Skip to main content

Full text of "Die Getreidearten und Wiesengräser"

See other formats


A ` Gë 
,, 


7 


7 


, 
, 
f 


N e ee 


A Go j 
; HA 7 ` 


2 d 
BL 


, 
7 , 


BER d Gi 


SE 


(e Géi 
HR, 


H, 
Ge 
, 


Za, 7 
, 
de 

7 


dt 
7 
DH, 


7 


7 


GC HN 


, Sc 


PHN 


Le 

j 
d d 
Hi 25 


7 
FH 


WR, 7 


, 
, / 


Hr, 


HH 


FF, 


e 


KR; 


75 


, h 
/ WER, d , 
de H EHRE f 
, 


5 


li 


VIELE, 
HR 
de H 
, 


7 


% ERBE: 


AFFE 
Leer 2 
Sie dé d en, 


. 


etreide ar 


und 


Wiefengri 


in botaniſcher und ökonon 


bearbeitet 


Heidelberg, 1841. 


Akademiſche Verlagsbuchhandlung von E. J. Winter. 


Nachſtehende, in n demſelben Verlage erschienene Werke = in 
allen guten Buchhandlungen zu bekommen: 


Landwirthſchaftliche Pflanzenkurde, 


oder 
praktische Anleitung zur Kenntniß und zum Anbau der für 
Oekonomie und Handel wichtigen Gewächſe. 
Von 


J. Metzger, 


Garteninſpector zu x idelberg. 


2 Theile. geh. Thlr. 4. 18 gr. oder fl. 8. 15 kr. 


Der Weinbau 


nach der Reihenfolge der vorkommenden Arbeiten dargeſtellt. 
Ein praktiſches Handbuch für Weinproduzenten 


von 
Freiherrn von Babo. 


erste Heft: Januar, Februar, März. geh. 16 gr. od. fl. 1. 12 kr. 


Bronner, 


Der Weinbau in Süddeutſchland, 


vollſtändig dargeſtellt. Mit vielen Abbildungen. 
Erſtes bis ſechstes Heft, a 16 gr. oder fl. 1. 12 kr. 
Der Inhalt der einzelnen Hefte iſt folgender: 


Erſtes Heft: Der Weinbau am Haardtgebirge von Landau 
bis Worms. 

Zweites Heft: Der Weinbau in Rheinbeſſen, im Nahethal 
und Moſelthale. 

Drittes a Der Weinbau im Rhein gau von Hochheim bis 

oblen. 

Viertes und fünftes Heft: Der Weinbau in Würtember g. 

Sechstes Heft: Der Weinbau im Mainz und Taubergrund 
und in der Gegend von Würzburg. 

Das bald erſcheinende Tte Heft wird den Weinbau an der Berg⸗ 
ſtraße beſchreiben. 


Aus dem vorſtehenden Werke ſi nd auch beſonders drag 
zu haben: 
Bronner Der rheiniſche Weinbau vollſtändig dar eſtellt 

Mit 10 lithogr. Tafeln. geh. Thlr. 2. oder fl. 3. 36 kr. 


Bronner, Der Weinbau in Würtemberg vollſtändig dar⸗ 


| Geck Mit 6 lith. Tafeln Es eh Sgr. od, fl. 2. 24 kr. 


| Die 
Getreidearten 


und 


Wieſengräſer 


in botaniſcher und ökonomiſcher Hinſicht 


bearbeitet 


J. Metzger, 


Garten inſpector in Heidelberg. 


Heidelberg, 1841. 
Akademiſche Verlagsbuchhandlung von C. F. Winter. 


— i — 
e Gë 
gd: 
A ` 
ell e 
d Ki 
eh: 
0 

sé 

V Bi 
< Em 


CIS 


Si N U 


FRA 


q 8 ; „ WI 
Cambridge University (fe, i 
On permanent” d d fem i 

“the Botany School 
EE e EE SS * o 


H 


= N 0 rer e D e 


Lé 


Alis der natürlichen Pflanzenfan nilie der Gräſer habe ich 
die ſämmtlichen Getreidearten ſo wie die bauwürdigen Wieſen⸗ 
gräſer für die kürzlich erſchienene Oekonomiſche Pflan⸗ 
zenkunde bearbeitet; da nun aber dieſe Familie für den 
Oekonomen von beſonderer Wichtigkeit iſt und Mancher der 
Koſten wegen das ganze Werk nicht anſchaffen möchte, ſo 
wurde im Intereſſe dieſer von den Getreiden und Wie: 
ſengräfern ein beſonderer Abdruck veranſtaltet. 

| In den von mir im Jahre 1824 herausgegebenen Ce 


realien ſind zwar die Getreidearten ausführlich behandelt, 


allein während jener Zeit habe ich verſchiedenen Zuwachs 
erhalten; ebenſo ſind manche Spielarten durch längere Cultur 
allmählig wieder eingegangen, ſo daß eine Umarbeitung noth⸗ 
wendig war. Dazu kommt noch, daß eine Menge Cultur⸗ 
verſuche während jener Zeit damit angeſtellt worden ſind, 
die ich ebenfalls mit aufgenommen habe und dadurch jetzt 
nachzuweiſen vermag, welche Arten oder Spielarten einen 
vorzüglichen Werth für den Landwirth haben. 5 
Von den Wieſengräſern ſind nur ſolche aufgeführt wor⸗ 
den, die einen wirklichen Werth für den Wieſenbau haben, 
welche am Schluſſe nach den Bodenarten, für die ſie ſich 
eignen, noch beſonders zuſammengeſtellt ſind, ſo daß man 


! H 


bei einer anzulegenden Wieſe, auf jeder Bodenart, diejenigen 
Gräſer beiſammen aufgeführt finden kann, die ſich dahin 
eignen. > SCH | 
Die größeren landwirthſchaftlichen Beſchreibungen über 
Getreide- und Wieſenbau find authentiſchen Quellen entnom⸗ 
men und größtentheils übertragen. 3 

Die Anbauverſuche der Getreidearten, die in hieſiger 
Gegend gemacht wurden, ſind in Tabellen zuſammengeſtellt, 
und zwar genau wie ſie uns von den Landwirthen mitgetheilt 
wurden. Man hat dieſes in den Oekonomiſchen Neuigkeiten 
Nr. 110 von 1840 ſehr getadelt, und gewünſcht, daß die 
Areale alle auf eine gleiche Zahl wären reducirt worden, 
was aber aus dem Grunde nicht geſchehen iſt, weil man die 
im Kleinen gemachten Verſuche von den großen ausſcheiden 
wollte, indem ein Verſuch auf einer großen Fläche angeſtellt 


weit ſichrere Anhaltspunkte gewähren dürfte, als ſolche, die m 


Kleinen vorgenommen worden ſind. Wer ſich für die Sache 
intereſſirt, wird fih leicht finden und eine Reduction mit ge⸗ 
ringer Mühe ſelbſt machen können. 

Heidelberg, im Januar 1841. 


Der Verfaſſer. 


Erſte Claſſe. 


Einkeimblätterige Pflanzen 
(Monocotyledonen). 


; Pflanzen, deren Keim aus einem Samenlappen beſteht. 


1. Familie. 


\ 


Gräſer und Halmfrüchte. (Gramineae Juss.) 


Blüthe balgartig, zwitterig oder eingeſchlechtig, in 1 — viel 
blüthige Aehrchen geordnet. Der unterſte Balg leer, Aklappig, mit 
Veilig geſtellten Klappen, feltener 1klappig oder fehlend. Die fol 
genden Lklappigen oder eigentlich Zklappigen Bälge, indem von den 
3 Klappen die 2 innern mit ihrem Rande in Einem verwachſen 
ſind, bilden das Bälglein, ſchließen 2 bis 3, mit den 3 Klappen 
des Bälgleins, den Spelzen, abwechſelnde „ ein inneres Porigon 
andeutende, Schüppchen ſo wie die Geſchlechtstheile ein und bilden 
damit die Blüthe. Staubgefäße 3, die Schüppchen wechſelſtändig, 
ſeltener 6 oder durch Fehlſchlagen 2, 1 unterweibig. Die Staub⸗ 
kölbchen an der Baſis und Spitze ausgerandet. Fruchtknoten frei; 
Griffel 2, oder 1 mit 2 Narben. Die Karyopſe einen nackten 
Samen vorſtellend. Eiweiß mehlig, Keim außerhalb des Eiwei⸗ 
bes an deffen Baſis liegend. Der Halm ift mit Knoten, welche 
die Blätter tragen, verſehen. Die Baſis der Blätter (der Blatt⸗ 
| 1 


2 


fiel) in eine vorn geſpaltene Scheide zuſammengerollt, trägt an 
der Spitze, an der Baſis des Blattes, das Blatthäutchen, wel 
ches aus der Spitze der, zwiſchen dem Blattſtiel befindlichen, mit 
der inneren Oberfläche der Scheide verwachſenen Nebenblätter ge⸗ 
bildet iſt. 


1. Gattung. Lolch. (Lolium L.) 
Aehrchen einzeln, auf den Ausſchnitten der Spindel ſitzend, 
mit dem Rücken gegen die Spindel geſtellt. Balg einklappig, 3 
— vielblüthig, oft halb ſo lang, auch ſo lang als das Aehrchen; 
an den endſtändigen Aehrchen Aklappig. Untere Spelzen wehrlos 
oder unter der Spitze begrannt. | 


1) Ausdauernder Lolch (Raygras). (Lolium perenne L.) 
Die allgemeine Benennung Nay- oder engliſches Raygras geht durch ganz 


Deutſchland, und iſt ſowohl in den landwirthſchaftlichen Schriften als auch in den 


Catalogen der Samenhandlungen aufgenommen. 

Ferner finden wir dieſes Gras unter dem Namen Schlapkorn, Lothe, Win⸗ 
tertrespe, Graslauch, Dinkelſpelz, Tauſch, Dort und Mausgerſte in verſchiede⸗ 
nen Gegenden von Deutſchland, unter Perennial-Darnel „ Red-Darnel, Ray- 
grass in England, und unter der Benennung Hvitrot in Schweden. 


Wurzel ausdauernd, einen Raſen von Blätterbüſchelchen und 
ſtarkem kahlem Halm bildend; Aehrchen Länger als die Klappen, 
Blüthe lanzettlig, wehrlos oder kurz ſtachelſpitzig. : 

A Blüthe vom Juni bis Auguſt; Samenreife vom Juli bis 
October. | 

Vorkommen und Verbreitung. Wild: durch ganz 
Deutſchland auf Huth⸗ und Mähwieſen, Weg⸗ und Ackerrändern, 
und überhaupt auf derbem, feſtem, ſo wie auch auf leichtem Bo⸗ 
den, der häufig betreten wird; kultivirt: bisweilen zwiſchen Klee 
auf den Feldern, auf Wieſen, Bleichplätzen und hauptſächlich auf 
Grasplätzen, in Park⸗ und Gartenanlagen. ö 

Cultur und Gebrauch. 
) Wieſengras. 

Das engliſche Raygras verdient wegen ſeiner Tauglichkeit für 
Weiden und Wieſen, wegen ſeiner Gedeihlichkeit für das Vieh, 
ſowohl in grünem als dürrem Zuſtand, und wegen der Mögliche 


keit, es beinahe überall anzubauen, vor allen andern Gräſern ot: 
tivirt zu werden. In England, Deutſchland und Italien erkennt 
man dieſes allgemein an. Es zeichnet ſich aus durch ſeinen dich⸗ 
ten Stand, wodurch es, obgleich ziemlich kurz, doch einen guten 
Ertrag giebt und nicht leicht Unkraut unter fi aufkommen läßt; 
durch feinen frühen Trieb, worin es beinahe alle Gräfer übertrifft 
und daher im Frühjahr oft recht zeitig aus Verlegenheiten hilft; 
durch ſeine große Nahrungsfähigkeit, indem es, auf der Weide 
genoſſen, namentlich auf Fettanſatz wirken ſoll; durch ſeine Süßig⸗ 
keit und Annehmlichkeit im jungen E r und endlich Kaes die 
Leichtigkeit feiner Samengewinnung. 

Schwerz ſagt von dieſer Grasart: 

Dieſes herrliche Gras hat vielleicht eben ſo viele Widerſacher 
als Freunde; allein diejenigen, welche ihm nicht hold ſind, ſind 
die, welche es nicht kennen oder den Zweck bei ſeiner Behandlung 
und Verwendung verfehlen. Wahr iſt es, daß es fich hauptſäch⸗ 
lich vor allen Gräfern zur Weide eignet, allein auch für die Wie⸗ 
ſen iſt es höchſt wichtig, vorausgeſetzt, daß ihm ein ſeinen Wün⸗ 
ſchen entſprechender Standort angewieſen wird. Auf ſchlechtem 
Boden gedeiht es nur ſchlecht, dagegen aber iſt auch der beſte Bo⸗ 
den ſeiner werth, wenngleich nicht nothwendig dafür. Am beſten 
gedeiht es auf mildem, fruchtbarem Lehm⸗ und ſandigem Boden. 

Wir finden es in der Regel längs den Wegen, Heerſtraßen, 
Rainen der Felder, mit einem Worte, da, wo viel gelaufen und 
getrippelt wird. Daher wahrſcheinlich ſeine unübertreffliche Eigen⸗ 
ſchaft fur Weiden, zumal für Schafweiden. Am allermeiſten je⸗ 
doch gefällt ſich dieſes edle Gras auf Wäſſerungswieſen, und er⸗ 
reicht daſelbſt eine anſehnliche Höhe, ſtatt daß es längs den Wes 
gen und auf trocknen Weiden nur niedrig bleibt. Es iſt nichts 
Ungewöhnliches, auf Wieſen, die einen thonigen Boden haben, 
an ſolchen Stellen, die zufällig „ aber oft, von Quellwaſſer benetzt 
werden, nichts als Wieſenlolch zu ſehen. Es wird an derlei Stel⸗ 
len von einer ſolchen Ueppigkeit, daß es über einander lagert und 
man beim Darauftreten glauben ſollte, man habe einen Polſter 
unter den Füßen. 

Ich hatte mehrere Jahre hindurch Gelegenheit, zu bemerken, 
daß auf einer mehrere Hektare großen Wieſe, wovon das Gras 


alljährlich verſteigert wurde, diejenigen Theile immer am höchften 
hinaufgetrieben wurden, die das meiſte Raygras trugen, obgleich 
ſolches den übrigen Gräſern an Höhe des Wuchſes nicht gleich 
kam. Dafür übertraf es ſie aber an dichtem Stande und durch 
die Eigenſchaft, daß es bei dem Heuen weniger an Gewicht ver⸗ 
liert als die andern Gräſer. Die gedachte Wieſe hatte einen tho⸗ ? 
nigen Boden, erhielt aber nie Waſſer, auch keinen andern Dung 
als den des Weidviehes, da kein Grummet darauf gewonnen wurde. 

Indeſſen iſt es nicht zu läugnen, daß das Heu des Wieſen⸗ 
lolchs zwar nicht grob oder rauh, aber doch hart iſt, welches da⸗ 
her rührt, daß es unter die frühen Gräſer gehört, alfo ſchon übers 
reif iſt, wenn die Wieſe fpät gemähet wird. Man ſollte daher 
ſolche Wieſen, die viel Raygras enthalten, früher als ander mä⸗ 
hen, oder, noch viel nützlicher, den erſten Trieb deſſelben im Früh⸗ 
jahre abweiden, wodurch der Heuertrag, es ſey denn in ſehr trods 
nen Vorſommern, nicht geſchmälert werden würde. 

Burger bemerkt Folgendes: 

In der Lombardei iſt es, vorzüglich das engliſche Raygras, 
womit die neu angelegten Wieſen beſäet werden. Viele ſäen es 
ganz rein, Andere mit etwas rothem Klee oder mit dem Abfall 
der Heuböden gemiſcht. In den Winterwieſen fand ich das Ray⸗ 
gras als vorwaltende Pflanze, die oft Ao: des Ganzen betrug. 
Man ſchätzt fie da wegen ihres großen Ertrags, und weil fie in 
grünem Zuſtande von den Kühen gern gerrefjen wird, auch ſtark 
auf die Milch wirkt. 

Weiter ſagt Thaer vom engliſchen Raygras: 

Es kann gemähet werden, giebt aber abgeweidet einen dich⸗ 
ten, ſtark austreibenden Raſen. Es gedeiht auf lehmig⸗ſandigem 
Boden, wenn er nicht gar zu trocken liegt, und auf zähem Thon⸗ 
boden. Es giebt jährlich nur einen Wuchs für die Senſe *) und | 
ein ſehr gutes Fräftiged Heu, wenn man es nur vor aufbrechender 
Bluͤthe mähet; Alter wird es hartſtengelig. Die Engländer Gen ' 
es am häufigſten unter den rothen Klee, und verſäumen dies nie, 
wenn ſie den Klee mehrere Jahre benutzen wollen, weil es um fo | 


+ Diefe Angabe ift nicht gegründet, indem das engliſche gogo, wenn der 
Boden einigermaßen kräftig iſt, zwei Schnitte abwirft. 


| 


5 


ſtärker hervorkommt, je mehr der Klee ſich verliert. Der Haupt⸗ 
vorzug dieſes Graſes iſt die leichte und ſtarke Gewinnung ſeines 
Samens. Man läßt den zu Samen beſtimmten Theil reif wer⸗ 
den, mähet ihn, behandelt das Ganze als Getreide und driſcht es 
ſo ab. Das Abgedroſchene iſt nur als Stroh zu betrachten, aber 
die Pflanze treibt im Herbſte wieder aus, und die Erſchöͤpfung 
durch Samentragen kann durch Dünger erſetzt werden. In Eng⸗ 
land hat man mit unzähligen Gräſern die mannigfaltigſten Ver⸗ 
ſuche gemacht, iſt aber auf dem Ackerlande bei dieſem Graſe ge⸗ 
blieben oder auf ſolches wieder zurückgekommen. ö 

Nach Beobachtungen zu Hohenheim erhält man auf Land mit 
mäßiger Kraft 00% = 11 Sim) Samen vom Morgen, auf 
wohl gedüngtem Boden dagegen das Doppelte. 

Zur reinen Beſamung einer Wieſe mit engliſchem Naygras 
braucht man circa 30 — 36 % Raygras⸗ und ohngefähr 4 — 5 % 
Steinkleeſamen. Man bezieht den Samen bei C. Männing in 


Carlsruhe, W. Wunderlich in Frankfurt a. M., Boot et Comp. 


in Hamburg und andern ſoliden Samenhandlungen zum Preis von 
24 bis 30 fl. den Centner. ) , Ka 


2) Zierraſengras. 


Vermoͤge des ſchönen Dunkelgrüns der Blätter, der niederen 
Beſtockung und der Ausdauer dieſes Graſes, wird daſſelbe beſon⸗ 
ders in England zur Bildung ſchöͤner Raſen in Gartenanlagen vor 
den Landhäuſern benutzt. Keine Grasart erſetzt in dieſer Beziehung 
das engliſche Raygras, indem die davon gebildeten Raſen, wenn 
fie einigermaßen forgfältig behandelt werden, die ſchönſten grünen 
Raſenteppiche bilden. . $ 

Ein folder Raſen aber, wenn er fich immer in ſeiner hohen 
Schönheit zeigen fol, muß, wie dieſes in England geſchieht, alle 
10 — 44 Tage mit ſcharfſchneidenden Senſen und nach verſchiede⸗ 


nen Richtungen, damit man keine Senſenhiebe gewahr wird, ge⸗ 


ſchoren, die abgeſchnittenen Grasſpitzen mit Beſen abgekehrt, mit 
ſchweren eiſernen Walzen überfahren und dann mit Bündeln von 
feinen Aeſtchen, die an einer Art von Schlitten feſtgebunden ſind, 
wieder aufgekratzt und aufgerichtet werden. Dieſes Mähen muß 
bei Tagesanbruch, wo das Gras noch vom Thau benetzt iſt, ge⸗ 


6 | 
Geet: e wenn die Senſe ordentlich angreifen ſoll. Nicht ſelten 
werden um ſolche Raſenplätze künſtliche Waſſerleitungen angelegt, 
um bei trockner Witterung dieſelbe bewäſſern oder beſprützen zu 
konnen. | 
Durch dieſes Verfahren findet man in England Raſenplätze 
von außerordentlicher Schönheit, und der Engländer iſt daran ſo 
gewöhnt, daß er die möglichſten Koſten und Arbeit nicht ſcheut, 
dieſen Raſen aufs Schönſte zu unterhalten. 1 
Zur Ausſaat ſolcher Zierraſen wähle man vorzugsweiſe in 
England erzogenen reinen Samen, der bei Booth in Hamburg und 
W. Wunderlich in Frankfurt a. M. zu circa 36 — 40 fl. pe 
Centner beſonders rein zu hakin iſt. 


2) Italieniſcher Lolch. Gë italicum A. Braun.) 


Lolium multiflorum Lamk. 

L. Boucheanum Kunth. 

Aehrchen länger als die Klappe „Blüthen lanzettlig, die uns 
tern bisweilen wehrlos, die oberen langſtachelſpitzig; Wurzel frucht⸗ 
bare Halme und unfruchtbare Blätterbüſchel treibend. Unterſcheidet 
ſich von Lolium perenne durch hellere Farbe der Blätter, höhere 
Stengel, gegrannte Aehrchen und kürzere Dauer der Pflanze. 

A Blüthe vom Juni bis Auguſt. Ser vom Juli bis 
Herbſt. 


Bertoloni hält dieſes Gras für eine Varietät von Lolium pereune, was 
die Benennung: italieniſches Raygras (Lolium perenne italicum) in Deutſch⸗ 
land allgemein veranlaßt haben mag, unter welchem Namen wir daſſelbe in den 
landwirthſchaftlichen Schriften und in den Samencatalogen der Samenhandlun⸗ 
gen aufgeführt finden, * 7 

Vorkommen und? Verbreitung. Wild: auf Wieſen und 
an graſigen Orten im öſterreichiſchen Littorale, bei Montpellier 
und Paris, in der ſüdlichen Schweiz und nach Opitz auch in 
Böhmen. Cultivirt: bis jetzt meiſt noch verſuchsweiſe in land⸗ 
wirthſchaftlichen Gärten und bei einzelnen Landwirthen auf Wie⸗ 
ſen und Feldern, hauptſächlich aber in Park⸗ und Gar eee 
gemiſcht mit Lolium perenne. ` 

Cultur und Gebrauch. Keine Grasart entwickelt ſich von 
der Beſamung an ſo ſchnell und liefert einen ſchnelleren Ertrag 


als das italieniſche Raygras. Es gedeiht in fruchtbarem, nicht 
ſehr feuchtem, ſo wie auch in minder productivem, trocknem Bo⸗ 
den, und in letzterem weit beffer als das engliſche Naygras. Der 
3—4 Jahre keimfähige Samen kann vom Frühling bis Herbſt 
ausgeſäet werden. 


1) Wieſengras. , 

Das Gras dauert wohl länger als zwei Jahre, allein nach 
dem zweiten läßt die Beſtockung und ſomit auch der höhere Ertrag 
etwas nach; deshalb iſt es als Wieſengras für die Dauer nicht 
empfehlungswerth; allein man ſoll es bei einer Wieſenanlage des⸗ 
wegen den andern Gräſern beimiſchen, weil durch ſeine ſchnelle 
Entwickelung und Beſtockung der Heuertrag im erſten und ſelbſt 
noch im zweiten Jahre bedeutend erhöht wird. Dieſes iſt eine Ei⸗ 
genſchaft, die wir bei keiner andern Grasart finden und was uns 
berechtiget, das italieniſche Raygras unter die vorzüglichen Wie⸗ 
ſengräſer aufzunehmen, das bei jeder Beſamung von Wieſen, ſelbſt 
auf den verſchiedenartigſten Bodenarten, andern Gräſern beige⸗ 
mengt zu werden verdient, indem dadurch, bei früher Ausſaat im 
Frühling, im erſten Jahre zwei Schnitte erlangt werden können. 

Man ſäet unter das italieniſche Raygras Steinklee, um daz 
durch Bodenfutter zu erzielen und um den Futterertrag zu erhöhen. 
Ein ſolcher Raſen von italieniſchem Raygras und Steinklee auf 
geringem, ziemlich trocknem Boden, den wir 1835 im Frühling 
angelegt haben, iſt noch im beſten Stand und liefert jedes Jahr 
vier Schnitte. Oefteres Schneiden iſt eine Hauptbedingung, um 
viel und gutes Futter zu erhalten, weil die Stengel n Sa⸗ 
men anſetzen und hart werden. 


2) Cultur auf dem Felde. 


Das italieniſche Raygras wird gewöhnlich im Frühjahr und 
zwar in mittelmäßigem Boden mit einer Sommerfrucht ausgeſäet; 
die Saat geht übrigens auch im Herbſt und dann ohne Ueberfrucht 
an, wie ſolches Verſuche in Noville zeigten. Dom basle lobt 
feine ſchnelle Entwickelung; wenn er es im September allein fäete, 
konnte er ſchon im nächſten April einen vollen Schnitt nehmen. 
Im Falle daher dieſes Gras auf reichen Boden kommt, iſt es raͤth⸗ 


— p 7 LEE EE 
- —— d 2 5 a nn 


8 


lich daſſelbe allein zu ſaͤen, weil es bei ſeiner raſchen Entwickelung 
die Ueberfrucht leicht überwachſen oder ihr doch ſchaden würde, 
denn es iſt um ein Merkliches früher als das engliſche Raygras. 
Wollte man dennoch unter ſolchen Verhältniſſen diefed Gras mit 
einer andern Frucht in das Land bringen, ſo ſäe man es ſpaͤt, 
wenn die andere Saat ſchon ziemlich hoch iſt und anfängt ihre 
Halme zu entwickeln. | * 
Seinen Ertrag ſchlägt Dom basle gleich dem einer 2 — 8jäh⸗ 
rigen Luzerne an; mehr noch als dieſe hielt es ihm in trockner 
Sommerperiode aus, und ſeine Worte ſind: „Ich kenne kein Ge⸗ 
wächs, von dem fih eine fo reichliche Futterernte, ſelbſt auf mä⸗ 
ßig gutem Boden, erwarten läßt, und ich bin der Ueberzeugung, 
daß man auf einem fruchtbaren und mäßig feuchten Boden immer 
auf vier Schnitte rechnen darf. Im März ausgeſäet wird es noch 
im erſten Jahre zwei bis drei Schnitte, je nach der Fruchtbarkeit 
des Bodens und nach der Jahreswitterung, geben.“ Nach Er⸗ 
fahrungen in Hohenheim iſt ſein Heuertrag unter gleichen Verhält⸗ 
niſſen um ½ größer als der des engliſchen Raygraſes. | 


ER — * s 
——— 4 


. p j 
CUNS "een Wes ` ` ~ 
Matz ER ee N á Die, e 


3) Zierraſengras. 

Wir haben in Gartenanlagen verſucht, das italieniſche Ray⸗ 
gras gemiſcht mit dem engliſchen zur Bildung ſchöner Raſen aus⸗ 
zuſäen, und fanden, daß, zumal in leichterem Erdreiche, die Ra⸗ 
ſendecke nicht nur ſchneller fih entwickelt, ſondern daß auch ein 
geſchloſſenerer Raſen dadurch gebildet wird. Will man die Ränder 
der Wege nicht mit Raſen belegen, ſo macht man längs der Wege 
kleine Furchen und beſaͤet diefe mit italieniſchem Raygrasſamen, 
der ſehr ſchnell keimt, und da dieſes Gras keine Wurzelſproſſen 
hervortreibt, folglich nicht wie viele andere herumwuchert, eine 
niedliche Einfaſſung bildet. 

Der Samen wird wie bei der vorigen Art erzielt, nur iſt zu 
bemerken, daß man denſelben nicht fo reif werden laſſen darf, 
weil er gar leicht ausfällt. Die Entwickelung dieſes Graſes iſt ſo 
ſchnell, daß man von einer frühen Frühlingsſaat, die nicht abge⸗ 
mähet wird, bis zu Ende Juli reifen Samen in Menge erlangen 
kann; ja man iſt ſelbſt vermögend, bei warmem Sommer zwei 
Samenernten in einem Jahre von dieſem Grafe zu erlangen. 


9 


Aechten Samen bezieht man zu 30 bis 36 fl. per Centner von 
Booth & Comp. in Hamburg, bei W. Wunderlich in Frankfurt 
a. M. und andern ſoliden Samenhandlungen. Man braucht auf 
den badiſchen Morgen zu 4000 Schuh 30 — 36 Pfund. 


1 


2. Gattung. Gerſte. Hordeum I.) 

Aehrchen Ablüthig oder 1blüthig mit einem grannenförmigen 
Anſatze zu einer zweiten Blüthe, zu 2, 3, 4 auf den Ausſchnitten 
der Spindel ſitzend. Balg Lklappig, vor die Blüthen geſtellt; die 
Klappen der zu 3 geſtellten Aehrchen eine 6blätterige Hülle vor⸗ 
ſtellend. Die oberſte Blüthe oft verkümmernd. Bälglein 2ſpelzig. 


| £ 1. Abtheilung. age n 
Vielzeilige Gerſten. ` (Hordea polysticha.) J J 


Die Aehren rund, die Aehrchen ſind alle fruchtbar und ſtehen 
in 6, mehr oder minder regelmäßigen Reihen. 


4) Sechszeilige Gerſte. (Bordeum Bexastieign L.) 
Die Aehre aufrecht, die Aehrchen in 6 regelmäßigen Reihen 
von der Spindel abſtehend. Die Grannen breit und abſtehend. 
Die Samen mit den Bälglein verwachſen. ) 
Man zählt hiervon folgende Spielarten: 


a) Lange ſechszeilige Gerſte. (Sommerfrucht.) 
Aehrchen 6zeilig, verlängert. | 
Europäische Cerealien p. 40. A. = 
Der Halm 21% bis 3 Schuh hoch, hohl „rund, gegliedert, 
ſtrohgelb, oben hin und her gebogen. Blätter 34 Zoll breit, 6— 
7 Zoll lang. Aehre aufrecht, 3 — 4 Zoll lang, cylindriſch, oben 
meiſt abgeſtumpft. Spindel gegliedert, zuſammengedrückt ‚ der 
ſcharfe Rand behaart. Aehrchen 12 — 46 in einer Reihe, % Zoll 
lang, Iſamig und Agrannig „Balg pfriemenförmig, weiß und kahl, 
Bälglein mit dem Samen verwachſen, in eine lange breite Granne 
ausgehend. Grannen zweimal ſo lang als die Aehre, breit, ab⸗ 
ſtehend, gelblich weiß, die oberen kürzer als die unteren. Samen 
aufgeblaſen, gefurcht, nach beiden Enden zugeſpitzt. 


pa 


10 


Vorkommen und“ Verbreitung. Dieſe Gerſte iſt wenig 
bekannt und wird bis jetzt meiſt nur in botaniſchen Gärten und 
landwirth ſchaftlichen Muſterfeldern ſo wie auch bisweilen im Klei⸗ 
nen auf den Feldern verſuchsweiſe angebaut, und hat keinen be⸗ 
ſonderen ökonomiſchen Werth. 

Cultur und Gebrauch. Die lange ſechszeilige Got iſt 
eine Sommerfrucht, die häufig mit der gemeinen Gerſte (Hordeum 
vulgare) verwechſelt wird, wie dieſes z. B. bei Thaer der Fall 
iſt, welcher die gemeine Wintergerſte (H. vulgare hybernum) als 
Hordeum hexastichon beſchreibt. 7 | 

Die damit in hieſiger Gegend durch den landwirthſchaftlichen 
Verein veranlaßten Anbauverſuche ergaben folgendes Reſultat: 


Ort des Verſuchs Ne Vorfrucht Düngung Saat Ertrag Ge SR 


Edingen, im fla⸗ 100 Kartoffel 1830 | 18. März 65 155 2 
chen Land. 1833. i - 10. Mßl. 


Walldorf desgl. 125 Hanf und) 1832 Mitte März. 3 160 
! Tabak. 20 Mßl. 


Nußloch desgl. 36 Hirſen 1831 2. April 170 


10 Mil, 


Nußloch. 1834. zf 1834 22. März 170 
mR 20 MGL 


Walldorf desgl. / en 1832 Anf. März 172 
* ? IR 2 Mßl. 


b) Kurze ſechszeilige Gerſte. ene e 


Aehre ſechszeilig, kurz und dicht. 

Europäische Cerealien p. 40 B. 

Sechszeilige Gerſte (allgemeine Benennung), RM, ee, Roth⸗ und 
Kielgerſte in Deutſchland; Escurgon, ‘Orge a six ranges, O. a six cotés, 
O. anguleuse und O0. hexastique in Frankreich; Square barley, Scolch 
barley und Bear barley in England, Käglekorn, Sexradigt Korn und Grof- 
korn in Schweden; Sexkantet Byg und Sexradet Byg in Dänemark; Wal- 
byg in Norwegen. 

Die kurze ſechszeilige Gerſte itepe ſich von vorſtehender 
durch eine kurze, dichte, pyramidenförmig e zg Aehre und ſtark | 
abſtehende Grannen. 


Vorkommen und Verbreitung. Bis jetzt iſt die Ge⸗ 


4 


11 


treideart nur in botaniſchen und landwirthſchaftlichen Anſtalten und 
bisweilen auf Feldern verſuchsweiſe angebaut. 

Cultur und Gebrauch. Nach unſern gemachten Erfahrun⸗ 

gen verlangt dieſe Gerſte einen ſehr kräftigen Boden und ein mil⸗ 
des Klima, wo ſich dieſelbe als Sommergerſte ſtark beſtockt, Ende 
Juni bis Anfang Juli reift und kräftiges weiches Stroh liefert. 
Dagegen iſt die Vegetation im leichten mageren Boden, beſonders 
in Gebirgen, meiſt kümmerlich und lohnt nicht der Mühe, an ſol⸗ 
chen Orten angebaut zu werden. Wenn man die ſchönen Aehren 
und den gleich ſchönen Wuchs der Halme auf den Gartenfeldern 
fieht, ſo hält man dieſe Gerſte für ſehr lohnend, allein beim Dres 
ſchen wird man nur zu bald gewahr, daß die Körner mit den 
dicken Spelzüberzügen ſehr klein ſind und im Ertrag ſo wie in der 
Qualität der zweizeiligen Gerſte bedeutend nachſtehen, Mm wir 
dieſelbe nicht zum Anbau empfehlen können. i 

-Bon vielen Autoren wird dieſe Gerſte als Winterfrucht be⸗ 
zeichnet, die im nördlichen Europa häufig cultivirt werden ſoll; 
allein dieſes iſt unrichtig, indem uns die Winterſaat nur ſelten 
geglückt iſt. Man darf daher mit Sicherheit annehmen, daß die 
Herren, welche diefe Behauptung aufſtellen, die ſechszeilige Gerſte 
mit der gemeinen Gerſte verwechſelt haben, was auch Viborg 
in ſeiner vorzüglichen Abhandlung über die Gerſte S. 27 bereits 
wahrgenommen hat. 

Von Wagini wird eine blaue und ſchwarze ſechszeilige Gerſte 
aufgeführt; allein auch dieſes iſt unrichtig und als eine Verwechſe⸗ 
lung mit der ſchwarzen gemeinen Gerſte anzusehen. 

Wir haben mehrere Verſuche mit dieſer Gerſte veranlaßt, wo⸗ 
von wir die Reſultate nachſtehend 3 


Ruhen - Lë | Gewicht 
Ort des Verſuchs. Vorfrucht | Dün Saat. Er 


von. 
— 100 U gung. trag. 400 MGI 


Walldorf in flachem Land 80 Spelz 1832 Ende März 50 150 S 
1833. Herbſt 10 MEL | 


Roſenhof ebendaſelbſt a Bä desgl. e 1 170 
der 0 2 $ R 


Prag SE 00 ` Lëartofiel 1 18, gui 455 
10 MGL- 


gielt 1834, 80 | Ger pi Ai 9147 


2) Gemeine Gerſte. (Hordeum vulgare L.) 


ber Die Aehre unregelmäßig ſechsreihig, ſchlaff, rund, meift ſtark 
gebogen. Die Aehrchen locker über einander ſtehend. Grannen faſt 
doppelt ſo lang als die Aehre, an dieſelbe anliegend und ziemlich 
parallel aufſteigend. - 

Unterſcheidet fich von der ſechszeiligen Gerſte hauptſächlich durch 
die ſchlaffe Aehre und die etwas unregelmäßige Reihenſtellung der 
Aehrchen. 

Man zählt folgende Formen: 

a) Gemeine Wintergerſte. (Hordeum vulgare hybernum.) 
| (Wintergerſte.) 

Europäische Cerealien p. 41. A. 


yeyr 


Samen bekleidet, Aehre gelblich. 

Kleine und vierzeilige Gerſte in der Oberpfalz und im Erzgebirge; ge⸗ 
meine Gerſte und Gaſten in Mecklenburg; Wintergerſte in der Schweiz und im 
ſüͤdlichen Deutſchland; Rettema *) bei Emmendingen im Breisgau; Bärengerſte 
in einigen Theilen Deutſchlands; Orge commune dhyver und Orge dhyver 
in Frankreich; Common barley und Barley in England; Winterhyg in Dä⸗ 
nemark; 2 ben in Illyrien; Korn in Schweden. i 

Halm 3—3 Fuß hoch, gegliedert, hohl, kahl, gelblich, Blaͤt⸗ 
ter ½ Zoll breit, 5 — 6 Zoll lang. Aehre 3 — 4 Zoll lang, 
rundlich, faſt viereckig, ſchlaff, bisweilen abgeſtumpft. Spindel 
kurzgliederig, zuſammengedrückt, kahl, weiß, an den Knieen fein 
behaart. Aehrchen 12 — 45 in einer Reihe, zu 3 beiſammenſitzend, 
5 Zoll lang, eingrannig, einſamig, weißlich gelb. Balg pfrie⸗ 
menförmig, —1 Zoll lang, an den Samen angedrückt, weiß⸗ 

lich gelb. Bälglein kahl, mit den Samen vern vachſen. Gegen 
länglich, nach beiden Enden zugeſpitzt, kahl und mehlig. 

Vorkommen und Verbreitung. Durch ganz Deutſchland, 
in früheren Zeiten wohl ſehr häufig, jetzt aber, wenigſtens im ſüd⸗ 
lichen Deutſchland, meiſt nur im Kleinen von ärmeren Bauern und 
armen Leuten der früh en 9 Reife wegen, dahingegen in den Nieder⸗ 
landen im Marſchboden ſehr häufig angebaut. SE 


*) von: rette den Mann, aus den früheren Hungerjahren ſo benannt, 
weil dieſe Frucht am iai i reift und folglich zuerſt geerntet werden 
kann. 


\ 


Cultur und Gebrauch. 


7 ? 
1) als Getreide. dë 


Die Angaben erfahrener Landwirthe über den Werth dieſer 
Gerſte ſind ſehr abweichend und bisweilen widerſprechend, was 
wohl daher rühren mag, daß die PS Gë in den verſchie⸗ 
denſten mehr oder minder geeigneten Lagen und Bodenarten ange⸗ 
ſtellt worden ſind; auch haben hier und da Namensverwechſelungen 
ſtattgefunden, wie z. B. Thaer; welcher H. hexastichon mit H. 
vulgare hybernum verwechſelt. d EE 
: Wir glauben daher am zweckmäßigſten zu verfahren, wenn 
wir die Erfahrungen von Schwerz über dieſe Getreideart hier 
wörtlich mittheilen: 5 | 

„ Die Wintergerſte macht auf fettem, auf Polder⸗ oder Marſch⸗ 
boden in ſichern Gegenden, zumal in den Niederlanden, den Haupt⸗ 
gegenſtand der Cultur aus, und man bringt ſie beſonders da an, 
wo man von Weizen nur Lager zu befürchten haben würde. Ein 
holſteiniſcher Landwirth behauptet ſogar in den mecklenburgiſchen 
neuen Annalen, daß ſie um ſo beſſer lohne, je ſtärker ſie ſich la⸗ 
gert. Sie verſchmäht indeß, nach einer paſſenden Vorfrucht, auch 
einen guten, friſchen, d. i. genugſam feuchten, Mitteldoden nicht. 
Nur erheiſcht ſie Kraft, und zwar alte Kraft, ihrer ſtarken Be⸗ 
ſtockung wegen. Ganz beſonders ſoll ſte nach jenes Holſteiners 
Bemerkung, auf vor einiger Zeit gemergeltem Boden einfchlagen, 
jedoch ein ganz friſch gemergeltes Land durchaus nicht vertragen 
können. Ein leichter trockner Boden ſteht ihr nicht an, noch we⸗ 
niger ein magerer. Ein Wirth alſo, dem es an Dung gebricht, 
muß ſich nicht damit befaſſen. Auch das Klima bleibt für die 
Cultur der Wintergerſte zu Rathe zu ziehen. Iſt es der Kälte we⸗ 

gen zu Breng oder zu trocken, ſo iſt der Anbau derſelben ſehr ge⸗ 
, fährdet, daher fo manche mißlungene Verſuche, die man im noͤrd⸗ 
lichen Deutſchland damit gemacht hat. ` ; ; 
Das ſie unter allen Getreidearten zuerſt reift, ſo iſt ſie auch 
dem Vogelfraße am meiſten ausgeſetzt, daher nahe bei den Woh⸗ 
nungen durchaus nicht anzurathen. Die heilloſen Sperlinge fallen 
mit einer ſolchen Wuth auf ſie ein, daß weder Scheuſal, noch 
| ache, noch Schreien, noch Schießen etwas wider fe vermögen. 


14 


Die vorzüglichſten Vorarbeiter zur Wintergerſte ſind Raps, 
Bohnen, Brache, Klee; auch nach Weizen, Hafer und auf fettem 
Boden nach ſich ſelbſt mag ſie folgen. 

Da ſie einige Wochen vor den ubrigen Cerealien eingebracht 
wird und den Boden weniger als die Sommergerſte angreift, ſo 
können Roggen und Möhgkorn Weiz Roggen) nicht allein ohne 
Anſtand auf fie folgen, fondern find auch geſchickter dazu als jede 
andere Frucht; reiner Weizen kann aber nur auf Marſchboden hin⸗ 
ter ihr her geſäet werden. Wenn aber der gedachte holſteiniſche 
Landwirth ſagt, daß Weizen und Roggen gemeiniglich darnach 
mißrathen, ſo liegt in Bezug auf letztere die Schuld nur am Bo⸗ 
den oder an der Behandlung. In den Niederlanden folgt nach 
Wintergerſte nie etwas anderes als Winterroggen. | 

Die Folge: Raps, Wintergerſte, Roggen, if eine der ges 
wöhnlichſten in den Niederlanden und eine der lohnendſten. Nichts 
kömmt dem Raps als Vorgänger zur Wintergerſte gleich. Selbſt 
da, wo man es des Bodens oder der klimatiſchen Verhältniſſe we⸗ 
gen nicht wagen darf ſie anzubauen, darf man es mit ihr nach 
Reps noch wagen. Und wenn es wahr iſt, daß die Sommergerſte 
noch Wintergetreide, das auf Raps folgte, etwas zurückſchlägt (), 
ſo wird man dieſes nicht zu befahren haben, wenn man ſtatt ihrer 
Wintergerſte ſogleich hinter dem Raps her nimmt und darauf an⸗ 
deres Wintergetreide folgen läßt. 

Nach Raps, Bohnen und reiner Brache giebt man der Win⸗ 
tergerſte die nämliche Feldzubereitung, wie zu jedem andern Win⸗ 
tergetreide. Wenn in Brabant auf gutem lehmigem Sand Winter⸗ 
gerſte nach Klee folgen ſoll, ſo wird die Kleeſtoppel einfährig um⸗ 
gebrochen, das Gepflügte mit Miſt beſtreut, der Miſt fortgewalzt, 
dann überbaulet, geeggt, geſäet und eingeeggt. Bedient man ſich 
des Ueberſtoßens Got des Ueberbaulens, ſo ſaͤet man auf den 
Miſt, überſtößt und walzt. Ueberhaupt ſucht man den Samen 
der Gerſte dem Miſt ſo nah als möglich zu bringen. 

Merkwürdig iſt folgende Behandlung, wenn Wintergerſte nach 

Getreide ſtatt haben ſoll, die ich in der Gegend von Dortmund in 

Weſtphalen gefunden habe. Sobald die Weizen⸗ oder Roggengar⸗ 

ben gebunden und reihenweiſe aufgeſtellt ſind, wird das Land ge⸗ 

ſchält, ſogleich vereggt, gewalzt und wieder geeggt. In dieſem 


15 


Zuſtande bleibt der Acker liegen, bis er grün ausgeſchlagen iſt. 
Darauf wird er ſo tief, als geſchehen kann, gepflügt, aber nicht 
geeggt. Nach etwa vier Wochen, nachdem ein günſtiger Regen 
eingetreten, der Boden erweicht und wieder abgetrocknet iſt, wird 
wieder geeggt, gepflügt, und noch einmal geeggt. Sind die ange⸗ 
gebenen Vorrichtungen bei günſtiger Witterung ausgeführt worden 
und iſt nach dem zweiten Pflügen nicht ſogleich ein ſtarker Regen 
gefallen, ſo iſt der Acker für die Gerſte gewonnen. Der Miſt wird 
nun aufgefahren; aber auch bei trocknem Wetter, und bleibt ge⸗ 
breitet auf dem Felde bis zur Saat liegen. In der letzten Hälfte 
des Octobers wird die Gerſte auf den Dünger geſaͤet und mit ſel⸗ 
bem untergepflugt. Geeggt wird nur dann, wenn der Boden rauh 
und ſchollig ſeyn ſollte. Alles Obige muß in einem Zeitraume von 
ſechs, längſtens ſieben Wochen vollendet ſeyn, worauf man zum 
Voraus Rechnung machen muß. Daß hier nur von einem guten 
und wohlcultivirten Boden die Rede iſt, läßt ſich leicht denken. 

Da die Gerſte dem Auswintern unterworfen iſt, ſo wird bei 
dem Säen nicht viel geeggt, damit noch kleinere Klötte zurück⸗ 
bleiben, die der Saat Schutz gewähren und den Boden vor dem 
Zuſchlämmen ſichern. Man ſäet in den Niederlanden etwas über 
zwei Hektoliter auf den Hektar. In Weſtflandern 2,75 Hektoliter. 

Die Wintergerſte will vor allem andern Wintergetreide gefäet 
ſeyn, theils damit ſie durch ein kräftiges Beſtocken dem Winter 
leichter widerſtehen könne, theils weil ihr im Frühjahre des ſchnel⸗ 
len Aufkeimens wegen nicht viele Zeit zu ſolchem Beſtocken übrig 
bleibt. Indeß iſt mir ein Beiſpiel bekannt, wo man welche in ein 
wohlzubereitetes Land in der Mitte Februars faete. Sie hatte im 
Anfang ein ſchlechtes Anſehen, wurde darauf gepfuhlt, wo ſich 
Farbe und Geſtalt ſogleich bei ihr änderten. Sie beſtaudete ſich 
nachher ſehr ſtark, wurde wenige Tage nach der zu Anfang Octo⸗ 
bers geſäeten reif und übertraf ſie im Ertrage. ö 

Der richtige Zeitpunkt iſt bei der Gerſtenernte ſehr wohl zu 
beachten. Man driſcht ſie ſogleich ab, und ſo bringt ſie dem Land⸗ 
mann das erſte und meiſte Geld ein. Später fällt fie, der Som⸗ 
mergerſte wegen, die um Wo ſchwerer ift, im Preiſe; auch wird 
e. von den Müllern zu Grütze und Mehl nicht geſucht. Dagegen 
dient ſie ihrer kleinereren Körner wegen, die nicht ſo ſtark geſchält 


— 


werden dürfen, daher auch keinen ſo ſtarken Abgang dabei leiden, 


wie die Sommergerſte, vorzüglich zu Perlgraupen (Forlgerſte). 


Zur eigenen Benutzung hat die Wintergrütze den Vortheil, daß es 
derſelben weniger dem Maße nach bedarf, indem fie im Waſſer 
farter aufquillt, und beim Kochen viel ſchneller mürbe wird als 
die Grütze der Sommergeeſte. Daſſelbe gilt auch von dem beider⸗ 
ſeitigen Mehle. , 

Daß die Wintergerſte nicht zum Bier taugen ſoll, iſt wohl 
ein Traum. In dem Falle möchte ich wiſſen, was die Nordlän⸗ 


der, die keine Gerſte im Brod dulden, mit all ihrer Wintergerſte 


anfangen, noch weniger, wo ſie die Gerſte zu all ihrem Bier her⸗ 
holen ſollten? Ich glaube, daß man bei ihnen zehnmal ſo viel 
Winter⸗ als Sommergerſte baut. 

Der Ertrag der Wintergerſte iſt in den Ni ederlanden ſehr groß. 
In den Poldern wird ſte oft auf dem Halme ſtehend zu 180 bis 

260 fl. per Hectar verkauft. 

s Der holſteiniſche Landwirth ſagt, daß man bei ihm auf fettem 
Boden mit ziemlicher Sicherheit auf das zwanzigſte Korn rechnen 
könne, daß er ſelbſt bei beſonders günſtiger Witterung ſchon das 


26ſte Korn erhalten habe, und daß in den Lage das 30ſte | 
| 


Korn der gewöhnliche Ertrag fey. 


In den Niederlanden ſchlͤgt man ihren Er vom Hektar 


nach den Orten folgendermaßen an: 
, zu Edeghem + 35 Heftol. 
„ Eckoren 86 P 
„ Stanbroek J 
„ Oordamm 
in Weſtflandern 
Mellsaa ST 
Hr. Dierkſen 1789 
Durchſchnitt obiger Angaben 
In der Zeitſchrift für den landwirthſck chaftlichen Verein des 


Großherzogthums . iſt über die Wintergerſte Folgendes an⸗ 


geführt: 

Sie hat, obgleich ein ſchon feit Jahrhunderten gekanntes Gez 
treide, noch nicht die allgemeine Aufnahme gefunden, welche ſie 
bei ihren mannigfaltigen Vorzügen verdient. In der hieſigen nahen 


d 


rr 


2 


n 


f 
| Gë 
BH | 2 17 
| z 
Umgegend, we untern Mälingthale, wird die Wintergerſte be⸗ 
onders ſeit 4817 ſtark gebaut, ſo daß der Ertrag in mehreren 
Gemarkungen um das Doppelte und Dreifache geſtiegen iſt, und 
in andern Gemarkungen, wo ſie früher nicht gebaut wurde, von 
Jahr zu Jahr ſich mehr verbreitet. Ihre Vorzüge vor anderem 
Jetreide beſtehen hauptſächlich darin, daß fie der Regel nach drei 
ochen früher zeitiget als der Roggen, und daß ſie einen höheren 
rtrag an Körnern abwirft als die Sommergerſte. Dabei iſt die 
intergerſte beim Hausgebrauch zu Brod, Kochmehl ꝛc. ſehr gut, 
nd iſt beſonders für ſolche Gegenden zu empfehlen, welchen im 
Frühjahr die Brodfrucht zu mangeln pflegt, und in welchen des⸗ 
zë beſonders darauf gefehen werden muß, frühzeitig zu neuer 
rucht zu gelangen. Für ſolche Gegenden iſt ſie unſchätzbar, und 
iſt es beſonders in dieſem Jahre (1837), wo Mangel und Theu⸗ 
rung herrſchen. Es wird z. B. in drei bis vier Tagen des Moz 
ates Juni in der nahen Umgegend hie und da ſchon Wintergerſte 
eſchnitten, während kaum das Korn verblüht hat und höchſtens 
in drei Wochen das erſte reife eingethan werden kann. Mit dem 
Eintritt der Wintergerſte⸗Ernte iſt allem Mangel abgeholfen, wäh⸗ 
rend er in andern Gegenden um fo höher ſteigt, je näher die Korn⸗ 
Ernte heranrückt. Dabei iſt nicht zu überſehen, daß die mit Win⸗ 
tergerſte beſtellten Aecker ſogleich nach eingethaner Ernte nochmals 
benutzt, namentlich mit Dierüben und ſonſtigem 8 be⸗ 
ſtellt werden können. ) 
| Die Wintergerfte gedeiht auf jedem Fräftigen trockenen Boden 
| ud wird ſelbſt im (guten) Sand vorzüglich. 

Einſender glaubt mit Sicherheit annehmen zu können, daß f fie 
in den übrigen Gebirgsgegenden unferes Landes, z. B. im Vogels⸗ 
berg, dem Hinterland ꝛc, wo ſie — ſeines Wiſſens — noch nicht 
einheimiſch ift, gedeihen und eben fo wie hier als vorzüglich nug- 


ar ſich erproben wird. Dabei verſteht ſich wohl von ſelbſt, daß = 


fi ie in den Thälern vorzüglicher als auf den rauhen Höhen werden 
ird. 
Einſender erlaubt ſich, für diejenigen, welche damit noch nicht 
bekannt ſeyn ſollten, die hier gebräuchliche Bauart der Wintergerſte 
mitzutheilen. 10 Sie wird in der Regel auf Meder geſäet, auf 
welchen Spelz geerntet wurde. Vorzüglich gerathen wird ſie auf 
| 2 


re EE ` 
. ͤ 


18 


Aeckern, worauf ſich Kartoffeln oder Klee befanden. Die Stop⸗ 
peläcker werden zweimal, Kartoffel⸗ und Kleeäcker nur einmal ge⸗ 
pflügt; die Gerſte wird auf die rauhe Furche geſäet und ſofort 
untergeeggt. 2) Die Ausſaat erfolgt in der Regel um Michaelis, 
am beſten 8 — 44 Tage vor und nach der Saat des Roggens. 
3) Eine Düngung der Wintergerſte mit Jauche oder Pfuhl wäh⸗ 
rend des Winters iſt von dem beſten, ſichtbarſten Nutzen. 
Diejenigen Gutsbeſitzer, welche ſich veranlaßt finden ſollten, 
einen Verſuch mit dem Anbau der Wintergerſte anzuſtellen, muß 
Einſender dieſes noch darauf aufmerkſam machen, daß es räthlich 
iſt, ſolche Verſuche gleichzeitig mit mehreren Güterbeſitzern vorzu⸗ 
nehmen, weil einzelne Stucke Wintergerſte der Beſchädigung durch 
Sperlinge außerordentlich ausgeſetzt ſind. Sollte der eine oder der 
andere Landwirth Säeſamen von hier zu beziehen wünſchen, ſo iſt 
Unterzeichneter mit Vergnügen bereit, Auskunft zu geben oder klei⸗ 
nere Sendungen zu beforgen. Bergſträßer in Breuberg. 


2) Futterpflanze. 


Um im Frühling frühzeitig grünes Futter zu gewinnen, faet 
man die Wintergerſte 44 Tage früher als gewöhnlich. Manche 
ziehen hierzu die Wintergerſte dem Roggen vor, weil das Futter 
ſüßer, markiger und nährender ſeyn ſoll. Dieſes kann jedoch nur 
da geſchehen, wo keine Auswinterung zu ke iſt. 


b) Gemeine Sommerg erſte. (Hordeum. vulgare aestivum.) 
(Sommergerſte.) 
Europäische Cerealien p. 42. B. 
Gemeine Gerſte und Gaſten in Mecklenburg; kleine oder vierzeilige Gerſte 
in Sachſen, im Erzgebirge und in der Oberpfalz; Bärengerſte bei Weimar; 
` Kolbengerſte bei Karlsruhe; vierzeilige Gerſte, Sandgerſte, Zeilengerſte und 
Spatgerſte in verſchiedenen Gegenden von Deutſchland; Zezhmen in Illyrien; 
Byg almindeligt, Korn, Baarbyg, Sommerbyg in Dänemark; Korn Bjugg 
in Schweden; Bärley, Springharley, Common Barley, Roth-ripe -barley 
in England; Orge, O. de Norvège à six ranges, H. norvegicum im Jar- 
din des o zu Paris; Orge ge O. d’ete in Frankreich; Orzo in 


Italien. 

Botaniſch darf dieſe Gerſte nicht von der gemeinen Winter⸗ 
gerſte unterſchieden werden, indem es ein und dieſelbe Pflanze ift, 
die keine beſondere Unterſcheidungsmerkmale darbietet, bet 


durch die längere Cultur zur Sommerfrucht geworben iſt, welche 
ſich durch mehrjährigen Anbau über Winter ebenfalls wieder als 
„Winterfrucht zurückführen läßt. d E 

Vorkommen und Verbreitung. Ehemals durch ganz 
Deutſchland allgemein cultivirt, gegenwärtig aber, wenigſtens im 
ſüdlichen Deutſchland mit Ausnahme einiger Thäler im Schwarz 
walde und an einigen Orten im Bruhrhein, durch verbeſſerte Feld⸗ 
wirthſchaft und Einführung der zweizeiligen Gerſte, der ſie in vie⸗ 
ler Beziehung nachſteht, größtentheils verdrängt, dagegen aber in 
den nördlichen Ländern Eur opa's, wohl der kuͤrzeren Vegetations⸗ 
zeit und des Gedeihens auf leichtem Boden wegen noch allgemein 
eingeführt. 

Cultur und Gebrauch. Den Werth einer Getreideart im 
Algemeinen zu beſtimmen, iſt und bleibt eine ſchwierige Aufgabe, 
die nur bei gleichmäßigen Localverhältniſſen gelöſet werden kann. 
Dieſes iſt nun auch hauptſächlich bei der gemeinen Sommergerſte 
der Fall, die unter gewiſſen klimatiſchen Culturverhältniſſen beſon⸗ 
dere Vorzüge vor andern Gerſtenarten hat, und unter andern Um⸗ 
ſtänden aber auch denſelben wieder nachſteht. Dieſen verſchiedenen 
Localverhältniſſen haben wir es zuzuſchreiben, daß manche Land⸗ 
wirthe den Werth dieſer Gerſte herausheben, während andere wie⸗ 
der der zweizeiligen den Vorzug einräumen wollen. a ; 

Nach unfern Beobachtungen haben wir bemerkt, daß in gutem 
und vorzüglich bearbeitetem Boden die gemeine Gerſte der zwei⸗ 
zeiligen, dagegen aber bei ſchlechter Cultur und ungeeignetem Frucht⸗ 
wechſel, zumal in rauhen Klimaten, die zweizeilige Gerſte der ge⸗ 
meinen nachſteht, wodurch fih die häufig ſtattfindenden und wider⸗ 
ſprechenden Anſichten erklären laſſen. 

Der gemeinen Gerſte muß daher in rauhen, minder cultivir⸗ A 
ten Gegenden der Vorzug vor der Sommergerſte eingeräumt wer⸗ 
den, und zwar deswegen, weil ſie 4) nur eine Vegetationsperiode 
von 9 — 10 Wochen hat, folglich noch bis Juni ausgeſäet werden 
kann, was beſonders da wichtig iſt, wo die Aecker viel Unkraut 
haben, das erſt im Frühling durch mehrfaches Pflügen zerſtört 
werden muß, wodurch die Ausſaat verſpätet wird; 2) bei minder 
ſorgfältiger Cultur und geringerer Düngung noch ott, | 

aer ſagt von dieſer Gerſte: 


20 D 


Die kleine vierzeilige Gerſte hält man dem ſchwächeren Boden 
angemeſſener und nennt fie deshalb auch zuweilen Sand gerſte. 
Sie kann auf lehmigem Boden, der reich genug iſt, gut gerathen, 
wenn ihr die Witterung günſtig iſt, in welchem Falle aber auch 
die große Gerſte darauf gedeiht. | 55 | 


Der Name vierzeilig ift eigentlich unrichtig, denn ſie hat, 
wenn ſie voll gewachſen iſt, ſechs Zeilen. Richtiger würde man 
ſie vierfeitige oder eckige Gerſte nennen, denn ihre Nehre bildet 
ein Viereck mit zwei breiten und zwei ſchmäleren Seiten. 


Sie iſt, wenn ſie nicht allmählig in ihrer Reproduction ab⸗ 

gehärtet wird (was möglich zu fon ſcheint und wodurch eine Va⸗ 
rietät, die zwiſchen dieſer und der ſechszeiligen Gerſte in der Mitte 
ſteht, gebildet wird), ein ſehr zartes Gewächs, was von einem 
Nachtfroſte faſt zerftört wird, und die von jeder ungünſtigen Wit⸗ 
terung fehr leidet. Sie erfordert aber nur eine kurze Zeit zu ihrer 
Vegetation, und kann, wie man ſagt, in 9 bis 40 Wochen aus 
dem Sacke und in den Sack kommen, weswegen man ſie oft erſt 
gegen die Mitte des Junius fået; trifft fie dann eine warme und 
gehörig feuchte Witterung, ſo kann ſie beſſer werden wie die große 
Gerſte, die in ihrer längeren Vegetationsperiode ſeltener einer ſo 
durchaus günſtigen Witterung genießt. Bei dem beſten Anſchein 
aber ſchlägt fie oft unerwartet zurück, wenn es ihr beim Aus⸗ 
treiben der Aehren an Feuchtigkeit mangelt, und im Durchſchnitt 
kommt ſie der großen Gerſte im Ertrage nicht gleich. , 


Ferner bemerkt Wagini: Dieſe bei weitem am häuſigſten 


gebaute Gerſtenart nimmt unter allen übrigen Arten ihres Ge | 9 


ſchlechtes mit einem Boden vorlieb, der das Minimum von näh⸗ 
renden Stoffen enthält; ſie iſt dafür aber auch ſowohl in Auſehung 
ihres Ertrags als auch in Hinſicht der Güte ihres Kornes die un⸗ 
ergiebigſte; demungeachtet wird ſie jeder Landmann bauen müſſen, 
der keinen, für eine einträglichere Gerſtenart ſich qualiſtzirenden, 
beſſeren Boden hat. Nichtsdeſtoweniger iſt fie für Außere nach⸗ 
theilige Einfluſſe unempfindlicher wie andere Gerſtenarten, ja ifie l 
macht ihren Conſorten ſo wie allen andern Getreidegattungen in 

Rückſicht ihrer Zärtlichkeit, beſonders in der erſten Vegetations⸗ 
periode, den Rang ſtreitig; es iſt daher ſehr wichtig, den rechten 


21 


Zeitpunkt für ihre Ausſaat zu treffen. Nicht ohne Grund pflegten 
fie unſere Väter immer zur Zeit der Blüthe des Schwarzdorns 
(Prunus spinosa) zu beſtellen, weil dann doch keine heftigen Fröſte 
mehr zu beſorgen find, Früher gefáct, erhaſcht fe oft der Froſt, 
der ſie tödtet; ſpäter beſtellt iſt ihr eintretende Dürre eben ſo nach⸗ 
theilig; tritt bald nach der Saat ein Regen ein und der Acker be⸗ 
kömmt eine Borke, ſo können ihre zarten Blättchen nur ſehr ſchwer 
durchbrechen, eine Aufſchließung der Erde iſt alsdann ſehr bedenk⸗ 
lich, wenigſtens darf fie nur mit einer ſehr leichten hölzernen Egge 
und mit der größten Vorſicht geſchehen. Gleiche Behutſamkeit for⸗ 
dert die Ernte dieſer Gerſte, die man oft ohne großen Verluſt nicht 
zur Ueberreife kommen laſſen darf. De een 

Weiter fpricht Burger: Man fået fie im nördlichen Deutſch⸗ 
land erſt nach der Mitte des Mai, oft bis in die Mitte des fol⸗ 
genden Monats. Bei dem Grafen Podewils fällt die Saatzeit der 
kleinen Gerſte im Durchſchnitt auf den 30ſten Mai, die Ernte auß 


I à 


den 2aſten Auguft 3 
| In vielen großen mit Frohndarbeiten betriebenen Wirthſchaf⸗ 

ten des nördlichen Deutſchlauds ſind die Felder ſo ſehr mit Unkraut 
erfüllt, daß man es gar nicht wagen darf, im März oder Anfang 
April Gerſte zu ſäen, weil ſie ſicher von dem mitaufkeimenden 
wilden Senf, Flughafer und anderem Unkraute überwachſen und 
zu Grunde gerichtet werden würde, Hier muß man erſt das im 
Boden liegende Unkrautgeſäme aufkeimen laſſen, um es zu Ende 
Mai, wo es allenthalben zum Vorſchein gekommen und erwachſen 

iſt, durch das Unterpflügen zu zerſtören, oder wenigſtens zum 
größern Theile auf fo lange zu unterdrücken, als die Gerſtenpflan⸗ 
zen den Boden einnehmen. 

Schwerz ſagt unter anderem: Die zwei Sommergerſten⸗ 

arten, die man durchgängig in Deutſchland kennt, find: : 

a) die große zweizeilige Gerſte (zweizeilige Sommergerſte), 

b) die kleine vierzeilige Gerſte (gemeine Sommergerſte). 
Welche von beiden vorzuziehen ſey, davon möchte die Entſcheidung 
nur von den Umſtänden abhängen. Hat die große ſchönere, mehl⸗ 
reichere Körner für fih, fo begnügt fih die kleine mit einem ger 
ringen Boden, verträgt das ſpätere Säen, widerſteht der trockenen 
Witterung beffer, geräth ſicherer und ſcheffelt unter gleich guͤnſti⸗ 


ä SE 


gen Umftänden eben fo gut, manchmal beffer, als die große. Auf 
geringem Boden übertrifft ſie die große Gerſte weit an Ertrag. 
In dem nordweſtlichen Deutſchland kömmt ſie häufiger vor als die 
große. Oft findet man beide Arten auf einem Felde untereinander. 

Ausführlichere Beſchreibung über die Cultur und den Ertrag 
dieſer Gerſte giebt Schwerz in ſeiner Anleitung zum praktiſchen 
Ackerbau, Bd. 2. S. 171. + 


c) Gro f e gemeine Gerſte. (Hordeum vulgare coerulescente.) 
(Wintergerſte.) 
Samen bekleidet, Aehre großkörnig, dick, aufrecht und bläulich. 
Europäische Cerealien p. 43. C. 
Unterſcheidet fi ch von der Spielart a durch kräftige Beſtockung, 
kurze, dicke, mehr aufrecht ſtehende Aehren, und durch größere , 


etwas bläuliche Samen. 


Vorkommen und Verbreitung. Kommt bis jet, ſoviel 
uns bekannt, nur in botaniſchen und landwirthſchaftlichen Gärten 
vor. Möglich ift es, daß Viborg 's Büſchelgerſte, die in Hol 
ſtein angebaut wird, hierher gehört. 

Cultur und Gebrauch. Die große gemeine Gerſte erfor⸗ 
dert zur kräftigen Beſtockung einen milden, nahrhaften Boden, be⸗ 
ſonders aber ein ſehr mildes Klima. Es iſt eine Winterfrucht, 
die aber leider bei geringer Kälte, wenn der Boden ohne Schnee⸗ 
decke iſt, auswintert. Sie taugt daher nicht in die nördlichen Ge⸗ 
genden von Deutſchland, wohl aber in die ſüdlichern Länder, wo 
fie vermöge ihrer kruͤftigen Beſtockung und der ſchönen großen Kör 
ner, die der Reisgerſte gleich ſind, von bedeutendem Nutzen ſeyn 
könnte und vielleicht alle übrigen Gerſtenarten übertreffen dürfte. 
Wir haben uns ſeit Jahren bemüht, mit der Cultur dieſer ſchönen 
Getreideart vertraut zu werden, allein ſie winterte beinahe jährlich 
bis auf einige Pflanzen aus, und bei der Frühl ingsſaat blieb ſie 
klein, reifte ſpät und beſtockte ſich überhaupt ſchlecht. Am beſten 
gelang uns die Ausſaat im Februar, wo wir einigemal eine ſchöne E 
Ernte bekamen; allein dieſes Verfahren ift, wie bekannt, bei und 
mißlich und kann vermöge der Witterung nur zeitweiſe geſchehen. 

So wenig wir dieſe fchöne Gerſte für unſere und die noͤrd⸗ 
licher gelegenen Gegenden empfehlen können, fo wünſchen wir aber 
doch, daß fie in wärmeren Ländern nicht unbekannt bleiben möge 


23. 
d Schwarze gemeine Gerſte. (Hordeum vulgare nigrum: a 
(Winterfrucht.) 


Saamen bekleidet, Aehre ſchwarz. 


Europäische Cerealien p. 43. D. 

Schwarze ruſſiſche Gerſte, ruſſtſche Wintergerſte, blaue Gei, blane ſechs⸗ 
zeilige Gerſte in verſchiedenen deutſchen Gärten; Orge commune A épi noire, 
0. noire , O. de Russie in Frankreich; Sortaxetbyg in Dinemak, jedoch 
wohl nur in Gärten und in Catalogen ſo benannt. 


Unterſcheidet ſich von der Spielart a und b durch ſchwarze 
Aehren und Grannen. 
ü Vorkommen und Verbreitung. Wird a Wiſ⸗ 
ſens nirgends als in Gärten und auf Verſuchsfeldern cultivirt und 
iſt auch in den beſten landwirthſchaftlichen Werken nicht angeführt. 
Cultur und Gebrauch. Eine Wintergerſte, die ebenfalls, 
wie vorſtehende Art, gerne auswintert und deshalb ein warmes 
Klima erfordert. Sie reift früher als die gemeine Wintergerſte und 
wird deshalb von den Sperlingen, gewöhnlich ehe die Körner hart 
werden, meiſt aufgefreſſen, wenn man nicht Mittel zum Verſcheu⸗ 
chen derſelben anwendet. Die Frühlingsſaat gedeiht felten, weil 
die Vegetationszeit zu kurz iſt. Dieſe Gerſte hat keinen ökonomi⸗ 
ſchen Werth und imponirt nur ihrer beſondern Färbung wegen in 
den Getreideſammlungen. 


e) Gemeine nackte Gerſte. (Hördeum vulgare nudum.) 
\ (Sommergerſte.) 
Samen nackt, Aehre gelblich. 


Europäische Cerealien p. 44. E. 

Hordeum vulgare coeleste L. 

Ruſſengerſt auf dem Hundsrücken; vielzeilige nackte Gerſte, "Simmelsgerfie 
Weizenſpelz, Heine nackte Gerſte, Griesgerſte, Himmelskorn, ägyptiſches Korn 
oder Roggen, Gerſtenweizen, Kernſamen, Sibiriſches und Jeruſalemskorn, Da⸗ 
vidskorn oder Roggen, Kern, Weizengerſte, Jeruſalemsgerſte, vierzeilige nackte 
Gerſte, kleine nackte ſechszeilige Gerſte, Thorgerſte, wallachiſches Korn, Reis⸗ 
gerſte, Himalayagerſte in landwirthſchaftlichen Schriften und Gärten, in Samen⸗ 
verzeichniſſen und bei den Landwirthen in He utſchland; Orge nue, O. commune 
à graines nues, O. de Jerusalem, O. de Sibirie, O. coeleste in Frank⸗ 
reich; Orzo nudo, O. monstarolo in Italien; Nakedbarley, Wheat bar- 
ley, French barley in England; Himmelbyg , Himmelkorn, Hevedebyg, 
Egyptik Rug eller Korn in Dänemark; Bi; > ‚ Himmelkorn, Davids- 
byg, ER in Norwegen. e 


Unterſcheidet fich von der gemeinen Gerſte a durch nackte Sa⸗ 
men ), etwas breitere lange Grannen und durch eine kräftigere 
Beſtockung in fruchtbarem Boden. Auch fallen die Grannen biswei⸗ 
len ab und die Aehrchen erſcheinen wehrlos. Wir haben bemerkt, 
daß beim mehrjährigen Anbau dieſe Gerſte ausartete und in die 
gemeine Gerſte überging, welches dadurch geſchah, daß die Blu⸗ 


menſpelzen mehr oder minder mit dem Korne zuſammenwuchſen 


und wie bei der gemeinen Gerſte nicht mehr abgelöfet erſchienen, 
was zur Genüge beweiſet, daß man mit vollem Recht dieſe Gerſte 
nicht als eigene Art, ſondern als Spielart von H. vulgare ange⸗ 
nommen hat. | GE i 
Vorkommen und Verbreitung. Nach v. Flammen⸗ 
ſtern ſoll diefe Gerſte auf dem Himalayagebirge, 14000 Fuß 
über der Meeresflaͤche, mit gutem Erfolg gebaut werden. Nach 
Viborg wurde dieſelbe ſchon öfter durch Schiffe aus der Levante, 
Egypten und der Türkei nach Dänemark gebracht, wornach nicht 
zu zweifeln ift, daß dieſelbe in jenen Ländern cultivirt wird. Schon 
vor dreihundert Jahren kannte man dieſe Gerſte in Deutſchland; 
allein dennoch wird ſie nirgends allgemein, ſondern meiſt nur ver⸗ 
ſuchsweiſe cultivirt. | 
Wir ließen felbft in verfchiedenen Gegenden Verſuche auf dem 


Felde damit anſtellen, allein der Anbau geſchah meit nur 2— 3 


Jahre und nach dieſer Zeit ließ man ſie wieder eingehen. 
Cultur und Gebrauch. Dieſe Gerſte verlangt nach unſe⸗ 
rer Erfahrung einen nahrhaften, trockenen, gut zubereiteten ‚ reinen 
Boden, geſchützte Lage, und eine frühe Ausſaat, wo fie fidh foz 
dann ſehr kräftig beſtockt, viel und gutes Stroh und reichen Erz 


trag an Körnern abwirft; auf geringen Feldern dagegen beſtockt | 


fie fih gering und Geht den andern Gerften nach. 


Unſere gemachten Anbauverſuche in der Umgegend von Hei⸗ 


delberg lieferten folgendes Reſultat: 


*) Bei den Gerſten⸗ und Haferarten find in der Regel die Blumenſpelzen mit 
dem Samenkorn verwachſen und bilden die Schale der Körner; hier löſen 
ſich aber die Blumenſpelzen vom Samen ab, wodurch das Korn nackt und 


kleiner erſcheint. Aus dieſem Grunde wiegt dieſe Gerſte auch mehr als 
die andern Arten. 


E 


gung, trag. 


88 


Ort des Verſuchs. Vorfrucht Dünz | Saat. Er⸗ 
£ ! 


Stein, hügeliges Kalkgel 23 Dinkel 22. Märg 25 
i 1833. | ? 3 MEL 
| Zu Kohlhof auf dem Gand- 


eingebirg, 1400 F. üb. (Kartoffel 19. April 80 
dem e esc gedüngt 15 Mßl. 
1834 i 


Ochſenbach auf flachhüge⸗ Spelz 1. April 
ligem Land im Kalkgeb. gedüngt 20 MgL ; 
Kirchheim in flachem Land 56 Spelz 15. März 55 

Ze : 5 8 gedüngt 8 ar 


Ebendaſelbſt 160 | Krapp Ge Ml 170 


Im Kocherthal auf flach⸗ 200 Weizen 4. April 210 
hügeligem Kalkgebirg. gedüngt 20 EL ` 


Einſtimmig wurde bei dieſen Verſuchen bemerkt, daß die Frucht 
ſich nicht lagerte, keinen Brand hatte und ſchwer zu dreſchen war. 
Ferner wurde das Stroh zur Fütterung ſehr gut gefunden. An 
einigen Orten artete die Frucht aus, die Körner erſchienen weniger 
nackt, und zeigten Annäherung zur gemeinen Gerſte b. Im Allge⸗ 
meinen waren die Bauern mit dieſer Gerſte nicht ſonderlich zufrie⸗ 
den, ſie ließen dieſelbe wieder abgehen und gaben der allgemein 
eingeführten zweizeiligen Gerſte den Vorzug. | 

Thaer ſagt Folgendes: Da man dieſe Gerſte längſt gekannt 
hat, ſo ſcheint es auffallend, daß ihr Bau ſich nicht früher auf 
fruchtbarem Boden allgemein verbreitete. Jedoch läßt es ſich aus 
den Bedingungen ihres Gerathens wohl erklären, daß ihr Bau 
nicht Jedermanns Sache ſey. Sie vereinigt ſonſt Alles, was ſie als 
Sommergetreide empfehlungswerth machen kann. Härte, Sicher⸗ 
heit, ſtarke Beſtaudung, Steifheit des Halms, ſtarken Ertrag an 
mehlreichen, nahrhaften Körnern, und vortreffliches, dem Weizen 
nahekommendes Stroh, welches ſelbſt gegen das Gewicht des Korns 
in viel größerem Verhältniſſe wie bei der großen Gerſte ſteht. Des 
letzteren wegen haben ſie Kurzſichtige getadelt, daß fie aus einer 
Maſſe Stroh weniger Korn gebe, ohne zu bedenken, daß man von 
einer gleichen Fläche um ein Drittheil mehr Stroh als von ande⸗ 
rer Gerſte gewinne, ein Stroh, was zur Fütterung vorzüglich 
ſcheint und deſſen Spreu frei von den beſchwerlichen Grannen ift, 


Sie will aber einen guten, kraftvollen und wohlbereiteten Boden 
haben, und ob ſie in der Stoppel eines anderen Getreides geſäet | 
in eben dem Verhältniſſe beſſer als andere Gerſte gerathe, wie fol- 
ches nach Hackfrüchten der Fall iſt, kann ich nicht beſtimmen, da 
ich und meine Freunde ſie nach dieſen Vorfrüchten gebaut haben. 
Aber auch möglichſt früh will fie geſäet ſeyn, damit ſte Zeit habe, 
ſich ſtark zu beſtauden, bevor die Wärme ſt e in die Höhe treibt. 
Spätere Saat iſt verſchieden fehlgeſchlagen. Ein Froſt ſchadet ihr, 
wenn ſie jung iſt, nicht merklich. Te 

Wir haben mit Zuſatz von etwas e e ober Roggen eiu 
gar kräftiges Brod daraus gebacken. 

Einige Verſuche, daraus Bier zu ee mißglückten den 
Brauern, das Bier ward kräftig, aber nicht klar. Nunmehr ſollen 
aber andere ein vorzügliches Bier daraus brauen. 

Von den Branntweinbrennern wird dieſe Gerſte ſehr geſucht; 
ihr Werth iſt dem des Roggens meiſtens gleich. | 

Weiter bemerkt Burger: Ich habe ſie in den hohen Bergen, 
welche Kärnthen von Steiermark trennen, zu Breitenegg und in 
der Pack angetroffen. - 

Sie iſt früh reif. Ich habe am 8. April 1807 in ein und 
denſelben Acker gefäet: ra 

Hordeum distichon nudum Gwetzelige nackte Gerſte), | 

— coeleste (gemeine nackte Gerſte), 

— distichon (große zweizeilige Gerſte). 

Am 13. Juli war die erſte Gerſtenart reif, am 18. die zweite 
und am 23, die dritte. In den Bergen verſicherte man mich all⸗ 
gemein, daß die gemeine nackte Gerſte um 10 Tage früher reife 
wie die große zweizeilige. Die Körner dieſer Frucht fallen leicht 
aus und die Vögel ſtellen derſelben ſehr nach, ſo lange ſie nicht 
vollkommen reif iſt. Ihr Ertrag an Körnern ift dem der zweizei⸗ 
ligen nackten Gerſte ganz gleich, an Stroh aber geringer. Ich 
habe im Jahr 4807 einen Acker zur Hälfte mit der zweizeiligen, 
den andern mit der einzeiligen nackten Gerſte an gleichem Tage 
befäet. Das Joch der erſteren gab 18,81, der anderen 17,40 

Metzen. 5 , | 


E 


2. Abtheilung. ; 2 | 
Zweizeilige Gerſten. (Hordea distiehask ; 


Die Aehre flach, die zwei fruchtbaren Aehrchen ſtehen in zwei 
regelmäßigen Reihen, die unfruchtbaren dagegen ſind ſchuppenähn⸗ 
lich, feſt an die Spindel angedrückt und viel kleiner als die 
fruchtbaren. ; 


a Reisg erſt e. (Hordeum zeocriton L. ` (Sommergerftz,) | 


Samen bekleidet, Aehrchen dicht über einander seana ? mit 
den Grannen einen Fächer bildend “). 

Europäische Cerealien p. 45 A. 

Bartgerſte in Mecklenburg; Pfauengerſte in der Oberpfalz Rhej eier 
Riemengerſte, Fächergerſte, türkiſche, venetianiſche und japaniſche Gerſte, Wu⸗ 
chergerſte, St. Petersgerſte, Dinkel⸗ und Hammelkorn in verſchiedenen deutſchen 
landwirthſchaftlichen Schriften, Gärten und Samenverzeichniſſen, ſo wie auch bei 
einzelnen Landwirthen; Orge en eventail, 0. pyramidale „ O. de Russie, 

» faux-riz, Riz rustique, Biz CHE „ O. à large epi in Frank⸗ 
reich; Orzo di Germania in Italien; Espelta de cebada in Spanien; 
Fulham barley, Potneg barley, Sprat barley > Battle door barley in 


England; Skyfelkorn, Plumagekorn, Bredkorn in Schweden; ; Riis, Riis- 
byg in Dänemark; Paddy gunning in Japan. 


Halm 2½ — 3 Fuß lang, aufrecht, gegliedert, hohl. Blät⸗ 
ter ½ Zoll breit, 6 — 8 Zoll lang. Nehre 2 — 2½ Zoll lang, 
an der Baſis oft 1 Zoll breit. Fruchtbare Aehrchen 20 — 24 in 
zwei Reihen, die unteren faſt horizontal, die oberen mehr aufrecht 
von der Spindel abſtehend. Balg pfriemenförmig, * — 4, Zoll 
lang, gegrannt. Bälglein mit den Samen verwachſen, die äuße⸗ 
ren gegrannt, die inneren ungegrannt. Granne dreimal ſo lang 
als die Aehre, ſtark abſtehend. Samen ½ Zoll lang, ſtark ge⸗ 
wölbt, nach den beiden Seiten zugeſpitzt, meiſt größer als bei 
andern Gerſten. 4 

Borfommen und Verbreitung. Schon Tabernamontan 
erwähnt von dieſer Getreideart, die im Waßgau und dem Weſtrich 
unter dem Namen: deutſcher Reis, bekannt fey, wornach zu folies 
ßen iſt, daß dieſelbe ſchon ſeit drei Jahrhunderten in Deutſchland 
bekannt und allgemein verbreitet war, während man ſie wieder als 


*) Hiervon der Name: Pfauen⸗ oder Fächergerſte. 


28 


eine neue Fruchtart verſuchsweiſe einführt. Auch die Römer ſchei⸗ 
nen dieſe Gerſtenart unter dem Namen Far candidum gekannt zu 
haben, und ſoviel wir erfuhren, geht dieſelbe jetzt noch in Italien 
unter der Benennung Orzo di Germania (deutſcher Reis). Nach 
Viborg wird fie in neuerer Zeit in Danemark, in den Herzog- 
thümern Holſtein und Schleswig, auf Seeland und bei Friderieia 
in Jütland verſuchsweiſe im Großen angebaut. Auch in England 
wird dieſe Gerſte ſehr häufig gezogen, und zur Bierbereitung, we⸗ 
gen den großen, gleichmäßig keimenden, mehligen Körnern, vor⸗ 
zugsweiſe vor andern geſucht. 

Cultur und Gebrauch. Dieſe Gerſte verlangt vor alen 
andern Gerſtenarten einen kräftigen, vorzüglich gut bearbeiteten 
Boden, und wegen der ſtarken Beſtockung eine dünne Ausſaat. 
Auf mageren Boden taugt ſie durchaus nicht und ſchlägt gegen 
jede andere Gerſte zurück. 

Der, auf mehrern Gütern Sr. Hoheit des Herrn Markgrafen 
Wilhelm von Baden unter den verſchiedenartigſten Verhältniſſen 
im Großen ſtattgehabte Anbau lehrte, daß dieſe Gerſte auf gutem, 
wohlzubereitetem Boden einen höheren Ertrag, als die landesübliche 
zweizeilige Gerſte, im entgegengeſetzten Falle aber einen geringeren 
als dieſe giebt. 2 

Wir haben von dieſer Gerſte einen Bauverſuch angeſtellt, der 
ſehr gut ausgefallen it, und den Werth, den ihr die engliſchen 
Brauer beilegen, vollkommen beftätigt gefunden. Vorzüglich wurde 
die dünne Schale und beim Malzen das gleichmäßige Keimen ge⸗ 
rühmt, was ein Haupterforderniß iſt, wenn der Zuckerſtoff gehörig 
entwickelt werden ſoll. ; 

Wagini fagt Folgendes: Diefe bisher nur als Soimii 
niie Gerſte beſtaudet ſich, wenn fie in einem guten, dem Wei⸗ 
zenlande nahe kommenden Boden cultivirt und nur dünn ausgefäet 
wird, ungemein ſtark und giebt einen ſehr hohen Ertrag; ſie treibt 
gewöhnlich aus einem Korne 10 — 45 Halme und eben ſo viel 
Aehren empor, deren jede 24 — 30 Körner enthält; im Größeren 
gebaut gab fie einen 2efältigen Ertrag, wenn jene der gemeinen 
Gerſte 12fach geweſen ife Sie hat das Gute, daß fie ſich immer, 
auch bei Wind und ſtarkem Regen, aufrecht erhält, und daß ihr, 
wegen der ſtark ausgeſprieteten Grannen, die Sperlinge nicht bei⸗ 


29 
kommen können, im beſten Boden nicht ins Stroh vegetirt und 
auch beim Ueberreifen nicht ausfällt. Ihre Cultur eignet ſich übri⸗ 
gens auch ganz für kältere Gebirgsgegenden. Sie giebt ein ſehr 
ſchönes Mehl und gute Graupen, auch taugt ſie vortrefflich für 
Bierbrauerei, vorzüglich zu Weißbier, wozu ſie in England häufig 
gebaut und benutzt wird. Sie muß jedoch allein gemalzt werden, 
weil ſie mit anderer Gerſte vermiſcht nicht gleichförmig keimt. 
Burger erwähnt: Bei gleich guten Verhältniſſen mit der 
zweizeiligen Gerſte wächſt ſie höher, hat einen ſtärkeren Halm und 
größere, ſpecifiſch ſchwerere Körner. Sie bedarf aber eines mehr 
gebundenen Bodens, wie die Then genannte, und verträgt in der 
Jugend ebenfalls den ſtärkſten Frühlingsfroſt. Sie wird nur eine 
Woche ſpäter reif wie die gemeine zweizeilige Gerſte. 

Meine Erfahrungen über Gerſtencultur im Großen beſchrän⸗ 
ken fich großentheils auf die Pfauengerſte, die ich nach vergleichen⸗ 
den Verſuchen meinem Boden im Lavantthale am angemeſſenſten 

fand. 5 aa RE 

In ber Gegend von Heidelberg erhielten wir von der Cultur 
der Reisgerſte folgende Reſultate: ö 
E ZS „Gewicht 

Vorfrucht . Saat fer, 


Ruthen 


Ort des Verſuchs 


à 
d 100 - 


Saag im Odenwald, 20 Kartoffel Ende März 170 
Sandſteingebirg. 1833. 10 Mßl. 


Bammenthal, flachhügeli⸗ Spelz 16. April 
ges Kalkgebirg. E 20 MGL 


Roſenhof, in flachem Land) 50 Spelz 10 Mil. 
des Rheinthals. e 


Edingen, ebendaſelbſt. Kartoffel 14 MGL 


Walldorf ; ebendaſelbſt, 150 Weizen — Ende März 
in leichtem Boden. 1834. 10 MGL 


; a VBammenthal i Dickrüben A x 


Schriesheim an der Berg⸗ | Kartoffel im April 
ſtraße, in flachem Land. ' 11 Mßl. 


Walldorf 00 Korn 16 Mßl. 


r SC EE oe ag S 
Ee Ce? 


am m 


30 


In beiden Jahrgängen wurde bei allen Verſuchen allgemein 
wahrgenommen, daß in der Gerſte keine Spur von Brand zu fin⸗ 
den und gut auszudreſchen war, daß ſich dieſelbe nicht lagerte 
und gutes Stroh zur Fütterung abwarf. | 


4) Zweizeiftge Gerſte. (Hordeum distichon L.) 


Aehre aufſteigend, mehr oder minder ſchlaff oder hängend. 
Die fruchtbaren Aehrchen gegen die Spindel gedrückt, in zwei re⸗ 
gelmäßige Reihen geordnet. Die Grannen in zwei Reihen, ziem⸗ 
lich parallel mit der Nehre ſtehend. | 


a) Lange zweizeilige Gerſte. E. distichon nutans.) 
(Sommergerſte.) 


Samen bekleidet. Aehre verlängert, ſchlaff, gebogen, häufig 
hängend. 

Europäische Cerealien p. 46. A. 5 i 

Große oder zweizweilige Gerſte im Erzgebirge; Große Sommergerſte, zwei 
zeilige Gerſte, Zielgerſte, Früh⸗, Platt⸗ und Märzgerſte (von der Ausſaat im 
März) allgemeine Benennungen in Deutſchland; Zezhmen in Illyrien; Orge & 
deux rangs, O. distique, Pomelle Paoumoule , Baillard , Baillerage und 
Mars (wenn fie im März gefäet wird) in Frankreich; Barley und Long-cared- 
barley in England; Cebada cadilla in Spanien; Scandella in Italien; Ce- 
vada disticada in Portugall; Fladbyg, Fledbyg in Norwegen; Toradet 
Byg, Langaxet Byg in Dänemark; Tvaradigt Korn, Gumrik , Flatakorn, 
Flakbiug, Danskakorn und Brankorn (weil ſie im März geſäet wird) in 
Schweden. , ? 

Halm 2½ — 3 Fuß hoch, aufrecht, gegliedert. Blätter 34 
Zoll breit, 7 — 8 Zoll lang. Aehre 4 — 5 Zoll lang, ½ Zoll 
breit, gebogen. Aehrchen 22 bis 28 fruchtbare in zwei Reihen, 
Y, Zoll lang, an die Spindel gedrückt, weit auseinander ſtehend, 
weißlich⸗gelb. Balg pfriemlich, gegrannt, ½ Zoll lang, weiß. 
Bälglein mit den Samen verwachſen, die äußeren gegrannt. Gran 
nen ½ länger als die Achre, wenig abſtehend, flach, rauh und 
weißlich. Samen ½ Zoll lang, bauchig, nach den Enden ſtark 
verjüngt, mehlig. ) 

Vorkommen und Verbreitung. Dieſe Gerfte ift in ganz 
Europa allgemein verbreitet und hat in den meiſten Gegenden die 
gemeine Gerſte verdrängt, was am beſten für den ihr gebührenden 
Vorzug ſpricht. Nur in einigen gebirgigen Gegenden fanden wir, 


r 


) 31 


daß man ihr die gemeine Gerſte vorzieht und behauptet, daß dieſe 
beffer für jene klimatiſchen und Vodenverhältniſſe ſich eignet, was 
wir bereits bei der gemeinen Gerſte angeführt haben. Schon vor 
300 Jahren wär dieſe Gerſte am Oberrhein angebaut und wurde 
beſonders zur Bierbrauerei und Bäckerei verwendet. | 

Cultur und Gebrauch. Die lange zweizeilige Gerſte be⸗ 
darf keiner weiteren Empfehlung, indem ihr Werth, zumal für die 
Bierbereitung, allgemein bekannt iſt. Sie gedeiht am beſten in 
einem mit Thon und Sand gleichmäßig gemengten, gut bearbeite⸗ 
ten Boden, meiſt nach Hackfrüchten am beſten. Die Frühlings- 
fröſte ſchaden ihr nicht, und wenn auch gleich die Blattſpitzen gelb 
werden, fo erholt fie ſich bei der erſten warmen und feuchten Wit⸗ 
terung dennoch ſchnell wieder, weshalb die Ausſaat ſehr früh und 
meiſt im Anfange März bei uns geſchehen kann. 

Schwerz ſagt: Je nachdem eine und dieſelbe Gerſtenart früh 
oder ſpät geſäet wird „ heißt man fie Frühe oder Spätgerſte. In⸗ 
deffen ift es wahr, daß die kleine oder vierzeilige Gerſte die ſpä⸗ 
tere Einſaat beſſer als die große oder zweizeilige zu ihrem voll⸗ 
kommenen Gedeihen verträgt, aber nicht, daß fie das ſpätere Eins 
ſäen nothwendig dazu erheiſcht. Es kömmt daher bet der Beſtim⸗ 
mung der Saatzeit nicht ſowohl auf die Gerſtenart als auf andere 
Umftände an. N e à 

Bor allem muß der Boden wohl und vollſtändig zubereitet 
ſeyn, und das bleibt dabei die Hauptſache. Die zweite iſt eine 
günſtige, zur Gerſtenart geeignete Witterung. Hat man beides er⸗ 
reicht, ſo würde es thöricht ſeyn, zum Mai oder gar zum Junius 
zu verſchieben, was man im April oder ſelbſt im Mai thun kann, 
um ſo mehr als die frühere Gerſtenſaat in der Negel die beſte iſt 
und die reichlichſten Ernten zur Folge hat, wie auch A. Young 
bemerkt. Man braucht zu 400 badiſche Ruthen (Y, Morgen) 
gewöhnlich 10 Mäßchen Saatfrucht, und erlangt daſelbſt nach 
Uunſtänden 1½ bis 2 Malter Gerſte. 

Nach mehrfachen Angaben ſoll dieſe Gerſte in Marſchgegenden i 
über Winter angebaut werden und ſich außerordentlich beſtocken. 
Wir verſuchten dieſes mehrmalen, allein die Pflanzen winterten 
aus und die wenigen, die übrig blieben, zeigten einen kümmerlichen 
Wachsthum. In den Rheingegenden Get man in die Gerſtenäcker 


32 

allgemein deutſchen Klee und benutzt denſelben das folgende Jahr 
zur Fütterung. Dieſe Frucht wird im ganzen füdlichen Deutſchland 
allgemein zur Bierbereitung benutzt und ihr Werth ſteigert ſich bei 
der ſtets zunehmenden Bierconſumtion täglich mehr. Das Stroh 
wird in der Regel zu Häckſel geſchnitten und mit geſtoßenen Rü⸗ 
ben und Kartoffeln gemengt verfüttert. ' 

Schwerz äußert ſich folgendermaßen: Weit mehr für den 
Boden, als für das Klima, iſt die Gerſte empfindlich. Sie iſt 
darin weit heikeler, als Weizen und Roggen ſind. Eine zähe 
Erdkrumme vermag ſie mit ihren weichlichen Blattſpitzen nicht zu 
durchbohren; ein dürrer loſer Boden ift ihr zuwider, auf einem 
mageren Boden hat ſie kein Gedeihen. Säure verträgt ſie nicht, 
daher ſie auf Boden, der manchmal unter Waſſer ſteht, oder Torf⸗ 
oder Haidehumus enthält, ſchlecht angebracht iſt. Hat der Sand⸗ 
boden auch nur eine moorige Unterlage, ſo kömmt fie darauf 
nicht fort. 

Schwieriger, in Benz SE den Boden, als die kleine Gerfte 
ift die große mit ihren Forderungen. Man muß ihr daher vorz 
zugsweiſe den bündigeren Boden anweiſen. Ein gutes etwas Kalk 
enthaltendes Weizenland iſt ihr Element. * 

Im Ganzen liebt die Gerſte einen milden, reichen, warmen, 
wohlverkrümmelten, nicht zu trockenen und nicht zu naſſen Boden. 
Die kleinere Gerſte gedeiht auch wohl auf lehmigem Sand, in 
Gegenden, wo das Klima nicht allzu trocken iſt. „Ein mürber 
Boden“, ſagt Burger, „der das Mittel hält zwiſchen Weizen⸗ 
und Roggenboden, ift der wahre Gerſtenboden. Im ſüͤdlichen 
Deutſchland findet man die Gerſte überall nur in bindigem Boden; 
aber in dem kühleren nördlichen Auen unſers Gate wird fie auch 
im Sandboden gebaut.“ 

In der Gegend von Weimar, eines der sefegueifen Gefilde, 
räumt man der Gerſte unbedingt den allerbeſten Boden ein. Ein 
Gerſtenland oder ein gutes Land find dort gleichbedeutende Worte. 
Man hört daſelbſt gewöhnlich ſagen: das Land iſt zu gut für 
Weizen! Oder: das Gut hat ſo ſchlechten Boden, daß er nichts 
als Weizen und Hafer trägt. 

Die Gerſte liebt weniger ein fettes als reines Land. Einen 
ſolchen Stand kann ihr aber eine dreifeldrige Körnerwirthſchaft ohne 


f 


33 


reine Brache auf die Dauer nicht verſchaffen. Früh geſäet, wie 
es die große Gerſte in der Regel ſeyn will, wird ſie einem Heere 
von Unkraut preis, und unterliegt ihm, wo nicht gejätet; wird, in 
Jahren, welche letzteres begünſtigen. Sie, mehr als jedes andere 
Getreide, verdient unmittelbar auf behackte Brachfrüchte zu folgen, 
um ſo mehr, als ihrem Schutze gewöhnlich der junge Klee anver⸗ 
traut wird. iz Ä | š À 
Indeffen muß man nicht glauben, daß die Gerſte nicht auch 
auf anderes Getreide, wie Weizen, Roggen, Wintergerſte, Din⸗ 
kel, und zwar mit vorzüglichem Gedeihen folgen könne. Wo nur 
immer der Boden in Kraft ſteht und rein gehalten wird, da kann 
der Folge wegen Gerſte gedeihen. In der ſo berühmt gewordenen 
Grafſchaft Norfolk wird nicht viel weniger Gerſte nach Weizen als 
nach Rüben geſäet, und der genaue engliſche Beobachter Marſchall 
verſichert uns, daß die Weizengerſte ſich durchgehends vor der 
Rübengerſte auszeichne. In der Pfalz hat die Gerſte nach Run⸗ 
keln nichts vor der nach Spelz voraus. RE 

„Ich habe“, ſagt Koppe, „feit langer Zeit mein Augenmerk 
darauf gerichtet, ob die kleine Gerſtenart im Durchſchnitt nach 
Kartoffeln oder nach Roggen beſſer gerathe; ich möchte aber, nach 
dem Erfolge vieler Jahre, bei gleicher Düngung eher der Gerſte 
nach Brachroggen den Vorzug geben.“ e 

„Eine große Verträglichkeit dieſer Kornart“, fährt derfelbe : 
Verfaſſer fort, „mit ſich ſelbſt habe ich ebenfalls aus Erfahrung 
kennen gelernt. Ich hatte ehemals Nachbarn, die in ihren Wöhr⸗ 
ten keinen andern Fruchtwechſel beobachteten, als folgenden: 1) 
Erbſen, Lein und Kartoffeln, wozu gedüngt ward; 2) Gerſte, 
3) Gerſte. Ich kann verſichern, daß die Gerſte ſtets einen guten 
Ertrag gab.“ Ein Gleiches verſichert Burger nach der Erfah⸗ 
rung von einem Schlächter. Wer aber auf einem mit Hederich 
verpeſteten Acker Gerſte nach Getreide oder nach Hülſenfrüchten 
folgen laſſen will) der wird nicht felten die Rechnung ohne den 
Wirth machen. a ` 

Als Folge nad), dem Wintergetreide, behauptet Schmalz, 
daß die Gerſte beſſer und ſicherer nach dem Roggen als nach dem 
Weizen gerathe, ungeachtet der Weizen immer in kraftvollen Acker 
geſäet worden. Sollte nicht dazu beitragen, daß das Land unter 

; 3 


dem Roggen reiner als unter dem Weizen bleibt? Oder follte bei 
ihm von Kleeweizen die Rede ſeyn? Man beobachtete, nach mei⸗ 
nen geſammelten Erfahrungen an vielen Orten, daß die Gerſte, 
welche nach Wintergetreide, das in Kleeſtoppel gefäet wird, nicht 
gut gedeihen will und oft vom Wurmſtich leidet. 

Nachtheilig aber im höchften Grade für die Gerſte find die 
Rüben, welche zwiſchen ihr und dem Wintergetreide im Herbſt 
eingeſchoben werden, oder die ſogenannten Stoppelrüben. Es herrfcht l 
hierüber in allen Gegenden, die ich kenne, nur Eine Sprache; 
daher auch kein guter Wirth, weder in den Niederlanden noch im 
Elſaß, ſich eine ſolche Zwiſcheneinſchaltung, es ſey deun in der 
höchſten Noth, erlaubt. „Wer“, ſagen die Elfaffer‘, „auch nur 
mit einem Rübenſacke im Herbſt am Acker vorbeigeht, der ſieht es 
ſchon der Gerſte im folgenden Jahre an.“ Die Urſache davon 
liegt wohl nicht fern. Gerſte und Rüben ſind beide gleich gierig 
nach Humus. Ziehen nun die Stoppelrüben als früher geladene 
Gäſte die humoſen Theile, welche das Wintergetreide im Boden 
zurückließ, an ſich, ſo hält die reine Gerſte eine ſparſame Tafel. 

Wie alle Gewächſe, welche ein ſchnelles Wachsthum haben, 
iſt die Gerſte weniger um friſchen Dung als alte Bodenkraft ver⸗ 
legen. Sie gedeiht in einem kraftvollen Acker in zweiter, ja in 
dritter Tracht beſſer, als in einem ausgetragenen Acker nach fri⸗ 
ſchem Düngen. Dabei wird die im friſchen Dung, zumal die im 
Schaafmiſt gewonnene, von den Bierbrauern nicht geſucht, da fied 
bei dem Malzen nicht ſo ſchnell wie die ungedüngte Gerſte keimt. 
Auf jeden Fall darf erſtere nicht unter die letztere gemiſcht werden. 
Geſchieht das, fo wird das Malz zweiläufig. | 

Gerathener möchte es wohl ſeyn, nach Art der Pfälzer die 
auf etwas mageren Boden geſäete Gerſte zu pfuhlen (mit Jauche 
zu überfahren), wenn ſie den Boden ſchon überzogen hat. Man 
kann damit fortfahren, bis die Gerſte in Halme aufſchießt. 

Eine ſehr bemerkens⸗ und nachahmungswuͤrdige Weiſe, das 
Land für die Genfte zu gewinnen, hat in der Pfalz ſtatt. Sobald 
das Winterkorn oder der Winterſpelz das Feld geräumt hat, wer⸗ 
den Widen darüber her geſaͤet und mit der Stoppel flach umge⸗ 
pflügt. Man fået fie gern dicht, damit fie nicht zu grobſtengelig 
werden, wo ſie ſchwerer mürbe würden. Sind ſie über der Erde, 


ſo gypſt man, damit ſie recht rankig werden und moͤglichſt geil 
wachſen. Nicht zur Benutzung, ſondern zur Verbeſſerung des Bo⸗ 
dens beſtimmt, läßt ſich der Pfälzer, fie ſeyen auch fo üppig wie 
fie mögen, nicht verleiten, fie dem Feld zu entwenden. Deshalb, 
ſobald der Froſt oder ein Reif ſie zu drücken anfängt, benutzt er 
eine naßkalte Witterung, die er eigens dazu wählt, um fie unters 
zupflügen. Sollte er auch, von dem Winter überraſcht, von dem 
Unterpflügen abgehalten werden, fo ändert das nichts an ſeinem 
Entſchluſſe, ſie auf dem Felde ſtehen zu laſſen, das ſie erzeugte. 
Reichlich möge einen ſolchen braven Mann die ſchönſte Gerſten⸗ 
ernte lohnen! Sie thut es denn auch in der Regel, und nament⸗ 
lich wird eine ſolche Gerſte beſonders ſchwer und ausnehmend gern 
gekauft. Wer unter den Dreifelder-Wirthen Ohren hat 
zu hören, der höre!!! SC 

` Sint die fo untergepflügte Winternarbe wird im folgenden Früh⸗ 
jahre ohne Weiteres die Gerſte ausgeſäet und flach eingepflügt. 


b) Kurze zweizeilige Gerſte. (Hordeum distichon erectum.) 
Ki ; (Sommergerſte.) ` ER 
Samen bekleidet; Aehre dicht, aufrecht, ſelten etwas gebogen. 
Europäische Cerealien p. 47. B. ö 2 
Hordeum distichon Viborg Abhandl. von der Gerſte S. 33. H. disti? 
chon multicaule. H. ramosum seu distichon , Blattgerſte. Wagini S. 78. 
; Spiegelgerfte, Staudengerſte, Hainfelder Gerſte in Deutſchland; Orge distique 
* Epillets rapprochés in Frankreich. 0 
Sie unterſcheidet ſich von der vorſtehenden Spielart durch eine 
aufrecht ſtehende abgeſtumpfte, breitgedrückte Aehre, gedrungene 
Samenreihen, gerade aufſtehende, meiſt anliegende Grannen und 
durch einen höheren Halm. Sie bildet die Mittelform zwiſchen 
der zweizeiligen und der Reisgerſte und iſt von letzterer durch längere 
Aehren, kleinere Samenkörner und durch einen aufſteigenden längeren 
Halm zu unterſcheiden. Die Aehnlichkeit mit der Reisgerſte hat zu 
der Benennung B. pseudo -zeocriton Veranlaſſung gegeben. Bis⸗ 
weilen fallen die Grannen bei ſtarker Reife ab und die Aehren er⸗ 
ſcheinen wehrlos, was aber nur bei trocknem Erntewetter geſchieht. 
Vorkommen und Verbreitung. Unſeres Wiſſens ift diefe 
Gerſte dem Landmann wohl noch wenig bekannt, und wir haben 


36 


ſie meiſt nur auf Verſuchsfeldern und in Getreideſammlungen ge⸗ 
funden; Viborg dagegen bemerkt, daß ſie im Mansfeldiſchen und 
gegen den Harz häufig im Gebrauch wäre; eben ſo ſagt Wagini, 
daß ſie in Thüringen häufig und mit Vortheil angebaut werde. 

Eultur und Gebrauch. Wir müſſen bedauern, daß uns 
die Culturverſuche im Großen mit dieſer Gerſte mißglückt find und 
wir deßhalb keine richtigen Reſultate mittheilen können. Im Kleinen 
dagegen bauen wir ſie ſchon 20 Jahre, und haben gefunden, daß 
fich dieſelbe kräftig beſtockt, ſehr guten Ertrag und längere Halme 
als die Spielart a bringt, was uns berechtigt, die Anbauverſuche 
zu empfehlen. % | SZ 

Wagini fagt über diefe Gerſte Folgendes: Sie liebt einen 
ſchweren feuchten Boden, weil ſie in jedem andern Lande wieder 
ſehr leicht ausartet, in dem ihr angemeſſenen Boden aber beſtockt 
ſie ſich ungemein ſtark, ſo daß jedes Samenkorn 10 Halme mit 
eben fo viel Aehren treibt, und nach mehreren Verſicherungen ſoll 
ihr Ertrag ungleich höher wie von der gemeinen Gerſte ſeyn; zur 
Ausſaat nimmt man von ihr den vierten Theil weniger Samen 
wie von anderer Gerſte, einmal weil die Samen kleiner ſind, 
hauptſächlich aber deshalb, damit die Pflanzen weit genug von 
efhander zu ſtehen kommen und fich kräftig beſtocken können. 

Dieſe Gerſte vollendet mit einer unglaublichen Schnelligkeit 
ihre Vegetation, und zwar dermaßen, daß wenn ſie auch erſt zu 
Anfang oder wohl zu Ende Juni ausgeſäet wurde, ſie dennoch 
mit andern im April beſtellten Gerſtenarten gleichzeitig reif wird; 
daher legt man ihr auch ſchon vor älterer Zeit das Sprichwort 
bei: binnen ſechs Wochen aus und wieder in den Sack. 

In Thüringen wird dieſe Gerſte häufig gebaut, und jeder 
Landwirth wird ſie mit Vortheil cultivtren, der niedrige Gerſten⸗ 
felder hat, wo andere Gerſtenarten nicht fortkommen wollen, dieſe 
aber mit einem hohen Ertrage benützt werden kann. | 

Was die von Wagini angegebene ſchnelle Reife betrifft, fo 
können wir nicht damit einverſtanden ſeyn, weil wir im Gegentheil 
bemerkt haben, daß ſie mit der langen zweizeiligen Gerſte gleich 
geſäet, eher fpäter als dieſelbe reif wird. Daß ſie leicht ausartet 
und in die lange zweizeilige Gerſte übergeht, wie dieſes Viborg 


37 


angiebt, haben wir nicht beobachtet, ſondern vielmehr gefunden, 
daß dieſelbe ſeit 20 Jahren immer beſtändig geblieben iſt. . 

Dieſe Gerſtenart liefert das längſte und ſchönſte Stroh vor 
allen andern. | KR | 


e) Nackte zweizeilige Gerſte. (Hordenm distichon nudum.) 
er (Sommergerſte.) 
Samen nackt; Aehre verlängert hängend. 


Europäische Cerealien p. 48. D. 7 ; 
H. distichon. Variet. nudum L. Kaffeegerſte, nackte Gerſte, große 
nackte Gerſte, zweizeilige Himmelsgerſte, große Himmelsgerſte, polniſche zwei⸗ 
zeilige Sommergerſte, Weizgerſte, ruſſiſche Gerſte, egyptiſches Korn in Deutſch⸗ 
land. Orge à deux rangs nue, O0. à café, O. de Perou, O. Espagne, 
O. nude in Frankreich; Siberian, Halidaybarley &) in England; Thorebyg 
Noegent taradetbyg „ Himelbyg in Norwegen. 
Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch nackte Samen. 
Vorkommen und Verbreitung. Bis jetzt meiſt nur in 
Getreideſammlungen, häufig aber auch feit einer Reihe von Jah⸗ 
ren verſuchsweiſe von Oeconomen auf dem Felde gebaut, ohne eine 
weitere allgemeine Verbreitung erlangt zu haben. | E 
Cultur und Gebrauch. Dieſe Gerſte zeichnet ſich auf 
fruchtbarem Boden im Gartenland vor der zweizeiligen Gerſte a 
aus, allein ſie ſtellt ſich hinter dieſelbe, wenn ſie in geringerem 
Boden auf dem Felde angebaut wird, was, wie bei den meiſten 
nicht eingeführten Getreidearten, die Urſache ſeyn mag, daß trotz 
den vielen Verſuchen, die ſeit 12 — 20 Jahren damit angeſtellt 
worden find, dieſe Gerſte keinen Eingang fand. . 
Nach einem Anbauverſuch, den Se. Hoheit der Hr. Markgraf 
Wilhelm im Jahr 1822 auf Ihren Gütern im Neckarthal machen 
ließen, erhielten Höchſtdieſelben auf 20 Ruthen Land 7 Seſter voll 
kommene Körner, die zum Preis von 5 fl. 20 kr. pr. Malter (4 
Malter zu 8 Seſter) verkauft wurden, während das Malter ge⸗ 
wöhnliche zweizeilige Gerſte nur 5 fl. koſtete, nebſt 260 % Stroh. 
Ebenſo haben mehrere Vereinsglieder zu jener Zeit Verſuche damit 
angeſtellt, die giftige Reſultate lieferten. Allein trotz dieſer Era 
fahrungen wurden die Verſuche wieder aufgegeben. g 


— 


*) Halidaybarley von einem gewiſſen Haliday, welcher dieſe Gerſte 1767 
nach England gebracht hat. \ 


38 


Die nachstehende Tabelle 2 unſere neueſten Verſuche aus 
Mett ger Gegend: 
Ruthen á 
Drt des Berge a. Borfrucht > 
100 Zung 
IL 


re 


Adersbach im hügeligen 87 | Futter- | 1833 | Anf. April 
Kalkgebirge. 1834. wicken 1 Seſter 


Kohlhof auf dem höheren 100 Kartoffel | 1834 | 13. April 
Sandſteingebirge. 1835 | 1½ Seiler. 


Bemerkt wurde, daß kein Brand ſich in der Frucht vorfand, 
daß dieſelbe ſchwer zu dreſchen war und ſchönes Mehl lieferte. Es 
blieb ebenfalls bei dieſen Verſuchen, und Niemand hatte Luft, dies 
ſelben, des geringen Ertrages wegen, fortzuſetzen. 

Auch Thaer bemerkt, daß er nach allen mit dieſer Gerſte 
gemachten comparativen Verſuchen nur einen geringen Ertrag ge⸗ 
funden und deshalb den Anbau wieder aufgegeben habe. 

Die Erfahrungen Burgers ſind folgende: Dieſe Gerſtenart 
hat einen höheren Halm als die gemeine zweizeilige; fie wird um 
eine Woche früher reif wie die nackte vierzeilige und verträgt auch 
heftigen Froſt in der Jugend. Ihr Kern iſt ſehr mehlreich und 
feinſchalig. Die Cultur derſelben iſt in reichem Boden vortheilhaft. 
Ich habe dieſe Gerſtenart durch mehrere Jahre cultivirt und baue 
auf paſſenden S Stellen noch alljährlich ſo viel, als ich zum Haus⸗ 
bedarf nöthig habe; denn als Marktwaare iſt ſie zu wenig gekannt, 
wird nicht geſucht und zu gering gegen die gemeine Gerſte bezahlt. 
Eine Metze wiegt 84% %; ein Loth enthält 321 Körner; 2¼ 
Metzen Anſaat pr. Joch, breitwürfig geſäet und eing geegt, gaben 
mir 16 — 18% Megen Ertrag. 

In den europäiſchen Cerealien S. 48 von dem Jahr 1824 
führten wir, durch die Beſchreibung Wagini's veranlaßt, eine 
ſchwarze zweizeilige Gerſte auf; allein wir haben uns während je⸗ 
ner Zeit überzeugt, daß eine ſolche Form bis jetzt nicht exiſtirt, 
und daß Wagini die ſchwarze gemeine . hiermit verwech⸗ 
ſelt hat. 


3. Gattung. Haargras. (Elymus L.) 


Aehrchen 2 — vielblüthig, zu 2, 3, 4 auf den Ausſchnitten 
der Spindel ſitzend. Balg Lklappig, vor die Blithe geſtellt; die 
Klappen der zu 3 geſtellten Aehrchen eine 6hlärterige Hülle dars 
ſtellend. Die oberſte Blüthe oft verfümmernd. Bälglein Aſpelzig. 


4) Sandhafergras. (Elymus arenarius L.) 

Strandgras, blaues Sandgras, wilder Weizen, wilder Roggen in Deutſch⸗ 
land; Lyme - grass in England. . 

Blätter eingerollt, ſtarr; Aehre aufrecht, gedrungen; Aehrchen 
meiſt Zblüthig und flaumig an der Mitte der Aehre zu 3, fo lang 
als der auf dem Rücken gewimperte Balg oder länger. 

A Blüthe: Juli, Auguſt. Reife: October. 

Vorkommen und Verbreitung. An ſandigen Meeres⸗ 
ufern in den Dünen der Nordſeeinſeln, theils wild, theils ange⸗ 
baut; ſelten auf Sandfeldern und an ſandigen Ufern in Baiern, 
der Lauſitz und in Sachſen. | A ` 

Cultur und Gebrauch. 
1) Uferdeckungspflanze. Kaz 

Dieſes Gras wuchert ſehr und kann durch das Pflanzen der 
Wurzelſproſſen ſehr ſchnell vermehrt werden; die Wurzeln ſind ſehr 
ſtark, meiſt umherkriechend und mit mächtigen Faſern verſehen, 
weshalb es zur Deckung ſandiger Dämme und Flußufer, ſo wie 
zur Bindung des Flugſandes in mehreren Dünenländern angebaut 
wird. Ferner ſind die Blätter und Stengel ſehr ſteif und wider⸗ 
ſtehen dadurch dem Fortreißen des Sandes durch Sturmwinde und 
Waſſerſtrömungen. ) 

2) Mehlpflanze. 

Nach Schubart follen die Körner dieſes getreiveartigen Gra⸗ 
ſes in Island unter dem Namen Melur (Sandweizen) bekannt 
fegn und daſelbſt zu Brodmehl verwendet werden. 


4. Gattung. Roggen. (Secale.) 


Die Blüthen in einer Aehre. Die Spindel gegliedert, zuſam⸗ 
mengedrückt und mit feinen Haaren beſetzt. Die Aehrchen abwech⸗ ö 


40 


ſelnd in zwei Reihen an die Spindel befeſtiget, Ablüthig, 2ſamig. 
Der Balg 2klappig, gegen einander überſtehend, gleich, ſchmal, 


zuſammengedrückt, der Rücken erhaben und in eine feine Spitze 


ausgehend. Bälglein 2klappig, das aͤußere gekielt, zuſammenge⸗ 
drückt, in eine lange Granne ausgehend, mit einem von Haaren 


beſetzten Rücken; das innere dünnhäutig, unbewaffnet, mit einem 


flachen Rücken. Das Korn lang, cylindriſch, oben abgeſtumpft, 
borſtig, mehlig, zuweilen glaſig. 


1) Roggen. (Secale cereale L.) 


Halm 4—5 Fuß hoch, aufrecht, nach oben etwas behaart 
und gebogen. Blätter ½ Zoll breit, 6 — 7 Zoll lang. Aehre 
3 — 6 Zoll lang, ſchlaff und rund. Spindel zuſammengedrückt, 
breit, am Rande behaart, weiß und zerbrechlich. Aehrchen 24 — 
26, Ya Zoll lang, locker über einander liegend, an die Spindel 
gedrückt, Lſamig, 2grannig. Balg pfriemlich, / Zoll lang, Ye 
Zoll breit, weiß. Aeußerer Balg 26 Zoll lang, zuſammengedrückt, 
ſchief, gegrannt, weiß, den Samen halb umſchließend, der Rücken 
ſägeartig, an der Seite mit zwei erhabenen Streifen. Inneres 
Bälglein kürzer als das äußere, dünnhäutig, weiß, unbewaffnet, 
mit einem flachen Rücken. Grannen 1 — 2 Zoll lang, aufrecht, 
weiß, ſehr ſpitz und rauh. Samen % Zoll lang, eylindriſch, 
dunkelgrau, etwas runzlich und ſehr mehlig, oben abgeſtumpft und 
behaart, unten zugeſpitzt. Hiervon unterſcheidet man 


a) Winterroggen. (Secale cereale hybernum.) 
(Winterfrucht.) , 
Europäische Cerealien p. 37. D. 


Gemeiner Roggen, Korn im Erzgebirge und in Sachſen; Roggen bei Ulm, 
auf dem Hundsrücken und im ganzen nördlichen Deutſchland; Winterkorn und 
Korn in der Oberpfalz, am Rhein, in der Wetterau, im Elſaß, in Steiermark; 
Resh in Krain; Rye und Common Rye in England; Seigle commun, S. 
cutive S. hy Seite S. de Ceres in Frankreich; Ray in Schweden. 


Iſt als eigentliche Grundform zu betrachten. 


Vorkommen und Verbreitung. Das Vaterland des Rog⸗ 


gens iſt, wie von den übrigen Getreidearten, unbekannt. Der An⸗ 
bau deſſelben geht übrigens durch ganz Europa und iſt unſtreitig 
die allgemeinſte und älteſte Getreideart, die wirzbeſitzen. 


J 


S gë ep en . 


| 


Cultur und Gebrauch. * 

: D Mehlpflanze. | | 

Der Roggen ift fo allgemein bekannt, daß wir uns auf eine 
landwirthſchaftliche Beſchreibung nicht weiter einlaffen, ſondern die 

rfahrung von Schwerz theilweise hier anführen wollen. 

Der Roggen macht den Hauptnahrungsgegenſtand des ganzen 
nördlichen Deutschlands, mit Inbegriff Belgiens, aus. Sein Mehl 
ift zwar nicht fo weiß und fo nahrhaft wie das des Weizens, noch 

g iſt es ſo zu allerhand Gebäcke und Küchengebrauch anwendbar, es 
giebt aber ein geſundes, ſchmackhaftes Brod, das ſich länger friſch 
erhält als das Waizen⸗ und zumal als das Dinkelbrod. Die Hülſe 
des Roggens enthält eine aromatiſche Subſtanz, die eine erfri⸗ 
ſchende Einwirkung auf den thieriſchen Körper äußert, wie ſolches 
ſchon der nervenſtärkende Wohlgeruch des friſchgebackenen ſchwarzen 
Brodes verräth. Mit der fein zermahlenen Hülfe verbacken beſitzt 
das Brod die ſouveräne Eigenſchaft, ſitzenden Perſonen zu Liner 
gewiſſen Erleichterung zu verhelfen, woran es ihnen fo off fehlt. 
Dieſe Wirkung ſoll bei denen, die nicht an den Genuß des Rog⸗ 
genbrodes gewöhnt ſind, wie die Engländer zum Beiſpiel, ſelbſt 
bis zur Liberalität gehen. 

An Körnerertrag ſteht der Roggen dem Weizen nicht nach und 
an Stroh geht er ihm vor. Der Boden bleibt unter ihm reiner, 
und wird weniger erſchöpft. Sein Körnerertrag ift ſicherer, da 
der Roggen nicht ſo vielen Krankheiten und Zufällen unterworfen 
iſt wie der Weizen, weniger von Unkraut leidet, ſich mit einem 
ſchlechteren und weniger kräftigen Boden begnügt und deffen Säu⸗ 
zen leichter erträgt; daher er ſowohl auf Haider als Moorboden 
fortkömmt. Findet er nur einen gehörig zubereiteten Acker, wird 
er zu gehöriger Zeit geſäet, und kommt er vor allen Dingen bei 
trockenem Wetter in die Erde; fo gehört ein eigentliches Mißrathen 
dieſer Frucht zu den außerordentlichen Unglücksfällen. 

Es verdient demnach dieſe Fruchtart die höchſte Beachtung. 

ird ſie aber in einigen Gegenden, wie z. B. in England „ zu⸗ 

rückgeſetzt, fo geſchieht es, weil man ſie nicht kennt, oder daß, 

wie Angewohnheit einen Fehler ſchön, ſo Ungewohnheit das Gute 
häßlich machen kann. | | 


\ 


42 


å 


Der-Roggen gefällt fih auf ſandigem Lehmboden, lehmigem 
Sand, und kömmt ſelbſt auf ſo ſchauerem Sande, wo keine an⸗ 
dere Getreideart, ſelbſt Buchweizen nicht, fort will. Ohne ihn 
würden viele ſandige Gegenden, wie die brabantiſche Campagnia, 
die Lüneburger Haide u. ſ. w., gar nicht zu bewohnen ſeyn. Bei 
fleißiger Bearbeitung gedeiht er auf geſchloſſenem, ſchwerem Boden, 
wenn derſelbe nicht zu feucht iſt. Indeſſen mißräth er darauf nicht 
ſelten, und der Weizen bleibt zweckmäßiger daſelbſt angebracht. 
Dem Roggen wird vortheilhafter der mürbere Boden angewiefen 
Der Niederungsboden erzeugt mehr Garben und höheres Strohz 
der Sandboden mehr Körner, die zugleich mehlreicher, zuweilen 
dünnhülſiger find. Nach Hrn. v. Witten wird der Niederungs⸗ 
roggen von dem Höheroggen (der Bruchroggen vom Sandroggen) 
oft um 8 Kilogramme per Heccoliter übertroffen. 

Da der Roggen, die Wintergerſte ausgenommen, unter allem 
Getreide am erſten zeitigt und dabei in ſeiner Jugend die ſtärkſte 
Kälte verträgt, ſo iſt ſein Anbau auch in ſolchen Gegenden an⸗ 
wendbür, wo jedes andere Getreide, ſelbſt der Hafer, der verſpä⸗ 
teten Reife wegen, gefährdet iſt. Man findet ihn deshalb von der 
Mittelhöhe der Alpen an bis zu den ſchneeigen Gränzen Lapplands. 

Der Roggen folgt nach reiner Brache, Dreiſche, Klee, Sper⸗ 
gel, Grünwicken, reifen Erbſen, Bohnen, Kartoffeln, Hirſe, Ta⸗ 
bak, Raps, Flachs, Buchweizen, Wintergerſte, Weizen, Roggen, 
Hafer. Wieviel bei dem mehr oder weniger Gedeihen des Roggens 
nach dieſer oder jener Frucht auf Boden und Umſtänd⸗ ankomme, 
darf ich nicht erinnern. , vc? | 

Dia der Roggen einen wohlgemürbten Boden liebt, fo kömmt 
auf ſtark gebundenem Boden (doch auch nur darauf) nicht leicht 
etwas anderes der reinen Brache als Vorbereitung zum Roggen 
gleich. Der Brachroggen ſtockt ſtärker, ſcheffelt reichlicher, ſein 
Stroh iſt ſteifer und reiner, ſein Korn ſchwerer und vollkommener, 
als Korn und Stroh nach jeder andern Vorbereitung. 

Iſt der Boden nicht ſehr ſteinig, ſo giebt der Raps, zumal 
der verpflanzte, der Brache in jener Hinſicht nichts nach, welches, 
außer der ſehr geringen Erſchöpfung der Oelgewächſe, wohl dem 
Umſtande zuzuſchreiben iſt, daß der Raps, desgleichen auch der 
Rübſen, das Feld früh genug räumt, um eine Brachbehandlung 


43 


zwiſchen ihrer Einerntung und der Roggenſaat zuzulaſſen. Vor⸗ 
theilhafter aber wird man auf kräftigem, etwas ſchwerem Boden 
Wintergerſte oder Weizen auf den Raps, und dann erſt Roggen 
folgen laſſen. „Selten, ſagt Schmalz, faet man im Altenbur⸗ 
giſchen Winterroggen nach Klee, Raps, Kartoffeln, Kraut und 
Rüben, es ſey denn, daß der Boden zu leicht ſey, Weizen zu tra⸗ 
gen. Meiſtens ſäet man den Roggen nach Erbſen, Wicken, Wick⸗ 
futter, Sommer⸗ und Winterrübſen, Hirſen, Camillen und nach 
reiner Brache.“ 5 Š 

Erbſen, Widen, behackte Bohnen und grün abgefütterte Widen 
find gute Vorgänger für den Roggen, dann nämlich, menn- fie 
gut geſtanden und das Feld frühzeitig genug geräumt haben. Un⸗ 
ter ſolchen Umſtänden mögen ſie auf nicht ſchwerem Boden der 
Brache gleich kommen. Nicht aber ein Gleiches hat man ſich da⸗ 
von zu verſprechen, in fo fern fie das Feld nicht fo zeitig räumen, 
daß ihre Stoppeln ſchon in der erſten Hälfte des Septembers ums 
gebrochen werden können, wovon wir die Urſache bei der Roggen⸗ 
ſaatzeit angegeben haben. Selbſt die zum Grünabfüttern beſtimm⸗ 
ten Wicken ſind in dem Falle. së e 

„Seit es Sitte wurde, ſagt Koppe, zu behaupten, daß grün. 
abgebrachte Früchte den Boden nicht erſchöpfen, habe ich um fo 
mehr Acht auf den Roggen nach grünen Wicken gegeben, und im⸗ 
mer nach dem Ende Septembers und Anfang Octobers abgefütter⸗ 
ten Gemenge erbärmlichen Roggen gefunden.“ 

Bei dem Spergel wird geſagt werden, welche gute Vorfrucht 
er für den Roggen ſey; jedoch iſt dieſes nur für Sandboden und 
von abgefüttertem, aber nicht von abgemähtem Spergel zu ver⸗ 

ſtehen. Hr. Koppe mag ſolches zwar mit Recht für ſeine Gegend 
Cas nördliche Deutſchland) verneinen, aber unwiderſprechlich zeugt 
die allgemeine Erfahrung der Sandländer Belgiens und Weſtpha⸗ 
lens dafür, daß man daſelbſt etwas weder von dem ſtrengen noch 
gemäßigten Fruchtwechſel wiſſe. Allein wahr iſt es, daß daſige 
Gegend ein ſpätes Einſäen des Roggens erlaubt. : 

Obſchon der Roggen nach Buchweizen auf gutem Sandboden 
gut geräth, fo wird man fih auf ſchlechtem Sandboden doch beſ⸗ 
ſer mit Roggen nach Roggen und abermals Roggen ſtehen, als 
bei dem Zwiſchenſchieben einer ſo zufälligen Frucht, wie der Buch⸗ 


H 


A4 


weizen iſt. Wenn man aber nicht alle Jahre zu dem Roggen auf 
ſolchen ſchlechten Boden düngen will, noch kann, da freilich möchte 
das Einſchalten des Buchweizens en eech eine kleine wm, 
terung gewähren. 

So wie es auf mehr gebundenem Ka nicht leicht einen bet 
ſeren Umlauf giebt, als 1) Tabak, 2) Weizen, ſo giebt es auf 
gutem Sandboden keinen beſſeren, als 1) Tabak, 2) Roggen, 
wohl zu merken, wenn man Dung genug hat. 

Unter allen Vorfrüchten zu Roggen mögen Kartoffeln wohl die 
unvortheilhafteſten ſeyn. Der Roggen geräth größtentheils ſchlecht 
darnach. „Das Unterpflügen des Samens, ſagt Hr. v. Witten, 
und das nachherige Walze ſi ind zwar ſeinem beſſeren Gedeihen in 
etwas zuträglicher, deſſen ungeachtet bringen die Kartoffeläcker, 
wenn ſie gleich Dünger vollauf erhalten haben, oftmals einen fo 
mittelmäßigen Roggen hervor, daß man anſtehen könnte, das Land 
für gedüngt zu halten.“ Hiermit ſtimmt denn auch die Erfahrung 
der würtembergiſchen Schwarzwälder überein, fo daß bei ihnen 
Regel geworden, nicht Roggen auf Kartoffeln folgen zu laſſen. 

Auf lehmigem Sandboden werden Hafer und Weizen ſich noch 
immer beſſer nach Kartoffeln eignen, als Roggen. Das Sicherſte, 
was hier gebaut werden kann, möchte wohl Mengkorn, d. h. ein 
Gemenge von Roggen und Weizen, ſeyn. Es iſt auffallend, daß 
der Roggen nach Kartoffeln viel Stroh und wenig Körner, der 
Weizen aber zureichend Körner aber weniger Stroh giebt. 

Soll Roggen nach Klee gerathen, ſo darf er nicht auf die 
Schwarte, wie beim Weizen geſchieht, geſäet, ſondern die Klee⸗ 
ſtoppel muß zum allerwenigſten zweimal gepflügt werden. Indeſ⸗ 
ſen hat auch dieſes ſeine Ausnahmen. Wo aber immer Weizen, 
Dinkel oder Hafer wachſen wollen, da wird man den Roggen nach 
dem Klee beſſer weglaſſen. 

„Die zwei⸗ oder mehrjährige Kleedreiſch, ſagt Koppe, im 
Laufe des Sommers fleißig bearbeitet, iſt ohne Zweifel auf allen 
Bodenarten, die mehr für Roggen als Weizen geeignet find, dies 
jenige Stelle, wo man den vollkommenſten Roggen in jeder Hin⸗ 
ſicht erntet. Selten iſt der Roggen nach friſcher Düngung dem 
Dreiſchroggen gleich.“ Auch ein Neubruch, wenn er trocken liegt, 
läßt fich mit Roggen beſäen, vorausgeſetzt, daß der Boden dazu 


45 


im Frühjahr umgebrochen und wie Brache behandelt worden fen. 
„Sollten, ſchreibt Koppe, auch nicht alle Wurzeln verkleinert und 
die Raſenſtücke nicht ganz getrennt ſeyn, ſo kann man doch auf eine 
reiche Roggenernte rechnen. Ich habe zu Zeiten noch guten Rog⸗ 
gen auf Rodeland geſehen, welches die erſte Frucht im Junius ers 
hielt. Gerathener iſt es immer „den Umbruch im März zu ver⸗ 
anſtalten.“ Da aber derlei Umbruch im Lenz nur ſelten in die 
ubrigen landwirthſchaftlichen Verhältniſſe paßt, jo wird es in der 
Regel gerathener bleiben, das Rodeland im Spätherbſte umzu⸗ 
brechen, und im folgenden Frühjahre mit Hafer oder ſonſtigen 
Sommergewächſen zu beſtellen, welche ſehr gut auf die Herbſt⸗ 
ſchwarte geſäet werden können, wodurch an Zeit und Arbeit ge⸗ 
wonnen wird. Dann mag auf den Hafer Roggen oder Weizen 
folgen. 5 : ; | 

Eine beſondere Eigenheit des Roggens dürfen wir nicht über⸗ 
ſehen, die nämlich, daß er auf dem Sandboden ungeſtraft eine 
Reihe von Jahren ununterbrochen auf ſich ſelbſt folgen kann. Es 
giebt eine Menge Sandfelder „ja Gegenden, wo ganze Fluren feit 
Menſchengedenken mit Erfolg nichts als Roggen tragen, und zwar 
ohne Dazwiſchenkunft von Brache, Dreiſche, oder ſonſt einer an⸗ 
dern Frucht. Eine Eigenſchaft, die nur ſehr wenige Culturgegen⸗ 
ſtände, und in gleichem Grade nicht einer, mit dem Roggen ge⸗ 
mein haben. Daher die Unſchätzbarkeit dieſes Getreides für ſolche 
Sandgegenden, wo außer Spergel und Roggen nichts wachſen will. 

Um allem Mißverſtehen vorzubeugen, erinnere ich bei dem 
Roggen, daß nämlich viel dabei auf die Miſchung des Bodens, 
ſeine Kraft, feine Bearbeitung, auf das Klima und felbfe auf den 
Jahrgang ankomme. Wer mag ſich anmaßen, feſte Regeln auf⸗ 
zustellen, wo fo viele Umſtände eingreifen? So hier, fo bei dem 
Ackerbau überhaupt! Genug, ich zeige dir's; du magſt nun ſe⸗ 
hen, was und ob ſich's für dich ſchickt⸗ 


2) Futterpflanze. 
Um früh im Frühling grünes Futter zu erlangen, (Det man 
Aoggen im Herbſt fo zeitig als möglich in ein Feld, das im künf⸗ 
igen Jahre für Kartoffeln, Dickrüben, Tabak, Wickfutter ꝛc. be- 
Dina iſt, und mäht ihn, wenn er die gehörige Größe erreicht hat, 


46 e Eeer 


im Frühling ab. Solcher Roggen beſtockt ſich ſehr früh und kann 
drei Wochen vor dem Klee, gewöhnlich in der Zeit, wo in man⸗ 
chen Jahren die höchſte Futternoth eintritt, geſchnitten werden 
Läßt man denſelben gehörig in Halmen ſchießen und ſchneidet ihn 
nicht zu früh, ſo iſt der Ertrag ſtärker als beim Klee. = 

Sået man gleichzeitig Winterwicken gemiſcht mit Roggen, fo ev 
höht ſich der Ertrag und die Qualität des Futters dadurch bedeutend. 

Der Anbau des Futterroggens ift zumal den kleineren Land 
wirthen ſehr zu empfehlen, weil einmal kein beſonderes Land dazu 
erforderlich, hauptſächlich aber weil er, zumal wenn ſich der Früh⸗ 
ling ſpät einſtellt, vor Futtermangel gefhüßt, ift 


r 3) Kaffeeſurrogat. 


In neueren Zeiten bereitet man einen ſogenannten Roggen 
kaffee folgender Art: Man weicht den Roggen über Nacht in Kal 
tes Waſſer ein, gießt daſſelbe Morgens wieder ab und bringt dew | 
felben wieder in friſches Waſſer, welches ſodann über das Kenet 
geſetzt und bis zum Sieden gebracht wird. Wenn nun die Körner 


aufgeſprungen find, werden fie in einen Seiher gebracht, dreimal à 


ganz ſiedendes Waſſer darüber gegoſſen, und nachdem das Waſſer 
abgelaufen iſt, werden die Körner in der Sonne oder auf einen 
heißen Platte ſchnell getrocknet, ſodann wie Kaffee (nur recht hell) 
geröſtet, gemahlen, in einen Steintopf eingedruͤckt und verſchloſ⸗ 
ſen aufbewahrt. Verſchiedene Kaufleute mengen darunter etwas 
| Kaffee und verkaufen ihn unter dem Namen Patent-, Modes oder 
neuen Kaffee. Das Getränk hiervon iſt ſehr nährend, hat keinen 
unangenahmen Geſchmack und darf dem Landmanne ‚ fo wie der] ` 
ärmeren Volksklaſſe, vorzugsweiſe vor allen Kaffeeſurrogaten ew 

pfohlen werden. =” S f 


4) Arzneipflanze. 

Das Mutterkorn (Secale cornutum) , welches durch eine Krant’ 
heit, beſonders in feuchten Jahren, zum Verdruß der Landwirthe 
hervorgerufen wird, wirkt, wenn es mit dem Roggen vermahlen 
und genoſſen wird, ſehr nachtheilig. Von den Aerzten wird ed 
meiſt in Pulverform angewendet, allein der Gebrauch erfordert 


Vorſicht. 


47 


Kleien und Mehl von Roggen gebraucht man zu Umſchlägen, 
— den Sauerteig, mit Senf vermiſcht, als Reizmittel für die 
aut. a j f ach 


Szen 5) Flechtſtrohpflanze. u NEE A | 
Im Schwarzwalde und andern Gegenden wird das Kornſtroh 


zu Strohhutgeflechten angewendet. Durch dichtes Gåen bekommt 
man feines und durchs Bleichen ſehr weißes Strong. ) 


b) Staudenroggen. (Secale cereale multicaule.) 


Europäische Cerealien p. 38. C. 
Staudenforn im Odenwald, Eis: und Staudenkorn bei Maria⸗Zell in 
teiermark; Waldkorn und Staudenkorn im Schwarzwald; ruſſiſches Korn bei 
eiſenheim auf dem Hundsrücken. Wir finden ihn ferner in Schriſten unter 
er Benennung Secale cereale wallachicum , Wallachiſches Staudenkorn. 
Staudenroggen aus Norwegen, Johannesroggen (von der Ausſaat um Johanni) 
u. ſ. w., was immer ein und dieſelbe Form ifte Auch dürfen wir wohl das von 
v. Witten in den Verhandlungen des Vereins für Gartenbau in Preußen Bd. 
VI. S. 398 beſchriebene Secale cereale grandiflorum als hierher gehörig zählen, 

Dieſer in neueren Zeiten häuftg erwähnte Roggen darf bota⸗ 
niſch nicht von dem gewöhnlichen Roggen unterſchieden werden, 
indem er durch eine kräftigere Beſtockung, als Folge wiederholt frü⸗ 
her Einſaat und dadurch verlängerter Vegetationszeit, wodurch er 
mehrere und kräftige Halme treibt, entſtanden iſt. 

Bei längerer Cultur ohne Samenwechſel, fo wie bei der ſpaͤ⸗ 
teren Ausſaat beſonders auf magerem Boden, artet das Stauden⸗ 
korn wieder aus und geht in die gewöhnliche Form über. 

Vorkommen und Verbreitung. In Gebirgsgegenden in 
Deſtreich, Steiermark, Böhmen, im Odenwalde und verſuchsweiſe 
im Schwarzwalde meiſt in Hackwaldwirthſchaften, ſo wie auch auf 
en Feldern in verſchiedenen Gegenden angebaut. 

Cultur und Gebrauch. Die Vorzüge, die man dem Stau⸗ 
enroggen einräumt, beſtehen namentlich darin, daß er ſich ſtärker 
als der gewöhnliche Winterroggen beſtockt, reichlicheren Körner 
ertrag und längeres Stroh abwirft, was jedoch nur beim humoſen 
Ver kräftig lockeren Boden der Fall iſt; hauptſächlich aber weil er 
fur Entwickelung eine längere Vegetationszeit erfordert und bei frü⸗ 
er Ausſaat ſelbſt im Juni nicht mehr in demſelben Jahre in Hal⸗ 
men ſchießt, ſondern wie ein Wuchergras auf dem Boden ſich aus⸗ 

i / 


1 


H 


48 


breitet und deshalb im Herbſte abgemäht oder abgeweidet werden 
kann, und zwar ohne Nachtheil der künftigen Ernte. Aus dieſem 
Grunde eignet er ſich für die Hackwaldwirthſchaft, und iſt als die 
Hauptpflanze anerkannt, durch welche man die Feldwirthſchaft mil 
der Waldwirthſchaft, wie im Odenwalde, in innige Verbindung 
ſetzen kann, was für waldige und ſterile Gebirgsgegenden von höch⸗ 
fter Wichtigkeit ift, und zwar nicht allein da wo die Hackwald⸗ 
wirthſchaft eingeführt iſt, ſondern auch ſelbſt bei der Anlage vol 
Hoch⸗ und Niederwaldungen. 

In Böhmen faet man die Hackwaldungen im Frühling, went 

das Reisholz verbrannt oder der Schlag ohne abgebrannt zu werden 

geräumt iſt, Hafer oder Sommerrogen zu gleichen Theilen mil 
Staudenroggen, und hackt die Saat auf gewöhnliche Art ein. In 
Herbſt deſſelben Jahres erhält man dann die erſte Ernte von dem 
Hafer oder Sommerroggen und im nachfolgenden Jahre die zweit 
von dem Staudenroggen, ohne von der Saatzeit bis zur zweiten 
Ernte weiter Hand angelegt zu haben. Dieſes Staudenkorn hat 
nämlich die Eigenſchaft, daß es im erſten Jahre mit den andern 
Sommerfrüchten aufgeht und, gleich der Federnelke, über den Bo 
den ſich ausbreitet und erſt im zweiten Jahre Halme treibt, und 
zwar 4 bis 12, deren Mehren reich- und mehlhaltige Frucht liefern, 

Im Odenwalde wurden früher die Hackwaldungen mit Heide 
korn sé A Fagopyrum) eingeſäet, und nachdem dieſes eit 
geerntet wär, der Boden friſch umgebrochen und mit gewöhnlichem 
Winterroggen beſtellt. Dagegen fået man jetzt gleichzeitig mit dem 
Heidekorn, Anfangs Juni, den Staudenroggen und erſpart fomi 
das mühſame Säen und Einhacken des letzteren. In den ober 
öſterreichiſchen Gebirgen und in Böhmen fået man mit dem Nadel 
holzſamen gleichzeitig den Staudenroggen, welcher durch ſeinen 
Ertrag nicht allein die Koſten der Waldeultur bezahlt, ſondern 
auch den jungen Nadelholzpflanzen in den zwei erſten Jahren den 
erforderlichen Schutz gewährt. 

Nach einem Verſuch, den Se. Hoheit der Hr. Markgraf Wilhelm 
zu Zwingenberg im Odenwalde machen ließen, lieferten 4½ G” 
ſter Staudenroggen auf 1½ Morgen Hackwald 471% Seſter Roy 
gen und 104 Pfund Stroh; der Seſter, 23 Pf. 14 Loth ſchwer / 
gab 19 ½ Pf. gutes Brodmehl und 3 Pf. Kleie. Die Frucht er 


49 
reichte eine Höhe von 6 — 3 Fuß und übertraf alle übrigen Saa⸗ 
ten des gewöhnlichen Winterroggens. ; 

Im Großherzogthum Heffen baut man den Staudemoggen auf 
dem Felde. Die Heſſiſche landwirthſchaftliche Zeitſchrift äußert 
hierüber: Es iſt richtig, daß, wie ſchon von andern Correſpon⸗ 
denten bemerkt worden, weniger Säeſamen (kaum die Hälfte) vom 
Staudenroggen erforderlich iſt, wie bei unſerm gewöhnlichen Korn. 
Die Koſten der Cultur können dabei von einem Jahre geſpart wer⸗ 
den, indem im Frühjahre, wie bei uns gebräuchlich iſt, unter den 
Hafer, die Gerſte oder Heidekorn geſäet wird, im Spätjahre ein 
reichliches und gutes Futter abwirft, und im darauf folgenden 
Jahre die Körner⸗ und Stroherndte liefert. Sein Ertrag ſteht dem 
des gewöhnlichen Kornes nicht nach, ſondern eher vor, derſelbe iſt 
feſter, ſchwerer und dünnſchaliger, daher es, wie Herr Poſthalter 
Hofmann in Nr. 44 bemerkt, mehr Mehl und weniger Kleie gibt. 

Dagegen verlangt der Staudenroggen einen fetten beſonders 
ausgeruhten Boden; auf magerem Felde gedeiht er ſchlecht. 

In den europäiſchen Cerealien erwähnten wir einen Winter⸗ 
roggen mit bräunlichem Halm (Klebroggen). Wir haben dieſe 
Getreideart bis jetzt cultivirt, allein der bräunliche Halm verlor 
fh, und war ſomit nicht mehr von dem Standenroggen zu uns 
terſcheiden, wornach dann auch anzunehmen ift, daß der in der 
Heſſiſchen landwirthſchaftlichen Zeitſchrift von 1832 mehrfach be⸗ 
rührte Klebroggen nichts anderes iſt, als der Staudenroggen, der 
ſich gleichmäßig durch kräftige Beſtockung von dem gewöhnlichen. 

interroggen auszeichnet. | l 
c) Aeſtiger Roggen. (Secale cereale ramosam.) 
(Winterfrucht.) sar 

Aehre äſtig. 

Europäische Cerealien p. 39. D. 1 

Dieſe Form erſcheint nur zufällig bei außerordentlich üppiger 

egetation und verdient keiner weitern Erwähnung. i 


d) Sommerroggen. (Secale cereale aestivum.) 
(Sommerfrucht.) 


Aehre einfach. 


Europaische Cerealien p. 38. B. 


H 


50 


Sommerkorn im ganzen ſüdlichen ee Seigle d’ete. S. commun 
d'été in Frankreich 


Unterſcheidet fi id vom Wintenoggen nur Ne eine OR Ve⸗ 
getationszeit, an die derſelbe durch längeren Anbau über Sommet 
allmälig gewöhnt und zur Sommerfrucht umgewandelt worden ifef 


Vorkommen und Verbreitung. Der Sommerroggen hal 
keine allgemeine Verbreitung und wird meiſt nur in ſandigen oder 
auch mageren Gebirgsgegenden mehr als Nothfrucht und auch wo 
die Winterroggenſaat nicht ganz beſtellt werden konnte, angebaut 


Cultur und Gebrauch. Er verlangt gleiches Klima und 
Boden wie der Winterroggen, ift minder ergiebig und mehr g” 
fährdet wie derſelbe. Er gedeiht nur in wohlgedüngtem Boden und 
bei früher Ausſaat, wo der Boden ſeine Winterfeuchtigkeit noch 
hat. Die Ausſaat iſt gleich dicht und ſein Ertrag geringer als 
beim Winterroggen, dagegen liefert er mehr Stroh als jede andert 
Sommerfrucht in demſelben Boden. 

Secale vitiosum L. Triticum villosum, M. B. und Secale pe- 
rennis, die eigentlich zu den Getreidearten gezählt werden können, 
verdienen keine weitere Erwähnung weil ihre Körner zwar mehlig 
allein zum Gebrauch zu unergiebig ſind. 


j 


5, Gattung. Weizen, BESSE 


Blüthe in einer Aehre. Spindel gegliedert zusagen hre 
Aehrchen aufſitzend, 3 bis 6blüthig, die oberen Blüthen unfrucht⸗ 
bar, die unteren 2 bis 4 fruchtbar. Balg zweiklappig; die Klap⸗ 
pen gegen einander überſtehend, ziemlich gleich, länglich, zuweilen 
zuſammengedrückt, mit einem ſcharfen Rücken, der an der Spitze 
in einen meiſt gebogenen Zahn ausgeht. Bälglein zweiklappig; 
die äußere Klappe ſtark, dauerhaft und bewaffnet, die innere dünn⸗ 
häutig, unbewaffnet, mit einem flachen Rücken, Samen etwas 
länglich, bisweilen lang, bauchig, einerſeits gewölbt, anderſeits 
flach und gefurcht, meblig. 

Bevor wir zur eigentlichen Beſchreibung übergehen ‚ wollen 
wir eine Ueberſicht der ſämmtlichen Arten und Spielarten voran 
gehen laſſen. 


1. Abtheilung. 
Eigentliche Weizen. (Frumenta) 


Die Samen bei der Reife aus den Spelzen fallend. Die Spindel nicht zer⸗ 
brechlich. 


1) Gemeiner Weizen. (Triticum vulgare.) 


Aehre vierſeitig zuſammengedrückt, gegrannt oder ungegrannt. Aehrchen 2: 
bis zſamig, ausgebreitet. Balg aufgeblaſen, an der Spitze zuſammengedrückt. 
Samen länglich, bauchig, abgeſtumpft, mehlig, ſelten glasig. 


Gemeiner Bartweizen. 
a) Aehre, ſchlaff, gegrannt, weiß, kahl. 
Bi on — ſammtartig. 
c) : bräunlich, kahl. 
d) — ſammtartig. 
e) braun, kahl. 
£) — blaulich, kahl. 
g) ſchwarz, ſammtartig. 


Kolbenweizen. 
h) Aehre, ſchlaff, ungegrannt, weiß, kahl; Same weißlich. 
1) SE — — Cie? gelb. 
E eier — E ſammtartig. 
D — — gelb, kahl. 
m) — — bräunlich, kahl. 
n) = — ſammtartig. 


Igelweizen. 


o) Aehre dicht, gegrannt, weiß, kahl; Samen weißlich. 
Be E a N — — — & gelb. 
ai — — — E fammtarlig. 


Binkelweizen. 


r) Aehre dicht, ungegrannt, bräunlich, kahl. 


2) Englischer Weizen. (Triticum turgidum.) 


Aäehre regelmäßig, 4ſeitig, immer gegrannt. Aehrchen ausgebreitet, 2⸗ bis 
Zſamig, 2grannig, Balg kurz, aufgeblaſen. Grannen regelmäßig in 4 Reihen 
ſtehend. ) 

a) Aehre, weiß, kahl. 


c) Aehre, weiß, kahl, äſtig, ſchwarzgrannig. 
d) — — ſammtartig. 
bräunlich, kahl. 
a tee — äſtig. 

— ſammtartig. 

— — äftig. 

— violett, ſammtartig. 

— — — äſtig. 


3) Bartweizen. (Triticum durum.) 


Nehre rundlich Aſeitig, etwas zuſammengedrückt, lang, immer gegrannt. 
Grannen ſehr ſtark, auseinanderſtehend. Balg zuſammengedrückt, mit einem er⸗ 
habenen Rücken, der in einen langen gebogenen Zahn ausgeht. Samen lang 
dreikantig, hell, glaſig. ` 

a) Aehre weiß, kahl. 

b) — — — ſchwarzgrannig. 
— — famntartig. 
— — — ſchwarzgrannig. 
— bräunlich, kahl. $ 
Se — ſammtartig. 
— violett, kahl. 
— dünn, weiß, kahl. 


y 


4) Polnif her Wei zen. (Triticum polonicum.) 


Nehre vierſeitig, zuſammengedrückt. Aehrchen 2famig, ſehr lang. Balg 

1 bis 1¼ Zoll lang, zuſammengedrückt, 2zahnig, Samen elliptiſch, ſehr lang, 
dreikantig, hell und glaſig. ; e d 

a) Aehre ſchlaff, gegrannt, weiß, faſt kahl. 

b — — — BETEN. 

c) — — — — ſammtartig. 

d) — — halbgegrannt, weiß, faf kahl. 

e) — dicht, — — — — 


2. Abtheilung. 
Spelzen. (Speltae.) 


Die Samen bei der Reife nicht aus den Spelzen fallend. Die Spindel zer⸗ 
brechlich. e SH \ 


5) Syel;. Triticum Spelta. 


Nehre Afeitig, zuſammengedrückt, ſchlaff. Aehrchen 2ſamig, locker über 
einander liegend. Balg ſehr hart, abgeſtumpft, zuſammengedrückt, kurzzahnig, 
Samen länglich, bauchig, mehr glaſig als mehlig. : , 

a) Aehre gegrannt, weiß, kahl. 
b) — — bräunlich, kahl. 


€) Hehre gegrannt, bläulich oder dunkelblau, ſammtartig. 
9 — ungegrannt, weiß, kahl. , - 
— — bräunlich, kah t. 


6) Emmer. (Triticum 1 


Aehre flach, gleichbreit. Aehrchen dicht übereinanderſtehend, apen, Kelch⸗ 
ſpelzen hart, gebogen, in einen langen gebogenen Zahn egen, Samen lang, 
dugeſpitzt, hell und glaſig. 
a) Aehre ſchlaff, gegrannt, weiß, ahl. 
b) — — — bräunlich, kahl. 
c) — — halbgegrannt, weiß, kahl. 
d) — — — — ſammtartig. 
e) — — — — — äſtig. 
f) — — bräunlich, kahl. 

85 — vic gegrannt, bräunlich, kahl. 

h) — — ſchwarzblau, ſammtartig. 


7) Einkorn. (Triticum monococcum.) 


. Aehre zuſammengedrückt, dicht, gegrannt. Aehrchen gebogen, dicht über: 
einanderſtehend, meiſt zblüthig, einſamig. Samen ſchief, glaſig. 
a) Aehre bräunlich, glatt. 


1. Abtheilung. 


Eigentliche Weizen. (Frümenta.) 


Der Samen bei der Reife aus den Spelzen fallend, die Sein 
del nicht zerbrechlich. 


1) Gemeiner Weizen. (Triticum vulgare.) 


Aehre Aſeitig, zuſammengedrückt, gegrannt oder Augefhasint; 
ehrchen Ablüthig, die 2 — 3 unteren fruchtbar, Sfamig, fehr 
ausgebreitet, länger als breit. Balg aufgeblaſen, an der Spitze 
luſammengedrückt, mit einem ſcharfen Zahn. Aeußeres Bälglein 
Ko oder mit einem langen grannenartigen Zahn bewaffnet. 
Inneres Bälglein dünnhäutig, unbewaffnet. Samen länglich, 
bihig, abgeſtumpft, mehlig, felten glafig. 


a) Weißer gemeiner Bartweizen, Winterweigen,) 


Aehre ſchlaff, gegraunt, weiß, kahl. 
Europäische Cerealien p. 1. A. 

D Weißer Grannenweizen, Winterweizen in Deutschland; Froment commun, 
barbu, V. cultivé, Blé grison, B. trois mois, Touzelle blanche barbue, 


5⁴ 


Saisette, B. froment ordinaire, B. de Chine, B. froment de Reval in 
Frankreich; Formento Invernengo dei Lombardi in Italien; ‚ Trigo Candeal, 
Xexa , Hembrilla , Barbilla, Perinnon, Richi, Pichon in Spanien; Wheat 
pber Weet-Spring-wheat in England. 


Halm 3 bis 4 Fuß hoch, aufrecht. Blätter y, Zoll breit, 
6 — 7 Zoll lang. “Achre 3 — 4 Zoll lang, ſchlaff, zuſammenge⸗ 
drückt, gleichbreit, nach oben verjüngt. Spindel am Rande feiw 
haarig. Aehrchen 16 bis 20, 2 bis Zſamig, ausgebreitet, 3gran⸗ 
nig. Balg mit einem grikiai Zahn, glatt, weiß!), bräun⸗ 
lich geſtreift. Aeußeres Bälglein glatt, meiſt glänzend, gegrannk. 
Inneres Bälglein ſo lang als das äußere, dünnhäutig, flach, den 
Samen halb umſchließend. Grannen ſparrig — auseinanderſtehend, 
faft fo lang als die Aehre, die oberen kürzer. Samen länglich, 
bauchig, von mittlerer Große, graulichweiß ‚ mehr glaſig als 
mehlig. 

Vorkommen und Wenden su Dieſer Weizen wird in 
Deutſchland, Frankreich, Spanien, Italien und England, jedoch 
da, wo die Culturen fortgeſchritten ſind, nur ſelten und meiſt nut 
unter andern Getreidearten angebaut. 


Cultur und Gebrauch. Dieſer Weizen gehört unter die 
geringeren Getreidearten, die kleinere Körner als der Kolbenwei⸗ 
zen hat, deßfalls in guten Wirthſchaften gänzlich außer Cultur 
geſetzt iſt und folglich auch hier keine Beachtung bedarf. Ueber 
die Cultur und den Werth des gemeinen Weizens werden wir am 
Schluſſe deſſelben eine ausführliche Beſchreibung geben und dieje⸗ 
nigen Spielarten bezeichnen, die allgemeinen Anbau verdienen. 


aa) Weißer gemeiner Bartweizen, Sommerweizen. 


Europäische Cerealien p. 1. A. 

Wir erhielten dieſen Sommerweizen, der botaniſch nicht von 
der Spielart a. unterſchieden werden kann und nur durch öftere 
Ausſaat im Frühling zur Sommerfrucht gebracht wurde, unter den 
verſchiedenartigſten Benennungen: N T 


Richezza, Schiaza, Longhese, Pilostella, Paulla, Frumenti ischl 
Castigliara, Finezza, Vaesia und unter Quistalia amuscata aus Sietlien, 


4*) Bei naſſer Witterung, vor und während der Erndte werden die Spelzen 
dunkler und die Aehre ſieht dann der Spielart c. gleich. 


55 


wo fie als Sommerfrucht allgemein verbreitet zu ſeyn ſcheint, und unter BIG du 
Cap, B. froment ordinaire, B. de Chine und B. froment de Reval aus 
dem Jardin du Roi zu Paris. ‚ 


Vorkommen und Verbreitung. Wird in Italien und 
Sicilien häufig angebaut und ſcheint dort ſehr lange eingeführt zu 
GI? Auch finden wir ihn auf dem Hundsrücken und andern Ge⸗ 
genden von Deutſchland noch ziemlich verbreitet. á 


Cultur und G peme 
1) ER Flechtſtroh. - 


Dieſer Weizen taugt für unſere befjern Wirthſchaſten nicht 
und ſteht dem Kolbenweizen bedeutend nach, dagegen aber iſt er 
in einigen Gegenden von Italien unentbehrlich, indem der Italie⸗ 
ner hiervon das feine Stroh für die feinſten Strohgeflechte erzieht, 
was ihm jährlich große Summru abwirft. Wir haben ſchon vor 
Jahren Samen davon aus Italien kommen laſſen und mehrere 
Jahre Verſuche zur Gewinnung eines feinen Flechtſtrohes gemacht, 
welche nicht ungünſtig ausgefallen ſind und wovon wir einige ſehr 
ſchöne Proben in der landwirthſchaftlichen Sammlung dahier auf⸗ 
weiſen können. Die Erziehung und Behandlung eines feinen Flecht⸗ 
ſtrohes aus dieſem Weizen iſt folgende: 

Zur Zeit der allgemeinen Sommerſaat fået man den Weizen 
auf mageren Boden ſo dicht, daß faſt ein Korn an das andere zu 
liegen kommt, oder beffer geſagt, daß dieſelben nur ½ Zoll von 
einander entfernt zu liegen kommen, und bringt dieſelben vermit⸗ 
telſt eines Rechens oder einer Egge wie anderes Getreide unter die 
Erde. Hierauf läßt man die Pflanzen ohne weitere Pflege in Hal⸗ 
men ſchießen, und ſchneidet dieſelben, fo wie die Körner reif wer 
den wollen und zwar in der Periode, wo ſie noch etwas milchig 
ſind und die Halmen zu bleichen anfangen, ab, trocknet ſie in der 
Sonne und bringt ſie bündelweiſe unter Obdach, wo ſodann das 
Reinigen und Sortiren folgender Art geſchieht. Man braucht zu 
den feinen Strohgeflechten nur den oberſten Theil des Halmes zwi⸗ 
ſchen der Aehre und dem oberſten Gelenke, welcher gewöhnlich nur 
3 —5 Zoll lang ifte Dieſe Strohtheile werden nun am Gelenk 
und an der Aehre abgeſchnitten und nach der Feinheit des Strohes 
in 5 — 10 Abtheilungen ſortirt, ſo daß in jeder Abtheilung im⸗ 


56 


mer nur gleich feine Halmen wesen: Nach dieſer Arbeit wer⸗ 
den die Strohhalmen ſortenweiſe auf Tücher der Sonne ausgeſetzt, 
oͤfters mit reinem Waſſer begoſſen und ſo lange gebleicht, bis ſie 
eine ſchöne, gelblich weiße Ber erlangt haben, wornach fie dann 
meiſt in Handel gebracht und zu Flechtwerken verarbeitet werden. Bei 
dem Bleichen dürfen die Halmen SES beregnet, noch vom Thau 
befeuchtet, ſondern nur bei Tag im hohen Sommer der Sonne 
ausgeſetzt und häufig begoſſen werden, an wird das Stroh 
graulich und bekommt Roſtflecken. i 

Im Fall die Frucht etwas zu maſt wird, fo werden die Blatt⸗ 
ſpitzen, ehe ſich die Halmen entwickeln, mit einer Sichel abgemäht, 
damit die Vegetation etwas ins Stocken geräth, wodurch dann 
der Halm dünner hervorkommt. Das auf dieſe Art fabricirte Stroh 
wird von den Italienern theils zu Strohgeflechten verarbeitet oder 
auch verkauft und daraus viel Geld gewonnen. Es wäre mün 
ſchenswerth, daß dieſer Culturzweig, zumal in Gebirgsgegenden, 
wie auf dem Schwarzwalde, wo das Strohflechten ein allgemeines 
Gewerbe iſt, Nachahmung fände. Nach unſern Muſtern zu ur⸗ 
theilen, die ſehr fein und weiß find, eignet ſich unſer Klima ſehr 
gut für dieſen Zweig und kann um ſo mehr im Gebirge getrieben 
werden, weil man zum Anbau keinen fetten Boden brauchen kann. 
Uebrigens glauben wir, daß hiezu auch Sommerroggenſtroh und 
andere Weizenarten benutzt werden können. 


b) Weißer ſammtartiger gemeiner Bartweizen. 
(Winter⸗ und Sommerweizen.) 


Aehre ſchlaff, gegrannt, weiß, ſammtartig. 

Europäische Cerealien p. 2. B. e 

Sommerweizen, Grannenweizen in Deutſchland; Froment commun, 
barbu, blanc et were in . ; 


Sahren den haarigen Ueberzug an den 7 und geht Tomit 
gang in die vorſtehende S Spielart a) über, von der ſie alſo nur als 
eine zufallig erſcheinende Abart, die jedoch bei forgfältiger Sorti⸗ 
rung des Samens und tängerem Anbau einige Beſtändigkeit er⸗ 
langt, angeſehen werden darf. 

Alles Uebrige, was bei der Spielart a. in Bezug auf Cultu 


37 


und Gebrauch ode it, möchte auch für biefe anzunehmen ſeyn. 
Die Ausſaat kann im Herbſt und Frühling geſchehen. 


c) Rother gemeiner Bartweizen. (Winter⸗ und Sommer⸗ 
; weizen.) 


Aehre ſchlaff, gegrannt, bräunlich, kahl. vr 

Europäische Cerealien p. 3. C. i 

Rother Grannenweizen in Deutſchland. Froment barbu, roux et glabre, 
Souzelle rouge, barbu , Saisette de Tarascon , Blé rouge in Frankreich; 
Grano rosso. Cascola rosso dei Romagnoli in Italien; RNN in 
Spanien. 

Unterſcheidet ſich von der Spielart a. blos durch die bräun⸗ 
liche Farbe der Mehren, die jedoch bei naſſen Jahrgängen fidh ent? 
färben und der Spielart a. nahe kommn. 

Vorkommen und Verbreitung. In Deutſchland, Ita⸗ 
lien, Frankreich und Spanien häufig gemiſcht unter andern Wei⸗ 
zenarten vorkommend. 

Cultur und Gebrauch. Dieſer Weizen kann auch über 
Sommer angebaut werden und liefert aber dann geringeren Ertrag. 
Er gehört unter die geringeren Weizenarten und hat wie faſt alle 


gemeine Bartweizen keinen beſondern Werth. 


d) Rother ſammtartiger gemeiner Barkweizen⸗ 
(Winterweizen.) 

Nehre ſchlaff, gegrannt, braͤunlich ſammtartig. 

Europäische Cerealien p. 3. C. 

Rother ſammtartiger Grannenweizen in Deutſchland, Froment commun 
barbu et velouté in Frankreich. 

Diefer Weizen artet häufig aus und geht in die kahle Spiel⸗ 
art c. über, er hat daher bis jetzt keine Beſtändigkeit angenom⸗ 
men und iſt deßhalb noch als zufällig erſcheinende Unterſpielart 
anzuſehen, die in ökonomiſcher gr keine weitere Beachtung 
verdient. 


e) Brauner gemeiner Bartweizen. (Winterfrucht.) 
Aehre ſchlaff, gegrannt, braun, kahl. 


Europäische Cerealien p. 4. E. 
Triticum aristatum, Variet. b. bybernum. Schübler Dissert. p. 18. 


58 


Fuchsweizen in der Wetterau zumal bei Wiesbaden und brauner Grannenweizen 
in andern Gegenden Deutſchlands. 


Dieſer Weizen unterſcheidet ſich von der Spielart a. durch 
dunkelbraune glänzende Aehren und Grannen ſo auffallend, daß 
man ihn auf dem Felde ſchon von ferne erkennen kann. 

„Vorkommen und Verbreitung. Wird ſchon feit 20 Jah⸗ 
ren im Naſſauiſchen in der Lahngegend und bei Wiesbaden unter 
dem Namen Fuchsweizen angebaut und daſelbſt dem Marz oder 
Deſſauerweizen (Spielart m.) allgemein vorgezogen. Auch ſahen 
wir denſelben kürzlich bei Durmersheim unweit Raſtadt ziemlich 
häufig auf den Feldern verbreitet. | 

Cultur und Gebrauch. Der Fuchsweizen gehört zu den 
vorzüglichſten Winterweizen und hat ſogar manche Vorzüge vor 
andern, zumal weil er dem Brande nicht unterworfen iſt, wozu 
namentlich die dunkle Farbe der Aehren beiträgt und vom Wilde 
wegen feiner ſtarken Grannen nicht angegriffen wird. Ferner wiegt 
er ſchwerer als andere Weizen, liefert vorzügliches Mehl, das dem 
Spelzenmehl gleichkommt und wird deßhalb im Handel beſſer be⸗ 
zahlt. Er gedeiht auf jedem Weizenboden und wintert nicht aus; 
dagegen aber wird er 8 Tage ſpäter reif als die Spielart m, 


was vielleicht da ſtören möchte, wo Rüben in die Weizenſtoppeln 
geſäet werden. ; > 

Wir können dieſe Getreideart, die wir auf dem Felde mehr⸗ 
fach bewundert haben, jedem Landwirthe beſtens empfehlen. Guts⸗ 
beſitzer Haßloch zu Hof Adamsthal bei Wiesbaden baut den Fuchs⸗ 
weien ſehr häufig, zweifelsohne wird man bei demſelben Saat⸗ 
frucht erlangen können. 5 s 


1) Blauer gemeiner Bartweizen. (Sommerfrucht.) 

Aehre ſchlaff, gegrannt, bläulich, kahl. 

Europäische Cerealien p. 4. F. $ z ; 

Eine etwas. unbeſtändige Spielart, mit bläulichen Aehren, 
die in Form und Größe der Spielart b. gleich iſt und häufig in 
dieſelbe übergeht, Geck ze 

Vorkommen und Verbreitung. Ob diefer Weizen ir⸗ 
gendwo gebaut wird, iſt uns unbekannt, wir fanden ihn bis jetzt 
nur in Sammlungen und einzelnen Verſuchsfeldern. 


Së, 


30 


Cultur und Gebrauch. Wir haben mehrere Verſuche im 
Großen mit dieſem Weizen in hieſiger Gegend anſtellen laſſen, wo⸗ 
von wir die Reſultate in nachſtehender Tabelle liefern, allein der 
Anbau ging allgemein wieder ein und die Bauern zogen die lan⸗ 
desübliche weiße und braune Spelz als Winterfrucht vor: 
| Gewicht 


Er⸗ 
Saat. von 
| trag. 100 Mßl. 


Dün⸗ 
gung. 


: : Ruthen > 
Ort des Verſuchs. A Vorfrucht 
| 100. 


Ochſenbach im hüglichen 70 Kartoffel 1833 18. October 56 | N 240 
grote im 1834. 10 Mßl. x 


Sinsheim desgleichen besgi, desgl. September 15 200 
10 Mßl. 
Rippenweiher im Oden⸗ 5 
walde im höheren Sand⸗ Spelz 1833 28. Sept. 25 
fteingebirge . 5 Mßl. 8 


Walldorf im flachen Land. Tabak Neu- 5. October 90 
; rott. 10 MER 


Spechbach im hüglichen Kartoffel | 1834 16. October 
Kalkgebirg 1835. ; 10 Mß̃l. 200 230 


Ebendaſelbſt. tar Klee 1834 | 10 Wel. 18 ke 


Im Allgemeinen bemerkte man wenig Brand und die Frucht 
war mehr oder minder gut zu dreſchen. 


g) Schwarzer gemeiner Bartweizen. ( Winterweizen.) 

Aehre ſchlaff, gegrannt, ſchwarz, ſammtartig. 

Europäische Cerealien p. 5. G. 

Unterſcheidet ſich von den übrigen gemeinen 8 durch 
eine ſchwarze ſammtartige Aehre, ſchwarze Grannen, durch eine 
kräftige Beſtockung und zeigt Verwandtſchaft mit dem blauen eng⸗ 
liſchen Weizen. 

Vorkommen und Verbreitung. Kommt unſeres Wiſ⸗ 
fens- bis jetzt nur in Sammlungen landwirthſchaftlicher Anſtalten 
und in botaniſchen Gärten vor. 

Cultur und Gebrauch. Dieſe Getreideart wintert ſehr 
leicht aus, weßfalls die Ausſaat im Februar die zweckmäßigſte iſt, 
da aber dieſelbe vermöge der Witterung nicht alljährlich geſchehen 

kann, fo hat dieſer gar ſchöne Weizen für die deutſche Landwirth⸗ 
ſchaft keinen Wert. 


60 


h) Weißer Kolbenweizen mit weißlichem Samen. 

ER (Winterweizen.) i 

Aehre ſchlaff, ungegrannt, weiß, kahl. Samen weißlich, glaſtg. 

Europäische Cerealien p. 5. H. | 

Weißer Weizen und weißer Winterweizen, allgemeine Benennung in 
Deutſchland und in den Niederlanden; Froment commun „sans barbe, Tou- 
zelles blanche sans barbe, Froment d’hyver, Blé Lamas in Frankreich; Si- 
ciliana in Sicilien; Tosello > Grano gentile bianco dei Toscanf in Staz 
lien; Kentish white cosh in England, 

Halm 3 — 4 Fuß hoch. Blätter z Zoll breit 6 — 7 Zoll 
lang. Nehre 3—4 Zoll lang, etwas nach oben verjüngt Spindel 
glatt, weiß, am Rande behaart. Aehrchen 18 — 22, ſehr ausge⸗ 
breitet, ungegrannt, 2 bis Zſamig, im üppigen Zuſtande Aſamig. 
Balg kurz gezahnt, zugeſpitzt, weiß mit einigen grünen Streifen. 
Aeußeres Bälglein etwas länger als der Balg, in einen langen 
Zahn ausgehend, weiß, glatt. Inneres Bälglein ſo groß als das 
äußere, dünnhäutig, glatt; der Rücken flach. Samen weißlich 
etwas glaſig, laͤnglich ſtumpf, etwas bauchig. 

Vorkommen und Verbreitung. Der weiße Kolbenwei⸗ 
zen wird in England, in den Niederlanden und theilweiſe in 
Deutſchland, bisweilen mit andern Weizen, häufiger auch allein, 
mehr aber in Italien und dem ſüdlichen Frankreich, z. B. in der 
Gegend von Montpellier unter dem Namen Touzelle über Winter 
angebaut, und gehört mit zu den Weizenarten, die eine allgemeine 
Verbreitung haben. 

Cultur und Gebrauch. Wir erhielten dieſen Weizen 
ſchon vor 20 Jahren aus Frankreich und mehrfach aus Sicilien 
und fanden, daß derſelbe gar leicht auswintert und gegen Kälte 
empfindlicher iſt, als unſere heimiſche Getreidearten; allein bei 
fortgeſetzter Cultur ſeit einer Reihe von Jahren ſehen wir, daß ſich 
dieſe Getreideart allmalig an unfer Klima gewöhnt hat und keinem 
Erfrieren mehr unterworfen iſt. Dabei bemerkten wir aber auch, 
daß dieſer weiße Kolbenweizen mehr dem Brand unterliegt, als 
der rothe; ein Umſtand, den wir mehrfach auch bei andern weiß⸗ 
ährigen Getreidearten beobachtet haben, daß nämlich hellfarbige 
Weizen leichter Brand bekommen, als dunkelfarbige. = 


Nach einem im Großen gemachten Verſuch in Walldorf im 
flachen Lande erhielt man von 40 Ruthen Land 180 Mäßlein 


61 


Körner, folglich würde der badiſche Morgen 18 Malter ertragen 
haben. Ein Ertrag, der in dieſer Gegend von keiner Getreideart 
gewonnen wird. f 
Wir haben bei dieſer, ſowie bei vielen andern Getreidearten, 
die wir auf dem Felde cultiviren ließen, bemerkt, daß die ſtarke 
Beſtockung ſich ſchon im zweiten Jahre vermindert und im dritten 
Jahre gänzlich nachgelaſſen hat, was auch hier ſtatt fand, und 
mit Urſache iſt, daß die fremden Getreide nicht ſo leicht Eingang 
finden. | | | | 
Die weitere Behandlung und der Werth dieſes Weizens wird 
am Schtuſſe der gemeinen Weizen angeführt. ö 5 
Hievon beſitzen wir durch die längere Ausſaat im Frühling 
hervorgerufen den | 
; : hh) weißen Sommerweizen, E 
der ſich der Spielart h botaniſch nicht unterſcheiden läßt. 


Weißer Sommerweizen, bei Lambsheim in Rheinbaiern und verſchiedenen 
egenden Deutſchlands. ; 


Vorkommen und Verbreitung. Ziemlich häufig in der 
Gegend von Lambsheim in Rheinbaiern, ſo wie auch in unſerer 
nächſten Umgegend durch den landwirthſchaftlichen Verein ver⸗ 
breitet, jedoch nicht ſehr haufig eingeführt. 


Cultur und Gebrauch. Die von uns veranlaßten An⸗ 
bauverſuche lieferten folgendes Reſultat: | 2 


Ruthen San. | á 
Ort des Verſuches. à Vorfrucht Dün- Saat. EF |. yon 


Gewicht 
1000 \ gung. trag. 400 Ml. 


Wertheim, bunt. Sandſtein⸗ 50 mier 1833 8. April 205 
geb. ſchw. Lehmbod. 1833, 5. IREL ; 


Mannheim im flachen Land desgl. 13. Mai i192 
im leichten Lehm. 5 MEN a 


Haag im Odenwald, Dickrüben 8. März 2240 

Sandſteingebirg. 1834. u. Kraut 5 Mßl. * 
Mannheim. e Dickrüben Anf. März 235 
40 MpL | 


Bammenthal Spelz 22. April 
15 MEL 


Haag 1835. ä Dickrüben 1834 25 Mil. 
Sch 8 lu. Kraut 
ſechriesheim an der Berg- 200 Spelz 1832 4. April 
raße im flachen Land 25 MEL 


62 


Im Allgemeinen bemerkte man, daß die Frucht meiſtens gut 
zu dreſchen iſt, wenig Brand in derſelben vorkam und gutes Mehl 
lieferte. 

Nach einer andern Beobachtung fand man, daß der Som’ 
merweizen im Herbſte mit Roggen geſäet mehr Ertrag abwirft, als 


derjenige, der im Frühling ausgeſaͤet wurde. 


Obgleich übrigens mehrere Anbauverſuche günſtig ausgefallen 
ſind, ſo hat ſich dieſer Sommerweizen nur ſehr wenig verbreitet, 
vielmehr ließ man ihn in mehreren Gemarkungen wieder ausgehen, 
weil man ſich bei der fortgeſetzten Cultur überzeugte, daß die ein 
geführte Winterſpelz mehr vorträgt. 5 

Den ſchönſten Sommerweizen ſahen wir bei Lambsheim im 
Sandboden, der einen moorigen Untergrund hat und wo man auf 
1½ — 2 Fuß Tiefe Horizontalwaſſer findet. 

Aus führlicheres über den Sommerweizen SN wir am Schluſſe 
der gemeinen Weizen. 

Der in den europäiſchen Cerealien beſchriebene weiße SE mit 


bräunlichem Halm artete bei längerer Cultur in die Spielart h aus und muß 
deßhalb geſtrichen werden. x 


i) Weißer Kolbenweizen mit gelben Samen. 


(Winterweizen.) 


Aehre ſchlaff, ungegrannt, weiß, kahl; Samen gelb. 

Europäische Cerealien p. 6. K. 

Talaveraweizen (aus Talavera in Spanien), Winterweizen mit gelbem Sa⸗ 
men in Deutſchland; Froment blanc à epi blanc et à grains jaunes in 
Frankreich. 

Unterſcheidet ſich von der vorſtehenden Spielart h. durch et⸗ 
was kräftigere Beſtockung, hauptſächlich aber durch mehr bauchige, 
gelbe, mehlige Samen. $ 

Vorkommen und Verbreitung. Urſprünglich ſoll diefe 
Weizen aus Talavera in Spanien nach England gekommen ſeyn, 
von wo er über Deutſchland und Frankreich verbreitet worden ift 

Cultur und Gebrauch. Schon vor 17 Jahren beſchäf⸗ 
tigten wir uns mit der Cultur dieſes fchönen Weizens, allein ohne 
günſtigen Erfolg. In den erſten zwei Jahren beſtockte ſich derſelbe 
vortrefflich und reizte die Bauern zum weitern Anbau, ebenſo fat 
den wir ihn ſchon malterweiſe auf dem hieſigen Fruchtmarkte zum 


63 


Verkauf aufgeſtellt, allein dieſes dauerte nicht lange, die Veſto⸗ 
Cung ließ bei mehrjährigem Anbau nach und der Weizen wurde 


daß ½ der Mehren demſelben unterworfen waren. Ein anderer 
Verſuch in Weinheim im Sandboden zeigte etwas weniger Brand, 
wurde aber von den Vögeln ſo ſtark heimgeſucht, daß der Ertrag 
nicht richtig angegeben werden konnte. 

Würde man alle zwei Jahre Samen aus England kommen 
laffen , fo find wir überzeugt, daß bei einem folchen Fruchtwechſel 
dieſer Weizen ſich vor allen andern auszeichnen würde, allein da 
der Bezug deſſelben in größeren Quantitäten ſchwierig und mit 
Koſten verbunden iſt, ſo mochte es wohl immer ſchwer halten, 
dieſen Weizen mit Vortheil einzuführen. Bei dieſer Spielart iſt 
auffallend wahrzunehmen, wie wohlthätig der Samenwechſel bei 
den Getreidearten einwirkt und wir können daher nicht umhin, 
den Saatwechſel bei dieſer wie auch bei allen Getreidearten mög⸗ 
lichſt anzuempfehlen. I 


k) Weißer fammtartiger Kolbenweizen, (Winterweizen.) 


Aehre ſchlaff, ungegrannt, weiß, ſammtartig. 


Europäische Cerealien p. 7. C. 

Weißer Sammtweizeu, böhmiſcher Weizen, böhmifcher Sammtweizen in 
eutſchland; Froment commun sans barbe, velouté et blanc „ Bié de Bo- 
eme, froment à épi velouté, graines Worees in Frankreich; Frumenta 

della nuova Inghilterra in Italien. 2 

Iſt von der Spielart h. durch einen ſtarken ſammtartigen 

Ueberzug der Aehren und durch gelbe, runde, mehlige Samen un⸗ 
7 n ’ i 


terſchieden. Wird häufig mit pritieum turgidum verwechſelt, von 
dem es ſich durch den gaͤnzlichen Mangel der Grannen unter⸗ 
ſcheidet. 

Vorkommen und Verbreitung. Diefer Weizen wird 
vorzüglich in Böhmen, in der Normandie, in England und nach 
einigen Angaben auch in Italien angebaut. es. 

Cultur und Gebrauch. Er wird über Winter angebaut 
und iſt uns niemals erfroren. 

Obgleich wir von unſern verſchiedenen veranlaßten Verſuchen 
im Großen keinen genügenden Erfolg nachweiſen können, ſo glau⸗ 
ben wir aber doch durch einen Verſuch in dem Odenwalde und 
einen 25jährigen Anbau im Kleinen, wo dieſer Weizen eine vor⸗ 
zügliche Beſtändigkeit zeigte und ſtets den erſten Weizenarten gleich 
ſtand, gefunden zu haben, daß derſelbe zu den beſten Weizen ge⸗ 
zählt werden darf, nicht auswintert, ſich kräftig beſtockt, dem 
Brande nicht mehr. als andere Getreide ausgeſetzt iſt und vorzüͤg⸗ 
lich ſchöne, mehlreiche Körner liefert. Nur bemerkten wir, daß er 
etwas fpäter, als der braune Kolbenweizen reif wird, was in 
Gegenden, wo man Stoppelrüben baut, zu merken iſt. 

Herr von Witten nennt ihn Triticum pilosum und ſagt von 
ihm: der wollige Ueberzug dient der Aehre als Einſaugungsgefäße, 
mit deſſen Hülfe ſie den Thau und die Feuchtigkeit der Atmosphäre 
einzieht und deßhalb in trocknen Jahren und auf höher gelegenen 
Weizenäckern befer körnet, als der Saatweizen. Außerdem ift 
aber das Korn ſeiner Dünnſchaligkeit wegen dem beſten gelben 
Saatweizen vorzuziehen und der Anbau dieſes Weizens ungleich 
ſicherer, als der des velvet wheat (Talaveraweizen 2) der Eng⸗ 
länder , welcher bekanntlich leicht erfriert, was bei Triticum pilo- 
sum, zumal bei nicht verfpäteter Ausſaat, ſelbſt bei den ſtärkſten 
Fröſten nie bemerkt worden iſt. 


D Gelber Kolbenweizen. (Winterweizen.) 
Aehre ſchlaff, ungegrannt, gelb kahl. 
Europäische Cerealien p- S. M. 
Dieſer Weizen hat keine weitere Bedeutung, weil die Farbe 
ſehr wechſelt und in den braunen oder weißen Kolbenweizen über⸗ 
geht, folglich als zufällig erſcheinende Form zu betrachten ift. 


m) Rother Kolbenweizen. . ` ae eee 
Aehre ſchlaff, ungegrannt, ëmgin. kahl. 


Europäische Cerealien p. 8. N. IR"? 
„Winterweizen, rother Winterweizen, Zielen , Winterweiſen, Aarweizen, 
eſſauer Weizen in den verſchiedenſten Gegenden von Deutſchland; Froment 
commun sans barbes ; glabre et roux; Blé Lamas, Touzelle" rouge sans 
barbes „ Froment d'automne in Frankrelch; Formento invernengo , Bion- 
della in Italien; Trigo chamarro, Pelon , Toseta in Spanien. 


Unterſcheidet ſich von der Spielart h blos durch de 
Achren und gelbliche runde Samen; artet nicht leicht aus und hat 
durch lange Cultur eine beſtimmte Beständigkeit angenommen. 

Vorkommen und Verbreitung. Wird als dominirende 
Winterfrucht im Breisgau, im Elſaß, in der Wetterau und über⸗ 
haupt wobl in den meiſten Gegenden von Deutſchland, wo die 
Weizencultur eingeführt iſt, allgemein als Wintergetreide angebaut. 

Cultur und Gebrauch. Man kann dieſen Weizen, der 
ſchon ſeit Jahrhunderten im füdlichen Deutſchland angebaut wird, 
als eine ber vorzüglichſten Winterfrüchte anſehen, welche bei ge⸗ 
hörigem Samenwechſel nicht leicht fehlſchlagen wird, und weßhalb 
ſich dieſelbe wenigſtens in Deutſchland eingebürgert und als beſtän⸗ 
dige Form erhalten hat. Die in den landwirthſchaftlichen Schrif⸗ 
ten vorkommenden C Culturbeſchreibungen über den Weizen ohne An⸗ 
gabe der eigentlichen Arten beziehen ſich meiſt auf den rothen Kol⸗ 
benweizen, weßhalb wir uns auf eine weitere Beſchreibung nicht 
einlaſſen, ſondern auf die am Schluſſe der gemeinen Weizen an⸗ 

geführte allgemeine Culturbeſchreibung verweiſen und nur in der 
nachſtehenden Tabelle die Reſultate unſerer ae Culturver⸗ 
ſuche mittheilen wollen. 


gufen "ege, l l Er⸗ DEA 


Ort des Verſuchs [a Vorfrucht Kë von 
| HA REP SE „rag Wen gea. 


Bammenthal im hügeligen viee 1833 80. 200 
Kalkgebirg. 1834. we Gs > 
Schriesheim im flach. Land Dickrüben 1833 5 Mßl. 70 221 
Mauer im hügelig. Kalk⸗ Kartoffel] 1833 235 
gebirg. 1835. , 27. Oct. 1 
Spechbach desgl. Hafer 1834 % 230 


Wimmersbach desgl. Spelz 1834 


Ruthenj `. Hun | Gewicht 
Ort des Berſuchs à BVorfrucht vis Saatzeit |, von 
1002 8 rag 100 Mil 


Heidelberg im flach, Land 200 | Mohn 1834 30 mit. 240 
E d. Es Nach E 
Neuenheim desgl. i Mais u. 1834 6 Mßl. 250 
7 "ann Kraut d. 20. Nov. DC? 

Schriesheim desgl. 1836, Raps u. 1834 30 Mßl. 230 
e J Dickrüb. d. 24. Oct. 
Leimen desgl. Z „. desgl. 1834 | 7 Mgl 220 
Hd d. 27. Oct. 


Obgleich dahier der Spelzenbau allgemein eingeführt iſt und 
jedes andere Getreide nicht fo leicht auf den Märkten Abſatz fin | 
det, ſo fand dieſer Weizen dennoch bei mehreren Landwirthen Ein⸗ 
gang und wird heute noch fortgebaut. Im Allgemeinen ergiebt ſich 
aus vorſtehender Tabelle, daß die Ausſaat viel zu ſpät geſchah, 
was hauptſächlich bei einigen Verſuchen zum geringen Ertrag bei⸗ 
getragen haben mag. Man findet dieſen Weizen auf den Märkten 
zu Strasburg, Freiburg, Lahr, Durlach und e haupt⸗ 
ſächlich zum N ausgeſtellt. 


) Rother ſammtartiger golbenweizen. inte 


Europäische Cerealien p. 9. 0. ; i 
Rother Sammtweizen in che Froment commun sans r ei: 
Velouté get rbux in Frankreich. 


Unterſcheidet Got von der METE SE blos Nu ei⸗ 
nen ſammkartigen Ueberzug der Aehren. | 
Vorkommen und Verbreitung. Kommt bis jetzt air 
nur in Getreideſammlungen vor ge wird D Wiſſens im ts, 
ßen nicht angebaut. 
Cultur und Gebrauch. Wir ott dieſen Weizen be⸗ 
reits ſeit 20 Jahren und fanden in den erſten Jahren, daß er leicht 
ausartet, auswintert und überbaupt keine Beſtändigkeit zeigte, al⸗ 


lein bet fortgeſetzter Cultur gewöhnte ſich die Pflanze an das Klima, 


die Aehren behielten einen beſtändigen Charakter, die Saat mit: 
terte nicht mehr aus und nahm eine kräftige Beſtockung an, ſo, 
daß wir dieſen Weizen jetzt mit zu den beſſeren Weizen zählen konz 
nen. Man ſieht aus dieſem Beiſpiele, wie wichtig die Cultur von 
Getreidearten in landwirthſchaftlichen Sammlungen iſt, weil da⸗ 
durch allein die verſchiedenen Getreide allmählig an das Klima 


67 


gewöhnt und hierdurch leicht bauwürdige Formen erzielt werden 
konnen. Wir bedauern nur, keine günftige Gelegenheit zum Anbau 
um Großen gehabt zu haben, was aber fpäter nachgeholt werden ſoll. 


) Igelweizen ) mit weißlichem Samen. ( Winterweizen.) 


Aehre dicht, gegrannt, weiß, kahl; Samen weißlich. 

Europäische Cerealien p. 10. O0 o Fan 

Halm 3— 216 Fuß hoch. Blätter a Zoll breit, 6 Zoll lang. 
Aehre Aſeitig „dicht, oben abgeſtumpft. Spindel kurz gegliedert, 
glatt, der Rand fein behaart. Aehrchen 16 — 48, ausgebreitet, 
dicht übereinanderſtehend, 3 — 4 ſamig und 3 — 4grannig. Balg 
weiß, glatt, in einen grannenartigen gebogenen Zahn ausgehend. 
Aeußeres Bälglein glatt, gegrannt, länger als die Kelchſpelze. 
Juneres Bälglein ſo groß als das äußere, dünnhäutig, meiſt ge⸗ 
zahnt. Grannen meiſt fo lang als die Aehre, bisweilen kürzer, 
ſehr abſtehend. Samen länglich, klein, mehr glaſig als mehlig, 
weißlich. . SCT EK 

Vorkommen und Verbreitung. Der Igelweizen wurde 
aus der landwirthſchaftlichen Anſtalt in die Neckargegend verbreitet 
und wird jetzt in der Gemarkung Haßmersheim häufig angebaut. 

Cultur und Gebrauch. Wir eultiviren diefe Getreideart 
ſchon über 25 Jahre, und mußten fie in den erſten Jahren beſtän⸗ 
dig früh im Frühling ausſäen, weil ſie uns, im Herbſte geſäet, 
faf jedes Jahr auswinterte; allein dieſes geſchah ſpäter weniger, 
und gegenwärtig hat ſie ſich vollkommen zur Winterfrucht erhoben, 
ie uns ſeit einer Reihe von Jahren nicht mehr erfroren iſt. 
Bei Haßmersheim, wo man ſich ſeit mehreren Jahren mit 
der Cultur des Igelweizens beſchäftigt, gedeiht derſelbe vorzüglich 
und wird daſelbſt häufig als Kernfrucht zu Suppen benutzt. Herr 
Bürgermeiſter Frank in Haßmersheim am Neckar, ein ſehr eifriger 

ekonom, hat den Igelweizen in ſeine Gegend verbreitet, und es 

möchte nicht ſchwierig ſeyn, Saatfrucht durch denſelben zu erhalten. 

Er iſt dem Brande nicht beſonders ausgeſetzt und lagert ſich 
icht leicht. EC 
m 5 
: 9 Diefe Benennung von den kurzen dichten Aehren und den kurzen abſtehen⸗ 

den Grannen, wodurch die Nehre ein igelähnliches Anſehen pat 


68 


In PR wurden Di 30 yes 430 Maßchen Get 
naeh 12 55 E E 


; ge Igelweizen mit gelben Samen. (Sommerweizen. 


Aehre dicht, gegrannt, weiß, kahl; Samen gelb. 

Europäische Cerealien p. 10. P. 

Bengel- und Binkelweizen mit Grannen, Zwergweizen in Deutichland! 
Blé ordinaire à epi compacte et barbu in Frankreich. 

Unterſcheidet „fi ſich von der vorſtehenden Spielart 0 SE run / 

de, bauchige, gelbe Samen und größere Empfindlichkeit gegeh 
Kälte, weßhalb dieſer Mein über Sommer bei uns gebaut wer 
den muß. 
; Vorkommen und . Herr v. Witten wil 
diefe Getreideart aus Kleinaſien bezogen haben, wo fie hauptſäch⸗ 
lich auf den Inſeln des griechiſchen Archipels angebaut werden fol 
Nach Wagini baut man ſie in einigen Gegenden von Steiermarl⸗ 
Weiter ſcheint dieſer Weizen, außer den landwirthſchaftlichen Sami 
e nirgends gebaut zu ſeyn. 

Cultur und Gebrauch. Dieſe Sommerfrucht muß ſo feil 
wie möglich geſäet werden, meng fie. fich kräftig beſtocken und ge 
hörigen Ertrag liefern ſoll. Sie iſt dem Brande nicht ſehr unter 
worfen und lagert fid) wegen den Botten Halmen und den kurzen 
Aehren nicht leicht. Herr v. Witten ſagt hiervon: Fällt dief 
: Weizen in die Hände eines geſchickten Müllers, der ihn vor del 
Vermahlung ſtärker annäßt, als dieſes beim Winterweizen -noth 
wendig iſt, ſo behauptet er vor dem rothbraunen Weizen bei wei 
tem den Vorzug, und iſt hinſichtlich ſeiner Dünnſchaligkeit und 
Schwere dem beſten wen gelben Weizen völlig gleich g 
achten. ; : 

Bei der ſtarken ee des Kartoffelbaues iſt die Aus 
forſchung brauchbarer Sommerweizenarten von erheblicher Wichtig 
keit; da dieſe Cerealien vor allen andern dazu geeignet find, den 
behacten Früchten zu folgen. Der bei uns gewöhnliche Sommer’ 
weizen erfüllt hinſichtlich ſeiner Brauchbarkeit nicht die Wünſchk 
des Cultivateurs; durch Hülfe des Igelweizens kann aber ferf 
der wohlgedüngte Mittelboden, der bis jetzt auf Erzeugung des 
Weizens ganz verzichten mußte, einen angemeſſenen Ertrag eines 


ſchätzbaren Weizens ſich verſchaffen, ohne daß der Acker hierbei 
mehr angegriffen: wird, als durch den fo oft vorgeſchlagenen Ger: 
ſtenbau, wo zumal bei der ſpäter geſäeten kleinen Gerſte öfters 
mehr Ackerrettig als Gerſte erzeugt wird, welcher den Acker in un⸗ 
gleich ſtärkerem Maße anſtrengt, als dieſes durch den Weizenbau 
geſchieht. Nur mit ſehr ſeltenen Ausnahmen werden die nachfol⸗ 
denden Gewächſe — mögen es Halmfrüchte oder Kleearten ſeyn — 
ſtets beſſer nach Sommerweizen als nach Gerſte gedeihen. 

Man bedarf auf den Morgen nur 12 Metzen zur Einſaat, 
auſonſt man dieſen kleinkörnigen Weizen verſäet und hierdurch ſein 
Mißrathen bewirkt. Wenn es irgend thunlich iſt, muß ſolcher 
Wen im Märzmonat mit dem Exſtirpator in die Erde gebracht 
oder, in deſſen Ermangelung, mit gewöhnlichem Pflügen leicht 
zatergepflügt werden. Spätere Froſte thun ihm keinen Schaden 

ie Reife tritt im Auguſt ein, und die Saat vervielfältigt ſich, 
nach Beſchaffenheit der Jahre, 5 — löfach. | 


d) Sammtartiger Igelweizen. (Sommerweizen.) 


Aehre dicht, gegrannt, weiß, ſammtartig. 

Europäische Cerealien p. 11. R. 

Unterſcheidet ſich von der Spielart o durch einen ſammtarti⸗ 
gen Ueberzug der Aehren. Dieſer Weizen ift wenig bekannt, muß 
frühe geſaͤet werden und hat in ökonomiſcher Beziehung keinen Werth. 


r) Rother Binkelweizen. (Sommerweizen.) 
Aehre dicht, ungegrannt, bräunlich, kahl. 
Europäische Cerealien p. p. 11. S. eg i 
Bengelweizen und Cretiſcher Weizen, Weizen aus Corfu, in Deutſchland. 


Proment commun à epi compacte, Froment d'Alsace, Froment sans barbe 
Alsace à epi court, Blé de Crete, Blé mottu in Frankreich; Formento 
Candia in Italien. i N 

Der rothe Binkelweizen wird von der Spielart3o durch gänz⸗ 
liche Grannenloſigkeit und bräunliche Farbe der Aehren unterſchieden. 
Vorkommen und Verbreitung. Er wird in der Gegend 
von Pfalzburg, im Elſaß, im Canton Freiburg und Waadt in der 
chweiz, ſo wie in einigen Gegenden Würtembergs angebaut. 
Cultur und Gebrauch. Der Binkelweizen ift eine Som⸗ E 
Merfruche, die frühe geſäet werden muß, was jedoch, allein nicht 


70 


mit beſtimmter Sicherheit, auch über Winter geſchehen kann. Durch 
längere Cultur über Winter möchte er ſich übrigens wohl an unſer 
Klima gewöhnen. Die zahlreichen Körner des Binkelweizens ſind 
klein und mehlreich, und der Ertrag ſteht den übrigen Sommer⸗ 
weizen nicht nach. Er lagert ſich nicht leicht und widerſteht ver 
möge der ſteifen Halme und kleinen Aehren den Stürmen und Re 
gen mehr wie irgend eine Getreideart. 
Die Reſultate unſerer Verſuche im Großen ſind folgende: 

Rauchen] Er⸗ Gewicht 


> 5 Dün- 
Ort des Verſuchs 8 e ang Saat trag E 


— / 
Schriesheim im Ban 50 Spelz u. 1832 24. März 110: 2327 
Lande. 1834. T Rüben. 10 MEL | 


Daſelbſt 100. | besgi. 1832 7. April | 60 230 

| 14 Mil, | 

Bemerkt wurde, daß bei letzterem Verſuche die fpäte Ausſaat 

hauptſächlich den Minderertrag hervorgerufen hat und daß man 
dieſen Weizen jeder andern Sommerfrucht vorziehe. 


Ueber die Cultur und den Gebrauch des gemeinen 


Weizens im Allgemeinen. 


1) Winterweizen. 

Hierzu zählen wir hauptſächlich die Spielarten e, h, i, k und 
m, die größtentheils in Deutſchland, Frankreich und England vor⸗ 
zugsweiſe angebaut werden und auf welche die landwirthſchaftlichen 
Beſchreibungen von Thaer, Burger und Schwerz meiſtens anzu⸗ 
wenden ſind. 

Burger ſagt über die Cultur und den Werth des Weizens 
Er erfordert einen thonigen Boden und kommt in einem minder 
zuſammenhängenden nur dann gut fort, wenn das Klima mäßig 
warm und feucht ifte Er erfordert einen kräftigen Boden, d. h⸗ 
er bedarf viele und leicht auflösliche düngende Theile. Die Bor’ 
bereitung des Ackers zur Cultur des Weizens ift ſehr einfach. Wenn 
er nach Mais, Bohnen, Erbſen geſäet wird, ſo if es hinlänglich, 
einmal zu pflügen, beſonders wenn die Vorfrüchte behackt und be⸗ 
häuft worden waren. Wird er nach einem Halmgetreide geſaͤet / 


` D 
ſo muß der Acker mehrmals gepflügt oder erftirpirt werden. Je 
ſpäter der Weizen im Herbſte geſäet wird, deſto ſpäter kommt er 
im folgenden Jahre zum Schoffen und Blühen. Ge’fpäter er aber 
zum Blühen und Körnermachen gelangt, um ſo mehr unterliegt er 
Krankheiten, dem Roſte vorzüglich, aber auch dem Brande. In 
den wärmeren Gegenden ſäen wir im Herbſte zuerſt Roggen und 
dann erſt Weizen, aus Gründen, die wir beim Roggen angegeben 
haben; in kalten Gegenden hält man es aber für klüger, erſt 

eigen und dann Roggen zu ſäen; denn der Roggen, wenn er 
auch noch fo ſpät geſäet wird, wird doch reif, nicht Aber der vers 
Matete Weizen. Ich möcht es aber für noch klüger halten, unter 
ſolchen Umſtänden lieber gar nicht Weizen zu Gen, Die Saatzeit 
des Weizens iſt durch das ganze nördliche Europa ziemlich gleich, 
ſie fällt in die letzte Woche des Septembers und erſte Woche des 
Octobers. : | ae 
Die Weizenpflanze macht einen größeren Stock wie die übri⸗ 
gen Getreidearten, und bedarf daher mehr Raum. Die Quantität 
der Ausſaat wechſelt von 1 bis 3 Metzen, nach Verſchiedenheit 
der Größe des Korns, der Natur des Bodens, der früheren oder 
ſpäteren Saatzweit, und der Art, den Samen unterzubringen. 
Bei der gemiſchten Wirthſchaft rechnet man 1½ bis 3 Megen auf 
ein Joch. ` | bk 
Der breitwürfig oder in ſchmale Reihen gefäete Weizen läßt 
ur wenige Cultur durch die Anwendung der Egge zu; der in weite 
Reihenilgedrillte kann und muß aber öfters behackt werden. Wächſt 
er im Frühlinge zu üppig mit Blättern, fo müſſen diefe weggeſchnit⸗ 
ten werden, weil er ſonſt zu früh ſich lagern würde. Die Ernte 
des Weizens muß wohl in Acht genommen werden; denn wenn er 
überreif wird, fo fällt er leicht aus. Es ſchadet ihm nicht, wenn 
er auch um einige Tage früher, als feine Körner hart geworden, 
geſchnitten wird. | e 
Der Ertrag des Weizens an Korn und Stroh wird um fo 
größer ſeyn, je mehr ſein Wachsthum durch das Klima in einem 
angrmeſſenen Boden und eine zweckmäßige Cultur befördert worden 
iſt. Das Durchſchnittserträgniß des Weizens an Körnern wechfelt 
in Deutſchland auf Weizenboden und mittelguter Cultur zwiſchen 
16— 48 Metzen per Joch. Das Durchſchnitts⸗Erträgniß deſſelben 


72 

an Stroh ſteht in keinem gleichförmigen Verhältniſſe zur Größe 
des Erträgniſſes an Körnern. Es iſt groß in ſolchen Gegenden, 
wo Klima und Boden den Wachsthum der ganzen Pflanze ſehr 
begünſtigen, und klein in mageren und ſeichten Gründen; groß in 
feuchten und den Blätterwachsthum begünſtigenden, und kleiner in 
warmen und trockenen Jahren. 


Ferner ſagt Schwerz: Man pflügt in der Regel zum Wei⸗ 


zen weder ſo tief noch ſo fleißig als zum Roggen und eggt gröber 
weg. Schließt das Innere des Bodens nur gut zuſammen, ſo 
achtet man auf die kleinen Klöte (Erdſchollen) nicht, die nach der 


Einſaat obenauf liegen bleiben. Man liebt ſie ſogar, als dem 


Weizen zum Schutz im Winter dienend, und durch das Verſchlei⸗ 
fen im Frühjahre friſche Erde gewährend. 

Auch auf die Witterung kommt es bei der Bearbeitung bed 
Bodens nicht fo genau an. Hat man Roggen oder Weizen zu 
ſaͤen, fo benutzt man das günſtige trockene Wetter vorzugsweiſe 
zur Bearbeitung des Feldes zum Roggen. 

Der beſte, dem Weizen anſtändigſte Dung iſt alte Bodenkraft. 
Es iſt Herabwürdigung einer ſo edlen Frucht, ſie in abgetragenes 
Land zu bringen, obgleich dazu gedingt wird; es fey denn, daß 


eine Brache vorhergegangen. Der Weizen bedarf vieler, ſchon in 


auflöslichem Zuſtande vorgeſchrittener Nahrung, daher es nach Vor⸗ 
fruchten, wie Hauf, Tabak, Bohnen, Raps, wozu kräftig gedüngt 
worden, keins neuen Düngers bedarf. Auch nach gut beſtandenem 
Klee bedarf es deffen nicht, vorausgeſetzt, daß man diefm nur 
zweimal abmähet und den dritten Anſchlag durch ene dem 
Weizen zugut kommen läßt. a 

Iſt der Acker in keinem befriedigenden SÉ EN ‚ fo muß zum 


Weizen gedüngt werden. Den Dung auf die Kleeſtoppel bringen, 


den Klee etwas durchwachſen laſſen und dann die Stoppel ein⸗ 


fächrig unterpflügen, iſt ein treffliches Verfahren, welches dem 


Sogleichunterpflügen des Dunges weit vorzuziehen iſt. 

Wer einem mageren oder nicht wohlbeſtandenen Kleefeld kei⸗ 
nen Dung zu geben hat, der läßt am beſten den Weizen weg und 
fået im folgenden Frühjahre Hafer oder pflanzt Kartoffeln. 

„Ueberall, wo Weizen gebaut wird, kennt man, ſoviel ich weiß, 
die fatalen Krankheiten, in Deutſchland namentlich den Brand, 


— Zog ei ep e A et e 


u 


EI wf ne ët 


73 


bet Staub⸗ als Steinbrand, denen dieſe herrliche Frucht un⸗ 
terworfen iſt. Alle Präſervativen, die man dagegen vorgeſchlagen 
hat, halten mehr oder weniger Stich, und ſelbſt die geprüfteſten, 
die D am längſten bei dem Gebrauch bewährt hatten, ſchwächten 
d einmal das Zutrauen von Unfehlbarkeit, das die Verwender 
bisher darauf geſetzt hatten. Man muß jedoch geſtehen, daß ein 
iritweifiger Rückſchlag eines lange bewährten Mittels darum nicht 
deffen ganzes Verdienſt aufhebt, noch daß es deshalb verdient da⸗ 
mit verbannt zu werden; es beweiſt nur, daß mitunter Umſtände 
eintreten können, wodurch die Wirkung deſſelben gelähmt oder ganz 
aufgehoben werden kann. Jeder bleibe daher, bis er was Beſſeres 
kennen lernt, bei dem, wobei er ſich bisher am wenigſten übel be⸗ 
funden hat. 

Ich führe hier einige mir mitgetheilte Mittel an. Man wählt 
bei mir, ſagt Lobbes aus dem Cleviſchen, die vollkommenſten 

oͤrner zur Einſaat, vermengt ſi e mit zerfallenem Kalk, gießt 
Buche darüber, ſäet ſie 24 Stunden nachher aus — De hat 
doch Brand. 

Auch ich war in dem Falle, bis ich nach jener Vorbereitung 
am Ausſäen gehindert und ſolches erſt dreimal 24 Stunden nach 
dem Einbeizen, wo der Weizen ſchon zu keimen anfing, ausführen 
laſſen konnte. Der Weizen war beſſer als ich je gehabt hatte. 
Seit 22 Jahren, daß ich dieſe Methode befolgte, habe ich nur eine 
einzige brandige Aehre auf meinen Feldern gefunden. 

Ein tüchtiger Landwirth zu Reinbach bei Bonn wählt von 
dem Vorſchlage des aus der Sonne gedroſchenen Weizens die be⸗ 
Ren Körer, nimmt auf jeden Sack voll Frucht einen Spaten voll 
gelöſchten Kalk, rührt ihn in einer -Kufe mit etwas Waſſer zu eis 
nem Brei, ſetzt vergohrene Jauche mit ein paar Hände voll Salz 
hinzu, rührt und giebt den Weizen hinein, läßt ihn 12 — 44 Stun⸗ 
den ſtehen, wo die Maffe ganz compact wird. Um ſie ſäen zu 
können, wird ſie verkrümmelt und mit etwas Holzaſche durchgerie⸗ 
ben. Seit 16 Jahren hat er keinen Brand mehr gehabt. 

Herr ** zu Oberweſel am Rhein wählt das beſte Stück auf 
dem Weizenfeld aus, läßt es wohl reifen, ſetzt die Garben ſogleich 
auf, fährt nur ein wenn der Weizen völlig trocken geworden, 
driſcht ſogleich aus, enn aus dem Vorſprung der Körner, brei⸗ 


74 


tet fig auf dem Boden auseinander, ſetzt mit jeden 4 Scheffel Sätz 
ner einen Scheffel trockner Holzaſche untereinander, läßt das Ge 
miſch 14 Tage über durchtreten und täglich einmal untereinander 
ſtechen. Das Ganze bleibt fo bis zur Ausſaat liegen, wo man 
vorläufig die Aſche herausſiebt, diefe alſo für den häuslichen Ge 
brauch nicht verloren geht. 

Herr Schmitz zu Düren im Juülich' ſchen nimmt auf 300 % 
Weizen 1 g Maun, 1 & Eiſenvitriol, 4 Y Salpeter und ½ % 
Grünſpan. Die zerſtoßenen Ingredienzien werden mit zureichendem 
Waſſer über dem Feuer aufgelöſt, und wenn ſte erkaltet, mit ſo 
viel Waſſer gemiſcht, als nöthig iſt, den Weizenhaufen ganz zu 
durchfeuchten. Man ſticht ihn ein paarmal herum und fået nach 
24 Stunden. Seit ſo vielen Jahren, als Schmitz ſich dieſes 
Mittels bedient, hat er nie Brand gehabt. Er bot fon mehrmal 
und bietet noch für jede brandige Aehre, welche man auf ii 

Aeckern finden würde, dem Entdecker einen Ducaten. 

A Nach Tabak und Hanf treibt der Weizen ſchneller aus der 
Erde, als nach anderen Gegenſtänden; daher das verfpätete Saen 
nach jenen Früchten um ſo weniger bedenklich wird. Kleeweizen 
will 2 — 3 Wochen vor jedem andern geſäet ſeyn, ohne welches 
er, nach der Erfahrung der Elſaſſer, leicht taub wird. 

Die gewöhnliche Saatzeit des Weizens iſt wohl 8 Tage vor 
bis 3 Wochen nach Michaelis. Ob nun gleich der vor jener Friſt 
geſaͤtte Weizen durchgängig beffer einſchlägt, fo kommt man doch 
auf Aeckern, die zum Unkraut geneigt ſind, gedachter Friſt nicht 
gern zuvor, weil dieſes auf früh beſäeten Aeckern zu ſehr wuchert. 

Das ſpätere Saen, als jene Friſt angiebt, ſchlägt nur in 
wenigen Jahren zu Glück; denn wenn gleich der Weizen ſtark und 
kraftvoll wächſt, ſo bleibt er doch lange grün und ee im 
Sommer, wodurch viele Aehren taub bleiben. 

f Wie man in einer und derſelben Gegend, und zwar in zwei 
nicht ſehr entfernten Orten, bei gleichem Klima und Boden und 
bei demſelben Fruchtumlaufe im Elſaß, hier 290 Litre ſäet, wäh⸗ 
rend man dort mit 190 zureicht, beweiſet, wie vieles von leidigem 
Herkommen bei den Landwirthen abhängt. Daß aber das übers 
mäßige Samenquantum daher rühre, beweiſen die Verſuche zweier 
Manner, wovon der eine in eben jener Gegend, wo man 290 Litre 


75 


duszuſtreuen pflegt, ihrer nur 145, der andere gar nur 97 ſäete. 
Ich ſah das Feld dieſes letzteren; es ſtand vollkommen dicht und 
ſchön „während auf dem daranſtoßenden, nach Art der Gegend be⸗ 
ſäeten, die Frucht größtentheils gelagert hatte. 

Man beobachtet im Elſaß, nach Klee ein Drittel Weizen 
nehr, als nach Tabak, auszuſäen. 

Wenn auf einen naſſen Winter ein trocknes Frühjahr folgt, 
ſo verhärtet ſich die Oberfläche eines kieſigen Bodens ſo ſehr, daß 
es den jungen am oberen Knoten austreibenden Wurzeln unmöglich 
wird einzudringen, und die Pflanze erhält ein kränkliches, bleich⸗ 
gelbes Anſehen. In einem ſolchen Falle leiſtet ein 1 einmaliges Eg⸗ 
gen gute Dienſte. 

In dem Juülich'ſchen wiederholt man diefe Arbeit nicht ſelten 
en, und damit die Egge um ſo ſchärfer eindringt, werden 
ihre dort hölzernen Zähne geſpitzt. Man eggt daſelbſt einmal über 
die Länge und einmal über die Breite des Feldes. Jemehr der 
Acker verunkrautet iſt, deſto ſtrenger und wiederholter wird geeggt. 
Allenthalben rühmt man mir in dieſem Lande den dadurch beföor⸗ 
derten freudigen Wuchs. Fällt bald darauf Regen, ſo iſt die Vor⸗ 
richtung gewiß gelungen; ſollte aber trockne Witterung eintreten, 
ſo muß das Land zugewalzt werden. Auf einem kraftvollen Acker 
treibt der Weizen nicht ſelten ſo maſtige Blätter, daß man Lager 
davon befürchten muß, weshalb man zum Schröpfen ſeine Zuflucht 
nimmt. Es beſteht darin, daß man, ohne das Herz der Pflanzen 
zu berühren, die Blätter mit der Sichel oder mit der Senſe abkützt. 

Ein weiteres Mittel, den zu geilen Weizen, oder vielmehr 
den, der es zu werden droht, zu bändigen, beſteht in dem Ab⸗ 
hüten, früher durch Schaafe, ſpäter durch Pferde, nie durch Kühe. 

Auf kräftigen Feldern kann auch eine regelmäßige Weide ohne 
Nachtheil für den Weizen ſtatt finden, jedoch darf ſie nur mit 
kämmern betrieben und nicht über den erſten April hinaus verlän⸗ 
gert werden. . 

Die Reife der Frucht beſtimmt einzig und allein die Zeit des 
Einſchnittes. Wird dieſer bei dem Weizen verzögert, ſo werden 
ſeine Körner hornig und verlieren in den Augen der Käufer kviel 
an Werth, indem ſie das ſchöne weiße Mehl nicht mehr liefern. 
Auch iſt bei dem Verſchub, zumal bei trockenem windigem Wetter, 


76 

wegen des Aunsſallens der Körner fehe viel gewagt. Wer nur im⸗ 
mer eine beträchtliche Menge einzuſchneiden hat, der thut wohl, 
lieber um ein paar Tage zu i „als um ein paar Tage zu fpåt 
damit anzufangen! 

Man muß ſich dabei nicht durch das Anſehen des Strohes, 
ſondern durch eine genaue Unterſuchung der Körner leiten laſſen. 
Hat ſich die darin befindliche Milch verdickt, fo daß ſie ſich wie 
Wachs zwiſchen den Fingern zuſammendrücken läßt, ſo iſt die Zeit 
da, vorausgeſetzt, daß die noͤthige — der n da⸗ 
mit em T 


2) Sommerweizen. 

Dazu rechnen wir als bauwürdige Formen die, Spielarten aa, 
p und r, vorzugsweiſe aber die Spielart hh, die am meiſten ver 
breitet if und worauf ſich die meiſten landwürthſchaftlichen Be⸗ 
ſchreibungen anwenden laſſen. Burger ſagt über den Sommer⸗ 
weizen Folgendes: Man kann den Sommerweizen in ſolchen Ge⸗ 
genden bauen, in denen der Winterweizen des lang andauernden 
Schnees oder der zu geringen Wärme des Sommers wegen nicht 
gedeiht. In jenen Gegenden, die warm genug für den Winter⸗ 
weizen ſind, kommt der Sommerweizen nur dann gut fort, wenn 
fie hinlänglich und oft Regen erhalten; in einem trocknen und hei⸗ 
ßen Klima oder Jahrgange mißräth er. Er fordert denſelben Bo⸗ 
den wie der Winterweizen. Sommerweizen bedarf mehr Dünger 
oder einen an Humus reicheren Boden wie Winterweizen. Er muß 
ſo zeitig als möglich im Frühlinge geſäet werden, damit er Zeit 
habe vor der Hitze ſich zu beſtocken und durch die Hitze gezeitiget 
zu werden. Er muß dichter wie der Winterweizen geſäet werden. 
Sein Ertrag iſt im Allgemeinen geringer wie jener des Winter⸗ 
weizens und häufiger durch Roſt und Brand gefährdet. 

| 2) Engliſcher Weizen. (Triticum turgidum.) 

Aehre regelmäßig vierſeitig, einfach oder äſtig, gegrannt. 
Aehrchen weiß, 1blüthig, 2 — Zſamig, 2grannig, faſt fo lang als 
breit. Balg aufgeblaſen, kurz, in einen ſtumpfen Zahn ausgehend. 
Der Kiel zuſammengedrückt, nicht ſehr erhaben. Die Grannen in 
vier regelmäßigen Reihen mit der Aehre ziemlich parallel Wan 
Samen . meiſt mehlig, ſeltner glaſig. 


a) Weißer engliſcher Weizen. (Sommerweizen. 
Aehre gegrannt, kahl, weiß. 


Europäische Cerealien p. 12. A. ; 

Halm 3 — 4 Fuß hoch. Blätter 34 Zoll und mehr breit d 6 
bis 7 Zoll lang. Aehre ziemlich aufrecht, 3 Zoll lang, Aſeitig. 
Spindel kurz gegliedert, zuſammengedrückt, weiß und feinhaarig. 
Aehrchen 18 — 26, dicht übereinander ſtehend, Zſamig, 2grannig. 
Balg ſehr kurz, ſtumpf, aufgeblaſen, glatt, weiß, kurzgezahnt, 
mit einem weißen Reif überzogen. Außeres Bälglein faſt doppelt 
ſo lang als der Balg, weiß, glatt, die zwei äußerſten gegrannt. 
Inneres Bälglein ſo lang als das äußere, dünnhäutig, flach, 
Nahnig. Grannen 1 ½mal fo lang als die Aehre. Samen baii- 
chig, gelb, rundlich, mehr mehlig als glaſig. . 

Ein ſehr zarter Sommerweizen, der nicht gern gedeiht und für 

unſere landwirthſchaftlichen Verhältniſſe in ae, H Pr 
nicht beachtet werden darf. 


b) Weißer Wunderweizen. (Sommerweizen.) 
Aehre gegrannt, weiß, kahl, äſtig. a , 
Europäische Cerealien p. 13. B. b 


Weißer vielkörniger Weizen, weißer Wunder: oder aäſtiger Teien i in Seng, 
land; Blé de miracle blanc, Froment à epi rameux in Frankreich. 


Dieſer Weizen iſt unbeſtändig und entſpringt zufällig aus vor⸗ 
ſtehender Spielart, von der er fih nur durch äftige Aeh hren, die 
bei günſtiger Cultur erſcheinen und ſich unter dürftigen Verhältniſ⸗ | 
ſen wieder verlieren, unterſcheidet. 


Ze Schwarzgranniger weißer Wunderweizen. 
(Sommerweizen. ) Ni 
Aehre gegrannt, weiß, kahl, aäſtig; Grannen ſchwarz. 


Europäische Cerealen p. 13. C. is 
Von der Spielart b nur durch ſchwarze Grannen verſcheden. 


Iſt ebenfalls eine unbeſtändige Form, die nur Koch aus den 
vorſtehenden zwei bere? entſpringt. | 


d) Weißer ſammtartiger englöſcher Weizen. , 


Aehre gegrannt, weiß, ſammtartig. 
Ruropäische Cerealien p. 18. D. 


Entenſchnabelweizen, weißer dickhaariger Weizen, weißer engliſcher Weizen 
in Deutſchland; Froment blanc de Montpellier, Moutin blanc, Blé d’abon- 
dance, Petanielle blanche, Froment renfle, Blé de Dauphind „ Blé de 
Sicile in Frankreich; Grano ravanese, Andriolo, Grano gross o in Italien; 
Redondillo, Radonell, Grano Romanello in Ne White wheat, En- 
debecks taru in England, 

Iſt von der Spielart a durch einen ianiai Ueberzug 
der Aehren, kräftige Beſtockung des Halmes, Aus dauern über Wiw 
ter und durch größere Fruchtbarkeit zu unterſcheiden. Dieſe Spiel 
art iſt ſehr beſtändig, wird niemals äſtig, wenigſtens iſt uns die⸗ 
ſes bei langjähriger Cultur derſelben nicht vorgekommen. Zuweilen 
nahmen aber die Aehren, beſonders in feuchten Jahren, eine dun⸗ 
kelgraue, röthliche Farbe an, die fih aber in trocknen wieder ver⸗ 
loren hat. l 
Vorkommen und Verbreitung. Der weiße ſammtartige 
engliſche Weizen wird bei Avignon und Grenoble in Frankreich, 
in Arragonien, vorzüglich aber in Catalonien und in andern Pro⸗ 
vinzen von Spanien, ſo wie auch in Italien, cultivirt. Ferner 
ſoll er häufig in England angebaut werden und dort vorzüglich 
gedeihen, was wir aber in Zweifel ſetzen, weil dieſer Weizen mehr 
einem warmen, trocknen Klima anzugehören ſcheint. 

Cultur und Gebrauch. Er reift ſpäter als die meiſten ge⸗ 
meinen Weizen, und taugt daher in ſolche Gegenden, wo man 
Stoppelrüben baut oder wo die Ernte ſpäter hinaus fällt „nicht 
wohl. Auch eignet ſich derſelbe in kein feuchtes oder naſſes Land, 
wo viele Waſſerausdünſtungen ſtattfinden, weil die haarigen Nely 
ren Waſſer anziehen, das wohl bei trocknen Sommern wohlthätig 
auf das Gedeihen einwirken, während dann dieſer Umſtand dage⸗ 
gen in feuchten Jahren Veranlaſſung zu Brand und minderer Aus⸗ 
bildung der Samenkörner geben kann und überhaupt übel auf die 
Vegetation einwirken muß. Man hat dieſes bei mehreren haarigen 
Weizenarten wahrgenommen, und Thaer ſagt, daß man aus der 
bemerkten Urſache Weizen mit behaarten Aehren niemals in feuch⸗ 
tes, ſondern in trocknes Land anbauen ſoll. Auch ift dieſer Wei 
zen ſchwer zu dreſchen, was gewöhnlich von mangelhaft ausgebil- 
deten Körnern, die ſich nicht leicht von den Spelzen ablöfen, her⸗ 
rührt. Die in Veſendorf angeſtellten Verſuche ſtimmen auch hier⸗ 
mit überein, indem man daſelbſt eine Menge unreifer Körner, die 


viel Kleie und geringes Mehl gaben, allgemein wahrnahm, und 
weßhalb man auch dort der Anſicht iſt, daß We fond fi ich nur 
für ein warmes Klima eignet. Gizem SÉ te d 


e) Rother engliſcher Weizen. (Sommerweizen) 


Aehre gegrannt, bräunlich, kahl. 


Europäische Cerealien p. 14. E. ; ae 
Rother glatter dickähriger Weizen, rother glatter Entenſchnabelweizen in 
Declan; Petanielle rouge et glabre, Froment rouge de Montpellier, 
os blé A Epi rouge et ęglabre in bannen Redonile, Pisana, Bodo, 
del in Spanien; Rhead wheat iu England. 


Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch rolhbräunliche, 
etwas breitere Aehren, die häufig nach der Spitze verjüngt zulau⸗ 
fen, und durch röthliche Grannen. a 

Vorkommen und Verbreitung. Der rothe engliſche Wei⸗ 
zen wird in Spanien, in Frankreich in der Gegend vou Mont⸗ 
bellier, und nach verſchiedenen Angaben auch in England angebaut. 
| Eultur und Gebrauch. Er gehört einem warmen Klima 
au, wintert bei uns ſehr leicht aus, und ſchießt, wenn er als 

ommerfrucht nicht ſehr früh ausgeſäet wird, nicht leicht in Aeh⸗ e 
ren. Am beſten iſt uns immer die Ausſaat im Februar geglückt; 
allein da dieſes nicht jedes Jahr geſchehen kaun, ſo müſſen wir 
Wetz Weizen als ungeeignet für unſer Klima erklären, und em⸗ 
fehlen ihn dagegen als Winterfrucht ſolchen Ländern, die keinen 
engen Winter und einen warmen Sommer haben. * 


f) Rother Wunderwelzen. (Geng) i 


Aehre gegrannt, bräunlich, kahl, äſtig. 
_ Europäische Cerealien p. 15 F. e 
Rother glatter Wunderweizen, rother vieljähriger Weizen kother glatter 
e Weizen, rother glatter vielkörniger Weizen in Deutſchland; e 
bang, „ Rodonell in Spanien. 
Unterſcheidet ſich von der Spielart e, von der ſie entſtanden 
it und jetzt eine ziemliche Beſtändigkeit angenommen hat, durch 


tine, zäſtige, oft ſehr breite, ene Aehre ). 

WS, — g 2 
*) Man Greg, dieſe Spielart nicht mit Ge Linne ſchen Triticum com- 
bpositum, wie dieſes Lagasea gethan hat, indem diefe Form glatte Spel- 
zen hat, während die Linné'ſche mit Haaren beſetzt und bei uns unter der 
Spielart h aufgeführt if, 


80 


Vorkommen und Wer biettu gg, Nach ziemlich glaubwür⸗ 

digen Nachrichten wird dieſer Weizen in Arragonien und andern 

Theilen Spaniens angebaut. Bei uns dagegen finden wir ihn u 
in Sammlungen. 

Cultur und Gebrauch. Ein Sommerweizen, der früh 
ausgeſäet werden muß, in Gärten febr reichhaltig ausſieht und 
deshalb leicht zu Verſuchen im Großen anregt. Allein auf dei 
Felde wird er nur unvollkommen, reift ſpät, artet ſchnell aus / 
und hat durchaus keinen ökonomiſchen Werth, was wir aus g 
ene Erfahrung hoe können. 


GH Rother ſammtartiger engliſcher eet 
(Winterweizen.) 

Aehre gegrannt, bräunlich, ſammtartig. 

Europäische Cerealien p. 16. 6 

Aegyptiſcher u 5 von St. Helena Gelbe in den G 
menverzeichniſſen), Glockenweizen, rother engliſcher Sammtweizen, dickhaarige 
Tuneſer,] Marokkaner, Arabiſcher, Türkiſcher und Welſcher Weizen in Deutfchland 
Blé froment gros turque à 4 rangs, B. de la Mecque, B. de Danzig (N 
Jardin du Roi zu Paris), Gros Blé, B. de Sicile, Petänielle rousse, Fro 
ment roux de Montpellier, in Frankreich; Grano az in Italien; Rodor 


dillo in Spanien; Clock wheat, Revet mv EI Great wheat in England 
Oamh arabi in Arabien. 


Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch dickere, rothe 
ſammtartige Aehren, häufig abſtehende Grannen, größere Samen, 
mehr aufgeblaſene Spelzen, eine kräftigere n und dur 
vorzügliche Ausdauer im Winter, d 

Vorkommen und Verbreitung. Man cultivirt dief 
Weizen in Gascogne in Frankreich, in England und in Spanien 
ferner in neueren Zeiten in der Umgegend von Freiburg und „ 
deren Gegenden, meiſt nur verſuchsweiſe angebaut. 

Cultur und Gebrauch. Keine Getreideart beſtockt wei 
fruchtbarem Boden fo kräftig, und erreicht fo lange Halmen e 
ſo große Aehren, wie dieſer Weihen. Es iſt eine Luſt, ein forat 
Weizenfeld vor der Ernte zu überſehen. Er erträgt die firengf! 
Kälte, wintert niemals aus, bringt langes, ſteifes, rohriges el 
und reichlichen Ertrag an Körnern; allein es ift Orundbedingund 
ihn in gutes Land zu bringen, wenn er allen dieſen Vorzügen Eu 
forechen fol. Die Reife erfolgt etwas ſpäter als bei den reift! 


Si 


einen Weizen. Wir haben mit dieſem Weizen verſchiedene An⸗ 
bauverſuche veranlaßt, die wir hier mittheilen wollen. 


. Gewicht 
Er⸗ von 
trag. 100 Mil, 


Ruthen Kë be? ER 
Ort des Verſuchs. f 10 wage ci? Saat. 


dien. 1007 
Laudenbach in flachem Senn) 20 Kraut u. 1833 13. Oct. | 28 225 
1834. Bohnen Mal. 


Stein im hügelig. Sen) 20 Kartoſel 1833 18. ie 270 


Bammenthal in hügelig. 50 Kartoffel 1838 1. Det. 88 GH 
Kalkgebirg. 10 Mß l. S 


GE R | Wi 
Kirchheim in flachem Land] 80 | blauer | 1833 | 4. Det, 230 


Walldorf ebendaſelbſt. 100 Tabak | 1833 | 8. Oct. 250 
Li 10 Mil. 
Schriesheim ebendafelbft 200 Mohn | 1832 | 14. Det. | 560 | 260 
> 18325. =: i idet 30 M5 l. e 


Bei den Verſuchen 1834 wurde der Ertrag zum Theil durch 
Mausfraß ſehr geſchmälert. Im Allgemeinen war man mit dieſem 
Weizen zufrieden; allein vielſeitig wurde behauptet, daß das Mehl 
kein ſo weißes Brod liefere wie andere Weizen oder Spelzen. 

Der Anbau dieſes Weizens wurde einige Jahre fortgeſetzt, al⸗ 
lein unſers Wiſſens hat man denſelben meiſt wieder aufgegeben, 
und zumal deßhalb, weil bei dem allgemeinen Spelzenbau der 
Weizen nicht als eigentliche Marktwaare betrachtet wird, ein Um⸗ 
ſtand, der dem Emporkommen neuer Getreide ſehr oft hinderlich 


im Wege ſteht. Bei Freiburg, wo allgemein Weizen gebaut wird, ? 


fanden wir dagegen vor einigen Jahren dieſen Weizen häufig auf 
den Feldern, und die Bauern ſind mit dem Ertrag zufrieden, be⸗ 
haupten aber ebenfalls, daß die Frucht geringeres Mehl liefere als 
der dort eingeführte rothe Kolbenweizen; dabei erfolgt die Reife 
etwas ſpäter als bei dem gemeinen * was beim Stoppel⸗ 
ruͤbenbau hinderlich iſt. 

Wir empfehlen übrigens dieſen Weizen mit mg Gewiſſen 
zu weiteren Verſuchen, und geben Jedem die Verſicherung, daß er 
in gut bearbeiteten F nahrhaftem Boden keine Mißernte erlangen 
wird. 

6 


82 


Ze Rother ae l H 


Aehre gegrannt, bräunlich, ſammtartig A äſtig. 
Europäische Cerealien p. 16. H. 
Triticum ‚compositum L. 


Vielähriger, ägyptiſcher, ſmyrniſcher, arabiſcher, marofkaniſcher und fammb 
artiger äſtiger Weizen, Wunderkorn, Wunderweizen in Deutſchland; Blé d'abor | 
dance, B. de Smyrne, B. de la Barbarie , B. de miracle, Gros blé H 
epi rameux in Frankreich; Grano d'Egitto in Neapel; Grano di Seet 
Grano del Graspo, Grano „Mazzachio in Italien. 

Iſt von voriger Spielart durch ſehr äſtige Mehren, die dieſem 
Weizen oft ein auffallendes Anſehen geben, und von der Spielan 
f durch ſtarke ſammtarfige uhren und Ausdauer über Winter u 
terſchieden. 

Vorkommen und Verbreitung. Nach Hasche Am] 
gaben wird der ſammtartige Wunderweizen in Frankreich, England 
und Italien, ſo wie auch in Deutſchland, cultivirt, wohl aber 
nur im Kleinen und zweifelsohne nicht als beminftende Frucht? 
gattung. ý 

Cultur und Gebrauch. Diefer Weizen iſt bis jetzt eine 
Zierde der landwirthſchaftlichen Gärten, da er aber ſehr ungleiche 
Körner bringt, ſo kann er, obwohl er ſich wie die vorſtehende 


x 


D 


? Spielart beſtockt und ebenfalls unſere Winter gut erträ ägt, dennoch 
nicht zum Anbau im Großen ert werden. KH 


19) Blauer engliſcher Weizen. Cp Winterweizen.) 


Aehre gegrannt, violett, ſammtartig. ; 
Europäische Cerealien p. 17.1. 


Ruſſiſcher Weizen in der Umgegend von Heidelberg; Gros blé noir, pe- 
tanielle noir, Fr oment noir de ne er Gros blé noir A alben 


écartés in Nraukreich. 

Iſt von der Spielart a durch den ſammtartigen Ueberzug und 
die blaue Farbe zu unterſcheiden. | 80 
Vorkommen und Verbreitung. Man cultivirt dieſen 
Weizen ſchon feit 25 Jahren in der landwirthſchaftlichen Samm⸗ 
lung; ferner wanderte er in den Hungerjahren 4816 und 1817 
mit andern Früchten, die aus Rußland und Oſtpreußen in Maſſe 
bei uns eingeführt wurden, in unſere Gegend ein und wurde hie 
und da als Saatfrucht benutzt, worauf ihn der landwirthſchaftliche 


83 


Berein weiter zu verbreiten ſuchte. Ferner ſoll er im Thale Anjou 
in Frankreich gemiſcht mit dem rothen Seen Vartweizen auf 
den Feldern cultivirt werden. 

Cultur und Gebrauch. Der blaue engliſche Weizen, ob⸗ 
gleich er vor 20 Jahren unſer Klima nicht ertragen wollte, iſt eine 
Winterfrucht, die ſelbſt beim ſtrengſten Winter nicht auswintert. 
Er beſtockt ſich ſehr ſtark, erträgt viel Stroh und Körner und iſt 
dem Brande weniger als andere. Weizen unterworfen, wozu die 
dunkelblaue Farbe der Aehren beizutragen ſcheint. Dabei reift er, 
wie alle engliſche Weizen, ſpäter als der gemeine Weizen, wo⸗ 
durch die Stoppelrübenſaat manchmal zu ſehr verfpätet wird. 

Wir veranlaßten in unferer Gegend folgende e mit 
beigeſetzten SET, 

We f 5 Gewicht 


; Drt bes Verſuchs ach hehe gung Saat rag a 


Schriesheim in flachem | 100 Mohn 1832 4. October 220 230 
Land. 1834. ö SE 42 NGL 


Walldorf, sbenbafelbß, 75 Tabak 1833 = CERN : 98 -4 


Bammeuthal, flachhügeli⸗ Kartoffel] 1832 1. October 
ges Kalkgebirg. i 10 Mßl. 


Laudenbach im flach. Land 25 Dickrüben 31. October 
p } x 4 Mgl 


Kohlhof im höheren Sand⸗ 175 Hanf u. 18349. October 
ſteingebirg. 1835. : Kraut 20 Mßl. 


Neuenheim i im flach. Lande Dickrüben 1834 15. October 
qu. Bohnen 10 Mil. 


Ki i benda lbſt. Kartoffel 1834 28. October 
rchheim ebendaſelbſt fi 10 Ri 


Schriesheim ebendaſelbſt. Reps 1832 6. October 
i ; , 25 Mil, 


Im Allgemeinen waren die Bauern mit dieſem Weizen ſehr í 
zufrieden, allein fie bedauerten, daß das Mehl nicht ſo weiß wie 
von dem landesüblichen Spele wäre. Theils durch die günſtigen 
Aubauverſuche, theils aber auch durch die Belohnungen, welche der 
landwirthſchaftliche Verein dahier auf die Cultur des blauen eng⸗ 
liſchen Weizens ſetzte, fand derſelbe ſchnellen Eingang, To daß 100 


84 | 

Morgen in der Gegend angebaut zu finden waren; allein der At 
bau hat ſich dadurch vermindert, weil Iverfelbe als Marktwaare 
nicht fo geſucht wurde, wie Spelz. Jedoch hat ſich der Anbau All 
der Gegend von Pforzheim, Bretten und andern Gegenden op 
breitet, und es ſteht zu erwarten, daß dieſe ſchöne Frucht dennoch 
in Weizengegenden heimiſch wird. Wir rathen beſonders auch des 
ſchönen langen Strohes wegen ſehr zu Anbauverſuchen, und Pm 
nen verſichern, daß die Verſuche in gutem Weizenboden gewiß 
we, mißlingen werden. 


k) Blauer Wunderweizen. (Winterweizen. ) 


Aehre gegrannt, violett, ſammtartig, aͤſtig. 
Europäische Cerealien p. 18. K. 

: Unterſcheidet ſich von der vorſtehenden Spielart durch äftige | 
ehren, die jedoch meiſt nur zufallig erfcheinen und weßhalb wit 
dieſen Weizen unter die Unbeſtändigen zählen, die keinen weiteren 
Werth beſitzen. 

Inm Verlauf unſerer langjährigen Getreidecultur erhielten wir 
aus den beſchriebenen Spielarten des engliſchen Weizens mehrere 
Spielarten ohne Grannen, die wir jedoch, da dieſelben nur ſehr 
fetten vorkommen und mehr durch Apportirung der Grannen ent 
ſtanden ſind, hier nicht aufnehmen, ſondern wegen allenfallſi igem 
ene nur andeuten wollen. 


Allgemeine Cultur des engliſchen eigens 


Zu den bauwürdigen englifchen Weizen können wir nur die 
Spielarten g und k zählen, auf welche die Cultur des Winters 
weizens am Schluſſe der beſchriebenen gemeinen Weizen ebenfalls 
anzuwenden ift, 


= 


Gë 3) Bartweizen. (Triticum durum.) 

Aehre ſchlaff, häufig aber dicht, meiſt rund, oben etwas zu⸗ 
ſammengedruͤckt, aufrecht ſtehend, ſtark gegrannt. Aehrchen 3 bis 
Aſamig, 1½mal fo lang als breit, meiſt ausgebreitet. Balg lang, 
ſtark gebogen, in einen breiten hakenartigen Zahn ausgehend, an 
den Seiten zuſammengedrückt, der Rücken erhaben und ſcharf. 
Graunen e ſo lang als die SE ſehr ſparrig auseinan⸗ 


derſtehend, em und rauh. Samen lang, kantig, Vëmgge meiſt 
hel und glaſig. 

In den europäaiſchen Cerealien gaben wir die Spielarten. mit 
ſchlaffen und dichten Aehren getrennt, allein durch längere Cultur 
und alkmählige Akklimatiſirung hat fih gezeigt, daß die Charaktere 
zum Theil jährlich wechſeln; die meiſten jedoch nahmen die Form 
Co dichten Aehre an. Dieſes hat uns bewogen, die Unterſchei⸗ 
dung der ſchlaffen oder dichten Aehren e und 8 | 
als gleiche Formen anzuerkennen. ; 


a) Weißer Bartweizen. (Sommerweizen.) i 


Aehre weiß, kahl. 


Europäische Cerealien p. 18 u. p. 19. F. 

Weißer gerſtenartiger, weißer welſcher Weizen, Sommerwetzen m aus Eich ` 
lien, Sommerweizen aus Neapel in Deutſchland, jedoch meiſt nur in Gärten; 
Bianchetta > Civitella di Toscani, Grano di Valerno , Grano Castiglioni 
n Italien; Castigliano amorata, Parmentella, Jaminia in Sicilien; Cha- 
Pato „ Patianchulo in Spanien. 


Halm 3—3½ Fuß hoch, aufrecht, N Blätter aber 
* Zoll breit, 6 — 7 Zoll lang. Aehre aufrecht, dicht, bisweilen 
etwas ſchlaff, 2 — 3 Zoll lang, rund, lang gegrannt. Spindel 
weiß, glatt, zuſammengedrückt, an den Gelenken feinhaarig. Aehr⸗ 
chen 12 — 48, 1½mal fo lang als breit, Zſamig, 3grannig. Kelch⸗ 
ſpelze weiß, glatt, gebogen, zuſammengedrückt, der Rücken erha⸗ 
ben, der Zahn lang und breit. Aeußeres Bälglein etwas länger 
als der Balg ‚ weiß, glatt, gegrannt. Inneres Bälglein ſo lang 
als das äußere, dünnhäutig, zugeſpitzt, den Samen halb um⸗ 
ſchließend. Grannen zweimal fo lang und länger als die Aehre, 
abſtehend, weiß, rauh: Samen lang, dreieckig, hell, glaſig. 
Vorkommen und Verbreitung. Wir erhielten dieſen Wei⸗ 
zen mehrmal unter den angegebenen Benennungen aus Sieilien, 
woſelbſt er, ſo wie auch in Italien, Neapel und Amme als 
Sommerweizen angebaut werden ſoll. | 
Cultur und Gebrauch. Dieſer Weizen verlangt einen kräf⸗ 
tigen, milden, lockeren Boden, warmes Klima und frühe Ausſaat. 
Keine Getreideart verändert ſich durch den Culturwechſel mehr als 
diefe. Wir haben dieſelbe öfters aus Südländern bezogen, wo fie 
in den erſten Jahren eine kräftige Beſtockung annahm und in Farbe 


eg 


und Form ſehr wechſelte; allein ſpäter ließ die Beſtockung nach / 
die Aehren blieben kleiner und nahmen mehr Befländigkeit in Farbe 
und Form an. 


Die angeſtellten Verſuche in unfere Gegend er folgende 
Reſultate: 


Ruthen i Gd > S E 
Ort des Verſuchs à Vorfrucht Düne Saat | Cr 
a an gung 


Wertheim im Sandſtein⸗ Kartoffel 1833 18. April 80 
gebirge. 1833. 4 Mil. 
Heldelberg im flach. Lande Spelz 1831 21. Ae? 55 
: 4 Mgl 

Wieblingen desgl. Ew. Klee 1832 29. März 100 
\ 16 Mil. | ° 
Roſenhof desgl. ) Spelz 132919. April 85 
; 10 Mßl. 

Walldorf desgl. Tabak 1832 Ende März 80 
15 Mßl. 
Bommienthal im Sügelig Spelz 1833 10. April 70 
Kalkgebirge ` 10 Mßl. 
Nußloch = SCH Lande Kartoffel | 1833 26. Mai 
; 10 Mßl. 
Wieblingen l. Spelz 1832 3. Mai 
130 MPL 

Adersbach im hügeligen Spelz 1833 1. April 45 
Kalkgebirge ; | 10 Mßl. 


Dieſer weiße Siwen gab meiſt niederes Stroh und war 
allgemein ſchwer zu dreſchen, was wohl von dem minder günſtigen 
Klima herzurühren ſcheint; die Verſuche wurden daher er 
aufgegeben und nicht weiter fortgeführt. | 

Die Körner find ſehr glafig und hart und gaben ziemlich weis 
ßes Mehl, was aber nicht allein, ſondern nur gemiſcht mit anderem 
Weizen⸗ oder Spelzmehl zu Brod verbacken werden kann. In Ita⸗ 
lien braucht man es daher meiſt nur zu Nadeln, Makaroni und 
andern Dingen mehr, als zur Brodbäckerei. In naſſen Jahren, z. 
B. 1816 und 1817, wo die Getreide naß und ſchwer zu verbacken 
waren, wurden bedeutende Ladungen von dieſem Weizen aus Odeſſa 
nach ER gebracht und mit dem geringen heimischen Ewe? 
vermiſcht, gemahlen und verbacken. 

Es hat ſomit dieſer Sommerweizen für Deutſchland keinen 
beſondern Werth, weßhalb wir denſelben, ſo wie die en, 
nachſtehenden Spielarten nicht empfehlen wollen. 


N 


- ao BS 
b) er Bartweizen mit ſchwarzen Grannen. 
e (Sommerweizen.) 


be weiß, kahl, ſchwarzgrannig⸗ 

Europäische Cerealien p. 22. G. 

Dieſer Weizen iſt als eine zufällige En e von der Spiel⸗ 
8 a, die ſehr häufig wechſel und niemals beftändig iſt, SE 
R en, 


9 Weißer fammtartiger Bartweizen. (Sommerweizen. 


Aehre weiß, ſammtartig. > 

Europ. Cerealien p. 19. B. und p. 22. F. 

Weißer zottiger Weizen, weißer haariger Bartweizen, weißer ſammtartiger 
welſcher Weizen in Deutſchland, und zwar nur in Gärten und Sammlungen; 
\ lé corné à épis barbues et veloutes, Froment dur, Froment de Bar- 

barie in Frankreich; Frumento Mazzachio in Italien; Tricho Cuchareta 

ationcho Aris prietas, Aris negros , Alonsos „ Salmerones 5 Cascalvos b 
innanos in Spanien. Ferner erhielten wir dieſe Spielart unter den Benennun⸗ 
gen Majoronata, Majorea quistalisa, Cannizara und Recolfarta aus Sieilen. 

Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch ſammtartige Aehren. 
Vorkommen und Verbreitung. Scheint hauptfächlich in 
Sicilien und Spanien vorzukommen, wo die Haare an den Aeh⸗ 
ren bei dem heißen Klima zur Anziehung des Thaues vieles zur 
beſſern Entwickelung derſelben beitragen mögen. 

Schon vor 300 Jahren erwähnt Tabernämontan dieſes Wei⸗ 
zens und ſagt: „Die Bauern im Elſaß bauen ihn am Rande der 
Wälder , wo er vermböge der langen Grannen vom Wilde nicht 
angefreſſen wird.“ Wir finden jedoch in jener Gegend keine Spur 
mehr von dieſem Weizen, was am beſten für die Untauglichkeit 
deſſelben bei uns ſpricht. 

Cultur und Gebrauch gleich der Spielart a. 
Unſere veranlaßten Verſuche lieferten folgendes Reſultat: 


88 


Sn Gewicht 
9 Saat von 
u "3 100. mb | 


Heidelberg im flach. Lande 25 Spelz 1831 | 21. Mär 260 * 
ann, | oe? 2 aus) néi 

Nußloch desgl. 30. Hirſe | 1831 | 12. ër. Da 240 
| H 


Wieblingen desgl. 60 Luzerne 1832 29. März o 232 | 
i ; gepfuhlt 10 Mßl. j 

Bammenthal im hügeligen 50 Spelz | 1831 | 10. April. 225 
Kalkgebirg. 10 Mfl. 
Mannheim im flach. Land 36 | Kartoffel] 1832 ae | 222 
1834. i 5 L $ 
Schriesheim desgl. 300 ] Mohn | 1833 Im April 225 
40 Mßl. 
Nußloch desgl. 200 | Widen: | 1834 | 14. März 241 
EI Mßl. 

Stein im hügeligen Kalk⸗ 150 Spelz | 1832 Im Mär t3 260 
gebirg i 15 Mßl!s 


Ort des Defe | à 3 Vorfrucht 


Alles übrige, was bei der Spielart a über die: Cultur und 
den Gebrauch geſagt wurde, iſt — bei Ge Weizen anwendbar, 


d) Weißer ſammtartiger Bartweizen mit ſchwarzen 
Grannen. (Sommerweizen.) 


Aehre weiß, ſammtartig, ſchwarzgrannig. 

Europäische Cerealien p. 22. I. 

Eine Unterſpielart von dem vorſtehenden Bartweizen e, die 
unbeſtändig iſt und bald mit weißen und dann wieder mit ſchwar⸗ 
zen Drone erſcheint. 


e) Rother Bartweizen. (Sommerweizen.) 


Aehre bräunlich, glatt, kahl. 

Europäische Cerealien p. 20. C. et p. 23. K. f 

Rother gerſtenartiger Weizen, rother welſcher Weizen in on Samni 
Tungen und Gärten; Blé corné à épis glabres, Blé rouge d'Egypte (im 
Jardin du Roi zu Paris) in Frankreich; Leucostachya Blanguillas et Ala- 
gas y Cyanostachya Azulejos , Moratos et Xejonas, lee 2 5 ro“ 
Jales in Spanien. 


Unterſcheidet fi ſich von der Spielart a blos durch vothbräunliche 
Aehren. Vorkommen und Verbreitung, Cultur und Gebrauch eben⸗ 
falls wie bei der Spielart a. 

Wir haben bei nachſtehenden Culturverſuchen Ss Reſul⸗ 


date erhalten: 4 


Ort des Befuge | A rg Se Saatzeit ci 


— 


100 MEL 


Wertheim im Sandſtein⸗ (Kartoffel 1833 | 18. April 60 220 CH 
: eftrae, 1833. 4% MEL 
tein im hügel. Kalkgeb. Spelz 1832 ss — 8 22 250 
Edingen im flachen Lande Kartoffel 1830 18. SH 54 2235 
Walldorf ebendaſelbſt 100 Dickrüben 1832 15. März 120 250 
\ EH 10 guer | | 


Der Verſuch zu Stein hat durch Dürre ſehr gelitten, ſodann 
i E allgemein bemerkt, daß die Frucht ſchwer zu dreſchen war. 


* 
t) Rother fammtartiger Bartweizen. (Sommtermeizen.) 


Aehre bräunlich, ſammtartig. ; 

Europäische Cerealien p. 20. D, 

Rother zottiger, rother ſammtartiger welſcher Weizen in deutschen Samm⸗ 
ungen; Froment d'ur , Blé corné à épis barbues et veloutés in Frankreich; 
Grano Ravanense in Italien; Trigo Moruno in Spanien. 


Iſt von der Spielart a durch die rothbräunlichen, ſammtarti⸗ 
gen Aehren und durch rothe Grannen verſchieden. Auch das da⸗ 
ſelbſt angegebene Vorkommen, die Verbreitung, Cultur und der 
5 Lebrauch if auf diefe Spielart ebenfalls anwendbar. 


g) Blauer Bartweizen. (Sommerweizen. 
Aehre violett, kahl. 
Europäische Cerealien p. 20. E. 


Blauer welſcher Weizen in deutſchen 5 Blé corné à deux 
Couleurs , Tangerock de Provenceaux in Frankreich. 


Zeichnet fidh von der Spielart a durch Die- * Farbe aus, 
ſonſt aber iſt ſie in allen Theilen derſelben gleich. Das Geſagte 
über Vorkommen und Verbreitung, Cultur und Gebrauch bei der 
n a läßt ſich auch auf dieſe Form anwenden. 


h) Dünnähriger Bartweizen. (Sommerweiz zen.) 


Aehre dünn, weiß, oft röthlich, kahl. 

Europäische Cerealien p. 23. L. 

Halm 3½ Fuß hoch, aufrecht, markig, wi Blätter 6 bis 
7 Zoll lang, ½¼ Zoll breit. Aehre bedeutend dünner als bei den 
übrigen Spielarten. Spindel gegliedert, weiß, an den Gelenken 
behaart. Aehrchen 16 — 20, Zſamig, RG Re locker 


90 

übereinanderſtehend. Balg lang, zuſammengedrückt, mit einem 
langen gebogenen Zahn. Aeußeres Bälglein fo lang als der Balg 
und blos die aͤußerſten zwei gegrannt. Inneres Bälglein dünn, 
flach. Grannen faſt doppelt fo lang als die Aehre. Samen läng⸗ 
lich, weißlich. 

Dieſer Weizen ift fehr empfindlich, wird oft nicht omg 
reif und verdient in ökonomiſcher Hinſicht auch ie die mindeſte 
Beachtung. 

Ueber die Cultur der Bartweizen finden wir in den land⸗ 
wirthſchaftlichen Schriften von Burger, Thaer und Schwerz auch 
nicht die mindeſte Erwähnng, und da auch nach unſern Beobach⸗ 
tungen dieſe Fruchtart ſich nicht für unſer Klima eignet, und von 
den heimiſchen Getreidearten übertroffen wird, ſo wollen wir mit 
den vorangegangenen Mittheilungen unſere Beſchreibung über den 
Bartweizen ſchließen. 


Y 


4) Polniſcher Weizen. (Triticum polonicum.) 


Aehre Afeitig, etwas unregelmäßig, gegrannt. Aehrchen drei⸗ 
blüthig, Zmal fo lang als breit, die obere Blüthe unfruchtbar, 
die zwei unteren fruchtbar. Balg ſehr lang, zuſammengedrückt, 
ziemlich gleich breit, zweizahnig. Samen ſehr lang, elliptiſch/ 
3kantig, höckerig, hell und glaſig. | 


a) Polnifher Weizen. (Sommerweizen.) 
Aehre ſchlaff, gegrannt, weiß, faſt kahl. 


Europäische Cerealien p. 23. A. 


Wallachiſches, aſtrachaniſches und ägyptiſches Korn, Gommer, THE 
langkörniger, Symaker und ſtbiriſcher Weizen, Korn von Cairo, ſtbiriſcher und 
ägyptiſcher Doppelweizen in Deutſchland. Blé d'Eorgie- Blé. de Surinam, 
Bilé de Magador, Blé de Pologne à epi di varique in Frankreich. Poland 
Wheat in England. Formento di Polonia in Italien. Trigo di Polonia in 
Spanien, S ; ý 


Halm 4 — 4% Fuß lang. Blätter Ya bis , Zoll breit, 
6 — 8 Zoll lang. Aehre 5 — 7 Zoll lang, locker, ſchlaff, nach 
oben verjüngt. Spindel lang, gegliedert, am Rande behaart. 
Aehrchen 14—48, 2—3famig, 2grannig 1—4% Zoll lang. Balg 
1 1¼ Zoll lang, % Zoll breit, zuſammengedrückt, mit 5 — 6 
erhabenen Linien bezeichnet, zweizahnig, weiß, glatt, der Kiel 


d 
ſehr fein behaart. Aeußeres Bälglein ſo lang als der Balg, ge⸗ 


grannt. Inneres Bälglein halb ſo lang als das äußere, meiſt un⸗ 


Reich, den Samen wenig umfaſſend. Grannen ungleich, meiſt 
halbmal fo lang als die Aehre. Samen Ya Zoll und mehr lang, 
gleichbreit, flach gefurcht, etwas verjüngt, rie: faſt durchfi dtig 
und glaſig. | 
Vorkommen und Verbreitung. Meiſt in botaniſchen 
und landwirthſchaftlichen Gärten und bisweilen verſuchsweiſe auf 
Feldern von Deutſchland. 
Cultur und Gebrauch. Der polniſche Weizen eme 
a Gen Gedeihen ein warmes Klima, geſchützte Lage, lockeren 
nahrhaften Boden und eine möglichſt frühe Ausſaat im Frühling, 
wenn er gehörig reifen fol. Das großartige Anſehen dieſer Pflanze 


macht glauben, als gehöre dieſelbe zu den erträglichſten Getreide⸗ 


arten, was ſchan in älteren Zeiten zu vielen Verſuchen Veranlaſ⸗ 
fung gegeben hat, die aber alle unbefriedigt ausgefallen und deß⸗ 
wegen nicht fortgeſetzt worden ſind. Nur in Rheinbaiern fanden 
wir einen Oekonomen, der ſeit Jahren dieſen Weizen anbaut und 
die Körner zu Graupen verwendet, die vorzüglich ſind und ſehr 
gute ſchleimige Suppen geben. 


b) Aeſtiger polniſcher Weizen. 
Aehre ſchlaff, gegrannt, weiß, faſt kahl, Aflig. 


Europäische Cerealien p. 24. B. 

Eine Unterſpielart, die nur bei der üppigſten Beſtockung der 
langen bisweilen zufällig erſcheint und keiner weitern Erwähnung 
bedarf. 


e) Sammtartiger polniſcher Weizen. EK 


Aehre ſchlaff, gegrannt, weiß, ſammtartig. 
Europäische Cerealien p. 25. C. 


Blé de Pologne & epis vélus in En Trigo a Polonia in 
Spanien. 


Unterſcheidet fi ich von der Spielart a durch einen e 
gen Ueberzug der Spelzen, der fih jedoch bei uns häufig verliert, 
in heißen Jahren aber regelmäßig! wieder hervortritt. 

In Spanien hat daher dieſe Spielart ei einen beſtändigen —— 


| 


— 


92 


rafter angenommen, was lediglich von dem heißen Clima herrührt. 
Lagasca liefert hierüber eine genaue Beſchreibung und ſagt, daß 
dieſer Weizen in Spanien häufig angebaut werde. 5 


ch Halbgegrannter polniſcher Weizen. (Sommerweizen. 
Aehre ſchlaff, etwas gegrannt, weiß, faſt Sé 
Europäische Cerealien p. 25. D. 
Iſt ebenfalls ſehr wechſelnd, erſcheint bald mit derem; bald 
mit . Grannen und iſt Wee als unbeftändige Spielart 


rakter annimmt. 


e) Kolbenartiger polniſcher Weizen. „Sommermeign) 


Aehre dicht, halbgegrannt, weiß, faſt kahl. 

Europäische Cerealien p. 25. E. 

Triticum Cevallos Lagasca. Trigo moro in N 

Unterſcheidet fidh von der Spielart a durch feine zuſammen⸗ 
gezogene, aufrecht ſtehende, dichte Nehre und kürzere Grannen 

Dieſe Charaktere ſind jedoch in unſerm Klima etwas wechſelnd und 
die Aehren und Grannen erſcheinen bald kürzer, bald länger, ohne 
jedoch ihre eigentliche Grundgeſtalt ganz zu verläugnen, weßhalb 
wir dieſen Weizen als eine beſtändige Spielart annehmen müſſen. 
Lagasca hält ſie für eine eigene Art und nennt ſie Triticum Ce- 
vallos. 

Vorkommen und Verbreitung. Dieſer Weizen kommt 
bei uns nur in Gärten, in Granada dagegen auf dem Felde all⸗ 
gemein vor. 

Cultur und Gebrauch. Der kolbenartige polniſche Wei⸗ 
zen gedeiht nur in einem heißen Klima“, wie z. B. in Spanien, 
bei uns dagegen reift er häufig ſehr ſchlecht und verdient ſomit in 
ökonomiſcher Beziehung nicht die mindeſte Beachtung. Die ſämmt⸗ 
lichen polniſchen Weizen gedeihen überhaupt. nur in den ſüͤdlichſten 
Theilen von Europa, wo fie von gehörigem Nutzen ſeyn mögen, 
dagegen aber haben fie in denz nördlichen Theilen nicht den min⸗ 
deſten Werth und können daher in landwirthſchaftlicher Beziehung 
nirgends eine Stelle einnehmen, was durch vielfache Verluſte längſt 
nachgewieſen iſt. | 


2. Abtheilung. 
Spelzen. (Speltae.) 


Die Samen bei der Reife nicht aus den 8 fallend. Die 
Spindel zerbrechlich. 


5) Spelz. (Triticum Spelta.) 

Aehre zuſammengedrückt. Aehrchen 2ſamig, felten: Zſamig, 
locker übereinanderſtehend. Balg ſehr hart, abgeſtumpft, ſtark zu⸗ 
ſammengedrückt, mit mehreren erhabenen Streifen, Kiel wenig 
erhaben, gebogen, in einen kurzen Zahn ausgehend. Samen oval, 
rundlich, abgeſtumpft, weißlich, etwas glaſig oder mehlig. 


a) Weißer Grann enf p el; (Winterfpelg.) 
Aehrchen gegrannt, weiß, kahl. 


Europäische Cerealien p. 26. A. 

Dünfel, Dinkel, Korn, Spelt, Korn, Dinkelweizen in Deutſchland. 
Epeautre blanc, barbu et glabre , Epeautre blanc à épi blanc , Faux 
epeautre in Frankreich. Spelta, -Farro bianco a spiga rada in Italien. 

SCanda in Spanien. Spelt wheat, Spelt-Crone in England. 


Halm 3 — 3½ Fuß lang. Aehre ſchlaff, gebogen, nach 
oben verjüngt. Spindel gegliedert, zuſammengedoückt, weiß, am 
Rande behaart. Aehrchen 18 — 20 zuſammengedrückt, 2⸗ ſeltener 
Sfamig , 2grannig. Balg abgeſtumpft, kurz gezahnt, ſehr dauer⸗ 
haft, mit einigen erhabenen Streifen, weiß. Aeußeres Bälglein 
dünnhäutig, weiß, gleich der äußeren. Grannen ſtark, rauh, ab⸗ 

chend, ½ oder „mal fo lang als die Aehre. Samen länglich, 
bauchig, graulich weiß, mehr mehlig als glaſig. 

Dieſes iſt ohne Zweifel die Grundform der ſämmtlichen Spel⸗ 
zenſpielarten, die durch die Cultur verſchiedene Färbungen ange⸗ 
nommen und theilweiſe die Grannen verloren haben. 

Vorkommen und Verbreitung. Nach André Michaur 
bächſt diefe Spelz wild auf Bergen bei Hamadan in Perſien; cul 
livin findet man fie in Deutſchland, Frankreich, Spanien und 
Ialien „ und zwar meiſt zufällig gemiſcht unter den ungegrannten 
pelzformen. 

Cultur und Gebrauch. Wird über Winter angebaut und 
IR bei früher und ſpäter Ausſaat ſehr dauerhaft. Im ſuͤdlichen 


9⁴ 


Deutſchland zieht man die ungegrannten Spelzen allgemein vor 
und nur da, wo die Getreide vom Wild beſchaͤdigt werden, 
empfehlt man den Grannenſpelz, weil er wegen den rauhen lan⸗ 


gen Grannen nicht leicht von dieſen Thieren angegriffen SH | 
kann. | 


b) Rother Grannenſpelz. (OGinterſpelz) 


Aehre gegrannt, bräunlich, kahl. 

Europäische Cerealien p. 27. B. 

Epeautre barbu roux et glabre in Frankreich. Farro a Spiga rað | 
in Italien. 

Wird von der tiaa a blos durch die rothbraune Farb 
der Aehren und Grannen unterſchieden. 


Vorkommen und Verbreitung. So viel uns bekannt, 


bis jetzt nur in Gärten und bisweilen eee auf Felder 
im ſüdlichen Deutſchland vorkommend. 


Cultur und Gebrauch. Die in Më Gegend vera 
ſtalteten Verſuche übr den Anbau des rothen er . liefen 
ten folgende Reſultate: 

` a : aw Tarte „Gewicht 

Ort des Verſuches. a Vorfrucht Saat. von 
"nor! * Ge um mt 


Stein im hüglichen Kalk⸗ Kartoffel 27. Septbr. 

gebirge. 1833. , i 20 MEL 
Bammenthal desgleichen. desgl. 23. Oktober 

br 50 Mßl. 
Walldorf im flachen Lande. desgl. — 15. October 
N 50 ME ` 
Schriesheim desgleichen. Dickrüben 18. October 
F , 128 Mßl. 


Serbe deer. desgl. 1. October 
ege | ` 45 a. 


Nur der letzte Verſuch Kë Cie aus und wurde auch ZS 


im nächſten Jahre fortgeſetzt, wo der Ertrag bedeutend nachließ 
und die Fortpflanzung wie e auch bei den vorjährigen Verſuchen 
aufgegeben wurde. 


c) Blauer Grannenſpelz. (Winterſpelz.) 


Aehre gegrannt, bläulich oder dunkelblau, ſammtartig. 

Europäische Cerealien p. 27. C. und p. 28. D. | 

Blauer, ſammtartiger Spelz, ſchwarzer Grannenſpelz in Dentichland. 
Peautre barbu bleu et velouté, Epeautre barbu noir et velouté in Frank⸗ 
eich; Farro A Spiga rada in Italien. ; , 

Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch bläuliche oder 
dunkelblaue Aehren und Grannen und durch einen ſammtartigen 
Ueberzug der Spelzen. e 

Vorkommen und Verbreitung. Bis jetzt und nur ſel⸗ 
ten in Getreideſammlungen von Deutſchland, wo er jedenfalls aus 
dem ſüdlichen Theile von Europa eingewandert ift, vorkommend. 

Cultur und Gebrauch. Dieſer Spelz iſt ſehr empfindlich, 
wintert beinahe jährlich aus und muß deßhalb im Frühling und 
zwar ſchon im Februar geſäet werden, wenn er in Aehren gehen 
Jet, Er taugt daher nicht für Deutſchland und verdient ſomit 


keine weitere Beachtung. 


3. (Winterſpelz.) 


d) Weißer Spel 
Aaehre ungegrannt, weiß, kahl. 
Europäische Cerealien p. 28. E. z l 
Spelz weißer Spelz und weißer Winterfvelz auf dem Felde und gedroſchen 
auf dem Speicher, Kern, wenn er auf der Mühle geſchält it, am Mittelrhein, 
uf dem Hundsrücken und unter erſter Benennung auch in Mecklenburg. Am 
odenſee und in der Schweiz nennt man den Spelz auf dem Felde: Dinkel, ge⸗ 
droſchen auf dem Speicher: Veſen und auf der Mühle geſchält: Korn. In der 
ingegend von Ulm und Blaubeuern, Biberach und Geislingen nennt man fer⸗ 
der den weißen Spelz auf dem Felde: Winterkorn, gedroſchen: Zeien und gë- 
alt: Kern. . s 
Weiter findet man in Mürtemberg die verſchiedenen Benennungen: weißer 


inkel und Dünkel auf dem Felde und in ungedroſchenem Zuſtande, und Korn, wenn 
D auf der Mühle geſchält iſt; Spelzweizen im Erzgebirge; Dinkelkorn und Din⸗ 

Aweizen in einigen Gegenden von Deutſchland. Faux epeautre.  Epeautre 
maus barbes, plane et glabre in Frankreich Farro bianco, Spelta in 3ta- 

n. Escanda in Spanien. Spelt in Schweden. 
\ Halm 3 bis 3½ Fuß hoch. Aehre ſchlaff, nach oben ver⸗ 
e unt, Blätter % Zoll breit, 6 — 8 Zoll lang. Spindel ſtark 

uuſammengedrückt, der Rand ſcharf und fein behaart. Aehrchen 
20 — 24 ungegrannt. Balg abgeſtumpft, 2 — Zſamig, weiß, 
blatt. Aeußeres Bälglein länger als die Kelchſpelze, weiß, glatt, 


E? 


- gezahnt. Inneres Baͤlglein ſo lang als das äußere, weiß P dünn 
Samen bauchig, gelblich und mehlig. 

Vorkommen und Verbreitung. Dieſes Getreide findet 
fh hauptſaͤchlich am Mittelrheine im Odenwalde, in Frankreich) 
in Würtemberg und in der Schweiz als dominirende Winterfruchl, 
und mitunter häufig mit der nachſtehenden Spielart untermiſcht 
und bildet den Hauptartikel der ſüddeutſchen Fruchtmärkte. 

Schwerz ſagt: Es ſcheint, daß der Anbau des Spelzes vol 
Zeiten ungleich mehr ausgedehnt in der nordweſtlichen Gegend vol 
Deutſchland und er fogar die Hauptbrodfrucht war, indem die al 
ten Erbgrundzinſen und ſelbſt der gewöhnliche Zeitpacht bis auf 
dieſen Tag in Spelz, Epeautre, angeſetzt ſind. Da nun aber dief 
Fruchtart wenig oder gar nicht mehr daſelbſt gebaut wird, fo win 
alljährlich geſetzlich das Aequivalent davon in anderem He 
oder in Geld für die Leiſtung beſtimmt. 

Cultur und Gebrauch. Darüber finden wir nähere Mit 
theilungen am Schluſſe der Beſchreibung des Spelzen. 


* 


dd) Weißer Sommerf 5 elz. (Sommerſpelz.) 


Sommerkorn bei un Sommerdinkel in ee ee Sen be 
Heidelberg. 


Unter dieſer See a Fasten wir die vorstehende Spiel 
art d, welche durch öfteres Ausſäen im Frühlinge allmälig zl 
einem Seninerieteide umgewandelt worden und botaniſch nicht A 
unterſcheiden iſt. $ 
Vorkommen und Verbreitung. Wird in der Gegend 
von Ulm, in Würtemberg und hier und da in den Rheingegenden, 
jedoch nicht allgemein und meiſt nur aushülfsweiſe, cultivirt. 

Cultur und Gebrauch. Der Sommerſpelz iſt früh in 
Frühling anzuſäen, verlangt gleiches Klima, Boden und Behan 
lung wie der Winterſpelz. Thaer hält den Sommerſpelz für di 
geringſte Frucht und wundert ſich, wie man denſelben an Orten, 
wo andere Sommerfrüchte fortkommen, noch anpflanzen mag. 

Wir haben damit verſchiedene Verſuche veranſtaltet, die wi 
im Auszuge nachſtehend mittheilen. 


97 


Le = 55 
GE 100 MGI, 


Ruthen = 
Ort des Verfus. | A el au, 
10077 


a era, 


Saat, 


Heidelberg im lachen Land 75 | Winter- | 1831 28. März | 240 | 140 
1832. ſpelz 54215 Mßl. Se a 


Dim 1833. Kartoffel 1832 = Min 240 140 


Robern im e 80 | Rüben 1834 | 8. April 120 110 
| 20 ML 


Schriesheim im geen 45 Sommer⸗ 1834 | 8. April 25 123 
S Lande. = gerfte | 20 IREL 


Letzterer Verſuch mißglückte durch ſpäte Ausſaat und allge⸗ 
meine Trockenheit von der Ausſaat bis zur Ernte. 


e) Rother Spe Iz. (Winterſpelz.) 


Aehre ungegrannt, bräunlich, kahl. 
Europäische Cerealien p 29. Fast p. 30 G. *) 


Winter⸗ und Tyrolerkorn: auf dem Felde, Veſen: wenn daſſelbe e 
und Kern: wenn es in der Mühle geſchält iſt, in der Schweiz, am Bodenſee 
und theilweiſe in Oberſchwaben. Rothe Winterſpelz, rothe Spelz: auf dem Felde 
und gedroſchen, und Kern: wenn fie auf der Mühle geſchält it, am Mittelrhein 
und andern Gegenden. Dinkel, rother Dinkel: auf dem Felde und gedroſchen, 
und Kern: wenn er geſchält iſt, in Schwaben und Franken; Epeautre sans 
barbes- in Frankreich; Farro und Grano 10850, in Italien; Escanda in Spa⸗ 
nien; Spelt in Schweden. 


Unterſcheidet ſich von K Sa? d. durch rothbräunliche, 
bisweilen etwas blauduftige Aehren. ; 
Vorkommen und Verbreitung. Am Bodenſee, bei; Zů⸗ 
rich und theilweiſe im Graichgau iſt der rothe Spelz die Haupt⸗ 
winterfrucht, die man auf den Feldern antrifft. Ebenſo findet 
man denſelben mehr oder minder untermiſcht mit dem weißen Win⸗ 
terſpelz in Schwaben, am Mittelrhein und in Franken. 
u SE 3 
*) Im Jahr 1834, wo wir die europäiſchen Cerealien beſchrieben haben, 
war dieſe Form durch die bläuliche Färbung genau von dem rothen Spelz 
Zꝛu unterſcheiden; allein bei der fortgeſetzten Cultur artete fe allmählig aus 
und iſt jetzt ganz dem rothen Spelz gleich, was uns bewog, dieſe Spielart 
eingehen zu laſſen und mit dem 3 Spelz zu vereinigen. 
7 


98 


Cultur und Gebrauch. Diefe Frucht beſtockt fih häufig 
etwas kräftiger, als der weiße Spelz, bekommt nicht ſo leicht 
Brand, wie derſelbe und wird demſelben beim Einkauf von den 
Bäckern vorgezogen, weil das Mehl davon feiner und kräftiger 
ſeyn ſoll. Ueber den ee und die Cultur liefert der Schluß das 
Nähere. d 

Die mit dem rothen Spelze gemachten * ſtellten 
fih i folgender er heraus: 5: 


| Gewicht 
i von 
trag. 100 MGL 


Ruthen — 7 
Ort des Verſuches. à Vorſeucht Dün 


Saat. 
100 001 Jung. 


Bammenkhal im hüglichen 100 Kartoffel- 1833 22. October 230 130 
Kalkgebirg. 1833. Ee: 15 Mßl. e 


Stein desgleichen 45 desgl. desgl. 27. Febr. 160 132 
Fre 8 10 Mil. 


Schriesheim auf dem fla⸗ ; Hanf | 1833 7. October 260 495 ; 
chen Lande ei 30 Mßl. 


Walldorf deßgleichen Tabak deßgl. 11. October 300 128 
30 Mßl. 


Schriesheim deßgl. 175 Klee 1832 14. Oktober 820 140 
| an Mßl. 


d 


Allgemein wird angegeben, daß durch den Mausfraß die 
Frucht etwas gelitten hat, und deßhalb der volle Sg etwas 
höher angenommen werden muß. 


BM und Gebrauch des Spelzes im Allgemeinen. 
o Mehlpflanze. e 


Als die vorzüglichſten Spielarten, die allgemein eultivirt werden 
und auf welche die landwirthſchaftlichen Beſchreibungen ſich größten 
theils beziehen, bezeichnen wir den weißen Winterſpelz d und den 
rothen Winterfpelz e, die andern dagegen haben keinen beſondern 
ökonomiſchen Werth und ſind in dieſer Beziehung nicht zu beachten. 

Der Werth, den man dem Spelz vor dem Weizen einräumt, 
beſteht darin, daß er ein feſtes, ſteifes Stroh hat und ſich nicht 
ſo leicht lagert, noch ſehr ſpät ausgeſaͤet werden kann, nicht leicht 
ausfällt und auswächſt, nicht vom Vogelfraß leidet und dem Brand 
nicht ſo ſehr unterworfen iſt, und endlich, weil er ein feineres 


Mehl liefert als der Weizen, das ſich zu feinem Backwerke vor⸗ 
zugsweiſe eignet. In der Umgegend von Heidelberg z. B. bereitet 
man vom Spelz das feinſte Schwingmehl, welches nach allen 
Richtungen zur Weißbäckerei ausgeführt wird. , 
Schwerz fagt von dem Spelzenbau Folgende Als eine 
eizenart iſt dem Spelze jeder Boden willkommen, der dem Wei⸗ 
zen angemeſſen ift; er begnügt fih aber auch mit einem Boden, 
der für dieſen zu kraftlos, zu leicht oder zu trocken iſt, wie ich in 
tem Theile der Pfalz jenſeits des Rheins geſehen habe. Bei 
Speier fand ich ihn auf eigentlichem Sandboden in geregelter 
Fruchtfolge nach Klee vorkommen, und dieſe Gegend bet fein 


feuchtes Klima. 

Auf ſchwerem Boden gewährt der Spelz mehr Stroh ` auf 
leichterem, beſonders kalkhaltigem Boden wird ſein Korn beſſer, 
mehlreicher, die Hülſe dünner. Letzteres gilt auch für die Höhe. 

Es gibt nicht leicht eine verträglichere Frucht mit ſich, oder 
andere, als der Spelz. Jede Frucht, mit Ausnahme vielleicht 
des Weizens, mag auf ihn folgen, und da er ein verſpätetes Säen 
verträgt, ſo mag er auch nach jeder andern Frucht folgen; freilich 
mit mehr oder weniger Glück, wie das ſich von ſelbſt verſteht. 
So wird der Dinkel nach Kartoffeln, Lein und dergleichen nicht 
dem nach Reps, Klee und noch weniger dem nach reiner Brache 
ü nachkommen. Bei jedesmaligem Düngen ſoll der Dinkel mehrere 
ës hintereinander auf dem nämlichen Felde mit gleich gutem 
Erfolge gebaut werden können. | 

Beige bleiben die Hauptvorzüge des Dinkels, reine Brache, e 

„Esper, Luzerne, Tabak und Raps; dann Kopfkohl, Kar⸗ 
ei Runkeln, Mays, Lein, Roggen und Hanf. Nur wenn 
Klee ſchlecht ſtand, wie im Jahre 4822, thut man beſſer, den 

inkel nach ihm wegzulaſſen; es ſey denn, daß man trimal dazu 
pflügen und düngen könne. 

Leider mag die oben 11 Gefälligkeit des Spelzes in 
higen Gegenden, wie am untern Rhein und an der Maas, Ge 
legenheit gegeben haben, dieſe edle Frucht zu mißhandeln, nach 

n Sprichwort, daß dem, der viel tragen will, viel aufgelegt 
wird. Wenn in beiden Gegenden nichts mehr auf dem Acker wach⸗ 
ſen will, ſo ſpricht der Bauer, der noch etwas davon abnehmen 


` — 


100 


möchte: „ „Ich denke, ich (är noch einmal Spelz hinein; iſt doch 
beſſer als gar nichts!“ Der Erfolg krönt dann auch eine ſolche 
Behandlung und wirkt auf die ohnehin geringe Achtung für pief 
herrliche Frucht nachtheilig zurück. So kömmt es denn, daß mal 
dieſer zu Laſt legt, was nur Folge eines Vergehens iſt. Aber 
wo ſchreibt der Bauer ſich felbſt das Mißlingen feiner Handlung zu? 

„Jede ſchlechte Getreideernte, ſagt Hergen, iſt traurig, abel 
eine ſchlechte Spelzenernte übertrifft alle andern an Erbärmlichkeit!“ 
Der Acker verwildert darunter auf eine hölliſche Weiſe. 
f In der Pfalz wird der Spelz auf leichtem Boden über dit 
Kleeſtoppel hergeſäet und flach mit dieſer untergepflügt. Das Feld 
bleibt ſo liegen bis zum Frühjahre, wo gewalzt wird, welches bei 
dieſer etwas gewöhnlichen Beſtellungsart unerläßlich iſt. Iſt das 
Wetter im Herbſt allzufeucht oder allzutrocken, fo wird die Klee 
ſtoppel zuerſt untergefahren, der Dinkel darüber hergeſäet und mil 
der Egge untergebracht. Je naſſer das Wetter bei dieſer Beftel 
lungsart ift, um fo. befer iſt es. Das Umpflügen der Kleeſtoppel 
kann ganz dünn geſchehen, ſo daß fie fh mit der Spelz vernit 
telſt der Egge untereinander wühlen läßt, wie auch bei dem Wei 
zen geſagt worden iſt. ; 

Soll Spelz nach Luzerne per fo kann diefe im letzten 
Jahre nicht mehr als zweimal geſchnitten werden. Man pflügt 

2—3mal und zwar das erſte Mal ſehr tief. Die Egge muß Vie 

les auf einem ſolchen Acker leiſten. Der Spelz wird hier nur dünn 
geſäet, und noch muß es ein von Natur ſchlechter Acker ſeyn; 
denn ſonſt würde dieſe Frucht nicht hinpaſſen und nur Lager mett 
den. Folgt der Spelz nach Kartoffeln, ſo wird das Land blos 
abgeeggt, der Spelz geſäet und eingeeggt oder eingepflügt. Wenn 
auf magerem Kartoffelfeld noch etwas gedüngt werden muß, P 
wird der Dünger vor dem Saen aufgebracht und ſammt dem dar’ 
über geſäeten Spelz untergepflügt; beffer aber wird der Dung erf 
dann aufgebracht, wenn der Spelz ſchon über der Erde iſt, wie 
ſolches in Würtemberg häufig geſchieht. 
Nach Raps wird zweimal zum Spelz gepflügt. War es aber 
eine Rapspflanzenſchule „ fo wird blos geeggt, gefäet und der SM 
men eingepflugt. Im Ganzen iſt die e en det 
des Weizens gleich. 


H 


101 


Der Spelz liebt einen kraftvollen, aber nicht eben kräftigen 
Boden, in welchem Falle er unausbleiblich lagert. Er verträgt 
auch nur friſches Düngen, und eben ſo gut, wo nicht befer, be 
kommt ihm das Ueberdüngen, wenn er ſchon einen Finger lang 
Uber der Erde it, Auch läßt fh das fon beſamte Land mit 
großem Vortheile 2—3 Wochen lang mit Schafen bepferchen. Ob 
nun gleich hierzu trockenes Wetter am liebſten gewählt wird, ſo 

hat doch die Erfahrung mehr als einmal bewieſen, daß das Pfer⸗ 
| chen auch bei naſſem Wetter, wo die Schafe den Boden gleich 
einer Tenne feſttraten, den beſten Erfolg gewährte. ng 
Die Saatzeit des Dinkels gleicht der des Weizens. Die ge⸗ 
wöhnlichſte ift acht Tage vor und acht Tage nach Michaelis. In 
einigen Gebirgsgegenden wird unmittelbar nach der Ernte, und 
wenn dieſe ſich verſpätet, noch vor derſelben geſäet. Auf der 
ürtemberger Alp ſäet man zum Theil um Jakobi und erntet um 
Michaelis. Er | 

Dagegen kann in beſſeren Gegenden eine febr fpäte Einſaat 
noch zu Glück ſchlagen. Es iſt nichts Ungewöhnliches, daß noch 
Anfangs Februar Dinkel geſcet wird. Der Freiherr von Barne, 
bühler führt in ſeinen Annalen ein Beiſpiel an, wo am 14. 
März 1817 Winterdinkel geſäet wurde, der ſehr gut gerieth und 
nur um vierzehn Tage ſpäter, als zu der gewöhnlichen Zeit ge⸗ 
ſäete, reifte. Së À 

Da der Dinkel in den Schalen ausgeſäct wird, -fo ift das 

Quantum ſeiner Einſaat bedeutend und beträgt ungefähr das Dop⸗ 
pelte der nackten Getreidearten. Es wechſelt überdem nach den 
Gegenden ſehr ab. So ſäet man in Wuürtemberg auf den Hektar: 
a) in den Oberämtern Vaihingen und Leonberg 3,50 Hektoliter 
b) in andern Gegenden ee An ch 
e) in den würtembergiſchen Feldern 5,62 „ 
d) im Oberland auf ſchwerem Boden 114,24 „ 
oder 5—6—8 — 10 Simri auf den daſigen Morgen. Man beob⸗ 
achtet in dem Verhältniß mehr einzuſaͤen, als der Boden ſchwer 
wird. ie | | s 
Wir Gen in Hohenheim auf der Gränze der Fildern, im 
Durchschnitte ſieben Simri gleich 4,90 Hektoliter auf den Hektar. 
Doch ift. dieſes nach Raps immer noch zu viel, und es reichen 


ſechs Simri (4 Hektoliter) vollkommen zu. Möllingen in (mm Pfalz 
fået beinahe wie für Vaihingen angegeben, das iſt 3,84 Hektoliter 
Laſſen wir die übertriebene Ausſaat des Oberlandes weg, ſo geben 
uns die übrigen fünf CN einen es von 4,42 He 
toliter. 

) „Vernünftige he „ſagt Hr. v. Varnbühler, richten 
ſich bei der Ausſaat nach der Beſchaffenheit des Korns. Da dieſes 
bei dem Dinkel der Schalen wegen oft verſchieden ausfällt, f 
nehmen fle die Hand voller bei großem vollkommenem Korn, als 
bei kleinem, weil das Maß von dieſem offenbar mehr Spelzen ent⸗ 
hält, als von jenem.“ 

Der Gewohnheit nach fået man nach dem Raps am ſchwäch⸗ 
ſten, ſtärker nach Brache, am ſtärkſten nach Klee. Ungefähr in 
dem Verhältniß wie 6 — 7—8. 7 

Auf Aeckern, die keinen eigentlichen Dinkelboden „ das heißt 
keinen kräftigen und geſchloſſenen Boden haben, ift es vortheilhaft , 
Roggen und Dinkel untereinander zu ſaͤen. Die gewohnliche Mi 
ſchung beſteht aus / Roggen und %% Spelz. Jedoch muß man 
bei dem Maße der ganzen Einſaat berechnen, daß in einem Simri 
Roggen ſtark noch einmal fo viel Körner teden als Dinkelkörner, 
Wer deßhalb ſechs Simri reinen Dinkel auf den Morgen zu ſäen 
gewohnt war, der darf von dem angegebenen Gemiſche nicht 
mehr als fünf Simri nehmen. Wer acht, der nehme nur 6 ½, 
alſo fünf Theile Dinkel und 1½ Theil Roggen. Eine ſtärkere 
Zumiſchung von Roggen finde ich nicht zuträglich, da er ſeines 
ſchnelleren und höheren Wuchſes wegen den Dinkel zu ſehr beein⸗ 
trächtigt. 

Ein ſolches Gemiſch bietet unter gefährdeten Umſtänden gris 
ßere Sicherheit dar, als eine reine Saat. Schlägt das eine ganz 
oder zum Theil zurück, ſo gewinnt das andere Raum und geräth 
um ſo viel beſſer. Auch hat eine ſolche Miſchung auf Boden, der 
dem Auffrieren unterworfen iſt, ganz beſondere Vortheile. Man 
ſetzt deßhalb auf dem Hunds rück (Gegend zwiſchen Moſel und 
Nah e) wo der Roggenboden herrſchend iſt, „ Dinkel, dem Maße 
nach, dem Roggen zu. So auch möchte der Dinkel ſeinerſeits da⸗ 
durch gegen den Brand geſichert werden. Uebrigens läßt ſich der 
Dinkel bei dem * in der Scheune ſehr leicht von dem "og 


103 


gen trennen, und deßhalb ſcheint eine ſolche Miſchung paſſender, 
als die des Roggens mit Weizen. . en 
Keeiner Frucht bekömmt das Durcheggen im Krühjahre fo wohl, 
als dem Dinkel, beſonders wenn er ſtark verunkrautet ift, voraus⸗ 
geſetzt, daß man dabei ſo verfährt, als wenn man alles mit der 
Egge zerſtören wolle. Da man ſich vor nichts mehr, als vor 
dieſer Frühjahrsoperation fürchtet, ſo erlaube mir der Leſer, ſie 
durch ein paar Beiſpiele von meiner Bekanntſchaft zu bekräftigen. 

Im Frühjahre von 1817 fand Hr. Pacano, Poſthalter zu 
Simmern, einen ſeiner Spelzäcker ſo ſehr mit Unkraut verwach⸗ 
ſen, daß er ſich nichts davon verſprach. Er verfiel auf den Ger 
danken, ihn eggen zu laſſen und zwar mit eiſerner Egge. Der 
Knecht, dem der Auftrag gegeben war, wollte ſich nicht zur Aus⸗ 
führung bequemen, bis der Herr ihn verſicherte, der Acker ſollte 
nachher umgepflügt und mit Gerſte beſtellt werden. Nun ging er 
auf das Zerſtören los, da der Knecht nichts mehr zu ſchonen hatte. 
Nach wenigen Tagen gab es Regen und als nach ein paar Wo⸗ 
chen der Knecht den Acker wieder zu Geſicht bekam, war der Spelz 
fo ſchön, daß er ſelbſt feinen Herrn bat, ihm doch das Leben zu 
laſſen. Ich ſelbſt habe dieſen Spelzenacker im Sommer geſehen, 
er ſtand vortrefflich. ale en 

Im Jahre 1818, wo der Wurmſtich den Roggen auf einer 
Kleenarbe zerſtört hatte, ließ H. Hergen bei Coblenz den Acker 
im Spätherbſte mit eiſernen Eggen zerreißen, mit Spelz beſaͤen 
und ihn einpflügen. Im folgenden Frühjahr zeigten ſich die Gaz 
menblätter des Spelzes nicht häufig, dennoch ließ er den Acker, 
auf welchem ſich noch viele Grasklötte befanden, mit eiſernen 
Eggen tüchtig eggen, eine Verrichtung, die, als in hieſiger Ge⸗ 
gend nicht üblich, zu mehreren, die Sache nicht genehmigenden 
Discuſſionen unter den Bauern Anlaß gab; bis im darauf kom⸗ 
menden Sommer der Erfolg dem Proceſſe ein Ende machte und 
für das Verfahren auf eine triumphirende Weiſe entſchied. 

So einſtimmit auch die auswärtigen Schriftſteller, welche die 
Sache nicht aus eigener Erfahrung kennen, darüber ſind, daß der 
Dinkel dem Lagern nicht unterworfen ſey, ſo muß ich, leider! aus 
genauer Bekanntſchaft mit ihm, jene Aeußerung geradezu wider⸗ 

ſprechen. Freilich wohl mag da, wo man dem Dinkel kaum db 


104 


thigen Lebensunterhalt reicht, derſelbe fich aus Feſtigkeit nicht lagern, ſo 
wenig als Roggen auf dürrem Sande. Unter günftigeren Verhäaͤlt⸗ 
niſſen aber lagert er nicht weniger, als Weizen und Gerſte. Die 
Gefahr, ſich zu lagern, iſt gegentheils beim Dinkel ſo gewöhnlich, 
daß nicht leicht ein Jahr iſt, in welchem er demſelben nicht aus⸗ 
geſetzt wäre; daher man ihn auch in der Regel alljährlich ſchröpft, 
Im Jahre 1823 wurde in Hohenheim ein Feld, das nicht geil 
war, das aber einen tüchtigen Dinkelboden hat, zweimal geſchröͤpft 
und zwar das erſte MÄR, als die Schoſſen ſich ſchon im Kiele 
bildeten, und doch lagerte dieſer Dinkel in der Folge. Das Schroͤ⸗ 
pfen als Präſervativ gegen das Lagern ift bei dem Dinkel ſo her⸗ 
kömmlich und allgemein, daß man dieſer Verrichtung den Namen 
Dinkelen beilegt. a e 
„Wenn, ſagt Hr. v. Varnbühler, im Frühjahr die Din 
kelpflanzen dicht ſtehen, ſich ſtark beſtocken und ein ſchwarzgrünes 
Anſehen haben, ſo müſſen ſie beſchnitten werden, weil der Dinkel 
ſich ſonſt lagert. Dies geſchieht gewöhnlich im April, ſpateſtens 
Anfangs Mai. Zeigen ſich die Halmen, ſo muß mit großer Vor⸗ 
It dabei verfahren werden. Das Abgeſchnittene gibt das erſte 
grüne Futter für das Rindvieh und wird mit Wicken⸗ und Hafer⸗ 
ſtroh zu Haͤckſel geſchnitten.“ s | 
Beſonderen Krankheiten iſt der Dinkel nicht unterworfen. Der 
Brand iſt nicht ſo gewöhnlich bei demſelben, als beim Weizen. 
Die kantigen Körner, fhòn und vollkommen wie ſie ausſehen, ent⸗ 
halten ein ſchwarzbraunes Pulver von ſo aafigem Geruche, daß 
wenn mehrere angeſteckte Aehren zuſammenſtehen, die Naſe ihn im 
Vorbeigehen an dem Felde gewahr wird. BR 
Die Erntezeit des Dinkels tritt in der erften Hälfte des Au⸗ 
guſts ein. Man ſchneidet ihn, wenn der Halm weiß iſt; ſollte 
auch die Aehre noch nicht ganz reif, ſondern nach dem Sprachge⸗ 
brauch untergrün ſeyn. Da die Aehren bei voller Zeitigung 
leicht durchbrechen, ſo iſt die Ernte nicht zu M Sc Das Ge⸗ 
ſchnittene reift in den Schwaden oder Gelagen bei gutem Wetter 
nach und die Güte des Korns gewinnt dabei. Dagegen waͤchſt 
der Dinkel bei naſſem Wetter ſchneller als alles andere Getreide aus. 
Er läßt ſich ſowohl mit der Sichel als der Hau⸗ und Ge⸗ 
ſtellſenſe abbringen. Ich habe ihn ſchon bei heißem Wetter an 


9 
8 
A 
8 
K 
2 


105 


Einem Tage Morgens in der Frühe abſchneiden und Abends ein⸗ 
ſcheuern ſehen. Auch in der Pfalz wird der Spelz, ſo wie er ge⸗ 
ſchnitten iſt, gebunden und eingefahren. Nur wenn er mit Gras 
durchwachſen oder die Aehren nicht völlig reif ſind, läßt man ihn 
einige Tage liegen, bevor er gebunden wird. Er kann, ſo wie 
er vom Felde kömmt, gedroſchen werden. Auf dem Boden läßt er 
em Sabre Yang gut aufbewahren, nn weil fein Korn in 
der Hülſe ſitzen bleibt. 

Vier Dreſcher dreſchen in ſechs Tagen den Ertrag von einem 
Hektar ab. Obgleich bei dem Dreſchen die Spelzen ſich ganz von 
der Aehre trennen und in dieſem Zuſtande die eigentliche Kauf⸗ 
mannswaare bilden, ſo ſpringen doch auch einige wenige Körner 
durch das Aufſchlagen aus den Hülſen hervor; dann gibt es wie⸗ 
der Spelzen, welche nur ein Korn haben. Man begreift beide 
unter dem Namen Abzug. Dieſer wird auf dem Dinkelſiebe von 
dem Dinkel getrennt, durch welches er, als kleiner, fällt. Noch 
ergeben fich bei dem Dreſchen Spitze n. Dieſe beſtehen aus Spel⸗ 


| zen, welche keine oder ſehr leichte Körner haben. Sie fallen bei 


dem Putzen des Getreides unter den Staub, von dem ſie durch 
das Staubſieb abgeſondert werden. Die Spitzen werden dem Vieh 


beſtimmt. An Spitzen und Abgang mögen auf den Hektar fallen 


2½ bis 3 Hektoliter. 
: Hektoliter 
Der verewigte Möllinger von Pfeddersheim in der 
Pfalz erhielt im zehnjährigen eier 1803 ` — 12 
an Dinkel per Hektar 46 
Sein geringſter Ertrag war 1811, er nig eg 
fin höchſter von 1842 betrug 86,00. 
Freiherr von Varnbühler in Würtemberg gibt als 


den höchſten Ertrag an, den er wohl zuweilen auf ein⸗ 


zelnen Aeckern, nie aber im Durchſchnitte von ſeinem gan 


zen Areal bezogen habe, zu 15 Scheffel vom Morgen 


oder vom Hektar 84 Hektoliter. 

Bei guten Ernten, ſagt er, und auf guten Feldern 
bekömmt man gewöhnlich 9 — 10 Scheffl, beträgt vom 
Hektar ein Medium . è e : 53,60 

Für ganz Würtemberg aber glaubt er, daß man 


106 


e | TE Hektoliter 
nicht mehr als 3 ½ Scheffel rechnen könne, welches ſich 
nur durch die vielen ſchlechten Gebirgsgegenden erklären 
laßt, Vom Hektas r 3,00 

In einer Gegend an der Maas, wo man den Spelz 4 
nur ausſaͤet, wenn der Boden nichts andres mehr tragen 
will, erhielt man noch 32 Hektoliter, die aber als Miß⸗ 
brauch hier nicht in die Wage gelegt werden dürfen. 

In Hohenheim that unſer Ertrag 1820 vom Mor⸗ 
gen 7 Scheffel 2 Simri, beträgt vom Hektar 43,24 

Daſelbſt 1821 vom Morgen 10 Scheffel 25% Simri, 
beträgt vom Hektar FE TEEN 3 9.7: 

Daſelbſt 1822 vom Morgen 9 Scheffel 7½ Simri, 
beträgt vom Hektar J. ͤ ET 

Daſelbſt 1823 vom Morgen 9 Gage oder vom 
Hektar a i S 50,63 

In dem Kanton Bern na er di eli im Durchſchnitt 54,26 
Der Durchſchnitt der angeführten Angaben giebt alſo 
... are ⁰ 

Man giebt dem Dinkel den Namen einer Halbfrucht, weil er 
auch noch nach dem Ausdreſchen in ſeinen Hülſen feſtſitzen bleibt 
und in dieſen aufgemeſſen wird, daher fein Ertrag, wie wir ge⸗ 
ſehen haben, eine größere Maſſe bildet, als die irgend eines an 
deren Getreides. Um alſo zu wiſſen, wieviel er an reinem Korn 
enthält, muß er vorläufig gegerbt, d. i. enthülſet werden, und da 
entdeckt ſich, daß die Körner dem Maße nach noch nicht die Hälfte 
der Maſſe betragen, oder wie man ſich im Dina aus⸗ 
drückt, nicht zur Hälfte gerben. 

Das Enthülſen geſchieht auf dem 3 welcher härtere 
und rauhere Steine als der Mahlgang hat und womit im Wür⸗ 
tembergiſchen jede Mühle verſehen iſt. Das Gegerbte fällt aus 
dem Gerbgange in das Gerbrohr, wo die Körner von den Sha 
len und dieſe vom Staub getrennt werden. Auf ſolche Weiſe kön⸗ 
nen ſieben Hektoliter Dinkel in einer Stunde abgefertigt werden. 


) Das hier augegebene Medium für den Dinkel verſteht ſich blos von eigent 
lichem Dinkelboden und guter Cultur. Im allgemeinen Durchſchnitte darf 
man blos auf 40 Hektoliter zählen. e 


10 


In dieſem enthülſeten Zuſtande erhält er den Namen Kernen 5 
ftatt daß die ungegerbte Frucht den Namen Dinkel behält. Der 


Landwirth bringt ſie nur in letzterem Zuſtande in den Handel. 


Auf den Märkten aber kommt ſie unter beiden Formen vor. 
x Um den Dinkel näher zu würdigen, haben wir feinen Ertrag 
an Körnern und Mehl mit dem des Weizens zuſammenzuhalten. 
Ein Hektar giebt im Durchſchnitt, wie vorhin bemerkt wurde, 48 
Hektoliter Dinkel, dieſe 48 Hektoliter wiegen 2027,5 Kilogramme, 
diefe geben 20,21 Hektoliter Kernen, diefe wiegen 4479, 4 Kilos 
gramme. Die Kerne gaben 1332 Kilogramme Mehl. Ich beob⸗ 
achtete hierbei, daß das angegebene Gewicht des Dinkels ſowohl 


als des daraus hervorgegangenen Mehls genau mit der Angabe 


| Lürzer's in Burgers Lehrbuch II. S. 22 ſtimmt. 
Wir haben bei dem Abſchnitte des Weizens den Ertrag zu 2² 


Hektoliter vom Hektar angenommen. Demnach wäre der Ertrag 


deſſelben dem Maße nach um Yir größer als der der Dinkelkernen. 
Es bleibt nun noch der beiderſeitige Mehrbetrag gegen einander zu 
halten. 


Nach der Mouture économique de Paris giebt der Hektoliter 
Weizen, 77 Kilogr. wiegend, 57,75 Kilogr. Mehl. Nach Jakob 


Syrington giebt er 60,2. Nach einem Ausſchreiben des franzöſiſchen 
Miniſters der Gewerbe vom 20. Mai 1812 dürfte er gar nur 53,33 
geben. Bei dem erſten Mahlanſatze mögen wohl die Herren Mül⸗ 
ler, Bäcker und Sippſchaft, bei dem letzteren andere Dinge die 
Hände im Spiel gehabt haben. Auch Syrington's Angabe 


ſcheint mir zu gering, wenn ich fie mit Schwan's Handbuche 


ſowie mit der Angabe Lürzer's a. a. O. S. 32 vergleiche. Nach 
dieſen geben 85 Pfund Weizen 71 Pfund Mehl, der Hektoliter 


alſo, 77 Kilogr. wiegend, 64,32 Kilogr. Mehl, mithin 1,52 Ki⸗ 


logramme weniger als der Kern des Dinkels giebt. Der Mehr⸗ 
betrag eines Hektars Weizen aber beläuft fih auf 4415, flatt daß 
der des Dinkels nur 1332 beträgt, jener alſo 83 Kilogr. Mehl 
mehr als dieſer. Der Unterſchied zwiſchen beiden macht nach dem 
Mehlertrag nur e, ſtatt daß er nach den Körnern, wie wir 
höher ſahen, Yı ausmacht. 

Was die Güte des Dinkelmehls betrifft, ſo ziehen Einige ſol⸗ 
ches dem Weizenmehl vor, weil es feiner und weißer ſeyn foll; 


e 


* 9 e 
` Le ne EE 
„ "` : 


ee ee 


gie mag 


Ek 


— 


Andere ſetzen es ihm nach, weil das daraus gebackene Brod ford’ 
der iſt und ſchneller als das Weizenbrod austrocknet. Die Wahr⸗ 
heit möchte wohl auch hier in der Mitte liegen und ſich für die 
Gleichheit an Güte für beide Theile ausſprechen. e ? 

Wenn alle Getreidearten in allen Gegenden gleichen Abſaß 
fanden, fo würden fie dadurch auch einen gleichen relativen Werth 
erhalten, es ſey nun, daß man dieſen in Geld oder in einem ge⸗ 
gebenen Normalgetreide ausſprechen wollte. Man hat das Schwan⸗ 
kende nach der erſten Beſtimmung anerkannt, und iſt daher auf 
die andere Beſtimmungsart gefallen, welche ohne Zweifel für eine 
gegebene Gegend die richtigere iſt, aber durchaus nicht für alle 
andere Gegenden paſſend. So ſteht z. B. der Preis des Roggens, 
den man in Norddeütſchland dazu gewählt hat, weder in England 
noch in Frankreich in einigem Verhältniſſe zu ſeinem wahren inne⸗ 
ren Werthe, daher auch in keinem richtigen Verhältniß zu dem 
aͤußeren Werthe der übrigen Getreidearten, und doch iſt es dieſer 
äußere Werth oder der repräſentative Werth in Geld, der für den 
Producenten in allen Fällen entſcheidet, wo er etwas von feinen 
Produkten zu Markt zu bringen hat. So würde er in Würtem⸗ 
berg ſchwerlich ſo viel für einen Scheffel Weizen als für einen 
Scheffel Dinkelkorn bekommen; in den Niederlanden dagegen würde 
man ihm nicht 5 Scheffel Weizen für 12 Scheffel Dinkel geben 
wollen, obgleich, wie wir geſehen haben, dieſe mehr gleich gutes 
Mehl als jene geben. In den Niederlanden erhält man im Tau⸗ 
ſche für einen Scheffel Roggen zwei Scheffel Dinkel, in Würtem⸗ 
berg höchſtens nur 124 Scheffel. , 

Faſſen wir alle Vortheile und Eigenheiten des Dinkels im Ver⸗ 
gleich mit denen des Weizens zuſammen, ſo ergiebt ſi ſich nach Ab⸗ 
weiſung einiger irriger Begriffe, welche diejenigen aufgefaßt oder 
Andern nachgeſchrieben haben, die ſeine Cultur nicht aus eigner 
Erfahrung kennen: | 

4) daß der Dinkel auf ſchlechtem And Eſchöpſtem Boden nur 
ſchlecht fortkömmt, dennoch aber einen ſolchen verträgt, der 
für Weizen etwas zu leicht oder zu trocken it, auf rechtem 

Weizenboden aber am beſten gedeiht; 

2) daß er dieſelbe Feldbeſtellung erfordert, wie der Weizen, dabei 
aber das ſpaͤte Düngen ſowie das Ueberdüngen beſſer verträgt 
als dieſer; 


109 


3) daß er fih mit weniger Dung behilft und weniger alte Kraft 
im Boden erfordert, als der Weizen; | 

D daß er ungleich verträglicher mit ſich ſelbſt und mit andern 
Gewächſen in der Fruchtfolge iſt als der Weizen, wahrſchein⸗ 
lich weil er den Boden weniger erſchöpft als dieſer; 

5) daß er den Krankheiten, namentlich dem Brand, weit weniger 
unterworfen iſt als der Weizen; 


6) daß er von dem Bogelfraß auf bem Selbe: Wei ober gar 


nicht leidet; 
7) daß er aber dem Gage und eeng der Speisen daher 


von dieſer Seite der Gefahr des Verluſtes nicht weniger als 


der Weizen ausgeſetzt iſt; 

8) daß dem geſchnittenen Dinkel die Näſſe nicht minder nachthei⸗ 
lig ift als dem Weizen, dagegen aber ein ſchnelleres Aufbin⸗ 
den und Einheimſen (Einſcheuern) gleich hinter der Sichel 
verträgt, als dieſer; e 


2 


9) daß er leichter abzudreſchen iſt, auf dem Boden zwar einen 


etwas größern Raum eee ſich aber peira” darauf als 

der Weizen erhält; 

10) daß der Dinkel im Meblertrage letzterem wenig nachſteht; 

14) daß ſich aus Dinkel zwar ein feineres Mehl als aus dem 
Weizen hervorbringen läßt, daß aber das daraus verfertigte 
Gebäck ſpröder iſt und ſich weniger friſch erhalte, als das von 
Weizenmehl angefertigte; 

12) daß das Dinkelſtroh zwar etwas ſteifer iſt als das des Weiz 
zens, daß es aber deſſen ungeachtet nicht allein ein treffliches 
Häckſel für die Pferde, ſondern auch gutes ane für das 
en giebt. 


Aus dem Angegebenen ergiebt ſich, welch große Vortheile der 
Anbau des Spelzes gewähre und wie ſehr der ſchwäbiſche Landwirth 
Recht habe, dabei ſtehen zu bleiben. Wenn der Spelz nicht allent⸗ 
halben, inſoweit ſich die klimatiſchen Verhältniſſe dazu eignen, 
ebenſo ſehr anzurathen ift, ſo liegt das mehr am Abgang zweck⸗ 
mäßiger Vorrichtungen an den beſtehenden Mühlen, als am inne 
ren Werthe dieſer edlen Frucht. ` 


Noch hat der Spri einen befonderen Werth. als 


110 
2) Arche 


In der Gegend von Mosbach am Neckar bereitet man den 
ſogenannten Grünenkern auf folgende Art und bringt ee als 


Graupen (Suppenfrucht) in den Handel: 
Zur Zeit, wo die Spelzenkörner ihre milchige Beſchaffenhel 


verlieren und anfangen mehlig zu werden, oder wo das Eiweiß ſich 


auszubilden anfängt, werden die grünen Aehren abgeſchnitten und 
im Backofen ſo lange gedörrt, bis ſie vollkommen wie die reife 


Spelz trocken ſind. Hierauf werden die Aehren gedroſchen, geſiebt, 


geputzt, ſodann zur Mühle auf den Schälgang gebracht und wie 


die gewöhnliche reife Spelz geſchält. Die hierdurch erlangten Kör⸗ 


ner werden ſodann in den Dee ER und zu Graupenſuppen 
verwendet. 

Von einer Quantität Frucht, welche 100 Mäßchen Spelz 
ee haben würde, bekommt man 10 Mäßchen Grünenkern. 


DH 
6) Emmer. (Triticum amyleum. ) 8 


Aehre flach, zuſammengedrückt, aufrecht oder gebogen, gegrannt 
oder faſt ungegrannt. Aehrchen weiß, dicht an der Spindel an⸗ 
liegend, oval, weiß, doppelt fo lang als breit, 2famig. Balg 
gebogen, zugeſpitzt, mit einem gebogenen Zahn. Samen zkantig / 
lang, verjüngt, höckerig, hell und glaſig. niii 


a) Weißer Emmer. (Sommeremmer.) 
Aehre gegrannt, ſchlaff, weiß, kahl. 
Europäische Cerealien p. 30. A. 


Reisdinkel bei Ulm; wilder Reis bei Meiſenheim auf dem Hundsrücken; 
Emmer in Würtemberg; Ammer, Immer, Amelkorn, romaniſcher Weizen, Em⸗ 


merkorn, Sommerſpelz in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands; Jeruſalemskorn 


im Berner Oberlande; Grand Epeautre, Blé de Jerusalem, Blé amidonier 


in Frankreich; Arzuolo, Farro, Spelta maggiore, Alga di Wiang Lombardi 


in Italien. 


Halm 3 — 3 ½ Fuß hoch, oben markig, unten hohl, aufrecht. 


Aehre gebogen, 3 3% Zoll lang, zuſammengedrückt, gegrannt. 


) Diefe Benennung von Amy lum (Stärk, Kraftmehl), wovon die Körner 
ſehr viel enthalten und deshalb ſich ſehr für Graupen eignen. Daher auch 
Caspar Bauhin den Emmer mit dem Namen Zea amylea belegte, welche 
Benennung Seringe wieder aufgenommen und dieſe Frucht unter Triticum 
amyleum beſchrieben ve 


er e RE ege 


2 ee e 


111 


Blätter 6 — 8 Zoll lang, % Zoll breit. Spindel zuſammenge⸗ 
drückt, an den Gliedern behaart. Aehrchen 20 — 28 in einer Aehre, 
2. fehr ſelten Zſamig „ Amal ſo lang als breit, 2grannig , abge⸗ 
ſtumpft. Balg krumm gebogen, ſehr ſtark, glänzend weiß, der 
Kiel in einen gebogenen Zahn ausgehend. Aeußeres Bälglein her⸗ 
vorſtehend, gegrannt, weiß; inneres Bälglein zugeſpitzt, fo groß 
als das äußere. Grannen etwas länger als die Aehre, mit der⸗ 
Üben parallel ausgehend. Samen lang, kantig, j Zoll lang, 
rau, glaſig. 

Dieſer Emmer wurde bis jetzt häufig mit dem Grannenſpelz 
verwechſelt, von dem er ſich aber durch breitere, zuſammenge⸗ 
drückte, regelmäßige Aehren, regelmäßig anliegende Grannen, ge⸗ 
bogenen Balg, der mit einem gebogenen Zahn verſehen iſt, lange 
glaſtge Samen und durch die kürzere Vegetationszeit unterſcheidet. 
Vorkommen und Verbreitung. Der weiße Emmer wird 
in Würtemberg, in der Schweiz, in Frankreich, Italien und in 
Oeſterreich angebaut; ferner finden wir ihn in deutſchen landwirth⸗ 
ſchaftlichen Gärten und Verſuchsfeldern ſehr häufig. 

Cultur und Gebrauch. 

: 1) Als Mehlpflanze. a 

Der weiße Emmer iſt eine Sommerfrucht, die möglich früh 
geſäet werden muß; über Winter taugt er nicht, weil er zu em⸗ 
pfndlich gegen Kälte ift und deßhalb leicht ausartet. ag 

Ueber die Cultur des Emmers jagt Schwerz: Der weiße 
Emmer giebt ein weißeres, feineres Mehl als der rothe, und lie⸗ 
fert eine ſehr ſchöne weiße Stärke; dagegen ift der rothe ergiebiger 
und gedeiht beſſer auf gebundenem Boden. Für mein Theil ziehe 
ich den rothen zum Anbau bei weitem vor. Beide haben vor 
den übrigen Weizenarten den Vorzug, daß ſie mit trocknerem und 
ſchlechterem Boden vorlieb nehmen. Sie haben ferner den Vor⸗ 
heil, daß fie nicht lagern, und die Meinung, welche diefe Eigen- 
Map dem Dinkel, der ſie doch nicht hat, zuſchreibt, möchte wohl 
don dem Emmer herrühren. 

Das ſteife Stroh taugt daher auch nicht zur Fütterung. 

Als Sommerfrucht dient er, Hafer und Gerſte auf dem Felde 
iu erſetzen; er kömmt daher nach dem Wintergetreide vor. Will⸗ 
kommener als m Stelle bei den Dreifeldern möchte ihm eine im 


* 


112 

Fruchtwechſel ſeyn, am liebſten wahrſcheimlich die nach Klee, wë 
hier wäre zu verſuchen, ihn mit Hafer auszuſäen, bei dem er das 
Lagern unter ſolchen Umſtänden verhindern könnte. Noch bleibt 
der Emmer als Brodfrucht für den Landwirth ſchätzbar, der mit 
feiner Wintergetreideſaat nicht hat fertig werden können und fie im 
Frühjahre durch den Emmer ergänzt. 

Der Ertrag vom Emmer wird in den würtembergifchen Annalen 
angegeben zu 7 — 8 Scheffel vom Morgen, oder 39 — 45 Hekto⸗ 
liter vom Hektar, welches für Sommergetreide ein febr eg 
Ertrag iſt. Wir ſelbſt ernteten 1823 von etwas wenig mehr als 
ein Hektar nach Kartoffeln 44,2 Hektoliter. Dieſe gaben an Stroh 
und Kaff 43,8 metriſche Centner. 1824 hatte der Emmer von dem 
Hagel gelitten. Wir ernteten demnach 39,38 Hektoliteß Körner 
bei 46 m. (ir, Stroh. Die Körner gaben nach den Garben 2414 
Hektoliter Kernen. Die auf dem Felde unmittelbar daranſtoßende 
Gerſte ertrug 20 Hektoliter Körner und 36 m. Ctr. Stroh. 

Der Emmer will ſehr frühe geſäet ſeyn. Man nimmt ebenſo⸗ 
viel Samen, als für den Dinkel angegeben worden. - Da er früh 
geſäet ſeyn will, dem Lagern nicht unterworfen ift und fpät reift / 
ſo eignet er ſich, um mit Erbſen und Hafer ausgeſäet zu werden, 
wodurch dem Felde wahrſcheinlich ein ſehr hoher Ertrag abzugewin⸗ 
nen wäre. Auch unter grün abzufütternde Widen ſcheint er zu 
paſſen, da er ſie beſſer als anderes Getreide aufrecht erhält. Noch 
iſt er auf einem Lande, wo man Ueppigkeits halber von jedem 
andern Getreide Lager zu befürchten hat, zu empfehlen. 

Wichtig ift bei der Einerntung des Emmers das Treffen trod 
ner Witterung, da er geſchnitten keinen Regen vertragen kann, 
Wird er dann durchnaß, ſo zerfließt nachher das Mehl is Baden 
und erhält einen bittern Geſchmack. 

Nach den Wäge⸗, Mahl- und Backproben, die ich im De⸗ 
cember 1824 mit Emmer und Einkorn anſtellen ließ, ergaben f ich 
folgende daten: 
Emmer: 
100 Litre wogen 48,5 Kilogr. 
gaben Kernen 53,12 Liter. 
dieſe wogen 36,3 Kilogr. 
gaben Mh.. 38 met 


gaben Kleie 4 48656 ea 
gaben Mehl und Brod?) / 


i Einkorn: 
100 Litre wogen 40,77 Kilogr. 
gaben Kernen 38,27 Liter 
dieſe wogen 30,0 Kilogr. 
gaben Mehl - +» 25,0 „ 
gaben Kleie 4,35 „ 
das Mehl gab Brod 34,45 „ 


Man baut übrigens den weißen und rothen Emmer in Wür⸗ 
temberg weniger als Mehl⸗, ſondern haußtſächlich als 
E 2) Graupen frucht. ) 

Die Körner haben außerordentlich viel Schleim und geben vor⸗ 
zügliche Suppen. Diefe Frucht übertrifft hierin alle unfere Getreide⸗ 
arten und verdient in dieſer Beziehung bei den Landwirthen mehr, 
und wenn auch nur zum Hausgebrauch, als Suppenfrucht, keines⸗ 
wegs aber als Mehlfrucht, beachtet zu werden. | 

Die Erfahrungen, die wir durch den Anbau in unſerer Ges 
gend gemacht haben, ſind folgende: R 


x 


Ruthen 
Ort des Verſuchs SE 
< 100% 


Wegen, = 


Gewicht 
von 
trag 400 MGL 


Vorfracht Dime | Saat Er⸗ 


gung | 


Walldorf im flach. Lande Spelz | 1831 | 15. März 100 SÉ 
E ` 1833. : ; s 10 Mil, ; 
Hüffenhardt im hügeligen Kartoffel] 1832 | desgl. 130 
„Kalkgebirge i , 
Schriesheim i. flach. Lande desgl. 1832 N 130 
Odenwald im Sandſtein⸗ desgl. 1832 | 1 Mfl 135 

ebirge. i ; 
Lat besal, - besgl. 1882 zm | 39 440 


* 


— — 
d ` j 8 
) Ich gab fräier das Mehl von einem Hektoliter Emmer an einen Bäcker, 
erhielt aber nur 35,4 Kilogr. Brod zurück, alſo 8 weniger als vom eignen 
Gebäcke. Das Brod vom Bäcker aber war beffer und weniger feucht als 
das eigene. Das Mehl vom Emmer kömmt jedoch dem Mehl vom Einkorn 
an Güte nicht gleich. * l St 


* 


ua o 


Allgemein wurde bemerkt, daß die Frucht keinen Brand af’ 
ſetzt, ſich nicht lagert, viel und ſtarkes Stroh liefert und leicht d 
dreſchen iſt. 

Wir cultiviren ſchon feit einer Reihe von Jahren hiervon eint 
Unterſpielart, 


aa) Großer weißer Emmer. (Senmtier endet 


welche fih durch etwas kräftigere Beſtockung und ſpätere Reife, 
ziemlich conſtant auszeichnet. Was bei der Cultur der Spielart $ 
angegeben iſt, läßt ſich auch hier anwenden. 


b) Rother E mmer. (Sommeremmer.) 


Aehre ſchlaff, gegrannt, bräunlich, kahl. 
Europäische Cerealien p. 32. E. 
Blé amidonier à épi rouge in Frankreich; Farro in Italien. Ferne! 


geht dieſer Emmer Häufig auch noch unter den bei der Spielart a angeführten 
Benennungen. 


Unterſcheidet ſich von der Spielart a blos durch rothbraune 
Aehren und Grannen, artet niemals aus und iſt in Farbe und 
Form ſehr beftändig. 

Vorkommen Gë Verbreitung. Gapeteg untermiſcht 
mit dem weißen Emmer. 

Cultur und Gebrauch. Was hierüber beim weißen Em’ 
mer geſagt wurde, iſt auch bei dem rothen anzuwenden, und nut 
ift noch beizufügen, daß der rothe Emmer niemals Brand bekommt 
und im Ertrag gegen den weißen etwas vorſchlägt, was auch die 
Erfahrungen von Schwerz beſtätigen. 

Hiervon erhalten wir, zumal bei üppiger Vegetation, ein? 
Unterſpielart: | 
bb) Rother äſtiger Emmer. 

Die nur zufällig erſcheinende Form iſt durch die äſtige Aehre 
von der vorhergehenden Spielart b zu unterſcheiden * ger in dlo⸗ 
nomiſcher Beziehung keinen Werth. , 


c) Weißer Wintssenme (Winterfrucht. 
Aehre ſchlaff, halbgegrannt, weiß, kahl. 


Triticum tricoccon. Schübler. 
Europäische Cerealien p. 83, G. 


d 


115 


Egyptiſcher Spelz, egyptiſcher Winterweizen, ruſſiſcher Spelz in Deutſch⸗ 
nd; Blé amidonier à courtes: barbes in Frankreich; Farro in Italien. 
Iſt von der Spielart a durch kraftige Beſtockung, ſtarke, mehr 
aufrechtſtehende Aehren, kürzeren und minderen Grannenanſatz und 
durch die längere Vegetationszeit über Winter zu unterſcheiden. 


Vorkommen und Verbreitung. Man baut den Winter⸗ 
emmer in Italien, jedoch nicht allgemein. Sodann findet man 
ihn in Gärten und auch verſuchsweiſe auf den Feldern in den 
Rheingegenden. 

Cultur und Gebrauch. Iſt eine Winterfrucht, die im 
Herbſte frühzeitig ausgeſäet werden muß. Sie verlangt einen kräf⸗ 
tigen Boden und ein ſehr warmes Klima, weil ſie in der Regel 
mit 8 — 40° Kälte ohne Schneedecke auswintert. 

Dieſe Getreideart hat auf dem Felde ein kräftiges Anſehen und 
ſcheint alle andere Arten im Ertrag übertreffen zu wollen; allein 
wenn man dieſelbe genau unterſucht, ſo findet man, daß die Kelch⸗ 
ſpelzen ſehr groß, hart und ſtark find und fich mehr auf Rechnung 
der Körner ausbilden. Obgleich ſich der Winteremmer ſeit einigen 
Jahren mehr akklimat! Get hat und nicht mehr fo oft wie früher aus⸗ 
wintert, und nachſtehende Culturverſuche ziemlich günſtig ausge⸗ 
fallen ſind, ſo können wir ihn doch nicht weiter empfehlen, zumal 
da unſere Dear auch den Anbau bereits wieder aufgegeben haben. 


E ; Dün- | a| Gewicht 
Ort des Verſuchs CR Vorfrucht Sr? Er tag 4 Am, i; 
Münchho d flach. Lande 16 Han 1833 10. October 130 
ünchh 2 L 18 15 Ml. 
Kirchbeim Ke Gerſte 1833 10 MEL 120 


Daſelbſt 1835. 150 | Tabak 1835 20 Mßl. 130 


Wir erhielten hiervon im Jahr 1825 eine Unterſpielart, 


cc) Weißer äſtiger Winteremmer, 


der aber ſich nicht regelmäßig fortpflanzen läßt, und deßhalb nr 
als zufällig erſcheinende Form gelten a, 


d) Weißer fammtartiger Winteremmer. 
Aehre ſchlaff, halbgegrannt, weiß, ſammtartig. 
Europäische Cerealien p. 32. C X) und p. 33. H xx), 
Ruſſiſcher Mehldinkel in Deutſchland; Blé amidonier & épi velouté in 
Frankreich. — , e 
Iſt von der Spielart a durch eine mehr ſteife Aehre, mindere 
Begrannung, längere Vegetationszeit und durch fpätere Reife, und 
von der Spielart o durch ſammtartige Spelzen zu unterſcheiden. 
Vorkommen und Verbreitung. Bis jetzt wohl nur in 
Sammlungen und Gärten. 4 
Cultur und Gebrauch. Iſt eine Winterfrucht, die ein 
warmes Klima erfordert, bei uns gern auswintert und folglich 
keinen Platz in der Reihe der beſſeren Getreideſorten einnehmen kann. 


e) Weißer ſammtartiger äͤſtiger Winteremmer. 


(Winterfrucht.) ; 


Aehre ſchlaff, halbgegrannt, weiß, ſammtartig, äſtig. 
Europäische Cerealien p. 32. D. rm 


Unterſcheidet ſich von der vorſtehenden Spielart durch das 
Aeſtigwerden der Aehre, was jedoch nur bei günſtigen Culturver⸗ 
hältniffen auffallend ott findet, und in magerem Boden ſich all⸗ 
mählig verliert. Uebrigens hat dieſe Form, die vor 25 Jahren 
ſehr wechſelnd war, jetzt eine beſtimmte Beſtändigkeit erlangt und J 
uns deßhalb veranlaßt, fie als eine mehr conſtante Spielart zu 


betrachten. - , ei 


*. 


Ge d 


t) Rother Winteremmer. (Winterfrucht.) 
Aehre ſchlaff, halbgegrannt, roth, kahl. 


9) Seit einer langjährigen Cultur fanden wir, daß dieſer Emmer kürzere 
Grannen bekam und mehr halbgegrannt erſcheint, weßhalb wir ihn an Met 
Spielart anreihen. ; 

*) Ebenſo bemerkten wir auch hier, daß die röthliche Färbung wechſelt und die 
Aehren bisweilen faſt weiß erſcheinen, was uns veranlaßt, dieſe Form mit 
der Spielart d ebenfalls zu vereinigen. Ueberhaupt hat diefe Spielart 
feine rechte Beſtändigkeit, und es ſcheint, daß aus derſelben bei gehöriger 
Pflege neue Emmerarten erzielt werden können, was bereits durch die Ge 
zielung der Spielart k gefchehen iſt. ; 


DH 


8 

Eine neue Spielart, die von der Spielart c SN die roth⸗ 

braune Farbe der Aehren und Grannen zu unterſcheiden iſt. Wir 

erzogen dieſelbe im Jahr 1825 aus der Spielart e und iſt ſie bis 

jetzt unverändert geblieben. Sie neigt fih gern zum Aeſtigwerden, 

ebenſo verlieren ſich die Aeſte wieder und die Aehre erfcheint ſodann 
einfach. | 

ff) Rother äſtiger Winteremmer. 


Eine Unterſpielart von der vorſtehenden Spielart i, die ſich 
nur durch die zufällig erſcheinenden äſtigen Aehren, was jedoch 
ſehr wechſelnd iſt, unterſcheidet. Hat keinen ökonomiſchen Werth 
und wird im Herbſt ausgeſäet. 


g) Dichter rother Emmer. (Sommerfrucht.) 

Aehre dicht, gegrannt, bräunlich, kahl. 

Europäische Cerealien p. 34. I. 

Gleicht der Spielart £ und iſt von derſelben durch eine E: 
aufrechtſtehende breite Aehre gu unterſcheiden. 

Dieſe Spielart, die vor der Hand keiner ökonomiſchen Bes 
rückſichtigung würdig iſt, hat ſeit einer Reihe von Jahren mehr 
Beſtändigkeit und den eigentlichen Charakter einer conſtanten Ke 
art angenommen. 


h) Schwarzer Winteremmer. (Winterfrucht.) 
Aehre dicht, gegrannt, ſchwarzblau, ſammtartig. 


Europäische Cerealien p. 34. K. 
Triticum atratum Host; ſchwärzlicher Weizen, ſchwarzer Winterſpelz aus 
Afrika; in Deutſchland; Blé amidonier noirâtre in Frankreich. 


Unterſcheidet ſich von dem Sommeremmer a durch eine breite, 


dichte, aufrechtſtehende, nach oben zulaufende, ſammtartige, ſchwarze 
Aehre, ſchwarze Grannen und 5 eine längere Wagens 
Über Winter. 

Vorkommen und Verbreitung. Bis jetzt nur in Går 
ten, theilweiſe als Verſuch auf dem Felde, und nach Angaben öf⸗ 
ters in Oeſtreich im Großen angebaut. 

Cultur und Gebrauch. Dieſer Winteremmer iſt ſehr dauer⸗ 
haft über Winter, leidet niemals vom Froſt, beſtockt ſich kräftig, 
allein die Samen ſind zum Theil klein, ſehr ungleich und keimen 


118 


nur theilweiſe. Auf dem Felde wird er häufig von Mehlthau heim⸗ 
geſucht und bringt dann viele unkeimfähige Körner, weßhalb dieſe 
Frucht für den Landwirth nicht empfohlen werden kann, ſondern 
zu den geringen Mehlfrüchten zu zählen iſt. 

Hieraus erhalten wir nicht ſelten bei üppiger Beſtockung die 
Unter⸗Spielart 


uh) Schwarzer äſtiger Winteremmer, 

Europäische Cerealien p. 35. L. 
die ſich aber nicht leicht fortpflanzen läßt und gewöhnlich bei ge⸗ 
ringerem Boden wieder aſtlos wird. 

Unter dieſen vielen Emmerarten zeichnen ſich nur die Spiel⸗ 
arten a und b als bauwürdig, und zwar, wie bereits erwähnt, 
als Suppenfrucht, aus; alle übrigen dagegen haben nur botani⸗ 
ſches Intereſſe und müſſen allen bis jetzt landesüblichen Getreide⸗ 
arten nachſtehen. 


7) Einkorn. (Triticum monococcum.) 


Aehre zuſammengepreßt, ſehr dünn, aufrecht, gegrannt. Aehr⸗ 
chen gebogen, ſehr dicht übereinander, länger als breit, einſamig. 
Balg gebogen, zugeſpitzt, zuſammengedrückt, ungleich 2zahnig. 
Rücken ſehr ſcharf, an den Seiten mit erhabenen Streifen. Sa⸗ 
men ſchief, bauchig, hell und glaſig. | 


| a) Rothes Einkorn. 
Aehre gegrannt, bräunlich, kahl. 


Europaische Cerealien p. 35. A. 

Einkorn und Einküren bei Ulm; Einkorn und St. Peters⸗Korn ! in Medien 
burg; Einkorn, Dinkel in Sachſen; einkörniger Weizen; Blicken, Spelzreis, 
Schwabenweizen, Welſcher Dinkel, Blick in verſchiedenen Gegenden von Deutſch⸗ 
land; Froment locular „ F. monocoque, F. locar, petit Epeautre, Blé 
locular in Frankreich; Spelta minore, Tharghetta in Italien; Esprilla, 
Carraon, Escanna in Spanien; Sct. Peters Corn in England. ) 


Halm 3—34 Fuß hoch, aufrecht, febr dünn, markig, glatt. 
Blätter / Zoll breit, 5 — 7 Zoll lang. Aehre 2 — 3 Zoll lang, 
zweireihig, ganz flach, dicht, gleichbreit, abgeſtumpft. Spindel 
kurzgegliedert, dünn, ſehr zerbrechlich, kahl, röͤthlich. Aehrchen 
22 — 28, dicht übereinander ſtehend, einſamig, meiſt eingrannig⸗ 
Balg zuſammengedrückt, ſchief, Zzahnig, kahl, bräunlich, zuweilen 


119 


feinhaarig. Inneres Bälglein ſehr ſchmal, dännhäutig, zugeſpitzt, 
den Samen etwas umſchließend. Grannen ſo lang als die Aehre, 
fehe dünn, röthlich. Samen ungleich, ſchief, gefurcht, grünlich 
weiß, hell und mehlig. : 2. | 
Vorkommen und Verbreitung. Das Einkorn gehört zu 
den älteſten Getreideſorten und iſt in den meiſten Ländern von 
Europa, doch wohl nicht mehr fo häufig wie früher, angebaut. 
Im Wasgau war es ſchon vor 300 Jahren allgemein gekannt, 
ebenſo im Weſtrich; allein es wurde dort, wie in andern Gegen⸗ 
den Deutſchlands, durch erträglichere Fruchtarten theilweiſe ver⸗ 
drängt. E 
Cultur und Gebrauch. Es kann über Winter und Som⸗ 
mer angebaut werden, iſt ſehr dauerhaft, wintert niemals aus, 
und gedeiht ſelbſt im magerſten Boden, wo es in dieſer Beziehung 
von keiner Getreideart erſetzt wird. Die Körner eignen fid weni⸗ 
ger zur Mehlbereitung als zu Gr’upen, wozu daſſelbe meiſt noch, 
zumal in Würtemberg, angebaut wird. s 5 ; 
Schmerz fagt über den Anbau des Einkorns: Dieſe Weizen⸗ 
art hat eine längere Vegetationsperiode als die Sommergetreide⸗ 
arten, ſie wird daher gewöhnlich als Winterfrucht in Würtemberg 
angebaut. Man weiht ihr einen Boden, der zum Dinkel nicht 
gut oder nicht kraftvoll genug ift; daher man fie viel auf ſteinigen 
und höher liegenden Gebirgsfeldern antrifft. Die Vorzüge des Ein⸗ 
korns beſtehen hauptſächlich darin, daß es ſich ſtark beſtaudet, nicht 
leicht auswintert, nicht lagert und weniger leicht den Krankheiten 
anderer Weizenarten unterworfen iſt. In Hinſicht des Bodens iſt 
es ſehr genügſam, gedeiht beſonders gut auf ſtark ſteinigem Boden, 
und zwar hier beſſer als der Dinkel; daher man es öfters in ge⸗ 
birgigen Gegenden antrifft. Es kann noch um Weihnachten und 
ſelbſt im Februar mit gutem Erfolg geſäet werden, und liefert ein 
ſehr ſchönes, gelbes, zumal für Mehlſpeiſen unübertreffliches Mehl. 
Das daraus gebackene Brod iſt locker und gelb von Farbe. Das 
Einkorn giebt nach der Enthülſung mehr Kernen als der Dinkel, 
da es zur Hälfte gerbt. Das heißt, acht Simri Einkorn geben vier 
Simri, alſo 0,50 Kernen, während der Dinkel im Durchſchnitt 
nur 0,42 Kernen giebt. Das Einkorn alſo 16 Proc. mehr. Auf 
wohl bearbeitetem, gut gedüngtem Boden kann es 46fachen Ertrag 


geben. Gewöhnlich fået man 2,8 bis 3,5 Hectoliter auf den Hectar 
=4—5 Gimi auf den würtembergiſchen Morgen. Mit Dinkel 
gemiſcht giebt es die vorzüglichſten Ernten. ar 
Das Einkorn liefert ein feſtes, ſchweres, daher den Dünger⸗ 
vorrath ſehr bereicherndes Stroh. Bei der Ernte hat man zu be⸗ 
obachten, das Geſchnittene höͤchſtens nur eine Nacht auf dem Felde 
zu laſſen und wo möglich es noch an ſelbigem Tage einzuheimſen. 
Zu dem Ende läßt man das Einkorn todtreif auf dem Halme wer⸗ 
den, bevor man zum Schnitte ſchreitet. e 

Für Boden, der zum Dinkel zu ſtorrig, für Felder, worauf 
das Sommergetreide zu viel gefährdet iſt, bleibt das Einkorn über⸗ 
aus ſchatzbar. Da es ein ſehr verſpätetes Saen verträgt, fo ſchickt 
es ſich ſehr gut ins Sommerfeld. Ueberaus wohl bekommt ihm 
das Ueberdüngen. Einer unſerer Nachbarn hatte 4823 einen Mor⸗ 
gen im Sommerfeld damit beſtellt, alſo nach Dinkel „ und das bes 
ſaͤtte Land im Winter etwas überdüngt. Er erntete davon 11 
Scheffel Körner oder beinah 62 Hektoliter vom Hektar, alſo mehr 
als ihm der beſte Dinkel im Winterfeld getragen haben würde. 
Der Hagel vernichtete 1824 in Hohenheim die Berechnung. 

e Die Gattung Triticum zählt noch eine Menge Arten, welche 
aber nicht zu den Mehlfrüchten, ſondern zu den eigentlichen Graͤ⸗ 
ſern gehören, die aber ihres geringen Futterertrags und andern 
Umſtaͤnden wegen nicht als Nutzgräſer dienen und hier keinen Platz 
einnehmen können. 


6. Gattung. Schwingelgras. (Festuca L.) 

Aehrchen 2 — vielblüthig. Blümchen lanzettlich oder lanzett⸗ 
pfriemlich, zugeſpitzt; untere Spelze grannenlos, ſteifſpitzig, aus 
der Spitze oder kaum unter derſelben begrannt; obere Spelze dicht 
und ſehr zartwimperig. Griffel kurz. Narbe federig, faſt am 
Grunde des Blümchens hervortretend. b : 


1) W ieſenſchwin gel. (Festuca pratensis. Huds.) | 


(Wieſengras.) ze 
Festuca elatior L. Fl. angl. ed. 1. p. 37. Bromus elatior. Koel, 
gram. 214. Geht bei den meiſten Autoren unter F. pratensis. l 
Fetuque de près in Frankreich; Meadow, Fescue grass in England; 
Angs Svingel in Schweden. ; ; 


Wurzel faſerig, viele zarte Blätter und einen 2 — 3 Fuß ho⸗ 
hen Stengel treibend. Blattſcheidehäutchen ſehr kurz. Rispe ein⸗ 
bei „ausgebreitet, ziemlich aufrecht; mit meiſtens paarig geſtell⸗ 
ten, ganz einfachen traubigen Aeſten. Aehrchen ſchmal, linealiſch, 
5 —40blüthig. Bluͤthchen unter der Spitze ſtachelſpitzig oder grans 
nenlos, unbewehrt. Wird häufig mit der nachſtehenden Art, von 
der ſie lich durch eine mehr zuſammengezogene Rispe unterſcheidet, 
berwechſelt. Dieſes iſt übrigens diejenige Form, welche von den 

economen und Samenhandlungen als eigentlicher EE 
(Festuca pratensis) anempfohlen wird. 

4 Blüthe: Ende März bis Juni; Reife: Juli bis Auguſt. 

Vorkommen und Verbreitung. Wild: durch ganz Deutſch⸗ 
land auf fruchtbaren Wieſen, in Grasgärten, an Bächen, Zäu⸗ 
nen auf den meiſten Bodenarten, wenn ſolche ger und nicht 
ſumpfig find, 

Cultur und Gebrauch. 

` Als Wieſengras. 

Der Wieſenſchwingel, ein vorzügliches Gef, Pre 
einen guten humoſen, nicht zu feuchten und lettigen, aber auch 
nicht trocknen Boden, wo er ſich ſehr kräftig beſtockt und 2 — Zmal 
abgemäht werden kann. In geeignetem Boden, bei gehöriger Duͤn⸗ 
gung oder Bewäſſerung, liefert er viel und gutes Futter, das von 
Pferden und Rindvieh gern genoſſen wird. In trocknem magerem 
Boden dagegen beſtockt er ſich gering, bleibt kurz und entſpricht 
daſelbſt nicht. Der Wieſenſchwingel gehört daher zu den vorzügs 
lichſten Wieſengräſern, welche bei Anlegung von künſtlichen Wie⸗ 
ſen, wenn der Boden nach obiger Angabe beſchaffen if, mit an⸗ 
dern Gräſern gemiſcht, vorzugsweiſe zu empfehlen iſt. 
Schwerz ſagt: Der Wieſenſchwingel iſt ein vorzügliches 
Obergras für ſchweren, thonigen Boden. Auf ſandigem Boden 
wird er nicht ſelten von andern Gräſern verdrängt. Noch findet 
man es auf feuchten, ziemlich moorigen Wieſen. Weder als Maͤh⸗, 
noch als Weidegras ſteht es irgend einer Grasgattung nach. Nach 
Da vy übertrifft es, in der Bluthe abgeſchnitten, alle übrigen 
Gräſer an Nahrhaftigkeit. Es trägt reichlich Samen. 

Es läßt ſich wahrſcheinlich annehmen, daß alle die Gräſer, 
welche den meiſten oder ſchwerſten Samen tragen, in der Blithe 


— — — — "mie d 
— — 


— ae se, ee E > 


d 


gemäht, die nahrhafteſten, fo wie auch nach der Samenreife die 
nahrungsloſeſten find; es fey denn, daß der Samen von der M 
ſey, daß er beim Hauen auf dem Boden ſich nicht von dem Halme 
trenne, welche letztere Eigenſchaft ich aber bei keinem Grat: kenne 

Man bezieht den Samen von Booth u. Comp. in Hamburg 
zu 45 Mark den Centner, von W. Wunderlich in Frankfurt a. Me 
den Centner zu 36 fl., und von C. Männing in Karlsruhe das 
Pfund zu 20 kr. 9) 


2) Rohrſchwingel. (Festuca arundinacea.) (Wieſengras.) 


Festuca elatior Smith. Bromus arundinaceus Roth. Bromüs litto- 
reus Retz et Host, Gr. aust. Bromus elatior Sprengl. 

Hoher Schwingel, rohrartiger Schwingel und Hochſchwingel in verſchiedenen 
landwirthſchaftlichen Schriften; Fetuques roseau, F. élevé in Frankreich 
Tall Fescue grass in England. 


4 Blüthe: Juni bis Juli; Reife: Juli, Auguſt. 

Wurzel faſerig, tief eingehend, ausdauernd, viele breite Duw 
kelgrüne, im Alter hart werdende Wurzelblätter und 3 — 4 Fuß 
hohe Halme austreibend. Nispe weitſchweifig überhängend, mil 
mehrverzweigten, zahlreiche, eirund⸗lanzettliche, dickliche, nur 4 
5blüthige Aehrchen tragenden, Aeſten. 

Unterſcheidet fih von vorſtehender Art durch röhrartige, Lë 
gere Halmen und Blätter, mehr ausgebreitete und verzweigte Ri 
pen, 4 — 5blüthige Aehrchen, und in ökonomiſcher Beziehung durch 
das Fortkommen auf mehr naſſem Boden. 

Vorkommen und Verbreitung. Man findet dieſes Gras 
auf naſſen Wieſen, Ufern, Gräben, unter Weidengebüfchen, fel 
tener als die obige Art und nicht ſo zahlreich beiſammen ‚ange 
mein in Deutſchland verbreitet. 

Cultur und Gebrauch. Es eignet fih als Obergras nut 
für naſſe Wieſen, die einen kalten, thonigen, waſſerhaltigen UW 
tergrund haben, ſo wie auch auf niederen Wäſſerungswieſen. Als 
Wieſengras ſteht es im Werth, wegen der härteren, rohrartigen 
Halmen und den ſtarren Blättern der vorigen Art nach, und if 
mehr zu Pferdes als zu Rindviehfutter zu gebrauchen. Zur fünf’ 
lichen Wieſenanlage auf thonigem, kaltem, naſſem Boden ift es, 


4) In den Samenverzeichniſſen der zwei letzteren ſteht der Wieſenſchwingel uw 
ter Festuca elatior. 


123 


untermiſcht mit andern Grasarten, zu empfehlen. Das Einſam⸗ 
meln der Samen erfordert einige Aufmerkſamkeit, weil ſie, wie 
überhaupt alle Schwingelgräſer, gern ausfallen. Aechten Samen 
kommt man bei Booth u. Comp. in Hamburg unter dem Namen 
Festuca elatior zum Preis von 40 Mark d. Er. Dieſelben verkau⸗ 
fen auch einen Festuca elatior fertilis zu 50 Mark d. Ctr., welcher 
uns aber, wenigſtens unter dieſer Benennung, nicht bekannt iſt. 


D Ri eſenſchwingel. (Festuca gigantea Villars.) (Wieſengras.) 


Bromus giganteus L., große Trespe, wilde Futter⸗ und Rieſentrespe in 
berſchiedenen landwirthſchaftlichen Schriften; Tall fescue grass in England. 
Wurzel faſerig, Halm aufrecht, 3 — 4 Fuß hoch, von unten 
oben reichlich mit Blättern beſetzt. Blätter lanzett⸗ linealiſch, 
alle ganz eben und faſt ganz kahl. Rispe ſehr ausgeſpreizt, ſchlaff, 
mit an der Spitze überhängenden Aeſten. Wo lanzettlich, 3 
sblüthig. Spelzen unter der Spitze gegrannt. Grannen ſchlaͤn⸗ 
helig⸗gebogen, doppelt fo lang als die Blümchen. Wes 
at Blüthes Juni bis Juli; Reife: Auguſt. 
Vorkommen und Verbreitung. Auf feuchten Waldwie⸗ 
fen, in Gebüſchen, Laubholzwäldern u. |. w., beſonders in Nie⸗ 
derungen häufig und allgemein verbreitet. | 
Cultur und Gebrauch. 
5 1) Als Wie ſengras. a | 
Der Rieſenſchwingel kommt faſt in jedem Boden fort, und 
eignet ſich vorzüglich für Waldwieſen und Raſenplätze, die von 
Bäumen beſchattet werden. Es iſt diefe Pflanze, wegen ihres ſtar⸗ 
len Wuchſes und der Eigenſchaft im Schatten fortzukommen, we⸗ 
gen ihres frühen Triebes und des unter ihr aufkommenden reich⸗ 
lichen Untergraſes, ein ſehr gutes Wieſengewächs und wird von 
allem Vieh, wenn es nicht allzu alt abgemähet wird, gern gefrefs 
fen; läßt man dagegen das Gras reif und überſtaͤndig werden, fo 
wird beſonders das Heu hartſtengelig und ungenießbar. 
2) Gründüngerpflanze. 
Man hat in neuern Zeiten den Rieſenſchwingel ſo wie einig 
Bromusarten zur Gründüngung vorgeſchlagen, was wir um fo 
zweckmäßiger finden, weil die Samengewinnung von dieſen Pflan⸗ 
zen fo febr leicht ifte ) Ä 


124 


Bei Booth u. Comp. in Hamburg werden Samen das Pfund 
zu 16 Schilling, bei W. Wunderlich in Frankfurt a. M. und & 
Manning in Karlsruhe das Pfund um 20 kr. beiläufig abgegeben. 
Man hat hiervon eine Spielart, i 


Festuca gigantea triflora. ` Koch Synop. 
F. triflora L. i . 

welche ſich durch Zblüthige Aehrchen, einen niederen Halm und 
durch ſchmälere Blätter unterſcheidet. , 


4 Schafſchwingel. (Festuca ovina L.) 
Schaaß⸗, Hart- oder Berggras, kleiner Bocksbart in Deutſchland; Fetugu? 
ovine in Frankreich; Scheeps Fescue grass in England. i 
Wurzel faferig, einen dichten Raſen von Halmen und BAV 
tern treibend. Halmen in der Mitte der Raſen aufſteigend, Ab 
4½ Fuß hoch, rundlich, nach oben Afantig, dünn „ faſt faden 
förmig. Wurzelblätter haardünn, zuſammengerollt, meiſt ſcharf 


auf trocknen Standorten kürzer, auf feuchten oder beſchatteten Lam | 


ger. Halmblätter kurz, den Wurzelblättern ähnlich. Blattſcheiden 


ſcharf. Blatthäutchen Zöhrig. Nispe aufrecht, ſchmal, länglich / 


etwas einſeitig, zuſammengezogen, 1 — 2 Zoll lang. Aeſte ein? 


zeln, felten zu zweien, ſcharf, felten glättlich, die unterſten 3“ | | 


7blüthig, die obern 1blüthig. Aehrchen klein, 4% bis 2 Linien 


lang, elliptiſch, untere 47, die obere Znervig. Klappen lanzettlich 
ſpitz, auf dem Kiel ſchärflich, ſtachelſpitzig oder grannig. -Obert 


Spelze faſt von gleicher Länge wie die Klappen, an der Spitze 
Zzahnig. Fruchtknoten kahl. E | 
A Blüthe: Mai, Juni. Reife: Juli, Auguſt. 6 
Vorkommen und Verbreitung. Auf trocknen Wirfen, 
ſandigen Stellen, Nainen, Hügeln, Bergen, Felſen, Haiden und 
ſonſtigen uncultivirten Orten bis zu den hoͤchſten Alpen hinauf all⸗ 
gemein und häufig verbreitet. À à 
Dieſes Gras erleidet nach Verſchiedenheit des Standortes unend⸗ 


liche Abaͤnderungen, wovon wir die Hauptformen nachſtehend anführen: 


4. Festuca ovina vulgaris. Koch Synop. 


Blätter grasgrün oder nur wenig bläulichgrün, ſehr dünn / 


ein wenig oder wirklich rauh. Aehrchen kleiner, kurz begrannt. 
Vorkommen: ſehr allgemein. 


d 


5. Festuca ovina alpina. Koch Synop. 
F. alpina Gand. 


Eben fo, aber niedriger. Blatt glatt. Nispe ſpärlicher mit 
ehren beſetzt. Aehrchen größer. Grannen länger, manchmal ſo 
lang als die Blüthe. 
Vorkommen: auf den Alpen und Voralpen. 


c. Festuca ovina violacea. Koch Synop. 
F. violacea Gaud. 
Chen fo, aber die Blüthe glänzend, violett „gelb und grün j 
zierlich geſcheckt. 
Vorkommen: auf den Alpen. 


d. Festuca valesiaca. Koch Synop. 


. valesiaca Schleich. 


Höher. Aehrchen größer. Blätter verlängert, ſehr dünn, 
hechtblau, ſehr rauh. 
Vorkommen: hier und da unter den gewöhnlichen Formen. 


e. Festuca ovina duriusenla, Koch Synop. 
F. duriuscula L. 


Höher. Aehrchen größer. Blatt gras- oder bläulich⸗grün, 


Maer oder auch ziemlich dick, ſteif, oft zurückgekrümmt. - 


Vorkommen: allgemein verbreitet. 


F. Festuca ovina glauca. Koch Synop. 
F. glauca Schrad. 3 

Eben fo. Blätter bläulichgrün. : 
Vorkommen: beſonders an fandigen Orten a am Meeresſtrand. 


„ 9. Festuca ovina amethystina. Koch Synop. 

Blätter gras⸗ oder blaͤulich⸗grün, ſteif, ſtechend. Aehrchen 
wehrlos oder kurz ⸗ſtachelſpitzig, kleiner als bei der EN 
Spielart f. 

Vorkommen: in Oeſterreich. 


h. Festuca ovina vaginata. Koch Synop. 
F. vagina Willd. 
Blätter dünn, weich, verlängert, grase oder bläulich⸗grün. 
Aehrchen länger, Sblüthig, wehrlos. 


2 


126 


Vorkommen: in Oberſchwaben und Oberbaiern, und zw 
in Menge im Iſarkreis bei München. 


„ Festuca ovina pannonica. Koch Synop. 

F. undes Host. " 
Blätter ein wenig dicker, bläulich⸗ „grün. Dei tang 
bis 10blüthig, begrannt. 

Cultur und Gebrauch. Der Schafſchwingel ift ein W| 7 
bedeutendes Gras, welches aber dennoch einen beſondern W 
hat, weil es auf dürren ſterilen Orten noch fortkommt, wo ande 
Gräfer nicht mehr gedeihen, und von den Schafen gern gefel 
wird. Es eignet fidh daher in ſandigen Gegenden zur Anlegung 
von Weiden, ſo wie auch als ſehr gutes Untergras auf Wief 
mit befjerem Boden, wo es einen bedeutend größeren Wachs thuſ 
erlangt und bei trocknem Jahrgang , wo die Feuchtigkeit den Wil 
fen fehlt, in der Regel fich beffer einſtellt, als manche andere Gr 
ſer, die unter günſtigen Verhältniſſen ſonſt einen höheren Ertl 
abwerfen. Wir empfehlen deßhalb den Schafſchwingel, gemiſch 
mit andern Untergräfern zur Beſamung ſolcher Wieſen, die nich 
bewäffert werden können, mehr als für ſandige, trockne Orte, W 
ſtatt der Gräſer krautige Futterkräuter anzubauen find, die ohnehl 
tiefer gehende Wurzeln haben und dadurch eher vermögend fí ind / 
Nahrung und Feuchtigkeit aus ſolchen trocknen Böden zu ſchöpfel 
100 % Samen koſten bei Booth u. Comp. in Hamburg 36 Mil 


7. Gattung. Kammgras. (Cynosurus L.) 


Aehrchen 3— 5blüthig; jedes Aehrchen an der Baſis mit einen 
aus zahlreichen, zweireihigen, wechfelftändigen Bälgen zufammel 
geſetzten (doppeltkämmig) Deckblatte geſtutzt; ſonſt alles wie be 


Festuca. 


D Gemeine Kammgras. (Cynosurus cristatus L.) 5 
(Wieſengras.) 


Cynosure en créète , Cretelle, Queue de rat in Frankreich; Dee Hl 


grass, Crested Dogs-tail-grass, Cocks eg grass in aglan; Cyw 
suro in Italien. 


| Wurzel faſerig, zuweilen kurze Ausläufer treibend. Hale 
aufrecht oder in den unterſten Gelenken gebogen, 1½ —2 F 


187 


hoch, geſtreift, kahl. Blätter ſchmal linealiſch, in eine kurze 
pige auslaufend, oben kahl, am Rande und auf dem Kiel ſcharf, 
oder mit einzelnen Härchen. Blatthautchen kurz. Nispe ſchmal, 
Gi zweireihig, die wellig⸗ gebogene Spindel auf einer Seite 
entblößt. Aeſte ſehr kurz, wechſelſtändig, gedrängt, kurzgeſtielte 
Aehrchen tragend. Aehrchen mit einem kammigen Deckblatt geſtützt, 
1½ — 2 Linien lang, 2 — 5blüthig. Klappen linealiſch⸗lanzett⸗ 

„zugeſpitzt, zuſammengedrückt, mit einem vorſtehenden ſtarken 
Kiel. Unterer Balg breit, lanzettlich, zugeſpitzt oder in eine Sta⸗ 
helſpitze oder kurze Granne ausgehend. Oberer Balg etwas fürs 
ker, an der Spitze zweiſpaltig. 

24 Blüthe: Juni, Juli. Reife: Auguſt. 

Vorkommen und Verbreitung. Dieſes Gras iſt eines 
der gemeinſten durch ganz Europa, und wächſt ſowohl auf feuch⸗ 
en als trocknen Wieſen, Weiden, Triften, in Obſtgärten, an 
Straßen und Acerrändern. 

Cultur und Gebrauch. Das gemeine Kammgras gedeiht 
N haft auf jedem Boden, allein auf geringem und magerem wächſt 
8 nur kümmerlich. In guten Wieſen dagegen herrſcht es vor und 
wird als Heu ſehr geachtet. Solange daſſelbe jung iſt, wird es 
von weidendem Rindvieh und Schafen gern gefreſſen, und ver⸗ 
ſcmähet, ſobald es hart wird. Uebrigens giebt das Kammgras 
Mit andern Grasarten gemifcht ſehr gutes Futter, das ſowohl von 
Kühen als auch von Pferden gern gefreſſen wird, weßhalb dieſes 
niedliche Gräschen, das durch ſeine geringe Beſtockung andere Grä⸗ 
fer nicht verdrängt und dabei manche Lücke auf den Wieſen aus⸗ 
füllt, als Miſchgras zu Wieſenanlagen, beſonders auf kaltem, 
thonigem Boden, fehr brauchbar iſt. Es giebt viel Samen, ber 
aber fehe gut zeitig fegn muß, wenn er gebörig aufgehen foll, 

100 % Samen von reinem Korn koſten in der Fame, 
ung von Booth u. en in Hamburg 80 Mark. 


8. Gattung. Knaulgras. (Dactylis L.) 


Rispe einſeitig geknault. Aehrchen zuſammengedrückt, mit der 
Spitze etwas gebogen, daher etwas bogig⸗geſchweift. Blüthe ge⸗ 
Fielt zuſammengedrückt wie bei Poa, aber ungleichſeitig an der 


128 
Spitze nach der innern Seite gebogen, aug ungetheilter oder u 
gerandeter Spitze kurz begrannt. ; ; 


1) Gemeines Knaulgras. (Dactylis glomerata L.) 
(Wieſengras.) 
Festuca glomerata All. Bromus glomeratus Scop. Dactyle pe 


tonne in Frankreich; Rough-Coko soot grass, Rough grass, Orch 
grass in England; Hundsgras *) in Deutſchland. 


Wurzel faſerig, ein wenig kriechend. Halm 1% — 2 zul 
hoch, aufrecht oder in den Gelenken gebogen, aufſteigend, geſtreift/ H 
kahl, unter der Rispe zuweilen ſchärflich. Blätter gekielt, mit d 
ſammengedrückten ſcharfen Scheiden und lang hervorgezogenen SM 
dehäutchen. Rispe einſeitig pyramidaliſch, mit am Grunde nackten 
Aeſten und meiſt Zblüthigen in Knäuel geſtellten Aehrchen. Vari 
in Starrheit, im Grün, mit blaſſen und gefärbten Aehrchen, und 
kommt in ſchattigen Wäldern mit fo lockerer Nispe vor, daß fie vos 
Poa kaum durch die gebogenen Aehrchen unterſchieden werden fant 

23 Blüthe: vom Mai bis September; Reife: Juli, Auguſt⸗ 

Vorkommen und Verbreitung. Sehr allgemein auf Wie 
ſen, an Wegen, in ſchattigen Wäldern, in den verſchiedenſtch 
Formen und Farbenveränderungen vorkommend. 

Cultur und Gebrauch. Das Knaulgras gedeiht faſt ii 
jedem Boden, fo wie auf den verſchiedenſten Standorten, und í 
beſonders für ſolche Wieſen, die thonige Unterlagen haben, kalt 

Rund feucht find, oder auch auf ſchattige Waldwieſen, als Un 
ters und Obergras, gemiſcht mit andern dahin geeigneten Gréit 
und andern ' krautartigen Pflanzen ſehr empfehlenswerth. Die Pflanz 
beſtockt ſich ſehr ſtark, treibt viele Blätter und Stengel und liefen 
das meiſte Futter von allen Gräfern; alfein die Stengel find party 
weßhalb man das Gras früh mähen und bei Wieſenanlagen mil 
andern Gräfern untermifchen muß. 

Schwerz Dot deshalb: Würde es mit Wieſenfuchsſchwanz 
Wieſenlolch und rothem Klee auf einen etwas feuchten, kräftigen 
und conſiſtenten Boden ausgeſäet, ſo dürfte es, da alle vier Pflan⸗ 
zen ſich früh mähen lafen, nach meinem Dafishalten die bef 

au Die Hunde, wenn fie wetterlaunig find, freſſen dieſes Gras häufig, um 


durch das Kratzen, welches die rauhen Blätter im Schlunde verurſachen 
Brechen zu erregen; daher der Name: Hundsgras. 


129 


d Mähwieſe geben, die man haben kann. Man kann es in der Re⸗ 
gel dreimal abmähen. Die Samen fallen nicht ſo leicht me und 
ſind ſehr leicht zu gewinnen. 
Bei Booth u. Eomp. in Hamburg koſten 100 % Samen 50 
Mark, bei W. Wunderlich in Frankfurt a. M. und C. Männing 
in en 1 % 20 kr. 


9. Gattung. Steifhalm. (Molinia Schrank.) 


Halm, außer einem oder zwei über der Wurzel befindlichen 
Knoten, knotenlos. Aehrchen 2 — Ablüthig, koniſch. Blümchen 
legelförmig, am Grunde nach innen bauchig, mit geradem Rücken, 
Me Blüthezeit ſehr entfernt geſtellt. Spelzen lederig, grannenlos 

, oder ſtachelſpitzig. Griffel ziemlich lang. Narben federig, gefärbt, 
ungefähr in der Mitte des Blümchens heraustretend. Samen frei, 
mit zwei durch die bleibenden Griffelreſte gebildeten Stachelfpigen. 


J) Blauer Steifhalm. (Molinia caerulea Moench. 2 
Clechtſtrohgras.) 


Melica caerulea L. Festuca caerulea D. C. Schmelme, P pfeifenbinfe 
bei Heidelberg; Hirſchgras bei Hirſchhorn am Neckar; Blaugras, blaue Schmelle, 
klaue Bandſchmiele, Wieſenſchmiele, Berhriethgras, Binſenhalm, Waldrohr 
ih andern Gegenden von Deutſchland; Fetuque bleue, Enodion bleu in Frank- 


tid; Purpe Melic grass in England. 

Halm 2—5 Fuß hoch, vom Wurzelknoten an kuotenlos, faſt 
nackt. Blätter grün, beiderſeits glättlich, meiſt Inervige Statt 
des Blattſcheidehaäͤutchens ein Halbkreis von Haaren. Rispe zu⸗ 
Ninmengesogen- Aehrchen ſteif, aufrecht (dunkelviolett), meiſt 3⸗ 
Hüthig. Blümchen aus bauchigem Grunde P or mit dreiz 
2 unterer Spelze. 

1 Blüthe: Juli, September; Reife: October. 

Vorkommen und Verbreitung. In feuchten Wieſen und 
Wäldern , hauptſächlich in den Sandſteingebirgen des Odenwaldes, 
am Neckar und vielen andern deutſchen Gebirgsgegenden bis in die 

egion der Voralpen allgemein verbreitet. 

Cultur und Gebrauch. Dieſe Pflanze kommt in anzahl“ 
gen Maſſen in den? Hackwaldungen des Odenwaldes, fo wie in 
den Vorgebirgen deſſelben, bei Heidelberg und andern Orten wild 
vor, wo ſie zur Streu, . aber zum — der Pfeifen⸗ 


y 


130 | es 
röhre gebraucht wird. Zum letzteren Gebrauche werden die Stengel 
geſammelt, getrocknet, in Büſchel gebunden und von Heidelberg aus 
als kleiner Handelsartikel in verſchiedene Gegenden verſendet. In, 
Haßmersheim am Neckar wird das Stroh in Maffe geſammelt und 
zu Strohhüten und Strohkappen verarbeitet, die in der Umgegend 
und nach Franken verkauft werden. Wir find im Beſitze von fol 
chen Arbeiten, die recht ſchön find und zweckmäßige Dienſte leiſten. 
Auchzum Gauffriren der Spitzen und Halskrauſen wendet man die 
Halmen dieſes Graſes in einigen Gegenden an. | 
Hiervon finden wir eine Varietät auf torfigem, moorigem 
Grunde, beſonders in den Hochebenen, auf dem Kaltenbrunnen / 
und auch in niedrigen Torfwieſen, die ſich durch kürzere und wei⸗ 
chere Halmen von der beſchriebenen Form auszeichnet und zur 20 
legung von Wieſen auf Torfmooren als Futterkraut empfohlen wird · 
Es iſt uns dieſe Spielart im wilden Zuſtande häufig vorgekommen, 
allein ſie gehört unter die ſchlechten Gräſer, die der Beachtung des 
Cultivateurs nicht werth iſt und an deren Stelle beſſere Gräſer durch 
fleißige Bearbeitung des Bodens angebaut werden können. | 
Gebrüder Booth u. Comp. in Hamburg empfehlen dies Gras 
für Torfwieſen und verkaufen 400 W zu 30 Mark. 


10. Gattung. Mannagras. (Glycsria R. Brow.) 


Aehrchen 2 — vielblüthig. Blümchen länglich, ſtumpf odet 
abgeſtutzt. Spelzen grannenlos. Griffel meiſt kurz. Narbe äſtig⸗ 
federig, ſeitlich, gegen den Grund des Blümchens hervortretend. 
Samen frei, kahl. : 


1) Mannagras. (Glyceria fluitans R. Brow.) 


Festuca fluitans L. et Schreb. Poa fluitans Scop. : Hydrochloa fluitans 
Hartm. Mannagrütze, Manna, polnifcher, preußifcher oder Frankfurter Schwa⸗ 
den (im Handel), Flutt⸗, Flött⸗ oder Entengras, Himmelsthau, Grashirſe, eß⸗ 
barer Schwingel, Süßgras, Griffelgras, Hatſchengras, ſchleſiſcher Reis in ver“ 
ſchiedenen Gegenden von Deutſchland, Schleſten und Böhmen; Paturin flottants 
herbe à la manne de Prusse in Frankreich; Flot Meadow grass 3 Flout 
grass in England; Festuca flutante in Italien; Svin Svingel, Mannagrass 
in Schweden; Manna Kasza polska in Polen. Së 


g Wurzel kriechend. Rispe einfeitig ausgeſperrt. Aehrchen li⸗ 
nealiſch, ſtielrundlich, dem Aſte angedrückt, nur während dem Auf⸗ 


m 


blühen etwas abſtehend, 7 — 11blüthig. Blümchen ſtumpf, untere l 
Spelze ſtumpf (an der Spitze meiſt kerbig), mit 7 ſtark hervor⸗ ö 


enden Nerven durchzogen. 
A Blüthe: Juni; Reife: Juli, August 


Vorkommen und Verbreitung. In Sumpfen, Teichen, 


werfen, überſchwemmten Orten, Gräben, Bächen und an Ufern 

n Polen, Preußen, Schleſien, Schweden und Deutſchland, ſo 
wie in andern Ländern bis zu den höheren "Saa allgemein 
vorkommend. 

Cultur und Gebrauch. Das Mamaras gedeiht auf je⸗ 
dem Boden, jedoch nur im Waſſer von 1 — 2 Fuß Tiefe. Es 
wird in der Regel nicht angebaut , ſondern meiſt wild angetroffen 
und von der Natur ſelbſt ausgeſtreut. Es hat für cultivirte Låne 

keinen Werth, und gehört nur dahin, wo große Verſumpfun⸗ 


hen ſtattfinden und die Menſchenhände zur Entwäſſerung und Ur⸗ 


armachung ſolcher Verſumpfung fehlen. Das Gras iſt weich, 


ann dreimal geſchnitten werden, und wird von nn. und Rind⸗ ä 


"o grün und getrocknet gern genoſſen. 


Der Hauptwerth dieſes Graſes beſteht aber nicht in der Füts 
kung, ſondern in dem Samen, wovon in Polen, Schlefien und 


nördlichen Deutſchland die Mannagrütze, welche auch im Han⸗ 
W unter der Benennung: Polniſcher oder Frankfurter Schwaden 


ronnt, erzielt und wie Sago zu Suppen oder auch zu Mehl⸗ 


reitung verwendet wird. Dieſe Grütze quillt beim Kochen ſehr 


ark auf, ſchmeckt ſehr angenehm und iſt überhaupt bei guter Zu⸗ 


kreitung eine fehr nährende Speiſe. 


Weil die Aehrchen nicht gleichzeitig reifen, ſo macht das Ein⸗ 


ammeln in drei verſchiedenen Perioden ſehr viele Mühe, und ges 
Bier in folgender Art: Man ſchlägt, und zwar morgens früh, 
wenn der Thau noch nicht abgetrocknet iſt, an die Rispen, damit 


die Samen leicht ausfallen, und fangt dieſelben mit Sieben oder 
üchern auf, oder kämmt ihn in einen großen leinenen Beutel, 
fen Oeffnung der Ausſchnitt eines Brettchens oder ein Reif an 


d 


rem tiele ift. Alsdann werden die Körner getrocknet, und da⸗ 
nit die Häute leichter von denſelben abgehen, mit Stroh oder Blät⸗ 
tern vermiſcht geſtampft, geſiebt, und in ſolchem gereinigten Zu⸗ 
ſunde i in der Küche benutzt oder in den Handel gebracht. 


Auch als Futter für Gänſe, Enten und Fische follen die Man 


nakörner vorzüglich ſeyn. Der Samen wird gleich nach der Reife 
in Schlamm gefäet, und muß bald unter Waſſer geſetzt werden / 
wenn er keimen ſoll. 

Im ſüdlichen Deutſchland kennt man den Gebrauch des Mann 
graſes zur Grütze nicht. 

100 % Samen koſten bei Booth u. Comp. in Hamburg o 
Mark und bei Männing in Karlsruhe 36 fl. 


be SC Rispengras. (Poa L.) 


Balg Lklappig, 2 — vielblüthig. Klappen kürzer als bil 
nachſte Bluͤthe. 15 eiförmig oder lanzettlich, auf dem Rücken 
gekielt zuſammengedrückt, mit einem Gliede der fidh zuletzt an del 
Gelenken trennenden Achſe abfällig. Bälglein 2ſpelzig. Do 
knoten kahl, Griffel kurz oder fehlend. Narbe federig, an der Bafld 
der Blüthe hervortretend. 


4) Wief enrispengras. (Poa pratensis L.) (Wiefengras.) 


Poa glabra Ehrh. Poa angustifolia Pollich. Glattes Viehgras, Wieſer, 


viehgras, großes Viehgras u. f. w. in Deutſchland; Paturin des Prés in Fr 
reich; Great-Meadow-grass, Smooth Stalked Meadowgrass in England. 


Wurzel kriechend, Ausläufer treibend. Halm und Scheide Fahl 
Halmblätter am Grunde flach, das oberſte kürzer als feine Scheide. 
Blattſcheidehaͤutchen kurz abgeſtutzt. Rispe abſtehend. Aeſte rauh) 
die unteren meiſt zu 5. Aehrchen eiförmig, 3 — Sblüthig. BW 
then auf dem Rücken und am Rande dicht⸗flaumig, und nach ih 
rer Trennung mit einer langen Welle zusammenhängend „ nervig 
Nerven etwas hervortretend. 5 

4 Blüthe: Mai, Juni; Reife: Zuli, Auguft. 

Man zählt hiervon folgende Spielarten: 


a. Poa pratensis latifolia. 
Poa depressa Presl. Poa humilis Ehrh. 


Mit kürzeren und breiteren Wurzelblättern, die , wie auch die 


ganze Pflanze, eine Wage , hechtbläuliche Farbe ange 
men haben. 


2 


reer 


GL E 


"eg — 
` 3 Co 


H 
` 
3 . 


5. Poa pratensis angustifolia. N 
` Poa angustifolia L. Poa pratensis angustifolia Sm. Birdgrass oder 
nes der Engländer. 


Mit zuſammengerollten borſtlichen Blättern, welche, wenn die 
Plangen in fruchtbarem Boden ſtehen, breiter und flacher werden. 
Vorkommen und Verbreitung. Auf guten Wieſen, 
iften, Grasplätzen und bisweilen an Ackerrändern, durch ganz 
eutſchland verbreitet. 

Cultur und Gebrauch. Das Wieſenrispengras eignet ſich 
beſonders auf kräftigen, mürben, feuchten, warmen Boden, wo es 
Dä dichten Raſen bildet und bei ſtarker Trocknung nicht leidet, 
ſondern unter dieſen Verhältniſſen andere Gräfer übertrifft. Es iſt 
ein vorzügliches Untergras, das zwar nicht ſehr viel, aber ein Fräfs 
tiges Futter abwirft. Man findet es met auf allen ſogenannten 

Ben Wieſen und es verdient als Miſchgras mit andern guten Gråa 
ö fem bei Anlegung von ſolchen Wieſen ausgeſaͤet zu werden. Auf 

leichtem ſandigem Boden wird es dagegen etwas niedriger und be⸗ 
kommt meiſt eingerollte Blätter. 

Das Einſammeln der Samen iſt etwas beſchwerlich und um⸗ 
ſtändlich und geſchieht folgender Art: Man ſchneidet die Aehren, 
wie ſie gelb werden, und wenn auch nicht alle Samen reif ſind, 
ab und läßt ſie trocken werden, wodurch die übrigen Samen nach⸗ 
Reifen und alsdann leicht gedroſchen und gereinigt werden können. 

Man bezieht von Booth u. Comp. zu Hamburg das Pfund 
Samen zu 18 Schill., und bei W. Wunderlich in Kant a. M. 
und C. Männing in Carlsruhe zu 20 kr. 


3) Gemeines Rispengras. (Poa trivialis L.) dleii 


P. dubia Peera P. scabra Ehrh. P. pratensis Pollich. Paturin 
Dommen in Frankreich; ; Rough Stalked Meadow, Roughish Meadow grass 


Ih England. 

Wurzel faſerig. Halm 1, 2—3 Fuß hoch, rauh. Blatt⸗ 
ſcheide ſcharf. Blattſcheidehäutchen hervorgezogen, länglich, ſpitz. 
Rispe gleichförmig, weitſchweifig, ausgebreitet, mit ſcharfen meiſt 
zu 5 ſtehenden Aeſten, ovalen meiſt Zblüthigen Aehrchen. Untere 
Spelzen der Blümchen mit 5 ſtark hervortretenden Nerven durch⸗ 
logen. Die ganze Rispe und Aehrchen meiſt violett überlaufen, 
ins Bräunliche bës, | 


134 


4 Blüthe, Juni; Reife: Auguſt. | 
Vorkommen und Verbreitung. Auf guten Wieſen, Gr: 
plätzen, Rainen und niederen, beſonders feuchten Stellen, fo wie 
auch auf leichten feuchten Waldwieſen allgemein wild wachſend. 
Cultur und Gebrauch. Ift eins der Hauptgräſer auf feud” 
ten, hauptſächlic thonigen Wieſen, wovon Schwerz Folgendes 
ſagt: In abgetrockneten Teichen bildete bei mir das gemeine Ris⸗ 
pengras einen ſolchen Filz, den die Senſe kaum zu durchdringen 
vermochte. In der Lombardei wird es als die Königin aller Wie 
ſenpflanzen betrachtet, wahrſcheinlich auf daſigen Ueberſtauungs⸗ 
wieſen. Wenn es aber nicht ausgehen ſoll, ſo muß man es Di 
Samenreife kommen laffen. Es eignet fich daher hauptſäͤchlich für 
Heuwieſen. Es bringt reichlich Samen „der aber nicht ohne viell 
Mühe zu reinigen iſt. Es hängt ſich mit ſeinen äußerſt feinen / 
ineinandergreifenden Fäden wie eine Perücke zuſammen, die ſtark 
am beſten mit dem Ballen der Hand über einem Drahtſtebe, zer 
vieben werden muß, um ſauber zu werden. Der Hauptgrasbeſtand 
auf Englands reichſter Wieſe in Wiltſhire beſteht aus dieſem Graſt, 
aber auch fie wird gewäſſert. Bei anzulegenden Wieſen fol mal 
dieſes Gras niemals bei der Ausſaat fehlen laſſen. 
Bei Booth u. 8 8 in . koſten 100 Pfund Samen 

60 Mark. | 


12 6 attung. Zittergras. (Briza L.) 


Balg Lklappig, 3 — vielblüthig; Blüthe wehrlos, in ein 27 
zeiliges Aehrchen dichtdachig geordnet, Aſpelzig; untere Spelze ei 
förmig, ſtumpf, aufgeblaſen — bauchig, an der Baſis geöhrelt — 
herzförmig. Fruchtknoten kahl; Griffel kurz; Narbe federig, as 
den Seiten der Blüthe hervortretend. 


5 Gemeines Zittergras. (Briza media L.) (Wieſengras.) 


Haſenbrod, Flemel, Peterskorn, Middel, Wieſenflitterglas, Haſengras, Bit 
tern, Flittern, Flittergras, Wieſenflittern, Flammel, Trillgras in Deutſchland; 
Amourette tremblante . „ Brize tremblante , Brize moyenne: in Frankreich? 
Common Quacking grass, Mittle Quacking grass, Ladios-Hair, Bridseyes- 
Cow-quakes, Shakers in TER Erbetta W in Italien; 5 Cedacill® 
in Spanien. ge : ; 


! 


185 


Rispe aufrecht, ausgebreitet. Aehrchen faſt herz» eiförmig, 
5 —ybblüthig. Bälge kürzer als die unterſten Blümchen. Blatt⸗ 
häaͤutchen fehe kurz, abgeſchnitten. 

A Blüthe: Mai, Juni; Reife: Auguſt. 

Vorkommen und Verbreitung. Wächſt durch ganz Eu⸗ 
topa auf trocknen ſowohl, als auch auf feuchten Wieſen, auf Wei⸗ 
den, Grasplätzen, Hügeln und in Waldungen, vorzüglich auf 
Bergwieſen; jedoch auch auf dem flachen Lande. gen 

Cultur und Gebrauch. Das Zittergras eignet ſich mehr 
auf trockne als feuchte Wieſen und liebt einen humusreichen Boden. 
Es gehört ferner zu den ſchönſten Gräſern, und wenn es auch 
nicht fo viel Heumaſſe abwirft als manche andere, fo ift es denz 
noch ein ſchätzbares Wieſengras, weil es das Heu von andern 
Gräſern verbeſſert und den Wuchs derſelben nicht verdrängt, ſon⸗ 
dern beſcheiden dazwiſchen fortwächſt. Es wird von allem Vieh 
gern gefreſſen und der Samen kann ohne große Mühe eingeſam⸗ 
melt werden. E : 2 


OR 13. Gattung. Hafer. (Avena) =- 

Die Blüthen ſtehen in einer Rispe. Blüthenſtielchen an der 
Spitze verdickt. Balg Lklappig, 2 — vielblüthig. Blükhen zwitterig. 
Bälglein 2ſpelzig, untere Spelze an der Spitze 2zähnig oder Lgran⸗ 
nig, manchmal 2ſpelzig, mit unregelmäßig gezähnelten Zipfeln. 
Grannen rückenſtändig, in ein Knie gebogen, an der Baſis gedreht. 
Fruchtknoten an der Spitze behaart oder kahl. Griffel fehlend. 
Narbe federig, an der Baſis der Blüthe heraustretend. 


See 1. Abtheilnng. 
Getreide mit einjähriger Wurzel (Cerealien). 
4) Rispenhafer. (Avena sativa L.) l) 
Rispe ausgebreitet. Aehrchen 2— 3blüthig. Balg mit Ce 
| Länge nach laufenden Streifen. Samen weißlich, feinhaarig, an 
| den Enden ſtumpf, bei der Reife nicht aus dem Bälglein fallend. 


a) Weißer gegrannter Rispenhafer. (Sommerfrucht.) 


Bälglein (Samen) weiß, gegrannt. 
Europäische Cerealien p. 49. A. 


186 


Haber in Sachſen, in der Oberpfalz, in Würtemberg, Baden u. ſ. w.; 
knolliger Hafer in Hohenheim; gemeiner weißer Hafer, gemeiner glatter Hafer, 
Aſthafer, Futterhafer, Märzhafer in Deutſchland; Cus in Illyrien; Oat in 
England; Hafre in Schweden; Avoine cultivee, Avoine ordinaire blanche 
et barbue in Frankreich. e: 


Halm 3 — 4 Fuß hoch, gegliedert, aufſteigend, dick, hohl, 
glatt, gelb oder gelblichweiß. Blätter — 1 Zoll breit, 6—8 
Zoll lang, kahl, dunkelgrün. Rispe 8 — 10 Zoll lang, etwas 
einſeitig. Blumenſtielchen 4 — 6 von einem Punkte ausgehend, 
ſehr dünn, an der Baſis wulſtig. Aehrchen haͤngend, 2 —3famig, 
1grannig. Balg länglich, an der Baſis bauchig, zugeſpitzt, dünn⸗ 
haͤutig, fat durchſichtig, gelb, glatt, 8 — Hftreifig. Bälglein Für 
zer als der Balg, weißlichgelb, kahl, den Samen feſt einſchließend, 
eines der zwei aͤußeren gegrannt, die anderen ungegrannt. Samen 
hell, graulichweiß, ſehr mehlig. , 

Dieſer Hafer ſcheint die Stammform aller Rispenhafer zu ſeyn, 
die ſich immer nur durch Farbe, Grannenloſigkeit, Reifzeit und durch 
mehr oder minder kräftige Beſtockung von ihr unterſcheiden laſſen. 

Vorkommen und Verbreitung. Iſt wohl durch ganz 
Europa auf dem Felde, jedoch ſelten rein, ſondern meiſt mit an⸗ 
dern Spielarten und ſelbſt mit Fahnenhafer häuſig untermengt, als 
Sommerfrucht angebaut. 

Cultur und Gebrauch. Hierüber folgt das Nähere am | 
Schluß der Haferarten. ite 

Unſere Culturverſuche, die wir in hieſiger Gegend veranlaß⸗ 
ten, lieferten folgende Reſultate: 5 
Ruthen 


A 
100 % 


Vorſrucht Dün⸗ Saat Er⸗ 


” Ki 
Ort des Verſuchs gung trag 


Bammenthal im hügeligen 50 | Spelz 18313. April | 190 
Kalkgebirg. 1833. 10 Mtl. 
ilsberg im Sandſtein⸗ 30 Spelz 1831 20. Mai 130 

gebirge. 10 Mßl. 

Walldorf im flach. Lande 33 Neubruch — 25. Mai 60 

. I Wiee | EZ? 

Haag im Odenwalde auf Kartoffel 1832 | 8. Mai 300 
Sandſteingebirg. 1834. 50 

Wagenſchwend im Oden⸗ Sp | — „April | 105 | 
walde, Sandſteingebirg : ( l 

Walldorf Së desgl. 1833 | 5. März 160 


Bammenthal Korn 1832 i170 

5 > 20 Mil. 

Stein im Hügel, Kalkgeb. Weizen 1832 27. Februarl1115 
60 IREL 


dé ZE. 
SZ es 


137 


H Weißer ungegrannter Rispenhafer. Gegen 
Bälglein (Samen) weiß, ungegrannt. 
Europäische Cerealien p. 50. B. ] 
Erdäpfelhafer bei Hohenheim; gemeiner Hafer, Haber, allgemeine Benen⸗ 
nungen in Deutſchland; Avoine ordinaire, blanche et sans barbes in Frank⸗ 
Avena, Vena, Biada in Italien; Ous in deier, Oat in Bund; 
fre in Schweden. 


Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch Ae e AA Aehr⸗ 2 
chen. Dieſe Form ift übrigens nur felten beſtaͤndig, ſondern tritt Ke 
ufig mit einzelnen Grannen verfehen auf, und wird bisweilen | | 
wieder ganz begrannt, was beſonders beim Zuſammenbauen meh⸗ 
f terer Spielarten und bei klimatiſchem Wechſel ſtatt findet. 

Vorkommen und Verbreitung. Dieſer Hafer iſt ſehr all⸗ 
gemein verbreitet und wird in der Regel für den erträglichſten und 
ſchwerſten gehalten. Man findet ihn ebenfalls felten rein, e 
Weg: mit andern Formen untermiſcht. 

Cultur und Gebrauch. ae am Schluſſe e Hafer; 
arten das Weitere. 

Iſt eine der erſten Haferarten, zu der auch die neu Gutts, 
lenen Spielarten, als: Kamtſchatkahafer, engliſcher Heptonhafer, 
Kartoffel⸗ und Berwickhafer gehören, die, zumal in den erſten 
Jahren, ſich ſtark beſtocken und reichen Ertrag liefern. Wir er⸗ 
hielten diefe neue Hafer- Spielarten von Booth u. Comp., Sar 
menhandlung in Hamburg, den Centner zum Preis von 20 Mark, 
und konnen dieſelben beſtens empfehlen, jedoch ohne Bürgſchaft für 
das Gedeihen nach mehrjährigem Anbau, weil die Erfahrung er⸗ 
wieſen hat, wie ſehr ſolche neuen Getreide, und vorzugsweiſe die 
Haferarten, bei mehrjähriger Cultur in ihrer Beſtockung nachlaſſen. 5 

Die Verſuche, die wir mit dem weißen ungegrannten Rispen⸗ 
hafer in unſerer Gegend veranlaßten, ſind folgende: 

Ruthen Dine | Saat Er⸗ Gewicht 


Ort des Verſuches. à Vorfrucht von 
2 100 Ul. . trag. 100 ag 


Walldorf im flachen Lande. 50 | Spelz 1831 . 5 d 110 | 110 % 
1833. | 

Boa im Sanoftein | 40 | besgi. | desgl. | desgl. 110 
ebirge. ; 
Bammentýat | lim hügelig. 96 desgl. desgl. 28. Mai 122 / 
Kalkgebirge. i 20 Mßl. 2 
Walldorf. 1834. | desgl. 1832 5. Mai 125 
20 Mel. ; 

Weißbach im höheren Klee desgl. 17. April 135 
Odenwalde. 10 MGL 


Der Ertrag dieſes Hafers wurde 1835 meiſt zur Saatfrucht 


verwendet, und iſt jetzt allgemein in obigen Gegenden verbreitet. 
Von dieſer Spielart b befigen wir eine Unter⸗Spielart: 


bb Früher weißer ungegrannter Hafer. (Sommerfrucht.) 


Avena sativa praecox. (Europäische Cerealien p. 51.) Auguſthafet, 
Frühhafer aus Georgien, prächtiger Hafer, Avena Georgiana, Frühhafer a 
Podolien, Avena Podolica, Frühhafer aus Amerika nach verſchiedenen land 
wirthſchaftlichen Autoren; Frühhafer im Elſenzthale ohnweit Heidelberg; Mal 
ſcher Hafer in der Neckargegend. 


Vorkommen und Verbreitung. Dieſer Hafer wurde vom 
; landwirthſchaftlichen Vereine zu Verſuchen an Landwirthe, wie die 
nachſtehende Tabelle ausweiſet, ausgetheilt, und hat ſich an den 
meiſten Orten durch frühe Reife, reichen Ertrag und Gewicht der 
Körner vor den landesüblichen Haferarten ausgezeichnet, fo daß d 
jetzt, zumal im Elſenzthale, allgemeinen Eingang fand und. feh 
häufig auf unſere Märkte gebracht wird. 

Cultur und Gebrauch. Er gedeiht ſehr gut, reift mit dem 
Weizen und dem Spelz, was ihn beſonders empfiehlt, beſtockt fih 
dabei kräftig und liefert ſchwere Körner, weßhalb er auf unſerm 
Markte vorzugsweiſe geſucht und beſſer als alle andere Hafer be— 
zahlt wird. Sein Gedeihen iſt jedoch beſſer im hügeligen Gebirge 
als auf dem flachen Lande, wie dieſes überhaupt bei den meiſten 
Haferarten der Fall ift. Die Verſuche lieferten folgende Reſultate! 


S 4 ` ` Ruthen N ` w Ka E g Le e Doug 
Ort des e . A „ Saat. a 
— 1. N Ei 100 ët. 


Rirfgartahaufen, im fla⸗ * niemals 28. Ze 130 CH 
chen Lande. 1833. ge: 
Walldorf desg!l. Neubruch desgl. * 140 


Weißbach im höchſten Korn | 183211. 145. | 
Odenwalde. ve 
Wagenſchwend Ian. Spelz | 1832 en 150 
Schollbrunn. | Korn 1833 KE | 140 
Weißbach. ET Klee | 1832 140 
Aechte Saatfrucht bekommt man zu jeder Zeit bei Mehlhärd⸗ 
ler Friedrich Hofmann zu Heidelberg, wohin ſich Liebhaber zu 
wenden belieben. 
Ueber die Cultur werden die freier Mittheilungen am 


Schluſſe der Haferarten gegeben werden. = > 


139 


e) Schwarzer gegrannter Rispenhafer. (Sommerfrucht.) 
Bälglein (Samen) ſchwarz oder braun, gegrannt. 
Europäische Cerealien p. 51. C. und p. 52. E. 

Schwarzer rauher Hafer, Eichelhafer, brauner 12 ſchwarzet Hafer, 
Waldhafer, Gebirgshafer in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands; Avoine noire, 
avoine ordinaire, noire et barhue in Frankreich. 

Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch ſchwarze Boͤlglein, 
welche den Samen feft umſchließen und ſich von demſelben nicht 
trennen, weßhalb der Samen ſchwarz erſcheint. Er wechſelt ſehr 
häuftg und erſcheint bisweilen grannenlos; ebenſo pan ſich die 
Samen und nehmen häufig eine dunkelbraune Farbe an. 

Vorkommen und Verbreitung. Kommt meiſt untermengt 
mit andern Haferarten und unſers Wiſſens ſelten ohne Miſchung 
im Großen angebaut vor, Nur in der Gegend von Alzei Veit 
wir ihn flürlich in den Feldern. ; 

Cultur und Gebrauch. Ueber die Cultur dieſes Hafers 
Ruder wir das Nähere am Schluſſe der Beſchreibung. Bei Alzei 
zieht man dieſen Hafer den übrigen Spielarten vor, und behaup⸗ 
| tet, daß er für Pferdefütterung beſſer ſey als jene. Wir haben 

uns davon nicht überzeugen können, indem wir ihn wohl erträg⸗ 
lich, aber immer bedeutend leichter im Gewicht gefunden haben. 

Auch fanden wir bei unſern Culturverſuchen, daß die Bauern ihn 

in den erſten zwei Jahren ſehr lobten, allein den Anbau ſpäter 

dennoch wieder aufgaben. og Oefterer Wechſel der Saatfrucht ſcheint 
bei dieſem, ſo wie überhaupt auch bei den übrigen Haferarten eine 

Grundbedingung zu ſeyn, wenn er gehörigen Ertrag liefern fol. 
Die damit in unſerer ai ee Verſuche lieferten fols 


gende Reſultate: 5 
S Kuchen Lee Ee „Gewicht 

Ort des Bert, "e ebe a0 Din Saat. on 
ep 10 100 Mg 
Wertheim im t Sandſteln⸗ A Ractofiel 1827 | 
gebirge. 1833. a 
Bammenthal im hüglichen Spelz 1831 

Kalkgebirg. GO iay ] 
Walldorf im flach. Lande ; desgl. desgl. 
Grenzhof ebendaſelbſt 1 400 desgl. desgl. 
Vammenthall Spelz 1833 26. 


Wieblingen im flach. Land Runkel⸗ 1832 


rüben 


140 | 
d) Schwarzer ungegrannter Rispenhafer. (Sommerſrucht. 


Bälglein (Samen) ſchwarz oder braun, ungegrannt. 

‚Buropäische Cerealien p. 51. D. 

Avoine ordinaire noire, sans barbes in Frankreich. : 

Iſt von der Spielart a durch ungegrannte Aehren und ſchwarze 
oder dunkelbraune Samen unterſchieden. Er wechſelt ebenfalls ſehr 
häufig durch Annahme von Grannen und durch hellere oder dunk⸗ 
lere Samen. 

Vorkommen und Verbreitung. Erſcheint unſers Wiſ⸗ 
ſens unter andern Haferarten und iſt ſeltner wohl rein im Großen 
angebaut. 

Cultur und hin. Dieſer Hafer hat gleichen Werth 
mit der Spielart o, in welche er häufig übergeht. e 
er de h Culturverſuche kieferten folgende Reſultate: 
Dün- Er⸗ Ba 
gung Saatzeit trag 0 ët 
Walldorf in 1 Lande 50 Dickrüben 1832 i100 110 2 
| garen im hügeligen 75 Spelz 1831 1250 120 
Kalkgebirg N . 
Weißbach im Odenwalde 20 Korn 1832 . Apri 40 130 
Scollbrunn pafelö 40 desgl. 1833 | 12. i 75 132 j 
Bammenthat., 31 60 Spelz 1832 | 1 -220 120 


E 


Ruthen 
Ort des Bruns à "Beten 
100071. d 


Dieſe Verſuche wurden theilveiſ⸗ fortgeſetzt, fpäter. aber, weil 
der Ertrag nicht gehörig lohnte, wieder eingeſtellt. 

Man zählt noch einen ſchwarzen Frühhafer, der in verſchiede⸗ 
nen Gegenden vorkommen ſoll, uns aber während 25 Jahren, wo 
wir uns mit dem Sammeln und Cultiviren der Getreide beſchäf⸗ 
tigten, noch nicht vorgekommen iſt; wir würden daher demjenigen, 
der uns eine kleine es davon zukommen ließe, beſonders 
dankbar ſeyn. 

Auch beſchreibt Billmorin in Paris einen Winterhafer, 
Avena sativa hyemalis) der in der Bretagne und einigen Theilen 
des weſtlichen Frankreich häufig gebaut und geſchätzt wird; allein 
in deu öſtlichen und nördlichen Gegenden, wo die Fröſte ihn Be 
nachtheiligen oder ST von unſicherem Ertrage iſt. Man aie 


14 


ihn im September oder Anfangs October in den Gegenden, wo er 

nicht auswintert, und in den erſten Tagen des Februars da, wo 

er gewöhnlich vom Froſte leidet. Solche Winterſaaten folen weit 
ergiebiger ſeyn als die Frühliugsſaaten, zumal in leichtem trock⸗ 
nem Boden, wo die Winterfeuchtigeeit den Pflanzen ſehr zu ſtat⸗ 
ten kommt; allein dieſe Cultur eignet ſich nicht für unſer Klima 
in Deutſchland, ſondern lediglich für ſüdlich gelegene Länder. Wir 
haben einen ſolchen Winterhafer ebenfalls cultivirt, und trotz dem, 
daß er nicht auswinterte, erhielten wir nur kümmerliche Pflanzen 
und geringen Ertrag, weßhalb wir die Cultur des Winterhafers 
für Deutſchland vor der Hand nicht empfehlen wollen. 


ge 2) Fahnenhafer. (Avena orientalis A 


Rispe traubenartig, zuſammengebogen, einſeitig. Aehrchen 2 
bis Zblüthig, 2⸗ nur felten Zſamig. Balg zugeſpitzt, etwas bau⸗ 
big, dünnhäutig, mit 7 — 9 erhabenen Streifen. Bälglein länger 
als der Balg, den Samen feſt umſchließend und mit demſelben 
verwachſen; Samen lang, gleichdick, gefurcht hell, fein posan, 
an der Spitze borſtig. 


a) Weißer ungegrannter Fahnenhafer. Comment) 


Bälglein (Samen) weiß, gegrannt. 

Europäische Cerealien p. 52. A. ; 

Türkiſcher Hafer, Kammhafer, ungariſcher, ägyptiſcher, tartariſcher und 
vrientaliſcher Hafer, Säbelhafer, Tannenhafer, Bartwikhaber, Morgenhafer, 
Taubenhafer, welſcher, podoliſcher und ſibiriſcher Hafer in Deutſchland; Avoine 
®orient „ avoine unilaterale, avoine de la Turquie in Frankreich. ; 


Halm 3—4 Fuß hoch, gegliedert, hohl, gelb, nach oben 
verjüngt. Blätter K Zoll breit, 6 — 8 Zoll lang. Rispe ein⸗ 
ſeitig, 8 — 10 Zoll lang, 2 — 3 Zoll breit. Aeſtchen ſehr dünn, 
67 von einem Punkte ausgehend, vom Halm nur wenig abs 
ſtehend. Aehrchen 2⸗ felten Zſamig, 1grannig. Balg bauchig, 
zugeſpitzt, dünnhäutig, geſtreift. Bälglein kahl, gelblichweiß, den 
Samen feſt umſchließend und blos künſtlich von demſelben lösbar. 
Samen feinhaarig, lang, gleich breit, oben borſlig, hell, graus 
lichweiß. 

Dieſer Fahnenhafer ſcheint die Grundform zu ſeyn, aus der die 
übrigen Spielarten durch die Cultur allmählig entſtanden ſeyn mögen. 


142 


Vorkommen und Verbreitung. Der Fahnenhafer ſoll 
zuerſt aus der Levante nach Deutſchland gebracht worden ſeyn, wo 
er häufig mit dem Rispenhafer gemiſcht, allein nicht en auch 
rein abgeſondert im Großen angebaut wird. 

Cultur und Gebrauch. Manche wollen dieſen Hafer dem 
weißen Rispenhafer vorziehen, und behaupten daß er mehr ab⸗ 
werfe, was wir auch hier und da beobachtet haben; allein die 
beffere und kräftige Beſtockung dauert nur zwei Jahre, wie dieſes 
überhaupt bei dem Anbau neuer Haferarten der Fall iſt, und läßt 
alsdann wieder nach. Mehrere große Landwirthe ſind daher mit 
uns der Anſicht, daß die Fahnenhafer den Rispenhafern in jeder 
Beziehung im Ertrage gleichſtehen und deßhalb keinen Vorzug, al⸗ 
lein auch keine Zurückſetzung verdienen. Nur iſt zu merken, daß 
dieſelben etwas ſpaͤter zur Reife gelangen und merklich ſchwerer zu 
dreſchen ſind. 

Nachſtehende Verſuche ſind in hieſiger Gegend durch Land⸗ 
wirthe auf unſere e gemacht worden: | 


Ruthen Dün- ; Gewicht 
Ort des Verſuchs a Vorfrucht [Saat von 
| 100 gung J 100 Mil. 


Grenzhof = flach. Lande Spelz 1831 20. sc 110 
2 18 IREL ; ; 
Schwabenheimer Hof dal. Gerſte 1828 28. Mai 150 


18 Mßl. 
Bammenthal i im hügeligen Korn 1831 3. April 140 
Kalkgebirg. 40 Mß̃l. ie 
Haag im klein. Odenwalde desgl. 1833 | 20. 2 1 8 135 
3 10 INEL 

Schollbrunn im höchſten Klee 18328. April 
Odenwalde. Sat 60 WEL 
Wieblingen im flach. Lande Dickrübenſ 1833 3. März 
ER zepfuhlt 140 MEL | 1 
Schwabenheimerhof ; Kartoffel | 1829. We 160 
Bammenthal. e Spelz 1832 | 3. 200 140 


Die Cultivateurs dieſer gëftege Verſuche waren mit dieſem 
Hafer zufrieden, pflanzten ihn fort und er hat ſich bereits in mehr 
reren Gegenden erhalten. Man will beobachtet haben, daß der Ris⸗ 
penhafer a, auf gleichem Acker mit dieſem weißen gegrannten Fah⸗ 
nenhafer angebaut, 10 — 42 Pfund weniger gewogen haben ſoll; 
ob dieſes eine zufällige Erſcheinung war, oder ob ſich die Qualität 


alljährlich ſo herausſtellt, wollen wir nicht weiter beſtimmen, nur 
können wir angeben, daß der weiße gegrannte Fahnenhafer zu den⸗ 
jenigen Haferſorten gehört, die verbreitet und angebaut zu werden 
verdienen. Das Nähere über die Cultur folgt am Schluſſe der 
Haferarten. + 3 


en 


D Weißer ungegrannter Fabnenhafer. (Sommerfucht.) 


Bälglein (Samen) weiß, ungegrannt. 
Europäische Cerealien p. 53. C. f 

Avoine @orient sans barbes in Frankreich. 

Wird von vorſtehender Spielart a, in die er haͤuſig übergeht, 
blos durch faſt gänzliche Grannenloſigkeit unterſchieden. 

Vorkommen und Verbreitung. Wir finden dieſe Frucht 
nicht ſelten unter andern Haferarten gemiſcht und auch zuweilen 
tein auf Feldern angebaut. Nach Mittheilungen fol der weiße 
„ügegrannte Fahnenhafer im Alpthale häufig vorkommen und dort 
béi reifen, als die vorſtehende Spielart, wir vermuthen aber, 
daß hier eine Verwechslung mit dem Rispenhafer 5b unterlaufen 
ſeyn möchte. : 

Cultur und Gebrauch. Dieſer Hafer gehört zu den bau⸗ 
würdigen Spielarten, was uns veranlaßte, Verſuche damit anzu⸗ 
ſtellen, deren Reſultate hier folgen: 
Gewicht 


e E Vie | Düne | gaa Er⸗ 
rt des Verſuchs. „Vorfrucht! 2 Saat. von 
100 U. gung. 5 100 MEI, 


Dammenthal in hügelig Spelz 1831 2. April 140 
mRalfgebirg, 1833. dese 20 MGL K- 
oſenhof in flachem Lande desgl. 1829 10 eg 132 
Matzet Gott. I desgl. 1831 ; ENN 120 
Stein im Meis Sea. desgl. 1832 | 10. Marz 143 
1834. 5 60 Mil, b e 
Dammenthal | et, Lage 2 Ai | 125 
Balborf desgl. 1833 | 10. März 130 
\ 18 Mil. ; 


Im Allgemeinen war man mit dem Anbau dieſes Hafers zu⸗ 
frieden und hat denſelben weiter fortgepflanzt. Ueber die Cultur 
iſ das Nähere am e e der Haferarten zu finden. 


144 ` | 
e) Schwarzer gegrannter Fahnenhafer. (Sommerfrucht.) 
| Bälglein (Samen) ſchwarz, gegrannt. 


Europäische Cerealien p. 53. C. 

Avoine d'orient, noire et barbue in Frankreich. 

Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch ſchwarze we 
Dieſe Spielart iſt übrigens nicht beftändig und wechſelt häufig mil 
dem nachſtehenden Hafer d. 

Vorkommen und Verbreitung. Dieſer Salienkafer if 
unſeres Wiſſens meift nur gemiſcht mit andern Hafer» Spielartel 
auf Feldern verbreitet und ſcheint des leichteren Gewichtes wegen 
weniger als andere beliebt zu feyn. 

Cultur und Gebrauch. Dieſer Hafer, von dem wir un 
ſere Culturverſuche in nachſtehender Tabelle mittheilen, Geht im 
Ertrag und Gewicht den meiſten Hafer ⸗ Spielarten nach. 


Ruthen i Gewicht 
Drt bes Berſuchs A Vorfrucht a Saat K Gen je 


Wertheim im Sandſtein⸗ 50 Kartoffel 1827 | 19. April | 110 125 % 
gebirge. 1833. 10 Mgl. 
bn Ze a im hügelig. Spelz | 1831 | 3. April | 849 | 130 
Kalkgebirge * 60 Mil, 
Walldorf im flachen Lande ö desgi. | besgi, | 15. E 200 | 120 
; 20 M 

Grenzhof ebendaſelbſt desgl. desgl. 20. Di 1410 | 105 
i S `J 20 l. ; 
Bammenthal Spelz 1833 26. ZS: 220 | 138 
S ; x 20 L 
Wieblingen im flach. Land Runkel⸗ 1832 3. März 670 | 420 
, ; trüben 60 MFL 


D: Schwarzer ungegrannter Fahnenhafer. (Sommerfrucht) 


Baͤlglein (Samen) ſchwarz, ungegrannt. 

Dieſer Hafer ift eine Unterſpielart des ſchwarzen giui 
Fahnenhafers, von dem er ſich blos durch ungegrannte Aehrchen 
unterſcheidet; dieſer Charakter ift aber ſehr wechfelnd und die Mehr” 
chen erſcheinen bald gegrannt, halbgegrannt, oder auch wieder gång” 
lich grannenlos, weßhalb wir dieſen Hafer nur als eine zufällige 
Form anerkennen dürfen, die gleichen Werth und Cultur mit der 
3 c se | | 


145 


DE hineſiſch er Hafer. (Avena chinensis.) (Sommerfrucht.) 


Europäische Cerealien p. 53. A. 
Avena nuda B. chinensis. Roem. 7 Schut. Großer Grüßhafer in 
; Samencatalogen. 


Halm 3½ — 4 Fuß hoch, Rispe ausgebreitet, ziemlich ein⸗ 
ſeitig. Aebrchen traubig, hängend, 4 — 6bluͤthig, 3 — Aſamig. 
Samen bei der Reife aus der Spelze fallend. 5 
Zeichnet fih vor allen Haferarten durch kräftige Beſtockung, 
guër Rispen und namentlich durch vielblüthige Aehrchen und lange 
nackte E und darf nicht mit Avena nuda verwechſelt 
werden, lcher ſich durch niedrige Beſtockung und 2blüthige Aehr⸗ 
chen unterſcheidet. | 

Vorkommen und Verbreitung. Diefer Hafer, aus China 
ſtammend, ift noch nicht lange in Deutſchland bekannt und befin⸗ 
det ſich bis jetzt meiſt nur in Sammlungen und bisweilen verſuchs⸗ 
weiſe auf dem Felde. 

Cultur und Gebrauch. | 

1) Als Grützefrucht. 

Er beſtockt ſich kräftiger als irgend eine Haferart, liefert ſehr 
viel und ſtarkes Stroh, allein nur wenige und nackte Körner, die 
aber eine gute Grütze geben. Er reift übrigens ſpäter als der 
Rispenhafer und kann nach unſerer Erfahrung zum Anbau als 


Grütze empfohlen werden. 


4) Nackter Hafer. (Avena nuda L.) (Sommerfrucht.) 


Europäische C lien p. 54. A. 
Grützhafer, tartariſcher Grützhafer, Spinnenhafer, Sandhafer in Deutſch⸗ 
land; Avoine nue in Frankreich; Pillis oder Pillcorn in England. 7 


Halm 2—3 Fuß hoch. Rispe zuſammengezogen, einſeitig — 
traubig. Aehrchen 2 — Zblüthig, Lſamig, 2grannig, 174 Zoll 
lang. Die unterſte Spelze des Bälgleins ſo groß als der Balg, 
gegrannt. Samen leicht aus den Spelzen fallend, klein, eylin⸗ 
driſch, hell und nackt. 

Vorkommen und Gebrauch. 

1) Als Graupenfrucht. 

Nach verſchiedenen Angaben wird dieſer Hafer in England, 
Defterreich und Schweden als Mehlfrucht häufig gebaut, was wir 
aber ſehr bezweifeln, weil derſelbe nur kurzes sën Stroh und 

1 


146 


weit weniger kleine Körner liefert, als die vorſtehenden Hafer 
arten, und dabei bedeutend empfindlicher iſt. Dagegen wollen wir 
annehmen, daß er nur zu Graupen verwendet wird, wozu er ſich 
beſonders eignen möchte. 


5) Flughafer. (Avena fatua L.) bau 


Europäische Cerealien p. 55. A. 
Wilder Hafer im Erzgebirge und in Mecklenburg, Stee in Sachſen 
und Mecklenburg, Flughafer in der Oberpfalz, am Rhein und in der Wetterau, 


Wilb⸗, Gauch⸗, Taube, Mäuſe⸗ und Bruchhafer in andern Geg von Deutſch⸗ 
land; Avoine follete, Folle avoine, Averon, Avron r som 
Sauvage in Frankreich; Wild Oats, Qat grass, Bearded, V aver in 
England; Egilo po, Avena selvatica in Italien; Landhafre in Schweden. 

Halm 3 — 5 Fuß hoch. Rispe ſehr gleichförmig ausgebreitet. 
Aehrchen 2 — 3blüthig. Bälglein halb fo lang als der Balg, ſtark, 
bartig, gegrannt. Samen von dem Sen feſt umſchloſſen und 
nur ſchwer von demſelben trennbar. 

Der Flughafer gleicht dem Rispenhafer und unterſcheidet fh 
von demſelben hauptfächlich durch die ſtark⸗bartigen Samen. 

O Blüthe: Juli, Auguft; Reife: September. 

Vorkommen und Verbreitung. Der Flughafer findet 
ſich in Frankreich und Deutſchland als läſtiges Unkraut, das nicht 
leicht zu vertilgen iſt, in den Fruchtfeldern vor und iſt in manchen 
Gegenden faſt nicht auszurotten. Man will bemerkt haben, daß 
die Pferde die Samen des Flughafers nicht verdauen und daß die⸗ 
ſelben im Dünger vorkommend noch ihre Keimkraft beſitzen und daß 
dadurch dieſes Unkraut meiſt fortgepflanzt wür Andere ſind der 
Anſicht, daß der Flughafer mehrere Jahre ſeine Keimkraſt im Bo⸗ 
den behalte, und deßhalb nur im Felde erſcheint, wenn Getreide 
eingebaut wird. Nach unſrer Meinung pflanzt ſich der Flughafer 
durch die leichten bartigen Samen, die vom Winde fortgetrieben 
werden, ſchnell fort, und iſt mit der größten Sorgfalt ſolange 


nicht zu vertilgen, als noch einige Aecker mit dieſem Unkraute be⸗ 
Dä find, 


6) Sandhafer er. (Avena strigosa Schreb.) Unkraut.) 
Europäische Cerealien p. 55. A. 


Danthonia strigosa Beauv: Rauchhafer, Rughafer in Mecklenburg; 
Rauher Hafer im Erzgebirge; Rauchhafer in det Oberpfalz; Puerhaſer, ge 


147 


` eier Hafer, Grauhafer, Mückenbein in andern Gegenden von Deutſchland; e 
Avoine strigeuse, Avoine nerveuse in Frankreich; Purre-hafre in Schweden. 


Halm 2 — 3 Fuß lang. Nickgeinfeitig zuſammengezogen oder 
nur wenig abſtehend. Aehrchen mei) 2blüthig, 2grannig „2ſamig, 
‘a Zoll lang, oben ½ Zoll breit. Bälglein den Samen umſchlie⸗ 
dend, auf dem Rücken gegrannt, kahl. ; 
© Blüthe; Juni, Juli; Reife: Auguſt. 
Vorkommen und Verbreitung. In Feldern unter an⸗ 
dern Haferarten wild wachſend. a a 
Cultur und Gebrauch. Der Sandhafer ſoll als Futter⸗ 
und Getreidepflanze in verſchiedenen Gegenden angebaut werden, 
welcher Angabe wir aber keinen Glauben beimeſſen können, weil 
die Pflanze nur kleine unbedeutende Samen erzeugt, die keinen 
Werth haben; wir müſſen ihn daher ebenfalls, wie den Flughafer, 
als ein Unkraut betrachten. * 


7) Kurzer Hafer. (Avena brevis Host.) (Geringe Getreide⸗ 
| pflanze.) | 


Europäische Cerealien p. 56. A. 8 
Sperlingsſchnabel in Deutſchland; Avoine courte in Frankreich. 


Halm 1½ — 2½ Fuß lang. Rispe einſeitig, ausgebreitet. 
Aehrchen 2 — 3blüthig, 2 — Zſamig, febr kurz. Bälglein den Sa⸗ 
men umſchließend, über der Hälfte des Rückens mit einer geknie⸗ 
ten Granne und beiderſeitig mit kleinen Haarbüͤſcheln verſehen. Saz 
men oval, grau, kahl, und nur nach oben feinhaarig. Der kurze 
Hafer iſt durch die ſehr kurzen Aehrchen und dünnen Halme leicht 
von andern Haferarten zu unterſcheiden. e 

O. Blüthe: Juni; Reife: Juli. Be 

Vorkommen, Verbreitung und Gebrauch. Dieſer 

| Hafer ſoll in Oeſterreich und bei Bremen, jedoch ſelten, angebaut 
werden, was wir faſt bezweifeln muͤſſen, weil derſelbe nur geringe 
Körner und kurzes Stroh liefert und nicht der Mühe lohnen moͤch⸗ 
te, angebaut zu werden. | 


Cultur der bauwürdigen Hafer im Allgemeinen. 
Wir rechnen zu den beſten Haferſpielarten, die mit Vortheil 
angebaut werden können, den Rispenhafer a, b, o, und vorzugs⸗ 
weiſe, der frühen Reife und der gewichtigen Körner wegen, die 


8 
| 
G 


g 


E er 
SE 


h: 


et. 


TRITT 


zu thun, wenn wir die Beſchreibung von Schmerz wörtlich auf, 


* 
CH 


148 


1 


Unterſpielart bb, ſodann vom Fahnenhafer die Spielart a und b 


die alle gleichmäßigen Culturyerhältniſſen zu unterwerfen und auf 
welche alle Beſchreibungen übe die Cultur der Haferarten anzu- 
í enden find. Ueber den Anbau des Hafer glauben wir am beſten 
nehmen. i : 
Es giebt nicht eine Getreideart, welche weniger empfindlich 
für den Boden wäre, als der Hafer. Weizen liebt vorzüglich ei⸗ 
nen thonigen, Roggen einen ſandigen, Gerſte einen mäßig gebun⸗ 
denen, mürben Boden. Dürren Sands und Kalkboden ausgenom⸗ 


men, verſchmäht der härtere Hafer auch nicht eine Erdart. Auf 


allen an Näffe leidenden Bodenarten, in denen fih gewöhnlich mehr 
oder weniger Säure erzeugt, ſeyen fie auch ſchwammiger, Lofer. 
Natur, bleibt der Hafer das Haupt⸗ oft das einzige Getreide. 
Auf Neubruch und Moorgrund kann der Hafer eine Reihe von 
Jahren hintereinander vorkommen. Er wird darauf nicht ſelten im 
zweiten und im dritten Jahre beſſer, als er in den erſten geweſen 
iſt; da doch eine andere Frucht den Boden leicht erſchöpft, wenn 


kein Dünger hinzukommt. : 


Daraus, daß der Hafer auch den ſchlechten und undankbaren 
Boden nicht verſchmäht, folgt von ſelbſt, daß er auch mit einem 
beſſeren vorlieb nehme und dann im Verhältniß zu der Ehre, die 
man ihm angedeihen laßt, lohne. Selten aber widerfährt ihm in 


Gegenden, wo man Sommergerſte fået, ein ſolches Glück, da man 


für dieſe das beſſere Land zurückbehält. Dieſes möchte dennoch 
nicht immer fo ökonomiſch⸗ richtig fegn, als man fidh einbildet. 
Allerdings ſoll man nicht das Gegentheil thun, und die Gerſte hin⸗ 
weiſen, wo ſie nicht wachſen kann; aber daraus folgt keineswegs, 
daß ſie nothwendig auf jedem für ſie geeigneten Boden angebaut 
werden müſſe, noch daß es nicht manchmal eben ſo vortheilhaft, 


ja ſelbſt vortheilhafter fegn könne, fie auszuſtoßen und durch Hafer 


zu erſetzen. Wenn man ſich 4 oder gar 5 Scheffel Hafer verſpre⸗ 
chen kann, wo man nur 3 Scheffel Gerſte einernten würde, und 
wenn dann die Gerſte zu dem Hafer ſteht wie 4 zu 5, ſo wird 
man ſich, unter übrigens gleichen Umſtänden, noch beſſer bei dem 
Hafer als der Gerſte ſtehen, indem jener den Boden weniger er⸗ 
ſchöpft und mehr Stroh abwirft, als dieſe. Bei 5 Scheffel Hafer⸗ 


149 


í 
etteag würde man alsdann doppelt Unrecht haben, bei der Gerfte 
ehen zu bleiben. u ee e K 

Oft auch ifi W. Boden nicht allein, der für die Auswahl 
des Hafers vor der Gerſte entſcheidet. Die vorhergegangene Frucht, 
die Zubereitung des Ackers, der größere oder geringere Grad von 
Kraft „der in dieſen ſteckt, die Witterung, die Frucht, die unmit⸗ 
telbar darauf folgen ſoll, können bald für die eine bald für die 
andere beider Fruchtarten entſcheiden. | däser 

So verträglich der Hafer mit allen Bodenarten iſt, ſo verträg⸗ 
lich iſt er auch mit allen Fruchtarten. Man kann alles auf ihn 
folgen laſſen, und er kann nach allem, ſelbſt nach der unverträg⸗ 
lichen Gerſte, ſogar wiederholt auf ſich ſelbſt, folgen. Alles das 
mehr oder weniger, je nachdem der Boden ihm mehr oder weni⸗ 
ger angemeſſen iſt, und mehr oder weniger Kraft enthält. Wer 
aber verſucht hat, dem Acker durch den Hafer den Reſt zu geben, 
der freilich darf keinen Weizen unmittelbar darauf folgen laſſen. 

Aus dem, daß der Hafer auf alle übrige, ſelbſt erſchöpfende 
Feldfrüchte folgen kann, läßt fih ſchließen, daß er die Gabe be⸗ 
ſttzt, ſich mit gröbern, von andern Gewächſen verſchmähten, or⸗ 
ganiſchen Rückſtänden im Boden zu begnügen, ſie zu zerſetzen und 
ſich anzueignen; daher ſelbſt eine friſch umgelegte Grasnarbe für 
fein Bedürfniß zureicht. Aus dem, daß andere Gewächſe ohne 
Nachtheil auf ihn folgen können, geht hervor, daß er nicht ſo vie⸗ 
ler fein humoſen Theilchen bedarf, wie die hungerige Gerſte; denn 
ſonſt würde man eben ſo wenig auf ihn als auf dieſe Weizen fol⸗ 
gen laſſen können, der ohne alte Bodenkraft nicht wohl zurecht 
kömmt. Ich weiß, daß Manche dieſe Anſicht nicht theilen, weil 
ſie den Hafer für erſchöpfender als die Gerſte halten, welches wohl 
daher rührt, daß man ihn leider nur zu oft in ein ſehr erſchöpftes 
Land ſäet. Wie ſoll aber der Hafer Kraft zurücklaſſen, wo er keine 
gefunden? | ee 

Der vorzüglichſte Vorgaͤnger des Hafers iſt Klee. Wo man 
den Werth deſſelben zu ſchätzen weiß, da wird ihm vorzugsweiſe, 
ſelbſt vor dem Weizen, die Kleeſtoppel angewieſen. Wäre der 
Hafer nicht dem Lagern unterworfen, ſo verdiente er allenthalben 
dieſen Ehrenplatz. Die Einwirkung des Klee's auf den Hafer iſt 
ſo groß, daß, wenn auch Weizen zwiſchen beide eingeſchaltet wor⸗ 


— —— ——— — 
err 


150 


den, man noch die guten Folgen an dem Hafer bemerken kann. 
Da wo man in den Niederlanden wegen Sofigfeit des Bodens kei⸗ 
nen oder nur ſchlechten Hafer erzielen kann, läßt man ihn auf 
Klee oder nach Dreiſche folgen. In dem Großherzogthum Jülich 
hat er ein für allemal ſeine angewieſene Stelle nach Klee. 

Auf jedem Neubruch, in ſo fern derſelbe nicht aus ganz 
ſchlechtem, verwildertem, mit Heidekraut angefülltem Boden be⸗ 
ſteht, gewährt der Hafer unter allen Getreidearten den höchſten 
Ertrag. Man hat dies auch fo allgemein bemerkt, daß man nur 
felten etwas anderes, es fep etwa Lein oder Erbſen, darauf baut 

„Nach Weizen, ſagt Schmalz, geräth der Hafer in der 
Regel beſſer als Gerſte, daher ich, ſobald mein ganzes Areal im 
Stande ift, die Weizenſtoppeln alle mit Hafer befäen werde.“ 

„Nach ungedüngten Kartoffeln, fährt derſelbe Verfaſſer 
fort, habe ich hier ſchon einigemal Hafer geſäet und ungemein 
ſchöͤne Ernten gewonnen. Ein Stückchen Feld, das feit langer 
Zeit keinen Dünger geſehen, wurde mit Kartoffeln beſteckt und das 
zwölfte Korn davon gewonnen. Nach dieſen wurde Hafer ohne 
ferneres Pflügen gefäet und untergeſchaufelt. Dieſer Hafer ward 
fo fhòn, als er nur ſeyn konnte, und ſchöner als der neben hin 
nach Korn geſäete. Er gab gewiß das fünfzehnte Korn.“ 

Dagegen widerräth Koppe das Haferſäen nach Hackfrüchten, 
es fey denn auf moorigem Bruchboden, der für Gerſte nicht taugt 
Nach ſeinen Erfahrungen ſoll der Hafer nach Hackfrüchten nicht 
beſſer werden als nach der Halmfrucht. Für mein Theil bin ich 
geneigt zu glauben, daß der Hafer nach Kartoffeln, ſelbſt wenn zu 
dieſen gedungt worden, dem nach Kleeweizen, unter übrigens glet 
chen Umſtänden und bei paſſender Behandlung, nicht beikomme. 

Hafer nach Hafer kann auf reichem Boden mehrere Jahre 
hintereinander ſtatt haben, bevor man einen Rückſchlag an den 
Ernten bemerkt, welches bei keiner andern Halmfrucht, es ſey denn, 
daß zu ihr gedüngt worden, der Fall iſt. Der Hafer läßt am 
Ende wohl einen verwilderten, aber nicht leicht einen ganz er 
ſchöpften Acker zurück. — ZE 

Da der Hafer ſelbſt auf ſolchen Feldern, die wegen Mangels 
an Bodenkraft kein anderes Getreide mehr hervorbringen können, 
noch immer einen mittelmäßigen Ertrag, in ſo fern von keinem 


151 


Sandboden die Rede iſt, zu geben pflegt, fo iſt ſchwer zu begrei⸗ 
ſen, woher die Meinung bei vielen Perſonen rühre, daß er den 
Boden, und zwar mehr noch als die Gerſte, erſchöpfe. Man ver⸗ 
ſuche es und dünge zu der Gerſte und zu dem Hafer, laſſe auf 
beide Weizen ungedüngt folgen, und ſehe nach, welchem von bei⸗ 
den er am beſten einſchlage. Dieſe Folge des Weizens nach ſtark 
gedüngtem Hafer ift übrigens keine bloße Idee, fie ift nicht allein 
in den Niederlanden, ſondern auch, wie Burger verſichert, in 
Kärnthen und Schleſien ein ſehr beliebter Fruchtwechſel. Ein Glei⸗ 
ches läßt ſich gewiß von der Gerſte nicht erwarten. 

Da der Hafer die Eigenſchaft beſitzt, vermoͤge ſeiner ſtärkeren 
Organe aus den gröberen Rückſtänden, welche für die übrigen 
Getreidearten noch unverdaulich ſind, die nöthige Nahrung zu zie⸗ 
hen, ſo verträgt er auch den rohen friſchen Mif beffer als dieſe, 
und erreicht, wenn ihm welcher gegeben wird, eine weit höhere 
Vollkommenheit, als auf magerem Boden. Gute Dreifelderwirthe 
pflegen auch etwas dazu zu düngen, vorzüglich wenn fie Klee dar⸗ 
unter ſäen wollen, woraus dann ſchon folgt, daß das dem Hafer 
vorhergehende Winterkorn kein Kleekorn war. In letzterem Falle, 
d. i. nach Kleeroggen oder Kleeweizen, bedarf der Hafer durchaus 
keiner Beihülfe, um das zu leiſten, was er ſchuldig iſt, da er ſich 
noch immer einiger Reſte der Kleewurzeln im Boden zu erfreuen 
hat. Mehr Nahrung freilich findet er, wenn er unmittelbar auf 
Klee folgt. ; 

Bei den Belgen wird feiten Hafer geſäet ohne dazu zu duͤngen. 
Die Art, dabei zu verfahren, wird ſogleich bei der Feldbereitung 
vorkommen. Man ſtreuet in der ſandigen Campine nicht ſelten 
Kalk über den ungepflügten Acker, egget alles ſtreng untereinander 
und ſäet ſodann den Hafer. Von der großen Wirkung, welche der 
Mergel auf den Hafer hervorbringt, glaube ich ſchon im erſten 
Bande geſprochen zu haben, auch daß er dem Boden den Mergel 
ſchneller entzieht als das übrige Getreide, welches man als einen 
Beweis anſehen kann, daß er einen Theil ſeiner Nahrung aus nicht 
organiſchen Subſtanzen zu ziehen im Stande ift, wodurch die Rück⸗ 
ſtände organiſcher Abkunft im Boden um ſo mehr geſchont werden. 
So wie man den genügſamen Hafer oft ohne Wahl auf das 


D 


erſte befte Feld bringt, den einzigen Fall ausgenommen, wo ſolches 


allzu dürrer, bloßer Roggenboden wäre, fo iſt man auch oft wenig 
um die Beſtellungsart bekummert, die man ihm angedeihen läßt, 
in der Zuverſicht, daß er doch wachſen und ſich durchſchlagen werde. 
Es iſt aber ein ſehr großer Unterſchied zwiſchen Hafer und Hafer; 
denn nur dem Fleiß ſeine Krone. 5 
Wahr iſt es, daß der Hafer nicht ſelten auch bei dem ſaum⸗ 
ſeligſten Verfahren geräth; wieder wahr, daß die ſorgſamſte Be⸗ 
ſtellung nicht allemal durch einen verhältnißmäßigen Ertrag bei 
dieſer Frucht gekrönt wird, welches dann dem trägen Landwirthe 
zum Troſt und Vorwand dient; allein bei dem fleißigen kann nur 
die Regel und nicht die Ausnahme gelten. Doch überficht derſelbe 
auch letztere nicht, wenn Boden oder Witterung, oder dringende 
Geſchäfte oder ſonſtige Rückſichten eine Abweichung von der Regel 
erheiſchen. Zu dem Ende wollen wir uns mit den mancherlei Ver⸗ 
fahrungsarten der Haferbeſtellung bekannt machen. 
Man beſtellt den Hafer entweder 
nach einer einfachen Herbſtfahre, 
oder nach einer einfachen Frühlingsfahre, 
oder nach einer Herbſt⸗ und Frühlings fahre, 
oder nach einer zweifachen Herbſtfahre, 
oder nach einer zweifachen Herbſt⸗ und einer einfachen 
Frühlingsfahre, i 
oder nach einer einfachen Herbſt⸗ und einer zweifachen 
Frühlingsfahre, 
oder nach einer Doppelfahre Zweifurche), 
oder endlich auf einem mit dem Spaten gerodeten Boden. 
Mit einem Wort, es giebt keine Frucht, bei der ſo viele Beſtel⸗ 
lungsarten eintreten, als bei dem Hafer. Dabei fällt es ſchwer, 
ja unmöglich, zu beſtimmen, welche jener Verfahrungsarten im 
Allgemeinen die beſſere fey, Es läßt ſich núr fo viel annehmen, 
daß eine mehrfährige Beſtellung für den bequeckten Boden noth⸗ 
wendig, eine einfährige aber für ein mit Hederichſamen angefülltes 
Land zweckmäßiger ſey. Es läßt ſich ferner für ſolche Gegenden, 
wo der Hafer früh geſäet werden muß, annehmen, daß, durch 
Amſtände verſpätet, man beffer thue, dem Land nur eine Fahre zu 
geben, um früher ſäen zu können, als 2— 3 Fahren, wenn da⸗ 
durch die Ausſaat zu weit hinausgeſchoben werden ſollte. Endlich 


153 


hat man auf einem zum Verquecken geneigten Acker zu erwarten, 
daß derſelbe nach einfähriger Haferbeſtellung unausbleiblich zum 
Nachtheil der folgenden Früchte verwildern werde, welches die, 
welche Erbſen oder Wicken nach dem Hafer zu bauen en, 
wohl zu beachten haben. ; 

Die einfährige Beſtellung hat entweder vor oder nach Winter 
ſtatt. Folgt der Hafer nach ſolchen Früchten, zu denen, wie Kars 
loffeln, gehackt worden ift, fo wird im Frühling ohne Anſtand auf 
die Herbſtfahre, welche nach Einerntung der Kartoffeln ſtatt gehabt, 
geſäet werden können. Es würde ſelbſt zweckwidrig ſeyn, die durch⸗ 
winterte gut gemürbte Krume im Frühling von neuem in die Tiefe 
it ſtuürzen, und dadurch friſchen Unkrautſamen zur Höhe zu bringen. 
Sind die Kartoffeln oder dergleichen nur wohl bearbeitet worden, 
ſo iſt, ungeachtet der einfährigen Beſtellung des Hafers, ſo leicht 
nichts von den Quecken zu befürchten. 

Noch würde ein weiteres Pflügen nach Winter auf einem Kar⸗ 
loffelacker den Nachtheil haben, einige Bodenarten zu loſe zu mas 
chen, wodurch der an ein nüchternes Leben gewöhnte Hafer zu 
übermüthig werden, zu viel ins Stroh ſchießen und nur wenig 
Frucht anſetzen würde. 

Das Haferſäen nach Getreide auf die dë Herbſtfabre | 
lonn nur auf lockerem Boden ausführbar ſeyn. Unter dieſer Herbſt⸗ 
fahre muß aber kein flaches Abſchälen der Stoppel, ſondern ein 
liefes Unterpflügen derſelben verſtanden werden. Beſſer bleibt auf 
jeden Fall, wenn zuerſt geſtoppelt und dann gepflügt wird, wie 
wir bei der zweijährigen Beſtellung darthun werden. A 

Oefter als das Pflügen vor Winter kömmt bei der einfähri⸗ 
p Beſtellung vor das Umreißen der Narbe nach Winter. Ob 

bieſes oder jenes vorzuziehen ſey, kann nur durch den Boden ent⸗ 
ſhieden werden. Auf ſteifem Thonboden SES das Saen auf 
tine einzige Herbſtfahre felten paſſen. 

Daß der Hafer auf einer umgelegten Grasnarbe ohne weiteres 
hut fortkomme, iſt bekannt; er kann alfo auch einer Getreideſtop⸗ 
pelſchwarte nicht ganz abhold ſeyn, vorausgeſetzt 1) daß früh ger 
80 — unmittelbar nach Winter — umgelegt worden; 2) daß die 

Schnitte 5—6 Zoll dick abgefertigt und gut umgekehrt worden; 
9 daß der Boden kein allzu ſtrenger oder ſpröder Thon, und 


154 


4) daß er rein von Quecken, aber nicht Mirë zum Verquecken d 
neigt ſey; endlich 5) daß ein nachheriges flelßiges und verdoppel⸗ 
tes Eggen das erſetzt, was der Pflug nicht geleiſtet hat. 

Da der Hederich fidh auf einem gemürbten Boden weit thät 
ger erweiſt als auf einer feſten Krumme, ſo kann die einfährige 
Beſtellung des Hafers auf einem mit Hederich verpeſteten Lande 
gerathener bleiben, als eine mehrfährige. „Auf mittlerem, ſandig⸗ 
lehmigem Boden“, ſagt Thaer, „habe ich gefunden, daß nach 
dem Durchſchnitt mit der mir ſeit 15 Jahren bekannt gewordenen 
Erfahrungen der einfährige Hafer beſſer geworden iſt, als der zwei⸗ 
fährige. Es war aber alles Land ſolches, was mit Hederich und 
anderem böſen Unkraut angeſamt war. Dieſes kam weniger in den 
einfährigen Acker auf, und entzog dem Hafer weniger Platz und 
Kraft. Aber immer habe ich auch bemerkt, daß alles Wurzelun⸗ 
kraut, insbeſondere Quecken oder Påven, in ſolchem Acker fo über 
hand genommen haben, daß fe durch eine gewöhnliche dreifährig 
Brache nicht vertilgt werden konnten, felten den Hülſenfruüchtel 
wichen, und dem Wurzelgewächsbau ſehr im Wege waren.“ 

Ein achtſamer Landwirth im Altenburgiſchen verſicherte del 


D. Schweizer, daß er nie mehr zu Hafer felgen — ſchälen — 
werde, wenn ſolches nicht vor Mitte Octobers geſchehen könne / 
ſondern lieber die dann noch übrige Zeit des Herbſtes zum Umbruch 
der Brache benutzen wolle, weil er davon größeren Nutzen habe; 
denn vor Winter gebracht fey halbe Düngung, und der Haft! 
wachſe eben ſo gut, wenn zu ihm erſt nach Winter gepfluͤgt werde 
zumal auf naſſen kalten Feldern, wo man ihn dann auch früher 


= 


beſtellen könne. KS? 
Eine unerläßliche Bedingung, um nach einer einfachen gril 
lingsfahre guten Hafer zu erzielen, iſt wohl die, jene Fähre 
früh als möglich zu geben, nicht zu eggen, fondern die Schnitte 
feft an den Boden zu walzen, das Land einige Zeit fo liegen zu 
lafen, dann auf das Gewalzte zu ſäen, einzueggen, zu walzen “ 
wieder zu eggen und zu walzen, und endlich zum drittenmale $ 
eggen. Dieſes dreifache Eggen geſchieht mit vorwärts gerichteten 
Zinken. RER e 
Folgendes iff wohl eines der gewöhnlichſten Verfahren, den 
Hafer zu beſtellen: Man ſtoppelt das Feld vor, und pflugt es 


155 


im Winter. Auf thonigem Boden kann dieſes Stoppeln nur durch 
Rispen (Bälken) geſcheben; auf jede andere Weiſe ausgeführt wer- 
den die Quecken nicht vertilgt, noch ein ſolcher Boden im erſten 
Frühling trocken genug ſeyn, um gepflügt werden zu können. Die 

Balken werden nach Winter mit der Egge zerriſſen; nach einigen 
Tagen wird gepflügt, und zwar tief; die Egge folgt unmittelbar 
darauf und die Walze deckt das Land zu. Nach einigen, auch 


mehreren, Wochen wird auf das früher Gewalzte geſäet und der 


Samen flach untergepflügt. Darauf wird flach geeggt, gewalzt, 
ſcharf geeggt, wieder gewalzt und dann noch einmal ſcharf geeggt. 

Die angeführte, wie mir ſcheint, nicht ſchlechte Methode iſt 
die in einer Gegend, die ich lange bewohnte, auf thonigem Boden 
bei guten Wirthen gemeinübliche. Genau beſehen iſt ſie eine drei⸗ 
fährige Beſtellung; zweifährig iſt fie, wenn der Hafer, ſtatt un⸗ 
tergepflügt, untergeeggt wird, welches bei pik e den 
Vorzug verdient. 

Auf trocknem, lockerem, queckenloſem Boden, wo das Bälken 
nicht nothwendig wird, pflegt man im Altenburgiſchen den Hafer 
auch wohl auf die Fahre vor Winter zu ſäen und einzuackern — 
eine Vorrichtung, welche auf ſolchem Boden vor der oben ange⸗ 
führten den Vorzug verdient. i i 

Auf ſchwerem, kaltem, mitunter auf naſſem Boden geht D. 

Schweizer folgendermaßen zu Werke. „Ich laffe”, ſagt er, 
„jederzeit die zu Hafer beſtimmten Wintergetreidefelder im Herbſte 
ganz umbrechen, im Früh jahre ſorgfältig in die Länge und Quere 
eben eggen, dann zur Saat mit ſo ſchmalen Furchen, als nur zu 
erzwingen ſind, ackern, den Hafer bald darauf Ge und recht 
tüchtig eineggen. Es iſt auffallend, wie der Ertrag des Hafers 
durch diefe Beſtellungsart gehoben wird.“ 
Auf ähnlichem, jedoch viel Kalk enthaltendem, Thon⸗ ober 
richtiger Weizenboden geräth der Hafer am beſten, wenn beide Fah⸗ 
ren vor Winter ſtatt haben, alfo im Frühling nicht mehr gepflügt, 
ſondern auf die alte Fahre geſäet und der Samen eingeeggt wird. 
Sind die Felder etwas loſe, oder ſieht man nur trocknes Wetter 
vorher, fo ift es noch beffer, den Samen unterzupflugen. 

Ueber den Nutzen der Feldvorbereitung im Herbſt iſt es raͤth⸗ 
lich, den praktiſchen Schmalz zu hören. „Seit vielen Jahren“, 


156 


ſagt er, „habe ich in Sachſen und in Preußen ſchon im Herbſt 
einen Theil des zu Hafer beſtimmten Ackers zur Saat gepflügtr 
und dieſer war jedesmal der beſſere, ſelbſt wenn nur Einmal g” 
pflügt werden konnte. Jetzt verfahre ich dabei folgendermaßen! | 
So früh, als es Zeit, Ernte und Winterſaatgeſchaͤfte geſtat⸗ 
ten, wird geſtoppelt. Hat der Acker fo, 4 — 6 Wochen rauh da 
gelegen, ſo wird geeggt, und um ſo tüchtiger, als der Acker 
vorher unrein war. Iſt er ſehr kloͤttig (ſchollig), fo wird das 
Eggen bis nach einem durchdringenden Regen verſchoben. Anfangs 
November, wenn das Stürzen der ſämmtlichen Wintergetreide⸗ 
ſtoppel vollendet und nun meine Nachbarn fich ſchlafen legen, pfluͤge 
ich zur Saat für meinen Hafer. Rauh bleibt der Acker in dem 
Zuſtande liegen, und wird im Frühling möglichft bald, wenigſtens 
wenn die Erbſenſaat vollendet ift, befäet und mit eifernen jchräg‘ 
zinkigen Eggen untergebracht. Dieſer Hafer geht ſehr ſchnell auf, 
und wächſt auch dann freudig fort, wenn der, wozu im Frühjahre 
gepflügt worden, bei trockner Witterung ganz zurückbleibt. In der 
Regel wird er höher an Stroh, ergiebiger an Körnern, und bleibt 
ſicherer als dieſer.“ | ; 

„Die vollſtändige Zubereitung des Bodens vor Winter hat fol 
gende unverkennbare Vortheile: erſtens, daß man dadurch im 
Frühling freie Hand für die übrigen Feldgeſchäfte gewinnt; zwei‘ 
tens, den Hafer zu beliebiger Zeit in die Erde bringen kann, 
wodurch man von Witterung und Umſtänden unabhängiger wird; 
drittens, daß Quecken und Samenunkräuter den Hafer dabei 
weniger gefährden. Erſtere lieben den durch das Liegen über Win 
ter geſchloſſenen Boden nicht, letztere find zum Theil über Winter 
zum Keimen gekommen und durch den Froſt zerſtört worden, oder 
werden es noch durch das Eineggen des Hafers. Viertens bleibt 
die Feuchtigkeit, die dem Hafer auf trocknem Boden oder introk 
nen windigen Gegenden fo nothwendig ift, in der Erde zurück, 
ſtatt daß ſie durch ein weiteres Pflügen im Frühjahre entweicht. 

Wenn nun gleich dieſe Methode nur für trocknen, lockeren 
Boden gu paffen ſcheint, fo iſt ſie doch auch auf ſchwerem am 
wendbar, in fo fern man mit guten eiſernen Eggen, oder Mefjer 
oder Schaufelpflügen verſehen iſt, um der Geſchloſſenheit des Bo⸗ 
dens im Frühjahre zu begegnen. ; 


457 


In einer Gegend der Pfalz hält man ein mehrmaliges Pftü⸗ 
gen vor Winter zu einer guten Ernte für unbedingt nothwendig. 
Iſt der Boden leicht, ſo wird zu jener Zeit dreimal, iſt er ſchwer, 
zweimal gepflügt, dann aber wird der Pflug bei dem zweiten Male 
tief angeſetzt. Zugleich hält man eine breite Furche, damit der 
Acker ſich recht rauh lagern und über Winter durchfrieren möge. 
Der Samen wird eingepflügt. Dieſes Verfahren giebt noch einmal 
ſo viel Hafer, als wenn der Boden vor Winter nur Einmal ge⸗ 
pflügt worden wäre. So ſah ich 1814 bei Speier Hafer nach 
dreifacher Herbſtfahre, defen Halme 3½ Fuß hoch und wie ein 
Federkiel dick waren, ſtatt daß der danebenſtehende vor Winter nur 
Einmal gepflügte nur 2 Fuß über der Erde maß. * 

Nicht ſelten kömmt in den Niederlanden der Hafer nach Klee, 
in dem Jülich'ſchen allemal vorher. Müßte man nicht mit fih 
ſelbſt Geduld und Nachſicht haben, ſo würde ich mir's niemals 
verzeihen, daß ich in dem letzteren Lande, das ich doch mehrmals 
durchreiſte, und wo ich ſo aufmerkſam auf die Wichtigkeit des Ha⸗ 
ferbaues nach Klee gemacht worden bin, daß, ſage ich, ich mich 
nicht einmal darnach erkundigt habe, wie man es dabei angreife, 
alſo auch dem Leſer nicht zu ſagen weiß, ob man die Kleeſtoppel | 
vor oder nach Winter zum Hafer umbreche. Mögen andere Reis 
ſende weiſer und umſichtiger ſeyn, als ich es überhaupt war und 
leider noch bin! Ich erlaube mir, den Lefer dafür durch das zu 
entſchädigen, was Hr. Thaer im erſten Jahrgange ſeiner Anna⸗ 
len darüber ſagt: „Hat der Acker nur ein Jahr zu Klee gelegen, 
it er in ein queckenreines Land geſäet und hat dicht geſtanden, fo 
wird eine einfährige Beſtellung nicht nur zureichend ſeyn, ſondern 
in der Mehrheit der Jahre eine mehrfährige übertreffen. Einen 
nicht ſehr zähen, nicht naſſen, nicht der Abſpülung unterworfenen 
Boden würde ich in dieſe Fahre aber ſchon im Herbſt geben, den 
Hafer etwas dicker als auf mürbem Lande ſäen und ihn ſcharf und 
wirkſam eineggen. Den überjährigen, dünnſtehenden, verqueckten 
Sender aber würde ich bald nach dem zweiten Schnitte flach um⸗ 

brechen und ihm im Frühjahre noch zwei Furchen geben.“ 

Zu Voorde in Flandern, wo der Boden eher ſchwer als leicht 
zu nennen iſt, hat man eine eigene Art, den Hafer nach Klee zu 
beſtellen. Die Stoppeln des letzteren werden vor Winter flach, 


i 


158 | ; 


etwa drei Zoll tief, umgepflügt und bleiben in dieſem Zuſtande 
über Winter liegen. Im Frühjahr wird 3 — amal geeggt, daun 
geſäet und noch ſechsmal in die Kreuz und Quer geeggt. Mal 
ſäet dieſen Klechafer um einen Monat früher, als man den Ge— 
treideſtoppelhafer zu Den pflegt. Von ſolchem Hafer erntet man 
das zwanzigſte Korn. i 

In den dürren Sandgegenden Brabants läßt ſich der Hafer 
nur erzwingen. Dieſes geſchieht, daß man ihn unmittelbar auf den 
ſeinerſeits ebenfalls erzwungenen Klee folgen läßt. Da hier nichts 
ohne Dünger wächſt, fo wird die Kleeſtoppel flach umgebrochen / 
aber nur auf jedem Beet mit ſechs Schnitten; darauf wird Mil 
gefahren und angewalzt, die Furchen werden mit dem Pflug aus 
geftochen, und die daraus gewonnene Erde — Sand — vermil⸗ 
telft des Streichhakens von jeder Seite über die Hälfte des Ber 
tes, alfo- über den Miſt geſtrichen, darauf wird vorgeſchichtet / 
geſäet, eingeſchichtet, und werden zuletzt die Beetfurchen ausgeräumt 

„Es ift eine ſehr gewöhnliche Methode“, fagt A. Youngi 
„Hafer auf die erſte Fahre oder umgelegte Narbe alter und weg 
Grasländer zu ſäen; aber in den meiſten, vielleicht in allen gal 
len ift es befer, Erbſen auf leichtem, Bohnen auf ſchwerem neu 
umgebrochenem Lande zu bauen. Ich habe oft geſehen, daß Da 
auf Dreiſche im erſten Jahre nur einen geringen, bei nachher wi 
derholter Saat aber einen reichlichen Ertrag gab. Ein Beweis 

daß es im erſten Falle an zureichender Bearbeitung fehlte,“ 

Daß der Hafer im zweiten Jahre beffer als im erſten gerathe / 
mag um fo ſicherer anzunehmen fegn, als die dann mehr vergaß 
genen Graswurzeln die Vegetation beſſer begünſtigen; nach meinet 
Erfahrung aber kann ich den Bohnen den Vorzug vor dem Hafel 
in dem erſten Jahre auf einer einfach umgelegten Narbe nicht ge⸗ 
ben. Das Gras unterläßt nicht, zwiſchen den Schnitten hervor 
zuwachſen, und ſeine Tilgung ſetzt der Haue ſehr viele Schw 
rigkeiten entgegen. Wollte man nicht hacken, fo würde das Gras 
den Boden geradezu überziehen und den Bohnen nachtheilig werden. 
Auf Reihen zu ſäen fällt dabei unmöglich, es ſey denn, daß man 
die Bohnen dippeln wolle. Der Hafer aber hat vor dem Gras nicht 
bange, und unterdrückt es durch die Ueppigkeit feiner Vegetation 

Es find wohl wenige, die fih competenter darüber ausſpre⸗ 


159 


chen können, als die Holſteiner Koppelwirthe. Wir wollen ſie ab⸗ 
hoͤren. „ Der auf die erſte Fahre geſäete Dreiſchhafer“, ſagt Lang, 


„kann den höchſten Ertrag geben, wenn das Jahr oder der Acker 


feucht, oder fo viel Kraft darin iſt, daß der Hafer fih vor dem 
Eintritt der erſten Sommerdürre fo beſtaude, daß er den Acker voll⸗ 
kommen überſchattet. — Er wird dazu im Frühlinge, ja nicht im 
Herbſte, fo früh als möglich und fo tief, als es der Acker verträgt, 


gepflügt. — Die Schnitte müſſen gleich breit und fo gehalten wers 


den, daß ſie nicht ganz umklappen, ſondern ſich immer auf die 


vorhergehenden ſtützen. — Man ſäet ſo früh, als das Land den 


Zugang der Egge erlaubt. Vor dem Säen darf nicht geeggt wers 
den, weil das Land dadurch zu mürbe würde, um den Hafer 
decken zu können. — Man giebt gewöhnlich zwei Züge mit der 
ſchweren oder Bootegge, dann einige mit eiſernen Rundeggen. Die⸗ 
ſen folgt eine ſchwere Walze, um die hochliegenden Furchen nie⸗ 
derzudrücken, welches von großer Wichtigkeit iſt. Den Beſchluß 
machen die eiſernen Rundeggen. Hölzerne Zinken ſpielen ohne al⸗ 
len Nutzen unter ſolchen Umſtänden.“ 

„Sicherer“, fährt Lang fort, „aber auch mit viel mehr Mühe 
verbunden, iſt der Dreiſchhafer in der Falge; dem wenigſtens zwei, 
wo möglich aber drei Fahren gegeben werden; denn auch bei der 
ſorgfältigſten Behandlung wird man es nicht verhüten können, daß 
der Acker nicht ſodig bleibe. So viele Vorzüge das Querpflügen 
ſonſt auch hat, fo wenig ift es bei dem in der Falge geſäeten 
Hafer zu empfehlen. Die Soden werden dadurch in viereckige 
Stücke geſchnitten, die ſich in die Egge ſetzen, die Arbeit unſag⸗ 
lich erſchweren und keine reine Pflugarbeit möglich laſſen. 

Wo der Boden es zuläßt, und genau genommen läßt er es 


allenthalben zu, die Grasnarbe 6 Zoll tief aufzuſchneiden, da ſollte 


Ban eine alte Weide oder Wieſe allemal zweifuhren, wobei der 
tte Schnitt die Narbe etwa 3 Zoll dick umlegt, und der zweite 
d. A Zoll Untergrund aus der Furche hebt und über die umge⸗ 
legte Narbe bringt. Geſchieht das vor Winter, wobei freilich die 
Waſſerfurchen offen gehalten werden müffen, fo gleicht die oberſte 
Krume im Frühjahr einem Aſchenhaufen. Hat das Zweifuhren im 
Frühjahre ſtatt, welches ich aber nicht für gut halte, ſo ſchafft es 


doch reine Erde genug, um ungeſtört hineinſäen und das Geſäete 


r ee x ee -= r ERA — a 
y gr nn. — — gn 3 £ 
— GE e 
Ar mm, d'Sr: 
ap * * a — 


Ka 


Kerg A 


160 


eineggen zu können. Das Zweifuhren hat fo viele Vorzüge, daß 
ich mich alljährlich deſſelben und ausſchließlich bediene. Freilich 
geht das mit allen Pflügen nicht. 

In Brabant, wo man daſſelbe thut, hat für ſolche magere 
Gegenden, wo ein für allemal nichts ohne Dünger, ſelbſt nach 
keiner Dreiſche wachſen will, folgendes beachtenswerthe Verfahren 
ſtatt. Nachdem die Grasweiden gezweifuhrt worden, läßt man fie 
einen Monat oder noch länger fo liegen. Darauf wird Hafer g” 
ſäet, kurzer Miſt aufgefahren und über den Hafer gebreitet, flach 
umgepflügt, damit der Pflug die Narbe nicht wieder heraufbring® 
Man eggt das Feld leicht ab, läßt aber eine ſchwere Walze fol 
gen. Man erntet auf dieſe Weiſe leicht 60 Hektoliter Hafer vom 
Hektar. Dagegen würde man auf gutem Boden bei dieſer treff 
lichen Methode nur Lager zu erwarten haben. 

Wenn in Flandern das Land gerodet wird, was im Ward 
lande und der Gegend von Aloſt alle 6—7 Jahre ſtatt hat, M 
wird es vorzugsweiſe mit Hafer beſtellt. Das Roden wird mit 
dem Spaten vollführt und dringt 15 — 16 Zoll tief ein. Es g” 
ſchieht allemal nach Winter. Nachdem das Land eine Weile rauh 
gelegen hat und anfängt grün auszuſchlagen, wird es eben geeggt 
und flach umgepflügt, damit fih der Boden ſchließe und feft 
Darauf wird wieder geeggt, Miſt aufgefahren, der Hafer übel 
den gebreiteten Miſt geſäet und beide zuſammen untergepflüͤgt 
Dar zuf wird gewalzt oder gefchleift. l 
Man wird fih wundern, daß da zu Lande fo viele Compl 
mente mit dem Hafer gemacht werden, den man anderswo auf 
einem 5, oft nur 3 Zoll dicken einfährigen Schnitt ſtreuet, und 
fürchten daher, daß die dadurch bewirkte Ertragsvermehrung fold’ 
Rodekoſten nicht decken könne, und man hat in fo weit nicht UW 
recht; aber der Flamänder hat nicht ſowohl den Hafer als den auf 
den Hafer folgenden Lein, und mehr noch die ganze Zeit ſeines 
Fruchtumlaufes, zum Ziel, und dieſes Ziel erreicht er in hohem Maße 

Da wohl niemand den Haferbau genauer beobachtet und voll⸗ 
ſtändiger beſchrieben hat, als der treffliche D. Schweizer, fo 
laube ich mir die von ihm dafür aufgeftellten Regeln nebſt meinen 
Zugaben anzuführen, welche man als das Reſultat des Borg 
ſchickten betrachten kann. ) a | 


161 


4) Will man mit Gewißheit einen lohnenden Ertrag von dem 
Hafer erwarten, ſo muß die Art ſeiner Beſtellung ſich vor 
allem nach den Vorfrüchten und der Beſchaffenheit des Bo⸗ 
dens richten. 

D Iſt der Boden ſchwer und die Borfrucht Getreide geweſen, 

fo breche man deffen Stoppeln im Herbſt um, und pflüge 
wenigſtens einmal im Frühjahre, ſäe den Hafer auf die rauhe, 
oder ſollte das Feld ſehr klotzig ſeyn, auf die abgeeggte Fur⸗ 
che, und egge den Samen ſorgfältig ein. 
Hat man unter den angegebenen Umſtänden Zeit genug, ſo 
pflüge man, beſonders wenn der Acker verqueckt ift, zweimal 
im Frühjahre, oder beſſer, man bediene ſich, im Fall der Bo⸗ 
den queckenlos ift, ſtatt des zweiten Pflugens des Unterbrin⸗ 
gens der Saat durch den Schaufelpflug. Sollte die Saat 
dadurch auch etwas verſpaͤtet werden, ſo a man ſich doch 
gut bei dieſem Verfahren ſtehen. 

4) Iſt der Boden locker, trocken und in Kraft, vielleicht auch mit 
etwas Samenunkraut gefüllt, ſo bleibt es am rathſamſten, im 
Frühjahre nicht zu pflügen , ſondern den Hafer auf die Herbſt⸗ 
fahre zu ſaͤen und mit der Egge unterzubringen. 

5) Vortheilhafter iſt es für den eben angegebenen Fall, dem Aker 
vor Winter zwei Fahren zu geben. 

6) In dem Fall, daß der vor Winter zweimal gepflügte Boden 
— von dem einfährigen gilt das um ſo mehr — durch einen 
ungünſtigen, naſſen Winter follte zuſammengeſchlämmt worden 
ſeyn, ſo thut ein Pflügen im Frühjahre noth, oder doch das 
Unterackern der Saat, letzteres, wenn der Boden von Natur 
locker iſt. 

7) Iſt der Boden ſehr feucht und der Herbſt ſo naß, daß die 
Pflugarbeit dadurch erſchwert und nicht gut wird, ſo ſcheint 
es häufig am gerathenſten, in dieſer Jahreszeit nicht zu pflü⸗ 
gen, ſondern die Stoppeln erſt nach Winter umzubrechen, 
und ſogleich auf die rauhe Furche bei dem erſten günſtigen 
Tage den Hafer zu ſäen und einzueggen. 

8) Nach Hackfrüchten aller Art wird es, wenn im Herbſte ſorg⸗ 
fältig gepflügt wurde, am gerathenſten fegn, den Pflug im 
Brühjahre ganz wegzulaſſen, und den Samen unterzuſchau⸗ 

a 11 


feln oder einzueggen. Nur ein nee, wc Boden macht 

davon eine Ausnahme. 

9) Nach Hülſenfrüchten, auf nicht cue Boden ausgenom⸗ 
men, ſcheint mir nochmaliges Pflügen nach Winter zum Ha⸗ 
fer nothwendig, weil nach ihnen die Felder age ſehr feſt 
werden und feucht bleiben. 

10) Nach Klee darf einmal, entweder vor oder nach Winter, ge⸗ 
pflügt werden. Auf lockerem, dem Zuſam menſchlämmen un⸗ 
terworfenen Boden iſt das Nachwinterpflügen dem Herbſt⸗ 
pflügen vorzuziehen. 

11) Eine überjährige, meiſt verqueckte Kleeſtoppel wird am ficher 
Gen gezweifuhrt, im Grunde alſo nur Einmal, wiewohl mit 
zwei Pflügen, gepfluͤgt. 

12) j Esperfelber „Luzernfelder werden am beſten vor Winter um⸗ 
gebrochen. Daſſelbe gilt auch für Neubrüche, es ſey denn, 
daß ſie eine feuchte Lage huͤtten. Im Frühjahre wird nicht 
weiter gepflügt. 

13) Obgleich der Hafer einen tief erbrochenen Boden liebt, ſo muß 
dieſer ſich doch nachher wieder geſchloſſen haben, wenn der Hafer 
nicht Lager werden ſoll. Daher lohnt es ſich, wenn man öf⸗ 
ter eggt, als man zu thun gewohnt ift. 

„Beobachtet man“, ſagt Schweizer, „die angegebenen Re⸗ 
geln, die aus reiner Erfahrung geſchöpft find, fo wird man ge 
wiß meiſtens eine geſegnete Haferernte im Verhältniß zu der Kraft 
des Bodens zu erwarten haben, und nicht ſelten größeren Vortheil 
von ſeinem Anbau ziehen, als von dem der Gerſte.“ ’ 

Je mehr eine Gewächsart bis zu ihrer Vollendung braucht, 

um fo früher will fie geſäet ſeyn; früher alſo der Hafer als die 

Gerſte. Noch hat die dem Gewächſe mehr oder weniger entſpre⸗ 

chende Witterung, Lage und Bodenart auf die Saatzeit einen gro⸗ 

sen Einfluß. So find ein etwas feuchtes Klima, ein friſcher Bo⸗ 
den der Entwickelung und dem Wachsthum des Hafers zuſprechen⸗ 
der, als eine windige, trockne Lage, ein dürrer Boden. Man 
muß daher unter weniger günſtigen Umſtänden die Bodenfeuchte 
des Winters zu benutzen und den Hafer möglichft früh zu fået 
ſuchen. Wenn man daher in einigen Gegenden im Mai Hafer 
(Get. fo fået man ihn in andern am liebſten im März. Aber auch 


163 


in ebenderſelben Gegend, alſo unter einem und demſelben Klima, 
fået man auf feuchten Marſchboden (wie die niederländiſchen Pol⸗ 
der) im April, wenn man auf dem daranſtoßenden trocknen Sand⸗ 
lande (der daſigen Campine) erſt im Mai- fået, welches letztere 
ſich wohl nur aus daſigem feuchten Klima erklären läßt. Auf den 
würtembergiſchen Höhen, wie Hohenheim, bezeichnet der nach dem 
März geſäete Hafer in der Regel nicht viel, während man in Bel⸗ 
gien zur Noth noch in den erſten Tagen des Junius ſäen kann. 
Noch beobachtet man in dem letzteren Lande den Hafer, der nach 
Klee folgt — daſſelbe gilt auch für den Dreiſchhafer — um einen 
Monat früher zu ſaͤen, als den nach Getreide folgenden. 

Sowohl in Belgien, als in Cleve, wird der gedüngte Hafer 
ſpäter als der magere gefäet. In einigen Gegenden richtet man 
ch mit der Zeit der Einſaat des Hafers nach dem Zeitpunkte, wo 
er Weißdorn zu blühen anfängt. ? 

In Kurland ſäet man, nach Dullo, den Hafer ſo früh als 
möglich, wenn das Waſſer noch in den Furchen dem Pflüger nach⸗ 


läuft und die Erde nur fo. weit aufgethaut ift, daß der Pflug 4 


bis 5 Zoll eindringen kann, beſonders auf ſandigem Boden. Man 
ſieht es als eine nothwendige Bedingung an, daß der Hafer noch 
viel Näſſe im Boden antrifft. 

So viel vermögen Umſtände und örtliche Einflüſſe! Und fo 
ſchwer, ja unmöglich fällt es, für manche Gegenftände allgemein 
paſſende Regeln zu geben! Ein jeder fehe alfo und prüfe das 
Hergebrachte „ bevor man verwirft, befolge es aber nicht blind⸗ 
lings, ſo wenig als das Geſchriebene! Vielſeitig in ihrem 
Gang ift die Natur, vielſeitig ſey auch der Menſch in dem ſeini⸗ 
gen, damit er ſeine Vorgaͤngerin nicht verfehle! ) 

Die einzige Regel, welche ſich für den Hafer aufstellen läßt, 
it die, ihn fo früh zu ſäen, als Zeit und Umſtände es 
zulaſſen. Sicherer in der Regel und ergiebiger oder doch ſchwe⸗ 
ter (und letzteres will viel bei dem Hafer fagen) wird ſeyn der 
ſtüh als der ſpät geſäete. Man eilt ſo ſehr mit dem Einbringen 
der Bohnen, man ſollte noch viel mehr mit dem Hafer eilen; doch 

letzteren nicht wie jene einſchmieren. Bei feuchter Witterung fer 
tige man alſo die Bohnen zuerſt ab, und ſpare die Arbeit für den 


164 


Hafer auf eine etwas günstigere Zeit. Er ſey aber dabei der Gerſte 
nicht im Wege, denn diefe erfordert für fih die günftigfte Zeit 
Da der Hafer überdem die Spätfröfte beſſer als jedes andere Som’ 
mergetreide erträgt, fo lauft man bei einer ganz frühen Ausſaat 
keine Gefahr; denn nicht nur widerſteht er in ſeinem großartigen 

Zuſtande dem Froſte, ſondern auch dann, wenn er ſchon in Halme 
aufgeſchoßt iſt, welches die andern Getreidearten nicht thun. Wird 
der Hafer ſpät geſäet, ſo geht er ſpät und ungleich auf und leidet 
mehr von der dürren Witterung als der frühere; dabei bleibt Die 
fer dünner und ſchmächtiger. 

Diͤe Auswahl oder vorherige Ausſcheidung des Samens if bei 

keiner Frucht nothwendiger als beim Hafer, der ſo viele taube oder 
doch unausgebildete Körner zählt. Solche Körner, die zur Für 
terung noch immer einigen Werth haben, auszuſäen, ift Verſchwen 
dung; denn entweder keimen ſie gar nicht, oder liefern nur unvoll⸗ 
kommene, den beſſeren hinderliche Pflanzen. Ob man nicht beffer 
thun würde, den Hafer nach dem Gewichte, als nach dem Maße, 
auszuſäen? Noch wird fih die Mühe, den Samen zu reinigen 
um ihn möglichft von dem Unkrautſamen zu befreien, bei dem Dë 
fer ſehr wohl bezahlen. 

Wie bei andern Getreidearten, ſo iſt auch das Maß der Ein⸗ 
ſaat bei dem Hafer nach den Orten verſchieden. Die allgemeinen 
Regeln für das dickere oder dünnere Saen gelten auch für ihn · 
Man beachtet insbeſondere die Vorfrucht und die weniger oder mehr 
ſorgfältige Beſtellung. So nimmt man nach Klee einen vierten 
Theil Samen mehr, und nach einfähriger Dreiſche das Doppelte, 
was man für Hafer nach Getreide zu nehmen pflegt. 

Der Hafer wird theils mit dem Pfluge, theils mit der Egge 
untergebracht. Welches von beiden den Vorzug verdiene, hängt 
von Umſtänden ab, und diefe geben dem aufmerkſamen Wirthſchaf⸗ 
ter von ſelbſt an, was er zu thun habe. Im Allgémeinen mòd 
ten wohl folgende zwei Regeln gelten: 

I. Auf naſſem Boden, auf zähem, ſchwerem Boden, auf tei 
nigem Boden, auf einfährig umgelegtem Lande, bei feuchter 
Witterung, da egge man den Haferſamen ein. 

II. Auf trocknem, auf leichtem, lockerem Boden, bei trockner 

Witterung, in windigen Gegenden „da pflüge man ihn unter. 


S 166 


Am rathſamſten von allem möchte wohl ſeyn, den Hafer zu⸗ 
erſt einzueggen und nach Verlauf von ein paar Tagen das Land 
Nach und in ſchmalen Schnitten umzupflügen. Wir werden dar 
auf bei Gelegenheit der Haferpflege zurückkommen. ` 

Der untergepflügte Hafer ſcheint im Ganzen Vorzüge vor dem 
eingeeggten zu haben; nur muß das Walzen vor dem Säen nicht 
vergeſſen werden, wodurch ſich der Samen gleicher über dem Bo⸗ 
den vertheilt und dieſer reiner mit dem Pflug umgelegt wird. Wäre 
der Boden aber ſchwer oder etwas feucht, ſo Gg ein ge? mg 
Eggen dem Walzen vorzuziehen. 

Erheiſchen die bei I. angeführten umstände das Vie der 
Saat, ſo ſpare man die Egge nicht, am wenigſten dann, wenn 
man unter ſolchen Umſtänden, deren bei II. gedacht worden, ſich 
des Pfluges zum Unterbringen der Saat nicht bedienen will. 

Ob man das Land ſogleich nach der Einſaat des Hafers, oder 
eft dann walzen fol; wenn dieſer 3 — 4 Zoll über der Erde ift, 
wird durch die Witterung und den Boden entſchieden. Iſt dieſer 
ingleich ſchwer und feucht, ſo dürfte das Walzen nur nachtheilig 
durch die Bildung einer feſten Borke wirken. Man unterläßt es 
alſo, und nimmt es ſpäter vor, wenn Witterung und Boden trocken 
geworden ſind. Auf leichten, auch trocknen Feldern, bei guter 
Witterung, bleibt das Walzen unmittelbar nach der Saat mit 
Vortheil anwendbar, und auf lockerem Boden bei trockner Witte⸗ 
rung, oder auf friſch gedüngtem Acker nothwendig. Das Walzen 
beſchleunigt das Keimen des Samens und bezweckt ein gleichfoͤr⸗ 
miges Aufgehen aller Pflanzen. Beides ſo wichtig bei dem Som⸗ 
mergetreide! Wenn alsbald nach der Einſaat der Boden durch 
einen Platzregen zugeſchlagen wird, ſo iſt das Aufeggen erprobt 
zweckmäßig. Man unternimmt es in einigen Gegenden Weſtpha⸗ 
lens auch ohne ein ſolches Zuſchlagen 4 bis 5 Tage nach der Aus⸗ 
bat und läßt die Walze darauf folgen. Wird dieſe Vorrichtung 
von neuem wiederholt, wenn der Hafer einen Finger lang iſt, ſo 
darf man hoffen, ihm dadurch einen mächtigen Vorſprung über 
das Unkraut verſchafft zu haben. Wohl wird ein Theil Pflanzen 
dabei ausgeriſſen, allein die übrigen beſtocken ſich nachher um ſo 
ſtärker und ihre Halme werden um fo ſteifer. Dieſes Eggen iſt in 
jenen Gegenden unter dem Namen Haferwecken bekannt. 


`~ 


Etwas Aehnliches 1 ib auch Dullo von Kurland. Rad 
dem man den Hafer fehr früh gefäet und untergepflügt hat, war 
tet man 14 Tage und länger, bevor man zum Eggen ſchreitet; 
fürchtet ſich aber dann nicht, wenn die Körner auch ſchon aufge⸗ 
gangen find, in der Ueberzeugung, daß das Eggen durch das Auf 
lockern der Erde der gekeimten Saat Vortheil bringe. Nach dem 
Eggen überfährt man das Land mit einer ſchweren Walze. Ohne 
ſelbſt darüber eine Erfahrung gemacht zu haben, bin ich geneigt / 
ſolches für eine höchſt paſſende Vorrichtung zu halten, deren Prü⸗ 
fung ich mir vorbehalte. 

Auffallend iſt folgendes, freilich einzelne Beiſpiel. Zu einer 
Zeit, wo wegen einfallenden, lang anhaltenden Regenwetters die 
Ausſaat des Hafers ſich bis in die Mitte Mai verſpätete, ließ ein 
Landwirth im Paderborn'ſchen den ganzen Haferſchlag durch An 
ſtellung mehrerer Säeleute auf einmal beſäen, eineggen und acht 
Tage nachher unterpflügen. Auf letzteres wurde dann geeggt und 
gewalzt. Der Erfolg davon fol zum Theil außerordentlich gemes 
ſen ſeyn. Wucherblumen und Hederich wurden ſo unterdrückt, daß 
ſie dem Hafer nicht mehr zu ſchaden vermochten. 

Auch dieſer Verſuch verdiente Wiederholung. Ich weiß Pr 
daß einige Verſuche der Art mißlungen find; allein da lag wohl 
die Schuld an der Behandlung, oder vielmehr an dem zu weit 
hinausgeſchobenen Unterpflügen des ſchon fingerlangen Hafers. Der 
von mir angeführte Verſuch aber ſpricht von dem Umpflügen nach 
8 Tagen, und nicht nach 3 Wochen. Der Leſer wird beobachtet 
haben, daß hier der Hafer zuerſt eingeeggt und dann untergepflügt, 
in der vorhergehenden Angabe gegentheils zuerſt untergepflügt und 
dann geeggt wird. Beides dürfte alſe nach den Umſtänden an⸗ 
wendbar ſeyn. 

Das ſpäte Durcheggen der Saat if zwar erſprießlich zum beſ⸗ 
fern Wachsthum des Hafers, und kann dadurch mittelbar etwas 
zur Ueberwältigung des Samenunkrautes dienen, aber zur Zerſtö⸗ 
rung deſſelben unmittelbar nichts beitragen. Die wilden Pflanzen 
wiſſen den Zähnen der Egge eben ſo gut auszuweichen, als die 
zahmen. 

Das wenigſt ber vielmehr gar nichts koſtende und doch sehr 
wirkſame Mittel gegen das Samenunkraut iſt die völlige Zurecht⸗ 


167 


legung des Bodens vor Winter, von deſſen Nutzen ſchon oben ge⸗ 
ſprochen worden. Schon im Jahre 1805 zeigte mir ein Freund 
auf ſtrengem Lehmboden mehrere Haferſtücke, die ſehr rein und ſchön 
ſtanden, fatt daß andere dazwiſchenliegende mit Hederich überſäet 
waren. Er erklärte, daß er gedachte Stücke vor Winter zur Saat 
habe pflügen laſſen, und daß dieſes das wirkſamſte Mittel ſey, 
reines Sommergetreide zu erhalten. Dieſes wurde mir nachher noch 
an mehreren Orten beſtätigt. Wer alſo es thun kann, der thue es! 
Hilft endlich nichts, ſo hilft das Jäten. — Aber Jaten? — 
Ja Jäten! So ſehr der Landwirth, der es nicht kennt, davor 
erſchrickt, fo ſehr ich ſelbſt meiſt davor zurückſchreckte, ſo darf ich 
aus Erfahrung verſichern, daß er nach einigen Jahren keine Aus⸗ 
gabe lieber machen wird „als gerade die für das Jaͤten feiner Ges 
treidefelder. Es liegt etwas ſo Tröſtliches in der Sicherheit des 
Erfolges, und etwas ſo Wonnigliches in der Bekämpfung eines 
Erzfeindes, daß da, wo man des erſten gewiß iſt, man letzteres 
nicht unterlaſſen kann. Hier wahrlich ift- Rache füß — und er⸗ 
laubt! Wo aber keine Hände zum Kampf zu haben ſind, oder 
der nervus belli fehlt, da muß man es freilich bei dem Frieden 
laſſen. d | s 
Hat das Walzen des Haferfeldes nicht gleich nach der Einſaat 
ſtatt gehabt, ſo muß es geſchehen, wenn der Hafer einen Finger 
lang über die Erde hervorragt. „Wenn“, ſagt Schweizer, 
„das Walzen nicht eher geſchieht, als bis die Pflanzen anfangen 
Nebenſproſſen zu treiben, ſo befördert es, wie ich deutlich bemerkt 
habe A das Beſtocken derſelben, und hindert bei trockner, warmer 
Witterung ihr allzu ſchnelles Schoſſen, indem durch das Nieder⸗ 
drücken ihr Streben nach der Höhe verringert und das nach den 
Seiten vermehrt wird. Auch werden die mit dem Boden in Be⸗ 
rührung gebrachten Halmknoten zum Treiben neuer Wurzeln gereizt.“ 
Das Ueberfahren des Hafers, nachdem er aufgeſproſſen, mit 
Jauche, iſt freilich vortrefflich. Wohl dem, der es thun kann, 
und Wohl dem Hafer, dem auf magerem Felde ein ſolches Glück 
widerfährt! 5 | u ei 
Man muß mit dem Einſchnitt des Hafers nicht lange zögern. 
Alle Körner kommen nicht dabei zur Zeitigung, und wer auf die 
letzten warten wollte, ſetzt ſich der Gefahr aus, die erſten, alſo 


106 


die beſten, durch einen ungebetenen Windſtoß zu verlieren. Er 
reift geſchnitten eben fo gut nach, wie anderes Getreide. 

Der Hafer wird entweder mit der Geſtellſenſe gemäht, weh 
ches das beſſere iſt, oder gehauen. Manche laſſen ihn eine Zeit 
lang auf dem Schwade liegen, welches nur dann zu billigen, wenn 
er während des Einſchneidens beregnet oder naß, oder mit Klee 


oder vielem Kraut durchwachſen iſt. Er kann auf der Erde lie⸗ 


gend allerdings vielen Regen vertragen; daß er ſich dann nachher 
leichter abdreſchen laſſe, dazu gehört ein feſter Glaube! e 

Sowohl in den Niederlanden als in Holſtein bindet man den 
reinen Hafer gleich hinter der Senſe, oder fo bald nur moglich. 
„Gute Wirthe“, fagt Lang, „halten dieſe Arbeit für ſo wichtig, 
daß ſie, wenn es an Leuten fehlt, lieber mit dem Einfahren des 
Wintergetreides einhalten, um nur ihren Hafer in Band zu krie⸗ 
gen. — Man hat nicht das Vorurtheil, daß er erſt beregnet wer⸗ 
den müſſe, um ihn rein abdreſchen zu können. Unſere Dreſcher 
verſtehen auch den feſter ſitzenden Hafer auszuſchlagen. Wenn das 
aber auch nicht möglich waͤre, ſo wollen wir lieber den leichten, 
unreifen Hafer dem Vieh bei der Fütterung zugut kommen laſſen, 
als den beſten, vollkommenſten den Vögeln und Maͤuſen auf den 
Feldern preis geben. — Wenn der Hafer nur trocken in das Band 
kömmt — und anders muß man nie binden — ſo hält er auch die 
ſchlechteſte Witterung ſehr lange ohne Nachtheil aus, während er 
in den Schwaden nur mit großem Körnerverluſt durch häufiges 
Wenden vor gänzlichem Verderben geſchützt werden kann. Auch 
will man bemerkt haben (dieſes bedarf wohl keines Beleges), daß 
das Stroh von gleich aufgebundenem Hafer weit kräftiger in der 
. Fütterung ſey, als wenn er 8 Tage in Schwaben gelegen," 

In den Niederlanden, wo, wie geſagt, das unmittelbare Auf⸗ 
binden hinter der Senſe ebenfalls ſtatt hat , macht man keine bes 


ſondere Bande, ſondern bindet den Hafer in fein eigenes Stroh, 


und zwar zweimal. Die Bunde werden dadurch von der Dicke, daß 
ihrer vier in ein doppeltes Roggenſtrohband gehen würden. Alſo 

gebunden werden fie gegen einander im Kreis aufgeſtellt, nach um 
ten von einander entfernt und von oben E e 


i H f d s * 


2. Abtheilung. 
Seen (Gramina) mit ausdauernder Wurzel. 


8) Goldhafer. (Avena flavescens IL.) (Wieſengras.) 

Triticum flavescens P. Beauv. Triticum splendens Presl. Gelbes 
Hafergras, Goldhaber, Hafergras, gelber Wieſenhafer in Deutſchland; Avoine 
launatre in Frankreich; Yellow Oatgrass in England; Gul Hafre in Schweden. 

Wurzel faſerig. Halm meiſt einfach, aufrecht, 1 — 2 Fuß 
hoch, blätterreich. Blätter flach. Rispe gleichförmig ⸗ ausgebrei⸗ 
tet, aufrecht. Aehrchen meiſt Zblüͤthig und länger als die Bälge. 
Blümchen mehrfach langer als die am Grunde befindlichen Haare; 
untere Spelzen derſelben Lſpaltig, jede Spitze in eine Borſte aus⸗ 
laufend. Rückengrannen anfangs gerade, fpäter bajonettartig ge⸗ 
kniet. Are behaart. 

J. Blüthe: Juni, Juli; Reife: Juli, August. 

Vorkommen und Verbreitung. Auf fetten und mageren 
Wieſen, Triften, Rainen und andern ide Deutſchlands, 
bis in die höchſte Subalpinenregion hinauf. 

Cultur und Gebrauch. Iſt eine -_ befferen Gëtt 
beſonders für humoſe, leicht zu bewäſſernde Wieſen, die zwar keine 
teiche Beſtockung hat, allein ein kräftiges Grünfutter und ein fehe- 
gewürz⸗ und nahrhaftes Heu giebt. Anhaltende Näſſe wie auch zu 
trockne Witterung ſind dem Wachsthum des Goldhafers nachtheilig 
und wirken ſtörend auf deſſen Beſtockung ein. Der Vermehrung 
auf Wieſen ſteht beſonders die Schwierigkeit, guten Samen zu er⸗ 
halten, entgegen, e beim Einſammeln  beffelben Sea cht 
nöthig iſt. 

W. Wunderlich in Frankfurt a. M. verkauft das Wu Sa⸗ 
men zu 24 D 


KO Rurshanriges Hafergras. (Avena pubescens KH. 
(Wieſengras.) A 

Fein- oder weichhaariger Hafer, behaarter Hafer, haariges Hafergras in 
Deutſchland; Avoine pubescente in Frankreich; Downy Oatgrass in England. 
Wurzel faſerig, öfters auch mit kriechenden Ausläufern ver⸗ 
ſehen. Halm 1% bis 3 Fuß hoch, aufrecht oder am Grunde in 
ein Knie gebogen. Blätter linealiſch, etwas haarig. Rispe gleich, 
traubig. Hefte ein einzelnes Aehrchen, die längeren davon 2 tra- ; 


170 


gend, die unteren meiſt zu 5. Aehrchen 2 — ablüthig. Oberklappe 

Znervig. Fruchtknoten an, der Spitze ſo wie die Axe behaart. 

Haare an der Bafi 8 ber er Bluͤthe faſt halb fo ang, © als die 
Brüche ſelbſt. f 

Sieht dem franzöſiſchen Raygras ähnlich und ee ſich 

von ihm dadurch, daß in den Aehrchen jedes Blümchen eine Grann! 


hat, während beim franzöſiſchen Raygras nur 2 e Blüm? We 


chen in dem Aehrchen vorkommen. 
A Bluüthe: Mai, Juni; Reife: Juli. ; : 
Vorkommen und Verbreitung. Das kurzhaarige Hafer 
gras liebt einen guten, nicht allzu feuchten, warmen, dabei fräi 
tigen Boden und findet ſich ſehr häuftg auf trocknen und auch gw 
ten Wieſen, Grasgärten und andern Grasplätzen, Rainen, Weg 
råndern u. dgl. 

Cultur und Gebrauch. Auf obigen Standorten iſt dieſer 
Hafer eine der beſten Grasarten, indem er ein ſehr gutes, ſüßes 
Futter liefert und nach der erſten Schur viel und ſchöne Blätter 
treibt. Anhaltende Trockenheit hält dieſes Gras in ſeiner Beſtockung / 
wie auch andere, wohl ſehr zurück, allein es liebt dennoch mehr 
einen etwas trocknen als zu feuchten Standort, weßhalb es ſich 
vorzugsweiſe als Miſchgras zur Anlegung von Wäſſerwieſen, wie 
auch folde, die nicht bewäſſert werden konnen, eignet. 

Dias Einſammeln der leicht ausfallenden Seen erfordert d 
nige Aufmerkſamkeit. | 


10) Wieſenhafer. (Avena pratensis L.) (Wieſengras.) 


Selshafer, Berghaber, ähriger Hafer, bleicher Feldhafer, rothes Hafergrat g 
in einigen Gegenden, und Wieſenhafer allgemeine Benennung in Deutſchland; 
Avoine du prés in Frankreich; Meadow Oatgrass, Narrow leawed Oat- 
grass in England; Angs Hafre in Schweden. b 
Wurzel faſerig, Halm 1½ — 2 Fuß hoch, mud, an der Baſis 
etwas gekniet. Blätter linealiſch, oberſeits ſehr eg, Scheide 
ſtielrund. Rispe zuſammengezogen, traubig, die unteren Aeſte a 
zweit, die oberen einzeln, alle ein einzelnes Aehrchen, oder die 
längere von der unterſten deren 2 tragend. Aehrchen 4 — SbÜ 
thig, auf dem Rücken in der Mitte begrannt. Obere Klappe 3“ 
nervig. Fruchtknoten an der Spitze ſo wie die Rispe behaart. 


171 


4 Bäche: Juni, Juli; Reife: Auguſt, September. 

Vorkommen und Verbreitung. Auf trocknen Wieſen, = 
graſigen Hügeln, Weideplätzen und am Rande der Wälder ziem- ` 
lich allgemein verbreitet. 

Cultur und Gebrauch. Dieſes Gras gedeiht auf meh 
trocknen als feuchten Wieſen, und eignet ſich dahin um ſo mehr, 
wenn dieſelben zeitig gewäſſert werden können. Es giebt ſußes, 
aber nicht ſo viel Futter, wie das kurzhaarige Hafergras, muß 
aber dennoch immer zu den guten Wieſengräſern „ auf Dee Wie⸗ 
ſen mit bindendem Boven , gezählt werden. : 


14. Gattung Glatthafer. CArrhenatheruni Beauw.) 


Balg 2klappig, Abluthig „ untere Blüthe männlich, auf dem 
Rücken begrannt. Grannen gekniet — eingebogen. Obere Blüthe 
zwitterig, wehrlos oder unter den Spitzen kurz gegrannt. Bälg⸗ 
lein 2fpelzig. Griffel fehlend. Narbe federig, an der Baſis der 
Blüthe hervortretend. f 


1) Sranssfiſces Raygras. (Arrhenatherum elatius M. et 
Koch.) (Wiefengrag.) e 


Avena elatior L. Holcus avenaceus Scop. Wieſenhafer, Hafer, Glatt⸗ 
haer, Hafergras, bretagniſches Raygras, hoher Wieſenhafer in verſchiedenen 
Gegenden von Deutſchland; Roßgras in der Wetterau; franzöſiſches Raygras in 
den Verzeichniſſen der Samen handlungen; Fromental, avoin élevé in Frank⸗ 
reich; Tall oatgrass, Oat-like-soft-grass in England; „ Fromen- 
tal in Schweden. $ 


Wurzel faferig. Halm 2— 4 Fuß hoch, aufrecht, ſtrohartig. 
Blätter flach, meiſt kahl. Rispe länglich, gleichförmig, aufrecht 
oder oben etwas geneigt, nur zur Blüthezeit ausgebreitet. Aehrchen 
etwas röthlich angelaufen. Zwitterblümchen meiſt ganz grannenlos. 

A Blüthe: Juni, Juli; Reife: Auguſt, September. 

Vorkommen und Verbreitung. Auf Wieſen, Triften, 
Waldrändern, an Rainen und andern graſigen Stellen allgemein 
und ſehr häufig und unter den verſchiedenſten Bodenverhältniſſen 
vorkommend. 

Cultur und Gebrauch. Das franzöſiſche Raygrs liebt ei⸗ 
nen nicht ſehr feuchten, guten, fruchtbaren Boden, und iſt ſelbſt 
auf trocknem bindendem Boden noch ſehr erträglich, wenn derſelbe 


1m 


zeitig gedüngt oder gepfuhlt wird. Eben ſo kommt es auch auf 
feuchteren und niederen Wieſen fort, und nimmt faſt jeden Stand⸗ 

ort, Sumpf ausgenommen, mit Vortheil ein. Es iſt eins der 
fruchtbarſten Obergräſer, das am meiſten Ertrag liefert, und ſoll 
bei Wieſenanlagen, von welcher Bodenart ſie auch ſeyn mögen, 
nirgends fehlen. Es treibt ſehr lange Halme, wächſt nach dem 
Schnitte ſchnell nach, und verbindet, außer etwas geringerer Nahr⸗ 
haftigkeit, alle Eigenſchaften eines vorzüglichen Wieſengraſes. In 
neueren Zeiten wurde daſſelbe zur reinen Ausſaat mit Klee, zur 
Bildung künſtlicher Wieſen, die nach 6 — 8 e wieder zu Feld 
umgebrochen werden, vorgeſchlagen. 

Schwerz ſagt vom franzöfifchen Raygras: „Es Bech eine 
Zeitlang von den Franzoſen zu den Sternen erhoben, wie zu uns 
ſern Tagen das Fiornigras in andern Gegenden; allein wie bei 

allen Wandelſternen, fo war das Licht von keiner Dauer. Vor 
und nach kömmt man von dem idealen Preiſe auf ihren wahren 
Werth zurück. Aber auch in Beziehung auf dieſen iſt das Hafer⸗ 
gras durchaus nicht zu verachten, und ſteht es an ſeinem Orte, 
d. i. auf kraftvollem Boden, oder auf ſolchem, der alle Jahre ge⸗ 
düngt oder mit fettem Waſſer bewäſſert wird; ſieht man dabei mehr 
auf Heumaſſe als auf Nahrhaftigkeit, fo bleibt es eins der fhàg- 
barſten Gräſer, das wir haben. Drückt der Regen es auch ſeiner 
Länge wegen leicht an den Boden, ſo richtet es ſich ſeiner hohlen 
elaſtiſchen Halme wegen gleich wieder auf. | 
Wahrſcheinlich find feine dem Stroh ähnlichen Halme die Ur⸗ 
fache einer geringeren Nahrhaftigkeit. In dieſer fol es um / dem 
engliſchen Raygras, Lolium perenne, nachſtehen. Man muß aber 
daraus doch nicht folgern, daß 3 Pfund der Avena im Werthe 
nur 2 Pfund Heu des Wieſenlolchs gleichzuſetzen ſeyen; denn, 
wenn es gleich gewiß iſt, daß kräftigeres Heu einem weniger kräf⸗ 
tigen vorgehe, ſo tritt doch bei dem Futter noch eine weitere Rück⸗ 
ſicht ein, die namlich, daß die Thiere außer dem eigentlichen Nah⸗ 
rungsſtoffe, auch noch eines ausfüllenden Stoffes bedürfen, wo⸗ 
durch dann auch jene Theile des Futters, wenn ſie gleich nicht 
naährend, dabei aber auch nicht ſchlechter Eigenſchaft oder in ver’ 
dorbenem Zuſtande ſind, einen Werth haben. Demnach können, 
wie ſchon geſagt, 2 Pfund Heu von Raygras nicht 3 Pfund Heu 


N x RE -Ca ` K i 
CEA E e EE Er x 
— C — ua — 


173 


von Hafergras gleichgeſtellt werden; né ſey denn vielleicht bei den 
Pferden, durch Erſparniß an Körnerfutter. 

Booth u. Comp. in Hamburg verkaufen den Gentner Samen 
zu 45 und 54 Mark, und C. Männing in Karlsruhe zu 22 fl. 


15. Gattung. Honiggras. (Holcus L.) 
a Balg 2klappig, Ablüthig, die untere Blüthe zwitterig, „ wehr 
los, die obere männlich, begrannt Die Granne ruͤckenſtändig, 
EA zuletzt zurückgebogen. Bälglein 2ſpitzig. Die untere Spelze 
an der Spitze ungetheilt. Griffel ſehr kurz. Narbe federig, an 
der Bafi 8 der Blüthe heraustretend. e 


1) Wolliges H oniggra 8. (Holcus lanatus L.) (Wieſengras. ) 


Avena lanata Koel. Honiggras, wolliges Darrgras, Roßgras, Wollgras, 
Mehlhalm i in Deutſchland; Houque laineuse in Frankreich; Meadow Softgrass 
in England; Ludd-tatel in Schweden. 


Wurzel faſerig. Halm 1½ — 2 Fuß hoch, mit einem wolli⸗ 
gen Ueberzug. Blätter weiß — wollig. Rispe abſtehend. Aehre 


weißlich oder röthlich. Granne der männlichen Blüthe zurückge⸗ 


krümmt, im Balg eingeſchloſſen. Sft vor andern Gräſern durch 
die weißwolligen Blätter und Halme leicht zu erkennen. 

A Blüthe: vom Mai bis in September; Reife: Juli bis 
September. | SS. 

Vorkommen und Verbreitung. Auf Wiesen, beſonders 
an aufgeworfenen Gräben, auf torfigem Boden, Hügeln, Rais 
nen, und überhaupt auf grasreichen fetten Stellen durch ganz 
Deutſchland bis hinauf in die höheren Bergregionen. 

Cultur und Gebrauch. Es liebt einen humusreichen, 
fruchtbaren, namentlich ſehr lockeren Boden, giebt leichtes Futter, 
und darf nur als Miſchgras in nicht zu großer Quantität, 
weil es die beſondere Eigenſchaft hat, andere Gräſer zu verdrän⸗ 
hen, für Wieſen, namentlich auf torfigem ven Ge 
Werden. 

Schwerz ſagt: „Gering, zu dem Gebrauch für das Horn⸗ 
vieh und ſchlecht für die Pferde, eignet es ſich beinah nur als 
Weide für die Schafe, deren Zahn es kurz hält. Als Heu gewährt 
es ein gehalt⸗ und geſchmackloſes Futter, das bei dem Dörren ſehr 


174 | 


viel an Gewicht verliert. Das Einzige, was dieſes Gras em⸗ 
pfehlen kann, iſt, daß es auf feuchten, zugleich fetten Wieſen gut 
fortkommt und daſelbſt hohe ſtarke Büſche bildet. Dagegen iſt 
es mehr als andere Gräſer gegen die Frühjahrs fröſte empfindlich. 


Ob die Bienen, ſeines Namens und ſeiner ſchönen rothen Blüthen 


wegen, ein günſtigeres Urtheil über das Honiggras fällen als die 
vierfüßigen Thiere, laſſe ich dahingeſtellt ſeyn. „Diejenigen“, 
ſagt Arthur Young, „welche das Meadow stoft grass (Honig⸗ 
gras) anbauen, um den Samen davon zu verkaufen, ſind die Ein⸗ 
zigen, welche bei ſeinem Anbau gewinnen können.“ 

Der Centner Samen koſtet bei Booth u. Comp. in Hamburg 
34 Mark und bei C. Männing in Karlsruhe 24 fl. 


i 


2) Weiches Honiggras. ‚(Holeus mollis L.) (Wieſengras.) | 


Avena mollis Koch. Kriechendes Honiggras in Spe Houque 
mollet in Frankreich; Creeping Softgrass in England. 


Wurzel kriechend. Rispe abſtehend. Grannen der männlichen 


Blüthe gekniet — eingebogen, über den Balg hinausgehend. Sonſt 


ganz dem vorigen gleich. 

A Blüthe: Juni; Reife: Juli, Auguſt. 

Vorkommen und Verbreitung. In Wäldern und Bü⸗ 
ſchen, Hügeln, Rainen und überhaupt mehr auf mergeligem Bo⸗ 
den, ſeltner auf Wieſen. 

Cultur und Gebrauch. Gedeiht mehr auf ſchlechtem Bo⸗ 
den und trocknen Wieſen als das vorſtehende Gras; allein es iſt 
demſelben in der Qualitaͤt nachſtehend und überhaupt nicht als 
z zu betrachten. 


16. Gattung. Giele (Aira L.) 
Aehrchen 2blüthig, oder 2blüthig mit einem geſtielten Aufsatze 


zu einer dritten Blüthe, ſelten Zblüthig. Blüthe zwitterig. Balg 


zuſammengedrückt, Lklappig. Bälglein Zfpelzig, untere Spelze auf 
der Baſis oder auf der Mitte des Rückens begrannt. Granne in 


der Mitte vorwärts gebogen oder faſt gerade. Griffel ſehr me | 


Narbe ann, an der Ge der, Blüthe hervortretend. 


175 


1) Raſenſchmiele. (Aira caespitosa L.) (Wieſengras.) i 


Dechampsia caespitosa P. Beauw. Glänzende Moorſchmiele, Rabis, 
Rabsgras, Leethardel, Ackerſchwielenhalm, Moorſchmellen, hohe Ackerſchmiele 
M Deutſchland; Foin élevé in Frankreich; Turfy Hair-grass in England. 


Wurzel faſerig. Halm 2— 3 Fuß hoch, geſtreift, etwas 
llätterig. Blätter flach linealiſch, glatt. Rispe weitſchweifig. 
Blüthenſtielchen rauh. a kene, meiſt s lang als die 
Epere, 

+ Blüthe: Juni, Juli; Reife: Auguft: 

Vorkommen und Verbreitung. Bildet zahlreiche PEN 
tige Raſen in feuchten, ſumpfigen, moorigen Wieſen und Waͤl⸗ 
dern von den Niederungen Deutſchlands bis in die Alpen hinauf. 

Cultur und Gebrauch. Iſt nur als grünes Futter, ſo 
ange das Gras noch jung ift, zu gebrauchen; alt taugt es nicht 
viel und höchſtens nur zu Pferdefutter, weßhalb wir den Werth 
der Raſenſchmiele für Wieſenanlagen auf torfigem Boden nicht wohl 
anerkennen können, und dieſelbe vor der Hand nicht in die Reihe 
vorzüglicher Gräſer ſtellen wollen, bis wir genügendere Bee 
gen darüber gemacht haben. N 8 gh ) 


17. Gattung g. Rohr. Fer L.) 


Balg Lklappig, 2 — 7blüthig, conver zuſammengedrückt, uns 
efähr fo lang als die Blüthen. Bälglein Zfpelzig, an der Spitze 
dſpelzig. Zipfel ſtachelſpitzig, der mittlere in eine borſtliche, lanz 
here Granne vorgezogen. Griffel verlängert. Narbe ſprengwedel⸗ 
ſormig, über die Mitte des Blümchens hervortretend. 


D Pfahlrohr. (Arundo donax L.) 

Scolochloa arundinacea D. Cand. flor. fr. Donax arundinaceus Beauv. 
Schalmeien⸗, f ſpaniſches, n und zahmes Rohr. Das größte aller 
ropäifchen Gräſer. 

Halm 10 — 12 Fuß hoch, hohl, ſehr hart, holzig, mit dicken 
Knoten. Rispe ſehr äſtig, etwas abſtehend. Aehrchen meiſt Zblu⸗ 
hig. Untere Spelze an der Spitze doppelt — haarſpitzig und be 
annt, auf dem Rücken mit verlängerten Haaren beſetzt. 

4 h Blüthe: October. = 
Vorkommen und Verbreitung. Im ſuͤdlichen Europa, 
im öſterreichiſchen Littorale, in Iſtrien und bei Friaul, im füdlis 


* 


176 


H 


chen Tyrol auf ſandigen, feuchten Stellen, wohl mehr eultivirt 
als wild wachſend. Sodann in deutſchen Gärten, wo aber der 
Stengel meiſt nur in warmen Jahrgängen holzig wird. 

Cultur und Gebrauch. Die Pflanze, die nur im warmen 
Klima zur Blüthe gelangt, wird durch Theilung der Wurzeln ver⸗ 
mehrt und kommt bei uns mehr in leichtem, humoſem Boden, als 
an feuchten Stellen fort. Ueberhaupt leidet ſie gern durch Froſt 
und muß deßhalb über Winter gedeckt werden. 

Dem Südeuropäer, beſonders aber den Italienern „ ift diefe 
Pflanze faſt unentbehrlich; fie gebrauchen die holzigen, dem Bam 
busrohre Ähnlichen Stengel zu Pfählen, zum Einfriedigen der Går 
ten, zu Spalierwäuden, Pfeifenröhren, Stäben, Angelruthen und 
zu verſchiedenen techniſchen Zwecken. Bei uns wird daſſelbe aus 
Spanien und Italien zur Fertigung der Weberkämme, Mund’ 
ſtücke zu den Clarinetten u. dgl. bezogen. Wir haben nur zu be⸗ 
dauern, daß dieſes Rohr bei uns nicht eben ſo gut wie in Italien 
fortkommt, und gegen unſere Winter mehr empfindlich iſt, weil 
wir damit, zumal in holzarmen Gegenden, hauptfächlich aber 
beim Weinbau, viel Holz erſparen könnten. 


18. Gattung. Nohrſchilf. ( Phragmites Trinius.) 


Balg 2klappig, 3 — ?blüthig, die unterſte Blüthe männlich / 
nackt, die folgenden zwitterig, mit verlängerten Haaren umgeben. 
Bälglein 2ſpelzig, grannenlos, die untere Spelze an der Spitze 
ungetheilt. Griffel lang. Narbe ſprengwedelförmig. 


10 Gemeines Rohrſ Hilf. (Phragmites communis. Trin.) 


Arundo Phragmites L. Gemeines Rohr. Naht in Mecklenburg; Rue | 
bei Greifswalde; Schilfrohr in Sachſen; Maſſerrohr in der Oberpfalz; Rohr,, 
Schilf am Rhein; Rieht, Teichrohr, Röhricht, Büſchelrohr, Deckrohr, Pfeifer 
rohr in andern Gegenden Deutſchlands; Roseau commune in Frankreich; Com- 
mon Reed in England; Bizh in Illirien; Rör in Schweden. 

Halm 4 — 8 Fuß lang, ſteif, etwas holzig, meiſt Fingers 
dick. Blätter groß, breit, lang, ſeegrün, ſcharfrandig, ſtatt des 
Blattſcheidehäutchens ein Halbkreis kurzer dicht geſtellter Haare. 
Rispe ausgebreitet. Aehrchen 4 — öĩblüthig. 

4 Blüthe: Juni, Juli; Reife: September, October. 


177 


Vorkommen und Verbreitung. Wild, (nirgends culti⸗ 
virt) in Seen, Sümpfen, Ufern, Bächen und ſumpfigen Stellen 
durch ganz Deutſchland, Frankreich, England u. ſ. w. dach 
verbreitet. 

Cultur fund Gebrauch. Man benutzt das Rohr zu Blei⸗ 
ſtiften, Brandröhren für die Artillerie, zu Weberſpulen, haupt⸗ 
ſaͤchlich aber zum Berohren der Zimmerdecken, Pfoſten, Balken 
und Bretterwänden, fo wie zu andern Gypsarbeiten. Auf der 
Inſel Reichenau am Bodenſee bedeckt man damit über Winter die 
niedergelegten Rebſtöcke und benutzt ſodann den Sommer hindurch 
das dürre Stroh zur Streu. Ferner fertigt man daraus Matten 
zum Bedecken der Miſtbeete, Rohrwände zum Schutz der Pfirſich⸗ 
ſpaliere in Gemüfegärten, fo wie auch Zäune, Hütten und Dis 
cher für kleine Gebäude und Stallungen. , 


Torfpflanze. 


Die Pflanze wuchert in Sümpfen außerordentlich fort E) 
ſetzt beſtändig eine Maſſe neuer Wurzelſproſſen an, die allmählig 
ganze Teiche ausfüllen, junge Torflagen bilden und ſehr viel 
zur Verlandung alter Flußbeete und Sümpfe beitragen. Die jüns 
geren Torfgebilde in den Niederungen des Rheinthals haben ihre 
Entſtehung größtentheils dieſer Pflanze zu verdanken, was aus den 
noch vorkommenden kenntlichen Wurzelreſten deutlich zu erſehen iſt. 
Dieſe Pflanze hat daher für ausgeſtochene Torflager, wo der Boden 
ſehr ſumpfig iſt und nicht entwäſſert und urbar gemacht werden 
kann, zur Bildung neuer Torflager beſonderen Werth. 

Hiervon hat man eine Spielart: 


a) Subuniflora D. C. 


die auf trockenen, ſandigen, ehemals verſumpften Flächen im Rhein⸗ 
thale vorkommt, woſelbſt ſich die Pflanze kümmerlich erhalten hat 
und von Mehreren als eine beſondere Art angenommen wird. 


19. Gattung. Windhalm. (Agrostis L.) 


Balg 2klappig, ablüthig, conver zuſammengedrückt, länger 
als die Blüthe. Klappen ſpitz, die untere länger. Bälglein Ze 
felig, häutig, an der Baſis mit ſehr kurzen Haarbüſcheln ges 

12 


178 


ſtützt, begrannt oder grannenlos. Granne fehr bänn, ` Obere 
Spelze manchmal fehlend. Anſatz einer obern Blüthe fehlend. 
Griffel ſehr kurz. Narbe federig, an der Baſis des Aehrchens 
heraustretend. l 


1), Fioringras. (Agrostis Saule gere L. var. 60 
(Wieſengras.) 
Agrostis alba Schrad. Agrostis capillaris Pollich. Agrostis stoloni- 
fera Host. Agrostis diffusa Host. A. varia Host. A, deeumbens Haller 
Sohn. A. alb II decumbens Gaud. Hundsgras, kriechende Schmelle, wu⸗ 
cherndes Straußgras, Fioringras in Deutſchland; Agrostes tragant in Frank⸗ 
reich; Creeping Bent-grass, Common Bent-grass in England; Hven Fio- 
ringras in Schweden. 


Wurzel lang und viele Ausläufer bildend. Rispe läͤnglich⸗ 
kegelförmig. Aeſte wagrecht abſtehend. Aeſtchen gegen die Seite 
der Aeſte und abwärts gerichtet, die fruchttragenden zufammenger 
zogen. Aeſte und Blüͤthenſtielchen rauh. Blatthäutchen länglich. 
Blatter linealiſch flach. 

2. Blüthe, Juni, Juli; Reife: Auguft, 

Vorkommen und Verbreitung. Auf feuchten Wieſen, 
an Gräben, in Wäldern, auf Triften und an Ufern im Flußkies 
allgemein verbreitet. 

Cultur und Gebrauch. Ueber kein Futtergras hat man 
vor ungefähr 10 Jahren mehr Lärm, verbreitet, als über das Fio⸗ 
ringras, der von England ausging und ſich uͤber Deutſchland und 
Frankreich verbreitete. Die hierüber gemachten praktiſchen Erfah⸗ 
rungen ſind aber bis jetzt ſehr widerſprechend, was wohl daher 
rühren mag, weil man nicht immer das ächte Gras ausfäete, 
hauptſächlich aber, weil es in den verſchiedenartigſten und oft ſehr 
unpaſſenden Bodenarten und Lagen angebaut worden zu ſeyn ſcheint. 
Nach unſerer Anſicht gehört das Fioringras nur auf feuchte torfige 
Wieſen, und namentlich in Gegenden, wo viel Nebel und feuchte 
Luft iſt, unter welchen Verhältniſſen es einen dichten Raſen bildet 
und ein nahrhaftes, mehrmal abzumähendes Bodenfutter liefert, 

das bis in den Winter Blätter treibt und im Herbſte bis in den 

tiefen Winter hinein noch abgeweidet werden kann, wozu nament⸗ 
lich das engliſche Klima, wo die Luft ſehr feucht und der Winter 
gelindziſt, fidh beffer eignen mag, als das deutſche. 


/ 


179 


Schwerz fagt hierüber: „Es gedeiht vorzugsweiſe auf feuch⸗ 
ten und moorigen Wieſen, und ſo bleibt auch das mindergute un⸗ 
ter ſicheren Umſtänden ſchätzbar. Die Schöſſe dieſes Graſes ver- 
längert fih auf 2 — 4, ja manchmal auf 6 Meter. Man muß 
ſich aber deswegen nicht vorſtellen, als wenn man auch 10, 15, 
20 Fuß langes Heu davon einernten werde. Der rankende braun⸗ 
röthliche Halm kriecht nämlich dicht über der Erde her, ſchluͤgt an 
jedem Knoten neue Wurzeln in dieſelbe und treibt von jedem dieſer 
Punkte eine Schoſſe mit einigen Blättern bis zur Höhe von 4— 1 ½ 
Fuß auf. So viel alſo und nicht mehr kann die Senſe davon faſſen. 

Auf Wäſſerwieſen, denen es nicht an Waſſer fehlt, bietet diez 
ſes Gras ein ſaftiges, nährendes Futter und das beſte Heu dar, 
welches man kennt, beſonders für Schafe. Auf trocknem „ mages 
rem Boden aber wird es ſo hart und ſaftlos, daß kein Thier es 
des Anbiſſes würdiget. Man pflanzt es ſehr leicht durch Ableger 
fort, indem jedes auch noch fo kleine Rankenſtück Wurzel Thlägt. 
Man hat den beinah unglaublichen Ertrag einer Wieſe in Wiltfhire, 
wovon man den Grundwerth wenigſtens auf 8500 fl. per Hektar 
anſchlägt, von dieſem Graſe, welches ſich darauf findet, herleiten 
wollen. Eine genaue Unterſuchung hat aber bewieſen, daß dieſe 
Wieſe die Größe ihres Heuertrags einzig dem g perii Rispengras 
(poa trivialis) zu verdanken hatte. 

100 Pfund Samen koſten bei Booth u. Comp. in ragen: 
8⁰ Mark. 


20 Gattung. Reis. rei — 


Blüthe in einer Rispe. Aehrchen einblüthig. - Balg 2ffappig. 
Klappen ſehr klein und ſpitz. Bälglein Lklappig, feinhaarig oder 
zottig, mit den Samen verwachſen. Aeußere Klappe 5edig, groͤ⸗ 
ßer als die innere. Samen DS ſtumpf, zuſammengedrückt, eckig. 


— 


* Streng genommen ſollte die Beſchreibung des Reiſes hier keine Stelle ein⸗ 
nehmen, weil er kein eigentliches Jutereſſe für den deutſchen, ſondern nur 
für den ſüdeuropäiſchen Landwirth haben kann; allein da wir im "Det 
m ausgezeichneten Sammlung von Reisſpielarten find, die meiſtens durch 

Müller während 13jähriger Anweſenheit auf Java auf den dortigen 
aber gefammelt wurden, und bei denen nachgewieſen ift, daß ſie 
durch Cultur und ö Wechfel eben ſo wie unſere Getreidearten 


H 


180 


1) Reis. (Oryza sativa L.) (Sommergetreide.) 


Reis in Deutſchland; Riz in Frankreich; Riso in Italien; Rice in Eng 
land; Patice *) und Katan *) in der Gunda; Arroz in Spanien. 


Halm 3 — 4 Fuß hoch, gegliedert, aufrecht, größtentheils 
von langen Blattſcheiden umſchloſſen. Blätter 12 — 15 Zoll lang, 
½ — 1 Zoll breit. Blattſcheide 8 — 12 Zoll lang. Rispe aus⸗ 
gebreitet, etwas einſeitig. Aehrchen kurz geſtielt, 1grannig oder 


grannenlos, Afamig, länglich, oval. Kelchſpelze ſehr klein, ſpitz. 


Balg Lklappig, mit dem Samen verwachſen. Grannen 1½ —2 
Zoll lang oder fehlend, ſehr fein. Samen hell, durchſichtig, weiß 
oder Sa glafig und etwas n 


a) Weißer gegrannter Reis. 


Bälglein feinhantig;, gegrannt, weiß; Samen weiß. 
Europäische Cerealien p. 57. A. 
Katan fere auf Java. \ 


Dieſer Reis mit weißen e Aehren, Grannen und 
weißen Samen iſt als die eigentliche Grundform anzuſehen, von 


der die übrigen Spielarten durch die Cultur und den klimatiſchen 


Wechſel entſtanden ſeyn mögen, und auf den die vorſtehende Be⸗ 


ſchreibung, mit Ausnahme der Grannenloſigkeit, vollkommen paßt. 


Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Dieſer Reis wird 
auf Java und überhaupt in Oſtindien ziemlich häufig, und zwar 
auf bewäſſerten Feldern angebaut und von den Einwohnern zu 
Backwerken und Suppen, mehr als zu andern Gerichten, allge⸗ 
mein benutzt. 


Der Katan fere beſitzt weit FE Kleber als Stärkmehl, weß⸗ 


halb er ſich vorzüglich zu REDE eignet. Er hitzt ſehr De 


en nn nn. 


vielfache er in Form und Farbe erlitten haben, fo glauben wir 
durch dieſe Abhandlung der botaniſchen Wiſſenſchaft einen nicht unintereſ⸗ 


ſanten Beitrag zu liefern, der zugleich dem Landwirthe einigen Aufſchluß 


über die wichtigſten Getreidearten der heißeren Zonen, wo unſere Getreide 
nur ſelten mehr fortkommen, geben möchte. 

* Unter Padice verſteht man einen Reis, der mehr Mehl als Kleber beſitzt, 
daher mehr verdaulich und bei den Europäern mehr beliebt ift, 


sai Katan dagegen iſt ein Reis, der mehr Kleber als Mehl enthält, und des 


halb hitziger und weniger verdaulich ſeyn ſoll, weßwegen er in * 
weniger von den Europäern genoſſen wird. 


ED 
E? 


e e op o ES e 


181 


iſt unverdaulich, und wird deßhalb von den Europäern auf Java 
weniger genoſſen als der Padice-Reis. 


b) Bergreis. 


Stimmt nach Lamark, Encyclop. meth. Suppl. IV. p. 688 
mit vorſtehender Grundgeſtalt ganz überein und unterſcheidet ſich 
von derſelben nur durch faſt glatte Blumenſpelzen, durch eine kür⸗ 
zere Vegetationszeit und durch die Cultur auf trocknem Felde. 

Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Der Bergreis wird 
hauptſächlich in China und Japan auf Gebirgsfeldern, die hie und 
da leicht bewäſſert werden können, ſehr häufig angebaut. Er reift, 
von der Ausſaat an gerechnet, innerhalb 3 Monaten, iſt ſehr dauer⸗ 
haft und bei rauher Witterung weniger empfindlich als der andere 
Reis. Loureiro fand ihn z. B. auf den Gebirgen von Japan, 
im Januar 1750, bei einer Temperatur von kaum 3° Reaumur 
3 — 4 Zoll lang und fehe fhòn grün ausſehend, wornach anzu⸗ 
nehmen iſt, daß der Bergreis bei einer ſo kurzen Vegetationszeit in 
unſerem Klima ebenfalls gut fortkommen und gedeihen muß. Schon 
vor 18 Jahren war man dieſer Anſicht, und es wurden deßhalb 
eine Menge Verſuche in Deutſchland angeſtellt, die aber alle ſehr 
ungünſtige Reſultate lieferten. Auch wir ließen mehrmals Samen 
kommen und ſetzten die Cultur damit einige Jahre fort, allein ſtets 
ohne Erfolg. Die Pflanzen beſtockten ſich gering, ſetzten wenig, 
und meiſt nur gegen den Herbſt, Samen an, die niemals reif 
wurden. Bei näheren Prüfungen und Nachforſchungen fanden wir, 
daß die ſäumtlichen Samen, die auf eine betrügeriſche Weiſe um 
theures Geld verbreitet wurden, nicht aus China, wie angezeigt 
war, ſondern aus Italien bezogen worden ſind, und daß wir nichts 
anderes als den ungegrannten italieniſchen Sumpfreis bekamen, der 
ſelbſt in Italien ſieben Monate zur gänzlichen Reife erfordert und 
auf dem trocknen Lande nicht fortkommt. Wir wendeten uns ſo⸗ 
fort zum Bezuge ächter Samen nach England und andere Länder, 
und erhielten endlich eine Parthie ächter Samen, die mit der Be⸗ 
ſchreibung von Loureiro genau uͤbereinſtimmten; allein trotz der 
Sorgfalt, die wir anwendeten, keimte bei wiederholten Verſuchen 
kein Korn, und fo blieben unſere Bemühungen fruchtlos. Nun er- 
ſchien in der Karlsruher Zeitung vom 29. Dec. 1827 eine Anzeige 


182 


aus Neapel, daß Se. Maj. der König von Sicilien den chine⸗ 
ſiſchen Bergreis aus ſeinem Vaterlande habe kommen, in dem för 
niglichen Luſtgarten anbauen und den Ertrag an mehrere Guts⸗ 
beſitzer habe vertheilen laſſen, wovon einer derſelben Folgendes be⸗ 
richtet: „Ich habe etwa 20 Loth von dieſem Reis in einem klei⸗ 
nen Terrain von twa 20 O“ in einem ſandigen Boden im Mai 
ausſäen laſſen. Schon nach 14 Tagen zeigten ſich die Pflanzen, 
und nach 2 Monaten hatten ſie eine Höhe vo 2 Fuß erreicht und 
Buͤſchel oder Aehren getrieben, welche den 20. Auguft, folglich 
innerhalb 3 Monaten, vollkommen reif waren und einen Ertrag 
von ungefähr einem halben Malter zu 87% Pfund lieferten.“ 
Auf dieſen Bericht wendeten ſich Se. Hoheit der Herr Markgraf 
Wilhelm von Baden nach Neapel, und erhielten auch wirklich ein 
Paquet Samen, den wir aber ebenfalls für den italieniſchen Sumpf⸗ 
reis erkannten, was ſich nur zu bald durch den (eat, miß lun; 
genen Anbau beftätigte. 

Wir machen auf die Wichtigkeit zur Rn Achter Samen 
aus China und auf die Cultur des Bergreiſes wiederholt aufmerk⸗ 
ſam, indem derſelbe nach allen Nachrichten bei uns gedeihen muß 
und von großem Nutzen ſeyn dürfte. Auch würden wir für. die 
Mittheilung ächter Samen ſehr dankbar und erkenntlich ſeyn. 


c) Kleiner weißgegrannnter Neis. 


Bälglein gegrannt, weiß, feinhaarig. Samen weiß, klein, 
rundlich. 

Padice Gadja manoer (Elephantenreis) auf Java. 

Unterſcheidet ſich von der Grundform a durch kleinere rund⸗ 
liche Samen und etwas kürzere gedrehte Grannen. 

Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java 
allgemein auf Waſſerfeldern angebaut und zur taglichen Nahrung 
gebraucht. Die Körner haben ebenfalls mehr Stärkmehl als der 
Katanreis, und werden daher hauptſaͤchlich zu Mehl und Brod⸗ 
bereitung benutzt. 


4) Weißer ſchwarzgegrannter Reis. 


Bälglein weiß, gegrannt, feinhaarig; Samen weiß, Gran 
nen ſchwarz. 


183 

Padice Kawang auf Java. 

Unterſcheidet ſich von der Spielart a blos durch an 
Grannen. 

Vorkommen, Cultur Aud Gebrauch. Dieſe Form wird 
ebenfalls auf Java allgemein auf Waſſerfeldern angebaut, und 


hauptſächlich zur Bäckerei ſo wie auch zur täglichen Speiſeberei⸗ 
SE Braune 


e) Weißer gegrannter Reis mit rothem Samen. 


Baͤlglein gegrannt, weiß, feinhaarig; Samen A 

Padice mera (rother Neis) auf Java. 

Sft der Form a ganz gleich und nur durch rothe See (naͤm⸗ 
lich erhülſete Samen) von demſelben verſchieden. 

Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java 
auf Waſſerfeldern allgemein angebaut und zur täglichen Nahrung 
verwendet. \ i 


| f) Weißer gegrannter Reis mit ſchwartzen Samen. 


Bälglein gegrannt, weiß, feinhaarig; Samen ſchwarz. 

Katan itam (ſchwarz) allgemeine Benennung in der Sunda. 

Iſt von der Form a nur durch ſchwarze Samen verſchieden. 

Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Dieſer Reis wird 
in der Gunda ziemlich haufig und beſonders auf Java auf Waf- 
ſerfeldern cultivirt und wegen ſeinen ſchwarzen Samen, die aber 
ein weißes Mehl geben, mehr zu Backwerken als zum Kochen be⸗ 
nutzt. Er hitzt ebenfalls mehr als der Podicereis, und iſt deß⸗ 
halb, beſonders bei den Europäern, nicht ſo beliebt. i 


g) er geg ir bii Reis. 


Baͤlglein gegrannt, braun, feinhaarig; Samen glaſig, weißlich. 
Padice Kiedang (Kiedang eine Art Hirſch, Cervus muntjac) auf Java. 
Unterſcheidet ſich von der Form a durch braune Blumenſpel⸗ 
zen und Grannen und durch glaſige, etwas weißliche Samen. 
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Man baut ihn fehr 
Gemein auf Java auf Waſſerfeldern; er iſt ſehr beliebt und wird l 
dort vorzugsweiſe zu Brod und andern Speifen benutzt. 


h) Brauner ſchwarzgegrannter Reis. 


Bälglein braun, feinhaarig; Granne ſchwarz; Samen weiß. 
Katan Sapie (Sapie eine Kuh) auf Java. 
Unterſcheidet fih von der Grundform a durch braune Blumen 
ſpelzen und ſchwarze Grannen. 
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java 
auf trocknen pflügbaren Aeckern angebaut und hauptſächlich zur 
Brodbereitung benutzt. 5 


1) Schwarzer gegrannter Reis. 
Bälglein ſchwarz, rauhharig; Samen weiß; Grannen ſchwarz 
`` Katan bulu itam (bulu itam ſchwarzhaarig) auf Java. l 

Iſt von der Grundform a durch ſchwarze rauhharige Blumen⸗ 
ſpelzen und ſchwarze Grannen unterfchieden,. 

Verkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java 
auf naſſen Feldern allgemein angebaut und meiſt zu Brod und 
Backwerken verwendet. 


k) Kleiner ſchwarzer gegrannter Reis. 


Bälglein ſchwarz, rauhhaarig; Grannen ſchwarz; Samen weiß, 
kleiner als bei der Spielart i. 
Padice Mohong auf Java. 


Unterſcheidet ſich von der Spielart a Digg ſchwarze Blumen 
ſpelzen und Grannen, und von der Spielart i durch kleinere Samen. 

Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java 
auf naſſen Feldern s und mehr zum Ce als zum Backen 
verwendet. 


1) Weiger ungegrannter Reis. 


Bälglein weiß, ungegrannt, feinhaarig; Samen weiß, ziem 
lich groß. | 
Padice Apiet auf Java; Riso in Italien. 

Unterſcheidet fih von ber Grundform a end ganzlich Man⸗ 
gel der Grannen. 

Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java, 
jedoch nicht allgemein, auf naſſen Feldern angebaut, und iſt die⸗ 
ſelbe Form, die in Italien allgemein auf den Reisfeldern vor⸗ 


185 


Naur, daſelbſt einer Vegetationszeit von ſieben Monaten bedarf, 
und bei uns fälfchlicher Weiſe als Bergreis verkauft worden iſt. 
Dieſer Reis kommt bei uns im Handel unter dem Namen Mai⸗ 
länder⸗Reis vor und wird bisweilen den Reisarten anderer Vote 
der vorgezogen. \ 


m) Kleiner weißer ungegrannter langtörniger Reis. 
x Padice tjere auf Java. 
Dieſes iſt eine eigentliche Unterſpielart von der Spielart 1, 
die blos durch kleine längliche Samen von derſelben verſchieden iſt. 
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java 
ebenfalls, allein nur in geringer Quantität, wahrſcheinlich des 
geringen Ertrages wegen, auf naffen Feldern angebaut. 


n) Kleiner weißer ungegrannter rundkörniger Reis. 


Padice Naga auf Java. i 

Eine Unterfpielart von der Spielart 1, die ſich durch kleinere 
rundliche Samen von derſelben unterfcheibet. ; 

Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Dieſer Reis ſcheint 
wegen der kleinen Körner ſehr wenig vorzutragen, und ſoll deß⸗ 
| batb ei Java weniger als andere Reisſpielarten cultivirt riii 


Allgemeine Cultur und Gebrauch des Reiſes. 


Der Reis iſt eine ſehr wichtige einjährige Getreideart, die in 
Europa nur in den ſüdlichſten Theilen von Italien, Spanien und 
Portugall im freien Lande fortkommt, hauptſächlich aber durch 
ganz Oſtindien, in Carolina und in andern warmen Laͤndern, zu⸗ 
mal da, wo unſere Getreide nicht mehr gedeihen wollen, allgemein 
angebaut wird und als Hauptuahrungspflanze der heißen Zonen 
zu betrachten iſt. Er verlangt durchaus ein warmes Klima und 
möglichſt feuchten Boden, der zeitweiſe unter Waſſer geſetzt werden 
kann; allein mehrere Spielarten können auch auf trocknem Felde 
gebaut werden, woſelbſt ſie aber einen humoſen Boden und einige 
Bewäſſerung bei ſehr trocknem Wetter verlangen. 

In Oberitalien, bei Mantua und Verona, baut man die 
Spielart 1 auf folgende Art: Das Reisfeld bildet ein großes lan- 
ges Viereck, welches zur Haltung des Waſſers rundum mit einem 


186 


erhabenen Damm eingeſchloſſen iſt; innerhalb dieſes Dammes iſt 
ein Graben, durch welchen das Waſſer, wenn das Reisfeld trocken 
gelegt werden ſoll, abgelaſſen wird. Das ganze Feld iſt in eine 
Menge kleiner regelmäßiger Vierecke eingetheilt, welche durch er 
habene, kleine Daͤmme bildende, Fußſteige von einander unterſchie⸗ 
den find. Früh im Monat März, nachdem das Reisfeld längst 
trocken gelegt worden, wird der Boden durch ein Grabſcheid um⸗ 
gearbeitet, und nach Vollendung dieſer Arbeit das Waſſer auf mer 
rere Zoll Höhe hineingelaſſen, wodurch der Am erweicht und in 
einen Sumpf umgewandelt wird. 

Man ſäet nun den Reis, welcher zuvor einige Tage in Waf 
fer eingeweiht war, auf ähnliche Weiſe und in derſelben Quanti⸗ 
tät, wie bei uns den Weizen oder die Gerſte, auf das Waſſer, 
welcher alsdann unterſinkt und nach Verlauf von einem Monat 
als Pflanze über die Oberfläche des Waſſers hervorkommt. Im 
Monat Mai wird das Waſſer abgelaſſen, das Reisfeld von allem 
Unkraut gereinigt, und nach dieſem die jungen Pflanzen abermals 
wieder unter Waſſer geſetzt; damit iſt nun die Arbeit, bis auf 
mehrmaliges Ab- und Zulaſſen des Waſſers in Zwiſchenräumen 
von 5 zu 5 Wochen, vollendet. 3 bis 4 Wochen vor der Ernte, 
welche gewöhnlich Anfang Octobers iſt, werden die Reisfelder 
ganz trocken gelegt, damit der Reis gehörig reifen und abtrocknen 
kann, alsdann ſchneidet man denſelben in der halben Höhe des 
Halmes ab, bindet ihn auf Büſchel und bringt diefe in die Scheune 
zum Ausdreſchen. Die Felder werden nicht gedüngt, ſondern man 
läßt ſtatt deffen die untere Hälfte des Halmes auf dem Felde ſte⸗ 
hen und gräbt dieſelben das kommende Jahr unter die Erde. Das 
Dreſchen geſchieht auf ähnliche Weiſe, wie bei dem Weizen; iſt 
dieſes vorüber und der Same von den Grannen und ſonſtigem 
Unrath gereinigt, ſo wird er zur Mühle gebracht, und ſo, wie 
bei uns an einigen Orten die Gerſte, gefhält (gerollt) . 

In Aegypten wird der Reis vor der Ausſaat in Säcke von 
Palmzweigen gethan, welche 5 bis 6 Tage unter Waſſer getaucht 
werden, bis der Reis anfaͤngt zu keimen; alsdann nimmt man 
ihn heraus, ſchüttet ihn auf Haufen und bedeckt ihn mit friſchem 
Klee; nach Verlauf von 24 Stunden werden die Haufen herum’ 
gerührt, abermals zuſammengehäuft und wieder mit friſchem Klee 


187 


noch einen Lag > bedeckt; alsdann nimmt man Abends den 
Klee hinweg und läßt den Reis über Nacht unbedeckt dem Thau 


ausgeſetzt. Den andern Tag wird er auf vorhergehende Art auf 


das Waſſer geſäet, und um das Wurzelfaſſen ſchneller zu bewir⸗ 
len, läßt man auf kurze Zeit das Waſſer mehrmals ab und zu. 
Sind die jungen Reispflanzen einige Zoll lang herangewachſen, 
ſo werden die Felder vom Unkraut gereinigt, die überflüffigen, zu 
dicht ſtehenden Pflanzen ausgezogen und dieſelben auf WE? 
Reisfelder verpflanzt. 

Ferner baut man auf Java die Spielarten a, o, dy e, e, g, 
, k, I, m und n auf den Feldern, die gefügt und Sc ber 
Einfaat ähnlich wie bei vorſtehender Behandlung unter Waſſer ger 
ſetzt werden, woſelbſt der Reis innerhalb 4 Monaten ſeine Reife 
erlangt. Ein ſolches Reisfeld heißt in der Sundaſprache Sawa 
und der darauf erzielte Reis Padice Sawa. (Waſſerreis.) * 

Sodann baut man in China auf geackerten Feldern meiſt in 
Gebirgsgegenden die Spielart b, und auf Java die Spielart kh, 
wovon erſtere nach ſehr genauen Nachrichten von Augenzeugen in 
3 Monaten, und letztere in 5 Monaten zur Reife gelangen ſoll. 
Ein ſolches Feld heißt in der Sundaſprache Tipar, und dai darauf 
erzielte Reis Padice Tipar. Feldreis.) 

Auf Java hat man endlich noch die ſogenannten Bergreisfel⸗ 
der, Gaga genannt, wo die Bäume abgehauen, verbrannt und die 
Felder bei regneriſchem Wetter mit Reispflanzen beſetzt werden. 
. Pflanzen werden gewöhnlich auf Beeten, die auf Flößen, 
ahnlich unſeren Miftbeeten , angelegt ſind, erzogen. om 

Der Reis ift durch ganz Oſtindien die Hauptnahrung der Be⸗ 
völkerung. Man bereitet daraus Brod und verſchiedene Backwerke, 
Suppen u. dgl., hauptſächlich aber wird er vom gewöhnlichen 
Einwohner gekocht, oder auch durch Dampf erweicht, und nach⸗ 
dem alle wäſſerigen Theile abgegoſſen ſind, ohne Zuthat von Fett 
oder Fleiſch trocken, und zwar meiſt ohne Löffel, mit der bloßen 
Hand aus dem Kochgeſchirr gegeſſen. Mit einem ſolchen Gericht 
begnügt fih der Malaie, ohne andere Bedürfniſſe zu kennen, fein 
ganzes Leben hindurch. 

Ferner benutzen die Japaner die Spielart b zum beinen ihrer 
Papiere. 


4 


Unter dem Namen Brass verſteht man in der Sundaſprache 
den geſchälten, unter Nassi den gekochten Reis. i 

Der Reis wird wie unſere Gerſte geſchnitten, gedroſchen, g” 
reinigt, auf der Schälmühle enthülſet und in dieſem Zuſtande in 
den Handel gebracht. Der Gebrauch in Europa iſt hinlänglich 
bekannt, weßhalb wir dieſen Gegenſtand übergehen und nur noch 
bemerken, daß aus den Reiskörnern der Arrak, ähnlich wie del 
Branntwein von unſerem Getreide, durch Deſtillation gewonnen 
wird. d 


21. Gattung. Lieſchgras. (Phleum.) 


Balg Lklappig, Ablüthig, länger als die Spelze. Klappen 
faſt gleich gekielt⸗zuſammengedrückt, an der Spitze abgeſchnitten 
oder ſpitz, begrannt oder faſt wehrlos. Bälglein Zfpelzig, häutig / 
begrannt oder grannenlos. Anſatz zu einer oberen Blüthe ſtielför⸗ 
mig oder fehlend. Griffel mäßig lang. Narbe ſehr lang, behaart, 
aus der Spitze des Aehrchens hervortretend. pis 


OD Wieſenlieſchgras. (Phleum pratense L.) (Wieſengras.) 


Thimoteus⸗ oder Thimothegras, Kolben- oder großes Lieſchgras, Hirten 
gras, Thimotygras in Deutſchland; Fleau des pres in Frankreich; Cats- tail- 
grass, Timothy-grass ), Meadow-tail-grass in England; Timothei und 
Angkampe, Thimotei-gras in Schweden. 


Wurzel faſerig, Halm 2 — 3 Fuß hoch, geſtreift, blätterig ` 
Nispe ährenförmig, walzlich. Klappen länglich, quer abgeſchnit 
ten, in eine Granne plötzlich zugeſpitzt, am Kiele ſteifhaarig ge 
wimpert. Grannen kürzer als der Balg. ah 

A Blüthe: Mai, Juni; Reife: Juli, Auguft. 

Vorkommen und Verbreitung. Wild auf feuchten meiſ 
guten und mitunter auch auf kalten thonigen Wieſen in Deutſch⸗ 
land, England und Frankreich; cultivirt auf Feldern in Nord 
amerika und theilweiſe in England. 

Cultur und Gebrauch. Dieſes Gras hat viele Verehrel 


*) Dieſe in Samencatalogen und auch bei den engliſchen und deutſchen Land 
wirthen angenommene Benennung kommt von Timotheus Hanſen, 
welcher dieſes Gras aus Nordamerika nach England brachte. Es wurde in 
neueren Zeiten als vorzügliches Futtergras ſehr empfohlen. i 


189 


und eben ſo viele Widerſacher, was wohl daher rühren mag, daß 
man es nicht am rechten Orte geſäet, mit andern geeigneten Grä⸗ 
ſern gehörig vermiſcht oder zur Unzeit abgemähet hat. Soviel wir 
erfahren haben, gedeiht es auf feuchten, hauptſächlich torfigen, ſo 
wie auch auf ſehr thonigen und guten Wieſen, und verdient auf 
Dieren vorzugsweiſe, jedoch mit andern Gräſern gemischt, ange⸗ 
baut zu werden. 

Thaer ſagt: „Das Wieſenlieſchgras ez einen feucht 
liegenden, aber lockeren Boden. Jung gemähet iſt es weich und 
dem Vieh angenehm; kommt es bis zur Aehre, fo ift es ſchon 
hart und ſein Heu faſt nur für die Pferde nutzbar. Es giebt, da 
es ſpäter treibt, nur einen Schnitt. 

Es giebt vielen Samen, der nicht leicht ausfällt, und alſo 
gemähet und abgedroſchen werden kann. Dieſer Samen iſt aber 
ſehr fein, und man bedarf nur einige Pfunde auf einen Morgen. 
Deßhalb hat ſich wahrſcheinlich der Anbau dieſes Graſes mehr wie 
andere verbreitet.“ 

Schwerz bemerkt: „ Auch dieſes, Gras erregte einſtens unter 
dem Namen Thimothygras vieles Aufſehen und verſchwand mit der 
Mode, oder, was gleich viel iſt, mit dem Geiſte der Zeit, in⸗ 
dem jede Zeit den ihrigen hat und ihn, wie ganz natürlich, für 
den aufgeklärteſten, daher auch für den beſten halt. Das dauert 
denn, bis wieder ein anderer Geiſt, irgend ein Finſterling, wie 


nan ihn vor der Hand zu benennen pflegt, das gute, längſt ver⸗ 


geſſene Alte wieder hervorruft und an Ort und Stelle ſetzt. Man 
verzeihe, wo möglich, dieſe etwas ungeſchickten Reden einem blos 
Ben Bauer, der nicht viel mehr als feinen Pflug kennt, und um 
ſich bei der Arbeit zu erholen, manchmal nach dem ſtrahlenden, 
unberänderten Lichte der lieben alten Sonne aus dieſer Vergäng⸗ 
lichkeit hinaufſchaut. 

Das Wieſenlieſchgras iſt ein ſpätes, rauhes, aber viel Fut⸗ 
ter gebendes Gras, das ſich fehr gut auf Wäſſerungswieſen ſchickt, 
auf thonigem, kaltem und, wie man ſagt, auf torfigem Boden 
fortkommt. Das ift alles, was fih zu feinem Vortheil mit Wahr⸗ 
heit ſagen läßt.“ ; 

Aechten Samen bekommt man bei Booth u. Comp. in Ham⸗ 
burg zum Preis von 26 — 36 Mark den Centner, bei © Mäns 


190 


1 


ning in Karlsruhe zu 38 fl. und bei C. Wunderlich in Frankfurt 


a. M. das Pfund zu 28 kr. 


Hiervon hat man eine kleinere Varietät mit kürzerer Aehre, 
längerem Halme, der an der Baſis zwiebelig⸗ verdickt ift, die auf 
trocknen Wieſen vorkommt, und an deren kleinerem Wachsthume , 
woran lediglich der Standort ſchuld ift, leicht erkannt werden kann, 


22. Gattung. Fuchsſchwanz. (Alopecurus L.) 


Aehrchen von der Seite her zuſammengedrückt, Ablüthig oder 
4blüthig mit einem Anſatze einer oberen Blithe, in einer einfachen 
Traube wechſelſtändig. Klappen fo lang als die Blüthe oder län! 
ger. Griffel lang. Narbe verlängert, faͤdlich „ behaart aus m 
Spitze des Hetschend hervortretend. 


4) Wiefenfuhsfhmanz. (Alopecurus pratensis L.) 
(Wieſengras.) Te 
Kolbengras, Taubgerſte, Falſches oder Wieſenkanariengras in Deutſchland; 
Zeshizi rep in Illyrien; Vulpis des pres in Frankreich; Meadow Fox 
tail-grass in England; Angkafle, Raygras in Schweden. 


Wurzel faſerig. Halm 1—2 — 3 Fuß boch, aufrecht ode 
in einem Knie aufſteigend, kahl. Blatter linealiſch⸗lanzettlich / 
in eine lange Spitze auslaufend. Nispe ährenförmig, walzig / 
ſtumpf. Aeſte der Rispe 4 — 6 Aehrchen tragend. Klappen ſpiß, 
unterhalb der Mitte zuſammengewachſen, zottig⸗gewimpert. 

4 Blüthe: Mai, Juni; Reife: Juli. 

Vorkommen und Verbreitung. Auf fetten Wieſen und 
in Grasgärten faſt durch ganz Europa verbreitet. 

Cultur und Gebrauch. Der Wieſenfuchsſchwanz iſt ein 
der vortrefflichſten Wieſengräſer, das guten Boden, Dung und 
Waſſer verlangt, wo eg fih aber ſehr gut beſtockt und früh und 
reichliches Futter hervorbringt. Es hat nur den Fehler, daß es 
in feinen Standorten zu waͤhleriſch it und eine unangemeſſene Ze 
ſcheidenheit gegen feine Nachbarn beſitzt. Am küͤhnſten jedoch tritt 
es in der Geſellſchaft des engliſchen Raygrafes und der Poaarten 
auf, deren Ueberwinder es mitunter wird, wozu aber ein fette 
Wieſenboden gehört; auf jedem andern läßt es ſich leicht verdrä 
gen. Die Wieſen, auf welchen dieſes Gras dominirt, müſſen vol 


en e e a a a ET e? 


191 


oder eben im Anfang der Blüthegeit gemähet werden, dann ift man 
befugt, ſolches Heu zu dem ſchätzbarſten Futter zu rechnen. 

Schwerz ſagt: „Es gehört unter die frühreifenden Graͤſer, 
und iſt eine vorzügliche Pflanze für feuchten, fetten, etwas thoni⸗ 
gen Boden. Auf mageren aber taugt es durchaus nicht; wenig⸗ 
ſtens habe ich in einer Gegend, die ich lange bewohnte, und wo 
nie eine Wieſe gedüngt noch bewäſſert wird, auch nicht eine ein⸗ 


zige Pflanze davon gefunden. Da der Samen des Fuchsſchwanzes 


ſehr früh reift und dann leicht ausfällt, vielleicht auch von den 
Vögeln entwendet wird, fo muß man ſich mit feiner Einſammlung 
nicht verſpäten. Noch iſt ein Inſekt, das ihm nachgehen ſoll. 
Das Gras ſelbſt widerſteht der Kälte ſehr.“ : | 
Thaer erwähnt: „Der Wieſenfuchsſchwanz iſt auf einem 
reichen und mäßig feuchten Boden, feine Grunderde fey. thonig 
oder ſandig, vielleicht das vorzüglichſte Gras, was in unſerem 
Klima angebaut werden kann. Es hat ſehr maſtige und ſtarke 
Blätter, ſowohl aus der Wurzel als am Halme, belegt den Bos 
den dicht, kommt ſehr früh hervor und wächſt ſehr ſchnell wieder, 
ſo daß man füglich drei Schnitte davon nehmen kann. Jung, bei 
dem Hervorkommen ſeiner Aehren gemäht, ift es dem Viehe ſehr 


angenehm. 


Der Samen muß durch Abſtreifen der Aehren E m 
werden. Wenn er reif iſt und man mit der Hand über die Aehre 
herſtreift, fo behält man ihn darin. Man muß ihn dann ſogleich 
dünn auf einem luftigen Boden ausbreiten, weil er ſouſt ſehr leicht 
brennt und die Keimfähigkeit verliert. 

Ein Centner Samen Ir Qualität koſtet bei Booth u. Comp. 
in Hamburg 90 Mark, 2r Qualität 60 Mark. 


e 23. Gattung. Nuchgras. (Anthoxanthum L.) 


Balg Lklappig, Zblüthig, die 2 untern Blüthen geſchlechtslos, 
Ne „auf dem Rücken begrannt; die obere zwitterig, kleiner, 
Zelle „ wehrlos; der untere Balg halb fo lang, der obere länger 
IR die Blüthe. Staubgefäße 2. Griffel lang. Narbe fädlich, 
Wey „ aus der Spitze des Aehrchens hervortretend. 


192 


1) Wohlriechendes Rudh grag. (Anthoxanthum odoratum L.) 
(Wieſengras.) i 
Gelbes und wohlriechendes Ruchgras, Melilottengras in Deutfchland 
Flouve odorante in Frankreich; Vernal-grass, Sweet scented- grass in 
England; Varlerod in Schweden. ; 


Wurzel faferig. Halm aufrecht, 1— 1% Fuß hoch, glatt, mil 
kurzen Blättern von unten an beſetzt. Rispe ährenförmig, lang’ | 
lich, ziemlich locker; die untere Klappe halb fo lang als die Acht’ 
chen. Spelze der unfruchtbaren Blüthen angedrückt, behaart, ab⸗ 
gerundet, ſtumpf, halb ſo lang als die innere Klappe. 

4 Blithe: Mai, Juni; Reife: Juli. 

Vorkommen und Verbreitung. Auf feuchten und trod 
nen Wieſen, in Wäldern und graſigen Stellen aller Regionen It 
häufig vorkommend. 

Cultur und Gebrauch. Dieſes Gras kommt faſt auf 
jeder Bodenart fort und ift weniger des Ertrags, als des ang” 
nehmen Geruches wegen, den es dem Heu mittheilt, beliebt, Ei 
eignet fih meiſt als Untergras, gemiſcht mit fruchtbaren Gräſern, 
auf feuchte wie auch auf trockne Wieſen. Der Samen iſt meist 
mühſam zu ſammeln, und erfordert Aufmerkſamkeit, weil er leicht 
ausfällt. SS r 

Ein Pfund koſtet bei Booth u. Comp. in Hamburg 28 Shil 
linge, bei C. Männing in Karlsruhe 48 kr. und bei W. Wunder 
lich in Frankfurt a. M. 30 kr. 


24. Gattung. Glanzgras. (Phalaris L.) 


Balg Lklappig, mit von der Seite her gekielt⸗zuſammenge 
drückten, faſt gleichen Klappen, Ablüthig, mit einem ſchuppenföl 
migen Anſatze einer unteren einzelnen, oder zweier unteren Blu 
then. Bälglein der vollkommenen Blithe 2ſpelzig, knorpelig, grai 
nenlos, kürzer als die Klappen. Griffel lang. Narbe aufrecht; 
fädlich. : 


4) Kanariſches Glanzgras. (Phalaris canariensis L.) 
(Sommergetreide.) 
Europäische Cerealien p. 59. A. ' 
Canarſaat bei Greifswalde. Canarienſamen, Canariengras in andern or 
genden von Deutſchland; Houque d’Alep, Houque Sorghe in Frankreich 


193 


Olco ossia Sorgo in Italien; Manured-Cauarie-grass in England; Cana- 
rie- gras, Canariefrö in Schweden. 


Wurzel faſerig. Halm 3 — 4 Fuß lang, aue ſchilfartig, 
gegliedert, glatt. Rispe ähvenförmig, oval, Klappen zugeſpitzt, 
am Rande nervig, auf dem Rücken geflügelt, mit einem ganz 
randigen Flügel; die 2 unfruchtbaren Blüthen halb fo lang als 
die fruchtbaren; die Spelzen von letzteren angedrückt, behaart. 
Samen zuſammengedrückt, glänzend. | 

© Blüthe: Juni, Juli; Reife: Auguſt. 

Vorkommen und Verbreitung. Wild: auf den m 

riſchen Inſeln; wahrſcheinlich verwildert: auf Getreidefeldern in 
England, Oeſterreich, Böhmen, Sachſen, in der Wetterau und 
andern Orten; cultivirt: in Iſtrien, in Languedoc, in der Provenge, 
in Spanien, an einigen Orten in der Schweiz, ER, bei 
Erfurt u. ſ. w. 

Cultur und Gebrauch. Der Canarienſamen verlangt eis 
nen lockeren, leichten, nicht zu mageren Boden, und wird im April, 
wenn das Feld rein und zu jeder andern Sommerfrucht durch Pflug 
und Egge zubereitet ift, breitwürfig, faſt fo dicht wie Hirſe, oder 
etwas dichter als Gerſte, ausgeſäet und. gehörig untergeeggt. Man 
braucht auf dem Erfurter Acker à 168 - Ruthen oder 24, 851 fran⸗ 
zoͤſiſche OFuß eine Metze Samen. Nach einmaligem Jaten ver⸗ 
wendet man keine weitere Pflege an das Canarienſamenfeld. Wenn 
Stroh und Aehren gelb werden, iſt es Zeit zum Schneiden. Die 
geſchnittene Frucht wird auf dem Felde gebunden und in Bündeln 
auf Wagen heimgeführt, 3 — 4 Tage auf die Scheuertenne ges 
legt, damit ſie ſich auf einander erwärmt, und dann mit leichter 
Mühe ausgedroſchen. Der Canarienſamen iſt ein Lieblingsfutter 
der Canarienvögel, wozu er häufig angewendet wird. Die Ita⸗ 
liener mengen das daraus gewonnene Mehl unter Weizenmehl und 
bereiten daraus Brod und anderes Backwerk. 

Der Gebrauch des Canarienmehls zum Schlichten der Nauen 
Baumwollenwaaren iſt ſehr vortheilhaft, weil die Stoffe durch dieſe 
Schlichte weit länger feucht erhalten werden, als wenn dieſe von 
Weizenmehl zubereitet wird; auch iſt die Canarienſamenſchlichte viel 
beſſer zu verarbeiten, und iſt mit Urſache, daß die gewobenen 
Stoffe mehr gleichmäßig und ſchöner ausfallen. In dieſer Bezie⸗ 
| 13 


194 

hung iſt der Anbau des Canarienſamens ſehr empfehlenswerth, und 
es hat deßhalb das königlich preußiſche Fabriken⸗ und Commerzien⸗ 
Departement zu Berlin auf gemachte Verſuche und Erfahrungen 
die Cultur ſchon im Jahre 1835 ſehr empfohlen. 


Man bezieht den Samen in allen Samenhandlungen das 
er von 10 — 12 kr. 


25 Gattung. "defi (Setaria Pal. de Beauv.) 


Hülle (Borſte oder eigentlicher Blüthenſtiel ohne Blüthe) aus 
grannenförmigen Borſten zuſammengeſetzt, unter der Baſis der 
Blüthenſtielchen eingefügt. Aehrchen auf dem Rücken conver, vors 
nen flach oder ziemlich flach, 1blüthig, mit einer untern, iſpelzi⸗ 
gen, geſchlechtsloſen Blüthe, welche eine dritte Klappe darſtellt. 
Balg zklappig (die dritte Klappe iſt die untere Spelze der eben⸗ 
genannten geſchlechtsloſen Blüthe, deren obere Spelze fehl). Balg⸗ 
lein knorpelig oder lederig. 


10 Italieniſcher Kolbenhirſe. Getaria italica. P. Beauv.) 


Panicum italicum L. Panizo de Italia in Spanien; Millet in Frank 
reich; 3 Indiau millet in England. 


Wurzel faſerig. Halm 2 — 5 Fuß hoch, gegliedert, ſchilf⸗ 
artig, breitblätterig. Nispe ährenförmig, doppelt⸗zuſammengeſetzt, 
lappig, Hüllchen (Borſtchen) aufwärts rauh, die Zähnchen vor⸗ 
wärts gerichtet. Spelzen der Zwitterbluͤthen ziemlich glatt. 

O Blüthe: Juli, Auguſt; Reife: Auguſt, September. 

Man zählt verſchiedene Spielarten, über deren Cultur und 
Gebrauch am Schluſſe von Panicum ausführlich abgehandelt wird. 


1. Unterart Großer Kolbenhirſe. 
Aehre ſehr lang, faſt gleich breit; Stängel 4 — 5 — 6 Fuß hoch. 


2) Großer gelber Kolbenhirſe. (Sommergetreide.) 


Nehre ſehr lang; Samen ſtrohgelb. 

Europäische Cerealien p. 63. A. 

Italieniſcher Fennich, welſcher Hirſe oder Fennich, Fennich in Deutſchland; 
Panic ou Millet des oiseaux, à épi along. Panic d'Italie. Panic cultive 
in Frankreich. . 


195 


Halm 3½ —5 Fuß, in Südcarolina 8— 10 Fuß hoch, aufrecht, 
ſchilfartig, von der Blattſcheide faſt ganz umſchloſſen. Blätter 
1 —1½ Zoll breit, 8 — 10 Zoll lang, rauh. Spindel haarig. 
Blumenſtielchen haarig, mit ſehr langen gelben Borſten Güllchen) 
verſehen. Obere 2 Balgſpelzen eirund, dünnhaͤutig, aderig, bau⸗ 
chig; die unteren halb ſo groß als die oberen, zugeſpitzt. Bälg⸗ 
lein eirund, bauchig, ſtumpf, ſtrohgelb, den Samen feſt umſchlie⸗ 
ßend. Samen rund, glatt und mehlig. 

Vorkommen und Verbreitung. Wild: nach verſchiede⸗ 

nen Nachrichten in Indien; cultivirt: in Italien, Südcarolina, 
in der Gegend von Genf, im Canton Waadt und im ſuͤdlichen 
Frankreich. 
Cultur und ra. Die Pflanze beſtockt ſich außer⸗ 
ordentlich und wird in der Regel in fruchtbarem Boden 5 Fuß 
hoch, allein ſie iſt für das deutſche Klima etwas empfindlich und 
darf erf im Anfang Mai in eine ſehr geſchützte Lage, in lockeren 
fruchtbaren Boden, ausgeſäet werden, woſelbſt ſie meiſt erſt im 
September reife Samen hervorbringt. Die Samen ſelbſt reifen 
ungleich und bilden ſich bei naſſem kaltem Sommer ſehr ſchlecht 
aus, weßhalb dieſer Hirſe, den wir als den Stammvater der nach⸗ 
ſtehenden Kolbenhirſe anſehen wollen, e die SE bandwüth⸗ 
ſchaft keinen Werth hat. 5 


b) 2 gelber ungegrannter Rotbenhirfe, 
(Sommergetreide.) 
Unter K pan maximum aus dem Pariſer Garten erhalten. 
Unterſcheidet ſich von der Stammform a blos durch etwas 
dickere, ſamenreichere Aehren, die keine Grannen oder eigentliche 
Borſten haben *). Sonſt iſt ſie in allen übrigen Theilen, ſo wie 
auch in der Cultur, ganz gleich der Ge Form a 


+) Die Borſten nämlich find Fruchtſtiele, die in der Regel abortiren und bef- 
halb ſich länger ausbilden und über die Aehrchen hervorragen; ſetzen aber 
mehrere davon Früchte an, ſo bilden ſich dieſelben weniger aus, bleiben 
kürzer und die Aehre erſcheint ſomit ganz grannenlos und viel dichter. 


$ 


2. Unterart. Kleiner Kolbenhirſe. 
Aehre etwas oval, kurz; Stengel 2—3 Fuß boch. 


©) Kleiner ſtrohgelber Kolbenhirſe.“ e 


Europäische Cerealien p. 63. B. 

Fennig im Murgthale und in der Gegend von Oberkirch; Pfennich in 
Oeſterreich; deutſcher und Fuchsſchwanz⸗Fennich in verſchiedenen Gegenden von 
Deutſchland; Millet des oiseaux A graines jaunes, in Frankreich; Bur in 


Illyrien. 

Halm 2 — 3 Fuß hoch, aufrecht, gelb, faſt ganz von der 
Blattſcheide umſchloſſen. Blätter 6 — 8 Zoll lang, % — 1 Zoll 
breit und rauh. Spindel haarig. Blumenſtielchen haarig, mit 
ſehr langen Borſten (Hüllchen). Alles übrige wie bei der Form a, 
von der fie ſich nur durch geringere Beſtockung, n niederen Halm, 
kürzere Aehren, frühere Reife und ana Gedeihen in unſerem 
Klima unterſcheidet. 

Vorkommen und Verbreitung. Wild: in Indien; vers 
wildert: im füdlichen Frankreich; eultivirt: im Murg⸗ und Rench⸗ 
thale (in Baden), jedoch ſelten, in der Schweiz, in lie, 
Illyrien, Frankreich und Italien. 

; Cultur und Gebrauch. Dieſe Spielart iſt weniger em⸗ 
pfindti als die vorſtehenden, kommt auf geringem Boden fort 
und reift bald nach unſern Getreidearten. Außer den Südländern 
wird ſie meiſt nur als Vogelfutter und zu Grütze angebaut, und 
iſt bei weitem nicht ſo vorträglich wie der Rispenhirſe. Sie iſt 
nur für minder productive „ ſandige Felder, wo der Rispenhirſe 
nicht mehr gedeiht, als Suppenfrucht anzuempfehlen. Auch als 
Futterpflanze ſteht ſie dem Mohar „ deſſen Beſchreibung bes 
ia „ ziemlich gleich. ) 

Ueber die weitere Cultur leſe man die Nachrichten von Bur⸗ 
ger bei unſerer Spielart e, die Sek auf dieſe Form ange⸗ 
wendet werden koͤnnen. 


£ 


3) Keiner orangegelber e (Mo har). 
(Sommergetreide und Futtergras.) 


Aehrchen etwas eirund; Samen orangegelb. 


Europäische Cerealien p. 64. C. 
Mohar, Muhar in Ungarn und Oeſterreich; Millet des oisaux à graines 


orangées in Fran kreich. 


o 197 

Unterſcheidet ſich von der Spielart e durch orangegelbe Saz 
men und bisweilen etwas vöthliche Blätter. i 

Vorkommen und Verbreitung. Als Futterpflanze cul⸗ 
tivirt: hauptſächlich in Ungarn, theilweiſe in Oeſterreich, und 
verſuchsweiſe in ER: Gegenden von SR und 
Frankreich. 

Cultur und Gebrauch. Der Mohar gedeiht auf jedem 
geringen, ſandigen Boden, zumal bei heißen, trocknen Jahrgängen, 
beſſer als eine Futterpflanze; denn während andere Pflanzen ver⸗ 
trocknet und verwelkt daſtehen, grünt der Mohar fort und beſtockt 
ſich weit befer als in naſſen kalten Jahrgängen. Dabei iſt das 
Futter ſehr nährend, erzeugt viel Milch und Fettanſatz, und wird 
ſowohl zum grünen als trocknen, und ſelbſt als Stroh von Kühen 
und Pferden gern gefreſſen. Die Vorzüge des Mohars gegen an⸗ 
dere Futterpflanzen beſtehen alſo hauptſächlich in dem Gedeihen 
auf leichtem ſandigem Boden und in der Ausdauer bei trocknen 
Jahrgängen, in welcher Eigenſchaft er die meiſten Futterpflanzen 
übertrifft. In dieſer Beziehung ift diefe Pflanze nicht gerade als 
allgemeine Futterpflanze, dagegen aber als ein vorzügliches Futter⸗ 
ſurrogat zu betrachten, das in trocknen, armen Futterjahren vorz 
zügliche Aushilfe leiſtet, weßhalb man für ſolche Fälle den Mohar 
niemals abgehen laſſen und ſtets e Samen für den Noth⸗ 
fall bereit halten ſoll. 

Zur Samengewinnung ſäet man den Mohar Ende April, und 
zur Fütterung vom April bis Ende Juni. 

Auf 1 Joch von 54,171 franzöſiſche =! braucht man nicht 
mehr als 1 Viertel Moharſamen. 

Man mähet den Mohar, um gutes, zartes Futter zu bekom⸗ 
men, in der Blüthezeit, wo er ſodann wieder nachtreibt und einen 
zweiten, jedoch nicht fo ertraͤglichen, Schnitt abwirft. 

In den Jahren 1834 und 1835 wurden in unſerer Gegend 
viele Verſuche mit dem Anbau des Mohars gemacht, die bei dem 
trocknen Wetter meiſt genügend ausgefallen find; allein man ging 
von dem Anbau wieder ab, weil er in den nächſten futterreichen 
Jahren nicht ſo viel Ertrag abwarf, als unſere krautartigen Fut⸗ 
terkräuter; auch mißglückte hie und da m Anbau durch allzufrühe 
Ausſaat im Frühling. 


198 
Burger ſagt hierüber: „Der Pfennich (Mohar) liefert 
eine große Menge von Futter, das in trocknem Zuſtande ſehr ge⸗ 
ſchätzt wird. Wo das Klima warm genug und der Boden friſch 
gedüngt und hinlänglich locker iſt, da wird er, in die Stoppeln 
des Winterroggens geſäet, im Herbſte noch bis zur Blüthe fom 
men, und giebt als Nachfrucht einen trefflichen Vorrath für den 
Winter. E KI? z s 
Der Mohar (Panicum germanicum ), ein Unkraut, das 
in jedem Acker vorhanden iſt und als Futterpflanze hin und wieder 
cultivirt wird, muß in wärmeren Gegenden dem Mais und Pfen⸗ 
nich, in kälteren dem Hafer und Wickengemenge nachgeſetzt werden.“ 


e) Kleiner vio letter Kolbenhirſe. (Sommergetreide.) 


Aehre etwas eirund; Blumenſtiele violett; Samen röthlich⸗ 
braun. ` Eh 

Europäische Cerealien p. 64. C. 

Pennich, Pfennich in Kärnthen; Panic oder Millet des oiseaux à pe- 
doncules violätres in Frankreich. , , 

Unterſcheidet fih von der Spielart o durch röthlich⸗ braune 
Samen und röthlich > violette Borften und Blätter, letztere jedoch 
mehr nur gegen die Samenreife hin. 

Vorkommen und Verbreitung. Nach Burger wird 
dieſe Form im Lavantthale in Kärnthen, in der wärmſten und 
fruchtbarſten Weingegend, angebaut. 

Cultur und Gebrauch. Hierüber ſagt Burger: „Von 
dem Hirſe unterſcheidet ſich der Pfennich nicht ſowohl in e 
Form, als durch feine verſchiedene Natur: er bedarf nämlich ei 
wärmeres Klima und einen mehr gebundenen Boden. Pfennich 
und Hirſe werden in Kärnthen in ganz verſchiedenen Gegenden 
cultivirt. Die erſte Frucht wird häufig im Lavantthale, de 
wärmſten und fruchtbarſten Gegend des Landes, wo Wein wächſt⸗ 
in einem mürben Boden, der ſchönen Weizen trägt, gebaut. Hirſe 


4) Hier findet zweifelsohne eine Namensverwechſelung zwiſchen Fennich und 
Mohar ſtatt, und wahrſcheinlich verſteht Burger unter Mohar eine wi 
wachſende Setaria, indem dann unſer zohar, den wir aus Ungarn piret 
bezogen haben, nichts anderes als die bereits erwähnte Setaria italicas 
Spielart d, iſt, die nirgends als Unkraut vorkommt. ) 


199 


dagegen findet man in der fandigen Ebene e TE des 
Wertherſees bis Lavemünde. 

Um wieviel das Klima für den Pfennich wärmer Get tiie 
wie für den Hirfe, oder, was daſſelbe ift, um wieviel er in einem 
gegebenen Klima ſpäter zeitig wird, erſteht man aus der folgenden 
Beobachtung. Ich beſäete auf meiner Wirthſchaft im Lavantthale 

Jahre 1806 am 26. April einen Neubruch zur Hälfte mit 
Hirſe, zur Hälfte mit Pfennich. Das Jahr gehörte zu den frucht⸗ 
barſten. Der Pfennich ward am 26. April, der Hirſe am 15. Mai 
geſäet. Dieſer war am 27. Auguſt ſchon reif, der Pfennich konnte 
erſt am 24. September geſchnitten werden. | | 

Der Pfennich muß früher wie der Hirfe geſäet werden. Wenn 
er nicht im April noch geſäet wird, fo verſpätet fih im ſüdli⸗ 
chen Deutſchland ſeine Zeitigung, und er wird durch die ge⸗ 
ringe Wärme des Septembers nicht mehr zur vollen Ausbildung 
gebracht, oder durch frühe Reife zerſtört. Dieſe frühe Saat iſt 
die Urſache, daß der Pfennichacker jederzeit unreiner iſt, und daß 
ſeine Cultur durch die Handarbeit des Jätens und . mehr 
Mühe macht, als jene des Hirſes. 

Der Ertrag des Pfennichs an Körnern und Stroh iſt in ei ner 
ihm völlig zuſagenden Lage größer als jener des Hirſes. 

Auf einem Neubruche erhielt ich vom Joche (636 badiſche Ru⸗ 
then) der einen Hälfte 33 Metzen Pfennich, und vom Joche der i 
andern Hälfte 31 Megen Hirſe. Zu Bleiburg erhielt man 4817 
30, und 1818 31 Metzen per Joch. Daß der Pfennich mehr und 
ſußeres, mehr Zucker enthaltendes Stroh liefert, iſt gewiß; denn 
ſein Stengel iſt höher, und eben ſo reich mit Blättern verſehen, 
wie bei dem Hirſe; und wenn man den Stengel kaut, ſo bemerkt 

man den Zucker. Die Frucht aber, der Pfennigbrein, iſt kleiner 
und hat immer aas minderen go Be der Hirſebrein. 


t) Kleiner ungegraunter Kolbenhirſe. (Sommergetreide) 


Aehre faſt eirund; Blumenſtiele fehlend oder fer ei 


Europäische Cerealien p. 64. E. 
Deutſcher Hirſe oder Hirſen⸗ Jennig, deutſcher Kolbenhirſe in Deutſchland. 


200 


Unterſcheidet ſich von der Spielart e durch eine mehr gedrun⸗ 
gene, faſt ovale Aehre *) ohne oder mit nur kurzen Borſten. 
Cultur und Gebrauch. Ganz gleich mit den Spielarten 
e und e. 
Wir haben in den Europäiſchen Cerealien dieſe Form für den 
Mohar der Ungarn gehalten, allein durch Bezug von Samen dort⸗ 
her überzeugten wir uns, daß wir geirrt haben. 


26. Gattung. Hirſe. : (Panicum L.) 


Aehrchen auf dem Rücken conver, vornen flach oder ziemlich 
flach, 1blüthig, mit einer unteren Afpelzigen, geſchlechtsloſen Blu⸗ 
the, welche eine dritte Klappe darſtellt. Balg 3ffappig (die dritte 
Klappe ift die untere Spelze der obengenannten geſchlechtsloſen Blü⸗ 
the, deren obere Spelze fehlt). Bälglein rn oder lederig. 
; Sam fehlend. x BER 


D Siet e. (Panicum miliaceum 1.0 
Wurzel faſerig. Halm 2 — 3 Fuß hoch, blätterig. Blätter 


lanzettlich und nebſt der Scheide behaart. Rispe weitſchweiſig aus⸗ ; 


gebreitet oder auch zuſammengezogen, meiſt einfeitig und überhäns 
gend. Klappen zugeſpitzt⸗ ſtachelſpitzig. 
O Blüthe: Juni, Juli; Reife: Auguft. 
Hiervon zählt man folgende Unter⸗ und Spielarten, über deren 
Cultur und Gebrauch am Schluſſe ausführlicher geſprochen wird. 


| 1. Unterart. Rispenhirſe. 
Rispe ſehr ausgebreitet, locker. 


a) Grauer Rispenhirſe. (Sommergetreide.) 


Rispe ausgebreitet. Samen grau. 

Europäische Cerealien p. 60. A. e 

Hirſch, Hirſche im Elſaß und Breisgau. Brain bei Straubing; Aechter⸗ 
Acker⸗ und Haushaltungshirſe, Hirſe, Hirſenfench in verſchiedenen Gegenden 


Deutſchlands; Prosée in Illyrien; Millet in Frankreich; Hirs in Schweden; 
Common millet in England. i 


— 5 

EI Die gedrungene ovale Form entfteht dadurch, weil die Blüthenſtiele (Bor 
ſten) alle fruchtbar ſind, wodurch die Blüthenzahl vermehrt wird und einen 
größeren Raum einnimmt. 


201 


Halm 1½ — 2 Fuß hoch. Nispe ſehr ausgebreitet, locker, 
einſeitig. Aehrchen oval, Afamig, ungegrannt. Balg bauchig, 
geſtreift, grau, an der Spitze zuweilen ſchwarz. Samen rund, 
grau, glänzend, geſtreift. Dieſe Form iſt wahrſcheinlich die Grund⸗ 
form, aus der die nachſtehenden Spielarten s Cultur entſtan⸗ 
den ſeyn mögen. 

Vorkommen und Verbreitung. Wild: nach verſchiede⸗ 
nen Angaben in Indien; cultivirt: in allen Ländern, ſo weit der 
Mais geräth und namentlich ſo weit der Weinſtock im Freien fort⸗ 
kommt. Wir finden ihn hauptſächlich in dem ſogenannten Bruh⸗ 
rhein im Großherzogthum Baden, in Heffen, Oeſterreich, Baiern 
und andern Ländern. 

Cultur und Gebrauch. Der graue Rispenhirſe zeichnet 
ſich vor den andern Spielarten vorzugsweiſe in der Qualität aus 
und iſt unſers Wiſſens, mit Ausnahme von Oeſterreich, diejenige 
Form, die allgemein angebaut und von den landwirthſchaftlichen 
Autoren beſchrieben wird. Ueber die Cultur und den Gebrauch ug 
det man am ze: das Nähere mitgetheilt. 


b) Schwarzer Rispenhirſe. (Sommergetreide.) 
Rispe ausgebreitet; Samen ſchwarz. 


Europäische Cerealien p. 61. B. 
Schwarzer Hirſe in Deutſchland; Millet à graines noires in Frankreich. 
Unterſcheidet ſich von der Form a durch ſchwarzen Samen, 
etwas frühere Reife und durch kürzere Beſtockung. 
Vorkommen und Verbreitung. Befindet ſich wohl meiſt 
nur in Sammlungen, und weniger auf dem Felde. 
Cultur und Gebrauch. Reift 8 — 40 Tage früher als der 
graue Rispenhirſe, und ſcheint wegen des ſchwarzen Samens 
Spelzen) weniger beliebt zu ſeyn. 


2. Unterart. Klumphirſe. 
Nispe zuſammengezogen, einſeitig, hängend. 


c) Gelber Klumphirſe. (Sommergetreide.) 
Rispe zuſammengezogen; Samen goldgelb. 


Europäische Cerealien p. 61. C. 


Gelbhirſe, gelber Rispenhirſe, gemeiner Hirſe mit Wiben Saunen in Deutſch⸗ 
land; Millet à graines jaunes in Frankreich. 


Unterſcheidet fih von der Form a durch eine zuſammengezogene 
Rispe und gelbe Samen. l 
Vorkommen und Verbreitung. Dieſer Hirſe wird in 
Oeſterreich größtentheils auf dem Felde angebaut, woſelbſt man 
den bei uns üblichen grauen Rispenhirſe nicht zu kennen ſcheint. 
Cultur und Gebrauch. Hierüber das Nähere am Schluſſe. 


d) Blutrother Klumphirſe. ge ng 


Europäische Cerealien p. 62. E. 
Millet à graines sanguines in Frankreich 


Unterſcheidet fih von der Spielart e durch dlutrothe Same 


Vorkommen und Verbreitung. Kommt, ſo viel uns be⸗ 


kannt, meiſt nur in Gärten und Sammlungen vor. 
Cultur und Gebrauch. Am Schluſſe die nöthige Mit⸗ 
theilung. i 


e) Weißer Klumphirſe. (Sommergetreide.) 


Rispe zuſammengezogen; Samen weiß. 

Europäische Cerealien p. 62. D. SR 

Weißer Hirfe und Hirſen in Deutſchland; Millet à graines blanches in 
Frankreich. 


Unterſcheidet ſich von der Spielart c durch weiße Samen. 
Vorkommen und Verbreitung. Wird ſelten cultivirt und 

kommt unſers Wiſſens mehr in Gärten und Sammlungen vor. 
Cultur und Gebrauch. Folgt nachſtehend. 


Cultur und Gebrauch des Hirſes im Allgemeinen. 


Der Hirſe gedeiht in Niederungen, auf bruchigem, nahrhaf⸗ | 


tem, lockerem, etwas ſandigem Boden, fo weit als der Weinbau 
vorkommt, beſſer als auf Gebirgen. Er verlangt durchaus ein 
mildes Klima und einen warmen Boden. Da wir mit dieſer Cul⸗ 
turart weniger vertraut ſind, ſo geben wir hier die praktiſche Er⸗ 
fahrung von Burger im Auszug: | 


Der Hirſe verträgt große Trockenheit und Hitze, und kann 


daher im ſandigen Boden mit Nutzen gebaut werden. Er fordert 
einen gedüngten Boden, und verträgt eine größere Menge Dünger 


ar. = 


u 
di 
0 
2 
v 
k 


203 


als die e TUR mit hohlen Stängeln. Für Neubrüche 
iſt er die vortrefflichſte Pflanze. Die Vorbereitung des Ackers zu 
den Hirſearten beſteht darin, daß man ihn durch vorausgegangenes 
Bearbeiten mit dem Pfluge, der Egge und dem Exſtirpator in ei⸗ 
nen möͤglichſt reinen Zuſtand zu bringen ſich bemüht. Der Hirſe 
wird geſäet, ſobald man von den Nachtfröſten nichts mehr zu bes 
ſorgen hat, und weil er eine ſchnellreifende Frucht ift, fo kann er 
auch noch während dem ganzen Verlaufe des Mai, und in war⸗ 
men Gegenden noch fpäter, angeſaͤet werden. Die Quantität der 
Saat beträgt für das Joch (636 bad. Ruthen) / — s Megen, 
Die Hirſearten erfordern während ihres Wachsthumes ein zwei⸗ 
maliges Auflockern des Bodens. Der Hirſe muß geerntet werden, 
wenn der größte Theil (der Körner reif iſt und die zuerſt reif ge⸗ 
wordenen auszufallen beginnen. Die Ernte geſchieht mit der Si⸗ 
chel, indem der ganze Acker, wie anderes Getreide, abgeſchnitten 
und in Garben gebunden wird. Die Garben werden ſogleich in 
die Scheune geführt und die Körner durch das Treten mit Pferden 
oder Ochſen herausgebracht. Das Stroh muß auf hölzernen Ge⸗ 
rüſten in die Luft gehängt werden, weil es, übereinandergehäuft e 
verderben würde, indem es noch grün iſt, wenn es vom Acker 
kommt. Der Ertrag des Hirſes wechſelt bei einer angemeſſenen Cul⸗ 
tur zwiſchen 20 und 30 Metzen vom Joche. Der Ertrag an Stroh 
des gedüngten Hirſes wird dem des gedüngten Winterroggens gleich 
gerechnet. 


27. Gattung. Mohrhirſe. (Sorghum Pers.) 

Aehrchen 1— 2blüthig , kurzgeſtielt oder auffi itzend, eiförmig 
oder länglich⸗ eiförmig. Kelchſpelzen 2Lklappig, hart, lederartig, 
glänzend, den Samen feſt umſchließend. Blumenſpelze Lklappig, 
dunnhäutig, zart, zerbrechlich, eine kurz⸗, die andere ungegrannt. 


Samen rundlich, bauchig, unten ſpitz, oben ſtumpf, glatt und 
mehlig. 


1 Gemeiner Mohrhirſe. (Sorghum vulgare Pers.) 


Halm 5 — 8 Fuß hoch, ſchilfartig, gegliedert, dick, markig, 
glatt. Blätter / — 2 Zoll breit, 12 — 45 Zoll lang. Nispe ſehr 
dicht, bisweilen etwas locker aufgeſchloſſen, aufrecht. Aehrchen ei⸗ 


204 


förmig, eingrannig. Balg glänzend, feinhaarig. Klappen des 

Bälgleins 2, ſehr dünn, durchſichtig, eine gegrannt. Granne ½ 

Zoll lang, gekniet. Samen rundlich, weiß, glatt und mehlig. 
O e Juli, Auguſt; Reife: September, October. 


a) Schwarzer Mo hrhirſe. (Sommergetreide und Sutterpflaunen) 
Rispe dicht; Samen ſchwarz. 


Europäische Cerealien b. 59. A. 

Sirk in Oeſterreich und Illyrien; Beſenkraut in Steiermark; indiſches Korn, 
Sorg und gemeiner Mohrhirſe in Deutſchland; Houque d’Alep, Houque Sorgho 
in Frankreich; OI co ossia, Sorgo in Italien; Melca, Alcandia und Saina in 
Spanien; Sjoka in Japan. 

Wir betrachten den Mohrhirſe als Stammform, auf welche 
vorſtehende Beſchreibung anzuwenden iſt, von der wir wieder nach⸗ 
ſtehende Spielarten zählen, die jedoch unbeſtändig und wechſelnd 
ſind und ſehr leicht wieder in die Grundform übergehen. 


b) Schwarzer Mohrhirſe mit ausgebreiteter Rispe. 
Unterſcheidet ſich von a durch eine mehr offene, ausgebreitete 
Rispe, die jedoch häufig wechſelt und wieder dicht erſcheint. 


c) Brauner Mohrhirſe. 
Von vorſtehender Spielart b durch die braune Däer ver⸗ 
ſchieden. | 


d) Zweifarbiger Mohrhirſe. P 
Iſt der Form b gleich und von derſelben nur durch weiße und 
biaia Samen zu unterfcheiden. : 

Wir haben diefe Spielarten alle dahier erzielt, allein niemals 
hat es uns geglückt, fie beftändig zu erhalten. Sie gingen meiſt 
in die Formen a und b wieder über und ſind deßhalb mehr als 
zufällige Erſcheinungen und weniger als eigene Spielarten zu be⸗ 
trachten. j 
Vorkommen und Verbreitung. Der Mohrhirſe wird in 
Aſien, Italien, Illyrien und Steiermark cultivirt, Er verlangt 
durchaus ein warmes Klima, kräftigen fetten Boden, und eignet 
ſich, wenigſtens in unſerem Klima, mehr zur Futter⸗ als eee 5 


pflanze. 


Burger ſagt: „Die Mohrhirſearten fordern einen ſchweren, 
fetten Boden, dem es an Feuchtigkeit nicht fehlt. Ihre Cultur iſt 
mit jener des Mais, mit dem fie in Hinſicht der Höhe des Stän⸗ 
gels und der Blätterform viele Aehnlichkeit haben, völlig gleich. 
Ihr Ertrag an Körnern und Stroh ift groß, vielleicht eben fo 
groß wie jener des Mais; aber die Körner haben einen geringen 
Werth, enthalten ein dem Menſchen widerlich ſchmeckendes Mehl, 
und ſind nur zu Futter für das Geflügel und die M anz 
wendbar.“ 

Wir haben in den Jahren 1834 und 1835 mehrere Anban⸗ 
verſuche auf Futtererzeugung veranlaßt, die ſehr gut gelungen ſind; 
allein obgleich die Bauern mit dem Ertrage und mit der Qualität 
nicht unzufrieden waren, ſo zogen ſie dennoch unſere Futterkräuter 
vor und ließen den Anbau wieder eingehen. Auf 75 Ruthen Land 
(7500 CH badifch) erhielten wir 4 Malter Samen, der ſehr gut 
reif war. Der Samen wird zwar in ſehr guter Lage jährlich reif, 
allein in naſſem Sommer beſtockt ſich die Pflanze gering und zeigt 
nur zu ſehr, daß fie einem wärmeren Klima angehört, weßhalb 
wir dieſelbe vorderhand für das ſüͤdliche Deutſchland Së wohl 
1 können. 


28. Gattung. Mays. (Mais Cand.) 


Einhäuſig; männliche Blüthe endſtändig, traubig⸗rispig. Nehre 
chen Ablüthig, beide Blüthen ſitzend. Balg Lklappig. Bälglein 
Mpelzig. Weibliche Blüthe in blattwinkelſtändige, von Scheiden 
eingehüllte Aehren geordnet. Aehrchen Ablüthig, das eine davon 
geſchlechtslos. Balg 2klappig, Bälglein 2ſpelzig. Klappen und. 
Spelzen fleiſchig⸗häutig, quer = länglich und zuſammengerollt. 
Griffel ſehr lang. Narbe feingewimpert. Kariopſen (Körner) 
Bea e nierenfbemig, in 8 paarweiſe genäherten Sie geord⸗ i 
„der fleiſchigen Are eingefügt. l 


1) Mays. (Mais vulgaris.) Sommerfrucht,) 


Europäische Cerealien p. 69. A. 8 

Welſchkorn in der Schweiz und im ſüdlichen Deutſchland. Türkiſcher Wei- 
in und Weiten in Mecklenburg; Türkiſcher Weiten bei Greifswalde; Türkiſcher 
Rays in Sachſen; Türkenkorn im obern Elſaß; Türkiſcher und Nudelweizen in 
Steiermark; Turshiza in Illyrien; Maize oder Indian Corn in England; 


206 


Mays und Turkisht twete in Schweden; Bié d Espagne oder Milial in 
Languedoc; Blé de Guinée , Blé d'Inde, Gros millet des Inde im ſüdlichen 
Frankreich; Blé de Turquie im öftlichen Frankreich; Formentone (großer Wer | 
zen) Grano turco in Italien; Sorgo turco, Melgone in der Lombardei; 
Grano: Siciliano in Toskana; Kukuru in der Türkei; Kukuricza und auch 
Tengeri (von Tenger Mohr) in Ungarn; Kukuxuz in Oeſterreich und Untere 
ſteiermark; Miglio zaburre in den portugieſiſchen Beſitzungen in Afrika und 
Aien; Jagon bei den Malaien und Fannie bei den Chineſen in Oſtindien; 
Sjokusa (von Sjoku, Mohrhirſe) und Too-Kibbi in Japan; Tlaolli bei den 
Merikanern; Zara in Peru; Avati in Braſilien; Pagato we in Virginien; 
Gua in China; Jaeskung bei den alten Bewohnern von Neuyork; Ewahim 
neasch bei den Wilden am Miſiſippi. 
Die Beſchreibung der Gattung ſtimmt mit den Charakteren die⸗ 
fer. Art überein. ge Br $ 
©... Blüthe ` Auguſt; Reife: October. „ 
Bei der Entdeckung von Amerika fand man den Mays daſelbſt 
allenthalben angebaut, und dient den Amerikanern heute noch zur 
allgemeinen Nahrung. Von da kam er nach Europa, woſelbſt er 
erſt ſeit dem vorigen Jahrhundert, mit Ausnahme der nördlichen 
Länder, jetzt allgemein verbreitet iſt. Keine Kulturpflanze erleidet 
durch Anbau und klimatiſchen Wechſel, in Bezug auf Form, Größe 
und längere oder kürzere Vegetationszeit, mehr Veränderung, als 
der Mays. In den wärmſten Theilen von Amerika erreicht er die 
Rieſengröße von 18 Fuß, während dieſe gegen die Pole zu all⸗ 
mählig abnimmt, und zuletzt auf 3 Fuß zurückgeht. Eben ſo auf⸗ 
fallend verhält es ſich mit der Vegetationszeit, die in den wärme 
ren Klimaten 6 — 7 Monate andauert, während in kälteren Kom 
dern manche Formen in 3 —4 Monaten ihre Reife vollkommen 
erlangen. Die hohen Maysſorten aus Amerika reifen bei uns nut 
in ſehr guten, warmen Jahren, und zwar nur in ſehr geſchützten 
"sé: i Lagen; ſäet man aber die von denſelben erlangten Körner wieder 
1 ASE | aus, ſo erfolgt die Reife im zweiten Jahre bedeutend früher und 
vollkommener, welches ſich alljährlich wiederholt, bis die Reife und 


ſelbſt die Form der Pflanze unſerm europäiſchen Mays gleichſteht | 
„Wir finden in den heißen Zonen meiſt breitgedruckte, flache Sa“ 
men, die oben eingedrückt und ſelbſt mit ſcharfen Zähnen oft ver 
ſehen ſind, die, wenn ſie einige Jahre cultivirt werden, ihre Form 
gänzlich verläugnen und ganz in den gewöhnlichen deutſchen Mays 
übergeben. Da nun jedes Land eigene Formen beſitzt, deren Cha- 


207 


taftere von dem Klima bedingt find, welche bei Ueberſtedelung in 
andere Gegenden wieder eine gänzliche Umformung erleiden, ſo 
wird die Beſchreibung der Maysſorten immer eine ſchwere Aufgabe 
bleiben, und nur für denjenigen einigermaßen ausführbar ſeyn, 
der ſich ſowohl mit der Cultur der europäiſchen als auch der ame⸗ 
rikaniſchen Maysſorten beſchäftiget. 

Burger hat in einem Bande von 27 Bogen die Naturge⸗ 
ſchichte, die Cultur und Benutzung des Mayſes mit eiſernem Fleiße 
und Scharfſiun zuſammengeſtellt, und wir ſind ihm dafür vielen 
Dank ſchuldig; allein wenn wir auch das Ganze durchleſen, ſo 
finden wir in botaniſcher Beziehung keine Befriedigung und CH 
Anhaltpunkt, auf den man fich ſtützen kann. 

Wir befaſſen uns eine Reihe von Jahren mit der Ka Der 
Maysarten, und erhielten zu dieſem Zweck von verſchiedenen Ges 
genden Amerika's Samen, die wir mit den europäiſchen Mays⸗ 
varietäten zuſammen mehrere Jahre cultivirten und beobachteten, 
wodurch wir jetzt in dem Beſitze einer intereſſanten Sammlung 
ſind, die uns nebſt unſern gemachten Beobachtungen als Grund⸗ 
lage zur nachſtehenden Beſchreibung des Mayſes gedient hat. Be⸗ 
dauern müſſen wir übrigens, daß wir bei dieſer ſchwierigen Unter⸗ 
nehmung die Arbeiten über den Mays von Bonafous entbehren 
und ſomit ganz allein nach unſern DE Materialien ars 
beiten mußten. 

Zur Feſtſtellung von mehreren beſtimmten Arten (wie dieſes 
von einigen Botanikern geſchah) können wir uns nach dem, was 
wir beobachteten, vorderhand nicht entſchließen, obgleich wir durch 
einige Formen, die mehr Beſtändigkeit beim Culturwechſel zeigen, 
Leranlaſſung hätten. Wir nehmen daher nur eine Stammform 
n, die wir in Unterarten abtheilen und jeder ihre Spielarten zus 
Weiten wollen, was zur Unterſuchung der Formen weit mehr Er⸗ 
leichterung gewähren dürfte, als die unſtichhaltige Artenmacherei ; 
die das Studium ſolcher vielfach entſtellten Pflanzen nur erſchwe⸗ 
enn und nicht erleichtern; angenommen, es fey eine von uns ot 
Lenommene Spielart eine wirkliche Art, fo glauben wir doch kein 

| Noge Vergehen begangen zu haben, weil wir wenigſtens durch die 
i Zuſammenſtellung der Spielarten in eine Kettenreihe ihre Verwandt⸗ 
ſchaft mit den Nachbarn bezeichneten. 


| 1. Abtheilung. 
Amerikaniſcher ee. 


Europäische Cerealien p. 65. A. l | 
Zea altissima „Zea hirsuta, und wahrſcheinlich auch Zea Caragua der 
SG Autoren, 
| Stängel 12 — 15 Fuß hoch. Samen oft ſehr breit, ganz 
LE gewölbt und in der Mitte eingedrückt, bisweilen! it einem 

kleinen Zahn verſehen, oder, ſtatt GES g in eine SC? 
auslaufend. 


1. Unterart. Vreitkörniger Mah. 
Europäische Cerealien p. 65. A. 
Zea altissima der Autoren. 


Kolben (Aehre) ſehr lang, dick, meiſt mit 8  engeten. 
Samen breiter als lang, oder mehr oder minder eingedrückt, unten 
ſtark abgeftumpft. à 


a) Weißer breitkörniger Mays. j 


Samen weiß, fehr ER und BR: glänzend, als der ew i 
ropäiſche Mays. J 
Tarascora Corn in St. Louis (Illinois), von Dr. Eugelmann daſelß ] 

` erhalten, 14 
Wir cultivirten dieſe Form und erhielten in den erſten Jahren 
12 Fuß hohe Stengel, und nur wenige reif ausgebildete Samen, 
wovon die unterſten am Kolben der Urform gleich, die aber 
ohne Eindrücke erſchienen und DCH Ree zum europäischen i 
Mays zeigten. 

Bon diefen erlangten Samen, die wir im nachſtehenden Jahre 
ausſteckten „erhielten wir Pflanzen mit 9 — 10 Fuß hohen Gro 
geln und eine frühere Samenreife. Die Sam men waren bedeutend 
mehr ausgebildet als im vorigen Jahre, die urſprünglichen Ein⸗ 
drücke der äußeren Flaͤche waren bereits verſchwunden und die fchöne 
weiße Farbe zeigte ſich mehr dunkel und ſchmutzig. Einige Samen 
waren gelb, und die jetzt rundliche Form derſelben näherte ſi ich 
ganz unſerm Mays und verlaͤugnete die Verwandtſchaft mit den 
Stammform faſt gänzlich. Im dritten Jahre der Cultur waren 
vollends alle Annäherungen zur amerikaniſchen Form verſchwunden / 
und dieſer ſonſt ſo ſehr verſchiedene amerikaniſche Mays war bereits 


208 


in die Unterart A, Spielart b. übergegangen. Ferner erhielten wir 

amerikaniſche Originalſamen, die ebenfalls zu dieſer Form gehör- 

ten, die im dritten Jahre ebenfalls ſich der Unterart 5, b näherten 

und nach ſechsjahriger Cultur ganz dieſelbe repräſentirten. Der⸗ 

ſelbe Mays wird jetzt in unſerer Gegend häufig cultivirt und um 

terſcheidet fih von unſerer landesüblichen Maysart nur noch durch 
etwas kräftigere Beſtockung. ? 


ge. 2 2, re RN 


Kolben ſehr groß, mit 42—44 Samenreihen. Samen zus 
ſammengepreßt, länger als breit, an der Spitze ſtark eingedrückt 


und mit einem jchärfen Zahn verſehen. 


; a) Weißer Zahnkornmays. 

White Tooth Corn in St. Louis (Illinois), von Dr. Engelmann erhalten. 

Same ſehr weiß, fogs die Eindrücke oben an den Sa⸗ 
men runzlich. 

Bei der Cultur im erſten Jahre behielten die Körner ziemlich 
j die Form und Farbe, ſie wurden jedoch minder flach, und die 
oberſten Samen nahmen eine rundliche und minder eingedruͤckte 
Form an. Im zweiten Jahre näherte ſich die Form mehr zu dem 
| europäifchen Mays; die Körner wurden mehr rund, die Eindrücke 
an denſelben verloren ſich faſt ganz, die meiſten Körner waren 
gelb, zum Theil noch weiß, und mehrere davon nahmen eine blaue 
Farbe an. Die Zähne an den Samen fehlten beinahe gänzlich 
oder erſchienen nur noch als weiche, leicht ablösliche, feine Spitzen. 


b) Gelber Zahnkornmays. 
Yellow Tooth Corn zu St. Louis (Illinois), von Dr. Engelmann hier⸗ 
her geſendet. 
Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch ege: etwas 
mehr glanzende Samen. 

Die Körner, zumal an der Spitze, hatten bei der Eultur im d 
erſten Jahre minder tiefe Eindrücke und ſahen zum Theil rund aus; 
im zweiten Jahre verſchwanden die Eindrücke ganz, die Körner i 
waren mehr rund, die garbe war etwas blaffer und ging bei mans 


chen Körnern ins Weiße über, fo daß wir fie an die Unterart 5, = 


Spielart b anſchließen konnten. 
€ ; 14 


c) Rother Zahnkornmays. 


Unterſcheidet ſich von der Spielart a blos durch die op? 
Farbe. Wurde uns ebenfalls von Dr. Engelmann aus Illinois 
mitgetheilt, allein die Cultur dahier mißglückte und konnte wegen 
Mangel an Samen nicht wiederholt werden. Es unterliegt jedoch 
keinem Zweifel, daß dieſe Form bei uns ebenfalls, wie die übris 
gen, bald ausarten wird. 

Dieſe bis jetzt beſchriebenen Spielarten reifen bei uns im er⸗ 
ſten Jahre der Cultur ſehr ſchwer und verlangen einen warmen 
Sommer; allein, hat man einmal Samen davon erhalten und 
pflanzt denſelben im zweiten Jahre fort, ſo erfolgt die Reife weit 
früher, die Pflanzenſtängel erreichen eine mindere Höhe, die Sa⸗ 
men werden runder und gehen gewöhnlich im dritten Jahre in den 
europäiſchen Mays gänzlich über. Es bleibt demnach kein Zweifel 
mehr übrig, daß die bei uns cultivirten Maysſpielarten von die⸗ 
ſen zwei Unterarten abſtammen, die durch die Cultur in einem 
kälteren Klima in die verſchiedenen Spielarten allmählig umgewan⸗ 
delt worden ſind, welche derjenige nicht leicht als Abkömmlinge der 
genannten Urformen anſehen wird, der ſich nicht mit der Cultur 


des amerikaniſchen Mayſes befaßt hat. 


3. Unterart. Hühnermays. 
Chicken D Corn in Illinois. Vielleicht Zea Caragua der Autoren? 
Kolben ſehr klein „dünn, ziemlich gleich dick. 


a) Weißer Hühnermahs. 
Chicken Corn in Illinois, von Dr. Engelmmnun erhalten. 
Kolben mit 42 Samenreihen. Samen zuſammengedruͤckt, nach 
oben ſtark abgerundet und Get unten ſpitz n glaſig, faſt 


durchſichtig, weiß. 
Behält im erſten Jahre der Cultur ee, die Farbe und 


Form und reift ſehr ſchwer. 


b) Blauer Hühnermays. 
Iſt von der Form a durch die blaue Farbe zu unterſcheiden. 
Reift im erſten Jahre ziemlich gut, behält meiſt die blaue Farbe 
und bekommt nur einzelne weiße Körner. 


DN Hellrother Dühnemays. 
Bed Chicken Corn in Illinois. | 
Die Samen reifen im erſten Jahre ſehr unvolſtändig und ſind 
unbedeutender Veränderung unterworfen. 


d) Dunkelrother Hühnermays. 


Reif ebenfalls ſehr ſchwer und wechſelt die Farbe. 

Dieſe drei letzten Spielarten ſind von der Form a nur durch 
die Farbe verſchieden und ſcheinen nur zufällig zu entſtehen, fie 
haben keine Beſtändigkeit und beſondern Werth. 

Die fanmtlichen Spielarten dieſer Unterart erhielten wir unter 
dem Namen Chicken Corn von Dr. Engelmann in St. Louis im 
Staate Illinois. Sie reifen alle ſehr fpät und verlangen ST 
in unferm Klima einen warmen Sommer. 

Die Samen ſämmtlicher Spielarten behielten durch die Cultur 
bei uns ziemlich ihre Form, verloren aber ihren Glanz und ihre 
Durchſi ichtigkeit und erſchienen mehr trübe. Ueberhaupt arten die 
ſämmtlichen Spielarten nicht ſo leicht aus, wie die vorſtehenden 
zwei Unterarten, ſondern behalten mehr Beſtändigkeit, und man 
wäre bei dieſer mehr, als bei irgend einer andern Unterart, be⸗ 
rechtiget, ſie als eigene Art aufzuſtellen, was wir aber vor der 
Hand noch nicht für geeignet erachten, weil die Unterſcheidungs⸗ 
merkmale uns nicht genügend verſchieden ſcheinen, und anzunehmen 
iſt, daß auch beim Mais, wie bei andern Getreide⸗Spielarten, 
Formen vorhanden ſind, die durch langjährige Cultur ebenfalls 
mehr Beſtändigkeit angenommen haben und nicht ſo leicht dem 
Wechſel unterworfen ſind. 

Dieſe Unterart wird in Amerika mist zur Fütterung des Fe⸗ 
derviehes angebaut, wozu ſie ſich vermöge der kleinen Körner ſehr 
Bet kepun mag. 


Tr 4. Unterart. Spigförniger Mays. 
| Zea hirsuta? der Autoren. f 1 e 
Kolben dünn, ſpitz zulaufend, kurz, mit 12 — 18 Samenrei⸗ 
hen. Samen länglich, an der Spitze eingedrückt und in einen 
tarten. ‚gebogenen Zahn ausgehend, woran dieſe Unterart vor allen 
andern leicht zu erkennen iſt. | 


212 


2) Weißer ſpitztörniger Mays. 
Early Mandan“ Corn (frühe Madan⸗Korn) in Illinois, von Dr. Engel: 
mann erhalten. , 
Samen weiß, glaſig und faft durchſichtig. 5 
Inm erſten Jahre reiften die Samen ſehr gut und waren dem 
„Originalſamen ganz gleich; im zweiten dagegen reiften fie ſchwerer 
und waren bedeutend blaſſer und minder glaſig, was aber haupt⸗ 
ſaͤchlich von dem ſtattgefundenen naſſen Nachſommer herkam. 
Dieſe Spielart varürt in der Form nicht fo leicht, wie andere 
Maysſpielarten, und zeigt ſich mehr als eigene Art, was jedoch erſt 


die fortgeſetzte Cultur nachweiſen wird, ob diefe Unterart zur wirk? 


paai Art erhoben werden kann. l 8 


b) Rother D ee Mays. 


Wir erhielten dieſe Spielart unter Zea hirsuta aus dem Berliner Garten 
durch die Gefälligkeit des Herrn Directors Otto daſelbſt. l 


Unterſcheidet ſich von vorſtehender Spielart nur durch die dun⸗ 


kelrothe Farbe. Alles übrige, was über die Cultur bei der vorigen K 


Spielart geſagt iſt, gilt auch für dieſe. 

Die bereits beſchriebenen vier amerikaniſchen Master bie in 
ihrem vaterländifchen Klima einen beſtimmteren Charakter und mehr 
Beſtändigkeit angenommen zu haben ſcheinen, als bei uns, werden 
allgemein in den wärmeren Theilen Amerika's angebaut, und die⸗ 
nen dort zur Hauptnahrung der Menſchen und der Hausthiere. 
Für Deutſchland haben fie keinen beſtimmten Werth und mëtten 
erſt durch mehrjährige Cultur an unſer Klima gewöhnt werden. 
Es unterliegt übrigens keinem Zweifel, daß unſere ſämmtlichen 
Maysarten beſonders von den erſten zwei Unterarten, die durch 
längere Cultur niedere Stängel, rundere Samen und ae Reife 
erlangt haben abſtammen. | 

Wir haben bereits gejagt, daß die Maysarten in heißen Zo⸗ 
nen eine Höhe von 15 — 18 Fuß erreichen, und daß dieſelben, 
jemehr ſie gegen die Pole hin cultivirt werden, allmählig an ihrer 
Höhe abnehmen. Eben ſo verhält es ſich mit den Samen, die 
in wärmeren Ländern meiſt glatt und eingedrückt erſcheinen, währ 
rend dieſelben in kälteren Klimaten ſchen im zweiten Jahre mehr 
rund und gewölbt werden. 


\ 


Bei keiner Pflanzenfamilie ſcheint der klimatiſche Wechſel auf 
die Veränderung der Formen und Farben ſo ſehr einzuwirken, als 
bei dem Mays, weßhalb wir ſehr zweifeln, ob die von einigen 
Botanikern angeführten Arten wirklich auch als ſolche anerkannt 
werden dürfen, und fühlen uns berechtiget, nach den gemachten 
Erfahrungen die ſämmtlich nachſtehenden europäiſchen Formen als 
Abkömmlinge der erſten zwei Unterarten anzunehmen. 5 


: 2. Abtheilung. ; 
s 3 WM d y8. 
Zea Mays. Zea praecox L. 


Mit 3—8 Fuß hohen Stängeln und frühreifenden rundlichen 
Samen, ohne die mindeſten Eindrücke und Zähne. f 


2 


5. Unterart. Großer Mays. S 


Mit o Fuß hohen Stängeln, gleichdicken, ſehr langen 
Kolben, 8 — 12 Samenreihen und großen breiten Samen, die in 
regelmäßigen Reihen ſtehen. 


a) Weißer großer Mays. | 
Mit weißen, bisweilen fleiſchfarbigen und e gelben 2 
großen Körnern. 


Wir haben dieſen Mays aus Spanien durch die Hortieultur = Geſellſchaft 
in London erhalten. 


Eine ſehr ergiebige Spielart, die etwas ſpät reift, aber den⸗ 
noch allgemein angepflanzt zu werden verdient. 


b) Weiß⸗ und gelbförniger großer Mays. 


Unterſcheidet fih von der Spielart a durch die gelben Körner, 
welche ſich zur Hälfte gemiſcht unter den weißen befinden. Dieſe 
Spielart wurde, wie ſchon erwähnt, aus der erſten Unterart, Spiel⸗ 
art a, während ſechs jähriger Cultur im landwirthſchaftlichen Garten 
dahier erzielt. Sie ift für den ökonomiſchen Gebrauch ausgezeich⸗ 
net und wird in der Umgegend von Heidelberg ſchon ziemlich 
häufig cultivirt, ſo wie auch dem gemeinen Mays einigermaßen 
vorgezogen. * - 


) Großer gelber Mays. 


Iſt von der Spielart a nur durch gelbe Körner unterſchieden. 

Dieſer ſchöne große Mays wird allgemein in der Umgegend 
von Kehl und Straßburg im Großen angebaut und verdient in 
ökonomiſcher Beziehung die erſte Berückſichtigung. 

Für den Anbau im Großen ſind die beſchriebenen drei Spiel⸗ 
arten vorzugsweiſe zu empfehlen, indem dieſelben ſich nicht allein 
kräftig beſtocken, ſondern auch durch große Kolben und Körner vor 
allen übrigen ſich auszeichnen. 


6. Unterart. Gemeiner Mays. 
Mit 4 — 6 Fuß hohen Stängeln, gleich⸗dicken, etwas kurzen 
Zapfen, 8 — 44 Samenreihen und etwas rundlichen Samen, die 
nicht in geregelten Reihen ſtehen. | | 
Man findet hiervon eine Menge nachſtehend befchriebener Far⸗ 
benabänderungen, die aber meiſtens nur aufällig erſcheinen und ſich 
ſelten rein fortpflanzen laffen. 


ei Gelber gemeiner Mays. (Zea Mays L.) 
Mays vulgaris; Wälſchkorn, Türkiſch Korn in Deutſchland; Kukuruz in 
Ungarn. 

Mit gelben Samenförnern, die ſich ziemlich rein fortpflanzen 
laſſen, jedoch auch häufig verſchiedene Farbenabänderungen her⸗ 
vorbringen. Wird allgemein im ſuͤdlichen Deutſchland angepflanzt 
und iſt wohl die am meiſten verbreitete Form. 


b) Weißer gemeiner Mays. 


a Diefer unterfcheidet ſich von vorſtehender Spielart durch weiße 
Körner, ift ziemlich beftändig und wird auf dem Felde häufig ans 
getroffen. 


c) Hellrother gemeiner Mays. 
d) Blutrother gemeiner Mays. 
e) Dunkelrother gemeiner Mays. 
t) Blauer gemeiner Mays. 
g) Panaſchirter gemeiner Mays. 
) Gemeiner Mays mit hell» und duntelrethen 
3 


* 


i) Gemeiner Mays mit verſchiedenfarbigen Kör⸗ 
nern. 

Die Spielarten c bis i einſchließlich erſcheinen nur 7 
ſie ſind daher als wechſelnde Unterſpielarten zu betrachten, die ſich 
nicht beſtimmt fortpflanzen laſſen und von der Spielart a nur durch 
die Farben und Bezeichnungen verſchieden find. Die ſämmtlichen 
Spielarten dieſer Unterart ſtehen der öten Unterart im Werth nach. 


6 7. Unterart. Spitzkolbiger Mays. | 

Mit 4 — 5 Fuß hoben Stängeln, kurzen, kleinen Kolben, die 
nach der Spitze ſtark verjüngt zulaufen, meiſt von 12.— 20 Sa⸗ 
menreihen, welche dicht zuſammengedrängt ſind, und etwas “Meis 
nen Samen. 23 21 


a) Gelber ſpitzkolbiger Mays. 
Mit gelben, kleinen Samen, die ſehr dicht bei einander ſtehen. 
Stammt aus Spanien, woher wir ihn durch die See 
Geſellſchaft in London erhielten. e 
Dieſe Spielart ift ziemlich erträglich und ſcheint ſich së Fuͤt⸗ 
terung des dane weng, der kleinen Körner wegen, vorzüglich zu 
eignen. PT 


b) Rother ſpitzkolbiger Mags 
und | 
c) Blauer ſpitzkolbiger Mays 
find als Unterfpielart der erſten Spielart zu betrachten, die zufäls 
lig erſcheinen und nur durch die Farbe der Samen von a verſchie⸗ 
den ſind. 


8. Unterart Kurzkolbiger Mays. 


Mit 5 — 6 Fuß hohen Stängeln, ſehr ſtumpfen, kurzen, gleich⸗ 
dicken Kolben und meiſt unregelmaͤßigen Samenreihen. i 


a) Gelber kurzkolbiger Mays. 
Mit gelben Körnern. : 


Kam aus Spanien in den landwirthſchaftlichen Garten dahier 
und hat keinen beſondern Werth. 


9. Unterart. Breitfolbiger Mays. 


Stängel 5—6 Fuß hoch; Kolben meiſt breitgedrückt, kurz, | 
ſtumpf, bisweilen oben getheilt, mit unregelmäßigen Samenreihen 
und kleinen rundlichen Körnern. | 


2) Gelber breitfolbiger Mays. 

Sirter⸗ Mays in Steiermark. 

Mit gelben Körnern. 

Dieſe ſchöne Spielart, die ziemlich beſtändig bleibt, erhielten 
wir durch die Güte unſeres verſtorbenen Freundes, Profeſſor Wer⸗ 
ner in Grätz. Sie ſteht ebenfalls in ökonomiſcher Beziehung der 
öten Unterart nach und bildet den Uebergang zur nachſtehenden 
Unterart, indem die Spindeln Andeutungen zur Theilbarkeit zei⸗ 
gen und deßhalb breite Kolben bilden. | | 


2 


10. Unterart. Aeſtiger Mays. 
Mit — 3 Kolben. 


ai Weißer aͤſtiger Mays. 
b) Rother äſtiger Mays. 
Beide Formen erſcheinen nur zufällig, und zwar ſehr ſelten bei 


verſchiedenen Spielarten, und verdienen deßhalb in botaniſcher, 
beſonders aber in ökonomiſcher Hinſi icht keine weitere Beachtung. 


11. unterart. Cinquantino⸗ Mays. 


Stängel 4 Fuß hoch; Kolben ſehr kurz, dick, nach oben et⸗ 
was verjüngt, mit meist 12 Samenerihen und etwas breiten Samen. 


a) Weißer Einquantins- Mays. 


Mit weißen frühreifenden Samen. Wird in Italien ange⸗ 
baut, und hat den Namen Cinquantino von der Reifzeit der Sa⸗ 
men im Verlauf von fünf Monaten. Ob dieſes übrigens die Adte 
italieniſche Form iſt, vermögen wir nicht zu beſtimmen. 

Reift bei uns 14 Tage früher als der gemeine Mays, und 
mag in dieſer Beziehung für ſolche Klimate, wo der gemeine Mays 
nicht mehr reif wird, ödkonomiſchen Werth haben. 


13. Unterart. Zwergmays. 


Die Staͤngel meiſt nur 3 Fuß hoch; Kolben bisweilen nur 
3 Zoll lang. 


a) Gelber Zwergmays. 

Zea praecox. Mays praecox der Autoren. Kleiner Mays in Deutſchland. 

Europäische Cerealien p. 68. H. ? 

Mit kleinen, gelben, runden Körnern, die fehr dicht beiſam⸗ 
menſitzen. 

Reift ſehr früh und meiſt 4 Wochen vor dem gemeinen Mays, 
weßhalb diefe Spielart in nördlichen Gegenden, wo der gemeine 
Mays nicht mehr gedeiht, angepflanzt werden kann. 5 

Er wird bis jetzt nur in Gärten angebaut, und eignet ſich 
beſonders zur Fütterung des Federviehes. 

Dieſer Mays artet ſehr leicht aus und bekommt größere Kol⸗ 
ben und höhere Stängel, zumal wenn er mit andern Maysſpiel⸗ 
arten angebaut wird. 5 


bp) Rother Zwergmays. 
c) Blauer Zwergmays. 
d) Panaſchirter Zwergmays. 
Dieſe drei Spielarten ſind von dem gelben Zwergmays nur 
durch die Farbe verſchieden, fie erſcheinen blos zufällig, und kön, 
nen deßhalb nur als Unterſpielarten betrachtet werden. 


Cultur und Nutzen des Mayſes im 8 
1 a) Als Mehlpflanze. 

Als bauwürdigen Mays für das, füdlliche Deutſchland zaͤhlen 
wir hauptſächlich die drei Spielarten der 5ten Unterart, als: den 
weißen, weiß⸗ und gelbkörnigen und gelben großen Mays, zum 
allgemeinen Anbau auf offenem Felde, und die Unterart 11 und 
12, als den weißen Cinquantino⸗ und gelben Zwergmays in mehr 
geſchützte Lagen für das nördliche Deutſchland, und zwar dahin, 
wo erſtere nicht mehr gehörig reif werden. Die übrigen Formen 
gehören meiſt nur den Gärten und Sammlungen an, und haben 
hauptſächlich mehr botaniſchen als eigentlichen landwirthſchaftlichen 
Werth. 


216 


Ob die Mayscultur vortraͤglicher als der eigentliche Getreide⸗ 
bau iſt, vermögen wir, aus Mangel an Erfahrung und verglei⸗ 
chenden Verſuchen nicht zu beſtimmen. Nur haben wir bemerkt, 
daß in den Rheingegenden in produktivem Boden, wo beſonders 
der Getreidewerth hoch ſteht, die Mayscultur mehr zurückgedrängt 
als erweitert, und daſelbſt nur noch zum Hausgebrauch, weniger 
aber zum Verkauf, angebaut wird. Doch ſehen wir den Anbau 
deſſelben noch ſehr häufig, zumal in ſandigen Gegenden, bei Karls⸗ 
ruhe, in der Umgebung von Straßburg und im Elſaß, von wo 
aus die Samen meiſt in die großen Städte zum Mäſten der Gänfe 
Rund Schweine auf den Markt gebracht werden. Der pfälzer Bauer 
dagegen läßt ſich auf den Maysbau nur wenig ein, und behaup⸗ 
tet, daß ihm der Spelzenbau mehr vortrage. Es ſcheint daraus 
hervorzugehen, daß es beim Maysbau hauptſächlich auf Localver⸗ 
hältniſſe ankommt, und daß ſomit derſelbe in minder cultivirten, 
beſonders ſandigen Gegenden von Wichtigkeit ſeyn mag, während 
er im produktiven, gut gebauten Ackerlande weniger Berückſichti⸗ 
gung verdient. 

Wir glauben daher, daß der Maps dem füdlichen Europa, 
als Italien, Spanien, Frankreich, Ungarn und andern Ländern 
mehr, als den befferen Gegenden des ſüdlichen und nordlichen 
Dieutſchlands anzuempfehlen ift. | 

Ueber die Cultur und den Gebrauch des Mayſes hat Burger 
in ſeiner vortrefflichen Abhandlung: Naturgeſchichte des Mayſes, 
alle möglichen Nachweiſungen gegeben, die jedem, der ſich für den 
Maysbau intereſſirt, von Wichtigkeit ſeyn müſſen. Eben fo hat 
Schwerz in feinem neueſten Werke: Anleitung zum praktiſchen 

Ackerbau, die Mayscultur ſehr umfaſſend und mit gründlichen Er⸗ 
fahrungen abgehandelt, und es mag wohl niemand gelingen, et⸗ 
was beſſeres darüber zu liefern. Wir entlehnen daher nur einige 
der wichtigſten Stellen aus dieſen Schriften und verweiſen im 
Uebrigen auf die Nachleſung beider Werke. s ! 

Ueberall, wo der Wein im Freien füße Früchte bringt, oder 
der Buchweizen als zweite Frucht reif wird, kann auch noch Mays 
gebaut werden. Er fordert in warmen Ländern einen bindigen 
Boden; in kälteren Gegenden erwärmt ſich aber nur der leichtere 
geſchwind und hinlänglich genug, um ihn noch zur Zeitigung zu 


bringen. Er verlangt ferner ein friſch und reichlich W 
Feld, wenn er reichlich ertragen ſoll. ö 

Der Acker, in welchen Mays geſaͤet werden fon „ muß entwe⸗ 
der durch die vorausgegangene Frucht oder durch mehrfältiges Plüs 
gen in einen reinen Zuſtand verſetzt worden ſeyn. 

Die Zeit der Ausſaat richtet ſich nach dem Klima. Wenn 
keine Nachtfröſte mehr zu befürchten find, fol man Mays ſaͤen. 
Dieſes geſchieht im ſüdlichen Deutſchland meit Ende April. Der 
Mays wird mit der Maſchine in Reihen oder in einzelne Stufen 
gleichweit von einander gelegt. Die Cultur deſſelben beſteht darin, 
daß man die jungen Pflanzen frühzeitig behackt, daſſelbe fpäter 


noch einmal vornimmt, und wenn fie hoch genug find, mit Erde 


einhäufelt, was bei den Reihen mit dem Häufelpfluge und bei den 
Stufen mit der Hacke geſchieht. Wenn die Blüthe vorüber iſt, 
werden die Stängel über den Kolben abgeſchnitten und verfüttert; 
dieſes darf aber nicht eher geſchehen, als bis fid) das Pollen (Bliz 
thenſtaub) der Staubbeutel entleert hat, weil ſonſt keine genügende 
Befruchtung ſtatt ſindet. Das Stroh des Mayſes hat als Vieh⸗ 
futter einen höheren Werth als jenes der anderen Halmgetreide, 


weil es mehr Zucker, Schleim und Stärke enthält. Dafür ſind 
aber die reifen Stängel ſchwer zu ſchneiden, und das Futter muß 
entweder abgebrüht werden, oder ein paar Tage früher, mit kaltem 
Waſſer übergoſſen in Bütten ſtehen. | 


b) Futterpflanze. 

Man ſaͤet den Mays häufig in Stoppeläcker nach der Ernte, 
oder auch im Frühling in dichte Reihen, und ſchneidet die Staͤn⸗ 
gel, wenn fie ſtark genug find, zur Grünfütterung ab. Sie haben 
ſehr viel Saft⸗ und Zuckertheile und werden deßhalb von dem Vieh 
gerne gefreſſen. 

In trocknem heißem Jahrgange liefert der Mays, weil er Hitze 
und Trockenheit mehr, als alle ae Futterpflanzen, erträgt, ein 
reiches Futterſurrogat. 


c) Einmach⸗ und Grützepflanze. 5 
Man macht die halbreifen Aehren in Effig ein, und giebt fe 
als Zuthat zu Rindfleiſch. Andere braten die reifen Kolben in of⸗ 
fenem Feuer und genießen fie im warmen Zuſtande. Man berei⸗ 


D 


tet ferner Grütze und Mehl daraus; erſtere gebraucht man zu Sup⸗ 
pen und letzteres zu Brei, Kuchen und Brod. 

Die beliebte Polenta (dicker mit Waſſer gekochter Brei), ein 
Hauptnahrungsmittel der Italiener, fo wie die Milasse oder Cru- 
chade der Südfranzoſen, und die Gaudes (beide dicker Brei in Milch 
gekocht) der Burgunder, werden aus Maysmehl bereitet. Die 
Amerikaner backen aus Maysmehl Kuchen und Brod, eben ſo die 
Ungarn. Das Brod iſt ſehr weiß, wenn es gut behandelt wird, 
ſchwammig, und hat einen ſüßlichen Geſchmack, der nicht von je⸗ 
dermann geliebt wird. Die Hüllen, in denen ſich die Kolben be⸗ 
finden, dienen, wenn ſie fein zerriſſen werden, zum Auspolſtern 
der Stühle und Soaps sg 


* 


Anhang. 


Cultur der Wieſengräſer im Allgemeinen. 


Keine Pflanzen ſind bei der immer mehr ſich entwickelnden 
Bodencultur in landwirthſchaftlicher Beziehung fo ſehr vernachläfs 
Got, als die Gräſer, obgleich fie zu den wichtigſten Futterpflanzen 
gehören, von denen der denkende Landwirth bei geeignetem Anbau, 
zumal auf feuchtem, für den Feldbau ungeeigneten Boden, den 
höchſten Ertrag mit dem geringſten Kraft⸗ und Düngeraufwand 
gewinnen kann. Ihre Anzahl iſt unendlich groß, und jede Loca⸗ 
lität, vom Sumpf bis zur trocknen Heide, vom ſchweren Thon⸗ 
boden bis zum Flugſande, weiſt Repräfentanten dieſer Familie nach. 
Nicht alle Gräſer haben aber gleichen Werth, und ſind in der 
Qualität, als Futter⸗ und Wieſenpflanzen, äußerſt verſchieden; 
viele ſind hart, rauh, trocken, ſpröde, und werden von den Thie⸗ 
ren ungern und nur in der höchſten Noth genoſſen, während an⸗ 
dere entgegengeſetzte Eigenſchaften beſitzen und ein nahrhaftes Fut⸗ 
ter abwerfen, das grün und getrocknet die Hauptnahrung für Pfer⸗ 
de, Rindvieh und Schaafe ausmacht. Erſtere können hier keine 
Stelle einnehmen, indem nur diejenigen Gräſer bezeichnet werden 
folen, die einen wirklichen und allgemeinen Werth für die Land 


221 


wirthſchaft haben und deren Vermehrung durch leichte Samenge⸗ 
winnung oder auch ſonſtige Fortpflanzung keiner großen Schwie⸗ 
rigkeit unterworfen iſt. Da nun aber jedes anerkannte Wieſengras 
ſeine eigenthümliche Bodenart und einen angemeſſenen Standort 
verlangt, ſo iſt es nöthig, die verſchiedenen Bodenverhältniſſe der 
Grasanlage auszumitteln, und darnach die Wieſengräſer zu clafs 
ſifteiren, was jedoch nicht fo ſcharf abgegränzt werden kann, weil 
ſelbſt mehrere von ihnen auf verſchiedenen Bodenarten fortkommen. 

Wir nehmen an, daß der Wieſenbau nur da von Nutzen ſeyn 
kann, wo der Boden zeitweiſe den Ueberſchwemmungen ausgeſetzt ift, 
wo allzu große Feuchtigkeit ſtatt findet, oder wo derſelbe thonig, 
abhängig und auch zu ſteinig iſt, und daher nicht mit dem Pfluge 
bearbeitet werden kann. Sodann da, wo der trockne unfruchtbare 
Boden künſtlich gewäſſert werden kann; und endlich da, wo die 
Bodenfläche ſo groß iſt, daß die ſie bewohnende Bevölkerung nicht 
Hände genug zur Bearbeitung derſelben hat und wo der Boden 
von ſolcher Qualität ift, daß Feld- und Wieſenbau (oder füge, 
nannte Koppelwirthſchaft darauf getrieben werden kann. 

Die Abtheilungen der Wieſen in Sumpf- und trockne Wieſen, 
wie dieſes in verſchiedenen landwirthſchaftlichen Schriften geſchieht, 
können wir nicht billigen, und zwar deßhalb, weil auf erſteren 
nur ſchlechte und ſauere Gräſer wachſen, die keinen Futterwerth 
haben, und auf letzteren nur unbedeutende trockne Gräſer fortkom⸗ 
men, die allzu geringen Ertrag liefern. Sumpfige Wieſen gehören 
daher entwäſſert und cultivirt zu werden, und kann der Waſſer⸗ 
abzug vermöge einer zu niedrigen Lage nicht ſtatt finden, fo befege 
man ſolche Sümpfe mit Kopfweiden, Pappeln, Erlen u. dgl., 
was weit mehr Nutzen bringen wird, als eine ſchlechte Sumpfwieſe. 

Eben ſo baue man trockene Gelände, die nicht bewaͤſſert wers 
den können, mit dem Pfluge, und benutze ſie zum Anbau kraut⸗ 
artiger Futterfräuter, als Luzerne, Esparſette u. dgl., die eher 
vermögend ſind, durch ihre tiefer gehenden Wurzeln aus dem Bo⸗ 
den Nahrung zu ziehen, als die faſerwurzeligen Gräſer. 

Ein beſonderer Uebelſtand, den wir allgemein wahrnehmen, 
und der ſehr nachtheilig auf eine gute Wieſencultur einwirkt, liegt 
in der üblichen Beſamung der Wieſen durch ſogenannte Heublumen, 
die man als Abfälle auf Heuböden, ohne Rückſicht, ob dieſelben 


223 


von guten oder ſchlechten Gräſern herſtammen, gewinnt. Dieſe 
Heublumen enthalten meiſt nur taube Grasſamen, und nebſt die⸗ 
ſen eine Menge ſchlechter Unkrautſamen, durch deren Ausſaat die 
Miefenunfräuter, die ohnehin auf jedem Boden von ſelbſt erſchei⸗ 
nen, auf Rechnung der beſſeren Graͤſer vermehrt werden. 

Einem ſolchen Uebelſtande iſt nur dadurch abzuhelfen, wenn | 
man reifen Samen von geeigneten Wiefengräfern ſelbſt einſammelt 
und diefe in gehöriger Miſchung mit Zuſatz von einigen krautarti⸗ 
gen Futterpflanzenſamen zuſammen ausſäet; da aber dieſe Gräfer 
da, wo noch keine geregelte Grascultur eingeführt iſt, ſchwierig zu 
ſammeln ſind, ſo dürfte es zweckmäßiger ſeyn, die Samen von 
guten Samenhandlungen zu verſchreiben, von denen man ſolche 
Gräfer rein, oder auch, wenn Boden und Lage der zu beſäenden 
Wieſe angegeben wird, in paſſender Miſchung billig erlangen kann. 

Wir haben aus eigener Erfahrung entnommen, daß die Ko⸗ 
ſten für ſolche Samenanſchaffungen ſchon im erſten Jahre durch 
zwei reiche Schnitte hinlänglich vergütet wurden, wozu hauptſaͤch⸗ 
lich das italieniſche Raygras, das ſich ſehr ſchnell beſtockt, beige⸗ 
tragen hat, weßhalb wir die Beſamung der Wieſen durch reine 
Gräſer nicht genug empfehlen können. 

Nach dieſen vorangegangenen Grundzügen Si weiter gemach⸗ 
ten Beobachtungen über das Gedeihen der Gräſer auf den Wieſen 
und andern Grasplätzen wollen wir verſuchen, die Wieſen nach 
Boden und Lage zu claſſifteiren und jeder Claſſe ihre dahin geeig⸗ 
neten Grasarten zur SENG ZE? für die Beſamung anzu⸗ 
weiſen. f à 


Wahl der Gräſer. 
1) Für Wieſen auf torfigem, moorigem Boden. 

a) Obergräſer (Halmgräſer). 
Wieſenlieſchgras. Phleum pratense. 
Wieſenfuchsſchwanz. Alopscurus pratensis. 
Honiggras. Holeus lanatus. 
Franzöſiſches Raygras. Arrhenantherum elatuis (Avena elatior). 
Rohrſchwingel. Festuca arundinacea (F. elatior). - 

b) Untergräſer (Bodengräſer). 
Fioringras. Agrostis stolonifera. 


233 
2) Auf thonigem, waſſerhaltigem, fegenanntem kalten 
Boden. 
a) Obergräſer. a 
Rohrſchwingel. Festuca arundinacen. 
Knaulgras. Dactylis glomerata. 
Wieſenlieſchgras. Phleum pratense. 
Franzöſiſches Raygras. Arrhenantherum elatius Lëns elatior). 
b) Untergräſer. \ - 
Ruchgras. Anthoxanthum odoratum. 
Engliſches Raygras. Lolium perenne. 
Kammgras. Cynosurus cristatus. 
Fioringras. Agrostis stolonifera. 
Gemeines Rispengras. Poa trivialis. 


3) Auf fruchtbarem, kräftigem, Bere warmen 
Boden mit Bewäfferung (fruchtbare Wake we 
a) Obergräſer. ’ 
Wieſenlieſchgras. Phleum pratense. 
Wieſenfuchsſchwanz. Alopecurus pratensis. 
Wieſenſchwingel. Festuca pratensis. 
Goldhafer. Avena flavescens. 
Kurzhaariger Hafer. Avena pubescens. 
Franzöſiſches Raygras. Arrhenantherum elatius (Avena geiert 
Italieniſches Raygras. Lolium italicum. 


b) Untergräfer. 
Engliſches Raygras. Lolium perenne. 
Zittergras. Briza media. 
Ruchgras. Anthoxanthum odoratum. 
Wieſenrispengras. Poa Lego: l 


4) Auf fruchtbarem, kräftigem, ſogenanntem warmen 
Boden ohne Bewäſſerung, und ſtatt dieſer dftere- 
Düngung | 

a) Obergräfer. 

Franzöſiſches Raygras. e ene elatius (Avena * 

Italieniſches Raygras. Lolium italicum. 

Wieſenſchwingel. Festuca pratensis. 


224 


Wieſenhafer. Avena pratensis. 
Goldhafer. Avena flavescens. 
Kurzhaariger Hafer. Avena pubescens. 


b) Untergräfer. 

Engliſches Raygras. Lolium perenne. 
Schaafſchwingel. Festuca ovina. 
Wieſenrispengras. Poa pratensis. 
Zittergras. Briza media. 

— Anthoxanthum odoratum. 


SCH Auf ſchattige Waldwieſen und Grasgärten. 
a), Obergraͤſer. 
Knaulgras. Dactylis glomerata. 
Rieſenſchwingel. Festuca giganten (Bromus giganteus). 
Franzöſiſches Raygras. Arrhenantherum elatius ies elatior). 
Italieniſches Raygras. Lolium italicum. 
Kurzhaariges Hafergras. Avena pubescens. 


i 


b) Untergräſer. 
Engliſches Raygras. Lolium perenne. 
Ruchgras. Anthoxanthum odoratum. 


6) Auf Zierrafen in Gärten und Parkanlagen. 
Engliſches Raygras. Lolium perenne. 
Italieniſches Raygras. Lolium italicum. 


Zur Miſchung der Grasſamen wählt man gern einige kraut⸗ 
artige Pflanzen, wie z. B. für alle Wieſen, mit Ausnahme der 
Zierraſen: Steinklee (Trifolium repens), rothen Klee (Trifolium 
pratense) und Hopfenklee (Medicago lupulina); für Wieſen auf 
torfigem, thonigem und feuchtem Boden: Baſtardklee (Trifolium 
hybridum), Schotenklee (Lotus corniculatus) und Steinklee. Bei 
den Zierraſen dagegen darf keine Miſchung ſtattfinden, weil durch 
die farbigen Blüthen der krautartigen Pflanzen das ſchöne Grün 
vom Raygras unterbrochen und das Anſehen ſolcher . ver⸗ 
unſtaltet wird. 
| Nebſt dieſen Pflanzen iſt die Miſchung mit italieniſchem Ray⸗ 
gras bei allen Grasanlagen zu empfehlen, weil daſſelbe ſehr ſchnell 
wächft und im erſten Jahre gleich Ertrag liefert, was bei andern 


Gräſern nicht ſo in hohem Grade der Fall iſt. Anthoxanthum 
odoratum kann ebenfalls als Miſchung faſt für alle Bodenarten, 
wegen ſeines aromatiſchen Geruches, den es dem Heu giebt, em⸗ 
pfohlen werden, jedoch des geringeren Ertrages wegen darf die 
Beimiſchung nicht zu ſtark ſeyn. 
Alle genannten Gräſer und krautartige Pflanzen zur Anlegung 
von Wieſen können bei den früher genannten Samenhandlungen 
bezogen und auch ſehr leicht, auf den uorgejhriebenen Bodenarten 
angebaut, gewonnen werden. : 

Ueber die weitere Behandlung der Wieſen haben wir melee 
gediegene Schriften, wovon wir die von Pa bſt unter dem Titel: 
Kurze Anleitung in der Behandlung der Wieſen, 1832, als ſehr 
vorzüglich, kurz und leicht verſtaͤndlich halten, und dieſelbe defz 
halb, mit Ausnahme des §. 56, den wir bereits ausführlicher ber 
handelt haben, Rien ee wollen. * 2 


* 


5 


F. 1. Wief e e wir jedes Grundſtück, welches mit 
verſchiedenen Gras⸗ und Kleearten und andern Kräutern bewachſen 
iſt und wovon jährlich das herangewachſene Gras (Futter) ein⸗ 
oder mehreremal abgemäht und zu Heu getrocknet wird. 


§. 2. Da die Viehhaltung ſchon wegen der Erzeugung des 
Düngers ein nothwendiges Bedürfniß bei dem Betriebe der Land⸗ 
wirthſchaft iſt, da die Unterhaltung des Viehes im Winter ohne 
Heu in den meiſten Verhältniſſen ſchwierig, in manchen unmöglich 
iſt, da das auf Wieſen erzeugte Futter einen geringeren Cultur⸗ 
aufwand erfordert und ſeine Gewinnung ſicherer iſt, als die des 
dürren Futters (von Klee ꝛc.) auf dem Felde, da endlich um ſo 
weniger Futter auf dem Ackerfelde gebaut zu werden braucht, je 
mehr man deſſen auf den Wieſen erzeugt; ſo iſt daraus die N 
tigkeit der Wieſen leicht zu erſehen. 


Hiermit ſoll jedoch nicht geſagt ſeyn, daß man ohne Wieſen oder ohne viel 
Wieſen keinen guten Ackerbau treiben könne. Sobald der Boden zum fünſtlichen 
Futterbau, d. h. dem Anbau der verſchiedenen Kleearten, oder auch nur einer 
derſelben, geeignet iſt und dieſe in hinreichender Menge und auf die beſte Weiſe 
angebaut werden, ſo können und müſſen dadurch die Wieſen erſetzt werden. 


D 


226 


$: 3. Die Wichtigkeit der Wieſen wird noch bedeutender, 
wenn man erwägt, daß wegen der natürlichen Lage des Bodens 
große Flächen deſſelben auf keine andere oder wenigſtens keine bet: 
ſere Weiſe, als zu Wieſen, benutzt werden können. 

Da nämlich, wo die Lage für e d = und zu tief oder ſonſt 
ungünſtig ift. 

§. 4. Ein Grundſtück fol jedoch mir dann als Wieſe benutzt 
werden, wenn es ſeiner Lage nach dazu geeignet iſt, und es ge⸗ 
währt auch als Wieſe nur dann einen befriedigenden Nutzen, wenn 
es zweckmäßig behandelt wird. 

Namentlich ſoll man zu trocken gelegene Grundſtücke, welche nicht bewäſ⸗ 
ſert werden können, lieber zu Ackerfeld umwandeln, als wie als Wieſen belaſſen. 

§. 5. Die Güte der Wieſen iſt verſchieden, und abhängig 
von der Lage, dem Klima, dem En und der ihnen zu 4 
gewordenen Behandlung. 

Ein warmer, nicht zu ſchwerer, nicht zu leichte Boden it im Allgemei⸗ 
nen der beſte für Wieſen; leichter Boden iſt aber auch noch gut, wenn er hin⸗ 
länglich bewäſſert werden kann, und ſchwerer Boden nicht ſchlecht, wenn die 
Lage nicht zu naß iſt. 

§. 6. Gut nennt man eine Wieſe „ wenn fie mit guten füßen 
Gräfern, guten Kleearten ꝛc. bewachſen iſt und auch in der Menge 
nicht zu wenig abwirft. Mehr oder weniger ſchlecht heißen die 
Wieſen, welche viel Moos, faure Gräfer und andere wenig nahr⸗ 
hafte Pflanzen erzeugen, oder welche nur ſehr wenig Ertrag geben, 
wenn auch deffen Güte nicht gerade gering ift. 

Gute Wieſen können in einem Sommer zwei⸗ oder ſogar mitunter dreima 
gemäht werden, ſchlechte find häufig nur einſchürig. i 

§. J. Wenn Wieſen ſchlecht find, fo it in den meiſten Faͤl⸗ 
len daran ſchuld: a) entweder daß ſie an Näſſe leiden, indem der 
Boden das Waſſer zu wenig durchlaͤßt und daſſelbe auch nicht gez 
hörig abziehen kann, während doch mehr Waſſer Zutritt in den 
Boden der Wieſe hat, als demſelben zuträglich iſt; oder: b) Br 
RW Mangel an Feuchtigkeit haben. 

Dabei iſt auch der Boden oft noch mit ſchuld, indem die in der Lage be⸗ 
Gët Fehler durch eine ungünſtige Beſchaffenheit des erſtern bedeutend er- 
höht werden, z. B. ein lettiger Grund bei naſſer Lage, oder ein magerer, leich⸗ 
ter Boden bei zu trockner Lage, oder Torfgrund u. f w. — Vernachläſſigungen 
in der Behandlung, in Bezug auf Wegräumung von Geſtrüpp, Maulwurfshau⸗ 


227 
fen. u. ſ. w., ſo wie Mangel an aller Düngung „ ſind ebenfalls häufig Berane 
laſſung mit, daß die Wieſen ſchlecht ſind. TS 

§. 8. Sobald die Wieſen nicht ſchon fo gut find, daß fe 

nichts zu wünſchen übrig laffen, muß dahin getrachtet werden, fie 
durch geeignete Mittel in den möͤglichſt eintraͤglichſten Zuſtand zu 
bringen. Die dazu führenden Mittel ſind, je nach den einwirken⸗ 
den Um ſtänden: 8 e ) | 

die Entwäſſerung, 

die Bewaͤſſerung, 

die Düngung und ſonſtige Pflege, 

die Erneuerung der Grasnarbe und Anlegung neuer 

Wieſen. ) F 


* 


* 


L Entwäfferung 


$. 9. Um das im Ueberfluß vorhandene und deßhalb Scha⸗ 
den bringende Waſſer zu entfernen, müͤſſen Abzugsgräben angelegt 
werden; zuvor aber muß unterſucht werden, woher ſich die Näffe 
herbeizieht und ob folde nicht durch Gräben ganz von dem Geng, 
ſtück abgehalten werden kann. i 


Wir machen zu dem Ende folgende Abtheilungen: 1) Von der Abhaltung 
oder Auffangung des Waſſers; 2) von der Ableitung deſſelben; und 3) von der 
Anlegung der Graben. ; i ? 

Daß man bei jeder nur einigermaßen bedeutenden Ent und Bewaͤſſerungs⸗ 
anlage vorgängig ein genaues Nivellement zu unternehmen und aufzuzeichnen 
habe, und daß das Reſultat des Nivellirens die näheren Beſtimmungen an die 
Hand geben müſſe, wie und wo die Gräben zu ziehen find, fo wie, daß ſolche, 
ſo wie die etwa abzuhebenden oder auszufüllenden Stellen, vorher durch einge⸗ 
ſchlagene Pflöcke bezeichnet werden, wird hier als bekannt vorausgeſetzt. 


1. Abhaltung oder Auffangung des Waſſers. 


F. 10. Die Verſumpfung entſteht häufig durch Quellen, wel⸗ 
che höher als die Wieſe liegen und ihr Waffer in derſelben ver⸗ 
breiten. Ueberall, wo fih ſolche Quellen finden, müſſen fie, in 
kleine zu grabende Brunnen aufgefangen und dieſe mit Ableitungs⸗ 
gräben in Verbindung gebracht werden. 

§. 14. Noch häufiger zieht ſich die Näſſe von benachbarten 
Anhöhen unterirdiſch in dir Wieſengründe und bildet ſelbſt zuwei⸗ 


t 


len auf ſolchen Wieſen ſumpfige Stellen, welche an Abhängen ge 
legen ſind. In dieſen Fällen muß unterſucht werden, ob man durch 
tiefe Gräben die aus der Anhöhe ſich ziehende Näſſe, ehe ſie ſich 
in der Wieſe verbreitet ‚ auffangen und durch dieſe Auffangegräben 
den Ableitungsgräben zuführen kann. | 
F. 12. Zieht Ga das Waſſer oberirdiſch von Anhöhen in die 
Wieſe, ſo iſt es am leichteſten, durch am höheren Rande derſelben 
herziehende Gräben das Waſſer aufzufangen und wegzuführen. 


2. Ableitung des Waſſers. 


§. 13. Wenn ſchon in vielen Fällen das Waſſer in der eben 
beſchriebenen Art wenigſtens theilweiſe abgefangen werden kann, 
ſo ſind doch immer noch weitere Abzugsgräben nöthig, und folche 
auch ſchon zur Abführung des aufgefangenen Waſſers unentbehrlich. 


Nicht felten ift überdies eine Abfangung des Waſſers gar nicht thunlich , 
z. B. bei einer fait ebenen, flachen Lage mit undurchlaſſendem Untergrund. i 


§. 14. Dieſe Abzugsgräben müſſen immer in den tiefſten 
Stellen des Grundſtücks und in der Richtung angelegt merden, 
welche noch einiges Gefälle darbietet. Man legt zu dem Ende 
einen Hauptgraben, oder bei großen Flächen deren mehrere, an, 
und läßt in bieten die erforderliche Zahl von Seitengräben einfallen. 
F. 15. Wenn ein Bach durch den Wieſengrund geht, wel 
cher mit ſeinem Waſſerſpiegel höher zieht, als ein Theil der Wie⸗ 
ſenfläche liegt, und dieſe dadurch verſumpft wird, ſo muß, wo 
möglich, der Bach in einem neuen, in den tieferen Stellen hin⸗ 
ziehenden Graben fortgeführt und deſſen altes Bett ausgefüllt wer⸗ 
den. Wenn der durchziehende Bach wegen vieler Krümmungen 
die Verſumpfung veranlaßt, müſſen dieſe, ſoweit thunlich, gerade 
gezogen werden. 
§. 16. Kleine Vertiefungen, welche ſchwer zu entwäſſern find, 
muß man ſuchen mit Grabenauswurf und anderer Erde, welche 
zuweilen auch von einzelnen Erhöhungen weggenommen werden 
kann, auszufüllen. Bei größeren Keſſeln bleibt zu verſuchen, ob 
ein Durchſtich des Randes an der niederſten Stelle möglich ift. 


Die Anlegung von unterirdiſchen Abzugsröhren (Bohrlöchern) und von 
Saugſchächten, ſo wie die Correction größerer Flüſſe und dabei vorfallenden 
Waſſerbauarbeiten übergehen wir, indem -a die Beiziehung von Kunſtverſtän⸗ 
digen anzurathen iſt. 


3. Anlegung der Entwäſſerungsgräben. 


8. 17. Eine gute Anlegung der Gräben iſt ſowohl wegen 
Erreichung des Zwecks, als wegen der Koſten, welche deren Un⸗ 
terhaltung für die Folge verurſacht, höchſt wichtig. 

$. 18. Die Auffangegräben brauchen nur ein geringes 
Gefälle zu haben. Müſſen ſie ſehr tief ſehn, z. B. 5 bis 6 Fuß, 
um das Waſſer gehörig abzuſchneiden; ſo thut man, ſobald ſie 
nicht große Waſſermaſſen aufzunehmen haben, meiſtens beſſer dar⸗ 
an, die Wände ſenkrecht zu machen und die Gräben dann mit 
groben Steinen, oder wenn man dieſe nicht haben kann, mit 
Reiſigfaſchinen ſo auszufüllen, daß das Waſſer darin ſich anſam⸗ 
meln und fortziehen kann. Zuletzt wird Reiſig und Stroh und 
darauf noch 1 Fuß hoch Erde und Raſen ſo aufgelegt, daß die 
Oberfläche dem übrigen Boden wieder gleich iſt. 

Wenn man einzelne quellige Stellen trocken legen will, ſo legt man die 
Gräben, welche das Waſſer fortleiten, auch häufig auf die eben beſchriebene 
Weiſe mit Vortheil an. Krag. Deg i 

Die nicht auszufüllenden und nicht zu verdeckenden Auffangegräben werden 
in Bezug auf Böſchung wie die Abzugsgräben behandelt. , 

§. 19. Die Abzugsgräben werden in der Regel nicht 
verdeckt angelegt. Zu einer richtigen Anlegung derſelben gehört, 
daß fie bei nicht ganz loſem Boden eine Böſchung (abgedachte 
Wände) in einem Winkel von 45 Grad, gegen die ſenkrechte 
Höhe gemeffen, haben. In loſem Boden muß die Böſchung noch 
um ein Bedeutendes flacher ſeyn. | ai 

Im erſten Falle muß die obere Breite des Grabens ſo viel betragen, als 
die doppelte Tiefe und dazu noch die untere Breite des Grabens zuſammen; im 


andern Fall ſo viel, als die drei⸗ bis vierfache Tiefe und die untere Breite zu⸗ 


ſammen. Es iſt gut, ſich aus Brettern gemachter Einſätze bei der Anfertigung 
der Gräben zu bedienen, um überall der gleichen Böſchung gewiß zu ſeyn. ; 

§. 20. Das Gefälle der Abzugögräben muß nicht zu gering 
und möglichſt gleichförmig ſeyn; Biegungen, beſonders etwas 
ſcharfe, müſſen ſo viel als möglich vermieden werden. Die Sei⸗ 
tengräben müſſen, ſo weit als thunlich, in einem ſpitzen Winkel 
in die Hauptgräben einfallen. | 

§. 21. Die Weite und Tiefe müſſen fih nach der abzufühs 
renden Waſſermenge und nach dem Gefälle richten. 


. gien Bag Ze, 


— — eme, E: s» — 
4 * — 


n 


— 


e 
— 5 


— 
v 


— 


230 


Damit das Gefälle gleich bleibt, fo muß in dem Verhältniß, als man e 
was höhere Stellen zu durchſchneiden hat, der Graben tiefer und oben weiter 
gemacht werden. < 


§. 22. Wenn eine Entwäſſerungsanlage zu Stande gebracht 
iſt, ſo bleibt nun noch übrig, ſie auch in der * in gehörigem 
Stande zu erhalten. 


II. Bewäſſerung. 


$. 23. Nichts kann den Ertrag der Wieſen mehr erhöhen, 
als eine gute Bewäſſerung. Da nun dieſe Ertragserhöhung in den 
meiſten Fällen ohne ſehr große Koften erreicht werden kann, da 
dazu gar kein Aufwand an Dung erforderlich ift, fO ſollte jeder 
Wieſenbeſi tzer, nächſtdem, daß er zuerſt da, wo es nöthig iſt, für 
Entwäſſerung ſorgt, auf's eifrigſte h ſeyn, ob und wie er 
ſeine Wieſen bewäſſern kann. 

Sehr häufig können die an Näſſe leidenden Wieſen, ſobald ſie gehörig 
trocken gelegt ſind, nun mit Vortheil bewäſſert werden. 

F. 24. Bei der Bewäſſerungsanlage hat man die Beſchaffen⸗ 
heit und Menge des Waſſers, die Beſchaffenheit des Bodens und 
die Lage der Wieſe in Betracht zu ziehen. Je nachdem die Lage 
und Waſſermenge beſchaffen iſt, wird die Bewäſſerung zur Ueber⸗ 
rieſelung oder zur Ueberſtauung eingerichtet. 

Së dë noch das Verfahren beim Wäſſern ſelbſt zu krörtern. 


| 1. Beſchaffenheit des Waſſers. 


§. 25. Je mehr das Waſſer ſchon gefloſſen it und bei ſei⸗ 
nem Fortſtrömen gute erdige oder ſonſt düngende Theile mit ſich 


genommen hat, um ſo beſſer iſt es. Indeſſen iſt doch auch das 


meiſte Quellwaſſer zur Bewäſſerung tauglich, beſonders das aus 


den ſogenannten warmen Quellen (ſolche, welche im Winter ver“ 


hältnißmäßig warm und im Sommer kühl find). Stehende Ger 
wäſſer, welche nicht ſumpfig find und eine freie, der Sonne zw 
gängliche Lage haben, liefern gewöhnlich auch brauchbares Waſſer. 

F. 26. Schlecht oder ſelbſt unbrauchbar iſt das aus Torf⸗ 
lagern und Sümpfen kommende Waſſer, ſtark eiſenhaltiges Quell- 
waſſer, oder aus unfruchtbaren Heiden, auch aus Eichen⸗ oder 


ſonſt lohehaltiges Laub enthaltenden Wäldern eben heroorfommen, 


des Waſſer. 


Das ſchon auf eine bedeutende Strecke hin zur Vewäſſrung Fate 
Waſſer hat ſehr an ſeiner Wirkſamkeit verloren; es gewinnt aber wieder, wenn 


es eine Strecke als Bach wieder fortgeſtrömt iſt. 
Sollte man bei einer neuen Bewäfſerungsanlage über die Brauchbarkeit 


eines Waſſers in Ungewißheit fem, fo mache man zuerſt einen Verſuch auf einer 
kleinen Strecke. s 


A Beſchaffenheit des e 


e §. 27. Je durchlaſſender der Boden, um ſo größer wird der 

Erfolg der Wäſſerung ſeyn, je undurchlaſſender der Boden, um 
ſo mehr iſt bei der Bewäſſerungsanlage darauf zu ſehen, daß das 
Waſſer nicht zu träge über die Wieſe rieſeln muß, und daß nach 
dem Wäſſern wieder völlige Trockenlegung ſtatt finden kann. Moo⸗ 

riger torfiger Boden kann nur dann mit Vortheil bewäſſert werden, 
wenn nach der Trockenlegung das Waſſer in kurzen Zeitraͤumen 
raſch darüber geführt und dann die Wale ſchnell wieder trocken 
geſtellt werden kann. 


3: Ueberrieſelung. 


e, 28. Sobald die Wieſe einigermaßen eine abhängige Lage 
hat, fo wird die Bewäſſerung fo eingerichtet, daß man das dazu 
zu benutzende Waſſer nach den höchften Stellen leitet, daß man 
nun mittelſt Gräben weiter die Veranſtaltung trifft, daß das Waſ⸗ 
ſer möglichſt gleichförmig über alle Theile der Wieſe verbreitet wer⸗ 
den kann (darüber hinrieſelt), endlich, daß daſſelbe auch wieder 
gehörig abgeführt werden kann und an keiner Stelle ſtehen bleibt. 

Dieſe Art der Bewäſſerung wird auch der Hangbau genannt. 


S. 29. Man hat zu dem Ende nöthig: a) Haupt⸗ oder Zus 
leitungsgräben; b) Vertheilungsgräben, welche das Waſſer aus 
erſteren empfangen und den verſchiedenen Theilen der Wieſe zu⸗ 
führen; und c) Wäſſerungsgräben, aus denen das Waſſer über 
die Wieſe überrieſelt, das fie aus den Vertheilungsgräben empfan⸗ 
gen haben; endlich d) Ableitungsgräben für das Ze Bewäſſerung 
gebrauchte und überflüſſige Waſſer. 


F. 30. a) Den Hauptzuleitungsgraben muß man, fo 
viel nur immer möglich, auf den höchſten Stellen herleiten, damit 


232 


alle Theile der Wieſe daraus mit Waſſer verſehen werden konnen; 
derſelbe muß jedoch immer einen Fall von wenigſtens "h Zoll auf 
je 10 Fuß erhalten. 
Zuweilen wird es nothwendig, den Graben ſeleuwelſe durch erhöhte ufer 
(kleine Dämme) über der Oberfläche der Wieſe fortzuführen. 


Damit man das Waſſer hoch genug bringen kann, muß es häufig weit 
oberhalb der Wieſe, welche bewäſſert werden ſoll, ſchon geſchützt und in den hier 
W Hauptigraben getrieben werden. 


Da, wo das Waſſer aus dem Bach oder Fluß in den Hauptzuleitungsgra⸗ 
ben eintreten ſoll, hat man in der Regel Schleußen, bei etwas bedeutenden Flüf- 
ſen auch Wehre nöthig. Die Zuleitungsgräben, zur Bewäſſerung größerer 
Strecken, erhalten beim Eintritt in den Bach auch eine Schleuße, damit das 
Waſſer auch völlig von der Wieſe abgehalten werden kann. 


S- 31. b) Die Vertheilungsgräben müſſen in ihrer Rich⸗ 
tung ganz dem Terrain angepaßt werden. Man kann ſie z. B. 
bei nicht ſtarkem Hang im rechten Winkel auf den Hauptgraben 
ſtoßen und auf beiden Seiten die Wäfferungsgräben einfallen laf 
fen. Oefters werden die Vertheilungsgraͤben auch mit dem Haupt⸗ 
graben parallel angelegt, wie bei 5 — und überhaupt bei nicht 
ſehr langen Abhängen. 

Zuweilen hat auch bei weit abwärts ziehenden Wieſen der Hauptgraben 


einen den Berg hinunterlaufenden Arm, und in dieſen ge die faſt game: 
ziehenden Vertheilungsgräben ein. 


Bei kleinen Wäſſerungen find die Verkheilungsgräben entbehrlich; das Waſ⸗ i 
fer tritt aus dem Zuleitungsgraben in die Zant erungsgräben. 

§. 82. c) Die Wäſſerungsgräben (Ueberſchlaggräben) 
ſollen immer eine wagerechte Lage haben. Sie werden zu dem 
Ende nach der Setzwage angelegt und öfters abgeſetzt, und, wenn 
das Waſſer einfließt, noch vollends regulirt. Sie hängen entwe⸗ 
der mit den bergabwärts ziehenden Vertheilungsgräben zuſammen 
oder ſie erhalten aus den mehr waagerecht ziehenden Vertheilungs⸗ 
gräben das Waſſer durch kleine Einlaßgräbchen. Je ſtärker der 
Fall und je unebener das Terrain, um ſo näher müſſen die Wäſ⸗ 
ſerungsgräben aneinander ſeyn. Je nach dieſen Umſtänden ſoll 
dieſe Entfernung 25 bis 75 Fuß betragen. 


Mehr als zwei, höchſtens drei Linien (Reihen) Bewäſſerungsgräben ſoll 
man jedoch nicht übereinander anbringen, ſondern dann wieder für neue Verthei⸗ 
lungsgräben ſorgen; der ee Theil der Wieſe erhält ſonſt zu wenig und zu 
ſchlechtes Waſſer. 


$. 33. d) Die Ableitungsgräben müſſen das von den 
bewäſſerten Flächen abfließende Waſſer aufnehmen und weiter ab⸗ 
führen. Sie ſind daher in der Regel an den tiefſten Punkten der 
Wieſe anzulegen. Bei ſehr langen Abhängen kann es gut ſeyn, 
ſchon an der Mitte des Abhangs einen Entwaͤſſerungs⸗ Ablei⸗ 
tungs⸗) Graben anzulegen und gleich darunter wieder einen neuen 
Zuleitungsgraben, damit der eine Theil der Wieſe trocken gelegt 
werden kann, während der andere bewäflert wird. 


In vielen Wieſenthälern bildet der durchfließende Bach meiſtens auch den 
Ableitungsgraben. 


§. 34. Zuleitungs⸗ u und Ableitungsgräben ſind, in Bezug 
auf Böſchung, nach den Regeln, welche für die Gräben Behufs 
der Entwäſſerung gegeben ſind, anzulegen (ſ. §. 19). Sie müſ⸗ 
ſen mit der zu führenden Waſſermenge im Verhältniß ſtehen, er⸗ 
ſtere jedoch lieber etwas breiter als zu tief ſeyn. Die Vertheilungs⸗ 
gräben brauchen ſelten die Breite von 1½ Fuß zu überſteigen, 
und bedürfen, da ſie auch nicht über 1 Fuß tief gemacht werden, 
nur wenig Böſchung. Das Waſſer muß, vermöge eingeſetzter klei⸗ 
ner Schleußen, Staubretter oder Steinplatten, oder in deren Er⸗ 
mangelung Raſen, leicht aus dem 1 Ze in den Vertheilungs⸗ 
graben und eben ſo durch eingelegten Raſen ꝛc. leicht aus dem Ver⸗ 
theilungs⸗ in die Waſſergräben übertreten. Letztere folen nur 2 
Zoll tief ſeyn, damit das Waſſer leicht und ſchnell uͤbertritt und 
die guten Theile nicht im Graben ſitzen oleiben. Sie werden ½ 
bis / Fuß breit gemacht. | 


Zur Anlegung der Gräben bedient man fich verſchiedener DER von Wie⸗ 
ſenſpaten und SC des Wieſenbeils. 3 


§. 35. Wenn ſich bei Anlegung der urbeneſingebevöſſe, 
gen ſolche Stellen in der Wieſe zeigen, in welchen das Waſſer 
ſtehen bleibt, ſo müſſen ſolche nothwendig ausgefüllt werden. Höchſt 
wünſchenswerth iſt es zugleich, daß die zu hohen Stellen, auf 
welche man das Waſſer nicht gehörig bringen kann, abgetragen 
und dann wieder mit Raſen belegt werden. 


Sehr zu empfehlen iſt da, wo es anwendbar iſt, der Gebrauch des Waf- 
ſers, um mittelſt eingeworfener oder vom Waſſer losgeriſſener Erde die tiefen 
Stellen zuflötzen zu laſſen. Im Großen nennt man dies Schwemmwieſen. 


§. 36. Da, wo die Wieſe zwar einen Hang bildet, aber 
e unregelmäßige Form der Oberfläche hat, kann eine vollſtaͤu⸗ 


dige Bewaͤſſerung nur dann angelegt werden, wenn die Wieſe 
ſtückweiſe durch Abtragen und Ausgleichen in regelmäßige ſchiefe 
Flächen vorher umgewandelt (umgebaut) wird. Es iſt ein ſolches 
Verfahren jedoch nur bei gutem Untergrunde räthlich, und da es 
öfters bedeutende Koſten verurſacht, ſo ſind ſolche jedenfalls vor⸗ 
her mit dem zu erreichenden Vortheil in Rechnung zu ſtellen. Man 
nennt dies auch den künſtlichen Hangbau. 


4. Rücken⸗ oder Beetbau. 


$. 37. Wenn eine Wieſe eine fo ebene Lage hat, daß eine 
Ueberrieſelung auf eine der eben beſchriebenen Arten nicht thunlich 
iſt, weil das Waſſer zu wenig Fall hat, und wenn auch wegen 
zu geringer Menge des Waſſers oder aus andern Umſtänden eine 
Ueberſtauung (ſ. $. 40) nicht fott finden kann; fo bleibt, um eine 
Bewäſſerung einzurichten, nichts anders übrig, als abtheilungs⸗ 
weiſe Rücken (Beete) anzulegen und dadurch die Gelegenheit zu 
einer Ueberrieſelung herzuſtellen. 

Zuweilen iſt die Lage von einzelnen Wieſentheilen ſo, daß ſolche zur Beet⸗ 
bewäſſerung obne künſtliche s ſich eignen. 

§. 38. Man ſteckt zu dem Ende in der Richtung, in GH 
die Wieſe noch einigen Fall hat, Beete von etwa 30 Fuß Breite 
und einer beliebigen Länge. ab, welche jedoch 120 Fuß nicht über⸗ 
ſteigen fol. Jedes Beet -hält nun in der Mitte einen horizontal 
liegenden Wäſſerungsgraben und zwiſchen je zwei Beeten iſt ein 
Ableitungsgraben angebracht „ welcher das Waſſer einem Haupt⸗ 
ableitungsgraben, oder auch vorher noch einmal andern tiefer ge⸗ 
legenen Beeten oder zum Hangbau eingerichteten Wieſen, zuführt. 
Die Wäfferungsgräben erhalten aus möglichſt hochgehaltenen Zu⸗ 
leitungs⸗ und Vertheilungsgräben ihr Waſſer. Die Kante des 
Rückens braucht nur Y Fuß höher als die Kante des abletungp 
grabens zu ſeyn. 

Mit den ausgehobenen Raſen der Ableitungsgräben und an ihren Ufern 
ſchräg abgeſchälten Raſenſtücken und ſonſtiger Erde von den Grabenauswürfen x. 
ſucht man die fanften Rücken zu bilden. Der Untergrund darf bei ſolchem Ver⸗ 
fahren nicht ſchlecht und die Wieſe nicht ſumpfig ſeyn. 

§. 39. Hat man eine ſaure⸗ oder etwas ſumpfige Wieſe und 


Lang man aus der Nähe brauchbaren Grund herbeiſchaffen, fo th 


RE — - EEN, 
€ - P 7 r ~ 7 ~ 


235 


man wohl daran, höhere und breitere Beete mittelft der aufzufah⸗ 
renden Erde zu bilden. Solche Beete können 60 und mehr Fuß 
breit und 4 bis 5 Fuß hoch ſeyn. Sie werden nach der Anlage 
am beſten von neuem mit guten Gräſern angeſäet. | 


Wenn der Boden der Wieſe gut iſt, fo wird man wohl daran thun, den 
Raſen vorher abzuheben und zuletzt auf die neugebildeten Beete aufzulegen, ſo 
wie es überhaupt da, wo aufgefüllt oder abgehoben wird, zu empfehlen iſt, den 
oberen guten Grund Anfangs bei Re zu thun, um ihn zuletzt 1 obenhin 
zu bringen. 

Hohe Beete find immer nur auenahmsweiſe räthlich und übertrieben hohe 
immer zu tadeln. 

Da, wo man aus Ackerfeld neue Wieſen anlegt, iſt es am leichteſten, flache 
Beete mit Hülfe des Pfluges zu bilden, und ſollte dies da, wo man nicht im 
Stande iſt, einen regelmäßigen Hang zu bilden, in ſolchen Fällen nie unterlaſ⸗ 
ſen werden. S : 


H 


5. Ueberſtauung. 

§. 40. Wenn die Wieſen eine faſt ebene Lage und keinen 
fumpfigen Boden haben, wenn von einem Bach oder Fluß, wels 
cher gutes Waſſer mit ſich führt, auf dieſe Wieſe ein ſtarker Waſ⸗ 
ſerſtrom, mittelſt Schleußen und erforderlichen Falls auch eines 
Wehrs, geleitet werden kann, ſo koſtet es bei großen Flächen am 
wenigſten, und es kann immer auch ſchon ein guter, wiewohl der 
Ueberrieſelung nicht gleich zu ſetzender Erfolg erreicht werden, wenn 
man eine Bewäſſerung mittelſt Anſtauung des Waſſers anlegt. 

$. 41. Man führt zu dem Ende das Waſſer durch einen 
Zuleitungsgraben auf den oberen Theil der Wieſe und verſieht 
ſolche an den tieferen Stellen mit einem Querdamm, oder bei grö⸗ 
ßeren Wieſen in gewiſſen Entfernungen mit mehreren ſolcher Quer⸗ 
dämme, welche jedoch die Höhe von 4 Fuß in der Regel nicht 
überfteigen folen. Dieſe Dämme müſſen gut, mit einer ſanften 
Böfchung und in waagerechter Lage angelegt und zuletzt mit Naz 
ſen belegt werden. Ga 


Wenn eine Wieſenſtrecke mehr als 3 Fuß Fall hat, fo muß man für die 
Strecke von je 3 Fuß Fall eine Abtheilung mit einem Damm rechnen. 


Es iſt fehe zu wünſchen, daß die Wieſe von Anhöhen auf zwei Seiten be- 

e grenzt ift; ſonſt find auch noch Seitendämme aufzuführen. 
§. 42. Der Damm erhält an der Stelle, wo man das Baf 
ſer abführen kann, eine Schleuße, welche das gebrauchte Waſſer 


236 


aufnimmt, das dann in einem Graben weiter fließt. Damit das⸗ 
ſelbe gehörig abfließen kann, ziehen noch mehrere flache Gräben 
aus der Wieſe nach der Schleuße. 


Unebenheiten, beſonders Vertiefungen in der Stauwieſe, müſſen ausgegli⸗ 
chen SE 7 


6. Verfahren bei der Bewäſſerung. 


F. 43. Jeden Herbſt follen die verwachſenen, verfchütteten 
Gräben wieder ausgebeſſert und im Frühjahr vollends in Stand 
geſetzt werden. 

F. 44. Die Bewäſſerung im Herbſt iſt von Geo Nutzen; 
jedoch iſt es gut, vor Winter die Wieſe wieder trocken zu legen. 
Bei den erſten Fluthen zu Ende des Winters und Anfang des 
Frühjahrs ſoll man alles gute Waſſer benutzen. Bei hellem kal⸗ 
tem Wetter im Frühjahr, während es Nachts friert, taugt das 
Wäſſern nicht, um ſo mehr nützt es aber mit Eintritt der eigent⸗ 
lichen Frühlingswitterung. Man kann mit der gehörigen Vorſicht 
bis 3 Wochen vor der Goes und auch zum Grummet einige⸗ 
mal, waͤſſern. 


S 45. So großen Nutzen das Bewäſſern gewährt, ſo bringt 
dagegen ein Uebertreiben der Bewäſſerung auch wieder weſentliche 
Nachtheile, indem dadurch ein Gras von ſchlechter Beſchaffenheit 
erzeugt wird. Man muß ſich in dieſer Hinſicht nach Boden, Lage, 
Jahreszeit und Witterung richten. Je loſer der Boden iſt, oder 
je ſtärker abhängig, um fo mehr und öfterer darf man waͤſſern, 
je waſſerhaltiger, tiefer und flacher gelegen, um ſo kürzere Zeit 
fol das Wäſſern dauern und um fo Länger ſoll in der Zwiſchen⸗ 
zeit gewartet werden. — Im Spätherbſt und im erſten Frühjahr 
darf man am längften auf ein und derſelben Stelle das Waſſer 
laſſen, je wärmer die Witterung iſt, je höher das Gras, um ſo 
kürzere Zeit ſoll das Wäſſern anhalten, um ſo öfter darf es aber 
wiederholt werden. In naſſen Jahrgängen ſoll man weniger wäſſern. 

Selten iſt es räthlich, länger als 3 bis 4 Tage das Waſſer an einer Stelle 
zu laſſen, in der warmen Zeit nur 24 Stunden oder nur über Nacht. 

$. 46. Bei der Ueberſtauung wird das Waſſer nur auf die 
Wieſe gelaſſen, ſo lange das Gras noch nicht in die Höhe geht. 


Man benutzt vorzugsweiſe die Zeit, wenn die Gewäſſer im Herbſt, 
Winter oder Frühjahr durch Regen oder Schneeabgang mit dinz 
genden Theilen getrübt ſind. Auch 8 bis 14 Tage nach der Heuz 
ernte wird mit Nutzen wieder überſtaut. Das Waſſer wird zu 
dem Ende durch Schließen der Schleußen ſo angeſtaut, daß es 
die ganze Wieſe bedeckt und ſeine beſſeren Theile abſetzt. Nach 
mehreren Tagen wird es wieder abgelaſſen. Man darf dies nicht 
eher wiederholen, als bis die Wieſe wieder abgetrocknet iſt, und 
je öfter man es, mit Rückſicht auf den Boden, wiederholt, um 
ſo kürzere Zeit ſoll das Waſſer ſtehen. : 


v 


III. Düngung und ſonſtige Pflege der Wieſen. 


$. 47. Wieſen, die nicht bewäſſert werden können, auch nicht 
zufällig von Zeit zu Zeit überſchwemmt werden, bedürfen um fo 
mehr einer regelmäßigen Düngung, je trockener ihre Lage iſt. 

Vor Allem iſt jedoch bei trockner Lage darauf zu denken, ob nicht eine Um⸗ 
wandlung ſolcher Wieſen in Ackerfeld oder eine abwechſelnde Benutzung derſelben 
zu Feld und zu Wieſe ſtatthaft ift; denn wenn nicht beſondere Hinderniſſe vor- 
liegen, wird dies in der Regel das Vortheilhaftere ſeyn. 

§. 48. Damit jedoch dem Ackerfeld nicht auf der einen Seite 
entzogen werde, was man auf der andern den Wieſen giebt, ſo 
| forge man für dieſe vorzugsweiſe für ſolche Dungſtoffe, durch die 
dem Ackerfeld weniger entzogen wird; namentlich laſſe man dieſem 
den eigentlichen Stallmiſt, es ſey denn, pag man ſolchen nicht alle 
dafür brauche. 


e, 49. Die für die Wiesen beſonders tauglichen Dungſtoffe 
ſind: alle Arten von Compoſt (Mengedünger aus Abfällen, Gaſ⸗ 
ſenkoth, Erde ꝛc.), welchen man zu dem Ende mit größtem Fleiß 
und in möglichſter Menge bereiten muß. Ruß, Aſche, Set 
(beſonders auf moorige Wieſen). Pfuhl, Pferch. Gips (für 
trockne Wieſen, jedoch abwechſelnd mit andern Dungmitteln). Kalk 
(für entwäſſerte, ſaure Wieſen). Das Ueberfahren mit Mergel 
und ſelbſt mit gewöhnlicher, nur nicht lettiger, Erde, bei moorigen 
Wieſen ſelbſt das Auffahren von bloßem Sand, bringt eine lange 
dauernde Verbeſſerung der Wieſen hervor. Eben ſo Teichſchlamm. 


238 


* 


s Unter den gewöhnlichen Stan iſt der Schweinemiſt vorzugeweſſe für 
die Wieſen geeignet. 

Man kann die gröberen Dungmittel ſchon vor oder während des Winters 
anwenden; Pfuhl, Aſche zc. werden in der Regel erſt gegen das Frühjahr auf⸗ 
gebracht. 

| §. 50. In der Regel iſt es hinreichend 5 wenn eine Wieſe 
alle zwei Jahre eine Düngung erhält. Manche Dungſtoffe, wie 
Pfuhl, Pferch, wirken jedoch hauptſächlich nur auf ein Jahr, 
andere, wie guter Compoſt, über zwei Jahre hinaus. 

F. 52. Giebt man den besäfferten Wieſen von Zeit zu Zeit 
einen paſſenden Dünger, wie Compoſt ꝛc., ſo wirkt dies auf Menge 
und Güte des Futterertrags beſonders vortheilhaft. | 

$. 53. Zur weitern Pflege der Wieſen gehört: das Abs 
rechen im Frühjahr, die Vertilgung der Maulwürfe, das alljähr⸗ 
liche ſorgfältige Ebnen der Maulwurfshügel und ſonſtigen Uneben⸗ 
heiten, die Entfernung von Geſträuche und Geſtrüppe, tuͤchtiges 
Eggen ſtark bemooster Wieſen ıc. Auch daß die Wieſe gut und 
nicht zu fpät gemäht werde, trägt zur D der guten Grass 
narbe bei. 


Bäume ſollen in der Regel nur an den Rändern der Wieſen und allenfalls 
an den durchfließenden Bächen geduldet werden, jedoch hier nur als Kopf holz. 


IV. Trnendräng der Grasnarbe e Anlegung neuer 
Be: Wieſen. ? 


S. 54. Um die ſchlechte Grasnarbe von bisher fun „oder 
ſonſt ſchlechten, Wieſen in eine gute umzuwandeln, giebt es kein 
beſſeres Mittel, als nach vorausgegangener Entwäſſerung 
die Wieſe mittelſt des Pflugs aufzubrechen, mehrere Jahre in An⸗ 
bau zu nehmen und in dieſer Zeit die alte Narbe durch gute Cul | 
tur gänzlich zu zerſtören, dann im letzten Jahre des Anbaues die 
Wieſe mit gutem Grasſamen wieder anzuſäͤen. i 

Es verſteht ſich, daß man da nicht aufbricht, wo es zum Anbau zu EZ i 
oder wo ſonſt die Lage dazu ungeeignet iſt. 

§. 55. Es it dabei Bedacht zu nehmen, daß man nicht eher 
wieder anſäet, bis die alte Narbe ganz zerſtört iſt, was vor dem 
dritten Jahre nicht leicht der Fall iſt; daß man durch Düngung 


239 


und Hackfruchtban im vorletzten Jahre das Land in beften Stand 
ſetzt; daß man ihm bei dem letzten Pflügen die geeignete Form 
für die künftige Wieſe giebt und vor und nach der Ausſaat durch 
Eggen, Walzen und Schleifen die Oberfläche aufs beſte ebnet. 
Wenn die Narbe ſehr filzig iſt, ſo thut man am beſten, ſie beim Aufbruch 
in Stücke zu hauen, dieſe zu trocknen, auf Haufen bei trocknem Wetter zu bren⸗ 
nen, die Aſche zu vertheilen und hernach von Neuem zu pflügen. 

§. 56. Zur Beſamung der Wieſen beobachte man die S. 222 
von uns angegebenen Regeln und wähle die für jede Bodenart 
vorgeſchriebene Grasart; eben fo verſäume man nicht, die S. 224 
vorgeſchlagenen krautartigen Futtergewächsſamen beizumiſchen. 

§. 57. Man fået den Grasſamen gewöhnlich im Frühjahr, 
nachdem man Gerſte oder eine andere Halmfrucht etwas dünner 
als gewöhnlich ausgefäet und untergeeggt hat, und ſchleift dann 
den Grasſaamen nur flach unter. Später, oder wenn es trocken 
genug iſt, auch ſogleich, wird gewalzt. Die Saat gedeiht aber 
auch gut, wenn man das über Sommer recht gut vorbereitete Land 
im Auguſt mit dem Grasſamen, ohne ſonſt etwas unterzuſaͤen, 
beſtellt. SC = 

§. 58. Wenn bisheriges Feld zum erſtenal zur Wieſe anges 
legt werden ſoll, ſo iſt das Verfahren in Bezug auf Vorbereitung 
und Düngung des Landes, fo wie die Ausſaat, daſſelbe, wie $. 
55, 56 und 57 angegeben worden. i 


§. 59. Bei etwas trocken liegenden Wieſen, welche nicht 
hinlänglich bewäffert werden können, wird die Grasnarbe ſich von 

Zeit zu Zeit immer wieder verſchlechtern, oder wenigſtens der Er⸗ 
trag abnehmen; nicht viel anders iſt es bei etwas ſauren, von 
Neuem angelegten Wieſen. In ſolchen Fällen wird man, ſobald 
es die Lage der Wieſe erlaubt, in der Regel am beſten handeln, 
wenn man die Wieſe nur 5 bis 8 Jahre beibehält, dann wieder 
aufbricht, nach 3 bis 4 Jahren von Neuem anlegt, und ſo fort⸗ 
führt. Man wird dann im Ganzen einen weit höheren Ertrag 
haben, als wenn man das Grundſtück immer zur Wieſe liegen 
ließe. i | 


Ein ſolches Verfahren iſt jedoch nur bei demjenigen Landwirth gerechtfer⸗ 
igt, welcher bei der Anlegung von Wieſen ein zweckmäßiges Verfahren beob⸗ 
achtet. , ö i 


e RSA) 

F. 60. Wenn nun zu Hervorbringung eines guten und reich⸗ 
lichen Graswuchſes nichts zu thun verſäumt worden iſt, ſo bleibt 
endlich noch übrig, auch bei der Heuernte ſo zu verfahren, daß 
das Futter in möglichſt guter Qualität gewonnen werde; dazu 
gehört namentlich: das Mähen zu einem Zeitpunkte, wo das Gras 
in vollſter Blüthe ſteht und doch noch nicht zu weit in der Reife 
gekommen iſt, und ſorgfältige weitere Bearbeitung des Heues, 
namentlich Aufſetzen über Nacht in nicht zu kleine kegelförmige 


Haufen. 


Alphabetiſches Negiſter 
über die Familien, Gattungen, Arten und Spielarten, 2 
wie über die Provinzialnamen verſchiedener Länder. 


Die Zahlen deuten auf die Seiten. 


Aarweizen 65 
Ackerreis 200 
Ackerſchmiele, hohe 175 
Ackerſchwielenhalm 175 
Aekta Kastanier 362 
Agrostis stolonifera 178 222 223 
Aira caespitosa 175 
Alcandia 204 
Alga di alcuni Lombardi 110 
Alonsos 87 
Alopecurus pratensis, 190 222 223 
Amelkorn 110 
Ammer 116 
Amourette tramblante 134 
Amylum 110 E 
Angkafle 190 
Angkampe 188 
Angshafre 170 
Angs Svingel 120 
Anthoxanthum odorat. 192 223 224 
Aris negros 87 8 
Aris prietas 87 ; 
Arxrhenantherum elatius 171 222 
5 E 223 224 
‘Arroz 180 , ; 
Arundo donax 175 
— Phragmites 176 
Arzuolo 110 ; 
Aſthafer 136 


Auguſthafer 138 
Avati 206 
Avena 187. ; 
1 brevis 147 
chinensis 145 
elatior 171 222 223 224 
fatua 146 ; 
flavescens 169 223 224 
georgiana 138 
Janata 173 
mollis 174 
nuda 145 
nuda chinensis 145 
podolica 138 
pratensis 170 224 
pubescens 169 223 224 
sativa 135 
praecox 138 
es 146 
— strigosa 146 


Averon 146 


Avoine courte 147 
— cultivée 136 
— de la Turquie 141 
— d'orient 141 
noire et barbue 144 
— — sans barbes 143 
— du pres 170 d 


SZ 16 


Avoine follete 146 
— jaunatre 169 
— nerveuse 147 
—  noire 139 
— — sans barbes 140 
— nue 145 
ordinaire blanche et barbue 
136 
et sans 
; barbes 137 
— noire et barbue 139 
pubescente 169 
sauvage 146 
— strigeuse 147 
— unilaterale 141 
Avron 146 
Baarbyg 18 
Baillard 30 
“ Baillerage 30 
Bandſchmiele, blaue 129 
Barbilla 54 57 
Barley 12 18 30 
Bartgerſte 27 
Bartweizen 84 
e 
N _bünnähriger 89 
gemeiner blauer 58 
— brauner 57 
doi 87 
— — ſammtartiger 
ſchwarzer 59 
— weißer 54 
— L ſammtartiger 
rother ſammtartiger 89 
weißer 85 
— haariger 87 
— mit ſchwarz Grannen 
— ſammtartiger 87 
Sege 141 
Battle door SE 27 
Bear barley 10 
Bears 146 
VBengelweizen 68 69 
Berggras 124 
Berghaber 170 
Bergreis 181 
Bergriethgras 129 


H 


— 
— 
T 
— 
— 
— 
— 
— 
D 
— 
mu 
una 
— 
EEN 


ET Le 


Beſenkraut 204 

Biada 137 

Bianchetta 85 8 

Binkelweizen mit Grannen 
de rother 69 

Binſenhalm 129 

Biondella 65 

Birdgrafs 133 

Bizh 176 

Blattgerſte 35 

Blaugras 129 


N Blé amidonier 110 


a-courtes barbes 115 
à épi rouge 114 
à Epi velouté 116 
noirätre 117 
deux couleurs 89 
à épi barbue et velouté 
87 89 
à épi glabre 88 
d'abondance 78 
de Boheme 63 
de Chine. 54 55 
de Crete \ 69 
de Danzig 80 
de Dauphine 78 
de Guinée. 206 
d'Egypte 90 
de Jerusalem 110 
de Magador 90 
de la Mecque 80 
de miracle blanc 77 : 
de Pologne A epi divarique 90 
— à épis velus 91 
de Sicile 78 80 ` 
d' Espagne 206 
de Surinam 90 
de Turquie 206 
d'Inde 206 
du Cap 55 
froment de Reval 54 | 
— gros turque à 4 rangs 80 
— ordinaire 54 55 
grison 53 ; 
gros 80 e 
— Aën rouge et glahre 79 l 
— noir 82 


Ble gros noir à Epillets ecartes 82 
— Lamas 60. 65 
locular 118 
mottu 69 
ordinaire a epi compacte et 
barbue 68 
rouge 57 
— d'Egypte 88 
— trois mois 53 
Blick 118 
Blicken 118 a 
Bocksbart, Heiner 124 
Brain 200 \ 
Brankorn 30 
Brafs 188 
Bredkorn 27 
Bridseyes 134 
Briza media 134 223 224 
Brize moyenne 134 
— tremblante 134 
Bromus arundinaceus 122 
— elatior 120 122 
— giganteus 123 124 
— _ glomeratus 128 
— üttoreus 122 
Bruchhafer 146 
Büſchelrohr 176 
Bur 1989 
Byg almindeligt 18 
Canariefrö 193 
Canarie-gräs 193 
Canariengras 192 
Canarienſamen 192 
Canarſaat 192 
Cannizara 87 
Carroon 118 
Cascalvos 87 N 
Cascola rosso dei Komaguolı 37 
Castigliano amorata 85 
Castigliara 54 
Cat’s-Tail-grass 188 


| . Cebada disticada 30 


Cedacillo 134 

Cevada disticada 30 
Chapato 85 

Chicken Corn 211 
Chrysostochya rojales 88 
Einquantino⸗Mays, weißer 216 


civade 14 
Civitella di Toscani 85 


Clock wheat 80 


Cocks Combgrass 126 
Common barley 12 18 

— millet 200 

— Reed 176 
Cow-quakes 134 e 
Creeping’s Softgrass 174 
Crested Dogs-tail-grass_ 126 
Cretelle 126 
Cus 136 N 


Cyanostachya Azulejos 88 e 


— Moratos 88 

— Xejonas 88 
Cynosure en orete 126 
Cynosuro 126 


H 


Cynosurus cristatus 126 223 


Dactyle pelotonne 128 

Dactylis glomerata 128. 223 224 
Danskakorn 30 
Danthonia strigosa 146 

Darrgras, wolliges 173 

Davidsbyg 23 

Davidskorn 23 

Davidsroggen 23 


Dechampsia caespitosa Ve 


Deckrohr 176 e 


Dinkel 93 95 118 


— rother 97 

— weißer 95 
— welſcher 118 
Dinkelkorn 27 95 


Dinkelſpelz 2 


Dinkelweizen 93 95 
Dogs-tail-grass 126 
Donax arundinaceus 175 


Doppelweizen, ägyptiſcher 90 


— ſibiriſcher 90 
Dort 2 E 
Downy-Oatgrass 169 
Dünkel 93 

L weißer 95 

Early Mandan Corn 212 


Egiloppo 146 


Egyptik Rugeller Korn 23 
Gichelhafer 139 


t 


244 


Einkorn 118 

— rothes 118 
Einküren 118 
Eiskorn 47 
Elephantenreis 182 
Elymus arenarius 39 
Emmer 110 
dichter rother 117 

— großer weißer 114 

— rother äſtiger 114 
Emmerkorn 110 
Endebecks taru 78 
Enodion bleu 129 
Entengras 130 
Entenſchnabelweizen 78 

— i rother glatter 79 

Epeautre blanc à epi blanc 93 

— — barbu et glabre 93 

— barbue roux et glabre 94 
— petite 118 

— sans barbes 97 

— — E blanc et gla- 
; bre 95 
Erbetta tremola 134 i 
Erdäpfelhafer 137 
Erdmandel 241 
Escanda 93 95 97 
Escanna 118 
Escurgon 10 

Espelta de cebada 27 l 
Esprilla 118 

Ewahim neasch 206 
Fächergerſte 7 
Fahnenhafer, ſchwarzer gegrannter 144 
; ungegrannter 144 
— weißer gegrannter 141 

— ungegrannter 143 


— — 


Fannee 206 
Farro 97 110 114 115 
— aspiga rada 93 

— bianco 95 

Faux epeautre 93 95 
Feldhafer 170 

„ — bleicher 0 
Fennich, deutſcher 198 

— icalieniſcher 194 
— welſcher 194 


Floöttgras 130 


Fennig 196 


Fescue grass 120 


Festuca alpina 125 
- arundinacea 122 222 223 
caerulea 129 
duriuscula 125 ; 
elatior 120 122 223 
— fertis 13 
Huitans 130 
gigantea 123 124 
— trifora 124 
glauca 125 
glomerata 128 
ovina 124 224 
— alpina 125 
amethystina 125 
duriuscula 125 
glauca 125 
pannonica 126 
vaginata 125 
valesiaca 125 
violacea 125 
vulgaris 124 
pannonica 126 
pratensis 120 223 
vaginata 125 
valesiaca 125 
violacea 125 
Fetuque bleu 129 
— des pres 120 
— élevé 122 
— ovine 124 
— roseau 122 
Finezza 54 
Finnanos 87 l b 
Fioringras 178 222 223 
Fladbyg 30 
Flakbiug 30 
Flammel 134 
Flatakorn 30 ; 
Fleau des près 188 


Fledbyg 30 


Flemel 134 
Flittergras 184 
Flittern 134 A 


\ 


Flot Meadow grass 1380 


Flout grass 180 
Flouve odorante 192 
Flughafer 146 
Fluttgras 130 
Foin eleve 175 
Folle avoine 146 
Formento di Candia 69 
— di Polonia 90 
— invernengo 65 
; — dei Lombardi 54 


Formentone 206 
French barley 23 


Froment a épi rameux, 77 
— velouté, graines 
e dorées 63 
parbu 53 56 
— roux et glabre 57 
blanc à épi blanc et à 
grains jaunes 62 
— de Montpellier 78 
— et veloute 56 
commun 53 56 
— A epi compacte 69 
— barbu et veloute 57 
— sans barbe 60 
— sans barbes glabre 


— 


et roux 65 


sans barbe, ve- 
loutè et blanc 65 
sans barbes ve- 
loute et roux 66 
cultivé 53 
d'Alsace 69 
d’automne 65 
de Barbarie 87 
d’nyver 60 
dur 87 79 
locular 118 
monocoque 118 
noir de Montpellier 82 
renfle 78 
rouge de Montpellier 79 
rose de Montpellier 80 
sans barbe d'Alsace à 
épi court 69 


. Fromental 474 
Ftühgerſte 80 


Frühhafer 188 


— aus Amerika 138 

— aus Georgien 138 

— aus Podolien 138 
Frumenta 53 ; 
Frumenti mischi 54 
Frumento della nuova Ingliterra 63 

— Mazvachio 87 
Fuchsſchwanzfennich 1968 
Fuchsweizen 58 


Fulham barley 27 


Futterhafer 136 
Gaſten 12 18 
Gauchhafer 146 
Gebirgshafer 139 
Gelbhirſe 202 
Gerſte, blaue 23 
— — ſechszeilige 23 
Bären⸗ 12 18 
gemeine 12 18 
— nackte 23 
große 30 
— gemeine 22 
— nackte 37 
— Sommer⸗ 30 
japaniſche 27 
kleine 12 18 
— nackte 23 
— — ſcechszeilige 23 ; 
Kolben⸗ 18 : 
kurze ſechszeilige 10 
lange 9 
— zweizeilige 30 
ruſſiſche 37 
— Winter⸗ 23 
ſechszeilige 10 
ſchwarze gemeine 23 
— ruſſiſche 23 
türkiſche 27 
venetianiſche 27 
vielzeilige 9 
— nackte 23 
vierzeilige 12 18 
— nackte 23 
zweizeilige kurze 35 
— nackte 37 
Gerſtweizen 23 
Glanzgras, e 192 


— 


Glatthafer 171 
Glockenweizen 80 
Glyceria fluitans 130 
Goldhaber 169 

Goldhafer 169 223 224 
Gommer 90 b 

Gräſer 1 

Gramineae 1 

Grande epeautre 110 
Grannenſpelz, rother 94 
Grannenweizen 56 

; — brauner 58 


— toilet 8 


— — ſammtartiger 57 


— weißer 53 
Grano Andriolo 78 
— Castiglioni 85 
— di Valerno 85 


Gentile bianco dei Toscani 60 


Grosso 78 80 
Rayanense 78 89 
rosso 57 97 
Siciliano 206 
: turco 206 
Grashirſe 130 
Graslauch 2 
Grauhafer 147 : 
. Great-Meadow-grass 132 
ges wheat 80 
Griesgerſte ) 23 
Griffelgras 130 
Grofkorn 10 
Grützhafer 145 
LET großer 145 / 
— cdatariſcher 145 
Gua 206 
Gul Hafre 169 
Gumrik 30 
Haargras 39 
Haber 136 137 e 
Hafer 171 
— ägyyptiſcher 141 
— ähriger 170 
— behaarter 169 
— brauner 139 
- chineſiſcher 14⁵ 
gemeiner 137 
— glatter 136 


Baier, gemeiner weißer 136 
geftreifter 147 
feinhaariger 169 
knolliger 136 
kurzer 147 
dii haariger 223 224 

Malſcher⸗ 138 
nackter 145 
orientaliſcher 141 
podoliſcher 141 
rauher 146 
ſchwarzer 139 
isn rauher 139) 
ſibiriſcher 141 
tatariſcher 141 
türkiſcher 144 
ungariſcher 141 
weichhaariger 169 


weißer ungegrannter früher 138 


welſcher 141 

— wilder 146 
Hafergras 169 171 

— gelbes 169 

haariges 169 

— kurzhaariges 169 

— rothes 170 
Hafre 136 137 
Halidaybarley 37 
Halmfrüchte 1 
Sammelförn 27 
Hartgras 124 
Haſenbrod 134 
Haſengras 134 
Hatſchengras 130 


Haushaltungsreis 200 


— achter 200 


Heidekorn 48 


Hembrilla 54 

Hengs 133 i 
Herbe à la manne 130 
Hevedebyg 23 
Himalayagerſte 28 
Himelbyg 23 37 


Himmelkorn 23 


Himmelsgerſte 23 e 
— große 
— ige 97 


Himmelskorn SE * 


Himmelsthau 180 
Hirs 200 l 
Hirſch 200 
Hirſche 200 
Hirſchgras 129 
Hirſe 200 Sa 
— deutſcher 199 
ſchwarzer 201 
— weißer 202 
E welſcher 194 y 
Hirſen, weißer 202 
Hirſenfench 200 
Hirfenfennig 199 
Hirtengras 188 
Hochſchwingel, rohrartiger 122 


Holcus avenaceus 171 


— lanatus 173 222 
— mollis 174 
Honiggras 173 222 

— kriechendes 174 
— weiches 174 
— wolliges 173 
Hordea polysucha 9 


Hordeum’ distichon 30 
— erectum 35 


— multicaule 35 
— nudum 37 
— nutans 30 


— Vario. nudum 37 


hexastichon 9 Ka. 2 
norvegicum 18 


ramosum 35 

vulgare aestivum 18 
— caerulescente 22 
— nigrum 23 
— nudum 23 

Zeocriton 27 


Houque d’Alep 192 204 
— laineuse 173 
— mollet 174 
— Sorghe 192 
— Sorgho 204 
de blauer 211 
— dunkelrother 211 
— hellrother 211 
— weißer 211 
Hundsgras 18 
Hvitrat 3 v 


H 1 ` 
Hydrochloa fluitaus 130 


Jaeskung 206 d 
Jagon 206 A 
Jaminia 85 


Jeruſalemsgerſte 23 


Jeruſalemskorn 23 1100 
Igelweizen mit gelben Samen 68 
— mit weißlichen Samen 67 
— ſammtartiger 69 
Immer 116 
Indian Corn 205 
— millet 194 
Indivia 622 
Johannesroggeu 47 
Kaeglekorn 10 
Kaffee gerite 37 
Kammgras 223 
— gemeines 126 


d Kammhafe E 144 


Kanariengras, falſches IN. 
Katan 180 : 
— bula itam 184 

— Pete 180 

— itam 183 

Kentish White Koste 60 


‚Kern 23 95 97 


Keruſamen 23 
Kielgerſte 10 i 
Klumphirſe, blutrother 202 
— gelber 201 
— weißer 202 
Knaulgras 223 224 
— gemeines 128 
Koyltafre 171 ; 


Kolbenhirſe „deutſcher 199 


eg großer gelber 194 - 
E — — urngegranu⸗ 
f ter 195 
italieniſcher 194 
kleiner orangegelber 196 
— ſtrohgelber 196 
wo — ungegraunter 199 
— T Avioletter 198 
Kolbengras 190 
Kolbenlieſchgras 188 


Kolbenweizen, g gelber 64 


= rother 65 : 
fammtartiger 60 


— e 


Staue, weißer mit gelben Sa: 


men 62 


mit weißlichen i 
Samen 60 


— F ſammtartiger 63 N 


Korn 12 18 

Korn 40 93 95 

— ägyptiſches 23 37 90 
— aſtrachaniſches 90 
Korn Bjugg 18 
Korn, indiſches 204 

— ruſſiſches 47 

—  fibirifches 23 

— tyroler 97 

— von Cairo 90 

— wallachiſches 23 90 
Kraftmehl 110 
Kukuricza 206 


Kukuru 206 


Kukuruz 206 

Ladios-Hair 134 

Landhafre 146 

Langaxetbyg 30 

Leethardel 175 , 

Lerchenſichte 202 A £ 

Leucostachya Alagas 88 
— Blanguillas 88 

; Lieſchgras, großes 188 

Lolch, ausdauernder 2 

— italieniſcher 6 

Lolium Boucheanum ` _—_ 

— italicum 223 224 6 

— multiflorum 6 - 

— perenne 223 224 2 

italicum 6 

. Long-cared-harley 30 

Longhese 54 

Lothe 2 

Ludd-tatel 173 

Lyme-grass 39 

Märzgerſte 30 

Märzhafer 136 

Mäuſehafer 146 

Majorea quistalisa 

Majoronata 87 

Mais vulgaris 205 

` Maize 205 

Mandankorn, frühes ; 


Manna 130 


Manna Kasza Polska 130 
Mannagras 130 
Mannagrass 130 
Mannagrütze 130 
Manured- Cauarie-grass 193 
Mars 30 


Mausgerſte 2 
Mays, äſtiger rother 216 


. — weißer 216 
amerikaniſcher 208 
breitkörniger 208 
breitkolbiger gelber 216 
europäiſcher 213 
gelber gemeiner 214 
— großer 213 
— ſßpitzkolbiger 215 
gemeiner blauer 214 
— blutrother 214 
— dunkelrother 214 
— hellrother 214 S 
— mit helle und dunkel⸗ 
rothen Körnern 214 
mit verſchiedenfarbi⸗ 
gen Körnern 215 
— panaſchirter 214 
— kleiner 217 
— kurzkolbiger gelber 215 


Mays praecox 217 


Mays, rother ſpitzkörniger 212 
— ſpitzlolbiger blauer 215 

rother 215 
— türkiſcher 205 

Mays vulgaris 214 5 

Mays, weißer breitkörniger 208 

gemeiner 214 


— — 


* 


Mays, weißer großer 213 


ſpitzlörniger 212 
— weiß⸗ u. gelbkörniger großer 213 
Meadow 120 
, Fox tailgrass 190 
Oatgrass 170 
Softgrass 173 
tail-grass 188 , 
Mehldinkel, ruſſiſcher 116 


Mehlhalm 173 
Melgone 206 


Melica 204 

— caerulea 129 
Melilotengras 192 
Middel 134 
Miglio zaburre 206 
Milial 206 
Millet 194 200 

— à graines blanches 202 
jaunes 202 
noires 201 
sanguines 202 
— des oiseaux 194 196 


— — 
— — 


gees 196 
à pedoncules vio- 
; Jâtres 198 
— gros des Inde 206 
Mohar 196 
Mohrhirſe, brauner 204 
— gemeiner 203 
— ſchwarzer 204 


— — — 


; Rispe 204 
— zweifarbiger 204 
Monocotyledonen 1 
Moorſchmellen 175 
Moorſchmiele, glänzende 175 
Morgenhafer 141, 
Moutin blanc 78 
Mückenbein 147 
Muhar 196 
Nakedbarley 23 
Narrow leaved Oatgrass 170 
Nassi 188 
Noegent taradetbyg 37 
Nudelweizen 205 
Oat 136 137 
Oatgrass 146 
Oat-like-soft-grass 171 
Olco ossia 204 
— — Sorge 193 
Orchard grass 128 
Arge 18 
— à Café 37 
— à deux rangs 30 
Se Ess — nue 37 
— a large épi 27 
— anguleuse 10 


* 


a graines oran- 


mit ausgebreiteter 


— italie 194 
. Panicum italicum 194 


Orge à six cotés 10 


— — ranges 10 
` coeleste 23 
commune 48 
— a epinoire 23 
— - à graines nues. 23 
ane 12 
de Jerusalem 23 
de Norvege A six ranges 18 
de Perou 87 
de Russie 23 27 
de Sibirie 23 
d' Espagne 37 
@ete 18 
hyver 12 
distique 30 
— a6pilletsraproches 35 
en eventail 27 
faux-riz 27 
hexastique 10 
` noire 23 
nude 37 
nue 23 
pyramidale 27 


‘Oryza sativa, 180 


Orzo 18 

— di Germania 27 

— monstarolo 23 

— nudo 23 

Ous 137 

paddy gunning 27 

Padie 180 
Apiet 184 
Gadja manoer 182 
Kawang 183 
Kiedang 183 
mera 183 
Mohong 184 
Naga 185 
Tipar 187 


Pagatowe 206 
Panic cultivé 194 


— des oiseaux 194 à 
à pedoncules vio= 
- lätres 198 


— maximum 195 


Panicum millaceum 200 
‘Panizo de Italia 194 
Paoumoulle 30 
pärmentella 85 
Patiancho 87 
Patiauchulo 85 
Paturin commun 133 
— des pres 132 
— flottant 130 
Paulla 54 
Pelon 65 
Pennich 198 
Perennial-Darnel 2 
Perinnon 54 
Petanielle blanche 78 
— note 82 SE 
— rouge et glabre 79 
— rousse 80 
Peterskorn 134 
Pfahlrohr 175 
Pfauengerſte 27 
Pfeifenbinſe 129 
Pfeifenrohr 176 
Pfennich 196 198 
Phalaris canariensis 192 i 
Phleum pratense 188 222 223 
Phragmites communis 176 
Pichi 54 i 
Pichon 54 
Pilcorn 145 
Pillis 145 
Pilostella 54 
Pisana 79 
Plattgerſte 30 


Plumagekorn 27 


Poa angustifolia 132 133 
— depressa 132 
— dubia 133 
— fluitans 130 
— glabra 132 
— humilis 132 
— pratensis 132 133 223 224 
— angustifolia 133 
latifolia 132 
- scabra 133 | 
— trivialis 133 223 
s Poland wheat 90 
Pomelle 30 


vom 
— —— 
mwn 


Potneg barley 27 
Prosu 200 

Purpe Melie grass. 129 
Purre-hafre 147 


Purrhafer 146, 


Oamh arabi 80 

OQuacking grass, common 134 
mittle 134 
Queue de rat 126 i 
Quistalia amuscata 54 

Rabis 175 

Rabsgras 175 


- Radonell 78 


Raht 176 

Raſenſchmiele 175 

Rauch hafer 146 

Ray 40 

Raygras 2 190 

Raygras, bretagniſches 171 
— engliſches 2223 224 
— franzoſ. 171 222 223 224 
— italieniſches 6 sc 224 

Recoltarta 87 

Red Chicken Corn 21¹ 

— Darnel 2 


Redondillo 78 79 


Reis 180 
brauner ge er BE N 
— ſchwarzgegrannter 184 
kleiner ſchwarzer gegrannter 184 
— weißer EN Lang: 
<= s förniger 185 
— rundkörni⸗ 
ger 185 
— weißgegrannter 182 
rother 188 
ſchleſiſcher 130 ; 
ſchwarzer gegrannter 184 
weißer gegrannter 180 
mit rothen Sa⸗ 
men 183 
— mit ſchwarzen 
l Samen 183 
— ſchwarzgegrannter 182 
— ungegrannter 184 
wilder 110 
Reisdinkel 110 
Reisgerſte 23 27 


— — 


Rheingerſte 


; Rieſenſchwingel 


Resh 40 
Rettema 12 
Revet wheat 80 
Rhead wheat 79 
27 
Rice 180 
Richezza 54 
Riemengerſte 27 

123 224 
Rieſentrespe 123 i 
Rieſenweizen von Sct. Selena 80 
Rieth 176 Pe 
Rüs 7 

Riisbyg 27 

Riso 180 

Rispengras 132 

gemeines 133 223 
Rispenhafer, ſchwarzer gegrannter 139 
ungegrannt. 140 
weißer gegrannter 135 


Riz 180 
— allemagne 27 

— rustique 27 
Rodondillo 80 

Rodonell 79 

Röhricht 176 

Rör 176 

Roggen 40 

ägyptiſcher 23 

äſtiger 49 
gemeiner 40 

wilder 39 

Rohr 176 

— gemeines 176 

Rohr, portugieſiſches 175 

— ſpaniſches 175 
zahmes 175 
Rohrſchilf 176 K- & 
Rohrſchwingel 122 223 222 
Rollgerſte 10 : 
Romanello 78 
Romolaccio 104 
Roseau commune 176 


— 


"e 


ungegrannter 137 > 
Rispenhirſe, gelber 202 
grauer 200 
ſchwarzer 204 


* 


Saäbelhafer 


Roßgras 171 173 
Rothgerſte 10 


Roth-ripe-barley 18 


Rough-Cocko soot grass 128 
Rough grass 128 
Stalked Meadow 133 


nn 


Roughish Meadow grass 133 


Ruchgras 223 224 
gelbes 192 
wohlriechendes 192 
Ruer 176 
Rughafer 146 
Ruſſengerſte 23 
Rye 40 

common 40 
141 
Saina 204 
Saisette 54 

de Tarascon 
Salmerones 87 
Sammtweizen, rother 


— 


— 


SE 57 
66 
engliſcher 80 
— weißer 63 5 
Sandgerſte 18 
Sandgras, blaues 39 
Sandhafer 145 146 
Sandhafergras 39 
Scandella 30 per 
Schaafgras 124 
Schaafſchwingel 124 224 
Schalmeienrohr 175 } 
Scheeps Fescue grass 
Schiazza 54 
Schilf 176 
Schilfrohr 176 
Schlagkorn 2 
Schmelle, blaue 129 
Schmelme 129 
Schmiele 174 
Schotenklee 224 
Scolch barley 10 
Scolochloa arundinacea 
Sct. Peters Corn 118 
Set. Petersgerſte 27 
Set. Peterskorn 118 
Schwabenweizen 118 
Schwaden, polniſcher 130 
preußiſcher 130 


12⁴ 


— 


28 


Schwingel, eßbarer 130 
— hoher 122 
5 82 rohrartiger 122 
Schwingelgras 120 
Secale cereale aestivum 49 
5 = grandiflorum 47 
hybernum 40 
multicaule 47 
ramosum 49 
wallachicum 47 
cornutum 46 


Seigle commun 40 
— cultivé 40 
— de Ceres 40 
— hyemale 40 
Setaria italica 194 
Sexkantet Byg 10 
Sexradet Byg 10 
Sexradigtkorn 10 
Shakers 134 
Siberian 37 
Siciliana 60 
Sjoka 204 
Sjokusa 206 
Sirk 204 
Sixter Mays 216 
Skyffelkorn 27 
Smooth Stalked Meadow grass 132 
Sommerbyg 18 
Sommerdinkel 96 
Sommergerſte, gemeine 18 
— polniſche zweizeilige 37 
Sommerkorn 96 
Sommerroggen 49 
Sommerſpelz 110 
— weißer 96 
Sommerweizen 56 76 ö 
— aus Neapel 85 
— aus Sicilien 85 
— weißer 61 
Sorg 204 
Sorghum vulgare we 
Sorgo 204 
Sortaxetbyg 23 
Spatgerſte 18 
Spelt 93 
Spelt 95 97 
Speit-Crone 93 


H 


Speltwheat 93 
Spelta 93 95 

— maggiore 110 
— minore 118 
Speltae 93 

Spelz 93 

— ägyyptiſcher 115 
— rother 97 

— ruſſiſcher 115 
— weißer 95 


Spelzen 93 


Spelzreis 118 
Spelzweizen 95 
Sperlingsſchnabel 147 
Spiegelgerſte 35 
Spinnenhafer 145 
Sprat barley 27 
Springbarley 18 


Square barley, 10 


Stärkmehl 110 
Staudengerſte 35 
Staudenkorn 47 

— wallachiſches 47 
Staudenroggen 47 

— aus Norwegen 47 
Steifhalm, blauer 129 


7 


Stockgerſte 10 


Strandgras 39 
Süßgras 130 


Svin Svingel 130 


Sweet scented-grass 192 
Talaveraweizen 62 

Tall fescue grass 122 123 
Talle Oatgrass 171 
Tapgerock de ee 89 


Tannenhafer 141 


Taubenhafer 141 
Taubgerſte 190 
Taubhafer 146 
Tauſch 2 ; 
Teichrohr 176 
Tengeri 206 


Tharghetta 118 


Thimotei-grass 188 


Thimoteusgras 188 


Thimothegras 188 
Thimotygras 188 


Thorebyg 23 37 


Thorgerſte 23 


Timothei 188 


f Timothy-grass 188 


Tipar 187 E t 
Tlaolli 206 g 
Too-Kibbi 206 
Toradet byg 30 
Tosello 60 2 
Toseta 65 
Touzelle blanche barbue 53 
ge — epps barbe 60 
rouge barbue 57 
— — sans barbes 65 
Trespe, große 123 
Tricho Cuchareta 87 
Trigo Candeal 54 
— Chamarro 65 
— di Polonia 90 Di 
— moro 92 
— Moruno 89 
Trillgras 134 | 
Triticum amyleum 140 
— aristatum. Variet. b. hy- 
bernum 57 
atratum 117 a 
Cevallos 92 
compositum 82 
durum 84 
flavescens 169 
monococcum 118 
polonicum 90 
Spelta 93 
splendens 169 
tricoccon 114 
turgidum 76 
— vulgare 53 
Türkenkorn 205 
Turfy Hair-grass 175 
Turkisht twete 206 
Turshiza 205 
Tvaradigt Korn 30 
Vaesia 54 
Varlerod 192 
Vena 137 
Vernal-grass 192 
Defen 95 97 


H 


DS 
AE 
Ee: 


Viehgras, glattes 182 

— großes 132 

Vulpin des pres 490 
Walbyg 10 j 


Waldhafer 139 


Waldkorn 47 

Waldrohr 129 
Weet-Spring-wheat 54 
Weiſen 665 er e 
Weiten, türkiſcher 205 


Weizen, arabiſcher 80 


F ägvptiſcher 80 
äftſtiger polniſcher 91 
aus Corfu 69 
blauer engliſcher 82 
— welſcher 89 
böhmiſcher 63 
deſſauer 665 
eigentlicher 53 
einkörniger 418 
engliſcher 76 
— rother ſammtart. 80 
— weißer 77 
— fam A 
gemeiner 53 E 
halbgegrannter polniſcher 92 
kolbenartiger polniſcher 92 
kretiſcher 69 g 
langkörniger 90 
lothringer 90 
marokkaner 80 
polniſcher 90 
romaniſcher 110 
rother engliſcher 79 


— gerſtenartiger 88 
glatter äſtiger 79 
— dickähriger 79 
— vielkörniger 79 
fanımtart. welfcher 89 
vielähriger 9 
welſcher 88 
zottiger welſcher 
ruſſiſcher 82 i 
ſammtartiger polniſcher 
ſchwärzlicher 117 
ſibiriſcher 90 
ſymaker 90 


Weizen, türkiſcher 80 20⁵ 
— tuneſer 80 

— vielkörniger 77 

— weißer 60 ; 

Ss , äſtiger 77 

Leit dickähriger 78 
— engliſcher 78 
— gerſtenartiger 85 
— ſammtartiger wel⸗ 
ſcher 88 
welſcher 85 
zottiger 87 

— welſcher 80 
wilder 38. 
Weizengerſte 23 37 
Weizenſpelz 23 


— . 


Welſchkorn 205 


Wheat barley 23 i 
Wheat-Spring-wheat 54 
= White Tooth Corn 209 
White wheat 78 
Wieſenflittergras 134 
Wieſenflittern 134 


Wieſenſuchsſchwanz 190 222 223 


‚Wiefengräfer 220 
Wieſenhafer 170 171 224 
— gelber 169. 
— hoher 171 
i Wieſenkanariengras 190 
Wieſenlieſchgras 188 222 223 
Wieſenrispengras 132 223 224 
Wieſenſchmiele 129 
Wieſenſchwingel 223 
Wieſenviehgras 132 
Wildhafer 146 
Wild Haver 146 
E Oats 146 
Windhafer 146 
Winterbyg 12 


‘ Winteremmer, rother 116 


— — äſtiger 117 
— ſchwarzer 117 
äſtiger 118 
weißer 114 
L Äfliger 115 
— E fammtartig. 446 


— — 


z — 
er 


Zielgerſte 30 


Winteremmer, weißer ſammtartiger 
aͤſtiger 116 


MWintergerſte 12 


Winterkorn 40 95 97 
Winterroggen 40 
Winterſpelz, rother 97 
— ſchwarzer 117 
— weißer 95 
W S ` 
Winterweiſen 65 
Winterweizen 53 65 
— agyptiſcher 115 
— mit gelben Samen 62 
— weißer 60 . 


Wollgras 173 


Wuchergerſte 27 
Wunderweizen, blauer 84 
— rother 79 
Bee — glatter 79 
— = ſammtariger 82 
= EF 77 
E ES — page, 77 


. Xexa 54 
Yellow Oatgrass 169 


— Tooth Corn 209 
Zahnkornmays, gelber 209 
e rother 209 
— weißer 209 
Zara 206 
Zea altissima 208 
— Caragua 208 
— hirsuta 208 211 
— Mays 213 
— praecox 213 217 
Zeilengerſte 18 
Zeshizi rep 190 ; 
Zezhmen 12 18 30 


Zittergras 134 223 224 
— gemeines 134 
Zittern 134 
Zwergmays „blauer 217 
— geln 217 
— panaſchirter 217 
— rother 217 
Zwergweizen 68 


Nachtrag 
= zu Seite 38 am Schluß. 


Wir erhielten, nachdem die Arbeit über die ; goën dën 
war, verſchiedene Samen von Culturpflanzen von dem Botaniker 
Schimper aus Adoa in Abyſſinien, die wir cultivirten und zu 
unſerem Vergnügen eine ſchwarze zweizeilige Gerſte daraus er⸗ 
zielten; wodurch wir unſere Angabe hiermit berichtigen wollen. 


Den Sinn entftellende Druckfehler 


H 
H 


Seite 1 Zeile 9 von oben lies Perigon für Porigon 
5 — 17 l. Booth f. Boot 
— 15 l. dur f. dour 
— 28 l. divari qué f. di farique 
— 12 l. Festuca ovina valesiaca f. Fest. valesiacn 
— 32 l. vaginata f. vagina , 
— 19 l. gegrannter f. ungegrannter 
— 182 bis 187 l. Padie f. Padice 
— 200 Zeile 30 l. Pros u f. Prosee ; 
— 222 — 31 l. Alopecurus f. Alopscurus 
— — — 34 l. elatius f. elatuis 


Bronner, 


Verbeſſerung des Weinbaus 


durch praktiſche Anweiſung, 


den Rießling ohne Pfähle und Latten vermittelſt des 
Bockſchnitts zu erziehen. 
Mit Abbildungen. geh. 10 gr. oder 45 kr. 


Bronner, 
Anweiſung zur nützlichſten ee 


der 


Tafeltrauben und anderer Traubenſorten GE 


an ſonſt unbenutzten Plätzen in Höfen, G ärten, an Häuſern 
und Mauern Ie. 


Mit Abbildungen. geh. 12 gr. oder 54 kr. 


Nau, 


Die Landwirthſchaft der ER 


und insbeſondere der Heidelberger Gegend. 


Mit Abbildungen. geh. 14 gr. oder fl. 1. 3 kr. 


— — 


Hronn, 


Ueber Zweck u. Einrichtung landw. N 
geh. 6 gr. oder 27 kr. 


Bae a 


Gründlicher Unterricht in der Obſthaumzucht | 
Mit Abbildungen. geb. 16 gr. oder fl. 1. 12 kr. 


Verhandlungen 
„ 
| Versammlung deutſcher Wein⸗ und ST 
zu Heidelberg im October 1839. 


Herausgeg. von Freih. v. Babo u. Garteninſpector Metzger. 
geh. 20 de oder fl. 1. 30 kr. a 


„ 


r 


b „ee, 
„ “„, 


fi 
7 
, NN f