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Full text of "Einleitung in das Alte Testament [microform]"

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GOETTSBERGER 

EINLEITUNGINDAS 
ALTE TESTAMENT 






IS: 



of Chicago 
lEibraries 




Herders 
Theologische Grundrisse 



EINLEITUNG 
IN DAS ALTE TESTAMENT 



VON 



DR.JOHANN GOETTSBERGER 

PROFESSOR AN DER UNIVERSITAT 
MttNCHEN 




FREIBURG IM BREISGAU 1928 
HERDER & CO. G.M.B.H. VERLAGSBUCHHANDLUNG 



EINLEITIJNG 
IN DAS AITE TESTAMENT 



VON 

DR.JOHANN GOETTSBERGER 

PROFESSOR AN DER UNIVERSITAT 

MttNCHEN 



MIT 12 BILDERN AUF 4 TAFELN 



FREIBURG IM BREISGAU 1928 
HERDER & CO. G.M.B.H. VERLAGSBUCHHANDLUNG 




Imprimatur 

Friburgi Brisgoviae, die n Aprilis 1928 
DR. SESTER, Vic. Gen. 



Alle Rechte vorbehalten 



Buchdruckerei von Herder&Co. G.m.b.H. in Freiburg i. Br. 



863979 



Vorwort 

A is dem Unterricht hervorgewachsen, ist dieses Buch vor- 
wiegend nach den Erfordernissen des Unterrichts angelegt. 
Die wichtigsten Leitsatze sind durch den Druck hervorgehoben, 
Beweistexte moglichst vollstandig aufgenommen. Die reichlich, 
aber nicht erschopfend beigegebene Literatur dient ebenfalls unter- 
richtlichen Zwecken, sei es, dafi schon der blofie Titel von einer 
These Kunde gibt, oder dafi Anregung zu weiter und tiefer greifen- 
den Studien gegeben werden will, oder dafi auch nur ein einzelnes 
bedeutsameres Werk oder eine Sammlung dem Studierenden be- 
kannt gemacht werden soil. Dadurch, dafi bei wichtigen Frage- 
punkten , soweit moglich , eine vollstandige Aufzahlung der 
Quellen und Fundorte erstrebt wurde, sollte dieser Grundrifi bei 
mafiigem Umfang zu einem Handbuch am Arbeitstisch des 
Theologen werden, das nur bei schwierigeren und umstand- 
licheren Forschungen zu andern Hilfsmitteln zu greifen zwingt. 
Neue Anschauungen wird man bei der grofien Zahl der Ein- 
leitungswerke aus den letzten Jahren nicht erwarten diirfen. Am 
haufigsten mag eine eigene Auffassung in der Geschichte des Textes 
gefunden werden, die dann allerdings auch in Fragen der Literar- 
kritik sich auswirken mufite. F. Wutz' Anregungen, die in dieses 
Kapitel einschlagen, halte ich fur sehr ertragreich ; ich habe sie 
deshalb in den einschlagigen Abschnitten berucksichtigt, ohne 
dafi dies jene Leser storen mufite, welche hierin noch zurtick- 
haltender sind. 

F. Wutz hatte auch die Giite, die Korrektur mitzulesen. Fur 
den gleichen Dienst und viele sachliche und stilistische An- 
regungen mufi ich Herrn Kollegen Dr. B. Walde in Dillingen a. D. 
danken. Durch opfervolle Liebenswiirdigkeit in der bibliothek- 
kundlichen Fachberatung hat mich Herr Verwaltungsinspektor 
Dr. K. Bock an der Miinchner Staatsbibliothek zum Schuldner 
gemacht. 



VI Vorwort. 

Wenn der Beniitzer des Buches finden sollte, dafi das Streben, 
sowohl nach der auBeren Form wie nach dem inneren Gehalt 
ein bequemes und zuverlassig unterrichtendes Hilfsmittel fur 
das alttestamentliche Studium zu bieten, nicht ganz erfolglos 
geblieben 1st, so gebiihrt fur beides ein vollgeriitteltes MaB von 
Verdienst der unermiidlichen Mitarbeit und Mitsorge des Ver- 
lags. Die Abbildungen muCten und konnten sich in beschei- 
denen Grenzen halten ; fur ihre Herstellung und Aufnahme sage 
ich noch besonderen Dank. 

Miinchen, Ostern 1928. J. Goettsberger. 



Inhalt 



Seite 

Vorbemerkungen i 10 

i. Die Namen Bibel, Altes Testament* u. a. i. 
2. Die Einleitung in das AT als Wissenschaft 2. 3. Ge- 
schichte der atl Einleitung 3. 4. Neuere Werke iiber 
die Einleitung in das AT 9. 

I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. 

5. Literatur zum ganzen AT. Allgemeines n. 

A. Die Geschichtsbiicher. 

6. Allgemeines 13. 

1. Der Pentateuch 13117 

7. Name. Literatur 13. 8. Inhalt des Pentateuchs 15. 
9. Zeit der Entstehung und Verfasser des Pentateuchs. Die 
Pentateuchfrage 25. 10. Literarische Eigentiimlichkeiten 
des Pentateuchs und ihre Beurteilung 26. n. Moses und 
der Pentateuch 42. 12. Geschichte der Pentateuchkritik6i. 
13. Schema der Graf-Wellhausenschen Pentateuchtheorie 
und ihre Hauptthesen 79. . 14. Atl Nachrichten iiber Ge- 
setzbiicher aus der Zeit nach Moses 80. 15. Anzeichen 
von Entwicklung in den Gesetzen des Pentateuchs 92. 
1 6. Gegenwartiger Stand der Pentateuchfrage 112. 

2. Das Buch Josue 117 124 

17. Name. Literatur 117. 18. Inhalt des Buches Josue 
118. 19. Die literarische Eigenart des Buches Josue 119. 
20. Zeit der Entstehung 120. 21. Der Text des Buches 
Josue 122. 22. Verhaltnis zum Pentateuch 122. 

3. Das Buch der Richter 124132 

23. Name. Literatur 124. 24. Inhalt des Richterbuches 
124. 25. Literarische Eigenart des Richterbuches und sein 
Aufbau 127. 26. Abfassungszeit des Richterbuches 130. 
27. Der -Text im Richterbuche 131. 28. Zeitrechnung 
im Richterbuche 131. 



VIII Inhalt. 

Seite 

4. Das Buch Rut 132135 

29. Name. Literatur 132. 30. Inhalt des Buches Rut 
I 33- S3 1 - Stellung des Buches Rut im Kanon 133. 
32. Einheitlichkeit des Buches Rut und seine Entstehungs- 
zeit 134. 33. Zweck des Buches Rut 135. 

5. Die Biicher Samuel 135 144 

34. Name. Literatur 135. 35. Inhalt der Biicher Samuel 
136. 36. .Die Teilung des Sm-Buches 140. 37. Sm 
und Jdc 141. 38. Literarische Eigenart von Sm 141. 
39. Entstehungszeit von Sm 143. 40. Der Text von 
Sm 144. 

6. Die Biicher der Konige 144 157 

41. Name. Literatur 144. 42. Inhalt der Konigsbiicher 
145. 43. Sm und Rg 153. 44. Literarische Eigenart 
von Rg 154. 45. Zeit und Ort der Entstehung von Rg 
155. 46. Der Text von Rg 157. 

7. Die Biicher der Chronik 157 164 

47. Name. Literatur 157. 48. Inhalt der Chr-Biicher 
mit Parallelen aus andern Biichern des AT 158. 49. Quellen 
und literarische Eigenart der Chr 160. 50. Entstehungs- 
zeit der Chr 162. 51. Geschichtliche Zuverlassigkeit des 
Chronisten 163. 

8. Das erste und zweite Buch Ezra oder die Biicher 

Ezra und Nehemia 165 172 

52. Name. Literatur 165. 53. Inhalt und Chronologie 

der Ezr-Biicher 166. 54. Literarische Eigenart von Ezr 

169. 55. Zeit der Entstehung des Ezr-Buches 170. 

56. Ezr-Neh und Chr 171. 

57. Anhang: Das dritte Buch Ezra 172 173. 

9. Das Buch Tobias 173 181 

58. Name. Literatur 173. 59. Inhalt des Buches Tob 
174. 60. Die Texte des Buches Tob 175. 61. Ent- 
stehungszeit des Buches Tob 177. 62. Tob und die Ge- 
schichte 178. 63. Literarische Entwicklung des Buches 
Tob und seine Beziehung zur Weltliteratur 180. 

10. Das Buch Judit 181 185 

64. Name. Literatur 181. 65. Inhalt des Buches Jdt 
(nachQS) 181. 66. Die Texte des Buches Jdt 183. 67.Ent- 
stehungszeit des Buches Jdt 184. 68. Jdt und die Ge- 
schichte 185. 

11. Das Buch Ester 186 193 

69. Name. Literatur 186. 70. Inhalt des Buches Est 
nach 3Qft, und 23 186. 71. Verhaltnis der Zusatze des 



Inhalt. IX 

Seite 

griechischen Est-Buches zu 3It 188. 72. Entstehungszeit 
des Buches Est 191. 73. Est und die Geschichte 192. 

12. DasersteundzweiteBuchderMakkabaer. . . 194 207 

74. Name. Literatur 194. 75. Inhalt der beiden Makka- 
baerbiicher 195. 76. Der Text von I Makk 200. 77. Zeit 
der Entstehung von i Makk 202. 78. Literarische Ent- 
wicklung von I Makk 202. 79. Religiose Eigenart und 
geschichtliche Glaubwiirdigkeit von i Makk 203. 80. Der 
Text von 2 Makk 204. -8i. Das Werk des Jason von Kyrene 
204. 82. Entstehungszeit von 2 Makk 205. 83. Lite- 
rarische Eigenart und geschichtliche Glaubwiirdigkeit von 
2 Makk 206. 

B. Die poetischen Biicher und Lehrschriften. 

1. DiealttestamentlichePoesie 208 222 

84. Allgemeines. Literatur 208. 85. Der Parallelismus 
membrorum und verwandte Formen dichterischer Gestaltung 
209. 86. Metrische Systeme im engeren Sinne 213. 
87. Reim und Akrostichis in der atl Poesie 218. 88. Strophen 
in der atl Dichtung 220. 89. Die sog. poetischen Akzente 
im 9Tt 222. 

2. Das Buch Job 222 231 

90. Name. Literatur 222. 91. Inhalt, Anlage und Ab- 
sicht des Buches Job 223. 92. Literarische Eigenart des 
Buches Job 226. 93. Entstehungszeit des Buches Job 228. 
94. Dichterische Form und Geschichtlichkeit des Buches Job. 
Aufierbiblische Parallelen 230. 95. Der Text des Buches 
Job 231. 

3. Das Buch der Psalmen 231 244 

96. Name. Literatur 231. 97. Inhalt des Buches der 
Psalmen 232. 98. Die tJberschriften der einzelnen Psalmen 
235. 99. Herkunft der einzelnen Psalmen 237. 100. Art 
und Zeit der Sammlung der Psalmen 241. 101. Der Text 
des Psalmenbuches 243. 

4. Das Buch der Spriiche 244 250 

102. Name. Literatur 244. 103. Inhalt des Buches der 
Spriiche 245. 104. Verfasser, Sammler und Entstehungs- 
zeit des Buches der Spriiche 247. 105. Der Text des 
Buches der Spriiche 249. 

5. Das Buch Kohelet, Ekklesiastes oder der Pre- 

diger 250 258 

106. Name. Literatur 250. 107. Inhalt, Auffassung und 
Erweiterung des Buches Kohelet 251. 108. Verfasser und 
Entstehungszeit des Koh 254. 109. Koh, die griechische 



X Inhalt. 

Seite 

Philosophie und die jiidischen Sekten 257. no. Der Text 
des Koh 258. 

6. DasHohelied 258 265 

in. Name. Literatur 258. 112. Inhalt und literarische 
Art des HI 259. 113. Das HI als religiose Allegoric 261. 
1 14. Verfasser und Entstehungszeit des HI 264. 

7. DasBuchderWeisheit 265272 

115. Name. Literatur 265. 116. Art und Inhalt des 
Buches der Weisheit 266. 117. Literargeschichte des Buches 
der Weisheit 267. 118. Ursprache und Texte des Buches 
der Weisheit 268. 119. Zeit und Ort der Entstehung des 
Buches der Weisheit 269. 120. Dichterische Form des 
Buches der Weisheit und Beziehung zur griechischen Philo- 
sophie 271. 

8. Das Buch Jesus Sirach oder Ekklesiastikus . . 272 279 

121. Name. Literatur 272. 122. Der Inhalt des Sir 273. 
123. Verfasser, Ubersetzer und Entstehungszeit des Sir 274. 
124. Ursprache und Texte des Sir 276. 125. Dichte- 
rische und literarische Form des Sir 278. 

C. Die Propheten. 

a) Das Prophetentum im allgemeinen .... 279 282 

126. Name. Literatur 279. 127. Geschichte und Wesen 
des israelitischen Prophetentums 280. 

b) Die vier Grofien Propheten mit Baruch . . 283 327 

i.Isaias 283 294 

128. Name. Literatur 283. 129. Bedeutung, Leben und 
Wirken des Propheten Isaias 283. 130. Inhalt des isaia- 
nischen Weissagungsbuches 284. 131. Entstehung und 
Literargeschichte des isaianischen Weissagungsbuches 288. 

2. JeremiasundseinWeissagungsbuch 294 302 

132. Name. Literatur 294. 133. Leben und Wirken 
des Propheten Jeremias 294. 134. Inhalt des jeremiani- 
schen Weissagungsbuches 296. 135. Entstehung des Jere- 
miasbuches 299. 136. Die Texte des Jeremiasbuches 300. 

3. Das Buch der Klagelieder 302305 

137. Name. Literatur 302. 138. Gestalt und Inhalt der 
Thr 302. 139. Verfasser und Entstehungszeit der Thr 303. 

4. Baruch 305310 

140. Name. Literatur 305. 141. Leben, Wirken und 
Schriften des Propheten Baruch 305. 142. Inhalt und Zu- 
sammensetzung des Buches Baruch 306. 143. Die Ur- 



Inhalt XI 

Seite 

sprache von Bar 307. 144. Entstehungszeit und Verfasser 
des Bar 308. 

5. Der Brief des Jeremias 310 311 

145. Name. Literatur 310. 146. Inhalt, Ursprache und 
Entstehungszeit der Ep. ler. 310. 

6. Ezechiel 3 11 3 J 7 

147. Name. Literatur 311. 148. Leben und Wirken 
des Propheten Ezechiel 311. 149. Inhalt und Eigenart 
der Weissagungen Ezechiels 312. 150. Entstehung des 
Buches Ezechiel 316. 151. Der Text des Buches Ezechiel 
317. 

7. Daniel 318327 

152. Name. Literatur 318. 153. Leben und Wirken 
des Propheten Daniel 318. 154. Inhalt des Buches Daniel 
319. 155. Der Sprachenwechsel im hebraisch-aramaischen 
Teil des Buches Daniel 321. 156. Die griechischen Zusatze 
zum Buche Daniel 322. 157. Die Entstehungszeit des 
Buches Daniel 323. 158. Die Texte des Buches Daniel 327. 

c) Das Zwolfprophetenbuch 327 350 

159. Name, Stellung und Anordnung. Literatur 327. 

i.Osee(Oseas) 328 330 

160. Name. Literatur 328. 161. Leben und Wirken des 
Propheten Osee. Sein Buch 329. 

2. Joel 33 332 

162. Name. Literatur 330. 163. Leben und Wirken 
des Propheten Joel. Sein Buch 331. 

3. Amos 33 2 334 

164. Name. Literatur 332. 165. Leben und Wirken 
des Propheten Amos. Sein Buch 332. 

4. Abdias 335 336 

166. Name. Literatur 335. 167. Leben des Abdias. 
Sein Buch und dessen Entstehungszeit 335. 

5- Jonas 336338 

1 68. Name. Literatur 336. 169. Die Person des Pro- 
pheten Jonas. Inhalt und Entstehungszeit des Buches 337. 

6. Michaas 338 340 

170. Name. Literatur 338. 171. Leben und Buch des 
Propheten Michaas 339. 

7. Nahum .. . 340 341 

172. Name. Literatur 340. 173. Leben und Buch des 
Propheten Nahum 340. 



XII Inhalt. 

Seite 

8. Habakuk 341343 

174. Name. Literatur 341. 175. Person, Buch und Zeit 
des Propheten Habakuk 342. 

9. Sophonias 343 344 

176. Name. Literatur 343. 177. Person und Buch des 
Propheten Sophonias 343. 

10. Aggaus 344345 

178. Name. Literatur 344. 179. Wirken und Buch des 
Propheten Aggaus 344. 

n.Zacharias 346 348 

1 80. Name. Literatur 346. 181. Person, Wirken und 
Buch des Propheten Zacharias 346. 

12. Malachias 349 350 

182. Name. Literatur 349. 183. Person und Buch des 
Propheten Malachias 349. 

II. Teil. Geschichte des atl Kanons. 

1. Allgemeines 351 354 

184. Literatur. Kanon 351. 185. Kanongeschichte 352. 

2. Geschichte des atl Kanons innerhalb desjuden- 

tums 354370 

1 86. Zeugnisse fur die allmahliche Bildung des Kanons 
354. 187. Streit u'ber kanonische Geltung einzelner Biicher 
bei den Juden 360. 188. Ezra, die grofie Synagoge und 
der sog. Canon Esdrinus 361. 189. Das judentum und 
der atl Kan on der christlichen Kirche 363. 

3. D. e r a 1 1. Kanon in der christlichen Kirche. . . . 370 388 

190. Allgemeines 370. 191. Das NT und der atl Ka- 
non 371. 192. Der atl Kanon in der Zeit der Kirchen- 
vater 374. 193. Der atl Kanon in den kirchlichen Ent- 
scheidungen 376. 194. Nachwirkungen des jiidischen 
Kanons in der christlichen Kirche 378. 195. Der atl Kanon 
bei den iibrigen christlichen Richtungen 384. 

Anhang: Apokrypha und Agrapha des AT . . . 388398 

196. <<Apokryph 388. 197. Die Apokryphen des AT 
390. 198. Agrapha 398. 

4. Zahl, Einteilung und Reihenfolge der Biicher im 
atlKanon 398 403 

199. Die Zahl der Biicher im atl Kanon 398. 200. Ein- 
teilung der Biicher des AT 399. 201. Reihenfolge der 
Biicher des AT 401. 



Inhalt. XIII 

III. Teil. Der Text des AT. 

Seite 

a) Von den Sprachen des AT 404 406 

202. Allgemeines 404. 203. Die Grundsprachen des 
AT 404. 204. Sprachen der atl Ubersetzungen 406. 

b) Der hebraisch-aramaische Text 406 424 

205. Literatur. Vorhebraischer Urtext? 406. 206. Tech- 
nische Voraussetzungen der Niederschrift und Uberlieferung 
des Textes 407. 207. Die Schriftform und der atl Text 
409. 208. Andere Aufierlichkeiten im Schriftbild und Text 
des AT 412. 209. Die sog. Punktation des atl Textes 
415. 210. Der massoretische Text des AT 417. 
211. Methode, Aufgaben und Hilfsmittel der Textkritik am 
hebraisch-aramaischen AT 420. 

c) Das AT in griechischer Sprache 425 447 

1. Die Septuaginta-Ubersetzung 425 432 

212. Die jiidische Diaspora in Agypten 425. 213. Hel- 
lenisierung der Juden und ihres AT 425. 214. Entstehung 
der Septuaginta 427. 215. Eigenart, Bedeutung und text- 
kritischer Wert der Septuaginta 429. 

2. Die spaterengriechischen Ubersetzungen des AT 433 437 

216. Wandlung in der Wertschatzung der Septuaginta bei 
den Juden 433. 217. Aquilas, Theodotion, Symmachus 
434. 218. Die Quinta, Sexta, Septima und Spuren anderer 
griechischer Ubersetzungen 436. 

3. DasgriechischeATseitOrigenes 437 447 

219. Die Hexapla des Origenes 437. 220. Der hexa- 
plarische -Text und andere -Rezensionen 441. 221. Text- 
kritische Aufgaben an der Septuaginta 443. 

d) Die lateinischen Obersetzungen des AT .... 447 459 

222. Allgemeines 447. 223. Das lateinische AT vor 
Hieronymus 448. 22 4- Hieronymus und das lateinische 
AT 450. 225. Geschichte der Vulgata bis zum Konzil von 
Trient 453. 226. Die sixto-klementinische Vulgata-Ausgabe 
456. 227. Neue Bearbeitung der Vulgata 459. 

e) Die syrischen Ubersetzungen des AT 460468 

228. Allgemeines 460. 229. Die Pesitto 460. 230. Die 
Philoxeniana 464. 231. Die Syrohexapla 465. 232. Die 
christlich-palastinische und andere syrische Ubersetzungen 466. 

f) Die Targume oder die aramaischen tJbersetzungen . 468 472 

233. Allgemeines 468. 234. Die einzelnen Targume 469. 



XIV Inhalt. 

Seite 

g) Die iibrigen alten Obersetzungen des AT . . 472^480 

235. Die koptischen Bibeliibersetzungen 472. 236. Die 
athiopische Bibeliibersetzung 473. 237. Die armenische 
Bibeliibersetzung 475. 238. Die georgische Bibeliiber- 
setzung 476. 239. Die gotische Bibeliibersetzung 477. 
240. Die arabischen Bibeliibersetzungen 477. 241. Die 
slavischen Bibeliibersetzungen 479. 

h) Polyglottenbibeln 480482 

242. Allgemeines 480. 243. Die Polyglotten im ein- 
zelnen 480. 

Anhang: Von den Bibeliibersetzungen in den 
neuerenSprachen 482 487 

244. Die deutschen Bibeliibersetzungen 482. 245. Die 
Bibeliibersetzungen in andern Kultursprachen der neueren 
Zeit 484. 

NachtrageundBerichtigungen . . . 489 

VerzeichnisderSchriftsteller 491 

Sachregister 505 

Verzeichnis hebraischer Worte und Termini . . . 519 

Verzeichnis wichtigerer Schriftstellen 520 



Tafeln. 

I, i. Ubersichtskarte von Agypten, Sinai, Palastina und Syrien. 

2. Tell el-Amarna-Tafeln im Museum von Kairo. 

3. Nabataische Inschrift aus dem W. Nasb im Sinaigebiet. 

II, i. Altsinaitische Inschriften vom W. Moghara und Serabit el-Hadem. 

2. Zur. Entwicklung des phonizischen Alphabets. 

3. Aramaischer Papyrus aus Elephantine. 

III, i. Papyrus Nash aus der Universitatsbibliothek von Cambridge. 

2. Aus dem Prophetenkodex mit babylonischer Punktation. 

3. Die samaritanische Pentateuchrolle. 

IV, i. Sirach-Handschrift. 

2. Schriftprobe aus dem Cod. Vatic, gr. 1209 (Cod. B). 

3. Miinchener Pentateuchpalimpsest. 



Abkiirzungen. 



A. Biblische Bucher. 



AT = Altes Testament (OT = Old Testament u. a.) ; atl = alttestamentlich 


Gn 


Ezr, Esr 


Sir (Eccli) 


Jon 


Ex 


Neh 


Is 


Mich 


Lv 


Tob 


Jer 


Nah. 


Nm 


Jdt 


Thr (Lam, Klgl) 


Hab 


Dt 


Est 


Bar 


Soph 


Jos 


Job 


Ez 


Agg 


Jdc (Richt) 


Ps, Pss 


Dn 


Zach 


Rut 


Prv (Spr) 


Os 


Mai 


Sm 


Koh (Eccle, Prd) 


Joel 


Makk (Mach) 


Rg (Kg) 


Ct (HI) 


Am 




Chr (Par) 


Sap (Weish) 


Abd 





NT = Neues Testament (Nouveau Testament, New Testament u. a.) ; 

ntl = neutestamentlich. 



Mt 

Mk (Me) 
Lk (Lc) 
Jo (Io) 
Apg (Act) 
Rom (Rom) 



B. = Berlin. 



Kor (Cor) 

Gal 

Eph 

Phil 

Kol (Col) 

Thess 



Tim 

Tit 

Phm 

Hebr 

Jak (lac) 

Petr 



Jo (Io) 

Jud (lud) 

Apk (Ape, Offb) 

Ev, Evv = Evan- 
gelium, Evan- 
gelien 



B. Verlagsorte. 



Brsl. = Breslau. 

Frb. i. Br. = Freiburg im Breisgau. 

Frb. i. S. = Freiburg in der Schweiz. 

Gott. = Gottingen. 

Ld. = London. 



Lp. = Leipzig. 



Mstr. i. W. = Minister i. Westf. 

N. Y. = New York. 

P. = Paris. 

Pad. = Paderborn. 

Tub. = Tubingen. 

In Diss. B. u. a. bedeutet der Ort nicht zugleich den Verlagsort. 



C. Zeitschriften, Bucher, Hss, Obersetzungen usw. 

Stern (*) bezeichnet katholische Zeitschriften und Sammelwerke. 

Ziffer mit Jahreszahl bedeutet Bandzahl, hochgestellte arabische Ziffer Anzahl 

der Hefte im Jahr, hochgestellte romische Ziffer Anzahl der Bande im Jahr, 

f> am Schlufl, dafi die Zeitschrift noch regelmafiig forterscheint. 



'A = Aquilasiibersetzung. 
Abh = Abhandlung(en). 
AdW = Akademie der Wissenschaf- 
ten. 



AmJsemL = The American Journal of 
Semitic Languages and Literatures 
(Forts, von Hebraica [i 4 .(i884/8s) 
bisii(i894/9S)])(i2 4 bis43[i927/28])f. 



XVI 



Abkiirzungen. 



AmJTh = American Journal of Theo- 

logy (i* [1897] bis 24 [1920]; dann 

inThe Journal of Religion[i 6 bis7]f. 

aufgegangen). 

2tca6 = Arabische Bibeliibersetzung. 
2Irm = Armenische Bibeliibersetzung. 
ARW = Archiv fur Religionswissen- 

schaft (i 4 [1898] bis 24 [1926]) f. 
*AtAbh = Alttestamentliche Abhand- 

lungen (i 5 [1908] bis II [1927]) f. 
3IfE> = Athiopische Bibeliibersetzung. 
b. (vor Talmudtraktaten, z. B. b. San- 

hedrin) = babylonisch (d. i. baby- 

lonischer Talmudtraktat). 
*Bb = Biblica (i 4 [1920] bis 8 [1927]) f. 
BC = Biblischer Commentar (s. u. 

S. n). 
BFchrTh = Beitrage zur Forderung 

christlicher Theologie (i 6 [1897] bis 



Bs = Bibliotheca sacra (i 4 [1844] bis 

84 [1927]) f- 

* BSt = Biblische Studien (i 4 ~ 5 [1896] 

bis 22 [1928]) f. 
BW = Biblical World (i 12 - n [1893]; 

seit 1920 mit The Journal of -Reli- 

gion* [s. AmJTh] vereinigt). 
BWAT = Beitrage zur Wissenschaft 

vom AT (i. [1908] bis 25. Heft [1920]; 

N. [2.] F. i. bis ii. Heft [1926] f.; 

3. F. [Beitr. z. Wiss. v. A. u. NT] 

i. 6. Heft [42. der g. R., 1926]) f. 

* BZ = Biblische Zeitschrift (i 4 [1903] 

bis i8[i928])f. 
*BZF = Biblische Zeitfragen(i 12 [1908] 

bis 12 [1927]) f. 
BZSF = Biblische Zeit- und Streit- 

fragen (i 12 [i9O5] bis 10 [1915/16]; 

Forts, s. ZSF). 

BzZ = Byzantinische Zeitschrift (i 4 
_ [1892] bis 26 [1926]) f. 
= Koptische Bibeliibersetzung. 
( s = Koptisch-sahidische Bibeliiber- 

setzung. 
CB = The Century Bible (s. u. S. 1 1). 

* CSs = Cursus Scripturae sacrae(s. u. 

S. n). 

D = Deuteronomistische Pentateuch- 
urkunde (s. u. S. 79). 

* D. 11 = Denzinger, H., Enchiridion 

symbolorum, defmitionum et decla- 
rationum de rebus fidei et morum. 
Ed.n,quamparavitC.BannvvartS.J., 



Frb. 

14-15 



i. Br. 1911 ( 12 i9i3, 13 i92i, 



1922, 



16-17 



1928). 



E = Elohistische Pentateuchurkunde 

(s. u. S. 79)- 
EBK = Entscheidung der Bibelkom- 

mission (s. u. S. us 3 ). 

* EH = Exegetisches Handbuch zum 

AT (s. u. S. 1 1). 

*Etrel = Etudes religieuses (43 m 
[1888] bis 70 IV [1898], bis I9o[i927])f. 

Exp = Expositor (6. S. I 12 - n [1900] 
bis 9. S. 7 [1927]) 

ExpT = Expository Times (io 12 
[1898/99] bis 38 [ 1 926/27]) f. 

F..= (2., 3. usw.) Folge. 

FRLAuNT = Forschungen zur Reli- 
gion u.LiteraturdesAu.NT(i. [1903] 
bis 17. Heft [1913]; N. F. i. [1913] 
bis 24. Heft [41. der g. R., 1926]) f. 

gintaiibersetzung(mitHss-Exponen- 

ten ; in Nr. 202, 209 u. 261 @ L = La e 

= Ausgabe von P. de Lagarde [s. u. 

S. 442]). 
GdW = Gesellschaft der Wissen- 

schaften. 

GgA = Getting, gelehrte Anzeigen. 
GHK = Gottinger Handkommentar 

(s. u. S. 1 1). 
HDB = Hastings, J., Dictionary of 

the Bible (s. u. S. 12). 
Hs,hsl = Handschrift,handschriftlich. 

* HSAT = Heilige Schrift des AT 

(s. u. S. 11). 

IcC = International critical Commen- 
tary (s. u. S. 1 1). 

* IthQ = Irish theological Quarterly 
(i 4 [1906]) f. 

j. (vor Talmudtraktaten, z. B. j. Sanh.) 
= jerusalemisch (d. i. jerusal. oder 
palastinischer Talmudtraktat). 

J = Jahwistische Pentateuchurkunde 
(s. u. S. 79). 

JbL = Journal of biblical Literature 
(I 2 [i88i] bis 46 4 [1927]) f. 

jqR = Jewish quarterly Revie w ( i [ 1 889] 
bis 20 [1908]; N. S. i 4 [1910/11] bis 
17 [1926/27]) f. 

JSoR = Journal of the Society of orien- 
tal Research (I 4 [i9i7]bis 12 [i928])f. 

JthSt = Journal of theological Stu- 
dies (i 4 [1899/1900] bis 28 [1926/27]) f. 

KAT = Kommentar z. AT (s. u. S. 1 1). 



Abkiirzungen. 



XVII 



* Kath = Katholik (i 12 - M [1821] bis 40 

[1843]; als Katholische Kirchen- 

zeitung Jahrg. 18441849; N. F. 

I [1850] bis 62 [1889]; 3. F. i [1890] 

bis 36 [1907]; 4- F. 37 [1908] 

bis 40 [1909]; 4. F. 6 [1910] bis 21 

[1918; = 98. Jahrg.]). 
KeH = KurzgefaCtes exegetisches 

Handbuch (s. u. S. 1 1). 
KHK = Kurzer Handkommentar zum 

AT(s. u. S. n). 
*KHL = Kirchl. Handlexikon, hrsg. 

von M. Buchberger, 2Bde., Munchen 

1907/12. 
KK = Kurzgefafiter Kommentar (s. u. 

S. 11). 

* KL = Kirchenlexikon , hrsg. von 
J.-Card. Hergenrother und F. Kaulen, 
12 Bde., Frb. i. Br. 1882/1901. 

* KwC = Kurzgefafiter wissenschaft- 

licher Commentar (s. u. S. n). 
= Altlateinische Bibeliibersetzung. 
SQft= der massoretische Text, die Mas- 

sora. 
M B , M 1 = Migne, J. P., Patrologiae 

cursus completus, P. 1844 1866 

(griechische, lateinische Serie ; letz- 

tere ist nach der Seitenzahl der 

neu aufgelegten Bande [1854 ff.] 

zitiert). 
MGWJ = Monatsschrift f. Geschichte 

u. Wissenschaft des Judentums (i 

[1851/52] bis 70 [= N. F. 34, 1926]) f. 
Ms = Manuskript. 
MvaG = Mitteilungen der Vorder- 

asiatischen Gesellschaft (i s ~ 6 [i896] 

bis 30 [1925]). 
N.F. = Neue Folge. 
NkZ = Neue kirchliche Zeitschrift 
. (i 12 [1890] bis 38 [1927]) f. 
N. S. = New Series, Nouvelle Serie u. a. 
NthT= Nieuw theologisch Tijdschrift 

(Forts. vonTthT; i 4 [1912] bis 16 

[1927]) f. 
* Ochr = Oriens christianus (i 2 [1901] 

bis 8 [1908]; N. S. i [1911] bis 14 

[1925]; 3.8. i [1927]) f- 
OrLz = Orientalist. Literaturzeitung 

(i 12 [1898] bis 30 [1927]) f- 
P (P g , P h , P s ) = Priesterkodex (Penta- 

teuchurkunde ; s. u. S. 79). 
*Pb= Pastor bonus (2o 12 [1907/08] 

bis 38 [1926/27]) f. 



PRE = Realenzyklopadie fur prote- 
stantische Theologie und Kirche. 

prM = Protestantische Monatshefte 
(i [1897] bis 25 [1921]). 

PrthR = Princeton theological Re- 
view (i 4 [1903] bis 25 [1927]) f. 

PSbA = Proceedings of the Society 
of biblical Archaeology (i 6 [1878/79] 
bis 40 [1918/19]; dann mit The 
Journ. of the roy. as. Soc. of Great- 
Britain and Ireland verschmolzen). 

R = Redaktor. 

R. = (i., 2. usw.) Reihe (g. R. = ganze 
Reihe). 

* Raug = Revue augustinienne (i 12> n 

[1902] bis 17 [1910]). 

* Rb = Revue biblique (i 4 [i 892] bis 1 2 

[1903] ;N. S. i bis 16 [1919]; 29^536 
[1927]) f. 

* Rbe"n = Revue be"nedictine (7* [1890] 

bis 39 [1927]; friiher Le Messager 
desFideles [1(1 884/8 s)bis 6(1 889)]) f. 

* RchScr = Recherches de Science re- 

ligieuse (i 6 [1910] bis 17 [1927]) f. 

* RClfr = Revue du Clerge fran- 

cais (i 24 - IV [1895] bis 103 [1920]). 
REj = Revue des Etudes juives (i 4 > n 
[1880] bis 83 4 - 1 [1927]) f. 

* RHLr = Revue d'Histoire et de Lit- 

terature religieuses (i 6 [1896] bis 12 
[1907]; N. S. i [1910] bis 8 [1922]). 

RHPhr = Revue d'Histoire et de 
Philosophic religieuse (5 [192 5]) f. 

RHR = Revue d'Histoire des Reli- 
gions (i 6 - n [1880] bis 94 [1926]) f. 

* Rr = Ricerche religiose (3 6 [1927]) f._ 

* RScphth = Revue des Sciences philo- 

sophiques et the"ologiques (i 4 [1907] 
bis 16 [1927]) f. 

Rsem = Revue semitique d'epigraphie 
et d'histoire ancienne (i 4 [1893] bis 

22 [1914])- 

RThPh = Revue de Theologie et de 
Philosophie (N. S. 13 [1925]) f. 

RThQr = Revue de Theologie et des 
Questions religieuses (2i 6 [1912]). 

S. = (2., 3. usw.) Serie. 

(5 = Syrische Bibeliibersetzung. 

& = Syrohexapla. 

@p = Pesitto. 

"L = Symmachusiibersetzung. 

SAT = Die Schriften des AT in Aus- 
wahl (s. u. S. 11). 



XVIII 



Abkiirzungen. 



SB = Sitzungsberichte. 
SBOT = The sacred books of the OT 
(s. u. S. 424). 

* Splb = Scripta Pontificii Instituti 
biblici. 

StKr = Theologische Studien u. Kri- 
tiken (i 4 [1828] bis 100 [1927]) f. 

X = Targum. 

= Theodotioniibersetzung. 

ThBl = Theologische Blatter ( 1 6 [i 922] 
bis 6 [1927]) f. 

* ThG = Theologie und Glaube (i 10 

[1909] bis 20 6 [1928]) f. 
ThLbl = Theologisches Literatur- 

blatt(i [1866] bis 12 [1877]; i [1880] 

bis 48 26 [1927]) f. 
ThLz = Theologische Literaturzei- 

tung (i 26 [1876] bis 52 [1927]; Biblio- 

graph. Beiblatt I 4 [i92i]bis 5 [1925])^ 
*ThprM = Theologisch-prakt. Mo- 

natsschrift (i [1891] bis 30 [1919/20]). 
*ThprQ = Theologisch-praktische 

Quartalschrift(i[i848]bis8o[i927])f. 

* ThQ = Theologische Quartalschrift 

(i* [1819] bis io8[i927])f. 
*ThR= Theologische Revue( i 20 [i 902] 

bis 26 12 [1927])! 
ThSt = Theologische Studien. 
TthT = Teyler's theologisch Tijd- 

schrift (i 4 [1903] bis 9 [191 1] ; Forts. 

NthT). 

TU = Texte u. Untersuchungen. 
UtUb = Urtext und Ubersetzungen 

(s. u. S. 406). 



33 = Vulgataiibersetzung. 

VB = Vierteljahrsschrift fur Bibel- 

kunde (i* [1903/4] bis 3 1 [1907]). 
*VDB = F. Vigouroux, Dictionnaire 

de la Bible (s. u. S. 12). 
WZKM = Wiener Zeitschrift fur Kun- 

de des Morgenlandes (34* [1927]) f. 
ZA = Zeitschrift fur Assyriologie (i 4 

[1886] bis 34 [1922]; N.F. I [1923/24] 

bis 3 [g. R. 37, 1926/27]) f. 
ZatW = Zeitschrift fur die atl Wissen- 

schaft (i 4 [1881] bis 41 [1923] ; N. F. 

i [1924] bis 4 [g. R. 45, 1927]) f- 
'ZdmG = Zeitschrift der deutschen 

morgenlandischen Gesellschaft (i 4 

[1847] bis 75 [1921]; N. F. i 2 [1922] 

bis 6 [1927], g. R. 80) f. 
ZdPV = Zeitschrift des deutschen 

Palastinavereins (i [1878] bis 5o 4 

[1927]) f. 
* ZkTh = Zeitschrift fur katholische 

Theologie (i 4 [1877] bis 51 [1927]) f. 
ZSem = Zeitschrift fur Semitistik (i 2 

[1922] bis 5 [1927]) f. 
ZSF = Zeit- und Streitfragen des Glau- 

bens, der Weltanschauung u. Bibel- 

forschung (Forts, zu BZSF ; u. R. 

[1916/17] bis 16. R. [1925]) f. 
ZThK = Zeitschrift f. Theologie u. 

Kirche (i 4 [1891] bis 32 [N. F. 9, 

1928]) f. 
ZwTh = Zeitschrift fiir wissenschaftl. 

Theologie (i 4 [1858] bis 36 [1893]; 

N.F.2[i894]bis2o[g.R.55, 1913/14]). 



D. Sonstige Zeichen. 

Stern (*) vor Verfassernamen aus neuerer Zeit bezeichnet katholische Herkunft, 

wenn diese nicht aus dem Zusammenhang, aus der Zeitschrift, dem Sammel- 

werk oder sonst (z. B. durch Zugehorigkeit zu einem religiosen Orden, wie 

O. C., O. Cist., O. F. M., O. P., O. S. B., S. J.) erkennbar ist. 

5 = Transkription des semitischen Buchstabens s. 

y. 

p. 
s. 

T. 

a = kurzes, a = langes, a = plene geschriebenes a usw. 
e , a , hochgestellt = Transkription des hebraischen wi. 
/ 5 = a >i !7|) das Geschriebene, / p = ^p ! das zu Lesende. 
usw. = omittit . 
usw. = ponit . 



Vorbemerkungen. 



1. Die Namen Bibel, Altes Testament u. a. 1 

1. Das deutsche Wort Bibel kommt zum ersten Male im Renner 
des Hugo von Trimberg (1235 1315) vor. Es geht auf den Singular 
des lateinischen biblia (Genit. bibliae) zuriick. Der Ubergang von 
biblia, -orum in die Form des Singulars ist vielleicht schon im 9. (Evan- 
geliar von der Abtei Schuttern in Baden, jetzt in der Lord Leicester- 
Bibliothek in Holkham Hall, Nr. 17: hunc biblum 2 scripsi), jedenfalls 
im 12. Jahrhundert (Katalog von Monte Cassino Nr. 119) bezeugt. Biblia 
mufi aber als Singular bereits gebraucht worden sein, ehe die romanischen 
Sprachen sich trennten (6. 7 . Jahrh.). Die Pluralform lafit auf griechisches 
TO. pHpXia schliefien 3 . Ahnlich wird o^apn, die Biicher, Dn 9, 2 (vgl. 
auch TCI pifJXva TCC ayia i Makk 12, 9; iepct pipXog 2 Makk 8, 23) ver- 
wendet. Aus dem NT stammen die Namen die heiligen Schrif- 
ten (Rom i, 2), die Schrift (Jo 10, 35; Apg 8, 32; i Petr 2, 6; 
2 Petr i, 20; Jak 2, 8). Bibliotheca wurde die Bibel genannt vielleicht 
schon bald nach dem Tode Cyprians (Liber genealogus [vgl. C. Frick, 
Chronica minora i, Lp. 1892, 160]), jedenfalls seit Hieronymus (De 
viris ill. 75 [M 1 23, 722]) und iiber das Mittelalter hinaus (vgl. den Titel 
der 33-Ausgabe in den Gesamtwerken des Hieronymus, hrsg. von J. Mar- 
tianay und A. Pouget O. S. B. [P. 1693 1706]: S. Hieronymi Divina 
Bibliotheca). 

2. Altes Testament* leitet sich von f\ TraXouoc bia9r|Kr] (2 Kor 3, 14; 
vgl. f) irptuTTi biaGriKTi Hebr 9, 15) her, das als Erganzung zu r\ Kouvfi 
biaGriKTi (Mt 26, 28 u. 6. = n^q ri^si Jer 31, 31) entstehen mufite. Die hebra- 
ische Vorlage ^Ta wird herkommlich mit Bund iibersetzt, ist aber von 
der als einseitige Verfugung (Gottes) gefaftt worden, was fur die 
meisten Falle auch richtig zu sein scheint. Die spatere engere und 



1 L. G. da Fonseca, AiaGi'iKn foedus an testamentum (Bb 8, 31 50 161 
bis 181 290 319 mit Forts.). P. Karge, Geschichte des Bundesgedankens im 
AT (AtAbh 2, 14), Mstr. i. W. 1910, 226 ff. E. Lohmeyer, Diatheke. Em Bei- 
trag zur Erklarung des ntl Begriffes (Untersuch. z. NT, hrsg. von H. Windisch, 
Hft. 2), Lp. 1913. E. Nestle, Zur Geschichte der Bibel (ZwTh 50, 91106). 
Ders., The first English example of Biblia (ExpT 15, 565 f.). 

2 Diese fehlerhafte Form lafit schliefien, dafi auch die richtige Feminin- 
form im Singular damals schon vorhanden war. 

3 Vgl. Klemens Alex. (M e 8, 668); Origenes (M e n, 1276). 

Goettsberger, Einleitung in das AT. I 



2 Vorbemerkungen. Nr. 3 

gewohnliche Bedeutung von 6ia9riKr|: letztwillige Verfiigung, 1st von 
den lateinischen Ubersetzungen und der kirchlichen Literatur in testa- 
mentum festgehalten worden (Tertullian, Adv. Marc. 4, i [M 1 z, 390] : 
dnstrumentum vel, quod magis usui est dicere, testamentum). Das 
friiher gebrauchte instrumentum (bei Tertullian und Rufinus) lebte in 
dem urcuntscap der niederdeutschen Psalmentibersetzung (zu Ps 55 [54], 
21) und in Erasmus' Novum instrumentum (1516) wieder auf. Testa- 
mentum wurde hie und da auch von testari = zeugen abgeleitet 
(Codex Teplensis, hrsg. 1882: Die Schriften des neuen Gezeugs; Augs- 
burger Bibel von 1490 zu Ps 55 [54], 21). Der Alte Bund, Schriften 
des Alten Bundes greift iiber den abwegigen Bedeutungswandel vom 
Griechischen zum Lateinischen auf das Hebraische und die gewohnliche 
Ubersetzung von s^T? zuriick. 

2. Die Einleitung in das AT als Wissenschaft l . 

3. Die atl Einleitung hatte im Laufe der Zeit einen sehr ver- 
schiedenen Umfang und wird heute noch nicht von alien ein- 
heitlich umgrenzt. Auch der Standpunkt, von dem aus sie 
zu behandeln ist, und das Ziel, dem sie zustrebt, konnten und 
konnen verschieden bestimmt werden. 

Daran ist der Name schuld, der die einschlagigen wissenschaftlichen 
Fragen nicht scharf genug heraushebt. Auch wenn man den tatsachlich 
gebrauchlichen Mindestumfang zu Grunde legt, gelingt es kaum, die 
Hauptteile in eine geschlossene Einheit zusammenzufassen. Der Grund- 
begriff Einleitung , aus dem man die behandelten Gegenstande ab- 
leiten wollte 2 , ist dafur zu fhefiend. Ihr ein apologetisches und dog- 
matisches Beweisziel zu setzen 3 , stimmt wenig mit der Art iiberein, in 
der sie tatsachlich bearbeitet wird, ebensowenig mit dem Umfang, den 
die meisten Einleitungswerke festhalten. Wenn man sie als atl Lite- 
raturgeschichte auffafit 4 , so trifft man damit am besten die Methode, 

1 Vgl. die katholischen Werke der atl Einleitung (s. u. S. 9 f.). Franz 
Delitzsch, Uber Begriff und Methode der sog. biblischen und insbes. atl Ein- 
leitung (Zeitschr. f. Prot. u. Kirche 28 [1854, 2], 133 190). * Himpel, Bespr. 
von Kaulen, Einleitung (s. u. Anm. 3)(ThQ 58, 727 741). H. Holtzmann, Uber 
Begriff und Inhalt der biblischen Einleitungswissenschaft (StKr 1860, 410 
bis 416). H. Hupfeld, Uber Begriff und Methode der sog. biblischen Ein- 
leitung, Marb. 1844. Ders., Noch ein Wort iiber den Begriff der sog. biblischen 
Einleitung (StKr 34 [1861], 328). 

2 E. Konig, Einleitung in das AT, Bonn 1893, 8. 

3 * F. Kaulen, Einleitung in die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testa- 
mentes, 5. Aufl. von G. Hoberg, i, Frb. i. Br. 191 1, 5 : Die biblische Einleitung 
ist die Rechtfertigung vom inspirierten und kahonischen Charakter der Hei- 
ligen Schrift.* 

4 C. H. Cornill, Einleitung in die kanonischen Biicher des AT (Grundrifi 
der theol. Wissenschaften ; 8 ~*mit Einschlufi der Apokryphen und Pseud- 



Nr. 4 Vorbemerkungen. 3 

nach der die Fragen behandelt werden; auch deckt sie sich, so ver- 
standen, noch am ehesten mit dem gebrauchlichen Urafang, wenn auch 
die Kanongeschichte und der Abschnitt, der vom Text und den Uber- 
setzungen handelt, damit etwas locker verbunden ist. 

Am besten verzichtet man auf ein wissenschaftliches Prinzip 
der Einleitungswissenschaft, wie auch der Name keine geschlossene 
und gegliederte Wissenschaft erwarten lafit 1 , und begniigt sich 
damit, daC ihre drei Teile durch den gemeinsamen Gegenstand 
Altes Testament zusammengehalten werden : Literaturgeschichte 
(= sog. spezielle Einleitung), Geschichte des atl Kanons, Urtext 
und Ubersetzungen des AT (letztere beiden Teile = sog. allge- 
meine Einleitung). 

3. Geschichte der atl Einleitung 2 . 

4. Da die atl Einleitung einen Namen tragt, der keinen bestimmt fafi- 
baren Inhalt verrat, und bis heute noch einen allgemein anerkannten 
Umfang entbehrt, so ist ihre geschichtliche Entwicklung schwer fest- 
zustellen. Der Notwendigkeit, in die Lesung und den Gebrauch der 
Heiligen Schrift einzufuhren, trug man schon in der Zeit der Vater 
Rechnung 3 . Vorwiegend bot man damals das, was jetzt als Hermeneutik 
noch in der Einleitung oder, wie meist, selbstandig behandelt wird. 
Davon wird auch das alteste, verloren gegangene Werk, das dem Namen 
nach hierher zu gehoren scheint : f| KXeig von Melito von Sardes (2 . Jahrh.), 
keine Ausnahme gemacht haben. Da die ersten Jahrhunderte n. Chr. 
noch an der endgiiltigen Klarstellung des atl Kanons mitbeteiligt waren, 
so fmden wir bei den Vatern und Schriftstellern dieser Zeit in der 
griechischen und lateinischen Kirche Erorterungen dariiber und im 

epigraphen), Frb. i. Br. 1896, 7 Tub. 1913, i: . . . diejenige theologische Dis- 
ziplin, welche sich mit der Heiligen Schrift als Buch beschaftigt. Vgl. 
*B. Neteler, AbriG der atl Literaturgeschichte, Mstr. i. W. 1899. 

1 Fur F. Schleiermacher ist die Einleitungswissenschaft ein Mancherlei, 
das man Einleitung [ins NT] zu nennen pflegt ; vgl. Kurze Darstellung des 
theologischen Studiums zum Behuf einleitender Vorlesungen entworfen, B. 181 1, 
c. 123 (Samtl. Werke, B. 1843, i, I 132). 

2 R. Comely S. J., Historica et critica introductio in u. T. libros sacros 
(CSc), P. 1885, 2 1894/97, Neudruck 1925, I, 5-9. *W. Fell, Lehrbuch der 
allgemeinen Einleitung in das AT (Wissenschaftl. Handbibl., i. R. 25), Pad. 
1906, 13 23. H. Hurter S. J., Nomenclator literarius theologiae catholicae 
theologos exhibens aetate, natione et disciplinis distinctos, 3 (5 Bde) Innsbr. 
1 93/ I 3 (behandelt die einzelnen Bearbeiter der atl Einleitungsfragen und die 
einschlagigen Werke). Konig (s. o. S. 2 2 ) i 7. H. L. Strack, Einleitung in 
das AT 6 , Miinchen 1906, 2 6. 

3 P. Schanz, Die Probleme der Einleitung bei den Vatern (ThQ 61, 5691). 

i* 



A Vorbemerkungen. Nr. 5 

Anschluft daran auch iiber die Herkunft der einzelnen Biicher (so bei 
Klemens Alexandrinus ft 215], Origenes ft 251], Eusebius von Casarea 
[{ 340], Epiphanius ft 403] * bis herab zu Hierohymus ft 420]). Die Wen- 
dung, welche die Auseinandersetzung mit dem Judentum nahm, hat in 
der gleichen Zeit Anlafi gegeben, dem Texte des AT und seiner Zu- 
verlassigkeit besondere Aufmerksamkeit zu schenken. In ausgedehn- 
testem Made taten dies Origenes und Hieronymus. Doch wo eigene 
Werke zur Einfiihrung in die Heilige Schrift verfafit wurden, nahm 
die Hermeneutik, wenn nicht ausschliefilich, so doch iiberwiegend den 
Raum in Anspruch ; so bei Adrian ft um 440), EiaayuiYfl eic; Taq Geiag 
ypacpdq 2 , welche sich vorwiegend mit dem AT beschaftigt, Augustinus 
(j- 430), De doctrina Christiana (M 1 34, 15 122), mit Bemerkungen iiber 
den Kanon, Junilius Africanus ft 552) mit seiner methodisch angelegten 
Schritt De partibus divinae legis 3 , Kassiodorus ft 570), der im i. Buch 
seiner Institutiones divinarum et saecularium lectionum (M 1 70, 1106 
bis 1150) den sex modi intelligentiae der Heiligen Schrift einen Ansatz 
zur Geschichte der Exegese 4 vorausschickt und eine divisio scrip turae 
sacrae (Kanon) sowie textkritische Anweisungen folgen la'ftt, und Isi- 
dorus von Sevilla ft 636), der das 6. der Etymologiarum libri XX 
(M 1 82, 73 728) und das Werk In libros V et NT 1 prooemia (M 1 83, 
155 1 80) mit dem Wissen von der biblischen Einleitung fiillt, das in 
den Schriften seiner Vorganger zerstreut war. Kosmas der Indienfahrer 
hat im 5. Buch seiner 547 verfafiten Xpicmavucfi TOiroYpacpia (M? 88, 
51 476) Anfaben iiber Verfasser, Zweck und Inhalt der biblischen 
Biicher gemacht. Mit ihm bieten am ehesten das, was wir Einleitung 
nennen, die Synopsis Vet NT' (M? 56, 313 386), angeblich von Chry- 
sostomus, welche ganz knappe Notizen fast nur zu den atl Biichern 
enthalt, und die Synopsis scripturae sacrae (M e 28, 284 438), falsch- 
lich dem hi. Athanasius zugeschrieben, welche fast alles behandelt, was 
wir in der Einleitung finden wollen. 

5. DasMittelalter kam in der Einleitungswissenschaft iiber die 
Vaterzeit nicht hinaus. Als Lehrbuch dienten lange Zeit Kassiodors In- 
stitutiones. Was Rabanus Maurus ft 856) in seinem Buch De uni- 
verso (M 1 in, 9 614) iiber die Heiligen Schriften (lib. 5) bringen 

1 Die Schrift TTepl judTpuuv xai araGinujv (hrsg. in P. de Lagarde, Veteris 
Testament! ab Origene recensiti fragmenta, Gott. 1880, i 76) umfafit Kanon, 
atl Ubersetzungen und Geographie Palastinas. 

2 M s 98, 1273 1312; aus neu aufgefundenen Hss hrsg., iibersetzt und 
erlautert von F. Coding (B. 1888). 

3 M 1 68, 15 42. H. Kihn, Theodor von Mopsuestia und Junilius Afri- 
kanus als Exegeten. Nebst einer kritischen Textausgabe von des letzteren 
Instituta regularia divinae legis, Frb. i. Br. 1880. 

4 Er nennt als introductores scripturae divinae den Donatisten Ticonius 
(Liber de septem regulis), Augustinus, Adrian, Eucherius (*h 450/55; Formu- 
larum spirituals intelligentiae ad Veranum liber unus), Junilius, und bezeichnet 
das eigene Werk als libri introductorii. 



Nr. 6 Vorbemerkungen. 5 

kann, hat er aus Isidor. Auch Hugo a S. Victore (f 1141) gelangt in 
seiner speziellen Einleitung De Scripturis et scriptoribus sacris 
(M 1 175, 9 28), seinen Annotationes elucidatoriae und sonstigen Vor- 
bemerkungen zu atl Biichern (M 1 175, 29 ff.) nicht viel weiter; ebenso- 
wenig die nachfolgenden grofien Theologen der Scholastik, deren Be- 
muhungen hauptsachlich in der spekulativen Dogmatik aufgingen. Doch 
setzten sich die Anfange der Textkritik seit Kassiodor, allerdings zu- 
nachst auf den 33-Text beschrankt, das ganze Mittelalter hindurch in 
immer steigendem Umfange fort. Seit dem 13. Jahrhundert trieb der Zu- 
sammenstofi der scholastischen Theologie mit dem Judentum und dem 
Islam, vor allem in Spanien und Gallien, zur Pflege der orientalischen 
Sprachen, und das kam ebenso wie nach dem Falle von Konstantinopel 
(1453) der Einbruch der griechischen Gelehrten ins Abendland besonders 
der atl Einleitung zugute. Seit die Lehrstiihle fur orientalische Sprachen 
in Rom, Paris, Salamanca, Oxford, Bologna errichtet waren(i3ii), fehlte 
es nicht an Lehrern der Bibelwissenschaft, die auch im AT auf den 
Urtext zuriickgreifen konnten. Die humanistische Bewegung, die fremde 
Sprachen, das Griechische besonders, spa'ter auch das Hebraische, und 
Literaturen pflegte, wirkte schliefilich wiederum fur die Weiterentwick- 
lung der atl Einleitung. 

6. So waren im 16. Jahrh. die Vorbedingungen zu einem grofien Fort- 
schritt in der Ausgestaltung der atl Einleitung vorhanden. Sanctes Pa- 
gninus O. Pr. (-J- 1541), der im Unterschied vom Mittelalter wieder den 
Namen Einleitung* gebrauchte, bot in seinem Isagoges seu intro- 
ductionis ad sacras literas liber unicus (Lyon 1528) hauptsachlich die 
althergebrachte Hermeneutik, aber doch auch einiges iiber hebraische 
Sprache und Schrift, Ubersetzungen und Kanon. Antonius Beuter 
handelt in seinen Annotationes X in sacram Scripturam (Valencia 1547) 
neben der Hermeneutik auch ausgiebig vom Kanon, der Literaturge- 
schichte und den Ubersetzern der Heiligen Schrift. Viel griindlicher und 
einlafilicher noch geschah das in der Bibliotheca sancta von Sixtus 
Senensis O. Pr. (Venedig 1566), .einem Werk, das fur ein Jahrhundert 
uniibertroffen blieb 1 ; die textliche Seite des AT ist dabei freilich nicht 
zu ihrem vollen Rechte gekommen. Die Reformation konnte ihrer 
Grundlage nach nicht ohne Einflufi auf das Bibelstudium und damit 
auf die atl Einleitung bleiben. Ihr Kampf gegen den kirchlichen Kanon 
fuhrte im Laufe der Zeit zu einer besseren und grtindlicheren Ausge- 
staltung der Kanongeschichte. Da die Reformatoren unter Ablehnung 
der kirchlichen Tradition ihren Glauben allein aus der Bibel schopfen 
wollten, gewann der richtige urspriingliche Wortlaut eine viel grofiere 
Bedeutung. Dadurch wurden sie eine Zeitlang zu einer iibertriebenen 
Schatzung des massoretischen Textes verleitet, wie sie bei den Juden 



1 Auch des Lutheraners M. Walther Officina biblica noviter adaperta* 
(Lp. 1636), welche schon allgemeine und spezielle Einleitung unterschied, 
lehnt sich an Sixtus Senensis an. 



6 Vorbemerkungen. Nr. 7 

damals herrschte. Der reformierte Exeget Ludwig Cappellus (-J- 1658}* 
und der katholische Exeget und Oratorianer Johannes Morinus (*f- i659) 2 
setzten in zaher Arbeit schlieftlich die kritische Einschatzung der Text- 
sicherheit gegen mafilose Ubertreibungen durch. Erst hierdurch ward eine 
textkritische Materialiensammlung ermoglicht, wie sie in der Londoner 
Polyglotte von Brian Walton (1657) als Kronung der friiheren Poly- 
glotten von Alcala, Paris und Antwerpen erreicht wurde 3 . Ein Werk, 
das alle diese neuen Fermente der wissenschaftlichen Arbeit am AT 
auch in der aufteren Form einer atl Einleitung zusammenfafite und 
weiter forderte, war die Histoire critique du texte, des versions et des 
commentateurs duVieux Testament (P. 1678) des Oratorianers Richard 
Simon (-J- 1712), der das AT gesondert vom NT 4 in seinen einzelnen 
Bestandteilen text- und literarkritisch und literaturgeschichtlich behandelte 
und so im wesentlichen den neuzeitlichen Typus der historisch-kriti- 
schen Einleitung dem Namen und der Sache nach schuf. 

7. Damit war dieser biblische Wissenszweig um einen bedeutsamen 
Schritt vorwarts gefuhrt, vielleicht in manchen Punkten iiber die Grenz- 
linie hinaus, welche die konservativeren unter den katholischen Exe- 
geten selbst heutzutage fur richtig halten. Um so begreiflicher ist es, 
daft damals Simons Versuch allgemein abgelehnt wurde : von den Katho- 
liken, die neben der Kuhnheit und Neuheit seiner Ideen eine Anna'he- 
rung an die protestantische Schriftauffassung fiirchteten, und nicht 
minder scharf von den Protestanten, die, noch in der ungeschwachten 
Orthodoxie der Reformatorenzeit festgewurzelt, ihre ausschlieftliche und 
uberschatzte Glaubensquelle durch ihn gefahrdet sahen. Das Extrem 
der letzteren ubrigens, die Uberspannung der Schriftautoritat, rief ein 
entgegengesetztes Extrem auf den Plan oder bot ihm wenigstens eine 
giinstige Angriffsflache. Der englische Deismus, eine philosophisch- 
theologische Haresie, suchte in Verbindung mit den franzosischen En- 
zyklopadisten den entgegenstehenden Bibelglauben durch AngriiFe auf 
die Heilige Schrift zu entwurzeln. Mit besonderem Erfolg hatte Baruch 
Spinoza (*J- 1677) die historisch-kritische Behandlung der atl Einleitungs- 
fragen noch vor Simons epochemachendem Werke in den Dienst dieser 
Richtung gestellt 5 , und gerade diese Verbindung zwischen den ratio- 
nalistischen Tendenzen und der historisch-kritischen Methode in der 
Bibelwissenschaft ist in immer sich steigerndem Mafte das Kennzeichen 
besonders der neuzeitlichen akatholischen Einleitung in das AT ge- 

1 Sein Arcanum punctationis revelatum wagte er nicht unter seinem 
Namen zu veroffentlichen. 

2 Exercitationum biblicarum de hebraei graecique textus sinceritate libri 
duo, P. 1660. 

3 Siehe unten 243. 

4 Diese Trennung setzte sich mehr und mehr, wenn auch bis heute nicht 
ausschliefilich, durch, well die wachsende Fiille des StofFes und die ver- 
schiedenartigen erforderlichen Spezialkenntnisse dies nahelegten. 

5 Tractatus theologico-politicus, Hamb. 1670. 



Nr. 7 Vorbemerkungen. 7 

worden l . Ein paar Generationen suchten sich dieser unheilvollen Ent- 
wicklung zu erwehren. So wollte J. G. Carpzov (f 1767) in seiner In- 
troductio ad libros canonicos bibliorum VT 1 omnes (Lp. 1714/21) 
und seiner Critica sacra VT 1 * (Lp. 1728) in streng lutherischem Sinne 
die Pseudocritica iiberwinden. Aber mit J. S. Semlers (f 1791) Ab- 
handlung von freier Untersuchung des Canon (Halle a. d. S. 1771/74) 
und seinem Apparatus ad liberalem VT 1 interpretationem (Halle a. d. S. 
1773), ferner mit J. G. Eichhorns (f 1827) Einleitung 2 in das AT 
(Lp. 1780/83) und J. G. Herders (f 1803) Ausmiinzung der gleichen 
rationalistischen Grundauffassung vom AT in seinen schongeistigen 
Schriften kam die protestantische Einleitungswissenschaft endgiiltig unter 
den Bann derjenigen Richtung, welche das AT, losgelost von alien iiber- 
natiirlichen Einfliissen, als rein menschliche und vielfach nur mehr als 
Nationalliteratur des judischen Volkes wertet. Die katholische Auf- 
fassung war aus dem Umsturz der Reformation unerschiittert hervor- 
gegangen und infolgedessen viel fester und rationeller unterbaut geblieben. 
Grundstiirzende Ideen fanden deshalb keinen Eingang. Auch die hi- 
storisch-kritischen Gedanken R. Simons wurden keineswegs ausdriicklich, 
bewufit und mit einem Male aufgenommen. Aber das Wahre an ihnen 
wirkte fort; so u. a. bei Augustin Calmet O. S. B. (] I757) 3 . In Kraft 
dieser Methode, zugleich um die rationalistische Bibelkritik mit ihren 
eigenen Waflfen zu schlagen, gab der katholische Schriftsteller J. As true 
(J- 1766) durch seinen Versuch, die Pentateuchfrage zu losen, Anstofi 
zur Literarkritik, zunachst des Pentateuchs, dann aber aller iibrigen 
Biicher des AT, eine Behandlungsweise der atl Literatur, die eine 
ungeahnte Ausdehnung gewann, eine Verfeinerung ins Kleinste erfuhr 
und der gegenuber noch heute alle iibrigen Fragen der atl Einleitung 
in den Schatten treten. Astrucs neuartige Methode, welche den Glauben 
an die Zuverlassigkeit des AT stiitzen sollte, griff zuerst die deutsche 
negative Bibelkritik auf, bildete sie fort und um und fiihrte als neues 
Moment seit 1806 unter bahnbrechender Fvihrung W. M. L. de Wettes 
(j- 1849) die religionsgeschichtliche Kritik in die atl Einleitung 
ein. Literarkritik . und religionsgeschichtliche Kritik unter Nachwirkung 
der friiheren antibiblischen Einstellung dieser Richtung bilden seitdem, 
von katholischem Standpunkt aus gesehen, die charakteristischen Kenn- 
zeichen der atl Einleitung, wie sie die mafigebenden Exegeten des 
modernen Protestantismus pflegen. Der Riickschlag, den E. W. Heng- 

| 

1 Cornill (s. o. S. 2 4 ) riihmt (S. 3) von Spinoza, dafi er in geradezu klassischer 
Weise der Disziplin Aufgabe und Ziel gewiesen und mit genialer Intuition 
viele ihrer wichtigsten Resultate vorweggenommen habe. 

2 Dieses Wort wird hier zum ersten Male vom AT gebraucht. G. L. Bauer 
(Entwurf einer historisch-kritischen Einleitung in die Schriften des AT 3 , 
Niirnb. 1806) nennt sie zuerst historisch-kritisch. 

3 Vgl. La s. Bible en latin et en franQais, P. 1707 ff.; daraus Dissertations, 
qui peuvent servir de prolegomenes de 1'Ecriture sainte, P. 1720; lat. : Pro- 
legomena et dissertationes in omnes et singulos s. Scripturae libros, Luca 1729. 



8 .Vorbemerkungen. Nr. 8 

stenberg (] 1869) und H. A. C. Haevernick (-f- 1845) mit ihrer Versohnung 
der historischen und literarischen Kritik und des orthodoxen Bibel- 
glaubens herbeifiihrten, hielt nicht lange vor. Die Gegnerschaft gegen 
die moderne Methode in der atl Einleitung wird zwar auch jetzt noch 
von einer Minderheit im inner- und aufierdeutschen Protestantismus 
aufrecht erhalten. Aber die vorherrschende Richtung ist gegenwartig 
noch so, dafi fur die katholische und protestantische Exegese ein ge- 
meinsamer Boden der Forschung in grundsatzlichen Fragen, abgesehen 
von einzelnen und besonders von wissenschaftlich-technischen Punkten, 
nicht so bald gefunden werden wird. Wenn sich auch bei den Protestanten 
Forscher finden, die in einzelnen Fragen sich dem Bann der antibiblisch 
eingestellten Vergangenheit zu entziehen beginnen und eine griindliche 
Nachpriifung der uberkommenen Voraussetzungen fordern, so ist das 
mehr ein miihsames Schwimmen gegen den Strom der Tagesmeinung, 
der immer wieder alle Gegenwehr zu iiberfluten droht. 

8. So wohlwollend katholische Kreise dem Versuche Astrucs 
gegeniiberstanden, so zogen sie sich doch bald davon zuriick, 
namentlich seitdem er mehr und mehr in den Dienst einer Rich- 
tung geriet, die mit den katholischen Anschauungen vom Wesen 
und Wert der Bibel nicht in Einklang zu bringen war. Die katho- 
lischen Einleitungswerke x des 19. Jahrhunderts entwickelten die 
Disziplin stetig fort. Ohne sich durch die neuen Ideen beirren 
zu lassen, bauten sie die Anregungen der Vergangenheit weiter 
aus. Da sie die kritische Richtung fur abwegig hielten, schenkten 
sie ihr wenig Beachtung, wenn sie es nicht fur angezeigt hielten, 
sich mit ihr kritisch auseinanderzusetzen. In der zweiten Halfte 
des 19. Jahrhunderts beschaftigte sich die sog. fortschrittliche 
Exegetenschule (l'ecole large) 2 besonders eifrig mit der Inspi- 
rationsfrage. Das blieb nicht ohne Riickwirkung auf die Stellung, 
welche die katholischen Exegeten zur Literarkritik bisher ein- 
genommen batten. Mehr und mehr zog diese unter den atl Ein- 
leitungsfragen das Interesse auf sich. So zuriickhaltend und vor- 
sichtig man dauernd blieb, so lafit sich doch nicht leugnen, dafi 
eine Literarkritik auf eng umgrenztem Gebiet heute von der Mehr- 

1 Davon seien hervorgehoben : D. Haneberg O. S. B., Geschichte der 
biblischen Offenbarung als Einleitung in das A und NT, Regensburg 1850, 
4 von B. Weinhart 1876; J. G. Herbst, Historisch-kritische Einleitung in die 
Heiligen Schriften des AT, hrsg. von B. Welte, Karlsr. 1840/44; F. H. Reusch, 
Lehrbuch der Einleitung in das AT, Frb. i. Br. 1859, 4 1870; J. M. A. Scholz, 
Einleitung in die Heiligen Schriften des A und NT, Koln 1845/48. 

2 Vgl. A. Houtin, La question biblique chez les catholiques de France 
au XIX e siecle 2 , P. 1902. 



Nr. 9 Vorbemerkungen. 9 

zahl der fiihrenden atl Einleitungswerke nicht mehr abgelehnt 
wird. Unter Wahrung grundsatzlicher Uberzeugungen halt man 
eine gemafiigte Literarkritik auf dem Boden des AT fur zulassig 
und notwendig. Immerhin bietet ein Ausgleich zwischen dem, 
was die Dogmatik iiber den Vorgang der Inspiration und iiber 
deren Tragweite lehrt, und einer Literarkritik, die im andern Lager 
mit umsturzenden Anschauungen verkettet ist, nicht gewohnliche 
Schwierigkeiten. Die kirchliche Autoritat war deshalb von jeher 
bemiiht, einer solchen Methode nicht voreilig freie Bahn zu lassen, 
und manche bisherigen Versuche, die Literarkritik in betracht- 
licherem Ausmafie in die katholische Einleitungswissenschaft ein- 
zubiirgern, konnte sie nicht fur unbedenklich erklaren 1 . 

4. Neuere Werke uber die Einleitung in das AT. 

9. W. W. v. Baudissin, Einleitung in die Biicher des AT, Lp. 1901. Cor- 
nely (s. o. S. 3 2 ). Ders., Historicae et criticae introductionis in utriusque 
Testament! libros sacros compendium, 2 P. 1891; 9 Introductionis in S. Scrip- 
turae libros compendium, ed. nova auctore A. Merk S. J. (CSs), P. 1927. 
Co mill (s. o. S. 2 4 ). S. R. Driver, Einleitung in die Literatur des AT, 
deutsch von W. Rothstein, B. 1896 (englisch zuerst 1891, 9 i9i3, jetzt 
ii. Aufl. erschienen). Fell (s. 6. S. 3 2 ). J. Fiirst, Geschichte der bibli- 
schen Literatur und des jiidisch-hellenistischen Schrifttums, Lp. 1867/70. 
A. Geiger, Urschrift und Ubersetzungen der Bibel, Brsl. 1857. Ders., 
Einleitung in die biblischen Schriften (Nachgelassene Schriften 4, B. 1877, 
I 279). *F. E. Gigot, General Introduction to the study of Holy Scrip- 
ture, N. Y 1904. Ders., Special Introduction to the canonical books of the 
OT, i,N.Y. 1901 ( 2 1903); 2, 1906. Holzhey(s.u. Anm. i). H.Hopfl O.S.B., 
Introductionis in sacros utriusque Testamenti libros compendium. I. Intro- 
ductio generalis, Rom 1922, 2 1926; II. Introductio specialis in librosVeteris Testa- 
menti, 1921, 2 1925. * A. H u d a 1 , Einleitung in die Heiligen Biicher des AT. 
Lehrbuch fur Theologie-Studierende, Graz 1920, 2 ~ 3 (Kurzgef. Einl. usw.) 1925. 
E. Hiihn, Hilfsbuch zum Verstandnis der Bibel. I. Die Bibel als Ganzes. 
Namen und Umfang, Sammlung, Textgestalt, Handschriften und Uber- 
setzungen der Bibel, biblische Archaologie, israelitisch-jiidische Geschichte 
bis zum Bar Kochba-Aufstand 135 n. Chr. II. Das AT nach Inhalt und Ent- 

1 Von neueren Werken iiber atl Einleitung wurden von einem kirchlichen 
Verbote betroffen: K. Holzhey, Kurzgefafites Lehrbuch der speziellen Ein- 
leitung in das AT (Wissenschaftl. Handbibl., i. R. 31), Pad. 1912 ; G. B. Pelt, 
Storia dell' Antico Testamento. Unica traduzione italiana autorizzata dall' au- 
tore con important! modificazioni ed aggiunte del A. Rousselle, Rom 1907 ; Sal- 
vatorelli ed E. Hiihn, La Bibbia. Introduzione all' Antico e al Nuovo Testa- 
mento, Mailand 1916; F. Vigouroux, M. Bacuez et A. Brassac, Manuel biblique. 
AT 14 , P. 1917/20. 



IO Vorbemerkungen. Nr. 9 

stehung, Tiib. 1904. *Institutiones biblicae scholis accommodatae. I. De S. 
Scriptura in universum, Rom 1927. *Kaulen (s. o. S. 2 3 ) Konig (s. o. S. 2 2 ). 
A. Kuenen, Historisch-kritische Einleitung in die Biicher des AT hinsichtlich 
ihrer Entstehung und Sammlung. I, i u. 2 iibers. von T. Weber; II u. Ill, i 
iibers. von C. T. Miiller, Lp. 1 887/94 (holland. 3 Bde, Leiden 1861/65 ; 2 [I III, i] 
1887/93). *J. Nikel, Grundrifi der Einleitung in das AT (Lehrbiicher zum 
Gebrauch beim theol. Studium), Mstr. i. W. 1924. *A. Schopfer, Geschichte 
des AT mit besonderer Riicksicht auf das Verhaltnis von Bibel und Wissen- 
schaft, Brixen 1894, 6 Miinchen 1923. E. Sellin, Einleitung in das AT 4 , 
Lp. 1925. W. Staerk, Die Entstehung des AT 2 (Samml. Goschen), Lp. 1912, 
Neudruck 1918. C. Steuernagel, Lehrbuch der Einleitung in das AT. 
Mit einem Anhang iiber die Apokryphen und Pseudepigraphen (Samml. 
theol. Lehrbiicher), Tiib. 1918. Strack (s. o. S. 3 2 ). P. Thomsen, Das AT, 
seine Entstehung und seine Geschichte (Aus Natur und Geisteswelt 669), 
Lp. 1918. Vigouroux-Bacuez-Brassac (s. o. S. 9 1 ). 



I. Teil. Die Biicher des AT 
im einzelnen. 

5. Literatur zum ganzen AT. Allgemeines. 

Kommentare iiber das ganze AT: 

10. a) Katholische : Kurzgefafiter wissenschaftl. Commentar zu den Heiligen 
Schriften des AT. Auf Veranlassung der Leo-Gesellschaft hrsg. von B. Schafer, 
Wien 1901 ff. (bis jetzt Ex, Jos, Sm, Chr, Ezr-Neh, Est, Jer, Thr, Bar, Ez, Dn 
Abk. : KwC). Cursus Scripturae sacrae auctoribus R. Comely, J. Knabenbauer, 
F. de Hummelauer aliisque Soc. lesu presbyteris (Sectio prima : Libri intro- 
ductorii; Sectio altera: Commentarii in VT), P. 1.884 ff. (z. T. in 2. Aufl.; es 
fehlen noch 3 und 4 Kg, 2 Par, Ezr Neh, Tob, Jdt, Est und Jer; Abk.: CSs). 
In den Etudes bibliques, veroffentlicht von P. Lagrange (P. 19038".), ist auch 
ein Kommentar zum ATvorgesehen (bis jetzt Jdc, Sm, Job, Koh, Is, Jer, Kl. Proph.). 
Exegetisches Handbuch zum AT, in Verbindung mit Fachgelehrten hrsg. von 
J. Nikel (f 1925) und A. Schulz, Mstr. i. W. 1912 ff. (bis jetzt Jos, Sm, Kg, Sap, 
Sir, Is Abk.: EH). Die Heilige Schrift des AT iibersetzt und erklart, in Ver- 
bindung mit Fachgelehrten hrsg. von F. Feldmann und H. Herkenne, Bonn 
1923 ff. (bis jetzt Jos, Jdc mit Ruth, Kg, Prv, Koh, Sir, Ez Abk.: HSAT). 

11. b) Akatholische : The Century Bible. Introduction, Revised Version, 
notes, maps, Ld. 1904 ff. (Abk.: CB). Biblischer Commentar iiber das AT, 
hrsg. von C. F. Keil und Franz Delitzsch, Lp. 1861 ff. (einzelne Bde in meh- 
reren Auflagen Abk. : BC). The international critical Commentary on the 
Holy Scriptures of the OT, Edinburgh 1895 ff. (Abk. : IcC). Kurzgefafites 
exegetisches Handbuch zum AT, von F. Hitzig u. a., Lp. 1838 ff. (Abk.: KeH). 
Handkommentar zum AT, hrsg. von W. Nowack, Gott. 1892 ff. (vielfach in 
mehreren Auflagen; neuerdings G6ttinger Handkommentar betitelt Abk.: 
GHK). Kurzer Hand-Kommentar zum AT, hrsg. von K. Marti, Tub. 1897 ff. 
(einige Bde in neuer Aufl. Abk.: KHK). Kommentar zum AT, hrsg. von 
E. Sellin, Lp. 1913 (bisher Gn, Dt, Sm, Ps 3 ~ 4 , Jer, Ez, Kl. Proph. Abk. : KAT). 
Kurzgefafiter Kommentar zu den Heiligen Schriften des A und NT sowie 
zu den Apokryphen, hrsg. von H. L. Strack und O. Zockler, Miinchen 1886 ff. 
(einige Bde in neuer Aufl. Abk. : KK). Die Schriften des AT in Auswahl, 
neu iibersetzt und fur die Gegenwart erklart von H. Gunkel u. a., Gott. 1909 ff., 
2 1921 ff. (Abk.: SAT). Die Heilige Schrift des AT, in Verbindung mit . . . 
iibersetzt von E. Kautzsch, Tub. 1894, 4 hrsg. von A. Bertholet, 1922/23. 
Weil die Deuterokanonika des katholischen Kanons bei den Prote- 



12 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 12 

stanten als apokryph betrachtet warden, finden sich Kommentare zu ihnen 
meist getrennt vom AT (s. jedoch KK 9): R. H. Charles, The Apocrypha 
and Pseudepigrapha of the OT in English with introductions and critical 
and explanatory notes to the several books, Oxford 1913. Kurzgefafites exe- 
getisches Handbuch zu den Apokryphen des AT, von O. F. Fritzsche und 
W. Grimm, Lp. 1851/60. E. Kautzsch, Die Apokryphen und Pseudepigraphen 
des AT iibersetzt und hrsg., Frb. i. Br. 1900. 

12. Weitere Literatur iiber das ganze AT: 

H. Grefimann, Altorientalische Texte und Bilder zum AT, in Verbin- 
dung mit A. Ungnad und H. Ranke hrsg., Tub. 1909 ; 2 in Verb, mit E. Ebe- 
ling, H. Ranke, N. Rhodokanakis hrsg. 1926. H. Guthe, Kurzes Bibel- 
worterbuch, Tub. 1903. M. Ha gen S. J. , Lexicon biblicum (CSs, Pars 
prior 4, i), P. 1905/11. J. Hastings, A dictionary of the Bible dealing with 
language, literature and contents including the biblical theology, 4 vol. und 
i extra volume, Edinburgh 1904 (Abk.: HDB). M. Hetzenauer O. C., Theo- 
logia biblica. I. VT, Frb. i. Br. 1908. A. Jeremias, Das AT im Lichte des 
alten Orients 3 , Lp. 1916. A. Jirku, Altorientalischer Kommentar zum AT, 
Lp. 1923. R. Kittel, Geschichte des Volkes Israel 5 " 6 , Gotha 1923/25. 
E. Konig, Theologie des AT, kritisch und vergleichend dargestellt 3 ~ 4 , Stutt- 
gart 1922. F. X. Kugler S. J., Im Bannkreis Babels. Panbabylonistische 
Konstruktionen und religionsgeschichtliche Tatsachen, Mstr. i. W. 1910. 
J. Nik el, Das AT im Lichte der altorientalischen Forschungen (BZF 2, 3 7; 
3> 3/4; 5. 31 8, 5/6). E. C. A. Riehm, Handworterbuch des biblischen Alter- 
tums fur gebildete Bibelleser 2 , besorgt von F. Baethgen, Bielefeld 1893/94. 
E. Schrader, Die Keilinschriften und das AT 3 , neubearbeitet von H. Zim- 
mern und H. Winckler, B. 1903. * J. Schuster und J. B. Holzammer, Hand- 
buch zur biblischen Geschichte. i. Das AT, von J. Selbst und E. Kalt 8 , 
Frb. i. Br. 1925. * F. Vigouroux, Dictionnaire de la Bible, P. 1895/1912; Sup- 
plement public" sous la direction de L. Pirot, P. 1926 ff. (Abk.: VDB). 

Zeitschriften s. im Verzeichnis der Abkiirzungen. 

Bibliographic: Theologischer Jahresbericht (i [1881] 32 [1912]); Bb, BZ, 
ThLbl, ThLz, ThRv, ZatW mit Unterbrechungen). 

13.. Die Reihenfolge und Gruppierung der atl Schriften 
hat im Laufe der Zeit vielfach gewechselt 1 . Auch jetzt noch 
treffen wir einzelne Unterschiede in der Anordnung an. 

Im Folgenden werden die Biicher des AT (mit Ausnahme von Makk 2 ) 
in der Aufeinanderfolge behandelt, wie sie in der amtlichen Vulgata- 
ausgabe stehen. Dabei ergibt sich eine in der Hauptsache naturgemafie 
Einteilung in geschichtliche Biicher, poetische und Lehrschriften und 
Propheten. 

1 Siehe unten 200 und 201. 

2 Sie sind im Unterschied von der 33, wo sie am Schlufi des AT stehen, 
an die geschichtlichen Biicher angereiht worden, welche langere Zeitraume 
umfassen. 



Nr. 15 A. Die Geschichtsbucher. I. Der Pentateuch. 13 

A. Die Geschichtsbucher. 

6. Allgemeines. 

14. Die Juden haben dem ersten Buch des AT eine besondere 
Stellung eingeraumt, well man ihm einen hoheren Grad von 
Inspiration zuerkannte, hauptsachlich aber wohl deshalb, weil sein 
Inhalt iiberwiegend den Charakter eines Gesetzbuches hat. Da auch 
die Gesetze dieses Buches in die geschichtlichen Ereignisse einge- 
fiigt sind, kann man den Pentateuch mit den Geschichtsbiichern zu- 
sammennehmen. Gn bis 4 Kg stellen in ihrer gegenwartigen 
Gestalt eine geschlossene Geschichte von der Schopfung 1 bis 
zuni babylonischen Exil (586 v. Chr.) dar. Chr mit Ezr-Neh lauft 
dieser Darstellung parallel und fiihrt die Erzahlung weiter bis zur 
Wiederherstellung des judischen Gemeinwesens (432 v. Chr.). Erst 
die Makk-Bucher schildern wieder einen groCeren abgeschlossenen 
Zeitabschnitt (176 135 v. Chr.). Zwischenhinein gehoren die- 
jenigen geschichtlichen Biicher, welche bloC von einzelnen Er- 
eignissen und Personen oder Familien berichten : Ruth, Jdt, Tob, 
Est. Ein rein geschichtliches Buchlein ist auch Jon, das aber 
einen Bestandteil des Zwolfprophetenbuches bildet. 

1. Der Pentateuch. 

7. Name. Literatur. 

15. Das erste Buch des AT wurde und wird bei den Juden 
Buch des Gesetzes Jahwes (2 Chr 17, 9), Buch des Gesetzes 
Moses' (Neh 8, i), Gesetz Jahwes (i Chr 22, 12), Gesetz Mo- 
ses' (2 Chr 23, 1 8), schlieBlich einfach Gesetz, "nin (Neh 8, 2; 
NT: 6 vouoc; 2 ), und Buch Moses' (Neh 13, i) genannt. Trotz 
der alten Fiinfteilung ist es einheitlich angelegt 3 ; nur der erste 
und letzte Teil, Gn und Dt, haben einen abgeschlossenen Inhalt, 

1 Die judische Weltara, welche sich auf die Zeitangaben des AT stiitzt, 
zahlt 1927 als das Jahr 5688 seit der Schopfung ('p 'A r/s-r* = 688 nach 
der kleinen Zahlung [lap tsis^], d. i. ohne die Tausende); vgl. E. Mahler, Hand- 
buch der judischen Chronologic (Schriften, hrsg. von der Ges. z. Ford. d. Wiss. 
d. Judent.), Lp. 1916, 592. 

2 Auch Name fur das ganze AT; z. B.Jo 12, 34. 

3 Uber den sog. Hexateuch = Gn Jos vgl. unten 22. 



I A I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 16 

sind aber jetzt, besonders Dt, auch formell mit den iibrigen Teilen 
verbunden. Die Fiinfteilung ist seit Philo (*f* 40 n. Chr. ; vgl. 
De Abrah. i) bezeugt. Sie erfolgte wohl aus lese- und buch- 
technischen, kaum aus symbolischen Griinden. Daraus entstand 
der Name r| TcevTaTeuxoq (sc. pt^Xog) = ein Buch in einem Be- 
halter mit fiinf Rollen, bezeugt durch Ptolemaus, Epistola ad 
Floram (bei Epiphanius, Adv. haer. 33, 4 [M ff 41, 560]), Penta- 
teuchus (Tertullian, Adv. Marc, i, 10 [M 1 2, 282]), der Penta- 
teuch*. Zusammen mit dem Titel Buch Moses' ergab die 
Teilung den Namen die fiinf Biicher Moses' (Rufinus, Hiero- 
nymus), talmudisch die fiinf Fiinftel des Gesetzes (z. B. b. Sanh. 
f. 44 a ; vgl. auueo~cpeKtubeiju [= das Fiinftel der Zahlungen] bei 
Origenes in Ps i [Eusebius, Hist. eccl. 6, 25, 2]). Die 35 hat die 
Namen der einzelnen Biicher : Genesis (= Gn), Exodus (= Ex), 
Leviticus (== Lv), Numeri (= Nm), Deuteronomium (= Dt), aus 
der ubernommen, sie latinisiert oder iibersetzt. Daneben setzt 
sie die hebraischen Bezeichnungen in Umschrift: Beresith, Veelle 
semoth, Vaicra, Vaiedabber, Elle hadebarim, Anfangsworte der 
Biicher, mit welchen die Juden Verweise einleiteten 1 , und die aus 
dem Prologus galeatus des Hieronymus (Vorrede zur 35-Uber- 
setzung von Rg) herriihren. 

16. Kommentare zu den Biichern des Pentateuchs: 

B. Baentsch, Ex-Lv-Nm iibersetzt und erklart (GHK i, 2), Gott. 1903. 

A. Bertholet, Lv erklart (KHK 3), Frb. i. Br. 1901. Ders., Dt erklart 
(KHK 5), Frb. i. Br. 1899. Frz. Delitzsch, Neuer Kommentar iiber die Gn, 
Lp. 1887. C.DierO.Pr., Genesis iibersetzt und erklart, Pad. 1914. S. R. Driver, 
A critical and exegetical commentary on Dt (IcC), Edinburgh 1895. G. B. Gr ay, 
A critical and exegetical commentary on Nm (IcC), Edinburgh 1903. H. G unkel, 
Gn iibersetzt und erklart (GHK I, i), Gott. 1901, 4 1917. M. Hetzenauer O. C., 
Commentarius in librum Genesis, Graz 1910. *G. Hoberg, Die Gn nach dem 
Literalsinn erklart 2 , Frb. i. Br. 1908. D. Hoffmann, Das Buch Lv erklart, 

B. 1905/6. Ders., Das Buch Dt iibersetzt und erklart, I, B. 1913, II 1922. H. Hol- 
zinger, Gn erklart (KHK i), Frb. i. Br. 1898. Ders., Ex erklart (KHK 2), 
Frb. i. Br. 1900. Ders., Nm erklart (KHK 4), Frb. i. Br. 1903. F.deHummel- 
auerS. J., Commentarius in Genesim (CSs), P. 1895. Ders., Commentarius 
in Ex et Lv (CSs), P. 1897. Ders. , Commentarius in Nm (CSs), P. 1899. Ders., 
Commentarius in Dt (CSs), P. 1901. A. R. S. Kennedy, Lv and Nm. Introduc- 
tion, Revised Version, with notes, index and map (CB), Ld. 1910. A. Knobel, 
Die Gn, 6 von A. Dillmann (KeH), Lp. 1892. Ders., Ex-Lv, 3 von V. Ryssel (KeH), 
Lp. 1897. Ders., Nm, Dt, Jos, 2 von A. Dillmann (KeH), Lp. 1886. E. K6- 

1 Nm wurde auch "IIHM, Dt n^ an genannt. 



Nr. 1 8 A. Die Geschichtsbiicher. I. Der Pentateuch. 15 

nig, Die Gn eingeleitet, iibersetzt und erklart, Giitersloh 1919, 2 ~ 3 1925- 
Ders., Das Dt eingeleitet, iibersetzt und erklart (KAT 3), Lp. 1917. 
A. M c N e i 1 e , The book of Ex with introduction and notes (Westminster 
Commentary), Ld. 1908. M. Murillo S. J., El Genesis precedido de una 
introduction al Pentateuco (Splb), Rom 1914. * B. Neteler, Das Buch 
Gn der 35 und des hebraischen Textes iibersetzt und erklart, Mstr. i. W. 1905. 
S. Oettli, Das Dt und die Biicher Jos und Richt ausgelegt (KK A2), Miin- 
chen 1893. O. Procksch, Die Gn iibersetzt und erklart (KAT i), Lp. 1913, 
2 ~ 3 1924. J. Skinner, Acritical and exegetical commentary on Gn(IcC), Edin- 
burgh 1910. C. Steuernagel, Das Dt iibersetzt und erklart (GHK I, 3, i), 
Gott. 1898, 2 1923. H. L. S track, Die Biicher Gn, Ex, Lv und Nm ausgelegt 
(KK Ai), Miinchen 1894 (Gn 2 1905). *A. Tappehorn, Erklarung der Gn, 
Pad. 1888. *J. Weifi, Das Buch Ex iibersetzt und erklart, Graz 1911. 

8. Inhalt des Pentateuchs. 

17. Der geschichtliche Rahmen des Pentateuchs umspannt die 
Zeit von der Erschaffung der Welt bis zum Tode des Moses (um 
1400 v. Chr.). Ex Dt haben das Gesetz des Moses zum Haupt- 
inhalt, wenn es auch in die Geschichte des Auszugs aus Agypten 
eingegliedert ist. 

Der Inhalt der einzelnen Biicher ist folgender l : 

18. Genesis (Name wohl von fevem? [= rriny^] Gn 2, 4 abzuleiten)> 
erstreckt sich auf die Geschichte von der Erschaffung der Welt bis zum 
Tode des Joseph, a) Die Urgeschichten (i, i n, 9): Schopfung 
(i, i 2, 3 2 ). Erschaffung der Welt, des Adam, des Paradieses und des 
Weibes (2, 4 25). Siindenfall (3, i 24 s ). Geschichte der Menschen 
vor der Siindflut: Kain und Abel mit den Abkommlingen des Kain 
und des Seth (unvollstandig) (4, i 26), die Nachkommen des Seth 
(5, i 3 1 4 ), Ehen der Gottessohne mit den Menschentochtern (6, i 4). 
Die Siindflut (6, 5 9, 17). Segen und Fluch des Noe (9, 18 29). Die 
Volkertafel (10, i 32). Der Turmbau von Babel und die Sprachver- 
wirrung (n, i 9). b) Die Geschichte der Patriarchen Ab- 

1 Die Inhaltsangabe ist so gestaltet, daC Unebenheiten im Zusammen- 
hang und neue Einsatze, besonders bei Gesetzen erkennbar werden. 

2 Vgl. F. v. Hummelauer S. J., Nochmals der biblische Schopfungsbericht 
(BSt 3, 2), Frb. i. Br. 1898; *N. Peters, Glauben und Wissen im ersten 
biblischen Schopfungsbericht (Gn i, I 2, 3), Pad. 1907; V. Zapletal O. Pr.,. 
Der Schopfungsbericht der Genesis (i, i 2, 3) mit Beriicksichtigung der 
neuesten Entdeckungen und Forschungen 2 , Regensburg 1902. 

8 Vgl. EBK vom 30. Juni 1909 : De charactere historico priorum capitum 
Geneseos (D. U 2i2i 2128). *J. Nikel, Der geschichtliche Charakter von 
Gn i 3 (Weidenauer Studien 3, Wien 1909, I 75). 

4 Vgl. S. Euringer, Die Chronologic der biblischen Urgeschichte (Gn 5, 
und 11) (BZF 2, n), Mstr. i. W. 1909. 



1 6 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 18 

raham 1 , Isaak und Jakob (n, 10 36, 43): Die Nachkommen des 
Sem bis auf Terach, den Vater Abrahams (n, 10 32 2 ). Abraham 
lafit sich in Kanaan nieder (12, i 9). Abraham mit Sara in Agypten, 
der Pharao nimmt ihm Sara, Gott straft ihn dafiir (12, 10 20). Abra- 
ham und sein Brudersohn Lot trennen sich (13, i 18). Kriegszug gegen 
vier Konige des Ostens zur Zeit Amraphels (= Hammurabi), Melchi- 
sedech (14, i 24 3 ). Gott schliefit mit Abraham einen Bund (15, i 21). 
Hagar wird die Nebenfrau des Abraham; ihr Sohn Ismael (16, i 16). 
Abraham und Sara werden umbenannt, die Beschneidung wird eingesetzt 
(17, i 27). Gottes Besuch bei Abraham, Verheifiung eines Sohnes, Fiir- 
bitte Abrahams fur Sodom (18, i 33). Sodom wird zerstort, Lot'ge- 
rettet; Moab und Ammon entstammen der Blutschande (19, i 38). 
Abimelech, Konig von Gerar, nimmt Abraham sein Weib; Gott straft 
ihn (20, i 18). Isaak wird geboren, Ismael vertrieben (21, i 21). 
Streit mit Abimelech urn einen Brunnen bei Beerseba (21, 22 34). 
Gott fordert Isaak als Opfer auf dem Berg Moria (22, i 19). Nach- 
kommen des Nachor, des Bruders Abrahams (22, 20 24). Sara stirbt; 
Abraham erwirbt fur sie ein Erbgrab in Hebron (23, i 20). Abrahams 
Knecht Elieser wirbt fur Isaak um die Rebekka aus der Familie des 
Nachor (24, i 67). Abrahams Nachkommenschaft aus Ketura; sein 
Tod; Ismaels Nachkommen (25, i 18). Isaaks Zwillingssohne sind 
Esau und Jakob. Letzterer erkauft von dem alteren Esau das Recht 
der Erstgeburt (25, 19 34). Isaak zieht wegen Hungersnot nach Gerar 
und gibt sein Weib als Schwester aus; Streitigkeiten um Brunnen (Beer- 
seba) (26, i 33). Frauen des Esau (26, 34!".). Jakob bringt den Esau um 
den Erstgeburtssegen (27, i 46). Infolgedessen mufi Jakob fliichten; 
Gesicht der Himmelsleiter in Betel (28, i 22). Er dient beim Bruder- 
sohn des Abraham, Laban, um Lea und Rachel (29, i 30). Jakobs 
Kinder von Lea und Rachel (29, 31 30, 24). Jakob kommt mit Laban 
wegen des Lohnes uberein ; er kehrt nach Kanaan zuriick ; Laban ver- 
folgt ihn und schliefit einen Vergleich (30, 25 32, i). Jakob bereitet 
sich fur eine Begegnung mit Esau vor; nachtlicher Kampf mit einer 
Gotteserscheinung ; er erhalt den Namen Israel (32, 2 33). Jakob 
kommt mit Esau zusammen; sie gehen in Frieden auseinander (33, i 
bis 20). Jakobs Tochter Dina wird von Sichem entehrt; die Briider 
rachen sich durch Uberfall und Mord (34, i 30). Benjamin, der 
jiingste Sohn Jakobs, wird geboren, seine Mutter Rachel stirbt; die 
12 Sohne Jakobs; Isaaks Tod (35, i 29). Nachkommenschaft des 
Esau (36, i 43). c) Geschichte des Joseph (37 50): Josephs 

1 Vgl. P. Dornstetter, Abraham. Studien uber die Anfange des hebraischen 
Volkes (BSt 7, 1/3), Frb. i. Br. 1902. . 

2 Vgl. Euringer (s. o. S. is 4 ). 

3 Die Geschichtlichkeit leugnet J. Meinhold, i Mose 14. Eine historisch- 
kritische Untersuchung (22. Beih.z. ZatW), Giefien 1911. Anders P. Dhorme, 
Hammourabi-Amraphel (Rb N. S. 3, 205226) ; E. Sellin, Melchisedek. Ein 
Beitrag zu der Geschichte Abrahams (NkZ 16, 929 951). 



Nr. 19 A. Die Geschichtsbiicher. I. Der Pentateuch. 17 

Traume; er wird nach Agypten verkauft (37,135)- Onan, Judas Sohn, 
und seine Siinde an Tamar; Judas Siinde mit Tamar, seiner Schwieger- 
tochter (38, 130). Joseph in Potiphars Haus; dessen Weib will ihn 
verfiihren und bringt den Widerstrebenden ins Gefangnis (39, i 23). 
Dort deutet Joseph die Traume, welche der Mundschenk und der Mund- 
backer des Pharao hatten (40, 123). Er deutet auch Pharaos Traume 
iiber erne kommende Hungersnot; er wird erhoht und iiber die Ver- 
waltung Agyptens gesetzt (41, 157). Josephs Briider kommen infolge 
der Hungersnot nach Agypten. Joseph gibt sich ihnen zu erkennen. 
Jakobs Familie zieht nach Agypten und wohnt im Lande Gosen (42, i 
bis 46, 34). Jakob und Pharao. Joseph fiihrt ein Lehenssystem ein 
(47, i 31). Jakob adoptiert Josephs Sohne (48, i 22). Jakobs Segen 
iiber seine Sohne und sein Tod (49, 132). Begrabnis Jakobs in Ka- 
naan. Josephs Tod in Agypten (50, 125). 

19. Exodus (Name daher, dafi Kap. i 15 vom Auszug aus Agypten 
erzahlen): Nach dem Tode des Joseph vermehrt sich die Familie 
des Jakob und wird von den Agyptern bedriickt und verfolgt (i, i 
bis 22). Moses wird gebqren, wird von der Tochter Pharaos auf- 
gezogen, erschlagt einen Agypter und flieht zu Jetro, dem Priester 
von Midian (2, i 25). Gott erscheint ihm im brennenden Dorn- 
busch, offenbart seinen Namen Jahwe und sendet ihn zur Befreiung 
des Volkes aus der agyptischen Knechtschaft (3, i 22). Moses, er- 
mutigt durch gottliche Wunderzeichen, kehrt nach Agypten zuriick. 
Auf dem Wege hat er ein Begegnis mit Jahwe und geht mit seinem 
Bruder Aaron zum Volke (4, i 30). Sie treten vor Pharao und fordern 
Freilassung des Volkes. Es folgt noch hartere Bedriickung (5, i 23). 
Gott offenbart sich dem Moses unter dem neuen Namen Jahwe und 
sendet ihn zur Befreiung des Volkes. Stammbaum des Aaron und Moses 
(6, i 30). Agypten wird mit Plagen geschlagen, um es zur Freilassung 
des Volkes Israel zu zwingen (Kap. 7 n). Gesetz iiber die Paschafeier 
(12, i 20). Moses befiehlt seinem Volke das Paschamahl und kiindigt 
den Tod der agyptischen Erstgeburt an; diese letzte Plage erwirkt dem 
Volke die Entlassung (12, 21 42). Weitere Bestimmungen iiber das 
Paschafest; Herausfiihrung des Volkes aus Agypten (12, 43 51). Die 
Weihe der Erstgeburt (13, i 16). Das Volk zieht aus 1 und durch das 
Rote Meer; die Agypter, welche Israel verfolgen, gehen unter (13, 17 
bis 14, 31). Das Meerlied des Moses (15, i 18). Mirjams Lied (15, 19 
bis 21). Das Volk kommt nach Mara; Moses macht das bittere Wasser 
von Mara siifi (15, 22 26). Uber Elim (15, 27) kommt Israel am 15. 
des 2. Monats nach dem Auszug in die Wiiste Sin und erhalt das Manna 
und die Wachteln(i6, i 36). In Raphidim gibt Gott dem Volke Wasser 
aus einem Felsen am Horeb (17, i 7). Durch Moses' Gebet siegt Israel 
unter Josues Fiihrung iiber Amalek (17, 8 16). Jetro kommt zu Moses 
und opfert mit ihm Jahwe (18, i 12). Auf Jetros Rat stellt Moses 

1 Vgl. K. Miketta, Der Pharao des Auszuges. Eine exegetische Studie 
zu Ex i 15 (BSt 8, 2), Frb. i. Br. 1903. 
Ooettsberger, Einleitvmg in das AT. 2 



ig I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 19 

Mitarbeiter auf in der Leitung des Volkes (18, 13 27). Genau nach 
3 Monaten gelangt Israel zum Berg Sinai, verpflichtet sich Gott gegen- 
iiber und riistet sich, die Offenbarung vom Sinai zu empfangen (19, i 
bis 25). Gott verkiindet die Zehn Gebote (20, i 17). Das Volk wiinscht 
Moses als Vermittler der Offenbarung (20, 18 20). Moses erhalt auf 
dem Sinai eine Reihe von Gesetzen tiir das Volk (20, 21 23, 19). Ver- 
heifiungen und Vorschriften fur den Zug zum Gelobten Lande (23, 20 
bis 33). Moses verkiindet die geoffenbarten Sinaigesetze, schreibt sie 
in ein Buch (Bundesbuch 24, 7 = 20, 22 23, 19) und schliefit 
feierlich einen Bund zwischen Jahwe und dem Volke (24, i 8). Moses 
darf mit Auserwahlten Gott schauen (24, 9 n). Moses weilt vierzig 
Tage und vierzig Nachte auf dem Berge (24, 12 18). Jahwe befiehlt 
dem Moses, daft die Israeliten Gaben darbringen (25, i 7). Sie sollen 
ein Heiligtum fur Jahwe errichten (25, 8f.), eine Lade (25, 10 22), 
einen Tisch fur die Schaubrote (25, 23 30), einen siebenarmigen Leuchter 
(25, 31 40), ein Zelt (26, i 30) mit einem Vorhang (26, 3137), einen 
Altar (27, i 8), einen Vorhof (27, 9 19) herstellen und Ol fur den 
Leuchter darbringen (27, 20 f.). Moses soil fur Aaron und seine Sohne 
Priesterkleider fertigen lassen (28, i 5), Brustkleid (28, 6 14), Brust- 
schild (28, 15 29) mit Urim und Tummim (28, 30), Rock (28, 31 
bis 35), Stirnblatt(28, 36 38), Leibrock(28, 39 41), Beinkleider(28, 42!".). 
Er soil sie zu Priestern weihen mit Einkleidungszeremonien und Opfern 
(29, i 35), den Altar entsiindigen (29, 36 f.) und das standige Brandopfer 
einrichten (29, 38 42). Darin (29, 43) will Jahwe wohnen (29, 43 46). 
Er soil einen Raucheraltar herstellen (30, i 10). Jahwe befiehlt dem 
Moses Abgabe eines Siihnegeldes bei der Zahlung des Volkes (30, n 
bis 1 6). Jahwe ordnet die Herstellung des ehernen Beckens an (30, 17 
bis 21). Jahwe ordnet das heilige Salbol an fur Dinge und Personen 
(30, 22 33). Jahwe ordnet das Raucherwerk an (30, 34 38). Jahwe 
beruft Bezal'el und andere zur Verfertigung der heiligen Gegenstande 
(31, i n). Jahwe scharft den Sabbat ein (31, 12 17). Jahwe iibergibt 
darauf dem Moses auf dem Berge Sinai die zwei steinernen Tafeln 
(31, 1 8). Bei der Rtickkehr vom Berge Sinai findet Moses das Volk 
bei der Anbetung des goldenen Kalbes, zerschmettert die steinernen 
Tafeln und straft das Volk (32, i 35). Jahwe droht, nicht mit dem 
Volke zum Gelobten Lande zu ziehen (33, i 6). Bericht, wie Moses 
mit Jahwe verkehrte (33, 7 n). Jahwe verspricht auf Bitten des Moses, 
selbst mit dem Volke zu ziehen (33, 12 17). Moses wird der Gott- 
schauung gewiirdigt, muft die zwei Tafeln wiederherstellen, erhalt den 
Auftrag, Gesetze, die er wahrend des vierzigtagigen Aufenthaltes auf 
dem Sinai erhalt, zu verkiinden und auf Grund derselben einen Bund 
zu schliefien (33, 18 34, 28). Moses' Antlitz wird leuchtend (34, 29 
bis 35). Moses verkiindet das Sabbatgebot (35, i 3 *). Moses fordert 

1 Kap. 35 40 zahlen im wesentlichen die gleichen Gegenstande auf wie 
Kap. 25 31, aber in anderer Anordnung. 36, 8 39, 43 gibt (nur wenige 
Zeugen folgen hierin dem 9It) in einer eigenen Reihenfolge. 



Nr. 20 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. IQ 

auf, Gaben darzubringen (35, 4 9) und die heiligen Gerate herzustellen 
(35> I0 1 9)- -^ e I srae li ten bringen ihre Gaben (35, 20 29). Moses 
gibt die Berufung und Begnadigung des Bezal'el kund (35, 30 35). 
Bezal'el mit seinen Genossen macht sich an die Arbeit, es werden 
zu reichliche Gaben gebracht (36, i 7); sie fertigen das heilige Zelt 
(36, 8 38), die Bundeslade (37, i 9), den Schaubrotetisch (37, 10 16 
den siebenarmigen Leuchter (37, 17 24), den Raucheraltar (37, 25 28 
das Salbb'l und Raucherwerk (37, 29), den Brandopferaltar (38, i 7 
das eherne Becken (38, 8), den Vorhof (38, 9 20). Berechnung des 
Aufwandes fur das Zelt des Zeugnisses (38, 21 31). Sie verfertigen 
die Priesterkleider (39, i), das Brustkleid (39, 2 7), das Brustschild 
(39, 8 21), den Rock (39, 22 26), die Leibrocke mit Kopfbund und 
Giirtel (39, 27 29), das Stirnblatt (39, 30 f.). Die fertiggestellten Gegen- 
stande bringen die Israeliten einzeln dem Moses dar (39, 32 43). Jahwe 
befieh.lt im einzelnen die Aufrichtung und Einrichtung des heiligen 
Zeltes und die Weihe der Priester (40, i 15). Moses fiihrt den Auftrag 
im einzelnen aus (40, 16 33). Die Herrlichkeit Jahwes lafit sich auf 
dem heiligen Zelt nieder und begleitet das Volk auf seiner Wanderung 

(40, 34 3 8 )- 

20. Leviticus (sc. liber; ein grofier Teil handelt vom Dienst der 
Leviten): Jahwe gibt vom Zelt der Zusammenkunft aus Gesetze iiber 
(Tier-)Opfer (i, i 17), Speiseopfer (2, i 16), Heilso'pfer (3, i 17), ein 
Gesetz iiber das Siindopfer (4, i 35), Schuldopfer (5, i 19), ein Gesetz 
iiber Wiedererstattung des Veruntreuten und Schuldopfer (5, 20 26), ein 
Gesetz iiber das Brandopfer (6, i 6), Speiseopfer (6, 7 n), ein Gesetz 
iiber das Speiseopfer Aarons (6, 12 16), ein Gesetz iiber das Siindopfer 
(6, 17 23), Schuldopfer (7, i 10), Heilsopfer (7, n 21). Jahwe gibt 
ein Speisegesetz iiber Fett und Blut (7, 22 27). Jahwe gibt eine Fort- 
setzung des Gesetzes iiber das Heilsopfer (7, 28 36). Der Schlufi er- 
klart die Tora iiber die voraus (Kap. 6 7 || Kap. i 5) im einzelnen 
geordneten Opfer als Gesetze, geboten auf dem Berge Sinai , in der 
Wiiste Sinai (7, 37 f.). Moses weiht Aaron und seine Sohne zu Priestern 
(8, i 36), und sie bringen die ersten Opfer dar (9, i 24). Vergehen und 
Strafe der Sohne Aarons (10, i 7). Weinverbot an Aaron (10, 8 n). 
Moses gibt Aaron und seinen Sohnen Anweisungen iiber die Opfer (10, 12 
bis 15) und riigt ein Versehen (10, 16 20). Jahwe gibt durch Moses und 
Aaron ein Gesetz iiber die unreinen Tiere (n, i 47), ebenso durch Moses 
ein Gesetz iiber die Unreinheit bei der Geburt (12, i 8), ebenso durch 
Moses und Aaron ein Gesetz iiber den Aussatz (13, i 59). Jahwe gibt 
Moses ein Gesetz iiber Reinigung vom Aussatz (14, i 32). Jahwe gibt 
Moses und Aaron ein Gesetz iiber den Aussatz am Hause (14, 33 53). 
Abschlufi zu Kap. 13 und 14 (14, 54 57). Jahwe gibt durch Moses 
und Aaron ein Gesetz iiber Unreinheit und Reinigung beim Manne 
und beim Weibe (15, i 33). Jahwe gibt durch Moses fur Aaron Vor- 
schriiten iiber den Versohnungstag (16, i 34). Jahwe gibt durch Moses 
ein Gesetz iiber den Opferort (17, i 9) und iiber den Blutgenufi (17, 10 
bis 16). Jahwe gibt durch Moses Ehegesetze (18, i 30). Jahwe gibt 



2O I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 21 

dutch Moses verschiedene Vorschriften (19, i 37). Jahwe gibt durch 
Moses verschiedene Strafvorschriften (20, i 27). Jahwe gibt durch 
Moses Gesetze fur die Priester (21, i 24). Jahwe gibt durch Moses 
weitere Gesetze fur die Priester (22, i 16; 22, 17 25; 22, 26 33). 
Jahwe gibt durch Moses ein Gesetz iiber die Feste (23, i 8), ein Gesetz 
iiber Erntefeste (23, 9 22), ein Gesetz iiber das Fest des Trompeten- 
blasens (23, 23 25), ein Gesetz iiber den Versohnungstag (23, 26 32), 
ein Gesetz iiber das Laubhiittenfest(23, 33 44). Jahwe gibt durch Moses 
Vorschriften iiber Licht im Heiligtum und iiber Schaubrote (24, i 9). 
Ein Gotteslasterer wird gesteinigt und ein Gesetz iiber Gotteslasterer 
gegeben (24, 10 23). Jahwe gibt durch Moses auf dem Berge Sinai 
ein Gesetz iiber Sabbat und Jubeljahr (25, i 55) mit anschliefienden 
allgemeinen Vorschriften (26, i f.) und stellt Segen fiir Erfiillung und 
Fluch fiir Ubertretung der Gesetze in Aussicht (26, 3 45). Abschlufi 
zu den Gesetzen vom Sinai (26, 46). Jahwe gibt durch Moses ein Gesetz 
iiber Geliibde und Zehnten (27, i 33). Abschlufi zu den Gesetzen vom 
Sinai (27, 34). 

21. Numeri (so genannt wegen der Zahlungen Kap. iff. und 26): 
Jahwe befiehlt die Zahlung der israelitischen Manner; sie wird nach 
Stammen ausgefiihrt (i, i 54). Jahwe gibt durch Moses und Aaron 
eine Lagerordnung (2, i 34). Das Geschlecht des Aaron (3, i 4). 
Jahwe bestimmt durch Moses die Leviten zum Dienste fiir die Priester 
und das Volk (3, 5 10). Jahwe teilt mit, dafi er die Leviten an Stelle 
der Erstgeburt genommen habe (3, n 13). Jahwe befiehlt dem Moses 
die Zahlung der Leviten fiir Lagerordnung und Dienst am Heiligtum 
(3, 14 39). Jahwe befiehlt die Zahlung der Erstgebornen (3, 40 43). 
Jahwe ordnet den Austausch mit den Leviten an (3, 44 51). Jahwe lafit 
die Leviten zahlen fiir die Fortschaffung des Heiligtums und seiner 
Gerate (4, i 49). Jahwe trifft durch Moses je gesondert eingeleitete 
Anordnungen iiber die Aussatzigen (5, i 4), iiber Wiedererstattung (5, 5 
bis 10), iiber das Eiferopfer (5, n 31), iiber das Nasiraergeliibde (6, i 
bis 21), iiber den Segen Aarons (6, 22 27). Am Tage, da Heiligtum 
und Altar vollendet waren, opfern dieFiirsten Weihegeschenke(7, i 88). 
Bericht, wie Moses mit Jahwe im Zelt der Zusammenkunft redet (7, 89). 
Jahwe gibt eine Anordnung iiber dieLampen am Leuchter(8, i 4). Die 
Reinigung der Leviten wird von Jahwe aufgetragen und von Moses und 
dem Volke ausgefiihrt (8, 5 22). Jahwe bestimmt die Dienstzeit der Le- 
viten (8, 23 26). Am 14. Tage des i. Monats im 2. Jahre nach dem Aus- 
zug halt Israel auf Jahwes Befehl Pascha (9, i 5). Jahwe bestimmt, wie 
bei Verhinderung das Paschafest nachzufeiern ist (9, 6 14). Die Wolke iiber 
der Wohnung( Jahwes) bestimmt von dem Tage an, da sie erschien, Wande- 
rung und Rast beim Zuge des Volkes (9, 15 23). Jahwe befiehlt dem 
Moses, zwei Trompeten zu fertigen, welche bei Versammlung, Auf bruch, 
spa'ter bei Krieg und an Festen gebraucht werden sollen (10, i 10). 
Am 20. Tage im 2. Monat des 2. Jahres nach dem Auszug wandert 
Israel in geordnetem Zuge unter Leitung des Hobab, des Schwagers 
des Moses, und Fiihrung der Lade in die Wiiste Pharan (10, n 36). 



Nr. .21' A. Die Geschichtsbiicher. i.'.Der Pentateuch. 21 

Jahwe straft das klagende Volk durch einen Lagerbrand (n, i 3). 
Das Volk wird des Mannas iiberdriissig und verlangt nach Fleisch 
(u, 4 9). Jahwe gibt dem Moses die 70 Altesten bei, um die Last 
der Volksfuhrung zu teilen, und sendet Wachteln ; eine Plage trifft die 
Liisternen (n, 10 34). Das Volk zieht nach Haserot (n, 35 [35 34 b ]). 
Mirjam und Aaron widersetzen sich dem Moses; Mirjam wird mit 
dem Aussatz gestraft (12, i 15). Von der Wiiste Pharan aus lafit 
Jahwe durch Kundschafter das Land Kanaan ausforschen; sie be- 
richten Ungiinstiges (12, 16 [33 13, i] 13, 33 [3334]). Das verzagte Volk 
wird von Jahwe mit Ausnahme von Kaleb zum Absterben in der 
Wiiste verurteilt (14, i 25). Das Volk wird von Jahwe zu vierzig- 
jahriger Wiistenwanderung verurteilt, die Kundschafter mit Ausnahme 
von Raleb und Josue mit dem Tode bestraft (14, 26 38). Das Volk 
versucht in Kanaan einzudringen, wird aber geschlagen (14, 39 45). 
Jahwe gibt durch Moses Vorschriften iiber das Speiseopfer als Zu- 
gabe zu verschiedenen Opfern (15, i 16), ein Gesetz iiber Siihne 
bei Versehen (15, 17 31), verhangt die Steinigung iiber einen Sabbat- 
schander (15, 32 36), schreibt Quasten fur die Kleider als Mahn- 
zeichen vor (15, 37 41). Korah und seine Rotte, Datan und Abiram 
emporen sich gegen Moses und werden von der Erde verschlungeii 
(.16, i 35); ihre Rauchfasser miissen zu Beschlagen des Altars ver- 
wendet werden (17, i 5 [33 16, 36 40]). Die murrende Gemeinde 
wird mit einer Plage heimgesucht; Aaron wehrt ihr durch Rauche- 
rung (17, 6 15 [33 16,41 50]). Aaron wird durch den griinenden Stab 
von Jahwe auserwahlt (17, 16 26 [35 17, i n]). Die Israeliten klagen 
iiber das Dahinsterben (17, 27 f. [33 17, 12 f.]). Jahwe gibt Aaron Anwei- 
sungen iiber das Priestertum und die Leviten (18, i 7), iiberweist Aaron 
Opferanteile (18, 8 19), bestimmt fur die Leviten den Zehnten (18, 20 
bis 23). Jahwe befiehlt durch Moses und Aaron, ein Reinigungswasser 
herzustellen, das bei Befleckung durch einen Leichnam dienen sollte (19,1 
bis 22). Zu Kades in der Wiiste Zin stirbt Mirjam (20, i). Israel erhalt 
Wasser aus dem Felsen; Moses und Aaron werden wegen ihres Zweifels 
vom Einzug ins Gelobte Land ausgeschlossen (20, 2 13). Edom ver- 
weigert Israel den Durchzug (20, 14 21). Aaron stirbt auf dem Berge 
Hor (20, 22 29). Kampf und Sieg gegen den Konig von Arad in 
Kanaan (21, i 3). Das murrende Volk wird durch feurige Schlangen 
gestraft, durch die eherne Schlange geheilt (21, 4 9). Nach einer Reihe 
von Lagerstationen (21, 10 20) besiegt Israel Sihon, den Konig der 
Amoriter (21, 21 32), und c Og; den Konig von Basan (21, 33 35). 
Balak, der Konig der Moabiter, dingt den Biram, Israel zu verfluchen ; 
dieser wird durch den Engel Jahwes gezwungen/ zu segnen, und weis- 
sagt einen Stern aus Jakob (22, i 24, 25). Die Midianiter verfiihren 
Israel zum Gotzendienst ; das Volk wird dafiir gestraft (25, i 18). Israel 
wird nach Stammen gezahlt, um das Gelobte Land gleichmafiig verteilen 
zu konnen (26, i 65). Erbtochter beanspruchen ein Erbe; das Erb- 
recht wird von Jahwe geregelt (27, i n). Jahwe kiindigt Moses den 
Heimgang an; er mufi Josue als Nachfolger aufstellen (27, 12 23). 



22 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 22 

Opfer und sonstige gottesdienstliche Verrichtungen warden von Jahwe 
durch Moses aufgetragen an jedem Tage, an Sabbaten, Neumonden, am 
Tage der Erstlinge, am Posaunentag, am 10., am 15. und den folgenden 
Tagen des 7. Monats (28, i 29, 39). Moses verkiindet das Recht des 
Vaters und des Mannes, Geliibde der Tochter und des Weibes fiir 
nichtig zu erklaren (30, i 17). Die Midianiter werden zur Strafe fur die 
Verfiihrung mit Krieg iiberzogen (31, i 12). Vorschriften iiber Totting 
der Weiber der feindlichen Volker und iiber Entsiindigung der Krieger 
(31,13 24). Die Kriegsbeute lafit Jahwe an die Krieger, das Volk, die 
Leviten verteilen ; dieKrieger bringen von der Beute freiwillige Geschenke 
fur das Zelt der Zusammenkunft dar(3i, 25 54). Die Stamme Ruben, Gad 
und halb Manasse erbitten und erhalten Wohngebiete im Ostjordanlande, 
miissen aber an der Eroberung von Kanaan teilnehmen (32, i 42). Die 
Lagerstationen der Israeliten wahrend des Wiistenzuges werden auf- 
gezahlt (33, i 49). Jahwe gibt in der Ebene der Moabiter durch Moses 
Anordnungen fiir die Eroberung und Verteilung von Kanaan (33, 50 56); 
er bestimmt die Grenzen des Gebietes fiir die neuneinhalb Stamme 
(34, i 15); er stellt die Leiter fur die Verteilung auf (34, 16 29); er 
fordert Abgabe von Stadten fiir die Leviten (35, i 8); er befiehlt die 
Auswahl von Freistadten fiir unfreiwillige Totschlager, stellt Regeln 
fiir die Blutrache auf (35, 9 34). Moses bestimmt im Auftrage Jahwes, 
dafi Erbtochter nicht aufierhalb des Stammes heiraten diirfen, um das 
Stammesgebiet unversehrt zu erhalten (36, i 13). 

22. Deuteronomium (so genannt, weil inhaltlich und nach der 
Geschichtsdarstellung des Pentateuchs ein zweites Gesetz aufier dem 
Sinaigesetz; vielleicht ist der Name aus Dt 17, 18: rrrntt "Vf?, beu- 
Tepovouiov, abzuleiten): Im 40. Jahre (der Wiistenwanderung), am i. Tage 
des ii. Monats, jenseits des Jordans in der Wiiste redete Moses 
zum Volke Israel alles, was Jahwe ihm aufgetragen hatte (i, i 4). 
Moses fing an, dieses Gesetz auszulegen (i, 5), hielt eine Mahnrede 
(i, 6 4, 40), in der er das Volk an die vergangenen Erlebnisse erinnerte, 
wie Jahwe zum Auf bruch vom Horeb nach dem Gelobten Lande mahnte 
(i, 6 8), wie Moses Richter iiber das Volk aufstellte (i, 9 18; vgl. 
Ex 1 8, i3ff.), wie das Volk kleinmiitig wurde nach dem Bericht der 
Kundschafter und die lebende Generation den Tod in der Wiisten- 
wanderung erleiden mufite (i, 19 40; vgl. Nm 14), wie das Volk eine 
Niederlage erlitt (i, 41 46; vgl. Nm 14, 39 ff.), wie sie um das Gebirge 
Seir und durch Edom zogen (2, i 8; vgl. Nm 20, 146.), wie sie mit 
Moab in Frieden auskommen mufiten (2, 9 15; vgl. Nm 226.), ebenso 
mit Ammon (2, 16 2.3); den Durchzug verweigerte erst Sihon, Konig 
der Amoriter, der besiegt wurde (2, 24 37; vgl. Nm 21, 2 iff.); ebenso 
geschah es mit c Og, Konig von Basan (3, i n; vgl. Nm 21, 33 if.). 
Moses erinnert auch an die Besiedlung des Ostjordanlandes durch zwei- 
einhalb Stamme (3, 12 22; vgl. Nm 32); Jahwe habe Moses' Bitte um 
Einlafi ins Gelobte Land abgewiesen ; er habe ihm nur gestattet, es von feme 
zu sehen (3, 23 28; vgl. Nm 27, i2ff.). Moses erinnert an die Gesetz- 
gebung am Sinai, warnt vor dem Gotzendienst (4, i 40; zu 16 18 u. 23 



Nr. 22 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 23 

vgl. Ex 20, 4 23; 34, 17; Lv 19, 4; 26, i). Bericht dariiber, dafi Moses 
drei Freistadte im Ostjordanlande bezeichnet habe (4, 41 43; vgl. 
Nm 35, 14*). Einleitung zum Gesetz, das Moses den Israeliten im Ost- 
jordanlande gab (4, 44 49). Moses beruft Israel und verkiindigt Gesetze 
(diese Rede reicht ohne neue Einleitung bis 26, 19) und erinnert daran, 
dafi die zehn Gebote unmittelbar von Jahwe dem Volke verkiindet 
wurden (5, i 19 [95 5, i 22]; vgl. Ex 20 1 ; zu 12 ff. vgl. Ex 23, 12), dafi 
auf des Volkes Bitte bin Moses die weitere Verkiindigung der Gebote 
vermittelte (5, 20 30 [35 5, 23 33]; vgl. Ex 20, 18 21). Mahnung zum 
Festhalten an Jahwe (6, i 25 ; zu 8 vgl. Ex 13, 9 16; zu 14 vgl. Ex 20, 3; 
34, 14; zu 2off. vgl. Ex 12, 26 f.; 13, 14). Warnung vor Verbindung mit 
den Kanaanitern (7, i 10; zu 2 4 vgl. Ex 23, 32 f; 34, 12 15; zu 5 vgl. 
Ex 23, 24; 34, 13; zu 6 vgl. Lv 20, 26). Verheifiung des Segens, wenn 
Israel die heute aufgetragenen Gebote erfiillt (7, n 26; zu 16 vgl. Ex 
23, 33 ; 34, 12 15). Fortgesetzte Mahnungen mit Erinnerungen aus der Ge- 
schichte (8, i 20). Moses gedenkt der Versiindigungen des Volkes (9, i 
bis 10, 5). Ein geschichtliches Stuck aus dem Wustenzug ist eingeschoben 
f i o, 6 f. ). Moses vollendet die Erinnerung an die Versiindigungen des Volkes 
(10, 8 u) und fordert Anhanglichkeit an Jahwe (10, 12 22; zu 19 vgl. 
Ex 22, 20; 23, 9; Lv 19, 34), erinnert an die Wundertaten wahrend des 
Auszuges (n, i 9), preist das Gelobte Land (u, 10 21; zu 16 vgl. Ex 
20, 3; 34, 14; zu 1 8 vgl. Ex 13, 9 16), verheifit Sieg iiber die Kanaa- 
niter bei treuer Gesetzeserfullung (n, 22 25), tragt auf, Segen und 
Fluch auf dem Garizim und Ebal zu sprechen (n, 26 32), gibt Vor- 
schriften, was am kiinftigen gemeinsamen Heiligtum geschehen mufi, und 
was aufierhalb desselben getan werden darf (12, i 32; vgl. Ex 20, 23!".; 
Lv 17, i 9; zu 16 u. 23 vgl. Lv 17, 10 14; 19, 26). Das Volk Gottes soil 
sich durch nichts zum Gotzendienst verfiihren Iassen(i3, i 19 [33 18]). Ver- 
boteneTotengebrauche(i4, if.; vgl. Lv 19, 28; 20, 26), verbotene Speisen 
(14, 321; vgl. Lv n, 223; 20, 25; Ex 22, 30; Lv 17, 15; n, 40; 
zu 21 vgl. Ex 23, 19; 34, 26). Der Zehnte zum Essen am Heiligtum und 
fur die Leviten (14, 22 29; vgl. Lv 27, 30 33; Nm 18, 21 32). Die 
Ordnung des Erlafijahres (15, i 18; vgl. Ex 23, lof. ; Lv 25, i 7; 
Ex 21, 2 ii ; Lv 25, 39 46). Heiligung der Erstgeburt von den Tieren 
( J 5> i9 2 3; vgl. Ex 13, if. ii f.; 34, 19; Lv 27, 26; Nm 3, 13; 8, 17; 
18, 17 f.). Feier des Paschafestes, des Festes der Wochen, des Laub- 
hiittenfestes (16, i 15; vgl. Ex 23, 14 16; 34, 18 22; Lv 23; Nm 28f.), 
dreimalige Wallfahrt nach Jerusalem (16, i6f. ; vgl. Ex 23, 17). Gerichts- 
gesetze (16, 18 20; vgl. Ex 23, i 8; Lv 19, 15). Verbot von Astarte- 
bildern (16, 21 f.; vgl. Lv 26, i). Opfertiere miissen fehlerlos sein (17, i ; 
vgl. Lv 22, 17 24). Todesstrafe fur Gotzendiener (17, 2 7; vgl. Ex 22, 
19). Schwierige Rechtsfalle sollen an der kiinftigen Wohnstatte Jahwes 
entschieden werden (17, 8 13). Das Konigsgesetz (17, 14 20). Die 
Leviten erhalten kein Gebiet, sondern Anteil an den gottesdienstlichen 

1 tiber die Gesetze in Dt und Ex, die sich auf dieselben Gegenstande be- 
ziehen, vgl. die Tabelle bei Driver-Rothstein (s. o. S. 9) 73 76. 



I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. ' Nr. 22 

Abgaben (18, i 8; vgl. Lv 7, 32 34; Nm 18, i 19). Das Volk soil 
sich vom heidnischen Wahrsagewesen fernhalten, Jahwe wird ihm einen 
Propheten wie Moses senden (18, 9 22; zu io a [Molochdienst] vgl. 
Lv 18, 21 ; 20, 2 5 ; zu io b ii vgl. Ex 22, 17; Lv 19, 26 b 31; 20, 6 27). 
Das Volk soil drei Freistadte fur unvorsatzliche Totschlager aussondern 
und bei Vergrofterung des Gebietes weitere drei Freistadte bestimmen (i 9, i 
bis 13 ; vgl. Ex 21,1 2 14; Nm 35 ; zu 1 1 f. vgl. Lv 24, 17 21). Bestimmungen 
iiber Grenzsteine (19, 14), iiber Zeugenzahl und falsche Zeugen (19, 15 
bis 21 ; vgl. Ex 23, i; Nm 35, 30). Kriegsverordnungen (20, i 20). Die 
Stadt, in deren Nahe einer erschlagen wurde, muft sich vom Verdacht 
des Mordes reinigen (21, i 9). Ehe mit einem kriegsgefangenen Weibe 
(.21, 10 14). Achtung des Erstgebornenrechts (21, 1517). Todesstrafe 
fur den widerspenstigen Sohn (21, 18 21; vgl. Ex 21, 15 17; Lv 20, 9). 
Sofortiges Begrabnis des Hingerichteten (21, 22f.). Pflichten gegen ver- 
irrte Tiere (22, i 4; vgl. Ex 23, 4!). Vertauschung der Tracht ist den 
Geschlechtern verboten (22, 5). Ausnehmen eines Vogelnestes (22, 6f.). 
Ein Dachgelander ist anzubringen (22, 8). Verbot von Vermischungen 
(22, 9 ii ; vgl. Lv 19, 19). Vorschrift von Quasten (22, 12; vgl. Nm 15, 
37 41). Der Mann, der sein Weib falschlich des Mangels der Jung- 
frauschaft zeiht, und ein Weib mit mangelnder Jungfrauschaft sollen 
bestraft werden (22, 13 21). Ehebruch mit verheirateten und verlobten 
Frauen wird mit dem Tode, Schandung noch nicht Verheirateter mit 
Geldbufie und Heiratspflicht bestraft (22, 22 29; vgl. Ex 22, i5f.; Lv 18, 
20; 20, 10). Verbot der Ehe mit der Stiefmutter (23, i; vgl. Lv 18, 8; 
20, n). Verstiimmelte, Bastarde, Ammoniter urid Moabiter sollen nicht, 
Edomiter und Agypter erst im dritten Gliede in die Volksgemeinschaft 
aufgenommen werden (23, 2 9). Auch das Kriegslager soil rein und 
heilig sein (23, 10 15; vgl. Nm 5, i 4). Ein geflohener Sklave soil 
nicht ausgeliefert werden (23, i6f.). Hurerei wird verboten (23, i8f.). 
Zinsnehmen ist einem Volksgenossen gegeniiber verboten (23, 20 f.; vgl. 
Ex 22, 24; Lv 25, 35 37). Geliibde miissen erfiillt werden (23, 22 24; 
vgl. Nm 30, 3). Was man vom Weinberg und Getreidefeld des Nachsten 
nehmen darf (23, 25 f.). Bestimmungen iiber Geschiedene (24, i 4). 
Ein Neuverheirateter soil von Kriegsdienst und Auflagen frei sein 
(24, 5). Ein Miihlstein darf nicht gepfandet werden (24, 6). Menschen- 
raub soil mit dem Tode bestraft werden (24, 7; vgl. Ex 21, 16). Die 
gegebenen Gebote iiber den Aussatz sollen gehalten werden (24, 8f. ; 
vgl. Lv 13 f.). Bestimmung iiber Pfander (24, 10 13; vgl. Ex 22, 25 f.). 
Den Lohnarbeiter darf man nicht driicken (24, 14 f.; vgl. Lv 19, 13). 
Eltern und Kinder werden nicht fiireinander bestraft (24, 16). Ge- 
rechtigkeit gegen Fremde, Waisen und Witwen (24, 17; vgl. Ex 22, 20 
bis 23 ; 23, 9 ; Lv 19, 33 f.). Die Nachlese geho'rt den Fremdlingen, Waisen 
und Witwen (24, 19 22; vgl. Lv 19, 9!; 23, 22). Bestimmungen iiber 
die Priigelstrafe (25, i 3). Dem dreschenden Ochsen darf man das 
Maul nicht verbinden (25, 4). Gesetz der Schwagerehe (25, 5 10). 
Strafe einer Frau, die in schamlpser Weise in den Streit der Manner ein- 
greift (25, ii f.). Richtiges Gewicht und Mafi (25, 13 16 ; vgl. Lv 19, 35 f.). 



Nr. 23 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 25 

Amalek . soil bei ruhigem Besitz des Gelobten Landes vertilgt werden 
(25, 17 19; vgl. Ex 17, 14). Die Erstlinge der Friichte sollen mit einem 
Dankgebet fur das Gelobte Land dargebracht werden (26, i n). Gebet 
bei Darbringung des Zehnten im dritten Jahre(26, 1 2 15). Schluftmahnung 
in der Form von Verpflichtungen, wie sie dem Sinaibunde (vgl. Ex 1 9, 5 f .) 
zu Grunde liegen (26, 16 19). Moses mit den Altesten gebietet dem Volke, 
zwolf mit den heute gegebenen Gesetzen beschriebene Steine auf dem 
Berge Ebal aufzurichten(27, i 8). Moses mit den Priestern und Leviten 
mahnt zur Haltung der Gebote, weil das Volk an dem heutigen Tage zum 
Volke Jahwes geworden ist (27, gf.). Moses gebietet, Segen und Flu ch 
fur einzelne Ubertretungen des Gesetzes vom Berge Garizim und Ebal 
zu sprechen (27, n 26; zu 15 vgl. Ex 20, 4 23; 34, 17; Lv 19, 4; 26, i; 
zu 16 vgl. Ex 20, 12; 21, 17 ; Lv 20, 9; zu 20 vgl. Lv 18, 8; 20, n ; zu 21 
vgl. Ex 22, 18; Lv 18, 23; 20, 15; zu 22 vgl. Lv 18, 9; 20, 17; zu 23 vgl. 
Lv 18, 16; zu 25 vgl. Ex 20, 13; 21, 12; Lv 24, 17); er fiihrt im einzelnen 
die Segnungen an fur Beobachtung der Gebote (28, i 14) und ebenso 
die Fliiche fur Ubertretungen (28, 15 68; zu Dt 28 vgl. im allgemeinen 
Ex 23, 20 33; Lv 26, 3 45, mit einigen verwandten Ziigen auch im 
einzelnen). Dieses ist Grundlage des Bundes, den Moses im Lande 
Moab mit Israel schloft (28, 69 [23 29, i]). Moses verkiindet diesen Bund 
(29, i :i4 [23 29, 2 15]) und droht eindrucksvolle Strafen vor den 
andern Vb'lkern an fur die Ubertreter, auch die Zerstreuung unter die 
Volker(29, 15 28 [23 29, 16 29]), verheifit aber bei Bekehrung Zuriick- 
fuhrung in das Gelobte Land (30, i 10) und fafit seine Mahnungen, 
Drohungen und Verheifiungen noch einmal zusammen (30, n 20). 
Moses ermutigt das Volk zum Kampf gegen die Bewohner des Gelobten 
Landes (31, i 6). Moses ermahnt den Josue (31, 7 f.). Moses schreibt 
dieses Gesetz nieder und befiehlt, es vorzulesen (31, 9 13). Jahwe 
beruft Moses und Josue in das Zelt der Zusammenkunft, kiindigt 
dem Moses den Abfall des Volkes an und tragt ihm ein Lied auf, das 
zum Zeugnisse wider sie sein soil; Moses schreibt es auf und lehrt 
es das Volk (31, 14 22). Jahwe ermutigt den Josue (31, 23). Moses 
schreibt das Gesetz in ein Buch und iibergibt es den Leviten zum 
Zeugnisse gegen das Volk (31, 24 27); erlafit die Altesten rufen, um sie 
zu ermahnen (31, 28 f.). Vor der ganzen Gemeinde Israels tragt er mit 
Josue das Lied vor (31, 30 32, 44). Moses mahnt das Volk noch einmal 
(32, 45 47). Jahwe beruft den Moses auf den Berg Nebo, um das 
Gelobte Land zu sehen, und kiindigt ihm seinen Tod an (32, 48 52). 
Der Segen des Moses (33, i 29). Moses steigt auf den Berg Nebo, 
schaut das Gelobte Land und stirbt; Josue ubernimmt die Fiihrung 
(34, 112). 

9. Zeit der Entstehung und Verfasser des Pentateuchs. 

Die Pentateuchfrage. 

23. G. Hoberg, Moses und, der Pentateuch (BSt 10, 4), Frb. i. Br. 1905. 
H. H olzinger, Einleitung in den Hexateuch mit Tabellen iiber die Quellen- 



26 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 24 

scheidung, Lp. 1893. H. Hopfl O. S. B., Die hohere Bibelkritik. Studie 
iiber die moderne rationalistische Behandlung der Heiligen Schrift, Pad. 
1901, 2 i905. *J. Kley, Die Pentateuchfrage. Ihre Geschichte und ihre 
Systeme, Mstr. i. W. 1903. E. Konig, Der doppelte Wellhausenianismus im 
Lichte meiner Quellenforschungen. Ein Riickblick auf meine Mitarbeit im 
Gebiete der Sprach- und Religionswissenschaft, Giitersloh 1927. J. Nik el, 
Die Pentateuchfrage (BZF 10, 1/3), Mstr. i. W. 1921 (= Nikel [s. o. S. 10] 19 
bis 98). A. Sanda, Moses und der Pentateuch (AtAbh 9, 4/5), Mstr. i. W. 
1924. C. Steuernagel, Allgemeine Einleitung in den Hexateuch (GHK 
1 3- 3. 249286), Gott. 1900. 

24. Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts gait als fast allgemeine 
Anschauung, daB der Pentateuch im grofien und ganzen aus der 
Zeit und von der Hand des Moses stamme. Seit dieser Zeit 
fmdet die Frage, wann, wie und durch wen der Pentateuch ver- 
fafit worden ist, keine einheitliche Antwort mehr. Die tradi- 
tionelle und konservative Richtung halt auch heute noch 
fest, daB der Pentateuch im wesentlichen nach Inhalt und Form 
von Moses als einheitliches Werk ca. 1 500 v. Chr. oder nicht viel 
spater verfaBt worden sei. Die neuzeitliche kritische Schule 
stimmt hauptsachlich und wenigstens darin uberein, daB der 
Pentateuch im wesentlichen aus nachmosaischer Zeit stammt, 
der Inhalt an Erzahlungen und Gesetzen in vier Hauptquellen- 
schriften (Urkunden [vgl u. S. 31 *]) zusammenflofi und erst zur 
Zeit des Ezra (444), vielleicht noch spater durch endgiiltige Ver- 
arbeitung der genannten Quellen abgeschlossen wurde. 

25. Die Stellungnahme in dieser Frage, der sog. Pentateuch- 
frage, hangt, abgesehen von Anerkennung oder Ablehnung 
einer gottlichen Offenbarung im AT, zum grofiten Teil davon 
ab, ob man verschiedene Eigenschaften des Pentateuchs zu- 
gesteht oder in Abrede stellt, und welche Folgerungen man 
daraus zieht. 

10. Literarische Eigentiimlichkeiten des Pentateuchs 

und ihre Beurteilung. 

26. Je langer und je eingehender man sich im Laufe der Zeit 
mit dem Pentateuch beschaftigte, um so mehr Eigentiimlichkeiten 
glaubte man an ihm feststellen zu miissen. Was man seit alter 
Zeit an Einzelbeobachtungen machte, lafit sich unter folgende 
Gruppen zusammenfassen : 



Nr. 29 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch, 27 

27. I. Wiederholungen 1 in den erzahlenden (a) und gesetz- 
lichen (b) Abschnitten, die in den Pentateuch unverarbeitet und 
vielfach unausgeglichen aufgenommen wurden, in Gn, also in der 
vormosaischen Geschichte, aber auch in Ex Dt, die iiber die Zeit 
des Moses selbst handeln. Dafi letztere, soweit sie in formal 
und auch sachlich verschiedener Gestalt vorliegen, unmittelbar 
aus der Hand des Moses stammen, la'Bt sich schwer verstandlich 
machen. 

28. Beispiele zu .a: Gn i, 12, 3 || 2, 423. 4, 25 f. H 5, 36. 6, 58 || 

6, 9 1 3- 6,1822117,15. 7,69117,1016. 7, i7 b |l7> 18. 7, 19 II 

7, 20. 7, 21 || 7, 22 f. 8, 13 || 8, 14. Die Zeitangaben der Sxindflutge- 
schichte. 10, 32 || n, 9. 12, 10 20 || 20, i 18 (|| 26, i n?). Kap. 15 || 
Kap. 17. 16, 9 14 (I 21, 8 21. 17, 16 19 || 18, 9 15. 18, i 19, 28 || 
19, 29. 21, 2234 || 26, 1733. 26, 34+28, 9 || 36, 2ff. 27, 145 II 2 7> 46 
bis 28, 9. 28, 19 || 35, i4f. 30, 23 || 30, 24. 32, 28 || 35, 10. 32, 4 + 33; l6 !! 
36, 6ff. 34, i8|)34, 19. 34, 261(34, 27. Kap. 37 (die Wiederholungen 
sind ineinander hineingeschoben). 46, 28 34 1| 47, i n. Ex 3, 14 ff. H 
6, 2 if. 4, 10 || 6, 12 (vgl. 6, 30). 4, 18 || 4, 19. Kap. 16 H Nm n, 424. 
Kap. 17 || Nm 20. Kap. 18 || Nm n, 24ff. 40, 34ff. || Nm 9, isff. Nm 27, 
i 5 ff.||Dt 3 i, iff. 

29. Beispiele zu b: Hinweis auf die Gesetze, welche auf dem Sinai 
gegeben wurden: Ex 24, 3 8 (zu beziehen auf Ex 21 23); 34, 27 ff. 
(vgl. Ex 34, ii 26); Lv 26, 46; 27, 34 (hauptsachlich fur die Gesetze 
des Lv geltend). Die Sinaigesetze sind wohl im wesentlichen aus diesen 
verschiedenen Stellen zu gewinnen. Die Gesetzesverkiindigung in der 
Ebene von Moab ist nach Dt n, 32; 28, 69 eine Gesetzgebung, welche 
einem eigenen, zeitlich und ortlich vom Sinaibund verschiedenen Bunde 
zur Grundlage diente; die Bestimmungen des moabitischen Bundes sind 
aber in weitem Umfang Parallelen zu denen des Sinaibundes 2 . De- 
kalog und Bundesbuch (Ex 20 23) werden Ex 34, n 26 wiederholt, 
an beiden Stellen als Grundlage eines Bundes, des Sinaibundes. Fest- 
gesetzgebung : Ex 23, 14 19; 34, 18 22 f.; Lv 23; Nm 28 f.; Dt 16. 
Opferarten: Lv i 7; 22, 17 30; Nm 15, i 16; 28 f. Zehntabgabe: 
Lv 27, 30 32; Dt 14, 22 29; 26, 12 15. Reine und unreine Tiere: 
Lv ii, i 47; Dt 14, 3 20. Sklavenrecht : Ex 21, i n; Lv 25, 39 
bis 55; Dt 15, 12 18. Schaden an Leib und Leben u. a.: Ex 21, 12 

1 *A. Allgeier, Uber Doppelberichte in der Genesis. Eine kritische 
Untersuchung und eine prinzipielle Pruning (Freiburger theol. Studien 3), 
Frb. i. Br. 1911. G. Huvelin S. J., Melanges pour 1'etude du Pentateuque 
(Etrel 115, 766 773). Ders., Les doubles recits dans la Genese (ebd. 130, 
7984.' gegen Allgeier). A. Schulz, Doppelberichte 5m Pentateuch. Ein 
Beitrag zur Einleitung in das AT (BSt 13, i), Frb. i. Br. 1908. 

2 Siehe o. S. 23 ff. 



28 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 30 

bis 36; Lv 24, 17 21 (iriit dem sog. his talionis). Unzuchtssiinden : 
Lv 1 8, 6 18; 20, 10 21 Ex 22, 18; Lv 18, 23; 20, i5f. Ex 22 i5f. ; 
Dt 22, 28! Freistadte: Nm 35, 13 f.; Dt 19, i 13. Verbot, das 
Bockchen in der Milch der Mutter zu kochen: Ex 23, 19; 34, 26 (beide- 
mal am Schluft der Gesetze des Sinaibundes) ; Dt 14, 2 1 . Dienstanweisung 
fur die Leviten: Nm 3; 4; 18, iff. Manche Gesetze lauten dazu noch 
sachlichverschieden 1 : z. B. der Ort fur das Opfer : Ex 20, 24 26 ; 
Lv 17, i 9; Dt 12, i 27 (vgl. u. Nr. i2off.). Art des Altarbaues : Ex 20, 
24 26; 27, i 8. Uberzug des Brandopferaltars : Ex 27, 2 = 38, 2; 
Nm 17, i 5. Standort des Zeltes der Zusammenkunft : Ex 33, 7ff. ; 
Nm n, 1 6 26 ff. (aufierhalb des Lagers); Ex 25, 8; Nm 2 (im Lager). 
Dienstalter der Leviten: Nm 4, 3 (30 Jahre); 8, 24 (25 Jahre). Dauer 
des Laubhiittenfestes : Lv 23, 36 (acht Tage); Dt 16, 15 (sieben Tage). 

30. tiber derlei Wiederholungen in den Erzahlungen und Ge- 
setzen des Pentateuchs urteilen die erwahnten Richtungen, 
die kritische und die konservative Exegese, ver- 
schieden. Die kritische Exegese erkennt Doppelungen imPen- 
tateuch in weitestem Umfange an und schlieCt daraus, dafi urspriing- 
lich getrennte Quellenschriften bestanden hatten, aus denen Sammler 
(Redaktoren [=R]) das Material des Pentateuchs entnommen und 
ohne Verarbeitung zusammengestellt haben. Da auch die mosaische 
Zeit dabei in derselben Weise dargestellt sei und zudem iiber die 
gleichen Dinge bald so, bald anders berichtet werde, konne Moses 
der Verfasser merit sein, uberhaupt kein Schriftsteller, der die Vor- 
gange als Zeitgenosse miterlebt habe. Die konservative Schule 
erklart die Doppelungen z. T. als nur scheinbare, fafit sie als ver- 
schiedene, wenn auch ahnliche Ereignisse 2 oder als wiederholte Dar- 
stellungen desselben Vorganges, die in der schriftstellerischen An- 
lage des Werkes begriindet 3 , oder durch den systematischen Auf- 
bau gefordert, oder auch durch Nachlassigkeit im Stil verschuldet 
seien. Kommen in den Doppelungen verschiedenartige Angaben 
vor, so bemiihen sich die konservativen Exegeten, sie durch Erkla- 

1 Soweit hierbei Verschiedenheiten in Frage kommen, welche fiir die 
katholische Lehre von der Inspiration Schwierigkeiten zur Folge haben, ist 
Aufgabe und Losung die gleiche, ob man Doppelungen anerkennt oder ab- 
lehnt. Vgl. G. Huvelin S. ]., Les doubles recits et la verite historique de la 
Genese (Etrel 121, 163 186). *A. van der Heeren, De geminis narratio- 
nibus in s. Scripturis : Narratio diluvii (Collationes Brugenses 19, 339 350 
406417 462 478). 

2 Z. B. Gn 12; 20; 26. 

3 Z. B. Gn 2 sei eine teilweise Wiederholung von Gn i, um die Paradieses- 
schopfung in die Erschaffung der Welt einzugliedern. 



Nr. 31 A. Die Geschichtsbiicher. I. Der Pentateuch. 39 

rung auszugleichen * oder auch durch Textanderungen 2 zu besei- 
tigen. In den meisten Fallen befriedigt die Beseitigung oder Er- 
klarung der Wiederholungen in der Art der konservativen Exe- 
gese keineswegs. Die kritische Theorie hat anderseits nicht selten 
die Zahl der Wiederholungen iibertrieben ; soweit sie aber verschie- 
dene Quellenschriften annimmt und sie zusammengearbeitet sein 
lafit, macht sie einen groCen Teil davon verstandlich, besonders 
diejenigen Falle, bei denen ohne einen ersichtlichen Grund eine 
verschiedene Darstellung gewahlt wird. Doch mufi dabei eher an 
eine mechanische Sammeltatigkeit, welche das Uberlieferte getreu 
ohne Verarbeitung aufbewahren wollte, als an eine literarische 
Verarbeitung im eigentlichen Sinne gedacht werden. 

31. II. Der Zusammenhang des Textes scheint vielfach nicht 
gewahrt zu sein. 

Gn 5, i ff. greift z. B. iiber 4, 25 f. (|| 5, 4 9) zuriick. Gn 8, i b ge- 
hort sachlich nach 8, 2. Nach Gn 21, 14 mit 16, 16; 17, 17 miifite 
Hagar den siebzehnjahrigen Ismael auf den Schultern getragen haben. 
Gn 26, 34 ist durch 27, i 45 von der Fortsetzung 27, 46 getrennt. 
Zu Ex 2, 23 geho'rt 4, 19 als Fortsetzung. Ex 2, 24!". bricht mitten im 
Satz ab. Ex 1 6, 34 setzt die Bundeslade voraus, ihre Herstellung wird 
erst Ex 35ff. berichtet. Ex 20, 2 iff. ist Moses auf dem Berge Sinai, 
24, i wird er unmittelbar nach Schlufi der Sinai off enbarungen wieder 
auf den Berg gerufen. Ex 34, 28 kann mit der Umgebung nur in 
Ausgleich gebracht werden, wenn mitten im Verse das Verbum ein 
neues Subjekt erhalt. Ex 38, 2$f. setzt eine Zahlung des Volkes 
voraus, erst Nm if. berichtet iiber sie. Lv 9, 22 spendet Aaron den 
Segen, Nm 6, 22 27 bestimmt die Formel fur diesen Segen. Nm 7 
handelt von den Weihegaben der Fursten Israels, nachdem das Zelt der 
Zusammenkunft fertiggestellt war. Die Fertigstellung des Zeltes ist schon 
Ex 40 erzahlt und weitereVorgange, die sich an dieVollendung des Zeltes an- 
schliefien, werden Lv 7 i o berichtet. Dem Siege Israels iiber die Kanaa- 
niter Nm 21, i 3 schliefit sich der Bericht an, wie Israel von der 
Siidgrenze Kanaans nach dem Osten abschwenkte, um von Osten her 

1 Z. B. die Handelsleute, welche Joseph nach Agypten entfiihrten, werden 
Gn 37 bald Ismaeliter, bald Midianiter genannt, well die Briider Josephs 
die Midianiter zuerst von feme fur Ismaeliter angesehen hatten. 

2 Z. B. J. Dahse, Textkritische Materialien zur Hexateuchfrage. I. Die 
Gottesnamen der Gn. Jakob und Israel. P in Gn 12 50, Giefien 1912: 
er erklart den Namenwechsel in Gn 37 (s. Anm. i) durch Textverderbnis. 
Siehe auch H. M. Wiener, Pentateuchal Studies, Ld. 1912, 45 ff. Vgl. weiter- 
hin Comely (s. o. 8.9) 2, i 2 , 120 ff.; Kley (s. o. S. 26) 122129; Allgeier 
(s. o. S. 27 x ). 



go I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 32 

in das Gelobte Land einzudringen. Die Lagerstationen des Wiisten- 
zuges Nm 21, 19!". umfassen auch die Schauplatze, auf denen sich die 
Ereignisse von Nm 21, 2 iff. abspielten. Nach Nm 24, 25 kehrte 
Bil c am von seiner Reise nach Moab an seinen Ort zuriick, Nm 31, 8 
berichtet von seinem Tod in einer Schlacht, die Israel gegen die Midia- 
niter gewann. Nm 27, 12 f. erhalt Moses den Auftrag, auf das Gebirge 
zu steigen, das Gelobte Land zu sehen, um dann zu sterben. Auf Bitten 
des Moses stellt Jahwe den Josue als Nachfolger auf. Nunmehr folgt 
aber nicht der Tod des Moses (Dt 34, i ff.) bzw. seine Abschiedsreden 
(Dt i ff.), sondern Gesetze (Nm 28 30), ein Zug gegen die Midianiter 
(Nm 31), die Zuteilung des Ostjordanlandes (Nm 32) usw. Nm 35, 6 
werden die sechs Freistadte vorausgesetzt, V. gff. werden sie erst ein- 
gefiihrt. Dt 10, 6f. ist ein Stiick des Lagerverzeichnisses (vgl. Nm 33) 
mitten in eine Rede des Moses geraten, wo sie sich mit den Sinaiereignissen 
beschaftigt. Auch Uberschriften und Schlufiformeln konnen bezeugen, 
daft der Text zusammengesetzt ist, wenn sie sich in den Zusammenhang 
nicht glatt einfiigen; z. B. Gn 2, 4; Lv 26, 46 1 . Gerade diese Merk- 
male des Pentateuchs, die schwer geleugnet werden konnen, sprechen 
dagegen, daft diejenigen, welche dem Pentateuch seine gegen wartige 
Form gegeben haben, solche literarische Absichten verfolgten, wie 
sie die kritische Schule den Handen verschiedener Redaktoren zu- 
schreibt. 

32. III. Wortschatz und Form einer Sprache wechseln je nach 
Personlichkeit und Zeit, welche sie gebrauchen. Die kritische 
Schule behauptet, da6 sich tatsachlich in den verschiedenen 
Bestandteilen des Pentateuchs ein Sprachwechsel feststellen 
lasse. 

Sie fiihrt den Beweis fur einen solchen Sprachwechsel, indem sie 
im einzelnen die Orthographic, die Grammatik nach Formenlehre und 
Satzbau, den Wortgebrauch, die Phraseologie untersucht und die Ver- 
schiedenheiten hervorhebt 2 . 

33. Beispiele aus Gn i und 2, worin die kritische Schule zwei Er- 
zahlungen iiber ein und denselben Schopfungsvorgang sieht: 

"a schaffen i, i 21 27; 2, 3 4. 

rtvy machen, is^ bilden 2, 7 8 19. 

1 Vgl. die Inhaltsangabe o. S. 15 ff., welche schon vielfach den Mangel 
an Ordnung und Zusammenhang erkennen lafit. 

2 Vgl. Holzinger, s. o. S. 25 ; E. Konig, Der Sprachbeweis in der Literar- 
kritik, insbesondere des AT (StKr 1893, 445 479); J. Krautlein, Die sprach- 
lichen Verschiedenheiten in den Hexateuchquellen. Ein Beitrag zum Sprach- 
beweis in der Literarkritik des AT, Lp. 1908; Strack (s. o. S. 10) 46 57 
(Sprachgebrauch der funf Hauptquellen) ; A. Westphal, Les sources du Pen- 
tateuque I, P. 1888. 



Nr. 35 A. Die Geschichtsbiicher. I. Der Pentateuch. 31 



25 das Getier der Erde i, 24 2$ 30. 
rnfen r^r- das Getier des Feldes 2, 19 20; (3, i); vgl. 
fTjfLf !j" to das Gestrauch des Feldes 2, 5; 
r?.5 atos das Gras des Feldes 2, 5; (3, 18). 

Beispiele aus Gn 6 9, wo die Siindflutgeschichte aus zwei Quellen 
zusammengearbeitet zu sein scheint: 

Vernichten : wj* 6, 7 ; 7, 4 24 

n^srrt 6, 13 17; 9, n 15; vgl. 6, n 12 (Wortspiel). 

Gegenstand der Vernichtung : 

alles Fleisch: "toa-^a 6, 12 13 17 19; 7, 15 21; 8, 17; 9, n 15 17; 
das, was ist: o ! 9'? 7, 4 23. 

34. Der Sprachwechsel 1st geeignet, die Folgerungen, welche 
aus Doppelerzahlungen gezogen werden konnen, noch zu er- 
weitern. Die Doppelungen als solche lassen zunachst bloB er- 
schlieBen, daB beide Formen, in denen der gleiche Gegenstand 
dargestellt wird, nicht aus einer und derselben Hand stammen. 
Der Sprachwechsel, sofern er eine gewisse Stetigkeit bei mehreren 
doppelt dargestellten Gegenstanden aufweist, ermoglicht es, je 
gleichartige Doppelungen ein und derselben Hand zuzuweisen und 
sie in je in sich zusammenhangende Erzahlungsreihen einzuordnen. 
Der Pentateuch setzt sich dann nicht aus Bruchstiicken zusammen, 
welche unter sich ohne Verbindung sind, sondern sein gegen- 
wartiger Zustand muB aus umfangreicheren literarischen Quellen 
oder Urkunden 1 abgeleitet werden, die in letzter Linie ineinander 
verarbeitet worden sind. 



So findet sich z. B. tow kriechen u. dgl. Gn i, 21 24 25 26 28 30 
und 6, 20; 7, 14; 8, 17 19; P r wimmeln Gn i, 20 21 und 7, 21; 8, 17; 
9, 7; T"? Art Gn i, n 12 21 24 25 und 6, 20; 7, 14; na"" !t h s fhicht- 
bar sein und viel werden Gn i, 22 28 und 8, 17; 9, 7. Solche und 
ahnliche sich wiederholende Spracherscheinungen fiihren zur Annahme, 
dafi die entsprechenden Doppelungen aus der Schopfungs- und Siind- 
flutgeschichte der gleichen Quelle entstammen. 

35. G e g e n den Versuch der kritischen Schule, einen solchen 
Sprachwechsel nachzuweisen , kann nicht von vornherein ein- 
gewendet werden : die Unveranderlichkeit oder langsame Entwick- 
lung der hebraischen Sprache, der geringe Umfang des sprachlichen 
Materials, auch nicht daC die urspriingliche hebraische Sprachform 

1 Diese Bezeichnung wurde gewahlt, well man anfangs in diesen litera- 
rischen Quellen vielfach Urkunden aus dem Tempelarchiv sehen wollte. 



32 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 35 

der Literatur im Laufe der Zeit nicht dieselbe geblieben sei, oder dafi 
spatere Schriftsteller sich von friiheren Musterschriften beeinflussen 
lieCen, oder dafi auch ein und derselbe Schriftsteller in Stil und 
Sprache wechseln konne, oder daft Sprache und Stil auch bei ver- 
schiedenen Gegenstanden der. Schilderung wechsle. Derlei Ein- 
wande sind zu beriicksichtigen, soweit sie den Tatsachen ent- 
sprechen. In ihrer allgemeinen Fassung sind sie wenig mehr als 
Moglichkeiten, die hinfallig werden, soweit tatsachlich das Gegen- 
teil erwiesen werden kann. Mit mehr Erfolg macht die konser- 
vative Schule gegen den durchgefuhrten Sprachbeweis der kriti- 
schen Schule diejenigen einzelnen Falle geltend, wo sich die sprach- 
lichen Kennzeichen gegen die angenommene Quellenscheidung 
wenden 1 . 



So entspricht z. B. der Gebrauch von ft?!?.^ "w mannlich und 
weiblich Gn i, 27; 6, 19; 7, 16 und "'WCK} &* das Mannchen und 
sein Weibchen Gn 7, 2 (zweimal) den Voraussetzungen der kritischen 
Schule an den erwahnten Stellen, da Gn 6, 19; 7, 16 von ihr einer 
andern Quelle zugewiesen werden als Gn 7, 2. Aber auch Gn 7, 3 9 
kommt mannlich und weiblich vor, und diese Verse schreibt die 
kritische Schule auf Grund sonstiger Kennzeichen der gleichen Quelle 
wie 7, 2 zu. Sie sucht freilich den Einwand wirkungslos zu machen, 
indem sie Gn 7, 3* als Glosse erklart und bei 7, 9 darauf verweist, dafi 
der Vers an der Grenzscheide zweier Quellen stehe, also die Eigen- 
tiimlichkeiten beider Quellen nicht unerwartet kommen konnten. Allein 
wird die Tatsache der Quellenscheidung nicht schon als erwiesen voraus- 
gesetzt, sondern soil sie erst untersucht werden, so beeintrachtigen 
solcherlei Schwierigkeiten die Beweiskraft des Sprachwechsels, ja kon- 
nen sie je nach dem Zahlenverhaltnis der zutreffenden und ungiin- 
stigen Falle auch ganz aufheben. 

Uberhaupt wird der Sprachwechsel als selbstandiges und fur 
sich allein entscheidendes Beweismittel fur literarische Quellen 
seiner Art nach, da dabei Sprach- und Stilgefuhl mit ihrem sub- 
jektiven Einschlag mitwirken, nicht allzu oft gelten konnen. Aber 
wenn auch an dem Sprachbeweis, wie ihn die kritische Schule 
ungemein sorgfaltig ausgearbeitet hat, starke Abstriche gemacht 
werden miissen, so wirkt er doch in der gleichen Richtung wie 
die inhaltlichen Doppelungen. Sprachverschiedenheit und Dop- 
pelung starken, wo sie, wie vielfach, zusammenfallen, gegenseitig 
ihre Beweiskraft. 

1 Vgl. Kley (s. o. S. 26) 171 ff.; Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 117 S. 



Nr. 37 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 33 

36. IV. Der Wechsel im Gebrauch der Gottesnamen 

(mrVi Jahwe [Eigenname], tftfbto Elohim [= Gott]) 1 , eigentlich 
nur eines unter den vielen andern Kennzeichen des wechselnden 
Stiles, also zum Sprachbeweis gehorig, 1st schon friih (Philo unter- 
scheideteineSch6pfermacht= Gott und eine koniglicheHerrschaft 
= Herr [vgl. Etrel 106, 791] ; Tertullian, Adv. Hermog. 3 [M 1 2, 
223 f.] ; Augustinus, De Genesi ad litteram 8, 1 1 [M 1 34, 382] ; Chry- 
sostomus, Horn, in Gen. 14, 2 [M* 53, 112]) beachtet und erortert 
worden und gilt seit J. Astruc (i 75 3) 2 als eigenes, selbstandiges Kenn- 
zeichen fur die Quellenscheidung. Damit der Wechsel im Ge- 
brauch der beiden Gottesnamen Jahwe und Elohim zum Kennzeichen 
verschiedener Quellen werden kann, miissen die Gottesnamen im 
gegenwartigen Text urspriinglich, nach einem bestimmten Gesetz ge- 
braucht, in diesem ihrem gesetzmafiigen Wechsel auf andere Weise 
nicht besser und einfacher erklarbar sein. Die Gegner der kri- 
tischen Schule erheben gegen dieses Kennzeichen der Quellen- 
scheidung eine Reihe von Einwanden. 

37. a) Die Gottesnamen des gegenwartigen D2tsind nicht urspriinglich; 
besonders ist die abweichende Uberlieferung der darin vorzuziehen 3 . 

1 F. Baumgartel, Elohim aufierhalb des Pentateuchs. Grundlegung zu einer 
Untersuchung iiber die Gottesnamen im Pentateuch (BWAT 19), Lp. 1914. 
J. Dahse (s. o. S. 29 2 ). J. Hontheim S. J., Die Gottesnamen in der Gn 
(ZkTh 34, 625 640). E. Naville, Les deux noms de Dieu dans la Genese, 
P. 1917. J. Skinner, The divine names in Genesis, Ld. 1914 (vgl. Exp 8. S. 
5, 289 313 400420 494 514; 6, 23 45 97 106 266 288). P. Vetter, 
Die literarkritische Bedeutung der atl Gottesnamen (ThQ 85, 1247 2O2 2 35 
520 547, unvollendet). Eine Auseinandersetzung dariiber zwischen ver- 
schiedenen Exegeten (H. M.Wiener, A. P. Cox, J. Skinner, N. Schlogl O. Cist.) 
s. ExpT2o, 378 f. 473 475 563; Bs 68, 510531. 

2 Siehe u. 12, 6, Nr. 90. 

3 J. Dahse, Textkritische Bedenken gegen den Ausgangspunkt der Penta- 
teuchkritik (ARW 6, 305319). G. B. de Rossi, Variae lectiones Veteris 
Testamenti ex immensa manu scriptorum editorumque codicum congerie 
haustae, Parma 1784/88, zu Gn 7, I. H. Graetz, Notiz tiber Gottesnamen 
in der Heiligen Schrift (MGWJ 36, 523528) 528. Hoberg (s. o. S. 25) 105. 
Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 22. A. Klostermann, Beitrage zur Entstehungs- 
geschichte des Pentateuchs. 2. Der sichere Ausgangspunkt fur die kiinftige 
Pentateuchkritik (NkZ 3, 421458) 422. W. Caspari [u. J. Koberle], Das Vor- 
kommen der Gottesnamen Jahwe und Elohim in den Samuelsbuchern und 
seine Beziehung zur Geschichte des Textes (NkZ 21, 378418 499 f.). 
Schlogl, s. o. Anm. I (ExpT 20, 563). H. M. Wiener, Essays in Pentateuchal 
criticism, Ld. 1910, 456. 

<3oettsberger, Einleitung in das AT. 3 



34 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 38 

Demgegeniiber ist geltend zu machen 1 : Die Gottesnamen sind im 
3011 als richtig iiberliefert zu betrachten, soweit nicht in einzelnen Fallen 
die textkritischen Zeugnisse etwas anderes beweisen. Auch darf 
hierin als solche dem Sit nicht grundsatzlich schon vorgezogen werden. 
Nachtragliche zufallige Textveranderungen miifiten der Natur ihrer Ent- 
stehung nach einen regellosen Gebrauch der Gottesnamen verursachen; 
ihr Wechsel im heutigen Text ist aber gerade wegen seiner anscheinenden 
Gesetzmafiigkeit aufgefallen. Die Priifung der einzelnen Stellen ergibt, 
dafi der Wechsel der Gottesnamen, wie er im gegenwartigen 3fll steht, 
in der iibergrofien Mehrzahl der Falle urspriinglich ist. 

38. b) Die Gottesnamen sind nicht gesetzmafiig verwendet 2 . 
Fiir gesetzmafiigen Gebrauch spricht aber Folgendes: Er ist von vorn- 
herein nicht einmal so fernliegend, dafi verschiedene Zeiten und ver- 
schiedene Schriftsteller je einen besonderen Gottesnamen bevorzugen; 
gesetzmafiiger Wechsel der gleichen Gottesnamen ist in den Pss festzu- 
stellen (Jahwepsalmen und Elohimpsalmen 3 ) ; der Wechsel der Gottes- 
namen fallt haufig mit Doppelungen und sonstigem Stil- und Sprach- 
wechsel zusammen. Die Gesetzmafiigkeit im Wechsel der Gottesnamen 
ist auch von Gegnern der Quellenscheidung anerkannt 4 . 

39. c) Die Gottesnamen wechseln, weil der Verfasser an den einzelnen 
Stellen je eine besondere Seite des gottlichen Wesens durch 
den Namen hervorheben wollte, wie sie gerade durch den Inhalt des 
Textes nahegelegt wurde. Die beiden Gottesnamen haben eine ver- 
schiedene etymologische und heilsgeschichtliche Bedeutung 5 . Eine 

1 Vgl. Baumgartel(s. o. S. 33 1 ) 79 f.; Skinner (s. o. S. 33') ; Vetter (s. o. S. 33') 12 ff. 

2 Vgl. Chrysostomus, Horn, in Gen. 14, 2 (M e 53, 112): dbiacpdpuu^; Comely 
(s.o. S. 3 2 ) 2, I 2 , 107. 

3 Vgl. u. 100, Nr. 352. 

4 So Dahse (s. o. S. 29 2 ), der einen Wechsel nach Perikopen annimmt ; 
Hontheim (s. o. S. 33 1 ), der meint, dafi die Gottesnamen in bestimmten Ab- 
schnitten entweder im gleichen Verhaltnis oder in besonderer Gruppierung 
oder in einer charakteristischen Anzahl gebraucht sind. Solcherlei Gesetze 
lassen sich im Gottesnamenwechsel schwer iiberzeugend durchfiihren. Die 
Erklarung aus den verschiedenen Quellen ist namentlich dann besser be- 
griindet, wenn die Quellenscheidung zugleich noch andere Eigentiimlichkeiten 
des Textes erklart. 

5 Vgl. Tertullian, Adv. Hermog. 3 (M 1 2, 223 f.): Deus = Schopfer, Do- 
minus = Herr iiber die geschafFenen Dinge ; ahnlich Augustinus, De Genesi 
ad litt. 1 1 (M 1 34, 382) : Elohim = Gott Vater, Jahwe = Gott Sohn ; Hopfl 
(s. o. S. 26) 53: Naturgott Gnadengott; Hudal (s. o. S. 9) 87, 2 92 f.; * F. Kaulen,. 
Einleitung in die Heilige Schrift A und NT 3 , Frb. i. Br. 1890, 168; F. J. Lamb, 
Science and higher criticism (Bs 65, 57 86); P. Metzger, Noch einmal die 
Gottesnamen im Hexateuch (NkZ 36, 38 69) ; W. Moller, Wider den Bann 
der Quellenscheidung. Anleitung zu einer neuen Erfassung des Pentateuch- 
problems, Giitersloh 1912, 43 174 f. 180 f.; <* M. Seisenberger), Einfuhrung in 



Nr. 40 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 35 

solche Absicht 1st bei der Verwendung der Gottesnamen durchaus 
moglich, in manchen Fallen vielleicht erweisbar 1 . In den allermeisten 
Fallen ist aber nicht klar zu erkennen und schwer festzustellen, welche 
Beziehung etwa zwischen der Bedeutung des Gottesnamens und dem 
Inhalt des Abschnittes, in dem er steht, obwalten konnte; nicht selten 
wiirde man einen andern Gebrauch erwarten, als der Text ihn bietet (in 
Doppelstiicken mit gleichem Inhalt kommen in der Regel verschiedene 
Gottesnamen vor). Wenn man diese Begriindung des Gottesnamenwechsels 
im einzelnen durchfuhren will, muft man die beiden Bezeichnungen aufier- 
dem bald so bald anders erklaren und oft so tief erfassen, daft man bei 
einem israelitischen Schriftsteller und seinen Lesern kaum ein so ein- 
dringendes Verstandnis voraussetzen darf 2 . 

40. d) Die gleichen Gegengriinde, welche den Einwand a) entkraften, 
gelten auch gegeniiber der Ansicht Hobergs 3 und v. Hummelauers 4 , 
dafi der Gottesname Jahwe nachtraglich wegen seiner Bedeutung 
an passenden Stellen eingefiigt worden sei. Ahnliche Vorgange wie: 
V?a durch ^S ersetzt (i Chr 14, 7; 2 Sm 5, 16), mm in o-rfas verwandelt 
(Ps 42 84), mm in der spateren Aussprache vermieden und als "^"K 
oder nT&K gelesen, konnen diese Ansicht nicht entscheidend stiitzen, 
weil fur den Pentateuch eine nachtragliche Anderung nicht erwiesen 
ist und der letzterwahnte Vorgang gerade gegen eine spatere Einfiigung 
von mm spricht 5 . Dagegen wiirde der Gottesnamenwechsel vollstandig 
erklart, wenn man mit A. H. Redpath 6 zwei Pentateuchausgaben mit 
verschiedenen Gottesnamen voraussetzt, aus denen der jetzige Pentateuch 
hergestellt sei (vgl. Ps 14 [13] und 53 [52]). Denn aus dem Gottesnamen- 
wechsel allein lafit sich nicht entscheiden, ob nicht ehedem eine gemein- 
same Grundlage der erschlossenen Quellen einen einheitlichen, vielleicht 
andern Gottesnamen enthalten hat. Mit der kritischen Schule gehen 
in diesem Punkte auch jene konservativen Exegeten, welche den Gottes- 

die Heilige Schrift. Ein Abrifi der biblischen Geographic, Archaologie, Ein- 
leitung in das A und NT samt Hermeneutik 4 , Regensb. 1899, 276 f. : Elohim 
= Gott Vater, Jahwe = Gott Sohn ; Tappehorn (s. o. S. 15) 14 58 ff. Besonders 
ausfiihrlich sind ahnliche Erklarungen zusammengestellt bei Vetter (s. o. 
S. 33) 525 ff. 

1 So auch Kuenen (s. o. S. 10) i, i, 54. 

2 Z. B. Kley (s. o. S. 26) 32 34 f. : Jahwe bezeichnet Gott als dauernden, 
schlechthin seienden, frei sich offenbarenden und die Menschheit dadurch 
sich zufiihrenden personlichen, wahren Gott, aufier dem kein Gott ist, und 
den das Volk Israel als besonderen Herrn anerkennt; Elohim ist gleichsam 
das Abstraktum Gottheit, umfassender und allgemeiner, weswegen es auch 
fur Jahwe gesetzt werden kann, aber in der Regel nicht umgekehrt. 

3 Die Genesis (s. o. S. i4)xxv; Moses und der Pentateuch (s. o. 8.25) 49 ff. 

4 Comm. in Gen. (s. o. S. 14) 4ff. Ahnlich Hontheim (s. o. S. 33 J ). 

5 Vgl. Vetter (s. o. S. 33 J ) 203 ff. ; Konig (s. o. S. 30 8 ) 447. 

6 A new theory as the use of divine names in the Pentateuch (AmJTh 8, 
286301). 

3* 



36 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 41 

namenwechsel als Quellenscheidungsmittel mit dem Vorbehalt aner- 
kennen, dafi die Quellen in vormosaische Zeit zu datieren seien 1 . 

41. Die Priifung der Einwande, welche die konservative Schule 
hauptsachlich gegen denGottesnamenwechselalsMittelderQuellen- 
scheidung erhebt, fiihrt zum SchluBergebnis, dafi die erwahnten 
Versuche, dem Gebrauch der Gottesnamen ira Pentateuch jegliche 
Bedeutung als Kennzeichen literarischer Quellen abzusprechen, 
den Wechsel der Benennung nicht befriedigend erklaren konnen. 
Fallt zudem der Wechsel der Gottesnamen mit andern literar- 
kritischen Kennzeichen verschiedener Quellen oder mit sonstigen 
Anzeichen neuer Quellen zusammen, so spricht das zu Gunsten der 
kritischen Schule. Das ist nun tatsachlich der Fall 2 . Freilich 
fehlen Stellen, an denen ein anderer Gottesname steht, als nach 
der Quellenscheidung der kritischen Schule erwartet wird, keines- 
wegs 3 . Solche Schwierigkeiten beeintrachtigen die Sicherheit der 
kritischen Auffassung, weshalb ihre Anhanger bestrebt sind, das 
Gewicht solcher ungiinstigen Falle zu verringern und jeweils einen 
besonderen Grund fur den Gottesnamen an nicht erwarteter Stelle 
ausfmdig. zu machen 4 . Aufierdem beruft sich die kritische Schule 
zum Teil fur solche Falle auf die gleiche Erklarung, mit der die 
konservative Exegese dieses Beweismittel der literarischen Quellen- 



1 Vgl. * F. Vigouroux, Les livres saints et la critique rationaliste. Histoire 
et refutation des objections des incredules contre les Saintes Ecritures 3 5 , 
P. 1901/02, 139 ff. Ob die literarischen Quellen, welche unter Verwertung der 
wechselnden Gottesnamen unterschieden werden, in vormosaische oder nach- 
mosaische Zeit fallen, mufi durch andere Griinde festgestellt werden. Nur 
dafi Moses seine eigenen Erlebnisse mit wechselnden Gottesnamen auf- 
geschrieben habe, wird nicht angenommen werden konnen, weil er hierfur 
doch wohl keine literarischen Quellen benutzt haben wird. Dagegen kann 
er die Gn, welche von Ereignissen vor seiner Zeit berichtet, aus Quellen 
bearbeitet und die Darstellungsform mit verschiedenen Gottesnamen un- 
verandert iibernommen haben. 

2 Z. B. Gn I Elohim j] Gn 2 Jahwe-Elohim. Gn 5, wo der Zusammen- 
hang mit dem Vorausgehenden abbricht, wird wiederum Elohim gebraucht. 
Gn 6, 58 Jahwe || 6, 913 Elohim. Gn 6, 1822 Elohim || 7, 15 Jahwe. 
Gn 12 Jahwe || Gn 20 Elohim. Gn 16 Jahwe (7mal) || Gn 21, 621 Elohim 
(7mal). Gn 21, 2234 Elohim || 26, 1733 Jahwe. 

3 Z. B. Gn 2 4 kommt hauptsachlich der Doppelname irr&s rrirr vor; 
Gn 20, 1 8 nirr (st. a^s); 21, 33 mrr (st. n*rfcs). Vgl.-Hoberg (s. o. S. 25) 106 f. 

4 So machen sie geltend, dafi Gn 20, 18 inhaltlich etwas nachhinkt, Gn 21, 33 
nicht mehr zur Erzahlung gehort. 



Nr. 43 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 37 

scheidung zu entziehen sucht 1 . Aber ob solche kritische Er- 
klarungen berechtigt sind oder nicht, die ungiinstigen Falle miissen 
als Gegengriinde anerkannt und gewertet warden. Nur ist fest- 
zustellen, dafi sie an Zahl nicht erheblich ins Gewicht fallen 
gegeniiber den sonstigen Stellen, in denen die Gottesnamen ent- 
sprechend den Doppelerzahlungen wechseln. Deshalb kann die 
Erklarung der kritischen Schule nicht als durch sie widerlegt 
betrachtet werden, wenn auch nicht gerade die Voraussetzung 
zutreffen mufi, die sie macht, daC namlich der Gebrauch der Gottes- 
namen schon bei der ersten Niederschrift der Pentateuchbestand- 
teile eingefiihrt wurde. 

42. Der Wechsel im Gebrauch der Gottesnamen konnte ver- 
schiedene Griinde haben. Ein Teil der kritischen Schule sieht 
diesen Grund nicht etwa im Belieben des Schriftstellers oder in 
der Sprachgepflogenheit einer Zeit, sondern darin, dafi der 
Gottesname Jahwe erst dem Moses geoffenbart wurde; 
so sei Ex 3, 14 ff. ; 6, 3 ff '. zu verstehen. Derjenige Schriftsteller, 
welcher davon berichtet, gebrauche in der Schilderung der voraus- 
gehenden Geschichte den Namen Jahwe nicht, sondern den Namen 
Elohim (also der Elohist [= E]). Ein anderer Schriftsteller gebrauche 
dagegen in den Abschnitten, die ihm zugehoren, den Gottes- 
namen Jahwe (also der Jahwist [== J]). Die traditionelle Schule 
lehnt zum Teil die angegebene Deutung von Ex 3 und 6, jeden- 
falls aber die SchluBfolgerung daraus ab. 

43. Die Deutung von Ex 3 und 6 ist umstritten. Auch Anhanger 
einer Quellenscheidung auf Grund der wechselnden Gottesnamen ver- 
stehen die Stellen nicht so, dafi zum ersten Male der Name Jahwe dem 
Moses geoffenbart worden sei 2 . Allein den beiden Stellen wird man 
durch andere Deutungen nicht gerecht. So nicht, wenn man deutet: 
Jahwe sei zwar vorher bekannt gewesen, aber nicht anerkannt worden 3 , 
oder Jahwe wolle sich erst jetzt als Jahwe erweisen 4 . Es ist auch zu 

1 Vgl. Driver-Rothstein (s. o. S. 9) 14 l ; Kuenen (s. o. S. 10) i, i, 53 f. 59 19 . 

2 So J. Astruc, Conjectures sur les memoires originaux dont il paroit que 
Moise s'est servi pour composer le livre de la Genese, Briissel 1753, 298 ff. ; 
Strack (s. o. S. 15) zu Ex 6 (S. 181); A. Troelstra, De naam gods in den 
Pentateuch. Eene studie naar aanleiding en tot toelichting van Ex 6, I vv., 
Utrecht 1912. 

3 So Kley (s. o. S. 26) 32 ; ahnlich Sanda (s. o. S. 26) 26: nw ^aw = und 
beziiglich meines Namens Jahwe. 

4 So Troelstra (s. o. Anm. 2) (nach Theol. der Gegenwart 7, 2, 127 f.) 



o8 ! Teil. Die Biicher des AT im einzelnen.. Nr. 44 

wenig, den Sinn, Jahwe habe sich damals zum ersten Male geoffenbart, 
fur moglich zu halten, schliefilich aber doch abzulehnen, well der Dienst 
Jahwes schon fur die Zeit der Patriarchen behauptet werde 1 . 

Der klare Wortlaut der Stellen ergibt, dafi sie berichten wollen, 
der Gottesname Jahwe sei erst dem Moses im Laufe der Offen- 
barungsgeschichte bekannt geworden ; Ex 6, 2. gibt zudem aus- 
driicklich an, dafi der fruher bekannte Gottesname El saddazwar 2 . 

Dafi der Gottesname Jahwe in Eigennamen der vormosaischen 
Zeit gebraucht wird, konnte auf nachtragliche Umbildung von Namen 
mit ^ in Formen mit ^ u. dgl. zuriickgefiihrt werden. Aber fiir seiche 
Eigennamenformen reicht auch ein Gottesname Jahu u. a. hin. Dafi 
der Gottesname Jahwe neu geoffenbart wurde, trifft auch dann zu, wenn 
er nur eine Weiterbildung eines schon bekannten Jahu darstellt, ahnlich 
wie Abraham von Abram ausgeht (Gn 17, 5). Ex 3 und 6 miifiten von 
einer solchen Umbildung verstanden werden, wenn die Religions- 
geschichte erweisen sollte, dafi der Gottesname Jahu o. a. vor Moses 
in dem Kulturgebiete bekannt war, aus dem Israel stammte 3 . 

44. Sind die Stellen Ex 3 und 6 so, wie angegeben, richtig ge- 
deutet, dann kann der verschiedene Gebrauch der Gottes- 
namen mit ihnen in Zusammenhang gebracht werden. 
Der Schriftsteller, welchem die Offenbarung des Gottesnamens 
Jahwe in der Zeit des Moses bekannt war, konnte zwar unbedenk- 
lich Jahwe sowohl in den eigenen Schilderungen wie auch in den 
Reden Gottes und anderer aus vormosaischer Zeit gebrauchen; 
ein solcher Anachronismus ware nicht unerwartet. Ebenso konnte 
er sich aber auch genau nach der von ihm selbst erwahnten 
Tatsache richten, dafi der Name Jahwe auch in der geschicht- 
lichen Darstellung der vormosaischen Zeit eigentlich anachroni- 
stisch anmutet, und ihn deshalb vermeiden. 

Dafi der sog. Elohist wirklich aus diesem Grunde den Namen Jahwe 
vermieden hat, wurde dann zu erschliefien sein, wenn Ex 3 und 6 einen 
fuhlbaren Einschnitt bezeichnen sollte, nach dem Jahwe bedeutend hau- 

1 So Vetter (s. o. S. 33 1 ). 

2 So mit Recht auch Exegeten, welche den Wechsel der Gottesnamen 
nicht als Kennzeichen verschiedener Quellen anerkennen, wie v. Hummel- 
auer, Genesis (s. o. S. 14)7; Ex-Lv (s. o. S. 14) 48 ff. ; M.-J. Lagrange, El et 
Jahve (Rb 12, 362386) 381. Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 109 .meint, dafl 
die Wortform nirr> in altere Zeit zuriickreichen miisse; allein die Form mn 
wurde eher auf spatere Zeit schlieflen lassen. 

3 Vgl. S. Landersdorfer O. S. B., Der Gottesname ni?r> in den Keil- 
inschriften (BZ 10, 24 35). 



Nr. 46 A.. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 39 

figer vorkommt als in der Schilderung der vorausgehenden Zeiten. Das 
scheint tatsachlich der Fall zu sein. Denn in den 55 Kapiteln von 
Gn i bis Ex 6, 2 kommt Jahwe i73mal vor, so dafi auf ein Kapitel 
ungefahr 3 Jahwe treffen. In den 132 Kapiteln von Ex 6 bis Dt 34 
finden wir 1142 Jahwe, also im Kapitel ungefahr dreimal so oft wie 
vorher. Der Einwand, dafi nach Ex 6 jegliche Art von Gottesnamen 
haufiger verwendet wird, ist berechtigt. In den Teilen des Pentateuchs, 
in welchen immer wieder von gottlichen Offenbarungen die Rede ist, 
mufite Gott ofter genannt werden. Der Gegengrund verliert aber sein 
Gewicht, wenn der zweite Gottesname Elohim nicht ebenfalls in ahn- 
lichem Verhaltnis haufiger vorkommt. Die Gegenprobe ergibt: die 
55 Kapitel bis Ex 6, 2 haben 2iimal n-r&s und tmVsni, also im Kapitel 
ungefahr 4mal. Die 132 Kapitel von Ex 6 bis Dt 34 bieten diesen 
Gottesnamen dagegen nur i carnal, also nicht einmal in jedem Kapitel. 
Ware iiberhaupt die grofiere Haufigkeit der Gottesnamen dabei im 
Spiele, mufite trrAs und n-r&sn ungefkhr i2mal in jedem Kapitel vor- 
kommen 2 . 

45. Mit Ex 24, 1 2 beginnen die liturgischen Gesetze. Manche 3 nehmen 
an, dafi deshalb und erst von hier ab, also aus andern Griinden der 
Name Jahwe haufiger werde. Allein die Statistik der Gottesnamen 
spricht dagegen. Ex i 6 mit 20 Elohim und 16 Jahwe pafit eher 
zur Gn als zum Folgenden. Ex 6, 3 24, 12 mit 40 Elohim und 122 Jahwe 
gehort nach der Art des Gottesnamenwechsels sicher zum nachfolgenden 
Teile des Pentateuchs. Wenn wir Ex 3, 14 6, 2 aufier Berechnung 
lassen, wie es sich nahelegt, so gehort auch Ex i 3, 13 mit 14 Elohim 
und 3 Jahwe sicher zur Gn. Es ist deshalb der Umschwuhg in der 
Haufigkeit, mit der die beiden Gottesnamen vorkommen, in Ex 6 zu 
suchen 4 . 

46. Dafi der Gottesname Jahwe gerade an der Stelle bedeutend 
haufiger wird, die nach dem Wortlaut besagt, dafi damals der 
Name Jahwe zum ersten Male geoffenbart wurde, spricht zu 



1 Die Stellen, an denen Elohim im status constructus vor einem Genitiv 
steht oder mit einem Suffix verbunden ist, diirfen dabei unberiicksichtigt 
bleiben. Denn den allgemeinen Gottesnamen kannte auch der Jahwist und 
er mufite in diesen Fallen ' gebrauchen, weil Jahwe weder mit einem Ge- 
nitiv noch mit einem Suffixpronomen verbunden werden kann. 

2 Diese Statistik der Gottesnamen weicht von derjenigen ab, die Kuenen 
(s. o. S. 10) i, i, 57 2 * wiedergibt; dort sind auch Ausdriicke wie 

nicht gerechnet. 

3 So Vetter (s. o. S. 33*) 545 f. und nach ihm Hoberg (s. o. S. 25) 52. 

4 So auch Comely, Compendium (s. o. S. 9) 9 343, der die Erscheinung 
aber auf andere Grunde zuruckfiihrt, nicht auf verschiedene Quellen und die 
Tatsache, dafi der Name Jahwe erst in der Zeit des Moses geoffenbart 
wurde. 



I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 47 

Gunsten der kritischen Anschauung, welche im Gottesnamen- 
wechsel ein Kennzeichen von Quellen sieht. 

Anfanglich folgerte man daraus, dafi diejenigen Stiicke, welche den 
Namen Jahwe vermeiden, einem einheitlichen Schriftsteller, dem Elo- 
histen, angehb'ren. Es konnten aber auch zwei und mehrere Quellen 
die gleiche Art der Schilderung wahlen. Spater schlofi man auf ver- 
schiedene Anzeichen hin, dafi es tatsachlich zwei Elohisten gegeben 
habe, einen ersten und einen zweiten, spater Priesterkodex (= P) und 
Elohist (= E) genannt. Der Schlufi ist berechtigt, soweit die Beweise 
hierfiir hinreichen 1 -. 

47. Die kritische Schule setzte zum Teil voraus, der sog. Jahwist habe 
den Gottesnamen Jahwe gekannt und deshalb ihn gebrauchen miissen. 
Weiterhin nahm sie an, dafi er die Offenbarung des Gottesnamens 
Jahwe vor der Zeit ansetzte, fur die er Jahwe gebrauchte. Gn 
4, 26 b : Damals (d. i. als Enos geboren wurde) fing man an, den Namen 
Jahwe anzurufen, wurde in dem Sinne verstanden, dafi der Name Jahwe 
statt eines andern Gottesnamens eingefuhrt wurde. Deshalb konnte 
der Jahwist fur die nachfolgende Zeit den Namen Jahwe ebenso ge- 
brauchen, wie ihn der Elohist erst fur die mosaische Zeit verwendete 2 . 
Allein Gn 4, 26 b kommt es auf den Gottesnamen Jahwe nicht an. Hatte 
der sog. Elohist die Stelle geschrieben, so wurde er den Namen Elohim 
gebraucht haben, und sie hatte sachlich den gleichen Inhalt gehabt, 
eine kulturgeschichtliche Nachricht, die eine uns nicht mehr ganz ver- 
standliche religiose Neuerung aus altester Zeit iibermittelt. Der Jahwist 
konnte seine Nachrichten mit dem Gottesnamen Jahwe ausstatten, auch 
wenn er mit dem Elohisten wufite oder sogar berichtete, dafi der Gottes- 
name Jahwe in der Zeit des Moses geoffenbart worden sei. Ganz aus- 
geschlossen ist freilich auch nicht, dafi er iiberhaupt keine Kenntnis 
dariiber besafi 3 . 

1 Dagegen darf man nicht auf zwei Elohisten schliefien aus dem einen 
Grunde, weil die Offenbarung des Gottesnamens Jahwe zweimal, Ex 3 und 
Ex 6, erzahlt wird (so Steuernagel [s. o. S. 26] 268 ; etwas anders im Lehr- 
buch [s. o. S. 10] 136). Denn da keiner den Namen Jahwe fur die vor- 
mosaische Zeit vermeiden mufite, hatte eine von beiden Quellen, denen 
nach der kritischen Auffassung Ex 3 und Ex 6 angehoren, den Namen 
Jahwe gebrauchen konnen, und das wiirde dann trotz der Angabe, dafi der 
Name Jahwe in vormosaischer Zeit unbekannt war, der Jahwist sein. 

2 So Kuenen (s. o. S. 10) I, I, 55 (sehr wahrscheinlich); Steuernagel 
(s. o. S. 26) 269 *; vgl. dazu auch Dahse (s. o. S. 33 3 ) 115. 

3 Vgl. Konig (s. o. S. 2 2 ) 195 f. Vielleicht ist aber der ganz vereinzelte 
Doppelname a"fiVx mrr in Gn 2 4 (aomal ; sonst noch Ex 9, 30) dadurch 
entstanden, dafi ein Abschreiber Gn 4, 26 b so verstand, wie die kritische Schule 
vielfach die Stelle noch jetzt versteht, und den Namen Jahwe durch den 
Namen Elohim am Rande ersetzte; solche Randglossen sind vielfach nachtrag- 
lich in den Text geraten. Fur den gleichen Doppelnahien Ps 72 (71), 18 in 3CR 



Nr. 50 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 41 

48. Der Nachweis von Quellen aus dem Wechsel der Gottesnamen 
spielte anfanglich eine bedeutende Rolle in der Pentateuchkritik, 
ist aber im Laufe der Zeit mehr zuriickgetreten und durch 
Beweise erganzt, ersetzt, ja korrigiert worden, die man als er- 
giebiger fur die kritischen Beweisziele ansah. Fur einige Punkte 
der pentateuchkritischen Anschauungen ist er aber bis jetzt grund- 
legend geblieben, so fiir die Scheidung der Quellen J und P in 
Gn i if., fiir den Einsatz einer neuen Quelle in Gn 20 *. 

49. Die Eigentiimlichkeiten des gegenwartigen*Pentateuchtextes : 
Doppelungen, gestorter Zusammenhang, verschiedener Stil, Wech- 
sel der Gottesnamen, geben ein Bild von der literarischen 
Eigenart dieses Buches. Die kritische Schule fordert bei ruhig 
und sachlich Urteilenden durch ihre iibertriebenen Behauptungen 
vielfach Widerspruch heraus und mufi sich nicht unbedeutende 
Abstriche am Tatsachenmaterial gefallen lassen, das sie ihren 
Schlufifolgerungen zu Grunde legt. Insbesondere iibersieht sie, 
daB daneben, namentlich in den grofien Ziigen, die 
Darstellung doch ein bestimmtes Ziel verfolgt 2 . Die 
beiderlei Anzeichen, die von mangelnder Einheitlichkeit und die 
von beherrschender Zielstrebigkeit, mussen gleicherweise beriick- 
sichtigt werden, wenn man eine befriedigende Erklarung fur den 
Zustand des Pentateuchs geben will. 

50. Die kritische Schule hat aus der fehlenden Geschlossenheit Folge- 
rungen gezogen, welche die mosaische Herkunft des Penta- 
teuchs, wie sie von der konservativen Schule festgehalten wird, aus- 
schliefien. Tatsachlich miiftte man, wenn diese Eigenart des Penta- 
teuchs allein mafigebend ware, annehmen, dafi Moses zwar die Gn 
verfafit bzw. zusammengestellt haben kann, wie sie uns jetzt vorliegt; 
aber Ex Dt, wo die von ihm erlebte und von ihm fast ausschliefilich 
bestimmte Zeitgeschichte dargestellt wird, konnte er dann entweder 
iiberhaupt nicht geschrieben haben, oder es ware nur die Darstellung 
einer Quelle auf ihn zurtickzufuhren. Man konnte hochstens noch 
festhalten, von Moses stammte eine gemeinsame Vorlage, die sich spater 
im Lauf der Zeit in verschiedene Formen gespalten hatte; so wie der 
Pentateuch uns vorliegt, ware er also nicht von Moses, oder in anderer 

ist der gleiche Vorgang besonders dadurch nahegelegt, dafi Ps 72 (71) als 
elohistisch uberarbeiteter Psalm gilt. Eine andere Erklarung dieses Doppel- 
namens s. bei N. Schmidt, Yahwe Elohim (JbL 33, 2547) ', A. Jirku, Die Gottes- 
namen in Gn 2, 4 b 3, 24 (NkZ 27, 457465). 

1 Vgl. Vetter (s. o. S. 33 ') 12. * Vgl. Sanda (s. o. S. 26) i. 



42 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 51 

Form ausgesprochen: wir besafien keine mosaische Ausgabe des in 
letzter Linie von Moses verfafiten Pentateuchs \ 

Allein die Urteile der Kritik sind, ganz abgesehen von ihren sonstigen 
Schwachen, ihrer ganzen Art nach nicht mathematisch sicher. Zudem 
sind es innere Griinde, die zur Entscheidung einer geschichtlichen Tat- 
sache angefiihrt werden. Sie konnen durch geschichtliche Zeug- 
nisse widerlegt, durch andere innere Gegengriinde aufgewogen 
werden, freilich auch durch innere Anzeichen, die Moses als 
Verfasser unmoglich erscheinen lassen, wiederum gestiitzt 
werden. 

11; Moses und der Pentateuch 2 . 

51. 'Die konservative Schule lehnt nicht nur die Anschauung der kriti- 
schen Schule in ihren Voraussetzungen und Folgerungen ab, soweit sie 
sich gegen Moses als Verfasser des Pentateuchs wendet, sondern bemuht 
sich auch, durch geschichtliche Zeugnisse und innere Griinde Moses direkt 
als Verfasser des Pentateuchs darzutun. Die Tragweite solcher Beweise 
im einzelnen und zusammengenommen ist zu priifen und gegeniiber den 
Einwanden der kritischen Schule zu sichern. Nicht minder bediirfen 
die inneren Gegengriinde, welche Moses als Verfasser des Buches 
ausschliefien sollen, einer unvoreingenommenen Abwagung. 

52. I. Die geschichtlichen Zeugnisse sind ihrer Natur nach 
wertvoller als die inneren Merkmale, auf welche hin die kritische 
Schule dem Moses den Pentateuch abspricht. 

53. a) Selbstzeugnis des Pentateuchs. Uberschrift und 
Unterschrift fehlen ; aber einzelne Stellen bezeugen ausdriicklich, 
dafi manches in ihm auf gottlichen Befehl hin von Moses nieder- 
geschrieben werden muBte. 

Ex 17, 14 bezeugt, dafi der Bericht iiber die Amalekiterschlacht 
(Ex 17, 8 14) von Moses stammt 3 . Nach Dt 31, 9 24 schrieb Moses 
dieses Gesetz nieder und las es dem Volke vor. Der Ausdruck 
dieses Gesetz lafit ein abgeschlossenes, grofieres Werk erwarten. Daher 
geniigt Dt 32 hierfur nicht 4 . Es konnte eine kiirzere Gesetzessammlung 
sein, die im jetzigen Dt enthalten ist 5 , vielleicht aber doch am ehesten 

1 Vgl. G. Hoberg, tjber den Ursprung des Pentateuchs (BZ 4, 337 346) 343 f. 

2 Vgl. Hoberg (s. o. S. 25); Kley (s. o. S. 26) ; Sanda (s. o. S. 26); * E. Mange- 
not, L' authenticite mosaique du Pentateuque, P. 1907. 

3 Auch die Lesart des 3Qft ^sga (= in d a s Buch ; dagegen ei<; (hfJAiov) 
setzt nicht notwendig voraus, dafi schon ein Buch (etwa unser Pentateuch) 
vorhanden war, in welches dieser Bericht eingetragen wurde. So auch 
Hoberg (s. o. S. 25) 40 f. ; Hopfl (s. o. S. 26) 2 56 f. ; Mangenot (s. o. Anm. 2) 207 f. 

4 So meinte Hoberg (s. o. S. 25) 40 2 . 

5 So v. Hummelauer, Dt (s. o. S. 14) 75. 



Nr. 54 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 43 

im wesentlichen unser Dt 1 . Gesteht man zu, dafi die Gesetze in Ex 
bis Nm im Grunde den gleichen Inhalt mit dem Dt haben, dann wiirde 
dieses Gesetz und die Aussage dariiber auch fiir die gesetzlichen 
Abschnitte von Ex Nm Geltung haben 2 . Dt i, 5 berichtet, Moses habe 
in Moab dieses Gesetz zu erklaren begonnen. Danach mufi das, was 
Moses in Moab verkiindete, d. i. das Dt, eine Erlauterung sein, die etwas 
Bekanntes, d. h. die Gesetze von Ex Nm nach dem Zusammenhang im 
gegenwartigen Pentateuch zur Grundlage hatte 3 . Da der Berichterstatter 
in Rucksicht auf die Leser schreibt, so wird dieses Gesetz im Voraus- 
gehenden schriftlich niedergelegt sein; man darf zunachst nicht an das 
nachfolgende Dt 4 oder den Pentalog (Dt 6, i 7, n) 5 denken. Der 
Berichterstatter von Dt i, 5 setzt also voraus, dafi Moses im wesentlichen 
die Gesetze von Ex Nm vor sich hatte und in der Art, wie es in 
Dt erzahlt wird, erlauterte. Nach Ex 24, 4 schrieb Moses das sog. 
Bundesbuch, Ex 21 23, nach Ex 34, 27 schrieb er Ex 20 23 6 , nach 
Nm 33, 2 das Lager verzeichnis Nm 33. 

54. Zu wenig legen in diese Zeugnisse jene Exegeten, welche sie nicht 
einmal fur die mosaische Herkunft der Stucke gelten lassen, mit denen 
sie unmittelbar zusammenhangen 7 . Dafi sie richtig sind, kann man 
mit Grund nicht bezweifeln. Wenn nun Moses nach diesen Zeugnissen 
etwas iiber die erwahnten Ereignisse geschrieben hat, wird man natur- 
gemafi nur annehmen diirfen, dafi die Berichte dariiber im Pentateuch 
der Hauptsache nach auf ihn zuriickgehen. Der Versuch, zu beweisen, 
dafi Moses das, was z. B. nach Ex 17, 14; 24, 4; 34, 27 von ihm auf- 
gezeichnet sein soil, nicht geschrieben haben konne 8 , ist kiinstlich. 

1 So Sanda (s. o. S. 26) 6. 

2 Dafi die Gesetze des Dt mit dem Bunde von Moab (Dt 28, 69) ver- 
kniipft werden, die von Ex Nm dagegen mit demjenigen, der an den Ort 
und in die Zeit der Sinaioffenbarung fallt, bereitet einige Schwierigkeit, ist 
aber doch nur nebensachlich. Die Art, wie Kley (s. o. S. 26) 217 f., 
J. Brucker S. J., Questions actuelles d'exegese et d'apologie biblique (Etrel 
43 [1888] 7190 321340; 44, 5774 382396) 325 u. a. die Gesetze vor 
Dt mit dieser Aussage verbinden, ist keineswegs iiberzeugend. 

3 Man darf nicht wie K. Marti (bei Kautzsch [s. o. S. 1 1] i 4 zur Stelle), 
Valeton u. a. dem isa, eine andere Bedeutung als erklaren, etwa vor- 
tragen, einscharfen, unterschieben. 

4 So Holzinger (s. o. S. 25) 14; Konig (s. o. S. 2 2 ) 138 f.; Sanda (s. o. S. 26) 
6 u. a. 

5 So v. Hummelauer, Dt (s. o. S. 14) 172. 

6 Ex 34, 10 26 ist zwar zunachst gemeint; aber das Stuck ist nur ein 
Auszug aus Ex 20 23. 

7 So Steuernagel (s. o. S. 26) 257. 

8 Vgl. Kuenen (s. o. S. 10) I, I, 15 (bei Ex 34, 27 beruft er sich darauf, 
dafi die Mitteilung fehlt, Moses habe Gottes Befehl ausgefuhrt) ; Steuernagel, 
Einleitung (s. o. S. 26) 255, Lehrbuch (s. o. S. 10) 124. 



44 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 55 

Dadurch, dafi einzelne Abschnitte ausdriicklich auf Moses zuriick- 
gefiihrt werden, 1st nicht ausgeschlossen, dafi auch das iibrige von 
Moses sei *. Besondere Griinde konnen Anlafi gewesen sein, dafi gerade 
bei einzelnen Stiicken eine solche Angabe zu finden 1st 2 . Dafi aber 
der iibrige Pentateuch in diesen Zeugnissen mittelbar eingeschlossen 
sei, also ebenfalls damit auf Moses zuriickgefiihrt werde, lafit sich 
kaum glaubhaft machen 3 . Mit Recht halt deshalb auch J. Brucker S. J. 
auf Grund der erorterten Stellen zunachst fest, dafi Moses danach meh- 
rere betrachtliche Teile des Pentateuchs geschrieben habe 4 . 

55. b) Der samaritanische Pentateuch 5 . Die Samaritaner, 
benannt von Semer, dem friiheren Besitzer des Bodens, auf dem 
die Hauptstadt des Nordreiches Israel entstand (3 Kg 16, 24), 
besafien und besitzen den hebraischen Pentateuch in althebraischer 
Schrift und mit eigenen Lesarten, sonst aber gleich mit dem 
Pentateuch der Juden. Da die Juden und die Samaritaner im Lauf 
der Geschichte in einem schroffen Gegensatz zueinander standen, 
schlofi man, dafi vor der Trennung zwischen beiden der Penta- 
teuch bestanden haben miisse, demnach weit vor der Zeit, welche 
die kritische Schule fur ihn ansetzt, und bedeutend naher der 
mosaischen Zeit, so dafi die mosaische Herkunft des Pentateuchs 
hierdurch nahegelegt werde. 

1 So meinten Konig (s. o. S. 2 2 ) 163; Steuernagel, Einleitung (s. o. S. 26) 253, 
Lehrbuch (s. o. S. 10) 124; Nikel (s. o. S. 26) 17 u. a. 

2 Mit Recht verstehen darum die Angaben nicht in ausschliefiendem 
Sinne Cornely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 41 ; Hoberg (s. o. S. 25) 40 f.; Hopfl (s. o. S. 9) 
2 2 , 18; Hudal (s. o.S. 9) 85, 2 9of.; Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 14; Man- 
genot (s. o. S. 42 2 ) 209 f. ; P. Vetter, Die Zeugnisse der vorexilischen Pro- 
pheten iiber den Pentateuch (ThQ 81, 512 552; 83, 94112 187 207) 549. 

3 So schliefit Kley (s. o. S. 26) 218 aus Nm 33, 2 auf ein Tagebuch des 
Moses, dem wenigstens die Geschichte des Wiistenzuges entnommen sei. 
Hoberg (s. o. S. 25) 41 ff. (es ist wohl auch Kaulen-Hoberg [s. o. S. 2 3 J 2 5 , 14 
so zu verstehen) sucht von mehreren Ansatzstellen aus mittelbar den ganzen 
Pentateuch als mosaisch zu erweisen. Dabei setzt er voraus, dafi die Sinai- 
gesetzgebung in einem einheitlichen Werke vorliege, und dafi geschichtliche 
Zusammenhange auch in der literarischen Darstellung zum Ausdruck kommen 
miissen. Hobergs Verbindungen sind moglich ; an manchen Stellen ist aber 
eine andere Moglichkeit ebenso naheliegend. 

4 Vgl. Etrel 43 (s. o. S. 43 2 ), 324. Wenn er dafiir die fides divina 
fordert, so geht das zu weit ; denn dafi Koh, Sap von Salomo verfafit seien, 
beruht auf einem ahnlichen Selbstzeugnis wie die mosaische Herkunft des 
Pentateuchs , und trotzdem halten manche katholischen Exegeten dieses 
Zeugnis als literarische Einkleidung iiberhaupt nicht fur verbindlich. 

5 J.J. Munro, The Samaritan Pentateuch and modern criticism, Ld. 1912. 



Nr. 56 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 45 

DasVolk und die Sekte der Samaritaner 1 geht auf die Zer- 
storung Samarias (722 v. Chr.) zuriick. Von da an wurde das verodete 
Land von fremden Kolonisten besiedelt (4 Kg 17, 24), vielleicht schon 
unter Sanherib (705 681), jedenfalls aber unter Asarhaddon (681 668) 
(Ezr 4, 2 ; vgl. 4, 9 f.). Es kam auch ein israelitischer Priester und lehrte 
sie, wie sie Jahwe fiirchten sollten. Daft er sich dabei auf ein Gesetz- 
buch, etwa den Pentateuch, gestiitzt habe, lafit sich aus den geschicht- 
lichen Angaben selbst nicht ersehen und ist deshalb nur dann anzu- 
nehmen, wenn tatsachlich der Pentateuch vor der Trennung bestanden 
hat. Trotz der Trennung zwischen Juden und Samaritanern ist ein 
Austausch religioser Art noch nach der Eroberung Jerusalems (586) 
von Jeremias (41, 5ff.) bezeugt und auch noch unter Zerubabel (Ezr 4, i ff.) 
vonseiten der Samaritaner erstrebt (ca. 538 516). Erst unter Nehemias 
(ca. 430) wurden Mifibrauche in der jiidischen Gemeinde beseitigt und 
dabei Personlichkeiten ausgetrieben (Neh 13, 28), welche nach Flavius 
Josephus (Ant. n, 7 8) bei der Erbauung des samaritanischen Tempels 
auf dem Berge Garizim (ca. 330) eine Rolle spielten. Da die Chrono- 
logic der Zeiten, in denen Nehemias und Ezra wirkten, unsicher ist 
(vgl. u. 53), so kann man eine endgiiltige Trennung zwischen Juden 
und Samaritanern nur ungefahr zwischen 430 und 330 v. Chr. ansetzen 2 . 
Unter Antiochus IV. Epiphanes (175 164) leugneten die Samaritaner, 
mit den Juden religios verbunden zu sein 3 . 

56. Eine Stimmung, die es hochst unwahrscheinlich macht, dafi sie 
von den Juden den Pentateuch noch ubernommen batten, ist bei 
den Samaritanern jedenfalls erst fur das 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. 
nachweisbar, eine Zeit, die freilich immerhin noch gegen die 
radikalste Form der Pentateuchkritik ins Feld gefiihrt werden 
konnte, fur die hoheren Beweisziele der konservativen Schule 
aber nicht tragfahig genug ist. Die Samaritaner batten den Penta- 
teuch von den Juden auch erst in nachexilischer Zeit erhalten 
konnen 4 . Dafi ihnen tatsachlich erst Manasse unter Alexander d. Gr. 
das Gesetzbuch des Moses gebracht habe 5 , lafit sich jedoch keines- 
wegs feststellen. Man darf vielmehr mit gutem Grunde wenig- 
stens das aus dem samaritanischen Pentateuch schliefien, dafi 

1 M. Gaster, The Samaritans, their history, doctrine and literature, Ld. 1925. 
S. J. Rubinstein, Zur Geschichte der Entstehung der samaritanischen Gemeinde, 
Diss., Bern 1906. J. Spak, Der Bericht des Josephus iiber Alexander d. Gr., Diss., 
Konigsberg 1911. 

2 Es ist moglich, daC Josephus die Austreibung unter Nehemias und den 
Tempelbau unter Alexander d. Gr. zusammengezogen hat. 

3 Vgl. Josephus, Ant. 12, 5, 5 ; Jo 4, 9. 

4 Gegen Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 s ) i 5 , 

5 So Steuernagel (s. o. S. 26) 276. 



46 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 57 

Ezra /H4 v - Chr. nicht blofi einen Teil des Pentateuchs, etwa die 
sog. Quelle P, verkiindet habe 1 . 

57. c) Die jiidische Tradition, bestimmt zu schopfen aus 
dem babylonischen Talmud 2 , ausdriicklich bezeugt durch Flavius 
Josephus und Philo, vertreten schon durch die verschiedenen Lehr- 
richtungen nach dem babylonischen Exil, herrschend in der jii- 
dischen Diaspora, seit es eine solche gibt, kennt keine andere 
Anschauung, soweit sie zu Tage tritt, als dafi Moses der Ver- 
fasser des Pentateuchs sei 3 . Es ist zwar nicht gerechtfertigt, 
jeder Tradition anzuhangen, nur weil sie Tradition ist. Aber 
das andere Extrem, sie von vornherein zu bezweifeln und zu 
verwerfen, ist ebenfalls nicht annehmbar. Diese Tradition iiber 
die mosaische Herkunft des Pentateuchs wird natiirlich am ehe- 
sten erklarlich, wenn die traditionelle Schule recht hat mit der 
fast durchgangigen mosaischen Authentic des Pentateuchs. Es 
geschieht ihr aber auch Geniige, wenn Moses' Anteil am Penta- 
teuch eingeschrankt wird, wenn er also etwa eine literarische 
Tatigkeit am Pentateuch entfaltet hat, wie sie dem Selbstzeugnis 
des Pentateuchs entnommen werden kann, wenn dessen geschicht- 
liche und gesetzliche Bestandteile in letzter Linie auf ihn zuriick- 
gefiihrt werden konnen, mag auch die Form nicht mehr die 
urspriingliche sein und das von ihm vermittelte Gesetz sich im 
Laufe der Zeit als lebendige Einrichtung des Volkes organisch 
weiterentwickelt haben 4 . 

Diirfte man an der jiidischen Tradition keine solchen Abziige machen, 
so miifite man schliefilich folgerichtig auch die Fortbildung des Pen- 
tateuchgesetzes in der Misna, ca. 200 n. Chr. schriftlich aufgezeichnet, 
zur sinaitischen Offenbarung rechnen. Ja es konnte als jiidische Tra- 
dition noch iiber das Mittelalter hinaus geltend gemacht werden, dafi 
jeder Vokal und jeder Akzent im 3dt des Gesetzes bereits dem Moses 
auf dem Berge Sinai kundgegeben worden sei 5 . 

1 So Strack (s. o. S. 3 2 ) 6 67. 

2 Vgl. b. Baba batra f. I4 b : Moses schrieb sein Buch und die Prophetien 
des BiPam. 

3 Vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 38 ff. 

4 Ahnlich Hoberg (s. o. S. 25) 53 ff. Doch hat das in der Sache selbst 
liegende Grenzen. Wenn man mosaisch sein lafit, wofiir man das Gegenteil 
nicht beweisen kann, werden diese Grenzen wohl kaum iiberschritten. 

5 Eine so kritisch gesichtete jiidische Tradition scheint auch mit der 
Entscheidung der Bibelkommission vom 27. Juni 1906 vereinbar zu sein, 



Nr. 59 A. Die Geschichtsbiicher. I. Der Pentateuch. 47 

58. d) Das Zeugnis der alttestamentlichen Literatur 
aufierhalb des Pentateuchs, eigentlich ein Bestandteil der jiidischen 
Tradition, ist besonders anzufuhren, weil die Biicher des AT fur 
die bibelglaubige Forschung eine groCere Autoritat besitzen, als 
sie rein geschichtlichen Quellen zukommt. Man sucht in ihnen 
nach Wendungen, welche Moses als Verfasser des Pentateuchs 
bezeichnen (unmittelbares Zeugnis), und nach Belegen, welche 
den Bestand des Buches iiber den spaten Ansatz der kritischen 
Schule zuriickverlegen und es moglichst nahe an die mosaische 
Zeit heranriicken, und macht dadurch die mosaische Herkunft 
des Pentateuchs um so wahrscheinlicher (mittelbares Zeugnis). 
Da aber der Pentateuch nicht als einheitliches Werk auf uns ge- 
kommen ist, so sind Belege fur einzelne Stiicke noch kein Beweis 
fur den ganzen Pentateuch und konnen besonders gegen die kri- 
tische Schule nicht als solcher wirken. 

59. Die alttestamentliche Literatur reicht in eine Zeit herab, dafi das 
Zeugnis der spatesten Biicher kaum gegen die radikalste Kritik an- 
gefiihrt werden konnte. Tob 1 kennt ein Gesetz Gottes (i, 8; Gesetz 
des Moses [*]) und ein Buch des Moses (6, 13; 7, n [**]) Bar, 
den manche sehr spat datieren (vgl. u. 144), bezeugt fur seine Zeit 
ein Gesetz des Moses (2, 2) und erwahnt den Befehl Gottes an Moses, 
das Gesetz niederzuschreiben (2, 28). Es wird richtig sein, was Hel- 
zinger 2 annimmt, dafi in den atl Apokryphen 3 die traditionelle An- 
schauung vorhanden war. Aber fur diese Annahme kann sich die 
kritische Schule auf keine klare Aussage in diesen Biichern stiitzen, 
oder sie miifite auch den gleichen unbestimmten Aussagen fur eine 
friihere Zeit dieselbe Beweiskraft zubilligen. Denn nicht blofi der 
nachexilische Prophet Malachias kennt ein Gesetz des Moses 
(3, 22), Daniel, der von der kritischen Schule in die makkabaische Zeit 
verlegt wird, aber doch wohl mindestens um 300 v. Chr. angesetzt 
werden kann (s. u. 157), redet von einem Gesetz des Moses (13, 3 62), 
das geschrieben ist (9, n 13), und nicht blofi die nachexilischen Ge- 
schichtsbiicher reden von einem Gesetze Gottes oder Jahwes (2 Chr 

welche die perpetua consensio populi iudaici als nicht zu verwerfendes 
Zeugnis dafiir anruft, dafi der Pentateuch nicht maxima ex parte aus nach- 
mosaischen Quellen stamme (s. u. 16, Nr. 150, 1). 

1 2 Makk 7, 6 sagt von Dt 32 die Herkunft von Moses aus, nicht anders 
als Dt 31, 30. Sir 45, I 6 kennt Moses als Vermittler des Gesetzes (vgl. 24, 
32 f. [33]). 

2 Einl. (s. o. S. 25) 9. 

3 = deuterokanonische Schriften nach dem katholischen Kanon (vgl. u. 
S 195, Nr. 656). 



48 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 59 

31, 3; Ezr 7, 26), von einem Gesetze des Moses (2 Chr 23, 18; 30, 16; 
33, 8; Ezr 3, 2; 7, 6; Neh i, 7), von einem Buche des Moses (2 Chr 
35, 12; Ezr 6, 18), von einem Gesetzbuche des Moses (2 Chr 25, 4 
[= Dt 24, 16]; Neh 8, iff.). Auch in vorexilischer Zeit begegnen uns 
die gleichen Ausdriicke. Bei den grofien und kleinen Propheten vom 
Exil aufwarts suchen wir sie freilich umsonst. Is 63, n 12; Mich 6, 4 
kennen Moses als Fiihrer des Volkes, Jer 15, i nennt seinen Namen, Os 
12, 14 (13) meint ihn mit dem Propheten. Im iibrigen gilt, was Hoberg 1 
feststellen muftte : Die Stellen der nachexilischen Propheten Dn, Mai, Bar 
sind die einzigen, an denen Propheten ein geschriebenes Gesetz, ein Gesetz 
von Moses anfuhren. Ohne den Namen des Moses reden die Propheten 
von einem Gesetze (Soph 3, 4), vom Gesetze Gottes oder Jahwes (Os 4, 6 ; 
8, i 12; Am 2, 4; Is 5, 24; Jer 6, 19; 16, n; 44, 23), von schriftlicher 
Tora (Jer 8, 8), von Gesetzen der Priester (Jer 18, 18; Ez 7, 26), der 
Propheten (Jer 26, 4!), von einem Gesetze der Vergangenheit und von 
einem Gesetze der Zukunft (Jer 31, 33). Aber diese Bezeichntmgen 
meinen zum Teil ein ganz anderes Gesetz als das des Moses, und wo 
sie dieses meinen, bleibt sein Umfang unbestimmt. Wo ein Zitat an 
den Wortlaut des Pentateuchs erinnert, wie Os 12 an Gn 25 35 2 , ist 
zu beachten, daft die Gn nicht einheitlich ist ; deshalb kann man nicht 
mit Sicherheit schlieften, daft damals der ganze Pentateuch in seiner 
gegenwartigen Gestalt als Quelle diente. DieKQnigsbiicher, welche 
ungefahr in die Exilszeit fallen werden (s. u. 45), diirfen schwerlich 
als Zeugen fur die Zeit gelten, welche sie schildern, sondern die Aus- 
driicke Gesetz u. dgl. werden vom Standpunkt des Verfassers gemeint 
sein und erklart werden miissen, und das wohl auch dann, wenn sie 
in den Reden von Personen gebraucht werden 3 . Sie erwahnen ein 
Gesetz Jahwes (4 Kg 10, 31; 17, 13 34), ein geschriebenes Gesetz Jahwes 
(4 Kg 17, 37; 22, 8 ff.), ein Gesetz des Moses (4 Kg 21, 8; 23, 25), ein 
Gesetzbuch des Moses (3 Kg 2, 3; 4 Kg 14, 6). Die Samuelbiicher 
reden von Moses als Fiihrer des Volkes (i Sm 12, 6 8); ein Gesetz, ein 
mosaisches Gesetz kommt nicht vor 4 . Andeutungen, daft Gesetze des 
Pentateuchs vorhanden gewesen seien, ersetzen eine ausdriickliche 
Nennung des mosaischen Gesetzbuches nicht 5 , um so weniger, als der 
Teil nur bei geschlossener Einheitlichkeit des Werkes fur das Ganze 
gelten diirfte, und weil die Geschichte der Zeit ergibt, dafi damals die 
Verletzungen pentateuchischer Gesetze sehr zahlreichsind 6 . DasBuch 
der Richter kennt die Personlichkeit des Moses (Jdc i, 16 20; 4, n), 

1 Moses (s. o. S. 25) 35. 

2 So Vetter (s. o. S. 44 2 ) 190; Hoberg (s. o. S. 25) 37 ff.; Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 22. 

3 Anders Hoberg (s. o. S. 25) 18 f. 

4 Vielleicht ist nach i Sm 10, 25 das Konigsgesetz des Samuel in ein 
vorhandenes, im Laufe der Zeit wachsendes Gesetzbuch geschrieben worden. 
*issa mufl iibrigens keineswegs mit in das Buch ( in ei-n Buch) iiber- 
tragen werden. 

5 Gegen Hoberg (s. o. S. 25) 22. 6 Vgl. Hoberg (s. o. S. 25) 30. 



Nr. 6 1 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 49 

weifi auch von Gesetzen Jahwes, die durch ihn den Vatern gegeben 
worden sind. Dagegen enthalt das Buch Jo sue wiederum die Aus- 
driicke, die uns in den iibrigen Biichern von Rg ab mehr oder weniger 
haufig begegnen: Gesetz des Moses (i, 7; 22, 5), Gesetzbuch (i, 8; 8, 34f. ; 
vgl. 22, 9 [= Nm 32]), Buch des Gesetzes Gottes (24, 26), Buch des Ge- 
setzes des Moses (8, 31 [= Ex 20, 25]; 23, 6) 1 . 

60. Wenn der Bestand des Pentateuchs fiir diese Zeiten erwiesen 
1st, so kann man alle diese Ausdriicke nicht besser deuten, als 
dafi man sie vom Pentateuch versteht. Aber in jedem Falle er- 
weisen sie ein Gesetz und ein Gesetzbuch, das nach 
Moses genannt werden konnte. Ob deshalb, weil er Ver- 
mittler und Urheber dieses Gesetzes war 2 , oder weil er das Buch 
verfaBte, entscheiden diese Stellen nicht. Auch die nachexilischen 
Stellen sprechen sich daruber nicht bestimmter aus 3 . Der Um- 
fang des Gesetzes, das in diesem Gesetzbuch des Moses stand, 
lafit sich auf Grund der Benennung allein nicht als der ganze 
Pentateuch erklaren, da er nicht als einheitliches Werk erscheint. 
Es konnten auch jeweils kleinere Gesetzessammlungen in Gebrauch 
gewesen sein und diesen die Verweise auf einzelne Vorschriften 
entstammen. Auch fur solche einzelne Teile des Gesetzes be- 
deutet die Benennung nach Moses noch nicht, dafi Moses der 
Verfasser sei 4 . 

61. e) Das Zeugnis des NT 5 teilt den verbindlichen Charakter 
mit dem inspirierten AT. 

Jo i, 17 ; 7, 19 nennt Moses als Gesetzgeber ; Apg 13, 39 (38) redet vom 
Gesetze des Moses; Lk 16, 29; 24, 27; Jo i, 45; Apg 15, 21; 2 Kor 3, 15 
wird mit Moses nichts anderes als der Pentateuch gemeint sein. Wor- 
auf diese abgekiirzte Bezeichnung sich stiitzt, ob etwa darauf, dafi 

1 Sanda (s. o. S. 26) 4 f. versteht unter dem Gesetzbuch in Jos das Dt. 
Nikel (s. o. S. 26) 18 und Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 21 meinen, dieses Gesetz 
konne nicht sehr umfangreich gewesen sein, weil Josue eine Wiederholung 
des Gesetzes des Moses (Jos 8, 32 [= Dt 27, 2 f.]) auf Steine schrieb. Hier- 
gegen darf an den Denkstein erinnert werden, der das Gesetz des Hammurabi 
trug, und dieses war nicht weniger ausgedehnt als das mosaische Gesetz. 

2 So Hoberg (s. o. S. 25) 6f. 15. 

3 Gegen Holzinger (s. o. S. 25) 9; Steuernagel (s. o. S. 26) 60. 

4 Gegen Steuernagel, der (Einl. [s. o. S. 26] 251) seit dem 7. Jahrhundert 
Zeugnisse zu finden glaubte, dafi einzelne Teile des Pentateuchs von Moses 
verfafit seien. 

5 G. C. Aalders, Het getuigenis des NT van het Pentateuch (Geref. theol. 
Tijdschr. 18 [1918] Nr. 9). 

Goettsberger, Einleitung in das AT. A 



50 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 61 

Moses ihn verfafit habe, 1st nicht ausgesprochen. Einzelne Stellen des 
Pentateuchs werden dem Moses in den Mund gelegt: Mt 8, 4 = Mk i, 44 
= Lk 5, 14 (vgl. Lv 14, 2); Mt 19, 7 = Mk 10, 4 (vgl. Dt 24, i); Mk 7, 10 
(vgl. Ex 20, 12; 21, 17 ; Dt 5, 16); Jo 8, 5 (vgl. Lv 20, 10); Apg 3, 22 (vgl. 
Dt 18, 15); Apg 26, 22; Rom 10, 19 (vgl. Dt 32, 21). Also stammen 
diese Gesetze von Moses oder sind in der Sammlung enthalten, welche 
nach Moses genannt wird, oder stehen im Pentateuch, den er verfafit 
hat. Vom Buche Moses redet Mk 12, 26 (vgl. Ex 3); Moses schrieb 
sagen nach Lk 20, 28 die Sadduzaer von Dt 25, 5 f., heifit es Rom 10, 5 
von Lv 1 8, 5 ; aber auch der gottliche Heiland spricht nach Jo 5, 45 47 
so allgemein von Stellen, welche von ihm handeln (vgl. Lk 24, 44; 

Jo i, 45)- 

Jo 5, 45 47 ist von vielen katholischen Exegeten 1 und auch von 
alteren bibelglaubigen protestantischen Forschern 2 fur entscheidend zu 
Gunsten der Tradition gehalten worden. Andere wollen dieses Zeugnis, 
weil dogmatisch begriindet, in einer kritischen Frage nicht verwenden 3 . 
Allein man konnte hochstens aus methodischen Griinden davon absehen, 
sofern man Kritiker iiberzeugen will, welche Christi Zeugnis verwerfen 4 , 
oder wenn man die Einleitungswissenschaft durchweg apologetisch auf- 
baut 5 . Wieder andere, welche Christi Zeugnis in seiner dogmatischen 
Tragweite anerkennen und verwerten wollten, meinen, dafi Christus 
per accommodationem so gesprochen haben konne; er habe sich der 
Anschauung seiner Zeitgenossen angepafit, um nicht darin einen 
Widerspruch herauszufordern und dadurch die Aumahme seiner andern, 
viel wichtigeren Lehren unnotig zu erschweren 6 . Dafur, dafi diese 
letztere Auffassung zulassig sei, kann man sich auf Augustinus berufen, 
der in einem verwandten Fall eine Erklarung gegeben hat, die auch 
hier pafit: Quia vero D. N. J. C. magister nobis missus est, etiam filium 
hominis dixit nescire ilium diem, quia in magisterio eius non erat, 
ut per eum sciretur a nobis. 7 Dann ist aber Jo 5, 45 ff. nur ein Zeugnis 
dafiir, dafi Moses in der Zeit Christi allgemein als Verfasser des Pen- 
tateuchs gegolten hat. Es gibt noch eine letzte und engste Erklarung, 
welche es vermeidet, dem gb'ttlichen Heiland eine Akkommodation an 
die Zeitanschauungen zuzuschreiben : Christi Ausspruch beziehe sich 

1 So Brucker (s. o. S. 43 2 ) 326 f. ; Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, I 2 , 35 ff. ; S. Dill- 
mann, Jo 5, 45 47 in der Pentateuchfrage (BZ 15, 139 148 219 228); 
Kley (s. o. S. 26) 3 f.; Vigouroux (s. o. S. 36 J ) 3 5 , gf. 

2 So Haevernick, Keil, R. Kiibel, E. Rupprecht, C. J. Ellicott (1892), 
W. Cawen, W. H. Green (nach Strack [s. o. S. 3 2 ] 6 23). 

3 So Strack, PRE is 3 , 115; Einl. (s. o. S. 3 2 ) 6 23. 

4 So Kley (s. o. S. 26) 3 f. 

5 So Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 15. 

6 So Baudissin (s. o. S. 9) 60 ; Hopfl (s. o. S. 26) 2 59 ; Sanda (s. o. S. 26) 2 ; 
Strack (s. o. S. 3 2 ) 6 23 ; Vetter (s. o. S. 44 2 ) 549 f. Dagegen Kaulen-Hoberg 

(S. O. S. 2 3 ) 2 5 , 15. 

7 Enarrat. in Ps 37 (M 1 36, 355). 



Nr. 63 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 51 

blofi auf Gn 3, 15; 22, 18; 49, 10; Dt 18, 15*. 1st die Ansicht, 
Christus habe Jo 5, 45 ff. per accommodationem gesprochen, moglich, 
und das scheint nicht bestritten werden zu konnen, so 1st sie die nachst- 
liegende und darum beste Erklarung der Stelle. Denn es ist doch der 
naturgemafie Sinn, dafi Christus die messianischen Stellen des Pentateuchs 
nicht als gesonderte Texte, sondern deshalb auf Moses zuriickfiihrt, 
weil er den ganzen Pentateuch entsprechend der damals herrschenden 
Ansicht als Werk des Moses bezeichnen will. 

62. Auch das NT zeugt also, wie das AT, fur die enge Be- 
ziehung, die zwischen Moses und dem Pentateuch besteht. Uber 
den Umfang, in dem Moses als unmittelbarer Verfasser des gegen- 
wartigen Textes in Betracht kommt, erfahren wir aber aus dem NT 
nichts Naheres. Sogar der Satz: Moses schrieb, kann ohne An- 
derung des Sinnes als kurze Zusammenfassung der Aussage gelten : 
in dem Buche, das den Titel Gesetz des Moses , Buch des Ge- 
setzes des Moses tragt, lesen wir. Dafi wir die ntl Stellen am 
natiirlichsten vom abgeschlossenen Pentateuch verstehen, liegt 
nicht in der grofieren Bestimmtheit der Aussagen, sondern ist 
selbstverstandliche Folgerung aus der geschichtlichen Tatsache, 
dafi die einzelnen Texte, die in Betracht kommen, damals un- 
bestritten schon Bestandteile des Pentateuchs waren. 

63. f) Die christliche Tradition hat die bisher zum Teil 
unbestimmt gebliebene Antwort auf die Frage, inwieweit Moses 
als Verfasser unseres heutigen Pentateuchs in Betracht kommt, auch 
nicht entscheidend und klar gegeben. In ihrer Friihzeit hob man 
ofter hervor, wie wenig darauf ankomme, wer Verfasser eines in- 
spirierten Buches sei 2 . Die kirchlichen Entscheidungen einschliefi- 
lich des Tridentinums 3 gebrauchten die uberlieferten Aussage- 
formen, ohne sie bestimmter fassen zu wollen. Erst die EBK vom 
7. Juni 1906 hat den Anteil des Moses am Pentateuch positiv 
und negativ genauer umschrieben 4 . 

1 Selbst Dillmann, der in Jo 5, 45 ff. ein entscheidendes Zeugnis fur die 
mosaische Abfassung des Pentateuchs sieht (s. o. S. 50 1 ), gesteht dies zu. 
Auf einzelne Stellen des Pentateuchs beschranken dieses Zeugnis auch Hopfl 
(s. o. S. 9) 2 2 , 26 f., Mangenot (s. o. S. 42 2 ), Nikel (s. o. S. 26) 25, Sanda 
(s. o. S. 26) 2. 

2 Vgl. F. v. Hummelauer, Exegetisches zur Inspirationsfrage (BSt 9, 4), 
Frb. i. Br. 1904, 99 ff.; Bibbia ed Alta Critica (Civ. catt. 18 [1903], 9, 397 
bis 413). 

3 Anders Vigouroux (s. o. S. 36 x ) 3 5 , 9. 4 Siehe u. 16, Nr. 150 u. 151. 

4* 



C2 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 64 

64. Die aufieren Zeugnisse gelten zunachst der Tatsache, dafi 
enge Beziehungen zwischen dem Pentateuch und Moses obwalten. 
Man hat, ehe man entgegenstehende Schwierigkeiten gewahr 
wurde, naturgemafi daraus geschlossen, Moses sei der Verfasser 
des Pentateuchs in seiner vollen heutigen Gestalt. Obwohl die 
Schwierigkeiten als innere Gegengriinde zuriickstehen miissen 
gegen aufiere Griinde, haben hier die aufieren Griinde, wie die 
kritische Wiirdigung ergab, den Mangel, dafi sie nicht unmittel- 
bar auf den Pentateuch in seiner gegenwartigen Gestalt und seinen 
vollen Umfang schliefien lassen. Selbst die Versuche, wortliche 
Ubereinstimmungen zwischen dem Werk des Moses und unserem 
gegenwartigen Pentateuch nachzuweisen, konnen deshalb keinen 
vollen Erfolg haben, weil der Pentateuch gegenwartig keine formell 
geschlossene Einheit mehr ist und deshalb Schliisse auf einzelne 
Teile nicht auch fur das Ganze gelten miissen. Ja wenn wir blofi 
auf die aufieren Griinde angewiesen waren, w'iirden wir kaum 
fur einen umfangreicheren geschlossenen Teil mosaische Herkunft 
erweisen konnen. Uber das Ergebnis der aufieren Griinde fiihren 
aber die inneren Griinde hinaus. 

65. II. Die inneren Griinde fur die mosaische Herkunft des 
Pentateuchs wurden ehedem oft wahl- und kritiklos gehauft 1 . 
Aber selbst wenn man die Zusammenstellung von Urquhart kraftig 
siebt und Vigouroux' schon veraltete Sammlung dem neueren Stande 
der Forschung anpafit, so bleibt noch genug, was die mosai- 
sche Herkunft des Pentateuchs stiitzt. Hat die traditionelle Schule 
ehedem hier des Guten zuviel getan, so ist die kritische Schule den 
inneren Griinden und ihrer Beweiskraft keineswegs gerecht ge- 
worden. Dafi z. B. der Zweck des Pentateuchs gerade der sei, 
Israel zu bestimmen, Agypten zu verlassen und nach dem Heiligen 
Lande zu ziehen 2 , ist tatsachlich nicht nachweisbar, wie die tradi- 
tionelle Exegese glaubte, und auch deshalb nicht moglich, weil 

1 Vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 57 ff. ; Kley (s. o. S. 26) 219222 ; J. Kna- 
benbauer S. J., Der Pentateuch und die unglaubige Bibelkritik (Stimmen 
aus Maria Laach 4 [1873], 212 219); A. H. Sayce, The higher criticism* 
and the verdict of the monuments 5 , Ld. 1895; J. Urquhart, Die neueren 
Entdeckungen und die Bibel. Ubers. von E. Spliedt, Stuttg. 1902 ff.; *F. Vi- 
gouroux, Die Bibel und die neueren Entdeckungen in Palastina, in Agypten 
und in Assyrien. Ubers. von J. Ibach, Mainz 1885/86. 
- 2 So z. B. Vigouroux (s. o. S. 36 *) 3 5 , 22 f. 34 ff. 



Nr. 68 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 53 

der Hauptteil des Pentateuchs dem Auszug aus Agypten parallel 
lauft. Dagegen sind andere Angaben des Pentateuchs wohl zu 
wiirdigen und fur die Losung der Pentateuchfrage zu verwerten. 

66. a) Der Pentateuch verrat vielfach, da.fi er in der Wiiste ent- 
s tan den ist. Das heilige Zelt steht in der Mitte, und das Volk lagert 
sich in Abteilungen um dasselbe herum (Nm 2, zff.j, so nahe beisammen, 
dafi es mit einer Trompete zu Versammlung und Aufbruch gerufen 
werden kann (Nm 10, 2 ff.). Das Volk ist im Lager (Lv 4, 1 2 ; Nm 19, 2 ff.) ; 
aufierhalb des Lagers beginnt die Wiiste (Lv 16, 21 28). Das heilige 
Zelt ist jedem Israeliten zu jeder religiosen Verrichtung erreichbar 
(Lv 17, 36.). Der Verfasser redet nicht von Hohempriester und Priestern, 
sondern von Aaron und seinen So'hnen (Lv 17, i). Es befriedigt nicht, 
solche Angaben fur archaistischen Schein zu erklaren und anzunehmen, 
es sei beabsichtigte Einkleidung, um das Gesetz als mosaisch erscheinen 
zu lassen 1 . So raffiniert durfen wir uns die damaligen literarischen 
Arbeitsmethoden schwerlich vorstellen. Dafi derartige Formen als ar- 
chaistischer Gesetzesstil fortgelebt haben und auch in nachmosaischen 
Gesetzen beibehalten worden seien 2 , ist in sich wenig glaubbar. Wie 
sollte eine solche Wtisten-, Wanderungs- und Lagerterminologie gerade 
in der Gesetzessprache fortleben? Da ist es doch viel einfacher und 
natiirlicher, mit der traditionellen Schule daraus auf die wirkliche Zeit 
zu schliefien, in der solche Stiicke im Pentateuch niedergeschrieben 
worden sind. 

67. b) Einzelne archaologische Angaben sind dem Pentateuch eigen- 
tumlich und weisen deshalb auf ein anderes Gebiet als Palastina 
und eine andere Zeit als die spatere Geschichte hin. Als 
Werkholz wird in der Wiistenwanderung nicht Zypressen- oder Zedern- 
holz verwendet, sondern die Akazie (aufier dem Pentateuch nur noch 
Is 41, 19), deren Name n zudem von manchen aus dem Agyptischen 
hergeleitet wird 3 . Die Zoologie in Lv 11 und Dt 14 ist reicher, als 
sie fur Palastina nachweisbar ist. Von der Haut des ^"^-Tieres ist 
beim Bau des heiligen Zeltes und sonst nur noch Ez 16, 10 die Rede. 

68. c) Die Einlafilichkeit, mit der bedeutungslose Einzelheiten 
erwahnt werden, erklart sich zunachst besser bei einem, der miterlebt 
hat, was er beschreibt, als daraus, dafi ein Spaterer sich anschaulicher 
Schilderung beflifi und deshalb derlei Umstande dazudichtete. Dem 
Miterlebenden fliefit von selbst in die Feder, dafi dies am ersten und 
jenes am zweiten Tage geschah, oder wie die agyptischen Hebammen 
hiefien (Ex 1,15), oder dafi man im Tale Elim zwolf Brunnen und siebzig 
Palmen antraf (Ex 15, 27). Wer mitten im Flufi der Entwicklung lebt, 
kann noch keine Systematik der Rechtsnormen bringen; sie werden er- 
wahnt, wo die Not zu neuen Mafinahmen zwang. 

1 Steuernagel (s. o. S. 26) 253. 2 So Konig (s. o. S. 2 2 ) 157. 

3 Vgl. E. Naville, The shittim wood (PSbA 34, 180190). 



54 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 69 

69. d) 1st Moses oder ein Zeitgenosse aus dem yolke Verfasser, so 
mufi das, was von ihm stammt, Kenntnis von Agypten verraten. 
Das 1st der Fall z. B. bei Dt 17, 16. Da steht im Konigsgesetz die 
Warming, der Konig moge das Volk nicht nach Agypten zuriickfiihren. 
Diesen Satz konnte keiner gesprochen haben als Moses , bemerkt 
dazu mit Recht v. Hummelauer 1 . Die Geschichte des Joseph, den 
Auszug aus Agypten konnte nur einer schreiben, der selbst in Agypten 
gelebt hat 2 . Der Verfasser kennt die Zeit, in welcher das agyptische 
Tanis gegriindet wurde, und datiert danach Hebron (Nm 13, 22 [23]). 

70. e) Der Verfasser des Pentateuchs kannte Kanaan weniger als 
Agypten. Das ist schon zu beobachten, wenn er von manchen Orten 
ausdriicklich angibt, daft sie in Kanaan liegen (Gn 23, 2 19; 33, 18; 
Dt n, 30 u. 6.), wahrend anderseits agyptische Stadte nicht naher be- 
stimmt werden (Gn 45, 10). Die Niederung des Jordans wird beschrieben 
und mit einer Gegend verglichen, die in Agypten beim Aufenthaltsort 
des Volkes Israel lag (Gn 13, 10); Verfasser und Leser zumal miissen 
deshalb Agypten gekannt haben. 

71. f) Der Pentateuch zeigt auch in seiner heutigenForm noch sprach- 
liche Eigentiimlichkeiten, die als Altertiimlichkeiten betrachtet 
werden konnen 3 . 



Beispiele. Lautlehre: p-s (auch Jdc, Ez) statt p-to ; pss statt p^ 
statt was; die matres lectionis sind noch etwas sparlicher gebraucht als 
in andern Biichern. 



1 Dt (s. o. S. 14) 360. Dagegen kann die Erklarung E. Renans (Les 
origines de la Bible [Rev. de deux mondes i. Dez. 1886, 543]), der Konig 
ware blofi nach Agypten gegangen, weil dort Pferde zu haben waren (vgl. 
Vigouroux [s. o. S. 36 *] 3 5 , 101 3 ), oder die Deutung, der Konig hatte seine 
Untertanen gegen Pferde nach Agypten vertauschen konnen (so Steuer- 
nagel [s. o. S. 15] 66; ahnlich Kautzsch [s. o. S. u] I 3 , 270* [die Vermehrung 
um andere Moglichkeiten ebd. i 4 , 292 d verbessert die Sache nicht] ; ebenso 
E. Meyer, Der Papyrusfund von Elephantine, Lp. 1912, 34) keineswegs 
bestehen. 

2 Vgl. H. Brugsch, Steininschrift und Bibelwort 2 , B. 1891; *H. J. Heyes, 
Die Bibel und Agypten. Abraham und seine Nachkommen in Agypten. I. 
Gn Kap. 12 41 incl., Mstr. i. W. 1904; Sanda (s. o. S. 26) 86 ff.; W. Spiegel- 
berg, Agyptische Randglossen zum AT, Strafib. i. E. 1904. Weitere Lite- 
ratur bei Konig (s. o. S. 2 2 ) 159. D. Volter (Agypten und die Bibel. Die Ur- 
geschichte Israels im Lichte der agyptischen Mythologie, Leiden 1903, 4 1909; 
vgl. auch Ders., Die Patriarchen Israels im Lichte der agyptischen Mytho- 
logie, Lp. 1921 ; Jahwe und Mose in agyptischer Beleuchtung 2 , Leiden 1919) 
geht ausschliefilich phantastischen mythologischen Zusammenhangen nach. 

3 Vgl. R. Graffin, Etude sur certains archaismes du Pentateuque (Compte 
rendu du congres scientifique des catholiques I, P. 1888, 154 165); Mange- 
not (s. o. S. 42 2 ) 243 ff. 



Nr. 72 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 55 



Formenlehre: xtn als Pron. gen. comm. gebraucht (i95mal = sie; 
kommt im gegenwartigen 3R nur umal vor 1 ); ahnlich "'?l fur fP53; 
>n statt ^"; w.|n statt ^n. 

Lexikon: a 11 ?? Ahre statt nVasj; ^=t mannlich ; fs" Gesauertes u. a. 

Auch einige stilistische Eigentiimlichkeiten finden sich ausschliefilich 
im Pentateuch, z. B. ^sy-^s SIDK?. erwurde zu seinenVatern versammelt. 

Solcherlei sprachliche Eigentiimlichkeiten sind im Pentateuch ver- 
haltnismafiig zahlreicher als in andern Biichern, ohne dafi sie in der 
Eigenart des Inhalts begriindet waren. Sie diirfen als Anzeichen hoheren 
Altertums gelten 2 . Sie beweisen zwar nicht unmittelbar die mosaische 
Herkunft des Pentateuchs 3 , sondern zunachst nur ein relativ hoheres 
Alter der jetzigen sprachlichen Form. Es ist nicht einmal ausgeschlossen, 
dafi der Pentateuch aus einer ganz andern Sprachgestalt in die gegen- 
wartige umgeschrieben wurde 4 . Aber in diesem beschrankten Umfang 
bieten diese Eigentiimlichkeiten doch der mosaischen Herkunft des Pen- 
tateuchs eine gewisse Stiitze. Jedoch konnen sie bei der mangelnden 
Einheitlichkeit des Pentateuchs nur fiir einzelne Bestandteile verwertet 
werden, in welchen sie sich vorfinden. 

72. Alle diese inneren Anzeichen, die zu Gunsten der mosaischen 
Herkunft des Pentateuchs zeugen, miissen beachtet werden, wenn 
man den Verfasser dieses Buches bestimmen will. Freilich stellt 
die kritische Schule auch ihrerseits Merkmale auf, aus denen sie 
eine nichtmosaische Entstehung erschliefien zu diirfen glaubt. 
Auch diese inneren Gegengriinde fallen, soweit sie sich als stich- 
haltig erweisen, in die Wagschale, wenn es gilt, das SchluCergebnis 
festzustellen. 



1 J. I. Munro, A research into the origin of the third personal pronoun 
epicene in Pentateuch and its connection with Semitic and Indo-Euro- 
pean languages. A contribution to philological science, Oxford 1912. Die 
Deutung als Archaismus wird aber meistens bestritten ; vgl. Gesenius' He- 
braische Grammatik, vollig umgearbeitet von E. Kautzsch 28 , Lp. 1909, 32 1 ; 
Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 56 1 . ]. Touzard schreibt sin einer Verwechslung von 
i und ^ zu (s. RClfr 90, 352 2 ). E. Nestle weist darauf hin, dafi in andern 
Hss im Unterschied von den herkommlichen Ausgaben des 9It sin fern, sich 
auch aufierhalb des Pentateuchs findet (vgl. ZatW 33,, 73). 

2 Vgl. Konig (s. o. S. 2 2 ) isoff.; Ders. (s. o. S. 30 2 ) 456 ff. Dagegen 
Driver-Rothstein (s. o. S. 9) 135. 

3 Munro (s. o. Anm. i) glaubte sogar, darin einen besseren Beweis fur 
mosaische Herkunft des Pentateuchs erblicken zu diirfen, als wenn Moses 
eigenhandig jede Seite unterzeichnet hatte (nach PrthR 12, 631 ff.). 

4 liber die Annahme, dafi das AT, besonders der Pentateuch, urspriinglich 
in babylonischer Sprache und Schrift abgefafit worden sei, vgl. u. 205, 
Nr. 701. 



c(5 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 73 

III. Nach der kritischen Schule sprechen innere Griinde 
auch gegen die mosaische Herkunft des Pentateuchs, 
und zwar gegen die Zeit des Moses, gegen den Aufenthaltsort, 
an welchem er weilte, und unmittelbar gegen seine Person 1 . 

73. a)ZuUnrecht wurde von alteren Kritikern gegen Moses' Zeit 
angefiihrt, daft damals eine Buchstabenschrift noch fehlte, daft 
es so friih eine literarische Tatigkeit nicht gab, daft ein Ge- 
setzgebungswerk,so ausgedehnt und durchgebildet wie das mosaische, 
noch nicht moglich gewesen ware. Fur den Bestand einer Schrift 
iiberhaupt sprechen 2 Sm 8, 16 17; n, 14!!. (Uriasbrief ) ; 20, 24 f. (i" 1 ??? 
und ire); Jdc 5, 14 (Schreibergriffel); Jos 15, 15 (^5 ^7P.); Ex 5, 6 (^rf*); 
Nm n, 16; Dt i, 15; Gn 38, 25 (Judas Siegelring trug wohl eine Le- 
gende), so daft sie mindestens schon zur Zeit des Moses bekannt war. 
Das phonizische Buchstabenalphabet ist um noo v. Chr. 2 , vielleicht 
schon um 1300 v. Chr. 3 nachweisbar. Ein umfangreiches Denkmal 
in semitischer Buchstabenschrift ist der MesV-Stein (um 896 v. Chr.; 
vgl. 4 Rg 3, 4) 4 . Vielleicht setzen schon die sinaitischen Inschriften 
von Serabit el-Hadem eine solche voraus (entdeckt 1 906 von F. Petrie) 5 . 
Eine literarische Betatigung lassen gerade in mosaischer Zeit die Tell 
el-Amarna-Briefe (um 1400 v. Chr.) erwarten 6 . Zudem besitzen die beiden 
Weltreiche Agypten und Babylonien eine viel altere Literatur, und 
Israel, zwischen ihnen gelegen und in Beziehung zu ihnen stehend, 
kann man sich schwer ohne literarische Kultur denken. Eine gesetz- 
geberische Tatigkeit des Moses wird um ein halbes Jahrtausend iiber- 
boten durch das Gesetz des babylonischen Konigs Hammurabi (um 
2000 v. Chr.), das viele Ahnlichkeiten mit dem Pentateuch aufweist 
und zum Teil durchgebildeter ist als das mosaische Gesetz 7 . Infolge- 
dessen ist es durchaus moglich, daft dem Moses fur die Gn bereits 



1 Brucker (s. o. S. 43 2 ) 330 ff. 57 ff. 

2 Vgl. A. S. Zerbe, The antiquity of Hebrew writing and literature or 
problems of Pentateuchal criticism, Cleveland 1911. 

3 S. u. 207, Nr. 706. 

4 Als gefalscht sucht die Inschrift zu erweisen E. Storr, Die Unechtheit 
der Mesa-Inschrift (ThQ 99, 196225 378421). 

5 Vgl. R. Eisler, Die kenitischen Weihinschriften der Hyksoszeit im 
Bergbaugebiet der Sinaihalbinsel und einige andere unerkannte Alphabet- 
denkmaler aus der Zeit der 12. 1 8. Dynastie. Eine schrift- und kultur- 
geschichtliche Untersuchung, Frb. i. Br. 1919; Ders., Entdeckung und Ent- 
zifferung kenitischer Inschriften aus dem Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr. im 
Kupferminengebiet der Sinaihalbinsel (BZ 15, i 8). Vgl. u. 207, Nr. 706. 

6 Siehe u. 17, Nr. 153, sowie Taf. i, i (6b) u. 2. 

7 Vgl. P. Cruveilhier, Le code de Hammourabi (RClfr 69, 275 308); 
Ders., Le code de Hammourabi et la legislation civile des Hebreux (ebd. 641 
bis 673). 



Nr. 74 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 57 

schriftliche Quellen vorlagen 1 , und daft er selbst zu verschiedenen 
Zeiten Aufzeichnungen gemacht hat 2 . 

74. b) Dagegen werden von der kritischen Schule nicht ohne 
Grund Stellen angefuhrt, welche in einem mosaischen Pentateuch 
als Anachronismen wirken. 

Gn 12, 6; 13, 7 3 ; 13, 1 8 (Hebron vielleicht erst nach dem Nachkommen 
des Kaleb [i Chr 2, 42] genannt); 14, 14; Dt 34, i (der Name Dan 
entstand nach Moses; vgl. Jos 19, 47 ; Jdc 18, 29); 22, 14 (ein Wortspiel 
mit dem Namen Moria == Sion, der erst in Davids Zeit Interesse 
wecken konnte); 36, 3 iff. (der Verfasser kennt anscheinend schon die 
israelitische Konigszeit und zahlt zudem die edomitischen Konige bis 
dahin auf 4 ; 40, 15 (die Hebraer setzt doch ein Volk und nicht blofi 
einzelne Personlichkeiten wie Abraham und Joseph 5 voraus und meint 
das Volk, dem Joseph nach Ansicht des Verfassers angehorte, nicht 
andere Volkerschaften, die so geheifien haben konnten 6 ). Ex 15, 17 
(erinnert an das Heiligtum auf dem Berge Sion); 16, 35 (der Verfasser 
kennt schon den Zeitpunkt, an dem das Manna auf horte ; dieser liegt 
spater als der Tod des Moses [nach Jos 5, iz] 1 ); 16, 36 (die Erlauterung 
eines in der Zeit des Auszugs gebrauchlichen Maftes hat nur spater 
einen Sinn; die Bemerkung gehort zu 16, 16); 22, 28!; 23, zof. 16 19; 
34, 10 26 (solcherlei Gesetze kommen fur ein sefthaftes Volk, nicht 

1 So H6pfl(s. o. 8.26) 2 49f.; Hoberg (s. o. S. 25) 50; v. Hummelauer, Gn 
(s. o. S. 14) 3 ff. 

2 v. Hummelauer, Dt (s. o. S. 14) 146 f. nimmt eine lex bipartita (sinai- 
tische und moabitische Gesetzgebung) und Acta Moysis als Aufzeichnungen 
des Moses an. 

3 Und der Kanaanaer war damals im Lande. Das' ist keine blofie 
Feststellung (so Comely [s. o. S. 3 2 ] 2, i 2 , 86), noch zu deuten : schon damals 
wie jetzt (= zur Zeit des Verfassers, d. i. Moses) (so Kaulen-Hoberg [s. o. 
S. 2 3 ] 2 5 , 1 8), noch zu verstehen als damals noch (= zur Zeit des Moses), 
wie es spater nach der Verheifiung Gottes nicht mehr sein sollte (so Kaulen- 
Hoberg a. a. O.), oder : Abraham glaubte an die Verheifiung, daC Kanaan 
ihm und seinen Nachkommen zufallen werde (Gn 12, i f.), obwohl damals 
das Land noch besiedelt war; oder: damals, als Abraham einzog, waren 
schon Bewohner da. Vollbefriedigend wird die Stelle erst erklart, wenn 
man sie auf einen Verfasser zuriickfiihrt, der bereits die Kanaaniter durch 
Josue vertrieben sah. 

4 Doch wohl nicht auf Grund prophetischer Voraussicht (so Comely [s. o. S. 3 2 ] 
2, i \ 86). 

5 So Kley (s. o. 8.26) i8of. 

6 So Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 18. Fur manche Stellen des AT setzt 
eine Verschiedenheit von Hebraern und Israeliten' voraus A. Jirku , Die 
Wanderungen der Hebraer im dritten und zweiten vorchristlichen Jahrtausend 
(Der Alte Orient 24, 2), Lp. 1924. 

7 Anders Kley (s. o. S. 26) 185. 



rg I. Teil. Die Bticher des AT im einzelnen. Nr. 74 

fur Israel auf der Wiistenwanderung in Betracht 1 ; allerdings sind sie 
zum Teil ausdriicklich erst fur die Zukunft berechnet 2 ). Lv 18, 25 
bis 28 (die Vertreibung der Kanaaniter ob ihrer Unsittlichkeit, auf die 
Jahwe das Volk drohend verweist, mufi doch schon geschehen sein, 
um als warnendes Beispiel dienen zu konnen ; deshalb haben die Masso- 
reten in ihrer Punktation die Vergangenheit angenommen 3 ) ; 26, 3 45 
(von einem sefihaften Volke zu verstehen 4 ). Nm 14, 45; Dt i, 44 
(der Name Horraa ist erst nach Jdc i, 17 verstandlich) ; Nm 15, 32 (dafi 
Israel bei einer bestimmten Gelegenheit in der Wiiste war, brauchte 
von einem gleichzeitigen Verfasser nicht hervorgehoben zu werden); 
21, 14 (das Buch der Kriege des Herrn scheint die Kampfe Israels 
gegen die Kanaaniter zu betreffen; zudem brauchte es einen Beleg 
fur den Arnon als Grenze Moabs nicht fur ein Volk, das soeben iiber 
den Arnon zog); 27, 14 (geographische Einzelheiten, die erst fur spatere 
Leser nicht iiberfliissig waren). Dt 2, 12 (die Eroberung Kanaans 
durch Israel wird als Vergleich gebraucht, muft also schon vergangen 
sein); 3, 8 (die Eroberung des Gelobten Landes wird erst spater bis 
zum Hermongebirge ausgedehnt worden sein); 3, n (das Bett des 
Konigs c Og von Basan kann doch erst geraume Zeit spater als Kurio- 
sitat bezeichnet werden) 5 ; 3, 14 (die Benennung nach Jair bis auf 
den heutigen Tag [ahnlich Dt 10, 8 u. a. St.] setzt einen langeren 
Zeitraum bis zur Niederschrift voraus und scheint zudem die gleiche 
zu sein, von der Jdc 10, 4 berichtet); 17, 14 20 (dieses Konigs- 
gesetz Jahwes scheint i Sm 8, 7 noch nicht bekannt gewesen zu sein, 
weil dort Jahwe die Forderung eines Konigs als Abfall von Jahwe be- 
trachtet; zudem wird i Sm 10, 25 von neuem ein Konigsgesetz ge- 
geben 6 ); 31, 26 (zu diesem Gesetzbuch gehort, wenn der ganze Pen- 
tateuch in seiner gegenwartigen Form mosaisch ist, auch noch der 
Schlufi von Dt 7 ); 32, iff. (das Lied des Moses setzt bereits ruhigen 
Besitz des Gelobten Landes sowie Abfall zum Gotzendienst voraus 8 ); 
33, 4 (im Segen des Moses steht eine Uberlieferung von ihm als Gesetz- 
geber in dritter Person 9 ); 34, 6ff. (Bericht iiber den Tod des Moses 

1 Vgl. auch Dt 19, 14; 20. Vgl. Kuenen (s. o. S. 10) i, i, 21. 

2 v. Hummelauer, Ex Lv (s. o. S. 14) 25 leitet sie von einer Sefihaftigkeit 
ab, welche das Volk schon vorher durchlebt hatte. 

3 Dagegen Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 18. 

4 Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 96 deutet die Stelle prophetisch. 

5 Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 88 deutet: Sehet, von dem Riesen, den ihr einst 
gefurchtet habt, ist nichts mehr iibrig als sein Bett. 

6 Vgl. jedoch oben S. 54. 

7 Schon Richard Simon hatte das beachtet (vgl. F. Stummer, Die Be- 
deutung Richard Simons fur die Pentateuchkritik [AtAbh 3, 4], Mstr. i. W. 
1912, 7). *W. Schenz (Einleitung in die kanonischen Biicher des AT, 
Regensb. 1887, 56) schlieCt daraus, dafi alles Folgende nicht mehr dem Moses 
angehore. 8 Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 96 erklart es als prophetisch. 

9 Hoberg (s. o. S. 25) 53 schreibt die gegenwartige Form des Stiickes der 
Zeit des Josue zu. 



Nr. 75 A. Die Geschichtsbiicher. I. Der Pentateuch. 59 

im mosaischen Pentateuch fruhester Ausgangspunkt der Pentateuch- 
kritik; s. u. 12, Nr. 79). 

75. Nicht alle Exegeten erkennen an, dafi diese Anachronismen 
notwendig auf eine nachmosaische Zeit zu deuten sind *. Manche 
aber gestehen zu, dafi sie leichter und richtiger von nachmosaischer 
Zeit aus zu verstehen sind 2 . Jedenfalls reicht es nicht hin, nur 
irgend eine Verlegenheitsexegese zu versuchen oder auch eine 
Reihe von denkbaren Losungen anzufiihren 3 , sondern man rauC 
eine sich aufzwingende Exegese finden oder doch die beste unter 
annehmbaren Erklarungen wahlen, wenn man den Eindruck ana- 
chronistischer Schilderung iiberwinden will. Soweit die Stellen 
nur gezwungen in die mosaische Zeit verlegt werden konnen 4 , 
fordert die richtige Methode, sie als Anachronismen anzuerkennen. 

Aus einer solchen Anerkennung kann sich eine doppelte Folgerung 
ergeben. Schon in friiher Zeit haben Bossuet (-J- 1704), Witsius () 1708), 
Huetius (-f- 1721) in den Anachronismen spatere Einschiibe gesehen 5 ; 
neuere Exegeten sind ihnen darin gefolgt 6 . Zum Teil schrieb man sie aus- 
driicklich einem inspirierten Schriftsteller, z. B. dem Ezra 7 , zu. Es sind 
aber auch nichtinspirierte Glossen ebensowenig ausgeschlossen wie son- 
stige Textverderbnisse 8 . Eine solche Interpolationshypothese ist iiberall 
da die richtige Erklarung, wo die Eigenschaft als Glosse sich zu erkennen 
gibt 9 . Wo solche Anzeichen fehlen, werden solche Stellen ebenso einwand- 
frei erklart, wenn man sie in und mit dem Pentateuch in seiner gegen- 
wartigen Form in die nachmosaische Zeit datiert. Ja die Anachronismen 
sind so zahlreich, so uber den ganzen Pentateuch zerstreut und zum 
Teil 'unlosbar mit der Darstellung verwoben, dafi sie am ehesten ge- 
meinsam mit dem gegenwartigen Pentateuchtexte entstanden sein werden. 
Konnen sie auch fur sich allein die nachmosaische Entstehung des 
Pentateuchs nicht entscheidend beweisen, so geben sie doch beachtens- 
werte Unterstiitzungsgrunde ab, wenn sonst eine nachmosaische Be- 
arbeitung des gegenwartigen Pentateuchtextes bewiesen werden kann 10 . 

1 So *B. Welte, Nachmosaisches im Pentateuch, Karlsruhe 1841; Brucker 
(s. o. S. 43 2 ) 44, 72 ff.; Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 18. 

2 Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 83 ; Schenz (s. o. S. 58 7 ) 57 f. 

3 Vgl. besonders Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 83 ff.; zum Teil auch Sanda 
(s. o. S. 26) 19 ff. 

4 So urteilt Vetter (s. o. S. 44 2 ) 81, 547. 5 Vgl. Hoberg (s. o. S. 25) 58 ff. 

6 Hoberg (s. o. S. 25); Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 59; Nikel (s. o. S. 26) 33. 

7 So Tostatus (f 1455), Andreas Masius (f 1573), Pererius (f 1610), Cor- 
nelius a Lapide (-J- 1637). 

8 Vgl. Brucker (s. o. S. 43 2 ) 43, 338 ff. 

9 Auch Vertreter der kritischen Schule nehmen das an, wie Driver-Roth- 
stein (s. o. S. 9) 134 \ 10 So Vetter (s. o. S. 44 2 ) 81, 547. 



(5o I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 76 

76. c) Der Bearbeiter des Pentateuchs scheint im Gebiete 
westlich vom Jordan zu schreiben; Moses war nur siidlich 
und ostlich vom Flusse. 



Er nennt das Ostjordanland Gebiet jenseits des Jordan 
Gn so, 10 f. [vgl. 50, 13]; Nm 22, i; 32, 32; 35, 14 [it!^ ']; Dt i, i 5; 
4, 46 49). Daft der Name nicht Eigennamenart angenommen hat 1 , 
ergibt sich aus Stellen, an denen die gleiche Bezeichnung auch fur 
das Westjordanland gebraucht wird, wenn einer vom ostjordanischen 
Standpunkt aus redet (Nm 32, 19; Dt 3, 20 25 2 ). Den gleichen Auf- 
enthaltsort des Bearbeiters setzen voraus die Ausdrucksformen fur die 
Himmelsrichtungen : nachdemNegebzu = sudwarts(Gni3, i4;Ex26, 18; 
27, 95 36, 23; 38, 9; 40, 24; Nm 34, 4; 35, 5), nach dem Meere zu 
= westlich (Gn 12, 8; 13, 14; Ex 26, 22; 36, 27 usw.). Fur Moses in 
der Wiiste lag das Gebiet von Negeb nach Norden zu; ebensowenig 
sucht man von seinem Aufenthaltsort aus das Meer in westlicher 
Richtung 3 . 

77. d) Wie manches zur Zeit und zum Aufenthaltsort des Moses 
nicht paCt, so scheint einiges unmittelbar gegen seinePerson 
als Bearbeiter des Pentateuchs zu sprechen. 

Daft von Moses in der dritten Person erzahlt wird, schliefit 
ihn als Verfasser noch nicht aus 4 . Ebenso wie Casar im Bellum 
gallicum oder Xenophon im Rtickzug der Zehntausend konnte auch 
Moses von sich unpersonlich reden. Auch die Tatsache, daft dies das 
einzige Beispiel im AT darstellt 5 , kann gegen eine solche Erzahlungs- 
form nicht entscheidend geltend gemacht werden, da der bescheidene 
Umfang der hebraischen Literatur Unica erwarten lafit. Beachtenswert 
dagegen ist, wie Nm 15, 22f. in einer direkten Rede des Moses sein 

1 So Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 93. 

2 Nur Dt 3, 8 redet Moses vom Ostjordanland mit dem gleichen Aus- 
druck, eine Ausnahme, die als solche nicht stark ins Gewicht fallen kann. 
Dafi 'aj auch Ufer, Kiistenland (so Kaulen-Hoberg [s. o. S. 2 3 ] 2 5 , 18) 
oder Distrikt (so H. Pope, The Mosaic authorship of Deuteronomy [IthQ 5, 
159 165]) bedeute, lafit sich nicht beweisen. 

3 Dabei bleibt es immerhin moglich, daC diese Namen fur die Himmels- 
richtungen in Palastina entstanden und als feste, vom tatsachlichen Auf- 
enthaltsort unabhangig gewordene Bezeichnungen mit dem Volke mit- 
wanderten (so Comely [s. o. S. 3 2 ] 2, i 2 , 92 ; Kaulen-Hoberg [s. o. S. 2 3 ] 2 5 , 18). 
Erweisen lafit sich das aber nicht. Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 18 er- 
klart Dt i, i 5 ; 4, 49 fur nachmosaische Glossen. H. M. Wiener (The Negeb 
in Exodus [Bs 69, 345 348]) beseitigt diese Schwierigkeiten durch Text- 
anderung. 

4 So meint noch Steuernagel (s. d. S. 26) 253 ; vgl. auch Ders., Lehrbuch 
(s. o. S. 10) 124. 

5 Das betont Steuernagel (s. o. S. 26) 253. 



Nr. 78 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 6 1 

Name statt der ersten Person gebraucht wird, als ob ein anderer als 
Moses redete. In seinem eigenen Segen spricht er wiederum von dem 
Gesetze, welches Moses tins aufgetragen hat (Dt 33, 4). Audi Ex 6, 26 f. 
wird mit eigenartiger Objektivitat von Moses und Aaron berichtet. 
Das Lob des Moses Ex n, 3 kann, wenn von ihm selbst geschrieben, 
doch nur als Selbstlob bezeichnet werden 1 . Das gleiche gilt von 
Nm 12, 3 2 . Auch muft mindestens auffallen, dafi sich der Verfasser 
Nm 21, i4ff. fur Tatsachen, die zu Moses' Erlebnissen gehoren, auf 
ein Lied im Buch der Kriege Jahwes beruft. Mit solchen Stellen 
zusammengehalten, darf auch die dritte Person, in der Moses uns vor- 
gefiihrt wird, als Anzeichen nichtmosaischer Herkunft nicht mehr mit 
Sicherheit abgelehnt werden, da doch Schilderung des eigenen Lebens 
in dritter Person nicht das ist, was man zunachst erwartet. 

12. Geschichte der Pentateuchkritik 3 . 

78. Die kritisch gewiirdigten literarischen Eigentumlichkeiten des 
Pentateuchs sind erst im Laufe langen Gebrauches und Studiums 
des Buches zu Tage getreten und haben allmahlich die anfang- 
liche naturgemafie Annahme, dafi der Pentateuch ein einheit- 
liches Werk sei, ins Wanken gebracht und schliefilich infolge 
iibertriebener Kritik zu einer Zerreifiung des Textes in grofiere, 
kleinere und kleinste Bestandteile gefuhrt. Ebenso wurde die 
uberkommene Anschauung, dafi der grofie Gesetzgeber Moses 
das grundlegende Geschichts- und Gesetzbuch des AT auch nieder- 
geschrieben habe, durchBeobachtungen, wie sieimvorausgehenden 
Paragraphen untersucht wurden, erschwert, mehr und mehr ein- 
geengt und untergraben, und schliefilich fuhrte auch hier ein 
gewaltsamer Bruch mit jeder Uberlieferung zur Behauptung, dafi 
nicht weniger als ein Jahrtausend den Abschlufi des Pentateuchs 
von dem Zeitalter des Moses trenne. Diese Entwicklung in der 
Pentateuchfrage hat sich in mehreren Abschnitten und bis heute 
nicht ohne Kampfe und Gegnerschaft vollzogen. 

1 Schwerlich wird die Stelle befriedigend erklart, wenn man sie als 
objektiven Bericht annehmbar finden will ; so Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 

2 5 , 19- 

2 lay sanft kann nicht mit geplagt iibersetzt werden; so Kaulen-Ho- 
berg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 19. 

3 Vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 19 ff.; S. J. Curtiss, Sketches of Pen- 
tateuch criticism (Bs 41, 123); Holzinger (s. o. S. 25) 2570; Stummer 
(s. o. S. S8 7 ); Westphal (s. o. S. 30 2 ); G. Wildeboer, Karakter en Beginselen 
van het historisch-kritisch onderzoek des OV, Utrecht 1897. 



62 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 79 

1. Das Judentum bis zum Talmud 1 . 

79. Der Bericht iiber den Tod des Moses im mosaischen Pentateuch 
war die erste und blieb in dieser Zeit fast die einzige Schwierigkeit, 
die erortert wurde. Philo (} um 40 n. Chr.) 2 sieht darin ein Wunder, 
Josephus (um 100 n. Chr.) 3 kommt ohne Wunder aus, aber auch 
ohne die mosaische Herkunft des Pentateuchs zu bezweifeln. Die 
Autoritaten des Talmud schreiben den Bericht teils dem Moses 4 , teils 
als Nachtrag dem Josue 5 zu. Sonstige Stellen, die gegen Moses als 
Verfasser zu sprechen schienen und im Laufe der Zeit zu kritischen 
Anschauungen iiber den Pentateuch fiihrten, konnten nach den Regeln, 
welche die talmudische Hermeneutik an die Hand gab, ohne kritische 
Behelfe gelost werden 6 . 

2. Die Zeit der Kirchenvater 7 . 

80. Manchen Haretikern stand der Pentateuch imWege; deshalb 
bekampften sie ihn, hie und da in einer Form, die an die spateren kri- 
tischen Anschauungen erinnert. Die Nazaraer leugneten, dafi der Penta- 
teuch der Kirche echt sei. Moses hat nach ihnen einen andern Penta- 
teuch geschrieben 8 . Der Gnostiker Ptolemaus unterscheidet in seiner 
Epistola ad Floram 9 dreierlei Bestandteile im Pentateuch: einiges ge- 
hore dem Demiurgen, anderes dem Moses selbst (Mt 19, 8), wiederum 
anderes den Altesten (Mt 15, 4 6) an. Also erkennt er, um die Ver- 
bindlichkeit des Gesetzes leugnen zu konnen, Nachmosaisches im Pen- 
tateuch an, aber ohne literarkritische Griinde geltend zu machen. Celsus 
soil nach Origenes 10 mehrere Verfasser angenommen haben. Erst die 

1 Vgl. R. J. H. Gottheil, Some early Jewish biblical criticism (JbL 23, i 12). 

2 Vita Mosis 2, 39, 291 (Ausgabe von L. Cohn und P. Wendland, editio 
minor, Bd. 4, B. 1902). 

3 Ant. 4, 8, 48. 4 b. Menachot f. 30 a . 

5 b. Baba batra f. I4 b (s. u. 186, Nr. 606). 

6 M. Eisenstadt (Uber Bibelkritik in der talmudischen Literatur, B. 1894) 
glaubt schon in der vortalmudischen Zeit kritische Anwandlungen feststellen 
zu konnen. 

7 Vgl. J. Orr, The OT question in the early church (Exp 1895, 5> 346 361); 
N. M. Wels, The ante-nicene fathers and the Mosaic origin of the Pentateuch 
(The OT Student 1884, i86ff.). Vgl. Strack (s. o. S. 3 2 ) 6 27. 

8 Epiphanius, Haeres. 18, i (M g 41, 257). 

9 Siehe o. S. 14 ; A. v. Harnack, Der Brief des Ptolemaus an Flora. Eine 
religiose Kritik am Pentateuch im 2. Jahrh. (SB der preufi. AdW 1902, 25 ; 
auch in: Kleine Texte fur Vorlesungen und Ubungen, hrsg. von H.Lietzmann, 
Nr. 9, Bonn 1904). 

10 C. Celsum 4, 42 (M g u, 1097): Sie tun in dieser Sache (d. i. in der 
Siindnuterzahlung) nichts weiter als die Erzahlung von der Deukalionischen 
Flut falschen und interpolieren. Er meinte aber doch wohl nicht mehrere 
Verfasser der biblischen Erzahlung, wie Origenes sagt, sondern diejenigen 
seiner Gegner, welche des Moses Bericht gegen ihn geltend machen. 



Nr. 82 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 63 

pseudo-klementinischen Homilien 1 haben einzelne Gedanken aus- 
gesprochen, die kritischer Natur sind, wenn auch religiose Absichten 
und nicht literarische Beobachtungen den Anstofi dazu gaben. So 
nahmen sie nicht blofi Echtes, sondern auch Unechtes im Pentateuch 
an (II, 51 ; III, 43), leugneten die mosaische Herkunft von Dt 34, 7 ff. 
und infolgedessen auch, dafi Moses diesen Pentateuch geschrieben habe. 
Moses habe das Gesetz miindlich siebzig weisen Mannern anvertraut, 
da er wufite, dafi eine Niederschrift zu Grunde gehen wiirde. Als 
Manner, welche dieses prophetische Wissen nicht besafien, das Gesetz 
trotzdem aufschrieben, ging es unter Nabuchodonosor unter. Von 
diesen Mannern stammt das Falsche im Gesetz (III, 47). 

81. In den Kreisen der Kirchenvater hat der Glaube an 4 Ezr 14, 
1 8 47, wonach Ezra die Heilige Schrift nach ihrem Untergange auf 
Grund gottlicher Inspiration wieder aufgezeichnet habe, zu Behaup- 
tungen gefuhrt, welche an kritische Meinungen anklingen. Schon 
Chrysostomus (-f- 407) hat Derartiges geaufiert 2 . Hieronymus erortert 
C. Helvidium c. 7 3 den Ausdruck usque in hodiernum diem Gn 
35, 4, Dt 34, 6 und fiigt hinzu: Certehodiernus dies dies illius temporis 
aestimandus est, quo historia ipsa contexta est, sive Moysen dicere 
volueris auctorem Pentateuchi sive Esram instauratorem operis, non 
recuso. Man konnte daraus schliefien, nach Hieronymus habe Ezra 
bei der Wiederherstellung des Pentateuchs Bemerkungen wie die er- 
wahnte aus eigenem zu den Uberresten des Pentateuchs hinzugefiigt. 
Das ware ein erster Schritt auf der Bahn gewesen, die zur neuesten 
Pentateuchkritik fiihrte : Ezra habe erst den Pentateuch oder das Gesetz 
gefertigt. Allein Hieronymus hat wohl nicht genau darauf geachtet, 
dafi Ezra den mosaischen Pentateuch blofi genau wiederherzustellen 
hatte, ohne von Eigenem beizugeben, und da solche Bemerkungen hie 
und da schwer in der mosaischen Zeit unterzubringen sind, auf Ezra 
als letztes Mittel der Erklarung verwiesen. Zudem will Hieronymus 
zunachst blofi ausschliefien, dafi bis auf den heutigen Tag bis auf 
seine Zeit gelte. 

3. Das Judentum nach dem Talmud 4 . 

82. Auch in der folgenden Zeit nahmen einzelne jiidische Exegeten 
Anstofi an Stellen, welche nachmosaisch zu sein schienen. So halt 
R. Isaak ben Salomon (9. Jahrh.) Gn 36, 31 fur eine Erganzung aus der 
Konigszeit. Hiwi (9. Jahrh.) fiihrt 200 Grunde gegen den gottlichen 
Charakter der Bibel an, darunter solche, die spater in der kritischen 

1 M s 2, 57468. 

2 Horn. 8 in Ep. ad Hebr. (M g 63, 74): 'ETepip irdAiv dvbpi 6au|uaaTu) dvd- 
Trveuaev, OJOTE at!>Toi<; &c6da0ai, TI& "Ecr&pa X^ytw, KO.I duo \ein;ctviuv 0uvT60f|vai 



3 M 1 23, 193 216 (vgl. besonders S. 199). 

4 Vgl. A. Bragin, Die freireligiosen Stromungen im alten Judentume, 
B. 1896; Eisenstadt (s. o. S. 62 6 ); Gottheil (s. o. S. 62 1 ). 



64 I- Teil - Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 83 

Beweisfiihrung eine Rolle spielen 1 . Isaak ben Jasos (*j* 1057) schreibt 
Gn 36, 31 der Zeit des Konigs Josaphat zu 2 . Der Grammatiker Ibn- 
Ezra (*J- 1167) nahm Anstofi an Gn 12, 6; 22, 14; Ex 25, 14; Dt i, i; 
3, ii ; 31, 9; 34, 5. Nur sparliche Stimmen lieften sich also im Juden- 
tum vernehmen, und liber einzelne Stellen gelangte ihr Zweifel nicht 
hinaus. Aber von ihnen ging auch Spinoza aus, als er eine durch- 
greifende biblische Kritik in jiidischen Kreisen einzubiirgern versuchte 
und gegen das AT iiberhaupt und demzufolge auch gegen den Penta- 
teuch Sturm lief. 

4. Die christlichen Exegeten vor der Reformation. 

83. Sie streiften ebenfalls blofi das Problem, ohne zu beachtenswerten 
kritischen Anschauungen zu gelangen. Wenn Hugo a S. Caro (-f- 1263) 
es fur moglich halt, dafi Josue das Dt geschrieben habe 3 , so hat ihn 
dazu ofFenbar der Bericht iiber Moses' Tod veranlafit. Auch Alphonsus 
Tostatus (-f- 1455) ist nur zu einzelnen eigenartigen kritischen Anwand- 
lungen gekommen 4 . 

5. Die Reformation und die Pentateuchfrage. 

84. Auch nach der Reformation dauerte es noch geraume Zeit, ehe 
die Pentateuchfrage in der spateren Form auftauchte. Dafi die Refor- 
mat or en die Schranken der kirchlichen Uberlieferung beseitigten, 
schuf eine Moglichkeit, das AT vom kritischen Standpunkt aus zu be- 
trachten. Anderseits iiberspannten sie die Inspiration der Heiligen 
Schrift, damit sie besser als alleinige Glaubensquelle dienen konnte, 
und kniipften wiederum bei der jiidischen Uberlieferung an, und 
so verbauten sie sich zunachst den Weg zur Pentateuchkritik. Mehr 
steuerte in dieser Zeit der Humanismus zur Fortfuhrung kritischer 
Gedankengange bei, indem er den geschichtlichen Sinn weckte und 
so fur die menschliche Seite der Bibel grofieres Interesse schuf. Luther 
blieb zunachst bei nachmosaischen Zusatzen, wie Gn 36, 31 und Schlufi 
des Dt, stehen, meinte aber auch: Was tate es, wenn Moses diesen 
(d. i. den Pentateuch) nicht geschrieben hatte? 5 ein Gedanke, der 
in alter Zeit vielfach geaufiert wurde, weil der auctor principalis den 
menschlichen Verfasser zuriicktreten liefi 6 . Karlstadt stellte im Li- 
bellus de canonicis scripturis (1520) 85 aus einem literarkritischen 

1 J. Davidson, Saadja's polemic against Hiwi al-Balkhi, a fragment from 
a Genizza Ms, N. Y. 1915; damit kommen 40 neue Einwande zu den bisher 
bekannten 7, darunter solche gegen den Pentateuch. 

2 Vgl. ein Fragment ahnlichen Inhalts (i i. Jahrh.) bei Gottheil (s. o. S. 62 x ) 8 ff. 

3 Vgl. Hoberg (s. o. S. 25) 72. 4 Vgl. Stummer (s. o. S. 58 ^ 11 ff. 

5 Praelectiones de Genesi, 1535/46. Vgl. Strack (s. o. S. 3 2 ) 6 28. 

6 GregoriusM., Praef. in Job (M 1 75, 517): Quis haec scripserit, valdesuper- 
vacue quaeritur, cum tamen auctor libri Spiritus sanctus fidelis credatur. 
Thomas v. Aquin, Prooem. in Ct (2. Auslegung); vgl. Bibbia ed Alta Critica 
(s. o. S. 51 2 ) 401 2 . Hummelauer, Exegetisches (s. o. S. 51 2 ) 99 ff. 



Nr. 85 A. Die Geschichtsbucher. i. Der Pentateuch. 65 

Grande die gleiche Behauptung auf : Defendi potest, Mosen non fuisse 
scriptorem quinque librorum, quoniam sepulto Mose filum oratipnis 
idem invenimus, non eundeni Mosen. Aber das Gesetz selbst, ab- 
gesehen von der stilistischen Fassung, hielt er fiir mosaisch. Palladius 
in seiner Isagoge (1573) meinte, man konnte im Titel blofi ausgedriickt 
finden, dafi die Biicher Moses von Moses handelten. 

85. Inkatholischen Kreisen wurden die kritischen Bedenken gegen 
die mosaische Abfassung des Pentateuchs auch nach der Reformation 
viel lebhafter erortert als bei den Protestanten. Sixtus von Siena (Biblio- 
theca sancta, 1566) begniigte sich noch damit, den Schlufi des Dt fiir 
nichtmosaisch zu erklaren. Aber der belgische Jurist Andreas Masius 
(1514 1573) nahm viel Nachmosaisches im Pentateuch an 1 . Ja von 
Jos, Jdc, Rg meinte er, dafi Ezra sie allein oder mit andern kompiliert 
habe, und fiigte hinzu: Quin etiam ipsum Mosis opus, quod vocant 
Pentateuchon, longo post Mosem tempore interiectis saltern hie illic ver- 
borum ac sententiarum clausulis veluti sarcitum atque omnino explicatius 
redditum esse. Auch die Namen aus nachmosaischer Zeit fuhrte er auf 
Interpolationen zuriick. Er konnte sich mit Recht hierfiir auf Hieronymus 
berufen 2 . Wahrend R. Bellarmin S. J. (f 1621) nur die letzten Verse 
des Dt der nachmosaischen Zeit zuwies, glaubte sein spanischer Ordens- 
genosse Bento Pereira (f 1610), dafi vieles im Pentateuch stehe, was 
nicht von Moses herriihre 3 . Ebenso der vlamische Jesuit Jakob Bon- 
frere (1573 1642), der zudem es ablehnte, fur Anachronism en im Pen- 
tateuch sich auf die Prophetengabe des Moses zu berufen 4 . Cornelius a 
Lapide ({ 1637) schreibt zwar auf Grand der positiven Zeugnisse den 
Pentateuch dem Moses zu, findet aber damit die Ansicht vereinbar, 
dafi er nur Tage- und Jahrbiicher hinterlassen, und dafi Josue oder 
sonst einer diese Materialien zusammengearbeitet und einiges hinzu- 
gefiigt habe 5 . Naher noch kommt der heutigen kritischen Anschauung 
der ehemalige Kalvinist Isaac de la Peyrere (*f- i676) 6 . Seine Pra- 
adamitenhypothese 7 hat ihn dazu gefuhrt, in Gn i und 2 zwei Schopfungs- 
berichte zu sehen. 1st das auch nur scheinbar eine Vorausnahme einer 
kritischen Ansicht, so hat er anderseits angenommen, dafi manches im 
Pentateuch nachmosaisch sei, dafi darin eine grofie Unordnung herrsche, 

1 Vgl. Josue imperatoris historia illustrata atque explicata, Antwerpen 1574, 
Praef. 2. 

2 Nach Holzinger, Genesis (s. o. S. 14) x, und Nikel (s. o. S. 10) 70 f. hatte 
er fast schon die neueste pentateuch-kritische Anschauung vertreten. 
Wegen seiner zu freien Meinung iiber die 23 kam sein Josuekommentar auf 
den Index, donee corrigatur*. 

3 Commentarius in Genesim I, Lyon 1594, 13 ff. 

4 Commentarius in Pentateuchum, Antwerpen 1625, 23 93. 

5 Commentarius in Pentateuchum, Antwerpen 1697, 23. 

6 Vgl. Stummer (s. o. S. 58 *) 2730. 

7 Systema theologicum ex Praeadamitarum hypothesi, 1655 (vgl. bes. P. I, 
1. 4, c. I u. 2). 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 5 



66 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 86 

daft Widerspriiche mit der wirklichen Geschichte vorlagen. Dieser Kritik 
am Pentateuch fiigt er eine Entstehungsgeschichte an: Moses habe 
Annalen verfaftt, deren Urgestalt verloren ging; nur Apographa, Ex- 
zerpte von verschiedenen Autoren seien erhalten geblieben und dann 
zusammengestellt worden ; daher die zahlreichen Liicken, Wiederholungen, 
Widerspriiche, Unordnungen. 

86. Hatten sich die kritischen Ansatze dieser Zeit rein auf dem tendenz- 
losen Gebiet literarischer Beweisfuhrung gehalten, so ware vielleicht 
daraus eine Pentateuchtheorie entstanden, die auf katholischem Boden, 
ohne Grundsatze zu gefahrden, hatte heimisch werden konnen. Der 
englische Deismus aber stellte die Pentateuchschwierigkeiten in 
den Dienst seiner freidenkerischen Ziele, welche der Forschung iiber 
Bibel und Pentateuch die Aufgabe aufzwangen, den Bibelglauben als 
Stiitze der herrschenden Offenbarungsreligion zu untergraben. Das tat 
besonders Thomas Hobbes (1588 1679) ^ n seinem Buche: Leviathan 
sive de materia, forma et potestate civitatis ecclesiasticae et civilis, 
Ld. 1651. Pars III, cap. 33 handelt von der Zahl, dem Alter, dem Ziel, der 
Autoritat und den Erklarern der Biicher der Heiligen Schrift. Darin aufiert 
er iiber den Pentateuch folgende alte und neue Gedanken : wegen ein- 
zelner nachmosaischer Stellen sei der ganze Pentateuch dem Moses 
abzusprechen ; am ehesten sei Dt n 27 von ihm; die Prophetengabe 
des Moses diirfe zur Erklarung der Anachronismen nieht verwertet 
werden ; der Pentateuch sei eher iiber Moses als von Moses geschrieben ; 
nur das, wovon dies ausdriicklich bezeugt sei, habe er geschrieben ; die 
Entstehungszeit der Biicher sei nach dem Inhalt zu beurteilen 1 . 

87. Ob Hobbes von jiidischen Vorlaufern abhangig war, etwa von Ibn 
Ezra, wieB. W. Bacon (The Genesis of Genesis, Hartford 1892) meinte, mag 
dahingestellt sein 2 . Jedenfalls ist seine Stellung verwandt mit der des jiidi- 
schen Philosophen und Politikers Baruch Spinoza (}- 1677), der im An- 
schlufi an Ibn Ezra zu ahnlichen, aber noch viel radikaleren Anschau- 
ungen gelangte 3 . In seinem Tractatus theologico-politicus (1670), 
Kap. 8 : De origine Pentateuchi (vgl. auch Kap. 7) fand er iiber Ibn Ezra 
hinaus noch viele Stellen, die nicht in den Mund des Moses paftten, 
berief sich gegen Moses auf die Erzahlungsform in der dritten Person, 
betrachtete den Pentateuch als ersten Teil des grofien israelitischen 
Geschichtswerkes, das noch die Konigsbiicher einschloft, fiihrte auf 
Moses nur das zuriick, was ausdriicklich ihm zugeschrieben wird (Ex 
17, 14; 20 24; Nm 33, 2; Dt3i, 932), betrachtete Ezra als denjenigen, 
der aus Schriftstellern, die ihm vorlagen, und deren Angaben er auch 

1 Nach T. K. Cheyne, The founders of OT criticism. Biographical, de- 
scriptive and critical studies, Ld. 1893, n 1 ware Hobbes der erste ge- 
wesen, der die mosaische Herkunft des Pentateuchs leugnete. 

" Cheyne (s. o. Anm. i) n 1 glaubt, dafi sie voneinander unabhangig seien. 

3 C. Siegfried, Spinoza als Kritiker und Ausleger des AT, B. 1867. J.C.Mat- 
thes, De Bijbelcritiek van Spinoza (TthT 7, 151 173). 



Nr. 89 A. Die Geschichtsbiicher. I. Der Pentateuch. 67 

willkiirlich anderte und der eigenen Zeit anpafite, den Pentateuch und 
die folgenden Geschichtsbiicher in die heutige Form brachte ; aus dem 
Gesetzbuch des Moses (Dt 31, 9), das verloren ging, habe er vielleicht 
unser Dt gefertigt ; Ezra konnte aber sein Werk nicht mehr vollenden ; 
deshalb fehle die Verarbeitung der einfachen Zusammenstellung 1 . 

88. Obwohl die rationalistische Tendenz vollstandig fehlt und eine 
Abhangigkeit von Spinoza, ja auch nur die Kenntnis seines Werkes 
nicht zu erweisen ist, erinnert stark an Spinoza, was der katholische 
Exeget und ehemalige Oratorianer Richard Sim on (163 8 1712) in 
Kap. 4 und 5 des i. Buches seines Werkes: Histoire critique du Vieux 
Testament (P. 1678) aussprach 2 . Aus den Anachronismen schlofi er, 
dafi Moses das ganze Werk nicht verfafit, jedenfalls nicht endgiiltig 
abgeschlossen habe. Trotz einer gewissen Einheitlichkeit zeigten Wieder- 
holungen, Uberfullungen, mangelnder Zusammenhang, kiinstliche Ver- 
bindungen, Unterschiede und Widerspriiche, dafi der Pentateuch aus 
einer Vermischung von urspriinglich selbstandigen und durchaus unter- 
schiedenen Kompositionen entstanden sei. Anonyme, aber inspirierte 
Schriftsteller hatten den Pentateuch weiter getordert, zuerst die von 
Moses selbst eingefuhrten Annalisten, welche die wichtigsten Ereig- 
nisse aufzuzeichnen hatten, dann die Propheten, welche den Bestand 
der heiligen Schriften auf dem laufenden erhielten, iiberarbeiteten, ab- 
kiirzten, erweiterten, bis unter Ezra die letzten Schriftsteller die Hand 
ans Werk legten, alle alten Denkwiirdigkeiten zusammenstellten, einen 
Auszug fertigten und manches hinzufiigten, ohne dafi man das ein- 
zelne genau unterscheiden konne. Um die unheilbaren Mangel der 
Aufeinanderfolge zu erklaren, miisse aufierdem noch angenommen 
werden, dafi diese Berichte auf einzelne Rollen oder getrennte Blatter 
geschrieben wurden, welche an mehr als einer Stelle in Verwirrung 
gerieten. 

89. Die Zeit schien fur Simons Gedanken noch nicht reif. Wohl hat 
auch Antonius van Dale (*{ 1708; De origine et progressu idololatriae, 
1693) gemeint, der Pentateuch sei aus dem Gesetz des Moses, den 
iibrigen prophetischen Schriften, die darin erwahnt werden, und anderem 
Material, und zwar unter gottlicher Erleuchtung von Ezra und den 
iibrigen Propheten zusammengestellt. Der kalvinistische Theologe Jo- 
hannes Clericus (1657 1736) 3 hat sich in seinen Schriften: Sentiments 
de quelques theologiens de Hollande sur 1'histoire critique du Vieux 

1 Gegen ihn schrieb D. Huetius, Demonstratio evangelica IV, c. 14 (ed. 6, 
Frankf. 1722) I79ff. 

2 A. Bernus, Richard Simon et son histoire critique du Vieux Testament, 
Lausanne 1869. H. de Lacombe, Bossuet et la critique sacree (Le Correspon- 
dant 223 [1906], 47 85 zu Gunsten Bossuets, des Hauptgegners R. Simons). 
H. Margival, Richard Simon et la critique biblique au XVIPsiecle (RHLr 
i. 6. Bd. ^- sehr zu Gunsten R. Simons). Stummer (s. o. S. 58 7 ). 

3 Vgl. Stummer (s. o. S. 58 7 ) 6985. 

5* 



(58 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 90 

Testament (Amsterdam 1685) und Defense de sentiments iisw. centre 
la reponse du Prieur de Bolleville 1 (Amsterdam 1686) vielfach in seiner 
ersten Periode an R. Simons Anschauungen gehalten und geglaubt, 
dafi der israelitische Priester, den Asarhaddon nach Palastina schickte 
(4 Rg -17, 28), das Gesetz aus in ihrer Mehrzahl mosaischen, aber auch 
jiingeren Urkunden zusammenstellte. Spater jedoch (De scriptore Penta- 
teuchi, 1693) ist er nicht bloft, mehr aus personlicher Gegnerschaft, in 
einzelnen Punkten, sondern in der Grundansicht von R. Simon ab- 
gewichen und hat wieder Moses als Verfasser des Pentateuchs an- 
erkannt 2 . Auf katholischer Seite hat der Griinder des Jansenismus, Ar- 
nauld de Port-Royal ({ 1694), schon auf Grund des Vorworts und Inhalts- 
verzeichnisses Bossuet gegen R. Simon aufzutreten veranlafit. In seinen 
Discours sur 1'histoire universelle handelt dieser von den difficultes 
qu'on peut former centre l'Ecriture, erkennt nur Glossen an, z. B. 
Fortfiihrung einer Genealogie, Erklarung eines alten Stadtnamens; 
gegen eine weitere Veranderung des gottlichen Gesetzes hatte sich die 
damalige Anschauung gewehrt. R. Simon selbst war nicht einverstanden, 
als sein im Entstehen verbotenes Werk 1678 in einem Nachdruck er- 
schien, und so wurde es in katholischen Kreisen wiederum still von 
kritischen Gedanken, die bereits ziemlich nahe an die neueste Form 
der Pentateuchkritik herankamen. Auf protestantischer Seite konnte 
sich J. G. Carpzov in seiner Introductio in libros canonicos bibliorum 
( 2 Lp. 1731) derHoffhung hingeben, die kritischen Geister, dieinHobbes, 
Spinoza, Simon und selbst Clericus wach geworden, wieder gebannt 
zu haben. 

6. Die Pentateuchfrage in der neueren Zeit. 
90. Der neueren Zeit war es vorbehalten, in sich abgeschlossene 
Pentateuchtheorien aufzustellen 3 . 

a) Die altere Urkundenhypothese. Wenn auch die Ideen 
der vorhergehenden Zeit in der Folge fortlebten und weitergebildet 
wurden, so wird doch mit Recht ein neuer Abschnitt in der Geschichte 
der Pentateuchkritik angenommen, als es Astruc beschieden war, der 
Entwicklung einen wirksamen dauernden Anstofi zu geben. Der fran- 
zosische Arzt Jean Astruc (*J- 1766)* griff aus medizinischen Griinden 

1 Pfarrstelle, die R. Simon nach seinem Ausschlufi aus dem Oratorium 
innehatte. 

2 Vgl. Vigouroux (s. o. S. 36 *) 2 5 , 475 f. 

3 E. C. Bissel, The Pentateuch, its origin and structure. An examination 
of recent theories, N.Y. 1885, 410 475. Franz Delitzsch, Die nordamerika- 
nischen pentateuchkritischen Essays (Zeitschr. f. kirchl. Wiss. u. Leben 9 [1888], 
223 232 : iiber Essays on Pentateuchal criticism" by T. W. Chambers, N. Y.). 
Hoberg (s. o. S. 25) 81 ff. Holzinger (s. o. S. 25). Nikel (s. o. S. 26) 54 ff. 
Vigouroux (s. o. S. 36 J ) 2 5 , 586 620. A. Zahn, Das Dt. Eine Schutzschrift 
wider modernkritisches Unwesen, Giitersloh 1890. 

4 A. Lods, Jean Astruc et la critique biblique au XVIII 6 siecle. Avec 
une notice bibliographique par P. Alphanddry, Strafib. 1924. 



Nr. 91 A. Die Geschichtsbiicher. I. Der Pentateuch. 69 

zum Pentateuch und legte im Unterschied von den Rationalisten der 
Vergangenheit ebenso wie Richard Simon das Hauptgewicht auf die 
literarkritischen Merkmale des Buches. Sie waren bisher mehr in- 
stinktiv. geahnt, als in zaher Kleinarbeit gepriift worden. Mit seinen 
Conjectures (s. o. S. 37 2 ) wollte er selbst nichts vollstandig Neues 
gefunden haben l . Auf Quellen, die Moses beniitzt habe, wiesen schon 
friihere Forscher, so Vitringa (-f- 1722), R. Simon, hin. Doppelerzahlungen 
waren ebenfalls beobachtet worden (von R. Simon fur die Siindflut- 
geschichte). Den Gottesnamenwechsel batten bereits die alten Kirchen- 
schriftsteller vermerkt (s. o. S. 33). Kurz vorher erwahnte E. Swedenborg 
(f 1772) in seinen Arcana coelestia 1(1747) Parallelberichte mit wech- 
selnden Gottesnamen 2 . Astruc machte diesen Gottesnamenwechsel zum 
Beweismittel, um verschiedene Quellen zu erkennen. Damit waren 
zwei grofie Quellen fur den Pentateuch festgestellt : der Elohist, dem 
der Gottesname Elohim eigen ist (A), und der Jahwist, der den Namen 
Jahwe gebraucht (B). Zu diesen zwei umfangreichen Quellen fand er 
noch weitere zehn (C bis M), die sich durch die Darstellungsweise 
unterschieden. Diese Urkunden 3 habe Moses auf vier Kolumnen 
nebeneinandergestellt ; spatere Abschreiber brachten sie durcheinander 
und ineinander, und erst Astruc sei es gelungen, sie wieder zu ent- 
decken und herzustellen ; z. B. : Gn i 7 verteilt Astruc folgender- 
mafien auf die Haupturkunden : 



A i, i2, 3 

B 

C 



2, 44, 26 



5. 132 



6,18 



6,9 22; 7, 6 10 
7, i-5 



7, 20 23 f. * 



91. 1783 wurde Astrucs Werk ins Deutsche iibersetzt. Schon vorher 
war es durch die Kritik von J. D. Michaelis (} 1791) in den GgA (19. Sept. 
1754) bekannt geworden, wohl auch schon J. G. Eichhorn (1752 1827) 5 



1 Abbe" Fleury ermutigte ihn von katholischer Seite zur Veroffentlichung, 
wahrend von Protestanten (J. D. Michaelis und J. F. W. Jerusalem) der erste 
Widerspruch erhoben wurde. (Anders Houtin [s. o. S. 8 2 ] 2 243.) Doch er- 
schien das Buch anfanglich anonym. 

2 Vgl. F. Hommel, Grundrifi der Geographic und Geschichte des alten 
Orients, i. Ethnologic des alten Orients. Babylonien und Chaldaa (Hand- 
buch d. klass. Altertumswiss. 3, I, i), Miinchen 1904, 172 2 . Schon 1711 
hatte H. B. Witter auf Gottesnamenwechsel in Gn i und 2 hingewiesen; 
vgl. A. Lods, Un precurseur allemand de Jean Astruc: Henning Bernhard 
Witter (ZatW N. F. 2, I34f.). 

3 Siehe o. S. 31 *. 

4 Beachtenswert ist, daC auch die heutige Quellenscheidung nicht viel 
anders verteilt. 

5 M. Siemens, Hat J. G. Eichhorn die Conjectures von J. J. Astruc gekannt, 
als er 1779 seine Abhandlung iiber Mosis Nachrichten von der noachischen 
Flut veroffentlichte ? (ZatW 28, 221223). 



JQ I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 92 

vorgelegen, der in seinen Werken 1 ahnliche Anschauungen vertrat wie 
Astruc, wenn er auch in der Verteilung auf die angenommenen Quellen 
eigene Wege ging. Er fuhrte die Bezeichnung hohere Kritik fiir die 
literarkritische Behandlung des AT ein, dehnte die Quellenscheidung 
auf den Pentateuch aus und bezeichnete Lv als Priesterkodex. K. D. Ilgen 
(1763 1834) folgte Eichhorn auf dem Lehrstuhl in Jena und als An- 
hanger der Urkundenhypothese, teilte aber den sog. Elohisten 
in zwei weitere Quellen, den Sofer Eliel haris6n und den Sofer Eliel 
hasseni (jetzt P und E genannt) 2 . 

92. b) Die Fragmentenhypothese. Schon Astruc und Ilgen 
schrieben den Haupturkunden fragmentarischen Charakter zu. Der 
katholische freigeistige englische Theolog Alexander Geddes 
(1737 1802) betonte in seiner unvollendeten Ubersetzung der Heiligen 
Schrift 3 einseitig diese Eigenschaft. Den Zusammenhang der Urkunden 
hielt er fiir Phantasie. Dafi die Gottesnamen in den Stiicken wechseln, er- 
klarte er daraus, dafi die Fragmente, aus denen der Pentateuch zusammen- 
gesetzt sei, aus verschiedenen Kreisen stammten. Die Herkunft des Pen- 
tateuchs von Moses, die Astruc durch seine Hypothese ausdriicklich 
sichern wollte und die seine Nachfolger nicht bestritten hatten 4 , gab 
er auf. Joh. Severin Vater (1771 1826) biirgerte Geddes' Hypo- 
these in Deutschland ein durch seinen Kommentar iiber den Penta- 
teuch mit Einleitungen zu den einzelnen Abschnitten der eingeschal- 
teten Ubersetzung von D. Alexander Geddes's merkwiirdigen kritischen 
und exegetischen Anmerkungen und einer Abhandlungriiber Moses und 
die Verfasser des Pentateuchs* (Halle i8o5) 5 . Entschieden lehnt er 

1 Die Urgeschichte. Ein Versuch (Repertorium f. bibl. u. morgenlandische 
Literatur 4 [1779], 129 256); Uber Moses Nachrichten von der noachischen 
Flut (ebd. 5, 185216); Einleitung in das AT. III. Mosaische Schriften, 
Lp. 1781. 

z Vgl. Urkunden des Jerusalemischen Tempelarchivs in ihrer Urgestalt, 
Halle 1798. Von den 112 Versen, welche Ilgen von Gn 21 35 dem E = 
2. Elohisten zuwies, glaubt Kautzsch (1894; s. o. S. il) noch 96 Verse fiir 
elohistisch halten zu miissen (vgl. Houtin [s. o. S. 8 2 ] 2 254). 

3 The Holy Bible or the books accounted sacred by Jews and Christians, 
otherwise called the books of the Old and New Covenants, faithfully trans- 
lated from corrected texts of the originals with various readings, explanatory 
notes and critical remarks. I. Pentateuch and Josua, Ld. 1792; Ders., Critical 
remarks on the Hebrew Scriptures, corresponding with a new translation of 
the Bible. I. Containing remarks on the Pentateuch, Ld. 1800. 

4 Erst in der 4. Aufl. seiner Einleitung in das AT, Gott. 1823 f, nahm 
Eichhorn an, dafi der Pentateuch von einem jiingeren Kompilator aus mo- 
saischen und gleichzeitigen Urkunden hergestellt sei. 

5 Die Fragmentenhypothese wurde iibrigens in Deutschland schon vor 
Vater vertreten in einem anonymen Artikel : Etwas iiber die Fragmente, aus 
denen die Genesis zusammengesetzt ist (H. P. C. Henkes Magazin fiir Reli- 
gionsphilosophie, Exegese und Kirchengeschichte 4 [1796], 221 229). 



Nr. 94 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 71 

Moses als Verfasser ab, weil positive Zeugnisse nicht da seien und die 
Schreibkunst der damaligen Zeit .fehlte. Der Pentateuch entstand aus 
Fragmenten von Moses und seinen Zeitgenossen, die spater uriigebildet 
wurden, . einem grofien Teil des Dt aus den Tagen Davids und Salo- 
mos und sonstigen Fragmenten. Die Zusammenstellung , die Vater 
nicht mechanisch genug sich denken kann, geschah in der Zeit des 
babylonischen Exils. In seiner kritischen Periode, ehe er in konserva- 
tiveres Fahrwasser einlenkte, gehort auch W. M. L. de Wette (*f- 1849) 
zu den Vertretern der Fragmentenhypothese (besonders im Lehrbuch 
der historisch-kritischen Einleitung in die kanonischen und apokryphi- 
schen Bucher des AT bis zur 3. Aufl. 1829 [ 8 neu bearbeitet von 

E. Schrader 1869]). Er betrachtet das Dt fur jiinger als den iibrigen 
Pentateuch und weist es (1805) schon der Zeit des Josias zu 1 . Zur 
philologisch-literarischen Kritik fiigt er die historische Kritik, die dann 
mafigebend den Konstruktionen der atl Geschichte zu Grunde gelegt 
wurde 2 . Die Fragmentenhypothese erschien angesichts des Zieles, 
dem die pentateuchkritische Entwicklung zusteuerte, als ein Riickschritt, 
der iiberwunden werden muftte. Das geschah iiber eine weitere vermit- 
telnde Hypothese. 

93. c) Die Erganzungshypothese erkennt eine gewisse Einheit 
des Pentateuchs an und lafit sie in einer zusammenhangenden Quelle 
begriindet sein. Diese entstand nach Moses und Josue aus Uber- 
lieferungen undheifit Grundschrift (G, = Elohist der alteren Urkunden- 
hypothese, spater Priesterkodex = PC oder P genannt). Die tJber- 
lieferungen setzten sich fort. Ein spaterer Schriftsteller verfiel auf 
den Gedanken, auch solche aufierhalb der Grundschrift niedergeschrie- 
benen Uberlieferungen zu sammeln und in die fortlaufende Erzahlung 
der Grundschrift als Erganzungen einzufiigen (Jehovist [=Jahwist]). 
H. Ewald(i8o3 1875), anfangs Gegner der Quellenscheidung (DieKom- 
position der Genesis kritisch untersucht, Braunschweig 1823), bekannte 
sich seit 1831 zu dieser Hypothese, die sich bei ihm aber im Laufe der 
Zeit zu einer Kristallisationshypothese auswuchs. P. v. Bohlen (1835), 

F. Bleek (1836), F. Tuch (1838), De Wette (1840, 1845), C. v. Lengerke 
(1844), Franz Delitzsch (1852 1880; dann Anhanger der neueren Ur- 
kundenhypothese [s. Nr. 94 Schlufi]) vertraten sie mit verschiedenen 
Sonderansichten. 

94. d) Als neuere Urkundenhypothese gewann die altere Ur- 
kundenhypothese, die inzwischen keineswegs von alien ihren Anhangern 

1 Der Gedanke war nicht ganz neu (s. u. 14, Nr. no) und ist noch be- 
stimmter ausgestaltet worden durch C. F. Volney, Recherches nouvelles suf 
1'histoire ancienne I, P. 1814. 

2 In diese Zeit gehoren auch die beiden Hegelianer W. Vatke (1806 -1882; 
vgl. M. Kegel, Wilhelm Vatke und die Graf-Wellhausensche Hypothese, 
Giitersloh 1911) und J. F. L. George, welche sich aber wegen ihrer eigen- 
artigen geschichtsphilosophischen Voraussetzungen nicht in den Entwicklungs- 
gang der Pentateuchkritik einfugen. . . 



j2 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 95 

aufgegeben worden war, ihre friihere, ja eine noch weit hohere Be- 
deutung zuriick. Ein Jahrhundert nach dem Auftreten Astrucs er- 
kannte H. Hupfeld (} 1866; Die Quellen der Genesis und die Art 
ihrer Zusammensetzung von neuem untersucht, B. 1853), daft der sog. 
Erganzer (= Jahwist) nicht erganzt, sondern wiederholt und verschieden 
darstellt. Deshalb betrachtete er Elohist und Jahwist wiederum als 
zwei selbstandige Urkunden und hob neuerdings den zweiten Elohisten 
auf den Schild, der nach Ilgen in den Hintergrund getreten war. Als 
dazu E. Riehm (Die Gesetzgebung Mosis im Lande Moab, Gotha 1854) 
das Dt bestimmt vom Jahwisten unterschieden hatte, anerkannte man 
vier Urkunden : zwei Elohisten (P und E), einen Jahwisten ( J) und einen 
Deuteronomisten (D); dabei gait zunachst noch der Deuternomist als 
jiingste Urkunde (PEJD). Dieser erneuerten Urkundenhypothese schlossen 
sich an und blieben zum Teil treu E. Bohmer, der im Liber Gene- 
sis Pentateuchicus (Halle 1860) die einzelnen Urkunden durch ver- 
schiedenen Druck unterschied, E. Schrader (Studien zur Kritik und Er- 
klarung der biblischen Urgeschichte Gen. Kap. I XI, Zurich 1863), 
der den zweiten Elohisten (= E) auch in Jdc, Sm und Rg entdeckte, 
T. Noldeke (Untersuchungen zur Kritik des AT, Kiel 1869, 1149), 
der nach Entdeckung der sog. Elephantine-Papyri (1907) sich fur die 
neueste Form der neueren Urkundenhypothese entschied, A. Dillmann, 
Franz Delitzsch, R. Kittel, W. v. Baudissin, H. L. Strack (s. o. S. 3 2 ). 

95. e) Noch viel mehr Anhanger gewann die neuereUrkundenhypo- 
these in derForm, wie sie von Graf und Wellhausen ausgestal- 
tetwurde. Diese setzten bei der zeitlichen Einordnung des ersten Elo- 
histen (= P) vor D ein, wogegen manches zu sprechen schien. P rechnet 
mit ziemlich geordneten Zustanden ; seine Vorschriften scheinen in der 
Zeit, aus welcher P stammen soil (Konigszeit), nicht beachtet worden 
zu sein, und ein solches Gesetz wird auch nicht genannt; das Auf- 
sehen, welches der Fund des deuteronomischen Gesetzes unter Josias 
machte, glaubte man nicht recht verstehen zu konnen, wenn P (die 
Gesetze von Ex Nm) schon bekannt war. E. Reufi (1804 1891) 
nahm fur sich in Anspruch, seit 1833 bereits gelehrt zu haben, daft 
P j linger sei als D, von Ezechiel und der Priesterschaft im babyloni- 
schen Exil ausgearbeitet und erst von Ezra 444 v. Chr. in den ganzen 
Pentateuch eingefiigt worden sei 1 . Auch P. v. Bohlen, W. Vatke, 
J. F. L. George hatten schon angedeutet, daft man D fur das alteste Ge- 
setz halten miisse und der Pentateuch im babylonischen Exil zusammen- 
gestellt sei. J. W. Colenso bezweifelte die geschichtliche Zuverlassig- 
keit der Grundschrift ( P). J. Popper Melt G (= P) nicht fur einheit- 
lich und nahm jiingere Bestandteile an. Bestimmt sprach sich in diesem 
Sinne Reufi' Schiller aus, K. H. Graf (Die geschichtlichen Biicher des 
AT. Zwei historisch-kritische Untersuchungen, Lp. 1866). Nach ihm 



1 " L'histoire sainte et la loi. Introduction critique au Pentateuque et k Josue", 
P. 1879, i 2 3 (vgl. Westphal [s. o. S. so 2 ] 2, xv 2 ). 



Nr. 97 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 73 

ist Lv mit dem, was von Ex und Nm dazu gehort, die jiingste Ur- 
kunde des Pentateuchs und stammt aus der Zeit des Ezra. D kennt 
J und E, aber nicht P. Diese Anschauung wurde aufgenommen von 
August. Kayser (Das vorexilische Buch der Urgeschichte Israels und 
seine Erweiterungen , Strafiburg 1874), dem hollandischen Exegeten 
Abraham Kuenen (f 1891; De Godsdienst van Israel tot den 
Ondergang van den Staats, Haarlem 1869), vor allem auf deutschem 
Boden von Julius Wellhausen (*j* 1918) in .seinen verschiedenen 
Schriften : Die Komposition des Hexateuchs (Jahrb. f. deutsche Theol. 
1876, 392 450 531 602; 1877, 407 479 [dass. in Skizzen und Vor- 
arbeiten, B. 1885]; selbstandig: Die Komposition des Hexateuchs und 
der historischen Biicher des AT, B. 1889, 3 i899), Geschichte Israels 
(1878; spater: Prolegomena zur Geschichte Israels, B. 1883 1886, 
6 1905), Israelitische und jiidische Geschichte (B. 1894, 



96. Die neuere Urkundenhypothese in der Form, die ihr Graf und 
Wellhausen gegeben haben, ist von der protestantise hen Exe- 
gese in ihrenGrundziigenaufgenommenworden. Die For- 
schung geht meist darin auf, ihre einzelnen literarkritischen Voraus- 
setzungen weiter zu priifen und kritisch zu sichern oder auch in dieser 
oder jener geschichtlichen Voraussetzung zu klarerer oder abweichender 
Erkenntnis zu kommen. Auch Exegeten, die sich lange gegen diese 
fortschrittlichste Form der neueren Urkundenhypothese straubten, sind 
schliefilich in ihren Bannkreis gezogen worden. So T. Noldeke (seit i 908)*, 
R. Kittel (Geschichte des Volkes Israel [s. o. S. 12], von der 2. Auf- 
lage an [1909/11]), E. Konig (Die Genesis [s. o. S. 14 f.J 1919, 73 ff- ; noch 
etwas konservativer in der Einleitung [s. o. S. 2 2 ] 225ff.) u. a. 

97. Doch vereinzelte protestantische Exegeten haben die 
aufierste Entwicklung der neueren Urkundenhypo- 
these nicht mitgemacht, so z. B. A. Dillmann (Kommentar zu 
Nm, Dt, Jos [s. o. S. 14]), H. L. Strack (Einleitung [s. o. S. 3 2 ] 657 ff.), 
C. Bruston (in Montauban; L'histoire sacerdotale et le Deuteronome 
primitif, P. 1906), S. Oettli u. a. Eine Mittelstellung halt W. v. Bau- 
dissin (-J- 1926) ein, der (Einleitung [s. o. S. 9] 2io) 2 annimmt, P sei 
vor D zwar in ein System gebracht worden, aber priesterliche Privat- 
arbeit geblieben, die erst 444 v. Chr. zum allgemein anerkannten Gesetz 
erhoben wurde. Eine Art Erganzungs- oder Kristallisationshypo- 
these suchte neu zu beleben A. Klostermann (Der Pentateuch. Bei- 
trage zu seinem Verstandnis und zu seiner Entstehungsgeschichte I, 
B. 1893, i 22: ein altes Grundwerk, das nicht inJE und P oder gar 

1 Vgl. Neue jiidische Papyri (ZA 21, 195205) 203. Die Berufung N61- 
dekes auf die Elephantine-Papyri (vgl. u. 53, Nr. 229 Anm.) will doch wohl 
mehr den Anlafi fur den Wechsel der Anschauung als den wirklich iiber- 
zeugenden Grund namhaft machen. 

2 Vgl. E. Sellin, Wolf Wilhelm Graf v. Baudissin. Gedachtnisrede, 
Giefien 1926. 



74 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 98 

in J, E und P geschieden werden kann, hat im Laufe der Zeit ab- 
sichtlich oder unabsichtlich Erweiterungen und Umgestaltungen er- 
fahren; eine dieser Erweiterungen fugte D hinzu, vor dem die iibrige 
Gesetzgebung schon abgeschlossen war [vgl. auch: Der Pentateuch. 
Beitrage zu seinem Verstandnis und seiner Entstehungsgeschichte. 
Neue Folge, Lp. 1907]) 1 . F. Hommel, der anfangs Wellhausen folgte 
(Geschichte Babyloniens und Assyriens [W. Oncken, Allgemeine Ge- 
schichte in Einzeldarstellungen I, 2], B. 1885, 158 ff.), wandte sich 
spater gegen dessen geschichtliche Voraussetzungen (Die altisraeliti- 
sche Uberlieferung in inschriftlicher Beleuchtung. Ein Einspruch 
gegen die Aufstellungen der modernen Pentateuchkritik, Miinchen 1897) 
und ging schlieftlich eigene Wege (E [= P + E] gehort der mosaischen, 
J der Richterzeit an; vgl. Die altorientalischen Denkmaler und das 
AT 2 , B. 1903, 37). Nur wenige haben sich gegen die Quellenschei- 
dung iiberhaupt ausgesprochen 2 ; so H. G. Holemann, Die Einheit der 
beiden Schopfungsberichte, Lp. 1862; W. H. Green, Die Einheit der 
Genesis (1895). Aus dem Englischen iibersetzt von O. Becker, Giiters- 
loh 1903; Zahn (s. o. S. 68 3 ); Ders. , Israelitische und jiidische Ge- 
schichte. Beurteilung der Schrift Wellhausens, Giitersloh 1894; J. Halevy, 
Recherches bibliques 1895 if., Rsem 1897 ff. ; E. Rupprecht, Das Ratsel 
des Fiinfbuches Moses und seine falsche Losung. Eine Reihe kritischer 
Einzeluntersuchungen und Zeugnisse. Beitrag zur Losung einer bren- 
nenden biblischen Zeitfrage mit eingehender Beriicksichtigung der 
Quellenscheidung von Dr. Strack, Giitersloh 1894; Ders., Des Ratsels 
Losung oder Beitrage zur richtigen Losung des Pentateuchratsels fur 
den christlichen Glauben und die Wissenschaft, Giitersloh 1895/96; 
W. H. G. Thomas, OT criticism to-day (Bs 72, 272 282); Moller (s. o. 
S. 34 5 ); D. Hoffmann, Die wichtigsten Instanzen gegen die Graf-Well- 
hausensche Hypothese, B. 1904, 1916; B. Jacob, Quellenscheidung 
und Exegese im Pentateuch, Lp. 1916. 

98. Trotz dieser abweichenden Anschauungen und obwohl die Penta- 
teuchforschung in Einzelheiten und selbst in tiefergreifenden Fragen 
auch unter den Anhangern Wellhausens durchaus noch im Flufi ist, 
mufi die Graf-Wellhausensche Hypothese als die gegenwartig herrschende 
bezeichnet werden, gegen die auch wohliiberlegte Angriffe bis- 
her nicht zum Erfolge fiihrten 3 . Daft J. Lepsius mit seiner 
mehr heftigen als sachlich begriindeten Polemik (seit 1903 in der Zeit- 
schrift Das Reich Christi [i (1898) bis 12 (1911)] erschienen) keinen 
Erfolg hatte, ist nicht zu verwundern. Aber auch J. Dahse (Naht ein 



1 Auch Sellin mochte die Graf-Wellhausensche Theorie. im Sinne Kloster- 
manns weiterentwickeln (vgl. Einleitung [s. o. S. 10] 4 5Qff.). 

2 Vgl. L. Fonck, Kritik und Tradition im AT (ZkTh 23, 263 281). 

8 A. Bea S. J., Die Pentateuchforschung und Altertumskunde in den letzten 
40 Jahren (Stimmen der Zeit 94, 460 470); Ders., Neue Wege der Penta- 
teuchforschung (ebd. 585 594). 



Nr. 99 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 75 

Umschwung in der Pentateuchkritik? [NkZ 23, 748756] ; Textkritische 
Bedenken [s. o. S. 33 3 ] ; Textkritische Materialien [s. o. S. 29 2 ]; vgl. Studier- 
stube n, 309328) und H. M. Wiener (Essays [s. o. S. 33 3 ] ; The origin 
of the Pentateuch, Ld. 1910 [ Wie steht's um den Pentateuch? Eine 
allgemeinverstandliche Einfiihrung in seine Schicksale, iibersetzt von 
J. Dahse, Lp. 1913]; Pentateuchal studies, Ld. 1912; Aufsatze in Bs 
70, 145174 278290; 71, 218268 593664; 72, 83153308333 
602 617 usw.), welche auf textkritischem Wege die Anhaltspunkte fur 
Wellhausens Literarkritik beseitigen wollten, sind zu Fehlgriffen in der 
textkritischen Methode gedrangt worden. B. D. Eerdmans (Atl Studien 
i 4, Giefien 1908 1912; Aufsatze in Exp 7. S. 7, 118 131 193 207 
3453S 8 ; 8, 2133 158167 223230 448462; 10, 306326; 
8. S. i, 493504; 3, 408420; 4, 4356; 6, 385405) hat eine griind- 
liche Nachpriifung der Wellhausenschen geschichtlichen Voraussetzungen 
und literarkritischen Ergebnisse vorgenommen. Aber seine Polemik hat 
die Anhanger Wellhausens nicht iiberzeugt 1 , und seine eigene An- 
schauung eine Art Fragmenten- mit Erganzungshypothese und wohl 
nicht minder willkiirliche religionsgeschichtliche Voraussetzungen, wie 
sie an der Wellhausenschen Schule getadelt werden ist vereinzelt ge- 
blieben 2 . 

99. f) Einzelne Vertreter der katholischen Exegese waren in 
der Pentateuchkritik ehedem fiihrend. Wenn dies seit der neueren 
Entwicklung in dieser Frage nicht mehr der Fall sein konnte, so lag 
es hauptsachlich daran, dafi die Pentateuchkritik bald nach Astruc 
durch ihre wissenschaftlichen Untersuchungen einem heftigen Kampf 
gegen den Bibelglauben Vorschub leisten zu wollen schien. Doch 
manche unleugbaren Schwierigkeiten, welche der Pentateuch in seinem 
gegenwartigen Zustand bietet, fiihrten in neuerer Zeit auch auf katho- 
lischer Seite zu Versuchen, ihrer auf dem Wege der kritisehen Exe- 
gese Herr zu werden; ohne etwas von katholischen Grundsatzen auf- 
zugeben, glaubte man die kritisehen Hypothesen aufnehmen zu konnen. 
Manche katholischen Exegeten bekannten sich deshalb, ohne in Einzel- 
heiten sich durchweg kritische Anschauungen zu eigen zu machen, grund- 
satzlich zu einer Quellenscheidung. So F. Lenormant 3 , C. van den 



1 W. Eichrodt, Die Quellen der Genesis von neuem untersucht, GieCen 1916. 
O. Eififeldt, Hexateuchsynopse. Die Erzahlung der fiinf Biicher Mose und 
des Buches Josua mit dem Anfange des Richterbuches in ihre vier Quellen 
zerlegt und in deutscher Ubersetzung dargeboten samt einer in Einleitung 
und Anmerkungen gegebenen Begriindung, Lp. 1922. R.Smend, Die Erzahlung 
des Hexateuch auf ihre Quellen untersucht, B. 1912. 

2 Kegels Kampfschriften gegen die kritische Schule vgl. u. S. 81* und 88 7 . 
Andere, welche Bedenken erhoben, s, zu Nr. 146 und 147. 

3 Les origines de 1'histoire d'apres la bible et les traditions des peuples 
orientaux I, P. 1880 (wurde 1887 zensuriert; vgl. Houtin [s. o. S. 8 2 ] 2 105 ff. 130); 
La Genese. Traduction d'apres 1'h^breu avec distinction des elements con- 



76 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 100 

Biesen 1 , C. Robert 2 , R. F. Clarke 3 , F. v. Hugel 4 , A. Loisy 5 , M.-j! La- 
grange e , A. van Hoonacker 1 , F. E. Gigot 8 , J. Brucker S. J. 9 u. a. 

100. Einige katholische Exegeten haben zur Pentateuchfrage so aus- 
giebig Stellung genommen, dafi sich eine mehr oder weniger 
geschlossenePentateuchtheorie aus ihren Aufierungen schopfen 
lafit. Nach A. Scholz (*j- igoS) 10 wurde das urspriinglich eine mo- 
saische Gesetzbuch in Abschriften einzelner Teile vervielfaltigt, je nach- 
dem man Gesetze oder Erzahlungen, diese oder jene Sondersammlung 
von Gesetzen brauchte. Die neunhundertja.hr ige Entwicklung bis zum 
Exil ging an diesem Buche und seinen Teilen nicht spurlos voriiber. 
Aus ihnen schuf eine letzte Redaktion ein Werk, worin das vorliegende 
Material moglichst unverandert ohne Ausgleichsversuche aufgenommen 
wurde. Wie die Wiederherstellung des Pentateuchs, so leitet Scholz 
auch die Abfassung der iibrigen heiligen Schriften des AT von den 
Schulen in Babel her, die von den 70 Altesten, denMannern Hizkijjas und 
den 120 Weisen ausgingen 11 . Im Gegensatz zur Kritik ist fiir Scholz 
die Entstehung 'des jetzigen Pentateuchs eine Wiederherstellung des 
ehedem von Moses abgeschlossenen Werkes. Auch die Bestandteile, 
welche der Wiederherstellung zu Grunde liegen, sind nur nach sach- 
lichen Gesichtspunkten abgegrenzt, wahrend die kritische Schule auf 
literarkritische Anzeichen hin parallellaufende Erzahlungen und Gesetze 
unterscheidet. Scholz deutet an, dafi das Geschick der Pentateuch- 
bestandteile auch den andern Biichern des AT widerfahren sei. Textus 
originalis und restitutus unterscheidet auch F. v. H u m m e 1 a u e r S. J. 



stitutifs du texte suivie d'un essai de restitution des livres primitifs dont s'est 
servi le redacteur, P. 1883. 

1 The authorship and composition of the Hexateuch (Dublin Review in 
[1892], 245 267; 112,4065). 

2 Vgl. Houtin (s. o. S. 8 2 ) 2 256. 3 Vgl. Houtin (s. o. S. 8 2 ) 2 342. 

4 La methode historique et son application a 1'^tude des documents de 
1'Hexateuque, P. 1898; The Papal Commission and the Pentateuch, Ld. 1906 
(Briefwechsel zwischen C. A. Briggs [anglikanischer Theolog] und F. v. Hiigel). 

5 Opinions catholiques sur 1'origine du Pentateuque (RClfr 1899, 15. Febr.); 
Etudes bibliques 3 , P. 1903, 194 295. 

6 Les sources du Pentateuque (Rb 7, 10 32 ; vgl. Compte rendu du qua- 
trieme congres scientifique international des catholiques, Frb. i. S. 1898, 
2. Section: Sciences exege"tiques 179 200); Le livre des Juges, P. 1902. 

7 Le sacerdoce levitique dans la loi et dans 1'histoire des Hebreux, 
Lowen 1899 (er stellt P nach seiner kultischen Seite an den Anfang der lite- 
rarischen Entwicklung der Pentateuchurkunden). 

8 Siehe o. S. 9. 

9 Bulletin de 1'Ecriture Sainte. I. Questions ge"ne"rales. Pentateuque 
(Etrel 96, 680 693); L'eglise et la critique biblique (AT), P. 1907. 

10 Zeit und Ort der Entstehung der Biicher des AT, Wiirzb. 1893, 30 f. 

11 Ebd. 32 34. 



Nr. 100 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 77 

(f 191 3) 1 . Aber die Entwicklung lafit er, im Unterschied von der Hypo- 
these Scholz', bereits beim textus originalis einsetzen. Das mosaische 
Gesetz bestand in einem kurzen Stuck des Dt, das sich erst in der Zeit des 
Josue tmd Samuel erweiterte. Anderseits wurde das Buch, das die Er- 
eignisse aus der Zeit des Moses enthielt und von Moses' Hand oder einem 
Zeitgenossen geschrieben war, umdenBericht iiber dieVorgange aufden 
Gefilden Moabs gekiirzt, so dafi es nur mehr im Wesentlichen die Sinai- 
ereignisse schildert. Auch die Genesis aus der Hand des Moses oder 
von einem Zeitgenossen enthalt verschiedene Uberlieferungsschichten ; 
v. Hummelauer halt es fur annehmbar, dafi sie sich in zweierlei 
Form erhalten haben. Im Verhaltnis zur gegenwartigen Gestalt des 
Pentateuchs sind diese Bestandteile und Entwicklungsformen des tex- 
tus originalis blofi Materialien. In der Konigszeit, am ehesten 
unter Manasses (698 643), wurden die heiligen Schriften verfolgt; 
sie erlitten Verstiimmelungen und gerieten in Vergessenheit. Bald 
nach Manasses begannen die frommen Israeliten die zerstreuten Frag- 
mente aufzubewahren und zusammenzufiigen. Dieser Prozefi wurde 
im Exil fortgesetzt und durch Ezra abgeschlossen, der die Stiicke zu 
einem Ganzen verarbeitete, um eine Grundlage fur die Wiederherstel- 
lung des jiidischen Gemeinwesens zu haben 2 . Den Gedanken 
einer Restitutionshypothese, der fur v. Hummelauer charakteristisch 
ist, liefi P. Vetter (-J- i9o6) 3 wieder fallen; er schlofi sich viel- 
mehr enger an die Gedankengange der kritischen Schule an. Deren 
religionsgeschichtliche Voraussetzungen lehnt er ab ; ebenso betrachtet 
er die literarkritischen Einzelergebnisse durchaus nicht als sicher; 
er bestreitet u. a., dafi Dt in die Zeit des Josias falle und P in die 
Zeit des Ezra zu datieren sei. Dagegen erkennt er Wiederholungen, 
Unterschiede in Sprache, Stil und Tendenz, Anachronismen, allmah- 
liche Entwicklung der Gesetze grundsatzlich an wie die Kritik. Im iibrigen 
baut er eine ganz selbstandige Geschichte des Pentateuchs auf. Die 
vormosaische Geschichte iiber Urzeit und Patriarchen bildete sich als 
miindliche Familieniiberlieferung in dichterischer Form und wurde 
mit dem Entstehen der Schriftstellerei zur Zeit Josues und der Richter 
aufgezeichnet, mindestens in zweifacher Form (P und JE). Von Moses 
stammen Satzungen, chronologische Notizen iiber den Wiistenzug, 
Lieder iiber Ereignisse. Die Priester iibernahmen die Gesetze des 
Moses, entwickelten sie durch Kasuistik fort, stellten Spezialsammlungen 
her, deren eine wir im Dt aus dem Ende der Richterzeit vor uns 
haben. Um die Zeit des Tempelbaues wurde aus den vorhandenen 
Materialien, aus der erzahlenden und gesetzlichen Uberlieferung der 

1 Zum Dt(BSt 6, 1/2, Frb. i. Br. 1901, 1324); Commentarius in Dt (s. o. 

S. 14). 

2 Ahnlich J. B. Glatigny O. F. M., Les commencements du canon de I'AT 
Rom 1906 (vgl. dariiber L'authenticite mosai'que du Pentateuque [RClfr 50, 
431434]). 

3 Vgl. BZ 4, 6167.]. Goettsberger, P. Vetters Stellung zur Pentateuch- 
kritik (BZ 5, 113 125). 



yg I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 100 

Pentateuch hergestellt. Der Text blieb aber nach Inhalt und Umfang 
auch weiterhin noch im Fluft und fand erst durch Ezra seinen Ab- 
schluft. Auch die EBK vom 27. Mai 1906 De mosaica authentia Penta- 
teuchi (s. u. Nr. 150) wurde von vielen nicht so verstanden, als ob 
damit eine Pentateuchkritik iiberhaupt unvereinbar sei, auch wenn an- 
gestrebt wiirde, die dabei hereinspielenden katholischen Grundsatze 
voll zu wahren 1 . Doch ist ein derartiger Versuch von A. Touzard 2 
nicht unbeanstandet geblieben. Die Urkunden J, E, D, P entnimmt 
er der kritischen Schule, datiert sie aber in viel iruhere, im wesentlichen 
in die mosaische Zeit. J und E sind Formen einer mosaischen Ur- 
kunde, deren Gestalt am besten in E bewahrt sei; die gegenwartige 
Gestalt erhielten sie im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. In D sind die 
meisten nachmosaischen Gesetze eingereiht (vielleicht von Josue [so 
Engelkemper] oder Samuel [so v. Hummelauer]). P ist eine dritte Form 
des Berichtes iiber die mosaische Zeit, mit dem ein Sekretar des Moses 
ein bestimmtes Ziel verfolgte. Dieser Bericht ist im Laufe der Zeit, 
besonders wahrend des Exils und unter Ezra, iiberarbeitet worden 3 . 
Auch die Interpolationshypothese, welche von den grundsatz- 
lichen Gegnern der Pentateuchkritik im Lager der katholischen Exegeten 
vertreten wird, kann Formen annehmen, die sich den bekampften An- 
schauungen mehr oder minder nahern. Sie kniiptt an die Art an, 
wie man vor dem Auftreten der Literarkritik der Schwierigkeiten im 
Texte des Pentateuchs Herr zu werden bemiiht war; sie will dabei 
den Anzeichen hohen Alters im Pentateuch gerecht werden, aber auch 
den Spuren Rechnung tragen, welche auf spatere Entstehungszeit hin- 
weisen. Diese Methode kann sich gezwungen sehen, spatere Einsatze 
in so grofiem Umfange und in so hoher Zahl zuzugestehen, dafi sie 
katholische Grundsatze nicht weniger zu gefahrden scheint als manche 
kritische Pentateuchhypothese. Bekennt sie sich zur Formel: Wir 
haben einen mosaischen Pentateuch, aber keine von Moses redigierte 
Ausgabe des Pentateuchs*, so geht sie iiber ein aufierlich mechanisches 
Wachstum, auf welches sonst die Interpolationshypothese die Penta- 
teuchentwicklung einschrankt, hinaus und behauptet im Grunde eine 
ahnliche organische Weiterbildung des mosaischen Werkes wie die 
gemafiigt kritische Schule, die den Vorgang nur noch im einzelnen zu be- 
schreiben sucht 4 . 

1 So V. Ermoni, Rez. iiber Mangenot (s. o. S. 42 2 ) (Annales de Philosophie 
chretienne 4. S. 5 [1908], 528532); G. Huvelin S. J., Questions d'Ecriture 
Sainte. A propos d'un livre recent (Etrel 117, 49 60); Holzhey (s. o. S. 9 ') 

2 Dictionnaire apologe"tique de la foi catholique 3, 695 755. Auch 
A. Fernandez S. J. (La critica reciente y el Pentateuco [Bb i, 173 210]) 
meinte zuerst (vgl. aber ebd. 376 378), dafi Touzards Ansicht mit der EBK 
vereinbar sei, wenn er sie auch vom kritisch-wissenschaftlichen Standpunkt 
aus bekampfte. 

3 Die Congregatio S. Officii erklarte sich auf Anfrage am I I.April 1920 
dagegen : Touzards Hypothese konne nicht sicher gelehrt werden. 

4 Vgl. Hoberg (s. o. S. 25); Sanda, (s. o. S. 26). 



Nr. 102 A. Die Geschichtsbiicher. I. Der Pentateuch. 79 

13. Schema der Graf-Wellhausenschen Pentateuch- 
theorie und ihre Hauptthesen. 

101. Die Entwicklung des Pentateuchs hat sich nach Ansicht 
der kritischen Schule, soweit sie der Graf-Wellhausenschen Rich- 
tung anhangt, in folgendem schematischen Aufbau vollzogen 1 : 
Erzahlungen, Gesetze u. a. aus der Zeit 1500 800 v. Chr. 
werden seit dem 10. Jahrhundert in literarische Form gebracht, 
fliefien in verschiedene Uberlieferungsstrome zusammen und 
werden allmahlich miteinander vereinigt. 



J'(9.Jh.) J 2 (9--7jh.) E 1 E 2 ( 7 ?o-722) E 



J 



JE (720 620) 
D Kca.69o) D 2 b(ca.6oo) D 2 a(ca.6oo) P h (57o) 



D (in od. nach d. Exil) P gh (vor458) P S(X (445 ff.) 

JED (620445) P 

JEDP &hs(X P*$ 



JEDP (330). 

J *, J 2 , E 1 , E 2 , E 3 bezeichnen Vorstufen zu dem Jahwisten und Elo- 
histen, welche die kritische Analyse feststellen zu konnen glaubt. Auf die 
vereinigten Quellen JE (= Jehowist 2 ) in Verbindung mit P g (= Priester- " 
kodex im Urafang der friiher Grundschrift genannten Quelle) verteilt sich 
der hauptsachlichste Erzahlungsstoff des Pentateuchs. D 1 (=Dt 12 26} 
stellt das Gesetzbuch des Josias dar, das mit D 2 b und D 2 a zum gegen- 
wartigen Dt erweitert wurde. Die iibrigen Gesetze des Pentateuchs 
gehoren P h (= Lv 17 26 = Heiligkeitsgesetz), P B und P s (spatere Nach- 
tra'ge) an 3 . Erst von 330 v. Chr. ab la'fit die kritische Schule die text- 
kritische Entwicklung als Fortsetzung der vorausgehenden literarge- 
schichtlichen einsetzen. 

102. Die kritischen Hypothesen iiber die Entstehung des Pentateuchs 
sind aus Einzelforschungen von iiber anderthalb Jahrhunderten ent- 
standen, haben aber so wenig zu unbestrittenen Ergebnissen gefiihrt, 

1 Nach Steuernagel (s. o. S. 10). 

2 Von rrnt* des 311, ein Wort, das die Konsonanten von Jahwe und die 
Vokale von Elohim enthalt. 

3 Eine genaue Verteilung der kleineren und kleinsten Bestandteile des 
Pentateuchs auf die einzelnen Quellen s. bei Kautzsch (o. S. 1 1) am Rande 
des ubersetzten Textes und bei Steuernagel (s. o. S. 10) 186189; etwas 
anders verteilt EiCfeldt (s. o. S. 75 1 ). 



go I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 103 

daft auch jetzt noch eine erschopfende Kritik ins Einzelne und Ein- 
zelnste gehen miiftte. Diese Arbeit kann eine sorgfaltige Exegese des 
Pentateuchs vorbereiten, soweit die Beurteiltmg des Pentateuchproblems 
davon abhangt. Auch wichtigere entscheidende Fragen finden noch 
immer die verschiedensten Losungen. Fur die atl Einleitung kann es, 
soil sie nicht von exegetischen Einzeluntersuchungen iiberwuchert 
werden, nur auf die Hauptpunkte der Pentateuchtheorien 
ankommen, und nur umfangreichere, zusammenhangende 
Bestandteile des Pentateuchs sollen in die Fragestellung ein- 
bezogen werden. 

103. Auch wenn man iiber Zustand und Eigentumlichkeiten des gegen- 
wartigen Pentateuchs so urteilt, wie es oben S. 26 ff. fiir notwendig ge- 
halten wurde, und der kritischen Schule also insoweit beipflichtet, kann 
die herrschende Pentateuchtheorie keineswegs als die einzig mogliche Er- 
klarung gelten. Ja ihre Vertreter haben sich in wesentlichen Unterfragen 
fiir Annahmen entschieden, die von andern lebhaft bestritten werden und 
zu bestreiten sind. So glaubt die kritische Schule beweisen zu konnen, 
daft Gesetzbiicher, die in der Zeit des Josias und Ezra 
auftauchen, bestimmte Teile des Pentateuchs umfaftten und erst 
in diesen Zeiten entstanden seien; aus dem Vergleich einzelner Ge- 
setze untereinander leitet sie eine Entwicklung des ganzen mo- 
saischen Gesetzwerkes ab. Was daran haltbar ist, berechtigt 
nicht zu den bestimmten und weittragenden Schliissen der pentateuch- 
kritischen Auffassung, lafit aber doch durchblicken, wie der Pentateuch 
seine heutige Gestalt erhalten hat. 

14. Atl Nachrichten iiber Gesetzbiicher aus der Zeit 

hach Moses. 

104. H. Graetz hatte behauptet 1 , daft unter Konig Joas von Juda 
(836 797) Ex 33, 12 17 (bei der Thronbesteigung) und Ex 25 ff. (bei 
der Wiederherstellung desTempels), unter c Uzzijja(779 740) Nm 17 18 
bekannt gemacht worden seien 2 . Die Anhaltspunkte, welche Rg hierfiir 
bietet, reichen aber dazu keineswegs aus 3 . Daft unter Ahaz (736 728) 
eine Kultusreform stattgefunden habe und die Gesetze von Ex Nm oder 
gar der gesamte Tetrateuch (Gn Nm) veroffentlicht worden seien, 
lafit sich ebensowenig durch 4 Rg 16, toff, erweisen. Wenn des Konigs 
Unterfangen mehr war als ein Entlehnen kunstlerischer Formen aus 

1 Geschichte der Juden von den altesten Zeiten bis auf die Gegenwart. 
Aus den Quellen neu bearbeitet. 2. Geschichte der Israeliten vom Tode 
des Konigs Salomo (um 977 vorchristl. Zeit) bis zum Tode des Juda Mak- 
kabi(i6o), i, Lp. 1875, 470 f. 

2 Vgl. W. Erbt, Der Fund des Dt (OrLz 11, 5762), der von Joas das- 
selbe annimmt. 

3 Dagegen vgl. Kuenen (s. o. S. 10) i, i, 204 *. 



Nr. 105 A. Die Geschichtsbiicher. I. Der Pentateuch. 8 1 

Syrien, dann war es eher (nach 2 Chr 28, 22 if.) ein Versuch, im Gegensatz 
zum mosaischen Gesetz fremden Kult einzubiirgern. Dagegen reinigte 
Hizkij j a ( 7 2 7 699) nicht blofi den israelitischen Kult von Auswiichsen (4 Rg 
1 8, 4), sondern verkiindigte auch das Gesetz: Vor diesem Altare sollt ihr 
anbeten zu Jerusalem* (4 Rg 1 8, 2 2 ; = Abschaffung der Jahwealtare aufier- 
halb Jerusalems = Zentralisation des Kultes). Obwohl diese Feststellung 
aus dem Munde des gegnerischen Feldherrn Rabsake kam und zur 
Aufwiegelung des Judenvolkes gegen seinen Konig dienen sollte, ist 
sie glaubwiirdig 1 . Der Vorwurf kehrt sich nicht gegen die Willkurlich- 
keit der Maftnahme des Konigs 2 , sondern gegen die Beeintrachtigung 
Jahwes, die in der Minderung seiner Altare lag. Darura ward diese Vor- 
schrift des Hizkij j a ein Sonderfall von 4 Rg 18, 4 sein und sich, wie die 
dortigen Reformen, auf die Gebote, die Jahwe dem Moses geboten hatte 
(4 Rg 1 8, 6), stiitzen. Dafi diese Gebote nicht blofi mundlich iiber- 
liefert, sondern in einem Gesetzbuch vorlagen, daft letzteres ein Teil 
des Pentateuchs gewesen sei 3 oder das ganze mosaische Gesetzbuch, 
la'ftt sich weder beweisen noch widerlegen. Aber wenn das Dt mit 
seiner Zentralisation des Kultes als Grundlage dieser Mafinahmen ge- 
dient haben sollte, so liefie sich daraus des Hizkijja Reform vollstandig 
erklaren. Ebensogut konnte selbstverstandlich das Dt im Verband des 
ganzen Pentateuchs die Quelle dieser Reformmafinahmen gewesen sein. 
Aber iiber die Moglichkeit, dafi ein Gesetzbuch vorhanden gewesen sei, 
kann man auf Grund der geschichtlichen Nachrichten erst fur die Zeit 
des Konigs Josias von Juda (640 609) hinausgelangen. 

1. Das Gesetzbuch des Josias 4 . 

105. Als Josias im 18. Jahre seiner Regierung (623) den Schreiber 
Saphan zum Hohenpriester Hilkijja sandte, um Lohngelder fur die 
Tempelhandwerker zu holen (4 Rg 22, 3 7), teilte letzterer dem 
Saphan mit: Ich habe das Gesetzbuch (fttirT! lap) im Tempel 
Jahwes gefunden (V. 8). Saphan las das Buch (V. 9), brachte es 

1 Anders S. A. Fries, Die Gesetzesschrift des Konigs Josia. Eine kritische 
Untersuchung, Lp. 1903, 31 ; B. Stade, Anmerkungen zu 2 K6. 15 21 (ZatW 
6, 1 56 189) 170 ff. ; J. Wellhausen, Prolegomena zur Geschichte Israels 6 , B. 1905, 
25 f. 47 . 

2 So Kuenen (s. o. S. 10) i, i, 202 2 ; Erbt (s. o. S. 80 2 ). 

3 Fries (s. o. Anm. i) 78 vermutet das Dt darunter. . 

4 O. Botticher, Das Verhaltnis des Dt zu 2 Kg 22 ; 23 und zur Prophetie 
Jeremia, Bonn 1906. S. Euringer, Der Streit um das Dt (BZF 4, 8), Mstr.i.W. 
1912. M. Kegel, Die Kultus-Reformation des Josia. Die Aussagen der mo- 
dernen Kritik iiber II Reg. 22; 23 kritisch beleuchtet, Lp. 1919. M. Lohr, Das 
Dt (Untersuchungen zum Hexateuchproblem II [Schriften der Konigsberger 
gelehrten Ges., Geisteswiss. Klasse I, 6] 164 209), B. 1925. T. Oestreicher, Das 
deuteronomische Grundgesetz (BFchrTh 27, 4), Giitersloh 1922. H. Pope O. P., 
The date of the composition of Deuteronomy. A critical study, Rom 1911. 
Goettsberger, Einleitung in das AT. 6 



82 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 106 

dem Konig und las es ihm vor (V. 10). Das Buch machte groBen 
Eindruck (V. n), well seine Vorschriften seit Vaterzeiten nicht 
mehr beobachtet worden waren und darob schwere Heimsuchungen 
das Volk bedrohten (V. 13 16). Die Prophetin Hulda wurde um ihr 
Urteil angegangen (V. 13 20). Der Konig las das Bundesbuch 
(rrnSlin ^iso) vor versammeltem Volke vor und schloB auf Grund 
desselben einen Bund vor Jahwe, den Inhalt des Buches aus- 
zufiihren (23, I 25). 

106. G. d'Eichthal 1 , M. Vernes 2 und L. Horst 3 bestritten die Zu- 
verlassigkeit des Berichtes. Mit ihnen behauptete J. Cullen 4 , daft 
sich die Reform des Josias nicht auf ein Gesetzbuch gestiitzt habe; 
das Dt sei erst nachtraglich verfaftt worden. Aber ein stichhaltiger 
Grund laftt sich gegen den Bericht nicht anfuhren. Er niacht den 
Eindruck hochster Wahrhaftigkeit. Es kann sich nur darum handeln, 
welches Gesetz denn das gefundene Buch enthielt. 

107. Die traditionelle Schule sieht darin den ganzen Pentateuch 5 . 
Hoberg 6 berief sich hierfur auf 2 Chr 34, wo die gleiche Begebenheit 
erzahlt wird. Daft in der Zeit des Chronisten (um 300 v. Chr.) unter 
dem Gesetzbuch des Herrn, durch Moses gegeben der Pentateuch 
verstanden werden konnte und naturgemafi verstanden wurde, darf an- 
genommen werden. Aber auch wenn in 4 Rg 22 f. nicht der ganze Penta- 
teuch gemeint war, sondern etwa nur das Dt, so stimmt 2 Chr 34 damit zu- 
sammen; denn das Dt war fur den Chronisten unzweifelhaft mit dem 
Pentateuch verbunden. Die Bezeichnung selbst entscheidet nichts iiber 
den Umfang des Gesetzbuches. Nur wenn das Gesetzbuch des Josias 
mit dem Pentateuch iiberhaupt nichts zu tun hatte, konnte ein gewisser 
Widerspruch zwischen dem, was Inhalt von 4 Rg 22 f. ist, und dem, was 
der Chronist mit seiner Bezeichnung meinen muftte, gefunden werden. 
Ist der ganze Pentateuch als Gesetzbuch des Josias aus den Zeugnissen 
iiber den Vorgang selbst nicht zu erweisen, so ergeben sich anderseits 
auch keine entscheidenden Schwierigkeiten dagegen. v Wurde das Buch 
genau und vollstandig gelesen, so brauchten Hilkijja, Saphan, der Konig 
und vielleicht auch noch die Prophetin Hulda je ungefahr 20 Stunden, 
wenn es der Pentateuch, etwa 2 3 Stunden, wenn es blofi das Dt war. 

1 Melanges de critique biblique, P. 1886. 

2 Une nouvelle hypothese sur la composition et 1'origine du Dt. Examen 
des vues de M. d'Eichthal, P. 1887. 

3 Etudes sur le Dt(RHR 16, 2865; 17, 122; 18, 320334; 23, 184200; 
27, 119 176). 

* The book of the Covenant in Moab. Critical inquiry into the original 
form of Dt, Glasgow 1903. , 

5 So Hoberg (s. 0.8.25) 7 ff. Hopfl (s. o. 8.9)2 2 , 28 f. Kegel(s.o. S.8i 4 ) logff. 

6 A. a. O. 8 ff. ; vgl. auch BZ 4, 339 f. 



Nr. 109 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 83 

Einige machen das als Schwierigkeit geltend 1 . Aber es 1st nicht aus- 
driicklich gesagt, dafi alles das an einem Tage geschehen sei, da die 
Vorgange nur ganz locker aneinandergefugt werden. Zudem mufi nicht 
jeder der Beteiligten das Buch genau gelesen haben, urn so weniger, 
als es sich nicht um einen ganz unbekannten Inhalt handeln konnte 
(vgl. u. Nr. in). Der Umfang, wie ihn der Zusammenhang des Be- 
richtes voraussetzt, spricht also nicht gegen den ganzen Pentateuch, 
wie man daraus auch nicht schliefien kann, dafi schon das Dt zu um- 
fangreich gewesen sei und deshalb ein Ur-Dt anzunehmen ware, oder 
dafi das Gesetzbuch gar nur in einem einzigen Blatt bestanden habe 2 . 

108. Sicher lafit sich der Inhalt des Gesetzbuches aus dem 
Bericht erschliefien 3 . Allerdings werden schon aus dem 8. und 12. Jahre 
des Josias Reformen berichtet; das Buch wurde aber erst in seinem 
1 8. Jahre gefunden. Aufierdem ist 4 Rg 22 f. wenigstens nicht aus- 
driicklich angegeben, dafi die Mafinahmen des Konigs durch das Gesetz- 
buch veranlafit wurden und sich darauf stiitzten. Aber der Zusammen- 
hang von 4 Rg 22 f. fiihrt darauf hin. Auch ist 2 Chr 34 von Reformen 
nach dem Funde die Rede (V. 33). Ausdriicklich wird die Paschafeier 
auf die Vorschrift des Gesetzbuches zuriickgefiihrt (4 Rg 23, 21). 

109. Die Reformen des Josias sind also ein Wegweiser zu dem, was 
im gefundehen Gesetzbuche stand, und so kann man dem Bericht 
folgende Fingerzeige entnehmen: i) Es wird Bundesbuch ge- 
nannt (23, 2 3 21). So heifit ausdriicklich Ex 21 23 nach Ex 24, 7. 
Sachlich ist auch das Dt ein solches ; denn nach Dt 28, 69 enthalt es 
Worte des Bundes, welche dem moabitischen Bunde zur Grundlage 
dienten. Josias schritt 2) gegen den Gotzendienst iiberhaupt ein (4 Rg 
23, 4ff. Ex 23, 24; 34, 13; Nm 33, 52; Dt 7 ; 13) und traf folgende 
Einzelmafinahmen : er schaffte ab 3) den Dienst des Himmelsheeres (4 Rg 
23, 4 5 ii Dt 17, 2 7), 4) den Molochdienst mit Verbrennung der 
Kinder (4 Rg 23, 10 Dt 12, 31; 18, 10 [wo vom Verbrennen die Rede 
ist]; Lv 1 8, 21 ; 20, 2 5 [wo der Name Moloch ohne Hinweis auf das 
Verbrennengebrauchtwird]), 5)dieH6henkultstatten (4Rg23, 5 13 15 
Nm 33, 52 [mit dem gleichen Worte "??]; Dt 12, 2 [wo dieses Wort 
fehlt]), 6) die kultische Prostitution (4 Rg 23, 7 Dt 23, i8f.), traf 
7) Bestimmungen iiber die Hohenpriester (4 Rg 23, 8f. Dt 18, 6 8 
[verfugt etwas anders betreffs der Leviten aufierhalb Jerusalems 4 ]). Die 
letztere Anordnung lafit erkennen, dafi es sich um Priester an Hohen- 



1 Vgl. Kuenen (s. o. S. 10) i, I, 205 3 ; Vetter, BZ 4, 67 ; Fries (s. o. S. Si 1 
10 f. ; Nikel (s. o. S. 26) 50. 

2 Etwa mit Ex 34, wie Fries (s. o. S. Si 1 ) meinte. 

3 Fries (s. o. S. Si 1 ) 38 und Nikel (s. o. S. 26) 21 bezweifeln das. 

4 Wegen dieses Unterschiedes nimmt Steuernagel (s. o* S. 10) 190 f. an, 
dafi die Mafinahme ohne Riicksicht auf eine gesetzliche Bestimmung ge- 
troffen worden sei. 

6* 



34 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 109 

kultstatten handelt, wo Jahwe verehrt wurde 1 ; nur dann 1st es ver- 
standlich, dafi sie mit ihren Briidern in Jerusalem das Gnadenbrot essen 
sollten. Dann liegt in der Zerstorung von Jahwehohen aufierhalb Je- 
rusalems 8) eine Zentralisation des Kultus (4 Rg 23, 8 f.), wie sie be- 
sonders eindringlich Dt 12 angeordnet wird 2 . Auch Lv 17, i 9 entha.lt 
eine strenge Zentralisation des Kultus, aber im Bundeszelt zur Zeit der 
Wiistenwanderung. Dagegen stellt das sog. Bundesbuch (Ex 21 23) 
ein ganz anderes Gesetz auf (vgl. Ex 20, 24) 3 . 9) Fiir die Paschafeier 
beruft sich Josias ausdriicklich auf dieses Buch (4 Rg 23, 2 iff.) 4 . 
Gesetze iiber das Pascha finden sich Ex 12; (23, 15 = 34, 18); Lv 23, 
4 8; Nm (9, iff.); 28, 16 25; Dt 16, i 8. Sollte die Einzigartigkeit 
dieses Festes darin bestanden haben, dafi es gemeinsam in Jerusalem* 
(4 Rg 23, 23) begangen wurde, so konnte nur Dt 16 die Grundlage 
gebildet haben 5 . Die eingehende Schilderung des josianischen Paschas 
2 Chr 35 stimmt weder mit Dt noch mit Ex Nm vollstandig genau 
iiberein, so dafi diese Stelle fur die Entscheidung nicht in Frage kommen 
kann 6 . Der Eindruck, den das Buch auf den Konig machte, beruhte 
auf 10) den Strafen, welche darin fur die Ubertretung der Gesetze an- 
gedroht waren (4 Rg 22, n 13 16 19). Solche Strafandrohungen enthalten 
Lv 26, 14 ff. und Dt 1 1, 13 ff. und 28, 1 5 ff., je unmittelbar vor dem Schlufi- 
vers zu den Offenbarungen auf dem Sinai (Lv 26, 46) und in Moab (Dt 28, 69). 
Dafi dabei eher an Dt 28 zu denken ist, beweist die Tatsache, dafi 



1 Fries (s. o. S. 81 *) 30 if. halt sie fur gotzendienerische Hohe 1 . 

2 Dagegen kann der jiidische Tempel, der in den Elephantine-Papyri fur 
Agypten bezeugt ist (5. Jahrh. v. Chr.; vgl. Taf. 2, Bild 3), nicht in die 
Wagschale fallen. Er wird im Widerspruch mit der schon seit Hizkijja vor- 
handenen Zentralisation des Kultus in Jerusalem bestanden haben. Vgl. 
R. Muufi, Der Jahwe tempel in Elephantine (ZatW 36, 81 107). A. van Hoon- 
acker, Die rechtliche Stellung des jiidischen Tempels in Elephantine gegen- 
iiber den Einrichtungen des AT (ThG i , 438 447). 

3 Vatke (vgl. Kuenen [s. o. S. 10] i, i, 206) und neuerdings Friedemann 
(Die Entdeckung des Gesetzbuches in der Zeit des Josias [Hagoren 7, 1907]) 
hielten das Bundesbuch fur dasGesetzbuch des Josias. 

4 4 Rg 23, 22 hebt hervor, dafi seit der Richterzeit ein Pascha wie dieses 
nicht gefeiert worden sei. Es kann dabei auf die grofie Feierlichkeit an- 
kommen, ohne dafi gemeint ist, ein Pascha sei seit dieser Zeit iiberhaupt 
nicht mehr begangen worden. 2 Chr 30 erzahlt von einem Pascha zur Zeit 
des Hizkijja, wahrend 2 Chr 35, 18 die Einzigkeit des Paschas unter Josias 
seit der Zeit des Propheten Samuel hervorhebt. 4 Rg 23 und 2 Chr 35 wird 
wohl auf Jos 5, 10 Bezug genommen. 

5 So Steuernagel (s. o. S. 10) 190. 

6 Da Chr sehr spat entstanden ist, also eine Angleichung der Darstellung 
an die Ubung einer viel spateren Zeit vermuten lafit, hat man keinen An- 
laC, mit Fries (s. o. S. 81 *) 43 ff. zu schliefien, dafl das josianische Gesetzbuch 
mit dem Pentateuch nichts zu tun habe. 



Nr. no A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 85 



unsere Stelle und Dt die gleichen Worte gebrauchen ("^P. 4 Rg 22, 19 
Dt u, 26 28; 28, 15; wa 4 Rg 22, 19 Dt 28, 37), die in Lv 26 trotz 
inhaltlicher Verwandtschaft fehlen 1 . 

110. Wahrend von den eben aufgezahlten Fingerzeigen i, 2 
und 9 sowohl im Dt als in den andern Teilen des Pentateuchs 
enthalten sind, bei 4 und 5 die Bezeichnung genauer auBer- 
halb des Dt vorkommt, sind 8 und 10 genauer, 3, 6 und 7 
ausschlieBlich. im Dt zu finden. Es ist deshalb nicht zu ver- 
wundern , daB Exegeten , lange ehe es eine Pentateuchfrage 
gab, das Gesetzbuch des Josias im Dt sahen 2 . Haben alte und 
neue Exegeten sozusagen intuitiv diese Auffassung gewonnen, so 
betrachtete es die kritische Schule seit W. M. L. de Wette 3 als ihre 
besondere Aufgabe, diese Thesis eingehend zu begriinden und 
auszubauen. Sie glaubte auch im Dt eine literarische Schichtung 
finden zu konnen und bemiihte sich, festzustellen, in welchem 
Umfange es das Gesetzbuch des Josias gebildet habe 4 . Der 
Inhalt des josianischen Gesetzbuches, soweit er sich 
in 4 Rg 22 f. verrat, verlangt zunachst nur das Dt; das 
ist auf Grund der vorausgehenden Untersuchung der kritischen 
Schule zuzugestehen. DaB dieses Gesetzbuch aber nicht umfang- 

1 Die Drohungen in Dt lauten bedingt. Das machte L. Seinecke (Ge- 
schichte Israels, Gott. 1884, I, 386) gegen die Zusammenstellung des Gesetz- 
buches des Josias mit Dt geltend. Allein es ist leicht zu verstehen, dafi 
nach der Ubertretung des Gesetzes die Drohungen in 4 Rg 22 ohne Bedingung 
wiederholt werden konnten, auch wenn sie im Buche bedingt lauteten. Ebenso 
werden sonstige kleine Unterschiede gegen die Zusammenstellung nicht 
geltend gemacht werden konnen (gegen Cornill [s. o. S. 2 4 ] 7 33ff., Fries [s. o, 
S. Si 1 ] 12 ff.). 

2 Athanasius, Ep. ad Marc, et Abul. (M B 27, 44); Chrysostomus, In Matth. 
horn. 9 (M B 57, 181); Procopius von Gaza, In libros Reg. et Par. scholia 
(M e 87, i, 1200). Spater Cornelius a Lapide, Menochius (f 1655) (vgl. Ho- 
berg [s. o. S. 25] io 3 ). 

3 Dissertatio critica, qua a prioribus Deuteronomium Pentateuchi libris 
diversum aliud cuiusdam recentioris auctoris opus esse monstratur, 1805 (Opusc. 
theol., B. 1830); Beitrage zur Geschichte des AT i, Halle 1806, 168 ff. 265 ff. 

4 Vgl. A. F. Puukko, Das Dt. Eine literarkritische Untersuchung (BWAT 5), 
Lp. 1910, der glaubt, dafi Dt 12 28, und zwar nur zum Teil, hierfur in Frage 
kame ; J. Hempel, Die Schichten des Dt. Ein Beitrag zur israelitischen Lite- 
ratur- und Rechtsgeschichte (Beitr. z. Kultur- und Universalgeschichte, 33. Heft), 
Lp. 1914. Auch Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 28 ff. halt es fur moglich, dafi nur ein 
Teil von Dt, aber mit Abschnitten aus dem iibrigen Pentateuch, im Gesetz- 
buch des Josias vorhanden gewesen sei. 



86 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. in 

reicher gewesen sei *, dafi es insbesondere nicht den ganzen Penta- 
teuch umfafit habe, laCt sich unserer Stelle nicht entnehmen. Wenn 
sich bei der Anlage des Pentateuchs auch keineswegs erschliefien 
laCt, daC mit Dt notwendig die iibrigen Teile verbunden gewesen 
seien, so ist doch die Ansicht der konservativen Schule nach 
obigen Vergleichen sicher befriedigender, da der Pentateuch als 
Gesetzbuch des Josias auch diejenigen Angaben erklart, welche 
sich naher mit Texten aufierhalb des Dt beriihren. 

Auf Dt allein das josianische Gesetzbuch zu beschranken, hatte die 
kritische Schule aber dann ein Recht, wenn sie nachweisen konnte, 
dafi die iibrigen Teile des Pentateuchs, die in Betracht kommen, jiinger 
seien als Josias. Fries 2 glaubte, dafi Ex 34 unter dem Gesetzbuch des 
Josias zu verstehen sei. Er trennt aber zu Unrecht Gesetzbuch und 
Reform (mit Ausnahme des Paschas) und leugnet eine Zentralisation 
des Kultus in Dt sowohl als in 4 Rg 2 2 f. 3 Vetter 4 sah darunter irgend 
ein Gesetzbuch aufierhalb des Pentateuchs. Tatsachlich wird es 4 Rg 22 f. 
nicht nach Moses benannt. Aber nachdem, wie auch Vetter annimmt, 
ein mosaisches Gesetz damals jedenfalls bestand, wiirde man selbst ohne 
die Ahnlichkeiten auf eine Verbindung mit diesem Gesetze schliefien. 
Mittelbar ist das auch 4 Rg 23, 25 ausgesprochen, wonach sich Josias 
zum Herrn bekehrte nach allem Gesetze des Moses . Nach dem ge- 
fundenen Gesetzbuche richteten sich aber die einzelnen Mafinahmen 
des bekehrten Kb'nigs. 

111. Eine Reihe von kritischen Exegeten behauptet, dafi das 
Dt dem Josias durch eine pia fraus in die Hande gespielt worden 
sei und die Auffindung als eine gut gespielte Komodie zu be- 
trachten sei 5 . Demgegeniiber aber macht die Geschichtserzahlung 
selbst durchaus den Eindruck der Glaubwiirdigkeit. 

Auch die Gelegenheit, bei welcher das Buch gefunden wurde, ergab 
sich ungesucht, und ahnliche Anlasse (Niederlegung von Biichern und 
Urkunden in Tempelmauern) glaubt man auch in der aufierbiblischen 
Literatur zu finden 6 , wenn auch der biblische Bericht seine Eigenart 

1 Vgl. Kegel (s. o. S. 81*) 109. 2 Siehe o. S. 83 2 . 

3 Vgl. dazu Kegel (s. o. S. 81 4 ) 74 2 . 

4 BZ 4, 67. 

5 So Kuenen (s. o. S. 10) i, i, 209 f., Dillmann, Stade, Cornill, Holzinger, 
Strack, Erbt (vgl. Steuernagel [s. o. S. 10] 191). 

6 Vgl. E. Naville, Egyptian writings in foundation walls and the age of 
Deuteronomy (PSbA 29, 232 242); Ders., La decouverte de la loi sous le roi 
Josias. Une interpretation e"gyptienne d'un texte biblique, P. 1910 (= Me- 
moires de 1'Ac. d. inscr. et belles-lettres 38, 2, 137 170); J. Herrmann, Agyp- 
tische Analogien zum Funde des Dt (ZatW 28, 291 302). 



Nr. 112 A. Die Geschichtsbiicher. I. Der Pentateuch. 87 

nicht verleugnet 1 . Daft das Buck den Findern unbekannt war, ergibt 
der Bericht unzweifelhaft 2 . DieBenennung das Buch des Bundes kann 
allerdings auch vom Standpunkt des Berichterstatters gebraucht sein. 4 Rg 
22 f. setzt aber zugleich voraus, daft das Gesetzbuch ehedem bekannt, ge- 
braucht und verpflichtend gewesen sei. Auch darin 1st dem Bericht 
zu vertrauen im Gegensatz zu vielen kritischen Exegeten, welche das 
Buch fur vollstandig neu halten. Ein Menschenalter, ein Zeitraum, 
innerhalb dessen die Menschen starben, welche das Buch hinterlegten 
und welche davon wufiten, reicht hin, um sein Verschollensein zu er- 
klaren, zumal wenn man eine so lange und so gesetzesfeindliche, gottlose 
Regierung in Betracht zieht, wie sie in Manasses (698 643) der des 
Josias vorausging (vgl. 4 Rg 2i) 3 . 

112. Je friiher die Entstehung des Buches angesetzt wird, 
um so leichter erklaren sich die Vorgange von 4 Rg 22. Gegen- 
iiber der mosaischen Abfassung, wie sie die Uberlieferung als 
fruhesten Ansatz festhalt, mufi die Zeit des Konigs Hizkijja (727 
bis 699), der bereits die Zentralisation des Kultes, eine Grund- 
tendenz des Dt, durchzufuhren suchte, als der spateste noch 
mogliche Terrain betrachtet werden 4 . 

Die Versuche, einen bestimmteren zeitlichen Ansatz fur Dt zu er- 
reichen, versprechen geringen Erfolg. So versteht Kuenen 5 4Rg 21, 3 5 
ohne stichhaltigen Grund so, daft Manasses den Kult des Himmels- 
heeres zum ersten Male eingefiihrt habe; dann konnte das Dt nicht 

1 S. Euringer, Die agyptischen und keilinschriftlichen Analogien zum Funde 
des Codex Helciae (4 Kg 22 und 2 Chr 34) (BZ 9, 230 243 337 349; 10, 
1323 225237). 

2 Ohne Stiitze ist die Annahme v. Hummelauers (Comm. in Dt [s. o. S. 14] 
53 f.), die Finder batten das nur vorgegeben, um den Konig nicht zu erschrecken. 

3 Manche glaubten Abfassung und Verschollensein zusammen in der Zeit 
des Josias unterbringen zu konnen ; das erscheint als viel zu kurz. Vgl. Driver- 
Rothstein (s. o. S. 9) 90. 

4 So E. Riehm, Einleitung in das AT, hrsg. von A. Brandt, Halle 1889/90; 
Konig (s. o. S. 2 2 ) 217; Steuernagel (s. o. S. 10) 192. Vor Isaias datieren 
das Gesetzbuch des Josias = Dt Franz Delitzsch, Pentateuchkritische Studien 
(Zeitschr. fur kirchl. Wiss. u. kirchl. Leben i [1880]); Strack (s. o. S. 3*) 6 63. 
Dem Ausgang der Richterzeit weist es zu P. Kleinert, Das Dt und der 
Deuteronomiker, Bielefeld 1872. Neuestens versuchte man, Dt in die nach- 
exilische Zeit zu verlegen : G. Holscher, Komposition und Ursprung des 
Dt (ZatW 40, 161 fF.); F. Horst, Die Kultusreform des Konigs Josia (II. Reg. 
22 23) (ZdmG N. F. 2, 220238); W. Spiegelberg, Zur Datierung des Dt 
(OrLz 26, 48 if.). Dagegen vgl. H. Grefimann, Josia und das Dt (ZatW 
N. F. I, 313-337). 

5 Einleitung (s. o. S. 10) i, i, 207. 



gg I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 113 

viel vor Josias entstanden sein. Allein nach 4 Rg 17, 16 wurden schon 
die Zehn Stamme wegen dieses Gotzendienstes in die assyrische Ge- 
fangenschaft geschickt (722) 1 . Allerdings wird dieser Kult gerade auch 
von Propheten zur Zeit des Josias geriigt (Jer 8, 2; 19, 13; Soph i, 5). 
Aber weder dies noch andere angebliche sprachliche Bertihrungen mit 
Jer 2 konnen gegeniiber dem Zeitabstand ernstlich in Betracht kommen, 
welchen 4 Rg 22f. fur das verschollene Gesetzbuch mindestens fordert. 
Wenn die Geschichte des Kultusortes die Zentralisation des tjizkijja 
als altesten Versuch ergabe, kame seine Zeit als diejenige in Frage, 
in der das mosaische Gesetz seine deuteronomische Form erhalten hatte. 
Dann ware eine Bekanntschaft der altesten Propheten (Is, Am, Os) mit 
dem Dt naheliegend, obwohl sie sich keineswegs sicher erweisen lafit 3 . 
Sichere innere Merkmale mosaischen Ursprungs 4 lassen sich kaum er- 
warten. Doch darf angesichts der alten, standigen Uberlieferung, dafi 
das Dt mosaisch sei, nur dann und insoweit spaterer Ursprung an- 
genommen werden, als einwandfreie Anhaltspunkte hierfiir vorhanden 
sind. Nicht alles im Dt tragt die Kennzeichen der gleichen Zeit an 
sich. Dt 17, 8 13 scheint ein Gesetz zu enthalten, das nach 2 Chr 19, 
8 ii unter Josaphat (873 849) eingefiihrt wurde. Das Konigsgesetz 
Dt 17, 14 20 mag seiner gegenwartigen Form nach am ehesten an 
die Zeit Salomos (-f 932) erinnern 5 , wiewohl sich V. 16 fast nur in den 
Mund des Moses fiigen will 6 . Die Ansprachen des Moses, in die der 
gesetzliche Inhalt des Dt gefafit ist, konnten ohne grundsatzliche Be- 
denken ebenso als literarische Einkleidung verstanden werden wie die 
salomonischen Reden in Koh und Sap, die von vielen katholischen 
Exegeten als pseudosalomonisch anerkannt werden. Aber die Tatsachen 
finden ebenso und besser noch ihre befriedigende Erklarung, wenn 
man annimmt, das Gesetzesmaterial in den wirklich gehaltenen An- 
sprachen des Moses habe im praktischen Leben des Volkes seine Rolle 
gespielt und sei deshalb im Laufe der Zeit bis auf Hizkijja herab fortent- 
wickelt worden. 

2. Das Gesetzbuch des Ezra 7 . 

1 13. Eine ebenso wichtige Rolle wie das Gesetzbuch des Josias 
spielt in der Pentateuchkritik jenes Gesetz, mit dem Ezra nach 

1 Driver-Rothstein (s. o. S. 9) 91 verlegt deshalb diesen Kult in die mittlere 
Konigszeit. 

2 J. W. Colenso (The Pentateuch and the book of Joshua critically exa- 
mined, 7 Bde., Ld. 1862/79) hielt den Propheten sogar fur den Verfasser 
des Dt (vgl. Driver-Rothstein [s. o. S. 9] 90 J ) ; dagegen A. F. Puukko, Jere- 
mias Stellung zum Dt (BWAT 13, Lp. 1913, 126153). 

3 Vgl. Vetter (s. 0.8.44 2 ). 

4 Vgl. F. E. Gigot, The Mosaic authorship of the Deuteronomy (IthQ 4, 
411426). 

5 Nikel (s. o. S. 26) 42 stellt es mit i Sm TO, 25 zusammen. 6 Vgl. o. S. 54. 
7 M. Kegel, Die Kultusreformation des Esra. Aussagen moderner Kritik 

iiber Neh 8 10 kritisch beleuchtet, Giitersloh 1921. 



Nr. 115 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 89 

dem babylonischen Exil im 7. Jaiire des Artaxerxes (458 v. Chr.; 
vgl. Ezr 7, i 7) nach Jerusalem kam (Ezr 7, 14 25). Er las es nach 
der Ruckkehr des Nehemias im 20. Jahre des Artaxerxes (Neh 2, i) 
vor versammeltem Volke vor (Neh 8, i ff.; also 444 v. Chr.), und 
das Volk verpflichtete sich darauf (Neh 10, 30 ff.). Die Erklarer 
sahen in diesem Gesetzbuch je nach ihrer Richtung entweder 
ein Gesetzbuch, das mit dem Pentateuch nichts zu tun hat, oder 
nur die Pentateuchquelle P teilweise oder auch ganz oder das 
Dt oder den ganzen Pentateuch nach Vereinigung der einzelnen 
Quellen JEDP. Die letztere Ansicht teilen besonders altere Ver- 
treter der kritischen Schule mit der traditionellen Exegese. 

114. Manchen schien der ganze Pentateuch ausgeschlossen. Denn 
der Vorleser hatte nach Neh 8, i3ff. am 2. Tage bei Lv 23 angelangt 
sein miissen, und das scheint unmoglich, wenn er, wie anzunehmen, 
mit Gn i begonnen hatte 1 . Da das Vorlesen von Gn i bis Lv 22 un- 
gefahr 10 Stunden in Anspruch nimmt, ist es nicht absolut unmoglich; 
immerhin aber sprache dies zu Gunsten derjenigen, welche in dem 
Gesetzbuch des Ezra blofi einen Teil des Pentateuchs sehen. Aufierdem 
bliebe nur die Annahme iibrig, dafi das Gesetzbuch nicht in seinem 
vollen Umfange vorgelesen wurde. Dazu wiirde gut stimmen, dafi das 
Volk schon am ersten Tage, als es die Worte des Gesetzes horte, 
weinte (Neh 8, 9). Ist mit dem Anfang von Gn begonnen worden, so 
konnte man noch nicht viel tiber die Patriarchengeschichten hinaus- 
gekommen sein, wahrend das weinende Volk doch offenbar unter dem 
Eindruck stand, dafi die Gesetze, welche es eben vortragen horte, in der 
Vergangenheit nicht erfullt worden waren 2 . Die Patriarchengeschichten 
eroffneten auch die Quelle P, wenngleich in wesentlich kurzerer Gestalt, 
als es bei der Verarbeitung aller Quellen im Pentateuch angenommen 
werden mufi 3 . 

115. Wie beim Gesetzbuch des Josias la'Ct auch bei Ezra der 
Inhalt seines Buches viel bestimmter ersehen, welchen Umfang 
es besessen haben muti. Auch hier folgt auf die Verlesung und 
Unterzeichnung des Gesetzbuches (Neh 10, I ff.) Schwur und eid- 
liche Verpflichtung, im Gesetze Gottes zu wandeln (Neh 10, 30), 

1 So Steuernagel (s. o. S. 26) 277; Holzinger (s. o. S. 25) 431. 

2 So mit Recht E. Meyer, Die Entstehung des Judentums, Halle 1896, 215; 
J. Nikel, Die Wiederherstellung des jiidischen Gemeinwesens nach dem baby- 
lonischen Exil (BSt 5, 2/3), Frb. i. Br. 1900, 202 ff.; Steuernagel (s. o. S. 26) 277. 

3 Obige Erwagungen gehen von der Voraussetzung aus, dafl Neh 8, 13 
sich zeitlich unmittelbar an 8, i f. anschliefie. DaC diese Voraussetzung sehr 
zweifelhaft ist, ergibt sich aus dem kompilierten Text im Zwischenstiick. 
Das entzieht solchen Schlufifolgerungen den Boden. 



I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 116 

und sofort schliefien sich die Einzelverpflichtungen an, welche das 
Volk damit auf sich nahm (Neh 10, 31 ff.) 1 . 

Der Bericht verrat nichts davon, dafi die Gesetze erst nach der Ver- 
lesung und Verpflichtung etwa in zweiter, veranderter Auf lage schriftlich 
niedergelegt worden seien 2 . Auch die Ansicht hat keine Stiitze im 
Texte, dafi das Volk sich aufier auf das Gesetzbuch und seinen Inhalt 
auch noch auf andere Dinge verpflichten wollte, die nicht im Gesetze 
standen 3 . Sind Verpflichtungen in Neh 10, 3 iff. aufgefiihrt, die sich 
im Pentateuch iiberhaupt nicht finden, so bedeuten sie fur diejenigen 
eine Schwierigkeit, welche das Gesetzbuch des Ezra mit dem Pentateuch, 
sei es ganz oder teilweise, gleichsetzen ; denn der Eindruck des Berichtes 
bleibt doch der, dafi das geschriebene und vorgelesene Gesetzbuch des 
Ezra den Umfang der Verpflichtungen bestimmt, welche das Volk auf 
sich nahm. Die Glaubwiirdigkeit unseres Berichtes und seine Genauig- 
keit zu bezweifeln, ist kein stichhaltiger Grund gegeben 4 . 

116. DasBuch, welches vorgelesen, durch Unterschrift und Eid als 
verpflichtend anerkannt wurde, veranlafite folgende Mafinahmen 5 : 
Feier des Laubhiittenfestes (Neh 8, 14 18; vgl. Lv 23; Nm 29, i2ff. ; 
Dt 16, 13 15). Die Einzelheiten derFestfeier finden sich alle inLv 23 ; be- 
sonders wird das Holen von Baumzweigen nur hier erwahnt. Lesung des 
Gesetzes wird nach Neh 8, 18 geiibt, in Dt 31, loff. vorgeschrieben; 
sonst ist davon nicht die Rede. Das Gesetzbuch enthielt also Lv 23 
und wohl auch Dt 31, 10 13. Der Fasttag am 24. des 7. Monats 
(Neh 9, i ff.) ist nicht der Versohnungstag (sonst am 10. des gleichen 
Monats gefeiert), auch keine Vorstufe dazu 6 , da der Versohnungstag 
alter ist. Es wird wohl iiberhaupt kein Tag sein, der in Erfullung eines 
vorgelesenen Gesetzes begangen wurde, sondern der Ausdruck der Bufie 
und Trauer, von der Neh 8, 9 berichtet und die durch das freudige Laub- 
hiittenfest unterbrochen wurde 7 , und Vorbereitung auf den Bundes- 
schlufi (Neh 10, i ff.). Die Ehen mit Fremden werden verboten (Neh 10, 
31 Dt 7, 3; vgl. Ex 34, 16 u. 6. 8 ). Neh 13, i 3 kommt noch einmal 
auf das gleiche Gesetz zuriick in einer Weise, die offenbar Dt 23, 3 7 

1 Die Beobachtung des Laubhiittenfestes wird Neh 8, 14 ausdriicklich auf 
die Lesung des Gesetzbuches zuriickgefiihrt. 

2 So W. H. Kosters, Die Wiederherstellung Israels in der persischen 
Periode. Deutsche Ausgabe von H. Basedow, Heidelberg 1895, 77 f. 

3 So Steuernagel (s. o. S. 26) 277; Lehrbuch (s. o. S. 10) 265. 

4 Vgl. Kuenen (s. o. S. 10) I, I, 212 ". 

5 Dabei wird vorausgesetzt, dafi die Kapitel Neh 8 fF. wenigstens sachlich 
zusammengehoren, wiewohl der Text fragmentarisch zu sein scheint. 

6 So B. Stade und A. Bertholet, Biblische Theologie des AT, Tub. 1905/11, 

i, 343- 

7 So A. Bertholet, Esra-Nehemia (KHK 19), Tub. 1902, 72; HDB i, 200. 

8 Stade a. a. O. 343 verweist auf Gn 26, 34; 27, 46; allein das sind keine 
formlichen Gesetzesbestimmungen. 



Nr. 117 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. gi 

voraussetzt. Das Gesetzbuch des Ezra enthielt also auch Dt. Die 
Sabbatruhe (Neh 10, 32) kommt in alien Teilen des Pentateuchs in 
allgemeiner Form vor. Die besondere Bestimmung , dafi der An- 
kauf des Getreides von Nichtisraeliten verboten war (vgl. auch Neh 13, 
15 23, wonach die Tyrier Getreide zum Verkaufe anboten), finden wir 
in keiiiem Gesetze, wohl aber liegt ein ahnliches Verbot der Stelle 
Am 8, 5 zu Grunde 1 . Das Sabbatjahr (Neh 10, 32) soil mit Brache 
begangen werden (Ex 23, zof. ; Lv 25) und den Verzicht auf Hand- 
darlehen bringen (Dt 15, i n). Eine Kopfsteuer fur den Tempel 
(Neh 10, 33) gebietet Ex 30, n 16. Der Unterschied in der Hohe 
( l / 3 Schekel in Neh gegen x /2 Schekel in Ex) mag auf verschiedene 
Miinzgrofie zuriickgehen 2 . Diese Teinpelabgabe war bestimmt (Neh 10, 
34) fur die Schaubrote (^^n nr^ = Lv 24, 5 9), fur das tagliche 
Speise- und Brandopfer (Nm 28, 3 8), fur die Opfer an Sabbaten 
Nm 28, gf.), an Neumonden (Nm 28, n 14; 29, 6), an Festen 
Nm 28 29), fur Opfer, die als heilige (n^js ?) bezeichnet werden 
Lv 21, 22; 22, 2), und fur Siindopfer (Lv 4, i3ff.). Priester, Leviten und 
Volk verpflichten sich, familienweise nach dem Lose Holz fur den 
Altarbrand (Neh 10, 35; vgl. 13, 31) zu liefern. Wie es im Gesetze 
vorgeschrieben ist, wird sich hier wohl nur darauf beziehen, dafi Holz- 
scheite auf dem Altare verbrannt werden mufiten (= Lv 6, 5 f.). Die 
Art der Lieferung konnte jetzt frei iibernommene und im Laufe der Zeit 
eingeburgerteDurchfiihrung des Gesetzes sein; sonst mufite man annehmen, 
dafi derartige Gesetzesbestimmungen ehedem vorhanden gewesen, spater 
aber ausgemerzt worden oder verloren gegangen seien 3 . Die Erstlinge von 
Acker und Fruchtbaumen (Neh 10, 36) erwahnt Ex 23, 19* (= 34, 26) un- 
gefahr mit denselben Ausdriicken, die Erstgeburt von Mensch und Vieh 
(Neh 10, 37) Nm 18, 15 18 u. 6., die sonstigen Erstlinge fur die Priester 
(Neh 10, 38") Nm 15, 2of.; 18, 8 12; Dt 18, 4; 26, 2; die Ablieferung 
an die Tempelzellen wird sich spater uber das Gesetz hinaus einge- 
biirgert haben. Der Zehnte fur die Leviten (Neh 10, 38 b 39) ist fest- 
gesetzt Nm 18, 21 (vgl. Dt 14, 28f.), der Zehnte vom Zehnten Nm 18, 26. 
Die Einhebung unter Begleitung eines Priesters wird keiner besonderen 
Gesetzesbestirnmung entsprechen, sondern eine leichtbegreifliche Uber- 
wachung darstellen. 

117. Uber den Umfang, den das Gesetzbuch des Ezra besessen 
haben mufi, ergeben die obigen Vergleiche mit dem Pentateuch 
folgende Anhaltspunkte : DaC das Dt allein die Grundlage 
der Reformen Ezras gewesen sei 4 , erscheint ausgeschlossen ; 



1 Mit Unrecht halt Bertholet (s. o. S. 90 ^ z. St. ein solches Verbot in 
friiherer Zeit fur unmoglich. 

2 So Bertholet (s. o. S. go 7 ) 78 ; Nikel (s. o. S. 89 2 ) 207. 

3 So Bertholet (s. o. S. go 7 ) 79; Stade (s. o. S. go 6 ) i, 343. 

4 So Vernes, d'Eichthal (s. o. S. 82). 



02 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. H8 

eine Reihe von Bestimmungen finden wir sachlich oder auch der 
Form nach aufierhalb des Dt. Anderseits 1st ebenso sicher, dafi 
Dt nicht gefehlt haben kann, well Neh 8, 18 = Dt 31, ioff., 
Neh 10, 31 = Dt 7, 3, Neh 13, 13 = Dt 23, 37, Neh 10, 32 
= Dt 15, i ff. Also war das Gesetzbuch des Ezra sicher der 
ganze Pentateuch 1 . 

Bestimmungen, welche gar nicht oder nicht in der Form des Ezra 
im mosaischen Gesetze zu finden sind, berechtigen nicht, in dem Ge- 
setzbuch des Ezra ein ganz anderes Gesetzbuch als den Pentateuch 
oder einen seiner Teile zu sehen 2 . Sie sind nicht so zahlreich, daft sie 
die tibereinstimmung in den Hauptpunkten aufwiegen konnten; manche 
von ihnen konnen besondere Ausfiihrungsbestimmungen sein, die iiber 
das Gesetz hinaus in der Praxis getroffen worden sind; bei dem gegen- 
wartigen, zum Teil fragmentarischen Zustand des Pentateuchs ist es 
auch nicht ausgeschlossen, daft einzelne Gesetze verloren gegangen 
sind, die zur Zeit des Ezra noch vorhanden waren. 

118. Daft dieses Gesetzbuch vollkommen neu gewesen sein miisse, 
um Vorlesung und Verpflichtung darauf zu verstehen, wird ohne 
Grund behauptet 3 . Da die Geschichte des Volkes durch das Exil 
unterbrochen war und die jiidische Gemeinde wieder neu hergestellt 
werden mufite, hatten der Abschluft eines neuen Bundes und Vorlesung 
und Verpflichtung auch auf ein schon bekanntes Gesetz einen Sinn. 
Nach Neh 8, 9 weinte das Volk, #als sie die Worte des Gesetzes 
horten. Die Ubertretung der Gesetze, die sie nunriiehr zu beobachten 
gelobten, war der Grund ihrer Trauer (Neh 9, 33 f.). Demzufolge war 
das Gesetzbuch damals bekannt, und zwar nicht etwa bloft als private 
Sammlung von Gesetzen 4 , sondern als geltendes Recht. 

15. Anzeichen von Entwicklung in den Gesetzen 

des Pentateuchs. 

119. Geschichtliche Anhaltspunkte und der Inhalt der Gesetze 
selbst geben nach der kritischen Scbule zu erkennen, daB um- 
fangreichere und kleinere Gesetzesbestimmungen eine zeitliche 
Aufeinanderfolge erschliefien lassen oder in bestimmte nach- 
mosaische Zeiten fallen. 

Die kommentierende Exegese und die biblische Archaologie werden 
zahlreiche Einzelbeobachtungen dieser Art beizubringen wissen. Um 

1 So auch Sellin (s. o. S. 10) 4 54. 

2 So B. D. Eerdmans, Ezra and the Priestly Code (Exp 7. S. 10, 306326). 

3 So Cornill {s. o. S. 2 4 ) 7 64 f.; Holzinger (s. o. S. 25) 431 ; Meyer (s. o. 
S. 89 2 ) 215. 4 So Baudissin (s. o. S. 9) 219. 



Nr. 121 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 93 

die kritischen Aufstellungen nachpriifen zu konnen., sind daraus einige 
Hauptgesetze und Einrichtungen des Pentateuchs auszuwahlen, und 
auch eine solche Beschrankung im einschlagigen Material ermoglicht 
ein begriindetes Urteil, ob und inwieweit ein allmahlicher Aufbau des 
Pentateuchs bis tief in die nachmosaische Zeit daraus erschlossen 
werden darf. 

120. I. Uber den Kultusort enthalt der Pentateuch dreierlei 
gesetzliche Bestimmungen, Ex 20, 24, Dt 12 u. 6. und Lv 17, die 
nach der kritischen Schule nur in verschiedenen, aufeinander- 
folgenden Zeiten Geltung haben konnten; die geschichtlichen Nach- 
richten auCerhalb des Pentateuchs bestatigen eine solche Auf- 
einanderfolge der Gesetze 1 . 

121. a) Ex 20, 24: Einen Altar aus Erde sollst du mir machen 
und auf ihm deine Brandopfer und deine Friedopfer, dein Klein- 
vieh und dein Grofivieh schlachten; an jeglichem Orte, wo 
(^TBtf Dipian'^?^) ich meinen Namen erwahnen machen werde, 
werde ich zu dir kommen und dich segnen. 

Damit sind mehrere Orte als mogliche Kultstatten vorausgesetzt, 
die durch eine besondere gottliche Wirksamkeit ausgezeichnet sind. 
Es ist nicht zu iibersetzen: im ganzen Gebiete 2 , weil dann die Be- 
schrankung, die im Relativsatz enthalten ist, sich nicht glatt anschliefit. 
Auch deutet nichts im Gesetze an, dafi hier Privat- und Hausaltare 
gemeint sind, so daft neben deren Vielheit zu gleicher Zeit eine Zen- 
tralisation des offentlichen Kultes bestehen konnte 3 . Es ist auch zu 

1 *W. Engelkemper, Heiligtum und Opferstatten in den Gesetzen des 
Pentateuch. Exegetische Studie, Pad. 1908. M. Kegel, Wo opferte Israel 
seinem Gotte? Ein Hauptproblem der israelitischen Religionsgeschichte 
(NkZ 35, 239280 483 516). J. Meinhold, Zur Frage der Kultuszentralisation 
(27. Beih. z. ZatW [Gieflen 1914] 299315). 

2 So W. Riedel, Atl Untersuchungen i, Lp. 1902, 4851 ; Hopfl (s. o. S. 26) 
2 1 1 6. Letzterer meint, dafi zunachst blofi die menschliche Willkiir beschrankt 
werden soil ; eine Vielheit von Kultorten sei nicht ausgeschlossen, aber auch 
nicht notwendig vorausgesetzt (vgl. auch Ders., Introductio [s. o. S. 9] 2 z , 45). 
F. X. Kugler S. J. (Von Moses bis Paulus. Forschungen zur Geschichte Is- 
raels nach biblischen und profangeschichtlichen, insbesondere neuen keil- 
inschriftlichen Quellen, Mstr. i. W. 1922, 52 ff.) deutet die ins Auge gefafite 
Vielheit im Kultusort auf die wechselnden Standorte des Zeltes der Zu- 
sammenkunft. 

3 So Engelkemper (s. o. Anna, i) 68 ff. ; Nikel (s. o. S. 26) 41, der es auch fur 
moglich halt, die Mehrheit der offentlichen Kultusorte nicht gleichzeitig, 
sondern zeitlich nacheinander wahrend des Wiistenzuges und bis zum Tempel- 
bau zu verstehen (vgl. Ders., Grundrifi [s. o. S. 10] 56 ; A. van Hoonacker, 



94 



I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 122 



wenig, das Gesetz zwar von mehreren moglichen 6'ffentlichen Kultorten 
zu verstehen, aber seine Geltung auf die Zeit einzuengen, bis das 
Bundeszelt errichtet war; mit der Errichtung des Bundeszeltes also 
jedenfalls nach nicht einmal einem Jahre sei die Einheit des Kult- 
ortes festgesetzt worden 1 . Das ist unwahrscheinlich, um so mehr, als 
ja das Volk wahrend dieser ganzen Zeit, fur die eine Vielheit des Kult- 
ortes gesetzliche Geltung gehabt hatte, sich dauernd am Fufie des 
Berges Sinai aufhielt. 

122. b) Lv 17: 2 Dies ist es, was Jahwe geboten hat: 3 Jeder- 
mann aus dem Hause Israel, der ein Rind oder ein Lamm oder 
eine Ziege im Lager schlachtet oder der auCerhalb des Lagers 
schlachtet 4 und sie nicht vor den Eingang des Zeltes der Zu- 
sammenkunft bringt, um sie Jahwe als Opfergabe vor der Woh- 
nung Jahwes darzubringen, einem solchen soil es als Blutschuld 
angerechnet werden . . . , 5 damit die Israeliten ihre Schlachtopfer, 
die sie auf freiem Felde zu opfern pflegen, herbringen, und zwar 
sollen sie sie fur Jahwe an den Eingang des Zeltes der Zusammen- 
kunft zum Priester bringen und sie als Heilsopfer fur Jahwe 
opfern; 6 und der Priester soil das Blut an den Altar Jahwes 
sprengen . . . (vgl. V. 8 f.). 

Alles Schlachten mufi also als Opferschlachtung beim heiligen Zelte, 
der einzigen Kultstatte des wandernden Volkes, geschehen. Das Gesetz 
gebietet demzufolge eine Zentralisation des Kultus 2 . Die Ansicht, dafi 
Privatopfer blofi wegen der Gefahr des Mifibrauches verboten, bei weiter 
Entfernung vom Heiligtum aber gestattet gewesen seien 3 , erganzt den 
Text des Gesetzes .in unzulassiger Weise. Ebensowenig kann man 
unsere Stelle auf das Verbot von Gotzenopfern beziehen 4 . 

123. c) Dt 12 fafit wie Ex 20, 24 zukiinftige Verhaltnisse ins 
Auge, aber nicht mehr eine Vielheit von Kultorten, sondern im 
Gegensatz zu alien jenen Orten, wo die Heidenvolker opferten 
(12, 2), an den Ort, welchen Jahwe, euer Gott, aus alien euren 
Stammen wahlen wird, um festzusetzen, dafi sein Name dort wohne, 
ihr sollt suchen, und dorthin sollst du kommen, und dorthin sollt 
ihr cure Brandopfer und cure Schlachtopfer und eure Zehnten und 

Le lieu du culte dans la legislation rituelle des Hebreux, Gent 1894; Ders., 
Le sacerdoce leVitique [s. o. S. 76 ^ 9 ff.)- 

1 So Kley (s. o. S. 26) 201 f. 

2 Meinhold (s. o. S. 93 1 ) 302 nimmt im Widerspruch mit unserer Stelle 
an, dafi der Berg Sinai der einheitliche Kultort gewesen sei. 

3 Van Hoonacker (s. o. S. 93 s ). 4 Fries (s. o. S. 81 *) 13. 



Nr. 124 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 95 

die Hebe eurer Hand und cure Geliibde und eure freiwilligen Gaben 
und die Erstgeburten cures Grofiviehes und Kleinviehes bringen 
(12, 5 6; vgl. V. II 14). Doch nach jeglicher Lust deiner 
Seele magst du schlachten und Fleisch essen gema'B dem Segen 
Jahwes, deines Gottes, welchen er dir gegeben hat, in alien deinen 
Toren (12, 15). ... Ist der Ort fern von dir, welchen Jahwe, 
dein Gott, wahlen wird, um dort seinen Namen festzusetzen, so 
schlachte von deinem Grofivieh und von deinem Kleinvieh, welches 
Jahwe dir gegeben hat, wie ich dir befohlen habe, und ifi in deinen 
Toren nach jeglicher Lust deiner Seele (12, 21). 

Hier und an vielen andern Stellen ordnet das Gesetz des Dt eine 
Einheit des Kultortes an wie Lv 17 1 , nur mit dem Unterschied, daft 
dort eine gegenwartige, ortlich genau bezeichnete, hier eine in Zukunft 
zu erwahlende Kultstatte in Frage kommt. Zugleich wird der Umfang der 
Leistungen an dieser einen Kultstatte beschrankt. Was dem zusammen- 
wohnenden Volke beim Zelt der Zusammenkunft moglich war: jede 
Schlachtung als Opferschlachtung an der einen Kultstatte zu vollziehen, 
konnte nicht mehr gefordert werden, wenn die Stamme iiber das Ge- 
lobte Land zerstreut und zum Teil sehr fern von der einen Kultstatte 
siedelten (12, 15). Dieser klare Wortlaut von Dt 12, der einen ein- 
heitlichen Kultort ohne Beschrankung vorschreibt, ist gegeniiber andern 
Deutungsversuchen 2 festzuhalten 3 . 

124. Ist das pentateuchische Gesetz in seinem gegenwartigen 
Umfange mosaisch, so miissen diese dreierlei Bestimmungen, deren 
Sinn eben festgestellt wurde, fur den Kultort seit der mosaischen 
Zeit zugleich gegolten haben. Das erklart die kritische 
Schule an sich fur unmoglich. AuCerdem macht sie noch 
besonders geltend : Lv 1 7 konne in mosaischer Zeit nicht 
rechtens gewesen sein, weil es ein heiliges Zelt iiberhaupt nicht 
gegeben habe; auch spreche sich darin eine strenge Kultus- 

1 Sanda (s. o. S. 26) 288 f. findet in Dt 12 die gleiche beschrankte Vielheit 
von Kultorten ausgesprochen wie Ex 20, 24. 

2 Driver (s. o. S. 14) 137 glaubte, es sei dem Zentralheiligtum blofl ein 
Vorzug eingeraumt. Fries (s. o. S. Si 1 ) findet die Einheit des Kultortes 
in Dt 12 nicht ausgesprochen. D. S. Margoliouth (The opening sentences 
of Wellhausen's Prolegomena [Exp 8. S. i, 40 50]) stellt die Einheit des 
Kultortes auf Grund der in Abrede. Vigouroux (s. o, S. 36 1 ) 3 5 , iSiff. 
versteht das Gesetz des Dt nicht exklusiv; Dt 12 betone nur, man solle 
eirien Kultort haben, aber trotzdem konne es verschiedene Kultorte auch 
berechtigterweise gegeben haben. Ahnlich Van den Biesen (s. o. S. 75 f.). 

3 Vgl. auch Kugler (s. o. S. 93 2 ) 59 ff. 



I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 125 

zentralisation aus, wie sie erst am Schlufi der Entwicklung in 
nachexilischer Zeit zu erwarten sei; Dt 12 mit seiner Zentrali- 
sation konne nicht vor Josias Gesetz gewesen sein, weil die atl 
Geschichte fur die vorhergehende Zeit Freiheit des Opferortes 
in Ubereinstimmung mit Ex 20, 24 bezeuge. 

125. Auch aufierhalb des Pentateuchs, dessen Angaben die kri- 
tische Schule fur eine Fiktion erklart, sprechen Zeugnisse dafur, 
dafi es ein heiliges Zeit gab 1 . 

Nach Jos 1 8, i ; 19, 51 war es in Silo aufgestellt. Daraus erklart es sich, 
dafi ein Levit (Jdc 19, i) von Betlehem iiber Jebus und Gib c a nach 
dem Gebirge Ephraim wanderte, als er dem Hause Jahwes 2 zustrebte 
(Jdc 19, i8ff.); dort lag ilo. Die Festlichkeit (tfj), bei der die Ben- 
jaminiten sich durch Raub mit Frauen versehen sollten, fand in Silo 
statt (Jdc 21, 19); das ist wiederum am leichtesteii verstandlich, wenn 
der Ort durch die heilige Lade ausgezeichnet war. Vielleicht stand 
dort sogar ein massiv gebauter 3 Tempel (V^n i Sm i, 9) mit einem 
Tore (i Sm 3,' 15), die Lade Jahwes bergend (i Sm 3, 3; 4, 4; 5, n); 
mindestens war dort das heilige Zeit 4 . Das Opferfest, das Salomo 
auf der grofien Hohe (rrea) zu Gib'on feierte (3 Rg 3, 4), lafit vermuten, 
dafi das heilige Zeit dort war. i Chr 16, 39 erganzt die Stelle in diesem 
Sinne 5 . i Chr 6, 17 (33 6, 32) 33 (35 48); 21, 29; 2 Chr i, 3 5; 5, 5 
scheinen also nur bestimmter auszusprechen, wofiir die alteren Zeugnisse 
hinreichende Anzeichen enthalten, dafi es ein heiliges Zeit gab, bis 
Salomo das Haus Jahwes in Jerusalem erbaute (i Chr 6, 17). 

Damit ist ein heiliges Zeit auch schon fur die Zeit des Moses 
geschichtlich hinreichend sichergestellt, und die eingehenden 
Berichte iiber das Bundeszelt im Pentateuch diirfen nicht als blofie 
Fiktion betrachtet werden. Dann ist aber das Zentralisations- 

1 Vgl. E. Sellin, Das Zeit Jahwes (BWAT 13, Lp. 1913, 168192). 

2 Die Lesart ^rna nach meinem Hause gehe ich (so R. Kittel, Biblia 
hebraica adiuvantibus G. Beer, F. Buhl, G. Dalman, S. R. Driver, M. Lohr, 
W. Nowack, J. W. Rothstein, V. Ryssel ed., Lp. 1902, 2 [stereotyp.] 1913, z. St. 
nach ) ware nicht unmoglich statt nirr rra ; - 1 wird oft falsch in wn^ auf- 
gelost, aber auch umgekehrt ein durch - 1 abgekiirztes Jahwe als bloGes Suffix 
gefafit. 

3 So Sellin (s. o. Anm. i) 174. Dagegen hat nach 2 Sm 7, 6 Jahwe bis 
auf David in keinem Hause, sondern nur in einem Zelte gewohnt. Meinhold 
(s. o. S. 93 x ) 313 ff. andert die Stelle. 

4 i Sm 2, 22 b redet von Frauen, die an der Tiire des Zeltes Dienst taten. 
B fehlt diese Angabe, weshalb viele Kritiker sie fur unecht halten. 

5 Sellin (s. o. Anm. i) 175 ff. sieht auch in Am 5, 26 einen Beweis fur den 
Bestand eines heiligen Zeltes, andert aber dabei den Text ; iiber Os 9, 5 f. ; 
12, 10 vgl. ebd. iSoff. 



Nr. 126 A. Die Geschichtsbiicher. I. Der Pentateuch. 97 

gesetz in der Form von Lv 17 schon fur die mosaische Zeit 
durchaus moglich. 

126. Aber ein Gesetz fur das wandernde Volk, das sich nie weit 
zerstreute, mufi noch kein geltendes Gesetz gewesen sein fur die 
Zeit, in der das Volk weit zerstreut im Gelobten Lande lebte und 
deshalb nicht jederzeit leicht zu einem gemeinsamen Mittelpunkte 
des Kultes kommen konnte. Die kritische Schule behauptet, dafi 
ein einheitlicher Kultort bis tief in die Konigszeit herab 
durch geschichtliche Nachrichten ausgeschlossen 
sei. Tatsachlich lassen die atl Biicher fur die Zeit nach Moses eine 
bunte Reihe von Kultorten erkennen. 

Auf dem Berge Ebal opferte Josue (Jos 8, 30). In Bokim opferte, 
Israel dem Herrn (Jdc 2, 5), in Ophra Gideon (Jdc 6, 246".; vgl. 8, 27), 
in Sor c a der Vater des Simson (Jdc 13, 19). Im Gebirge Ephraim hatte 
Mikaja eine Kultstatte inne (Jdc 17), die spater mit ihrem Leviten nach 
Dan iibertragen wurde (Jdc 18). In Mispa in Gil c ad versammelte sich 
ganz Israel zum Herrn (Jdc 20, i) l . Zur Zeit des Samuel opferten die 
Bewohner von Betsemes an der Stelle, wo die von den Philistern zuriick- 
gesandte Lade' die Landesgrenze erreichte (i Sm6, 14 f.). Samuel selbst 
opfert in Mispa (i Sm 7, 9), Rama (i Sm 7, 17; 9, 12 14), Betlehem 
(i Sm 1 6, 4ffl) und laftt in seiner Gegenwart opfern in Gilgal (i Sm 
n, 15). Ebendort opfert Saul (i Sm 10, 8; 13, 9); er erbaut einen neuen 
Altar (i Sm 14, 35). Sein Waffentrager David geht zu einem Opferfeste 
nach Betlehem (i Sm 20, 6 29), Absalom nach Hebron (2 Sm 15, 7 12). 
David opferte, als er die Bundeslade begleitete, auf dem Wege von 
Kirjatje c arim bis Jerusalem (2 Sm 6, 13), vielleicht auch auf dem Berge bei 
Jerusalem (2 Sm 15, 32), jedenfalls weiterhin auf der Tenne des Arauna 
(2 Sm 24, 25). Das Volk opferte auf den Hohen (3 Rg 3, 2). Salomo 
hielt ein Opferfest auf der grofien H6he von Gib'on, wo auch Lade 
und Zeit waren (3 Rg 3, 4). Auch nach dem Tempelbau (3 Rg 6, i) 
treffen wir noch Opferstatten, Altare aufierhalb Jerusalems. Das mochte 
selbstverstandlich erscheinen beim Nordreich, das sich vom siidlichen 
Reich mit seinem Tempel getrennt hatte und dadurch in die Zwangs- 
lage kam, aufierhalb des gesetzlichen Kultortes opfern zu miissen. Aber 
auch im Reiche Juda scheint man den Tempel nicht von Anfang an als 
alleinigen Opfer- und Kultort betrachtet zu haben. Die Hohen des ersten 
judaischen Konigs nach Salomo, Rehab'am (932917), werden getadelt 
(3 Rg 14, 23), wohl weil sie gotzendienerisch waren; war doch seine 
Mutter eine Ammoniterin. Aber was Asa (913 873) an Hohen nicht 
abschaffte, kann doch nicht gotzendienerisch gewesen sein, da sein Herz 

1 Betel, eine religiose Statte aus den Tagen der Patriarchen, war eine 
Zeit lang Sitz der Bundeslade und damit Standort des heiligen Zeltes (Jdc 20, 
232628; 21,2 4). . . . : . - 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 7 



98 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 126 

ungeteilt mit Jahwe war sein Leben lang (3 Rg 15, 14) l , um so weniger, 
als er nach 2 Chr 14, 2 4 andere Hohen beseitigte. Lob ob der Treue 
zu Jahwe wie Einschrankung des Lobes wegen der nicht abgeschafften 
Hohen wiederholen sich bei Josaphat (873 849; 3 Rg 22, 44) 2 , Joas 
(836797 ; 4 Rg 12, 3 f.), Amasja (7977795 4 Rg *4, 3 f -)> 'Uzzijja (779 
bis 740; 4 Rg 15, 3f.), Jotam (740736; 4 Rg i5> 34 f-) 3 - Hizkijja 
schritt gegen die Hohen ein; sie wurden zerstort (4 Rg 18, 3f. ; 2 Chr 
31, i). Darunter befanden sich jedenfalls neben Baalshohen auch solche, 
auf denen Jahwe verehrt wurde. Gerade dadurch suchte der feindliche 
Feldherr Rabsake das Vertrauen des Volkes auf Jahwe zu erschiittern, 
dafi er dem Konig vorwarf, er habe Jahwehohen und Jahwealtare aufier- 
halb Jerusalems abgeschafft (4 Rg 18, 22; 2 Chr 32, 12), also die Ver- 
ehrung Jahwes beeintrachtigt (vgl. o. S. 81). Manasses stellte die Hohen 
neuerdings her, welche Hizkijja zerstort hatte, und zwar fur den Baals- 
kult (2 Chr 33, 3 19). Als er sich schliefilich wieder zu Jahwe bekehrte, 
erntete er das Lob der friiheren guten Konige Judas mit der naheren 
Bestimmung, dafi er auf dem Altar in Jerusalem opferte (2 Chr 33, 16). 
Auch die Einschrankung dieses Lobes fehlt nicht, nur mit der aus- 
driicklichen Angabe, dafi unter ihm der Hohendienst des Volkes, den 
er nicht abschaffte, Jahwe selbst, nicht fremden Gottern gait (2 Chr 
33, 17). Daraus erklart es sich, dafi Josias die Hohenpriester verschieden 
behandelte. Die Priester gotzendienerischer Hohen setzte er ab (4 Rg 
23, 5) oder totete sie sogar (4 Rg 23, 20); andere Hohenpriester be- 
handelte er viel milder, doch wohl solche von Jahwehohen; er liefi sie 
nach Jerusalem kommen und setzte sie gleichsam auf Gnadenbrot, 
jedoch ohne dafi sie mit den Briidern am Zentralheiligtum opfern 
durften (4 Rg 23, 8 f.). 

Bei Hizkijja und Manasses (vgl. auch Josias) sind also Jahwehohen 
aufierhalb des Tempels zu Jerusalem ausdriicklich bezeugt; 
bei den Konigen, die trotz Duldung von Hohenkultorten grofien 
Lobes ob ihrer Jahwetreue fur wert erachtet werden, sind solche zu 
erschliefien. Immerhin werden sie darob getadelt, entweder weil das 
Gesetz der Kultuszentralisation gait dann wurde aber der Tadel in 
scharferer Form erwartet , oder weil die spater lebenden Verfasser 
von Rg und Chr die Kultuszentralisation ihrer Zeit der Schilderung 
der alten Zeit zu Grunde legten 4 , oder besser, weil die Zentralisation des 

1 2 Chr 15, 17 fligt merkwiirdigerweise zu und die Hohen verschwanden 
nicht ein aus Israel". Dem judaischen Konig konnte doch daraus kein 
Vorwurf gemacht werden- 

2 2 Chr 20, 33 wiirde eher dafur sprechen, dafi keine Jahwehohen dabei 
in Frage kamen. Es ist aber dann schwer, die Abschaffung von Hohen 
(2 Chr 17,6) damit auszugleichen. Bei Joram (849 842) kommen wohl nur 
gotzendienerische Hohen in Betracht (2 Chr 21, n). 

3 Ahaz (736 728) scheint Hohenkult nach Art der fremden, also gotzen- 
dienerischen Volker getrieben zu haben (4 Rg 16, 4 ; 2 Chr 28, 4). 

* So Kuenen (s. o. S. 10) i, I, 190 f. 



Nr. 126 A. Die Geschichtsbucher. i. Der Pentateuch. 

Kultus, auch ohne dafi sie schon ausdriickliches und streng verbindliches 
Gesetz war, sich von selbst aufdrangte, da die Jahwe- und Baalshohen 
allzu leicht unterschiedslos beniitzt wurden. Jedenfalls mufi die ab- 
fallige Einschatzung, die auch die Jahwehohen in Rg und Chr erfahren, 
nicht darauf beruhen, dafi das Gesetz der Kultuszentralisation seit der 
Zeit des Moses in voller Geltung stand. Dafi noch in der Zeit der 
Konige selbst auch die Jahwehohen als etwas Gutes betrachtet wurden, 
beweist die Klage des Propheten Elias (3 Rg 19, 14): Geeifert habe 
ich fur Jahwe, den Gott der Heerscharen; denn die Israeliten haben 
deinen Bund verlassen, deine Altare zerstort und deine Propheten mit 
dem Schwerte getotet, und mir, der ich allein iibrig geblieben bin, 
trachten sie nach dem Leben. Dementsprechend stellte Elias einen 
zerstorten Altar auf dem Berge Karmel wieder her (3 Rg 18, 30). Dazu 
pafit ein argumentum ex silentio: die Propheten des 8. Jahrhunderts, 
die so viel am Volke Israel zu tadeln hatten, tadeln es nie an ihm, 
dafi es aufierhalb der einen Kultstatte geopfert habe 1 . Freilich lafit 
sich nicht erweisen, dafi sie Jahwehohen aufierhalb Jerusalems billigen 2 . 
Aber auch wenn sie sich gegen Hohen und Hohendienst ereifern, 
lassen sie nie erkennen, dafi der Kult dort deshalb gesetzwidrig war, 
weil das Volk Jahwe nicht an der zentralen Opferstatte verehrte 3 . Als 
Hizkijja einen ersten Versuch der Kultuszentralisation machte (4 Rg 
18, 22 = Is 36, 7; 2 Chr 32, 12 4 ), Josias mit Hilfe des neuaufgefundenen 
Gesetzbuches erfolgreich durchgriff, mufiten nicht mit einem Schlage 
alle Jahwehohen aufierhalb Jerusalems verschwinden. Aber tatsachlich 
begegnen uns seit dieser Zeit keine ausdriicklichen Zeugnisse mehr 
hierfiir 5 , und die Absage an die Hohenaltare lautet merklich schroffer 
als vor der Reform des Josias. Der Prophet Ezechiel hat in den Hohen 

1 Mich i, 5 b scheint niaa H6hen ebenso wie das parallel gebrauchte 
?' Frevel etwas an sich Verwerfliches bedeuten zu sollen. Allein wahr- 
scheinlich ist entsprechend V. 5* rwan Siinde zu lesen. Jedenfalls konnen 
diese Hohen Judas aus verschiedenen Griinden verwerflich sein, nicht 
ausschliefilich deshalb, weil sie einer Zentralkultstatte widersprachen. 

2 So meinten K. Marti (Dodekapropheton erklart [KHK 13], Tub. 1904, 211) 
und W. Nowack (Die kleinen Propheten iibersetzt und erklart [GHK 3, 4], 
Gott. 1897, 2 1904 [ 3 1922] 163) mit Berufung auf Am 7, 9, wo aber die H6hen 
weder als Jahwekultorte noch als erlaubte gottesdienstliche Statten gekenn- 
zeichnet werden. 

3 Vgl. Am 2, 8; 3,14; 4,4; 5,5; 8,14; Is 2, 8 1820; 17, 8; 31, 7. 
Wenn Am i, 2; 9, n Jerusalem ein Vorzug eingeraumt zu werden scheint 
(vgl. Vetter [s. o. S. 44 2 ] 81, 524 f.), so ist das noch keine Anerkennung eines 
zentralen Kultortes als Gesetz. 

4 2 Chr 30, 14; 31, i konnten auch als Mafiregeln gegen den Gotzendienst, 
nicht gegen Jahwehohen verstanden werden. 

5 Kuenen (s. o. S. 10) I, i, 193 10 deutet ohne Anhaltspunkte die abgelehnten 
Hohen der spateren Zeit als Jahwehohen; er will wohl fur eine angebliche 
spater verscharfte Zentralisationsvorschrift (Lv 17) Raum schaffen. 

7* 



IOO ! Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. 'Nr. 127 

nur gotzendienerische Kultstatten zu tadeln (Ez 20, 27ff.), arbeitet aber 
dafiir den positiven Gedanken besonders heraus: nur an einer Stelle 
kann man Jahwe dienen (Ez 20, 40; 40 ff.). Nach der.Riickkehr aus 
dem babylonischen Exil kamen die zerstreuten Bewohner zur religiosen 
Feier wie ein Mann in Jerusalem zusammen und gingen daran, den 
einen Altar und den einen Tempel aufzurichten (Ezr 3, i ff.), fur den 
auch Aggaus und Zacharias wirkten. Seit dem Exil war die Zentrali- 
sation des Kultes so sicher geltendes Gesetz, dafi auch die Nachrichten 
iiber den jiidischen Tempel zu Elephantine (5. Jahrh.) 1 und den Tempel 
des Onias in Agypten (ca. 160 v. Chr. bis 73 n. Chr.) daran keinen 
ernsten Zweifel aufkommen liefien 2 . 

127. Gestiitzt auf die erwahnten abweichenden gesetzlichen Be- 
stimmungen iiber den Kultusort und auf Grund der gepriiften 
geschichtlichen Zeugnisse daruber, wo man opferte und Jahwe 
diente, nimmt die kritische Schule folgende Entwicklung 
der Gesetzesbestimmungen an, die im Pentateuch Moses 
zugeschrieben warden : Vor der Reform des Josias ist eine Zentrali- 
sation des Kultus, wie sie in Dt 12 und Lv 17 vorgeschrieben 
ist, noch nicht in Geltung gewesen ; das Volk Israel befolgte viel- 
mehr tatsachlich das Gesetz von Ex 20, 24. Auch nach der 
Reform des Josias ist die Zentralisation noch nicht so streng durch- 
gefuhrt worden; es mag etwa Dt 12 in Geltung gewesen sein. 
Erst seit Ezechiel im babylonischen Exil setzte sich eine Auf- 
fassung iiber den einen Kultort durch, wie sie in Lv 17 ihren 
gesetzlichen Ausdruck fmdet. Dementsprechend sind die Urkunden 
JE, wozu Ex 20, 24 (Bundesbuch) gehort, vor Josias, D seit Josias 
und P mit Lv 17 nach Ezechiel und dem babylonischen Exil 
anzusetzen. 

128. Auch wenn der kritischen Schule die Voraussetzungen zu- 
gestanden werden, soweit sie tatsachlich erweisbar sind, gehen 
ihre SchluCfolgerungen viel zu weit. 

So hat sie in Lv 17 eine Verscharfung des Zentralisationsgesetzes 
gegeniiber Dt 12 finden zu sollen geglaubt. Aber soweit blofi die Zen- 
tralisation als solche in Frage kommt, lauten beide Bestimmungen im 
wesentlichen gleich. Was in Lv 17 strenger scheint, ist im Zustand 
des wandernden Volkes begriindet, das schon ein bestimmtes verleg- 
bares Heiligtum besafi und leicht zu ihm gelangen konnte, sogar fur 
jede Hausschlachtung. Nur wenn das heilige Zelt eine blofie Fiktion ware 

1 Siehe o. S. 84 2 . 

2 Nur Fries (s. o. S. 81 *) 13 1 meinte, dafi auch nach dem Exil der Privat- 
kult aufierhalb Jerusalems nicht verboten war. 



Nr. 129 A. Die Geschichtsbiicher. I. Der Pentateuch. ioi 

(vgl. o. S. 95 f.), konnte ein Zentralisationsgesetz in der Form von Lv 17 
nicht mosaisch sein. So aber erklart die mosaische Zeit mit ihrer Eigenart 
das Gesetz von Lv 17, wie die konservative Exegese festhalt. Erst 
wenn Lv 17 vorausgeht, wird die Erleichterung des Zentralisations- 
gesetzes in Dt 12 voll verstandlich; denn die Form, in der die Haus- 
schlachtung gestattet wird, ist am ehesten begreif lich, wenn sie friiher 
verboten war. Es scheint auch, als ob der Berichterstatter von i Sm 
14, 32ff. die Schlachtung nach Lv 17 beurteilte: das Volk schlachtet 
seine Tiere vor Jahwe bei seinem Altare. 

129. Bei Lv 17 wird die kritische Schule der damaligen ortlichen 
und zeitlichen Bedeutung der Zentralisation nicht gerecht. Dafur, 
dafi die Zentralisation durch Josias eingefuhrt worden sei, kann 
sie sich anscheinend mit Recht auf geschichtliche Tatsachen be- 
rufen; denn diese lassen vor Josias einen einheitlichen 
Kultusort nicht erkennen. 

Die traditionelle Schule glaubt trotzdem festhalten zu diirfen und 
hinreichend beweisen zu konnen, dafi ein Gesetz iiber einen einheitlichen 
Kultort seit Moses bestanden habe 1 . Durch Gewohnheitsrecht sei es 
aber so aufgefafit worden, dafi aufierordentliche Opfer nicht an diesen 
Kultort gebunden waren 2 , oder der Wille Gottes, der das Gesetz ge- 
geben, konnte die Propheten antreiben, an andern, sonst nicht gesetz- 
mafiigen Kultorten zu opfern 3 . Allein das Gesetz unterscheidet nicht 
zwischen ordentlichen und aufierordentlichen Opfern, und wenn man 
hie und da einen Opferort eigens aufsuchen mufite, so hatte man 
doch ebenso leicht dahin gehen konnen, wo das heilige Zelt stand. 
Um so weniger will diese Erklarung verfangen, als das Gesetz im sog. 
Bundesbuch gerade mit dieser Vielheit des Opferortes in Einklang steht. 
Fur die Zeit, in welcher die Bundeslade von den Philistern geraubt 
wurde und dann bis auf David vom heiligen Zelt getrennt blieb, soil 
nach manchen traditionellen Exegeten dieser Zustand erklaren, warum 
die Einheit des Kultortes nicht gewahrt wurde 4 , ein Grund, der sicher 
zur Erklarung dienlich ware, wenn er auch durchaus nicht besser ist 
als die kritische Annahme, dafi ein solches Gesetz nicht bestand. Ab- 
geschwacht wird aber die Beweiskraft dieses Grundes dadurch, dafi 
fur die fortdauernde gleiche Erscheinung zwei verschiedene Begriin- 
dungen von konservativer Seite geltend gemacht werden. Fur einen 
weiteren, dritten Zeitabschnitt, in welchem der salomonische Tempel 
einen besonderen einheitlichen Kultort abgab und trotzdem aufierhalb 
seiner geopfert wurde, kann man eine dritte Erklarung vernehmen, 

1 Schopfer (s. o. S. 10) 5 267ff. leugnet, dafi der Jahwedienst auf den Hohen 
rechtmafiig gewesen sei ; dagegen s. o. S. 98 f. 

2 Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 142 f.; Vetter (s. o. 44 2 ) 81, 526. 

3 Cornelius a Lapide (vgl. Vigouroux [s. o. S. 36 1 ] 3 5 , 181 2 ). 

4 Hopfl (s. o. S. 26) 2 115 ; Vetter (s. o. S. 44 2 ) 81, 526. 



IO2 ] Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 130 

daft die lange dauernde Freiheit von diesem Gesetz in Juda noch nach- 
wirkte, wahrend im Nordreich es politisch unmoglich. war, nach dem 
Tempel im Siidreich zu gelangen 1 . 

Die einfachste und einheitliche Erklarung fur die Opferiibimg 
in der ganzen Zeit zwischen Moses und Josias ist doch die, dafi 
es ein Zentralisationsgesetz wieDt 12 vor Hizkijja noch nicht gab. 
Dazu stimmt, dafi im Gesetze des Pentateuchs eine Vorschrift mit 
einer gewissen Freiheit in der Wahl des Opferortes bestand. 
Auch das Gesetz von Ex 20, 24 mufi doch einmal das religiose 
Leben beherrscht haben, und zwar kann es als das unbestimmtere 
Gesetz naturgemafi nur vor dem bestimmteren und engeren Zen- 
tralisationsgesetz von Dt gegolten haben. 

130. Haben wir aus dem Fundbericht in 4 Rg 22 f. schliefien 
konnen, dafi das Dt in seiner gegenwartigen Form nicht spater 
als Hizkijja angesetzt werden darf, so scheinen die geschichtlichen 
Nachrichten iiber die Opferiibung zu ergeben, dafi das Dt, soweit 
es auf dem Gebot des einheitlichen Kultortes aufgebaut ist, nicht 
lange vor Hizkijja diese Gestalt erhalten hat 2 . Abgesehen von dieser 
zentfalisierenden Form konnen die Gesetze des Dt naturlich viel 
weiter, auch in die mosaische Zeit zuriickdatiert werden. 

131. II. Der Leviten- und Priesterstand mufi schon seit 
Moses in sich gegliedert und vom Laienstand ge- 
schieden gewesen sein, wenn D und P mit der traditionellen 
Schule in die Zeit des Moses verlegt werden. Die kritische Schule 
dagegen unterscheidet eine altere Periode, in der noch Laien 

1 Vetter (s. o. S. 93 2 ) 81, 526. Kugler (s. o. S. 44 2 ) 84113 glaubt durch 
Exegese der einzelnen Stellen die Schwierigkeiten iiberwinden und mit dem 
Zentralisationsgesetz ausgleichen zu konnen. Umgekehrt erkennt Sanda 
(s. o. S. 26) 288f. die Vielheit der Opferstatten in der Opferpraxis der nachmosai- 
schen Zeit an, erklart aber dafiir das mosaische Gesetz so, dafi es keine 
Zentralisation des Kultus enthalt. Letzteres gelingt nur unter Anderung des 
Textes. 

2 Gegeniiber dieser Schlufifolgerung aus den Tatsachen bedeutet die Ver- 
handlung zwischen den west- und ostjordanischen Stammen Jos 22 gewifi 
eine Schwierigkeit. Denn wenn es sich auch hauptsachlich um das West- 
jordanland als eigentliches Land Jahwes und seines Volkes handelt, so be- 
tont doch V. 29 scharf den Brandopferaltar vor dem heiligen Zelte als einzige 
legitime Opferstatte. Vielleicht kann man diesem vereinzelten Fall gerecht 
werden, wenn man darin ein naturgemafies Streben ohne ausgesprochene 
gesetzliche Grundlage sieht (vgl. o. S. 98 f.). 



Nr. 132 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 103 

priesterliche Dienste taten und die sich in geschichtlichen Angaben 
widerspiegelt, weiterhin die Gesetzgebung des Dt seit Josias, nach 
welcher der Stamm Levi zu kultischen Diensten ausgesondert 
war, aber in sich noch ungeschieden und ungegliedert priester- 
liche Amtsaufgaben hatte, und eine letzte Entwicklung, in der, 
durch Ezechiels Reform prog ramm veranlafit, innerhalb des Stammes 
Levi eine Gruppe Priester zu niederen Diensten degradiert und 
so die niedere Klasse der Leviten geschaffen wurde. Auch diese 
gegensatzlichen Aufstellungen bediirfen einer unparteiischen 
Priifung. 

132. Wellhausen hatte behauptet, dafi die Leviten des Pentateuch- 
gesetzes mit den leiblichen Nachkommen des Levi, des Nachkommen 
Jakobs, nicht, wie das mosaische Gesetz es voraussetzt, identisch sein 
konnen; der Stamm Levi sei wegen der Freveltat von Gn 34 
zu Grunde gegangen, wie der Jakobssegen Gn 49, 5 7 erkennen 
lasse. Das wiirde zu Ungunsten der Annahme sprechen, dad es seit 
Moses Angehorige des Stammes Levi mit eigenen liturgischen Diensten 
gegeben hatte. Jedoch die angedrohte Heimsuchung mufi nicht in 
einer vollstandigen und dauernden Vernichtung bestanden haben. Im 
Lied des Moses (Dt 33, 8 n) wird demselben Stamm ein Segen 
zuteil *. Das gleiche ist entgegenzuhalten, wenn Wellhausen auch die 
Familie des Aaron und damit die Genealogie der Priesterfamilien unter- 
brochen werden la'fit. Nach i Sm 2, 27 36; 3, n 14 wurde die 
Familie des Heli vom Priestertum ausgeschlossen. Aber schon das 
Urteil selbst ist nicht als vollstandige Vernichtung auszulegen (vgl. 
i Sm 2, 33) 2 . Heli entstammt zudem nur der einen von den beiden Linien 
Aarons, der des Itamar, wahrend die Linie des Eleazar vom Ges chick 
Helis und seiner Familie nicht betroffen werden mufite. Die Sohne 
Sadoks in der Zeit des Ezechiel leiten sich von der letzteren Linie 
ab (vgl. i Chr 24, i ff.). Erst an einem Nachkommen des Heli und des 
Itamar, dem Priester Abjatar, nicht am ganzen Geschlechte, erfiillte sich 
unter Salomo die Androhung von Silo (3 Rg 2, 26). Deshalb kann es 
nicht auffallen, dafi es zur Zeit des Ezra noch Nachkommen des Ita- 
mar, des Sohnes des Aaron, gab (Ezr 8, 2) 3 . Es ist deshalb nicht, wie 
Wellhausen glaubhaft machen will, von vornherein geschichtlich un- 
moglich, wenn P, selbst die Datierung der kritischen Schule nach 
Ezechiel zugegeben, noch in dieser spaten Zeit Leviten aus dem Stamme 

1 Vgl. C. J. Bredenkamp, Gesetz und Propheten. Ein Beitrag zur atl Kritik, 
Erlangen 1881, 172; Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 153; Knieschke, Wellhausen 
nach Schrift und Inschrift beurteilt, Dresden, 44 f.; Sanda (3.0.8.26)298. 

2 HDB 4 , 73 a - 

3 A. van Hoonacker, Les prtres et les levites dans le livre d'Ezechiel 
(Rb 8, 177205) 198. 



IO4 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 133 

Levi und Priester aus der-Familie des Aaron in ununterbrochener Ab- 
folge kennt. Wenn also P die damaligen Einrichtungen mit Leviten- 
stamm und aaronitischen Priestern auf Moses zuriickfuhrt, so ermangeln 
solche Angaben weder in diesen Punkten noch in andern von vorn- 
herein schon der Glaubwiirdigkeit. 

133. Auch die geschichtlichen Nachrichten aufierhalb 
des Pentateuchs schlieCen eine Unterscheidung zwischen 
Leviten und Laien in Bezug auf liturgische Dienste nicht aus. 

Die Schlachtung des Paschalammes ist seit Moses Aufgabe des Haus- 
vaters (Ex 12, 6ff. 2 iff.); aber das Paschalamm mufi, wenn es auch von 
Anfang an ein Opfer bedeuten sollte, doch ein Opfer ganz eigener Art 
gewesen sein, so daft es spater den Opfercharakter verlieren konnte. 
Ex 24, 5, wonach Jiinglinge opferten oder auch bloft Beihilfe dazu 
leisteten, liegt noch vor der Einfiihrung des levitischen Amtes (Ex 32ff.). 
Dagegen mogen andere Vorkomranisse nach der Weihe der Priester und 
Leviten angesichts des mosaischen Gesetzes, das ihnen ausschlieftlich 
die kultischen Dienste vorbehalt, als auffallig empfunden werden. Josue, 
der Sohn des Nun, ein Ephramite, weilte bestandig als Diener im heiligen 
Zelte (Ex 33, n). Es scheint, daft zuerst und zur Zeit des Moses die 
Erstgeborenen das zu tun hatten, was spater den Leviten zugewiesen 
wurde. So gebraucht Ex 22, 28 den gleichen Ausdruck fur die Weihe 
der Erstgeborenen (i^), den Nm 8, 16 auf die Leviten, den Ersatz der 
Erstgeborenen, anwendet. Samuel aus dem Stamme Ephraim scheint 
als Erstgeborener noch nach der Vorschrift Ex 22, 28 dem Herrn ge- 
weiht worden zu sein. Wie zur Zeit des Moses schon nichtlevitische 
Kultpersonen in Frage kommen, so auch nachher. So wurden die 
Gib'oniten, vorisraelitische Einwohner Kanaans, also sogar Nicht- 
israeliten, zu Holzhauern und Wasserschopfern fur die . Gemeinde und 
den Altar des Herrn bestimmt (Jos 9, 26 [25 27]). Gideon, Angehoriger 
des Stammes Manasse, opferte (Jdc 6, 26), ebenso Manoah, der Vater des 
Simson, aus dem Stamme Dan (Jdc 13, 19). Mika aus Ephraim errichtete 
ein Hausheiligtum und stellte seinen Sohn als Priester auf (Jdc 17, 5). 
Die Einwohner von Betsemes opferten bei Riickkunft der geraubten 
Lade (i Sm 6, i4ff.) 1 . Auch Samuels 6'ftere Opfer werden hier ein- 
zureihen sein, wiewohl er als Prophet und Seher nicht durchweg 
unter den gewohnlichen Gesetzen stehen mochte (i Sm 7, gf.) 2 . Der 
Wachter der Bundeslade, der Sohn des Abinadab, war wonl auch kein 
Levit (i Sm 7, i ; vgl. 2 Sm 6, 3). Der Benjaminite Saul opferte (i Sm 

1 Die Leviten trugen die Lade, werden aber mit dem Opfer nicht in 
Verbindung gebracht. 

2 Allerdings soil er nach i Chr 6, 7 13 18 23 Levit gewesen sein. Aber 
das " 1 i?5? i Sm i, i ist doch wohl Stammesbezeichnung. Kugler (s. o. S. 93 2 ) 
255 sieht darin eine Angabe iiber die ortliche Herkunft. Einen Vermittlungs- 
vorschlag maeht Van Hoonacker, Le sacerdoce levitique (s. o. S. 76 *) 265 f. 
Vgl. auch Girdlestone in Exp 1899, Nov., 385 ff. 



Nr. 135 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 105 

13, 9; vielleicht auch i Sm 14, 34). Obededom, in dessen Haus die Lade 
drei Monate lang untergebracht wurde, war ein Gatiter (2 Sm 6, n) 1 . 
David, der Benjaminite, opferte und sprach den liturgischen Segen (2 Sm 
6, i7f. 2 ; 24, i8ff.), ebenso sein Sohn und Nachfolger Salomo (3 Rg 
3, 4; 8, 62 64). Im getrennten Nordreich war es zu erwarten, dafi 
man sich zu liturgischen Verrichtungen nicht der Leviten bediente; 
diese blieben mit dem Heiligtum im Sudreich (vgl. 3 Rg 12, 32!; 13, i). 
Elias war ebenfalls kein Levit, trotzdem opferte er (3 Rg 18, 30). Aber 
ahnliches wird auch vom Sudreich berichtet. 'Uzzijja (779 740) opferte 
(2 Chr 26, i6) 3 . Noch Ez 44, 6 9 wird allgemein getadelt, die Israe- 
liten batten nicht blofi Nichtleviten, sondern sogar Auswartige, Fremde, 
Unbeschnittene ins Heiligtum gelassen. 

134. Diese Tatsachen scheinen zu Gunsten der kritischen Ansicht zu 
sprechen, dafi ein Leviten- und Priesterstand mit ausschlieftlichem An- 
recht auf die gottesdienstlichen Verrichtungen in der ersten Konigszeit 
noch nicht bestand und deshalb ein Gesetz mit solch einem ausschliefi- 
lichen Anrecht fur Leviten und Priester nicht schon durch Moses ge- 
geben war. Die traditionelle Exegese halt demgegeniiber diese 
anscheinenden Opfer zum Teil fur Gastmahler, wobei Schlachtungen 
mit religiosen Zeremonien vollzogen worden seien (z. B. i Sm 9); zum 
Teil sieht sie hierin wirkliche Opfer, die aber nicht am gesetzmafiigen 
Heiligtum stattfanden, und nur dort hatte man eigene Leviten und 
Priester 4 . Vielleicht war auch die Blutsprengung am Altare, das 
Wesentliche am Opfervollzug, von levitischen Priestern besorgt worden, 
ohne dafi die Berichte davon zu sprechen fur notig hielten. Auch 
konnte eine aufierordentliche Vollmacht durch Gott besonders bei pro- 
phetischen Personlichkeiten neben der ordentlichen Berufung der Priester 
zum Opferdienst bestanden haben 5 . Es mochten wohl auch die Leviten 
ihrer Zahl nach nicht hingereicht haben, um den Bediirfnissen der 
Laien immer und uberall gerecht zu werden 6 . 

135. Diese Erklarungsgrunde, welche die konservative Exegese 
fur die auffalligen geschichtlichen Tatsachen anfuhrt, sind Mog- 
lichkeiten, bleiben aber Moglichkeiten und konnen fiir sich kein 

1 Der Levit gleichen Namens i Chr 15, 18 24 mufi nicht mit ihm identisch 
sein. Kuenen (s. o. S. 10) i, i, 195 12 meint, der Chronist habe den Gatiter 
erst zum Leviten gemacht, um die Tatsache der friiheren Zeit dem spater 
eingefuhrten Gesetze anzupassen. 

2 2 Sm 8, 18 werden die Sohne Davids Priester genannt. Allein da 
Vers 17 (vgl. auch 20, 26) andere Priester erwahnt und i Chr 18, 17 den 
Sohnen Davids einen Hofrang zuweist, so kann diese Bezeichnung blofier 
Titel gewesen sein (vgl. 3 Rg 4, 5). 

3 Die Opfer des Ahaz (736 728) werden wohl kaum Jahweopfer gewesen 
sein (4 Rg 16, 12 f.). - 

4 So Hopfl (s. o. S. 26) 2 120. 5 So Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i z , 151. 
6 Vgl. HDB 4, 71 b - 



IO6 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 135 

groCeres Gewicht in Anspruch nehmen als die kritische Erklarung 
der angefuhrten Tatsachen, bis sie dutch andere geschicht- 
liche Tatsachen gestiitzt werden. Eine solche Stiitze 
liegt sicher schon darin, daft es im alten Kulturlande Agypten 
lange vor Moses ein eigenes bevorrechtetes Priestertum gegeben 
hat 1 . Mehr noch fallen ins Gewicht Anzeichen in der israelitischen 
Geschichte selbst, welche dafiir sprechen, dafi dem Stamme Levi 
gottesdienstliche Vorrechte zustanden. 

Nach i Sm 2, 27 f. ist das Hans Heli sogar schon in Agypten in und mit 
dem Stamme Levi zu Opfer und Raucherwerk bevorrechtet worden 2 . 
Mika sieht sich fiir seinen Hausgottesdienst doch um einen Leviten um 
(Jdc 17, 7 13), und diesen Leviten nahmen die Daniten zusamt dem 
Gottesbild des Mika mit (Jdc 18, 15 ff.). Der Levit von Jdc 19 geht doch 
wohl deshalb zum Hause des Herrn, weil er dorthin zu liturgischen 
Diensten verpflichtet war (vgl. V. 18). In Ubereinstimmung damit wird 
Jarob c am II. getadelt, weil er fur das Haus der H6hen nicht levitische 
Personen zu Priestern nahm (3 Rg 12, 31). Es muft auch nicht der 
Mafistab einer spateren Zeit sein, wenn 2 Chr 26, i6ff. von einem Ein- 
spruch der legitimen Priester gegen 'Uzzijja berichtet, der sich das Recht, 
vor dem Altare Jahwes zu rauchern, anmafien wollte. Man mag aus 
diesen Tatsachen blofi entnehmen : wenn ein Levit zu haben war, so gab 
man ihm bei gottesdienstlichen Verrichtungen den Vorzug, oder man 
kann sie nur als Vorbereitung dazu einschatzen, dafi der Stamm Levi zum 
eigentlichen Priesterstand erhoben werden sollte; jedenfalls ist gegenuber 
der radikalen Kritik die traditionelle Schule im Recht, wenn sie schon vor 
der Zeit, in der die Kritik P ansetzt, ein Priestertum im Stamme Levi 
mit enger Beziehung zum Kulte vorhanden sein laftt. Dabei kann den 
geschichtlichen Tatsachen und der Kritik insofern Rechnung getragen 
werden, als man zugesteht, dafi die kultischen Vorrechte des levitischen 
Priestertums nicht von Anfang an in vollem Ausmafie feststehen mufiten. 
Dann bedarf es nicht des Ausweges, die abweichenden geschichtlichen 
Tatsachen als Ausnahmefalle zu erklaren. Nicht lange nach der ersten 
Konigszeit wird jedenfalls die ausschliefiliche Bevorrechtung des Stammes 
Levi zu kultischen Verrichtungen diejenige Form angenommen haben, 
welche wir in der jetzigen Gestalt des mosaischen Gesetzes finden 3 . 

1 Hopfl (s. o. S. 26) z 133. 

2 Bredenkamp (s. o. S. 103 *) i8of. "Wellhausen erklart die Stelle fiir 
nachdeuteronomisch, um ihre ihm unbequeme Beweiskraft ablehnen zu konnen. 

3 Nach A. Bertholet, Verfassungsentwurf des Hesekiel in seiner religions- 
geschichtlichen Bedeutung, Tiib. 1896, n bildet der Unterschied von rein 
und unrein eine Voraussetzung fur den Unterschied zwischen Priestern und 
Laien; rein und unrein sei erst durch Dt untersehieden worden. Damit 
lafit sich die Tatsache nicht in Einklang bringen, dafi es, wie sich ergeben 
wird, in Israel seit Moses ein eigenes Priester- und Levitentum gab. 
Vgl. auch Kuenen (s. o. S. 10) i, i, 194. 



NT. 138 A. Die Geschichtsbiicher. r. Der Pentateuch. 107 

136. Fur die Zeit nach Dt erkennt die kritische Schule einen 
Levitenstand an, der vom Laienstand geschieden war. Zunachst 
sei aber der Levitenstand in sich ungeschieden gewesen, bis end- 
lich Ezechiel in seinem Reformgesetzentwurf durch 
Degradierung siindhafter levitischer Priester eine 
niedere Klasse im Levitenstande schuf: die Leviten 
ohne die eigentlich priesterlichen Rechte gegeniiber den priester- 
lichen Leviten. P, welches auf diesem Unterschiede innerhalb 
des Stammes Levi aufgebaut sei, konne daher erst nach Ezechiel 
entstanden sein 1 . 

137. Diese kritische Auffassung stiitzt sich hauptsachlich auf 
Ez 44, 6 ff. Die Stelle lautet : 

6 Genug sei es euch mit alien euren Greueln, Haus Israel, 7 daihr 

Fremdlinge, unbeschnitten am Herzen und unbeschnitten am Fleische, 
hineinbrachtet, dafi sie in meinem Heiligtum seien, um meinen Tempel 
zu entweihen, wenn ihr meine Speise, Fett und Blut, darbrachtet, und sie 
brachen meinen Bund zu alien euren Greueln hinzu. 8 Und ihr habt euch 
um Besorgung meiner Heiligtiimer nicht angenommen, sondern auch (an- 
dere) zu Wahrnehmern meiner Besorgung in meinem Heiligtum gesetzt. 
9 So spricht der Herr Jahwe : Kein Fremdling, unbeschnitten am Herzen 
und unbeschnitten am Fleische, soil in mein Heiligtum kommen, kein 
Fremdling, der in der Mitte der Israeliten ist; 10 sondern die Leviten, 
die sich von mir entfernt haben, als Israel in die Irre ging, welche 
von mir abirrten hinter ihren Gotzen her, und sie sollen ihre Ver- 
schuldung tragen. 11 Und sie sollen in meinem Heiligtum dienend 
sein als Wachen an den Toren des Tempels und den Tempel bedienend; 
sie sollen das Brandopfer und das Schlachtopfer fur das Volk schlachten, 
und sie sollen vor ihnen stehen, sie zu bedienen. 12 Weil sie ihnen 
dienten vor ihren Gotzen und dem Hause Israel Anlafi zur Verschuldung 
wurden, deshalb habe ich meine Hand wider sie erhoben Spruch des 
Herrn Jahwe. Und sie sollen ihre Verschuldung tragen 13 und mir 
nicht nahen, um mir Priesterdienste zu tun und sich alien meinen 
Heiligtiimern, hochheiligen, zu nahen, und sie sollen ihre Schmach 
tragen und ihre Greuel, die sie getan. 14 Und ich bestelle sie zu Be- 
sorgern der Besorgung des Tempels mit seinem ganzen Betrieb und 
mit allem, was an ihm zu tun ist. 15 Und die levitischen Priester, die 
Sohne Sadoks, welche die Besorgung meines Heiligtums besorgt haben, 
als die Israeliten von mir abirrten, sie sollen mir nahen, um mich zu 
bedienen, und sollen vor mich hintreten, um mir Fett und Blut dar- 
zubringen Spruch des Herrn Jahwe. ... 

138. Diese Stelle des Ezechiel enthalt drei Bestimmungen: 
Fremde diirfen nicht mehr zum Dienste am Heiligtum verwendet 

1 Vgl. Hopfl (s. o. S. 9) 2 , 35 ff. 



IO8 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 139 

werden; Leviten, die eine gotzendienerische Schuld auf sich ge- 
laden haben, sollen diesen Dienst verrichten, nicht in der Nahe 
Jahwes dienen ; die treugebliebenen levitischen Priester, die Sohne 
Sadoks, sollen in der Nahe Jahwes Dienst tun. 

139. Es ist von keiner entscheidenden Bedeutung, wenn die kri- 
tische Schule in den degradierten Priestern die Hohenpriester 
auCerhalb Jerusalems sieht. Die Ezechielstelle verrat nicht, welche 
Gruppe sich verschuldet hat und worin genauer ihre Schuld be- 
stand. Dagegen ist es von wesentlicher Bedeutung, ob die kritische 
Schule mit Recht aus Ez 44, 6 ff. entnimmt, dafi durch die De- 
gradierung von levitischen Priestern nunmehr erst eine niedere 
Klasse von Leviten entstand fur Dienste am Tempel, wofur fruher 
keine Leviten bestellt waren. 

140. Nicht alles, was zur Bestreitung dieser Deutung von Ez 44, 6ff. 
gesagt worden ist, erweist sich als stichhaltig. So kann dagegen die 
symbolische Auffassung von Ez 40 48 im allgemeinen l nicht geltend 
gemacht werden; denn die Schluflkapitel von Ezechiel konnen nicht 
in ihrem ganzen Umfange als blofie Symbolik befriedigend erklart 
werden. Besonders zielt Ez 44 wohl sicher auf bestimmte Reformen 
ab. Auch trifft man den Sinn der Stelle nicht, wenn man Priester 
zweiter Ordnung voraussetzt und diese noch weiter degradiert werden 
lafit 2 . Die Sadokssohne durften ja den Rang beibehalten, der jenen 
aberkannt wird, und das war der Rang mit vollen priesterlichen Rechten. 
Daft diese degradierten Priester zu Diensten verpflichtet wurden, welche 
vorher einer niederen Klasse des Stammes Levi, den eigentlichen Leviten, 
iibertragen waren, ist moglich 3 , aber der Stelle des Ezechiel nicht be- 
stimmt zu entnehmen; der Tadel gegen die Israeliten ware auch ver- 
standlich, wenn sie an Stelle israelitischer Laien Fremdstammige zu 
Tempeldiensten zuliefien. Daft es Leviten schon vor der Degradierung 
der Priester gab, ist nicht ausdrucklich vorausgesetzt 4 , freilich noch 
weniger ausgeschlossen, ebenso wenig als die allein erwahnten Sohne 
Sadoks andere Priesterfamilien ausschlossen 5 . 

141. DaB es tatsachlich schon vor Ezechiel Leviten mit 
niederen, nichtpriesterlichen Diensten gegeben hat, 

1 So Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 36. Vgl. Kugler (s. o. S. 93 2 ) 116 f. 

2 So Fries (s. o. S. 81 *) 68. Kugler (s.'o. S. 93 2 ) iigff. nimmt an, dafl 
Leviten degradiert wurden, welche sich beim Hohenkult priesterliche Rechte 
angemafit batten. Ahnlich Sanda (s. o. S. 26) 294. 

3 So Van Hoonacker, Le sacerdoce levitique (s. o. S. 76') 184; Ders. 
(s. o. S. 103 3 ) i82f. 

4 So Baudissin in HDB 4, 87 *. ' 

5 Die 4284 Priester von Ezr 2, 36 ff. konnten schwerlich alle aus der Familie 
Sadoks sein; vgl. Hopfl (s. o. S. 26 2 ) 127 f. 



Nr. 142 A. Die Geschichtsbucher. i. Der Pentateuch. 109 

zu denen nunmehr eine Gruppe von Priestern degradiert wurde, 
legt eine Reihe von Stellen nahe. 

Schon bevor Ezechiel die besprochene Verfiigung traf, unterscheidet 
er (40, 45 ff.) Priester, welche den Tempel bewachen, und Priester, 
welche den Dienst am Altare wahrnehmen, das sind die Sadokssohne, 
welche unter den Sohnen Levis Jahwe nahen diirfen, um ihm zu dienen 
(vgl. 42, 13; 43, 19); auch 48, it redet von Priestern und Leviten unter 
den Sadokssohnen, als ob diese Unterschiede schon durchgefiihrt seien 1 . 
Fiir Jeremias ist der Priesterstand kein ununterschiedener Korper; er 
kennt Alteste der Priester (19, i), Hauptaufseher im Hause Jahwes 
(20, i; 29, 25f. ; vgl. 35, 4). Das Dt gibt allerdings keine bestimmten 
Anhaltspunkte, um Priester und Leviten deutlich zu scheiden 2 ; aber 
ebensowenig darf man aus a" 1 '^ 1 a^ro schliefien, dafi es solche Unter- 
schiede negieren will 3 . Mindestens dafi der Stamm Levi gegliedert 
war, verraten auch die Konigsbiicher: Alteste der Priester (4 Rg 19, 2 
= Is 37, 2), Schwellenhuter, die Priester genannt werden (4 Rg 12, 10; 
22, 4; 23, 4; 25, 1 8), und gerade Schwellenhuten wurde eine Aufgabe 
der degradierten Priester (Ez 44, n) 4 . 

142. Auf Grund dieser Zeugnisse ergeben sich hinreichende 
Anhaltspunkte dafiir, dafi der Unterschied zwischen Priestern und 
Leviten schon vor Ezechiel bestand, nicht erst durch ihn in seinen 
degradierten Priestern geschaffen wurde. P und damit auch Ex Nm 
konnen deshalb vorezechielisch sein, obwohl sie Priester und Leviten 
bestimmt unterscheiden. Doch wiirden die angefuhrten Zeugnisse 
gut mit der Anschauung in Einklang stehen, dafi der Unterschied 
erst im Laufe der Zeit mehr und mehr hervorgetreten ist 5 . 

1 Die Formel >sr"b B*aro (vgl. Is 66, 21 ; Jer 33, 17 22) ist nicht sicher von 
zwei Rangklassen: Priester und Leviten, zu verstehen. 33 erganzt die Kopula; 
auch in Chr-Ezr-Neh kommt 23mal Priester und Leviten, nur smal 
obige Formel vor. Sanda (s. o. S. 26) 299 f. fafit sie als Leviten an Land- 
heiligtiimern mit Opferberechtigung, denen die levitischen Katechisten ohne 
Opferrecht gegeniiberstanden. 

2 Anders Knieschke (s. o. S. 103 *) 47 auf Grund von 10, 8; 18, I. 

3 So Wellhausen, Prolegomena (s. o. S. 73) 55 *; Kuenen (s. o. S. 10) i, i, 
188*. Dagegen B. D. Eerdmans, Atl Studien4: Das Buch Levitikus, GieCen 
1912, 49; Knieschke (s. o. S. 103 *) 47; Van Hoonacker (s. o. S. 103 3 ) 179 f. 

4 3 Rg 8, 4 b ist nicht ganz sicher iiberliefert. Der 911 (> ) bezeugt bereits 
fur die Zeit des Salomo Priester und Leviten*. 

5 Die weitgehenden sachlichen und sprachlichen Beriihrungen zwischen 
Ez und P (besonders P h = Heiligkeitsgesetz) fordern eine Erklarung. Die 
kritische Schule betrachtet. deshalb Ezechiel als Vorlaufer, wenn nicht als 
Verfasser von P (vgl. B. Baentsch, Das Heiligkeitsgesetz Lv 17 26, Er- 
furt 1893 ; L. Horst, Lv 1726 und Hezekiel, Strafiburg 1881). Demgegeniiber 



HO I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 143 

143. III. Der Kultus, insbesondere der Opferkultus, der nach der 
Uberlieferung schon in der SinaiofFenbarung geregelt wurde, soil 
nach der kritischen Schule noch den Propheten unbekannt 
gewesen sein 1 . Das wurde die kritische Ansicht unterstiitzen, 
daC P in die nachexilische Zeit zu verlegen sei. Dafiir beruft 
man sich besonders auf Amos und Jeremias 2 . 

Am 5: 21 Ich hasse, verwerfe cure Feste und mag cure Fest- 
versammlungen nicht riechen ; 22 sondern wenn ihr mir cure Brand- und 
Speiseopfer darbringt, so habe ich kein Wohlgefallen daran, und das 
Friedopfer von euren Mastkalbern schaue ich nicht an. 23 Schaff von 
mir weg das Geplarr deiner Lieder, und das Spiel deiner Harfen will 
ich nicht horen. 24 Vielmehr flute wie Wasser Recht einher und Ge- 
rechtigkeit wie ein unversieglicher Strom. 25 Habt ihr mir etwa Schlacht- 
opfer und Speiseopfer dargebracht in der Wttste 40 Jahre lang, Haus 
Israel, 26 und den Sakkut als euren Konig und den Kewan als euer 
Gotzenbild, einen Stern als euren Gott umhergetragen, die ihr euch 
gemacht habt? 

Der erste Eindruck der Stelle darf nicht irrefiihren. Der 
Prophet kann nicht feststellen wollen, dafi er keine gottgegebenen 
Opfergesetze kenne; er setzt sie ja voraus. Nur kennt er noch 
hohere Pflichten, Recht und Gerechtigkeit, ohne die auch der 
beste Kult vor Gott keine Erfiillung eines gottlichen Willens ge- 
nannt zu werden verdient. Vielleicht wollen die umstrittenen 
Verse 2, 5 und 26 nur sagen : ihr durftet in der Erstlingszeit der 
gottlichen Offenbarung, in der Zeit der Wustenwanderung, nicht 
Jahwe dienen und zugleich den Gotzen Assyriens; ebensowenig ist 
Kult und Ungerechtigkeit vereinbar 3 . 

144. Auch die zweite anscheinend opferfeindliche Stelle 4 ist 
kaum anders zu deuten. 

unternimmt die konservative Schule den Nachweis, dafi P und P h vor- 
ezechielisch und vorexilisch seien; vgl. J. O. Boyd, Ezekiel and the modern 
dating of the Pentateuch (PrthR 6, 29 51 ; dazu E. Konig, Die letzte Pen- 
tateuchschicht und Hesekiel [ZatW 28, 174179]); Kugler (s. o. S. 93 2 ) 42 ff.; 
Sanda (s. o. S. 26) 218 ff. 

1 Vgl. Wellhausen, Prolegomena (s. o. S. 73) 6 56 ff. 

2 Vgl. dazu Bredenkamp (s. o. S. 103 x ); Kugler (s. o. S. 93 2 ) 113 ff.; Sanda 
(s. o. S. 26)2isff. 

3 Vgl. Vetter (s. o. S. 44 2 ) 81, 5 14 if. 

4 E. Konig, Der Jeremiaspruch 7, 21 23 nach seinem Sinn, seiner kultus- 
geschichtlichen Stellung und seinem geistesgeschichtlichen Anlafi untersucht 
(StKr 1906, 327393). 



Nr. 145 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. Ill 

Jer 7: 21 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 
Eure Brandopfer fiigt zu euren Schlachtopfern und esset Fleisch; 22 denn 
ich habe zu euren Vatern nicht gesagt und ihnen an dem Tage, da 
ich sie aus dem Lande Agypten ziehen liefi, nichts befohlen betreffs 
Brand- und Schlachtopfer ; 23 sondern das habe ich ihnen befohlen, 
indem ich sprach : Horet auf meine Stimme, und ich werde euch zum 
Gott sein, und ihr werdet mir zum Volke sein, und ihr sollt auf jeglichem 
Wege gehen, den ich euch befehle, damit es euch gut gehe. 

Es 1st rednerische Ubertreibung der gottlichen Forderung : keine 
Opfer ohne Gerechtigkeit, sondern Opfer mit Gerechtigkeit l . 

145. IV. Aufier diesen umfangreicheren Punkten 1st fast jede 
Einrichtung des israelitischen Volkes, sei es Gesetz, sei es 
Kultusvorschrift, in ahnlicher Weise ein Streitgegenstand zwischen 
kritischer und traditioneller Exegese. 

So z. B. - behauptet erstere, dafi es einen Hohenpriester, wie ihn 
P voraussetzt, noch zur Zeit des Ezechiel nicht gegeben habe. Mit Recht 
verweist jedoch die traditionelle 'Exegese auf den snn ^=4 Rg 25, 18 
(= Jer 52, 24), auf Vnan irjsr^Rg 12, n; 22, 4 8; 23, 4, auf den Singular 
'5^5, der doch nicht einen unter vielen gleichgestellten Priestern be- 
deuten kann, i Sm 21, 2; 3 Rg 4, 2; 4 Rg 16, 10 n; Is 8, 2; Jer 29, 
25 26 usw. Dafi Ezechiel von einern Hohenpriester nicht redet, mufi 
besondere Grunde haben 3 . Ahnlich liegt die Sache mit den Einkunften 
der Priesterschaft, woriiber abweichende Bestimmungen in den Gesetzen, 
den geschichtlichen Nachrichten und bei Ezechiel sich finden (Nm 18, 8ff. ; 
Dt 18, iff.; i Sm 2, 13 16; Ez 44, 28 30; 45, 4! = 48, 10 14)*, bei 
der Festgesetzgebung 5 , bei den Erstlingen und Zehnten 6 u. a. m. 

Soweit sich iiberhaupt sichere Ergebnisse erzielen lassen, 
sprechen sie zum Teil fur eine geschichtliche Entwicklung des 
Gesetzes in einzelnen Vorschriften, aber nicht zu Gunsten so spater 
Ansatze ganzer Gesetzesgruppen, wie die kritische Schule an- 

1 Holzinger (s. o. S. 25) 429 meint, dafi dadurch P, insbesondere Lv i 6 
ausgeschlossen sei; Kuenen (s. o. S. 10) i, i, 169 halt es fur zu gefahrlich, 
eine solche rhetorische Form zu wahlen. Dagegen richtig W. Caspari, 
Jeremia und der Priesterkodex (ThBl 3, 66 f.). 
. 2 Ziemlich erschopfend behandelt die einzelnen Punkte Sanda (s. o. S. 26) 1 87 ff. 

3 Auch HDB 4, 78 b f. und Eerdmans (s. o. S. 109 3 ) 34 ff. lehnen diese kritische 
Voraussetzung ab. 

4 Vgl. Kuenen (s. o. S. 10) i, i, 196". 

5 Van Hoonacker (s. o. S. 103 3 ) 190 ff. weist nach, dafi Ezechiel das Jobel- 
jahr (vgl. Lv 25, 8 ff.) kannte. 

6 Vgl. O. Eififeldt, Erstlinge und Zehnten im AT. Ein Beitrag zur Ge- 
schichte des israelitischen Kultus (BWAT 22), Lp. 1917, eine Nachpriifung 
kritischer Voraussetzungen, die keineswegs in allem bestatigt gefunden werden.. 



112 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 146 

genommen hat. Einwandfreie Schlufifolgerungen sind nur dann 
zu erwarten, wenn die mosaische Tradition, die nun einmal 
zweifellos fur den Pentateuch besteht, nicht grundsatzlich abgelehnt 
wird; nur wo und soweit haltbare Beweise sich fin den, darf 
man zu Datierungen in nachmosaische Zeit greifen. Dafi alles 
und jedes und jegliche Form eines Gesetzes im Pentateuch aus 
mosaischer Zeit stamme, kann und darf auch die konservative 
Schule nicht festhalten 1 . Sie wiirde sonst mit andern Stellen 
des AT in Widerstreit geraten, die einzelne Gesetze ausdriick- 
lich in nachmosaische Zeit verlegen. 

So ist Nm 31, 27 (Teilung der Kriegsbeute) seit der Zeit Davids 
geltend geworden (i Sm 30, 24$.). Zum Gesetz Dt 17, 8 13 und zum 
Konigsgesetz (Dt 17, 14 20) vgl. das o. S. 88 Gesagte. Das mosaische 
Gesetz war ein Gesetz fur das praktische Leben. Wie bereits zu Lebzeiten 
des Moses neuauftauchende Verhaltnisse festgesetzten Bestimmungen 
Eintrag taten (Nm 27), so wird auch die nachmosaische Entwicklung 
im gleichen Gesetzbuch ihren Niederschlag gefunden haben 2 . 

16. Gegenwartiger Stand der Pentateuchfrage. 

146. Die vorausgehenden Einzeluntersuchungen haben Ergebnisse 
gezeitigt, welche bald zu Gunsten der konservativen Richtung, 
bald zu Gunsten der kritischen Schule sprechen. In den ent- 
scheidenden Hauptpunkten konnte jedoch den kritischen Auf- 
stellungen nicht rechtgegeben werden, und darum muG im wesent- 
lichen die Graf-Wellhausensche Pentateuchtheorie abgelehnt werden. 
Doch hat die jahrhundertelange kritische Forschung so viele 
und so wertvolle neue Beobachtungen und Feststellungen gemacht, 
dafi diese, wenn auch in gesichteter Form und Auswahl, erst in 
die Uberlieferung vom mosaischen Ursprung des Pentateuchs 
verarbeitet werden miissen, ehe an eine Pentateuchtheorie gedacht 
werden kann, die den Abstand zwischen dem echt mosaischen 
Pentateuch und seiner gegenwartigen Form abschliefiend zu iiber- 
brucken vermag. Statt auf die Frage, ob der Pentateuch mosaisch 
ist oder nicht, den Suchern mit einer abgerundeten bestimmten 
Antwort dienen zu wollen, scheint es immer noch viel eher die 
Aufgabe der Forschung zu sein, die einzelnen Stellen des Textes, 
statt sie in das Beweisschema fur vorgefafite Ansichten einzureihen 

1 Vgl. Hoberg (s. o. S. 25) 60 ff. * Vgl. Nikel (s. o. S. 26) 39 ff. 



Nr. 147 A. Die Geschichtsbiicher. i. Der Pentateuch. 113 

und hineinzuzwingen, ohne jegliche Voreingenommenheit zu priifen, 
ob sie nicht doch da und dort etwas davon verrajtea, wie sie so ge- 
worden sind. Erst die Summe solcher geduldig erarbeiteter Einzel- 
erkenntnisse verspricht zu enthiillen, wie der Pentateuchtext in 
den geschilderten eigenartigerPundTzwiespaltigen Zustand geraten 
sein mag. Erst so wird es gelingen, das, was fur und gegen die 
mosaische Herkunft des Pentateuchs ins Feld gefuhrt wird, aus- 
zugleichen, ohne willkiirlich das eine Zeugnis der Vergangenheit 
zu verwerfen, das andere anzuerkennen 1 . 

147. Dazu, dafi es dahin kommt, scheint es notwendig, einige 
Fehler der Vergangenheit zu erkennen und zu vermeiden sowie 
fur neue Gesichtspunkte und Moglichkeiten, selbst wenn sie 
eine tiefgreifende Umstellung der Forschung fordern sollten, das Auge 
offen zu halten. 

i) Die herrschenden Pentateuchtheorien 2 stehen noch in einzelnen 
Annahmen unter dem Einflufi von unbewufit nachwirkenden oder heute 
noch bewufit vertretenen religions- und entwicklungsgeschichtlichen 
Voraussetzungen, die keineswegs als feste wissenschaftliche Ergebnisse 
gelten diirfen 3 . 2) Auf dem ausschlaggebenden Gebiete der Literar- 
kritik ermangelt die Forschung immer noch einer sorgfaltig erarbeiteten 
und zielbewufit fuhrenden Methode, wie sie andere Forschungszweige 
langst besitzen. Deshalb werden abgeschlossene Theorien aufgebaut, 
ehe in miihevoller und schrittweiser Einzelarbeit die sichere Grundlage 
geschaffen worden ist, und nur so kann es kommen, dafi ein spaterer 
Forscher bis zum Grunde wieder abtragen kann und mufi, was ein 
friiherer aufgetiirmt hatte 4 . 3) So ist mehr und mehr das Gefiihl dafiir 

1 Auch grundsatzliche Anhanger der Pentateuchkritik fiihlen, dafi sie auf 
einem toten Punkt angelangt ist (vgl. W. Staerk, Zur atl Literarkritik. Grund- 
satzliches und Methodisches [ZatW N. F. i, 34 74]), dafi die herrschende 
Auffassung des Hexateuchproblems nachzupriifen ist (vgl. M. Lohr, Unter- 
suchungen zum Hexateuchproblem. I. Der Priesterkodex in der Gn [38. Beih. 
z. ZatW], Giefien 1924), dafi neue Losungen erwartet werden diirfen (vgl. 
Eichrodt, Bahnt sich eine neue Losung der deuteronomischen Frage an? 
[NkZ 3 2,4i 5i 53-78]). 

2 Davon machen auch die katholischen Versuche keine Ausnahme, weil 
sie unter dem Banne der akatholischen Forschung aufgestellt wurden und 
meist nur einen Ausgleich fertiger kritischer Theoreme mit katholischen Vor- 
aussetzungen ins Auge fafiten. 

3 Vgl. M. Kegel, Los von Wellhausen! Ein. Beitrag zur Neuorientierung 
in der atl Wissenschaft, Giitersloh 1923. 

4 Oder dafl sogar, was nicht selten der Fall ist, am Anfang der Arbeit 
vertretene Auffassungen beim Abschlufi schon wieder geandert werden miissen ; 
vgl. Eififeldt (s. o. S. 75 x ) xill f. 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 8 



1 14 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 147 

verloren gegangen, dafi Moglichkeiten erst durch einwandfreie Beweise 
geschichtliche Tatsachen werden und ohnedem nicht mit andern Moglich- 
keiten zu einer Reihe von geschichtlichen Ereignissen verkoppelt werden 
diirfen. Die wirkliche Geschichte ist viel zu eigensinnig, um nicht die 
liebevollst ausgeheckten Phantasiegebilde iiber den Haufen zu werfen 1 . 
4) Erst wenn eine allgemein verbindliche Methode gewonnen ist, kann 
die Feststellung gemeinsam anerkannter, dauernder Ergebnisse erwartet 
werden, welche eine Zerfahrenheit der Anschauungen wie heute aus- 
schliefit. 5) Wenn jede einzelne Erscheinung in sich objektiv abgewogen 
wird, ohne voreilig in den Dienst einer fertigen Theorie geprefit zu 
werden, konnen ganz neue Losungsmoglichkeiten ins Gesichtsfeld 
treten. Gleichartige Erscheinungen, wie sie im Pentateuch beobachtet 
wurden, ziehen sich z. B. mehr oder minder durch das ganze AT, 
am merkbarsten durch die geschichtlichen Biicher bis Ezr-Neh hin- 
durch. Es ist doch eine zu mechanische Methode, die Pentateuch- 
frage fur sich gesondert zu losen und einfach die Pentateuchquellen 
noch in die Biicher Jdc, Sm, Rg sich hineinerstrecken zu lassen 
oder den Deuteronomisten auch aufierhalb des Dt an der Arbeit 
zu sehen. Viel naher liegt es, daraus zu entnehmen, dafi die sicher 
urspriinglich selbstandigen Biicher Hexateuch, Jdc, Sm, Rg durch ein 
gemeinsames Geschick einen so gleichmafiigen, eigenartigen Aufbau 
erhalten haben, der nicht mit dem erstmaligen Werden der Biicher 
zusammengeworfen werden darf. Dieses Geschick ist kaum als eigent- 
liche Redaktionsarbeit zu bezeichnen, die doch ein ganz anderes Ziel 
hatte verfolgen und einen geschlosseneren Gang der Darstellung hatte 
erreichen miissen, als es dem gegenwartigen Textbestand entspricht. 
Es scheint eine ahnliche Bearbeitung vorgenommen worden zu sein, 
wie wir sie bei kleineren Textbestandteilen feststellen konnen. Wie im 
vorliegenden Text vielfach iiberlieferte Buchstaben und Buchstaben- 
gruppen, Worte und Wortgruppen einfach mechanisch ohne Ausgleich, 
aber doch nach einer bestimmten, noch durchfiihlbaren philologischen 
Methode nebeneinander in den endgiiltigen Text aufgenommen worden 
sind, nur damit sie nicht verloren gehen, so scheint sich die gleich 
sorgfaltige, gleich mechanische und gleich methodische Sammeltatigkeit 
auch auf Versteile und Verse, Versgruppen und noch umfangreichere 
Textstiicke ausgedehnt zu haben, so dafi die textkritische Uberlieferungs- 
arbeit unmerklich in die sog. literarkritische iibergeht, ohne dafi beide 
sich in Methode und Ziel wesentlich unterscheiden 2 . 6) Dafi eine 
solche Sammel- und Rettungsarbeit notwendig wurde, erklart sich dann 
am ehesten, wenn wir den geschichtlichen Nachrichten iiber Vernichtung 
der heiligen Schriften und Wiederherstellung mehr Glauben beimessen, 

1 Vgl. Steuernagel (s. o. S. ip) 16: Es mufi zugegeben werden, daC viel- 
fach geniale Vermutungen und bisweilen sogar ganz subjektive Einfalle an 
die Stelle solider methodischer Forschung getreten sind. 

2 Steuernagel (s. o. S. 10) 273 will umgekehrt noch in der Redaktions- 
arbeit feststellen. 



Nr. 149 A. Die Geschichtsbucher. i. Der Pentateuch. 115 

als es gemeinhin geschieht 1 . 7) Erst wenn man den Anteil solcher 
Ursachen an der vorliegenden Textform festgestellt hat, ist Anlafi ge- 
geben, zu untersuchen, ob auch und inwieweit literarische Umgestaltungen 
urspriinglich einheitliche Uberlieferungen gespalten haben, so dafi aus 
solchen Urkunden oder Quellen letztlich auf literarkritischem Wege 
die Urgestalt der atl Biicher, hier die mosaische Urform des Pentateuchs, 
zu gewinnen ware. 

148. Es ist durchaus zu erwarten, dafi sich der Anteil 
des grofien israelitischen Gesetzgebers und Fuhrers 
Moses am Pentateuch auch fur rein wissenschaftliche 
Betrachtungsweise als viel bedeutsamer heraus- 
stellen wird, als die kritische Schule bisher, mehr einem ge- 
wissen Gefiihl als einer sicheren Beweislinie folgend, in steigen- 
dem MaCe zugestanden hat 2 . Vielleicht erhoht er sich auch fur 
die kritische Schule, soweit sie sich von dem friiheren Radika- 
lismus zu gewissenhafter Besonnenheit zuruckzufinden beginnt, 
so sehr, dafi im grofien und ganzen auf Moses als Gewahrsmann 
des unter seinem Namen iiberlieferten Werkes dasjenige Mafi von 
Verantwortung fallt, auf welches die amtlichen katholischen Ver^ 
lautbarungen auch der letzten Zeit trotz unverkennbarer Wiirdi- 
gung der entgegenstehenden Schwierigkeiten nicht verzichten zu 
konnen glaubten. 

149. Die umfassendste amtliche Aufierung der kirchlichen Lehr- 
autoritat liegt in derEBK 3 vom 27. Juni 1906 vor, die auf den 
wissenschaftlichen Stand der Frage eingeht, aber ihrer ganzen 
Eigenart nach eine autoritative 4 , wenn auch nicht endgul- 

1 Hinweise darauf siehe besonders bei Scholz (s. o. S. 76); v. Hummel- 
auer (s. o. S. 76 f.); N. Peters, Der Text des AT und seine Geschichte (BZF 5, 
6/7), Mstr. i. W. 1912, 3 I92I, 31 ff. Es ist wesentlich dasselbe, wenn G. Ho- 
berg (Literar. Rundschau 1908, Nr. 4) annimmt, es seien liturgische Wechsel- 
texte nebeneinander gestellt worden. 

2 Lohr (s o. S. 8 1 *) 208 wirft der Literarkritik vor, dafi sie fast den alt- 
ehrwiirdigen Kern des Dt iiber ihrer Einzelarbeit aus dem Auge verloren habe. 

3 Die Bibelkommission (Commissio Pontificia de re biblica) wurde durch 
das Apostolische Schreiben Leos XIII. Vigilantiae vom 30. Okt. 1902 ein- 
gesetzt. Vgl. L. Fonck S. J., Documenta ad Pontificiam Commissionem de 
re biblica spectantia, Rom 1915, I ff. 

4 Das Motuproprio Praestantia Scripturae Pius' X. vom 18. Nov. 1907 
stellt die Entscheidungen der Bibelkommission in ihrer Verbindlichkeit den 
vom Papst gebilligten Kongregationsdekreteh gleich (vgl. Fonck [s. o. Anm. 3] 
i iff.; D. n 2ii3). 

8* 



Il6 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 150 

tige 1 Bindung der katholischen Exegese sein will. Sie wehrt in 
kurzen Antworten auf ausfuhrlich formulierte Fragen die radikale 
Pentateuchkritik ab und umschreibt die Grenzlinien, innerhalb deren 
eine Entwicklung des Pentateuchs in vor- und nachmosaischer 
Zeit ohne Preisgabe katholischer Grundsatze moglich erscheint. 

150. 2 I. Utrum argumenta a criticis congesta ad impugnandam authen- 
tiam. mosaicam sacrorum librorum, qui Pentateuch! nomine designantur, 
tanti sint ponderis, ut posthabitis quampluribus testimoniis utriusque 
Testament! collective sumptis, perpetua consensione populi iudaici, 
Ecclesiae quoque constanti traditione necnon indiciis internis, quae ex 
ipso textu eruuntur, ius tribuant affirmandi hos libros non Moysen habere 
auctorem, sed ex fontibus maxima ex parte aetate mosaica posterioribus 
fuisse confectos? Resp. : Negative. 

II. Utrum mosaica authentia Pentateuchi talem necessario postulet 
redacti onem totius operis, ut prorsus fenendum sit Moysen omnia et 
singula manu sua scripsisse vel amanuensibus dictasse; an etiam eorum 
hypothesis permitti possit, qui existimant eum opus ipsum a se sub di- 
vinae inspirationis afflatu conceptum alteri vel pluribus scribendum 
commisisse, ita tamen, ut sensa sua fideliter redderent, nihil contra suam 
voluntatem scriberent, nihil omitterent ; ac tandem opus hac ratione con- 
fectum, ab eodem Moyse principe inspiratoque auctore probatum, ipsius- 
met nomine vulgaretur? Resp.: Negative ad primam partem, affir- 
mative ad secundam. 

III. Utrum absque praeiudicio mosaicae authentiae Pentateuchi con- 
cedi possit Moysen ad suum conficiendum opus fontes adhibuisse, scripta 
videlicet documenta vel orales traditiones, ex quibus secundum pe- 
culiarem scopum sibi propositum et sub divinae inspirationis afflatu 
nonnulla hauserit eaque ad verbum vel quoad sententiam contracta 
vel amplificata ipsi operi inseruerit? Resp.: Affirmative. 

IV. Utrum salva substantialiter mosaica authentia et integritate Pen- 
tateuchi admitti possit, tarn longo saeculorum decursu nonnullas ei 
modificationes obvenisse, uti: additamenta post Moysi mortem vel ab 
auctore inspirato apposita vel glossas et explicationes textui interiectas, 
vocabula quaedam et formas e sermone antiquato in sermonem recen- 
tiorem translatas, mendosas demum lectiones vitio amanuensium ad- 
scribendas, de quibus fas sit ad normas artis criticae disquirere et iudi- 
care? Resp.: Affirmative, salvo Ecclesiae iudicio. 

151. Die EBK geht davon aus, dafi der Pentateuch im wesent- 
lichen aus der Hand des Moses stamme. Urn die Eigenart des 
Textes zu erklaren, lafit sie drei Wege offen : vormosaische Quellen, 

1 Vgl. A. Condamin S. J., Chronique biblique (Rev. prat, d'apolog. 1907, 
I.Jan.); X., La Commission biblique (ExpT 18, 381 f.). 

2 D. " 1997 2000. 



Nr. 153 A. Die Geschichtsbiicher. 2. Das Buch Josue. 117 

Niederschriften aus der Zeit und unter Aufsicht und Verantwortung 
des Moses, und nachmosaische Anderungen in der Ausdehnung 
und Zahl, daB sie Echtheit und Vollstandigkeit des mosaischen 
Pentateuchs im wesentlichen nicht beeintrachtigen ; diese nach- 
mosaischen Anderungen konnen sein: Erweiterungen von inspi- 
rierten Verfassern, Glossen und eingeschobene Texterklarungen, 
Ersetzung alter Wortef und Formen durch neuere, von Ab- 
schreibern verschuldete , fehlerhafte Lesarten, soweit die Kritik 
solche feststellen kann. 

Diese Richtlinien fur eine Pentateuchhypothese von katholischem 
Standpunkte aus haben die Form von Zugestandnissen, welche von 
bestimmten Vorbehalten abhangig gemacht werden. Sie werden nicht 
ausdriicklich als aufierste Zugestandnisse erklart 1 . Die einzige positive 
Bestimmung in Nr. I halt die Verfasserschaft des Moses liir den Pen- 
tateuch mindestens insoweit fest, dafi nicht, wie die radikale Kritik 
behauptet hat, die Biicher des Pentateuchs zum grofiten Teil aus nach- 
mosaischen Quellen gefertigt erscheinen 2 . 

2. Das Buch Josue. 

17. Name. Liter atur. 

152. l^" 1 }^ ?Wi?V 1 ., MricroCc; Naur) 3 , Liber Josue hebraice Jehosua 
(Jos). Josue hatte schon vor dem Tode des Moses eine Rolle 
gespielt (Ex 17, 9 ff. ; 24, 13 ; Nm 27, 18 u. 6.) und war an Stelle 
des Moses zum Fiihrer des Volkes Israel bestimmt worden. Als 
Trager der Ereignisse hat er dem Buche den Namen gegeben. 

153. H. Holzinger,Das Buch Josua(KHK6), Tiib. 1901. F. de Hummel- 
auer S. J., Commentarius in librum Josue (CSs), P. 1903. C. F. Keil, Josua, 
Richter und Ruth (BC 2, i), Lp. 1863, 2 1874. Knobel-Dillmann (s. o. S. 14). 
Oettli(s. ob. S. 15), W. Schenz, Das Buch Josue erklart (KwC 1,2), Wien 1914. 
A. Schulz, Das Buch Josue iibersetzt und erklart (HSAT 2, 3), Bonn 1924. 
C. Steuernagel, Das Buch Josua iibersetzt und erklart (GHK i, 3, 2), Gott. 

1 Bei der Natur solcher kirchlichen Entscheidungen, die durch bestimmte 
Anlasse hervorgerufen werden, ist es aber auch nicht ausgeschlossen, dafi 
solche Zugestandnisse spater wieder eingeengt werden. Das scheint durch 
die Entscheidung der Congregatio S. Officii gegen Touzard (s. o. S. 78) ge- 
schehen zu sein. 

2 Mangenots Versuch, die ungemilderte traditionelle Anschauung iiber 
den Pentateuch als Inhalt der EBK zu erweisen (s. o. S. 42 2 ), wird von Er- 
moni (s. o. S. 78 J ) und Huvelin (s. o. S. 78 J ) abgelehnt. 

3 Von der Weiterbildung .?*; Naurj ist alter Schreibfehler (H statt N). 



Ilg I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 154 

1899, 2 1923. Zu den Habiri in -den Tell el-Amarna-Briefen (s. Karte 
Taf. i, i [6b] u. Taf. i, Nr. 2), die vielfach mit den Hebraern Josues in 
Zusammenhang gebracht werden, vgl. P. Dhorme, Les nouvelles tablettes 
d'El-Amarna (Rb 33, 532 gegen die Gleichstellung); J. A. Knudtzon, Die 
El-Amarnatafeln bearbeitet (Vorderasiat. Bibliothek 2), B. 1907/14; K. Mi- 
ketta, Die Amarnazeit. Palastina und Agypten in der Zeit israelitischer 
Wanderung und Siedlung (BZF I, 10), Mstr. i. W. 1908 (fur Gleichstellung); 
H. Winckler, Die Thontafeln von Tell el-Amarna (Keilinschriftl. Bibl., Samml. 
von assyrischen und babylonischen Texten in Umschrift und Ubersetzung, hrsg. 
von E. Schrader, 5), B. 1896. Zu den Karnak-Listen, welche fur die geo- 
graphischen Namen des Buches Josue Bedeutung haben, vgl. W. M. Miiller, 
Die Palastina-Liste Tutmosis' III. (Mitt, der Vorderas. Ges. 12, i), Lp. 1907. 

18. Inhalt des Buches Josue. 

154. Das Buch umfaCt die Zeit vom Tode des Moses bis zum 
Tode des Josue und erzahlt die Eroberung des Westjordanlandes 
und seine Verteilung an die noch iibrigen neuneinhalb Stamme. 

155. I. Eroberung des Gelobten Landes (Kap. i 12): Auf Befehl 
Jahwes (i, i 9) bietet Josue das Volk auf, den Jordan zu uberschreiten 
(i, 10 f.), und auch die ostjordanischen Stamme (i, 12 15), die sich 
dazu bereit erklaren (i, 16 18). Er sendet Kundschafter nach Jericho, 
welche von der Buhlerin Rahab aufgenommen und gegen die Einwohner 
der Stadt gerettet werden (2, i 24). Das Volk zieht durch den Jordan, 
der sich vor den Priestern mit der Lade teilt (3, i 17). ZwolfDenksteine 
werden aufgerichtet ; am 10. des i. Monats steigt das Volk aus dem 
Jordan und lagert in Gilgal (4, i 5, i). Dort holt Josue die Beschneidung 
nach (5, 2 9); das Volk feiert am 14. des i. Monats Pascha, das 
Manna ho'rt auf (5, 10 12). Josue begegnet bei Jericho dem Anfiihrer 
des Kriegsheeres Jahwes (5, 13 15). Jerichos Mauern stiirzen beitn 
Umzug des Volkes ein; Stadt und Einwohner werden gebannt, nur 
Rahab und ihre Familie geschont (6, i 27) 1 . c Akan eignet sich 
Gebanntes an; deshalb wird das Volk durch eine Niederlage vor der 
Stadt c Ai gestraft; der Ubertreter des Bannes wird festgestellt und 
gestraft (7, i 26). c Ai wird durch List genommen und gebannt (8, 
i 29). Ein Altar wird auf dem c Ebal errichtet, das Gesetz auf Steine 
geschrieben und (nach Dt 27) mit Segen und Fluch vorgelesen (8, 30 
bis 35). Die Einwohner von Gib c on erlisten sich in Gilgal Schonung 
und werden zu Tempelsklaven gemacht (9, i 27). Von Gilgal aus 
besiegt Josue die fiinf Konige des Siidens bei Gib'on und erobert das 
Siidland (10, i 43 [Sonnenstillstandswunder V. 12 14 2 ]). Er schlagt 

1 Vgl. E. Sellin und C. Watzinger, Jericho. Die Ergebnisse der Aus- 
grabungen, Lp. 1913. 

2 Vgl. J. C. Matthes, Das Solstitium Jos 10, 1214 (ZatW 29, 259267); 
J. van Mirlo jr. S. J., Das Wunder Josues (ZkTh 37, 895 911). 



Nr. 158 A. Die Geschichtsbiicher. 2. Das Buch Josue. ng 

die Konige des Nordens beim Wasser von Merom, erobert und bannt 
das dortige Gebiet (n, i 15). Riickblick und Verteilung des Landes 
an die Stamme Israels (11, 16 23). Verzeichnis der 31 Konige, die 
Israel und Josue im Ost- und Westjordanlande niederwarfen (12, i 24). 

156. II. Verteilung des Gelobten Landes.(Kap. 13 21): Jahwe 
befiehlt Josue in seinem hohen Alter, das Westjordanland an die neun- 
einhalb Stamme zu verteilen (13, i 7). Die Verteilung des Ostjordan- 
landes an zweieinhalb Stamme durch Moses wird vorausgeschickt, wo- 
bei zuerst die Gesamtgrenzen (13, 8 14), dann die Grenzen der An- 
teile von Ruben, Gad und halb Manasse angegeben werden (13, 15 33). 
Allgemeine Angaben uber die Verteilung des Westjordanlandes (14, 
i 5). Kaleb verlangt und erhalt das Gebiet von Hebron (14, 6 15). 
Die Grenzen des Gebietes, das dem Stamme Juda zufiel (15, i 12). 
Kaleb erhalt ein eigenes Stuck Land im Gebiete von Juda und er- 

. obert es (15, 13 19). Aufzahlung der zugehorigen Stadte (15, 20 63). 
Zuweisung des Gebietes an Joseph bzw. Ephraim und Manasse (16, i 
bis 17, 1 8). Das Volk errichtet in Silo das Zelt der Zusammenkunft 
(18, i). Das iibrige Land wird schriftlich aufgenommen und durch das 
Los an die iibrigen sieben Stamme verteilt (18, 2 19, 48). Josue er- 
halt sein Gebiet (19, 49 f.). Schlufi der Verteilung (19, 51). Die sechs 
Asylstadte werden bestimmt (20, i 9). Die Stamme treten Stadte fur 
die Leviten ab (21, i 42). Schlufi zur Verteilung (21, 43 45). 

157. III. Ereignisse bis zu Josues Tod (Kap. 22 24): Die ost- 
jordanischen Stamme werden von Josue verabschiedet (22, i 6). Auf 
der Riickkehr errichten sie am Jordan einen Altar, werden von den west- 
jordanischen Stammen zur Rede gestellt und erklaren den Altar als 
blofies Zeugnis, das den Altar vor der Wohnung Jahwes nicht beeintrach- 
tige (22, 7 34). Josue mahnt in hohem Alter das Volk Israel, den Bund 
Jahwes zu halten (23, i 16). Versammlung in Sichem; Josue ver- 
pflichtet das Volk zur Anhanglichkeit an Jahwe (24, i 24),. schreibt 
die Gesetze, die er in Sichem gab, in das Gesetzbuch Gottes und entlafit 
das Volk (24, 25 28). Tod des Josue (24, 29 31). Die Gebeine 
Josephs werden in Sichem begraben (24, 32). Tod Eleazars, des Sohnes 
des Aaron (24, 33 ) 1 . 

19. Die literarische Eigenart des Buches Josue. 

158. Mit dem Pentateuch und den nachfolgenden Buchern des 
AT teilt Jos die Eigentumlichkeit, dafi sein gegenwartiger Text- 
zustand nicht durchweg ein geschlossenes, einheit- 
liches Werk erkennen lafit. 

1 Prokopius von Gaza (De bello Vandalico 2, 10) berichtet von Fliicht- 
lingen vor Josue zu Tigisis in Numidien ; vgl. dazu M. Biidinger, De colo- 
niarum quarundam phoenicarum primordiis cum Hebraeorum exodo coniunctis 
(SB der k. k. AdW zu Wien, philos.-hist. Kl. 125 [1891], 10) 3638. 



j2O I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 159 

Die Errichtung von zwolf Denksteinen wird Kap. 4 zweitnal mit 
etwas verschiedenen Einzelheiten erzahlt; V. n und V. isff. berichten 
uber denselben Vorgang. 8, 9 |j 8, izf. Die Eroberung von Hebron 
und Debir geschieht 10, 36 ff. unter Leitung Josues, des Fiihrers des 
ganzen Volkes, 15, 14 19 unter besonderer Fiihrung des Kaleb. 
Auch die Zuweisung Hebrons an Kaleb kommt doppelt vor: 14, 6flF. 
und 15, 13 ff. Wie im Dt ist fur Beurteilung des Altares 22, loff. 
die Zentralisation des Kultes mafigebend; der Bericht iiber den Altar 
auf dem Berge c Ebal (8, 30 35) lafit davon nichts ersehen, wie auch sonst 
Ex 20, 25 dabei beriicksichtigt scheint. 

Dafi nicht so viele Anzeichen von verschiedenen Darstellungsformen 
sich finden, zeigt, dafi die Hauptmasse der Ereignisse in einer einheit- 
lichen Fassung Aufnahme gefunden hat 1 . Immerhin bestatigen auch 
diese wenigen Falle, dafi sich bei Jos die gleiche Frage erhebt wie beim 
Pentateuch. 

20. Zeit der Entstehung. 

159. Zwiespaltig sind auch die Anhaltspunkte fur die 
Zeit, in der die einzelnen Bestandteile des Buches nieder- 
geschrieben zu sein scheinen. 

Was Josue selbst nach 24, 26 schrieb, wird zunachst wohl nur 24, 
i 25 umfassen, nicht das ganze Buch. Auch die Aufnahme des Ge- 
lobten Landes, die auf Josues Befehl geschah (18, 9), wird im Buche 
enthalten sein 2 . Die genaue und einlafiliche Schilderung ware fur sich 
auch moglich, ohne dafi gerade ein Augenzeuge das Wort fiihren 
miifite. Aber die Wir-Formen (5, i ['* tn??-"^ 'P a ;??~~^; 5; 6 ; vgl. 
auch 15, 4) sind beachtenswert, wenn sie auch nicht zweifelsfrei iiber- 
liefert sind 3 . Sie kommen zunachst fur die Abschnitte in Betracht, 
in denen sie stehen, ebenso wie 6, 25, wonach die Buhlerin Rahab 
damals noch am Leben gewesen ware 4 . Es ist deshalb verstandlich, 
dafi in alter 5 und neuer 6 Zeit Josue selbst als Verfasser gait. Er ist 

1 Die genaue literarkritische Scheidung, die Steuernagel (s. o. S. 10) 276 280 
als Ergebnis der bisherigen kritischen Arbeit vorlegt, bedarf wie beim Penta- 
teuch, so auch bei Jos sorgfaltiger Nachpriifung und wird bedeutend ein- 
zuschranken sein. Vgl. auch Eififeldt (s. o. S. 75 1 ). 

2 Steuernagel (s. o. S. 10) 274 leugnet beides ohne Begriindung. 

3 und 25 haben die auffalligen Lesarten nicht (jedoch B 5, 6 = 931). 

4 aw und sie wohnte (= & ', 25 habitaverunt). 

5 Vielleicht schon Sir 46, i (das bioiboxo? Miuaf] v TrpoqpnTeictK; Nach- 
folger des Moses in den Prophezeiungen versteht Comely [s. o. S. 3 2 ] 2, i 2 , 192 
so; der hebraische Urtext meint jedenfalls blofi, dafi Josue dem Moses in 
der prophetischen Fiihrerschaft, nicht gerade in der Schriftstellerei nach- 
folgte), jedenfalls aber Talmud, b. Baba batra f. I4 b , viele Kirch en vater (vgl. 
Comely [s. o. S. 3 2 ] 2, i 2 , i87f.; Hopfl [s. o. S. 9] 2 2 , 70 f.). 

6 Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 187; Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 33; 
Schenz (s. o. S. 58 7 )y8; Vigouroux-Brassac (s. o. S. 9 1 ) 13 2, 5 ff . (anders 



Nr. 159 A. Die Geschichtsbiicher. 2. Das Buch Josue. 121 

nicht deshalb schon ausgeschlossen, well von ihm in der dritten Person 
die Rede ist x oder weil schon der Name Jerusalem vorkommt 2 . Daft 
die Eroberung^von Hebron (Jos 15, 13 19) auch Jdc i, 8 15, die Em- 
nahme von Lesem (Jos 19, 47) auch Jdc 18, 27 if. (Lais) steht, fordert gleich- 
falls nicht, die Ereignisse nach dem Tode des Josue einzureihen; denn 
Jdc greift hie und da auf die Vorgange unter Josue zuriick. Der Be- 
richt iiber Josues Tod (24, 19 -33) konnte dem abgeschlossenen Buche 
beigefugt worden sein 3 . Auch der Ausdruck bis auf den heutigen Tag 
(4, 9; 5, 9; 6, 25; 7, 26; 8, 29; 9, 27; 14, 14) weist nicht unbedingt in 
die Zeit nach Josue. 

Bedeutsamer aber ist, daft 10, 13 das Buch des Gerechten ver- 
wertet wird, welches Stiicke aus der Konigszeit enthalt (2 Sm i, 18). 
Die Namen Israel und Juda (n, 21) setzen die Trennung der beiden 
Reiche nach Salomos Tod (932 v. Chr.) voraus 4 . . Diese beiden Stellen 
lassen sich jedenfalls nicht so deuten, daft sie in der Zeit des Josue 
geschrieben sein konnten 5 . Wollte man darin Glossen einer spatereri 
Hand sehen 6 , so blieben sie immer noch Anzeichen dafiir, daft das 
Buch erst nach Josue seine heutige Gestalt erhalten hat. Das nehmen 
zahlreiche Exegeten alter 7 und neuer 8 Zeit an: Einige geschichtliche 
Angaben lassen noch genauere Schliisse zu. Die Jebusiter hielten sich in 
Jerusalem (15, 63) bis zum 7. Jahre Davids (2 Sm 5, 5 9). Geser war 
von Kanaanitern bewohnt (16, 10), bis der Pharao sie ausrottete und 
die Stadt seiner Tochter, der Gemahlin des Salomo, als Mitgift iiber- 
liefi (3 Rg 9, 1 6). Sidon erscheint noch als Vormacht des phonizischen 
Kiistenstriches (n, 8; 13, 4 6; 19, 28); seit dem 12. Jahrh. oder auch 
seit Salomo war dies Tyrus (Josephus, Ant. 8, 3, i). Die Gib'oniten 
waren noch Tempeldiener (9, 27); das anderte sich mit der Zeit des 
Saul (2 Sm 21). Der Ort des Heiligtums ist noch nicht festgelegt 

(9. 27). 

14 2, 10 f.); *H. Zschokke, Historia sacra VT 7 (J. Doller), Wien 1920, 
205 f. 

1 So Steuernagel (s. o. S. 10) 274. 

2 Dieser Name ist fur das alte biblische Jebus schon in den Tell el-Amarna- 
Briefen (14. Jahrh. v. Chr.; s. o. S. 118) bezeugt. 

3 So Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 34 u. a. 

4 Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 34 sucht die Namen auf den Stamm 
Juda und den Patriarchennamen Israel zuriickzufuhren. 

5 Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i *, 194 f. stellt alle moglichen Versuche zusammen, 
sie so zu deuten. 

6 So z. T. Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 34. Vgl. auch * A. Schulz, Exe- 
gese im AT (ZSem 3, 178193). 

7 Theodoret (t 458), In Jos. quaestio 14 (M g 80, 473 f.) ; Ps.-Athanasius, 
Synopsis s. Scripturae 10 (M e 28, 309). 

8 A.Tostatus (In Jos. i quaestio 13, in Jos. 7 quaestio 9) nimmt Samuel als 
Verfasser an, Masius (s. o. 65 *) in der Praef. den Ezra (vgl. Comely [s. o. S. 3 2 ] 

2, I 2 , I8 7 ). 



122 I. Teil. Die Bucher des AT im einzelnen. Nr. 160 

Diirften letztere Bemerkungen dera Verfasser des Buches zu- 
geschrieben werden, so konnte Jos noch in die Zeit vor David 
datiert werden 1 . Da aber 10, 13 in die Zeit Davids, n, 21 sogar 
noch iiber Salomo herabreicht, so Hegen Anzeichen einer friihe- 
ren Bearbeitung des Buches oder alterer Quellen vor. Fur das 
Buch selbst in seiner gegenwartigen Gestalt sind die erwahnten 
Angaben terminus a quo, iiber den man, da weitere spatere An- 
zeichen fehlen, nicht viel herabzugehen braucht. Bemerkenswert 
1st, daC somit die Zeitmarken des Buches Josue ungefahr in die 
gleiche Zeit verweisen wie die Anachronismen des Pentateuchs. 

^ 

21. Der Text des Buches Josue. 

160. Wie beim Pentateuch weist auch in Jos Textunterschiede 
gegeniiber dem 3Qt auf, die tiefer zu greifen scheinen, als es sonst 
bei textkritischen Wandlungen einer bereits festgelegten Text- 
gestalt statthat (vgl. 5, 4 6; 9, 38 = 931 8, 30 9, 2 [Um- 
stellungj; 19, 47 f.; 20, 3 46 8 [= A ]; 21, 36 f.; 21, 42 [+ 19, 
5<>f. + 5, 3 ]j 24, 30 a 33 b [aus Jos, Jdc, Sm]) 2 . 



22. Verhaltnis zum Pentateuch. 

161. Gegeniiber der friiheren, standigen Uberlieferung, die Jos 
als eigenes Buch betrachtete 3 , kam die kritische Schule zur An- 
schauung, dafi Pentateuch "und Jos als e i n Buch entstanden seien 
und sich als Hexateuch gemeinsam fortentwickelt hatten 4 . 

1 So v. Hummelauer (s. o. S. 117) 93; Hudal (s. o. S. 9) 95 f., 2 IO3. 

2 Holzinger (s. o. S. 117) XV halt die Unterschiede fur literarisch. Steuer- 
nagel (s. o. S. 117) 148 meint, dafi dabei Text- und Literargeschichte in- 
einander iibergreifen. Holzinger a. a. O. und Wellhausen (Kompos. [s. o. 
S. 73] 1889, 126) betrachten den -Text als Ausgleich literarischer Anstofie; 
v. Hummelauer (s. o. S. 117) 13 und Steuernagel (s. o. S. 10) 287 halten den 
-Text fur urspriinglicher. J. Hollenberg (Der Charakter der alexandrinischen 
Ubersetzung des Buches Josue, Mors 1876) nimmt fiir eine altere hebraische 
Vorlage an. 

3 F. Himpel, Selbstandigkeit, Einheit und Glaubwiirdigkeit des Buches 
Josue (ThQ 46, 385448; 47, 227307). 

4 Ahnlich schon Bonfrere (s. o. S. 65), Spinoza (s. o. S. 66). Geddes (s. o. 
S. 70) hat zuerst die Folgerung gezogen, dafi Pentateuch und Jos den gleichen 
Verfasser haben. Nicht in gleichem Sinne redet Ambrosius von einem 
Heptateuch (Gn Jdc; Expos, in Ps 118 [M 1 15, 11971604], 1584), die grie- 
chische Kirche von einem OKTaTeuxo? (Gn Rut; vgl. J. R. Pitra, Analecta 
sacra, P. 1876/91, 2, 412). 



Nr. 163 A. Die Geschichtsbiicher. 2. Das Buch Josue. 123 

162. Fur die Selbstandigkeit des Buches spricht die Darstellung, die 
sich auf eigene Quellen stiitzt l , sowie die Tatsache, dafi kein Zeugnis 
fur eine erfolgte Trennung angefiihrt werden kann 2 . Sprachliche Eigen- 
tiimlichkeiten (die Archaismen des Pentateuchs, wie "'rr, KTI fern., fehlen ; 
i!"; H T. [18, 21 zweifelhaft] statt '<!7T. des Pentateuchs) zeugen dafiir, dafi 
die Uberlieferung der beiden Biicher schon friih, jedenfalls vor der 
ausgedehnteren Einfuhrung der Vokalbuchstaben, eigene Wege ein- 
geschlagen hat 3 . Aber auch die Annahme, dafi beide Biicher mit- 
einander zusammenhangen, lafit sich durch manche Erscheinungen 
stiitzen. Einige Angaben im Pentateuch lassen erkennen, dafi der Er- 
zahler auch noch den Abschlufi der Ereignisse in Jos im Auge hatte 
(der Besitz des Landes Kanaan wird Gn 12, 7 verheifien, der Befehl, 
die Kanaaniter auszurotten, Ex 23, 21 ff. [vgl. schon Gn 9, 25], Dt 7 ; 
20, i6f. usw. gegeben, Josues Rolle Ex Dt vorbereitet, die Gebeine 
Josephs Ex 13, 19 und Jos 24, 32 erwahnt, Segen und Fluch von 
Dt 27, 1 1 ff. in Jos 8, 30 ff. ausgefiihrt). Der Faden der Erzahlung lauft un- 
merklich von Dt auf Jos weiter. Jos zeigt in seiner gegenwartigen Form 
dieselbe literarische Eigenart wie der Pentateuch. Die Zeitmarken 
fiihren bei beiden Biichern ungefahr in die Periode der ersten Konige 
herab. 

163. Diesen einander entgegenwirkenden Anzeichen suchen manche 
Vertreter der Kritik Rechnung zu tragen, indem sie zwar die Penta- 
teuchquellen sich auch iiber die Zeit des Josue erstrecken lassen, die 
selbstandige Entwicklung von Jos habe aber vor der Vereinigung von 
JED eingesetzt, oder wenn hernach, doch ehe P dazugefiigt wurde 4 . 
Solange die Pentateuchfrage noch nicht einwan,dfrei gelost ist, darf 
auf eine Ubereinstimmung beziiglich Jos nicht gerechnet werden. Von 
einem Hexateuch darf eigentlich nur diejenige kritische Richtung 
reden, welche Jos als Bestandteil eines abgeschlossenen Werkes iiber 
die Zeit bis zum Tode des Josue betrachtet, in dem JEDP schon ver- 
einigt sind. 



1 Hummelauer (s. o. S. 117) 71 ff. 

2 Erklarlich ware ja eine nachtragliche Verselbstandlichung insofern leicht, 
weil das Gesetz, das mit Dt schliefit, fur sich eine besonders wichtige 
Rolle spielte. 

3 Das samaritanische Buch Jos (s. u. 211, Nr. 726) kann weder fur noch 
wider die Selbstandigkeit geltend gemacht werden, weil die Samaritaner 
zwar ein Buch Jos haben, aber ein ganz anderes als unser kanonisches Buch. 
Der Verfasser von Jos setzt die Zeit des Moses als abgeschlossen voraus, 
ohne dafi man damit annehmen miifite, sie hatte ihm auch literarisch be- 
reits bearbeitet vorgelegen. Wiederholung mancher Angaben aus dem 
Pentateuch konnte nur dann zu Gunsten der Selbstandigkeit in die Wag- 
schale fallen, wenn sonst das Buch einheitlich ware. 

4 Eine sehr umstandliche Verarbeitung der einzelnen Quellen nimmt 
Steuernagel (s. o. S. 10) 284 ff. an. 



I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 164 

Mufi, wie oben angenommen wurde, Moses im wesentlichen 
als Verfasser des Pentateuchs gelten, so ist damit ein eigentlicher 
Hexateuch verneint. Wohl aber ist festzuhalten, dafl Geschick 
und Geschichte des Pentateuchtextes wie die spateren Biicher, 
so auch Jos betroffen haben. AuCerdem mufi mindestens Gn Jdc 
einmal als zusammenhangende Geschichte iiberarbeitet worden 
sein r . 

3. Das Bueh der Richter. 

23. Name. Literatur. 
164. D' 1 ::^, Kpmxi 2 , Liber Judicum hebraice Sophetim (Jdc, 



Richt), genannt nach den Mannern, welche Fiihrer (tOSTB hat diese 
weitere Bedeutung; vgl. Am 2, 3 ; Ps 2, 10; Livius 28, 37; 30, 7) 
und Retter (vgl. Jdc 2, 16: Jpflfin retten ; 3, 9: S^Cta) des Volkes 
Israel und einzelner Stamme und Stammgruppen in bedrangten 
Zeiten wurden. 

165. K.Budde, Das Buch der Richter erklart(KHK7),Tub.i897. F.deHum- 
melauer S. J., Commentarius in librum Judicum et Ruth (CSs), P. 1888. 
Keil (s. o.S. 117). M.-J. Lagrange O. P., Le livre des Juges (Etudes bibliques), 
P. 1903. G. F. Moore, A critical and exegetical commentary on Judges (IcC), 
Ld. 1895 ( 2 i9O3). *B. Neteler, Das Buch der Richter der Vulgata und des 
hebraischen Textes ubersetzt und erklart, Mstr. i. W. 1900. W. Nowack, 
Richter-Ruth ubersetzt und erklart (GHK i, 4, i), Gott. 1900. Oettli (s. o. S. 15). 
A. S c h u 1 z , Das Buch der Richter und das Buch Ruth ubersetzt und er- 
klart (HSAT 2, 4/5), Bonn 1926. *A. W. P. Sloet, Het boek der Rechters 
(Biblia sacra VT, dat is De Heilige boeken van het Oude Verbond. Vulgaat 
en Nederlandsche Vertaling met Aanteekeningen, 2, 2), 's Hertogenbosch 1904. 
V. Zapletal O. P., Das Buch der Richter ubersetzt und erklart (EH 7, i), 
Mstr. i. W. 1923. 

24. Inhalt des Richterbuches. 

166. Zum Teil greift Jdc noch in die Zeit zuriick, in der das 
Gelobte Land unter Josue erobert wurde. Einzelne Unterneh- 
mungen daraus sowie Ereignisse, welche sich auf dem neu er- 
worbenen, zum Teil erst endgiiltig zu sichernden Lande von Josues 
Tod ab bis zur Einfuhrung des Konigtums unter Samuel abspielten, 
werden in zwangloser Anordnung berichtet. 

1 Siehe u. $ 25, Nr. 168. 

2 Philo, De confusione linguarum $128 (ed. Wendland) : f\ Ttliv Kpiucifujv pi 



Nr. 166 A. Die Geschichtsbiicher. 3. Das Buch der Richter. 125 

I. Aus der Zeit, in der das Gelobte Land erobert wurde 
(i, r 2, 5): Der Stamm Juda erobert nach dem Tode Josues unter 
Mithilfe des Stammes Simeon sein Gebiet mit Ausnahme der Ebene 
(i, i 20). Benjamin laftt sich neben den Jebusitern in Jerusalem 
nieder (i, 21). Das Hans Josephs erobert Betel (i, 22 26). Manasse, 
Ephraim, Zebulun, Aser, Naphtali und Dan lassen sich in ihren Gebieten 
nieder und machen die Kanaaniter fronpflichtig (r, 27 36). Der 
Engel des Herrn tadelt das Volk, weil es gegen Gottes Gebot einen 
Bund mit den Kanaanitern schlofi, und kiindigt Strafe durch die Ur- 
einwohner an (2, i 5). 

II. Einleitung zu den Richtererzahlungen (2, 6 3, 6). Josue 
entlafit die Stamme, um ihre zugewiesenen Gebiete zu erobern; er 
stirbt mit seiner Generation, und die Nachkommen fallen von Jahwe 
ab (2, 6 13). Jahwe laftt sie in die Hande der Feinde geraten (2, 14 
bis 15), rettet sie durch Richter (2, 16 18). Dann fallt das Volk wie- 
derum ab (2, 19). Jahwe lafit deshalb die friiheren Einwohner im Lande, 
um Israel zu strafen und zu priifen ; das Volk wird durch sie zum 
Abfall verleitet (2, 20 3, 6). 

III. Die Richtererzahlungen (3, 7 16, 31). i) 'Otni'el rettet 
das Volk durch Besiegung des Kusan ris'ataim von Mesopotamien fur 
40 Jahre (3, 7 n). 2) Ehud (33 Aod) befreit Israel durch Ermor- 
dung des c Eglon von Moab; ein Sieg iiber die Moabiter schafft Ruhe 
fur 80 Jahre (3, 12 30). 3) Samgar erschlagt 600 Philister (3, 31). 
4) Nach Ehuds Tode fallt Israel ab und gerat in die Hande des Jabin, 
Konigs von Hasor, und seines Feldherrn Sisera (4, i 4). Die Richterin 
D e b o r a und der Feldherr Barak besiegen den Sisera am Berge 
Tabor (4, 5 16). Ja c el, das Weib eines Keniters, totet den fliichtenden 
Sisera in ihrem Zelte (4, 17 24). Debora und Barak singen ein Sieges- 
lied (5, i si*) 1 . Das Land hat 40 Jahre Ruhe (5, 31"). 5) Die Mi- 
dianiter brandschatzen Israel ; ein Prophet verweist das klagende Volk 
auf seinen Abfall (6, i 10). Der Engel Jahwes ermUtigt Gid'on in 
Ophra durch ein Zeichen gelegentlich eines Opfers zum Kampf gegen 
Midian (6, 1 1 24). Gid e on zerstort auf Jahwes Weisung den Altar des 
Baal und erhalt den Namen Jerubba'al (6, 25 32). Er ruft gegen die 
Midianiter und andere Volker Manasse, Aser, Zebulun und Naphtali auf 
und erhalt zwei gottliche Ermutigungszeichen an Schaffell und Tau (6, 33 
bis 40). Er scheidet 300 Krieger durch Probe aus, beschleicht das Lager 
der Midianiter, iiberfallt sie wahrend der Nacht und besiegt sie (7, i 
bis 23). Die jetzt erst aufgebotenen Ephraimiten nehmen zwei Fiirsten 
der Midianiter, c Oreb und Z e 'eb, gefangen (7, 24 f.). Gid c on benihigt 
die Ephraimiten, die sich zuriickgesetzt fuhlen (8, i 3). Einwohner 
des Gebietes jenseits des Jordans versagen Gid c on auf seinem Ver- 
folgungszuge Unterstiitzung. Er nimmt die zwei Konige der Midianiter, 

1 W. Lotz, Das Deboralied in verbesserter Textgestalt (NkZ 30, 191 202). 
P. RieCler, Zum Deboralied (BZ 7, 260278). V. Zapletal O, P., Das De 
boralied, Frb. i. S. 1905. 



126 ! Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 166 

Zebah und Salmunna c , gefangen, straft die Einwohner, die ihm Hilfe 
verweigert hatten, und totet Zebah und Salmunna' (8, 4 21). Er lehnt 
die Kb'nigswiirde ab und fertigt aus der Beute ein Ephod, womit Israel 
Gotzendienst treibt. Gid'ons Haus mufi dafiir biifien (8, 22 27). Das 
Land hat 40 Jahre lang Ruhe (8, 28). Gid'on hat einen Sohn Abi- 
melek. Er stirbt, das Volk fallt ab und vergifit der Wohltaten des 
Hauses Jerubba c als (8, 29 35). Abimelek ermordet seine Briider bis 
auf den jiingsten, Jotam, und wirft sich in Sichem zum Konig auf 
(9, i 6). Jotam erzahlt vom Berge Garizim aus die Fabel von der 
Kb'nigswahl der Baume und kiindigt Strafe fur die Treulosigkeit gegen 
Jerubba c als Haus an und flieht (9, 7 21). Sichem emport sich gegen 
Abimelek; dieser kampft gegen die Stadt und iiberwaltigt sie (9, 22 
bis 49). Bei der Eroberung von Tebes wird er getotet (9, 50 57). 
6) Nach Abimelek richtet Tola c 23 Jahre (10, if.). 7) Nach ihm 
richtet Ja'ir 22 Jahre (10, 3 5). 8) Das Volk fallt ab, wird 18 Jahre 
von den Ammonitern bedrangt und bekehrt sich (10, 6 16). Bei einem 
Einfall der Ammoniter iibernimmt J i p h t a h die Fiihrung ( i o, 17 n, u), 
sucht Ammon zum Frieden zu bewegen, indem er den Zug Israels 
durch das Ostjordanland darlegt (n, 12 27), und zieht gegen Ammon 
(n, 28 f.). Er macht ein Geliibde und demiitigt Ammon (n, 30 33). 
Das Geliibde erfullt er durch das Opfer seiner Tochter (u, 34 40) 1 . 
In einem Kampfe der Gil'aditer mit den Ephraimiten werden letztere 
an der Aussprache von Sibbolet erkannt und getotet (12, i 6). 
Jiphtah richtet 6 Jahre (12, 7). 9) Nach ihm richtet Ibsan (35 Abesan) 
7 Jahre (12, 8 10). 10) Nach ihm richtet El on (35 Ahialon) 10 
Jahre (12, nf.). n) Nach ihm richtet c Abdon 8 Jahre (12, 13 
bis 15). 12) Israel fallt ab und gerat 40 Jahre unter die Philister 
(13, i). Die Geburt des Sims on wird durch eine wiederholte Erschei- 
nung des Engels Jahwes vorhergesagt ; bei einem Brandopfer ver- 
schwindet der Engel in der Flamme (13, 2 23). Simson wird geboren, 
und der Geist Gottes regt sich in ihm (13, 24 f.). Er freit eine Phili- 
sterin und gibt den Festgenossen ein Ratsel auf 2 . Sie lo'sen es durch 
Verrat seines Weibes; Simson entlohnt die Loser mit den Gewandern 
erschlagener Philister (14, i 19). Sein Weib wird einem andern ge- 
geben (14, 20); er racht sich, indem er durch Fiichse mit Fackeln an den 
Schwanzen das Getreide der Philister vernichtet (15, i 5) 3 . Die Phi- 
lister v rachen sich an der Familie seines Weibes und werden deshalb 
von Simson geschlagen (15, 6 8). Die Israeliten liefern ihn den Phi- 
listern aus ; er erschlagt mit einem Eselskinnbacken tausend Mann und 
wird durch Wasser aus dem Kinnbacken vor Verschmachten gerettet 

1 W. Baumgartner, Jephtas Geliibde Jud. n, 30 40 (ARW 18, 240 249). 
*H. Weifi, Das Geliibde Jephthas (Vorlesungsverzeichnis Braunsberg 1907/08). 
V. Zapletal O. P., Jephtas Tochter. Kulturbilder aus der Friihzeit des jiidischen 
Volkes, Pad. 1920, 2 ~ 3 1924. 

2 H. Bauer, Zu Simsons Ratsel in Richter Kapitel 14 (ZdmG 66, 473 f.). 

3 R. Hartmann, Simsons Fiichse (ZatW 31, 69 72). 



Nr. 167 A. Die Geschichtsbiicher. 3. Das Buch der Richter. 127 

(15, 9 19). Simson richtet Israel 20 Jahre (15, 20). Er hebt die Stadt- 
tore von Gaza aus den Angeln (16, i 3). Delila sucht dem Simson 
das Geheimnis seiner Starke zu entlocken und wird dreimal getauscht 
(16, 4 14). Ein viertes Mai gelingt es ihr; sie schneidet ihm die Locken 
ab, und er fallt in die Hand der Philister (16, 15 21). Die Haare 
wachsen ihm wieder, bei einem Opfer- und Siegesfest bringt er das 
Haus zum Einsturz und begrabt mit sich-30oo Philister uhter den 
Triimmern (16, 22 31*). Simson richtet 20 Jahre (16, 31 b ) 1 . 

IV. Anhange. i) Die Mutter des Mikajehu lafit von dem Gelde, 
das sie infolge eines Fluches von ihm zuriickerhalten hat, ein Schnitz- 
bild fur ihn machen (17, i 4). 2) Mika stellt in der Zeit, in der 
es keinen Konig in Israel gab, in seinem Gotteshause mit Ephod und 
Teraphim einen durchreisenden Leviten als Priester an (17, 5 13). 
3) In der koniglosen Zeit zogen die Daniten nach einem Stammes- 
gebiete aus. Ihre Kundschafter werden vom P.riester des Mika ermutigt. 
Der Stamm bricht auf, nimmt dem Mika Ephod, Teraphim und Gufi- 
bild samt dem Priester mit Gewalt weg; er erobert Lais, nennt die 
Stadt Dan und stellt dort die gottesdienstlichen Gegenstande auf (18, 
i 31). 4) In der koniglosen Zeit holt ein Levit sein entlaufenes 
Weib zuriick. Es wird von den Benjaminiten in Gib c a zu Tode mifi- 
handelt (19, i 28). Der Levit ruft die israelitischen Stamme zur 
Rache auf (19, 29!). Israel beschliefit Bestrafung (20, i 10). Die 
Benjaminiten werden endgiiltig geschlagen (20, n 46). 600 Benjami- 
niten waren entronnen (20, 47 f.). Den Schwur, Benjamin keine Frauen 
zu geben, umgehen die Israeliten. Sie vernichten die Einwohner von 
Jabes, die sich dem Rachezug gegen Benjamin entzogen hatten, schonen 
400 Jungfrauen und geben sie den Ubriggebliebenen zu Frauen. Fur 
die fiehlenden Frauen verweisen sie die Benjaminiten auf den Raub 
von Frauen bei einem Feste in Silo (21, i 24 2 ). 

25. Literarische Eigenart des Richterbuches und sein 

Aufbau. 

167. An kleineren Textstiicken, an einzelnen grofieren Ab- 
schnitten und im ganzen Aufbau zeigt Jdc die gleichen Eigen- 
tumlichkeiten, die an den vorausgehenden Biichern zu beobachten 
waren. 

1 *E. Kalt, Samson. Eine Untersuchung des historischen Charakters 
von Richt XIII XVI (Freiburger theol. Stud. 8), Frb. i. Br. 1912. Ders., Der 
Ausdruck fabula bei Hieronymus (Kath 4. F. 8, 271 287). H. Stahn, Die 
Simsonsage. Eine religionsgeschichtliche Untersuchung iiber Richt 13 16, 
Gott. 1908 (erklart die Erzahlungen als Sonnenmythus). V. Zapletal O. P., 
Der biblische Samson, Frb. i. S. 1906. 

2 21, 25 (Hinweis auf die Ziigellosigkeit in der koniglosen Zeit) gehort 
zum Beginn von I Sm. 



128 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 167 

Vielfach finden sich ahnliche Berichte, welche als Doppelungen zu 
erklaren sind. i, 8 und i, 21 sind ohne ausgleichende Bearbeitung in 
das Buch aufgenommen worden. 2,1 5 || 2, 20 23 l . Merkwurdig 
ist auch die nahe Beriihrung zwischen 7, 25 und 8, 4 21 ; nach beiden 
Berichten werden zwei Midianiterfiirsten mit den Namen c Oreb (= Rabe) 
und Z e 'eb einerseits und Zebah und Salmunna c (salam dunkel sein) 
anderseits gefangen und getotet. 8, 28 enthalt denSchlufi der Richterzeit 
Gid c ons, 8, 29 folgt noch eine Angabe iiber ihn als Jerubba c al, Sohn des 
Jo'as. 10, 17 f. und n, 4f. heben ohne Anlaft wiederholt v den Angriff der 
Ammoniter gegen Israel hervor 2 . Die Richterjahre Simsons werden 
15, 20 und 16, 31 b zusammengefafit. In den Anhangen bezieht sich 

20, ii 36 wohl auf die gleiche Niederlage Benjamins wie 20, 36 48. 
Auch die Versorgung der Benjaminiten mit Frauen (21, i 14 und 

21, 15 24) enthalt Satze, welche am besten von ein und demselben 
Vorgang erklart werden.. 

Die einzelnen Richtererzahlungen unterscheiden sich voneinander. 
Die Gid'on- und Simsonerzahlungen heben sich durch den Umfang 
und ihre Anlage von den iibrigen Richtererzahlungen ab. Ander- 
seits beschrankt sich bei den sog. sechs kleinen Richtern der Be- 
richt auf eine kurze, ahnlich gestaltete Bemerkung (3, 31; 10, if.; 
10, 3 5; 12, 8 10; 12, nf.; 12, 13 15). Mit Ausnahme von 3, 3i 3 
stehen sie in einem Zuge, nur durch die grofie Richtererzahlung von 
Jiphtah (10, 6 12, 7) unterbrochen. Die Gid'onerzahlung hat aufierdem 
die sprachliche Sonderheit, dafi als Relativ ? statt "> gebraucht wird 
(6, 17; 7, 12; 8, 26). Diese Form finden wir auch in dem unmittelbar 
vorausgehenden Deboralied (5, 7). Kap. 4 berichtet in Prosa und von 
einem abweichenden Standpunkt aus iiber den gleichen Kampf, den 
Kap. 5 dichterisch feiert. Zudem wiirde man nach 5, i ein Lied er- 
warten, das Debora mit Barak singt; das Lied selbst lafit vermuten, 
dafi es urspriinglich auf Debora gedichtet ist (5, 7* 12). Auch in der 
geringeren oder grofieren Annaherung an das vorausgeschickte Schema 
2, 6 3, 6 weicheri die Richterepisoden voneinander ab. Blofi 3, 7 n 
enthalt alles und nur das, was das Schema erwarten lafit ; am weitesten 
entternen sich Kap. 9 und 13 16 davon 5 . i, i 2^ 5 gehort noch 

1 Gegen Doppelungen in Jdc 4 spricht sich Lagrange (s. o. S. 124) 74 ff. 
aus ; vgl. auch Ders., Debora (Juges : recit en prose ch. IV, cantique ch. V 
[Rb 9, 200 225]. Dagegen halt er 6, n 24 fur eine Doppelung zu 6, 25 32 
(vgl. Le livre des Juges [s. o. S. 124] xxx). 

2 C. H. Cornill (Jdc n, 33 [ZatW 37, 251 f.]) geht aber viel zu weit, wenn 
er eine ammonitische und eine moabitische Jiphtaherzahlung herausschalen will. 

3 3, 31 steht in einem Teil der -Zeugen auch nach 16, 31. 

* Gegen die Lesart ich, Debora, stand auf des 9It sprechen und 33 
sowie die Nennung des Namens, die nach 5, i iiberfliissig erscheint. 

5 Vielleicht ist die Samgarerzahlung erst nachtraglich aufgenommen worden. 
Sie unterbricht an der Stelle 3, 31 den Zusammenhang von 3, 30 und 4, i 
und will offenbar 5, 6 vorbereiten. Deshalb ist sie vor Kap. 4 f. gesetzt 



Nr. 168 A. Die Geschichtsbiicher. 3. Das Buch der Richter. 129 

zur Eroberung des Gelobten Landes, wahrend die sog. Anhange ganz 
aufierhalb des- Schemas stehen und durch den gemeinsamen Hinweis 
auf den Mangel eines Konigs (17, 6; 18, i; 19, r; 21, 25 *) bereits auf 
die Einsetzung des Konigtums unter Samuel (i Sm i if.) vorbereiten. 

168. Ziemlich klar lafit sich aus den vorliegenden Anzeichen 
in grofien Ziigen ersehen, wie das Richterbuch in seiner Ab- 
grenzung zustande gekommen ist. Aus der letzten zusammen- 
hangenden Uberarbeitung der Biicher von Gn bis iiber Sm hinaus 
wurde ein Buch ausgesondert, das als Grundstock die Richter- 
erzahlungen enthalt, aber von dem vorausgehenden Text der 
Josuegeschichte noch I, I 2, 5 2 und von der nachfolgenden 
Samuelgeschichte die Anhange Kap. 17 21 zugeteilt bekam. 
Die Uberarbeitung seiner Bestandteile ist die gleiche wie bei Gn 
bis Jos und lafit auch den gleichen Grund vermuten, der eine solche 
notwendig machte : Untergang durch ein widriges Geschick, 
weshalb der Text wiederhergestellt werden mufite. Zwischen 
dem widrigen Geschick und der Sammlung liegen diejenigen Text- 
spaltungen, welche als Doppelungen vom Wiederhersteller auf- 
genommen wurden. Als Verfasser, welcher die Autorverant- 
wortung auch vom Standpunkt der Inspiration aus tragt, kann 
derjenige betrachtet werden, der den im wesentlichen schon vor- 
handenen Richtererzahlungen ohne vollstandige Neubearbeitung 
das pragmatisch-religiose Schema gab, womit sie in den Dienst 
der atl Offenbarungsreligion gestellt wurden. Ein Zusammenhang 
der Quellen von Jdc mit den sog. Pentateuchurkunden 3 konnte 
in dem oben S. I22ff. umschriebenen Ausmafie nur fur den An- 

worden. 16, 31 bildet den Schlufl der Richtererzahlungen in engerem Sinne, 
so dafi auch dort eine nachtragliche Erweiterung leicht moglich war. Vgl. 
E. Nestle, Samgar (ZatW 32, 1 52 f.). 

1 Da der Hinweis auf die konigliche Zeit sonst am Anfang der Erzah- 
lungen steht und sachlich dort hingehort, so ist Jdc 21, 25 zu i Sm I, I if. 
zu ziehen (s. o. S. I27 3 ). 

2 Kautzsch (s. o. S. 1 1) 1 4 , 369 meint, man habe die Stiicke hierher ge- 
stellt, weil man keinen andern Platz fur sie wufite. 

3 Die kritische Schule lafit ihre Hexateuchurkunden auch noch die Richter- 
zeit umfassen ; so O. Eififeldt, Die Quellen des Richterbuches in synoptischer 
Anordnung ins Deutsche iibersetzt samt einer in Einleitung und Noten ge- 
gebenen Begriindung, Lp. 1926. Gegen Hexateuchquellen in Jdc vgl. La- 
grange (s. o. S. 124) xxxil. Auch Steuernagel (s. o. S. 10) hebt hervor, dafl J 
und E im Pentateuch nichts davon verraten, als ob sie auch iiber die Er- 
oberung des Landes hinaus erzahlen wollten. 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 9 



130 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 169 

fang (i, i 2, 5) in Frage kommen, einen Abschnitt, der sich 
noch mit der Besitznahme des Gelobten Landes beschaftigt und 
auch unmittelbar sich an Jos anschliefit. Jdc ist in seinem Haupt- 
bestandteile als Buch noch viel bestimmter selbstandig als Jos. 

26. Abfassungszeit des Richterbuches. 

169. Verschiedene Anzeichen, die iiber Jdc zerstreut sind, lassen 
auf die Zeiten schlieCen, in denen am Buche gearbeitet wurde. 

Das bis auf den heutigen Tag i, 21 fiihrt iiber das siebte Jahr 
Davids (2 Sm 5, 6 ff.) hinauf. Nach 3, 3 ist die Vormachtstellung in 
Phonizien noch nicht von Sidon auf Tyrus iibergegangen (also vor dem 
12. Jahrh. v. Chr. ?). 17, 6; 18, i ; 19, i und 21, 25 setzen den Bestand 
des Konigtums in Israel voraus, aber in seiner Friihzeit, als seine 
guten Folgen noch nicht zu sehr durch schlimme Regenten verdunkelt 
waren. 18, 30 bis zum Tage der Gefangenschaft des Landes (a : ."~ v 
73*; H) kann, wenn diese Form des 311 richtig ist, kaum auf etwas 
anderes als die assyrische Gefangenschaft (722) bezogen werden ; denn 
der Stamm Dan, der hier in Frage steht, gehorte zum Nordreich und 
wurde naturgemafi von der Katastrophe dieses Reiches mitbetroffen ] . 
Aber die Stelle verrat sich doch wohl als eine Glosse, welche die Zeit- 
bestimmung 18, 31: solange das Haus Gottes in Silo stand , durch 
eine gelaufigere ersetzen will; deshalb darf 18, 30 kaum fur die Da- 
tierung des Abschnittes, in dem der Vers steht, verwendet werden. 
Silo horte auf, Standort der Lade zu sein, als sie unter c Eli an die 
Philister verloren ging (i Sm 4, 3 ff.). Gerade bei diesem Ereignis wird 
i Sm 4, 21 der Ausdruck fiVa in Gefangenschaft gefiihrt werden von 
der Lade Cp" 1 *?.) gebraucht, weshalb schon seit F. Houbigant 2 die nahe- 
liegende Verbesserung des 7?. in Jdc 18, 30 in "p*. vorgeschlagen wird. 
Auffallig ist die aramaisierende Sprache in Jdc 5 ; sie wurde in die 
Exilszeit herabfuhren 3 . 

Die altesten Anzeichen der Entstehungs'zeit (3, 3 ; 18, 31) reichen 
also nahe an die Ereignisse selbst heran. Auch die Anzeichen einer 

1 Es konnte auch an den Kriegszug Tiglat - Pilesers III. (733; vgl. 
4 Rg 15, 29) gedacht werden, bei welchem dieselben Gegenden in Mitleiden- 
schaft gezogen wurden. Die babylonische Gefangenschaft kommt wohl nicht 
ernstlich in Frage, wiewohl r&a sonst besonders fiir dieses Ereignis gebraucht 
wird. Die Textanderung : bis zur Gefangenschaft von Dan ( A , Lagrange 
[s. o. S. 124] 289 Anm.) fiihrt in die gleiche Zeit. 

2 Notae criticae in VT 1 libros, Frankfurt 1777, I, 278. 

3 Vgl. twin (statt hebr. ttjB, 5, n), (st. ", 5, 7). Das spricht gegen 
die herrschende kritische Annahme, dafi Jdc 5 das alteste Stiick der atl 
Literatur sei (so z. B. Cornill [s. o. S. 2 4 ] 7 92). Die kritische Schule weist 
noch auf Abhangigkeit von Dt hin, die aber nur bei bestimmten Voraus- 
setzungen eine spate Datierung stiitzen wiirde. 



Nr. 172 A. Die Geschichtsbiicher. 3. Das Buch der Richter. 

spateren Zeit gehen sicher bloC in die alteste Konigszeit herab \ 
so dafi abgesehen von Kap. 5 mit einem sehr friihen Bestand des 
Richterbuches gerechnet werden kann. 

170. Einen bestimmten Verfasser zu nennen, fehlen alle 
Anhaltspunkte. 

Vom Talmud (b. Baba batra f. i4 b ), Isidorus Hispalensis (De off. 
eccles. i, 12 [M 1 83, 747]), Calmet, Kaulen-Hoberg [s. o. S. 2 3 ] 2 5 , 40 
u. a. wurde Samuel, von andern alteren Exegeten auch Ezechias (vgl. 
Prv 25, i; so Hugo a S. Caro u. a.) und Ezra (Masius, Richard Simon) 
genannt. 

27. Der -Text im Richterbuche 2 . 

171. B folgt mit einer Reihe von Hss und ( s genauer dem SQft 
als A , ein Textzeuge, der mit einer andern Gruppe von -Hss 
und Ubersetzungen (z. B. ) gegeniiber 3Qft selbstandiger ist 3 . 

Man sieht in diesen beiden Textformen entweder Rezensionen der- 
selben -Ubersetzung 4 , oder selbstandige Ubersetzungen der gleichen 
Vorlage 5 , oder Textformen, die auf verschiedene hebraische Rezen- 
sionen zuriickgehen 6 . Manche Textverschiedenheiten lassen sich am 
ehesten verstehen, wenn unabhangige Ubersetzungen zu Grunde liegen. 
Beim 3dt ist mit der Moglichkeit zu rechnen, dafi er selbst unter dem 
Einflufi einer griechischen Textgestalt bearbeitet worden ist. 

28. Zeitrechnung im Richterbuche. 

172. Die Zeit vom Auszug aus Agypten bis zum Tempelbau 
(4. Jahr des Salomo) setzt sich zusammen aus den 40 Jahren Wiisten- 
wanderung, aus einer unbekannten Zahl von Jahren zwischen Josue 
und dem ersten Richter, aus 410 Jahren, die sich aus den ein- 
zelnen Richterzeiten errechnen, aus 40 ( 20) Jahren des e Eli 
(i Sm 4, 1 8), aus den beiden wieder nicht iiberlieferten Jahres- 

1 Israel* (5, 2 3 5 7 8 n) kommt nur in Kap. 5 vor, mufi aber iiberhaupt 
nicht das Nordreich bedeuten, also nicht unbedingt iiber 932 v. Chr. herabfuhren. 

2 Vgl. P. de Lagarde, Septuagintastudien i (Abh. der k. GdW zu Gott. 37 
[1891]), 3 ff.; H. B. Swete, Introduction to the OT in Greek, Ld. 1900, 488 f. 

3 Vgl. F. Moore, The book of Judges in Hebrew, Lp. 1900, 22. 

4 So Lagrange (s. o. S. 124) xvm; O. Pretzl, Septuagintaprobleme im Buch 
der Richter. Die griechischen Handschriftengruppen im Buch der Richter 
untersucht nach ihrem Verhaltnis zueinander (Bb 7, 233 269 353 383); 
Swete a. a. O. 

5 So Moore a. a. O. und Ders. (s. o. S. 124) XLIV. 

6 Vgl. Lagrange (s. o. S. 124) xix. 

9* 



I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 173 

summen fur Samuel und Saul (vgl. u. Nr. 182), aus 40 Jahren 
fur David (3 Rg 2, u) und den 4 ersten Jahren von Salomos Re- 
gierung, das sind 534 ( 514) -j- x -f- y -j- z Jahre, also etwa 
600 Jahre. 3 Kg 6, I berechnet den gleichen Zeitraum auf 480 
( 440) Jahre. 

Wer nicht beide Zahlen als ungeniigend bezeugt beiseite lassen 1 
oder aus verschiedenen nicht ausgleichbaren chronologischen Systemen 
erklaren will, kann die Richterzeit verkiirzen, indem er annimmt, dafi 
mehrere Richtererzahlungen gleichzeitig verlaufen 2 . Aber die letztere 
Hypothese kann sich nicht auf Jdc 10, 7 berufen, weil 13, i nach dem 
nachstliegenden Sinne die Philister- und Ammoniterbedriickung zeitlich 
einander folgen lafit; 10, 7 nimmt die beiden Angaben nur zusammen 
und voraus, ohne ihr zeitliches Verhaltnis zu bestimmen. Uberdies 
scheint n, 26 mit den 300 Jahren die bis dahin verflossenen Richter- 
jahre als nacheinander verlaufend ziemlich genau (339 Jahre) zusammen- 
zuzahlen. Eine gewaltsame Losung ist es auch, wenn man annimmt, 
dafi die Jahre der Unterdriickung unberechnet geblieben sind oder die 
kleinen Richter mit ihren Jahren nachtraglich eingefugt und darum 
3 Rg 6, i nicht beriicksichtigt wurden 3 . Wegen der haufiger vor- 
kommenden runden Zahlen 20 und 40 wollte man in der biblischen 
Chronologic ein kiinstliches System finden 4 , konnte dann aber die 
iibrigen Zahlen nicht erklaren. 

4. Das Buch Rut. 

29. Name. Literatur. 

173. rm, Toue, Liber Ruth (Rut), genannt von der Haupt- 
personlichkeit im Buche. 

1 So Mahler (s. o. S. 13 *) 230. 

2 So F. Petrie, The Bible and the evidence of the inscriptions (nach 
ExpT 1 8, 50 ff. ; er nimmt drei parallel verlaufende Eroberungen an, je 118 
bis 122 Jahre); J. Hontheim S. J., Die Chronologie der Richterzeit in der 
Bibel und die agyptische Chronologie (ZkTh 37, 76 132); O. A. Toffteen 
(Researches in biblical archaeology. I. Ancient chronology I, Chicago 1907, 
12 ff.; setzt einen Teil der Richter schon in die Zeit des Josue). 

3 Vgl. Budde (s. o. S. 124) xvm ; Cornill (s. o. S. 2 4 ) 7 97 ; A. Gampert, Les 
480 ans de I Rois VI, i. Note critique (RThPh 1917, Aug., 129157); Well- 
hausen, Komposition (s. o. S. 73) 3 2I2. 

4 Vgl. D. R. Fotheringham, The chronology of the OT, Cambridge 1906 
(er verandert die Richterjahre und kommt auf 335 Jahre); Lagrange (s. o. 
S. 124) xxxixff.; T. Noldeke, Untersuchungen zur Kritik des AT, Kiel 1869, 
173198; Zapletal (s. o. S. 124) xxvn ff. 



Nr. 176 A. Die Geschichtsbiicher. 4. Das Buch Rut. 133 

174. A. Bertholet, Das Buch Ruth erklart, in: Die fiinf Megillot 1 (Das 
Hohelied, Das Buch Ruth, Die Klagelieder, Der Prediger, Das Buch Esther) 
erklart (KHK 1 7), Tub. 1898, 49 69. Hummelauer (s.o.S. 124). *A.Jansen, 
Het boek.Ruth vertaald en met Aanteekeningen voorzien (Biblia Sacra [s. o. 
S. 1 24] 2, 3), 's Hertogenbosch 1904. P. Joiion S. J., Ruth. Commentaire philo- 
logique et exegetique (Splb), Rom 1924. Keil (s. o. S. 117). Nowack (s. o. 
S. 124). S. Oettli, Das Buch Ruth und das Buch Esther ausgelegt (Die ge- 
schichtlichen Hagiographen [Chronika, Esra, Nehemia, Ruth, Esther] und 
das Buch Daniel [KK A 8], Nordlingen 1889, 211226). Schulz (s. o. S. 124). 

30. Inhalt des Buches Rut. 

175. In den Tagen, da die Richter richteten, wanderte der Betlehemit 
Elimelek mit seinem Weibe Noemi und den beiden Sohnen Mahlon und 
Kiljon nach Moab aus. Nach dem Tode des Mannes und der beiden 
Sohne kehrte Noemi mit der einen der beiden moabitischen Schwieger- 
tochter Rut nach Betlehem zuriick (i, i 22). Beim Ahrenlesen kam 
Rut auf den Acker des Bo c az, eines Verwandten des Elimelek, der fur 
die Familie Noemis als L6ser 0>s'a) 2 in Betracht kam. Dieser be- 
gunstigte sie wegen ihrer treuen Anhanglichkeit an ihre Schwieger- 
mutter (2, i 23). Auf den Rat Noemis begibt sich Rut zum Nacht- 
lager des Bo c az auf der Tenne, und er verspricht ihr, seine Pflicht als 
L6ser gegen sie zu erfullen, wenn der vor ihm Berechtigte es ablehne 
(3, i 1 8). Als Loser ist der letztere wohl bereit, das Feld Noemis zu 
erwerben, lehnt aber die damit verbundene Ehelichung der Rut ab. 
Bo c az iibernimmt Feld und Rut. Der Ehe entstammt c Obed, der Vater 
Isais, des Vaters Davids (4, i 22). 

31. Stellung des Buches Rut im Kanon. 

176. Rut steht nach dem SQit im dritten Teil der 24 Biicher, 
welche der jiidische Kanon aufzalilt, also in einem spateren Teile 
als Jdc im zweiten Teile. Nach und 95 folgt das Buch un- 
mittelbar auf Jdc; ebenso bei Melito von Sardes 3 . Origenes 4 , 
Hieronymus u. a. berichten: Hebraei in eundem (sc. librum Ju- 
dicum) compingunt Ruth (Prologus galeatus). 



1 Rollen, welche an den fiinf Hauptfesten des jiidischen Jahres vorgelesen 
wurden. Rut traf auf das Pfingstfest. 

2 J. A. Bewer, Die Leviratsehe im Buche Rut (StKr 1903, 328 332). Ders., 
The ge'ullah in the book of Ruth (AmJsemL 19, 143 148). Ders., The 
go'el in Ruth 4, 14 15 (ebd. 20, 202206). W. Caspari, Erbtochter und Er- 
satzehe in Ruth 4 (NkZ 19, 115 129). 

3 Eusebius, Hist, eccles. 4, 26, 12 14. Siehe u. 200. 

4 In Ps i (M B 12, 1084). 



I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 177 

Letzteres geschah deshalb, um die Zahl der Biicher des atl Kanons 
der Zahl 22 der Alphabetbuchstaben anzugleichen. Die Zusammen- 
fiigung mit Jdc legte sich aufierdem besonders nahe, weil die Erzahlung 
in der Richterzeit spielt. Infolgedessen darf der getrennte Bestand 
des Buches Rut gegeniiber Jdc als urspriinglich gelten. Rut i, i setzt 
ohnehin das Richterbuch voraus, weil so verschiedenartige Fiihrer des 
Volkes und einzelner Stamme erst, nachdem die Darstellung sie gleich- 
artig erscheinen liefi, als eine Einheit erfaftt werden konnten. Als An- 
hang zu Jdc 1 wiirde Rut wohl aufierlich zu den letzten Kapiteln passen, 
aber inhaltlich mit dem Hintergrund der dortigen Ereignisse (Fehlen 
der ordnenden Macht eines Konigs in Israel) in Widerspruch stehen. 
Da Jdc 21, 25 zudem hierdurch von dem zugehorigen Abschnitt i Sm 
i 7 (s. u. 37) losgerissen wiirde, hat sich Rut auch in der Reihen- 
folge ehedem nicht an Jdc angeschlossen. 

32. Einheitlichkeit des Buches Rut und seine 

Entstehungszeit. 

177. Die geschlossene Anlage der Erzahlung halt davon ab, eine 
literarkritische Entwicklung in den Text hineinzutragen. i, n 
verkniipft auch die Leviratsehe engstens mit der Geschichte. Nur 
die Genealogie Davids konnte aus i Chr 2, 10 15 heruber- 
genommen sein, wenn das auch nicht bewiesen werden kann 2 . 

178. Durch i , i ist die Entstehung von Rut unter die Abfassungs- 
zeit des Richterbuches herabgeriickt. Nach 4, 7 muC der Ver- 
fasser den Ereignissen zeitlich ferngestanden haben. Die Ara- 
maismen der Sprache (tittn [statt fHa] I, 20; }%. 2. Sg. f. Impf. 
2, 8; ^Pi- 2. Sg. f. Pf.; Vertauschung des grammatischen Ge- 
schlechts I, 9 19 22; 3, 15; pb i, 13; D^p. 4, 7; TSto i, 13; 
dlTDS 3, I4 3 ) verweisen in die Exilszeit, in der die hebraische 
Sprache vom Osten her ausgiebig aramaisiert wurde. Hiergegen 

1 So N. Schlogl O. Cist., Die heiligen Schriften des Alten Bundes. Aus 
dem kritisch wiederhergestellten hebraischen Urtexte iibersetzt und kurz 
erlautert i, Wien 1922, xxxi f. u. a. 

2 L. B. Wolfenson (The character, contents and date of Ruth [AmJsemL 
27, 285 300]) betrachtet 4, 5 10 15 22, die Stellen iiber den L6ser und 
die Genealogie Davids, als spatere Zutaten. Vgl. Bewer (s. o. 133 2 ). Dazu 
Sheppard, Ruth III I3 b . An explanation of Bewer' s inserted words (JthSt 19, 277). 

3 Diese Formen wollen nicht die moabitische Sprache der handelnden 
Personen nachahmen (so Kaulen, Einleitung [s. o. S. 2 3 ] 3 , Frb. i. Br. 1890, 186), 
konnen auch nicht als althebraisch (so Konig [s. o. S. 2 2 ] 286 f. ; Kaulen- 
Hoberg [s. o. S. 2 3 ] 2 5 , 46) erwiesen werden. 



Nr. 180 A. Die Geschichtsbiicher. 5. Die Biicher Samuel. 135 

kann nicht geltend gemacht warden, dafi der Abbruch der Genea- 
logie mit David einen entsprechend friiheren Ansatz fordere l . 

33. Zweck des Buches Rut 2 . 

179. Die Freude an dem anheimelnden und erbaulichen geschicht- 
lichen Stoff wird dem Verfasser hauptsachlich die Feder gefuhrt 
haben. Das Interesse daran mag nebenher noch dadurch ver- 
starkt worden sein, dafi die Vorgeschichte Davids aufgehellt 
wurde. 

Die kunstvolle Form der Idylle lafit sich mit dem geschichtlichen 
Hintergrund wohl vereinbaren; eine reine Schaferdichtung scheint auf 
atl Boden nicht vorhanden gewesen zu sein. Die Lehre, daft Ab- 
schlieftung gegen Ehen mit fremdlandischen Frauen nicht iiberspannt 
werden soil, kann sicher aus unserer Erzahlung entnommen werden 3 ; 
aber als Absicht des Verfassers tritt sie keineswegs hervor. Ebenso- 
wenig ist die Einscharfung der Leviratsehe als Lehrzweck des Buches 
zu erkennen. Nur eine gekiinstelte Erklarung kann die einfache und 
durchsichtige Meistererzahlung zu einem politischen Tendenzstiick 
stempeln wollen 4 , oder eine prophetisch-symbolische Umdeutung ver- 
suchen 5 , oder sie ins Mythologische umsetzen 6 . 

5. Die Biicher Samuel. 

34. Name "'. Literatur. 

180. biWEtjJ, BacnXeiuiv a', J3', Liber primus, secundus Samuelis, 
quern nos primum, secundum regum 8 dicimus, Biicher Samuels 

1 Wolfenson a. a. O. verlegt Rut mindestens in die vordeuteronomische 
Zeit. Andere (so Comely [s. o. S. 3 2 ] 2, i 2 , 233) nehmen mit dem Talmud 
(b. Baba batra f. I4 b ) Samuel als Verfasser an. 

2 L. B. Wolfenson, The purpose of the book of Ruth (Bs 69, 329 344). 

3 Deshalb konnte das Buch wohl in der Zeit des Ezra eine Rolle ge- 
spielt haben (so Bewer [s. o. S. 133 2 ]; Steuernagel [s. o. S. 10] 432; andere 
Vertreter dieser Anschauung vgl. bei Joiion [s. o. S. 133] 4ff.); nachzuweisen 
ist das aber nicht. 

4 Vgl. u. a. C. Niebuhr, Betlehem Ephrata (OrLz 20, 360 363). 

5 So Scholz (s. o. S. 76 10 ) 26. 

6 So H. Winckler, Altorientalische Forschungen, 3. R., Lp. 1902, 65 78 ; 
H. Gunkel, Ruth (Deutsche Rundschau 125 [1905], 50 69). 

7 Vgl. Schulz (s. u. Nr. 181) 2, 312 ff. 

8 Diese Form zog Hieronymus (Prol. gal.) der -Bezeichnung vor (vgl. u. 
Nr. 196). 



126 ! Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 181 

oder Samuel (i, 2, Sm [i, 2 1 Rg oderKg]). Die Benennung setzt 
im 9Jt ein Buch, in und SB 2 zwei Biicher voraus, in und 
(beim zweiten Namen) in 35 auCerdem die Zusammenfassung mit 
dem nachstfolgenden atl Buch. Nach Samuel wird es bezeichnet, 
weil es mit der Geschichte des Propheten und Richters Samuel 
beginnt. 

181. Eine vollstandige Ubersicht iiber die Literatur zu Sm bis 1918 s. bei 
Schulz (s.u.) 2, 297311. K. Budde, Die Biicher Samuels erklart (KHK 8), 
Tub. 1902. W. Caspari, Die Samuelbiicher mit Sacherklarungen versehen, 
nach bearbeitetem Wortlaut iibersetzt (KAT 7), Lp. 1926. P. Dhorme O. P., 
Les livres de Samuel (Etudes bibliques), P. 1910. F. de Hummelauer S. ]., 
Commentarius in libros Samuelis(I et II Regum) (CSs), P. 1886. *A. Jansen, 
Het eerste en tweede boek der koningen (Biblia Sacra [s. o. S. 124] 2, 3), 's Her- 
togenbosch 1904. K. F. Keil, Die Biicher Samuels (BC 2, 2), Lp. 1864, 2 i875. 
A. Klostermann, Die Biicher Samuelis und der Konige (KK A 3), Nord- 
lingen 1887. *B. Neteler, Die Biicher Samuels der Vulgata und des hebrai- 
schen Textes, Mstr. i. W. 1903. W. Nowack, Die Biicher Samuelis iibersetzt 
und erklart (GHK i, 4), Gott. 1902. N. Schlogl, Die Biicher Samuels 
(i. und 2. Buch der Konige) iibersetzt und erklart (KwC), Wien 1904. 
A. Schulz, Die Biicher Samuel. Ubersetzt und erklart (EH 8), Mstr. i. W. 
1919/20. H. P. Smith, A critical and exegetical commentary on I. and 
II. Samuel (IcC), Edinburgh 1899. 

35. Inhalt der Biicher Samuel. 

182. Sm schildert die Zeit unter dem Hohenpriester und Richter 
C EH (40 [ 20] Jahre), unter dem Propheten und Richter Samuel, 
das Konigtum Sauls (40 Jahre [Apg 13,21; Josephus, Ant. 6, 14, 9]), 
Davids (40 Jahre [2 Sm 5,4], vielleicht die 8 1 / 2 Jahre Isbosets ein- 
begriffen), also etwa 130 Jahre. 

183. I. Samuel und c Eli. Vorgeschichte zur Einfiihrung 
des Konigtums ([Jdc 21, 25] i Sm i 7 3 ): Anna, die bisher kinder- 
lose Gattin des Elkana, erhalt auf ihr Gebet bin einen Sohn, den Samuel, 
und weiht ihn dem Herrn (i, i 28). Loblied der Anna (2, i 10). Die 
Sohne des Priesters C EH freveln an ihrem heiligen Dienst (2, n 17). 

1 Diese Art zu zitieren ist unklar, weil sie leicht mit den beiden Konigs- 
biichern verwechselt wird. 

2 Die Teilung von Sm, Rg, Ezr-Neh, Chr ist i. J. 1448 zum ersten Male 
in eine hebraische Handschrift iibernommen (vgl. C. D. Ginsburg, Introduction 
to the massoretico-critical edition of the Hebrew Bible, Ld. 1897, 586 ff.). 

3 Schon Jdc 17 21 wollen dem gleichen Zwecke dienen, und Jdc 21, 25 
ist bereits zu i Sm zu ziehen (s. o. S. I27 2 ). 



Nr. 185 A. Die Geschichtsbiicher. 5. Die Bucher Samuel. 137 

Samuel dient am Tempel (2, i8--2i). C EH tadelt seine Sohne erfolglos; 
Samuel dagegen 1st bei Gott und den Menschen angesehen (2, 22 26). 
Ein Gottesmann kiindigt an, dafi c Elis Haus das Hohepriestertum ver- 
lieren und c Elis Sohne umkommen werden (2, 27 36). Gott offenbart 
dem Samuel c Elis Endgeschick und weitere Dinge (3, i 21). Israel, 
von den Philistern geschlagen, nimmt die Bundeslade von Silo mit in 
den Kampf und verliert sie an die Philister; c Elis Sohne fallen, der 
Hohepriester selbst stirbt (4, i 22). Die Bundeslade bringt Heim- 
suchungen iiber die Philister (5, i 12), so dafi sie die Lade nach 
sieben Monaten zuriickschicken (6, i 12). Mit Weihegeschenken der 
Philister kommt sie nach Betsemes, dessen Bewohner heimgesucht 
werden, weil sie die Lade angesehen hatten (6, 13 21). Zwanzig Jahre 
blieb sie in Kirjatje'arim (7, i 2). Samuel stellt sich zu Mispa als 
Richter an die Spitze des Volkes, das sich vom Gotzen'dienst bekehrt 
(7, 3 6); auf sein Gebet hin besiegt Israel die Philister (7, 7 14). 
Samuel fiihrte sein Leben lang das Richteramt in Rama (7, 15 17). 

184. II. Einftihrung des Konigtums in Israel (8, i 12, 25): 
Unzufrieden mit den So'hnen Samuels als dessen Nachfolgern, verlangt 
das Volk einen Ko'nig (8, i 5). Samuel sucht das Volk von seinem 
Verlangen abzubringen, indem er ihm die Anspriiche des Konigs dar- 
legt (8, 6 1 8). Das Volk beharrt auf seinem Verlangen, und Samuel 
mufi ihm auf Gottes Geheifi willfahren (8, 19 22). Auf der Suche 
nach den verlorenen Eselinnen kommt Saul, der Sohn des Kis, zu 
Samuel ; dieser erkennt ihn als von Gott ausersehenen Ko'nig, salbt 
ihn und kiindigt ihm verschiedene zukiinftige Ereignisse an, die sich 
erfullen (9, i 10, _i6). Bei einer Versammlung in Mispa wird Saul 
durch das Los zum Konig bestimmt. Samuel verkiindigt das Konigs- 
recht und schreibt es auf (10, 17 27). Die Einwohner von Jabes in 
Gil c ad werden von den Ammonitern bedrangt. Saul ruft das ganze 
Volk zur Hilfe auf und schlagt die Ammoniter. Das Volk macht in 
Gilgal Saul zum Ko'nig (n, i 15). Samuel halt eine Abschiedsrede 
an Israel (12, i 25). 

185. III. Saul und David (13, i 2 Sm 2, 7): Saul im zweiten Jahre 
seines Konigtums opfert bei einem Philistereinfall, ohne Samuels Ein- 
treffen abzuwarten; dafiir kiindigt ihm der Prophet an, dafi das Ko'nig- 
tum nicht dauernd bei ihm bleiben werde (13, i 14). Durch eine 
kiihne Heldentat Jonatans, des Sohnes Sauls, erringen die Israeliten 
einen Sieg iiber die Philister (13, 15 14, 23). Jonatan iibertritt ohne 
Wissen das Fastengebot Sauls (14, 24 31). Saul halt das Volk vom 
Blutgenufi zuriick (14, 32 35). Jonatan wird durch das Los seiner 
Ubertretung iiberfiihrt und soil sterben ; das Volk aber tritt fur ihn ein 
(14, 36 46). Zusammenfassender Uberblick iiber Sauls Taten und seine 
Familie (14, 47 52). Saul schont gegen Gottes Befehl Konig und 
Herden der Amalekiter und wird deshalb von Gott verworfen (15, i 35). 
Samuel salbt David, den jiingsten Sohn des Isai, zum Konig (16, i 13). 
Saul zieht David in seine Nahe, damit er ihn in seiner Schwermut 



138 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 185 

durch Harfenspiel ermuntere (16, 14 23). Der Philister Goliat fordert 
einen Israeliten zum Einzelkampf auf (17, i n). David, der Sohn des 
Isai, begibt sich von seiner Heimat zum israelitischen Heere, vernimmt 
die Herausforderung des Goliat, lafit sich zum Konig Saul bringen 
und wagt den Zweikampf (17, 12 37). David besiegt und totet den 
Goliat, Israel verfolgt die Philister. David wird dem Saul vorgestellt 
(17, 38 58). David befreundet sich mit Jonatan und wird von Saul 
zuriickbehalten und kampft in seinem Auftrag (18, i 5). Nach der 
Riickkehr aus der Philisterschlacht wird David mehr gepriesen als Saul. 
Der eifersiichtige Konig sucht ihn beim Harfenspiel an die Wand zu 
spiefien (18, 6 n). Saul macht David zum Heerfuhrer, um ihn zu 
beseitigen (18, 12 14). Durch Angebot seiner Tochter Merab lockt er 
David in gefahrliche Kampfe, erfiillt aber sein Angebot nicht(i 8, 15 19). 
Auch aus den weiteren Kampfen mit den Philistern kehrt David heil 
zuriick, und Saul mufi ihm, wie versprochen, seine Tochter Mikal zum 
Weibe geben (18, 20 30). Jonatans Fiirsprache stellt das friihere Ein- 
vernehmen zwischen Saul und David wieder her (19, i 7). David 
besiegt die Philister (19, 8). Saul sucht David an die Wand zu spiefien; 
letzterer entweicht (19, 9 10). Den Nachstellungen im eigenen Hause 
entzieht ihn Mikal durch List (19, n 17). David geht zu Samuel nach 
Rama. Vor den Sendlingen des Konigs und dem Konig selbst wird 
er dadurch gerettet, daft seine Verfolger in prophetischen Zustand ge- 
raten und darob nicht imstande sind, ihn zu ergreifen (19, 18 24). 
Jonatan verspricht David, ihn iiber die Nachstellungen seitens seines 
Vaters durch ein verabredetes Zeichen zu unterrichten (20, i 23). Saul 
bedroht das Leben Davids, und Jonatan gibt David die verabredete 
Nachricht (20, 24 43). David kommt nach Nob, erhalt dort vom 
Priester Achimelek Schaubrote als Zehrung und nimmt Goliats Schwert 
aus dem Heiligtum (21, i 10). Vor Akis, dem Konig von Gat, rettet 
er sich durch Verstellung (21, n 16). David sammelt Freibeuter- 
scharen um sich (22, i 5). Die Priester von Nob werden wegen der 
Begiinstigung Davids getotet ; Abjatar, ein Sohn Achimeleks, entkommt 
und flieht zu David (22, 6 23). David befreit Ke c ila von den Phili- 
stern (23, i 5). Dort entrinnt er infolge gottlicher Weisung mittels 
des Ephods des Abjatar den Nachstellungen Sauls (23, 6 13). Zu- 
sammentreffen des David und Jonatan in der Wiiste Ziph (23, 14 18). 
Die dortigen Bewohner verraten David; durch einen Philistereinfall 
wird Saul gezwungen, den eingeschlossenen David entrinnen zu lassen 
(23, 19 28). David schont den Saul, den er toten konnte; beide 
sprechen sich aus und scheiden versohnt voneinander (24, i 23). 
Samuels Tod (25, i a ). Nabal versagt dem David eine Ehrengabe fur 
die Schonung seines Besitztums, Nabals Weib Abigail versohnt den 
David. Nabal stirbt bald. Abigail wird Davids Gattin (25, i 8 44). Die 
Bewohner von Ziph verraten David an Saul. Saul ist dem nachts ins 
Lager dringenden David in die Hand gegeben und wird geschont. 
Beide sprechen sich aus und scheiden versohnt voneinander (26, i 25). 
David entweicht vor den Nachstellungen des Saul zu Akis, dem 



Nr. 1 86 A. Die Geschichtsbiicher. 5. Die Biicher Samuel. 139 

Philisterkonig in Gat, erhalt Siklag als Wohnort und vernichtet ohne 
Wissen des Akis Philisterstadte (27, i 12). Vor einem Kampfe mit 
den Philistern, in deren Gefolgschaft David sich befindet, lafit die Hexe 
von c Endor dem Saul den Geist Samuels erscheinen. Dieser verkiindet 
ihm Niederlage und Untergang (28, i 25). Wegen des Mifitrauens der 
Philisterfiirsten mufi Akis David nach Hause entlassen (29, i n). 
Siklag wird von den Amalekitern gepliindert. David jagt ihnen die 
Beute ab und bestimmt, dafi die Kriegsbeute zwischen Kampfern und 
Wachtern des Gepackes geteilt werde (30, i 31). Saul und seine Sohne 
fallen im Kampf gegen die Philister (31, i 13). David totet den Boten, 
der den auf den Tod verwundeten Saul auf seinen Wunsch hin getotet 
hat und die Todesnachricht iiberbringt (2 Sm i, i 16). Davids Toten- 
klage uber Saul und Jonatan (i, 17 27). David wird in Hebron als 
Konig uber Juda anerkannt (2, i 7). 

186. IV. Davids Konigtum (2 Sm 2, 8 24, 25): Sauls Sohn Isboset 
wird fur zwei Jahre Konig der iibrigen Stamme (2, 8 10). Davids 
Konigtum in Hebron und iiber Juda dauert 7*/2 Jahre (2, n). In einem 
Kampf werden Davids Gegner besiegt (2, 12 32). Abner, der Feld- 
herr der Anhanger des Hauses Saul, entzweit sich mit Kboset und 
fiihrt ganz Israel dem David zu (3, i 21). Abner wird von Joab, 
Davids Heerfiihrer, aus Rache ermordet und von David betrauert 
(3, 22 39). Isboset wird ermordet, die Morder von David getotet 
(4, i 12). David wird im Alter von dreifiig Jahren als Konig iiber 
ganz Israel anerkannt und regiert 33 Jahre lang in Jerusalem (5, i 5). 
Er erobert Jerusalem von den Jebusitern und wird immer machtiger 
(5, 6 1 6). Er schlagt die Philister zweimal (5, 17 25). David will 
die Bundeslade holen; da c Uzza wegen unbedachter Beruhrung der 
Lade stirbt, lafit er sie im Hause des 'Obededom (6, i n). Der 
Segen des Herrn uber 'Obededom ermutigt David, die Lade feierlich 
in die Davidsstadt zu bringen (6, 12 19). Sein Weib Mikal verspottet 
ihn und wird mit Kinderlosigkeit gestraft (6, 20 23). Als David Ruhe 
vor seinen Feinden hat, gedenkt er dem Herrn einen Tempel zu bauen. 
Der Prophet Natan verkiindigt ihm einen Nachkommen, der Davids 
Haus fur ewig begriinden und dem Herrn einen Tempel bauen soil 
(7, i 29). Kampfe Davids mit den umliegenden Volkern (8, i 14). 
Seine Beamten (8, 15 18). David sorgt fur Mephiboset, den Sohn 
Jonatans, den letzten Nachkommen aus dem Hause Sauls (9, i 13). 
David besiegt die Ammoniter, welche seine Abgesandten beschimpft 
hatten, und die mit ihnen verbundeten Aramaer (10, i 19). Er begeht 
Ehebruch mit Batseba', dem Weibe des Urijja, der gegen die Ammoniter 
stand, lafit den Mann im Kriege umkommen und nimmt Batseba c zum 
Weibe (n, i 27*). Gott tadelt den Konig durch den Propheten Natan; 
David erkennt seine Siinde und wird durch den Tod seines Sohnes 
gestraft (n, 27 b 12, 23). Geburt des Salomo (12, 24f.). David vollendet 
selbst den Kriegszug gegen die Ammoniter (12, 26 31). Amnon, 
Davids Sohn, entehrt Tamar, die Schwester Absaloms ; dieser totet ihn 
dafiir (13, i 39). Joab erwirkt dem Absalom Verzeihung beim Konig 



140 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 187 

(14, i 33). Absalom verschwort sich gegen David, welcher mit we- 
nigen Anhangern fliichten mufi; er wird von Sim c i verflucht (15, i 
bis 1 6, 14). In Absaloms Umgebung macht sich Verrat geltend (16, 15 
bis 17, 23). Im Kampfe gegen Davids Heer unterliegt Absalom und findet 
durch Joab seinen Tod (17, 24 18, 18). David betrauert seinen Sohn 
(18, 19 19, i [93 18, 33]). Joab verweist dem Konig seine iibergrofie 
Trauer (19, 2 [95 i] bis 9). Das abgefallene Volk schliefit sich all- 
mahlich wieder dem David an (19, 10 15). Er kehrt nach Jerusalem 
zuriick (19, 16 44). Joab unterdriickt die Emporung des Seba c (2o, 
i 22). Die Beamten Davids (20, 23 26). Eine Hungersnot veranlafit 
David, die Nachkommen Sauls mit Ausnahme des Mephiboset den 
Gib c oniten auszuliefern ; diese toten sie aus Rache. David holt Sauls 
und Jonatans Gebeine in die Heimat (21, i 14) 1 . In Kampfen mit 
den Philistern fallen vier Sohne Raphas durch Davids Mannen, darunter 
ein Goliat (21, 15 22). Lied Davids, als er von seinen Feinden, auch 
von Saul, befreit war (22, i 51 = Ps 18 [93 17], 3 51). Noch ein Lied 
als Davids letzte Worte (23, i 7). Die Helden Davids und ihre Taten 
(23, 8 39). Wegen einer Volkszahlung (24, i 9) sucht Gott Davids 
Volk mit einer Pest heim. David errichtet einen Altar auf der Tenne 
des Arauna und opfert; die Plage hort auf (24, 10 25). 

36. Die Teilung des Sm-Buches. 

187. Das Buch Sm war urspriinglich ungeteilt 2 . Nachtraglich 
wurde Sm wie Rg, Chr und Ezr-Neh in zwei Biicher geteilt. Am 
friihesten ist die Teilung in bezeugt; vielleicht ist sie auch 
durch eingefuhrt worden 3 . Der Grund zur Teilung wird rein 
aufierlich gewesen sein 4 ; jedenfalls ist die Trennung nicht durch 
den Inhalt begriindet. B kennzeichnet die Zusammengehorigkeit 
der beiden Biicher dadurch, dafi 2 Sm I, I auch zum SchluB von 

1 Sm gefiigt wird. 

1 T. Kroner, Mifihandlung der Volksfremden eine Entweihung Gottes (Fest- 
schrift fur A. Schwarz, B. 1917, 63 74). 

2 Talmud, b. Baba batra f. I4 b ; Origenes, In Ps I (Eusebius, Hist, eccles. 
6, 25, 2 : 'ev Iccuoui'iA.) ; Hexapla; Kyrillos v. Jerus., Cat. 4, 35 (M g 33, 500); Hiero- 
nymus, Prologus galeatus ; 911, welche die clausula massoretica erst nach 

2 Sm setzt. 

3 So Steuernagel (s. o. S. 10) 308 u. a. L. Blau (Studien zum althebraischen 
Buchwesen und zur biblischen Literatur- und Textgeschichte. I. Studien zum 
althebraischen Buchwesen und zur biblischen Literaturgeschichte , StraC- 
burg 1902, 51) nimmt bereits eine geteilte hebraische Vorlage an. 

4 Blau a. a. O. fiihrt den Normalumfang einer Rolle als Grund an, auch 
die Handlichkeit kleinerer Rollen fur den Privatgebrauch ; ahnlich E. Nestle 
(ExpT 1 8, 383), der den grofieren Umfang des -Textes gegeniiber dem 3Qft 
geltend macht. 



Nr. 190 A. Die Geschichtsbiicher. 5. Die Biicher Samuel. 141 

37. Sm und Jdc. 

188. Zwischen den Anfangskapiteln von Sm (i Sm i 7) und 
Jdc bestehen einige auffallige Beziehungen, die eine Erklarung 
fordern. 

Die Anlage der Samuelerzahlung entspricht der Samsongeschichte 
von Jdc (i Sm i, i Jdc 13, 2, Unfruchtbarkeit der Mutter, Weihe des 
Sohnes). Der Schlufivers von Jdc (21, 25) leitet eine neue, also die 
nachfolgende Erzahlung von i Sm i, iff. ein (vgl. Jdc 17, 6; 18, i ; 
19, i, wo die gleiche Angabe als Einleitung zur nachfolgenden Er- 
zahlung erscheint) ; der Vers ist bei Trennung der urspriinglichen Ein- 
heit des Textes falsch zugeteilt worden. Die Geschichte von c Eli und 
Samuel ist in den Formen der Richtererzahlungen gehalten (vgl. 4, 18; 
7, 13 17). Die Philisternot von Jdc 10, 6f. ; 13, i bildet den Hinter- 
grund von i Sm i ff. (vgl. 4, i ff.). Der Ort der Ereignisse ist Silo so- 
wohl am Schlufl von Jdc wie am Anfang von Sm. 

189. Manche Exegeten halten deshalb i Sm i 7 fur einen ehemaligen 
Bestandteil von Jdc, der durch unrichtige Teilung des Textes davon 
getrennt worden sei *. Die formale Ahnlichkeit von i Sm i 7 mit den 
Richtererzahlungen des Hauptteiles von Jdc sprache zu Gunsten dieser 
Ansicht. Allein anderseits waren die Anhange des Richterbuches als 
Vorspiele fiir die Einfiihrung des Konigtums zu Sm 8 ff. zu ziehen. Man 
kann darum i Sm i 7 nicht von dem folgenden Inhalt i Sm 8ff. 
(Einrichtung des Konigtums und Geschichte der ersten Konige in 
Israel) trennen. Weil die Beziehung zwischen Jdc und Sm so wider- 
spruchsvoll erscheint, darf man weder Jdc 176. zu i Sm noch i Sm 
i 7 zu Jdc ziehen. 

Dieser unklare Ubergang von Jdc auf Sm scheint dieselbe Ur- 
sache zu haben, die fast bei alien geschichtlichen Buchern des 
AT wirksam war. Eine Bearbeitung, welche eine verloren ge- 
gangene Literatur aus den noch vorhandenen Trummern wieder- 
herzustellen bemiiht war, konnte zur Folge haben, dafi die Uber- 
gange von einem Buch zum andern verwischt wurden, ohne dafi 
die Anzeichen von Selbstandigkeit vollstandig verschwanden. 

38. Literarische Eigenart von Sm 2 . 

190. Dafi der Verfasser Quellen beniitzt hat, ist bei der Einlafi- 
lichkeit und Genauigkeit der Darstellung sowie bei der langen 

1 Vgl. Klostermann (s. o. S. 136) XV f. ; Schlogl (s. o. S. 134 ') i, xxxf., der 
die Kapitel sogar vor den Anhangen zu Jdc nach Jdc 15, 20 einschiebt. 

2 S. A. Cook, Critical notes on OT history : The traditions of Saul and 
David, Ld. 1907 (vgl. JqR Bd. 17 19). A. Fernandez S. J., Estudios de critica 



I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 191 

Zeit, die geschildert wird, naturgemaC anzunehmen. Fiir Davids 
Klage urn Saul und Jonatan wird ausdriicklich auf das' Buch 
des Gerechten ( Liederbuch) verwiesen (2 Sm I, 18). Fiir 
die Geschichte Davids wissen wir aus i Chr 29, 29, dafi Quellen 
vorhanden waren (Worte Samuels, des Sehers, Worte des Pro- 
pheten Natan, Worte des Gad, des Schauers). Aber dariiber 
hinaus laCt die enge Beziehung zu Jdc erwarten, dafi auch Sm 
keinen unversehrten Textbestand mehr aufweist. Tatsa.cb.lich 
finden sich Anzeichen, dafi verschiedene Materialien zusammen- 
gefafit wurden, die nicht mehr durchgreifend verarbeitet wor- 
den sind. 

191. i Sm 2, 18 H 3, i. 4, 21 H 4, 22. 6, 14 || 6, 15. 7, i6 b || 7, 17". 8, 7 
|| 8, 22. Die Wahl Sauls zum Konig kommt in doppelter Gestalt vor: 
i Sm 8; 10, 17 27; 12(19, * 10 > *6; [ ZI ]> Z 3> I 4 1 - T Sm 10, loff. 
|| 19, 1 8 if. Das Zusammentreffen Sauls mit David ist ebenfalls nicht ein- 
heitlich erzahlt 2 : i Sm 16, 14 23; 17, 32 ff. || 17, 12 31; 17, 51 18, 5; 

18, 9 10 17 19 29^ 30 3 . Vgl. 20, 5 mit 20, i8ff.; 21, 10 mit 21, n; 
26, 25 mit 27, i ff. Der Tod Samuels wird zweimal erwahnt, 25, i 
und 28, 3. Aufier der kurzen Glosse i Sm 9, 9, welche wegen der un- 
richtigen Einreihung einen nachtraglichen Einschub vermuten laftt, ist 
auch das Lied der Anna (i Sm 2, i 10) im DIt nach i.Sm i, 28**, in 
der vor diesem Stichos (3R -i, 28* = 2, u a ) eingereiht 4 . 

textual y literaria. 2. I Sm I 15. Critica textual, Rom 1917. *N. Peters, 
Beitrage zur Text- und Literarkritik sowie zur Erklarung der Biicher Sa- 
muel, Frb. i. Br. 1899. M. H. Segal, Studies in the books of Samuel (JqR N. S. 
5,201235; 6, 267302 555587; 8, 75100; 9, 437o; 10,203236 421 
bis 444). H. Wiesmann S. J., Bemerkungen zum i. Buch Samuel (ZkTh 

Bd. 3235)- 

1 Vgl. J. Schafers, I Sm I 15 literarkritisch untersucht (BZ Bd 5 u.6). Fiir 
die Einheitlichkeit der Erzahlung tritt ein H. Wiesmann S. J., Die Ein- 
fiihrung des Konigtums in Israel (i Sm 8 12) (ZkTh 34, 118 153). 

2 i Sm 13 und 15 sind keine Parallelen; vgl. J. Goettsberger, Die Ver- 
werfung Sauls i Sm 13 und 15 (Festgabe fur A. Knopfler, Frb. i. Br. 1917, 
140 158). 

3 Auch hier glaubt H. Wiesmann S. J. (Davids Jugendzeit [i Sm 15, 35 bis 

19, 18] [ZkTh 38, 391 410]) durch tiefgreifende Umstellungen einen als Ein- 
heit haltbaren Text gewinnen zu konnen. B laflt hier manche Doppelungen 
aus, was mit der Geschichte des Textes und seiner allmahlichen Entwicklung 
zusammenhangen wird. 

4 P. Dhorme O. P. (Le Cantique d'Anne [i. Sam. II, i 10] [Rb N. S. 4, 
386 397]) laCt das Lied erst unter Johannes Hyrkanus (135 105 v. Chr.) 
entstanden sein. Vgl. V. Zapletal O. P., Alttestamentliches, Frb. i. S. 1903, 
99112. 



Nr. 194 A. Die Geschichtsbiicher. 5. Die Biicher Samuel. 143 

192. Diese Unausgeglichenheit der Textbestandteile hat manche 
Exegeten veranlaCt, die kritischen Quellen des Pentateuchs auch 
in Sm zu suchen 1 ; die Mehrzahl der Exegeten nimmt das nicht 
als nachgewiesen an 2 oder bestreitet es. Die eigentiimlichen 
Spuren der Entstehung teilt Sm jedenfalls mit den vorausgehenden 
Biichern einschliefilich des Pentateuchs. Der Hinweis auf nach- 
tragliche Geschicke, die das fertige Buch betrafen, kann auch hier 
die gegenwartige Form erklaren und dabei den unverkennbaren 
Anzeichen eines selbstandigen Sm-Buches Rechnung tragen. 

39. Entstehungszeit von Sm. 

193. Schon die Zeit Davids gehort fur den Verfasser der Vergangen- 
heit an ; um so mehr die Geschichte Samuels 3 . Auch die Reichstren- 
nung (932) ist schon voriiber, weil Juda und Israel unterschieden werden 
(i Sm 18, 16 ; 27, 6 4 ; 2 Sm 2, i 9; 3, 10). Diesem terminus a quo kann 
mit derselben Bestimmtheit als terminus ad quern nur die Abfassungs- 
zeit der Konigsbiicher gegeniibergestellt werden (babylonisches Exil) 5 . 
Ein Anhaltspunkt von unsicherer Natur ist die groftere Sprachreinheit 
des Sm-Textes. Dafi nichts im Buche auf das assyrische Exil hinweist 
(722), ist ein argumentum ex silentio, das wegen mangelnden Gegen- 
beweises Beachtung verdient. Verwandtschaft mit dem Stil von Dt wird 
von der kritischen Schule geltend gemacht 6 . 

Am besten setzt man Sm geraume Zeit nach 932, aber noch 
vor 722 7 , oder wenigstens vor der Abfassung von Rg, spatestens 
gleichzeitig damit an. 

194. Wer den- Verfasser bestimmen will, kann sich nur auf Ver- 
mutungen stiitzen. Auf Samuel kam man meist wohl nur wegen des 

1 So z. B. K. Budde, Die Biicher Richter und Samuel, ihre Quellen und 
ihr Aufbau, Giefien 1890; Caspari (s. o. S. 33 s ); T. Klaehn, Die sprachliche 
Verwandtschaft der Quelle K der Samuelisbiicher mit der Quelle J des Hepta- 
teuchs. Ein Beitrag zur Losung der Frage nach der Identitat beider Quellen, 
Lp. 1914. 

2 Dhorme (s. o. S. 136) behalt aber die Bezeichnung J und E auch fur 
Sm bei. 

3 I Sm 9, 9 darf dabei freilich keine Rolle spielen, weil der Vers nach- 
traglich eingeschoben wurde; so Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 52; Schulz 
(s. o. S. 136) 2, 332. 

4 Nach Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 52 konnte die Stelle Glosse sein. 

5 So J. B. Glatigny O. F. M. (s. o. S. 77 2 ) 129 (vgl. Dhorme [s. o. S. 136] 8). 

6 Dementsprechend datiert Dhorme (s. o. S. 136) 8 Sm nicht vor 621. 

7 So Hudal (s. o. S. 9) 102, 2 ~ 3 no: von 850 bis 750. 



144 ' *' ^ e ^' ^* e Biicher des AT im einzelnen. Nr. 195 

Namens des Buches 1 ; die Propheten Samuel, Natan und Gad nannte 
man wegen i Chr 29, ag 2 . Den erwahnten Anzeichen spaterer Zeit 
tragen jene Rechnung, welche spatere Bearbeiter annehmen, wie Isaias, 
Jeremias. 

40. Der Text von Sm 3 . 

195. Der 9It 1st so schlecht iiberliefert wie kaum bei einem andern 
Buch des AT, ausgenommen vielleicht Ez und Os. Auch der -Text, 
der im allgemeinen getreu seiner Vorlage folgt, ist nicht gut erhalten. 
Nach manchen Exegeten gibt zum Teil eine eigene hebraische Vor- 
lage wieder. Jedenfalls scheinen die literarischen Wiederherstellungs- 
arbeiten an Sm noch in die Zeit der hineinzureichen (vgl. besonders 
i Sm 16 18; s. o. S. 142 3 ). 

6. Die Biicher der Konige. 

41. Name. Literatur. 

196. B^ 1 ? (auch tVob'Q'ja, Hieronymus, Prol. gal.), Tpirr| mi 



TUJV BaffiXeiuiv, Liber Regum tertius, quartus, secundum Hebraeos 
primus, secundus Malachim (Rg, Kg). Der Name stammt vom 
Beginn des Buches (^bainl) und vom Inhalt, der eine Geschichte 
der Konige darstellt. Ehedem ein Buch (30ft), wurden nach- 
traglich zwei Biicher unterschieden (). und 33 zogen i, 2 Sm 
noch zu Rg und zahlen daher i 4 Rg 4 . 

1 So schon der Talmud, b. Baba batra f. I4 b (dagegen 'Tanchuma j. 33 i.; 
vgl. Konig [s. o. S. 2 2 ] 263 *) ; Gregorius M., In libr. I Rg expos., prooem. 4 
(M 1 79, 20), der nicht so fast Geschichte als Weissagung darin sehen wollte. 

2 Hummelauer (s. o. S. 136) 21 ff. Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 s ) 2 5 , 52. 

3 S. R. Driver, Notes on the Hebrew text and the topography of the 
books of Samuel with an introduction in Hebrew palaeography and the 
ancient versions and facsimiles of inscriptions and map, Oxford 1890, 2 I9I3- 
Klostermann (s. o. S. 136) XXXVI ff. Peters (s. o. S. 141 2 ). Schulz (s. o. S. 136) 
2, 316 324. O. Thenius, Die Biicher Samuelis erklart (KeH), Lp. 1842, 3 von 
M. Lohr, 1898. H. Tiktin, Kritische Untersuchungen zu den Biichern Sa- 
muels (FRLAuNT N. F. 16), Gott. 1922. J. Wellhausen, Der Text der Biicher 
Samuelis, Gott. 1871. Kritische Textausgaben : K. Budde, The books of Sa- 
muel in Hebrew (Regenbogenbibel [s.u. 211, Nr. 730]), Lp. 1894. *N.Schlogl, 
Libri Samuelis hebraice (Libri VT ope artis criticae et metricae quantum 
fieri potuit in formam originalem redacti), Wien 1905. Eine Ausgabe und 
Bearbeitung auf Grund seiner Metrik veranstaltete E. Sievers, Metrische 
Studien. III. Samuel. Metrisch hrsg. I. Text (Abh. d. k. sachs.GdW, phil.-hist. 
Kl. 23, 4), Lp. 1907. 

4 Vor Verwechslung (s. o. S. 136 J ) schiitzt am besten die Zitierungsform : 
i, 2 Sm und 3, 4 Rg. 



Nr. 199 A. Die Geschichtsbiicher. 6. Die Biicher der Konige. 145 

197. I.Benzinger, Die Bucher der Konige erklart (KH Kg), Frb.i. Br. 1899. 
*J. D oiler, Geographische und ethnographische Studien zum 3. u. 4. Buch 
der Konige (Theol. Stud, der Leo-Ges. 9), Wien 1904. K. F. Keil, Die Biicher 
der Konige (BC 2, 3), Lp. 1845, 2 i876. R. Kittel, Die Biicher der Konige 
iibersetzt und erklart (GHK 5), Gott. 1900. Klostermann (s. o. S. 136). 
S. Landersdorfer O. S. B., Die Bucher der Konige iibersetzt und er- 
klart (HSAT 3, 2), Bonn 1927. *B. Neteler, Das 3. u. 4. Buch der Konige 
der Vulgata und des hebraischen Textes iibersetzt und erklart, Mstr. i. W. 
1899. A. San da, Die Bucher der Konige iibersetzt und erklart (EH 9), 
Mstr. i. W. 1911/12. J. Schets, Het derde en vierde boek der Koningen 
(Biblia sacra [s. o. S. 124] 2, 3), 's Hertogenbosch 1904. N. Schlogl, Die 
Bucher der Konige; die Bucher der Chronik iibersetzt und erklart (KwC 
i, 3, 2), Wien 1911. 

42. Inhalt der Konigsbiicher. 

198. Rg behandelt die Geschichte des Volkes Israel vom Tode 
Davids (einschliefilich) bis zum 37. Jahre des Konigs Jehojakin von 
Juda im babylonischen Exil. Nach David und Salomo (3 Rg i, i 
bis 12, 24) beginnt die Geschichte der getrennten Reiche Juda 
und Israel bis zur assyrischen Gefangenschaft, welche das Nord- 
reich betraf (3 Rg 12, 25 4 Rg 17, 41), woran sich die Geschichte 
des iibriggebliebenen Siidreiches Juda schlieCt (4 Rg 18, i 25, 30). 
Im einzelnen kniipft der Verfasser seine Berichterstattung an die 
Namen der Konige an, deren genau verzeichnete Regierungs- 
zeiten eine geschlossene Chronologic ergeben. 

199. Die Chronologic und Geschichte der jiidischen und is- 
raelitischen Konige 1 . 

I. David und Salomo (3 Rg i, i 12, 24). 

David 
(1012 972; 3 Rg 2, ii : 40 Jahre 2 ). 

David und Abisag von Sunem (3 Rg i, i 4). Adonijja will Konig 
werden. Der Prophet Natan und BatsebV bringen David dazu, Salomo 

1 A. Deimel S. J., Veteris Testamenti chronologia monumentis babylonico- 
assyriis illustrata (Splb), Rom 1912. F. A. Herzog, Die Chronologic der 
beiden Konigsbiicher (AtAbh i, 5), Mstr. i. W. 1909. J. Hontheim S. J., Die 
Chronologie des 3. und 4. Buches der Konige (ZkTh 42, 463 481 687 718). 
A. M. Kleber O. S. B., The chronology of 3 and 4 Kings and 2 Paralipomenon 
(Bb 2, 329 170205). Kugler (s. o. S. 93 2 ) 134200. Mahler (s. o. S. 13 J ). 
P. Riefiler, Zur Chronologie des AT (ThQ 104, i 19 156 170; 105, 130). 
Sanda (s. o. Nr. 197) 2, 399 ff. 

2 Daten fiir die Zeiten vor dem israelitischen Konigtum und Saul s. o. 
S. 13 1 15 131 f. 136. 

Goettsberger, Einleitung in das AT. IO 



146 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 199 

zum Konig ausrufen zu lassen (i, 5 53). Davids letzte Weisungen an 
Salomo und sein Tod (2, i n). 

Salomo 
(972932 ; 3 Rg n, 42 : 40 Jahre) 

Er strait Adonijja, Abjatar, Joab und Sim c i (3 Rg 2, 12 46), heiratet 
die Tochter Pharaos (3, i), erbittet sich von Gott nach einera Opfer 
in Gib c on Weisheit (3, 2 15), schlichtet den Streit zweier Mutter um 
ein Kind (3, 16 28). Die Beamten des Salomo (4, i 19). Regierung 
und Hofhaltung Salomos werden glanzvoll geschildert (4, 20 5, 8 [33 4, 
20 28]), seine Weisheit gepriesen (5, 9 14 [33 4, 29 34]). Mit Hilfe 
der Holzarbeiter des Hiram, Konigs von Tyrus, und aus dem eigenen 
Volke ausgehobener Fronarbeiter schafft Salomo Holz und Steine vom 
Libanon fur den Tempelbau herbei (5, 15 32 [33 5, i 18]). Im 480. Jahre 
nach dem Auszug aus Agypten im 4. Jahre seiner Regie- 
rung im 2. Monat (Ziv) (6, i) beginnt Salomo den Tempelbau, im 
ii. Jahre seiner Regierung im 8. Monat (Bui) (6, 38) vollendet er ihn 
(6, i 38). Dreizehn Jahre baut er an seinem Hause (7, i 12). Durch 
einen Erzbearbeiter Hiram von Tyrus lafit er die beiden Saulen Jakin 
und Bo c az vor dem Tempel (7, 13 22), das eherne Meer (7, 23 26), 
zehn Stander mit Kesseln (7, 27 47) fertigen. Auch was sonst noch 
notig war, vollendet Salomo (7, 48 51). Die Bundeslade wird in den 
Tempel iibertragen (8, i 9). Die Herrlichkeit des Herrn erscheint 
(.8, 10 f.). Salomo segnet das Volk und redet zu ihm (8, 12 21). Er 
richtet ein umfangreiches Gebet zum Herrn (8, 22 53). Er segnet 
das Volk (8, 54 61). Tempelweihe durch Opfer (8, 62 66). Gott er- 
scheint dem Salomo und kiindigt ihm Dauer seines Konigtums an und 
bedroht den Abfall von Jahwe mit Untergang (9, i 9). Entlohnung 
des Konigs Hiram mit 20 galilaischen Stadten (9, 10 14). Fron- 
arbeiten imLande mittels der Kanaaniter (9, 15 21). Die Volksgenossen 
dienen als Kriegsleute und Beamte (9, 22 f.). Weitere Unternehmungen 
Salomos, seine Ophirfahrten (9, 24 28). Besuch der Konigin von Saba 
(10, i 13). Weitere ruhmreiche Unternehmungen Salomos (10, 14 22). 
Sein Ansehen bei fremden Volkern (10, 23 29). Er wird durch seine aus- 
landischen Frauen zum Gotzendienst verfiihrt ; Gott kiindigt ihm dafiir 
Verlust des grofieren Teiles des Volkes an (n, i 13). Hadad von 
Edom, der in Agypten Aufnahme fand, und Rezon von Aram treten als 
Widersacher Salomos auf (n, 14 25). Jarob c am (Jeroboam), Salomos 
Untertan, erhalt durch den Propheten Ahijja von Silo die Herrschaft 
iiber 10 Stamme Israels an Stelle von Salomos Sohn verheifien; er mufi 
vor Salomo nach Agypten fliehen(n, 26 40). Tod Salomos; Rehab'am, 
sein Sohn, folgt ihm (u, 41 43). In Sichem unterhandelt Jarob c am 
an der Spitze des Volkes mit Rehab'am ; dieser stofit das Volk durch 
Harte von sich ; Juda bleibt dem Hause Davids treu ; die ubrigen Stamme 
machen Jarob'am zum Konig (12, i 20). Durch den Gottesmann Sema'ja 
wird Rehab c am vom Bruderkrieg gegen Israel zuriickgehalten (12, 21 
bis 24). 



Nr. 200 A. Die Geschichtsbiicher. 6. Die Bucher der Konige. 147 

200. II. Die getrennten Reiche Juda und Israel (seit 932 1 ) 
(3 Rg !2, 254 Rg 17, 41). 

Juda. Israel. 

J a r o b c a m (Jeroboam) (93 2 9 1 2 ; 

3 Rg 12, 25 14, 20) errichtet goldene Kalber in Betel und Dan (12, 
25 31). Ein Gottesmann tritt ihm bei einem Feste in Betel entgegen 
(12, 32 13, 10). Der Gottesmann wird wegen Ungehorsams gegenGottes 
Geheifi mit dem Tode bestraft (13, n 32). Da Jarob c am im Gotzen- 
dienst verharrt, droht ihm der Prophet Ahijja den Tod seines Sohnes 
an. Der Sohn stirbt (13, 33 14, 18). Jarob'ams Regierung endet nach 
22 Jahren (14, igf-) 2 - 

Rehab'am (932 917; 3 Rg 14, 2131) bleibt Jahwe nicht treu (14, 
21 24). Zug Sisaks, Konigs von Agypten, gegen Juda (14, 25 28). 
Schlufi der Regierung Rehab'ams (14, 29 31). 

Abija (916 914; 3 Rg 15, i 8) bleibt Jahwe nicht treu (15, i 6). 
Schlufi seiner Regierung (15, 7 f.). 

Asa (913 873; 3 Rg 15, 9 24) beginnt im 20. Jahre des Jarob c am 
(15, 9) zu regieren, dient Jahwe (15, 10 15) und wehrt den Angriff 
des Ba c sa von Israel ab, indem er dessen Bundesgenossen Benhadad 
von Aram abspenstig macht (15, 16 22). Schlufi (15, 23!). 

Nadab (912 911; 

3 Rg 15, 25 32) kommt im 2. Jahre des Asa auf den Thron, mififallt 
Jahwe und wird von Ba'sa im 3. Jahre Asas mit dem ganzen Hause 
Jarob'ams ermordet. Schlufi. 

Ba'sa (911888; 

3 Rg 15, 33 1 6, 7) kommt im 3. Jahre Asas zur Regierung und mifi- 
fallt Jahwe (15, 33 f.). Jehu kiindigt ihm und seinem Hause wegen 
seines Abfalls den Untergang an (16, i 4). Schlufi (16, 5 f.). Die Strafe 
wird ihm auch angedroht wegen seiner Tat an Jarob c am (16, 7). 

El a (888887; 

3 Rg 1 6, 8 14) kommt im 26. Jahre des Asa zur Regierung und wird 
von Zimri nach 2 Jahren mit seinem ganzen Hause ausgerottet. Schlufi. 

Zimri (887; 

3 Rg 16, 15 22) regiert nur 7 Tage und wird durch den Heer- 
fiihrer c Omri wegen seines Abfalls von Jahwe gestiirzt. Schlufi 

1 Die Jahreszahl ist von der Schlacht von Karkar (854), ein Jahr vor 
dem Tode des Ahab von Israel (s. u. S. 148), mit den als zuverlassig be- 
trachteten Regierungszahlen der Konige von Juda errechnet. Der Ansatz 938 
fur die Reichstrennung ergibt sich, wenn man von der Tributzahlung des 
Jehu von Israel (842; s. u. S. 149 2 ) aus zuriickrechnet. Friihester Ansatz fur 
die Trennung der Reiche 990 (vgl. *J. Raska, Chronologic der Bibel im Ein- 
klang mit der Zeitrechnung der Agypter und Assyrer, Wien 1878). Kugler 
(s. o. S. 93 2 ) 169 verbessert die Zahlen vor 854 und kommt auf 929. 

2 Dabei wird wie auch in den folgenden Schlufiformeln fur weitere Dinge 
auf andere Quellen verwiesen. 



148 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 200 

Juda. Israel. 

1 6, 15 20). Im nachfolgenden Thronstreit siegt c Omri iiber Tibni 

1 6, 2 if.). 

'Omri ([887] 883876; 

3 Rg 16, 23 28) wird im 31. Jahre des Asa (unbestritten) Konig, verlegt 
seinen Sitz von Tirsa nach Samaria (Someron) und mififallt Jahwe. Schlufi. 

Ahab (876854; 

3 Rg 1 6, 29 22, 40) wird im 38. Jahre Asas Konig und fallt mehr als 
die friiheren Konige des Reiches Israel von Jahwe ab (16, 29 33). 
Jericho wird wieder aufgebaut (16, 34). Der Prophet Eli as, der Tis- 
bite, sagt eine Trockenheit voraus (17, i). Er selbst wird anfanglich 
wunderbar unterhalten, dann von einer Witwe in Sarepta versorgt, 
deren Vorrate wunderbar vermehrt werden (17, 2 16). Elias erweckt 
den Sohn der Witwe zum Leben (17, 17 24). Er tritt dem Ahab ent- 
gegen und ladt dessen Baalspropheten zum Opfern auf dem Berge Karmel. 
Elias' Opfer bringt den Regen (18, i 46). Vor der Konigin Jezabel 
fliichtet Elias, wird wunderbar gespeist, am Horeb einer Gotteserschei- 
nung gewiirdigt und mufi Haz'el zum Konig von Aram, Jehu zum 
Konig von Israel und Elisaus zu seinem Nachfolger salben (19, i 18). 
Er beruft Elisaus ('ElisV) zu seinem Nachfolger (19, 19 21). Ben- 
hadad bestiirmt mit vielen Verbiindeten Samaria (20, i 12). Mit Hilfe 
des Herrn schlagt Ahab mit wenig Mannen Aram (20, 13 21). Bei 
einem wiederholten Kampfe in der Ebene wird Aram wiederum ge- 
schlagen (20, 22 30). Auf Bitten des Benhadad versohnt sich Ahab 
mit Aram (20, 31 34). Durch einen Propheten wird Ahab Strafe an- 
gedroht wegen der Freilassung des Benhadad (20, 35 43). Um eines 
Weinberges willen lafit Ahab nach dem Rate seiner Gemahlin Jezabel 
den Nabot unter falscher Anschuldigung hinrichten ; Elias weissagt ihm 
Untergang. Auf seine Bufie hin wird das Unheil auf die Zeit seines 
Sohnes verschoben (21, i 29). Nach dreijahrigem Frieden zwischen 
Ahab und Aram 1 will Ahab Aram angreifen; falsche Propheten ver- 
heifien Erfolg, der Prophet Mika aber Ungluck. Trotz Verkleidung 
fallt Ahab im Kampfe (22, i 38). Schlufi (22, 39 f.). 

Josaphat (Jehosaphat) (873 849; 3 Rg 22, 41 51) wird im 4. Jahre 
des Ahab Konig und getallt Jahwe, wobei der Kult auf den Hohen 
bleibt (22, 41 45). Schlufi (22, 46 51) mit Einschub von Einzelheiten 
aus seiner Regierungszeit (22, 47 50). 

Ahazjahu (Ahazja, 35 Ochozias) (854 853; 

3 Rg 22, 52 4 Rg 2, 25) wird im 17. Jahre des Josaphat Konig und 
mififallt Jahwe (22, 52 54). Moab fallt ab (4 Rg i, i). Ahazjahu verletzt 
sich und schickt zu Baal, um wegen seiner Genesung anzufragen. 
Elias verkiindigt ihm den Tod (4 Rg i, 2 17). Schlufi (i, 18). Elias 

1 In diese Zeit wird die Schlacht bei Karkar gesetzt, welche nach sonstigen 
Anhaltspunkten 854 v. Chr. stattfand, und so Ahab in die Zeitrechnung ein- 
gefligt. Dagegen vgl. D. D. Luckenbill, Benhadad and Hadadezer 
(AmJsemL 27, 267 284). 



Nr. 200 A. Die Geschichtsbiicher. 6. Die Biicher der Konige. 140 

Juda. Israel. 

fahrt gen Himmel; Elisaus erbt Mantel und Geist des Elias und 
wirkt mehrere Wunder (2, i 25). 

Joram (Jehoram) (853 842; 

4 Rg 3, i 8, 15) wird im 17. Jahre des Josaphat Konig und mififallt 
Jahwe (3, i 3). Mit Josaphat und dem Konig von Edom zieht er 
gegen Mesa c von Moab (3, 4 8). Aus Durstnot rettet sie der Prophet 
Elisaus (3, 9 20). Moab wird geschlagen. Das Opfer des Erstgebo- 
renen des Mesa c auf den Mauern der letzten noch unbezwungenen 
Stadt veranlafit Israel abzuziehen (3, 21 27). Der Prophet Elisaus 
yermehrt das Ol einer Witwe (4, i 7), verheifit seiner Gastgeberin in 
Sunem einen Sohn (4, 8 17), weckt den verstorbenen Sohn wieder auf 
(4, 18 37), macht giftiges Essen unschadlich (4, 38 41), vermehrt 
Speise (4, 42 44), heilt Na^man den Syrer vom Aussatz (5, i 19"), 
iibertragt den Aussatz auf seinen Diener Gehazi, der von Na Ca man die 
vom Propheten abgelehnten Geschenke gefordert hatte (5, i9 b 27), 
macht Eisen auf dem Wasser schwimmen (6, i 7), schlagt die ara- 
maischen Hascher mit Blindheit, so daft sie dem Konig von Israel in 
die Hande laufen (6, 8 23). Das belagerte Samaria wird nach An- 
kiindigung des Propheten durch gottlichen Eingriff vor Hunger und 
Krieg gerettet, ein Zweifler wird getotet (6, v 24 7, 20). Auf Mahnung 
des Elisaus weicht seine Gastgeberin von Sunem einer siebenjahrigen 
Hungersnot aus und erhalt danach all ihr Besitztum wieder (8, i 6). 
Benhadad von Aram wendet sich in seiner Krankheit durch Haza'el an 
Elisaus ; dieser erkennt in ihm den kiinftigen Konig von Aram und Be- 
driicker von Israel. Haza'el totet Benhadad und wird Konig (8, 7 15). 

Jehoram (Joram) (849 842; 4 Rg 8, 16 24) wird im 5. Jahre des 
Joram von Israel Konig und mififallt Jahwe. Edom fallt von Juda 
dauernd ab. Schlufi. 

Ahazj ahu (Ahazja, 23 Ochozias) (842 ; 4Rg 8, 25 29) wird im 12. Jahre 1 
des Joram von Israel Konig. Kampf gegen Haza'el von Aram. 

Jehu (842 815; 

4 Rg 9, i 10, 36) wird im Auftrag des Elisaus durch einen Propheten- 
jiinger zum Konig iiber Israel gesalbt mit der Weisung, das Haus 
Ahabs auszurotten (9, i 10). Jehu totet Joram von Israel und Ahazja 
von Juda im Kampfe (9, n 29), desgleichen Jezabel (9, 30 37). Er 
lafit sich die Haupter der Sohne Ahabs bringen und totet dessen Ver- 
wandte und Anhanger, um Elias' Weissagung zu erfullen (10, i n). 
Er lafit die Briider Ahazjas von Juda toten (10, 12 14), gewinnt Jonadab, 
den Sohn Rekabs, als Anhanger und beteuert dabei seinen Eifer fiir 
Jahwe (10, isf.). Er vernichtet in Samaria alle Anhanger des Baal 
(ro, 17 27). Doch mififallt auch er Jahwe. Das Ostjordanland geht 
an Haza'el von Aram verloren. Schlufi (10, 28 36) 2 . 

1 Nach 4 Rg 9, 29 im II. Jahre. 

2 Sein Tribut an Salmanassar II. (858 823) ist in dessen Inschriften fiir 
das Jahr 842 v. Chr. bezeugt (s. o. S. 147 *). 



I go I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 200 

Juda. Israel. 

c Atalja (842[ 836]; 4 Rg n, i 20) ermordet nach dem Tode ihres 
Sohnes Ahazja das ganze Konigsgeschlecht; nur Joas wird gerettet 
(n, i 3). Der Priester Jojada lafit nach 6 Jahren den Joas zum Konig 
ausrufen und c Atalja toten (n, 4 20). 

Joas (842 [836] 797; 4 Rg 12, i 22) wird im 7. Jahre Jehus Konig 
und gefallt Jahwe (12, i 4). Er sondert die Tempeleinkiinfte fur Aus- 
besserungen von den Gaben an die Priester (12, 5 17), bewegt durch 
Tribut aus dem Tempelschatz den Haza'el von Aram, von Jerusalem 
abzuziehen (12, i8f.). Schlufi. Ermordung des Joas (12, 20 22). 

Joahaz (Jehoahaz) (814 798; 

4 Rg 13, i 9) wird im 23. Jahre des Joas von Juda Konig, mififallt 
Jahwe, wird durch Aram bedrangt und auf seine Bekehrung hin ge- 
rettet. Schlufi. 

Joas (Jehoas) (798 783; 

4 Rg 13, 10 25 ; 14, 15 f.) wird im 37. Jahre des Joas von Juda Konig 
und mififallt Jahwe. Schlufi (13, 10 13). Elisaus sagt ihm auf dem 
Sterbebette Sieg uber Aram voraus und stirbt (13, 14 21). Joas be- 
siegt Haza'el von Aram (13, 22 25). Schlufi zujoas von Israel (14, 15 f.). 
Amasja (797 779; 4 Rg 14, i 14 17 22) wird im 2. Jahre des Joas 
von Israel Konig und gefallt Jahwe (14, i 4). Er strait die Morder 
seines Vaters nach dem Gesetze (vgl. Dt 24, 16), schlagt die Edomiter, 
unterliegt dem Konig Joas von Israel (14, 5 14*). Schlufi. Amasja 
iiberlebt Joas von Israel um 15 Jahre und fallt einer Verschworung 
zum Opfer (14, 17 20). c Azarja folgt ihm und bringt Elat an Juda 
(14, 2 if.). 

J ar o b c am (Jeroboam) (II.) (783 743 ; 

4 Rg 14, 23 29) kommt im 15. Jahre des Amasja auf den Thron, mifi- 
fallt Jahwe und bringt Israels Gebiet zur grofiten Ausdehnung. Schlufi. 

c Azarja (auch 'Uzzijja = 35 Ozias) (779 740; 4 Rg 15, i 7) wird im 
27. Jahre des Jarob'am von Israel Konig, gefallt Jahwe und wird vom 
Aussatz betroffen, so daft sein Sohn Jotam fur ihn regiert (15, i 5). 
Schlufi (15, 6f.). 

Z e karja (743; 

4 Rg 15, 8 12) wird im 38. Jahre des 'Azarja von Juda Konig, mifi- 
fallt Jahwe und wird durch eine Verschworung ermordet. Schlufi. 

Sallum (743; 

4 Rg 15, 13 16) wird im 39. Jahre des e Uzzijja ( c Azarja) von Juda 
Konig ; nach einem Monat fallt er dem Menahem zum Opfer. Schlufi. 

Menahem (743737; 

4 Rg 15, 17 22) wird im 39. Jahre des 'Azarja von Juda Konig, mifi- 
fallt Jahwe. Dem einfallenden Assyrerkonig Phul (= Tiglat-Pileser III. 
745727) gibt er Tribut (738). Schlufi. 

1 14, i5f. = 13, 12 f. Schlufi zur Regierung des Joas von Israel. 



Nr. 201 A. Die Geschichtsbiicher. 6. Die Biicher der Konige. 151 

Juda. Israel. 

Pekahja (33 Phaceia) (737736; 

4 Rg 15, 23 26) wird im 50. Jahre des c Azarja von Juda Konig, mifi- 
fallt Jahwe und wird von Pekah erschlagen. Schlufi. 

Pekah (23 Phacee) (736730*; 

4 Rg 15, 27 31) wird im 52. Jahre des c Azarja von Juda Konig, mifi- 
fallt Jahwe. Tiglatpileser (III.) fiihrt den Stamm Naphtali in die Ge- 
fangenschaft. Pekah fallt einer Verschworung des Hosea c zum Opfer. 
Schlufi. 

Jotam (740 736; 4 Rg 15, 32 38) wird im 2. Jahre des Pekah von 
Israel Konig, gefallt dem Herrn und baut ein Tempeltor (15, 32 35). 
Schlufi (15, 36 38) mit Hinweis auf Angriffe von Aram und Israel (15, 37). 

Ahaz (736 728; 4 Rg 16, i 20) wird im 17. 2 Jahre des Pekah von 
Israel Konig von Juda und mififallt Jahwe (16, i 4). Im Kampfe gegen 
Aram und Israel erkauft er sich die Hilfe des Assyrerkonigs Tiglat- 
pileser (III.) durch Eingriff in den Tempelschatz und ersetzt den 
Brandopferaltar durch einen Altar nach dem Vorbild von Damaskus; 
auch sonst nimmt er noch Anderungen am Tempel vor (16, 5 18). 
Schlufi (16, igf.). 

Hosea c (730 722[?]; 

4 Rg 17, i 41) wird im 12. Jahre des Ahaz von Juda Konig und mifi- 
fallt Jahwe (17, if.). Er zahlt Salmanassar IV. (727 722) Tribut; als 
er diesen spater verweigert, wird Samaria erobert und Israel nach 
Assur in die Gefangenschaft gefuhrt (7 2 2 3 ) (17, 3 6). Der Abfall von 
Jahwe zu den Gotzen war, wie im einzelnen dargetan wird, daran 
schuld (17, 7 1 8). Auch Juda fallt wegen der gleichen Siinde dem- 
selben Lose anheim (17, igf.). Israel wird wegen seiner Sunde nach 
Assur weggefuhrt (17, 21 23). Die von Assur aus nach Israel ver- 
pflanzten Ansiedler werden von einem der zuriickgesandten Priester in 
der Verehrung Jahwes unterwiesen, um den Schutz des Landesgottes 
zu geniefien (17, 24 28). Die samaritanischen Ansiedler verehren neben 
Jahwe ihre angestammten Gotter (17, 29 33). So tun sie bis auf den 
heutigen Tag (17, 34). Sie iibertreten den Bund mit Jahwe trotz der 
gottlichen Mahnung (17, 35 40). Diese Volker dienen Jahwe und ihren 
Gotzen bis auf den heutigen Tag (17, 41). 

201. III. Das Reich Juda bis zum babylonischen Exil (4 Rg 
18, 125, 30). 

Hizkijja (Ezechias) (727 699; 4 Rg 18, i 20, 21) wird im 3. Jahre 
des Hosea c von Israel Konig und gefallt Jahwe (18, i 8). Israel fallt 
den Assyrern zum Opfer im 6. Jahre des Hizkijja = 9. Jahre des Hosea c 

1 So Kautzsch (s. o. S. n) 2 4 , 695. Sanda (s. o. S. 145) 2, 436: 737 732. 

2 Zur Verbesserung der iiberlieferten, aber nicht auszugleichenden Zahlen- 
angaben vgl. Sanda (s. o. S. 145) 2, 188 195 211. 

3 Nach Fotheringham (s. o. S. 132*): 711 (vgl. ThLz 33, Nr. i, i f.). 



152 



I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 201 



(18, 9 12). In seinem 14. Jahre 1 mufi er dem Konig Sanherib von 
Assur, der in Lakis lagert, Tribut zahlen (18, 13 16). Sanherib schickt 
von Lakis Gesandte nach Jerusalem und fordert Unterwerfung (18, 
17 37). Der Prophet Isaias verspricht Befreiung vom Feinde (19, i 7). 
Sanherib fordert von Hizkijja Unterwerfung in einem Schreiben (19, 
8 13). Hizkijja betet zu jahwe (19, 14 19). Isaias weissagt Befreiung 
von Sanherib (19, 20 34). Vernichtung des assyrischen Heeres, Heim- 
kehr und Tod des Sanherib (19, 35 37). Hizkijja wird durch Isaias 
von seiner Krankheit geheilt (20, i 7). Der Prophet gibt dem Konig 
ein Zeichen, daft er gesund werde, am zuriickgehenden Zeiger der 
Sonnenuhr (20, 8 n). Isaias weissagt die Fortfuhrung des Volkes 
nach Babylon (20, 1219). Schlufi (20, 20 f.). 

Menasse (698 643; 4 Rg 21, i 18) tut, was Jahwe mififallt; die 
Propheten weissagen den Untergang Judas (21, i 16). Schlufi (21, 17 f.). 

Amon (643 641 ; 4 Rg 21, 19 26) fa'llt von Jahwe ab und wird 
ermordet. Schlufi. 

Josijjahu (Josias) (640 609; 4Rg 22, i 23, 30) tut, was Jahwe gefallt 
(22, i f.). In seinem 18. Jahre wird bei Bauarbeiten am Tempel das 
Gesetzbuch Jahwes gefunden (s. o. S. 8 1 ff.). Josijjahu fuhrt eine Erneuerung 
des Volkes durch (22, 3 23, 25). Jahwes Beschlufi, Juda zu vernichten, 
bleibt bestehen (23, 26 f.). Schlufi; der Konig fallt gegen den Pharao 
bei Megiddo (23, 28 30). 

Joahaz (608; 4 Rg 23, 31 35) regiert 3 Monate, tut, was Jahwe mifi- 
fallt; der Pharao Neko setzt ihn ab, erhebt seinen Bruder Eljakim 
unter dem Namen Jehojakim (25 Joakim) auf den Thron und fordert viel 
Tribut. 

Jehojakim (Joakim) (608 597 ; 4 Rg 23, 36 24, 7) tut, was Jahwe 
mififallt. Nebukadnessar, Konig von Babel, zieht gegen Juda, um es 
nach Jahwes Absicht zu vernichten. Schlufi (23, 36 24, 6). Agypten 
verliert seine Herrschaft iiber Palastina an den Konig von Babel (24, 7). 

Jehojakin (Joachin) (597; 4 Rg 24, 8 17 [25, 27 30]) regiert 3 Mo- 
nate ; dann wird er von Nebukadnessar mit den Bewohnern Jerusalems 
nach Babel gefangen fortgefuhrt; sein Oheim Mattanja wird unter dem 
Namen Sidkijjahu (Sidkijja, 25 Sedecias) vom Konig von Babel auf den 
Thron erhoben (24, 8 17). 

Sidkijja (Sedecias) (597 586; 4 Rg 24, 18 25, 21) tut, was Jahwe 
mififallt, und emport sich gegen den Konig von Babel. In seinem 9. Jahre 
beginnt die Belagerung der Stadt Jerusalem durch Nebukadnessar, im 
1 1 . Jahre wird sie erobert, der Konig geblendet und nach Babel ge- 
fiihrt (24, 18 25, 7). Am 7. des 5. Monats im 19. Jahre des Nebukad- 

1 Vgl. B. H. Bonkamp, Die Eroberung von Samaria und das 14. Jahr des 
Ezechias (ThQ 84, 161168); T. Breme, Ezechias und Senacherib. Exege- 
tische Studie (BSt n, 5), Frb. i. Br. 1906; B. Trutz, Chronologic der jiidisch- 
israelitischen Konigszeit (Kath 3. F. 33, 28 48 125144 214 222). 



Nr. 203 A. Die Geschichtsbiicher. 6. Die Biicher der Konige. 153 

nessar wird Jerusalem ganz zerstort, die Einwohnerschaft gefangen fort- 
gefuhrt, der Tempel beraubt (25, 8 21). 

Gedaljahu (Gedalja, 33 Godolias) wird als Statthalter eingesetzt, im 
7. Monat aber ermordet; das Volk fliichtet nach Agypten (25, 22 26). 
Im 37. Jahre seiner Gefangenschaft, im i. Jahre des Evil Merodach 
(Amil-Marduk) von Babel wird Jehojakin aus dem Gefangnis befreit 
(25, 2730). 

43. Sm und Rg. 

202. Rg setzt die Erzahlung von Sm unmittelbar fort. Wollte 
man, wie zu erwarten, die Abschnitte nach Regierungszeiten der 
Konige machen, so fallt die gegenwartige Abgrenzung zwischen 
Sm und Rg auf: die letzten Lebenstage des David werden 
dadurch von der Geschichte seines friiheren Lebens in Sm los- 
gerissen. 

Tatsachlich nehmen L sowie alte und neuere Exegeten 1 3 Rg i, i 
bis 2, 12 noch zu Sm. Allein die Textscheidung in L ist nachtraglich 
eingefuhrt worden, weil man bei der Davidsgeschichte von Sm den 
Tod des Konigs nicht missen wollte. Der sprachliche Charakter von 
3 Rg i, i 2, 12 stimmt zum Folgenden, wahrend die Samuelerzahlung 
durch locker angereihte Anhange (2 Sm 21 24) von der vermeintlichen 
Fortsetzung in 3 Rg i, iff. geschieden ist. Zudem tritt in der Ge- 
schichte der letzten Lebenstage Davids schon Salomo als Hauptperson 
in den Vordergrund. 

203. Einige Erklarer 2 wollen Sm und Rg als ein Werk erweisen. 
Sie miissen aber nach Obigem zunachst darauf verzichten, sich 
auf eine verschieden durchgefiihrte und darum nachtragliche 
Trennung zu berufen. Auch die sonstigen Griinde fur urspriing- 
liche Zusammengehorigkeit von Sm-Rg sind nicht entscheidend. 

Man fiihrt an: Rg setze Sm fort; die gemeinsame Benennung i 4Rg 
nach ; den Beginn von 3 Rg i, i 'nV.&Lfi; ungefahr gleicher Umfang 
(45 und 47 Kap.) wie bei einer Halbierung. Aber demgegeniiber sprechen 
entscheidende Anzeichen fur urspriingliche Selbstandigkeit der beiden 
Werke: die alte judische Uberlieferung ; die religiose Kritik setzt erst 
Rg ein 3 ; Sm ist ausfuhrlich, Rg dagegen meist knapp und diirftig; 

1 Vgl. Diodor v. Tarsus, Chrysostomus (M g 56, 349), Theodoret (M B 80, 673). 
Ebenso F. Field, Origenis Hexaplorum quae supersunt sive veterum inter- 
pretum Graecorum in totum VT fragmenta. Post Flaminium Nobilium, 
Drusium et Montefalconium adhibita etiam versione Syro-Hexaplari concin- 
navit, emendavit et multis partibus auxit, Oxford 1875, I, 588; Cornill (s. o. 
S. 2 4 ) 1 ng; Klostermann (s. o. S. 136) xvi; Strack (s. o. S. 3 2 ) 6 77. 

2 So Blau (s. o. S. 140 3 ) 50 f.; Klostermann (s. o. S. 136) XVI ff. 

3 So werden die Hohenopfer in Rg verworfen; vgl. dagegen i Sm 9, 12. 
Dafi durch diese Kritik eine Erklarung fiir das assyrische und babylonische 



1 54 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 204 

das chronologische Schema von Rg fehlt in Sm vollstandig; der sprach- 
liche Charakter von Rg steht der aramaischen Periode naher als Sm; 

2 Sm 21 24 als Anhange sprechen ebenfalls fiir eine urspriingliche 
Trennung der beiden Werke. Dafi der Ubergang von Sm auf Rg ein 
unmerklicher 1st, kommt daher, well der Verfasser von Rg Sm fort- 
setzen wollte. 

44. Literarische Eigenart von Rg 1 . 

204. Fiir vieles, was der Verfasser nicht angeben oder nur kurz 
andeuten wollte, verweist er auf Quell en. Mit den verschie- 
denen Titeln: Buch der Geschichte Salomos (3 Rg 11,41), 
Geschichte der Zeiten der Konige von Juda, Geschichte der 
Zeiten der Konige von Israel , will er wohl drei verschiedene 
Quellenschriften benennen. Was der Verfasser aus diesen Quellen 
anfiihrt, schliefit aus, dafi er aus offentlichen Urkunden schopft 2 . 
Dafi er aufier den genannten Quellen auch noch ungenannte 
beniitzt, dafiir spricht die Einlafilichkeit beim Tempelbau Salomos 
(3 Rg 5> J 5 8, 66), in den Erzahlungen iiber die Propheten Elias 
(3 Rg 1719; 21) und Elisaus (3 Rg 19, 1921; 4 Rg 213). 
Fiir letztere weisen die starke Betonung des Wunderbaren in den 
Begebnissen sowie sprachliche Erscheinungen ebenfalls auf be- 
sondere Quellen hin. 

205. Dariiber hinaus finden sich Anzeichen, dafi der Text von 
Rg in ahnlicher Weise bearbeitet ist wie bei den vorausgehenden 
Biichern, wenn auch in viel sparlicherem Mafie. 

3 Rg 6, ii 14 unterbricht den Bericht iiber den Tempelbau. 3 Rg 
8, 12! schiebt als 8, 53 ein. 3Rg 10, nf. stort den Zusammenhang 3 . 

3 Rg 20, 34 ist dutch zwei eingefugte Erzahlungen von der unmittel- 

Exil gegeben werden wollte, tritt jedenfalls nicht als Hauptzwek bei Rg 
zu Tage. 

1 *K. Holzhey, Das Buch der Konige (Rg III. IV). Untersuchung seiner 
Bestandteile und seines literarischen Charakters (Stud, zur atl Einl. u. Ge- 
schichte i), Miinchen 1899. Sanda (s. o. S. 145) i, xxi if. 

2 Zu 3 Rg 8, 53 fiihrt ein pi[3\iov rf\c, d)br\c, (= i^n "SD) an, das wohl 
der Quelle gleich ist, die 911 i;n IEO nennt. 

3 Auch 3 Rg 1 7 und 4 Rg 4, 18 ff. zeigen in Hauptsache und Nebenumstanden 
so viel Verwandtes, daC die Stiicke von manchen als Spaltung der gleichen 
Uberlieferung betrachtet werden. Vgl. A. Broegelmann, De fonte, qui est 
de Elia, quaestiones selectae, Diss. Tub. 1910; *A. Schulz, Die Quellen zur 
Geschichte des Elias. Ein Beitrag zur Erklarung der Konigsbiicher, Brauns- 
berg 1906. 



Nr. 206 A. Die Geschichtsbiicher. 6. Die Bucher der Konige. 155 

baren Fortsetzung in 22, i geschieden. 4 Rg 13, 12 f. und 14, isf. sind 
Doppelungen, durch eine Prophetenerzahlung u'ber Elisaus und eine 
Geschichte der Regierung eines judaischen Konigs voneinander getrennt, 
ein Anzeichen, daft diese Stiicke spater eingefiigt worden sind. 4 Rg 17, 
3 6 und 1 8, 9 12 sind im wesentlichen Doppelungen. 4 Rg 18, 13 
bis 19, 37 (Sanheribs Feldzug gegen Jerusalem) zeigt in grofierem Umfang 
ineinandergeschobene Doppelungen. 

Der literarkritische Zustand von Rg erinnert also in geringerem 
Umfang an die Eigenart des Pentateuchtextes 1 . Das Buch wird 
in abgeminderter Auswirkung das Geschick des Pentateuchs ge- 
teilt haben 2 . 

45. Zeit und Ort der Entstehung von Rg. 

206. Rg ist in seinem gegenwartigen Umfang nach 561 v. Chr., 
dem 37. Jahre der Gefangenschaft, in die Jehojakin 597 fiel, an- 
zusetzen, ja wohl noch eine Reihe von Jahren spater, vielleicht erst 
nach dem Tode des Jehojakin, der nach 4 Rg 25, 30 alle Tage 
seines Lebens aus dem Gefangnis entlassen blieb 3 . Als terminus 
ad quern kommt das Ende des babylonischen Exils (536) in Frage, 
welches in Rg keine Spur zuriickgelassen hat; ein alter jiidischer 
Schriftsteller hatte es irgendwie verraten, wenn er eine Kenntnis 
davon besessen hatte 4 . 



1 I. Benzinger (Jahwist und Elohist in den Konigsbiichern [BWAT 
N. F. 2], B. 1921), lafit deshalb J und E auch noch Rg umfassen. Sellin 
(s. o. S. 10) 4 77 halt es fur moglich, dafi J erst mit der Reichsspaltung ge- 
schlossen hat. 

2 Die friiher vertretene Anschauung, dafi Gn Rg ein einheitliches Ge- 
schichtswerk darstelle, trifft insoweit das Richtige, als die Verfasser von 
Jdc, Sm und Rg bewufit die bereits bearbeitete Geschichtsdarstellurig fort- 
setzen wollten; auch hat die Verarbeitung bei der Sammlung der erhalten 
gebliebenen heiligen Literatur die Grenzen zwischen den Biichern etwas 
verwischt. Sellin (s. o. S. 10) 4 8o nimmt ein deuteronomisches Geschichts- 
werk von Gn 2 bis 4 Rg 25 an. Dafi bei einem Buche, das nach dem Unter- 
gang Jerusalems (586) entstanden ist, nicht so stark in Erscheinung tritt, 
wie es miihsam aus versprengten tJberresten hergestellt werden mufite, konnte 
zur Vermutung fuhren, das angenommene MiCgeschick der heiligen Literatur 
(s. o. S. 1141".) hange mit dieser Katastrophe zusammen. Freilich teilen die 
nachexilischen Bucher Ezr-Neh wieder in viel weitergehendem Mafie die 
Eigenart der friiheren Bucher. 

3 545 ware Jehojakin ungefahr 70 Jahre alt geworden. 
* Anders Benzinger (s. o. S. 145) xm. 



I ij(5 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 207 

Uber 561 536 konnte man nur dann zuriickgehen, wenn man den 
Schluft einem spateren Erganzer zuschreiben diirfte *. Da 4 Rg 24, 5 
zum letzten Male die Geschichte der Zeiten der Konige von Juda 
zitiert wird, so hat man versucht, den terminus a quo bis um 600 
hinaufzurucken 2 . Sonstige Anhaltspunkte dafiir, daft spater noch et- 
was angereiht worden sei, sind nicht vorhanden. Jedoch finden sich einige 
Stellen, die einer friiheren Niederschrift entstammen. 3 Rg 8, 8 3 ; 4 Rg 
8, 19; 17, 7 23 verraten Unkenntnis des babylonischen Exils; 3 Rg 
12, 19 scheint sogar noch vor der assyrischen Gefangenschaft geschrieben 
zu sein 4 . Man wird darin geschichtliche Angaben sehen miissen, die 
aus friiher niedergeschriebenen Quellen ohne Anderung iibernommen 
worden sind 5 . Eine doppelte Bearbeitung von Rg, eine vorexilische 
und eine iiachexilische, anzunehmen 6 , erweist sich bei dieser Erklarung 
als iiberfliissig. 

207. Wenn 561 536 die Zeitspanne ist, innerhalb derenRg entstanden 
ist, so mochte man mit Grund zweifeln, ob in diesen Jahrzehnten ein 
solches Werk auf dem Boden Palastinas entstehen konnte. Diese Er- 
wagung verstarkt die schwachen Anzeichen, welche auf Babylonien 
als Entstehungsort hinzudeuten scheinen. 3 Rg 5, 4 (25 4, 24) wird 
der Ausdruck Jenseitsgebiet des Flusses, d. i. des Euphrat (inan 1%?.), 
von Palastina und Syrien gebraucht. 4 Rg 25, 8 datiert nach der Re- 
gierung der babylonischen Konige. 

208. Diejenigen, welche denVerfasser von Rg finden zu konnen 
glauben, nennen Ezra 7 oder Jeremias. Ersterer ist deshalb ausge- 
schlossen, weil das Buch vor dem Ende des babylonischen Exils ent- 
stand. Jeremias wird schon seit alter Zeit bis jetzt immer wieder als 
Verfasser erwahnt 8 . Man beruft sich hierfiir auf die Tatsache, daft 
Rg vom Propheten schweigt, und daft 4 Rg 24, 18 25, 30 sich mit 
Jer 52 deckt. Allein im letzteren Fall ist viel eher das Stuck aus 4 Rg 
an das Prophetenbuch angefiigt worden, weil darin eine Tochter des 

1 Beach tenswert ist jedoch, daC 4 Rg 25, 7 den Tod des Sidkijja noch nicht 
erwahnt, wohl aber der gleiche Bericht in der Gestalt, wie er bei Jer steht 
(52, 11). 

2 Vgl. Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 100. Hudal (s. o. S. 9) 106, 2 ~ 8 114 nimmt die 
Abfassung bald nach 587 an und betrachtet dabei 4 Rg 25, 27 30 als 
Nachtrag. 

8 Die Bundeslade ging im babylonischen Exil verloren. 

4 Unter Israel, das bis auf den heutigen Tag vom Hause Davids abfiel, 
kann man doch nur das Nordreich vor 722 verstehen, nicht das Volker- 
gemisch, das durch die assyrischen Konige dort angesiedelt wurde. 

5 3 Rg 8, 8 gehort zur Geschichte des Tempelbaues. 

6 So Benzinger (s. o. S. 145) xill ff. 

7 So Huetius, Calmet; vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 295 5 . 

8 Talmud, b. Baba batra f. i4 b ; Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , icof. ; Kaulen-Ho- 
berg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 63. 



Nr. 211 A. Die Geschichtsbiicher. 7. Die Biicher der Chronik. 157 

Jeremias vorkommt. Wenn die Entstehungszeit oben richtig bestimrat 
worden ist, miifite Jeremias, der doch 628 schon als Prophet auftrat, 
561 schon iiber 90 Jahre alt gewesen sein. Der Entstehungsort Babylon 
ware, auch wenn er sicher festgestellt werden konnte, kein entscheidender 
Einwand gegen jeremianische Herkunft, da wir des Propheten Schicksal 
seit der Flucht nach Agypten nicht mehr sicher kennen (s. u. 133). 
Ein Aufenthalt in Babylonien ware bei Jeremias nicht unter alien Um- 
standen ausgeschlossen 1 . 

46. Der Text von Rg. 

209. 2 weicht von 321 ziemlich stark ab. Sie stellt um, lafit aus und 
fiigt hinzu. A halt sich mehr an 911 als B und L . B lafit nicht 
selten gerade Doppelungen in 3fll weg. Ob fur B dabei eine noch 
nicht aufgefiillte altere Form des hebraischen Textes anzunehmen ist 3 , 
was bei der Stellung des 3It zu naher liegt, oder ob durch Aus- 
lassung von Schwierigkeiten geglattet und Uberfltissiges beseitigt werden 
sollte, ist nicht sicher zu entscheiden. 

7. Die Biicher der Chronik. 

47. Name. Literatim 

210. D^1 'Hlltt. = Aoyoi r)uepujv = Verba dierum (Hieronymus, 
Prol. gal.) = Zeitgeschichte, TTapaXemoueva* = Praetermissa, Para- 
lipomenon libri (, 33), Chronicon (Hieronymus, Prol. gal.) (1,2 Chr 
oder i, 2 Par). Urspriinglich war Chr ein Buch (Talmud [b. Baba 
batra f. 14 b ], 3Qft, Hieronymus [Prol. gal.]). Die Teilung in i und 
2 Chr ist am friihesten in bezeugt. 

211. I. Benzinger, Die Biicher der Chronik erklart (KHK 20), Tub. 1901 ; 
E. L. Curtis and A. A. Mad sen, A critical and exegetical commentary 
on Chronicles (IcC), Edinburgh 1910. F. de Hummelauer S. J., Commen- 
tarius in primum librum Paralipomenon (CSs), P. 1905. *A. Jansen, De 

1 Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 101 nimmt an, das Werk sei, weil Jeremias in 
Agypten starb, von einem andern in seiner gegenwartigen Gestalt heraus- 
gegeben worden. 

2 A. Rahlfs , Septuaginta-Studien. i. Studien zu den Konigsbiichern, 
Gott. 1904. 

3 So A. T. Olmstead, Source study and biblical text (AmJsemL 30, i 35); 
Ders., The earliest book of Kings (ebd. 31, 169214); Swete (s. o. S. 131 2 ) 238. 

4 Theodoret: oaa YP irap&vrrev 6 TCK; fJamXeicK; oufTpaqpiu? TaOra auv- 
6eiKev (M g 80, 801). Dabei bleibt allerdings die Prasensform unerklart; 
auch ist der Inhalt der Chr damit nicht richtig gewertet. Vgl. W. Bacher, 
Der Name der Biicher der Chr in der Septuaginta (ZatW 15, 305 308). 



I eg I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 212 

boeken Paralipomenon (Biblia sacra [s. o. S. 124] 3), 's Hertogenbosch 1895. 
C. F. Keil, Biicher der Chronik, Esra, Nehemia, Esther (BC 5), Lp. 1870. 
R. Kittel, Die Biicher der Chronik iibersetzt und erklart (GHK i, 6, i), 
Gott. 1902. *B. Neteler, Die Biicher der biblischen Chronik der Vulgata 
und des hebraischen Textes iibersetzt und erklart, Mstr. i. W. 1899. S. Oettli, 
Die Biicher der Chronik, Esra und Nehemia ausgelegt (KK A 8 [s. o. S. 1 1] 
i 147). J. W. Rothstein und J. Haenel, Das erste Buch der Chronik 
iibersetzt und erklart. i. Liefg. (KAT 18, 2), Lp. 1927. Schlogl (s. o. S. 145). 

48. Inhalt der Chr-Bucher mit Parallelen aus andern 

Biichern des AT 1 . 

212. Chr fafit noch einmal die ganze Geschichte von der Er- 
schaffung der Welt bis zum Ende des babylonischen Exils zu- 
sammen, bis Konig Saul in kurzen Genealogien mit sparlichen 
sonstigen Bemerkungen, von da ab in weiter ausholender Dar- 
stellung. Zum grofiten Teil stimmen die Angaben der Chr mit 
dem iiberein, was die iibrigen Biicher berichten; neben gering- 
fugigen Verschiedenheiten fehlen auch neue Materialien nicht. 
Von den getrennten Reichen wird nur das Siidreich Juda beriick- 
sichtigt. Die Vorliebe fur Genealogien, Religion und Kultus gibt 
der chronistischen Darstellung das eigenartige Geprage. 

213. I. Geschlechtsregister von Adam bis David (i Chr i, i 
bis 9, 44) 2 . Die Namen der Geschlechtsregister i Chr i, i 2, 2 (von 
Adam bis zu den So'hnen Jakobs) stimmen mit der Gn iiberein. Von 
2, 3 9, 44 deckt sich das Material hauptsachlich mit Ex Jos; doch 
fmden sich neue Namen oder die gleichen Namen in anderem genea- 
logischen Zusammenhang; auch geschichtliche Bemerkungen, die der 
Chr eigentiimlich sind, kommen vor 3 . 

i Chr i, i 34: Adam bis!saak(Gn 5; 10; n, 10 26; 21, iff.; 16,15; 
25, 13 16 2 4 19 26). i, 35 54: die Konige der Edomiter (Gn36, 
10 43). 2, i 55: Sohne Jakobs und Abkommlinge Judas (Gn 35, 

1 Vgl. HDB i, 392 f.; Kautzsch (s. o. S. 11) 2 4 , 565 ff.; S. K. Mosiman, Eine 
Zusammenstellung und Vergleichung der Paralleltexte der Chr und der alteren 
Biicher des AT, Diss. Halle 1907. 

2 G. J. Miihling, Neue Untersuchungen iiber die Genealogieen der Chronik I, 
i 9 und deren Verhaltnis zum Zweck dieses Buches (ThQ 66, 403 450). 
G. Richter, Untersuchungen zu den Geschlechtsregistern der Chronik (ZatW 34, 
107 141). J. Wellhausen, De gentibuset familiis ludaeorum, quae I Chron. 2 4 
enumerantur, Diss. Gott. 1870. 

3 v. Hummelauer (Comm. in Nm [s. o. S. 14] 173 ff.) nimmt an, dafi die Genea- 
logien im Pentateuch verstiimmelt iiberliefert sind. Oettli (s. o.) 10 meint, 
der Chronist habe altere Quellen besessen. 



Nr. 215 A. Die Geschichtsbiicher. 7. Die Biicher der Chronik. 159 

2326; Ex i, 14; Gn46, 12; 38; Ex3i, 2; 3Rg5, u; iSmi6, 6 13; 
Rut 4, i8ff. 2, 8 1855 ohne Parallele 1 ). 3, i 24: Stammbaum 
Davids (2 Sm 3, 25; 2, n ; 5, 1316; 13, i [3 Rg 12 bis 4 Rg 24]. 
3, 17 24 ohne Parallele). 4, i 23: Abkommlinge Judas (vgl. Kap. 2 ; 

zu V. i vgl. On 46, 12; Nm 26, 19 21). 4, 24 43: Abkommlinge 
Simons (Gn46, 10; Ex 6, 15; Nm 26, i2f.; Jos 19, 2 8; 15, 26ff.; Neh n, 
26ff. 4, 25 27 34 43 ohne Parallele). 5, i 10: Abkommlinge 
Rubens (Gn 35, 22; 49, 4; 46, 9; Ex 6, 14; Nm 26, 5f.). 5, n 22: 
Abkommlinge Gads (Gn 46, 16; Nm 26, isff.). 5, 23 26: Abkomm- 
linge Halb-Manasses (vgl. 7, 14 19). 5, 27 bis 6, 38 (35 6, i 53): 
Abkommlinge Levis (Gn 46, n; Ex 6, i6ff. ; Nm3, 2. [5,30 6,3$; 
25 6, 4 S3]}- 6, 39 66 (25 6, 54 81): Die Levitenstadte (Jos 21, 
10 39). 7, i 5: Abkommlinge Issachars (Gn 46, 13; Nm 26, 23 
bis 25). 7, 6 12: Abkommlinge Benjamins (vgl. 8, i 40. Gn 46, 
21 ; Nm 26, 38f.). 7, 13: Abkommlinge Naphtalis (Gn 46, 24; Nm 26, 
48 f.). 7, 14 19: Abkommlinge Manasses (vgl. 5, 23 26. Nm 26, 
29 33; Jos 17, 2ff.). 7, 20 29: Abkommlinge Ephraims (Nm 26, 
35f. ; Jos 1 6, 4ff. ; 17, nflf.). 7, 30 40: Abkommlinge Asers (Gn 46, 
17; Nm 26, 44 f.). 8, i 40: Abkommlinge Benjamins, Saul (vgl. 7, 
6 12; 9, 39 44. S. zu 7, 6 12; aufierdem vgl. i Sm 14, 49 ff. ; 
2 Sm 2, 8; 4, 4; 9, 12). 9, i 38: Bewohner der israelitischen Stadte 
und Jerusalems (Neh n, 36". [V. 35 ff. = 8, 29 38]). 9, 39 44: Ge- 
schlecht Sauls (vgl. 7, 6 12; 8, 29 40). 

214. II. Geschichte Davids (i Chr 10, i 29, 30). 

10, i 14: Sauls Untergang (i Sm 31, i 13. 13 f. ohne Parallele). 

n, i 9: Salbung Davids in Hebron, Eroberung Jerusalems (2 Sm 
5, i 3 6 10) n, 10 47: die Helden Davids (2 Sm 23, 8 39). 
12, i 23: Davids Gefolgsmanner in Siklag. 12, 24 41: Zahl der 
Krieger, die David in Hebron zum Konig machten. 13, i 14: 
Heimholung der Bundeslade (2 Sm 6, 2 n). 14, i 17: David und 
Hiram, seine Heiraten, Sieg iiber die Philister (2 Sm 5, n 25). 
15, i 1 6, 43: Uberfuhrung der Bundeslade in die Davidsstadt (2 Sm 6, 
1220. 16, 835 = Ps 105, 115; 96, 113; 106, i 47 f.). 17, i 
bis 27 : Dem Hause Davids wird ewige Dauer verheifien (2 Sm 7). 
18, i 17: Davids Kriegstaten, seine Beamten (2 Sm 8, i 18). 19, i 
bis 20, 8: Kampfe mit Ammonitern und Philistern (2 Sm 10, i 19; 
n, if.; 12, 26 31; 21, 15 22). 21, i22, i: Davids Volkszahlung 
(2 Sm 24). 22, 2 29, 19: Davids Vorbereitungen zum Tempelbau 
(zu 23, i vgl. 3 Rg i, 33 39). 29, 20 30: Salomos Nachfolge und 
Davids Tod (3 Rg i, 3339; 2, nf.). 

215. III. Geschichte Salomos (2 Chr i, i 9, 31). 

i, i 13: Salomos Opfer in Gib c on und Ubernahme der Regierung 
(vgl. 3 Rg 3, 4 13). i, 14 17: Salomos Reichtum (s. 9, 25 27 f. 

1 Kursivdruck der Zitate kennzeichnet bedeutsameres Eigengut der Chr 
ohne Parallele in den iibrigen Biichern des AT. 



160 I- Tei 1 - Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 216 

3 Rg 10, 2629). i, 185, i : Tempelbau(3 Rg 5, 295. 1625; 6, iff.)- 

5, 2 7, 10 : Tempelweihe und Gebet Salomos (3 Rg 8, i 66). 
7, ii 22: Jahwe erscheint dem Salomo (3 Rg 9, i 9)- 8, i 18: 
Salomos Unternehmungen (3 Rg 9, 17 28). 9, i 12: Besuch der 
Konigin von Saba (3 Rg 10, i 13). 9, 13 31 : Salomos Ruhm; sein 
Tod (3 Rg 10, 1427; n, 42 f.). 

216. IV. Geschichte der Konige von Juda bis zum Edikt 
des Kyros (2 Chr 10, i 36, 23). 

10, i ii, 4: Abfall der zehn Stamme von Davids Haus (3 Rg 1 2, i 19 
21 24). ii, 5 12, 18: Rehab c am (IT, ^ 12 ohne Parallele. 
3 Rg J 4> 2531). 13, 123: Abijja(3 Rg 15, i 8). 14, 115, 19: 
Asa (3 Rg 15, 9 24). 16, i 14: Asas Abfall und Tod. 17, i 
bis 1 8, 34: Josaphats Regierung, sein Biindnis mit Ahab (3 Rg 22, 41 
bis 46 i 35 50). 19, i ii: Josaphats Reformen. 20, i 30: Jo- 
saphats Erfolge in den Kainpfen. 20, 31 21, i a : Josaphats Regierung 
(3 Rg 22, 41 51). 21, i b 20: Jehoram (4Rg 8, 16 24). 22, i 9: 
Ahazjahu (4 Rg 8, 25 29; 9, 21 28). 22, 10 23, 21: c Atalja (4 Rg n, 
i 20). 24, i 27 : Joas (4 Rg 12, i 21). 25, i 28 : Amasja (4Rg 
14,1 20). 26, i 23: c Uzzijja( c AzarjainRg)(4Rg 14, 21 f.; 15, i 7). 

27, 19: Jotam (4 Rg 15, 3238). 28, 127 : Ahaz (4 Rg 16, i 
bis 20). 29, i 36: Hizkijj as Regierung und Reformen (4 Rg 18, i 8). 

jo, i 27 : Hizkijj as Pascha. ji, i 21: Weitere Reformen Hizkijj as. 

32, i 22: Sanheribs Einfall (4 Rg 18, 13 27; 19, i 37). 32, 24: 
Hizkijjas Krankheit (4Rg 20, i ii). 32, 23- 25 33: Hizkijj as Stolz; 
sein Tod (4 Rg 20, 12 21). 33, i 20: Menasse (4Rg 21, i 18). 
33, 2125: Amon (4 Rg 21, 1924). 34, 133: Josias, seine Re- 
formen, Fund des Gesetzes (4 Rg 22, i 20; 23, 24 28). 35, i 19: 
Josias' Pascha (4 Rg 23, 21 23). 35, 20 27: Josias' Tod (4 Rg 23, 
2 9 f -)- 3 6 > 13= Jehoahaz (4 Rg 23, 3135). 36, 48: Jehojakim 
(4 Rg 23, 36 24, 6). 36, gf.: Jehojakin (4 Rg 24, 817). 36, n 
bis 22: Sidkijjahu (4 Rg 24, 18 20; 25, i 7. 14 16 ohne Parallele). 

36, 22 f.: Edikt des Kyros (vgl. Ezr i, i 3). 

49. Quellen 1 und literarische Eigenart der Chr. 

217. Der Chronist verweist fur Nachrichten, die iiber das hinaus- 
gehen, was er berichten will, auf eine groBe Anzahl von 
Quellen. Sie warden ihm auch das meiste von dem geliefert 
haben, was er in seine Darstellung aufnahm. 

i) Buch der Konige Israels und Judas, rnsim; "is^r ^a ^so (i Chr 
9, i [?]; 2 Chr 27, 7 ; 35, 27 ; 36, 8). 2) Buch der Konige von Juda und 
Israel, ^^:j rn^ a^f* "^.P. ( 2 Chr 16, ii). 3) Buch der Konige Judas 
und Israels*, ^^::- ^^: ** "*}<?. (2 Chr 25, 26; 28, 26; 32, 32). 4) Be- 



1 E. Podechard, Les references du Chroniqueur (Rb N. S. 12, 236 247). 



Nr. 218 A. Die Geschichtsbiicher. 7. Die Bticher der Chrontk. 161 



gebenheiten der Konige Israels, V^: ^fc ^si (i Chr 9, i [?]; 2 Chr 
33, 18; vgl. auch 20, 34). Die Ahnlichkeit dieser Titel legt es nahe, 
darin eine einzige Quelle zu sehen. Sie deckt sich aber nicht mit 
Rg, well auch solches darin enthalten war, was man in Rg nicht findet. 
5) Midras des Buches der Konige, n^s^rt it> srn* (2 Chr 24, 27). 
Der Name deutet auf ein Werk hin, das sich von den vorigen Quellen 
unterscheidet, wiewohl ihm der Chronist im wesentlichen gleichgeartete 
Nachrichten entnimmt 1 . 6) Begebnisse Samuels des Sehers und Be- 
gebnisse Natans des Propheten und Begebnisse Gads des Schauers 
(i Chr 29, 29). 7) Begebnisse Natans des Propheten und Weissagung 
Ahijjas von Silo und Schauung Je'dis des Schauers iiber Jarob'am, 
Sohn des Nebat (2 Chr 9, 29). 8) Begebnisse des Sema'ja des Pro- 
pheten und des c lddo des Schauers (2 Chr 12, 15). 9) Midras des Pro- 
pheten lddo (2 Chr 13, 22). 10) Begebnisse des Jehu, des Sohnes 
des Hanani, die er in das Buch der Konige Israels einriickte (2 Chr 
20,34). n) Begebnisse des TJzzijja, welche der Prophet Isaias, der Sohn 
des 'Amos, schrieb (2 Chr 26, 22). 12) Gesicht des Isaias, des Sohnes 
des 'Amos, des Propheten, im Buch der Konige von Juda und Israel 
(2 Chr 32, 32). 13) Begebnisse der Schauer (2 Chr 33, 19). Die Titel 
7 13 scheinen eine Reihe von gesammelten Darstellungen der genannten 
Propheten zu sein, da ein allgemeiner Titel dafiir vorkommt (13) und 
zweimal aufeinanderfolgende Titel einen Zusammenhang andeuten (6 und 
7, 8 und 9). Letztere Gruppe von Quellen wird von i 5 zu unter- 
scheiden sein. 

218. Der Chronist hat nicht alle seine Quellen 2 genannt. Wo 
seine Berichte sich sachlich an die vorausgehenden Geschichts- 
biicher anlehnen, wird er auch aus ihnen geschopft haben. 

Besonders ist das der Fall, wo er sich wortlich an sie halt. Aus- 
gedehnt sind die sachlichen und wortlichen Zusammenhange mit Sm 
und Rg. Anzeichen, dafi dem Chronisten diese Biicher in ihrer gegen- 
wartigen Form, nicht ihre Quellen ihm vorlagen, fehlen nicht 3 . Doch 
sprechen manche Verschiedenheiten dafiir, dafi der Verfasser der Chr mit 
grofier Selbstandigkeit vorgegangen ist, und dafi Sm-Rg nicht seine ein- 
zigen, vielleicht nicht einmal seine Hauptquellen fur die entsprechende 
Zeit gewesen sind 4 . 

1 K. Budde, Bemerkungen zum Midrasch des Buches der K6nige 
(ZatW 12, 37 51). Midras mufi hier nicht schon wie spater im Sinne 
von legendenhafte Erzahlung gebraucht sein. 

2 i Chr 5, 17; 27, 24; 28, 19; 2 Chr 35, 25 nennt er gelegentlich noch 
Schriften. 

3 So ist z. B. i Chr 11,13 durch Abirren des Auges 2 Sm 23, 9 1 1 ausgefallen. 

4 Beispiele s. ThLz 26, 609 f. Der Versuch Drivers (s. o. S. 9) 569 u. a., 
neben der Verwendung von Sm-Rg selbst auch noch nach Spuren zu suchen, 
die deren noch unverarbeitete Quellen erkennen lassen, kann, da wir letztere 
nicht kennen, nur zu Mutmafiungen, nicht zu haltbaren Ergebnissen fiihren. 
Goettsberger, Einleitung in das AT. 1 1 



1 62 ! Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 219 

219. Anzeichen ahnlicher literarischer Geschicke, wie sie in Gn 
bis Sm haufig und auch noch in Rg begegnen, sind in Chr nur 
selten zu finden 1 . 

50. Entstehungszeit der Chr. 

220. Das zuletzt erwahnte Ereignis, das Edikt des Kyros, welches 
den Juden die Riickkehr aus Babel gestattet (2 Chr 36, 22 f.), deckt 
sich mit der Angabe Ezr I , I .ff. und darf als ein Zeichen betrachtet 
werden, dafi die Biicher ehedem ein Ganzes bildeten. Aber auch 
wenn man wegen der kurzen Zusammenziehung der Ereignisse 
den Schlufi des Buches fur eine nachtragliche Erganzung halt, 
sprechen gewichtige Griinde fur eine Entstehung lange nach 
dem Exil. 



Der Miinzname B^S^-S. = Dareiken 2 fiihrt auf die Zeit nach Da- 
rius I. (521 485) herab, vielleicht sogar in eine Zeit, in der die Her- 
kunft der Bezeichnung vergessen war, da der Chronist sie fur Davids 
Zeit gebraucht (i Chr 29, 7). Dazu stimmt, daft i Chr 3, 19 24 das 
Geschlechtsregister Davids bis zur sechsten 3 Generation nach Zerubabel 
(am friihesten fur 538 bezeugt) fortgesetzt wird; das ergibt, die Gene- 
ration zu 30 Jahren geschatzt, 350 v. Chr. .Der Titel K6nig von Persien 
ware vonseiten eines jiidischen Schriftstellers auch wahrend der per- 
sischen Herrschaft uber Palastina nicht ausgeschlossen. Immerhin ver- 
steht er sich besser, wenn zu dieser Zeit bereits das griechische Reich 
die persischen Herrscher abgelost hat (nach 331 v. Chr.) 4 . Die aramai- 
sierende Sprache 5 mit den Merkmalen spathebraischer Orthographic 

1 Z. B. kniipft i Chr 2, 25 an 2, 9 an. i Chr 16, 4 42 zerreifit den Zu- 
sammenhang zwischen 16, 3 und 16, 43. 

2 Gegen diese Ableitung vgl. P. Riefiler, Uber Nehemias und Esdras 
(BZ i, 232245; 2, 1527) iS 1 . 

3 Andere finden noch mehr Generationen im Texte, der nicht ganz ein- 
deutig ist; so Konig (s. o. S. 2 2 ) 273 : 9 oder 10, , 33, Benzinger (s. o. S. 157) 
xv: ii Generationen. Im letzteren Fall kame man auf eine Zeit 250 bis 
200 v. Chr. Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 327 meint, es konnten auch blofi 
2 Generationen im Text gefunden werden, oder der Text konnte nachtraglich 
erweitert worden sein. Solcherlei Moglichkeiten diirften in Betracht gezogen 
werden, wenn sonstige Anzeichen fur eine friihere Zeit sprachen. 

4 Vgl. G. B. Gray, The title king of Persia (ExpT 25, 245251); 
R. D. Wilson, Royal titles in antiquity. An essay in criticism (PrthR 2, 
257 282 465497 618 664; 3, 55 80 238 267 422 440 558 572); in 
Titles of the Persian kings (Festschrift f. Sachau, B. 1915, 197 207) gibt Wil- 
son blofi eine Statistik. 

5 E. Kautzsch, Die Aramaismen des AT untersucht, Halle 1902. 



Nr. 221 A. Die Geschichtsbiicher. 7. Die Biicher der Chronik. 163 

und Grammatik \ ahnlich atl Schriften mit Grazismen, pafit zu diesen 
Anzeichen spater Zeit. Die Stellung des Buches am Schluft des Kanons 2 
wiirde damit in Einklang stehen. 

Demnach ergibt sich fur die Abfassungszeit von Chr ungefahr 
300 v. Chr. als terminus a quo. Fur den terminus ad quern wird 
man von derTatsache ausgehen miissen, dafi Eupolemos 157 v. Chr. 
bereits die von Chr beniitzt hat 3 . 

Ezra, der schon in der jiidischen Uberlieferung als Verfasser der 
Chr genannt wird 4 , ist durch die spate Entstehungszeit ausgeschlossen. 

51. Geschichtliche Zuveriassigkeit des Chronisten 5 . 

221. Der Verfasser der Chr beschrankt die israelitische Konigs- 
geschichte auf das Reich Juda, das er allein als rechtmafiig betrach- 
tet, und behandelt besonders weitlaufig kultusgeschichtliche Dinge 
(Tempelbau, Reformen des Hizkijja und Josias, Priester und Le- 
viten). Diese einseitige Vorliebe Q im Verein mit manchen andern 
Beobachtungen hat ihm den Vorwurf eingetragen, daC er ge- 
schichtlich nicht zuverlassig sei 7 . Allein man darf diese zweifel- 
los vorhandene Tendenz nicht zu einer ausschliefilichen machen 8 

1 Vgl. HDB i, 389 392; H. H. Howorth, Some unconventional views 
on the text of the Bible. VI. Chronicles (PSbA 27, 267 278); A, Kropat, 
Die Syntax des Autors der Chr verglichen mit der seiner Quellen. Ein 
Beitrag zur historischen Syntax des Hebraischen (16. Beih. zur ZatW), 
Giefien 1909. 

2 So Talmud, b. Baba batra f. I4 b ; Mt 23, 35. Freilich wird Chr in der 
Uberlieferung auch anders eingereiht (vgl. u. 201, Nr. 692). 

3 Vgl. E. Schiirer, Geschichte des jiidischen Volkes im Zeitalter Jesu 
Christi 3 4 , Lp. 1909, 474 if. 

4 Talmud, b. Baba batra f. I4 b . Selbst wenn man Chr bis ans Ende 
der persischen Zeit hinaufriickt, miifite Ezra nach der gewohnlichen Chrono- 
logie von Ezr-Neh wenigstens 120 Jahre alt geworden sein. 

5 Vgl. Kugler (s. o. S. 93 2 ) 234 300; Ders., Angebliche Ubertreibungen 
der biblischen Chronik (Stimmen der Zeit 109 [1925], 367382) ; Nikel (s. o. 
S. 10) 135140. 

6 DaG er damit die Riickkehr aus der Gefangenschaft befordern oder 
die saumigen Leviten zur Riickwanderung aus Babel veranlassen wollte (so 
u. a. Comely [s. o. S. 3 2 ] 2, i 2 , 324 f.), ist durch die spate Abfassungszeit aus- 
geschlossen. 

7 Vgl. u. a. C. C. Torrey, The Chronicler as editor and as independent nar- 
rator (AmJsemL 25, 157173 188217). 

8 So Benzinger (s. o. S. 157) vnif., der den Chronisten die ganze Welt- 
geschichte dieser Tendenz unterstellen lafit; Kittel (s. o. S. 158) vn f., der die 

u* 



164 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 222 

und ihre Einwirkung auf die geschichtliche Genauigkeit nicht 
iibertreiben. 

Die Auswahl des geschichtlichen Stoffes und den Gesichtspunkt, 
unter dem die Urteile gefallt werden, hat diese Tendenz sicher in 
weitem Umfange beeinflufit. Dafi der Chronist aufierdem die An- 
schauungen seiner Zeit in die alte Zeit zuriicktragt l , ist gemeinsame 
Eigentumlichkeit der alten Geschichtsschreibung und hebt die Zuver- 
lassigkeit der Darstellung nicht auf. Wo sich die chronistische Dar- 
stellung von der anderer atl Schriften unterscheidet, ist deshalb der 
Chronist nicht von vornherein ins Unrecht zu setzen, sondern es 
ist nach den Grundsatzen der historischen Kritik eine Losung zu 
suchen. 

222. Wer bei einem Widerstreit der Angaben die Textiiberlieferung 
beim Chronisten bezweifelt 2 , kann sich mit Recht darauf berufen, dafi 
der Text der Chr lange Zeit schwankte. 

223. Die fortschrittliche Richtung der neueren katholischen Exegese 
fand beim Chronisten an schwierigen Stellen reichlich die reservatio 
implicita, indem man meinte, die Verantwortung fur die angefiihrten 
Tatsachen werde vom Verfasser abgelehnt und falle den verwerteten 
Quellen zu 3 . 



Register am Anfang, so farblos sie an und fur sich auch sind, der Reinheit 
der Abstammung dienen laflt und meint, dafi auch weltliche Ereignisse mit 
den kultischen Dingen in Verbindung stehen. 

1 Die Ansicht, dafi er alles nach P umgestaltet habe, steht und fallt mit 
den pentateuchkritischen Voraussetzungen ; vgl. P. Asmussen, Priesterkodex 
und Chronik in ihrem Verhaltnis zueinander (StKr 1906, 165 179). 

2 So Cornely (s. o. S. 3 2 ) 2, I 2 , 335 ff.; auch Konig (s. S. 2 2 ) 274. Dagegen 
Driver (s. o. S. 9) 569 ' 2 . Howorth (s. o. S. 163*) meinte, dafi Chr aramaisch 
verfafit und dann ins Hebraische des 931 iibertragen worden sei. Vgl. auch 
C. C. Torrey, The apparatus for the textual criticism of Chronicles-Ezra- 
Nehemiah (OT and Semitic studies in memory of W. R. Harper, Ld. 1908, 2, 
55111). 

3 Zur reservatio implicita* bzw. zu den citationes implicitae vgl. Hummel- 
auer (s. o. S. 5 1 2 ) 60 ff. ; P. Vetter in BZ 4, 66 f. Die EBK vom 13. Febr. 1905 
(D. 11 1979) lehnt diese Erklarungsart nicht ab, umgibt sie aber mit Kautelen. 
So wird auch die Ablehnung in der Enzyklika Pascendi Dominici gregis 
(7. Sept. 1907) von Pius X. (D. "2090) und in der Hieronymusenzyklika Spiri- 
tus Paraclitus (15. Sept. 1920) von Benedikt XV. (s. u. S. 203 f. Anm. 4), wie- 
wohl sie in den beiden Aktenstiicken der Form nach scharfer lautet, ver- 
standen werden diirfen (vgl. Institutiones [s. o. S. 10] I, 370 ff.). 



Nr. 225 A. Die Geschichtsbiicher. 8. Das erste und zweite Buch Ezra. 165 

8. Das erste und zweite Buch Ezra oder 
die Biicher Ezra und Nehemia. 

52. Name. Literatur. 



224. tf?, JraWI *$y, "Kpcts ("Effbpas) p', Liber primus Esdrae, 
Liber Nehemiae qui et Esdrae secundus dicitur (i, 2 Esr oder Ezr, 
Neh). Als ein Buch zahlen Ezr Josephus (C. Ap. I, 8), Talmud 
(b. Baba batra f. 14^), die 3RI, Melito von Sardes (vgl. Eusebius, 
Hist, eccles. 4, 26, 14), Origenes (vgl. ebd. 6, 25, 2), Hieronymus 
(Prol. gal.), die x . Die Teilung ist zuerst bei Origenes be- 
zeugt 2 . Die Zahlung als ein Buch ist ursprimglich, da sich Ezra 
als Gesetzeslehrer ("ISO I Ezr 7, 6) erst in 2 Ezr 8, I ff. erweist 
und ebenso 2 Ezr 8, I ff eine Bekanntschaft mit der Tatigkeit 
und Bedeutung des Ezra voraussetzt, wie sie aus i Ezr zu ge- 
winnen ist. 

225. L. W. Batten, A critical and exegetical commentary on the books 
of Ezra and Nehemiah (IcC), Edinburgh 1913. Bertholet (s. o. S. go 7 ). 
J. A. B e w e r , Der Text des Buches Ezra. Beitrage zu seiner Wiederher- 
stellung (FRLAuNT N. F. 14), Gott. 1922. G. Jahn, Die Biicher Esra 
(A und B) und Nehemia, textkritisch und historisch-kritisch untersucht mit 
Erklarung der einschlagigen Prophetenstellen und einem Anhang iiber 
hebraische Eigennamen, Leiden 1909. Keil (s. o. S. 158). *B. Neteler, Die 
Biicher Esdras, Nehemias und Esther iibersetzt und erklart, Mstr. i. W. 1877. 
Ders. , Die Biicher Esdras und Nehemias der Vulgata und des hebraischen 
Textes iibersetzt und erklart, Mstr. i. W. 1907. S. Oettli, Die Biicher Esra 
und Nehemia (KK A 8 [s. o. S. n], 148208). M. Seisenberger, Die 
Biicher Esdras, Nehemias und Esther iibersetzt und erklart (KwC), Wien 1901. 
C. Siegfried, Esra, Nehemia und Esther iibersetzt und erklart(GHK i, 6, 2), 
Gott. 1901. 



1 "Eabpa? a' in ist das apokryphe 3 Ezr der 33 (s. u. 57), "Eabpac; (J' 
= i, 2 Ezr. H. H. Howorth (The modern Roman canon and the book 
of Esdras A [JthSt 7, 343 354]) glaubt, dafi auch noch die afrikanischen 
Konzilien und Kirchenvater, die von Hieronymus unabhangig sind, nach 
verstanden werden miissen , daC sie also mit i Ezr das apokryphe 
Buch, mit 2 Ezr unser kanonisches Buch Ezr-Neh bezeichnen. Dagegen 
vgl. H. Pope O. P., The third book of Esdras and the Tridentine canon 
(JthSt 8, 218232). 

2 H. H. Howorth (Some unconventional views on the text of the Bible. 
IV. The Septuagint text of the book of Nehemiah [PSbA 24, 332 340; 25, 
15 22 90 98] 20) meint, dafi die Teilung auch erst von ihm stamme. 



1 66 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 226 

53. Inhalt und Chronologic der Ezr-Bucher *. 

226. Die Ezr-Biicher wiederholen den letzten Vers der Chr und 
erzahlen ira Anschlufi daran die Wiederherstellung des jiidischen 
Gemeinwesens nach dem babylonischen Exil. Fiihrende Manner 
sind vor allem Ezra und Nehemias. Die erzahlten Ereignisse 
werden zeitlich sehr verschieden eingereiht. 

227. Ein Erlafi des Konigs Kyros von Persien gestattet den Juden 
die Heimkehr aus der babylonischen Gefangenschaft (538) 
(Ezr i, i 4). Juda und Benjamin kehren zuriick (i, 5 6). Kyros gibt 
dem Sesbassar, dem Fiirsten Judas 2 , die Gefafie heraus, die Nebukad- 
nessar aus dem Tempel zu Jerusalem geraubt hatte; er bringt sie 
nach Jerusalem zuriick (i, 711). Verzeichnis derjenigen, welche mit 
Zerubabel, Josue, Nehemias u. a. aus Babel nach Jerusalem zuriick- 
kehrten (2, i 67) 3 . Freiwillige Spenden werden fur den Tempelbau 
gegeben; ganz Israel lafit sich in seinen Stadten nieder (2, 68 70). 
Beim Herannahen des 7. Monats errichten Josue und Zerubabel den 
Brandopferaltar, und am i. Tag des 7. Monats beginnt der iibliche 
Opferdienst (3, i 6). Zuriistungen zum Tempelbau (3, 7). Im 2. Jahre 
nach ihrer Ankunft in Jerusalem findet die feierliche Weihe 4 des Tempels 

1 J. Fischer, Die chronologischen Fragen in den Biichern Esra-Nehemia 
(BSt 8, 3), Frb. i. Br. 1903. S. Jampel, Die Wiederherstellung Israels unter 
den Achameniden. Kritisch-historische Untersuchung mit inschriftlicher Be- 
leuchtung, Breslau 1904. Kugler (s. o. S. 93 2 ) 201 233: Die Hauptfragen 
der Biicher Esra und Nehemia. S. Mowinckel, Studier til den jodiske menig- 
hets historic og litteratur. i. Statholderen Nehemia. 2. Ezra den Skrift- 
laerde, Christiania 1916. Nikel (s. o. S. 89 2 ). Riefiler (s. o. S. 162 2 ). Ders., 
Wann wirkte Nehemias? (ThQ 92, i 6). J. Theis, Geschichtliche und literar- 
kritische Fragen in Esra I 6 (AtAbh 2, 5), Mstr. i. W. 1910. C. C. Torrey, 
Ezra studies, Chicago 1910. J. Touzard, Les Juifs au temps de la periode 
persane (Rb N. S. 12, 59 1^3). A. van Hoonacker, Les douze petits prophetes 
traduits et commente's (Etudes bibliques), P. 1908, 538 546. Ders., La suc- 
cession chronologique Neliemie-Esdras (Rb 32, 481 494; 33,33 64). 

2 Riefiler, Van Hoonacker, R. B. Girdlestone (Notes on the comparative 
value of the two recensions of Ezra [PSbA 24, 14 f.]), Kugler (s. o. S. 93 2 ) 205 
halten Sesbassar fur persongleich mit Zerubabel; auf verschiedene Per- 
sonlichkeiten, die zu gleicher Zeit heimkehrten, beziehen die beiden Namen 
Nikel u. a. ; fur verschiedene Personlichkeiten, von denen Zerubabel erst 
spater (zur Zeit des Darius I.) heimzog, nehmen sie Fischer, Kaulen-Hoberg 
(s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 78, Mowinckel u. a. 

3 W. H. Kosters (Het herstel van Israel in het perzische tijdvak, Leiden 1894 
[s. o. S. 90 2 ]) leugnet eine Ruckkehr unter Kyros. Vgl. dazu Batten (s. o. S. 165). 

* Allgemein versteht man darunter gegen den Wortlaut eine Grundstein- 
legung (vgl. J. Goettsberger, Uber das III. Kapitel des Ezrabuches [Journ. 
of the Soc. of or. Research 10 (1926), 270 280]). Andere Nachrichten 



Nr. 228 A. Die Geschichtsbiicher. 8. Das erste und zweite Buch Ezra. 167 

statt (3, 8 13). Die Feinde Judas und Benjamins wollen sich am 
Tempelbau beteiligen und werden zuriickgewiesen; der Tempelbau wird 
unter Kyros bis auf Darius (521 485) verhindert (4, i 5). Bei Xerxes 
(485 465} laufen Klagen gegen die Juden ein (4, 6). Unter Artaxerxes 
(465 424) wird eine Klageschrift gegen den Wiederaufbau von Stadt 
und Mauern Jerusalems iibersandt; der Wiederaufbau wird gewaltsam 
eingestellt (4, 7 23). Bis ins 2. Jahr des Darius (420) standen die 
Arbeiten am Tempel still (4, 24) *. Auf Mahnung der Propheten Aggaus 
und Zacharias fangen Zerubabel und Josue den Tempelbau an (5, i 2). 
Ein Einspruch bei Darius gegen den Bau, der von Sesbassar begonnen 
worden und noch nicht vollendet sei, wird auf Grund des Erlasses 
des Kyros, den man auffindet, zuriickgewiesen (5, 3 6, 12). Der Tempel 
wird vollendet und eingeweiht (6, 13 18). Am 14. Tage des i. Mo- 
nats wird das Paschafest begangen (6, 19 22). 

228. Im 7. Jahre des Artaxerxes (45 8) 2 zieht der Schriftgelehrte Ezra, 
ein Nachkomme des Aaron, vom i. des i. Monats bis zum i. des 
5. Monats mit einer Schar von Exulanten nach Jerusalem (7, i 10). 
Das Schreiben des Artaxerxes, das Ezra mit der Wiedererrichtung der 
jiidischen Gemeinde beauftragt (7, n 26). Ezra berichtet in der 
i. Person nach einem Lobe Gottes (7, 27 28) iiber die Familienhaupter, 
die mit mm zogen (8, i 14), iiber die Versammlung zur Abreise von 
Babel, iiber die Reise, die Ankunft in Jerusalem und die Einrichtungen 
dortselbst (8, 15 36). Er erwahnt Klagen gegen die Vermischung mit 

(Ezr 5, 2; Agg i, 2) scheinen den Beginn des Tempelbaues in das 2. Jahr 
des Darius zu verlegen. Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 79, Nikel, Van Hoon- 
acker verstehen letztere Nachrichten als Wiederbeginn des unterbrochenen 
Unternehmens. Fischer verlegt in die Zeit der Riickkehr unter Kyros blofi 
eine rechtliche Tempelgriindung. Manche lassen einen bei der ersten Riick- 
kehr erbauten Tempel zu Grunde gehen, so daC fur einen zweiten Tempel- 
bau unter Darius Platz bleibt. 

1 Torrey. Howorth (s. o. S. 163 *) u. a. reihen diese Berichte in den Zu- 
sammenhang, in welchem sie stehen, ein und verstehen darunter Xerxes, Arta- 
xerxes und Darius II.; Ezra und Nehemias sind dann unter Artaxerxes II. 
Memnon (404359) nach Palastina gekommen. Girdlestone, Mowinckel, 
Riefiler, Schrader-Winckler (s. o. S. 12) 3 288 nehmen Darius I. zum Ausgangs- 
punkt und suchen dann den Xerxes und Artaxerxes vor ihm in Kambyses 
und Ps.-Smerdis. Fischer, Kugler (s. o. S. 93 2 ) 209, Nikel, Van Hoon- 
acker u. a. halten die gegenwartige Textfolge nicht fur mafigebend, um die 
geschichtliche Reihenfolge festzustellen, sondern nehmen die Namen, wie sie 
lauten, und reihen die Berichte geschichtlich ein, wie die Namen es verlangen. 

2 Nach Van Hoonacker u. a. ware Ezra nach Nehemias unter Arta- 
xerxes II. anzusetzen; vgl. dagegen besonders Kugler (s. o. S. 93 2 ) 215 ff. 
W. Erbt verlegt Ezra in das 7. Jahr Artaxerxes' II. und Nehemias in dessen 
20. Jahr (vgl. OrLz 12, 154 161). RieCler bringt auch die Ereignisse unter 
Ezra und Nehemias in der Zeit von Kyros bis Darius I. unter. 



1 68 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 229 

Fremden und spricht ein Bufigebet (9, i 15). Uber Ezra wird berichtet 
(in der 3. Person), wie er die Manner zwang, die fremden Frauen 
zu entlassen; diejenigen, welche gesiindigt batten, werden aufgezahlt 
(10, 144). 

229. Geschichte des Nehemias (2 Ezr i, i a ). Nehemias erzahlt selbst 
seine Riickkehr aus Babel im 20. Jahre des Artaxerxes (445) (2 Ezr i, i b 
bis 2, 10), seinen nachtlichen Ritt zur Besichtigung der Stadtmauern 
(2, ii 1 6), fordert zum Mauerbau auf trotz Gegnerschaft des Sanballat 1 
und Genossen (2, 17 20), zahlt die Baulose und ihre Ubernehmer im 
einzelnen auf (3, i 32), erbaut die Mauern bis zur halben Hohe trotz 
der feindlichen Plane des Sanballat und seiner Genossen (3, 33 38), 
setzt den Bau fort unter Abwehr feindlicher Angriffe (4, i 17), tritt 
fur die Unbemittelten ein gegen die Reichen (5, i 13), stellt Gott 
gegeniiber seine eigene Selbstlosigkeit ins rechte Licht (5, 14 19), 
weist die heimlichen Nachstellungen des Sanballat und Genossen zuriick 
(6, i 14) und vollendet die Mauern trotz der Anfeindungen nach 
52 Tagen (6, 15 19). Er sorgt fur Sicherung der Stadt (7, i 3). In 
seiner Sorge um Erhohung der geringen Bevb'lkerungszahl findet er ein 
Verzeichnis derjenigen Juden, welche zuerst von Babel mit Zerubabel, 
Josue, Nehemias u. a. zuriickgekehrt waren (7, 4 69 = i Ezr 2 [i Ezr 
2, 66 fehlt in wichtigen ZeugenJ). Spenden fur das Werk werden ge- 
geben; die Israeliten lassen sich in den Stadten nieder (7, 70 72 [23 7 3 ]). 

230. Eine Volksversammlung veranlafit Ezra 2 , das Gesetzbuch des 
Moses zu bringen und es vorzulesen am i. Tag des 7. Monats (444); 
nach anfanglicher Trauer geht das Volk zur Freude fiber (8, i 12). 
Am 2. Tag unterrichtet Ezra uber das Laubhuttenfest, das das Volk 
sofort feiert mit Vorlesung des Gesetzes (8, 13 18). Das Volk be- 
geht den 24. des gleichen Monats als Bufitag; die Leviten sprechen 
ein Buftgebet (9, i 37) und verkiinden den Abschluft eines Bundes 
(10, i). Die Unterzeichner werden aufgezahlt (10, 2 28). Das iibrige 
Volk schliefit sich an und verpflichtet sich auf das Gesetz, von dem 
eine Reihe von Verpflichtungen ausdriicklich ubernommen werden 
(10, 29 40). Nach dem Los werden Jerusalem (i Zehntel) und die 
Landstadte (9 Zehntel) besiedelt (n, i 2). Es werden die Bewohner 
von Jerusalem (n, 3 19) und von den Stadten Judas (11, 20 36) an- 
gefuhrt. Verzeichnis der Priester und Leviten, die mit Zerubabel und 

1 Dieser Name 1st fur die Zeit vor 407 in den Papyri von Elephantine 
bezeugt (vgl. E. Sachau, Drei aramaische Papyrusurkunden aus Elephantine, 
B. 1907 ; J. Hontheim S. J., Zu den neuesten jiidisch-aramaischen Papyri aus 
Elephantine [BZ 6, 245 261]; Taf. 2, Bild 3). Deshalb kann fur diese Er- 
eignisse Artaxerxes II. (s. o. S. i67 2 ) nicht mehr in Frage kommen (vgl. 
* G. Hoberg, Die Zeit von Esdras und Nehemias [Festschrift f. G. v. Hertling, 
Kempten 1913, 3640]). 

2 Nach Howorth u. a. hatten Ezra und Nehemias personlich nicht mit- 
einander in Beziehung gestanden, weil sie zeitlich zu trennen seien. 



Nr. 231 A. Die Geschichtsbiicher. 8. Das erste und zweite Buch Ezra. 

Josue heimgekehrt waren (12, i 9). Die Abkommlinge des Josue 
(12, 10 f.). Die Familienhaupter der Priester zur Zeit des Jojakim, des 
Sohnes des Josue (12, 12 21), und Verweis auf Aufzeichnungen zur Zeit 
der weiteren Nachfolger (12, 22 23). Die Haupter der Leviten zur 
Zeit des Jojakim und des Nehemias und Ezra werden aufgezahlt (12, 24 
bis 26). Bei der Einweihung der Mauern ziehen zwei Dankchore um 
die Stadtmauern (12, 27 43). Manner werden liber die Vorratskammern 
aufgestellt; ebenso versehen sonstige Tempeldiener ihre Obliegenheiten 
(12, 44 47). Auf Grund der Vorlesung der einschlagigen Gesetze 
scheidet das Volk alles Fremde aus (13, i 3). In Abwesenheit des 
Nehemias (Ich-Erzahlung 13, 4 31) vom 32. Jahre des Artaxerxes (433) 
ab war ein Fremdling durch den Hohenpriester zum Tempel zugelassen 
worden; Nehemias kehrt nach einiger Zeit zurtick 1 und stellt das ab 
(13, 4 9). Er ordnet verschiedene Verhaltnisse und bittet Gott, ihm 
dies zu gedenken: am Tempel (13, 10 14), in der Sabbatheiligung 
(13, 15 22), beziiglich fremder Frauen (13, 23 31). 

54. Literarische Eigenart von Ezr 2 . 

231. Schon die grofie Liicke von 60 Jahren, welche nach der 
herkommlichen zeitlichen Einreihung der Ereignisse zwischen dem 
Abschlufi des Tempelbaues (516) und dem Auftreten des Ezra 
besteht, verrat, dafi die Quellen im Buche Ezr lose verbunden 
wurden. 

Als grofiere selbstandige Stiicke, die ziemlich unverandert und ohne 
Verarbeitung aufgenommen wurden, heben sich heraus die Ich-Er- 
zahlung des Ezra (i Ezr 7, 27 9, 15) und die Ich-Stiicke des Nehemias 
(2 Ezr i, 17, 5 [bzw. 7, 72 (35 73)]; 12, 2743; 13, 4 31). Die ara- 
maische Sprache i Ezr 4, 8 6, 18; 7, 12 26 umfafit zwar hauptsachlich 
Urkunden, so dafi die Annahme nahe la'ge, sie seien in ihrer Ursprache 
vom Verfasser aufgenommen worden 3 . Allein schon die Fassung verrat, 
dafi wir diese Urkunden nicht ohne Umarbeitung vor uns haben. Audi 
beschrankt sich diese Sprache nicht genau auf den urkundlichen Text, 
sondern erstreckt sich dariiber hinaus auf die eingeschobenen und an- 
gefiigten erzahlenden Verse. Zudem ist die Sprache nicht ostaramaisch, 
wie es bei urspriinglichen Urkunden der Fall sein miifite, sondern west- 
aramaisch. Sie sind offenbar aus einem aramaischen Geschichtswerke 
liber die Anfeindungen der neuerstehenden jiidischen Gemeinde von- 
seiten der Nachbarn ohne Anderung der Sprache aufgenommen worden 4 . 
Die Liste derjenigen, die zuerst aus Babel in die Heimat zuriickkehrten, 

1 Mowinckel leugnet diese zweite Anwesenheit des Nehemias in Palastina. 

2 *K. Holzhey, Die Biicher Ezra und Nehemia. Untersuchung ihres 
literarischen und geschichtlichen Charakters (Stud, z. atl Einl. u. Geschichte 2), 
Miinchen 1902. 

3 So Nikel (s. o. S. Sg 2 ) 132 f. u. a. 4 So Howorth (s. o. S. 163 x ) 277 f. 



170 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 232 

steht Neh 7 in einer bestimmten geschichtlichen Verbindung und hat 
deshalb hier ihren urspriinglichen Platz. Ezr 2, wo sie mit vielen, nur 
nebensachlichen Varianten wiederholt ist, steht sie zwar an der richtigen 
Stelle im Verlauf der Geschichte, aber ohne formliche Verbindung mit 
dem umgebenden Text; also ist sie hier nachtraglich eingefiigt l . Auch 
sonst finden sich noch manche Anzeichen, daft Quellen lose aneinander- 
gereiht worden sind und die Verarbeitung des Materials sich in engen 
Grenzen gehalten hat 2 . 

232. Ezr zeigt also wieder in viel grofierem Umfang als 
Rg und Chr jenen literarischen Zustand, den wir beim 
Pentateuch und den darauffolgenden Biichern des AT finden. Die 
Ursachen hierfiir werden iiberall die gleichen sein. 

Da die oben angenommene Chronologic im wesentlichen 
vom gegenwartigen Bestande von Ezr abgeleitet ist, so ist sie 
nur als vorlaufig anzusehen und kann noch von Grund aus 
umgestaltet werden, wenn die literarische Untersuchung sichere 
Ergebnisse gewinnt. 

55. Zeit der Entstehung des Ezr-Buches. 

233. Die Anzeichen, welche die Entstehungszeit erschlieCen 
lassen, verweisen in eine spate, am ehesten in die griechische 
Peri ode. 

Neh 12, 22 ist Darius der Perser, d. i. Darius III. Kodomannus 
(336 332) genannt. Der Titel K6nig von Persien ist am besten 
verstandlich, wenn das persische Reich bereits der Vergangenheit an- 
gehort 3 . Die Genealogie der Hohenpriester Neh 12, zof. 22: (Jojakim), 
Eljasib (nach Neh 3, i 20 zur Zeit des Nehemias), Jojada c , Jonatan (wohl in 
Johanan zu verbessern [so Neh 12, 22]), Jaddua c , reicht nach Josephus, 
Ant. ii, 8, 4 f. bis auf Alexander d. Gr. herab, dem ein Hoherpriester 
'labbouc; auf den Skopus nordlich von Jerusalem entgegenging 4 . Da- 

1 So Driver (s. o. S. 9) 583 u. a. Anders H. H. Howorth, Some unconven- 
tional views on the text of the Bible. V. The genealogies and lists in Ne- 
hemiah (PSbA 26, 25 31 6369 94 100). 

2 Vgl. Touzard (s. o. S. I66 1 ). 

3 Vgl. o. S. 162. An Stellen, wo Ezra und Nehemias selbst reden, oder 
in Urkunden der persischen Zeit wird blofi der Titel K6nig gebraucht 
(vgl. Driver [s. o. S. 9] 582), so dafi man den fremdklingenden Titelgebrauch 
nicht aus der naturgemafien Abneigung unterworfener Volker (so Comely 
[s. o. S. 3 2 ] 2, i \ 365) ableiten darf. 

4 Der Vater des Jaddua', Johanan, scheint allerdings nach den Elephantine- 
Papyri (s. o. S. I68 1 ) schon fur 410 407 bezeugt. Aber auch das Chronicon 
paschale kommt mit 190 Jahren fur die sechs Hohenpriester nach der Wieder- 



Nr. 235 A. Die Geschichtsbiicher. 8. Das erste und zweite Buch Ezra. 

mit stimmt iiberein, dafi Jaddua c in die Zeit des Darius des Parsers 
= Darius HI. fallt (Neh 2, 22)*. 

234. Hierdurch ist die Hauptperson der Erzahlung, Ezra selbst, welchen 
die jiidische Tradition und auch noch neuere Exegeten 2 alsVerfasser 
erweisen wollten, ausgeschlossen. Es spricht nichts Stichhaltiges fur, 
wohl aber manches gegen seine Person. Dafi sein Beiname ieb (i Ezr 
7, 6) nicht Schriftkundiger, Schriftsteller bedeutet, ergibt der Zu- 
sammenhang ; danach mufi man darunter einen Gesetzeskundigen 
verstehen. Von Ezra kann auch schwerlich ein Buch sein, das nur 
zum Teil von ihm in der Ich-Form erzahlt, in dem von den Tagen 
des Nehemias, des Statthalters, und des Ezra, des Schriftgelehrten 
(Neh 12, 26) und von den Tagen des Nehemias (Neh 12, 47), des 
Zeitgenossen des Ezra, die Rede ist 3 . Die Liickenhaftigkeit der Dar- 
stellung und die eigenartige Zusammenziehung Ezr 4, 6 23 wiirde kaum 
einem unterlaufen sein, der den Ereignissen so nahe stand wie Ezra. 

DaB die Ich-Stiicke echt sind und die ursprunglichen Materialien 
aus viel alterer Zeit stammen, ist mit der Ablehnung Ezras als 
Verfassers unseres Buches durchaus vereinbar. 

56. Ezr-Neh und Chr 4 . 

235. Ezr-Neh setzt Chr unmittelbar fort. Das legt die Mut- 
maCung nahe, dafi beide urspriinglich ein Werk bildeten. 

Die Gleichheit des Beginnes von Ezr-Neh mit dem Schlufi von 
Chr 5 ist dann am einfachsten erklart, wenn ein urspriinglich fortlaufender 
Text nachtraglich getrennt worden ist 6 . 3 Ezr, das die meisten Exegeten 
fur abhangig vom kanonischen Ezr-Neh betrachten, fafit 2 Chr 35 36 mit 
i Ezr iff. zu einer Einheit zusammen. Zu diesen aufieren Anzeichen 

herstellung auf 326 v. Chr., wenn wir von der Vollendung des Tempelbaues 
516 ausgehen (vgl. M e 92, 464). 

1 Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 361 datiert ihn unter Darius II. Nothos (423 405) 
oder schlagt vor, den Vers als spateren Einschub zu erklaren. Kaulen-Ho- 
berg(s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 85 nimmt ebenfalls lieber eine Texterweiterung an. Kaulen 
(ebd. 3 2i2) hielt ehedem fur den angenommenen Verfasser Ezra ein Alter 
von I2ojahren fur vertretbar. 

2 So Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 363 f.; Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 84 f. 

3 Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 363 halt es fiir annehmbar, daC die auffalligen 
Redensarten aus Urkunden stammen und als solche von Ezra selbst iiber- 
nommen worden sind. 

4 E. Nestle, Zur Frage nach der ursprunglichen Einheit der Biicher Chr, 
Ezr und Neh (StKr 1879, 517521). 

5 Touzard (s. o. S. I66 1 ) 6i 2 meint, dafi Chr mitten im Dekret des Kyros 
abbreche. 

6 Vgl. 2 Sm i, i und 4 Kg i, I nach B . 



172 I. Teil. Die Bucher des AT im einzelnen. Nr. 236 

der urspriinglichen Zusammengehorigkeit stimmen die inner en Merk- 
raale : dieselbe Entstehungszeit, die gleiche aramaisierende urid spathebra- 
ische Sprache 1 , beiderseits auffallendes Interesse an liturgischen Dingen 
(Tempel- und Altarbau, Feste, Priester und Leviten) und an Geschlechts- 
registern. Die Art, wie die Quellen ziemlich lose aneinandergereiht 
werden, tritt allerdings bei Chr viel weniger zu Tage als bei Ezr-Neh ; 
vielleicht erklart sich das aus der viel knapperen Fassung von Chr. Der 
bedeutsamste Unterschied zwischen beiden, die Kiirze von 
Chr und die weitlaufige Erzahlungsform bei Ezr-Neh, fallt nicht so stark 
ins Gewicht, um die Griinde fur urspriingliche Einheit zu Gunsten 
der Selbstandigkeit beider Bucher aufzuwiegen. Die wesentliche Gleich- 
heit von i Chr 9 und Neh 1 1 darf bei der blofi aufierlichen Verarbei- 
tung der Materialien in beiden Biichern aufier Anschlag bleiben. 

Infolgedessen ist es zu wenig, beide Werke bloC demselben 
Verfasser zuzuschreiben 2 ; sie sind urspriinglich ein zusammen- 
hangendes Werk gewesen 3 . Das 1st um so eher anzunehmen, als 
sich leicht begreifen laCt, dafi man nachtraglich Chr von Ezr- 
Neh trennen zu sollen glaubte, well man fur Chr eine viel aus- 
fuhrlichere Quelle in Gn Rg schon besafi. Wann die nachtrag- 
liche Trennung vollzogen wurde, ist nicht festzustellen 4 . 

57. Anhang: Das dritte Buch Ezra. 

236. 3 Ezr (oder nach "Effbpas a' 5 ), ein nur griechisch erhaltenes, 
sog. apokryphes Buch (s. u. 196 f.), deckt sich inhaltlich mit Chr-Ezr- 
Neh (i, 155 [23 i, 158] = 2 Chr 35, 136, 21. 2, 114 = Ezr 
i, i u. 2, 1525 [26] [35 2, 1631] = Ezr 4, 724. 5, 770 [71] 
[23 73] = Ezr 2 > i 4, 5- 6 > i 9> 3 6 = Ezr 5, i 10, 44. 9, 3755 
= Neh 7, 73 b 8, 13 a ) 6 mit Ausnahme von 3, i 5, 6, wonach Zoro- 
babel durch seinen Sieg iiber seine Freunde in einem geistigen Wett- 
streit von Darius die Heimkehr der Juden erwirkt. Die legendenhafte 
Ausschmuckung dieses Vorganges, die von der sonstigen Art der Ezra- 

1 Statt Akkusativ und inf. constr. stehen Ausdriicke mit V, \ mit inf. constr. 
in der Bedeutung des Gerundivs, Verb, finit. mit Artikel statt des Pron. 
rel. i u. a. 

2 So z. B. Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 84 f. 

3 Fur Verschiedenheit spricht sich u. a. Comely (s. o. S. 3 2 ~) 2, i 2 , 329 aus. 

4 Wenn man mit Howorth (s. o. S. 165 2 ) annehmen diirfte, dafi 3 Ezr 
(s. u. 57, Nr. 237) die urspriingliche darstelle, so wiirden beide noch in 
der Zeit der -Ubersetzung ein Ganzes gebildet haben. 

5 Siehe o. S. 165 1 . A fiigt 6 lepeog hinzu, wohl um ihn von dem Propheten 
(vgl. u. 197, Nr. 677) zu unterscheiden. 

6 Deshalb ist 3 Ezr in der Zeit der Kirchenvater vielfach als kanonisch 
behandelt worden und hat im Anhang der 33-Ausgaben Platz gefunden. 



Nr. 239 A. Die Geschichtsbiicher. 9. Das Buch Tobias. 173 

Erzahlungen absticht, lafit vermuten, dafi dieses Stuck nachtraglich ent- 
standen und in die Geschichte des Buches eingefiigt worden 1st 1 . Die 
eigentiimliche Aufeinanderfolge der Ereignisse in 3 Ezr kann nicht 
als unrichtig erwiesen werden, ist vielmehr bei der Entwirrung der Ge- 
schichte dieser Zeit wohl zu beachten 2 . 

237. H. H. Howorth hat angenommen, dafi 3 Ezr die alte -Ubersetzung 
von Ezr-Neh sei; in die -Hss sei bei diesem Buche die 0-Uber- 
setzung eingedrungen 3 . 

9. Das Buch Tobias. 

58. Name. Literatur. 

238. Tujpeie, Tuuprr 4 , BipXo? XOTUJV Tuupeie, Liber Tobiae 5 (Tob). 

239. Fritzsche(s.o. S. 12), 2. Tobias und Judith, Lp. 1853. *C. Gutberlet, 
Das Buch Tobias iibersetzt und erklart, Mstr. i. W. 1877. M. Lohr in 
Kautzsch (s. o. S. 12) I, 135 147, J. Miiller, Beitrage zur Erklarung und Kritik 
des Buches Tobit (13. Beih. z. ZatW 153), Giefien 1908. *G. Priero, 
II libro di Tobia. Testi e introduzione. Studio filologico, critico-analitico, 
esegetico, Como 1924. *A. Scholz, Kommentar zum Buche Tobias, Wiirz- 
burg 1889. A. Schulte, Beitrage zur Erklarung und Textkritik des Buches 
Tobias (BSt 19, 2), Frb. i. Br. 1914. D. C. Simpson in Charles (s. o. S. 12) 
i, 174 241. O. Zockler, Die Apokryphen des AT nebst einem Anhang 
iiber die Pseudepigraphenliteratur (KK A 9), Munchen 1891, 162 184. 

1 So u. a. C. C.Torrey, The nature and origin of First Esdras (AmJsemL 23, 
116 141) 124 f. Howorth (s. o. S. 165 2 ) 335 f. halt die Episode fur einen ur- 
spriinglichen Bestandteil der Ezra-tJberlieferung. 

2 Howorth, Riefiler, Theis, Torrey ziehen 3 Ezr dem Buch Ezr-Neh vor. 
Vgl. dazu E. Bayer, Das 3. Buch Esdras und sein Verhaltnis zu den Biichern 
Ezr-Neh (BSt 16, i), Frb. i. Br. 1911; B. Walde, Die Esdrasbiicher der 
Septuaginta. Ihr gegenseitiges Verhaltnis untersucht (BSt 18, 4), Frb. i. Br. 



3 The true Septuagint version of Chr-Ezr-Neh (Academy 44 [1893, 22.Juli], 
73 f.; vgl. E. Nestle, Marginalien und Materialien, Tub. 1893, 23 35); ebenso 
PSbA 24 u. 25 (s. o. S. 165 2 ). Riefiler (s. o. S. 162 2 ) und Fischer (s. o. S. I66 1 ) 
stimmen ihm zu ; anders Bayer und Walde (s. o. Anm. 2). Vgl. auch W. J. Moul- 
ton, tiber die Uberlieferung und den textkritischen Wert des 3. Esrabuches 
(ZatW 19, 209258; 20, i 35); P. Riefiler, Der textkritische Wert des3.Esdras- 
buches (BZ 5, 146158). 

4 Nach Schlogl (s. o. S. I34 1 ) I, x ware zur eigentlichen Namensform 

das T des TOD infolge von Dittographie geraten. Hebraische Form: 



5 Auch liber utriusque Tobiae* genannt nach Vater und Sohn, die in 
und im hebraischen Text etwas verschieden bezeichnet werden. 



I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 240 

59. Inhalt des Buches Tob. 

240. Die Texte weichen in Einzelheiten ziemlich stark vonein- 
ander ab *. In den gemeinsamen Hauptziigen bieten sie die schon 
erzahlte Lebensgeschichte, Heimsuchung und wunderbare Befrei- 
ung eines frommen Israeliten in Assyrien, womit die Heimsuchung 
einer israelitischen Frau, Sara, enge verwoben ist. Nach der 35 
bietet Tob folgenden Inhalt: 

Tobias ( Tobit), der Vater des Tobias, aus dem Stamme Nephtali, 
weilt unter den Israeliten, die der Assyrerkonig Salmanassar nach 
Assyrien fortgefiihrt hatte, in Ninive, erfullt treu die gesetzlichen Vor- 
schriften, begrabt die Leichen der Juden, welche Sennacherib getotet 
hatte, wird von einer plotzlichen Erblindung heimgesucht und von seiner 
Umgebung hart getadelt ; er fleht um Erlosung durch den Tod (i, i 3, 6). 
In der medischen Stadt Rages wird Sara, die Tochter des Raguel, zu 
gleicher Zeit von einer Magd des Hordes beschuldigt, weil ihr durch 
den Damon Asmodaus sieben Manner getotet wurden ; auch sie fleht um 
Erlosung oder um den Tod (3, 7 23 2 ). Gott sendet den Engel Raphael, 
um beiden zu helfen (3, 24 25). 

241. Tobias erwartet seinen Tod, gibt seinem Sohne Ermahnungen und 
schickt ihn nach Rages, um eine Geldsumme einzuheben (4, i 5, 4). 
Dem jungen Tobias bietet sich als Reisebegleiter unerkannt der Engel 
Raphael an (5, 5 28). Auf der Reise 3 nimmt Raphael die Eingeweide 
eines Fisches, der den Tobias gefahrdet hatte, an sich, weil sie gegen 
Damonen und gegen Blindheit verwendet werden konnen (6, i 9). 
Er gibt ihm Weisung, Sara, die Tochter Raguels, zum Weibe zu 
nehmen (6, 10 22). Mit Hilfe des Engels freit Tobias Sara und be- 
freit sie durch Verbrennen von Herz und Leber des Fisches vom Damon 
Asmodaus (7, i 8, 24)*. Tobias schickt seinen Reisebegleiter nach 
Rages, um das geschuldete Geld einzuheben (9, i 12). Er kehrt mit 
seinem Reisebegleiter zuriick (10, i 13) und heilt mit der Galle des 
Fisches die Blindheit seines Vaters (n, i 2i 5 ). Raphael gibt sich 
zu erkennen und entschwindet (12, i 22). Lobgesang des Vaters Tobias 
(13, i 14, i a ). Tobias' Gliick und Ende; der Sohn kehrt zu seinen 
Schwiegereltern zuriick und stirbt in hohem Alter (14, i b 17). 

1 Siehe u. 60. Eine Zusammenstellung der Unterschiede in den Texten 
s. in HDB 4, 787 f. 

2 i, i ( i, 3) 3, 15 geben alle Texte mit Ausnahme der 33, des Aram, 
und der beiden hebraischen Texte von Caster (s. u. 60, Nr. 245) in der 
Form der Ich-Erzahlung. 

3 Der Hund, welcher 6, i ( BA 5, 17, s 6, 2) erwahnt wird, fehlt im 
Aram, und Hebr.; 33 erzahlt von ihm auch n, 9. 

4 8, 8 Und sie beide sagten (Aram., Hebr., @: und Sara sagte): Amen. 
33: und Sara sagte: Erbarme dich unser, o Herr. ... 

5 Zu n, 9 vgl. Anm. 3. 



Nr. 244 A. Die Geschichtsbiicher. 9. Das Buch Tobias. 175 

60. Die Texte des Buches Tob. 

242. Hieronymus liefi sich das Buch chaldaeo sermone con- 
scriptum von einem Juden ins Hebraische iibertragen und fertigte 
hiernach an einem Tage die lateinische Ubersetzung (Praef. in 
Tob.). Er und wohl auch seine Zeit hielten also dies en aramai- 
schen Text, welcher der 33-Ubersetzung zu Grunde 
liegt, fiir urspriinglich 1 . 

Dieses geschichtliche Zeugnis gibt der Ansicht, dafi Tob aramaisch / 
verfafit sei 2 , das Ubergewicht iiber die Meinung, Tob sei urspriinglich j 
hebraisch geschrieben 3 . Aus inneren Anzeichen zwischen beiden An- 
nahmen zu entscheiden, wird wohl zu keinem sicheren Ergebnis fiihren 4 . 
Schon ein semitisches Original uberhaupt statt einer griechischen Ab- j 
fassung anzunehmen, ist wiederum am besten begriindet durch das Zeug- 
nis des Hieronymus; denn die Hebraismen 5 sind nicht zahlreich und 
greifbar genug, urn fiir sich allein die Frage zum Austrag zu bringen. 

243. DaC die Vulgata einen vollen Ersatz fiir den aramaischen 
Urtext biete, darf bei der Art, wie Hieronymus die Ubersetzung 
fertigstellen mufite, nicht erwartet werden. Tatsachlich zeugt 
die 35 vom Einflufi der 6 und geht in einem Zuge (die ur- 
sprungliche Ich-Erzahhmg von Kap. I 3 istbeseitigt; s. o. S. I/4 2 ) 
mit spateren Texten, dem Neubauerschen aramaischen und dem 
hebraischen, den Caster ans Tageslicht gezogen hat. 

244. Im Midras Beresit rabba zu Gn 28, 22 steht als Beispiel fur ge- 
treue Erfiillung des Gesetzes ein aramaischer Text von Tob, den der 

1 So Marshall in HDB 4, 788 a u. a. 

2 Nach Origenes, Ep. ad Afr. 13 (M g n, 80) besafien die Juden Tob und 
Jdt nicht einmal unter den Apokryphen in hebraischer Sprache. 

3 So G. Bickell, Der chaldaische Text des Buches Tobias (ZkTh 2, 216 
bis 233; vgl. ebd. 379 f. 764 ff.); Gutberlet (s. o. S. 173); Kaulen-Hoberg (s. o. 
S. 2 3 ) 2 5 , 87 ; A. Neubauer, The book of Tobit. A Chaldee text from a unique 
Ms in the Bodleian library with other rabbinical texts, English translations 
and the Itala, Oxford 1878. 

4 Vgl. HDB 4, 788. 

5 Vgl. I. Levi, La langue originale du livre de Tobit (REj 44, 288 291); 
er vermutet 3, 7 ff. eine Verwechslung von na Magd mit nas ihre Mutter, 
weil der Tadel gegen Sara besser in den Mund der Mutter passe. Ein 
semitisches Original nehmen an Miiller (s. o. S. 173) 33, Schiirer (s. o. S. 163 3 ) 
3 4 , 240 u. a. 

6 Miiller (s. o. S. 173) 2, Schiirer (s. o. S. 163 3 ) 3 4 , 244 u. a. halten die fi fiir 
die Grundlage der 23, der gegeniiber der aramaische Text eine ganz unter- 
geordnete Rolle spiele. 



I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 245 

Herausgeber, A. Neubauer l , fur den urspriinglichen hielt. Der Text 
ist im ganzen da und dort gekiirzt und hat die letzten zwei Kapitel 
nicht. Der Urtext kann er schon deswegen nicht sein, weil er von 
abhangig ist 2 . Er ist auch nicht gleich der Vorlage des Hieronymus 3 . 

245. Schon seit dem 16. Jahrhundert sind zwei hebraische Texte 
veroffentlicht, die man als Hebraeus Fagii und Hebraeus Muensteri zu 
unterscheiden pflegt. Der Hebraeus Fagii, von P. Fagius 1542 heraus- 
gegeben 4 , ist ein mittelalterlich.es jiidisches Erzeugnis (ca. 12. Jahrh.), 
nach dem gewohnlichen griechischen Text ( BA ) gefertigt 5 . Der He- 
braeus Muensteri, von S. Minister 1542 veroffentlicht 6 , wird unmittelbar 7 
oder mittelbar 8 von * abhangig sein. Zwei neue hebraische Texte hat 
M. Gaster aufgefunden 9 , deren erster mit 55 die Grundlage teilen mag, 
wahrend der zweite nach dem Hebraeus Muensteri bearbeitet scheint 10 . 

246. Zu diesen Texten kommt noch in drei Textgestalten: 

i) AB , der gewohnliche griechische Text, von dem die erste Halfte 
des syrischen Textes in den @ p -Ausgaben (bis 7, 11), der Hebraeus Fagii, 
die athiopische, koptisch-sahidische, armenische Ubersetzung abhangen ; 
2) s u , Vorlage fiir , Hebraeus Muensteri und den Neubauerschen ara- 
maischen Text ; 3) der Text einiger Minuskeln (44, 106, 107 12 zu 6, 9 



1 Siehe o. S. I75 3 . Auch Bickell (s. o. S. I75 3 ) halt den Neubauerschen 
Text fur urspriinglich. 

2 2, i dtpujTov, 3, 7 u. 6, 6 'EKf5aT(xvoi<;, 4, i u. 5, 5 'Payou;, 5, 2 armeTov, 6, 2 
Titpw sind einfach umschrieben. Ob der Neubauersche Text mehr auf B 
(so HDB 4, 786 a ) oder auf * (so Schurer [s. o. S. 163 3 ] 3 4 , 245 ; Muller [s. o. 
S. 173] 2) zuriickgeht, ist strittig. 

3 Swete (s. o. S. 13 1 2 ) 274 1 meint, dafi er in mancher Hinsicht der Hiero- 
nymusvorlage entspreche. Schulte (s. o. S. 173) 22 glaubt, daC der Bear- 
beiter sich nach dem Hebraeus Muensteri (s. Nr. 245) gerichtet habe (vgl. Ders., 
Die aramaische Bearbeitung des Biichleins Tobias verglichen mit dem Vul- 
gatatext [ThQ 90, 182204]). 

4 Abgedruckt in der Londoner Polyglotte (s. u. 243, Nr. 822) torn. IV. 

5 Muller (s. o. S. 173) 2 sieht in 8 die Vorlage; Schulte (s. o. S. 173) 29 f. 
betrachtet den Text als selbstandig. 

6 Abgedruckt in der Londoner Polyglotte (s. u. 243, Nr. 822) torn. IV. 

7 So Muller (s. o. S. 173) 2. 

8 So Simpson (s. o. S. 173) i, 179 ; Schulte (s. o. S. 173) 21 (durch fi). Andere 
nehmen Verwandtschaft mit dem aramaischen Texte an. 

9 Two unknown Hebrew versions of the Tobit legend (PSbA 18, 208 222 
259 271 ; 19, 27 38, I xv); auch gesondert erschienen (Ld. 1897). 

10 So Schulte (s. o. S. 173) 14 ff. 22. 

11 *F. H. Reusch, Libellus Tobit e codice Sinaitico editus et recensitus, 
Frb. i. Br. 1870. 

12 Nach der Zahlung bei R. Holmes and J. Parsons, Vetus Testamentum 
Graecum cum variis lectionibus, Oxford 1798 1827. 



Nr. 248 A. Die Geschichtsbiicher. 9. Das Buch Tobias. 177 

bis 13, 8, fragmentarisch ; Nr. 1076 der Oxyrhynchos-Papyri bezeugt 
Tob 2 1 ), Vorlage fur den syrischen Text des 2. Teiles von Tob 2 . Die 
grofiere Urspriinglichkeit sucht man bald bei BA , bald bei s3 . Sie 
scheint im allgemeinen B gegenuber A4 und besonders gegeniiber 
@ s zuzukommen. 

Einige Exegeten halten den griechischen Text iiberhaupt fur die 
Sprachform, in der Tob niedergeschrieben worden sei 5 . Der eine echt 
griechische Ausdruck xa\6q Ka\ dyaOoq (7, 7) vermag jedoch dieser An- 
nahme kein Ubergewicht zu geben gegenuber dem geschichtlichen 
Zeugnis bei Hieronymus. _____ 

247. Die , welche sich hauptsachlich auf s stiitzt, ist in vier Hss 
mit zwei Rezensionen vertreten. Eine dritte Rezension glaubt man im 
Speculum s. Augustini zu finden 6 . 

61. Entstehungszeit des Buches Tob. 

248. Die ungefahre Entstehungszeit zu bestimmen, ist bei Tob da- 
durch erschwert, dafi aufiere geschichtliche Nachrichten fehlen, die 
Texte so verschieden sind und innere Griinde nur einen unsicheren 
Schlufi zulassen. Die Form der Ich-Erzahlung, die in einem Teil der 
Texte (s. o. S. i74 2 ) fur Kap. i 3 gebraucht wird, ist als ursprting- 
licher zu betrachten als die Er-Erzahlung, welche einen Ausgleich der 
Darstellung fur das ganze Buch erstrebt. Sie kann jedoch literarische 
Einkleidung sein und lafit deshalb nicht sicher auf die beiden Tobias 
oder auf einen derselben als Verfasser und auf ihre Lebenszeit als Ent- 
stehungszeit des Buches Tob schliefien 7 . Der Bericht iiber den Tod 

1 Vgl. jedoch A. Merk in ZkTh 36, 176180. 

2 Der Text von B und s mit den Varianten von A bei H. B. Swete, 
The OT in Greek according to the Septuagint, Cambridge 1887/94, 2 1895/99, 
2. Bd.; der von 44, 106 und 107 (s. o. S. 176 12 ) bei Fritzsche (s. o. S. 173) 89 
bis 105; vgl. auch A. S. Hunt, The Oxyrhynchus Papyri 8, Ld. 1911, Nr. 1076. 

3 Fiir BA entscheidet sich M. Lohr, Alexandrinus und Sinaiticus zum 
Buche Tobit (ZatW 20, 243263), fur @ s E. Nestle, Septuagintastudien 3, 
Ulm 1899, 22 27; D. C. Simpson, The chief recensions of the book of Tobit 
(JthSt 14, 516530). Vgl. P. Joiion S. J., Quelques hebraismes du Codex 
Sinaiticus de Tobie (Bb 4, 168174). 

* So A. Schulte, In welchem Verhaltnis steht der Codex Alexandrinus 
zum Codex Vaticanus im Buche Tobias ? (BZ 6, 262 265). 

5 Schiirer (s. o. 163 3 ) 3 3 , 177 (anders 3 4 , 240); Lohr bei Kautzsch (s. o. 
S. 12) 136; Zockler (s. o. S. n) 165. Simpson (s. o. S. 173) 182 lafit die 
Frage unentschieden. H. G. Bevenot O. S. B., The primitive book of Tobit. 
An essay in textual reconstruction (Bs 83, 55 84) (auf Grund von s und B ). 

6 Schiirer (s. o. S. 163 3 ) 3 4 , 244; Schulte (s. o. S. 173) 20. 

7 So meinte u. a. Comely (s. o. S. 2 3 ) 2, i 2 , 385 f., der aber dazu einen 
spateren Uberarbeiter annimmt. 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 12 



178 I- Te il- Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 249 

der beiden schliefit dies aus trotz des Auftrages 12, 20 () und trotz 
13, i (). Nach 14, 4ff. gehort die Zerstorung von Ninive (612 v. Chr.) 
bereits der Vergangenheit an. Das gleiche gilt nach 13, igff. \vohl 
auch vom Untergang Jerusalems (586 v. Chr.). Diesem friihesten ter- 
minus a quo gegemiber ist man mit dem wirklichen zeitlichen An- 
satz des Buches sehr weit in die christliche Zeit herabgegangen, bis 
in das 3. Jahrh. n. Chr. 1 , weil man in diese Zeit der persischen Ge- 
schichte das Verbot der Leichenbestattung ansetzen zu sollen glaubte. 
Allein schon Polykarp (*i* 155 n. Chr.) kennt Tob. Da die Leviratsehe 
nach 7, 14 ( 7, nff.) noch in Geltung erscheint, die um 100 v. Chr. 
aufgehoben wurde, darf man mit dem Ansatz nicht uber diese Zeit herab- 
gehen. Die Engellehre in Tob ist zwar im wesentlichen keineswegs 
dem Parsismus entlehnt ; doch zeigt der Damon Asmodaus 2 , der dem 
Persischen entnommen ist, dafi die Juden schon mit Persien in Be- 
riihrung gestanden haben. Die besondere Schatzung des Almosens und 
der Totenbegrabung entspricht wiederum derjenigen Form jiidischer 
Frommigkeit, die je spater je mehr gepflegt wurde. 

Die beachtenswertesten Ansatze des Buches Tob bewegen sich 
zwischen dem babylonischen Exil und 100 v. Chr. Am wahr- 
scheinlichsten darf Tob um 200 v. Chr. angesetzt werden 3 . 

62. Tob und die Geschichte. 

249. Die Tobiaserzahmng zeigt ihrer ganzen Anlage nach, dafi 
der Verfasser darin einen wirklichen Vorgang berichten will, mag 
er es dabei auch auf Belehrung und Erbauung abgesehen haben. 
Nur geschichtliche Schwierigkeiten konnten AnlaC geben, 
an Dichtung und Legende zu denken. 

250. Nach i, 2 13 soil der Stamm Nephtali in den Tagen des Sal- 
manassar (IV.) (727 723) nach Assyrien gefiihrt worden sein, nach 
4 Rg 15, 29 geschah dies schon unter Tiglat-Pileser III. (745 727) im 
Jahre 733. Die Wegfuhrung des ganzen Nordreiches erfolgte 722 unter 

1 Vgl. H. Graetz, Das Buch Tobias oder Tobit, seine Ursprache, seine 
Abfassungszeit und Tendenz (MGWJ 28, 145 163 385408 433 455 509 
bis 520) u. a. 

2 Vgl. F. H. Reusch, Der Damon Asmodaus im Buche Tobias (ThQ 38, 
422 445). Vielleicht gehoren zu dieser Anlehnung an persische Sprech- 
weise auch die sieben, welche vor dem Herrn stehen (12, 15). Vgl. J.-M. La- 
grange, La religion des Perses, la reforme de Zoroastre et le judaiisme (Rb 
N. S. i, 27 55 188212; auch gesondert P. 1904). 

3 250150 v. Chr. nach P. Vetter, Das Buch Tobias und die Achikar- 
Sage (ThQ 86, 321 364512 539; 87,321370497 546), Kaulen-Hoberg 
(s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 95 ; 300170 n. Chr. nach Simpson (s. o. S. 173) I, 183; vor 100 
v. Chr. nach Holzhey (s. o. S. 9 1 ) 100. 



Nr. 252 A. Die Geschichtsbiicher. 9. Das Buch Tobias. 179 

Sargon (722 706). Nach i, 18 ( i, 15) ist Sennacherib Sohn des 
Salmanassar; tatsachlich war er Sohn des Sargon 1 . Rages soil erst 
unter Seleukos I. ({ 280) erbaut worden sein, wahrend es nach Tob 
schon vor der babylonischen Gefangenschaft bestanden hatte. Doch 
ist dieser Anachronismus nicht sicher, wie auch die Texte beziiglich 
Rages und Ekbatana nicht ganz einheitlich lauten. So unterscheiden 
sich auch die Texte im Namen desjenigen, der Ninive erobert hat. 
Nach @ BA 14, 15 geschah das durch Nabuchodonosor und Assuerus 
(sonst = Xerxes) (nicht so S 3S). Nun ist aber Nabopolassar (626 605), 
der Vater des Nabuchodonosor, der Eroberer von Ninive (612), mit 
dem der Sohn in den Kampf gezogen sein mag. Der Name As- 
suerus wird von manchen Exegeten nicht auf Xerxes, sondern auf 
Kyaxares von Medien gedeutet 2 . Ebensowenig sicher ist, dafi 14, 10 
Aman (so A ; sonst Abctu, Naba[J) genannt ist; dieser hat erst in der 
Zeit der Ester gelebt. 

251. Diese und ahnliche geschichtliche Schwierigkeiten konnen 
beim Mangel eines sicheren Urtextes keinesfalls bestimmt 
demVerfasser angerechnet werden 3 . Die psycholo- 
gischen Schwierigkeiten und inneren Widerspriiche, die man in 
Tob finden wollte, erlangen Gewicht meist je nach der subjek- 
tiven Einschatzung. Sie zu losen, ist eine nicht zu schwierige 
Aufgabe der Exegese. 

252. Aber dabei darf nicht iibersehen werden, dafi sonst alles fur 
geschichtliche Absicht des Erzahlers spricht. Die erbauliche 
Tendenz, die stark vorherrscht (Mahnung zu treuer Erfiillung des Ge- 
setzes), schliefit diese Absicht nicht aus. In katholischen Kreisen haben 
hauptsachlich grundsatzliche Bedenken (Gefahrdung der Inspiration) 
dazugefuhrt, eine geschichtliche Absicht beim Verfasser auszuschliefien 4 . 

1 Bickell (s. o. S. I75 3 ) 220 erklart Salmanassar (: Enemasar) als Sar- 
gon; damit waren beide Schwierigkeiten umgangen (ebenso Hopfl [s. o. S. 9] 

2 2 , 129). 

2 So Hopfl (s. o. S. 9)2 2 , 129. 

3 Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 94 f. 

4 So Scholz (s. o. S. 173), der den Text prophetisch-messianisch-eschato- 
logisch erklart. Anders fortschrittliche katholische Exegeten, welche 
meinen, dafi bei erbaulicher Absicht der Verfasser auf genaue Geschichtlich- 
keit nicht achte; vgl. Holzhey (s. o. S. 9 1 ) 99; E. Cosquin, Le livre de Tobie 
et l'histoire du sage Ahikar (Rb 8, 50 82) ; Ders., Encore l'histoire du 
sage Ahikar. Vraies et fausses infiltrations d' Ahikar dans la Bible (ebd. 
510 531); Vetter (s. o. S. iy8 3 ) 86, 539 u. a. Uber die Voraussetzungen, 
unter denen eine solche Auffassung zulassig erscheint, vgl. EBK vom 23. Juni 
1905 (D. 11 1980); *A. Schulz, Geschichte und Erbauung im AT. Eine exe- 
getische Untersuchung, Braunsberg 1911. 



12* 



I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 253 

63. L/iterarische Entwicklung des Buches Tob 
und seine Beziehung zur Weltliteratur. 

253* Die verschiedenen Texte sind Zeugen einer literarischen 
Entwicklung, weil sie oft genug auch in sachlichen Ziigen 
voneinander abweichen. Doch ist ein Schlufi auf eine bestimmte 
literarische Schichtung so lange verfriiht, als uns jeder sichere 
Anhaltspunkt fehlt, den Urtext festzustellen 1 . Vergleiche mit 
andern literarischen Denkmalern sind mehrfach, oft ziemlich will- 
kiirlich gemacht worden 2 . 

254. Ernstere Beachtung verdient die Zusammenstelhmg mit der 
Erzahlung vom dankbaren Totem und mit der Ahikarsage. 
In der ersteren, die K. Simrock (Der gute Gerhard und die dankbaren 
Toten, Bonn 1856) zuerst mit Tob verglich, spielt die Rettung durch 
Tote, denen ein ehrliches Begrabnis verschafft wurde, die Hauptrolle ; 
bei Tob ist das nur ein Nebenzug; immerhin aber wird die Belohnung 
des Tobias 12, 12 15 ausdriicklich auf sein Verdienst wegen Begra- 
bung der Toten zuriickgefiihrt 3 . Den Gegnern einer solchen Zusammen- 
stellung wird es nicht schwer, sich auf die allgemeine Unsicherheit der 
urspriinglichen Textgestalt zu berufen 4 . 

255. Die gleiche Unsicherheit beeinflufit auch den Vergleich mit der 
zweiten Erzahlung, der Geschichte des weisen Hikar oder 
Ahikar 5 . Nach 33 n, 20 (= n, 18) nehmen Achior undNabath 
der Neffe des Ahikar hiefi Nadab an der Hochzeit des Tobias teil. 
und 8. nennen ihn noch i, 2 if. ; 2, 10 und besonders 14, 10, wo 
ziemlich ausfiihrlich auf diese Erzahlung verwiesen wird ( A aufierdem 

1 Miiller (s. o. S. 173) vermutete, daft erst der Verfasser den einen Tobias 
der Uberlieferung in zwei Personlichkeiten gespalten habe; dagegen mit 
Recht Simpson (s. o. S. 173) I, I74 1 . 

2 C. Fries, Das Buch Tobit und die Telemachie (ZwTh 53, 5487). 
H. Greftmann, Die Bibel im Spiegel Agyptens (Protestantenblatt 49 [1916], Nr. 1 5 
bis 1 8). J. H. Moulton, The Iranian background of Tobit (ExpT n, 257 260). 
H. Schneider (Kultur der Babylonier und Juden, Lp. 1910, 638 f.) lafit Tob 
unmittelbar aus den agyptischen Uberlieferungen iiber den Gott Hons ent- 
lehnt sein. 

3 Vgl. Miiller (s. o. S. 173) 2 f., der noch andere Ahnlichkeiten finder. 
Am meisten fallt auf, daft in beiden Erzahlungen sieben Freier das Leben 
verlieren. 

4 Vgl. J. Sieger, Das Buch Tobias und das Marchen von dem dankbaren 
Toten (Kath 3. F. 29, 367 377). 

5 F. C. Conybeare, J. R. Harris and A. S. Lewis, The story of Ahikar from 
the Aramaic, Syriac, Arabic, Armenian, Ethiopic, old Turkish, Greek and 
Slavonic versions 2 , Cambridge 1913. 



Nr. 258 A. Die Geschichtsbucher. 10. Das Buch Judit. 

auch 14, 15). Es darf wohl festgehalten werden, dafl beide Erzahlungen, 
die in der Weltliteratur verbreitete Ahikarerzahlung und der Vorgang, 
den Tob im Auge hat, dieselben sind 1 . Die Art, \vie die Erzahlung 
in Tob verwendet wird, lafit auf eine von Tob unabhangige Existenz 
der Ahikarerzahlung schliefien 2 . Das ist sicher auf Grund eines Fundes 
in Elephantine, der tmter aramaischen Papyri aus dem 5. Jahrh. v. Chr. 
auch Bruchstiicke des Ahikarromans zu Tage forderte 3 . Die Form, 
in der diese Erzahlung in Tob vorkommt, verlangt keine Geschicht- 
lichkeit des Ahikar und seines Geschickes. Noch weniger ist die 
Verwendung dieser Erzahlung ein Beweis dafiir, dafi Tob ungeschicht- 
lich ist 4 . 

10. Das Buch Judit. 

64. Name. Literatur. 

256. 'Iou6ei9, Liber Judith (Jdt) 5 . 

257. A. E. Cowley, The book of Judith, in Charles (s. o. S. 12) i, 242267. 
Fritzsche (s. o. S. 173). M. Lohr in Kautzsch (s. o. S. 12) I, 147 164. 
*A. Scholz, Das Buch Judith eine Prophetie, Wiirzburg 1885. Ders., Kom- 
mentar iiber das Buch Judith und iiber Bel und der Drache 2 , Wiirzburg 1896. 
* M. van Zinnig-Bergmann, Het boek Judith met anteekeningen voorzien 
door A. Jansen en A. W. H. Sloet (Biblia sacra VT [s. o. S. 124] 3, 4), 's Her- 
togenbosch 1906. Zockler (KK A 9) 185 213. 

65. Inhalt des Buches Jdt (nach 35 6 ). 

258. Nabuchodonosor, Konig von Assyrien in Ninive, ladt in seinem 
12. Regierungsjahre alle Volker ein, ihm zum Kampfe gegen Arphaxad 

1 Wenige bezweifeln das ; so Ginzberg in Jewish Encyclopedia i, N. Y. 1901 , 
287 290; Lohr bei Kautzsch (s. o. S. 12) i, 146. Andere betrachten die 
Stellen als spatere Einschiebsel. 

2 G. Hoffmann (Ausziige aus syrischen Akten persischer Martyrer [Abh. 
fur die Kunde des Morgenl. 7, 3, Lp. 1880] 182 f.), der zum ersten Male auf 
die Ahnlichkeit stiefi, und Vetter (s. o. S. I78 3 ) nehmen eine Abhangigkeit 
von Tob an. 

3 E. Sachau, Aramaische Papyri und Ostraka aus einer jiidischen Militar- 
kolonie zu Elephantine. Altorientalische Denkmaler des 5. Jahrh. v. Chr., 
Lp. 1911. *F. Stummer (Zur Ursprache des Ahikarbuches [OrLz 18, 
103 105]), A. Schollmeyer O. F. M. (Die Herkunft der Achikarspriiche [ThG4, 
660 f.]) und B. MeiBner (Das Marchen vom weisen Achiqar [Der Alte Orient 
16, 2], Lp. 1917) nehmen babylonische Ursprache an. 

4 So Cosquin (s. o. S. 179*). 

5 Hebr. rfl-^n* Gn 26, 34 (= Jiidin, als Eigenname gebraucht). 

6 enthalt im wesentlichen alles, was sich in der 33 findet, weicht aber 
im Umfang (vgl. u. Nr. 261) und darum in der Verszahlung bedeutend ab. 



1 82 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 258 

von Medien beizustehen. Seine Boten werden abgewiesen (i, i 12). 
Im 13. Jahre sendet er seinen Feldherrn Holofernes aus, um an den 
Widerspenstigen Rache zu nehmen (2, i 6). Mit 132 ooo Kampfern 
unterwirft Holofernes verschiedene Volker und Stadte (2, 7 18). Trotz- 
dem sie sich ergeben, schont er sie nicht, um Nabuchodonosor als ein- 
zigen Gott aller Nationen anerkennen zu lassen (3, i 15). Eliakim 1 , der 
Hohepriester in Jerusalem, fordert das Judenvolk 2 auf, im Vertrauen 
auf Gottes Hilfe Widerstand zu leisten und die Zugange nach Jeru- 
salem, besonders bei der Ebene Esdrelon, zu schiitzen (4, i 17). Achior, 
Fiihrer der Ammoniter, klart den Holofernes iiber die wunderbare 
Fiihrung des Volkes durch ihren Gott auf und rat, nur dann gegen 
die Juden zu ziehen, wenn sie wegen einer Siinde in Gottes Ungnade 
standen (5, i 25). Holofernes und seine Genossen hoffen durch ihren 
Sieg Nabuchodonosor als einzigen Gott gegen den Gott der Juden zu 
erweisen und liefern Achior den Juden in Betulia 3 aus, damit er mit 
den Juden untergehe (5, 26 6, 9). Achior erzahlt den Juden von dem 
Ubermut des Holofernes; um so inniger beten und hoffen die Juden 
auf Rettung (6, 10 21). Holofernes riickt mit mehr als 132000 Mann 
gegen Betulia und schliefit die Wasserquelle ab ; das verschmachtende 
Volk will die Stadt iibergeben, wenn ihm nicht innerhalb fiinf Tagen 
Hilfe wird (7, i 25). Judit, eine reiche, schone und fromme Witwe, 
muntert Fiihrer und Volk auf und kiindigt einen Versuch zur Rettung 
an (8, i 34). Sie betet um Gottes Hilfe beimVersuche, den Holofernes 
zu betoreii und zu vernichten (9, i 19) 4 . Unter Segenswiinschen des 
Volkes begibt sich Judit in das Lager des Holofernes (10, i 20). 
Judit verspricht dem Holofernes, ihm mitzuteilen, wann das Volk gottliche 
Strafe verwirkt habe und in seine Hand gegeben sei (n, i 21). Sie 
erhalt Freiheit, im Lager der Assyrer zu verkehren, und vermag die 
Vorschriften der Reinheit zu halten (12, i 9). Bei einem Gelage 
schlagt Judit dem Holofernes das Haupt ab; sie begibt sich nach 
Betulia zuriick und zeigt das Haupt des Holofernes ihrem Volke und 
dem Achior (12, 10 13, 31). Bei einem Ausfall der Juden finden die 
Assyrer den toten Holofernes und suchen, verfolgt von den Juden, ihr 
Heil in der Flucht; die zuriickbleibenden Juden pliindern das feind- 
liche Lager (14, i 15, 8). Judit wird vom Hohenpriester Joakim und 
dem ganzen Volke gefeiert(i5, 9 15). Sie singt ein Lied (16, i 21). 
Opfer in Jerusalem, Ruckkehr nach Betulia und dauernder Festtag 
(16, 2231). 



1 'luuaKeija; vgl. 25 15, 9. 

2 Nach 4, 3 1st Juda erst "aus der Verbannung zuriickgekehrt (vgl. 93 

5l 23) ' 

3 BexuXoud, BdvrouXoud. Uber die Lage vgl. L. Heidet in VDB I, 1751 

bis 1763. 93 halt Betulia und Jerusalem nicht klar auseinander. 

4 Vgl. A. Jansen, Judiths Gebet (ThG 2, 441449). 



Nr. 261 A. Die Geschichtsbiicher. 10. Das Buch Judit. 183 

66. Die Texte des Buches Jdt. 

259. Hieronymus nennt auch Jdt chaldaeo sermone conscriptus 
(Praef. in lib. Judith), halt also doch wohl das Aramaische fur 
die Sprache des Urtextes 1 . Dort, wo die 95 von der und 
abweicht, darf man Lesarten dieses aramaischen Urtextes sehen; 
denn Hieronymus wird nicht nach freiem Ermessen den iiber- 
lieferten Text geandert haben (sola ea, quae intelligentia inte- 
gra in verbis chaldaicis in venire potui, latinis expressi; Praef. 
in lib. Judith) 2 . 

260. Dafi der Ur text semitisch war, erweisen die Hebraismen des 
griechischen Textes (<m6 irpocJibirou == ^?a, elc; -rrpoffumov == ^.?\, 
dcpobpa = IKS, ev = ?) und Ubersetzungsfehler 3 (3, 9 direvavTi ToO 
irpvovoq TOU ueyaXou Tfiq 'louoaia$ .[*fea = Sage wurde statt "^>? = 
Ebene gelesen]; 16, 3 ev uupidat buvdueuuc; [statt ev iroXXri buvduei; 
tt. wurde statt & gelesen]) 4 . Diese Anzeichen wiirden zunachst fur 
einen hebraischen Urtext sprechen 5 ; jedoch steht dem die Angabe des 
Hieronymus entgegen, dem man eine Verwechslung von Aramaisch und 
Hebraisch nicht zutrauen darf. Die vorhandenen hebraischen 
Texte, zwei seit 1519 und 1544 gedruckt 6 , ein weit besserer und 
alterer von M. Gaster veroffentlicht 7 , diirften spatere Bearbeitungen 
sein und das geschichtliche Zeugnis des Hieronymus nicht aufwiegen. 

261. Der griechische Text liegt in dreifacher Gestalt vor: 
i) BAB; 2) 58 (nach Holmes-Parsons [s. o. S. I/6 12 ]; Vorlage fur 
und @); 3) 19 und 108 (nach Holmes-Parsons; vielleicht L ). 
Er ist umfangreicher als die 93 und weist auch sonst teils kleinere 
teils gewichtigere Unterschiede auf 8 . 

1 Anders Origenes (s. o. S. I75 2 ). Man kann den Text des Hieronymus 
schwerlich fur nachorigenianisch halten (so Lohr [s. o. S. 181] i, 148), son- 
dern muC wohl dem Hieronymus, der den Text tatsachlich beniitzt, recht 
geben gegeniiber Origenes, der von einem solchen Texte keine Kenntnis hat. 

2 Vgl. P. Thielmann, Beitrage zur Textkritik der Vulgata, insbesonders 
des Buches Judith, Programm Speier 1883. 

3 Cowley (s. o. S. 181) 244 sieht in Achior eine hebraische Vorlage iirt^ns 
= Freund der Juden, der er wirklich war. 

4 Weitere Beispiele bei Fritzsche (s. o. S. 181). Jdt 8, 16 ist Nm 23, 19 
nach angefiihrt; vgl. Nestle, Marginalien (s. o. S. 173 3 ) 46. 

5 So u. a. Cowley (s. o. S. 181) 244; Lohr (s. o. S. 181) i, 147; Schiirer 
(s. o. S. i63 3 )3 4 , 234. 

6 Vgl. A. Jellinek, Bet ha-Midrasch, Lp. 1853 ff., i, 130 f. ; 2, 1222. 

7 An unknown Hebrew version of history of Judith (PSbA 16,456 163). 
Gaster halt diesen letzten Text fur den urspriinglichen. 

8 Z. B. 14, 57 = 33 13, 2731 ; i, i2 b 16 u. 4, 3 > 23; 14, 12 
= 33 14, 8 12 ; 4, 14 15 weicht von der entsprechenden 33-Form ab. Uber 



184 I- Teil. Pie Biicher des AT im einzelnen. Nr. 262 

67. Entstehungszeit des Buches Jdt *. 

262. Der Inhalt la'Bt erkennen, dafi die babylonische Gefangen- 
schaft voriiber 1st (4, 3 ; 5, 18 f. [= 5 , 22 f. 35]) ; ja der Tempel 
in Jerusalem war bereits wiederhergestellt (16, 21 f. [35 24]). DaC 
kein Konig genannt wird, sondern der Hohepriester in Jerusalem 
als Fiihrer des Volkes erscheint, paCt ebenfalls in die nachexilische 
Zeit 2 . Das friiheste ausdriickliche Zeugnis, welches den Bestand 
unseres Buches bekundet, finden wir bei Klemens Romanus (92 bis 
101), i Cor 55 3 . 

Manche Exegeten betrachten die Namen in der Jdt-Erzahlung als 
Decknamen fur spatere Ereignisse der christlichen Zeit und wollen 
deshalb mit dem Ansatz von Jdt iiber die christliche Zeit nicht hinauf- 
gehen. Abgesehen davon, dafi bei der Umdeutung der Namen grofie 
Willkiir waltet, weist schon die friihe Bezeugung in vorchristliche Zeit. 
Die Annahme, dafi Jdt von pharisaischen Anschauungen zeuge und 
dafi eine Zeit hoher vaterlandischer Begeisterung wie die Makkabaer- 
zeit in Frage kommen miisse 4 , entbehrt sicherer, iiber Mutmafiungen 
hinausgehender Anhaltspunkte. Das beste Mattel, die Zeit zu erschliefien : 
die sprachliche Urgestalt des Buches, fehlt uns. 

Beim Mangel sonstiger Anhaltspunkte wird man wohl eine 
Spannweite vom 5. bis zum 2. Jahrh. v. Chr. offenlassen miissen, 
in die unser Buch zu datieren sein wird 5 . 



das hsl Material zu 50 und des Buches Jdt vgl. P. Thielmann, Bericht 
iiber das gesammelte hsl Material zu einer kritischen Ausgabe der latei- 
nischen Ubersetzungen biblischer Biicher (SB d. AdW zu Munchen, philos.- 
philol.-hist. Kl. 1899, 2, 205 243) 224 227 231 f.: Judith. Die vorhieronymia- 
nischen lateinischen Versionen; die Vulgata. 

1 C. Meyer S. J., Zur Entstehungsgeschichte des Buches Judit (Bb 3, 
193 203). Verschiedene Datierungen bei Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 139 f. 

2 So z. B. Hopfl (s. 0.8.9) 2 2 , 140 ff.: Artaxerxes III. (359 338). Andere 
nehmen an, dafi die Ereignisse sich unter Manasses (698 643) abspielten, 
wahrend er in Babylon gefangen war und der Hohepriester fiir den minder- 
jahrigen Josias die Regierung fuhrte. So Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 1 2 , 402 f. 

3 Infolgedessen istes ausgeschlossen, dafi Ereignisse unter Trajan (98 117) 
der Erzahlung zu Grunde liegen ; so G. Volkmar, Handbuch der Einleitung 
zu den Apokryphen i, Tub. 1860, 54; Graetz (s. o. S. So 1 ) 4 2 , Lp. 1866, 131 
bis 136. 

4 So Konig (s. o. S. 2 2 ) 480; Lohr (s. o. S. 181) I, 148; Nikel (s. o. S. 10) 
162; Schiirer (s. o. S. 163 3 ) 3*, 234; Strack (s. o. S. 3 2 ) 5 i6g. 

5 Den Verfasser suchten einzelne altere Exegeten zu vermuten ; aus neuerer 
Zeit vgl. A. Jansen, Der verschollene Verfasser des Buches Judith (ThG 4, 269 
bis 277), der Jdt dem Verfasser von Sir zuschreibt. 



Nr. 264 A. Die Geschichtsbucher. 10. Das Buch Judit. 185 

68. Jdt und die Geschichte. 

263. Dafi man bei Jdt die vorexilische und die nachexilische 
Entstehungszeit vertreten kann, hangt mit der Unsicherheit der 
Uberlieferung zusammen, welche Anzeichen verschiedener Zeit 
im Texte verschuldet hat. 

Nabuchodonosor , Konig von Babylon (605 562), herrscht als 
Assyrerkonig in Ninive (zerstort 612) (i, i [35 i, 5]). Man beseitigt 
diesen Wirrwarr der Angaben am einfachsten dadurch, dafi man den 
Konigsnamen durch einen Abschreiber verwechselt sein lafit 1 , und 
kommt dann naturgemafi in die vorexilische Zeit. Anderseits ist das 
Volk erst jiingst aus der Gefangenschaft zuriickgekehrt (538) und hat 
denTempelwiederhergestellt(52o 51 6) (4, 3 [>35]). Auch 5, i8f. wird 
kurz von der Fortfiihrung in die Gefangenschaft und von der Zer- 
storung des Tempels erzahlt, ebenso die Riickkehr erwahnt (35 5, 22 f.) 2 . 
Bei solchen sich ausschliefienden Angaben wird es schwer, den gegen- 
wartigen Text mit der Geschichte in Einklang zu bringen 3 . Es kann 
auch nicht ein zufalliger Irrtum in einer Nameniiberlieferung die Ver- 
wirrung verschuldet haben, sondern es wird bei der endgiiltigen Text- 
gestaltung jemand die Hand im Spiele gehabt haben, dem die Zeit- 
abstande der Ereignisse nicht mehr gegenwartig waren. 

264. Zu weit geht es, dem Verfasser die Absicht, einen geschicht- 
lichen Vorgang zu berichten, abzusprechen. Sicher wollte er ein 
Beispiel des Heldenmutes vorfuhren und auf Gottes Fiirsorge fur 
sein Volk hinweisen, um erbaulich zu wirken ; aber er wollte dies 
durch eine Geschichte erreichen, die sich wirklich zugetragen hat. 
Die Einlafilichkeit der Darstellung spricht gegen Parabel 4 und 
erdichtete Legende 5 . 

1 So Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, I 2 , 402 ff.; Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 100 f., 
welche die Ereignisse im 7. Jahrhundert unterzubringen suchen. *F. Stein- 
metzer (Neue Untersuchungen iiber die Geschichtlichkeit der Juditherzahlung. 
Ein Beitrag zur Erklarung des Buches Judith, Lp. 1907) lafit die Ereignisse 
unter Assurbanipal (668626) geschehen; das Buch sei in nachexilischer Zeit 
unter Kyros und in makkabaischer Zeit erweitert worden. P. Riefiler, 
Chronologische Fixierung der Heldentat Judiths (Kath 3. F. 10, i 8): 797. 

2 Cowley (s. o. S. 181) i, 246 verlegt die Ereignisse in die Zeit Artaxerxes' III. 
(359~338), da die Namen Holofernes und Bagoas nach Diodor 31, 19, 2 3 
und 16, 47, 4 von Befehlshabern dieses Konigs iiberliefert sind. 

3 Diese Unsicherheit iiber die richtige Textgestalt iiberhebt auch der 
Sorge, wie man solche Angaben mit der Inspiration vereinbaren kann. 

4 Scholz (s. o. S. 181) lafit in Jdt die Bekehrung Israels und der Heiden- 
welt symbolisch dargestellt sein. 

5 *A. Biolek, Die Ansicht des christlichen Altertums iiber den literarischen 
Charakter des Buches Judith (Weidenauer Studien 4, Wien 1911, 335 368); 



1 86 I. Teil. Die Bucher des AT im einzelnen. Nr. 265 

11. Das Buch Ester. 
69. Name. Literatur. 



265. ^nptf, nr-lps r&ktt (Esterrolle) oder rta (die Rolle kat- 
exochen*), 'EcrGnp, Liber Esther (Est). 

266. P. Haupt, The book of Esther. Critical edition of the Hebrew text 
with notes, Chicago 1911 (vgl. D ass. in AmJsemL 24, 97186). G. Jahn, 
Das Buch Ester nach der Septuaginta hergestellt, iibersetzt und kritisch 
erlautert, Leiden 1901. Keil(s. o. S. 158). *Neteler (s. o. S. 165). Oettli 
(s. o. S. 133) 227 254. L. B. Pa ton, A critical and exegetical commentary 
on the book of Esther (IcC), Edinburgh 1908. J. Scheftelowitz, Zur Kritik 
des griechischen und massoretischen Buches Esther (MGWJ 47, 110119201 
bis 213 289 316). *A. Scholz, Commentar iiber das Buch Esther mit 
seinen Zusatzen und iiber Susanna, Wiirzburg 1892. Seisenberger(s. o. 
S. 165). Siegfried(s.o. S. 165). *I. M.vanOers, Hetboek Esther (Biblia sacra 
VT [s. o. S. 124] 3, 5,477534), 'sHertogenbosch 1908. D. G. Wildeboer, Das 
Buch Esther erklart (KHK 17 [s. o. S. 133], 169 197). Zu den griechischen 
Zusatzen gesondert vgl. O. F. Fritzsche, 3 Ezr, Zusatze zu Ester und 
Daniel, Gebet des Manasse, Baruch, Brief Jeremia (KeH zu den Apokryphen 
des AT [s. o. S. 12] i), Lp. 1851. J. A. F. Gregg, The additions to Esther 
(Charles, The Apocrypha [s. o. 12] i, 665 684). V. Ryssel, Zusatze zum 
Buche Esther (Kautzsch [s. o. S. 12] i, 193 212). Zockler (KK A 9 [s. o. 

S. 1 1] 222 229). 

70. Inhalt des Buches Est nach 9Tt, und 35 2 . 

267. Im wesentlichen bieten 9It, und 35 den gleichen Verlauf 
der Ereignisse, im Umfang aber tmterscheiden sie sich. 3 und 
35 haben noch sieben Zusatze, die einzelne Abschnitte des 3Qft 
erweitern. 35 15, i 3, eine Parallele zu 4, 13 f., ist weder in 3Qft 
noch in vorhanden. In der Einreihung dieser Zusatze gehen 
auch und 35 auseinander. Wahrend sie der Stelle, zu der 

*B. Neteler, Untersuchung der geschichtlichen und kanonischen Geltung des 
Buches Judith, Mstr. i. W. 1886. Mythologisierungsversuche vgl. bei Schra- 
der-Zimmern (s. o. S. 12) 3 439- 

1 Gehort zu den fiinf Rollen (s. o. S. 133 *). 

2 L. B. Paton, A text-critical apparatus to the book of Esther (OT and 
Semitic studies in memory of W. R. Harper, Ld. 1908, 2, 3 52). 

3 1 9> 93 a un d io8 b (nach Holmes- Parsons, s. o. S. 176") haben einen noch um- 
fangreicheren Est-Text (vgl. O. F. Fritzsche, Libri apocryphi VT graece. Ac- 
cedunt libri VT pseudepigraphi selecti, Lp. 1871, 30 72 [mit beiden Texten]; 
B. Jacob, Das Buch Esther bei den LXX [ZatW 10, 241298]; J. Langen, Die 
beiden griechischen Texte des Buches Esther [ThQ 42, 244 272]). 



Nr. 268 A. Die Geschichtsbiicher. n. Das Buch Ester. 187 

sie gehoren, vorausschickt, einfiigt oder folgen lafit, hat 35 die 
ersten sechs Zusatze am Schlufi des Buches mit dem siebten 
Zusatz * zusammengestellt, eine Folge der Ansicht, der Hierony- 
mus huldigte, daB der palastinisch-jiidische Kanon, der Est ohne 
die Zusatze der @ enthalt, dem sog. alexandrinischen Kanon 
vorzuziehen sei 2 . 

268. Am i. Nisan des 2. Jahres des Artaxerxes hatte Mardochdus, ein 
Benjaminite im babylonischen Exil, ein Traumgesicht, welches einen Kampf 
aller Volker gegen das Volk der Gerechten darstellte. Er offenbart eine 
Verschworung zweier Eunuchen gegen den Konig. Aman, ein Beamier 
des Konigs, haflt deshalb ihn und sein Volk (A i 17, 35 u, 2 12; 
12, i 6) 3 . Der Perserkonig Xerxes (485 465) 4 fordert im 3. Jahre 
seiner Regiertmg (483), dafi seine Gemahlin Vasti sich bei einem Ge- 
lage den Gasten zeige; sie weigert sich und wird deshalb verstofien 
(i, i 22). An ihrer Stelle wird die Jiidin Ester zur Konigin gewahlt; 
sie verbirgt auf Anraten ihres Pflegevaters Mardochaus (Mordekai) ihre 
jiidische Herkunft (2, i 20). Mardochaus verrat durch Ester dem Konig 
eine Verschworung zweier Eunuchen gegen sein Leben (2, 21 23). Aman 
wird der hochste Beamte im Reiche. Mardochaus versagt ihm gegen 
des Konigs Gebot die Ehrenbezeigung. Aman beschliefit, ihn dafiir 
mit seinem ganzen Volke an einem durch das Los C^B) bestimmten 
Tage ([13.] XII. 5 ) zu vernichten. Ein koniglicher Erlafi ergeht (3, i 13). 
Wortlaut des Ediktes, das die Ausrotttmg des ganzen Judenvolkes am 
14. XII. anbefiehlt, weil es die Ordnung und Ruhe unter den Volkern 
bedrohe (B i 7, 25 13, i 7). Das Edikt wird hinausgegeben (3, 14 f.). 
Mardochaus beredet Ester, ungerufen zum Konig zu gehen und sich 
fur das Judenvolk zu verwenden (4, i 17). Gebet des Mardochdus zum 
Herrn um Errettung des Volkes (C i n, 35 13, 8 18). Gebet der 

1 Der letzte Zusatz, der sich inhaltlich unmittelbar an den Schlufi des Buches 
anreiht, ist auch in der23dort geblieben und in die Verszahlung von Kap. 10 
einbezogen. Dies hat zur Folge, daC in der 23 die Deutung des Traumes des 
Mardochaus der Erzahlung dieses Traumes vorangeht. Nach einer Notiz 
in der Praefatio in lib. Esther des Hieronymus gab es auch -Hss mit dem 
hebraicus ordo (= Q3-Anordnung). Die Anordnung in den 33-Ausgaben 
scheint aus einer -Anordnung in 33-Hss hergestellt worden zu sein. 

2 Vgl. u. II. Teil, 1 86 ff. Die protestantischen Bibelausgaben tren- 
nen die Zusatze vollstandig vom Buche Est und reihen sie unter die Apo- 
kryphen ein. 

3 Die -Ausgaben zahlen die Zusatze eigens, ohne sie in die von der 93 
ubernommene Kapitel- und Verszahlung einzugliedern. Der Kursivdruck 
bezeichnet die Zusatze in und 93. 

* und Josephus, Ant. 1 1 , 6 : Artaxerxes. 

5 Der Tag fehlt hier im 911; nach 3, 13 kommt der 13. Tag in Frage ( 
hat auch hier, wie im Edikt, den 14. Tag). 



1 88 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 269 

Ester zum Herrn (C 12 30, 25 14, i ig). [Er (d. i. Mardochaus) 
schickt Ester zum Konig, 2tm Furbitte einzzdegen] (> ,25 15, i 3 || 311 4, 
13 f.). Ester geht zum Konig und wird von ihm gutig aufgenommen (5, i f. 
3It 25 ; > ). Ester geht zum Konig und wird von ihm gnddig aufgenommen 
( D i 19, 25 15, 4 19). Sie ladet ihn mit Aman ein erstes Mai zu 
Gaste; der Konig erscheint. Sie ladet ihn ein zweites Mai ein (5, 3 8). 
Aman lafit fur Mardochaus einen hohen Galgen errichten (5, 9 14). Der 
Konig wird in einer schlaf losen Nacht an Mardochaus und seine Ent- 
deckung der Verschworung erinnert und lafit ihn durch Aman ehren 
(6, i 13). Der Konig kommt mit Aman der zweiten Einladung zum 
Mahle bei Ester nach. Diese offenbart Amans Plane und erreicht, dafi 
er an den Galgen gehenkt wird, den er fiir Mardochaus hatte errichten 
lassen; letzterer erhalt Amans Stelle (6, 14 8, 2). Auf Bitten Esters 
gestattet ein konigliches Dekret den Juden, sich am ausgelosten Tage 
gegen ihre Angreifer zu wehren (8, 3 12). Wortlaut des Ediktes, das 
sich gegen Aman wendet, die Juden aber lobt und ihnen die Abwehr ge- 
stattet; der 13. XII. soil fiir die Ztikunft als Festtag begangen werden 
(E i 24, 25 1 6, i 24). Das Edikt ergeht; die Juden retten sich und 
vernichten ihre Feinde, darunter die zehn Sohne des Aman; sie ver- 
anstalten am 14., in Susa am 15. des Adar eine Freudenfeier (8, 13 
bis 9, 19). Mardochaus fiihrt den 14. und den 15. Tag des Adar als 
dauernde jlidische Festtage, die Tage der Lose (a 1 ^ 2 ), ein (9, 20 28). 
Noch einmal wird die gleiche Bestimmung berichtet (9, 29 32 x ). Die 
Grofie des Mardochaus am koniglichen Hofe und sein Ansehen bei 
den Volksgenossen wird hervorgehoben (10, i 3). Mardochaus deutet 
den Traum (vom Beginn des Buches) und envdhnt die Einfiihrung des 
Festes am 14. und 15. Adar. Unterschrift zur griechischen Ubersetzung 
(F i n, 25 10, 4 n, i). 

71. Verhaltnis der Zusatze des griechischen 
Est-Buches zu 



269. Die Zusatze in und 23 konnen entweder aus dem ur- 
spriinglich umfangreicheren Buche spater ausgeschieden oder erst 
nachtraglich als Erweiterungen eingefugt worden sein. 

Altere Exegeten hielten die beiden Textformen fur je eine selb- 
standige Urgestalt des Buches in hebraischer und aramaischer Sprache 2 . 
Die kanonische Geltung des 25-Textes in der katholischen Kirche 



1 Die nicht recht ausgleichbare Doppelangabe von 9, 20 32 stort den 
sonst einheitlichen Aufbau des 9Jt. 

2 So Bellarmin, Controv. de verbo Dei I, 7, 10; Huetius, Demonstratio 
evangelica, prop. IV, Venedig 1765, 238 (vgl. Comely [s. o. S. 3 2 ] 2, I 2 , 437). 
Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 109 deutet Est 9, 29 als Zeugnis fiir eine zweite 
Ausgabe des Est-Textes. 



Nr. 270 A. Die Geschichtsbiicher. n. Das Buch Ester. 189 

machte leicht geneigt, diesen umfangreicheren Text auch als den ur- 
sprunglichen zu betrachten 1 . 

270. Bei der Untersuchung der Urspriinglichkeitsfrage 
kann eine allgemeine Erwagung, ob eher eine Kiirzung oder eine Er- 
weiterung zu erwarten sei, weder nach der einen noch nach der andern 
Richtung entscheidend ins Gewicht fallen. Unter den besonderen An- 
zeichen scheinen die gegen die Urspriinglichkeit des langeren Textes 
zu iiberwiegen. Dafi der 3Qt erzahlungstechnisch etwas vermissen lasse, 
kann man nicht erweisen. Der Traum des Mardochaus im 23-Text um- 
schliefit die ganze Geschichte, aber doch ziemlich aufierlich, ohne notwen- 
dig zu sein. Nach 33 war Aman Mitwisser der Verschworung, die Mar- 
dochaus aufdeckte (vgl. 2, 21 23 mit 12, 6 [A 17]; 16, 2 f. 12 [E 2 f. 12]). 
Das begriindet den Groll des Aman gegen Mardochaus und die Juden noch 
besser als die blofie Verweigerung der Ehrung. Aber auch nach 90ft ist 
Amans Gegnerschaft durchaus begreif lich. Beachtung verdienen einzelne 
Angaben, welche beide Texte in einem gewissen Gegensatz erscheinen 
lassen. Der Gottesname fehlt im 30ft vollstandig im Unterschied von 
33 2 ; ja er ist absichtlich vermieden (4, i4 3 ). Es ware ein unerwarteter 
Zufall, wenn durch Ausscheidung von Stiicken, die inhaltlich selb- 
standig und entbehrlich sind, ein so ausgesprochen profaner Charakter 
des ganzen Buches erreicht worden ware 4 . Zu dieser verschiedenen 
Tendenz in beiden Texten kommen noch andere kleine Unterschiede. 
Nach 2, 19 scheint Mardochaus erst mit Ester an den koniglichen Hof 
gekommen zu sein, nach n, 3 (A 2) war er schon vorher dort 5 . Nach 
3> * 5 grollt Aman dem Mardochaus wegen verweigerter Ehrung, nach 
1 2 , 6 (A 1 7 ) wegen der entdeckten Verschworung. Nach 6, 3 ist Mardochaus 
fur die aufgedeckte Verschworung nichts geworden, nach 12, 5 (A 16) 
wurde er dafiir an den Hof gezogen und belohnt. Nach 9, 20 28 fiihrt 
Mardochaus das Purimfest nur fur die Juden ein, Artaxerxes befiehlt 
nach 1 6, 22 (E 22) auch den Persern, es zu begehen. 

1 So u. a. Haupt (s. o. S. 186); H. H. Howorth, Some unconventional 
views on the text of the Bible. VIII. The Prayer of Manasse and the book 
of Esther (PSbA 31, 8999 156168); Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 108 ff.; 
Scholz (s. o. S. 1 86). 

2 Versuche, den Gottesnamen doch noch irgendwo im Text zu entdecken, 
sind bisher nicht gegliickt ; vgl. Konig (s. o. S. 2 2 ) 293 l . 

3 Das hier gebrauchte Wort aip Ort ist spater Gottesname geworden. 
Aber Est 4, 14 ist eine Umschreibung, um absichtlich den Gottesnamen zu 
umgehen. 4, 16 ist im 3K wohl vom Fasten die Rede, aber nicht vom Beten ; 
anders 33 und einige -Hss. 

4 S. Jampel (Esther. Eine historisch-kritische Untersuchung [MGWJ 49, 
405426 513533: 5. 152 !68 289315 513538641663]) nimmt an, 
das Buch sei durch die Verkiirzung absichtlich profaniert worden. 

5 Meldung der Verschworung durch Ester 2, 21 23 oder durch Mar- 
dochaus 12, i ff. (A I2ff.) ist von geringerer Bedeutung; ebenso 3, i Aman 
mit persischem Namen des Vaters, 16, 10 (E 10) von mazedonischer Herkunft. 



I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 271 

Was die sprachliche Gestalt der Zusatze betrifft, so nehmen manche 
Exegeten an, dafi die Edikte des Xerxes (13, i 7 [B i 7]; 16, i 24 
[E i 24]) Merkmale urspriinglich griechischer Sprachform an sich 
tragen, also nicht aus dem Hebraischen iibersetzt seien 1 . Aber selbst 
wenn man damit rechnet, dafi die Perserkonige ihre Erlasse auch in 
griechischer Sprache hinausgaben, ist es doch hochst unwahrscheinlich, 
dafi der Ubersetzer des ganzen Bucb.es ins Griechische gerade fiir diese 
beiden Stiicke sich um den griechischen Urtext bemiiht hatte. Die iibrigen 
Zusatze sind Ubersetzungsgriechisch 2 . Es finden sich Hebraismen ein- 
gestreut 3 , welche nicht als schwulstiges Griechisch abgetan oder als Eigen- 
tiimlichkeiten der xoivfi bidXeicroc; erwiesen werden konnen 4 . Die Unter- 
schrift unter der griechischen Ubersetzung steht nach dem letzten Zusatz 
und bezieht sich auf das Buch, wie es voraus steht, bezeugt also, dafi 
um 114 v. Chr. die semitische Vorlage auch die Zusatze enthalten hat. 

271. Auf Grund alles dessen ist zwar die Anschauung berechtigt, 
dafi es auch eine semitische Gestalt des Buches gab, welche sich 
im wesentlichen 5 mit dem Umfang des 35-Textes deckte. Aber 
diese langere Form fiir urspriinglich zu halten, zwingt nichts, und 
hinreichend vieles spricht dagegen, so dafi die gegenwartige 
hebraische Form als die altere Gestalt des Buches gelten darf 6 . 

! So Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 419; Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 s ) 2 5 , 109; 
T. Noldeke, Die atl Literatur in einer Reihe von Aufsatzen dargestellt, 
Lp. 1868, 89. Doch vgl. 13, 7 (B 7) bid TeXou? = r,x nach dem Uber- 
setzungsgebrauch der.. 

2 Griechische Ursprache nehmen an Ryssel (s. o. S. 186) 196; Strack 
(s. o. S. 3 2 ) 6 174 ; Vigouroux-Brassac (s. o. S. 9 ^ 2, i 14 , 256 ff. 

3 11, 2 (A i) ri^ |uia TOU Nifjciiv; 12, 6 (A 17); 15, 9 (D 6) dviimiov roO paffi- 
Xeu)?; ii, 9 (A 8) irav eGvo? qpopou^ievot TCI eauToiv KOKCX; 15, 9 (D 6) eui TOO 
Qpovou rfj? paatXeiag ai)ToO ; Gebrauch von Kai ; auvrdXaa = rt|s Vernich- 
tung ; irveO,ua = Zorn (511) u. a. 

* Der abweichende Text, den De Lagarde als lukianische Rezension be- 
trachtet (s. u. 220, Nr. 761), wird von manchen als eine zweite Ubersetzung 
aus dem Hebraischen erklart. Vgl. J. Langen, Die deuterokanonischen Stiicke 
des Buches Esther, Frb. i. Br. 1862. Flavius Josephus hat die beniitzt. 

5 Statt einen Vorbehalt beziiglich der Edikte des Artaxerxes (s. o.) 
zu machen, wird man eher den Eindruck originalgriechischer Sprache als 
Tauschung erklaren. Einen spaten aramaischen Text vom Traum des 
Mardochaus, dem Gebete des Mardochaus und der Ester s. bei A. Merx, 
Chrestomathia targumica (Porta linguar. or. 8), B. 1888, 154 164. Uber 
andere jiidische Esteriiberlieferungen vgl. Ryssel (s. o. S. 186) 194 196. 

6 So Langen (s. o. Anm. 4), Nikel (s. o. S. 10) 152. Howorth (s. o. S. 189 1 \ 
halt den von ihm angenommenen aramaischen Text mit den Zusatzen fiir 
urspriinglicher ; 9Tt sei Riickiibersetzung ins Hebraische und Verkiirzung. 
Fiir relativ selbstandig halt die beiden Texte auch F. X. Roiron S. J., Les 
parties deuterocanoniques du livre d'Esther (RchScr 6, 3 16). 



Nr. 272 A. Die Geschichtsbiicher. n. Das Buch Ester. 191 

72. Entstehungszeit des Buches Est. 

272. Der Inhalt verlangt, den terminus a quo nicht iiber die 
Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. hinaufzusetzen. Die sprachliche Eigen- 
art weist in eine noch spatere Zeit, sogar iiber die Chr, also 
iiber 300 v. Chr. herab. 

Hierdurch 1st Mardochaus x schon zeitlich als Verfasser ausgeschlossen. 
Aber auch die Art, wie von ihm in Est gesprochen wird (vgl. 9, 3), wiirde 
zu ihm als Verfasser nicht passen. Ebensowenig kann wohl ein Jude, 
welcher der Zeit und den Ereignissen nahestand, wie etwa Ezra, in 
Frage kommen. 

Fiir den terminus ad quern darf man mit gutem Grunde iiber 
Josephus (um 100 n. Chr.), der die Ubersetzung mit den Zusatzen 
beniitzte, betrachtlich hinaufgehen, da die Unterschrift unter dem 
-Text die Ubersetzung wenigstens fur 114 v. Chr. bezeugt 2 . So 
ergibt sich 300 200 oder 150 v. Chr. als ungefahre Zeitabgren- 
zung, innerhalb deren Est entstanden sein wird. 

Bei zu fruhem Ansatz innerhalb dieser Grenzpunkte bliebe es auffallig, 
dafi Ester und Mardochaus Sir 44 ff. nicht genannt werden 3 . Dafi das 
Purimfest zum ersten Male erst 2 Makk 15, 36 erwahnt wird 4 , kann 
als argumentum ex silentio gegen obigen Ansatz nicht geltend gemacht 
werden. Das Purimfest kann trotzdem schon lange vor der Makkabaer- 
zeit gefeiert worden sein 5 . 

1 Manche halten ihn fur den Verfasser, weil sie 9, 20 23 26 auf unser 
Buch beziehen. Wohl aber konnen Aufzeichnungen des Mardochaus im 
Buche verwertet sein, wie viele neuere katholische Erklarer (so Hopfl [s. o. 
S. 9] 2 2 , 149) annehmen. 

2 Unter dem Ptolemaus dieser Unterschrift, der im 4. Jahre eine Kleo- 
patra zur Gemahlin hatte, versteht man gewohnlich den spatest moglichen, 
Ptolemaus VIII. (X.) Lathyrus (116 101 v. Chr.). Vgl. Jacob (s. o. S. i86 3 ). 

3 Vielleicht setzen die Zweifel an der kanonischen Geltung von Est, die 
fur das spatere Judentum bezeugt sind (s. u. 187), schon sehr friih ein. 
Dann konnte Est zur Zeit des Sirach bestanden haben und trotzdem von ihm 
iibergangen worden sein. 

4 Hier ist der Mardochaustag ein zweites Datum zu einer Zeitangabe, die 
allein vollstandig geniigt hatte. i Makk 7, 49 kommt das gleiche Datum 
vor, ohne dafi auf den Mardochaustag verwiesen wird. 

5 Hoher versucht man Est anzusetzen, weil der Hauptraum des Konigs- 
palastes in Susa, Apadana, nicht erwahnt werde ; das erklart man sich daraus, 
dafi zu jener Zeit dieser Raum in Trummern lag (unter Artaxerxes I. [465 424] 
und II. [404 359]), also um die Mitte des 4. Jahrh. Vgl. H. Gunkel, Esther. 
Mit einem Plan im Text (Religionsgesch. Volksbiicher 2, 19/20), Tub. 1916; 
Ders., Das Konigsschlofi von Susa und das Buch Esther (ThLz 44, Nr. i/2 f 
2-4). 



I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 273 

73. Est und die Geschichte \ 

273. Schwierigkeiten gegen geschichtliche Voraussetzungen und 
Angaben in Est sind erhoben worden; sie wiegen jedoch nicht 
allzu schwer. 

Nach Herodot (7, 114; 9, 112) hiefi die Gemahlin des Xerxes in 
der Zeit von seinem 7. bis 12. Jahre Amestris; aber das schliefit die 
Geschichtlichkeit der Erzahlung nicht aus. Denen gegenuber, die Wider- 
spriiche mit persischen Sitten finden wollen, stellt Gunkel (s. o. S. 191 5 ) 
fest, dafi der Verfasser die Verhaltnisse in Susa gekannt habe. Innere 
Schwierigkeiten (die grofie Zahl der Gefallenen [9, 16], der Tag der 
Ermordung der Juden lange vorher festgesetzt, der grausame Sinn, der 
sich im Buche kundgibt 2 , u. a.) diirfen nicht zu der Anschauung 
verleiten, als ob das Buch nicht Geschichte sein wolle. Ernster miifite 
es genommen werden, wenn das Purimfest wirklich erst sehr spat ent- 
standen ware, oder wenn sich ein ganz anderer Ursprung dieses Festes 
erweisen liefie, als die Begebenheiten unseres Buches fordern. Allein 
2 Makk 15, 36 3 schliefit eine spatere Entstehung aus, lafit aber einen 
fruheren Ursprung durchaus ofFen. Die Benennung des Festes nach 
einem Nebenumstand (der Tag zur Ermordung der Juden wird durch 
Los [O^SIB die Lose] festgesetzt [3, 7]) kann nicht als unwahrschein- 
lich bezeichnet werden. Dafi ""IB wirklich Los bedeutet, laftt sich 
aus dem persischen pare = der Anteil wahrscheinlich machen, wenn 
es auch nicht richtig sein sollte, dafi assyr. puru mit das Los zu 
iibersetzen sei 4 . 



1 E. Cosquin, Le prologue-cadre des Mille et une Nuits, les legendes 
perses et le livre d'Esther (Rb N. S. 6, 749 161197). J. Hoschander, The 
book of Esther in the light of history, Philadelphia 1913 (mit reichem Ma- 
terial, aber willkiirlichen Losungen). S. Jampel, Das Buch Esther auf seine 
Geschichtlichkeit kritisch untersucht. Nebst einem Anhang : Die topographische 
Beschreibung des Achasveros-Palastes im Buche Esther und die Burg zu 
Susa, von M. Dieulafoy, Frankf. a. M. 1907 (Buchausgabe der oben S. 189* an- 
gefuhrten Artikel). 

2 Der grausame HaC gegen die Feinde, den das Buch atmet, ist auch 
der Festfeier eigen geblieben. Die eigenartige Stellung, welche die Namen 
der zehn Sohne des Aman in den massoretischen Bibelausgaben erhalten 
(9, 6 ff.), wird von der jiidischen Exegese mit dieser Stimmung in Zusammen- 
hang gebracht. 

3 Vgl. o. S. 191. Aufierdem ist das Fest bei Josephus, Ant. n, 6, 13, 
Megillat Taanit 12, Jo 5, I (?) im I. Jahrh. n. Chr. bezeugt. 

4 So W. Mufi-Arnolt, Assyrisch-englisch-deutsches Handworterbuch, B. 1905, 
2, 825 irn Anschlufi an Jensen (vgl. Wildeboer [s. o. S. 186] 173!); Jampel 
(s. o. S. 189*)- Andere Deutungsversuche sind nicht viel besser begriindet; 
vgl. pujjru Versammlung (Schrader [s. o. S. 12] 3 5i8); pers. fordigan (De La- 
garde; vgl. Oettli [s. o. S. 1 86] 233). 



Nr. 274 A. Die Geschichtsbucher. 11. Das Buch Ester. 193 

274. Anzeichen fur eine beabsichtigte Allegoric in Est und 
mythologische Anklange wollte man in den Namen der 
Hauptpersonen des Buches und im Charakter des Festes ent- 
decken. 

Die Vorfahren des Aman und Mardochaus, Agag und Kis, kommen 
wohl auch i Sm 15, 8ff.; 9, i ff. vor; allein von dieser Auffalligkeit 
1st es doch noch weit bis zur Behauptung, die Estergeschichte sei ein 
ungeschichtlicher Abklatsch der Geschichte von Samuel und Saul 1 . 
Vielfach werden die Namen Mardochaus, Ester und Vasti mit den 
Gottern Marduk und Istar 2 und einer elamitischen Gottin 3 zusammen- 
gestellt und der Gegensatz der babylonischen und elamitischen Gotter- 
welt als Ausgangspunkt zur Erklarung unserer symbolisch aufgefafiten 
Estererzahlung betrachtet 4 . Jedoch die Namen sind durchaus verstand- 
lich und entsprechen der Lage, auch wenn man beim geschichtlichen 
Sinn von Est stehen bleibt. 

Derartige mythologische Deutungen verlangen bei Durchfuhrung im 
einzelnen nicht weniger willkurliche Erklarungen als die Auffassung 
von A. Scholz, der in Est eine messianische Prophetie hineinlegt 5 . 

Abgesehen davon, daB solcherlei abwegige Versuche exegetisch 
unbefriedigend bleiben, sind die Genauigkeit der Schilderung, 
die Berufung auf die persischen Annalen (2, 23; 6, i; 10, 2), die 
Existenz des Purimfestes u. a. immer noch am besten verstand- 
lich, wenn man Est als Geschichte anerkennt. Was darin 
viber Persien gesagt wird, pafit zu Zeit und Ort der Begebnisse, 
wie die franzosischen Ausgrabungen in Susa bis jetzt ergeben 
haben 6 . 



1 Vgl. Wildeboer (s. o. S. 186) 170. 

2 J. Oppert (Sogdianus, Konig der Perser [ZA 16, 114]) sucht die Namen 
im Altpersischen ; das wiirde nach der Anlage der Erzahlung am nachsten 
liegen. 

3 = MAS-TI ; vgl. J. D. Prince, Note on Vashti (JbL 33, 8790). G. Hii- 
sing, Der elamische Gott Memnon (MvaG 21), Lp. 1916, I, 35 38: = Aman 
des Est-Buches. Sonst halt man Aman fur JJuman. Eine Durchfuhrung dieser 
Auffassung s. bei Schrader (s. o. S. 12) 3 $i6 ff. (auf Grund der Angaben von 
P. Jensen). 

4 So P. Haupt, Purim (Beitr. z. assyr. u. sem. Sprachwissenschaft 6, 2), 
Lp. 1906, der ein Friihlingsfest mit dem Feste babylonischer und elamitischer 
Gottheiten vermischt sein lafit; vgl. auch Holzhey (s. o. S. 9 1 ) 107. Dagegen 
Gunkel (s. o. S. 191 5 ) und besonders Jampel (s. o. S. 192 J ). 

5 Die Namen im Buche Esther (ThQ 72, 209 264); Kommentar (s. o. 
S. 1 86) xxxiv ff. Scholz gesteht aber, dafi am 931 der nichtgeschichtliche 
Charakter von Est sehr schwer erkennbar sei. 

6 Vgl. Gunkel, Das Konigsschlofi in Susa (s. o. S. 191 5 ); HDB i, 775 b . 
Goettsberger, Einleitnng in das AT. 13 



194 * Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 275 

12. Das erste und das zweite Buch der Makkabaer. 

74. Name. Literatur. 

275. MctKKapaiuuv a', {5' (ra. MaKKa(3atKa [Origenes, In Ps i, bei 
Eusebius, Hist, eccles. 6, 25, 2]), Liber primus, secundus Macha- 
baeorum (1,2 Makk). 

Der Name stammt von Judas dem Makkabaer (6 MaKKapaTo? 
i Makk 2, 4 66; sprachlich am besten von s^ 1 *? der Hammer ab- 
zuleiten x ) und ging von ihm auf seine Briider, die Sohne des Mattatias, 
welche die Juden in ihren Kampfen mit den Syrern anfiihrten, iiber, 
weiterhin auf das ganze priesterliche Fiirstengeschlecht, das vom Beginn 
der Freiheitskampfe an bis zur Dynastie des Herodes (37 v. Chr.) an 
der Spitze des jiidischen Volkes stand 2 . Von den Kampfgenossen jener 
Zeit iibertrug man den Namen auf die Martyrer, welche durch Leiden 
und Tod nicht minder heldenmutig fur die vaterliche Religion stritten 
(vgl. Eleazar, die makkabaischen Briider 2 Makk 65754 Makk). 3 Makk 
verdankt seinen Titel einer weiteren Ausdehnung des Namens, mit dem 
man auch die Martyrer vor den Makkabaerkampfen zur Zeit des Ptole- 
maus IV. Philopator (221 204) auszeichnete 3 . 

276. Nach Origenes (s. o. Nr. 275) hiefi i Makk tfctppnG a 

das als Umschrift am genauesten der Vorlage: Vjft 133 FP3 
Fiirst des Hauses derer, welche Sohne der Kraft sind , entsprechen 
wiirde 4 . 2 Makk wird von Eusebius (Praep. ev. 8, 9 [W 21, 635]) 
und Hieronymus (Prol. gal.) zum ersten Male ausdriicklich 5 
erwahnt. 



1 F. Perles, The name MoKKapaToc; (JqR N. S. 17, 404 ,). Andere fiihren 
den Namen auf "'as? (vgl. Machabaei der 25; S. J. Curtiss, The name 
Maccabee, Lp. 1876), der Ausloscher (vgl. Is 43, 17), zuriick oder deuten 
ihn als Akrostichon (z. B. mm a^sa nsba ^ Ex 15, n). 

2 Auch Hasmonaer genannt, von pa^n, den man aus 'Acajjuuvaioc;, dem 
Urgrofivater des Mattatias (Josephus, Ant. 12, 6, i), als Stammvater des Ge- 
schlechtes erschlofi. Andere erklaren diesen Dynastienamen aus Ps 68 (67), 
32 : n^aaJrf, das aber wohl in n^sa," zu verbessern ist (vgl. F. Wutz, Die 
Psalmen textkritisch untersucht, Miinchen 1925, z. St.). 

3 Comely (s. o. S. 3 2 ) i, 206 meint, dafi nur die Stellung nach i und 2 Makk 
in den Hss zur Bezeichnung 3 Makk gefiihrt habe. 

4 So Bohmer, Sarbeth Sabanaiel (StKr 76, 332 338). Andere Riick- 
iibertragungen vgl. bei S. Sachs, Le titre du livre des Macchabees (REj 26, 
161 166); A. Schulte, Der hebraische Titel des ersten Makkabaerbuches 
(BZ 7, 254). 

5 Hippolyt (zu Dn 4 [vgl. Schiirer (s. o. S. i63 3 ) 3*, 196]) und Origenes (Comm. 
in ep. ad Rom. 8 lib. 8, c. i [M B 14, 1158]) nennen ein erstes Makkabaerbuch. 



Nr. 278 A. Die Geschichtsbiicher. 12. i und 2 Makk. 195 

Im Unterschied von i und 2 Sm, i und 2 Chr, i und 2 Ezr ist 2 Makk 
nicht die Fortsetzung von i Makk, sondern 2 Makk greift geschicht- 
lich iiber i Makk zuriick, und i Makk reicht weiter als 2 Makk ; beide 
unterscheiden sich aufierdem nach Ursprache und religioser Eigenart. 

277. H. J. Elhorst, Die beiden Makkabaerbiicher und die Vorgeschichte 
des jiidischen Freiheitskrieges (VB 2, 367 394). W.Grimm, Das erste, 
zweite, dritte und vierte Makkabaerbuch (KeH zu den Apokryphen [s. o. S. 12] 
3 u. 4), Lp. 1853/57. *C. Gutberlet, Das erste Buch der Machabaer 
(AtAbh 8, 3/4), Mstr. i. W. 1920; Ders. , Das zweite Buch der Machabaer 
(AtAbh 10, 3/4), ebd. 1927. A. Kamphausen, Das zweite Buch der 
Makkabaer (Kautzsch [s. o. S. 12] i, 81 119). E. Kautzsch, Das erste 
Buch der Makkabaer (Kautzsch [s. o. S. 12] i, 24 81). J. Knabenbauer S. J., 
Commentarius in duos libros Macchabaeorum (CSs), P. 1907. Kugler 
(s. o. S. 93 2 ) 301 344: VI. Zur Geschichte und Chronologic der Seleukiden 
und Farther, insbesondere nach neuen keilinschriftlichen Quellen; 345 414: 
Chronologische und historische Beziehungen zwischen den beiden Makkabaer- 
biichern. R. Laqueur, Kritische Untersuchungen zum 2. Makkabaerbuch, 
StraOburg 1904. J. Moffatt, The second book of Maccabees (Charles 
[s. o. S. 12] i, 125 154). B. Niese, Kritik der beiden Makkabaerbiicher 
nebst Beitragen zur Geschichte der makkabaischen Erhebung, B. 1900. 
W. O. E. O ester ley, The first book of Maccabees (Charles [s. o. S. 12] 
i, 59 124). B. Risberg, Textkritische und exegetische Anmerkungen 
zu den Makkabaerbiichern (Beitr. z. Religionswiss. 2 [Stockholm 1915/18] i, 6 
bis 31). D. M. Sluys, De Maccabaeorum libris I et II quaestiones, Diss., 
Amsterdam 1904. *H. Weifi, Judas Makkabaus. Ein Lebensbild aus den 
letzten grofien Tagen des israel. Volkes, Frb. i. Br. 1897. J. Wellhausen, 
tiber den geschichtlichen Wert des zweiten Makkabaerbuches im Verhaltnis 
zum ersten (Nachr. v. d. k. GdW zu Gott., philol.-hist. Kl. 1905, 2, 117 163). 
H. Willrich, Judaica. Forschungen zur hellenistisch-jiidischen Geschichte 
und Literatur, Gott. 1900. Zockler (KK A 9 [s. o. S. n], 27 139). 

75. Inhalt der beiden Makkabaerbucher *. 

278. Sie schildern die Befreiungskampfe des jiidischen Volkes 
gegen Angriffe der Seleukiden 2 auf die ererbte Religion, i Makk 

1 Die einzelnen Ereignisse werden im Folgenden in chronologischer Reihen- 
folge synoptisch zusammengestellt, wobei in gemeinsamen Abschnitten der 
Inhalt von i Makk nach links, der von 2 Makk nach rechts geriickt wird. 
Eigengut von 2 Makk wird kursiv, gemeinsame Berichte durchschossen ge- 
druckt; Stiicke, welche aufierhalb der chronologischen Reihenfolge stehen, 
werden durch kursiven Druck der Zitate kenntlich gemacht. 

2 Nachdem das persische Weltreich durch Alexander d. Gr. gestiirzt war 
(333 v. Chr.), gewannen nach dessen Tode (323 v. Chr.) von den vier sog. 
Diadochenreichen das syrische unter den Seleukiden (von 312 v. Chr. an 
Beginn der Seleukidenara, nach der in Makk gerechnet wird, und zwar 

13* 



I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 278 

schildert einen Zeitraum von 40 Jahren (175 135 v. Chr.). 2 Makk 
greift iiber den zeitlichen Einsatz von I Makk hinaus noch auf 
das Ende der Regierung des Seleukos IV. Philopator zuriick 
(176 v. Chr.), endigt aber bereits mit dem Tode des Nikanor 
(161 v. Chr.), so daft es nur 15 Jahre (176 161 v. Chr.) umfafit. 
Zum grofieren Teil deckt sich der Inhalt beider Biicher (i Makk 
i, 107, 50 I! 2 Makk 4, 715, 36). 

I. Verfolgung der Juden durch die Syrer (i Makk 1,1 2,70 
2 Makk i, i 7, 42). 

1 Makk 2 Makk 

Brief der Juden Paldstinas an die Briider in Agypten, worm 
sie zur Feier des Laubhutten- bzw. Tempehveihfestes einladen 
(i24v. Chr.) (i, i 9). Ein ziveiter Brief von den gleichen Ab- 
sendern an die gleichen Empf anger schildert, wie Nehemias 
das heilige Feuer gewann und Biicher sammelte, und ladet 
zum Feste der Tempelreinigung am 25. Kislev (Dez.) ein 
(urn 162 v. Chr.) (i, 10 2, iS) 1 . Der Verfasser gibt an, 
dafl sein Werk einen Auszug aus den funf Biichern des Jason 
von Kyrene iiber diese Zeit darstelle (2, 19 32). 

Tempelentweihung und Strafe des Heliodor im letzten Jahre 
des Sekukos IV. (187 175) (3, i 40). 

Das Alexanderreich zerfallt in die Diadochenreiche (i, i 9). 

Der Hohepriester Onias fiihlt sich durch seine Gegner be- 
droht (4, i 6). 

AntiochusIV. Epiphanes (175 164 v. Chr.) iibernimmt die 

Regierung des Syrerreiches (i, 10 || 4, 7"). 

Jason erschleicht sich das Hohenpriesteramt (4, 7 b io a ). 

Im Judentum bildet sich eine heidenfreundliche Partei 

(i, 1115 || 4, io b 22). 

Menelaos verdrdngt den- Jason aus dem Hohepriesteramt, er- 
mordet den Onias und verubt weitere Schandtaten (4, 23 50). 

AntiochusziehtgegenAgyptenindenKrieg(i, 16 19 )| 5, i). 
Erscheinungen und Vorzeichen in Jerusalem. Jason iiber- 
fdllt Jerusalem, muft aber fliichten und kommtum($, 2 10). 

Antiochus fa lit imjudenlandeundin Jerusalem ein, pliin- 

dert den Tempel, mordet und lastert und kehrt heim 

(i, 20 28 || 5, ii 21). Nach zweijahrenwiederholt einOber- 

rechnet, wie Kugler [s. o. S. 93 2 ] 352 meint, i Makk das Jahr vom i. Nisan 
[Marz April], 2 Makk vom i. Tisri [OktJ ab) und das agyptische unter 
den Ptolemaern (von 323 v. Chr. ab) abwechselnd mafigebenden Einflufi auf 
Volk und Land der Juden. 

1 Vgl. H. Herkenne, Die Briefe zu Beginn des zweiten Makkabaerbuches 
(i, 12, 18) (BSt 8, 4), Frb. i. Br. 1904; C. Torrey, Die Briefe 2 Makk i, i 
bis 2, 18 (ZatW 20, 225 242). 



Nr. 279 A. Die Geschichtsbiicher. 12. i und 2 Makk. 197 

1 Makk 2 Makk 

steuereinnehmer (Apollonius 2 Makk 5, 24) die Pliinderung 
und besetzt die Stadt Davids (i, 29 40 || 5, 22 26). 

Judas der Makkabaer fiieht in die Wilste (5, 27; vgl. i Makk 
2, 28). 

Antiochus will seine Volker religios verschmelzen und 
verfolgt deshalb die jiidische Religion und ihre An- 
hanger grausam (i, 41 64 || 6, i n). 

Mahnung zur Standhaftigkeit. Der alte Schriftgelehrte Eleazar 
wird gemartert, iveil er sich weigert, verbotenes Fleisch zu 
essen ; ebenso die makkabaische Mutter mit ihren sieben Sohnen 
(6, 12 7, 42 1 -, vgl. i Makk i, 62 f.). 

Der Priester Mattatias mit seinen Sohnen trauert, weigert sich, 
zu opfern, totet einen opferwilligen Juden und flieht ins Ge- 
birge; viele folgen ihm (2, i 30; vgl. 2 Makk 5, 27). Die 
Fliichtlinge weigern sich, am Sabbat feindliche Angriffe ab- 
zuwehren, und gehen zu Grunde. Mattatias beschliefit, auch 
am Sabbat sich zu wehren (2, 31 41). Die Frommen (Asi- 
daer) sammeln sich und besiegen die Heiden (2, 42 44). 
Mattatias fiihrt mit seinen Sohnen das Gesetz gewaltsam 
durch. Er ermahnt seine Sohne, bestimmt Judas als Fiihrer 
und stirbt (2, 45 70). 

279. II. Die Kampfe der Makkabaer unter Fiihrung des Judas 

(i Makk 3, i 9, 22 2 Makk 8, i 15, 39 [166 161 v. Chr.]). 

Judas wird wegen seiner erfolgreicheii Kampfe gepriesen 

(3, 19 || 8, 17). 

Er besiegt den Apollonius und Seron mit ihren gewaltigen 

syrischen Heeren (3, 10 26). Antiochus beauftragt Lysias 

mit der Bestrafung der Juden und zieht nach Persien, um 

Mittel fur die Kriegsfiihrung zu erhalten (3, 27 37). 

Lysias (Philifpus 2 Makk 8, 8; vgl. 5, 22) entsendet Ptolemaus, 

Nikanor und Gorgias gegen die Juden (3, 38 41 || 8, 8 9). 

JudasbereitetdenKampfvor(3, 42 60 ; vgl. 8, 12 20). Judas 

besiegt 

den Gorgias (4, i 25), 

den Nikanor, Timotheus und Bakchides (8, 10 j6). 
Antiochus in Persien hort von dieser Nieder- 
lage und eilt heim, um an den Juden Rache zu 
nehmen; er verungliickt, bereut und stirbt 
(9, i 29 || i Makk 6, i 17}. 

Lysias zieht gegen die Juden, wird von Judas besiegt und 

rustet zu einem neuen Zuge (4, 26 35). 

Judas und seine Briider ziehen nach Jerusalem, reinigen 

und weihen den Tempel, befestigen Sion und Betsura 

(165 v. Chr.) (4, 3661 I) 10, 19). 

1 7, 28 ist eine wichtige Beweisstelle fur die Schopfung aus nichts. 



I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 279 

1 Makk 2 Makk 

Antiochus V. Eupator tibernimmt die Regie- 
rung (164 v. Chr.) und ernennt Lysias zum Reichs- 
verweser (10, 10 13; vgl. i Makk 6, 14 77). 

Judas besiegt (Gorgias [2 Makk 10, 14; vgl. i Makk 4, iff.] und} 
die Idumaer, die Ammoniter '(> 2 Makk) und Timothetts (5, i 
bis 54 || 10, 14 38). 

Andere ehrgeizige Fiihrer jiidischer Kampfer werden bei 
Jamnia von Gorgias geschlagen (5, 55 64). Judas besiegt 
die Idumaer und Philister (5, 65 68). Antiochus IV. 
Epiphanes erleidetin Persien Miflgeschick und 
erfahrtdieNiederlagedesLysias unddieReini- 
gung desTempels und seine Befestigung (= Sion 
iMakk4,6o)und dieBetsuras(6, i 7; vgl. 2 Makkg,i 3). 
Erwird infolge dieser Nachricht krank, bereut, 
setzt Philippus als Reichsverweser fiir seine n 
Sohn Antiochus ein und stirbt(6, 8 16; vgl. 2 Makk 
9,1 29). Lysias setzt AntiochusV. Eupator als 
Konig ein (6, 17; vgl. 2 Makk 10, 10 13}. Judas be- 
lagert die Festung in Jerusalem; abtriinnige Juden rufen 
die Syrer dagegen zu Hilfe (6, 18 27). 

Infolgedessen (ganz kurze Zeit nach Judas' Sieg ilber Titnotheus 
2 Makk ii, i ; vgl. 10, 14 38 || i Makk 5, i 54) k amp ft der Konig 
(Lysias 2 Makk n, i) gegen Judas (6, 28 54 || n, i 5). 

Judas besiegt den Lysias (11, 6 12). 

Lysias hb'rt, dafi der Reichsverweser Philippus zuriickgekehrt sei; 

er erkennt das Ungiinstige seiner Lage (i Makk 6, 55!.; Lysias sieht 

die Unbezivingbarkeit der Jtiden ein 2 Makk 1 1 , 13) und bringt einen 

Friedensvertrag mit den Juden zustande(6, 55 62 || 11,13 Z S)- 

Brief des Lysias an das Volk der Jttden (n, 16 21). Brief 

des Konigs an Lysias (n, 22 26). Brief des Konigs an 

das Volk der Juden (11, 27 33). Brief der Romer an die 

Juden mit dem Angebot, sie beim Konig zu tinterstiltzen 

(11, 34 38). 

Der Konig kehrt heim und entreiftt Philippus seine Haupt- 
stadt (6, 63). 

Lysias zieht zum Konig, die Jtiden kehren heim (12, i). Ti- 
motheus und Apollonius, die dortigen Befehlshaber, beunrtihigen 
die Juden welter (12, 2). Die Einwohner von Joppe und Jam- 
nia toten hinterlistig die dortigen Juden; Judas rdcht seine 
Volksgenossen (12, 3 9). Judas kampft gegen Thimotheus, 
den er nach seiner Niederlage freilaftt, tmd gegen Gorgias, 
der ebenfalls unterliegt (12, 10 37). Fur Juden, die ivegen 
Verletzung des Gesetzes gefallen waren, laftt Judas opfern, 
um ihre Sunden zti suhnen (12, 38 45) J . 

1 2 Makk 12, 43 45 enthalten ein Zeugnis iiber die Furbitte fur die Ver- 
storbenen. 



Nr. 280 A. Die Geschichtsbiicher. 12. I und 2 Makk. 199 

1 Makk 2 Makk 

Im Jahre 149 (=163 v. Chr.) zogen Antiochus und 

Lysias gegen Judas; Menelatis, der sich ihnen anschloft, 

wird grausam getotet (13, i 9; vgl. I Makk 6, 28 54 

[13, 3 8> i Makk]). Judas besiegt die Syrer (13, 10 22). 

Die Emporung des Reichsverwesers Philippus 

zwingt den Konig zum Abschlufi eines Friedensvertrages 

mit den Jtiden (13, 23 26 a ; vgl. i Makk 6, 55 62}. Der 

Konig kehrt heim (13, 26 b ; vgl. i Makk 6, 6j) *. 

Demetriusl. Soter (162 i5o)kehrt ausRom zuriick, totet 

Antiochus und Lysias und wird Konig (7, i 4 II 14, if.)- 

A 1 k i m u s (ehemaliger Hoherpriester 2 Makk 14, 3), derHoherpriester 

werden wollte, hetzt Demetrius gegen die Juden auf 

(7, 57 II 14, 3 ") 

Demetrius schickt den Bakchides, der mit Hinterlist und 

Gewalt den Alkimus im Lande einsetzt (7, 8 22). Judas 
tritt ihm entgegen, und Alkimus klagt neuerdings beim 
Konig (7, 2325). 
Nikanor wird gegen Judas geschickt (7, 26 )| 14, 12 14). 

Nikanor trifft mit Judas ein friedliches Abkommen. Alkimus 
veranlaflt den Konig, . daft er dieses Abkommen ztmichte macht 
(14, 1527). 

Nikanor sucht sich mitHinterlist des Judas zu bemach- 
tigen und fordert unter Drohungen seine Auslieferung 
(7, 2738 || 14, 2836). 

Razias, einer der Altesten der Juden, ivird von Nikanor iiber- 
f alien und stirbt den Heldentod (14, 37 46). 

Nikanor wird von Judas besiegt und fa lit. Dieser Tag, 
der 13. Adar (Marz), der Tag vor dem Mardochaustag, wird als 
Festtag eingesetzt (7, 3950 || 15, 136 [25 37]). 
Schhift zu 2 Makk (15, 37 39 [23 38 40]). 
Judas schliefit ein Biindnis mit den Romern (8, i 32). Er 
fallt im Kampfe gegen Bakchides (9, i 22). 

280. III. Kampfe unter Fiihrung Jonatans, des Bruders des Judas 

(i Makk 9, 2312, 53 [161143 v. Chr.]). 

Jonatans Wahl, Uberfall eines friedlichen Haufens, Sieg uber Bakchides 
(9, 23 49). Tod des Alkimus; Bakchides kehrt zum Konig zuriick; 
das Land hat Ruhe (9, 50 57). Eine neue Niederlage des Bakchides 
fiihrt zum Friedensschlufi zwischen ihm und Jonatan (9, 58 73). Alex- 
ander Balas macht Demetrius I. Agypten streitig (153 v. Chr.); Jonatan, 
den beide gewinnen wollen, schlieftt sich Alexander an. Demetrius 
fallt in der Schlacht. Alexander Balas folgt ihm (152 145 v. Chr.) 
und ehrt und erhoht Jonatan (10, i 66). Demetrius II., Sohn Deme- 
trius' I., emport sich gegen Alexander; sein Feldherr Apollonius wird 

1 2 Makk 12, i 13, 26 |j 2 Makk n, 13 38. 



2QO I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 281 

von Jonatan geschlagen (10, 67 89). Ptolemaus VI. von Agypten 
wendet sich gegen Alexander und besiegt ihn; Alexander fallt. Nach 
dem Tode des Ptolemaus VI. (146) gewinnt Demetrius II. sein Land 
zuriick (n, i 19). Mit Demetrius II. (146 140 und 130 126 v. Chr.) 
verbiindet sich Jonatan (u, 20 37) und steht ihm bei in seinem Kampf 
gegen dessen eigenes Volk, das sich unter Fiihrung des Tryphon gegen 
ihn erhob (n, 38 52). Demetrius II. erfullt die Versprechungen nicht, 
die er Jonatan gemacht ; dieser schlieftt sich darum dessen Gegenkonig 
Antiochus VI. ( 1 44 1 43 v. Chr.) an und schlagt die Truppen und Anhanger 
des Demetrius II. (n, 53 74). Jonatan erneuert das Biindnis mit den 
Romern und schliefit aufierdem eines mit den Spartanern (12, 123). 
Nach einem letzten Kampf mit den Scharen Demetrius' II. fallt Jonatan 
einem Verrat des Tryphon zum Opfer (12, 24 53). 

281. IV. Ereignisse unter Simon als Fiihrer und Hohempriester 

(i Makk 13, i 16, 24 [143135 v. Chr.]). 

Simon kann wegen der Treulosigkeit des Tryphon den gefangenen 
Jonatan vom Tode nicht befreien (13, i 24). Ein grofies Grabmal 
wird errichtet, Friede mit Demetrius II. geschlossen ; die Herrschaft 
Simons ist befestigt (13, 25 53). Das Judenvolk wird unter Simon 
grofi, es ehrt ihn (14, i 49). Antiochus VII. Sidetes (139 130 v. Chr.) 
ist zuerst Freund und wird dann Feind des Simon. Dieser besiegt 
den Feldherrn Kendebaus, den Antiochus VII. gegen ihn sandte (15, i 
bis 16, 10). Simon wird ermordet; sein Sohn Johannes Hyrkanusl. 
(135 104 v. Chr.) wird Hoherpriester an seiner Statt. Fur dessen Ge- 
schichte wird auf das Tagebuch seines Hohenpriestertums verwiesen 
(16, ii 24)'. 

76. Der Text von 1 Makk. 

282. i Makk ist nur griechisch erhalten 2 und in dieser Sprach- 
gestalt wohl schon von Josephus beniitzt (93 n. Chr.) 3 , war aber 
ehedem in hebraischer (bzw. aramaischer 4 ) Sprache verfafit worden. 

1 Hyrkanus' I. Nachfolger Aristobulus I. (104 103 v. Chr.) nimmt zum 
Hohenpriestertum noch den Konigstitel an. Es folgt ihm als Konig sein 
Bruder Alexander Jannaus (103 76 v. Chr.). Dem folgen seine Witwe 
Alexandra (7667 v. Chr.), Aristobulus II. (67 63 v. Chr.), Hyrkanus II. (63 
bis 40 v. Chr.), Antigonus (4037 v. Chr.), Herodes der Grofie, der Idumaer 
(37 v. Chr. bis 4 n. Chr.), der Mariamme aus dem Makkabaergeschlecht zur 
Gemahlin hatte. 

2 D. de Bruyne O. S. B., Le texte grec des deux premiers livres des 
Machabees (Rb 31, 3154). 

3 Manche meinen, dafi sich Ant. 12, 6, 2 und an andern Stellen eine 
Beniitzung des hebraischen Textes verrate. Vgl. dazu Schiirer (s. o. S. 163 3 ) 

3*. 195 t 

4 Oesterley (s. o. S. 195) i, 61 glaubt ein hebraisches Original annehmen 
zu diirfen. 



Nr. 283 A. Die Geschichtsbiicher. 12. i und 2 Makk. 2OI 

Das bezeugt der hebraische Titel bei Origenes (s. o. S. 194) und 
der Prol. gal. des Hieronymus 1 . Hebraismen bzw. Semitismen be- 
statigen die geschichtlichen Nachrichten 2 . Auch manche Versehen 
fiihren auf eine semitische Vorlage 3 . Doch beherrschte sonst der 
Ubersetzer die griechische Sprache gut. Entlehnungen aus konnen 
gegen semitische Ursprache nicht geltend gemacht werden 4 . Wenn 
Josephus den griechischen Text beniitzt hat, so schliefit das den 
Bestand eines semitischen Urtextes nicht aus. 

283. Der hebraische Text von i Makk, den D. Chwolson 1895 in 
der Pariser Nationalbibliothek (Hebr. Fonds Nr. 326, f. 101 no) land 
und in Mekise Nirdanim als Urtext veroffentlichte 5 , ist aus der 55 
riickiibersetzt 6 . 

In den 33-Ausgaben steht von i Makk die vorhieronymia- 
nische 7 . 

1 Die Bemerkung: Machabaeorum primum librum hebraicum reperi, 
ist mehr als eine blofie Folgerung, die Hieronymus etwa aus dem Buchtitel 
bei Origenes hatte ziehen konnen. 

2 Z. B. YifveaGai eic; (popov (i, 4) tributpflich tig werden , oa'j rpn; ^roiudEew 
THV (JacnXeiav (i, 16 T?5); pi^Xia (i, 44) Brief, a^stp; vaoc; ai)if\q Ob? 
dvrjp ctboHo? (2, 8 rtT=a ^? wr*); iaxupoi buvdjuei (2, 42 -"^rj ^ : aa); 
Kepac; Macht (2,48 ^.i?.); luerdt rd prijiiaTa raura (5,37 n^aw ^5*5 
"^St?)- ~ Vgl. P. Joiion S. J., Quelques hebraismes de syntaxe dans le i er livre 
des Maccabees (Bb 3, 204206). 

3 Z. B. iv TUJ i\u) aOroO (2, 57 w^rta); irXripoOvTog st. \a\ouvToc; (4, 19 
Vstt und sVs wurden verwechselt) ; dpxai Heeresziige (5, 33 n^s^). 

4 Z. B. pb^XuY^a dpriiuiujaeujg i, 54 stammt aus Dn 9, 27. 

5 Auch A. Schweizer (Untersuchungen iiber die Reste eines hebraischen 
Textes vom ersten Machabaerbuch, B. 1901) und P. Vetter (Ein hebraischer 
Text zum ersten Makkabaerbuche [ThQ 83, 600 605]) hielten ihn fur echt. 
Dagegen E. Nestle (ThLz 1901, Nr. 22, 605); T. Noldeke (Lit. Centralbl. 1901, 
Nr. 13, 521 ff.); Schmidt (ThLz 1901, Nr. 20, 544 f.); C. C. Torrey, Schweizer's 
Remains of a Hebrew text of I Maccabees* (JbL 22, 51 59). 

6 Z. B. i, 13 -rroif|ffai rd biKaiuj^aTa TUJV dGvOuv, (33 I, 14) ut facerent iusti- 
tiam gentium, a?:a?j-r tss?, : V; 2, 64 tcrx^^c' Te ff seid stark, confortamini, ittnsJTi 
seid getrost (conforter [franz.] trosten; ein Hinweis auf Frankreich als 
Entstehungsland) ; 8, 3 TOU KaraKpaTf|aai sich der Metallschatze des Landes 
bemachtigen, redegerunt in potestatem, ^"Tnri sie gaben zuriick (hat nur 
das re in redigere wiedergegeben) ; 9, 5 'AXacra, Laisa, niV ; 4,29666001)- 
poi?, Bethoron, -p^n n^a; "EXXa? I, i und 8,9, Graecia i, i ^;, Helladam 
8, 9 tt-ts&x. 

7 tJber die verschiedenen lateinischen Texte und Hss vgl. P. Corssen, 
Bericht iiber die lateinischen Bibeliibersetzungen (Jahresbericht iiber die 
Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft 101 [1899], i 83) 50. 



202 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 284 

77. Zeit der Entstehung von 1 Makk. 

284. Es muC eine geraume Zeit verflossen sein, seitdem Jonatan 
tot war (143 v. Chr.) (vgl. 13, 30 x ). Der Verfasser kannte (16, 23 f.) 
schon eine geschichtliche Darstellung der Hohenpriesterschaft des 
Johannes Hyrkanus I., dessen Tod (104 v. Chr.) also wohl einige 
Zeit zuriicklag 2 . Er betrachtet noch die Romer als selbstlose 
Freunde des Judenvolkes (Kap. 8); seit 63 v. Chr. erwiesen sich 
die Romer als selbstsiichtige Eroberer. Der Verfasser hatte 
wohl auch die Entweihung des Tempels durch Pompejus nicht 
unerwahnt gelassen, wenn sie schon der Vergangenheit angehort 
hatte. So ergeben sich die Jahre nach 104 und vor 63 v. Chr. 
als Zeitspanne, innerhalb deren i Makk entstanden ist. 

78. Literarische Entwicklung von 1 Makk. 

285. Josephus (Ant. 12, 5 13, 7) hat zu dem, was i Makk iiber Matta- 
tias, Judas und Jonatan berichtet, neue Ziige hinzugefiigt, dagegen 
i Makk 14 16 nicht verwertet. J. Destinon 3 schlofi daraus, daft Jo- 
sephus eine Form des Buches zur Vorlage hatte, welche einerseits einen 
reicheren Inhalt besafi, anderseits des Schlusses entbehrte 4 . Allein dem 
Josephus konnten noch andere Quellen aufier i Makk fur diese ihm 
nahestehende Zeit zur Hand sein (vgl. i Makk 9, 22). Auch fur die 
Kiirze, mit der er iiber Simon berichtet, lassen sich verschiedene Ur- 
sachen denken. 

286. Ob die Briefe (8, 22 32; 10, 18 20; 10, 25 45; 11,30 37; 
[11,57]; 12,618; 12,20235.13,3640; 14,2022; 15,29; 
15, 16 21) einer eigenen Sammlung entnommen sind 5 , oder ob sie 
der Verfasser rmihsam einzeln zusammensuchen mufite, laftt sich nicht 
feststellen. 



1 Als terminus ad quern lafit sich diese Stelle nicht verwerten, weil Hiero- 
nymus und Eusebius (Eusebius' Onomastikon der biblischen Ortsnamen, 
hrsg. von E. Klostermann, Lp. 1904, 132/33) bezeugen, dafi Jonatans Grab- 
mal zu ihrer Zeit (4. 5. Jahrh. n. Chr.) noch bestand. 

2 Manche schliefien aus 16, 23 f., dafi Johannes noch am Leben gewesen 
sei (so Zockler [s. o. S. 195] 30). 

3 Die Quellen des Flavius Josephus. I. Die Quellen der Archaologie 
Buch XII XVII, Kiel 1882. 

4 Auch Schurer (s. o. S. 163 3 ) 3*, 196 halt es fur moglich, dafi i Makk 
14 16 Josephus nicht vorlag; ebenso Kautzsch (s. o. S. 195) I, 29. 

5 So Zockler (s. o. S. 195) 31. 



Nr. 289 A. Die Geschichtsbiicher. 12. i und 2 Makk. 203 

79. Religiose Eigenart und geschichtliche Glaubwiirdig- 

keit von 1 Makk. 

287. i Makk hat den Gebrauch des Gottesnamens absichtlich 
vermieden 1 ; denn an keiner Stelle 1st er unbestritten iiberliefert 2 . 
Trotzdem war der Verfasser ein frommer und gesetzestreuer Jude. 

288. Die schlichte und sachliche Art, in der i Makk iiber die 
Vorgange berichtet, macht den Eindruck hochster Glaubwiirdig- 
keit. Doch werden gegen die Zuverlassigkeit einzelner Angaben 
von manchen Exegeten Einwande erhoben. 

Unter anderem werden i, 6 (Verteilung der Lander durch Alexander), 
8, i 1 6 (Staat und Staatsverwaltung der Romer), 12, 6 21 (Stammes- 
verwandtschaft zwischen Juden und Spartanern vgl. 2 Makk 5, 9) fur 
ungenau und unrichtig erklart. Besondere Schwierigkeiten erstehen 
den katholischen Exegeten daraus, dafi i und 2 Makk liber dieselben 
Ereignisse nicht dasselbe zu berichten scheinen. 

289. Da der Verfasser der Zeit, iiber die er berichtet, nahesteht, 
sich auf schriftliche Quellen stiitzt (9, 22) und besonders die Briefe 
im genauen Wortlaut anfiihrt, so spricht das fur geschiehtlich- 
menschliche Glaubwiirdigkeit 3 . 

Auf katholischer Seite wies man schon friiher darauf hin, daft 
der Verfasser sich unbeschadet der Inspiration auf den Standpunkt 
seiner Zeit stellen und den damals herrschenden Anschauungen sich 
anpassen konnte 4 . Die Schwierigkeiten zu losen, welche gegen die 
geschichtliche Glaubwiirdigkeit einzelner Angaben zu sprechen scheinen, 
ist Aufgabe der Einzelexegese. 

1 Diese Erscheinung wird mit der herrschenden Scheu der spateren Zeit, 
den Gottesnamen auszusprechen, begriindet oder darauf zuriickgefuhrt, dafi 
das Buch ahnlich wie Est (s. o. S. 189) zum Gebrauch an einem ausgelassenen 
Freudenfest bestimmt war. 

2 Vgl. 3, 1 8 (6eog, nicht bei A ); 5, 68 (von Gotzen). Auch icOpioc; ist 4, 24; 
7, 37 41 nicht bei alien Zeugen zu finden. Dafiir wird der Himmel ge- 
braucht. 2 Makk verwendet 6eoc; 54mal, Kupioq 92mal (etwas anders Hopfl 
[s. 0.8.9] 2 2 , I59f-). 

3 O. Roth, Rom und die Hasmonaer. Untersuchungen zu den jiidisch- 
romischen Urkunden im ersten Makkabaerbuch und in Josephus' jiidische Alter- 
tiimer IV (BWAT 17), Lp. 1914. 

4 So schon Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, I 2 , 469 f., der sich auf Hieronymus, In 
ler. 28, 10 (M 1 24, 888) beruft; Knabenbauer (s. o. S. 195) 19 f.; vgl. dagegen 
Ders., Zur Abwehr (Stimmen aus Maria-Laach 75, 351 f.) und dazu Huvelin 
(s. o. S. 78 1 ). Die Hieronymus-Enzyklika lehnt diesen Standpunkt und be- 
sonders die Berufung auf die Stelle des Hieronymus ab (vgl. P. Haeuser, Die 



2OA 1 Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 290 

80. Der Text von 2 Makk. 

290. Schon Hieronymus stellte als Ursprache des Buches das 
Griechische fest: Secundus (sc. liber Machabaeorum) graecus 
est, quod ex ipsa quoque phrasi probari potest (Prol. gal.). 

Haufig begegnet man der Gepflogenheit, gleiche, gleichklingende 
und gegensatzliche Worte zusammenzustellen , was einem Ubersetzer 
schwerlich so hatte gelingen konnen 1 . Stets kommt die urspriinglich 
griechische Namensform MepoaoXuua (i Makk 3 lepouo~<xXr|n) vor. Hebrais- 
men kann man nur sparlich finden; bei einem hellenistischen Juden 
sind sie hinreichend erklarlich. Da die beiden Briefe am Anfang mit 
dem Buche nicht verarbeitet sind, konnte man bei ihnen die Frage 
nach der Ursprache anders beantworten als beim Hauptteil von 2 Makk 2 . 
Die geschichtliche Wahrscheinlichkeit spricht dafiir, dafi auch die Briefe 
an die agyptischen Juden, die hellenisiert worden waren, in grie- 
chischer Sprache abgefafit wurden. Ein Gegenbeweis durch Hebrais- 
men ist um so weniger entscheidend , als zweimal die griechische 
Namensform MepodoXuua je am Anfang der beiden Briefe steht 3 . 

291. In den 33-Ausgaben ist wie bei I Makk die unkorrigierte 
vorhieronymianische aufgenommen worden. Aufier dem 33-Text 
gibt es noch abweichende lateinische Textformen von 2 Makk 4 . 

81. Das Werk des Jason von Kyrene. 

292. Von den fiinf Biichern des Jason, aus denen 2 Makk ein 
Auszug (eTTirouri 2, 28 ; vgl. 2, 23) ist, wissen wir nur durch unser 

Hieronymusenzyklika Spiritus Paraclitus vom 15. September 1920. Ein 
papstliches Mahnwort an alle Bibelfreunde, Regensburg 1921, 38 f.). 

1 4, 18 ayetv crfOuva, 4, 22 mxpabcxGek; . . . i<jebex6>V 4> 34 beSiaa0e!<; . . . 
beHidv, 5, 3 (kXOuv (JoXcic;, 5, 9 diroSeviOaa? . . . ZvY\q, 12, 22 aXXoc; dXXaxi], 
14, 28 buacpopwc; cpdpeiv, 15, 37 auTo? auT66i 5, 6 eurmepiav buariuepiav, 
6, 29 eufieveiav bucrjudvetav. 

2 Fiir beide Briefe, fur den ersten allein und fur den zweiten allein, ist 
hebraische Ursprache angenommen worden; vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, i 2 , 
455 457 * 

3 Vgl. Herkenne (s. o. S. 196 x ) 21 f. 

4 Vgl. Corssen (s. o. S. 201 ^ 50; De Bruyne (s. o. S. 2oo 2 ); G. Mercati, 
Frammenti Urbinati di un' antica versione latina del libro II de' Maccabei 
editi ed illustrati (Rb n, 184 211) (enthalt 2 Makk 4, 39 44 46 5, 14; 
10, 12 11, i); W. Molsdorf, Fragment einer altlateinischen Bibeliibersetzung 
in der Koniglichen und Universitats-Bibliothek zu Breslau (ZatW 24, 240 250) 
(enthalt 2 Makk 3, 13 4, 4; 4, 1014). 



Nr. 293 A. Die Geschichtsbiicher. 12. I und 2 Makk. 205 

Buch. Dafi diese Angabe nicht nur vorgegebener Schein *, son- 
dern Wirklichkeit ist, wird festzuhalten sein. 

Der Verfasser weifi in Syrien besser Bescheid als in Palastina ; das 
wird darin begriindet sein, dafi er, wie auch die Benennung nach dem 
Herkunftslande nahelegt, nicht mehr im afrikanischen Kyrene weilte, 
als er sein Werk schrieb. Aus den Einzelheiten, die er zu berichten 
vermag, ergibt sich, dafi er der Zeit nahestand, die er schildert 2 . Da 
er Judas' Tod (161 v. Chr.) nicht erwahnt und gesagt wird, die heilige 
Stadt sei immer in den Handen der Juden geblieben 3 sie ging nach 
Judas' Tod wieder verloren , so wird Jasons Werk vor 161 v. Chr. 
niedergeschrieben sein. Seiner Herkunft entsprechend wird der Ver- 
fasser sich des Griechischen bedient haben, man miifite denn annehmen, 
dafi der Epitomator die Spuren einer semitischen Vorlage vollkommen 
auszumerzen verstand. 

82. Entstehungszeit von 2 Makk. 

293. Als Auszug aus Jasons Werk mufi 2 Makk einige Zeit nach 
162 v. Chr. verfafit sein. Da das Buch geschichtlich weiter zuriick- 
reicht als i Makk, trotzdem aber im Kanon hernach steht, wird es spater 
als i Makk kanonisiert und damit naturgemafi spater als dieses ent- 
standen sein, also wohl nicht vor 104 v. Chr. 4 Da derlei Erwagungen 
etwas Unsicheres an sich haben, kann als sicherer terminus a quo 
nur die Zeit nach 162 v. Chr. in Frage kommen. Ein ebenso sicherer 
terminus ad quern ist 70 n. Chr., weil Tempel und Tempelkult noch 
bestehen. Man darf aber noch etwas weiter zuriickgehen, da 4 Makk 
von 2 Makk abhangig und auch ersteres noch vor 70 n. Chr. ent- 
standen. Dazu stimmt, dafi wahrscheinlich auch der vor 70 n. Chr. 
verfafite Hebr in dem eTuuiravidGnaav (n, 35) einer Erinnerung an 

1 So W. H. Kosters, De polemiek van het tweede boek der Makkabeers 
(Theol. Tijdschr. 12 [1878], 491 558; vgl. Kamphausen [s. o. S. 195] i, 81 ; 
Moffatt [s. o. S. 195] i, 125). 

2 Ihn mit Jason, Mitglied der Gesandtschaft, die Judas nach Rom schickte 
(i Makk 8, 17), zusammenzustellen (vgl. Comely [s. o. S. 3 2 ] 2, i 2 , 456) oder 
mit einem Jason von Kyrene, der in einem Tempel Tutmosis' III. ein- 
geschrieben ist (wohl schon im 3. Jahrh. v. Chr. so Sayce in Revue des 
etudes grecques 7 [1894], 297), ist blofie Vermutung. Vgl. Schiirer (s. o. S. 163 3 ) 

3 4 ,485. 

3 Schiirer (s. o. S. 163 3 ) 3 4 , 485 nennt die Angabe ungeschichtlich und 
weist sie dem Epitomator zu. 

4 Kosters (s. o. Anm. i ; vgl. Moffatt [s. o. S. 195] i, 129) findet in 2 Makk 
eine Polemik gegen i Makk. Allein anders sein ist nicht gleichbedeutend 
mit gegnerisch sein. Hochfeld (Die Entstehung des Hanukkafestes [ZatW 22, 
264 284]) betrachtet 2 Makk als Gegenschrift der Pharisaer gegen die Has- 
monaer, die urn 106 v. Chr. mit ersteren brachen. Vgl. Kugler (s. o. S. 93 2 ) 345 f. 



206 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 294 

2 Makk 6, 19 28 folgt. Vielleicht hat sogar schon Philo (f 40 n. Chr.) 
bei seiner Schilderung der Tyrannen (Quod omnis probus liber 13) 
das Bild vor Augen gehabt, das 2 Makk von Antiochtts IV. Epiphanes 
entwirft 1 . 

162 v. Chr. bis 70 n. Chr. umschlieCen demzufolge die weiteste 
und sicherste, 100 v. Chr. und 20 n. Chr. die engste, aber immer 
noch mit guten Griinden vertretbare Zeitspanne, innerhalb deren 
2 Makk anzusetzen sein wird. 

83. Literarische Eigenart und geschichtliche Glaub- 

wurdigkeit von 2 Makk. 

294. Die beiden - Briefe am Anfang gehoren nicht zum Buche. Nichts 
deutet an, daft sie etwa als Begleitschreiben dem an die agyptischen 
Juden iibersandten Buche beigegeben gewesen waxen. Manche wollen 
Anzeichen finden, daft dem Epitomator auch noch Quellen aufterhalb 
des Werkes Jasons zu Gebote standen. Die eigentiimliche Doppelung 
2 Makk n, 13 38 || 12, i 13, 26 3 erinnert an die gleichen, aber dort 
viel umfangreicheren Erscheinungen in den sonstigen Geschichtsbiichera. 
des AT 4 . 

295. Als blofies Geschichtswerk betrachtet, ist 2 Makk hoch 
einzuschatzen. Der Verfasser des Quellenwerkes muB den 
Ereignissen nahegestanden haben. Zu I Makk enthalt unser 
Buch eine Reihe wertvoller Erganzungen. Der religiose Hauch, 
der im Unterschied von I Makk uber dem Ganzen schwebt, und 
die erbauliche Absicht, die das Buch unverkennbar zur Schau 
tragt, hat keineswegs Ungeschichtlichkeit des Inhalts zur Folge . 

1 Ware der erste Brief am Anfang von 2 Makk ein Begleitschreiben ge- 
legentlich der Ubersendung des Buches an die agyptischen Juden, so batten 
wir 124 v. Chr. als ziemlich genaues Datum. So Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 
2 5 , 128; Kugler (s. o. S. 93 2 ) 351; Niese (s. o. S. 195); dagegen Wellhausen 
(s. o. S. 195). Die Briefe haben tatsachlich keine derartige Verbindung mit 
dem Buche, das sie eroffnen. 

2 Zur Frage, ob nur ein Brief vorhanden ist oder gar drei, vgl. Moffatt 
(s. o. S. 195) i, 129. 

3 Anders Wellhausen (s. o. S. 195) 140. 

4 Vgl. auch Kugler (s. o. S. 93 2 ) 359 ff., der 2 Makk wie folgt ordnet: 8, i 
bis 29 3436 3033; 10, i8; 9, 1-29; 10, 9 f. 

5 Die neuzeitliche kritische Schule gibt abwechselnd bald I Makk (so 
Kosters [s. o. S. 205 *], Willrich [s. o. S. 195]), bald 2 Makk (so Niese [s. o. 
S. 195]), den Vorzug. Vgl. dazu Hochfeld (s. o. S. 205*) 269 ff.; Moffatt (s. o. 
S. 195]) i, 125. 



Nr. 297 A. Die Geschichtsbiicher. 12. i und 2 Makk. 207 

Wo beide Makk-Biicher dieselben Ereignisse verschieden dar- 
stellen oder sonstige Schwierigkeiten auftauchen, hat die Exegese 
nach geschichtlicher Methode sie auszugleichen. 

296. Solche Aufgaben stellen der exegetischen Forschung u. a. der 
grausame Charakter Antiochus' IV. (2 Makk 7), seine monatliche Ge- 
burtstagsfeier (2 Makk 6, 7) 1 , der Aufenthalt des Antiochus zur Zeit der 
Marter der makkabaischen Briider (2 Makk 7, 24 und 5, 21), die Nieder- 
lage des Lysias und ihre Einreihung (vor Antiochus' Tod i Makk 4, 
26 35, nachher 2 Makk n, i i2) 2 , die Zeit zwischen Entweihung und 
Wiederweihe des Tempels (i Makk i, 21; 4, 5 2 if. und 2 Makk 10, 3), 
der Tod des Antiochus IV. (i Makk 6, i 17 und 2 Makk i, u 17; g) B t 
i Makk 6, 55 63 im Vergleich mit 2 Makk 9, 29*. 

297. Wegen seines eigenartigen literarischen Charakters (Auszug 
aus einem groBeren Werke) hat 2 Makk in der Geschichte der 
Inspirationsfrage zvveimal eine Rolle gespielt. 

Die sog. inspiratio subsequens, welche L. Lessius (1554 1623) 
vertreten haben soil, ist in der These: Liber aliquis (qualis forte est 
secundus Maccabaeorum) humana industria sine assistentia Spiritus 
Sancti scriptus, si Spiritus Sanctus postea testetur, ibi nihil esse falsum, 
efficitur Scriptura sacra, verworfen worden 5 . In der Zeit der fort- 
schrittlichen katholischen Exegese wollte man die Angabe, daft der Ver- 
fasser einen Auszug aus Jasons Werk liefern wolle (vgl. 2, 28 [33 29]), 
als eine reservatio betrachten, daft er die Verantwortung fur die 
Richtigkeit der geschichtlichen Angaben nicht ubernehme, und in- 
folgedessen beschranke sich die Inspiration und die Gewahr der Richtig- 
keit darauf, daft der Verfasser einen richtigen, zuverlassigen Auszug 
hergestellt habe 6 . 

1 Vgl. J. Doller, Die Geburtstagsfeier Antiochus' IV. Epiphanes (2 Makk 6, 7) 
(Korrespondenzbl. f. d. kath. Klerus Osterreichs 34 [1915], 259 f.); W. Schmidt, 
Geburtstag im Altertum (Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten 7), 
Giefien 1908. 

2 Vgl. Kugler (s. o. S. 93 2 ) 358; O. Procksch, Der Friede des Lysias vom 
Friihling 164 v. Chr. (ThLbl 24, 457464 481484). 

3 Vgl. J. Doller, Der Tod des Konigs Antiochus IV. Epiphanes (I Makk 6, 
i 16; II, i, 1319; 9) (ThprQ 68, 929 931); Kugler (s. o. S. 93 2 ) 350 f. 
(bezieht I, 13 16 auf Antiochus III.) 386 ff. 

4 Vgl. noch J. Hontheim S. J., Zur Chronologie der beiden Makkabaer- 
bucher (ZkTh 43, 1-30); Kugler (s. o. S. 93 2 ) 354 ff. 

5 Vgl. KL 7 2 , 1848 ff.; Cone. Vatic, sess. 3, cap. 2 (D. 11 1787). 

6 Vgl. Hummelauer (s. o. S. 51 2 ) 6568; Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 131 ; 
s. aufierdem o. S. 293 4 . 



2o8 * Teil - D i e Biicher des AT im einzelnen. Nr. 298 

B. Die poetischen Biicher und 
Lehrschriften 1 . 

1. Die alttestamentliche Poesie. 

84. Allgemeines. Literatur. 

298. Dichterische Stiicke finden sich in kleinerem und grofierem 
Umfange auch in den schon behandelten Biichern des AT. Am 
umfangreichsten ist die Dichtung in dieser Gruppe der atl Lite- 
ratur vertreten. Zahlreiche dichterische Abschnitte enthalten auch 
die Prophetenschriften. 

299. Es gab bei den Israeliten nach den Zeugnissen ihrer Ge- 
schichte (Gn3i, 27; 2 Sm 19, 36 [33 35]; Am 6, 5; 8, 10; Is 5, 12; 
16, 10; 23, 16; 24, 9; Job 21, 12; Ps69 [68], 12 f.) und denUber- 
resten im AT (Gn 4, 23 f.; Nm 21, i/f. 27 30; Jdc 14, 14 18; 
15, 16; i Sm 18, 7; 2 Sm i, 19 [33 18] 27; 3, 33 f.; Ps 4 5 [?]; Ct [?]) 2 
eine umfangreiche und vielgestaltige weltliche Poesie. Erhalten 
ist im AT eine iiberaus reiche religiose Dichtung. In der 
Hauptsache ist sie Lyrik 3 . Als Analogic zum Drama kann man 
die sog. Chorlieder, Job und vielleicht Ct 4 bezeichnen. 

300. *J. Dollar, Rhythmus, Metrik und Strophik in der biblisch-hebraischen 
Poesie systematisch dargestellt, Pad. 1899. *J. Ecker, Porta Sion. 
Lexikon zum lateinischen Psalter (Psalterium Gallicanum) unter genauer 
Vergleichung der Septuaginta und des hebraischen Textes mit einer Ein- 
leitung in die hebr.-griech.-latein. Psalmen und dem Anhang : Der apokryphe 
Psalter Salomons, Trier 1903, 118* 182* (Form der hebraischen Poesie). 
S. Euringer, Die Kunstform der althebraischen Poesie (BZF 5, 9/10), 
Mstr. i. W. 1912. G. B. Gray, The forms of Hebrew poetry considered with 
special reference to the criticism and interpretation of the OT, Ld. 1916. 
E. Konig, Hebraische Rhythmik. Die Gesetze des atl Vers- und Strophen- 
baues kritisch dargestellt, Halle 1914. J. W. Roth stein, Grundziige des 

1 E. Kautzsch, Die Poesie und die poetischen Biicher des AT, Tub. 1902. 

2 Ps 45 (44) und Ct, die ihrem Wortlaute nach weltlichen Klang haben, 
konnten in den Kanon der Juden nur aufgenommen werden, wenn man sie 
religios verstand (vgl. u. Nr. 388). Das Buch des Gerechten (";?? iso) Jos 
10, 13; 2 Sm i, 18 wird vielfach als Liederbuch (i*igrj IBB) gefafit. 

3 Manche nennen als besonderen Zweig eine didaktische Poesie. 

4 Vgl. u. Nr. 307 Anm., 336 und 384. P. Riefiler (Zum Hohenliede [ThQ 
100, 5 37]) verteilt den Inhalt von Ct neuerdings auf ein dramatisches 
Schema. 



Nr. 302 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschriften. I. Die atl Poesie. 209 

hebraischen Rhythmus und seiner Formenbildung nebst lyrischen Texten 
mit kritischem Kommentar, Lp. 1909. Ders. , Hebraische Poesie. Ein 
Beitrag zur Rhythmologie, Kritik und Exegese des AT (BWAT 18), Lp. 1914. 
N. Schlogl, Die echte biblisch-hebraische Metrik. Mit grammatischen 
Vorstudien (BSt 17, i), Frb. i. Br. 1912. E. Sievers, Metrische Studien. 
I. Studien zur hebraischen Metrik (Abh. d. k. sachs. GdW, philol.-hist. Kl. 21), 
Lp. 1901 ; II. Die hebraische Genesis (ebd. 23), Lp. 1904; III. Samuel (s. o. 
S. 144 3 ). V. Zapletal O. P., De poesi Hebraeorum in Veteri Testa- 
mento conservata in usum scholarum, Frb. i. S. 1909, *ign. F. Z or ell S. J., 
Einfuhrung in die Metrik und die Kunstformen der hebraischen Psalmen- 
dichtung. Mit 40 Textproben, Mstr. i. W. 1914. 

85. Der Parallelismus membrorum und verwandte 
Formen dichterischer Gestaltung. 

301. Die atl Poesie hangt wohl mit der Weltliteratur und be- 
sonders mit dem orientalischen dichterischen Schrifttum zu- 
sammen *. Aber die dichterische Art des aufierbiblischen Orients 
ist zu wenig untersucht, urn damit die hebraische Poesie zusammen- 
stellen und erlautern zu konnen. Aus ihren eigenen Denk- 
malern mussen ihre Gesetze erkannt werden, worauf in neuerer 
Zeit viel Arbeit verwendet worden ist. Die exegetische Forschung 
ist dabei zu ziemlich einheitlichen Grundanschauungen gekommen, 
die aber keineswegs als gesichert gelten diirfen. 

302. Der Parallelismus membrorum, der gleichma'Cige 
Bau der Versglieder, ist als ein Wesensmerkmal hebraischer Dich- 
tung am unbestrittensten erkannt und anerkannt worden. 

Ibn Ezra (-f- n67) 2 und David Kimhi (*j- 1235) meinen ihn mit 
ihrem verdoppelten Sinn oder Ausdruck (siea aso). M. Flacius (Illy- 
ricus) (1520 1575) nennt in seiner Clavis scripturae sacrae (1566) 
die gleiche Erscheinung repetitio rhetorica. R. Lowth (De sacra 
poesi Hebraeorum praelectiones habitae 1753 [hrsg. 1768 und Lp. i8i5J) 3 
schuf den eingebtirgerten Namen, wenn er sagt: Poetica sententiarum 
compositio maximam partem constat in aequalitate ac similitudine 
quadam sive parallelismo membrorum cuiuslibet periodi. ... Er unter- 

1 P. Berger, Les origines babyloniennes de la poesie sacrde des Hebreux, 
P. 1904. O. Weber, Die Literatur der Babylonier und Assyrer. Ein Uber- 
blick, Lp. 1907, 35 ff. 

2 Origenes (In Ps 118, i [M B 12, 1585 if.]) hat vielleicht an etwas Ahnliches 
gedacht; vgl. Euringer (s. o. S. 208) 10. 

3 G. Benkner, Parallelismus membrorum. Robert Lowth und Cicero 
(ZatW 39, 108 f.). 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 14 



2io I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 303 

schied schon parallela synonyma mit dem gleichen Gedanken in 
zwei Versgliedern, z. B. 

Ps 8, 5 : Was 1st der Mensch, dafi du sein gedenkst, 

Oder der Menschensohn, dafi du ihn heimsuchst?; 
parallela antitheta, z. B. 

Lk i, 52: Er erniedrigt die Machtigen von ihren Thronen, 

Und erhoht die Niedrigen (Magnifikat); 
parallela synthetica, z. B. 

Ps i, 3 : Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserlaufe, 

Der seine Frucht gibt zu seiner Zeit. 

Im Laufe der Zeit hat die unerschopfliche Moglichkeit, das Ver- 
haltnis zweier Gedanken zueinander zu variieren, zu immer zahl- 
reicheren Artnamen von Parallelismus membrorum gefiihrt. 

303. Diese parallele Gestaltung der Gedanken in einem Vers 
will nicht blofi den Ausdruck verstarken 1 , sondern entstammt 
dem gleichen Streben, das sonst in der Dichtung zu einem ge- 
regelten Ablauf (Rhythmus) der Sprache gefiihrt hat. 

Bei welcher Gelegenheit sich ein Mensch zum ersten Male der 
schb'nen Wirkung des Parallelismus der Versglieder bewufit geworden 
ist, ob beim Wechselgesang zweier Chore (so Lowth), ob er das Echo 
in der Natur auf die Ideenwelt iibertrug 2 , ob man bei Bildung des 
^ (= Denkspruch in der Form eines Vergleiches zweier Dinge) 3 darauf 
kam oder dadurch, dafi man eine Mahnung abwechselnd dem Vater 
und der Mutter in den Mund legte 4 , ist nicht mehr festzustellen. Die 
Wirkung auf das menschliche Schonheitsempfinden liegt im Wesen 
eines jeden Rhythmus, und darum nimmt das menschliche Gefiihl auch 
den Gedankenrhythmus als schon wahr. 

304. Ist so der Parallelismus der Versglieder in seinem Wesen 
ein Mittel schoner, dichterischer Darstellung, so zeigt sein aus- 
gedehntes Vorkommen in der hebraischen Literatur, die als dich- 
terisch empfunden wird, dafi er bewufit von den hebraischen 
Dichtern als Darstellungsmittel verwendet wurde. Wie- 
wohl er in seiner Eigenart in jeder Sprache in gleicher Weise 
gebraucht werden konnte, so ist es bis jetzt nicht gelungen, in 
aufierbiblischen Literaturen ihn so haufig anzutreffen, dafi er auch 
da als bewufit gebrauchtes Darstellungsmittel gelten dtirfte 5 . 

1 So Sievers (s. o. S. 209) i, 78. 

2 Vgl. P. Maas, Echoverse in byzantinischen Epitaphien (BzZ 13, 173). 

3 Vgl. Budde in HDB 4, 4 b *. 

4 Vgl. J. G. v. Herder, Vom Geist der Ebraischen Pdesie, Lp. 1787, i, 23. 

5 Bei den Agyptern glaubte ihn zu finden H. Brugsch, Hieroglyphische 
Grammatik, Lp. 1872, 97 ff., bei den Chinesen F. Schlegel, La loi du paral- 



Nr. 306 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschriften. I. Die atl Poesie. 211 

305. Wenn der Parallelismus membromm auch bisher ausschliefilich 
in der atl Literatur nachgewiesen zu sein scheint, so ist der Begriff 
der hebraischen Poesie keineswegs nur auf Stiicke anwendbar, die nach 
seinen Gesetzen aufgebaut sind. Der Mangel eines sinnlich wahrnehm- 
baren Rhythmus beim Parallelismus membrorum riickt ihn so nahe an 
die Merkmale sonstiger stilistischer Schonheitsiormen, daft 
das Pradikat dichterischer Schonheit auch Werken nicht versagt werden 
darf, die sich nur durch hoheren Stil auszeichnen 1 . Der Parallelismus 
ist deshalb ein hervorragendes Merkmal der hebraischen Poesie, ohne 
dafi er ein notwendiges Kennzeichen dichterischer Darstellung genannt 
werden konnte 2 . Wer den Begriff der Dichtung auf metrische Sprach- 
gebilde einengen will, wird gehobene Sprache, anschauliche Darstellung, 
packende Bilder, Altertumlichkeit und Volltonigkeit irn Wortgebrauch 
und Satzbau nicht zu den Kennzeichen wahrer Dichtkunst rechnen 
und auch versucht sein, im Parallelismus membrorum blofi ein Mittel 
rhetorischer Wirkung zu erblicken. 

306. Da aber ein paralleler Bau, der zunachst Gedanken ver- 
bindet, nicht ohne EinfluC auf die Ausdrucksform in Satzen 
bleiben kann, so ist mit dem Parallelismus membrorum in ge- 
wissem Umfang auch ein paralleler Stichenbau nach der sprachlich- 
sinnlichen Seite hin gegeben. Der sinnlich-auCerliche Ausdruck 
eines Gedankens ist der gesprochene Satz und die geschriebene 
Zeile (o-rixo?). Aus der Gedankensymmetrie ergibt sich sonach 
bis zu einem gewissen Grade notwendig die Stichensymmetrie 3 , 
sei es dafi man den Stichos selbst als die kleinste Einheit der 
hebraischen Rhythmik betrachtet oder dieselbe im Verse, der 
mindestens aus zwei Stichen besteht, sieht 4 . Die Alphabetisierung 
mancher Stiicke des AT (s. u. Nr. 319) bezeugt, dafi eine solche 
Stichensymmetrie in der Dichtung gefuhlt und angestrebt wurde. 

lelisme en style chinois, Leiden 1896, bei den Babyloniern H. Zimmern bei 
Schrader, KAT (s. o. S. 12) 3 6oy 3 . 

1 Sievers (s. o. S. 209) i, 78 stellt die Literatur der gesteigerten Empfindung 
und des hoheren Stiles der Literatur mit Metrik, dem Merkmal der Dich- 
tung in strengem Sinne, gegeniiber. 

2 So auch E. Podechard, Note sur les Psaumes. Des rapports du vers 
hdbreu et du parallelisme (Rb N. S. 15, 297335). 

3 Zur nichtdichterischen biblischen Stichometrie vgl. W. Liidtke, Die 
Stichometrie der Bibel nach Ananias von Sirak (Zentralbl. f. Bibliotheks- 
wesen 30, 216220). 

4 Vgl. dazu E. Podechard, Notes sur les Psaumes (Rb N. S. 15, 59 92); 
A.Condamin, Les predictions nouvelles du chapitre XLVIII d'Isaie (Rb N. S. 7, 
200 216) 208 ff. 

14* 



212 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 307 

307. Den Klageliedvers (Kinavers) kann man als zwei Stichen 
von ungleicher Lange (mit drei und zwei Hebungen) 1 oder als 
einen Stichos mit einer Zasur auffassen 2 . 

Hab i, 2: Wie lange, o Herr, rufe ich und nicht horst du; 

Schreie ich zu dir uber Gewalt und nicht hilfst du! 

Dieser oft wiederkehrende Langvers war schon Lowth 3 u. a. auf- 
gefallen, wurde von K. Budde 4 endgiiltig festgestellt und 1st seitdem 
allgemein angenommen worden. Dafi er den Klagefrauen (s^ar-p* Jer 9, 16) 
abgelauscht sei und iiberhaupt dem Ausdruck elegischen Empfindens 
diene, 1st von manchen verneint worden 5 . Tatsachlich lafit sich der 
Klageliedvers auch bei Stucken durchfiihren, deren Inhalt mit Toten- 
klage u. a. nichts zu tun hat. 

308. Betrachtet man den Klageliedvers als einen Stichos mit 
einer Zasur, die sich an der gleichen Stelle wiederholt, so wurde 
das ein Sonderfall desjenigen metrischen Systems sein, das 
P. Vetter fur das Buch Job durchgefuhrt und E. Konig als 
System der geregelten Zasurenkorrespondenz be- 
zeichnet hat 6 . 

Die einzelnen Stichen zerfallen danach durch Zasuren in Tongruppen, 
die von einem Hauptton beherrscht und einander gleichwertig sind. 
Dafi dieses System gerade an Job, einem unsicher iiberlieferten und 
schwierigen Text, nachgewiesen wird, gereicht nicht zu seiner Emp- 
fehlung, um so weniger, als dabei noch manche Textanderungen an- 
gebracht, grammatische Beziehungen, Akzentuationen und Erklarungen 
den Forderungen dieses Systems erst angepafit werden miissen, ganz 
abgesehen davon, dafi die hierdurch hergestellten Zasuren dem Sprach- 
gewichte nach ganz verschieden schwer wiegende Tongruppen ab- 
grenzen 7 . 

1 So z. B. J. K. Zenner S. J., Die Chorgesange im Buche der Psalmen, 
Frb. i. Br. 1896, 12. 

2 Als langeren Stichos betrachtet ihn *H. Grimme, Abrifi der biblischen 
hebraischen Metrik (ZdmG 50, 529 584; 51, 683 712) 545. Andere reden 
von einer Klageliedstrophe. 

3 De sacra poesi Hebraeorum (s. o. S. 209), lect. XXII. 

4 Das hebraische Klagelied (ZatW 2, i 52); vgl. ebd. 3, 299 306. 

5 So Grimme (s. o. Anm. 2) 693 ; Schlogl (s. o. S. 209) 83 ; Sievers (s. o. 
S. 209) i, U6 1 . 

6 P. Vetter, Die Metrik des Buches Job (BSt 2, 4), Frb. i. Br. 1897. E. Konig, 
Stilistik, Rhetorik, Poetik in Bezug auf die biblische Literatur komparativisch 
dargestellt, Lp. 1900, 323 ff. Doller (s. o. S. 208) 16 schliefit sich im wesent- 
lichen diesem System an. 

7 Vgl. dazu Euringer (s. o. S. 208) 36; Hontheim (ZkTh 22, 115 ff.); Konig 
(s. o. Anm. 6) 323 330. 



Nr. 310 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschriften. i. Die atl Poesie. 213 

86. Metrische Systeme im engeren Sinne. 

309. Die meisten Nationalliteraturen sind iiber die bisher er- 
wahnten poetischen Formen der Darstellung hinausgegangen und 
haben ihre Dichtungen in strenger, skandierter Metrik abgefafit 1 . 
Darum ist von alter Zeit bis heute immer wieder versucht worden, 
auch in der hebraischen Dichtkunst ein eigentliches Metrum 
aufzuzeigen. 



Philo (De vita contemplativa 1 1 [ed. Cohn 84] : errcc aboum 
uevouc; xjuvouc; . . . -rcoXXoi? uerpoic,), Josephus (Ant. 2, 1 6, 4; 4, 8, 44; 
7, 12, 3), Origenes (Scholion zu Ps 118, i; vgl. o. S. 209 2 ), Eusebius 
(Praepar. evangel, n, 5 [M e 21, 853 f.]), Cyrillus von Alexandrian, 
Hieronymus (Praef. in lob), Augustinus, Adrianus (Eiffafurrn 134: 
jLiei' ij>bf|S ev uerpqj), Kosmas Indikopleustes bis herab zu Isidor von 
Sevilla 2 reden im allgemeinen oder mit Einzelheiten von klassischen 
Metren in den hebraischen Dichtungen, werden aber so nur geurteilt 
haben, weil fur ihren engen Gesichtskreis Dichtung und klassische 
Formen tatsachlich zusammenfielen. Sie diirfen kaum als Zeugen einer 
uralten Uberlieferung von dem wirklichen Wesen der hebraischen Poesie 
gelten und werden noch weniger damit das Ergebnis eigener Unter- 
suchungen vortragen wollen 3 . 

310. Teilweise stehen noch unter dem EinfluC der klassischen 
Metrik die quantitierenden Systeme, wie sie von F. Gomar 4 
und W.Jones 5 vertreten wurden. Diese Systeme setzen mit 
Unrecht voraus, dafi die hebraischen Vokalzeichen auch die Quan- 
titat der Laute anzeigen. AuCerdem gewinnt man durch sie keine 
Verse, welche dichterischen Klang haben. 

1 Was im einzelnen dazu gefuhrt hat, kann man nur vermuten. So sollen 
der arabischen Metrik die Gangarten des Kamels (G. Jacob, Studien in 
arabischen Dichtern, B. 1893/97, 2, 106) oder der Schritt des Kameltreibers 
(Hartmann, Metrik und Rhythmus. Ursprung der arabischen Metrik, Giefien 
1896) zu Grunde liegen (vgl. C. Brockelmann, Geschichte der arabischen 
Literatur, Weimar 1898/1902, i, 14). 

2 Stellen vgl. bei Euringer (s. o. S. 208) 7 ff. und Konig (s. o. S. 212 6 ) 341 f. 

3 J. Chotzner (PSbA 1884, Jan.; vgl. HDB 4, 9 a ) meinte, dafi die Griechen 
ihre daktylischen Hexameter durch jiidische Sklaven kennen gelernt hatten 
(Ilias 3, 6). Schlogl (s. o. S. 209) 83 ff. glaubt, dafi Hieronymus richtige me- 
trische Ansichten vertreten habe. 

4 Davidis lyra seu Hebraea S. Scripturae ars poetica usw., Leiden 1637. 
Vgl. Euringer (s. o. S. 208) 37 ff. 

5 Poeseos Asiaticae commentariorum libri sex, ed. Eichhorn, Lp. 1777. 
Vgl. Euringer (s. o. S. 208)41 f. 



214 I. Teil. Die Bticher des AT im einzelnen. Nr. 311 

311. Die silbenzahlenden Systetne, von F. Hare 1 , A. Merx 2 
und besonders G. Bickell 3 vertreten und ausgestaltet, entlehnten 
ihr Prinzip vor allem der syrischen Dichtkunst. Nicht ohne selb- 
standige Anderungen im einzelnen nahmen Bickells System an 
G. Gietmann S. J. 4 , B. Duhm 5 , T. K. Cheyne 6 u. a. Abgesehen 
davon, da6 Silbenzahlung als solche kein eigentliches rhythmisches 
Element ist, tadeln die Gegner 7 , dafi zur Durchfiihrung des silben- 
zahlenden Systems die hebraischen Sprachformen und die Text- 
lesarten weitgehend geandert werden miissen. 

312. Die akzentuierenden Systeme legen dem rhythmischen 
Aufbau den Akzent, den Wort- und Satzton, zu Grunde. Die 
Zahlung der Hebungen fallt viel mehr ins Ohr als eine Rhythmik, 
welche betonte und unbetonte Silben gleich bewertet. Aber erst 
wenn die Senkungen in den Rhythmus als geregeltes Element 
eingebaut sind, ist der rhythmische Ablauf vollkommen. Die 
akzentuierenden Systeme unterscheiden sich untereinander in der 
Art, wie sie sich zu letzterer Forderung stellen 8 . 

Auf eine blofie Zahlung der Hebungen ohne Riicksicht auf die Zahl 
der Senkungen, die dazwischen liegen, beschrankt sich das System, 
welches J. Ley 9 aufstellte. Die Hebungen fallen mit dem grammatischen 

1 Psalmorum liber in versiculos metrice divisus et ope matrices multis 
in locis integritati suae restitutus, Ld. 1736. 

2 Das Gedicht von Hiob, Jena 1871. 

3 Carmina V. T. metrice. Notas criticas et dissertationem de re metrica 
adiecit, Innsbruck 1882. 

4 De re metrica Hebraeorum disseruit, Frb. i. Br. 1880. 

5 Das Buch Hiob erklart (KHK 16), Frb. i. B. 1897. 

6 The book of Isaiah in Hebrew (The sacred books of the OT in Hebrew 10). 
Lp. 1899, 78. 

7 Vgl. besonders J. Ecker, Prof. Dr. Bickells Carmina V. T. metrice, der 
neueste Versuch einer hebraischen Metrik, Mstr. i. W. 1883 ; Ders., Porta 
Sion (s. o. S. 208) 170*: ein neues Denkmal auf dem Kirchhofe hebraischer 
Metrik . 

8 W. Staerk (Ein mittelalterliches Zeugnis fur den akzentuierenden Rhythmus 
der atl Poesie [ThLz 42, Nr. 5, 99 f.]) findet Anzeichen davon schon im Mittel- 
alter. Eingehendere derartige Versuche machten : J. J. Bellermann, Versuch 
iiber die Metrik der Hebraer, B. 1813; J. L. Saalschiitz, Von der Form der 
hebraischen Poesie nebst einer Abhandlung iiber die Musik der Hebraer, 
Konigsberg 1825 ; E. Meier, Die Form der hebraischen Poesie nachgewiesen, 
Tub. 1853. 

9 Leitfaden der Metrik der hebraischen Poesie nebst dem ersten Buch 
der Psalmen nach rhythmischer Vers- und Strophenabteilung mit metrischer 



Nr. 314 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschriften. I. Die atl Poesie. 215 

Wprtton zusammen. Dem einen Hauptton tritt in bestimmten Fallen 
ein Nebenton als Hebung zur Seite. Die Senkungen konnen fehlen 
oder in beliebiger Anzahl zwischen den Hebungen stehen. Durch 
Zasuren werden die 3-, 4-, 5- (usw.)hebigen Verse in gleiche oder un- 
gleiche Stichen geschieden. Der lockere Rhythmus der Leyschen 
Verse hat den Nachteil, daft er sich schwerlich als Rhythmus dem 
Ohre vernehmbar macht. Dagegen konnte Ley den biblischen Text 
ziemlich unverandert lassen. Vokalisation und Akzentuation der Mas- 
soreten betrachtete er im Wesen fur identisch mit der Art, in der ur- 
spriinglich der Text gelesen wurde. 

313. Den Hauptmangel des Leyschen Systems suchte *H. Grimme 1 
zu beseitigen. Der Willkiir in den Senkungen setzte er entgegen seine 
Morentheorie 2 und den Grundsatz, dafi nur ein Maximum von 
Distanz zwischen zwei Hebungen geduldet werde. In derselben Rich- 
tung arbeiteten weiter J. Hontheim S. J. 3 , V. Zapletal O. P. 4 und 
besonders N. Schlogl O. Cist. 5 , der eingehende Regeln iiber die 
Lage und den Wechsel von Hebung und Senkung, iiber schwere und 
leichte Silben, Versfufie usw. aufstellte und ein geschlossenes System 
der hebraischen Metrik ausgestaltete. Um es tatsachlich durchzufuhren, 
legte er sich eine hebraische Lautlehre zurecht, welche die masso- 
retische Uberlieferung in vielen Punkten andert. Auch Text- und 
Literarkritik miissen nicht selten in den Dienst der Metrik gestellt und 
nach ihren Forderungen angewendet werden. Und obwohl der Rhyth- 
mus nicht zu straff gebunden ist, fallt es dem Ohre schwer, den Wohl- 
laut der damit gewonnenen Verse aufzunehmen. 

314. Der Germanist E. Sievers hat die Forschung iiber die 
hebraische Metrik am nachhaltigsten beeinflufit und sein metrisches 
System in ausgedehntem MaCe auf die atl Literatur angewendet e . 
Neben der Zahl der Hebungen erkennt er auch eine bestimmte 
Dauer des Versfufies (Takt) und eine gleichbleibende steigende 

Analyse, Halle a. d. S. 1887. Ahnliche Anschauungen vertreten: *B. Ne- 
teler, Grundziige der hebraischen Metrik der Psalmen, Mstr. i. W. 1879; 
C. A. Briggs (vgl. HDB 4, 155"). 

1 Abrifi (s. o. S. 212 2 ); Ders., Grundziige der hebraischen Akzent- und 
Vokallehre. Mit einem Anhang: Uber die Form des Namens Jahwae, 
Frb. i. S. 1896. Grimme bildete sein System weiter fort in: Psalmen- 
probleme. Untersuchungen iiber Metrik, Strophik und Paseq des Psalmen- 
buches, Frb. i. S. 1902. Seit Sievers' Theorie (s. u. Nr. 314) brachte er weitere 
Verbesserungen an ; vgl. Die Oden Salomos. Syrisch-hebraisch-deutsch. Ein 
kritischer Versuch, Heidelberg 1911. 

2 Mora nennt Grimme die Zeiteinheit, die den kiirzesten Lautgebilden 
(Konsonant, Vokal) bei der Aussprache zukommt. 

3 Vgl. ZkTh 22, 115 ff. 4 Siehe o. S. 209. 5 Siehe o. S. 209. 
6 Siehe o. S. 209. 



2i6 ! Teil- D i e Biicher des AT im einzelnen. Nr. 315 

oder fallende oder steigendfallende Grundform des Versfufies an. 
In der Beurteilung der Silben, betonter und unbetonter Silben 
weicht Sievers im allgemeinen nicht viel von den iibrigen Ver- 
tretern eines metrischen Systems ab 1 . 

Auch Sievers mufi, um sein System durchfuhren zu konnen, die 
iiberlieferte Grammatik abandern 2 , aufierdem noch Textanderungen 
vornehmen, und wo seine metrischen Ergebnisse mit der Literarkritik 
sich kreuzen, kommt er zu andern Anschauungen, als es nach der herr- 
schenden kritischen Richtung die sonstigen Anhaltspunkte fur den 
Aufbau des Textes zu erfordern scheinen. Besonders bedenklich ist 
es, dafi Sievers' System so dehnbar ist, dafi es so gut wie auf das ganze 
AT anwendbar ist, sogar auf Stiicke und Biicher, die bisher niemand 
fur dichterische Werke gehalten hat 3 . 

315. In den Spuren von Sievers und Grimme wandeln auch die spateren 
Anhanger einer strengen hebraischen Metrik, haben aber Abanderungen 
an deren Systemen vorgenommen, so dafi sie auch als Vertreter 
besonderer Richtungen bezeichnet werden konnen; so J. W. 
Rothstein 4 , der wieder mehr zum freieren Rhythmus Grimmes zuriick- 
lenkt 5 , F. Zorell S. J. 6 , der ebenfalls einen sehr wechselnd gestalteten 
Versfufi kennt und an der massoretischen Grammatik verschiedene Ver- 
anderungen vornimmt, zum Teil unter Berufung auf die Transskrip- 
tionen, die wir bei Origenes fmden, u. a. 

316. Zur Beurteilung dieser verschiedenen Versuche, eine streng 
skandierte Metrik im AT nachzuweisen, ist zu beachten: 

1) Sollten die biblischen Metriker dichterische Wirkung nur auf die 
skandierte Verskunst beschranken, so spricht die Erfahrung dagegen. 
Man fiihlte die Poesie der Bibel in der Zeit, in der man eine Metrik 
nicht einmal versuchte, geschweige denn gefunden zu haben glaubte; 
sie wurde auch gefuhlt von den Vertretern der gegensatzlichen und 
wesentlich verschiedenen Systeme, mufi also doch etwas sein, was nicht 
vollstandig mit der Metrik zusammenfallt. Will man wie Sievers die 
Bezeichnung Poesie nur auf skandierte Verse anwenden, so ist das 
eine Folge des heutigen Sprachgebrauches, nach welchem allerdings 
Dichtkunst und Metrik meist untrennbar verbunden erscheinen. 

2) Das Vokal- und Akzentsystem der hebraischen Grammatik ist 
schwerlich urspriinglich, andere grammatische Formen und Gesetze 

1 Schlogl meinte, Sievers habe das System Grimmes kopiert und zugleich 
verschlechtert (vgl. Literar. Zentralbl. 53 [1902], Nr. 1,21 ff.). 

2 Vgl. besonders Metrische Studien (s. o. S. 209) i, 288 358. 

3 E. Konig, Poesie und Prosa in der althebraischen Literatur abgegrenzt 
(ZatW 27, 145187 245250; 28, 2353). 4 Siehe o. S. 208 f. 

5 Dazu und dagegen * H. Grimme, Zu J. W. Rothsteins Randbemerkungen 
zu meiner Besprechung seiner Grundziige (OrLz 13, 83 86). 

6 Siehe o. S. 209 und vgl. J. Knabenbauer S. J., Commentarius in Proverbia cum 
appendice : De arte rhythmica Hebraeorum auctore F. Zorell S. J. (CSs), P. 1910. 



Nr. 317 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschriften. I. Die all Poesie. 217 

darum wahrscheinlich zur Grundlage des alten dichterischen Systems 
bei den Hebraern zu machen. Aber methodisch ist es nicht zulassig, 
die hebraischen Formen ohne sprachwissenschaftliche Gesetze abzu- 
andern, blofi um Formen zu finden und als richtig anzunehmen, mit 
welchen sich etwa das durchzufiihrende System ermoglichen liefie. Der 
Umbau der hebraischen Grammatik, der Lautlehre vor allem, nach 
den geschichtlichen Anhaltspunkten ist als Vorarbeit zu leisten, ehe 
iiberhaupt an den Aufbau einer Metrik gedacht werden kann. Ohne 
diese Vorarbeit konnte nur zufallig ein Versuch auf die richtige he- 
braische Lautlehre und die echte hebraische Metrik fiihren. 

3) Ebenso ist die Herstellung eines richtigen Textes und die Er- 
kenntnis des literarkritischen Aufbaues eines vermeintlich dichterischen 
Stiickes eine Voraussetzung fur einen Versuch, ein metrisches System 
aus dem Text zu entnehmen. Bisher haben die Vertreter strenger me- 
trischer Systeme viel zu sehr Textkritik und auch Literarkritik nach 
den Erfordernissen ihrer Systeme umgemodelt 1 . So berechtigt eine 
vorsichtige Konjekturalkritik an sich sein mag, zu Gunsten der 
zu suchenden hebraischen Metrik darf sie keinesfalls beigezogen 
Averden. 

4) Trotz aller Hilfsmittel, die man ausgiebig anwandte, um ein 
vorausgesetztes System durchfuhren zu ko'nnen, schuf man wohl scharf- 
sinnig errechnete rhythmische Elemente, sie werden aber schwerlich 
vom Ohr als dichterische Schonheiten erfafit. Gerade die kunstvolle 
Berechnung scheint nicht vereinbar zu sein mit der naturgemafien 
Forderung, dafi das Scheme sich auch dem einfachen Sinn leicht 
erschliefien mufi 2 . 

317. Omne metrum rhythmus, sed non omnis rhythmus etiam metrum 
(Augustinus, De musica [M 1 32, 1116]), gilt auch jetzt noch von dem 
Wesen der hebraischen Poesie. Uber den parallelismus membrorum 
und den color poeticus der Sprache hinaus ist ein strenges Metrum 
entweder noch nicht erkannt oder iiberhaupt nicht vorhanden 3 . Schon 

1 W. Nowack, Metrum und Textkritik, Giefien 1906. Zur Textkritik 
von Sievers vgl. Metrische Studien (s. o. S. 209) i, 359 371. N. Schlogl O. Cist. 
(Die biblisch-hebraische Metrik [ZdmG 62, 698 707]) glaubt, dafi sein eigenes 
System am wenigsten Textanderungen fur seine Durchfiihrung erfordere. 
Sein Werk: Die Psalmen hebraisch und deutsch mit einem kurzen wissen- 
schaftlichen Kommentar (Graz 1911) ermoglicht es, seine Theorien daraufhin 
zu priifen. Rothstein (s. o. S. 208) 6 dagegen behauptet, Sievers habe noch 
nicht tief genug in den Textbestand eingegriffen ; er ware zu mehr berech- 
tigt, und mehr ware notwendig gewesen. 

2 Budde nimmt an, dafi der unregelmaflig scheinende Versbau friiher 
durch Musik ausgeglichen wurde (vgl. HDB 4, 6 b ff.). 

3 So Doller (s. o. S. 208) 97; Euringer (s. o. S. 208) 62 f . ; D. H. Miiller, 
Biblische Studien 3: Komposition und Strophenbau. Alte und neue Bei- 
trage, Wien 1907, 95. 



2i8 ! Teil. Die Bticher des AT im einzelnen. Nr. 318 

die dehnbaren Bestimmungen, welche die strengen Metriker iiber den 
Bau der Versfufie aufstellen, ebnet der Anschauung den Weg, dafi sich 
die hebraische Dichtkunst mit einem fiihl- und horbar'en, aber nicht 
mechanisch mefibaren Rhythmus begniigte. 

87. Reim und Akrostichis in der atl Poesie. 

318. Ebenso bezweifelt wie ein strenges Metrum ist auch der Reim 
in der hebraischen Poesie. Der Reim gehort einer spateren Zeit an 1 . 
Der geringe Wechsel in der hebraischen Wort- und Formenbildung er- 
moglichte Zufallsreime ; hie und da mochte unbewufite Sprachspielerei 
zu gereimten Stichen und Versen fiihren. Durchgereimte Gedichte 
wollen nur wenige Exegeten in der Bibel finden 2 . Auch Paronomasie, 
Alliterationen und ahnliche Mittel der Sprachkunst lassen sich 
iiber gelegentliche Fa'lle hinaus nicht als allgemeiner und bewufit ge- 
braucht nachweisen 3 . 

319. DaC iibrigens auch die hebraische Dichtung von aufierlichen 
Spielereien sich nicht frei gehalten hat, zeigen die alphabe- 
tischen und alphabetisierenden Stiicke. 

Alphabetische 4 Akrostichis findet sich selten bei Stichen 5 , am 
haufigsten bei Versen (Ps 25 6 ; 34 7 ; i45 8 ; Thr i ; 254; Prv 9 31, 10 31; 

1 Vgl. Augustinus, Psalmus contra partem Donati (M 1 43, 23 ff.); Ephram 
der Syrer ({ um 373) (nach Grimme, BSt 6, 1/2 [s. u. Anm. 2] 44). 

2 Bewufiten Gebrauch des Reimes behaupten C. A. Briggs, General in- 
troduction to the study of Holy Scripture, N. Y. 1899; C. F. Burney, OT 
notes. II. Rhyme in the Song of Songs (JthSt 10, 584 587); H. Grimme, 
Durchgereimte Gedichte im AT (BSt 6, 1/2, 41 56); Ders., Psalmenprobleme 
(s. o. S. 215 *) 12 ; Schlogl (s. o. S. 209) 98 f.; P. Schmalzl, Der Reim im he- 
braischen Texte des Ezechiel (ThQ 79, 127133); J. G. Sommer, Vom Reim 
in der hebraischen Volkspoesie (Bibl. Abh., Bonn 1846, 85 92); Vetter (s. o. 
S. 2 12 6 ) 14; F. Zorell S. J., Kunstvolle Verwendung des Reimes in Ps 29 
(BZ 7, 285289); Ders., Einfuhrung (s. o. S. 209) 17. 

3 Vgl. I. M. Casanowitz, Paronomasia in the OT, Boston 1894; Zapletal 
(s. o. S. 209) 2 45 f. 

* tiber s vor y vgl. J. Bohmer, Ein alphabetisch-akrostichisches Ratsel 
und ein Versuch es zu losen (ZatW 28, 53 57). 

5 So nach Grimme, Psalmenprobleme (s. o. S. 215 J ) 12, Zapletal (s. o. S. 2og) 2 
45 (in Ps in -f- 112). 

6 Zu Ps 22 vgl. M. Lambert, Notes exegetiques et lexicographiques. VI. 
Le Psaume XXII serait-il alphabetique ? (REj 55, 283 f.). 

7 Zu Ps 34, 23 vgl. K. J. Grimm, Euphemistic liturgical appendixes, 
Lp. 1901, 8f. 

8 Mit einigen Unregelmafiigkeiten. 

9 Gegen Prv 10, i 22, 16 als zerstreute Glieder von alphabetischen Spruch- 
reihen vgl. Konig, Stilistik (s. o. S. 2I2 6 ) 358. 



Nr. 319 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschriften. i. Die atl Poesie. 219 

Sir 51, 13 30 x ), aber auch bei zwei Versen (Ps 9 + io 2 ; 37). In Thr 3 
wiederholen sich die einzelnen Buchstaben des Alphabetes bei je drei 
aufeinanderfolgenden Versen, in Ps 119(118) beginnen je acht Verse 
mit dem gleichen Buchstaben 3 . Alphabetisierend werden seit G. Bickell 4 
Lieder genannt, welche wenigstens die Zahl der Verse der Zahl der 
Alphabetbuchstaben (22) anpassen (so Thr 5; Ps 33; 38 5 ; 103). Solche 
Alphabetakrosticha verfolgen wohl weder memnotechnische 6 noch sym- 
bolische 7 Absichten; sie wollen auch nicht die angebliche magische 
Kraft des Alphabetes in Dienst nehmen 8 , sondern sind als aufierlich 
wirkende Kunststiicke zu werten. Namenakrosticha wollte man 
in Ps 2, 14 (-^V), Ps no, i b 4 (i%wp 9 ), Ps 92 (w* 10 ) finden 11 , den 
Gottesnamen tiw als Anagramm in Est i, 20 12 . 



1 M. Lohr (Alphabetische und alphabetisierende Lieder im AT [ZatW 25, 
173 198]) rechnet auch Nah I, 2 8 hierher; dagegen Konig, Stilistik (s. o. 
S. 2i2 6 )357*. 

2 G. B. Gray, The alphabetic structure of Psalms IX and X (Exp 7. S. 2, 

233253)- 

3 Vgl. Hieronymus, Ep. ad Paulam de Alphabeto Hebraico Psalmi CXVIII 

(M 1 22, 441445). 

* Ein alphabetisches Lied Jesus Sirach's (ZkTh 6, 319 333). 

5 Vgl. Lohr (s. o. Anm. i) 198. 

6 So Orelli in PRE io 3 , 505. 

7 Bickell lafit dadurch den Dichter andeuten, dafi er den Gegenstand er- 
schopfend, also sozusagen von A bis Z behandeln wolle. 

8 So A. Dieterich, ABC-Denkmaler (Rhein. Mus. f. Philologie N. F. 56 [1901], 
77105). 

9 So B. Duhm, Die Psalmen erklart (KHK 14), Frb. i. Br. 1899, 2 Tiib. 
1922, xxn ; Bickell las Tj'^: )',?. 

10 So nach Pesikta r. c. 46 (187*) (vgl. W. Bacher, Die bibel- und traditions- 
exegetische Terminologie der Amoraer [Die exegetische Terminologie der 
jiidischen Traditionsliteratur 2], Lp. 1905, 3). Dagegen E. Nestle, Zu den 
Akrosticha in der Bibel (ZatW 27, 1 19). 

11 Dagegen F. Baethgen, Das angebliche Akrostichon Simon in Ps no 
und einige andere Notarika in den Psalmen (ZdmG 57, 371 f.); E. Goossens, 
Die Frage nach makkabaischen Psalmen (AtAbh 5, 4), Mstr. i. W. 1914, 68 ff.; 
J. K. Zenner S. J., Die dKpocmxiq des no. Psalmes (ZkTh 24, 578 584). 
P. de Lagarde (Symmikta i, Gott. 1877, 107 120 f.) wollte Ps 25, 22 den Namen 
des Dichters in [O^ST^S ms entdecken; Duhm (s. o. Anm. 9) 2 io8 stimmt dem 
bei. Weber (s. o. S. 209 x ) 37 und H. Zimmern (Uber babylonische Metrik 
[ZA 10, i 24] 15) glauben, dafi'die akrostichische Dichtung bereits zur Zeit 
Assurbanipals (668626) bezeugt sei. 

12 Vgl. o. S. 189 2 . 



22O I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 320 

88. Strophen in der atl Dichtung. 

320. Strophik setzt nicht notwendig eine eigentliche Metrik voraus ; 
Strophen konnen auch mit Stichen 1 oder Versen 2 als kleinster 
Einheit gebildet warden, welche nur einen allgemeinen, mit dem 
Ohre aufgenommenen Rhythmus aufweisen. Deshalb wird eine 
strophische Gliederung der hebraischen Dichtung auch 
von Exegeten vertreten, die eine eigentliche Metrik nicht 
anerkennen. 

J. L. Saalschiitz 3 und F. B. Koster 4 haben am friihesten eine Strophik 
angenommen 5 . Die Mehrzahl 6 der Exegeten, welche sich mit der Frage 
der hebraischen Poesie beschaftigt haben, erkennt einen strophischen 
Aufbau in den hebraischen Dichtungen an. Dabei wird manchmal 
der Name Strophe fur Gebilde gebraucht, die hierfur zti klein 7 oder 
zu grofi 8 sind. 

321. Mitt el, um strophische Gliederung zu kennzeichnen, hatte 
das Hebraische viele: freien Raum im Schriftbild, Soph pasuk, 
Pasek, und besonders die Akrostichis 9 . Allein an der Hand dieser 

1 So Sommer, Delitzsch, Wellhausen (vgl. Zenner [s. o. S. 2I2 1 ] 12). 

2 So Condamin (s. o. S. 21 1 4 ); Zenner (s. o. S. 212 *) n f. 

3 Siehe o. S. 214". 

4 Die Strophen oder der Parallelismus der Verse der hebraischen Poesie 
(StKr 1831, 40 114); Das Buch Hiob und der Prediger Salomos nach ihrer 
strophischen Anordnung iibersetzt. Nebst Abhandlungen iiber den strophischen 
Charakter dieser Biicher, Schleswig 1831. 

5 Vgl. F. Perles, Wer hat zuerst Strophen in der alttestamentlichen Poesie 
angenommen ? (OrLz 14, 249 f.). 

6 Gegen eine Strophik haben sich ausgesprochen : Budde (s. o. S. 2 1 2 4 ) 2, 49 f. ; 
Ders. inActes du VI e congres international des orientalistes, Leiden 1884, 93 f.; 
Sievers, Metrische Studien (s. o. S. 209) i, 134 if. Euringer (s. o S. 208) 79: 
Die hebraischen Dichter . . . waren auf dem Wege zu einer Strophik im 
klassischen Sinne. t)ber die Gegner der Strophik vgl. D. H. Miiller, Biblische 
Studien 2: Strophenbau und Responsion, Wien 1898, 88 f. 

7 Z. B. die Kinastrophe (2 Stichen), die zweizeilige Strophe bei den As- 
syrern nach Zimmern (s. o. S. 219") 15 (Weber [s. o. S. 209 *] 36 f. findet in 
Babylonien eine ausgebildete Strophik). Sievers (s. o. S. 209) i, 123 ff. 
nennt den Wechsel von Versen mit je 2 und i Stichos Mischgruppen. 

8 So Versgruppen von 50 und 100, wie sie A. Schlatter (Das neugefun- 
dene hebraische Stuck des Jesus Sirach [BFchrTh i, 5/6], Gutersloh 1897, 101) 
feststellen zu konnen glaubte. 

9 Vgl. Grimme (s. o. S. 2I2 2 ) 556 ff. ; dagegen in Psalmenproblem (s. o. 
S. 215*) 148 f. laCt er sie nur mehr bedingt gelten. 



Nr. 322 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschriften. i. Die atl Poesie. 221 

Anzeichen laCt sich in den atl Texten keine sichere Strophik 
nachweisen J . 

Sonst noch genannte und verwertete Kennzeichen werden von andern 
Vertretern einer Strophik abgelehnt ; so das r&o, bei welchem vielfach die 
zuverlassige Uberlieferung bezweifelt wird, regelmafiige Wiederkehr von 
gewissen Wortwendungen und Satzformen 2 , Kehrvers oder Schaltvers, 
der innerhalb einer langeren Reihe von Versen sich wiederholt 3 , die 
Anadiplosis oder Concatenatio, bei welcher Schlufi der vorausgehenden 
und Anfang der folgenden Versgruppe ahnlich gestaltet sind 4 , die Inclusio, 
wonach Anfang und Ende einer Versgruppe einander entsprechen 5 , die 
Responsion, wobei verschiedene Versgruppen dem Inhalt oder der Form 
nach parallel gebaut sind 6 . 

322. Solange nicht irgend eines der aufierlichen Merkmale sich un- 
mittelbar und von selbst als strophenbildendes Darstellungsmittel auf- 
drangt, konnte man nur dann sicher Strophen feststellen, wenn derlei 
regelmafiig vorkommende Aufierlichkeiten im Bau mit einem in sich 
abgeschlossenen Sinn der Versgruppe zusammenfallen wiirden 7 . Weder 
sind bis jetzt sichere einzelne Kennzeichen strophischer Gliederung an- 
erkannt worden, noch haben mehrere von ihnen zusammen zur Er- 
kenntnis von klaren Strophen gefiihrt. Auch ist es in der Regel nicht 
ohne mehr oder weniger tiefe Eingriffe in den iiberlieferten Textbestand 
abgegangen, wenn man eine eigentliche Strophik an einem biblischen 

1 Am ehesten konnte noch die alphabetische Akrostichis von Ps 119 (118) 
und Thr 3 als Strophenkennzeichen in Betracht kommen (vgl. jedoch u. Anm. 7). 

2 Vgl. M. Faulhaber, Strophentechnik der biblischen Poesie (Festschr. f. 
Hertling, Kempten 1913, I 22); J. Hontheim S. J., Rez. iiber Zenner (s. o. 
S. 212 *) (ZkTh 21, 323 336), der den Wechsel der Anrede und den der 
Gottesnamen verwendet; P. Szczygiel, Der Parallelismus stropharum. Ein 
Beitrag zur hebraischen Strophik (BZ n, 10 17 129 142). 

3 E. Baumann, Kehrverspsalmen? (ZdmG 59, 129 144); H. Wiesmann S.J., 
Kehrverspsalmen (Melanges de la Facult or. de 1'Univ. St. Joseph [Beyrouth] 3 
[1908], 337-386). 

4 Vgl. Muller (s. o. S. 220 6 ) 89 if. (gegen Konig). 

5 Dafiir Condamin (s. o. S. 21 1 4 ) 2i2f. 

6 Vgl. M. Berkowicz, Strophenbau und Responsion in den Pss (Nach 
D. H. Miillers Strophentheorie) (WZKM 21, 178190); D. H. Muller, Die Pro- 
pheten in ihrer urspriinglichen Form. Die Grundgesetze der ursemitischen 
Poesie erschlossen und nachgewiesen in Bibel, Keilinschriften und Koran 
und in ihren Wirkungen erkannt in den Choren der griechischen Tragodie, Wien 
1896; Ders., Biblische Studien2: Strophenbau und Responsion, Wien 1898, 
2 1 904; 3: s. o. S. 2I7 3 ; 4: Strophenbau und Responsion in Ez und den Pss, 
Wien 1908 (= WZKM 22, 164). 

7 Bei der alphabetischen Akrostichis in Ps 119(118) fehlt ein in sich ab- 
geschlossener Inhalt, um der achtmaligen Wiederholung des gleichen Alpha- 
betbuchstabens die Absicht der strophischen Gliederung zuzuschreiben. 



222 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 323 

Texte durchzufuhren versuchte 1 . Darum kann auch in den Versuchen, 
Strophenarten 2 zu unterscheiden und Strophensysteme 3 aufzustellen, 
kein endgiiltiges Ergebnis gesehen werden. 

89. Die sog. poetischen Akzente im STL 

323. Nach den Punktatoren werden Pss, Job (mit Ausnahme von i, i 
bis 3, i und 42, 7 ff.) und Prv (n^W, a^?f, 2^*?, daher Merkwort !) 
nach einem System akzentuiert, das sich von dem der iibrigen atl 
Bucher (dem sog. prosaischen Akzentuationssystem) unterscheidet. Wenn 
die jtidische Uberlieferung tatsachlich damit nur diese Bucher als dich- 
terisch anerkennen wollte, wie es die Bezeichnung der Grammatiker 4 
fur dieses System nahelegt, so ware der Umfang der poetischen Stiicke 
des AT zu eng bestimmt. Ct, Thr, Koh, Sir und Sap (wenigstens im 
ersten Teil) gehoren noch dazu und aufierdem eine grofie Zahl ein- 
zelner Stiicke der iibrigen Bucher, besonders bei den Propheten, aber 
auch nicht wenige in den geschichtlichen Teilen des AT. 

2. Das Buch Job. 

90. Name. Literatur. 

324. ni*S, 'luup, Liber Job (Job [Hiob 5 ]), nach der Personlichkeit 
genannt, welche im Buche die Hauptrolle spielt 6 . 

1 A. Condamin S. J., Centre le morcellement des Psaumes (RchScr 15, 206 bis 
233). Zapletal (s. o. S. 209) 2 40 ff. stellt zusammen, was Metrik und Strophik 
bereits fur die textkritischen Fragen ergeben haben. 

2 Vgl. Doller (s. o. S. 208) 92 ff. DaC die Strophen ohne Annahme von 
Mischmetren nicht durchgefuhrt werden konnen, erregt besonders Zweifel, 
ob die richtige Strophik schon gefunden sei. Vgl. W. Staerk, Ein Haupt- 
problem der hebraischen Metrik (BWAT 13, Lp. 1913, 193 203); F. Zorell S. J., 
Die Hauptkunstform der hebraischen Psalmendichtung (BZ n, 143 149). 

3 Vgl. Miiller (s. o. S. 221 6 ); Zenner (s. o. S. 212 x ). 

4 Vgl. E. Konig, Historisch-kritisches Lehrgebaude der hebraischen Sprache 
mit steter Beziehung auf Qimchi und die anderen Autoritaten, Lp. 1881, i r 
75 ff. Ex 1 5, Dt 32, Jdc 5 und 2 Sm 22 schrieben die Juden stichisch, um ihren 
dichterischen Bau anzudeuten (Tract. Sopherim 12 f. [Ausgabe: Massechet 
Soferim. Der talmudische Traktat der Schreiber. Eine Einleitung in das 
Studium der althebraischen Graphik, der Masora und der althebraischen 
Liturgie, von J. Miiller, Lp. 1878]). 

5 So in der Regel die akatholischen Exegeten, eine Form, die der luthe- 
rischen Bibeliibersetzung entstammt und auf die noch altere Ubung zuriick- 
geht, das N des Hebraischen durch den schwachsten abendlandischen Buch- 
staben, durch h, wiederzugeben. 

6 In alter Zeit, z. B. in (Nachschrift) , bei Augustinus (De civ. Dei 
18, 47 [M 1 41, 609 f.]) u. a., mit Jobab verwechselt. Vgl. E. Laur O. Cist., 



Nr. 327 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschriften. 2. Das Buch Job. 223 

325. K. Budde, Das Buch Hiob iibersetzt und erklart (GHK 2, i), Gott. 

1896, 2 IQI3. Franz Delitzsch, Das Buch Hiob'(BC 4, 2), Lp. 1876. Friedr. 
Delitzsch, Das Buch Hiob neu iibersetzt und kurz erklart. Ausgabe mit 
sprachlichem Kommentar, Lp. 1902. P. Dh o r me O. P., Le livre de Job (Etudes 
bibliques), P. 1926. S. R. Driver and G. B. Gray, A critical and exegetical 
commentary on the book of Job together with a new translation (IcC), 
Edinburgh 1921. B. Duhm, Das Buch Hiob erklart (KHK 16), Frb. i. Br. 

1897. J. Hontheim S. J., Das Buch Job als strophisches Kunstwerk nach- 
gewiesen, iibersetzt und erklart (BSt 9, 1/3), Frb. i. Br. 1904. J. Knaben- 
b au e r S. J., Commentarius in librum Job (CSs), P. 1886. N. S c h 1 6 g 1 O. Cist., 
Das Buch Ijjob (Die heiligen Schriften des Alten Bundes 3, 2), Lp. 1916. 
W. Volck, Das Buch Hiob und der Prediger Salomo ausgelegt (KK A 7: 
Die poetischen Hagiographen [Buch Hiob, Prediger Salomo, Hohelied und 
Klagelieder] ausgelegt von W. Volck und S. Oettli, Nordlingen 1889, I 151). 

91. Inhalt, Anlage und Absicht des Buches Job. 

326. Dafi sich das Buch Job mit dem menschlichen Leiden, be- 
sonders mit dem Problem beschaftigt, welches das Leiden des 
Gerechten der Theodizee stellt, ist ziemlich allgemein anerkannt. 
Es steht aufierdem fest, dafi die Auffassung, Leiden sei Vergel- 
tung fur Siinden, in mafigebenden Aufierungen bekampft wird. 
Letzteres wird auch vielfach als Ziel der ganzen Darlegung be- 
trachtet 1 . Doch geht die Absicht des Verfassers so wenig in diesem 
einen Punkte auf, dafi bis jetzt die verschiedensten Auffassungen 
des Buches vertreten werden. Von anderem abgesehen, ist die 
Unsicherheit in der Auffassung dadurch verursacht, dafi die An- 
lage des Buches die aufgeworfene Frage durch Rede und Gegen- 
rede losen zu wollen scheint, tatsachlich aber keine bestimmte 
Losung durch irgend einen der Wortfuhrer, die an der Diskussion 
teilnehmen, gegeben wird. 

327. Die Erorterung iiber das menschliche Leiden fuhrt der Ver- 
fasser in der Form eines Gespraches (vgl. griech. Symposion) 
durch, das mit einem erzahlenden Abschnitt eingeleitet wird 
(Prolog) und mit einem solchen abschliefit (Epilog). 

Job aus c Us 2 ist ein frommer und gliickgesegneter Mann. Der Satan 
bezweifelt in einer himmlischen Ratsversammlung Jobs Standhaftigkeit 

Zu den Job-Problemen (ThG 3, 441 451) 445 f. ; E. Nestle, Job the fifth and 
Moses. the seventh from Abraham (ExpT 19, 474 f.). 

1 Vgl. Driver (s. o. S. 9) 441 ff. 

2 Vgl. P. Dhorme O. P., Le pays de Job (Rb N. S. 8, 102107). 



224 *' ^ e ^' *^ e Bucher des AT im einzelnen. Nr. 328 

im Ungliick. Auf Zulassung Gottes bringt der Satan Ungliick auf Un- 
gliick iiber Job. Job bleibt unerschiittert (i, i 22). In einer zweiten 
himmlischen Versammlung erhalt Satan die Erlaubnis, Job personlich 
zu treffen, und er schlagt ihn mit dem Aussatz. Selbst Jobs Weib ver- 
sucht ihn zum Abfall von Gott zu verleiten; Job aber bleibt fromm 
(2, i 10). In seinem Ungliick besuchen ihn drei Freunde, Eliphaz 
von Teman, Bildad der Schuchite und Sophar der Na c amaniter (2, 1 1 13). 
Der erste Redezyklus (Kap. 3 14) wird durch Jobs Klage ein- 
geleitet (3, i 26), auf die Eliphaz (Kap. 4 5) erwidert. Job antwortet 
ihm (Kap. 6 7). Bildad redet (Kap. 8), Job antwortet (Kap. 9 10). 
Sophar redet (Kap. n), Job erwidert (Kap. 12 14). Ebenso wechseln 
im zweiten Redezyklus (Kap. 15 21) Rede und Gegenrede: Eli- 
phaz (Kap. 15), Job (Kap. 1617), Bildad (Kap. 18), Job (Kap. 19*), 
Sophar (Kap. 20), Job (Kap. 21). Im dritten Redezyklus (Kap. 22 
bis 31) ist der Wechsel nicht mehr zu Ende gefiihrt. Eliphaz (Kap. 22), 
Job (Kap. 23 24), Bildad (Kap. 25), Job (Kap. 26) tauschen noch Rede 
und Antwort. Dann folgt aber nochmal eine Rede des Job (Kap. 27), 
ein Kapitel iiber den Ursprung der Weisheit (Kap. 28) 2 , neuerdings 
eine Rede Jobs mit selbstandiger Einleitung (Kap. 29 31), dann eine 
Schlufibemerkung zu Jobs und der drei Freunde Reden (31, 40 b 32, i). 
Nun tritt ein bisher nicht genannter Redner in die Erorterung,-E 1 i h u 
(32,2 6 a ), der in langerer Ausfuhrung (Kap. 32 37) sich gegen Job 
wendet (32, 6 b 33, 33), welche durch mehrere neu einsetzende Ein- 
leitungen zergliedert wird (34, i; 35, i; 36, i). Nunmehr antwortet 
Jahwe dem Job (38, i 40, 2 [33 39, 32]; neue Einleitung 40, i 
[33 39, 31]). Jobs kurzer Entgegnung (40, 35 [33 39, 3335]) folgt 
eine neue Rede Jahwes (40, 6 41, 26 [35 40, i 41, 25]). Job er- 
kennt Jahwe an (42, i 6). Jahwe fordert Jobs Freunde zur Bufie fur 
ihre unrichtigen Reden gegen Job auf (42, 7 9). Mit der Schilderung 
von Jobs nunmehrigem Gliick schliefit das Buch (42, 10 17 [35 16]). 

328. Auch wenn wir von vereinzelt gebliebenen Anschauungen 3 ab- 
sehen, sind die Auffassungen des Buches Job verschieden 

1 19, 25 27 ist viel umstritten, well die Stelle so verstanden werden 
kann, dafi sie die leibliche Auferstehung lehrt. Vgl. J. Hontheim S. J., Eine 
neue Ubersetzung von Job 19, 25 27 (ZkTh 31, 376 386); A. Hudal, Aus- 
legung von Job 19, 25 27 in der katholischen Exegese (Kath 4. F. 17, 331 
bis 345); Ders., Textkritische und exegetische Bemerkungen zu Job 19, 2527 
(BZ 14, 214235); J. Speer, Zur Exegese von Hiob 19, 2527 (ZatW 25, 
47 140); J. M. Vidal, L'idee de resurrection dans Job (RClfr 57, 295 309). 

2 Vgl. P. Dhorme, Les chapitres XXV XXVIII du livre de Job (Rb 33, 
343356). 

3 E. Miiller (Der echte Hiob, Hannover 1902) scheidet vieles vom gegen- 
wartigen Texte aus und sieht im Verfasser einen Atheisten. Auch Friedrich 
Delitzsch (Zweiter Vortrag iiber Babel und Bibel, Stuttgart 1903, 19) findet 
im Buche Worte, die stellenweise an Blasphemie grenzen. Scholz (s. o. 
S. 76 10 ) 24 fafit Job als den Messias auf. 



Nr. 329 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschrifteri. 2. Das Buch Job. 225 

genug 1 . Der eine sieht in der Lehre des Bitches Job die wahre 
Weisheit entwickelt, ein anderer die These verfochten, daft alle Dinge 
unter gottlicher Leitung stehen, oder dafi die Gesetze der gottlichen 
Vorsehung unbekannt seien. Wieder andere betrachten Job als einen 
Typus des leidenden Israel nach dem Exil oder finden in ihm den Zu- 
stand der unerlosten Menschheit geschildert. H. Gartner 2 laftt zwei reli- 
giose Gegensatze dargestellt werden: die Religion der Liebe und Ge- 
sinnung und die Religion der Furcht und der aufierlichen Frommig- 
keit. Diejenigen, welche annehmen, dafi die traditionelle Vergeltungs- 
lehre bekampft werde, suchen die Absicht des Buches damit in einem 
Punkte, der eine hervorragende Rolle im Buche spielt, aber das klare 
Ziel der Auseinandersetzung ist die Vergeltungslehre doch wieder 
nicht. Das zeigen Erklarungsversuche, welche diesem Grundgedanken 
noch eine besondere Form geben : so soil Job lehren wollen, wie man 
praktisch die Leiden richtig ertragen konne ; oder die Leiden der Ge- 
rechten seien ohne Widerspruch zu ertragen wegen der Allgewalt des 
Schopfers und der Geringfiigigkeit des Menschen. 

329. Eine einheitliche, bestimmte und klare Antwort auf 
die Frage, die im Vordergrunde steht, suchen wir 
im Buche vergeblich. Weder in den Reden Jobs noch in 
dem Eingreifen Jahwes, weder in dem, was die Freunde ins- 
gesamt gegen Job vertreten, noch in besonderen Thesen des 
einen oder andern der Wortfuhrer ist eine Losung des Problems 
zu finden. Der Dialog wogt hin und her, und wenn in der einen 
Rede etwas Rechtes und Schones gefunden werden will, so ist 
doch auch das, was von einem andern Standpunkt aus dagegen 
vorgebracht wird, nicht ohne Bedeutung und Wirkung. Der Ver- 
fasser scheint iiberhaupt nicht einer logisch scharf zugespitzten 
SchluClosung zugestrebf zu haben, sondern trachtete, die ethisch- 
religiose Wirkung auf den Leser an alle Teilnehmer an der Unter- 
haltung zu verteilen. Der Dialog ist nur eine aufierliche Dar- 
stellungsform, nicht das technische Mittel, eine Frage auf dem 
Wege von Rede und Gegenrede zu klaren. Dann konnten un- 
schwer die schonen und lehrreichen Aussagen iiber das mensch- 
liche Leiden, welche dem Verfasser zu Gebote standen, unter 
Verzicht darauf, fur jeden Diskussionsredner einen scharf um- 
rissenen Standpunkt herauszuarbeiten, den Teilnehmern am Dialog 
ohne bestimmte Trennung in den Mund gelegt werden. 

1 Vgl. Volck (s. o. S. 223) 3 f. 

2 Der dramatische Charakter des Buches Hiob und die Tendenz desselben, 
Diss. (Bern), B. 1909. 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 1 5 



226 I- Teil- Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 330 

92. Literarische Eigenart des Buches Job. 

330. Die Unsicherheit im Verstandnis des Buches Job ist zum 
Teil darin begriindet, dafi man sich auch in der Frage nicht klar 
ist, was von Anfang an zum Buche gehorte und seinem 
Zielgedanken dient. Hierin gehen Vertreter einer radikalen kri- 
tischen Richtung 1 mit den meisten katholischen Exegeten 2 und 
halten den gegenwartigen Umfang des Buches im wesentlichen 
fur urspriinglich ; anderseits hat der katholische Exeget H. van Hoo- 
nacker eine Ansicht vertreten, die wohl die umfangreichsten nach- 
traglichen Erweiterungen im Buche Job annimmt 3 . 

331. Folgende Bestandteile lassen sich unterscheiden : 

i) Prolog (i, i 2, 13) und Epilog (42, 10 17 [35 16]) sind in 
Prosa geschrieben, die Reden dagegen in hochpoetische Form gefaftt. 
Der geduldige Job der Prosa-Umrahmung steht im Gegensatz zum kla- 
genden und anklagenden Wortfiihrer im Dialog. Die Frage, welche 
gelost wird, ist in Einleitung und Schluft : Gibt es eine uneigenniitzige 
Frommigkeit? Im Dialog wird das Leiden des Gerechten erortert. Die 
Art der Losung wird im Dialog naturgemaft auf dem Wege des Streites 
gesucht, in der Umrahmung tritt uns die Lehre in einem Beispiel der 
Geduld entgegen. Wenn durch diese Eigentiimlichkeiten eine gewisse 
Selbstandigkeit fur die Prosaerzahlung gefordert wird, so ist doch ander- 
seits zu beachten, daft der Dialog die Prosaerzahlung nicht entbehren 
kann. Infolgedessen mag die Joberzahlung miindlich oder schriftlich 
schon ihre bestimmte Form angenommen haben, ehe der Dichter des 
Dialogs sie zur Exposition fur die Personen, die er auftreten liefi, 
gebrauchte 4 . 

332. 2) Kap. 28, in dessen Umgebung die klare, gleichmaftige An- 
lage des Dialogs in Verwirrung geraten ist, hebt sich aufterdem durch 

1 Cornill (s. o. S. 2 4 ) '246 if. M. Koppel, Jahwes Allmacht und Gerechtig- 
keit in den Reden Hiobs (ZatW 29, 204 214). M. Thilo, Das Buch Hiob. 
Neu iibersetzt und aufgefafit, Bonn 1925. 

2 Vgl. u. a. Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 145 ff.; Holzhey (s. o. S. 9 1 ) 108 f. ; 
Hontheim (s. o. S. 223) ; A. Schulz, Plan und Gedankengang des Buches Job 
(Germania 1908, Wissensch. Beil. Nr. 13 f.). 

3 Une question touchant la composition du livre de Job (Rb 12, 161 189). 
Der Prolog und die Reden wurden nach ihm in doppelter Form weiter- 
gebildet. In der einen Gestalt hat man die Elihureden, in der andern Jahwes 
Eingreifen dazugefiigt; in der gegenwartigen, dritten Gestalt des Buches 
sind beide Formen zusammengearbeitet. 

4 Vgl. Gartner (s. o. 225 2 ) 29 ff. ; K. Kautzsch, Das sog. Volksbuch von 
Hiob und der Ursprung von Hiob Kap. i; 2; 42, 7 17. Ein Beitrag zur 
Frage nach der Integritat des Buches Hiob, Tub. 1900; Laur (s. o. S. 222 6 ) 
449 f- 



Nr. 333 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschriften. 2. Das Buch Job. 227 

die ruhige Stimmung von der Umgebung ab ; es enthalt eine Erorterung 
iiber die Weisheit und die Art, wie sie erworben werden kann. Es 
geht schwer, dieses Kapitel als urspriinglichen Bestandteil des Buches 
in den Gedankengang und den Geist, den das Buch atmet, einzufiigen, 
besonders gerade an der Stelle, wo es steht. Doch wird dies von 
manchen Exegeten versucht 1 . 

333. 3) Sehr umstritten sind dieReden desElihu (Kap. 32 37) 2 . 
Manche halten gerade diese Kapitel fur unentbehrlich und sehen in 
ihnen ein Meisterstiick 3 . Eine Mittelstellung nimmt ein A. Kamp- 
hausen 4 , der die Kapitel vom Dichter selbst zum abgeschlossenen Buche 
nachgetragen sein lafit. Auch Cornill (s. o. S. 2 4 ) '250 meint, dafi es 
dem Dichter nicht vergonnt war, die letzte Feile an das Buch anzulegen 
und das Auftreten des Elihu besser zu begriinden. Die katholischen Exe- 
geten treten fast alle 5 fur die Echtheit ein. Gewichtige Griinde sprechen 
dafiir, dafi diese Kapitel nicht im grundlegenden Plan des Buches Job 
einbegrififen waren. Es fehlt nicht nur eine Einfiihrung des Elihu, wie 
sie der Anfang des Dialogs bei den drei Freunden bringt (auch 
das Schlufiwort [42, 7 ff.] nimmt nur auf die drei Freunde Rucksicht), 
sondern die Elihureden zerreifien den Zusammenhang zwischen 31, 35 ff. 
(vgl. V. 35 der Allmachtige antworte mir . . .) und 38, iff. (Jahwe 
antwortet dem Job). Wenn man nicht gerade vom Grundgedanken 
dieser Kapitel aus die Lehre des Buches Job bestimmt, so sind sie 
fur die Gedankenentwicklung keineswegs notwendig; sie wiederholen viel- 
mehr zum Teil die Aufierungen der Freunde, und Kap. 36 f. nimmt vorweg, 
was Jahwe erst sagen soil. Stil- und Spracheigentiimlichkeiten 6 konnen 
fur sich allein die Sache nicht entscheiden 7 , unterstiitzen aber wenig- 
stens die Ansicht, dafi diese Kapitel nicht in einem Zuge mit dem 
iibrigen Buche niedergeschrieben wurden 8 . 

1 So Budde (s. o. S. 223) 162 f. ; Konig (s. o. S. 2 2 ) 414* ; Volck (s. o. S. 223) 8. 
E. Sellin (Das Problem des Hiobbuches, Lp. 1919) halt hochstens fur mog- 
lich, dafi der Dichter des Buches selbst spater das Kapitel eingefiigt hat, 
als ihm das Problem schon ferner stand. Vgl. auch Ders., Einleitung (s. o. 
S. 10) 4 142 ff., wo er in der ganzen unausgeglichenen Dichtung das Ringen 
eines Menschenlebens mit dem Problem niedergelegt findet. 

2 W. Posselt, Der Verfasser der Elihureden (Job Kap. 32 37). Eine kri- 
tischeUntersuchung(BSti4,3),Frb.i.Br.i909. 3 So Cornill (s.o.S. 2 *) 7 247ff. 

4 Rez. in StKr 1863, 792816 (s. S. 8iof.). 

5 Fur nachtraglich eingefiigt halten sie z. B. Dhorme (s. o. S. 223); *A. Le 
Hir, Le livre de Job. Traduction sur 1'hebreu et commentaire avec intro- 
duction par Grandvaux, P. 1873; Van Hoonacker (s. o. S. 226 3 ). 

6 Kautzsch (s. o. S. 162 5 ) 101 stellt 31 Aramaismen in den Elihureden gegen- 
iiber 53 im ganzen iibrigen Buche fest. 

7 Vgl. Budde (s. o. S. 223) XLVIII ; Posselt (s. o. Anm. 2) 103 ff. 

8 H. H. Nichols (The composition of the Elihu speeches [Job chs. 32 37] 
[AmJsemL 27, 97186]) findet auch innerhalb der Elihureden noch Anzeichen 
eines literarischen Aufbaues. 

15* 



228 ! Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 334 

334. 4) 38, i 42, 6 (Auftreten Jahwes) halten Van Hoonacker 1 
und Sellin 2 fur sekundar. Das 1st deshalb abzulehnen, weil das Auf- 
treten Jahwes zum mindesten aufierlich den Dialog zum Austrag bringen 
muft, und weil Jahwes Antwort durch 31, 35 ff. vorbereitet ist. Die 
Schilderung desStraufies (39, 13 18) jedoch fiigt sich so wenig 
in den Zweck der Rede Jahwes ein, daft man darin eine Erweiterung 
des Textes sehen darf. Weniger begriindet ist die Ausscheidung von 
40, 15 (23 10) 41, 26 (33 25) (Beschreibung des Behemot 3 und 
Leviatan). Dafi das Stuck entbehrt werden konnte, ist kein stich- 
haltiger Beweis 4 . 

Abgesehen von Kap. 28 und den Elihureden werden also nur 
wenig umfangreiche Stiicke nachtraglich zur altesten Gestalt des 
Buches Job gekommen sein 5 . 

93. Entstehungszeit des Buches Job 6 . 

335. Viele alte und neue Exegeten haben Job selbst fur den Verfasser 
gehalten und das Buch in sehr friiher, vormosaischer 7 oder mosaischer 8 
Zeit angesetzt. Sprachliche Eigenart und der eigentvimliche kulturelle 

1 Siehe o. S. 226 3 . 2 Siehe o. S. 227 l . 

3 = agypt. p-ih-mw ; vgl. N. Herz, Egyptian words and idioms in the 
book of Job (OrLz 16, 343 346). 

4 Von verschiedenen wurden noch als echt bestritten 9, 8 10; 12, 7 10 
13 22; 24, 18 24; 27, 7 10 ii 23. Vgl. auch A. Merx, Das Gedicht von 
Hiob. Hebraischer Text kritisch bearbeitet und iibersetzt, nebst sachlicher 
und kritischer Einleitung, Jena 1871. 

5 Hontheim (s. o. S. 223) sucht auf jede Weise festzuhalten, dafi das Buch 
durchweg einheitlich sei. Sellin (Das Problem [s. o. S. 227 *]) unterscheidet 
vier Schichten. H. Torczyner (Das Buch Hiob. Eine kritische Analyse des 
iiberlieferten Hiobtextes, Wien 1920) hilft sich mit Umstellungen, urn .die 
Anschauung der Redenden einheitlicher zu gestalten, greift aber sogar iiber 
den Umfang des Buches Job hinaus, um Gedankenspriinge des Textes auf- 
zufullen. 

6 H. Beveridge, The date of the book of Job (Journal of the royal as. 
Soc. 1919, Apr., 234). V. L. Trumper (ebd. Okt., 586 f.). 

7 Aristaas (vgl. Eusebius, Praepar. ev. 9, 25, i 3 [M g 21 ,728]); Origenes, 
C. Celsum 6, 43 (M g n, 1365); Hieronymus, Praef. in librum Job (es sei in sy- 
rischer Sprache verfafit und daraus iibertragen worden [so versteht A. Cal- 
met O. S. B. (Commentarius literalis in omnes libros VT 1 latinis literis tradi- 
tus a J. D. Mansi 5, Wiirzburg 1791, 304) die Andeutung des Hieronymus]; 
ebenso Ps.-Origenes [M g 17, 373]). Haneberg (s. o. S. 8 1 ) "366 sieht in Job 
ein vormosaisches Werk , das aus dem Arabischen iibersetzt oder iiber- 
arbeitet worden sei. 

8 Talmud, b. Baba batra f. 14 b ; & (wo Job nach dem Pentateuch und vor 
Jos eingereiht ist ; vgl. auch Hieronymus in seinem Briefe an Paulinus). Aus 



Nr. 335 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschriften. 2. Das Buch Job. 229 

Hintergrund 1 der Geschehnisse haben zu solchen Datierungen Anlaft 
gegeben und solchen Meinungen immer wieder Anhanger gewonnen 2 . 
Die Voraussetzung, daft zur Zeit Salomos die hebraische Literatur ihre 
hochste Bliite erlebte, verschuldete es, dafi man dieses schone und 
kunstvolle Werk Salomo selbst zuschrieb oder es wenigstens in seine 
Zeit verlegte 3 . 

Die eigenartige Technik im Aufbau lafit wohl eher auf nach- 
salomonische Zeit schliefien 4 . Als terminus ad quern kommt 
Ez 14, 14 20 in Betracht. Die Stellen waren an sich auch ver- 
standlich, wenn Ezechiel blofi mit der Geschichte des Job, viel- 
leicht sogar nur so weit, als sie im Prolog und Epilog vorliegt 5 , 
bekannt war. Allein naher liegt die Annahme, dafi der Prophet 
dabei aus dem Buche geschopft hat, das spater sicher bezeugt ist 6 . 
AuCerdem spricht nichts dagegen, dafi damals unser Buch schon 
in vollem Umfange vorhanden war 7 . Vielmehr unterstiitzt eine 
gewisse inhaltliche und sprachliche Verwandtschaft mit Jeremias 
(inhaltlich vgl. Job 3, 3 -10 und Jer 20) die Datierung in die Zeit 
dieses Propheten 8 . 

neuerer Zeit vgl. G. W. Hazelton, The book of Job. Who wrote it ? (Bs 
7*i 573~58i): Moses habe das Buch in Midian verfafit. 

1 Auf das Gesetz und andere israelitische Einrichtungen der spateren 
Zeit ist keine Riicksicht genommen, der Gottesname Jahwe nur im Prolog 
und Epilog und 12, 9 ; 38, I ; 40, i gebraucht. Vgl. Dhorme (s. o. S. 223) LII ff. 

2 Gregorius M. (Moralia in lobum, Praef. I [M 1 75, 517]) datiert das Buch 
in die Zeit der Richter. 

3 Nach Luthers Vorgang urteilten so eine Reihe von orthodoxen Prote- 
stanten (so z. B. Franz Delitzsch [s. o. S. 223]). Von katholischen Vertretern 
seien genannt Calmet (s. o. S. 228 7 ) 506, Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 2 2 , 52, Kaulen- 
Hoberg(s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 147 f. 

4 So *E. Gigot, Leading problems concerning the book of Job (The New 
York Review 1906, Febr. u. Marz). 

5 So Duhm (s. o. S. 223) vm. 

6 Tob 2,15 (03) setzt Prosa-Umrahmung und Dialog als bestehend voraus. 

7 Cornill (s. o. S. 2*) 7 25if., Kautzsch (s. o. S. 226*) u. a. nehmen nach- 
exilische, persische Zeit an, weil die Engellehre des Judentums aus dem 
Parsismus entlehnt sei (vgl. dagegen o. S. 178). O. Holtzmann (bei B.Stade, 
Geschichte des Volkes Israel [W. Oncken, Allg. Geschichte in Einzeldar- 
stellungen I, 6], B. 1887/88, 2, 348) sah in Job eine Nachahmung der plato- 
nischen Dialoge. Schon Theodor von Mopsuestia wollte in Job die dichte- 
rische Fiktion eines Hellenisten (paganorum [M g 66, 697 f.]) sehen (vgl. Kihn 
[s. o. S. 4 s ] 68). 

8 Vgl. Dhorme (s. o. S. 223) cxxvi ff. J. Royer (Eschatologie des Buches 
Job [BSt 6, 5], Frb. i. Br. 1901) sucht Jeremias selbst als Verfasser zu er- 



I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 336 

94. Dichterische Form und Geschichtlichkeit 
des Buches Job. Aufierbiblische Parallelen. 

336. Das Buch Job ist eines der schonsten dichterischen 
Werke des AT und nimmt eine hervorragende Stelle in der 
Weltliteratur ein. Die allgemein anerkannten Merkmale der he- 
braischen Poesie, wie Parallelismus merabrorum, plastischen, 
schwungvollen Stil, tragt es in hoher Vollendung an sich. 

Exegeten, welche in der atl Poesie Metrik in strengem Sinne und 
durchgebildete Strophik anerkennen, glauben solche Formen auch in 
unserem Buche nachweisen zu konnen 1 . Der literarischen Art nach 
ist es weder ein ausgesprochenes Epos 2 noch ein kunstgemafi auf- 
gebautes Drama 3 , sondern eine Lehrschrift, die in die Form des Ge- 
spraches 4 gegossen ist. 

337. Da im Altertum, besonders in der Bibel, Romane nicht gebrauch- 
lich. waren, so werden Name tind Hauptschicksale des Job auf ge- 
schichtlichenTatsachen beruhen. Diejenigen, welche Job durch- 
weg fur eine Erdichtung halten 5 , konnen sich auf keinen schltissigen 
Beweis, besonders nicht auf erdichtete Namen berufen 6 . 

338. In der aufierbiblischen Literatur glaubte man Ahnlich- 
keiten mit Job auf dem Boden Agyptens, besonders in dem Gesprach 
eines Lebensmiiden mit seiner Seele 7 , und in Babylonien zu entdecken. 
Aus dem babylonischen Kulturkreis sind umfangreiche Texte vorhanden 8 . 
Es ist jedoch verfriiht, eine gemeinsame Grundlage fur den biblischen 

weisen. Job 12, 14 25 konnte sich auf die assyrische Gefangenschaft be- 
ziehen. Vgl. noch P. Joiion S. J., Hat Ben Sira (Eccli 49, 9) Ezechiel als 
Verfasser des Buches Job genannt? (ZkTh 27, 583 585). 

1 Vgl. Vetter (s. o. S. 2I2 6 ), Hontheim (s. o. S. 223) u. a. 

2 Vgl. Konig (s. o. S. 2 2 ) 410 f. 3 Vgl. Gartner (s. o. S. 225 2 ). 

4 Vgl. K. Fries, Das philosophische Gesprach von Hiob bis Platon, Tub. 1904. 

5 So ein alter Rabbi nach Talmud, b. Baba batra f. I5 a , Theodor von 
Mopsuestia (M g 66, 697 f.) und neuere Exegeten. 

6 Die Tatsache, dafi die Bibel auf das Beispiel des Job verweist (Ez 14, 14; 
Tob 2, 15 [33] ; Jak 5, n), verlangt nicht unbedingt, dafi das Gesprach wirklich 
stattgefunden hat, wohl nicht einmal, dafi Job eine andere als literarische 
Existenz gehabt habe. 

7 Vgl. Grefimann (s. o. S. 12), 1909, i, 195 198. Fur Abhangigkeit ist Fries 
(s. o. Anm. 4). Anklange in Sprache und Inhalt wollte auch Herz (s. o. 
S. 228 3 ) finden. 

8 M. Jastrow jr., A Babylonian parallel to the story of Job (JbL 25, 135 
bis 191). S. Landersdorfer O. S. B., Eine babylonische Quelle fur das Buch 
Job ? Eine literargeschichtliche Studie (BSt 16, 2), Frb. i. Br. 191 1. V. Scheil O. P., 
Encore un Job babylonien (Revue d'assyriologie 9 [1912], 65 68). 



Nr. 34 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 3. Das Buch der Pss. 231 

und den sog. babylonischen Job vorauszusetzen x , geschweige denn dafi 
der Vergleich eine Abhangigkeit des biblischen von einer babylonischen 
Vorlage ergabe 2 . Fur allgemein menschliche Gedanken brauchte es 
ein Vorbild nicht. Die hohe dichterische Kraft und Kunst, die der 
Verfasser offenbart, lafit schwer an einen ausgiebigen fremden EinfluG 
denken. 

95. Der Text des Buches Job. 

339. Eine Lehrschrift, die so wichtige menschliche Fragen be- 
handelt wie das Buch Job, war leicht Erweiterungen zuganglich. 
Auch die Schwierigkeit des Textes 3 mufite dazu verleiten, nicht- 
verstandliche Stellen zu glossieren. Schon friihzeitig begegnen 
uns Hinweise, dafi der Text in den verschiedenen Uberlieferungs- 
formen nicht den gleichen Umfang hatte 4 . 

Der -Text, der gegeniiber dem 3Qft zwei grofiere Zusatze aufweist 
(2, 9 a " d ; 42, i7 a ~ e ), ist sonst erheblich kiirzer. Was in fehlt, macht 
jedoch den Text keineswegs leichter. Wo Erweiterung und wo Kiirzung 
vorliegt, wird die Exegese bei jeder einzelnen Stelle besonders zu unter- 
suchen haben 5 . 



3. Das Buch der Psalmen. 

96. Name. Literatur. 

340. Drt?n?l (ni'jnri, D^n) = Loblieder (Ps 145 [144], i), so bei 
den spateren Juden (a potiori) genannt; irrtesri = Bittgebete 
(so Ps 72 [71], 20 mit Bezug auf die vorausgehende Sammlung 
von Psalmen; Ps 17 [16]; 86 [85]; 90 [89]; 102 [101]; 142 [141]), 

1 So K. Fruhstorfer, Ein assyrisch-babylonisches Gedicht und das biblische 
Buch Job (ZkTh 31, 755762). 

2 Vgl. dazu besonders Landersdorfer (s. o. S. 230 8 ). 

3 Vgl. G. Richter, Erlauterungen zu dunklen Stellen im Buche Hiob 
(BWAT 11), Lp. 1912. 

4 Vgl. Origenes, Ep. ad Afric. 3 (M e n, 53). ist um ein Sechstel langer 
als . Hieronymus (Praef. in librum Job) sagt von Q : septingenti ferme aut 
octingenti versus desunt (vgl. Swete [s. o. S. 13 1 2 ] 43). (S s hat fast um 400 
Stichen weniger als 9It (vgl. Driver [s. o. S. 9] 463). 

5 *G. Bickell (Kritische Bearbeitung des Jobdialogs [WZKM 6, 136 bis 
147241 257327 334; 7, I 20 153 168; 8, 121]) sieht in 9It eine Erwei- 
terung. Budde (s. o. S. 223) LVI ff. und Driver (s. o. S. 9) 463 halten fur 
absichtlich gekiirzt. Vgl. auch H. H. Howorth, Some unconventional 
views on the text of the Bible. IX. Job etc. (PSbA 33, 2633 53~ 61). 



2^2 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 341 



r| ptpXog YaXjuuJv (Lk 20, 42; Apg i, 20 [tpaX|u6<; = "ibpa = Lied, 
zum Saitenspiel zu singen; Uberschrift von 57 Psalmen]; A 
vpaXiripiov = Saiteninstrument fur den Vortrag von Liedern ; 
daher Psalter), Liber Psalmorum (Ps, Pss). 

341. J. Ecker, Psalmenliteratur (Porta Sion [s. o. S. 208] 217* 234*). 
J. Linder S. J., Neuere katholische Psalmenliteratur (ZkTh 39, 741759). 
F. Baethgen, Die Psalmen iibersetzt und erklart (GHK 2, 2) 3 , Gott. 1904 
(s. u. Gunkel). C. A. and E. G. Briggs, A critical and exegetical commen- 
tary on the book of Psalms (IcC), Edinburgh 1906/07. Franz Delitzsch, 
Biblischer Kommentar iiber die Psalmen (BC 4, i) 5 , hrsg. von Friedrich De- 
litzsch, Lp. 1894. Duhm (s. o. S. 2I9 9 ). H. Gunkel, Ausgewahlte Psalmen 
iibersetzt und erklart, Gott. 1904, *I9I7- Ders., Die Psalmen iibersetzt und 
erklart (GHK 2, 2 4 ; s. o. Baethgen), Gott. 1926. *G. Hob erg, Die Psal- 
men der Vulgata iibersetzt und nach dem Literalsinn erklart, Frb. i. B. 1892, 
2 1 906. H. Ke filer, Die Psalmen fiir die zweite Auflage iibersetzt und aus- 
gelegt (KK A 6, i), Miinchen 1899. R. Kittel, Die Psalmen iibersetzt und 
erklart (KAT I3) 1|s , Lp. 1914, 3|4 1922. J. Knabenbauer S. J., Commentarius 
in Psalmos [hrsg. von M. Hagen S. J.](CSs), P. 1912. E. Konig, Die Psalmen 
eingeleitet, iibersetzt und erklart, Giitersloh 1927. *PrinzMax, Herzog zu 
Sachsen, Erklarung der Psalmen und Cantica in ihrer liturgischen Ver- 
wendung , Regensburg 1914 (nach 95). F. Raffl O. F. M., Die Psalmen 
nach dem Urtext. 3. Bd.: Ps 107 150, Frb. i. Br. 1892. Schlogl(s. o. S. 2I7 1 ). 
*Stephan, Psalm enschliissel. Einfuhrung in die sprachl. Eigentiimlichkeiten 
und in den Gedankengang der Brevier-Pss (einschliefilich der im Brevier vor- 
kommenden Cantica) 3 , Regensburg 1925. *V. Thalhofer, Erklarung der 
Psalmen und der im romischen Brevier vorkommenden biblischen Cantica 
mit besonderer Riicksicht auf deren liturgischen Gebrauch, Regensburg 1857, 
6 von P. Schmalzl, 1895, 8 von F. X. Wutz, 1914, ^923 (nach 93). M. Wol- 
terO. S. B., Psallite sapienter. Psallieret weise ! Erklarung der Psalmen im 
Geiste des betrachtenden Gebetes und der Liturgie. Dem Klerus und Volk 
gewidmet, Augsburg 1883, 3 Frb. i. Br. 1904/07 (nach 95). Wutz (s. o. S. 194 2 ). 
J. K. Zenner S. J., Die Psalmen nach dem Urtext. Erganzt und hrsg. von 
H. Wiesmann S. J., Mstr. i. W. 1906/7 l . 

97. Inhalt des Buches der Psalmen. 

342. Psalmendichtung scheint es auch auCerhalb des AT gegeben 
zu haben 2 . Doch ist in den Literaturen anderer Volker kein so 



1 Auf Grund der EBK vom i. Mai 1910 (s. u. S. 234 1 ) auf den Index 
gesetzt (1911). 

2 Vgl. H. Bahr, Die babylonischen Bufipsalmen und das AT, Lp. 1903; 
C. H. Cornill, The Psalms in universal literature (in: The culture of ancient 
Israel, Chicago 1914); A. Eberharter, Aus den babylonischen Bufigebeten 
und den biblischen Psalmen (ThQ 91, i 20); M. Noordtzij, Babylonische 



Nr. 343 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 3. Das Buch der Pss. 233 

vielseitiger und ausgedehnter Gebrauch von dieser Art religioser 
Dichtung nachzuweisen, wie wir ihn im Buche der Pss finden. 

343. In seiner jetzigen Gestalt besteht es aus I5O 1 Liedern, 
die zu verschiedenen Zeiten von vielfach unbekannten Verfassera 
in religioser Absicht 2 und zum Teil fur den Gebrauch in der 
Liturgie 3 gedichtet und allmahlich zu einem Buche vereinigt 
wurden. 

Die Zahl i 5 o ist sowohl in 321 wie in 23 vorhanden; die Zahlung 
im einzelnen ist jedoch in beiden Uberlieferungsformen verschieden: 
9It9 + io = 339, 921 114 +115 = 55113, 201 1 16 = 35 114 +115, 
9H 147 = 35 146 + 147. 33t 10 114 = 239 113 und 9H 117 bis 
147 = OS 116 146 differieren um i, 5ft 115 und 116 zum Teil um 
z von 33; nur i 9 und 147 150 warden gleich gezahlt. Die Er- 
gebnisse der Exegese iiber die wirkliche Zahl der selbstandigen Psalmen 
decken sich mit keiner der beiden Zahlungen, da noch andere Zer- 



psalmen in verglijking met die des Ouden Testament, Kampen 1912 ; * F. Stum- 
mer, Sumerisch-akkadische Parallelen zum Aufbau atl Psalmen (Stud. z. 
Gesch. u. Kultur d. Altert. n, 1/2), Pad. 1922; H. Zimmern, Babylonische 
Bufipsalmen umschrieben, iibersetzt und erklart (Assyriolog. Bibliothek 6), 
Lp. 1885. 

1 Die alteste jiidische Uberlieferung zahlte 147 Pss (Talmud, j. Sabb. c. 16); 
auch sonst werden in alten Hss weniger als 150 gezahlt. Zum Teil kommen 
die Unterschiede in der Gesamtzahl davon her, dafi jetzt getrennte Psalmen 
vereinigt werden. So wurden Apg 13, 33 Ps I und 2 als ein Psalm gerechnet. 
und (3 kennen einen 151. Psalm auflerhalb der Zahl stehend ; aufier- 
dem existieren noch vier weitere apokryphe Psalmen (vgl. W. Wright, Some 
apocryphal Psalms in Syriac [PSbA 9, 257 266]). 

2 Sollten Lieder aufgenommen worden sein, die urspriinglich fur nicht- 
religiose Zwecke bestimmt waren so nimmt M.-J. Lagrange O. P. (Deux 
commentaires des Psaumes [Rb N. S. I, 251 259] 256) fur Ps 45 (44) an , 
so ware die allenfallsige Umarbeitung nebst Umsetzung des Sinnes und die* 
Einfiihrung in die Heilige Schrift einem inspirierten Organ zuzuschreiben, um 
nicht eine inspiratio subsequens (vgl. o. S. 207 u. 208 2 ) annehmen zu miissen. 

3 Die Sammlung der einzelnen Lieder scheint nach den beigesetzten Uber- 
schriften fur den liturgischen Gebrauch geschehen zu sein. Der Inhalt (nach 
Vertretern von Strophensystemen [s. o. S. 222 3 ] auch die Anlage als Chorlied) 
verrat, ob ein Psalm von Anfang an fur die Liturgie berechnet war (vgl. 
J. C. Matthes, Die Psalmen und der Tempeldienst [ZatW 22, 6582]). Dafi 
das betende Ich immer ein Kollektivum sei (so *T. Engert, Der betende 
Gerechte der Psalmen. Historisch-kritische Untersuchung als Beitrag zu einer 
Einleitung in den Psalter, Wiirzburg 1902), fordert der Inhalt keineswegs, 
sondern darunter ist oft eine Einzelpersonlichkeit zu verstehen (so E. Balla, 
Das Ich der Psalmen untersucht [FRLAuNT 16], Gott. 1912). 



234 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 344 

legungen (z. B. Ps 19 [18]) und Zusammenziehungen (z. B. Ps 42 tind 43) 
sich als notwendig erweisen l . 

344. Der Inhalt der einzelnen Psalmen 1st so wechselvoll, wie 
nur religiose Gedanken und Empfindungen sein konnen: Lob, 
Dank, Bekenntnis Gott gegenuber, Reue und Riickkehr vom Ab- 
fall, Liebe zum Gesetze, Hafi gegen Gottes, des Volkes und per- 
sonliche Feinde, Bitte urn Rettung aus geistiger und leiblicher 
Not, kurz alle Saiten des menschlichen Seelenlebens kommen darin 
in Schwingung. Die vielfach ohne erkennbaren Grund aneinander- 
gereihten Psalmen lassen sich nach Inhalt und Form in ver- 
schiedene Gruppen gliedern 2 . 

Aufier den Gradualpsalmen, die schon dem Hersteller des Psalmen- 
buches als ein Ganzes vorlagen 3 , hat die christliche Zeit 4 die Buft- 
psalmen (Psalmi poenitentiales Ps 6, 31, 37, 50, 101, 129, 142 nach 
OS 5 ) gesondert herausgehoben. Die messianischen Psalmen 6 , die 



1 Vgl. die EBK vom i. Mai 1910, De auctoribus et de tempore com- 
positionis Psalmorum Nr. VI: Utrum sententia eorum admitti possit, qui 
tenent, inter psalterii psalmos nonnullos esse sive Davidis sive aliorum 
auctorum, qui propter rationes liturgicas et musicales, oscitantiam amanuen- 
sium aliasve incompertas causas in plures fuerint divisi vel in unum coniuncti; 
itemque alios esse psalmos ut , Miserere mei, Deus', qui ut melius aptarentur 
circumstantiis historicis vel solemnitatibus populi iudaici, leviter fuerint re- 
tractati vel modificati, subtractione aut additione unius alteriusve versiculi, 
salva tamen totius textus sacri inspiratione ? Resp. : Affirmative ad utram- 
que partem (D. 11 2134). 

2 Am eingehendsten ist der Versuch einer Gruppierung durchgefuhrt bei 
Konig (s. o. S. 232) und W. Staerk, Lyrik (Psalmen, Hoheslied und Verwandtes) 
iibersetzt, erklart und mit Einleitungen versehen (SAT 3, i) 2 , Gott. 1920. 

3 F. Praetorius, Bemerkungen zu den sir hamma c alot(ZdmG 71, 389 400). 
W. Riedel, Die Stufenpsalmen (NkZ 17, 4356 83105). *A. Schulz, De 
psalmis gradualibus, Diss. Mstr. i. W. 1897. 

4 Wohl schon seit Augustinus; vgl. Vita s. Augustini von Possidius (um 
432 n. Chr.) (M 1 32, 63). 

5 Wo nichts anderes angegeben ist, richtet sich die Psalmenzitierung 
nach 3H. 

6 EBK (s. o. Anm. i) Nr. VIII: Utrum ex multiplici sacrorum librorum 
Novi Testamenti testimonio et unanimi Patrum consensu, fatentibus etiam 
iudaicae gentis scriptoribus, plures agnoscendi sint psalmi prophetici et mes- 
sianici, qui futuri Liberatoris adventum, regnum, sacerdotium, passionem, 
mortem et resurrectionem vaticinati sunt; ac proinde reicienda prorsus 
eorum sententia sit, qui indolem psalmorum propheticam et messianicam 
pervertentes, eadem de Christo oracula ad futuram tantum sortem populi 



Nr. 345 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 3. Das Buch der Pss. 235 

Fhichpsalmen \ Unschuldspsalmen, Konigspsalmen und ahnliche Grup- 
pen werden haufig im Interesse iibersichtlicher Bearbeitung unter- 
schieden 2 . 

98. Die Uberschriften der einzelnen Psalmen 3 . 

345. An der Spitze 4 der meisten 5 Pss stehen Uberschriften von 
verschiedenem Umfang und mit wechselndem Inhalt. 

Hauptsachlich enthalten sie folgende Angaben: i) Die Art des Ge- 
dichtes(z. B. Ps 54 [53] ^?f, intellectus, Lehrgedicht), 2) einen Personen- 
namen mit \, wodurch wohl der Verfasser bezeichnet werden will 

electi praenuntiandam coarctant? Resp.: Affirmative ad utramque partem 
(D. 11 2136). Vgl. L. Mechineau S. J., Gli autori e il tempo della composizione 
dei Salmi secondo le risposte della commissione biblica. Commento, Rom 
1911. M.-J. Lagrange O. P., Notes sur le messianisme dans les Psaumes 
(Rb N. S. 2, 39 57 188 202); Macklenburg, Uber die Auffassung des Reiches 
Gottes resp. iiber den BegrifF des gottlichen Konigtums in den Pss (StKr 
1902, 525 555); *L. Reinke, Die messianischen Psalmen. Einleitung, Grund- 
text und Ubersetzung nebst einem philologischen, kritischen und historischen 
Commentar, Giefien 1857/58; *F. S. Tiefenthal, Novus commentarius in Psalmos 
mere messianicos, P. 1912. 

1 So Ps 18 (V. 48), 35, 52, 59, 60, 68, 69, 109, 137 u. a. Vgl. A. Haitz- 
mann S. J., Ps 108 (hebr. 109). Ein Beitrag zur Exegese der Fluchpsalmen 
(ZlcTh 20, 614 625); C. Martin, The imprecations in the Psalms (PrthR 
I, 537 553); F. Steinmetzer, Babylonische Parallelen zu den Fluchpsalmen 
(BZ 10, 133 142 363 369); Zenner (s. o. S. 232) 160 168. 

2 Die Auffassung, welche die kritische Schule iiber die israelitische Reli- 
gionsgeschichte entwickelte, fiihrte dazu, wie kultusfeindliche Prophetenstellen 
(s. o. S. nof.), so auch angeblich opferfeindliche Pss aufzuspiiren (z. B. Ps 40, 
79; So, 814 23; 51, i8f.); vgl. daruber H. Wiesmann S. J., Die opfer- 
feindlichen Psalmen (Melanges de la facultd or. de 1'univ. St. Joseph, Beyrouth, 

2 [I907l 32I335)- 

3 H. Grimme, Zur Frage nach den Psalmenuberschriften (ThQ 79, 580 583); 
H. Kefiler, Grundlinien fur das Verstandnis der Psalmenuberschriften (Philo- 
tesia, P. Kleinert dargebracht, B. 1907, 223 253); H. P. Ree, Forschungen 
iiber die Uberschriften der Psalmen, Lp. 1846; J. W. Thirtle, The titles of 
the Psalms, their nature and meaning explained 2 , Ld. 1905. 

4 Thirtle (s. o. Anm. 3) nimmt an, dafi infolge der scriptio continua die 
Unterschrift des vorausgehenden Psalmes mit der Uberschrift des folgenden 
Psalmes zusammengeraten sei, vermag aber durch diese Hypothese keines- 
wegs die Unklarheiten in den iiberlieferten Uberschriften wesentlich auf- 
zuhellen. 

5 Nach 9IC sind 34 Pss ohne Uberschrift (n^r* ; vgl. Konig [s. o. S. 232] 50). 
Nach 33 gilt das, wenn man das Alleluja (bei 18 Pss; & geht eigene 
Wege) als Uberschrift rechnen darf, nur noch von zwei. 



236 I- Teil. Die Bucher des AT im einzelnen. Nr. 346 

(Ps 54 ~lik von David J ), 3) den geschichtlichen Anlafi, der dem Psalm 
zu Grunde liegt (z. B. Ps 54 als die Ziphaer kamen und dem Saul sagten : 
,Ist nicht David bei uns versteckt?'; vgl. i Sm 23, 19; 26, i) 2 , 4) li- 
turgische Bestimmungen (z. B. Ps 92 ratfrr n^ fur den Sabbattag), 
5) schwer verstandliche Worte, welche man als Anfange von Liedern 
deutet, nach deren Melodic der Psalm vorzutragen sei (z. B. Ps 57 ji? Vs 
ne perdas) 3 . 

346. Die Psalmeniiberschriften stammen kaum auch nur in ge- 
ringer Anzahl vom Verfasser 4 des einzelnen Psalmes, gehen aber 
in eine alte Zeit zuriick 5 , so dafi schon die Ubersetzer der 
sie zum Teil nicht mehr verstanden 6 . 

Die Quelle fur die sachlichen Angaben dieser Uberschriften lafit 
sich hie und da noch mutmafien. So stammt in Ps 7, i der Name 

1 Nach andern wollen die Namen nach dem \ den Sanger bezeichnen, 
dem der Psalm iibergeben wurde (so Ambrosius, Enarr. in Ps 47 [M 1 14, 1201]), 
oder Sangergruppen (so P. de Lagarde, Erklarung hebraischer Worter [Abh. 
d. k. GdW zu Gott., hist.-philol. Kl. 26, Gott. 1880, 5] 23), oder den Gegenstand 
des Liedes (so zu Ps 72 [71], i : eic; ZaXojudbv), oder nach Art von ... 
bedeuten (so ungefahr *S. Minocchi, Storia dei Salmi [Riv. di studi reli- 
giosi 2 (1902), 385411; 3, 113145 241268 522546; 4, 2956]), oder 
den Titel des Liederbuches angeben (so Kefiler [s. o. S. 235 3 ] 241; ahnlich 
Zenner [s. o. S. 232] 18). Das ijj?!*;^, dq TO r4Xoq, in finem (bei 55 Pss) 
wird gewohnlich iibersetzt: dem Sangesmeister* . 

2 Nach Kefiler (s. o. S. 235 3 ) 249 ff. sollen diese Zitate nur an Abschnitte 
aus den Vorlesebiichern erinnern, welche zu praktisch-aszetischen Zwecken 
dienlich seien. 

3 So schon Ibn Ezra. Vgl. S. Euringer, Der gegenwartige Stand der 
Bibelforschung im katholischen Italien (ThQ 79, 177 216) 203; J. Parisot, 
Exegese musicale de quelques titres de Psaumes (Rb 7, 589 595; 8, 117 
bis 123). Auch nVc., welches in 40 Pss 7imal vorkommt (vgl. noch Hab 
3> 3 9 1 3)> erklaren manche als musikalisches Zeichen. Vgl. V. Zapletal O. P., 
Das Sela in den Pss (Alttestamentliches [s. o. S. 142*] 139 157); anders 
J. van Gilse, Sela (TthT 9, 377 402); R. Stieb, Sela und diapsalma. (Eine 
Eigenart der hebraischen Poesie) (NkZ 24, 666 679). 

4 Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 2 2 , 87 halt fur authentisch, was durch 3H und 
bezeugt ist. riss, das dem haufigen ijSjto^ zu Grunde liegt, kommt 
aufier in den Pss erst Hab 3, 19 und Chr vor. 

5 EBK (s. o. S. 234 *) Nr II: Utrum ex concordantia textus hebraici cum 
graeco textu alexandrino aliisque vetustis versionibus argui iure possit titulos 
psalmorum hebraico textui praefixos antiquiores esse versione sic dicta LXX 
virorum; ac proinde si non directe ab auctoribus ipsis psalmorum, a vetusta 
saltern iudaica traditione derivasse? Resp.: Affirmative* (D. 11 2130). Vgl. 
Me"chineau (s; o. S. 234 6 ). 

6 W. Staerk, Zur Kritik der Psalm-Uberschriften (ZatW 12, 91 151). 



Nr. 347 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 3. Das Buch der Pss. 237 

>ws der Kuschite aus 2 Sm 18, 31 if.; der Beiname Benjaminite und 
der Inhalt des Psahnes fuhrt eher darauf hin, an ^wp (2 Sm 16, 5 ff.) 
zu denken. Ps 34, i meint i Sm 21, 10 16; aber wegen der Ahnlich- 
keit der personlichen Umstande und Verwandtschaft in sachlichen Ziigen 
mit Gn 26, iff. ist von da der Name Abimelek statt Akis eingesetzt. 
Zu Ps 52, 2 vgl. i Sm 21, 8 ff., zu 60, i vgl. 2 Sm 8, 13 f.; i Chr 18, 12 1 . 
Ps 72 und 144 sind doch wohl auf Salomo und David gedichtet, 
tragen aber beide Namen als Verfasser an der Spitze. Der geschicht- 
liche Wert der tiberschriften ist demzufolge durch eine kritische Unter- 
suchung im einzelnen festzustellen 2 . 

99. Herkunft der einzelnen Psalmen. 

347. Der Verfasser eines Psalmes ist bekannt, wenn er durch 
eine kritisch gesicherte Uberschrift bezeugt ist. DaC alle Psalmen 
von David stammen, ist meist nur aus dem Namen des davi- 
dischen Psalteriums 3 geschlossen und im Ernst ofter in alter 
Zeit 4 , vereinzelt freilich auch in neuerer Zeit 5 behauptet worden 6 . 
Sicher ist David der alteste 7 unbestritten anerkannte Verfassername 

1 Hennen, Die historischen Notizen einzelner Psalmeniiberschriften (Pb 30, 
261 264). 

2 EBK (s. o. S. 234 *) Nr III: Utrum praedicti psalmorum tituli, iudaicae 
traditionis testes, quando nulla ratio gravis est contra eorum genuinitatem, 
prudenter possint in dubium revocari? Resp. : Negative 8 (D. u 2i3i). 
Schlogl (s. o. S. 232) xi f. sucht bestrittene Uberschriften noch als echt fest- 
zuhalten. 

3 Vgl. TO, TOO Aavrib 2 Makk 2, 13. 

4 Vgl. Talmud, b. Baba batra f. 14 b , wo iibrigens auch noch andere 
Verfasser bei einzelnen Pss in Verbindung mit David genannt werden; 
Augustinus, De civit. Dei 17, 14 (credibilius [M 1 41, 547f.]); Theodor von 
Mopsuestia (vgl. F. Baethgen, Siebzehn makkabaische Pss nach Theodor 
von Mopsuestia [ZatW 5, 53 101; 6, 261 288; 7, i 60]), der aber seine 
makkabaischen Psalmen von David in prophetischem Geiste verfaCt sein 
laflt (M & 66, 673 f.). 

5 Z. B. F. X. Patrizi S. J., Cento salmi tradotti dal testo ebraico e corn- 
men tati, Rom 1875. 

6 Dagegen EBK (s. o. S. 234*) Nr. I: Utrumappellationes ,Psalmi David', 
,Hymni David', , Liber psalmorum David', ,Psalterium Davidicum', in antiquis 
collectionibus et in Conciliis ipsis usurpatae ad designandum Veteris Testa- 
ment! Librum CL psalmorum; sicut etiam plurium Patrum et Doctorum sen- 
tentia, qui tenuerunt omnes prorsus Psalterii psalmos uni David esse ad- 
scribendo's, tantam vim habeant, ut Psalterii totius unicus auctor David haberi 
debeat? Resp.: Negative* (D. n 2i29). 

7 Abraham wird zu Ps 89 vom genannt. Ps 90 ist nach alien Texten 
von Moses. Der Inhalt liefert keine entscheidenden Anhaltspunkte gegen 



238 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 347 

im Psalterium und kommt am haufigsten vor (Ps 3 9 1 , u 32, 
3441, 5165, 68 70, 86, 101, 103, 108110, 122, 124, 131, 
!33> !38 145, also 73 davidische Pss 2 ). Wahrend bei manchen 
dieser Psalmen der Inhalt gegen davidische Herkunft spricht 3 , 
mufi anderseits Davids Psalmendichtung nicht auf die Lieder 
beschrankt sein, welche die Uberlieferung in den verschiedenen 
Texten ihm zuerkennt 4 . Den neueren Versuchen gegeniiber, 
moglichst wenige Psalmen dem David zuzuschreiben 5 , ist auf die 
Stellen des AT zu verweisen, welche dem David eine wichtige 
Rolle in der religiosen Dichtung des jiidischen Gottesdienstes 
zuschreiben (2 Sm 23, i 6 ; Am 6, 5 ; 2 Chr 7, 6; 29, 30). Die hohe 
Zahl der einwandfreien Psalmenuberschriften, die David als Ver- 
fasser nennen, stimmt zu diesen geschichtlichen Angaben 7 . 

diese Uberlieferung. Jedenfalls ist der Psalm nicht auf Moses (so HDB 4, 1 5i b f.) 
gedichtet. 

1 Da Ps 9 10 eine Einheit bilden, gehort auch Ps 10 tatsachlich dem 
David an. 

2 und 33 lassen die Zuweisung an David bei 122 (> s ), 124 
O s ), (131 > T , i33> AT ) aus, schreiben ihm aber dafiir noch 33, 43 
(zu Ps 42 gehorend), 71, 91, 93 99, 104, 137 (also insgesamt 84 bzw. 85 
Psalmen) zu. 

3 So kann der Bestand des Tempels (5, 8; 63, 3; 69, 10; 138, 2; vielleicht 
reicht zur Erklarung solcher Stellen auch das Heiligtum zur Zeit Davids 
hin), das Exil (14, 7:51, 20 f.), auch aramaische Sprachform dagegen geltend 
gemacht werden. 

4 Vielleicht ist Ps 105 nach i Chr 16, 7 22 von David verfafit, nicht blofi 
von ihm bei Asaph angeregt. Das gleiche gilt von dem unmittelbar folgenden 
Psalm i Chr 16, 23 33, der eine andere Form von Ps 96 ist. Auch Apg 4, 
2 5; Z 3> 33 un( i Hebr 4, 7 konnen so verstanden werden, dafi sie Ps 2 bzw. 
Ps 96 dem David unmittelbar als Verfasser zuweisen, sie nicht blofi zum 
davidischen Psalterium rechnen. 

5 Minocchi (s. o. S. 236 *) erkennt nur ein Bruchstiick von Ps 18 als davidisch 
an. J. Wellhausen (vgl. Cornill [s. o. S. 2 4 ] 7 233) wollte sogar in Frage stellen, 
ob iiberhaupt Psalmen in die vorexilische Zeit zuriickreichen. 

6 23: egregius psaltes Israel*. Die sonstigen Nachrichten iiber Davids 
Lieder bestatigen, dafi die 33 die sonst auch anders deutbare Stelle richtig 
iibertragen hat (so auch Kautzsch [s. o. S. n] I 4 , 488 a ). 

7 EBK (s. o. S. 234 ! ) Nr. IV: Utrum si considerentur Sacrae Scripturae 
haud infrequentia testimonia circa naturalem Davidis peritiam, Spiritus Sancti 
charismate illustratam in componendis carminibus religiosis, institutiones ab 
ipso conditae de cantu psalmorum liturgico, attributiones psalmorum ipsi 
factae turn in Veteri Testamento, turn in Novo, turn in ipsis inscriptionibus, 
quae psalmis ab antique praefixae sunt, insuper consensus ludaeorum, Pa- 



Nr. 349 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 3. Das Buch der Pss. 239 

348. Nachst Moses (zu Ps 90) wird, abgesehen von David, S a 1 o m o 
zu Ps 72 und 127 als Verfasser genannt 1 . Asaph (i Chr 15, 17 ; 16, 5 ; 
Neh 12, 45 f. usw.) verfafite 12 Psalmen (50 und 73 83 2 ). n Psalmen 
(42, 44 49, 84, 85, 87, 88) tragen die Uberschrift von denSohnen 
K o r a h s, Abkommlingen des Korah 3 von Nm 16 (vgl. Nm 26, 1 1 ; i Chr 
9, 19), ein Anzeichen, dafi diese Psalmen ehedem in einer Sammlung von 
Liedern standen, die von einzelnen Korahiten (vgl. Heman fur Ps 88 ; 
i Chr 15, 17; 25, iff. ; 2 Chr 5, 12 ; 29, 14) verfafit wurden. Vielleicht 
ist auch Etan, dessen Psalm (89) sich an die korahitische Sanimlung 
anschlieftt, ein Korahite (i Chr 6, 29; 15, i7) 4 . Er wird vielfach mit 
Idutun zusammengestellt 5 , der aber wohl nur als Sangesmeister in 
Betracht kommen kann, da die Psalmen, iiber denen sein Name 
steht (Ps 39; 62; 77), daneben noch einen andern Verfassernamen 
haben 6 . 

349. Die Psalmen, welche keinenVerfassernamenan der Spitze 
tragen (vj/aXuoi dbecnroTOi), 50 (911) bis 30 (@ p ) an Zahl 7 , sind auf Grund 



trum et Doctorum Ecclesiae, prudenter denegari possit praecipuum Psalterii 
carminum Davidem esse auctorem, vel contra affirmari pauca dumtaxat eidem 
regio Psalti carmina esse tribuenda? Resp.: Negative ad utramque partem 

(D. n 2I32). 

1 Ps 72 endigt mit der Schlufiformel fur die davidischen Pss (daher hat 
wohl dc, I., iibertragen); das Bild von der koniglichen Herrlichkeit bezog 
man auf Salomo. Ps 127 (die Zuweisung an Salomo fehlt in @ p ) enthalt in 
V. 2 das Wort ~"~*; das mag an den Namen Salomos F^T"? ( 2 ^ m I2 > 2 5) 
erinnert haben. 

2 & schreibt ihm auch Ps 101 zu. Ps 50 ist durch eine Sammlung 
meist davidischer Psalmen von der Hauptgruppe der Asaphpsalmen ab- 
gesprengt. Da der Name Asaph einer bestimmten Personlichkeit aus der 
Zeit Davids zugehort, wird man dabei schwerlich an Asaphiden denken 
diirfen , selbst wo der Inhalt mit der Zeit des davidischen Asaph nicht 
zusammenstimmt (vgl. Zenner [s. o. S. 232] 17). 

3 & und verlegen Ps 44 f. bereits in die Zeit des Moses am Berge 
Horeb. 

4 Wenn der Zusatz der Ezrahite rich tig ware, wiirde er dem Stamme 
Juda angehoren. 

5 So E. Konig, Hebraisches und aramaisches Worterbuch, Lp. 1910, s. v. 

!?" 

6 (nicht bei Swete [s. o. S. I77 2 ]) und 93 fiigen bei Ps 137 (136), 23 bei 
Ps 65 (64) zu psalmus David noch ein Hieremiae; Aggaus und Zacharias 
werden genannt von zu Ps 146 148 (145 148), von @ p zu 125, 126, 
145148, von 93 (Cod. Amiatinus auch zu in [no]) zu in (112) und 146 
(145), Aggaus mit Jeremias von zu Ps 6, Zacharias allein noch von AT zu 
Ps 138 (137) und 139 (138). 

7 Nach Cornely (s. o. S. 2 3 ) 2,2 2 , 106. 



240 * Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 350 

des Inhalts 1 , literarischer Verwandtschaft 2 und der Sprache zu da- 
tieren. Aus solcherlei Anhaltspunkten kann nur ein ungefahrer Zeit- 
raum erschlossen warden, und derartige Ergebnisse konnen keine 
grofie Sicherheit beanspruchen. Das trifft besonders fur die Annahme 
mancher kritischen Exegeten zu, welche die Psalmen weit iiberwiegend 
der nachexilischen Gemeinde zuteilen 3 . 

350. Auch die Datierung von Psalmen in die makkabaische Zeit 
lafit sich nur durch innere Griinde stiitzen 4 . Ihre Unsicherheit erhellt 
daraus, dafi die Zahl der angeblich erweisbaren makkabaischen Psalmen 
stark schwankt 5 . Ausgeschlossen sind makkabaische Psalmen keines- 
wegs. Die Bibliothek des Nehemias (2 Makk 2, 13) hat in dem 
TCI TOU Aauib vielleicht blofi einen Teil unseres Psalmenbuches um- 
fafit. Der Abschlufi des Kanons in seinem dritten Teile ist nicht 
sicher in vormakkabaische Zeit zu verlegen. Die scheint nicht viel 
vor 130 v. Chr. vollendet gewesen zu sein, so dafi in i Makk 7, 17 
auch ein angeblicher makkabaischer Psalm, wie 79 (78), 2 f., nach 
verwendet werden konnte. Gebrauch der hebraischen Sprache und 
Psalmendichtung ist durch die Psalmen und Oden Salomes (s. u. 197, 
Nr. 671) noch fur das i. Jahrhundert v. Chr. bezeugt. Aber es konnen 
nicht gar viele makkabaische Psalmen gewesen sein. Denn die all- 
mahliche Entstehung des Psalmenbuches aus einzelnen Sammlungen 
spricht fur den vormakkabaischen Ursprung des grofiten Teiles. 
verstand die Uberschriften der Psalmen zum Teil nicht mehr und lafit 
darum nur Raum fur den einen oder andern nachtraglich eingesprengten 
makkabaischen Psalm. Beachtet man zudem die Schwa' che der inneren 
Beweise fur die Datierung, so wird man sich nicht wundern, wenn 
gerade von den vier hauptsachlich fur makkabaisch gehaltenen Psalmen 
Ps 44 und 74 tatsachlich schon in Sir (ca. 180 v. Chr.) verwendet 
werden 6 . Wenn demnach makkabaische Psalmen auch nicht unmog- 
lich sind, so ist doch ein tatsachlicher Nachweis keineswegs erbracht 7 . 

1 Hieronymus schlofi sich der Ansicht der Juden an, welche anonyme 
Psalmen dem Verfasser des vorhergehenden benannten Psalmes zuschrieben 
(vgl. Ep. 140 [139] ad Cyprianum [M 1 22, 1167]). 

2 Vgl. W. Campe, Das Verhaltnis Jeremias zu den Psalmen. Ein Beitrag zur 
Frage nach dem Alter der Psalmen, Diss. Halle a. S. 1891. 

8 So Duhm (s. o. S. 2I9 9 ). * Goossens (s. o. S. 219"). 

5 Duhm (s. o. S. 2I9 9 ) 2 xxff. halt die meisten Psalmen fur makkabaisch; 
W. Staerk (Zwei makkabaische Liederbiicher im Psalter [ZwTh 50, 81 91]) 
versteht darunter die Korah- und Asaph-Psalmen. Die gemafiigten Vertreter 
makkabaischer Psalmen verlegen gewohnlich Ps 44, 74, 79 und 83 in eine 
so spate Zeit (vgl. Cornill [s. o. S. 2 4 ] 7 237). 

6 Vgl. S. Schechter and C. Taylor, The wisdom of Ben Sira. Portions of 
the book Ecclesiasticus from Hebrew Mss in the Cairo genizah collection, 
Cambridge 1899, 26 J . 

7 EBK (s. o. S. 234 1 ) Nr. VII: Utrum sententia eorum inter recentiores 
scriptorum, qui indiciis dumtaxat internis innixi vel minus recta sacri textus 



Nr. 352 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 3. Das Buch der Pss. 241 

100. Art und Zeit der Sammlung der Psalmen 1 . 

351. Die einzelnen Psalmen sind je fur sich gesondert entstanden ; 
das ergibt sich aus ihrer verschiedenartigen Stimmung; auch 
lassen Anzeichen je eine besondere Gelegenheit erkennen, bei 
der sie verfafit sind. Nach verschiedenen Merkmalen haben sich 
kleinere und grofiere Gruppen gebildet. Schliefilich sind sie 
wohl zu liturgischen Zwecken in ein Buch zusammengefugt 
word en. 

352. Geschichtliche Nachrichten sprechen dafiir, dafi die Sammlung in 
zeitlichem Abstand sich ofter wiederholt hat (i Chr 16, 4ff. [David], 2 Chr 
23, 18 [ c Atalja], Ezr 3, 10), ohne dafi festzustellen ist, um welche Gruppe 
von Pss es sich dabei handelt. Auch das Pss-Buch selbst liefert An- 
haltspunkte fur seine Geschichte. Die kleineren Abteilungen mit gleich- 
artigen Pss lassen nicht erkennen, ob sie dem letzten Bearbeiter des 
Pss-Buches schon als zusammengefugte Teile vorlagen (Ps 42, 44, 45, 
52 55 [^?ty?], 56 60 [=*??'?], 9599 [K6nigspsalmem>], 105 107 
(V^ri], m ii3 2 + 146 150 [ir^%! 3 ]. Dagegen bestanden als Gruppen 
schon vor der Zusammenstellung unseres Buches die davidischen Psalmen 
(Ps 3 41), die Korahpsalmen (Ps 42 49 + 84 85 4-87 88), die 
zweite Abteilung davidischer Psalmen (Ps 51 70), die Asaphpsalmen 
(Ps 50 + 73 83), wobei letztere drei Gruppen aus nicht mehr feststell- 
baren Griinden ineinander hineingeschoben wurden, und die Gradual- 
psalmen (Ps 120 134). Ebenso kann man aus manchem andern auf 
ehedem selbstandige Sammlungen schliefien, so daraus, dafi die Gottes- 
namen Jahwe und Elohim verschieden haufig gebraucht werden 4 , dafi 
Ps 90 150 verhaltnismafiig wenig Uberschriften haben, dafi Psalmen 
und Psalmstiicke sich in den verschiedenen Teilen wiederholen 

(i4 = 53J 3*> 24 = 7i, i3; 40, 1418 = 7; 57, 8i2 + 60, 
7 14 = 108, 2 6 + 7 14)- Wer die Schlufiformel Ps 72, 20 (zu 

interpretatione demonstrare conati sunt non paucos esse psalmos post tem- 
pora Esdrae et Nehemiae, quin imo aevo Machabaeorum, composites, pro- 
babiliter sustineri possit? Resp.: Negative* (D. 11 2135). 

1 W. Riedel, Zur Redaktion des Psalters (ZatW 19, 169 172). 

2 Ps 113 118 wurden als Hallel-Psalmen zusammengefafit und am 
Paschafest gebraucht. Uber die verschiedene Bedeutung von Hallel vgl. 
Schiirer (s. o. S. i63 3 ) 2 3 , 294 Anm.; King, The Hallel (Exp 1889, Febr., 121 
bis 135). 

3 Hie und da sind Psalmen nach aufierlichen Gesichtspunkten zusammen- 
gestellt; vgl. Delitzsch (s. o. S. 232) 5 i6f. 

4 Ps 141: 2/2mal Jahwe und I5mal Elohim; Ps 42 84: 48 + 208; 
Ps 85 150: 360 + 9 (nach Konig [s. o. S. 2 2 ] 404; etwas anders gruppiert 
Comely [s. o. S. 3 2 ] 2, 2 2 , 81). Ps 14= 53 ist in der ersten Gruppe Jahwe- 
psalm, in der zweiten Elohimpsalm. 

Goettsfoerger, Einleitung in das AT. l6 



242 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 353 

Ende sind die Psalmen Davids) schrieb, wird die davidischen Psalmen 
in den spateren Teilen des Psalmenbuches noch nicht gekannt haben 1 . 

353. Das Psalmenbuch wird seit alter Zeit 2 in fiinf Biicher 
(Ps i 41; 42 72; 73 89; 90 1 06; 107 150) eingeteilt. Von 
den Doxologien, welche die fiinf Biicher schlieCen, ist die des 
vierten Buches (Ps 106, 48) schon in I Chr 16, 36, also 300 v. Chr. 
bezeugt 3 ; die iibrigen waren wenigstens in der Zeit der schon 
vorhanden. Diese Einteilung ist weder durchgangig als Nieder- 
schlag einer fiinfmaligen Erweiterung der Psalmensammlung zu 
erweisen 4 , noch ausschliefilich nachtraglicb, etwa nach dem Vor- 
bilde des Pentateuchs 5 , im abgeschlossenen Psalmenbuch ein- 
gefiihrt worden. Die Einschnitte, welche die allmahliche Sammlung 
ergab, sind nachtraglich absichtlich zur Fiinfzahl erganzt worden. 

354. Infolge fortgesetzter Sammeltatigkeit haben sich nach 
Art der vereinigten Pss des ersten Pss-Buches (Ps i 41, davidische 
Psalmen) das zweite (Ps 42 72 mit der Schlufiformel fiir die davidi- 
schen Pss) und das dritte Pss-Buch (Ps 73 89, endigt mit den korahi- 
tischen Pss) gebildet, wahrend das vierte und fiinfte, ursprunglich zu- 
sammenhangend, so getrennt wurden, dafi gerade ein Psalm, mit 'n*" 
beginnend (Ps 107), von den beiden gleichartigen Genossen (Ps 105 f.) 
abgeschnitten wurde. Diese nachtragliche kiinstliche Trennung ver- 
folgt die Absicht, entweder eine Fiinfzahl von Teilen herzustellen oder 
die unverhaltnismafiig grofie Gruppe in kleinere, zu den vorausgehen- 
den eher passende Teile zu zerlegen. Versuche, die einzelnen Samm- 
lungen zu datieren, sieetwa auf David, Irlizkijja, die Manner des Hizkijj a, 
Josias und Ezra zuriickzufiihren, konnen sich auf keine beachtenswerten 
Griinde stiitzen. 

355. Die Psalmen Salomos (s. u. 197, Nr. 671), die das davi- 
dische Psalterium fortsetzen wollen (i. Jahrh. v. Chr.), und i Makk 

1 Auch die Metrik ist beniitzt worden, um Sammlungen zu unterscheiden ; 
vgl. Grimme, Psalmenprobleme (s. o. S. 21 5 l ] 139 fif. 

2 Bezeugt im Midras Tehillim (A. Wiinsche, Midrasch Tehillim oder hag- 
gaddische Erklarung der Pss. Nach der Textausgabe von S. Buber zum. 
erstenmale hrsg., Trier 1892, 2), bei Hippolyt, In Psalm, fragm. 8 (M s 10, 
720), Origenes, In Psalm. (M e 12, 1056), Hieronymus, Prol. gal. 

3 V. 48 gehort nicht notwendig zum Aufbau des Psalmes (so Wiesmann 
[s. o. S. 22i 3 ] 352), ist also doch wohl Schlufidoxologie fiir das 4. Pss-Buch. 
Schwerlich hat ein Psalmdichter i Chr 16, 34 ( Ps 106, i) und 35 f. (= Ps 106, 
47 f.) als Anfang und Schlufi zu einem umfangreichen Psalm erweitert; viel 
eher ist in i Chr 16 Ps 106 in abgekiirzter Form mit Beginn und Ende aus 
dem Psalterium aufgenommen worden. Anders Kefiler (s. o. S. 232) ixf. 

4 So Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , I55f.; Zenner (s. o. S. 232). 

5 So Cornill (s. o. S. 2 4 ) 7 234. 



Nr. 356 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 3. Das Buch der Pss. 243 

7, 17, wo Ps 79, 2 f. in der -Form verwendet ist (i. Jahrh. v. Chr.), 
zwingen dazu, den Abschlufi der ganzen Sammlung iiber 
die Mitte des I . Jahrhunderts v. Chr. zuriickzuverlegen ; der Uber- 
setzer von Sir (ca. 130 v. Chr.) hat wohl bereits die griechische 
Ubersetzung vor sich gehabt, so dafi die Sammlung des hebraischen 
Psalters schon friiher, spatestens um 150 v. Chr., vorlag. Da aber 
i Chr 1 6, 3 6 schon eineTeilung der letzten beidenPss-Biicher voraus- 
setzt, wird man die ganze Psalmensammlung vor 300 v. Chr. an- 
setzen diirfen 1 . Die Uberschriften sind zum Teil liturgischen 
Inhalts, und sprachliche Anzeichen weisen in spate, nachexilische 
Zeit, so dafi, wenn diese Texbestandteile als Beigaben zur Samm- 
lung der einzelnen Psalmen betrachtet werden diirfen, das Exil der 
friiheste terminus a quo fur die ganze Sammlung sein diirfte. 

101. Der Text des Psalmenbuches 2 . 

356. Schon der hebraische Text der Pss hat eine Entwicklung 
durchgemacht 3 . Die (U fufit auf einem Text, der* alter ist als 
der 9Qlt, sich aber von ihm nicht viel unterscheidet, und hat durch 
Wortlichkeit in der Wiedergabe der Vorlage und Fehler mannig- 
facher Art das Verstandnis des Sinnes sehr erschwert 4 . In der 
lateinischen Kirche sind im Laufe der Zeit vier Formen des 
Psalteriums heimisch geworden. Das Psalterium vetus gehort 
der sog. Itala oder altlateinischen Ubersetzung (s. u. 223, 
besondersNr. 771) an 5 und ist wortlich und in ungelenker Sprach- 

1 Wer makkabaische Pss anerkennen zu sollen glaubt, miifite sie als Er- 
weiterung der abgeschlossenen Sammlung betrachten oder letztere moglichst 
nahe an 150 v. Chr. heranriicken. 

2 F. Baethgen, Der textkritische Wert der alten Ubersetzungen zu den 
Pss (Jahrbiicher f. prot. Theol. 8 [1882], 405459 593667). Ecker (s. o. S. 
208). E. Nestle, Psalterium tetraglottum, graece, syriace, chaldaice, latine 
(Cod. Amiatinus), Tiib. 1879. Wutz (s. o. S. 194 2 ) I XLVIII. 

3 Vgl. EBK (s. o. S. 234 *). Ps 18 und 2 Sm 22 weisen iiber 70 Varianten 
auf. B. Jacob (Beitrage zu einer Einleitung in den Psalter [ZatW 16, 129 181 
265 291] I5iff.) glaubt mehrere Redaktionen feststellen zu konnen. 

4 A. Rahlfs, Der Text des Septuaginta-Psalters. Nebst einem Anhang: 
Griechische Psalterfragmente aus Oberagypten nach Abschriften von W. E. 
Crum (Septuagintastudien 2), Gott. 1907. Nach Wutz (s. o. S. 194 2 ) in ist 
die Pss-Ubertragung eine der sorgfaltigsten Arbeiten der -Ubersetzer ; jedoch 
vgl. sein Urteil iiber den Zustand der Vorlage a. a. O. vii. 

5 *P. Capelle, Le texte du Psautier latin en Afrique (Collectanea biblica 
latina. Cura et studio monachorum S. Benedicti, 4), Rom 1913. Zu einem 

16* 



244 * Teil. D* e Biicher des AT im einzelnen. Nr. 357 

form aus der iibersetzt *. Erne erste Revision durch Hierony- 
mus schuf das Psalterium Romanum (s. u. 224, Nr. 772) 2 . Mit 
der raschen und unvollstandigen Arbeit nicht zufrieden, fertigte 
Hieronymus eine zweite Revision nach der Hexapla des Origenes 
(s. u. 224, Nr. 773), das Psalterium Gallicanum 3 , das in die 
33-Ausgaben Aufnahme fand. Als sich der gleiche Kirchenvater 
daran machte, das ganze AT aus dem Hebraischen unmittelbar 
ins Lateinische zu iibertragen, entstand eine neue Form des 
lateinischen Psalteriums, das Psalterium iuxta Hebraeos 4 , das 
aber im Unterschied von den iibrigen Biichern der Ubersetzung 
des Hieronymus nicht in den offentlichen kirchlichen Gebrauch 
Eingang fand 5 . 

4. Das Buch der Spriiche. 

102. Name. Literatur. 
357. rfcibtp ^WK (= Denkspriiche Salomos [i, i]), ibttti (= Misle 



bei Hieronymus, Prol. gal.; auch Masaloth [Cod. Amiatinus; = 
itlbiWa]; vgl. Mtcr\uu0 bei Origenes [Eusebius, Hist. eccl. 6, 25, 2]), 
TTapoiuiat Z(X\UJUUJVTOC; 6 , Liber Proverbiorum (= Buch der Sprich- 

Psalterium von Monte Casino vgl. A. M. Amelli O. S. B., Liber Psalmorum 
iuxta antiquissimam latinam versionem nunc primum ex Casinensi cod. 557 ... 
in lucem profertur (Collect, bibl. lat. i), Rom 1912. Der Text mufi aber ziemlich 
spat datiert werden. Vgl. A. Allgeier, Das Psalterium Casinense und die 
abendlandische Psalmeniiberlieferung (Rom. Quartalschrift 34, 28 45). 

1 Veroffentlicht bei Sabatier (s. u. 223, Nr. 771 Anm.). 

2 M 1 29, 119 398: Liber Psalmorum iuxta Septuaginta interpretes ab 
Hieronymo semel et iterum emendatus atque in hac editione obelis et aste- 
riscis ab eodem illustratus. Uber den praktischen Gebrauch des Psalte- 
rium Romanum vgl. u. 224, Nr. 772 Anm. 

3 Zum Namen des Psalterium Gallicanum vgl. u. 224, Nr. 773. 

4 M 1 28, 1189 1306. *J. Ecker, Psalterium iuxta Hebraeos Hieronymi in 
seinem Verhaltnis zu Masora , LXX , Vulgata mit Beriicksichtigung der 
iibrigen alien Versionen untersucht, Trier 1906 (aus der Festschrift zum 
Bischofsjubilaum) (der Text von 50 ausgewahlten Psalmen ist hier veroffent- 
licht). J. M. Harden, Psalterium iuxta Hebraeos Hieronymi. With introduction 
and apparatus criticus, Ld. 1922. 

5 33-Text mit Ubersetzung aus dem 921 vereinigen S. Landersdorfer O. S. B., 
Die Pss lateinisch und deutsch, Regensburg 1922 ; F. Wutz, Die Psalmen 
des Breviers textkritisch untersucht, Miinchen 1926. 

6 Auch der Name oocpia u. a. kommt vor (z. B. Klemens von Rom, I Cor. 57; 
Eusebius, Hist. eccl. 4, 22, 9). 



Nr. 359 B. Die poet. Biicher u. Lehrschr. 4. Das Buch der Spruche. 245 

worter [Nebenbedeutung von Trapoijiiai]), Spruche (auch Sprich- 
worter 1 ) (Prv, Spr). 

358. Franz Delitzsch, Das salomonische Spruchbuch (BC 4, 3), Lp 1873. 
W. Frankenberg, Die Spruche iibersetzt und erklart (GHK 2, 3, i), Gott. 

1898. Knabenbauer (s. o. S. 2i6 6 ). N. Peters, Die Weisheitsbiicher des 
AT. Ubersetzt und durch kurze Anmerk. erl. nebst einem textkrit. Anhang, 
Mstr. i. W. 1914. H. L. S track, Die Spruche Salomos iibers. und ausgelegt 
(KK A 6, 2) 2 , Miinchen 1899. C. H. Toy, A critical and exegetical commen- 
tary on the book of Proverbs (IcC), Edinburgh 1899. H. Wi e s m a n n S. J., Das 
Buch der Spruche iibersetzt und erklart (H SAT 6, i), Bonn 1 923 . G.Wildeboer, 
Die Spruche erklart (KHK 15), Frb. i. Br. 1897. J. K. Zenner S. J., Das 
Buch der Spruche. Aus seinem NachlaC hrsg. und erganzt von H. Wies- 
mann S. J. (BZ 8, 138145 ; 9, 1826 120129 244256) (Kap i, 4, 7, 9). 

103. Inhalt des Buches der Spruche. 

359. Prv 1st em hervorragendes Denkmal der Spruchliteratur, 
welche der alte Orient mit Vorliebe pflegte 2 . In dichterischer 
Form 3 , gehobener Sprache, wechselvollen Bildern, parallelem Bau 

1 O. Eififeldt, Der Maschal im AT. Eine wortgeschichtliche Untersuchung 
nebst einer literargeschichtlichen Untersuchung der \>tya genannten 'Gattungen, 
Volkssprichwort und Spottlied (24. Beih. z. ZatW). Giefien 1913. 

2 Vgl. J. Earth, Arabische Parallelen zu den Prv (Festschrift f. D. Hoff- 
mann, B. 1914, 38 45); Grefimann (s. o. S. 12) i, 201 if.; S. Langdon, Baby- 
lonian proverbs (AmJsemL 28, 217243). Nicht blofi Parallelen, sondern 
eine Quelle fur Prv 22, 17 23, n glaubte man finden zu diirfen in den 
Lehren des Amen-em-ope (veroffentlicht in A. W. Budge, Facsimiles of Egyp- 
tian hieratic papyri in the British Museum, 2 nd series, Taf. i 14, Ld. 1923). 
Vgl. dazu A. Erman, Das Weisheitsbuch des Amen-em-ope (OrLz 27, 241 
bis 252); H. Grefimann, Die neuaufgefundene Lehre des Amen-em-ope und 
die vorexilische Spruchdichtung (ZatW N. F. i, 272 296); * H. Grimme, 
Weiteres zu Amen-em-ope und Prv (OrLz 28, 57 62); H. O. Lange, Das 
Weisheitsbuch des Amen-em-ope aus dem Papyrus 10, 474 des British Mu- 
seum hrsg. u. erkl. (Det kgl. Danske Videnskabernes Selskab, hist.-fil. 
Meddelser n, 2), Kopenhagen 1925; J. Theis, Die Lehre des Amen-em-ope, 
eine agyptische Quelle des biblischen Spruchbuches (Pb 36, 256 269); 
H. Wiesmann S. J., Eine agyptische Quelle der Spruche Salomons? (BZ 17, 
4350). Der Zeit, in welcher man die Spruchliteratur sehr spat ansetzte, 
entstammt die Meinung, dafi die griechische Philosophic auf Prv eingewirkt 
habe; vgl. M. Friedlander, Griechische Philosophie im AT. Eine Einleitung 
in die Pss- und Weisheitsliteratur, B. 1904; E. Sellin, Die Spuren griechischer 
Philosophie im AT, Lp. 1905. 

3 Nach A. Muller and E. Kautzsch, The book of Proverbs. Critical edition 
of the Hebrew text with notes (SBOT 15), Lp. 1901, 32 liegt schon im Titel 



246 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 360 

der Verse, bald in einzelnen aneinandergereihten Distichen, bald 
in durchgefuhrten kleineren Gedichten wird Spruchweisheit dar- 
geboten, das eine Mai in willkurlich scheinender Anordnung, 
dann wiederum nach Stichworten zusammengefiigt oder auch 
nach sachlichen Gesichtspunkten aufgereiht. Selten und nur auf 
kurze Strecken lost eine fortlaufende Gedankenentwicklung den 
vorherrschenden aphoristischen Aufbau ab. 

360. Die Gegenstande, welche die Spruchliteratur beriihrt, wechseln 
ungemein. Die Rede des hebraischen Weisen 1 bewegt sich zwischen 
tiefer Lebensweisheit und praktischer, niitzlicher Biirgermoral, zwischen 
ernstem Rat fiirs Leben und geistreichem Spiel des Witzes bin und her. 
Eine einfache Mahnung zum Guten und Niitzlichen geht iiber in Gebet 
um Gottes Schutz, er moge vor zu grofiem Gliick bewahren, daft man 
Jahwe nicht vergesse (30, 7 9), und macht dann einem Zahlenspiel 
Platz (30, 15 33; vgl. 6, 1 6 19). Ein banaler Lebensgrundsatz (z. B. 
26, 14) kommt neben eine Weisheitslehre in Ratselform zu stehen 
(30, 24 ff.). Ein kurzes, schlaglichtartiges Gleichnis wachst sich ander- 
warts zu einer geschlossenen Erzahlung aus (24, 30 34). Ein einzelner 
Lehrspruch geht in eine langer durchgefiihrte Abhandlung iiber. 

361. Die Lebensweisheit, welche in Prv gelehrt wird, bewegt sich nicht 
immer auf der Hohe der menschlichen und gottlichen Ideen; sie lafit 
sich auch zum Kleinen, Alltaglichen herab (vgl. 26, 17; 22, 26). Vielfach 
geht die Mahnung vom Niitzlichkeitsstandpunkt (zeitlicher Nachteil, 
Schande vor den Menschen, Wahrung des guten Rufes) aus, weil ein 
solcher bei der vorherrschenden menschlichen Denkart am wirksamsten 
ist 2 . Hohere Beweggriinde sind aber keineswegs ausgeschlossen. So 
spielen auch die natiirlichen sittlichen Tugenden eine bedeutsame 
Rolle. Mit dem Satze: Die Furcht des Herrn ist der Anfang der 
Weisheit (i, 7 ; 9, 10), erhalt die ganze Lehre in Prv eine religiose 
Grundlage. Wenn dabei die religiosen Sonderinteressen des Volkes 
Israel weniger in den Vordergrund treten 3 , so hat dafiir das Spruch- 
buch viel dazu beigetragen, durch die Darstellung der personlichen 
Weisheit in Gott und neben Gott das gottliche Wesen tiefer kennen 

(von assyr. mislu = Halfte = Stichos in einem Verse) ein Hinweis auf die 
rhythmische Anlage des Buches. 

1 niteirt nennen sich die Weisheitslehrer selbst, und so werden sie von andern 
genannt. Jer 18, 18 werden sie zwischen Priestern und Propheten eingereiht, 
als ob sie wie diese, in einer bestimmten Zeit wenigstens, zu den fiihrenden 
Standen des israelitischen Volkes gehort batten. 

2 Vgl. A. V. C. P. Huizinga, Is Proverbs utilitarian? (Bs 64, 6675). 

3 Theodor von Mopsuestia ({ 428) hat deshalb die Kanonizitat von Prv 
bestritten, worauf das 5. allgemeine Konzil von Konstantinopel (553) ihn ver- 
urteilte; vgl. L. Pirot, L'ceuvre exegetique de Theodore de Mopsueste (Splb), 
Rom 1913. 



Nr. 363 B. Die poet. Biicher u. Lehrschr. 4. Das Buch der Spriiche. 247 

zu lehren (Prv 8 f.) 1 . Nicht mit Unrecht hat man die israelitischen 
Weisheitslehrer als die Humanisten des israelitischen Volkes erklart, 
welche gegeniiber der besonderen, geoffenbarten Jahwereligion mehr das 
allgemein Menschliche in der Religion betont haben 2 . 

104. Verfasser, Sammler und Entstehungszeit 
des Buches der Spriiche. 

362. Wie es bei Biichern von der Art des Spruchbuches zu er- 
warten ist, kann man nicht zu jedem Spruch den Namen des Spruch- 
dichters (VfiJ'D; vgl. Nm 21, 27) setzeri, der ihn gestaltet hat. Viele 
Spriiche werden aus dem Volkstum hervorgegangen sein, so dafi 
man nur von einem Sammler reden kann. Mehr als anderswo 
war es hier naheliegend, dafi auch schon abgeschlossene Samm- 
lungen durch neue Spriiche vermehrt wurden. Die Uberschrift 
unseres Buches, Spriiche Salomos, ist der Ausdruck einer alten 
Tradition, welche in Salomo den Hauptverfasser und Sammler 
der Spriiche sieht. 

Da in dieser Sammlung selbst wieder einzelne Gruppen als salomo- 
nische Spriiche bezeichnet werden und auch Sammler aus der Zeit 
nach Salomo ausdriicklich genannt sind, so wird diese Uberschrift auf 
Prv im ganzen abzielen. Sie wird deshalb ebensowenig auf Prv i 9 
bezogen werden diirfen wie auf irgend eine andere der nachfolgenden 
Spruchgruppen. Da 10, i ausdriicklich salomonische Spriiche folgen, 
ist Kap. i 9 eher demSalomo abzusprechen 3 , obwohl im 
Wortschatz zum Teil eine Ahnlichkeit vorhanden ist 4 . Auch stilistisch 
unterscheiden sich beide Sammlungen: i 9 zusammenhangende Ge- 
danken, loff. kurze, abgerissene Spriiche. 

363. Die umfangreiche Sammlung 10, i 22, 16, welche in 3Qft 
die Bezeichnung Spriiche Salomos tragt 5 , erklart allein schon, 

1 Steuernagel (s. o. S. 10) 688 mochte darin griechische Anregungen sehen; 
vgl. dagegen J. Goettsberger, Die gottliche Weisheit als Personlichkeit im AT 
(BZFg, 1/2), Mstr. i. W. 1919. 

2 A. Hudal, Die religiosen und sittlichen Ideen des Spruchbuches. Kritisch- 
exegetische Studie (Splb), Rom 1914. 

8 So u. a. Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 202 f.; Knabenbauer (s. o. S. 2i6 6 ) 13. 

4 Vgl. Driver (s. o. S. 9) 434 f. G. Diettrich (Die theoretische Weisheit 
der Einleitung zum Buche der Spriiche, ihr spezifischer Inhalt und ihre 
Entstehung [StKr 1908, 475 512]) verlegt die Sammlung in die nachexilische 
Zeit, versteht dabei aber unter Hurerei Gotzendienst. Uber und gegen 
die Datierung in die griechische Zeit vgl. Kuenen (s. o. S. 10) 3, i, 92 if. 

5 und & haben sie weggelassen, wohl weil sie angesichts des Titels 
vor dem ganzen Buche iiberflussig schien. 



248 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 364 

wie das ganze Buch a potiori Salomo zugeschrieben werden konnte. 
Sie enthalt lose, meist auf Stichworte hin aneinandergereihte 
Spriiche, die iiber ein Distichon an Lange selten hinaus- 
gehen. Gegeniiber der bestimmten Uberlieferung miissen Be- 
denken gegen den salomonischen Ursprung auf Grund des Inhalts 
zuriicktreten, zumal aus 3 Rg 5, 12 (35 4, 32) Salomo als Spruch- 
dichter bekannt 1st 1 . 

Die Zusammenstellung dieser Sammlung ist durch die Uberschrift nicht 
auch dem Salomo zugewiesen. Hatte der Verfasser der Spriiche sie aus- 
gefiihrt, so ware wohl die Anordnung sachlicher ausgefallen. Die Stel- 
lung dieser salomonischen Spruchsammlung im ganzen Aufbau des 
Buches legt nahe, daft sie vor Hizkijja abgeschlossen wurde (25, i) 2 . Ein 
Anwachsen der Sammlung in spaterer Zeit ist bei der lockeren litera- 
rischen Anlage durchaus moglich, und Anzeichen etwaiger j lingerer 
Herkunft von einzelnen Spriichen wiirden sich daraus ohne Schwierig- 
keit erklaren lassen. 

364. Zwei unbenannte 3 kleinere Gruppen von Spriichen, 
22, 17 24, 22 und 24, 23 34, leiten zu einer zweiten Samm- 
lung salomonischer Spriiche, Kap. 25 29, iiber, als deren 
Hersteller die Manner des Hizkijja (Ezechias) 4 ausdriicklich 
genannt werden (25, i). 

Wenn man Kap. 25 29 mit 10, i ff. zusammenhalt, so widersprechen 
Form und Inhalt der salomonischen Herkunft keineswegs. Auch hier ist, 
wie bei der ersten salomonischen Spruchsammlung, der Uberschrift 
hinreichend Rechnung getragen, wenn ein Grundstock solcher echter 
Spriiche anerkannt wird. Bei einzelnen Spriichen kann man Anzeichen 
andern Ursprungs finden. 

365. Der SchluCteil des Buches enthalt noch dreikleine Sprue h- 
sammlungen: Worte Agurs, des Sohnes desjake (30, I 33) 5 , 

1 Eine literarische Fiktion wie bei Koh und Sap darin zu sehen (so W. No- 
wack in HDB 4, l4O b ), zwingt nichts. 

2 Auch Grefimann (s. o. S. 245) ist auf Grund der erwahnten agyptischen 
Parallelen nunmehr geneigt, die Sammlungen von Prv in die vorexilische 
Zeit zu datieren. Vgl. Sellin (s. o. S. io) 4 138. 

3 Auch wenn man Worte der Weisen (22, 17; vgl. 24, 23) auf die Ver- 
fasser bezieht, statt sie blofi im Sinne von Weisheitsspriichen zu verstehen, 
ist fur die Herkunft nicht viel gewonnen. 

4 Darunter ist zunachst ein Kollegium von Mannern zu verstehen, welche 
zur Zeit des Hizkijja und in seinem Auftrage tatig waren. Die erweiternde 
jiidische Uberlieferung hat ihnen eine viel ausgedehntere Rolle zugewiesen 
(s. u. 1 86, Nr 606). 

5 55 (verba congregantis [von ">;s sammeln] filii vomentis [von s" 1 ]? speien]) 
und ([24, 24] TOU? duouc; X6You<;, uid, cpo^riSnTi KO.I beSduevog auTouc; jneravoei) 



Nr. 367 B. Die poet. Biicher u. Lehrschr. 4. Das Buch der Spriiche. 249 

meist Spriiche mit Zahlenspielereien ; Worte des Konigs Lemuel* 1 
(31, i 9), und ein alphabetisches Lied zum Preise des starken 
Weibes (31, 10 3i) 2 . 

Fiir die Datierung dieser Sammlungen verweist die Stellung im Buche 
auf die Zeit nach Hizkijja. Die aramaische Pluralform r?^ in den 
Lemuelspriichen (31, 3) entscheidet fiir nachexilische Entstehungszeit 
dieser Gruppe. 

366. Das ganzeBuch ist in der Hauptsache zwischen 
Hizkijja und der -Ubersetzung, die im wesentlichen alle 
einzelnen Sammlungen enthalt, entstanden. 

Will man auf den vereinzelten Aramaismas in 31, 3 ein groftes Ge- 
wicht legen, so wiirde die Exilszeit als terminus a quo in Frage 
komnien. Eine solche Datierung wird durch den Ideengehalt be- 
giinstigt. Die nationalen Triebkrafte und das Prophetentum der vor- 
exilischen Zeit stehen nicht mehr im Vordergrund; anderseits fehlt 
auch noch der ausgepragte Legalismus, der mit der Wiederherstellung 
des jiidischen Gemeinwesens einsetzte und im Laufe der Zeit immer 
mehr das Gesetz in den Mittelpunkt der jiidischen Interessen riickte. 

105. Der Text des Buches der Spriiche. 

367. 331 von Prv (mit dem sog. poetischen Akzentsystem [s. o. 
S. 222]) und weichen in der Wiedergabe der einzelnen Spriiche 
und auch sonst nicht unerheblich voneinander ab. 

Aufier Erweiterungen, Auslassungen, Anderungen, Umstellung ein- 
zelner Verse, welche der im Unterschiede von 921 eigen sind 3 , und 
die sich leicht aus dem lockeren Gefiige des Buches erklaren, ver- 
dienen besonders grofiereUmstellungen Beachtung. Nach der Be- 
ziiFerung des 32t (und der 25) halt diese Versfolge ein: 24, 22 + 
22"-** + 30, 114 + 24, 2334 + 30, 1531, 9 + 2 5> J 2 9> 2 7 + 
31, 10 31. Die zweite Gruppe salomonischer Spriiche steht also erst 
vor 31, to if. ; 24, 23 34 scheidet die Worte Agurs in zwei Halften. 

haben in den Eigennamen Appellativnomina gesehen, wohl well sie die 
tiberschrift des ganzen Buches auch auf diese kleineren Sammlungen bezogen. 

1 (24, 69) hat auch hier den Eigennamen als ^?5^ = eipnvTai \JTTO 9eoO 
punktiert. 

2 S. o. 87, Nr. 319. 

3 A. J. Baumgartner, Etude critique sur 1'etat du texte du livre des Pro- 
verbes d'apres les principales traductions anciennes, These, Lp. 1890. P. de La- 
garde, Anmerkungen zur griechischen Ubersetzung der Proverbien, Lp. 1863. 
G. Mezzacasa, II libro dei Proverbi di Salomone. Studio critico sulle aggiunte 
greco-alessandrine (Splb), Rom 1913. 

* 93 29, 27 (oder 28) = 24, 22 a (i. Stichos) (>3I). 



250 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 368 

Die Anschauungen, dafi einer eigenen hebraischen Rezension folge \ 
oder dafi die Gruppierung der einzelnen Bestandteile in der Zeit der 
noch nicht zum Abschlufi gekommen war z , tragen der Auffalligkeit 
zu wenig Rechnung, dafi die Worte Agurs in zerrissen sind. Es 
mufi doch wohl eine nachtragliche Umstellung in angenommen 
werden, die von Willkiir oder vom Einflufi des Zufalls oder von Mifi- 
verstandnissen nicht ganz freizusprechen ist. 

Die "33 des hi. Hieronymus ist hie und da von bzw. von be- 
einflufit. 

5. Das Buch Kohelet, Ekklesiastes oder der 

Prediger. 

106. Name. Literatur. 

368. fclbnp (= Berufsredner in einer Volksversammlung 3 ), 'EKK\rj- 
o~iao"Tr|c; (Hieronymus, Comm. in Eccles. I, I [M 1 23, 1063]: con- 
cionator; A: auvaOpoicnric;, JL: -rrapoijiuacrrric,), Ecclesiastes, qui ab 
Hebraeis Coheleth appellatur, Prediger (so Luther) (Koh, 
Eccle, Prd). 

369. A. Palm, Die Qoheleth-Literatur. Ein Beitrag zur Geschichte der 
Exegese des AT, Gymnas.-Progr., Mannheim 1886. A. Allgeier, Das 
Buch des Predigers oder Koheleth iibersetzt und erklart (HSAT 6, 2), Bonn 
1925. G. A. Barton, A critical and exegetical commentary on the book of 
Ecclesiastes (IcC), Edinburgh 1908. Franz Delitzsch, Hoheslied und 
Kohelet (BC 4, 4 [Koh: S. 185 436]), Lp. 1879. G. Gietmann S. J., Commenta- 
rius in Ecclesiasten etCanticumCanticorum(CSs), P. 1890. P. Haupt, Kohelet 
oder Weltschmerz in der Bibel. Ein Lieblingsbuch Friedrichs d. Gr., ver- 
deutscht und erklart, Lp. 1905. *E. Podechard, L'Ecclesiaste (Etudes 
bibliques), P. 1912. *A. Scholz, Kommentar iiber den Prediger, Lp. 1901 
(mit einer Beilage [Erwiderung auf eine Kritik in der Theol. Rundschau 4 
(1902), 326 ff.]). C.Siegfried, Prediger und Hoheslied iibersetzt und erklart 
(GHK 2, 3, 2), Gott. 1898. Volck (KK A 7 [s. o. S. 223], 103151). G. Wilde- 
boer, Der Prediger erklart (KHK 17 [s. o. S. 133], 4, 109168). V. Zaple- 
tal O. P., Das Buch Kohelet kritisch und metrisch untersucht, iibersetzt 
und erklart 2 , Frb. i. S. 1911. 



1 So Baudissin (s. o. S. 9) 711. 

2 So Svvete (s. o. S. 131 2 ) 241. 

3 Bezeichnung des Salomo, der in Koh das Wort fiihrt, so genannt vom 
Inhalt der Spriiche (anders A. S. Kamenetzky, Der Ratselname Koheleth 
[ZatW 34, 225228]). f^F, Part. act. Kal, Denominativ von ^p r Volks- 
versammlung, fern. sing, im Sinne einer Amtsperson. Vgl. P. Joiion, Sur 
le nom Qohelet (Bb 2, 53 f.). 



Nr. 371 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 5. Das Buch Kohelet. 251 

107. Inhalt, Auffassung und Erweiterung des 

Buches Kohelet. 

370. Ein Prolog (i, 2 n) und em Epilog (12, 9 14) umrahmen 
eine Sammlung von Spriichen, die Salomo in den Mund gelegt 
werden. Die Anordnung ist nicht systematisch, wenn auch ein- 
zelne zusammengehorige Gruppen sich unterscheiden lassen. 

Die Erwagungen des Verfassers bauen sich auf drei Grundgedanken 
auf: Alles ist eitel (vanitas vanitatum i, 2 ; 12, 8 u. 6.); deshalb ge- 
niefie das Leben und den Augenblick (2, 24; 9, 7 10); doch fiirchte 
Gott und halte seine Gebote (12, 13 f.). Sie kehren in verschiedener 
Form immer wieder, ohne dafi sie allenthalben in eine iiberzeugende 
logische Verbindung gebracht worden waren. 

371. Die Erklarer unseres Buches, welche einen einheitlichen Grund- 
gedanken in Koh annehmen, kommen zu den verschiedensten Ergeb- 
nissen. Man suchte in den eigenartigen, nicht selten anstofiig klingenden 
Aufterungen l des Verfassers ein Bekenntnis der Siinde Salomos 2 , oder 
einen Hinweis auf die Siinde des Volkes, oder eine Satire 3 . Aber die 
Satze des Koh treten uns als seine eigene, ernstgemeinte Lebensauf- 
fassung entgegen. Wer sich bemiiht, einen beherrschenden Gesichts- 
punkt herauszuheben, trifft in der Regel nur einen Teil der Kohelet- 
gedanken. Das Buch ist weder das Hohelied der Gottesfurcht 4 noch 
dasHohelied derSkepsis 5 ; auch gemafiigtere Charakteristiken vermogen 
die Einseitigkeit nicht .zu iiberwinden 6 . Der Hinweis, dafi sich je nach 

1 Vgl. E. Podechard, Les pretendues erreurs de 1'Ecclesiaste (L'Universite 
catholique N. S. 74 [1913], 16 38; Ders. (s. o. S. 250) 180 196. Zu 3, 21 : 
L. Hugo, Die TJnsterblichkeitslehre im Buche Koh (ZkTh 37, 400 414); 
Podechard (s. o. S. 250) 312 ff. 

2 Vgl. J. de Pineda S. J., Comm. in Eccles., Hispali 1619, Praef. 7 (nach 
Cornely [s. o. S. 3 2 ] 2, 2 2 , 165). 

3 H. Graetz, Kohelet oder der salomonische Prediger iibersetzt und kritisch 
erlautert, Lp. 1871 (Anhang II, S. 147 173). 

4 So Delitzsch (s. o. S. 250) 190. 

5 So H. Heine (vgl. Delitzsch [s. o. S. 250]); ahnlich E. v. Hartmann, 
Das Lied vom Ewigen, St. Gallen 1859, 12; E. Renan, L'Ecclesiaste. Tra- 
duit de 1'hebreu avec une e"tude sur 1'age et le caractere du livre, P. 1882: 
un livre de scepticisme elegant". Vgl. *F. Sawicki, Der Prediger, Schopen- 
hauer und E. v. Hartmann oder biblischer und moderner Pessimismus, 
Fulda 1913. 

6 S. Stein, Das Buch Koheleth (Jahrb. d. Jud.-lit. Ges. 8, Frankf. a. M. 1910, 
291 317): Ein Pessimismus, der sich aus der Erfahrung ergebe, werde durch 
einen iibersinnlichen Optimismus iiberwunden. P. Kleinert (Zur religions- 
und kulturgeschichtlichen Stellung des Buches Koheleth [StKr 1909, 493 529]) 
nennt Koh eine Elegie vom Tode. Podechard (s. o. S. 250) 33 stellt eine 



2 2 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 372 

dera wechselnden Standpunkt des Verfassers verschiedene und gegen- 
satzliche Aussagen uber die Dinge ergaben 1 , schiebt nur das Problem 
welter zuriick: warum stellt sich der eine Verfasser ohne nahere An- 
gabe bald auf diesen, bald auf einen andern Standpunkt? Keine Lo- 
sung des Koheletratsels, sondern ein Verzweifeln daran, es losen zu 
konnen, bedeutet es, wenn man zur allegorischen Deutung greift 2 . Da 
jeder allgemeine und besondere Hinweis auf eine Allegorie fehlt, kann 
sie nur durch willkurliche Erklarung darin gefunden werden. 

372. Allen derartigen Versuchen gegeniiber wird man den 
Mangel eines straffen Zusammenhangs im Koh zugestehen 
miissen. Wie die iibrigen Weisheitsbiicher des AT, bietet auch 
Koh eine Bliitenlese von Gedanken und Lehren, die nach zwei 
entgegengesetzten Polen zeigen. Je fur sich selbst und in ihrer 
iibertriebenen Forrnulierung mag die Lehre von der Nichtigkeit 
und Wertlosigkeit der Dinge und die Aufforderung zum Lebens- 
genufi anstofiige Gestalt anzunehmen scheinen. Aber miteinander 
verflochten, mildern sie gegenseitig ihre Scharfe. Dafi der Sammler 
nicht versaumt, von Zeit zu Zeit einen religiosen Gedanken ein- 
zufugen, verrat die Absicht, einer unerwiinschten Auswirkung 
der schroff formulierten Lehren vorzubauen und so einen mog- 
lichst ausgeglichenen Gesamteindruck der Lehrschrift zu sichern 3 . 

373. Eine gewisse Absicht in der Auswahl und Zusammenstellung 
der einzelnen Lehren ist nicht zu verkennen. Das bildet den Wahr- 
heitskern jener Erklarungsversuche, welche die wechselnden Lehren 
verschiedenen Vertretern in den Mund legen. Schon in der 

logische Verbindung her, die nicht vorhanden ist: Es gibt kein wahres 
Gliick; geniefien wir deshalb die sparlichen Freuden, welche uns in dieser 
Welt zugestanden sind, aber ohne zu vergessen, was wir Gott schulden. 
Vgl. auch L. Levy, Das Buch Qoheleth. Ein Beitrag zur Geschichte des 
Sadduzaismus. Kritisch untersucht, iibersetzt und erklart, Lp. 1912; M. Thilo, 
Der Prediger Salomo. Neu iibersetzt und auf seinen Gedankengang unter- 
sucht, Bonn 1923. 

1 So u. a. A. Condamin S. J., Etudes sur 1'Ecclesiaste (Rb 8, 493 509; 9, 30 
bis 44 354377); Zapletal (s. o. S. 2 so) 2 31. F. Hitzig (Der Prediger Salomos 
erklart [KeH 7], Lp. 1847) nimmt an, dafi der Verfasser im Suchen nach Er- 
kenntnis nichts Ausgeglichenes bieten konnte. Cornill (s. o. S. 2 4 ) 7 264f. findet 
das Widerspruchsvolle schon in der menschlichen Psyche angelegt. 

2 So schon die rabbinische Exegese (vgl. Podechard [s. o. S. 250] 23 f.). 
Scholz (s. o. S. 250) verstand Essen und Trinken als Gutestun, dem 
Gesetze treu sein ; Vaii = Abel, der ob seiner Gerechtigkeit getotet wurde, 
als endzeitliches Gericht. 

3 Vgl. Podechard (s. o. S. 250) 162. 



Nr. 373 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 5. Das Buch Kohelet. 253 

Zeit der Kirchenvater glaubte man einzelne Ausspriiche, so wie sie wort- 
lich lauten, nicht mit der Inspiration vereinbaren zu konnen, und fafite 
sie deshalb als ernste oder fingierte Einwiirfe, welche der Prediger 
zuriickweisen wolle 1 . Auch die spatere Zeit machte sich gern diesen 
Ausweg zunutze, um die Verantwortung des Hagiographen von derlei 
Aussagen zu entlasten 2 . Damit ist nachstverwandt die Auffassung, 
welche in Koh ein Zwiegesprach sieht 3 . Ahnlich im erstrebten Ziel, 
wenn auch ganz anders begriindet ist die Ansicht, dafi Stimmen aus 
verschiedenen Zeiten in Koh zu Worte kommen 4 . In ihrer folge- 
richtigsten Entwicklung widerlegt sich diese Hypothese selbst, weil sie 
immer mehr Schichten anzunehmen sich gezwungen sieht 5 . Dafi man 
auf diesem Wege schliefilich dazu kam, fur jede Spruchgruppe und 
Spruchart einen eigenen Interpolator oder Uberarbeiter anzunehmen, be- 
statigt, dafi ein beherrschender Zielgedanke in der Art der Zusammen- 
stellung nicht vorhanden ist, und dafi wir in Koh ein Buch von der Anlage 
einer Bliitenlese vor uns haben. Wird dies anerkannt, so ist man nicht ge- 
notigt, die Eigenart desBucheseinemZufallzuzuschreiben: derVerfasser 
habe sein Buch nicht mehr in eine systematische Ordnung gebracht 6 
oder infolge seines Todes bringen konnen 7 , oder eine Handschrift des 
Koh sei durch Zufall in Verwirrung geraten und von einem neuen 

1 Gregor d. Gr., Dial. 4, 4 (M 1 77, 325): Concionator verax et illud ex ten- 
tatione carnali intulit et hoc postmodum ex spiritali veritate definivit. Ge- 
legentlich verwenden diese Erklarung Olympiodorus (In Eccles. [M E 93, 477 
bis 628]), Gregorius Thaumaturgus, Gregor von Nyssa, Hieronymus u. a. (vgl. 
Podechard [s. o. S. 250] 28). 

2 So u. a. Bonaventura, Thomas von Aquin (S. th. i, q. 75, a. 6), Nikolaus 
von Lyra, Cajetan, Cornelius a Lapide, Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 170. 

3 So u. a. Baruch ibn Baruch (16. Jahrh.; vgl. D. Leimdorfer, Die Losung 
des Koheletratsels durch den Philosophen Baruch ibn Baruch, B. 1900), E. H. 
Plumptre, Ecclesiastes or the Preacher, Cambridge 1881. Ibn Ezra 
(f 1167) lafit Salomos Schiiler in Koh ihre Ansichten zum besten geben. 

4 So betrachtet Haupt (s. o. S. 250) IV nur 195 Verse als urspriinglich ; zwei 
Fiinftel entstammen nach ihm Gegnern orthodoxer Richtung, die durch ab- 
schwachende Verbesserungen das Buch fur den hebraischen Kanon reif 
machten. Ahnlich A. S. Kamenetzky, Das Kohelethratsel (ZatW 29, 63 69); 
J. C. Matthes, Der Prediger (VB 2, 61 81); Podechard (s. o. S. 250) 142 170; 
Ders., La composition du livre de 1'Ecclesiaste (Rb N. S. 9, 161 191); Scholz 
(s. o. S. 250); H. Winckler, Zeit und Verfasser des Kohelet (Altorientalische 
Forschungen 2. R., i, Lp. 1898, 143159) 143. 

5 Siegfried (s. o. S. 250) unterscheidet aufier Q 1 " 5 noch R 1 , R 2 und 
E 1 ' 3 (Epilogist). Dagegen L. Laue, Das Buch Kohelet und die Inter- 
polationshypothese Siegfrieds, Wittenberg 1900; Zapletal (s. o. S. 250). 

6 So u. a. Driver (s. o. S. 9) 514. 

7 So T. K. Cheyne, Job and Solomon or the wisdom of the OT, Ld. 
1887, 199285 ; vgl. auch Condamin (s. o. S. 252 1 ); J. E. Chr. Schmidt, Salomos 
Prediger oder Koheleths Lehren, Giefien 1794; Zapletal (s. o. S. 250). 



254 *' ^ e ^- D* 6 Biicher des AT im einzelnen. Nr. 374 

Ordner erfolglos zusammengesetzt worden 1 . Die letztere Hypothese 
ist schon durch die Geschichte der Buchgestalt ausgeschlossen, da bei 
der altherkommlichen Buchrolle ein Vertauschen von Blattern und 
Lagen nicht vorkommen konnte (s. u. 206, Nr. 704). 

374. Wenn wir die Anlage des Buches auf die Literaturgattung 
der Anthologie zuriickfiihren, so ist damit doch eine gewisse 
Absicht, welche die Auswahl und Zusammenordnung bestimmt, 
nicht ausgeschlossen. Infolgedessen sind auch nachtragliche 
Erweiterungen der Sammlung, soweit sie nicht schon der 
Inhalt verrat, bis zu einem gewissen Grade feststellbar. Sicher 
sind spater die Schlufiverse 12, gff. hinzugefiigt, da 12, 8 als 
Schlufi in Beziehung zum Anfang I, 2 steht; zudem handeln 
die Verse iiber den Kohelet, der im iibrigen Buche selbst das 
Wort fiihrt 2 . 

108. Verfasser und Entstehungszeit des Koh. 

375. Die jiidische und christliche Uberlieferung hielt bis auf 
Hugo Grotius (f 1645) Salomo fur den Verfasser von Koh. 
Auch in neuerer Zeit noch ist diese Meinung vertreten worden 3 . 
Der Verfasser, welcher in eigener Person redend auftritt, gibt 
sich ohne Zweifel als Salomo (i, I 12 16; 12, 9; vgl. 2, 4ff.) 4 . 

1 So *G. Bickell, Der Prediger iiber den Wert des Daseins. Wieder- 
herstellung des bisher zerstuckelten Textes, Ubersetzung und Erklarung, 
Innsbruck 1884; Ders., Koheleths Untersuchung iiber den Wert des Daseins 
nach dem wiederhergestellten Zusammenhange , Innsbruck 1886; Dillon, 
Sceptics of the OT, Ld. 1895. 

2 So u. a. Podechard (s. o. S. 250) 157*?., der auch noch i, 2; 7, 27f.; 12, 8; 
12, 13 f. als Interpolationen betrachtet. Auch Zapletal (s. o. S. 250) 34 fif. 
erkennt Interpolationen an, die er, seiner Vorliebe fur Metrik entsprechend, 
auf metrische Anhaltspunkte hin feststellen zu konnen glaubt. Gegen 
metrische Anlage des Koh vgl. Podechard (s. o. S. 250) 137. Der Sprechvers, 
den Sievers (s. o. S. 209) i, 119 132 durchweg annimmt, ist von Prosa nicht 
viel unterschieden. Fur die Echtheit von 12, 9 14 treten u. a. wiederum 
ein Kuenen (s. o. S. 10) 3, i, 175187; Zapletal (s. o. S. 250) 2 72ff. 

3 U. a. Gietmann (s. o. S. 250); L. Keel O. S. B., Der Prediger Salomos, 
erklart fur die christliche Gesellschaft, Regensburg 1897; B. Schafer, Neue 
Untersuchungen iiber das Buch Koheleth, Frb. i. Br. 1870. Scholz (s. o. 
S. 250) erklart nbVs = Friedensfurst = Weisheit als den eigentlichen 
Verfasser. 

4 Es ist kein rechter Grund vorhanden, gerade diese Stellen als einge- 
schoben (so Bickell, Der Prediger [s. o. Anm. i]) zu betrachten. 



Nr. 376 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 5. Das Buch Kohelet. 255 

Die meisten Exegeten, welche die salomonische Herkunft des Koh 
festhalten, tun dies hauptsachlich aus dem Grunde, weil sie ein Pseud- 
epigraph in der kanonischen Literatur fur unzulassig und eine Fiktion 
bei einem Hagiographen fur unmoglich halten. Allein wenn ein Pseud- 
epigraph in eigentlichem Sinne, d. h. mit Tauschungsabsicht bei An- 
gabe des Verfassers, im Kanon schwer grundsatzlich verteidigt werden 
konnte, so verhalt es sich mit der Fiktion anders. Daft ein Schriftsteller 
einer beriihmten, besonders berufenen Personlichkeit der alten Zeit die 
eigenen Worte in den Mund legt, ist ein literarisches Darstellungsmittel, 
das auch bei einem biblischen Schriftsteller so gut wie jegliche andere 
literarische Gattung fur moglich gehalten werden darf 1 . 

376. Gegen die salomonische Herkunft sprechen sach- 
liche und sprachliche Grunde. 

An einigen Stellen wird ersichtlich, daft der Verfasser einer spateren 
Zeit angehort. Salomo war Konig (^TTf? i, i2) 2 , kennt bereits mehrere 
Konige iiber Jerusalem (i, 16), unterscheidet sich vom Konig (8, 9; 
10, 5 20 3 ) und spricht manche Lehren aus, die in seinem Munde 
nicht erwartet werden (4, i u. 6.) 4 . Entscheidend werden diese An- 
zeichen nichtsalomonischer Herkunft unterstiitzt durch die sprachliche 
Eigenart des Buches 5 . Im Wortschatz und in den Formen beruhrt sich 
die Sprache des Koh mit den jiingsten Texten des AT (Chr, Ezr-Neh, 
Est, Sir) 6 . Weniger sicher konnen Grazismen darin festgestellt werden 7 . 

1 So u. a. Condamin (s. o. S. 252*) 9, 43*; P. Joiion S. J., Le Cantique des 
Cantiques. Commentaire philologique et exe"ge"tique, P. 1909, 83; Podechard 
(s. o. S. 250) 126 f. 

2 Die altjiidische Uberlieferung schlofi daraus, dafi Salomo durch As- 
modaus abgesetzt worden sei und als Kohelet umherwandern mufite (vgl. 
Podechard [s. o. S. 250] 22 f.). 

3 8, 2 nach 23 (anders SHI). 

4 Vgl. Podechard (s. o. S. 250) 119, der meint, Salomo wtirde sich darin 
als der grausamste Satyriker auf seine eigene Regierungszeit erweisen. 

5 So schon Hugo Grotius, Annotationes ad VT I, P. 1644, 521 (scriptum 
serius sub illius regis tamquam poenitentia ducti nomine*). 

6 Zum Wortschatz vgl. Podechard (s. o. S. 250) 43 ff. Pron. pers. separ. 
wird haufiger zum verb. fin. hinzugesetzt ; das Vaw consec. kommt nur dreimal 
(i, 17; 4, i 7) vor; statt i'i;s; / ^ = n / 5; haufige Aramaismen (vgl. Pod- 
echard [s. o. S. 250] 45 f.). DaC die sprachliche Eigenart dem Volksidiom 
oder der internationalen aramaischen Sprache zur Zeit Salomes entlehnt sei 
oder dem philosophischen Inhalt des Buches entspreche, wird von manchen 
Exegeten gel tend gemacht, um trotz der spaten Sprachform salomonische 
Herkunft festhalten zu konnen. 

7 n& Ka\6c,, vortrefflich; n; i ate Ka\OKa.fa66c, (5, 17); "to aK^rreoGai; 
Bjrt nr;Pi uop' r\\iiu (nur in Koh; Podechard [s. o. S. 250] 49 235 nennt auch 
phonizische Parallelen); ate rritogi eO trpdaaeiv (3, 12; vgl. aber rwi ny 2 Sm 12, 



256 ! Teil - Die Bucher des AT im einzelnen. Nr. 377 

Fur die Annahme, dafi die Sprachform des Koh von einer spateren 
Uberarbeitung herriihre 1 , sprechen keine Anzeichen. 

377. Aus gewichtigen Griinden wird man Koh in die nach- 
exilische 2 , wahrscheinlich sogar in die griechische Zeit (von 
300 v. Chr. ab 3 ) setzen miissen 4 . 

In letzterem Falle ist es noch moglich, die Beziehung zu Sir und 
Sap, welche sicherer datierbar sind, zur genaueren Bestimmung der 
Entstehungszeit zu verwerten. Sap 2, 6 9 kann einigermafien als eine 
Art Polemik gegen mifiverstandliche Lehren des Koh begriffen werden 5 . 
Eine Verwandtschaft des Koh mit der Gedankenwelt von Sir ist vor- 
handen, wenn auch weniger sicher entschieden werden kann, aufwelcher 
Seite die Abhangigkeit liegt 6 . 300 bis 150 v. Chr. mogen die halt- 
barsten Zeitgrenzen sein, innerhalb deren Koh entstanden sein wird. 

18). Podechard (s. o. S. 250) 49 ff. halt Grazismen nicht fur sicher. Noch 
weniger diirfen Latinismen (vgl. Graetz [s. o. S. 25 1 3 ] 184) erwartet werden. 

1 So Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 172 f. 

2 Fur die exilische Zeit spricht sich aus *H. Grimme, Babel und 
Koheleth-Jojakhin (OrLz 8, 432 438), fur die persische Zeit vor 332 v. Chr. 
Driver (s. o. S. 9) 511. 

3 So u. a. Podechard (s. o. S 250) 121 f., Condamin (s. o. S. 252 J ) 9, 363, 
Cornill (s. o. S. 2 4 ) 7 264, Kuenen (s. o. S. 10) 3, i, 189 f., Wildeboer (s. o. 
S. 250) 113! 

4 Der Inhalt, auf den sich Grimme (s. o. Anm. 2) fur 556 v. Chr., Podechard 
(s. o. S. 250) 121 f. fur die 2. Halfte des 3. Jahrh. v. Chr. beruft, stiitzt solche 
genaue Datierungsversuche nicht geniigend. 

5 So u. a. N. Peters, Ekklesiastes und Ekklesiastikus (BZ I, 47 54 129 
bis 150); Zapletal (s. o. S. 250) 61 f. Dagegen vgl. A. Grootaert S. J., L'Ec- 
clesiastique est-il anterieur a 1'Ecclesiaste ? (Rb N. S. 2, 6773); P- Heinisch, 
Prediger und Weisheit Salomos (Kath 4. F. 5, 32 54); Podechard (s. o. S. 250) 
66 ff. Nur wenige Exegeten verlegen Koh in noch spatere Zeit; so Cheyne 
(s. o. S. 253 7 ), A. Gerson (Der Chacham Kohelet als Philosoph und Politiker. 
Ein Kommentar zum biblischen Buch Kohelet, zugleich eine Studie zur 
religiosen und politischen Entwicklung des Volkes Israel im Zeitalter He- 
rodes' d. Gr., Frankfurt a. M. 1905), Graetz (s. o. S. 25 1 3 ), welche bis auf 
Herodes d. Gr. (344 v. Chr.) herabgehen. Scholz (s. o. S. 250) setzt das 
Buch nicht vor der makkabaischen Zeit an. 

6 Nach C. Matthes (Die Abfassungszeit des Predigers [VB 2, 163170]; 
Ders., Das Buch Sirach und Kohelet in ihrem gegenseitigen Verhaltnis 
[VB 2, 258263]), Peters (s. o. Anm. 5) u. a. ist Koh von Sir abhangig. Nach 
Podechard (s. o. S. 250) 55 ff., C. H. H. Wright (The book of Koheleth com- 
monly called Ecclesiastes considered in relation to modern criticism and to 
the doctrines of modern pessimism, with a critical and grammatical commen- 
tary and a revised translation, Ld. 1883), Zapletal (s. o. S. 250) 61 soil um- 
gekehrt Sir eine Nachahmung des Koh sein. 



Nr. 378 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 5. Das Buch Kohelet. 25? 

109. Koh, die griechische Philosophic und die 

jiidischen Sekten. 

378. Der eigenartige Inhalt von Koh hid ein, nach Parallelen 
oder Vorlagen zu suchen 1 . Im Ernste kann dafur nur die grie- 
chische Philosophic in Frage kommen 2 . Damit, daft Koh iiberhaupt 
philosophische Gedankengange einschlagt, ist eine gewisse Verwandt- 
schaft mit dem philosophisch.cn Geiste Griechenlands von selbst ge- 
geben. Manche wollen dariiber hinaus eine Abhangigkeit von der 
griechischen Philosophic im allgemeinen zugestehen 3 . Von den philo- 
sophischen Richtungen auf griechischem Boden wurden naturgemaft zu- 
nachst die epikureische 4 und stoische 5 Philosophic beigezogen; auch 
die Weltauffassung des Herakleitos 6 konnte in Betracht kommen. Fur 
eine engere Verbindung mit der griechischen Philosophic fehlt es an 
Verwandtschaft der Terminologie. 

Hebt die philosophische Anlage den Verfasser des Koh etwas her- 
aus aus der Schriftenreihe des sonst unphilosophischen AT, so ist 
doch sein Anschauungskreis im wesentlichen jiidisch. Trotz 
seiner spaten Entstehungszeit lafit sich aber eine einzelne Geistesrich- 
tung des damals schon gespaltenen Judentums bei ihm nicht heraus- 
schalen 7 . 



1 Das agyptische Lied des Harfners gleicht dem Koh; s. J. H. Breasted, 
Geschichte Agyptens, deutsch von H. Ranke, B. 1910, 187 f.; A. Erman, Ge- 
sprach eines Lebensmiiden mit seiner Seele. Aus dem Papyrus 3024 der 
Koniglichen Museen (Philos. u. hist. Abh. d. k. preufi. AdW 1896, 2, i 77, 
mit 10 Taf.) ; vgl. o. S. 230, Nr. 338. Eine angebliche babylonische Parallele 
s. bei E. Ebeling, Ein babylonischer Kohelet (Berliner Beitr. z. Keilschrift- 
forschung I, i), B. 1924; vgl. P. Dhorme, Ecclesiaste ou Job? (Rb 32, 5 27); 
iiber Beziehungen zum Buddhismus vgl. Podechard (s. o. S. 250) 107 1 . 

2 V. Zapletal O. P., Die vermeintlichen Einfliisse der griechischen Philo- 
sophic im Buche Kohelet (BZ 3, 32 39 128 139). 

3 So D. S. Margoliouth, The prologue of Ecclesiastes (Exp 8. S. 2, 463 
bis 470); Podechard (s. o. S. 250) 109. 

4 Dagegen Podechard (s. o. S. 250) 95 102. 

5 So u. a. auch Condamin (s. o. S. 252 1 ) 9, 364 ff. Dagegen Podechard 
(s. o. S. 250) 8795. 

6 So E. Pfleiderer, Die Philosophic des Heraklit von Ephesus im Lichte 
der Mysterienidee, B. 1886, 7, 255 288 (Anhang: Nachweis heraklitischer 
Einfliisse im atl Kohelet). Dagegen P. Menzel, Der griechische Einflufi 
auf Prd und Weisheit Salomos, Halle 1889; Podechard (s. o. S. 250) 102 
bis 107. 

7 Peters (s. o. S. 256 5 ) 149 glaubt die essenische und pharisaische Rich- 
tung im Koh verfolgen zu konnen. Dagegen vgl. Podechard (s. o. S. 250) 
8082. 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 17 



258 ! Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 379 

110. Der Text des Koh. 

379. Der 9It unseres Buches darf noch immer als Urtext, oder was 
man so zu nennen pflegt, gelten 1 . Die griechische Form des Koh 2 , 
wie sie in den -Hss steht, befleifiigt sich einer ahnlichen Wortlich- 
keit, wie sie in andern Biichern die Ubersetzung des Aquilas aus- 
zeichnet. Den griechischen Text des Koh geradezu als Aquilasiiber- 
setzung zu erklaren 3 , daran hindert die Beobachtung, daft der -Text 
des Koh sich doch in manchen Dingen dem sonstigen -Text des AT 
nahert, von den Eigentumlichkeiten des Aquilas sich aber entfernt. 
Beiden Anzeichen suchte die Hypothese gerecht zu werden, daft die 
urspriingliche -Ubersetzung des Koh nachtraglich auf Grund der ein- 
gesehenen Aquilasiibersetzung iiberarbeitet worden sei 4 . 

6. Das Hohelied. 

111. Name. Literatur. 

380. rf&tib *\m ffniBO TT (= Salomos Lied der Lieder) 5 , 



5 Aio"|ua do~udTU)v, Canticum canticorum Salomonis quod Hebraice 
dicitur Sir Hasirim, Das Hohelied (nach Luther) (Ct, HI). 

381. K. Budde, Das Hohelied erklart (KHK 17 [s. o. S. 11] IX xxiv 
148). Delitzsch(s.o.S.25o[Ct: i 184]). Gietmann(s.o. S. 250). J.Hont- 
heim S. J., Das Hohelied. Ubersetzt und erklart (BSt 13, 4), Frb. i. Br. 1908. 
Joiion (s. o. S. 25 5 x ). A. Miller O. S. B., Das Hohe Lied iibersetzt und 

1 S. Euringer, Der Masorahtext des Koheleth kritisch untersucht, Lp. 1890. 
D. S. Margoliouth (Ecclesiastes and Ecclesiasticus [Exp. 7. S. 5, 118126]) 
vermutet, daC Koh aramaisch verfafit worden sei ; ebenso Allgeier (s. o. 
S. 250); F. C. Burkitt, Is Ecclesiastes a translation? (JthSt 23, 2228). Dazu 
A. Fernandez S. J., Es Ecclesiastes una version? (Bb 3, 45 50). 

2 E. Klostermann, De libri Coheleth versione alexandrina, Diss. Kiel 1892. 
R. M. Gwynn, Notes on the vocabulary of Ecclesiastes in Greek (Herm- 
athene 42 [1920], 115 122). 

3 Barton (s. o. S. 250), A. Bertholet (ThLz 1910, Nr. 13, 389), A. H. McNeile 
(An introduction to Ecclesiastes with notes and appendixes, Cambridge 1904) 
halten den -Text des Koh fiir die ed. I des Aquilas, die Fragmente bei 
Origenes fur dessen ed. II (vgl. u. 217, Nr. 748). Graetz (s. o. S. 251 3 ) halt 
umgekehrt den -Text des Koh fiir die ed. II (vgl. Podechard [s. o. S. 250] 201 8 . 

4 So Klostermann (s. o. Anm. 2), Zapletal (s. o. S. 250) 37. Es lafit sich 
dabei allerdings schwer begreifen, dafi eine mechanische Wiedergabe wie 
auv fur PK nota accus. nachtraglich hineingearbeitet worden sein soil. 

5 Die Namensform vertritt den Superlativ und bedeutet nicht ein Lied 
aus Liedern bestehend (so Ibn Ezra, D. Kimhi), noch ein Lied von den 
Liedern, welche Salomo verfafit hat (so H. Graetz, Schir Ha-Schirim oder 
das Salomonische Hohelied iibersetzt und kritisch erlautert, Wien 1871). 



Nr. 383 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschriften. 6. Das Hohelied. 259 

erklart (HSAT 6, 3), Bonn 1927. S. Oettli, Das Hohelied und die Klage- 
lieder ausgelegt (KK A 7 [s. o. S. 223], 153 224). *A. v. Scholz, Kom- 
mentar iiber das Hohelied und Psalm 45, Lp. 1904. Siegfried (s. o. 
S. 250). *A. W. H. Sloet, Het Hooglied (Biblia sacra [s. o. S. 124] 5, 3 a , 
188268), 's Hertogenbosch 1908. V. Zapletal O. P., Das Hohelied kritisch 
und metrisch untersucht, Frb. i. S. 1907. 

112. Inhalt und liter arische Art des HI. 

382. Nach dem Wortsinn des Textes wird die brautliche 
oder eheliche Liebe zwischen Salomo und Sulamit besungen, 
wobei beide zu gegenseitigem Lobe in dialogisch durchgefuhrten 
Liedern das Wort nehmen und andere redend und handelnd ein- 
greifen. Die einzelnen Stiicke scheinen hie und da etwas locker 
zusammenzuhangen. Der Brautigam tritt auch als Hirte auf. 
Schauplatz ist bald Jerusalem, bald das freie Feld. Diesen Wechsel 
der Personen und der Umstande trotz sonstiger Anzeichen ein- 
heitlicher Anlage zu erklaren. sind im Laufe der Zeit eine 
Reihe von Erklarungen versucht worden 1 . 

383. Die sog. Lie der hypo these sieht im HI nichts weiter als eine 
Sammhmg von einzelnen, nicht zusammenhangenden Liedertexten 2 . Sie 
bietet bei ihrer Unbestimmtheit wenig Schwierigkeiten, hat aber doch 
gegen sich, dafi der gleichartige Inhalt, die gleichbleibenden Personen, 
derselbe Stil, sachliche Angaben, die miteinander zusammenzuhangen 
scheinen, sogar eine Art von Fortschritt im Gedankengang nicht zu 
ihrem Rechte kommen 3 . Diesem Bedenken sucht Rechnung zu tragen 
die Konigshypothese: Der Konig Salomo und seine Braut (Sulam- 

1 W. Riedel, Auslegung des HI in der jiidischen Gemeinde und der 
griechischen Kirche, Lp. 1898. *P. Vulliaud, Le Cantique des Cantiques 
d'apres la tradition juive, P. 1925. T. Witzel O. F. M., Verschiedene Auffas- 
sungen des HI (Literar. Handweiser 48 [1910], 449456 541 546). 

2 So P. Haupt, Biblische Liebeslieder. Das sog. Hohelied Salomos unter 
steter Beriicksichtigung der Ubersetzungen Goethes und Herders im Vers- 
mafi der Urschrift verdeutscht und erklart, Lp. 1907; J. G. Herder, Salomos 
Lieder der Liebe. Die altesten und schonsten aus dem Morgenlande, Lp. 1778; 
Hontheim (s. o. S. 258); H. H. Spoer, Some contributions to the interpretation 
of the Song of Songs suggested by travel in Palestine (AmJsemL 22, 292 
bis 301); Zapletal (s. o.). Die einzelnen Lieder werden recht verschieden 
abgeteilt (vgl. Steuernagel [s. o. S. 10] 767 f.). 

3 H. Grimme (Metres et strophes dans les fragments [hebreux] du Ms 
[A] parchemin du Siracide [Rb 9, 400 413; 10, 55 65 260267 4 2 3 4353 
9, 404) glaubt durch die Metrik den fragmentarischen Charakter (27 Stiicke 
mit verschiedenem Metrum) feststellen zu konnen. 

17* 



260 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 384 

mit 7, i [= Sunammit , 3 Rg i, 3 u. o.] 1 ), oder die Tochter Pha- 
raos z , oder sonst ein Hirtenmadchen sind die Hauptpersonen der Lieder. 
Auf dieser Deutung als Grundlage bant sich meist die traditionelle 
allegorische Erklarung des HI bei den katholischen Exegeten auf. 
Da man im Inhalt der Lieder nicht blofi ein Zusammenspiel zweier 
Personen fand, sondern auch auf Spuren eines Gegenspiels zu stofien 
glaubte, verteilte die Hirtenhypothese die Lieder auf Hirtenbrau- 
tigam und Hirtenbraut und Konig Salomo, der die Hirtenbraut fur 
den Konigspalast zu gewinnen trachtete 3 . ^- Die Schwierigkeiten, die 
immer noch blieben, fiihrtenzu einer Hypothese, die zwei Brautpaare 
im Gegenspiel auftreten lafit, das Brautpaar Salomo und Sulamit, die 
verschiedenen Standen angehoren, und als Kontrast dazu ein Hirten- 
brautpaar, das sich aus dem gleichen Stande zusammengefunden 4 . 

384. Dafi im HI ein dramatisches Element vorhanden sei, wurde schon 
friiher angenommen 5 . Versuche, die dramatischen Rollen zu verteilen, 
sind von den verschiedenen exegetischen Richtungen immer wieder 
gemacht worden fi . Die Dramatisierung des HI wurde den Wechsel der 
Personen 7 erklaren, wird aber dem lyrischen Charakter der einzelnen 
Stiicke zu wenig gerecht, ganz abgesehen davon, dafi eine iiberzeugende 
dramatische Anlage nur mit verschiedenen Textanderungen durchgefiihrt 
werden kann. 

1 So Delitzsch (s. o. S. 250); anders Joiion (s. o. S. 255 1 ) 274 f. 

2 So Grotius, Bossuet (vgl. Joiion [s. o. S. 255 l ] 121 26). 

3 So C. Bruston, La Sulamite. Melodrame en 5 actes, P. 1891 ; Oettli 
(s. o. S. 259); J. W. Rothstein, Das Hohe Lied. Ein Vortrag nebst einer mit 
Anmerkungen versehenen Ubersetzung des Liedes, Heidelberg 1893; Ders. 
in HDB 4, 595. 

4 So J. G. Stickel, Das Hohelied in seiner Einheit und dramatischen 
Gliederung, B. 1888. 

5 Origenes, Canticum Canticorum interprete Rufino, Prol. (NL S 13, 61): 
Libellus . . . dramatis in modum conscriptus ; Basilius nennt es m.6a- 
Xduiog . . . u)br] bpaiuaTiKU)? ireirXriYHe'vri (In Is. 5 [M B 30, 345 f.]). Vgl. 
G. W[achter], Das Hohelied des Salomo mit seiner vorausgesetzten Einleitung 
und Abteilung als eines geistlichen Singspiels, Memmingen 1722. 

6 C. Bruston, Le caractere dramatique du Cantique des Cantiques (RThQr 
16 [1907], 396 404); W. W. Cannon, The Song of Songs edited as a dramatic 
poem, Cambridge 1913; O. F. Gensichen, Das Hohelied. Schauspiel in vier 
Aufziigen, B. 1912; E. Klostermann, Eine alte Rollenverteilung zum Hohen- 
liede (ZatW 19, 158162); RieCler (s. o. S. 2o8 4 ); *P. Schegg, Das Hohe Lied 
Salomos von der heiligen Liebe fur einen grofieren Leserkreis dramatisch 
bearbeitet und erklart, Miinchen 1885; N. Schlogl O. Cist., Canticum Can- 
ticorum (hebraice) (Libri VT 1 ope artis criticae et metricae quantum fieri 
potuit in formam originalem redacti), Wien 1902. 

7 Graetz (s. o. S. 258 5 ) lafit die Lieder alle von der Braut, E. Reufi (La 
Bible Sainte 5, P. 1879 [Das AT iibersetzt, eingeleitet und erlautert, Braun- 
schweig 1892]) vom Brautigam vortragen (vgl. Driver [s. o. S. 9] 485). 



Nr. 386 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschriften. 6. Das Hohelied. 261 

385. Eine letzte Hypothese hat den Vorzug, dafi sie das Berechtigte 
der Liederhypothese festhalt, ohne das dramatische Element ganz aus- 
zuschalten, und kann sich auforientalischeHochzeitsgebrauche stiitzen 1 . 
Wahrend der Hochzeitswoche gelten in Syrien die Brautleute als Konig 
und Konigin, die auf der Dreschtafel, dem Dreschschlitten (^'"a) thronen 
und im Kreise der Dorf- und Festgenossen mit Liedern, darunter mit 
Lobpreis der korperlichen Schonheit von Braut und Brautigam (wasf) 
gefeiert werden 2 . Das Hohelied gilt nach dieser Hypothese gewissermafien 
alsTextbuch einer palastinisch-israelitischen Hochzeitsfeier. 
Freilich, wenn man daran geht, diese Auffassung praktisch durchzufiihren, 
muft man viel in die Liedertexte hineindenken, die Reihenfolge andern, 
den Text iiberarbeiten, und bei alledem bleibt noch die Individuali- 
sierung im HI (Salomo^ Sulamit, Jerusalem, Libanon u. a.) als nicht 
befriedigend deutbar iibrig. Daraus erklart sich die Zuriickhaltung der 
Exegeten einer Hypothese gegeniiber, die eigentlich doch dem Doppel- 
charakter des HI am ehesten gerecht werden konnte und zugleich den 
Vorzug der Bodenstandigkeit in sich birgt 3 . Alles Ratselhafte am HI 
zu losen, ist noch keiner der bisher aufgestellten Hypothesen gelungen 4 . 

113. Das HI als religiose Allegoric. 

386. Die Darstellung der Liebe im HI bewegt sich hie und da in 
Formen, welche nicht von jedem Alter 5 und nicht von jeder Zeit ohne 

1 I. G. Wetzstein, Sprachliches aus den Zeltlagern der syrischen Wiiste 
(ZdmG 22, 69 194); Ders., Die syrische Dreschtafel (Zeitschr. f. Ethnologic 
5 [!873], 2 7 3 02 ): Ders., Bemerkungen zum Hohenliede, bei Delitzsch (s. o. 
S. 250) 162177. 

2 Im einzelnen fiihrt diese Auffassung am Text des HI Budde (s. o. 
S. 258) durch. Zustimmung fand er bei Cornill (s. o. S. 2 4 ) 7 268; Holzhey 
(s. o. S. 9 1 ) I24f.; E. Kautzsch, Abrifi der Geschichte des atl Schrifttums (in: 
Die Heilige Schrift des AT [s. o. S. ii] 2 , Beilagen, Frb. i. Br. 1896) 210 u. a. 

3 Vgl. dariiber auch J. W. Rothstein, Song of Songs (HDB 4, 592 ff.). 
Andere Parallelen vgl. bei G.Jacob, Das HI auf Grund arabischer und anderer 
Parallelen von neuem untersucht, B. 1902; Zapletal (s. o. S. 259) 7 ff.; E. Ebe- 
ling, Keilschrifttexte aus Assur religiosen Inhalts4, Lp. 1920, Nr. i-58(dagegen 
N. Schmidt, Is Canticles an Adonis litany? [Journ. of Am. or. Soc. 46, 154 
bis 164]). 

4 M. Ritter (Das Hohelied von Salomo, Stuttgart 1913) und C. Sigwalt 
(Das Lied der Lieder in seiner urspriinglichen Textordnung. Ein literarisch- 
asthetischer Rekonstruktionsversuch [BZ 9, 27 53]) wollen durch ganz neue 
Zusammenordnung der Textbestandteile ein besseres Verstandnis des HI 
gewinnen. 

5 Bei den Juden durfte man das HI nicht lesen, nisi quis ad aetatem 
perfectam maturamque pervenerit (Origenes, Comm. in Ct, Prol. [M g 13, 63]; 
vgl. Hieronymus, Ep. 107, ad Laetam [M 1 22, 876]). Jiidische Zeugnisse scheinen 
hierfiir zu fehlen. 



262 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 387 

Anstofi empfunden wurden 1 . Von dem abgesehen, ware der Lobpreis 
der menschlichen Liebe, besonders der ehelichen Liebe und Treue, 
sicher ein Gegenstand, fur den auch eine religiose Schrift Interesse 
bekunden kann und darf. Deshalb konnten neben der rationalistischen 
Exegese auch bibelglaubige Kreise beim nachsten, buchstablichen 
Sinne stehen bleiben 2 . Auch im einzelnen sind die sittlichen An- 
schauungen des HI nicht derart, dafi der buchstabliche Sinn moralisch 
unmoglich und darum ausgeschlossen 3 ware. 

387. Deshalb ware die typische Auffassung, welche diesen buch- 
stablichen Sinn beibehalt, ihn aber aufterdem als Unterlage eines hoheren 
geistigen Sinnes betrachtet, nicht grundsatzlich abzulehnen 4 . Doch 
wird die typische Deutung kaum imstande sein, einen buchstablichen 
Sinn nach Namen, Umstanden und sonstigen Ziigen in den Schilderungen 
des HI begreiflich zu machen. Namentlich lafit es der spate Ursprung 
des HI (s. u. 114) schwer verstehen, welches Interesse der Verfasser 
an einer derartigen Episode aus der salomonischen Vorzeit genommen 
haben sollte. 



388. Deshalb hat die katholische Exegese 5 fast durchweg die 
allegorische Deutung des HI der typischen vorgezogen 



e 



1 Gegen Haupt (s. o. S. 259 2 ), der manche Stellen obszon auffafite, vgl. 
M. Thilo, Das Hohelied. Neu iibersetzt und asthetisch-sittlich beurteilt, 
Bonn 1921. Eine Verurteilung soldier, welche das HI in Schenken sangen, 
vgl. in Tosephta, Sanh. 12, 10 (vgl. H. Danby, Tractate Sanhedrin, Mishnah 
and Tosefta. The judicial procedure of the Jews as codified towards the 
end of the second century A. D. Translated from the Hebrew with brief 
annotations [Translations of early documents , 3. Ser. , Rabbinic texts], 
Ld. 1919, 121}. 

2 Theodor von Mopsuestia Of- 428) hielt das HI fur ein Hochzeitslied auf 
Salomo und seine agyptische Braut (vgl. u. Anm. 6). Von grofiern EinfluC 
war Herders schongeistiges Buch (s. o. S. 259 2 ), so dafi auch orthodoxe 
Protestanten (z. B. Oettli [s. o. S. 259] i66f., Strack [s. o. S. 3 2 ] 6 148) darin 
rein weltliche Liebespoesie sehen wollten. 

3 So Gietmann (s. o. S. 250) 350. 

4 Sie ist vertreten von Honorius von Autun (12. Jahrh.), Expositio in Cantica 
Canticorum (M 1 172, 347 496) 359; J. B. Bossuet, Libri Salomonis: Proverbia, 
Ecclesiastes, Canticum Canticorum, Ecclesiasticus cum notis, P. 1693, 177 
bis 188, Praef. in Cant. Cant. (S. 180); A. Calmet O. S. B., La Sainte Bible 
en latin et en francais avec commentaire litteral et critique, P. 1707, Bd. V; 
in neuerer Zeit von Delitzsch (s. o. S. 250) ; Miller [s. o. S. 258] 7 f. ; * S. Minocchi, 
II Cantico dei Cantici, Rom 1898 ; Sloet (s. o. S. 259); O. Zockler, Das Hohe- 
lied und der Prediger (in: Lange, Theol.-homil. Bibelwerk), Bielefeld 1868. 

5 Vgl. R. Munz O. S. B., Die Allegorie des Hohenliedes, Frb. i. Br. 1912. 

6 Die Entscheidung des 5. allgemeinen Konzils von Konstantinopel (553): 
Despernit idem Theodoras (s. o. Anm. 2) Canticum Canticorum et sicut ad 



Nr. 389 B. Die poetischen Biicher u. Lehrschriften. 6. Das Hohelied. 263 

Das AT verwendet in ausgedehntem MaCe Treue und Untreue 
in der menschlichen Liebe als Sinnbild, wenn sie das Verhaltnis 
zwischen Gott und Mensch darstellt (vgl. Ex 34, 1 5 f. ; Lv 20, 5 ; 
Os i 3; Is 54, 6; 62, 5; Jer 2, 2; 3, I ff.; Ez 16, 23 u. 6. 4Ezr 
5, 24 [vgl. Ct 2, ij; 7, 26). Da bei Ez ganze Kapitel in solchen 
Gedankengangen sich bewegen (vgl. Kap. 16 und 23), ist nur 
mehr ein Schritt zu dem allerdings im HI allein dastehenden 
Fall, dafi ein ganzes, freilich kleines Buch von dieser Allegorie 
beherrscht wird. DaC das Judentum das HI in den Kanon seiner 
heiligen Schriften aufgenommen hat, schliefit eine weltliche Auf- 
fassung aus und konnte nur geschehen, wenn man das HI als 
religiose Allegorie deutete 1 . Das allegorische Verstandnis des 
HI wird besonders dann von Anfang an und mit AusschluG eines 
typischen Sinnes gefordert, wenn bei seiner Abfassung urspriing- 
lich weltliche Lieder dazu verwendet worden sein sollten, um 
als Ausdruck religioser Gedanken zu dienen 2 . 

389. Die Allegorie des HI kann verschieden aufgelost werden 3 . Nach 
der Art, wie sonst im AT die menschliche Liebe allegorisch verwendet 
erscheint, wird das Verhaltnis Gottes zum Volke Israel Inhalt der 
Allegorie sein 4 . Schwerlich wird sich annehmen lassen, dafi die atl 

amatam sibi haec Salomonem scripsisse dicit (M B 66, 699f.), schliefit die typische 
Deutung nicht aus ; sie richtet sich gegen die blofi buchstabliche Auffassung. 

1 ReuG fuhrt dies auf ein Mifiverstandnis zuriick (vgl. Strack [s. o. S. 3 2 ] 
6 149). Vgl. auch Rothstein in HDB 4, 589 b . 

2 Vgl. Lagrange (s. o. S. 233 2 ) 256. Nur aus Mifiverstandnis konnte 
man in diesem Falle von inspiratio subsequens (s. o. S. 207) reden; denn 
der inspirierte Autor ware derjenige, der zuerst diese weltlichen Lieder in 
geistigem Sinne verwendete. Fur den geistigen Sinn ist die inspiratio ante- 
cedens gegeben. 

3 W. Erbt (Die Hebraer. Kanaan im Zeitalter der hebraischen Wanderung 
und hebraischer Staatengriindungen, Lp. 1906, 196 202) lafit Sonne und 
Mond in ihren Phasen und Konjunktionen dargestellt sein. O. Neuschotz 
de Jassy (Le Cantique des Cantiques et le mythe d'Osiris-Hetep, P. 1914) 
versucht eine mythologische Allegorisierung. 

4 Nach Theodoret beziehen einige die Allegorie auf Konig und Volk 
(M. e 81, 29). *J. L. Hug (Das Hohelied in einer noch unversuchten Deutung, 
Frb. i. Br. 1813) und Herbst (s. o. S. 3 2 ) 3, 234 ff. (vgl. Cornely [s. o. S. S 1 ] 2, 2 *, 
191 *) verstehen das HI vom Siid- und Nordreich. G. P. C. Kaiser, Das Hohe- 
lied, ein Collectivgesang auf Serubabel, Esra und Nehemia als Wiederher- 
steller einer jiidischen Verfassung in der Provinz Juda, Erlangen 1825. Nach 
der jiidischen Exegese (vgl. Riedel [s. o. S. 259 1 ]) ist die ganze jiidische Ge- 
schichte vom Exodus bis zum Messias darin enthalten. 



264 I- Teil. Die Bvicher des AT im einzelnen. Nr. 390 

Zeit die allgemeine Beziehung Gottes zum Menschen darunter verstand. 
Dagegen konnte man den Sinn auf das Verhaltnis Salomos zur Weisheit 
einengen und sich hierfiir auf Sap 8, 2 ff. berufen l . Wer neutestament- 
liche, christliche Vorstellungen im Buche suchen wollte 2 , miifite zuerst 
die messianische Deutung des HI feststellen 3 . 

114. Verfasser und Entstehungszeit des HI. 

390. Die Uberschrift (s. o. S. 258) bezeichnet Salomo als Ver- 
fasser. Manche Exegeten halten daran fest 4 . Allein ein Relativ 
^tpifc, wie es die hebraische Uberschrift enthalt, findet sich im HI 
sonst nicht, weswegen die Uberschrift als nicht urspriinglich 
gelten mufi. Anderseits erklart es sich angesichts des Inhaltes 
leicht, wie man auf Salomo als Verfasser kam, auch wenn man 
keine Uberlieferung dafur besafi. Die Glanzperiode des salomo- 
nischen Konigtums muC nicht auch literarisch einen Hohepunkt 
bezeichnen, dem das herrliche HI zuzuweisen ware. Salomos 
Spruche und Gleichnisreden aus alien Gebieten der Natur (3 Rg 
5, 13 [35 4, 33]) konnen nicht im HI niedergelegt sein, das sprach- 
lich auch nicht in seine Zeit paCt. 

391. Anhaltspunkte, aufeine nachsalomonischeZeit zu schliefien, 
fehlen keineswegs. 1st 6, 4 Tirsa als Hauptstadt des nordlichen Reiches 
mit Jerusalem zusammengestellt, so wiirde die Zeit von 932 bis 877 
(3 Rg 14, 17 ; 1 6, 23! [ c Omri residierte noch 6 Jahre dortselbst]) in Frage 

1 Vielleicht liegt diese Auffassung schon Sir 14, 23 (vgl. auch S. Euringer, 
Bemerkungen zur georgischen Ubersetzung des HI [BZ 14, 97 116] 107 f.) 
und dem Titel des Buches in der (3 P (Weisheit der Weisheiten) zu Grunde. 
Sie wurde vertreten von F. K. Rosenmiiller, Scholia in VT 2, Lp. 1830, 271 ff. 

2 Z. B. wird es auf Christus und die Kirche gedeutet von Origenes, In 
Cant. horn, i (M g 13, 38), von Scholz (s. o. S. 259), auf jungfrauliche Seelen 
von Hieronymus, Adv. lovin. i, 30 (M 1 23, 263), auf Maria als Braut des HI 
von der kirchlichen Liturgie (vgl.: Uber den liturgischen Gebrauch des 
Hohenliedes und des Ekklesiastikus im marianischen Kultus [Kath. 1859, 1 1 1 bis 
121]; A. Perger S.J., Das Hohelied in der Liturgie [Kath. Seelsorger 20 (1908), 
112 1 1 8 209 216]). Nimmt man mit einer Art von sensus accommodaticius 
vorlieb, so kann man sogar verschiedene Allegorien in den einzelnen Teilen 
(so *B. Schafer, Das Hohelied, Mstr. i. W. 1876; Schlogl [s. o. S. 260 6 j) oder 
mehrere Allegorien zumal (so Munz [s. o. S. 262 5 ]) darin finden. 

3 Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 2 2 , 193 mochte die Allegorie von Salomo und 
Volk Israel als Literalsinn zur Unterlage des Typus Christus und Kirche 
machen. Dagegen Joiion (s. o. S. 255 x ) 13 f. 

4 So Hontheim (s. o. S. 258); Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 209; Hudal (s. o. S. 9) 
148, 2 158; Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 178 f. 



Nr. 393 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 7. Das Buch d. Weisheit. 265 

kommen 1 . Da, das HI aus einzelnen Liedern besteht, die verschiedenen 
Zeiten angehoren konnen, so darf diesem Anzeichen zufolge das Lied, in 
dem dieser Stadtname steht, ins io./9- Jahrhundert verlegt werden, ohne 
dafi diese Datierung fur das ganze Buch gelten miifite. Die Spr ache lafit 
eine vorexilische Zeit kaum zu 2 , ja legt die persische 8 , vielleicht sogar 
die griechische 4 Zeit (um 300 v. Chr.) nahe. Eine formelle und sach- 
liche Verwandtschaft mit den Idyllen des Theokrit (281 250 v. Chr.) 
kommt wohl kaum in Betracht; eine Abhangigkeit des HI von ihm 5 
lafit sich nicht erweisen, wenn auch die spate Abfassungszeit, die sich 
dann erga.be (Ptolemaus III. Euergetes [247 221]), nicht unbedingt aus- 
geschlossen ware. 

Hat sich gezeigt, daC man mit dem Ansatz eines einzelnen 
Liedes ziemlich nahe an die salomonische Zeit herangehen darf, 
so mufi man mit dem Buche, wie es jetzt vor uns liegt, in die 
nachexilische, wohl gar bis in die griechische Zeit herabgehen. 

7. Das Buch der Weisheit. 

115. Name. Literatur. 

392. Zoqpia laXuujuuJvoc; 6 , Zocpta, Liber Sapientiae (Sap, Weish). 

393. R. Comely S. J., Commentarius in librum Sapientiae. Ed. F. Zo- 
rell S.J. (CSs), P. 1910. F. Feldmann, Das Buch der Weisheit iibersetzt und 

1 1st Tirsa nur als Stadt uberhaupt genannt, so wiirde sich die mogliche 
Abfassungszeit bis 738 (vgl. 4 Rg 15, 16) bzw. 722 v. Chr. ausdehnen. Aus- 
geschlossen ware es auch nicht, daC dieser Stadtname blofi wegen seiner 
etymologischen Bedeutung (= Schonstadt) gebraucht wurde. So erklaren 
meistens die Vertreter einer salomonischen und einer nachexilischen Her- 
kunft des HI. 

2 Aramaismen: rm^ (1,7; vgl. ttx&i), !' (vgl. VH), IBS (hebr. "BM), miz 
(hebr. rHa). 

8 Parsismen : m^s (4, 13 nach Kaulen-Hoberg [s. o. S. 2 3 ] 2 5 , 179 = assyr. 
pardisu), Tisg (6, n). 

4 Grazismen: V-^BK (3, 9, = qpopevov) ; vielleicht auch iss (i, 14; 4, 13, 
= Kuitpoi;), sj 1 ? (7, 3, = nicrfuu). Deshalb lassen die meisten akatholischen 
Exegeten das HI nicht vor 300 v. Chr. entstanden sein. Gegen die Ver- 
legung in die griechische Zeit vgl. P. Vetter, Rez. iiber Cornill, Einleitung 
(s. o. S. 2 4 ) 2 (ThQ 75, 667671) 668 f. DaC die Beriihrung mit dem Griechen- 
tum schon vor Alexander d. Gr. sich so ausgewirkt hatte (so A. Harper, The 
Song of Solomon [Cambridge Bible for Schools and Colleges], Cambridge 
1902 ; vgl. Joiion [s. o. S. 255 *] 88), ist kaum anzunehmen. 

5 So meinte u. a. Graetz (s. o. S. 258 5 ); R. Martineau, The Song of Songs 
(Am. Journ. of Philol. 13 [1892], 307328). Dagegen W. G. Seiple, Theo- 
critean parallels to the Song of Songs (AmJsemL 19, 108 115). 

6 Vom vermeintlichen Verfasser so zubenannt; aber schon Augustinus 
(De doctr. christ. 2, 8 [M 1 34, 41]) deutet diesen Titel dahin um, dafi salo- 



266 I- Tei 1 - Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 394 

erklart (HSAT 6, 4), Mstr. i. W. 1926. C. L. W. Grimm, Das Buch der 
Weisheit erklart (Fritzsche-Grimm [s. o. S. 12] 6), Lp. 1860. *C. Gutberlet, 
Das Buch der Weisheit iibersetzt und erklart, Mstr. i. W. 1874. P. H e i n i s c h, 
Das Buch der Weisheit iibersetzt und erklart (EH 24), Mstr. i. W. 1912. 
S. Holmes, The Wisdom of Solomon (Charles [s. o. S. 12] i, 518568). 
B. Risberg, Textkritische und exegetische Anmerkungen zur Weisheit 
Salomos (ZatW 33, 206 221). K. Siegfried, Die Weisheit Salomos 
(Kautzsch [s. o. S. 12] 1,476507). Z6ckler(KK A 9 [s. o. S. 173], 355395). 

116. Art und Inhalt des Buches der Weisheit. 

394. Welsh gehort jener Literatur an, zu der Job, Prv, Koh und 
Sir zahlen. Sie lehrt das, was bei den Juden als Weisheit in 
Ansehen stand: Lebensweisheit in weitestem Sinne, meist von 
einem religiosen Betrachtungsstandpunkt aus 1 . Weish ist noch 
mehr religios gerichtet als die iibrigen Lehrschriften des AT und 
fallt nicht so sehr wie sie in einzelne Spriiche oder Spruch- 
gruppen auseinander, sondern weist grofiere Zusammenhange auf. 

395. In der Form einer Ansprache an die Richter der Erde 2 werden 
zuerst Gottlose und Fromme einander gegeniibergestellt 8 . 
Erstere verfallen, wenn sie auch eine Zeitlang glucklich sein konnen, 
dem strengen Gericht im Jenseits. Die wahrhaft Weisen, die Gottes- 
fiirchtigen, konnen auf Erden fur kurze Zeit gepru.it werden, gelangen aber 
dann zur Seligkeit, zu wahrem ewigen Leben (i, i 5, 23 [33 5, 24; 5, 14 
der 93 > ]). Salomo lobt die Weisheit: er erinnert an seine 
Verbindung mit ihr und mahnt die Mitkonige 4 , die Weisheit zu er- 
werben, und fiigt ein Gebet urn die Weisheit an, das in eine Darstellung 
dessen iibergeht, was die Weisheit in der Geschichte des Volkes ge- 
wesen, und was sie fur den einzelnen bedeutet (6, i [23 6, 2; 6, i der 

monische Weisheit enthalten sei. Von 9, i ab tritt Salomo selbst als der 
Redende auf. Prv, Sir und Sap wurden von den Kirchenvatern in der 
Benennung nicht immer auseinandergehalten, weil sie sich inhaltlich sehr 
nahestehen (vgl. Zockler [s. o. Nr. 393] 255 f.). 

1 Vgl. A. Johannes, Der Begriff Weisheit im Buche der Weisheit (ThprM 
1 8, 449455). 

2 Dem redenden Konig Salomo entsprechend wird auch der Rang der 
Angeredeten gewahlt ; vgl. 6, i ff . ; 6,21 24. 

3 2, 12 20 (Verfolgung des Gerechten) wird vielfach messianisch ver- 
standen; vgl. [F. H.] Reusch , Gehort Weish 2, 12 20 zu den messiani- 
schen Weissagungen ? (ThQ 46, 330 346). 

4 Wiederum nur entsprechend der Stellung des Redenden so genannt; 
vgl. 6, 9. W.Weber (Die Composition der Weisheit Salomo's[ZwTh47, 145 169]) 
beachtet das nicht und schliefit deshalb, dafi Sap 6 ff. ein Regentenspiegel 
sein soilte ; ahnlich Schiirer (s. o. S. 163 3 ) 3 4 , 505 f. ; Zockler (s. o. S. 173) 355. 



Nr. 396 B. Die poet. Bucher u. Lehrschriften. 7. Das Buch d. Weisheit. 267 

33 > ] ii, i ) 1 . Gott wird gelobt fur das, was er seinem Volke 
an Fiirsorge zugewendet hat; im Gegensatz dazu wird die Strafmethode 
Gottes hervorgehoben, zuletzt bei den agyptischen Plagen (n, 2 12, 27). 
Da die Agypter wegen Gotzendienstes bestraft wurden, so reiht sich 
eine Abhandlung iiber Torheit und Strafbarkeit des Gotzendienstes und 
liber den Dienst des wahren Gottes an (13, i 15, 19) 2 . Im Folgenden 
setzt sich die Schilderung fort, wie verschieden Gott das auserwahlte 
Volk und die Agypter behandelt hat (16, i 19, 22) 3 . 

117. Literargeschichte des Buches der Weisheit. 

396. Es wird sich schwer nachweisen lassen, dad Stucke des urspriing- 
lichen Umfanges verloren gegangen seien 4 . Anderseits ist trotz 
systematischer Anlage in den einzelnen Teilen das ganze Buch doch 
nicht so fest in sich geschlossen, daft sich die Unversehrtheit zweifellos 
feststellen liefte. Am ehesten konnte man annehmen, daft der Verfasser 
die Geschichte Israels auch noch von Josue bis Salomo berucksichtigt 
habe oder behandeln wollte, da Salomo als der Redende erscheint 5 . 
Manche nehmen Interpolationen an 6 . Am fafibarsten waren solche 
aus christlicher Zeit. Jedoch der christliche Gehalt von 2, 24; 3, 13; 

4, i ; 4, 7 ; 14, 7 7 steht keineswegs fest. 

1 Hier wird die gottliche Weisheit noch klarer als Prv 8, 22 ff. und Sir 24 
liypostasiert ; sie nimmt mitschopferisch an der Weltschopfung teil. Manche 
finden sogar 9, i ; 1 8, 15 eine Logoslehre als Vorspiel des ntl Logosbegriffes. 
Vgl. Goettsberger (s. o. S. 247*); P. Heinisch, Die personliche Weisheit des 
AT in religionsgeschichtlicher Beleuchtung (BFZ n, 1/2), Mstr. i. W. 1923. 

z Auch in der hellenistischen Zeit bedurften die Juden der Warnung vor 
Gotzendienst. Deshalb kann man aus diesen Kapiteln nicht schliefien, dafi 
Sap an die Heiden gerichtet sei. Vgl. Schiirer (s. o. S. 163 3 ) 3*, 505 f. 

3 Schiirer a. a. O. teilt ab : i 5 ; 69 ; 10 19 ; ebenso Zockler (s. o. S. 173) 
355 f. liber die Beziehung zum Pentateuch vgl. F. Feldmann, Die litera- 
rische Art von Weisheit Kapp. 10 19 (ThG i, 178 184). 

4 Nach C. F. Houbigant (*j- 1783), Biblia hebraica cum notis criticis. Ac- 
cedunt libri graeci, qui deuterocanonici vocantur, 3, P. 1754, 147 soil der 
Titel des Buches mit dem Namen seines prophetischen Verfassers fehlen, 
nach Calmet, In lib. Sap., Prol., Venedig 1753, 93 der Schlufi. Grimm (s. o. 

5. 266) 1 6 glaubt, dafi einige Verse verloren gegangen seien. 

5 So u. a. Zockler (s. o. S. 173) 356. 

6 J. G. Eichhorn, Einleitung in die apokryphischen Schriften des AT, Lp. 1795, 
86 207 ; J. G. Hasse, Salomons Weisheit neu iibersetzt, Jena 1784 ; A. L. C. Hei- 
denreich, Probe einer Ubersetzung des Buches der Weisheit (in H. G. Tzschirners 
Memorabilien fur das Studium und die Amtsfuhrung des Predigers, Lp. 
1910/21, 5, 2, 157; 6, i, 165; 6, 2, 174; 7 i, 2592; 8, i, 27106). 

7 So hatten die erwahnten Stellen H. Graetz (Geschichte der Juden 3 3 , 
Lp. 1878, 630 [14, 7]) und H. Grotius (Commentarius in lib. Sap. [Op. theol., 
Basel 1732, i] 593) gedeutet. 



268 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 397 

397. Dagegen kann Sap nicht durchweg als einheitlich 
anerkannt werden. Sicher unterbricht Kap. 13 15 den FluB 
der Darlegung von n, 2 19, 22. Auch I, I 5, 23 und 
6, pff. behandeln verschiedene Gegenstande; aber 6, I 8 teilt 
den Inhalt mit den beiden umschliefienden Bestandteilen. Trotz- 
dem kann eine Herkunft von verschiedenen Verfassern nicht 
sicher angenommen werden J . Wenn man eine etwas lockere Ge- 
dankenverbindung fur zulassig halt, kann man, abgesehen von 
Kap. 13 15, das Buch Sap immer noch im wesentlichen als 
einheitliches Werk gelten lassen 2 . 

118. Ursprache und Texte 3 des Buches der Weisheit. 

398. Nicht blofi altere Exegeten nahmen als selbstverstandliche Folge- 
rung aus der salomonischen Herkunft des Buches ganz 4 oder teilweise 5 
hebraische Ursprache an, sondern auch neuere 6 . Auch seitdem man 

1 Schon Houbigant (s. o. S. 267*) hatte angenommen, daC wenigstens der 
Ubersetzer des ersten Teiles (Kap. i 9 von Salomo hebraisch geschrieben) 
auch den zweiten Teil verfafit habe. F. Focke (Die Entstehung der Weis- 
heit Salomos. Ein Beitrag zur Entstehung des jiidischen Hellenismus 
[FRLAuNT N. F. 5], Gott. 1913) nimmt fur Kap. 619 den Ubersetzer von 
Kap. i 5 als Verfasser an. Holmes (s. o. S. 266) 522 f. lafit 11,2 einen neuen 
Verfasser einsetzen, der sich aber an den ersten Teil angelehnt habe. Vgl. 
auch E. Gartner, Komposition und Wortwahl des Buches der Weisheit 
(Schriften der Lehranstalt fur die Wiss. des Judent. 2, 2 4), B. 1912 ; Weber 
(s. o. S. 266 *) ; Ders., Heimat und Zeitalter des Eschatologischen Buches der 
Weisheit (ZwTh 53, 322 345). 

2 Vgl. F. Feldmann, Zur Einheit des Buches der Weisheit (BZ 7, 140 150). 

3 *F. Feldmann, Textkritische Materialien zum Buche der Weisheit, ge- 
sammelt aus der sahidischen, syrohexaplarischen und armenischen Uber- 
setzung (Verz. d. Vorles. an der Fak. zu Paderborn W. S. 1902/3), Frb. i. Br. 
1902. *J. Holtzmann, Die Peschitta zum Buche der Weisheit. Eine kritisch- 
exegetische Studie, Frb. i. Br. 1903. 

4 So Sixtus von Siena u. a. Vgl. Grimm (s. o. S. 266) 8. 

5 So Houbigant fur Kap. 19 (s. o. Anm. i) u. a. 

6 C. L. W. Grimm, De Sap. indole Alexandrina perperam asserta, Jena 1833 
(im Kommentar [s. o. S. 266] hielt er diese Ansicht nicht mehr fest). 
J. A. Schmid, Das Buch der Weisheit 2 , Wien 1865. D. S. Margoliouth, Was 
the book of Wisdom written in Hebrew? (Journ. of roy. as. Soc. 22 [1890], 
263 297 ; dagegen J. Freudenthal, What is the original language of the 
Wisdom of Solomon ? [JqR 3, 722753]). Scholz (s. o. S. 76 10 ) 33 (doch bleibt 
die hebraische Ursprache nach ihm zweifelhaft). Focke (s. o. Anm. I fur 
Kap. i 5). N. Peters, Ein hebraischer alphabetischer Psalm in der Weisheit 
Salomons. Kap. 9 (BZ 14, i 14). E. A. Speiser, The Hebrew origin of the 



Nr. 401 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 7. Das Buch d. Weisheit. 269 

die salomonische Herkunft preisgab, fand man Anzeichen hebraischer 
Ursprache im Parallelismus membrorum, dem Hauptmerkmal hebra- 
ischer Poesie, im hebraischen Kolorit, in eingestreuten Hebraismen und 
einigen Stellen, die man als Mifiverstandnisse einer hebraischen Vor- 
lage deutete 1 . 

399. Trotzdem entscheiden die Wortbildung 2 , Syntax, rednerische 
Form und die Vorliebe fur Wortspiele, auCerdem die Beniitzung 
der statt desSCTt 3 fur eine griechische Ursprache. Das 
Zeugnis des Hieronymus stiitzt diese Anzeichen 4 . 

400. Die 33-Ausgaben enthalten den Text der , da Hieronymus, 
wie Sir, so auch Sap nicht bearbeitet hat 5 . In diesem Text 
sind eine Reihe von Zusatzen vorhanden, welche die erhaltenen 
Zeugen des -Textes noch nicht kennen 6 . 

119. Zeit und Ort der Entstehung des Buches 

der Weisheit. 

401. Von Salomo bis in die christliche Zeit herein suchte man 
das Buch der Weisheit unterzubringen. 

Der salomonischen Herkunft wurde schon friih widersprochen 7 . 
Selbst wenn die Geschichte Israels, die in Sap ausgiebig verwertet wird, 
genau bis zur Zeit Salomos fortgefiihrt wurde 8 sie geht aber tat- 
sachlich iiber Josue nicht herab , so wiirde dies schon dadurch er- 

first part of the book of Wisdom (JqR N. S. 14, 455 482: i, i n, I sei 
hebraisch geschrieben). 

1 Vgl. z. B. 2, 6 foe, veoTtiTi (? statt ? gelesen); 18, 15 Xo^oc, ("an statt 123 
Pest gelesen [vgl. I Chr 21, 14]). 

2 Swete (s. o. S. 131 2 ) 311 kann iiber 50 zusammengesetzte Worter anfuhren. 

3 Vgl. Beispiele bei Holmes (s. o. S. 266) 524 f.; Heinisch (s. o. S. 266) xviff. 
2, 12 1st die unrichtige -Ubersetzung von Is 3, 10 aufgenommen. 

4 Praef. in libros Salomonis: Secundus (d. i. Sapientia) apud Hebraeos 
nusquam est, quin et ipse stylus graecam eloquentiam redolet. 

5 In der Praef. in editionem librorum Salomonis iuxta Septuaginta inter- 
pretes nimmt er Sir und Sap aus (calamo temperavi [M 1 29, 427 f.]). 
Vgl. F. Kaulen, Geschichte der Vulgata, Mainz 1868, 163 f. Doch scheint es 
auf Hieronymus zuriickzugehen, dafi die 33 Salomo im Titel nicht nennt. 

6 Vgl. P. Thielmann, Die lateinische Ubersetzung des Buches der Weis- 
heit (Archiv f. lat. Lexikographie u. Gramm. 8 [1893], 235 277); Ders., Be- 
richt iiber das gesammelte hsl Material zu einer kritischen Ausgabe der 
lateinischen Ubersetzungen biblischer Biicher des AT (SB d. k. b. AdW zu 
Miinchen, philos.-hist. Kl. 1899, 2, 205 243). 

7 Schon Hieronymus nennt Sap pseudepigraphus (Praef. in libros Salo- 
monis). 8 Das macht Schmid (s. o. S. 268) geltend. 



270 L Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. NT. 402 

klarlich, daft der Verfasser seine Lehren ausdriicklich dem Salomo in 
den Mund legt; dafi Salomo wirklich der Verfasser sei, ist hierzu 
keineswegs notwendig. Ebensowenig wie der Konig Salomo kann der 
Erbauer des zweiten Tempels, Zerubabel \ als zweiter Salomo im Ernste 
in Frage kommen. Nicht einmal dafiir ist ein Anhaltspunkt gegeben, 
dafi der Verfasser salomonische Schriften beniitzt habe 2 . Er konnte 
auch ohne eine solche Grundlage seine Weisungen und Lehren in der 
Person des Salomo geben; denn jegliche Weisheit konnte als salomonisch 
gelten. 

402. Da das Buch nicht hebraisch, sondern griechisch geschrieben 
ist, kann eine Zeit vor Alexander d. Gr. nicht in Frage kommen. 
Aber in die christliche Zeit noch hereinzugehen 3 , ist durch sichere 
christliche Stellen 4 keineswegs gefordert, ja dadurch, daC Paulus 
Sap beniitzt hat 5 , fast ausgeschlossen. 

403. Aufier nur gelegentlich genannten Verfassernamen G ist ernstlich 
Philo (*j* um 40 n. Chr.) in Betracht gezogen worden 7 . Sap beriihrt sich 
in der Spekulation etwas mit diesem jiidischen Schriftsteller, steht aber 
Sir und sogar Prv entschieden naher, da Philo die Logoslehre viel 
reicher entfaltet hat und im Unterschied von Sap eine midrasartige 
Behandlung der Heiligen Schrift liebt. 

1 So J. M. Faber, Prolusiones de libro Sapientiae (= Programme Ansbach 
1776/77, Super libro Sapientiae I IV) V, Ansbach 1776 (vgl. Comely [s. o. 

S. 3 2 ]2, 2 2 , 22 5 2 ). 

- So u. a. J. Bonfrere, In totam Scripturam S. praeloquia (in : J. S. Me- 
nochii S. J. Commentarii totius Scripturae 2, P. 1719), cap. 7, sect. 3; Hane- 
berg (s. o. S. 8 J ) ^491 (vgl. Cornely [s. o. S. 3 2 ] 2, 2 2 , 225 f.). 

3 E. H. Plumptre (The writings of Apollos [Exp 1875, i. Bd., 329348 409 
bis 435]) wollte den ntl Apollos fur den Verfasser halten. Weitere Vertreter 
vgl. bei Grimm (s. o. S. 266) 25 f.; Heinisch (s. o. S. 266) xxin 2 . 

4 Vgl. o. S. 267. 

5 Vgl. E. Grafe, Das Verhaltnis der paulinischen Schriften zur Sapientia 
Salomonis (Theol. Abh., C. v. Weizsacker gewidmet, Frb. i. Br. 1892, 253 286). 

6 Jesus Sirach (Augustinus, De doctr. christ. 2, 8, 13 [M 1 34, 41]; dagegen 
Retract. 2, 4 [M 1 32, 631]), Aristobulus zur Zeit Ptolemaus' VI. (181 146) 
(J. A. B. Lutterbeck, Neutestamentliche Lehrbegriffe i, Mainz 1852, 407 f.), 
ein alterer Philo (vgl. Flav. Jos., C. Ap. i, 23). Vgl. Cornely (s. o. S. 3 2 ) 

2, 2 2 , 225 7 . 

7 So verstand man schon die alteste Nennung der Sap im Fragmentum 
Muratorianum (um 200 n. Chr.) : Ab amicis Salomonis (falsche Ubersetzung 
von imo 0iX.uuvo<; ; so S. P. Tregelles, Canon Muratorianus. The earliest 
catalogue of the NT, Oxford 1867, 53; A. Zahn, Geschichte des ntl Kanons, 
2, i, Erlangen 1890, 100). Hieronymus kennt solche Ansichten (Praef. in lib. 
Sal. : Nonnulli scriptorum veterum esse ludaei Philonis affirmant); Nikolaus 
von Lyra, Luther u. a. hielten ebenfalls daran fest (vgl. Zoclder [s. o. S. 173] 358). 



Nr. 406 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 7. DasBuch d.Weisheit. 271 

404. Innerhalb der Zeit von 300 v. Chr. bis an den Beginn der christ- 
lichen Ara heran kann ein genaueres Datum weder aus Anzeichen einer 
Unterdriickung des jiidischen Volkes erschlossen 1 noch durch sichere 
literarische Beziehungen gestiitzt werden. Ware Sap 2, 2 ff. als Polemik 
gegen Koh richtig verstanden 2 , so gewanne man die Reihenfolge : Sir 
(200 v. Chr.), Koh, Sap, so daft Sap ca. 100 v. Chr. und spater anzu- 
setzen ware. Wenn man Sap noch ins 2. Jahrhundert v. Chr. ver- 
legen will, muft man nahe an das Ende desselben herangehen, weil 
die Gedankengange der Sap eine bestimmte Weiterentwicklung gegen- 
iiber Sir bedeuten 3 . 

405. Als Abfassungsort konnen wir Agypten erschliefien. 

Hier konnte am ehesten ein jiidisches Buch in griechischer Sprache 
entstehen. Auf dem Boden Agyptens erklart sich das besondere In- 
teresse fur dieses Land, das in den geschichtlichen Abschnitten von 
Sap zu Tage tritt. Eine Beniitzung der war hier eher zu erwarten 
als anderswo. Zudem klingen als Unterton des jiidischen Gedanken- 
kreises Spekulationen mit, welche im Heimatboden der alexandrinischen 
Philosophic wurzeln 4 . 

120. Dichterische Form des Buches der Weisheit 
und Beziehung zur griechischen Philosophic. 

406. Sap ist zum Teil in gehobener Sprache geschrieben und 
verwendet den Parallelismus membrorum. Deshalb haben die Anhanger 
einer hebraischen Metrik ihre Systeme auch an Sap nachzuweisen sich 
bemiiht 5 . 

1 Man dachte an Ptolemaus IV. Philopator (222 205) (so Comely [s. o. 
S. 3 *] 2, 2 2 , 227 ; Gutberlet [s. o. S. 266]; Kaulen-Hoberg [s. o. S. 2 3 ] 2 5 , 183 ; 
Schenz [s. o. S. 58'] 415 u. a.") oder an Ptolemaus VII. (170/146117) (so Vi- 
gouroux-Bacuez-Brassac [s. o. S. 9 1 ] 2, 2 14 , 180; M.-J. Lagrange, Le livre de la 
Sagesse. Sa doctrine des fins dernieres [Rb N. S. 4, 85 104] 92). 

2 So Condamin (s. o. S. 252 1 ) 9, 368 f. ; Peters (s. o. S. 256 5 ) u. a. ; dagegen 
Heinisch (s. o. S. 256 5 ). 

3 Holmes (s. o. S. 266) i, 520 f. entscheidet sich fur 50 30 v. Chr., weil Sap 
von der griechischen Gestalt von Prv und Henoch 5, 7 (um 70 50 v. Chr. 
ins Griechische iibertragen) abhangig sei. Thackeray (A grammar of the 
OT in Greek according to the Septuagint i, Cambridge 1909, 62) setzt Sap 
130 100 v. Chr. an, wozu die sprachliche Bezeugung von otibeic; und ouGeic; passe. 

4 Vgl. Lagrange (s. o. Anm. i) 92. 

5 Vgl. L. Maries S. J., Remarques sur la forme poetique du livre de la 
Sagesse (i, 19, 17) (Rb N. S. 5, 251257); Peters (s. o. S. 268); H. Thacke- 
ray S. J., Rhythm in the book of Wisdom (JthSt 6, 232 237 er will die 
von F. Blafi im Hebr gefundenen Stilgesesetze [vgl. Die Rhythmen der asianischen 
und romischen Kunstprosa (Paulus Hebraerbrief Pausanias Cicero Sene- 
ca Curtius Apuleius), Lp. 1905] auch in Sap finden); H.Wiesmann S.J., Der 



272 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 407 

407. Dafi die Weisheit so hoch gepriesen wird, und wie sie der Verfasser 
im einzelnen darstellt, ist zweifellos echt jiidisch. Doch ist die ganze 
Art der Darstellung ein Zeugnis dafiir, dafi der jiidische Geist mit 
dem hellenistischen Gedankenkreis in enge Beriihrung 
g e k o m m e n ist 1 . Bestimmte Entlehnungen werden sich schwer nach- 
weisen lassen, wenn es auf wirkliche philosophische Anschauungen, 
nicht blofi auf Ausdrucksformen ankommt 2 . 

8. Das Buch Jesus Sirach oder Ekklesiastikus. 

121. Name. Literatur. 

408. 8T>D p Tflfba p yitfi p ^tSftiO ttcan ( Weisheit des Simon, 



des Sohnes Jesus', des Sohnes Eleazars, des Sohnes Siras) 3 , 
Xoqria IrjcroC inou Zipdx oder Zoqpia Zipdx, Liber Ecclesiastici 4 
(Sir, Eccli [Ecclus]). 

409. G. H. Box and W. O. E. O ester ley , The book of Sirach (Charles 
[s. o. S. 12] i, 268 517). A. Eberharter, Das Buch Jesus Sirach oder 
Ecclesiasticusiibersetztunderklart(HSAT 6, 5), Bonn 1925. O. F. Fritzsche, 

zweite Teil des Buches der Weisheit. Aus dem Nachlafi J. K. Zenners heraus- 
gegeben und erganzt (ZkTh 35, 2129 449465 665673); J. K. Zenner S. J., 
Der erste Teil des Buches der Weisheit (ZkTh 22, 417 431). 

1 Vgl. Lagrange (s. o. S. 271 *) 91. 

2 Vgl. I. E. Bruch, Die Weisheitslehre der Hebraer. Ein Beitrag zur Ge- 
schichte der Philosophic, Strafiburg 1851 ; L. Heinemann, Die griechische 
Quelle der Weisheit Salomos (Jahrb. d. jiid.-theol. Sem. Frankelscher Stift., 
Breslau 1920, 135 153); P. Heinisch, Die griechische Philosophic im Buche 
der Weisheit (AtAbh i, 4), Mstr. i. W. 1908; Menzel(s. o. S. 2576). W.Weber 
(Die Seelenlehre der Weisheit Salomos [ZwTh 51, 314 332]) setzt kaum eine 
Kenntnis von der Praexistenz der Seele nach Plato voraus (vgl. auch F. C. Porter, 
The preexistence of the soul in the book of Wisdom and in the rabbinical 
writings [OT and Semitic studies in memory of W. R. Harper I, Ld. 1908, 
208 269= AmJTh 12, 53 115]). Der Gegensatz zwischen Leib und Seele 
wird 9, isf. in platonischer Terminologie hervorgehoben (vgl. PhaedoSic); 
auch ft\r\ o^iopqpoc; n, 17 (33 18) stammt aus platonischen Vorstellungen. 

3 Hieronymus (Praef. in libros Salomonis) nennt den hebraischen Titel 
Parabolae (= trbv'a). s-nc -p kv'a ist in jiidischen Kreisen tatsachlich be- 
zeugt(vgl.S.Schechter, A further fragment of Ben Sira [JqR 12, 456465] 460 f.). 

4 Dieser Name, seit Cyprian (Testimonia adv. ludaeos 3, 35 95 [M 1 4, 785 
805]) bezeugt, konnte eine differenzierte Form zu Ecclesiastes sein (so 
Calmet; vgl. Comely [s. o. S. 3 2 ] 2, 2 2 , 238), wird aber vom kanongeschicht- 
lichen Terminus libri ecclesiastici (Kirchenbiicher [vgl. 194, Nr. 644]) 
herstammen, deren hauptsachlichstes in Sir gesehen werden kann (so Ru- 
finus, In Symbol. Apost. 38 [M 1 21, 374]). 



Nr. 41 1 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 8. Das Buch Jesus Sirach. 273 

Die Weisheit Jesus Sirachs (Fritzsche-Grimm [s. o. S. 12] 5), Lp. 1859. * A. Jan- 
sen, Het boek Ecclesiasticus (Biblia sacra [s. o. S. 124] 5, 4), 's Hertogen- 
bosch 1905. J. Knabenbauer S. J., Commentarius in Ecclesiasticum. Cum 
appendice: Textus Ecclesiastic! hebraeus (CSs), P. 1902. N.Peters, Das 
Buch Jesus Sirach oder Ecclesiasticus ubersetzt und erklart (EH 25), Mstr.i.W. 
1913. V. Ryssel, Die Spriiche Jesus', des Sohnes Sirachs (Kautzsch [s. o. 
S. 12] i, 230 475). R. Smend, Die Weisheit des Jesus Sirach erklart, B. 1906. 
O. Zockler, Die Weisheit Jesus Sirachs (KK A 9 [s. o. S. 173], 255354). 

122. Der Inhalt des Sir 1 . 

410. Sir 1st nicht bloC den Prv ahnlich, sondern diesem Buche 
bewufit nachgebildet. Wie dort finden wir auch hier eineReihe 
von SpriichenundLehren gesammelt, zum Teil ohne irgend 
eine Verbindung untereinander, zum Teil durch den Inhalt zu 
kleineren oder grofieren Gruppen vereinigt, hie und da zu um- 
fangreicheren Abhandlungen ausgestaltet, die sich in Sir ofter als 
in Prv finden (z. B. 38, 25 39, n [35 39, 15]). Das Buch fort- 
laufend in zusammenhangende Abschnitte zu teilen, scheitert 
daran, dafi eine solche Absicht des Verfassers nicht zu Tage 
tritt 2 . Einen in sich geschlossenen Bestandteil bildet44, i 5> 2 ^ 
(33 28): TTarepujv uuvoc; (ftGtf Hltfl), wo die Vorfahren an der 
Hand der atl Literatur der Reihe nach von Henoch bis herab 
auf den Hohenpriester Simon, Sohn des Onias, gepriesen werden. 
Nach dem formellen AbschluC (50, 27 29 [33 29 31]) folgt noch 
das Gebet des Jesus, des Sohnes des Sirach . 

411. Auch in Sir wird vielfach wie in Prv rein biirgerliche Moral 
gelehrt (vgl. 34, 12 25 [35 31, 12 30]: Verhalten beim Mahle), der 
Niitzlichkeitsstandpunkt in der Mahnung zum Guten stark betont (vgl. 
3,31 [35 3, 34]; 7, 35 [35 7, 39]; 9, 6 5 12, if.; 18, 31; 22, 23 [35 22, 28]; 
29, 3 f. ii flf. [35 14 ff.j; 38, 17 [35 18]), und auf die diesseitige Vergeltung 
in erster Linie hingewiesen 3 . Aber wie in Prv ist auch in Sir die Weis- 
heit in ihrem ganzen Wesen religios gerichtet und gipfelt in einer 
Gott zunachststehenden Personlichkeit, ein Abschnitt, der auch hier 
wie in Prv ungefahr im Mittelteil des Buches steht (Sir 24) 4 . 

1 Vgl. V. Merguet, Die Glaubens- und Sittenlehre des Buches Jesus Sirach, 
Konigsberg 1874/1901. 

* fiigt einzelnen Abschnitten Uberschriften bei, z. B. 18, 30: i^fKpdreia 
xpuxn?) 2 ) 2 7 (33 2 9) : ^OYOI trapa(5o\i&v, 23, 7: iratbeia ar6|naTO(; u. a. 

8 Vgl. C. Seligmann, Das Buch der Weisheit des Jesus Sirach (Josua ben 
Sira) in seinem Verhaltnis zu den salomonischen Spriichen und seiner histo- 
rischen Bedeutung, Halle a. S. 1883, der solche fur den Stand der atl Offen- 
barung naturgemafie Unvollkommenheiten vibertreibt. 4 Vgl. o. S. 246 f. 

Goettsberger, Einleitvmg in das AT. l8 



* Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 412 

412. Die spate Entstehungszeit (s. u.) wiirde es ermoglichen, anzu- 
nehmen, daft Sir aus dem Griechentum Vorstellungen und Lehren 
entlehnt hatte 1 . Allein bestimmte Anleihen bei der griechischen 
Philosophie lassen sich nicht nachweisen 2 . Sonst ware Sir wohl 
kaum auch bei den palastinischen Juden zu hohem, fast kanonischem 
Anseheii gekommen (s. u. 189, Nr. 618). 

123. Verfasser, Ubersetzer und Entstehungszeit 

des Sir. 

413. Bei den griechischen 3 und lateinischen 4 Kirchenvatern wird 
Sir ab und zu als salomonisch 5 zitiert. Uber den wirklichen 
Verfasser von Sir sind wir aber im Buche selbst und im Prolog 6 
zum griechischen Text mit einer Genauigkeit unterrichtet wie nicht 
leicht bei einem andern Buch des AT: es ist Jesus, Sohn des 
Sirach, Sohnes des Eleazar, aus Jerusalem* (50, 27 [33 29]) 7 . 

Nur in der genaueren Gestaltung seines Namens weichen die Uber- 
lieferungen voneinander ab. Einheitlich wird er als Sohn des Sirach)), 
als Sirazide bezeichnet. Doch wahrend ihn Jesus nennt, gibt ihm 
der neu aufgefundene hebraische Text (s. u. S. 276 f.) denNamen "yw, 
Simon, Sohn des Jesus, Sohnes des Eleazar, Sohnes des Sirach 
(50, 27; 51, 30). Damit stimmt die syrische Kirche iiberein, die ihn 
mit Xuueuuv 6 Geoboxoq, dem Sanger des Nunc dimittis, verwechselt, 

1 So A. F. Dahne, Geschichtliche Darstellung der jiidisch-alexandrinischen 
Religionsphilosophie, Halle 1834; A. F. Gfrorer, Philo und die jiidisch- 
alexandrinische Theosophie (Geschichte des Urchristentums, Stuttgart 1835 
bis 1838, i 2 ). 

2 Vgl. Box (s. o. S. 272) 268 ff. ; Fritzsche (s. o. S. 272 f.) xxxy. 

3 Z. B. Klemens Alex., Strom. 2, 5 (Sir 6, 33 [33 34]) (M g 8, 957 ; im ganzen 
viermal). 

4 Z. B. Cyprian, Testim. c. lud. 2, I (M 1 4, 696) u. 6. 

5 Augustinus (De civ. Dei 17, 2o[M 1 4i, 554]) meint, dafi damit nur die 
Ahnlichkeit mit salomonischer Weisheit ausgesprochen werden wollte, non 
autem esse ipsius non dubitant doctiores. Richtiger urteilt wohl Hierony- 
mus, In Dan. 9, 24 (M 1 25, 570): . . . falso Salomonis dicebatur. Diese 
Anschauung liegt auch der Zahlung von fiinf salomonischen Biichern im 
AT zu Grunde (so Innocentius I., Ep. ad Exuperium [D. 11 96] u. a. ; vgl. 
E. Nestle, Fiinf Biicher Salomos [ZatW 27, 294297]). 

6 J. H. A. Hart, The prologue to Ecclesiasticus (JqR 19, 284297). Ein 
weiterer Prolog steht in den meisten griechischen und einigen lateinischen 
Hss; er stammt aus der "Synopsis sacrae Scripturae (M g 28, 376 ff.). 

7 Vgl. G. Margoliouth, Some remarks on the Son of Sirach (Internat. 
Journ. of Apocrypha 1907, Okt); R. G. Moulton, The personality of the Son 
of Sirach (ebd. Jan.); E. Nestle in HDB 4, 541 f. 



Nr. 41 5 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 8. Das Buch Jesus Sirach. 275 

sowie der jiidische Grammatiker und arabische Bibeliibersetzer Sa c adia 
Ga c 6n (-f 942). Hat die letztere Uberlieferung den Vorzug fur sich, daft 
sie den Urtext zur Seite hat, so konnte doch gerade dieser Name an 
der erwahnten Stelle leicht eindringen, weil unmittelbar voraus ein 
Simon ausfiihrlich geschildert war 1 . 

414. Trotz der bescheidenen Art, wie der Sirazide die eigene Arbeit ein- 
schatzt (30, 25 [33 33, i6 b j: Beerensammler nach den Winzern), wird er 
nichtblofi als Sammler betrachtet werden diirfen. Mag auch iiber- 
liefertes Gut sich unter seinen Spriichen finden und daraus sich manche 
Unebenheit und Wiederholung erklaren, so wird doch das meiste, wie 
der Prolog erkennen la'fit, eine aus der Lesung der heiligen Schriften 
erarbeitete und selbstandig gestaltete Weisheitslehre darstellen. 

415. Da lange Zeit nur die des Sir vorhanden war und fast 
zur Halfte noch jetzt den Urtext ersetzen mufi, 1st auch die Per- 
sonlichkeit des Ubersetzers von Bedeutung. Er fiihrt sich 
im Prolog, der in den Bibelausgaben in der Regel steht 2 , selbst 
ein und gibt iiber Zeit der Ubersetzung, Tatigkeit und Absicht des 
Verfassers sowie iiber seine eigene verwandtschaftliche Beziehung 
zu ihm AufschluB. Der Ubersetzer kam im 38. Jahre unter (em) 
dem Konig Ptolemaus Euergetes nach Agypten und machte 
sich nach geraumer Zeit an die Arbeit. Trotz des auffalligen 
erri 3 mufi an das 38. Regierungsjahr eines agyptischen Konigs 
Euergetes gedacht werden 4 , und hierfur kommt nur Ptolemaus 
Euergetes II. Physkon (170 [bzw. 145] 117 v. Chr.) 5 in Frage. 
Also entstand die Ubersetzung einige Zeit nach 132 v. Chr. 



1 So Peters (s. o. S. 273) 435 f. Box (s. o. S. 272) 291 meint, dafi schon 
die Symmetric die Ausschaltung von p ")Wo verlange. Es werden noch 
eine Reihe von andern Verfassernamen genannt (vgl. Peters [s. o. S. 273] xxvi if.). 

2 Die Frage, ob dieser Prolog kanonisch sei, wurde zur Zeit, als man die 
offizielle 33-Ausgabe herstellte, erortert; vgl. C. A. Kneller S. J., Zur Vulgata 
Sixtus' V. (ZkTh 46, 468-479) 469 ff. ; X.-M. Le Bachelet S. J., Bellarmin et 
la Bible Sixto-Clementine (Etudes de theologie historique 3), P. 1911, 64 f. 

3 Vgl. Agg i, i ; 2, i ; Zach I, 7; 7, i ; i Makk 13, 42 ; 14, 27 ; Inschrift von 
Rosetta; Papyrus Par. 15. U. Wilcken (vgl. Archiv f. Papyrusforsch. 3 [1906], 
321 ; 4, 205) meinte, dafl der Konig dadurch als verstorben bezeichnet werde. 
Vgl. *H. Miiller, Zur Datierung der griechischen tJbersetzung des Buches 
Ecclesiasticus (Germania 1904, Wissensch. Beil. Nr. 33). 

4 Andere verstehen darunter irgendeine nicht ausdriicklich angegebene 
Ara oder die Lebenszeit des Ubersetzers. 

5 Euergetes I. regierte 246 221. Euergetes II. machte seinem Bruder 
den Thron streitig und zahlte seine Regierungsjahre von 170 v. Chr. ab. 

18* 



276 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 416 

416. Den Verfasser bezeichnet der Ubersetzer als seinen Grofi- 
vater (6 itd-mro? l uou). Also wird Sir ungefahr zwei Menschenalter 
vor der Ubersetzung, das 1st um i8ov. Chr. entstanden sein. 

Da der Hohepriester Simon (Sir 50) so geschildert wird, als ob ihn 
der Verfasser mit eigenen Augen gesehen hatte, so wird nicht Simon I. 
der Gerechte (310 291 v. Chr.) gemeint sein, sondern Simon II. (219 
bis 199 v. Chr.; vgl. Josephus, Ant. 12, 4, 10), obwohl das, was wir von 
Simon I. aus der Geschichte wissen, viel besser zur Auszeichnung 
stimmen wiirde, die mm der Verfasser von Sir zuteil werden laftt. 
Von Simon II. ist weniger bekannt; trotzdem kann und wird er Sir 50 
gemeint sein. 

124. Ursprache und Texte des Sir 2 . 

417. Der Ubersetzer (vgl. Prol. ppcuari) und Hieronymus 8 kennen den 
hebraischen Text des ganzen Buches. Der Talmud und spatere jiidische 
Schriftsteller (bis ins u. Jahrh.) verwenden noch diesen Urtext 4 . Die 
von Sir verrat durch Mifiverstandnisse 5 , Wortspiele 6 und Hebrais- 
men 7 , daft sie nur Ubersetzung ist. 

418. Seit Hieronymus war in der christlichen Kirche der he- 
braische Urtext verschollen. 1896 1900 wurden von ver- 
schiedenen Personlichkeiten Fragmente des hebraischen Sir er- 
worben und festgestellt, daft sie zu vier Hss (n. 12. Jahrh.) 
gehorten und aus der Genizza der Synagoge zu Kairo stammten. 

1 Gewohnlich = GroCvater ; aber auch Vorfahr iiberhaupt (dagegen 
vgl. Eberharter [s. o. S. 272] 4). Fur letzteres J. Halevy, Etude sur la partie 
du texte hebreu de l'Eccle"siastique recemment decouverte, P. 18.97, 63; 
Zockler (s. o. S. 273) 257 f. u. a. 

2 R. Smend, Die Weisheit des Jesus Sirach. Hebraisch und deutsch hrsg. 
Mit einem hebraischen Glossar, B. 1906. 

3 Praef. in libros Salomonis: Hebraicum reperi. 

4 Zusammengestellt bei A. E. Cowley and A. Neubauer, The original 
Hebrew of a portion of Ecclesiasticus (xxxix, 15 XLIX, n), together with 
the early versions and an English translation and interpretation, Oxford 1897, 
xix xxx ; S. Schechter, The quotations from Ecclesiasticus in rabbinical 
literature (JqR 3, 682706). 

5 Z. B. 25, 15 (33 22) Kecpa\r| statt *K*I = Gift; 24, 27 (33 37) las "ns statt 
i^a wie der Nil ; 43, 4 rott/ia von asra hauchen statt von awj Ni. (das 
Bewohnte) abgeleitet ; 20, 9 ysrj euboKia (so ist edobia zu korrigieren) statt 
Sache. 

6 Z. B. 43, 7 f. r:^ = aeXrjvri und r;^.^ = juifiv; 6, 22 (33 23) iDto und Jriia'itt. 

7 17, 2 (33 3) nu^pcx? dpiGfioO = ^E?SI ^ = wenige Tage ; 17, 12 (33 10) bux- 

a; 19, n diro irpoadbirou = *Vjte u. a. 



Nr. 419 B. Die poet. Biicher u. Lehrschriften. 8. Das Buch Jesus Sirach. 2/7 

Von 1616 Distichen des gewohnlichen -Textes sind jetzt 1064 im 
Urtext, zum Teil in parallel laufenden Fragmenten vorhanden (haupt- 
sachlich 3, 6 16, 26; vereinzelte Stticke aus Kap. 18 26; 30, n bis 
51, 30 mit einigen grofieren Liicken) 1 . Trotz der spaten Sprache, die 
dem Hebraischen der Misna nahesteht und Aramaismen enthalt, und 
obwohl der Text stark verderbt zu sein scheint, ist an seiner Echt- 
heit nicht zu zweifeln 2 . 

419. Der -Text, der noch zum guten Teil den Urtext er- 
setzen muC, weist in alien Hss 3 eine unrichtige Reihenfolge des 
Textes auf: 33, I3 b 36, i6 a mufi auf Grund des Inhalts und 
nach dem Zeugnis von 23, (5 und nach der arabischen Ubersetzung 

1 Naheres vgl. bei *N. Peters, Der jiingst wieder aufgefundene hebraische 
Text des Buches Ecclesiasticus untersucht, herausgegeben und mit kritischen 
Noten versehen, Frb. i. Br. 1902. Textausgaben : *N. Peters, Liber lesu filii 
Sirach sive Ecclesiasticus hebraice secundum codices nuper repertos vocalibus 
adornatus, addita versione latina cum glossario hebraico-latino, Frb.i. Br. 1905 ; 
Schechter (s. o. S. 240 6 ); Smend (s. o, S. 276 2 ); H. L. Strack, Die Spriiche Jesus', 
des Sohnes Sirachs. Der jiingst aufgefundene hebraische Text mit An- 
merkungen und Worterbuch, Lp. 1903. Vgl. auch A. Fuchs, Textkritische 
Untersuchungen zum hebraischen Ekklesiastikus. Das Plus des hebraischen 
Textes gegeniiber der griechischen Ubersetzung (BSt 12, 5), Frb.i. Br. 1907. 

2 *G. Bickell, Der hebraische Sirachtext eine Riickiibersetzung (WZKM 13, 
251 256). D. S. Margoliouth (The origin of the "original Hebrew of Ec- 
clesiasticus, Ld. 1899) halt den Text fur eine Ubersetzung aus dem Persischen; 
der persische Text gehe teils auf eine griechische, teils auf eine syrische Vor- 
lage zuriick (vgl. auch ExpT 23, 234 ,). I. Levi stimmt ihm zu (vgl. A. Biichler, 
Encore quelques notes sur le nouveau fragment de 1'Eccle'siastique [REj 38, 137 
bis 140]; I. LeVi, Les nouveaux fragments hebreux de TEcclesiastique de Je"sus 
fils de Sira [ebd. 39, 115 177190; 40, 130; vgl. ebd. 253257]). R. Storr 
(Einige Bedenken gegen die Echtheit des hebraischen Jesus Sirach [ThQ 106, 
203 231]) stiitzt sich auf die Fundgeschichte und die Abhangigkeit vom grie- 
chischen und syrischen Text. Tatsachlich gibt es Versuche, Stiicke des Sir zu- 
riickzuiibersetzen (z. B. * G. Bickell, Die Strophik des Ecclesiasticus [WZKM 6, 
87 96]; Ders., Ein alphabetisches Lied Jesus Sirach's [ZkTh 6, 319 333]), 
und mehrere vollstandige Riickubertragungen, so von J. Ben Zeeb (=J[uda] 
L[6w] Bensef), Das Buch Sirach. Syrischer Text in hebr. Schrift mit hebr. und 
deutscher Ubersetzung und kurzem hebr. Kommentar, Brsl. 1798, Wien 1828; 
S. I. Frankel, Ketubim acharonim, Lp. 1830. Dagegen E. Konig, Die Ori- 
ginalitat des neulich entdeckten hebraischen Sirachtextes textkritisch, exe- 
getisch und sprachgeschichtlich untersucht, Frb. i. Br. 1899. Vgl. auch 
J. Touzard, Nouveaux fragments hebreux de 1'Eccle'siastique (Rb 9, 45 62 
525563). 

3 Cod. 248 (nach Holmes-Parsons [s. o. S. I76 12 ]) hat zwar die richtige Reihen- 
folge, sie ist aber erst nachtraglich nach SB wiederhergestellt worden ; vgl. 
J. K. Zenner S. J., Ecclesiasticus nach Cod. Vat. 346 (ZkTh 19, 159). 



2^8 * Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 420 

zwischen 30, 24 und 25 gestellt werden. Aufierdem gibt es glos- 
sierte 1 und glossenfreie Hss; jedoch auch die glossenfreien Hss 
bieten den Text der glossierten Hss, da bei ihnen die Glossen 
erst nachtraglich ausgeschieden wurden 2 . 

Aus dem -Text 1st der 25-Text des Sir iibertragen, den Hieronymus 
weder iiberarbeitet noch neu iibersetzt hat 3 . 33 enthalt viele Zusatze 
zu 4 , aber auch manche Lesarten, die besser sind als die erhaltenen 
Zeugen von 5 . Die (3 ist nach dem Hebraischen hergestellt 6 , wenn 
auch gelegentlich beigezogen wurde 7 . 

125. Dichterische und literarische Form des Sir. 

420. Wie sein Vorbild Prv, so lafit auch Sir das Streben nach dich- 
terischer Gestaltung erkennen . Der Parallels smus membrorum 
in seinen wechselnden Formen tritt uns allenthalben entgegen. Regel- 
maftig werden Distichen gebildet. Ein Versuch, ein bestimmtes Metrum 
in den wenigen fruher bekannten hebraischen Versen des Sir nach- 
zuweisen 8 , ist durch die spateren Funde nicht bestatigt worden 9 . Ab- 
gesehen von der umstrittenen Frage nach dem richtigen hebraischen 
Metrum, ist der unsichere Text von Sir wenig geeignet, um an ihm die 
Richtigkeit oder Unrichtigkeit metrischer Systeme zu erproben. Auch 
eine Strophik glaubte man am Sir-Text durchftihren zu konnen 10 . Daft 

1 Weil von Klemens Alex, beniitzt, wircl der Text alexandrinisch genannt. 
Es handelt sich durchschnittlich um ein Mehr von 150 Stichen. 

2 Vgl. J. H. A. Hart, Ecclesiasticus. The Greek text of Codex 248 edited 
with a textual commentary and prolegomena, Cambridge 1909; A. Schlatter, 
Der Glossator des griechischen Sirach und seine Stellung in der Geschichte 
der jiidischen Theologie (BFchrTh i, 5/6), Gutersloh 1897. 

3 Siehe o. S. 269 5 . Nestle in HDB 4, 545 meint, dafi dadurch eine leichte 
stilistische Uberarbeitung nicht ausgeschlossen sei. H. Herkenne, De Ve- 
teris Latinae Ecclesiastici capitibus I XLIII una cum notis ex eiusdem libri 
translationibus aethiopica, armeniaca, coptica, latina altera, syro-hexaplari de- 
promptis, Lp. 1899; P. Thielmann, Die lateinische Ubersetzung des Buches 
Sirach (Arch. f. lat. Lexikogr. u. Gramm. 8 [1893], 501 561). 

4 Vgl. Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 195 f. 

5 Dagegen A. Eberharter, Die Ekklesiastikuszkate bei Klemens von 
Alexandrien. Gesammelt und mit LXX und Vulgata verglichen (ThQ 93, i 22). 

6 Vgl. P. de Lagarde, Libri Veteris Testamenti apocryphi syriace, Lp. 1861. 

7 tiber die sahidisch-koptische Ubersetzung vgl. N. Peters, Die sahidisch- 
koptische Ubersetzung des Buches Ecclesiasticus auf ihren wahren Wert fur 
die Textkritik untersucht (BSt 3, 3), Frb. i. Br. 1898. 

8 D. S. Margoliouth, An essay on the place of Ecclesiasticus in Semitic 
literature, Oxford 1890. 9 Vgl. Schlatter (s. o. S. 220 8 ) 4. 

10 Die Gruppen von 50 oder 100 Distichen, welche Schlatter (s. o. S. 220 8 ) 100 
nachweisen zu konnen glaubt, sind als Ausmafi einer Strophe zu groB. 



Nr. 423 C. Die Propheten. a) Das Prophetentum im allgemeinen. 279 

der Dichter mit seinen literarischen Darstellungsformen wechselt, darf 
wohl angenommen warden 1 . 

421. Wie Prv, so schliefit auch sein Nachahmer Jesus Sirach sein Buch 
mit einem alphabetischen Stiick (51, 13 3o) 2 . 

C. Die Propheten. 
a) Das Prophetentum im allgemeinen. 

126. Name. Literatur. 

422. Der Name Prophet 3 geht iiber propheta auf 7rpo(pr|Tr] 
(von Trpo-cprjui an Stelle jemands reden) zuriick. Auch der hau- 
figste hebraische Name, J^IK, hat im Sprachgebrauch 4 die gleiche 
Bedeutung (Ex 4, 16; 7, i). Hauptsachlich verwendete man diese 
Bezeichnung fur solche, die an Stelle Gottes redeten. Auch der 
Name fiSH, spater !HTh cler Seher, wurde ehedem (i Sm 9, 9) 5 
als Prophetenname gebraucht. 

423. G. C. Aalders, De Profeten des Ouden Verbonds, Kampen 1918/19. 
C. H. Cornill, Der israelitische Prophetismus. In fiinf Vortragen 13 , B. 1924. 

1 Vgl. W. Baumgartner, Die literarischen Gattungen in der Weisheit des 
Jesus Sirach (ZatW 34, 161198). 

2 Vgl. dazu Bickell (s. o. S. 277 2 ) [ZkTh 6, 319333]); N. Schlogl O. Cist., 
Das Alphabet des Siraciden (Eccls 51, 13 29). Eine textkritische Stuclie 
(ZdmG 53, 669671); C.Taylor, The Alphabet of Ben Sira (Journ. of Philol. 30, 
95 132; JqR 17, 238 f.). Dieses echte Alphabet des Sir mag Anstofi dazu 
gewesen sein, dafi sich zwei apokryphe Alphabete des Sirach bildeten, 
das erste aus 22 alphabetischen aramaischen Spriichen bestehend (vgl. Cowley- 
Neubauer [s. o. S. 276*] xxviu f.), das zweite eine romanhafte Erzahlung iiber 
Sirach, die ebenfalls in 22 alphabetische Spriiche ausmiindet. Vgl. Schiirer 
(s. o. S. i63 3 ) 3*, 2i9f. ; M. Steinschneider, Alphabetum Siracidis utrumque, 
B. 1858; Auszxige daraus vgl. bei Cowley-Neubauer (s. o. S. 276 4 ) xxviu f. 

3 E. Fascher, TTpoqpr|Tr|<;. Eine sprach- und religionsgeschichtliche Unter- 
suchung, Giefien 1927. E. Laur O. Cist., Die Prophetennamen des AT. Ein 
Beitrag zur Theologie des AT, Frb. i. S. 1903. M. A. van den Oudenrijn O. P., 
De vocabulis quibusdam termino VPX synonymis (Bb 6, 294 311 406 417). 

4 Etymologisch stammt das Wort vom assyr. nabu sprechen. Manche 
leiten es von s=5 hervorsprudeln ab und bringen es mit dem Enthusias- 
mus und der Inspiration der Propheten in Zusammenhang. 

5 In der Zeit, als die Samueliiberlieferungen aufgezeichnet wurden (s. o. 
S. 143 3 ). Als der Glossator i Sm 9, 9 niederschrieb, war schon der Name 
S"=3 eingebiirgert. 



280 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 424 

*L. Diirr, Wollen und Wirken der atl Propheten, Diisseldorf 1926. 
H. Gunkel, Die Propheten. Die geheimen Erfahrungen der Propheten. Die 
Politik der Propheten. Die Religion der Propheten. Schriftstellerei und 
Formensprache der Propheten, Gott. 1917. G. Holscher, Die Profeten. 
Untersuchungen zur Religionsgeschichte Israels, Lp. 1914. *Meignan, 
Les prophetes d' Israel. Quatre siecles de lutte contre 1'idolatrie (L'AT dans 
ses rapports avec le Nouveau et la critique moderne 5), P. 1892, 2 i9O3. 
*T. Schermann, Propheten- und Apostellegenden nebst Jiingerkatalogen 
des Dorotheus und verwandter Texte bearbeitet (TU 3. R. i, 3), Lp. 1907. 
E. Sellin, Der atl Prophetismus. Drei Studien, Lp. 1912. G. Stosch, 
Die Prophetie Israels in religionsgeschichtlicher Wiirdigung, Giitersloh 1907. 
M. A. van den OudenrijnO. P., nstfsj. De prophetiae charismate in 
populo israelitico libri quattuor. Praelectiones exegetico-dogmaticae, Rom 1926. 

127. Geschichte und Wesen des israelitischen 

Prophetentums. 

424. Ein alteresProphetentum 1 ist in Nm n, in den sog. 
Prophetenschulen zur Zeit des Samuel und des Elias und Eli- 
saus (D^iplS} "\53 Prophetenjunger) bezeugt. 

Das Prophezeien (K^?) dieser alteren Propheten war nicht ein 
Sprechen an Stelle Gottes, sondern ein enthusiastisch.es Gebaren, 
bei welchem das Bewufttsein veiioren gehen konnte (vgl. i Sm 19, 20 if. ; 
10, 5 ff . ; Nm n, 26 29); es geschah im Dienste Jahwes. Ab und zu 
wurden Angehorige dieses alteren Prophetentums auch durch gb'ttliche 
Offenbarungen ausgezeichnet ; insoweit zahlen sie zu den eigentlichen 
Propheten, die im Namen Gottes auftraten. Dieses enthusiastische 
Prophetentum dauerte wenigstens bis Amos (vgl. Am 7, 14), also vom 
14. bis zum 8. Jahrhundert, und hie und da finden sich Formen seines 
eigenartigen Auftretens auch noch bei den spateren Propheten 2 . Die 
Baalspropheten der Kanaaniter treten in ahnlicher Art auf ; doch stammt 
das altere Prophetentum in Israel nicht aus Kanaan, weil es schon zur 
Zeit des Moses vorhanden war, ehe das Volk Israel mit Kanaan in 
engere Beriihrung kam. 

425. Das eigentliche und im grofien und ganzen spatere 
Prophetentum setzt eine besondere gottliche Berufung 3 in feier- 
licher oder weniger feierlicher Form fur die ganze Lebenszeit, 

1 E. Konig, Der altere Prophetismus (BZSF i, 9), B. 1905. 

2 Das Wort jraa konnte auch in uneigentlichem Sinne gebraucht werden, 
z. B. Gn 20, 7 von Abraham im Sinne von Freund, Liebling Gottes. In 
der Chr wird Naann auf gottesdienstliche Tatigkeit, besonders auf den litur- 
gischen Gesang iibertragen. 

3 F. Leitner, Die prophetische Inspiration. Biblisch-patristische Studie 
(BSt i, 4/5), Frb. i. Br. 1896. 



Nr. 426 C. Die Propheten. a) Das Prophetentum im allgemeinen. 281 

oder fur einen Lebensabschnitt, oder auch fur eine nur voriiber- 
gehende Wirksamkeit voraus. 

Der Berufene mufite gewisse Eigenschaften mitbringen, ohne dafi 
solche notwendig eine Berufung zur Folge hatten. Die Berufung ge- 
schah, um eine gottliche Mitteilung an das Volk oder an einzelne 
durch Wort oder durch symbolische Handlungen zu verkiinden. Die 
prophetischen Verkiindigungen betrafen selten Angelegenheiten des tag- 
lichen Lebens, meistens die offentlichen Interessen des ganzen Volkes, 
darunter selbstverstandlich und vorwiegend politische Dinge, die aber 
auf religiose Ziele hinausliefen 1 . Das ethisch-religiose Leben des Volkes 
ist hauptsachlichster Gegenstand der prophetischen Verktindigungen. 
Unter diesen Mitteilungen befinden sich auch Vorhersagungen kon- 
tingenter zukiinftiger Dinge, der naheren und ferneren, der messiani- 
schen und endzeitlichen Zukunft 2 . 

426. Die rationalistischen Hypothesen, welche die Erscheinung 
des israelitischen Prophetentums erklaren wollen, versagen gegen- 
iiber dem tatsachlichen Bilde, welches das AT von den Pro- 
pheten entwirft 3 . 

Die sittlich hochstehenden Manner konnen keine Betriiger, die her- 
vorragenden Volksfiihrer nicht in Selbsttauschung befangene Irrende 
gewesen sein, noch darf man bei ihren Zeitgenossen Selbsttauschung 
annehmen, als sie in ihnen ein gottgesandtes Prophetentum anerkannten. 
Natiirliche, allgemein menschliche Krafte oder Rassenbegabung und 
Volksanlage, mag man dazu auch nationale Begeisterung, fromme Hoch- 
stimmung, hochgradige Nervenerregung fiigen, selbst aufierordentliche 
menschliche Anlagen oder geheimnisvolle, noch unerforschte Seelen- 
krafte vermogen die Erscheinungen des Prophetentums nicht zu er- 

1 Vgl. *A. Eberharter, Die soziale und politische Wirksamkeit des atl 
Prophetentums, Salzburg 1924; * F.Walter, Die Propheten in ihrem sozialen 
Beruf, Frb. i. Br. 1900; F. Wilke, Die politische Wirksamkeit der Propheten 
Israels, Lp. 1913. 

2 E. Hiihn, Die messianischen Weissagungen des israelitisch-jiidischen 
Volkes bis zu den Targumen historisch-kritisch untersucht und erlautert 
nebst Erorterung der atl Zitate und Reminiszenzen im NT i, Frb. i. Br. 1899. 
E. Konig, Die messianischen Weissagungen des AT vergleichend, geschicht- 
lich und exegetisch behandelt, 2 ~ 3 Stuttgart 1925. *A. Schulte, Die messia- 
nischen Weissagungen des AT nebst dessen Typen iibersetzt und kurz er- 
klart (Wissenschaftl. Handbibliothek 30), Pad. 1908. 

3 A. Condamin S. J. , La mission surnaturelle des prophetes d'Israel 
(Etrel 118, 5 32). H. W. Hertzberg, Prophet und Gott. Eine Studie zur 
Religiositat des vorexilischen Prophetentums (BFchrTh 28, 3), Giitersloh 1923. 
E. Konig, Die Prophetic des AT nach ihren Quellpunkten beleuchtet (NkZ 24, 
812 837 886 905). P. Synave, La causalite" de 1'intelligence humaine dans 
la revelation prophetique (RScphth 8, 218 235). 



282 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 427 

klaren, solange man den Grundsatz festhalt, daft jede Wirkung eine 
entsprechende Ursache voraussetzt. Von pathologisch zu nehmenden 
Personlichkeiten die prophetische Wirksamkeit abzuleiten \ geht ebenso- 
wenig an, als man menschliche Kultur und menschlichen Fortschritt 
pathologisch veranlagten Geistern zuschreiben mochte. 

Es ragt im Prophetentum etwas Ubernatiirliches 
ins Menschen- und Volksleben herein, das man mit 
blofi natiirlichen MaCen nicht voll ausmessen kann 2 . Wie die 
Religion Israels wird darum auch sein Prophetentum etwas Einzig- 
artiges bleiben trotz der Versuche, ein aufierbiblisches Propheten- 
tum nachzuweisen 3 . 

427. Die atl Einleitung hat es nur mit jenen eigentlichen Pro- 
pheten zu tun, deren prophetische Wirksamkeit einen literari- 
schen Niederschlag gefunden hat; das sind die sog. Schrift- 
propheten 4 . Meist enthalten diese Schriften die Verkiindi- 
gungen, wie die Propheten sie vorgetragen haben. Das Buch des 
Jonas ist dagegen ein Bericht dariiber, daC und unter welchen Um- 
standen er geweissagt hat. Sechzehn 5 wird Bar von Jer ge- 
trennt, siebzehn Prophetennamen stehen an der Spitze pro- 
phetischer Schriften, die in vier Grofie (Is, Jer mit Bar, Ez, Dn) 
und zwolf Kleine Propheten (buubeKairpoqpnTov : Os, Joel, Am, Abd, 
Jon, Mich, Nah, Hab, Soph, Agg, Zach, Mai) eingeteilt werden 6 . 

1 Vgl. B. Baentsch, Pathologische Ziige in Israels Prophententum (ZwTh 50 
[N. F. 15], 52-81). 

2 E. Troeltsch (Das Ethos der hebraischen Propheten [Logos 6 (1916/17), 
I 28]) lehnt eine Entwicklungstheorie fiir das atl Prophetentum ab und 
nimmt an, dafi in ihm die Wirkungen iiber die Reichweite der Ursachen hinaus- 
gewachsen seien. Gegen die Versuche, die Unterscheidung zwischen wahren 
und falschen Propheten im AT als subjektive Einschatzung zu erweisen, 
vgl. E. Sachsse, Die Propheten des AT und ihre Gegner (ZSF 13, 4), B. 1919. 

3 Vgl. Delitzsch (s. o. S. 224 3 ); A. Erman, Eine Revolutionszeit im alten 
Agypten (Internat. Monatsschr. 6 [1912], 1930); GreCmann-Ranke (s. o. 
S. 12) i, 204210; U. Wilcken, Zur agyptischen Prophetic (Hermes 40 [1905], 
544560). 

4 Der jiidische Kanon rechnet auch die Geschichtsbiicher von Jos bis 
Rg zu den o-s-z;, wohl von der Anschauung ausgehend, dafi diese Biicher 
von Propheten verfafit seien. 

5 Davon das djacavbeKaupocpriTov in den griechischen Hss (vgl. Swete [s. o. 
S. 131*] 123). 

6 Uber die verschiedene Reihenfolge der Propheten in andern Uber- 
lieferungen vgl. u. 201, Nr. 691. Fiir die zeitgeschichtliche Wiirdigung 
der einzelnen Propheten empfiehlt es sich. sie um die Hauptereignisse der 



Nr. 430 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. I. Isaias. 283 

b) Die vier Grofien Propheten mit Baruch 1 . 

1. Isaias. 

128. Name. Literatur. 



428. WW;, 'Hffcuas (vgl. WS?? I Chr 3, 21 u. 6.), Prophetia 
Isaiae (2 Esaias) (Is). 

429. T. K. Cheyne, Einleitung in das Buch Jesaja. Deutsche Ubersetzung 
unter durchgangiger Verantwortung des Verfassers hrsg. von J. Bohmer, 
Giefien 1897. A. Condamin S. J., Le livre d'lsai'e. Traduction critique 
avec notes et commentaire (Etudes bibliques), P. 1905. Franz Delitzsch, 
Biblischer Kommentar iiber das Buch Jesaja (BC 3, i), 4 Lp. 1889. B. Duhm, 
Das Buch Jesaja iibersetzt und erklart (GHK 3, i), Gott. 1892, 4 ig23. F. F eld- 
man n, Das Buch Isaias iibersetzt und erklart (EH 14), Mstr. i. W. 1925/26. 
G. B. Gray and A. S. Peake, A critical and exegetical commentary on the 
book of Isaiah (IcC), I [Kap. 127], Ld. 1912. J. Knabenbauer S. J., Er- 
klarung des Propheten Isaias, Frb. i. Br. 1881; Ders., Commentarius in 
Isaiam (CSs), P. 1888, 2 ed. F. Zorell S. J., 1923. A. Knobel, Der Prophet 
Jesaja (KeH 5), Lp. 1843, 4 von L. Diestel 1872, 5 von A. Dillmann 1890, 6 von 
R. Kittel 1898. E. Konig, Jesaja eingeleitet, iibersetzt und erklart, Giiters- 
loh 1926. K. Marti, Das Buch Jesaja erklart (KHK 10), Tub. 1900. *S. Mi- 
nocchi, Le profezie d'Isaia, tradotte e commentate, Florenz 1907. *B. Ne- 
teler, Das Buch Isaias aus dem Urtext iibersetzt und mit Beriicksichtigung 
seiner Gliederung und der auf seinen Inhalt sich beziehenden assyrischen 
Inschriften erklart, Mstr. i. W. 1876. C. v. Orelli, Die Propheten Jesaja und 
Jeremia ausgelegt (KK A 4), Nordlingen 1887, 2 Miinchen 1891; Ders., Der 
Prophet Jesaja ausgelegt (KK A 4, i) 3 , ebd. 1904. N. Schlogl O. Cist., Die 
heiligen Schriften des Alten Bundes 4, i : Das Buch des Propheten J e sa'ja 
aus dem kritisch hergestellten hebraischen Urtext ins Deutsche metrisch 
iibersetzt und erlautert, Wien 1915. 

129. Bedeutung, Leben und Wirken des Propheten 

Isaias. 

430. Wegen des Umfanges des Weissagungsbuches, wegen seines 
vielseitigen Einflusses in der Geschichte seines Volkes, ob seiner 



israelitischen Geschichte in ihrer Zeit zu gruppieren: Os, Am, Is, Mich 
(assyrische Gefangenschaft) ; Jer, Bar, Soph, Hab, Ez, Dn (babylonisches 
Exil); Agg, Zach, Mai (Wiederherstellung des jiidischen Gemeinwesens); 
Joel, Jon, Abd sind nicht sicher zu datieren. 

1 Auch unter dem Titel oi T^craape<; in griechischen Hss als gesonderte 
Gruppe behandelt (vgl. Swete [s. o. S. I3i 2 ] 123). 



284 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 431 

prophetischen Gestaltungskraft * und als genauester Kiinder des 
Messias 2 gilt Isaias als der bedeutendste Prophet des AT. 

431. Geboren als Sohn des Amos ('p*? i, i), soil er, well er in stan- 
diger Verbindung mit dem Konigshaus erscheint, selbst koniglicher 
Abkunft 3 gewesen sein oder wenigstens der Aristokratie angehort haben. 
Da er in der Regel in Jerusalem weilte, rechnet man ihn zum Stamme 
Juda. Isaias muftte, wenn auch nicht so einschneidend wie Osee (s. u. 
1 6 1, Nr. 525) sein Familienleben in den Dienst seiner Prophetic stellen. 
Sein Weib, die Prophetin (8, 3), hatte Sohne, fur welche der Pro- 
phet Namen mit symbolisch-prophetischer Bedeutung wahlen mufite 
(7, 3; 8, 3 18; 10, 2i) 4 . Im Jahre, da Konig 'Uzzijja von Juda starb (740), 
wurde Isaias zum Prophetenamt berufen (6, i if.). Er wirkte unter 
Jotam (740 736), Ahaz (736 728) und Hizkijja (727 699). Die letzte 
datierbare Weissagung darf wonl nicht iiber 701 (vgl. Kap. 36 f.) herab- 
gesetzt werden 5 . 

432. Nach 2 Chr 26, 22 schrieb Isaias eine Geschichte der Regierung 
des Konigs TJzzijja von Juda, aus der wohl der Chronist seine Nach- 
richten iiber diesen Konig geschopft hat. Auch was 2 Chr 29 32 zu 
berichten weifi, wird einem Werke des Isaias entstammen, dem Ge- 
sichte des Isaias, des Sohnes des Amos, des Propheten, das wohl einen 
Bestandteil des Buches der Ko'nige von Juda und Israel bildete 
(2 Chr 32, 32; s. o. S. 161). Obwohl das Gesicht des Isaias den 
gleichen Titel tragt, wird es, wie die Geschichte des 'Uzzijja, mit dem 
Prophetenbuch des AT weder ganz noch teilweise 6 zusammenzustellen sein. 

130. Inhalt des is ai anise hen Weissagungsbuches. 

433. Da Isaias unter vier judaischen Konigen mindestens vierzig 
Jahre lang (740 701) geweissagt hat, so ist es erklarlich, dafi 

1 Talmud, b. Chagiga f. 13 b : Ezechiel gleicht einem Dorfler, der den 
Konig sieht, . . . Isaias gleicht einem Stadter, der den Konig sieht. 

2 Besonders wegen Kap. 53, wo der Knecht Jahwes in ahnlicher Weise 
wie der leidende Heiland in den Evv geschildert wird, nannte man ihn den 
Evangelisten unter den Propheten; so Hieronymus, Praef. in Is.: Non tarn 
propheta dicendus . . . quam evangelista. 

3 Nach Talmud, b. Megilla f. io b ware sein Vater ein Bruder des Konigs 
Amasja (797 779) gewesen. 

4 Dafi er zweimal verheiratet gewesen sei und einen dritten Sohn gehabt 
habe, stiitzt die rationalistische Exegese auf ihre Auslegung der Immanuel- 
prophetie (7, 14). 

5 Nach einer alten jiidischen Uberlieferung (Ascensio Isaiae 5, i 2; Tal- 
mud, b. Jebamot f. 49 b ; vgl. Hebr u, 37 [?]; Justin, Dial. 120 [M g 6, 756] 
u. a.) soil er erst unter Manasse (698 643) mit einer Sage zerschnitten 
worden sein. 

6 Is 36 39 kame am ehesten in Frage; vgl. Hopfl (3.0.8.9) 2 2 , 256. 



Nr. 434 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. i. Isaias. 285 

das Buch seiner Weissagungen einen bedeutenden Umfang be- 
sitzt und einen vielseitigen, wechselnden Inhalt aufweist, und es 
darf kaum versucht werden, alles auf einen gemeinsamen Grund- 
gedanken zuriickzufiihren i . Doch treten die Beziehungen zum 
assyrischen Weltreich ziemlich beherrschend in den Vordergrund 2 . 
Der syrisch-ephraimitische Krieg (735), die assyrische Gefangen- 
schaft (722), der Feldzug Sanheribs gegen Juda und Jerusalem 
(701) spielen dabei eine besondere Rolle. 

434. Naherhin ist der Inhalt, soweit er sich in umfangreichere Ge- 
dankengruppen zusammenfassen lafit, folgender : Nach einer Einleitung, 
die zur Umkehr mahnt und Belohnung verspricht (r, i 31) und die ankiin- 
digt, daft das Heil der Welt von Sion ausgehen werde (2, i 4) 3 , folgt 
eine erste Gruppe von Weissagungen iiber Juda und Jeru- 
salem (2, 5 12, 6). Verschiedene Siinden werden gestraft durch einen 
Tag der Heimsuchung Jahwes (2, 5 22). Die Fiirsten des Volkes 
werden weggenommen wegen der Ungerechtigkeit des Volkes (3, i 15), 
die Frauen wegen ihrer Eitelkeit gedemiitigt (3, 16 4, i). Ausblick 
in eine herrliche Zukunft fur die Geretteten Israels (4, 2 6). Lied 
vom unfruchtbaren und zerstorten Weinberg Israel (5, 17). Ein sechs- 
faches Wehe iiber verschiedene Sunder im Volke (5, 8 23); Volker aus 
der Feme werden Gottes furchtbare Strafe vollziehen (5, 24 30). Jahwe 
sendet den Propheten feierlich im Todesjahr des 'Uzzijja, um Vernich- 
tung bis auf einen Wurzelstock zu verkiinden (6, i 13). Der Prophet 
wird zu Ahaz gesandt und weissagt, daft ein drohender Angriff Arams 
und Israels auf Juda miftlingen wird (7, i 9). Ohne daft Ahaz es will, 
verkiindet der Prophet ihm das Zeichen der Jungfrau, Mutter des Imma- 
nuel, dafiir, daft in bestimmter Zeit Assyrien die beiden feindlichen Reiche 
uberwaltigen und vernichten wird (7, 10 25) 4 . Durch Aufschrift auf 
eine Tafel, Benennung seines Sohnes und in ausdriicklicher Ankundi- 
gung sagt er baldige kriegerische Heimsuchung voraus (8, i 15); wenn 
sich das Volk an seinen Gott wendet, wird Rettung kommen (8, 16 23). 
Ein Kind aus dem Hause Davids wird geboren werden und Rettung bringen 
(9, i 6). Strafe fur das iibermutige Israel und fur die schlechten 
Gesetzgeber (9, 7 10, 4) mit sich wiederholender Schlufiformel (9, n b 
i6 b 2o b ; 10, 4 b ). Assur, die Strafrute Jahwes gegen Israel, wird wegen 

1 Einen Versuch dazu macht Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 2 2 , 318. 

2 Vgl. F. Wilke, Jesaja und Assur. Eine exegetisch-historische Unter- 
suchung zur Politik des Propheten Jesaja, Lp. 1905. 

3 Vgl. Mich 4, i ff. 

4 Vgl. G. Baucquier, Le signe de I'Emmanuel (Raug 1 1, 529561); H. Guthe, 
Zeichen und . Weissagung in Jes. 7, 14 17 (Stud. z. sem. Philol. u. Religions- 
gesch. [= 27. Beih. z. ZatW], Giefien 1914, 177 190); A. van Hoonacker, La 
prophetic relative a la naissance d'Immanu-El (Is 7, 14 ff.} (Rb N. S. I, 213 
bis 227). 



286 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 435 

seines Ubermuts gestraft (io, 5 34). Ein Sprofi aus Isais Stamm wird 
ein gliickliches und friedliches Zeitalter bringen (n, i io), und der 
Uberrest des Volkes wird Heil erfahren (n, n 16), so daft das Volk 
Jahwe hochpreisen wird (12, i 6). Eine weitere Gruppe von 
Weissagungen gegen die Vb'lker (13, i 23, 18) leitet ein ein 
Spruch wider Babel, das vollstandig verwiistet wird (13, i 22); Israel 
wird zuriickkehren (14, i f.) und ein Spottlied auf den Konig von Babel 
singen (14, 3 23). Assur soil im Lande Jahwes vernichtet werden 
(14, 24 27). Im Todesjahr des Ahaz (728) wird geweissagt, daft Phili- 
staa durch Hunger und Krieg heimgesucht wird (14, 28 32). Spruch 
wider Moab (15, i 16, 13). Spruch wider Damaskus u. a. (17, i 
bis 14). Athiopien wird Heimsuchung angedroht (18, i 7). Spruch 
wider Agypten, das zuerst gestraft wird, dann Jahwe anerkennt und 
von ihm gerettet wird (19, i 25). Im Jahre, als der Tartan nach 
Asdod kam (711), muft Isaias auf Jahwes Befehl drei Jahre ohne Ober- 
gewand und Schuhe gehen, um das Schicksal Agyptens und Athiopiens 
symbolisch anzudeuten (20, i 6). Spruch wider die Meereswiiste 
(= Babel) (21, i io). Spruch iiber Duma (21, nf.). Spruch iiber 
Arabien (21, 13 17). Spruch iiber das Tal des Gesichtes (= Jeru- 
salem) (22, i 14). Die Absetzung des Verwalters Sebna, der durch 
Eljakim ersetzt werden soil (22, 15 24); auch dieser soil dann be- 
seitigt werden (22, 25). Spruch wider Tyrus, das fiir siebzig Jahre 
untergehen, dann wieder erstehen 5011(23, i 18). Verschiedene 
Weissagungen schlieften sich an (24, i 35, io). Schwere Heim- 
suchung wird iiber das Land kommen (24, i 20); der Untergang der 
Konige der Erde wird mit der Regierung Jahwes in Jerusalem enden 
(24, 21 23). Loblied auf Jahwe, der eine Stadt zerstort und Gliick 
und Wohlsein von einem Berge aus verbreiten wird, wahrend Moab 
vernichtet wird (25, i 12). Juda wird ein Lied singen ob der Be- 
freiung durch Jahwe, der sein Volk nur fur kurze Zeit heimgesucht 
hat (26, i 21). Jahwe wird drei Machte heimsuchen, die bildlich be- 
zeichnet werden (= Assur, Babel, Agypten) (27, i). Der Weinberg von 
Jahwe behiitet (27, 2 5). Israel wird nach Vernichtung seiner Feinde 
aus Assur und Agypten zuriickkehren (27, 6 13). Die SpriicheKap. 28 
bis 33 werden je durch ein Wehe eingeleitet : Gegen Ephraim (28, 
i 13) und Jerusalem (28, 14 29). Gegen Ariel (= Jerusalem) (29, 
i 24). Gegen die Abtriinnigen, welche auf Agypten hoffen, mit einem 
Spruch gegen das Nilpferd des Siidens (30, i 33). Gegen die auf 
Agypten Hoffenden mit Ankiindigung, daft Assur eine Niederlage erleidet 
(31, i 9). Eine gute Zeit wird geweissagt (32, i 8). Schlechte Zeiten 
werden kommen, bis eine Wendung zum Gliick und Frieden eintritt (32,9 
bis 20). Gegen den Verwiister (33, i 4). Eine schwere Heimsuchung 
wendet Jahwe zum Besseren (33, 5 24). Gericht iiber die Volker, be- 
senders Edom (34, i 15). Eine gute Verheifiung (fur Israel) wird sicher 
erfiillt werden (34, i6f.); herrliche Zeit wird versprochen (35, i io). 

435. Geschichte des Feldzuges des Assyrerkonigs Sanherib 
gegen Hizkijja in dessen 14. Jahre, der Krankheit Hizkijjas 



Nr. 436 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. i. Isaias. 287 

und der Gesandtschaft des Merodah Baladan (36, i 39, 8). 
Boten der Assyrer drohen; Isaias verheifit Rettung (36, i 37, 7). Em 
Brief des Assyrerkonigs droht, Isaias weissagt den Untergang der 
Assyrer (37, 8 35). Vernichtung und Tod des Sanherib (37, 36 38) 1 . 
Isaias weissagt dem kranken Hizkijja den Tod (38, i 3); auf dessen 
Gebet. verheifit er Verlangerung des Lebens um 15 Jahre und gibt ihm 
ein Zeichen an der Sonnenuhr (38, 4 S) 2 . Psalm des Hizkijja (38, 9 20). 
Isaias heilt den Konig (38, 21 f.). Hizkijja zeigt einer Gesandtschaft des 
Merodah, Baladan alle seine Schatze; Isaias weissagt im Anschlufi daran 
Pliinderung und Gefangenschaft (39, i 8). 

436. Nach diesem Abschnitt Kap. 36 39, in dem die Geschichts- 
erzahlung gegeniiber den Weissagungen des Propheten das Ubergewicht 
hat, folgt auch in der Art der Prophetien ein Wechsel. Wahrend im 
ersten Teil Kap. i 35 die Drohweissagung im Vordergrunde stand, 
Rettung und Heil gleichsam nur wie ein Lichtsaum die dunkle Wolke 
der Strafankiindigung umgrenzte, nimmt im nunmehr folgenden Trost- 
buch 3 (Kap. 40 66) die Heilsweissagung die erste Stelle ein. Israel 
wird Heil erfahren (40, i 8) von seinem fiber alles machtigen Gott 
(40, 9 31). Einer vom Osten kommt, gerufen von Jahwe (41, i 7). 
Israel, der Knecht Jahwes 4 , wird Heil erfahren (41, 8 16). Jahwe 
macht die Wiiste zum bewohnbaren Land (41, 17 20). Er allein kann 
Zukiinttiges vorhersagen, und er wird einen von Osten kommen lassen, 
der ihn anruft (41, 21 29). Jahwe wird seinen Knecht senden 
(42, i 9). Jahwe wird sich vor den Volkern verherrlichen (42, 10 17). 
Der Knecht Jahwes, sein Volk, ist schwer heimgesucht worden 
(42, 1 8 25). Jahwe verheifit seinem Volke die Heimkehr nach Nieder- 
werfung der Volker (43, i 13), besonders Babels (43, 14 f.). Er bahnt 
einen Weg in der Wiiste fur sein Volk trotz dessen Slinden, fur die er 
es strafen mufite (43, 16 28). Der Knecht Jahwes Jakob wird 
gesegnet werden (44, i 5). Aufier Jahwe gibt es keinen Gott (44, 6 
bis 20), er wird Israel durch Kyros wiederherstellen lassen (44, 21 28). 
Jahwe beruft den Kyros als sein Werkzeug (45, i 17). Jahwe allein 

1 Vgl. G. Gotzel, Hizkia und Sanherib (BZ 6, 133154); G. Nagel, Der 
Zug des Sanherib gegen Jerusalem. Nach den Quellen dargestellt, Lp. 1902. 

2 Vgl. P. A. Miiller S. J., Bibel und Gnomonik. Eine apologetische Studie 
iiber die Sonnenuhr des Konigs Achaz (Natur und Offenbarung 48 [1902]^ 

257273 340355 405419)- 

3 Vgl. Talmud, b. Berachot f. 57 b . 

4 *L. Diirr, Ursprung und Ausbau der israelitisch-jiidischen Heilands- 
erwartung. Ein Beitrag zur Theologie des AT, B. 1925, 125 ff. *F. Feldmann, 
Der Knecht Gottes in Is 40 55, Frb. i. Br. 1907. J. Fischer, Wer ist der 
Ebed in den Perikopen 1542, i 7; 49, i 9 a ; 50, 49; 52, 1353, I2 ? Eine 
exegetische Studie (AtAbh 8, 5), Mstr. i. W. 1922. S. Mowinckel, Der Knecht 
Jahwahs, Giefien 1921. A. van Hoonacker, L'Ebed Jahve et la composition 
litteraire des chapitres XL ss d'Isa'ie (Rb N. S. 6, 497528; vgl. ebd. 7, 557 
bis 572; 8, 107 114 279 285). 



288 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 437 

vermag zu retten (45, 18 25). Babylons Gotter gehen unter (46, i f.). 
Jahwe allein kann und wird Israel bald retten (46, 3 13). Babel wird 
von Jahwe vernichtet, well es die Strafe Jahwes an seineni Volke grausam 
vollzogen hat (47, i 15). Das Volk Jahwes wird, wie vorhergesagt, 
gerettet, indem ein Berufener gegen Babel Erfolg hat (48, i 22). Lied 
des Knechtes Jahwes auf seinen hohen Beruf (49, i 7). Jahwe 
verkiindet, dafi er Befreiung bringen werde (49, 8 12). Die zerstorte 
Stadt und das bedriickte Land des Volkes wird Jahwe durch Heim- 
suchung der Bedriicker in herrlicher Weise wiederherstellen (49, 13 26). 
Jahwe kann das gestrafte Volk retten (50, i 3). Lied eines Heim- 
gesuchten(=Knecht Jahwes), der auf Jahwe vertraut(5o, 4 9). Jahwe 
kiindigt dem zerstorten Sion Heil und Erlosung durch Strafe an den 
Bedriickern an (50, 10 51, 23). Befreiung Sions (52, i 12). Lied vom 
leidenden Knecht Jahwes (52, 13 53, iz) 1 . Israel wird nach 
der kurzen Heimsuchung ewiges Gliick verheifien (54, i 55, 5). Mah- 
nung zur Umkehr; denn Jahwe wird sein Wort, das Volk zu begliicken, 
sicher erfiillen (55, 6 13). Die Gerechten verspricht Jahwe zu be- 
gnadigen (56, i 9). Tadel gegen die Fiihrer (56, 10 12), gegen das 
Volk und seine Siinden (57, i 58, 7). Bei gutem Verhalten wird 
Gnade walten und Riickkehr gewahrt (58, 8 14). Die Siinden ver- 
hindern die Rettung (59, i 8). Siindenbekenntnis (59, 9 15). Jahwe 
erwehrt sich seiner Widersacher und sendet fur Sion einen Erloser 
(59, 16 21). Herrliches Gliick wird Israel zuteil werden, die Heiden- 
volker werden ihm huldigen (60, i 22). Ein Gesalbter kiindigt Israel 
Wiederherstellung und Erhohung iiber alle Vo'lker an (61, i n). Das 
Heil Sions 1st da (62, i 12). Der Keltertreter vernichtet die Vo'lker 
zur Rettung Israels (63, i 6). Gebet um Rettung aus Heimsuchung 
(63, 7 64, n). Die Siinde des Volkes wird getadelt und Strafe und 
Lohn in Aussicht gestellt (65, i 16). Grofies Gliick in der Erneuerung 
der Zukunft (65, 17 25). Strafe fiir Siinden (66, i 4). Heil fur Je- 
rusalem (66, 5 14). Strafandrohung fiir die Frevler (66, 15 17). Ge- 
rettete sollen Jahwe unter alien Volkern verkiinden (66, 18 24). 

131. Entstehung und L/iterargeschichte des isaianischen 

Weissagungsbuches. 

437. Dafi Isaias in der Hauptsache selbst den einzelnen Weis- 
sagungen die sprachliche Form gegeben hat, in der sie uns vor- 
liegen, zeigt der eigenartige markige Stil. Er wird sie auch meist 
selbst niedergeschrieben haben (vgl. 8, 16; 30, 8). Aber 
das Buch , wie wir es jetzt besitzen , zeugt nicht nur von 
Schicksalen, welche jedes auf so langem Wege uberlieferte 
Werk naturgemafi erfahrt, es enthalt auch Bestandteile , die 

1 E. Ziemer, Jesaias 53 in der neueren Theologie. Ein Uberblick, Cassel 1912. 



Nr. 440 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. i. Isaias. 289 

nicht von der Hand des Propheten und nicht aus seiner Zeit 
stammen *. 

438. Kap. 36 39 (mit Ausnahme von 38, 9 20) wurden aus 4 Rg 18, 13 
bis 20, 19 (i 8, 14 1 6 fehlt in Is) ins Prophetenbuch heriibergenommen, 
weil sie umfangreiche isaianische Weissagungen enthalten. Die ge- 
schichtliche Umrahmung und das Datum 36, i (das 14. Jahr des Hizkijja 
reiht sich nur 4 Rg 18, 13 an ein 4. Jahr des gleichen Konigs an) schliefien 
es aus, diese Kapitel urspriinglich im Isaiasbuche zu suchen 2 . Dafi 
sie an Is 35 angeschlossen wurden, erklart sich dann am besten, wenn 
einmal damit eine Sammlung isaianischer Weissagungen endigte. 

439. Dieser Einschnitt, welcher die Weissagungen Is i 35 von 
Kap. 40 ff. scheidet , hat mit andern Eigentiimlichkeiten des 
zweiten Teiles des Buches (Kap. 40 66) zur Ansicht ge- 
fiihrt, dafi letzterer uberhaupt von einem andern Propheten, dem 
sog. Deuterojesaja, stamme 3 . 

440. Wahrend fur Isaias die Zeit des Exils in der Zukunft liegt und 
liegen mufi, kniipfen die Weissagungen des zweiten Teiles an einen 
Zustand der Heimsuchung an. Jerusalem und die Stadte Judas liegen in 
Ruinen(44, 26; 51,3; 52, 9; 58,12; 61,4; 62, 4; 63, 18; 64,911). Das 
Volk ist Fremden unterworfen, in Gefangenschaft (42, 22 24 f. ; 52, 2 f. 5), 
und zwar schon einige Zeit (42, 14; 58, 12; 63, 19). Wahrend im ersten 
Teil der Name Assur die Hauptrolle spielt 4 , tritt nunmehr Babel (das 
neubabylonische Reich [625 538]) in den Vordergrund, die Bedriicker 
des Volkes heifien Chaldaer (43, 14; 47, i 5; 48, 14 2o) 5 , und bereits 
ist die Axt an den Stamm dieses Weltreiches gelegt: Kyros, der Perser, 

1 2, 2 4 = Mich 4, i 3 wird Isaias in seine prophetische Verkiindigung 
aufgenommen haben, wie auch 15, i 16, 12 und vielleicht noch 21, n 17 
von einer vorisaianischen Weissagung ausgehen (so Konig [s. o. S. 2 2 ] 312 f.). 

2 So meint Orelli (s. o. S. 283) 3 i29; Pelt-Rousselle (s. o. S. 9') 460. 

3 v. Gall (Masoretische Schrullen [ZatW3i, 74f.]) deutet schon das grofie 
Nun als Zeichen, dafi die 9Qft mit Is 40, I ein neues Buch beginnen lasse. 
Zuerst wurde diese Ansicht vertreten von J. C. Doederlein, Esaias. Ex re- 
censione textus hebraei ad fidem codd. quorundam mss. et versionum anti- 
quarum latine vertit notasque varii argument! subiecit, Altdorf 1775 (S. 168*: 
... populum seu antequam ducatur in captivitatem seu ubi captivus detine- 
retur, consolatur), 3 Altdorf 1789; J. B. Knoppe, R. Lowth's Jesaias neu iiber- 
setzt nebst einer Einleitung. . . . [Aus dem Englischen.] Mit Zusatzen und 
Anmerkungen, Lp. 1779/81. Literatur iiber Is 40 66 vgl. bei J. Nikel, 
Die neuere Literatur iiber Jes 40 66, insbesondere iiber die Weissagungen 
vom Gottesknechte (ThR I, 7377 105111). 

4 Er kommt ungefahr vierzigmal vor; im zweiten Teil nur 52, 4 gemein- 
sam mit Agypten. 

5 Babel wird auch im ersten Teil neunmal genannt. 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 19 



2oo I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 441 

mit Namen genannt (44, 28; 45, i), pocht an die Tore Babels, nachdem 
er das Mederreich gestiirzt hat (549 v. Chr. ; vgl. 41, 25) 1 . Dement- 
sprechend ist auch das, was vom zukiinftigen 2 Geschick des Volkes 
geweissagt wird, nicht das babylonische Exil 3 , sondern Rettung aus der 
gedriickten Lage (52, 2f.) durch Eroberung Babels (43, 14; 48, 14), die 
von einer bestimmten Persb'nlichkeit ausgeht (41, 2 f. 25; 46, n; 48, 14), 
und ihr Name ist Kyros (44, 28; 45, i) 4 . Der Eroberung von Babel 
folgt Heimkehr aus der Fremde durch die Wiiste (43, 19 if.), Wieder- 
aulbau von Stadt und Tempel (44, 26 28; 49, 8; 51, 3; 58, 12; 60, 10; 
61,4), ein neuer Wohlstand des Volkes (40, 9 1 1541,27; 46, 1 3 ; 66, 2 2 ff.), 
dessen Darstellung sich vielfach zu messianischen Zukunftsbildern er- 
weitert. Scheint der zeitliche Standpunkt des sog. Deuterojesaja auf 
einen Verfasser aus der Exilszeit (ca. 550 530 v. Chr.) hinzuweisen, 
so sind andere Anzeichen nicht so sicher und eindeutig. Dafi gegen- 
iiber Kap. i 40 neue Gedanken auftauchen, ist nicht zu leugnen. Aber 
vielfach werden auch Ideen des sog. Protojesaja im Deuterojesaja weiter- 
entwickelt 5 . Wenn Sprache und Stil im zweiten Teil ihre Eigenheiten 
haben c , so weist man anderseits mit Recht darauf hin, dafi Deutero- 
jesaja sich auch in diesem Punkte an den ersten Teil merkbar anlehnt 7 . 

441. Dafiir, dafi auch Kap. 40 66 von Isaias stammen, lafit sich 
manches anfuhren ; so, dafi auch diese Sammlung von Weissagungen nur 

1 Der Standort des Verfassers, ob Palastina (so W. H. Cobb, Where was 
Isaiah XL LXVI written ? [JbL 27, 4864) oder Babel (so E. Konig, Der 
Standort des Redners von Jes4off. [NkZ 19, 989 1002]), verrat sich nicht 
klar genug. 

" Die voraus erwahnten Angaben lassen nicht erkennen, dafi etwa auch 
damit erst zukiinftige Zustande gemeint seien, die der Prophet als Vergangen- 
heit und Gegenwart darstelle (so Comely [s. o. S. 3 2 ] 2, 2 2 , 349 f.). Die EBK 
vom 29. Juni 1908 Nr. Ill (s. u. S. 293 J ) verlangt, dafi die Moglichkeit eines 
solchen Verfahrens bei den Propheten nicht geleugnet werde. F. Herzog (Zum 
Verstandnis des Propheten Jesaja [Kath. Kirchenztg. (Schweiz) 1915, Nr. 16 
u. 1 8]) erkennt an, dafi die erwahnten Zustande nicht als Zukunft, sondern 
als Gegenwart erscheinen, und dafi der Prophet ein Volk seiner Zeit anrede 
(vgl. 40, 21 2yf.; 43, 10; 48, 8; 50, iof.; 51, 6 I2f.; 58, 3 u. 6.); Isaias wende 
sich an eine Diaspora, welche sich schon zu seiner Zeit in Babel befand. 

3 Eine typische Form solcher Exilsweissagung s. 39, 5 7. 

4 Herzog (s. o. Anm. 2) meint, Schwachglaubige konnten den Namen als 
Glosse erklaren. Die textkritischen Anhaltspunkte reichen aber hierfur 
nicht aus. 

5 Vgl. P. Kleinert, Die Propheten Israels in sozialer Hinsicht, Lp. 1905, 
120; Sellin (s. o. S. 280) Si 1 . 

6 Vgl. Driver (s. o. S. 9) 258 f. Auch Anzeichen einer spateren Sprach- 
periode kann man finden; so wird inrr: n, 6f. in 65, 25 durch irissi ersetzt 
(vgl. 2 Chr 5, 13; Ezr 2, 64; 3, 9; 6, 20; Koh n, 6 = aram. ;5B); zu =-350 
41, 25 vgl. Jer, Ez, Ezr. 

7 v gl- J- J- Lias, The unity of Isaiah (Bs 72, 560591). 



Nr. 443 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. i. Isaias. 391 

als Bestandteil des Is-Buches bekannt 1st, dafi der beste Erklartmgs- 
grund fur die Zusammenfugung beider Teile die Herkunft von einem 
Verfasser ist l , und dafi das alteste Zeugnis iiber den zweiten Teil ihn 
dem Isaias zuteilt (Sir 48, 22 25 [23 25 28]) 2 . Zitate von deuterojesaja- 
nischen Stellen in vorexilischen oder exilischen Schritten 3 konnten nur 
als Stiitze anderer, fur sich entscheidender Griinde verwertet werden, 
da die Frage, ob wirklich eine Abhangigkeit vorliegt, und wo sie zu 
suchen ist, in der Regel nur schwer gelost werden kann. Die Ano- 
nymitat des sog. Deuterojesaja ist immer noch ein nicht iiberwundener 
Anstofi fur seine Vertreter. 

442. Die kritische Schule ist im Verfolge der literarischen Unter- 
suchungen des Is zu einem Tritojesaja (Kap. 56 66) gekommen 4 . 
Die gleiche Entwicklungslinie fiihrte weiterhin zur Frage, ob die sog. 
Ebed-Jahwe-Lieder (s. o. S. 287 f.) einen urspriinglichen Bestandteil 
des Deuterojesaja darstellen oder als fertig vorliegend von ihm in 
seine Weissagungen verwoben worden sind 5 . 

443. Bei den Exegeten der kritischen Schule, die den zweiten Teil 
Isaias absprechen, kommt aufier den erwahnten Griinden auch noch 
in Betracht, dafi sie eigentliche Vorhersagungen nicht anerkennen, ge- 
schweige denn dafi ein Prophet des 8. Jahrhunderts Ereignisse und 
Personen des 6. Jahrhunderts vorherverkiinden konnte. Unmittelbar 
vor den Ereignissen konnten auch menschliche Erkenntniskraft und 

1 So Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 2 2 , 345 f. Kuenen (s. o. S. 10) 2, 98 halt die 
Griinde fur die Zusammenfugung fur unbekannt. Vermutungen vgl. bei Blau 
(s. o. S. 140 3 ) 53 (um einen normalen Rollenumfang zu erreichen), Sellin (s. o. 
S. 280) 8 1 (der Verfasser wollte seinen Weissagungen den Anschein hohen 
Alters geben). 

2 Wenn es bei der Weissagung, die 2 Chr 36, 22 f. (= Ezr i, if.) erwahnt 
ist, auf die Nennung des Namens Kyros ankommen sollte, so ware hier 
Jeremias als Verfasser von Is 40 ff. genannt (so Kautzsch [s. o. S. 11] i 4 , 654*). 
Jeremias hat iibrigens Ahnliches geweissagt, freilich ohne den Namen des 
Befreiers zu nennen. Das Edikt des Kyros (Ezr 1,2 = 2 Chr 36, 23) setzt 
wohl eine Kenntnis der Weissagungen von Is4off. voraus, nennt aber den 
Verfasser nicht; es wird in seiner gegenwartigen Form von jiidischen Ge- 
dankengangen nicht unbeeinflufit geblieben sein. Josephus (Ant. n, i, i 2) 
erzahlt, daC man Kyros auf die Weissagungen hinwies, die Isaias iiber ihn 
und seine Aufgabe ergehen lieC. Ob Josephus hierin Glauben verdient oder 
nicht, jedenfalls stammt dieses Zeugnis erst aus dem i. Jahrh. n. Chr. 

3 Das Material hierzu vgl. bei Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 2 2 , 350 5 . 

4 Vgl. A. Zillessen, Tritojesaja und Deuterojesaja. Eine literarische Unter- 
suchung zu Jes. 56 66 (ZatW 26, 231 276). Noch viel weiter in der Text- 
zersplitterung geht R. Abramowski, Zum literarischen Problem des Trito- 
jesaja (StKr 1925, 90143). 

5 J. Fischer, Isaias 40 55 und die Perikopen vom .Gottesknecht. Eine 
kritisch-exegetische Studie (AtAbh 6, 4/5), Mstr. i. W. 1916. 

19* 



292 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 444 

Ahnungsvermogen den Schleier der Zukunft in einem gewissen Umfange 
liiften. Eine solche Voraussetzung durfte bei katholischen Exe- 
geten keine Rolle spielen; aber die erwahnten literarischen Griinde 
fur sich diinkten nicht wenigen so stark, dafi sie die Ergebnisse der 
kritischen Schule in der Frage eines Deiiterojesaja im wesentlichen als 
richtig anerkennen zu miissen glaubten 1 . 

444. Dafi ein Deuterojesaja, wie ihn die kritisch-rationalistischen 
Exegeten auffassen, von katholischen Exegeten vertreten 
werde, dem scheint 2 zunachst die EBK vom 29. Juni 
1908 entgegenzustehen. Doch ist es nicht ausgeschlossen, 
dafi sich neue Losungsmoglichkeiten eroffnen, wenn ein tieferer 
Einblick in die Schicksale des AT iiberhaupt und der prophe- 
tischen Schriften im besondern erreicht wird. 

Die EBK lehnt nicht blofi die rationalistischen Voraussetzungen ab, 
dafi die Weissagungen deslsaias keine eigentlichen Weissagungen seien 3 , 
dafi blofi die Ereignisse einer naheliegenden Zukunft vorhergesagt 
wiirden 4 , sondern sie weist auch den Hauptgrund fiir einen Deutero- 

1 Schon P. Schegg (Der Prophet Isaias iibersetzt und erklart, Miinchen 
1850, 2, 39 f.) nahm an, ein Schiller des Isaias, selbst Prophet, habe Kap. 40 
bis 66 aus Reden des Isaias hergestellt. G. Meignan (Les prophetes d'Israel et 
le Messie depuis Salomon jusqu'k Daniel, P. 1893, 259) meinte, es sei keine 
Glaubenswahrheit, dafi der Sohn des Amos der Autor des zweiten Teiles 
von Is sei (vgl. Pelt-Rousselle [s. o. S. 9 J ] 459). Feldmann (s. o. S. 287 4 ) be- 
kannte sich zu einem Deuterojesaja (anders im Komm. [s. o. S. 283] 2, 2 ff.). 
Gondamin (s. o. S. 283) neigt sogar dazu, einen Tritojesaja anzuerkennen. 
Auch Knabenbauer hat gegen Ende seines Lebens die Einheit des Verfassers 
nicht mehr aufrecht erhalten (vgl. Hopfl [s. o. S. 9] 2 2 , 260 Anm.). Fiir die 
Einheit des Verfassers vgl. v. Himpel, Zeit der Abfassung von Isaias Kap. 40 
bis 66 (ThQ 60, 294334 463- 524); H. Pope O. P., The integrity of the book 
of Isaias (IthQ i, 447 457) u. a. 

2 J. Lippl (Prophetische Weissagung und literarische Einheit des Jesaja- 
buches [ThprM 19, 123 126]) sieht die Sachlage giinstiger an. Vgl. auch 
J. Touzard, L'ame juive au temps des Perses (Rb N. S. 13, 299 341; 
14, 54137 451488; 15, 336402; 16 [1919], 588; 29 [1920], 542; 32, 59 
bis 79 35, 174205 359381 ; 36, 524 161191) 14, 102 ff.). 

3 I. Utrum doceri possit, vaticinia quae leguntur in libro Isaiae et 
passim in Scripturis non esse veri nominis vaticinia, sed vel narrationes 
post eventum confictas, vel, si ante eventum praenuntiatum quidpiam agnosci 
opus sit, id prophetam non ex supernatural! Dei futurorum praescii revelatione, 
sed ex his quae iam contigerunt, felici quadam sagacitate et naturalis in- 
genii acumine, coniciendo praenuntiasse? Resp.: Negative (D. n 2ii5). 

4 II. Utrum sententia, quae tenet, Isaiam ceterosque prophetas vaticinia 
non edidisse nisi de his quae in continenti vel post non grande temporis 
spatium eventura erant, conciliari possit cum vaticiniis, imprimis messianicis 



Nr. 446 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. i. Isaias. 293 

jesaja ab: dafi der Prophet das Volk im Exil als gegenwartig anrede 1 , 
urn so mehr das etwas weniger sichere philologische Argument 2 , und 
so kommt sie zu dem Schluft, dafi nach dem gegenwartigen Stand der 
Forschung ein Deutero- und Tritojesaja nicht anzuerkennen sei 3 . 

445. Auch im sog. protojesajanischen Teile werden manche Kapitel 
dem Isaias abgesprochen. So Weissagungen gegen Babel (13, i 
bis 14, 23; 21, i io) 4 , Kap. 24 27, wo einer nicht genannten stolzen 
Stadt der Untergang, Israel Befreiung und Gliick geweissagt wird 5 , 
Stiicke, von denen das gleiche gelten wird, was iiber Deuterojesaja 
zu urteilen 1st. Auch fur Is 34 35 finden manche den Ausgangspunkt 
in der Freude der Edomiter iiber Jerusalems Fall (586 v. Chr.). 

446. Wenn man auch die Weissagungen des Buches im wesent- 
lichen dem Isaias zuschreiben kann, ist ihm jedenfalls deren Zu- 
sammenstellung 6 abzusprechen. Schon die einzelnen Gruppen 

et eschatologicis, ab eisdem prophetis de longinquo certo editis, necnon cum 
communi SS. Patrum sententia concorditer asserentium, prophetas ea quo- 
que praedixisse, quae post multa saecula essent implenda? Resp.: Negative 
(D. u 2116). 

1 III. Utrum admitti possit, prophetas non modo tamquam correctores 
pravitatis humanae divinique verbi in profectum audientium praecones, 
verum etiam tamquam praenuntios eventuum futurorum, constanter alloqui 
debuisse audi tores non quidem futuros, sed praesentes et sibi aequales, ita 
ut ab ipsis plane intelligi potuerint; proindeque secundam partem libri Isaiae 
(cap. XL LXVI), in qua vates non ludaeos Isaiae aequales, at ludaeos in 
exilio babylonico lugentes veluti inter ipsos vivens alloquitur et solatur, non 
posse ipsum Isaiam iamdiu emortuum auctorem habere, sed oportere earn 
ignoto cuidam vati inter exules viventi assignare? Resp.: Negative (D. 11 2 117). 

2 IV. Utrum, ad impugnandam identitatem auctoris libri Isaiae, argu- 
mentum philologicum, ex lingua stiloque desumptum, tale sit censendum, ut 
virum gravem, criticae artis et hebraicae linguae peritum, cogat in eodem 
libro pluralitatem auctorum agnoscere? Resp.: Negative (D. 11 2ii8). 

3 V. Utrum solida prostent argiimenta, etiam cumulative sumpta, ad evin- 
cendum Isaiae librum non ipsi soli Isaiae, sed duobus, immo pluribus auc- 
toribus esse tribuendum? Resp.: Negative (D. u 2119). 

4 H. Grimme (Ein iibersehenes Orakel gegen Assur [Isaias 13] [ThQ 85, 
i iij) streicht Babel und Chaldaer aus metrischen Griinden und lafit 
die Weissagung gegen Assur gerichtet sein. Zur verschiedenen Datierung 
von Is 14, 421 vgl. Sellin (s. o. S. io)* 87. 

5 J. van Gilse (Jesaja XXIV XXVII [NthT 3, 167188]) setzt die Kapitel 
erst um 119 n. Chr. an. Uber weitere Zerstiickelung der Kapitel vgl. 
P. Lohmann, Die selbstandigen lyrischen Abschnitte in Jes 24 27, hrsg. von 
O. Eififeldt (ZatW 37, 158). 

6 Einen Versuch, die jetzige Aufeinanderfolge zu erklaren, macht C. H. 
Cornill, Die Komposition des Buches Jesaja (ZatW 4, 83105). Kaulen- 



294 * Teil - Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 447 

von Prophetenreden (i 5; 6 12 [dutch die Berufungsvision ge- 
schieden]; '13 23 [gegen fremde Volkerj; 28 33 [Juda und 
Assur]; 34 35 [gegen Edom]; 3639 [=4Rg 1820]; 4066) 
verraten in ihrer Anordnung eine fremde Hand. Kap. 36 39 
sind zudem nicht vor der Mitte des 6. Jahrhunderts geschrieben 
(s. o. S. 155), so dafi unser Buch nicht viel vor 500 v. Chr. seine 
jetzige Gestalt angenommen haben wird. 

2. Jeremias und sein Weissagungsbuch. 

132. Name. Literatur. 
447. IFlW? (JW1? 27, i), 5 lepe|uia<;, Prophetia leremiae (Jer). 



448. A. Con dam in S. J., Le livre de Jere"mie. Traduction et commen- 
taire (Etudes bibliques), P. 1920. C. H. Cornill, Das Buch Jeremia erklart, 
Lp. 1905. B. Duhm, Das Buch Jeremia erklart (KHK 11), Tub. 1901. 
F. Giesebrecht, Das Buch Jeremia iibersetzt und erklart (GHK 3, 2, i), 
Gott. 1893, 2 I9O7. C. F. Keil, Kommentar iiber den Propheten Jeremias und 
die Klagelieder (BC 3, 2), Lp. 1872. J. Knabenbauer S. J., Commentarius in 
leremiam prophetam (CSs), P. 1889. C. v. Orelli (s. o. S. 283); Ders., Der Pro- 
phet Jeremia ausgelegt (KK A 4, 2) 3 , Miinchen 1905. A. S. Peake, Jeremiah 
and Lamentations (CB), Ld. 1910/12. *G. Ricciotti, II libro di Geremia. 
Versione critica dal testo ebraico con introduzione e commento, Turin 1923. 
L. A. Schneedorfer O. Cist., Das Buch Jeremias, des Propheten Klage- 
lieder und das Buch Baruch erklart (KwC 3, 2), Wien 1903. *A. Scholz, 
Commentar zum Buche des Propheten Jeremias, Wurzburg 1880. P. Volz, 
Der Prophet Jeremia iibersetzt und erklart (KAT 10), Lp. 1922. 

133. Leben und Wirken des Propheten Jeremias x . 

449. Jeremias war der Sohn des Hilkijjahu (Helcias) 2 , Priesters 
in Anatot 3 im Stamme Benjamin. Schon ehe er ihn im Mutter- 



Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 2i6f. meint, dafi Isaias selbst das Buch zusammen- 
gestellt habe. Vgl. J. Knabenbauer S. J., Plan und Gedankengang des Isaias 
(ZkTh 2, 650672; 3, 1852 449472). 

1 *F. C. Jean, Jdremie, sa politique, sa theologie, P. 1913; P. Riefiler, 
Der Prophet Jeremia (BZF 7, 5), 'Mstr. i. W. 1914; Touzard (s. o. S. 292 2 ) 
13, 302 ff.; 14, 45 iff. 

2 Zu unterscheiden von dem Hilkijjahu von 4 Rg 22 f. 

. 3 Manche vermuten, dafi der Priester Abjatar, den Salomo nach Anatot 
verbannte (3 Rg 2, 26), ein Vorfahr seiner Familie war. 



Nr. 450 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. 2. Jeremias. 295 

schofie bildete, heiligte ihnjahwe zum Propheten (i, 5) 1 . Dem- 
zufolge ging sein ganzes Leben in seinem Prophetenberufe auf. 
Im 1 3. Jahre des Konigs Josias (640 609) erging an ihn, als er 
noch nicht viel iiber zwanzig Jahre zahlte (i, 6) 2 , der Ruf Jahwes 
(i, 2; 25, 3), und seines Amtes waltete er zunachst bis zum Jahre, 
in welchem Jerusalem zerstort wurde (586) 3 . Als die Juden den 
Statthalter des babylonischen Konigs ermordet batten, nahm ihn 
eine Gruppe seiner Landsleute bei ihrer Flucht mit nach Agypten. 
Von nun ab lassen uns sichere Nachrichten im Stiche. Nach den 
einen ist er von den eigenen Volksgenossen in Daphne in Unter- 
agypten gesteinigt worden 4 . Nach andern, besonders rabbi- 
nischen Nachrichten 5 , hat ihn Nebukadnessar bei der Eroberung 
Agyptens (568) zugleich mit seinem Schiiler und Freunde Baruch 
nach Babylonien mitgenommen 6 . 

450. Die Zeiten, in denen Jeremias wirkte, waren schwer. Den un- 
heilvollen Einflufi, den der gottlose Manasses in einer langen Regierungs- 
zeit (698 643) ausgeiibt hatte, sollte der fromme Josias (640 609) 
wieder ausmerzen. Als das Gesetzbuch des Herrn im Tempel gefunden 
wurde (623; s. o. S. 81 if.), war Jeremias schon aufgetreten, ohne dafi 
sein Prophetenbuch irgend einen Einflufi des wichtigen Fundes er- 
kennen liefie 7 . Um so lebhafter spiegeln sich darin die politischen 
Umwalzungen wider. Beim Vordrangen des Pharao gegen die neu- 
babylonische Weltmacht 8 hatte Josias bei Megiddo (heute Tell el-Mute- 



1 D. i. Jahwe bestimmte ihn vorher; vgl. A. Condamin S. J., Jeremie fut-il 
sanctifie avant sa naissance? (RchScr 3, 446 f.); anders B. Haensler O. Cist., 
Zu Jer i, 5 (BZ 16, 4553)- 

2 "w ; also wird er um 650 geboren sein. 

3 Nach 2 Makk 2, iff. hatte Jeremias bei dieser Gelegenheit das heilige 
Feuer zu bewahren gesucht und das Zelt mit Bundeslade und Raucheraltar 
auf dem Berge Nebo fur kommende Zeiten verborgen. 

4 Ps.-Epiphanius, De vitis prophetarum 8 (M g 43, 400). 

5 Seder Olam rabba Kap. 26 (srsio a*:is iici 3t tbiy 118 sive Chronicon 
Hebraeorum maius et minus. Latine vertit ... J. Meyer , Amsterdam 
1699, 77); vgl. auch die Uberschriften zu Ps 65 (64) und 137 (136) nach 33. 

Dort soil er Rg verfafit haben (s. o. S. 156 f.), so dafi er 560 noch ge- 
lebt hatte. 

7 Daher kommt es, daC Puukko (s. o. S. 88 2 ) den Propheten als einen 
Gegner, Holscher (s. o. S. 280) 279 als Freund der josianischen Reform 
erklaren zu diirfen glaubt. 

8 Schon 612 (nicht erst 606/07) wurde Ninive von Nabopolassar mit Hilfe 
der Meder erobert. Vgl. C. J. Gadd, The fall of Niniveh. The newly dis- 
covered Babylonian chronicle Nr. 21901 in the British Museum. Ed. with 



296 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. , Nr. 451 

sellim, in der Ebene Jesreel) 609 Schlacht und Leben verloren. Sein 
Sohn Jojakim (608 597) glaubte infolgedessen mehr nach Agypten 
hinneigen zu miissen. Trotzdem nach der Schlacht bei Karkemis 
(605) die Oberherrschaft iiber Palastina an den Osten iiberging, emporte 
sich Jojakim gegen Babel. Sein Sohn Jojakin (bei Jer: Jekonja 
[24, i ; 29, 2], 33 Jechonias) mufite deshalb nach nur hunderttagiger Re- 
gierung mit einem grofien Teil seines Volkes nach Babylonien in die 
Verbannung gehen (597; vgl. 4 Rg 24, 8ff.; Ez 19, 5 if.). Als auch der 
von Nebukadnessar eingesetzte Sidkijja (33 Sedecias; 597 586) sich 
wiederum Agypten anschlofi, wurde Jerusalem belagert, erobert und 
die Bevolkerung mit dem geblendeten Konig an der Spit'ze endgiiltig 
in das babylonische Exil geschleppt (586). 

451. Auf diesem geschichtlichen Hintergrund entfaltete Jeremias seine 
rege Tatigkeit. Infolge gottlichen Antriebes mufite er gegen die Vor- 
liebe fur Agypten bei Konig und Volk ankampfen und hatte deshalb 
besonders unter dem frivolen Jojakim viel zu leiden. Nach der Er- 
oberung Jerusalems dankten ihm die Babylonier seine Stellungnahme 
und liefien ihn in seiner Heimat zuriick. 

452. Nach der Uberlieferung, die von manchen fur zuverlassig ge- 
halten wird, hat Jeremias aufier seinen Weissagungen noch einiges 
andere verfafit. 3 und 4 Rg wird ihm auch heute noch von manchen 
zugeschrieben (s. o. S. 156!".). Ps 65 (64) tragt nach 33 (auch in -Hss) 
und 137 (136) nach 33 seinen Namen als Verfasser an der Spitze. 
Nach 2 Chr 35, 25 hat er ein Klagelied oder mehrere (l^P?) auf den 
Tod des Ko'nigs Josias gesungen, die verloren gegangen sind, von manchen 
aber noch in den Klgl (besonders Thr 3 und 4 ; s. u. S. 303) gefunden 
werden. Letztere gelten seit alter Zeit bis heute vorziiglich als sein Werk. 

Die Klgl (s. u. S. 302 ff.), die sog. Epistola leremiae (= 35 Bar 6 
s. u. S. 310 f.) und vor allern das umfangreiche Buch der Weis- 
sagungen, das seinen Namen tragt, kommen ernstlich in Frage, 
wenn die schriftstellerische Arbeit des Propheten umgrenzt wer- 
den soil 1 . 

134. Inhalt des jeremianischen Weissagungsbuches 2 . 

453. Die reichsten Aufschliisse iiber des Propheten Leben und 
Wirken verdanken wir dem Buch der Weissagungen, das zu un- 
gefahr einem Drittel aus erzahlenden Abschnitten besteht. Der 

transliteration j translation, notes etc., Ld. 1923; J. Linder S. J., Das Ende 
des assyrischen Reiches (ZkTh 48, 453456). 

1 Zu 2 Chr 36, 21 und 36, 22 f. vgl. Duhm (s. o. S. 294) IX. Siehe auch 
o. S. 291 2 . 

* Vgl. *B. Neteler, Die Gliederung des Buches Jeremias, Mstr. i. W. 1870. 



Nr. 454 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. .2. Jeremias. 297 

iibrige Teil des Buches enthalt die Weissagungen, viele in dichte- 
rischer Form 1 . Sie sind in kleinere Gruppen zusammengefafit, 
im ganzen aber weder genau chronologisch 2 angelegt, noch lassen 
sie eine durchlaufende klare sachliche Anordnung ersehen. In 
Stil und Sprache steht Jeremias den isaianischen Weissagungen 
nach. 

454. Erster Teil (i, i 36, 32): Reden des Jeremias unter 
Josias,allum(=Joahaz[s.22, i.off.]),Jojakim(Jojakin = Konjahu 
22, 24ff.) und Sidkijja bis zur Fortfiihrung des letzteren in 
die Gefangenschaft nach Babel (i, i 3). Seine Berufung 
(i, 4 10). Er mufi den Untergang Jerusalems ankundigen unter dem 
Schutz Jahwes (i, n 19). Wegen Undankbarkeit, Gotzendienst und 
anderer Siinden wird Juda gestraft (2, i 3, 5). Weissagung unter 
Josias gegen Juda, das wegen Gotzendienstes und anderer Su'nden durch 
ein Volk aus dem Norden heimgesucht und verwiistet werden soil 
(3, 6 6, 30). Weissagung der Verbannung Judas trotz seines Ver- 
trauens auf seinen Kult Jahwes, weil es Gotzendienst und andere Siinden 
geiibt hat (7, i 10, 25) 3 . Weissagung gegen Juda und Jerusalem wegen 
Bundesbruches und Gotzendienstes, gegen die Feinde des Propheten in 
Anatot, symbolisch-prophetische Ankiindigung der Verbannung (Ver- 
grabung des Gurtels) (n, i 13, 27). Weissagung einer Diirre; trotz 
Fiirbitte des Propheten keine Scheming (14, i 15, 9). Verheifiung 
(15, 10 12), Drohweissagung (15, 13 f.). Bitte des Propheten um Schutz 
und Zusage Jahwes (15, 15 21). Der Prophet mufi durch sein Verhalten 
und durch Verkiindigung verschiedene Heimsuchungen und die Verban- 
nung vorhersagen(i 6, i 13). Ruckkehrwirdverheifien(i6, 14 f.). DieVer- 
schuldungwirdnichtvergessen(i6, 16 18). NichtigkeitderG6tzen(i6, 19 
bis 21). Verbannung wird angedroht fur Judas Gotzendienst (17, i n). 
Gebet des Propheten um Schutz (17, 12 18). Mahnung zur Sabbatruhe 
(17, 19 27). Der Prophet weissagt bei einem Topler und bittet um Schutz 
gegen Bedrohung (18, i 23). Er zerbricht einen Krug zum Zeichen 
des Unterganges (19, i 15); als er von Pashur in Eisen gelegt wird, 
weissagt er ihm und dem Volke Verbannung nach Babel (20, i 6) 
Klage des Propheten iiber das schwere Prophetenamt (20, 7 18). Auf 
Anfrage des Sidkijja weissagt Jeremias die Eroberung Jerusalems durch 
Nebukadnessar (21, i 10). Mahn- und Drohweiss v agungen wider den 
Konig von Juda (21, n 22, 9), wider den Konig Sallum (22, io 17), 

1 C. H. Cornill, Die metrischen Stiicke des Buches Jeremia reconstruiert, 
Lp. 1901. F. Giesebrecht, Jeremia's Metrik am Texte dargestellt, Gott. 1905. 

2 Zeitangaben: 3,6; 21, i; 24, i; 25, i; 26, i; 27, i; 28, i; 29,2; 32, i; 33, i; 
34, i; 35. i; 36, i; 37, i; 39, i; 4, i; 45, i: 46, 2; 49, 34; 52, 31. 

Einen Versuch, die Weissagungen zeitlich einzureihen, vgl. bei Volz (s. o. 
S. 294) xxv. 

3 7, 21 23 soil kultusfeindlich sein (s. o. S. nof.). 



2g8 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 455 

wider jQJakim(22, 18 23), widerKonjahu(22, 24 30), wider die Hirten 
des Volkes (23, i 4), an deren Stelle ein Sprofi Davids kiinftig das 
wiederhergestellte Volk regieren wird (23, 5 8), wider die Propheten 
(23, 9 40). Gesicht des Propheten nach Fortfiihrung Jekonjas (= Konja, 
Jojakin), das Gutes den Verbannten, Schlimmes dem Sidkijja ankiindigt 
(24, i 10). Weissagung vom 4. Jahre des Jojakim und vom i. Jahre 
des Nebukadnessar (25, i): Juda soil durch Nebukadnessar in siebzig- 
jahrige Gefangenschaft gefiihrt, Babel dann selbst gestraft werden 
(25, 2 14). Der Prophet mufi alien Volkern den Stralbecher reichen 
(25, 15 38). Weissagung vom Anfang.der Regierung Jojakims (26, i 
bis 6); der Prophet entgeht einem Angriff auf sein Leben (26, 7 24). 
Weissagung aus dem Anfang der Regierung des Sidikjja (27, i), welche 
in symbolischer Handlung und in Worten Unterwerfung der umliegenden 
Volker und Judas unter Nebukadnessar verlangt und Jerusalem und 
dem Tempel Pliinderung androht (27, 2 22). Gegeniiber dem Pseudo- 
propheten Hananja bleibt Jeremias auf seiner Weissagung bestehen, 
und dem Hananja wird Strafe zuteil (28, i 17). Jeremias schreibt an 
die gefangenen Juden in Babel, dafi die Gefangenschaft lange dauern, 
nach 70 Jahren aber endigen werde (29, i 20); den Propheten in 
Babel, welche das Gegenteil verkiindigen, droht er Strafe an (29, 21 
bis 32). Auftrag an Jeremias, alle Ofifenbarungen aufzuschreiben (30, i 
bis 3). Weissagungen an Israel und Juda, welche die Wiederherstellung 
verheifien (30, 4 31, 40) 1 . Weissagung Jeremias' im 10. Jahre des 
Sidkijja = 18. Jahr des Nebukadnessar bei der Belagerung Jerusalems, 
wahrend er gefangen war (32, i 5). Durch Kauf eines Ackers mufi 
er ankiindigen, dafi das Volk aus der Verbannung wieder zu Handel 
und Wandel zuriickkehren werde (32, 6 44). Weissagung aus der 
gleichen Zeit iiber Wiederherstellung des Volkes, iiber einen Davids- 
sprofi und die Leviten der Zukunft (33, i 25). Weissagung iiber das 
Geschick des Sidkijja, wahrend Nebukadnessar vor Jerusalem lag (34, i 
bis 7). Der Prophet droht Gefangenschaft durch die abgezogenen und 
wiederkehrenden Babylonier an, weil das Volk ein Freijahr ausgerufen 
und nicht gehalten hat (34, 8 22). In den Tagen Jojakims fiihrt Je- 
remias die Rekabiten Juda als Muster der Gesetzestreue vor Augen 

(35; 1 



455. Zweiter Teil (36, i 45, 5): Im 4. Jahre des Jojakim lafit Je- 
remias alle Weissagungen iiber Israel und Juda und die Volker durch 
Baruch aufschreiben und im 5. Jahr vor dem ganzen Volke vorlesen, 
dann vor dem Konig, der die Buchrolle verbrennt (36, i 26). Der 
Prophet lafit das Buch neuerdings schreiben und um eine Weissagung 
gegen Jojakim und andere Reden erweitern (36, 27 32). Jeremias rat 
zum Mifitrauen gegen den Abzug der Babylonier und wird ins Ge- 

1 A. Condamin S. J., Le texte de Jdremie XXXI, 22 est-il messianique? 
(Rb 6, 396 404). Der Ausdruck der neue Bund (s. o. S. i) stammt aus 
Jer 31, 31 34; vgl. C. Bruston, Le prophete Jere"mie et la prediction de la 
Nouvelle Alliance (RThQr 23, I 31). 



Nr. 458 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. 2. Jeremias. 299 

fangnis geworfen (37, i 16). Sidkijja mildert seine Haft (37, 1721). 
Ein Totungsversuch wird verhindert (38, i 13). Im geheimen weissagt 
Jeremias dem Sidkijja (38, 14 28). Bericht uber die Eroberung Jeru- 
salems (39, i 10); Jeremias wird von den Babyloniern geschont (39, n 
bis 14). Eine nachgetragene Weissagung aus seiner Haftzeit (39, 15 
bis 18). Jeremias wird von den Babyloniern freigelassen und bleibt im 
Lande (40, i 6). Gedalja wird Statthalter (40, 7 12). Ermordung 
des Gedalja (40, 13 41, 10). Die Ubriggebliebenen fliehen nach Agypten 
gegen die Mahnung und Drohung des Propheten (41, n 43, 7). 
Fur Agypten weissagt Jeremias einen Einfall des Nebukadnessar mit 
Untergang der Juden. (43, 8 13). Weissagung des Unterganges der 
Juden in Agypten mit dem Pharao wegen des agyptischen Gotzen- 
dienstes (44, i 30). Weissagung fur Baruch aus dem 4. Jahre Jojakims 

(45, iS)- 

456. Dritter Teil: Weissagungen gegen die Heidenvolker 
(46, i 51, 64). Wider Agypten (46, 2 12), das Nebukadnessar be- 
kampfen wird (46, 13 26); Israel wird wiederkehren (46, 27 f.). Wider 
die Philister (47, i 7). Wider Moab (48, i 47). Wider die Ammo- 
niter (49, i 6), Edom (49, 7 22), Damaskus (49, 23 27), Kedar und 
Hasor (49, 28 33), Elam am Anfang der Regierung des Sidkijja (49, 34 
bis 39). Wider Babel, wobei Israel befreit wird; Medien ist Jahwes 
Werkzeug (50, i 51, 58). Die Weissagungen gegen Babel werden in 
ein Buch geschrieben, das Baruch in Babel vorlesen und mit dem er 
Babels Untergang symbolisch darstellen soil (51, 59 64*). Schlufi der 
Jeremiasreden (51, 64 b ). 

457. Anhang: Bericht uber die Eroberung Jerusalems, Gefangen- 
nahme des Sidkijja, Pliinderung der Stadt und des Tempels und Fort- 
fuhrung der Einwohner (52, i 34 = 4 Rg 24, 18 25, 30 [4 Rg 25, 22 
bis 26 fehlt]). 

135. Entstehung des Jeremiasbuches. 

458. Im 4. Jahre des Jojakim (605) liefi Jeremias seine Weissagung, 
die er seit 628 verkiindet hatte, durch Baruch aufzeichnen und 
dem Volke und dem Konig vorlesen. Als letzterer die Rolle 
v'erbrannte, HeC Jeremias das Buch neuerdings herstellen, wobei 
noch verschiedene Reden ahnlicher Art hinzugefugt wurden 
(Kap. 36). Wie in dieser Sammlung von Weissagungen Friiheres 
und Spateres zu scheiden ist, kann man nicht mehr sicher fest- 
stellen *. Was der Prophet in seinem spateren Wirken verkundete, 
wurde ebenfalls aufgezeichnet und an-, zum Teil wohl auch-ein- 

1 Versuch in HDB 2, 575" (Davidson). Nach Orelli (s. o. S. 294) 2 225 
ware die Erweiterung nicht gerade 605, sondern nach und nach erfolgt. 



300 1- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 459 

gefiigt. Manche Weissagungen, in denen vom Propheten in der 
dritten Person die Rede ist, wird Baruch nicht bloB als Diktat 
entgegengenommen, sondern selbst in ihre abgeschlossene Form 
gebracht haben (vgl. Jer 7, i; n, i). 

459. Lange Zeit hielt sich die kritische Zersetzungsarbeit dem Buch 
des Jeremias fern. Seiner ganzen Anlage nach macht es den Eindruck der 
Echtheit. In neuerer Zeit hat die kritische Schule aber auch bei Jer eine 
literarische Entwicklung angenommen 1 . Es handelt sich dabei haupt- 
sachlich um 10, i 16; 17, 1927; 2729; 30 f.; 33; 39, i 10; 50, i 
bis 51, 58; 52. Jer 52 ist sicher aus 4 Rg 24, 18 25, 30 nachtraglich 
an das schon abgeschlossene Buch angelugt worden (vgl. die SchluC- 
formel 51, 64) 2 . Wenn auch die Sammlung der jeremianischen Weis- 
sagungen im wesentlichen schon vor dem Ende des babylonischen 
Exils abgeschlossen war, so zeigt die verschiedene Aufeinanderfolge, 
die 921 und bei manchen Stiicken des Schlufiteiles einhalten (s. den 
folg. ), dafi die literarische Umschichtung der einzelnen Bestandteile 
noch in ziemlich spater Zeit nicht zur Ruhe gelangt war. 

136. Die Texte des Jeremiasbuches. 

460. In der Reihenfolge, im Umfange und in der Auffassung 
der einzelnen Stellen weichen 9H und bei keinem atl Buche 
so weit voneinander ab wie bei Jer 3 . 

461. Die Weissagungen gegen die fremden Volker (30ft 46 51) 
stehen in zwischen 25, 13 und 25, 15 (25, I4>@) des 9H 
und der 33 und sind in anderer Reihenfolge eingeordnet: 25, 13 

+ 49, 34 a ( 25, 14} + 49, 3539 ( 25, is 19) + 49, 34* 
( 26, i) + 46, 2 (46, i > ) 28 ( 26, 2 28} + 50, i bis 
51, 64 ( 27, 128, 64) + 47, 17 ( 2p, 17} + 49, 722 



1 Vgl. G. Jacoby, Zur Komposition des Buches Jeremja (StKr 1906, i 30); 
O. Kieser, Das Jeremiabuch im Lichte der neuesten Kritik (StKr 1905, 479 
bis 520); S. Mowinckel, Zur Komposition des Buches Jeremia (Schriften, hrsg. 
von d. GdW in Christiania 1913, 2, philos.-hist. Kl. Nr. 5). Am weitesten gehen 
hierin wohl Duhm (s. o. S. 294) xvi, der von 1350 Versen 850 fur unecht 
erklart, und Holscher (s. o. S. 280) 379405. Vgl. A. Condamin S. J., 
Jeremie et la critique radicale en Allemagne (RchScr 6 [1916], 167 184). 

z Fur die Echtheit der Klagegedichte tritt W. Baumgartner ein (Die 
Klagegedichte des Jeremia [32. Beih. z. ZatW], Giefien 1917). 

3 Vgl. Origenes, Ep. ad Afr. 4 (M g n, 56); L. Kohler, Beobachtungen am 
hebraischen und griechischen Text von Jeremia I 9 (ZatW 29, i 39); 
*A. Scholz, Der masorethische Text und die LXX-Ubersetzung des Buches 
Jeremias, Regensburg 1875; P. Volz, Studien zum Text des Jeremia (B WAT 
25), Lp; 1920. 



Nr. 462 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. 2. Jeremias. 301 

( 29, 823) 4 49, 15 ( jo, 15; 49, 6 >.) 4- 49, 28 bis 
33 ( J> 611} 4 49, 2327 ( 30, 1216} 4 48, 144 ( 
J-r, i44; 48, 4547 > ) [ 2 5, 1538 = j*, r **/ 26, i44, 30 
= 33, i 5i>3<>; 45, i5 = 5i. 3135] 4 52, 1 ff. 

Daft die Reihenfolge in 331 urspriinglicher sei l , konnte man dadurch 
stiitzen, dafi sich eine nachtragliche Umstellung in leicht erklart: 
2 5> J 3 b 2 5> 14 ist von Weissagungen gegen die Volker die Rede, 
die sich erfullen sollen; derartige Weissagungen vermiftte man im 331 an 
dieser Stelle und versetzte die Sammlung solcher vom Schlusse hierher; da- 
durch konnten zugleich diese Weissagungen in der Nahe der Aufzahlung 
der betroffenen Volker untergebracht werden (25,1 5 26) 2 . Fiir die innere 
Umordnung der einzelnen Volker lafit sich ein Grund nicht mehr er- 
kennen. Der 3It bietet im allgemeinen Kap. 46 51 die gleiche Reihen- 
folge der Volker wie 25/15 26 (= 32, iff.) 3 . 

462. Im Umfang ist ungefahr um ein Achtel kurzer als 931*. 

Nach einer Gruppe von Erklarern ist eine Kiirzung yon 3It 5 ; 
andere halten den -Text fur ursprunglich G . Allein es wird eine dritte 
Moglichkeit in Frage kommen: wahrend die Sammlung der jeremia- 
nischen Weissagungen in Palastina noch Erweiterungen erfuhr, sind 
die Abschriften, welche nach Agypten mitgenommen wurden, ohne 
Nachtrage und Erweiterungen geblieben; die agyptische Form scheint 
in erhalten zu sein 7 . So ist im Umfang alter, wenn auch das 
Plus des 3Qft ebenfalls aus echten Weissagungen besteht. 

1 So Konig (s. o. S. 2 2 ) 335; Kuenen (s. o. S. 10) 2, 217 f.; Orelli (s. o. 
S. 294) 2 226, 3 i4f. 

2 Dafi das seltsame Ratselwort -1^5 25, 26 und 51, 41 (nach dem System 
der Buchstabenvertauschung Atbas ; also = Vaa; so auch Volz [s. o. S. 300 3 ]; 
anders A. Sarsowsky, H? 5 ? und ^^1 [ZatW 34, 64 68], der darin einen wirk- 
lichen Volksnamen sieht) im 30ft weit auseinander zu stehen kommt, kann 
freilich gegen die Urspriinglichkeit seiner Anordnung geltend gemacht 
werden. In fehlt das Wort, das nach der -Anordnung doch in grofierer 
Nachbarschaft (28, 41 und 32, 12) steht. 

3 Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 2 2 , 369, Holscher (s. o. S. 280) 380, F. Schwally 
(Die Reden des Buches Jeremia gegen die Heiden. xxv. XLVI LI [ZatW 8, 
177 217]), Volz (s. o. S. 300 3 ) 200 f. u. a. halten die Anordnung in fur ur- 
spriinglicher. 

4 Bei Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 2 2 , 37o 3 und Steuernagel (s. o. S. 10) 533 ist 
das Wesentliche . zusammengestellt. Grofiere Auslassungen finden sich 33, 14 
bis 26; 39, 413; 52, 2830. 

5 So Konig (s. o. S. 1 2 ) 336 f.; Orelli (s. o. S. 294) 2 226, 3 i4f. 

6 So z. B. Holscher (s. o. S. 280) 387; Scholz (s. o. S. 76 10 ) 34. 

7 Dazu stimmt, dafi 52, 28 30 wie in , so auch . in 9(31 4 Rg 25 
fehlt; die Verse sind also offenbar spater eingefiigt worden. So urteilen 
z. B. Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 2 2 , 368; Davidson in HDB 2, 575; *F. C. Movers, 



3O2 ! Teil. Die Bucher des AT im einzelnen. Nr. 463 

463. Die sonstigen Unterschiede zwischen 9It und zeigen, 
dafi in Jer unter den ungiinstigen Urnstanden, mit denen ein Uber- 
setzer rechnen mufi, in verstarktem Mafie gelitten hat 1 . 

3. Das Buch der Klagelieder 2 . 

137. Name. Literatur. 

464. rrirj? (Talmud [b. Baba batra f. 15"], 9H; nach dem An- 



fangswort "D h tf wurde das Buch erst spater genannt) , Gpfjvot 
(lepeuiou), Threni id est Lamentationes 3 leremiae prophetae, Klage- 
lieder (Thr, Lam, Klgl). Sie gehoren nach der jiidischen Li- 
turgie zu den fiinf Festrollen (Megillot ; >s. o. S. I33 1 ). 

465. K. Budde, Die Klagelieder erklart (KHK 17 [s. o. S. 133] 70108). 
Keil (s. o. S. 294). J. Knabenbauer S. J., Commentarius in Danielem pro- 
phetam, Lamentationes et Baruch (CSs), P. 1891. M.Lohr, Die Klagelieder des 
Jeremias iibersetzt und erklart (GHK 3, 2, 2) 2 , Gott. 1906. O e 1 1 1 i (s. o. S. 259). 
G. Ricciotti, Le Lamentazioni di Geremia. Versione critica dal testo 
ebraico con introduzione e commento, Turin 1924. Schneedorfer (s. o. 
S. 294). J. K. Zenner S. J. , Beitrage zur Erklarung der Klagelieder, 
Frb. i. Br. 1905. 

138. Gestalt und Inhalt der Thr. 

466. Fiinf einzelne Lieder, hauptsachlich 4 in sog. Kina-Versen 
gedichtet 5 und alphabetisch angelegt (Thr i 4) 6 oder alpha- 
betisierend (Thr 5), bilden das Buch. 

467. i) Der Dichter klagt iiber die Verwiistung und Vereinsamung 
der Stadt Jerusalem (i, i n a ). Klage der Stadt in eigener Person 
(i, ii b 1 6). Ein Vers, vom Dichter gesprochen (i, 17), leitet zu einer 
neuen Klage iiber (i, 18 22) 7 . 



De utriusque recensionis vaticiniorum leremiae graecae alexandrinae et he- 
braicae masorethicae indole et origine, Hamburg 1837; Touzard (s. o. S. 292 2 ) 
1 3, 3 2 3 f- 1 Vgl. Giesebrecht (s. o. S. 294)2 XXV XL. 

2 Nur und 03 reihen Thr bei Jeremias ein. 

3 Bei den Vatern Threni und Lamenta (so Hieronymus, Tract, in Lam. 
[M 1 25, 827-832]). 

4 Mit Ausnahme von Thr 5. 

5 Siehe o. S. 212. E. Laur, Thr i 5 (BZ 3, 251 262; 4, 142 151 232 
bis 246 380385). 

6 Siehe o. S. 218 f. Thr 24 steht *> vor y; vgl. dazu o. S. 2i8 4 . 

7 H. Wiesmann S. J., Der Zweck der Klgl des Jeremias (BC 7, 412 428). 



Nr. 468 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Proph. 3. Das Buch d. Klgl. 303 

2) Der Zorn Jahwes hat die Zerstorung der Stadt verhangt (2, i 9). 
Elend herrscht darin (2, 10 17). Aufforderung, um Gnade zu flehen 
(2, i8f.). Flehgebet der Stadt (2, 20 22)*. 

3) Der Dichter beklagt seine Heimsuchung (3, i 20), hofft aber auf 
die Gnade Jahwes (3, 21 38). Der Aufforderung zur Umkehr mit 
Schuldbekenntnis folgt neue Klage iiber das Ungliick des Volkes und 
die eigenen Verfolgungen ; gegen Feinde erbittet er Schutz (3, 39 66) 2 . 

4) Der Dichter klagt, wie tief das Volk und die Stadt Sion gegen- 
iiber der friiheren Herrlichkeit gesunken ist (4, i n) durch die Schuld 
von Propheten und Priestern (4, 12 16). Von einem fremden Volke 
keine Hilfe (4, 17), dagegen Verfolgung durch rasche Feinde (4, i8f.); 
Gefangennahme des Gesalbten Jahwes (4, 20). Das schadenfrohe Edom 
wird aber heimgesucht, Sion dagegen befreit werden (4, 2 if.). 

5) 3 Der Dichter klagt Jahwe die Triibsal seines Volkes (5, i 18) 
und bittet um Hilfe (5, 19 22) 4 . 

139. Verfasser 5 und Entstehungszeit der Thr. 

468. Schon Hieronymus sah in 2 Chr 35, 25 ein Zeugnis dafiir, 
daC Jeremias die Thr des AT verfafit habe 6 . 

Allein diese Klagen iiber den Untergang Jerusalems passen inhaltlich 
nicht als Klage auf den Tod des Josias, auf welchen die 2 Chr 35, 25 
genannten Lieder von Jeremias verfafit sind 7 . Das alteste Zeugnis fur 

1 Gegen den Versuch von A. Condamin S. J. (Symmetrical repetitions in 
Lamentations chapters I and II [JthSt 7, 1377140]), die beiden Lieder als 
zusammengehorig zu erweisen, spricht die gesonderte Alphabetisierung und 
vor allem der Unterschied in der Aufeinanderfolge von y und s (so Thr I ; 
dagegen Thr 2 s vor y). 

2 Zum Streit, ob individuell oder kollektiv zu deuten, vgl. M. Lohr, Thr III 
und die jeremianische Autorscbaft des Buches der Klagelieder (ZatW 24, I 
bis 16): das Schicksal des Propheten Jeremias e'rklare das Ineinanderspielen 
seines personlichen Geschickes (V. 1 24 52 66) mit dem Geschick des 
Volkes (V. 48-51). 

3 Thr 5 fuhrt nach 33 den Sondertitel: Oratio leremiae prophetae. 

* E. Dorer, Das Gebet des Propheten Jeremias (letztes Kapitel der Klage- 
lieder). Bearbeitet nach dem metrischen System von Prof. H. Grimme (Frei- 
burg i. S.)(Stud. u. Mitt. a. d. Benediktiner- u. Cisterc.-Ord. 27 [19061,72 83). 
H. Wiesmann S. J., Die Textgestalt des 5. Kap. der Klgl (BC 8, 339347). 

5 C. Flockner, Uber den Verfasser der Klgl (ThQ 59, 187280). 

6 In Zach. 12, n (M 1 25, 1589): [Iosias] super quo lamentationes scripsit 
leremias, quae leguntur in Ecclesia, et scripsisse eum Paralipomenon testa- 
tur liber. Ebenso verstehen die Stelle 2 Chr 35, 25 Budde (s. o. S. 302) 72 f. 
und Cornill (s. o. S. 2 4 ) 7 24O. 

7 Budde (s. o. S. 302) 72 versteht 2 Chr 35, 25 von einem einzelnen Lied. 
Allein weder Thr 4 (vgl. V. 20 ; so Cornill [s. o. S. 2 4 ] 7 240) noch Thr 3 (vgl. 



304 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 469 

die jeremianische Tradition ist die Uberschrift der , welche bereits in 
ihrer Vorlage stand 1 , wenn sie auch, wie so viele Uberschriften der 
Pss, nicht urspriinglich ist und deshalb im 9It fehlt. Davon wird auch 
die jiidische 2 und christliche Tradition abhangen. Jedoch waren auch 
in die Klagelieder von dem Buche der Weissagungen getrennt, well 
sie einen andern Ubersetzer verraten 3 . 

469. Der Inhalt der Klgl unterstutzt diese Tradition. Denn 
er setzt die Zeit unmittelbar nach der Eroberung Jerusalems 
voraus 4 . 

Die Gedankengange widersprechen so wenig dem Jeremias 5 , dafi 
auch Gegner der jeremianischen Herkunft annehmen zu sollen glaubten, 
der Verfasser der Klgl, besonders von Thr 3, wolle sich als Jeremias 
geben 6 . Am ehesten kann die sprachliche Gestalt gegen jeremia- 
nische Herkunft geltend gemacht werden, weil eine Anzahl wichtiger 
Worte von Thr in Jer vergeblich gesucht wird 7 , und weil nicht ohne 
Grund eine Verwandtschaft mit Ez angenommen wurde 8 . 

Allein solche innere Gegengriinde konnten gegeniiber der alten 
Tradition kaum in die Wagschale fallen, wenn nicht Anzeichen 
auf verschiedene Verfasser einzelner Lieder hinwiesen. 

Schon durch ihren Gedankenreichtum und durch die Form heben 
sich Thr 2 und 4 von den iibrigen Liedern ab. Grofieres Gewicht ist 
noch auf die verschiedene Art der Alphabetisierung zu legen. Schwer- 
lich wurde ein und derselbe Verfasser, nachdem er 4 Lieder nach der 
alphabetischen Akrostichis, Thr 3 sogar dreifach, gedichtet hat, bei dem 
5. Lied sich mit der blofien Angleichung der Verszahl an den Alphabet- 

J. Royer, Ein verlorenes Lied des Propheten Jeremias [Pb 14, 405 412]) 
konnen inhaltlich hierfur in Frage kommen. 

1 Die Form verrat die Ubersetzung, und 93 hat eine andere Lesart. 
Zum Streit, ob diese Uberschrift kanonisch ist, vgl. Le Bachelet (s. o. 
S. 275 2 ) 64 f. 

2 Vgl. Josephus, Ant. 10, 5, i (anders deutet die Stelle Oettli [s. o. S. 259] 
201), X, Talmud. 

3 Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 2 2 , 406 glaubt, dafi Thr von Anfang an im Kanon 
bei Jer stand ; allein die Zusammenziehung von Jer und Thr zu ein em Buche 
ist jedenfalls sekundar. 

4 Gegen den Versuch, makkabaische Anklange zu entdecken, vgl. Cornill 
(s. o. S. 2 4 ) 7 243 und u. S. 305 5 . 

5 2, 9 C ; 4, 17; 5, 7 u. a. St. sollen nicht in den Mund des Jeremias passen 
(vgl. Cornill [s. o. S. 2 4 ] 7 242). 

6 Vgl. Lohr (s. o. S. 303 2 ) 7 if.; Cornill (s. o. S. 2 4 ) 7 24i. 

7 Vgl. M. Lohr, Der Sprachgebrauch des Buches der Klgl(ZatW 14,31 50). 

8 Vgl. dazu Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 2 2 , 409. Budde (s. o. S. 302)75 be- 
hauptet das fur Thr 2, Cornill (s. o. S. 2 4 ) 7 242 fur Thr 2 und 4. 



Nr. 473 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheteh. 4. Baruch. 305 

uinfang begnugen. Ausgeschlossen scheint es, dafi der gleiche Dichter 
in Thr i eine andere Buchstabenfolge als sonst verwendet hatte 1. Die 
Behauptung, dafi die Lieder im Aufbau eine Einheit darstellen 2 , lafit 
sich keineswegs erweisen. 

470. So wird man schwerlich alle Klagelieder einem 
Verfasser, dem Jeremias, zuschreiben konneri, wie es 
die alte Tradition festhielt 3 . Wenn auch inhaltlich alle Lieder 
in seine Zeit und fur ihn passen wurden, so stammen am ehesten 
Thr 2 4 von ihm; besonders Thr 3 paCt vorziiglich zu den Erleb- 
nissen des Propheten 4 . Aber auch die iibrigen Lieder sind aus seiner 
Zeit; jedenfalls ist keinesnach 516 (Wiederherstellung des Tempels) 
verfafit 5 . 

4. Baruch 6 . 

140. Name. Literatur. 

471. Bapoux (von SpHS der Gesegnete), Prophetia Baruch (Bar). 

472. Fritzsche (s. o. S. 186). Knabenbauer (s. o. S. 302). W. Roth- 
stein, Das Buch Baruch (Kautzsch [s. o. S. 12] i, 213 225). Schnee- 
dorfer(s.o. 8.294). Schiirer (s.o. S. i63 3 )3 4 , 460 467. O. C. Whitehouse, 
The book of Baruch or I Baruch 7 (Charles [s. o. S. 12] i, 569 595). Zockler 
(KK A 9 [s. o. S. n], 239 249). 

141 . Leben, Wirken und Schriften des Propheten Baruch. 

.473. Baruch, Sohn des Nerijja, Sohnes des Mahseja (Jer 32, 12), 
Bruder des Seraja, eines Hofbeamten des Sidkijja (Jer 51, 59), 

1 Siehe o. S. 302 6 2i8 4 . 

z H. Ewald (Die Dichter des Alten Bundes i, 2: Die Psalmen und die 
Klagelieder erklart 3 , Gott. 1866, 323 ff.) u. a. nehmen einen Fortschritt in der 
geschichtlichen Lage oder eine Gedankenentwicklung an ; Zenner (s. o. S. 302) 
sieht in den funf Liedern eine kunstvoll aufgebaute Totenklage auf Jerusalem. 
Vgl. H. Wiesmann S. J., Der planmafiige Aufbau der Klgl des Jeremias (BC 
7, 146161). 

3 Vgl. Gigot (s. o. S. 9) 2, 297 ff.; Touzard (s. o. S. 292 2 ) 13, 326 ff. 

4 Lohr (s. o. S. 303 2 ) lafit Thr 3 Jeremias blofi in der> Mund gelegt sein. 

5 Anders S. A. Fries,. Parallele zwischen Klgl 4 und 5 und der Makka- 
baerzeit (ZatW 13, no 124); dagegen M. Lohr, Sind Thr 4 und 5 makka- 
baisch ? Eine Pruning der von S. A. Fries zu Upsala aufgestellten Behaup- 
tung (ZatW 14, 5159)- 

6 ordnet in der Regel: Jer, Bar, Thr, Ep. ler.; 03: Jer, Thr, Bar (mit 
Ep. ler.). 

7 So genannt im Unterschied von 2 Bar (= syrische Apokalypse des 
Baruch) und 3 Bar (= griech. Apokalypse des Baruch); vgl. u. 197, Nr. 676. 
Goettsberger, Einleitung in das AT. 2O 



306 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 474 

war lange Zeit der treue Gefahrte des Jeremias, schrieb die ersten 
Weissagungen des Propheten nieder (Jer 36 *), kaufte, als Jeremias 
im Gefangnis schmachtete, an seiner Statt einen Acker in Anatot zu 
prophetischen Zwecken (Jer 32) und wurde nach dem Falle Jeru- 
salems und der Ermordung des babylonischen Statthalters Ge- 
dalja mit Jeremias nach Agypten verschleppt (Jer 43). 

474. Nunmehr gehen die Uberlieferungen auseinander. 
Nach Hieronymus (Comm. in Is. XXX 6, 7 [M 1 24, 353]) starben beide 
zusammen in Agypten; nach Josephus (Ant. 10, 9, 7) nahm Nebukad- 
nessar beide, als er Agypten eroberte (583), mit sich nach Babylonien; 
nach einer dritten Uberlieferung zog Baruch nach dem Tode des Je- 
remias in Agypten allein nach Babylonien und starb dort 12 Jahre 
nach dem Falle Jerusalems (574) 2 - Unser Buch setzt voraus, daft 
Baruch noch nach Babylonien gekommen ist. Hiergegen ist 
ein beachtenswerter Einwand nicht zu erheben. 

475. Von seiner Mitarbeit am ersten Teil des Jeremiasbuches 
berichtet Jer 36; aber auch am zweiten Teil glaubt man seine 
schriftstellerische Tatigkeit zu spiiren. Im kirchlichen Kanon tragt 
ein eigenes Buchlein seinen Namen 3 . 

142. Inhalt und Zusammensetzung des Buches Baruch. 

476. Im 5. Jahre nach der Eroberung Jerusalems in Babel schrieb 
Baruch dieses Buch (i, i 2), las es den Exulanten vor, und diese 
sandten Geld, um fur Nabuchodonosor und seinen Sohn Baltasar Opfer 
darzubringen und um fur die Exulanten zu beten; dieses Buch sollten 
sie im Tempel lesen (i, 3 14). Und ihr sollt sagen. Und nun folgt 
ein Bufigebet der Exulanten, worin sie ihre Siinden bekennen und die 
Strafe dafiir in ihrem gegenwartigen Zustand der Gefangenschaft sehen; 
sie bitten um Verzeihung (i, 15 3, 8). Israel ist in der Gefangen- 

1 *>b Jer 36, 26 bedeutet hier nicht Schriftgelehrter, sondern Schreiber, 

2 DaC Baruch Lehrer des Ezra (458 ff.) gewesen sei, ist nach der gewohn- 
lich festgehaltenen Chronologie der Biicher Ezr-Neh unmoglich. Der Midras r. 
zu Ct 5, 5 behauptet das, um die Liicke in der Traditionsreihe von den Pro- 
pheten zu den n^|fc zu schliefien (vgl. HDB i, 249*). 

3 Unter seinem Namen begegnen auch zwei apokryphe Apokalypsen (s. u. 
197, Nr. 676). Nach der syrischen Apokalypse (77, 12 17 19) schrieb 
Baruch zwei Briefe, einen an die neuneinhalb Stamme in der assyrischen 
Gefangenschaft (= Kap. 78 86 ; veroifentlicht bei * G. Hoberg, Die alteste 
lateinische Ubersetzung des Buches Baruch 2 , Frb. i. Br. 1902, 86 91), und 
einen andern an die zweieinhalb Stamme des Siidreiches (letzteren sieht Charles 
[s. o. S. 12] 2, 476, 8 in Bar i, 13 + 3, 94, 29). 



Nr. 478 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. 4. Baruch. 307 

schaft, well es die Quelle der Weisheit verlassen hat (3, 9 ff.), und damit 
beginnt ein Loblied auf die Weisheit (3, 9 4, 4). Sion beklagt seine 
gefangenen Kinder und mahnt sie zur Umkehr (4, 5 29). Der Prophet 
trb'stet das verwaiste Jerusalem und verheiftt ihm Riickkehr der ge- 
fangenen Kinder (4, 30 5, g) 1 . 

477. Unter den drei Bestandteilen befindet sich einer, welcher 
das dem Baruch zugeschriebene Buch bildet (vgl. I, i f.). Zu- 
nachst kommt hierfur I, 15 3, 8 in Betracht, well sich der Ab- 
schnitt unmittelbar an den geschichtlichen Bericht iiber dieses 
Buch anschlieCt und 2, 22 24 am ehesten die Mahnung der Ein- 
leitung, dem babylonischen Konig zu dienen, stiitzen' kann. 

Der Abschnitt 3, 9 4, 4 verrat im Inhalt keine Beziehung zu dem, 
was als Zweck des erwahnten Buches aus i, i 14 erschlossen werden 
kann 2 . Der dritte Teil eignet sich vortrefflich fur die in Jerusalem 
Zuruckgebliebenen, unterscheidet sich aber durch die dichterische Form 
vom prosaischen ersten Teil. Auch der zweite Teil, Lob der Weisheit, 
ist poetisch angelegt. Infolge der Selbstandigkeit der drei Teile dem 
Inhalte nach ist es nicht ausgeschlossen, dafi sie je eine selbstandige 
Entwicklung genommen haben. Jedenfalls scheint das Lied auf die 
Weisheit nachtraglich zwischen den ersten und dritten Teil, die inhaltlich 
verwandt sind, eingeschoben worden zu sein. 

143. Die Ursprache von Bar. 

478. Da die drei Bestandteile nicht aus einer Hand stammen miissen, 
so kann auch ihre Ursprache verschieden sein. Die einen Exegeten 
nehmen eine hebraische Ursprache fur das ganze Buch 3 , oder fur 
i, i 4, 4 4 , oder wenigstens fur den ersten Teil i, i 3, 8 5 an; andere 
halten Griechisch fur die Sprache, in der das ganze Buch geschrieben 
wurde 6 . Die geschichtlichen Nachrichten scheinen zu Gunsten der 
letzteren Ansicht zu sprechen 7 . 

1 Bar 6 der 93 enthalt die Ep. ler. (s. u. S. 310). 

2 Whitehouse (s. o. S. 305) 571 betrachtet 3, 9 ff. als Buch des Baruch und 
I, 15 3, 8 als spateren Einschub; ebenso Steuernagel (s. o. S. 10) 791. Roth- 
stein (s. o. S. 305) 213 lafit die Frage unentschieden. 

3 So R. R. Harwell, The principal versions of Baruch, Diss. der Yale Univ. 
(New Hawen) 1915; J.J. Kneucker, Das Buch Baruch. Geschichte und Kritik, 
Ubersetzung und Erklarung, Lp. 1879; Rothstein (s. o. S. 305) 215. 

* So Fritzsche (s. o. S. 186); Whitehouse (s. o. S. 305). 

5 So Cornill (s. o. S. 2*) 3 ~ 4 273; Schiirer (s. o. S. 163 3 ) 3 4 , 461 f. und die 
meisten Neueren. 

6 So T. Noldeke (Atl Literatur in einer Reihe von Aufsatzen dargestellt, 
Lp. 1868) und altere Exegeten. 

7 Hieronymus, Praef. in ler. : . . . apud Hebraeos nee legitur nee habetur ; 
Epiphanius, De mens. et pond. S 5 (M g 43, 245): ovi KeivTai ai 



308 ! Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 479 

Doch lafit die griechische Sprachgestalt an zahlreichen Stellen 
des ersten 1 und zweiten Teiles 2 , an einer Stelle auch im dritten 
Teil 3 die semitische Vorlage erkennen. Infolgedessen darf He- 
braisch als die Ursprache des ganzen Buches Bar betrachtet 
werden 4 . 

144. Entstehungszeit und Verfasser des Bar. 

479. Die gleiche Ursprache. der drei Teile schliefit eine Verschieden- 
heit der Verfasser nicht aus. Wenn man in i, i 3, 8 ein Griechisch 
finden zu miissen glaubt, das von dem in 3, 9 5, 9 abweicht, so sind 
deshalb noch nicht zwei verschiedene Ubersetzer anzunehmen 5 ; noch 

mxp' 'Eppaioi?. Die gegenteiligen Angaben, auf die man sich berufen 
wollte (vgl. Schiirer [s. o. S. i63 3 ] 3*, 464), sind nicht so sicher. So bedeutet 
in der @ h (vgl. i, 17; 2, 3) der Verweis auf das Hebraische nicht ein he- 
braisches Original von Bar (so noch Whitehouse [s. o. S. 305] 572), sondern 
die Stelle Dt 28, 53 nach dem Hebraischen (vgl. E. Nestle, Septuaginta- 
studien 4 [Wissensch. Beilage z. Programm Maulbronn], Stuttgart 1903, 12). 
Dagegen konnte man aus der Art, wie Origenes seine kritischen Zeichen 
verwendet, schliefien wollen, dafi er einen hebraischen Text des Bar gekannt 
habe (vgl. Nestle a. a. O. und u. 219, Nr. 757 Anm.). 

1 diLxapria = Siindopfer (inxan) i, 10; u&v fi|LidpTO|Li6v = die wir gesiindigt 
haben (hJsart ia ; x) i, 17; \jjc, f\^pa axirn = rt|n ff*3 i2o; 2, 6 n 26; dpYcfe- 
a0ai=dienen (ias). i, 22; 2, 21 22 24; oO . . . dKei = 3. . .^vx 2,413; 3,8; 
SXeoi; = Bittgebet (nsrtpi) 2, 19; juavad (al. uavvoi) = ^M?*? i, 10; dTroaTo\r| = 
^. (vgl. Jer 32 [ 39], 36) 2, 25 ; TcGvnKOTiuv = ^r (statt = Manner) 3, 4. 

2 3, 94, 4 ist ebenfalls voll von Hebraismen; es ist Ubersetzungsgriechisch, 
wenn es sich auch von i, i 3, 8 unterscheidet. Cornill (s. o. S. 2 4 ) 3 ~ 4 273, 
Schiirer (s. o. S. i63 3 ) 3*, 461 u. a. halten 3, 9 5, 9 fur urspriingliches Griechisch. 

3 (uterd &6nq ujc; 9p6vov pacnXeia? = mit einem Glanze wie der des Konigs- 
thrones (5, 6). A lafit liiq aus, weil die Ausdrucksweise eine ungriechische Wen- 
dung darstellt. Nach andern konnte beKonrXacnaffaTe duiaTpaqp^vTe^ Zx\- 
Tfjffai aiirov == kehret zuriick und suchet ihn zehnmal mehr (4, 28) nicht 
einer hebraischen Vorlage entstammen (vgl. Whitehouse [s. o. S. 305] 572). 
Jedoch A. Condamin S. J. (Un poeme du livre de Baruch [IV, 5 V, 9] [Etrel 
108, 55 63]) und Charles (bei Whitehouse [s. o. S. 305] 573 f.) nehmen auch 
fur den dritten Teil eine hebraische Ursprache an. 

4 und drei altlateinische Texte von Bar (aus Cod. Legionensis, 23 und 
Sabatier) veroffentlichte Hoberg (s. o. S. 306 3 ; vgl. auch A. M. Amelli O. S. B., 
De libri Barueh vetustissima latina versione usque adhuc inedita in cele- 
berrimo codice Cavensi, Monte Casino 1902 ; F. Stabile, II Liber Baruch 
del Codex Cavensis inedito secondo una versione antichissima antegero- 
lomitana (Rivista di Filol. 39 [1911], 361 384). 

5 U.S. J. Thackeray (The Greek translators of Jeremiah [JthSt 4, 245266] ; 
The Greek translators of Ezekiel [ebd. 398 411]; -The Greek translators 



Nr, 480 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten.. 4. Baruch. 309 

weniger 1st damit bewiesen, daft die drei Teile npch in der Zeit der 
-Ubersetzung getrennt bestanden haben. Immerhin unterstiitzt der 
Inhalt die Ansicht, dafi .unser Buch aus drei selbstandig ge- 
dachten und durchgefiihrten Stiicken entstan'den ist 1 . 

480. Die hebraische Sprache des ganzen Buches macht aber 
auch die Uberlieferung, dafi Baruch, der Zeitgenosse und 
Mitarbeiter des Jeremias, der Verfasser sei, durch- 
aus moglich. Was wir vom Leben des Baruch sicher wissen 
(s. o. S. 306), schliefit nicht aus, daC er von Agypten noch 
nach Babylonien gekommen ist und dort unser Buch geschrieben 
und dem in gelinder Gefangenschaft gehaltenen Jehojakin (35 
Jechonias) vorgelesen hat. 

Sollte freilich die Angabe, daft Baltasar (d. i. doch wohl der Belsassar 
[ Baltasar, 25 Baltassar] von Dn 5) der Sohn des Nabuchodonosor sei 
(i, 12], das Ergebnis einer zusammengezogenen Geschichte sein 2 , dann 
konnte schwerlich der gleichzeitige Baruch als Schreiber dieser Stelle 
gelten. Allein ob die Losung des Belsassar-Ratsels auf diesem Wege zu 
suchen ist, bleibt noch eine offene Frage. Ware Bar i, 15 18 von Dn 
9, 7 10, Bar i, 16 von Neh 9, 32, Bar 2, n von Neh 9, 10 sicher 
abhangig 3 , so miifite Bar erst nach 300 v. Chr. geschrieben sein. 
Aber auch hier ist die Frage der Abhangigkeit keineswegs sicher 
zu lo'sen 4 . 

Abgesehen von dem doch wohl eingeschobenen Weisheitslied 
ist also eine Entstehung in der Zeit des Baruch (6. Jahrh. v. Chr.) 

of the prophetical books [ebd. 578 585]) halt den Ubersetzer des zweiten 
Teiles von Jer und des ersten Teiles von Bar fur gleich. 

1 So z. B. Rothstein (s. o. S. 305) 2i4f. 

2 Zwischen Nabuchodonosor und dem aus der Geschichte bekannten 
Belsassar schieben sich Amilmarduk und Nabunaid ein. Manche halten 
den Baltasar des Bar fur eine von dem Baltassar von Dn 5 verschiedene 
Personlichkeit. 

3 So u. a. Whitehouse (s. o. S. 305) 574. Umgekehrt Comely (s. o. S. 3 2 ) 
2, 2 2 , 424. Noch unsicherer ist eine Abhangigkeit von den Psalmen Sa- 
lomos (i. Jahrh. v. Chr.); so u. a. Marshall in HDB i, 253. DaC mit den 
Zeitangaben und Personennamen aus den Jahren des Nabuchodonosor Er- 
eignisse aus der Makkabaerzeit (so Fritzsche [s. o. S. 186]), oder um 63 v. Chr. 
(so Whitehouse [s. o. S. 305]; Steuernagel [s. o. S. 10] 790), oder sogar der 
Untergang des jiidischen Volkes unter Vespasian und Titus dargestellt seien, 
ist trotz des spaten ersten Zitates des Buches (Athenagoras [2. Jahrh. n. Chr.], 
Legatio pro christ. c. 9 [M g 6, 905 f.] : 3, 35 [03 36]) in sich unwahrscheinlich. 

4 Vgl. dazu * W. Stoderl, Zur Echtheitsfrage von Bar 13, 8, Mstr. i. W. 
1922. 



310 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 481 

durchaus vertretbar. Auf keinen Fall darf man mit dem Ansatz 
weit iiber 300 v. Chr. herabgehen, auch wenn man die Abhangig- 
keit von Dn und Neh fur gegeben halt *. 

5. Der Brief des Jeremias. 

145. Name. Literatur. 

481. 'Emo-TcXr] 'lepeuiou (=93 Bar6) 2 . 

482. Die katholischen Erklarungen behandeln das Biichlein als Bar 6. 
C.J.Ball, Epistle of Jeremy (Charles [s. o. S. 12] i, 596 611). W.Naumann, 
Untersuchungen iiber den apokryphen Jeremiasbrief (25. Beih. z. ZatW), 
Giefien 1913. W. Rothstein, Der Brief Jeremias (Kautzsch [s. o. S. 12] i, 226 
bis 229). O. Zockler, Der Brief des Jeremia (KK A 9 [s. o. S. 11], 250254). 

146. Inhalt, Ursprache und Entstehungszeit der Ep. ler. 

483. In einem Brief warnt Jeremias die Juden, welche in die baby- 
lonische Gefangenschaft abgefuhrt werden sollten 3 , um sie vom dortigen 
Gotzendienst abzuhalten ([Bar 6], i 7 a) 4 . Im Gedankengang beriihrt 
sich der Brief mit Jer 10, i 16 und 44, 8 19. 

484. Als Ursprache wurde von den kritischen Exegeten bisher 
fast allgemein das Griechische angesehen, in dem uns der Brief 
erhalten ist. Allein V. 71 scheint in TT]S iropcpupas Kai rfjs uap- 
)ndpou ein ungleiches BegrifFspaar zu enthalten; dieses wird so- 
fort gleichheitlich, wenn man die hebraische Vorlage ttJlB annimmt, 
die nicht blofi |mdpuapoq, sondern auch p > u<jo~oq iibertragen 
werden kann. Infolgedessen liegt es auch ohne weitere An- 
zeichen 5 nahe, hebraische Ursprache anzunehmen. 

1 3, 38 scheint eine christliche Glosse zu sein. 

2 In der 93 bildet die Ep. ler. das 6. Kapitel von Bar. Auch in einigen 
griechischen Hss folgt das Biichlein ohne Zwischenraum auf Bar (vgl. Swete 
[s. o. S. 13 1 2 ] 274). Zur Reihenfolge s. o. S. 305. 

3 TTpoc; ToiX dx6n^o|uidvou<; ei? BapuXwva ([Bar 6], i). Nach @ p und 
einigen -Hss waren die Adressaten bereits in Babel (vgl. HDB 2, 578 b ). 
Jer 29, i ff. ist von einem solchen Brief die Rede ; er ist an die Juden ge- 
richtet, welche 597 fortgefuhrt wurden. 

4 Nach V. 2 (93 Bar 6, 2) soil das Exil sieben Generationen dauern. 

5 Ball (s. o.) 597 f. fiihrt noch mehr Hebraismen an, die aber weniger 
sicher sind. Das X zu Jer 10, n bezieht E. Nestle (Marginalien [s. o. S. 173 3 ] 
42 f.) mit Unrecht auf unsern Brief und schliefit daraus, dafl das Biichlein 
bei den Juden bekannt gewesen sei (vgl. Rothstein [s. o.] i, 226*). 



Nr. 488 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. 6. Ezechiel. 311 

485. Wahrend bei griechischer Ursprache 300 100 v. Chr. als 
Abfassungszeit in Frage kame 1 , kann bei hebraischer Ab- 
fassung in bedeutend fruhere Zeit, auch auf die Tage des Jere- 
mias als Entstehungszeit zuriickgegangen und Jeremias selbst 
entsprechend der Uberlieferung als tatsachlicher Verfasser aner- 
kannt werden. 

Dadurch wird verstandich, dafi der Verfasser sich als genauer Kenner 
des babylonischen Gotzendienstes erweist 2 . z Makk 2, i 3 kennt den 
Brief bereits und zitiert ihn 3 . 

6. Ezechiel. 

147. Name. Literatur. 

486. bKgm 1 ;*, 'leZeiariX (=b*pttT); 'EZewfjA i Chr 24, 16), Pro- 



phetia Ezechielis (Hesekiel in alter Zeit, bei Luther und vielen 
protestantischen Exegeten) (Ez). 

487. A. Bertholet, Das Buch Hesekiel erklart (KHK 12), Frb. i. Br. 
1897. C. H. Cornill, Das Buch des Propheten Ezechiel hrsg., Lp. 1886. 
P. Heinisch, Das Buch Ezechiel iibersetzt und erklart (H SAT 8, i), Bonn 
1923. J. Herrmann, Ezechiel iibersetzt und erklart (KAT n), Lp. 1924. 
G. Jahn, Das Buch Ezechiel auf Grund der Septuaginta hergestellt, iiber- 
setzt und kritisch erklart, Lp. 1905. C. F. Keil, Biblischer Commentar iiber 
den Propheten Ezechiel (BC 3, 3), Lp. 1868, 2 1882. J. Knabenbauer S. J., 
Commentarius in Ezechielem (CSs), P. 1890, Neudruck 1907. R. Kraetz- 
schmar, Das Buch Ezechiel iibersetzt und erklart (GHK 3, 3, i), Gott. 1900. 
W. F. Loft house, Ezekiel. Introduction, Revised Version with notes and 
index (CB), Ld. 1907. C. v. Orelli, Das Buch Ezechiel ausgelegt (KK 
A $, i), Nordlingen 1888, 2 Miinchen 1896. P. Schmalzl, Das Buch Ezechiel 
erklart (KwC 3, 3, i), Wien 1901. 

148. Leben und Wirken des Propheten Ezechiel 5 . 

488. In das fiinfte Jahr der Gefangenschaft des Jehojakin (597), also ins 
Jahr 592, fallt die alteste datierte Weissagung. Deshalb mag Ezechiel, 

1 Hieronymus (Comm. in ler., Prol. [M 1 24, 706]) nennt das Biichlein yeub- 
emfpacpov. 

2 Naumann (s. o. S. 310) 31 meint sogar, daC diese Kenntnis aus Autopsie 
stamme; vgl. auch Rb N. S. 16, 288. Naumann verlegt den Brief in die 
Zeit Alexanders d. Gr., dessen Bemiihungen um Wiederbelebung des baby- 
lonischen Gotzendienstes Kenntnisse dieser Art erklaren sollen. 

3 Andere, wie Naumann (s. o. S. 310) 52 f., halten das fur unsicher oder 
beziehen die Stelle, wie Strack (s. o. S. 3 2 ) 6 i73, auf Jer 10, I 16. 

4 3, 8 f. enthalt ein Wortspiei mit dem Namen des Propheten. 

5 J. Lajciack, Ezechiel, sa personne et son enseignement, P. 1906. 



312 -I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 489 

der Sohn des Buzi, priesterlichem Geschlechte entstammend (i, 3), um 
622 v. Chr. geboren sein 1 . Er befand sich unter den Vornehmen, die 
mit dem Konig Jehojakin 597 in die babylonische Gefangenschaft wan- 
derten (vgl. unsere Gefangenschaft* 33, 21; 40, i) 2 . Dort wirkte er in 
der jiidischen Kolonie von Tell-Abib am Flusse Kebar (= bab. naru 
Kabaru) (3, 15), wo er sich eines grofien Ansehens erfreute (vgl. 8, i). 
Nach der an letzter Stelle des Buches stehenden Weissagung dauerte 
seine Tatigkeit bis 572 (das 25. Jahr unserer Gefangenschaft 40, i). 
29, 17 ist das 27. Jahr wohl von dem gleichen Ausgangspunkt zu be- 
rechnen, die Weissagung also ins Jahr 570 zu verlegen. Ja i, i scheint 
noch von einer Weissagung herzuriihren, die ins 30. Jahr der gleichen 
Gefangenschaft fiel, so dafi Ezechiel voile 25 Jahre (592 567) seinem 
Prophetenamte oblag 3 . 

149. Inhalt und Eigenart der Weissagungen Ezechiels. 

489. Wahrend Jeremias den Fall Jerusalems selbst miterlebte, 
verfolgt Ezechiel von fern mit seinem Prophetenwort 4 das Schick- 
sal der heiligen Stadt. Er kiindigt seinen Volksgenossen im Exil 5 
den Fall Jerusalems an und schildert den Untergang auf Grund 
prophetischer Fernsicht (Kap. i 24). Den umwohnenden Heiden- 
volkern, welche sich schadenfroh iiber Israels und Judas Fall 
lustigmachen konnten , weissagt er gottliche Heimsuchungen 
(Kap. 25 32). Der SchluCteil (Kap. 33 48) enthalt Gesichte 
iiber die Neugestaltung der jiidischen Gemeinde, unter denen 

1 Das dreifiigste Jahr (i, i) kann kaum von seinem Lebensalter ver- 
standen werden. Auch wer andere Ausgangspunkte, wie letztes Jobeljahr, 
achtzehntes Jahr des Josias oder Begriindung der neubabylonischen Dynastic, 
zu dieser unbenannten Jahreszahl erganzt, triift schwerlich das Richtige. Das 
Datum i, i wird sich auf den sonstigen, manchmal angegebenen, manchmal 
zu erganzenden Ausgangspunkt der ezechielischen Datierungen nach der 
Gefangenschaft des Jehojakin beziehen und das hierher verschlagene Datum 
der letzten, nicht mehr erhaltenen Weissagung Ezechiels sein (so Rutgers, 
Merx; dagegen Kuenen [s. o. S. 10] 2, 257). 

2 Josephus (Ant. 10, 6,. 3) gibt an, dafi er damals noch ein Knabe (ira!<;) war. 
Das kann wohl nicht zutreffen. 

3 Die Legende berichtet iiber seinen Martertod (vgl. Athanasius, Or. de 
in earn. Verbi 37 [M g 25, 160]) durch Steinigung (vgl. Ps.-Chrysostomus, Op. 
imperf. in Matth. horn. 16 [M g 56, 895]). 

4 Kuenen (s. o. S. 10) 2, 295 nimmt an, dafi die allermeisten Prophetien 
Ezechiels niemals ausgesprochen worden sind ; sie seien blofi schriftstellerische 
Aufsatze. 

5 Einige Weissagungen scheinen sich unmittelbar an die palastinischen 
Juden zu wenden. 



Nr. 491 C. Die Prophetem b) Die vier Groflen Propheten; .6. Ezechiel. 

besonders die grofie Vision iiber ihr Heiligtum und dessen Ein- 
richtuhgen hervorragt (Kap. 4048) *. 

490. Im einzelnen leitet die Vision des Gotteswagens im 5. Jahre der 
Gefangenschaft (i, 2 28) 2 dieBerufung des Propheten ein (2, i 
bis 7). Dem gleichen Zwecke dient die Buchrolle, die Jahwe ihm zu 
essen gibt (2, 8 3, 9). Der Prophet tritt an seine Aufgabe heran 
(3, 10 15). Jahwe legt ihm eine schwere Verantwortung auf (3, 16 21). 

491. Weissagungen bis zur Zerstorung Jerusalems (3, 22 bis 
24, 27): Durch verschiedene symbolische Handlungen, wie Einschliefien 
in ein Haus und Verstummen, Zeichnung der Stadt Jerusalem, be- 
wegungsloses Liegen u. a., mufi er Jerusalems Schicksal vorherverkunden 
(3, 22 5, 17); das gleiche in Wortweissagung (6, i 7, 27). Im 6. Jahre 
wird der Prophet nach Jerusalem entruckt und schaut die Vorgange 
im Tempel und vernimmt das Schicksal der Stadt (8, i 9, n). Die 
Herrlichkeit Jahwes, die er dabei im Tempel erschaut, wird ahnlich 
geschildert wie Kap. i (10, i 22) 3 . Eine Drohweissagung wird durch 
eine trostliche Verheifiung gemildert (n, i 21). Die Herrlichkeit des 
Herrn verlafit den Tempel, und der Prophet verkiindigt alles in der 
Vision Erfahrene den Exulanten (u, 22 25). Der Prophet mufi die 
Verbannung der Juden sinnbildlich darstellen (12, i 20). Bald wird 
sich die Drohung Jahwes erfiillen (12, 21 28). Weissagung gegen die 
falschen Propheten (13, i 16), gegen die falschen Prophetinnen (13, 17 
bis 23). Warnung vor Qotzendienst (14, i n). Die Strafe ist durch 
keine noch so gewichtigen Fursprecher aufzuhalten (14, 12 23). Zer- 
storung Jerusalems wird angekiindigt (15, i 8). Jahwes Fiirsorge fur 
sein Volk in der Vergangenheit, dessen wiederholter Abfall und Undank 
und seine Strafe (16, i 63). Weissagung iiber Verbannung nach Babel 



1 * B. Neteler, Die Gliederung des Buches Ezechiels als Grundlage der 
Erklarung desselben, Mstr. i. W. 1870 (Grundidee: Entwicklung der Braut 
des Hl). 

2 Vgl. *L. Diirr, Ezechiels Vision von der Erscheinung Gottes (Ez i u. 10) 
im Lichte der vorderasiatischen Altertumskunde, Mstr. i. W. 1917; O. Procksch, 
Die Berufungsvision Hesekiels (34. Beih. z. ZatW, GieCen 1920, 141 149); 
P.vanLuijk, De visionen van Ezechiel I en X(Studien op godesdienstig, weten- 
schappelijk en letterkundig gebied 35.Jahrg.[i9O2], 59. Teil,443 478). Diese 
Gotteserscheinung spielte in der spateren jiidischen Uberlieferung als Merkaba 
(rtaa^tt; vgl. I Chr 28, 18) eine grofie Rolle; vgl. E. Bischoff, Die Kabbalah. 
Einfiihrung in diejiidische Mystik und Geheimwissenschaft 2 , Lp. 1917, 35 ff. 
Die Vorschrift, welche schon Hieronymus erwahnt: Primordia et finem 
habet [Ezechiel] obscuritatibus involuta, ut apud Hebraeos istae partes cum 
exordio Geneseos ante annos triginta non legantur (Ep. ad Paulinum), scheint 
damit zusammenzuhangen. 

3 Diese wiederholte Schilderung der Herrlichkeit Jahwes ist wohl durch 
die Textiiberlieferung verdoppelt worden. 



3 14 ! Teil. Die Bticher des AT im einzelnen. Nr. 492 

mit Rettung eines Restes unter dem Bilde eines Adlers (17, i 24). 
Nur Bekehrung vermag zu retten (18, i 32) 1 . Klagelied iiber die 
Fiirsten Israels (19, i 14). Weissagung aus dem 7. Jahre: Oftmalige 
Scheming des abtriinnigen Volkes, Strafe und Begnadigung (20, i 44). 
Einzelne kleinere Weissagungen (21, i 12; 21, 13 22; 21, 23 37; 
22, i 16; 22, 17 22; 22, 23 31). Weissagung gegen Israel und Juda 
unter dem Bilde zweier Schwestern (23, i 49). Weissagung aus dem 
9. Jahre: Mitteilung des Tages, an dem Jerusalem fiel (24, if.); pro- 
phetische Handlung (24, 3 14); der Prophet versinnbildet in dem 
Verlust seines Weibes Judas Geschick (24, 15 27). 

492. Weissagungen gegen die fremden Volker (25, i 32, 32): 
Weissagung gegen Animon (25, i 7), Moab (25, 8 n), Edom (25, 12 
bis 14), diePhilister(25, 15 17), Tyrus(26, i 28, ig) 2 , Sidon(28, 20 26). 
Weissagung vom 10. Jahre gegen Agypten (29, i 16). Weissagung vom 
27. Jahre: Nebukadnessar erhalt Agypten (29, 17 21). Weissagung 
gegen Agypten (30, i 19). Weissagung vom n. Jahre: gegen den 
Pharao (30, 20 31). Weissagung vom 12. Jahre (vom i. des i2.Monats): 
gegen den Pharao (32, i 16). Weissagung vom 12. Jahre (vom 15. des 
12. Monats): gegen Agypten (32, 17 32) 3 . 

493. Weissagungen nach der Zerstorung Jerusalems, haupt- 
sachlich iiber die Wiederherstellung von Volk und Kult 
(33, i 39, 29): Weissagung iiber die Verantwortung des Propheten bei 
seiner Sendung (33, i 9). Gottliche Strafregel (33, 10 20). Weis- 
sagung vom 12. Jahre (vom 5. des 10. Monats): Bevor die Nachricht 
kam, dafi Jerusalem gefallen sei, wird der Mund des stummen Pro- 
pheten (vgl. 3, 27) geoffnet: Die Juden werden heimgesucht und ge- 
fangen fortgefiihrt (33, 21 29); Erfolglosigkeit der Weissagungen Eze- 
chiels (33, 30 33). Weissagung gegen die Hirten Israels (34, i 10); 
Jahwe selbst wird die zerstreute Herde sammeln und auf gesegnete 
Weide fiihren (34, n 31). Weissagung gegen Se c ir (35, i 15), gegen 
die iibrigen Feinde des Volkes und zu Gunsten der Wiederherstellung 
Israels (36, i 15). Weissagung iiber die Wiederherstellung Israels um 
Jahwes Ehre willen (36, 16 37). Jahwe zeigt dem Propheten ein Ge- 
sicht, wie die Gebeine der Toten wieder belebt werden, damit er die 
Wiederherstellung Israels weissage (37, i 14). Durch Vereinigung 
zweier Holzer soil der Prophet die Wiederherstellung Israels und Judas 
ankiindigen (37, 15 28). Weissagung gegen Gog, welches am Ende 
der Tage gegen Israel heranzieht (38, i 39, 29)*. 

1 Dariiber, dafi der Kultus mit seiner VerauBerlichung bei Ezechiel die 
Ethik keineswegs iiberwuchert hat, vgl. P. Herzog O. F. M., Die ethischen 
Anschauungen des Propheten Ezechiel (AtAbh 9, 2/3), Mstr. i. W. 1923. 

2 * P. Cheminant, Les propheties d'Ezechiel centre Tyr (26 28), P. 1912. 

3 *J. Plessis, Les propheties d'Ezechiel centre 1'Egypte (29 32), P. 1912. 

4 J. Boehmer, Wer ist Gog von Magog? (ZwTh 40, 321 355). 



Nr. 495 C. Die Propheten. b) Die vier GroCen Propheten. 6. Ezechiel. 315 

494. Die Vision iiber den Tempel und seine Einrichtungen 
(40, i 48, 35) *: Im 25. Jahre unserer Gefangenschaft wird Ezechiel 
im Geiste nach Palastina und Jerusalem entriickt (40, i 4) und sieht, 
welche Zustande kiinftig in Tempel, Stadt, Volk und Land herrschen 
(40, 5 48, 35). Torbau nach Osten (40, 5 16), aufierer Vorhof (40, 17 
bis 27), innerer Vorhof (40, 28 49), das Tempelgebaude selbst (41, i 
bis 26), die Kammern im aufteren Vorhof und anderes (42, i 20). 
Die Herrlichkeit Jahwes zieht in den Tempel ein (43, i 4). Auftrag 
dutch den Propheten, das Haus des Herrn so zu bauen (43, 5 12). 
Mafie des Altares (43, 13 17) und Vorschriften fur seine Weihe (43, 18 
bis 37). Vorschriften iiber das Osttor (44, i 3). Ordnung des Dienstes 
am Tempel (44, 4 31). Verteilung des Landes (45, i 8). Vorschriften 
iiber Mafi und Gewicht (45, 9 12). Abgaben und Opfer an Festen 
und sonstigen Tagen (45, 13 46, 15). Anordnung iiber das Besitztum 
des Fiirsten (46, 16 18). Ort fur das Verzehren der Opferanteile der 
Priester (46, 19 24). Die Tempel quelle und ihr Wasserreichtum (47, i 
bis 12). Verteilung des Landes an die Stamme (47, 13 48, 29). Die 
Ausgange der Stadt und ihr Name (48, 30 35) 2 . 

495. 1st bei Ezechiel nicht die ungesuchte Grofie des Propheten 
Isaias zu finden, so 1st doch auch seine Darstellung gewaltig 3 , 
und an eindrucksvollen Bildern steht er keinem andern Pro- 
pheten nach 4 . Die symbolisch - prophetischen Zustande 5 und 

1 Der Schlufiteil hebt sich so stark vom iibrigen Inhalt ab, dafi man An- 
zeichen von Zweiteilung des Ezechielbuches findet (vgl. E. Nestle, ThLz n, 
219; Peters [s. o. S. 273] xxx). Damit mag auch die Angabe bei Josephus, 
Ant. 10, 5, i zusammenhangen, dafi Ezechiel zwei Biicher geschrieben habe 
(vgl. dagegen C. Ap. i, 8 [s. u. Nr. 605]). 

2 Zu Kap. 40 48 vgl. E. C. Baldwin, Ezekiel's holy state and Plato's 
Republic (BW 41, 365 373); G. Richter, Der ezechielische Tempel. Eine 
exegetische Studie iiber Ez 40 ff. (BFchrTh 16, 2), Giitersloh 1912; N. Schlogl 
O.Cist., Der ezechielische Tempel (WZKM 33, 109124); H.Sulley, The temple 
of Ezekiel's prophecy, Ld. 1888, 3 I925 (in zionistischer Tendenz umgearbeitet). 

3 Hieronymus, Praef. in Ezechielem : Sermo eius nee satis dissertus (vgl. Praef. 
in Is.) nee admodum rusticus (vgl. Praef. in ler.) est, sed ex utroque medio 
temperatus. Vgl. o. S. 284 \ 

4 Vgl. D. Buzy, Les symboles de 1'AT, P. 1923, 157264; Ders., Les 
symboles prophetiques d'Ezechiel (Rb 29, 203228 353358; 30, 4554 
161 194). Einzelne Abschnitte tragen das Geprage apokalyptischer Dar- 
stellung zur Schau (vgl. L. Diirr, Die Stellung des Propheten Ezechiel in 
der israelitisch-jiidischen Apokalyptik [AtAbh 9, i], Mstr. i. W. 1923). 

5 Seit A. Klostermann (Ezechiel. Ein Beitrag zur besseren Wiirdigung 
seiner Person und seiner Schrift [StKr 1877, 391439]) hat man immer wieder 
versucht, die eigenartigen Erscheinungen als krankhaft zu erklaren. Vgl. da- 
gegen DieckhofF, Der Prophet Ezechiel (Zeitschr. f. Religionspsychologie i 
[1907/8], 193 206); Touzard (s. o. S. 292 2 ) 14, 91 f. 



316 I. Teil. Die Bucher des AT im einzelnen. Nr. 496 

Handlungen finden sich bei ihm auCerordentlich haufig. Darin 
blofi lebendige Darstellungsformen zu finden, nicht wirkliche Vor- 
gange, wird der hochentwickelten Gebardensprache des Orien- 
talen nicht gerecht und himmt den MaGstab fiir das Ungewohnliche 
und solchen Tuns von dem Gebrauche unserer Zeit und unserer 
Lander 1 . 

150. Entstehung des Buches Ezechiel. 

496. Das Buch Ezechiel ist von einer Reihe meist aufeinanderfolgender 
Daten nach Jahren unserer Gefangenschaft durchzogen 2 . Doch ist 
streckenweise auch eine Zusammenordnung nach sachlichen Gesichts-. 
punkten festzustellen. So stehen die Weissagungen gegen die fremden 
"Volker beisammen. Infolgedessen kann man die undatierten Weis- 
sagungen nicht mit Sicherheit in die Zeit verlegen, die zwischen den 
nachsten Daten voraus und hernach liegt. 

497. Die traditionelle Anschauung, dafi die Weissagungen un- 
seres Buches von Ezechiel stammen und von ihm selbst ge- 
sammelt wurden, ist auch noch in Geltung geblieben, als andere 
Biicher des AT schon lange einer literarkritischen Betrachtung 
unterzogen wurden 3 . Neuere Versuche, das Buch Ez als End- 
produkt einer literarkritischen Entwicklung zu verstehen 4 , haben 

1 E. Konig, Zur Deutung der symbolischen Handlungen des Propheten 
Ezechiel (NkZ 3, 650 659). Uber die Beziehung des Ezechiel zur Penta- 
teuchquelle P vgl. o. S. log 5 . 

2 AuCer der Reihe stehen die Daten von 29, 17 (weil gegen Agypten ge- 
richtet, in die iibrigen Weissagungen gegen Agypten eingeschoben), 33,21 
(schliefit sich an die Weissagungen gegen fremde Volker an, die zusammen- 
gestellt werden soil ten) und I, i (leitet eine Weissagung ein, deren Inhalt 
mit einem Ausdruck bezeichnet ist, wie er auch fiir Kap. i pafit). 

3 Die altjiidische Uberlieferung, dafi die Manner der grofien Synagoge 
das Buch Ezechiel geschrieben hatten (Talmud, b. Baba batra f. 15* [s. u. 
Nr. 606]), wird als Hinweis darauf verstanden, dafi Ez iiberarbeitet worden 
sei (vgl. Steuernagel [s. o. S. 10] 579). Die Zuweisung an diese palastinische 
Korperschaft will aber wohl nur die Tatsache verbergen, dafi ein kanoni- 
sches Buch aufierhalb Palastinas entstand (so Raschi z. St.). Spinoza sprach 
das Buch dem Propheten aus rationalistischen Griinden ab. Neuere jiidische 
Exegeten, welche Ez ins 5. 2. Jahrh. herabdriickten (L. Zunz, Bibelkriti- 
sches. II. Ezechiel [ZdmG 27, 676 681]; Geiger, Wetzstein, Seinecke [s. o. 
S. 85 l ] 2, i 20, Vernes vgl. Konig [s. o. S. 2 2 ] 358 f.), standen wohl unter 
dem Banne des altjiidischen Mifitrauens gegen die kanonische Geltung un- 
seres Propheten (s. u. 187). 

4 Kraetzschmar (s. o. 8.311) nimmt zwei verschiedene Rezensionen an, 
die nicht von Ezechiel stammen. Manche -Weissagungen scheinen tatsach- 



Nr. 498 C. Die Propheten. b) Die vier Grofieri Propheten.* 6. Ezechiel. 

bis jetzt noch nicht zu einem allgemein anerkannten Ergebnis 
gefuhrt 1 . Viel ausgedehnter als literarkritische Eingriffe scheinen 
Versuche, verschieden iiberlieferte Textfofmen ineinanderzu- 
arbeiten, den schwierigen Zustand des Ezechieltextes verschuldet 
zu haben. Vielleicht 1st item' auch zuzuschreiben, daC die chrono- 
logische und sachliche Ahbrdnung der Weissagungen im jetzigen 
Zustand des Buches ofter durchbrochen wird 2 . 

151. Der Text des Buches Ezechiel 3 . 

498. Der Text des Ez hat stark gelitten, weil er schwer ver- 
standlich schien und seine Angaben zum Teil nach dem wirk- 
lichen, nachezechielischen Tempel und dem mosaischen Gesetze 
geandert wurden 4 . Erst wenn die Folgen der Textwandlungen 
beseitigt sind, wird man versuchen konnen, festzustellen j ob 
literarische Bearbeitungen stattgefunden haben. Ebenso hangt 
die Erkenntnis der dichterischen Form von einer solchen Vor- 
arbeit ab 5 . 



lich in doppelter Form vorhanden zu sein. J. Herrmann (Ezechielstudien 
[BWAT 2], Lp 1908) halt das Werk fur fast ganz ezechielisch, werin auch 
nicht . fur einheitlich ; es sei aus verschiedenen kleineren Sammlungen ent- 
standen. Holscher (s. o. S. 280) 406 f. will an der volligen Integritat nicht 
mehr festhalten (vgl. seine Analyse ebd. 407 423). In seiner Schrift : Hese- 
kiel. Der Dichter und das Buch (39. Beih. z. ZatW), Giefien 1924, erkennt 
er ezechielisches Gut nur in geringem Umfange an. 

1 Vgl. C. Kuhl, Die literarische Einheit des Buches Ezechiel, Diss. 
Tub. 1917. - 

s Vgl. Steuernagel (s. o. S. 10) 596 f. 

3 Vgl. Cornill (s. o. S. 311); A. Merx, Der Wert der LXX fur die Text- 
kritik des AT am Ezechiel aufgezeigt (Jahrb. f. prot. Theol. 9 [1883], 

65-77). 

4 Wegen seiner Unterschiede vom mosaischen Gesetz glaubten manche 
ihn vom jiidischen Kanon ausschlieCen zu sollen (s. u. 187; Talmud, 
b. Menachot f. 45 a ). Die Textbearbeitung b'ei Cornill (s. o. 8.311) ist 
viel zu willkiirlich. Jahn (s. o. S. 311) hat sich zu ausschliefilich nach ge- 
richtet. Zur Frage, ob mehrere Ubersetzer an der von Ez gearbeitet 
haben, vgl. Thackeray (s. o. S. 308 5 ). 

5 Uber die dichterische Form von Ez vgl, Miiller (s. o. S. 22 1 6 ); Ders., 
Ezechielstudien (Biblische Studien i), B. 1895, (Neudruck) Wien 1904; Schmalzl 
(s.'o. S. 2l8 s ). ".' ' 



318 I. Teil. Die Bticher des AT im einzelnen. Nr. 499 

7. Daniel. 

152. Name. Literatur. 

499. biW, Aavin\, Prophetia Danielis (Dn). 

500. E. Bayer O. F. M., Danielstudien (AtAbh 3, 5), Mstr. i. W. 1912. 
G. Behrmann, Das Buch Daniel ubersetzt und erklart(GHK3, 3, 2), Gott. 1894. 
R. H.Charles, The book of Daniel (CB), Edinburgh 1913. J. Goettsberger, 
Das Buch Daniel ubersetzt und erklart (HSAT 8, 2), Bonn 1928. G. Jahn, Das 
Buch Daniel nach der Septuaginta hergestellt, ubersetzt und kritisch erklart. Mit 
einem Anhang : Die Mesha'-Inschrift, aufs neue untersucht, Lp. 1904. C. F. K ei 1, 
Biblischer Commentar iiber den Propheten Daniel (BC 3, 5), Lp. 1869. 
K n a b e n b a u e r (s. o. S. 302). K. M a r t i , Das Buch Daniel erklart (KHK 18), 
Tiib. 1901. J. Meinhold, Das Buch Daniel ausgelegt (KK A 8 [s. o. S. 133 
unter Oettli], 255 339). J. A. Montgomery, A critical and exegetical com- 
mentary on the book of Daniel (JcC), Edinburgh 1927. P. Rie filer, Das 
Buch Daniel erklart (KwC 3, 3, 2), Wien 1902. *J. Zumbiehl, Das Buch 
Daniel und die Geschichte, Strafiburg 1908 (Jahresber. d. bischofl. Gymnas. 
in Zillisheim 1906/07). 

Die sog. deuterokanonischen Zusatze sind in den protestantischen Kom- 
mentarwerken bei den Apokryphen untergebracht : W. H. Bennett, The 
Prayer of Azariah and the Song of the three Children (Charles [s. o. S. 12] 
i, 625 637). T. W. Davies, Bel and the Dragon (Charles [s. o. S. 12] i, 652 
bis 664). Fritzsche (s. o. S. 1 86). D. M. Kay, Susanna (Charles [s. o. S. 12] 
i, 638651). W. Rothstein, Die Zusatze zu Dn (Kautzsch [s. o. S. 12] 
i , 1 72 193). S c h ii r e r (s. o. S. 163 3 ) 3 4 , 452 458. Z 6 c k 1 e r (KK A 9 [s. o. 
S. n], 214 221 (Die erzahlenden Zusatze zu Dn: Susanna; Bel und Drache) 
230 235 (Das Gebet des Asarjas und der Gesang der drei Manner [poe- 
tischer Zusatz zu Dn]). 

153. Leben und Wirken des Propheten Daniel. 

501. Der Prophet Daniel stammte aus einer vornehmen Familie des 
Stammes Juda (i , 6) 1 und kam im 4. Jahre des Jehojakim (605 v. Chr.) 
in die babylonische Gefangenschaft (i, i fF.; vgl. Jer 25, i; 46, 2). 
Dort wurde er mit andern Jiinglingen ausgewahlt, mit dem baby- 
lonischen Namen Beltesassar benannt und fur den Dienst am 
koniglichen Hofe ausgebildet (i, 3 ff.). Er wirkte von Nebukad- 
nessar (604 562) bis zum 3. Jahre des Kyros (538 529) 2 . 

1 Josephus, Ant. 10, 10, i : IK TOO Zebeidou (al. Saxx^ ou ) T^ vou ?- Auch 
nach Hieronymus, In Dan. i, 3 (M 1 25, 518) war er koniglichen Gebliites. 

2 Die Losung der Frage, wer Darius der Meder war (s. u. S. 320 1 ), konnte 
noch dariiber hinausfuhren. Die Uberlieferung kennt ein Danielgrab in Susa. 



Nr. 503 C. Die Propheten. b) Die vier Groflen Propheten. 7. Daniel. 319 

154. Inhalt des Buches 1 Daniel 2 . 

502. Dieses Prophetenbuch besteht aus zwei Teilen, die sich aus 
wunderbaren Geschehnissen an Daniel oder durch ihn (Kap. I 6) 
und aus apokalyptischen Gesichten iiber die nahere und fernere 
Zukunft (Kap. 7 12) zusammensetzen. Ahnliches wie Kap. I 6 
berichten auch die letzten Kapitel (13 u. 14); sie sind aber in 
den formellen Aufbau von Dn nicht einbezogen 3 . 

503. Schon die Jugendgeschichte des Daniel verfolgt, wie die iibrigen 
Episoden des ersten Teiles, die Absicht, die Erhabenheit und Macht 
des Gottes Jahwe vor den Heiden und gegenuber ihren Gottern ins 
Licht zu setzen. Daniel und seine Gefahrten, welche Jahwes Gesetz 
treu beobachten, iiberragen an Weisheit, die ihnen Jahwe verliehen, 
ihre Altersgenossen (i, i 21). Den Traum des Nebukadnessar von der 
Bildsaule, die aus verschiedenem Material bestand und von einem Felsen 
zerschmettert wurde, deutet Daniel auf die vier Weltreiche, welche im 
messianischen Reiche aufgehen (2, i 49) 4 . Die drei Gefahrten des 
Daniel verweigern die Anbetung der Bildsaule des Konigs und werden 
in den Feuerofen geworfen (3, i 23). Gebet des Azarias^ (023 3, 
24 45, > 5H). Die Jiinglinge werden vom Feuer verschont (093 3, 
46 -50, ) SQfr). Lobgesang der drei Junglinge im -Feuerofen (0Q3 3, 
51 90, > 9It). Nebukadnessar erkennt Jahwes Macht an (3, 24 30 
[= 3, 91 97 033]). Nebukadnessar gibt in einem Dekret bekannt, 
wie Daniel ihm einen Traum deutet : vom Tierwahnsinn befallen, wird 
er infolge der Anerkennung Jahwes davon geheilt (3, 31 [3, 98 03S] 
bis 4, 34) 6 . Beim Gastmahl des Belsassar, Konigs von Babel, bei dem 

1 Josephus redet (Ant. 10, n, 7) von den Biichern Daniels*. Das wird 
damit zusammenhangen, dafi die deuterokanonischen Bestandteile, die Ge- 
schichte der Susanna und Dn 14, ziemlich locker mit dem sonst geschlos- 
senen Buche verbunden sind. 

2 Vgl. * B. Neteler, Die Gliederung des Buches Daniel, Mstr. i. W. 1870. 

3 Die Stellung von Dn 13 an den Anfang des Dn-Buches (so u. a.) ist 
nicht sachgema.fi ; die Susannaerzahlung miifite nach inhaltlichen Ruck- 
sichten Dn i folgen. 

4 Vgl. D. Buzy, Les symboles de Daniel (Rb N. S. 15, 403431); A. van 
Hoonacker, The four empires of the book of Daniel (ExpT 13, 420 423). 
Die Weltreiche sind: Nebukadnessar, Belsassar, das medo-persische Reich, 
das griechisch-seleukidische Reich. Auch im zweiten Teil zielt die Prophetie 
auf den Seleukiden Antiochus IV. ab, an den das messianische Reich 
unmittelbar angefiigt wird. 

5 Kursivdruck kennzeichnet die sog. deuterokanonischen Stiicke. 

6 Vgl. P. Dhorme O. P., Cyrus le Grand (Rb N. S. 9, 2249) 37 f- ; F. Hommel, 
Die Abfassungszeit des Buches Daniel und der Wahnsinn Nabunids (ThLbl 
23, 145 150; dazu F. Buhl ebd. 204 f.); E. M. Merrins, The abasement of 
Nebuchadnezzar (Bs 62, 601 625). 



320 I. Teil. Die Bucher des AT im einzelnen. Nr. 504 

die heiligen Gefafie des Tempels entweiht werden, erscheint eine ge- 
heimnisvolle Schrift an der Wand, die Daniel deutet: Belsassar und 
sein Reich gehen unter, die Herrschaft fallt an die Meder und Perser. 
Darius der Meder folgt (5, i 6, i [5, 31 S3]) 1 . Daniel betet trotz 
des Verbotes des Darius zu seinem Gott, wird in die Lowengrube ge- 
worfen und wunderbar daraus befreit. Darius erkennt in einem Dekret 
den Gott des Daniel an (6, 2 29 [6, i 28 033]). 

504. Im ersten Jahre des Belsassar hatte Daniel ein Traumgesicht, das 
er selbst erzahlt: Vier Meerungeheuer bedeuten die vier Weltreiche; 
eine menschliche Gestalt (wie ein Menschensohn 7, 13 2 ) stellt ein 
neues Weltreich dar, das die andern ablest. Die Erscheinungen werden 
dem Propheten gedeutet (7, i 28). Gesicht des Daniel aus dem dritten 
Jahre des Belsassar: Ein Widder wird von einem Ziegenbock iiber- 
wunden. Gabriel deutet dem .Daniel das Gesicht auf das medo-persische 
Reich, das vom griechischen Reiche iiberwunden wird; letzteres bringt 
einen Verfolger des Judentums hervor (8, i 27). Im ersten Jahre des 
Darius betet Daniel um Aufklarung, warum die Heimsuchung nach 
70 Jahren noch nicht zu Ende sei, und wird von Gabriel belehrt, 
dafi das Ende erst nach 70 Jahreswochen kommen werde (9, i 27) 3 . 
Im dritten Jahre des Kyros hat Daniel ein Gesicht iiber die Ereignisse, 
welche vom Untergang Persiens bis zur Verfolgung des VJolkes der Hei- 
ligen und bis zum Untergang des Verfolgers vor sich gehen. (10, i : 12, 13). 

505. Der junge Daniel rettet die falsch angeklagte Susanna vom Tode 
(13, i 6435; in unter eigenem Titel 4 ). Daniel deckt unter Kyros 

1 Vgl. J. Zumbiehl, Belsazar (Monatsbl. f. d. kath. Religionsunterricht 7 
[1906], 182 188 248 252). Netie Urkunden iiber Belsassar behandeln: 
W. Baumgartner, Neues keilschriftliches Material zum Buche Daniel ? (ZatW 
N. F. 3, 3856); C. Boutflower, The historical value of Daniel V and VI (JthSt 
17, 43 60); T. Pinches, Fresh light on the book of Daniel (ExpT 1915, Apr.). 
Uber den Sinn der Schrift an der Wand vgl. G. . Hoffmann, Mene, mene tekel 
upharsin (ZA 2, 45 48); D. Prince, Mene Mene, Tekel, Upharsin, Baltimore 
1893. Uber Darius den Meder vgl. W. S. Auchincloss, Darius the Me- 
dian (Bs 66, 536538); Boutflower (s. o.); Zumbiehl (s. o. S. 318) 79 ff. 

2 Vgl. J. Derambure, Le fils de l'homme dans les Evangiles (Raug 14, 
319340); E. Konig, Der Menschensohn im Danielbuch (NkZ 16, 904 
bis. 92 8). 

. 3 Vgl. * F. Fraidl, Die Exegese der 70 Wochen Daniels in der alten und 
mittleren Zeit, Graz 1883; J. Hontheim S. J., Das Todesjahr Christi und die 
Danielsche Wochenprophetie (Kath 3. F. 34, 12 36 96 128 176 188 254 
bis 281); E. Konig, Die chronologisch-christologische Hauptstelle im Daniel- 
buch (NkZ 15, 974 987); P. Szczygiel, Von den Perioden der Wochen- 
prophetie (Dn 9, 2427) und den andern Zahlen bei Dn (ThG 1 5, 268 283) ; 
J. van Bebber, Zur Berechnung der 70 Wochen Daniels (BZ 4, 119 141). 

4 Zur Stellung dieses Kapitels vgl. o. S. 319 3 . . In der herakleensischen 
Ubersetzung wird das Stuck Buch des kleinen Daniel genannt; vgl. TO 



Nr. 507 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. 7. Daniel. 321 

den Betrug der Priester des Bel auf. Er totet den gottlich verehrten 
Drachen der Babylonier, wird in die Lowengrube geworfen, dort vom 
Propheten Habakuk gespeist und dann gerettet (13, 65 14, 42 25; in 
unter eigenem Titel [: ex Trpocpryreias 5 Anp*<XKofru uiou 'InffoO, IK 
Aeui]) 1 . 



155. Der Sprachenwechsel im hebraisch-aramaischen 

Teil des Buches Daniel, 

506. Das Stuck 2, 4 b 7, 28 ist in aramaischer Sprache ge- 
schrieben. Es lafit sich kaum ein befriedigender Grund fmden> 
warum der Verfasser selbst einen solchen Wechsel sollte ange- 
wendet haben. 

507. Manche 2 nahmen an, die aramaischen Stiicke seien zuerst in der 
landesiiblichen Sprache der Chaldaer (twtos) niedergeschrieben, nach 
dem Untergang des chaldaischen Reiches mit einer hebraisch n Ein- 
leitung versehen und um die Visionen als Schlufiteil in hebraischer 
Sprache vermehrt worden. Fiir diese Annahme fehlt nicht nur jeglicher 
Anhaltspunkt, sondern sie erklart auch nicht den Beginn des Ara- 
maischen mitten im Verse und scheitert an der Tatsache, dafi das erste 
Kapitel der Visionen (Dn 7) noch aramaisch geschrieben ist. Andere 3 
glaubten, Daniel habe die Chaldaer in ihrer eigenen Sprache redend 
einfuhren wollen, und nachdem er einmal mit dieser Sprache begonnen, 
sei er so fortgefahren, auch wo die Chaldaer nicht mehr das Wort fiihrten. 
Doch die aramaische Sprache dieser Kapitel ist westaramaisch, konnte 
also nicht als Sprache der 6'stlichen Chaldaer gelten 4 . Auch wird dadurch 



eip ctYpUTrvos AavirjX im 0-Text des Cod. Chigi (s. u. S. 327 3 ) (eip ist durch 
vo<; erklart, aber vielleicht von TST klein abzuleiten). 

1 Vgl. Scholz (s. o. S. 76 10 ) 26 f. S. Landersdorfer O. S. B., Der Drache 
von Babylon (BZ n, 14). 

2 Vgl. Meinhold (s. o. S. 318) 262; ahnlich J. Bohmer, Reich Gottes und 
Menschensohn im Buche Daniel. Ein Beitrag zum Verstandnis seines Grund- 
gedankens, Lp. 1899 ( 2 i9O7), 1506". 

3 So Behrmann (s. o. S. 318) n; S. R. Driver, The book of Daniel (The 
Cambridge Bible), Cambridge 1900; A. Kamphausen, Das Buch Daniel 
und die neuere Geschichtsforschung, Lp. 1893. Riefiler (s. o. S. 318) XIII 
meint, der Redaktor habe Daniel diese Sprache erst gebrauchen lassen 
wollen, als er in ihr unterrichtet war. Hieronymus hat wegen der gleichen 
Meinung fur die aramaische Sprache den Namen chaldaisch eingefuhrt 
(Praef. in Dan.) ; die Chaldaer beginnen 2, 4 in ihr zu sprechen. 

4 Nach W. Baumgartner (Das Aramaische im Buche Daniel [ZatW N. F. 
4, 8 1 133]) lafit sich die Frage, ob west- oder ostaramaisch, vom Stand- 
punkt der Sprache aus nicht entscheiden. R. D. Wilson (The Aramaic of 
Daniel [Biblical and theological studies, N. Y. 1912, 261 305]) sieht im 
Aramaisch des Dn einen ostaramaischen Dialekt. 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 21 



322 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 508 

nicht erklart, warum diese Sprache gerade bis 7, 28 reicht. Eine dritte 
Ansicht betrachtet die zwei Stiicke als selbstandig und lafit sie ohne 
Anderung der Sprache zusammengefiigt warden 1 . .Allein weder nach 
vorn noch nach riickwarts hebt sich das aramaische Stiick inhaltlich 
von der Umgebung ab. Die Auffassung, das urspriinglich aramaische 
Buch sei am Anfang und Schlufi hebraisiert worden, um Aufnahme in 
den hebraischen Kanon zu finden 2 , scheitert daran, dafi damit der 
Beginn des Aramaischen gerade bei der Rede der Chaldaer nicht erklart 
wird, und dafi gegeniiber einem hebraisierten ersten Kapitel als Anfang 
kaum voile fiinf Kapitel als Schlufi hebraisiert worden waren 3 . 

508. Am annehmbarsten klingt die Erklarung, dafi zwei selb- 
standige Uberlieferungsformen des ganzen Buches vorhanden 
waren, eine hebraische und eine aramaische, und dafi in dem ver- 
stiimmelten hebraischen Text das fehlende Mittelstiick aus dem 
aramaischen Daniel erganzt worden ist 4 . Nur mufi noch bei- 
gefugt werden : die Erganzung in einer neuen Sprache setzte 
gerade bei der Rede der Chaldaer ein in Riicksicht darauf, dafi 
sie eine andere und eigene Sprache redeten. Zufall und berech- 
nende Absicht zugleich miissen also zusammengewirkt haben, 
um diesen eigenartigen Sprachwechsel hervorzubringen. 

156. Die griechischen Zusatze zum Buche Daniel 5 . 

509. Das Gebet des Azarias und der Hymnus der drei Jiing- 
linge im Feuerofen mit einigen geschichtlichen Zwischenversen 
(3, 24 90 033), die Geschichte der Susanna (13, I 64 25 6 ), 

1 So F. Lenormant, Die Magie und Wahrsagekunst der Chaldaer, Jena 
1875; A. A. Bevan (s. u. Anm. 4) (vgl. Behrmann [s. o. S. 318] I f.); J. Zumbiehl, 
Die Sprache des Buches Daniel (ZkTh 29, 654677). 2 Marti (s. o. S. 318) X. 

3 H. Preiswerk (Der Sprachenwechsel im Buche Daniel, Diss. Bern 1903) 
nimmt neben der Ubersetzung des Anfangs ins Hebraische eine doppelte 
Ursprache an: Kap. i 7 aramaisch, Kap. 8 12 hebraisch. 

4 Vgl. A. A. Bevan, A short commentary on the book of Daniel, Cam- 
bridge 1892; P. Haupt bei A. Kamphausen, The book of Daniel in Hebrew, 
Lp. 1896, 16; J. D. Prince, A critical commentary on the book of Daniel, 
designed especially for students of the English Bible, Lp. 1899. A. v. Gall 
(Die Einheitlichkeit des Buches Dn, Giefien 1895) halt den aramaischen Teil 
fur Ubersetzung des ver^ren gegangenen Originals, datiert aber das ganze 
Buch in die Zeit der Makkabaer. 

5 C. Julius, Die griechischen Danielzusatze und ihre kanonische Geltung 
(BSt 6, 3/4), Frb. i. Br. 1901. 

6 Dieses und die beiden .folgenden Stiicke sind in und in die Kapitel- 
zahlung nicht einbezogen. 



Nr. 512 C. Die Propheten. b) Die vier GroCen Propheten. 7. Daniel. 323 

des Bel (13, 65 14, 21 35) und des Drachen (14, 22 42 23) sind 
blofi in griechischer Sprache erhalten (sog. deuterokanonische 
Stiicke [s. u. S. 368]). 

510. Sowohl Gebet und Hymnus als auch die Erzahlungen passen zur 
Darstellungsart und zu den Stiicken des hebraisch-aramaischen Buches. 
Ihre Ursprache war semitisch 1 . Ja 3, 24 f. des aramaischen Textes setzt 
3, 46 50 des blofi griechisch erhaltenen Zusatzes voraus. Trotzdem 
verrat sich gerade dieses Stuck als spaterer Einsatz im gegenwartigen 
Text dadurch, dafi der Ubergang vom aramaischen auf das griechische 
Stiick nicht glatt verlauft. Zudem trennt das Gebet des Azarias den 
Gesang der drei Jiinglinge von seinem einleitenden Verse, so dafi dieses 
Stiick noch spater als der Hymnus dem Buche beigefugt erscheint. 
Kapitel 13 und 14 passen der Art nach zu Dri i 6, verraten also 
schon durch ihre Stellung, dafi sie der Sammlung Kap. i 12 nach- 
traglich zugewachsen sind. Auch die Reihenfolge Astyages Kyros fiigt 
sich nicht zum chronologischen Aufbau des protokanonischen Dn. 

511. Dieser Sachlage wird die Ansicht gerecht, dafi die ur- 
spriingliche Gestalt des Buches Daniel zwar die griechischen Zu- 
satze von Anfang an nicht hatte 2 , dafi aber der gegenwartige 
hebraisch-aramaische Text eine erweiterte Form des Buches vor- 
aussetzt, welche wenigstens die historische Einleitung des Hymnus 
(3, 46 50) enthielt, also doch wohl iiberhaupt im wesentlichen 
den Umfang des hebraisch-aramaisch-griechischen Daniel besafi. 

157. Die Entstehungszeit des Buches Daniel. 

512. Schroff stehen sich in dieser Frage die Anschauungen der kon- 
servativen Exegeten und der kritisch-rationalistischen Schule gegen- 

1 So auch Bennett (s. o. S. 318); H. H. Howorth, Some unconventional 
views on the text of the Bible. VII. Daniel and Chronicles (PSbA 29, 31 
bis 38 6 1 69); Kay (s. o. S. 318). Die Wortspiele 13, 54 f. (faro o-fivov... 
axiaai) und 13, 58 f. (Orro irpvvov... Ttpioai), welche ein griechisches Original 
vermuten lassen (vgl. Origenes, Ep. ad Afric. [M g n, 47 85]; T. Wiederholt, 
Die Geschichte der Susanna [ThQ 51, 287 321 377399]), konnen die son- 
stigen Anzeichen semitischer Vorlage nicht aufwiegen. Dn 3, 24 ff. ; 13, 65 
bis 14, 21 hat M. Caster in einer spaten aramaischen Ubersetzung gefunden 
und veroffentlicht : The unknown Aramaic original of Theodotion's additions 
to the book of Daniel (PSbA 16, 280290 312 317; 17, 75 94); die Uber- 
setzung stammt aus (vgl. Schiirer [s. o. S. 163 3 ] 3*, 454). Das gleiche gilt 
von dem aramaischen Text von Dn 14, der bei Neubauer (s. o. S. I7S 3 ) 
XCi f. 39 43 steht, und von der hebraischen Bearbeitung von Dn 13 bei 
A. Jellinek, Bet ha-Midrasch 6, Lp. 1878, 126 128 (vgl. dazu Schiirer [s. o.]). 

* Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 296 f. halt dies wenigstens bei Dn 13 f. fur moglich. 

21* 



I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 513 

iiber. Wahrend erstere einen moglichst friihen Ansatz vertreten, 
1st es in der letzteren zur allgemeinen, nicht mehr umstrittenen 
Uberzeugung geworden, dafi Dn ein Erzeugnis der beginnenden 
Makkabaerkampfe sei. Beide Extreme werden den Anzeichen 
nicht gerecht, welche die Entwicklungsgeschichte des Dn-Buches 
erkennen lassen. 

513. Die traditionelle Ansicht laCt den Propheten Daniel 
selbst in seinem hohen Alter (vor 500 v. Chr.) das Buch ver- 
fassen, jedenfalls es nicht viel spater entstanden sein 1 . Die 
Griinde, welche hierfur geltend gemacht werden konnen, sind 
nicht entscheidend. 

Die Ich-Erzahlungen (7, 2 ff.; 8, i ff. ; 9, i ff. ; 10, 2 ff.) bilden nur einen 
Teil des Buches, und aufierdem ist es nicht unter alien Umstanden aus- 
geschlossen, die Ich-Form alsFiktion zuerklaren. Josephus (Ant. n, 8, 5) 
berichtet zwar, dafi man bereits Alexander d. Gr. das Buch Dn bei seinem 
Zuge nach Jerusalem gezeigt habe. Allein sein Zeugnis besitzt als das eines 
Apologeten des Judentums nicht die Gewahr, unbeeinflufit zu sein. 
Die aramaische Sprache des Buches ist nicht sicher die Ursprache 
des Buches, jedenfalls aber nicht die Sprachform, welche im Osten 
herrschte, das Ostaramaische 2 , sondern das Westaramaische. Die Be- 
kanntschaft mit Babel spricht fur Richtigkeit des Uberlieferten, aber 
nicht unmittelbar und notwendig dafiir, dafi Daniel der Verfasser und 
das Buch in seiner Zeit verfafit worden sei. 

514. Zudem weisen andere Anzeichen sicher in eine spat ere Zeit. 
Wenn auch die Annahme, dafi das Aramaische die Ursprache des Dn 
sei, und die persischen Lehnworte 3 die Abfassung durch Daniel keines- 
wegs ausschliefien, so zwingen doch die zweifellosen Grazismen in Dn 3 
(idOapic;, vyaXTripvov, auucpuuvia 4 , Krjpuacrevv), das Buch in die griechische 
Zeit, also nach Alexander d. Gr. zu verlegen. Der grofiere zeitliche 
Abstand von den Ereignissen macht auch die eigentiimliche Zusammen- 
ziehung der Geschichte im Aufbau des Buches (Belsassar Sohn und 
Nachfolger Nebukadnessars 5 ) verstandlich. 

1 Vgl. Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 290 f.; Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 255 f. 
Die judische Uberlieferung (Talmud, b. Baba batra f. 15") schreibt das Buch 
den Mannern der grofien Synagoge (s. u. S. 362) zu. 

2 So Hommel (s. o. S. 3I9 6 ); Wilson (s. o. S. 32 1 4 ). 

3 J. D. Davis, Persian words and the date of OT documents (OT and 
Semitic studies I, Ld. 1908, 273 283). 

4 P. Barry, Daniel 3, 5, Sumponyah (JbL 27, 99 127). Hommel (s. o. 
S. 319 6 ) versuchte die Worte aus semitischen Wurzeln zu erklaren. RieCler (s. o. 
S. 318) xii betrachtet die Grazismen als .nachtraglich eingedrungene Glossen. 

5 Auf Nebukadnessar folgen nach der sonst bekannten Geschichte Evil- 
merodach (561 560), Neriglissar (559 556), Nabunaid (555539), letzter 



Nr. 515 C. Die Propheten. b) Die vier Grofien Propheten. 7. Daniel. 325 

515. Die Exegeten der kritischen Schule (seit dem 17. 
[Spinoza] und besonders dem 18. Jahrh.) gehen durchweg iiber 
die Zeit um 300 v. Chr. noch weit herab und betrachten Dn 
als pseudepigraphische Trostschrift fur die verfolgten Juden der 
Makkabaerzeit. Der Verfasser aus dem 2. Jahrh. v. Chr. lege dem 
Daniel der alten Zeit Weissagungen in den Mund, welche die 
Bedriickungen des Judenvolkes durch Antiochus IV. Epiphanes 
(175 164) lange vorher anzukiindigen scheinen und damit der 
Hoffnung auf den ebenfalls vorhergesagten Untergang des Juden- 
verfolgers und auf die Rettung der Juden eine feste Stiitze geben 
sollen 1 . Die Griinde, welche die kritische Schule hierfur geltend 
macht, sind nicht geeignet, diese Ansicht zu erweisen. 

Die kritische Schule leugnet, dafi ein Daniel in der babylonisch- 
persischen Zeit gelebt habe. Allein der Daniel von Ez 14, 14 20; 28, 3 
ist doch kein anderer als der Zeitgenosse des Propheten, der, ebenso 
wie bei Ez, auch in unserem Buche als weiser Mann erscheint und 
keineswegs unbedingt mit den von Ez mit ihm genannten Mannern, 
Job und Noah, ins hohe Altertum gesetzt werden mufi. Es ist also 
ein Daniel in der babytanisch-persischen Epoche hinreichend bezeugt. 
Dafi Daniel in der Aufzahlung der beruhmten Manner der Vorzeit in 
Sir 44 ff. fehlt, ist nicht nur verstandlich, wenn Dn zur Zeit des Sirach 
noch nicht bestanden hat 2 , sondern auch dann, wenn das Buch damals 
noch nicht unbestrittenes kanonisches Ansehen besafi. Ebenso erklart 
sich die Tatsache, dafi Dn nicht in den Prophetenkanon aufgenommen 

Konig von Babel, dessen Sohn Belsassar nicht mehr zur Regierung kam. 
Manche Exegeten sind nicht ohne Anhaltspunkte der Meinung, dafi das 
Belsassarproblem sich vielleicht noch auf Grund von neuen Urkunden ohne 
Annahme einer Zusammenziehung der Konige werde losen lassen (vgl. o. 
S. 320 ). 

1 Auch Hieronymus halt es fur zulassig, Dn II, 36 45 von Antiochus IV. 
zu verstehen (M 1 25, 596 ff.), will aber damit den Charakter der Weissagung 
keineswegs leugnen (anders Marti [s. o. S. 318] xx). Dagegen hatte nach ihm 
(Commentariorum in Danielem prophetam liber unus, Prol. [M 1 25, 513]) Por- 
phyrius ({ 303) in seinen Kara Xpumavaiv X6yot bereits vaticinia post even- 
turn*, erdichtet in der Zeit Antiochus' IV., in Dn gefunden. E. Hertlein 
(Der Daniel der Romerzeit. Ein kritischer Versuch zur Datierung einer 
wichtigen Urkunde des Spatjudentums, Lp. 1908) datiert Dn 8 12 in die 
Makkabaerzeit, Dn 17 in die Romerzeit. M. Pflanzl (Ein christliches 
Schriftstiick im AT. Dn 7 [Internal, kirchl. Zeitschr. N. F. 6 (1916), 277 299]) 
stimmt dem fur Dn 7 bei. Dagegen vgl. M. Haller, Das Alter von Dn 7 
(StKr 1921, 8387). 

2 Vgl. J. Zumbiehl, Daniel in der atl Literatur (Kath 3. F. 34, 361 
bis 390). 



326 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 516 

wurde 1 , nicht nur, wenn Dn moglichst spat entstanden 1st, sondern 
auch dann, wenn der Prophetenkanon schon vor 300 v. Chr. zum Ab- 
schluft kam, oder, falls er spater abgeschlossen wurde, Dn damals noch 
kein kanonisches Ansehen besafi. Auch bestimmt die kritische Schule 
den Zweck des Buches Daniel 2 unrichtig, wenn sie darin ein Trostbuch 
fur die verfolgten Juden der Seleukidenzeit erblicken mochte. Der 
erste Teil verfolgt klar die Absicht, zu zeigen, wie erhaben der Gott 
der Juden iiber die Gotzen der Heiden ist, so daft sogar die Heiden 
ihm Anerkennung zollen; der zweite Teil ist aber auf dem ersten Teil 
aufgebaut, will nur einzelne seiner Weissagungen einlafilicher durch- 
fiihren. Daft in Dn 1 1 die Weissagungen ungewohnlich genau die wirk- 
lichen geschichtlichen Vorgange darstellen, ist allerdings auffallig, lafit 
aber bei dem schwierigen und oft unklaren Text fur die Vermutung 
Raum, daft hier nachtraglich eingefugte vaticinia post eventum vor- 
liegen, d. h. daft die ehedem unbestimmter lautenden Vorhersagungen 
nach erlebter Geschichte glossiert und erweitert wurden 3 . 

516. So erfreut sich Dn in seiner gegenwartigen Form wohl 
kaum der absoluten Authentic, als ob das Buch unmittelbar von 
der Hand des Propheten stammte ; es ist aber auch kein Pseud- 
epigraph der Makkabaerzeit, sondern wird mit seinem Abschlufi 
in eine mittlere Zeit, um 300 v. Chr., herabreichen 4 . Dabei 
deutet aber aufier der spateren Glossierung des Kap. 1 1 noch 
einiges auf eine Vorgeschichte des abgeschlossenen Buches hin. 
Die beiden Teile Kap. I 6 und 7 12 verraten sich als unab- 
hangige, also vor dem Abschlufi unseres ganzen Buches be- 
stehende Sammlungen durch die Eigenart des Inhalts und die 
ineinander iibergreifende Chronologic. Aufierdem fehlen Anzeichen 
nicht, daft die einzelnen Episoden schon eine bestimtnte litera- 
rische Form erhalten hatten, ehe sie in die erwahnten Samm- 
lungen aufgenommen wurden. Die griechischen Zusatze stellen 
eine dritte und letzte Entwicklungsphase des Buches Dn dar 5 . 

1 Vgl. R. D. Wilson, The book of Daniel and the canon (PrthR 13, 352 
bis 408). 

2 Vgl. J. Zumbiehl, Der Zweck des Buches Daniel (Kath 3. F. 34, 201 
bis 224). 

3 Vgl. Hopfl (s. o. S. 9) 2 2 , 294 f. ; J.-M. Lagrange, Les propheties messia- 
niques de Daniel (Rb N. S. i, 494520); Riefiler (s. o. S. 318) XII. 

* So auch Schenz (s. o. S. 58 7 ) 322 u. a. 

5 Duckworth (The origin of the book of Daniel [Exp 7. S. 2, 224233]) 
laCt Dn im 4. Jahrh. niedergeschrieben und spater glossiert sein ; G. Holscher 
(Die Entstehung des Buches Daniel [StKr 1919, 113138]) datiert wenigstens 
den grofieren Teil von Dn in vormakkabaische Zeit. Bayer (s. o. S. 318) 
nimmt die Metrik zu Hilfe, um die Einheitlichkeit des Buches zu erweisen. 



Nr. 518 C. Die Propheten. c) Das Zwolfprophetenbuch. 327 

158. Die Texte des Buches Daniel 1 . 

517. Der hebraische Teil des Dn aramaisiert stark, wahrend die ara- 
maischen Stlicke im 3Qft fiihlbar von der hebraischen Umgebung be- 
einflufit erscheinen. In die griechische Bibel des AT wurde Dn nach 
der nachchristlichen Ubersetzung des aufgenommen, wahrend die * 
Form wegen ihrer starken Verschiedenheiten vom 3It so sehr aufier 
Gebrauch kam 2 , dafi sie nur in einer einzigen, erst 1772 wieder auf- 
gefundenen spaten 3 Hs erhalten ist. Die deuterokanonischen Bestandteile, 
von Dn sind von Hieronymtts ebenfalls aus dem 0-Text neu iibertragen 
worden und fanden so Aufnahme in die 93. Mit G verwandte griechische 
Dn-Zitate begegnen schon von Bar und dem NT ab 4 . 

c) Das Zwolfprophetenbuch. 

159. Name, Stellung und Anordnung. Liter atur. 

518. Schon Sir 49, 10 (25 49, 12) werden ol bibbera TtpocpfiTai als eine 
zusammengehorige Gruppe genannt; von Josephus (C. Ap. i, 8) ab 
werden sie als einBuch gezahlt 5 und weiterhin in Hss und Kanon- 
verzeichnissen mit dem Nam en TO bu)beKonrpocpr|T6v 6 , in der 30ft mit : 
ito n*3# (aram. i? <1 ':ij>; Hieronymus, Prol. gal.: There asar), in der la- 
teinischen Kirche als prophetae minores (vgl. Augustinus, De civ. 
Dei 18, 29 [M 1 41, 585]), Kleine Propheten, bezeichnet. 

1 Eine babylonische Grundschrift nimmt an P. Riefiler, Die Ursprache 
des Buches Dn (BZ 3, 140145); dagegen M. Streck, Die Ursprache des 
Buches Dn (BZ 4, 247 254). M. Lohr, Textkritische Vorarbeiten zu einer. 
Erklarung des Buches Dn(ZatW 15, 75103 193225 ; 16, 1739); * p - Riefiler, 
Das Buch Dn. Textkritische Untersuchung, Stuttgart 1899. 

2 Hieronymus, Praef. in Dan. : Danielem prophetam iuxta septuaginta 
interpretes Domini Salvatoris ecclesiae non legunt, utentes Theodotionis edi- 
tione, et hoc cur acciderit, nescio. . . . Hoc unum affirmare possum, quod 
multum a veritate discordet et recto iudicio repudiatus sit. 

3 Ms. Rom., Bibl. Chigi (Nachschrift : tfpdqtr] ^KTUIV xeTpcnrXuiv g./ 1 1 . Jahrh.), 
veroffentlicht neben dem 0-Texft bei Swete (s. o. S. I77 2 ) 3. Bd. ; vgl. A. Rahlfs, 
Verzeichnis der griechischen Hss des AT, fur das Septuaginta-Unternehmen 
aufgestellt (Mitt. d. Septuaginta - Unternehmens d. k. GdW zu Gott. 2, 
B. 1914) 278 ff. ; A. Bludau, Die alexandrinische Ubersetzung des Buches 
Dn und ihr Verhaltnis zum massorethischen Text (BSt 2, 2/3), Frb. i. Br. 
1897. Alter sind h , welche nach iibertragen ist, und die altlateini- 
schen Zitate nach (vgl. Bludau [s. o.] 17 20). 

* Vgl. Swete (s. o. S. 13 1 2 ) 47 f.; A. Bludau, Die Apokalypse und Theo- 
dotions Danieliibersetzung (ThQ 79, I 26). 

5 Siehe u. 186, Nr. 605. Vgl. z. B. Melito von Sardes bei Eusebius, Hist, 
eccles. 4, 26, 14 (M B 20, 397) : TUJV bubbexa dv 

6 Vgl. Swete (s. o. S. I3i 2 ) 123 204 ff. 



328 ! Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 519 

519. Wenn sie nicht in die grofien Propheten eingeschoben oder mit 
ihnen vermischt erscheinen, so finden sie bald vor ihnen (so AB und 
die -Ausgabe Sixtus' V.), bald nachher (so 33) ihre Stelle (s. u. 
201, Nr. 691). 

520. Die Reihenfolge im einzelnen ist fur die erste Halfte der 
Kleinen Propheten verschieden iiberliefert. Hieronymus hat fur 33 
die jiidische tJberlieferung iibernommen. Soweit ein Grund fiir die 
Anordnung vermutet werden kann, scheint im allgemeinen eine zeit- 
liche Aufeinanderfolge angestrebt worden zu sein. 

521. Bibliographia generalis bei Knabenbauer (s. u.) I 2 , 7 14. 
B. Duhm, Die Zwolf Propheten. In den Versmafien der Urschrift iiber- 
setzt, Tub. 1910; Ders. , Anmerkungen zu den Zwolf Propheten (ZatW 
31, i 4381 110161 204; Sonderdruck: Giefien 1911). C. F. Keil, Bi- 
blischer Commentar iiber die 12 kleinen Propheten (BC 3, 4), Lp. 1866, 3 i888. 
J. Knabenbauer S. J., Commentarius in prophetas minores (CSs), P. 1886, 
2 rec. M. Hagen S. J. 1924/23. Marti (s. o. S. 99 2 ). *B. Neteler, Glie- 
derung des Buches der Zwolf Propheten, Mstr. i. W. 1871. Nowack (s. o. 
S. 99 2 ). C. v. Orelli, Die zwolf kleinen Propheten ausgelegt (KK A 5, 2), 
Nordtingen 1888, 2 Miinchen 1896, 3 (mit einem Anhang : Zur Metrik der he- 
braischen Prophetenschriften) 1908. G. Richter, Erlauterungen zu dunklen 
Stellenin den Kleinen Propheten (BFchrTh 18,3/4), Gutersloh 1914. *P.RieCler, 
Die kleinen Propheten oder das Zwolfprophetenbuch. Nach dem Urtext 
iibersetzt und erklart, Rottenburg 1911. E. Sellin, Das Zwolfpropheten- 
buch iibersetzt und erklart (KAT 12), Lp. 1922. *Van Hoonacker (s. o. 
S. I66 1 ). K. A. Vollers, Das Dodekapropheton der Alexandriner, I. Halfte, 
B. 1880 (N ah, Hab, Soph, Agg, Zach, Mai); Ders., Das Dodekapropheton 
der Alexandriner untersucht (ZatW 3, 219 272; 4, 120) (Am, Os, Mich, 
Joel, Abd, Jon). J. Wellhausen, Die kleinen Propheten iibersetzt, mit 
Noten (Skizzen und Vorarbeiten 5), B. 1892, 3 i898. 



1. Osee (Oseas). 

160. Name. L/iteratur. 
522. y-lSitt, 'Qdrie, Prophetia Osee (Os). 



Bibliographic vgl. bei Knabenbauer (s. o. i 2 , 24 28. J. Hale"vy, 
Le livre d'Osee (Rse"m 10, 112 97133 289304). W. R. Harper, A 
Critical and exegetical commentary on Amos and Hosea (IcC), Edinburgh 
1905. W. Nowack, Der Prophet Hosea erklart, B. 1880. *N. Peters, 
Osee und die Geschichte (Abh. verb, mit dem Vorlesungsverz. d. Akademie 
In Paderborn 1924/25). *A. S c h o 1 z , Commentar zum Buche des Propheten 
Hoseas, Wiirzburg 1882. A, Wiinsche, Der Prophet Hosea iibersetzt und 
erklart mit Benutzung der Targumim und der jiidischen Ausleger Raschi, 
Aben Ezra und David Kimchi, Lp. 1868 (zu Os 17). 



Nr. 525 C. Die Propheten. c) Das Zwolfprophetenbuch. r. Osee. 329 

161. Leben und Wirken des Propheten Osee. 

Sein Buch. 

523. Osee, Sohn des B e 'eri, stammte aus Israel 1 und weissagte 
fur dasNordreich 2 zurZeit der judischenK6nige c Uzzijja(== c Azarja) 
(779 74o). Jotam (740 736), Ahaz (736 728) und Hizkijja (727 
bis 699) und unter dem israelitischen Konig Jeroboam II. (783 
bis 743), so daG sein Wirken ungefahr zwischen 750 und 
722 fallen wird 3 . Da er die assyrische Gefangenschaft ankiindigt, 
geht seine Tatigkeit diesem Ereignis voraus 4 . Es ist nicht sicher, 
dafi Amos ihm zeitlich voranzusetzen ist 5 . 

524. Je ausgedehnter wir uns die Wirkenszeit des Osee denken 6 , 
desto weniger konnen die kurzen 14 Kapitel des Prophetenbuches 
den ganzen Umfang seiner Weissagungen enthalten. Wir werden 
darin ein Kompendium dessen sehen diirfen, was der Prophet 
in vielen Jahren dem Zehnstammereich zu sagen hatte. 

525. Die Wirksamkeit des Propheten beginnt mit einer Tatprophetie : 
an seiner Ehe mufi er darstellen und im Anschlufl daran verkiinden 
Siinde und Strafe, Bekehrung und Begnadigung des Volkes (i, i 2, 25). 
Eine zweite Ehe verfolgt ahnliche Lehrzwecke (3, i 5) 7 . Die iibrigen 
Kapitel (4, i 14, 10) enthalten Vorwtirfe wegen der religiosen, sittlichen 

1 Er kennt die nordlichen Gegenden, nennt das Nordreich das Land, 
den Konig von Israel unsern K6nig (7, 5), Jerusalem erwahnt er nicht. 
Weitere unverbiirgte Nachrichten iiber ihn vgl. bei Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 
2 2 , 523 525 x . 

2 Judas, seiner Siinde und seiner Strafe wird nur nebenher gedacht. 

8 Van Hoonacker (s. o. S. I66 1 ): 750 736; es finde sich namlich keine Spur 
von dem Kriege Syriens und Israels gegen Juda (734/32). Dagegen bezieht 
eine Stelle darauf A. Alt, Hosea 5, 8 6, 6. Ein Krieg und seine Folgen in 
prophetischer Beleuchtung (NkZ 30, 537 568). 

* Vgl. 9, 3; 10, 6; ii, 5. Die "Gefangenschaft in Agypten ist doch wohl 
nur als Vergleich zu verstehen ; vgl. auch 9, 6. 

5 Die Anordnung der Kleinen Propheten in der 25 setzt Os als altesten 
Propheten an die Spitze. 

6 Manche Exegeten messen ihm eine Zeit von 90 bis 50 Jahren zu ; vgl. 
Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 2 2 , 525. 

7 Nicht wenige Exegeten sehen in diesen Vorgangen etwas Anstofiiges 
und betrachten die Erzahlung Os I 3 als nichtwirkliche Einkleidung. So 
u. a. Hieronymus, Prol. in OseeCM 1 25, 855 ff.); Van Hoonacker(s. o. S. i66 1 )38 ff. 
Fiir die Geschichtlichkeit entscheiden sich u. a. : A. Allwohn, Die Ehe des 
Propheten Hosea in psychoanalytischer Beleuchtung (44. Beih. z. ZatW), 
Giefien 1926; K. Budde, Der Abschnitt Hosea i 3 und seine grundlegende 
religionsgeschichtliche Bedeutung (StKr 1925, l 89); D. Buzy, Les symboles 



230 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 526 

und sozialen Siinden des Volkes, Strafandrohungen, Verheifiungen in 
hunter Folge und in reichen, wechselvollen Bildern, ohne dafi grofiere 
zusammenhangende Abschnitte unterschieden werden konnten 1 . 

526. Die Rede des Propheten bewegt sich in gedrungenen, abgerissenen 
Satzen 2 und ist deswegen und wegen der seltenen Bilder, nicht minder 
ob seines verdorbenen Textes 3 schwer zu verstehen. Die dichterische 
Form wird sich im wesentlichen auf den Parallelismus membrorum 
beschranken 4 . 

527. Die Weissagungen unseres Buches gelten allgemein als echt 3 . 
Kleinere Einschiibe sind dabei nicht ausgeschlossen 6 . 

2. Joel. 

162. Name. Literatur. 

528. bail 7 , 'luur|X, Prophetia Joel (Joel). 

529. Bibliographic vgl. bei KnabenbaUer (s. o. S. 328) 1 2 , 229232. 
A. M erx, Die Prophetie des Joel und ihre Ausleger von den altesten Zeiten 

d'Osee (Rb N. S. 14, 376 423) ; W. Caspari, Nachrichten iiber Heimat und 
Hausstand des Propheten Hosea und ihre Verfasser (NkZ 26, 143 168); 
P. Cruveilhier, De 1'interpretation historique des evenements de la vie fami- 
liale du prophete Osee (I III) (Rb N. S. 13, 342362). 

1 W. R. Harper, The structure of the text of the book of Hosea, Chi- 
cago 1905. 

2 Hieronymus, Praef. in XII Prophetas: Osee commaticus est et quasi 
per sententias loquens. 

3 Vgl. G. H. Patterson, The Septuagint text of Hosea compared with the 
massoretic text (Hebraica 7 [1890/91], 190221). 

4 Eine eigentliche Metrik sucht durchzufuhren E. Sievers, Atl Miszellen. 
IV. Zu Maleachi. V. Zu Hosea (Ber. iiber d. Verhandl. d. k. sachs. GdW 57 
[Lp. 1905], 144 251). Vgl. auch F. Praetorius, Die Gedichte des Hosea. 
Metrische und textkritische Bemerkungen, Halle 1926. 

5 E. Day (Is the book of Hosea exilic? [AmJsemL 26, 105132]) datiert 
das Buch in die persische Zeit. Der Wechsel der Person (Kap. i dritte, 
Kap. 3 erste Person) weist auf eine Entwicklung des Buches in seinem Ent- 
stehen hin. 

6 Cornill (s. o. S. 2 4 ) 7 187, Steuernagel (s. o. S. 10) 608, Wellhausen u. a. 
halten die judaischen Stellen, Marti die Heilsweissagungen fur Interpolationen. 
Sehr viel scheidet aus F. Peiser, Hosea. Philologische Studien zum AT, 
Lp. 1914. Eine Komposition der Anfangskapitel sucht nachzuweisen C. H. Toy, 
Note on Hosea 13 (JbL 32, 7579). Uber den Schlufi vgl. K. Budde, 
Der Schlufi des Buches Hosea (Studies in the history of religions, N. Y. 1912, 
205 21 1). Vgl. aufierdem Holscher (s. o. S. 280) 423 430; Riefiler (s. o. S. 328). 

7 Der Name ist mit tr^s Mai 3, 23 gleich. Kuenen (s. o. S. 10) 2, 340 
setzt beide Namen in Beziehung zueinander. Die Bildung des Namens 
stimmt mit assyr. Ja-a'-ve-(Ja-ve-, Ja-u-um-)-ilu iiberein, welches Friedrich De- 



Nr. 531 C. Die Propheten. c) Das Zwolfprophetenbuch. 2. Joel. 331 

bis zu den Reformatoren. Eine exegetisch-kritische und hermeneutisch- 
dogmengeschichtliche Studie, Halle a. S. 1879. *L. Dennefeld, Les pro- 
blemes du livre de Joel (Rev. de Science rel. 1924/25; gesondert: P. 1926). 
J. Halevy, Recherches bibliques: Le livre de Joel (Rse"m 16, 274 284 395 
bis 418). *J. Schmalohr, Das Buch des Propheten Joel iibersetzt und 
erklart (AtAbh 7, 4), Mstr. i. W. 1922. *A. Scholz, Commentar zum Buche 
des Propheten Joel, Wiirzburg 1885. J. M. P. Smith, W. H. Ward, 
J. A. B e w e r , A critical and exegetical commentary on Micah, Zephaniah, 
Nahum, Habakkuk, Obadiah and Joel (IcC), Edinburgh 1912. 

163. Leben und Wirken des Propheten Joel. Sein Buch. 

530. Joel, Sohn des P e tu'el (Phatuel I, i), scheint in Juda und 
Jerusalem geweissagt zu haben. Er ist wohl aus Juda gebiirtig. 
Die Zeit seiner Wirksamkeit ist nicht uberliefert und aus dem 
Inhalt des Buches nicht sicher zu erschliefien. 

Beginnend von der Trennung des Siid- und Nordreiches (93 2) l bis 
herab zu Malachias 2 sucht man ihn unterzubringen. Viele sahen und 
sehen in ihm den altesten Propheten und setzen ihn ins 9. 8. Jahrh. 3 
Ein schwaches Anzeichen fiir die friiheste Zeit wollte man darin finden, 
dafi die spateren Namen der Volkergeschichte : Assyrer, Aramaer und 
Babylonier, bei ihm nicht genannt werden. Ebensowenig sicher wie 
ein solcher Grund kann die Stellung im Kanon fiir die Datierung ver- 
wertet werden. Weil er bei Amos steht, hielt man ihn fiir einen Zeit- 
genossen dieses Propheten. Kap. 4 (23 3) legt es nahe, an die exilische 
Zeit zu denken 4 . 

531. Das Biichlein enthalt eine wohlabgerundete , einheitliche 
Weissagung. Einige Ausdriicke haben dauernde Bedeutung fiir 
die Theologie gewonnen. 

Der Prophet kiindigt eine furchtbare Plage durch Heuschrecken 5 
an und fordert zur Bufie auf (i, i 20). Unter dem Bilde eines kriege- 

litzsch (Babel und Bibel, Lp. 1903, 47 74 ff.) schon 3006 v. Chr. bezeugt 
finden wollte. 

1 So Bunsen (vgl. Knabenbauer [s. o. S. 328] i 2 , 218 ff.); W. Gerber, Das 
Zeitalter des Propheten Joel (ThQ 71, 355386). 

2 So Holscher (s. o. S. 280) 354; Van Hoonacker (s. o. S. I66 1 ) 145 1540. a. 
In die Zeit nach Malachias datiert das Buch Sellin (s. o. S. 10) 4 107 ; 
ein alteres, nachexilisches Lied sei Ausgangspunkt und Grundlage gewesen. 

3 So Comely (s. o. S. 3*) 2, 2 2 , 540; K. A. Credner, Der Prophet Joel iiber- 
setzt und erklart, Halle 1831 ; Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 2 5 , 267 u. a. 

4 Vgl. auch H. Holzinger, Sprachcharakter und Abfassungszeit des Buches 
Joel (ZatW 9, 89131). 

5 Die greif bare, einlaCliche Schilderung lafit an eine wirkliche Heuschrecken- 
plage denken, sei sie zukiinftig (so Van Hoonacker [s. o. S. I66 1 ] 154 u. a.) 
oder eben erst eingetreten (so Knabenbauer [s. o. S. 328] i 2 , 233). Andere 



332 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 532 

rischen Uberfalles schildert er den Einbruch von Heuschrecken- 
schwarmen und mahnt zu Bekehrung und Bufie (2, i 17). Jahwe ver- 
spricht Wiedererstattung dessen, was durch die Heuschrecken zu Grunde 
gegangen 1st (2, 18 27), Geistesausgieftung und Schonung Sions 
am schrecklichen Tage des Herrn (3, i 5 [35 2, 28 32]) 1 . Bei der 
Wiederherstellung seines Volkes wird Jahwe Gericht halten iiber die 
umliegenden Volker, die Juda bedriickt haben, im Tale Josaphat 
(4, i 8 [33 3, i 8]). Beim Strafgericht iiber die Heiden soil Sion be- 
gnadigt und begliickt werden (4, 9 21 [93 3, 9 2i]) 2 . 

3. Amos. 

164. Name. L/iteratur. 

532. fffiMP, 'Anujg, Prophetia Amos (Am). 



533. Bibliographic vgl. bei Knabenbauer (s. o. S. 328) i 2 , 294 298. 
E. Baumann, Der Auf bau der Amosreden (7. Beih. zur ZatW), Giefien 1903. 
K. Budde, Zu Text und Auslegung des Buches Amos (JbL 43, 46 131; 
44, 63 122). L. Desnoyers, Le prophete Amos (Rb N. S. 14, 218 246). 
J. Halevy, Recherches bibliques: Le livre d'Amos (Rsem n, 131 97 121 
193 209289 300; 12, i 18). Harper (s. o. 8.328). K. Hartung, Der 
Prophet Amos nach dem Grundtexte erklart (BSt 3, 4), Frb. i. Br. 1898. 
L. Kohler, Amos, der alteste Schriftprophet. Neu ubersetzt und kurz er- 
klart, Zurich 1917. M. Lohr, Untersuchungen zum Buche Amos (4. Beih. 
zur ZatW), Giefien 1901. *J. Touzard, Le livre d'Amos, Paris 1908. 

165. Leben und Wirken des Propheten Amos. 

Sein Buch. 

534. Amos stammte aus T e k6 ac (i, i), einem Stadtchen in der Nahe 
von Betlehem 3 ; er weidete dort seine Herden (i, i) und pflegte nebenher 

wollen wegen der Grofiartigkeit der Bilder darunter ein Symbol verstehen (so 
schon die Kirchenvaterzeit, in neuerer Zeit Holscher [s, o. S. 280] 430 f. 432 2 ). 
Vielfach deutet man Joels Prophetie eschatologisch und betrachtet ihn als 
Vorlaufer der Apokalyptik (vgl. Kuenen [s. o. S. 10] 2, 337 f.; Sellin [s. o. 
S. 10] 113 f. : die alteste Apokalypse). 

1 Zu 3, i (35 2, 28) vgl. Apg 2, 16. E. Nestle, Zur Kapiteleinteilung in 
Joel (ZatW 24, 122127). 

2 Eine Komposition des Biichleins nehmen an Rothstein bei Driver 
(s. o. S. 9)333 x f. ; Sellin (s. o. S. 10)* 107 f.; vgl. auch Stocks, Der N6rd- 
liche und die Komposition des Buches Joel (NkZ 19, 725 750). Zur 
Metrik des Buches Joel vgl. E. Sievers, Atl Miszellen. VI. Zu Joel. VII. Zu 
Obadja. VIII. Zu Zephania. IX. Zu Haggai. X. Zu Micha (Ber. iiber die 
Verhandl. d. k. sachs. GdW zu Leipzig, phil.-hist. Kl. 59 [1907], 3 109). 

3 K. Budde, Die Uberschrift des Buches Amos und des Propheten Heimat 
(Semitic studies in memory of A. Kohut, B. 1897, 106 no). Es ist das heutige 



Nr. 536 C. Die Propheten. c) Das Zwolfprophetenbuch. 3. Amos. 333 

eine Maulbeerfeigenpflanzung (7, 14). Obwohl aus Judaa gebiirtig, 
wurde er an das Nordreich gesandt und trat im Heiligtum zu Betel 
auf zur Zeit, als 'Uzzijja in Juda (779 740) und Jeroboam II. in Israel 
(783 743) regierte (vgl. i, i; 7, iof.), zwei Jahre vor dem Erdbeben 
(i, i) 1 . Vielleicht geschah es, als das Reich Israel die groftte Aus- 
dehnung gewonnen hatte (6, 14), und dies wird wohl am ehesten gegen 
Ende der Regierung des Jeroboam eingetreten sein (vgl. 4 Rg 14, 2$) 2 . 
Seine prophetische Wirksamkeit dauerte etwa ein Jahr lang. 

535. Wohlstand und Gliick herrschte in Israel, dazu vie! Un- 
recht und Unmoral. Dabei glaubten die Israeliten gegen die 
gottliche Strafe gesichert zu sein, da sie den aufieren religiosen 
Verpflichtungen nachkamen. Doch der Prophet kundigt ihnen 
die Strafe der Gefangenschaft an; er meint offenbar das assy- 
rische Exil (722; iiber Damaskus hinaus 5, 27). 

536. Im einzelnen enthalt sein Buch folgende Weissagungen : Wie die 
umliegenden Volker (i, 3 2, 3) und Juda (2, 4f.), wird Jahwe die vielen 
Siinden Israels strafen (2, 6 16) 3 . Sicher (3, i 10) tritt eine feindliche 
Heimsuchung ein (3, n 15). Viele Strafen sind in der Vergangenheit 
vergeblich gewesen (4, i 13). Ein Klagelied stimmt der Prophet iiber 
Israel an (5, i 27)*; das Volk lebt in Saus und Braus (6, i 14). 
7, i 8, 3 ergehen die Weissagungen des Propheten in der Form von 
vier Gesichten, welche in die Unausbleiblichkeit der gottlichen Strafe 
ausmiinden. Nach den drei ersten Gesichten, die mit der Ankiindigung 
des Verderbens endigen(7, i 9), folgt ein Bericht iiber das Auftreten des 
Propheten in Betel und iiber seinen Zusammenstofi mit dem Priester Amasja 
von Betel, dem er den Untergang weissagt (7, 10 I'j) 6 . Nach einem 
vierten Gesicht (8, i 3) folgt Tadel und Strafandrohung (8, 4 14), 

Hirbet teku'a. H. Graetz (Geschichte der Juden I, 402 ; 2, 82), H. Oort (Het 
vaderland van Amos [Theol. Tijdschr. 25 (1891), 121 126]), H. Schmidt (Die 
Herkunft des Propheten Amos [34. Beih. z. ZatW, Giefien 1920, 158 171]) u. a. 
bezweifeln dies ; vgl. dagegen K6nig(s. o. S. 2 2 ) 306 f. ; Kuenen (s. o. S. 10) 2, 341 f. 

1 Hieronymus (In Am I, I [M 1 25, 1040]) versteht darunter das gleiche 
Erdbeben, von dem Zach 14, 5 die Rede ist. Aus keiner der beiden Stellen 
lafit sich eine genauere Datierung gewinnen. Vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) 2, 2 2 , 
546 8 ; F. E. Peiser, fc^n >?& n-ns . Eine philologische Studie (ZatW 36, 2 1 8 224). 

2 Van Hoonacker (s. o. S. I66 1 ) IX: 765755; Kautzsch (s. o. S. n) 
2 4 , 30: 760. 

3 O. Happel, Am 2, 6 16 in der Urgestalt (BZ 3, 355367). 

4 Zu 5, 21 ff. vgl. o. S. no. 

5 Vgl. W. Riedel, Miszellen zum AT (StKr 1903, 161170): Am 7, 14 
(S. 163165). Zur Stellung dieses geschichtlichen Abschnittes vgl. K. Budde, 
Zur d^schichte des Buches Amos (27. Beih. z. ZatW, Giefien 1914, 63 77); 
dagegen Sellin (s. o. S. 10) 4 io9. 



334 * Teil - Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 5.37 

ein weiteres Gesicht (9, i 4) und zum Schlufi Drohweissagungen (9, 5 
bis 10) mit der Ankiindigung der Wiederherstellung des Volkes (9, n 
bis is) 1 . 

537. Es lafit sich schwer entscheiden, ob Amos selbst oder ein 
anderer 2 die einzelnen Prophetenspriiche gesammelt hat. Dafi 
wir im wesentlichen den Wortlaut der prophetischen Verkiindi- 
gungen vor uns haben, lafit die durchgearbeitete Form der Reden 
erkennen 3 . 

Daft Amos imperitus sermone gewesen, hat Hieronymus 4 wohl 
nur aus dem Stande des Propheten geschlossen. Allein die scheme 
und gewahlte Sprache und der Reichtum an Bildern, meist dem Land- 
leben entnommen (vgl. i, 3; 2, 13; 3, 12; 4, i 2), erwecken eine hohe 
Meinung von Amos' literarischer und dichterischer 5 Begabung. 
Beachtet man, daft das Buch nicht systematisch angelegt ist, sondern 
einzelne Reden und Redestiicke ohne feste Regel aneinandergereiht 
enthalt 6 , so wird man, abgesehen von wenigen Einschiiben und Ver- 
wirrung in der Aufeinanderfolge, das Buch im wesentlichen fur echt 
halten und fur eine literarkritische Entwicklung wenig Anhaltspunkte 
finden 7 . 

1 Dagegen, dafi Amos der Schopfer des ethischen Monotheismus sei, 
vgl. S. Oettli, Amos und Hosea, zwei Zeugen gegen die Anwendung der 
Evolutionstheorie auf die Religion Israels (BFchrTh 5, 4), Giitersloh 1901 ; 
Sellin(s. o. S. io) 4 io9- 

2 So W. Caspari, Wer hat die Ausspriiche des Propheten Amos gesammelt? 
(NkZ 25, 701715); vgl. Holscher (s. o. S. 280) 199. An den Stellen 7, i if.; 
8, i ff. ; 9, i ff. redet der Prophet in der ersten Person. 

3 Cornill (s. o. S. 2 4 ) 7 i92, Touzard (s. o. S. 332) XLII u. a. sehen in unserem 
Buche blofi einen Auszug. 

4 In Am., Prol. (M 1 25, 1038). 

5 Baumann (s. o. S. 332). A. Condamin S. J., Les chants lyriques des 
prophetes ; strophes et choeurs (Rb 10, 352 376). Lohr (s. o. S. 332). E. Sie- 
vers, Studien zur hebraischen Metrik (s. o. S. 209) 472 479. E. Sievers 
und H. Guthe (Amos. Metrisch bearbeitet [Abh. d. k. sachs. GdW, phil.-hist. 
Kl. 23, 3], Lp. 1907) u. a. nehmen eine metrische Anlage des Buches an. 

6 Vgl. Baumann (s. o. S. 332) ; Lohr (s. o. S. 332) ; Riedel (s. o. S. 93 J ) : 
Bemerkungen zum Buche Amos (S. 19 36). i. Das literarische Problem des 
Buches Amos ; A. Winter, Analyse des Buches Amos (StKr 1910, 323 374). 

7 Vgl. E.Albert, Einige Bemerkungen zu Amos (ZatW 33, 265271); 
Van Hoonacker (s. o. S. I66 1 ) 204 f. Zur Textkritik: A. Hirscht, Text- 
kritische Untersuchungen iiber das Buch Amos (ZwTh 44, n 73); W. O. E. 
Oesterley, Studies in the Greek and Latin versions of the book of Amos, 
Cambridge 1902; F. Praetorius, Zum Texte des Amos (ZatW 34, 42 44); 
Ders., Bemerkungen zu Amos (ZatW 35, 12 25); Ders., Textkritische Be- 
merkungen zum Buche Amos (SB d. preufi. AdW 1918, 2, 1248 1262). 



Nr..542 C. Die Propheten. c) Das Zwolfprophetenbuch. 4. Abdias. 335 

4. Abdias. 
166. Name. Literatur. 

538. m&, 'Opbeiou, 'Apbiou (= Vtnab), Prophetia Abdiae (Abd). 

539. Bibliographie vgl. bei Knabenbauer (s. o. S. 328) i 2 , 418 420. 
Bewer (s. o. S. 331 unter Smith). J. Hale"vy, Recherches bibliques: Le livre 
d'Obadia (Rse"m 15, 165 183). * A. Johannes, Commentar zur Weissagung 
des Propheten Obadja, Wiirzburg 1885. S. O. Isopescul, Historisch-kritische 
Einleitung zur Weissagung des Abdias (WZKM 27, 141 162); Ders. , Uber- 
setzung und Auslegung des Buches Abdiae (ebd. 28, 149 181). *N. Peters, 
Die Prophetic Obadjah's untersucht und erklart, Pad. 1892. *J. Theis, Die 
Weissagung des Abdias. Untersucht, erklart und gesichtet hrsg., Trier 1917. 

167. Leben des Abdias. Sein Buch und dessen 

Entstehungszeit. 

540. Nach dem Inhalt seiner Weissagungen scheint der Prophet 
Abdias aus Juda zu stammen. Die Zeit seines Wirkens ist nicht 
angegeben l . 

541. Das Biichlein des kleinsten der Kleinen Propheten enthalt 
nur eine kurze Weissagung gegen Edom. 

Edom soil, well es gegen Israel bei seiner Heimsuchung gesiindigt 
hat, mit Krieg geziichtigt werden, Israel aber wird gedeihen und Edoms 
Gebiet in Besitz nehmen (V. i 2i) 2 . 

542. Weil der Inhalt keine bestimmte Zeit verra't, sind die verschieden- 
sten Versuche gemacht worden, den Propheten und sein Buch zu d a- 
tieren. Einige Exegeten verlegen das Buch in die vorexilische Zeit 3 , 
andere in die nachexilische Zeit, oder es wird der erste Teil (V. i 10 
[n]) in die vorexilische Zeit verwiesen (Ur-Obadja), der Rest nach dem 
Exil untergebracht. 

Da V. 20 von der Gefangenschaft Israels und Jerusalems redet, 
so muB das Jahr 586 v. Chr. schon vorbei sein, also die exi- 

1 Der Hofmeister des Konigs Ahab von Israel (876 854) Obadjahu 
(3 Rg 18) wird mit unserem Propheten nichts zu tun haben. Audi unter 
Konig Josaphat von Juda (873 849) kommt der gleiche Name vor (2 Chr 17, 7). 

2 Vers 20 wird -^ (33 Bosphorus) genannt. Das nachbiblische Judentum 
verstand darunter Spanien; daher n^nni? = sephardische = spanische = ro- 
manische Juden. 

3 Theis (s. o.) lafit ihn wahrend der letzten Jahre des Joram von Juda 
(849 842) weissagen. 



236 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 543 

lische oder nachexilische Zeit als Entstehungszeit angenommen 
werden 1 . 

543. V. i 5 deckt sich mit Jer49, 14 16 + 9. Da die Reihen- 
folge in Abd richtiger scheint, glaubten manche wenigstens den ersten 
Teil 2 , wenn nicht die ganze Weissagung 3 vor Jeremias unterbringen 
zu mttssen. Allein wenn sich auch inhaltlich das Biichlein in zwei 
Teile trennen lafit, so wird man schwerlich deswegen die Einheitlich- 
keit aufgeben 4 . Das Stiick ist der Art der beiden Propheten keines- 
wegs so verwandt, dafi sie dabei nicht aus einer fremden Quelle ge- 
meinsam geschopft haben konnten 5 . Es lafit sich schwer glauben, dafi 
diese 21 Verse eine eingreifendere literarische Entwicklung erfahren 
haben 6 . 

5. Jonas. 

168. Name. Literatur. 

544. r\yp, MUJVCIS, Prophetia lonae Qon). 

545. Bibliographic vgl. bei Knabenbauer (s. o. S. 328) i 2 , 450 453. 
* J. Dollar, Das Buch Jona nach dem Urtext iibersetzt und erklart, Wien 

1 Auch andere Stellen des AT wissen davon, dafi die Edomiter bei der 
Eroberung Jerusalems durch Babel treulos gehandelt haben (vgl. Ps 137 
[136], 7; Thr4, 21 f.; 225, I2ff.; 35, i ff. mit Abd loff.). Halevy (3.0.8.335) 
entscheidet sich fur die exilische Zeit. J. van Gilse (Tijdsbepaling der pro- 
fetie van Obadja [NthT 2, 293 313]) denkt an die Eroberung Jerusalems 
70 n. Chr. Van Hoonacker (s. o. S. I66 1 ) 297 nennt ungefahr 500 v. Chr. als 
Abfassungszeit. 

2 So Driver (s. o. S. 9) 341 f. ; Konig (s. o. S. 2 2 ) 362 ; Kuenen (s. o. S. 10) 

2, 35 if- 

3 So Isopescul (s. o. S. 335): 889881 ; Theis (s. o. S. 335) 6: unter Joram 
habe nach 4 Rg 8, 20 f. ein Zusammenstofi zwischen Juda und Edom statt- 
gefunden. 

4 A. Condamin S. J. (L'unite d'Abdias [Rb 9, 261268]) will die Einheit- 
lichkeit auf Grund der strophischen Gliederung erweisen. Vgl. auch Orelli 
(s. o. S. 328) 2 87u. a. 

5 So H. Bekel, Ein vorexilisches Orakel iiber Edom in der Klagelieder- 
strophe die gemeinsame Quelle von Obadja I 9 und Jer 49, 7 22. Ein 
Beitrag zur Losung des Verwandtschaftsproblems in beiden Texten (StKr 
1907, 315 343). Van Hoonacker (s. o. S. I66 1 ) 291 nimmt an, dafi die 
Stelle aus Abd erst nachtraglich in Jer 49 eingedrungen sei. 

6 Holscher (s. o. S. 280) 437 verlegt Abd nicht lange nach 586 v. Chr., halt 
aber Vers 8 9 16 20 fur sehr Jung. Eine verwickelte Literargeschichte 
nimmt Sellin (s. o. S. 10) 4 1 1 1 f. an : Vers 2 1 1 unter Joram, Vers 1 1 14 nach 
586 v. Chr., Vers 15 21 zur Zeit des Malachias. Zur Metrik von Abd 
vgl. Sievers (s. o. S. 332 2 ). 



Nr. 548 C. Die Propheten. c) Das Zwolfprophetenbuch. 5. Jonas. 337 

1912. J. Halevy, Recherches bibliques : Le livre de Jonas (Rsem 14, i 49). 
*F. Kaulen, Librum lonae prophetae exposuit, Mainz 1862. H. G. Mitchell, 
J. M. P. Smith and J. A. Bewer, Haggai, Zechariah, Malachi and Jonah 
(IcC), Edinburgh 1912. *D. Velluti-Zati, II sacro libro di Giona. Studio 
storico, esegetico, morale, Siena 1916. 

169. Die Person des Propheten Jonas. 
Inhalt und Entstehungszeit des Buches. 

546. Unter Jeroboam II. (783 743) wird ein Prophet Jonas, Sohn des 
Amittai, aus Gat ha-Hepher (bei Nazaret) gebiirtig (4 Rg 14, 25), genannt. 
Wenn unser Prophet damit identisch 1st, dann riickt er der Zeit nach 
an die Spitze aller Schriftpropheten 1 . 

547. Das Buch unterscheidet sich von den Prophetenschriften, 
unter denen es steht, dadurch, dafi es im wesentlichen blofi eine 
Geschichte der Sendung des Jonas nach Ninive enthalt, ohne 
dafi seine Weissagungen selbst berichtet werden. Es 1st ein 
Erlebnis des Propheten bei seiner prophetischen Sendung, das 
wegen seines lehrreichen Inhalts aufgezeich.net wurde 2 . 

548. Jonas wird von Jahwe nach Ninive gesandt und schifft sich nach 
Tarsis 3 ein, um sich dem Auftrag zu entziehen (i, i 3). Jahwe schickt 
einen Sturm, und die Schiffsleute werfen den Jonas als Schuldigen ins 
Meer (i, 4 16). Ein grofier Fisch 4 verschlingt den Jonas, der im 
Bauche des Fisches zu Jahwe betet. Der Fisch speit ihn ans Land 
(2, i n) 5 . Zum zweiten Mai gesandt, kiindigt der Prophet Ninive den 

1 Nach Knabenbauer (s. o. S. 328) I 2 , 441 ware Jonas in diese Zeit zu ver- 
legen. Die Legende machte ihn zum Sohne der Witwe von Sarepta, den 
Elias von den Toten auferweckte (3 Rg 17, I7ff.) (Hieronymus, In Ion., Prol. 
[M 1 25, 1172]). 

2 Der Lehrzweck des Buches kann in verschiedener Richtung gesucht 
werden ; vgl. Driver (s. o. S. 9) 345 ff. Der Tadel des Propheten wegen 
kurzsichtiger Selbstsucht tritt stark in den Vordergrund. 

3 G. Hiising (Tarsis und die Jona-Legende [Memnon i (1907), 7079]) sucht 
diese Stadt nicht in Spanien, sondern in Elam und lafit Jonas in Asiongeber, 
nicht in Joppe sich einschiffen. 

4 P. Haupt, Der assyrische Name des Potwals (AmJsemL 23, 253263). 

5 E. Seydl S. J., Das Jonalied (ZkTh 24, 187193). Das Wunderbare 
der Erzahlung suchen katholische Exegeten abzuschwachen (vgl. 
Van Hoonacker [s. o. S. I66 1 ] 314 ff.); andere betonen den Lehrzweck des 
Buches (vgl. A. Brassac, Y a-t^il du nouveau au sujet du charactere historique du 
livre de Jonas ? [Rev. prat, d'apologetique 28, 698 f.]) ; manche verlangen wegen 
Mt 12, 39 f. ; Lk 1 1, ,30 genaue Geschichtlichkeit (vgl. Hopfl [s. o. S. 9] 2 2 , 309 f.). 
Kritische Exegeten nehmen eine mythologische Grundlage an; vgl. H. Schmidt, 
Goettsberger, Einleitung in das AT. 22 



338 * Teil - Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 549 

Untergang an. Ninive tut Bufte und wird deshalb nicht zerstort (3, i 
bis 10). Jonas wiinscht aus Kummer dariiber zu sterben. Jahwe be- 
lehrt den Propheten durch eine Erfahrung mit einer Staude (4, i n). 

549. Die Einheitlichkeit des Buches ist bestritten worden J . Tat- 
sachlich lassen sich einige wenige Stellen am besten als Doppelungen 
verstehen (vgl. i, 10 13 16; 3, 5 10; 4, 5 9) 2 . Das Gebet des Jonas 
(2, 3ff.), in welchem Jonas noch vom Bauche des Fisches aus bereits 
fur die geschehene Rettung dankt, ist dem Verfasser des Buches schon 
fertig vorgelegen. Sonst pafit es genau auf die Lage des Beters. 

550. Daft das Buch erst entstand, als Ninive bereits der Ver- 
gangenheit angehorte (zerstort 612 v. Chr. 3 ), konnte man mit Grund 
aus 3, 3 erschliefien wollen. Auch aramaische Sprachformen (vgl. 
^ttVttta i, 7 f . ; ^t?5l i, 12 u. a.) 4 weisen in die nachexilische 
Zeit herab. 

6. Michaas. 

170. Name. Literatur. 

551. roifc, Meixcticxs (von rWB B ), Prophetia Michaeae (Mich). 



552. Bibliographie vgl. bei Knabenbauer (s. o. S. 328) i 2 , 497 500. 
J. Halevy, Recherches bibliques: Le livre de Miche'e (Rsem 12, 97 117 
193 216289 312; 13,1 22). P. Haupt, The book of Micah. A new 
metrical translation with restoration of the Hebrew text and explanatory 
and critical notes, Chicago 1911 (= AmJsemL 26, 201 252; 27, i 53). 

Jona. Eine Untersuchung zur vergleichenden Religionsgeschichte (FRLAuNT 
9. Heft), Gott. 1907; dazu P. Fiebig, Jona. Eine Untersuchung zur ver- 
gleichenden Religionsgeschichte (PrM n, 426 435). Altere Versuche dieser 
Art vgl. bei Kuenen (s. o. S. 10) 2, 425 f< 

1 H. Schmidt, Die Komposition des Buches Jona (ZatW 25, 285 310). 
A. Thoma, Entstehung des Biichleins Jona (StKr 1911, 479 502). 

2 J. Doller (Versumstellungen im BUche Jona [Kath 3. F. 35, 313 317]) 
und H. Wiesmann S.J. (Einige Bemerkungen zum Buche Jonas [Kath 3. F. 38, 
in 125]) wollen die Schwierigkeiten durch Umstellung und Textanderung 
beseitigen. 

3 Vgl. o. S. 295 8 ; P. Dhorme, La fin de 1'empire assyrien d'apres un nou- 
veau document (Rb 33, 218234). 

4 A. van Hoonacker (Un nom grec [qtbri?] dans le livre de Jonas [2, 7] 
[Rb N. S. 2, 398 f.]) liest 2, 7 o^n statt n^n und betrachtet das Wort als 
Grazismus. H. Schmidt (Absicht und Entstehungszeit des Buches Jona 
[StKr 1906, 180199]) setzt Ninive = Jerusalem und verlegt das Buch des- 
halb vor 586. 

5 In dieser Form begegnet der Name bei Jer 26, 18 ( f s), wo Mich 3, 12 
zitiert wird; vgl. ittr^ft 2 Chr 17, 7. 



Nr. 555 C. Die Propheten. c) Das Zwolfprophetenbuch. 6. Michaas. 339 

*L;Reinke, Der Prophet Micha. Einleitung, Grundtext und Ubersetzung 
(Beitr. z. Erkl. d. AT 9), Giefien 1874. J. M. P. Smith, A critical. and exe- 
getical commentary on the books of Micah, Zephaniah and Nahum (s. o. S. 331). 

171. Leben und Buch des Propheten Michaas. 

553. Zum Unterschied von dem gleichnamigen Sohne des Jimlah, 
einem Propheten zur Zeit des Elias und Elisaus (3 Rg 22, 56".; 2 Chr 18, 
7 ff. [ ! i n ?5" l '?])> wird Michaas nach seinem Geburtsort der Moratite 1 ge- 
nannt. Er stammte somit aus dem Siidreich und weissagte (i, i) unter den 
judaischen Konigen Jotam (740 736), Ahaz (736 728) und Jehizkijja 
(=.Hizkijja [Ezechias], 727 699); er ist also noch ein Zeitgenosse von 
Amos und Osee, setzt aber etwas spater ein als sie. Auch Isaias wurde 
schon vor ihm zum Propheten berufen. 

554. Der Inhalt seiner Weissagungen deckt sich ungefahr 
mit dem, was Amos und Osee zu verkiindigen hatten. 

Der Untergang des Nordreiches durch die Assyrer wird vorhergesagt 
(Kap. i u. 2). Als Siinde tadelt der Prophet vor allem Unrecht gegen 
die Mitmenschen (Kap. 3). Auch dem Reiche Juda kiindigt er Unter- 
gang (3, 12), Wiederherstellung, messianisches Gliick an (Kap. 4 u. 5). 
Nach weiterem schweren Tadel gegen des Volkes Untreue (Kap. 6) schliefit 
das Buch mit Aussicht auf Rettung fur den Rest des Volkes (Kap. 7) 2 . 

Bei der zeitlich so ausgedehnten Tatigkeit des Propheten (un- 
gefahr 740 699) kann man im Buche kaum mehr als einen Aus- 
zug aus seinen Prophezeiungen sehen. 

555. Die literarische Einheit und Echtheit der kraftvollen 
und formschonen Prophezeiungen zu bezweifeln, kann wohl nur 
bei einzelnen wenigen Versen Anlafi sein 3 . Metrische Versuche 



1 JisJ^'n, erne Stadt zwischen Hebron und Gaza, beim heutigen Beitgibrin 
gelegen. 

2 Zu i, 5 7 vgl. L. Delporte, Miche"e i, 5 et 7 (BZ n, 235 248); Ders., 
Michee I, 6 (BZ 12, 142 146). Zu 2, 6 9 vgl. H. Donat, Mich 2, 69 
(BZ 9, 350366). Zu 4, 13 vgl. Is 2, 24 (s. o. S. 289 J ). Zu 5, i (33 5, 2) 
vgl. Mt 2, 6. Zu 5, 2 (33 5, 3) vgl. S. Protin, La vierge-mere chez Michde 
(V. 2) (Raug 15, 589592). 

3 Vgl. P. Haupt, Critical notes on Micah (AmJsemL 26, 201 252 [s. o. 
S. 338]), der das Buch willkiirlich zerreifit ; V. Ryssel, Untersuchungen viber 
die Textgestalt und die Echtheit des Buches Micha. Ein krit. Commentar zu 
Micha, Lp. 1887 ; Van Hoonacker (s. o. S. I66 1 ) 344 ff. Gegen die iibertriebene 
Literarkritik an Mich vgl. auch H. Gunkel, Der Micha-Schhifl. Zur Ein- 
fuhrurig in die literaturgeschichtliche Arbeit am AT (ZSem 2, 145 178); 
Sellin (s. o. S. io) 4 ii4ff. 

22* 



340 I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 556 

sind auch am Text des Mich gemacht worden 1 . Der 9UI und 
die weichen stark voneinander ab 2 . 

7. Nahum. 

172. Name. Literatur. 

556. WH5, Naouju, Prophetia Nahum (Nah). 

557. Bibliographie vgl. bei Knabenbauer (s. o. S. 328) 2 2 , n 13. 
* M. Breiteneicher, Ninive und Nahum mit Beiziehung der Resultate 
der neuesten Entdeckungen historisch-exegetisch bearbeitet, Miinchen 1861. 
S. R. Driver, The minor prophets Nahum, Habakkuk, Zephaniah, Haggai, 
Zechariah, Malachi (CB), Edinburgh 1906. J. Halevy, Recherches bibli- 
ques: Le livre de Nahum (Rsem 13, 97 123). *O. Happel, Das Buch des 
Propheten Nahum erklart, Wiirzburg 1902. P. Haupt, The book of Nahum 
(JbL 26, I 53); Ders. , Eine atl Festliturgie auf den Nikanortag (ZdmG 
61, 275297). Smith (s. o. S. 339). Touzard (s. o. S. 292 2 ) (Rb N. S. 14, 57 
bis 61). 

173. Leben und Buch des Propheten Nahum. 

558. Nahum stammte aus Elkos (^TBpbxin i, i) in Siidpalastina bei 
Beitgibrin 3 und weissagte gegen Ninive. 

559. Jahwe straft diejenigen, welche fehlen, und ist barmherzig gegen 
jene, welche auf ihn vertrauen (i, 2 n). Wiederherstellung Judas 
(i, 12 2, s) 4 . Die daran anschliefiende feurige und farbenprachtige 

1 Sievers (s. o. S. 332 2 ) ; J. M. P. Smith, The strophic structure of the book 
of Micah (AmJsemL 24, 187 208). 

2 Vgl. schon Hieronymus, In Mich i, 10 (M 1 25, 1215); Ryssel (s. o. S. 339 s ); 
J. Taylor, The massoretic text and the ancient versions of the book of Micah, 
Ld. 1891. 

3 So Epiphanius, Vitae prophetarum 17 (M s 43, 409): versus Begabar* 
(s. E. Nestle, Wo ist der Geburtsort des Propheten Nahum zu suchen ? 
[ZdPV i, 222225]). Vgl. U. Cassuto, Questioncelle bibliche: La patria del 
profeta Nahum (Giorn. d. Soc. asiat. ital. 26 [1913/14], 291 302): er stellt es 
mit Umm-Lakis gleich ; P. Kleinert, Nahum und der Fall Ninives (StKr 
1910, 501 534). Hieronymus (Comm. in Naum proph., Prol. [M 1 25, 1292]) 
sucht es in Galilaa (= el-Koze zwischen Rumeis und Kana gelegen). Eine 
tiberlieferung aus dem 16. Jahrh. versteht darunter Alkus in Mesopptamien 
nordlich von Mossul, wo auch des Propheten Grab gezeigt wird. So Sellin (s. o. 
S. 28o)s8 1 . 

4 *G. Bickell (Die hebraische Metrik [ZdmG 34, 557563] 559 f.) hat 
i, 2 10 als Bruchstiick eines alphabetischen Psalmes angesehen. H. Gunkel 
(Nah i untersucht [ZatW 13, 223 244]) dehnte die Akrostichis auf I, 2. 2, 3 (2) 



Nr. 562 C. Die Propheten. c) Das Zwolfprophetenbuch. 8. Habakuk. 341 

Weissagung gegen Ninive von isaianischer Wucht kann als Beispiel 
fur das eingangs dargelegte gottliche Verfahren betrachtet warden 
(2, 43, 19)- 

560. Da 3, 8 10 auf die Eroberung von No Ammon (= Theben 
in Agypten ; 664/62 v. Chr.) 1 Bezug nimmt, so kann Nahum nicht 
unter Hizkijja geweissagt haben 2 . Die Erinnerung an diese Zer- 
storung mufi noch lebendig gewesen sein, als Nahum wirkte. 
Anderseits kann die Zerstorung von Ninive (612 v. Chr.) 3 , die 
der Prophet weissagte, nach I, 13 nicht mehr allzu fern gewesen 
sein. 650, 630 und Ansatze, die noch naher dem Untergange 
der Stadt liegen, werden deshalb als genauere Daten fur das 
Auftreten des Propheten genannt. Diese Datierung mufi nicht 
notwendig auch Kap. I, den sog. Psalm Nahums, umfassen, der 
anscheinend nicht vollstandig ins Prophetenbuch aufgenommen ist 4 . 

8. Habakuk. 

174. Name. Literatur. 

561. plpon, 'AupctKouiLi 5 , Prophetia Habacuc (Hab). 



562. Bibliographic vgl. bei Knabenbauer (s. o. S. 328) 2 2 , 73 78. 
A.J. Baumgartner, Le prophete Habakuk. Introduction, critique et exegese 

aus. Vgl. *G. Bickell, Beitrage zur hebraischen Metrik. I. Das alphabe- 
tische Lied in Nahum i, 2 2, 3 (SB d. phil. hist. Kl. d. k. k. AdW zu Wien 
I 3 l > S)> Wien 1894; Duhm (s. o. S. 328 [ZatW 31]) 100 107 ; *O. Happel, Der 
Psalm Nahum (Nah i) kritisch untersucht, Wurzburg 1900; Lohr (s. o. S. 2I9 1 ) 
I74f. : Nah i, 28. 

1 23: Alexandria populorum. Spiegelberg (s. o. S. 54 2 ) 34 bezieht den 
Namen auf ein unteragyptisches No, dessen Zerstorung nicht datiert werden 
kann. Wellhausen (s. o. S. 328) versteht darunter eine andere Eroberung. 

2 So Josephus, Ant. 9, n, 3: 115 Jahre vor dem Untergange Ninives. 

3 Siehe o. S. 295 8 . Happel (s. o. S. 340) fafit den Stadtnamen symbolisch 
auf und setzt das Buch sehr spat an. 

4 Der Alphabetismus ist nicht ganz durchgefuhrt. Vgl. W. R. Arnold, 
The composition of Nahum i, I 2, 3 (ZatW 21, 225^ 265). Haupt (s. o. 
S. 340) teilt Nah in vier Stiicke, von denen die ersten zwei vor der Er- 
oberung Ninives, die letzten zwei in der Makkabaerzeit entstanden seien. 
RieCler (s. o. S. 328) geht mit dem Ansatz in nachexilische, Happel (s. o. S. 340) 
in makkabaische Zeit herab. Zur Textiiberlieferung vgL L. Reinke, 
Zur Kritik der alteren Versionen des Propheten Nahum, Mstr. i. W. 1867. 

5 Von popart oder p>ip?ij, wobei der Ausklang an die erste Silbe angepafit 
wurde ; vgl. {JeeXZefJouX fur 



342 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 563 

avec examen special des commentaires rabbiniques, du Talmud et de la 
tradition, Lp. 1885. B. Duhm, Das Buch Habakuk. Text, Ubersetzung und 
Erklarung, Tiib. 1906. J. Halevy, Recherches bibliques: Le livre de Ha- 
bacuc (Rsem 14, 97 108 193 212 289 303; 15, I 26). *O. Happel, Das 
Buch des Propheten Habakuk erklart, Wiirzburg 1900. F. E. Peiser, Der 
Prophet Habakuk. Eine Untersuchung zur Kritik des AT (MvaG 8, i), 
B. 1903. *L. Reinke, Der Prophet Habakuk. Einleitung, Grundtext und 
Ubersetzung nebst Commentar, Brixen 1870. W. H. Ward, A critical and 
exegetical commentary on Habakkuk (s. o. S. 331 unter Smith). 

175. Person, Buch und Zeit des Propheten Habakuk. 

563. Von diesem Propheten haben wir keine Nachrichten als 
das, was sein Buch verrat. i, I und 3, I wird er ausdriicklich 
Prophet genannt. Aus 3, 19 wollen manche erschliefien, dafi 
er Sanger am Tempel und darum Levit gewesen sei. Da Daniel 
in der Zeit des Kyros in die Lowengrube geworfen wurde (Dn 
14, i), kann unser Prophet schwerlich mit dem Dn 14, 32 ge- 
nannten gleichnamigen Propheten zusammengestellt werden 1 , denn 
der Inhalt von Hab verweist in eine friihere Zeit. 

564. Habakuk kleidet seine Weissagung in die Form eines 
Zwiegespraches mit Jahwe. Er droht kriegerische Heimsuchung 
durch die Chaldaer an. 

Der Prophet klagt iiber herrschende Rechtlosigkeit (i, 2 4); Jahwe 
droht einen Einfall der Chaldaer an (i, 5 n). Der Prophet klagt 
neuerdings iiber das gleiche (i, 12 17). Auf der Warte stehend, erha.lt 
er von Jahwe die Antwort: der Gerechte lebt aus dem Glauben (2, i 
bis 5) 2 . Ein Spottlied, das die Volker liber die Chaldaer anstimmen, 
mit fiinffachem Wehe, schliefit sich an (2, 6 20). Hab 3, das Gebet 
des Propheten Habakuk, ist ein schoner und erhabener Psalm (3, i 
bis 



565. Die selbstandige und eigenartige Form von Hab 3 ermoglicht es, 
darin keihen urspriinglichen Bestandteil desProphetenbucb.es zu sehen. 

1 Vgl. die Uberschrift der zu Dn 14, iff.: dx irpoqprvreiai; 'Au|5aKbu|u 
mou MnaoO, ex rfj? 9u\f|? Aeui (s. o. S. 321); Hieronymus, Comm. in Hab., 
Prol. (M 1 25, 1336); Reinke (s. o.) u. a. 

2 Zu 2, 4 vgl. Rom i, 17; Gal 3, n. . 

3 Das Stuck hat eine Unterschrift nach Art der Pss-Uberschriften (s. o. 
S. 235 ff.); auch r&B, sonst nur in den Pss, ist eingefiigt (s. o. S. 236 s ). Vgl. 
F. C. Burkitt, TheVsalm of Habakkuk (JthSt 16, 6266); E. Nestle, Das Lied 
Habakkuks und der Psalter (ZatW 20, 167 f.); H. S. J. Thackeray, Primitive 
lectionary notes in the Psalm of Habakkuk (JthSt 12, 191213). 



Nr. 569 C. Die Propheten. c) Das Zwolfprophetenbuch. cj. Sophonias. 343 

Allein ein sicheres Anzeichen literarkritischer Entwicklung 
ist damit nicht gegeben; ebensowenig bietet das Biichlein sonst be- 
stimmte Anhaltspunkte hierfiir 1 . 

566. DieZeit, in welcher der Prophet auftrat, ist dadurch be- 
stimmt, dafi er einen Einfall der Chaldaer (625 538) 2 vorhersagt. 

Wenn man aus dem Buche herausliest, dafi die Bedrohung durch 
die Chaldaer als etwas Auffalliges erscheint, kann man mit dem Zeit- 
ansatz uber Jeremias hinaufriicken, etwa bis zur Zeit des Konigs Manasses 
(698 643). Nimmt man lieber zum Ausgangspunkt, dafi die Chaldaer- 
herrschaft im Osten schon als gefestigt erscheint, so wird man den 
Propheten nach der Eroberung Ninives (612 v. Chr.), also gegen 
600 v. Chr. ansetzen 3 . 

9. Sophonias. 

176. Name. Literatur. 

567. tSS, ^ 0( P ov i a< B> Prophetia Sophoniae (Soph). 



568. Bibliographic vgl. bei Knabenbauer (s. o. S. 328) 2 2 , 167 169; 
Lip pi (s. u.) ix xvi. C. H. Cornill, Die Prophetic Zephanjas (StKr 
1916, 297 332) ; D e r s. , Zu Zephanja 3, 13. Ein Nachtrag zu S. 329 (ebd. 563). 
J. Halevy, Recherches bibliques: Le prophete Sophonie (Rsem 13, 193 
bis 198 289313). J. Lippl, Das Buch des Propheten Sophonias erklart 
(BSt 15, 3), Frb. i. Br. 1910. *L.Reinke, Der Prophet Zephanja. Einleitung, 
Grundtext und Ubersetzung nebst einem vollstandigen philologisch-kritischen 
Commentar, Mstr. i. W. 1868. Smith (s. o. S. 331). 

177. Person und Buch des Propheten Sophonias. 

569. Die Genealogie des Propheten (i, i) hort bei dem Namen 
Hizkijja auf, der auch ohne ausdriickliche Angabe als der Konig 
von Juda betrachtet werden mufi ; denn sonst ist seine Nenmmg 
als oberstes und letztes Glied der Genealogie schwer erklarbar. 

1 F. Nicolardot (La composition du livre d'Habacuc, P. 1908) zerstiickelt 
das kleine Biichlein und verteilt es auf die Jahre 700 500 v. Chr. als Ent- 
stehungszeit. 

2 K. Budde (Die Bucher Habakkuk und Sephanja [StKr 1893, 383399]) 
nimmt an, dafi die Assyrer die Feinde sind, welche dann durch die Chaldaer 
bedroht werden; ebenso W. R. Betteridge, The interpretation of the pro- 
phecy of Habakkuk (AmJTh 7, 647661). Duhm (s. o. S. 342) erklart die 
Gegner als Mazedonier; ebenso Sellin (s. o. S. 10) 4 ii9. Dagegen W. Caspari, 
Die Chaldaer bei Habakuk. Vgl. Keilinschr. Bibl. I. II. III. i. 2 (NkZ 18, 156 
bis 175). 

3 Happel (s. o. S. 342) verlegt das Buch in die Makkabaerzeit. 



244 ! Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 570 

Sophonias wirkte in den Tagen des Josias (640 609). Da er 
gegen Gotzendienst ankampfen mufite, war die grofie Reform des 
Konigs (623) noch nicht durchgefiihrt, wahrscheinlich noch nicht 
eingeleitet. Die Schilderung der Feinde bezieht man gewohn- 
lich auf den Skytheneinfall (um 626; vgl. Herodot I, 105) 1 . 

570. Ein Tagjahwes wird hereinbrechen mit kriegerischen Schrecken, 
well Juda den Gotzen der Heiden gedient hat (i, i 18) 2 . Den um- 
liegenden Volkern, Philistern, Moab und Ammon, Kusch und Assur, 
wird ein Gericht angekiindigt, damit sich Juda bekehre (2, i 15). 
Jerusalem bekehrt sich nicht; darum droht dem Volke schwere Strafe 
(3, i 8). Das Geschick des heimgesuchten Volkes wendet sich aber 
schliefilich wieder zum Guten (3, 9 20). 

571. Das Buch wird nicht lange nach dem Wirken des Propheten 
geschrieben sein 3 . Zu literarkritischer Quellenscheidung bietet 
der Text keinen zwingenden Anlafi 4 . 

10. Aggaus. 

178. Name. Literatur. 

572. ^Sft 5 , 'AYYCUOS, Prophetia Aggaei (Agg). 

573. Bibliographic vgl. bei Knabenbauer (s. o. S. 328) 2 2 , 226 f. J. Ha- 
Idvy, Recherches bibliques: Le prophete Aggee (Haggai) (Rsem 15, 288 
bis 309). Mitchell (s. o. S. 337). *L. Reinke, Der Prophet Haggai. Ein- 
leitung, Grundtext und Ubersetzung usw. (s. o. S. 343), Mstr. i. W. 1868. 
Sieve rs (s. o. S. 332 2 ). 

179. Wirken und Buch des Propheten Aggaus. 

574. Nach Ezr 5, i; 6, 14 ermutigte der Prophet (im 2. Jahre 
des Darius I. [521 485]; vgl. Ezr 4, 24) die verzagten Juden 

1 Anders Lippl (s. o. S. 343) 17. 

2 Wegen i, 12 stellte das Mittelalter den Propheten mit einer Laterne 
dar. r, 15 lieferte den Beginn des Dies irae. 

3 3, 3 ff. wird schon Ez 22, 24 31 beniitzt. 

4 Anders C. P. Fagnani, The structure of the text of the book of Ze- 
phaniah (OT and Semitic studies [s. o. S. i64 2 ] 2, 260 277); Holscher (s. o. 
S. 280) 444 446 ; F. Schwally, Das Buch Ssefanja, eine historisch-kritische 
Untersuchung (ZatW 10, 165 240; II, 262), der auch die Textkritik be- 
riicksichtigt. Zu letzterer vgl. J. Bachmann, Zur Textkritik des Propheten 
Zephania (StKr 1894, 641 655). Zur Metrik vgl. Sievers (s. o. S. 332 2 ). 
Zur Apokalypse des Sophonias vgl. u. 197, Nr. 674. 

5 Eine Bildung wie "&T, ^n? (vgl. babyl. sab-bat-a-ai). 



Nr. 576 C. Die Propheten. c) Das Zwolfprophetenbuch. 10. Aggaus. 345 

zum Tempelbau (516 vollendet) 1 . Die Weissagungen, die er zu 
diesem Zwecke ergehen liefi, bilden, in die Form eines geschicht- 
lichen Berichtes iiber Aggaus' Wirken gefafit, den Inhalt der vier 
schlichten Reden des Propheten 2 . 

575. Am i. Tag des 6. Monats im 2. Jahre unter Darius I. mahnt der 
Prophet den Zerubbabel und den Jehosua', den Tempelbau aufzunehmen 3 ; 
es geschah (i, i 15 [33 2, ij). Am 21. des 7. Monats ergeht eine Trost- 
weissagung an den Propheten : die Herrlichkeit des unscheinbaren neuen 
Tempels werde die des salomonischen noch tibertreffen (2, i 9 [23 2, 2 
bis io]) 4 . Am 24. des 9. Monats im 2. Jahre unter Darius I. folgt eine 
Verheifiung wegen des Tempelbaues (2, io 19 [23 2, n 20]). Am 
gleichen Tage wird die Erhohung des Zerubbabel geweissagt (2, 20 23 
[33 2, 2124]). 

576. Dafi die Weissagungen des Aggaus nicht vollstandig er- 
halten sind, konnte man aus manchen Anzeichen erschliefien 5 . 
An der Echtheit des Erhaltenen zu zweifem 6 , ist ein AnlaB 
nicht gegeben. Sollte Aggaus die Weissagungen nicht selbst 
niedergeschrieben haben (es wird im Buche iiber seine Tatig- 
keit berichtet), so liegen jedenfalls eigene Aufzeichnungen zu 
Grunde. 



1 Aus 2, 3 (23 2, 4) schlossen manche, dafi er den Tempel Salomos noch 
mit eigenen Augen gesehen habe, also schon sehr alt gewesen sei. 

2 Der Name des Propheten findet sich auch in Pss-Uberschriften (vgl. 
o. S. 239 6 ). 

3 Dafi der Tempelbau schon gleich nach der Riickkehr unter Kyros be- 
gonnen worden sei, lafit sich damit schwer vereinbaren. Vgl. o. S. i66 4 ; 
A.Fernandez S. J., El profeta Ageo 2, 15 18 y la fundacion del segundo 
templo (Bb 2, 206 215). 

4 Zu 2, 7, einem Vers, der in der 33 (2, 8) messianisch gedeutet wird, vgl. 
Knabenbauer (s. o. S. 328) 2 2 , 248 253. 

5 Vgl. G. A. Cooke in HDB 2, 28o b . J. W. Rothstein (Juden und Sama- 
ritaner. Die grundlegende Scheidung von Judentum und Heidentum. Eine 
kritische Studie zum Buche Haggai und zur jiidischen Geschichte im ersten 
nachexilischen Jahrhundert [BWAT 3], Lp. 1908) halt das Biichlein fur einen 
Ausschnitt aus einem Geschichtswerk, das vom Tempelbau handelte. A. van 
der Flier, Het getuigenis van Zacharja en Haggai over Juda's herstel (ThSt 
1906, i 66). 

6 T. Andr (Le prophete Agee. Introduction critique et commentaire, 
P. 1895) nimmt mehrere Verfasser an. Zur Textkritik vgl. K. Budde, 
Zum Text der drei letzten kleinen Propheten (ZatW 26, 128). Uber die 
M e t r i k vgl. Sievers (s. o. S. 332 2 ). 



346 I. TeiL Die Biicher des AT im einzelnen.: . Nr. .577 

11. Zacharias. 

180. Name. Literatur. , 

577. tV^yt, Zaxapia?, Prophetia Zachariae (Zach). 

578. Bibliographic vgl. bei Knabenbauer (s. o. S. 328) 2 2 , 283 285. 
J. Hale"vy, Recherches bibliques: Le prophete Zacharie (Rse"m 15, 413 454; 
16,134123167259273). Mitchell (s. o.S. 337). *L. Reinke, Die 
Echtheit des Propheten Sacharja und der Charakter der alten unmittel- 
baren Ubersetzungen nebst Grundtext, Ubersetzung und einem philologisch- 
kritischen und historischen Commentar des nichtmessianischen Teils des- 
selben (Beitr. z. Erklar. des AT 6), Mstr. i. W. 1864. J. W. Roth stein, 
Die Nachtgesichte des Sacharja. Studien zur Sacharjaprophetie und zur 
jiidischen Geschichte im ersten nachexilischen Jahrhundert (BWAT 8), 
Lp. 1910. C. H. H.Wright, Zechariah and his prophecies considered in 
relation to modern criticism with a critical and grammatical commentary 
and a new translation, Ld. 1879. ' ' , 

181. Person, Wirken und Buch des Propheten 

Zacharias. 

579. Zacharias 1 war der Sohn des Berekjahu (35 Barachias), des 
Sohnes des c lddo (33 Addo) (i, I 7) und ein etwas jiingerer Zeit;- 
genosse des Aggaus. Wie dieser trieb er die Juden zum Tempel- 
bau an (Ezr 5, i; 6, 14). Er weissagte vom 8. Moiiat des 2. Jahres 
unter Darius I. (521 485) (i, i) bis zum 4. Monat des 4. Jahres 
desselben Herrschers (7, i) 2 . 

580. Seine Weissagungen gliedern sich in zwei Teile: Nacht- 
gesichte (Kap. i 6) mit einer Weissagung: Antwort auf eirie 
Anfrage (Kap. 7 f.), und prophetische Ansprachien (Kap. 9 14). 

Im 8. Monat des 4. Jahres des Darius lafit Zacharias einen Ruf zur Be- 
kehrung ergehen (i, i 6). Am 24. des n. Monats im gleichen Jahre 
hatte er acht Nachtgesichte (i, 7 6, 8). Er sieht einen Reiter auf 
.rotbraunem Rosse : Befreiung aus der Gefangenschaft und Wiederauf bau 
,wird verheifien (i, 7 17); vier Homer und vier Schmiede: Rettung 
Judas (2, i 4); einen Mann mit einer Mefischnur: Jerusalem und Juda 
werden wiederhergestellt (2, 5 17); die Freisprechung des Hohenpriesterp 
Jehosua c : Wiederherstellung Jerusalems (3, i^io); einen goldenen 
Leuchter zwischen zwei Olbaumen : Zerubbabel wird den Tempel voll- 
enden (4, i 10); eine fliegende Roller Fluch fiir Sunder (5, i 4); ein 

. . l Vielleicht identisch mit dem Neh 12, .16 (vgl. V. 4) genannten Priester. 

- Trotz des gleichen Namens wird die Angabe Mt 23,35; Lk II, 51 sich 

auf den Tod des Zacharias, des Sohnes des Jojada c (2 Chr 24, 20 f.), beziehen. 



Nr. 583 C. Die Propheten. c) Das Zwolfprophetenbuch. 11. Zacharias. 347 

Epha, Sinnbild der Bosheit (5, 5 n); vier Wagen, ausfahrend zur 
Strafe der umliegenden Volker (6, i 8). Der Prophet mufi fur Jehosuai c 
eine Krone herstellen : der Sproft (Zerubbabel) wird den Tempel bauen 
(6, 10 is) 1 . Am 4. des 9. Monats im 4. Jahre unter Darius beantwortet 
der Prophet eine An fr age iiber das Fasten wahrend der 70 Gefangeri- 
schaftsjahre (7, i 7). Eine Mahnung zu Redlichkeit (7, 8 14). Jahwe 
verspricht Wiederherstellung des Volkes beim Aufbau des Tempels 
(8, i 17). Jahwe wird die Fasttage in Festtage verwandeln tind Je- 
rusalem erhohen (8, 18 23). 

581. Ein Ausspruch Jahwes (9, i u, 3): Jahwe wird die Volker 
heimsuchen und Sion einen Konig geben (9, i io) 2 . Jahwe gibt Riick- 
kehr und Sieg gegen Jawan (9, n i?) 3 . Jahwe allein spendet Segen 
(io, if.), iiberwindet die Volker und fiihrt Sion heim (io, 3 n, 3). 
W eissagung gegen schlechte Hirten des Volkes (i i, 4 17). Ausspruch 
Jahwes (12, i 14, 21): Unter Heimsuchung der Volker wird Jerusalem 
wiederhergestellt werden (12, i 13, 6) 4 . Gegen einen schlechten Hirten 
(13, 7 g) 5 . Jerusalem wird gerettet und erhoht unter Heimsuchung 
der Volker (14, i 21). 

582. Die Dunkelheit des 3uches Zach, die schon Hieronymus 
beklagte 6 , hat ihren Grund in der eigenartigen Bilderrede 7 , in 
den apokalyptischen, zum Teil eschatologischen Gedanken und 
in dem schwierigen Textzustand. 

583. Ein fiihlbarer Unterschied besteht trotz verwandter Ge- 
dankengange zwischen Kap. i 8 und Kap. 9 14. Hatte friiher 
Mt 27, 9, wo Zach u, 12 f. dera Jeremias zugewiesen wird, AnlaB 
geben konnen 8 , an einen andern Verfasser des zweiten Teiles zu 
denken, so haben neuere Exegeten, meist der kritischen Schule 
angehorend 9 , aus literarkritischen Griinden den Gedanken auf- 

1 Vgl. P. Haupt, The coronation of Zerubbabel (JbL 37, 209 218). 

2 Zu 9, 9 vgl. Mt 21, 4f. 

3 P. Riefiler, Die Griechen im AT (ThQ 94, 329358). 

4 A. Condamin S. J., Le sens messianique de Zacharie 12, io (RchScr i, 
52 56). S. Kraufl, Eine alte Erklarung zu Zach 12, io (VB i, 31 34). 

5 Zu 13, 7 vgl. Mt 26, 31. 

6 In Zach., Prol. : obscurissimus liber Zachariae prophetae (M 1 25, 1486), 

7 Vgl. D. Buzy, Les symboles de Zacharie (Rb N. S. 15, 136 191); Ders. 
(s. o. S. 315*) 323 405. : 

8 So seit J. Mede, Dissertationum ecclesiasticarum triga. Quibus accedunt 
fragmenta sacra ad Mt 27, 9, Ld. 1653 (vgl. Comely [s. o. S. 3 2 ] 2, 2 2 , 606 J ). 

9 Vgl. [G. B. Flugge], Die Weissagungen, welche bei den Schriften des 
Propheten Zacharias beygebogen sind, iibersetzt und kritisch erlautert, Ham- 
burg 1784; B. Stade, Deuterozacharja. Eine kritische Studie (ZatW i, i 96; 



248 I- Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 584 

gegriffen und einen Deuterozakarja angenommen, ja wie 
bei Isaias auch beim zweiten Teil mehrere Hande unterscheiden 
zu konnen geglaubt 1 . Aber bei Zacharias sprechen die inneren 
Griinde viel weniger eindeutig als bei Isaias, so dafi die kritischen 
Exegeten in der Datierung des zweiten Teiles zu widersprechen- 
den Ansatzen kommen mufiten. 

584. Die einen schreiben den ganzen zweiten Teil einem vorexilischen 
Verfasser 2 , die andern einem Schriftsteller der griechischen Zeit 3 zu, 
wahrend eine dritte Grtippe 4 diesen zweiten Teil von Zach wieder 
aufteilt undKap. 9 n von (meist zwei) vorexilischen 5 undKap. 12 14 
von nachexilischen Schriftstellern herleitet. Bei so unsicher deutbaren 
Anzeichen verschiedenen Ursprungs wird es sich nicht empfehlen, die 
iiberlieferte Zuweisung an den Propheten des 6. Jahrhunderts fallen zu 
lassen, wenn auch die Verschiedenheiten 6 eine Erklarung verlangen 7 
und die Tatsache auffallen mufi, daft Mai i, i ebenso eingeleitet wird 
wie Zach 91; 1 2, i 8 . 

2, 151 172 275309); aber auch M.-J. Lagrange O. P., Notes sur les pro- 
phe"ties messianiques des derniers prophetes (Rb N. S. 3, 67 83). 

1 Nowack (s. o. S. 99 2 ) 2 377 ff. denkt sogar an vier, N. J. Rubinkam (The 
second part of the book of Zechariah with special reference to the time 
of its origin, Basel 1892) an acht verschiedene Hande. 

2 So altere Exegeten; vgl. Kuenen (s. o. S. 10) 2, 386 f. 

3 So Marti (s. o. S. 99 2 ) 396 : 160 v. Chr. 

4 So Steuernagel (s. o. S. 10) 645. W. Erbt (Die Urgestalt des Sacharja- 
buches [OrLz 22, 49 56 97 104]) nimmt die Zeit des Ezechias fur die 
Urgestalt von Zach 9 14 an, die dann in der Zeit des Darius iiberarbeitet 
wurde. 

5 So Strack (s. o. S. 3 2 ) 6 I23 2 . 

a Vgl. R. Eckardt, Der Sprachgebrauch von Zach 9 14 (ZatW 13, 76 109); 
Ders., Der religiose Gehalt von Sacharja 9 14 (ZThK 3, 311 331). Aufler- 
dem scheinen manche Angaben fur die Zeit vor dem babylonischen und 
assyrischen Exil zu sprechen, andere wiederum das griechische Weltreich 
vorauszusetzen. 

7 Sellin (s. o. S. io) 4 i24 halt den Verfasser von Zach 9 14 fur einen 
Apokalyptiker des 3. Jahrhunderts, der aber unter der Maske eines vor- 
exilischen Propheten schrieb. A. van Hoonacker (Les chapitres IX XIV 
du livre de Zacharie [Rb n, 161 183 347 378]; vgl. auch Ders. [s. o. S. I66 1 ] 
657662) erklart die Verschiedenheiten damit, dafl die beiden Teile auf 
einer verschiedenen literarischen Fiktion aufgebaut seien. 

8 Kuenen (s. o. S. 10) 2, 408 f., Driver (s. o. S. 9) 380 f. u. a. meinen, Zach 
sei gemeinsam mit dem Zwolfprophetenbuch vom gleichen Bearbeiter zu- 
sammengestellt. 



Nr. 588 C. Die Propheten. c) Das Zwolfprophetenbuch. 12. Malachias. 349 

12. Malachias. 

182. Name. Literatur. 

585. "'SS^E (i, I ; vgl. 3, i), MaXaxiac; (aus der erganzten Namens- 
form fija&tt), Prophetia Malachiae 1 (Mai). 

586. Bibliographic vgl. bei Isopescul (s. u.) 17 26; Knabenbauer 
(s. o. S. 328) 2 2 , 502 504. J. Hale"vy, Recherches bibliques: Le prophete 
Malachie (Rsem 17, i 44). O. Isopescul, Der Prophet Malachias. Ein- 
leitung, Ubersetzung und Auslegung, Czernowitz 1908. *L. Reinke, Der 
Prophet Malachi. Einleitung, Grundtext und Ubersetzung usw. (s. o. S. 343), 
Giefien 1856. Smith (s. o. 337). 

183. Person und Buch des Propheten Malachias. 

587. Malachias 1st nach Aggaus und Zacharias anzusetzen, well 
der Tempel schon wieder aufgebaut ist (2, n; 3, i 10). Da der 
Prophet am Volke bereits eine Erschlaffung des anfanglichen 
Eifers tadelt, so muC die Wiederherstellung des jiidischen Ge- 
meinwesens schon geraume Zeit voriiber sein. Seine Prophetic 
setzt ungefahr die gleiche Lage voraus, mit welcher Ezra und 
Nehemias sich zu befassen hatten 2 ; deshalb wird 450 v. Chr. der 
mittlere Ansatz fur die Wirkenszeit des Propheten sein. 

Handle glauben noch Naheres aus der Weissagung selbst erschliefien 
zu konnen und lassen den Propheten der Tatigkeit des Ezra den Boden 
bereiten (also vor 458 v. Chr.) oder die durchgefiihrte Reform unter- 
stiitzen und erganzen (also nach 444 v. Chr.) 3 . 

588. Die kurze Weissagung ist in Dialogform gehalten. 

Jahwe hat das Volk geliebt und gegen Feinde geschiitzt (i, i 5). 
Trotzdem verunehren ihn die Priester durch ungeeignete Opfer, statt 

1 Der Name ist doch wohl nicht aus Mai 3, I gebildet (so Holscher [s. o. 
S. 280] 452 u. a.), wiewohl er sonst im AT nicht vorkommt. Es sind ahn- 
liche Bildungen nicht selten (vgl. ^as 4 Rg 18, 2 = nas : 2 Chr 29, i). Auch 
hat diesen Namen in der Uberschrift des Buches, wiewohl sie ihn mit 
v x ei pi &YY^ OU a()ToO iibersetzt. Zur Form Malachiel vgl. P. Schepens, 
Le prophete Malachiel (RchScr n, 362 f.). 

2 Die jiidische Uberlieferung und mit ihr einige Kirchenvater sehen 
deshalb in unserem Propheten den Ezra selbst. Vgl. X zu Mai i, i ; Hiero- 
nymus, In Mai., Prol. (M 1 25, 1617 1646). H. H. Spoer (Some new considera- 
tions towards the dating of the book of Malachi [JqR 20, 167 186]) verlegt 
Mai nicht weit von der Makkabaerzeit. 

3 Vgl. die Zusammenstellung bei Knabenbauer (s. o. S. 328) 2 2 , 496 f. 



I. Teil. Die Biicher des AT im einzelnen. Nr. 589 

deren ein reines Speiseopfer auf der ganzen Welt dargebracht 
werden soil (i, 6 14) 1 . Weitere Vorwiirfe gegen die Priester (2, i 17). 
Jahwe wird seinen Engel senden, um die Sunder zu richten (3, i 6). 
Abgaben sollen gegeben werden, um Segen zu ernten (3, 7 12). Jahwe 
wird die Gerechten und die Gottlosen verschieden behandeln (3, 1321 
[25 4, 3]). Vor dem Tage Jahwes wird der Prophet Elias 2 gesandt 
werden (3, 22 24 [35 4, 4 6]). 



589. Malachias gilt als der l.etzte der Propheten 
D^^Ssn, sigillum prophetarum), da nach ihm bis zur Zeit des 
Messias keiner mehr auftrat 3 . 

1 Mai i, II versteht vom heiligen Mefiopfer das Concilium Tridentinum, 
sess. 22, De sacrificio missae, cap. i (D u 939). Vgl. A. Rembold S. J., Die 
eucharistische Weissagung des Propheten Malachias (ThG 16, 58 70). 

2 Mt II, 14; 17, 12; Lk i, 17. L. Reinke, Historisch-kritische Abhand- 
lung iiber Malachi 3, 23 24 (4, 5 6) (ThQ 37, 529591). 

3 Zur Beziehung von Mai und Zach 9 14 vgl. o. S. 348 8 . Zur Metrik 
vgl. Sievers (s. o. S. 330*). 



II. Teil. Geschichte des atl Kanons. 



1. Allgemeines. 

184. Literatur. Kanon. 

590. K. Budde, Der Kanon des AT. Ein Abrifi, Giefien 1900. F. Buhl, 
Kanon und Text des AT, Lp. 1891. *A. Loisy, Histoire du canon de 
1'AT. Legons d'Ecriture Sainte, P. 1890. *B. Neteler, Beitrag zur Unter- 
suchung der Geschichte des atl Kanons, Mstr. i. W. 1900. H. E. Ryle, 
The canon of the OT. An essay on the gradual growth and formation of the 
Hebrew canon of Scripture, Ld. 1892, 2 i895 ( 3 i9O4). J. P. van Kasteren S.J., 
De joodsche Canon omtrent het begin onzer jaartelling (Studien [s. o. S. 313 2 
unter Van Lujk] 45 [1895], 4 1 S~4%4)- Der s., Le canon juif vers le commence- 
ment de notre ere (Rb 5, 408 415 575 594). B. Welte, Bemerkungen iiber 
die Entstehung des atl Canons (ThQ 37, 5895). G. Wildeboer, De la 
formation du canon de 1'AT. Etude historico-critique (hollandisch : Gro- 
ningen 1889, 2 1891, 3 1900). Traduit par L. Perriraz, Lausanne [1901] ( 4 i9o8. 
Deutsch : Die Entstehung des atl Kanons. Aus dem Hollandischen von 
F. Risch, Gotha 1891). 



591. Das Wort Kanon (Kavdbv; vgl. "13) 1 , zuerst = Rohr, 
wegen seiner Geradheit in der Baukunst verwendet, wurde auch 
als Mafistab in iibertragenem Sinne gebraucht 2 . In der religios- 
kirchlichen Sprache nennt man Kanon einerseits etwas, was 
als bestimmende Norm und Regel gilt 3 , anderseits auch solches, 



1 Vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) I 2 , 24 ff.; K. A. Credner, Zur Geschichte des 
Kanons, Halle 1847; T. Zahn, Grundrifi der Geschichte des ntl Kanons 2 , 
Lp. 1904, i 10. 

2 Die Regeln der Grammatik hiefien KOVOVEI;. Ein vorbildlicher Schrift- 
steller konnte xavibv genannt werden ; vgl. Cicero, Ep. ad Familiares, Lib. 16, 
Ep. 17: Tu, qui xavijjv esse soles scrip torum meorum (Scripta quae man- 
serunt omnia 9 [Lp. 1925]). 

3 4 Makk 7, 21 f.: Wer sollte nicht gemaC dem ganzen Kanon der Philo- 
sophic (upd? 8\ov TOV TH? (piXoootpia? xavova) . . . wegen der Frommigkeit iiber 
die Leidenschaften herrschen? 



352 II. Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 592 

das passivisch an einem andern gemessen, normiert wird 1 . Eine 
in diesem doppelten Sinne gebrauchbare Bezeichnung kirch- 
licher Kanon (KOVUJV eKKAnmcKTTiKos) konnte auf Verschiedenes 
angewendet werden (Taufsymbol, jede einzelne kirchliche Lehre 
oder Satzung, Inbegriff der kirchlichen Glaubenslehren). Besonders 
gilt dies von der Heiligen Schrift: sie ist normiert an der kirch- 
lichen Lehre 2 , normiert aber ihrerseits wiederum Glauben und 
Leben der Kirche 3 . Von dem friiheren Sprachgebrauch im Sinne 
eines Kanons kirchlich normierter oder das Glaubensleben nor- 
mierender Schriften aus vollzog sich um die Mitte des 4. Jahr- 
hunderts der Ubergang zur Bedeutung Verzeichnis dieser 
Schriften 4 . 

185. Kanongeschichte. 

592. Die Geschichte des atl Kanons legt dar, wie die einzelnen 
Biicher des AT allmahlich zum jetzigen Umfang des AT zu- 
sammengefugt worden sind. Soil die Bildung des Kanons von 
den ersten Anfangen an verfolgt werden, so ist geschichtlich 
festzustellen , daC eine dazu berufene Autoritat auf Grund 
eines hierfur geeigneten Merkmales irgend ein Buch durch 
einen bestimmten Akt als kanonisch erklart hat. 

593. Die Autoritat, welche den jetzt giiltigen Kanon des AT 
aufgestellt hat, ist die katholische Kirche. So bestimmt kann 
man fur jiidische geistliche Obrigkeiten nicht die Ermachtigung 
nachweisen, in Kanonfragen maCgebende Entscheidungen zu 
treffen; doch die Geltung eines Kanons setzt im Alten Bunde 
und im Judentum eine solche Autoritat voraus. 

1 Klemens Rom., i Cor. 7, 2 : Lafit uns nun zu unserem vielgeriihmten 
und ehrwiirdigen Kanon der Uberlieferung (im r6v &K\ef} Kai aeuvov 
irapaboaecu? fiuuiv Kavova) kommen. 

2 Z. B. Athanasius, Ep. fest. 39 : rd K<xvovi6ueva xai irapaboedvra 
re Geia etvai ^ipXia (M s 26, 1176). 

3 Z. B. Irenaus, C. haer. 4, 35 (M g 7, 1089); Isidorus Pelusiota, Ep. 4, 114: 
Tov xav6va Tf|? &\ri66ia?, TO.C, Geia? fpatpd^, KaTO-irTeuamnev (M B 78, 1185). 
Van Kasteren (s. o. S. 351) Rb 5, 408 ff. meint, es habe sich tatsachlich der 
passivische Sinn durchgesetzt. 

4 Hieronymus, Prol. gal. : Sapientia . . . non sunt in canone. Zahn 
(s. o. S. 351 l ] 6 setzt die Bedeutung Verzeichnis, Liste an den Anfang 
der EntWicklung ; der Gedanke an eine normierende Regel sei erst spater 
eingedruhgen. 



Nr. 595 , i. Allgemeines. 353 

In spatjiidischer Zeit mag der Einflufi, den die Versammlung der 
Weisen in der religiosen Leitung des Volkes ausiibte, wie auf sonstige 
theologische Fragen, so auch auf biblische Dinge sich erstreckt haben. 
Der grofie Gerichtshof (r? n-a), der nach dem Untergang des Synedriums 
zu Jerusalem (70 n. Chr.) die Leitung des Judentums tibernahm und 
zuerst in Jabne l , spater in Tiberias am See Genesaret tagte, hat wohl 
auch Kanonfragen vor sein Forum gezogen. Dementsprechend wird 
dieselbe Befugnis auch dem Synedrium in Jerusalem geeignet haben. 
Fiir noch friihere Zeit ist bezeugt, daft man in Zweifelsfallen gewohnt 
war, sich an einen Propheten zu wenden 2 . Die Manner des Hizkijja 
(n;i?jr! ">ws [727 699] Prv 25, i; vgl. 2 Chr 29, 30 und o. S. 248) sind 
wohl kein voriibergehendes Gebilde gewesen, sondern eine dauernde Ein- 
richtung ; sie hatten Spriiche Salomos, einen Bestandteil eines Buches, das 
zum jiidischen Kanon gehorte, zu sammeln. Man kann daraus entnehmen, 
dafi sie auch in weiterem Umfange eine Aufgabe in biblischen Dingen 
hatten. Recht und Beruf des atl Priestertums wird sich ebenfalls nicht 
blofi auf die Dt 27; 31, 9 erwahnten Obliegenheiten beschraukt haben; 
Kanonfragen wiirden sich unschwer daran angliedern lassen. Dafi 
auch die Volksstimme, wenn jemand, und dann unter seinem Einflufi 
immer mehrere, einem Buch kanonische Geltung zubilligte, als Werkzeug 
der gottlichen Vorsehung wirken konnte, ist infolge Fehlens anderer 
bestimmter Autoritaten fur moglich zu halten 3 . 

594. Als Kennzeichen, das ein kanonisches Bu ch von einem profa- 
nen unterscheidet, gilt in der katholischen Dogmatik die Inspiration. 

Da sich der Inspirationsbegriff erst im Laufe der Entwicklung immer 
mehr klarte, so ist anzunehmen, dafi im Alten Bunde noch nicht die 
gleiche bestimmte Vorstellung von der Inspiration wie heute als Merk- 
mal kanonischer Biicher gait. Aber eine gleichwertige Eigenschaft mufite 
schon damals an kanonischen Schriften festgestellt werden, um sie von 
rein weltlicher Literatur zu unterscheiden 4 . 

595. In welcher Art sich die dritte Voraussetzung fur die Kanon- 
bildung verwirklicht hat, die formelle Anerkennung des 
Kennzeichens der Inspiration, wissen wir nicht 5 . 

1 Um 100 n. Chr. (vgl. Schiirer [s. o. S. 163 3 ] 2 3 , 366 ff.). Zur Lage vgl. 
Taf. I , Bild 1 , 4 d. Dort wurde an einem bestimmten Tage iiber die kano- 
nische Geltung von Ct und Koh entschieden (Jad. Ill S [s. u. 187, Nr. 608]; 
vgl. Budde [s. o. S. 351] 58 ff.). 

2 i Makk 4, 46; 14, 41 ; Josephus, C. Ap. i, 8 (s. u. Nr. 605). Vgl. W. Fell, 
Der Bibelkanon des Flavius Josephus (BZ 7, I 16 113122 235 244) 1148". 

3 Dagegen Eusebius, Praep. evangel. 12, 23 (M g 21, 991 f.). 

4 Fur uns ist meist nicht mehr der Glaube nachweisbar, dafi eine Schrift 
aus der Hand Gottes herriihrt, sondern blofi die Tatsache, dafi eine Schrift 
als verpflichtende Norm fur Glauben und Leben gait. 

5 Inspiriert sein und kanonisch sein unterscheiden sich logisch ebenso 
wie sein und erkannt sein und auch sachlich, weil sich inspirierte 
Ooettsberger, Einleitung in das AT. 23 



354 I*- Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 596 

Moglich 1st, dafi eine solche Anerkennung sich in einem einmaligen, 
mehr oder minder feierlichen Akt aussprach oder sich durch wieder- 
holte Akte der Verwendung eines Buches, also im Volksgebrauch durch- 
setzte. Fur die Kanongeschichte im atl Judentum ist meist nur die 
Folge solcher Anerkennungsakte, namlich die kanonische Geltung, fur 
den Beweis erreichbar. Die so erweisbare kanonische Geltung bezieht 
sich entweder auf einzelne Biicher * oder auf Sammlungen 2 von Schriften ;{ . 

2. Geschichte des atl Kanons innerhalb des 

Judentums. 

186. Zeugnisse fiir die allmahliche Bildung des 

Kanons. 

596. i) 4 Rg 22 L, der Bericht iiber den Fund des mosaischen Gesetz- 
buches unter Josias (623; s. o. S. 81 ff.) und iiber die Anerkennung 
seiner Verbindlichkeit, kann nur dann als erstes Zeugnis des atl Kanons 
angesehen werden, wenn man darunter den ganzen Pentateuch versteht 4 . 
In diesem Falle ist es ein Zeugnis, dafi mindestens ein Menschenalter 
friiher, also nicht nach der Zeit des Hizkijja der Pentateuch als kano- 
nisch anerkannt wurde. 

597. 2) Sicher ist Neh 8 10, der Bericht iiber die Verpflichtung 
des judischen Volkes auf das Gesetzbuch des Moses, das Ezra vor- 
las (444 v. Chr.), ein Zeugnis dafiir, dafi der Pentateuch 5 seit 
geraumer Zeit in kanonischer Geltung stand. 

Biicher denken lassen, die nicht kanonisch geworden oder nicht mehr 
kanonisch geblieben sind. Unrichtig ist infolgedessen, was Budde (s. o. 
S- 350 17 meint : Der Kanon wuchs wie eine Pflanze ; er war mit dem ersten 
inspirierten Buche vorhanden und im Augenblick der Vollendung des letzten 
abgeschlossen. 

1 Wildeboer (s. o. S. 351) 16 19 meinte, dafi ein einzelnes Buch keinen 
Kanon bilden konne. Das ware nur unter der Voraussetzung richtig, dafi 
Kanon Verzeichnis bedeute. Naturgemafi aber konnen nur abgeschlossene 
Biicher fur die Bildung des Kanons in Frage kommen, nicht literarische 
Stiicke, die blofi Vorstufen zum fertigen Literaturwerk darstellen, mogen sie 
auch in ahnlicher Geltung gestanden haben wie das spatere vollendete Buch. 

2 Eine Sammlung von Biichern als solche kann nur dann ohne weiteres 
als Zeugnis der kanonischen Anerkennung gelten, wenn die Biicher dieser 
Sammlung wenigstens spater als Bestandteil des Kanons begegnen. 

3 liber die Moglichkeit, dafi inspirierte Biicher verloren gingen und des- 
halb keine kanonische Geltung erlangten, vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) i 2 , 246 ff. 

4 Siehe o. S. 82 f. 

5 Siehe o. S. 88 ff. 



Nr. 600 2. Geschichte des atl Kanons innerhalb des Judentums. 355 

598. 3) AuCerderri bietet die Literatur des AT eine Reihe von 
Stellen, wo Vorschriften mit verbindlichem Charakter aus einem 
Gesetzbuch zitiert werden. 

Soweit als erwiesen angenommen werden darf, daft damals 1 bereits 
der ganze Pentateuch existierte, nicht blofie Teilsammlungen der mo- 
saischen Gesetze, sind auch diese Stellen Belege daiiir, daft dem Penta- 
teuch kanonische Geltung eignete. 

599. 4) Nach Dn 9, 2 existierte zur Zeit des Daniel (Mitte des 
6. Jahrh.), mindestens zur Zeit, als Dn verfafit wurde (ca. 300 v. Chr. ; 
s. o. S. 326 ff.), eine Sammlung von mehreren Schriften, worunter 
sich das Buch des Propheten Jeremias (vgl. 25, n; 29, 10) be- 
fand, und diese Sammlung erfreute sich einer Schatzung, welche 
am richtigsten mit der spateren kanonischen Geltung gleich- 
gesetzt wird. 

Daft damals der Prophetenkanon abgeschlossen gewesen sei, kann 
aber daraus nicht mit Sicherheit entnommen werden, wenn es auch am, 
nachsten liegt, an eine Sammlung prophetischer Schriften zu denken. 

600. 5) Nach 2 Makk 2, 13 f. sammelte Nehemias im 5. Jahrh. 
eine Bibliothek, die unzweifelhaft kanonische Biicher enthielt, 
darum als Sammlung mit kanonischer Geltung betrachtet werden 
darf 2 . 



Mit T& irepi Ttl)v paaiXeuuv xai irpoqpnTiuv (hpXia konnten die Geschichts- 
biicher (Jos 4 Rg) 3 und die prophetischen Bticher (ohne bestimmten 
Umfang) 4 gemeint sein. Tot TOU Aourib bezeichnet zunachst ausdriick- 
lich nur die davidischen Psalmen 5 , kann aber, wie im spateren 
Sprachgebrauch ublich, im wesentlichen das ganze Psalterium meinen 6 . 

1 Wird das giinstigste Ergebnis der Pentateuchkritik fur richtig gehalten, 
so wiirden fast alle Stellen bis auf Moses zuriick solche mittelbare Zeug- 
nisse sein. Vgl. o. S. 47 ff. 

2 DaG diese Nachricht geschichtlich sei, wird von Budde (s. o. S. 351) 33 f. 
ohne hinreichenden Grand bezweifelt; vgl. Konig (s. o. S. 2 2 ) 443 ; Loisy (s.-o. 
S. 351) 45. Eine profane Biichersammlung sehen darin Budde (s. o. S. 351) 
34 und Loisy (s. o. S. 351)45. 

3 Der Pentateuch brauchte nicht eigens genannt zu werden, da er seit 
langem in hochster Schatzung stand. Comely (s. o. S. 3 2 ) I 2 , 52 und Fell 
(s. o. S. 3 2 ) 36 finden ihn im iti<juv<rreiv vorausgesetzt ; allein das Kompo- 
situm bedeutet trotz des auv nichts weiter als sammeln. 

4 Nach Loisy (s. o. S. 351) 53 u. a. hatte Nehemias den Prophetenkanon 
abgeschlossen. 5 So Wildeboer (s. o. S. 351) 29. 

6 Schwerlich wird jedoch dieser Titel den ganzen Umfang der Hagio- 
graphen in sich befassen konnen; so Comely (s. o. S. 3 2 ) i 2 , 52; dagegen 
Loisy (s. o. S. 351) 45. 

23* 



356 II- TeiL Geschichte des atl Kanons. Nr. 60 1 

Die emaToXai fJamXeujv irepi dvaOeuaTUJV = Briefe der Konige iiber 
die Weihegeschenke konnen kaum als Benennung fur Ezr-Neh gelten \ 
wiewohl sich ahnliche Briefe darin finden (Ezr 6, 2 12; 7, n 26; 
Neh 2 , 7ff.) 2 . 

601. 6) Ein ziemlich umfangreiches Verzeichnis von Schriften, 
die damals vorhanden waren, laCt Sir 44 49 erschliefien 3 , ein 
Lobhymnus auf die beriihmten Manner der Vorzeit (oVl? itntf miB, 
irciTepujv UJLAVOC;), die ofFenbar im Anschlufi an die heiligen Schriften 
aufgezahlt werden: 

Henoch, Noe, Abraham, Isaak, Jakob, Moses, Aaron, Eleazar, Phinees 
(Sir 44, 16 45, 26 [35 31]; vgl. noch 49, 14 [33 i6]ff.) aus dem Penta- 
teuch, Josue (46, i ff.), die Richter (46, n [35 13] if.); Samuel (46, 13 
nach dem hebraischen Text und &}, David (47, i ff.), seine Psalmen 
(47, 8 [35 9] ff.), Salomo u. a. (47, 12 [35 14] ff.) nach Sm und Rg, 
Prv, Ct(?), Koh(?) (47/17 [33 18]), Isaias einschliefilich des sog. Deu- 
terojesaja (48, 22 [33 25] ff. s. o. S. 291), Jeremias (49, 6 [33 8] ff.) 
mit Lam 4 , Ezechiel (49, 8 [33 10]), Job (49, 9 [35 n]) 5 , die zwolf 
Kleinen Propheten (49, 10 [35 12]), Nehemias (49, uf.). Die Schriften 
des AT, welche erwartet werden konnten und nicht genannt sind, mogen 
iibergangen worden sein, weil die vorkommenden Vater schon aus 
andern Schriften entnommen waren (Chr, vielleicht Koh, Ct), oder weil 
sie noch nicht als kanonisch anerkannt waren (vielleicht Dn, Est) oder 
erst spater entstanden sind 7 . Da die beriihmten Vorfahren genannt 
werden wollten, so fehlt uns der Name des Ezra; dafiir braucht man 
sich aber kaum darauf zu berufen, dafi Ezr-Neh mit Chr ein Buch 
bildeten 8 . Die Art, wie die Biicher hier verwertet werden, setzt eine 
religiose Wertschatzung voraus, also ein Aquivalent fur den spateren 
Begriff kanonisch. Das bestatigt die Tatsache, dafi die gleichen 
Biicher uns in spateren, bestimmteren Zeugnissen fur den Kanon 
wieder begegnen. Das Zeugnis von Sir 44 ff. ist um 180 v. Chr. an- 
zusetzen (s. o. S. 276). 

1 So Comely (s. o. S. 3 2 ) i 2 , 52. 

2 Budde (s. o. S. 351) 34, Konig (s. o. S. 2 2 ) 442 und Loisy (s. o. S. 351) 45 
sehen darin eine profane Sammlung, aus welcher der Verfasser von Ezr-Neh 
die Briefe entnehmen konnte. 

3 A. Eberharter, Der Kanon des AT zur Zeit des Ben Sira auf Grund 
der Beziehungen des Sirachbuches zu den Schriften des AT dargestellt 
(AtAbh 3, 3), Mstr. i. W. 1911. 4 Vgl. Loisy (s. o. S. 351) 43. 

5 In dem TUJV dxQpifiv der (= =:s) steckt der Name a 1 " 1 *? (so der he- 
braische Text). 

6 Der hebraische Text und & bestatigen es (vgl. Budde [s. o. S. 351] 44 2 ). 

7 Das nimmt die kritische Schule besonders bei Dn an (s. o. S. 325). 

8 Zorobabel aus dem Buche Ezr wird aber genannt. Dafi Ezra fehlt, 
kommt viel weniger fur den Kanon in Betracht als dann, wenn die Ezra- 
Nehemiasfrage zu klaren ist. 



Nr. 604 2. Geschichte des atl Kanons innerhalb des Judentums. 357 

602. 7) Der Zeit nach reiht sich die Biichersammlung des Judas 
des Makkabaers an (2 Makk 2, 14) : wie ehedem Nehemias sam- 
melte er alle Biicher, welche wahrend des Krieges zerstreut 
worden waren. 

Nach der ganzen Richtung, in der sich die Wiederherstellungs- 
arbeiten in der Makkabaerzeit bewegten, kann an der religiosen Ein- 
schatzung dieser Bibliothek nicht gezweifelt werden. Was sie umfafite, 
lafit sich nicht feststellenj nicht einmal das lafit sich behaupten, dafi 
sie mit der Bibliothek des Nehemias sich wesentlich gedeckt hatte. 

603. 8) Das Kanonzeugnis, welches wir dem Prolog zur griechi- 
schen Ubersetzung des Sir entnehmen (ungefahr 130 v. Chr. [s. o. 
S. 275]), 1st im einzelnen nicht so bestimmt wie Sir 44 ff., fiigt aber 
einen neuen Punkt hinzu, der fur die Kanongeschichte von Wert 
ist. Der Ubersetzer des Sir nennt drei Teile des Kanons : 6 vojuog 
mi ot irpoqpfJTai (ai TrpoqpnieTai) Kcti rd dXXa rd KO.T' auTouc, rjKO- 
XouGnKOTa (id dXXa mxTpia phpXia, Td Xorrrd TUJV pipXiouv). 

Gesetz und Propheten sind bestimmt abgegrenzte Gruppen von 
Biichern 1 / wenn auch ihr Umfang nicht festgestellt werden kann. Auch 
der dritte Teil lafit an eine abgegrenzte Gruppe 2 denken, die aber wegen 
der Vielgestaltigkeit der Schriften wie auch heute noch keine zusammen- 
fassende Bezeichmmg erhielt. Die Dreiteilung der Biichersammlung 3 
ist gegeniiber der abweichenden Anordnung in 4 urspriinglich und 
wird am besten verstandlich, wenn man sie als Niederschlag aufeinander- 
folgender Sammlungen von heiligen Schriften betrachtet 5 . Damit ist 
nur eine relative zeitliche Einordnung der drei Gruppen bezeugt, be- 
sonders, dafi die Propheten vor dem dritten Teil des Kanons gesammelt 
wurden. 

604. 9) Vielleicht weist auch 4 Ezr 14, 44 48 auf unsere kano- 
nische Biichersammlung hin, so unsicher die Uberlieferung der 
Zahl auch sein mag. 

1 Dabei ist immer noch die Moglichkeit ofifen zu lassen, dafi einzelne 
Biicher nachtraglich hineinkamen. 

2 Dafi der Verfasser des Prologs auch Sir zur dritten Gruppe rechne, ist 
durch den einleitenden Satz ausgeschlossen. Es miissen nicht einmal alle 
Schriften enthalten sein, die der spatere jiidische Kanon unter den n^a^i 
Schriften zusammenfaCt So mit Recht Ryle (s. o. S. 351) 155. 

3 Vgl. auch Philo, De vita contemplativa 3, 25; Lk 24, 44. 

4 Vgl. Konig (s. o. S. 2 2 ) 454 2 . 

5 So Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) I 5 , 27; Ryle (s. o. S. 351). Sachliche 
Griinde fur die Dreiteilung (z. B. verschiedene Grade der Inspiration; so das 
nachbiblische Judentum seit Philo, besonders Moses Maimonides, IEC 



358 II. Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 605 

Als Ezra die heiligen Schriften wiederherstellte, da unterschied er 
zwischen den alien, zuganglichen und den siebzig geheimzuhaltenden 
Biichern. 1st die Gesamtzahl der Biicher 94 (so (5, 2lf&, 2lcab, 2lrm) *, 
dann waren die allgemein zuganglichen Biicher 24, und diese Zahl 
stimmt iiberein mit der Zahl der Biicher im jiidischen Kanon; das 
ist Grund genug, in 4 Ezr 14, 44 ff. ein Zeugnis fur die 24 Biicher des 
jiidischen Kanons zu sehen (ca. i. Jahrh. n. Chr.). 

605. 10) Die Gesamtzahl 22 und die Zahl der einzelnen Gruppen 
von Biichern 2 bezeugt Flavius Josephus, C. Ap. I, 8 3 : 

Ou uupidbec; fhpXiuuv eiai irap' f)uiv dauu9ubvujv KOU uaxouevtuv 
buo be uova irpog TOIC; eiKOffi pifSXia TOO TTOIVTOC; exovia xpovou Tr]v 
dvaypacpfiv td biKcduuc; [6e!a] ireincTTeuueva. Kai TOUTUUV irevie uev eaTi 
rot Muuucreuuq, a Touq re vououc; ueptexei. 3 Am> be Trig Muuuaeuuc; 
TeXeuTfj? uexpi if\c, 'ApiaSepHou TOU ueTa Eepr|V TTepaouv pacrtXeujg [dpxng] 
oi ueTct Mu)U(Tf)v TrpocpfiTai Ta KO.I' auTou? TtpaxOevia auveYpaij/av ev 
rpiai KCU beKa pipXioig- al be Xoimxi Teaaape? uuvoug eiq TOV 6eov xai ToTq 
dvGpdjiToi? uiTO0riKag TOU piou Trepiexoumv. 'Airo be 'ApTCtSepSou uexpv 
TOU KaG' fijuaq XP VOU TeTpaitTai uev eKaaTa- mdTemg b' oux ouoiag 
riSiuuTai TO;? upo auTUJV bid TO uf) YeveaGai Tfjv TIUV irpocpnTOuv dxpipn 
biaboxnv TocrouTou ydp aiaivog r\br\ irapqjxnKOTog ouTe irpoaGeivai 
tic, oubev ouTe dcpeXeiv auTtliv ouTe ueTCcGeTvcu TCToXjuriKev. 

Selbst wenn das 0eTa als spaterer Zusatz ausgeschieden wird 4 , verrat 
der ganze Zusammenhang, der Hinweis auf die Autoritat der Propheten 
und die sorgfaltige Uberlieferung, dafi wir in den aufgezahlten Biichern 
kanonische Biicher sehen diirfen. Will man den Umfang dieses Kanons 
genauer feststellen, so ist die Zahl 22 als spater gebildete Zusammen- 
ziehung der Zahl 24 zu betrachten 5 , also die Summe der Biicher iden- 
tisch mit dem endgiiltigen Kanon des Judentums. Da Josephus griechisch 
und fur Griechen schreibt, wird er die griechische Anordnung und 
Zahlung der Biicher zu Grunde gelegt, also Rut und Lam zu Jdc und 
Jer gestellt und damit zusammengenommen haben. Die 13 geschichtlich- 
prophetischen Biicher werden demnach sein: Jos, Jdc-Rut, Sm, Rg, 
Chr, Ezr-Neh, Est 6 , Job, Is, Jer-Lam, Ez, Dn, die zwolf Klein en 
Propheten. Unter den Hymnen und Lebensregeln des dritten Teiles 



i-.a 2, 45 [vgl. Moses ben Maimon, Fiihrer des Unschliissigen. Ins 
Deutsche iibertragen und mit erklarenden Anmerkungen versehen von A. Weifi 
(Philos. Bibliothek 184), Lp. 1923, 184 b , S. 284 ff.]; ebenso Thomas Aq., S. th. 
2, 2, q. 174, a. 2, ad 3; anders G. F. Ohler, Theologie des AT 3 , Stuttgart 
1891, 749 f., u. a.) lassen sich nicht einwandfrei durchfuhren. 

1 93 204; andere lateinische Hss: 974, 904, 84 (vgl. Budde [s. o. S. 351] 15). 

Auch die Aufeinanderfolge ist fur Josephus fest bestimmt. 

Vgl. Fell (s. o. S. 353 2 ). 4 So auch Fell (s. o. S. 353 2 ). 

Vgl. u. 199', Nr. 683. 

Est ist von Josephus sicher mitgerechnet worden, weil das Datum des 
zuletzt zugelassenen Buches das der Estererzahlung ist. 



Nr. 606 2. Geschichte des atl Kanons innerhalb des Judentums. 359 

verstand er wahrscheinlich Pss, Ct, Prv, Koh. Sicher sind diese An- 
nahmen in jeglicher Einzelheit nicht, well wir iiber die Art der Zahlung 
nicht authentisch unterrichtet sind. Josephus kann die eine und andere 
von den Schriften, die in spaterer Zeit noch in jiidischen Kreisen be- 
stritten wurden, wie Ez, Ct, Koh (s. u. 187), iibergangen und dafiir 
Rut und Lam als selbstandige Biicher mitgezahlt haben. 

606. 1 1) Allen Zweifel behebt das Kanonverzeichnis des Talmud, 
b. Baba batra f. I4 b und 15" (2. Jahrh. n. Chr.) 1 , welches die 
Biicher des jiidischen Kanons nach ihrer Reihenfolge und mit den 
Verfassern im einzelnen aufzahlt 2 : 



-sy =P!I trw ^Nprrm trw a-oVai ^Nias D^BBIWI yaw* a-iraa ''vs p-o -pai iar 
rfoai ^s-ai Pia-pi aii^stt IT rtrtj? " antci n^nn isai mi a*airs ^B -,110 .... 
nsa ar<3 yavr aT'si n:a PWBI lisa ana rraa -jaws ^ai . . . o^a-r? "nati SITS iros 
may 'p "w D^inn i0 aro in riii n-iasisi USD ars Vsnas niinar -j-pics 



iiEO ans n^Mii -tip ^33 rroya i-n ^y\ (f. 15) qc 111 
biun rsss ^aas nVttpi a^i^an i^ffl ^a fi"r"> lains i 

n ia rt-'ana rrpos isai . . . ^ ia n^a^n 1131 '? arm USD sns ita> iros rtsai ^s^ai 
Die Rabbanan lehren: Die Ordnung der Propheten 3 ist: Jos und Jdc, 
Sm und Rg, Jer und Ez, Is und die Zwolf. .... Die Ordnung der 
, Schriften' ist: Rut und Buch der Pss und Job und Prv, Koh, Ct und Lam, 
Dn und Rolle Est, Ezr und Chr Und wer schrieb sie? Moses schrieb 
sein Buch und die Parasche iiber Bil c am 4 und Job. Josue schrieb sein 
Buch und acht Verse in der Tora 5 . Samuel schrieb sein Buch und 
Jdc und Rut. David schrieb das Buch der Pss durch zehn Alteste, 
durch den ersten Menschen, durch Melchisedech und durch Abraham 
und durch Moses und durch Heman und durch Jedutun und durch 
Asaph (f. 15*) und durch die drei Sohne des Korah. Jeremias schrieb 
sein Buch und das Buch Rg und Lam. Hizkijja und seine Ver- 
sammlung schrieben Is, Prv, Ct und Koh. Die Manner der grofien 
Synagoge schrieben Ez und die Zwolf, Dn und die Rolle Est. Ezra 
schrieb sein Buch und das Geschlechtsregister der Chr bis auf sich. . . . 
Und wer fiihrte es weiter? Nehemias, der Sohn des Hakalja. 



1 Es ist eine sr^s, eine aufierhalb der offiziellen Sammlung des R. Je- 
huda ha-Nasf (136 217 n. Chr.) gebliebene Misna-Uberlieferung. 

- Vgl. G. A. Marx, Traditio rabbinorum veterrima de librorum Veteris 
Testamenti ordine atque origine, Diss. Lp. 1884, neue Ausgabe (unter dem 
Namen G. Dalman, Habilit.-Schrift) 1891, 1319; Ryle (s. o. S. 351) 284 
bis 291. 

3 Innerhalb des Pentateuchs gab es keine verschiedene Reihenfolge (vgl. 
u. S 20 1, Nr. 690). 

4 Nm 23 f. Dieser gehort eigentlich nicht in den Pentateuch* (L. Gold- 
schmidt, Der babylonische Talmud 6, Lp. 1906, 976 588 ). 

5 Dt 34, wo iiber den Tod des Moses berichtet wird (s. o. S. 62). 



360 II. Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 667 

607. Wie man auch diese Talmudstelle im einzelnen deuten mag l , 
fur die Kanongeschichte steht fest, dafi um 200 n. Chr. die 
erwahnten 24 Biicher im Judentum als kanonisch angesehen 
wurden. Da die Zahl 22 im Kanon des Flavins Josephus aus 
der Zahl 24 entstanden ist 2 , so diirfen wir die gleichen Biicher 
im Kanon des Judentums ein Jahrhundert vorher (ca. 100 n. Chr.) 
suchen. Da 4 Ezr ungefahr in der gleichen Zeit entstand, ist 
es durchaus moglich, dafi von seinem Verfasser die kanonischen 
24 Biicher unter den allgemein zuganglich gemachten verstanden 
wurden (vgl. o. S. 357 f.). 

187. Streit iiber kanonische Geltung einzelner Biicher 

bei den Juden. 

608. Im nachbiblischen Judentum tauchten, zum Teil zu gleicher 
Zeit mit dem talmudischen Kanon 3 , Zweifel auf, ob einzelne 
Biicher kanonisch seien. 

1) Ct: Jadaim III 5 w<s tktvp iais *w 'i . . . D-H-SI MS -psteBS snprr "ow ^3 
rip&na twvn irsi DITTI rs saisa = alle heiligen Schriften beflecken die 
Hande 4 ... R. Jose sagt: Koh beflecke die Hande nicht und Ct ist 
strittig (vgl. auch b. Meg. 7 a ). 

2) Koh: b. Sabb. f. 3o b m r^ nt -ppis TIB-TO *>3tte rtnp ise m> trasn vrpu 
= es suchten die Weisen das Buch Koh zu verbergen 5 , weil seine 
Worte einander widersprechen (vgl. Jad. Ill 5 [s. o.] ; Hieronymus zu 
12, 14 [M 1 23, 1172]). 

3) Est: b. Sanh. f. ioo a M-istsa ^3 N^ in&s rt;a = die Esterrolle bedarf 
keiner Umhiillung (vgl. b. Meg. 7 a ) 6 . 

1 Vgl. o. S. 359 a . 2 S. u. 199, Nr. 683. 

3 Vgl. G. Aicher, Das AT in der Mischna (BSt n, 4), Frb. i. Br. 1906; 
Buhl (s. o. S. 351) 276".; Van Kasteren (s. o. S. 351) 587. 

4 Dafi dieser Ausdruck sachlich gleichwertig der kanonischen Geltung 
war, ergibt der Zusammenhang. Wie er zu dieser Bedeutung kam, wird 
verschieden erklart (vgl. Budde [s. o. S. 351] 31".). Der einleuchtendste Grund 
fur diese Aussage ist wohl der, dafi man nach Beriihrung der heiligen 
Schriften ebenso, wie wenn man Unreines beriihrt, also die Hande befleckt 
hatte, die Hande waschen mufite (vgl. Podechard [s. o. S. 250] gf.). 

5 ns = der Genizza uberantworten, wo u. a. auch unbrauchbar gewordene 
Bibel-Hss untergebracht wurden, wird abwechselnd mit dem oben genahnten 
Ausdruck gebraucht und hat deshalb die gleiche Bedeutung : fur nicht kano- 
nisch erklaren (nicht blofi : vom offentlichen Gebrauche ausschliefien ; so 
Konig [s. o. S. 2 2 ] 452 ; vgl. Aicher [s. o. Anm. 3] 27 ff.). 

6 Melito von Sardes und Athanasius lassen Est in ihren Kanonverzeichnissen 
weg, was auf diesen jiidischen Zweifel zuriickgehen kann (vgl. u. 194, Nr. 640 
und 642). 



Nr. 610 2. Geschichte des atl Kanons innerhalb des Judentums. 361 



4) Prv: b. Sabb. f. 3o b m r 

= und auch das Buch Prv wollte man verbergen, well seine Worte 
sich widersprechen. 

5) Ez: b. Sabb. f. i3 b tt">in '"an pris nian True ^spw ^ss 53 = das 
Buch Ez wollte man verbergen, well seine Worte den Worten der 
Tora widerstreiten (vgl. b. Chag. f. i3 a ; b. Menach. f. 45"). 

6) Rut: b. Meg. f. 7 al . 

609. Da auch Biicher bestritten wurden, die sicher schon zur Zeit 
des Sirach als kanonisch galten (Prv, Ez), und zu gleicher Zeit so 
sichere Kanonverzeichnisse umliefen, wie sie Josephus und der Talmud 
bieten, so wird es sich um nachtraglich auflebende Bedenken 2 
gegen schon kanonisierte Biicher handeln, nicht um Anzeichen 
eines erst werdenden Kanons 3 . 

188. Ezra, die grofle Synagoge und der sog. 

Canon Esdrinus. 

610. Den jiidischen Kanon von 24 Biichern nennt man auch 
Canon Esdrinus. Diese Bezeichnung fuCt auf der Ansicht, 
dafi Ezra den Kanon zum Abschlufi gebracfit habe 4 . Das 1st 
aber schon deshalb ausgeschlossen, weil einige der in ihm auf- 
genommenen Biicher erst nach Ezra entstanden sind. 

Die Ansicht erklart sich als legendenhafte Ausschmiickung dessen, 
was tatsachlich die Kanongeschichte dem Ezra und seiner Zeit zu- 
schreibt: Vorlesung der Tora (444 v. Chr.; vgl. Neh 8 10 [s. o. S. 88 ff.]), 
die Biichersammlung seines Zeitgenossen Nehemias (2 Makk 2, 13 f. [s. o. 
S. 355]), dafi Ezra unter Artaxerxes I. (465 425) 5 mit der Tora nach 
Palastina kam, und dafi Artaxerxes von Josephus als Endpunkt fur die 
Aufnahme kanonischer Biicher in das AT angegeben wird (C. Ap. i, 8). 

1 Nach einigen soil auch Jon bestritten worden sein. Allein Nm r. 18 
kommt das keineswegs klar zum Ausdruck (vgl. Buhl [s. o. S. 351] 31). 

3 Bei der Art der talmudischen Diskussion kann das nicht wundernehmen. 
Die Bestreiter der kanonischen Giiltigkeit stiitzten sich hauptsachlich auf 
Widerspriiche in den Schriften selbst oder mit der Tora. 

3 So Budde (s. o. S. 351) 62; Konig (s. o. S. 2 2 ) 451. Wildeboer (s. o. 
S. 351) io6f. meint, dafl damals der Kanon in der offentlichen Meinung an- 
genommen war, aber noch nicht in der Schule. Da die Sicherung von Ct 
und Koh mit der Synode von Jabne (Jamnia; vgl. o. S. 353) in Beziehung ge- 
setzt wird, redet Buhl (s. o. S. 351) 27 f. von einer Revision des Kanons in 
Jamnia. 

4 Vgl. Fell (s. o. S. 3 2 ) 37; Ryle (s. o. S. 351) 250261. 

5 Ware Xerxes I. (485 465) gemeint, wie manche glauben (z. B. Fell 
[s. o. S. 353 2 ] us 1 ; Ryle [s. o. S. 351] 252 *), dann hatte Josephus nicht an 
den Abschlufi des Kanons unter Ezra gedacht, sondern nur den Konig ge- 
nannt, unter dem die letzte Episode der atl Kanongeschichte (Est) spielte. 



362 II. Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 611 

Klar kommt diese legendenhafte Erweiterung und Ausschmiickung, 
welche Ezras Bedeutung fiir das AT erfahren hat, zu Tage in 4 Ezr 14, 
1 8 47 : wahrend des Exils seien die heiligen Biicher zu Grunde ge- 
gangen; mit Hilfe des von Gott gesandten heiligen Geistes habe Ezra 
sie wieder niedergeschrieben und abgesehen von 70 geheimzuhaltenden 
Biichern dem offentlichen Gebrauche iibergeben. Die Kirchenvater 
wiederholten diese, Legende und sind dabei ohne Zweifel von 4 Ezr 
abhangig 1 . 

611. Den Mannern der grofien Synagoge warden in 
der jiidischen Uberlieferung verschiedene Aufgaben in Bezug auf 
das AT zugeschrieben. 

Nach dem Talmud (b. Baba batra f. 15"-) schrieben sie die Biicher 
Ez, die zwolf Propheten, Dn und Est, woran sich Ezra, der Verfasser 
von Ezr-Neh und Chr, anschliefit 2 . Der aufierkanonische Traktat Abot 
des R. Natan im baby.lonischen Talmud sagt von ihnen, sie hatten Ct 
und Koh erklart und es moglich gemacht, dafi die beiden Biicher 
offentlich vorgelesen wurden (Kap. i [im Anhang zu den Talmud- 
ausgaben]). 

Es muB sich aber diese Uberlieferung erweitert haben, so dafi 
Elias Levita (-j* I549) 3 in nachmittelalterlicher Zeit daraus ent- 
nehmen konnte, Ezra und seine Gefahrten, die Manner der groBen 
Synagoge, hatten den richtigen Konsonantentext hergestellt, die 
heiligen Schriften gesammelt und den Kanon gebildet 4 . Durch 
J. Buxtorf 5 gewann die Meinung, daB Ezra mit den Mannern der 
groBen Synagoge den Kanon gebildet habe, die weiteste Ver- 
breitung 6 . 

612. Auch wenn die Manner der grofien Synagoge wirklich die Liicke 
in der jiidischen Traditionskette zwischen Ezra und den sog. fiinf 
Paaren (2. Jahrh. v. Chr.) ausgefullt hatten 7 , wurden die positiven An- 

1 Dagegen sieht Comely (s. o. S. 3-') i 2 , 53 f. in den Angaben der Kirchen- 
vater von 4 Ezr unabhangige Zeugnisse. 2 Siehe o. S. 359 f. 

3 Sepher massoret ha-massoret, Venedig 1 536, deutsch : Ubersetzung des 
Buches Massoreth Hammassoreth. Unter Aufsicht und mit Anmerkungen 
J. S. Semlers, Halle a. S. 1772. C. D. Ginsburg, The massoreth hamassoreth 
of Elias Levita with an English translation and critical and explanatory notes, 
Ld. 1867. 

4 Manche meinen, Elias Levita habe diese Ansicht rein erfunden ; dagegen 
Strack in PRE 9 3 , 744. 

5 Tiberias sive Commentarius massorethicus triplex, Basel 1665, 22 ff. 
(i Vgl. dazu Strack in PRE 9 3 , 744- 

7 Nach dem Misna-Traktat Pirke abot, Kap! i, erscheinen als Trager der 
Tradition: Moses, Josue, die Altesten, die Propheten, die Manner der grofien 



Nr. 614 2. Geschichte des atl Kanons innerhalb des Judentums. 363 

haltspunkte schwerlich geniigen, ihnen eine so bedeutsame Aufgabe 
in der Kanongeschichte zuzuschreiben. Jedoch es scheint das Gebilde 
der grofien Synagoge dadurch entstanden zu sein, dafi die grofte Ver- 
sammlung von Neh 8 10 aus einer horenden zu einer gesetzgebenden 
Versammlung umgeschaffen wurde. Weil die nachexilische Geschichte 
im Judentum viel zu sehr zusammengezogen wurde, konnte es kommen, 
dafi alles, was die nachexilischen Jahrhunderte an beriihmten Namen 
hervorbrachten, in sie eingereiht wurde, und so mufite die fur kurze 
Zeit zusammengerufene Versammlung des Ezra, als man eine bessere 
Einsicht in die nachexilische Geschichte und das verschiedene Zeit- 
alter ihrer angeblichen Mitglieder gewann, in der jiidischen Vorstellung 
zu einer dauernden Institution werden 1 . 

613. Von einem Canon Esdrinus kann infolgedessen auch nicht 
in dem abgeschwachten Sinne die Rede sein, dafi Ezra mit den 
Mannern der groCen Synagoge den jiidischen atl Kanon end- 
giiltig festgestellt hatte. 

189. Das Judentum und der atl Kanon der 
christlichen Kirche. 

614. Das Judentum 1st eine von Gott gewollte und geordnete 
Form einer Religion, die auf positiver OfFenbarung beruht, und 
sollte im grofien und ganzen ein Vorlaufer zur Einrichtung der 
christlichen Kirche sein. Die Formen der religiosen Betatigung 
im Judentum sind zum Teil voriibergehender Art, so daC sie mit 
ihm Recht und Geltung verloren; zum Teil aber sollten sie als 
Erbe in die christliche Kirche iibergeleitet werden. Ob der atl Kanon 
des Judentums zur zweiten Gruppe gehorte, ist umstritten. Die- 
jenigen Exegeten, welche den Kanon des Judentums als solchen 
fur verbindlich in der christlichen Kirche erklaren, konnen dies 

Synagoge, die fiinf Paare, die Tannaim mit Hillel und Sammai an der 
Spitze (zur Zeit Christi). 

1 Vgl. A. Kuenen, Over de Mannen der Groote Synagoge, Amsterdam 
1876 (ins Deutsche ubersetzt von K. Budde; vgl. Gesammelte Abhandlungen 
zur biblischen Wissenschaft von A. Kuenen, Frb. i. Br. 1 894, 125 1 60) ; Ryle (s. o. 
S. 351) 261283. Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) i 5 , 28 stimmt Kuenens Stellung- 
nahme gegen eine groCe Synagoge zu. Comely (s. o. S. 3 2 ) i 2 , 49 6 sieht in ihr 
Gehilfen des Ezra, welche mit ihm die nachexilische Gemeinde einrichteten. 
Fur die grofie Synagoge tritt ein H. Englander, The men of the Great Syn- 
agogue (in Hebrew Union College Jubilee Volume [1875 1925], Cincinnati 1925 
[vgl. JSoR 1926, Okt.]), der sie als Fiihrer der jiidischen Gemeinde von der 
persischen Herrschaft bis Simon den Gerechten (3. Jahrh. v. Chr.) betrachtet. 
Vgl. auch Institutiones (s. o. S. 10) i, i7 3 . 



364 II. Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 615 

nur unter der Voraussetzung, da8 die oben dargelegte Geschichte 
des atl Kanons noch im Judentum eine Erganzung erfuhr. Da 
die christliche Kirche zu den 24 Biichern des jiidischen Kanons 
hinzu, abgesehen von Zusatzen zu Est und Dn, auch noch 
7 weitere Schriften (Tob, Jdt, Sap, Sir, Bar, I und 2 Makk) in 
ihrem Kanon zahlt, so mufi sie nach der Ansicht dieser Exegeten 
einen solchen erweiterten Kanon vora Gesamtjudentum einer 
friiheren Zeit oder wenigstens von einer Richtung innerhalb des 
Juden turns iibernommen haben. 

615. I. DaC das ganze Judentum ehedem einen Kanon 
von 31 Biichern besaC wie die christliche Kirche, ihn aber, 
nachdem die christliche Kirche seinen alteren und umfang- 
reicheren Kanon iibernommen hatte, verringerte, haben viele ka- 
tholische 1 und einige akatholische 2 Exegeten behauptet. Allein 
die Beweise, welche hierfiir geltend gemacht werden, vermogen 
die Tatsache nicht aufzuwiegen, dafi es seit Josephus, vielleicht 
schon seit Sir einen bestimmten Kanon gibt, der die genannten 
7 Biicher nicht aufwies. 

Man glaubte sich auf eine Reihe von Anzeichen hier- 
fiir berufen zu konnen, die aber bei einer genaueren Priifung 
sich als nicht stichhaltig erweisen. 

616. a) Josephus behatiptet, seine Geschichte ex TUJV Trap' f)uTv lepdiv 
{hpXiiuv geschrieben zu haben (C. Ap. i, i). Wenn man das mit den 
Vertretern der eben genannten Anschauung auf alle beniitzten Quellen 
bezoge, gehorten nicht blofi die erwahnten 7 Schriften, die er tat- 
sachlich beniitzte 3 , zu den heiligen Schriften, sondern nicht minder 
seine zahlreichen profanen Quellen. Gerade Josephus zeigt aber keine 
Spur von Unsicherheit in Bezug auf die Zahl von 22 kanonischen 
Biichern. 

617. b) Alle heiligen Schriften darf man (am Sabbat) aus einem 
Brande retten, ob man in denselben [am Sabbat] liest oder ob man in 

1 So Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) i 5 , 28; *B. Portner, Die Autoritat der deu- 
terokanonischen Schriften des AT nachgewiesen aus den Anschauungen des 
palastinischen und hellenistischen Judentums, Diss. Mstr. i. W. 1893 (er meint, 
daC die genannten 7 Schriften bei den palastinischen Juden den iibrigen ka- 
nonischen nicht gleich gehalten wurden, wie es bei den Alexandrinern der 
Fall war); Scholz (s. o. S. 76 10 ) 34 f.; Van Kasteren (s. o. S. 351) Rb 5, 411 f.; 
VDB 2, 141. 

2 Z. B. P. de Lagarde, Bespr. von E. Havet, Etudes d'histoire religieuse usw. 
(GgA 1891, 2, 497520) 500. 

3 Vgl. Fell (s. o. S. 353 2 ) loff. 236 ff. 



Nr. 618 2. Geschichte des atl Kanons innerhalb des Judentums. 365 

denselben nicht liest (Sabb. XVI i). Geiger (Einleitung [s. o. S. 9] 13) 
wollte unter den Schriften, aus denen man nicht liest, solche verstehen, 
welche aufierhalb der 24 kanonischen Biicher stehen, also aus der Stelle ein 
erweitertes Verzeichnis heiliger Schriften erschliefien. Allein auch unter 
den 24 kanonischen Biichern gab es solche, welche nicht vorgelesen 
wurden 1 . 

618. c) Zweifellos wurden die 7 Schriften aufierhalb der 24 Biicher 
in jiidischen Kreisen gekannt und geschatzt. Aber diese Schatzung 
ging (vielleicht mit Ausnahme von Sir) nicht so weit, dafi daraus auf 
einen erweiterten Kanon geschlossen werden konnte. 

Bar: Fiir Dn 9, 7 f. 15 soil Bar als Vorlage in Betracht kommen. Es 
konnte aber auch das umgekehrte Verhaltnis obwalten (s. o. S. 309). 
Weiterhin soil dem Ubersetzer von Jer ins Griechische Bar mit Jer 
vereinigt vorgelegen haben. Der Verfasser des u. salomonischen Psalmes 
soil Bar 5, 46. verwertet und damit als autoritativ anerkannt haben. Const. 
Ap. 5, 20 steht (vgl. M. e i, 896, nicht nach der syrischen Uberlieferung), 
dafi Bar in den Synagogen vorgelesen wurde 2 . Gegen den bestimmten 
Kanon der damaligen Zeit, der Bar nicht kennt, konnen solche Anhalts- 
punkte und Schlufifolgerungen nicht aufkommen. Einzig die Tatsache 
konnte ins Gewicht fallen, dafi Bar im Kanon von Kirchenvatern steht, 
welche doch wohl vom jiidischen Kanon mafigebend beeinflufit sind 3 ; 
allein Bar konnte sehr leicht zufallig hineingeraten, weil er eng mit 
Jeremias verbunden war 4 . 

Tob: Die aramaischen und hebraischen Texte 5 zeugen dafiir, dafi 
Tob den Juden bekannt und in ihren Kreisen geschatzt war. Kano- 
nische Geltung ist damit nicht bezeugt ; vielmehr erfuhr das Buch von 
jiidischer Seite Widerspruch 6 . 

Jdt : Davon gibt es ebenfalls semitische Texte 7 . Wenn als Inspirator 
fur Jdt wie fur Tob nicht der Heilige Geist, sondern die Tochter der 
Stimme O 5 ' 1 ? ^?) betrachtet wird 8 , so ist das Buch damit ausdriicklich 
von den kanonischen Schriften unterschieden. 

i Makk: Talmud, b. Joma f. 29* berichtet, das Tempelweihfest ("|?5) 
sei gegeben worden, um es zu schreiben (airs^X Das bezieht sich 
wohl zunachst auf i Makk (vgl. Kap. 4), das dem Origenes und Hiero- 
nymus noch hebraisch vorlag 9 . Auch Josephus hat das Buch be- 
niitzt. Danach nimmt es in der liturgischen Verwendung einen 
hoheren Rang ein als diejenigen Schritten (z. B. Est), welche blofi 

1 Vgl. Schurer (s. o. S. i6s 3 ) 2 3 , 310". 

* Vgl. dagegen Schurer (s. o. S. i63 3 ) 3*, 464. 

8 Stellen vgl. bei Schurer (s. o. S. 163 3 ) 3 4 , 465 und u. 194, Nr. 642. 

4 Auch aus den hexaplarischen Zeichen zum griechischen Text von Bar 
konnte man hochstens schliefien, dafi Origenes den hebraischen Text noch 
gekannt habe, nicht aber, dafi er bei den Juden als kanonisch gegolten habe 
(vgl. Comely [s. o. S. 3 2 ] 2, 2 2 , 421). 

6 Vgl. o. S. 175 f. 6 So Origenes, De oratione 14 (M e 11, 461 f.). 

7 Vgl. o. S. 183. 8 Vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) i\ 61. 9 Vgl. o. S. 200 f. 



366 H- Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 619 

miindlich venvertet werden durften. Eine klare Einschatzung als ka- 
nonisch ist das trotzdem nicht 1 . 

2 Makk : Talmud, b. Joma f. 29" konnte sich auch auf dieses Buch 
beziehen (vgl. Kap. 2 und 10). Aber daraus liefie sich fur 2 Makk eben- 
sowenig eine kanonische Geltung erschliefien. 

Sap: Das Buch war nach Epiphanius im 4. Jahrh. bei den Juden 
wenigstens strittig 2 . Urn dieselbe Zeit fiihrt Eustathius Sap 18, i4ff. 
so an, als ob es im jiidischen Kanon stiinde 3 . 

Sir : Lange Zeit in hebraischer Sprachform erhalten, ist Sir vielfach 
so verwertet worden, als ob das Buch kanonisch ware 4 . Daraus 
schlieften manche Exegeten mit Recht, daft das Buch in bestimmten 
Kreisen zum Kanon gerechnet wurde 5 . 

Est- und Dn-Zusatze: Auch von ihnen sind semitische Texte be- 
kannt oder anzunehmen 6 , ohne daft ihre kanonische Geltung sicher 
festgestellt werden konnte. 

619. Die erwahnten einzelnen Belege beweisen nur, dafi bei den 
Juden auch auCerkanonische Schriften hochgeschatzt wurden, ins- 
besondere die genannten 7 Biicher. Findet die Hochschatzung 
ab und zu in Formen Ausdruck, die auf kanonische Wer- 
tung hinweisen konnten, so wird das nur in nicht mafigeben- 
den Kreisen geschehen sein (so bei Sir), oder es wird sich 



1 Das jiidische Werk tr'nts?? nV; oder -wite?!? r^a "|S, das nach Van Ka- 
steren ([s. o. S. 351] Rb 5, 580) das ausgeschiedene i Makk im Kanon ersetzt 
haben konnte, kommt erst im 8. Jahrh. vor (vgl. G. Dalman, Grammatik des 
jiidisch-palastinischen Aramaisch. Nach den Idiomen des palastinischen 
Talmud, des Onkelostargum und Prophetentargum und der jerusalemischen 
Targume, Lp. 1894, 2 i9c-5, 6 f.). 

2 Adv. haer. i : Eiai be KCU &X\ai buo pi(5\ov irap' auTOi? (sc. TOIC; Moubaioiq) 
ev djacpiXeKTU), f^ aocpia TOU Zipax Kal r\ TOU ZaXoia.a)VTO<; (M g 41, 213). 

3 Ei b TI? xrjv MoubaiKrjv ctppuuaTiuv dpXetpiav rot? e6aYT e ^ VK ? ^ai 06 irpocrieTai 
<puuvcig, eiraKTeov OIITUJ rd xoO Za\o|uu)VTo? diro(p0^f|aaTa Kai pr^Teov Jibe TCUU<; 
(M B 18, 652). 

4 Z. B. Talmud, b. Erubin f. 65 a (iss>, Sir 6, 32); b. Baba kama f. 92 b 
(o^rsa ^HSa., Sir 13, 15); hier wird also Sir zum dritten Teil des Kanons 
gerechnet). Vgl. Zunz, Die gottesdienstlichen Vortrage bei den Juden hi- 
storisch entwickelt. Ein Beitrag zur Altertumskunde und biblischen Kritik, 
zur Literatur- und Religionsgeschichte 2 , Frankfurt a. M. 1892, io6ff. 

5 Z. B. Portner (s. o. S. 364 x ) 4850; Van Kasteren (s. o. S. 351) Rb 5, 580. 
Ryle (s. o. S. 351) 194 f. will nicht so weit gehen, weil anderwarts das oflfent- 
liche Vorlesen ausdriicklich verboten wird (z. B. Talmud, b. Sanhedrin f. ioo b ). 

6 Vgl. o. S. 190 u. 322 f. Nach Julius (s. o. S. 322 5 ) i8f. waren die Zusatze 
von Dn Bestandteile des sog. alexandrinischen Kanons (s. u. Nr. 622 f.) ge- 
wesen. 



Nr. 622 2. Geschichte des atl Kanons innerhalb des Judentums. 367 

dabei nicht um einen bestimmten Kanon mit festumschriebenen 
Grenzen handeln 1 . 

620. Indirekte Zeugnisse und Schlufifolgerungen aus Vor- 
aussetzungen konnen ebensowenig gegen den bestimmt abgegrenzten 
jiidischen Kanon ins Gewicht fallen. Sie fuften meistens auf der An- 
nahme, dafi wenigstens in einem Teil des Judentums, in der alexan- 
drinischen Diaspora, ein erweiterter Kanon erweisbar sei, und daft 
vermoge der engen Verbindung zwischen dem palastinischen und alexan- 
drinischen Judentum ersteres von einer solchen Kanonerweiterung nicht 
unbeeinfluftt geblieben sein konne. Die enge Verbindung zwischen 
den beiden jiidischen Gemeinschaften entspricht sicher den Tatsachen. 
Ein gegenseitiger Austausch legt sich nahe. Aber von vornherein wird 
angenommen werden miissen, daft viel mehr und viel haufiger das 
palastinische Judentum fur die Diaspora mafigebend war als umgekehrt. 
Gerade in Bezug auf die heiligen Schriften sind tatsachlich die Alexan- 
driner die Empfangenden gewesen. Das ergibt sich aus 2 Makk 2, 14 f., 
wie auch die Est-Ubersetzung von Jerusalem nach Agypten kam 2 . Mit 
Ausnahme von Sap (s. o. S. 268 f.) und vielleicht 2 Makk (s. jedoch o. 
S. 205) sind zudem diese Schriften eines angeblichen alexandrini- 
schen Kanons in Palastina entstanden und von da aus nach Agypten 
gekommen. Selbst wenn also die Alexandriner einen eigenen Kanon 
sich geschaffen hatten (dariiber vgl. das Folgende), so ware es ein un- 
gewohnlicher Vorgang, daft er ohne Schwierigkeiten nach Palastina 
iibergegriffen hatte. 

621. Wie keine hinreichenden Anhaltspunkte vorliegen, einen 
erweiterten Kanon im ganzen Judentum anzunehmen, so fehlt 
auch jede Stiitze fiir die Annahme, dafi im Judentum jemals 
der Kanonumfang verringert worden sei. 

622. II. Eine zweite Anschauung erkennt in dem Kanon von 
24 Biichern den palastinischen Kanon (irpujTO? KCXVUJV) ; die Alex- 
andriner hatten einen eigenen und umfangreicheren alexandri- 
nischen, zweiten Kanon (beurepos KaviJuv) 3 besessen. Diese 

1 So erklart sich die Tatsache, dafi diese Biicher und besonders die Zusatze 
in engster Verbindung mit den kanonischen Biichern in der Aufnahme 
finden konnten; vgl. Julius (s. o. S. 322 5 ) i8f. 

2 Vgl. Est 10, ii (23 ii, i). 

3 Sixtus von Siena (1520 1569) hat diese Bezeichnungsweise zum ersten 
Male verwendet, wenn sie bei ihm auch etwas anders begriindet ist (vgl. 
Bibliotheca Sancta i, Neapel 1742, 2: Canonici secundi ordinis [qui olim 
Ecclesiastici vocabantur et nunc a nobis Deuterocanonici dicuntur] . . . ; er be- 
zieht die Benennung auf einen spateren, d. i. zweiten Kanon in der christ- 
lichen Kirche). Der Ausdruck hat bereits bei den Kirchenvatern eine Vor- 
lage (TO b Xomd travra [^Huu] KeiaGu) iv beurepiu, Cyrillus v. Jer., Cat. 4, 36 



368 H- Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 623 

Unterscheidung eines doppelten judischen Kanons hat den ge- 
nannten 7 Schriften mit den Est- und Dn-Zusatzen den Namen 
deuterokanonisch gegeniiber den 24 protokanonischen Biichern 
verschafft. 

623. Ein direktes Zeugnis fur einen derartigen alexandrinischen 
Kanon fehlt *. Die indirekten Zeugnisse, welche hierfiir ins Feld 
gefiihrt werden, sind keineswegs derart, daft sie diesen Mangel 
ersetzen konnten. 

Der ausgedehntere christliche Kanon wiirde nur dann auf eine gleich 
timfangreiche jiidische Vorlage schliefien lassen 2 , wenn eine Abhangig- 
keit der Kirche hierin geschichtlich nachweisbar oder dogmatisch ge- 
fordert ware. Beides ist nicht der Fall. Was man als geschichtliche 
Anhaltspunkte fur einen alexandrinischen Kanon geltend macht, halt 
einer kritischen Priifung nicht stand. Die Juden fafiten sicher im 
Laufe der Zeit einen Haft gegen die (s. u. 2i6) 3 . Aber dieser gait 
keineswegs einem abweichenden Kanonumfang 4 , sondern dem Dienste, 
den die wegen mancher messianisch gefafiten Stellen den Christen 
im Kampfe gegen das Judentum leistete. Da die nur allmahlich, 
Buch fiir Buch gesondert, iibertragen wurde und die einzelnen Biicher 
erst nachtraglich sich zu einem Ganzen zusammenfiigten, kann man von 
einem Septuagintakanon im eigentlichen Sinne nicht reden. Der sog. 
Septuagintakanon ist nur der Kanonumfang von -Hss, die alle aus christ- 
lichen Handen stammen, also keineswegs Zeugnisse eines Kanons aus 

[M S 33, 500]). Vertreten wird diese Ansicht u. a. von Comely (s. o. S. 3 2 ) 
I 2 , 57 ff.; Fell(s. o. S. 3 2 ) 47ff.; E. Konig, Kanon und Apokryphen. Eine ge- 
schichtliche Darstellung (BFchrTh 21, 6), Giitersloh 1917; Loisy (s. o. 8.351) 
60 ff.; Van Kasteren (s. o. S. 351) Rb 5, 412; Wildeboer (s. o. S. 351) 25 f. 
(letzterer erkennt aber den Kanon der Alexandriner nicht als abgeschlossen an). 

1 Vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) i 2 , 59. Hier sind auch die iiblichen Beweis- 
versuche fiir einen solchen Kanon zusammengestellt. 

2 So VDB 2, 141 f. 

3 Wahrend die Juden friiher den Tag der -Ubersetzung alljahrlich auf 
der Insel Pharus (s. Taf. I, Bild i, 4a/b) durch ein grofies Fest begingen 
(Philo, De vita Mosis 2, 7) und sie fiir inspiriert hielten, wandten sie sich all- 
mahlich von ihr ab (Justinus, Dial. c. Tryph. c. 68 [M e 6, 635]) und machten 
schliefilich den gleichen Tag (8. Tebet) zum Fast- und Bufitag (so Meg. 
Ta'anit [gegen Ende; vgl. A. Neubauer, Mediaeval Jewish chronicles and 
chronical notes, ed. from printed books and Mss 2 (Anecdota Oxoniensia, 
Oxford 1895, Sem. Ser. i, 6, 3 25), 24]; Trakt. Sopherim I, 7, im Anhang zu 
den Talmudausgaben). Nach B. Maier, Das Judentum in seinen Gebeten, 
Gebrauchen, Gesetzen und Ceremonien dargestellt, Regensburg 1843, 5 2 6 
betrafe die Trauer blofi die Tatsache, daC Juden einer Ubersetzung bedurften, 
um die Heilige Schrift gebrauchen zu konnen. 

4 So VDB 2, 141 f. 



Nr. 623 2. Geschichte des atl Kanons innerhalb des Judentums. 369 

jiidischen Kreisen sein konnen *. Der alexandrinische Jude Philo zitiert 
keine einzige deuterokanonische Schrift und bedeutet viel eher eine 
Schwierigkeit als eine Stiitze eines alexandrinischen Kanons 2 . Dafi er 
in seinen Bibelzitaten die verwertete, lafit nicht auf einen alexan- 
drinischen Kanon schliefien; zudem hat er sie nur teilweise beniitzt 3 . Hat 
ja auch Josephus die beniitzt und doch ausdriicklich den Kanon von 22 
(bzw. 24)Biichern angefiihrt 4 . Wenn man geltend machen wollte, dafi bei 
der Schriftlesung in hellenistischen Synagogen die griechische Sprache zu- 
lassig war 5 , so miifite noch festgestellt werden, dafi auch deuterokano- 
nische Schriften wirklich vorgelesen wurden ; denn die -Form der hei- 
ligen Schriften gebrauchen, bedeutet noch nicht einen bestimmteii Kanon- 
umfang anerkennen, weil es einen Septuagintakanon nicht gab. Aus 
dem gleichen Grunde konnen auch die Kirchenvater, welche die 
anerkennen und gebrauchen, nicht als Zeugen fur den alexandrinischen 

1 Anders Buhl (s. o. S. 351) 44ff.; Konig (s. o. S. 2 2 ) 44I 1 . Die Unzial- 
Hss der erweitern den jiidischen Kanon nicht gleichmafiig und haben 
meist auch apokryphe Schriften aufgenommen (s. u. S. 376, Nr. 636). 

2 Vgl. Fell (s. o. S. 3 2 ) 50. 

3 A. Schroder (De Philonis Alexandrini Vetere Testamento, Diss. Greifs- 
wald 1907) glaubt feststellen zu konnen, dafi Philo neben der eine alteste, 
von ihr verschiedene griechische Ubersetzung gebrauchte. 

* Fell (s. o. S. 3 S3 2 ) 240 f. meint, Josephus verschleiere die Differenz be- 
ziiglich des Kanonumfangs. Richtiger ausgedriickt: er kennt einen Unter- 
schied nicht. Weitere Zeugnisse aus hellenistischen Schriftstellern, welche 
die verwerten, vgl. bei Swete (s. o. S. 13 i 2 ) 369 if. 

5 Hellenistische Synagogen befanden sich zu Damaskus, Salamis, Antio- 
chien in Pisidien, Thessalonike , Athen, Ephesus, Jerusalem (vgl. Apg). 
Justinus (Coh. ad gentes 13 [M e 6, 268]; Apol. i, 31 [M B 6, 376]; Dial. c. Tryph. 
72 [M g 6, 645]) behauptet, dafi man in den Synagogen der Juden Hss der 
finde. Tertullian (Apol. 18 [M 1 i, 437]) berichtet, dafl die bei den Juden 
allsabbatlich vorgelesen werde. Zu Casarea in Palastina las man ebenfalls 
die in den Synagogen (Talmud, j. Sota VII i; vgl. M. Schwab, Le Talmud 
de Jerusalem. Traduit pour la premiere fois, 7, P. 1883, 297); Auch sonst 
nahm man auf Anderssprachige gerne Riicksicht (Talmud, j. Meg. IV 3 ; vgl. 
Schwab [s. o.] 6, 248). Vgl. Justinians Nov. 146 (Corpus iuris civilis, ed. 
stereot. 4., Bd. 3, B. 1912, 715 : 0eairi2o|iiev rotvuv ctbeuxv elvcu roiq pouXojtidvoig 
Kard rd? auvaYU)Y&? TCI? aoTtfiv KCt6 J 8v 'E^paioi rdtrov effft bid T?J<; 
qpuuvfi? rd? iepdq pipXou? dvayiviuaKeiv TOiq auvioOaiv . . .) ; Comely (s. o. 
S. 3 2 ) i, 3 So 2 ; Schiirer (s. o. S. 163 3 ) 3*, 141 f. Man darf sich aber Palastina 
keineswegs ganz hellenisiert denken (vgl. A. Thumb, Die griechische Sprache 
im Zeitalter des Hellenismus. Beitrage zur Geschichte und Beurteilung der 
KOIVI*!, Strafiburg 1901, 105). E. Bohl (Forschungen nach einer Volksbibel 
zur Zeit Jesu und deren Zusammenstellung mit der Septuaginta- Ubersetzung, 
Wien 1873 [vgl. Ders., Die atl Citate im NT, Wien 1878]) glaubt, dafi die , 
ins Aramaische ubersetzt, allgemein im Gebrauch stand. Dagegen Konig 
(s. o. S. 2 2 ) 118*. 
Goettsberger, Einleitung in das AT. 24 



37O H- Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 624 

Kanon angefuhrt werden. Die XJbersetzungen des Aquilas, Symmachus 
und Theodotion, die aus jiidischen Kreisen stammen (s. u. 217), 
zeugen ebensowenig fur einen umfangreicheren Kanon ; sie richten sich 
im wesentlichen nach dem Kanon von 24 Biichern *. 

624. III. Als Ergebnis der vorausgehenden Erorterungen bleibt 
nur iibrig, dafi das Judentum im ausdriicklich aner- 
kannten Kanon zu keiner Zeit, weder in Palastina 
noch in Alexandrian, mehr als die 24 Biicher des 
Talmud zahlte. Doch waren im Judentum Ansatze zu einer 
Erweiterung des Kanons insofern gegeben, als unter den dar- 
iiber hinaus geschatzten und verwendeten Biichern voran die 
7 sog. deuterokanonischen Biicher sich befanden, welche die 
christliche Kirche dem jiidischen atl Kanon als gleichwertig bei- 
gesellte. Jedenfalls war im Judentum, selbst wenn einzelne dieser 
Schriften da und dort fur kanonisch gehalten worden sein sollten, 
dieses Urteil nicht mafigebend geworden fur diejenigen Kreise, 
welche amtlich und verbindlich den giiltigen Kanon aufzustellen 
hatten. 

3. Der atl Kanon in der christlichen Kirche -. 

190. Allgemeines. 

625. Auch wenn die christliche Kirche einfach den Kanon im Um- 
fang des jiidischen angenommen hatte, konnte er fiir ihre Bekenner 
nur verbindlich werden kraft der Geltung, die sie 
ihm verlieh 3 . Da sie den Kanon des Judentums erweitert hat, 

1 Theodotion (s. u. 217, Nr. 749) umfafite auch die Dn-Zusatze; vgl. 
Julius (s. o. S. 322 5 ) 25ff. liber die Zeichen 'A Z in der Susannageschichte 
(Dn 13) vgl. ebd. 

* Vgl. E. Preuschen, Analecta. Kiirzere Texte zur Geschichte der alten 
Kirche und des Kanons 2 . II. Zur Kanongeschichte (Samml. ausgew. kirchen- 
und dogmengesch. Quellenschriften I. R. 8, 2), Tub. 1910. 

3 Die Darstellung, wie der atl Kanon sich in der christlichen Kirche ent- 
wickelt hat, wird von manchen aus der Einleitung in das AT ausgeschlossen 
(so Cornill [s. o. S. 2 4 ] 7 283) oder blofi als Anhang untergebracht (so Buhl 
[s. o. S. 351] if.). Das ist vom Standpunkt der Juden aus erklarlich. Unter 
den christlichen Konfessionen konnte eine solche Auffassung nur fur jene 
gelten, die auf ein eigenes Recht in Kanonsachen durchweg verzichten. Auch 
wer uberhaupt keinen verbindlichen Kanon anerkennt, darf die Kanon- 
geschichte in der christlichen Kirche nicht unberiicksichtigt lassen, wenn er 
die Entwicklung der Kanonfrage vollstandig behandeln will. 



Nr. 628 3. Der atl Kanon in der christlichen Kirche. 371 

istsiefiirdie7sog. deuterokanonischenSchriftenmit 
den Zusatzen zu Est und Dn die einzige und end- 
giiltige Autoritat, welche den Kanonumfang bestimmt. 

626. Der Kanon der christlichen Kirche setzte sich, wie ihre 
meisten Grundlehren, schon sehr bald durch. Da das NT noch 
hauptsachlich der Zeit angehorte, wo das Christentum um die 
Seele des Judenvolkes warb, wird man es verstehen, dafi dies 
zunachst unter Voraussetzung des jiidischen Kanons geschah. 
Mit dem Fortschritt der Kirchenvaterzeit aber mehrten sich die 
Zeugnisse fiir die Geltung der deuterokanonischen Schriften und 
Zusatze. Auf den afrikanischen Konzilien des 4. Jahrhunderts 
war bereits jede Unsicherheit in Fragen des atl Kanons iiber- 
wunden. 

191. Das NT und der atl Kanon. 

627. Der gottlicheHeiland 1 nennt die Schriften (fpacpai, 
J 5> 39)> Moses und die Propheten (Lk 24, 27), Moses, die 
Propheten und Psalmen 2 (Lk 24, 44), anerkennt vielleicht das 
ganze jiidische AT in der auch sonst bezeugten Reihenfolge, 
welche die Gn als erstes und die Chr als letztes Buch des Kanons 
zahlt (Mt 23, 35) 3 . Aus dieser Sammlung nennt er einzeln 
den Pentateuch (z. B. Jo 5, 46; s. o. S. 50 f.), Is (z. B. Lk 4, 17 ff.), 
Os (z. B. Mtp, 13), Jon (Mt 12,40), Zach (Mt26, 31), Mai (Mt u, 10), 
die Pss (z. B. Mt2i, 16). Auch dieApostel kennen eine Samm- 
lung von Schriften (z. B. Apg 17, 2); sie berufen sich ebenfalls 
auf Biichergruppen und einzelne Biicher ( Propheten Apg 7, 42 ; 
Pss Apg i, 20 usw.). 

628. Insgesamt kommen 270 350 Zitate aus dem AT im NT vor 4 . 
Es fehlen darunter von den protokanonischen Schriften Rut, Ezr-Neh, 



l. J. Hanel, Der Schriftbegriff Jesu. Studie zur Kanongeschichte und 
religiosen Beurteilung des AT (BFchrTh 24, 5/6), Giitersloh 1919. 

2 Vielleicht identisch mit den drei Teilen des jiidischen Kanons, welche 
schon der Prolog zu Sir nennt (vgl. o. S. 357). 

3 Gegeniiber dem ersten Prophetenmord an Abel (Gn 4) ist der Mord an 
Zacharias (2 Chr 24, 20 f.) der letzte, wenn die Aufzahlung nach einer Biicher- 
anordnung sich richtet, in der die Chr am Schlusse steht. So Konig (s. o. S. 2 2 ) 
443; Ryle (s. o. S. 35 1 ) I S I - ~ Dagegen Buhl (s. o. S. 351) 17. 

4 Die Zahlung schwankt, weil die Grenze zwischen Zitat und Anspielung 
(Hanel [s. o. Anm. i] 35 fif. unterscheidet auch noch Reminiszenzen) fliefiend 

24* 



II- Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 629 

Est J , Abd, Nah, Koh 2 und Ct 3 . Von den sog. deuterokanonischen Schriften 
befindet sich keine darunter. Es mufi wohl ein Zufall daran schuld sein, 
dafi die erwahnten protokanonischen Schriften nicht ausdrticklich zitiert 
werden ; denn Bedenken gegen kanonische Geltung konnten nur alien- 
falls bei Ct, Koh und Est in Betracht kommen, weil tatsachlich iiber 
sie im Judentum Streit herrschte 4 . Jedenfalls ist die Sachlage so, dafi 
niemand auf Grund dessen die kanonische Geltung dieser Biicher in 
der atl Zeit zu bezweifeln wagte. Will man die deuterokanonischen 
Schriften nicht mit einem andern MaCe messen, so darf man dem 
argumentum ex silentio im NT aueh beziiglich ihrer keine Folge geben; sie 
also nicht fur ausgeschlossen aus dem atl Kanon des NT halten 5 . Auf ein 
positives Zeugnis fur die Deuterocanonica im NT miissen wir folgerichtig 
ebenfalls verzichten, wenn es sich um vollwertige Zeugnisse fur kano- 
nische Geltung, d. i. formelle Zitate in der Art heiliger Schriften, 
handelt. Die weniger sicheren Anspielungen erstrecken sich auch auf 
die fehlenden protokanonischen und die deuterokanonischen Schriften 6 . 

629. Wer aus Anspielungen an Stellen deuterokanonischer 
Schriften einen Beweis fur einen erweiterten Kanon im NT ent- 
nimmt, muC auch noch untersuchen, ob sich solche nicht auch 
zu nichtkanonischen, apokryphen Schriften finden. 

630. Ein Zitat im engeren Sinn lafit sich mit Sicherheit nicht fest- 
stellen. Mt 27, 9 bezog man schon seit der Zeit der Kirchenvater 7 
auf ein apocryphum Ieremiae (s. u. 197, Nr. 675); allein es wird 
eine Vermischung von Jer 19 mit Zach n hierfiir in Frage kommen 8 . 
In Lk ii, 49 scheint sapientia Dei dixit kein Zitat aus einem Buche 
zu sein, sondern der Heiland sich selbst als die atl gottliche Weisheit 

ist. Vgl. die Zusammenstellung bei Bohl, Die atl Citate (s. o. S. 369*), W. Ditt- 
mar, Vetus Testamentum in Novo. Die atl Parallelen des NT im Wortlaut 
der Urtexte und der Septuaginta zusammengestellt, Gott. 1903. 

1 Apk n, 10 kommt wohl nicht als Zitat aus Est in Frage. 

2 Bohl (Die atl Citate [s. o. S. 369^ 162) fand in Rom 3, 10 ein Zitat aus 
Koh 7, 20. 

3 Hanel (s. o. S. 371 *) 13 f. bezieht Jo 7, 38 auf Ct 4, 15. 

4 Vgl. o. 8.360 f. 

5 Diese Inkonsequenz finden wir bei Buhl (s. o. S. 35i) 49; Strack, PRE 9 3 , 
750 u. a. 

6 Vgl. Portner (s. o. S. 364 l ) 3 1 ff.; Charles, The Apocrypha (s. o. S. 12), derbei 
jedem deuterokanonischen Buch die Anspielungen und Zitate auch im NT 
.anfiihrt. 

. 7 Vgl. Origenes, In Matth. Comm. 117 (M ff 13, 1769); Hieronymus, In 

Matth. 27, 9 (M 1 26, 213). Budde (s. o. S. 351) 73 ; Wildeboer (s. o. S. 351) 38f. 

8 Vgl. o. S. 347; G. Holscher, Kanonisch und Apokryph. Ein Kapitel aus 

der Geschichte des atl Kanons, Lp. 1905, 67 3 . Bohl (Die atl Citate [s. o. 

S. 369 5 ] 70 ff.) glaubt, dafi die Stelle so in einer aramaischen Volksbibel stand. 



Nr. 630 3. Der atl Kanon in der christlichen Kirche. 373 

zu bezeichnen (vgl. Mt 23, 34 if.) 1 . Fur Jo 7, 38 ist eine aufierkano 
nische Quelle nicht nachgewiesen. Manche nehmen ein Zitat an, das 
aus mehreren atl Stellen zusammengestellt ist 2 . i Kor 2, .9 lafit sich 
als freie Wiedergabe von Is 64, 4 verstehen 3 . Das Zitat Eph 5, 14 
kann kaum aus Is 60, i + 26, 19 abgeleitet werden 4 ; aber die alten 
Nachrichten wissen auch von keinem bestimmten Apokryphon, das als 
Quelle in Betracht kommen konnte 5 . Gal 5, 6; 6, 15 6 , 2 Tim 3, 8 7 , 
Hebr n, 37 8 kennzeichnen, selbst wenn Quellen beniitzt sind, sie nicht 
als heilige Schrift. Eine unbekannte Quelle liegt Jak 4, 5 zu Grunde 9 . 
Jud 9 ware in der Ascensio Mosis (s. u. 197, Nr. 669) zu erwarten 10 , 

1 Vgl. Goettsberger (s. o. S. 247 J ) 76. Budde (s. o. S. 351) 73 nimmt eine 
aufierkanonische Quelle an. Andere erklaren, dafi das Heilandswort aus 
mehreren Stellen des AT zusammengesetzt sei (so VDB 2, 144). 

2 So Ryle (s. o. S. 351) 166. Strack (PRE g s , 751) verweist auf Is 58, n 
und andere Prophetenstellen. Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) i 5 , 33 bezieht das 
KctOdbq evrrev irj fpa.cpr\ blofi auf das lebendige Wasser (Zach 14, 8). 

3 So auch VDB 2, 144; T. Zahn, Geschichte des ntl Kanons 2, Erlangen 
1890, 801 810. Ryle (s. o. S. 351) 166 leitet das Zitat aus mehreren Stellen 
ab. Origenes (In Matth. Comm. 117 [M B 13, 1769]) nennt die Secreta Eliae 
(s. u. 197, Nr. 672) als Quelle. Zu Hieronymus' Zeiten dachten spanische Er- 
klarer an die Ascensio Isaiae (s. u. 197, Nr. 673) und die Apocalypsis 
Eliae (In Is. 64, 4 [M 1 24, 646]). I. Levy (Sur I Cor. II, 9 et 1'Apocalypse 
d'Elie [REj 82, 161 163]) lafit letztere aus i Kor entlehnen und i Kor 2, 9 aus 
Is 64, 3 ; 65, 16 und Dt 29, 4 gebildet sein. Apokryphen Ursprung nehmen 
auch. Budde (s. o. S. 351) 73 2 und Holscher (s. o. S. 372 8 ) 66 an. Strack 
(PRE 9 3 , 751) denkt an einen Gedachtnisfehler des Apostels. 

4 So Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) r 5 , 33. 

5 Epiphanius (Adv. haer. 42 [M g 41, 807]) nennt Elias (s. u. 197, Nr. 672) 
als Quelle, Cod. G mrg (Boernerianus, Dresden) ein Secretum Henoch (s. u. 
197, Nr. 665), Syncellus (vgl. Konig [s. o. S. 2 2 ] 499 3 ) ein Apocryphum lere- 
miae (s. u. 197, Nr. 675), M. R. James (The biblical antiquities of Philo, 
Ld. 1917, 157) die pseudo-philonische Schrift: Philonis ludaei biblicarum anti- 
quitatum liber (Basel 1527). Ryle (s. o. S. 351) 166 denkt an eine altchristliche 
liturgische Quelle. 

6 Einige jiingere Schriftsteller, wie Photius (Ad Amphilochium quaest. 151 
[M B 101, 813]) und Gregorius Syncellus (Chron., ed. Bonn, 48; vgl. Comely 
[s. o. S. 3 2 ] i 2 , 224 13 ), suchten diese Stellen in der Apocalypsis Mosis {s. u. 
197, Nr. 669). 

7 Schon Origenes (Ad Matth. 23, 37 [M 8 13, 1637]) verwies auf das apo- 
kryphe Buch iiber die agyptischen Zauberer Jannes et Jambres liber (s. u. 
197, Nr. 669). : 

8 Das secti sunt konnte auf die Ascensio Isaiae (s. u. 197, Nr. 673) 
zuriickgehen, wonach der Prophet zersagt worden ist (s. o. S. 284 5 ). 

9 Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 1 5 , 33 und VDB 2, 144 wollen in dem inaniter 
Scriptura dicit keine Zitierformel sehen. 

10 So Origenes, De princ. 3, 2 (M e u, 303) u. a. 



374 II- Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 631 

ist aber in den bisher bekannten Fragmenten nicht nachgewiesen. Als 
ausdriickliches Schriftzitat kann die Anfiihrung hier ebensowenig gelten 
wie Jud 14, wo eine im apokryphen Henoch erwahnte Tatsache be- 
richtet wird 1 , ohne dafi ein Schriftzitat beabsichtigt erscheint. 

Nur die letzte der erwahnten Stellen kommt als A n- 
spielung auf ein apokryphes Buch ziemlich sicher in 
Frage. Ein ausdriickliches Zitat, in welchem ein apokryphes 
Buch als kanonisch verwertet ware, kommt demnach im NT 
nicht vor 2 . 

631. Diejenigen Exegeten, welche einen Septuagintakanon von 
31 Biichern annehmen 3 , versuchen auf mittelbarem Wege zu 
einem bestimmten Kanon des NT zu gelangen 4 . Tatsachlich folgt 
das NT fast stets der 5 . Allein ein Septuagintakanon ist, 
wie oben (S. 368 f.) angegeben, nicht nachzuweisen. 

192. Der atl Kanon in der Zeit der Kirchenvater. 

632. Je mehr das junge Christentum sich vom Judentum los- 
loste und seine Hauptkraft der Bekehrung der Heiden zuwandte, 
um so starker trat die Riicksicht auf den Kanon der Juden zu- 
riick und der christliche Kanon von 31 Biichern zu Tage. 

Dafi die Kirchenvater die beniitzten, war natiirlich, da sie unter 
dem Banne der griechischen Kultur lebten und schrieben. Zum Teil 
entlehnten sie sogar der jiidischen Uberlieferung die Legende, dafi die 
inspiriert gewesen sei. Aber dafi sie mit ihr einen bestimmten Kanon 
tibernommen hatten 6 , ist deshalb nicht moglich, weil es damals wohl 

1 Tertullian (Decultu fern, i, 3 [M 1 I, 1422]), Augustinus (De civ. Dei 15, 23 
[M 1 41, 470]), Hieronymus (Ad Tit. i, 12 [M 1 26, 608]) u. a. nehmen das an; 
ebenso neuere Erklarer, wie Budde (s. o. S. 351) 73 2 , Buhl (s. o. S. 351) 50. 
Andere zweifeln, auf welcher Seite die Entlehnung stattgefunden hat. 

2 So Strack, PRE 9 3 , 751; dagegen Holscher (s. o. S. 372 8 ) 67*. 

3 Vgl. o. S. 368 f. 4 So Fell (s. o. S. 3 2 ) 56 f. 

5 Unter 350 Zitaten (vgl. o. S. 371) stimmen 300 augenscheinlich mit 
iiberein. Mk, Lk, Petr, Jak, Hebr folgen immer der , Paulus fast immer 
(Rom ii, 35; i Kor 3, 19 scheinen dem Job [41, 3; 5, 13] des 3Qft entnommen 
[vgl. dagegen E. F. Kautzsch, De Veteris Testamenti locis a Paulo Apostolo alle- 
gatis, Diss. Lp. 1869, 67 ff.]; 35 Stellen lauten genau wie ; 48 Stellen scheinen 
aus dem Gedachtnis nach geformt), Mt, Jo beriicksichtigen in der Mehr- 
zahl der Zitate die . Vgl. Dittmar (s. o. S. 371*); W. C. Allen, The 
OT quotations in St. Matthiew and St. Mark (ExpT 12, 187189 281285); 
Swete (s. o. S. 13 1 2 ) 381 405. 

So Fell (s. o. S. 3 2 ) 58 f. u. a. 



Nr. 634 3. Der atl Kanon in der christlichen Kirche. 375 

einzelne Bucher in -Text, aber keine geschlossene -Ubersetzung des 
ganzen AT gab. Viel eher ist umgekehrt fur die alteste Periode ihren 
Zeugnissen zu entnehmen, welche Biicher zu ihrer Zeit in -Uber- 
tragung vorhanden waren 1 . 

633. Das Zeugnis der Monumentaltheologie, d. i. der 
Denkmaler, welche theologische Lehren bekunden, besitzt nicht 
die bestimmten Ausdrucksformen wie die Buchliteratur, ist aber 
sehr alt und bestatigt mit hinreichender Klarheit die religiose 
Wertschatzung von atl Schriften, wenn sie ihnen Szenen und 
Bilder zum Schmuck religioser Statten entnimmt. Mit Ausnahme 
von Sap und Sir, deren Inhalt kaum die Moglichkeit zu bild- 
licher Verkorperung bot, lassen sich Darstellungen ausDn (3, 24 ft.; 
13; 14), Tob, Jdt, Bar, Makk nachweisen, wahrend die apokryphen 
Schriften in der altesten Zeit dafiir nicht in Betracht kamen 2 . 
Mit Grund sieht man darin eine Einschatzung der Deuterocano- 
nica, die mit der anderwarts und spater ausdriicklich bezeugten 
kanonischen Wertung zusammenzustellen ist. 

634. Mehr fallen die literarischenZeugnisseins Gewicht, 
welche die ersten christlichen Jahrhunderte seit der Zeit der 
apostolischen Vater in zunehmender Haufigkeit und mit wach- 
sender Bestimmtheit zu Gunsten der Deuterocanonica liefern 3 . 

Z. B. Tob: Polykarp (f um 155), Ep. ad Phil. 10, 2. (=4, 10); Kle- 
mens Alexandrinus (-f- 215), Strom. 2, 23 (M g 8, 1089; =4, 16); Ori- 
genes (185 254), Ep. ad Afr. 13 (M? n, 79 ; = i, 12 if.). y*#: Klemens 
Rom. (um 120), i Cor. 55, 4 (= Jdt 8 ff.); Klemens Alex., Strom. 2, 7 
(M? 8, 969 f. ; = 8, 27). Sap: Irenaus (f 202), C. haer. 4, 38, 3 (M s 7, 1 108 ; 
= 6, 19 f.). Sir: Doctr. Apost. (um 120) 4, 5 (= 4, 31 [36]); Ps.-Klemens, 
De virginitate n, 5 (= 5, 14 [dicit sc. Scriptura]). Bar: Irenaus, 
C. haer. 4, 20, 4 (M g 7, 1034; = 3, 38 [unter den Propheten]) ; Klemens 
Alex., Paedag. 2, 3 (M s 8, 433 f. ; = 3, 1 6 [6eia Tpacpn]). Ep. ler. (23 Bar 6) : 
Tertullian (160 240), Scorpiace 8 (M 1 2, 160; = 6, 3ff.). i Makk: 
Tertullian, Adv. lud. 4 (M 1 2, 645 ; = 2, 41 ff.) ; Hippolytus, Comm. in 
Dan. 4, 3 (ed. N. Bonwetsch, 1897, 194 [vgl. Schiirer (s. o. S. 163 3 ) 3*, 196]; 
= 1,5 9). 2^#>/:PastorHerrnae(umi4o i55),Mand. i, i(= 7,28); 

1 Vgl. u. 214, Nr. 738. 

2 L. Fonck S. ]., Bibel und altchristliche Kunst (Stimmen aus Maria-: 
Laach 49 [1895], 55 74 133 151); vgl. besonders S. 69 74. VDB 2, I55f., 
wo die Abbildungen zu finden sind. 

3 J. Cramer, De Kanon der H. S. in de eerste vier eeuwen der Christelijke 
Kerk, Amsterdam 1883; J. P. van Kasteren S. J., De Canon des Ouden Ver- 
bonds in de eerste eeuwen der Kerk (Studien. Tijdschrift voor Godsdienst, 
Wetenschap en Letteren 60 [1903], 209 252). 



376 II- Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 635 

Origenes, De princ. 2, i, 5 (M g n, 186 ; = 7, 28). Estio,4 16, 24 (33): 
Klemens Rom., i Cor. 55, 6 (= 15, 5). Dn (3, 24$.; 13; 14): Justinus 
Martyr (um 167), Apol. i, 46 (M g 6, 398; = 3, 24 [Form der NamenJ); 
Irenaus, C. haer. 4, 5, 2 (M g 7, 984; = 14, 3f.); Origenes, Ep. ad Afric. 
(M e ii, 4886; verteidigt Dn 



635. Wo die Schriftstellen aus den ersten christlichen Jahr- 
hunderten sich nicht schon durch die Form der Einfuhrung als 
eigentliche Schriftzitate erkennen lassen, erganzt die spatere Ent- 
wicklung, die dieselben Schriften als kanonische erweist, diese Un- 
sicherheit. Die spatere Kanonentwicklung hat auch vereinzelte 
Fremdlinge unter den heiligen Schriften ausgeschieden, wenn 
in dieser Zeit noch ab und zu ein apokryphes Buch gebraucht 
und zum Teil in der Art der heiligen Schriften eingefiihrt wird. 

636. Z. B. Henoch: Ep. Barnabae 16, 5 (= 89, 56 66f.). Eldad und 
Modad, Propheten Israels in der Wiiste (vgl. Nm n): deren verloren 
gegangene Prophetenworte fiihrt Pastor Hermae, Vis. 2, 3, 4 an unter 
sicut scriptum est. Assiimptio Mosis: Klemens Rom., i Cor. 17, 6. 
Ps 151: Ps.-Athanasius, Synopsis S. Scripturae (M g 28, 286; vgl. ebd. 337). 
Oratio Manassis: Const. Apost. 2, 22 (M g i, 647 f.). Ascensio Isaiae: 
Justinus M., Dial. c. Tryph. 120 (M g 6, 755 f.; hier wird den Juden vor- 
geworfen, daft sie diese Schrift beseitigten) 2 . 3 Ezr 4, 59 f. : Origenes, 
Horn, in los. 9, 10 (M g 12, 879; sicut in Esdra scriptum est) 3 . 4 Ezr: 
Ep. Barnabae 12, i (= 4, 33; 5, 5); Klemens Alex., Strom, i, 21 (M g 8, 853; 
= 14, 39). 3 4 Makk: Ps.-Athanasius, Synopsis S. Scripturae (M B 
28, 432 ; als bestritten bezeich.net). Auch die altesten -Hss enthalten 
neben den kanonischen Biichern einige Apokryphen (so s 4 Makk; 
A Ps 151, Pss Sal., 3 4 Makk) 4 . 

193. Der atl Kanon in den kirchlichen Entscheidungen. 

637. Augustinus (i* 430) bietet bereits einen liickenlosen Kanon 
mit den protokanonischen und deuterokanonischen Schriften und 

1 Eine chronologische Zusammenstellung vgl. in VDB 2, i6iff.: Tableau 
des citations des deuterocanoniques de 1'AT dans les anciens ecrivains eccl^- 
siastiques. Die Zitate aus den Apostolischen Vatern s. bei F. X. Funk, 
Opera Patrum Apostolicorum. Textum recensuit etc. i 2 , Tubingen 1887; 2, 
ebd. 1881. 

2 Die Secreta leremiae scriptura des Origenes (In Matth. comm. 117 
[vgl. M g 13, 1769]) scheint nach der Benennung schon als apokryph an- 
gesehen worden zu sein. 

3 3 und 4 Ezr stehen jetzt noch in den offiziellen 25-Ausgaben als Anhang, 
eine Folge dieser hohen Einschatzung in der Kirchenvaterzeit. 

4 Eine Zusammenstellung von Kanonverzeichnissen vgl. bei Swete (s. o. 
S. 131 2 ) 201 ff. 



Nr. 638 3. Der atl Kanon in der christlichen Kirche. 377 

ohne apokryphe Zutaten (De doctr. christ. 2, 8 [M 1 34, 41]). In seinem 
Bereich und unter seinem Einflufi erfolgten auch die ersten 1 kirch- 
lichen Entscheidungen iiber den geltenden Kanon des AT, wenn 
sie zunachst auch nur partikularkirchlichen Rechtes waren. Das 
Konzil von Hippo stellte 393 einen Kanon der heiligen Schriften 
auf, den die Konzilien von Karthago (397 und 419) bestatigten: 
Can. 36 (bzw. 47, 29): [Item placuit], ut praeter scripturas canoni- 
cas nihil in ecclesia legatur sub nomine divinarum scripturarurn. 
Sunt autem canonicae scripturae : Gn, Ex, Lv, Nm, Dt, Jos, Jdc, 
Rut, Rg 4, Chr 2, Job, Pss, Salomonis libri quinque, duodecim 
libri Prophetarum, Is, Jer 2 , Dn, Ez, Tob, Jdt, Est, Ezr 3 , Makk 2 4 . . . . 
Dabei dachte man an den Kanon der ganzen Kirche. Das ergibt 
sich aus der Sachlage und auch daraus, daC man den Kanon 
der italienischen Kirche ubermitteln zu sollen glaubte 5 . Papst 
Innozenz I. (401 417) zahlt in seinem Brief an Exuperius 
von Toulouse (20. Febr. 405) den gleichen Kanon auf 6 ; ebenso 
das sog. Decretum Gelasii de recipiendis et non recipiendis 
libris (495) 7 . 

638. Diese Entscheidungen der Sonderkirchen sind doch vermoge 
der Einheit der Kirche Zeugnisse dessen, was in der Gesamt- 
kirchie vom atl Kanon gait, und sie blieben mafigebend, bis im 
1 5 . Jahrhundert ein AnlaB zu neuem Entscheid gegeben war. 

1 Aus Hieronymus, Praef. in libr. ludith (hunc librum synodus Nicaena 
in numero sanctarum Scripturarum legitur computasse) wollen manche auf 
einen Kanon schliefien, den schon die Synode von Nicaa (325) aufgestellt 
habe (so Comely [s. o. S. f] i* 89 ff.; vgl. VDB 2, 151). Vgl. A. Vaccari S. J., 
La Sacra Scrittura al Concilio di Nicea (Analecta Sacra Tarraconensia. Anuari 
de la Bibliotheca Balmes 2 [1926], 349 356). 

2 Darunter werden Lam und Bar mitverstanden sein. 

3 Manche verstehen darunter 3 Ezr und Ezr-Neh; so Charles (s. o. S. n) 
i, ix ; Howorth (s. o. S. I&5 1 ). 

4 D. 11 92. Einen Unterschied zwischen proto- und deuterokanonischen 
Schriften kann man in diesen Kanon nicht hineintragen (so versuchte es 

Konig [s.o. S. 2 2 ] 473). 

5 De confirmando isto canone transmarina ecclesia consulatur (D. u 92). 

6 Vgl. D. 11 96; M 1 20, 626. 

7 Vgl. E. v. Dobschiitz, Das Decretum Gelasianum de libris recipiendis 
et non recipiendis in kritischem Text hrsg. u. untersucht (TU 3. R. 8, 4), 
Lp. 1912; D. 11 162 84. Es stammt aus den Akten einer romisch en Synode 
unter Damasus (382). Vgl. auch die Kanonverzeichnisse bei Swete (s. o. 
S. 131 2 ) 203 ff. 



378 H- Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 639 

Das Decretura pro Iacobitis (1441) rechnet die deuterokano- 
nischen Biicher so gut wie die protokanonischen zum Umfang 
des AT 1 . Das Konzil von Trient (1545 1563, sess. 4 [8. April 
1 546]) zahlt neben den protokanonischen Schriften auch Tob, Jdt, 
Sap, Eccli, Bar, I und 2 Makk auf und schliefit die deuterokano- 
nischen Bestandteile von Dn und Est wenigstens mittelbar ein 
(cum omnibus suis partibus, prout in ecclesia catholica legi 
consueverunt et in veteri vulgata latina editione habentur [D. 11 
784]). Zum letzten Male nahm das Konzil vom Vatikan (1869, 
sess. 3, cap. 3, can. 2, 4 [D. 11 1809]) Anlafi, auf die Festsetzung 
des atl Kanons durch das Trienter Konzil neuerdings zu verweisen. 

194. Nachwirkungen des jiidischen Kanons in der 

christlichen Kirche. 

639. Wenn neben diesen mafigebenden Zeugnissen Versuche 
begegnen, den atl Kanon anders zu bestimmen und be- 
sonders die deuterokanonischen Schriften geringer einzuschatzen 
oder ganz aus dem Kanon auszuschliefien, so konnen sie in den 
ersten Zeiten der Kirche ebensowenig wie in den letzten Jahr- 
hunderten den sonst amtlich geltenden Kanonumfang unsicher 
machen. Es sind nachtraglich auftauchende Schwierigkeiten, die 
auf besondere Einniisse zuriickgehen. 

640. Schon Melito, Bischof von Sardes ft vor 195 n. Chr.), zahlt in 
seinem Briefe an Onesimus 2 die protokanonischen Biicher auf 3 , ohne 
auch nur eine der deuterokanonischen Schriften zu erwahnen. Dafi 
er den jiidischen Kanon 4 , nicht den Kanon der christlichen Kirche 
anfiihren wollte, lafit der Zusammenhang keineswegs ersehen 5 . 

1 D. n 706, wo fur die Aufzahlung der Biicher auf das Tridentinum ver- 
wiesen wird. Die ausdriickliche Aufzahlung des Dekretes vgl. bei Comely 
(s.o. S. 3 2 )i 2 , 139 f. 

2 Vgl. Eusebius, Hist, eccles. 4, 26, 12 14 (M g 20, 396). 

3 Neh und Est fehlen. Neh kann mit Ezr zusammengefafit sein. Est ist 
auch sonst in kirchlichen Zeugnissen bezweifelt oder ausgeschlossen, eine 
Unsicherheit, fur welche der Anlafi wohl schon im Judentum zu suchen ist 
(vgl. o. S. 360). 

4 So Comely (s. o. S. 3 2 ) i 2 , 83 f.; Fell (s. o. S. 3 2 ) 44; VDB 2, 149. 
Anders ist es bei Justinus, der bei seiner Polemik mit den Juden kein deutero- 
kanonisches Buch verwenden konnte und wollte (vgl. Dial. c. Tryph. 71 120 
[M e 6, 644 756]); vgl. aber o. S. 376. 

5 Die Schrift Clavis s. Scripturae, welche deuterokanonische Schriften 
verwertet, gehort nicht dem Melito an (s. O. Bardenhewer, Geschichte der 
altkirchlichen Literatur i 2 , Frb. i. Br. 1913, 463). 



Nr. 642 3. Der atl Kanon in der christlichen Kirche. 379 

641. Origenes (f 254) beruft sich fiir seinen Kanon des AT 1 zwar 
ausdriicklich auf die Juden (Ka9' c Eppaiou?; we, 'EppaToi irapabiboacriv),- 
trotzdem 1st es nicht ausgeschlossen, dafi ihm der jtidische Kanon von 
22 Biichern 2 auch fiir seine christlich-alexandrinische Kirche als mafi- 
gebend gait 3 . In den Kommentaren, Homilien und Scholien zum AT 
beriicksichtigt er die deuterokanonischen Schriften nicht. Dagegen 
zitiert er sie, verteidigt die deuterokanonischen Schriften energisch 
gegen Julius Africanus und lehnt ausdriicklich die Geltung des jiidischen 
Kanons ab 4 . Seine hexaplarischen Arbeiten umfafiten auch Sap und 
Sir 5 . Die kirchliche Uberlieferung drangte also Origenes eine Praxis 
auf, die mit seiner Kanontheorie in Widerspruch stand] 6 . 

642. Das gleiche gilt vom hi. Athanasius (295 373) "'. In seiner 
Epistola festalis 39 (365; M. s 26, 1176 1436) kennt er 22 Biicher 8 , 
welche zur Begriindung der Lehre dienen (ev TOUTOIC; uovoic; TO ti\c, 
eiKTepeiaq bibaamXeiov euafY^i&Tat); dazu kommen Sap, Sir, Est, Jdt, 
Tob, Didache, Pastor Hermae als nicht kanonisch (oO KCtvovi6|ueva), 
aber als Lesebiicher (dvaYrfVUJffKOueva), und die Apokryphen. In seiner 
Praxis verwendet er auch die deuterokanonischen Schriften, denen er 
in derTheorie voile kanonische Geltung abspricht 9 . Cyrillusvonje- 
rusalem (315 386) kennt sichere Biicher (uera -irapibncTiac; dvaYtYVuV 
cTKOjuev), d. i. die protokanonischen Biicher mit Bar und Ep. ler. 10 ; von 
den ungewissen Biichern sagt er: rot be XOITTCC (euj) xeiaOuu ev beirrepip 11 . 

I In Ps i (M e 12, 1084; Eusebius, Hist, eccles. 6, 25, i 2 [M 8 20, 580]). 
' J Die zvvolf Kleinen Propheten fehlen wohl nur zufallig (sie sind vorhanden 

in der Ubersetzung des Eusebius von Rufinus [Hist, eccles., ed. minor von 
E. Schwartz, Lp. 1908, 245] und bei Hilarius, Prol. in Psalmos [M 1 9, 241]). 
Ep. ler. (= 33 Bar 6) nennt er. 3 Ezr wird er in Ezr a und {? mjtrechnen. Ta 
MaKKapaiica stehen nach ihm aufierhalb dieser. 

3 L. Dennefeld (Der atl Kanon der antiochenischen Schule [BSt 14, 4], 
Frb. i. Br. 1909, 6 1 ), J. P. van Kasteren S. J. (Het Oude Testament van Origenes 
[Studien (s. o. S. 375 s ) 60, 60 81]) u. a. sehen darin den jiidischen Kanon. 
Anders J. Ruwet S. J., Duo textus Origenis de canone antiqui Testamenti 
(Bb 2, 57 60); vgl. auch A. Merk S. J., Origenes und der Kanon des AT 
(BC 6, 200205). * Ep. ad Afric. 4 (M e II, 57). 

5 Vgl. die & nach der Hs der Ambrosiana in Mailand (vgl. u. S 231). 

6 Vgl. J. P. van Kasteren, L'AT d'Origene (Rb 10, 413423). 

7 T. Zahn, Athanasius und der Bibelkanon, Lp. 1901. 

8 Bar und Ep. ler. sind dabei. 

9 Vgl. Zahn (s. o. Anm. 7). Nach Cornely (s. o. S. 3 s ) I 2 , 101 hatte Atha- 
nasius auch den Lesebiichern voile kanonische Geltung zugebilligt. 

10 Catech. 4, 3336 (M s 33, 4960".). 

II iv beuTepiu heifit hier so viel wie nicht kanonisch . Anders Cor- 
nely (s. o. S. 3 2 ) i 2 , IO3 12 ; Fell (s. o. S. 3 2 ) 68. Wenn Sixtus von Siena sein 
deuterokanonisch aus dieser Quelle schopft, so hat er dem Worte einen 
andern Sinn gegeben, als der bei Cyrillus 1st (s. o. S. 367 3 ). 



380 II. Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 643 

Audi seine Praxis ist hierin nach Anzeichen besser als seine Theorie. 
In die gleiche Linie scheint der hi. Epiphanius (315 403) mit seinem 
Kanon in Theorie und Praxis zu gehoren 1 . Gregor von Nazianz 
(329 390) will ausdriicklich den sichersten Kanon (diyeubecrraTOc; Kavubv 
[M g 37, 1598]) angeben, nennt jedoch blofi 22 Biicher 2 . Tatsachlich 
verwendet er aber in der Praxis auch deuterokanonische Biicher. Mag 
Gan. 60 des Konzils von Laodicea (zwischen 343 und 381) unecht 
sein 3 , so stellt er doch eine Meinung dar, die in der damaligen griechi- 
schen Kirche nicht alleinstand, wenn er im AT blofi die protokanoni- 
schen Biicher (mit Einschlufi von Bar und Ep. ler.) aufzahlt 4 . 

643. Das Abendland bezog seine theologische Bildung zum grofien 
Teil aus dem Osten. Damit kam auch die Theorie von einem 
beschrankten Kanonumfang zur lateinischen Kirche. 

644. Hilarius von Poitiers (-J- 366) zahlt nach der Zahl der he- 
braischen Buchstaben 22 Biicher (mit Ep. ler.) auf und fiigt nach dem 
Beispiele einiger (quibusdam autem visum) auch noch Tob und Jdt 
dazu, um die Zahl 24 zu erreichen (Prol. in Pss 15 [M 1 9, 241]). Er ist 
von Origenes abhangig. Rufinus () 410) unterscheidet 22 kano- 
nische Biicher, welche zum Glaubensbeweise dienen, libri ecclesiastici 5 , 
welche dazu nicht dienlich sind, wohl aber in der Kirche vorgelesen 
werden : Sap, Sir, Tob, Jdt, Makk, und apokryphe Schriften (Commen- 
tarius in symb. Apost. 36 ff. [M 1 21, 37 3 f.]). Seine Einteilung gleicht 
der des Athanasius, ist aber doch zum Teil selbstandig. Er und Hi- 
larius verwenden aber in der Praxis auch die Deuterocanonica. 



1 De pond, et mens. 4 und 22 f. (M s 43, 243 277) kennt er 22 oder 27 Biicher, 
dazu Bar und Ep. ler. (ei not! oti xewxai al dmaroXai trap' c E{Jpaunc;); Sap 
und Sir sind nutzlich zu lesen, aber dc, dpi6|m6v TUIV pnxuiv ot!)K dvaq>dpovTai, 
oder sie sind iv djuUpiXeicTiu (Haer. 8, 6 [M e 41, 213). Nach Fell (s. o. S. 3 2 ) 
68 69 1 und Zahn (s. o. S. 373 3 ) 2, 333 wollte Epiphanius den jiidischen Kanon 
angeben. 

2 Carmen i, 12: De genuinis libris inspiratae Scripturae (M s 37, 472). 
Im Carmen ad Seleucum (M e 37, 1595 f.), das heute aber meist dem Amphi- 
lochius von Iconium ({ nach 394) zugeschrieben wird, kommt Est dazu 
und werden kanonische , medii (^nnecroi) und unechte und gefahrliche 
Biicher unterschieden. 3 So Fell (s. o. S. 3 2 ) 69. 

4 Vgl. J. D. Mansi O. S. B., Sacr. conciliorum nova et amplissima collectio 2, 
Florenz 1759, 573 f. ; J. B. Pitra, luris ecclesiastici Graecorum historia i, Rom 
1864, 506. Der 85. der Canones Apostolorum folgt einem sonst nicht 
bezeugten Kanon (protokanonische Biicher, 13 Makk, Sir? [M g 137, 212]). 
In der antiochenischen Kirche findet sich kein eigentliches Kanonverzeichnis ; 
wohl aber lassen deren Vater erkennen, was ihnen in der Praxis als kanonisch 
gait (vgl. Dennefeld [s. o. S. 379 3 ]). 

5 Van Kasteren (s. o. S. 379 3 ) 78 3 versteht den Ausdruck von nichtjiidi- 
schen Biichern. 



Nr. 645 3- Der atl Kanon in der christlichen Kirche. 381 

645. DaC Hieronymus, dem die hebraica veritas iiber alles 
ging, in dieser Reihe von Verfechtern eines Kanonumfanges gleich 
dem jiidischen zu finden ist, wird niemand wundernehmen. Er hat 
noch bestimmter als seine Vorganger und Zeitgenossen die deutero- 
kanonischen Schriften an Wert den protokanonischen nachgesetzt. 

Wahrend er in der Epistola ad Paulinum nach Aufzahlung der 
protokanonischen Biicher von den deuterokanonischen schweigt 1 , fiigt 
er im Prologus galeatus ausdriicklich bei: Quidquid extra hos est, 
inter apocrypha ponendum, und von Sap, Sir, Jdt, Tob sagt er eben- 
dort: non sunt in canone. Anderwarts nennt er Jdt, Tob, Makk, 
Sir, Sap Lesebiicher (legit ecclesia) 2 . Er wird sie wohl auch mit 
meinen, wenn er Laetas Tochter warnen lafit: Caveat omnia apocrypha 
. . . multa his admixta vitiosa. 3 Trotzdem verrat er ab und zu un- 
willkiirlich, dafi seine Abneigung gegen die Deuterocanonica von andern 
nicht geteilt wird 4 , ja dafi gerade die mafigebenden Kreise der Kirche 
seiner Vorliebe fur den jiidischen Kanon entgegen waren 5 . Auch seine 

1 M 1 22, 545. Vgl. die 33-Ausgabe von Hetzenauer (vgl. u. 226, Nr. 785), 
wo auch der Prologus galeatus und die Praefationes zu den einzelnen 
biblischen Biichern aufgenommen sind. 

2 Praef. in libros Salomonis. Deshalb iibergeht er Bar bei der Uber- 
setzung (Praef. in ler.), spricht den Zusatzen zu Dn die dogmatische Beweis- 
kraft ab (In Dan. Prol. [M 1 25, 515]) und rechnet Jdt inter apocrypha" (Praef. 
in ludith; die ed. Clementina der 23 [s. u. 226, Nr. 784] liest <nnter hagio- 
grapha, was dem Zusammenhang nicht entspricht). 

3 Ep. 107 (Ad Laetam), 12 (M 1 22, 807). Auch der Ausdruck fabulae 
fur Dn 14 erscheint im Zusammenhalt damit nicht so harmlos wie E. Kalt 
(Der Ausdruck fabula bei Hieronymus [Kath 4. F. 8, 271 287]) glauben 
machen mochte. Es gilt deshalb auch nicht fur alle Aussagen des Hiero- 
nymus, wenn L. Sanders O. S. B. (Etudes sur saint Je'rome. La doctrine touchant 
1'inspiration des livres saints et leur veracite, 1'autorite des livres deutero- 
canoniques usw., P. 1903) meint, Hieronymus habe die Deuterocanonica nicht 
bekampft. Vgl. auch P. Gaucher, Saint Jerome et 1'inspiration des livres 
deute"rocanoniques(La Science catholique i8[i9O4], 193 210334 359 539 555 
703 726); L. Schade, Die Inspirationslehre des hi. Hieronymus (BSt 15, 4/5), 
Frb. i. Br. 1910. 

4 Er erwartet Tadel, weil er Bar nicht iibersetzt hat (pro his omnibus 
maledicta ab aemulis praestolantes [Praef. in ler.]). Si cui tamen placet 
volumen (Jdt) recipere (Ad Fur. ep. 54, 16 [M 1 22, 559]). Tob iibersetzt er: 
feci satis desiderio vestro, non tamen meo studio (Praef. in Tob.); quia 
licet non habeatur in canone, tamen usurpatur ab ecclesiasticis viris (In 
Ion. [M 1 25, 1172]). Von Sir, Koh (bei diesem Buche spielen die Bedenken 
in jiidischen Kreisen herein [vgl. o. S. 360 f.]), Sap sagt er: Ne forte huic vo- 
lumini contradiceretur (C.. Pelag. I, 33 [M^ 23, 527]). 

5 In der Praef. in Tob. begriindet er seine Ubersetzung: ffMelius esse 
iudicans Pharisaeorum displicere iudicio et episcoporum iussionibus deservire. 



382 II- Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 646 

Praxis steht unter diesem Zwiespalt. Das eine Mai schliefit er die 
Deuterocanonica beim Beweisgang gegen die Pelagianer aus 1 , das 
andere Mai zitiert er sie, wenn auch nicht so haufig wie die proto- 
kanonischen Biicher 2 , um sie schliefilich sogar mit der Formel dicente 
Scriptura sancta auszuzeichnen 3 . Des Hieronymus ziemlich einheit- 
liche Theorie, aber zwiespaltige Praxis gegeniiber den Deuterocanonica 
erklart am besten das bose Wort seiner Zeitgenossen, er habe neuer- 
dings den Herrn einem Barrabas (sein jiidischer Lehrer hiefi Baranina) 4 
nachgesetzt, d. h. Hieronymus habe die christliche Uberlieferung vom 
Kanon des AT zu Gunsten der jiidischen Anschauung preisgegeben 5 . 

646. In der altesten Vaterzeit stand man unter dem Eindruck 
des unmittelbaren Glaubenslebens, und man bekannte sich ohne 
weitere Reflexion zum erweiterten kirchlichen Kanon 6 . Als man 
sich fragte, warum denn der alte jiidische Kanon erweitert warden 
sollte, besann man sich darauf, dafi die Kirche auf der Synagoge 
auf baute ; aufierdem kam die Tatsache, dafi die altesten Christen 
Judenchristen waren, zur Geltung, und dazu tat die Notwendigkeit, 
lange Zeit den Glauben gegen das Judentum verteidigen zu miissen, 
ein ubriges. Weiterhin machte das Auftauchen vieler Apokryphen 
besondere Vorsicht und Strenge im Ausscheiden von unechten 
heiligen Schriften zur Pflicht. So kam es, dafi die Kanontheorie 
bei den fuhrenden Geistern von Origenes bis Hieronymus in 
Zwiespalt geriet mit der fur uns latenten kirchlichen Tradition 
und mit ihrer eigenen Praxis. Wiewohl Zeitgenosse des Hiero- 
nymus, legte Augustinus, nicht minder gelehrt, aber dazu 
besonnener als er, vom iiberlieferungsmafiigen Kanon Zeugnis 
ab 7 , und die afrikanischen Konzilien sprachen nur aus, was im 
Bewufitsein der Kirche nie ausgeloscht war. 

647. Die spater noch an den Deuterocanonica zweifelten, waren an Zahl 
und Gewicht so gering, dafi die Lehre vom atl Kanon kaum noch 
verdunkelt werden konnte. Ohne alle Beziehung zur friiheren Zeit ist 
der Kanon des Theodor vonMopsuestia (350 428), der Job, Ct, 
(Prv, Koh), Chr, Ezr-Neh, Est fur nicht kanonisch hielt 8 . Von ihm ist 

1 C. Pelag. I, 34 (M 1 23, 55 iff.). 

2 Vgl. Sanders (s. o. S. 38i 3 ) (nach Rb N. S. i, 157). 

3 Vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) i 2 , njf.; Schade (s. o. S. 38i 3 ) 200 f. 

4 Ep. 84, ad Pammachium (M 1 22, 745). 

5 Vgl. H. H. Howorth, The influence of St. Jerome on the canon of the 
western church (JthSt 10, 481 496; 11,321347; 13, i 18). 

6 Vgl. Swete (s. o. S. 13 1 2 ) 224. 

' Vgl. o. S. 376 f. 8 VgL Dennefeld (s. o. S. 379 3 ) 4461. 



Nr. 648 3. Der atl Kanon in der christlichen Kirche. 383 

Junilius Africanus (um 551) abhangig, der Chr, Job, Tob, Ezr-Neh, 
Jdt, Est, Makk, Sap, Ct aus dem Kanon streicht, Sir aber fur kanonisch 
halt 1 . Leontius von Byzanz (}- 543) zahlt zu den kanonischen 
Schriften Est und die Deuterocanonica nicht, wiewohl er letztere ge- 
braucht 2 . Gregor d. Gr. (540 604) scheint in den Spuren des Hier- 
onymus zu wandeln, wenn er i Makk als blofies Erbauungsbuch, nicht 
wie kanonisch verwertet 3 . Johannes Damascenus (T 754) ist von 
Epiphanius, Nikephorus von Konstantinopel (*j- 829) von der 
pseudo-athanasianischen Synopsis S. Scripturae beeinflufit 4 . Wala- 
fried Strabo (-J- 849) unterscheidet kanonische und Erbauungsschriften, 
kommentiert aber auch letztere 5 . NotkerBalbulus (-1-912) hat 
einen Kanon ahnlich dem des Junilius Africanus 6 . HugovonSt. Vik- 
tor^ ii4i) 7 , Radulphus Flaviacensis (-J* us?) 8 , Johannes von 
Salesbury (T n8o) 9 , Petrus von Clugny (-J- ii56) 10 billigen den 
deuterokanonischen Schriften eine mindere Autoritat zu. PetrusCom- 
estor (-j- 1179), Rupert von Deutz (1070 1135) u. a. driicken sich 
mit geringerer Genauigkeit aus 11 . Hugo a S. Car o (*f- 1263) 12 , Niko- 
laus von Lyra (-J* 1340), AlphonsusTostatus^ 1455) 13 , Antoninus 
von Florenz^ 1459) u richten sich nach Hieronymus ; Cajetanus 
H* J 534J meint sogar: Ad Hieronymi limam reducenda sunt tarn verba 
conciliorum quam doctorum. 15 

648. Solche Abwege einzelner Gelehrter in der Frage der Deutero- 
canonica batten wohl kaum fur sich eine nochmalige kirchliche 
Entscheidung erfordert. Aber da die Reformatoren des 
1 6. Jahrhunderts diese Richtung in der Kanonfrage auf- 
nahmen, mufite das Konzil von Trient in seiner Auseinander- 
setzung mit den Neuerern die Gleichwertigkeit der Deutero- 
canonica mit den protokanonischen Biichern noch einmal fest- 
stellen. Ebenso wollte das Konzil vom Vatikan (1869) die ganz 
sparlichen Versuche nicht unbeachtet lassen, welche auch 



1 Vgl. Dennefeld (s. o. S. 379 3 ) 57. 

2 De sectis, act. 2, 14 (M e 86, laooff.). 

3 Moralia in Job 29, 14 (M 1 76, 119). Dagegen Comely (s. o. S. 3 2 ) i-, 
126 f.; VDB 2, i's9f. * Vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) I 2 , i29ff. 

5 Vgl. ebd. 127 f. 6 Vgl. ebd. 136. 7 Vgl. ebd. 135. 

8 Vgl. ebd. 9 Vgl. ebd. 136 f. 10 Vgl. ebd. 134 f.; KHL 2, 1435. 

11 Vgl VDB 2, 161 f. 

12 Vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) i 2 , 140 f. Thomas vonAquin scheint selbst 
solche Anschauungen nicht gehabt zu haben, wenn er auch auf sie Riicksicht 
nimmt (vgl. Comely a. a. O. 137 f.; P. Synave O. P., Le canon scripturaire de 
Saint Thomas d'Aquin [Rb 33, 522533]). 

13 Vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) I 2 , 142. u Vgl. ebd. 142 f. 
15 Vgl. ebd. 144. 



384 IJ ' Teil - Geschichte des atl Kanons. . Nr. 649 

nach dem Konzil von Trient die hieronymianische Linie weiter- 
verfolgten 1 ; es verwies blofi auf das Tridentinum 2 . 

195. Der atl Kanon bei den iibrigen christlichen 

Richtungen. 

649. I. Die griechische Kirche 3 teilt vor ihrer Trennung die an- 
fangliche Unsicherheit mit der lateinischen (s. o. S. 378ff.). Das Ver- 
zeichnis der 60 kanonischen Biicher, welches die deuterokanonischen 
Schriften als euj row % stehend bezeichnet (Sap, Sir, i 4 Makk, Est, 
Jdt, Tob) und von ihnen noch die Apokryphen unterscheidet, wurde 
seit dem 6. Jahrhundert verbreitet. Jedoch nahm die Synode vom Trullon- 
saale (692) den Kanon der romischen Kirche vollstandig an. Damit 
schien zunachst die Unklarheit in der griechischen Kirche iiberwunden 
zu sein. Als der Patriarch Cyrillus Lukaris (-J* 1638) auf den Kanon 
von Laodicea (s. o. S. 380) zuriickgreifen wollte, bekannten sich die 
Synoden von Konstantinopel (1638), Jassy (1642), Jerusalem (1672) zu 
den Deuterocanonica. Erst seit dem 18. Jahrhundert begann man, unter 
dem Einflufi russischer Schriften und einzelner Theologen, die deutero- 
kanonischen Biicher zu verwerfen 4 . In der russischen Kirche 
machte sich seit dem 18. Jahrhundert der Einflufi der Reformatoren 
geltend, so dafi die Deuterocanonica von russischen Theologen bekampft 
und von Katechismen ausgeschlossen zu werden begannen, wiewohl 
bis heute eine offizielle Entscheidung in diesem Sinne noch aussteht 5 . 



1 L. E. Du-Pin (-j- 1719), Dissertation preliminaire ou prolegomenes sur la 
Bible, P. 1701 (vgl. S. i6ff.). J. Jahn (f 1817), Einleitung in die gottlichen 
Biicher des Alten Bundes, Wien 1793, i, 141 f. B. Lamy ({ 1714), Apparatus 
biblicus*, Venedig 1756 (s. S. 369). J. N. Sepp, Kirchliche Reformentwiirfe be- 
ginnend mit der Revision des Bibelkanons. Ehrerbietige Vorlage an das 
Vatikanische Concil 2 , Miinchen 1870. Sixtus Senensis (f 1596) (s. o. S. 367 3 ). 

2 Vgl. o. S. 378. Loisy (s. o. S. 351) 215 glaubt, dafi das Tridentinum 
wie das Vatikanum eine geringere Einschatzung der Deuterocanonica gegen- 
iiber den Protocanonica innerhalb der gemeinsamen kanonischen Geltung 
nicht ausgeschlossen habe. In der Zeit des sog. Reformkatholizismus wollte 
man die Frage neuerdings fur ein kiinftiges Konzil aufwerfen. 

3 M. Jugie, Histoire du canon de 1'AT dans 1'eglise grecque et 1'eglise 
russe (Etudes de the"ologie orientale i), P. 1909, zuerst erschienen als Artikel 
in Echos d'Orient (s. u. Anm. 4). 

4 M. Jugie, Les deuterocanoniques de 1'AT dans 1'eglise orthodoxe au XVI e 
et XVII 6 siecle (Echos d'Orient 10 [1907, Juli], 193 199); Ders., Les deute"ro- 
canoniques dans 1'eglise grecque depuis le XVIII 6 siecle (ebd. 10 [1907, Nov.], 

344-357)- 

5 A. Dombrovski, La doctrine de l'e"glise russe et le canon de 1'AT (Rb 10, 
267 277). A. Jasck, Doctrina Russorum de canone Veteris Testament! (Sla- 
vorum litterae theologicae 2 [1906], 123 138; 3, 264 273). . 



Nr. 651 3. Der atl Kanon in der christlichen Kirche. 385 

650. II. Der Kanon der syrischen Kirche 1 1st fur die friiheste 
Zeit schwer sicher festzustellen. Die <5 P des AT stammt aus jiidischen 
oder judenchristlichen Kreisen (i. Jahrh. v. Chr. bis 2. Jahrh. n. Chr.; 
vgl. u. 229, Nr. 789). Es ware deshalb nicht auffallig, wenn sie blofi 
die protokanonischen Biicher enthalten hatte 2 . Da auch Chr, Ezr-Neh 
und Est anfanglich fehlten, die Deuterocanonica sich in der Art der 
tibertragung nicht vom ubrigen AT unterscheiden, so ist fur das Fehlen 
der deuterokanonischen Schriften nicht mit Sicherheit der Ausschlufi 
aus dem Kanon der einzig mogliche Grund 3 . Von den syrischen 
Kir chenvatern gebraucht Aphraates (Mitte des 4. Jahrh.) Jdt, Bar, Zusatze 
zu Dn, vielleicht auch Sap; Ephram (-f 373) kommentiert zwar die 
Deuterocanonica nicht, verwendet sie aber ebenso wie die protokano- 
nischen Schriften 4 . Ein Katalog des AT aus der Zeit von 350 bis 400 
lafit von den protokanonischen Btichern Ct und Koh, von den deutero- 
kanonischen Tob und Bar aus 5 . Es ist deshalb nicht begriindet, zu 
behaupten, die alte syrische Kirche habe die Deuterocanonica nicht 
anerkannt 6 . 

651. Auch in der spateren Zeit kennt die syrische Kirche die Deutero- 
canonica, wenn auch die Bestimmtheit einer autoritativen Entscheidung 
fehlt. Der Codex Ambrosianus der <5 P (6. Jahrh.; s. 229, Nr. 793) enthalt 
Jdt, Sap, Sir, Bar, Apokalypse des Bar, Ep. ler., 4 Ezr, i 5 Makk 7 ; es fehlt 
Tob. In denmassoretischen Hss (s. u. 229, Nr. 792 Anm.) fehlt gewohnlich 
Ezr-Neh. Die <5 h des Paulus von Telia (618) erstreckte sich auch auf 
die Deuterocanonica. Die Ausziige aus dem verloren gegangenen Codex 
Masii (vgl. u. 231, Nr. 796) schliefien auch Jdt und einen Teil von Tob ein. 
In der getrennten syrischen Kirche besaflen die Jakobiten ein Buch 
der Frauen, in dem aufier Rut und Est auch Jdt und Susanna auf- 
genommen waren. Jakobus von Edessa (-f- 708) fertigte Anmerkungen 
zu Wortern aus Bar, Sap, Est, Jdt, Sir. Der fruchtbarste jakobitische 
Schriftsteller, Barhebraus (-J* 1286), kommentierte Sir, Sap, Dn 3, 24ff.; 

1 J. P. van Kasteren S. J., De Canon des Ouden Verbonds bij de Syrische 
Christenen (Studien [s. o. S. 375 3 ] 70 [1908], 385 403 520 538). 

2 So *A. Baumstark, Geschichte der syrischen Literatur mit Ausschlufi 
der christlich-palastinischen Texte, Bonn 1922, 18 23 f. 

3 So Van Kasteren (s. o. Anm. i). 

4 Wenn die Stelle iiber die 22 Biicher in S. Ephraemi Opera omnia, quae 
exstant Graece, Syriace, Latine 2, Rom 1740, 317 echt ist, dann hat er sie 
aus der Uberlieferung aufgenommen, ohne daraus fur die eigene Kanon- 
auffassung etwas zu fblgern. 

5 A. S. Lewis, Catalogue of the Syriac Mss in the Convent of S. Catherine 
on Mount Sinai compiled (Studia Sinaitica i, Ld. 1894, n 14). 

6 So Strack, PRE 9 3 , 761 ; G. Wildeboer in Versl. en Meded. d. k. Ak. van 
Wet., Afd. Letterkunde, 4. R. 5 (1902), 145 147 (nach Van Kasteren [s. o. 
Anm. i] 388). 

7 5 Makk = 6. Buch des Bellum Iudaicum des Josephus (vgl. u. 197, 
Nr. 679). 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 25 



386 II. Teil. Geschichte des atl Kanons. .. Nr. 652 

i3f., zitiert Makk, erwahnt Bar. Dagegen scheint ihm Chr nicht als 
inspiriert zu gelten, wiewohl er das Buch bei sejnen Erklarungen ge- 
braucht; auch Ezr-Neh und Est fehlen. Letzteres mag wohl auf die 
unsichere Stellung zuriickgehen, welche die syrische Kirche von Anfang 
diesen Biichern gegeniiber einnahm 1 . Auch die Nestorianer sonderten 
Chr, Ezr-Neh und Est von den iibrigen protokanonischen Biichern 
(vgl. Cod. Sachau 30 2 ; die Erklarung syrischer Worter in den Opuscula 
Nestoriana, hrsg. von G. Hoffmann 3 , wo Chr, Ezr-Neh und Est iiber- 
gangen werden ; den Brief des nestorianischen Patriarchen Timotheus I. 
[j- 823], der sagt: Das AT schrieb ich vollstandig ab nebst dem Buch 
der Chr, Ezr undEst 4 ). Jesudad, Bischof von Hadet (ca. 852), kennt 
einen atl Kan on von 22 Biichern 5 . Der nestorianische Rivale des 
Barhebraus, Ebedjesu (*j- 1318), hat in seinem Kanonverzeichnis Sir, 
Sap, Jdt, Est, Dn minor (vgl. o. S. 320 4 ), Brief von Bar, die jiidische 
Misna, Josephus mit i 4 Makk, Apocr. Asiathae und Tob 6 . Der Bibel- 
kanon des Ibn Chaldun (-f- 1406) 7 nennt i 5 Mos, Jos, Jdc, Rut, Jdt, 
i 4Rg, Chr, i 3 Makk, Ezr, Est, Pss, i 5 Salomo, Kleine und Grofie 
Propheten, Sir. 

052. Wohl fur die meisten Deuterocanonica konnen demnach die Zeug- 
nisse der syrischen Kirche von Anfang an zum Beweise kanonischer 
Verwendung angerufen werden. Die Einschrankung des Kanons in 
einem Teil der griechischen Kirche hat bei den Syrern jedenfalls keine 
mafigebende Rolle gespielt. Aufterdem sprechen auch einzelne Be- 
sonderheiten fur die selbstandige Entwicklung des Kanons bei den 
Syrern. 

653. III. Die Athiopier 8 haben das Christentum von Syrien her 
erhalten. Ihr atl Kanon enthalt die Deuterocanonica Tob, Jdt, Sap, 

1 J. Goettsberger, Barhebraus und seine Scholien zur Heiligen Schrift 
(BSt 5, 4/5), Frb. i. Br. 1900, 80 f. 

2 Vgl. Dennefeld (s. o. S. 379 3 ) 51. 3 Kiel 1880. 

4 O. Braun, Ein Brief des Katholikos Timotheos I. iiber biblische Studien 
des 9. Jahrh. (Ochr i, 299313); vgl. Dennefeld (s. p. S. 379 3 ) 51. 

5 Vgl. G. Diettrich, Iso'dadh's Stellung in der Auslegungsgeschichte des 
AT an seinen Commentaren zu Hosea, Joel, Jona, Sacharja 9 14 und einigen 
angehangten Psalmen veranschaulicht (6. Beih. z. ZatW), Giefien 1902, xv; 
G. Rothstein, Der Kanon der biblischen Biicher bei den babylonischen Ne- 
storianern im 9-/io. Jahrh. (ZdmG 58, 634 663). Der Kanon bei Rothstein 
ist aber verdachtig, weil er 24 Biicher aufzahlt mit Chr, Ezr und Est; vgl. 
Van Kasteren (s. o. S. 385 x ) 527 ff. 

6 J. S. Assemani, Bibliotheca orientalis 3, 2, Rom 1728, 236 (vgl. Comely 
[s. o. S. 3 2 ]i, ii3f.). Zu Apocr. Asiathae vgl. u. 197, Nr. 668. 

7 A. Baumstark, Der Bibelkanon bei Ibn Chaldun (Ochr 4, 393 398); 
vgl. Van Kasteren (s. o. S. 385 ') 533 ff. . . 

8 A. Baumstark, Der athiopische Bibelkanon. Ein Exemplar desselben 
mit einleitenden Bemerkungen vorgelegt (Ochr 5, 162 173). M. Chaine, 
Le canon des livres saints dans 1'eglise ethiopienne (RchScr 5, 22 39). . 



Nr. 656 3. Der atl Kanon in der christlichen Kirche. 387 

Sir, Bar, als Anhang i und 2 Makk l . Apokryphen kennen die Athiopier 
in grofier Anzahl, die sie in wechselndem Umfang auch in den Kanon 
aufhahmen (Henoch, 4 Ezr, 3 Makk usw.). 

654. IV. Der Geschichtschreiber der armenischen Kirche, Moses 
von Chorene, redet in seinem wohl untergeschobenen, um 1000 n. Chr. 
entstandenen Werk von 22 Biichern, welche die Ubersetzung der Ar- 
menier umfasse 2 . Das waren die protokanonischen Biicher, auf welche 
die Armenier, unter jiidischem Einflufi stehend oder den mafigebenden 
griechischen Vatern nacheifernd, ihren Kanon beschrankt hatten. Tat- 
sachlich gebrauchten die fiihrenden armenischen Schriftsteller des 
5. Jahrhunderts, Johannes Manderkuni, Eznik, Lazar von Pharp, Elische, 
auch die deuterokanonischen Schriften 3 . 

655. V. Auch die koptische Kirche besafi im wesentlichen den 
Kanon der katholischen Kirche und hielt ihn trotz der Nachbar- 
schaft der athiopischen Christen auch rein von apokryphen Erweite- 
rungen 4 . 

656. VI. Die Reformatoren des 16. Jahrhunderts verwarfen 
die Uberlieferung der katholischen Kirche, wie bei andern Glaubens- 
lehren, so auch in der Bestimmung des Kanons. Ihre zwei Grundsatze, 
einerseits die geschichtliche Uberlieferung zu befragen, anderseits auf 
das innere Zeugnis des Heiligen Geistes zu horen, liefien sich nicht 
immer einfach ausgleichen 5 . Zunachst griffen sie auf Hieronymus 
zuriick. So schon Karlstadt 6 , der die Deuterocanonica vom Kanon 
ausschlofi, aber Sap, Sir, Jdt, Tob, i und 2 Makk als apocryphi i. e. 
extra canonem hebraeorum, tamen agiographi beibehielt; Bar, Dn 
3, 24 if.; 13; 14 und die Zusatze zu Est betrachtete er als vollstandig 
apokryph wie 3 und 4 Ezr und Or. Man. Die Zuricher Bibel von 1529 
verwies die Deuterocanonica in den Anhang. Luthers erste deutsche 
Ubersetzung von 1534 ^iiberschrieb diesen Anhang mit Apocrypha 7 . 

1 Nach A. Rahlfs, Uber das Fehlen der Makkabaerbiicher in der athio- 
pischen Bibeliibersetzung (ZatW 28, 63 f.) ware darin der EinfluG des hi. Atha- 
nasius zu spiiren, der I und 2 Makk ebenfalls auslasse (s. o. S. 379). Der 
athiopische Kanon ist aber im iibrigen selbstandig. 

2 *M. Laur, Des Moses von Chorene Geschichte Grofi-Armeniens. Aus 
dem Armenischen iibersetzt, Regensburg 1869, 3, 53 (S. 214). Vgl. Fell(s. o. 
S. 3 2 ) 282 3 , der die Angabe auf die erste nach der & gefertigte Ubersetzung 
(s. u. 237, Nr. 811) bezieht. 

3 Vgl. S. Weber, Zur Geltung der Heiligen Schrift bei den alten Armeniern 

(ThQ 78, 463489). 

4 I. Guidi, II canone biblico della chiesa copta (Rb 10, 161 174). 

5 Vgl. R. H. Griitzmacher, Die Haltbarkeit des Kanonbegriffes (Theol. 
Studien, T. Zahn dargebracht, Lp. 1908, 4768). 

6 De canonicis scripturis libellus, Wittenberg 1520. 

7 Doch fiigte er hinzu, es. seien die Deuterocanonica niitzlich zu lesen, 
und er selbst hatte friiher schon deuterokanonische Schriften iibersetzt. 

25* 



388 H- Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 657 

In seinen sonstigen Schriften urteilt Luther scharf iiber sie, halt aber freilich 
mit ablehnenden Bemerkungen auch gegeniiber protokanonischen Biichern 
nichtzuriick. Wahrend die Confessio Gallica(i559; ...utiles, nontamen 
sunt eiusmodi, ut ex iis constitui possit articulus fidei), die Confessio 
Anglica, die Confessio II Helveta (1564) duldsam gegen die Deuterocano- 
nica blieben, gingen die Reformierten seit der Synode von Dordrecht 
(1618) scharfer gegen sie vor und betonten stark ihren bloft menschlichen 
Ursprung (Westminster-Synode 1643/53). Dann gehorten sie folgerichtig 
nicht zur Heiligen Schrift und mufiten bei der Bibelverbreitung aus- 
geschaltet werden. Diese Folgerung zogen die Puritaner in Schottland; 
sie forderten, dafi in den Bibeln die deuterokanonischen Schriften nicht 
mehr gedruckt wiirden (Apokryphenstreit 1825 1827, 1850 1853) *. 
Die britischen Bibelgesellschaften unterdriickten sie deshalb in ihren 
Bibeln, wahrend die Lutheraner bei der freieren Praxis blieben und 
Bibeln mit den Apokryphen druckten und verbreiteten 2 . In neuerer 
Zeit wurde die Uberlieferung der Reformatoren hie und da angefochten 3 . 
Weite Kreise der kritischen Theologen wollen einen Kanon nur als ge- 
schichtliche Erscheinung ohne Verbindlichkeit fur die Jetztzeit kennen 4 . 



Anhang. 
Apokrypha und Agrapha des AT. 

196. Apokryph 5 . 

657. Geheime Schriften , d. h. Biicher, welche nur in bestimmten 
engeren Kreisen bekannt waren und deshalb sich eines besonderen 

1 F. Bleek, Uber die Stellung der Apokryphen des AT im christlichen 
Kanon (StKr 1853, 267 354). 

2 Vgl. W. H. Daubney, The use of the Apokrypha in the Christian church, 
Ld. 1900. Die franzosische Bibelgesellschaft in Paris druckte zweierlei 
Bibeln, solche mit und solche ohne Apokryphen. Vgl. VDB i, 1788. 

3 Vgl. H. H. Howorth, The origin and authority of the biblical canon 
in the Anglican church (JthSt 8, I 40); Ders., The origin and the autho- 
rity of the biblical canon according to the continental reformers (ebd. 321 
bis 365 ; 9, 1 88 230); Ders., The canon of the Bible among the later re- 
formers (ebd. 10, 183 232); H. Pentin, The inspiration of the Apocrypha 
(The Interpreter 5, 310 315). Ersterer sieht die Kanonentwicklung der 
anglikanisch-prqtestantischen Kirche fur geschichtlich unhaltbar an, letzterer 
mochte gegeniiber der unrichtigen Lehre des Hieronymus die Inspiration 
der Deuterocanonica beibehalten. 

4 E. v. Dobschiitz, The abandonment of the canonical idea (AmJTh 19, 
416429). 

5 Gieseler, Was heifit apocryphisch ? (StKr 1829, 141 146). Holscher 
(s.o. 8.372 8 ). 



Nr. 658 Anhang. Apokrypha und Agrapha des AT. 389 

Ansehens erfreuten, gab es bei den Heiden 1 und bei den Juden 2 . 
In der christlichen Kirche wurde das Wort von Anfang an in 
ablehnendem Sinne, gleich pseudokanonisch, akanonisch, ge- 
braucht 3 und in diesem Sinne in der Kanongeschichte beibehalten 4 . 

658. Da apokryph in gutem Sinne in der christlichen Kirche nicht 
gebraucht wurde, la'ftt sich nicht annehmen, daft die ablehnende Ver- 
wendung erst daraus entstanden sei 5 . Vielfach beriefen sich die Hare- 
tiker in ihrem Kampfe gegen das katholische Dogma auf geheime 
Schriften ; deshalb glaubten manche, dafi der spateren ablehnenden Be- 
deutung die von geheim im guten Sinne vorausging 6 . Da aber der 
christliche Kanonbegriff aus dem Judentum stammt, dieses auch eine Be- 
zeichnung fur apokryph besafi 7 , so werden wir die Vorlage fur unser 
apokryph wohl beim Judentum suchen mtissen. In diroKpucpoq diirfen wir 
eine Ubertragung des tfua der Juden sehen, welches nicht nur verborgen 
bedeutet, sondern in gleichem Sinne wie das drakpucpoc; der christlichen 

1 Td OOIVIKUJV ditdxpixpa fh{i\ia erwahnt Suidas (s. v. 0epeKubr|q) ; apo- 
kryphe Schriften Zoroasters kannten die Prodikianer nach Klemens Alex., 
Strom, i, 15, 69 (M B 8, 773 f.). Vgl. Holscher (s. o. 372 8 ) 47. 

2 Vgl. Dn 8, 26; 12, 4; Henoch 68, i; Ascensio Mosis I, 16 18; 4 Ezr 14, 6 
4447. Vielleicht ist auch das 8. Buch Mosis (vgl. Holscher [s. o. S. 372 8 ] 50; 
der Pentateuch wurde zu 7 Biichern gerechnet) jiidischen Ursprungs. Das 
6. und das 7. Buch Mosis (s. J. Scheible, Biblioth. d. Zauber-Biicher 6, Stutt- 
gart 1849) sind jiinger. 

3 Irenaeus (t 202), C. haer. 2, 20, 2 (M & 7, 655); Klemens Alex. (-J- 215), 
Strom. 3, 4 (M. s 8, 1133); Tertullian (f vor 197), De anima 2 (M 1 2, 690); Ori- 
genes (-J- 254), Prol. in Ct (M g 13, 83): (Scripturae), quae appellantur apo- 
cryphae, eo quod [multa in eis corrupta et contra fidem veram inveniuntur 
a maioribus tradita] non placuit eis dari locum nee admitti ad auctoritatem. 
Der Satz zwischen den [ ] wird von Holscher (s. o. 372 8 ) 52 2 u. a. ausgemerzt, 
es mufi aber etwas Ahnliches dagestanden haben. 

4 Hieronymus (Ad Laetam ep. 107, 12 [M 1 22, 877]: "[Apocrypha] eorum 
non esse, quorum tituli praenotentur) versteht darunter Pseudepigrapha ; 
Augustinus (De civ. Dei 15, 23 [M 1 41, 470]: Earum (sc. scripturarum) occulta 
origo non claruit patribus ; vgl. C. Faustum u, 2 [M 1 42, 245]) betont die un- 
bekannte Herkunft. 

5 Holscher (s. o. S. 372 8 ) 68 ff. nimmt fiir das 3. christliche Jahrhundert 
einen solchen Umschlag in der Bedeutung an. 

6 So Comely (s. o. S. 3 2 ) i 2 , 211 f.; Gieseler (s. o. S. 388*) 142 f.; Kaulen- 
Hoberg (s. o. S. 2 3 ) i 5 , 58. Vgl. Decretum Gelasianum: Cetera, quae ab 
haereticis sive schismaticis conscripta vel praedicata sunt, nullatenus recipit 
catholica et apostolica Romana ecclesia (D. 11 165). 

7 Vgl. Talmud, j. Sanhedrin X I (fol. 27 a X wonach schon R. Akiba (Anfang 
des 2. Jahrh. n. Chr.) den Ausdruck D-^^nti tr^wn = aufienstehende Biicher 
gebrauchte. Hieronymus, Praef. in Tob. : quem Hebraei de catalogo di- 
vinarum scripturarum secantes (fs'-'r! ist dabei von ysn abschneiden ab- 
geleitet) his, quae apocrypha memorant, manciparunt. 



390 II- Teil. Geschichte des atl: Kanons, '> Nr. 659 

Literatur angewendet wird, namlich : der liturgischen Verwendung ent- 
zogen, bei der Heiligen Schrift: der kanonischen Geltung bar. Dafi 
die tatsachlich vorhandenen Belege fur diese Bezeichnung in der jiidischen 
Literatur jiinger sind als die fiir dftOKpucpo? in der christlichen Kirche, 
schlieftt ein hoheres Alter der jiidiscliien Bezeichnung nicht aus, und 
damit ist die Moglichkeit gegeben, daft der jiidische Terminus Vorlaufer 
und Vorlage des christlichen ist 1 . 

197. Die Apokryphen des AT 2 . 

659. Solange der Kanon noch nicht sicher und einheitlich fest- 
gestellt war, konnte auch der Umfang der Apokryphen 
wechseln. Hieronymus hat die sog. deuterokanonischen Schriften 
als nicht kanonisch betrachtet und unter die Apokryphen ge- 
rechnet. Dieser Sprachgebrauch ist von den Reformatoren wieder 
aufgenommen worden. Deshalb decken sich im wesentlichen die 
Apokryphen der Protestanten mit den deuterokanonischen Schriften 
der katholischen Kirche 3 , wahrend die katholischen Apokryphen 
bei ihnen den Namen Pseudepigrapha bekommen haben. 

660. Naturgemafi kann diese Bezeichnung fur Biicher nur angewendet 
werden, wenn sie in der Z e i t auftauchen, in welcher die Kanonbildung 
und Erkenntnis des Kanons noch nicht vollstandig und iiberall ab : 
geschlossen war 4 . 

1 Vgl. o. S. 360 5 . fa? verbergen verstehen als aus dem Kanon aus- 
schliefien Budde (s. o. S. 351) 64 ff.; Holscher (s. o. S. 372 8 ) 61, Van Kasteren 
(s. o. S. 351), Rb 5, 582 u. a. ; dagegen Buhl (s. o. S. 351) 7 f. ; Wildeboer (s. o. 
S. 351) 66 u. a. Der jiidischen Ausdrucksweise verwandt und wohl durch 
sie veranlafit sind Angaben wie Epiphanius, De : mens. et pond. 4 (M g 43, 
244) : (Sap, Sir) dv TUJ 'Aapiijv (= V^s-j) GverdSriffav TOUT' dffTiv dv Tf| Tf)<; 
biaGqKri? KipuuTil); Tertullian, De cultu fern, i, 3 (M 1 r, 1421): Enoch . . . nee 
in armarium iudaicum admittitur. ' 

2 Textausgaben : Fritzsche (s. o. S. i86 3 ; enthalt aufier den Deutero- 
canonica 3 4 Makk, Pss SaL, 3 5 Ezr, Apok. Baruch, Assumptio Mosis); 
in der -Ausgabe von Swete (s. o. S. I77 2 ) sind verofFentlicht 3 Ezr, 3 4 Makk, 
Pss Sal., Or. Manassis, in den 33-Ausgaben Or. Manassis^ 3 4 Ezr. Be- 
arbeitungen: Charles (s. o. S. 12); Kautzsch (s. o. S. 12); *S. Szekely, Biblio- 
theca Apocrypha. Introductio historico-critica in libros apocryphos utriusque 
Testament! cum explicatione argumenti et doctrinae. I. Introductio generalis, 
Sibyllae et Apocrypha Vet. Test, antiqua, Frb. i. Bn 1913; Z6ckler(s. o. S. 173). 
Vgl. VDB, Suppl. (s. o. S. 12) I, 354 460: Les Apocryphes de 1'AT. 

3 Die Oratio Manassis, 3 und 4 Ezr und 3, z. T. auch. 4 Makk werden 
von Katholiken und Protestanten zu den Apokryphen gerechnet. Die prote- 
stantische Praxis ist in der Bezeichnung nicht ganz einheitlich. 

4 Die Zeit von 200 v. Chr. bis 120 n. Chr., welche Charles (s. o. S. 12) i, VH 
hierfur bestimmt, diirfte zu kurz bemessen sein. " \ 



Nr. 664 Anhang. Apokrypha und Agrapha des AT. 391 

661. Aufier den vollstandig erhaltenen Apokryphen gibt es auch 
viele, die nur zum Teil auf uns gekomraen oder auch blofi dem 
Titel nach bekannt sind 1 . 

662. i) o-^ayrt, T<V 3 luj(5nA.ata (Narr n-rs^, f| \e7rrn Tevemg), das Buch 
der Jubilaen, eine erweiterte Darstellung der Geschichte von Gn i 
bis Ex 12, in Zeitabschnitte von je 49 Jahren abgeteilt. Gegen Ende 
des i. Jahrhunderts v. Chr. hebraisch geschrieben, ins Griechische und 
dann ins Athiopische iibertragen, ist das Buch, abgesehen von wenigen 
griechischen Fragmenten, nur in athiopischer und in lateinischer Sprache 
erhalten 2 . 

663. Die AiroKd\uv|/i Muuuaeuuc; des Syncellus und die AiaGriKTi Muwffeuuc; 
des Nikephorus sind mit dem Buch der Jubilaen identisch. Ob die 
Titel Btoc; 'Aodjj. und Liber de filiabus Adam zu den Jubilaen ge- 
hb'ren oder unabhangige Werke waren, laftt sich nicht entscheiden. 

664. 2) Die Adamsbiicher, eine Gruppe von Biichern mit ver- 
schiedenem Umfang und wechselnden Titeln ( 3 Abdu, Bioq 'Abdu, 'ATTO- 
KdXuxjn? Muuudeujc;, Vita Adae et Evae, Bufie Adams und Evas, Testa- 
ment Adams, AiaGriKr) TOJV TrpujToirXdaTUJV, Apocalypsis Adae u. a.), mit 
jiidischer Grundlage, aber christlich und gnostisch iiberarbeitet, sind 
hauptsachlich in griechischer 3 , lateinischer 4 und slavischer 5 Sprache 

1 Verzeichnisse von Apokryphen sind erhalten in den Constitutiones 
Apostolorum (um 400 n. Chr.) 6, 16 (M. e i, 949 ff.), im Decretum Gelasii de reci- 
piendis et non recipiendis libris (495/96 n. Chr. ; vgl. M 1 59, 162 ff.; v. Dobschiitz 
[s. o. S. 377 7 ]), in der "Synopsis Scripturae sacrae (6./g. Jahrh. ; s. o. S. 4), in 
dem "Index stichometricus Nicephori* (6./9. Jahrh. ; vgl. M. e 100, 1055 1061; 
Preuschen [s. o. S. 370 2 ] 2 62ff.), im Index LX librorum (um 600 n. Chr.; 
vgl. Preuschen [s. o. S. 370 -] 2 68 ff.). Vgl. M. R. James, The lost Apocrypha 
of the OT, their titles and fragments collected, translated and discussed (Trans- 
lations of early documents i, 14), Ld. 1920; Szekely (s. o. S. 39O 2 ) noff.; 
Zahn (s. o. S. 373 3 ) 2, 295 ff. 

2 R. H. Charles, The Ethiopic version of the Hebrew book of Jubilees 
otherwise known among the Greeks as r\ \e.Ttrr\ f^vem?. Edited from 4 Mss 
and critically revised through a continuous comparison of the Massoretic 
and Samaritan texts and the Greek, Syriac, Vulgate and Ethiopic versions 
of the Pentateuch and further emended and restored in accordance with the 
Hebrew, Syriac, Greek and Latin fragments of this book which are here publish- 
ed in full (Anecd. Oxon., Sem. ser. 8), Oxf. 1895. F. Martin, Le livre des Jubiles. 
But et precedes de 1'auteur. Ses doctrines (Rb N. S.8, 321344 502533). 

3 A. M. Ceriani, Monumenta sacra et profana ex codicibus praesertim biblio- 
thecae Ambrosianae V, Mailand 1868/71, 19 24; C. Tischendorf, Apocalypses 
apocryphae, Lp. 1866, i 23 (Apocalypsis Mosis graece). 

4 W. Meyer, Vita Adae et Evae. Hrsg. und erlautert (Abh. d. k. bayr. AdW, 
philos.-philol. Kl. 14, 3, Munchen 1878, 185 250). 

5 V. Jagic, Slavische Beitrage zu den biblischen Apokryphen. I. Die alt- 
kirchenslavischen Texte des Adambuches (Denkschr. d. kais. AdW, phil.- 



392 II- Teil. Geschichte des all Kanons. Nr. 665 

iiberliefert. Der Streit Adams und Evas mit dem Satan- 
1st davon verschieden, aber doch grofienteils von den Adamsbiichern 
abhangig. 

665. 3) Das Buch Henoch ('Eviiix), hebraisch (Kap. i 5; 37 104) 
und aramaisch (Kap. 6 36) im 2. und i . Jahrhundert v. Chr. geschrieben, 
griechisch zum Teil, athiopisch ganz erhalten 1 , setzt sich aus ver- 
schiedenen Bestandteilen zusammen: Rede Henochs iiber das Gericht 
(i 5), Reise des Henoch durch Welt und Unterwelt (6 36), die Pa- 
rabeln des Henoch (37 71)2, das Buch von den Gestirnen (72 82), 
die Visionen Henochs (83 90), Mahnreden Henochs (91 105), Schlufi 
(106 1 08). Bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. herab wurde das Buch von 
einzelnen als inspiriert angesehen. Das slavisch erhaltene 
Henochbuch stammt aus dem Griechischen und ist ein selbstandiges 
Werk, wenn auch von dem voraus genannten Henochbuch abhangig 3 . 

Adjuex, genannt im Index LX librorum. 

Ein Noachbuch; vgl. Szekely (s. o. S. 39o 2 ) i, 482. 

Liber de Ogia; vgl. Decretum Gelasii. 

BxpXiov diroKpucpov T(JUV rpiujv TTatpiapxtiiv ; vgl. Constit. Apost. 
(M 5 i, 956) und u. Nr. 667. 



666. 4) Die Apokalypse Abrahams* (= 'Appadu) 4 , die In- 
quisitio Abrahae 5 und das Testament Abrahams* 6 sind von- 
einander verschieden. 

hist. Kl. 42, i), Wien 1893. Auch die syrische Schatzhohle gehort in den 
Kreis dieser Schriften (vgl. C. Bezold, Die Schatzhohle, syrisch und deutsch, 
Lp. 1883/88). 

1 J. Flemming, Das Buch Henoch. Athiopischer Text hrsg. (TU N. F. 7, i), 
Lp. 1902. Das Buch Henoch, hrsg. von J. Flemming und L. Radermacher 
(Die griech. christl. Schriftsteller der ersten drei Jahrh. 5), Lp. 1901 (S. 18 
bis 60 113 steht der griechische Text, von L. Radermacher beigegeben). 
*F. Martin, Le livre d'Henoch traduit sur le texte dthiopien, avec intro- 
duction et commentaires, P. 1906. 

2 *L. Gry, Les paraboles d'Henoch et leur messianisme, P. 1910. 

3 N. Bonwetsch, Das slavische Henochbuch (Abh. d. Gottinger GdW, 
philol.-hist. Kl. N. F. i, 3), B. 1896; Ders., Die Biicher der Geheimnisse He- 
nochs. Das sog. slavische Henochbuch (TU 44 [3. R. 14], 2), Lp. 1922. 

4 N. Bonwetsch, Die Apokalypse Abrahams. Das Testament der vierzig 
Martyrer hrsg. (Stud. z. Gesch. d. Theol. u. Kirche I, i), Lp. 1897. 

5 Vgl. Schiirer (s. o. S. 163 3 ) 3*, 337. 

6 M. R. James, The Testament of Abraham. The Greek text now first 
edited with an introduction and notes. With an appendix containing ex- 
tracts from the Arabic version of the Testaments of Abraham, Isaac and 
Jacob by W. E. Barnes (Texts and Studies, contributions to biblical and 
patristic literature, ed. by J. A. Robinson, 2, 2), Cambridge 1892. P. Riefiler, 
Das Testament Abrahams. Ein jiidisches Apokryphon (ThQ 106, 322) 
(eine Ubersetzung). Vgl. auch Schiirer (s. o. S. l63 3 ) 3*, 338. 



Nr. 669 Anhang. Apokrypha und Agrapha des AT. 393 

Testamentum Iacob (Job); vgl. Decretum Gelasii und u. Anm. 3. 
Leiter Jakobs; vgl. Schtirer (s. o. S. i63 3 ) 3 4 , 370. 

667. 5) Die Ai<x0f\Kai TUJV bujbeica TTaTpiapxtov -rOuv uiiuv 
'I a K u>{3, gegen das i. Jahrhundert v. Chr. hebraisch verfafit, vielleicht 
mit Ausnahme des apy "]$ ^rea nsiis * in christlich iiberarbeiteter grie- 
chischer Ubersetzung erhalten 2 , bieten eine Lebensbeschreibung der 
zwolf Sohne Jakobs, Mahmmgen und Weissagungen iiber die Zukunft 
der zwolf Stamme mit messianischem Einschlag 3 . 

'Imaficp irpocreuxn, nur dem Titel nach und aus Zitaten (Origenes) 
bekannt; vgl. Schiirer (s. o. S. i63 3 ) 3 4 , 359 f. 

668. 6) Joseph und Asenet, griechisch und in lateinischem 
Auszug und in andern Sprachen erhalten, wird auf einer jiidischen 
Grundlage beruhen 4 . 

669. 7) Der Titel AiroKdXuijnc; Munjo~euu wird fur das Buch der 
Jubilaen und die Adamsbucher gebraucht (s. o. S. 391), weil deren 
Inhalt als dem Moses geoffenbart erscheint. Die AiaGrjKY] Mujuaeuuq 
ist dasselbe, was gewohnlich 5 AvdXr|i|Mc; MvjvGiwq, Assumptio 
oder Ascensio Mosis heifit. Inhalt: in einer Ansprache an seinen 
Amtsnachfolger Josue weissagt Moses die Geschicke des Volkes Israel. 
Das Buch ist von 3 bis 70 n. Chr. entstanden, vielleicht hebraisch ge- 
schrieben 5 , ins Griechische und von da ins Lateinische iibertragen. 
In griechischer Sprache sind einzelne Zitate 6 , von der lateinischen Uber- 
setzung ist ungefahr die Halfte erhalten 7 . 

Dem Titel nach bekannt sind die eigentliche 'AvdXriM/i? oder 'Avdpaai? 
Mujuffeuuc,, ein AiroKpucpov Mouuaeu)? (vgl. Gal 6, 15 [s. o. S. 373]), ein 
BifJXoc; Xotuuv UUCTTIKIUV Muuuffeuuq, lavvfi? Kai Mauppn?, auch Poenitentia 
lamnis et Mambre genannt (vgl. 2 Tim 3, 8 [s. o. S. 373]), 'EXbdb KCXI 
Miubdb (vgl. Nm n, 26 29 [s. o. S. 376]). 

1 M. Gaster, The Hebrew text of one of the Testaments of the twelve 
patriarchs (PSbA 16, 33 49 109 117). Gegen die Urspriinglichkeit vgl. 
Schiirer (s. o. S. l63 3 )3 4 , 350. Fragmente des Testamentes Judas 
hat Charles (s. folg. Anm.) in seine Ausgabe aufgenommen. 

2 R. H. Charles, The Greek versions of the Testaments of the twelve 
patriarchs edited from 9 Mss together with the variants of the Armenian 
and Slavonic versions and some Hebrew fragments, Oxford 1908. 

3 Uber eine AxaGrjKri TOO dn^uTou Kai troXudOXou KOI ^aKapiou Mubp vgl. 
Mercati in ThR 11, 157; Strack (s. o. S. 3 2 ) 6 i79- 

4 Vgl. Schiirer (s. o. S. i63 3 ) 3*, 399 f.; P. Riefiler, Joseph und Asenath. Eine 
altjiidische Erzahlung (ThQ 103, i 22 145 183). 

5 Vgl. G. Holscher, Uber die Entstehungszeit der Himmelfahrt Moses 
(ZntW 17, 108127 149158). 

6 Jud 9 (s. o. S. 373 f.). Vgl. Schiirer (s. o. S. i63 3 ) 3 4 , 303. 

7 R. H. Charles, The Assumption of Moses translated from the Latin 
sixth century Ms, the unemended text of which is published herewith to- 
gether with the text in its restored and critically emended form, Ld. 1897. 



394 -II- Te ^- Geschichte des atl Kanons. Nr. 670 

670. 8) Der apokryphe Psalm 151 steht in der Synopsis Scripturae 
sacrae unter den kanonischen Schriften 1 . 

Ein EhpXiov diroKpuqpov AafJib nennen die Constit. Apost. (M B .i, 956). 

671. 9) Die i8aX|uo\oXouujvTOc; (oder YaX-rripiov ZoXouujvroc;) 
sind im i. Jahrhundert v. Chr. hebraisch verfafit und griechisch er- 
halten 2 . In einem syrischen Text wurden sie 1909 verbunden mit 42 
Oden Salomos (YaXuoi Ka\ qjbcti XoXouuwroc; bei Nikephorus) ge- 
funden. Letztere waren vorher aus Lactantius und aus der Pistis Sophia 
bekannt. Sie stammen wahrscheinlich aus christlichen Kreisen und werden 
im i. Jahrhundert n. Chr. entstanden sein 3 . 

672. 10) Die AiaGriKTi XoXouOuviog ist im i. Jahrhundert n. Chr. 
auf jiidischer Grundlage von einem griechischen Christen verfafit 4 . 

Contradictio (Interdictio) Solomonis; vgl. Decretum Gelasii. 
'HXiou diroKdXuv|;ic; ist aufier in Zitaten (i Kor 2, 9 [s. o. S. 373]) auch 
in einem lateinischen Fragment erhalten 5 . 

673. n) Die Ascensio Isaiae ('AvapcmKOV 'Haatou) besteht aus 
zwei selbstandigen Werken, einem Martyrium des Isaias, welches viel- 
leicht hebraisch geschrieben wurde ('AiroKpucpov c Ho~a'i'ou), und einer 
Apokalypse des Isaias ( c Hcra'iou opamc;) christlichen Ursprungs. Sie ist 
athiopisch erhalten, griechisch nur noch in einem Fragment vorhanden 6 . 

1 Aufgenommen bei Swete (s. o. S. I77 2 ) 2 2 , 415 ; vgl. H. H. Spoer, Psalm 151 
(ZatW 28, 65 68). Dazu und iiber weitere apokryphe Psalmen s. o. S. 233 1 . 

2 Veroffentlicht bei Ecker (s. o. S. 208) 18681931; Swete (s. o. S. I77 2 ) 
3 2 > 765 787; *J. Viteau, Les Psaumes de Salomon. Introduction, texte grec 
et traduction. Avec les principales variantes de la version syriaque (Docu- 
ments pour 1'etude de la Bible, Apocryphes de 1'AT), P. 1911. 

3 R. Harris and A. Mingana, The Odes and Psalms of Solomon. I. The 
text with facsimile reproductions. II. The translation with introduction and 
notes, Manchester 1916/20. *J. Labourt et P. Batiffol, Les Odes de Salomon. 
Une ceuvre chretienne des environs de 1'an 100 120. Traduction frangaise et 
introduction historique, P. 191 1 (vgl. Rb N. S. 7 8). A. Ungnad und W. Staerk, 
Die Oden Salomos. Aus dem Syrischen iibersetzt, mit Anmerkungen (Kleine 
Texte f. theol. u. philos. Vorles. u. Ub., hrsg. von H. Lietzmann, 64), Bonn 1910. 

4 C. C. McCown, The Testament of Solomon edited from Mss at Mount 
Athos, Bologna, Holkham Hall, Jerusalem, London, Milan, Paris and Vienna. 
With introduction (Untersuch. z. NT, hrsg. von H. Windisch, Heft 9), Lp. 1922. 

5 D. de Bruyne O. S. B., Nouveaux fragments des Actes de Pierre, de 
Paul, de Jean, d'Andre"e et de 1' Apocalypse d'Elie (Rben 25, 149 160). 
C.Schmidt, Apokalypse des Elias (ThLz 38, 764 f.); Ders., Der Kolophon 
des Ms. or. 7594 des Brit. Mus. Eine Untersuchung zur Elias-Apokalypse 
(SB d. preufi. AdW zu Berlin 1925, phil.-hist. Kl. 312321). Vgl. Schiirer 
(s. o. S. 163 3 ) 3 4 . 361 ff. Uber eine junge hebraische und koptische Apo- 
kalypse des Elias vgl. Szekely (s. o. S. 390 2 ) i, 489 ff. , 

6 R. H. Charles, The Ascension of Isaiah translated from the Ethiopic 
version which together with the new Greek fragment, the Latin versions 



Nr. 676 Anhang. Apokrypha und Agrapha des AT. 395 

674. 12) Die TTpocreuxn Mavafftfrj (35 Oratio Manassis), ein 
Siindenbekenntnis und Bufigebet des Konigs Manasses (698 643) und 
eine Erweiterung zu 2 Chr 33, i2f., ist wohl ein griechisch verfafites 
jiidisches Werk, welches nach der -Ubersetzung von Rg und Chr und 
vor dem 3. Jahrhundert n. Chr. geschrieben sein wird l . 

Die Zoqpoviou <x7roi<(iXuv|n ist aufier aus den Apokryphenverzeichnissen 
noch durch ein Zitat bei Klemens Alex. (67:6 Xocpovia, Strom. 5, n, 77 
[M e 9, 1 1 6]) und wohl auch aus koptischen Fragrnenten bekannt 2 . 

Ein YeuoeTriYpacpov 'AufJaKouu nennen die Synopsis Scripturae sacrae 
und der Index stichometricus Nicephori. 

675. 13) Tot Ttapa\enr6uev<x 'lepeuiou TOU irpocpr|Tou (ander- 
warts steht der Name des Baruch statt des Jeremias), eine Geschichte 
der Erlebnisse des Jeremias, in griechischer und andern Sprachen er- 
halten. Das Buch ist jiidischen Ursprungs, aber von einer christlichen 
Hand iiberarbeitet 3 . 

Ein Apocryphum Ieremiae kennen Euthalius und Hieronymus 4 . 

676. 14) Neben dem deuterokanonischen Bar (= i Bar) und dem 
eben erwahnten, auch nach Baruch genannten Apokryphon des Jere- 
mias (bei Charles [s. o. S. 12] 2, 528 ' = 4 Bar; bei Kautzsch [s. o. S. 12] 

2, 402 = 3 Bar) gibt es noch zwei Apokalypsen, welche nach diesem 
Propheten benannt sind: Die syrische Baruchapokalypse(= 2 Bar) 
erzahlt Geschicke des Propheten und Offenbarungen an ihn in der 
Zeit der Zerstorung Jerusalems (586); sie entstand nach der Zer- 
storung Jerusalems und wohl vor 4 Ezr, ist ursprunglich hebraisch ge- 
schrieben und in einer aus dem Griechischen stammenden syrischen 

and the Latin translation of the Slavonic is here published in full, Ld. 1900. 
A. Dillmann, Ascensio Isaiae, aethiopice et latine cum prolegomenis, ad- 
notationibus criticis et exegeticis, additis versionum latinarum reliquiis edita, 
Lp. 1877. *E. Tisserant, Ascension d'Isaie. Traduction de la version ethio- 
pienne avec les principales variantes des versions grecque, latines et slave, 
introduction et notes (Documents [s. o. S. 394 2 ]), P. 1909. 

1 Das Stuck ist in die -Ausgaben (bei Swete [s. o. S. I77 2 ] 3 2 , 802 ff.) und 
in die 23-Ausgaben (nicht in die sixtinische [s. u. Nr. 783]) aufgenommen. 

2 U. Bouriant in Memoires publics par les membres de la Mission archeo- 
logique francaise au Caire, i, P. 1889, 2, 243 304: Les papyrus d'Akhmim 
(Fragments de manuscrits en dialectes bachmourique et thebain. E. Frag- 
ments de 1' Apocalypse de Sophonie en dialecte bachmourique. F. Fragments 
du meme livre en thebain [260 279]). Andere sehen darin eine Elias- 
Apokalypse; vgl. Schiirer (s. o. S. i63 3 ) 3*, 367 ff. 

3 R. Harris, The rest of the words of Baruch, a Christian apocalypse of 
the year 136 A. D. The text revised with an introduction, Ld. 1889. Vgl. 
Schiirer (s. o. S. 163") 3 4 , 393 ff. 

4 Siehe o. S. 373 5 ; M g 85, 721 ; A. Vaccari S. J., Una giunta apocrifa (Bb 

3, 420422); Ders., Ancora I' Apocryphum Ieremiae (Bb 4, 312 314). 
Uber ein koptisches Fragment vgl. Schiirer (s. o. S. i63 3 ) 3*, 369 104 . 



396 II. Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 677 

Ubersetzung erhalten 1 . Die griechische Baruchapokalypse 
(bei Charles [s. o. S. 12] 2, 527 = 3 Bar; bei Kautzsch [s. o. S. 12] 
2, 402 = 4 Bar), seit 1897 bekannt, erzahlt von Offenbarungen, die 
dem Baruch in 5 (7) Himmeln zuteil wurden; sie ist im 2. Jahrhundert 
n. Chr. verfafit und ausziiglich in griechischer 2 und slavischer Sprache 
erhalten. 

Zitate der Kirchenvater wissen noch von weiteren Baruchapokalypsen 3 . 

YeubemYpacpa 3 leeKtri\ KCU Aavir|\ nennen die Synopsis Scripturae 
sacrae 4 und der Index stichometricus Nicephori. 

Eine Zaxapiou dirOKdXuijnc; oder ein Zaxapiou irarpos Muidvvou duo- 
Kpucpov steht in den Verzeichnissen unter den atl Apokryphen; dann 
konnte es sich nur um den Propheten Zacharias handeln 5 . 

15) 3 Ezr oder Ezr a, s. o. S. 172 f. 

677. 1 6) 4 Ezr (altester Name vielleicht "Etfopac; 6 TtpoqpriTn? oder 
"Ecrbpa diroKaXuijnc;) setzt sich aus drei verschiedenen Bestandteilen zu- 
sammen, die in den Hss noch getrennt sind: Kap. i 2, Kap. 3 14, 
Kap. 15 16 6 . Der mittlere Hauptteil . besteht aus Gesichten, welche 
Ezra schaute, Offenbarungen iiber die Zukunft und Endzeit, zum Teil 
in geheimnisvollen Bildern, die von Engeln gedeutet werden. Der 
Urtext war hebraisch. Die vorhandenen Texte, der lateinische 7 und 
die iibrigen, gehen auf eine griechische Vorlage zuriick, von der Kap. 3 
bis 14 noch erhalten sind 8 . DieseKapitel mogen im i. christlichen Jahr- 

1 Ceriani (s. o. S. 391 3 ) V 1 13180. Die Kap. 7887 (= Brief des Baruch) 
sind auch in der Londoner Polyglotte (s. u. 243, Nr. 822) und bei De La- 
garde (s. o. S. 278) 88 93 veroffentlicht. Ein griechisches Fragment 
(12, i 13, 2; 13, 1114, 3) bei B. P. Grenfell and A. S. Hunt, The Oxy- 
rhynchus Papyri 3, Ld. 1903, Nr. 403. 

2 Veroffentlicht von M. R. James in Texts and Studies (s. o. S. 392) 5, I : 
Apocrypha anecdota 3, Cambridge 1897, 84 94. 

3 Vgl. Charles (s. o. S. 12) 2, 471 ; Violet (s. u. Anm. 8). 

4 K. Holl, Das Apokryphon Ezechiel (Aus Schrift und Geschichte, Theol. 
Abh., A. Schlatter dargebr., Stuttgart 1922, 8598). Sze"kely (s. o. S. 390*) 
i, H3f. 

5 So Bardenhewer (s. o. S. 378 5 ) i 2 , 621 f. 

6 Die Zahlung der Ezr-Biicher im ganzen ist in alter Zeit sehr verschieden 
(vgl. Szekely [s. o. S. 390 2 ] i, 284 f.) und auch jetzt noch nicht einheitlich 
(Charles [s. o. S. 12] 2, 542 f. zahlt Kap. i 2 = 2 Ezr, Kap. 3 14 = 4 Ezr, 
Kap. 15 1 6 = 5 Ezr; vgl. J. Labourt, Le cinquieme livre d'Esdras [RbN. S. 6, 
412434]). 

7 4 Ezr ist in den Anhang der 33-Ausgaben aufgenommen, well sich das Buch 
in kirchlichen Kreisen hohen, zum Teil kanonischen Ansehens erfreute (s. o. 
S. 376). 

8 D. de Bruyne O. S. B., Quelques nouveaux documents pour la critique 
textuelle de 1'Apocalypse d'Esdras (Rbe"n 32, 43 47); Ders. , Fragments 
d'une apocalypse perdue (Rben 33, 97 109). B. Violet, Die Apokalypsen des 



Nr. 680 Anhang. Apocrypha und Agrapha des AT. 397 

hundert entstanden und nachtraglich am Anfang und am Schlufi er- 
weitert worden sein 1 . 

678. 17) 3 Makk berichtet von der wunderbaren Rettung der Juden 
in Alexandrian, welche Ptolemaus IV. Philopator (221 204 v. Chr.) nach 
217 v. Chr. aus Rache fur eine gottliche Strafe auf verschiedene Weise 
vernichten wollte. Das Buch wird, weil eine gewisse Ahnlichkeit des 
Inhalts dies nahelegte, nachtraglich an 2 Makk angereiht und dement- 
sprechend genannt worden sein (s. o. S. 194). Es ist griechisch verfafit 
und erhalten 2 . Die Entstehungszeit fallt zwischen das i. Jahrhundert 
v. Chr. und das i . Jahrhundert n. Chr. 

679. 18) 4 Makk, auch TTepi auTOKpatopog XoYitfuoO, De imperio 
rationis u. a. betitelt, eine Rede an die Juden, urn sie zu belehren, es 
sei leicht, fromm zu leben, wenn man der frommen Vernunft folge. 
Das Buch zeigt dies besonders an dem Martyrium des Eleazar und 
der sieben makkabaischen Briider. Es wird vielfach dem Josephus zu- 
geschrieben und ist zwischen 63 v. Chr. und der Mitte des i. Jahr- 
hunderts n. Chr. von einem griechisch schreibenden Juden verfafit 3 . 

Als 5 Makk zahlt die <5 p -Hs der Ambrosiana in Mailand das 6. Buch 
des Bellum Iudaicum von Josephus 4 . 

Auch mit TTToXeuaiKot in der Synopsis Scripturae sacrae scheint eines 
der Makk-Biicher gemeint zu sein 5 . 

680. Bei der Unsicherheit, welche der Begriffsbestimmung eines Apo- 
kryphons naturgemafi anhaftet, haben die alten Verzeichnisse noch 
andere Schriftentitel aufgenommen. Unter den neueren Be- 
arbeitungen nimmt Szekely (s. o. S. 390 2 ) die Sibyllinen und die Briefe 
Salomos an Hiram von Tyrus, Kautzsch (s. o. S. 12) den Aristeasbrief 
und die Sibyllinen, Charles (s. o. S. 12) den Aristeasbrief, die Sibyllinen, 
die Spriiche der Vater, die Ahikarerzahlung (s. o. S. i8of.) und die 
Fragmente des Sadokidischen Werkes, das S. Schechter 6 veroffentlicht 
hat, in die Zahl der atl Pseudepigraphen auf. 

Esra und des Baruch in deutscher Gestalt. Mit Textvorschlagen zu Esra 
und Baruch von H. GreCmann (Die griech. christl. Schriftsteller der ersten 
drei Jahrhunderte 18 u. 32, 1/2), Lp. 1910 u. 1922/24. 

1 J. Keulers, Die eschatologische Lehre des vierten Esrabuches (BSt 20, 2/3), 
Frb. i. Br. 1922. 

2 Der Text ist bei Swete (s. o. S. I77 2 ) 3 2 , 709728 veroffentlicht. Vgl. 
H. Willrich, Der historische Kern des III. Makkabaerbuches (Hermes 39 
[1904], 244258). 

3 Der Text ist bei Swete (s.o.S. I77 2 )3 2 , 729762 veroffentlicht. 

4 Veroffentlicht bei A. M. Ceriani, Codex Ambrosianus. Translatio Syra 
Pescitto (s. u. 229). Vgl. Schurer (s. o. S. i63 3 ) 1 3 , 98. 

5 Siehe Schurer (s. o. S. i63 3 ) 3* 492. 

6 Fragments of a Zadokite work edited from Hebrew Mss in the Cairo 
Genizah collection, now in the possession of the University library, Cambridge, 



398 II- Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 68 1 

198. Agrapha 1 . 

681. Darunter versteht man Texte, welche als inspiriertes Bibel- 
wort zitiert werden, sich aber in dem uns bekannten Umfang der 
Heiligen Schrift nicht finden 2 . Die atl Agrapha sind zuletzt 3 von 
A. Resch 4 gesammelt und von U. Holzmeister 5 erganzt worden. 



4. Zahl, Einteilung und Reihenfolge der Biicher 

im atl Kanon. 

199. Die Zahl der Biicher im atl Kanon. 

682. Die Anschauung, was im AT als eigenes Buch zu rechnen 
sei, war nicht immer dieselbe ; auch wurden einheitliche Biicher im 
Laufe der Zeit geteilt. Die jetzt iibliche Zahlung ergibt fur den 
atl Kanon 46 Biicher 6 . Seitdem die Juden in Zahlung und 
Teilung der Biicher sich nach der 35 richten, ohne die 7 deutero- 
kanonischen Biicher in ihre Ausgaben aufzunehmen, zahlt ihr AT 
39 Biicher. Da die friiheste . Zeit bei Sm, Rg, Ezr-Neh, Chr 
keine Teilung kannte, aufierdem schon spatestens seit Sir 49, 10 
die zwolf Kleinen Propheten als Zwolfprophetenbuch zusammen- 
genommen wurden, zahlte man in jiidischen Kreisen und bei 

and provided with an English translation, introduction and notes, Cambridge 
1910. W. Staerk, Die jiidische Gemeinde des Neuen Bundes in Damaskus. 
Ubersetzung der von Schechter veroffentlichten Geniza-Texte mit Noten 
(BFchrTh 27, 3), Giitersloh 1922. 

1 U. Holzmeister S. J., Unbeachtete patristische Agrapha. Eine exegetisch- 
patristischeUntersuchung(ZkTh38, 1 13 143; 39,98 118 801803). C.A.Knel- 
ler S. J., Agraphon zu Sap 7, 27 (ZkTh 49, 479 f.). A. Resch, Agrapha. Aufier- 
kanonische Schriftfragmente. Gesammelt , untersucht und hrsg. 2 (TU 30 
[N. F. 15], 3/4), Lp. 1906. L. Vaganay, Agrapha (VDB, Suppl. i, 159198). 
Vgi. auch E. Nestle, Nicht nachgewiesene Bibelzitate (ZatW 27, 299 301). 

' 2 Zur Begrififsbestimmung vgl. Holzmeister (s. o. Anm. i) 38, 113 ff. 

3 Altere Literatur s. bei Holzmeister (s. o. Anm. 1)38, 123; 39, 104 ff. 

4 Agrapha (s. o. Anm. i) 295 335, wo 62 Nummern gezahlt werden. 

5 Siehe ZkTh 38, 135 137, mit 3 Nummern (vgl. auch 39, 101 noff. 801 ff.). 

6 Innozenz I. fafit bei den 16 Propheten auch Lam und Bar mit Jer zu- 
sammen und nennt deshalb 44 Biicher (D. 11 96); ebenso Augustinus, De 
doctr. christ. 2, 8 (M 1 34, 41). Das Cone. Trid. (sess. 4 [D. 11 784]) zahlt 
45 Biicher auf (Lam ist unter Jer mitverstanden, Bar eigens gezahlt). Wenn 
man Ep. ler., wie es in alter Zeit geschah und wegen der Selbstandigkeit 
des Buches geschehen sollte, eigens rechnet, kommt man auf die Gesamt- 
zahl von 47 Biichern (so Institutiones biblicae [s. o. S. 10] I, 2). 



Nr. 68$ 4- Zahl, Einteilung u. Reihenfolge d. Biicher im atl Kanon. 399 

denjenigen Christen, die den jiidischen Kanon erwahnten oder 
ihn als mafigebend betrachteten, blofi 24 Biicher (4 Ezr 14, 
44 ff. [s. o. S. 357 f.]; Talmud, b. Baba batra f. I4 b f.; Viktorin von 
Pettau [gegen Ende des 3. Jahrh.] zu Apk 4, yff. JM 1 5, 324]; 
Hieronymus, Prol. gal.), spat mit YD bezeichnet. 

683. Die Zahl 22, die sich in jiidischen Kreisen gleichzeitig (Jo- 
sephus, C. Ap. i, 8), aber weniger haufig findet und von den christ- 
lichen Schriftstellern gewohnlich angegeben wird (Origenes, In Psalm, i 
[M e 12, 1084]; Hieronymus, Prol. gal.) 1 , ergab sich dadurch, dafi man 
Rut mit Jdc und Thr mit Jer zu je einem Buche vereinigte. Da diese 
Vereinigung keineswegs sich nahelegt, zudem die Zahl 22 vermuten 
lafit, dafi sie mit Riicksicht auf die Zahl der Buchstaben des hebraischen 
Alphabets gewahlt worden sei 2 , und aufierdem die Zahl 24 im Judentum 
besser bezeugt ist, wird letztere Zahlung mit grofterer Wahrscheinlich- 
keit fur urspriinglich zu halten sein 3 . 

200. Einteilung der Biicher des AT 4 . 

684. Schon im Prolog von Sir ist die Dreiteilung des jiidi- 
schen Kanons bezeugt, spater als tll"fi, D^M, D^SlFQ (Merk- 
wort *T3i) bezeichnet (vgl. Lk 24, 44). Die Zweiteilung (fTTW und 
sngti, rnin und nb3j3 u. a.) ist spater 5 . 

685. Die Gruppe derPropheten umfafite die Geschichtsbiicher 6 
aufier der Tora und die eigentlichen Propheten aufier Dn ; beide Unter- 

1 Nicht immer stimmen die aufgezahlten Biicher mit denen des jiidischen 
Kanons iiberein ; s. o. S. 378 ff. 

2 So schon Origenes, Hieronymus (s. o.). Manche finden in der 
Zahl 24 eine Riicksichtnahme auf das griechische Alphabet. Erst spat hat 
man in jiidischen Kreisen die Zahl 24 mit dem um 2 Buchstaben kiinstlich 
vermehrten hebraischen Alphabet (die 2 Jod in ^ n = Abkiirzung fur nirp) 
in Verbindung gebracht. 

3 Die Zahl 27 (unter Teilung von Sm, Rg, Ezr-Neh, Chr und gesonderter 
Zahlung von Rut oder Thr) kommt selten vor (Hieronymus, Prol. gal.; 
Epiphanius, Adv. haer. 8, 6 [M g 41, 213]) und wird mit Riicksicht auf die 
doppelte Form der funf Finalbuchstaben gebildet sein. Andere Zahlungen 
vgl. bei Swete (s. o. S. I3i 2 ) 220 ff. 

4 W. Riedel, Namen und Einteilung des atl Kanons (Atl Untersuchungen 
[s. o. S. 93 2 ] i, go 103). *O. Schmid, Uber verschiedene Einteilungen der 
Heiligen Schrift, insbesoiidere iiber die Kapitel-Einteilung Stephan Langtons 
im XIII. Jahrh., Graz 1892. 

5 Dagegen Blau (s. o. S. 140 3 ) 63. Lk 24, 27 ist zu vereinzelt, um als Zeug- 
nis fur die Zweiteilung gelten zu konnen. 

6 Ihre Verfasser gaben vielleicht Anlafi zur Benennung Propheten. Vgl. 
Josephus, C. Ap. i, 8; Buhl (s. o. S. 351) n f.; Riedel (s. o. S. 93 2 ) 91. 



4OO II- Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 686 

gruppen wurden spater 1 als B^V-MO B^ioa; (= vordere Propheten) und 
BTT;*? 'a (= hintere Propheten) unterschieden. 



686. Die dritte Gruppe hatte im Anfang keinen bestimmten Namen 
(vgl. Prol. von Sir [s. o. S. 357]). Doch findet sich die Bezeichnung 
B"3iir>|> = die Schriften schon im Talmud (b. Baba batra f. i4 b ), was 
die christlichen Schriftsteller zu T& dyioypaqpa weiterbildeten 2 . Als 
Untergruppen erscheinen die B^ian B^P?) (Pss, Prv, Job) und B^^rts '5 
(Dn, Ezr-Neh, Chr). Zwischen beiden standen die fiinf Rollen, wn 
^1> (Ct, Rut, Thr, Koh, Est), welche meist als eigene Abteilung hervor- 
treten 3 . Job, Prv, Pss (Merkwort P) heben sich durch das sog. poe- 
tische Akzentuationssystem von den iibrigen Biichern ab (s. o. S. 222), 
weshalb sie auch B^SPB genannt werden. 



687. Im Kanon der christlichen Kirche wurden die ge- 
schichtlich gewordenen Gruppen zerrissen, um sie hauptsachlich 
nach inhaltlicher Zusammengehorigkeit abzuteilen. 

So erweiterte man hie und da den Pentateuch um anschliefiende 
geschichtliche Biicher zum Heptateuch 4 oder Oktateuch 5 . Durchweg 
wurden die geschichtlichen Biicher von den eigentlichen Propheten 
getrennt und um die geschichtlichen Schriften aus dem dritten Teil 
des jiidischen Kanons vermehrt. Dn kam ebenfalls aus letzerem zu 
den Propheten. Den Rest der Hagiographa stellte man als poetische 
Schriften (o"Tixr|pd) meist vor die Propheten, wohl hauptsachlich, um 
mit letzteren zu den Evangelien, der Erfiillung der Prophetic, iiber- 
zuleiten 6 . Die salomonischen Schriften bildeten als irapaiveriKd gern 
eine selbstandige Untergruppe unter den atiXTlpd 7 , und die Pss konnen 
auch unter den Propheten eingereiht gefunden werden. 



1 Nach Riedel (s. o. S. 93 2 ) 91 schon Zach i, 3 f., nach Budde (s. o. S. 351) 7 
seit der Zeit der Massoreten, richtiger wohl erst seit den ersten gedruckten 
Bibeln (s. M. Lambert, Les premiers et les derniers prophetes [REj 66, 136 
bis 138]). Die Benennung bezieht sich demnach auf die Stellung in den 
Ausgaben. Anders Strack (s. o. S. 3 2 ) 6 i84 u. a. 

2 Vgl. Hieronymus, Prol. gal. Die hebraische Vorlage hierfiir, tcn^n "ore, 
wird fur das ganze AT gebraucht; vgl. Blau (s. o. S. 140 3 ) 63 88 4 U2 5 . 
t)ber den Namen ^rv v gl- J- Furst, Der Kanon des AT nach den Uber- 
lieferungen in Talmud und Midrasch, Lp. 1869, 55- 

3 Vgl. Wildeboer (s. o. S. 351) 109. Vereinzelt ist die Unterscheidung 
von B-y.-;a 's (Pss, Prv, Job) und B-atafj x a (Ct, Koh, Thr) (vgl. Talmud, b. Be- 
rachot f. 57 b ). Zu sonstigen Gruppierungen vgl. Swete (s. o. S. I3i 2 )2i8 
(Epiphanius) und Guidi (s. o. S. 387*) 170. 

4 Vgl. Swete (s. o. S. 13 1 2 ) 227 1 . 

5 Ps.-Chrysostomus (vgl. Swete [s. o. S. I3i 2 ] 219). 

6 @ 8A stellen die Propheten voran; vgl. Swete (s. o. S. I3I 2 ) 219. 

7 E. Nestle, Fiinf Biicher Salomos (ZatW 27, 294 297). 



Nr. 690 4. Zahl, Einteilung u. Reihenfolge d. Biicher im atl Kanon. 401 

688. Diese altkirchliche Gruppierung der atl Biicher 1st iiber die 
23 in das Abendland gekommen und im Laufe der Zeit zu unserer 
eingebiirgerten Dreiteilung des AT nach der Art des Inhalts ge- 
worden: Geschichtsbiicher (mit Einschlufi des Penta- 
teuchs), Lehrbiicher und prophetische Biicher 1 . 

Mit Ausnahme der Lam, die zu den Lehrbiichern bzw. zu den Lehr- und 
poetischen Schriften gehoren, und Jon, wo ausschlieftlich die Erzahlungs- 
form herrscht (s. o. S. 337), ist diese Gruppierung auch vom Standpunkt 
der Literaturgeschichte aus zutreffend. 

201. Reihenfolge der Biicher des AT. 

689. Aufier der erwahnten wechselnden Anordnung der drei 
grofien Gruppen haben sich im Laufe der Jahrhunderte die ver- 
schiedenartigsten Reihenfolgen der einzelnen Biicher innerhalb 
der Gruppen gebildet. Die friiher vorherrschende Praxis, die 
einzelnen Biicher je auf gesonderte Rollen zu schreiben 2 , war 
einer bestimmten Reihenfolge der Biicher nicht giinstig. Seit 
dem 4. Jahrhundert n. Chr. brachte die Kodexform des Buches 
(s-. .u. 206, Nr. 704) mehr und mehr eine feste Anordnung in 
die Aufeinanderfolge der Biicher des AT. 

690. Weil der Zusammenhang eine Umstellung ausschloft, war die 
Reihenfolge bei den fiinf Biichern Mosis am festesten 3 . Aber 
sofort nach dem Pentateuch beginnen die Verschiedenheiten. & und 
Hieronymus in der Ep. ad Paulinum setzen Job nach dem Pentateuch 
ein, wohl deshalb, weil in manchen Kreisen Moses als sein Verfasser 
gait 4 . In sicW gleich bleibender Ordnung folgen allenthalben Jos, 



1 E. Nestle, Geschichtsbiicher, Lehrbucher, Prophetische Biicher (Kirchl. 
Anzeiger f. Wiirttemberg, Lit. Beil. 5. Jahrg. [1908], Nr. 4, 16). 

2 Vgl. Blau (s. o. S. 140 3 ); Buhl (s. o. S. 351); Marx (s. o. S. 359 2 ); Ryle 
(s. o. S. 35 1)235 ff. 

3 Die Anordnung Nm-Lv des Melito von Sardes (vgl. ZatW 24, 319; 
Swete [s. o. S. 13 1 2 ] 226) diirfte einem Zufall zuzuschreiben sein, wenn sie 
auch im Kanon Mommsens und bei Leontius von Byzanz wiederkehrt 
(vgl. Swete [s. o. S. I3i 2 ] 212 207; E. Nestle, Deuteronomos und Numeri, 
Leviticus* [ZatW 24, 318 f.]), wie auch die Anordnung einer englischen Prokla- 
mation von 1536/38: Gn, Lv, Nm, Ex (s. ZatW 24, 318) auf einem Fehler 
beruht. 

4 Bei hebraischen Hss und Drucken mit der Folge: Pentateuch, fiinf 
Rollen, ist der liturgische Gebrauch mafigebend gewesen. Vgl. Ginsburg 
(s. o. S. 136 2 ) 3. 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 26 



402 H- Teil. Geschichte des atl Kanons. Nr. 691 

Jdc, Sm, Rg, die sich auch im Inhalt unmittelbar aneinander an- 
schliefien; nur stellen und 33 Rut zu Jdc 1 . 

691. Die Grofien Propheten schlieften sich nach dem jiidischen 
Kanon an Rg an, aber in alien moglichen Anordnungen 2 , fur die man 
schwerlich die Griinde auffinden kann 3 . Die Reihenfolge Is, Jer, Ez 
ist durch die 311 und die spanischen Hss in unsere Ausgaben ge- 
kommen 4 und wird auch von und 23 beibehalten. Letztere beide 
nehmen von der Gruppe der Hagiographa aufier Thr und Bar (+ Ep. ler.) 
als vierten Grofien Propheten Dn dazu 5 . Die Kleinen Propheten 
folgten und folgen immer nach den Grofien Propheten im jiidischen 
Kanon 6 ; in der griechischen Literatur kehrt sich die Stellung auch 
um, oder es werden die Kleinen Propheten als Ganzes (so Melito von 
Sardes) oder auch einzeln(so Junilius, Ebedjesu) mit den Grofien Propheten 
vermischt 7 . Die 23 folgt hierin dem hebraischen Kanon 8 . Die Kleinen 
Propheten untereinander ordnet die hebraische Bibel und mit ihr die 
23 so : Os, Joel, Am, Abd, Jon, Mich, Nah, Hab, Soph, Agg, Zach, Mai, 
wahrend die - griechische Anordnung der ersten sechs Propheten mit 
wenigen Ausnahmen die ist: Os, Am, Mich, Joel, Abd, Jon (Nah usw.), 
wodurch eine bessere Annaherung an die Chronologie erstrebt wurde 9 . 

692. Am meisten zersplittert in den drei Biichergruppen und wechselnd 
in der Aufeinanderfolge sind die sog. Hagiographa des jiidischen 
Kanons. Nicht weniger als acht verschiedene Ordnungen verzeichnet 
Ginsburg fur die hebraische Uberlieferung, wobei auf die Gruppe der 
Fiinf Rollen allein fiinf Variationen fallen 10 . Die in die Druckausgaben 
aufgenommene Reihenfolge : Pss, Prv, Job, Ct, Rut, Thr, Koh, Est, Dn, 
Ezr-Neh, Chr, ist die der deutschen Hss. In der griechischen Uberlieferung 
ist Rut bei Jdc, Thr und Dn sind bei den Propheten eingereiht worden. 
Aufierdem rechnete man ausnahmsweise Pss und auch Job zu den 
Propheten. Trotz aller Verschiedenheiten stehen die poetischen Biicher 
Job, Pss, Prv und die sog. salomonischen Schriften (einschliefilich Sir) 
gerne beisammen. Die geschichtlichen Biicher sind mit Vorliebe an 
die grofien geschichtlichen Biicher angereiht, Chr meist unmittelbar 

1 Hieronymus (Prol. gal.) setzt auch eine derartige jiidische Uberlieferung 
voraus; vgl. dazu Ryle (s. o. S. 351) 230 f. Selten kommt Chr, die iiber 
Rg zuriickreicht, auch vor i 4 Rg zu stehen (vgl. Swete [s. o. S. 13 1 2 ] 227). 

2 Vgl. Ginsburg (s. o. S. I36 2 ) 6: Jer, Ez, Is Jer, Is, Ez Is, Jer, Ez, wozu 
Ez, Is, Jer einiger Hss zu fiigen ist. 

3 Vgl. Blau (s. o. S. 140 3 ) 52. 

* Riedel (s. o. S. 93 2 ) 94 halt sie fur urspriinglich. 

5 Haufiger nach Ez als vorher; vgl. Swete (s. o. S. 13 1 2 ) 228. 

6 Vgl. Ginsburg (s. o. S. 136 2 ) 6. 7 <5 P : Is, Kl. Propheten, Jer, Ez. 

8 Swete (s. o. S. I3i 2 ) 227. 

9 Vgl. Swete (s. o. S. I3i 2 ) 227. Riedel (s. o. S. 93 2 ) 95 f. macht einen 
Versuch, die Reihenfolge der Kleinen Propheten in ihren Griinden zu erklaren. 

10 Introduction (s. o. S. I36 2 ) 7; vgl. 4. 



Nr. 693 4. Zahl, Einteilung u. Reihenfolge d. Biicher im atl Kanon. 403 

nach Rg; darauf folgt Ezr-Neh, Tob, Jdt, Est. Dagegen finden die 
beiden Makkabaerbticher vorwiegend ihre Stelle am Schlufi des AT. 
In der lateinischen Bibel 1st die Ordnung ebenso verschieden wie bei 
den Griechen 1 . Seit dem 13. Jahrhundert (wahrscheinlich durch Stephan 
Langton) biirgerte sich die Reihenfolge ein, welche die offizielle 25- 
Ausgabe aufgenommen hat 2 : Chr, Ezr-Neh, Tob, Jdt, Est, Job, Pss, Prv, 
Koh, Ct, Sap, Sir, (Propheten), Makk. Sie nahert sich der der B : Rg, 
Chr, Ezr-Neh, Pss, Prv, Koh, Ct, Job, Sap, Sir, Est, Jdt Tob, (Propheten). 
Die geschichtlichen Biicher sind dabei bis auf Makk zusammenge- 
nommen (vgl. s , der Makk auch noch dazu nimmt und die Propheten 
unmittelbar folgen lafit), Job unter den drei Biichern mit eigener mas- 
soretischer Akzentuation voran (so Epiphanius, Adv. haer. i, i, 5 [M? 41, 
2i3f.] u. a.) zu den geschichtlichen Biichern geriickt, Prv aber an den 
Schlufi dieser gesetzt und damit zugleich an die Spitze der salomonischen 
Biicher gebracht 3 . . 

693. Am nachsten steht der Reihenfolge des ganzen AT in der 
offiziellen 23-Ausgabe (Gn, Ex, Lv, Nm, Dt Jos, Jdc, Rut, 
i bis 4 Rg, iu.2 Chr, Ezr-Neh, Tob, Jdt, Est Job, Pss, Prv, Koh, Ct, 
Sap, Sir Is, Jer, Lam, Bar, [Ep. ler.], Ez, Dn, Os, Joel, Am, Abd, 
Jon, Mich, Nah, Hab, Soph, Agg, Zach, Mai i u. 2 Makk) der 
Kanon des Konzils von Karthago 397 (D. 11 92), wo aber die 
Kleinen Propheten den GroCen vorausgehen und TOD, Jdt, Est 
und Ezr-Neh zwischen Dn und Makk eingeschoben sind 4 . 

1 S. Berger (Histoire de la Vulgate pendant les premiers siecles du moyen 
age, P. 1893, 306) kennt 212 verschiedene Aufzahlungen der lateinischen 
Bibel; vgl. ebd. 331339. 

2 Berger (s. o. Anm. 1)304. 

3 Uber die mutmafilichen Motive und die Vorlaufer dieser Einreihung in 
der 93 vgl. Berger (s. o. Anm. i) 301 f. 

4 Gleich nahe scheint zu stehen Ms. Bibl. Nat. Paris Nr. 173, wo nur Ezr 
von Tob, Jdt, Est eingereiht ist. Vgl. Berger (s. o. Anm. i) 334, Nr. 77. Die 
Anordnung der libri sapientiales untereinander ist freilich weder aus deni 
Konzilsdekret noch aus den Angaben bei Berger zu ersehen. ; 



26* 



III. TeiL Der Text des AT. 



a) Von den Sprachen des AT. 

202. Allgemeines. 

694. Der Inhalt des AT, wie er in den Biichern des atl Kanons vor- 
liegt, 1st in uns nicht sofort verstandlichen Sprachen abgefaftt worden 
und im Lauf der Jahrhunderte durch verschiedene frerade Idiome hin- 
durchgegangen. Dabei hat er eine Reihe von Veranderungen erlitten. 
Deshalb mufi die Einleitung in das AT sich auch noch in gewissem 
Umfang mit Fragen beschaftigen, welche den Text des AT betreffen. 

Von den vielen Sprachen, in denen das AT vorliegt, kommen fur 
die atl Einleitung vorziiglich die Grundsprachen und aufierdem von den 
Sprachen, in denen Ubersetzungen des AT vorhanden sind, jene in Be- 
tracht, welche fur die Feststellung des Urtextes und die Textgeschichte 
von Wert sind. 

203. Die Grundsprachen des AT J . 

695. Die Mehrzahl der Biicher des AT ist in hebraischer 2 
Sprache abgefafit, einem semitischen 3 Dialekt, der mit dem Pho- 

1 S. Ronzevalle, Langues et Ventures en Israel (RchScr 7, 353 417). 

'* H. Bauer und P. Leander, Historische Grammatik der hebraischen 
Sprache des AT I, Halle a. S. 1922. Gesenius-Kautzsch (s. o. S. 55 l ; 29 He- 
braische Grammatik, mit Benutzung der von E. Kautzsch bearbeiteten 28. Auf- 
lage von Wilhelm Gesenius' hebraischer Grammatik verfaCt von G. Berg- 
strafier, i. u. 2. Lief., Lp. 1918/26). C. Steuernagel, Hebraische Grammatik 
mit Paradigmen, Literatur, Ubungsstiicken und Worterverzeichnis (Porta 
linguar. or. i) 7 , B. 1926. H. L. Strack, Hebraische Grammatik mit Ubungsbuch 
(Clavis linguar. sem. i) 13 , Miinchen 1917. V. Zapletal O. P., Grammatica 
linguae hebraicae cum exercitiis et glossario studiis academicis accommodata 3 , 
Paderborn 1921. W. Gesenius' hebraisches und aramaisches Handworter- 
buch iiber das AT, bearbeitet von F. Buhl 17 , Lp. 1921. Konig (s. o. S. 239 5 ). 

3 Seit dem Ende des 18. Jahrh. so genannt, weil hauptsachlich von Volkern 
gesprochen , die nach Gn 10 von dem Patriarchen Sem abstammen. 
Vgl. T. Noldeke, Die semitischen Sprachen. Eine Skizze 2 , Lp. 1899. 



Nr. 697 a) Von den Sprachen des AT. 405 

nizischen und Moabitischen den kanaanaischen Zweig der nord- 
westsemitischen Sprachgruppe bildet 1 . 

Gemeinsam mit dem Aramaischen kann diese Sprachgruppe mit dem 
Siidwestsemitischen, in Arabisch und Abessinisch zerfallend, zur grofieren 
westsemitischen Gruppe zusammengenommen werden und steht dem 
Ostsemitischen, gewohnlich Assyrisch-Babylonisch, neuerdings mit Vor- 
liebe Akkadisch genannt, gegeniiber 2 . 

696. Wenige Bestandteile atl Biicher sind aramaisch geschrieben: 
Gn 31, 47 (2 Worte); Ezr 4, 7 6, 18; 7, 12 26; Jer 10, 1 1 ; Dn 2, 4 
bis 7, 28 3 , und zwar in einem westaramaischen Dialekt, der wegen 
seiner Besonderheit das Biblisch-Aramaische (Chaldaische) 4 ge- 
nannt wird 5 . 

697. Das Griechische ist fur 2 Makk (s. o. S. 204) und wohl 
auch fur Sap (s. o. S. 268 f.), vielleicht auch fur einen Teil von 
Bar (s. o. S. 307 f.) Grundsprache, fur Tob, Jdt, I Makk, Sap, einen 
Teil von Sir, Bar und fur die sog. deuterokanonischen Stucke von 



1 Der Volksname B^?? kommt schon Gn 14, 13, als ^abiri in den Tell 
el-Amarna-Briefen (s. o. S. 118) vor; als Name einer Sprache verwendet das 
Wort Sir (Prol. {5pai<JTi, von aram. s^a?). Die Bezeichnung wird gewohnlich 
von ">a = Jenseitsgebiet abgeleitet (anders W. Spiegelberg, Der Name der 
Hebraer [OrLz 10, 618 620]). Manche Exegeten lassen den Volksnarnen 
Hebraer nur zum Teil mit den Israeliten zusammenfallen (vgl. Jirku [s. o. 
S- 57 6 ]). ~ Dieselbe Sprache heifit Is 19, 18 u. 6. l??3 r>sto oder n-ntti: (4 Rg 18, 
26 u. 6.). 

- C. Brockelmann, Grundrifi der vergleichenden Grammatik der semitischen 
Sprachen, 2 Bde., B. 1913 ; Ders., Semitische Sprachwissenschaft (Samml. 
Goschen 291) 2 , B. 1916. H. Zimmern, Vergleichende Grammatik der se- 
mitischen Sprachen. Elemente der Laut- und Formenlehre, B. 1898. 

8 Ehedem mag auch das eine oder andere jetzt in anderer Sprache er- 
haltene Buch aramaisch geschrieben gewesen sein (z. B. Tob [s. o. S. 175], 
Jdt [s. o. S. 183]). 

4 Vom Land- und Volksnamen a^s. C^S, **i*1$ <ipafiaTo?). Vgl. S. Schiffer, 
Die Aramaer. Historisch-geographische Untersuchungen, Lp. 1911. Der 
Name chaldaisch ist durch Hieronymus entstanden, der aus Dn 2, 4 schlofi, 
dafi die dort genannten DTos = Chaldaei sich dieser Sprache bedienten 
(s. 0.8.32 1 3 ). 

5 H. Bauer und P. Leander, Grammatik des Biblisch-Aramaischen, Halle a. S. 
1927. E. Kautzsch, Grammatik des Biblisch-Aramaischen, Lp. 1884. K. Marti, 
Kurzgefafite Grammatik der biblisch-aramaischen Sprache (Porta linguar. 
or. i8) 3 , B. 1925. H. L. Strack, Grammatik des Biblisch-Aramaischen samt 
Texten und Worterbuch (Clavis linguar. or. 4), Miinchen 1921. 



406 HI- Teil. Dier Text des AT. Nr. 698 

Est und Dn die Sprachform, in der diese Biicher und Abschnitte 
nach Verlust des Urtextes erhalten sind 1 . 

204. Sprachen der atl Ubersetzungen. 

698. Infolge der Tatigkeit der christlichen Missionare wird es kauni 
mehr eine menschliche Sprache geben, in welche die Bibel nicht iiber- 
setzt worden ware (s. u. Nr. 699 unter Darlow). Als Mittel, den urspriing- 
lichen Text des AT wiederherzustellen, kommen nur die alteren Uber- 
setzungen und mit. ihnen nur eine beschrankte Anzahl von 
Ubersetzungssprachen in Frage : Griechisch, Lateinisch, Syrisch, 
Aramaisch, Koptisch, Athiopisch, Armenisch, Georgisch, Gotisch, 
Arabisch. 

b). Der hebraisch-aramaische Text. 

205. Literatur. Vorhebraischer Urtext? 

699. T. H. Darlow and H. F. Moule, Historical catalogue of the printed 
editions of Holy Scripture in the library of the British and foreign Bible 
society, 2 Bde., Ld. 1903/12. A. Geiger, Urschrift und Ubersetzungen der 
Bibel in ihrer Abhangigkeit von der inneren Entwicklung des Judentums, 
Breslau 1857. Ginsburg (s. o. S. is6 2 ). F. G. Kenyon, Our Bible and 
the ancient Mss. A history of the text and its translations , Ld. 1879, 
3 1898 (4. Ausg. 1911). J. Le Long, Bibliotheca sacra, P. 1723 (Mss, Bibel- 
ausgabeh ; Kommentare mit Grammatiken und Lexika) ; emendata, sup- 
pleta, continuata ab A. G. Masch, Halle a. d. S. 1778/90 (De editionibus 
textus originalis ; de versionibiis librorum sacrorum [or., griech., lat.]) (vgl. 
Strack [s. o. S. 3 2 ] 6 199). A. Loisy, Histoire critique du texte et des versions 
de la Bible. I. Histoire du texte hebreu de 1'AT, Amiens 1893. Peters (s. o. 
S. H5 1 ). Urtext und Ubersetzungen der Bibel in ubersichtlicher Darstellung. 
Sonderabdruck der Artikel Bibeltext und Bibeliibersetzungen aus der 
PRE 3 , Lp. 1897 (= UtUb). T. H. Weir, A short history of the Hebrew text 
of the OT, Ld. 1899. 

700. Die gegenwartige Form des hebraisch-aramaischen 
Textes verrat an vielen Stellen, dafi er uns nicht mehr in der 
Gestalt vorliegt, in der er aus der Hand der Verfasser der ein- 
zelnen Biicher hervorging. Sie ist das Ergebnis einer langen, 
wechselvollen Geschichte, deren Kenntnis vielfach den 
Weg zeigt, auf dem man am besten wieder dem Urtext nahe- 
kommt. 

1 Uber die besondere Gestalt des Griechischen, welche diese Bestandteile 
des AT aufweisen, s. u. 



Nr. 702 b) Der hebraisch-aramaische Text. 407 

701. Trotz mancher Versuche ist es noch nicht gelungen, fur irgend 
ein Buch des AT iiberzeugend nachzuweisen, dafi es in Keilschritt ge- 
schrieben und in babylonischer Sprache verfafit sei 1 . Die semitische 
Buchstabenschrift reicht in so friihe Zeit zuriick, dafi sie schon fiir 
die altesten Biicher des AT zu Gebote stand 2 . Infolgedessen darf das 
hebraisch-aramaische Sprachgewand mit der althebraischen Schrift als 
fester Ausgangspunkt der atl Textgeschichte gelten. 

206. Technische Voraussetzungen der Niederschrift 
und Uberlieferung des Textes. 

702. Die Geschichte des atl Textes beginnt genau genommen schon 
vor der ersten Niederschrift, besonders wenn der Verfasser seine 
Gedanken durch Worte an den Schreiber weitergeben mufite. Das 
fremde Medium, durch das die Mitteilungen des Schriftstellers hindurch- 
gehen mufiten, konnte in verschiedenem Umfange auf ihren Inhalt ab- 
farben (vgl. Jeremias und Baruch [s. o. S. 299 f.]). Auch fur spater ist die 
Weiterleitung des Inhalts der atl Biicher durch Diktat fast ebenso 
wichtig wie die Abschrift von vorliegenden Texten. Ja selbst bei letz- 
terer ist das Gehor an den Vorgangen beteiligt und durchaus nicht ohne 
mitbestimmenden Einflufi 3 . Sollte einmal die psychologische Forschung 
die Hohe und Genauigkeit der naturwissenschaftlichen und technischen 
Methoden erreichen, so konnte auch manche blofie Vermutung iiber 
die Vorgange bei der Niederschrift und Uberlieferung des Textes zur 
sicheren Erkenntnis werden. 



1 C. R. Conder, The first Bible, Ld. 1903. E. Naville, Archaeology of the 
OT. Was the OT written in Hebrew? Ld. 1913 (nach ihm ware noch eine 
aramaische Zwischenform anzunehmen, aus der erst das AT um die Zeit 
Christi ins Hebraische ubertragen worden sei). P. Riefiler, Die Ursprache 
des Buches Daniel (BZ 3, 140 145); Ders., Der Urtext der Biicher Esdras 
und Nehemias (BZ 4, 113 118); Ders., Das AT und die babylonische Keil- 
schrift (ThQ 93, 493 504). H. Winckler, Altorientalische Forschungen, 3. R., 
Lp. 1902, I, 165 174. Dagegen J. A. Kelso, Were the early books of 
the OT written in cuneiform? (Festschr. f. E. Sachau, 6.1915, 113124). 
E. Konig, Das AT und die babylonische Sprache und Schrift (NkZ 24, 87 
bis 118; vgl. ZdmG 64, 715732). 

2 Die noch umstrittenen Inschriften vom Sinai, welche seit den Forschungen 
von W. M. Flinders Petrie (Researches in Sinai, Ld. 1906, 129) bekannt ge- 
worden sind (s. Taf. 2, Bild i), scheinen ein im wesentlichen semitisches 
Buchstabenalphabet schon fur die Zeit vor 1500 v. Chr. vorauszusetzen. 
Vgl. Eisler (s. o. S. 56 5 ). Anders A. H. Gardiner, Der agyptische Ur- 
sprung des semitischen Alphabets (ZdmG N. F. 2 [77], 92 120). 

3 Vgl. Blau (s. o. S. I40 3 ) 185 f. Eine Ubermittlung mehrfacher Art 
nimmt an H. A. Redpath, The present position of the study of the Septua- 
gint (AmJTh 7, i 19). 



408 ni - Teil. Der Text des AT. Nr. 703 

703. Vielleicht liefien sich auch aus dem Stoffe, mit dem man die 
Schriftziige sinnfallig machte (Tinte), aus den Instrumenten, mit denen 
man schrieb, aus dem Material, auf welches man schrieb, noch aus- 
giebigere Erkenntnisse iiber die Geschichte des Bibeltextes gewinnen 1 . 
Vom Schreibmaterial, das Natur und Kunst dem Schreibenden 
darbot, kommt das meiste 2 auch fur die Bibel in Betracht: Steintafeln 
(Ex 24, 12 u. 6.), Holz- oder Metalltafeln (Is 8, i) werden gelegentlich 
erwahnt; Tontafeln, gebrannt und ungebrannt, waren in dem Lander- 
gebiet, in dem das AT entstand, so verbreitet, dafi man zur Annahme ver- 
sucht werden konnte, es seien biblische Biicher anfanglich auf solchen 
geschrieben gewesen 3 . Als beachtlich fur die Textkritik ist die Frage 
betrachtet worden, ob die biblischen Texte von Anfang an auf dem 
dauerhaften Pergament standen und selten den Gefahren einer Um- 
und Abschrift unterworfen waren, oder ob das leicht vergangliche und 
rasch abgeniitzte Schreibmaterial aus Papyrus haufige Erneuerung er- 
forderte. Doch ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob die Juden 
auf Tierhaute und Pergament schrieben 4 . Beim Stammwort von "f5 
Buch ist die Bedeutung abschaben zu spat bezeugt,"um als ur- 
semitisch zu gelten. Abwaschbar (vgl. Nm 5, 23) war auch Papier 5 , 
wie auch die Rolle als Buchform nicht auf Pergament beschrankt war. 
Papyrus als Schreibmaterial reicht in die friiheste Zeit der agyptischen 
Geschichte zuriick 6 , und von dort her erhielt das Volk Israel die ersten 
Kultureinfliisse, weshalb andere sich fur Papier als altestes Schreib- 
material fur die Biicher des AT entscheiden 7 . 

704. Die Rolle als Buchform 8 , welche alter ist als die zusammen- 
gefalteten Lagen (etwa seit dem 475. Jahrh. n. Chr.) 9 , fiihrte infolge ihrer 
bestimmten Ausdehnung nicht blofi zu Zusammenfassung und Teilung 

1 Blau (s. o. S. 140 3 ) 9 ff. L. Low, Beitrage zur jiidischen Altertums- 
kunde. i. Graphische Requisiten und Erzeugnisse bei den Juden, Lp. 1870. 
E. A. Steglich, Skizzen iiber Schrift- und Biicherwesen der Hebraer zur Zeit 
des Alten Bundes, Lp. 1876. 

2 Abgesehen vom gewachsenen Felsen (vgl. jedoch Job 19, 24) und vom 
menschlichen Korper. 

3 Siehe o. S. 407. Vgl. den Kauf brief Jer 32, n und Taf. i, Bild 2. 
* So Kenyon (s. o. S. 406) 3 2i ; Konig (s. o. S. 2 2 ) 15*. 

5 A. Erman, Agypten und agyptisches Leben im Altertum, Tub. [1886], 93 f.; 
2 von H. Ranke, B. 1923, 535. 

6 Vgl. L. Mitteis und U. Wilcken, Grundziige und Chrestomathie der 
Papyruskunde I, Lp. 1912, xxvm I. 

7 So Riehm (s. o. S. 12) 2 i436 a ; Weir (s. o. S. 406) 22. Schon im 5. Jahr- 
hundert v. Chr. haben die Juden in Elephantine auf Papyrus geschrieben 
(s. o. S. i8i 3 u. Taf. 2, Bild 3). 

8 Siehe Taf. 3, Bild 3. 

9 Vgl. T. Birt, Das antike Buchwesen in seinem Verhaltnis zur Literatur, 
B. 1882; U. Wilcken, Zur Geschichte des Codex (Hermes 44 [1909], I5of.). 



Nr. 706 b) Der hebraisch-aramaische Text. 409 

der biblischen Biicher, wie manche glauben 1 , sondern konnte bei um- 
fangreichen Biichern auch zu verhaltnismafiig kleiner Schrift zwingen 2 . 

207. Die Schriftform und der atl Text. 

705. Viel wichtiger als die sonstigen Aufierlichkeiten des alt- 
orientalischen Buchwesens 1st das Schriftbild der atl Biicher 
fur die Geschichte des Textes. Auch wenn das AT von Anfang 
an in der semitischen Buchstabenschrift 3 niedergeschrieben worden 
ist, sind noch verschiedene Schriftformen moglich und ist besonders 
die Entwicklung der Schriftziige in den Jahrhund.erten zu beachten, 
in denen Niederschrift und Abschrift der atl Biicher erfolgten. 

706. Abgesehen von kleineren landschaftlichen und zeitlichen Unter- 
schieden kommen zwei wichtigere Schriftformen in Frage: die 
phonizische oder althebraische Schrift ("T?? aw>, [T2>~?] T?3 '=, 
nwiaV 'a)*, deren fruheste Denkmaler die Siloah-Ihschrift (8. Jahrh. v. Chr.) 5 , 
der sog. MesY-Stein (9. Jahrh. v. Chr.) 6 , die in Zengirli 1902 gefundene 
Kalumu-Inschrift (9. Jahrh. v. Chr.) 7 und vielleicht noch viel altere 
Inschriften 8 darstellen, und die sich nach der Uberlieferung zur sama- 

1 Vgl. o. S. 140 4 . So Blau (s. o. S. I4o 3 ) 47 f. ; H. S. J. Thackeray, The 
bisection of books in primitive Septuagint Mss (JthSt 9, 88 98) u. a. 

2 Vgl. Hieronymus, Comm. in Ez 20, 43 f. (M 1 25, 209). 

3 Das semitische Buchstabenalphabet wird teils von der babylonischen 
Bilderschrift, teils von Hieroglyphen, teils von der Bilderschrift beider Kultur- 
kreise, wohl auch von den Kretern oder auch von geometrischen Figuren 
abgeleitet. Vgl. M.-J. Lagrange, Ou en est la question de 1'alphabet? 
(RScphth I, 281294). 

4 Siehe Taf. 2, Bild 2. Vgl. M. Lidzbarski, Handbuch der nordsemiti- 
schen Epigraphik nebst ausgewahlten Inschriften, Weimar 1898, iSg 3 . 
Vielleicht ist schon in alter Zeit ein phonizischer und hebraischer Zweig 
zu unterscheiden (s. ebd. 175 ff. 183 ff.). 

5 Viel spater datiert sie W. Caspar!, Die Siloainschrift ein Werk der nach- 
exilischen Renaissance (NkZ 22, 873 905 907 934). 

6 Siehe Taf. 2, Bild 2 (4. und 9. Kol.). Vgl. Lidzbarski (s. o. Anm. 4) 
41 5 f. und Tafelband Nr. I. Die Echtheit wurde ofter bestritten, zuletzt 
durch Storr (s. o. S. 56*). 

7 Zengirli s. Taf. i, Bild i, i e. Vgl. J. Hehn, Die Inschrift des Konigs 
Kalumu (BZ 10, 113124). 

8 Die Ausgrabungen im phonizischen Byblos (1919 ff. ; s. Taf. I, Bild i, 2 d) 
haben eine Sarkophaginschrift zu Tage gefordert, welche aus dem 13. Jahr- 
hundert stammen soil (s. Taf. 2, Bild 2 [2. und 7. Kol.]). L.-H. Vincent O. P. 
(Les fouilles de Byblos [Rb 34, 161 193] 192) datiert deshalb den Anfang 
der semitischen Buchstabenschrift in den Anfang des 18. Jahrh. v. Chr. Vgl. 
H. Grefimann, Byblos (ZatW N. F. 2, 225242) 239. Ahnlich Eisler (s. o. 
S. 5 6 S ). 



HI- Teil. Der Text des AT. Nr. 707 

ritanischen Schrift 1 weiterentwickelte, und die aramaische Schrift 
wsitiK 's), welche sich spater zum Zuge der sog. Quadratschrift 
'a, Ruckiibersetzung des Namens ins Hebraische?) umgestaltete 2 . 



707. Welche Rolle diese verschiedenen Schriftformen in 
der Uberlieferung des hebraischen AT spielten und welche Be- 
deutung sie fur die Wiederherstellung des urspriinglichen Textes 
haben, dariiber herrschen verschiedene Meinungen. 

i) Eleazar von Modin (-j- 135) erkannte keinen Wechsel in der Schrift 
an 3 . Im wesentlichen kommt auf das gleiche die Ansicht derjenigen 
hinaus, welche eine geradlinige Entwicklung der althebraischen Schrift 
zur Quadratschrift annehmen und sie ohne fuhlbaren Bruch aus inneren 
Bildungsgesetzen erklaren 4 . 

2} Nach der jiidischen Tradition wurde das Gesetz dem jiidischen 
Volke urspriinglich in hebraischer Schrift (^32 7 3) gegeben, in 
den Tagen des Ezra aufs neue in assyrischer Schrift ("n^Ki r D) 5 . 
Mit Ausnahme der Zeitbestimmung ist die Mehrzahl der Exegeten 
gleichfalls der Meinung, daft einmal die geradlinige Entwicklung 
der Schriftformen des westlichen Alphabets unterbrochen wurde 
durch Einfuhrung der ostlichen aramaischen Schriftform, oder 
dafi wenigstens die hebraische Schrift ihre letzte Gestalt unter 
maBgebendem EinfluC des ostlichen Alphabets gewonnen habe. 
Diese Annahme macht die Uberlieferung, die von ein.em Schrift- 
wechsel im AT weifi, ihrem wesentlichen Kern nach verstandlich, 
wird gestiitzt durch die Ahnlichkeit des spateren Schriftzuges 
mit der ostlichen Alphabetform und entspricht der geschichtlichen 
Lage, welche einen iiberwiegenden Einflufi des Ostens auf den 
Westen nach dem babylonischen Exil einleitete. 

1 Siehe Taf. 3, Bild 3 (auf der aufieren Umhiillung der Rolle treten die 
samaritanischen Buchstabenformen klar hervor). 

2 Zur Entwicklung der Schrift vgl. aufier Taf. 2, Bild 2 noch Taf. 2, 
Bild 3; Taf. i, Bild 3; Taf. 3, Bild i; Taf. 4, Bild i; Taf. 3, Bild 2. 
Unterformen der Quadratschrift sind der etwas eckige Schriftzug der deut- 
schen und polnischen Juden (nin 'a) und die mehr abgerundete Form der 
spanischen und orientalischen Juden (sj'w.i ':: = welsche Schrift). Raschi-Schrift 
nennt man eine weiterentwickelte Kursivform der Quadratschrift, die beim 
Druck der Raschi-Kommentare neben dem Bibeltext gebraucht wurde. Vgl. 
Buhl (s. o. S. 351) 207. 

3 Talmud, b. Sanh. f. 22 a . Vgl. Ginsburg (s. o. S. 136*) 289. 

4 So H. L. Strack, Schreibkunst und Schrift bei den Hebraern (PRE I7 3 
[1906], 766775). 

5 Talmud, b. Sanh. f. 2i b . 



Nr, 708 b) Der hebraisch-aramaische Text. 411 

3) Fur einen doppelten Schriftwechsel vom althebraischen Zug zum 
samaritanischen unter ostlicherri Einflufi und dann wiederum zum ein- 
greifenderen Wandel in den aramaischen Schriftzug nach dem Exil, wie 
ihn R. Kittel ehedem vertrat 1 , konnen keine hinreichend gewichtigen 
Griinde angefuhrt werden 2 . 

708. Als Zeit, in der sich dieser Schriftwechsel voll- 
zog, hat die jiidische Uberlieferung kaum richtig die des Ezra 
festgehalten. 

Die friihesten Belege fur den Bestand der Quadratschrift (Mt 5, 18, 
Inschrift der "wi *sa am Jakobusgrab in Jerusalem [i. Jahrh. v. Chr.], In- 
schrift von Arak el-Emir im Ostjordanland [176 v. Chr.]) reichen hierfur 
nicht weit genug zuriick. Die spatesten urkundlichen Zeugnisse dafiir, 
dafi der Gebrauch der althebraischen Schrift noch fortdauerte (Miinzen 
der Makkabaerzeit, aus der Zeit des Bar Kochba [urn 130 n. Chr.], Form 
von wni in den Abschriften griechischer Ubersetzungen), reichen doch, 
obwohl bei ihnen eine gesuchte Altertiimelei nicht ganz ausgeschlossen 
scheint, viel zu weit herab, um den Schriftwechsel schon ins 5. Jahr- 
hundert v. Chr. zu verlegen. Wenn wir ihn dem 3. bis i. Jahrhundert 
v. Chr. zuschreiben 3 , so ware nur bei den jungsten Biichern des AT 
der Einflufi der althebraischen Schrift weniger zu vermuten, und die 
-Ubersetzung miifite nach der herkommlichen Datierung (s. u. 214) 
Anzeichen des Schriftwechsels in wachsendem Mafie aufweisen. Die 
Ubersetzungsfehler, welche tatsachlich auf verwechselbare Buchstaben 
und damit auf das Alphabet der hebraischen Vorlage schliefien lassen, 
sprechen weder eindeutig fiir die Quadratschrift 4 , noch erweisen sie 
durchweg althebraische Buchstabenformen 5 ; ebensowenig lassen sich 



1 Uber die Notwendigkeit und Moglichkeit einer neuen Ausgabe der 
hebraischen Bibel, Lp. 1902, 14 ff.; vgl. auch Peters (s. o. S. us 1 ) 3 ig. 
R. Jehuda (} 210 n. Chr.) lehrte einen Wechsel von der heiligen Quadratschrift 
zur fy? '^ (= samaritanische Schrift) wegen der Sunden des Volkes, dann 
nach geiibter Bufie wieder Riickkehr zur Quadratschrift (Talmud, b. Sanh. 
f. 22 a ). Vgl. Ginsburg (s. o. S. is6 2 ) 290. 

2 Die Tatsachen, auf die sich Kittel dabei stiitzt, sind hinreichend er- 
klart, wenn man in den Schriftformen der verschiedenen Stufen keine starren, 
unveranderlichen Zeichen erblickt. Der archaistische Gottesname STIST in den 
griechischen Ubersetzungen (aufier bei 'A auch bei I. und in -Hss fest- 
gestellt ; das TTITTI, womit Origenes und Hieronymus die archaistische Form 
des Namens ffvr vergleichen, scheint einer reinen Quadratschriftform des 
Gottesnamens zu entstammen) kann als zuverlassiger Ausgangspunkt deshalb 
nicht betrachtet werden. weil die vermeintlichen archaistischen Buchstaben 
durch verschiedene Abschreiberhande beeinfluGt sein konnen. 

3 Wutz (Die Psalmen [s. o. S. I94 2 ] xxiv) lafit die aramaische Schrift ins 
6., ja 7. Jahrh. v. Chr. zuriickreichen. 

4 So Buhl (s. o. S. 351) 203 ff. 5 So Ginsburg (s. o. S. 136 2 ) 291 ff. 



412 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 709 

die einzelnen Biicher des AT auf die beiden Schriftformen verteilen *, 
sondern die sicheren Anhaltspunkte gestatten hochstens die Vermutung, 
dafi die -Ubersetzung in letzter Linie auf ein Ubergangsalphabet mit 
Merkmalen beider Schriftformen zuriickgeht 2 . 

208. Andere Auflerlichkeiten im Schriftbild und 

Text des AT. 

709. Schon in alter Zeit bestand die Moglichkeit, durch Zeichen die 
einzelnen Worte voneinander zu trennen 3 . Trotzdem wird die 
jiidische Uberlieferung, daft Moses das Gesetz wie ein Wort 4 , also 
in scriptio continua aufgezeichnet habe, durch manche Anzeichen ge- 
stiitzt. Dadurch erklaren sich die abweichenden Wortabteilungen in 
der Uberlieferung des 9It 5 , bei der Ubersetzung ins Griechische 6 und 
auch noch bei der Ubertragung ins Lateinische 7 . Vielleicht ging der 
friih bezeugte Gebrauch der Worttrennung wieder verloren oder wurde 
von Anfang an nicht andauernd und klar genug durchgefuhrt. Die 
sog. Finalbuchstaben ("57?) 8 kommen erst ziemlich spat als Worttrenner 

1 So Konig (s. o. S. 2 2 ) 105 *. 

2 So Driver (s. o. S. 144 3 ) 2 LXivff.; J. Fischer, Das Alphabet der LXX-Vor- 
lage im Pentateuch. Eine textkritische Studie (AtAbh 10, 2), Mstr. i. W. 1924 ; 
Kittel (s. o. S. 41 1 1 ) 20 ff.; Swete (s. o. S. I3I 2 ) 320 f. Mit beachtenswerter 
Bestimmtheit behauptet Wutz (Die Psalmen [s. o. S. 194 2 ] xxill), dafl die ein- 
wandfreie Beibringung eines Beispiels althebraischen Schriftwechsels seine 
Schwierigkeit haben wird ; die schwierigsten Lesarten konnten mit ara- 
maischen Schriftformen wiederhergestellt werden. 

3 Bereits in den Briefen aus Tell el-Amarna (s. o. S. 118) findet man 
rote oder schwarzrote Punkte, um die einzelnen Worte abzugrenzen (vgl. 
Miketta [s. o. S. 118] 9). Ebenso kennen Mesa'-Stein und Siloah-Inschrift (vgl. 
Lidzbarski [s. o. S. 409*] 415) sowie die samaritanische Schrift eine Wort- 
trennung. 

4 J. Morinus, r^iatt r^iss. Exercitationes biblicae de Hebraei Graecique 
textus sinceritate usw., P. 1633, 196 f. Vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) i 2 , 262 f. 

5 Die 9JC weifl von zwei oder vier Listen, welche verschiedene Wort- 
trennungen enthalten (vgl. Ginsburg [s. o. S. 1 36 2 ] 1 58 f. 296 f.). Aufierdem fordert 
der Sinn an zahlreichen Stellen eine andere Wortabteilung, als sie iiberliefert 
ist (vgl. S. Klein, Mitteilung [iiber Heriiberziehung des Schlufibuchstabens 
zum folgenden Worte] [MGWJ 60, 159 f.]; M. Giidemann, Die Liebe. die Grund- 
lage des hebraischen Gebetes [ebd. 59, 145 155] 148 f.; M. Brann, Mitteilung 
[ebd. 60, 1 60]). 

6 Z. B. Nm 23, 10 Kal TI? dpiGjtiria'eTcu *>s& "ft* (31? "'I? 1 '? 5 !). Weitere Bei- 
spiele bei Delitzsch (s. u. S. 423 2 ) 2 ff. ; Kittel (s. o. S. 41 1 1 ) 27; Swete (s. o. 
S. 13 1 2 ) 322. 

7 Z. B. Prv 18, 3 in profundum, assta (); 3WAZ0: a:> jsa= r|\6e KOI. 

8 E. Nestle, Zu den hebraischen Finalbuchstaben (ZatW 27, 1 19 f.) ; vgl. 
ebd. 278284. 



Nr. 712 b) Der hebraisch-aramaische Text. 413 

in Betracht l und zeigen die gleiche Unsicherheit wie die Worttrennung 
iiberhaupt 2 . 

710. Die iiberaus zahlreichen Abkiirzungen in der nachbiblischen 
jiidischen Literatur lassen schliefien, dafi sie auch bei der Uberlieferung 
des Bibeltextes eine grofie Rolle spielten. Tatsachlich enthalten der 
921 und die Ubersetzungen ( und 35) viele Anzeichen hierfur 3 . 

711. Obwohl schon die MesY-Inschrift den seiikrechten Strich, die 
Elephantine-Papyri (s. o. S. 84 2 ) ein anderes Zeichen alsSatztrenner 
aufweisen, deutet die verschiedene Versabteilung der 9It und der dar- 
auf hin, dafi es ehedem keine oder keine unzweideutig erkennbaren Satz- 
zeichen gab 4 . 

712. Zu einer gleichmafiigen Lange der Zeilen in der Weiter- 
iiberlieferung des Textes hatte manches Anlafi geben konnen: dichte- 
rischer Bau des Textes, die Notwendigkeit, Verweise zu ermoglichen, 
Berechnung des Schreibersoldes und des Verkaufspreises. Doch ist 
man im Forschen nach einer textkritisch merkbaren Stichometrie 5 iiber 
blofie Annahmen 6 und Versuche 7 nicht hinausgekommen. Auf festerem 
Boden steht man, wenn man die stichische Schreibung dichte- 
rischer Stiicke feststellen will. Die alphabetischen Gedichte (s. o. 
S. 2i8f.) setzten von Anfang an die Ubung voraus, die poetischen Ein- 
heiten (Stichen oder Verse) je in eigene Zeilen zu setzen. Fiir Ex 15, 
Dt 32, Jdc 5, 2 Sm 22 war diese Schreibart eigens gefordert 8 ; in den 
Bibelausgaben begegnen noch andere stichisch geschriebene Gedichte. 

1 Wohl erst seit dem I./2. Jahrh. n. Chr. (vgl. Ginsburg [s. o. S. 136 2 ] 297 if.). 
Hieronymus (Prol. gal.) und der Talmud (z. B. b. Sabb. f. 104") kennen sie. 

2 Die 9It kennt auch hierfur zwei Listen von Verschiedenheiten (vgl. 
Ginsburg [s. o. S. I36 2 ] 163), und die folgt darin einer eigenen Uberlieferung 
(vgl. Fell [s. o. S. 3 2 ] ioi 2 ). 

3 Vgl. C. D. Ginsburg, The text of the Hebrew Bible in abbreviations 
(Journ. of Philol. 28 [1903], 254 270); F. Perles, Analekten zur Textkritik 
des AT, Miinchen 1895, 4 35 ; Ders., Zu den Abbreviaturen im Hebraischen 
(Archiv f. Stenographic 59, 186); N. Peters, Die jiidische Gemeinde von Ele- 
phantine-Syene und ihr Tempel im 5. Jahrh. v. Christi Geburt, Frb. i. Br. 
1910, io 3 . 

4 Das Satzzeichen des pics syio zu setzen, war fur die Synagogenrollen ver- 
boten; vgl. Buhl (s. o. S. 351) 213. 

5 Vgl. C. Graux, Nouvelles recherches sur la Stichometrie (Revue de philo- 
logie 2 [1878], 97 143); W. Liidtke, Die Stichometrie der Bibel nach Ananias 
von Sirak (Zentralbl. f. Bibliothekswesen 30 [1913], 216220); F. Ritschl, 
Opuscula philological, Lp. 1866, 74 112 170 196828 834. 

6 Vgl. Kittel (s. o. S. 41 1 *) 76. 

7 Vgl. Peiser (s. o. S. 342) ; N. Peters, Vertikale Doppelschreibung als Fehler- 
quelle im Buche Job (ThG 14, 106 I io). 

8 Traktat Sopherim 12 (s. o. S. 222 *). 



414 III. Teil. Der Text des AT. Nr. 713 

Hieronymus kannte Prbpheten, Psalmen, salomonische Schriften ver- 
sibus descriptos, welche eine dichterische Form vortauschen konnten l . 

713. Mit der Frage nach der Zeilenlange beriihrt sich nahe die Ko- 
lumnenschreibung, welche die Rollenform des Buches in der alten 
Zeit notwendig machte (vgl. Jer 36, 23) 2 . Daft der Umfang einer Ko- 
lumne an manchen Stellen Lesarten erklart, ist durch Beispiele sicher- 
gestellt 3 . Zur Annahme einer Normalkolumne 4 in alter Zeit reichen die. 
Beweise nicht hin. 

714. Da die dichterischen Zeilen sich zu zwei oder mehreren zu einem 
Satz mit abgeschlossenem Sinne zusammenfiigten, konnte sich dadurch 
leicht ein weiterer grofierer Textbestandteil, der Vers, bilden und auch 
auf die Prosastiicke des AT iibertragen werden 5 . Tatsachlich kannte 
schon die Misna Verse (o^p.iep) 6 , welche aber nicht iiberall gleich 
gezahlt wurden 7 . Die Verse werden an einem Zeichen aufierlich 
kenntlich gewesen sein 8 . 

715. Die nachstgrofiere Abteilung des Textes bilden die kleinen 
Par a sen, welche einige dem Sinne nach zusammengehorige Verse 
umfassen und als geschlossene (rtwp? nurs, wenn ein Zwischenraum inner- 
halb der Zeile eingefugt war) und als offene (fi^ 5 "? ' B , wenn der Zwischen- 
raum auf Ende und Anfang der Zeile fiel) unterschieden wurden 9 . Fur 

1 Praef. in Is (in der 23-Ausgabe von Hetzenauer [s. u. Nr. 785]). Vgl. 
dazu Kittel (s. o. S. 411 J ) 74 f. Fiir griechische Hss vgl. Swete (s. o. S. I3i 2 ) 
344 f. 2 Vgl. Blau (s. o. S. 140 3 ) 116 ff. 

3 Gn 3, 16 und 4, 7 b will G. H. Box (Genesis IV. 7 and III. 16. A sug- 
gestion [ExpT 10, 425 f.]) so erklaren. Zu Ps i, 6 vgl. Zapletal (s. o. S. 142*) 
133 ; zu Ps 132 vgl. Zenner (s. o. S. 212 *) iv; zu Ps 93 (94), 14 und 94 (95), 4 
vgl. Wutz (s. o. S. 244 5 ) LVI; vgl. BZ 3, 122127; 4. n8. 
. 4 So Blau (s. o. S. I4o 3 ) 122 ff. 

5 So Buhl (s. o. S. 351) 223 ; Kittel (s. o. S. 411 J ) 76. Letzterer halt es auch 
fur moglich, dafi die Verse in der Poesie und Prosa sich gleichzeitig und 
selbstandig gebildet hatten. Weir (s. d. S. 406) 93 leitet diese Textabteilung 
davon her, daB man in der synagogalen Praxis kleine Abschnitte brauchte, 
da der Meturgeman, welcher den vom Vorleser vorgetragenen Text zu ver- 
dolmetschen hatte, sie in die aramaische Volkssprache iibertragen muCte. 

6 Vgl. M. Friedmann, Die Verseinteilung in der Tora nach dem Talmud 
und Midras (hebr.) (Hakedem. Vierteljahrsschrift fur die Kunde des alten 
Or. und die Wiss. des Judent. i [1907], 1 16 123 149 155) ; L. Blau, Neue maso- 
retische StudienQqR 16, 357372)364 372; s. ebd. 9, 122 144; 10, 471 490. 
7 Vgl. Talmud, b. Kiddusim f. 30" ; Friedmann (s. Anm. 6) ; Ginsburg (s. o. 
S:i36 2 )68ff. 

8 Vielleicht durch Zwischenraume (J?T?B), spater durch Punkt (vgl. Traktat 
Sopherim 3, 7 [s. o. S. 222 4 ]). . 

9 Vgl. Ginsburg (s. o. S. I36 2 ) gff. Spater unterschied man sie durch 
eingesetztes D und 3. Bei Propheten und Hagiographen wurde diese Text- 
abteilung auf sehr mannigfache Weise durchgefuhrt. 



Nr. 717 b) Der hebraisch-aramaische Text. 415 

die Sabbatlesungen zerfiel der Pentateuch in 54 grofte Par a sen, die 
auf verschiedene Art kenntlich gemacht wurden *. Die entsprechenden 
Abschnitte aus dem iibrigen AT hiefien Haphtaren 



716. Die als Ordnungen (a^e) bezeichneten Abschnitte, 154 167 
im Pentateuch, 452 im ganzen AT 3 , fallen entweder mit dera drei- 
jahrigen Zyklus der Gesetzeslesungen bei den Palastinensern zusammen 4 , 
oder sie dienten als Anhaltspunkte, um beim Erklaren des Bibeltextes 
auf sie hinweisen zu konnen 5 . Die Kapiteleinteilung, wie sie 
jetzt auch in den hebraischen Bibelausgaben angewendet wird, ist von 
R. Selomo ben Ismael (i33o) 6 aus der 55 7 entlehnt worden. Die Vers- 
einteilung der 33 8 fand erst in den hebraischen Drucken Eingang 9 . 

209. Die sog. Punktation des atl Textes. 

717. Mit dem Ursprung des semitischen Alphabets wird es zusanimen- 
hangen, dafi anfanglich nur Konsonanten ohne die Vokale geschrieben 
werden konnten 10 . Die Notwendigkeit, Ersatzzeichen fiir die Vokale 
zu suchen, stellte sich so friih ein, daft uns keine atl Schriftdenkmaler 

1 U. a. auch durch 3 und BCD ; so die Ausgabe des 3It von Baer-De- 
litzsch (s. u. 211, Nr. 730). Bei einem dreijahrigen Turnus wurden 153 
oder 175 grofie Parasen unterschieden ; vgl. A. Biichler, The reading of the 
law and prophets in a triennal cycle (JqR 5, 420 468; 6, i 73). 

2 Von "IEE entlassen, also Entlassung, weil diese Lesung am SchluC 
des Gottesdienstes stattfand. Sie wurden auf verschiedene Weise gekenn- 
zeichnet. Nach L. Venetianer (Ursprung und Bedeutung der Propheten- 
lektionen [ZdmG 63, 103 170]) soil die Haphtarenlesung erst durch juden- 
christliche Kreise im Synagogalgottesdienst Eingang gefunden haben. 

3 Vgl. Ginsburg (s. o. S. 136 2 ) 32 ff. 

* So Buhl (s. o. S. 351) 228; Ginsburg (s. o. S. i^6 2 ~) 32; Weir (s. o. S. 406) 96. 

5 Vgl. Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) 1 5 , 107. 

6 Vgl. Ginsburg (s. o. S. I36 2 ) 25 (nicht erst in der Konkordanz von Isaak 
Natan [15. JahrhJ). In den hebraischen Bibeldrucken erscheint die Ka- 
piteleinteilung nicht vor 1517. 

7 Nach einzelnen vorausgegangenen Versuchen von Stephan Langton 1206 
durchgefuhrt ; vgl. Schmid (s. o. S. 399* und u. Nr. 784). 

8 Die Siebenteilung der Kapitel(a g) stammt von Hugo a S. Caro(f 1263); 
sie findet sich in einem Inkunabeldruck der 23, Basel 1495 (Mitteilung von 
Herrn Kollegen B, Walde, Dillingen a. D.) und ist erst in der neuesten Zeit 
aus Missale und Brevier verschwunden. 

9 1556 in der Pss- Ausgabe von Sabionetta, 1571 im ganzen AT durch die 
Antwerpener Bibelausgabe des Arias Montanus (vgl. Ginsburg [s, o. S. .I36 2 ] 
107 f.). 

10 H. Schafer, Die Vokallosigkeit des phonizischen Alphabets. Gedanken 
zur Geschichte des Alphabets (Zeitschr. f. agypt. Sprache u. Altertumskunde 52 
[I9I5195-98]). 



416 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 718 

ohne solche Zeichen erhalten sind. Durch allmahliche Entwicklung der 
Sprache kam es im Laufe der Zeit, dafi einige wenige Konsonanten (8m*) als 
Lesemutter (matres lectionis, fi8" v :i53 &&, litterae quiescentes) auch die 
Vokalzeichen ersetzen mufiten *. Die Verwendung solcher Konsonanten 
als Vokalzeichen, auch Vokalbuchstaben genannt, wurde, je mehr man 
sich an sie gewohnte, urn so ausgedehnter fur notwendig gehalten, so 
dafi sie im 921 zahlreicher als in der Vorlage der anzutreffen sind 
und im nachbiblischen jiidischen Schrifttum ungemein haufig vorkommen. 

718. Als die jtidischen Gelehrten mit der griechischen Sprache eine 
Schrift mit eigenen Zeichen fur die Vokale kennen lernten, suchten 
sie durch griechische Transkriptionen des hebraischen Textes 
die Vokallesung zu sichern 2 . Solche Transkriptionen machen es auch 
begreiflich, dafi nicht selten die vokalische Aussprache festgelegt er- 
scheint, noch ehe tatsachlich die gebrauchlichen Vokalzeichen in die 
hebraische Schrift eingefiihrt wurden. , Hieronymus 3 und der Talmud 4 
kennen die Vokalisation der hebraischen Schrift, aber keine Vokalzeichen. 
Dagegen begegnet in der altesten hebraischen Bibelhandschrift (10. Jahrh.) 
bereits die vollkommen ausgebildete Punktation, welche die zu sprechen- 
den Vokale genau angibt und aufierdem noch eine Reihe von Zeichen 
setzt, die man als Akzente erklart 5 . 

719. Die Ausstattung der Konsonantenschrift mit Vokalzeichen, die 
sog. Punktation, entwickelte sich zu mehreren Systemen, von denen 
das der Schule von Tiberias e am langsten bekannt ist und offiziell auf- 
genommen wurde, auch die infralineare Punktation genannt 7 . Dem 

1 A. Rahlfs, Zur Setzung der Lesemiitter im AT (Nachr. d. k. GdW zu 
Gott., philol.-hist. Kl. 1916, 3, 315347). 

2 *F. Wutz, Die Transkriptionen von der Septuaginta bis zu Hieronymus, 
Lief, i (Texte und Untersuch. zur vormasoretischen Grammatik des Hebraischen, 
hrsg. von P. Kahle, II [BWAT N. F. 9]), Stuttgart 1925, 36 if. Nach ihm 
(S. 144) fanden sie seit etwa 350 v. Chr. in mehreren Schichten Eingang. 

3 Vgl. Ginsburg (s. o. S. I36 2 ) 445 ff. 

4 Vgl. b. Baba batra f. 2i b ; b. Sopherim 4, 9 (s. o. S. 222*). Dazu J. Neu- 
bauer, Zwei miCverstandene Stellen zur Frage der hebraischen Punktation 
(OrLz 19, 7680), der die Tatsache anders erklart. 

5 Ginsburg (s. o. S. 136 2 ) 452 verlegt die Entstehung der Punktation in die 
Zeit von 650 680. 

6 Fur einige Zeit Sitz des -p? ^ (s. o. S. 353; Taf. i, Bild i, 3d). 

7 K. Budde, Zur Gesch. der tiberiensischen Vokalisation (Orientalische Stu- 
dien, Th. Noldeke zum 70. Geburtstag gewidmet, Giefien 1906, 2, 651657). 
P. Kahle, Masoreten des Westens (Texte u. Untersuch. [s. o. Anm. 2]) I [BWAT 
N. F. 8]), Stuttgart 1927. Letzterer glaubt, dafi eine palastinische Punktation 
mit mannigfachen Versuchen vorausging. Deren Aussprache schlofi sich an die 
der 2. Kolumne der Hexapla (s. u. Nr. 755) an. In noch friihere Zeit fiihren 
die Transkriptionen zuriick, die Wutz (s. o. Anm. 2) bearbeitet hat. Vgl. dazu 
schon den Versuch einer Grammatik der Onomastiker (F. Wutz, Onoma- 



Nr. 720 b) Der hebraisch-aramaische Text. 417 

trat (etwa seit 1840 bekannt) das zuerst babylonisch, dann jemenisch 
oder (nach der iiberwiegenden Stellung der Zeichen) supralinear ge- 
nannte System zur Seite 1 . Im Laufe der Jahre stellte man noch weitere 
Punktationssysteme fest 2 . Da es schon friih Mittel gab, die vokalische 
Aussprache der Worte zu bestimmen und weiter zu iiberliefern 3 , so 
werden die Punktationssysteme im wesentlichen die richtige Aussprache 4 
bieten, wenn auch der Wechsel im Laufe der Jahrhunderte dabei in 
Betracht zu ziehen ist 5 . 

210. Der massoretische Text des AT. 
720. Die Arbeit der Punktatoren (Dp.S) zwischen dem 7. und 



9. Jahrhundert n. Chr. war die letzte umfangreichere Tatigkeit am 
AT, und eine ungefa'hr tausendjahrige Textgeschichte war damit 
zum Abschlufi gekommen. Nach der Uberlieferung arbeiteten 
am hebraisch-aramaischen Text des AT die Sopherim vielleicht 
schon seit dem Ende des babylonischen Exils bis zur Synode 
von Jabne (urn 100 n. Chr.) 6 , die Tannaim (= Lehrer der Misna) 
bis ins 3., die Talmudisten (Amoraer) bis ins 5 . Jahrhundert 
n. Chr., und dann die Massoreten (SrhiSBJl ^?3), die Sammler 



stica sacra. Untersuchungen zum Liber interpretationis nominum hebrai- 
corum des hi. Hieronymus [TU 40 f. (3. R., iof.)], Lp. 1914/15, 578 672). 

1 Siehe Taf. 3, Bild 2. 

2 P. Kahle, Beitrage zur Geschichte der hebraischen Punktation (ZatW 21, 
273 317); Ders., Der masoretische Text des AT nach der Uberlieferung der 
babylonischen Juden, Lp. 1902; Ders., Masoreten des Ostens. Die altesten 
punktierten Hss des AT und der Targume (BWAT 15), Lp. 1913; Ders., 
Die masoretische Uberlieferung des hebraischen Bibeltextes (in Bauer-Leander 
[s. o. S. 404 2 ], 6-9, S. 71162). 

3 Vgl. Uttib (s. o. S. 406) 8 und o. S. 415 f. t Nr. 717 f. 

4 Woher die Vokalisation stammt, ist noch nicht einwandfrei festgestellt. 
Jedenfalls ist manche echte alte Uberlieferung darunter. 

5 A. Rahlfs, Uber Beeinflussung der atl Vokalisation durch jiingere 
Sprachpraxis (Festschr. f. F. C. Andreas, Lp. 1916, 129 136). Kunstliche 
Bildungen, Einfliisse exegetischer Anschauungen u. a. sind wohl ebenfalls zu 
erwarten (vgl. P. Kahle, Die iiberlieferte Aussprache des Hebraischen und 
die Punktation der Masoreten [ZatW 39, 230 239] ; Ders., Die Punktation 
der Masoreten [41. Beih. z. ZatW, Giefien 1925, 167172]). Es liegt nahe, 
auch an die Einwirkung der alien Transkriptionen zu denken (z. B. beim sog. 
Patah furtivum [eine Transkription vonGutturalen?], bei der Verlegung derVer- 
dopplung vom Schlufi der Form in das Innere des Wortes [sog. aramaische 
Bildung der Verba yV]; vgl. E. Kautzsch, Die sog. aramaisierenden For- 
men der Verba ^ im Hebraischen [Oriental. Studien (s. o. S. 416 *) 2, 771780]). 

6 Siehe o. S. 353. 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 27 



418 III. Teil. Der Text des AT. Nr. 721 



der tiberlieferung (rrifel [auch PrhDEn]) \ bis urn 700 n. Chr., 
welche die textkritischen Ergebnisse der Vergangenheit zusammen- 
stellten, ordneten und fortfuhrten 2 . 

721. Das Material der Uberlieferung, welches aus den verschiedenen 
Zeiten stammte, fugten die Massoreten teils den einzelnen Bibel-Hss 
bei dann stand es an deren oberem und unterem Rande in voller 
Ausdehnung (massora marginalis magna) oder neben dem Text und 
zwischen den Kolumnen gekiirzt und im Auszug (massora marginalis 
parva); teils wurde es von den Bibel-Hss getrennt in selbstandigen 
Werken aufgespeichert 3 . 

722. Nach dem, was der heutige Zustand des Textes noch er- 
kennen lafit, muB eine Zeit ziemlich ungebundener Textiiber- 
lieferung vorausgegangen sein, der dann allerdings eine sorg- 
faltige Bearbeitung des Textes aus alien erreichbaren 
Zeugen 4 und nach einer durchdachten Methode folgte 5 . Die 
Textanderungen, welche wegen inhaltlicher Bedenken, oder um 
bestimmten Tendenzen zu dienen 6 , vorgenommen wurden, konnen 
vor diese Kompilation fallen, waren aber auch noch in einer Zeit 
denkbar, in welcher der Text im wesentlichen nach seiner kritischen 
Seite hin als abgeschlossen und unveranderlich gait. Die Un- 
veranderlichkeit des amtlich festgestellten Textes wurde im Laufe 
der Zeit immer strenger gehandhabt, so dafi man schliefilich 

1 G. Wildeboer, ica (ZatW 29, 73 f. ; vgl. ebd. 218220). 

2 Ginsburg (s. o. S. I36 2 ) 287 468: The Massorah, its rise and develop- 
ment (er lafit auf die Sopherim sofort die Massoreten folgen). H. Hyvernat, 
Petite introduction a 1'etude de la massore (Rb n, 551 563; 12, 529 549); 
Ders., Le langage de la massore. B. Lexique massoretique (Rb N. S. i, 
521 546; 2, 203 234 515 542). Nach Kahle (s. o. S. 4i6 7 ) 20 dauerte die 
Arbeit der Massoreten noch bis ins 13. Jahrh. fort. 

3 Gewohnlich stand an der Spitze ein Verzeichnis von Wortern, die im 
AT mit und ohne i vorkommen, beginnend mit <"&53 F&SK ; vgl. S. Frens- 
dorff, Ochla We-ochlah, Hannover 1864. Ginsburg (s. o. S. I36 2 ) 464 verweist 
auf hsl vorhandene Exemplare. Der Traktat niajran T? tojpn (iiber die Akzente) 
ist bei Ginsburg (s. o. S. I36 2 ) 983 ff. neu herausgegeben. 

4 Darunter scheint neben den griechischen Transskriptionen (vgl. Wutz 
[s. o. S. 416 2 ] 112 117: Griechisches Material im hebr. Konsonantentext ?) 
auch die selbst gewesen zu sein (vgl. J. Goettsberger, Eine Transskription 
aus in 9IIX [zu Gn 4, 22] [BZ 17, 50]). 

5 Wutz (s. o. S. I94 2 ) XI verlegt die Kompilation des 9H noch vor das 
i. Jahrh. v. Chr. 

6 Vgl. Peters (s. o. S. us 1 ) 3 25 ff. 



Nr. 724 b) Der hebraisch-aramaische Text. 419 

die fur notwendig befundenen Textveranderungen nur mehr am 
Rande (als "nft [ f< p] das zu Lesende) anzubringen wagte, 
wahrend der iiberlieferte Text selbst (^fte [ f 3\ = das Geschrie- 
bene) unangetastet blieb. 

723. Mit der Unveranderlichkeit des uberlieferten Textes war die ge- 
naueste registrierende und sichernde Tatigkeit der Massoreten an ihm 
moglich geworden. Die Verse und Buchstaben des ganzen. AT und 
der einzelnen Biicher wurden gezahlt *, der Vers, das Wort, der Buch- 
stabe errechnet, der in der Mitte der Biicher stand, Plene- und Defective- 
Schreibung aufgezeichnet , leicht yerwechselbare Stellen zusammen- 
geordnet, ja schlieftlich auch reine Aufierlichkeiten und Zufalligkeiten 
einer Vorlage, wie Grofie und Stellung eines Buchstabens, festgestellt. 
Man warf sich auf diese Dinge mit um so grofierer Geschaftigkeit, je 
geringfiigiger unter der nivellierenden Bearbeitung des Textes die 
Angaben wurden, die als verschiedene Lesarten gelten konnen. 
So begegnen Lesarten von einigen besonderen Hss und Autoritaten: 
solche des Ben Aser (Schule von Tiberias, in unsere Druckausgaben 
aufgenommen) und des Ben Nephtali (in Babel so Elias Levita 
[s. o. S. 362]; dagegen P. Kahle in der OrLz 28, 155 2 ), der westlichen 
( n ?7??, in unsern Druckausgaben) und ostlicnen (' l v?^'r) Textrichtung, 
letztere wiederum in die Schulen von Sura und Nehardea zerfallend 3 . 

724. Entsprechend dieser wechselvollen Geschichte, welche der 
Text des AT bis heute erlebt hat, schwankt auch der text- 
kritische Wert der Materialien, welche im sog. mas- 
soretischenText (= 9It) aufgespeichert sind 4 . Es sind zweifel- 
los die wertvollsten Anhaltspunkte darin enthalten, aus denen 
man den Urtext wiedergewinnen kann. Daneben stehen aber 
in Menge fur uns unverstandlich gewordene Aufzeichnungen, die 
man mit der Einschatzung als massoretische Schrulleri abzutun 
versucht ist 5 . 

. 1 L. Blau, Neue masoretische Studien (JqR 16, 357372). 

2 Ebenso in: Masoreten des Ostens (s. o. S. 41 7 2 ) xil. Vgl. auch Kahles 
Vortrag auf dem Deutschen Orientalistentag in Hamburg 8. Sept. bis 2. Okt. 
1926 : Der massoretische textus receptus bei Ben Chajjim und der Text 
der Ben Ascher (vgl. in ZdmG N. F. 6, XXXII xcvn) ; ersterer entstand 
nach Kahle erst im 13. Jahrh. und ist nicht der der Ben Aser. 

3 Vgl. Buhl (s. o. S. 351) 90 ff.; Ginsburg (s. o. S. 136 2 ) 241 ff.; Kahle (s. o. 

S.4I7 2 )- 

4 Vgl. J. Schonfelder, Verlassigkeit des biblischen Urtextes, Rektoratsrede, 
Miinchen 1887. 

5 K. Albrecht, Die sog. Sonderbarkeiten des masoretischen Textes (ZatW 39, 
160 169). E. Ehrentreu, Untersuchungen iiber die Massora, ihre geschicht- 
liche Entwicklung und ihren Geist (Beitr. z. sem. Philol. u. Religion, hrsg. 

27* 



42O HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 725 

211. Methode, Aufgaben und Hilfsmittel der Textkritik 
am hebraisch-aramaischen AT. 

725. Aus der kurzen Geschichte des hebraisch-aramaischen Textes 
des AT lafit sich ermessen, wie weit der 9It vom Urtext entfernt 
ist, und ob und auf welchen Wegen man noch zur Urform des 
AT gelangen kann. Ausgangspunkt ist der gegenwartige, in 
den Ausgaben fast ganz einheitliche massoretische 
Text, der nach seinem Konsonantenbestand seit dem i. Jahr- 
hundert n. Chr. im wesentlichen unverandert iiberliefert worden 
ist, und dessen Vokalisation, erst um 700 n. Chr. aufgezeichnet, 
in eine nicht mehr naher bestimmbare altere Zeit zuriickreicht. 

726. Da sich im jiidischen Gebrauch ein Text durchgesetzt hat, 
der fast vollstandig vereinheitlicht worden ist 1 , so bietet eine 
Ausbeutung der massoretischen Bibel-Hss, so zahlreich 
sie sind, wenig Lesarten, die zudem nur eine ganz geringe sach- 

von G. BergstraBer, 6), Hannover 1926. Gall (s. o. S. 289 s ). Kahle (s. o. S. 41 7 5 ). 
E. Nestle, Massoretisches (ZatW 33, 73 75). T. Noldeke, Inkonsequenzen 
der hebraischen Punktation (ZA 26, i 15). Vgl. auch Kahles neuestes 
Werk (s. o. S. 416 *) 43 ff. Die Gesetze, .denen die Massoreten folgten, werden 
vielleicht verstandlicher, wenn ihr System einmal im Zusammenhang mit 
der syrischen Punktation, den griechischen Transkriptionen und wohl auch 
der alexandrinischen Philologie gewiirdigt werden kann. Ausfiihrliche 
systematische Zusammenstellungen des massoretischen Materials im engeren 
Sinne enthalt Ginsburg (s. o. I36 2 ; vgl. auch Ders., The Massorah compiled 
from Mss alphabetically and lexically arranged, 4 Bde., Ld. 1880 1905). 
Umfassend verwertet ist es in den sog. rabbinischen Bibeln (so in 
der des Jakob ben Chajjim, Venedig 1524/25 [vgl. C. D. Ginsburg, Jacob ben 
Chajjim ibn Adonijah's introduction to the rabbinic Bible, Hebrew and 
English, with explanatory notes, Ld. 1865, 2 i867J, dessen ausgleichende Bear- 
beitung des 3Qft zum textus receptus wurde, und in der des Joh. Buxtorf d. A., 
Basel 1618/19), ausziiglich in abnehmendem Umfange in den Bibelausgaben 
von Ginsburg und Baer-Delitzsch (s. u. Nr. 730) und in bescheidener Auswahl in 
den gebrauchlichen Handausgaben des hebraischen AT (z. B. von D. Bom- 
berg, Venedig 1517 [ofter gedruckt], von J. Leusden, Amsterdam 1667, Athias ; 
nach letzterer, jedoch mit neuen Materialien, D. E. Jablonski, B. 1699 ; E. van 
der Hooght, Amsterdam 1705 ; nach dieser die Stereotypausgaben von A. Hahn, 
Lp. 1831 ff.; C. G. G. Theile, Lp. 1849; M. Letteris, Wien 1852 [vgl. Strack 
(s. o. S. 3 2 ) 6 200 f.]). 

1 Diese Vereinheitlichung des Textes bis in zufallige Eigentiimlichkeiten 
hinein wird am besten verstandlich, wenn man alle Hss auf einen Archetyp 
zuriickfiihrt, der mit Ausmerzung aller abweichenden Textformen vorgeschrieben 
wurde. So P. de Lagarde, Materialien zur Kritik und Geschichte des Penta- 



Nr. 726 b) Der hebraisch-aramaische Text. 421 

liche Bedeutung haben 1 . AuCerhalb des 3JI steht nur fur die 
Biicher Mosis ein unabhangiger Zeuge zur Verfiigung, der sog. 
samaritanische Pentateuch, welcher die Tora in hebraischer 
Sprache und in althebraischer Schrift und zugleich in einer un- 
abhangigen Textform bietet 2 , ferner die wenigen Worte des sog. 

teuchs I, Lp. 1867, der (S. xil) auf eine positive Uberlieferung mit einer solchen 
Angabe aufmerksam macht (vgl. Steuernagel [s. o. S. 10] 20 f.); Kahle, Ma- 
soreten des Ostens (s. o. S. 417 2 ) xvm 1 ; Peters (s. o. S. 115*) 3 47 und die 
Mehrzahl der Exegeten. Gegen die Archetyp-Hypothese wenden sich 
V. Aptowitzer (Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur [SB der kais. 
AdW, phil.-hist. Kl. 153, 6], Wien 1906) und W. Bacher (Deutsche Literaturztg. 
1907, Nr. 2, 80 f.). Auch Strack (s. o. S. 3 2 ) 6 196 meint, dafi die Sonderbar- 
keiten des Textes aus verschiedenen Quellen zusammengetragen seien. 

1 Die alteste datierte Hs ist der Petersburger Prophetenkodex mit baby- 
lonischer Punktation (916; in lithographischer Form hrsg. von H. L. Strack 
[Prophetarum posteriorum codex Babylonicus Petropolitanus, Petersburg 1876]; 
s. Taf. 3, Bild 2). Friihere Datierungen von Hss sind unsicher (vgl. Ginsburg [s. o. 
S. 1 36 2 ] 469 f . ; J. Weerts, Uber die babylonisch punktierte Hs Nr. r 546 der 1 1 . Fir- 
kowitschschen Sammlung [Codex Tschufutkale Nr. 3] [ZatW 26, 49 84]). 
Das alteste datierte Bibel-Ms iiberhaupt scheint ein syrisches Isaiasfragment 
aus 459/60 n. Chr. zu sein (vgl. E. Tisserant, Le plus ancien Ms biblique 
date" [Rb N. S. 8, 85 95]). Zu den massoretischen Hss vgl. J. H. Michaelis, 
Biblia hebraica ex aliquot manuscriptis et pluribus impressis codicibus, item 
massora tam edita quam manuscripta aliisque Hebraeorum criticis diligenter 
recensita, Halle 1720 (mit den Varianten von 5 Erfurter Hss [jetzt in Berlin]); 
B. Kennicott, Vetus Testamentum Hebraicum cum variis lectionibus, Oxford 
1776 !788(verarbeitete65oHss, 52 Ausgaben und den Talmud); De Rossi (s. o. 
S. 33 3 ); Ders., Scholia critica in V. T. libros, Parma 1798 (fiigte noch 731 weitere 
Hss, 300 andere Ausgaben samt den alten Ubersetzungen dazu [vgl. UtUb 1 5]) ; 
A. Harkavy und H. L. Strack, Catalog der hebraischen Bibel-Hss der Kais. 
off. Bibliothek in St. Petersburg, Lp. 1875 ; A. Harkavy, Neuaufgefundene he- 
braische Bibel-Hss, Lp. 1884. Uber weitere Hss sind die Hss-Kataloge (vgl. Strack 
[s. o. S. 3 2 ] 6 198) und Einzelveroffentlichungen zu vergleichen (z. B. A. R. S. Ken- 
nedy, Codex Edinburgensis. A hitherto unknown Ms of the OT [ExpT 22, 391 
bis 394 436 439 543 546]; eingehende Beschreibung einzelner Hss vgl. auch 
bei Ginsburg [s. o. S. 136 2 ] 469 778 und in: A series of XVIII facsimiles 
of the Hebrew Bible with- a description, Ld. 1898; A. Neubauer, Catalogue 
of the Hebrew Mss in the Bodleian library, Oxford 1886 [mit 40 Tafeln]). 
Die hebraische Bibelausgabe von Ginsburg (s. u. S. 424) enthalt gleichfalls 
Material aus selbstandig durchforschten Hss. 

2 Zuerst in den Polyglotten (s. u. 243) von Paris und London veroffentlicht. 
Neueste kritische Ausgabe : A. v. Gall, Der hebraische Pentateuch der Sama- 
ritaner, Giefien 1918. Uber ein angebliches Buch Jos der Samaritaner vgl. 
M. Caster, Das Buch Josua in hebraisch-samaritanischer Rezension. Ent- 
deckt und zum ersten Male hrsg. (ZdmG 62. 209 279 494 549) (dagegen 



422 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 727 

Papyrus Nash (etwa 2. Jahrh. n. Chr.) 1 und manche Zitate im 
Talmud 2 und bei den christlichen 3 und jiidischen Schriftstellern 4 . 

727. Viel reicheres Material zum hebraischen Text aufierhalb und 
vor seiner massoretischen Umgestaltung liefern die altenUber- 
setzungen. 

Wahrend die 35 des hi. Hieronymus, die Targume und auch die 
nachchristlichen griechischen Ubersetzungen ( 3 A, 51, 0, Quinta, Sexta 
und Septima des Origenes [s. u. 2i7ff.]) im wesentlichen doch schon 
den 9H voraussetzen, enthalt die @ p (i. Jahrh. v. Chr. ; s. u. 229, Nr. 789) 
und noch viel mehr die eine Textform, welche yon der massoretischen 
bedeutend abweicht und vielfach die unverfalschte Uberlieferung darstellt 5 . 

728. Am giinstigsten ist natiirlich die Lage bei denjenigen Texten, 
welche schon innerhalb des AT, sei es in verschiedenen Biichern 6 , 
sei es in den gleichen Biichern 7 , wiederholt vorkommen. 

729. Die erwahnten textkritischen Hilfsmittel lassen erschlieCen, 
wie zu einer bestimmten Zeit und in bestimmten Kreisen der 
Text des AT gelesen wurde 8 . Ob dies der Urtext war, und 

P. Kahle [ebd. 550 f.]; Dalman, Zum samaritanischen Buche Josue [ThLz 
33> 553 665]); iiber ein angebliches Psalterium der Samaritaner vgl. S. Landers- 
dorfer O. S. B., Ein samaritanisches Psalterium (ThG 16, 39 46); F. Zorell S. J., 
De quodam Psalterio samaritano nuper invento (Bb 5, 73 76). Fur ziemlich 
jung halt den samaritanischen Text F. X. Wutz, Die Bedeutung der Trans- 
skriptionen in der Septuaginta (BZ 16, 193 213) 210. 

1 S. A, Cook, A pre-massoretic biblical papyrus (PSbA 25, 34 56). * N. Peters, 
Die alteste Abschrift der Zehn Gebote, der Papyrus Nash, untersucht, 
Frb. i. Br. 1905. Weitere Literatur s. BZ I, 312; 2, 93. 

2 Aptowitzer (s. o. S. 420 x ); 2. Heft (SB der kais. AdW, phil.-hist. Kl. 
1 60, 7), Wien 1908; 3. und 4. Heft, Wien 1911; 5. Heft: 22. Jahresber. d. 
israel.-theol. Lehranst. in Wien 1914/15. 

3 Vgl. Wutz (s. o. S. 416 2 ). Diese Transkriptionen stellen Uberreste des 
hebraischen Urtextes dar; vgl. Ders., Ist der hebraische Urtext wieder er- 
reichbar? (ZatW N. F. 2, 115119). 

4 Z. B. Flavius Josephus, Philo. 

5 Es ist kaum zu viel behauptet, wenn man sagt, der DH in seiner 
gegenwartigen Gestalt sei von einer jiingeren Uberarbeitung der beeinflufit. 

6 Mosiman (s. o. S. 1 58 x ). F. Vodel, Die konsonantischen Varianten in 
den doppelt iiberlieferten poetischen Stiicken des massoretischen Textes, Diss. 
Lp. 1905. 

7 So in den Pss und besonders in Ez. 

8 T. Noldeke (Rez. iiber J. Wellhausen, Der Text der Bucher Samuels 
untersucht [ZwTh 16, 117 122] 118) und Lohr (im Kommentar zu Sm [s. o. 
S. I44 3 ]xcf.) glaubten, dafi man iiber einen korrekten massoretischen Text 



Nr. 729 b) Der hebraisch-aramaische Text. 423 

wenn nicht, wie der Urtext gelautet hat, kann man weiterhin 
nur durch Schlufifolgerung festzustellen versuchen. Fur die Mehr- 
zahl der Stellen, welche uns. nicht mehr in der urspriinglichen 
Fassung vorliegen, 1st der Textkritiker ausschlieClich auf diese 
Methode der Textbearbeitung angewiesen, auf die sog. Konjek- 
turalkritik. 

Die Konjekturalkritik arbeitet ihrem Wesen entsprechend mit ver- 
minderter Sicherheit, wenn sie die positiven Tatsachen der Text- 
iiberlieferung deutet. Die Gefahr einer willkiirlichen Textbehandlung 
vervielfacht sich, wenn uberdies der Ausgangspunkt fur ihre Schlufi- 
folgerungen subjektiver Meinung und Schatzung unterliegt. Das ist 
der Fall, wenn irgend eines der noch nicht sicher beweisbaren me- 
trischen Systeme iiber den. parallelismus membrorum hinaus 
dabei in Rechnung gestellt wird J oder vermeintliche liter arkritische 
Ergebnisse und ahnliche Hypothesen als Voraussetzung eine aus- 
schlaggebende Rolle spielen. Am ertragreichsten ist eine Konjektural- 
kritik, welche ihren Schlufifolgerungen den einwandfrei ermittelten 
Inhalt zu Grunde legt. Aber auch hier ist der Fall oft so gelagert, 
dafi auf diesem Wege allein keine geniigende Sicherheit gewonnen 
werden kann. Dagegen darf ein Ergebnis der Konjekturalkritik um 
so eher als zuverlassig angesehen werden, je mehr andere, fur sich 
selbst noch unzureichende positive Tatsachen es unterstiitzen, oder 
wenn eine in ihren Griinden erkannte oder auch nur statistisch fest- 
gestellte Gesetzmaftigkeit vom erschlossenen Urtext zu den spateren 
Uberlieferungsformen fiihrt. Eine solche Gesetzmafiigkeit 2 , die 

nicht hinausstreben sollte. Vgl. dazu Kittel (s. o. S. 4ii J )46f. Letzterer 
stellte als Ideal den einheitlichen Text einer bestimm ten Zeit, etwa den zur 
Zeit der -Ubersetzung, bin. Man wird aber faktisch jede verdorbene Stelle 
soweit moglich auf den Urtext zuriickfuhren oder die alteste bezeugte Form 
in den korrigierten Text aufnehmen, wenn auch dabei eine gewisse Bunt- 
scheckigkeit des Textes nicht vermieden werden kann, 

1 Vgl. Peters (s. o. S. iis 1 ) 3 52; Wutz (s. o. S. I94 2 ) xxxivf. 

2 Bisher festgestellte Gesetze der Textwandlungen sind meist in den exe- 
getischen Werken, besonders in den Kommentaren zerstreut. Ausgewahlte 
Beispiele im AnscbluC an die Textgeschichte gibt Peters (s. o. S. H5 1 ) 3 I4ff- 
Eine bestimmte Gruppe von Textveranderungen behandelt Friedrich Delitzsch, 
Die Lese- und Schreibfehler im AT nebst den dem Schrifttexte einverleibten 
Randnoten klassifiziert. Ein Hilfsbuch fur Lexikon und Grammatik, Exegese 
und Lektiire, B. 1920. Einzelne ausgeivahlte Stellen bearbeitet in ahnlichem 
Sinne Perles, Analekten usw. (s. o. S. 413 3 ); Dass., Neue Folge, Lp. 1922. 
Die textkritischen Funde anlafilich der Herstellung einer niederlandischen 
Bibeliibersetzung stellt zusammen H. Oort, Textus hebraici emendationes, 
quibus in Vetere Testamento Neerlandice vertendo usi sunt A. Kuenen, 
J. Hooykaas, W. H. Kosters, H. Oort, Leiden 1900. Das ganze AT geht 



424 



Teil - Der Text des AT - Nr - 



viel ofter auf psychologischen und psychischen als mechanischen 
Griinden beruht, immer mehr zu erkennen, mufi das Ziel einer richtigen 
Textkritik sein. 

730. Was die Textkritik an mehr oder minder sicheren Erkennt- 
nissen gewonnen hat, wurde zur Herstelhmg von kritisch ge- 
lauterten und berichtigten Ausgaben des hebraisch-ara- 
maischen AT verwendet. 

Die Ausgabe von S. Baer und Franz Delitzsch, die alle Biicher des AT 
mit Ausnahme von Ex, Lv, Nm, Dt inEinzelausgaben umfafit (Lp. 1869/92), 
beschrankt sich auf den DIt. C. D. Ginsburg hat seiner Ausgabe des 9It 
Varianten aus verschiedenen Ubersetzungen beigegeben, ohne eine Be- 
arbeitung des Textes zu versuchen (i. Aufl. .Ld. 1894, 21909/2 6). Kittel 
(s. o. S. 96 2 ) hat den 9QH herausgegeben, aber in den Anmerkungen auch 
Verbesserungsvorschlage zu den einzelnen Stellen gemacht. Die Regen- 
bogenbibel (The polychrome Bible, so genannt, weil in ihr durch 
wechselnden Farbeniiberdruck auch der literarische Aufbau dargestellt 
wird): The sacred books of the OT. A critical edition of the Hebrew 
text printed in colours with notes by P. Haupt (Lp. 189311.) hat auch 
den veroffentlichten Text selbst bearbeitet (bis jetzt erschienen: Gn 
von C. J. Ball, 1896; Lv von S. R. Driver, 1894; Nm von J. A. Pater- 
son, 1900; Dt von G. A. Simth, 1906; Jos von W. H. Bennett, 1895; 
Jdc [s. o. S. 131 3 ]; Sm [s. o. S. i44 3 ]; Rg von B. Stade, 1904; Is von 
T. K. Cheyne, 1899; Jer von C. H. Cornill, 1895; Ez von C. H. Toy, 
1899; Pss von J. Wellhausen, 1895; Prv [s. o. S. 245 3 j; Job von C. Sieg- 
fried, 1893; Dn [s. o. S. 322 4 j; Ezr-Neh von H. Guthe, 1901; Chr von 
R. Kittel, 1895). Ebenso bietet einen bearbeiteten Text die Ausgabe 
von N. Schlogl O. Cist., Libri Veteris Testamenti ope artis criticae et 
metricae quantum fieri potuit in formam originalem redacti (Ct, Wien 
1902, Sm 1905; sonst ist nichts mehr erschienen) 1 . 

systematise!* textkritisch durch A. B. Ehrlich, Randglossen zur hebraischen 
Bibel. Textkritisches, Sprachliches und Sachliches, 7 Bde., Lp. 1908/14. 
Ganz neue Moglichkeiten eroffnet die gliickliche Kombinationsgabe von 
F. Wutz, die er bisher in Aufsatzen und Werken bekundet hat: Die ur- 
sprungliche Septuaginta. Grundsatzliches zur Septuaginta-Forschung (ThBl 
2, in 116); Die Bedeutung usw. (s. o. S. 421 2 ); Alte hebraische Stamme 
im Psalmentext der Septuaginta (BZ 17, i 28); Die Psalmen (s. o. S. 194 2 ); 
Die Transkriptionen (s. o. S. 416 2 ). Dagegen wenden sich: P. Riefiler, Eine 
neue Entdeckung (Rottenburger Monatschr. f. prakt. Theol. 8 [1924/25], 
2, 33 39); F. Schmidtke, Die neue Septuagintatheorie (ThG 17, 628 639), u. a. 
Vgl. weitere Literatur von Zustimmenden und Gegnern in BZ 18, 149 if. 214 ff. 
1 Uber weitere Plane und Versuche vgl. Peters (s. o. S. 1 1 5 J ) 3 53 f. Als 
textkritisches Hilfsmittel sei noch angefugt: S. Mandelkern, ttnj?!3 ^?"t! ^go. 
Concordantiae hebraicae atque chaldaicae etc., Lp. 1896 (mit einer editio 
minor), 2 1925. 



Nr. 733 c) Das AT in griech. Sprache. I . Die Septuaginta-U bersetzung. 42 5 

c) Das AT in griecbischer Sprache. 

1. Die Septuaginta-tJbersetzung. 

212. Die jiidische Diaspora in Agypten. 

731. Teils infolge von Kriegen, teils durch den eigenen Wandertrieb 
wurden die Juden iiber Palastina hinaus zu Niederlassungen bei fremden 
Volkern gefiihrt (Diaspora). Seit dem Kriegszug des agyptischen Pharao 
Sisak (ag. Sosenk) nachjuda (3 Rg 14, 25f.), und besonders als die Juden 
nach dem babylonischen Exil aus Jerusalem nach dem Pharaonenlande 
flohen (Jer 43, 46".), entfaltete sich auch eine agyptische Diaspora. 
Schon am Ausgang des 6. Jahrhunderts ist durch die Papyri von Assuan 
und Elephantine (s. o. S. I68 1 ) eine jiidische Militarkolonie an der Siid- 
grenze des Pharaonenreiches bezeugt. 

732. In Agypten trat das Judentum im Laufe der Zeit in aus- 
gedehntem Mafie mit griechischer Sprache und Kultur in 
Beziehung, welche sich schon friih iiber die Inseln des Mittel- 
meeres nach den siidlichen Kiisten des ostlichen Mittelmeerbeckens 
vorgeschoben hatte und seit dem Eroberungszuge Alexanders d. Gr. 
in breitem Strome Unteragypten iiberflutete. Mit der Erweiterung 
des kulturellen und politischen Gesichtskreises hatten sich die streng 
geschiedenen landschaftlichen Dialekte der griechischen Sprache mehr 
und mehr aus- und angeglichen, und auf der Grundlage der attischen 
Volkssprache war unter vorwiegendem Einflufi des lonischen und in 
geringerem Mafie der iibrigen Dialekte in der gesamten griechisch- 
orientalischen Welt und fur den Zeitraum von Alexander d. Gr. bis zur 
byzantinischen Epoche (um 324 n. Chr. beginnend) eine gemeinsame 
griechische Sprache herrschend geworden, die ohne eigentliche dialek- 
tische Unterschiede als KOivr] bidXeKtog, nur in eine Volkssprache 
und eine literarische Abart sich gliedernd, die Sprache der Volker des 
vorderen Orients wurde 1 . 

213. Hellenisierung der Juden und ihres AT. 

733. Von der Hellenisierung Agyptens wurde auch die dortige jiidische 
Diaspora betroffen, so dafi auch die agyptischen Juden an Stelle ihrer 
heimatlichen Sprache sich im Verkehr und in der Literatur der grie- 
chischen Weltsprache in der herrschenden Form bedienten 2 . 

1 Einen alexandrinischen Dialekt gab es weder als ortliche Mundart 
noch als Sprache der alexandrinischen Gelehrtenschulen oder Kanzleien. 
Vgl. Thumb (s. o. S. 369=) 172. 

2 Hellenistisch (so seit Scaliger, 16. Jahrh.) kann die griechische Sprache 
der Juden nicht in dem Sinne genannt werden, als ob darunter ein eigener 



426 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 734 

734. Diesem EinfluC der griechischen Umwelt konnte sich der 
Text des AT um so weniger entziehen, je bedeutsamer die Rolle 
war, welche die Religion und das heilige Buch im Leben des 
Juden spielte. 

Selbst wenn man sich der eigenen hebraischen Schrift nicht so rasch 
entfremdete, bot doch das griechische Alphabet ein viel eindeutigeres und 
sichereres Mittel dar, die Aussprache des vokallosen hebraischen Kon- 
sonantentextes festzuhalten und fortzupflanzen. Umschriften des 
hebraischen Bibeltextes in griechische Buchstaben 
gingen daher der altesten bekannten Ubersetzung ins Griechische voraus 
und erhielten sich in verschiedenen Uberresten weit in die christliche 
Zeit herein 1 . 

735. Schon der Propagandatrieb in der Religion des jiidi- 
schen Volkes muCte in kurzem dazu fiihren, daC man das AT 
in die Sprache des griechischen Kulturbereicb.es iibertrug. Um 
so mehr wurde das zur Notwendigkeit, nachdem einmal das 
Griechische die Muttersprache einer jiingeren jiidischen 
Generation geworden war 2 . 



Dialekt zu verstehen ware (vgl. Swete [s. o. S. 13 i 2 ] 294). Ebensowenig darf 
man von einem Judengriechisch oder einer biblischen Grazitat reden 
und damit Sonderformen der Koivrj bidXeKTcx; meinen (vgl. F. M. Abel, Coup 
d'ceil sur la Koivrj [Rb 35, 526]; H. S. J. Thackeray, A grammar of the 
OT in Greek according to the Septuagint I, Cambridge 1909, 16 26). He- 
braismen wird man im Gegensatz zu den sog. Puristen (vgl. Thumb 
[s. o. S. 369 5 ] 120) bei tibersetzungen aus dem Hebraischen und bei 
hebraisch sprechenden und denkenden Verfassern erwarten (vgl. Thackeray 
a. a. O. 25 ff.). 

1 Vgl. Wutz (s. o. S. 416 2 ). Die Transkriptionspraxis findet auch anders- 
wo belegt J. Halevy, La massore juddo-alexandrine et la massore greco- 
babylonienne (Rsem 15, 351 353); vgl. auch Kahle (s. o. S. 4I6 7 ) 44 1 . 

2 Aristobulos fiihrt Platos Kenntnisse vom jiidischen Gesetz auf eine 
Ubersetzung von Ex, Dt, Jos vor der Herrschaft Alexanders und der Parser 
zurvick (vgl. Klemens Alex., Strom, r, 22 [M g 8, 893]; Eusebius, Praep. ev. 
13, 12 [M ? 21, 1097]) und stiitzt damit die Annahme, dafi schon vor 400 v. Chr., 
also vor , eine griechische Ubersetzung bestanden habe. Vgl. P. Kahle, 
Untersuchungen zur Geschichte des Pentateuchtextes (StKr 1915, 399 439); 
H. M. Wiener, Samaritan Septuagint Massoretic text (Exp 8. S. 2, 200 219); 
Wutz, Die urspriingliche Septuaginta (s. o. S. 423 2 ). Auch eine Stelle im 
Aristeasbrief (s. u. Nr. 736) wird ahnlich verstanden (vgl. Swete [s. o. S. i3i 2 ] 2 ; 
Kahle a. a. CO. 



Nr. 737 c) Das AT in griech. Sprache. i . Die Septuaginta- Ubersetzung. 42 7 

214. Entstehung der Septuaginta. 

736. Fur die Herstellung des griechischen Pentateuchs fand man 
bisher genaue Angaben iiber Zeit, Anlafi und Art der Uber- 
setzung im sog. Aristeasbrief *. 

Danach wurde der Briefschreiber Aristeas, ein agyptischer Hof- 
beamter, unter Ptolemaus II. Philadelphus (285 246) mit vielen, von 
dessen Vater deportierten, nunmehr freigelassenen Juden nach Jerusalem 
geschickt, um vom Hohenpriester Eleazar das Gesetzbuch der Juden fur 
den Vorsteher der alexandrinischen Bibliothek, Demetrius Phalereus, 
zu erwerben. Mit dem Gesetzbuch kamen zugleich 7 2 kundige Manner, 
welche es auf der Insel Pharus ins Griechische iibertrugen 2 . Auf 
diesem Briefe beruhen die Angaben, welche wir bei jiidischen 3 und 
christlichen Schriftstellern finden 4 , und erst seit L. de Vives (1522) 
wurde seine Glaubwiirdigkeit so stark erschiittert, dafi er jetzt allgemein 
fur unecht gehalten wird 5 . 

737. Um 200 v. Chr. 6 scheint der Brief schon vorhanden gewesen 
zu sein, und abgesehen von einigen legendenhaften Erweiterungen 7 
diirfte als geschichtliche Grundlage gelten, dafi zur Zeit des 
Ptolemaus II. Philadelphus (285 246) der Pentateuch 
von jiidischen Gelehrten ins Griechische iibertragen 

1 Im Anhang zu Swete (s. o. S. 13 1 2 ) veroffentlichte Thackeray cine kri- 
tische Textausgabe. Eine deutsche Ubersetzung vgl. bei Kautzsch (s. o. 
S. 12) 2, i ff. 

2 Der Auftrag lautete : ou ^ovov ^era^pd\\>ai, dtXXd KOI btep(ir|veOorat. Herzog 
(Aristeasbrief und Septuaginta [bei Wutz (s. o. S. 416 2 ) 128 132]) glaubte 
lueTcrfpdxpai als umschreiben deuten zu diirfen. Die sonst gebrauchliche 
Deutung Abschrift halten dagegen auf Grund des Zusammenhanges auf- 
recht Fischer (s. o. S. 416 2 ) xf. und Schmidtke (s. o. S. 412 2 ) 632 f. Das 
biepjunveGcrai wird von Wutz (s. o. S. 423 2 ) 1 10 als Revision einer ungeniigen- 
den alten Ubersetzung nach einem hebraischen Konsonantentext verstanden. 

3 Zu den jiidischen Nachrichten vgl. V. Aptowitzer, Die rabbinischen Be- 
richte iiber die Entstehung der Septuaginta (Hakedem 2, n 27 102 122; 

3, 417). 

4 Nach Comely (s. o. S. 3 2 ) i 2 , 340 f. stellen manche Nachrichten dieser 
Art eine selbstandige, vom Aristeasbrief unabhangige Uberlieferung dar. 

5 Vgl. Vives' Kommentar zu Augustinus, De civ. Dei, Basel 1522. 

6 So Schiirer (s. o. S. i63 3 ) 3 4 , 611. H. S. J. Thackeray (Translation of 
the Letter of Aristeas [JqR 15, 337 391]) datiert ihn nicht vor die Mitte des 
2. Jahrh. v. Chr. 

7 Schon Hieronymus lehnte die 72 Arbeitszellen fur die Ubersetzer ab 
(Praef. in Pentateuchum [M 1 28, 181]). Vgl. iiber die Geschichtlichkeit der 
einzelnen Angaben Herzog (s. o. Anm. 2). 



428 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 738 

bzw. auf Grund einer alteren Vorlage neu bearbeitet wurde 1 . 
Ob die Bibliophilie der Ptolemaer oder das innerjiidische Ver- 
langen nach einem griechisch geschriebenen Gesetz den AnstoB 
gab, wird nicht zu entscheiden sein. 

738. Wegen der iiberlieferten Zahl der Bearbeiter erhielt diese 
Ubersetzung den Namen Septuaginta (Kara TOU$ e[Jbour|- 
Kovra, Kara roug o' ; = ). Schon Hieronymus stellt die Ansicht 
richtig, als ob der Name von Anfang an fur andere Biicher als 
den Pentateuch bestimmt gewesen ware (In Ez 5, 13 [M 1 25, 57] 
u. 6.). Tatsachlich hat sich aber der Name fur das ganze AT ein- 
gebiirgert, soweit es in vorchristlicher Zeit ins Griechische 
iibertragen worden ist, mogen auch die einzelnen Biicher aus ver- 
schiedenen Zeiten und von verschiedenen Handen stammen. 

Wenn auch nicht fur alle Biicher des AT irn einzelnen durch vor- 
christliche Zeugnisse eine griechische Sprachform erwiesen werden 
kann 2 , so mufi doch um 130 v. Chr. nach dem Prolog von Sir (s. o. S. 357) 
im wesentlichen das ganze AT mit seinen drei Teilen in griechischer 
Sprache vorhanden gewesen sein, so daft der Abschluft kaum bis zum 
Beginn der christlichen Zeitrechnung oder noch dariiber herabgesetzt 
werden darf 3 . In die -Hss sind jedoch auch einzelne Biicher in nach- 
christlicher griechischer Ubersetzung aufgenommen 4 . 

1 Manche halten noch viel mehr fur zuverlassige Uberlieferung ; vgl. Apto- 
witzer (s. o. S. 427 3 ). Thackeray (s. o. S. 308 f.) halt auch die Doppelzellen 
des Epiphanius (De pond, et mens. 3 [M g 43, 241]) fur Tatsache, well er bei 
Ez und andern Biichern zwei Ubersetzerhande nachweisen zu konnen glaubt. 
Vgl. dazu noch JthSt 4, 245 266 578 585 ; Ders., The Greek translators 
of the four books of Kings (ebd. 8, 262 278); The bisection of books in 
primitive Septuagint Mss (ebd. 9, 88 98); G. B. Gray, The Greek version 
of Isaiah is it the work of a single translator? (ebd. 12, 286 293) und 
J. Schafers in ThG i, 289 291. J. Herrmann undF. Baumgartel (Beitrage zur 
Entstehungsgeschichte der Septuaginta [BWAT N. F. 5], B. 1923) schreiben 
Ez drei, Is zwei Ubersetzern zu. 

z Zeugnisse fur Gn, Chr, Est, Job, Pss vgl. bei Swete (s. o. S. I3i 2 ) 17 ff. 

3 J. B. Johnston (The date of the Septuagint [ExpT 13, 382 f.]) lafit 
schon im 3. Jahrh. v. Chr. zum Abschlufi kommen. Thackeray (s. o. S. 425 2 ) 
vill f. kommt mit den Ansatzen fur einzelne Biicher bis ins 2. Jahrh. n. Chr. 
herab. Vgl. noch H. A. Redpath, A contribution towards settling the 
dates of the translation of the various books of the Septuagint (JthSt 7, 606 
bis 615). 

4 So Dn aus (schon seit Irenaus [} 202]), Koh aus 'A (vgl. Thackeray 
[s. o. S. 425 2 ] 30 f., wo die Koh-Ubersetzung als -Ubersetzung aus nach- 
christlicher Zeit erklart wird); iiber Ezr-Neh und Chr vgl. Howorth (s. o. 



N r. 739 c) Das AT in griech. Sprache. i . Die Septuaginta-Ubersetzung. 429 

215. Eigenart, Bedeutung und textkritischer Wert 

der Septuaginta. 

739. Entsprechend der JGeschichte der altgriechischen Uber- 
setzung ist das, was als Septuaginta bezeichnet und in den Septua- 
ginta-Ausgaben geboten wird, keine einheitliche Grofie. 

Schon dafi es in alter Zeit Gesamtrollen des AT nicht gab, mufite 
naturgemaft zu j e selbstandiger Ubertragung der einzelnen 
Biicher fiihren. Wie wir fur den Pentateuch genau Zeit und Umstande 
der Ubersetzung kennen, so ist uns das gleiche auch von Sir (Prolog 
[s. o. S. 274 f.]) und Est (Nachschrift [s. o. S. 191]) iiberliefert 1 . Wiirde 
sich Thackerays Datierungsversuch (s. o. S. 425 2 ; vgl. S. vinf. 6ff.) als 
durchfiihrbar erweisen, so wiirden auch die verschiedenen Sprach- 
perioden, mit denen die griechische Form einzelner Biicher parallel 
lauft, auf verschiedene Ubersetzerhande fiihren. Die Abstufung in 
der Art und Giite der Ubertragung bestatigt dasselbe. Im all- 
gemeinen darf der Pentateuch als am besten iibertragen gelten. Daran 
reihen sich die prophetae priores, bei denen allerdings die Einfachheit 
des Textes die Aufgabe der Ubersetzer erleichterte 2 . Die Schwierigkeit 
der prophetae posteriores hat auch der Giite ihrer Septuagintaform 
Eintrag getan 3 . Am wenigsten gut werden die Hagiographen ein- 
geschatzt 4 . Besonders verraten sich verschiedene Ubersetzerhande bei 

S. 163 * 165 2 ); iiber Jdc vgl. Moore (s. o. S. 131 3 ) XLVI ; zu Sap und i Makk s. 
die folg. Anm. Vgl. auch R. M. Gwynn, Notes on the authorship of some 
books of the Greek OT (Hermathena. A series of papers of literature, science 
and philosophy Nr. 44, Dublin 1926, 52 61). 

1 i Makk (und Sap, soweit eine hebraische Vorlage angenommen werden 
will ; vgl. o. S. 268 f.) wurde wohl in der Ursprache erst niedergeschrieben, 
als ein grofier Teil des AT schon griechisch vorlag, also zeitlich weit von 
der iibrigen getrennt. 

2 Doch diirfen zahlreiche Fehler in Sm nicht aufier Ansatz gelassen 
werden (vgl. Schlogl [s. o. S. 136] xvn f.). 

3 Vgl. O. Procksch, Studien zur Geschichte der Septuaginta: Die Pro- 
pheten (BWAT 7), Lp. 1910, 127 ff. Wie Procksch, so hebt auch Swete 
(s. o. S. I3i 2 ) 316 hervor, dafi besonders Is nicht gut iibersetzt sei. Dn ist 
schon in alter Zeit wegen der midrasartigen Ubertragung die Richtigkeit 
der herrschenden Einstufung der Dn-Texte vorausgesetzt ; vgl. aber o. S. 326 
und Goettsberger (s. o. S. 318) n durch die 0-Ubersetzung verdrangt worden 
(s. o. S. 327). 

4 Wahrend die Pss moglichst wortlich sich an die Vorlage anschliefien, gilt 
Est als willkiirlich iibertragen. Bei Job nimmt man vielfach an, dafi der Uber- 
setzer wegen der Schwierigkeit der Vorlage vieles weggelassen habe (vgl. 
Swete [s. o. S. J3i 2 ] 255318; Thackeray [s. o. S. 425 2 J 3 f. 10 ; letzterer gruppiert 
iibrigens die atl Biicher der nach der Giite etwas anders [vgl. ebd. 9 f. 
12 if.]). Diese Wertabfolge kann sich natiirlich wesentlich andern, wenn 



430 III. Teil. Der Text des AT. Nr. 740 

Stiicken, welche im AT ofter vorkommen (2 Sm 22, iff. Ps 18 [17], iff.; 
4 Rg 18, 1320, 19 = Is 36, 139, 8; Mich 4, 13 = Is 2, 24)!. 

740. Obwohl die -Ubersetzung von verschiedenen Handen 
stammt und ihre Entstehung sich iiber raehr als ein Jahrhundert 
ausdehnte, zeigt sie doch neben aller Sonderart im einzelnen einige 
gemeinsame Eigentiimlichkeiten, die in der gleichen Periode, in 
demselben Ubersetzerkreis und in gegenseitiger Nachahmung be- 
griindet sein werden. 

Dem Wandel der Muttersprache konnten sich Ubersetzer einer spateren 
Zeit trotz aller Kenntnis des Althebraischen nicht immer entziehen; 
deshalb wird man nicht selten Spuren des neuhebraischen Sprach- 
geistes und der herrschend gewordenen aramaischen Volkssprache ent- 
decken. Das Bestreben, Schwerverstandliches verstandlicher zu machen, 
Dunkelheiten aufzuklaren, Unebenheiten des Stiles zu beseitigen, sprach- 
liche Schwierigkeiten zu glatten, lafit sich bei vielen Biichern der 
beobachten. Zahlreich sind die Abanderungen der Vorlage, die als 
ungeziemend empfundene Aussagen von Gott abwehren wollen 2 . Schon 
in alter Zeit wurde die von den Christen bevorzugt und von den 
Juden abgelehnt, weil sie messianische Stellen noch klarer als solche 
erkennbar machen wollte 3 . Auch die jiidische Zeitexegese der Halacha 
und Haggada macht sich in der naturgemafi geltend 4 . 

741. Als personliche wissenschaftliche Leistung ist 
das Werk der -Ubersetzer schwer richtig einzuschatzen. 

Einerseits war ihnen die hebraische Sprache vertraut und standen 
sie den Menschen und Dingen der atl Zeit noch naher. Anderseits 

Wutz' Feststellung, dafi Umschriften die Vorlage der waren (s. o. S. 416 2 X 
sich in ihrer vollen Tragweite ausgewirkt hat, und wenn die oben S. 418* ge- 
aufierte Vermutung sich bewahrheitet, dafi der 9It nicht bloC unter dem 
Einflufi der Transkriptionen, sondern auch der -Ubersetzung selbst kom- 
piliert worden sei, er also nicht in alleweg als Mafistab fur die Giite der 
Ubersetzung gelten konnte. 

1 Beispiele fur wechselnden Wortgebrauch vgl. bei Swete (s. o. S. I3i 2 ) 
31 7 f. Dariiber, dafi man aus verschiedenem Wortgebrauch innerhalb 
einzelner Biicher auf verschiedene Verfasserhande geschlossen hat, vgl. o. 
S. 428 1 . 

2 Vgl. A. Deifimann, Die Hellenisierung des semitischen Monotheismus 
(Neue Jahrb. f. d. klass. Altert. u, 161 177). 

8 Vgl. Procksch (s. o. S. 429 3 ) nof. E. Liebmann glaubte aus dem 
Text von Is 24 27 schliefien zu diirfen, dafi eine christlich uberarbeitete 
umlief (ZatW 22, 55). 

4 Vgl. V. Aptowitzer, Rabbinische Parallelen und Aufschliisse zu Septua- 
ginta und Vulgata (ZatW 29, 241 252): Zu Sm. 



Nr. 743 c) Das AT in griech. Sprache. i. Die Septuaginta-Ubersetzung. 431 

mufite der Mangel der sprachlichen und formalen Hilfsmittel ihre 
Arbeit bedeutend erschweren, und wenn man die anders gewordene 
Zeit und Kultur in Rechnung stellt, mufi sich die Anerkennung er- 
hohen, welche der Genauigkeit und Richtigkeit der Wiedergabe zu 
zollen 1st 1 . 

742. Die Nachwirkung dessen, was die -Ubersetzer fur ihre 
Zeit und ihre nachsten Volksgenossen schaffen wollten, steigerte 
sich von Jahrhundert zu Jahrhundert. 

Dem agyptischen Judentum schlossen sich die hellenisierten Synagogen 
in Palastina und weiterhin im Osten und Westen an (s. o. S. 369 5 ), 
um durch die griechische Sprachform zu den Glaubensschatzen des 
AT zu gelangen. Den hellenisierten heidnischen Kreisen gegeniiber 
erleichterte die der christlichen Propaganda ihre Aufgabe, da sie, auf 
das griechische AT gestiitzt, die atl Ideen in die griechisch sprechende und 
denkende Welt einfuhren konnte. Was die fur die altchristliche Litera- 
tur bedeutete, wird nur iiberboten durch den Einflufi des griechischen NT. 
Volker, denen das AT im hebraischen Gewande ein Buch mit sieben 
Siegeln geblieben ware, wurden mit ihm vertraut, als armenische, athio- 
pische, koptische, gotische, georgische, lateinische, slavische Ubersetzer 
aus der schopfen konnten 2 . 

743. Aber die hat eine viel grofiere Bedeutung gewonnen, 
als sie darin liegt, dafi sie die Weiterverbreitung des AT er- 
leichterte. Die Geschichte des Urtextes, die einer treuen Uber- 
lieferung nicht giinstig war 3 , einerseits und besonders gliickliche 
Umstande, die bei Entstehung der wirksam waren, anderseits 
haben schon lange viele Exegeten zur Anschauung gefiihrt, dafi 
im griechischen AT im Vergleich zum SOU ein gleich- 
wertiger, ja vielfach ein urspriinglicherer Zeuge dafiir 
zu uns spreche, was die Verfasser der atl Schriften ehedem nieder- 
geschrieben haben. 

Lange bevor der hebraische Text seine spatere starre Form erhielt, 
1st er durch griechische Transkriptionen gesichert worden 4 . Die - 
Ubersetzer konnten solche Umschriften ihrer Ubertragung zu Grunde 
legen 5 ; Teile da von, wenn sie ihnen nicht mehr verstandlich waren 

1 Vgl. Swete (s. o. S. I3i 2 ) 318 f. 

2 Auch dem hebraischen AT sprachverwandte Volker, wie die Syrer und 
Araber, fanden teilweise den Zugang zum AT iiber die bequemer und leichter. 
Vgl. u. 230 232 und 240. 3 Siehe o. S. 407 ff. 

4 Die ganze hebraische Bibel mit Ausnahme von Koh und etwa Est hat 
nach Wutz (s. o. S. 416 2 ) 39 ehedem nachweisbar in transkribierter Form 
in Agypten existiert. 

5 Fur einen Grofiteil des AT lag nur ein Text in griechischer Trans- 



432 HI- Teil. Der Text des AT. Nr. 744 

qder fehlerhafte Veranderungen erlitten hatten, haben sie auch ohne 
Ubertragung in ihren Text aufgenommen \ So bietet uns die Text- 
bestandteile des hebraischen AT entweder unverandert oder leicht 
wiederherstellbar in griechischer Transkription aus dem 4. 3. Jahr- 
hundert v. Chr. 2 , im iibrigen aber die Ubersetzung einer Textgestalt, 
die in den friihest iibertragenen Stiicken vielleicht noch ins 4. Jahr- 
hundert v. Chr. zuriickreicht. Selbst wenn man (vom hebraischen Text 
selbst abgesehen) alle nach der Sachlage moglichen Fehlerquellen 3 : 
Herstellung der Transkriptionen und ihre Uberlieferung, Fertigung 
der Ubersetzung mit alien Zufalligkeiten 4 , die dabei hereinspielen 
konnen, und deren Uberlieferung, beriicksichtigt, kann der Wert der 
fur die Wiedergewinnung des Urtextes nicht hoch genug veranschlagt 
werden. 

744. Vor dem Versuch, das Wertverhaltnis zwischen DIt und 
in eine einfache Formal zu fassen, warnt die Beachtung der Ge- 
schichte, welche beide Textformen, wie sie uns heute vorliegen, 
hinter sich haben. 

Weder kann man den 3H als geradlinige Uberlieferung des Urtextes 
grundsatzlich iiber die stellen, noch darf man einseitig den Urtext 
in der Linie der suchen 5 ; auch eine mechanische Gleichstellung 
beider als verschiedener Rezensionen der einen Vorlage, vielleicht beim 
Pentateuch mit Beiziehung des Samaritanus als dritter Form, wird nicht 
zum Ziele fiihren. Jede einzelne Stelle ist fur sich zu behandeln und 
kann bei der unendlichen Zahl von moglichen Kombinationen 6 eine 
Individuality darstellen, welche sich gegen eine Einzwangung in ein 
Schema straubt. 

skription, kein hebraisch geschriebener Text vor (vgl. Wutz [s. o. S. 4i6 2 ] 102 ; 
iiber den Pentateuch vgl. ebd. 108 ff.). 

1 Vgl. Wutz (s. o. S. 416 2 ) 42 ff. 

2 Vgl. F. Wutz, Ist der hebraische Urtext wieder erreichbar? (ZatW N. F. 2, 
115119). 

3 Vgl. o. S. 423- 

4 Nach Redpath (s. o. S. 407 3 ) sollen Mifiverstandnisse verraten, dafi drei 
zusammenarbeiteten : einer, der den hebraischen Text las, ein Zweisprachiger, 
der danach das griechische Wort diktierte, und schliefilich ein dritter, der 
es niederschrieb. 

5 Nach dem Talmud (b. Meg. f. 9 a ) und nach Kirchenvatern (z. B. Augustinus, 
De civ. Dei 15, 14, 2 [M 1 41, 455]) ware auch die unter gottlicher In- 
spiration entstanden (s. u. S. 433 4 ). Vgl. Jahn (s. o. S. 311 318). 

6 Wenig beachtet, aber durchaus naheliegend ist der Einflufi der ver- 
schiedenen Richtung der Schrift; vgl. Gn 6, 14 TeTpaydMuv fur igia (yiai ; so 
C. J. Ball, The book of Genesis in Hebrew, Lp. 1896, 52). Vgl. J. Goetts- 
berger, Eigenartige textkritische Entwicklungen (Oriens i [1926], 14 16). 



Nr. 747 c) Das AT in griech. Sprache. 2. Die spat, griech. Ubers. d.AT. 433 

2. Die spateren griechischen XJbersetzungen 

des AT. 

216. Wandlung in der Wertschatzung der Septuaginta 

bei den Juden. 

745. Die Schicksale, welche die im Laufe der Zeit hatte, 
machen ihre Verwendung in der Textkritik zu einem schwierigen und 
verwickelten Problem. Aus jiidischen Kreisen hervorgegangen und fiir 
sie bestimmt, erfreute sich die zunachst besonders bei den Juden 
eines grofienAnsehens 3 , so dafi sie auch in den hellenistischen 
Synagogen verwendet wurde 2 . Wenigstens bis ins 2. Jahrhundert n. Chr. 
dauerte die unbestrittene Geltung der 3 . In der christlichen Kirche, 
der Erbin der Synagoge, konnte es nicht anders sein. Die alexandrinische 
Schule nicht minder als die antiochenische, die Kirchenvater des Ostens 
und des Westens, die Orthodoxen wie die Arianer arbeiteten, erklarten, 
kampften, siegten auf Grund der 4 . 

746. Aber gerade das Ansehen, welches die in der christlichen 
Kirche gewann, mufite ihre Stellung bei den Juden untergraben, be- 
sonders als sie in der Polemik gegen das Judentum die messianischen 
Stellen dessen Gegnern viel besser darbot als der hebraische Text. Die 
Juden besannen sich bei einem Vergleiche beider wieder auf den Urtext; 
sie bestritten die Zuverlassigkeit der 5 , ja die Abneigung entwickelte 
sich zu einem Hafi, so dafi der Tag der -Ubersetzung, noch zur Zeit 
Philos festlich begangen, zu einem Bufi- und Trauertag wurde 6 . 

747. War schon um 300 v. Chr. fur die hellenisierren Juden eine 
griechische Ubersetzung notwendig, so muCte um so mehr die 

1 Philo (} 40 n. Chr.) in Alexandrian und Flavius Josephus in Palastina 
arbeiteten gleicherweise mit ihr (s. o. S. 369). 

2 Justinus, Dial. c. Tryph. 72 (M e 6, 645). Tertullian, Apol. 18 (M 1 1, 437). 
Die Annahme, dafi sie dabei blofi zur Erklarung des hebraisch verlesenen 
Textes diente, wird den angefiihrten Aussagen kaum gerecht ; vgl. Fell (s. o. 

S. 3 2 ) I33 1 - 

3 Noch imj. 553 bestimmte Justinian in der Novelle 146: Ii, qui graeca 
lingua recitant, Septuaginta interpretum utantur translatione (s. o. S. 369 5 ). 

4 Wie im Judentum, so begegnet auch bei den Kirchenvatern die An- 
sicht, dafi die inspiriert sei (s. o. S. 432 5 ). Sogar Hieronymus pflichtet 
ihr eine Zeitlang bei (Praef. in librum Paral., und zwar die an zweiter 
Stelle stehende; vgl. Hetzenauer [s. u. 226, Nr. 785] xxv), ehe er sie be- 
stimmt zu Gunsten der hebraica veritas ablehnt (Praef. in Pent.). 

5 Vgl. o. S. 368 3 . Schon Justinus (Dial. c. Tryph. 68 [M B 6, 635 f.]) berichtet: 
ToXuOucnv Xdyew TTJV dSrjYTjatv . . . urj eivai aXr|6fi (zu Is 7, 14). Der Talmud 
erwahnt 13 Stellen, an denen 921 und voneinander abweichen (b. Megilla 
f - 9 a ); vgl. Konig (s. o. S. 2 2 ) 106 f. 6 Siehe oben S. 368 s . 
G-oettsberger, Einleitung in das AT. 28 



434 ni - Teil - Der Text des AT - Nr - 

Ablehnung der in der fortgeschrittenen Entwicklungsperiode 
zu Ersatzversuchen 1 fiihren, und so 2 entstanden die nach- 
christlichen griechischen Ubersetzungen des AT. 

217. Aquilas, Theodotion, Symmachus. 

748. Aquilas ('AiajXcK; ; = 5 A) aus Sinope im Pontus fertigte, 
nach wechselvollen Schicksalen zum Judentum iibergetreten 3 , um 
Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. eine griechische Ubersetzung, 
an der zu groCe Wortlichkeit 4 und judaistische Textfalschungen 5 
seit alter Zeit getadelt wurden. 

Die Ubersetzung des Aquilas wird sich auf das ganze AT erstreckt 
haben mit Ausnahme der Deuterocanonica 6 ". Hieronymus bezeugt 6'fter 
eine secunda editio, quam Hebraei mf aKpifJetav nominant, von 
der nur Spuren vorhanden sind 7 . Die Hauptiibersetzung des Aquilas 
gewann bei den Juden grofies Ansehen und weite Verbreitung 8 . Zum 
letzten Male wird sie als vorhanden vorausgesetzt von der Novelle 146 
des Kaisers Justinian (s. o. S. ^6^ 5 }. Origenes nahm sie in seine Hexapla 
auf, und mit dieser ist sie, abgesehen vielleicht von Koh in den -Hss 
(s. o. S. 258), nur in Bruchstiicken erhalten 9 . 



1 Justinus, Dial. c. Tryph. 71 (M g 6, 641): atjroi 

2 H. H. Howorth (Some unconventional views on the text of the Bible. 
III. The Hexapla and Tetrapla of Origen and the light they throw on the 
book of Esdras A and B [PSbA 24, 147172] 152) meinte, Aquilas sei von 
der Absicht geleitet worden, den auf der Synode von Jabne (s. o. S. 353) fest- 
gestellten Text den hellenistischen Juden zuganglich zu machen. 

3 Vgl. Irenaus, C. haer. 3, 21 (M g 7, 946). Siehe auch u. S. 469 2 . 

4 Origenes, Ep. ad Afric. 2 (M. e n, 52): bouXeuuuv T^ feppaiK^i X^Hei. Am 
auffalligsten wurde empfunden, dafl er die nota accus. durch cruv iibertrug 
(vgl. Hieronymus, Ep. 57 ad Pammachium de optimo genere interpretandi n 

[M'22, 5 77f.]). 

5 Eusebius sagt, er (und Symmachus) batten ioubcuioijTepov iibertragen (In 
Ps 90, 9 [M g 23, 1149]). Vgl. dazu Field (o. S. 153 x ) i, xix. 

6 Vgl. Field (s. o. S. 153 J ) I, xxxix. Auch zu den deuterokanonischen 
Zusatzen von Dn findet sich kein Zitat (vgl. Julius [s. o. S. 322 5 ] 25). 

7 In Ez 3, 15 (M 1 25, 40) u. 6. Die 27 Stellen des Hieronymus vgl. bei 
Podechard (s. o. S. 250) 203 1 . 

8 Augustinus, De civ. Dei 15, 23 (M 1 41, 470): . . . Aquila, quern inter- 
pretem ludaei ceteris anteponunt. 

9 Zu den bei Field (s. o. S. I53 1 ) aufgenommenen Fragmenten kommen: 
die Aquilaskolumne der Hexaplabruchstiicke zu den Pss, welche Mercati 1896 
auffand (vgl. Rahlfs [s. o. S. 327 3 ] 130 f. und unten S. 440 4 ); F. C. Burkitt, Frag- 
ments of the books of Kings according to the translation of Aquila, Cam- 
bridge 1897; Taylor (s. u. S. 440*, zu Ps 23 und 91 f. ; vgl. dariiber Swete 
[s. o. S. I3i 2 ] 34 ff.); Gn i, i 5 in der Papyrussammlung von Lord Amherst 



Nr. 750 c) Das AT in griech. Sprache. 2. Die spat, griech. Ubers. d. AT. 43 5 

749. Urn die gleiche Zeit * entstand die griechische Ubersetzung 
des Theodotion (=0), eines jiidischen Proselyten aus Ephesus. 

Seine Arbeit scheint fast eine Revision der zu sein, wenn auch selbstan- 
dige Wiedergaben durchaus nicht fehlen 2 . Aufier Dn (einschliefilich der 
deuterokanonischen Zusatze) in den -Hss (s. o. S. 327) sind tins nur Frag- 
mente erhalten, die ebenfalls aus der Hexapla des Origenes stammen 3 . 

750. Spater als AquilasundTheodotioniibertrugSymmachus 4 , ein 
Ebionit, den Irenaus noch nicht kennt, das AT ins Griechische (= T.). 

Er war dabei bestrebt, dem griechischen Sprachgeist gerecht zu 
werden 5 . Unter den fragmentarischen Uberresten 6 finden sich Spuren 
einer zweiten Ubersetzung oder Ausgabe. 

(P. Grenfell and A. S. Hunt, The Amherst Papyri I, Ld. 1900; vgl. ThLz 
25, 603); L. Liitkemann und A. Rahlfs, Hexaplarische Randnoten zu Is i 16 
aus einer Sinai-Handschrift hrsg. (Mitt. d. Septuaginta-Unternehmens d. k. 
GdW zu Gott. 6), B. 1915. Uber die Schreibung des Gottesnamens 
bei Aquilas und in andern Texten vgl. o. S. 41 1 2 und A. Merk, Bibelfrag- 
mente aus den Oxyrhynchus-Papyri (ZkTh 36, 167 180) 168 ff. Vgl. J. Reider, 
Prolegomena to a Greek-Hebrew and Hebrew-Greek index to Aquila, Phila- 
delphia 1916. 

1 Irenaus, C. haer. 3, 21 (M g 7, 946). Nach Epiphanius fiele Theodotion 
in die Zeit des Kommodus (180 193); so Swete (s. o. S. I3i 2 )42. 

2 Manche Zitate beim Pastor Hermae (um 1 50 n. Chr.) und im NT stimmen 
auffallend mit iiberein ; vgl. Procksch (s. o. S. 429 3 ) 95 ; A. Rahlfs, Uber 
Theodotion-Lesarten im NT und Aquila-Lesarten bei Justin (ZntW 20, 182 
bis 199); Swete (s. o. S. I31 2 )395- 

3 Zu dem von Field (s. o. S. 1 53 *) Veroffentlichten kommen noch die 
Fragmente zu Is i 16 bei Liitkemann-Rahlfs (s. oben, und unten Anm. 6). 
Howorth (Some unconventional views [s. o. S. 434 *]. I. The apocryphal book 
Esdras A and the Septuagint [PSbA 23, 147 159; vgl. ebd. 305 330 (dazu 
R. B. Girdlestone, Notes on the comparative value of the two recensions of 
Ezra, ebd. 24, 14 20); 24, 147 172 332 340; 25, 15 22 90 98]) vertrat vor- 
iibergehend die Ansicht, daC Chr-Ezr-Neh in den -Hss zu gehorten. P. Vetter 
glaubte in einer armenischen Ubersetzung der Chr (1899 veroffentlicht) einen 
0-Text vermuten zu diirfen (vgl. Lit. Rundschau (1900, Nr. 2, 41 if.). 

4 T. Zahn, Herkunft und Lehrrichtung des Bibeliibersetzers Symmachus 
(NkZ 34, 197 209). Auch der Talmud kennt einen Symmachus ben 
Joseph (vgl. UtUb 83). 

5 Hieronymus, In Am 3, n (M 1 25, 1068): Non solet verborum KctKoZr]- 
Xiav, sed intelligentiae ordinem sequi. Mit dem bedeutend alteren Ju- 
stinus hat I manche Lesarten gemeinsam. Hieronymus hat sich in seiner 
Ubersetzung von ihm stark beeinflussen lassen (vgl. W. W. Cannon, Jerome 
and Symmachus. Some points in the Vulgate translation of Koheleth [ZatW 
45 (N. F. 4), 191199], und u. S 224, Nr. 776). 

6 Zur Zusammenstellung Fields (s. o. S. 1 53 *) kommen die Fragmente zu 
Is i 1 6 bei Liitkemann-Rahlfs (s. oben) und Pss-Texte bei C. Wessely, 

28* 



436 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 751 

218. Die Quinta, Sexta, Septima und Spuren anderer 
griechischer Ubersetzungen. 

751. 1st schon bei Symmachus von der polemischen Absicht, 
welche die vorhergehenden nachchristlichen griechischen Uber- 
setzer geleitet hat, nichts feststellbar, so konnten die noch zu 
erwahnenden drei namenlosen Ubersetzungen ebensogut christ- 
lichen wie jiidischen Kreisen entstammen. 

Von der Quinta, so genannt nach der Reihenfolge in der Hexapla 
des Origenes (s. u. 219), der sie selbst in Nikopolis bei Aktium fand 1 , 
sind Lesarten zum Pentateuch, zu 4 Rg, Job, Pss, Prv, Ct, Kl. Propheten 
vorhanden; zu den Pss scheint eine zweite Ausgabe existiert zu haben. 
Die Sexta, bei Jericho in einem Fafi unter andern hebraischen und 
griechischen Hss unter Antoninus, Sohn des Severus (d. i. Caracalla 
211 217) entdeckt, zu Ex(?), 3 Rg, Job, Pss, Ct, Am, Hab in ein- 
zelnen Lesarten uberliefert, verrat christlichen Ursprung in Hab 3, 13 
(6ia 'Inaouv TOV XpioTov) und scheint auf der zu fufien 2 . Trotz 
mancher Unsicherheit 3 , die bis in die Kirchenvaterzeit zuruckreicht 4 , 
scheint auch einmal eine Septima existiert zu haben, da Hieronymus 5 
und Eusebius 6 sie erwahnen. 

752. Auch mit 6 'EjipaToc; (TO c E(3pouKOv), 6 Xupog, TO Xauapeimov, 
6 'EXXriviKOc; ( c E\Xnviori) werden in der altchristlichen Literatur manche 

Un nouveau fragment de la version grecque du VT par Aquilas (Melanges 
offerts k E. Chatelain, P. 1910, 224 229; dafi die Stiicke zu I. gehoren, erweist 
G. Mercati, Frammenti d'Aquila o di Simmaco ? [Rb N. S. 8, 266 272]). 
Nach Howorth (Some unconventional views [s. o. S. 434 2 ]. VII. Daniel and 
Chronicles [PSbA 29, 3138 6169]) soil der griechische Text von Chr-Ezr- 
Neh in den -Hss aus I. entnommen sein (friiher anders; s. o. S. 43 5 3 ). 

1 Vgl. F. C. Burkitt, The so-called Quinta of 4 Kings (PSbA 24, 216219); 
*G. Mercati, Note di letteratura biblica e cristiana antica (Studi e testi 5), 
Rom 1901 : D' alcuni frammenti esaplari sulla V a e VP edizione greca della 
Bibbia (S. 28 46) ; dazu E. Nestle, Zu dem Bericht des Origenes iiber seine 
5. und 6. Bibeliibersetzung (ZatW 26, 168); Schwartz (s. u. Anm. 6). 

2 Ps 78 (77), 31 : TO irXfjGoi; umgebildet aus irXeiom, welches fehlerhafte 
Uberlieferung von TTIOOT. Cj^tca) ist. 

3 Field (s. o. S. I53 1 ) I, XLVI u. a. bezweifeln die Existenz einer Septima, 
Howorth (PSbA 24, 148 f. ; s. o. S. 435 3 ) leugnet sie bestimmt. 

4 Ps.-Athanasius stellt sie mit der Rezension des Lukian zusammen; vgl. 
u. S. 442 2 . 

5 In Tit 3, 9 (M 1 26, 630) : zu den libri, qui apud Hebraeos versu com- 
positi sunt, d. i. Job, Pss, Thr, Gt. Zu Ps 21, 30; 49, 21 ; 50, i ; 49, 3 werden 
Lesarten erwahnt. 

6 Hist, eccles. 6, 16, 3 (M g 2.0, 556). Diesen Bericht behandelt eingehend 
E. Schwartz, Zur Geschichte der Hexapla (Nachr. d. k. GdW zu Gott., philol.- 
hist. Kl. 1903, 693 700). 



Nr. 7 5 5 c) Das AT in griech. Sprache. 3. Das griech. AT seit Origenes. 43 7 

Zitate eingeleitet. Darunter durchweg griechische Ubersetzungen zu 
verstehen, wird man um so eher geneigt sein, als jetzt vom ZauxxpemKov 
anscheinend umfangreichere griechische Fragmente vorliegen 1 . 

753. Spatere griechische Ubersetzungen kommen fur die Textgeschichte 
des AT nicht mehr in Betracht 2 . 

3. Das griechische AT seit Origenes. 

219. Die Hexapla des Origenes. 

754. Der stete Gebrauch der , Nachlassigkeit oder Unfahigkeit der 
Abschreiber oder sonstige Einfliisse bei Vervielfaltigung, das Streben, die 
Ubersetzungssprache der Sprachform des gewohnlichen Lebens, altertiim- 
liche Worte der Gegenwart anzugleichen, Anpassung an den hebraischen 
Text und an die nebenherlaufenden andern griechischen Ubersetzungen 3 
mufiten im Laufe derZeit zu Textverschiedenheiten fiihren 4 . Schon 
Origenes (185 254) verzeichnet die Klage: TroAXri Y^T^vev f) T&V dvTtfpd- 
qpurv biacpopd 5 . Das rief in kritischen Geistern ein Gefiihl der Unsicher- 
heit hervor, das zu beseitigen aufier der Wiirde des heiligen Buches vor 
allem die Auseinandersetzung mit dem Judentum, welche der da- 
maligen Zeit als besondere Aufgabe oblag, dringend erheischte. 

755. Origenes, der Vorstand der alexandrinischen Katecheten- 
schule, in friiher Jugend in die hebraische Sprache eingefuhrt, 
schuf ein weitausschauendes grofies kritisches Bibelwerk, welches 
bis heute unter dem Namen Hexapla eine Fundgrube fur 

1 P. Glaue und A. Rahlfs, Fragmente einer griechischen Ubersetzung des 
samaritanischen Pentateuchs (Mitt, des Septuaginta-Unternehmens d. k. GdW 
zu Gott., 2), B. 1911. 

2 Gn Dt, Rut, Prv, Ct, Koh, Lam, Dn entha.lt der sog. Graecus Venetus 
(vgl. G. Mercati, Chi sia 1' autore della nuova versione dall' ebraico del codice 
veneto greco VII [Rb N. S. 13, 510526]). Zu Vat. gr. 343 (Pss) vgl. Swete 
(s. o. S. I3I 1 ) 58. Zu Codex 86 bei Holmes-Parsons (s. o. S. 176 12 ) (Hab 3) 
vgl. M. L. Margolis, The character of the anonymous Greek version of Ha- 
bakkuk ch. 3 (AmJsemL 24, 76 85). Weiteres s. bei Swete a. a. O. 

3 Dafi die Juden den Text verfalscht hatten, wird in alter Zeit oft be- 
klagt, ist aber keineswegs sicher zu erweisen ; vgl. * A. Bludau, Die Schrift- 
falschungen der Haretiker. Ein Beitrag zur Textkritik der Bibel (Ntl Ab- 
handl. n, 5), Mstr. i. W. 1925; Swete (s. o. S. I3i 2 )479f. 

4 Bereits Philo (-j- 40 n. Chr.) kann als Beispiel hierfiir angefiihrt werden ; 
vgl. Swete (s. o. S. 13 1 2 ) 478 f. 

5 Comm. in Matth. 15, 14 (M e 13, 1293) u. 6. R. Helbing (Grammatik 
der Septuaginta. Laut- und Wortlehre, Gott. 1907, l) versteht darunter schon 
verschiedene Rezensionen. 



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Nr. 756 c) Das AT in griech. Sprache. 3. Das griech. AT seit Origenes. 439 

textkritisches Material aus dem Altertum geblieben 1st. Der Sach- 
lage entsprechend und um dem Zeitbediirfnis entgegenzukommen, 
setzte er sich zum Ziel, den umlaufenden griechischen Text des 
AT in seinem Verhaltnis zum hebraischen Text darzustellen l , 
und vereinigte deshalb in sechs Kolumnen den Text in hebraischer 
Schrift, den gleichen Text in griechischer Umschrift 2 , die Uber- 
setzung des Aquilas, des Symmachus, der , des Theodotion, 
bei einzelnen Biichern noch die Quinta, Sexta und Septima 3 . 
Neben diesem egarrXa (sc. pi^Xia) 4 genannten Riesenwerke verfaCte 
er die Te trap la, welche blofi Aquilas, Symmachus, und 
Theodotion enthielt. Beide Werke sind untergegangen. Die 
Hexapla hat, wenn sie nicht schon fruher verschwand 5 , jedenfalls 
die Zeit des Arabereinfalles 6 nicht iiberdauert. Sie ist nur noch 
in Bruchstiicken auf uns gekommen (s. S. 438). Die Tetrapla 
kennen wir gleichfalls nur aus Scholien zu griechischen Hss 7 . 

756. Infolgedessen ist es, da geschichtliche Angaben dariiber fehlen 8 , 
noch nicht gelungen, sicher festzustellen, ob die Tetrapla eine Vorarbeit 9 
zur Hexapla oder ein Auszug 10 aus ihr ist. Auch die Frage ist noch 

1 Ep. ad Afric. 5 (M s 11, 60). 

2 J. Halevys Meinung, dafl Origenes eine schon existierende Umschrift 
aufgenommen habe(s. o. S. 426 *), ist durch Wutz' Forschungen (s. o. S. 4i6 2 ) 
bestatigt worden. 3 Siehe o. S. 436 56 . 

4 Die <S h (s. u. 231) kennt (zu 4 Rg 16, 2) auch den Namen Heptapla; 
Epiphanius (De mens. et pond. 19 [M g 43, 268]) und Hss (vgl. Swete [s. o. 
S. 13 1 2 ] 66) reden von einer Oktapla. 

5 Hieronymus hat sie nach seinen Commentarioli in Psalmos (vgl. G. Morin 
in Anecdota Maredsolana 3, I [1895], I2 ) gesehen und beniitzt, wohl auch 
nach dem sonst als unecht betrachteten Breviarium in Psalmos zu 4, 8 
(vgl. Wutz [s. o. S. 244 5 ] XXIII 1 ). Vgl. dazu auch A. Allgeier (ThG 18, 671 
bis 687; Bb 8, 450 463) und Vaccari (Bb 8, 463 468). Beachtenswert 
erscheint aber, dafi Paul von Telia (s. u. 231) bereits 616/17 ai * Casarea 
vorbei nach Agypten reiste, um in Alexandrien eine Kopie des hexaplari- 
schen Textes zu vergleichen (vgl. Howorth [PSbA 24, 160; s. o. S. 435 3 ]). 

6 638 wurde Casarea in Palastina zerstort, und dort in der Bibliothek 
des Pamphilus standen die 50 Bande der Hexapla. 

7 Vgl. den Versuch, tetraplarische Texte nachzuweisen, bei Pretzl (s. o. 

S. 131*) 359- 

8 Die Hexapla war wohl um 244 n. Chr. vollendet (vgl. Bardenhewer 

[S. O. S. 378 5 ] 2 [1903], 8 3 ). 

g Das erschlofi schon Montfaucon, und Schwartz (s. o. S. 436 6 ) 694 halt 
es bestimmt aufrecht. 

10 So schon Valois in seinem Kommentar zu Eusebius (vgl. Schwartz [s. o. 
S. 436]) und neuerdings Bardenhewer (s. o. Anm. 7). 



44O HI- Teil. Der Text des AT. Nr. 757 

nicht ausgetragen, wo der spater umlaufende, auf Grund der Hexapla 
bearbeitete und deshalb hexaplarisch genannte Text stand, ob ihn 
die Tetrapla oder die Hexapla in der Septuagintakolumne enthielt, 
oder ob er in einer eigenen Ausgabe hergestellt wurde 1 . 

757. Bei der Bearbeitung des -Textes 2 in oder auf 
Grund der Hexapla wurde die hebraische Aufeinanderfolge des 
Textes hergestellt, vermeintliche oder wirkliche Fehler nach Hss, 
andern Ubersetzungen und nach dem hebraischen Texte verbessert, 
neben unrichtig scheinende Lesarten die fur richtig gehaltenen aus 
andern Ubersetzungen eingefugt, hauptsachlich aber das Plus und 
Minus des hebraischen Textes gegeniiber der kenntlich ge- 
macht. 

Zu den beiden letzteren Zwecken stand die ausgebildete kritische 
Technik der alexandrinischen Philologen zu Gebote, deren 
Zeichen fApiorapxeia arjuaTa, 3. Jahrh. v. Chr.): Asteriskus (>&, -t\r, 
fur Zusatze entsprechend dem Urtext), Obelus ( , -* [lemniskos], -r- [hypo- 
lemniskos], T, fiir solche Worte und Satze, welche, weil im Urtext 
fehlend, auszuscheiden waren) 3 und Metobelus (:, / , / , X, am Schlufi 
der mit Asteriskus oder Obelus eingeleiteten Textbestandteile) in hexa- 
plarischen Hss wieder begegnen. 

758. Ob das funfzigbandige Werk des Origenes jemals in seinem ganzen 
Umfang vervielfaltigt worden ist, mag bezweifelt werden. Zu den 
Psalmen haben sich Fragmente von der 2. bis 6. Kolumne mit Varianten 
gefunden 4 . Aber die Bibelgelehrten der alten Zeit haben die Bibliothek 
zu Casarea viel beniitzt, und so hat es sich gliicklich gefiigt, dafi in 
den Schriften der Kirchenvater, in Hss und am Rande von Hss eine 
Menge zerstreuten Materials der Hexapla erhalten ist, das uns ein Bild 



1 Letztere Ansicht vertreten Howorth (PSbA 24, I57ff. ; s. o. S. 435 8 ) und 
M. L. Margolis (Hexapla and Hexaplaric [AmJsemL 32, 126 140]). 

2 Vgl. Swete (s. o. S. I3i 2 )68f. 

3 Wie die verschiedenen Zeichen friiher verstanden wurden, berichtet 
Epiphanius, De mens. et pond. 2 u. 3 (M g 43, 237 ff.); vgl. dazu D. Serruys, 
Anastasiana (Melanges d'arch. et d'hist. 22 [1902], 189 193). Uber hexa- 
plarische Zeichen in Sir und Bar, die der Hexapla nicht angehorten, vgl. 
Charles (s. o. S. 12) I, 290. 

4 Siehe 8.438. G. Mercati, D' un palimpsesto Ambrosiano continente i Salmi 
esaplari (Atti d. r. Ace. d. Scienze di Torino 31 [1896, 10. Apr.], 654 663), mit 
Ps 30 (29) und 46 (45). Vgl. E. Klostermann, Die Mailander Fragmente der Hexa- 
pla (ZatW 16, 334 f.). Bei Wutz, Die Psalmen (s. o. S. 194 2 ) ist die Transkrip- 
tion der 2. Kolumne vollstandig aufgenommen. C. Taylor, Hebrew-Greek 
Cairo Genizah palimpsests from the Taylor-Schechter collection, including 
a fragment of Psalm XXII according to Origenes' Hexapla, Ld. 1901. 



Nr. 760 c) Das AT in griech. Sprache. 3. Das griech. AT seit Origenes. 441 

von der Arbeit des Origenes zu geben und wertvolle Beitrage zur Text- 
kritik zu liefern vermag 1 . 

220. Der hexaplarische -Text und andere 
-Rezensionen. 

759. Das, was eigentliches Ziel der Hexapla war und womit 
der damaligen Zeit besonders gedient warden sollte, 1st in der 
zu erblicken, wie sie in der 5. Kolumne der Hexapla schon be- 
arbeitet war oder wie sie auf Grund der hexaplarischen Zusammen- 
stellung nachtraglich hergestellt wurde. Diesen Text gesondert 
zu verbreiten, unternahmen Eusebius von Casarea (f 340) und 
Pamphilus (f 309), und so fanden sich an der Bibliothek dortselbst 
zahlreiche Abschreiber ein, welche den bearbeiteten Text der 
5. Hexaplakolumne vervielfaltigten und wohl vielfach auch eine 
Auswahl von Lesarten aus den andern Kolumnen beigaben 2 . Diese 
bearbeitete wurde TO {hpXiov roO Euo'epMou ToO TTauqpiXou, TO 
Eutfepiou, TO TTaXaicmvaTov genannt oder mit 'Qpjrfevris] bezeichnet 
und heifit jetzt hexaplarische Rezension der , wahrend 
die nicht bearbeitete von diesem Text als Kown (sc. eicboo"i<;) 
unterschieden wurde 3 . 

760. Die hexaplarische Bearbeitung der konnte freilich eine wei- 
tere Textentwicklung keineswegs hemmen. Abgesehen davon, 
dafi die Art, wie sie entstand, einen kritisch einwandfreien Text nicht 
erwarten liefi 4 , vervielfachte sie vielmehr die Moglichkeit der Text- 
verschlechterung, da jetzt auch die kritischen Zeichen verwechselt, weg- 

1 Nach den Sammlungen von Drusius (1581; vgl. E. Nestle, Drusius als 
erster Sammler von Hexaplafragmenten [ZatW 26, 164 167]) und Mont- 
faucon (1713) veroffentlichte F. Field eine verbesserte und bis zu seiner Zeit 
(1874) abschliefiende Zusammenstellung (s. o. S. 153 a ). Was seit 1874 ans Tages- 
licht getreten ist, findet sich in vielen Veroffentlichungen zerstreut. Schriften 
mit umfangreicheren Texten sind oben 217 und 218 und S. 440* genannt. 
Aufierdem vgl. M. L. Margolis, Additions to Field from the Lyon's codex of the 
Old Latin (Jos) (Journ. of the Am. or. Soc. 33 [1903], 254258); G. Mercati, 
I frammenti esaplari del Chronicon paschale(Rb N. S. 4,81 84); P. Thomsen, 
Ein Fragment einer Minuskel-Hs mit hexaplarischen Notizen (ZatW 31, 308 f.). 

2 Vgl. Beischriften zu einzelnen Hss bei Swete (s. o. S. I3i 2 ) 77; z. B. L 
vor Ez : Efla^toq ifti) T< i 0X^ ia irapdOnxcr TTci|ui.qn\oc; K<X! EOadpiog biopQii)- 
aavTO. Es ist aber damit keine Pamphilusrezension gemeint. Vgl. Barden- 
hewer (s. o. S. 378 5 ) 2 (1903), 247 2 . Uber die & s. u. 231. 

3 Hieronymus, Ep. (106) ad Sunn, et Fret. 2 (M 1 22, 838). 

4 Vgl. Hieronymus, De viris ill. 75 (M 1 23, 722); ihm gait gerade umgekehrt 
die hexaplarische Rezension der als incorrupta et immaculata, die Koivr) 
dagegen als corrupta editio (Ep. 106, 2 [M 1 22, 838]). 



442 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 761 

gelassen, falsch gesetzt werden und noch dazu die Randlesarten den 
Text beeinflussen konnten. Infolgedessen war auch in der Folgezeit 
Anlafi genug zu Versuchen gegeben, einen besseren -Text herzustellen. 
Die Geschichte des -Textes kennt zwei derartige, fast gleichzeitige 
Bearbeitungen: die eine von Lukian und eine zweite von Hesychius. 

761. Der Martyrer Lukian (^ 310/12), Griinder der antioche- 
nischen Katechetenschule, tantum in Scripturarum studio ela- 
boravit, ut usque nunc quaedam exemplaria Scripturarum Lucianea 
nuncupentur 1 . 

Lukian lieferte keine eigene Ubersetzung 2 , sondern iiberarbeitete 
einen schon vorhandenen Text, und zwar die KOivrj eKbotftc; 3 , wobei er 
auch den hebraischen Text beigezogen haben soil 4 . Lesarten aus dieser 
lukianischen Rezension darf man wohl in den wenigen Stellen der (5 h 
(s. u. 231) sehen, wo Varianten unter dem Zeichen \& beigegeben 
sind 5 , und in manchen Zitaten bei den Antiochenern Chrysostomus 
und Theodoret finden 6 . Durch Ceriani, Field 7 und besonders P. de 
Lagarde 8 wurde eine bestimmte Gruppe von Hss 9 fiir lukianisch 

1 Hieronymus, De vir. ill. 77 (M 1 23, 723 f.). 

2 In der Synopsis sacrae Scripturae 77 (M g 28, 436) wird Lukians Text fiir 
^pbo|nrj dpiLinveia gehalten; ebenso von Theodoret u. a. (vgl. Field [s. o. S. I53 1 ] 
i, LXXXVI). 

3 Hieronymus, Ep. 106 ad Sunn, et Fret. 2 (M l 22, 838): KOivr)v . . . quae 
a plerisque nunc AOUKUXVOC; dicitur. Dazu stimmt die Verwandtschaft mit 
Josephus, dem NT, auch mit @ p (anders J. Hanel, Die aufiermasorethischenUber- 
einstimmungen zwischen der Septuaginta und der Peschittha in der Genesis 
[20. Beih. z. ZatW], Giefien 1911). Field (s. o. S. I53 1 ) i, LXXXIX nimmt an, 
dafl der hexaplarische Text die Vorlage gewesen sei; ebenso Pretzl (s. o. 
S. 131*) 382. Weitere Literatur vgl. bei Fell (s. o. S. 3*) 149 3 . 

4 Symeon Metaphrastes (g./io. Jahrh.) zum 7. Jan. : auro? cntdcra? [rat; p{px.ou?] 
dva\a{Ju)v IK rf|<; 'Eppai&o? dveveubaaTO Y^wcraflc; (M e 114, 401); ebenso Sui- 
das (10. Jahrh.; M g 117, 1289). Als eigene Rezension erkennt F. C. Burkitt 
(The Lucianic text of i Kings VIII 53 b [JthSt 10, 439 446]) Lukians he- 
braische Vorlage nicht an. Vgl. noch T. Stockmaier, Hat Lucian zu seiner 
Septuagintarevision die Peschittho benutzt? (ZatW 12, 208 223). 

5 Vgl. Field (s. o. S. 153 *) i, LXXXIV f. 

6 E. Grofie-Brauckmann, Der Psaltertext bei Theodoret (Mitt, des Septua- 
ginta-Untern. d. k. GdW zu Gott. 3, B. 1911, 71 100). 

7 Origenis (s. o. S. I53 1 ) i, LXXXVI. 

8 Librorum V. T. canonicorum pars prior graece, Gott. 1883 (enthalt 
Gn Est). Die Komplutenser Polyglotte (s. u. 243 , Nr. 819) hat ihren 
-Text aus Hs 108 (s. u. Anm. 9) und gilt gleichfalls als lukianisch (die Ant- 
werpener, Pariser und Bielefelder Polyglotten [s. u. 243] sind von ihr ab- 
hangig; vgl. Hopfl [s. o. S. 9] i, 215). 

9 Es handelt sich hauptsachlich um die Hss 19, 82, 93, 108 (nach Holmes- 
Parsons [s. o. S. I76 12 ]). E. Tisserant (Codex Zuqninensis rescriptus Veteris 



Nr. 763 c) Das AT in griech. Sprache. 2. Das griech. AT seit Origenes. 443 

erklart, wogegen andere ernste Bedenken erhoben l . Aufierdem glaubt 
man feststellen zu konnen, dafi die Philoxeniana (s. u. 230), die alt- 
athiopische (s. u. 236), die gotische (s. u. 239) und die altslavische 
Ubersetzung (s. u. 241) die in der lukianischen Rezension als Vor- 
lage gewahlt haben. 

762. Von Hesychius (vielleicht der agyptische Bischof, der 
311 gemartert wurde 2 ) wufite das Altertum, dafi er sich, wie mit 
dem NT, so auch mit dem AT befafite, und dafi eine Rezension 
der Septuaginta von ihm stammte 3 . 

Fiir diese hesychianische Rezension hat man verschiedene Anhalts- 
punkte finden wollen. Unter den unsicheren Vermutungen ist noch 
die am ehesten begriindet, welche sie in Hss und Lesarten agyptischer 
Herkunft sucht 4 . 

221. Textkritische Aufgaben an der Septuaginta. 

763. Die vierFormen der : die KOivrj eKbodi^ (Hieronymus: 
communis et vulgata editio) oder vorhexaplarische Rezension, die 
hexaplarische, die lukianische und die hesychianische Bearbeitung, 

Testament!. Texte grec des Mss Vatican syr. 162 et Mus. Brit. add. 14 665 
[Studi e testi 23], Rom 1911) halt den Codex Zuqninensis fur lukianisch. 
Vgl. noch A. Rahlfs, Lucians Rezension der Konigsbiicher (Septuaginta- 
Studien 3), Gott. 1911. 

1 J. Dahse, Zum Luciantext der Genesis (ZatWso, 281 287). E. Hautsch, 
Der Lukiantext des Oktateuch (Mitt, des Septuaginta- Untern. d. k. GdW zu 
Gott. i), B. 1910. G. F. Moore, The Antiochian recension of the Septuagint 
(AmJsemL 29, 3762). L. Pirot, Note sur la recension de Lucien d'Antioche 
dans Esdras-Nehemie (Bb 2, 356 360). E. Tisserant, Notes sur la recen- 
sion lucianique d'Ezechiel (Rb N. S. 8, 384 390). 

2 Eusebius, Hist, eccles. 8, 13, 7. Vgl. Bardenhewer (s. o. S. 378 5 ) 2, 212 if. 

3 Hieronymus, In Evangelistas ad Damasum praefatio : Praetermitto eos 
codices, quos a Luciano et Hesychio nuncupates paucorum hominum asserit 
perversa contentio, quibus utique nee in toto Vetere instrumento post Sep- 
tuaginta interpretes emendare quid licuit nee in Novo profuit emendasse. 
Auch das Decretum Gelasianum (vgl. Szekely [s. o. S. 390 2 ] i, in, Nr. 39 f.) 
lehnt die Evv der beiden als gefalscht ab.. 

4 So hat man friiher B zu Jdc fur hesychianisch gehalten (vgl. Swete 
[s. o. S. I3i 2 ] 488), spater die athiopische Ubersetzung (s. u. 236). Vgl. aufier- 
dem G. Bardy, Notes sur les recensions hesychienne et hexaplaire du livre 
de Neh (II Ezr) (Rb N. S. 15, 192 199), S. Euringer, Une lec.on probable- 
ment hesychienne [Ct I, 12] (Rb 7, 183192); A. Rahlfs, Alter und Heimat 
der vaticanischen Bibelhandschrift (Nachr. d. k. GdW zu Gott., philol.-hist. 
Kl. 1899, 72 79); Ders. (s. o. S. 243*; der unteragyptische Text sei he- 
sychianisch). 



444 



L Teil - Der Text des AT - Nr - 



in bestimmten Gebieten verbreitet \ vielfach ineinander ge- 
mischt und mit den iibrigen Kolumnen der Hexapla sich kreuzend, 
wobei noch die Einwirkungen der Transkriptionstexte und des 
hebraischen Textes nicht iibersehen werden diirfen, treten in den 
zahlreichen Hss 2 zu Tage, ohne daC es moglich ware, sie reinlich 
auszuscheiden und in einer einheitlichen Gruppe wiederzufinden. 

Nicht blofi in den verschiedenen Hss laufen die wechselnden Formen 
des griechischen Textes durcheinander. Da es Hss der Vollbibel wohl erst 
seit dem 3./4- Jahrhundert n. Chr. gab 3 , ist immer mit der Moglichkeit 
zu rechnen, dafi die einzelnen Biicher und Biichergruppen selbst der 
gleichen Hs verschiedenen Rezensionen angehoren. Versuche, die Hss 
der zu gruppieren, sind bei verschiedenen Biichern gemacht worden 4 . 
Ihre Ergebnisse tragen aber stark den Charakter des Provisoriums an sich. 

764. Die Herausgabe einzelner Hss 5 , Herstellung von -Aus- 
gaben auf Grund von Hss mit kleinerer oder umfangreicherer 

1 Hieronymus, Praef. in Paralip.: Alexandria et Aegyptus in Septua- 
ginta suis Hesychiuni laudet auctorem. Constantinopolis usque Antio- 
chiam Luciani martyris exemplaria probat. Mediae inter has provinciae 
Palaestinos codices legunt, quos ab Origene elaborates Eusebius et Pam- 
philus vulgaverunt, totusque orbis hac inter se trifaria varietate compugnat. 

2 Rahlfs (s. o. S. 327 3 ). Eine Zusammenstellung bietet auch Swete (s. o. S. 13 1 2 ) 
122 170. Die Veroffentlichungen von Papyri bringen immer wieder neue 
Fragmente der (vgl. G. Bardy, Les papyrus des Septante [Rev. de philol., 
de litterature et d'histoire anciennes 33 [1909, Okt.], 255 264]). 

3 Vgl. Blau (s. o. S. I4o 3 ) 61 f.; Buhl (s. o. S. 251) 40. 

4 Vgl. J. Dahse, Die Rezensionen der griechischen Genesis auf Grund 
der Varianten zu Cap. 42 (ZatW 28, 1121 161 173); L. Dieu, Les Mss 
grecs des livres de Samuel. Essai de classement (Museon 34, 17 60); 
A. Jacob, Septuagintastudien zu Ezra, Diss. Breslau 1912; M. L. Margolis, 
The grooping of the codices in the Greek Joshua. A preliminary notice 
(JqR N. S. I, 259263); Pretzl (s. o. S. 131*); Procksch (s. o. S. 429 3 ). 

5 Die Hss-Bezeichnung von Holmes-Parsons (s. o. S. I76 12 ) ist auch bei den 
neuen Systemen von Brooke-McLean (s. u. S. 447) und Rahlfs (s. o. S. 327 3 ) 
mit beriicksichtigt worden. Die altesten Unzial-Hss : Codex Vaticanus 
(B, 4. Jahrh.), Codex Sinaiticus (s, 4. Jahrh.) und Codex Alexandrinus (A, 5. Jahrh.) 
sind faksimiliert herausgegeben worden : Bibliorum ss. graecorum Codex 
Vaticanus gr. 1209 (Cod. B). Pars I. VT (Codices e Vaticanis select! phototypice 
expressi 4), Mailand 1905 ; Codex Sinaiticus. The OT new produced in fac- 
simile from photographs by Helen and Kirsopp Lake, Oxford 1922 ; The 
Codex Alexandrinus (Royal MS. i D V VIII) in reduced photographic fac- 
simile. OT. I. Gn Ruth, Ld. 1909. Vgl. auCerdem W. O. E. Oesterley, 
Codex Taurinensis .(Y) transcribed and collated, Oxford 1908 (lukianisch) ; 
H. A. Sanders, The OT Mss in the Freer Collection. I. The Washington Ms 



Nr. 765 c) Das AT in griech. Sprache. 3. Das griech. AT seit Origenes. 445 

Auswahl von Lesarten aus den Textzeugen (s. u. S. 446 f.), Be- 
arbeitung einzelner Hss und Hss-Gruppen, Herstellung von Kon- 
kordanzen 1 , textkritische, grammatische und stilistische Unter- 
suchungen 2 dienen dem nachsten Ziel 3 , die gegenwartige 
Gestalt der moglichst auf ihre alteste Form zuriick- 
zufiihren, d. i. im wesentlichen die vorhexaplarische (die KOivfj 
2K6oo~t<;) zu gewinnen 4 , um damit dem letzten Ziel, der Wieder- 
herstellung des Urtextes, naherzukommen. 

Aufter den Hss der und den Resten der iibrigen griechischen 
Ubersetzungen kommen auch die Ubersetzungen aus dem Grie- 
chischen in Betracht, besonders jene, welche dievorhexaplarische 
zurVorlagehatten (altlateinische, koptisch-sahidische Ubersetzung, 
s. u. 223 u. 235), ferner die zerstreuten Zitate in der jiidischen und 
der altchristlichen Literatur, besonders diejenigen, welche in die Zeit 
vor Origenes fallen oder welche als Vertreter eines ortlich bestimmten 
Textes gelten konnen. 

765. Bei der verwickelten Geschichte des Textes und den zahl- 
losen moglichen Kombinationen 5 laCt sich weder fur Hss-Gruppen 
noch fur einzelne Zeugen eine schematische Methode fur ihre 
Verwertung aufstellen. Vielfach werden die einzelnen Stellen 

of Deuteronomy and Joshua, N. Y. 1910; H. A. Sanders and C. Schmidt, 
The Minor Prophets in the Freer Collection and the Berlin Fragment of 
Genesis (Univ. Michigan Studies, Humanistic Ser. 21), N. Y. 1927 (das 
Gn-Fragment der Berliner Staatsbibliothek wird um das Ende des 3. Jahrh. 
datiert; vgl. Rahlfs, Genesis [s. u. S. 447] 20); Tisserant (s. o. S. 442 9 ). Wie 
weit die Bearbeitung und Verwertung der einzelnen Hss gediehen ist, 
kann man aus Rahlfs (s. o. S. 327 3 ) und Swete (s. o. S. 13 1 2 ) 122 170 ersehen. 

1 Vgl. KL 2 2 : Bibelconcordanzen. E. Hatch and H. A. Redpath, 
A concordance of the Septuagint and the other Greek versions of the OT, 
Oxford 1897 (Supplement 1906); Abr. Trommii Concordantiae Graecae ver- 
sionis vulgo dictae LXX interpretum, Amsterdam 1718 (noch brauchbar). 

2 Vgl. Swete (s. o. S. i3i 2 ) 262264 285288; UtUb (s. o. S. 406; bis 1897). 
Neuere Literatur in den Bibliographien des Theologischen Jahresberichtes 
(l [1881] 33 [1913]), der BZ (seit 1902). der Bb (seit 1920). 

8 Dabei spielt die Feststellung der Rezensionen eine wichtige Rolle. 

* Vgl. E. Tieche, Spuren eines vororigenistischen Septuagintatextes in 
der Vulgarparaphrase des Constantinos Manasses (BzZ 19, 338 382). 

5 Es scheint nicht unmoglich, daC z. B. der 931 nicht als eine Grofie vor der 
@ und neben ihr in Betracht zu ziehen ist, sondern dafi er sich als abhangig 
von ihr erweist (s. o. S. 418*). Macht den 931 die bisher angenommene Un- 
beriihrtheit von letzterer gegeniiber gewissermaflen zu einem ruhenden 
Punkt, so miissen alle bisherigen Thesen iiber den -Text neu iiberpriift 
werden, wenn sich diese Voraussetzung als unrichtig herausstellt. 



446 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 766 

eine individuelle Entwicklung genommen haben und deshalb auch 
je ein besonderes Verfahren erfordern, um mit ihrer Hilfe dem 
Ziel der -Forschung naherzukommen. Auch hier sind neben 
den inneren Entwicklungsgesetzen Einfliisse von auCen (Trans- 
skriptionen, hebraischer Text u. a.) von Bedeutung, und zwar 
sowohl bei der Aufgabe, den vorhexaplarischen Text zu ge- 
winnen *, wie auch, wenn es gilt, iiber ihn zuriick zur urspriing- 
lichen zu gelangen. Wo eine Stelle der auf ihre urspriing- 
liche Form, zuriickgefuhrt ist, haben wir einen Zeugen fur den 
Urtext, welcher der Zeit und dem Gewichte nach mit jedem 
andern, besonders auch dem 9It, in Wettbewerb treten kann. 

766. Die -Ausgaben 2 , welche im Laufe der Jahrhunderte 
bearbeitet worden sind, unterscheiden sich hauptsachlich in der 
Textgrundlage und dem Variantenapparat. 

Der -Text der Komplutenser Polyglotte (1517; s. u. 243, 
Nr. 819) wurde in spateren Ausgaben oft wiederholt (vgl. Swete [s. o. 
S. i3i 2 ] 173). Das gleiche gilt von der Aldina (TTdvTOt Td mr" eSoxrrv 
KOtXoujneva pipXia Geiaq 6r]Xabfi YpaqpfigTraXaiag re Kai veac;, Venedig 1518, 
Aldus; vgl. Swete [s. o. S. 13 1 2 ] 173; j. Dahse, Zur Herkunft des atl Textes 
der Aldina [ZatW 29, 177 185; 30, 68]; G. Mercati, II testo dell'Aldina 
[BZ 8, 337 f.]) und von der editio Sixtina ( C H iraXcud bia6r|Kr| Kara 
TOUC; c EpbouriKOVTa. Vetus Testamentum iuxta Septuaginta, Rom 1586 [Ab- 
druck des Cod. B mit Erganzung der Liicken und mit Textverbesserungen 
aus andern Hss; vgl. F. Amann, Die romische Septuagintarevision im 
1 6. Jahrhundert (BZ 12, 116 124); C. A. Kneller S. J., Sixtus V. und die 
romische Septuaginta- Ausgabe (ZkTh 46, 325 330); M. L. Margolis, The 
Aldina as a source of the Sixtina (JbL 38, 5 if.); A. Rahlfs, Die Ab- 
hangigkeit der sixtinischen Septuaginta-Ausgabe von der aldinischen 
(ZatW 33, 30 46); Swete (s. o. S. i3i 2 ) i74ff.; auchL. van Ess druckte 
die Sixtina ab, Lp. 1824; seitdem wieder viele Neudrucke, u. a. 1887 
zum 3oojahrigen Jubilaum, von E. Nestle, zuletzt Lp. 1922]). J. E. 
Grabes Ausgabe (Oxford 1707 1720) legte den Cod. Alexandrinus 
zu Grunde. Eine jetzt noch nicht entbehrlich gewordene Varianten- 
sammlung enthalt Holmes-Parsons (s. o. S. i76 12 ; vgl. Church 
quarterly Review 1899, Apr.). Die 1887 erschienene siebte Ausgabe 
der von A. F. C. v. Tischendorf (Vetus Testamentum graece iuxta 

1 Wenn man beachtet, was auf dem Gebiete der nachorigenianischen 
noch zu tun ist, wird man kaum zu hoffen wagen, schon fur die vorhexa- 
plarische Rezensionen nachweisen zu konnen (vgl. E. Lindl, Die Okta- 
teuchcatene des Prokop von Gaza und die Septuagintaforschung, Miinchen 
1902, I56ff.). 

2 Vgl. Swete (s. o. S. isi 2 ) 171194. 



Nr. 768 d) Die lateinischen Ubersetzungen des AT. 447 

LXX interpretes, Lp. 1850 u. 6.), von E. Nestle uberarbeitet und mit einem 
Supplementum editionum quae Sixtinam sequuntur omnium in primis 
Tischendorfianarum versehen, bietet einen ausgewahlten und sorgfaltig 
nachgeprtiften Apparat vonLesarten. *V. Loch's Vetus Testamentum 
graece iuxta LXX interpretes (Regensburg 1866, 2 i886) enthalt den Text 
des Cod. Vaticanus, erganzt vor allem aus dem Cod. Alexandrinus und 
den Polyglottenbibeln (s. u. 243). Swete (s. o. S. 17 7 2 ) legte den 
Cod. Vaticanus zu Grunde, erganzte aus dem Cod. Alexandrinus und 
fiigte die Varianten der hauptsachlichsten Majuskeln bei. Diese 
Handausgabe diente als Vorlaufer der grofien Cambridger Aus- 
gab e, von welcher bis jetzt der Oktateuch (Gn Rut) und Sm mit reich- 
haltigem Variantenapparat vorliegen: A. E. Brooke, N. McLean and 
H. S. J. Thackeray, The OT in Greek according to the text of Cod. Vati- 
canus supplemented from other uncial manuscripts, with a critical appa- 
ratus containing the variants of the chief ancient authorities for the text 
of the Septuagint.- 1: The Octateuch; II, i : i and 2 Samuel, Cambridge 
1906/27. tiber den Fortschritt derArbeiten des Septuaginta- 
Unternehmens der k. GdW zu Gottingen unter Leitung 
von A. Rahlfs (der auch noch gesondert Septuaginta-Studien in Heften 
herausgibt) sind 1908 1920 12 Berichte erstattet worden; in 2 Banden 
und 2 Heften eines 3. Bandes Mitteilungen (beides in den Nachrichten 
der k. GdW zu Gottingen, philol.-hist. Kl.) sind einzelne besondere, vor- 
bereitende Forschungen veroffentlicht worden (1910 1926); aufierdem 
ist eine Probe zu einer vorlaufigen Handausgabe (A. Rahlfs, Das Buch 
Ruth griechisch als Probe einer kritischen Handausgabe der Septua- 
ginta, Stuttgart 1922; dazu Ders., Studie liber den griechischen Text 
des Buches Ruth [Mitt. d. Septuag.-Untern. 3, 2], B. 1922) und der erste 
Teil nunmehr erschienen : Septuaginta. Societatis Scientiarum Gottingen- 
sis auctoritate edidit Alfred Rahlfs. I. Genesis, Stuttgart 1926. 

767. Die Textteilung in Kapitel (zuerst in der Komplutenser Poly- 
glotte [s. u. 243] und in der Aldina [s. o. S. 446]) und Verse (die Vers- 
bezeichnung im Frankfurter Abdruck der letzteren) stammt aus der 25 (s. o. 
S. 41 5 und u. Nr. 784). Vor dem 16. Jahrhundert bestand ein eigenes System 
der Textgliederung in atixoi, KtBXa oder Komnara (d. i. Kapitel) und Ab- 
schnitte fur liturgische Lesungen (vgl. Swete [s. o. S. 13 i 2 ] 342 366). 

d) Die lateinischen Ubersetzungen des AT. 

222. Allgemeines. 

768. An Zahl stehen die lateinischen Ubersetzungen des AT den 
griechischen und syrischen nach, in ihrer wechselvollen Geschichte 
gleichen sie ihnen, an nachhaltiger Bedeutung und ausgedehnter 
Geltung iiberragen sie die iibrigen Ubersetzungen. Auf die Itala- 
tibersetzungen folgt die hieronymianische Vulgata. Die Geschichte 



448 III. Teil. Der Text des AT. Nr. 769 

der letzteren kommt mit der offiziellen Ausgabe von 1 590/92 fur 
Jahrhunderte zum AbschluB, um in der Gegenwart neuerdings 
in den Vordergrund des wissenschaftlichen Interesses zu treten. 

223. Das lateinische AT vor Hieronymus. 

769. Die Itala-Ubersetzungen \ auch altlateinische (Vetus Latina, = 2), 
vorhieronymianische oder Praevulgata genannt 2 , sind wohl schon im 
2. Jahrhundert n. Chr. bezeugt 3 . Die Kirchenvater berichten von 
mehreren, ja vielen Ubersetzern, wobei man wohl an Ubertragungen 
einzelner Biicher, jedenfalls nicht immer an die ganze Bibel oder das 
ganze AT denken darf. Wer nur eine solche Ubersetzung annimmt 4 , 
mufi von dieser verschiedene Textformen, rnindestens eine afrikanische 
und eine italische, anerkennen. Lateinische Ubersetzungen werden sich 
zuerst in Afrika als notwendig erwiesen haben 5 und erst spater in Italien, 
als allmahlich der Gebrauch der griechischen Sprache vom lateinischen 
Volksidiom zuriickgedrangt wurde. 

770. Eine unter vielen, in Italien (= Norditalien) ent- 
standene oder doch dort gebrauchte lateinische 
Ubersetzung meinte Augustinus, wenn er (De doctr. 
christ. 2, 15 [M 1 34, 46]) rat: In ipsis autem interpretationibus 
Itala ceteris praeferatur; nam est verborum tenacior cum per- 
spicuitate sententiae. 6 Der Name Itala wird jetzt von alien 

1 P. Corssen, Bericht iiber die lateinischen Bibeliibersetzungen (Jahresber. 
ii. d. Fortschr. d. class. Altertumswiss. 27 [1899], Bd. 101, I 83). Hopfl (s. o. 
S. 9) i, 248 312; Kaulen-Hoberg (s. o. S. 2 3 ) I 5 , 190 221. Kaulen (s. o. 
S. 269 5 ). 

2 * H. Poggel, Die vorhieronymianischen Bibeliibersetzungen (Abh. z. Vor- 
lesungsverz. der bischofl. philos.-theol. Lehranstalt W.-S. 1900/01, Pad. 1901. 
L. Ziegler, Die lateinischen Bibeliibersetzungen vor Hieronymus und die 
Itala des Augustinus. Ein Beitrag zur Geschichte der Heiligen Schrift, 
Miinchen 1879. 

3 Vgl. Comely, Compendium (s. o. S. 9) 9 164 f. ; Corssen (s. o. Anm. i) 9 f. ; 
Institutiones biblicae (s. o. S. 10) i, 190 f. 

4 Vertreter dieser Ansicht vgl. bei Hopfl (s. o. S. 9) i, 252. 

5 Wenn man an der Einheit der altlateinischen Ubersetzung festhalten 
will, so spricht manches dafur, dafi Africa proconsularis ihre alteste Heirnat 
war. Dahin weisen die ersten Verwerter der fi, die Afrikaner Tertullian 
und Cyprian; auch glaubt man eine afrikanische Dialektfarbung an der 
Italasprache feststellen zu konnen. Vgl. Capelle (s. o. S. 243 5 ). Fur das NT 
erhofft A. Vaccari S. J. (Bb 2, 248 f.) den Nachweis, dafi der europaische Text 
eine Rezension des afrikanischen sei. Zur africitas der vgl. Corssen 
(s. o. Anm. i) 81 83 und u. S. 449 ^ 

6 Zur Deutung der Stelle vgl. A. Vaccari S. J., Alle origini della Volgata 
(Sonderdruck aus Civ. catt. Jahrg. 1915, Bd. 4 und Jahrg. 1916, Bd. i), Rom 



Nr. 771 d) Die lateinischen Ubersetzungen des AT. 449 

Uberresten der lateinischen Bibel vor Hieroymus gebraucht. Die 
Sprache der ist die lateinische Volkssprache (lingua rustica) *, 
die sich von der klassischen Latinitat orthographisch, grammati- 
kalisch und im Wortschatz unterscheidet 2 . Die Vorlage, welche 
moglichst wortlich wiedergegeben wurde, war griechisch, daher 
im AT die 3 . Letztere kann aus der 2 wegen ihres hohen 
Alters noch in der Form der KOivr) ^Kboffi? (s. o. S. 441) gewonnen 
werden 4 . 

771. Uberreste der Itala-Ubersetzungen sind uns vom AT erhalten 
in denjenigen Biichern und Bestandteilen der 23-Ausgaben, welche blofi 
griechisch vorhanden sind und die Hieronymus wegen seiner ablehnenden 
Stellung zu den sog. Deuterocanonica unverandert gelassen hat (Sap, 
Sir, Bar, i und 2 Makk 5 ), und im Psalmenbuch der 23, das Hieronymus 
aber nach der hexaplarischen -Rezension iiberarbeitete. Aufierdem 



1916, i if. (er glaubt, dafi Aquilas darunter verstanden werden konnte; 
ebenso H. Quentin, La pretendue Itala de Saint Augustin [Rb 36, 216 225]). 
F. C. Burkitt (The Old Latin and the Itala [Texts and Studies 4, 3], Cam- 
bridge 1896) u. a. sehen darin die Ubersetzung des hi. Hieronymus; dagegen 
J. Denk, Burkitts These: Itala Augustini = Vulgata Hieronymi, eine text- 
kritische Unmoglichkeit (BZ 6, 225 244); dazu F. C. Burkitt, Saint Augustine's 
Bible and the Itala (JthSt 1 1, 258 268). Aufierdem vgl. D. de Bruyne, L'ltala de 
Saint Augustin (Rben 30, 294 314). 

1 Die Vertreter einer einzigen Ubersetzung finden meist, dafi die Sprache 
von Afrikanismen durchsetzt sei; vgl. Fell (s. o. S. 3 2 ) i8o 3 und oben 
S. 448 5 . 

2 Vgl. H. Ronsch, Itala und Vulgata. Das Sprachidiom der urchristlichen 
Itala und der katholischen Vulgata unter Beriicksichtigung der romischen 
Volkssprache durch Beispiele erlautert, Marburg 1869, 2 1875. 

3 Deshalb wurde sie zum Unterschied von der Septuaginta in graeco 
in spatmittelalterlicher Zeit auch Septuaginta in latino genannt (vgl. KL 
12 2 , 1131). 

4 Von einer nachtraglichen Uberarbeitung nach Lukian handelt L. Dieu, 
Retouches lucianiques sur quelques textes de la vieille version latine 
(I et II Samuel) (Rb N. S. 16, 372403). D. S. Blondheim, Les par- 
lers judeo-romans et la Vetus Latina. Etude sur les rapports entre les 
traductions bibliques en langue romane des Juifs au moyen age et 
les anciennes versions, P. 1925; dagegen F. Stummer in ThG 19, 184 
bis 199. 

5 Tob und Jdt hat Hieronymus aus dem Aramaischen ubersetzt; die deutero- 
kanonischen Zusatze von Dn sind von Hieronymus aus 0, woher in den 
sonstigen altlateinischen Texten der ganze Dn stammt, die Zusatze zu Est 
aus der iibertragen bzw. iiberarbeitet worden. 

Goettsberger, Einleitung in das AT. 29 



450 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 772 

sind solche Uberreste zu finden in Hss \ in Zitaten der Kirchenvater 
und Kirchenschriftsteller und in liturgischen Texten 2 . 

224. Hieronymus und das lateinische AT. 

772. Die Arbeiten des hi. Hieronymus (f 420) haben fur die 
lateinische Bibel eine ahnliche Bedeutung gewonnen wie die des 
Origenes fur die griechische. Die Unbeholfenheit der Sprache 
in den damaligen lateinischen Bibeltexten, die Verschiedenheit 
der Ubersetzungen und die schlechte Uberlieferung der Texte 
veranlafiten Papst Damasus I. (366 384), diesem Ubelstande ab- 

1 Vgl. UtUb 88 90 (reicht bis 1897). Was bis 1900 gefunden war, ver- 
zeichnet Swete (s. o. S. 131?) 93 97; bis 1922 erstrecken sich die Angaben bei 
Hopfl (s. o. S. 9) I, 260 263. Dazu kommen: D. de Bruyne, Les anciennes ver- 
sions latines du Cantique des Cantiques (Rben 38, 97 122); A. Bold O. S. B., 
Konstanzer altlateinische Propheten- und Evangelien-Bruchstiicke mit Glossen 
nebst zugehorigen Prophetentexten aus Zurich und St. Gallen (Texte und 
Arbeiten, hrsg. durch die Erzabtei Beuron, i, 7 9), Lp. 1923 ; A. Bold O. S. B. 
und B. Capelle, Beux psautiers gaulois dans le cod. Aug. CCLIII (Rben 
37, 181 223). Nicht zur eigentlichen Q gehort wohl der fruhmittelalter- 
liche Psalter, der von Amelli (s. o. S. 243 5 ; vgl. dazu E. Nestle in ThLz 
37, 678 f.) veroffentlicht wurde. Vgl. auch J. Goettsberger, Bie Freisinger 
Itala (Wiss. Festgabe zum zwolfhundertjahrigen Jubilaum des hi. Korbinian, 
hrsg. von J. Schlecht, Miinchen 1924, 103125). 

3 Vgl. auch J. Gensichen, Be Scripturae sacrae vestigiis in inscriptionibus 
latinis christianis, Biss. Greifswald 1910. Nachdem Flaminius Nobilius(i588) 
es zuerst versucht hatte, wurde das Material neuerdings gesammelt und ver- 
offentlicht von P. Sabatier O. S. B., Bibliorum Sacrorum latinae versiones 
antiquae sive vetus Itala et ceterae quaecunque in codicibus manuscriptis 
et antiquorum libris reperiri potuerunt, Reims 1739/43, 2 P. 1751. Spatere 
Ausgaben sind verzeichnet in UtUb 88 91, bei Swete (s. o. S. I3i 2 ) 93 97, 
Hopfl (s. o. S. 9) i, 260 263 und Corssen (s. o. S. 488 1 ). Eine neue Sammlung 
der vorhandenen Fragmente hatte in Angriff genommen J. Benk (f 1927): 
Wie ich mir einen neuen Sabatier vorstelle (BZ 6, 337 344); Bers., Ber 
neue Sabatier und sein wissenschaftliches Programm, Lp. 1914; Bers., Sa- 
batier redivivus. Bie altlateinische Bibel in ihrem Gesamtbestande vom 
i. 9. Jahrh., Lp. 1914 (mit einer Probe von 85 Versen aus Rut). Benks 
Material, in Zettelkasten aufgespeichert, ist in den Besitz des Klosters Beuron 
iibergegangen. Uber einen friiheren Plan einer Neuherausgabe vgl. 
P. Thielmann, Bericht iiber das gesammelte hsl Material zu einer kritischen 
Ausgabe der lateinischen Ubersetzungen bibl. Biicher des AT (SB d. bayr. AdW 
in Miinchen, Philos.-philol. u. hist. Kl. 1899, 2, 205 243): Zu Sap, Sir, Est, 
Tob, Jdt, Makk, Bar, 3 Ezr, Ct. Vgl. neuestens A. Allgeier, Bie altlatei- 
nischen Psalterien. Prolegomena zu einer Textgeschichte der hieronymia- 
nischen Psalmeniibersetzungen, Frb. i. Br. 1928. 



Nr. 773 d) Die lateinischen Ubersetzungen des AT. 45 1 

zuhelfen. In seinem Auftrag begann Hieronymus 1 383 eine Revi- 
sion derltala nach dem griechischen Text. Nach dem 
NT verbesserte er noch im gleichen Jahre, licet cursim, magna 
tamen ex parte 2 , die Pss. Weil dieses Psalterium sofort in den 
liturgischen Gebrauch der romischen Kirche iiberging 3 , wurde und 
wird es im Unterschied vom nicht revidierten Psalterium vetus 
Psalterium Romanum genannt 4 . 

773. Als Hieronymus nach dem Tode des Damasus, um den 
Angriffen seiner Gegner auszuweichen, nach dem Orient verzog, 
konnte er in die Hexapla des Origenes zu Casarea in 
Palastina (s. o. S. 439 6 ) Einsicht nehmen 5 und verbesserte 
danach unter Beriicksichtigung des Hebraischen neuerdings 
(zwischen 384 und 392) das Psalterium, wobei er auch die kritischen 
Zeichen des Origenes iibernahm 6 , und so schuf er das Psal- 
terium Gallicanum, das sich zunachst in Gallien einbiirgerte 7 . 
Ebenso bearbeitete er Job 8 und wenigstens noch Chr, Est 9 und die 

1 L. H. Cottineau O. S. B., Chronologic des versions bibliques de Saint 
Je"r6me (Miscellanea Geronimiana, Rom 1920, 4368). Institutiones biblicae 
(s. o. S. 10) i, 199. 2 Praef. in Ps. (M 1 29, 121 f.). 

3 Es wurde bis Pius V. (1566) in Italien verwendet, bis 1808 in der Dogen- 
kapelle in Venedig, bis Pius X. (1911) in der ambrosianischen Liturgie in 
Mailand und wird jetzt nur noch gebraucht in der Peterskirche in Rom (vgl. In- 
stitutiones biblicae [s. o. S. 10] i, 201). Aus ihm stammen noch Pss-Texte des 
Missale, der Antiphonen und Responsorien des Breviers, Ps 95 (94) im In- 
vitatorium (nicht dagegen in der 3. Nokturn an Epiphanie). 

4 Uber Ausgaben des Psalterium vetus. und Romanum vgl. o. S. 244 ln - 2 . 

5 A. Allgeier (Die Hexapla in den Pss-Ubersetzungen des hi. Hieronymus 
[Bb 8, 450463]) bezweifelt, ob Hieronymus in Casarea war. Vgl. dazu A. Vac- 
cari S. J., Esaple ed Esaplare in S. Girolamo (ebd. 463 468). 

6 Vgl. Praef. in Ps. (in der 23-Ausgabe von Hetzenauer [s. u. S. 458] xxvn). 

7 Nach manchen ist dies den Bemiihungen Gregors von Tours (f 593) zuzu- 
schreiben. Es ist in die 33-Ausgaben iibergegangen und meist auch dann 
in der Liturgie gebraucht, wenn ganze Psalmen in Frage kommen, nicht blofi 
ausgewahlte Verse. 

8 M 1 29, 61 118. Das Buch ist auch erhalten in Augustins Annotationum 
in lob liber unus (M 1 34, 825 886) und in verschiedenen Hss (vgl. Corssen 
[s. o. S.448 1 ] 44). G. Beer, Textkritische Studien zum Buche Job I (ZatW 16, 
2 973i4)- C. P- Caspari, Das Buch Hiob(i, 138, 16) in Hieronymus's Uber- 
setzung aus der alexandrinischen Version nach einer St. Gallener Hs saec. VIII 
(Vidensk. Sels. Forhandl. 1893, 4), Christiania 1893. 

9 D. de Bruyne, Une nouvelle preface de la traduction hexaplaire de saint 
Jerome (Rben 31, 229 236). Vaccari (s. o. S. 448 6 ) 33 ff. (Anche la recen- 

29* 



452 III. Teil. Der Text des AT. Nr. 774 

salomonischen Schriften (Prv, Koh, Ct) 1 , wie die erhaltenen Vor- 
reden zu diesen Buchern bezeugen 2 . AuCer den Pss und Job 1st alles 
Ubrige 3 noch zu Lebzeiten des Hieronymus verloren gegangen 4 . 

774. Da auch zu Hieronymus' Zeiten die Auseinandersetzung mit 
dem Judentum fortdauerte, beniitzte Hieronymus seinen Aufenthalt 
in Palastina, um seine hebraischen Sprachkenntnisse zu vervoll- 
kommnen und dann das AT noch einmal aus dem Ur- 
text zu iibersetzen. Damit schuf er die wichtigste Uber- 
setzung des Abendlandes und der lateinischen Kirche, die Vul- 
gata(=93). 

775. Mit Sm und Rg begann er 390 5 ; Pss (391) 6 und Propheten (392) 
schlossen sich an, weiterMn Job (393), Ezr-Neh (395), Chr (396), die 
drei salomonischen Schriften (397). Erst 405 kam er mit dem Oktateuch 
und den iibrigen Buchern zum Abschlufi 7 . Die Reihenfolge war durch 
die Wiinsche seiner Freunde bestimmt. Sap, Sir, Bar und Makk iiber- 
setzte er nicht neu wegen seiner ablehnenden Stellung zu ihrer kano- 
nischen Geltung 8 . Tob (390/91?) und Jdt (nach 405) aus aramaischer 
Vorlage zu iibertragen, veranlafite ihn das Drangen von Bekannten 9 . 

776. Die Ubersetzung des Hieronymus aus dem hebraisch-ara- 
maischen AT hatte einen Text zur Grundlage, der im wesentlichen 

sione esaplare di Ester,? ; in den Institutiones biblicae [s. o. S. 10] i, 200 f. 
erwahnt Vaccari Est nicht). 

1 Davon sind wenige Bruchstiicke vorhanden ; vgl. S. Berger, Notice sur 
quelques textes latins ine"dits de. 1'AT (Notices et extraits des Mss de la 
Bibliotheque nationale et autres bibliotheques 34 [1893], 119 152); Vaccari 
(s. o. S. 448 6 ) 29 ff. ; Ders., Un testo dommatico e una versione biblica (Civ. 
catt. 64 [1913], 4, 190 205 ; glaubt ein Zitat aus der hexaplarischen tfber- 
setzung des Hieronymus zu Prv nachweisen zu konnen). 

2 Vgl. die Praefationes bei Hetzenauer (s. u. S. 458) xxivf. xxvi xxvui. 

3 Hieronymus redet so, als ob er die ganze bearbeitet hatte; nur Sir 
und Sap hat er nach eigener Angabe nicht einbezogen. 

4 Ep. 134 ad Augustinum (M 1 22, 1162): Pleraque enim prioris laboris 
(sc. editionis Septuaginta, quae asteriscis verubusque distincta est) fraude 
cuiusdam amisimus. 

5 Die Vorrede hierzu nennt er selbst galeatum principium, daher pro- 
logus galeatus* ; vgl. Hetzenauer (s. u. S. 458) xvn f. ; M 1 28, 593 ff. 

6 A. Allgeier, 1st das Psalterium iuxta Hebraeos die letzte (3.) Psalmen- 
iibersetzung des hi. Hieronymus ? (ThG 18, 671 687). 

7 Vgl. Institutiones biblicae (s, o. S. 10) i, 199. 

8 Vgl. Praef. zu den salomonischen Schriften und zu Jer (bei Hetzenauer 
[s. u. S. 458] xxvn f.). Zu den deuterokanonischen Zusatzen zu Est und Dn 
s. o. S. 449 5 . . 

9 Vgl. Praef, zu Tob und Jdt (bei Hetzenauer [s. u. S. 458] xxvi). 



Nr. 777 d) Die lateinischen Ubersetzungeh des AT. 453 

dem 9Ht gleicht, und schliefit sich ihm, soweit nicht der lateinische 
Sprachgeist der lingua fustica 1 cine grofiere Freiheit forderte, 
zieralich genau an*. Dabei behielt Hieronymus vieles von deni 
-Text, der sich schon eingelebt hatte, bei, beniitzte alle Hilfs- 
mittel , die sich ihm in der , der 'A-, I- und 0-Ubersetzung 
darboten 3 , und nahm infolge seines Verkehrs mit jiidischen 
Lehrern manches auf, was der rabbinischen Exegese eigentiimlich 
war 4 . Je mehr sich die exegetische Forschung mit der Uber- 
setzung des Hieronymus ohne Voreingenommenheit beschaftigte; 
desto hoher wurde der Wert dessen, was er geleistet, eingeschatzt; 

225. Geschichte der Vulgata bis zum Konzil 

von Trient. 

777. Nachdem das Werk des Hieronymus abgeschlossen war, 
begann der erste Abschnitt der Geschichte der 35 5 , der 
Kampf um die allgemeine Anerkennung und ihre Textgeschichte. 

1 * F. Kaulen, Sprachliches Handbuch zur biblischen Vulgata. Eine syste- 
matische Darstellungihres lateinischen Spracheharakters, Mainz 1 870, 2 Frb. i. Br. 
1904. W. E. Plater and H. J. White, A grammar of the .Vulgate being an 
introduction to the study of the Latinity of the Vulgate Bible, Oxford 1926. 
Ronsch (s. o. S. 449 2 ). A. Hartl, Sprachliche Eigentumlichkeiten der Vul 1 
gata, Gymnasialprogr. Ried 1895. 

2 Cornill (s. o. S. 2 4 ) 7 3i$. * G. Hoberg, De S. Hieronymi ratione inter- 
pretandi, Bonn 1886. W. Nowack, Die Bedeutung des Hieronymus fur die 
atl Textkritik, Gott. 1875. 

3 Praef. z. Comm. in Eccles. (M 1 23, 1062): De Hebraeo transferens magis 
me Septuaginta interpretum consuetudini coaptavi, in his dumtaxat, quae non 
multum ab Hebraicis discrepabant. Interdum Aquilae quoque et Symmachi 
et Theodotionis recordatus sum, ut nee novitate nimia lectoris studium de- 
terrerem, nee rursum contra conscientiam meam fonte veritatis omisso opi- 
nionum rivulos consectarer. Vgl. Cannon (s. o. S. 43 5 5 ). 

4 Aptowitzer (s. o. S. 430*). A. Condamin S. J., L'influence de la tradition 
juive dans la version de saint Je"r6me (RchScr 5, i 21). M.-J. Lagrange O. P., 
Saint Jerome et la tradition juive dans la Genese (Rb 7, 563 566). M. Rahmer, 
Die hebraischen Traditionen in den Werken des Hieronymus. Durch Ver- 
gleichung mit den jiidischen Quellen und altesten Versionen beleuchtet, i , Bres- 
lau 1861 (Die Quaestiones in Genesim); Ders., Die hebr. Traditionen uswi 
Die Commentarii zu den 12 kleinen Propheten, i, B. 1902. 

5 Der Name stammt vom griechischen KOIVT^, wurde von der auf die Q 
iibertragen und wohl erst im 16. Jahrh. auf die Bibel des Hieronymus 
angewendet (vgl. O. Rottmanner O. S. B., Zur Geschichte der Vulgata [Hist- 
polit. Blatt. 114 (1894), 31 38 101 108); andere nehmen das 12. Jahrh. an 
(vgl. dagegen C. R. Gregory, Textkritik des NT 2, Lp. 1902, 615). 



454 IIL Teil - Der Text des AT - ' Nr - 778 

Von den Anhangern des Ubersetzers freudig begrufit, von Gegnern 
scharf bekampft, bot die 25 jedenfalls etwas weit Besseres, als man 
bisher besafi, und kirchliche Kreise konnten sich auf die Dauer mit 
dem bisherigen Zustand nicht zufrieden geben. Schon im 6. Jahrhundert 
gewann die neue Ubersetzung das Ubergewicht iiber die 2 1 , im 7. Jahr- 
hundert gebrauchten sie das Konzil vom Lateran (649) und die zahl- 
reichen spanischen Synoden. Um 800 hatte sie im grofien und ganzen 
sich zur Alleingeltung durchgerungen 2 . Nur ein Buch der Ubersetzung 
aus dem Hebraischen setzte sich nicht dutch, das Psalterium 3 , welches 
sich in der Form des Psalterium Gallicanum bereits zu fest im kirchlichen 
Gebrauch eingelebt hatte. 

778. Was zurBibel der abendlandischen Kirche wurde 4 , 
besteht detnnach im AT hauptsachlich aus der Ubersetzung des Hier- 
onymus nach dem hebraisch-aramaischen Text, bei Tob und Jdt 
aus der Ubertragung nach verloren gegangenen aramaischen Vor- 
lagen, bei den deuterokanonischen Zusatzen zu Est und Dn aus 
der Ubersetzung bzw. Uberarbeitung des Hieronymus nach dem 
Griechischen ; beim Psalterium wurde seine hexaplarische Revision 
aufgenommen, und dazu kommen aus der noch Sap, Sir, Bar 
mit der Ep. ler., Makk, (3 und 4 Ezr). 

779. Waren die Textverschlechterungen der alten Bibel 
der hauptsachlichste Anlafi fur die Ubersetzungsarbeit des Hier- 
onymus, so drohten die gleichen Gefahren auch dem neuen Text ; 
ja hier kam noch dazu, daB zwischen dem alten und dem neuen 
Text von Anfang an keine scharfe Trennung aufrecht erhalten 
werden konnte, beide vielmehr von selbst standig miteinander 
sich vermischten. 

780. Seit Kassiodorus (*f* 570) begann man einen richtigen Text an- 
zustreben, und so hoben sich allmahlich bestimmte Familien von 
Hss voneinander ab 5 , je nach der Gegend, wo sie verbreitet waren 

1 Gregor d. Gr. (-J- 604) berichtet noch in der Epistola zu Moralia (M 1 75,516): 
Sedes Apostolica, cui auctore Deo praesideo, utraque utitur. 

2 Doch schrieb man noch im 13. Jahrh. einzelne Biicher (so z. B. Tob 
und Jdt im Cod. Paris. 161) und die Vollbibel (so z. B. im Cod. Gigas zu 
Stockholm) in der S-Form ab. Auch Zwitterhandschriften mit oft wunder- 
licher Zusammenstellung (vgl. Goettsberger [s. o. S. 450 : ] 106 1 16 f.) entstanden. 

3 Siehe o. S. 244 und 45 1 6 . 

4 Wohl kaum schon von Hieronymus selbst zusammengestellt ; vgl. dazu 
Corssen (s. o. S. 448 x ) 56. 

5 H. Quentin O. S. B. (Mdmoire sur 1'etablissement du texte de la Vul- 
gate, i. Octateuque [Collectanea biblica latina 6], Rom 1922) verteilt die Hss 



Nr. 780 d) Die lateinischen Ubersetzungen des AT. 45 5 

(Spanien t , England, Frankreich, Italien 2 ), und je nach der Ordensgemein- 
schaft, die eine Textrichtung bevorzugte und pflegte. Um 800 setzten die 
systematischen Versuche ein, den umlaufenden 55-Text zu verbessern 3 . 
Die Bemiihungen Karls d. Gr. fiihrten zur Textrezension Alkuins (Biblia 
Alcuini, Codices Carolini) 4 . Schon in der Mitte des 9. Jahrhunderts 
griff man iiber die lateinischen Hss hinaus und verbesserte nach dem 
Hebraischen und Griechischen 5 , schuf damit aber zunachst eine neue 
Quelle der Verwirrung. Die weiteren Textbearbeitungen schlossen sich 
an das Exemplar Parisiense 6 an und boten Zusammenstellungen von 
Lesarten mit oder ohne den Pariser Text. Die Bibelkorrektorien 7 , 
welche Sammlungen von Varianten enthielten und im 13. Jahrhundert 
entstanden, haben manche alte Lesart auf bewahrt, aber zur wirklichen 
Textverbesserung wenig gedient. Der neue Eifer, den die Erfindung 
des Buchdruckes fur den Bibeltext wachrief, vermehrte und beschleunigte 
anfangs die Verschlechterung des Bibeltextes, fiihrte aber doch im Laufe 
der Zeit auf den richtigen Weg, durch sorgfaltiges Vergleichen von 

vom 6./7. bis zum 14. Jahrhundert auf die herkommlichen drei Familien: 
spanische, alkuinische und theodulfianische (s. u. Anm. 3), die am getreuesten 
erhalten sind im Codex Toletanus (einem Teil des Pentateuchs von Tours 
[s. u. Anm. i]), im Codex Amiatinus (s. u. Anm. 2) und im Codex Otto- 
bonianus (8. Jahrh., Bibl. Vat.). Die Untergruppen stellen nur Mischungen 
der drei Haupttypen dar, die selbst wieder iiber einen Archetyp auf das 
hieronymianische Original zuriickgehen. 

1 Z. B. Cod. Toletanus (8. Jahrh., Madrid), Cod. Cavensis (8./9- Jahrh., 
mit altlateinischem Einschlag). 

2 Z. B. Cod. Amiatinus (8. Jahrh., aus der Abtei Amiati in Etrurien, jetzt in 
Florenz). Vgl. J. Chapman, The codex Amiatinus and Cassiodorus (Rben 
38, 139 150; 39, 12 32); T. Heyse und C. v. Tischendorf, Biblia sacra la- 
tina Veteris Testamenti Hieronymo interprete ex antiquissima auctoritate in 
stichos descripta, Lp. 1873; A. Mercati, Per la storia del Codice Amiatino 
(Bb 3, 324 328); J. Schmid, Zur Geschichte des Codex Amiatinus (ThQ 

89, 577584). 

3 Solches unternahm z. B. Theodulf, Bischof von Orleans (f 821); vgl. 
Berger (s. o. S. 403 J ) 145184. 

4 Dazu zahlt der Cod. Vallicellianus (9. Jahrh., Rom). Der Textrezension 
Alkuins gehort auch das "Exemplar Parisiense an, welches die Pa- 
riser Universitat ziemlich willkiirlich am Anfang des 13. Jahrh. als Normal- 
form aufstellte. Seitdem textus receptus geworden, ist diese 03-Form auch 
noch Grundlage der offiziellen 33-Ausgabe geblieben (s. u. S. 459 3 ). 

5 Vgl. Corssen (s. o. S. 448 *) 61 ; E. Power S. J., Corrections from the Hebrew 
in the Theodulfian Mss. of the Vulgate (Bb 5, 233258) (belegt solche Kor- 
rekturen fur das 9. Jahrh.). 

6 Siehe o. Anm. 4. 

7 H. Denifle O. P., Die Hss der Bibel-Correctorien des 13. Jahrhunderts 
(Arch. f. Lit.- und Kirchengesch. des Mittelalters 4 [1888], 263311 471 
bis 601). 



456 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 781 

Hss einen moglichst guten 33-Text herzustellen. Wahrend die Pflege 
orientalischer Studien seit dem Konzil von Vienne (1311) und die Be- 
geisterung des Humanismus fur die Ursprachen wieder rnehr zum Urtext 
greifen liefien und neue lateinische Ubersetzungen aus dem Urtext in 
Menge hervorriefen 1 , schufen andere Gelehrte einen lateinischen Bibeltext 
auf dem Wege der Hss-Vergleichung 2 . Unter ihnen erwarben sich ein 
besonderes Verdienst Robert Stephanus mit seiner gereiftesten Bibel- 
ausgabe 1538/40 und Johannes Benedictus 1541. 

781. In dieses Entwicklungsstadium der 35-Geschichte griff ent- 
scheidend das Decretum de editione et usu sacrorum 
librorum des Trienter Konzils, in der 4. Sitzung am 
8. April 1546 erlassen, ein und erklarte zuerst die vetus et vul- 
gata 3 editio, quae longo tot saeculorum usu in ipsa ecclesia 
probata est, fur authentisch (pro authentica habeatur) 4 ; es 
ordnete auCerdem die Vervielfaltigung der Bibel im Druck an 
und schrieb besonders vor: quam emendatissime imprimatur . 

226. Die sixto-klementinische Vulgata-Ausgabe. 

782. Angeregt durch das tridentinische 33-Dekret 5 , brachte die theo- 
logische Fakultat zu Lowen eine 23-Ausgabe auf den Markt, welche 
den Text aus Stephanus' Ausgabe (1540) in der Rezension von Johannes 
Henten (1547, neu erschienen i574 6 ) nahm und ihn mit zahlreichen 
Randlesarten, von Lukas Brugensis aus nicht sehr alten Hss (auch 
solchen mit -Text) gesammelt, versehen liefi (Antwerpen 1574, Lowen 

1583). 

1 Vgl. Kaulen (s. o. S. 269 5 )336ff.; UtUb 109117. 

2 Vgl. Kaulen (s. o. S. 269 5 ) 357 ff. 

3 Die Bezeichnung vulgata durch das Konzil trug viel dazu bei, den 
Namen Vulgata endgiiltig einzubiirgern (s. o. S. 453 5 ). 

4 Uber die Reichweite dieser Authentic vgl. W. Koch, Der authentische 
Charakter der Vulgata im Lichte der Trienter Konzilsverhandlungen (ThQ 
96, 401422 542572; 97, 225249 529549; 98, 3I3354),' *A. Maichle, 
Das Dekret De editione et usu sacrorum librorum. Seine Entstehung und 
Erklarung (Freiburger theol. Stud. 15), Frb. i. Br. 1914. Zunachst wurde 
hierdurch die 93 mit Ausschlufi der iibrigen lateinischen Ubersetzungen 
rechtlich anerkannt; zugleich bringt die Bestimmung die Gewa.hr mit sich, 
dafi die Bibel auch in der Form der 93 fur die Zwecke geeignet ist, denen 
sie im kirchlichen Glauben und Leben dienen soil. 

5 Die Vorverhandlungen zu diesem Dekret lassen ersehen, dafi schon das 
Konzil eine nicht blofi private Revision ins Auge fafite. 

6 Biblia ad vetustissima exemplaria recens castigata. Wie bei den 
sonstigen gedruckten Bibeln ist auch das Quellenmaterial dieser Bibel noch 



Nr. 784 d) Die lateinisehen Ubersetzungeri des AT. 457 

783. Die Kirche selbst hatte auf dem Konzil von Trient noch nicht 
Hand ans Werk gelegt, obwohl das33-Dekret einen zuverlassigen Text er- 
warten liefi. Unter Pius IV. (1559 1565) begann nun die Arbeit am 
33-Text 1 , die erst Sixtus V. (1585 1590) mit Hilfe einer Kommission 
rasch zum Ziele zu fiihren strebte 2 . Diese sixtinische 35-Kommission 
wollte auf Grund der besten Hss 3 den echten Hieronymustext gegen- 
iiber dem textus receptus aus der Pariser Bibel (s. o. S. 45 5 4 ) wieder- 
herstellen. Mit dem Ergebnis war Sixtus V. unzufrieden, weil der Text 
sich zu sehr vom gewohnten Wortlaut entfernte. Da er es fur eine Auf- 
gabe seines hohen Amtes hielt, hier fur das Richtige zu sorgen, stellte er 
meist den Lowener Text wieder her, ohne eigenmachtige Anderungen 
ganz zu vermeiden. Wenige Monate vor seinem Tode 1590 gab er 
die sixtinische Bibel mit derviel erorterten Einfuhrungsbulle Aeternus 
ille (i. Marz 1590)* hinaus. 

784. Auf Bellarmins Rat wurde die sixtinische Bibel mit der Bulle 
zuriickgezogen und durch eine neue Kommission Gregors XIV. 
(1590 1591) der Bibeltext noch einmal bearbeitet, so daC der 
neue Text ungefahr die Mitte einhalt zwischen der Vulgata 
Sixtus' V. und den Vorschlagen der sixtinischen Kommission 5 . 
Unter Klemens VIII. (1592 1605) kam die klementinische 
Vulgata, mit einer von Bellarmin verfaBten Vorrede 6 , heraus 

(mit einer Ausnahme) erhalten, so dafi die Druckausgaben nur geschicht- 
Hchen Wert haben (vgl. Quentin [s. o. S. 454 5 ] 518). 

1 C. A. Kneller S. J., Einepapstlich approbierte Vulgata vor 1 590? (ZkTh 47, 328). 

2 *F. Amann, Die Vulgata Sixtina von 1590. Eine quellenmaflige Dar- 
stellung ihrer Geschichte mit neuem Quellenmaterial aus dem venezianischen 
Staatsarchiv (Freiburger theol. Stud. 10), Frb. i. Br. 1912. 

3 Sie bevorzugte den wertvollen Codex Amiatinus u. a. (vgl. Amann a. a. O. 

32 ff.). 

4 Die Bulle ist nach P. M. Baumgarten (Die Veroffentlichung der Bulle 
Eternus ille celestium vom i. Marz 1590 [BZ 5, 189 191]; vgl. Ders., Das 
Original der Konstitution Eternus ille celestium vom i. Marz 1590 [BZ 
5.337 35i]; Ders., Die Vulgata Sixtina von 1590 und ihre Einfiihrungs- 
bulle [AtAbh 3, 2], Mstr. i. W. 1911) regelrecht veroffentlicht worden; dagegen 
J. B. Nisius S. J., Zur Geschichte der Vulgata Sixtina (ZkTh 36, i 47 210 
bis 251); Ders., Schlufiergebnisse der Forschung und Kontroverse iiber die 
Vulgata Sixtina (ZkTh 38, 183266); C. A. Kneller S. J., Zur Vulgata Sixtus' V. 
(ZkTh 46, 317325 468479.' 47, 154159 601611; 48, 133150. Vgl. 
auch H. Hopfl O. S. B., Beitrage zur Geschichte der sixto-klementinischen 
Vulgata (BSt 18, 1/3), Frb. i. Br. 1913 ; F. Amann, Methodisches und Sach- 
liches zur Beurteilung der Praefatio Clementina (BZ 13, 193 199). 

5 Vgl. C. A. Kneller S. J., Zur Geschichte der klementinischen Vulgata- 
Ausgaben (ZkTh 43, 391438). 

6 Zum Streit iiber diese Praefatio vgl. Amann (s. o. Anm. 4) 121 ff. Auch 
sie enthalt wie die Sixtina das Verbot, Varianten an den Rand des Textes 



458 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 785 

(1592), zunachst noch unter dem Namen Sixtus' V. 1 ; 1593 er- 
schien eine korrektere Ausgabe von ihr, der 1598 eine dritte 
mit neuer Textrezension folgte. Die drei Ausgaben im 
Verein mit ihrem Index corrigendorum und mit der 
zuerst in der Stephanschen 25-Ausgabe Genf 1557 
iibernommenen Verseinteilung 2 bilden bis heute den 
offiziellen Text der 95 in der katholischen Kirche, 
der den gebrauchlichen Ausgaben mit nur geringen Verschieden- 
heiten zu Grunde liegt. 

785. Die 42-zeilige, um 1452 aus der Gutenbergschen Druckerei zu 
Mainz hervorgegangene sog. Mazarinbibel ist die erste gedruckte 
35-Ausgabe. Neuere Ausgaben: C. Vercellone, Biblia sacra Vul- 
gatae editionis Sixti V. et Clementis VIII. P.P. M.M. iussu recognita 
atque edita, Rom 1861 ; Biblia sacra Vulgatae editionis iuxta exemplaria 
ex typographia apostolica Vaticana Romae 1592 et 1593 inter se collata 
et ad normam correctionum Romanarum exacta auctoritate Pontif. 
PiilX., ed. V. Loch, Regensburg 1849, 10 ~ u i9ii; Biblia sacra Vulga- 
tae editionis. Ex ipsis exemplaribus Vaticanis inter se atque cum indice 
errorum corrigendorum collatis critice edidit M. Hetzenauer O. C., 
Innsbruck 1906 (mit den Varianten der sixtinischen und der drei klemen- 
tinischen Ausgaben; eine Handausgabe davon erschien in i Band 
Regensburg 1914; in 5 Bandchen [Biblia sacra secundum Vulgatam 
Clementinam] Regensburg 1922); Bibliorum sacrorum iuxta Vulgatam 
Clementinam nova editio breviario perpetuo et concordantiis aucta, 
adnotatis etiam locis, qui in monumentis fidei sollemnioribus et in 
liturgia Romana usurpari consueverunt. Curavit A. Grammatica, 
Mailand 1914 u. 1922 ; Biblia sacra iuxta Vulgatae exemplaria et cor- 
rectoria Romana. Denuo edidit A. C. Fillion, P. 1887, 8 i922; Biblia 
sacra iuxta Vulgatam Clementinam divisionibus, summariis et concor- 
dantiis ornata. Denuo ediderunt complures Scripturae s. professores 
facultatis theol. Parisiensis et Seminarii S. Sulpicii, Rom-Paris 1927 3 . 

zu setzen. Eine EBK vom 17. Nov. 1921 beschrankt das Verbot auf den 
Seitenrand (vgl. Acta Apost. Sedis 14, 27). 

1 Erst 1604 erschien die erste Ausgabe, welche auch Klemens VIII. im 
Titel nannte. 

2 Die Kapiteleinteilung in der Bibel wurde um 1206 von Stephan Langton 
(f 1228) eingefiihrt und ist noch im wesentlichen in unsern Bibelausgaben 
erhalten. Schon 1555 nahm R. Stephanus in einer griechisch-lateinischen Aus- 
gabe des NT eine Verseinteilung auf. Auch bei den deuterokanonischen 
Schriften des AT geht die Verszahlung auf ihn zuriick, wahrend er fur die 
protokanonischen Biicher die von Sanctes Pagninus (s. o. S. 5) iibernahm. 
Vgl. Schmid (s. o. S. 399*) und VDB 5, 2403 f.; 2, 563 f. 

3 Vgl. noch Peultier-Etienne-Gantois S. J. , Concordantiarum universae 



Nr. 786 d) Die lateinischen Ubersetzungen des AT. 459 

227. Neue Bearbeitung der Vulgata. 

786. Uber die klementinische Ausgabe hinaus begann C. Vercellone 
den Vulgatatext zu fordern durch eine reiche Variantensammlung, die 
in ihren zwei Banden jedoch iiber Rg nicht hinausgelangte x . Mit viel 
besserer Aussicht auf Erfolg wurde Vercellones Versuch vom Bene- 
diktinerorden aufgenommen 2 , der durch Schreiben des Kardinals Ram- 
polla (30. April 1907) mit der Revision der Vulgata beauftragt wurde 3 , 
eine Aufgabe, die dann das Schreiben Pius' X. vom 3. Dez. 1907 bestatigte 
und als restitutio primiformis textus Hieronymianae bibliorum versionis, 
consequentium saeculorum vitio non paulum depravati umschrieb 4 . 
Aufier zwei Berichten iiber die Fortschritte dieser 3S-Revision 5 ist eine 
Denkschrift iiber den Oktateuchtext der 33 in den alten Hss und Aus- 
gaben 6 und die Genesis mit einem ausfiihrlichen Variantenapparat 7 
erschienen. 

Scripturae sacrae thesaurus (CSs 3, 5), P. 1897; E. Nestle, Eine Frage nach 
der besten Vulgatakonkordanz (BZ 9, 229). 

1 Variae lectiones Vulgatae latinae Bibliorum editionis, Rom 1860/64. 

2 Vgl. M.-J. Lagrange, La revision de la Vulgate (Rb N. S. 5, 102 
bis 113). 

3 Mit den Worten : fintanto que giunga 1'ora propizia per cosi impor- 
tante revisione che ponga in grado di dare una edizione emendatissima della 
Volgata , stellt Rampolla fest, dafi das Verlangen des Trienter Konzils (s. o. 
S. 456) mit der heutigen offiziellen QS-Ausgabe noch nicht erfiillt sei. Es ist 
doch im wesentlichen die Pariser Bibel (s. o. S. 455*) die Grundlage geblieben, 
iiber welche auch die papstlichen Bibelkommissionen nicht hinwegkamen 
(vgl. Denifle [s. o. S. 455 7 ] 4, 284). 

4 Acta Apost. Sedis 40, 721. 

5 Bericht iiber die Aufgabe und den gegenwartigen Stand der Vulgata- 
Revision, Rom 1909; 2. Bericht, Rom 1911. Fiir die Sammlung der 
Varianten berechnete der I. Bericht eine Dauer von 8 lojahren. 

6 Quentin (s. o. S. 454 5 ); Ders., Essais de critique textuelle, P. 1926. 
Die Collectanea biblica latina (bis jetzt 7 Bde., Rom I9i2-ff.) dienen der 
Vulgatakommission als Organ fur Veroffentlichungen. 

7 Biblia sacra iuxta latinam Vulgatam versionem ad codicum fidem iussu 
Pii PP. XI, cura et studio monachorum Sancti Benedicti, Commissionis Ponti- 
ficiae a Pio PP. X institutae sodalium praeside Aidano Gasquet S. R. E. 
Cardinale edita. Librum Genesis ex interpretatione Sancti Hieronymi cum 
prologis variisque capitulorum seriebus adiectis prolegomenis recensuit D. Hen- 
ricus Quentin, Rom 1926. Grundsatzliche Einwande gegen die Methode 
Quentins und der Vulgatakommission erhebt und zu andern Ergebnissen ge- 
langt J. Chapman, The families of Vulgate mss. in the Pentateuch (Rben 37, 
546365403); vgl. aufierdem Power (s. o. S. 455 5 ) ; E. K. Rand, Dom 
Quentin's memoir on the text of the Vulgate (Harvard theol. Review 
17 [1924], 197 264). Weitere Aufierungen s. BZ 18, 145 f. 



460 III. Teil. Der Text des AT. Nr. 787 

e) Die syrischen Ubersetzungen des AT 1 . 

228. Allgemeines. 

787. In der Vielgestaltigkeit, in der wechselvollen Geschichte, 
an Alter und Bedeutsamkeit stehen die Ubersetzungen, welche 
sich die Syrer im Laufe der Zeit schufen, den griechischen am 
nachsten. Auch sie haben, wenn auch in geringerem Mafie, auf 
andere Ubersetzungen (athiopische, armenische, arabische, vielleicht 
auch lateinische) eingewirkt. 

788. Fur das syrische Sprachgebiet sind, dem Werte nach in ab- 
steigender Reihenfolge angeordnet, die Pesitto (= @ p ), die Syrohexapla 
(= @ h ), die Philoxeniana, der christlich-palastinische Bibeltext nebst 
einer Bearbeitung des AT durch Jakob von Edessa in der Zeit vom 
i. Jahrhundert v. Chr. bis zum Anfang des 8. Jahrhunderts n. Chr. ge- 
schaifen worden. 

229. Die Pesitto 2 . 

789. Die alteste und bedeutendste syrische Ubersetzung ist die 
Pesitto (mappakto p e sitto [so die jakobitische Aussprache; nesto- 
rianisch: p e sitta] = einfache Ubersetzung ) 3 , welche unmittelbar 
aus dem hebraischen Text gefertigt ist. 

Daruber, wie und wann sie entstanden ist, fehlen uns, wenn wir von 
unglaubwiirdigen Uberlieferungen absehen, sichere Anhaltspunkte 4 . 

1 *A. Ceriani, Le edizioni e i manoscritti delle version! siriache del VT 
(Memorie del r. istit. Lomb., Classe di lettere e scienze morali e polit. n, 
Mailand 1870, T 28). C. Brockelmann, Syrische Grammatik mit Para- 
digmen, Literatur, Chrestomathie und Glossar (Porta linguar. or. 5), 4 B. 1925; 
Ders., Lexicon syriacum, B. 1895, 2 Halle 19241?. 

2 L. Haefeli, Die Peschitta des AT mit Riicksicht auf ihre textkritische 
Bearbeitung und Herausgabe (AtAbh n, r), Mstr. i. W. 1927. C. Heller, 
Untersuchungen iiber die PeschittS. zur gesamten hebraischen Bibel. Zugleich 
ein Beitrag zur Erkenntnis der alten Bibeliibersetzungen i, B. 1911. 

3 So wird in syr. massoretischen Hss des 9-/io. Jahrh. das NT genannt, 
das AT zuerst bei Moses bar Kepha Of 903). Friiher hiefi sie die alt- 
syrische Ubersetzung*, das syrische Exemplar* , der Syrer (vgl. UtUb 229). 
Das Beiwort einfach wird ihr wohl gegeben im Gegensatz zu den 
paraphrasierenden Targumen (s. u. 233 f.). Andere suchen darin den 
Gegensatz zur Hexapla (s. o. S. 437; so Baumstark [s. o. S. 385 2 ] 18) oder 
deuten den Namen als Vulgata (so Haefeli [s. o. Anm. 2] 5) oder blofi als 
<(Ubersetzung. 

4 Vgl. J. Bloch, The authorship of the Peshitta (AmJsemL 35, 215222); 
R. Duval, La litterature svriaque, P. 1899; Corrections et additions a la 



Nr. 791 e) Die syrischen Ubersetzungen des AT. 461 

Doch scheint sie schon von Bardesanes (154 222) 1 verwendet worden 
zu sein; sicher ist das bei Aphraates und dem ungefahr gleichzeitigen 
Ephram dem Syrer (f 373). Da die & aber in manchen Teilen ein 
stark jiidisches Geprage an sich tragt 2 , halten viele mit gutem Grunde 
rein jiidischenUrsprung der Ubersetzung fest 3 . Es ist durchaus 
naheliegend, dafi sich die judische Diaspora in Mesopotamien, deren 
Mittelpunkt Edessa (s. Taf. i, Bild i, if) war, schon in vorchristlicher 
Zeit, ahnlich wie die alexandrinischen Juden, eine Ubersetzung ins 
Syrische geschaffen hat. 

790. Dann miissen wenigstens die deuterokanonischen Schriften aus 
anderer Hand stammen als die protokanonischen Biicher. Das gleiche 
diirfte fur Chr, Ezr-Neh und Est gelten (s. o. S. 385 f.). Aber auch die 
Art, wie die tibrigen Biicher iibertragen sind, zeugt dafiir, dafi die 
atl <5 P nicht einheitlichen Ursprungs ist. 

791. An Giite der Ubersetzung 4 erreicht die (3 P nicht die Hohe 
der , sinkt aber auch in keinem Teil so tief herab wie manche 
Biicher der 5 . Bedeutsam ist, dafi die hebraische Vor- 



i jre ed. 1900, 3 P. 1907, 31 ff. ; UtUb 229. Am nachsten kommt der Wahr- 
heit die Legende, dafi Konig Abgar von Edessa durch Addai die Bibel 
habe ins Syrische iibertragen lassen; denn um 150 n. Chr. bestand bereits 
die syrische Kirche. 

1 Duval (s. o. S. 460*) 28. M. Merx, Bardesanes von Edessa, Halle 1863, 19. 
Uber 6 Zvipoc;, der schon bei Melito von Sardes (vor 195 n. Chr.") begegnet, 
vgl. o. S. 436. Von manchen wird er als Ubersetzung aus <5 P erklart. 

2 Zum Pentateuch vgl. J. Perles, Meletemata Peschittoniana, Breslau 1859; 
J. Pinkerton, The origin and the early history of the Syriac Pentateuch (JthSt 
15, 14 41); J. Schonfelder, Onkelos und Peschittho. Studien iiber das Alter 
des Onkelosschen Targums, Miinchen 1869. Zu Jos vgl. H. Mager, Die 
Peschittho zum Buche Josua, Frb. i. Br. 1916. Zu Chr vgl. S. Frankel, Die 
syrische Ubersetzung zu den Biichern der Chronik (Jahrb. f. prot. Theol. 5 
[1879], 58 536 720 759). Zu Prv vgl. H. Pinkuss, Die syrische Uber- 
setzung der Prv textkritisch und in ihrem Verhaltnis zu dem masoretischen 
Text, den LXX und dem Targum untersucht (ZatW 14, 65 141 161 222). 
Zu Jer vgl. Volz (s. o. S. 300 3 ) xxi. Zu Ez vgl. Cornill (s. o. S. 311) 154 f. 
J. Prager (De Veteris Testamenti versione Syriaca, quam Peschitto vocant, 
quaestiones criticae, Gott. 1875) halt die @ p fur ein jiidisches Targum, welches 
die syrischen Christen revidiert hatten. 

3 Duval (s. o. S. 460 4 ) 3 31 halt wegen des merkbaren christlichen Ein- 
flusses einen Judenchristen fur den Verfasser. Vgl. auch A. Mingana, Syriac 
versions of the OT (JqR N. S. 6, 385398); Pinkerton (s. o. Anm. 2). 

4 Als Beispiel behandelt Mingana (s. o. Anm. 3) 392 394 Gn 113. 

5 Bei Sir scheint eine mangelhafte Vorlage angenommen werden zu mussen ; 
vgl. Buhl(s. o. S. 351) 192; Duval (s. o. S. 460*) 3 34. Bei Chr ist ein judisches 
Targum beniitzt (s. o. Anm. 2). . 



462 HI- Teil. Der Text des AT. Nr. 792 

lage der & im allgemeinen alter und besser zu sein scheint 
als der 3R 1 . 

Eine solche altere und bessere hebraische Vorlage mufi in Rechnung 
gestellt warden, wenn man die vielfach beobachtete Ubereinstimmung 
der & mit der auf ihren Grund untersucht 2 . Die Beriih- 
rungen zwischen der @ p und der , welche in der ntl Text- 
kritik eine bedeutsame Rolle spielen 3 , finden sich gelegentlich auch 
im AT 4 . 

792. Das Material, aus dem der urspriingliche Text der 
(5 P zu gewinnen ist, liegt in zahlreichen Hss der europaischen 
Bibliotheken 5 zerstreut und wurde in Sonderbearbeitungen zu 

1 Vgl. Wutz, Die Psalmen (s. o. S. 194 2 ) xxxvm f., der die &- Vorlage 
nach , aber sicher noch ins 2. Jahrh. v. Chr. setzt. 

2 W. E. Barnes, On the influence of the Septuagint on the Peshitta (JthSt 
2, 186 197 ; nimmt eine allmahlich vollzogene Revision nach an). J. F. Berg, 
The influence of the Septuagint upon the Peshitta Psalter, N. Y. 1895. 
J. Bloch, The influence of the Greek Bible on the Peshitta (AmJsemL 36, 161 
bis 166). Hanel (s. o. S. 442 3 ) lafit bereits den Ubersetzer in die Einsicht 
nehmen, erkennt aber zugleich eine altere hebraische Vorlage an. Mingana 
(s. o. S. 461 3 ) 389 u. a. glauben an eine nachtragliche einmalige Revision nach 
der . Bei Koh 12, 5 ergibt sich jedenfalls eine nachtragliche Beeinflussung 
durch die ; vgl. J. Goettsberger in BZ 8, 7 u. A. S. Kamenetzky (Die 
P'sita textkritisch und in ihrem Verhaltnis zu dem 911, der und den 
andern alten griechischen Versionen untersucht [ZatW 24, 181 239]) nimmt 
beides an. tJber andere Versuche, nachtragliche Uberarbeitungen an der 
& festzustellen, vgl. Buhl (s. o. S. 351) 190 f. (von Aphraates nach dem Ur- 
text iiberarbeitet, der Psalter nach den Scholien des Barhebraus [*f- 1286]; 
zu letzterer Hypothese vgl. noch A. Rahlfs, Beitrage zur Textkritik der Pe- 
schita [ZatW 9, 161 210]). 

3 Vgl. *J. Sickenberger, Kurzgefafite Einleitung in das NT 3-4, Frb. i. Br. 
1925, 29 f. 

4 Dabei kommen - und 25-Texte in Frage. Baumstark (s. o. S. 385 2 ) 
18 nimmt eine gemeinsame hebraische Vorlage fur & und 25 an; ebenso 
Holtzmann (s. o. S. 268 3 ). * H. J. Vogels (Die Harmonistik im Evangelien- 
text des Cod. Cantabrigiensis. Ein Beitrag zur ntl Textkritik [TU 3. R. 6, I a ], 
Lp. 1910, 5) lafit die Ubereinstimmung im NT durch das Diatessaron ver- 
mittelt sein. Zu Sap vgl. noch Charles (s. o. S. 12) i, 520; Margoliouth 
(s. o. S. 268 6 ) 279. 

5 Vgl. die Hss-Kataloge ; weiterhin Baumstark (s. o. S. 385 2 ) ; Ceriani (s. o. 
S. 460 x ); Duval (s. o. S. 460*); J. Herrmann, Neues Material zur Peslta 
(ZatW 34, 235); W. Wright, A short history of Syriac literature, Ld. 1894. 
Auch die Lektionarien der syrischen Kirche und die atl Zitate der syrischen 
Schriftsteller sind zu beachten. Ahnlich der hebraischen 9It gibt es auch 
eine syrische Massora (vgl. besonders die sog. versio Karkaphensis 



Nr. 793 e) Die syrischen Ubersetzungen des AT. 463 

einzelnen Buchern des AT auswahlweise und meist unzulanglich 
verwertet 1 . 

793. Die bisher erschienenen Ausgaben 2 der & des AT stiitzen 
sich meist auf wenige, ortlich bequem erreichbare Vorlagen. Der Text 
der Pariser Polyglotte (s. u. 243 ; ohne Est und Deuterocanonica) be- 
ruht auf jungen Hss 3 . Die "Londoner Polyglotte (s. u. 243) druckt 
den gleichen Text ab, erganzt die fehlenden Biicher (einschliefilich 
3 Ezr und 3 Makk) und gibt im Anhang Varianten aus drei Hss bei 4 . 
S. Lee legte seiner Ausgabe 5 den Londoner Polyglottentext zu Grunde 
und zog junge Hss und Schriftstellerzitate (Ephram, Barhebraus) heran. 
Wahrend diese drei Ausgaben als Vertreter der jakobitischen Text- 
richtung gelten 6 , bietet die syrische Bibel von Urmia 7 z. T. den 
Text alter nestorianischer Hss. Die deuterokanonischen Schriften, 

welche nichts anderes als cine massoretische Arbeit ist); sie enthalt neben 
sprachgeschichtlichem auch textkritisches Material; vgl. G. Diettrich, Die 
Massora der ostlichen und westlichen Syrer in ihren Angaben zum Buche 
Ruth nach 5 Hss (ZatW 22, 193 201); Ders., Die Massora der ostlichen 
und westlichen Syrer in ihren Angaben zum Propheten Jesaja, Ld. 1899; 
Duval (s. o. S. 460 4 ) 3 55 61. 

1 Eine Gruppierung der Hss versucht Rahlfs (s. o. S. 462 2 ), der jedoch 
die friiher behauptete scharfe Trennung zwischen den ost- und westsyrischen 
Hss auf Grund der Untersuchungen von W. E. Barnes (The Peshitta Psalter 
according to the West Syrian text. Ed. with an apparatus criticus, Cambridge 
1904) nicht mehr aufrecht erhalt (vgl. ThLz 30 [1905], Nr. 7, 196 f. ; s. auch 
W. E. Barnes, The Peshitta version of 2 Kings [JthSt 6, 220232; n, 533 
bis 542]). Die Einzelbearbeitungen sind zusammengestellt : bis 1888 bei 
E. Nestle, Litteratura syriaca, Beigabe zur syrischen Grammatik 2 , B. 1888; 
bis 1897 in HDB 4, 651 f. und UtUb 227 ff. ; bis 1906 bei Fell (s. o. S. 3 2 ) 
215 f. (wo nachzutragen ist: A. Lazarus, Zur syrischen Ubersetzung des Buches 
der Richter, Erlangen 1901); bis 1907 bei Duval (s. o. S. 460 4 ) 3 35; bis 
!9ioimKH2, Miinchen 1912, 2280; von 1903 ab bis jetzt in den bibliogra- 
phischen Notizen der BZ; vgl. auch Baumstark (s. o. S. 385 2 ) i8ff. ; Haefeli 
(s. 0.8.460 2)23 ff. 70 ff. 

2 Vgl. J. Bloch, The printed text of the Peshitta OT (AmJsemL 37, 136 
bis 144) ; Ceriani (s. o. S. 460 x ) ; Rahlfs (s. o. S. 462 2 ). 

3 Vgl. Goettsberger (s. o. S. 386*) 103 ff. ; Haefeli (s. o. S. 46o 2 ) 61 ff. ; Rahlfs 
(s. o. S. 462 2 ). 

4 Vgl. G. Diettrich, Ein apparatus criticus zur Peschittho zum Propheten 
Jesaja (8. Beih. z. ZatW), Giefien 1905, Xiv; Haefeli (s. o. S. 460 2 ) 63 ff. 

5 Die Schrift des Alien Bundes, welche nur die Schriften enthalt, die sich 
in hebraischen Hss finden, verbessert nach einigen alten syrischen Hss, 
Ld. 1823 (mit Ps 151), 1824 (ohne Ps 151). Vgl. Haefeli (s. o. S. 46o 2 ) 65 f. 

6 Vgl. Diettrich (s. o. S. 462 5 ). 

7 Das AT syrisch und neusyrisch, Urmia 1852. Vgl. Haefeli (s. o. 
S. 46o 2 )66ff. 



464 In - Teil - Der Text des AT - Nr - 794 

welche in Lee's AT und der Urmiaer Ausgabe fehlen, hat P. de Lagarde 
nach einem iiberarbeiteten Polyglottentext herausgegeben und dabei das 
bisher bekannte Material und sechs neue Hss verglichen 1 . Blofi eine Hs, 
die aber durch Alter und Giite sehr wertvoll ist, hat A. M. Ceriani 
zuganglich gemacht 2 . Die fur Missionszwecke veranstaltete Ausgabe 
von Mosul ist fur die Textkritik ohne Wert 3 . Eine textkritisch ge- 
niigende Ausgabe des AT der Pesitto ist erst noch zu schaffen 4 , wie- 
wohl wegen der im allgemeinen nicht groften Textverschiedenheiten 
auch die bisher erreichbaren besseren Ausgaben zur Feststellung des 
Urtextes dienlich sind. 

230. Die Philoxeniana. 

794. Das Ansehen und die weite Verbreitung der veranlafiten 
die Syrer, sich um eine syrische Ubersetzung aus dem 
Griechischen zu bemiihen, zumal da der Verkehr mit den 
hellenistischen Gemeinden immer enger wurde. Moses von Aggel 
(um 550 S/o) 5 bezeugt, dafi Philoxenos, Bischof von Mabug 
(f nach 522), durch seinen Chorbischof Polykarp eine Ubersetzung 
des NT und des Psalters fertigen lieC 6 . 

Diese Ubersetzung, die Philoxeniana , scheint sich auch auf andere 
Teile des AT erstreckt zu haben 7 . Zwei Halbverse von Is 9, 6 f. werden 

1 Siehe o. S. 278 6 . Vgl. Haefeli (s. o. S. 460 2 ) 73 f. 

2 TransIatio syra Pescitto Veteris Testamenti ex codice Ambrosiano 
sec. fere VI, photolithographice edita ( Mailand 1876/83. Vgl. Haefeli 
(s. o. S. 460 2 ) 75 f. Der syrische Text in Nestles Psalterium tetraglottum 
(s. o. S. 243 2 ) stammt aus dieser Hs. 

3 * Biblia sacra iuxta versionem simplicem, quae dicitur Peschitta, Mosul 
1887/91. Vgl. S. Euringer, Die Bedeutung der Peschitto fur die Text- 
kritik des Hohenliedes (BSt 6, 1/2, 115 128) 122 ff. ; Haefeli (s. o. S. 460 2 ) 68 if. 

4 Uber eine Pentateuchausgabe vgl. W. E. Barnes, A new edition of the 
Pentateuch in Syriac (JthSt 15, 41 44). Zur Absicht des papstlichen 
Bibelinstituts in Rom, die Pesitto herauszugeben, vgl. L. Haefeli, Ein Unter- 
nehmen des papstlichen Bibelinstituts in Rom (Kath. Kirchenztg [Schweiz] 
1915, Nr. 19 21 22); Ders., Die Peschitta (s. o. S. 460 2 ) 113 ff. 

5 Vgl. Baumstark (s. o. S. 385 2 ) 160 f. 

6 Vgl. die Stelle syrisch und deutsch in ZA 12, 349 l . Nach Unter- 
schriften von Hss ist die Ubersetzung 507/8 entstanden; Mingana (s. o. 
S. 461 3 ) 394 tritt fur 500 ein; vgl. Ders., New documents on Philoxenus of 
Hierapolis and on the Philoxenian version of the Bible (Exp 8. S. 19, 149 
bis 160). 

7 Dagegen behauptet J. Lebon (La version philoxenienne de la Bible [Rev. 
d'hist. eccles. 12 (1911), 413 436]), dafi die Philoxeniana auf das AT sich 
iiberhaupt nicht ausgedehnt habe. 



Nr. 795 e) Die syrischen tJbersetzungen des AT. 465 

in der Syrohexapla (s. u. 231) des Codex Ambrosianus zitiert. A. M. 
Ceriani glaubte Fragmente aus Is (28, 3 17 ; 42, 17 49, 18; 66, n 23) 
auch in der Hs iBrit. Mus. Add. 17106 feststellen zu konnen 1 . Der 
Ubersetzer beniitzte den lukianischen Text und zog auch & bei 2 . 

231. Die Syrohexapla. 

795. Zeitlich reiht sich an die Philoxeniana die Syrohexapla 
(= &) an 3 . Bot die Nachbarschaft von Antiochien dem Philo- 
xenos ungesucht die lukianische Rezension als griechische Vor- 
lage dar, so mufite der Ruhm der origenianischen Textbear- 
beitung auch zu weiten Reisen ermutigen, um diese Rezension 
zu gewinnen. Bischof Paul von Telia (bei Edessa) kam 616/17 
mit seinem Patriarchen von Antiochien und mehreren Begleitern 
nach Alexandrien und fertigte dort eine Ubersetzung des 
hexaplarischen -Textes von 4Rg mit den kriti- 
schen Zeichen des Origenes und einer Auswahl von 
Randlesarten aus den andern Kolumnen der Hexapla, die 
sich wohl durch Zusammenwirken mehreref Mitarbeiter 4 zu einer 
Ubersetzung des ganzen AT erweiterte. Sie erfreute sich in lite- 
rarischen Kreisen und in der Liturgie grofien Ansehens 5 . Wegen 
ihrer Wortlichkeit, wegen der Ubernahme der kritischen Zeichen 
des Origenes und der Randnoten ist sie textkritisch von beson- 
derem Wert 6 . 



1 Vgl. Le edizioni (s. o. S. 460*) 18. In den Monumenta sacra et pro- 
fana (s. o. S. 39i 3 ) 5, i 40 veroffentlichte Ceriani Esaiae fragmenta syriaca 
versionis anonymae et recensionis lacobi Edesseni. 

2 Vgl. Baumstark (s. o. S. 385 2 ) 144; Ceriani (s. o. S. 460 x ) 19. 

3 Von der Ubersetzung des Mar Abba (f 552), die Barhebraus 
und Ebedjesu bezeugen, glaubt A. Baumstark (Griechische und hebraische 
Bibelzitate in der Pentateucherklarung Iso'dabs von Merw [Ochr 2, 457 ; N. S. 
i, i 19; vgl. Ders. (s. o. S. 385 2 ) 119]) einige Zitate gefunden zu haben. Nach 
*O. Braun (Das Buch der Synhados. Nach einer Hs des Museo Borgiano 
iibersetzt und erlautert, Stuttgart 1900, 96) hatte Mar Abba lediglich Kom- 
mentare geschrieben. Einige Fragmente einer syrischen Ubersetzung, die 
A. S. Lewis veroffentlichte (Studia sinaitica n, Ld. 1902 [S. 116 121 des sy- 
rischen Teiles: Is 31, 6 32, 13; 34, i 13; 60, 2 7; Ex 14, 24 f.]), datiert 
Mingana (s. o. S. 461 3 ) zwischen die Philoxeniana und Syrohexapla. 

4 Vgl. Baumstark (s. o. S. 385 2 ) 1 86. 

5 Vgl. Braun (s. o. S. 386*). 

6 Den Text selbst halt A. Rahlfs (Septuaginta-Studien [s. o. S. 447 und 
2 43 4 ] 2, Gott. 1907, 122) bei den Pss nicht fur hexaplarisch. 
Goettsberger, Einleitung in das AT. 30 



466 HI- Teil. Der Text des AT. Nr. 796 

796. Vorhanden 1st die & in dem noch erhaltenen zweiten Band 
eiiier ehedem vollstandigen Hs dieser Ubersetzung *. Der erste Band 
ist seit Andreas Masius (-f 1573) bis auf einige von ihm yerzeichnete 
Lesarten verloren 2 . Fragmente aus dem ganzen AT sind in verschiedenen 
Hss zerstreut 3 . Randlesungen der @ h finden sich aufierdem noch bei 
verschiedenen syrischen Kirchenschriftstellern 4 . Auch ist noch eine 
arabische Ubersetzung der <5 h zu Pentateuch, Sap und wohl auch zu Job 
vorhanden 5 . 

232. Die christlich-palastinische und andere 
syrische Ubersetzungen. 

797. Die Melchiten, die einen syrisch-palastinischen , auch christlich- 
palastinisch genannten Dialekt 6 sprachen, schufen sich, wohl weil 
sie sich infolge der christologischen Streitigkeiten von den iibrigen 
Syrern trennen muCten, votn 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr. 7 eine 

1 A. M. Ceriani, Codex syrohexaplaris Ambrosianus photolithographice editus 
(Monumenta [s. o. S. 391 3 ] 7), Mailand 1874 (Pss, Job, Prv, Koh, Ct, Sap, 
Sir, Kl. Proph., Jer, Bar, Thr, Ep. ler., Dn, Sus, Bel et Draco, Ez, Is). P. de 
Lagarde, Veteris Testament! Graeci in sermonem syriacum versi fragtnenta 
octo (Bibliothecae syriacae, quae ad philologiam sacram pertinent, Gott. 
1892, i- 256). tiber friihere Teilveroffentlichungen vgl. Baumstark (s. o. 
5.385*) 187 2 . 

2 Vgl. Masius (s. o. S. 65 O- Er enthielt den ersten Teil des AT von 
Dt 15, 7 ab mit Ezr, Est, Jdt, Tob I, i 7, n. Die noch vorhandenen 
Fragmente vgl. bei De Lagarde (s. o. Anm. i). 

3 Zusammengestellt bei Baumstark (s. o. S. 385 2 ) 186 12 ; Ceriani (s. o. 
S. 460 *) 24 if. ; dazu C. C. Torrey, Portions of first Esdras and Nehemiah in 
the Syrohexaplar version (AmJsemL 23, 65 74) ; Remnants of the later Syriac 
versions of the Bible 2 : OT extracts from the Syrohexaplar version of the 
seventh century after the Greek of the Septuagint : Genesis, Leviticus, i and 
2 Chronicles, Nehemiah, edited with introductions, notes and reconstructed 
Greek text by J. Gwynn, Ld. 1909 (vgl. BZ 8, 289). Aufierdem steht Ps 151 
in der Pariser und Londoner Polyglotte (s. u. 243, Nr. 822) und bei Lee 
(s. o. S. 463), Tob i, i 7, ii in der Londoner Polyglotte. 

4 Sie sind bei Field (s. o. S. 1 53 J ), soweit damals bekannt, gesammelt. 
AuCerdem vgl. G. Kerber, Syrohexaplarische Fragmente zu Lv und Dt aus 
Barhebraus gesammelt (ZatW 16, 249264); Mercati (s. o. 441 x ). Bei Bar- 
hebraus (vgl. Goettsberger [s. o. S. 386 x ] 120 139) u. a. ist noch manches 
Material hierzu zu finden. 

5 Vgl. Baumstark (s. o. S. 385 2 ) 187 ; Rahlfs, Genesis (s. o. S. 447) 23 f. 

6 F. Schulthess, Grammatik des christlich-palastinischen Aramaisch, 
hrsg. von E. Littmann, mit Nachtragen, Tub. 1924 ; Ders., Lexicon Syro- 
palaestinum, B. 1903. 

7 T. Zahn (Forschungen zur Geschichte des ntl Kanons i, Erlangen 1881, 
348) meint, die Evv seien schon im 2. Jahrh. entstanden. 



Nr. 799 e) Die syrischen Ubersetzungen des AT. 467, 

eigene Literatur 1 , die auch atl Stiicke in sich schlofi; 2 . Die Ubei> 
setzung des AT aus der hexaplarischen ist utiter EirifluJB von 
Lukian und <5 P gefertigt. Der Wert "fur die atl Textkritik ist 
gering. 

798. Eine Bearbeitung des syrischen AT unternahm 705 Jakob von 
Edessa (f 708), wobei er Pesitto, Hexapla und griechische Hss beizog 3 . 
Dieser Mischtext ist nie recht popular geworden und darum nur in 
wenigen Hss erhalten 4 . Auch bei syrischen Schriftstellern haben sich 
einige Zitate vorgefunden 5 . 

799. Tob 7, 12 ff. in den Polyglotten (s. u. 243) gehort einer eigenen, 
sehr spaten Ubersetzung an 6 . Eine zweite Ubersetzung des Dn- 

1 F. C. Burkitt, Christian Palestinian literature (JthSt 2, 174185). 

2 H. Duensing, Christlich-palastinisch-aramaische Texte und Fragmente 
nebst einer Abhandlung iiber den Wert der palastinischen Septuaginta, 
Gott. 1906. G. H. Gwilliam, The Palestinian version of the Holy Scrip- 1 
tures, five more fragments (Anecdota Oxoniensia, Sem. Ser. i, 5), Ox- 
ford 1893 (mit Teilen von Nm). G. H. Gwilliam, F. C. Burkitt, J. F. Sten- 
ning, Biblical and patristic relics of the Palestinian Syriac literature (Anec- 
dota Oxoniensia, Sem. Ser. I, 9), Oxford 1896 (mit Resten von Ex und Sap). 
J. P. N. Land, Anecdota syriaca 4, Leiden 1875, IO 3 22 4 ( m rt Stiicken aus 
Dt, Is, Pss, Prv, Job). A. S. Lewis, A Palestinian Syriac lectionary containing 
lessons from the Pentateuch, Job, Proverbs, Prophets, Acts and Epistles. 
(Anecdota Oxoniensia, Sem. Ser. i, 6), Ld. 1897; Dies., Supplement to a 
Palestinian Syriac lectionary, Cambridge 1907 ; Dies., Codex Climaci re- 
scriptus. Fragments of sixth century. Palestinian Syriac texts of the Gospels, 
of the Acts of Apostles and of St. Paul's Epistles. Also fragments of an 
early Palestinian lectionary of the OT usw. (Horae semiticae 8), Cambridge 
1909 (enthalt S. XVII XX eine Bibliographic iiber die Jahre 1758 1910). 
A. S. Lewis and M. D. Gibson , Palestinian Syriac texts from palim- 
psest fragments in Taylor Schechter collection, Ld. 1900 (mit Stellen aus 
dem Pentateuch). G. Margoliouth, The liturgy of the Nile (Journ. of the 
roy. as. Soc. N. S. 28 [1896, Okt.], 677727) (S. 698701 : Gn 2, 419; 4 Rg 
2, 1922; Am 9, 5 I4 a ); Ders., The Palestinian Syriac version of the Holy 
Scriptures (PSbA 19, 3960) (aus Pss). F. Schulthess, Christlich-Palastinische 
Fragmente aus der Omajjadenmoschee zu Damaskus (Abh. d. k. GdW z. Gott. 
N. F. 8, 3), B. 1905. Auch die Oden Salomos (s. o. S. 394) gehoren hierher. 

3 Buhl (s. o. S. 351) 146 nennt die Arbeit eine Ubertragung, Duval (s. o. 
S. 460 4 ) 3 57 reiht sie bei der syrischen Massora (s. o. S. 462 5 ) ein. 

4 Vgl. Baumstark (s. o. S. 385 2 )25i 2 , wo auch die Ausgaben verzeichnet 
sind; Ceriani (s. o. S. 460 J ) 27 f. Ceriani (s. o. S. 465 *). M. Ugolini, II Ms 
Vat. Sir. 5 e la recensione del VT di Giacomo d'Edessa. Comunicazione 
(Ochr 2, 409 420). . 

5 Vgl. Goettsberger (s. o. S. 386 ) 92 f. 

6 Vgl. Baumstark (s. o. S. 385 2 ) 24. 

30* 



468 HI- Teil. Der Text des AT. Nr. 800 

Kapitels von Susanna, wie sie in der Londoner Polyglotte (s. u. 243) 
und bei De Lagarde (s. o. S. 278 6 ) aufgenommen wurde, kennt auch 
Barhebraus \ Is i und 2 sind in der Londoner Polyglotte (s. u. 243) 
aus einem unbekannten Ms erganzt 2 . 

f) Die Targume oder die aramaischen 3 
Ubersetzungen. 

233. Allgemeines. 

800. Seit dem 14. Jahrhundert v. Chr. breitete sich die aramaische 
Volkerwelle mit eigenem semitischen Dialekt in Vorderasien aus. Als 
im babylonischen Exil das jiidische Volk in besonders enge Beriihrung 
mit dem Osten kam, griff die aramaische Sprache in raschem Zuge 
auch auf Palastina \iber. Nachdem die Aramaisierung der jiidischen 
Volkssprache sich durchgesetzt hatte, muftte beim liturgischen Gebrauch 
der Bibel darauf Riicksicht genommen werden, und das fuhrte zu den 
Targumen (o^n Ubersetzung, = ) 4 . Der miindlichen Ubertragung 
in die aramaische Volkssprache, welche anfanglich bei der gottesdienst- 
lichen Schriftlesung nach einzelnen Versen oder Versgruppen stattfand 5 , 
trat wohl bald eine schriftliche Aufzeichnung zur Seite 6 , die, zuerst 
auf den aufieramtlichen Gebrauch beschrSnkt, doch im Laufe der Zeit 
im Synagogendienst gebraucht werden durfte. 

801. Aus der Zeit Gamaliels, des Lehrers des hi. Paulus, 
wird zum erstenMale ein schriftliches Targum (zu Job) 
erwahnt 7 . Die vorhandenen Texte der Targume datieren in ihrer 

1 Vgl. Goettsberger (s. o. S. 386 x ) 104 5 . 

2 Vgl. Ceriani (s. o. S. 460 x ) 28 und o. S. 465 3 . 

3 Auch <rchaldaisch (s. o. S. 405*) genannt. Dalman (s. o. S. 366 J ); 
Ders., Aramaisch-neuhebraisches Worterbuch zu Targum, Talmud und Mi- 
drasch. Mit Lexikon der Abbreviaturen, Frankf. a. M. 1901, 2 i922. 

4 Vgl. assyr. targumanu, Dolmetsch; na^n^ (Ezr 4, 7) verdolmetscht. 

5 Meg. 4, 4. Das nfea Neh 8, 8 wird bereits von einer solchen Uber- 
tragung verstanden (so die jiidische Tradition; vgl. R. H. Melamed, The 
Targum to Canticles according to six Yemen Mss compared with the textus 
receptus [ed. De Lagarde] QqR N. S. 10, 377410; n, 120; 12, 57117; 
auch Sonderabdruck, Philadelphia 1921] 377 ^; allein dagegen spricht, 
dafi noch nachher eine hebraische Literatur entstand. 

6 Talmud, j. Meg. 4, i verbietet den Gebrauch solcher in den Synagogen; 
vgl. Konig (s. o. S. 2 2 ) 99. Uber das angebliche Verbot des Schreibens 
vgl. H. L. Strack, Einleitung in Talmud undMidras 5 , Miinchen 1921, 916. 

7 Talmud, b. Sabb. f. 115* u. a. St. (vgl. Melamed [s. o. Anm. 5] 377 2 ; letz- 
terer erschliefit auch aus Jad. 4, 5 ein geschriebenes Targum). Der Zusatz 



Nr. 802 f) Die Targume oder die aramaischen Ubersetzungen. 469 

gegenwartigen Form nicht iiber das 3. nachchristliche Jahrhundert 
hinauf, wenn darin auch altere Bestandteile verarbeitet sein 
mogen. Sie unterscheiden sich im Dialekt 1 und besonders in 
der mehr oder minder paraphrasierenden Art, mit der sie 
die Vorlage wiedergeben. Fast zu alien Buchern des AT sind 
Targume vorhanden. 

234. Die einzelnen Targume. 

802. Zum Pentateuch: a) Das Targum des Onkelos 2 , kaum 
vor dem 3. Jahrhundert n. Chr. entstanden, in palastinischem Dialekt 
mit babylonischem Einschlag geschrieben, halt sich gegenuber den 
andern aramaischen Ubersetzungen noch ziemlich an die Vorlage, wenn 
es auch eine freie Wiedergabe nicht durchweg vermeidet 3 . b) Das 
Targum jerusalmi I, auch Targum des Ps.-Jonatan genannt 4 , mit 
gemischtem Sprachtypus, ist nicht vor dem 7. Jahrhundert n. Chr. in 
seine gegenwartige Gestalt gebracht worden 5 und behandelt die Vorlage 
viel freier als Onkelos 6 . c) Das Fragmententargum, auch Tar- 



in der des Buches Job (42, 17 ff. ; s. o. S. 231) konnte aus diesem Job- (&c 
XupiciKfte pipAou) iibersetzt sein. Manche Zitate des NT (Mt 27, 46 = Mk 1 5, 34; 
Eph 4, 8) versuchte man auf ein X zuriickzufiihren ; vgl. Cornely (s. o. S. 3 2 ) 



1 Vgl. Dalman, Grammatik (s. o. S. 366 *) 2 6 ff. Ausgewahlte Stticke 
sind kritisch herausgegeben worden von Merx (s. o. S. 190 5 ). 

2 Der Name stammt daher, dafi man (so Raschi [f 1105]) unter 
der im Talmud, b. Meg. f. 3 a angefuhrten Aquilasiibersetzung : Va? aisiri 
tan OI^JPSIK niin, unser Pentateuch targum verstand; vgl. Buhl (s. o. S. 351) 
173. Die jiidische Tradition verteidigt M. Friedmann, Onkelos und Aquilas, 
Wien 1896. 

3 E. Brederek, Bemerkungen iiber die Art der Ubersetzung im Targum 
Onkelos (StKr 1901, 351377). Der Text ist in den rabbinischen Bibeln 
(s. o. S. 419 5 ), in der Komplutenser, Antwerpener, Pariser und Londoner Poly- 
glotte (s. u. 243) und in neuerer Zeit von A. Berliner (Targum Onkelos 
hrsg. u. erl., B. 1884) veroffentlicht, von den jemenischen Juden in The Thora, 
Jerusalem 18941901 (vgl. Melamed [s. o. S. 468 5 ] 385"). E. Brederek, 
Konkordanz zum Targum Onkelos (9. Beih. z. ZatW), Giefien 1906. S. Lan- 
dauer, Die Mas6rah zum Onkelos auf Grund neuer Quellen lexikalisch 
geordnet und kritisch beleuchtet, Amsterdam 1896. 

4 Die Abkiirzung ^ 'n wurde seit dem 14. Jahrh. falschlich als frff 'n auf- 
gelost; vgl. Melamed (s..o. S. 468 5 ) 378 7 . 

5 Melamed (s. o. S. 468 5 ) 379 nimmt aber vorchristliche Bestandteile an. 

6 Zu den Textausgaben in der Venediger rabbinischen Bibel (s. o. S. 419 5 ) 
und der Londoner Polyglotte (s. u. 243) kommt noch: M. Ginsburger, 



4/O III. Teil. Der Text des AT. Nr. 803 

gum jerusalmi II genannt, ebenfalls mit gemischtem Sprachtypus, ist 
ijilter und wohl nie vollstandig vorhanden gewesen, sondern darf viel- 
leicht blofi als Rezension zu Ps.-Jonatan betrachtet werden *. Ebenso 
kommt ein Targum jerusalmi III nur in Randglossen zu einzelnen 
Hss vor 2 . d) Die Samaritaner besaften aufier dem samaritanischen 
Pentateuch (s. o. S. 421) auch noch den Pentateuch im westaramaischen 
samaritanischen Dialekt, das samaritanische Targum. Nach der 
samaritanischen Uberlieferung wurde es von Natanael (-J- 20 v. Chr.) 
verfafit; jedenfalls bestand es schon vor Origenes, der griechische Zitate 
aus ihm als TO XauctpeiTiKOV (s. o. S. 436 f.) verwertete, wenn auch die 
Hss aus sehr spater Zeit stammen. Es schaltet auch nicht so frei mit 
seiner Vorlage, dem samaritanischen Pentateuch, wie die spateren 
jiidischen Targume 3 . 

803. Zu den Propheten (= Geschichts- und Prophetenbiicher) 4 hat 
Jonatan ben Uzziel, Schiller des R. Hillel (nicht = Theodotion) zu 
Beginn der christlichen Zeitrechnung ein Targum, das Targum Jo- 
natan, in jiidischem Dialekt geschrieben, das sich der Art nach zu 
Qnkelqs stellen lafit und, obwohl sich in seiner gegenwartigen Form 

Pseudo-Jonathan (Thargum Jonathan ben Usie'l zum Pentateuch). Nach der 
Londoner Hs (Brit. Mus. Add. 27031) hrsg., B. 1903; vgl. S. Landauer, Ein 
interessantes Fragment des Pseudo-Jonathan (in Festschrift z. Ehren A. Har- 
kavy's, St. Petersburg 1908). 

1 So Zunz (s. o. S. 366 4 ) 2 73 u. a. Ausgaben: in der Venediger rabbini- 
schen Bibel (s. o. S. 419 5 ); in der Londoner Polyglotte (s. u. 243, Nr. 822); 
M. Ginsburger, Das Fragmententargum (Targum jeruschalmi zum Penta- 
teuch), B. 1899; Ders., Die Fragmente des Targum jeruschalmi zum Penta- 
teuch (ZdmG 57, 6780; 58, 374378). Vgl. auch J. BaCfreund, Das Frag- 
menten-Targum zum Pentateuch, sein Ursprung und Charakter und sein 
Verhaltnis zu den anderen pentateuchischen Targumim (MGWJ 40, 114 
49 67 97 109 145 163 241 252 352 365 396 405 ; gesondert hrsg. Bres- 
lau 1896). 

2 Zusammengestellt bei BaCfreund (s. o. Anm. i) Sonderausgabe 40 44; 
Ginsburger (s. o. Anm. i) 7174; vgl. auch Melamed (s. o. S. 468 5 ) 379 12 . 

3 Die sog. Barberinische Triglotte (Rom, i. J. 1227 geschrieben) enthalt 
den samaritanischen Pentateuch, eine arabische tJbersetzung desselben von 
Abu Said (n.Jahrh. ; s. u. 240) und das samaritanische Targum. Aus- 
gaben: Pariser, Londoner Polyglotte (s. u. 243); H. Petermann, Pentateuchus 
Samaritanus ad fidem librorum mss. apud Nablusios repertorum, ed. et 
varias lectiones adscripsit (Heft 35 von C. Vollers), B. 1872 1891 (vgl. 
P. Kahle, Zu den in Nablus befindlichen Hss des samaritanischen Penta- 
teuchtargums[ZdmG6i,9o9 912]); P. Kahle, Fragmente des samaritanischen 
Pentateuch targums hrsg. u. erlautert (ZA 16, 79 101 ; 17, I 22). 

4 Auch die jerusalemischen Targume erstreckten sich zum Teil iiber den 
Pentateuch hinaus auf die Propheten und Hagiographen (vgl. Dalman, Gram- 
matik [s. o. S. 366 l ] z 29 f.). 



Nr. 804 f) Die Targume oder die aramaischen Ubersetzungen. 47 1 

Spuren bis zum 4. Jahrhundert herab feststellen lassen 1 , doch alte 
Materialien enthalt 2 . ; 

804. Fast zu alien 3 Hagiographen sind Targume von verschiedenen 
Verfassern und von je eigener Art, indem sie die Vorlage teils buch- 
stablich wiedergeben (Prv, Pss, Job), teils sich zum ausgedehnten Midras 
erweitern (Rut, Lam 4 , Koh, Est, Ct), aus altem und jungem Material 
zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert hergestellt worden. Wahrend das 
Targum zu Prv moslimischen Einflufi verrat, scheint das zu den Pss im 
5. Jahrhundert entstanden zu sein. Sehr spat ist das paraphrasierende Tar- 
gum zu den fiinfFestrollenniedergeschrieben. ZuEst, dem amPurimfest 
gebrauchten Buche, kennt man drei Targume 5 . Das Targum zur Chr 
gehort seinem Grundstocke nach dem 4. Jahrhundert an, wurde aber 
nicht vor dem 9. Jahrhundert abgeschlossen 6 . 

1 Nach Dalman, Grammatik (s. o. S. 366 1 ) 2 15 und Melamed (s. o. S. 468 5 ) 
380 ist es im 5. Jahrh. in Babylonien endgiiltig zusammengestellt worden. 
Nach A. Sperber (Zur Textgestalt des Prophetentargums [ZatW N. F. 3, 175 f.]) 
ist das X zu den vorderen Propheten gewaltsam der hebraischen Vorlage 
angepafit worden. 

2 Ausgaben: Bomberg-, Buxtorf-Bibel (s. o. S. 419 5 ); Antwerpener, Pariser, 
Londoner Polyglotte (s. u. 243) ; P. de Lagarde, Prophetae chaldaice e fide 
codicis Reuchliniani ed., Lp. 1872. Einzelausgaben : M. Adler, A spe- 
cimen of a commentary and collated text of the Targum to the Prophets 
(Nahum) (JqR 7, 630657); F. Praetorius, Das Targum zu Josua in je- 
menischer Uberlieferung, B. 1899; Ders., Targum zum Buch der Richter in 
jemenischer Uberlieferung, B. 1900; S. Silbermann, Das Targum zu Ezechiel 
nach einer siidarabischen Hs(Kap. i 10), Diss. Strafiburg 1902; L. Wolfsohn, 
Targum zum Propheten Jeremia in jemenischer Uberlieferung (K. I 12), 
Diss. Halle 1902. Weitere Literatur vgl. bei Dalman, Grammatik (s. o. 
S. 366 1 ) 2 1 6. 

3 Zu Dn und Ezr-Neh, deren aramaische Abschnitte selbst Targume 
genannt werden (Jad. 4, 5), gibt es kein Targum. 

4 M. Kahn, Untersuchungen zum Targum Echa (Festschrift f. D. Kroner, 
Stuttgart 1917, 1126). 

5 Vgl. Melamed (s. o. S. 468 5 ) 381"; A. Sulzbach, Targum scheni zum 
Buche Esther iibersetzt und mit Anmerkungen versehen, Frankfurt a. M. 
1920. 

6 Melamed (s. o. S. 468 5 ) 381 18 . Ausgaben : Venediger Bibel (s. o. S. 419 5 ), 
Antwerpener, Pariser, Londoner Polyglotte (s. u. 243 ; Chr fehlt, weil das X 
dazu erst im 17. Jahrh. gefunden wurde); P. de Lagarde, Hagiographa chal- 
daice, Lp. 1873 (mit Chr). Einzelausgaben: M. David, Das Targum scheni 
zum Buche Esther nach Hss hrsg. und mit einer Einl. versehen, Diss. Er- 
langen 1898 ; A. Levy, Das Targum zu Koh nach siidarabischen Hss, Breslau 
1905; Melamed (s. o. S. 468 5 ); S. Posner, Das Targum Rischon zu dem 
biblischen Buche Esther, Diss. Zurich 1896; Sulzbach (s. o. Anm. 5); L. Techen, 
Das Targum zu den Pss, Wismar 1890, Lp. 1907. 



472 II I. Teil. Der Text des AT. Nr. 805 

805. Der Wert der Targume fur die Textkritik stuft 
sich verschieden ab und vermindert sich mit der abnehmenden 
Genauigkeit, mit der sie die Vorlage wiedergeben. Weil sie 
ziemlich spat erst aufgezeichnet worden sind, ergeben sie fur 
Wiederherstellung des Urtextes nicht viel. Meist zeugen sie fur 
den 9Jt als Vorlage. 

g) Die iibrigen alten Ubersetzungen des AT. 

235. Die koptischen Bibelubersetzungen 1 . 

806. Seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. hat sich in Agypten aus dem 
Neuagyptischen, einer Entwicklungsstufe des Altagyptischen, die k o p- 
tische Sprache gebildet, die mit griechischen Buchstaben ge- 
schrieben wurde; jetzt ist sie nur noch als Kirchensprache in Gebrauch 2 . 

807. Die koptischen Ubersetzungen des AT haben ge- 
meinsam die zur Vorlage, unterscheiden sich aber nach den 

o * 

Dialekten. 

Umfangreichere Stiicke sind im bohairischen Dialekt (von einer Provinz 
in Unteragypten, seelandisch, friiher memphitisch genannt) 3 und im 
sahidischen Dialekt (= hochlandisch, oberagyptisch, friiher theba- 

1 W. E. Crum, Catalogue of the Coptic Mss in the collection of the J. Ry- 
land's library, Manchester 1909. H. Hyvernat, Etude sur les versions coptes 
de la Bible (Rb 5, 427 433 540 569; 6, 4874); Ders,, A check list of 
Coptic Mss in the Pierpont Morgan library, N. Y. 1919. H. Munier, Me- 
langes de litterature copte. III. Mss coptes sa'idiques d' Assouan (Annales 
du service des ant. de 1'Egypte 23 [1923], 210228; S. 210 f . : Ps 137, 3 
bis 138, 23; S. 212 215 : Henoch[?]). A. Vaschalde, Ce qui a etc public des 
versions coptes de la Bible (Rb N. S. 16, 220 243 513 531 ; 29 [der ganzen 
Reihe], 91106 241 258; 30, 237246; 31, 81 88 234258). 

2 G. Steindorff, Koptische Grammatik mit Chrestomathie, Worterverzeich- 
nis und Literatur (Porta linguar. or. 14), 2 B. 1904. 

3 Vgl. Steindorff (s. o. Anm. 2) 238 f. ; UtUb 145 f. D. P. Buckle, Bohairic 
lections of Wisdom from Ryland's library Ms (JthSt 17, 7898). P. Ketter, 
Ein koptischer Text von Joel i, 515 (Ochr N. S. 5, i 9). A. Mallon S. J., 
Un manuscrit du Psautier copto-bohairique (Rb N. S. 4, 557 559). E. Porcher, 
Le livre de Job. Version copte boha'irique publie'e et traduite (Patrologia 
or, 1 8, 2), P. 1924. Psalterii versio memphitica e recognitione Pauli de La- 
garde. Rendition avec le texte copte en caracteres coptes par O. H. Bur- 
mester et E. Devaud, Lowen 1925. K. Wessely, Die griechischen Lehn- 
worter der sahidischen und bohairischen . Psalmenversion (Denkschr. d. kais. 
AdW 54, 3), Wien 1910. 



Nr. 809 g) Die iibrigen alteri Ubersetziingen des AT. 473 

nisch genannt) 1 erhalten. Von der fajjumischen.(rtach der sudwestlich 
von Unteragypten gelegenen Oase Fajjum genannt) 2 und achmimischen 
Ubersetzung (nach. einer oberagyptischen Stadt genannt) 3 liegen einige 
Fragmente vor. 

808. Weil die koptischen Ubersetzungen schon in die Zeit 
vorOrigenes zuriickreichen, sind sie von Wert zur Feststellung 
der Koivfi IKOOOX (s. o. S. 441 u. 443). 

Doch haben sich die koptischen Texte von der Einwirkung der 
hexaplarischen -Rezension ebensowenig rein erhalten konnen wie die 
-Hss. Eine zuverlassige Eingliederung in die Textgeschichte wird 
erst moglich, wenn die Textgeschichte der klar erkannt ist 4 . 

236. Die athiopische Bibeliibersetzung 5 . 

809. Fiir die Christen des axumitischen Reiches (Hauptstadt 
Axum) in Abessinien (biblisches tiftS) wurde eine Bibeliibersetzung 
in der Sprache des Ge'ez (seit dem 16. Jahrh. athiopisch ge- 
nannt), eines dem Siidarabischen benachbarten und nachstver- 
wandten semitischen Dialektes 6 , wohl nicht vor dem 4-/5- Jahr- 

1 Vgl. Steindorff (s. o. S. 472 2 ) 233 ff.; UtUb 146 f.; Vaschalde (s. o. S. 472 1 ). 
* A. Ciasca, Sacrorum bibliorum fragmenta copto-sahidica musei Borgiani, 
Rom 1885/89. Die sehr zerstreuten Veroffentlichungen bis 1916 vgl. bei 
Vaschalde (s. o. S. 472 J ) (Rb N. S. 16, 222 228) ; dazu : H. Thompson, New 
biblical papyrus: a Sahidic version of Dt, Jon and Acts from Ms. or. 7599 
of the Brit..Mus., Ld..i9i4; Wessely (s. o. S. 472 3 ); W. H. Worrell, The Coptic 
Manuscripts in the Freer collection, N. Y. 1923. Vgl. Peters (s. o. S. 278 7 ). 

2 Vgl. Steindorff (s. o. S. 472 2 ) 238 ; UtUb 147. 

3 Vgl. Steindorff (s. o. S. 472 2 ) 237 f.; UtUb 147. K. Wessely, Duodecim 
prophetarum minorum versionis Achmimicae codex Rainerianus, Lp. 1915. 

4 Verschiedene Literatur dazu und Ansichten dariiber stellt Swete (s. o. 
S. 131 2 ). 107 f. zusammen. Nach A. Schulte, Die koptische Ubersetzung 
der vier groCen Propheten untersucht (Mstr. i. W. 1892), soil der Ubersetzer 
des bohairischen Ez die vor sich gehabt haben (vgl. Fell [s. o. S. 3*] 225 2 ). 

5 J. M. Harden, An introduction to Ethiopic Christian literature, Ld. 1926. 
A. Heider, Die athiopische Bibeliibersetzung, ihre Herkunft, Art, Geschichte 
und ihr Wert fur die alt- und neutestamentliche Wissenschaft.. Mit Jer 
i 3 als Textprobe. dem athiopischen Pseudepigraph : Die Prophetic des 
Jeremias an Pashur, und einem Generalkatalog der abessinischen Hss. (Als 
Prolegomena zu einer kritischen Ausgabe der athiopischen Bibel.) i. Heft: 
Bibelkritische Abhandlung. Die Prophetie des Jeremias an Pashur. Mit 
deutscher Ubersetzung, Lp. 1902 (mehr ist nicht erschienen). *J. Schafers, 
Die athiopische Ubersetzung des Propheten Jeremias, Frb. i. Br. 1912. 

6 F. Praetorius, Athiopische Grammatik mit Paradigmen, Literatur, Chresto- 
mathie und Glossar (Porta linguar. or. 7), Lp. 1886. 



474 



III. Teil. Der Text des AT. Nr. 810 



hundert * hergestellt. Gegeniiber der friiheren Annahme, dafi die 
Vorlage das Arabische gewesen sei 2 , legt schon die Beziehung 
zu den agyptischen Christen Ubertragung aus der nahe, was 
die Textuntersuchungen durchaus bestatigen. 

Weniger sicher lafit sich die Rezension bestimmen, nach welcher 
die athiopische Ubersetzung urspriinglich gefertigt wurde. Die Nachbar- 
schaft mit Agypten liefie hesychianische Hss als Grundlage vermuten 3 . 
Die alte Uberlieferung, dafi syrische Missionare das Christentum nach 
Abessinien brachten, veranlafite andere, die lukianische Rezension als 
Vorlage anzunehmen 4 . Erst eine genaue Untersuchung der einzelnen 
Biicher kann sichere Ergebnisse zeitigen. 

810. Die athiopische Ubersetzung des AT stammt nicht aus einer 
Hand, sondern ist erst allmahlich entstanden. Der Text ist uns 
nur in sehr spaten Hss (13. Jahrh.) erhalten 5 und hat zudem 
im Laufe der Zeit verschiedene Uberarbeitungen erfahren 6 . 

1 Heider (s. o. S. 473 5 ) nimmt 330 an; Schafers (s. o. S. 473 5 ) 182 setzt sie 
nach 500, jedoch noch vor dem 7. Jahrh. an. 

2 Uber den angeblichen Bibeliibersetzer Aba Salama vgl. Schafers (s. o. 

S.473 5 ) 179 & 

3 Rahlfs (s. o. S. 387 *) meint, die altathiopische Ubersetzung sei mit B 
nachstverwandt ; Schafers (s. o. S. 473 5 ) I54ff. glaubt fur Jer eine enge Be- 
ziehung zu zu erkennen; beide Hss gelten als hesychianisch. Uber 
das Fehlen von Makk vgl. Rahlfs (s. o. S. 387 1 ). 

4 So Heider (s. o. S. 473 5 ). 

5 A. Rahlfs, Uber einige atl Hss des Abessinierklosters S. Stefano zu Rom 
(Mitt. d. Septuaginta-Untern. d. k. GdW zu Gott. 3, i), B. 1918, 8 38. N. Roupp, 
Die alteste athiopische Hs der vier Biicher der Konige (ZA 16, 296 343). 

6 Vgl. C. Conti-Rossini, Sulla versione e sulla revisione delle sacre scrit- 
ture in Etiopico (ZA 10 [1895], 236241). Schafers (s. o. S. 473 5 ) 27 ff. unter- 
scheidet einen altathiopischen Text, eine Neubearbeitung nach einem syro- 
arabischen Typus einer arabischen Bibel, eine akademische Rezension, durch 
Gelehrte nach griechischen Hss und besonders nach dem Hebraischen her- 
gestellt. Ausgaben : Altere vgl. bei Praetorius (s. o. S. 473 6 ) 23 f. Dazu 
Franciscus a Bassano, VT cum antiquis codicibus necnon cum versionibus 
syriaca, graeca et arabica comparatum. i. Oktateuch; 2. Rg, Par, Ezr, 
Asmara 1923/24 (emendierter athiopischer Text ohne Variantenapparat [vgl. 
Bb 8, 1 1 *]) ; J. Bachmann , Der Prophet Jesaja nach der athiopischen Uber- 
setzung i (Text), B. 1893; Ders., Die Klagelieder Jeremia in der athiopischen 
Ubersetzung, Halle 1893; Ders., Dodekapropheton Aethiopicum. i.Obadja; 
2. Maleachi, Halle 1892/93; J. O. Boyd, The text of the Ethiopic version of 
the Octateuch, with special reference to the age and value of the Haver- 
ford Ms (Bibliotheca abessinica. Studies concerning the languages, litera- 
ture and history of Abyssinia 2), Leiden 1905 ; Ders., The Octateuch in 
Ethiopic according to the text of the Paris codex, with the variants of five 



Nr. 812 g) Die ubrigen alien Ubersetzungen des AT. 475 

237. Die armenische Bibeliibersetzung \ 

811. Die alteste armenische Ubersetzung des AT ware nach Moses 
von Chorene (430 482; s. o. S. 3872) aus der <3 P ubersetzt, da das 
Christentum uber Syrien nach Armenien kam. Vielleicht gehen die 
Beriihrungen der erhalten gebliebenen Ubersetzung mit @ p auf diese 
verloren gegangene alteste armenische Bibel zuriick 2 . 

812. Mesrop (f 441), der Erfinder des armenischen Alphabets, soil 
atich die Ubertragung der Bibel ins Armenische nach griechischen Hss 
aus verschiedenen Gegenden veranlafit haben 3 . Trotz mancher Eigenart 
ist im wesentlichen der hexaplarische Text die Grundlage gewesen 4 . 
Das Buch Dn gibt den 0-Text wieder. Bei deni regen Verkehr zwischen 
Syrien und Armenien ist ein Einflufi der & nicht: unwahrscheinlich 5 , 
Eine Ubertragung nach der 23 lafit sich nicht erweisen; wohl aber 



other Mss. i. Genesis; 2. Exodus and Leviticus (ebd. 3/4), Leiden 1909/11; 
A. Dillmann, Veteris Testament! Aethiopici torn. I (Oktateuch), Lp. 1853; 
torn. II (Rg, Chr, Ezr, Est davon nur Heft I u. 2 mit i 4 Rg erschienen), 
Lp. 1861/71 ; torn. V (Bar, Ep. ler., Tob, Jdt, Sir, Sap, 4 Ezr, 3 Ezr), B. 1894; 
F. O. Kramer, Die athiopische Ubersetzung des Zacharias. Text zum ersten 
Male hrsg., Prolegomena und Commentar. Eine Vorstudie zur Geschichte und 
Kritik des Septuagintatextes. I. Heft, Lp. 1898; Merx (s. o. S. 330 f.) 449 
bis 450 (athiop. Text von A. Dillmann) ; F. M. E. Pereira, Le livre de Job. 
Version e"thiopienne, publie"e et traduite (Patrol, or. 2, 5), P. 1907 ; Ders., Le 
livre d'Esther. Version ethiopienne, publiee et traduite en frangais (ebd. 9, i), 
P. 1911; Ders., Le troisieme livre d'Esdras (Esdras et Nehe'mie canoniques). 
Version ethiopienne, editee et traduite (ebd. 13, 5), P. 1919. 

1 Abeghian, Artasches, Vorfragen zur Entstehungsgeschichte der alt- 
armenischen Bibeliibersetzungen, Diss. Marburg 1906. A. Baumstark, Der 
armenische Psaltertext, sein Verhaltnis zum syrischen der Pesitta und seine 
Bedeutung fur die LXX-Forschung (Ochr N. F. 12/14, 180213; 3. S. i, 
158 169 319 333). V. Ermoni, Etude critique sur la version armenienne 
de la Bible (Compte rendu [s. o. S. 76 6 ] 317351). 

2 So H. Hiibschmann, Armenische Grammatik I, Lp. 1895/97, 284 f.; Fell 
(s. o. S. 3 2 )227f. ' 

3 Marr meint, die armenische Bibeliibersetzung sei nicht vor das 8. Jahrh. 
zu datieren (vgl. BZ 12, 284). 

4 Einige Hss hatten die kritischen Zeichen der Hexapla. Eine neue 
Vergleichung fiir die Cambridger -Ausgabe (s. o. S. 447) bestatigte diese 
Annahme (vgl. Swete [s. o. S. 13 1 2 ] H9 3 ). F. Herklotz (Kleinigkeiten zur 
georgischen und armenischen Bibeliibersetzung [BZ 14, 289 292]) nimmt 
einen Mischtext an. 

5 Zur Zeit des Barhebraus ({- I286)herrschte diese Anschauung; vgl. J. Goetts- 
berger, :Die syro-armenischen und syro-koptischen Bibelzitate aus den Scho- 
lien des Barhebraus (ZatW 21, 101141) lo6 8 . 



476 HI- Teil. Der Text des AT. Nr. 813 

mogen seit der engeren Verbindung mit der romischen Kirche (12. Jahrh.) 
gelegentlich manche Einwirkungen von der 25 ausgegangen sein 1 . 

238. Die georgische Bibeliibersetzung 2 . 

813. Zu den Georgiern oder Grusiniern kam das Christentum im 
4. Jahrhundert von den Griechen fiber Armenien 3 . Dementsprechend 
teilt die georgische Bibel den griechisch-syrischen Charakter der ar- 
menischen Bibel 4 . Sie wird im 5. (durch Mesrop) oder 6. Jahrhundert 
entstanden sein. Ihr Text ist noch nicht genauer erforscht, da es 
in den leichter erreichbaren Bibliotheken wenig Hss gibt 5 . Vielleicht 

1 Vgl. Fell (s. o. S. 3 2 ) 228 2 . Dem Herausgeber Oskan (Amsterdam 1665 
bis 1668) wird vielfach der Vorwurf gemacht, dafi er die Lesarten der Hss 
nach der 23 geandert habe; vgl. dazu Fell (s. o. S. 3 2 ) 229 1 . Sir (und 4 Ezr) HeG 
er aus der 95 neu iibersetzen, weil ihm hierfiir Hss fehlten. Erst 1833 wurde 
eine alte Ubersetzung des Sir veroffentlicht. Die Venediger Ausgabe von 
1860 nahm sie auf, wahrend die Ausgabe von 1805 eine davon verschiedene 
alte Ubersetzung enthalt. Vgl. P. Ferhat, Vorlaufiger Bericht tiber die ar- 
menischen Ubersetzungen des Buches Jesus Sirach (ThG 5, 66 1 663). 
Ausgaben: Vgl. UtUb 156. Ausgabe von J. Zohrab (Venedig 1805 auf 
Grund von 20 Hss mit verstiimmeltem alten Sir-Text; neu hrsg. 1860 mit 
anderem alten Sir -Text [s. o.]). Eine weitere Ausgabe (Konstantinopel 
1892 ff.) gibt die Abweichungen des hebraischen und griechischen Textes 
an (vgl. Fell [s. o. S. 3 2 ] 229). Vgl. S. Euringer, Ein unkanonischer Text 
des Hohenliedes (Ct 8,. 15 20) in der armenischen Bibel (ZatW 33, 272 
bis 274). 

2 R. P. Blake, Ancient Georgian versions of the OT (Harvard theol Rev. 
19, 271297). 

3 T. Kluge (Studien auf dem Gebiete des georgischen Bibeltextes [Ochr 
N. S. 4, 120 122]) glaubt, dafi der christliche EinfluC von Syrien iiber Nord- 
persien gekommen sei. Nach ihm gab es im Georgischen anfanglich nur 
Psalter und Pentateuch. Die grofie Athos-Hs mit dem ganzen AT sei viel 
jiinger und eine Ubersetzung aus dem Armenischen ; vgl. Ders., Die Schriften 
des AT und ihre georgischen Ubersetzungen (ZatW 31, 304 307). Euringer 
(s. u. Anm. 4) stellt fur Ct armenischen, aber keinen syrischen EinfluB fest. 

4 Vgl. S. Euringer, Bemerkungen zur georgischen Ubersetzung des 
Hohenliedes (BZ 14, 97 116); H. Goussen, Die georgische Bibeliibersetzung 
(Ochr 6, 300318); A. Palmieri, Le versioni Georgiane della Bibbia (Bessa- 
rione 2. S. 5 [1903], 259267 322 328 ; 6, 72 77 189 194). Nach Marr, 
Bemerkungen iiber Texte der HI. Schrift in den alten Ubersetzungen der 
Armenier und Georgier (Khristianskoje Vostok 2, 163 174) gab es mehrere 
altere georgische Bibeliibersetzungen (vgl. Ochr N. S. 4, 375 ; Palmieri in 
Bessarione 2. S. 6, 195 197 282285). 

5 A. v. Harnack, Forschungen auf dem Gebiete der alten grusinischen 
und armenischen Literatur (SB d. k. preufi. AdW 1903, 2, 831 840): Hand- 
schriftenfunde im Kloster auf dem Sinai und in Jerusalem von altarmeni- 



Nr. 815 g) Die iibrigen alten Ubersetzungen des AT. 477 

ist sie schorl von Anfang an unter dem Einflufi der altslavischen Bibel 
gestanden. Die Ausgabe von Moskau (1743; wiederholt Tiflis 1884) 
ist nach der slavischen Ubersetzung geandert und erganzt 1 . 

239. Die gotische Bibeliibersetzung. 

814. Der Bischof der Westgoten, Ulfila (f 381), stellte die gotische 
Bibeliibersetzung um 350 her 2 , das AT auf Grund der lukianischen 
-Rezension 3 . Davon sind nur wenige Bruchstiicke erhalten (einige 
Worte aus Gn 5, 330; Ps 52, 2 3 4 ; Neh 5, 1316; 6, 147, 35 T, I0 
bis 45) 5 . 

240. Die arabischen Bibelubersetzungen. 

815. Arabische Ubersetzungen gab es, obwohl das Christentum im 
3./4. Jahrhundert nach Arabien kam, anscheinend vor Mohammed 



schen und grusinischen Bibelubersetzungen. Auch auf dem Berge Athos 
und in Armenien sind noch Hss. Die alteste Hs im Sinaikloster (Pss) 
stammt aus dem 7-/8. Jahrh. 

1 Vgl. Euringer (s. o. S. 476 4 ) 97 fif. Sir und Makk sind aus dem Russi- 
schen neu iibersetzt. Zur Ausgabe des Ct von A. Zagarelli (Nachrichten 
iiber die Denkmaler des grusinischen Schrifttums [russ.], i. Heft, Petersburg 
1886) vgl. Euringer (s. o. S. 476*). Herklotz (s. o. S. 475 4 ) kennt noch 
einige Psalterausgaben. 

2 Uber Zweifel, ob Ulfila Verfasser des AT sei, vgl. Fell (s. o. S. 3 2 ) 231 l . 

3 F. Kauffmann, Beitrage zur Quellenkritik der gotischen Bibeliibersetzung 
(Zeitschr. f. deutsche Philol. 29 [1896], 306337: Vorbemerkungen und I. Die 
atl Bruchstiicke) ; Ders., Zur Textgeschichte der gotischen Bibel (ebd. 43 
[1911], 118 132). H. Stolzenburg, Die Ubersetzungstechnik des Wulfila 
untersucht auf Grund der Bibelfragmente des codex argenteus (ebd. 37, 
145193 352~392). 

4 J. Miihlau, Zur Frage nach der gotischen Psalmeniibersetzung, Diss. 
Kiel 1904. 

5 E. Langner, Die gotischen Nehemia-Fragmente. Unter Beriicksichti- 
gung der neueren Forschungen iiber ihr Verhaltnis zur Quelle erklart und 
iibersetzt, Progr. Sprottau 1903. Nach Philostorgios (f nach 424; Kirchen- 
geschichte* 2, 5 [M s 65, 469]) soil Ulfila Rg nicht iibersetzt haben, um nicht 
den kriegerischen Geist im Gotenvolke zu nahren. Ausgaben : E. Bernhardt, 
Vulfila oder die gotische Bibel, mit dem entsprechenden griechischen Text 
und erklarendem Kommentar . . ., Halle 1875, daneben ein Textbuch mit hsl 
Lesarten und Glossar (Sammlung germanist. Hilfsmittel3), Halle 1884; W- Streit- 
berg, Die gotische Bibel. I. Teil: Der gotische Text und seine griechische 
Vorlage. Mit Einleitung, Lesarten und Quellennachweisen sowie den kleinen 
Denkmalern als Anhang (German. Bibl. 2. Abt. : Untersuchungen und Texte 
3, i), 2 Heidelberg 1919. 



478 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 815 

nicht 1 . Die zahlreichen und vielgestaltigen arabischen Ubersetzungen 
der spateren Zeit haben aber fur die Textkritik des AT wenig Wert 2 . 
Aus dem Hebraischen stammen die Ubersetzung des Sa c adja Gaon aus 
dem Fajjum (-j* 942) 3 , der sog. Arabs Erpenii (Pentateuch aus dem 
13. Jahrh.) u. a. 4 , aus dem samaritanischen Pentateuch die Ubersetzung 
des Abu Sa'id (urn loyo) 5 , andere aus der @ P6 , der 7 , der <5 h8 , aus 
koptischen Hss und schliefilich aus der OS 9 . Entsprechend den Volks- 
sprachen, auf welche die arabische Invasion traf, wechselte die Vorlage 
der Bibeliibersetzung. 



1 Vgl. *G. Graf, Die christlich-arabische Literatur bis zur frankischen 
Zeit (Ende des n. Jahrh.). Eine literarhistorische Skizze (Strafiburger theol. 
Stud. 7, i), Frb. i. Br. 1905. Uber einige altere nur erwahnte Ubersetzungen 
vgl. UtUb 151. 

2 Vgl. H. S. Gehman, The Arabic Bible in Spain (Speculum. A Journal 
of mediaeval studies i [1926], 219221); P. Kahle, Die arabischen Bibel- 
iibersetzungen. Texte mit Glossar und Literaturiibersicht , Lp. 1904; 
J. F. Rhode O. F. M., The Arabic versions of the Pentateuch in the church 
of Egypt. A study from manuscript sources, St. Louis Mo. 1921; UtUb isoff. ; 

A. Vaccari S. J., Le versioni arabe dei profeti (Bb i, 266 268; 2, 401 423 ; 
3, 401423). 

3 J. Derenbourg, Oeuvres completes de R. Saadia ben Josef al-Fajjoumi, 
P. 1893/97. * W. Engelkemper, De Saadiae Gaonis vita, bibliorum versione, 
hermeneutica, Mstr. i. W. 1897. J. Mieses, Textkritische Bemerkungen zu 
R. Saadja Gaons arabischer Pentateuchiibersetzung, ed. Derenbourg, Paris 
1893 (MGWJ 63, 269 290). Andere Ausgaben vgl. bei Fell (s. o. S. 3 2 ) 
238 2 . 

4 Vgl. UtUb I52f. 

5 J. Bloch, Die samaritanisch-arabische Pentateuch-Ubersetzung (Dt I XI), 

B. 1901. Kahle (s. o. Anm. 2) x ff. ; vgl. o. S. 470 3 . 

6 Teile davon in der Pariser und Londoner Polyglotte (s. u. 243 ; vgl. 
UtUb 154). G. Graf, Die arabische Pentateuchiibersetzung in cod. Monac. 
arab. 234 (BZ 15, 97115 193 212 291300). 

7 B. Violet, Ein zweisprachiges Psalmenfragment aus Damaskus. Berich- 
tigter Sonderabdr. aus OrLz 1901, B. ; vgl. OrLz 4, 384 403 425 441 475 
bis 488 : Aus Ps 78 (77) (griech.-arab.). H. S. Gehman, The Polyglott Arabic 
text of Daniel and its affinities (JbL 44, 327 352). 

8 Uber den Umfang vgl. o. S. 466 ; Baumstark (s. o. S. 385^ 187 ; Fell (s. o. 
S. 3 2 ) 237 ; UtUb 1 54. Uber eine solche Ubersetzung zu Ezr vgl. Howorth 
(s. o. S. 434 2 ), PSbA2 4 , 169. 

9 Vgl. W. Baudissin, Translationis antiquae arabicae libri Job quae super- 
sunt, Lp. 1870; A. Heisz, Eine anonyme arabische Ubersetzung und Er- 
klarung des Propheten Zephania, Haggai und Zecharja, hrsg. u. mit Anm. 
vers., B. 1902 ; Kahle (s. o. Anm. 2) in ff.; UtUb 153 f. 



Nr. 817 g) Die iibrigen alten tJbersetzungeh des AT. 479 

241. Die slavischen Bibeluberseteungen. 

816. Dafi die slavischen Ubersetzungen * fur die atl Textkritik noch 
irgend eine Bedeutung haben, kann man bezweifeln. Immernin verdient 
die alteste unter ihnen, die altkirchenslavische, genannt zu werden, 
welche schon im 9. Jahrhundert, als Cyrillus und Methodius in Mahren 
das Christentum verbreiteten, gefertigt wurde. Fur kirchlich-liturgische 
Zwecke entstand als Lektionar eine Ubersetzung des AT in dem heimat- 
lichen Dialekt der beiden Slavenapostel (aus Thessalonich, daher altbul- 
garisch; mit der cyrillischen, aus der griechischen Minuskel gebildeten 
Schrift geschrieben, glagolitisch genannt; die russische Schrift stammt 
aus einer griechischen Majuskel). Sie wird wohl kaum vor 1500 das 
ganze AT umfafit haben. Als Erzbischof Gennadius von Nowgorod 
gegen Ende des 15. Jahrhunderts eine vollstandige Bibel in kirchen- 
slavischer Sprache zusammenstellen wollte, mufite er, da damals schon, 
wie auch heute noch, nicht fur alle atl Biicher Hss vorhanden waren, 
Chr, i 3 Ezr, Tob, Jdt, Sap, i 2 Makk, Est n 16 aus der 35 neu 
iibersetzen lassen (Est i 10 ist unmittelbar aus dem Hebraischen iiber- 
tragen). Das iibrige beruht auf dem -Text, und zwar im allgemeinen 
auf der lukianischen Rezension 2 . 

817. Bei den katholischen Kroaten hat sich diese altkirchenslavische 
Ubersetzung in den liturgischen BiLchern bis heute erhalten 3 . Die 
Gennadiusbibel ist unter mehr oder weniger tiefgreifenden Revisionen 
die russisch-kirchenslavische Bibel geblieben und auch von den Bul- 
garen und Serben ubernommen worden. Daneben entstanden neue Uber- 
setzungen auf verschiedener Grundlage in den Volkssprachen der 

1 I. E. Evseev, Skizzen zur Geschichte der slavischen Bibeliibersetzung 
[russ.](KhristianskojeCtenie92[i9i2], 1261 1285 13421374:93, 192 213 350 
bis 373 469493 13291340). Nikel (s. o. S. 10) 375 ff. UtUb 211227. 

2 F. Eleonskij, Woher stammt die altslavische Ubersetzung einzelner 
Stellen des AT, gefertigt nach dem Hebraischen oder mittelst anderer Uber- 
setzungen als der LXX? [russ.] (Khristianskoje Ctenie 1905, Okt. Nov.; vgl. 
ebd. 1905, Jan.). 

3 Gesammelt aus Hss und Drucken vor dem 16. Jahrh. von I. Bercic, 
Bruchstiicke der HI. Schrift [tschech.j, Prag 18641871. Vgl. UtUb2i7; 
J. Vajs, Bis zu welchem MaCe bestatigen die kroatisch-glagolitischen Bre- 
viere die Annahme einer vollstandigen Ubersetzung der HI. Schrift durch 
den hi. Methodius? (Arch. f. slav. Philol. 35 [1914], 1244); Ders., Propheta 
Habacuc. Ex breviario c. r. bibl. aulicae Vindobonen. r. academiae Za- 
grabiensis transscripsit, notis variisque aliorum codicum lectionibus instruxit 
(Glagolitica. Publicationes academiae palaeoslavicae Veglensis: Analecta 
S. Scripturae ex antiquissimis codd. Glagoliticis, Prophetae minores), Veglae 
1912; Ders., Psalterium palaeoslovenicum croatico-glagoliticum. Textum glago- 
liticum e codicibus Pragensi et Parisiensi litteris cyrillicis exscriptum ed. 
I. Textus, annotationes, tabulae (Glagolitica [s. o.]), Prag 1916. 



480 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 818 

Russen, Bulgaren und Serben sowie der nichtorthodoxen slavischen 
Zweige, soweit sie der romisch-katholischen Kirche oder dem Prote- 
stantismus angehorten 1 . 

h) Polyglottenbibeln. 

242. Allgemeines 2 . 

818. Zwei- und dreisprachige Hss gab es schon sehr friihe. Zusammen- 
stellungen einer Reihe von verschiedensprachigen Bibeltexten finden sich 
besonders seit dem 16. und 17. Jahrhundert in den sog. Polyglottenbibeln, 
die dem gelehrten Bibelstudium dienen wollten. Bis in die neueste 
Zeit herein versprach man sich fur die biblische Textkritik davon 
Nutzen. 

243. Die Polyglotten im einzelnen. 

819. Die Komplutenser Polyglotte, in AlcaU (de Henares| 
(= Burg, lateinisch Complutum) von Kardinal Ximenes (-f- 1517) 
unternommen, erschien i52o 3 und enthalt in 4 Foliobanden mit 6 Teilen 
(3 6 AT) 4 den 3JI, das des Onkelos (mit lateinischer Ubersetzung), 
die (nach den Hss Vat. gr. 330 5 u. 346 u. a., mit lateinischer Inter- 
lineariibersetzung) , die 33 (iiberwiegend nach den Grundtexten ver- 

1 Vgl. T. P. Haluscynskyj, De ucrainis S. Scripturae versionibus (Boho- 
slavia 1925, 218 223 309 319); V. Jagic, Die serbokroatischen Ubersetztmgen 
im Ganzen oder einzelne Teile derselben (Arch. f. slav. Philol. 34, 497 532 ; 
dazu F. Francev, Nachtrag zur vorausgehenden bibliographischen Ubersicht 
[ebd. 532 540]); A. Snoj, Die neue slovenische Ubersetzung der HI. Schrift 
[slav.] (Bogoslovni Vestnik 1924, 3./4- Heft); J. Vrastil S. J., Quomodo Sacri Co- 
dicis bohemici iubilaeum quingentorum annorum digne celebrandum sit. 
Conspectus recentiorum de antiqua bibliorum versione bohemica litterarum 
et consilia (Act. Acad. Velehradensis 1913, 31 44); S. Zwolski, De bibliis 
polonicis quae usque ad initium saeculi XVII. in lucem edita sunt. Com- 
mentatio biblica critica, Posen 1904. 

2 Vgl. Comely (s. o. S. 3 2 ) I 2 , 527532; KL io 2 , 143 ff. (F. Kaulen); KHL 
2, I533f. (F. Schiihlein); PRE I5 3 , Lp. 1904, 528535 (E. Nestle). 

3 1517 vollendet. Jubilaumsschrift von M. R. Rico, La Polfglota de Al- 
cald. Estudio historico-crftico , Madrid 1917; vgl. auch Franz Delitzsch, 
Studien zur Entstehungsgeschichte der -Polyglottenbibel des Kard. Ximenes, 
Lp. 1871/86; E. Mangenot, La Polyglotte d'Alcala (RClfr 101, 102114 180 
bis 194 254272). 

4 Gezahlt nach der Reihenfolge im Druck. Gedruckt wurde zuerst das 
NT mit dem Lexikon und andern Traktaten (i. u. 2. Teil; in der Gesamt- 
ausgabe gewohnlich als 5. und 6. Bd. gezahlt, wahrend Bd. 14 das AT 
enthalten). 

5 = 108 nach Holmes-Parsons (s. o. S. I76 12 ); vgl. o. S. 442. 



Nr. 822 h) Polyglottenbibeln. 481 

bessert), das griechische NT, ein hebraisch-chaldaisches Lexikon mit 
Grammatik u. a. 

820. Die Antwerpener Polyglotte (bei Plantin in Antwerpen 1569 
bis 1572 erschienen) oder Biblia regia (auf Kosten Konig Philipps II. 
gedruckt), in 8 Folianten (14 AT, 5 NT, 8 [7] AT u. NT), bietet in den 
ersten 4 Banden das, was die Komplutenser Polyglotte enthalt (die 33 
verbessert), dazu die Targume (mit lateinischer Ubersetzung) auch zu 
den iibrigen Biichern (mit Ausnahme vonDn, Ezr-Neh [s. o. S. 47 1 3 ] und 
Chr), im 5. Band das NT griechisch und lateinisch mit & (nicht zu 2 Petr, 
2 u. 3 Jo, Jud, Apk; mit hebraischer Umschrift und lateinischer Uber- 
setzung); Bd. 6 und 7 (bzw. 8) enthalten Lexika undArchaologisch.es, der 
8. (bzw. 7.) Bd. den hebraischen und griechischen Text (ohne Deutero- 
canonica) mit lateinischer Interlinearversion (die im AT auf die Uber- 
setzung des Sanctes Pagninus [f 1541] aus dem Urtext, iiberarbeitet von 
Arias Montanus, zuriickgeht, im NT nach der 33 hergestellt ist) 1 . 

821. Die Pariser Polyglotte (1629 1645) druckt in den 4 
ersten ihrer 10 Bande das AT der Antwerpener Bibel ab, in den 2 fol- 
genden das NT aus der gleichen Vorlage (auch die 33-Texte sind noch 
nicht der sixtinisch-klementinischen Ausgabe entnommen), fiigt aber 
die fehlenden Biicher der & und eine arabische Version (mit lateini- 
scher Ubersetzung) dazu. Die iibrigen Bande enthalten den samari- 
tanischen Pentateuch mit dem samaritanischen Z, die & zu den proto- 
kanonischen Biichern, zu Bar mit Ep. ler. und zu Makk, aufierdem eine 
arabische Ubersetzung des AT, jeweils mit lateinischer Ubersetzung. 

822. Am bedeutendsten und verbreitetsten ist die Londoner Poly- 
glotte von Brian Walton, die 1657 vollendet wurde und an sorgfaltiger 
Arbeit ihre Vorgangerinnen weit iiberbot. Band i 4 der 6 Folianten 
enthalten das AT in neun verschiedenen Sprachen: 33t mit der Ant- 
werpener Interlinearversion, den samaritanischen Pentateuch, die 
nach der Ausgabe von Rom 1586 (s. o. S. 446) mit Varianten des Codex 
Alexandrinus, die 35 nach der klementinischen Ausgabe mit den Ver- 
besserungen von Lukas von Brugge (s. o. S. 456 f.), die <5 P um einige 
Deuterocanonica (Tob, Jdt, Sap, Sir) vermehrt, die arabische Uber- 
setzung, die Targume, wie sie in der Buxtorfschen Ausgabe (s. o. S. 41 9 5 ) 
stehen, das samaritanische Targum, zu den Pss und zu Ct noch die 
athiopische Ubersetzung. Im 4. Band stehen aufierdem zum Penta- 
teuch: Ps.-Jonatan, das Fragmententargum und eine persische Uber- 
setzung (im 16. Jahrhundert aus dem 30ft gefertigt). Der griechische und 
die orientalischen Texte sind mit lateinischen Ubersetzungen versehen. 
Der 5. Band bietet das NT in ahnlich reicher Ausstattung. Im 6. Band 
steht der wertvolle Apparatus criticus von Brian Walton mit der 2, 
soweit sie von Flaminius Nobilius damals schon gesammelt war (s. o. 

1 Vgl. M. Rooses, Christophe Plantin, imprimeur Anversois 2 , Antwerpen 
1897, 113148. 
Goettsberger, Einleitung in das AT. 31 



482 HI- Teil. Der Text des AT. Nr. 823 

S. 45o 2 ), Abhandlungen iiber Bibeltext und Ubersetzungen und kritisches 
Material zu den abgedruckten Texten von verschiedenen Handen. Das 
Lexicon heptaglotton (hebr., chald., syr., sam., ath., arab., pers.) von 
E. Castellus (1669) brachte mit seinen 2 Banden das verdienstvolle und 
zum Teil jetzt noch verwertbare Werk zum Abschluft. 

823. Die spateren Polyglotten erreichten das Ausmaft dieser Unter- 
nehmungen bei weitem nicht mehr. Viel verbreitet war u. a. die Biele- 
feldsche Polyglotte (Polyglottenbibel zum praktischen Handgebrauch. 
Die Heilige Schrift des alten und neuen Testaments in iibersichtlicher 
Nebeneinanderstellung des Urtextes, der Septuaginta, Vulgata und Luther- 
Ubersetzung sowie der wichtigsten Varianten der vornehmsten deutschen 
Ubersetzungen, bearbeitet von R. Stier und K. G. W. Theile, Bielefeld 
1847/56; ^iSgo). Die zuletzt erschienene ist die Polyglotte von 
*F. Vigouroux (Sainte Bible polyglotte, P. 1898 1909, mit hebr. und 
griech. Text und der 33, zugleich mit der franzosischen Ubersetzung von 
Glaire [s. u. Nr. 830]) J . Die neuen Bearbeiter des Cursus Scripturae 
Sacrae (Paris, Lethielleux; s. o. S. n), in dessen Programm urspriing- 
lich auch von einer Polyglotte die Rede war, scheinen nach neuesten 
Ankiindigungen des Werkes eine solche nicht mehr ins Auge zu fassen. 



An hang. 

Von den Bibelubersetzungen in den neueren 

Sprachen. 

244. Die deutschen Bibelubersetzungen 2 . 

824. An die gotische Bibel (s. o. S. 477) schliefit sich der Zeit nach 
die altdeutsche Bibel 3 an. Der alteste bekannte Ubersetzer des 
AT ist Notker Labeo von St. Gallen (-j- 1022), dessen Jobtext verloren 
ging, atis dessen Kommentar zu den Pss und den Cantica man aber 
eine Ubersetzung fast vollstandig herausschalen kann. Aufierdem sind 
bis 1300 bloft noch das HI von Abt Williram von Ebersberg (-J- 1085; in 
Munchen [Cgm 10]) und Interlinearversionen des Psalters (besonders der 
Windberger Psalter von 1187) zu nennen. Von dieser Zeit ab konnten 
bis Ende des Mittelalters unter 202 Hss etwa 26 mit dem AT festgestellt 
werden, wahrend unter den vorlutherischen Drucken igmal das AT 

1 Vgl. ZkTh 22, 553559; 23, 174180. 2 UtUb 119144. 

3 * F. Falk, Die Bibel am Ausgange des Mittelalters, ihre Kenntnis und 
ihre Verbreitung (2. Vereinsschr. d. Gorres-Ges., 1905), Koln 1905. J. Kehrein, 
Zur Geschichte der deutschen Bibeliibersetzung vor Luther, Stuttgart 1883. 
V. Kehrein, Beitrage zur Geschichte der deutschen Bibeliibersetzung vor 
Luther (Kath 4. F. 22, 267 274). W. Walther, Die deutsche Bibeliibersetzung 
des Mittelalters dargestellt, Braunschweig 1892. 



Nr. 826 Anhang. Von den Bibeliibersetzungen in den neueren Sprachen. 483 

zu finden 1st, darunter cine auffallend grofie Anzahl voneinander durch- 
aus unabhangiger Ubersetzungen 1 . Alle hatten die 23 zur Grundlage 
mit Ausnahme eines Psalters, der nach dem 9Tt oder nach dem Psal- 
terium iuxta Hebraeos von Hieronymus (s. o. S. 244) iibertragen war *. 

825. Bei den Reformatoren gewann die Bibeliibersetzung Martin 
Luther s ein unbestrittenes und bis heute dauerndes Ansehen 3 . 1522 
bis 1534 bearbeitete er das AT nach dem hebraischen Text, wobei 
auch die , die 33 4 und andere Hilfsmittel mit Einschlufi der alteren 
deutschen Ubersetzungen beigezogen wurden. Nach verschiedenen Revi- 
sionen biirgerte sich die Ausgabe von 1545, die zehnte und letzte 
Originalausgabe, als amtlicher Luthertext ein, der noch durch die Eisen- 
acher Kirchenkonferenz (1861 1890; Probebibel Halle 1884, endgiiltige 
Ausgabe 1892) und zuletzt durch den deutschen evangelischen Kirchen- 
ausschuft festgestellt wurde 5 . 

826. Bei den Katholiken besafi die Bibel in der Volkssprache nicht 
dieselbe Bedeutung wie bei den Protestanten. Schon deswegen konnte 
sich keine ihrer spateren zahlreichen Ubersetzungen ein ahnliches An- 
sehen erwerben wie die Lutherbibel e . Seit mehr als einem Jahrhundert 
erhielt sich bis jetzt die von H. Braun O. S. B. (^ 1792) begonnene 
Bibeliibersetzung (1788 1797 ; das AT nicht von ihm vollendet), die, in 
zweiter Auflage von M. Feder verbessert, in dritter Auflage von J. F. 
Allioli umgearbeitet (1830/32), als erste Auflage unter Alliolis Namen 
gezahlt, die Approbation des Apostolischen Stuhles erhielt und in der 

1 Vgl. Walther (s. o. S. 482') 709 ff. 2 Vgl. ebd. 745. 

3 Vgl. W. Walther, Luthers deutsche Bibel. Festschrift, B. 1917 ; Ders., 
Die ersten Konkurrenten des Bibeliibersetzers Luther, Lp. 1917. In der 
Weimarer kritischen Gesamtausgabe von D. Martin Luthers Werken ist 
die deutsche Bibel 1923 bis zum 5. Bd. erschieneii. 

4 Die Apokryphen (= Deuterocanonica ; s. o. S. 390) iibertrug er zum 
Teil nach der 95 (UtUb 133). 

5 Die Bibel nach der deutschen Ubersetzung D. Martin Luthers, neu 
durchgesehen nach dem vom deutschen evangelischen Kirchenausschufi 
genehmigten Texte, B. 1913. H. L. Strack, Die neuesten Drucke der Luther- 
bibel (Studierstube 12 [1914], 241 247). Die sog. Ziiricher Bibel ist z. T. 
ein Nachdruck der Lutherbibel ; die Propheten und Apokryphen sind von 
schweizerischen Pradikanten neu iibersetzt (1530). Sie hat ihre eigene Ge- 
schichte (vgl. J. C. Gasser, Vierhundert Jahre Zwingli-Bibel 1524 1924, 
Zurich 1924; UtUb 137 f.) und wirkt noch nach in der sog. Miniaturbibel 
(nach dem Urtext und den besten Ubersetzungen von F. E. Schlachter, Biel 
1905, "Stuttgart 1923). 

6 Gegeniiber der Ubersetzung von J. Eck (1537) vermochte sich die von 
J. Dietenberger (1534, wenigstens hundert Ausgaben), iiberarbeitet von 
C. Ulenberg (1630) und von Mainzer Theologen (1662), als Catholische 
oder Mainzer Bibel* grofiere Verbreitung zu erringen. Zu den Ubersetzungen 
des 16., 17. und 18. Jahrh. vgl. KHL i, 634 1117; UtUb 139 141. 



484 IIL Teil - Der Text des AT - Nr - 

10. Auflage von A. Arndt S. J. bearbeitet wurde (1899 1901; letzte 
Ausgabe Regensburg 1920, deutsch-lateinisch und deutsch). Von V. Loch 
(AT) und W. K. Reischl (NT) wurde 1851/67 die Bibel neuerdings nach 
der 33 unter steter Vergleichung des Grundtextes iibersetzt ( 3 Regens- 
burg 1885; neu hrsg. 1914/15). 

827. Neben diesen Ubersetzungen, die sich auf die 33 stiitzten, machten 
katholische Theologen wiederholt den Versuch, auf den Urtext 
zuriickzugehen. Den Pentateuch von D. v. Brentano (1798) erganzte 
T. A. Dereser zum ganzen AT (mit dem NT 1810 abgeschlossen), das 
dann von J. M. A. Scholz iiberarbeitet wurde (Frankfurt a. M. 1883; 
grb'fitenteils noch in 2. Auflage erschienen). Das AT von L. van Eft 
{Sulzbach 1822/36) wurde in einer spateren Ausgabe in doppelter Uber- 
setzung, nach dem hebraischen Text und nach der 33, geboten (Sulzbach 
1 83 8/40) l . Neuestens erschienen die Ubersetzungen des AT nach dem 
Urtext von N. Schlogl O. Cist, (bisher die geschichtlichen Biicher in 
2 Banden, Wien 1922) und von P. Riefiler (2 Bande, Mainz 1924). Auch 
die katholischen Kommentarwerke von B. Schafer, J. Nikel und Feld- 
mann-Herkenne (s. o. S. n) enthalten neue selbstandige Ubersetzungen 
zu den bisher bearbeiteten Biichern des AT 2 . 

828. Die Protestanten schufen sich neben der Lutherbibel in 
neuerer Zeit auch wissenschaftliche Ubersetzungen des 
ganzen AT in dem Bibelwerk von E. Reufi (Braunschweig 1892/94) 
und in der zuerst ohne Anmerkungen erschienenen Ubersetzung des 
AT von E. Kautzsch (Frb. i. Br. 1890, 2 i894, 4 mit Einleitungen und 
Anmerkungen von A. Bertholet hrsg., Tub. 1922/23 [s. o. S. n]). Auch 
die grofien Kommentare zum AT von Strack-Zockler, W. Nowack, 
E. Sellin (s. o. S. 1 1 f.) geben Ubersetzungen zu den einzelnen erklarten 
Biichern 3 . 

245. Die Bibelubersetzungen in andern Kultursprachen 

der neueren Zeit. 

829. Die jetzt gebrauchlichen Ubersetzungen in den Kultursprachen, in 
welchen eine bedeutsame exegetische Literatur erscheint, sind folgende: 

1 A. Schniitgen, Zur Vorgeschichte der Indizierung Leanders van EC im 
Jahre 1821 (ThG 5, 627633). 

2 Vgl. J. Nikel, Neuere deutsche Ausgaben des AT oder einzelner Teile 
(Schles. Pastoralbl. 1919, Nr. 3 5). 

3 In Martis Handkommentar (s. o. S. u), der zuerst ohne Ubersetzung 
erschien, hat Duhms Psalmenkommentar (s. o. S. 2i9 9 ) in der 2. Auflage 
eine zusammenhangende Ubersetzung. Vgl. noch W. Staerk und A. Leitz- 
mann, Die j iidisch-deutschen Bibelubersetzungen von den An- 
fangen bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts nach Hss und alten Drucken 
dargestellt. Mit einem Glossar von F. Braun (Schriften, hrsg. von der Ges. 
z. Ford. d. Wiss. d. Judent.), Frankf. a. M. 1923. 



Nr. 830 Anhang. Von den Bibeliibersetzungen in den neueren Sprachen. 485 

i) Bei den Anglikanern und den protestantischen Rich- 
tungen im englischen Sprachgebiet 1 wird die revidierte 
Bibel (The revised version) gebraucht. Sie entstand (1881 1895) aus 
der autorisierten Bibel (i6n) 2 durch Zusammenarbeit der Gelehrten 
und religiosen Gemeinschaften von England und Amerika. Das AT 
erschien 1885, die Apokryphen 1895 3 . Die Bibel von 1611 (The 
authorized version , The royal version ) war eine Revision der Bi- 
shops-Bible* von 1568, welche ihrerseits im AT eine Uberarbeitung der 
von W. Tindale begonnenen (Pentateuch 1530), von M. Coverdale (1535) 
vollendeten Ubersetzung darstellte (Grofie Bibel oder, weil T. Cranmer 
das Vorwort zur 2. Auflage [1540] schrieb, Cranmer 's Bible ge- 
nannt). Die englischen Katholiken gebrauchen die Ubersetzung 
von Douai nach der revidierten 23 (i6o9) 4 , die durch R. Challoner 
(Ld. 1750) und F. P. Kenrick (1851) iiberarbeitet, in Dublin 1857 neu 
herausgegeben und auch in Irland und Amerika anerkannt wurde 5 . 

830. 2) In den katholischen Kreisen Frankreichs wird noch 
die jansenistisch gefarbte Ubersetzung von I. L. Le Maitre de Sacy (1672, 
von andern volleridet) 6 gebraucht, deren von Calmet u. a. verbesserter 
Text in der Bible de Vence (1748 1750) fortlebte (genannt nach 
A. Godeau, Bischof von Vence, Mitte des 17. Jahrh.). Zur weitverbreiteten 
Bibel von J. B. Glaire (1871 1873; papstlich approbiert) 7 kommt jetzt 
die aus dem Urtext gearbeitete Ubersetzung von A. Crampon, der nur 
den Pentateuch vollendete (1894). Jesuiten brachten das Werk zum 



1 Vgl. Kenyon (s. o. S. 406) 4 189245. 

2 A. W. Pollard, Records of the English Bible. The documents relating 
to the translation and publication of the Bible in English, 1525 1611, Ox- 
ford 1911. 

3 In Nordamerika fand die Revision 1900/1901 statt 

4 H. Pope O. P., The origin of the Douay Bible (The Dublin Review 147 
[1910], 97iiS). 

5 Die englischen Katholiken haben eine neue Ubersetzung in Angriff 
genommen: The Westminster version of the Sacred Scriptures. Newly 
translated from the original text with introduction, critical and explanatory 
notes, appendices and map. General editors C. Lattey S. J. and J. Kea- 
ting S. J. Vgl. J. Keating S. J., The Westminster version of the Sacred 
Scriptures (The Cath. World 98, 5466) ; E. J. K[issane], Biblical congress 
and the catholic Bible (IthQ 16, 277 279). Bisher sind davon nur ntl Biicher 
herausgekommen. 

6 A. Brassac, Que faut-il penser de la traduction de la Bible par le 
Maistre de Sacy au point de vue de 1'exactitude et de 1'orthodoxie? (Rev. 
prat, d'apolog. 29, 445 f.). 

7 Glaire et Vigouroux, La Sainte Bible. Traduction. Nouv. 6d. Avec 
introduction, notes compl., appendices, index archeol., concordance et va- 
riantes. Nombreuses illustrations archeol. T. 14: AT, P. 1917. 



4 86 HI. Teil. Der Text des AT. Nr. 831 

Abschlufi; eine kleine Ausgabe erscheint seit igo^. 1 . Die in der 
reformierten Kirche Frankreichs verbreitete Bibel von J. F. Oster- 
vald (1744) ist eine Revision der Genfer Bibel (1588), die ihrerseits 
wiederum eine tiefgreifende Umarbeitung der Bibeliibersetzung von 
Peter Robert (Olivetanus, 1530) darstellt. Neuere Ubersetzungen stammen 
von L. Segond (Genf 1874) und A. Lods (1916 fF.) 2 . 

831. 3) Die italienischen Katholiken gebrauchen heute noch 
die von A. Martini, Erzbischof von Florenz, nach der 33 bearbeitete 
Ubersetzung (1776), welche von Pius VI. approbiert und empfohlen 
wurde 3 . Eine neue Ubersetzung nach den Urtexten ist vom Papstlichen 
Bibelinstitut unter Leitung von A. Vaccari S. J. in Angriff genommen 
worden (II Pentateuco, Mailand 1923; I libri poetici, Rom 1925)*. 
Die Protestanten in Italien gebrauchten und gebrauchen die Uber- 
setzung des calvinischen Predigers G. Diodati in Genf (1607), die im 
Laufe der Zeit 6'fters iiberarbeitet wurde 5 . 

832. 4) In Spanien 6 dient die Ubersetzung von F. Scio de San Miguel, 
Erzbischof von Segovia (Valencia 1790), den Katholiken und Protestanten. 
Fur erstere iibertrug spater noch ( 18246.) F. Torres y Amat, Bischof 
von Astorga, die Bibel mit Berticksichtigung der Urtexte. In Por- 
tugal iibersetzten fur die Katholiken A. Pereira de Figueiredo (Lissabon 
1778 1790) und fur die Protestanten J. Ferreira d' Almeida (AT: Tran- 
quebar 1719 1732). 

833. 5) In den Niederlanden 7 gewann bei den Katholiken die Moeren- 
torf-Bibel (seit 1548) nach der 25 ein dauerndes Ansehen. Die Biblia 
sacra usw. (s. o. S. 124 unter Sloet), zuletzt durch A. Jansen und 
A. W. H. Sloet fortgesetzt, bietet neben der 33 eine neue Ubersetzung 
des AT nach der 25 unter Beriicksichtigung des Urtextes mit Anmer- 

1 A. Crampon, La Sainte Bible. Traduction d'apres les textes originaux, 
P. 1894 1904; nouv. ed. 1923. 

2 La Sainte Bible. Traduction nouvelle d'apres les meilleurs textes avec 
introductions et notes, P. 1916/18; vgl. La Bible du centenaire (Rev. chret. 
1913, Marz, 286 292). 

3 C. Confalonieri, Mons. Martini e la sua versione della S. Scrittura, 
Florenz 1911. 

4 A. Vaccari S. J., Per una bibbia italiana moderna (Vita e pensiero 13 
[1922], 193203). 

5 M. Betts, Life of Giovanni Diodati, Genevese theologian, translator of 
the Italian Bible 1607, Ld. 1905. G. Luzzi, La versione Diodatina della 
Bibbia e suoi ritocchi (Bilychnis 7 [1916 I], 310 316). 

6 M. Revilla, Notas para la historia de las antiguas versiones castellanas 
de la Biblia (La Ciudad de Dios 1926, 20. Febr., 276 289). 

7 P. G. Groenen, Hollandsche Bijbelvertalingen (Nederl. kath. Stemmen 
10 [1910]). H. van Druten, Geschiedenis der Nederlandsche Bijbelvertaling, 
Rotterdam 1899 1905. 



Nr. 834 Anhang. Von den Bibeliibersetzungen in den neueren Sprachen. 487 

kungen ('sHertogenbosch 1894 1910). Im Protestantismus der ver- 
schiedenen Richtungen einigte man sich seit 1637 auf die Staaten- 
bibel, die von Beauftragten der Synode von Dordrecht (1618/19) 
nach den Grundtexten iibersetzt war und im Laufe der Zeit ofter revi- 
diert wurde 1 . Die Reformierten Hollands haben eine neue Ubersetzung 
des AT in Angriff genommen (1897 1900, hauptsachlich von H. Oort 
und W. H. Kosters bearbeitet), die auf dem kritisch gesicherten Urtext 
beruht (s. o. S. 423 2 ) 2 . 

834. 6) In den nordischen Landern besitzen die norwegischen 
Katholiken vom AT eine neue Psalmeniibersetzung (Christiania 1906). 
Bei den Protestanten Danemarks und Norwegens wurde die Lutherbibel 
(1550) durch eine nach den Urtexten gefertigte (1607), von Bischof 
H. Svane u. a. 1647 revidierte sog. Svaningsbibel ersetzt. In Schweden 
kam im wesentlichen Luthers Bibeliibersetzung zur Geltung 3 . In 
Ungarn bekamen die Katholiken durch G. Kaldi S. J. 1625 eine 
magyarische Ubersetzung der 23, die durch Bela Tdrkanyi unter An- 
lehnung an Allioli (s. o. S. 483) umgearbeitet wurde (1862/65; 3 1915/18). 
Die Protestanten beniitzen die Bibel von K. Karolyi (1590), die seitdem 
ofters verbessert worden ist. 

tiber die neueren Bibeliibersetzungen bei den slavischen Volkern 
vgl. o. S. 47 9 f. 

1 H. E. Dosker, The Dutch Staten-Bybel of 1637 (PrthR 10, 86109). 

- Vgl. noch A. van Veldhuizen en C. Veltenaar, En nieuwe Bijbelverta- 
ling (Pro en Contra 10, 7), Baarn 1919. 

3 Vgl. Gamla Testamentet. Revidered profofversattning, utgiften af Bibel- 
kommissionen, Stockholm 1903. H. Nielsson, De islandske Bibelover- 
sattelser (in Studier tilegnede Prof. F. Buhl, Kopenhagen 1925, 181 198). 



Nachtr^ge und Berichtigungen. 

S. 10 Z. 3 v. u. : Tub. 1912 statt 1918. 

Nr. 10 Z. 4 v. u. nach Kg einfiigen : Job. 

Nr. ii Z. II nach Sm einfiigen: Chr [s. u. Nr. 211]. 

Nr. ii Z. 2 v. u. : Tub. 1890, 2 i894. 

S. 12 Z. 2: KK A 9. 

Nr. 12 hinzufiigen: Enchiridion biblicum. Documenta ecclesiastica S. Sqrip- 

turam spectantia auctoritate Pontificiae Commissionis de re biblica edita, 

Rom 1927. 

S. 21 Z. 17 v. u. : Sin statt Zin. 
S. 35 Anm. Z. 5 : S. 33 1 . 
S. 56* : R. (statt E.) Storr. 
S. 66, Nr. 87, Z. 2 v. u.: Dt 31, 9; 32. 
S. 69 5 : W. V. Everts, Homer and the higher critics (Bs 65, 531 556) (iiber 

Zusammenhang zwischen Homer- und Pentateuchkritik). 
S. 74 Z. 17: Becher statt Becker. 
S. 78 3 : 21. (statt n.) April. 
S. 79 2 Z. 2: Adonai statt Elohim. 
S. 84 1 : Hohen statt Hohe. 
S. 86 5 Z. 2: Staerk statt Strack. 
S. I02 1 : Vetter (s. o. S. 44") . . . Kugler (s. o. S. 93 2 ). 
S. I22 2 hinzufiigen: S. Holmes, Joshua. The Hebrew and Greek texts, 

Cambridge 1914. 

S. I22 4 Z. 2 v. u. : J. B. (statt J. R.) Pitra. 
S. 138 Z. 5 v. u. : (25, i b 44). 
S. I45 2 Z. 2: S. I3 1 15 statt I3 1 15. 
S. 148 Z. 4: 'Omri (Amri). 
S. 150 Z. 10 v. u. : Z e karja (Zacharias). 
Nr. 202 Z. 7 : La * statt L . 
Nr. 209 Z. 2 : La statt L . 
S. 167 Z. 7 : (520) statt (420). 
Nr. 229 letzte Z. : [23 73] statt [23 7 3 ]. 
Nr. 261 Z. 3: La * statt L . 
S. 188 zur tiberschrift von 71 als Fufinote 3: B. R. Motzo, La storia del 

testo d'Ester (Rr 3, 205208). 
Nr. 277 einfiigen: W. Kolbe, Beitrage zur syrischen und jiidischen Ge- 

schichte. Beitrage zur Seleukidenliste und zu den beiden Makkabaer- 

biichern (BWAT N. F. 10), Stuttgart 1926. 
Nr. 325 einfiigen: N. Peters, Das Buch Job. Ubersetzt und erklart (EH 21), 

Mstr. i. W. 1928. 



490 Nachtrage und Berichtigungen. 

S. 23 1 3 hinzufiigen: G. Richter, Textstudien zum Buche Job (BWAT 3. F. 7", 

Stuttgart 1927. 

S. 238 2 : 122 @), 124 ). 
S. 239 6 Z. 4: 112 (in) statt m (112). 
Nr. 366 Z. 4 : Aramaismus statt Aramaismas. 
S. 258 2 Z. 2f. : Hermathena statt Hermathene. 
S. 263* Z. 3 : Herbst (s. o. S. 8 *) ... Comely [s. o. S. 3 2 ]. 
S. 270 1 Z. 2 : I VI statt I IV. 

S. 271 5 Z. 2/3 : H. S. J. Thackeray statt H. Thackeray S. J. 
Nr. 423 einfugen: * H. Junker, Prophet und Seher in Israel. Eine Unter- 

suchung iiber die altesten Erscheinungen des israelitischen Propheten- 

tums, insbesondere der Prophetenvereine, Trier 1928. 
S. 283 Anm. Z. 2 nach Bar einfugen : Nah. 
S. 295 5 Z. i : KSI statt xan und KBIT statt tttJ-.o. 
S. 298 Z. 12: Sidkijja statt Sidikjja. 
S. 3oi 5 : Konig (s. o. S. 2 2 ). 

Nr. 466 Z. 3 : Buch 7 (dafur in Nr. 467 Z. 4 die Notenziffer 7 zu tilgenj. 
S. 302 7 : Bb statt BC. 
S. 303* Z. 4: Bb statt BC. 
S. 305 2 Z. 5: Bb statt BC. 
Nr. 474 Z. 4^ (568) statt (583). 
S. 311 5 : Lajciak statt Lajciack. 
S. 334 B Z. i : Riedel (s. o. S. 93 2 ). 
S. 373 6 Z. 2: Georgius statt Gregorius. 
S. 376 1 Z. 3: *F. X. Funk. 
S. 379 3 Z. 6: Bb statt BC. 
S. 384 5 Z. 2: Jasek statt Jasck. 
S. 387 2 : M. Lauer statt Laur. 
S. 39o 2 hinzufiigen: *P. Riefiler, Altjiidisches Schrifttum aufierhalb der Bibel, 

Augsburg 1928. 

Nr. 706 Z. 5 : Zengirli statt Zengirli. 
S. 424 Z. 21 : Smith statt Simth. 
S. 427 2 Z. 5 f. : Fischer (s. o. S. 412 2 ) . . . Schmidtke (s. o. S. 423 2 ) . . . Wutz 

(s. o. S. 416 2 ). 

S. 428 1 Z. 2 : Thackeray (s. o. S. 308 5 ). 
S. 428 3 Z. 4: A. H. (statt H. A.) Redpath. 
S. 46i 2 Z. 4: *H. Mager. 
S. 468 2 : 465! statt 46s 3 . 
S. 473* Z. 2 : * A. Schulte. 



Verzeichnis der Schriftsteller 

(mit Einschlufi alter Schriftwerke ohne Verfassernamen). 

(Zahlen ohne hochstehende Ziffern verweisen auf N u m m e r n , Zahlen m i t 
hochstehenden Ziffern auf S e i t e n und FuCnoten. Zahlen ohne Klammern 
bedeuten bei neuzeitlichen Verfassernamen bis auf wenige Falle, wo bloG der 
Name ohne Verweis vorkommt, dafi an den betrefFenden Stellen der voile 
Titel eines Werkes oder Aufsatzes sich findet. Stern [*] bedeutet, daC an 
derselben Stelle mehrere Arbeiten des Verfassers angegeben sind.) 



Aalders 49 5 423. 
Abeghian 475 *. 
Abel 42 5 2 . 
Abot des R. Natan 

611. 

Abramowski 291*. 
Abulfaragius s. Grego- 

rius. 

Abu Sa'id 470 3 815. 
Addai 460*. 
Adler 47 i 2 . 
Adrianus 44* 309. 
Aicher 360 3 ~. 
Akiba, Rabbi 389 7 . 
Albert 334 7 . 
Albrecht 4ig 5 . 
Alkuin 780 45 5 4 . 
Allen 374 5 . 
Allgeier 27 1 (29 2 ) 243 5 

369 (258 450 2 45 1 5 

(439 5 ) 452 6 (439 5 ). 
Allioli 826. 
Allwohn 329 7 . 
Alphandery 68 *. 
Alt 329 s . 

Amann 766 457* 3 4 6 . 
Ambrosius 122* 236 1 . 
Amelli 243 5 308*. 
Amphilochius von Ico- 

nium 38o 2 . 
Andre 345 6 . 
Antoninus von Florenz 

647. 
Aphraates 650 789 462 2 . 



Aptowitzer 420 l (422 2 ) 
422 2 427 3 (428 1 )43o 4 

(453 4 )- 

Arias Montanus 41 5 9 
820. 

Aristaas 228 7 . 

Aristeas (Brief) 680 426 2 
736 ff. 

Aristobulus 27o 6 426 2 . 

Arnauld de Port-Royal 
89. 

Arndt 826. 

Arnold 34 1 4 . 

Asmussen 164 \ 

Assemani 386. 

Astruc 7 8 36 37 2 90 ff. 
68 4 99. 

Athanasius 4 85 2 3I2 3 
352 2 360 642 (Ep. 
fest. 39) 644 387 \ 
Vgl. Ps.-Athanasius. 

Athenagoras 309 3 . 

Auchincloss 32O 1 . 

Augustinus 4 4 4 36 34 5 . 
6 1 247 309 317 218 1 
222 6 234 4 237* 265 
27o 6 274 5 518 374 1 
637 646 389 4 398 6 
427 5 432 5 434 8 770 
(De doctr. chr. 2, 15) 
45 1 8 . 

Bachelet s. Le Bachelet. 
Bacher 157** 2I9 10 42O 1 . 



Bachmann 344 4 474 6 *. 

Bacon 87. 

Bacuez 9 1 (9). 

Bahr 232 2 . 

Baldwin 31 5 2 . 

Ball 482 (3io 5 ) 730432. 

Balla 233 3 . 

Baentsch 16 log 5 282 1 . 

Baer 730 (41 5 x 419 5 ). 

Bardenhewer 378 5 (396 5 

439 810 44i 2 443 2 )- 
Bardesanes 789. 
Bardy 443 4 444 2 . 
Barhebraus 65 1 462 8 

793 46s 3 466 4 799475 s . 
Barnabas 636. 
Barnes 392 6 462 2 463 1 

4 6 4 4 . 

Barry 324 4 . 
Earth 245 2 . 
Barton 369 (258 3 ). 
Baruch ibn Baruch 2 53 3 . 
Basedow go 2 . 
Basilius 260 5 . 
Bafifreund 470 1 2 . 
Baethgen 12 219" 341 

237 4 243 -. 
Batiffol 394 3 . 
Batten 225. 
Baucquier 285 4 . 
Baudissin 9 (50 97 92 4 

250 1 ) 94 io8 4 
Bauer G. L. 7 2 . 



492 



Verzeichnis der Schriftsteller. 



22 1 



533 



(34 



Baumann 

(334 56 )- 
Baumgartel 33 

428 J . 
Baumgarten 457 4 *. 
Baumgartner A. J. 249 3 

562. 
W. 126 1 279 1 3OO 2 

320 1 321 4 . 
Baumstark 38 5 2 (460 3 

u. 6.) 386 78 465 3 475 x . 
Bayer I73 2 3 500 (326 5 ). 
Bea 74 3 . 
Becher 97. 
Beer 96 2 45 1 8 . 
Behrmann 500 (32 1 3 

322 *). 

Bekel 336 5 . 
Bellarmin 85 i88 2 275 2 

784. 

Bellermann 2I4 8 . 
Ben Chajjim s. Jakob. 
Benedictus (Benoit) 780. 
Benkner 209 3 . 
Bennett 500 (323 J ) 730. 
Ben Zeeb 277 2 . 
Benzinger 197(1 5 5 4 1 56) 

155 1 211 (i62 3 i63 8 ). 
Bercic 479 3 . 
Berg 462 2 . 
Berger P. 209 l . 

-S. 4 o3 1 - 4 (455 3 )452 1 . 
Bergstrafier 404 2 4I9 5 . 
Berkowicz 22 1 6 . 
Berliner 469 3 . 
Bernhardt 477 5 . 
Bernus 67 2 . 
Bertholet 1 1 (828) 16* go 6 

go 7 (91 1 2 3 225) io6 3 

174 258 3 487. 
Betteridge 343 2 . 
Betts 486 5 . 
Beuter 6. 
Bevan 322 * 4 . 
Bevenot I77 5 . 
Beveridge 228 6 . 
Beweri33 2 *(i34 2 i 35 3 ) 

225 529 (539) 545. 
Bezold 39 1 5 . 
Bickell I75 3 (I76 1 I79 1 ) 

311 319 2I9 7 9 23i 5 

254 J * 4 277 2 * (279 2 ) 
340 4 . 



Biolek i85 5 . 

Birt 408. 

Bischoff 3i3 2 . 

Bissel 68 s . 

Blake 476 2 . 

Blafi 2-7 1 5 . 

Blau 140 34 (i53 2 u. 6.) 

4I4 6 4I9 1 - 
Bleek 93 388 l . 
Bloch 460" 462 2 463 2 

478 5 . 

Blondheim 449 4 . 
Bludau 327 3 4 437 3 . 



Bohlen 93 95. 
Bohmer 194*. 

- E. 94. 

J. 2i8 4 3I4 4 32i 2 . 
Bomberg 419 5 . 
Bonaventura 253 2 . 
Bonfrere 85 (122*) 27o 2 . 
Bonkamp I52 1 . 
Bonwetsch 634 392 3 * 4 . 
Bossuet 75 67 2 89 260 2 

202 4 . 

Botticher 8i 4 . 
Bouriant 395 2 . 
Boutflower 320 1 . 
Box 409 (274 2 275 *) 

4I4 3 . 

Boyd 109 5 474 6 *. 
Bragin 63 4 . 
Brandt 87 4 . 
Brann 41 2 5 . 
Brassac9 1 (9)337 5 48s 6 . 
Braun F. 484 3 . 

H. 826. 

- O. 3 86 4 ( 4 6 5 5 )465 3 . 
Breasted 257 *. 
Bredenkamp io3 1 (io6 2 

no 2 ). 

Brederek 469 3 . 
Breiteneicher 557. 
Breme I52 1 . 
Brentano 827. 
Briggs C. A. 76 4 2I4 9 

2i8 2 341. 

E. G. 341. 
Brockelmann 2i3 1 

460 1 . 

Broegelmann I54 3 . 
Brooke 766 (444 5 ). 
Bruch 272 2 . 



Brucker 43 2 (54 so 1 56 1 

59 18 ) 99 *. 
Brugsch 54 2 2io 5 . 
Bruston 97 260 3 6 298 1 . 
Bruyne s. De Bruyne. 
Buber 242 2 . 
Biichler 277 2 . 
Buckle 472 3 . 
Budde 165 (i32 3 ) 181 

143 1 I44 3 (730) I6: 1 

2I0 3 307 (220 6 ) 2I7 2 
220 6 325 (227 J 7 231 5 ) 
3 8l (26 1 2 ) 465 (303 7 

304 8 ) 329 7 533 332 3 

333 5 343 2 590 (353 15 
u. 6.) 363 1 416'. 

Budge 245 2 . 

Biidinger 119*. 

Buhl 96 2 319 590(360* 
u. 6. 469 2 ) 404 2 . 

Bunsen 33 1 1 . 

Burkitt 258 J 342 3 434 9 

436 1 442 4 448 6 *467 12 . 
Burmester 472 3 . 
Burney 2i8 2 . 
Buxtorf 611 4I9 5 (822). 
Buzy 3 i 5 4 * (S47 7 ) 3I9 4 
7 347 7 . 



Cajetan 253 2 647. 
Calmet 7 170 I5& 7 228 7 

(229 3 ) 262 4 267 4 272 4 

830. 

Campe 240 2 . 
Cannon 260 6 435 5 (453 3 ). 
Canones Apostolorum 

380*. 

Capelle 243 5 (448 5 ). 
Capellus 6. 
Carpzov 7 89. 
Casanowitz 2i8 3 . 
Casar 77. 

Caspar! C. P. 45 1 8 . 
W. 33 3 (143 J ) in 1 



Cassuto 340 3 . 
Castellus 822. 
Cawen 50 2 . 
Celsus 80. 

Ceriani 391 3 (396 J ) 761 
460 : (462 5 u. 6. 468 2 ) 

793 (397 4 ) 46S "(467* 

468 2 ) 466 *. 



Verzeichnis der Schriftsteller. 



Chaine 386 8 . 
Challoner 829. 
Chambers 68 3 . 
Chapman 45 5 2 459 7 . 
Charles 1 1 (239 u. 6.462*) 



Cheminant 3I4 2 . 
Cheyne 66 12 311 253 7 

(256 5 ) 429 730. 
Chotzner 2I3 3 . 
Chronicon paschalei7o 4 . 
Chrysostomus 36 34 2 

81 85 2 1 53*761. Vgl. 

Ps.-Chrysostomus. 
Chwolson 283. 
Ciasca 473 1 . 
Cicero 209 3 35 1 2 . 
Clarke 99. 

Claviss. Scripturae378 5 . 
Clericus 89. 
Cobb 290 *. 
Cohn 62 2 . 
Colenso 95 88 2 . 
Condamin 116* 21 1 4 

(220 2 221 5 ) 222 x 252 1 

(253 7 u. 6. 271 2 ) 281 3 

429 (292 1 ) 448 295 1 
298* 300 l 303 1 308 3 

334 5 336* 347 4 453 4 - 
Conder 407 *. 
Confalonieri 486 3 . 
Constantinos Manasses 

445 4 - 
Constitutiones Aposto- 

lorum 618 636 391 1 

665 670. 

Conti-Rossini 474 6 . 
Conybeare i8o 5 . 
Cook 141 2 422 1 . 
Cooke 345 5 . 
Cornelius a Lapide 59 7 

85 8s 2 ipl 3 253 2 . 
Comely 3 2 (9 u. 6. 480 2 ) 

9 (448 3 ) 393- 

Cornill 2 4 (7 1 u. 6.453 s ) 
86 5 I28 2 232 2 423 
293 6 448 297 1 487 
(317 3 4 461 2 ) 568* 730. 

Corssen 201 7 448* (204 4 
u. 6. 45 5 5 ). 

Cosquin 1 79* * ( 1 8 1 4 ) 1 92 1 . 

Cottineau 45 i V 

Coverdale 829. 



Cowley 257 (183 35 185 2 ) 

276* (279 2 ). 
Cox 33 \ 
Cramer 375 3 . 
Crampon 830 486 *. 
Cranmer 829. 
Credner 33 1 3 351 1 . 
Crum 243 4 472 l . 
Cruveilhier 56 7 * 329 7 . 
Cullen 106. 
Curtis E. L. 211. 
Curtiss S. J. 6i 3 I94 1 . 
Cyprian 272 4 274 4 448 5 . 
Cyrillus (Slavenapostel) 

816. 

Lukaris 649. 

vgl. Kyrillos. 

Da Fonseca s. Fonseca. 

Dahne 274*. 

Dahse 29 2 (33 * 34 4 98) 

33 3 (40 2 98) 98 443 ' 

444 4 766. 
Dalman 96 2 359 2 366 1 

(468 3 u. 6. 471 2 ) 421 2 

468 3 . 

Danby 262 *. 
Darlow 699 (698). 
Daubney 388 2 . 
David M. 471. 
Davidson 64 1 299 * 301 7 . 
Davies 500. 
Davis 324 s . 
Day 330 5 . 
De Bruyne 200 2 (204 4 ) 

394 5 396 8 * 448 6 450 1 

451. 
Decretum Gelasianum 

637 389 6 39i x 665 f. 

672 443 3 - 

D'Eichthal 106 (gi 4 ). 
Deimel 145 l . 
Deifimann 430 2 . 
De Lacombe 67 2 . 
De Lagarde 4 1 13 1 2 219" 

236 l 249 3 278 (396 1 

793 799) 364 2 420 l 

76i(i9o 4 )466 12 47i 26 

472 3 . 

De la Peyrere 85. 
Delitzsch Franz 2 1 n 

16 68 3 93 94 87" 

220 l 325 (229 3 ) 341 



493 

(241 3 ) 358 369 (25 1 4 

u. 6. 262 4 ) 429 730 

(4I9 5 ) 480 3 . 
Delitzsch Friedrich 325 

224 3 (282 3 ) 330 7 423 2 

(4I2 6 ). 

Delporte 339 2 *. 
Denifle 45 5 7 (459 3 ). 
Denk 448 6 450 2 *. 
Dennefeld 529 379 3 (380* 

382 8 383! 386 24 ). 
Derambure 320 2 . 
Derenbourg 478 3 . 
Dereser 827. 
De Rossi 33 3 (42 1 *) 42 r l . 
Desnoyers 533. 
Destinon 285. 
Devaud 472 3 . 
De Vives 736. 
De Wette 7 92 (93) 1 10 *. 
Dhorme i6 3 153 181 



229 1 8 

338 3 . 
Didache 634 642. 
Dieckhoff 31 5 5 . 
Dier 16. 
Diestel 429. 
Dietenberger 483. 
Dieterich 2ig 8 . 
Diettrich 247 4 386 5 462 5 * 

( 4 6 3 6 ) 463 4 - 
Dieu 444 4 449 4 . 
Dieulafoy I92 1 . 
Dillmann A. 16 * (97 1 53) 



S. 

Dillon 254 1 . 
Diodati 831 (486 5 ). 
Diodor (Siculus) i8s 2 . 
von Tarsus I53 1 . 
Dittmar 371 4 (374 5 ). 
Dobschiitz 377 7 (39 1 1 ) 

3 88 4 . 
Doctrina Apostolorum 

s. Didache. 
Doederlein 289 3 . 
Dold 450 J *. 
Dollar I2o 6 197 207 * 3 

30O (2I2 6 2I7 3 222 2 ) 

545 338 2 . 
Dombrovski 384 5 . 
Donat 339 2 . 



494 



Verzeichnis der Schriftsteller. 



Dorer 303 4 . 

Dornstetter 16*. 

Dosker 487 1 . 

Driver 9 (23 1 u. 6. 348) 
16(95 2 )96 2 i44 3 (4i2 2 ) 
325 321 3 557 73. 

Drusius 441 *. 

Duckworth 326 5 . 

Duhm 311 325 (229 5 ) 
2i 9 9 (240 s 5 484 s ) 
429 448 (296 1 300 *) 
52 1 * (340 4 ) 562 (343 2 ). 

Duensing 467 2 . 

Du-Pin 384 *. 



Duval 460* (461 1 u. 6. 
467 3 ). 

Ebedjesu 651 691. 
Ebeling 12 257 1 261 3 . 
Eberharter 232 2 409 

(276 *) 278 5 281 1 356 3 . 
Eck 483 6 . 
Eckardt 348 6 *. 
Ecker 300 (2I4 7 341 

243 2 394 2 ) 214 7 244*. 
Eerdmans 98 * 92 2 log 3 

(in 3 ). 

Ehrentreu 41 9 5 . 
Ehrlich 423 2 . 
Eichhorn 7 91* 70* 267 6 . 
Eichrodt 75 * H3 1 . 
Eichthal s. D'Eichthal. 
Eisenstadt 62 6 (63*). 
Eisler 56 5 * (4072 409 8 ). 
Eiflfeldt 75 1 (79 3 113* 

I20 1 ) III 6 I29 3 245 1 

293 5 . 

Eleonskij 479 2 . 
Elias Levita 611 (362*) 

723- 

Elhorst 277. 
Elische 654. 
Ellicott 50 2 . 
Engelkemper 100 93 1S 

478 3 . 

Engert 233 3 . 
Englander 363 *. 
Ephram der Syrer 2I8 1 

650 385* 789 793. 
Epiphanius 4 15 62 8 

307 7 618 373 5 642 

647 390 * 400 3 692 



428 1 43 5 * 439* 440 3 . 

Vgl. Ps.-Epiphanius. 
Erasmus 2. 
Erbt So 2 (8i 2 )86 5 i67 2 

263 3 348*. 
Erman 245 2 25 7 * 282 3 

408 5 . 

Ermoni 78 l (il7 2 )475 1 . 
Etienne458 3 . Vgl. Ste- 

phanus. 
Eucherius 4*. 
Eupolemos 220. 
Euringer 15* (i6 2 ) 8i 4 

87 x 300 (209 2 u. 6. 

220 G ) 236 3 258 1 443 4 

4 6 4 3 476 134 (477 1 ). 
Eusebius von Casarea 

4 15 133 3 224 275 

276 202 1 309 228 7 

244 6 353 3 378 2 379 12 
426 2 434 5 751 439 10 

759 443 2 - 
Eustathius 618. 

Euthalius 675. 
Evseev 479 1 . 
Ewald 93 305 2 . 
Eznik 654. 

Faber 270 \ 
Fagius 245 246. 
Fagnani 344 4 . 
Falk 482 3 . 
Fascher 279 3 . 
Faulhaber 22 1 2 . 
Feder 826. 
Feldmann 10 (827) 393 

267 3 268 2 3 429(292*) 

287 4 (292 J ). 
Fell 3 2 (9 u. 6. 478 3 ) 

353* (3S8 8 u. 6.369 4 ). 
Ferhat 476 J . 
Fernandez 78 2 141 2 

258 1 345 3 - 

Ferreira d'Almeida 832. 
Fiebig 337 5 . 
Field I53 1 (434 5 u. 6. 

466 4 ). 

Fillion 785. 
Fischer Joh. 287 4 291 5 

4i2 2 ( 4 27 2 ). 

Jos.i66 124 (i67 1 i73 3 ). 
Flacius (Illyricus) 302. 
Flemming 392 J . 



Fleury 69 1 . 
Flockner 303 5 . 
Fliigge 347 9 . 
Focke 268 1 6 . 
Fonck 74 2 us 34 375 2 . 
Fonseca i 1 . 
Fotheringham I32 4 

(151 3 ). 
Fragmentum Murato- 

rianum 270 7 . 
Fraidl 320 3 . 
Francev 480'. 
Franciscus a Bassano 

474 6 - 

Frankel 277 2 46 1 2 . 
Frankenberg 358. 
Frensdorff 4i8 3 . 
Freudenthal 268. 
Frick i. 

Friedlander 245 2 . 
Friedmann 8^ 3 4I4 6 7 

469 2 - 
Fries C. i8o 2 23O 4 7 . 

S. A. 8i 13 (83^.6. 
io8 2 ) 305 5 . 

Fritzsche n (239 I77 2 ) 
257 (i83 4 ) 266 (472 
307 4 309 3 500) i86 3 
(390 2 ) 409 (274 2 ). 

Fruhstorfer 231 *. 

Fuchs 277 1 . 

Funk 376 1 . 

Fiirst 9 400 2 . 

Gadd 295 8 . 

Gall289 3 (4i9 5 )322 4 42i 2 . 
Gampert I32 3 . 
Gantois 458 3 . 
Gardiner 407 2 . 
Gartner E. 268 . 

H. 328 (2 2 6 4 230 3 ). 
Gasser 483 5 . 

Gaster 45' 245 (i74 2 
243) 260 323 x 393 1 
42 1 2 . 

Gaucher 38 1 3 . 

Geddes 92 (i22 4 ). 

Gehman 478 2 7 . 

Geiger 9 (617 3i6 3 ) 699. 

Gelasius s. Decretum. 

Gennadius von Now- 
gorod 8 1 6. 

Gensichen J. 450 2 . 



Verzeichnis der Schriftsteller. 



495 



Gensichen O. F. 26o 6 . 
George 71 2 95. 
Georgius s. Syncellus. 
Gerber 331 *. 
Gerson 256 5 . 
Gesenius 5 5 * (404 2 ) 404 2 . 
Gfrorer 274 1 . 
Gibson 46 7 2 . 
Giesebrecht 448 (302 *) 

297 1 - 

Gieseler 388 5 (389 6 ). 
Gietmann 311 369 (254 3 

381 262 3 ). 
Gigot9* (99 305 3 ) 88 4 

229 4 . 

Ginsburg I36 2 (4oi 4 u.6. 
421 *) 362 3 4I3 3 4I9 5 * 
730 (419 5 42 1 1 ). 

Ginsburger 469 6 470 1 * 2 . 

Ginzberg iSi 1 . 

Girdlestone i66 2 (167 J ) 

435 s - 
Glaire 830 (823). 

Glatigny 77 2 (i43 5 )- 

Glaue 437 *. 

Godeau 830. 

Goldschmidt 359*. 

Gomar 310. 

Goossens 219" (240*). 

Coding 4 2 . 

Gottheil 62 (63* 64 2 ). 

Goettsberger 77 3 I42 2 
i66 4 247 1 (267 1 373 x ) 
500 (429 8 ) 386 1 (463 3 
466* 467 5 468 J ) 41 8 4 
432 6 45o 1 (454 2 ).462 2 

475 5 - 

Gotzel 287 *. 
Goussen 476 4 . 
Grabe 766. 
Graf G. 478 6 . 
- K. H. 95. 
Grafe 27o 5 . 
Graffin 54 s . 
Grammatica 785. 
Grandvaux 22 7 5 . 
Graetz 33 3 104 (i84 3 

267 7 332 3 ) 178 1 251 3 

(256 5 258 3 ) 258* (26o 7 

265 5 ). 

Graux 41 3 5 . 
Gray 16 i62 4 300 2I9 2 

325 429 428 *. 



Green 50 2 97. 

Gregg 266. 

Gregorius Abulfaragius 

s. Barhebraus. 
Gregorius M. 64 6 144* 

229 2 253 1 647 454 \ 

von Nazianz 642. 

von Nyssa 253 1 . 

Thaumaturgus 253 l , 

von Tours 45 1 7 . 
Gregory 453 5 . 
Grenfell 396 1 434 9 . 
Grefimann 12 (230 7 245 2 

282 3 ) 87 4 i8o 2 245 2 
(2 4 8 2 ) 4 o 9 8 . 
Grimm K. J. 2i8 7 . 

W. II 277 393 (267* 
268 4 6 270 3 ) 268 6 . 

Grimme2 12 25 (3 13220) 

3I3(2l8 25 220 9 242 1 ) 

2I6 1 315 2i8 2 (2I8 1 ) 
235 s 245 2 256 2 * 259 3 

2 93 4 303 4 - 
Groenen 486 7 . 
Grootaert 256 5 . 
Grofie - Brauckmann 

442 6 . 
Grotius s. Hugo Gro- 

tius. 

Griitzmacher 387 5 . 
Gry 392 2 . 
Gudemann 41 2 5 . 
Guidi 387 4 (400 3 ). 
Gunkeln i6i35 6 i9i 5 * 

(273 193 46 ) 341* 423 
339 3 340 4 . 
Gutberlet239(i75 3 )277* 

393 (271 *) 

Guthe 12 285 4 334 5 730. 
Gwilliam 467 2 *. 
Gwynn J. 466 3 . 

R. M. 258 2 428 4 . 



Haefeli46o 23 (463 13457 

464 1 2 3 4 ) 464*. 

Hagen 12 341. 

Hahn 4I9 5 . 

Haitzmann 235 1 . 

Halevy 97 276 1 522 529 
533 539 (336 x ) 545 
552 557 562 568 573 
578 586 426 J (439 2 ). 

Haller 325 \ 



Halusynskcyj 480 \ 
Haneberg8 1 (228 7 270 2 ). 
Haenel2ii 371 14 (372 s ) 

442 s (462 *). 
Haensler 295 x . 

Happel 333 3 557 (34i 84 ) 

340 4 562 (343 3 ). 
Harden 244* 473 5 . 
Hare 311. 
Harkavy 42 1 1 *. 
Harnack 62 9 476 5 . 
Harper A. 265 4 . 

W.R. 522(533)330'. 
Harris i8o 5 394 s 395 3 . 
Hart 274 6 278 2 . 
Hartl 453 . 
Hartmann 2I3 1 . 

E. v. 251 5 . 

R. I26 3 . 
Hartung 533. 
Harwell 307 3 . 
Hasse 267. 
Hastings 12. 
Hatch 445 1 . 

Haupt 266 (189 l ) 193 4 

o/^i\ i o c o "^ o co i ^yf'i'y i 



322 4 337 4 552 339 s 

557* (34i 4 ) 347 '730. 
Haeuser 203 4 . 
Hautsch 443 *. 
Haevernick 7 50 2 . 
Havet 364 2 . 
Hazelton 228 8 . 
Hehn 409 7 . 
Heidenreich 267 6 . 
Heider 473 5 (474 14 )- 
Heidet i82 3 . 
Heine 25 1 5 . 
Heinemann 272 2 . 
Heinisch 256* (27 1 2 ) 

393 (269 3 27o 3 ) 267 1 

272 2 487. 
Heisz 478 9 . 
Helbing 437 5 . 
Heller 460 2 . 
Hempel 8s 4 . 
Hengstenberg 7. 
Henke 70 5 . 
Hennen 237 l . 
Henten 782. 
Herbst 8 1 (263 4 ). 
Herder 7 2io 4 

(262 2 ). 



496 



Verzeichnis der Schriftsteller. 



Herkenne 10 196* (204 3 ) 

278 3 . 

Herklotz 47 5 4 (477 1 ). 
Herodot 273 569. 
Herrmann 86 6 487 316* 

428 1 462 5 . 
Hertlein 325 1 . 
Hertzberg 28 1 3 . 
Herz 228 3 (230 7 ). 
Herzog 42 7 2 7 . 
F. A. 145 * 29o 24 . 

- P. 3I4 1 - 

Hetzenauer 12 16 785 

. (381 1 u. 6. 452 9 ). 

Heyes 54 2 . 

Heyse 45 5 a . 

Hieronymus 1415 (Prol. 
gal.) 81 85 176 135 8 
I4o 2 196 210 224 165 * 
242 246 259 260 I87 1 
(Praef. in 1. Est) 276 
282 202 * 203 4 (In ler. 
28, 10) 290 309 213 3 
2ig 3 228 7 8 231* 240 1 
242 2 356 (Pss) 244 24 
(Pss) 357 368 253 l 
26 1 5 264 2 399 400 
269 5 7 270 7 272 3 274 5 
417 419 284 2 302 3 
468 474 307 7 3H 1 
3I3 2 3I5 3 32i 3 325* 



333 l 537 337 l 34O 23 
342 * 582 349 2 352* 
608 618 372 7 373 3 
374 1 377 * 645 646 647 
648 656 388 3 389 47 
675 682 683 399 2 4oo 2 
690 402 1 409 2 41 3 * 



434 4 435 



439 



44i 34 442 13 443 3 763 
444 x 771 449 5 772 ff. 

454*. 
Hilarius von Poitiers 

379 2 644- 
Himpel 2 1 I22 3 292 1 

Hippolyt I94 5 242 2 634. 
Hir s. Le Hir. 
Hirscht 334 7 . 
Hitzig ii 252 1 . 
Hiwi 82. 
Hobbes 86 89. 



Hoberg 2 3 16 23 (33 3 
u. 6. H2 1 ) 42* H5 1 
168 1 341 306 3 453'- 

Hochfeld 205 4 (206 5 ). 

Hoffmann D. 16* 97. 

G. i8i 2 320 1 651. 

Holemann 97. 

Holl 396 4 . 

Hollenberg 122'. 

Holmes R. I76 12 (261 
u. 6. 480 5 ). 



S. 489. 

Holscher 87 4 423 (295 7 
u. 6. 349 x ) 3i6 4 326 5 
372 8 (373 s u-6. 390 

393 5 - 
Holtzmann H. 2 : . 

J. 268 3 (462 4 ). 

O. 229 7 . 
Holzammer 12. 
Holzhey 9 1 (9 u. 6. 261 2 ) 

I54 1 169 2 . 

Holzinger 16* (6s 2 ) 23 
(3o 2 u. 6. in 1 ) 86 5 
153 (122 2 ) 331 4 . 

Holzmeister398 123 (68i). 

Hommel 69 2 97* 3I9 6 

(324 24 X 
Honorius von Autun 

262". 
Hontheim33 1 (34 4 )i32 2 

I45 1 I68 1 207 4 2I2 7 

313 221 2 325 (226 2 

228 5 230 J ) 224 1 381 
(259 2 264 4 ) 320 3 . 

Hooykaas 423 2 . 

Hopfl 9 (44 2 u. 6. 450 2 ) 
23(34 5 u.6. io8 5 )457 4 . 

Horst F. 87 4 . 

L. 106 109 5 . 
Hoschander 192 1 . 
Houbigant 169 267 4 

(268 15 ). 

Houtin8 2 (69 1 7o 2 75 3 ). 
Howorth 163 1 (i64 2 167 1 

i6 9 4 428 4 )i65 1 ( 3 77 3 ) 
i6s 2 (i72 4 I73 1 428 4 ) 
I70 1 I73 2 237 iSg 1 
(190 G ) 231 5 323 1 382 5 
3 88 3 * 43 4 2 435 36 (436 3 
439 5 440 *). 
Hiibschmann 475 2 . 



Hudal 9 (34 5 u. 6. 264 4 ) 

224 x * 247 2 . 
Huetius 75 67 1 I56 7 

r88 2 . 

Hug 263 4 . 
Hugel 99*. 
Hugo L. 25 1 1 . 
Hugo a S. Caro 83 170 

647 41 5 8 . 

Grotius 375 255 5 
260 2 267 7 . 

von Trimberg i. 

a S. Victore 5 647. 
Hiihn 9 1 9 281 2 . 
Huizinga 246 2 . 
Hummelauer 10 16* (40 

u. 6. I58 3 ) is 2 5i 2 * 
(64 i64 3 207 6 ) 100 
(iiS 1 ) 153 (122 1 2 
123 J ) 165 (174) 181 

(144 2 ) 211. 

Hunt I77 2 396 l 434. 
Hupfeld 2 1 94. 
Hurter 3 2 . 
Hiising I93 3 337 3 . 
Huvelin 27 r * 28 1 78 l 

(ii 7 2 203 4 ). 
Hyvernat 418 2 * 472 l . 

Ibach 52 l . 

Ibn Chaldun 651. 

Ibn Ezra 82 87 302 236 3 



Ilgen 91 92 94. 

I lias 2I3 3 . 

Index LX librorum 649 



stichometricus Nice- 
phori 391 x 674 676. 

Innozenz I. 274 5 637 
398 6 . 

Irenaus 352 3 634 389 3 
428 4 434 3 43 5 l 75- 

Isaak ben Jasos 82. 

ben Salomon 82. 

Natan 41 5 6 . 
Isidor von Pelusium 

352 3 . 

von Sevilla(Hispalen- 
sis) 4 5 17 309- 

Iso'dad von Merw 465 3 . 
Isopescul 539* (336 3 ) 
586. 



Verzeichnis der Schriftsteller. 



497 



Jablonski 419 5 . 
Jacob A. 444*. 

B. 97 i86 3 (191 2 ) 
243 s . 

G. 2I3 1 261 3 . 
Jacoby 300 \ 
Jagic 39 1 5 480 l . 

Jahn G. 225 266 487 
(3 1 7 4 432 5 ) 500 (432 5 ). 

J- 384 *. 

Jakob ben Chajjim 419 5 . 
Jakobus vonEdessa 651 

788 798. 
James 373 5 391 1 392 6 

396 2 . 
Jampel I66 1 189* (192*) 

192 * (193 4 X 
Jansen 174 181 211 257 

182* i84 5 409 833. 
Jasek 384 5 . 
Jastrow 230 8 . 
Jean 294 1 . 

Jehuda ha-Nasi' 359 1 . 
Jellinek i83 6 323 1 . 
Jensen 192* I93 3 . 
Jeremias A. 12. 
Jerusalem J. F. W. 69 *. 
Jesudad 651. Vgl. Iso c - 

dad. 

Jirku 12 40 3 57 6 (405*). 
Johannes A. 266 l 539. 
Johannes Damascenus 

647. 

Manderkuni 654. 

von Salesbury 647. 
Johnston 428 3 . 
Jones 310. 
Josephus, Flavius 55 45 3 

57 79 224 i87 4 190* 
272 I92 3 I94 2 282 
309 270 6 416 291 2 
3042 474 312 2 31 5 l 
318* 3I9 1 513 518 
3 4 i 2 353 2 6o 5 (C.Ap. 
I, 8)609 610 615 616 
618 623 38s 7 65 1 679 

683 399 6 422 4 433 l 

442 3 . 
Jouon 174 (135 3 ) 177 3 

201 2 229 8 25o 3 255 1 

(381 260 x 2 264 3 265*). 
Jugie 384 34 *. 
Julius Africanus 641. 



Julius C. 322 5 (366 8 

367 1 370 1 434 6 ). 
Junilius Africanus. 44* 

647* 691. 
Justinian 369 5 (Nov. 146 ; 

433 3 748). 
Justinus 284 5 368 3 369 s 

634 636 378 4 433 25 

434 1 435 5 - 



Kahle 



420 1 ) 



416' 



723 



Kahn 471*. 

Kaiser 263*. 

Kaldi 834. 

Kalt 12 I27 1 * 381 3 . 

Kamenetzky 25O 3 253* 
462 2 . 

Kamphausen 277 (205 *) 
333 32 1 3 322 4 (730). 

Karge 1 1 . 

Karlstadt 84 656. 

Karolyi 834. 

Kassiodorus 4 5 780. 

Kauffmann 477 3 *. 

Kaulen 2 3 (2 x u. 6. 448 J ) 
26 9 5 (448* 456 1 2 ) 
545 453 1 48o 2 . 

Kautzsch E. n* (43 3 
u. 6. 828) 55 x (404 2 ) 
162 5 (227 6 ) 277 (202 4 ) 
208 l 245 s (730) 26 1 2 
374 5 405 5 41 7 5 . 

K. 226 4 (229'). 
Kay 500 (323 x ). 
Kayser 95. 
Keating 485 5 *. 
Keel 254 3 . 

Kegel 8i 4 (75 2 82 5 
86 13 ) 88 7 (75 2 ) 93 * 
U3 3 . 

Kehrein J. 482 3 . 

V. 482. 3 . 

Keilii 153(165 174)181 
197 211 (225 266) 448 
(465) 487 5o 521. 

Kelso 407 l . 

Kennedy 16 42 1 1 . 

Kennikott 42 1 1 . 

Kenrick 829. 

Kenyon 699 (408 4 485 1 ). 



Kerber 466*. 

KeCler 341 (242 3 ) 235 3 

(236 12 ). 
Ketter 472 3 . 
Keulers 397*. 
Kieser 300 l . 
Kihn 4 3 (229 7 ). 
Kimhi D. 302 258 5 522. 
King 241 2 . 
Kissane 48 5 5 . 

Kitteli2(96)9496 2 (73o) 
197 211 (i63 8 ) 341 
429 707 (412 26 413 6 
414 15 422 8 ) 730. 

Klaehn 143 *. 

Kleber 145 *. 

Klein 41 2 5 . 

Kleinert 87 4 251 29O 5 

34Q 3 . 

Klemens Alex, i 3 4 
274 3 278 l 634 636 
389 1 3 674 426 s . 

Rom. 262 244 6 352 1 
634 636. Vgl. Ps.-Kle- 
mens. 

Kley 23 (29 2 u. 6. 94 x ). 
Klostermann A. 33 3 97 * 

181 (141 * I44 3 197 

I53 12 ). 

E. 202 1 258 24 260 6 

440 4 . 

Kluge 476 3 *. 

Knabenbauer 10 52 l 
277 (203 4 ) 203 4 2i6 6 
(358 247 s ) 325 341 
409 429* 292 1 293 6 
448 465 (472 500) 487 
521 (522 u. 6. 349 3 ). 

Kneller 275 2 398 l 766 

457 145 - 

Kneucker 307 3 . 

Knieschke 103 1 (109 2 3 ). 

Knobel 16* (153) 429. 

Knoppe 289 3 . 

Knudtzon 153. 

Koberle 33 3 . 

Koch 456 4 . 

Kohler 300 3 533. 

Kolbe s. S. 489. 

K6nig2 2 (3 2 u. 6.468 s ) 
12 16* (96) 23 30 s 
(35 5 55 2 ) i9 5 II0 * 

300 2I2 6 7 (2I3 2 2I9 1 ) 



Goettsberger, Einleitung in das AT. 



3? 



498 



Verzeichnis der Schriftsteller. 



2i6 3 222 4 341 



235239404277 
280 1 281 2 3 429 290 1 
3i6 1 32o 2 3 367 s 407*. 

Koppel 226 *. 

Kosmas Indikopleustes 



1 4 



4 309- 
Koster 320. 
Kostersgo 2 I6632O5 

(206 5 ) 423 2 833. 
Kramer 474. 
Kraetzschmar 487 (3 1 6 *). 
Kraufi 347*. 
Krautlein 30 2 . 
Kroner I4O 1 . 
Kropat 163*. 
Kiibel 50 2 . 
Kugler 12 93 2 (95 3 u. 6. 

207 4 ) i63 5 . 
Kuhl 3I7 1 . 
Kuenen 9 (35 1 u. 6. 

348 8 ) 95 363 1 * 423 2 - 
Kyrillos vonAlexandrien 

309- 

von Jerusalem I4o 2 
367 3 642 379 . 

Labourt 394 3 396 6 . 

Lacombe s. De La- 
combe. 

Lactantius 671. 

Lagarde s. De Lagarde. 

Lagrangeio38 2 99* 165 
(128 * u. 6. 132 4 ) 128 1 
178" 233 2 (263 2 ) 234 6 
271 14 (272*) 326 3 
347 9 409 3 453 4 459 2 . 

Lajciak 31 1 5 . 

Lamb 34 5 . 

Lambert 218 6 400*. 

Lamy 384 *. 

Land 467 2 . 

Landauer 469 3 6 . 

Landersdorfer 38 3 197 
23o 8 (231 2 ) 244 5 321 1 
421*. 

Langdon 245 2 . 

Lange 262 4 . 

H. 0.245 2 . 

Langen i86 3 igo 4 6 . 

Langner 477 5 . 

Langton 399 4 692 415'. 

Lapide s. Cornelius. 



Laqueur 277. 

Lattey 485*. 

Laue 253 5 . 

Lauer 387 2 . 

Laur 222 6 (226 4 ) 279 s 

302 5 . 

Lazar von Pharp 654. 
Lazarus A. 463 1 . 
Leander 404 2 (4I7 2 ) 

405 5 . 

Le Bachelet 275 2 (304 *). 
Lebon 464 7 . 
Lee 793 (466 3 ). 
Le Hir 227 5 . 
Leimdorfer 253 s . 
Leitner 280 3 . 
Leitzmann 484 3 . 
Le Long 699. 
Le Maitre de Sacy 830. 
Lengerke 93. 
Lenormant 99* 322 1 . 
Leontius von Byzanz 

647 401 3 . 
Lepsius 98. 
Lessius 297. 
Letteris 41 9 5 . 
Leusden 419 5 . 
Levi I. 175 5 277 2 . 
Levy A. 47 1 6 . 
L. 251 6 . 
Levy I. 373 3 . 
Lewis i8o 5 385 5 465 3 

4 6 7 2 *. 
Ley 312 f. 
Lias 290 7 . 
Liber genealogus i. 
Lidzbarski 409 4 G (41 2 3 ). 
Liebmann 430 s . 
Lietzmann 62 9 394 3 . 
Linder 341 29 5 8 . 
Lindl 446 1 . 
Lippl 292 2 568 (344 1 ). 
Littmann 466 6 . 
Livius 164. 
Loch 766 785 826. 
Lods 68 4 69 2 830. 
Lofthouse 487. 
Lohmann 293 5 . 
Lohmeyer i 1 . 
Lohr 8i 4 '"-^ ^ 2 

II3 1 H4 
(i77 5 181 

257 (183 1 5 ) 219 



3 (422 8 ) 239 
' i8 4 4 ) I77 3 

15 



(340 4 ) 465 303 2 (304 6 
305 4 ) 304 7 305 5 327 a 

533 (334 6 )- 
Loisy99*59o (355 2 u. 6. 

384 2 ) 699- 
Long s. Le Long. 
Lotz 125 l . 
Low 408 l . 
Lowth 302 (2O9 3 303 307) 

289 3 . 

Luckenbill 148 1 . 
Liidtke 21 1 3 413 5 . 
Lukas Brugensis 782 

822. 
Luther 84 229 3 270 7 

656 825 f. 

Liitkemann 434 9 (43 5 3 6 ). 
Lutterbeck 270. 
Luzzi 486 5 . 

Maas 2io 2 . 
McCown 394 4 . 
Macklenburg 234. 
McLean 766 (444 5 ). 
McNeile 16 258 3 . 
Madsen 211. 
Mager 461 2 . 
Mahler 13 1 (132 1 145 J ). 
Maichle 456 4 . 
Maier B. 368 s . 
Maimonides s. Moses. 
Mallon 472 3 . 
Mandelkern 424 1 . 
Mangenot 42 2 3 (44 2 u. 6. 

H7 2 ) 480 3 . 
Mansi 228 7 380 4 . 
Margival 67 2 . 
Margoliouth D. S. 95 z 

257 3 258 268 6 (462 4 ) 

277 2 278 8 . 

G. 274 7 467 2 *. 
Margolis 437 2 440 1 441 * 

444 4 766. 

Maries 27 1 5 . 

Marr 475 3 476 4 . 

Marshall I75 1 309 3 . 

Marti n (484 3 )43 3 99* 
(521 348 3 ) 429 500 
(322 2 325 1 330 6 ) 405 5 . 

Martianay i. 

Martin C. 235 *. 

F. 391 2 392 *. 
Martineau 265 5 . 



Verzeichnis der Schriftsteller. 



499 



Martini 831 486 3 . 
Marx 359 2 (401 2 ). 
Masch 699. 
Masius 59 7 85 (121 8 

796) 170. 
Matthes 66 3 ii8 2 233 3 

253* 256 6 *. 
Max, Prinz von Sach- 

sen 341. 

Mechineau 234 (236 5 ). 
Mede 347 8 . 
Megillat Ta'anit I92 3 

368 3 . 

Meier E. 2I4 8 . 
Meignan 423 292 1 . 
Meinhold i6 3 93 1 (94 2 

96 3 ) 500 (32 1 2 ). 
Meifiner i8i 3 . 
Melamed 468 5 (469 4 5 

470 2 47i 156 )- 
Melito von Sardes 4 176 

224 327 5 360 640 

401 3 691 461 \ 
Menochius 85 2 270 2 . 
Menzel 257 6 . 
Mercati A. 45 5 2 . 

G. 204* 393 3 435 6 

43 6 1 437 2 440 4 (434 9 ) 

441 1 (466 4 ) 766. 
Merguet 273 1 . 
Merkg I77 1 379 3 434 9 - 
Merrins 3I9 6 . 
Merx A. igo 5 (469*) 

311 228 4 3I2 1 3I7 3 

529 (474 6 X 

M. 461 . 
Mesrop 812 f. 
Methodius 816 479 3 . 
Metzger 34 5 . 
Meyer C. 184*. 

- E. 54 1 8 9 2 (92 3 )- 

J- 295 5 - 

W. 391*. 
Mezzacasa 249 3 . 
Michaelis J. D. 69* 91. 

J. H. 421 . 
Midras 244 242 2 306 2 

361 l . Vgl. Tanchuma. 
Mieses 478 3 . 
Miketta 17 l 153 (412 3 ). 
Miller 381 (262*). 
Mingana 394 3 461 3 4 



Minocchi 236 J (238 5 ) 
262 4 429. 

Misna (bzw. Traktate 
der M.) 57 418 353 1 
359 1 608* 362 7 617 
65 1 680 7 14 468 "47 1 3 . 

Mitchell 545 (573 578). 

Mitteis 408 6 . 

Moffatt 277 (205 l 4 
206 2 5 ). 

Moller 34 5 (97). 

Molsdorf 204 4 . 

Montfaucon 439 441 l . 

Montgomery 500. 

Moore 165 (131 5 ) 131 3 5 
(730 428 4 ) 443 l . 

Morin 439 5 . 

Morinus 6 41 2 4 . 

Moses von Aggel 794. 

von Chorene 654 81 1. 

bar Kepha 460 3 . 

Maimonides 357 5 . 
Mosiman I58 1 (422). 
Moule 699. 
Moulton J. H. i8o 2 . 

R. G. 274 7 . 

W.J. 173 3 . 
Movers 301 7 . 
Mowinckel I66 1 2 (167* 

169 l ) 287 4 300 \ 
Miihlau 477 4 . 
Muhling I58 2 . 
Mtiller A. 245 3 (730). 

C. T. 9. 

D. H. 2I7 3 220 6 
(22 1 4 ) 221 6 * (222 3 

3 i7 5 ) 3I7 5 . 
- H. 275 3 - 



I So 1 3 ) 222 4 . 

P. A. 287 2 . 

W. M. 153. 
Munier 472 l . 
Munro 44 5 SS 1 s - 
Miinster 245 (i76 3 ). 
Munz 262* (264 2 ). 
Muratori s.Fragmentum. 
Murillo 1 6. 
Mufi-Arnolt 192 4 . 
Muufi 84 2 . 

Nagel 287 1 . 
Naumann 482 (31 1 83 ). 



Naville 33 1 S3 3 86 6 * 

407 1 . 

Nestle i 1 55 1 128 5 140* 

173 s 



201 5 2I9 10 222 243 

( 4 6 4 2 ) 2 7 4 5 7 278* 
307 7 315 l 332 1 340 3 
342 3 398 1 4oo 7 401 1 3 
4I2 8 436 1 441 1 766* 
450 x 463 l 480 2 . 
Neteler 2 4 16 165 181 
197 211 225* (266) 
185 5 2i4 9 429 2g6 2 

3 I 3 1 3!9 2 5 21 59- 
Neubauer A. I75 3 (244 
323 1 243) 276 4 (279 2 ) 
368 3 42 1 1 . 



- J- 

Neuschotz de Jassy 263 3 . 

Nicephorus s. Nikepho- 

rus. 

Nichols 227". 
Nicolardot 343 l . 
Niebuhr 135 4 . 
Nielsson 487 3 . 
Niese 277 (206 1 5 ). 
Nikel 9 (65 2 u. 6. 479 J ) 

10 (827) 12 15 3 23 

(44 1 u. 6. U2 2 ) 89* 

(9i 2 i66 124 i67 1 i69 3 ) 

289 3 484 2 . 
Nikephorus647 671 39 1 1 . 

Vgl. Index, 
Nikolaus von Lyra 253 2 

27o 7 647. 
Nisius 457 4 *. 
Nobilius, Flaminius 450 2 

822. 
Noldeke 94 96 132* 

190 1 201 5 307 6 404 a 

4I9 5 422 8 . 
Noordtzij 232 2 . 
Notker Balbulus 647. 
Labeo 824. 
Nowack il (828) 96* 

99 2 (521 348 ') 165 

(174) 181 2I7 1 248* 

522 453 2 . 

Ohler 357 5 . 

Olivetanus s. Robert P. 
Olmstead I57 3 *. 
Olympiodorus 253 l . 

32* 



5 



Verzeichnis der Schriftsteller. 



Oncken 97 229 . 

Oort 332 s 423 2 833. 

Oppert I93 2 . 

Orelli 2I9 6 429 (289 2 
448 299 1 301 15 ) 487 
521 (336 4 ). 

Origenes i 3 4 15 80 
176 I4o 2 224 175 2 
I83 1 275 276 194 5 
282 2O9 2 315 231* 
242 2 357 258 3 26o 5 
261 5 264 2 300 3 307 7 
323 1 36s 46 618 372 7 



37 10 

644 646 389 3 667 683 
399 2 434* 748 749 
751 754 ff. 764 772 
795 802 808. 

Orr 62 7 . 

Oskan 476*. 

Oesterley 277 (200 4 ) 409 

334 7 444 5 - 

Ostervald 830. 

Oestreicher 8i 4 . 

Oettli 16 (153 165) 97 
174 (266 192*) 211 
(i58 3 ) 225 325 381 
(260 3 262 465 304 2 ) 
334 1 - 

Pagninus, Sanctes 6 

820. 

Palladius 84. 
Palm 369. 
Palmieri 476**. 
Pamphilus 439 6 759. 
Parisot 236 3 . 
Parsons 176 12 . 
Pastor Hermae 634 636 

642 435 2 . 
Paterson 730. 
Paton 266 i86 2 . 
Patrizi 23 7 5 . 
Patterson 330 3 . 
Paulus von Telia 651 

439 5 795- 
Peake 429 448. 
Peiser 330 6 333 1 562 



Pelt 9 1 (289 2 292 *). 
Pentin 388 3 . 
Pereira B. 59 7 85. 

F. M. E. 474 6 *. 



Pereira de Figueiredo A. 
832. 

Perger 264 2 . 

PerlesF. I94 1 220 5 4I3 3 * 
(423 2 ) 423 2 . 

-J. 461 2 . 

Perriraz 590. 

Pesikta rabba 2I9 10 . 

Petermann 470 3 . 

Peters is 2 115* (699 
u. 6. 424 1 ) 141 2 (144 3 ) 
3 5 8256 56 (257 7 2 7 i 2 ) 
268 6 (27 1 5 ) 409 (275 1 



522 539 413 3 7 422 x , 

S. 489. 

Petrie I32 2 407 2 (73). 
Petrus von Clugny 647. 

Comestor 647. 
Peultier 458 3 . 
Peyrere s. De la Pey- 

rere. 

Pflanzl 32 5 x . 
Pfleiderer 257 6 . 
Philo d. A. 270 6 . 

Judaeus 15 36 57 79 
124 2 293 309 357 3 5 

368 3 623 422* 433 1 
437*. Vgl. Ps.-Philo. 

Philostorgios 47 7 5 . 
Photius 373 6 . 
Pinches 320 *. 
Pineda 25 1 2 . 
Pinkerton 46 1 2 3 . 
Pinkuss 46 1 2 . 
Pirot 12 246 3 443 1 . 
Pistis Sophia 671. 
Pitra I22 4 380*. 
Plantin 481 1 . 
Plater 453 *. 
Plato 426 2 . 
Plessis 3i4 3 . 
Plumptre 253 3 270 3 . 
Podechard 160 l 2 1 1 2 4 

369 (25 1 1 u. 6. 434 7 ) 
251' 253 4 . 

Poggel 448 2 . 
Pollard 4852. 
Polykarp 248 634. 
Pope6o 2 8i 4 165 l 292 l 

485 4 . 

Popper 95. 
Porcher 472 3 . 



Porphyrius 325 *. 
Porter 272 2 . 
Portner 364 1 (366 5 372 6 ). 
Posner 47 1 6 . 
Posselt 227 2 '. 
Possidius 234 4 . 
Pouget i. 
Power 45 5 5 (459 7 ). 
Prager 46 1 2 . 
Praetorius 234 3 330 4 

334 7 *47I 2 *473 6 (474 6 ). 
Preiswerk 322 3 . 
Pretzl 13 1 4 (439 7 442 3 

444 *) 

Preuschen 370 2 (391 *). 
Priero 239. 

Prince 193 3 320* 322*. 
Procksch 16 207 2 2 

O / O A 



Prokopius von Gaza 85 2 
119* 446 1 . 

Protin 339 2 . 

Ps.-Athanasius 121 7 636 
647 436 4 . Vgl. Synop- 
sis Scripturae S. 

Ps.-Chrysostomus 3 1 2 3 
400 5 . 

Ps. - Epiphanius 295 4 
340 3 . 

Ps.-Klemens 80 634. 

Ps.-Philo 373 5 . 

Ptolemaus (Gnostiker) 
15 80. 

Puukko 85 4 88 2 (295 7 ). 

Quentin 448 6 454 5 (456 6 
459 6 ) 459 6 7 - 

Rabanus Maurus 5. 
Radermacher 392 1 . 
Radulphus Flaviacensis 

647. 

Raftl 341. 
Rahlfs I57 2 243 4 (443 4 

4 6 5 6 ) 3 27 3 (434 9 444 25 ) 
387 l (474 3 ) 416 x 41 7 5 

434 9 (435 36 )435 2 437 1 
442 9 443 4 766* (444 5 
466 5 ) 462 2 (463 123 ) 

474 5 - 

Rahmer 453 4 *. 
Rand 459 7 . 
Ranke 12 257 1 408 5 . 



Verzeichnis der Schriftsteller. 



Raschi 3i6 3 522 4io 2 
4 6 9 2 . 

Raska I47 1 . 

Redpath4o 407 3 (432*) 
428 s 445 *. 

Ree 23 5 3 . 

Reider 434 9 . 

Reinke 234 552 341* 
562 (342 x ) 568 573 
578 586 35 o 2 . 

Reischl 826. 

Rembold 3 So 1 . 

Renan 54 x 25 1 5 . 

Resch 398 J (681). 

Reusch 8 1 176" I78 2 
266 3 . 

Reufi 95 260 7 263*828. 

Revilla 486 6 . 

Rhode 478 2 . 

Rhodokanakis 12. 

Ricciotti 448 465. 

Richter I58 2 231 3 3I5 2 
521, S. 490. 

Rico 480 3 . 

Riedel 93 2 (399 400 l 
402 49 )234 3 241 1 259 1 
(263 4 ) 333 5 399 4 . 

Riehm 12 (408 ^94 87 4 . 

Riefiler 125 x 145 1 162* 
(I66 1 2 167 12 173 2S ) 
173 3 i85 1 2o8 4 (26o 6 ) 
294 l 500 (321 3 324* 
326 3 ) 327 l 521 (330 6 
341 4 ) 347 3 392 6 393 4 
407 1 * 423 2 827, 8.490. 

Risberg 277 393. 

Risch 590. 

Ritschl 41 3 5 . 

Ritter 261*. 

Robert C. 99. 

P. (Olivetanus) 830. 
Robinson 392 6 . 
Roiron igo 6 . 
Ronsch 449 2 (453 '). 
Ronzevalle 404 1 . 
Rooses 481 l . 
Rosenmiiller 264 1 . 
Rossi s. De Rossi. 
Roth 203 s . 
Rothstein.G. 386 5 . 

J. W. 9 96 2 211 300* 
(315 2I7 1 ) 26o 3 261 3 
263 '472 (307 23 309') 



482 (3io 5 ) 500 345 5 

578 386 5 . 
Rottmanner 453 5 . 
Roupp 474 5 . 
Rousselle 9 1 289 2 . 
Royer 229 303 7 . 
Rubinkam 348 1 . 
Rubinstein 45 *. 
Rufinus 2 15 260 5 272* 

379 ' 644. 

Rupert von Deutz 647. 
Rupprecht 50 2 97*. 
Rutgers 3I2 1 . 
Ruwet 379 3 . 
Ryle 590 (357 2 u. 6. 

402 '). 

Ryssel 16 96 2 266 
2532 



Sa'adja (Ga c on)64 1 413 

815. 

Saalschiitz 2I4 8 (320). 
Sabatier 450 2 (244 1 ). 
Sachau I68 1 i8i 3 . 
Sachs I94 4 . 
Sachsse 282 2 . 
Salvatorelli 9 1 . 
Sanda 23 (37 3 u. 6. 1 1 1 2 ) 

197 (145 * 151 x I54 1 ). 
Sanders H. A. 444 5 *. 
- L. 38 1 3 (382 2 ). 
Sarsowsky 301 2 . 
Sawicki 25 1 5 . 
Sayce 52 1 205 2 . 
Scaliger 42 5 2 . 
Schade 381 3 (382 3 ). 
Schafer B. 10 (827) 254 3 

264 2 . 

H. 4I5 10 . 
Schafers 142 1 428 l 473 5 

(474 1236 ). 
Schanz 3 3 . 
Schechter 240 (277 J ) 

272 s 276 4 680. 

Scheftelowitz 266. 
Schegg 260 6 292 1 . 
Scheible 389 2 . 
Scheil 230. 
Schenz 58' (59 2 I2o 6 

27 1 1 326 4 ) 153. 
Schepens 349 x . 
Schermann 423. 
Schets 197. 



501 

Schiffer 405 4 . 
Schlachter 483 5 . 
Schlatter 220 8 (278 91 ) 

278 2 . 

Schlecht 450 1 . 
Schlegel 2io 5 . 
Schleiermacher 3 1 . 



I 73 4 ) 181 ( 4 2 9 2 ) I44 3 
197 (211) 300 (212 5 
2I3 3 313 2i8 2 ) 2I6 1 
2I7 1 * (341) 325 260 
(264 2 ) 279 2 429 315 2 

730 827. 

Schmalohr 529. 
Schmalzl 2i8 2 (3I7 5 ) 

341 487. 
Schmid J. 455 2 . 

J. A. 268 6 (269 8 ). 

- O. 399-M4I5 7 )- 
Schmidt 201 5 . 

- C. 394 5 * 444 5 - 

H. 332 3 337 5 338 14 . 

- J. E. Chr. 253 7 . 

N. 4o 3 261 3 . 

W. 207 1 . 
Schmidtke 423 2 (427 2 ). 
Schneedorfer 448 (465 

472). 

Schneider i8o 2 . 

Schnutgen 484 \ 

Schollmeyer i8i 3 . 

Scholz A. 100 (i 1 5 1 u. 6. 
321 x ) 239 (i79 4 ) 257* 
(185*) 266 (189 1 193 5 ) 
274 369 (252 2 253 4 

2 54 3 2 5 6 5 ) 3 8l (26 4 2 ) 

448 3oo 3 522 529. 

J. M. A. 8 1 827. 
Schonfelder 419* 461 2 . 
Schopfer 9 (101 x ). 
Schrader 12 (167 x u. 6. 

2io 5 ) 94. 
Schroder 369 3 . 
Schiihlein 480 2 . 
Schulte 239 

177) I76 3 I77 4 I94 4 

28 1 8 473 4 . 

Schulthess 466 6 * 467*. 
Schulz 10 27 x 153 121 6 

165 (174) 181 (135 7 

143 3 144 3 ) I54 3 I79 4 

226 2 234 3 . 



5 8 10 



502 



Verzeichnis der Schriftsteller. 



Schiirer l63 3 (l75 5 u. 6. 
427 6 ). 

Schuster 12. 

Schwab 369 5 . 

Schwally 301 3 344*. 

Schwartz 379 2 436 16 
(439 "o). 

Schweizer 201 5 . 

Scio de San Miguel 832. 

Seder Olam rabba 295 5 . 

Segal 141 2 . 

Segond 830. 

Seinecke 8s 1 (3i6 3 ). 

Seiple 26s 5 . 

Seisenberger 34 5 225 
(266). 

Selbst 12. 

Seligmann 273 3 . 

Sellin 9 (74 l u. 6. 348^ 
ii (828) i6 3 g6 135 
nS 1 227 1 (334 228 5 ) 
245 2 423 (29o 5 291 1 

v 34Q 3 ) 521- 

Selomo ben Ismael 716. 

Semler 7* 362 s . 

Sepp 384 '. 

Serruys 440 3 . 

Seydl 337 5 . 

Sheppard I34 2 . 

Sickenberger 462 3 . 

Sieger 180*. 

Siegfried 66 3 225 (266) 

. 369 (2 S3 5 38 1)393 730. 
Siemens 69 5 . 
Sievers I44 3 300 (2io l 
u. 6. 254 2 ) 2I6 1 316 



u. 0.345 6 ) 334 5 . 
Sigwalt 26 1 4 . 
Silbermann 47 i 2 . 
Simon, Richard 6 7 58 7 

88 89 68 1 90 170. 
Simpson 239 (i76 8 I77 5 

I78 3 iSo 1 ) I77 3 . 
Simrock 254. 
Sixtus Senensis 6 85 

268 4 367 3 (384 *) 379 "- 
Skinner 16 33 ** (34 J ). 
Sloet 165 257 381 (262*) 

833. 

Sluys 277. 
Smend 75 l 409 276 2 

(277 '). 



Smith G. A. 730. 

H. P. 181. 

J. M. P. 529 (568) 545 
(586) 552 (557) 340 l . 

Snoj 480 l . 
Sommer 2i8 2 220 *. 
Sopherim (Talmudtrak- 

tat) 222 4 368 3 413 8 

4I4 8 416*. 
Spak 45 l . 
Speer 224 1 . 
Speiser 268. 
Sperber 47 1 1 . 
Spiegelberg 54 2 (341*) 

87*405*. 
Spinoza 7 7 l 82 66 3 87 

(i22 4 ) 88 89 3i6 3 . 
Spliedt 52 1 . 
Spoer 259 2 349 2 394 *. 
Stabile 308 4 . 
Stade 8i l 86 5 9o 6 8 

(91 3 ) 229 7 347 9 . 
Stahn I27 l . 
Staerk 9 86 5 113 1 214* 

222 2 234 2 236 6 24O 5 

394 3 397 6 484 3 - 

Steglich 408 l . 

Stein 25 1 6 . 

Steindorff472 23 (473 123 ). 

Steinmetzer I85 1 23 5 1 . 

Steinschneider 279 2 . 

Stenning 467 2 . 

Stephan 341. 

StephanusR.78o782 784. 

Steuernagel 9 (40 l u. 6. 
420 *) 1 6 (54 *) 23(40' 
u. 6. go 3 ) 153 (i22 2 ) 
404 2 . 

Stickel 260 4 . 

Stieb 236 3 . 

Stier 823. 

Stockmaier 442 4 . 

Stocks 332 2 . 

Stoderl 309 4 . 

Stolzenburg 47 7 3 . 

Storr 56 4 (409 6 ) 277 2 . 

Stosch 423. 

Strack 3 2 (9 u. 6. 420*) 
n (828) 1 6 (37 2 ) so 3 
358 277 1 362 46 372 5 

373 23 374 2 385 6 404 2 
405 5 4io 4 421 1 * 468 6 

483 5 - 



Streck 327 1 . 
Streitberg 477 5 . 
Stummer 58 7 (6i 3 

67 23 ) I8i 3 232 
Suidas 389 1 442*. 
Sulley 315 2 . 
Sulzbach 471 5 6 . 
Svane 834. 
Swedenborg 90. 
Swete 131 2 (i57 3 u. 6. 

475 4 ) I77 2 (239 6 u. 6. 

766). 
Symeon Metaphrastes 

442 4 . 

Synave 281 3 383 12 . 
Syncellus (Georgius) 

373 56 6 63- 
Synopsis Scripturae S. 

4 274 6 636 647 391 1 

670 674 676 679 442 2 . 

Vgl. Ps.-Athanasius. 
Synopsis V 15 et N 1 T 1 4. 
Szczygiel 22 1 8 320 3 . 
Szekely 390 2 (391 l u. 6. 

443 3 ). 

Talmud 82 417 304 2 
609 718 726 435 4 . Vgl. 
Abot d. R. Natan, Me- 
gillat Ta'anit, Misna, 
Sopherim, Tosephta. 
babylonischer : * 
Baba batra 57 62 5 
I2o 5 170 135 x I4o 2 
I44 1 156 210 i63 24 
224 228 8 237 4 464 
3i6 3 324 1 606 (fol. 
14 f.) 611 682 686 
4i6 4 . 

Baba kama 366 4 . 
Berachot 287 3 400 3 . 
Chagiga 284 l 608. 
Erubin 366 4 . 
Jebamot 284 5 . 
Joma 6 1 8. 
Kiddusim 414 7 . 
Megilla 284 s 608 
432 5 433 5 . 
Menachot 62* 317* 

608. 

Sabbat 60841 3 1 468 7 . 
Sanhedrin 1 5 608 
366* 410 3 5 . 



Verzeichnis der Schriftsteller. 



Talmudjerusalemischer 

369 5 : 

Megilla 369* 468 6 . 
Sabbat 233 *. 
Sanhedrin 389 7 . 
Sola 369 5 . 
Tanchuma (Midras) 

144 \ 

Tappehorn 16 (34 s ). 
Tarkanyi 834. 
Taylor C. 240 279 ~ 44O 4 

(434 9 ). 
- J- 340 2 . 
Tech en 471 6 . 
Tertullian 2 15 36 34 5 
369 5 374 1 634 389 3 

390 l 433 2 448 5 . 
Thackeray 271 3 5 308 5 * 
(317* 428 *) 342 3 409 l 

42 5 2 (428 34 739 429 4 ) 
427 16 428 ** 766. 

Thalhofer 341. 
Theile C. G. G. 419 5 . 
K. G. W. 823. 
Theis I66 1 (173 2 ) 245 2 

539 (335 3 336 3 ). 
Thenius I44 3 . 
Theodor von Mopsuestia 

4 3 229 7 237 4 246 3 
262 26 647. 

Theodoret 12 1 7 I53 1 

157* 263 4 442 2 761. 

Theodulf von Orleans 

455 3 - 

Theokrit 391. 
Thielmann i83 2 8 269 6 * 

278 3 450 2 . 

Thilo 226 * 25 1 6 262 \ 
Thirtle 23 5 34 . 
Thoma 338 *. 
Thomas von Aquin 253 2 

357 5 383 12 - 
Thomas W. H. G. 97. 
Thompson 473 *. 
Thomsen 9 441 *. 
Thumb 369 5 (425 1 2 ). 
Ticonius 4 4 . 
Tieche 445 4 . 
Tiefenthal 234. 
Tiktin I44 3 . 
Timotheus I. (nestor. 

Patriarch) 651. 
Tindale 829. 



Tischendorf 39 1 3 766 

455 2 - 
Tisserant 394 42 1 1 

442 9 (444 5 ) 443 * 
Toffteen I32 2 . 
Torczyner 228 5 . 
Torres y Amat 832. 
Torrey 163 7 i64 2 I66 1 

(167* 173 s ) 173 * 196* 

20 1 5 466 3 . 

Tosephta 262 *. 

Tostatus 59 7 83 12 1 8 
647. 

Touzard 55 * 100 (ii7 x ) 
I66 1 (i7o 2 I7i 5 )277 2 
292 2 (294 * u. 6. 557) 

533 (334 3 X 
Toy 358 330 6 730. 
Tregelles 270 7 . 
Troelstra 37 2 4 . 
Troeltsch 282 2 . 
Trommius 445 1 . 
Trumper 228 6 . 
Trutz I52 1 . 
Tuch 93. 
Tzschirner 267 6 . 

Ugolini 467*. 
Ulenberg 483 6 . 
Ulfila 814. 
Ungnad 12 394 3 . 
Urquhart 52 1 . 



439 
452 *) 



Vaccari377 1 
448 56 (45 1 



451 59 452 1 478 2 831 

486 4 . 

Vaganay 398 1 . 
Vajs 479 3 *. 
Valeton 43 3 . 
Valois 439 10 . 
Van Bebber 320 3 . 
Van Dale 89. 
Van den Biesen 99 (95 2 ). 
Van den Oudenrijn 279 3 

423. 

Van der Flier 345 5 . 
Van der Heeren 28 1 . 
Van der Hooght 419 5 . 
Van Druten 486'. 
Van Ess 766 827. 
Van Gilse 236 3 293* 

336 *. 



503 

Van Hoonacker 99 (93 3 

I04 2 io8 3 )8 4 2 93 3 (94 3 ) 
I03 3 (io8 3 log 3 in 5 ) 
I66 1 (521 u. 6. 348 7 ) 
i66 124 (i67 1 )33o(227 5 
334) 285 4 287* 319* 
338* 348 7 . 

Van Kasteren 590* (352 " 
u. 6.390 *) 375 3 379 



385 



1 3 6 



( 3 8o 5 ) 

(386 5T ). 
Van Luijk 313 2 . 
Van Mirlo jr. n8 2 . 
Van Oers 266. 
Van Veldhuizen 487 2 . 
Van Zinnig-Bergmann 

257. 

Vaschalde 472 x (473 1 ). 
Vater 92. 
Vatke 71 2 95 84 3 . 
Velluti-Zati 545. 
Veltenaar 48 7 2 . 
Venetianer 41 5 2 . 
Vercellone 785 786. 
Vernes 106 (91 4 ) 3i6 3 . 
Vetter 33 1 (34 1 u. 6. 

41 ') 44 2 (48 2 u. 5. 

no 3 ) loo 83 l (no 

164 3 ) I78 3 (i8i 2 )2oi 5 

2I2 6 (2l8 2 230 1 ) 265 4 

435 3 - 

Vidal 224 1 . 

Vigouroux g 1 (9 120 
igo 2 271 a ) 12 36 1 (so 1 
u.6. ioi 3 ) 52^23 485 7 . 

Viktorin von Pettau 682. 

Vincent 409 8 . 

Violet 396 38 478 7 . 

Viteau 394 2 . 

Vitringa 90. 

Vives s. De Vives. 

Vodel 42 2 6 . 

Vogels 462 4 . 

Volck 325 (22 5 a 227 l 

369). 

Volkmar i84 3 . 
Vollers 521 470 3 . 
Volney 71 1 . 
Volter 54 2 *. 
Volz 448 (297 2 ) 300 3 

(301 2S 461 2 ). 
Vrastil 480 \ 
Vulliaud 259 1 . 



504 



Verzeichnis der Schriftsteller. 



Wachter 260 5 . 
Walafrid Strabo 647. 
Walde 173 23 4158. 
Walter F. 28 1 1 . 
Walther M. 5 1 . 
-W. 4 82 3 ( 4 8 3 12 )48 3 3 *. 
Walton, Brian 6 822. 
Ward 529 562. 
Watzinger nS 1 . 
Weber O. 209 1 (219 u 

220 7 ). 

- s. 387 3 . 

-T. 9 . 

W. 266 4 (268 1 )268 1 
272 2 . 

Weerts 421 l . 
Weinhart 8 1 . 
Weir 699 (408 7 41 4 5 

415*), Taf. 3, 2. 
Weifi A. 357 5 . 

H. 126 l 277. 
- J. 16. 
Wellhausen 95* (log 3 

IIO 1 I22 2 I32 3 ) Si 1 

132 103 1 io6 2 I44 3 
(422 8 ) 1 58 2 277 (206 13 ) 

220 * 238 5 521 (341 *) 

33 6 730. 
Wels 62 7 . 
Welte 8 1 59 1 590. 
Wendland 62 2 . 
Wessely 435 6 472 3 (473 l ) 

473 3 . 

Westphal 30 2 (61 3 ). 
Wette s. De Wette. 
Wetzstein 261 ** 316 3 . 
White 453 1 . 
Whitehouse 472 (307 2 4 7 

308 3 309 3 ). 



Wiederholt 323 1 . 

Wiener 29 2 33 1S (98) 
6o 3 98* 426 2 . 

Wiesmann 141 2 142 13 
221 3 (242 3 ) 341 235 2 
358* 245 2 271 5 302 7 

303 4 305 2 338 2 - 
Wilcken275 3 282 3 4o8 69 . 
Wildeboer6i 3 266(i92 4 

I93 1 ) 358 369 (256 3 ) 
590 (354 1 u. 6. 400 3 ) 
38s 6 418 *. 

Wilke 28 1 1 28 5 2 . 

Williram, Abt 824. 

Willrich 277 (206 5 ) 

397 2 - 
Wilson 162 4 * 32 1 4 (324 2 ) 

326 x . 
Winckler 12 (167 *) 153 

135 6 253 4 407 * 
Windisch i 1 394 4 . 
Winter 334 6 . 
Witsius 75. 
Witter 69 2 . 
Witzel 259 1 . 
Wolfenson I34 2 (135 *) 

I35 2 . 

Wolfsohn 47 1 2 . 

Wolter 341. 

Worrell 473 1 . 

Wright C. H. H. 256 6 
578. 

W. 233 - 462 5 . 

Wiinsche 242 2 522. 

Wutz I94 2 (341 u. 6. 
462 : ) 341 244 5 (439 5 ) 
4i6 27 (4i8 4 u.6.432 1 ) 
42 1 2 (423 2 ) 422 3 423 2 * 
(426 2 ) 432 2 . 



Xenophon 77. 
Ximenes 819. 

Zagarelli 477 1 . 

Zahn A. 68 3 (97) 270 7 . 

T. 35 1 1 (352 4 ) 373 3 



466 7 . 

Zapletal 15 2 165 125 1 
I26 1 I27 1 I42 4 (236 3 
4I4 3 ) 300 (313 2i8 35 

222 ^ 369 (252 1 U. 6. 

258 4 ) 257 2 381 (259 2 

261 3 ). 

Zenner2i2 a (220 1 2 222 3 
4I4 3 ) 219 " 341 (235 1 
236 1 239 2 242*) 358 
27 1 5 277 3 465 (305 2 ). 

Zerbe 56 2 . 

Ziegler 448 2 . 

Ziemer 288 *. 

Zillessen 29 1 4 . 

Zimmern I2(i8s 5 2io 5 ) 
219" (220 7 ) 232 2 405 2 . 

Zockler II (828) 239 
(i77 5 u. 6. 39o 2 ) 257 
266 (202 25 267 5 270 7 ) 
262 4 409 (276 1 472) 
482 500. 

Zohrab 476 x . 

Zorell 300 (315 2i8 2 ) 
2i6 6 2i8 2 222 2 393 
429 42 1 2 . 

Zschokke I2o 6 . 

Zumbiehl 500 (320 x ) 32O 1 
322 1 325 2 326 2 . 

Zunz 3i6 3 366 4 

Zwolski 480 \ 



Sachregister 

(zur Erganzung des Inhaltsverzeichnisses). 

(Zahlen o h n e hochgestellte Ziffern verweisen auf N u m m e r n , Zahlen m i t 
hochgestellten Ziffern auf S e i t e n und Fufinoten.) 

Aaron, Untergang seiner Familie 132. 
Abdias (Abd) 538 ff. ; literarische Ent- 

wicklung 543 ; und Jer 543 ; Metrik 

336 6 ; Strophik 336*; Ur-Obadja 

542. 

Abjatar 132 294 3 . 
Abijja 200. 

Abkiirzungen im Bibeltext 710. 
Abraham i6 l ; Prophet 28o 2 ; und 

Ps 89 (88) 237 7 . 
Achior in Jdt 258 i83 3 . 
Aggaus (Agg) 227 572 ff. ; literarische 

Entwicklung576; dichterischeForm 

345 6 ; Text 345 6 . 
Agrapha des AT 68 1. 
Agypten und das AT 69 245 2 257 1 

282 3 . 

Ahab 200. 
Ahaz 98 3 200. 

Ahazjahu (Ahazja, Ochozias) von Is- 
rael 200, von Juda 200. 
Ahikar 255 680. 
Akrostichis I94 1 319 219" 321 221 1 7 

365421 469340*341*. 
Akzente des Dlt 718; poetische 323 

686; prosaische 323. 
Alcald (Complutum) 6 819. 
Aldina s. Septuaginta. 
Alexander Balas 280. 
der Grofie 732; und Dn 513. 
Alkuin und 33 780 455*. 
Alphabet s. Semitisches A. 
Alphabetisierung 306 319 421 466 

303* 469 34o 4 341 4 712; s, vor y 

2i8 4 302 6 303 *. 
Amasja 200 284 3 . 
Amen-em-ope, Lehren des 245 2 . 
Amil-Marduk s. Evil Merodach. 
15. 



Amon 20 1. 

Amos(Am)532 ff.; literarische Entwick- 

lung 537; dichterische Form 537; 

Metrik 334 5 ; und Monotheismus 

334 1 ; und Opfergesetzgebung 143; 

Stil 537; Text 334 7 . 
Amri s. 'Omri. 
Anadiplosis 321. 
Anagramm 319. 
Anspielungen im NT an atl Biicher 

628 f., an atl Apokryphen 629 f. 
Antiochus III. 207 3 . 

IV. 278 f. 296 319* 515. 

V. 279. 

VI. 280. 

VII. 281. 

Apokalyptik 315* 502 331 5 582 348 7 . 

Apokryph 657 f. 

Apokryphen (im allgemeinen) 369 * 
633 635 642 645 f. 649 653 657 ff.; 
bei Heiden, Juden u. a. 657; bei 
den Protestanten i8; 2 656 483*; 
wechselnder Umfang 659 ; Verzeich- 
nissesgi 1 ; Zeit 660. Vgl. Anspie- 
lungen, Zitate. 

(einzelne) in geschichtlicher Reihen- 
folge 662 ff. ; Apocryphon Asiathae 
651 668; Eldad und Modad 636 
669; Henoch 630 636 653 665; 
Jannes et Jambres 373 7 669 ; Oratio 
Manassis 636 390 3 674; syrische 
Schatzhohle 391 5 ; Testamente 
Jakobs (Jobs) 666 393 3 , Judas 393 1 , 
der 12 Patriarchen 667, der 3 
Patriarchen 665 392 6 . 

Apokryphenstreit 656. 
Apollos und Sap 270 3 . 
Aquilas 748; Ubersetzung des A. 
623 434 2 748 448 6 ; erste und 



5o6 



Sachregister. 



zweite Ausgabe 2$8 3 748; Frag- 

mente 434 9 ; A. und Koh 379 748, 

und 3H 727 434 2 - 
Ara: jiidische Weltara 13 l ; A. der 

Seleukiden 195 2 . 
Arabs Erpenii 815. 
Arak el-Emir 708, Taf. i, i, 3d. 
Aramaer 800. 
Aramaismen im AT 178 235 227 6 

238 3 365! 255 6 265 2 418 550. 
Arphaxad von Medien 258. 
Artaxerxes I. 227 191 5 610 u. 6. 

II. i67 12 I68 1 191 5 . 

III. 1842 i85 2 . 
Asa 200. 

Asaph und Pss 348 24o 5 352. 
Asmodaus 240 f. 248 25 5 2 . 
Assuan 731, Taf. i, i, 70. 
Assuerus in Tob 250. 
Assurbanipal 185 l 219". 
Assyrian und Is 433440; assyrische 

Gefangenschaft 201 I5i 3 433. 
Astyages 510. 
'Atalja 200. 

Atbas (Alphabetumstellung) 301 2 . 
Auszug aus Agypten I7 1 . 
Azarias, Gebet des 509 f. 
'Azarja ('Uzzijja, Ozias) 200. 

Babylonien und das AT 12 209* 338 
232 2 257 *. 

Baltassar 476 480. Vgl. Belsassar. 

Baruch(Bar)449 458; Briefe des B. 3o6 3 
396 1 ; Biicher des B. 305' 306 3 
675 f. ; das deuterokanonische Buch 
B. 47 iff.; Einreihung 305 6 691; 
dichterische Form 477 ; Schatzung 
bei den Juden 618; B. und Dn 
480 618, und Ezr 3o6 2 , und Jer 618 
398 6 , und Kanon 634 642 379 8 
380 1 381 24 650 ff., und Neh 480, 
und Pss Sal. 309 3 618. 

Ba'sa (Baasa) 200. 

Beflecken der Hande 360*. 

Behemot 334. 

Bel und der Drache 509. 

Belsassar bei Dn 503 514 324 5 ; die 
Schrift an der Wand 320 1 . 

Beltesassar (Baltassar) 501. 

Ben Aser 723 41 9 2 . 

Ben Chajjim 4i9 2 5 . 

Ben Nephtali 723. 

Betel 97 *. 



Betulia 258. 

Bibel i ; B. Alkuins 780 ; alt- 
deutsche B. 824; Bibel von Douai 
829 ; Bible de Vence 830 ; Bishop's 
Bible 829 ; Cranmer's Bible 829 ; 
Gennadiusbibel 816 f. ; Lutherbibel 
656 825 f. 834; Mainzer B. 483*; 
Mazarinbibel 785 ; Moerentorfbibel 
833; rabbinische Bibeln 4i9 5 469 36 
470 x 47 1 2 6 ; Regenbogenbibel 730 ; 
sixtinische B. 783 ; Staatenbibel833 ; 
Svaningsbibel 834 ; Ziiricher B. 656. 

Bibelgesellschaften 656. 

Bibelkommission 1 1 5 3 4 ; Entschei- 
dungen iiber Gn (i 3) 1 5 3 , iiber Ge- 
schichte und Legende 179*, iiber Is 
2go 2 444, iiber den Pentateuch 46 5 63 
100 149 ff., iiber Pss 232 J 234 16 
236 5 237 26 238 7 240 "' 243 3 , iiber 
reservatio implicita i64 3 , iiber Va- 
rianten zu 25-Ausgaben 45 7 6 . 

Bibelkorrektorien zur 93 780. 

Biblia, Bibliotheca, Namen fur 
Bibel i. 

Buch der Frauen 651. 

Buch des Gerechten 159 190 I54 2 
208 2 . 

Buch der Kriege des Herrn 74. 

Biicher des AT : Reihenfolge 603 358 2 
606 371 3 689 ff. ; Teilung einzelner B. 
I36 2 187 196 224 682 399 3 704; 
Zahl 176 604 f. 607 616 f. 641 f. 
380 1 644 651 654 682 f. 

Buchform 689 704. 

Buddhismus und Koh 257 *. 

Bund 2 ; der Alte B. 2; B. von Moab 
29 43 2 57 2 94 109 ; der Neue B. 298 l ; 
B. vom Sinai 29 43 2 109. 

Bundesbuch 19 29 53 109 84 3 in 
127 129. 

Bundeslade 125 97 J 126 129 133 i$6 3 
295 3 . 

Bundeszelt s. Zelt. 

Canticum s. Hoheslied. 

Caracalla 751. 

Chaldaer 507 566. 

chaldaisch 32 1 3 . 

Chorlieder 299 233 3 . 

Chronik(Chr), Biicher der 2ioff.; Chr 

in -Hss 428* 435 6 , in @ p 790 461 5 . 
Chronologie 14 13 x 17 145 x 147 1 ; 

in Dn 514; in Ezr-Neh 55 163* 



Sachregister. 



507 



226 ff. 231 f. 236; in Jdc 172; in 
Makk 278 ff. 200 *; in Rg 198 ff.; 
des neubabylonischen Reiches324 5 ; 
in Sm 182. 

Codex (Codices): Ambrosianus (<5 P ) 
651 679 793, (@ h ) 379 5 794 796; 
Amiatinus 357 454 5 455 2 457 3 ! 
Carolini 780; Cavensis 308* 455 1 ; 
Chigi 320 4 517; Gigas 454 2 ; Grae- 
cus Venetus 437 2 ; Legionensis 308* ; 
Masii (@ h ) 651 796; Ottobonianus 
454 5 ; Petersburger Prophetenkodex 
42 1 1 ; Cod. Sachau 65 1 ; Teplensis 2 ; 
Toletanus 454 5 455 * ; von Tschufut- 
kale(3)42 1 l ; Vallicellianus45 5* ; Vati- 
canus (gr. 1209) 444 5 , (gr.343) 437 2 ; 
Cod. 86 () (nach Holmes) 437 2 ; 
Cod. 19, 82, 83, 108 () (nach 
Holmes) 442" 819; Cod. 248 () 
(nach Holmes) 277 3 . Vgl. Septua- 
ginta (Hss). 

Complutum (Alcala) 819. 

Concatenatio 321. 

Concilium s. Konzilien. 

Confessio Anglica, Gallica, Helvetall 
und die Deuterocanonica 656. 

D(Deuteronomist)9495 100; D 1 2a 2b 
101 ; auCerhalb des Dt 147 I3o 3 . 
Vgl. Deuteronomium. 

Damasus I. und 33 772. 

Daniel (Dn): und Alexander d. Gr. 
513; und 'A-Ubersetzung 434 6 ; Apo- 
kryphon 676; der kleine Daniel* 
320* 651; Einreihung 691 f. ; lite- 
rarische Entwicklung 516; von 
Dn 517 429 3 ; Grazismen 514; und 
Habakuk 563 ; die 70 Jahrwochen 
504; und Kanon 515 685; der 
Menschensohn 504; Metrik 326 5 ; 
Parsismen 514; und Sir 515 601 ; 
0-Ubersetzung 517 370* 428* 749; 
Weltreiche 503 ; deuterokanonische 
Zusatze 3I9 1 509 ff. 517 618 634 
638 38 1 2 650 f. 

Darius I. 220 i66 2 * 227 i67 2 236 

574 579- 

II. 167 1 171 *. 

III. 233. 

Darius der Meder 318 2 320 1 . 
David 133 199; und Pss 347 354; 

und Rut 177 I34 2 . 
Deboralied i66f. I3O 3 . 



Decretum pro lacobitis 638. 

Deismus und Bibel 7, und Penta- 
teuch 86. 

Demetrius I. 279 f. 

II. 280 f. 

Deuterocanonica 625 f. 633 ff. 648 
384 2 649 ff.; und 'A-Ubersetzung 
748 ; und -Ubersetzung 367 l ; und 
' Hieronymus 645 771 ; und diejuden 
6i8f. 624; und Monumental theolo- 
gie 633; und NT 628; und Refor- 
matoren 656 659; und <3 P 790. 

Deuterojesaja s. Isaias. 

deuterokanonisch 622 379 ll . 

Deuteronomium (Dt): und Ezra 117; 
Auffindung 105 ff. ; Entstehungszeit 
112 130; Dt und Hizkijja 8i 3 , und 
Jer 112 450, und Josias 92 100 
no 127; Name 22; Schichtung 
no 130 H5 2 ; Ur-Deuteronomium 
no. Vgl. D, Parallelen, Penta- 
teuch. 

Deuterozakarja s. Zacharias. 

bia0r|Kr} 2. 

Dialekte der griechischen Sprache 
732 ; alexandrinischer D. 425 * ; hel- 
lenistischer D. 42 5 2 . 

Dialoge, platonische, und Job 229 7 . 

Diaspora: alexandrinische und jii- 
dische 620 731 ; in Mesopotamien 
789. 

Dichtkunst s. Poesie. 

Dittographie I73 4 . 

bu)beK<xupo9r|T6v 427 518. 

Doppelungen im Pentateuch 27 ff. 
30 100, in der Gn 27, in Ex-Nm 
27. 

Drama und AT 299 336 384. 

Dreschschlitten 385. 

E (Elohist) 91 94 f. 100 101 ; E 1 2 3 
101 ; auCerhalb des Hexateuchs 94 
I29 3 I43 2 iss 1 . Vgl. Elohist. 

c Eppaioq, 6 752. 

Ecole large* 8. 

Edessa 789, Taf. i, I, if. 

Edomiter 541 336 1 . 

Einkleidung, literarische 112 248 1 

375 513 348 7 . 

Einleitung : allgemeine 3 ; atl und 
ntl 6 4 ; historisch-kritische 7 2 ; Me- 
thode 3 7 ; Name 3 6 7 2 ; spezielle 
3 ; Standpunkt 3 ; Umfang 3. 



5o8 



Sachregister. 



282 5 . 

Ekklesiastes s. Kohelet. 

Ekklesiastikus (Ekkli): Name 272*. 
Vgl. Sirach. 

Ela (Konig von Israel) 200. 

Eleazar: Sohn Aarons 132; der 
Makkabaer 275 679; von Modin 
707. 

Elephantine 84 2 , Taf. i, i, 70; Pa- 
pyri von E. 94 73 1 84 2 168* 170* 
255 408 7 711 731. Vgl. Tempel. 

'Eli s. Heli. 

Eliakim (Hoherpriester) in Jdt 258. 

Elias 126 133 200 204 424; Apoka- 
lypse des E. 373 3 672 395 2 ; E. 
und Jonas 337 *; Secreta Eliae 



373 



35 



Elisa' (Elisaus) 200 204 424. 

c E\Xr|viK6<;, 6 752. 

Elohim 36 44 47 352. 

Elohist 42 46 40 1 47 90 f. 93 f. Vgl. E. 

El saddai 43. 

Engellehre in Job 229 7 , in Tob 248. 

Enzyklika Aeternus ille 783, Pas- 
cendi Dominici gregis (gegen den 
Modernismus) 164 3 , Spiritus Para- 
clitus (iiber Hieronymus) i64 3 2o3 4 . 

Enzyklopadisten 7. 

im bei Regierungsjahren 415. 

Epikureismus und Koh 378. 

Epistola leremiae 452 48 iff.; Ein- 
reihung 305 6 691 ; und Kanon 634 
379 28 642 380 1 644 651 398 6 . 

diriffuvdTeiv 35 5 3 . 

Erstlinge, Gesetze iiber die 145. 

Eschatologie 33 1 5 582. 

Essener und Koh 257 7 . 

Ester (Est) : und Allegoric 274 ; Edikte 
in Est 270 I9o 5 ; und Ezra 272; 
von Est 429*; Unterschrift von 
zu Est 270 272 620; Est und Jo- 
sephus 605 361 5 , und diejuden igo 5 
191 3 608, und Kanon I9i 3 378 3 38o 2 
6476505. 386 5 ; 9ItvonEst 188 1 270 ; 
Fehlen des Gottesnamens in 9Jt 270; 
und Mythologie274; Namen in Est 
274 ; Est als messianische Prophetic 
274; die Rolle 265; Est in & 790; 
EstundSir 272; Textanordnungnach 
und 33 267 187 3 , nach 187 x ; 
Ubersetzung des Hieronymus nach 
der Hexapla 773 ; Zusatze zu Est 
267 269 ff., ihre kanonische Geltung 



618 634 638, Hebraismen 270, Ur- 
sprache 270. 

Etan und Pss 348. 

Evangeliar der Abtei von Schuttern i. 

Evil Merodach (Amil-Marduk) 201. 

Exegese : fortschrittliche 8 223 297 ; 
kritische, rationalistische 386 284* 
512 515 337 5 583 356 7 6s6; tradi- 
tionelle 5i2f. 

Exodus (Ex) 19. Vgl. Parallelen, Pen- 
tateuch. 

Ezechias s. Hizkijja. 

Ezechiel(Ez): Apokryphon676; Daten 
in Ez 496 ; Einreihung 402 5 ; dich- 
terische Form 498; von Ez 428 1 ; 
und Isaias 495 ; und die Juden 
3I3 2 3i6 3 317*; und Kanon 608 f. ; 
und Kultuszentralisation 126 f. ; 
Name 486; und P (P h ) 109 5 ; Re- 
formprogramm bei Ez 131 136; 
Text 498 422 7 . Vgl. Heiligkeits- 
gesetz. 

Ezra (Ezr) : Apokalypse 677 ; und Ba- 
ruch 306 2 ; Biicher des E. 396; 
3 und 4 Ezr 3 go 3 , in den 93-Aus- 
gaben 376 3 396 7 ; 3 Ezr 165 J 235 
1 72 4 6 236 f. 636 377 3 379 2 676 ; 4 Ezr 
636 651 653 677 ; E. u. Chr 220 163* 
235, und Est 272 ; -Ubersetzung 
172* 237 428*; Gesetzbuch des E. 
103 1 13 ff. 230 ; E. und Kanon 650 f. 
386 5 , und Mai 349 2 , und Nehe- 
mias i68 2 , und Pentateuch 100 597 
610, und Pss 354, und Rut 135 3 , 
und Schriftwechsel im AT 707 f., 
und Sir 601. Vgl. Chronok>gie. 

Ezr-Neh 224 ff. 600 ; und ihre Uberar- 
beitung I55 2 ; in -Hss 435 6 ; in 
& 790. 

Fabula bei Hieronymus 38 1 3 . 
Fajjum 807, Taf. i, i, 5b. 
Festgesetze 145. 

Fiktion, literarische, s. Einkleidung. 
Finalbuchstaben des hebraischen Al- 
phabets 399 3 709. Vgl. Septuaginta. 

G s. Grundschrift. 
s. Septuaginta. 
Gamaliel 80 1. 
Gedaljahu (Godolias) 201. 
Genesis (Gn), Name 18. Vgl. Penta- 
teuch. 



Sachregister. 



509 



Genizza 418 36o 5 . 
Gerichtshof, der grofie 593. 
Geschichte des AT 14; Zusammen- 

ziehung der nachexilischen G. 480 

514 612. 
Geschichtsbucher 13 ; = Propheten 

685. 

Gesetzbuch s. Ezra, Josias. 
Gesetze: Entwicklung 119 ff. 145; 

nachmosaische 104 145. 
Gesetzgebung vor Moses 73. 
Gesprach als literarische Gattung 327 

336 ; Gesprach eines Lebensmiiden 

mit seiner Seele 338 257 \ 
Gib'oniten im Tempeldienst 133 155 

159. 

Gid'on 133 166 f. 
glagolitisch 816. 
Godolias s. Gedaljahu. 
Gottesnamen : Wechsel im Pentateuch 

36 ff.; G. in Est 270, in I Makk 

287, in den Pss 38 352. Vgl. Elohim, 

Jahwe. 

Gotteswagen bei Ez 490. 
Grammatik, hebraische 695 ; und Me- 

trik 314 316; und Onomastika 4i6 7 . 
Grazismen im AT 376 265 4 514 338*. 
Grazitat, biblische 42 5 2 . 
Gregor XIV. und 33 784. 
Grundschrift (G) im Pentateuch 93 

95 101. 
Gruppierung der atl Schriften 13 684 ff. 

Habakuk (Hab): Apokryphon 674; 

bei Dn 505 563 ; Buch Hab 561 ff. 
Habiri 153; und Hebraer 153 405 1 . 
Haggada in 740, bei Hierony- 

mus 776. 

Hagiographa 686. 
Halacha in 740, bei Hieronymus 

776. 

Hallel 241 2 . 

Hammurabi, Gesetz des 49 1 73. 
Handschriften s. Codex. 
Haphtaren 715. 
Hasmonaer, Buch der 366 1 ; Name 

I94 2 . Vgl. Makkabaer. 
Hebraer und Israeliten 405 1 . 
Hebraismen in 42 5 2 . 
Heiligkeitsgesetz 101 ; und Ez log 5 . 
Heli CEli) 132 183 188. 
Heman und Pss 348. 
Heptapla 439 4 . 



Heptateuch 687. 

Herakleitos und Koh 378. 

Hermeneutik 4 6. 

Herodes d. Gr. 256 5 ; seine Dynastic 

275. 
Hesychius 762. Vgl. Septuaginta (Re- 

zensionen). 
Hexapla 356 4i6 7 748 ff. 751 754 ff. 

460 3 ; und Hieronymus 773; und 

Kanon 641 ; hexaplarische Zeichen 

365 * 757 475*. 

Hexateuch 13 3 147 161 163 I29 3 . 
Hilkijja(hu) 105 449. 
Hillel (Misnalehrer) 362 7 . 
Hiob 22 2 5 . 
Hizkijja (Ezechias) 201 553 569; und 

Kanon 596; und Kultuszentrali- 

sation 112 126 130; und Pss 354. 

Vgl. Manner des Hizkijja*. 
Hohenkult 109 126 I53 3 ; fur Jahwe 

109 126 99 5 lor 1 . 
Hohenpriester 109 126 io8 2 . 
Hoherpriester: vorexilisch 145; in Jdt 

262; Genealogie der H. in Ezr-Neh 

233- 

Hoheslied (Ct) 380 ff. ; und Kanon 208 2 
388 353 1 608 361 3 611 650; Lese- 
verbot bei den Juden 261 5 ; und 
Liturgie 264 2 ; und Mythologie 263 3 ; 
Parallelen 385 261 3 ; ob urspriing- 
lich profan 208 2 388; und Theo- 
krit 391. 

Hons (agyptische Gottheit) und Tob 

' 



Hosea' 200. 

Humanismus und Bibeltext 780, und 

Einleitung 5 , und Pentateuch- 

kritik 84. 
Hymnus der drei Jiinglinge 509. 

Idutun und Pss 348. 

Inclusio 321. 

Inschriften : von Arak .el-Emir 708 ; 
der ben6 Hezir 708 ; von Byblos 
409 8 ; von Rosetta 275 3 ; vom Si- 
loahkanal 706 412 3 ; (alt)sinaitische 
73 407 2 , Taf. 2, i; von Zengirli 
706. Vgl. Mesa'-Stein. 

Inspiration 8 28 1 84 252 185 3 288 f. 297 
373 38 1 3 388 3 ; Verlust inspirierter 
Biicher 3 54 3 ; I . der 368 3 632 432 5 
433 4 ; und Kanon 594 f.; inspiratio 
subsequens 297 233 2 263 2 . 



5io 



Sachregister. 



instrumentum als Name der HI. 
Schrift 2. 

Isaias (Is) 428 ff. ; Apokryphen 673 ; 
Ascensio Isaiae 373 3 8 636 673; 
Deuterojesaja 439 ff. ; Ebed-Jahwe- 
Lieder 442; -Ubersetzung 428 l 
429 3 ; Is und Jer 29 1 2 , und Kyros 
291 2 , und Sir 441 601 ; Tritojesaja 
292 *. 

Israel, Trennung von Juda I47 1 . 

Itala () 764 769 ff.; africitas 448 5 
449 * ; wo entstanden 769 ; Hss 450 * ; 
in Bar 308*; in Job 231*; in Jdc 171 ; 
in Jdt 259; in Makk 283 291; in 
Pss 239 6 356 45o 2 ; in Sap 400; 
in Sir 419; in Tob 243 ff. 176 8 
255; Revision durch Hieronymus 
772 f.; und 93 448 6 776 f. 454 2 
778. 

Itamar, Sohn des Aaron 132. 

J (Jahwist) 48 100 f. ; J 1 2 101 ; aufler- 
halb des Pentateuchs I29 3 I55 1 . 
Vgl. Jahwist. 

Jabne (Jamnia) 593 361 3 720 434 2 , 
Taf. i, i, 4d. 

Jaddua' (Hoherpriester) 233. 

Jahu (Gottesname) 43. 

Jahwe 36 38 2 ; seine Aussprache ver- 
mieden 40 ; in Babel 330 7 ; in Eigen- 
namen vor Moses 43 ; in Job 229 1 ; 
Schreibung in griechischen Hss 

41 1 2 434 9 - 
Jahwe-Elohim 40 3 . 
Jahwist 42 40 * 47 90 93 f. Vgl. J. 
Jakobssegen 132. 
Jakobus von Edessa 651 798. 
Jamnia s. Jabne. 
Jarob'am (Jeroboam) I. 200. 
II. 200. 

Jason von Kyrene 278 292. 
JE 101 127. Vgl. Jehowist. 
Jechonias s. Jehojakin. 
JED 101 163. 
JEDP 101 163. 
Jehoahaz s. Joahaz. 
Jehoas s. Joas. 
Jehojakim (Joakim, Jojakim) 201 450 

501.' 
Jehojakin (Jechonias, Joachin, Jojakin, 

Jekonja) 201 206 450 480 488. 
Jehoram s. Joram. 
Jehosaphat (Josaphat) 200. 



Jehowist 93 101. Vgl. JE. 

Jehu 200; Tribut an Salmanassar II. 



Jekonja s. Jehojakin. 

Jemen Taf. i, I, 7 f; jemenisch 
719. 

Jeremias (Jer) 447 ff. ; Apokryphen 
630 373 5 376 2 675; Aufeinander- 
folge des Textes 459 461 ; in Babel 
208 449 474; und Baruch 458 474 
702; sein Buch 447 ff. 599; dich- 
terische Form 453 ; -Ubersetzung 
460 ff. 308 5 ; Gebet des J. 303 3 ; 
J. und Gesetzbuch des Josias 450 ; 
Heiligung des J. 449 ; J. und Lam 
302 2 468 ff. 605, und Pss 239 24o 2 
295 5 452, und Rg 208 295 e ; Werke 
des J. 452; seine Zeit 450; Zeit- 
angaben in Jer 297 2 . 

Jericho, Ausgrabungen in nS 1 . 

Jeroboam s. Jarob'am. 

Jerusalem in den Tell el-Amarna- 
Briefen I2I 2 . 

Jiphtah opfert seine Tochter 166; 
Jiphtaherzahlung und Literarkritik 

I28 2 . " 

Joachin s. Jehojakin. 

Joahaz von Israel (Jehoahaz) 200, von 
Juda 20 1. 

Joakim s. Jehojakim. 

Joas (Jehoas) von Israel 200, von 
Juda 200. 

Job 324 ff. ; Aramaismen 227 6 ; Ein- 
reihung 690 692 ; Elihu-Reden 226 3 
333 ; dichterische Form 308 323 
336; von Job 22 2 6 429*; und 
Jeremias 335 ; auflerbiblische Paral- 
lelen 338 2S7 1 ; und Sir 229 8 601. 

Joel 528 ff. ; literarische Entwicklung 
332 2 ; Metrik 332 2 . 

Johanan, Hoherpriester 170*. 

Johannes Hyrkanus I. 281 284. 

Jojakim s. Jehojakim. 

Jonas (Jon) 14 427 544 ff. 688; lite- 
rarische Entwicklung 549; und Ka- 
non 361 1 ; und Mythologie 337 5 ; 
das Wunderbare in Jon 337*. 

Jonatan der Makkabaer 280 284 202 1 . 

Jonatan ben Uzziel 469 6 803. Vgl. Tar- 
gume. 

Joram (Jehoram) von Israel 200, von 
Juda 200. 

Josaphat s. Jehosaphat. 



Sachregister. 



Josias (Josijjahu) 201 312 x ; Gesetz- 
buch des J. 105 ff. 85 1 126 f. 450; 
Klagelied auf J. 452 468 ; J. und Pss 
354; Reform des J. 105 ff. 126 f. 450 
569. 

Josue (Jos) 133; sein Buch I52ff. 
bei den Samaritanern I23 3 42 1 2 
FliichtlingevorJ. H9 1 ; Name II7 3 
Sonnenstillstandswunder 155. 

Jotam 200. 

Judas der Makkabaer 279; und der 
Kanon 602. 

Judengriechisch 42 5 2 . 

Judit (Jdt) 256ff; von Jdt 261.; 
Hebraismen 260; bei den Juden 
618; und Kanon 1752 634 381 24 
650 f. ; und Konzil von Nicaa 377 1 ; 
8 von Jdt :83 8 ; Mythologisierung 
185 5 . 



Kanon 4 6; Abschlufi 350; alexandri- 
nischer 267 364* 366 6 620 622 f. ; 
christlicher 614 625 ff. ; tcavcuv beu- 
Tepo? 622 ; Dreiteilung 603 371 2 
684 688; Canon Esdrinus 6ioff.; 
K. und 623 631; Geschichte 
des K. 3 6 590 ff. ; K. und Hiero- 
nymus 267 645 f. 775; K. bei 
den Juden 605 ff. 608 f. 6146". 621 
623 ff. 628, bei den Kirchenvatern 
632 ff.; K. Mommsens 401 3 ; K. 
und Prolog des Sir 275 2 ; K. und 
Reformatoren 648 f. 656 ; K. und 
Reformkatholizismus 384 2 ; K. und 
Sir 618 f. 634 ; K. und Uberschrift zu 
Thr 304 1 \ Verzeichnisse 376* 377 7 
380*; Zweiteilung 684. 

Kapiteleinteilung in 3H 716, in 
und 23 767. 

Karkar, Schlacht von 147* 148 1 . 

Karl d. Gr. und 33 780. 

Karnak Taf. i, i, 70; Listen von 
K. 153. 

Kehrvers 321. 

Kinastrophe, Kinavers s. Klagelied- 
strophe, Klageliedvers. 

Klagefrauen 307. 

Klagelieder (Thr) 452 464 ff. ; und Ez 
469 ; und Jeremias 468 ff. 605 398 6 
683; Stellung im Kanon 304 3 30 5 6 
688 69 if.; ob makkabaisch 304* 
305 5 ; Uberschrift und kanonische 
Geltung 304 \ 



Klageliedstrophe 2I2 2 220 7 . 

Klageliedvers 307 466. 

Klemens VIII. und 93 784. 

Knecht Jahwes 284 2 436 442. 

Kohelet (Koh) 368 ff. ; und Buddhis- 
mus 257 *; in -Hss 428*; und 
Kanon 353 a 608 361 3 611 381* 
650; Metrik 254 2 ; Parallelen 257 1 ; 
und Salomo 25o 3 375 f. ; und Sap 
und Sir 377 404. 

Koine (xoivrj &KX\KTOC) 270 732. 

Koivrj (sc. eKbotfi?) 759 761 764 770 
453 5 808. 

Kolumnenschreibung 713. 

Kommodus 43 5 l . 

Konjekturalkritik 729; und Metrik 
316 729. 

K6nig von Persien 220 233. 

Konige, Biicher der 180 I96ff.; Tei- 
lung I36 2 196. 

Konigtum: Einfuhrung 184 191, und 
Jdc 167 I36 3 i88f. 

Konkordanzen 41 5 6 424 1 764 458 3 . 

Konzil (Konzilien): afrikanische 626 
637 646 693; das 5. allgemeine und 
Theodor von Mopsuestia 262 6 ; K. 
von Jassy 649, von Jerusalem 649, 
von Konstantinopel 649, von Lao- 
dicea 642 649 ; K. von Nicaa und 
Kanon 377 1 ; K. von Rom 377 7 , 
von Trient 63 3 so 1 638 384 2 398 6 
781 f., vom Trullonsaal 649, vom 
Vatikan 207 5 638 648 384". 

Korahiten und Pss 348 240 5 352. 

Kritik: historische 7 92; hohere 91; 
literarische 7 92 ; religionsgeschicht- 
liche 7. Vgl. Literarkritik, Text- 
kritik. 

Kult und Propheten 143 f. 23 5 2 , und 
Pss 23 5 2 . 

Kult des Himmelsheeres 109 112 
88 J . 

Kultusort I2off. 129; in der Ge- 
schichte 126 129; nach den Ge- 
setzen 127 f. Vgl. Zentralisation 
des Kultus. 
Kultusreform des Hizkijja 104 126, 

des Josias 109 ff. 126 f. 
Kyros 227 ff. ; sein ErlaC iiber die 
Riickkehr 227 I7i 5 29i 2 ; und Dn 
501 510; und Is 440 f.; und Jdt 
185 1 ; Riickkehr unter ihm i66 3 ; 
K. und Tempelbau 166* 345 s . 



512 



Sachregister. 



C s. Itala. 

Laien zu priesterlichen Diensten be- 

rechtigt 131. 

Latinismen in Koh 255 7 . 
Laubhiittenfest 116. 
Legalismus 366. 
Lehrschriften 13 298 ff. 688. 
Lesemtitter s. Vokalbuchstaben. 
Levi: der Stamm 13 if.; Gliederung 

141 ; zu priesterlichen Diensten be- 

rechtigt 131 135. Vgl. Leviten. 
Leviratsehe : Auf hebung 248 ; in Rut 

177 179. 
Leviten 109 131 ff. IO4 1 ; -und kulti- 

sche Dienste 135 ; und Laien 133 

135 ; von den Priestern unterschie- 

den 139 ff. 142. 
Leviticus (Lv), Name 20. Vgl. Paral- 

lelen, Pentateuch. 
Libri ecclesiastic!" 272* 367 3 644, 

sapientiales 403*. 
Literarische Einkleidung, Fiktion, s. 

Einkleidung. 
Literarkritik 7 f . 30 f. 497; und Me- 

trik 313 316; ihre Sch.wa.chen 147; 

L. u. Textkritik 147 729. Vgl. Kritik. 
Literaturgeschichte, atl 3 6. 
Logoslehre und Sap 267 * 403. 
Loser 175 I33 2 I34 2 . 
Lukian 761. Vgl. Septuaginta (Re- 

zensionen). 

9H s. Massora und Text (massoreti- 
scher). 

Makkabaer 275 200 1 ; die makkabai- 
schen Briider 275 278 679. 

Makkabaerbiicher (Makk) 275 ff. ; I 
bis 5 Makk 651; i u. 2 Makk 
275 ff, und Inspiration 288 f. 297, 
bei den Juden 618, und Kanon 634 
379 2 647 651 653 387 x 474 3 , und 
athiopische Ubersetzung 387 1 474 3 , 
Ursprache 282 f. 290 ; i Makk : 
Hebraismen 201 2 3 , Name 276 282, 
hebraischer Text 283; 2 Makk: 
die Briefe 290 294 ; 3 u. 4 Makk 
636 390 2 3 ; 3 Makk 678; 4 Makk 
679; 5 Makk 38s 7 679. 

Malachias (Mai) 585 ff. ; und Metrik 
35o 3 ; sigillum prophetarum 589; 
und Zacharias 584 35o 3 . 

Manasses: Oratio Manassis 636 
390 2 3 674 395 1 . Vgl. Menasse. 



Manner des Hizkijja 100 364 248* 
606 ; und Kanon 593 ; und Prv 364 
593; und Pss 354. 

Massora, hebraische 720; magna, 
marginalis, pa.rva.72i; und Metrik 
313 315; und Textkritik 720 ff. ; 
syrische 460 3 462 5 467 3 ; zu X 
469 3 . Vgl. Ochla we-Ochla. 

Megiddo 450. 

Megilla (Rolle) 265 ; die fiinf Megil- 
lot 15 174464686 40 1 4 . Vgl. Ester. 

Melchisedech i6 3 . 

Melchiten 797. 

Menahem 200. 

Menasse (Manasses) inf. 126 201 
i84 2 284 5 674. Vgl. Manasses. 

Menschensohn bei Dn 504. 

Mesa', Konig von Moab 200. 

Mesa' -Stein 73 706 41 2 3 711. 

Metrik 309 ff. 406 420 326 5 332 2 

334 5 555 34 4 344* 345 6 35 3 : 
und Konjekturalkritik 316 729 ; und 
Literarkritik und Textkritik 3131". 
316 ; und Massora 313 ; und Samm- 
lung der Pss 242 * ; Systeme 309 ff. 

Meturgeman 414 5 . 

Michaas (Mich) 551 ff; und Metrik555. 

Midras 161 1 . Vgl. Verzeichnis der 
Schriftsteller u. d. W. 

mislu (akkadisch) 245 3 . 

Misna s. Verzeichnis der Schriftsteller 
u. d. W. 

Molochdienst 109. 

Mommsen s. Kanon. 

Monotheismus,ethischer, u. Amos334 1 . 

Monumentaltheologie und Kanon 633. 

Mora, Morentheorie 313. 

Moses : Apokalypse 373 6 663 f. 669 ; 
Assumptio 669 ; 6., 7. und 8. Buch 
Mosis389 2 ; M. und Job 228 8 690, 
und Pentateuch 51 ff. 90 f., und Pss 
2 37 7 348; seine Zeit 17. 

Nabopolassar 295 8 . 
Nabuchodonosor 476. Vgl. Nebukad- 

nessar. 
Nadab 200. 
Nahum (Nah) 556ff. ; dichterische 

Form 340*; literarische Entwick- 

lung 341 4 ; Psalm Nahums 560; 

Text 341 4 . 
Nash s. Papyrus. 
Nazaraer und Pentateuch 80. 



Sachregister. 



513 



Nebukadnessar (N abuchodonosor) 449 

480; und'bn 501 ff.; und Jdt 258 

263; und Tob 250. 
Nehemias 1 13 ff. 226 ff. 229 f. ; zweite 

Anwesenheit in Palastina 230; 

seine Bibliothek 350 600 610. Vgl. 

Ezra und Ezr-Neh. 
Nestorianer und Kanon 651. 
Neues Testament s. Anspielungen, 

Deuterocanonica, Einleitung , Sep- 

tuaginta, Text (massoretischer), Zi- 

tate. 
Ninive, seine Zerstorung 248 250 

2 95 8 55 56o 566. 
No Ammon 560; = Theben Taf. i, 

i, 7c. 
Numeri (Nm), Name 21. Vgl. Paral- 

lelen, Pentateuch. 

Obadja s. Abdias. 

Obededom 133. 

Ochla we-Ochla 418 8 . 

Ochozias s. Ahazjahu. 

Oden Salomos 350 671 467 2 . 

Oktapla 439*. 

Oktateuch 122* 687. 

c Omri (Amri) 200. 

Onkelos, Name 469 2 . Vgl. Targume. 

Opferkult und Propheten 143 f. Vgl. 
Kult. 

Ordnungen im 9Jt 716. 

Osee, Oseas (Os) 522 ff. ; dichterische 
Form 526; literarische Entwick- 
lung 527 ; und Pentateuch 59. 

Ozias s. 'Azarja. 

P (Priesterkodex) 56 91 93 76 7 loo 
H3f. 127 131 f. 143 in 1 163; P B 
P h P s 101; und D 95 97; und Ez 
132 136 142 109 5 ; und Ezra 95 
113 ff. Vgl. Priesterkodex. 

Paare, die sog. fiinf 612. 

itduito?, 6 416. 

Papyrus 275 3 703; Papyri von As- 
suan 731, der 246 444 2 ; P. Nash 
726. Vgl. Elephantine. 

TTctpcuveTiKd 687. 

TTapa\enr6|uieva 210. Vgl. Chronik. 

Parallelen zwischen Ex-Lv-Nm und 
Dt 22 53. 

Parallelismus membrorum 301 ff. 
317 336 359 398 406 420 526; 
aufierhalb der Bibel 304. 

Goettsberger, Eiuleitung in das AT. 



Parasen im 3It 715. 

Parsismen in Ct 26s 3 , in Dn 514, 

in Job 229 7 , in Tob 248. 
Paschafeier 109; Paschalamm und 

Opfer 133. 

Pasek und Strophik 321. 
Paulus, der hi., und Sap 402. 

PC 93. 

Pekah (Phacee) 200. 

Pekahja (Phaceia) 200. 

Pentateuch r 5 ff. ; Anachronismen 
74 f. 86 88 100; allmahlicher Auf- 
bau iiQ.ff.; Pentateuch frage 25 ff. 
146 ff.; der samaritanische P. 55 f. 
726 744 802 47o 3 815. 

Pentateuchhypothesen 90 ff. ; ihre 
Fehler 147 ; bei Katholiken 99 f. 
H3 2 ; bei Protestanten 95 ff.; Er- 
ganzungshypothese 93 97 f. ; Frag- 
mentenhypothese 92 98 ; Graf-Well- 
hausensche Hypothese 95 ff. 146, 
Schema derselben tor; Interpo- 
lationshypothese 75 100; Kristalli- 
sationshypothese 93 97 ; Urkunden- 
hypothese: altere 90 f. 94, neuere 
94. 

Pentateuchkritik : Geschichte 78 ff.; 
bei den Katholiken 99 f. 

Pergament 703. 

Pesitto 789 ff. ; und Ct 264 1 ; und Ep. 
ler. 3io 3 ; Hss 792; und Job 228 8 
690 ; und Kanon 650 f. 402 7 ; und 
Lukian 442 3 ; und 9It 727 791; 
und Prv 247 5 ; und Pss 235 5 
239 * 2 3 6 349 ; und Sir 419 601 356 6 ; 
und Tob 246 ; und Ubersetzungen : 
arabische 815, armenische 811 f., 
christlich-palastinische 797, C 791, 
33 462*. Vgl. Codex Ambrosianus. 

Phacee s. Pekah. 

Phaceia s. Pekahja. 

Pharisaismus und Koh 257 7 . 

Pharus (Insel) 368 s 736, Taf. i, i, 
4a/b. 

Philo und Sap 403. 

Philologie, alexandrinische 757. 

Philosophie, griechische, im AT 245 2 
247 x 378 412. 

Philoxeniana 761 794. 

Philoxenus von Mabug 794. 

Phul s. Tiglat-Pileser. 

Pius IV. und 53 783. 

X. und 93 786. 



33 



514 



Sachregister. 



Poesie im AT 298 ff. ; dramatische, 
epische 336; lyrische 299; und 
orientalische 301 ; religiose, welt- 
liche 299; Systeme 308 ff.; syrische 

3". 

Polyglotten 799 818 ff. ; Antwerpener 
6 469 3 471 26 820; Bielefeldsche 
442 8 823; Komplutenser 6 442 8 
766 f. 469 3 819 ; Londoner 6 176* 6 
396 * 42 1 2 793 466 3 799 469 36 
47o 13 47i 26 478 6 822; Pariser642i 2 
793 466 3 469 3 470 3 471 26 478 6 
82 1 ; von Stier und Teile (Biele- 
feldsche), von Vigouroux 823. Vgl. 
Triglotte. 

Polykarp (Chorbischof) 794. 

Praadamiten 85. 

Praefationes Hieronymi 381 J 452 2 . 

Pravulgata = Itala. 

Priester 131 ff. 246 1 ; degradierte 131 
I36ff.; Einkiinfte 145 ; Gliederung 
141 ; und Kanon 593; und Leviten 
141; Sohne Davids 105 2 ; Sadoks- 
sohne 132 I4of. 

Priesterkodex 46 91 93. Vgl. P. 

Prologus galeatus des Hieronymus 
15 381* 645 452 5 . 

Propheten 13 246 * 422 ff. ; symboli- 
sche Handlungen 425 431 495 ; Pr. 
und Kanon 282 4 355* 599 603 605 
685; Reihenfolge 427 687 691; 
vordere und hintere 685; wahre 
und falsche 282 2 . Vgl. Zwolfpro- 
phetenbuch. 

irpocpr|Tr|c; 422. 

Proverbia s. Spriiche, Buch der. 

Psalmen (Pss) 323 340 ff. ; apokryphe 
2 33 l 636 670 394 1 463 5 466 3 ; Pss 
und Asaph 348 240 5 352 ; aufier- 
biblische Pss 342 ; Bufipsalmen 
344 ; Pss und David 347 ; Elohim- 
psalmen 38 352; Fluchpsalmen 344; 
< der Pss 429*; Gradualpsalmen 
344 352 ; Hallelpsalmen 241 2 ; 
Jawhepsalmen 38 352; Konigs- 
psalmen 344 352; Pss und Korah 
34824o 5 352354;kultusfeindlichePss 
235 2 ; Pss und Liturgie 343 ; mak- 
kabaische Pss 350 243 l ; messiani- 
sche Pss 344; Pss und Metrik 
242 J ; Pss und Propheten 687 692 ; 
Text der Pss 356 422 7 ; Uber- 
schriften der Pss 345 f. 352 295 5 ; 



Unschuldspsalmen 344; verwaiste 

(D-wr*) Pss 23 5 5 . 
Psalmen Salomos 350 355 636 671 ; 

und Bar 309 3 618. 
Psalter, Windberger 824. 
Psalterium: Gallicanum 356 773 777; 

iuxta Hebraeos 356 775 824; von 

Monte Casino 450 r ; Romanum 356 

772 45 1 3 ; Ps. der Samaritaner 42 1 2 ; 

Ps. vetus 356 772. 
Pseudepigraphen und AT 44 4 375 

3H 1 515 f. 389 4 , und Protestanten 

659 680. 

Ps.-Jonatan s. Targume. 
Ps.-Smerdis I6; 1 . 
Ptolemaer 195 2 . 
TTToXejaaiKd 679. 
Ptolemaus II. Philadelphus 736 f. 

IV. Philopator 275 271 * 678. 

VI. 280 27o 6 . 

VII. (Euergetes II. Physkon) 271 l 
415. 

VIII. 191 2 . 

Punktation des 911 57 7i7ff. ; Sy- 
steme 719. 

Punktatoren 323 720. 
Purimfest 272 192 2 273 f. 

Quellenscheidung 35 38 34* 41 48. 
Vgl. Literarkritik. 

Rages (Stadt) in Tob 250. 
Rampolla, Kardinal, und 53-Revision 

786. 
Reformation und Geschichte der Ex- 

egese 6, und Pentateuch 84. 
Reformkatholizismus s. Kanon. 
Rehab' am (Rehabeam) 200. 
Reihenfolge der atl Biicher 13 176 

228 8 305 6 689 ff. 
reservatio implicita 223 297. 
Responsion 321. 
Richter, Buch der 164 ff; -Uber- 

setzung 171 428*; und Sm 

188 f. 
Rolle als Buchform 373 703 f. ; Ge- 

samtrollen und Rollen fur einzelne 

Biicher 689 739 ; R. und Kolumnen 

713 ; Synagogenrollen und Soph 

pasuk 413 *; Umfang 140*. Vgl. 

Megilla. 
Rut 173 ff. ; und Jdc 176 605 683 690; 

und Kanon 176 608 690 692. 



Sachregister. 



515 



Sadokssohne 132 140 f. ; Sadokidisches 

I Werk 680. Vgl. Priester. ' 

Sallum 200. 

Salmanassar II. I49 1 . 

IV. 200; in Tob 240 250. 

Salomo 112 132 f. 199; Briefe an 
Hiram 680; und Pss 348; salo- 
monische Schriften 687 692 773. 
Vgl. Oden , Psalmen Salo- 
mos. 

XaupeiTiK6v 752 802. 

Samaria erobert 200. 

Samaritaner 55 I23 3 42 1 2 . Vgl. Jo- 
sue, Pentateuch, Psalmen. 

Samgar I28 5 . 

Sammai (Misnalehrer) 362 7 . 

Samson s. bimson. 

Samuel 133 ; die Biicher Samuel (Sm) 
iSoff. ; Sm und Dt 193, und - 
Ubersetzung 429 2 , und Jdc i88f., 
und Propheten 424, und Rg 202 f. 

Sanaballat (Sanballat) 229. 

Sanherib (Sennacherib) 201 205 240 
433 435 : und T b 240 250. 

Sapientia (Sap) 392 ff. ; dichterische 
Form 406 ; christliche Glossen 396 
402 ; Sap und die Juden 618, und 
Kanon 634 380 * 38 1 4 650 f., und Koh 
404 , und Paulus 402 , und Penta- 
teuch 267 3 , und Salomo 265 398 
401 , und Sir 270 404; Texte 400 
452 3 ; Ursprache 268 1 398 f. 402 
428* 429 1 . 

Sargon 250. v 

Sassabasar s. Sesbassar. 

Satztrennung 711. 

Schaltvers 321. 

Schreibmaterial und Textkritik 703. 

Schrift 705 ff. ; althebraische 55 701 
706 ff.; aramaische 706 f. ; babylo- 
nische(Keilschrift)7oi ; Buchstaben- 
schrift 73 701 705 409 8 410 2 ; kleine 
704 ; phonizische 73 706 ; Quadrat- 
schrift 706 708 411 1 ; Raschischrift 
410 2 samaritanische 706 41 1 1 
41 2 3 slavische 816; Ursprung 
409 3 Wechsel der Schrift 707 f. 
Schrift, Schriften, HI. r. 
scriptio continua 235* 709. 

Sedecias s. Sidkijja. 
Seleukiden 195*. 

Seleukos I. 250. 

IV. 278. 



Semitisches Alphabet 4O9 3 717 ; Vokal- 
losigkeit 717. 

Sennacherib s. Sanherib. 

Septuaginta () 3 50 73 1 ff.; und Abkiir- 
zungen 710; Aldina 766 f.; An- 
ordnung der Biicher 305 603 
691 f. ; Ausgaben 764 766 ; und Bar 
308 45 618; und Chr-Ezr-Neh 435; 
und Dn 505 322 6 517 342 1 ; und Ep. 
2 3 1 



ler. 3io 
jiidische 



und Est 267 
Exegese 740; 



und 
und Ez 



317*; Fehlerquellen 743; und 
Finalbuchstaben 413 2 ; Hss der 
623 369 15 636 414 1 738 764 
444 5 ; alexandrinische Hs (A) 171 
209 I72 5 I74 3 245 f. 250 255 519 
636 400 6 444 5 766; sinaitische Hs 
(s) i74 3 i76 2 5 246 f. 636 400 6 692 
444 5 474 3 ; vatikanische Hs (B) 171 
I42 3 209 171 6 I74 3 I76 2 245 f. 250 
519 444 s 766474 s ; L 44i 2 ; und 
Jer 460 ff. 618, und Job 339, und Ju- 
den 623' 740 745 ff., und Jdc 171, 
und Jdt 181 6 259 261, und Kirchen- 
vater 632, und Koh 379; La * 202 
209 261 ; S. in latino 449 3 ; und 9Qft 
418* 727 743 f. 445 5 765, und 
i Makk 282, und Mai 349 1 , und 
messianische Stellen 623 740 746, 
und NT 631, und Oratio Manas- 
sis 39 5 S un d Parallelen im AT 
739, und Philo 623, und Prv 247 5 
248 5 249 1 367, und Pss 236 1 346 
238 2 239 1 3 6 355 f., und Rg 209; 
Rezensionen 437 5 759 ff. 763 445 3 
446 1 , hesychianische 762 809, hexa- 
plarische 756 f. 759 795 797 808 
812, lukianische igo 4 436* 761 
442 4 449 4 794 797 809 814 816, 
vorhexaplarische 763 446 J ; und 
Sap 399 f., und Satztrennung 711, 
und Schriftwechsel 708, und Sir 
273 2 413 415 419 356 5 ; Sixtina 
519 766; und Synagogenlesung 
623 369 5 745, und Teilung von 
Biichern 187, und Textabteilung 
767, und Thr 468; Ubersetzung 
ins Aramaische 369 5 372 8 ; und 
Urtext 743, und Vokalbuchstaben 
717, und Vokale 718, und Wort- 
trennung 709. Vgl. Inspiration, 
Kanon, Transkriptionen. 
Serabit el-Hadem 73, Taf. I, i, 5c/d. 

33* 



516 



Sachregister. 



Sesbassar (Sassabasar) und Zerub- 

babel i66 2 . 
Sibyllinen 680. 
Sidkijja (Sidkijjahu, Sedecias) 201 

' 45- . 

Simon in Sir 413 416. 

Simon der Gerechte 363 1 . 

der Makkabaer 281. 

Simson (Samson) i66f. 

Sirach (Sir) 408 ff. ; Alphabet des S. 
279 2 ; Sir und die Juden 412 618 f., 
und Jdt i84 5 , und Kanon 275 2 
601 615 618 634 sSo 1 381* 651, 
und griechische Philosophic 412; 
Prolog 413 2748415 275 2 603 684 
686 738; Sir und Prv 410, und 
Pss 350 355, und & 461 5 , und 
Salomo 413, und Sap 27o 6 404, 
und armenische Obersetzung 476 1 . 

Sisak (Pharao) 731. 

Sixtus V. und Bulle Aeternus ille 
783, und 519 766, und 93 783 f. 

Sopherim 306 2 720 418 2 ." 

Zoqria = Prv 244. 

Sophonias (Soph) 567 ff. ; Apokalypse 
des S. 344 4 674. 

Soph pasuk 321 413 4 . 

Sprachen 694 ff. ; abessinische, akka- 
dische, arabische 695 ; aramaische 
231 (Ezr) 242 506 ff. (Dn) 321* 
513 695 f. 405 3 * 801 ff. ; athiopische 
809; babylonische und AT 701, und 
Dn 327 \ und Ezr-Neh 407 *; chal- 
daische 242 32 1 3 696 4O5 4 468 3 ; christ- 
lich-palastinische 797 467 2 ; grie- 
chische 697 732 ; hebraische 5 f. 
35 2 35 35 6 95 4Q5 1 ; koptische 
806 f. ; lateinische 770 776 ; moabi- 
tische 134 3 695 ; orientalische 5 780. 

Sprachwechsel im Pentateuch 32 ff. 

Sprichworter = Prv 357. 

Spriiche, das Buch der (Prv) 323 
357ff. ; dichterische Form 35,9; und 
Kanon 608 f. ; agyptische Parallelen 
245 2 248 2 . 

Spriiche der Vater 362 7 680. 

Spruchliteratur 245 2 360; im Orient 

359- 

Stichensymmetrie 306. 
OTixripci 687. 
Stichometrie 211 3 712. 
Stichos 306; und Akrostichis 319; 

stichische Schreibung 712. 



Stoizismus und Koh 378. 

Strophik in der atl Poesie 320 ff. 

233 3 ; und Abd 336 4 ; und Sir 420. 

Vgl. Pasek. 
Susanna (Dn 13) 509 651 ; bei 'A und 



Symmachus 750 ; S.-Ubersetzung 623 
750, und Chr-Ezr-Neh 435 6 , und 
9H 727. 

Synagoge, Manner der groCen 3i6 s 
324 l 606 611 ff. 

Synagogen, hellenistische 36g 5 742 745. 

Synedrium 593. 

Synode von Dordrecht 656 833, von 
Westminster 656. Vgl. Konzilien. 

Syrohexapla (@ h ) 307 7 327 3 379 5 651 
439 4 761 794 795 f. 815; und Pss 
465 6 . Vgl. Codex Ambrosianus (@ h ). 

Z0po<g, 6 752 461 *. 

Talmud, s. Verzeichnis der Schrift- 
steller u. d. W. 

Talmudisten 720. 

Tannaim 362 7 720. 

Targume (X) 237 7 3O4 2 3io 5 349 2 
46o 3 800 ff.; und 9IC 727 805 ; Nie- 
derschrift verboten 468 6 ; und Text- 
kritik 805. 

Tarsis 548. 

T e k6 ac 534. 

Tell el-Amarna Taf. I, i, 6b; Briefe 
von 73 153 12 1 2 405 l 412 3 . 

Tempel: von Elephantine 84 2 126; 
des Ezechiel 494 498 ; des Onias 
126; des Salomo 129 199 204; in 
Silo 125; des Zerubbabel 227 I7o 4 
401 574 f. 345 3 579 f. 

Testament, Altes 2. 

testamentum 2. 

Tetrapla 755. 

Text der Hll. Schriften 3 694 ff ; Fal- 
schungen 748 437 3 ; MiCgeschick 
100 147 163 168 189 192 195 205 
155 2 219 232 235 294 497. 

massoretischer (DIt) 6 611 720 ff.; 
und Abkiirzungen 710; Alter 725; 
Anordnung der Biicher 691 ; ara- 
maische Bestandteile 231 506696; 
Ausgaben 691 41 5 l 730; 9It und 
Dn 517, und Est 267 I88 1 270 
190 6 , und Finalbuchstaben 41.3 2 , 
und 4i8 4 422 5 429 4 ; Hss 726 
42I 1 , alteste 7I8 1 42I 1 , deutsche 692, 



Sachregister. 



517 



Erfurter 421 1 , spanische 691, vor- 
massoretische 726; 30ft und Jer 
460 fF. , und Job 339, und Is 289 3 , 
und Koh 379; Lesarten 723; 331 
und Mich 555, und NT 374 5 , und 
Prv 363 367, und Pss 349 356, und 
Rg 209, und Satztrennung 711, und 
Schriftgeschichte 707 f. ; Textabtei- 
Iung7i4ff.; textus receptus 419 5 ; 
331 und Thr 468 ; Unveranderlich- 
keit 722 f.; 331 und Urtext 164 2 
725; Vereinheitlichung 725; 331 
undVokalbuchstaben 717, und Wort- 
trennung 709. Vgl. Massora. 

Textkritik: und Agg 345 6 ; und Am 
334 7 ; Fehler 96 2 702 722 423 2 754 
779 ; der 763 ff. ; und Kolumnen- 
schreibung 713; und Literarkritik 
147 729; am 931 725 fF. 422 8 ; und 
Metrik 313 316; und Polyglotten 
818; der <3 P 792; und Schrift- 
wechsel 708 412 2 ; und Soph 344*; 
und biblische Sprachen 694; und 
Targume 805 ; und Ubersetzungen 
727;T.derathiopischenUbersetzung 
474 6 , der slavischen Ubersetzungen 
8 1 6, der 03 779 f. ; Ziel der T. 422 8 . 

Theodotion 749; seine Ubersetzung 
(0) 623 749 43 5 2 ; und Chr-Ezr- 
Neh 237 435 3 , und Dn 505 320* 
322 6 323 1 517 749, und 749, und 
Job 23 1 4 , und 331 727. 

Theokrit und Ct 391. 

Tiberias 593, Taf. i, i, 3d; tiberien- 
sische Punktation 719; Schule von 
T. 719 723. 

Tiglat-Pileser III. (Phul) I3O 1 200 250. 

Tirsa 391. 

Tobias (Tob) 238 fF. ; und Ahikar 255 ; 
und Erzahlung vom dankbaren 
Toten 254; Hebraismen 242; Tob 
und Hons i8o 2 , und die Juden 
618, und Kanon I75 2 634 381* 5 
650 f., und <5 246 799 ; Texte 240 fF. 
175 I76 3 ; hebraische Texte 245 
618; Tob und 33 243. 

Totenbegrabung in Tob 248 254. 

Traditionsreihe, jiidische 3o6 2 612. 

Trajan und Jdt i84 3 . 

Transkriptionen 718 41 6 7 4I7 5 734 
426 1 427 2 429* 743 755 440* 763 
765 ; und SQTt 418* ; und Urtext 422 3 . 

Triglotte, Barberinische 470 3 . 



Ubersetzungen des AT 3 6 731 fF.; alt- 
lateinisches. Itala; arabische4i9 796 
809 474 2 815 ; aramaische 369 5 372* 
(vgl. Targume); armenische 246 
43 5 3 81 if.; athiopische 246 761 
443 4 809 f.; georgische 813; goti- 
sche 814 477 5 ; griechische 369 3 
731 ff. 426 2 745 ff. 751 ff - 442 2 (vgl. 
Aquilas, Septuaginta, Symmachus, 
Theodotion); herakleensische 320*; 
jiidisch-deutsche 484 3 ; koptische 
231* 278 7 806 fF. 473* 815; latei- 
nische 768 ff. 780 (vgl. Itala, Vul- 
gata); persische 277 2 822; slavi- 
sche 761 813 8i6f. ; syrische 787 ff. 
465 3 (vgl. Pesitto, Philoxeniana, 
Syrohexapla) ; vorhieronymianische 
s. Itala. 

urcuntscap 2. 

Urkunden im Pentateuch 24 34. Vgl. 
Pentateuch. 

Urtext des AT 700 422 3 729; babyloni- 
scher 701. 

Utilitarismus und Prv 361 ; in Sir 41 1. 

'Uzzijja s. 'Azarja; und sein Opfer 133 
135- 

Vasti in Est 268 274. 

Vers 306 714; und Akrostichis 319; 
und 767; und 33 767 784. 

Versio Karkaphensis 462 5 . 

Version, the Authorized, the Revi- 
sed" 829; the Westminster V. 
4 8 5 5 . 

Versohnungstag und Neh 116. 

V.etus Latina s. Itala. 

Vokalbuchstaben (Lesemiitter) 162 
717. 

Vokale des 93t und Quantitat 310; 
Uberlieferung 719. Vgl. Punktation. 

Vollbibel, Hss der 763. 

Vulgata (33) 341 1 345 * 772 ff. ; und 'A 
776;undAbkurzungenin9It7io;An- 
ordnung der Biicher 305 6 519 329 5 
691 f.; Ausgaben 172 39o 2 456 6 785 
459 7 , und Aufnahme von Varianten 
457 6 , "Clementina* 381 2 , Lowener 
Ausgabe782f. , Exemplar Parisiense 
780 455 4 783 459 3 , Sixtina 783, 
sixto-klementinische 782 ff. ; 33 
und Dn 505 509 517 449 5 , und 
Ep. ler. 3io 2 , und Est 449 5 ; Ge- 
schichte 774 ff.; Hss 454 2 780; 33 



5 I8 



Sachregister. 



und Jdt i8i 6 258 f. 261 449 5 , und 
Itala 448 6 771. 776 454 2 778 782, 
und jiidische Uberlieferungen 430* 
776; Kapiteleinteilung 716; 93-Kom- 
missionen 783 f. 786 ; 93 und 3H 
727 776; Name 453 5 456 3 ; 93 und 
Oratio Manassis 395 l , und Prv 
248 5 367, und Pss 235 5 238 26 
239 6 356 244 5 771 451 6 777; Re- 
vision der 93 786; 93 und Z 776, 
und Sap 400 269 5 , und Sir 277 3 
419, und 776 ; textus receptus 
45 5 4 783: 23 undThr304 1 ; Vers- 
einteilung 716; 93 und Worttren- 
nung des 911 709; Zusammen- 
setzung 778. 

Wasf (arab.) und Ct 385. 

Weise in Israel 360; Versammlung 

der W. 593. 
Weisheit, die gottl. personliche 267 1 

411 630 ; Buch der W. vgl. Sapientia. 
Weisheitsliteratur 394. 
Weltara, jiidische, s. Ara. 

Xerxes I. 227 250 268 36 r 5 . 

Zacharias (Zach) 577 ff. ; Apokalypse 
676 ; Deuterozakarja 583 f. ; Zach 



und Mai 584 350 3 , und Pss 239 6 . 
Vgl. Z e karja. 

Zambri s. Zimri. 

Zehnt, Gesetze iiber.den 145. 

Zeichen, hexaplarische, s. Hexapla. 

Zeilenlange 712. 

Zeitrechnung s. Chronologie. 

Z e karja (Zacharias) 200. 

Zelt, hi. (Bundeszelt) 121 124 f. 97* 
126 128 f. IO2 2 133; Geschichtlich- 
keit 125 ; = Zelt der Zusamrrien- 
kunft 122. 

Zengirli 706, Taf. I, i, i e. 
. Zentralisation des Kultus 104 109 f. 
112 122 ff. 99 3 127 ff.; und Ez 
I26f. ; und Geschichte 129; und 
Propheten 126; und Tempel von 
Elephantine 84 2 . Vgl. Hizkijja. 

Zerubbabel (Zorobabel) v 227 229 236 
401 575 580; und Sesbassar 227 
i66 2 . Vgl. Tempel. 

Zimri (Zambri) 200. 

Zitate von Apokryphen im NT 630; 
Z. aus dem AT im NT 628 371* 

374 5 - 

Zorobabel s. Zerubbabel. 
Zwolfprophetenbuch 14 5i8ff. 682; 

Anordnung 520 691 ; und Kanon 

379 2 . Vgl. 



Verzeichnis hebraischer Worte und Termini. 



(Zahlen ohne hochstehende Ziffern verweisen auf Nummern, 
Zahlen mit hochstehenden Ziffern auf Seiteh und Fufinoten.) 

385. 



's, 



220. 



J" 1 ^. (Merkwort) 323 686. 
075 405 4 . 
*isa 43 3 . 
pn m^a 593. 



*a 10912599 



Vip pa 618. 
Vsa 175. 
n f$ 169. 

T55 360 5 658 390 1 . 

""js/wjjn 41 8 3 . 



sin gen. comm. 71. 

"i 572. 

nth 422. 
I'ISTJ 389 7 . 
ns?n fur AT 400 2 . 
S ay^ 302. 



n? 79 2 , in griech. Hss 
41 1 2 708. 



= nirr 399 



682. 

IO9 1 141. 
u^a (Merkwort) 709. 
^n^s 507 405 *. 
es an| 706 f. 
) y?t 's 706 41 1 J . 
an '5 4io 2 . 
y s 706. 
''sr? 400 



686. 

pa 722. 
auctoris 345. 
nsa^ 236 14 . 



TS 340. 



^iDtt 72O. 

?&S 275. 
B'ipte (Gpttesname) 



?^?r 345- 

^*9 303 357 245 * 
^>a;a 362. 

MS Hitpa. 424 280 2 . 
Jfaa 422 28o 2 . 

4 279*- 

tj33 236*. 

a^-jo 716. 
^0321 236 s 342 3 . 



a isa 366 1 . 
^19335' 



405 '- 

a s 76. 



268 273. 

686. 

1^415*. 

i?t?e 414*. 

OF 368. 



tss, 



422. 
.ti 167 I3o 3 . 

a* 67. 
ri' 164. 
301 2 . 

:? 340- 
ttrjpi 67. 
nan i3o 3 . 
?f39 (Merkwort) 684. 

^B 800. 



Verzeichnis wichtigerer Schriftstellen. 

(Zahlen [nach dem Doppelpunkt] ohne hochstehende ZifFern verweisen auf 
N u m m e r n , Zahlen m i t hochstehenden ZifFern auf S e i t e n und FuCnoten.) 



Gn i, i 2, 3: is 2 . 
13: is 3 . 

3, i6u. 4, 7.-4I4 3 - 

4, 26: 47. 

5 :i5 4 - 

6, 14: 432 6 . 

13. 7: 57 3 - 
14: i6 3 . 
37: 29* 2 . 
49, 57: 132- 

Ex 2, 24: 31. 

3, 14 ff.: 42 ff. 

4, 16: 422. 

6, 3 ff. : 42 ff. 

7, i : 422. 

17, H: 53 f- 

20, 24: 121 95 1 124 

127 129. 
2123: 109. 

22, 28: 133. 

24,4: 53 f. 

24, 5: 133- 
24, 7: 109. 

30, ii 16: 116. 
34:83 2 1 10. 
34,27: 53 f. 43 8 . 
3540: iS 1 . 

Lv 17: 109 122 ff. 99 5 
127 128 129. 

18, 25 ff: 74. 

Nm 5, 23: 703. 

8, 16: 133- 

1 1 : 424 669. 
23 f. : 606. 

23, 10: 412. 
33, 2: 5344 3 - 



A. Altes Testament. 

Dti, 5:53. 
3, 1 1 : 74. 

12: 109 123 f. 127 128 
129. 

17, 8 13: 112. 
17, 14 20: 112. 

17, 16: 69 112. 
31,924: 53. 

33, 8 ii : 132. 

34, 6 ff. : 74 79 f. 606. 

Jos 5, 10 : 84 4 . 

8, 32:49 ' 

10, 1214: 155. 

22: 102 2 



Jdc 3, 31: 128 3 . 
4: 128'. 

5: 166 169 130 3 . 
5, i: I28 4 . 
16,31: I28 3 . 
17 ff: I36 3 . 

18, 30: 169. 
19: 125. 

19, 18 ff: 125. 
21 : 125. 

21,25: I27 2 I29 1 I36 3 
188. 

Rut 3, 13: 1342. 

i Sm i 7: 189. 
1,9: 125. 
2, i 10: 191. 
2, 22: 96 4 . 

2, 2736: 132 135. 

3, 11 14: 132. 

7, 9 f-: 133- 

9,9: 191 I43 3 422. 



10, 25:48*74. 

14, 32 ff: 128. 
27, 6: 193. 

2 Sm T, i: 171 6 . 
6, ii : 133. 
7 ,6: 9 6 3 . 

8, 18: 105 2 . 

22: 222* 243 3 . 

23, i : 347- 

3 Rg2, 26: 132. 

3,4: 125- 
6, i: 172. 

8,4: 109*. 
8, 53: I54 2 - 

15, 14: 126. 

19, 14: 126. 

22, 44: 126. 

4Rg i, i: I7i 6 . 
18: 104 126. 
1 8 20: 438. 
21, 3 5: 112. 
22 f.: 105 ff. 130 596. 

23, 22: 84 4 . 
25, 7: I56 1 . 

r Chr 3, 1924: 220. 
6,713 1823: 104- 
n, 13: i6i 3 . 

15, 18 24: I05 1 . 

16, 39: 125. 
18, 17: los 2 . 

24, i ff: 132. 

2 Chr 16, 36: 353 355. 

20, 33:98 2 . 



Verzeichnis wichtigerer Schriftstellen. 



521 



33, I2f.: 674. 
34: 107. 


40, 15 41, 25: 334- 
42, I7ff. (): 468 7 . 


35 : I0 9- 
35, 1 8: 84*. 
35,25:452468. 


Ps i, 6: 4I4 3 . 
2: 238*. 


36, 21 ff: 296 1 . 


2, 14: 319. 
7, i : 346. 


(i) Ezr 2: 231. 
3,1 ff.: 126 227. 


9f.:3i9238 1 . 
18: 243 3 . 


4,7:468*. 
4,623: 167 1 234. 


I9-343- 
22: 2i8 6 . 


5,2: 166*. 


25: 319. 


7, i ff: 113 231. 
7, 6: 224 234. 


25, 22: 219". 
33:319- 




34: 3*9. 


(2 Ezr) Neh 2, 22 : 233. 
7: 231. 


34, i : 346. 
34, 23: 2i8 7 . 


8 ff.: iisff. 9o 5 597 
610 612. 


37 : 3*9- 
42 f.: 343. 


8, i ff: 113. 


45:2o8 a 233 2 . 


8, 8:468 5 . 
8, 9: 114 116 118. 
8, 13: 114 8g 3 . 
9, i ff: 116. 


50: 239 2 . 
52,2:346. 
60, i : 346. 
68, 32: 194 2 . 


9, 33 f.: 118. 


72: 346 239 l . 


jf 1 n*/*J 

10, i ff. : 115. 
10, 30 ff: 113. 
10, 33 35: 116. 


72, 20: 352. 
78, 31: 436 2 . 
79, 2 f.: 350355- 


* J*J *J .* 

13, 1523 3i: "6. 


92: 3i9- 
94 f-: 414 3 - 


Tob2, 15(25): 229 6 . 
3, 7ff: I75 5 . 


95 .-45 1 3 . 
96: 238*. 


*j'i J 

8, 8: I74 4 . 
ii, 9: I74 35 - 


103:319. 
105: 238*. 
106,48:353. 


Jdt 3, 9: 260. 
4,3(255,23): 182 2 . 


no, 14:319. 
inf.: 2i8 5 . 


8, 16: 183*. 


II9: 319 221 * 7 . 


9, iff: 258. 


127: 239 . 


1 6, 3: 260. 


132: 4I4 3 - 


* j 


144: 346. 


Est i, 20: 319. 


Prv 8f.: 361. 


- f- n 


10, i 22, 16: 2l8 9 


4, 14 16: iSg 3 . 
9, 6ff: 192 2 . 
9, 29: i88 2 . 


363. 
18, 3:412 7 . 

22, 17: 248 s . 


Job 3, 3 10: 335. 


22, 17 23, II : 245 2 . 
30, i ff. : 365. 


12, 14 25: 229 8 . 
19, 25 27: 224 * 408 2 . 
28: 327 332. 


31, i (24, 69): 249 '. 
31, 1031:319365. 


38, 142,6:334. 


Koh 3, 21 : 251 1 . 


39, 1318: 334. 


8,2:2 5 5 3 . 



12, 5: 462 2 . 

12, 9ff.: 374. 

Ct6, 4: 391. 

7, i : 383- 

Sap 2, 2 ff. : 404. 
2, 6: 269 1 . 
2, 6-9: 377. 
2, 12: 269 3 . 

2, 1220: 266 3 . 

6 ff. : 395 267 1 . 

8, 2ff.:389. 

9, 15 f.: 272 2 . 

ii, 17(95 18): 272 2 . 

18, 15: 269 l . 

Sir Prol.: 603. 

6, 22 (25 23): 276". 

14, 23: 264 *. 

17, 2 (25 3): 276 7 . 

17, 12 (25 10): 276 7 . 

19, ii : 276 7 . 

20, 9: 276 5 . 

25, 15 (25 12): 276 5 . 

30, 25(2533, 16): 414. 
43, 4: 276 5 . 

43, 7: 276 6 . 

44, i ff.: 410 601. 
46, i: I2o 5 . 

46, 13: 601. 
49,9(25 n): 601. 

49, 10 (25 12): 601. 

50, 27(2529): 413. 

51, 1330: 319421. 

Is 2, 2 4: 289 l . 

7, 14: 284*434. 
13 f.: 445. 

15, i 16, 12: 289 1 . 

21, ii 17: 289 1 . 
2427: 445. 
36 39 .-284 6 438. 
38, 48: 435. 

40 ff: 439 ff. 
40, i: 289 3 . 
53: 284 2 436. 
56 ff: 442. 

Jer 7, 2 iff: 144297'. 

18, 18: 246 l . 
20: 335. 

29, i ff: 3io 3 . 

31, 22: 298 *. 



522 



Verzeichnis wichtigerer Schriftstellen. 



31,31: 2 298 l . 
36, 23:713. 
36, 26: 306 *. 
49, 14 ff.: 543. 

52: 457459- 
52, ii : 1 56*. 

Thr 1:319. 
2: 319 304 8 . 
3: 319 221 * 452 303 27 

469 f. 

4: 319 452 303 7 304 8 . 
5: 319 33 3 - 

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3, 38: 3I0 1 . 

4, 28: 308 3 . 

5, 6: 308 3 . 

6 (93): 307*48 iff 

6, i: 3io 3 . 
6, 2: 310*. 
6, 71 : 484- 

Ez i, i: 3I2 1 488. 
3, 8f.: 3 ii 4 . 
10:491. 

14, 1420:335 515. 
22, 24 ff.: 344 3 . 



Mt 5, 1 8: 708. 

11, 14: 35 2 - 

12, 39 f.: 337 5 . 
17, 12: 350 *. 
23, 34 ff.: 630. 
23, 35: I63 a 

26, 31: 347 5 . 

27, 9: 583 630. 
27, 46: 468 7 . 

Mk 15, 34:4681 

Lk i, 17: 35o 2 . 

ii,3o:337 5 - 
ii, 49: 630. 



Hen. 5, 7: 271 3 . 
Asc. Is. 5, i 2: 284 5 . 



4048: 140494. 
44, 6ff.: 133 137 

Dn 2, 4: 405 4 - 

3: 514. 

3, 24-f.: 510. 

5:480. 

9, 2: 599. 

9, 7f. 15:618. 

9, 27 : 201 4 . 

Ii: 5 i 5 f. 

13: 3I9 

13, 



Os 13: 525. 
9, 5f.; 12, 10: 
12: 59. 

Joel i: 531. 

3, 1(932,28): 531. 

Am i, i: 534. 
5, 21 ff.: 143. 
5, 26: 96 5 . 

7, 9: 99 2 - 

7, 14: 424 536. 

| 8,5:116. 

I 

i Mich i, 5: 99 1 . 

! 3,12:338*. 

i 4, i ff.: 2852 289 3 . 

B. Neues Testament. 

ii, 51: 346 2 . 
24, 27: 399 5 . 
24,44:627684. 

Jo 5, i: 192 3 . 
5.4547:6i. 
7, 38: 372 s 630. 

Apg4, 25: 238 4 . 
ii, 10: 372 '. 
I3>33: 233 * 238*. 

Rom 3, 10 : 372 2 . 
i Kor 2, 9: 630 672. 



Nah i, 28: 2I9 1 . 
Hab 2, 4: 564. 



Apokrypha. 

3 Ezr 3, 1 5,6: 236. 
4Ezr 14, 1847: 81 610. 



Soph i, 12 15: 344 2 . 
3, 3ff.:344 3 . 

Agg i, 2: 166*. 

2, 7: 345 4 - 

Zach i, 3f.: 400 1 . 
9-14: 583. 

9, 9: 347 2 - 

11, 12 f.: 583. 

12, 10 : 347 4 . 

13, 7 ; 347 s - 

Mai i, ii : 588. 

3, 23: 330 7 588. 

1 Makk 7, 17: 355. 
7,28: I97 1 . 
7,49: 191 4 . 

2 Makk 2, i ff.: 295 3 . 

2, 13:485- 

2, 13 f.: 350 600 f. 610 

620. 

12,4345: 198 l . 
15, 36: 272 f. 



Gal 5, 6; 6, 15: 630 
669. 

Eph4, 8: 468 7 . 
5, 14: 630. 

2 Tim 3, 8: 630669. 

Hebr ii, 35: 293. 
ii, 37: 284 5 63o. 

Jak 4, 5 : 630. 

Judg: 630 393 6 . 
14: 630. 



4Ezri4,44ff.: 604607 682. 
4 Makk 7, 21 f.; 351 3 . 



Tafeln 




a b c d e f 

Bild i. Ubersichtskarte von Agypten, Sinai, Palastina uncl Syrien. 
Goettsbcrger, Einleitung in das AT. 




Bild 2. Tell el - Amarna -Tafeln im Museum vpji Kairo. 

(Aufnahme vom Jahre igog.) 




Bild 3. Nabataische Inschrift aus dem W. Nasb im Sinaigebiet. 

(Aufnahme vom Jahre igog.) 



Tafel II 




34B 




348 




34-T 




349 




35O 




351 





352 




353 



343 



Bild i. Altsinaitische Inschriften vom W. Moghara und Serabit el-Hadem 
im Sinaigebiet. (Aus Eisler [s. o. S."s6 5 ].) 



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Bild 25Zur Entwicklung des phonizischen Alphabets. 

(Aus ZatW 1925, 240/41.) 




Bild 3. Aramaischer Papyrus aus Elephantine, 5-Jahrh.v. Chf. 

(Siehe o. S. I68 1 .) 



Tafel III 




Bild i. Papyrus Nash 
aus der Universitats- 
bibliothek von Cam- 
bridge, 2. Jahrh. n. Chr. 
(Ex 20, i ff. ; Dt 6, I if.). 

(Siehe o. S. 421 f.) 




Bild 2. Aus dem 
Prophetenkodex mit ba- 
bylonischer Punktation, 
916 n. Chr. (Joel i, i f.). 

(Siehe o. S. 421 x .) 



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Iiilcl 3. Aramiiischc-i I';i])yrus aus Klcphanlinc. 5. Jahrli. v. C'hr. 



Tafel III 




ISild i. 1'apvrus Xash 



von Cam- 
2. Jahrh. n. Chr. 
Kx 20. i ft". ; Dt 6, i IT. . 



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i. S. 4'ji t'.' 




ISilcl 2. Aus clem 
Projilictcnkodcx mil ba- 
bylonischcr I'unktation, 
916 n. Chr. 'Joel i, if.. 



. 42 1 




Die samaritanische Pentatcuchrollc s. o. S. 421 f. . 

' Xucl\ \\Vir s. o. S. 406 . 1 



TafellV 




Bild i. Sirach-IIandschrift, i r. Jahrh. n. Chr. Sir 48, 24- -49,10. 

Aus Ki'iiynn, Our l!il>le is. n. S. 406; i 



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Dilcl 2. Schriftprobe I)t i. i6ff. aus clem Codex Vatic, ^r. 120:; 
Cod. Ij , 4. Jahrh. s. o. S. 444 :> . 



kciin, \'ntik:itiisclic liiijliotlit-k.) 



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3. t rngsr:t<V- "V WTj-"'--' r-"-"- "J-r;',rr^~ v- j..<T| ' >< 

^w!^*WK*gte; : =sgr.l- ^ 




F>ild 3. Miinchcncr .iVnuucuchpalimpse.st Clm. 6225 f. 104''. 
Jiinx'ere Schrift 8. 9. Jalirh. : Kst 2. 17 23 i.' -f i. i 4 33 : 
i-L' Schrift 6. Jahrh. : Kx <;, I 5 ft". t> . 




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