissen (vom Anfang) mit dem (nichtgewussten) Anfang
selbst zusammen (in makrokosmischer Hinsicht).
Immerhin ist dies Nichtwissen nur ein provisorisches, denn
das Streben nach Aufhellung besteht {ndvceg ävd-QcoTrot rov
■Eldevai oqiyovTai). Der Anfang wird als »Hetu« bezeichnet, die
Wurzel. Jede Wurzel indess setzt ihre Wurzel voraus, der
Sankhya gemäss, die (in den Auseinanderfolgen aus Vorangegange-
nem) die Pradhana {nqotpaaig als ahla) nur mit dem Machtspruch
einer wurzellos supponirten Wurzel (in »Prakriti«) abschneidet^
{um das Abgleiten in den »Regressus ad infinitum« zu vermeiden).
Irgendwo muss, zum Ansatzpunkt des logischen Rechnens, eine
Eins gesetzt sein, als Erstes (unter Absehen von »Erst-Erstem«
und damit drohenden Gefahren des »Progressus« oder »Egressus«),
ob nun (mit Plotin's »Hen«) im Höchst-Höchsten, ob in unergründ-
Hchen Tiefen eines Bythos (oder Kapila's Avyakta im Chaos
Hesiod's).
Der Buddhismus nimmt als solch' Erstes die Avidya zur
äussersten Wurzel, die jedoch nicht, wie auf Mangaia (cf. Gill),in.-
eine Spitze (Te-aka-ia-Roe) ausläuft, auch nicht gleich Xeno-
phanes' Erdwurzeln, oder den Gewebsfäden der Taotze, in's Un-
■endliche hinausbaumelt (cf. »Ethnologisches' Bilderbuch«, Taf. VII),
2*
— 20 -
sondern durch ihre Ernährungsstoffe (Ahara) gespeisst wird, zu-
nächst mit dem »Akusala« (des »Karman«), wenn sich im Rollen-
der Welten die Zerstörungen und Erneuerungen als Resultat aus
»merite« und »demente« (cf. Pallegoix) ergeben, aus Verdienst und
Vergehen der »athmenden Wesen«, aus Tugend und Laster (in
»morahscher Weltordnung«). Gewonnen wäre damit deshalb noch
Nichts. Im Schlangensymbol der Ewigkeit bleibt das Rad des
Kreislaufs (ob in enger oder weiter Peripherie) eisern geschlossen
im TQOxds yeveaeojg (als xvxlog dvuYxalog).
Um befreiende Erlösung zu erringen, gilt es ein Zerbrechen
der Fesseln, das Hinaustreten in ein Jenseitiges, wohin in ihren-
Zielrichtungen des Buddha's Lebensbarke zu steuern sucht, um
eine Erklärung zu gewinnen für den Gesamratzusammenhang
(im »systema universalis substantiarum coramercii«).
Das sind »pia desideria« vorderhand, eine Zukunftsmusik der
Hoffnungen, um ihren Rettungsanker auszuwerfen, »in spe«. Zu-
nächst handelt es sich noch um die harte Nuss des Anfangs, um
die Arbeit des Knackens (wenn es geht); um das böse Nichtwissen
(Avidya).
So mag es zugegeben sein: der Anfang ist Nichtwissen; was
also weiter?
Die Thatsache der gegeben vorhandenen Welt jedenfalls t
denn sie ist da, ob nun in Berkeley's Schein oder in Parmenides'
Sein, da ist sie zweifellos^ und wem es beliebt, sie zu läugnen,.
würde sie mit solcher Liebhaberei nicht abschütteln, wenn sie
ihn zu quälen hebt. Also: die Dinge sind da, sie stehen vor
Augen, die Welt zusammengefügt in ihren Sankhara (den Zu-
sammensetzungen aus den Elementen der »Dhatu«; in »multipeln
Proportionen«, je nach atomistischen Theorien).
Solche Sankhara ist zunächst die Vorstellungswelt, die Welt
der Vorstellungen, wie vom Auge getragen, die Welt, wie sie-
sich denkt, je nach dem Weltsystem ethnischer Weltanschauungen,,
anders im »Orbis terrarum« der Glassicität, anders von Kaf zu
Kaf (des Islam), anders in ptolemäischer, anders in copernikani-
scher Ordnungsweise, anders anderswo mehr; im Buddhismus so^
wie auf beigegebener Tafel skizzirt. Derartig malt sie sich frei-
lich nur in dem das All bereits durchschauenden Auge.
Die vulgäre Durchschnittsmasse ist bescheidener in ihren
Ansprüchen. Allzu bedrückt durch nächste Umgebung schon,
— 21 —
von Preta-loka her [worin die, hungrig auf Besitzergreifung be-
dachten, Spukgeister der abgeschiedenen Seelen schwärmen; wie
bei Wildstämmen überall], genügt es den Meisten gern, wenn sie
nur einen Ausblick erhaschen können auf die Vorhöhen des Meru,
"WO Mahadeva seinen Hofstaat hält, in lustiger Possenreisserei (zu
momentanem Vergessen der Lebensqual), oder aufzuschauen ver-
mögen bis zu Sakko' s Götterstadt Vassokasara, wo (in Vejayanta)
Indra thront, wie Zeus auf dem Olymp (mit den d-sol in ihren
JcüjUttT«, als Vimana), oder gleich Odhin, der in Valhöll die muthig
im Kampf Gefallenen erwartet, wenn herbeigeführt durch Wal-
kyren (oder Apsaras). Der friedlich den »Strohtod« Gestorbene
wird lieber Yama's Himmel der Friedensruhe ersehnen, der
fromme Psalmensänger den Tushita's, der epikuräisch Gestimmte
den nächsten, und den obersten in Kama-vachara [wo Mara für
die (in Dhana) gespendeten Almosen seinen Lohn empfing] der auf
dem Karman-marga Perfecte, wogegen der auf dem Ihana-marga
seine Geschmacksideosyncrasien Ergötzende durch die Brahma-
kayikas hindurch, bis zu den Suddhaväsa sich erhöhen mag,
oder bis zu Arupa schliesslich, — wenn schwindelfrei auf jenen
steilsten Spitzen, von denen bis auf die Erde zu fallen, es
6 Jahre 4 Monate 15 Tage dauert für einen Stein, wogegen der
durch Metaphysik dahin Verrückte in einem Augenwinken nieder-
stürzt, bis in die Tiefste der unterweltlichen Höllen, (im selbigen
Moment, wo sein Karman sich demgemäss erfüllt hat).
Wie es sich indess nun auch mit dieser, als Kosmos (oder
Mundus) geschmückten, Welt (anbetreffs ihrer Ausstattung in
Einzelnheiten) verhalten mag: in einer oder anderer Form ist sie
zweifellos da, und erzwingt ihre Anerkennung, ob wir sie läugnen
wollen oder nicht. Daran kehrt sie sich leider nicht viel (und
um die »Verneinung des Willens« wohl ebensowenig).
Als zweites Glied in der Reihe der Nidana wäre demnach
Sankhara entgegenzunehmen, gut oder übehvillig, da hilft kein
Entkommen, denn wenn auch bis an die Enden von Erde und
Himmel (im Psalm), entflieht man nicht seinem Karma, oder den
Erinnyen, die auch die Sonne (Heraklit's) zu finden wissen würden,
wenn vom rechten Laufe abweichend (der dtxri entgegen).
Als drittes Glied erscheint Vinyan, das Denkende in den
€hitr, deren Gesammtheit sich in der Vinyana-Khanda zu-
sammenfasst.
Hier erklärt sich die Herkunft, aus dem Ghuti-Chitr (als letztem
Ghitr der Todesstunde), bei Zerfall einer früher (in Vergangenheit)
aüseinahdergefallenen Existenz, in den Patisonthi-Ghitr (der Em-
pfängniss) gewandelt für die künftige, denn da Vinyan (das denkende
Princip) unter den Dhatu zählt (als sechstes Element), geht solch'
Geistiges bei den Zerstörungen (der Zusammensetzungen) nicht zu
Grunde, so wenig wie die (in eschatologischer Hiranyagärbha)
herüberg:eretteten Elemente altherkömmlicher Vierheit (oder fünf,
mit Zutritt von Akasa), je nach Stoicheia oder Rhizomata (in aQxai)..
Neben der (in »Sankhara« componirten) Welt bietet sich
(mit Vinyana) ein Denkendes also, das Denkende in der Welt,,
wodurch dieselbe, als Vorstellungswelt, überhaupt erst gedacht
ist, obwohl solch' mikrokosmischem Reflex in raakrokosmischer
Existenz vorangehend, im Scheine (der Maja) nur etwa erfasst, da.
»die Dinge, die wir erschauen, nicht das an sich selbst sind, wo-
für wir sie erschauen« (in Vorstellungen einer »transscendentalen.
Aesthetik«) oder (in buddhistischer Version): »Die Dinge existiren
nicht so, wie an denselben festhaftend, die gewöhnlichen un-
unwissenden Menschen meinen, die nicht unterwiesen sind« (cf..
Oldenberg), denn so wird Sariputra belehrt (in der Prajnapara-
mita): mit Aussicht also auf fernere Belehrung und Erklärung,,
im Fortschritt der Erkenntniss, während Kant die »Dinge an sich«,
als »unerkennbar« erklärt. »Was die Dinge an sich sind, braucht
man nicht zu wissen«, weil »man« (Jedermann eben, oder aller-
mann) es nicht kann (möghcherweise), wogegen der Buddhismus,,
mit solcher Tröstung nicht zufrieden, hinausstrebt in's Trans-
scendente (bis auf Asangkhata-Ayatana).
Doch das sind »curae posteriores« (bis sie kommen werden);;
bleiben wir zunächst (weil soweit an der Vinyana angelangt) beim
Ghitr, der (nach der Psychologie des Abhidharma) nur in Bezug
auf sein Arom existirt; in Identität des Subjects und Objects (bei
Schelling), des Denkens mit seinem »Gegenwurf« (s. J. Böhme),
und der also mit der Vorstellungswelt (als Sankhara) in gegen-
seitig ursächlich bedingter Wechselwirkung steht.
Das Vorfinden einer Welt wird gesetzt, das Erzeugen der-
selben, als nur von ihr gesetzt, und die Befreiung von ihr, sind
die drei Momente des den Schein als seine Schranken setzenden
Geistes (cf. Hegel).
Es bleibt zunächst dahingestellt, wie weit hier (wie in der
■Nebeneinanderstellung von^Avidya und Sankhara), das »Post hoc«
bereits die Bedeutung eines »Propter 'hoc« gewinnt, bei dem wei-
teren Verlauf der Paticcha-samuppada, weshalb (für Patichasa-
muppadadaso) das Paticchasainuppada-chakkam auch erst mit
Vinyana beginnt (Vijanapaccaya phasso u. s. w.), von Avidya und
Sankhara gänzlich absehend (vorderhand).
Öier constituirt sich die eigentUch individuelle Weltfassung,
die Vorstellungswelt des »Einzigen«, seine eigentlich eigene Welt,
die einzig-alleinig interessante (von Interesse) für ihn, und wie er
sich wahrscheinlich mehr um einen auf der Börse verlorenen Bank-
schein bekümmert, als um eine telephonisch vielleicht (aus der
Himmelsbank) zugehende Nachricht, dass soeben ein Fixstern^
System zertrümmert und verloren gegangen sei, so dürfte sein mit
den Controversen der Erlösungsfrage glücklich aus dem »Rollen der
Welten« in Sicherheit gebrachtes Selbst sich wenig mehr darum
kümmern und danach fragen, ob andere Mikro- oder Ghiliokosmen
noch fortrollen wollen (und wie vielen davon es so beliebt).
Von solch' subjectivistischem Standpunkt unterschiedlich,
greift Sankhara unter den Beziehungen zu Avidya in makro-
kosmische Weltschöpfung über, worin ein Karta (»Macher«) an
die Spitze gestellt wird (als »deus ex machina«). Die demiurgi-
schen Weltbaumeister, welche gleich Visvacarman auch bei Grün-
dung irdischer Städte (Ayodhya's z. B.) mithelfen (wie hellenische
Götter beim Bau Troja's) stehen auf entsprechend tieferer Rang-
stellung, aber auch dem aus Brahm (eines Tad) personificirten
Brahma (oder Mahabrahma unter den Brahmakayikas) wird vort
Buddha seine Stellung klar gemacht, dass er sich nämhch die
Weltschöpfung nur eingebildet habe (als seine Phantasieschöpfung),
weil der erste unter den Gefallenen (bei der Apokatastasis), und
von den hinterher Nach-Gefallenen in solcher Anciennität aner-
kannt, wie (bei den Hidatsa) der »Erste Mensch« (der auf dem
Todespfad, als »Erster«, vorangegangen) oder ünkulunkulu (der
Zulu).
Wenn nach vedantischer Schöpfungslehre der Schöpf ergott
(für Inhandnahrae des aus Bestimmungsbeschluss aufliegenden
Werkes) aus seinem Schlafe (täglichen oder jährlichen, je nach
dem Umschwung der Kaipas) erwacht, findet er sich, noch embryo-
nalisch (gleich gekrümmtem Kronos) gleichsam, geduckt (oder an
eigenen Zehen saugend, wie Narayana), in jene Gontemplation
- 24 —
versenkt, aus welcher, [wenn durch Bussübungen (in Tapas) er-
hitzt, für (Heraklit's) ttvq texvLxov] in träumerischer Anamnesis,
eine Wiedererinnerung auftaucht an Das, was früher gewesen, die
Gedanken emporsteigen, noch ungesichtet trüb (chaotisch gleich-
sam), — in Avidya eben — , um Maya's irrthümliche Welt zu pro-
jiciren : die Welt der Irrthümer nämlich, in deren labyrinthischen
Irrgängen wandernd, der von Dunkelheit Umfangene die Erlösung
ersehnt (für Vollschau des Lichts).
Hier findet sich causale Verknüpfung zwischen Avidya und
Sankhara eingeleitet, während dabei zugleich jedoch die Fortleitung
der Nidana (in Vinyana und weiter) sich erledigt (bei Rückleitung
des Seelischen ohnedem, durch Jivatman auf Paramatman).
Im Buddhismus fällt umgekehrt der Schwerpunkt in Vinyana,
und wenn hier, am Anfang, mit der Seele das Selbst oder Atta
(Atma oder Atuma) ausfällt, wird um so ernster dahin gestrebt,
es wiederzugewinnen am Abschluss (des Endes).
Bis hierher stehen wir noch bei Vinyana, als erstes Glied in
der Reihe, oder (unter Zurechnung von Avidya und Sankhara)
als drittes; und als viertes kommt »Nama-Rupa« hinzu (in den
fünf Khandas).
Die ursächliche Verknüpfung liegt offen zu Tage. Die Palin-
genesie (oder Metamorphose), um welche es sich handelt, voll-
zieht sich hier in Manusha-loka, worin der Chuti-Ghitr (Vinyana' s)
eingezogen ist. In dieser Loka, (der Menschenwelt eben, oder
»Manaseth«) bedarf es, der Menschenwesenheit gemäss, der fünf
Khandha, aus welchen jeder Mensch zusammengebündelt ist, und
die fünf Khandha theilen sich in Rupa-Khandha und (viergetheilte)
Nama-Khandha (also Nama-Rupa).
Mit diesen (seelenlosen) Khandha oder (Plume's) »bundles«
(in deren Vorstellungscomplexen vergeblich dem Ich nachgespürt
wurde) soll einfachst nur ausgesagt sein, dass der Mensch (wie
augenfällig genug) aus Leiblichem und Geistigem bestehe, unter
jeglicher Urtheilsenthaltung darüber, ob letzteres von Aussen her
(d'VQad^sv) hinzu- oder aus jenem hervorgetreten sei (im »influxus
physicus«). Der Leib wird in der Rupa-Khandha angenommen,
mit den Dhatu seiner elementaren Unterlagen und all' den Functio-
nen seiner Organe, worunter sich eine specifisch seehsche nicht
findet (sofern nicht alle, allgesammt, als seehsche gefasst werden),
und ebenso wenig trifft sich die Seele (eines körperlosen Xsxtöv)
— 25 —
in den Nama-Khandha, die im Grunde wieder eine Einheit bilden
(obwohl vierfach getheilt).
Der centrale Kern des Geistigen liegt in Vinyana, als sechstes
Element (der Fünfheit Rupa-Khandha's. gegenüber), und in der
Vinyana-Khandha sind die sämmtlichen Ghitr begriffen, und Alles,
was da denkt. Die Chetasika (der Sankhara-Khandha) bestehen
nur in Bezug auf den Ghitr, als die Bethätigungs weisen desselben,
und da Vedana (der Vedana-Khandha) und Sanja (der Sanja-
Khandha) ebenfalls zu den Ghetasika gehören, unter den Ghetasika
der Sankhara-Khandha nochmals wiederholt — (der Tragweite ihrer
Wichtigkeit wegen, für umständlichere Erklärung) — , so läuft im
Grunde Alles auf Eins hinaus, auf Vinyana also, neben Rupa in
Nama-Rupa, wie durch die Existenz-Erforderniss in Manussa-loka
bedingt (für Vinyana). .
Da nach den Lebensbedingungen des Leiblich-Geistigen, unter
(menschlichen) Existenzverhältnissen in Nama-Rupa (der Manussa-
loka), die Sinne ebenfalls involvirt liegen, und zwar sechsfach: in-
dem der (in der Nyaya atomistische) Manas (der zusammenfassende
Repräsentant Manu's, alsMensch xat i^oy^njv) der Fünfheit hinzu-
gefügt wird, bei den Shadayatana — , bedarf es sobezüglich keiner
weiteren Bemerkung, für, ihre Einreihung als nächstes Ghed (im
Anschluss an Nama-Rupa). Die Sinne_sempfindungen (der Sankhya)
verbildlichen (in der Maha-Bhuta) den mikrokosmischen Reflex
aus dem Makrokosmos (bei Praecedenz der »Tan-Matra«), indem
sie das Verständniss der Aussenwelt vermitteln, als die Eingangs-
thore (Dvara) dafür, auf den von den Gedanken hin und her
beschrittenen Wegen (als Vithi-Ghitr). Die körperlichen Organe der
Sinne, in den (inneren) Ayatana, gehören, — gleich ihren Aromana
(als äusserlich entsprechenden Ayatana), — zur Rupa-Khandha (mit
palastartigen Baulichkeiten für, Auge und Ohr etc.); das aus der
Wahrnehmung (nach Empfindung in Vedana und differenzirender
Unterscheidung in Sanja) entspringende Verständniss dagegen zur
Vinyana-Khandha, und indem der jedesmalige Ghitr überhaupt
dann erst in Existenz tritt, wenn mit dem entsprechenden »Gegenf
wurf« zusammentreffend, hegt dahinstrebende Tendenz an sich
präformirt, zur Bethätigung drängend (aus wähl verwandtschaft-
lichen Affinitäten). ,
Die Shadayatana also (die in der Menschen-Constitution einf
gebetteten Sinnesbestrebungen nämlich) werden ihre Fühlfäden
gleichsam' hervorstriscken,' um in der (vonAvidya her) -nech um-
schleiernden Dunkelheit umherzutasten, und so zur Berührung
geiari^eh, in' »Sparsa«, als nächstes Glied (der Nidana).
■ ' Ihdeni' kein Sinn (soweit unverdecktj sich dem i Eindruck
seines ■ specifischen Reizes, wo derselbe auftrifft, entziehen kann,
so Soll in der (bei den Nidaha) dargelegten Ausführung gesagt
sein, dass die aus den Anticipatio'nen einer prästabilirten Har-
monie in ihrem Verlangen angeregten Sinnesfunctionen im tastenden
Umhersuchen irgendwo aufstossen, und so Berührung verspüren,
welche Berührung sich dann in >>Vedana« (dem nächstfolgenden
Gliede in der Verkettungsreihe), merkbar macht, in Empfindung
nämlich, die angenehme oder unangenehme, oder auch gleich-
gültige, sein kann, meistens aber ein Weh, im Wehethun, (beim
Leideszustand des Lebens), da »Alles brennt« (vor des Skoteinos'
(fdog).
Trotz solcher Schmerzlichkeit treibt indess der neugierige
W^issensdrang (oder -Durst), zu neuen Versuchen im Erproben
dessen, was gefühlt worden ist, und auf solches als »Tanha« (Durst)
bezeichnete Glied in der Kette (der Nidana) folgt dann das nächste
mit üpadana (das Kleben): indem die (im leichtsinnigen Gespiel
mit Feuer) neugierig umhertastenden Sinnesfäden plötzlich an-
geklebt feststecken, — und nun ist das Unglück geschehen durch
das Haftenbleiben; und zwar ein desto schmerzhafteres, weil es an
einem Brennstöfif (in Upadana's »Hyle«) anklebt, durchglüht von der
in allen Dingen erhitzenden Schöpferkraft (der Wärme), als deren
Emblem der aus (plutonischem) Erdinnern aufgetriebene Lingam
gefasst wird, für dessen Kühlung die Besucher siwaitischer Tempel-
capellen poröse Wassergefässe aufhängen (zum Abtröpfeln). »Alles
brennt«, predigte Buddha in seiner »Feuerpredigt« (auf dem Berge
Brahma-Yoni), Alles steht in Flammen ! und so ergeht der Rettungs-
ruf (an die Ohren, die hören wollen), um sich zu retten aus der
in nichtiger Vergänglichkeit niederbrennenden Welt, (wo Alles
Aneiza, Dukha, Anatta), um sich zu retten in der Ewigkeit Rea-
lität, wo das Nirwana seine Kühlung spendet: dem, der Kotara-
phuxavana gewonnen hat (zum harmonischen Abgleich).
Für den Rest der Nidana bedarf es keiner weiteren Aus-
einandersetzungen, da ihre Vergliederungen an sich gegeben vor-
liegen.
Mit dem Ankleben oder Upadana (wie gesagt) ist der kritisch
■_ 27 —
ifatale Schritt geschehen, die subjectivistischen Sinne stetkeii fest
mit ihrem Ankleben an einem unbekannten Etwas dadraussen
(ihrem »Nicht -Ich«; insoweit), und werden ■ (dadurch in'actuelle
Existenz gezwungeti' oder gezogen (mit »Bhava«). Für Verwirk-
lichung derselben in der Menschenwelt, bedarf es einer uterinen
Geburt (wogegen sie im Brahma-loka auch opapatika erfolgt, aus
'^generatio spontanea mehrweniger), und mit einer aus geschlecht-
licher Zeugung, (gleichzeitig etwa), bevorstehenden Geburt, (welche
die zur Unterlage erforderliche Rupa-Khandha hefert), verbindet
sich dann die Vinyana (aus früherem Ghuti-Ghitr, zu dessen
Wiedergeburt). , •
Wie überall unter den, dhammata (ordnungsgemäss), durch-
waltenden Gesetzhchkeiten (bei Einheit der physischen und mo-
rahschen), entscheidet es sich auch hier (bei Einsicht einer Pronoia
in Heimarmene, der Moira) nach wahlverwandtschaftlichen Affini-
täten, und die mehrweniger ähnlich entsprechenden Producte
gleiches Karman*) finden sich deshalb zusammen, in den Verhält-
nissen zwischen Eltern und Kindern,' oftmals viele Generationen
hindurch, (wie durch die Beispiele der Jataka genugsam illustrirt).
Mit Djati ■ (Geburt) , woraus Alter und Tod (Djaramarana)
u. s. w. fliessen, ist der Kreislauf der Nidana abgeschlossen, um
nun wieder seinen Ausgangspunkt zu bieten, für rückläufige Lösung
(und Erlösung).
Die ganze Gliederkette ist vernietet an der Fuge zwischen
Tanha und Upadana (dem Hinstrebungsdrang und seinem Fest-
haften), so dass hier also auch die Lockerung versucht werden
muss, um in's Freie zu gelangen, — denjenigen Glanz zu erschauen,
wie er das Rebellenkind traf, als aus der Achselhöhle seiner Mutter
durchschauend; bei' Papa's Umarmung mit Rangi (in Kosmogonie
der Maori).
Es würde zunächst sich fragen, wie (oder was) dasjenige sei.
*) Une Sorte de necessite enchaine FHomme ä ses Oeuvres (s. Esquiros).
L'apposition de Fhomme sur la terre n'est qu'une phase de son existence,
le rest nous est Cache (s. Ballanche). Le travail de Thomme sera donc
une continuation de son travail passe (s. Constant Savy). Leiden gelten
als Strafen für Sünden früherer Existenzen (b. Jamblichos); ce legs perpetuei
du passe au present et du present au passe estle secret des genies hu-
mains (s. Balzac), in organisch einheitlicher Durchdringung der Mensch-
heitsgeschichte (durch Eaum und Zeit).
— 28 —
was die Sinne (der Shadayatana) mit Sparsa berühren, und woran
sie durch Upadana .haften bleiben? Es handelt sich hier um ein
Etwas da draussen, im Gegensatz zum innerhch Gefühlten, um
ein unbekannt Entgegenstehendes, eine d'Ttoto^ vXrj vielleicht,
jedenfalls ein Hypokeimenon (gleich Upadana), als Unterliegendes
in »Substanz« (einer oder anderer Art).
Wissen oder erkennen lässt sich davon Nichts , bei empi-
risch rohem ümhertasten, in dem durch Avidya umfangenden
Dunkel. Nur Eins ist verständlich: dass nämlich dem in Vinyana-
Khandha aufspringenden Ghitr die anregenden Reize mehrweniger
adäquat sich erweisen, und um so genussreich voller assimilirt
sein werden, je mehr conform homolog mit einander erwiesen.
Bei den Panch-Bhuta-Rup sind die sinnlichen Qualitäten speci-
fisch von einander geschieden, wogegen bei den geistig höheren
Thätigkeiten (sinnlicher oder übersinnlicher Art) die Grenzen
zwischen Empfinden, Wahrnehmen, Wollen u. s. w. bei Ineinander-
überlaufen der geistigen Operationen schwierig zu ziehen sind,
und oft ebenso unmöghch, wie wenn in dem aus dem Meere
aufgeschöpften Wasser die Tropfen unterschieden werden sollten,
weiche dem Ganges, dem Indus, dem Mahi u. u. w. angehören
möchten (nach Nagasena's Gleichniss).*)
Jedenfalls ist immerhin soviel deutlich, dass so oft die inneren
Ayatana mit den äusseren sich conform zusammengefunden haben,
die schmerzliche Reizwirkung sich mindert und bei völliger Iden-
tität in A¥ohlbehagen sich ausgleicht. Die Aufgabe liegt also
darin, solch' harmonisch einigenden Abgleich überall herzustellen
(unter den, durch die — im Gesellschaftskreis aufliegenden —
iPflichten angeregten, Denkregungen und üenkrichtungen vornehm-
lich), alles Disharmonische dagegen (Naturwidrige, Unrichtige und
Unrechte), abzustreifen und wenn unter solch' fortgehenden Reini-
gungen und Läuterungen schliesslich der friedliche Abgleich im
Innern erlangt ist, wenn sodann mit Asangkhata-Ayatana, das,
im Gegensatz zur nichtig vergänglichen Welt, ein Verständniss
*) Non modo intelligere, velle, imaginari, sed etiam sentire idem est
hie, quod cogitare (s. Descartes) omnia, quae nobis conscüs in nobis fiunt
(conscientia), aber dazu kommt: „Ego, hoc est maus" (in Milinda's „Vedagu",
den Nagasena bestreitet), obwohl es sich (beim „Mens") nur um „ideae''
handelt (nobis non nisi una inest anima). Des Manas' Arom ist Dharma,
als Gesetz (zur „vera causa").
— 29 —
der ewig realen eröffnende, Arom seine naturgemässe Stütze (in
den Ayatana) erlangt hat, dann klingt es ein in des Dharma's
gesetzliches Walten (bei der Einheit physischen und morahschen
Gesetzes).
Wer „auf reine und heilige Weise der Mystik lebt" (erkennend, dass
in seinem eigenen Herzen der lauterste Lebensborn Gottes quillt) wan-
delt „durch die dem Beschränkten und Endlichen zugekehrte Welt, das
Auge in das Centrum seiner Seele richtend, auf den geheimnissvollen Ab-
grund, wo die Unendlichkeit in die Endlichkeit einströmt", (s. Tholuck),
und so ist die Mystik zu allen Zeiten „die rettende Heilkraft gewesen, durch
welche der lebendige Pulsschlag der Religion wiederkehrte" (s. Noack),
in Reformen (auch der „Reformation"). Vom dämonisch Unbekannten, mit
seinen „Verbietern" ringsum (als Innuä oder Haltia) wird der Wildmensch
in religiös deisidaimonische Fesseln geschlagen, bis der Schrecken (de na-
tura rerum, im „timor") sich klärt zum rpößos S-iov (in Gottesfurcht), wenn
das unöanaafia jov d-sou (im seelischen Götterfunken) sich entzündet, um
das umgebende Dunkel zu erhellen, mit des Wissens Schein, einem Wider-
schein jenes Seins, dem die Zielrichtung entgegenstrebt, zum gesetzlichen
Abgleich (in kosmischen Harmonien).
Der dem Menschen, als Vorbedingniss seiner Existenz aus eigener
Lebensquelle, mit ihm verwachsene Elementargedanke hat im Buddhismus
seine ungestört weiteste Entfaltung erhalten, weil dort eben ungestört über
weiteste Flächenverbreitung dahingetragen, auf trag fliessendem Zeitstrom
(für beqnendiche Beschaulichkeit).
Wer freilich dann, selbstgenügsam entsagend, auf quietistischem Ruhe-
kissen niederzulegen sich sehnt, der wird gar bald als Spielball wiederum
umhergeworfen sein, bei jenem Mummenschanz, der im tantristischen oder
spiritistischen Dusel seine Possen ärger und schlimmer treibt, am hellen
Mittage der Civilisation , als je in der Kinderstube (einer „parvulorum
diaeta") wilder Naturkinder (in Gotteskindschaft behütet).
In humanistischer Bestimmung, wie in jeder anderen, ist die Aufgabe
gestellt, innewohnende Anlagen zur Ausentwickelung zu zeitigen, rüstig zu
schaffen (für wohlverdienten Genuss) auf den Arbeitsfeldern der Forschung,
die im Fortschritt der Naturwissenschaften auch die Psychologie (des Zoon
politikon) in inductive Behandlung zu übernehmen berufen ist, — mit
der Aufgabe zunächst, ihre Völkergedanken über den Globus hin, wie in
der Menschheitsgeschichte waltend (durch Raum und Zeit) übersichtlich
zu verzeichnen (in einer „Gedankenstatistik").
A.nhang.
Der Buddhismus (im Buddhagama) begründet sich auf die
im Wildpark Isipatanam gepredigte Lehre (des Dhammachakra
pavattana ■ suttam) von der Vierwahrheit (oder dem Heilswort der
Äryani-satyani) : vom Schmerz (Dukkha), seiner Entstehung, seiner
Aufhebung, und dem zur Erlösung führenden Weg,, als. ächt-
gliedrigem Pfad (in den Megga), sowie auf die, in Reliquienbehäl-
tern gefundene, Formel von den Ursächlichkeiten (Ye Dhamme,
hetubhava etc.).
Darin auf die (5, 8 oder 10) Sila*) oder Verbote — (im An-
schluss an die sog. »noachischen« Gebote, wie mehrweriiger gleich-
lautend überall dem rehgiösen Canon im Orient unterliegend,
weil aus socialen Elementarzügen gegeben), — auf den Causal-
zusammenhang des Gesammtganzen (in den Verkettungen der
Nidana) vornehmlich, und daneben zugleich auf die Tugendlehren,
längs der sieben, (oder acht) Wege zum Nirvana, wie (unter Bei-
hülfen der Dhyana, für den, dem es beliebt) durch den (mit den
fünf Khandha verknüpften) Entwickelungsgang der Psychologie
angezeigt, der Wesens- Constitution der Menschenwelt (einer
Manussaloka Manu's im Manas) gemäss (wie in Bodhi durch-
schaut), nach ursächlichen Thaten des Karman {nqäyixa statt
Die Bahn zu zeigen, (als Wegweiser) für die verheissenen
Zeichen auf den Wegen der Betrachtung (Makkha-Yahn), leitet
der Khotaraphuxavana (Nibhan zu schauen), im Abhidhammattha-
sangata (des Abhidharma).**)
Der methodisch- systematischen Darlegung im Abhidharma
*) Nicht zu tödten, nicht zu stehlen, nicht zu huren, nicht zu lügen,
nicht zu saufen (als Panch-Sila).
**) Cf. „Der Buddhismus in seiner Psychologie" (S. 348).
— 31: -
(des Tripitaka) schliessen sich die populär gefassten Gleichnisse;
(über ^.die Schicksale in Himmeln und Höllen, sowie, auf anderen.
Bezirken der Seelenwanderungen) in den Sutra an, während die)
Vinaya die Vorschriften auseinandersetzt, die sich der Sangha
(als drittes Glied der, Trinität). anschliessen sollen, in der Ge-
meinde (von ihrem Hagion Pneuma durchdrungen). , ;
Zum Ziel (durch Uebung der Paramita anzustreben) ist
Nibbhanam (in Awasaloka) gesteckt, als Asankharadhatu*'') inj)
Lokuttara-Dharama (des Jenseitigen).
; Aus Kama-vachara, unter den Fesseln Kama's (oder des Eros)
ist der Vacha oder Wille? (im Sein) von grobsinnlichen Genüssen;
(elementarischer Triebß in. Rupa-Khandha) auf idealistische Ver--
feinerungen (Nama's) im »Appetitus intellectivus« hinzurichten,;
um, —nachdem der Arhat Zprn, : Hass, und Thorheit (Raja^
Dosa, Moha) durch Kusala (Kusa's) abgeschnitten**) (die Leiden-
schaften des Schlechten durch Güte des Guten beruhigt) hat— ,;
in Rupa-wachara, (der Welt der Gestaltungen), im Schönen (Kalon,
als Honestum) zu weilen, bis in Awasa (der Awasa-loka) es sich
erhellt, mit dem Licht des Wahren, auf den Megga (die zum End-
ziel leiten), und auf solchem Arya-ashtangika-margga handelt es
sich um Samyak (offene Ehrlichkeit, in einheitlicher Klarheit des^
Ganzen), um Richtigkeit (oder Rechtlichkeit) im Meinen, Denken,
Sprechen, Handeln, Streben, Wollen, Urtheilen und andachtsvoller
Sammlung schliesslich (in »Samadhi«). . '
Ob die Seele individuell (als einfach-reales Wesen), ob in'
ihre Functionen aufgelöst wird, hängt von der jedesmaligen
psychologischen Theorie ab, in Wirklichkeit bleibt für das In-
dividuum selbst Alles dasselbe (in dem einen Fall, wie im
andern). Der Buddhismus , der die Seele verneint, kann nicht:
wohl ihre Vernichtigung predigen, deren Wortfassung vielmehr,'
am Ende der Zielrichtung, diejenige Realität bezeugt, die am An-'
fang vermisst war, — der damals (durch Avidya) umschleierten Er-.
*) Cf. „Eeligionsphilosopliische Probleme" (S. 122).
**) Sattva (in Wahrheit des Seienden), unter (brahmanischen) Guna mit-
eingeschlossen liegend (neben Eajas und Tamas), für die Entfaltungen^
Prakriti's (nach der Sankhya), fällt in's Jenseits hinaus (bis Asangkhata-.
Ayatana).
— 32 --
kenntniss wegen, welcher die Entfaltung zum Wissen als Aufgabe
gestellt ist (in der Bestimmung des Menschen). Da dem Ghuti-
Chitr aus den früheren Existenzen, welchen er in organischer Ver-
wachsung angehörig gewesen, alle Beziehungen derselben irgend-
wie anzukleben haben, führt er sie säramtlich auch in die neue
hinüber (als Patisonthi-Chitr).
Der Kern der Lehre — unter anschliessend folgenden Geboten
(das Böse zu meiden, das Gute zu üben) — fällt in die Selbst-
beherrschung (festen Willensentschlusses in Viraya), um unter Ab-
wendung vom Nichtig- Vergänglichem (körperiicher Gelüste und
liiüssig schweifender Gedanken) in offen klar ehrlichem Zusammen-
hange (eines »Samyak« auf achtgUedrigem Pfad) die Betrachtung
andachtsvoll (in Samadhi) zusammenzufassen, für das, was im
Verständniss dann, mit dem Erkennen selbst identificirt bleibt,
weil organisch wurzelnd jetzt in des Daseins Gesetzen (und deren
Harmonien).
In Sinnesauffassung folgen nach einander Ayatana, Arom
Vinyana, Phassa, Vedana, Sanja, Ghetana, Tanha, Witeka, Wit-
chara, Dat, d. h. das Subject fasst sein Object zur »Wahrneh-
mung« in »Berührung«, als »Empfindung« für »Unterscheidung«
im »Denken«, dessen »Streben« zur »Aufmerksamkeit« und »Be-
trachtung« führt, das Unterliegende zu erfassen, und wenn nun
(durch' Erprobung an Aneitza, Dukkha Anatta) in Sankhara (des
Sansara) stets nur Vergänglichkeit, Leiden, Wesenlosigkeit sich er-
giebt, wenn Alles sich nichtig*) erweist (im Nama-Dhamraa des
*) Einem Schüler der Weisheit ist genug, dass er von der Welt wisse,
dass Alles in ihr nur Fleisches- und Augenlust sei (s. Poiret). Vor jeder
Anstrengung des Denkvermögens warnt (im Quietismus) der Bischof von
Sales, „arbeiten Sie mit den Affecten" (s. Heppe). Den (schädlichen) Affecten
[näd-ij) entgegen, als xqvang (b. Kleanth.), ist die Apatheia anzustreben (in
der Stoa) mit der Tugend (des „Sophos")- „Armvxth ist eine Gleichheit Gottes,
ein abgeschieden Wesen von allen Creaturen; Armuth haftet an Nichts,
und Nichts an ihr; ein armer Mensch haftet an Nichts, was unter ihm ist,
denn allein an dem, was über alle Dinge erhaben ist" (s. Tau 1er), in Ab-
schneidung der Upadana (für Kama-Tanha). Was — im vernünftigen „Wo"
(namenloser Nichtigkeit) — den Geist (im Icht, geschaffen aus Nicht, das
ewiglich bleibt) enthält (s. Suso), ist eigentlicher Icht denn Nicht; „dem
Geiste ist es wohl Nicht, weil er keine Weise findet, was es sei", im Neibban
(als Bejahung),
— 33 —
Mano), dann ist der Gegensatz (als das dauernd-leidensfrei Wesen-
hafte) erreicht, im eigentJich Realen des Nirvana, ob als Nirvana-puri
(in reich geschmückter Seligkeitsstadtj geschildert, ob verstanden
als Asangkhata-Ayatana, wenn der subjectiven Ayatana ihreob-.
jective, im Gedanken eines Jenseitigen (oder Unweltlichen), zu natur-
gemässem » Gegen wurf« geworden (zu anderer Natur, in Identifici-,
rung). In der metaphysischen Substitution des Mahajana mag sich
das Nirvana in Sunya verflüchtigen (In leeres Nichts), wogegen es,
sich (nach dem logischen Entwickelungsfaden der im Abhidharnia
ausverfolgten Theorie) als Aufhebung (Vernichtung oder Erfüllung)
der Unwissenheit (Avidya) ergiebt, durch ihren Gegensatz (im Aus-
reifen) bei richtiger Erkenntniss (Panja's oder »Sophia's«), und in-
dem nun bei Zerfall der Khandha (in irdischer Existenz) der Ghuti-
Ghitr, in letzter Zusammenfassung der Ergebnisse aus der abge-
laufenen Existenz, den künftigen bedingt, geht er zur Vollendung ein,
wenn (in Asangkhata's Gegensatz zu Sankhara) von Nitya's Akasa be-
reits durchweht (unter dem Walten harmonischer Gesetzlichkeiten).
Der ebenmässig richtige Mittelweg, — die Sinnenlust (Kania)
ebensowohl wie Abtödtung (Attikilamattha) in ascetischer Seelen-
flucht (oder 'metaphysischer Ueberverfeineruhg) vermeidend — ,
zweigt deshalb von der höchsten der Gestaltimgs weiten (in Aka-
nishta) auf den Heilsweg der Megga ab, vor Abirrung zur Gestalt-
losigkeit (in Arupa). Was mit dem Wissen, zur Klärung der Un-
wissenheit (Moha oder thörichten Dummheit) erreicht werden soll,
ist ethisch gültige Werthschätzung, diö vernunftgemässe Erkennt-
niss, dass hier das Gute ein Bestes (für Jeden, der das eigene Beste
zu verstehen gelernt hat), und so bedingt sich das Schicksal eines
Jeglichen nach seinem Karma (oder Handeln); und wem es gelingt,
die Wurzeln .des Bösen (Akusala) abzuschneiden, der ist befreit von
nichtig- vergänglich schmerzlicher Welt, um sich des Seligkeits-
genüsses (einer Mokscha); imimmerdauernd*) Gefestigten (Nitya's),
zu freuen, harmonisch einklingend in die das All durch waltenden
Gesetze (wenn Mano seih Dhamma als Arom voll und ganz um-
fasst hat, in Asangkhata-Ayatana des Nirvana).
*) Si rimmaterialisme individualiste de Berkeley, adopte par M. Penjon,
est la verite, l'univers serait ä la lettre, cree et aneanti ä chaque eclosion
d'une conscience nouvelle (cf. Espinas). Au point de vue sp^culatif nous
ne savons pas, s'il existe des consciences humaines, comme les notres, mais
au point de vue moral, nous sommes obliges d'y croire, ainsi qu'ä Fexistence
Bastian, Der Buddhismus. 3
— 34 —
»A Buddhist, who has passed through misFortune or suffering
Iboks üpon it as so much gain, as he has thus worked out so
much of the evil Kärma accumulated in his formes existences«
(«f. Ghilders), und wäre dies (zum Trost in Leid, das, weil auf-
gezwungen, nicht weggewünscht werden kann) eher vielleicht zu
verknausern , als die logisch immerhin harte Nuss , wenn der
Leiden Schmerzen durch liebgütigen Gottvater geschickt sind
(durch Strafen zu belohnen). Himmel und Hölle erlebt sich
schon auf Erden, die Erlösung aber verbleibt ihrem Jenseits, in
Nirvana, wenn als Asangkhata-Ayatana erkannt, (in des Gewissens
Abgleich mit sich selbst, für eigene Sicher^ und Gewissheit).
In der Massenhaftigkeit seiner unzählbaren Zahlenanhäufungen,
um die Unmöglichkeit einer Auszählung der Ewigkeit, (selbst in
Annäherungen nicht), vor Augen zu führen, ist die Verdeutlichung
der Differenzwerthe beabsichtigt, für die Verhältnisse unter und
gegen einander. Der lange Schwanz nichtiger Nullen, die leichter
noch als geschrieben wieder gestrichen werden mögen, hat inso-
fern nur eine relative Bedeutung, und nachdem der Buddhismus
mit seinen Chiliokosmen in Potenzirungen von Kaipen bis auf
Gentillionen und darüber gelangt ist, fällt er »sans gene« im
Federstrich auf das Einmaleins zurück, und rechnet Alles in der
ersten Decade, oder selbst in kleineren Bruchtheilchen derselben,
wenn es, des vorliegenden Zweckes wegen, minutiös zu unter-
scheiden gilt.
Statt solcher Zahlen, für deren Aufschreibung in Nullen ein
um den Erdball geschlungener Papierstreif vielleicht nicht genügen
würde, treten Gleichnisse ein, wie das vom hundertmeiligen De-
mantfels, der alle hunderttausend Jahre von der äussersten Spitze
eines leicht vorüberschwebenden Schmetterlings momentan ge-
streift wird. Erst wenn in Folge solch' leiser Berührung Alles
bis auf derartig feinsten Grus reducirt ist, dass auch das empfind-
de dieu (im egoistischen „Monisme"), für den Menschen, als Zoon politikon
(innerhalb des Gesellschaftskreises). Je nach Ideen aufnehmend oder hervor-
bringend, erscheint der Geist (b. Berkeley) als Verstand oder Wille (s. WolflP),
wozu (b. Tetens) das Gefühl tritt, und Gefühlsschwärmerei genug (bis na-
turalisirt im Realismus einer naturwissenschaftlichen Psychologie).
— 35 —
liebste Tastgefühl nichts Eckiges mehr, an keiner einzigsten Stelle
des hundertmeiligen Haufens (trotz aller Bemühungen) herauszu-
fühlen im Stande sein sollte, wäre sodann die erste Stunde von
■einer der beiläufig zwischengeschobenen Weltperioden verlaufen,
und nachdem diese in ihrer Dauer Billionen und Trillionen von
Jahren zählende Periode zu Ende gegangen sein würde, dann
wäre vielleicht von derjenigen wieder, die sie einschliesst, eine
Secunde etwa (oder dergleichen) in erster Stunde vorüber; oder
nachdem es so in handhchster Weise mit geometrischen Steige-
Tungen weitergegangen, fasst sich das Ganze im Gesammtresultat,
als einfache Eins, um damit unbehindert (und ungenirt) frisch
wieder die Berechnung fröhlichst zu beginnen (oder, seufzend,
fortzusetzen).
Eine im Weltsystem, nach den Regeln der Zusammensetzung,
genau in Chiliokosmen umschriebene Menge, die (in jedesmaliger
Tausendwelt) für ihre Andeutung, in Punkten nur vielleicht, mehr
Papier erfordern würde, als jemals fabricirt ist, wird, nachdem
fertiggestellt, als einer der Samenkerne in einer (mit solchen ange-
füllten) Lotus figurirt und davor sitzt dann vielleicht ein kahl-
köpfig dickbäuchiger, weil leiblich wohlgepflegter, Mönch (oder
Talapoin), der in abstracter Gedankenlosigkeit seiner Meditation
einen solchen Kern aus Versehen hinabschluckt, damit es ihm
wohl bekomme (für den Genuss seines Nirvana, wo sich ohnedem
Alles an sich schon negirt, ob gross oder klein). Wenn Billionen,
Quadrillionen, Quintillionen und ihre Nachfolger nacheinander auf-
gethürmt werden, soll dadurch ausgedrückt sein, dass sie im
Aeussersten (der Exhaustion) längst noch keine Ewigkeit seien,
um deren »abstumpfenden Begriff« (cf. A. Lange) *) zu umgehen:
für eindringliche Ermahnungen, betreffs der (nach Tag und Stunde
berechenbaren) Existenzendauer in Himmel und Höllen, oder auch
anderen Wanderungen; während deren unabsehbarer Reihe, wie
Buddha seine Jünger belehrt, sie mehr der Thränen vergossen,
*) Der naturwissenscliaftliche Einwurf gegen grosse Zahlen bleibt
jedoch insofern bestehen, als diese (soweit die gegenseitigen Eelationen
sich einigermassen beweisen lassen) metaphysisch etwa zulässig, leicht doch
störend nachwirken, wenn es auf Decimalstellen ankommt (im minutieusen
Detail jedesmaligen Falles). Quasi numerare vellent, antequam numeralium
numerum valorem intelligerent (s. Hobbes), die Weltweisler (wenn der Ele-
mentargedauken noch entbehrend, im logischen Eechnen).
_ 36 —
als^ Tropfen die vier Weltmeere des Oceans füllen, und ferne,
vergiessen werden (so lange Nirvana nicht erreicht ist).
Innerhalb eines monistisch umfassten Weltganzen lässt sich
nach den Relationen des Denkens (unter gleichwerthigen Diffe-
renzirungen) Alles erklärend auseinanderlegen, in Variationen
umlaufender Sansara {ndvta qet), obwohl an den kritischen
Entwickelungsknoten Anhaltspunkte zu bewahren sind (für ver-
nunftgemässe Ueberschau, in Orientirung).
Sobald dagegen bei dem, in seiner Totalität unüberschau-
baren, Makrokosmos nach abschliessender Betrachtung (für An-
fang, sowie Ende) suchend, nach der Ursachen Ursache, nach
dem immanenten Grunde des Daseins, schrickt gern das Denken
zurück vor dem (an einem »Kumulipo« oder »Ginnungagap«) ent-
gegengähnenden Abgrund des (bythisch) Absoluten, wo im nebu-
laren Gewirbel chaotischer Avyakta eine provisorische Stütze (für
die Eins im logischen Rechnen) erst im Letztkleinsten, (der Atome
oder Paramanu etwa), gefunden werden könnte, nie jedoch eine-
defmitive, durch Eruirung in »Uratomen«, soviele man solcher, mit
Abgleiten in den »Regressus ad infinitum«, auch zufügen möchte,,
und was dabei die Monaden vielleicht beseelen sollte, läuft mit
einer ipvxil ^gemnaj (des Jiva) in Wortverwirrungen aus, über
die auch in Lebenskraft wirkenden Kräfte (und deren idolische
Hypostasirungen wiederum), aus Uthlanga (im Bantu).
Schlimmer als der die Pradhana (in einer Prakriti) stauende-
Machtspruch (einer Evolutionslehre) äfft ein »deus ex machina« (in
Schöpfungstheorien), weil mit dem Weiterfragen nach dem zu-
reichenden Grund divinatorisch offenbarter »Divinitas« — (vom
Ersten zum Erst-Ersten im »Hen«, oder wenn dem yrar^^o äyvünatog
sein TTQondzoiQ vorgesetzt wird u. s. w.) — die Unendlichkeit
weiter und weiter ausweitet (mit dem Progressus oder Egressus),.
während der Regressus ad infinitum zu einer Abspitzung wenigstens
zu tendiren scheint (in Ta-aka-ia-roe oder dgl, m.).*)
Wenn, im noch (mit Po-no) umnachtenden Dunkel — seiner
Avidya oder Unwissenheit (im Nicht- Wissen) — , dem (in Ao)**)
*) Cf. „Ethnologisches Bilderbuch" (Berlin) 1887 (Tafel XXI).
•■'•*) Cf. „Heilige Sage der Polynesier" (S, 71).
— 37 —
klärenden Wissensdrang (zur Paiija) folgend, hat das Denken zu-
nächst in den Schranken seiner Vorstellungswelt zu verbleiben,
und eine Hoffnung zu erlösender Befreiung erübrigt nur in der
Aussicht auf eine Vervollkommnung des logischen Rechnens bis
zu höherer Analysis im Infinitesiraalcalcul, kraft ethnisch-natur-
wissenschaftlicher Psychologie (um die auf dem Wege der In-
•duction gewonnenen Ergebnisse durch die deductiv angelegten
.Proben controUirend sodann festzustellen).
Das Fehlschlagen der in der Deduction versuchten Experi-
mente liegt culturgeschichtlich erwiesen vor, und zwar einge-
standenermassen schon durch das .Postulat des Glaubens in den
Religionssystemen, während die buddhistische Religionsphilosophie
am Wissen festhalten zu müssen meint. Hier liegt bereits das
(in der Physik noch jungen Jahren proclamirte) »Gesetz von der
Erhaltung der Substanz« ausgesprochen, in Anknüpfung an den
»Weltäther« Akasa's (in Okasaloka).
Die Psychologie des Abhidharma präsupponirt transcendental
idealistische Identität von Subject und Object [denn der Chitr
existirt nur in Bezug auf sein Arom, aus der zwischen Tan-matra
und Panch-Maha-Bhuta (in Sthula-Bhuta) praestabilirt gesetzten
Wechselwirkung], und das Anhaften an Upadana (als »Hypo-
keimenon«) deutet im Schein (der Mayä) auf das eigenthche Sein
der »Dinge an sich« (in Nirvana-Dhatu).
In Periodicität der Erneuerungen und .Zerstörungen (im
»Entstehen und Vergehen«) unterliegen die Zusanamensetzungen
in Sankhara ihrem Verfall bis auf elementare Grundstoffe (in den
Dhatu), und wenn also, beim (individuell jedesmaligem) Tode, Rupa-
Khanda (des Körperlichen) auseinanderbricht, ist es mit allem
bisher in zusammengesetzten Vorstellungen Existirenden vorbei,
für die äusseren Ayatana sowohl (bei Reduction zurück auf ele-
mentare Panch-Bhuta), sowie für die inneren, bis auf Vinyan,
weil gleichfalls ein Dhatu (im Geistigen).
Bei Uebergang des Ghüti-Ghitr in Patisonthi-Ghitr bevölkert
sich (je nach der durch die morahsche Verantwortung des Kar-
man bedingten Bekleidungs weise, aus anorganischem Substrat)
die Weltenbuntheit mit organisch »athmenden Wesen« (pneuma-
tisch theilhaft am Ruach), nicht nur in der Menschenwelt der
Manusha-loka (wie durchgängig in den Metempsychosen oder
Metasomatosen), sondern auch je nach (platonischer) Leidenschaft-
— 38 -
lichkeit^ in Tiracchana-loka (der Thierwelt), in Preta-lolca, Asura'-
loka, Dewa-loka u. A. m. (in einer »Nanda's« Pflanzenbeseelung^
selbst, je nach den Controversen über Ajiva), um wiederum umzu-
schwingen im TQOxog yeveaswg (eines xvxXog ävayxaXog unter Banden
ehernen Bann's). Eine Befreiung kann folgerichtig nur dann er-
langt werden, wenn Mano, als sechster Sinn (in Mano-Vinyana)
sein Arom in Dhamma (als Nama-Dhamma) durchschauend, ein.
Selbst erkennt, und sich so mit den Weltgesetzen selber identificirt,
im Paraparavastu (nämhch mit dem, aus den Durchkreuzungen der
seelenlosen Gebündel vorgespiegelten, Ichbegriff, der so sein Ver-
ständniss zu gewinnen hätte, — nach dem irdisch formulirten
Gebote eines »Gnothi-Seauton«),
Für den einzig Einzelnen also, dem als Gentrum seiner Vor-
stellungswelt jedes weitere Interesse an derselben (bei ihrem
Untergang oder Vernichtung) erledigt ist (weil fortan aus Anitya
in Nitya gerettet), wäre dadurch Alles zum absolut definitiven
Ende gelangt, weil wer eingelaufen in den Friedenshafe_. der Ruhe^
ausgeklungen ist in dortige Harmonien (kosmischer Gesetze). Ihn,
den fortan Kummerlosen kann Nichts mehr bekümmern ; kümmert
es nicht, ob die Welten (in ihren Ghiliokosmen) fortrollen, nachher
wie vorher, ob? oder ob nicht? — da Alles ein leeres Nichts
(gegenüber eigentlicher Realität, in Asangkhata-Ayatana).
Doch wenn, aus müssiger Neugier vielleicht, wie sie den
Epikuräer gequält, die Frage sich stellen sollte, über das Warum
makrokosmischer Fortdauer, nachdem der im Tathagata voll-
endetste Mikrokosmos, (der in allen seinen Wesensgestaltungen vom
belebend erkennenden Geist durchwanderte), dahingeschwunden
und verschwunden, so besitzt der Buddhismus auch hierfür eine
Antwort (seinem dialectischen System entsprechend).
Die Zusammensetzungen (der Sankhara) sind dahin bei der
Zerstörung, aber auch für die elementaren Dhatu besteht (je
nach dem Um- oder Durchgreifen derselben) keine volle Sicher-
heit (wenn nicht in einer Hiranyagarbha hinübergerettet), obwohl
es ihrer (zur Welt-Erneuerung) unbedingt bedürfen würde, wie
sein »Pimble« (s. Beveridge)*) dem australischen Philosophen (oder
*) Wie dieser seinen australischen Wildlingen gegenüber (ef. „Wie das^
Volk denkt", S. X) fand sich Lahontan in Canada oft: „tres embarrassö a
repondre ä leur objections impertinentes", obwohl „on ne regrette jamais.
le temps, qu'on a pass4 avec ses Philosophes rnstiques" (1703 p.).
— 39 ^
Manobozho's Sandkorn dem algonkinischen). Das Vergängliche des
Materiellen (ob die Elemente in altüberlieferter Vier-, ob in mo-
,derner Mehrzahl gezählt werden) liegt vor Augen, aber auch das
Geistige (in Vinyana's Dhatu) kann nicht länger helfen, weil jetzt
kummerlos,, unbetheiligt (in der Mokseha Sehgkeitsgenuss). Hier
nun tritt das fünfte Element hinzu,- in Akasa, das, weil nicht der
in Anitya hinfälligen Welt (des Sansara) angehörig, sondern dem
Jramerseienden Nitya's (in Okasalpka), überdauert, und zwar, —
nachdem der auf den Megga zum Nirvana Gelangte, [der /mit
.letztem Abstossen des Körperlichen (in Parinibbanam) seine (bis
zum Weltende) unzerstörbaren Dhatu zu^rücklässt], in's Maha-Parir-
Nirvana eingegangen —,. unter (stoischen) Elementarwandlungen,
(aus Aether in Luft und Wasser bis auf erdigen Niederschlag),
um (brütend) zu schöpfen, in; Feuei^s kraft [äev nvQog xQOTtai)^ me
bei Brahma's erhitzender Busse (in Tapas' . Inbrunst), und so
mag es denn fortgehen; was inde'ss denjenigen nichts anginge,
der selbstgenügsam mit der Würde eines Pratyeka-Buddha sich
begnügen will, ohne mit der Aufopferungsfähigkeit des Bodhi-
.sattwa unter die Menschheit,; zum Bestien derselben, nochmals
zurückzukehren (um seines endgültigen Heiles desto gesicherter
zu sein, je nach innerlich eigenem Anspruch).
Der Anfang und Ende zusammenfügende Schlussstein wird
darin gelegt, : dass Akasa (der Aether) das (in Präformation)
homologe Aromana zu »Sota« bildet, im Ohr, wie Rupa (oder die
Gestaltung, im Eidos des Idealen) für das Auge, (das Erdige für
den Geruch, das Wässrige für den Geschmack, und dem Gefühl
sein Tasten in Phottabbhava des Kaya).
Indem also (mit der Sprache) das dem optischen correspondi-
rende Lautbild hinzutritt, aus dem gesellschaftlichen Seelentheil
(des Zoon politikon), um dem individuellen (auf psychisch-physi-
scher Basis eingebettet schlummernden) sein Bewusstsein zu
wecken (seit der in Witekka und Witchara erregten Aufmerksam-
keit), so würde demgemäss, obwohl der Einzelne seine Rechnung
mit der Welt abgeschlossen haben möchte, der auf sprachliche
Sphäre in Akasa's (als Ajatakakasa's) Ewigkeit auslaufende Gesell-
schaftskreis fortleben (in der »Erziehung des Menschengeschlechts«
und seiner Geschichte).
Nur bei derartiger Consequenz subjectivistischen Gegrübeis
würde (vor Ausrüstung des logischen Rechnens mit seinem natur-
_ 40 —
wissenschaFtlichen Apparat) eiiie Möglichkeit gegeben sein können,
um für die- Anordnungen in der als vorhanden entgegentretenden
Welt übet Erklärungsgründe Rechenschaft abzulegen. Auf objec-
tivem Standpunkt stehen die kosmologischeh Antinomien als Veto
entgegen; und in ihrer Nichtbeachtung liegt das ngöatov yjsvSog des
»Mohismus«, der durch glanzvoll durchschlagend eingreifende Re-
form die gesetzlichen Wechselspiele in umgebender Natur -mit
buntester Fülle und Pracht entfaltet hat, aber bei Hinausschreiten
in Transscendenz den naturwissenschaftlichen Kanon umzustossen
dröhti, wenn abblassend in metaphysisch müssige Derikspielereien, —
und stümperhafte zugleich, im Vergleich zu denjenigen, woran schul-
gerechte Koryphäen dei: Metaphysik ihre- Rösselsprünge probirten,
im Schachspiel zwischen Natura natürans und Natura naturata.
In taütologischer Grundregel (euclidischer Mathematik) bedarf das
Rechnen seiner Eins, zum ersten Beginn der Rechnungsoperationen
überhaupt, und So das logische Rechnen (im Addiren und Sub-
trahiren).
Ob solch' erste Eins von Elementen, von Molekülen, von
Atomen, Ur- Atomen^ im »Protyl« etwa oder in gesetzlich ge-
bundenen Kräfteschwingungen zu -finden sei, (niit genügend ver-
sicherter Festigkeit,, um dem Anschlingen des Leitungsfadens hier
zu traueh), bleibt der Entscheidung jedesmaliger Fachkundiger
überlassen (ohne Berechtigung auf laienhaftes Hineinreden). Aber
die Sicherheitsprobe muss (und wird) verlangt werden, sonst geht
es uns Allen an den- Kragen (bei Consohdarität der Menschheits-
Interessen). : .: : V ': ,
Um uns in der Mannigfaltigkeit der organischen Lebens weit
zurecht zu finden, scheint für provisorischen Ausgangspunkt am
nächstliegendsten, bei demjenigen stehen zu bleiben, was sich in
Verknüpfung mit kosmisch-meteorologischen Agenfien als soweit
typisch klimatischer Ausdruck manifestirt, bei Ueberblick der
geographischen Provinzen, wie in gegenwärtig laufender Erdperiode
am deutlich erkennbarsten vorliegend (nach den bis in's schärfste
Detail aus verfolgbaren Differenzirungen).
So in Entgegennahme der Didomena vermeidet man die
Fährlichkeit eines eigenwillig ersten Schrittes, denn stets ist er
ein Wagniss, »le premier pas, qui coute«.. Wer ihn riskirt, mag
dann, den eigenen Kopf in der Hand, sich selbst zum Begräbniss
tragen (in der Kopflosigkeit des heiligen Dionys), und nachdem
— 41 —
der Rubicon überschritten, ist weiterhin (um in der gewählten
Richtung das Erforderliche zurecht zu legen) Alles leicht genug;
so leicht, um oftmals allzu leicht befunden zu werden (auf idio-
synkrasisch eingeschlagenen Wegen).
Als der feststeckende Atomistiker mit kleinster Abweichung
von der Fallrichtung sich forthelfen (und mittelst deren Unmerk-
lichkeit durchschlüpfen) zu können meinte, fand der kritisch ge-
strenge Reformer dies gar zu »unverschämt«, und hätte vielleicht
gleich unwirsch gemurrt, wenn mit den Kohlenstoff-Atomen der
Plasma- Verbindungen, ein »kleines Plasmaklümpchen« die Grenzen
der Gohäsion »überschreitet«, so dass mit der »ersten Monere«
das organische Leben neu beginnen kann. Gar prächtig, wie es
'will, von wärmsten Wünschen begleitet, in aller Vielfachheit und
buntesten Mannigfaltigkeit der Variationen, je mehr desto besser
und herrlicher, soweit innerhalb gesetzlicher Bande schwingend,
soweit thatsächlich bezeugt, soweit das Lebensprincip der Natur-
. Wissenschaft nicht verletzend: ihr geheiligtes Hauptgebot, dass
stets ein festgesicherter Boden verbleibt, zum Fussauftritt. Ein
Schrittchen darüber hinaus, und das Ganze ihres stolzen Baues
bräche zusammen.
Wie fernerhin, nach der Erweiterungsmöglichkeit, vom Gen-
trum aus, die Peripherien. dehnend sich breiten mögen, ist nicht
a priori mit enggesteckten Schranken zu umgrenzen (in der Dürr-r
heit höherer Systematik), sondern' a posteriori zu entnahmen,
was die Erfahrungen lehren werden (in zunehmender Masse der
Belehrungen). Vielfach mögen die Peripherien in äusserster Aus-
dehnung nähernd sich berühren, aber nie, so lange verschiedenen
Zentren zugehörig, ist der Hinübertritt gestattet, denn mit jedem
solchen Schritt, so klein und schmal er auch sei (oder scheine),
wäre ein Tabu verletzt, die Grenzlinie überschritten zwischen Er-
laubtem und Verbotenem, zwischen dem in naturwissenschaft-
lichem Sinne (der Physis) deutlich Verständlichen und dem so
bezüglich Sinnwidrigen (in metaphysischem Gewusch). ;
Mit hell-scheinend blitzenden Waffen kämpft der Monismus
für eine einheitliche Weltanschauung, und um so siegreicher, je
mehr die Psychologie ihrem naturwissenschaftlichen Anschluss
sich nähert (nachdem die Spannungsreihe der Elementargedanken
hergestellt ist).
Unter den für gleiches Ziel verbündeten Lagern mag manchinal
•— '42 ^
manch' polemischer Staub uiinöthigerweise aufgewirbelt werden,
durch Wortfeehtereien über »flatus vocis«, in terminologischen
Interpretationen eines Systems, das, obwohl ein stichhaltiger Aus-
druck für das s. Z. thatsächlich Gonstatirte, immerhin zeitgemässe
Reforinen zu erhalten hätte, wenn deren Zeit heranrückt.
Im mustergültigen Reform-Werk (des Jahres 1859) hiess es: „that ani-
mals have descended from at most only four or five progenitors and plants
froin anequal or lesser number". Wie viel oder wie wenig bleibt also
überlassen, und obwohl Beschränkung schon zur Bequemlichkeit in der
Prüfungsaufgabe sich empfiehlt, hätte doch im Uebrigen, der Unendlichkeit
(in Finalursachen) gegenüber, die unendlichste Zahl um keinen Deut mehr
zu gelten, als einfachste Eins, so dass man sich in solcher Hinsicht weder
in der einen noch in der anderen Hinsicht irgend welchen Zwang anzu-
legen braucht, so langie wir, statt objectiv von der Natur zu lernen, sie. (und
nns) zu belehren suchen (im Systematisiren, nach dem Maass unserer Kennt-
nisse). Wenn „we may safely conclude, that all our domestic breed have
descended from the Columba livia", steht nicht das Mindeste im Wege von
Species zu früher Repräsentation im Genus zurückzugehen, oder auch ganze
Familien, Ordnungen oder Klassen in Ascendenz und Descendenz «rw y.al xcaoy
zu verschieben (verengend oder erweiternd). Gegen Alles das (und Aehnliches
sonst) werden keine Einwendungen erhoben werden von Seiten derjenigen,
denen es nicht das System gilt, sondern die Natur, und also die Heilig-
haltung des der Wissenschaft von ihr vorangestellten (Dardinalgebotes, ein
streng ernstes, treu ehrliches Festhalten an dem soweit als thatsächlich
Gesuchten Beweisbaren. Dahin fällt Kern und Lebensfrage künftigen
Entwickelungsganges. Statt mit dem Zuckerbrot der Hypothesen (da
lockende Verführungen ohnedem rasch genug kommen), ist die Jugend
mit substantieller Ernährung, mit der Thatsache trocknem (aber deshalb
nicht vertrocknetem) Hausbrote zu ernähren, und wer unter solcher Zucht
[in denjenigen Jahren, welche (nach der von den Wildmenschen in ihren
Pubertätsweihen*) beobachteten Maximen) der Zügelung sehnsüchtig auf-
strebender Begierden (nicht etwa gar einer Anreizung) bedürfen], im Zu-
stand vollkräftiger Gesundheit zur Mannheit aufgewachsen ist, wird dann
am nachhaltigsten dasjenige zum Ausdruck bringen, was den eingesäeten
Keimen nach in sein Fleisch und Blut übergegangen ist, um den Zeitgeist
zu verstehen, — im Geiste der Zeit, die für den unsrigen eine einheitliche
Weltanschauung verlangt, und (zum Abschluss des „naturwissenscaftlichen
Zeitalters") einen Anschluss der Psychologie als Naturwissenschaft. Die
heutige Philosophie leidet „geradezu an einer Sprachverwirrung" (s. Eucken),
während „Ungenügendes und Verworrenes sich zur Weltmacht aufwirft und
philosophisch inhaltsleere Begriffe mit dem Ausspruch auftreten, alle Be-
dürfnisse geistigen Lebens zu befriedigen" (mit der Form im „vollen Wider-
spruch zum Inhalt"), „Abstracta wie Gottheiten verehrend" („also z. B.
*) ,Zur naturwissenschaftlichen Behandlung der Psychologie", S. 134 u. flg. („Allerlei
aus Volks- und Menschenkunde", S. 271. u. a a. 0.)
— 43 —
Monismus, Immanenz, Entwickelung, Fortschritt"), indem „es schwer hält
zu beweisen, dass der Materialismus über seine unmassgeblichen und ab-
sprechenden Meinungen jemals nachgedacht hat, denn sie verlaufen nur in
Zweideutigkeiten, welche aus der losen Verknüpfung von corpuscularer
Atomistik und Evolutionslehre entstehen" (s. Harms). Loka-wisaya („the
size of the üniverse or how it was first brought in existence") gehört zu
den vier Geheimnissen, die nur einem Buddha bekannt sind (im Welträthsel).
Die ketzerischen Ansichten über Unendlichkeit oder Endlichkeit der Welten
(wie im „Nawantananantawada" u. s, w.) finden sich (s. Hardy) im Brahma-
jala-sutra aufgezählt (durch Gotama Buddha), Das Hingelangen in der Ver-
längerung der den Viti-Chittam (auf den Denkwegen) innewohnenden Eich-
tung bis zu den Megga, als den (in's Nirvana hinausführenden) Pfaden, ist
das Chai'äcteristische für diö Anägami-magga-dhamma-puggala (auf der
Heiligkeit Pfaden des Gesetzes wandelnd), mit Fortgang zu den Phala oder
Früchten (cf. Paramatta-Miezu), bei weitest gedehnter Ausverlängerung der
Denkrichtungen (in Durchschau des Daseins). Das hinge wieder von der
Existenzdauer ab. In der' Nat-Welt der Chäturrdaharajika entsprechen
500 Jahre (wie das Leben dort dauert) 90,000 Menschenjahren, in Tawa-
timsa währt die Seligkeit 10,000 Jahre oder (nach menschlicher Rechnung)
380,000 Jahre^ in Yama 2000 (1,440,000) Jahre, in Tusita 4000 (5,750,000)
Jahre u. s. w. (dem Paramatta-Miezu gemäss), cf. Rlgph. Pr. (S. 132). Die
Nymphen leben 10 Geschlechter des Phönix, dieser 9 des Rabens, dieser
3 des Hirsches, dieser 3 der Krähe, diese 9 des Menschen (s. Plut.). Der
Dämon des langen Lebens trägt einen Hirschkopf (bei den Maya), auch in
Santa-Lucia (auf den Steinsculpturen).
Tafel-Erklärung.
Uhne Räumlichkeit (eines „Ubi«) begreift die Absolutheit —
in sich gefestigten Immer-Sein's (dos in »Nitya« aionisch Ewigen) —
das Nirvana-Dhatu (Awakasaloka's oder Okasaloka's) durch Ver-
mittelung Akasa's, als »Äethers«, (in den Elementarwandlungen) ;
ihren Schein werfend auf Sankara-loka*), die durch den Wechsel
vergänglicher Unwesentlichkeit (Anitya^ Anatta) im Schmerz
(Dukkha) das Leiden bedingt, für die athmenden Wesen (Satta-
loka's).
Das Gentrum bildet (über den Naraka) : die Manussaloka, als
Menschenwelt (neben Teratschana-loka, Preta-loka, Asura-loka)
in Djambudwipa, während am Meru aufsteigend, (darüber) die
Deva-loka beginnen, und dann die Rupa-loka der Bramayikas
(bis zu Arupa), aber die Lösung des Weltproblems centrirt in
Manussa-loka (wo allein das Heilswort der Erlösung verwerthet
werden kann), da alle übrigen Loka ihre »raison d'etre« nur be-
sitzen, soweit als Zwischenstufen (für die Palingenesien) erforder-
lich, bis zur Klärung Avidya's in Panja, mit Zielrichtung auf das
Betreten der Megga (zum Eingang in Nirvana).
Wenn an dem, im Himawant (des Himalya), von Djambudwipa
am Meru aufwärts erstreckten Bergwald emporsteigend, findet
man sich verrückt in eine Märchenwelt »mondbeglänzter Zauber-
nacht", in das Reich der Feen, Elfen, Sylphen, Sirenen, der
Gandharva (als himmlischer Choristen), der Thephakonthan (»angeli
odorum«), der Kinnara, Rakshasas und Wunderthiere bunter Art.
*) Als Sansara (umwandelnd), durch das Rad (des Diskus) allegorisirt,
vertritt Sankhara die Welt des Anorganischen, der (einbegriffenen) Satya-
loka gegenüber (in den „athmenden Wesen", denen in der Menschheit das
Mittel zur Befreiung geboten ist, wenn richtig benutzt).
-^ 45 —
Dort (in einem Venusberg) spielt es in lustigen Possen an
Mahadeva's Hofstaat, (auf Kailasa's Holen), dort lagert träume-
risch, an den Gestaden des Milchsee's, Narayana, bis durch Hilfs-,
geschrei hinabgerufen, um sich in den Heldenkönigen Aryavata's
zu incarniren, und dort in freieren Höhen stehen die Ghatuma-
haraja Wacht, um den Palastsitz Sakko's auf der Scheitelfläche
des Meru, gegen die Angriffe der aus ihren Felsklüften alljährlich
heranstürmenden Asuren zu schützen, ehe sie durch Indra's Blitz-
strahl niedergeschmettert sind, wie himmelstürmende Giganten
durch den des Zeus (auf des Olympos' Hochsitz thronend). Dies
ist der in ethnischen Elementargedanken allüberall bekannte
Himmel zur Aufnahme der gewaltsam deni Leben Entrissenen,
der auf dem Schlachtfeld Gefallenen, die durch Walkyren in
Odhin's Walhalla, hier durch Apsaras eingeführt werden, an
Seiten Ghormuzda's zu streiten (in Iran's Pehlewi gegen Turan).
Weiter oben, wo der Schlachtenlärm verstummt, breitet sich über
den Wolken der Himmel der Friedensruhe, wo von den Gestirnen
umstrahlt Yama die in Ruhe dahingefahrenen Pitri empfängt,
und mit Argus- Au^en (gleich weit gebreitetem Varuna) über die
Thaten der Menschen wacht, um in Ghitragupta's Buche Schuld-
rechnung zu führen, und die Schuldigen hinabzubannen in (eines
Ghaysi's) Eisenkerker, des Tartarus (in den Naraka).
Im dritten Himmel*), wohin die Entzückten versetzt werden,
sitzt kreuzbeinig der als Phaya Alaun seine Incarnation erwartende
Buddha der Zukunft, Maitreya, der Paraclet, umgeben von from-
men Hymnen- und Psalmensängern, von Durchforschern der
heiligen Texte, aber ein Dorn im Auge dem im siebenten Himmel
thronenden Herrn dieser Welt, der nicht weiss, wie er dorthin
gekommen, aber zürnt und tobt, weil sein Reich, das der Fleisches-
lust, zertrümmert sein wird, durch die aus höheren Aeonen herab-
schallende Heilslehre.
Ueber Tuschita folgt der Himmel Nirmanarati, epicuräischer
Götter, die sorgen- und kummerlos ihrer Seeligkeit sich freuen^
und allerlei Gaukeleien treiben, kraft der magischen Kräfte, die sie
sich mit dem Götterlhum erworben. Im höchsten Himmel Kama-
*) Die ceylonischen Illustrationen dieser Himmel finden sich im „Ethno-
logischen Bilderbuch" auf Tafel III, mit den Höllen (Tafel IV), ebenso
(jainistiseh) „Ideale Welten« Bd. II (Tafel XII).
— 46 _
vachara's weilt nun der durch sein Werk auf der Karma-marga (in
Dhana oder Almosen) dort mit dem Herrsehersitz belohnte Mara,
der Widersacher Buddha's, und schon in seinem eigenen Himmels-
reich auf einen Widersacher stossend, bei dem in seines Gegners
Vasallendienst übergetretenen Wessamüni (der sich • zu Buddha's
Lehre bekehrt hat). In solch' siebentem Himmel treffen sich
Götter vom Range Allah's (und monotheistische Gollegen), aber
gnostisch degradirt zum Demiurgos, in dadurch erregter Feind-
schaft Jaldabaoth's , der trotzend seiner Zaun zu ziehen sucht
gegen die mit Obmacht bedrohenden Aeonen über ihm (bei Ophiten,
damalig-dortigen Nagarjuna's).
Dann beginnen in den Dhyana-Terrassen die Rupaloka, mit
den drei Himmeln des Ersten Dyana, in Brahmaloka, wo Maha-
brahma sich als Schöpfer proclamirt hatte, bis durch Buddha
eines Besseren belehrt. Als unter den Wechseln der zu ent-
sprechend verschiedenen Höhen aufsteigenden Zerstörungsweisen
(durch Feuer, Wasser, Wind) bei der Neubildung aus Adrishta (in
unversehrt erhaltenen Dhyanaloka höchster Regionen) zuerst
wieder ein Karman sich erschöpft hatte, und der als Erster nach
Brahmaloka Hinabgeglittene sich dort als Schöpfer supponirte,
(auch aus dem Rechte der Anciennität als solcher von den Nach-
kommenden anerkannt worden war), stiessen einige dieser Spröss-
linge aus dem Lichtglanz Abhassara's*), bei ihrem Durchfliegen des
Weltraums, auf die in paradisischer Schöne frisch erneute Erde,
und hatten dann, als durch Essen der Süsskruste**), — das Eis
der Glacialzeit — oder Prithivirasa (und später, nach den Trüffel-
*) Die Körper der Abhassara strahlten im Licht, so lange sie nur von
Priti (Freude) sich nährten (vor dem Genuss irdischer Speise). Die Be-
wohner der Welt besassen anfangs rein aetherische Körper (b. Bardesanes),
die Körper Adam's und Eva's waren unsichtbar, bis zum Fall (b. Bourignon).
Die zuerst von Brahma geschaffenen Wesen (der vier Kasten) bewegten sich
unbehindert, mit Hari im Herzen wohnend (nach den Vishnu-Parana). —
La terre a commence par un printemps perpetuel (s. Delormel), l'obliquite
de r^cliptique a d'abord etö nulle pendant le parallelisme (puis l'^cliptique,
se rapprochant progressivement des pole, il y a eu deluge au moment de
sa perpendicularite avec l'equateur). As the world is at first produced
by the power of the united merit (punya-bala), of all the various Orders
of beings in existence, so its destruction is caused by the power of their
demerit, papa-bala (s. Hardy). Die Schöpfung tritt in Entstehung aus dem
Unsichtbaren oder Adrishta (i^ dtdov).
**) Cf. „Ideale Welten", Bd. III (S. 5 u. flg.).
-• 47:- —
pilzen oder Ngavan-Din, des Reis) beschwert, unter verdunkeltem
Körper dort zurückzubleiben, beim Abfallen der Fittige, aber mit
(platonischer) Anamnese der Kalyana-p.huttujjana, denen dann
von unten her die Andha-phuttujjana*) hinzutreten, in der fest-
gehaltenen Kastenscheidung, bis Buddha aus dem Geschlecht
Mahasammata's in das der Tathagata übergetreten war (wie
seinem Vater erklärt, beim Besuch Kapilavattu's).
Wie weit die in Alldurchschau (im Bodhi) umfasste Welt von
dem Einzelnen durchblickt wird, hängt von jedesmaliger Länge
der Gedankenreihen ab. Für Manche (oder Meiste) reichen diese,
über die deisidaimonisch in nächster Nähe umgebende Preta-loka
etwa bis zu den theatralischen Unterhaltungen in Kailasa's Horsel-
berg. Andere treibt ein ruhmsüchtiges Streben bis in Indra's
Walhalla, während friedlich Gestimmte die Ruhe bei Jama er-
sehnen (mit den Pitri vereint, im Monde). Verzückung führt zu
Tushita, oder mit den Meditationsübungen in Yoga bis zu den
Dhyana, während erst mit den Megga sich der Ausblick öffnet
auf das Endziel, von woher die Harmonien eines (auf Akasa's
Aetherwellen schwingenden) Sphärengesanges herabtönen, für
lauschendes Ohr (dem unter den harmonischen Gesetzen seines
Kosmos dann ein Verständniss kommen mag, wenn so geneigt).
Die erste Tafel, welche das .buddhistische Weltsystem auf
einem aus Birma nach Ceylon gebrachten Gemälde (mit dort an-
gefertigter Copie) darstellt, hat, aus sachkundiger Hand, genauere
Erklärung im Ersten Bande der »Idealen Welten« (Tafel II) er-
halten**) (Berlin 1892).
*) Cf. „Reiigionsphilosophische Probleme", I (S. 125).
**) Bei Naivasamjnanasanynayatanabhumi steht die Existenzdauer aus
Versehen mit 30,000 Kaipas verzeichnet, statt 80,000 Kaipas (die brahma-
nische Kalpa währt 4320 Millionen Sonnenjahre). Ein grosser Flachstein,
1 Yuzana messend, würde, wenn täglich 48,000 Yuzanas fallend, 4 Jahre,
1 Monat und 17 Tage bedürfen, um die Erde zu erreichen (nach dem Para-
matta-Miezu). Wenn 9 Tage und Nächte dereinst ein eherner Amboss fiele
vom Himmel herab, am zehnten käme er zur Erde (s. Völcker), und ebenso
länge bis zum Tartarus (bei Hesiod), so weit unter dem Ais, wie über der
Erde ist der Himmel (bei Homer),. Hephäst fällt vom Olymp einen Tag
hindurch (bis zur Erde). Um vom Gipfel des Maha-Meru auf die Erde zu
— 48 —
Die Dhyana-Welten steigen auf (über, den Devaloka), in den
drei Terrassen des ersten, zweiten, dritten Dhyana (in jeder drei-
fach), dann in der des vierten (zweifach) und nach einander:
darüber gethürmt die fünf Himmel der fünften Stufe, während
die vier Arupa-lolca seitlich daneben, gestellt sind.
Unten fallen die Naraka ab und in der Mitte (über Asuranam-
Loka, Petaloka und Tiracchana-loka) findet sich (zwischen den
sieben Kulasala) die Manussaloka am Su-Meru^ auf den Trikuta-
parwata mit drei Spitzen gestellt, wie der die Dreiheit ver-
knüpfende Urbaum (Scandinavien's) mit der vom Urdharbrunnen
bewässerten Wurzel in die Welt der Äsen hineinschlägt, mit der
des Mimirbrunnens in die der Hrimthursen und in die Tiefen
(Niflheim's) mit der Hvergelmir (des chaotisch tosend brausenden
Kessels), als »olla stridenz« (s. Grimm), wo es gewaltiglich stürmt,
wie im /«ajua (Hesiod's), um (in Boyle's »kosmischem Mechanis-
mus«) das Eis zu schmelzen mit Muspell's Hitze, im Gap Ginnunga
oder (auf Hawaii) Kumulipo (als Bythos). Cf. »Heilige Sage der
Polynesier« (S. 70 u. a. 0.)
Daneben (Fig. 2) findet sich die jainistische Anordnung (cf,
»Ideale Welten« I, Tafel IV), und oben sitzt dann der Tirthankara
fallen, braucht ein Stein 4 Monate 15 Tage (in halber Höhe, über dem
Wasser). Die Arupa-Welten (mit unterster Hälfte 71,856,000 Yuzanas ent-
fernt) öifnen nach obenhin aus (cf..Paramatta-Miezu), ohne Bedeckung (am
FirmamentJ. So ist es dort (wo nur Nama existirt), dass der durch all-
seitigen Zusammendruck Alles — auch das die Erde tragende Grundwasser
(wie Nagasena seinem königlichen Disputant ein Aufsaugen der Spritze
demonstrirt) — erhaltende Ajatakasa eindringt , um aus Aether (oder
Anaximander's Apeiron, als fiiyfi«) seine elementaren Metamorphosen zu
untergehen, als fünftes Element der Vierheit hinzutretend, und dann (als
sechstes Element) entspringt Vinyan — aus Wechselwirkung im subjectiven
„underwurf" und objectiven „Gegenwurf' oder (b. Eckhart) „widerwurf"
(zwischen den Ayatana, als ajjhattikani-ayattanani und bahirani-ayattanani).
„Am Himmel öffnet der Aether* (b. Homer). Die Erde ist durch sich
selbst gefestigt (Paa-nona-ho), als grosse Masse (honua) und in derselben
ein Loch gelassen, für die niedersteigende Sonne (auf Hawaii), in Amenti's
nilotischcn Westen, wohin die Todten folgen (auf Mangaia), Den Maha-
Meru tragend, ruht (als Dreigestell) der Trikuta-Fels auf dem von Jala-
Polowa mit Wasser (auf Luft, als Wa-Polowa) gestützten Weltenstein (Gal-
Polowa) der Erdenwelt (Pas-Polowa). Avichi, unter dem Fundament (als
Pamsupathavi) lagert auf dem Sila-pathavi (als Grundstein).
- 49 —
auf seinem Siddha-Sila bei Festhalten der Persönlichkeit (in
Atma) auch für Moksha, vor dem Aufgehen in Paraparavastu
(eines Nirvana).
»Kein Anfang lässt sich erkennen, seit welchem die Wesen,
im Nichtsein befangen, unter den Fesseln des Daseins wandernd
umherirren« (nach der Samyuttaka Nikaya), wohl dagegen der
»finis primus« (b. Baumgarten), als scopus, (»cosmical, primary
and overruling ends«), in Zielrichtung des Wissens unter Auf-
hebung der Avidya (mit zunehmender Aufklärung umnachtenden
Dunkels).
In seiner Nacht sich eine Fackel entzündend, ist der Mensch
eine erloschene Fackel beim Tode (s. Heraklit), und das Welt-
feuer brennt fort, erloschen und wieder entzündet (unter perio-
disch temporär gestätigtem Fiuss der Wandlungen, ohne Unter-
lass). Dies ist die Lebenshölle, wo »Alles brennt« (nach Buddha's
Feuerpredigt), aber in dem unt'er solchem Lichtbrand erhellt Ge-
schauten harrt die labende Kühlung (in Nirvana's Friedensruhe).
Nur Eins, ohne in Rauch aufzugehen, dauert im Feuer (des
Skoteinos), »c'est le devoir accompU, c'est le merite acquis« (s.
Matinee), im Abgleich moralischer Verantwortlichkeit (aus Karman),
beim Verwehen des Gewölks (im durchzuckenden Bhtz). »Der
Zeitpunkt, wenn im Hervorscheinen des Mondes, hell und klar,
das Nakkarökh in Ueberlegung und Betracht gezogen wird, ob
gut oder böse, das ist der des Khotaraphuxavana, in Betrachtung
des Niphan, als Aromana« (nach dem Abhidhammatthasangata).*)
»Le Nirvana est Asamskita« (s. Burnouf). »When nirvana has
been revealed, gotrabhu-gnyana is of no further use, it is like the
guide, who is dismissed at the end of thejourney« (the exercise
of Anuloma drives away darkness from the mind) mit (Subhuti's)
■ Erklärungen (b. Ghilders), für den Puggalo Gotrabhu, im psycho-
logischen Entwickelungsprocess , (der ausläuft auf Asangkhata-
Ayatana). Of. »Religionsphilosophische Probleme« (Berlin 1884)
I (S. 5).
*) Cf. „Buddhismus in seiner Psychologie" (S. 348).
Bastian, Der Buddhismus.
Die zweite Tafel aus dem »Ethnologischen Bilderbuch« (Taf. V,
mit Erklärung) zeigt (in japanischer Auffassungsweise) die fünf
Wiedergeburtsstätten in Kamawachara, der Götter, Menschen,
Thiere, Preta (Gespenster) und Naraka (Hölle), wozu Asura-loka
noch hinzukäme, im Sitz der Asuren, mit Suren kämpfend, oder
mit (Odhin's) Einheriar, in Indra's (Sakko's) Tavatimsa (als dor-
tigem Valhöll), wie (nach tibetischer Version) auf Tafel VII (No. 2)
des »Ethnologischen Bilderbuches«- (Berlin 1889) abgebildet, (unter
zugefügter Erklärung), in den sechs Gati, als Unheilspfaden (apaya).
In der Mitte finden sich die drei Urwurzeln des Uebels, das
Dreifeuer (Triwidhagni) in Raja, Dosa, Moha (Zorn, Hass und
Dummheit), das Ganze umklammert*) von dem »Fürsten dieser
W^elt«, d TTjg liXrig (XQxö? (b. Athenagoras), in satanischer Unge-
heuerlichkeit (der Deisidaimonie). Rings herum findet sich bildlich
die Vergliederung im Rad der Nidana dargestellt, und zwar nach
der (in der Sitzung der Anthropologischen Gesellschaft**) vor-
gelegten) Lesung Dr. F. W. K. Müller's (Hülfsarbeiter im Museum
für Völkerkunde) folgendermassen :
Wü-ming (avidyä), dämonischer Gestaltung (»ohne Licht«),
Hing (samskära), im Rad-Symbol (des im Karman geschlosse-
nen Kreislaufs),***)
V
8ih (vijndna), in Gestalt des Affen, (frommen Patriarchats,
in Tibet's Menschen- Ahn),
*) „Zuhand war der Mensch auf dem niedersten Felsen" (am Ende des
Felsens aber ist ein gräulich Bild, das ist Lucifer); die auf dem neunten
Felsen wohnen, sind die bewährten Anbeter (s. Merswin). Die Meditations-
Terrassen ragen über die Kama-wachara (im Griff des „Wu chang ta kuei"
oder Gross-Dämons der Vergänglichkeit) hinaus, bis in Akasa (Okasaloka's).
**) Die weitere Ausführung wird in nächstbevorstehender Ausgabe der
„Verhandlungen" folgen (in der „Zeitschrift für Ethnologie").
*'''■*) Mit dem Töpferer (figulus) in Tibet (s. Georgi), als (ägyptischem)
Schöpfer (auf der Thonscheibe).
— 51 —
Ming-seh (ndma-rupa), das Fahrzeug und sein Lenker,
Ijuh-chu (shadäyatana), embryonaler Anlage,
Oäwä (sparpa;^ in; Umarmung, . ■ .. ' '
B6u .(vedanä), nach der Erapflndungsweise,
Ngäi (trshnä), in Liebesregüng,
Thsü (upddäna), beim Ergreifen,
You (hhava), ddiS Dasein im Schmuck der Natur,
fe^ (j/aii), der Geburtsact,
Lab (Alter)
•ping (Krankheit)
si (Tod)
jara-
marana.
Dann folgen die Leiden des Lebens, Klagen, Gejammer, Pein,
Mühseligkeiten (und was sonst).
Auf der anderen Tafel (aus dem Kandjur) sind die Nidanä
auf dem Kreisrand umschrieben, (E. B. VII, 2) als
Marigpa (Avidya), . .
Hdu-hyed (Samskara), als Hdu, Zusammen- Machen (hydpa),
. Rnam-par-ges-pa (Vinyana),
Ming-dang-gzugs {Namarwpa),
Skye-mched-drug (Sadayatana),
Beg-pa (Sparsa),
Tsor-pa (Yedana), ,.
Sred-pa (Trishna),
Len-pa (Apadana oder TJpadana), *
Srid-pa (Bhava),
Skye-va {JaU)^
Bga-chi (Jaramarana) , ■
mit den Folgen (wodurch der Heilsplan der Vierwahrheit be-
nöthigt wird).
Oben auf dem Japanischen Bilde (cf. E. B., Tafel V) strahlt
i(im Spiegel*) der Sinto) die Scheibe des Nirvana (ohne »Uhi«), und
hier lassen sich nun die Meditationsschichtungen der Bon in Dhyani
zwischenschieben, soviel man deren will, jene nach der Weite des
Aus- (oder Auf-) blicks (in Verlängerung der Gedankenreihen).
*) „Notre äme cloit etre comme une glace nette et polie, oü dieu se
puisse representer ä son gre" (s. Malaval) im „aueantissement" (denouement);
das „reiche Nichts", worin Gott befunden wird (s. Louvigny). Dieu tire
h soi les ämes aneanties (s. Saint -Samson), l'amour aspiratif est unitif
(in „Mu'oir et les flammes de l'amour Divin"). In der „communication
4*
— 52 —
Dem im Anfang der Kaipas in Betrachtung versenkten Brahma
erscheint die künftige Schöpfung, in der Unwissenheit Form, von
Dunkel umhüllt (nach der Vishnu-Purana) , und die Welt (im
Welten-Ei) ist die Ausgeburt der Nacht (b. Democrit), die Nacht,,
als Urquell aller Dinge (im orphischen Hymnus), unter Rollen
der Po-nai oder Mutternächte (polynesischer Kosmologie), wäh-
rend das Abhidharma die Unwissenheit (über ■ dunklem Anfang)
subjectivistisch setzt, als Avidya, zum Ausgangspunct, und die (in
Sankhara, zusammengesetzte) Vorstellungswelt als vorhanden ge-
gebene entgegennimmt, zu vorläufig thatsächlicher Aussage,,
worüber nun das mit Vinyan (aus dem Ghuti-Ghitr früherer
Existenz) eintretende Denken Rechenschaft abzulegen haben wird,,
bei Klärung in Vidya (mit Panja), um sich, im Interesse der
Welt mit dieser (zum eigenen Besten) abzufinden, — richtiger-
weis, wenn es gut geht (im Gut- und Gesundsein, aus Satya's-
Wahrheit)*)
interne" fühlt sich Marie Guyart vom Logos umarmt (als Braut). Haec
aspiratio passiva ineffabilis est (s. Bona). Die „annihilatio activa" führt
zum „amor practicus" und die „annihilatio passiva" zum „amor fructivus"
(b. Canfeld), in Phala (oder Früchten), die sich, wie in Nirvana's Kühlung,,
auch in heisser Gluth des Tantrismus (bei Umschlingung der Sakti) ge-
messen lassen (chacun ä son gout).
*) Indem bei Meditation über das Kathain (materieller Elemente) das-
selbe durch Witeka (mit Beginn der Ihan) in Akasa sich auflöst (wie bei
schöpferischer Wandlung daraus hervorgegangen), erhält (als sechster Sinn)
Mano sein Arom (in Arupa-Dhamma), und bei den daraus entspringenden
Chitr bedingt sich aus den mitwirkenden Chetasik schliesslich Mano-sikara-
mana-Chetasik (im Bewusstsein). Von allen den aus dem Handeln (in
Karman) resultirenden Folgen (betreffs der durch Willenseingriff im Welt-
ganzen ändernd hervorgerufenen Umgestaltungen), wird also auch Mano,.
und zwar — weil atomistisch (in der Nyaya) — dauernd mitbetroffen, und
färbt deshalb (im Nachzittern seiner Persönlichkeit) den Chuti-Chitr gleich-
falls (wegen hergestellter Verknüpfung), wie und wenn derselbe sich bei.
Umwandlung in Patisonthi-Chitr mit neuer Existenz bekleidet (dem Karman:
gemäss). Sind nun die Kama-wachara-Chitr völlig durch die Eupa-wachara-
Chitr verdrängt, so findet die Palingenesie in den ßupa-ioka statt, aus deren-
oberen Terrassen sich der Eintritt in den Strom (der Soda) eröffnet, für die
Megga (zum Neibban führend).
Nachdem die Betrachtung überall nur Aneitja, Dukkha, Anatta ge-
funden — („Sabbam vitatham idam", Alles ist eitel) sehnt sie sich (unbe-
friedigt und erschöpft) zur Entsagung eines Nichtsdenkens, in des Nirvana
Ruhe, welche dagegen erst durch den harmonischen Einklang kosmischer Ge-
setzlichkeiten gewährt sein kann, wenn die unablässige Arbeit des dialecti-
— 53 —
Der achtgUedrige Pfad mag von Jedem; beschritten werden^
bei rechtschaffener Pflichterfüllung im practischen Leben, sobald,
für die letzte Vorschrift (Samadhi), Andachtsstunden eingehalten
werden, auf dem Mittelpfad, — ohne beim Versinken (in Kama)
durch Avixa betäubt zu bleiben, noch durch metaphysische Specu-
lation aus übersteigerten Subtilitäten.(des VVissens) in häretische
Arupa hinauszuschiessen (an der Abzweigung zum Nirvana vorbei).
Während das Individuum (wenn den Megga folgend) seine
sehen Prozesses zu den Frücliten eigener Entfaltung gelangt wäre (und deren
Genuss). „Der eine Wille des Wissenwollens bedingt die gesammte Ge-
schichte der Philosophie, von Thaies bis Hegel" (s. Harms), im Aufsteigen
Eupa-Tanha's zu Arupa-Tanha, auf das Telos hingerichtet (Moha zu klären).
Unter Absolutheit des Nichtwissens der Avidyä (am Anfang) verbleibt
ein Wissenskeim in Vinyana (als Dhatu), weil aus dem Vorhandensein von
Sinnessubjectivitäten und Aussen - Objecten , ein. Zusammentreffen von
Zweierleiheiten aufgezwungen ist, im realisirten Effect (Chakku-winjana,
Sota-winjana etc.) zum Abschluss (trichotomisch).
Wenn durch Mano auf dem Wege der Meditation (in Witeka, Wichara,
Piti, Suka, Ekatta, Upekha) Nama-Dhamma erreicht ist, folgt die Erlösung
(in Neibban). In Sadawata (dem fünften Dhyana) weilen (neben den Kalyana
Putujjhan) die Sotapan, Sakadagan, Anagan und Arhat (in die Megga
eingetreten). Die Ursache aller Wesen liegt im Karman und Vibak (beim
Ausreifen der moralischen Verantwortung). Indem ein jeder Gegenstand
■der Betrachtung sich; in Aneitja, Dukha, Anatta auflöst, ist Neibban er-
reicht, denn, wenn sich an Allem Vergänglichkeit, Leiden, Wesenlosigkeit
erweist, ist die Erlösung gewonnen (im Gegensatz des eigentlich Eealen).
Um , den Wunderbaum kämpfend, aus dessen Höhe und Genuss des
Magha's List hinabgestürzt hat, herrschen die Asuren in Felsklüften Tri-
kuta's, als Dreifuss den Meru tragend, der mit einer Hälfte im Wasser
steht, wo sich der Eisenkerker (Chaysi's in Mikronesien) anschliesst in
Hesiod's Tartarus (der Naraka, bis Avitcha), und das Ganze (durch Ajata-
kasa getragen) bleibt im Gegendruck (wie Nagasena am Beispiel auf-
saugender Spritze erläutert) gefestigt (in Selbsterhaltung). Die oberste
Spitze — , wie der Uranus im Aether (s. Völcker) — am Höchsten der Arupa
ausöffnend, läuft nichtig da aus, wo es weder ein Sein noch Denken
mehr (oder die Gegensätze nicht) giebt, während die Megga sich von Aka-
nishta (dem Höchsten des anschaulich Erreichbaren in ßupa) abzweigen,
oder auch direct von Djambudvipa zum Nirvana führen mögen (bei harmo-
nischem Abgleieh in ethisch einheitlicher Vollendung).
In Wechselwirkung zwischen Ayatana und Aromana, — unter Beziehung
der Tan-matra (mit Indriya, als äusseren und inneren) zu den Sthula-Bhuta
(in der Sankhya) — , folgen aufeinander Vinyan (Sinnesempfindung), Phasa
(Berührung), Wedäna(Gefühl), Sanja (Unterscheidung), Dzetana (Vorstellung),
Thana (Hinstreben), Witteka (Aufmerksamkeit), Wichara (Betrachtung),
— 54 —
volle Befreiung erlangt, unter Mitwirkung des (in Sota) betheiligten
Gesöllscliaftsgedankehsy verbleibt dieser mit: Akasa (als Nitya an^
gebörig), , für (Kant's)' Wiedergeburt in der »Gattung« (beim Gang
ider Gesehichtsehtwickelung). ?
Alles rinnt (Trarr« jOfifc), und rennt dahin in flüchtig vergäng"-
lieber Unwesenheit (Äneiza, Anatta), »Alles brennt« in Dukha's
Weh (am. »Zündstoff« Upadana's) in dem aus Awichi auflodernden
Urfeuer, — genährt 'durch die Speisung der drei Grundübel aus
Dhatu, abschliessend mit der elementaren Grundlage (im periodisch Ver'-
gänglichen des Sansara). . -
Wenn nun aher, bei Concentrirung der Betrachtung (oder Wichara)
in der Meditation (über das zum Ziel genommene Kathain), das materielle
Element sich (auf den Kückwandlungsweg) wiederum in Akasa (Nitya's)
verflüchtigt, dann (mit Hervortreten des Arupa-Chitr) erhält ManO sein
adäquates Arom (im Arupa-Dhamma), und darüber folgt Freude (Piti) im
Seeligkeitsgenuss (Suka) zur Stetigung (Ekatta) für den Abgleich (im
Ubekka), so dass jetzt mit Asangkhata-Ayatana (im Gegensatz zu täu-
schender Maya in Sangkhara) das Selbst sich identificirt in eigentlicher
Kealität (Nirvana-dhatu's).
Die contemplatio (nach cogitatio und meditatio) steigt auf (in sechs
Stufen) zum letzten Grad „supra rationem et praeter rationem" (b. St. Victof),.
in dilatatio mentis, sublevatio mentis und alienatio mentis, (mit der heiligen
Schrift als Eegulator für die Wahrheit des in Entrückung Geschauten).
Neben den auf dem Pfad (Tariqat) Eeisenden (Salik), erheben sich (unter
den Fakir) die Azad (in Befreiung durch Abstraction).
Selbstbeherrschung (neben Meidung des Bösen oder Vollführung des
Guten) ist der Kern in Buddha's Lehre, um (in Erkenntniss vergänglicher
Nichtigkeit) die Gedanken (in allgemeiner Wesensliebe oder Maitri) auf ein
dauernd Höheres hinzurichten, dem als einstimmend in allgemeine Gesetze
auch das eigene Selbst, als gesetzlich Gestetigtes sich begreift. Der
Schwerpunct fällt in die Viriya-Chetasik für das Buddhanusasan, im Buddha-
gama (des Buddhismus).
Bei der auf das Kathain (aus materiellen Elementen) fixirten Betrach-
tung verschwindet dasselbe vor Akasa, und der Arupa Tseit erscheint, in-
dem sich das Tseit-Akan in LJpekka verliert (für Akasa-ananda), und der
von den drei Thagnia (falschen Täuschungen) Befreite hat Thamabat er-
reicht (in der Extase), nach birmanischer Version (s. Bigandet).
Die Panch-lndriyam sind Saddhindriyam, Viriyindriyam, Satindriyam,
Sanadhindriyam , Pahjindriyam (Vertrauen, Entschluss, Erinnerung, Be-
trachtung, Weisheit). Anjattavindriyam (völlige Erkenntniss) ist Arhatta-
phala (in Nibbham-dhatu).
Beim Tode zerfällt das Zusammengesetzte (im Eupakhanda) in seine
Dhatu, und Vinyan bleibt einheitlich eben (weil gleichfalls ein Dhatu) für
die neue' Jataka, in nöehmaliger Bekleidung mit Eupa (innerhalb Manussä-
— 55 —
den Wurzeln in Raja, Doso, Moha (Zorn, Hass, Dummheit), als
Triwidhagni (oder Dreifeuer), symbolisirt durch Schwein, Schlange
und Geieradler (am Gentralzapfen umdrehender Weltscheibe).
Wenn solche Leidenschaften (stoischer ndd-ri) unterdrückt
sind, wenn der Ariya die Megga beschreitet, dann weht es ent-
gegen mit Kühlung des Nirwana (aus Akasa-dhatu) ; /.eyst. 68 xal
g)Q6viiiov TOVTO sivai tö tivq xal x'^g dioncijßecDC ttov oXwv aUiav
(Heraklit), und so in Sammlung (Samadhi's) wird jenes Selbst,
das im Gebündel der Khandha für kein »Atta« (in Ichtheit einer
persönlichen Seele)*) einzutreten vermochte, von Manas' Dhamma
erfasst (in moralischer Weltordnung).
loka). Alle Thätigkeit der Chitr (in Vinyan) besteht indess nur in Wechsel-
wirkung mit dem Arom, und fällt also, mit dessen Zerfall selber weg, für
die in körperlichem Gegenwu.rf bestehende Ayatana, sobald Mano sich
mit seinem Arom identificirt hat (in Verständniss des Dharma als des Ge-
setzes). Da nun jedoch Akasa (in Bezug auf Sotan) — und also der durch
die Sprache vermittelte Culturgedanke (der Gesellschaft) — zu Nitya ge-
hörte, hätte es ungestört zu verbleiben, und müsste deshalb, wenn (beim Ein-
gang in Nirvana), losgelöst in Freiheit gesetzt, auf die Erneuerung wiederum
einwirken (mit den Elementarwandlungen).
Das Heilswort führt aus dem Schmerz des Daseins zur Erlösung, mit
der Vierwahrheit, als Dukkha (-Tanha), Dukkha-samadaya, Dukka-nirodha,
Dukka-nirodhagamini-patipada (des Ariyo atthangiko magga).
Zu vier Stufen der Ariya (Sotapatti-magga, Sakadagami-magga, Ana-
gami-magga, Arahatta-magga), führt der achtgliedrige Pfad in Kichtigkeit
des Glaubens (Samma-ditthi) , Entschlusses oder Wollens (Sama-Kappa),
Eedens (Samma-vacha), Thuns (Samma-kammanta), Lebens oder Handelns
(Samma-Ajiva und Jiva), Willens oder Strebens (Samma-vayuma), Denkens
(Samma-Sati), Versenkens CSamma-samadhi), zum Genuss der entsprechen-
den Früchte oder Phala (für Nirvana). Sabba papasa akaranan, Kusalassa
upasampada, Sa chitta pariyo dapanan, Etan Budhanusasanam, wird (als
Pratimoksha) gepredigt (in der Höhle Hurukala).
Durch stete Meditation über das Dreiwort (Aneizza, Dukha, Anatta)
werden die Tihetuka-Putthujjana (unter den Puggala) alle Chitta schliess-
lich los, um in der Euhe des Bhava-Chitta zu sterben (im reinen Sein).
„Dann ist weder Vidya mehr noch Avidya, dann giebt es keine Beunruhigung
durch das vierfache Wiederherstellen im Jhati, über neu bevorstehende
Existenz, dann sind Magga und Phala erreicht, im Sotapannapuggala zu-
nächst" (nach dem Paramatta-Miezu). Cf. E. P. I (S. 128).
*) „Empedokles hat nicht die Seele aus den Elementen zusammen-
gesetzt, sondern er hat das, was wir Seelenthätigkeit nennen, aus der ele-
mentaren Zusammensetzung des Körpers erklärt, eine vom Körper ver-
schiedene Seele kennt seine Physik nicht" (s. Zeller). Als «nÖGnaGfia rov
- 56 —
Die Leiden (im elendigen Dasein) rühren her von den (Icörper-
lich-geistigen) Leidenschaften, den nd^rj, als xQidsig (b. Ghrysipp),
und in ihrer Beschwichtigung ist die Heilung zu suchen durch
evTtd&sia (oder ändd-Bia), im Gleichmuth (Upekha's), bei (sokrati-
scher) Verbindung der Tugend mit Wissen (unter Klärung Avidya's
durch Vidya zur Panja, oder Sophia des Sophos).
Im durchschnittlichen Gang der Dinge herrscht Raja vor,
der — zur Bezähmung der (mit dem Fall hervorgebrochenen)
Laster benöthigte — Zornesmuth, ein edler insofern, und so durch
den Himmel der Xatrya belohnt, aber, wenn masslos in über-
müthigem Stolz, von der Strafe der Hybris (hellenischer Tragödie)
getroffen, bei den aus Avichi hervorschiessenden Flammen (zur
Ekpyrosis oder Tejo-sangwarttha).
Wenn Gehässigkeiten das Leben verbittern, in zankendem
Streit (»omnium contra omnes«), verursacht solcher Dosa (Hass)
den Bitterregen (Kharadaka) und Austilgung durch die Fluth (in
Apo-sangwartta).
Mit Ueberwiegen der Dummheit (Moha) ist Alles zu Ende (in
Vayo-sangwarttha), denn dann verweht in Nichtigkeit das Ganze
(des Gvatrjfjia, in Sankhara's Zusammensetzungen) vom Grenzgebiet
der Transcendenz (im fünften Dhyana) bis zu dem auf Ajatakasa
ruhenden Pathavi-sila, im starren Urgestein, bis wohin (je nach
den Gontroversen über Pflanzenseelen) die Palingenesien absterben
mögen, wenn vor dem Ruf des vom »Alten der Tage« (»the dewa
of many ages«) gesandten Warnungsengels die Scheidung einge-
treten ist, zwischen Bösem, und Gutem, damit diese flüchten aus
Maharloka zu Janaloka (oder höher hinauf, bis Brahmaloka).
Alles liegt jetzt todt und leer (im Tuchhyena), — damals,
»als weder Sein noch Nichtsein war« (im Rigveda), bis den im
eigenen Selbst eingewickelt Schlummernden (»qui formam velatam
vel cusam habent«, wie auf der Nachbarterrasse der Asandjni-
sattwas) der Stundenzeiger des Karman das Erwachen anzeigt
(für Brahm's Regungen im Tad).
Weil jetzt lebendig wieder, durch die Chetasika Sandjna's,
können sie, wo solche ausfällt, nicht verbleiben, sqndern haben
ihr demgemäss andersartig adäquates »Milieu" zu suchen, in Rein-
^iov (b. Epiktet) entzündet sich die Seele im Herzen (der Stoa), am Herrsclier-
sitz des Hegemonikon auf des Hauptes Scheitel (der „Akropolis" des Leibes)
thronend (gleich Ming Khuam der Thai). Cf. Vlkr. ds. östl. As. (III, p.).
— 57 —
heit der Subhakritsnas, oder, bei weiterem Sinken, in Lichthelle
des zweiten Dhyana, bis dann im ersten die Fallneigung zum
Stehen gelangt, und nun, also mit temporär momentaner Stauung
des (dactyhschen Kratylus umspülenden) Flusses, die Neu-
schöpfung beginnt, durch Reaction von unten her; aus Moha
also, so dass Avidya zum Anfang gesetzt wird (als Hetu).
Was hier, in dritter Grliedverkettung der Nidana, mit Vinyana
hinzukommt, stammt demnach aus solchen Höhen, von wo die
Kalyanaphuttujjana ihre (idealistische) Anamnese schon mit sich
herabbringen, in die Menschenwelt, (Manusha-loka's auf Djam-
budwipa).
Indem hier nun (durch Predigen des Heilswortes) des in Bodhi
(erlaucht) Durchleuchteten — ein (platonisch) »Gotteserleuchteter«
(bei Proklus) — die Wiedererinnerung erweckt wird, kann sie auch
bei den Andhaphuttujjana (und ihren Kameraden) aus den ein-
gestreuten Uyoi ansQßaTixoL zum Aufsprossen gezeitigt werden,
um in den Phala (oder Früchten) der Megga zu reifen (auf dem
achtgliedrigen Pfad der Erlösung).
Wenn nach der allnächtlichen Zerstörung am Ende eines
Brahma-Tages, — wobei die (brahmanische) Zahl von 36,000 Um-
wälzungen mit der buddhistischen von 36,000,000 Jahren cor-
respondirt, als Existenzdauer Sakra's auf dem Maha-Meru (der
zuerst neu wiederhervortritt — , beim folgenden Pralaya Alles ver-
nichtigt ist, zwischen Ajatakasa und Wehappala (im Waya-
sangwartta) und der aus der Terrasse der Prachadya aufwärts
nun Geflüchtete auf die Höhenschichtung der Asanjasatya*) sich
zurückgezogen hat, liegt er dort im Tiefschlaf, bis mit Erfüllung
seines Karman niedersinkend zur Grenze (brahmanischer) Tapasa-
loka's (mit den sieben Rishi), wo Mara (des Buddhismus) dem
(in Maha Brama-loka) über ihm Seienden huldigt (als Erst-
entstandenem).
In Tavatimsa geschieht die Zeugung der Deva noch nach
Weise der Menschen, dann durch Umarmung nur, durch Um-
schlingen der Finger weiter oben, durch Anlächeln ferner, bis der
*) In decimo ordine angelorum Plirom reperiunter Asanja-Phrom, qui
förmam caelatam habent absque spiritu et Adta (s. Pallegoix), ohne Nama,
aber mit Itthattan (Weiblichkeit) und Purisattan (Männlichkeit) einge-
schlossen (in Eupakhanda), obwohl die männliche Umwandlung des Weib-
lichen eingetreten ist (auf den Rupaloka).
— 58 —
Anblick genügt; und so (bei der Insichselbstversenkung) blickt
Brahma (unter vierfacher Kopfverdrehung) hin auf seine Tochter
Satarupa, »omne enini corpus est« {otofjia äga '^ V^vxrj).
Jetzt bei Wechselwirkung der Tan-Matra (Kapila' s) mit Panch-
Maha-Bhutä (in Bhavani) entspringen die Ghitta (Vinyana's), und
so, indem träumerisch die Erinnerung auftaucht, an das, was
vormals früher einst gewesen, steht sie wieder da (in den »Dingen'
alle zusammen«) die Vorstellungswelt (einer Sankhara).
ndvta xQTifiaTa '^v öfxov, sha 6 vovg eX-d-cov avta öiexööfxtjöE
(s. Anaxagoras), und solcher, als sixcov des »Hen« (b. Plotin),
die Seele zeugender Nous {ipvxrjv ysw^ vovg) kommt (b. Aristoteles)
si^(o&Ev hinzu, von Aussen- oder Obenher (aus Adrishta). Im
moralischen Halt des die Zusammensetzungen einigenden Bandes
steht Sankhara für rtgäyfia, an Stelle von xqrifia (seit Plato).
Hier hat sich trotz Bürnoufs scharfsinniger Bemühungen um die
den Commentatoren (wie Hodgson, Goldstücker, Klaproth, Schmidt
u. s. w.) entnommenen Erklärungsversuche unter einen Hut zu
bringen, mancher Stein des Anstosses zwischengeschoben, für die
Lehren von den Nidana, auf deren »völlig unverständliche Er-
klärungen« weiter einzugehen der Verfasser des als massgebend
anerkannten Handbuchs des Buddhismus in einfachster Kürze un^
bedenklich verzichtet. Dass der Abhidharma, als »den Göttern
gepredigt«, menschlichem Verständniss unzugänglich bliebe, würde
relativ nur stichhaltig gelten dürfen, wenn »bonus ipse tempore
tantum a deo differt« (wie Seneca meint), so dass es sich nur um
die Zeit zunächst zu handeln hätte, und Müsse am Fanum Va-
cuna's, geflügelt gleich Nike (und siegreich im Erfolg). Die in
der »Erziehung des Menschengeschlechts« gestellten Fragen, über
Erneuerungen des Daseins, harren noch ihrer Antwort, bis sie
im »naturwissenschaftlichen Zeitalter« gesprochen sein wird, aus
ethnischer Psychologie (beim üeberblick der Elementargedanken).
Immerhin hegt es bei den Nidana einfach genug für indische
Logik; und ihrer Gedankensprache Kunst zu erlernen, ist keine
grosse Kunst. Wer andrerseits fremdländisches Kauderwälsch
(die Sprache der »poetae peregrinum quiddam sonantes«) sich
Heber vom Leibe hält, der erspart sich seine Sorgen (des Koheleth),
nach palaiotropischem Spruch (Was man nicht weiss, das macht
nicht heiss).
-JL/ie dritte Tafel illustrirt den mechanischen Process der
Metamorphosen in Metasomatosen (statt Metempsychosen) bei der
Wiedergeburt (als Palingenesien) und findet sich Näheres auf
Tafel XXI (»Ideale Welt«, Bd. III).
Der brutal rücksichtslose — keine Standesunterschiede (so-
wenig wie die »Chorea Machabaöorum«) achtende — Henkersknecht
(des »Ferchgrimmen«) ist in voller Arbeit (wie a:bkonterfeit).
Dem Einen wird sein Fell grade über die Ohren gezogen, um in
dem Tretrad der Altweibermühle festgewalkt zu werden, worauf
dann, [je nach dem von Lachesis an (platonisch) drehender Welt-
spindel ertheilten Loose] , die Wiedergeborenen hervorschreiten,
niederwärts in Thierleiber einverkörpert bald, bald in das Elend
der Bettler und Krüppel, oder nach obenhin, in (weiblich) blühender
Jugendfrische sowohl, wie in Wohlbehäbigkeit der Existenz, auch
im Würdenrang (geistlichem, königlichem u. s. w.).
Der wohlgesinnte Missionär dagegen, dem diese Zeichnung zu
danken ist, sucht die mit fröhlichen Hoffnungen aus dem Eisen-
verschluss des Karman hervorkrabbelnde (und mit ihrem Pass für
den xXsidovxog Tcur ovqavijjv voraussichtlich bereits versehene)
Flüchtlinglin in Sicherheit zu bringen, soweit dies dem Kopf der
»Sauvages« verständlich zu machen wäre, da ihre „philosophes
rustiques« (in Ganada) meinten, »que la foi dont les Jesuites leur
rompoient la tete n'etait autre chose, que tirerigan (c'est ä dire
persuasion), qu'etre persuade, c'est voir de ses propres yeux une
chose ou la reconnaitre par des preuves claires et solides« (s. La-
hontan). »Je m'assure que vous vous joindrez ä moi pour
plaindre le deplorable etat de ces ignorans« (fügt der Briefsteller
an seinen Gorrespondenten hinzu). Doch ging es auch anderswo
so (oder ähnhch). Als — bei den Religions - Conferenzen an
Kublai's Hof (nach Beschreibung der himmlischen Sehgkeiten)
darum befragt, ob er selbst in dem Himmel gewesen, — Rubruquis
— 60 —
sich statt dessen auf die Autorität heiliger Bücher berief, meinte
sein islamitischer Opponent, dass dies Argument auch anders,
Sectengläubigen zu Gebote stände; obwohl ausserdem indess für
Berichterstattungen nach dem Augenschein die ethnischen Zeug-
nisse nicht fehlen, da sich die Kamschadalen auf ihren Hätsch
berufen können, die Zulu auf Uncama, die Armenier auf Er, die
Finnen auf Wäinämoinen, die Mangaier auf Veetini, die Hawaier
auf Namaka-o-Milu, die Maori auf Te Wharewera's Tante, die
Ojibwa auf ihren Propheten, Classiker auf Odysseus' Unterwelts-
fahrten, die Scandinavier auf Hermodr's Ritt (oder achtfüssiges
Pferd) etc. Sir Owain wagte den Abstieg in St. Patrick's Fegefeuer,
der heilige Brandan schweift in die Weite, und unter den Er-
gänzungen durch St. Fursäus (640 p. d.), St. Barontin (684 p. d.),
Druthelmus (696 p. d.), Tundalos (1144 p. d.), Oenus (1152 p. d.>
Wethimus^ Gilbert u. s. w., redet des Knaben Alberich's Vision
aus dem Munde des »altissimo poeta", um eine »divina Gommedia«
zu inszeniren (unter dem von Virgil gedichteten Prolog; zur Ein-
führung oder Führung). Dem Buddhismus steht höchste Autorität
zur Verfügung im Thaumathurgus Mugalan, dem Liebhngsschüler
Buddha's, der zur Bereisung von Himmel und Hölle ausgesandt,
bei der Rückkehr seine Tagebücher veröffentlichte über das, was er
überweltlich erlebt, — ohne freilich Nirvana-puri selber, (selbst-
verständlich), betreten zu haben. Um dorthin zu gelangen, be-
durfte es vorher noch seines Märtyrerthums (unter den Mörder-
händen der von den Tirtthakas angestachelten Greaturen), da
selbst dem Heiligsten nicht sein Leidenskelch erspart wird (in
der Passion), cf. »Ideale VVelten«, III (Tafel XI).
Nachschrift.
Dei einem während der Weihnachtsferien im Museum für
Völkerkunde abgehaltenen Gyklus von Vorlesungen über den
Buddhismus, waren dieselben (indem die Räume der Aula für
die Anmeldungen nicht ausgereicht hatten) mehrfach zu wieder-
holen gewesen, und so auch derjenige, der die Unterlage für diese
Veröffentlichung, bildet. Da kein niedergeschriebenes Manuscript
vorlag, mag die Ausdrucksweise von Wechseln betroffen worden
sein, und Gleiches wird voraussichtlich auch für die jetzige Zu-
sammenfassung gelten, was betreffs aufstossender Abweichungen
für die Leser zur Erwähnung gebracht wird (sofern sich aus den
damaligen Zuhörern darunter finden sollten).
In Sachen der (auf Grundlage der aus Ceylon erhaltenen
Originalzeichnungen angefertigten) Wandkarte*), welche bei" den
Vorlesungen zur Illustration derselben diente, sind in der Zwischen-
zeit weitere Ergänzungen hinzugekommen, so dass die Heraus-
gabe noch hinausgeschoben bleiben muss. An deren Stelle sind
einige Reproductionen aus früheren Werken beigefügt, in drei
Tafeln, von welchen die zweite eine verkleinerte Wiedergtibe der
früher colorirt publizirten giebt, (als Copie des in den Sammlungen
des Museums für Völkerkunde aufbewahrten Originals).
Die Schreibweise der buddhistischen Kunstausdrücke ist je
nach den Texten, woher entnommen, in den dort vorgefundenen
Variationen beibehalten. Der Fachgelehrte erkennt auf den ersten
*) In Vergrösserung des früher scliematisch gegebenen Umrisses, cf.
„Ethnologisches Bilderbuch" (Tafel VIII). Die Vorlage zu Tafel I (nach
der in Colombo veranlassten Abzeichnung) findet sich im hiesigen Museum,
(die zu Tafel III ist dem von München zu danken), Tafel 11" auch im E. B.
(Tafel V).
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Blick, was gemeint sei (um die Unterschiede zurechtzustellen),
und wem es zunächst auf die Sinnesbedeutung selber ankommt,
würde bei den immerhin an sich bereits fremdartig abschrecken-^
den Namen mit Zwischenschieben eines linguistischen Gommentars
nicht viel geholfen (kaum auch wohl gedient) sein, um das Ver^-
ständniss*) zu erleichtern, (wenn nicht aus dem Zusammenhange
zu entnehmen).
Gerade im Buddhismus läuft viel Verschiedenartiges durch-
einander, da nicht nur die Texte selbst theils dem Pali, theils
dem Sanscrit angehören, sondern auch die vernaculären Deutungen
zu difleriren haben (im Birmanischen, Siamesischen, Ceylonischen,
Mongolischen, Tibetischen u. s. w.), unter populären Versionen,
nach den Transscriptions-Methoden ohnedem (sowie in den Ueber-
setzungen, französischen, deutschen, englischen Styls, und der-
gleichen mehr).
W^er sich eingehender zu unterrichten wünscht, besitzt (in der
Literatur) die Handbücher der hier massgebenden Autoritäten zur
Verfügung gestellt (Burnouf, Barth, Feer, Williams, Rhys-Davids,
Edkins, Beal, Hardy, M. Müller, Schiefner, Weber, Oldenberg,
Koppen u. A. m.), durch deren verdienstvoll erfolgreiche Thätig-
keit diese bisher fernliegenden Vorstellungskreise näher gerückt
sind, um einem Jeden zugänglich zu sein, bei Interesse für eine,
Gedankenwelt, welche die Geschicke der »Humanitas« in längerer
Dauer und weiterem Umfang beherrscht hat, als je eine andere
(in Religion und Philosophien). Wem solcher Fernblick, und das
Verwunderhche fremdartiger Absonderlichkeiten, in seinen Kram
(oder seinen Geschmack) nicht passt, mag im eigenen »Gehirn-
brei« (pessimistischer Licenz) fortwühlen, ganz wie ihm ge-
fällt, je enger, desto bequemer (in engster Einkapselung). Der
Menschheitsgedanke freilich kümmert sich wenig um solch sub-
jective Idiosynkrasien seiner Kinder, ob ungehobelter (in roher
*) Neben Chetana entspricht (passivisch) Chitta oder (activisch) Chinta
(in Sanscrit und Pali) mit Chitr (siamesisch), Sit (ceylonisch), Zeit (birma-
nisch); Vijnäna (Sanscrit) oder Vinnana (Pali), dann Vinyana, Vinjana
(Vijnana, Winjan, Winyan u. s. w.); sankhSra oder sarnskära; chaläyatanam
oder shadäyatana ; Tiracchana-loka (Tirajjana) oder Tiryagyoni; tanha oder
trshnä; kamman oder karman; cattäri ariyasaccäni oder chatur-widha-arya-
satya (chatura-aryasacchani") ; mokkho odermoksha; nibbänam oder nirväna
(neibban) u. s. \v.
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Wildheit), ob dvilisatorisch verhätschelter. In der Naturwissen-
schaft (unseres »naturwissenschafthchen Zeitalters«) handelt es
sich nicht um Gross oder Klein, um Hässlich oder Schön, um
Süss oder Bitterlich, um Angenehm oder nicht, um Gehässigkeiten
oder Liebhabereien, um Possenspiel und Ergötzlichkeiten mehr,
es handelt sich zunächst um die Thatsachen einzig und allein,
nüchtern, trocken und dürr, wie sie sind, aber treugerecht wahr
(in Objectivität). Und »facts are stubborn things«, nicht fortzu-
schaffen mit Gedankenkunst, wie Mancher gern wohl möchte,
um neue Arbeitslast zu sparen, die heranzuziehen droht: mit neuen
Fragen und Fragestellungen, neue Beantwortungen heischend in
der »naturwissenschaftlichen Psychologie« (betreffs ihrer Völker-
gedanken).
Doch hat sich in unserer Dialektik (der »Architectonik alles
Wissens«) eine so wohlerprobte Schule herangezogen, dass der
Fortgang von den »verites de fait« zu den »verites de raison«
keine Schwierigkeiten bieten kann, sobald beim (»denkenden«)
Mennisk (als Zoon politikon) die Gesetze seines psychischen Wachs-
thumsprocesses festgestellt sein werden, auf Grundlage der ethni-
schen Elementargedanken (und deren Werthgrössen im logischen
Rechnen),
A. B.
Druck von G. Bernstein in Berlin.
BASTIAN, DER BUDDHISMUS.
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Berlin, Weidmannsche Buchhandlung.
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Die Asankhya (obwohl „zahllos") liesse sich nach den
Tropfen eines dreijährigen Regen's (s. Bitchanan) auszählen,
über die ganze Flächen breitung hin bis zur Sakwala (3 610 350
Yozanas), für den Regenmesser Tscherra-pundji's am geeignetsten,
nach Millimeter (20 Tropfen auf den Gran etwa).
Die Ghiliokosmen etc. werden im Mahayana erörtert
(s. Resumat), mit Möglichkeit der Vervielfältigungen (aus der
Rechnungsmethode).
Die Fallberechnung des Stein's gilt für die Abtiefungen
(unter) der Erde, bis Awichi (S. 21), oder bis zur Oberfläche der
Erde (S. 47).
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