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und
Wiefengri
in botaniſcher und ökonon
bearbeitet
Heidelberg, 1841.
Akademiſche Verlagsbuchhandlung von E. J. Winter.
Nachſtehende, in n demſelben Verlage erschienene Werke = in
allen guten Buchhandlungen zu bekommen:
Landwirthſchaftliche Pflanzenkurde,
oder
praktische Anleitung zur Kenntniß und zum Anbau der für
Oekonomie und Handel wichtigen Gewächſe.
Von
J. Metzger,
Garteninſpector zu x idelberg.
2 Theile. geh. Thlr. 4. 18 gr. oder fl. 8. 15 kr.
Der Weinbau
nach der Reihenfolge der vorkommenden Arbeiten dargeſtellt.
Ein praktiſches Handbuch für Weinproduzenten
von
Freiherrn von Babo.
erste Heft: Januar, Februar, März. geh. 16 gr. od. fl. 1. 12 kr.
Bronner,
Der Weinbau in Süddeutſchland,
vollſtändig dargeſtellt. Mit vielen Abbildungen.
Erſtes bis ſechstes Heft, a 16 gr. oder fl. 1. 12 kr.
Der Inhalt der einzelnen Hefte iſt folgender:
Erſtes Heft: Der Weinbau am Haardtgebirge von Landau
bis Worms.
Zweites Heft: Der Weinbau in Rheinbeſſen, im Nahethal
und Moſelthale.
Drittes a Der Weinbau im Rhein gau von Hochheim bis
oblen.
Viertes und fünftes Heft: Der Weinbau in Würtember g.
Sechstes Heft: Der Weinbau im Mainz und Taubergrund
und in der Gegend von Würzburg.
Das bald erſcheinende Tte Heft wird den Weinbau an der Berg⸗
ſtraße beſchreiben.
Aus dem vorſtehenden Werke ſi nd auch beſonders drag
zu haben:
Bronner Der rheiniſche Weinbau vollſtändig dar eſtellt
Mit 10 lithogr. Tafeln. geh. Thlr. 2. oder fl. 3. 36 kr.
Bronner, Der Weinbau in Würtemberg vollſtändig dar⸗
| Geck Mit 6 lith. Tafeln Es eh Sgr. od, fl. 2. 24 kr.
| Die
Getreidearten
und
Wieſengräſer
in botaniſcher und ökonomiſcher Hinſicht
bearbeitet
J. Metzger,
Garten inſpector in Heidelberg.
Heidelberg, 1841.
Akademiſche Verlagsbuchhandlung von C. F. Winter.
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“the Botany School
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Alis der natürlichen Pflanzenfan nilie der Gräſer habe ich
die ſämmtlichen Getreidearten ſo wie die bauwürdigen Wieſen⸗
gräſer für die kürzlich erſchienene Oekonomiſche Pflan⸗
zenkunde bearbeitet; da nun aber dieſe Familie für den
Oekonomen von beſonderer Wichtigkeit iſt und Mancher der
Koſten wegen das ganze Werk nicht anſchaffen möchte, ſo
wurde im Intereſſe dieſer von den Getreiden und Wie:
ſengräfern ein beſonderer Abdruck veranſtaltet.
| In den von mir im Jahre 1824 herausgegebenen Ce
realien ſind zwar die Getreidearten ausführlich behandelt,
allein während jener Zeit habe ich verſchiedenen Zuwachs
erhalten; ebenſo ſind manche Spielarten durch längere Cultur
allmählig wieder eingegangen, ſo daß eine Umarbeitung noth⸗
wendig war. Dazu kommt noch, daß eine Menge Cultur⸗
verſuche während jener Zeit damit angeſtellt worden ſind,
die ich ebenfalls mit aufgenommen habe und dadurch jetzt
nachzuweiſen vermag, welche Arten oder Spielarten einen
vorzüglichen Werth für den Landwirth haben. 5
Von den Wieſengräſern ſind nur ſolche aufgeführt wor⸗
den, die einen wirklichen Werth für den Wieſenbau haben,
welche am Schluſſe nach den Bodenarten, für die ſie ſich
eignen, noch beſonders zuſammengeſtellt ſind, ſo daß man
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bei einer anzulegenden Wieſe, auf jeder Bodenart, diejenigen
Gräſer beiſammen aufgeführt finden kann, die ſich dahin
eignen. > SCH |
Die größeren landwirthſchaftlichen Beſchreibungen über
Getreide- und Wieſenbau find authentiſchen Quellen entnom⸗
men und größtentheils übertragen. 3
Die Anbauverſuche der Getreidearten, die in hieſiger
Gegend gemacht wurden, ſind in Tabellen zuſammengeſtellt,
und zwar genau wie ſie uns von den Landwirthen mitgetheilt
wurden. Man hat dieſes in den Oekonomiſchen Neuigkeiten
Nr. 110 von 1840 ſehr getadelt, und gewünſcht, daß die
Areale alle auf eine gleiche Zahl wären reducirt worden,
was aber aus dem Grunde nicht geſchehen iſt, weil man die
im Kleinen gemachten Verſuche von den großen ausſcheiden
wollte, indem ein Verſuch auf einer großen Fläche angeſtellt
weit ſichrere Anhaltspunkte gewähren dürfte, als ſolche, die m
Kleinen vorgenommen worden ſind. Wer ſich für die Sache
intereſſirt, wird fih leicht finden und eine Reduction mit ge⸗
ringer Mühe ſelbſt machen können.
Heidelberg, im Januar 1841.
Der Verfaſſer.
Erſte Claſſe.
Einkeimblätterige Pflanzen
(Monocotyledonen).
; Pflanzen, deren Keim aus einem Samenlappen beſteht.
1. Familie.
\
Gräſer und Halmfrüchte. (Gramineae Juss.)
Blüthe balgartig, zwitterig oder eingeſchlechtig, in 1 — viel
blüthige Aehrchen geordnet. Der unterſte Balg leer, Aklappig, mit
Veilig geſtellten Klappen, feltener 1klappig oder fehlend. Die fol
genden Lklappigen oder eigentlich Zklappigen Bälge, indem von den
3 Klappen die 2 innern mit ihrem Rande in Einem verwachſen
ſind, bilden das Bälglein, ſchließen 2 bis 3, mit den 3 Klappen
des Bälgleins, den Spelzen, abwechſelnde „ ein inneres Porigon
andeutende, Schüppchen ſo wie die Geſchlechtstheile ein und bilden
damit die Blüthe. Staubgefäße 3, die Schüppchen wechſelſtändig,
ſeltener 6 oder durch Fehlſchlagen 2, 1 unterweibig. Die Staub⸗
kölbchen an der Baſis und Spitze ausgerandet. Fruchtknoten frei;
Griffel 2, oder 1 mit 2 Narben. Die Karyopſe einen nackten
Samen vorſtellend. Eiweiß mehlig, Keim außerhalb des Eiwei⸗
bes an deffen Baſis liegend. Der Halm ift mit Knoten, welche
die Blätter tragen, verſehen. Die Baſis der Blätter (der Blatt⸗
| 1
2
fiel) in eine vorn geſpaltene Scheide zuſammengerollt, trägt an
der Spitze, an der Baſis des Blattes, das Blatthäutchen, wel
ches aus der Spitze der, zwiſchen dem Blattſtiel befindlichen, mit
der inneren Oberfläche der Scheide verwachſenen Nebenblätter ge⸗
bildet iſt.
1. Gattung. Lolch. (Lolium L.)
Aehrchen einzeln, auf den Ausſchnitten der Spindel ſitzend,
mit dem Rücken gegen die Spindel geſtellt. Balg einklappig, 3
— vielblüthig, oft halb ſo lang, auch ſo lang als das Aehrchen;
an den endſtändigen Aehrchen Aklappig. Untere Spelzen wehrlos
oder unter der Spitze begrannt. |
1) Ausdauernder Lolch (Raygras). (Lolium perenne L.)
Die allgemeine Benennung Nay- oder engliſches Raygras geht durch ganz
Deutſchland, und iſt ſowohl in den landwirthſchaftlichen Schriften als auch in den
Catalogen der Samenhandlungen aufgenommen.
Ferner finden wir dieſes Gras unter dem Namen Schlapkorn, Lothe, Win⸗
tertrespe, Graslauch, Dinkelſpelz, Tauſch, Dort und Mausgerſte in verſchiede⸗
nen Gegenden von Deutſchland, unter Perennial-Darnel „ Red-Darnel, Ray-
grass in England, und unter der Benennung Hvitrot in Schweden.
Wurzel ausdauernd, einen Raſen von Blätterbüſchelchen und
ſtarkem kahlem Halm bildend; Aehrchen Länger als die Klappen,
Blüthe lanzettlig, wehrlos oder kurz ſtachelſpitzig. :
A Blüthe vom Juni bis Auguſt; Samenreife vom Juli bis
October. |
Vorkommen und Verbreitung. Wild: durch ganz
Deutſchland auf Huth⸗ und Mähwieſen, Weg⸗ und Ackerrändern,
und überhaupt auf derbem, feſtem, ſo wie auch auf leichtem Bo⸗
den, der häufig betreten wird; kultivirt: bisweilen zwiſchen Klee
auf den Feldern, auf Wieſen, Bleichplätzen und hauptſächlich auf
Grasplätzen, in Park⸗ und Gartenanlagen. ö
Cultur und Gebrauch.
) Wieſengras.
Das engliſche Raygras verdient wegen ſeiner Tauglichkeit für
Weiden und Wieſen, wegen ſeiner Gedeihlichkeit für das Vieh,
ſowohl in grünem als dürrem Zuſtand, und wegen der Mögliche
keit, es beinahe überall anzubauen, vor allen andern Gräſern ot:
tivirt zu werden. In England, Deutſchland und Italien erkennt
man dieſes allgemein an. Es zeichnet ſich aus durch ſeinen dich⸗
ten Stand, wodurch es, obgleich ziemlich kurz, doch einen guten
Ertrag giebt und nicht leicht Unkraut unter fi aufkommen läßt;
durch feinen frühen Trieb, worin es beinahe alle Gräfer übertrifft
und daher im Frühjahr oft recht zeitig aus Verlegenheiten hilft;
durch ſeine große Nahrungsfähigkeit, indem es, auf der Weide
genoſſen, namentlich auf Fettanſatz wirken ſoll; durch ſeine Süßig⸗
keit und Annehmlichkeit im jungen E r und endlich Kaes die
Leichtigkeit feiner Samengewinnung.
Schwerz ſagt von dieſer Grasart:
Dieſes herrliche Gras hat vielleicht eben ſo viele Widerſacher
als Freunde; allein diejenigen, welche ihm nicht hold ſind, ſind
die, welche es nicht kennen oder den Zweck bei ſeiner Behandlung
und Verwendung verfehlen. Wahr iſt es, daß es fich hauptſäch⸗
lich vor allen Gräfern zur Weide eignet, allein auch für die Wie⸗
ſen iſt es höchſt wichtig, vorausgeſetzt, daß ihm ein ſeinen Wün⸗
ſchen entſprechender Standort angewieſen wird. Auf ſchlechtem
Boden gedeiht es nur ſchlecht, dagegen aber iſt auch der beſte Bo⸗
den ſeiner werth, wenngleich nicht nothwendig dafür. Am beſten
gedeiht es auf mildem, fruchtbarem Lehm⸗ und ſandigem Boden.
Wir finden es in der Regel längs den Wegen, Heerſtraßen,
Rainen der Felder, mit einem Worte, da, wo viel gelaufen und
getrippelt wird. Daher wahrſcheinlich ſeine unübertreffliche Eigen⸗
ſchaft fur Weiden, zumal für Schafweiden. Am allermeiſten je⸗
doch gefällt ſich dieſes edle Gras auf Wäſſerungswieſen, und er⸗
reicht daſelbſt eine anſehnliche Höhe, ſtatt daß es längs den Wes
gen und auf trocknen Weiden nur niedrig bleibt. Es iſt nichts
Ungewöhnliches, auf Wieſen, die einen thonigen Boden haben,
an ſolchen Stellen, die zufällig „ aber oft, von Quellwaſſer benetzt
werden, nichts als Wieſenlolch zu ſehen. Es wird an derlei Stel⸗
len von einer ſolchen Ueppigkeit, daß es über einander lagert und
man beim Darauftreten glauben ſollte, man habe einen Polſter
unter den Füßen.
Ich hatte mehrere Jahre hindurch Gelegenheit, zu bemerken,
daß auf einer mehrere Hektare großen Wieſe, wovon das Gras
alljährlich verſteigert wurde, diejenigen Theile immer am höchften
hinaufgetrieben wurden, die das meiſte Raygras trugen, obgleich
ſolches den übrigen Gräſern an Höhe des Wuchſes nicht gleich
kam. Dafür übertraf es ſie aber an dichtem Stande und durch
die Eigenſchaft, daß es bei dem Heuen weniger an Gewicht ver⸗
liert als die andern Gräſer. Die gedachte Wieſe hatte einen tho⸗ ?
nigen Boden, erhielt aber nie Waſſer, auch keinen andern Dung
als den des Weidviehes, da kein Grummet darauf gewonnen wurde.
Indeſſen iſt es nicht zu läugnen, daß das Heu des Wieſen⸗
lolchs zwar nicht grob oder rauh, aber doch hart iſt, welches da⸗
her rührt, daß es unter die frühen Gräſer gehört, alfo ſchon übers
reif iſt, wenn die Wieſe fpät gemähet wird. Man ſollte daher
ſolche Wieſen, die viel Raygras enthalten, früher als ander mä⸗
hen, oder, noch viel nützlicher, den erſten Trieb deſſelben im Früh⸗
jahre abweiden, wodurch der Heuertrag, es ſey denn in ſehr trods
nen Vorſommern, nicht geſchmälert werden würde.
Burger bemerkt Folgendes:
In der Lombardei iſt es, vorzüglich das engliſche Raygras,
womit die neu angelegten Wieſen beſäet werden. Viele ſäen es
ganz rein, Andere mit etwas rothem Klee oder mit dem Abfall
der Heuböden gemiſcht. In den Winterwieſen fand ich das Ray⸗
gras als vorwaltende Pflanze, die oft Ao: des Ganzen betrug.
Man ſchätzt fie da wegen ihres großen Ertrags, und weil fie in
grünem Zuſtande von den Kühen gern gerrefjen wird, auch ſtark
auf die Milch wirkt.
Weiter ſagt Thaer vom engliſchen Raygras:
Es kann gemähet werden, giebt aber abgeweidet einen dich⸗
ten, ſtark austreibenden Raſen. Es gedeiht auf lehmig⸗ſandigem
Boden, wenn er nicht gar zu trocken liegt, und auf zähem Thon⸗
boden. Es giebt jährlich nur einen Wuchs für die Senſe *) und |
ein ſehr gutes Fräftiged Heu, wenn man es nur vor aufbrechender
Bluͤthe mähet; Alter wird es hartſtengelig. Die Engländer Gen '
es am häufigſten unter den rothen Klee, und verſäumen dies nie,
wenn ſie den Klee mehrere Jahre benutzen wollen, weil es um fo |
+ Diefe Angabe ift nicht gegründet, indem das engliſche gogo, wenn der
Boden einigermaßen kräftig iſt, zwei Schnitte abwirft.
|
5
ſtärker hervorkommt, je mehr der Klee ſich verliert. Der Haupt⸗
vorzug dieſes Graſes iſt die leichte und ſtarke Gewinnung ſeines
Samens. Man läßt den zu Samen beſtimmten Theil reif wer⸗
den, mähet ihn, behandelt das Ganze als Getreide und driſcht es
ſo ab. Das Abgedroſchene iſt nur als Stroh zu betrachten, aber
die Pflanze treibt im Herbſte wieder aus, und die Erſchöͤpfung
durch Samentragen kann durch Dünger erſetzt werden. In Eng⸗
land hat man mit unzähligen Gräſern die mannigfaltigſten Ver⸗
ſuche gemacht, iſt aber auf dem Ackerlande bei dieſem Graſe ge⸗
blieben oder auf ſolches wieder zurückgekommen. ö
Nach Beobachtungen zu Hohenheim erhält man auf Land mit
mäßiger Kraft 00% = 11 Sim) Samen vom Morgen, auf
wohl gedüngtem Boden dagegen das Doppelte.
Zur reinen Beſamung einer Wieſe mit engliſchem Naygras
braucht man circa 30 — 36 % Raygras⸗ und ohngefähr 4 — 5 %
Steinkleeſamen. Man bezieht den Samen bei C. Männing in
Carlsruhe, W. Wunderlich in Frankfurt a. M., Boot et Comp.
in Hamburg und andern ſoliden Samenhandlungen zum Preis von
24 bis 30 fl. den Centner. ) , Ka
2) Zierraſengras.
Vermoͤge des ſchönen Dunkelgrüns der Blätter, der niederen
Beſtockung und der Ausdauer dieſes Graſes, wird daſſelbe beſon⸗
ders in England zur Bildung ſchöͤner Raſen in Gartenanlagen vor
den Landhäuſern benutzt. Keine Grasart erſetzt in dieſer Beziehung
das engliſche Raygras, indem die davon gebildeten Raſen, wenn
fie einigermaßen forgfältig behandelt werden, die ſchönſten grünen
Raſenteppiche bilden. . $
Ein folder Raſen aber, wenn er fich immer in ſeiner hohen
Schönheit zeigen fol, muß, wie dieſes in England geſchieht, alle
10 — 44 Tage mit ſcharfſchneidenden Senſen und nach verſchiede⸗
nen Richtungen, damit man keine Senſenhiebe gewahr wird, ge⸗
ſchoren, die abgeſchnittenen Grasſpitzen mit Beſen abgekehrt, mit
ſchweren eiſernen Walzen überfahren und dann mit Bündeln von
feinen Aeſtchen, die an einer Art von Schlitten feſtgebunden ſind,
wieder aufgekratzt und aufgerichtet werden. Dieſes Mähen muß
bei Tagesanbruch, wo das Gras noch vom Thau benetzt iſt, ge⸗
6 |
Geet: e wenn die Senſe ordentlich angreifen ſoll. Nicht ſelten
werden um ſolche Raſenplätze künſtliche Waſſerleitungen angelegt,
um bei trockner Witterung dieſelbe bewäſſern oder beſprützen zu
konnen. |
Durch dieſes Verfahren findet man in England Raſenplätze
von außerordentlicher Schönheit, und der Engländer iſt daran ſo
gewöhnt, daß er die möglichſten Koſten und Arbeit nicht ſcheut,
dieſen Raſen aufs Schönſte zu unterhalten. 1
Zur Ausſaat ſolcher Zierraſen wähle man vorzugsweiſe in
England erzogenen reinen Samen, der bei Booth in Hamburg und
W. Wunderlich in Frankfurt a. M. zu circa 36 — 40 fl. pe
Centner beſonders rein zu hakin iſt.
2) Italieniſcher Lolch. Gë italicum A. Braun.)
Lolium multiflorum Lamk.
L. Boucheanum Kunth.
Aehrchen länger als die Klappe „Blüthen lanzettlig, die uns
tern bisweilen wehrlos, die oberen langſtachelſpitzig; Wurzel frucht⸗
bare Halme und unfruchtbare Blätterbüſchel treibend. Unterſcheidet
ſich von Lolium perenne durch hellere Farbe der Blätter, höhere
Stengel, gegrannte Aehrchen und kürzere Dauer der Pflanze.
A Blüthe vom Juni bis Auguſt. Ser vom Juli bis
Herbſt.
Bertoloni hält dieſes Gras für eine Varietät von Lolium pereune, was
die Benennung: italieniſches Raygras (Lolium perenne italicum) in Deutſch⸗
land allgemein veranlaßt haben mag, unter welchem Namen wir daſſelbe in den
landwirthſchaftlichen Schriften und in den Samencatalogen der Samenhandlun⸗
gen aufgeführt finden, * 7
Vorkommen und? Verbreitung. Wild: auf Wieſen und
an graſigen Orten im öſterreichiſchen Littorale, bei Montpellier
und Paris, in der ſüdlichen Schweiz und nach Opitz auch in
Böhmen. Cultivirt: bis jetzt meiſt noch verſuchsweiſe in land⸗
wirthſchaftlichen Gärten und bei einzelnen Landwirthen auf Wie⸗
ſen und Feldern, hauptſächlich aber in Park⸗ und Gar eee
gemiſcht mit Lolium perenne. `
Cultur und Gebrauch. Keine Grasart entwickelt ſich von
der Beſamung an ſo ſchnell und liefert einen ſchnelleren Ertrag
als das italieniſche Raygras. Es gedeiht in fruchtbarem, nicht
ſehr feuchtem, ſo wie auch in minder productivem, trocknem Bo⸗
den, und in letzterem weit beffer als das engliſche Naygras. Der
3—4 Jahre keimfähige Samen kann vom Frühling bis Herbſt
ausgeſäet werden.
1) Wieſengras. ,
Das Gras dauert wohl länger als zwei Jahre, allein nach
dem zweiten läßt die Beſtockung und ſomit auch der höhere Ertrag
etwas nach; deshalb iſt es als Wieſengras für die Dauer nicht
empfehlungswerth; allein man ſoll es bei einer Wieſenanlage des⸗
wegen den andern Gräſern beimiſchen, weil durch ſeine ſchnelle
Entwickelung und Beſtockung der Heuertrag im erſten und ſelbſt
noch im zweiten Jahre bedeutend erhöht wird. Dieſes iſt eine Ei⸗
genſchaft, die wir bei keiner andern Grasart finden und was uns
berechtiget, das italieniſche Raygras unter die vorzüglichen Wie⸗
ſengräſer aufzunehmen, das bei jeder Beſamung von Wieſen, ſelbſt
auf den verſchiedenartigſten Bodenarten, andern Gräſern beige⸗
mengt zu werden verdient, indem dadurch, bei früher Ausſaat im
Frühling, im erſten Jahre zwei Schnitte erlangt werden können.
Man ſäet unter das italieniſche Raygras Steinklee, um daz
durch Bodenfutter zu erzielen und um den Futterertrag zu erhöhen.
Ein ſolcher Raſen von italieniſchem Raygras und Steinklee auf
geringem, ziemlich trocknem Boden, den wir 1835 im Frühling
angelegt haben, iſt noch im beſten Stand und liefert jedes Jahr
vier Schnitte. Oefteres Schneiden iſt eine Hauptbedingung, um
viel und gutes Futter zu erhalten, weil die Stengel n Sa⸗
men anſetzen und hart werden.
2) Cultur auf dem Felde.
Das italieniſche Raygras wird gewöhnlich im Frühjahr und
zwar in mittelmäßigem Boden mit einer Sommerfrucht ausgeſäet;
die Saat geht übrigens auch im Herbſt und dann ohne Ueberfrucht
an, wie ſolches Verſuche in Noville zeigten. Dom basle lobt
feine ſchnelle Entwickelung; wenn er es im September allein fäete,
konnte er ſchon im nächſten April einen vollen Schnitt nehmen.
Im Falle daher dieſes Gras auf reichen Boden kommt, iſt es raͤth⸗
— p 7 LEE EE
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8
lich daſſelbe allein zu ſaͤen, weil es bei ſeiner raſchen Entwickelung
die Ueberfrucht leicht überwachſen oder ihr doch ſchaden würde,
denn es iſt um ein Merkliches früher als das engliſche Raygras.
Wollte man dennoch unter ſolchen Verhältniſſen diefed Gras mit
einer andern Frucht in das Land bringen, ſo ſäe man es ſpaͤt,
wenn die andere Saat ſchon ziemlich hoch iſt und anfängt ihre
Halme zu entwickeln. | *
Seinen Ertrag ſchlägt Dom basle gleich dem einer 2 — 8jäh⸗
rigen Luzerne an; mehr noch als dieſe hielt es ihm in trockner
Sommerperiode aus, und ſeine Worte ſind: „Ich kenne kein Ge⸗
wächs, von dem fih eine fo reichliche Futterernte, ſelbſt auf mä⸗
ßig gutem Boden, erwarten läßt, und ich bin der Ueberzeugung,
daß man auf einem fruchtbaren und mäßig feuchten Boden immer
auf vier Schnitte rechnen darf. Im März ausgeſäet wird es noch
im erſten Jahre zwei bis drei Schnitte, je nach der Fruchtbarkeit
des Bodens und nach der Jahreswitterung, geben.“ Nach Er⸗
fahrungen in Hohenheim iſt ſein Heuertrag unter gleichen Verhält⸗
niſſen um ½ größer als der des engliſchen Raygraſes. |
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3) Zierraſengras.
Wir haben in Gartenanlagen verſucht, das italieniſche Ray⸗
gras gemiſcht mit dem engliſchen zur Bildung ſchöner Raſen aus⸗
zuſäen, und fanden, daß, zumal in leichterem Erdreiche, die Ra⸗
ſendecke nicht nur ſchneller fih entwickelt, ſondern daß auch ein
geſchloſſenerer Raſen dadurch gebildet wird. Will man die Ränder
der Wege nicht mit Raſen belegen, ſo macht man längs der Wege
kleine Furchen und beſaͤet diefe mit italieniſchem Raygrasſamen,
der ſehr ſchnell keimt, und da dieſes Gras keine Wurzelſproſſen
hervortreibt, folglich nicht wie viele andere herumwuchert, eine
niedliche Einfaſſung bildet.
Der Samen wird wie bei der vorigen Art erzielt, nur iſt zu
bemerken, daß man denſelben nicht fo reif werden laſſen darf,
weil er gar leicht ausfällt. Die Entwickelung dieſes Graſes iſt ſo
ſchnell, daß man von einer frühen Frühlingsſaat, die nicht abge⸗
mähet wird, bis zu Ende Juli reifen Samen in Menge erlangen
kann; ja man iſt ſelbſt vermögend, bei warmem Sommer zwei
Samenernten in einem Jahre von dieſem Grafe zu erlangen.
9
Aechten Samen bezieht man zu 30 bis 36 fl. per Centner von
Booth & Comp. in Hamburg, bei W. Wunderlich in Frankfurt
a. M. und andern ſoliden Samenhandlungen. Man braucht auf
den badiſchen Morgen zu 4000 Schuh 30 — 36 Pfund.
1
2. Gattung. Gerſte. Hordeum I.)
Aehrchen Ablüthig oder 1blüthig mit einem grannenförmigen
Anſatze zu einer zweiten Blüthe, zu 2, 3, 4 auf den Ausſchnitten
der Spindel ſitzend. Balg Lklappig, vor die Blüthen geſtellt; die
Klappen der zu 3 geſtellten Aehrchen eine 6blätterige Hülle vor⸗
ſtellend. Die oberſte Blüthe oft verkümmernd. Bälglein 2ſpelzig.
| £ 1. Abtheilung. age n
Vielzeilige Gerſten. ` (Hordea polysticha.) J J
Die Aehren rund, die Aehrchen ſind alle fruchtbar und ſtehen
in 6, mehr oder minder regelmäßigen Reihen.
4) Sechszeilige Gerſte. (Bordeum Bexastieign L.)
Die Aehre aufrecht, die Aehrchen in 6 regelmäßigen Reihen
von der Spindel abſtehend. Die Grannen breit und abſtehend.
Die Samen mit den Bälglein verwachſen. )
Man zählt hiervon folgende Spielarten:
a) Lange ſechszeilige Gerſte. (Sommerfrucht.)
Aehrchen 6zeilig, verlängert. |
Europäische Cerealien p. 40. A. =
Der Halm 21% bis 3 Schuh hoch, hohl „rund, gegliedert,
ſtrohgelb, oben hin und her gebogen. Blätter 34 Zoll breit, 6—
7 Zoll lang. Aehre aufrecht, 3 — 4 Zoll lang, cylindriſch, oben
meiſt abgeſtumpft. Spindel gegliedert, zuſammengedrückt ‚ der
ſcharfe Rand behaart. Aehrchen 12 — 46 in einer Reihe, % Zoll
lang, Iſamig und Agrannig „Balg pfriemenförmig, weiß und kahl,
Bälglein mit dem Samen verwachſen, in eine lange breite Granne
ausgehend. Grannen zweimal ſo lang als die Aehre, breit, ab⸗
ſtehend, gelblich weiß, die oberen kürzer als die unteren. Samen
aufgeblaſen, gefurcht, nach beiden Enden zugeſpitzt.
pa
10
Vorkommen und“ Verbreitung. Dieſe Gerſte iſt wenig
bekannt und wird bis jetzt meiſt nur in botaniſchen Gärten und
landwirth ſchaftlichen Muſterfeldern ſo wie auch bisweilen im Klei⸗
nen auf den Feldern verſuchsweiſe angebaut, und hat keinen be⸗
ſonderen ökonomiſchen Werth.
Cultur und Gebrauch. Die lange ſechszeilige Got iſt
eine Sommerfrucht, die häufig mit der gemeinen Gerſte (Hordeum
vulgare) verwechſelt wird, wie dieſes z. B. bei Thaer der Fall
iſt, welcher die gemeine Wintergerſte (H. vulgare hybernum) als
Hordeum hexastichon beſchreibt. 7 |
Die damit in hieſiger Gegend durch den landwirthſchaftlichen
Verein veranlaßten Anbauverſuche ergaben folgendes Reſultat:
Ort des Verſuchs Ne Vorfrucht Düngung Saat Ertrag Ge SR
Edingen, im fla⸗ 100 Kartoffel 1830 | 18. März 65 155 2
chen Land. 1833. i - 10. Mßl.
Walldorf desgl. 125 Hanf und) 1832 Mitte März. 3 160
! Tabak. 20 Mßl.
Nußloch desgl. 36 Hirſen 1831 2. April 170
10 Mil,
Nußloch. 1834. zf 1834 22. März 170
mR 20 MGL
Walldorf desgl. / en 1832 Anf. März 172
* ? IR 2 Mßl.
b) Kurze ſechszeilige Gerſte. ene e
Aehre ſechszeilig, kurz und dicht.
Europäische Cerealien p. 40 B.
Sechszeilige Gerſte (allgemeine Benennung), RM, ee, Roth⸗ und
Kielgerſte in Deutſchland; Escurgon, ‘Orge a six ranges, O. a six cotés,
O. anguleuse und O0. hexastique in Frankreich; Square barley, Scolch
barley und Bear barley in England, Käglekorn, Sexradigt Korn und Grof-
korn in Schweden; Sexkantet Byg und Sexradet Byg in Dänemark; Wal-
byg in Norwegen.
Die kurze ſechszeilige Gerſte itepe ſich von vorſtehender
durch eine kurze, dichte, pyramidenförmig e zg Aehre und ſtark |
abſtehende Grannen.
Vorkommen und Verbreitung. Bis jetzt iſt die Ge⸗
4
11
treideart nur in botaniſchen und landwirthſchaftlichen Anſtalten und
bisweilen auf Feldern verſuchsweiſe angebaut.
Cultur und Gebrauch. Nach unſern gemachten Erfahrun⸗
gen verlangt dieſe Gerſte einen ſehr kräftigen Boden und ein mil⸗
des Klima, wo ſich dieſelbe als Sommergerſte ſtark beſtockt, Ende
Juni bis Anfang Juli reift und kräftiges weiches Stroh liefert.
Dagegen iſt die Vegetation im leichten mageren Boden, beſonders
in Gebirgen, meiſt kümmerlich und lohnt nicht der Mühe, an ſol⸗
chen Orten angebaut zu werden. Wenn man die ſchönen Aehren
und den gleich ſchönen Wuchs der Halme auf den Gartenfeldern
fieht, ſo hält man dieſe Gerſte für ſehr lohnend, allein beim Dres
ſchen wird man nur zu bald gewahr, daß die Körner mit den
dicken Spelzüberzügen ſehr klein ſind und im Ertrag ſo wie in der
Qualität der zweizeiligen Gerſte bedeutend nachſtehen, Mm wir
dieſelbe nicht zum Anbau empfehlen können. i
-Bon vielen Autoren wird dieſe Gerſte als Winterfrucht be⸗
zeichnet, die im nördlichen Europa häufig cultivirt werden ſoll;
allein dieſes iſt unrichtig, indem uns die Winterſaat nur ſelten
geglückt iſt. Man darf daher mit Sicherheit annehmen, daß die
Herren, welche diefe Behauptung aufſtellen, die ſechszeilige Gerſte
mit der gemeinen Gerſte verwechſelt haben, was auch Viborg
in ſeiner vorzüglichen Abhandlung über die Gerſte S. 27 bereits
wahrgenommen hat.
Von Wagini wird eine blaue und ſchwarze ſechszeilige Gerſte
aufgeführt; allein auch dieſes iſt unrichtig und als eine Verwechſe⸗
lung mit der ſchwarzen gemeinen Gerſte anzusehen.
Wir haben mehrere Verſuche mit dieſer Gerſte veranlaßt, wo⸗
von wir die Reſultate nachſtehend 3
Ruhen - Lë | Gewicht
Ort des Verſuchs. Vorfrucht | Dün Saat. Er
von.
— 100 U gung. trag. 400 MGI
Walldorf in flachem Land 80 Spelz 1832 Ende März 50 150 S
1833. Herbſt 10 MEL |
Roſenhof ebendaſelbſt a Bä desgl. e 1 170
der 0 2 $ R
Prag SE 00 ` Lëartofiel 1 18, gui 455
10 MGL-
gielt 1834, 80 | Ger pi Ai 9147
2) Gemeine Gerſte. (Hordeum vulgare L.)
ber Die Aehre unregelmäßig ſechsreihig, ſchlaff, rund, meift ſtark
gebogen. Die Aehrchen locker über einander ſtehend. Grannen faſt
doppelt ſo lang als die Aehre, an dieſelbe anliegend und ziemlich
parallel aufſteigend. -
Unterſcheidet fich von der ſechszeiligen Gerſte hauptſächlich durch
die ſchlaffe Aehre und die etwas unregelmäßige Reihenſtellung der
Aehrchen.
Man zählt folgende Formen:
a) Gemeine Wintergerſte. (Hordeum vulgare hybernum.)
| (Wintergerſte.)
Europäische Cerealien p. 41. A.
yeyr
Samen bekleidet, Aehre gelblich.
Kleine und vierzeilige Gerſte in der Oberpfalz und im Erzgebirge; ge⸗
meine Gerſte und Gaſten in Mecklenburg; Wintergerſte in der Schweiz und im
ſüͤdlichen Deutſchland; Rettema *) bei Emmendingen im Breisgau; Bärengerſte
in einigen Theilen Deutſchlands; Orge commune dhyver und Orge dhyver
in Frankreich; Common barley und Barley in England; Winterhyg in Dä⸗
nemark; 2 ben in Illyrien; Korn in Schweden. i
Halm 3—3 Fuß hoch, gegliedert, hohl, kahl, gelblich, Blaͤt⸗
ter ½ Zoll breit, 5 — 6 Zoll lang. Aehre 3 — 4 Zoll lang,
rundlich, faſt viereckig, ſchlaff, bisweilen abgeſtumpft. Spindel
kurzgliederig, zuſammengedrückt, kahl, weiß, an den Knieen fein
behaart. Aehrchen 12 — 45 in einer Reihe, zu 3 beiſammenſitzend,
5 Zoll lang, eingrannig, einſamig, weißlich gelb. Balg pfrie⸗
menförmig, —1 Zoll lang, an den Samen angedrückt, weiß⸗
lich gelb. Bälglein kahl, mit den Samen vern vachſen. Gegen
länglich, nach beiden Enden zugeſpitzt, kahl und mehlig.
Vorkommen und Verbreitung. Durch ganz Deutſchland,
in früheren Zeiten wohl ſehr häufig, jetzt aber, wenigſtens im ſüd⸗
lichen Deutſchland, meiſt nur im Kleinen von ärmeren Bauern und
armen Leuten der früh en 9 Reife wegen, dahingegen in den Nieder⸗
landen im Marſchboden ſehr häufig angebaut. SE
*) von: rette den Mann, aus den früheren Hungerjahren ſo benannt,
weil dieſe Frucht am iai i reift und folglich zuerſt geerntet werden
kann.
\
Cultur und Gebrauch.
7 ?
1) als Getreide. dë
Die Angaben erfahrener Landwirthe über den Werth dieſer
Gerſte ſind ſehr abweichend und bisweilen widerſprechend, was
wohl daher rühren mag, daß die PS Gë in den verſchie⸗
denſten mehr oder minder geeigneten Lagen und Bodenarten ange⸗
ſtellt worden ſind; auch haben hier und da Namensverwechſelungen
ſtattgefunden, wie z. B. Thaer; welcher H. hexastichon mit H.
vulgare hybernum verwechſelt. d EE
: Wir glauben daher am zweckmäßigſten zu verfahren, wenn
wir die Erfahrungen von Schwerz über dieſe Getreideart hier
wörtlich mittheilen: 5 |
„ Die Wintergerſte macht auf fettem, auf Polder⸗ oder Marſch⸗
boden in ſichern Gegenden, zumal in den Niederlanden, den Haupt⸗
gegenſtand der Cultur aus, und man bringt ſie beſonders da an,
wo man von Weizen nur Lager zu befürchten haben würde. Ein
holſteiniſcher Landwirth behauptet ſogar in den mecklenburgiſchen
neuen Annalen, daß ſie um ſo beſſer lohne, je ſtärker ſie ſich la⸗
gert. Sie verſchmäht indeß, nach einer paſſenden Vorfrucht, auch
einen guten, friſchen, d. i. genugſam feuchten, Mitteldoden nicht.
Nur erheiſcht ſie Kraft, und zwar alte Kraft, ihrer ſtarken Be⸗
ſtockung wegen. Ganz beſonders ſoll ſte nach jenes Holſteiners
Bemerkung, auf vor einiger Zeit gemergeltem Boden einfchlagen,
jedoch ein ganz friſch gemergeltes Land durchaus nicht vertragen
können. Ein leichter trockner Boden ſteht ihr nicht an, noch we⸗
niger ein magerer. Ein Wirth alſo, dem es an Dung gebricht,
muß ſich nicht damit befaſſen. Auch das Klima bleibt für die
Cultur der Wintergerſte zu Rathe zu ziehen. Iſt es der Kälte we⸗
gen zu Breng oder zu trocken, ſo iſt der Anbau derſelben ſehr ge⸗
, fährdet, daher fo manche mißlungene Verſuche, die man im noͤrd⸗
lichen Deutſchland damit gemacht hat. ` ; ;
Das ſie unter allen Getreidearten zuerſt reift, ſo iſt ſie auch
dem Vogelfraße am meiſten ausgeſetzt, daher nahe bei den Woh⸗
nungen durchaus nicht anzurathen. Die heilloſen Sperlinge fallen
mit einer ſolchen Wuth auf ſie ein, daß weder Scheuſal, noch
| ache, noch Schreien, noch Schießen etwas wider fe vermögen.
14
Die vorzüglichſten Vorarbeiter zur Wintergerſte ſind Raps,
Bohnen, Brache, Klee; auch nach Weizen, Hafer und auf fettem
Boden nach ſich ſelbſt mag ſie folgen.
Da ſie einige Wochen vor den ubrigen Cerealien eingebracht
wird und den Boden weniger als die Sommergerſte angreift, ſo
können Roggen und Möhgkorn Weiz Roggen) nicht allein ohne
Anſtand auf fie folgen, fondern find auch geſchickter dazu als jede
andere Frucht; reiner Weizen kann aber nur auf Marſchboden hin⸗
ter ihr her geſäet werden. Wenn aber der gedachte holſteiniſche
Landwirth ſagt, daß Weizen und Roggen gemeiniglich darnach
mißrathen, ſo liegt in Bezug auf letztere die Schuld nur am Bo⸗
den oder an der Behandlung. In den Niederlanden folgt nach
Wintergerſte nie etwas anderes als Winterroggen. |
Die Folge: Raps, Wintergerſte, Roggen, if eine der ges
wöhnlichſten in den Niederlanden und eine der lohnendſten. Nichts
kömmt dem Raps als Vorgänger zur Wintergerſte gleich. Selbſt
da, wo man es des Bodens oder der klimatiſchen Verhältniſſe we⸗
gen nicht wagen darf ſie anzubauen, darf man es mit ihr nach
Reps noch wagen. Und wenn es wahr iſt, daß die Sommergerſte
noch Wintergetreide, das auf Raps folgte, etwas zurückſchlägt (),
ſo wird man dieſes nicht zu befahren haben, wenn man ſtatt ihrer
Wintergerſte ſogleich hinter dem Raps her nimmt und darauf an⸗
deres Wintergetreide folgen läßt.
Nach Raps, Bohnen und reiner Brache giebt man der Win⸗
tergerſte die nämliche Feldzubereitung, wie zu jedem andern Win⸗
tergetreide. Wenn in Brabant auf gutem lehmigem Sand Winter⸗
gerſte nach Klee folgen ſoll, ſo wird die Kleeſtoppel einfährig um⸗
gebrochen, das Gepflügte mit Miſt beſtreut, der Miſt fortgewalzt,
dann überbaulet, geeggt, geſäet und eingeeggt. Bedient man ſich
des Ueberſtoßens Got des Ueberbaulens, ſo ſaͤet man auf den
Miſt, überſtößt und walzt. Ueberhaupt ſucht man den Samen
der Gerſte dem Miſt ſo nah als möglich zu bringen.
Merkwürdig iſt folgende Behandlung, wenn Wintergerſte nach
Getreide ſtatt haben ſoll, die ich in der Gegend von Dortmund in
Weſtphalen gefunden habe. Sobald die Weizen⸗ oder Roggengar⸗
ben gebunden und reihenweiſe aufgeſtellt ſind, wird das Land ge⸗
ſchält, ſogleich vereggt, gewalzt und wieder geeggt. In dieſem
15
Zuſtande bleibt der Acker liegen, bis er grün ausgeſchlagen iſt.
Darauf wird er ſo tief, als geſchehen kann, gepflügt, aber nicht
geeggt. Nach etwa vier Wochen, nachdem ein günſtiger Regen
eingetreten, der Boden erweicht und wieder abgetrocknet iſt, wird
wieder geeggt, gepflügt, und noch einmal geeggt. Sind die ange⸗
gebenen Vorrichtungen bei günſtiger Witterung ausgeführt worden
und iſt nach dem zweiten Pflügen nicht ſogleich ein ſtarker Regen
gefallen, ſo iſt der Acker für die Gerſte gewonnen. Der Miſt wird
nun aufgefahren; aber auch bei trocknem Wetter, und bleibt ge⸗
breitet auf dem Felde bis zur Saat liegen. In der letzten Hälfte
des Octobers wird die Gerſte auf den Dünger geſaͤet und mit ſel⸗
bem untergepflugt. Geeggt wird nur dann, wenn der Boden rauh
und ſchollig ſeyn ſollte. Alles Obige muß in einem Zeitraume von
ſechs, längſtens ſieben Wochen vollendet ſeyn, worauf man zum
Voraus Rechnung machen muß. Daß hier nur von einem guten
und wohlcultivirten Boden die Rede iſt, läßt ſich leicht denken.
Da die Gerſte dem Auswintern unterworfen iſt, ſo wird bei
dem Säen nicht viel geeggt, damit noch kleinere Klötte zurück⸗
bleiben, die der Saat Schutz gewähren und den Boden vor dem
Zuſchlämmen ſichern. Man ſäet in den Niederlanden etwas über
zwei Hektoliter auf den Hektar. In Weſtflandern 2,75 Hektoliter.
Die Wintergerſte will vor allem andern Wintergetreide gefäet
ſeyn, theils damit ſie durch ein kräftiges Beſtocken dem Winter
leichter widerſtehen könne, theils weil ihr im Frühjahre des ſchnel⸗
len Aufkeimens wegen nicht viele Zeit zu ſolchem Beſtocken übrig
bleibt. Indeß iſt mir ein Beiſpiel bekannt, wo man welche in ein
wohlzubereitetes Land in der Mitte Februars faete. Sie hatte im
Anfang ein ſchlechtes Anſehen, wurde darauf gepfuhlt, wo ſich
Farbe und Geſtalt ſogleich bei ihr änderten. Sie beſtaudete ſich
nachher ſehr ſtark, wurde wenige Tage nach der zu Anfang Octo⸗
bers geſäeten reif und übertraf ſie im Ertrage. ö
Der richtige Zeitpunkt iſt bei der Gerſtenernte ſehr wohl zu
beachten. Man driſcht ſie ſogleich ab, und ſo bringt ſie dem Land⸗
mann das erſte und meiſte Geld ein. Später fällt fie, der Som⸗
mergerſte wegen, die um Wo ſchwerer ift, im Preiſe; auch wird
e. von den Müllern zu Grütze und Mehl nicht geſucht. Dagegen
dient ſie ihrer kleinereren Körner wegen, die nicht ſo ſtark geſchält
—
werden dürfen, daher auch keinen ſo ſtarken Abgang dabei leiden,
wie die Sommergerſte, vorzüglich zu Perlgraupen (Forlgerſte).
Zur eigenen Benutzung hat die Wintergrütze den Vortheil, daß es
derſelben weniger dem Maße nach bedarf, indem fie im Waſſer
farter aufquillt, und beim Kochen viel ſchneller mürbe wird als
die Grütze der Sommergeeſte. Daſſelbe gilt auch von dem beider⸗
ſeitigen Mehle. ,
Daß die Wintergerſte nicht zum Bier taugen ſoll, iſt wohl
ein Traum. In dem Falle möchte ich wiſſen, was die Nordlän⸗
der, die keine Gerſte im Brod dulden, mit all ihrer Wintergerſte
anfangen, noch weniger, wo ſie die Gerſte zu all ihrem Bier her⸗
holen ſollten? Ich glaube, daß man bei ihnen zehnmal ſo viel
Winter⸗ als Sommergerſte baut.
Der Ertrag der Wintergerſte iſt in den Ni ederlanden ſehr groß.
In den Poldern wird ſte oft auf dem Halme ſtehend zu 180 bis
260 fl. per Hectar verkauft.
s Der holſteiniſche Landwirth ſagt, daß man bei ihm auf fettem
Boden mit ziemlicher Sicherheit auf das zwanzigſte Korn rechnen
könne, daß er ſelbſt bei beſonders günſtiger Witterung ſchon das
26ſte Korn erhalten habe, und daß in den Lage das 30ſte |
|
Korn der gewöhnliche Ertrag fey.
In den Niederlanden ſchlͤgt man ihren Er vom Hektar
nach den Orten folgendermaßen an:
, zu Edeghem + 35 Heftol.
„ Eckoren 86 P
„ Stanbroek J
„ Oordamm
in Weſtflandern
Mellsaa ST
Hr. Dierkſen 1789
Durchſchnitt obiger Angaben
In der Zeitſchrift für den landwirthſck chaftlichen Verein des
Großherzogthums . iſt über die Wintergerſte Folgendes an⸗
geführt:
Sie hat, obgleich ein ſchon feit Jahrhunderten gekanntes Gez
treide, noch nicht die allgemeine Aufnahme gefunden, welche ſie
bei ihren mannigfaltigen Vorzügen verdient. In der hieſigen nahen
d
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n
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BH | 2 17
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Umgegend, we untern Mälingthale, wird die Wintergerſte be⸗
onders ſeit 4817 ſtark gebaut, ſo daß der Ertrag in mehreren
Gemarkungen um das Doppelte und Dreifache geſtiegen iſt, und
in andern Gemarkungen, wo ſie früher nicht gebaut wurde, von
Jahr zu Jahr ſich mehr verbreitet. Ihre Vorzüge vor anderem
Jetreide beſtehen hauptſächlich darin, daß fie der Regel nach drei
ochen früher zeitiget als der Roggen, und daß ſie einen höheren
rtrag an Körnern abwirft als die Sommergerſte. Dabei iſt die
intergerſte beim Hausgebrauch zu Brod, Kochmehl ꝛc. ſehr gut,
nd iſt beſonders für ſolche Gegenden zu empfehlen, welchen im
Frühjahr die Brodfrucht zu mangeln pflegt, und in welchen des⸗
zë beſonders darauf gefehen werden muß, frühzeitig zu neuer
rucht zu gelangen. Für ſolche Gegenden iſt ſie unſchätzbar, und
iſt es beſonders in dieſem Jahre (1837), wo Mangel und Theu⸗
rung herrſchen. Es wird z. B. in drei bis vier Tagen des Moz
ates Juni in der nahen Umgegend hie und da ſchon Wintergerſte
eſchnitten, während kaum das Korn verblüht hat und höchſtens
in drei Wochen das erſte reife eingethan werden kann. Mit dem
Eintritt der Wintergerſte⸗Ernte iſt allem Mangel abgeholfen, wäh⸗
rend er in andern Gegenden um fo höher ſteigt, je näher die Korn⸗
Ernte heranrückt. Dabei iſt nicht zu überſehen, daß die mit Win⸗
tergerſte beſtellten Aecker ſogleich nach eingethaner Ernte nochmals
benutzt, namentlich mit Dierüben und ſonſtigem 8 be⸗
ſtellt werden können. )
| Die Wintergerfte gedeiht auf jedem Fräftigen trockenen Boden
| ud wird ſelbſt im (guten) Sand vorzüglich.
Einſender glaubt mit Sicherheit annehmen zu können, daß f fie
in den übrigen Gebirgsgegenden unferes Landes, z. B. im Vogels⸗
berg, dem Hinterland ꝛc, wo ſie — ſeines Wiſſens — noch nicht
einheimiſch ift, gedeihen und eben fo wie hier als vorzüglich nug-
ar ſich erproben wird. Dabei verſteht ſich wohl von ſelbſt, daß =
fi ie in den Thälern vorzüglicher als auf den rauhen Höhen werden
ird.
Einſender erlaubt ſich, für diejenigen, welche damit noch nicht
bekannt ſeyn ſollten, die hier gebräuchliche Bauart der Wintergerſte
mitzutheilen. 10 Sie wird in der Regel auf Meder geſäet, auf
welchen Spelz geerntet wurde. Vorzüglich gerathen wird ſie auf
| 2
re EE `
. ͤ
18
Aeckern, worauf ſich Kartoffeln oder Klee befanden. Die Stop⸗
peläcker werden zweimal, Kartoffel⸗ und Kleeäcker nur einmal ge⸗
pflügt; die Gerſte wird auf die rauhe Furche geſäet und ſofort
untergeeggt. 2) Die Ausſaat erfolgt in der Regel um Michaelis,
am beſten 8 — 44 Tage vor und nach der Saat des Roggens.
3) Eine Düngung der Wintergerſte mit Jauche oder Pfuhl wäh⸗
rend des Winters iſt von dem beſten, ſichtbarſten Nutzen.
Diejenigen Gutsbeſitzer, welche ſich veranlaßt finden ſollten,
einen Verſuch mit dem Anbau der Wintergerſte anzuſtellen, muß
Einſender dieſes noch darauf aufmerkſam machen, daß es räthlich
iſt, ſolche Verſuche gleichzeitig mit mehreren Güterbeſitzern vorzu⸗
nehmen, weil einzelne Stucke Wintergerſte der Beſchädigung durch
Sperlinge außerordentlich ausgeſetzt ſind. Sollte der eine oder der
andere Landwirth Säeſamen von hier zu beziehen wünſchen, ſo iſt
Unterzeichneter mit Vergnügen bereit, Auskunft zu geben oder klei⸗
nere Sendungen zu beforgen. Bergſträßer in Breuberg.
2) Futterpflanze.
Um im Frühling frühzeitig grünes Futter zu gewinnen, faet
man die Wintergerſte 44 Tage früher als gewöhnlich. Manche
ziehen hierzu die Wintergerſte dem Roggen vor, weil das Futter
ſüßer, markiger und nährender ſeyn ſoll. Dieſes kann jedoch nur
da geſchehen, wo keine Auswinterung zu ke iſt.
b) Gemeine Sommerg erſte. (Hordeum. vulgare aestivum.)
(Sommergerſte.)
Europäische Cerealien p. 42. B.
Gemeine Gerſte und Gaſten in Mecklenburg; kleine oder vierzeilige Gerſte
in Sachſen, im Erzgebirge und in der Oberpfalz; Bärengerſte bei Weimar;
` Kolbengerſte bei Karlsruhe; vierzeilige Gerſte, Sandgerſte, Zeilengerſte und
Spatgerſte in verſchiedenen Gegenden von Deutſchland; Zezhmen in Illyrien;
Byg almindeligt, Korn, Baarbyg, Sommerbyg in Dänemark; Korn Bjugg
in Schweden; Bärley, Springharley, Common Barley, Roth-ripe -barley
in England; Orge, O. de Norvège à six ranges, H. norvegicum im Jar-
din des o zu Paris; Orge ge O. d’ete in Frankreich; Orzo in
Italien.
Botaniſch darf dieſe Gerſte nicht von der gemeinen Winter⸗
gerſte unterſchieden werden, indem es ein und dieſelbe Pflanze ift,
die keine beſondere Unterſcheidungsmerkmale darbietet, bet
durch die längere Cultur zur Sommerfrucht geworben iſt, welche
ſich durch mehrjährigen Anbau über Winter ebenfalls wieder als
„Winterfrucht zurückführen läßt. d E
Vorkommen und Verbreitung. Ehemals durch ganz
Deutſchland allgemein cultivirt, gegenwärtig aber, wenigſtens im
ſüdlichen Deutſchland mit Ausnahme einiger Thäler im Schwarz
walde und an einigen Orten im Bruhrhein, durch verbeſſerte Feld⸗
wirthſchaft und Einführung der zweizeiligen Gerſte, der ſie in vie⸗
ler Beziehung nachſteht, größtentheils verdrängt, dagegen aber in
den nördlichen Ländern Eur opa's, wohl der kuͤrzeren Vegetations⸗
zeit und des Gedeihens auf leichtem Boden wegen noch allgemein
eingeführt.
Cultur und Gebrauch. Den Werth einer Getreideart im
Algemeinen zu beſtimmen, iſt und bleibt eine ſchwierige Aufgabe,
die nur bei gleichmäßigen Localverhältniſſen gelöſet werden kann.
Dieſes iſt nun auch hauptſächlich bei der gemeinen Sommergerſte
der Fall, die unter gewiſſen klimatiſchen Culturverhältniſſen beſon⸗
dere Vorzüge vor andern Gerſtenarten hat, und unter andern Um⸗
ſtänden aber auch denſelben wieder nachſteht. Dieſen verſchiedenen
Localverhältniſſen haben wir es zuzuſchreiben, daß manche Land⸗
wirthe den Werth dieſer Gerſte herausheben, während andere wie⸗
der der zweizeiligen den Vorzug einräumen wollen. a ;
Nach unfern Beobachtungen haben wir bemerkt, daß in gutem
und vorzüglich bearbeitetem Boden die gemeine Gerſte der zwei⸗
zeiligen, dagegen aber bei ſchlechter Cultur und ungeeignetem Frucht⸗
wechſel, zumal in rauhen Klimaten, die zweizeilige Gerſte der ge⸗
meinen nachſteht, wodurch fih die häufig ſtattfindenden und wider⸗
ſprechenden Anſichten erklären laſſen.
Der gemeinen Gerſte muß daher in rauhen, minder cultivir⸗ A
ten Gegenden der Vorzug vor der Sommergerſte eingeräumt wer⸗
den, und zwar deswegen, weil ſie 4) nur eine Vegetationsperiode
von 9 — 10 Wochen hat, folglich noch bis Juni ausgeſäet werden
kann, was beſonders da wichtig iſt, wo die Aecker viel Unkraut
haben, das erſt im Frühling durch mehrfaches Pflügen zerſtört
werden muß, wodurch die Ausſaat verſpätet wird; 2) bei minder
ſorgfältiger Cultur und geringerer Düngung noch ott, |
aer ſagt von dieſer Gerſte:
20 D
Die kleine vierzeilige Gerſte hält man dem ſchwächeren Boden
angemeſſener und nennt fie deshalb auch zuweilen Sand gerſte.
Sie kann auf lehmigem Boden, der reich genug iſt, gut gerathen,
wenn ihr die Witterung günſtig iſt, in welchem Falle aber auch
die große Gerſte darauf gedeiht. | 55 |
Der Name vierzeilig ift eigentlich unrichtig, denn ſie hat,
wenn ſie voll gewachſen iſt, ſechs Zeilen. Richtiger würde man
ſie vierfeitige oder eckige Gerſte nennen, denn ihre Nehre bildet
ein Viereck mit zwei breiten und zwei ſchmäleren Seiten.
Sie iſt, wenn ſie nicht allmählig in ihrer Reproduction ab⸗
gehärtet wird (was möglich zu fon ſcheint und wodurch eine Va⸗
rietät, die zwiſchen dieſer und der ſechszeiligen Gerſte in der Mitte
ſteht, gebildet wird), ein ſehr zartes Gewächs, was von einem
Nachtfroſte faſt zerftört wird, und die von jeder ungünſtigen Wit⸗
terung fehr leidet. Sie erfordert aber nur eine kurze Zeit zu ihrer
Vegetation, und kann, wie man ſagt, in 9 bis 40 Wochen aus
dem Sacke und in den Sack kommen, weswegen man ſie oft erſt
gegen die Mitte des Junius fået; trifft fie dann eine warme und
gehörig feuchte Witterung, ſo kann ſie beſſer werden wie die große
Gerſte, die in ihrer längeren Vegetationsperiode ſeltener einer ſo
durchaus günſtigen Witterung genießt. Bei dem beſten Anſchein
aber ſchlägt fie oft unerwartet zurück, wenn es ihr beim Aus⸗
treiben der Aehren an Feuchtigkeit mangelt, und im Durchſchnitt
kommt ſie der großen Gerſte im Ertrage nicht gleich. ,
Ferner bemerkt Wagini: Dieſe bei weitem am häuſigſten
gebaute Gerſtenart nimmt unter allen übrigen Arten ihres Ge | 9
ſchlechtes mit einem Boden vorlieb, der das Minimum von näh⸗
renden Stoffen enthält; ſie iſt dafür aber auch ſowohl in Auſehung
ihres Ertrags als auch in Hinſicht der Güte ihres Kornes die un⸗
ergiebigſte; demungeachtet wird ſie jeder Landmann bauen müſſen,
der keinen, für eine einträglichere Gerſtenart ſich qualiſtzirenden,
beſſeren Boden hat. Nichtsdeſtoweniger iſt fie für Außere nach⸗
theilige Einfluſſe unempfindlicher wie andere Gerſtenarten, ja ifie l
macht ihren Conſorten ſo wie allen andern Getreidegattungen in
Rückſicht ihrer Zärtlichkeit, beſonders in der erſten Vegetations⸗
periode, den Rang ſtreitig; es iſt daher ſehr wichtig, den rechten
21
Zeitpunkt für ihre Ausſaat zu treffen. Nicht ohne Grund pflegten
fie unſere Väter immer zur Zeit der Blüthe des Schwarzdorns
(Prunus spinosa) zu beſtellen, weil dann doch keine heftigen Fröſte
mehr zu beſorgen find, Früher gefáct, erhaſcht fe oft der Froſt,
der ſie tödtet; ſpäter beſtellt iſt ihr eintretende Dürre eben ſo nach⸗
theilig; tritt bald nach der Saat ein Regen ein und der Acker be⸗
kömmt eine Borke, ſo können ihre zarten Blättchen nur ſehr ſchwer
durchbrechen, eine Aufſchließung der Erde iſt alsdann ſehr bedenk⸗
lich, wenigſtens darf fie nur mit einer ſehr leichten hölzernen Egge
und mit der größten Vorſicht geſchehen. Gleiche Behutſamkeit for⸗
dert die Ernte dieſer Gerſte, die man oft ohne großen Verluſt nicht
zur Ueberreife kommen laſſen darf. De een
Weiter fpricht Burger: Man fået fie im nördlichen Deutſch⸗
land erſt nach der Mitte des Mai, oft bis in die Mitte des fol⸗
genden Monats. Bei dem Grafen Podewils fällt die Saatzeit der
kleinen Gerſte im Durchſchnitt auf den 30ſten Mai, die Ernte auß
I à
den 2aſten Auguft 3
| In vielen großen mit Frohndarbeiten betriebenen Wirthſchaf⸗
ten des nördlichen Deutſchlauds ſind die Felder ſo ſehr mit Unkraut
erfüllt, daß man es gar nicht wagen darf, im März oder Anfang
April Gerſte zu ſäen, weil ſie ſicher von dem mitaufkeimenden
wilden Senf, Flughafer und anderem Unkraute überwachſen und
zu Grunde gerichtet werden würde, Hier muß man erſt das im
Boden liegende Unkrautgeſäme aufkeimen laſſen, um es zu Ende
Mai, wo es allenthalben zum Vorſchein gekommen und erwachſen
iſt, durch das Unterpflügen zu zerſtören, oder wenigſtens zum
größern Theile auf fo lange zu unterdrücken, als die Gerſtenpflan⸗
zen den Boden einnehmen.
Schwerz ſagt unter anderem: Die zwei Sommergerſten⸗
arten, die man durchgängig in Deutſchland kennt, find: :
a) die große zweizeilige Gerſte (zweizeilige Sommergerſte),
b) die kleine vierzeilige Gerſte (gemeine Sommergerſte).
Welche von beiden vorzuziehen ſey, davon möchte die Entſcheidung
nur von den Umſtänden abhängen. Hat die große ſchönere, mehl⸗
reichere Körner für fih, fo begnügt fih die kleine mit einem ger
ringen Boden, verträgt das ſpätere Säen, widerſteht der trockenen
Witterung beffer, geräth ſicherer und ſcheffelt unter gleich guͤnſti⸗
ä SE
gen Umftänden eben fo gut, manchmal beffer, als die große. Auf
geringem Boden übertrifft ſie die große Gerſte weit an Ertrag.
In dem nordweſtlichen Deutſchland kömmt ſie häufiger vor als die
große. Oft findet man beide Arten auf einem Felde untereinander.
Ausführlichere Beſchreibung über die Cultur und den Ertrag
dieſer Gerſte giebt Schwerz in ſeiner Anleitung zum praktiſchen
Ackerbau, Bd. 2. S. 171. +
c) Gro f e gemeine Gerſte. (Hordeum vulgare coerulescente.)
(Wintergerſte.)
Samen bekleidet, Aehre großkörnig, dick, aufrecht und bläulich.
Europäische Cerealien p. 43. C.
Unterſcheidet fi ch von der Spielart a durch kräftige Beſtockung,
kurze, dicke, mehr aufrecht ſtehende Aehren, und durch größere ,
etwas bläuliche Samen.
Vorkommen und Verbreitung. Kommt bis jet, ſoviel
uns bekannt, nur in botaniſchen und landwirthſchaftlichen Gärten
vor. Möglich ift es, daß Viborg 's Büſchelgerſte, die in Hol
ſtein angebaut wird, hierher gehört.
Cultur und Gebrauch. Die große gemeine Gerſte erfor⸗
dert zur kräftigen Beſtockung einen milden, nahrhaften Boden, be⸗
ſonders aber ein ſehr mildes Klima. Es iſt eine Winterfrucht,
die aber leider bei geringer Kälte, wenn der Boden ohne Schnee⸗
decke iſt, auswintert. Sie taugt daher nicht in die nördlichen Ge⸗
genden von Deutſchland, wohl aber in die ſüdlichern Länder, wo
fie vermöge ihrer kruͤftigen Beſtockung und der ſchönen großen Kör
ner, die der Reisgerſte gleich ſind, von bedeutendem Nutzen ſeyn
könnte und vielleicht alle übrigen Gerſtenarten übertreffen dürfte.
Wir haben uns ſeit Jahren bemüht, mit der Cultur dieſer ſchönen
Getreideart vertraut zu werden, allein ſie winterte beinahe jährlich
bis auf einige Pflanzen aus, und bei der Frühl ingsſaat blieb ſie
klein, reifte ſpät und beſtockte ſich überhaupt ſchlecht. Am beſten
gelang uns die Ausſaat im Februar, wo wir einigemal eine ſchöne E
Ernte bekamen; allein dieſes Verfahren ift, wie bekannt, bei und
mißlich und kann vermöge der Witterung nur zeitweiſe geſchehen.
So wenig wir dieſe fchöne Gerſte für unſere und die noͤrd⸗
licher gelegenen Gegenden empfehlen können, fo wünſchen wir aber
doch, daß fie in wärmeren Ländern nicht unbekannt bleiben möge
23.
d Schwarze gemeine Gerſte. (Hordeum vulgare nigrum: a
(Winterfrucht.)
Saamen bekleidet, Aehre ſchwarz.
Europäische Cerealien p. 43. D.
Schwarze ruſſiſche Gerſte, ruſſtſche Wintergerſte, blaue Gei, blane ſechs⸗
zeilige Gerſte in verſchiedenen deutſchen Gärten; Orge commune A épi noire,
0. noire , O. de Russie in Frankreich; Sortaxetbyg in Dinemak, jedoch
wohl nur in Gärten und in Catalogen ſo benannt.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a und b durch ſchwarze
Aehren und Grannen.
ü Vorkommen und Verbreitung. Wird a Wiſ⸗
ſens nirgends als in Gärten und auf Verſuchsfeldern cultivirt und
iſt auch in den beſten landwirthſchaftlichen Werken nicht angeführt.
Cultur und Gebrauch. Eine Wintergerſte, die ebenfalls,
wie vorſtehende Art, gerne auswintert und deshalb ein warmes
Klima erfordert. Sie reift früher als die gemeine Wintergerſte und
wird deshalb von den Sperlingen, gewöhnlich ehe die Körner hart
werden, meiſt aufgefreſſen, wenn man nicht Mittel zum Verſcheu⸗
chen derſelben anwendet. Die Frühlingsſaat gedeiht felten, weil
die Vegetationszeit zu kurz iſt. Dieſe Gerſte hat keinen ökonomi⸗
ſchen Werth und imponirt nur ihrer beſondern Färbung wegen in
den Getreideſammlungen.
e) Gemeine nackte Gerſte. (Hördeum vulgare nudum.)
\ (Sommergerſte.)
Samen nackt, Aehre gelblich.
Europäische Cerealien p. 44. E.
Hordeum vulgare coeleste L.
Ruſſengerſt auf dem Hundsrücken; vielzeilige nackte Gerſte, "Simmelsgerfie
Weizenſpelz, Heine nackte Gerſte, Griesgerſte, Himmelskorn, ägyptiſches Korn
oder Roggen, Gerſtenweizen, Kernſamen, Sibiriſches und Jeruſalemskorn, Da⸗
vidskorn oder Roggen, Kern, Weizengerſte, Jeruſalemsgerſte, vierzeilige nackte
Gerſte, kleine nackte ſechszeilige Gerſte, Thorgerſte, wallachiſches Korn, Reis⸗
gerſte, Himalayagerſte in landwirthſchaftlichen Schriften und Gärten, in Samen⸗
verzeichniſſen und bei den Landwirthen in He utſchland; Orge nue, O. commune
à graines nues, O. de Jerusalem, O. de Sibirie, O. coeleste in Frank⸗
reich; Orzo nudo, O. monstarolo in Italien; Nakedbarley, Wheat bar-
ley, French barley in England; Himmelbyg , Himmelkorn, Hevedebyg,
Egyptik Rug eller Korn in Dänemark; Bi; > ‚ Himmelkorn, Davids-
byg, ER in Norwegen. e
Unterſcheidet fich von der gemeinen Gerſte a durch nackte Sa⸗
men ), etwas breitere lange Grannen und durch eine kräftigere
Beſtockung in fruchtbarem Boden. Auch fallen die Grannen biswei⸗
len ab und die Aehrchen erſcheinen wehrlos. Wir haben bemerkt,
daß beim mehrjährigen Anbau dieſe Gerſte ausartete und in die
gemeine Gerſte überging, welches dadurch geſchah, daß die Blu⸗
menſpelzen mehr oder minder mit dem Korne zuſammenwuchſen
und wie bei der gemeinen Gerſte nicht mehr abgelöfet erſchienen,
was zur Genüge beweiſet, daß man mit vollem Recht dieſe Gerſte
nicht als eigene Art, ſondern als Spielart von H. vulgare ange⸗
nommen hat. | GE i
Vorkommen und Verbreitung. Nach v. Flammen⸗
ſtern ſoll diefe Gerſte auf dem Himalayagebirge, 14000 Fuß
über der Meeresflaͤche, mit gutem Erfolg gebaut werden. Nach
Viborg wurde dieſelbe ſchon öfter durch Schiffe aus der Levante,
Egypten und der Türkei nach Dänemark gebracht, wornach nicht
zu zweifeln ift, daß dieſelbe in jenen Ländern cultivirt wird. Schon
vor dreihundert Jahren kannte man dieſe Gerſte in Deutſchland;
allein dennoch wird ſie nirgends allgemein, ſondern meiſt nur ver⸗
ſuchsweiſe cultivirt. |
Wir ließen felbft in verfchiedenen Gegenden Verſuche auf dem
Felde damit anſtellen, allein der Anbau geſchah meit nur 2— 3
Jahre und nach dieſer Zeit ließ man ſie wieder eingehen.
Cultur und Gebrauch. Dieſe Gerſte verlangt nach unſe⸗
rer Erfahrung einen nahrhaften, trockenen, gut zubereiteten ‚ reinen
Boden, geſchützte Lage, und eine frühe Ausſaat, wo fie fidh foz
dann ſehr kräftig beſtockt, viel und gutes Stroh und reichen Erz
trag an Körnern abwirft; auf geringen Feldern dagegen beſtockt |
fie fih gering und Geht den andern Gerften nach.
Unſere gemachten Anbauverſuche in der Umgegend von Hei⸗
delberg lieferten folgendes Reſultat:
*) Bei den Gerſten⸗ und Haferarten find in der Regel die Blumenſpelzen mit
dem Samenkorn verwachſen und bilden die Schale der Körner; hier löſen
ſich aber die Blumenſpelzen vom Samen ab, wodurch das Korn nackt und
kleiner erſcheint. Aus dieſem Grunde wiegt dieſe Gerſte auch mehr als
die andern Arten.
E
gung, trag.
88
Ort des Verſuchs. Vorfrucht Dünz | Saat. Er⸗
£ !
Stein, hügeliges Kalkgel 23 Dinkel 22. Märg 25
i 1833. | ? 3 MEL
| Zu Kohlhof auf dem Gand-
eingebirg, 1400 F. üb. (Kartoffel 19. April 80
dem e esc gedüngt 15 Mßl.
1834 i
Ochſenbach auf flachhüge⸗ Spelz 1. April
ligem Land im Kalkgeb. gedüngt 20 MgL ;
Kirchheim in flachem Land 56 Spelz 15. März 55
Ze : 5 8 gedüngt 8 ar
Ebendaſelbſt 160 | Krapp Ge Ml 170
Im Kocherthal auf flach⸗ 200 Weizen 4. April 210
hügeligem Kalkgebirg. gedüngt 20 EL `
Einſtimmig wurde bei dieſen Verſuchen bemerkt, daß die Frucht
ſich nicht lagerte, keinen Brand hatte und ſchwer zu dreſchen war.
Ferner wurde das Stroh zur Fütterung ſehr gut gefunden. An
einigen Orten artete die Frucht aus, die Körner erſchienen weniger
nackt, und zeigten Annäherung zur gemeinen Gerſte b. Im Allge⸗
meinen waren die Bauern mit dieſer Gerſte nicht ſonderlich zufrie⸗
den, ſie ließen dieſelbe wieder abgehen und gaben der allgemein
eingeführten zweizeiligen Gerſte den Vorzug. |
Thaer ſagt Folgendes: Da man dieſe Gerſte längſt gekannt
hat, ſo ſcheint es auffallend, daß ihr Bau ſich nicht früher auf
fruchtbarem Boden allgemein verbreitete. Jedoch läßt es ſich aus
den Bedingungen ihres Gerathens wohl erklären, daß ihr Bau
nicht Jedermanns Sache ſey. Sie vereinigt ſonſt Alles, was ſie als
Sommergetreide empfehlungswerth machen kann. Härte, Sicher⸗
heit, ſtarke Beſtaudung, Steifheit des Halms, ſtarken Ertrag an
mehlreichen, nahrhaften Körnern, und vortreffliches, dem Weizen
nahekommendes Stroh, welches ſelbſt gegen das Gewicht des Korns
in viel größerem Verhältniſſe wie bei der großen Gerſte ſteht. Des
letzteren wegen haben ſie Kurzſichtige getadelt, daß fie aus einer
Maſſe Stroh weniger Korn gebe, ohne zu bedenken, daß man von
einer gleichen Fläche um ein Drittheil mehr Stroh als von ande⸗
rer Gerſte gewinne, ein Stroh, was zur Fütterung vorzüglich
ſcheint und deſſen Spreu frei von den beſchwerlichen Grannen ift,
Sie will aber einen guten, kraftvollen und wohlbereiteten Boden
haben, und ob ſie in der Stoppel eines anderen Getreides geſäet |
in eben dem Verhältniſſe beſſer als andere Gerſte gerathe, wie fol-
ches nach Hackfrüchten der Fall iſt, kann ich nicht beſtimmen, da
ich und meine Freunde ſie nach dieſen Vorfrüchten gebaut haben.
Aber auch möglichſt früh will fie geſäet ſeyn, damit ſte Zeit habe,
ſich ſtark zu beſtauden, bevor die Wärme ſt e in die Höhe treibt.
Spätere Saat iſt verſchieden fehlgeſchlagen. Ein Froſt ſchadet ihr,
wenn ſie jung iſt, nicht merklich. Te
Wir haben mit Zuſatz von etwas e e ober Roggen eiu
gar kräftiges Brod daraus gebacken.
Einige Verſuche, daraus Bier zu ee mißglückten den
Brauern, das Bier ward kräftig, aber nicht klar. Nunmehr ſollen
aber andere ein vorzügliches Bier daraus brauen.
Von den Branntweinbrennern wird dieſe Gerſte ſehr geſucht;
ihr Werth iſt dem des Roggens meiſtens gleich. |
Weiter bemerkt Burger: Ich habe ſie in den hohen Bergen,
welche Kärnthen von Steiermark trennen, zu Breitenegg und in
der Pack angetroffen. -
Sie iſt früh reif. Ich habe am 8. April 1807 in ein und
denſelben Acker gefäet: ra
Hordeum distichon nudum Gwetzelige nackte Gerſte), |
— coeleste (gemeine nackte Gerſte),
— distichon (große zweizeilige Gerſte).
Am 13. Juli war die erſte Gerſtenart reif, am 18. die zweite
und am 23, die dritte. In den Bergen verſicherte man mich all⸗
gemein, daß die gemeine nackte Gerſte um 10 Tage früher reife
wie die große zweizeilige. Die Körner dieſer Frucht fallen leicht
aus und die Vögel ſtellen derſelben ſehr nach, ſo lange ſie nicht
vollkommen reif iſt. Ihr Ertrag an Körnern ift dem der zweizei⸗
ligen nackten Gerſte ganz gleich, an Stroh aber geringer. Ich
habe im Jahr 4807 einen Acker zur Hälfte mit der zweizeiligen,
den andern mit der einzeiligen nackten Gerſte an gleichem Tage
befäet. Das Joch der erſteren gab 18,81, der anderen 17,40
Metzen. 5 , |
E
2. Abtheilung. ; 2 |
Zweizeilige Gerſten. (Hordea distiehask ;
Die Aehre flach, die zwei fruchtbaren Aehrchen ſtehen in zwei
regelmäßigen Reihen, die unfruchtbaren dagegen ſind ſchuppenähn⸗
lich, feſt an die Spindel angedrückt und viel kleiner als die
fruchtbaren. ;
a Reisg erſt e. (Hordeum zeocriton L. ` (Sommergerftz,) |
Samen bekleidet, Aehrchen dicht über einander seana ? mit
den Grannen einen Fächer bildend “).
Europäische Cerealien p. 45 A.
Bartgerſte in Mecklenburg; Pfauengerſte in der Oberpfalz Rhej eier
Riemengerſte, Fächergerſte, türkiſche, venetianiſche und japaniſche Gerſte, Wu⸗
chergerſte, St. Petersgerſte, Dinkel⸗ und Hammelkorn in verſchiedenen deutſchen
landwirthſchaftlichen Schriften, Gärten und Samenverzeichniſſen, ſo wie auch bei
einzelnen Landwirthen; Orge en eventail, 0. pyramidale „ O. de Russie,
» faux-riz, Riz rustique, Biz CHE „ O. à large epi in Frank⸗
reich; Orzo di Germania in Italien; Espelta de cebada in Spanien;
Fulham barley, Potneg barley, Sprat barley > Battle door barley in
England; Skyfelkorn, Plumagekorn, Bredkorn in Schweden; ; Riis, Riis-
byg in Dänemark; Paddy gunning in Japan.
Halm 2½ — 3 Fuß lang, aufrecht, gegliedert, hohl. Blät⸗
ter ½ Zoll breit, 6 — 8 Zoll lang. Nehre 2 — 2½ Zoll lang,
an der Baſis oft 1 Zoll breit. Fruchtbare Aehrchen 20 — 24 in
zwei Reihen, die unteren faſt horizontal, die oberen mehr aufrecht
von der Spindel abſtehend. Balg pfriemenförmig, * — 4, Zoll
lang, gegrannt. Bälglein mit den Samen verwachſen, die äuße⸗
ren gegrannt, die inneren ungegrannt. Granne dreimal ſo lang
als die Aehre, ſtark abſtehend. Samen ½ Zoll lang, ſtark ge⸗
wölbt, nach den beiden Seiten zugeſpitzt, meiſt größer als bei
andern Gerſten. 4
Borfommen und Verbreitung. Schon Tabernamontan
erwähnt von dieſer Getreideart, die im Waßgau und dem Weſtrich
unter dem Namen: deutſcher Reis, bekannt fey, wornach zu folies
ßen iſt, daß dieſelbe ſchon ſeit drei Jahrhunderten in Deutſchland
bekannt und allgemein verbreitet war, während man ſie wieder als
*) Hiervon der Name: Pfauen⸗ oder Fächergerſte.
28
eine neue Fruchtart verſuchsweiſe einführt. Auch die Römer ſchei⸗
nen dieſe Gerſtenart unter dem Namen Far candidum gekannt zu
haben, und ſoviel wir erfuhren, geht dieſelbe jetzt noch in Italien
unter der Benennung Orzo di Germania (deutſcher Reis). Nach
Viborg wird fie in neuerer Zeit in Danemark, in den Herzog-
thümern Holſtein und Schleswig, auf Seeland und bei Friderieia
in Jütland verſuchsweiſe im Großen angebaut. Auch in England
wird dieſe Gerſte ſehr häufig gezogen, und zur Bierbereitung, we⸗
gen den großen, gleichmäßig keimenden, mehligen Körnern, vor⸗
zugsweiſe vor andern geſucht.
Cultur und Gebrauch. Dieſe Gerſte verlangt vor alen
andern Gerſtenarten einen kräftigen, vorzüglich gut bearbeiteten
Boden, und wegen der ſtarken Beſtockung eine dünne Ausſaat.
Auf mageren Boden taugt ſie durchaus nicht und ſchlägt gegen
jede andere Gerſte zurück.
Der, auf mehrern Gütern Sr. Hoheit des Herrn Markgrafen
Wilhelm von Baden unter den verſchiedenartigſten Verhältniſſen
im Großen ſtattgehabte Anbau lehrte, daß dieſe Gerſte auf gutem,
wohlzubereitetem Boden einen höheren Ertrag, als die landesübliche
zweizeilige Gerſte, im entgegengeſetzten Falle aber einen geringeren
als dieſe giebt. 2
Wir haben von dieſer Gerſte einen Bauverſuch angeſtellt, der
ſehr gut ausgefallen it, und den Werth, den ihr die engliſchen
Brauer beilegen, vollkommen beftätigt gefunden. Vorzüglich wurde
die dünne Schale und beim Malzen das gleichmäßige Keimen ge⸗
rühmt, was ein Haupterforderniß iſt, wenn der Zuckerſtoff gehörig
entwickelt werden ſoll. ;
Wagini fagt Folgendes: Diefe bisher nur als Soimii
niie Gerſte beſtaudet ſich, wenn fie in einem guten, dem Wei⸗
zenlande nahe kommenden Boden cultivirt und nur dünn ausgefäet
wird, ungemein ſtark und giebt einen ſehr hohen Ertrag; ſie treibt
gewöhnlich aus einem Korne 10 — 45 Halme und eben ſo viel
Aehren empor, deren jede 24 — 30 Körner enthält; im Größeren
gebaut gab fie einen 2efältigen Ertrag, wenn jene der gemeinen
Gerſte 12fach geweſen ife Sie hat das Gute, daß fie ſich immer,
auch bei Wind und ſtarkem Regen, aufrecht erhält, und daß ihr,
wegen der ſtark ausgeſprieteten Grannen, die Sperlinge nicht bei⸗
29
kommen können, im beſten Boden nicht ins Stroh vegetirt und
auch beim Ueberreifen nicht ausfällt. Ihre Cultur eignet ſich übri⸗
gens auch ganz für kältere Gebirgsgegenden. Sie giebt ein ſehr
ſchönes Mehl und gute Graupen, auch taugt ſie vortrefflich für
Bierbrauerei, vorzüglich zu Weißbier, wozu ſie in England häufig
gebaut und benutzt wird. Sie muß jedoch allein gemalzt werden,
weil ſie mit anderer Gerſte vermiſcht nicht gleichförmig keimt.
Burger erwähnt: Bei gleich guten Verhältniſſen mit der
zweizeiligen Gerſte wächſt ſie höher, hat einen ſtärkeren Halm und
größere, ſpecifiſch ſchwerere Körner. Sie bedarf aber eines mehr
gebundenen Bodens, wie die Then genannte, und verträgt in der
Jugend ebenfalls den ſtärkſten Frühlingsfroſt. Sie wird nur eine
Woche ſpäter reif wie die gemeine zweizeilige Gerſte.
Meine Erfahrungen über Gerſtencultur im Großen beſchrän⸗
ken fich großentheils auf die Pfauengerſte, die ich nach vergleichen⸗
den Verſuchen meinem Boden im Lavantthale am angemeſſenſten
fand. 5 aa RE
In ber Gegend von Heidelberg erhielten wir von der Cultur
der Reisgerſte folgende Reſultate: ö
E ZS „Gewicht
Vorfrucht . Saat fer,
Ruthen
Ort des Verſuchs
à
d 100 -
Saag im Odenwald, 20 Kartoffel Ende März 170
Sandſteingebirg. 1833. 10 Mßl.
Bammenthal, flachhügeli⸗ Spelz 16. April
ges Kalkgebirg. E 20 MGL
Roſenhof, in flachem Land) 50 Spelz 10 Mil.
des Rheinthals. e
Edingen, ebendaſelbſt. Kartoffel 14 MGL
Walldorf ; ebendaſelbſt, 150 Weizen — Ende März
in leichtem Boden. 1834. 10 MGL
; a VBammenthal i Dickrüben A x
Schriesheim an der Berg⸗ | Kartoffel im April
ſtraße, in flachem Land. ' 11 Mßl.
Walldorf 00 Korn 16 Mßl.
r SC EE oe ag S
Ee Ce?
am m
30
In beiden Jahrgängen wurde bei allen Verſuchen allgemein
wahrgenommen, daß in der Gerſte keine Spur von Brand zu fin⸗
den und gut auszudreſchen war, daß ſich dieſelbe nicht lagerte
und gutes Stroh zur Fütterung abwarf. |
4) Zweizeiftge Gerſte. (Hordeum distichon L.)
Aehre aufſteigend, mehr oder minder ſchlaff oder hängend.
Die fruchtbaren Aehrchen gegen die Spindel gedrückt, in zwei re⸗
gelmäßige Reihen geordnet. Die Grannen in zwei Reihen, ziem⸗
lich parallel mit der Nehre ſtehend. |
a) Lange zweizeilige Gerſte. E. distichon nutans.)
(Sommergerſte.)
Samen bekleidet. Aehre verlängert, ſchlaff, gebogen, häufig
hängend.
Europäische Cerealien p. 46. A. 5 i
Große oder zweizweilige Gerſte im Erzgebirge; Große Sommergerſte, zwei
zeilige Gerſte, Zielgerſte, Früh⸗, Platt⸗ und Märzgerſte (von der Ausſaat im
März) allgemeine Benennungen in Deutſchland; Zezhmen in Illyrien; Orge &
deux rangs, O. distique, Pomelle Paoumoule , Baillard , Baillerage und
Mars (wenn fie im März gefäet wird) in Frankreich; Barley und Long-cared-
barley in England; Cebada cadilla in Spanien; Scandella in Italien; Ce-
vada disticada in Portugall; Fladbyg, Fledbyg in Norwegen; Toradet
Byg, Langaxet Byg in Dänemark; Tvaradigt Korn, Gumrik , Flatakorn,
Flakbiug, Danskakorn und Brankorn (weil ſie im März geſäet wird) in
Schweden. , ?
Halm 2½ — 3 Fuß hoch, aufrecht, gegliedert. Blätter 34
Zoll breit, 7 — 8 Zoll lang. Aehre 4 — 5 Zoll lang, ½ Zoll
breit, gebogen. Aehrchen 22 bis 28 fruchtbare in zwei Reihen,
Y, Zoll lang, an die Spindel gedrückt, weit auseinander ſtehend,
weißlich⸗gelb. Balg pfriemlich, gegrannt, ½ Zoll lang, weiß.
Bälglein mit den Samen verwachſen, die äußeren gegrannt. Gran
nen ½ länger als die Achre, wenig abſtehend, flach, rauh und
weißlich. Samen ½ Zoll lang, bauchig, nach den Enden ſtark
verjüngt, mehlig. )
Vorkommen und Verbreitung. Dieſe Gerfte ift in ganz
Europa allgemein verbreitet und hat in den meiſten Gegenden die
gemeine Gerſte verdrängt, was am beſten für den ihr gebührenden
Vorzug ſpricht. Nur in einigen gebirgigen Gegenden fanden wir,
r
) 31
daß man ihr die gemeine Gerſte vorzieht und behauptet, daß dieſe
beffer für jene klimatiſchen und Vodenverhältniſſe ſich eignet, was
wir bereits bei der gemeinen Gerſte angeführt haben. Schon vor
300 Jahren wär dieſe Gerſte am Oberrhein angebaut und wurde
beſonders zur Bierbrauerei und Bäckerei verwendet. |
Cultur und Gebrauch. Die lange zweizeilige Gerſte be⸗
darf keiner weiteren Empfehlung, indem ihr Werth, zumal für die
Bierbereitung, allgemein bekannt iſt. Sie gedeiht am beſten in
einem mit Thon und Sand gleichmäßig gemengten, gut bearbeite⸗
ten Boden, meiſt nach Hackfrüchten am beſten. Die Frühlings-
fröſte ſchaden ihr nicht, und wenn auch gleich die Blattſpitzen gelb
werden, fo erholt fie ſich bei der erſten warmen und feuchten Wit⸗
terung dennoch ſchnell wieder, weshalb die Ausſaat ſehr früh und
meiſt im Anfange März bei uns geſchehen kann.
Schwerz ſagt: Je nachdem eine und dieſelbe Gerſtenart früh
oder ſpät geſäet wird „ heißt man fie Frühe oder Spätgerſte. In⸗
deffen ift es wahr, daß die kleine oder vierzeilige Gerſte die ſpä⸗
tere Einſaat beſſer als die große oder zweizeilige zu ihrem voll⸗
kommenen Gedeihen verträgt, aber nicht, daß fie das ſpätere Eins
ſäen nothwendig dazu erheiſcht. Es kömmt daher bet der Beſtim⸗
mung der Saatzeit nicht ſowohl auf die Gerſtenart als auf andere
Umftände an. N e à
Bor allem muß der Boden wohl und vollſtändig zubereitet
ſeyn, und das bleibt dabei die Hauptſache. Die zweite iſt eine
günſtige, zur Gerſtenart geeignete Witterung. Hat man beides er⸗
reicht, ſo würde es thöricht ſeyn, zum Mai oder gar zum Junius
zu verſchieben, was man im April oder ſelbſt im Mai thun kann,
um ſo mehr als die frühere Gerſtenſaat in der Negel die beſte iſt
und die reichlichſten Ernten zur Folge hat, wie auch A. Young
bemerkt. Man braucht zu 400 badiſche Ruthen (Y, Morgen)
gewöhnlich 10 Mäßchen Saatfrucht, und erlangt daſelbſt nach
Uunſtänden 1½ bis 2 Malter Gerſte.
Nach mehrfachen Angaben ſoll dieſe Gerſte in Marſchgegenden i
über Winter angebaut werden und ſich außerordentlich beſtocken.
Wir verſuchten dieſes mehrmalen, allein die Pflanzen winterten
aus und die wenigen, die übrig blieben, zeigten einen kümmerlichen
Wachsthum. In den Rheingegenden Get man in die Gerſtenäcker
32
allgemein deutſchen Klee und benutzt denſelben das folgende Jahr
zur Fütterung. Dieſe Frucht wird im ganzen füdlichen Deutſchland
allgemein zur Bierbereitung benutzt und ihr Werth ſteigert ſich bei
der ſtets zunehmenden Bierconſumtion täglich mehr. Das Stroh
wird in der Regel zu Häckſel geſchnitten und mit geſtoßenen Rü⸗
ben und Kartoffeln gemengt verfüttert. '
Schwerz äußert ſich folgendermaßen: Weit mehr für den
Boden, als für das Klima, iſt die Gerſte empfindlich. Sie iſt
darin weit heikeler, als Weizen und Roggen ſind. Eine zähe
Erdkrumme vermag ſie mit ihren weichlichen Blattſpitzen nicht zu
durchbohren; ein dürrer loſer Boden ift ihr zuwider, auf einem
mageren Boden hat ſie kein Gedeihen. Säure verträgt ſie nicht,
daher ſie auf Boden, der manchmal unter Waſſer ſteht, oder Torf⸗
oder Haidehumus enthält, ſchlecht angebracht iſt. Hat der Sand⸗
boden auch nur eine moorige Unterlage, ſo kömmt fie darauf
nicht fort.
Schwieriger, in Benz SE den Boden, als die kleine Gerfte
ift die große mit ihren Forderungen. Man muß ihr daher vorz
zugsweiſe den bündigeren Boden anweiſen. Ein gutes etwas Kalk
enthaltendes Weizenland iſt ihr Element. *
Im Ganzen liebt die Gerſte einen milden, reichen, warmen,
wohlverkrümmelten, nicht zu trockenen und nicht zu naſſen Boden.
Die kleinere Gerſte gedeiht auch wohl auf lehmigem Sand, in
Gegenden, wo das Klima nicht allzu trocken iſt. „Ein mürber
Boden“, ſagt Burger, „der das Mittel hält zwiſchen Weizen⸗
und Roggenboden, ift der wahre Gerſtenboden. Im ſüͤdlichen
Deutſchland findet man die Gerſte überall nur in bindigem Boden;
aber in dem kühleren nördlichen Auen unſers Gate wird fie auch
im Sandboden gebaut.“
In der Gegend von Weimar, eines der sefegueifen Gefilde,
räumt man der Gerſte unbedingt den allerbeſten Boden ein. Ein
Gerſtenland oder ein gutes Land find dort gleichbedeutende Worte.
Man hört daſelbſt gewöhnlich ſagen: das Land iſt zu gut für
Weizen! Oder: das Gut hat ſo ſchlechten Boden, daß er nichts
als Weizen und Hafer trägt.
Die Gerſte liebt weniger ein fettes als reines Land. Einen
ſolchen Stand kann ihr aber eine dreifeldrige Körnerwirthſchaft ohne
f
33
reine Brache auf die Dauer nicht verſchaffen. Früh geſäet, wie
es die große Gerſte in der Regel ſeyn will, wird ſie einem Heere
von Unkraut preis, und unterliegt ihm, wo nicht gejätet; wird, in
Jahren, welche letzteres begünſtigen. Sie, mehr als jedes andere
Getreide, verdient unmittelbar auf behackte Brachfrüchte zu folgen,
um ſo mehr, als ihrem Schutze gewöhnlich der junge Klee anver⸗
traut wird. iz Ä | š À
Indeffen muß man nicht glauben, daß die Gerſte nicht auch
auf anderes Getreide, wie Weizen, Roggen, Wintergerſte, Din⸗
kel, und zwar mit vorzüglichem Gedeihen folgen könne. Wo nur
immer der Boden in Kraft ſteht und rein gehalten wird, da kann
der Folge wegen Gerſte gedeihen. In der ſo berühmt gewordenen
Grafſchaft Norfolk wird nicht viel weniger Gerſte nach Weizen als
nach Rüben geſäet, und der genaue engliſche Beobachter Marſchall
verſichert uns, daß die Weizengerſte ſich durchgehends vor der
Rübengerſte auszeichne. In der Pfalz hat die Gerſte nach Run⸗
keln nichts vor der nach Spelz voraus. RE
„Ich habe“, ſagt Koppe, „feit langer Zeit mein Augenmerk
darauf gerichtet, ob die kleine Gerſtenart im Durchſchnitt nach
Kartoffeln oder nach Roggen beſſer gerathe; ich möchte aber, nach
dem Erfolge vieler Jahre, bei gleicher Düngung eher der Gerſte
nach Brachroggen den Vorzug geben.“ e
„Eine große Verträglichkeit dieſer Kornart“, fährt derfelbe :
Verfaſſer fort, „mit ſich ſelbſt habe ich ebenfalls aus Erfahrung
kennen gelernt. Ich hatte ehemals Nachbarn, die in ihren Wöhr⸗
ten keinen andern Fruchtwechſel beobachteten, als folgenden: 1)
Erbſen, Lein und Kartoffeln, wozu gedüngt ward; 2) Gerſte,
3) Gerſte. Ich kann verſichern, daß die Gerſte ſtets einen guten
Ertrag gab.“ Ein Gleiches verſichert Burger nach der Erfah⸗
rung von einem Schlächter. Wer aber auf einem mit Hederich
verpeſteten Acker Gerſte nach Getreide oder nach Hülſenfrüchten
folgen laſſen will) der wird nicht felten die Rechnung ohne den
Wirth machen. a `
Als Folge nad), dem Wintergetreide, behauptet Schmalz,
daß die Gerſte beſſer und ſicherer nach dem Roggen als nach dem
Weizen gerathe, ungeachtet der Weizen immer in kraftvollen Acker
geſäet worden. Sollte nicht dazu beitragen, daß das Land unter
; 3
dem Roggen reiner als unter dem Weizen bleibt? Oder follte bei
ihm von Kleeweizen die Rede ſeyn? Man beobachtete, nach mei⸗
nen geſammelten Erfahrungen an vielen Orten, daß die Gerſte,
welche nach Wintergetreide, das in Kleeſtoppel gefäet wird, nicht
gut gedeihen will und oft vom Wurmſtich leidet.
Nachtheilig aber im höchften Grade für die Gerſte find die
Rüben, welche zwiſchen ihr und dem Wintergetreide im Herbſt
eingeſchoben werden, oder die ſogenannten Stoppelrüben. Es herrfcht l
hierüber in allen Gegenden, die ich kenne, nur Eine Sprache;
daher auch kein guter Wirth, weder in den Niederlanden noch im
Elſaß, ſich eine ſolche Zwiſcheneinſchaltung, es ſey deun in der
höchſten Noth, erlaubt. „Wer“, ſagen die Elfaffer‘, „auch nur
mit einem Rübenſacke im Herbſt am Acker vorbeigeht, der ſieht es
ſchon der Gerſte im folgenden Jahre an.“ Die Urſache davon
liegt wohl nicht fern. Gerſte und Rüben ſind beide gleich gierig
nach Humus. Ziehen nun die Stoppelrüben als früher geladene
Gäſte die humoſen Theile, welche das Wintergetreide im Boden
zurückließ, an ſich, ſo hält die reine Gerſte eine ſparſame Tafel.
Wie alle Gewächſe, welche ein ſchnelles Wachsthum haben,
iſt die Gerſte weniger um friſchen Dung als alte Bodenkraft ver⸗
legen. Sie gedeiht in einem kraftvollen Acker in zweiter, ja in
dritter Tracht beſſer, als in einem ausgetragenen Acker nach fri⸗
ſchem Düngen. Dabei wird die im friſchen Dung, zumal die im
Schaafmiſt gewonnene, von den Bierbrauern nicht geſucht, da fied
bei dem Malzen nicht ſo ſchnell wie die ungedüngte Gerſte keimt.
Auf jeden Fall darf erſtere nicht unter die letztere gemiſcht werden.
Geſchieht das, fo wird das Malz zweiläufig. |
Gerathener möchte es wohl ſeyn, nach Art der Pfälzer die
auf etwas mageren Boden geſäete Gerſte zu pfuhlen (mit Jauche
zu überfahren), wenn ſie den Boden ſchon überzogen hat. Man
kann damit fortfahren, bis die Gerſte in Halme aufſchießt.
Eine ſehr bemerkens⸗ und nachahmungswuͤrdige Weiſe, das
Land für die Genfte zu gewinnen, hat in der Pfalz ſtatt. Sobald
das Winterkorn oder der Winterſpelz das Feld geräumt hat, wer⸗
den Widen darüber her geſaͤet und mit der Stoppel flach umge⸗
pflügt. Man fået fie gern dicht, damit fie nicht zu grobſtengelig
werden, wo ſie ſchwerer mürbe würden. Sind ſie über der Erde,
ſo gypſt man, damit ſie recht rankig werden und moͤglichſt geil
wachſen. Nicht zur Benutzung, ſondern zur Verbeſſerung des Bo⸗
dens beſtimmt, läßt ſich der Pfälzer, fie ſeyen auch fo üppig wie
fie mögen, nicht verleiten, fie dem Feld zu entwenden. Deshalb,
ſobald der Froſt oder ein Reif ſie zu drücken anfängt, benutzt er
eine naßkalte Witterung, die er eigens dazu wählt, um fie unters
zupflügen. Sollte er auch, von dem Winter überraſcht, von dem
Unterpflügen abgehalten werden, fo ändert das nichts an ſeinem
Entſchluſſe, ſie auf dem Felde ſtehen zu laſſen, das ſie erzeugte.
Reichlich möge einen ſolchen braven Mann die ſchönſte Gerſten⸗
ernte lohnen! Sie thut es denn auch in der Regel, und nament⸗
lich wird eine ſolche Gerſte beſonders ſchwer und ausnehmend gern
gekauft. Wer unter den Dreifelder-Wirthen Ohren hat
zu hören, der höre!!! SC
` Sint die fo untergepflügte Winternarbe wird im folgenden Früh⸗
jahre ohne Weiteres die Gerſte ausgeſäet und flach eingepflügt.
b) Kurze zweizeilige Gerſte. (Hordeum distichon erectum.)
Ki ; (Sommergerſte.) ` ER
Samen bekleidet; Aehre dicht, aufrecht, ſelten etwas gebogen.
Europäische Cerealien p. 47. B. ö 2
Hordeum distichon Viborg Abhandl. von der Gerſte S. 33. H. disti?
chon multicaule. H. ramosum seu distichon , Blattgerſte. Wagini S. 78.
; Spiegelgerfte, Staudengerſte, Hainfelder Gerſte in Deutſchland; Orge distique
* Epillets rapprochés in Frankreich. 0
Sie unterſcheidet ſich von der vorſtehenden Spielart durch eine
aufrecht ſtehende abgeſtumpfte, breitgedrückte Aehre, gedrungene
Samenreihen, gerade aufſtehende, meiſt anliegende Grannen und
durch einen höheren Halm. Sie bildet die Mittelform zwiſchen
der zweizeiligen und der Reisgerſte und iſt von letzterer durch längere
Aehren, kleinere Samenkörner und durch einen aufſteigenden längeren
Halm zu unterſcheiden. Die Aehnlichkeit mit der Reisgerſte hat zu
der Benennung B. pseudo -zeocriton Veranlaſſung gegeben. Bis⸗
weilen fallen die Grannen bei ſtarker Reife ab und die Aehren er⸗
ſcheinen wehrlos, was aber nur bei trocknem Erntewetter geſchieht.
Vorkommen und Verbreitung. Unſeres Wiſſens ift diefe
Gerſte dem Landmann wohl noch wenig bekannt, und wir haben
36
ſie meiſt nur auf Verſuchsfeldern und in Getreideſammlungen ge⸗
funden; Viborg dagegen bemerkt, daß ſie im Mansfeldiſchen und
gegen den Harz häufig im Gebrauch wäre; eben ſo ſagt Wagini,
daß ſie in Thüringen häufig und mit Vortheil angebaut werde.
Eultur und Gebrauch. Wir müſſen bedauern, daß uns
die Culturverſuche im Großen mit dieſer Gerſte mißglückt find und
wir deßhalb keine richtigen Reſultate mittheilen können. Im Kleinen
dagegen bauen wir ſie ſchon 20 Jahre, und haben gefunden, daß
fich dieſelbe kräftig beſtockt, ſehr guten Ertrag und längere Halme
als die Spielart a bringt, was uns berechtigt, die Anbauverſuche
zu empfehlen. % | SZ
Wagini fagt über diefe Gerſte Folgendes: Sie liebt einen
ſchweren feuchten Boden, weil ſie in jedem andern Lande wieder
ſehr leicht ausartet, in dem ihr angemeſſenen Boden aber beſtockt
ſie ſich ungemein ſtark, ſo daß jedes Samenkorn 10 Halme mit
eben fo viel Aehren treibt, und nach mehreren Verſicherungen ſoll
ihr Ertrag ungleich höher wie von der gemeinen Gerſte ſeyn; zur
Ausſaat nimmt man von ihr den vierten Theil weniger Samen
wie von anderer Gerſte, einmal weil die Samen kleiner ſind,
hauptſächlich aber deshalb, damit die Pflanzen weit genug von
efhander zu ſtehen kommen und fich kräftig beſtocken können.
Dieſe Gerſte vollendet mit einer unglaublichen Schnelligkeit
ihre Vegetation, und zwar dermaßen, daß wenn ſie auch erſt zu
Anfang oder wohl zu Ende Juni ausgeſäet wurde, ſie dennoch
mit andern im April beſtellten Gerſtenarten gleichzeitig reif wird;
daher legt man ihr auch ſchon vor älterer Zeit das Sprichwort
bei: binnen ſechs Wochen aus und wieder in den Sack.
In Thüringen wird dieſe Gerſte häufig gebaut, und jeder
Landwirth wird ſie mit Vortheil cultivtren, der niedrige Gerſten⸗
felder hat, wo andere Gerſtenarten nicht fortkommen wollen, dieſe
aber mit einem hohen Ertrage benützt werden kann. |
Was die von Wagini angegebene ſchnelle Reife betrifft, fo
können wir nicht damit einverſtanden ſeyn, weil wir im Gegentheil
bemerkt haben, daß ſie mit der langen zweizeiligen Gerſte gleich
geſäet, eher fpäter als dieſelbe reif wird. Daß ſie leicht ausartet
und in die lange zweizeilige Gerſte übergeht, wie dieſes Viborg
37
angiebt, haben wir nicht beobachtet, ſondern vielmehr gefunden,
daß dieſelbe ſeit 20 Jahren immer beſtändig geblieben iſt. .
Dieſe Gerſtenart liefert das längſte und ſchönſte Stroh vor
allen andern. | KR |
e) Nackte zweizeilige Gerſte. (Hordenm distichon nudum.)
er (Sommergerſte.)
Samen nackt; Aehre verlängert hängend.
Europäische Cerealien p. 48. D. 7 ;
H. distichon. Variet. nudum L. Kaffeegerſte, nackte Gerſte, große
nackte Gerſte, zweizeilige Himmelsgerſte, große Himmelsgerſte, polniſche zwei⸗
zeilige Sommergerſte, Weizgerſte, ruſſiſche Gerſte, egyptiſches Korn in Deutſch⸗
land. Orge à deux rangs nue, O0. à café, O. de Perou, O. Espagne,
O. nude in Frankreich; Siberian, Halidaybarley &) in England; Thorebyg
Noegent taradetbyg „ Himelbyg in Norwegen.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch nackte Samen.
Vorkommen und Verbreitung. Bis jetzt meiſt nur in
Getreideſammlungen, häufig aber auch feit einer Reihe von Jah⸗
ren verſuchsweiſe von Oeconomen auf dem Felde gebaut, ohne eine
weitere allgemeine Verbreitung erlangt zu haben. | E
Cultur und Gebrauch. Dieſe Gerſte zeichnet ſich auf
fruchtbarem Boden im Gartenland vor der zweizeiligen Gerſte a
aus, allein ſie ſtellt ſich hinter dieſelbe, wenn ſie in geringerem
Boden auf dem Felde angebaut wird, was, wie bei den meiſten
nicht eingeführten Getreidearten, die Urſache ſeyn mag, daß trotz
den vielen Verſuchen, die ſeit 12 — 20 Jahren damit angeſtellt
worden find, dieſe Gerſte keinen Eingang fand. .
Nach einem Anbauverſuch, den Se. Hoheit der Hr. Markgraf
Wilhelm im Jahr 1822 auf Ihren Gütern im Neckarthal machen
ließen, erhielten Höchſtdieſelben auf 20 Ruthen Land 7 Seſter voll
kommene Körner, die zum Preis von 5 fl. 20 kr. pr. Malter (4
Malter zu 8 Seſter) verkauft wurden, während das Malter ge⸗
wöhnliche zweizeilige Gerſte nur 5 fl. koſtete, nebſt 260 % Stroh.
Ebenſo haben mehrere Vereinsglieder zu jener Zeit Verſuche damit
angeſtellt, die giftige Reſultate lieferten. Allein trotz dieſer Era
fahrungen wurden die Verſuche wieder aufgegeben. g
—
*) Halidaybarley von einem gewiſſen Haliday, welcher dieſe Gerſte 1767
nach England gebracht hat. \
38
Die nachstehende Tabelle 2 unſere neueſten Verſuche aus
Mett ger Gegend:
Ruthen á
Drt des Berge a. Borfrucht >
100 Zung
IL
re
Adersbach im hügeligen 87 | Futter- | 1833 | Anf. April
Kalkgebirge. 1834. wicken 1 Seſter
Kohlhof auf dem höheren 100 Kartoffel | 1834 | 13. April
Sandſteingebirge. 1835 | 1½ Seiler.
Bemerkt wurde, daß kein Brand ſich in der Frucht vorfand,
daß dieſelbe ſchwer zu dreſchen war und ſchönes Mehl lieferte. Es
blieb ebenfalls bei dieſen Verſuchen, und Niemand hatte Luft, dies
ſelben, des geringen Ertrages wegen, fortzuſetzen.
Auch Thaer bemerkt, daß er nach allen mit dieſer Gerſte
gemachten comparativen Verſuchen nur einen geringen Ertrag ge⸗
funden und deshalb den Anbau wieder aufgegeben habe.
Die Erfahrungen Burgers ſind folgende: Dieſe Gerſtenart
hat einen höheren Halm als die gemeine zweizeilige; fie wird um
eine Woche früher reif wie die nackte vierzeilige und verträgt auch
heftigen Froſt in der Jugend. Ihr Kern iſt ſehr mehlreich und
feinſchalig. Die Cultur derſelben iſt in reichem Boden vortheilhaft.
Ich habe dieſe Gerſtenart durch mehrere Jahre cultivirt und baue
auf paſſenden S Stellen noch alljährlich ſo viel, als ich zum Haus⸗
bedarf nöthig habe; denn als Marktwaare iſt ſie zu wenig gekannt,
wird nicht geſucht und zu gering gegen die gemeine Gerſte bezahlt.
Eine Metze wiegt 84% %; ein Loth enthält 321 Körner; 2¼
Metzen Anſaat pr. Joch, breitwürfig geſäet und eing geegt, gaben
mir 16 — 18% Megen Ertrag.
In den europäiſchen Cerealien S. 48 von dem Jahr 1824
führten wir, durch die Beſchreibung Wagini's veranlaßt, eine
ſchwarze zweizeilige Gerſte auf; allein wir haben uns während je⸗
ner Zeit überzeugt, daß eine ſolche Form bis jetzt nicht exiſtirt,
und daß Wagini die ſchwarze gemeine . hiermit verwech⸗
ſelt hat.
3. Gattung. Haargras. (Elymus L.)
Aehrchen 2 — vielblüthig, zu 2, 3, 4 auf den Ausſchnitten
der Spindel ſitzend. Balg Lklappig, vor die Blithe geſtellt; die
Klappen der zu 3 geſtellten Aehrchen eine 6hlärterige Hülle dars
ſtellend. Die oberſte Blüthe oft verfümmernd. Bälglein Aſpelzig.
4) Sandhafergras. (Elymus arenarius L.)
Strandgras, blaues Sandgras, wilder Weizen, wilder Roggen in Deutſch⸗
land; Lyme - grass in England. .
Blätter eingerollt, ſtarr; Aehre aufrecht, gedrungen; Aehrchen
meiſt Zblüthig und flaumig an der Mitte der Aehre zu 3, fo lang
als der auf dem Rücken gewimperte Balg oder länger.
A Blüthe: Juli, Auguſt. Reife: October.
Vorkommen und Verbreitung. An ſandigen Meeres⸗
ufern in den Dünen der Nordſeeinſeln, theils wild, theils ange⸗
baut; ſelten auf Sandfeldern und an ſandigen Ufern in Baiern,
der Lauſitz und in Sachſen. | A `
Cultur und Gebrauch.
1) Uferdeckungspflanze. Kaz
Dieſes Gras wuchert ſehr und kann durch das Pflanzen der
Wurzelſproſſen ſehr ſchnell vermehrt werden; die Wurzeln ſind ſehr
ſtark, meiſt umherkriechend und mit mächtigen Faſern verſehen,
weshalb es zur Deckung ſandiger Dämme und Flußufer, ſo wie
zur Bindung des Flugſandes in mehreren Dünenländern angebaut
wird. Ferner ſind die Blätter und Stengel ſehr ſteif und wider⸗
ſtehen dadurch dem Fortreißen des Sandes durch Sturmwinde und
Waſſerſtrömungen. )
2) Mehlpflanze.
Nach Schubart follen die Körner dieſes getreiveartigen Gra⸗
ſes in Island unter dem Namen Melur (Sandweizen) bekannt
fegn und daſelbſt zu Brodmehl verwendet werden.
4. Gattung. Roggen. (Secale.)
Die Blüthen in einer Aehre. Die Spindel gegliedert, zuſam⸗
mengedrückt und mit feinen Haaren beſetzt. Die Aehrchen abwech⸗ ö
40
ſelnd in zwei Reihen an die Spindel befeſtiget, Ablüthig, 2ſamig.
Der Balg 2klappig, gegen einander überſtehend, gleich, ſchmal,
zuſammengedrückt, der Rücken erhaben und in eine feine Spitze
ausgehend. Bälglein 2klappig, das aͤußere gekielt, zuſammenge⸗
drückt, in eine lange Granne ausgehend, mit einem von Haaren
beſetzten Rücken; das innere dünnhäutig, unbewaffnet, mit einem
flachen Rücken. Das Korn lang, cylindriſch, oben abgeſtumpft,
borſtig, mehlig, zuweilen glaſig.
1) Roggen. (Secale cereale L.)
Halm 4—5 Fuß hoch, aufrecht, nach oben etwas behaart
und gebogen. Blätter ½ Zoll breit, 6 — 7 Zoll lang. Aehre
3 — 6 Zoll lang, ſchlaff und rund. Spindel zuſammengedrückt,
breit, am Rande behaart, weiß und zerbrechlich. Aehrchen 24 —
26, Ya Zoll lang, locker über einander liegend, an die Spindel
gedrückt, Lſamig, 2grannig. Balg pfriemlich, / Zoll lang, Ye
Zoll breit, weiß. Aeußerer Balg 26 Zoll lang, zuſammengedrückt,
ſchief, gegrannt, weiß, den Samen halb umſchließend, der Rücken
ſägeartig, an der Seite mit zwei erhabenen Streifen. Inneres
Bälglein kürzer als das äußere, dünnhäutig, weiß, unbewaffnet,
mit einem flachen Rücken. Grannen 1 — 2 Zoll lang, aufrecht,
weiß, ſehr ſpitz und rauh. Samen % Zoll lang, eylindriſch,
dunkelgrau, etwas runzlich und ſehr mehlig, oben abgeſtumpft und
behaart, unten zugeſpitzt. Hiervon unterſcheidet man
a) Winterroggen. (Secale cereale hybernum.)
(Winterfrucht.) ,
Europäische Cerealien p. 37. D.
Gemeiner Roggen, Korn im Erzgebirge und in Sachſen; Roggen bei Ulm,
auf dem Hundsrücken und im ganzen nördlichen Deutſchland; Winterkorn und
Korn in der Oberpfalz, am Rhein, in der Wetterau, im Elſaß, in Steiermark;
Resh in Krain; Rye und Common Rye in England; Seigle commun, S.
cutive S. hy Seite S. de Ceres in Frankreich; Ray in Schweden.
Iſt als eigentliche Grundform zu betrachten.
Vorkommen und Verbreitung. Das Vaterland des Rog⸗
gens iſt, wie von den übrigen Getreidearten, unbekannt. Der An⸗
bau deſſelben geht übrigens durch ganz Europa und iſt unſtreitig
die allgemeinſte und älteſte Getreideart, die wirzbeſitzen.
J
S gë ep en .
|
Cultur und Gebrauch. *
: D Mehlpflanze. | |
Der Roggen ift fo allgemein bekannt, daß wir uns auf eine
landwirthſchaftliche Beſchreibung nicht weiter einlaffen, ſondern die
rfahrung von Schwerz theilweise hier anführen wollen.
Der Roggen macht den Hauptnahrungsgegenſtand des ganzen
nördlichen Deutschlands, mit Inbegriff Belgiens, aus. Sein Mehl
ift zwar nicht fo weiß und fo nahrhaft wie das des Weizens, noch
g iſt es ſo zu allerhand Gebäcke und Küchengebrauch anwendbar, es
giebt aber ein geſundes, ſchmackhaftes Brod, das ſich länger friſch
erhält als das Waizen⸗ und zumal als das Dinkelbrod. Die Hülſe
des Roggens enthält eine aromatiſche Subſtanz, die eine erfri⸗
ſchende Einwirkung auf den thieriſchen Körper äußert, wie ſolches
ſchon der nervenſtärkende Wohlgeruch des friſchgebackenen ſchwarzen
Brodes verräth. Mit der fein zermahlenen Hülfe verbacken beſitzt
das Brod die ſouveräne Eigenſchaft, ſitzenden Perſonen zu Liner
gewiſſen Erleichterung zu verhelfen, woran es ihnen fo off fehlt.
Dieſe Wirkung ſoll bei denen, die nicht an den Genuß des Rog⸗
genbrodes gewöhnt ſind, wie die Engländer zum Beiſpiel, ſelbſt
bis zur Liberalität gehen.
An Körnerertrag ſteht der Roggen dem Weizen nicht nach und
an Stroh geht er ihm vor. Der Boden bleibt unter ihm reiner,
und wird weniger erſchöpft. Sein Körnerertrag ift ſicherer, da
der Roggen nicht ſo vielen Krankheiten und Zufällen unterworfen
iſt wie der Weizen, weniger von Unkraut leidet, ſich mit einem
ſchlechteren und weniger kräftigen Boden begnügt und deffen Säu⸗
zen leichter erträgt; daher er ſowohl auf Haider als Moorboden
fortkömmt. Findet er nur einen gehörig zubereiteten Acker, wird
er zu gehöriger Zeit geſäet, und kommt er vor allen Dingen bei
trockenem Wetter in die Erde; fo gehört ein eigentliches Mißrathen
dieſer Frucht zu den außerordentlichen Unglücksfällen.
Es verdient demnach dieſe Fruchtart die höchſte Beachtung.
ird ſie aber in einigen Gegenden, wie z. B. in England „ zu⸗
rückgeſetzt, fo geſchieht es, weil man ſie nicht kennt, oder daß,
wie Angewohnheit einen Fehler ſchön, ſo Ungewohnheit das Gute
häßlich machen kann. | |
\
42
å
Der-Roggen gefällt fih auf ſandigem Lehmboden, lehmigem
Sand, und kömmt ſelbſt auf ſo ſchauerem Sande, wo keine an⸗
dere Getreideart, ſelbſt Buchweizen nicht, fort will. Ohne ihn
würden viele ſandige Gegenden, wie die brabantiſche Campagnia,
die Lüneburger Haide u. ſ. w., gar nicht zu bewohnen ſeyn. Bei
fleißiger Bearbeitung gedeiht er auf geſchloſſenem, ſchwerem Boden,
wenn derſelbe nicht zu feucht iſt. Indeſſen mißräth er darauf nicht
ſelten, und der Weizen bleibt zweckmäßiger daſelbſt angebracht.
Dem Roggen wird vortheilhafter der mürbere Boden angewiefen
Der Niederungsboden erzeugt mehr Garben und höheres Strohz
der Sandboden mehr Körner, die zugleich mehlreicher, zuweilen
dünnhülſiger find. Nach Hrn. v. Witten wird der Niederungs⸗
roggen von dem Höheroggen (der Bruchroggen vom Sandroggen)
oft um 8 Kilogramme per Heccoliter übertroffen.
Da der Roggen, die Wintergerſte ausgenommen, unter allem
Getreide am erſten zeitigt und dabei in ſeiner Jugend die ſtärkſte
Kälte verträgt, ſo iſt ſein Anbau auch in ſolchen Gegenden an⸗
wendbür, wo jedes andere Getreide, ſelbſt der Hafer, der verſpä⸗
teten Reife wegen, gefährdet iſt. Man findet ihn deshalb von der
Mittelhöhe der Alpen an bis zu den ſchneeigen Gränzen Lapplands.
Der Roggen folgt nach reiner Brache, Dreiſche, Klee, Sper⸗
gel, Grünwicken, reifen Erbſen, Bohnen, Kartoffeln, Hirſe, Ta⸗
bak, Raps, Flachs, Buchweizen, Wintergerſte, Weizen, Roggen,
Hafer. Wieviel bei dem mehr oder weniger Gedeihen des Roggens
nach dieſer oder jener Frucht auf Boden und Umſtänd⸗ ankomme,
darf ich nicht erinnern. , vc? |
Dia der Roggen einen wohlgemürbten Boden liebt, fo kömmt
auf ſtark gebundenem Boden (doch auch nur darauf) nicht leicht
etwas anderes der reinen Brache als Vorbereitung zum Roggen
gleich. Der Brachroggen ſtockt ſtärker, ſcheffelt reichlicher, ſein
Stroh iſt ſteifer und reiner, ſein Korn ſchwerer und vollkommener,
als Korn und Stroh nach jeder andern Vorbereitung.
Iſt der Boden nicht ſehr ſteinig, ſo giebt der Raps, zumal
der verpflanzte, der Brache in jener Hinſicht nichts nach, welches,
außer der ſehr geringen Erſchöpfung der Oelgewächſe, wohl dem
Umſtande zuzuſchreiben iſt, daß der Raps, desgleichen auch der
Rübſen, das Feld früh genug räumt, um eine Brachbehandlung
43
zwiſchen ihrer Einerntung und der Roggenſaat zuzulaſſen. Vor⸗
theilhafter aber wird man auf kräftigem, etwas ſchwerem Boden
Wintergerſte oder Weizen auf den Raps, und dann erſt Roggen
folgen laſſen. „Selten, ſagt Schmalz, faet man im Altenbur⸗
giſchen Winterroggen nach Klee, Raps, Kartoffeln, Kraut und
Rüben, es ſey denn, daß der Boden zu leicht ſey, Weizen zu tra⸗
gen. Meiſtens ſäet man den Roggen nach Erbſen, Wicken, Wick⸗
futter, Sommer⸗ und Winterrübſen, Hirſen, Camillen und nach
reiner Brache.“ 5 Š
Erbſen, Widen, behackte Bohnen und grün abgefütterte Widen
find gute Vorgänger für den Roggen, dann nämlich, menn- fie
gut geſtanden und das Feld frühzeitig genug geräumt haben. Un⸗
ter ſolchen Umſtänden mögen ſie auf nicht ſchwerem Boden der
Brache gleich kommen. Nicht aber ein Gleiches hat man ſich da⸗
von zu verſprechen, in fo fern fie das Feld nicht fo zeitig räumen,
daß ihre Stoppeln ſchon in der erſten Hälfte des Septembers ums
gebrochen werden können, wovon wir die Urſache bei der Roggen⸗
ſaatzeit angegeben haben. Selbſt die zum Grünabfüttern beſtimm⸗
ten Wicken ſind in dem Falle. së e
„Seit es Sitte wurde, ſagt Koppe, zu behaupten, daß grün.
abgebrachte Früchte den Boden nicht erſchöpfen, habe ich um fo
mehr Acht auf den Roggen nach grünen Wicken gegeben, und im⸗
mer nach dem Ende Septembers und Anfang Octobers abgefütter⸗
ten Gemenge erbärmlichen Roggen gefunden.“
Bei dem Spergel wird geſagt werden, welche gute Vorfrucht
er für den Roggen ſey; jedoch iſt dieſes nur für Sandboden und
von abgefüttertem, aber nicht von abgemähtem Spergel zu ver⸗
ſtehen. Hr. Koppe mag ſolches zwar mit Recht für ſeine Gegend
Cas nördliche Deutſchland) verneinen, aber unwiderſprechlich zeugt
die allgemeine Erfahrung der Sandländer Belgiens und Weſtpha⸗
lens dafür, daß man daſelbſt etwas weder von dem ſtrengen noch
gemäßigten Fruchtwechſel wiſſe. Allein wahr iſt es, daß daſige
Gegend ein ſpätes Einſäen des Roggens erlaubt. :
Obſchon der Roggen nach Buchweizen auf gutem Sandboden
gut geräth, fo wird man fih auf ſchlechtem Sandboden doch beſ⸗
ſer mit Roggen nach Roggen und abermals Roggen ſtehen, als
bei dem Zwiſchenſchieben einer ſo zufälligen Frucht, wie der Buch⸗
H
A4
weizen iſt. Wenn man aber nicht alle Jahre zu dem Roggen auf
ſolchen ſchlechten Boden düngen will, noch kann, da freilich möchte
das Einſchalten des Buchweizens en eech eine kleine wm,
terung gewähren.
So wie es auf mehr gebundenem Ka nicht leicht einen bet
ſeren Umlauf giebt, als 1) Tabak, 2) Weizen, ſo giebt es auf
gutem Sandboden keinen beſſeren, als 1) Tabak, 2) Roggen,
wohl zu merken, wenn man Dung genug hat.
Unter allen Vorfrüchten zu Roggen mögen Kartoffeln wohl die
unvortheilhafteſten ſeyn. Der Roggen geräth größtentheils ſchlecht
darnach. „Das Unterpflügen des Samens, ſagt Hr. v. Witten,
und das nachherige Walze ſi ind zwar ſeinem beſſeren Gedeihen in
etwas zuträglicher, deſſen ungeachtet bringen die Kartoffeläcker,
wenn ſie gleich Dünger vollauf erhalten haben, oftmals einen fo
mittelmäßigen Roggen hervor, daß man anſtehen könnte, das Land
für gedüngt zu halten.“ Hiermit ſtimmt denn auch die Erfahrung
der würtembergiſchen Schwarzwälder überein, fo daß bei ihnen
Regel geworden, nicht Roggen auf Kartoffeln folgen zu laſſen.
Auf lehmigem Sandboden werden Hafer und Weizen ſich noch
immer beſſer nach Kartoffeln eignen, als Roggen. Das Sicherſte,
was hier gebaut werden kann, möchte wohl Mengkorn, d. h. ein
Gemenge von Roggen und Weizen, ſeyn. Es iſt auffallend, daß
der Roggen nach Kartoffeln viel Stroh und wenig Körner, der
Weizen aber zureichend Körner aber weniger Stroh giebt.
Soll Roggen nach Klee gerathen, ſo darf er nicht auf die
Schwarte, wie beim Weizen geſchieht, geſäet, ſondern die Klee⸗
ſtoppel muß zum allerwenigſten zweimal gepflügt werden. Indeſ⸗
ſen hat auch dieſes ſeine Ausnahmen. Wo aber immer Weizen,
Dinkel oder Hafer wachſen wollen, da wird man den Roggen nach
dem Klee beſſer weglaſſen.
„Die zwei⸗ oder mehrjährige Kleedreiſch, ſagt Koppe, im
Laufe des Sommers fleißig bearbeitet, iſt ohne Zweifel auf allen
Bodenarten, die mehr für Roggen als Weizen geeignet find, dies
jenige Stelle, wo man den vollkommenſten Roggen in jeder Hin⸗
ſicht erntet. Selten iſt der Roggen nach friſcher Düngung dem
Dreiſchroggen gleich.“ Auch ein Neubruch, wenn er trocken liegt,
läßt fich mit Roggen beſäen, vorausgeſetzt, daß der Boden dazu
45
im Frühjahr umgebrochen und wie Brache behandelt worden fen.
„Sollten, ſchreibt Koppe, auch nicht alle Wurzeln verkleinert und
die Raſenſtücke nicht ganz getrennt ſeyn, ſo kann man doch auf eine
reiche Roggenernte rechnen. Ich habe zu Zeiten noch guten Rog⸗
gen auf Rodeland geſehen, welches die erſte Frucht im Junius ers
hielt. Gerathener iſt es immer „den Umbruch im März zu ver⸗
anſtalten.“ Da aber derlei Umbruch im Lenz nur ſelten in die
ubrigen landwirthſchaftlichen Verhältniſſe paßt, jo wird es in der
Regel gerathener bleiben, das Rodeland im Spätherbſte umzu⸗
brechen, und im folgenden Frühjahre mit Hafer oder ſonſtigen
Sommergewächſen zu beſtellen, welche ſehr gut auf die Herbſt⸗
ſchwarte geſäet werden können, wodurch an Zeit und Arbeit ge⸗
wonnen wird. Dann mag auf den Hafer Roggen oder Weizen
folgen. 5 : ; |
Eine beſondere Eigenheit des Roggens dürfen wir nicht über⸗
ſehen, die nämlich, daß er auf dem Sandboden ungeſtraft eine
Reihe von Jahren ununterbrochen auf ſich ſelbſt folgen kann. Es
giebt eine Menge Sandfelder „ja Gegenden, wo ganze Fluren feit
Menſchengedenken mit Erfolg nichts als Roggen tragen, und zwar
ohne Dazwiſchenkunft von Brache, Dreiſche, oder ſonſt einer an⸗
dern Frucht. Eine Eigenſchaft, die nur ſehr wenige Culturgegen⸗
ſtände, und in gleichem Grade nicht einer, mit dem Roggen ge⸗
mein haben. Daher die Unſchätzbarkeit dieſes Getreides für ſolche
Sandgegenden, wo außer Spergel und Roggen nichts wachſen will.
Um allem Mißverſtehen vorzubeugen, erinnere ich bei dem
Roggen, daß nämlich viel dabei auf die Miſchung des Bodens,
ſeine Kraft, feine Bearbeitung, auf das Klima und felbfe auf den
Jahrgang ankomme. Wer mag ſich anmaßen, feſte Regeln auf⸗
zustellen, wo fo viele Umſtände eingreifen? So hier, fo bei dem
Ackerbau überhaupt! Genug, ich zeige dir's; du magſt nun ſe⸗
hen, was und ob ſich's für dich ſchickt⸗
2) Futterpflanze.
Um früh im Frühling grünes Futter zu erlangen, (Det man
Aoggen im Herbſt fo zeitig als möglich in ein Feld, das im künf⸗
igen Jahre für Kartoffeln, Dickrüben, Tabak, Wickfutter ꝛc. be-
Dina iſt, und mäht ihn, wenn er die gehörige Größe erreicht hat,
46 e Eeer
im Frühling ab. Solcher Roggen beſtockt ſich ſehr früh und kann
drei Wochen vor dem Klee, gewöhnlich in der Zeit, wo in man⸗
chen Jahren die höchſte Futternoth eintritt, geſchnitten werden
Läßt man denſelben gehörig in Halmen ſchießen und ſchneidet ihn
nicht zu früh, ſo iſt der Ertrag ſtärker als beim Klee. =
Sået man gleichzeitig Winterwicken gemiſcht mit Roggen, fo ev
höht ſich der Ertrag und die Qualität des Futters dadurch bedeutend.
Der Anbau des Futterroggens ift zumal den kleineren Land
wirthen ſehr zu empfehlen, weil einmal kein beſonderes Land dazu
erforderlich, hauptſächlich aber weil er, zumal wenn ſich der Früh⸗
ling ſpät einſtellt, vor Futtermangel gefhüßt, ift
r 3) Kaffeeſurrogat.
In neueren Zeiten bereitet man einen ſogenannten Roggen
kaffee folgender Art: Man weicht den Roggen über Nacht in Kal
tes Waſſer ein, gießt daſſelbe Morgens wieder ab und bringt dew |
felben wieder in friſches Waſſer, welches ſodann über das Kenet
geſetzt und bis zum Sieden gebracht wird. Wenn nun die Körner
aufgeſprungen find, werden fie in einen Seiher gebracht, dreimal à
ganz ſiedendes Waſſer darüber gegoſſen, und nachdem das Waſſer
abgelaufen iſt, werden die Körner in der Sonne oder auf einen
heißen Platte ſchnell getrocknet, ſodann wie Kaffee (nur recht hell)
geröſtet, gemahlen, in einen Steintopf eingedruͤckt und verſchloſ⸗
ſen aufbewahrt. Verſchiedene Kaufleute mengen darunter etwas
| Kaffee und verkaufen ihn unter dem Namen Patent-, Modes oder
neuen Kaffee. Das Getränk hiervon iſt ſehr nährend, hat keinen
unangenahmen Geſchmack und darf dem Landmanne ‚ fo wie der] `
ärmeren Volksklaſſe, vorzugsweiſe vor allen Kaffeeſurrogaten ew
pfohlen werden. =” S f
4) Arzneipflanze.
Das Mutterkorn (Secale cornutum) , welches durch eine Krant’
heit, beſonders in feuchten Jahren, zum Verdruß der Landwirthe
hervorgerufen wird, wirkt, wenn es mit dem Roggen vermahlen
und genoſſen wird, ſehr nachtheilig. Von den Aerzten wird ed
meiſt in Pulverform angewendet, allein der Gebrauch erfordert
Vorſicht.
47
Kleien und Mehl von Roggen gebraucht man zu Umſchlägen,
— den Sauerteig, mit Senf vermiſcht, als Reizmittel für die
aut. a j f ach
Szen 5) Flechtſtrohpflanze. u NEE A |
Im Schwarzwalde und andern Gegenden wird das Kornſtroh
zu Strohhutgeflechten angewendet. Durch dichtes Gåen bekommt
man feines und durchs Bleichen ſehr weißes Strong. )
b) Staudenroggen. (Secale cereale multicaule.)
Europäische Cerealien p. 38. C.
Staudenforn im Odenwald, Eis: und Staudenkorn bei Maria⸗Zell in
teiermark; Waldkorn und Staudenkorn im Schwarzwald; ruſſiſches Korn bei
eiſenheim auf dem Hundsrücken. Wir finden ihn ferner in Schriſten unter
er Benennung Secale cereale wallachicum , Wallachiſches Staudenkorn.
Staudenroggen aus Norwegen, Johannesroggen (von der Ausſaat um Johanni)
u. ſ. w., was immer ein und dieſelbe Form ifte Auch dürfen wir wohl das von
v. Witten in den Verhandlungen des Vereins für Gartenbau in Preußen Bd.
VI. S. 398 beſchriebene Secale cereale grandiflorum als hierher gehörig zählen,
Dieſer in neueren Zeiten häuftg erwähnte Roggen darf bota⸗
niſch nicht von dem gewöhnlichen Roggen unterſchieden werden,
indem er durch eine kräftigere Beſtockung, als Folge wiederholt frü⸗
her Einſaat und dadurch verlängerter Vegetationszeit, wodurch er
mehrere und kräftige Halme treibt, entſtanden iſt.
Bei längerer Cultur ohne Samenwechſel, fo wie bei der ſpaͤ⸗
teren Ausſaat beſonders auf magerem Boden, artet das Stauden⸗
korn wieder aus und geht in die gewöhnliche Form über.
Vorkommen und Verbreitung. In Gebirgsgegenden in
Deſtreich, Steiermark, Böhmen, im Odenwalde und verſuchsweiſe
im Schwarzwalde meiſt in Hackwaldwirthſchaften, ſo wie auch auf
en Feldern in verſchiedenen Gegenden angebaut.
Cultur und Gebrauch. Die Vorzüge, die man dem Stau⸗
enroggen einräumt, beſtehen namentlich darin, daß er ſich ſtärker
als der gewöhnliche Winterroggen beſtockt, reichlicheren Körner
ertrag und längeres Stroh abwirft, was jedoch nur beim humoſen
Ver kräftig lockeren Boden der Fall iſt; hauptſächlich aber weil er
fur Entwickelung eine längere Vegetationszeit erfordert und bei frü⸗
er Ausſaat ſelbſt im Juni nicht mehr in demſelben Jahre in Hal⸗
men ſchießt, ſondern wie ein Wuchergras auf dem Boden ſich aus⸗
i /
1
H
48
breitet und deshalb im Herbſte abgemäht oder abgeweidet werden
kann, und zwar ohne Nachtheil der künftigen Ernte. Aus dieſem
Grunde eignet er ſich für die Hackwaldwirthſchaft, und iſt als die
Hauptpflanze anerkannt, durch welche man die Feldwirthſchaft mil
der Waldwirthſchaft, wie im Odenwalde, in innige Verbindung
ſetzen kann, was für waldige und ſterile Gebirgsgegenden von höch⸗
fter Wichtigkeit ift, und zwar nicht allein da wo die Hackwald⸗
wirthſchaft eingeführt iſt, ſondern auch ſelbſt bei der Anlage vol
Hoch⸗ und Niederwaldungen.
In Böhmen faet man die Hackwaldungen im Frühling, went
das Reisholz verbrannt oder der Schlag ohne abgebrannt zu werden
geräumt iſt, Hafer oder Sommerrogen zu gleichen Theilen mil
Staudenroggen, und hackt die Saat auf gewöhnliche Art ein. In
Herbſt deſſelben Jahres erhält man dann die erſte Ernte von dem
Hafer oder Sommerroggen und im nachfolgenden Jahre die zweit
von dem Staudenroggen, ohne von der Saatzeit bis zur zweiten
Ernte weiter Hand angelegt zu haben. Dieſes Staudenkorn hat
nämlich die Eigenſchaft, daß es im erſten Jahre mit den andern
Sommerfrüchten aufgeht und, gleich der Federnelke, über den Bo
den ſich ausbreitet und erſt im zweiten Jahre Halme treibt, und
zwar 4 bis 12, deren Mehren reich- und mehlhaltige Frucht liefern,
Im Odenwalde wurden früher die Hackwaldungen mit Heide
korn sé A Fagopyrum) eingeſäet, und nachdem dieſes eit
geerntet wär, der Boden friſch umgebrochen und mit gewöhnlichem
Winterroggen beſtellt. Dagegen fået man jetzt gleichzeitig mit dem
Heidekorn, Anfangs Juni, den Staudenroggen und erſpart fomi
das mühſame Säen und Einhacken des letzteren. In den ober
öſterreichiſchen Gebirgen und in Böhmen fået man mit dem Nadel
holzſamen gleichzeitig den Staudenroggen, welcher durch ſeinen
Ertrag nicht allein die Koſten der Waldeultur bezahlt, ſondern
auch den jungen Nadelholzpflanzen in den zwei erſten Jahren den
erforderlichen Schutz gewährt.
Nach einem Verſuch, den Se. Hoheit der Hr. Markgraf Wilhelm
zu Zwingenberg im Odenwalde machen ließen, lieferten 4½ G”
ſter Staudenroggen auf 1½ Morgen Hackwald 471% Seſter Roy
gen und 104 Pfund Stroh; der Seſter, 23 Pf. 14 Loth ſchwer /
gab 19 ½ Pf. gutes Brodmehl und 3 Pf. Kleie. Die Frucht er
49
reichte eine Höhe von 6 — 3 Fuß und übertraf alle übrigen Saa⸗
ten des gewöhnlichen Winterroggens. ;
Im Großherzogthum Heffen baut man den Staudemoggen auf
dem Felde. Die Heſſiſche landwirthſchaftliche Zeitſchrift äußert
hierüber: Es iſt richtig, daß, wie ſchon von andern Correſpon⸗
denten bemerkt worden, weniger Säeſamen (kaum die Hälfte) vom
Staudenroggen erforderlich iſt, wie bei unſerm gewöhnlichen Korn.
Die Koſten der Cultur können dabei von einem Jahre geſpart wer⸗
den, indem im Frühjahre, wie bei uns gebräuchlich iſt, unter den
Hafer, die Gerſte oder Heidekorn geſäet wird, im Spätjahre ein
reichliches und gutes Futter abwirft, und im darauf folgenden
Jahre die Körner⸗ und Stroherndte liefert. Sein Ertrag ſteht dem
des gewöhnlichen Kornes nicht nach, ſondern eher vor, derſelbe iſt
feſter, ſchwerer und dünnſchaliger, daher es, wie Herr Poſthalter
Hofmann in Nr. 44 bemerkt, mehr Mehl und weniger Kleie gibt.
Dagegen verlangt der Staudenroggen einen fetten beſonders
ausgeruhten Boden; auf magerem Felde gedeiht er ſchlecht.
In den europäiſchen Cerealien erwähnten wir einen Winter⸗
roggen mit bräunlichem Halm (Klebroggen). Wir haben dieſe
Getreideart bis jetzt cultivirt, allein der bräunliche Halm verlor
fh, und war ſomit nicht mehr von dem Standenroggen zu uns
terſcheiden, wornach dann auch anzunehmen ift, daß der in der
Heſſiſchen landwirthſchaftlichen Zeitſchrift von 1832 mehrfach be⸗
rührte Klebroggen nichts anderes iſt, als der Staudenroggen, der
ſich gleichmäßig durch kräftige Beſtockung von dem gewöhnlichen.
interroggen auszeichnet. | l
c) Aeſtiger Roggen. (Secale cereale ramosam.)
(Winterfrucht.) sar
Aehre äſtig.
Europäische Cerealien p. 39. D. 1
Dieſe Form erſcheint nur zufällig bei außerordentlich üppiger
egetation und verdient keiner weitern Erwähnung. i
d) Sommerroggen. (Secale cereale aestivum.)
(Sommerfrucht.)
Aehre einfach.
Europaische Cerealien p. 38. B.
H
50
Sommerkorn im ganzen ſüdlichen ee Seigle d’ete. S. commun
d'été in Frankreich
Unterſcheidet fi id vom Wintenoggen nur Ne eine OR Ve⸗
getationszeit, an die derſelbe durch längeren Anbau über Sommet
allmälig gewöhnt und zur Sommerfrucht umgewandelt worden ifef
Vorkommen und Verbreitung. Der Sommerroggen hal
keine allgemeine Verbreitung und wird meiſt nur in ſandigen oder
auch mageren Gebirgsgegenden mehr als Nothfrucht und auch wo
die Winterroggenſaat nicht ganz beſtellt werden konnte, angebaut
Cultur und Gebrauch. Er verlangt gleiches Klima und
Boden wie der Winterroggen, ift minder ergiebig und mehr g”
fährdet wie derſelbe. Er gedeiht nur in wohlgedüngtem Boden und
bei früher Ausſaat, wo der Boden ſeine Winterfeuchtigkeit noch
hat. Die Ausſaat iſt gleich dicht und ſein Ertrag geringer als
beim Winterroggen, dagegen liefert er mehr Stroh als jede andert
Sommerfrucht in demſelben Boden.
Secale vitiosum L. Triticum villosum, M. B. und Secale pe-
rennis, die eigentlich zu den Getreidearten gezählt werden können,
verdienen keine weitere Erwähnung weil ihre Körner zwar mehlig
allein zum Gebrauch zu unergiebig ſind.
j
5, Gattung. Weizen, BESSE
Blüthe in einer Aehre. Spindel gegliedert zusagen hre
Aehrchen aufſitzend, 3 bis 6blüthig, die oberen Blüthen unfrucht⸗
bar, die unteren 2 bis 4 fruchtbar. Balg zweiklappig; die Klap⸗
pen gegen einander überſtehend, ziemlich gleich, länglich, zuweilen
zuſammengedrückt, mit einem ſcharfen Rücken, der an der Spitze
in einen meiſt gebogenen Zahn ausgeht. Bälglein zweiklappig;
die äußere Klappe ſtark, dauerhaft und bewaffnet, die innere dünn⸗
häutig, unbewaffnet, mit einem flachen Rücken, Samen etwas
länglich, bisweilen lang, bauchig, einerſeits gewölbt, anderſeits
flach und gefurcht, meblig.
Bevor wir zur eigentlichen Beſchreibung übergehen ‚ wollen
wir eine Ueberſicht der ſämmtlichen Arten und Spielarten voran
gehen laſſen.
1. Abtheilung.
Eigentliche Weizen. (Frumenta)
Die Samen bei der Reife aus den Spelzen fallend. Die Spindel nicht zer⸗
brechlich.
1) Gemeiner Weizen. (Triticum vulgare.)
Aehre vierſeitig zuſammengedrückt, gegrannt oder ungegrannt. Aehrchen 2:
bis zſamig, ausgebreitet. Balg aufgeblaſen, an der Spitze zuſammengedrückt.
Samen länglich, bauchig, abgeſtumpft, mehlig, ſelten glasig.
Gemeiner Bartweizen.
a) Aehre, ſchlaff, gegrannt, weiß, kahl.
Bi on — ſammtartig.
c) : bräunlich, kahl.
d) — ſammtartig.
e) braun, kahl.
£) — blaulich, kahl.
g) ſchwarz, ſammtartig.
Kolbenweizen.
h) Aehre, ſchlaff, ungegrannt, weiß, kahl; Same weißlich.
1) SE — — Cie? gelb.
E eier — E ſammtartig.
D — — gelb, kahl.
m) — — bräunlich, kahl.
n) = — ſammtartig.
Igelweizen.
o) Aehre dicht, gegrannt, weiß, kahl; Samen weißlich.
Be E a N — — — & gelb.
ai — — — E fammtarlig.
Binkelweizen.
r) Aehre dicht, ungegrannt, bräunlich, kahl.
2) Englischer Weizen. (Triticum turgidum.)
Aäehre regelmäßig, 4ſeitig, immer gegrannt. Aehrchen ausgebreitet, 2⸗ bis
Zſamig, 2grannig, Balg kurz, aufgeblaſen. Grannen regelmäßig in 4 Reihen
ſtehend. )
a) Aehre, weiß, kahl.
c) Aehre, weiß, kahl, äſtig, ſchwarzgrannig.
d) — — ſammtartig.
bräunlich, kahl.
a tee — äſtig.
— ſammtartig.
— — äftig.
— violett, ſammtartig.
— — — äſtig.
3) Bartweizen. (Triticum durum.)
Nehre rundlich Aſeitig, etwas zuſammengedrückt, lang, immer gegrannt.
Grannen ſehr ſtark, auseinanderſtehend. Balg zuſammengedrückt, mit einem er⸗
habenen Rücken, der in einen langen gebogenen Zahn ausgeht. Samen lang
dreikantig, hell, glaſig. `
a) Aehre weiß, kahl.
b) — — — ſchwarzgrannig.
— — famntartig.
— — — ſchwarzgrannig.
— bräunlich, kahl. $
Se — ſammtartig.
— violett, kahl.
— dünn, weiß, kahl.
y
4) Polnif her Wei zen. (Triticum polonicum.)
Nehre vierſeitig, zuſammengedrückt. Aehrchen 2famig, ſehr lang. Balg
1 bis 1¼ Zoll lang, zuſammengedrückt, 2zahnig, Samen elliptiſch, ſehr lang,
dreikantig, hell und glaſig. ; e d
a) Aehre ſchlaff, gegrannt, weiß, faſt kahl.
b — — — BETEN.
c) — — — — ſammtartig.
d) — — halbgegrannt, weiß, faf kahl.
e) — dicht, — — — —
2. Abtheilung.
Spelzen. (Speltae.)
Die Samen bei der Reife nicht aus den Spelzen fallend. Die Spindel zer⸗
brechlich. e SH \
5) Syel;. Triticum Spelta.
Nehre Afeitig, zuſammengedrückt, ſchlaff. Aehrchen 2ſamig, locker über
einander liegend. Balg ſehr hart, abgeſtumpft, zuſammengedrückt, kurzzahnig,
Samen länglich, bauchig, mehr glaſig als mehlig. : ,
a) Aehre gegrannt, weiß, kahl.
b) — — bräunlich, kahl.
€) Hehre gegrannt, bläulich oder dunkelblau, ſammtartig.
9 — ungegrannt, weiß, kahl. , -
— — bräunlich, kah t.
6) Emmer. (Triticum 1
Aehre flach, gleichbreit. Aehrchen dicht übereinanderſtehend, apen, Kelch⸗
ſpelzen hart, gebogen, in einen langen gebogenen Zahn egen, Samen lang,
dugeſpitzt, hell und glaſig.
a) Aehre ſchlaff, gegrannt, weiß, ahl.
b) — — — bräunlich, kahl.
c) — — halbgegrannt, weiß, kahl.
d) — — — — ſammtartig.
e) — — — — — äſtig.
f) — — bräunlich, kahl.
85 — vic gegrannt, bräunlich, kahl.
h) — — ſchwarzblau, ſammtartig.
7) Einkorn. (Triticum monococcum.)
. Aehre zuſammengedrückt, dicht, gegrannt. Aehrchen gebogen, dicht über:
einanderſtehend, meiſt zblüthig, einſamig. Samen ſchief, glaſig.
a) Aehre bräunlich, glatt.
1. Abtheilung.
Eigentliche Weizen. (Frümenta.)
Der Samen bei der Reife aus den Spelzen fallend, die Sein
del nicht zerbrechlich.
1) Gemeiner Weizen. (Triticum vulgare.)
Aehre Aſeitig, zuſammengedrückt, gegrannt oder Augefhasint;
ehrchen Ablüthig, die 2 — 3 unteren fruchtbar, Sfamig, fehr
ausgebreitet, länger als breit. Balg aufgeblaſen, an der Spitze
luſammengedrückt, mit einem ſcharfen Zahn. Aeußeres Bälglein
Ko oder mit einem langen grannenartigen Zahn bewaffnet.
Inneres Bälglein dünnhäutig, unbewaffnet. Samen länglich,
bihig, abgeſtumpft, mehlig, felten glafig.
a) Weißer gemeiner Bartweizen, Winterweigen,)
Aehre ſchlaff, gegraunt, weiß, kahl.
Europäische Cerealien p. 1. A.
D Weißer Grannenweizen, Winterweizen in Deutschland; Froment commun,
barbu, V. cultivé, Blé grison, B. trois mois, Touzelle blanche barbue,
5⁴
Saisette, B. froment ordinaire, B. de Chine, B. froment de Reval in
Frankreich; Formento Invernengo dei Lombardi in Italien; ‚ Trigo Candeal,
Xexa , Hembrilla , Barbilla, Perinnon, Richi, Pichon in Spanien; Wheat
pber Weet-Spring-wheat in England.
Halm 3 bis 4 Fuß hoch, aufrecht. Blätter y, Zoll breit,
6 — 7 Zoll lang. “Achre 3 — 4 Zoll lang, ſchlaff, zuſammenge⸗
drückt, gleichbreit, nach oben verjüngt. Spindel am Rande feiw
haarig. Aehrchen 16 bis 20, 2 bis Zſamig, ausgebreitet, 3gran⸗
nig. Balg mit einem grikiai Zahn, glatt, weiß!), bräun⸗
lich geſtreift. Aeußeres Bälglein glatt, meiſt glänzend, gegrannk.
Inneres Bälglein ſo lang als das äußere, dünnhäutig, flach, den
Samen halb umſchließend. Grannen ſparrig — auseinanderſtehend,
faft fo lang als die Aehre, die oberen kürzer. Samen länglich,
bauchig, von mittlerer Große, graulichweiß ‚ mehr glaſig als
mehlig.
Vorkommen und Wenden su Dieſer Weizen wird in
Deutſchland, Frankreich, Spanien, Italien und England, jedoch
da, wo die Culturen fortgeſchritten ſind, nur ſelten und meiſt nut
unter andern Getreidearten angebaut.
Cultur und Gebrauch. Dieſer Weizen gehört unter die
geringeren Getreidearten, die kleinere Körner als der Kolbenwei⸗
zen hat, deßfalls in guten Wirthſchaften gänzlich außer Cultur
geſetzt iſt und folglich auch hier keine Beachtung bedarf. Ueber
die Cultur und den Werth des gemeinen Weizens werden wir am
Schluſſe deſſelben eine ausführliche Beſchreibung geben und dieje⸗
nigen Spielarten bezeichnen, die allgemeinen Anbau verdienen.
aa) Weißer gemeiner Bartweizen, Sommerweizen.
Europäische Cerealien p. 1. A.
Wir erhielten dieſen Sommerweizen, der botaniſch nicht von
der Spielart a. unterſchieden werden kann und nur durch öftere
Ausſaat im Frühling zur Sommerfrucht gebracht wurde, unter den
verſchiedenartigſten Benennungen: N T
Richezza, Schiaza, Longhese, Pilostella, Paulla, Frumenti ischl
Castigliara, Finezza, Vaesia und unter Quistalia amuscata aus Sietlien,
4*) Bei naſſer Witterung, vor und während der Erndte werden die Spelzen
dunkler und die Aehre ſieht dann der Spielart c. gleich.
55
wo fie als Sommerfrucht allgemein verbreitet zu ſeyn ſcheint, und unter BIG du
Cap, B. froment ordinaire, B. de Chine und B. froment de Reval aus
dem Jardin du Roi zu Paris. ‚
Vorkommen und Verbreitung. Wird in Italien und
Sicilien häufig angebaut und ſcheint dort ſehr lange eingeführt zu
GI? Auch finden wir ihn auf dem Hundsrücken und andern Ge⸗
genden von Deutſchland noch ziemlich verbreitet. á
Cultur und G peme
1) ER Flechtſtroh. -
Dieſer Weizen taugt für unſere befjern Wirthſchaſten nicht
und ſteht dem Kolbenweizen bedeutend nach, dagegen aber iſt er
in einigen Gegenden von Italien unentbehrlich, indem der Italie⸗
ner hiervon das feine Stroh für die feinſten Strohgeflechte erzieht,
was ihm jährlich große Summru abwirft. Wir haben ſchon vor
Jahren Samen davon aus Italien kommen laſſen und mehrere
Jahre Verſuche zur Gewinnung eines feinen Flechtſtrohes gemacht,
welche nicht ungünſtig ausgefallen ſind und wovon wir einige ſehr
ſchöne Proben in der landwirthſchaftlichen Sammlung dahier auf⸗
weiſen können. Die Erziehung und Behandlung eines feinen Flecht⸗
ſtrohes aus dieſem Weizen iſt folgende:
Zur Zeit der allgemeinen Sommerſaat fået man den Weizen
auf mageren Boden ſo dicht, daß faſt ein Korn an das andere zu
liegen kommt, oder beffer geſagt, daß dieſelben nur ½ Zoll von
einander entfernt zu liegen kommen, und bringt dieſelben vermit⸗
telſt eines Rechens oder einer Egge wie anderes Getreide unter die
Erde. Hierauf läßt man die Pflanzen ohne weitere Pflege in Hal⸗
men ſchießen, und ſchneidet dieſelben, fo wie die Körner reif wer
den wollen und zwar in der Periode, wo ſie noch etwas milchig
ſind und die Halmen zu bleichen anfangen, ab, trocknet ſie in der
Sonne und bringt ſie bündelweiſe unter Obdach, wo ſodann das
Reinigen und Sortiren folgender Art geſchieht. Man braucht zu
den feinen Strohgeflechten nur den oberſten Theil des Halmes zwi⸗
ſchen der Aehre und dem oberſten Gelenke, welcher gewöhnlich nur
3 —5 Zoll lang ifte Dieſe Strohtheile werden nun am Gelenk
und an der Aehre abgeſchnitten und nach der Feinheit des Strohes
in 5 — 10 Abtheilungen ſortirt, ſo daß in jeder Abtheilung im⸗
56
mer nur gleich feine Halmen wesen: Nach dieſer Arbeit wer⸗
den die Strohhalmen ſortenweiſe auf Tücher der Sonne ausgeſetzt,
oͤfters mit reinem Waſſer begoſſen und ſo lange gebleicht, bis ſie
eine ſchöne, gelblich weiße Ber erlangt haben, wornach fie dann
meiſt in Handel gebracht und zu Flechtwerken verarbeitet werden. Bei
dem Bleichen dürfen die Halmen SES beregnet, noch vom Thau
befeuchtet, ſondern nur bei Tag im hohen Sommer der Sonne
ausgeſetzt und häufig begoſſen werden, an wird das Stroh
graulich und bekommt Roſtflecken. i
Im Fall die Frucht etwas zu maſt wird, fo werden die Blatt⸗
ſpitzen, ehe ſich die Halmen entwickeln, mit einer Sichel abgemäht,
damit die Vegetation etwas ins Stocken geräth, wodurch dann
der Halm dünner hervorkommt. Das auf dieſe Art fabricirte Stroh
wird von den Italienern theils zu Strohgeflechten verarbeitet oder
auch verkauft und daraus viel Geld gewonnen. Es wäre mün
ſchenswerth, daß dieſer Culturzweig, zumal in Gebirgsgegenden,
wie auf dem Schwarzwalde, wo das Strohflechten ein allgemeines
Gewerbe iſt, Nachahmung fände. Nach unſern Muſtern zu ur⸗
theilen, die ſehr fein und weiß find, eignet ſich unſer Klima ſehr
gut für dieſen Zweig und kann um ſo mehr im Gebirge getrieben
werden, weil man zum Anbau keinen fetten Boden brauchen kann.
Uebrigens glauben wir, daß hiezu auch Sommerroggenſtroh und
andere Weizenarten benutzt werden können.
b) Weißer ſammtartiger gemeiner Bartweizen.
(Winter⸗ und Sommerweizen.)
Aehre ſchlaff, gegrannt, weiß, ſammtartig.
Europäische Cerealien p. 2. B. e
Sommerweizen, Grannenweizen in Deutſchland; Froment commun,
barbu, blanc et were in . ;
Sahren den haarigen Ueberzug an den 7 und geht Tomit
gang in die vorſtehende S Spielart a) über, von der ſie alſo nur als
eine zufallig erſcheinende Abart, die jedoch bei forgfältiger Sorti⸗
rung des Samens und tängerem Anbau einige Beſtändigkeit er⸗
langt, angeſehen werden darf.
Alles Uebrige, was bei der Spielart a. in Bezug auf Cultu
37
und Gebrauch ode it, möchte auch für biefe anzunehmen ſeyn.
Die Ausſaat kann im Herbſt und Frühling geſchehen.
c) Rother gemeiner Bartweizen. (Winter⸗ und Sommer⸗
; weizen.)
Aehre ſchlaff, gegrannt, bräunlich, kahl. vr
Europäische Cerealien p. 3. C. i
Rother Grannenweizen in Deutſchland. Froment barbu, roux et glabre,
Souzelle rouge, barbu , Saisette de Tarascon , Blé rouge in Frankreich;
Grano rosso. Cascola rosso dei Romagnoli in Italien; RNN in
Spanien.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a. blos durch die bräun⸗
liche Farbe der Mehren, die jedoch bei naſſen Jahrgängen fidh ent?
färben und der Spielart a. nahe kommn.
Vorkommen und Verbreitung. In Deutſchland, Ita⸗
lien, Frankreich und Spanien häufig gemiſcht unter andern Wei⸗
zenarten vorkommend.
Cultur und Gebrauch. Dieſer Weizen kann auch über
Sommer angebaut werden und liefert aber dann geringeren Ertrag.
Er gehört unter die geringeren Weizenarten und hat wie faſt alle
gemeine Bartweizen keinen beſondern Werth.
d) Rother ſammtartiger gemeiner Barkweizen⸗
(Winterweizen.)
Nehre ſchlaff, gegrannt, braͤunlich ſammtartig.
Europäische Cerealien p. 3. C.
Rother ſammtartiger Grannenweizen in Deutſchland, Froment commun
barbu et velouté in Frankreich.
Diefer Weizen artet häufig aus und geht in die kahle Spiel⸗
art c. über, er hat daher bis jetzt keine Beſtändigkeit angenom⸗
men und iſt deßhalb noch als zufällig erſcheinende Unterſpielart
anzuſehen, die in ökonomiſcher gr keine weitere Beachtung
verdient.
e) Brauner gemeiner Bartweizen. (Winterfrucht.)
Aehre ſchlaff, gegrannt, braun, kahl.
Europäische Cerealien p. 4. E.
Triticum aristatum, Variet. b. bybernum. Schübler Dissert. p. 18.
58
Fuchsweizen in der Wetterau zumal bei Wiesbaden und brauner Grannenweizen
in andern Gegenden Deutſchlands.
Dieſer Weizen unterſcheidet ſich von der Spielart a. durch
dunkelbraune glänzende Aehren und Grannen ſo auffallend, daß
man ihn auf dem Felde ſchon von ferne erkennen kann.
„Vorkommen und Verbreitung. Wird ſchon feit 20 Jah⸗
ren im Naſſauiſchen in der Lahngegend und bei Wiesbaden unter
dem Namen Fuchsweizen angebaut und daſelbſt dem Marz oder
Deſſauerweizen (Spielart m.) allgemein vorgezogen. Auch ſahen
wir denſelben kürzlich bei Durmersheim unweit Raſtadt ziemlich
häufig auf den Feldern verbreitet. |
Cultur und Gebrauch. Der Fuchsweizen gehört zu den
vorzüglichſten Winterweizen und hat ſogar manche Vorzüge vor
andern, zumal weil er dem Brande nicht unterworfen iſt, wozu
namentlich die dunkle Farbe der Aehren beiträgt und vom Wilde
wegen feiner ſtarken Grannen nicht angegriffen wird. Ferner wiegt
er ſchwerer als andere Weizen, liefert vorzügliches Mehl, das dem
Spelzenmehl gleichkommt und wird deßhalb im Handel beſſer be⸗
zahlt. Er gedeiht auf jedem Weizenboden und wintert nicht aus;
dagegen aber wird er 8 Tage ſpäter reif als die Spielart m,
was vielleicht da ſtören möchte, wo Rüben in die Weizenſtoppeln
geſäet werden. ; >
Wir können dieſe Getreideart, die wir auf dem Felde mehr⸗
fach bewundert haben, jedem Landwirthe beſtens empfehlen. Guts⸗
beſitzer Haßloch zu Hof Adamsthal bei Wiesbaden baut den Fuchs⸗
weien ſehr häufig, zweifelsohne wird man bei demſelben Saat⸗
frucht erlangen können. 5 s
1) Blauer gemeiner Bartweizen. (Sommerfrucht.)
Aehre ſchlaff, gegrannt, bläulich, kahl.
Europäische Cerealien p. 4. F. $ z ;
Eine etwas. unbeſtändige Spielart, mit bläulichen Aehren,
die in Form und Größe der Spielart b. gleich iſt und häufig in
dieſelbe übergeht, Geck ze
Vorkommen und Verbreitung. Ob diefer Weizen ir⸗
gendwo gebaut wird, iſt uns unbekannt, wir fanden ihn bis jetzt
nur in Sammlungen und einzelnen Verſuchsfeldern.
Së,
30
Cultur und Gebrauch. Wir haben mehrere Verſuche im
Großen mit dieſem Weizen in hieſiger Gegend anſtellen laſſen, wo⸗
von wir die Reſultate in nachſtehender Tabelle liefern, allein der
Anbau ging allgemein wieder ein und die Bauern zogen die lan⸗
desübliche weiße und braune Spelz als Winterfrucht vor:
| Gewicht
Er⸗
Saat. von
| trag. 100 Mßl.
Dün⸗
gung.
: : Ruthen >
Ort des Verſuchs. A Vorfrucht
| 100.
Ochſenbach im hüglichen 70 Kartoffel 1833 18. October 56 | N 240
grote im 1834. 10 Mßl. x
Sinsheim desgleichen besgi, desgl. September 15 200
10 Mßl.
Rippenweiher im Oden⸗ 5
walde im höheren Sand⸗ Spelz 1833 28. Sept. 25
fteingebirge . 5 Mßl. 8
Walldorf im flachen Land. Tabak Neu- 5. October 90
; rott. 10 MER
Spechbach im hüglichen Kartoffel | 1834 16. October
Kalkgebirg 1835. ; 10 Mß̃l. 200 230
Ebendaſelbſt. tar Klee 1834 | 10 Wel. 18 ke
Im Allgemeinen bemerkte man wenig Brand und die Frucht
war mehr oder minder gut zu dreſchen.
g) Schwarzer gemeiner Bartweizen. ( Winterweizen.)
Aehre ſchlaff, gegrannt, ſchwarz, ſammtartig.
Europäische Cerealien p. 5. G.
Unterſcheidet ſich von den übrigen gemeinen 8 durch
eine ſchwarze ſammtartige Aehre, ſchwarze Grannen, durch eine
kräftige Beſtockung und zeigt Verwandtſchaft mit dem blauen eng⸗
liſchen Weizen.
Vorkommen und Verbreitung. Kommt unſeres Wiſ⸗
fens- bis jetzt nur in Sammlungen landwirthſchaftlicher Anſtalten
und in botaniſchen Gärten vor.
Cultur und Gebrauch. Dieſe Getreideart wintert ſehr
leicht aus, weßfalls die Ausſaat im Februar die zweckmäßigſte iſt,
da aber dieſelbe vermöge der Witterung nicht alljährlich geſchehen
kann, fo hat dieſer gar ſchöne Weizen für die deutſche Landwirth⸗
ſchaft keinen Wert.
60
h) Weißer Kolbenweizen mit weißlichem Samen.
ER (Winterweizen.) i
Aehre ſchlaff, ungegrannt, weiß, kahl. Samen weißlich, glaſtg.
Europäische Cerealien p. 5. H. |
Weißer Weizen und weißer Winterweizen, allgemeine Benennung in
Deutſchland und in den Niederlanden; Froment commun „sans barbe, Tou-
zelles blanche sans barbe, Froment d’hyver, Blé Lamas in Frankreich; Si-
ciliana in Sicilien; Tosello > Grano gentile bianco dei Toscanf in Staz
lien; Kentish white cosh in England,
Halm 3 — 4 Fuß hoch. Blätter z Zoll breit 6 — 7 Zoll
lang. Nehre 3—4 Zoll lang, etwas nach oben verjüngt Spindel
glatt, weiß, am Rande behaart. Aehrchen 18 — 22, ſehr ausge⸗
breitet, ungegrannt, 2 bis Zſamig, im üppigen Zuſtande Aſamig.
Balg kurz gezahnt, zugeſpitzt, weiß mit einigen grünen Streifen.
Aeußeres Bälglein etwas länger als der Balg, in einen langen
Zahn ausgehend, weiß, glatt. Inneres Bälglein ſo groß als das
äußere, dünnhäutig, glatt; der Rücken flach. Samen weißlich
etwas glaſig, laͤnglich ſtumpf, etwas bauchig.
Vorkommen und Verbreitung. Der weiße Kolbenwei⸗
zen wird in England, in den Niederlanden und theilweiſe in
Deutſchland, bisweilen mit andern Weizen, häufiger auch allein,
mehr aber in Italien und dem ſüdlichen Frankreich, z. B. in der
Gegend von Montpellier unter dem Namen Touzelle über Winter
angebaut, und gehört mit zu den Weizenarten, die eine allgemeine
Verbreitung haben.
Cultur und Gebrauch. Wir erhielten dieſen Weizen
ſchon vor 20 Jahren aus Frankreich und mehrfach aus Sicilien
und fanden, daß derſelbe gar leicht auswintert und gegen Kälte
empfindlicher iſt, als unſere heimiſche Getreidearten; allein bei
fortgeſetzter Cultur ſeit einer Reihe von Jahren ſehen wir, daß ſich
dieſe Getreideart allmalig an unfer Klima gewöhnt hat und keinem
Erfrieren mehr unterworfen iſt. Dabei bemerkten wir aber auch,
daß dieſer weiße Kolbenweizen mehr dem Brand unterliegt, als
der rothe; ein Umſtand, den wir mehrfach auch bei andern weiß⸗
ährigen Getreidearten beobachtet haben, daß nämlich hellfarbige
Weizen leichter Brand bekommen, als dunkelfarbige. =
Nach einem im Großen gemachten Verſuch in Walldorf im
flachen Lande erhielt man von 40 Ruthen Land 180 Mäßlein
61
Körner, folglich würde der badiſche Morgen 18 Malter ertragen
haben. Ein Ertrag, der in dieſer Gegend von keiner Getreideart
gewonnen wird. f
Wir haben bei dieſer, ſowie bei vielen andern Getreidearten,
die wir auf dem Felde cultiviren ließen, bemerkt, daß die ſtarke
Beſtockung ſich ſchon im zweiten Jahre vermindert und im dritten
Jahre gänzlich nachgelaſſen hat, was auch hier ſtatt fand, und
mit Urſache iſt, daß die fremden Getreide nicht ſo leicht Eingang
finden. | | | |
Die weitere Behandlung und der Werth dieſes Weizens wird
am Schtuſſe der gemeinen Weizen angeführt. ö 5
Hievon beſitzen wir durch die längere Ausſaat im Frühling
hervorgerufen den |
; : hh) weißen Sommerweizen, E
der ſich der Spielart h botaniſch nicht unterſcheiden läßt.
Weißer Sommerweizen, bei Lambsheim in Rheinbaiern und verſchiedenen
egenden Deutſchlands. ;
Vorkommen und Verbreitung. Ziemlich häufig in der
Gegend von Lambsheim in Rheinbaiern, ſo wie auch in unſerer
nächſten Umgegend durch den landwirthſchaftlichen Verein ver⸗
breitet, jedoch nicht ſehr haufig eingeführt.
Cultur und Gebrauch. Die von uns veranlaßten An⸗
bauverſuche lieferten folgendes Reſultat: | 2
Ruthen San. | á
Ort des Verſuches. à Vorfrucht Dün- Saat. EF |. yon
Gewicht
1000 \ gung. trag. 400 Ml.
Wertheim, bunt. Sandſtein⸗ 50 mier 1833 8. April 205
geb. ſchw. Lehmbod. 1833, 5. IREL ;
Mannheim im flachen Land desgl. 13. Mai i192
im leichten Lehm. 5 MEN a
Haag im Odenwald, Dickrüben 8. März 2240
Sandſteingebirg. 1834. u. Kraut 5 Mßl. *
Mannheim. e Dickrüben Anf. März 235
40 MpL |
Bammenthal Spelz 22. April
15 MEL
Haag 1835. ä Dickrüben 1834 25 Mil.
Sch 8 lu. Kraut
ſechriesheim an der Berg- 200 Spelz 1832 4. April
raße im flachen Land 25 MEL
62
Im Allgemeinen bemerkte man, daß die Frucht meiſtens gut
zu dreſchen iſt, wenig Brand in derſelben vorkam und gutes Mehl
lieferte.
Nach einer andern Beobachtung fand man, daß der Som’
merweizen im Herbſte mit Roggen geſäet mehr Ertrag abwirft, als
derjenige, der im Frühling ausgeſaͤet wurde.
Obgleich übrigens mehrere Anbauverſuche günſtig ausgefallen
ſind, ſo hat ſich dieſer Sommerweizen nur ſehr wenig verbreitet,
vielmehr ließ man ihn in mehreren Gemarkungen wieder ausgehen,
weil man ſich bei der fortgeſetzten Cultur überzeugte, daß die ein
geführte Winterſpelz mehr vorträgt. 5
Den ſchönſten Sommerweizen ſahen wir bei Lambsheim im
Sandboden, der einen moorigen Untergrund hat und wo man auf
1½ — 2 Fuß Tiefe Horizontalwaſſer findet.
Aus führlicheres über den Sommerweizen SN wir am Schluſſe
der gemeinen Weizen.
Der in den europäiſchen Cerealien beſchriebene weiße SE mit
bräunlichem Halm artete bei längerer Cultur in die Spielart h aus und muß
deßhalb geſtrichen werden. x
i) Weißer Kolbenweizen mit gelben Samen.
(Winterweizen.)
Aehre ſchlaff, ungegrannt, weiß, kahl; Samen gelb.
Europäische Cerealien p. 6. K.
Talaveraweizen (aus Talavera in Spanien), Winterweizen mit gelbem Sa⸗
men in Deutſchland; Froment blanc à epi blanc et à grains jaunes in
Frankreich.
Unterſcheidet ſich von der vorſtehenden Spielart h. durch et⸗
was kräftigere Beſtockung, hauptſächlich aber durch mehr bauchige,
gelbe, mehlige Samen. $
Vorkommen und Verbreitung. Urſprünglich ſoll diefe
Weizen aus Talavera in Spanien nach England gekommen ſeyn,
von wo er über Deutſchland und Frankreich verbreitet worden ift
Cultur und Gebrauch. Schon vor 17 Jahren beſchäf⸗
tigten wir uns mit der Cultur dieſes fchönen Weizens, allein ohne
günſtigen Erfolg. In den erſten zwei Jahren beſtockte ſich derſelbe
vortrefflich und reizte die Bauern zum weitern Anbau, ebenſo fat
den wir ihn ſchon malterweiſe auf dem hieſigen Fruchtmarkte zum
63
Verkauf aufgeſtellt, allein dieſes dauerte nicht lange, die Veſto⸗
Cung ließ bei mehrjährigem Anbau nach und der Weizen wurde
daß ½ der Mehren demſelben unterworfen waren. Ein anderer
Verſuch in Weinheim im Sandboden zeigte etwas weniger Brand,
wurde aber von den Vögeln ſo ſtark heimgeſucht, daß der Ertrag
nicht richtig angegeben werden konnte.
Würde man alle zwei Jahre Samen aus England kommen
laffen , fo find wir überzeugt, daß bei einem folchen Fruchtwechſel
dieſer Weizen ſich vor allen andern auszeichnen würde, allein da
der Bezug deſſelben in größeren Quantitäten ſchwierig und mit
Koſten verbunden iſt, ſo mochte es wohl immer ſchwer halten,
dieſen Weizen mit Vortheil einzuführen. Bei dieſer Spielart iſt
auffallend wahrzunehmen, wie wohlthätig der Samenwechſel bei
den Getreidearten einwirkt und wir können daher nicht umhin,
den Saatwechſel bei dieſer wie auch bei allen Getreidearten mög⸗
lichſt anzuempfehlen. I
k) Weißer fammtartiger Kolbenweizen, (Winterweizen.)
Aehre ſchlaff, ungegrannt, weiß, ſammtartig.
Europäische Cerealien p. 7. C.
Weißer Sammtweizeu, böhmiſcher Weizen, böhmifcher Sammtweizen in
eutſchland; Froment commun sans barbe, velouté et blanc „ Bié de Bo-
eme, froment à épi velouté, graines Worees in Frankreich; Frumenta
della nuova Inghilterra in Italien. 2
Iſt von der Spielart h. durch einen ſtarken ſammtartigen
Ueberzug der Aehren und durch gelbe, runde, mehlige Samen un⸗
7 n ’ i
terſchieden. Wird häufig mit pritieum turgidum verwechſelt, von
dem es ſich durch den gaͤnzlichen Mangel der Grannen unter⸗
ſcheidet.
Vorkommen und Verbreitung. Diefer Weizen wird
vorzüglich in Böhmen, in der Normandie, in England und nach
einigen Angaben auch in Italien angebaut. es.
Cultur und Gebrauch. Er wird über Winter angebaut
und iſt uns niemals erfroren.
Obgleich wir von unſern verſchiedenen veranlaßten Verſuchen
im Großen keinen genügenden Erfolg nachweiſen können, ſo glau⸗
ben wir aber doch durch einen Verſuch in dem Odenwalde und
einen 25jährigen Anbau im Kleinen, wo dieſer Weizen eine vor⸗
zügliche Beſtändigkeit zeigte und ſtets den erſten Weizenarten gleich
ſtand, gefunden zu haben, daß derſelbe zu den beſten Weizen ge⸗
zählt werden darf, nicht auswintert, ſich kräftig beſtockt, dem
Brande nicht mehr. als andere Getreide ausgeſetzt iſt und vorzüͤg⸗
lich ſchöne, mehlreiche Körner liefert. Nur bemerkten wir, daß er
etwas fpäter, als der braune Kolbenweizen reif wird, was in
Gegenden, wo man Stoppelrüben baut, zu merken iſt.
Herr von Witten nennt ihn Triticum pilosum und ſagt von
ihm: der wollige Ueberzug dient der Aehre als Einſaugungsgefäße,
mit deſſen Hülfe ſie den Thau und die Feuchtigkeit der Atmosphäre
einzieht und deßhalb in trocknen Jahren und auf höher gelegenen
Weizenäckern befer körnet, als der Saatweizen. Außerdem ift
aber das Korn ſeiner Dünnſchaligkeit wegen dem beſten gelben
Saatweizen vorzuziehen und der Anbau dieſes Weizens ungleich
ſicherer, als der des velvet wheat (Talaveraweizen 2) der Eng⸗
länder , welcher bekanntlich leicht erfriert, was bei Triticum pilo-
sum, zumal bei nicht verfpäteter Ausſaat, ſelbſt bei den ſtärkſten
Fröſten nie bemerkt worden iſt.
D Gelber Kolbenweizen. (Winterweizen.)
Aehre ſchlaff, ungegrannt, gelb kahl.
Europäische Cerealien p- S. M.
Dieſer Weizen hat keine weitere Bedeutung, weil die Farbe
ſehr wechſelt und in den braunen oder weißen Kolbenweizen über⸗
geht, folglich als zufällig erſcheinende Form zu betrachten ift.
m) Rother Kolbenweizen. . ` ae eee
Aehre ſchlaff, ungegrannt, ëmgin. kahl.
Europäische Cerealien p. 8. N. IR"?
„Winterweizen, rother Winterweizen, Zielen , Winterweiſen, Aarweizen,
eſſauer Weizen in den verſchiedenſten Gegenden von Deutſchland; Froment
commun sans barbes ; glabre et roux; Blé Lamas, Touzelle" rouge sans
barbes „ Froment d'automne in Frankrelch; Formento invernengo , Bion-
della in Italien; Trigo chamarro, Pelon , Toseta in Spanien.
Unterſcheidet ſich von der Spielart h blos durch de
Achren und gelbliche runde Samen; artet nicht leicht aus und hat
durch lange Cultur eine beſtimmte Beständigkeit angenommen.
Vorkommen und Verbreitung. Wird als dominirende
Winterfrucht im Breisgau, im Elſaß, in der Wetterau und über⸗
haupt wobl in den meiſten Gegenden von Deutſchland, wo die
Weizencultur eingeführt iſt, allgemein als Wintergetreide angebaut.
Cultur und Gebrauch. Man kann dieſen Weizen, der
ſchon ſeit Jahrhunderten im füdlichen Deutſchland angebaut wird,
als eine ber vorzüglichſten Winterfrüchte anſehen, welche bei ge⸗
hörigem Samenwechſel nicht leicht fehlſchlagen wird, und weßhalb
ſich dieſelbe wenigſtens in Deutſchland eingebürgert und als beſtän⸗
dige Form erhalten hat. Die in den landwirthſchaftlichen Schrif⸗
ten vorkommenden C Culturbeſchreibungen über den Weizen ohne An⸗
gabe der eigentlichen Arten beziehen ſich meiſt auf den rothen Kol⸗
benweizen, weßhalb wir uns auf eine weitere Beſchreibung nicht
einlaſſen, ſondern auf die am Schluſſe der gemeinen Weizen an⸗
geführte allgemeine Culturbeſchreibung verweiſen und nur in der
nachſtehenden Tabelle die Reſultate unſerer ae Culturver⸗
ſuche mittheilen wollen.
gufen "ege, l l Er⸗ DEA
Ort des Verſuchs [a Vorfrucht Kë von
| HA REP SE „rag Wen gea.
Bammenthal im hügeligen viee 1833 80. 200
Kalkgebirg. 1834. we Gs >
Schriesheim im flach. Land Dickrüben 1833 5 Mßl. 70 221
Mauer im hügelig. Kalk⸗ Kartoffel] 1833 235
gebirg. 1835. , 27. Oct. 1
Spechbach desgl. Hafer 1834 % 230
Wimmersbach desgl. Spelz 1834
Ruthenj `. Hun | Gewicht
Ort des Berſuchs à BVorfrucht vis Saatzeit |, von
1002 8 rag 100 Mil
Heidelberg im flach, Land 200 | Mohn 1834 30 mit. 240
E d. Es Nach E
Neuenheim desgl. i Mais u. 1834 6 Mßl. 250
7 "ann Kraut d. 20. Nov. DC?
Schriesheim desgl. 1836, Raps u. 1834 30 Mßl. 230
e J Dickrüb. d. 24. Oct.
Leimen desgl. Z „. desgl. 1834 | 7 Mgl 220
Hd d. 27. Oct.
Obgleich dahier der Spelzenbau allgemein eingeführt iſt und
jedes andere Getreide nicht fo leicht auf den Märkten Abſatz fin |
det, ſo fand dieſer Weizen dennoch bei mehreren Landwirthen Ein⸗
gang und wird heute noch fortgebaut. Im Allgemeinen ergiebt ſich
aus vorſtehender Tabelle, daß die Ausſaat viel zu ſpät geſchah,
was hauptſächlich bei einigen Verſuchen zum geringen Ertrag bei⸗
getragen haben mag. Man findet dieſen Weizen auf den Märkten
zu Strasburg, Freiburg, Lahr, Durlach und e haupt⸗
ſächlich zum N ausgeſtellt.
) Rother ſammtartiger golbenweizen. inte
Europäische Cerealien p. 9. 0. ; i
Rother Sammtweizen in che Froment commun sans r ei:
Velouté get rbux in Frankreich.
Unterſcheidet Got von der METE SE blos Nu ei⸗
nen ſammkartigen Ueberzug der Aehren. |
Vorkommen und Verbreitung. Kommt bis jetzt air
nur in Getreideſammlungen vor ge wird D Wiſſens im ts,
ßen nicht angebaut.
Cultur und Gebrauch. Wir ott dieſen Weizen be⸗
reits ſeit 20 Jahren und fanden in den erſten Jahren, daß er leicht
ausartet, auswintert und überbaupt keine Beſtändigkeit zeigte, al⸗
lein bet fortgeſetzter Cultur gewöhnte ſich die Pflanze an das Klima,
die Aehren behielten einen beſtändigen Charakter, die Saat mit:
terte nicht mehr aus und nahm eine kräftige Beſtockung an, ſo,
daß wir dieſen Weizen jetzt mit zu den beſſeren Weizen zählen konz
nen. Man ſieht aus dieſem Beiſpiele, wie wichtig die Cultur von
Getreidearten in landwirthſchaftlichen Sammlungen iſt, weil da⸗
durch allein die verſchiedenen Getreide allmählig an das Klima
67
gewöhnt und hierdurch leicht bauwürdige Formen erzielt werden
konnen. Wir bedauern nur, keine günftige Gelegenheit zum Anbau
um Großen gehabt zu haben, was aber fpäter nachgeholt werden ſoll.
) Igelweizen ) mit weißlichem Samen. ( Winterweizen.)
Aehre dicht, gegrannt, weiß, kahl; Samen weißlich.
Europäische Cerealien p. 10. O0 o Fan
Halm 3— 216 Fuß hoch. Blätter a Zoll breit, 6 Zoll lang.
Aehre Aſeitig „dicht, oben abgeſtumpft. Spindel kurz gegliedert,
glatt, der Rand fein behaart. Aehrchen 16 — 48, ausgebreitet,
dicht übereinanderſtehend, 3 — 4 ſamig und 3 — 4grannig. Balg
weiß, glatt, in einen grannenartigen gebogenen Zahn ausgehend.
Aeußeres Bälglein glatt, gegrannt, länger als die Kelchſpelze.
Juneres Bälglein ſo groß als das äußere, dünnhäutig, meiſt ge⸗
zahnt. Grannen meiſt fo lang als die Aehre, bisweilen kürzer,
ſehr abſtehend. Samen länglich, klein, mehr glaſig als mehlig,
weißlich. . SCT EK
Vorkommen und Verbreitung. Der Igelweizen wurde
aus der landwirthſchaftlichen Anſtalt in die Neckargegend verbreitet
und wird jetzt in der Gemarkung Haßmersheim häufig angebaut.
Cultur und Gebrauch. Wir eultiviren diefe Getreideart
ſchon über 25 Jahre, und mußten fie in den erſten Jahren beſtän⸗
dig früh im Frühling ausſäen, weil ſie uns, im Herbſte geſäet,
faf jedes Jahr auswinterte; allein dieſes geſchah ſpäter weniger,
und gegenwärtig hat ſie ſich vollkommen zur Winterfrucht erhoben,
ie uns ſeit einer Reihe von Jahren nicht mehr erfroren iſt.
Bei Haßmersheim, wo man ſich ſeit mehreren Jahren mit
der Cultur des Igelweizens beſchäftigt, gedeiht derſelbe vorzüglich
und wird daſelbſt häufig als Kernfrucht zu Suppen benutzt. Herr
Bürgermeiſter Frank in Haßmersheim am Neckar, ein ſehr eifriger
ekonom, hat den Igelweizen in ſeine Gegend verbreitet, und es
möchte nicht ſchwierig ſeyn, Saatfrucht durch denſelben zu erhalten.
Er iſt dem Brande nicht beſonders ausgeſetzt und lagert ſich
icht leicht. EC
m 5
: 9 Diefe Benennung von den kurzen dichten Aehren und den kurzen abſtehen⸗
den Grannen, wodurch die Nehre ein igelähnliches Anſehen pat
68
In PR wurden Di 30 yes 430 Maßchen Get
naeh 12 55 E E
; ge Igelweizen mit gelben Samen. (Sommerweizen.
Aehre dicht, gegrannt, weiß, kahl; Samen gelb.
Europäische Cerealien p. 10. P.
Bengel- und Binkelweizen mit Grannen, Zwergweizen in Deutichland!
Blé ordinaire à epi compacte et barbu in Frankreich.
Unterſcheidet „fi ſich von der vorſtehenden Spielart 0 SE run /
de, bauchige, gelbe Samen und größere Empfindlichkeit gegeh
Kälte, weßhalb dieſer Mein über Sommer bei uns gebaut wer
den muß.
; Vorkommen und . Herr v. Witten wil
diefe Getreideart aus Kleinaſien bezogen haben, wo fie hauptſäch⸗
lich auf den Inſeln des griechiſchen Archipels angebaut werden fol
Nach Wagini baut man ſie in einigen Gegenden von Steiermarl⸗
Weiter ſcheint dieſer Weizen, außer den landwirthſchaftlichen Sami
e nirgends gebaut zu ſeyn.
Cultur und Gebrauch. Dieſe Sommerfrucht muß ſo feil
wie möglich geſäet werden, meng fie. fich kräftig beſtocken und ge
hörigen Ertrag liefern ſoll. Sie iſt dem Brande nicht ſehr unter
worfen und lagert fid) wegen den Botten Halmen und den kurzen
Aehren nicht leicht. Herr v. Witten ſagt hiervon: Fällt dief
: Weizen in die Hände eines geſchickten Müllers, der ihn vor del
Vermahlung ſtärker annäßt, als dieſes beim Winterweizen -noth
wendig iſt, ſo behauptet er vor dem rothbraunen Weizen bei wei
tem den Vorzug, und iſt hinſichtlich ſeiner Dünnſchaligkeit und
Schwere dem beſten wen gelben Weizen völlig gleich g
achten. ; :
Bei der ſtarken ee des Kartoffelbaues iſt die Aus
forſchung brauchbarer Sommerweizenarten von erheblicher Wichtig
keit; da dieſe Cerealien vor allen andern dazu geeignet find, den
behacten Früchten zu folgen. Der bei uns gewöhnliche Sommer’
weizen erfüllt hinſichtlich ſeiner Brauchbarkeit nicht die Wünſchk
des Cultivateurs; durch Hülfe des Igelweizens kann aber ferf
der wohlgedüngte Mittelboden, der bis jetzt auf Erzeugung des
Weizens ganz verzichten mußte, einen angemeſſenen Ertrag eines
ſchätzbaren Weizens ſich verſchaffen, ohne daß der Acker hierbei
mehr angegriffen: wird, als durch den fo oft vorgeſchlagenen Ger:
ſtenbau, wo zumal bei der ſpäter geſäeten kleinen Gerſte öfters
mehr Ackerrettig als Gerſte erzeugt wird, welcher den Acker in un⸗
gleich ſtärkerem Maße anſtrengt, als dieſes durch den Weizenbau
geſchieht. Nur mit ſehr ſeltenen Ausnahmen werden die nachfol⸗
denden Gewächſe — mögen es Halmfrüchte oder Kleearten ſeyn —
ſtets beſſer nach Sommerweizen als nach Gerſte gedeihen.
Man bedarf auf den Morgen nur 12 Metzen zur Einſaat,
auſonſt man dieſen kleinkörnigen Weizen verſäet und hierdurch ſein
Mißrathen bewirkt. Wenn es irgend thunlich iſt, muß ſolcher
Wen im Märzmonat mit dem Exſtirpator in die Erde gebracht
oder, in deſſen Ermangelung, mit gewöhnlichem Pflügen leicht
zatergepflügt werden. Spätere Froſte thun ihm keinen Schaden
ie Reife tritt im Auguſt ein, und die Saat vervielfältigt ſich,
nach Beſchaffenheit der Jahre, 5 — löfach. |
d) Sammtartiger Igelweizen. (Sommerweizen.)
Aehre dicht, gegrannt, weiß, ſammtartig.
Europäische Cerealien p. 11. R.
Unterſcheidet ſich von der Spielart o durch einen ſammtarti⸗
gen Ueberzug der Aehren. Dieſer Weizen ift wenig bekannt, muß
frühe geſaͤet werden und hat in ökonomiſcher Beziehung keinen Werth.
r) Rother Binkelweizen. (Sommerweizen.)
Aehre dicht, ungegrannt, bräunlich, kahl.
Europäische Cerealien p. p. 11. S. eg i
Bengelweizen und Cretiſcher Weizen, Weizen aus Corfu, in Deutſchland.
Proment commun à epi compacte, Froment d'Alsace, Froment sans barbe
Alsace à epi court, Blé de Crete, Blé mottu in Frankreich; Formento
Candia in Italien. i N
Der rothe Binkelweizen wird von der Spielart3o durch gänz⸗
liche Grannenloſigkeit und bräunliche Farbe der Aehren unterſchieden.
Vorkommen und Verbreitung. Er wird in der Gegend
von Pfalzburg, im Elſaß, im Canton Freiburg und Waadt in der
chweiz, ſo wie in einigen Gegenden Würtembergs angebaut.
Cultur und Gebrauch. Der Binkelweizen ift eine Som⸗ E
Merfruche, die frühe geſäet werden muß, was jedoch, allein nicht
70
mit beſtimmter Sicherheit, auch über Winter geſchehen kann. Durch
längere Cultur über Winter möchte er ſich übrigens wohl an unſer
Klima gewöhnen. Die zahlreichen Körner des Binkelweizens ſind
klein und mehlreich, und der Ertrag ſteht den übrigen Sommer⸗
weizen nicht nach. Er lagert ſich nicht leicht und widerſteht ver
möge der ſteifen Halme und kleinen Aehren den Stürmen und Re
gen mehr wie irgend eine Getreideart.
Die Reſultate unſerer Verſuche im Großen ſind folgende:
Rauchen] Er⸗ Gewicht
> 5 Dün-
Ort des Verſuchs 8 e ang Saat trag E
— /
Schriesheim im Ban 50 Spelz u. 1832 24. März 110: 2327
Lande. 1834. T Rüben. 10 MEL |
Daſelbſt 100. | besgi. 1832 7. April | 60 230
| 14 Mil, |
Bemerkt wurde, daß bei letzterem Verſuche die fpäte Ausſaat
hauptſächlich den Minderertrag hervorgerufen hat und daß man
dieſen Weizen jeder andern Sommerfrucht vorziehe.
Ueber die Cultur und den Gebrauch des gemeinen
Weizens im Allgemeinen.
1) Winterweizen.
Hierzu zählen wir hauptſächlich die Spielarten e, h, i, k und
m, die größtentheils in Deutſchland, Frankreich und England vor⸗
zugsweiſe angebaut werden und auf welche die landwirthſchaftlichen
Beſchreibungen von Thaer, Burger und Schwerz meiſtens anzu⸗
wenden ſind.
Burger ſagt über die Cultur und den Werth des Weizens
Er erfordert einen thonigen Boden und kommt in einem minder
zuſammenhängenden nur dann gut fort, wenn das Klima mäßig
warm und feucht ifte Er erfordert einen kräftigen Boden, d. h⸗
er bedarf viele und leicht auflösliche düngende Theile. Die Bor’
bereitung des Ackers zur Cultur des Weizens ift ſehr einfach. Wenn
er nach Mais, Bohnen, Erbſen geſäet wird, ſo if es hinlänglich,
einmal zu pflügen, beſonders wenn die Vorfrüchte behackt und be⸗
häuft worden waren. Wird er nach einem Halmgetreide geſaͤet /
` D
ſo muß der Acker mehrmals gepflügt oder erftirpirt werden. Je
ſpäter der Weizen im Herbſte geſäet wird, deſto ſpäter kommt er
im folgenden Jahre zum Schoffen und Blühen. Ge’fpäter er aber
zum Blühen und Körnermachen gelangt, um ſo mehr unterliegt er
Krankheiten, dem Roſte vorzüglich, aber auch dem Brande. In
den wärmeren Gegenden ſäen wir im Herbſte zuerſt Roggen und
dann erſt Weizen, aus Gründen, die wir beim Roggen angegeben
haben; in kalten Gegenden hält man es aber für klüger, erſt
eigen und dann Roggen zu ſäen; denn der Roggen, wenn er
auch noch fo ſpät geſäet wird, wird doch reif, nicht Aber der vers
Matete Weizen. Ich möcht es aber für noch klüger halten, unter
ſolchen Umſtänden lieber gar nicht Weizen zu Gen, Die Saatzeit
des Weizens iſt durch das ganze nördliche Europa ziemlich gleich,
ſie fällt in die letzte Woche des Septembers und erſte Woche des
Octobers. : | ae
Die Weizenpflanze macht einen größeren Stock wie die übri⸗
gen Getreidearten, und bedarf daher mehr Raum. Die Quantität
der Ausſaat wechſelt von 1 bis 3 Metzen, nach Verſchiedenheit
der Größe des Korns, der Natur des Bodens, der früheren oder
ſpäteren Saatzweit, und der Art, den Samen unterzubringen.
Bei der gemiſchten Wirthſchaft rechnet man 1½ bis 3 Megen auf
ein Joch. ` | bk
Der breitwürfig oder in ſchmale Reihen gefäete Weizen läßt
ur wenige Cultur durch die Anwendung der Egge zu; der in weite
Reihenilgedrillte kann und muß aber öfters behackt werden. Wächſt
er im Frühlinge zu üppig mit Blättern, fo müſſen diefe weggeſchnit⸗
ten werden, weil er ſonſt zu früh ſich lagern würde. Die Ernte
des Weizens muß wohl in Acht genommen werden; denn wenn er
überreif wird, fo fällt er leicht aus. Es ſchadet ihm nicht, wenn
er auch um einige Tage früher, als feine Körner hart geworden,
geſchnitten wird. | e
Der Ertrag des Weizens an Korn und Stroh wird um fo
größer ſeyn, je mehr ſein Wachsthum durch das Klima in einem
angrmeſſenen Boden und eine zweckmäßige Cultur befördert worden
iſt. Das Durchſchnittserträgniß des Weizens an Körnern wechfelt
in Deutſchland auf Weizenboden und mittelguter Cultur zwiſchen
16— 48 Metzen per Joch. Das Durchſchnitts⸗Erträgniß deſſelben
72
an Stroh ſteht in keinem gleichförmigen Verhältniſſe zur Größe
des Erträgniſſes an Körnern. Es iſt groß in ſolchen Gegenden,
wo Klima und Boden den Wachsthum der ganzen Pflanze ſehr
begünſtigen, und klein in mageren und ſeichten Gründen; groß in
feuchten und den Blätterwachsthum begünſtigenden, und kleiner in
warmen und trockenen Jahren.
Ferner ſagt Schwerz: Man pflügt in der Regel zum Wei⸗
zen weder ſo tief noch ſo fleißig als zum Roggen und eggt gröber
weg. Schließt das Innere des Bodens nur gut zuſammen, ſo
achtet man auf die kleinen Klöte (Erdſchollen) nicht, die nach der
Einſaat obenauf liegen bleiben. Man liebt ſie ſogar, als dem
Weizen zum Schutz im Winter dienend, und durch das Verſchlei⸗
fen im Frühjahre friſche Erde gewährend.
Auch auf die Witterung kommt es bei der Bearbeitung bed
Bodens nicht fo genau an. Hat man Roggen oder Weizen zu
ſaͤen, fo benutzt man das günſtige trockene Wetter vorzugsweiſe
zur Bearbeitung des Feldes zum Roggen.
Der beſte, dem Weizen anſtändigſte Dung iſt alte Bodenkraft.
Es iſt Herabwürdigung einer ſo edlen Frucht, ſie in abgetragenes
Land zu bringen, obgleich dazu gedingt wird; es fey denn, daß
eine Brache vorhergegangen. Der Weizen bedarf vieler, ſchon in
auflöslichem Zuſtande vorgeſchrittener Nahrung, daher es nach Vor⸗
fruchten, wie Hauf, Tabak, Bohnen, Raps, wozu kräftig gedüngt
worden, keins neuen Düngers bedarf. Auch nach gut beſtandenem
Klee bedarf es deffen nicht, vorausgeſetzt, daß man diefm nur
zweimal abmähet und den dritten Anſchlag durch ene dem
Weizen zugut kommen läßt. a
Iſt der Acker in keinem befriedigenden SÉ EN ‚ fo muß zum
Weizen gedüngt werden. Den Dung auf die Kleeſtoppel bringen,
den Klee etwas durchwachſen laſſen und dann die Stoppel ein⸗
fächrig unterpflügen, iſt ein treffliches Verfahren, welches dem
Sogleichunterpflügen des Dunges weit vorzuziehen iſt.
Wer einem mageren oder nicht wohlbeſtandenen Kleefeld kei⸗
nen Dung zu geben hat, der läßt am beſten den Weizen weg und
fået im folgenden Frühjahre Hafer oder pflanzt Kartoffeln.
„Ueberall, wo Weizen gebaut wird, kennt man, ſoviel ich weiß,
die fatalen Krankheiten, in Deutſchland namentlich den Brand,
— Zog ei ep e A et e
u
EI wf ne ët
73
bet Staub⸗ als Steinbrand, denen dieſe herrliche Frucht un⸗
terworfen iſt. Alle Präſervativen, die man dagegen vorgeſchlagen
hat, halten mehr oder weniger Stich, und ſelbſt die geprüfteſten,
die D am längſten bei dem Gebrauch bewährt hatten, ſchwächten
d einmal das Zutrauen von Unfehlbarkeit, das die Verwender
bisher darauf geſetzt hatten. Man muß jedoch geſtehen, daß ein
iritweifiger Rückſchlag eines lange bewährten Mittels darum nicht
deffen ganzes Verdienſt aufhebt, noch daß es deshalb verdient da⸗
mit verbannt zu werden; es beweiſt nur, daß mitunter Umſtände
eintreten können, wodurch die Wirkung deſſelben gelähmt oder ganz
aufgehoben werden kann. Jeder bleibe daher, bis er was Beſſeres
kennen lernt, bei dem, wobei er ſich bisher am wenigſten übel be⸗
funden hat.
Ich führe hier einige mir mitgetheilte Mittel an. Man wählt
bei mir, ſagt Lobbes aus dem Cleviſchen, die vollkommenſten
oͤrner zur Einſaat, vermengt ſi e mit zerfallenem Kalk, gießt
Buche darüber, ſäet ſie 24 Stunden nachher aus — De hat
doch Brand.
Auch ich war in dem Falle, bis ich nach jener Vorbereitung
am Ausſäen gehindert und ſolches erſt dreimal 24 Stunden nach
dem Einbeizen, wo der Weizen ſchon zu keimen anfing, ausführen
laſſen konnte. Der Weizen war beſſer als ich je gehabt hatte.
Seit 22 Jahren, daß ich dieſe Methode befolgte, habe ich nur eine
einzige brandige Aehre auf meinen Feldern gefunden.
Ein tüchtiger Landwirth zu Reinbach bei Bonn wählt von
dem Vorſchlage des aus der Sonne gedroſchenen Weizens die be⸗
Ren Körer, nimmt auf jeden Sack voll Frucht einen Spaten voll
gelöſchten Kalk, rührt ihn in einer -Kufe mit etwas Waſſer zu eis
nem Brei, ſetzt vergohrene Jauche mit ein paar Hände voll Salz
hinzu, rührt und giebt den Weizen hinein, läßt ihn 12 — 44 Stun⸗
den ſtehen, wo die Maffe ganz compact wird. Um ſie ſäen zu
können, wird ſie verkrümmelt und mit etwas Holzaſche durchgerie⸗
ben. Seit 16 Jahren hat er keinen Brand mehr gehabt.
Herr ** zu Oberweſel am Rhein wählt das beſte Stück auf
dem Weizenfeld aus, läßt es wohl reifen, ſetzt die Garben ſogleich
auf, fährt nur ein wenn der Weizen völlig trocken geworden,
driſcht ſogleich aus, enn aus dem Vorſprung der Körner, brei⸗
74
tet fig auf dem Boden auseinander, ſetzt mit jeden 4 Scheffel Sätz
ner einen Scheffel trockner Holzaſche untereinander, läßt das Ge
miſch 14 Tage über durchtreten und täglich einmal untereinander
ſtechen. Das Ganze bleibt fo bis zur Ausſaat liegen, wo man
vorläufig die Aſche herausſiebt, diefe alſo für den häuslichen Ge
brauch nicht verloren geht.
Herr Schmitz zu Düren im Juülich' ſchen nimmt auf 300 %
Weizen 1 g Maun, 1 & Eiſenvitriol, 4 Y Salpeter und ½ %
Grünſpan. Die zerſtoßenen Ingredienzien werden mit zureichendem
Waſſer über dem Feuer aufgelöſt, und wenn ſte erkaltet, mit ſo
viel Waſſer gemiſcht, als nöthig iſt, den Weizenhaufen ganz zu
durchfeuchten. Man ſticht ihn ein paarmal herum und fået nach
24 Stunden. Seit ſo vielen Jahren, als Schmitz ſich dieſes
Mittels bedient, hat er nie Brand gehabt. Er bot fon mehrmal
und bietet noch für jede brandige Aehre, welche man auf ii
Aeckern finden würde, dem Entdecker einen Ducaten.
A Nach Tabak und Hanf treibt der Weizen ſchneller aus der
Erde, als nach anderen Gegenſtänden; daher das verfpätete Saen
nach jenen Früchten um ſo weniger bedenklich wird. Kleeweizen
will 2 — 3 Wochen vor jedem andern geſäet ſeyn, ohne welches
er, nach der Erfahrung der Elſaſſer, leicht taub wird.
Die gewöhnliche Saatzeit des Weizens iſt wohl 8 Tage vor
bis 3 Wochen nach Michaelis. Ob nun gleich der vor jener Friſt
geſaͤtte Weizen durchgängig beffer einſchlägt, fo kommt man doch
auf Aeckern, die zum Unkraut geneigt ſind, gedachter Friſt nicht
gern zuvor, weil dieſes auf früh beſäeten Aeckern zu ſehr wuchert.
Das ſpätere Saen, als jene Friſt angiebt, ſchlägt nur in
wenigen Jahren zu Glück; denn wenn gleich der Weizen ſtark und
kraftvoll wächſt, ſo bleibt er doch lange grün und ee im
Sommer, wodurch viele Aehren taub bleiben.
f Wie man in einer und derſelben Gegend, und zwar in zwei
nicht ſehr entfernten Orten, bei gleichem Klima und Boden und
bei demſelben Fruchtumlaufe im Elſaß, hier 290 Litre ſäet, wäh⸗
rend man dort mit 190 zureicht, beweiſet, wie vieles von leidigem
Herkommen bei den Landwirthen abhängt. Daß aber das übers
mäßige Samenquantum daher rühre, beweiſen die Verſuche zweier
Manner, wovon der eine in eben jener Gegend, wo man 290 Litre
75
duszuſtreuen pflegt, ihrer nur 145, der andere gar nur 97 ſäete.
Ich ſah das Feld dieſes letzteren; es ſtand vollkommen dicht und
ſchön „während auf dem daranſtoßenden, nach Art der Gegend be⸗
ſäeten, die Frucht größtentheils gelagert hatte.
Man beobachtet im Elſaß, nach Klee ein Drittel Weizen
nehr, als nach Tabak, auszuſäen.
Wenn auf einen naſſen Winter ein trocknes Frühjahr folgt,
ſo verhärtet ſich die Oberfläche eines kieſigen Bodens ſo ſehr, daß
es den jungen am oberen Knoten austreibenden Wurzeln unmöglich
wird einzudringen, und die Pflanze erhält ein kränkliches, bleich⸗
gelbes Anſehen. In einem ſolchen Falle leiſtet ein 1 einmaliges Eg⸗
gen gute Dienſte.
In dem Juülich'ſchen wiederholt man diefe Arbeit nicht ſelten
en, und damit die Egge um ſo ſchärfer eindringt, werden
ihre dort hölzernen Zähne geſpitzt. Man eggt daſelbſt einmal über
die Länge und einmal über die Breite des Feldes. Jemehr der
Acker verunkrautet iſt, deſto ſtrenger und wiederholter wird geeggt.
Allenthalben rühmt man mir in dieſem Lande den dadurch beföor⸗
derten freudigen Wuchs. Fällt bald darauf Regen, ſo iſt die Vor⸗
richtung gewiß gelungen; ſollte aber trockne Witterung eintreten,
ſo muß das Land zugewalzt werden. Auf einem kraftvollen Acker
treibt der Weizen nicht ſelten ſo maſtige Blätter, daß man Lager
davon befürchten muß, weshalb man zum Schröpfen ſeine Zuflucht
nimmt. Es beſteht darin, daß man, ohne das Herz der Pflanzen
zu berühren, die Blätter mit der Sichel oder mit der Senſe abkützt.
Ein weiteres Mittel, den zu geilen Weizen, oder vielmehr
den, der es zu werden droht, zu bändigen, beſteht in dem Ab⸗
hüten, früher durch Schaafe, ſpäter durch Pferde, nie durch Kühe.
Auf kräftigen Feldern kann auch eine regelmäßige Weide ohne
Nachtheil für den Weizen ſtatt finden, jedoch darf ſie nur mit
kämmern betrieben und nicht über den erſten April hinaus verlän⸗
gert werden. .
Die Reife der Frucht beſtimmt einzig und allein die Zeit des
Einſchnittes. Wird dieſer bei dem Weizen verzögert, ſo werden
ſeine Körner hornig und verlieren in den Augen der Käufer kviel
an Werth, indem ſie das ſchöne weiße Mehl nicht mehr liefern.
Auch iſt bei dem Verſchub, zumal bei trockenem windigem Wetter,
76
wegen des Aunsſallens der Körner fehe viel gewagt. Wer nur im⸗
mer eine beträchtliche Menge einzuſchneiden hat, der thut wohl,
lieber um ein paar Tage zu i „als um ein paar Tage zu fpåt
damit anzufangen!
Man muß ſich dabei nicht durch das Anſehen des Strohes,
ſondern durch eine genaue Unterſuchung der Körner leiten laſſen.
Hat ſich die darin befindliche Milch verdickt, fo daß ſie ſich wie
Wachs zwiſchen den Fingern zuſammendrücken läßt, ſo iſt die Zeit
da, vorausgeſetzt, daß die noͤthige — der n da⸗
mit em T
2) Sommerweizen.
Dazu rechnen wir als bauwürdige Formen die, Spielarten aa,
p und r, vorzugsweiſe aber die Spielart hh, die am meiſten ver
breitet if und worauf ſich die meiſten landwürthſchaftlichen Be⸗
ſchreibungen anwenden laſſen. Burger ſagt über den Sommer⸗
weizen Folgendes: Man kann den Sommerweizen in ſolchen Ge⸗
genden bauen, in denen der Winterweizen des lang andauernden
Schnees oder der zu geringen Wärme des Sommers wegen nicht
gedeiht. In jenen Gegenden, die warm genug für den Winter⸗
weizen ſind, kommt der Sommerweizen nur dann gut fort, wenn
fie hinlänglich und oft Regen erhalten; in einem trocknen und hei⸗
ßen Klima oder Jahrgange mißräth er. Er fordert denſelben Bo⸗
den wie der Winterweizen. Sommerweizen bedarf mehr Dünger
oder einen an Humus reicheren Boden wie Winterweizen. Er muß
ſo zeitig als möglich im Frühlinge geſäet werden, damit er Zeit
habe vor der Hitze ſich zu beſtocken und durch die Hitze gezeitiget
zu werden. Er muß dichter wie der Winterweizen geſäet werden.
Sein Ertrag iſt im Allgemeinen geringer wie jener des Winter⸗
weizens und häufiger durch Roſt und Brand gefährdet.
| 2) Engliſcher Weizen. (Triticum turgidum.)
Aehre regelmäßig vierſeitig, einfach oder äſtig, gegrannt.
Aehrchen weiß, 1blüthig, 2 — Zſamig, 2grannig, faſt fo lang als
breit. Balg aufgeblaſen, kurz, in einen ſtumpfen Zahn ausgehend.
Der Kiel zuſammengedrückt, nicht ſehr erhaben. Die Grannen in
vier regelmäßigen Reihen mit der Aehre ziemlich parallel Wan
Samen . meiſt mehlig, ſeltner glaſig.
a) Weißer engliſcher Weizen. (Sommerweizen.
Aehre gegrannt, kahl, weiß.
Europäische Cerealien p. 12. A. ;
Halm 3 — 4 Fuß hoch. Blätter 34 Zoll und mehr breit d 6
bis 7 Zoll lang. Aehre ziemlich aufrecht, 3 Zoll lang, Aſeitig.
Spindel kurz gegliedert, zuſammengedrückt, weiß und feinhaarig.
Aehrchen 18 — 26, dicht übereinander ſtehend, Zſamig, 2grannig.
Balg ſehr kurz, ſtumpf, aufgeblaſen, glatt, weiß, kurzgezahnt,
mit einem weißen Reif überzogen. Außeres Bälglein faſt doppelt
ſo lang als der Balg, weiß, glatt, die zwei äußerſten gegrannt.
Inneres Bälglein ſo lang als das äußere, dünnhäutig, flach,
Nahnig. Grannen 1 ½mal fo lang als die Aehre. Samen baii-
chig, gelb, rundlich, mehr mehlig als glaſig. .
Ein ſehr zarter Sommerweizen, der nicht gern gedeiht und für
unſere landwirthſchaftlichen Verhältniſſe in ae, H Pr
nicht beachtet werden darf.
b) Weißer Wunderweizen. (Sommerweizen.)
Aehre gegrannt, weiß, kahl, äſtig. a ,
Europäische Cerealien p. 13. B. b
Weißer vielkörniger Weizen, weißer Wunder: oder aäſtiger Teien i in Seng,
land; Blé de miracle blanc, Froment à epi rameux in Frankreich.
Dieſer Weizen iſt unbeſtändig und entſpringt zufällig aus vor⸗
ſtehender Spielart, von der er fih nur durch äftige Aeh hren, die
bei günſtiger Cultur erſcheinen und ſich unter dürftigen Verhältniſ⸗ |
ſen wieder verlieren, unterſcheidet.
Ze Schwarzgranniger weißer Wunderweizen.
(Sommerweizen. ) Ni
Aehre gegrannt, weiß, kahl, aäſtig; Grannen ſchwarz.
Europäische Cerealen p. 13. C. is
Von der Spielart b nur durch ſchwarze Grannen verſcheden.
Iſt ebenfalls eine unbeſtändige Form, die nur Koch aus den
vorſtehenden zwei bere? entſpringt. |
d) Weißer ſammtartiger englöſcher Weizen. ,
Aehre gegrannt, weiß, ſammtartig.
Ruropäische Cerealien p. 18. D.
Entenſchnabelweizen, weißer dickhaariger Weizen, weißer engliſcher Weizen
in Deutſchland; Froment blanc de Montpellier, Moutin blanc, Blé d’abon-
dance, Petanielle blanche, Froment renfle, Blé de Dauphind „ Blé de
Sicile in Frankreich; Grano ravanese, Andriolo, Grano gross o in Italien;
Redondillo, Radonell, Grano Romanello in Ne White wheat, En-
debecks taru in England,
Iſt von der Spielart a durch einen ianiai Ueberzug
der Aehren, kräftige Beſtockung des Halmes, Aus dauern über Wiw
ter und durch größere Fruchtbarkeit zu unterſcheiden. Dieſe Spiel
art iſt ſehr beſtändig, wird niemals äſtig, wenigſtens iſt uns die⸗
ſes bei langjähriger Cultur derſelben nicht vorgekommen. Zuweilen
nahmen aber die Aehren, beſonders in feuchten Jahren, eine dun⸗
kelgraue, röthliche Farbe an, die fih aber in trocknen wieder ver⸗
loren hat. l
Vorkommen und Verbreitung. Der weiße ſammtartige
engliſche Weizen wird bei Avignon und Grenoble in Frankreich,
in Arragonien, vorzüglich aber in Catalonien und in andern Pro⸗
vinzen von Spanien, ſo wie auch in Italien, cultivirt. Ferner
ſoll er häufig in England angebaut werden und dort vorzüglich
gedeihen, was wir aber in Zweifel ſetzen, weil dieſer Weizen mehr
einem warmen, trocknen Klima anzugehören ſcheint.
Cultur und Gebrauch. Er reift ſpäter als die meiſten ge⸗
meinen Weizen, und taugt daher in ſolche Gegenden, wo man
Stoppelrüben baut oder wo die Ernte ſpäter hinaus fällt „nicht
wohl. Auch eignet ſich derſelbe in kein feuchtes oder naſſes Land,
wo viele Waſſerausdünſtungen ſtattfinden, weil die haarigen Nely
ren Waſſer anziehen, das wohl bei trocknen Sommern wohlthätig
auf das Gedeihen einwirken, während dann dieſer Umſtand dage⸗
gen in feuchten Jahren Veranlaſſung zu Brand und minderer Aus⸗
bildung der Samenkörner geben kann und überhaupt übel auf die
Vegetation einwirken muß. Man hat dieſes bei mehreren haarigen
Weizenarten wahrgenommen, und Thaer ſagt, daß man aus der
bemerkten Urſache Weizen mit behaarten Aehren niemals in feuch⸗
tes, ſondern in trocknes Land anbauen ſoll. Auch ift dieſer Wei
zen ſchwer zu dreſchen, was gewöhnlich von mangelhaft ausgebil-
deten Körnern, die ſich nicht leicht von den Spelzen ablöfen, her⸗
rührt. Die in Veſendorf angeſtellten Verſuche ſtimmen auch hier⸗
mit überein, indem man daſelbſt eine Menge unreifer Körner, die
viel Kleie und geringes Mehl gaben, allgemein wahrnahm, und
weßhalb man auch dort der Anſicht iſt, daß We fond fi ich nur
für ein warmes Klima eignet. Gizem SÉ te d
e) Rother engliſcher Weizen. (Sommerweizen)
Aehre gegrannt, bräunlich, kahl.
Europäische Cerealien p. 14. E. ; ae
Rother glatter dickähriger Weizen, rother glatter Entenſchnabelweizen in
Declan; Petanielle rouge et glabre, Froment rouge de Montpellier,
os blé A Epi rouge et ęglabre in bannen Redonile, Pisana, Bodo,
del in Spanien; Rhead wheat iu England.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch rolhbräunliche,
etwas breitere Aehren, die häufig nach der Spitze verjüngt zulau⸗
fen, und durch röthliche Grannen. a
Vorkommen und Verbreitung. Der rothe engliſche Wei⸗
zen wird in Spanien, in Frankreich in der Gegend vou Mont⸗
bellier, und nach verſchiedenen Angaben auch in England angebaut.
| Eultur und Gebrauch. Er gehört einem warmen Klima
au, wintert bei uns ſehr leicht aus, und ſchießt, wenn er als
ommerfrucht nicht ſehr früh ausgeſäet wird, nicht leicht in Aeh⸗ e
ren. Am beſten iſt uns immer die Ausſaat im Februar geglückt;
allein da dieſes nicht jedes Jahr geſchehen kaun, ſo müſſen wir
Wetz Weizen als ungeeignet für unſer Klima erklären, und em⸗
fehlen ihn dagegen als Winterfrucht ſolchen Ländern, die keinen
engen Winter und einen warmen Sommer haben. *
f) Rother Wunderwelzen. (Geng) i
Aehre gegrannt, bräunlich, kahl, äſtig.
_ Europäische Cerealien p. 15 F. e
Rother glatter Wunderweizen, rother vieljähriger Weizen kother glatter
e Weizen, rother glatter vielkörniger Weizen in Deutſchland; e
bang, „ Rodonell in Spanien.
Unterſcheidet ſich von der Spielart e, von der ſie entſtanden
it und jetzt eine ziemliche Beſtändigkeit angenommen hat, durch
tine, zäſtige, oft ſehr breite, ene Aehre ).
WS, — g 2
*) Man Greg, dieſe Spielart nicht mit Ge Linne ſchen Triticum com-
bpositum, wie dieſes Lagasea gethan hat, indem diefe Form glatte Spel-
zen hat, während die Linné'ſche mit Haaren beſetzt und bei uns unter der
Spielart h aufgeführt if,
80
Vorkommen und Wer biettu gg, Nach ziemlich glaubwür⸗
digen Nachrichten wird dieſer Weizen in Arragonien und andern
Theilen Spaniens angebaut. Bei uns dagegen finden wir ihn u
in Sammlungen.
Cultur und Gebrauch. Ein Sommerweizen, der früh
ausgeſäet werden muß, in Gärten febr reichhaltig ausſieht und
deshalb leicht zu Verſuchen im Großen anregt. Allein auf dei
Felde wird er nur unvollkommen, reift ſpät, artet ſchnell aus /
und hat durchaus keinen ökonomiſchen Werth, was wir aus g
ene Erfahrung hoe können.
GH Rother ſammtartiger engliſcher eet
(Winterweizen.)
Aehre gegrannt, bräunlich, ſammtartig.
Europäische Cerealien p. 16. 6
Aegyptiſcher u 5 von St. Helena Gelbe in den G
menverzeichniſſen), Glockenweizen, rother engliſcher Sammtweizen, dickhaarige
Tuneſer,] Marokkaner, Arabiſcher, Türkiſcher und Welſcher Weizen in Deutfchland
Blé froment gros turque à 4 rangs, B. de la Mecque, B. de Danzig (N
Jardin du Roi zu Paris), Gros Blé, B. de Sicile, Petänielle rousse, Fro
ment roux de Montpellier, in Frankreich; Grano az in Italien; Rodor
dillo in Spanien; Clock wheat, Revet mv EI Great wheat in England
Oamh arabi in Arabien.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch dickere, rothe
ſammtartige Aehren, häufig abſtehende Grannen, größere Samen,
mehr aufgeblaſene Spelzen, eine kräftigere n und dur
vorzügliche Ausdauer im Winter, d
Vorkommen und Verbreitung. Man cultivirt dief
Weizen in Gascogne in Frankreich, in England und in Spanien
ferner in neueren Zeiten in der Umgegend von Freiburg und „
deren Gegenden, meiſt nur verſuchsweiſe angebaut.
Cultur und Gebrauch. Keine Getreideart beſtockt wei
fruchtbarem Boden fo kräftig, und erreicht fo lange Halmen e
ſo große Aehren, wie dieſer Weihen. Es iſt eine Luſt, ein forat
Weizenfeld vor der Ernte zu überſehen. Er erträgt die firengf!
Kälte, wintert niemals aus, bringt langes, ſteifes, rohriges el
und reichlichen Ertrag an Körnern; allein es ift Orundbedingund
ihn in gutes Land zu bringen, wenn er allen dieſen Vorzügen Eu
forechen fol. Die Reife erfolgt etwas ſpäter als bei den reift!
Si
einen Weizen. Wir haben mit dieſem Weizen verſchiedene An⸗
bauverſuche veranlaßt, die wir hier mittheilen wollen.
. Gewicht
Er⸗ von
trag. 100 Mil,
Ruthen Kë be? ER
Ort des Verſuchs. f 10 wage ci? Saat.
dien. 1007
Laudenbach in flachem Senn) 20 Kraut u. 1833 13. Oct. | 28 225
1834. Bohnen Mal.
Stein im hügelig. Sen) 20 Kartoſel 1833 18. ie 270
Bammenthal in hügelig. 50 Kartoffel 1838 1. Det. 88 GH
Kalkgebirg. 10 Mß l. S
GE R | Wi
Kirchheim in flachem Land] 80 | blauer | 1833 | 4. Det, 230
Walldorf ebendaſelbſt. 100 Tabak | 1833 | 8. Oct. 250
Li 10 Mil.
Schriesheim ebendafelbft 200 Mohn | 1832 | 14. Det. | 560 | 260
> 18325. =: i idet 30 M5 l. e
Bei den Verſuchen 1834 wurde der Ertrag zum Theil durch
Mausfraß ſehr geſchmälert. Im Allgemeinen war man mit dieſem
Weizen zufrieden; allein vielſeitig wurde behauptet, daß das Mehl
kein ſo weißes Brod liefere wie andere Weizen oder Spelzen.
Der Anbau dieſes Weizens wurde einige Jahre fortgeſetzt, al⸗
lein unſers Wiſſens hat man denſelben meiſt wieder aufgegeben,
und zumal deßhalb, weil bei dem allgemeinen Spelzenbau der
Weizen nicht als eigentliche Marktwaare betrachtet wird, ein Um⸗
ſtand, der dem Emporkommen neuer Getreide ſehr oft hinderlich
im Wege ſteht. Bei Freiburg, wo allgemein Weizen gebaut wird, ?
fanden wir dagegen vor einigen Jahren dieſen Weizen häufig auf
den Feldern, und die Bauern ſind mit dem Ertrag zufrieden, be⸗
haupten aber ebenfalls, daß die Frucht geringeres Mehl liefere als
der dort eingeführte rothe Kolbenweizen; dabei erfolgt die Reife
etwas ſpäter als bei dem gemeinen * was beim Stoppel⸗
ruͤbenbau hinderlich iſt.
Wir empfehlen übrigens dieſen Weizen mit mg Gewiſſen
zu weiteren Verſuchen, und geben Jedem die Verſicherung, daß er
in gut bearbeiteten F nahrhaftem Boden keine Mißernte erlangen
wird.
6
82
Ze Rother ae l H
Aehre gegrannt, bräunlich, ſammtartig A äſtig.
Europäische Cerealien p. 16. H.
Triticum ‚compositum L.
Vielähriger, ägyptiſcher, ſmyrniſcher, arabiſcher, marofkaniſcher und fammb
artiger äſtiger Weizen, Wunderkorn, Wunderweizen in Deutſchland; Blé d'abor |
dance, B. de Smyrne, B. de la Barbarie , B. de miracle, Gros blé H
epi rameux in Frankreich; Grano d'Egitto in Neapel; Grano di Seet
Grano del Graspo, Grano „Mazzachio in Italien.
Iſt von voriger Spielart durch ſehr äſtige Mehren, die dieſem
Weizen oft ein auffallendes Anſehen geben, und von der Spielan
f durch ſtarke ſammtarfige uhren und Ausdauer über Winter u
terſchieden.
Vorkommen und Verbreitung. Nach Hasche Am]
gaben wird der ſammtartige Wunderweizen in Frankreich, England
und Italien, ſo wie auch in Deutſchland, cultivirt, wohl aber
nur im Kleinen und zweifelsohne nicht als beminftende Frucht?
gattung. ý
Cultur und Gebrauch. Diefer Weizen iſt bis jetzt eine
Zierde der landwirthſchaftlichen Gärten, da er aber ſehr ungleiche
Körner bringt, ſo kann er, obwohl er ſich wie die vorſtehende
x
D
? Spielart beſtockt und ebenfalls unſere Winter gut erträ ägt, dennoch
nicht zum Anbau im Großen ert werden. KH
19) Blauer engliſcher Weizen. Cp Winterweizen.)
Aehre gegrannt, violett, ſammtartig. ;
Europäische Cerealien p. 17.1.
Ruſſiſcher Weizen in der Umgegend von Heidelberg; Gros blé noir, pe-
tanielle noir, Fr oment noir de ne er Gros blé noir A alben
écartés in Nraukreich.
Iſt von der Spielart a durch den ſammtartigen Ueberzug und
die blaue Farbe zu unterſcheiden. | 80
Vorkommen und Verbreitung. Man cultivirt dieſen
Weizen ſchon feit 25 Jahren in der landwirthſchaftlichen Samm⸗
lung; ferner wanderte er in den Hungerjahren 4816 und 1817
mit andern Früchten, die aus Rußland und Oſtpreußen in Maſſe
bei uns eingeführt wurden, in unſere Gegend ein und wurde hie
und da als Saatfrucht benutzt, worauf ihn der landwirthſchaftliche
83
Berein weiter zu verbreiten ſuchte. Ferner ſoll er im Thale Anjou
in Frankreich gemiſcht mit dem rothen Seen Vartweizen auf
den Feldern cultivirt werden.
Cultur und Gebrauch. Der blaue engliſche Weizen, ob⸗
gleich er vor 20 Jahren unſer Klima nicht ertragen wollte, iſt eine
Winterfrucht, die ſelbſt beim ſtrengſten Winter nicht auswintert.
Er beſtockt ſich ſehr ſtark, erträgt viel Stroh und Körner und iſt
dem Brande weniger als andere. Weizen unterworfen, wozu die
dunkelblaue Farbe der Aehren beizutragen ſcheint. Dabei reift er,
wie alle engliſche Weizen, ſpäter als der gemeine Weizen, wo⸗
durch die Stoppelrübenſaat manchmal zu ſehr verfpätet wird.
Wir veranlaßten in unferer Gegend folgende e mit
beigeſetzten SET,
We f 5 Gewicht
; Drt bes Verſuchs ach hehe gung Saat rag a
Schriesheim in flachem | 100 Mohn 1832 4. October 220 230
Land. 1834. ö SE 42 NGL
Walldorf, sbenbafelbß, 75 Tabak 1833 = CERN : 98 -4
Bammeuthal, flachhügeli⸗ Kartoffel] 1832 1. October
ges Kalkgebirg. i 10 Mßl.
Laudenbach im flach. Land 25 Dickrüben 31. October
p } x 4 Mgl
Kohlhof im höheren Sand⸗ 175 Hanf u. 18349. October
ſteingebirg. 1835. : Kraut 20 Mßl.
Neuenheim i im flach. Lande Dickrüben 1834 15. October
qu. Bohnen 10 Mil.
Ki i benda lbſt. Kartoffel 1834 28. October
rchheim ebendaſelbſt fi 10 Ri
Schriesheim ebendaſelbſt. Reps 1832 6. October
i ; , 25 Mil,
Im Allgemeinen waren die Bauern mit dieſem Weizen ſehr í
zufrieden, allein fie bedauerten, daß das Mehl nicht ſo weiß wie
von dem landesüblichen Spele wäre. Theils durch die günſtigen
Aubauverſuche, theils aber auch durch die Belohnungen, welche der
landwirthſchaftliche Verein dahier auf die Cultur des blauen eng⸗
liſchen Weizens ſetzte, fand derſelbe ſchnellen Eingang, To daß 100
84 |
Morgen in der Gegend angebaut zu finden waren; allein der At
bau hat ſich dadurch vermindert, weil Iverfelbe als Marktwaare
nicht fo geſucht wurde, wie Spelz. Jedoch hat ſich der Anbau All
der Gegend von Pforzheim, Bretten und andern Gegenden op
breitet, und es ſteht zu erwarten, daß dieſe ſchöne Frucht dennoch
in Weizengegenden heimiſch wird. Wir rathen beſonders auch des
ſchönen langen Strohes wegen ſehr zu Anbauverſuchen, und Pm
nen verſichern, daß die Verſuche in gutem Weizenboden gewiß
we, mißlingen werden.
k) Blauer Wunderweizen. (Winterweizen. )
Aehre gegrannt, violett, ſammtartig, aͤſtig.
Europäische Cerealien p. 18. K.
: Unterſcheidet ſich von der vorſtehenden Spielart durch äftige |
ehren, die jedoch meiſt nur zufallig erfcheinen und weßhalb wit
dieſen Weizen unter die Unbeſtändigen zählen, die keinen weiteren
Werth beſitzen.
Inm Verlauf unſerer langjährigen Getreidecultur erhielten wir
aus den beſchriebenen Spielarten des engliſchen Weizens mehrere
Spielarten ohne Grannen, die wir jedoch, da dieſelben nur ſehr
fetten vorkommen und mehr durch Apportirung der Grannen ent
ſtanden ſind, hier nicht aufnehmen, ſondern wegen allenfallſi igem
ene nur andeuten wollen.
Allgemeine Cultur des engliſchen eigens
Zu den bauwürdigen englifchen Weizen können wir nur die
Spielarten g und k zählen, auf welche die Cultur des Winters
weizens am Schluſſe der beſchriebenen gemeinen Weizen ebenfalls
anzuwenden ift,
=
Gë 3) Bartweizen. (Triticum durum.)
Aehre ſchlaff, häufig aber dicht, meiſt rund, oben etwas zu⸗
ſammengedruͤckt, aufrecht ſtehend, ſtark gegrannt. Aehrchen 3 bis
Aſamig, 1½mal fo lang als breit, meiſt ausgebreitet. Balg lang,
ſtark gebogen, in einen breiten hakenartigen Zahn ausgehend, an
den Seiten zuſammengedrückt, der Rücken erhaben und ſcharf.
Graunen e ſo lang als die SE ſehr ſparrig auseinan⸗
derſtehend, em und rauh. Samen lang, kantig, Vëmgge meiſt
hel und glaſig.
In den europäaiſchen Cerealien gaben wir die Spielarten. mit
ſchlaffen und dichten Aehren getrennt, allein durch längere Cultur
und alkmählige Akklimatiſirung hat fih gezeigt, daß die Charaktere
zum Theil jährlich wechſeln; die meiſten jedoch nahmen die Form
Co dichten Aehre an. Dieſes hat uns bewogen, die Unterſchei⸗
dung der ſchlaffen oder dichten Aehren e und 8 |
als gleiche Formen anzuerkennen. ;
a) Weißer Bartweizen. (Sommerweizen.) i
Aehre weiß, kahl.
Europäische Cerealien p. 18 u. p. 19. F.
Weißer gerſtenartiger, weißer welſcher Weizen, Sommerwetzen m aus Eich `
lien, Sommerweizen aus Neapel in Deutſchland, jedoch meiſt nur in Gärten;
Bianchetta > Civitella di Toscani, Grano di Valerno , Grano Castiglioni
n Italien; Castigliano amorata, Parmentella, Jaminia in Sicilien; Cha-
Pato „ Patianchulo in Spanien.
Halm 3—3½ Fuß hoch, aufrecht, N Blätter aber
* Zoll breit, 6 — 7 Zoll lang. Aehre aufrecht, dicht, bisweilen
etwas ſchlaff, 2 — 3 Zoll lang, rund, lang gegrannt. Spindel
weiß, glatt, zuſammengedrückt, an den Gelenken feinhaarig. Aehr⸗
chen 12 — 48, 1½mal fo lang als breit, Zſamig, 3grannig. Kelch⸗
ſpelze weiß, glatt, gebogen, zuſammengedrückt, der Rücken erha⸗
ben, der Zahn lang und breit. Aeußeres Bälglein etwas länger
als der Balg ‚ weiß, glatt, gegrannt. Inneres Bälglein ſo lang
als das äußere, dünnhäutig, zugeſpitzt, den Samen halb um⸗
ſchließend. Grannen zweimal fo lang und länger als die Aehre,
abſtehend, weiß, rauh: Samen lang, dreieckig, hell, glaſig.
Vorkommen und Verbreitung. Wir erhielten dieſen Wei⸗
zen mehrmal unter den angegebenen Benennungen aus Sieilien,
woſelbſt er, ſo wie auch in Italien, Neapel und Amme als
Sommerweizen angebaut werden ſoll. |
Cultur und Gebrauch. Dieſer Weizen verlangt einen kräf⸗
tigen, milden, lockeren Boden, warmes Klima und frühe Ausſaat.
Keine Getreideart verändert ſich durch den Culturwechſel mehr als
diefe. Wir haben dieſelbe öfters aus Südländern bezogen, wo fie
in den erſten Jahren eine kräftige Beſtockung annahm und in Farbe
eg
und Form ſehr wechſelte; allein ſpäter ließ die Beſtockung nach /
die Aehren blieben kleiner und nahmen mehr Befländigkeit in Farbe
und Form an.
Die angeſtellten Verſuche in unfere Gegend er folgende
Reſultate:
Ruthen i Gd > S E
Ort des Verſuchs à Vorfrucht Düne Saat | Cr
a an gung
Wertheim im Sandſtein⸗ Kartoffel 1833 18. April 80
gebirge. 1833. 4 Mil.
Heldelberg im flach. Lande Spelz 1831 21. Ae? 55
: 4 Mgl
Wieblingen desgl. Ew. Klee 1832 29. März 100
\ 16 Mil. | °
Roſenhof desgl. ) Spelz 132919. April 85
; 10 Mßl.
Walldorf desgl. Tabak 1832 Ende März 80
15 Mßl.
Bommienthal im Sügelig Spelz 1833 10. April 70
Kalkgebirge ` 10 Mßl.
Nußloch = SCH Lande Kartoffel | 1833 26. Mai
; 10 Mßl.
Wieblingen l. Spelz 1832 3. Mai
130 MPL
Adersbach im hügeligen Spelz 1833 1. April 45
Kalkgebirge ; | 10 Mßl.
Dieſer weiße Siwen gab meiſt niederes Stroh und war
allgemein ſchwer zu dreſchen, was wohl von dem minder günſtigen
Klima herzurühren ſcheint; die Verſuche wurden daher er
aufgegeben und nicht weiter fortgeführt. |
Die Körner find ſehr glafig und hart und gaben ziemlich weis
ßes Mehl, was aber nicht allein, ſondern nur gemiſcht mit anderem
Weizen⸗ oder Spelzmehl zu Brod verbacken werden kann. In Ita⸗
lien braucht man es daher meiſt nur zu Nadeln, Makaroni und
andern Dingen mehr, als zur Brodbäckerei. In naſſen Jahren, z.
B. 1816 und 1817, wo die Getreide naß und ſchwer zu verbacken
waren, wurden bedeutende Ladungen von dieſem Weizen aus Odeſſa
nach ER gebracht und mit dem geringen heimischen Ewe?
vermiſcht, gemahlen und verbacken.
Es hat ſomit dieſer Sommerweizen für Deutſchland keinen
beſondern Werth, weßhalb wir denſelben, ſo wie die en,
nachſtehenden Spielarten nicht empfehlen wollen.
N
- ao BS
b) er Bartweizen mit ſchwarzen Grannen.
e (Sommerweizen.)
be weiß, kahl, ſchwarzgrannig⸗
Europäische Cerealien p. 22. G.
Dieſer Weizen iſt als eine zufällige En e von der Spiel⸗
8 a, die ſehr häufig wechſel und niemals beftändig iſt, SE
R en,
9 Weißer fammtartiger Bartweizen. (Sommerweizen.
Aehre weiß, ſammtartig. >
Europ. Cerealien p. 19. B. und p. 22. F.
Weißer zottiger Weizen, weißer haariger Bartweizen, weißer ſammtartiger
welſcher Weizen in Deutſchland, und zwar nur in Gärten und Sammlungen;
\ lé corné à épis barbues et veloutes, Froment dur, Froment de Bar-
barie in Frankreich; Frumento Mazzachio in Italien; Tricho Cuchareta
ationcho Aris prietas, Aris negros , Alonsos „ Salmerones 5 Cascalvos b
innanos in Spanien. Ferner erhielten wir dieſe Spielart unter den Benennun⸗
gen Majoronata, Majorea quistalisa, Cannizara und Recolfarta aus Sieilen.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch ſammtartige Aehren.
Vorkommen und Verbreitung. Scheint hauptfächlich in
Sicilien und Spanien vorzukommen, wo die Haare an den Aeh⸗
ren bei dem heißen Klima zur Anziehung des Thaues vieles zur
beſſern Entwickelung derſelben beitragen mögen.
Schon vor 300 Jahren erwähnt Tabernämontan dieſes Wei⸗
zens und ſagt: „Die Bauern im Elſaß bauen ihn am Rande der
Wälder , wo er vermböge der langen Grannen vom Wilde nicht
angefreſſen wird.“ Wir finden jedoch in jener Gegend keine Spur
mehr von dieſem Weizen, was am beſten für die Untauglichkeit
deſſelben bei uns ſpricht.
Cultur und Gebrauch gleich der Spielart a.
Unſere veranlaßten Verſuche lieferten folgendes Reſultat:
88
Sn Gewicht
9 Saat von
u "3 100. mb |
Heidelberg im flach. Lande 25 Spelz 1831 | 21. Mär 260 *
ann, | oe? 2 aus) néi
Nußloch desgl. 30. Hirſe | 1831 | 12. ër. Da 240
| H
Wieblingen desgl. 60 Luzerne 1832 29. März o 232 |
i ; gepfuhlt 10 Mßl. j
Bammenthal im hügeligen 50 Spelz | 1831 | 10. April. 225
Kalkgebirg. 10 Mfl.
Mannheim im flach. Land 36 | Kartoffel] 1832 ae | 222
1834. i 5 L $
Schriesheim desgl. 300 ] Mohn | 1833 Im April 225
40 Mßl.
Nußloch desgl. 200 | Widen: | 1834 | 14. März 241
EI Mßl.
Stein im hügeligen Kalk⸗ 150 Spelz | 1832 Im Mär t3 260
gebirg i 15 Mßl!s
Ort des Defe | à 3 Vorfrucht
Alles übrige, was bei der Spielart a über die: Cultur und
den Gebrauch geſagt wurde, iſt — bei Ge Weizen anwendbar,
d) Weißer ſammtartiger Bartweizen mit ſchwarzen
Grannen. (Sommerweizen.)
Aehre weiß, ſammtartig, ſchwarzgrannig.
Europäische Cerealien p. 22. I.
Eine Unterſpielart von dem vorſtehenden Bartweizen e, die
unbeſtändig iſt und bald mit weißen und dann wieder mit ſchwar⸗
zen Drone erſcheint.
e) Rother Bartweizen. (Sommerweizen.)
Aehre bräunlich, glatt, kahl.
Europäische Cerealien p. 20. C. et p. 23. K. f
Rother gerſtenartiger Weizen, rother welſcher Weizen in on Samni
Tungen und Gärten; Blé corné à épis glabres, Blé rouge d'Egypte (im
Jardin du Roi zu Paris) in Frankreich; Leucostachya Blanguillas et Ala-
gas y Cyanostachya Azulejos , Moratos et Xejonas, lee 2 5 ro“
Jales in Spanien.
Unterſcheidet fi ſich von der Spielart a blos durch vothbräunliche
Aehren. Vorkommen und Verbreitung, Cultur und Gebrauch eben⸗
falls wie bei der Spielart a.
Wir haben bei nachſtehenden Culturverſuchen Ss Reſul⸗
date erhalten: 4
Ort des Befuge | A rg Se Saatzeit ci
—
100 MEL
Wertheim im Sandſtein⸗ (Kartoffel 1833 | 18. April 60 220 CH
: eftrae, 1833. 4% MEL
tein im hügel. Kalkgeb. Spelz 1832 ss — 8 22 250
Edingen im flachen Lande Kartoffel 1830 18. SH 54 2235
Walldorf ebendaſelbſt 100 Dickrüben 1832 15. März 120 250
\ EH 10 guer | |
Der Verſuch zu Stein hat durch Dürre ſehr gelitten, ſodann
i E allgemein bemerkt, daß die Frucht ſchwer zu dreſchen war.
*
t) Rother fammtartiger Bartweizen. (Sommtermeizen.)
Aehre bräunlich, ſammtartig. ;
Europäische Cerealien p. 20. D,
Rother zottiger, rother ſammtartiger welſcher Weizen in deutschen Samm⸗
ungen; Froment d'ur , Blé corné à épis barbues et veloutés in Frankreich;
Grano Ravanense in Italien; Trigo Moruno in Spanien.
Iſt von der Spielart a durch die rothbräunlichen, ſammtarti⸗
gen Aehren und durch rothe Grannen verſchieden. Auch das da⸗
ſelbſt angegebene Vorkommen, die Verbreitung, Cultur und der
5 Lebrauch if auf diefe Spielart ebenfalls anwendbar.
g) Blauer Bartweizen. (Sommerweizen.
Aehre violett, kahl.
Europäische Cerealien p. 20. E.
Blauer welſcher Weizen in deutſchen 5 Blé corné à deux
Couleurs , Tangerock de Provenceaux in Frankreich.
Zeichnet fidh von der Spielart a durch Die- * Farbe aus,
ſonſt aber iſt ſie in allen Theilen derſelben gleich. Das Geſagte
über Vorkommen und Verbreitung, Cultur und Gebrauch bei der
n a läßt ſich auch auf dieſe Form anwenden.
h) Dünnähriger Bartweizen. (Sommerweiz zen.)
Aehre dünn, weiß, oft röthlich, kahl.
Europäische Cerealien p. 23. L.
Halm 3½ Fuß hoch, aufrecht, markig, wi Blätter 6 bis
7 Zoll lang, ½¼ Zoll breit. Aehre bedeutend dünner als bei den
übrigen Spielarten. Spindel gegliedert, weiß, an den Gelenken
behaart. Aehrchen 16 — 20, Zſamig, RG Re locker
90
übereinanderſtehend. Balg lang, zuſammengedrückt, mit einem
langen gebogenen Zahn. Aeußeres Bälglein fo lang als der Balg
und blos die aͤußerſten zwei gegrannt. Inneres Bälglein dünn,
flach. Grannen faſt doppelt fo lang als die Aehre. Samen läng⸗
lich, weißlich.
Dieſer Weizen ift fehr empfindlich, wird oft nicht omg
reif und verdient in ökonomiſcher Hinſicht auch ie die mindeſte
Beachtung.
Ueber die Cultur der Bartweizen finden wir in den land⸗
wirthſchaftlichen Schriften von Burger, Thaer und Schwerz auch
nicht die mindeſte Erwähnng, und da auch nach unſern Beobach⸗
tungen dieſe Fruchtart ſich nicht für unſer Klima eignet, und von
den heimiſchen Getreidearten übertroffen wird, ſo wollen wir mit
den vorangegangenen Mittheilungen unſere Beſchreibung über den
Bartweizen ſchließen.
Y
4) Polniſcher Weizen. (Triticum polonicum.)
Aehre Afeitig, etwas unregelmäßig, gegrannt. Aehrchen drei⸗
blüthig, Zmal fo lang als breit, die obere Blüthe unfruchtbar,
die zwei unteren fruchtbar. Balg ſehr lang, zuſammengedrückt,
ziemlich gleich breit, zweizahnig. Samen ſehr lang, elliptiſch/
3kantig, höckerig, hell und glaſig. |
a) Polnifher Weizen. (Sommerweizen.)
Aehre ſchlaff, gegrannt, weiß, faſt kahl.
Europäische Cerealien p. 23. A.
Wallachiſches, aſtrachaniſches und ägyptiſches Korn, Gommer, THE
langkörniger, Symaker und ſtbiriſcher Weizen, Korn von Cairo, ſtbiriſcher und
ägyptiſcher Doppelweizen in Deutſchland. Blé d'Eorgie- Blé. de Surinam,
Bilé de Magador, Blé de Pologne à epi di varique in Frankreich. Poland
Wheat in England. Formento di Polonia in Italien. Trigo di Polonia in
Spanien, S ; ý
Halm 4 — 4% Fuß lang. Blätter Ya bis , Zoll breit,
6 — 8 Zoll lang. Aehre 5 — 7 Zoll lang, locker, ſchlaff, nach
oben verjüngt. Spindel lang, gegliedert, am Rande behaart.
Aehrchen 14—48, 2—3famig, 2grannig 1—4% Zoll lang. Balg
1 1¼ Zoll lang, % Zoll breit, zuſammengedrückt, mit 5 — 6
erhabenen Linien bezeichnet, zweizahnig, weiß, glatt, der Kiel
d
ſehr fein behaart. Aeußeres Bälglein ſo lang als der Balg, ge⸗
grannt. Inneres Bälglein halb ſo lang als das äußere, meiſt un⸗
Reich, den Samen wenig umfaſſend. Grannen ungleich, meiſt
halbmal fo lang als die Aehre. Samen Ya Zoll und mehr lang,
gleichbreit, flach gefurcht, etwas verjüngt, rie: faſt durchfi dtig
und glaſig. |
Vorkommen und Verbreitung. Meiſt in botaniſchen
und landwirthſchaftlichen Gärten und bisweilen verſuchsweiſe auf
Feldern von Deutſchland.
Cultur und Gebrauch. Der polniſche Weizen eme
a Gen Gedeihen ein warmes Klima, geſchützte Lage, lockeren
nahrhaften Boden und eine möglichſt frühe Ausſaat im Frühling,
wenn er gehörig reifen fol. Das großartige Anſehen dieſer Pflanze
macht glauben, als gehöre dieſelbe zu den erträglichſten Getreide⸗
arten, was ſchan in älteren Zeiten zu vielen Verſuchen Veranlaſ⸗
fung gegeben hat, die aber alle unbefriedigt ausgefallen und deß⸗
wegen nicht fortgeſetzt worden ſind. Nur in Rheinbaiern fanden
wir einen Oekonomen, der ſeit Jahren dieſen Weizen anbaut und
die Körner zu Graupen verwendet, die vorzüglich ſind und ſehr
gute ſchleimige Suppen geben.
b) Aeſtiger polniſcher Weizen.
Aehre ſchlaff, gegrannt, weiß, faſt kahl, Aflig.
Europäische Cerealien p. 24. B.
Eine Unterſpielart, die nur bei der üppigſten Beſtockung der
langen bisweilen zufällig erſcheint und keiner weitern Erwähnung
bedarf.
e) Sammtartiger polniſcher Weizen. EK
Aehre ſchlaff, gegrannt, weiß, ſammtartig.
Europäische Cerealien p. 25. C.
Blé de Pologne & epis vélus in En Trigo a Polonia in
Spanien.
Unterſcheidet fi ich von der Spielart a durch einen e
gen Ueberzug der Spelzen, der fih jedoch bei uns häufig verliert,
in heißen Jahren aber regelmäßig! wieder hervortritt.
In Spanien hat daher dieſe Spielart ei einen beſtändigen ——
|
—
92
rafter angenommen, was lediglich von dem heißen Clima herrührt.
Lagasca liefert hierüber eine genaue Beſchreibung und ſagt, daß
dieſer Weizen in Spanien häufig angebaut werde. 5
ch Halbgegrannter polniſcher Weizen. (Sommerweizen.
Aehre ſchlaff, etwas gegrannt, weiß, faſt Sé
Europäische Cerealien p. 25. D.
Iſt ebenfalls ſehr wechſelnd, erſcheint bald mit derem; bald
mit . Grannen und iſt Wee als unbeftändige Spielart
rakter annimmt.
e) Kolbenartiger polniſcher Weizen. „Sommermeign)
Aehre dicht, halbgegrannt, weiß, faſt kahl.
Europäische Cerealien p. 25. E.
Triticum Cevallos Lagasca. Trigo moro in N
Unterſcheidet fidh von der Spielart a durch feine zuſammen⸗
gezogene, aufrecht ſtehende, dichte Nehre und kürzere Grannen
Dieſe Charaktere ſind jedoch in unſerm Klima etwas wechſelnd und
die Aehren und Grannen erſcheinen bald kürzer, bald länger, ohne
jedoch ihre eigentliche Grundgeſtalt ganz zu verläugnen, weßhalb
wir dieſen Weizen als eine beſtändige Spielart annehmen müſſen.
Lagasca hält ſie für eine eigene Art und nennt ſie Triticum Ce-
vallos.
Vorkommen und Verbreitung. Dieſer Weizen kommt
bei uns nur in Gärten, in Granada dagegen auf dem Felde all⸗
gemein vor.
Cultur und Gebrauch. Der kolbenartige polniſche Wei⸗
zen gedeiht nur in einem heißen Klima“, wie z. B. in Spanien,
bei uns dagegen reift er häufig ſehr ſchlecht und verdient ſomit in
ökonomiſcher Beziehung nicht die mindeſte Beachtung. Die ſämmt⸗
lichen polniſchen Weizen gedeihen überhaupt. nur in den ſüͤdlichſten
Theilen von Europa, wo fie von gehörigem Nutzen ſeyn mögen,
dagegen aber haben fie in denz nördlichen Theilen nicht den min⸗
deſten Werth und können daher in landwirthſchaftlicher Beziehung
nirgends eine Stelle einnehmen, was durch vielfache Verluſte längſt
nachgewieſen iſt. |
2. Abtheilung.
Spelzen. (Speltae.)
Die Samen bei der Reife nicht aus den 8 fallend. Die
Spindel zerbrechlich.
5) Spelz. (Triticum Spelta.)
Aehre zuſammengedrückt. Aehrchen 2ſamig, felten: Zſamig,
locker übereinanderſtehend. Balg ſehr hart, abgeſtumpft, ſtark zu⸗
ſammengedrückt, mit mehreren erhabenen Streifen, Kiel wenig
erhaben, gebogen, in einen kurzen Zahn ausgehend. Samen oval,
rundlich, abgeſtumpft, weißlich, etwas glaſig oder mehlig.
a) Weißer Grann enf p el; (Winterfpelg.)
Aehrchen gegrannt, weiß, kahl.
Europäische Cerealien p. 26. A.
Dünfel, Dinkel, Korn, Spelt, Korn, Dinkelweizen in Deutſchland.
Epeautre blanc, barbu et glabre , Epeautre blanc à épi blanc , Faux
epeautre in Frankreich. Spelta, -Farro bianco a spiga rada in Italien.
SCanda in Spanien. Spelt wheat, Spelt-Crone in England.
Halm 3 — 3½ Fuß lang. Aehre ſchlaff, gebogen, nach
oben verjüngt. Spindel gegliedert, zuſammengedoückt, weiß, am
Rande behaart. Aehrchen 18 — 20 zuſammengedrückt, 2⸗ ſeltener
Sfamig , 2grannig. Balg abgeſtumpft, kurz gezahnt, ſehr dauer⸗
haft, mit einigen erhabenen Streifen, weiß. Aeußeres Bälglein
dünnhäutig, weiß, gleich der äußeren. Grannen ſtark, rauh, ab⸗
chend, ½ oder „mal fo lang als die Aehre. Samen länglich,
bauchig, graulich weiß, mehr mehlig als glaſig.
Dieſes iſt ohne Zweifel die Grundform der ſämmtlichen Spel⸗
zenſpielarten, die durch die Cultur verſchiedene Färbungen ange⸗
nommen und theilweiſe die Grannen verloren haben.
Vorkommen und Verbreitung. Nach André Michaur
bächſt diefe Spelz wild auf Bergen bei Hamadan in Perſien; cul
livin findet man fie in Deutſchland, Frankreich, Spanien und
Ialien „ und zwar meiſt zufällig gemiſcht unter den ungegrannten
pelzformen.
Cultur und Gebrauch. Wird über Winter angebaut und
IR bei früher und ſpäter Ausſaat ſehr dauerhaft. Im ſuͤdlichen
9⁴
Deutſchland zieht man die ungegrannten Spelzen allgemein vor
und nur da, wo die Getreide vom Wild beſchaͤdigt werden,
empfehlt man den Grannenſpelz, weil er wegen den rauhen lan⸗
gen Grannen nicht leicht von dieſen Thieren angegriffen SH |
kann. |
b) Rother Grannenſpelz. (OGinterſpelz)
Aehre gegrannt, bräunlich, kahl.
Europäische Cerealien p. 27. B.
Epeautre barbu roux et glabre in Frankreich. Farro a Spiga rað |
in Italien.
Wird von der tiaa a blos durch die rothbraune Farb
der Aehren und Grannen unterſchieden.
Vorkommen und Verbreitung. So viel uns bekannt,
bis jetzt nur in Gärten und bisweilen eee auf Felder
im ſüdlichen Deutſchland vorkommend.
Cultur und Gebrauch. Die in Më Gegend vera
ſtalteten Verſuche übr den Anbau des rothen er . liefen
ten folgende Reſultate:
` a : aw Tarte „Gewicht
Ort des Verſuches. a Vorfrucht Saat. von
"nor! * Ge um mt
Stein im hüglichen Kalk⸗ Kartoffel 27. Septbr.
gebirge. 1833. , i 20 MEL
Bammenthal desgleichen. desgl. 23. Oktober
br 50 Mßl.
Walldorf im flachen Lande. desgl. — 15. October
N 50 ME `
Schriesheim desgleichen. Dickrüben 18. October
F , 128 Mßl.
Serbe deer. desgl. 1. October
ege | ` 45 a.
Nur der letzte Verſuch Kë Cie aus und wurde auch ZS
im nächſten Jahre fortgeſetzt, wo der Ertrag bedeutend nachließ
und die Fortpflanzung wie e auch bei den vorjährigen Verſuchen
aufgegeben wurde.
c) Blauer Grannenſpelz. (Winterſpelz.)
Aehre gegrannt, bläulich oder dunkelblau, ſammtartig.
Europäische Cerealien p. 27. C. und p. 28. D. |
Blauer, ſammtartiger Spelz, ſchwarzer Grannenſpelz in Dentichland.
Peautre barbu bleu et velouté, Epeautre barbu noir et velouté in Frank⸗
eich; Farro A Spiga rada in Italien. ; ,
Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch bläuliche oder
dunkelblaue Aehren und Grannen und durch einen ſammtartigen
Ueberzug der Spelzen. e
Vorkommen und Verbreitung. Bis jetzt und nur ſel⸗
ten in Getreideſammlungen von Deutſchland, wo er jedenfalls aus
dem ſüdlichen Theile von Europa eingewandert ift, vorkommend.
Cultur und Gebrauch. Dieſer Spelz iſt ſehr empfindlich,
wintert beinahe jährlich aus und muß deßhalb im Frühling und
zwar ſchon im Februar geſäet werden, wenn er in Aehren gehen
Jet, Er taugt daher nicht für Deutſchland und verdient ſomit
keine weitere Beachtung.
3. (Winterſpelz.)
d) Weißer Spel
Aaehre ungegrannt, weiß, kahl.
Europäische Cerealien p. 28. E. z l
Spelz weißer Spelz und weißer Winterfvelz auf dem Felde und gedroſchen
auf dem Speicher, Kern, wenn er auf der Mühle geſchält it, am Mittelrhein,
uf dem Hundsrücken und unter erſter Benennung auch in Mecklenburg. Am
odenſee und in der Schweiz nennt man den Spelz auf dem Felde: Dinkel, ge⸗
droſchen auf dem Speicher: Veſen und auf der Mühle geſchält: Korn. In der
ingegend von Ulm und Blaubeuern, Biberach und Geislingen nennt man fer⸗
der den weißen Spelz auf dem Felde: Winterkorn, gedroſchen: Zeien und gë-
alt: Kern. . s
Weiter findet man in Mürtemberg die verſchiedenen Benennungen: weißer
inkel und Dünkel auf dem Felde und in ungedroſchenem Zuſtande, und Korn, wenn
D auf der Mühle geſchält iſt; Spelzweizen im Erzgebirge; Dinkelkorn und Din⸗
Aweizen in einigen Gegenden von Deutſchland. Faux epeautre. Epeautre
maus barbes, plane et glabre in Frankreich Farro bianco, Spelta in 3ta-
n. Escanda in Spanien. Spelt in Schweden.
\ Halm 3 bis 3½ Fuß hoch. Aehre ſchlaff, nach oben ver⸗
e unt, Blätter % Zoll breit, 6 — 8 Zoll lang. Spindel ſtark
uuſammengedrückt, der Rand ſcharf und fein behaart. Aehrchen
20 — 24 ungegrannt. Balg abgeſtumpft, 2 — Zſamig, weiß,
blatt. Aeußeres Bälglein länger als die Kelchſpelze, weiß, glatt,
E?
- gezahnt. Inneres Baͤlglein ſo lang als das äußere, weiß P dünn
Samen bauchig, gelblich und mehlig.
Vorkommen und Verbreitung. Dieſes Getreide findet
fh hauptſaͤchlich am Mittelrheine im Odenwalde, in Frankreich)
in Würtemberg und in der Schweiz als dominirende Winterfruchl,
und mitunter häufig mit der nachſtehenden Spielart untermiſcht
und bildet den Hauptartikel der ſüddeutſchen Fruchtmärkte.
Schwerz ſagt: Es ſcheint, daß der Anbau des Spelzes vol
Zeiten ungleich mehr ausgedehnt in der nordweſtlichen Gegend vol
Deutſchland und er fogar die Hauptbrodfrucht war, indem die al
ten Erbgrundzinſen und ſelbſt der gewöhnliche Zeitpacht bis auf
dieſen Tag in Spelz, Epeautre, angeſetzt ſind. Da nun aber dief
Fruchtart wenig oder gar nicht mehr daſelbſt gebaut wird, fo win
alljährlich geſetzlich das Aequivalent davon in anderem He
oder in Geld für die Leiſtung beſtimmt.
Cultur und Gebrauch. Darüber finden wir nähere Mit
theilungen am Schluſſe der Beſchreibung des Spelzen.
*
dd) Weißer Sommerf 5 elz. (Sommerſpelz.)
Sommerkorn bei un Sommerdinkel in ee ee Sen be
Heidelberg.
Unter dieſer See a Fasten wir die vorstehende Spiel
art d, welche durch öfteres Ausſäen im Frühlinge allmälig zl
einem Seninerieteide umgewandelt worden und botaniſch nicht A
unterſcheiden iſt. $
Vorkommen und Verbreitung. Wird in der Gegend
von Ulm, in Würtemberg und hier und da in den Rheingegenden,
jedoch nicht allgemein und meiſt nur aushülfsweiſe, cultivirt.
Cultur und Gebrauch. Der Sommerſpelz iſt früh in
Frühling anzuſäen, verlangt gleiches Klima, Boden und Behan
lung wie der Winterſpelz. Thaer hält den Sommerſpelz für di
geringſte Frucht und wundert ſich, wie man denſelben an Orten,
wo andere Sommerfrüchte fortkommen, noch anpflanzen mag.
Wir haben damit verſchiedene Verſuche veranſtaltet, die wi
im Auszuge nachſtehend mittheilen.
97
Le = 55
GE 100 MGI,
Ruthen =
Ort des Verfus. | A el au,
10077
a era,
Saat,
Heidelberg im lachen Land 75 | Winter- | 1831 28. März | 240 | 140
1832. ſpelz 54215 Mßl. Se a
Dim 1833. Kartoffel 1832 = Min 240 140
Robern im e 80 | Rüben 1834 | 8. April 120 110
| 20 ML
Schriesheim im geen 45 Sommer⸗ 1834 | 8. April 25 123
S Lande. = gerfte | 20 IREL
Letzterer Verſuch mißglückte durch ſpäte Ausſaat und allge⸗
meine Trockenheit von der Ausſaat bis zur Ernte.
e) Rother Spe Iz. (Winterſpelz.)
Aehre ungegrannt, bräunlich, kahl.
Europäische Cerealien p 29. Fast p. 30 G. *)
Winter⸗ und Tyrolerkorn: auf dem Felde, Veſen: wenn daſſelbe e
und Kern: wenn es in der Mühle geſchält iſt, in der Schweiz, am Bodenſee
und theilweiſe in Oberſchwaben. Rothe Winterſpelz, rothe Spelz: auf dem Felde
und gedroſchen, und Kern: wenn fie auf der Mühle geſchält it, am Mittelrhein
und andern Gegenden. Dinkel, rother Dinkel: auf dem Felde und gedroſchen,
und Kern: wenn er geſchält iſt, in Schwaben und Franken; Epeautre sans
barbes- in Frankreich; Farro und Grano 10850, in Italien; Escanda in Spa⸗
nien; Spelt in Schweden.
Unterſcheidet ſich von K Sa? d. durch rothbräunliche,
bisweilen etwas blauduftige Aehren. ;
Vorkommen und Verbreitung. Am Bodenſee, bei; Zů⸗
rich und theilweiſe im Graichgau iſt der rothe Spelz die Haupt⸗
winterfrucht, die man auf den Feldern antrifft. Ebenſo findet
man denſelben mehr oder minder untermiſcht mit dem weißen Win⸗
terſpelz in Schwaben, am Mittelrhein und in Franken.
u SE 3
*) Im Jahr 1834, wo wir die europäiſchen Cerealien beſchrieben haben,
war dieſe Form durch die bläuliche Färbung genau von dem rothen Spelz
Zꝛu unterſcheiden; allein bei der fortgeſetzten Cultur artete fe allmählig aus
und iſt jetzt ganz dem rothen Spelz gleich, was uns bewog, dieſe Spielart
eingehen zu laſſen und mit dem 3 Spelz zu vereinigen.
7
98
Cultur und Gebrauch. Diefe Frucht beſtockt fih häufig
etwas kräftiger, als der weiße Spelz, bekommt nicht ſo leicht
Brand, wie derſelbe und wird demſelben beim Einkauf von den
Bäckern vorgezogen, weil das Mehl davon feiner und kräftiger
ſeyn ſoll. Ueber den ee und die Cultur liefert der Schluß das
Nähere. d
Die mit dem rothen Spelze gemachten * ſtellten
fih i folgender er heraus: 5:
| Gewicht
i von
trag. 100 MGL
Ruthen — 7
Ort des Verſuches. à Vorſeucht Dün
Saat.
100 001 Jung.
Bammenkhal im hüglichen 100 Kartoffel- 1833 22. October 230 130
Kalkgebirg. 1833. Ee: 15 Mßl. e
Stein desgleichen 45 desgl. desgl. 27. Febr. 160 132
Fre 8 10 Mil.
Schriesheim auf dem fla⸗ ; Hanf | 1833 7. October 260 495 ;
chen Lande ei 30 Mßl.
Walldorf deßgleichen Tabak deßgl. 11. October 300 128
30 Mßl.
Schriesheim deßgl. 175 Klee 1832 14. Oktober 820 140
| an Mßl.
d
Allgemein wird angegeben, daß durch den Mausfraß die
Frucht etwas gelitten hat, und deßhalb der volle Sg etwas
höher angenommen werden muß.
BM und Gebrauch des Spelzes im Allgemeinen.
o Mehlpflanze. e
Als die vorzüglichſten Spielarten, die allgemein eultivirt werden
und auf welche die landwirthſchaftlichen Beſchreibungen ſich größten
theils beziehen, bezeichnen wir den weißen Winterſpelz d und den
rothen Winterfpelz e, die andern dagegen haben keinen beſondern
ökonomiſchen Werth und ſind in dieſer Beziehung nicht zu beachten.
Der Werth, den man dem Spelz vor dem Weizen einräumt,
beſteht darin, daß er ein feſtes, ſteifes Stroh hat und ſich nicht
ſo leicht lagert, noch ſehr ſpät ausgeſaͤet werden kann, nicht leicht
ausfällt und auswächſt, nicht vom Vogelfraß leidet und dem Brand
nicht ſo ſehr unterworfen iſt, und endlich, weil er ein feineres
Mehl liefert als der Weizen, das ſich zu feinem Backwerke vor⸗
zugsweiſe eignet. In der Umgegend von Heidelberg z. B. bereitet
man vom Spelz das feinſte Schwingmehl, welches nach allen
Richtungen zur Weißbäckerei ausgeführt wird. ,
Schwerz fagt von dem Spelzenbau Folgende Als eine
eizenart iſt dem Spelze jeder Boden willkommen, der dem Wei⸗
zen angemeſſen ift; er begnügt fih aber auch mit einem Boden,
der für dieſen zu kraftlos, zu leicht oder zu trocken iſt, wie ich in
tem Theile der Pfalz jenſeits des Rheins geſehen habe. Bei
Speier fand ich ihn auf eigentlichem Sandboden in geregelter
Fruchtfolge nach Klee vorkommen, und dieſe Gegend bet fein
feuchtes Klima.
Auf ſchwerem Boden gewährt der Spelz mehr Stroh ` auf
leichterem, beſonders kalkhaltigem Boden wird ſein Korn beſſer,
mehlreicher, die Hülſe dünner. Letzteres gilt auch für die Höhe.
Es gibt nicht leicht eine verträglichere Frucht mit ſich, oder
andere, als der Spelz. Jede Frucht, mit Ausnahme vielleicht
des Weizens, mag auf ihn folgen, und da er ein verſpätetes Säen
verträgt, ſo mag er auch nach jeder andern Frucht folgen; freilich
mit mehr oder weniger Glück, wie das ſich von ſelbſt verſteht.
So wird der Dinkel nach Kartoffeln, Lein und dergleichen nicht
dem nach Reps, Klee und noch weniger dem nach reiner Brache
ü nachkommen. Bei jedesmaligem Düngen ſoll der Dinkel mehrere
ës hintereinander auf dem nämlichen Felde mit gleich gutem
Erfolge gebaut werden können. |
Beige bleiben die Hauptvorzüge des Dinkels, reine Brache, e
„Esper, Luzerne, Tabak und Raps; dann Kopfkohl, Kar⸗
ei Runkeln, Mays, Lein, Roggen und Hanf. Nur wenn
Klee ſchlecht ſtand, wie im Jahre 4822, thut man beſſer, den
inkel nach ihm wegzulaſſen; es ſey denn, daß man trimal dazu
pflügen und düngen könne.
Leider mag die oben 11 Gefälligkeit des Spelzes in
higen Gegenden, wie am untern Rhein und an der Maas, Ge
legenheit gegeben haben, dieſe edle Frucht zu mißhandeln, nach
n Sprichwort, daß dem, der viel tragen will, viel aufgelegt
wird. Wenn in beiden Gegenden nichts mehr auf dem Acker wach⸗
ſen will, ſo ſpricht der Bauer, der noch etwas davon abnehmen
` —
100
möchte: „ „Ich denke, ich (är noch einmal Spelz hinein; iſt doch
beſſer als gar nichts!“ Der Erfolg krönt dann auch eine ſolche
Behandlung und wirkt auf die ohnehin geringe Achtung für pief
herrliche Frucht nachtheilig zurück. So kömmt es denn, daß mal
dieſer zu Laſt legt, was nur Folge eines Vergehens iſt. Aber
wo ſchreibt der Bauer ſich felbſt das Mißlingen feiner Handlung zu?
„Jede ſchlechte Getreideernte, ſagt Hergen, iſt traurig, abel
eine ſchlechte Spelzenernte übertrifft alle andern an Erbärmlichkeit!“
Der Acker verwildert darunter auf eine hölliſche Weiſe.
f In der Pfalz wird der Spelz auf leichtem Boden über dit
Kleeſtoppel hergeſäet und flach mit dieſer untergepflügt. Das Feld
bleibt ſo liegen bis zum Frühjahre, wo gewalzt wird, welches bei
dieſer etwas gewöhnlichen Beſtellungsart unerläßlich iſt. Iſt das
Wetter im Herbſt allzufeucht oder allzutrocken, fo wird die Klee
ſtoppel zuerſt untergefahren, der Dinkel darüber hergeſäet und mil
der Egge untergebracht. Je naſſer das Wetter bei dieſer Beftel
lungsart ift, um fo. befer iſt es. Das Umpflügen der Kleeſtoppel
kann ganz dünn geſchehen, ſo daß fie fh mit der Spelz vernit
telſt der Egge untereinander wühlen läßt, wie auch bei dem Wei
zen geſagt worden iſt. ;
Soll Spelz nach Luzerne per fo kann diefe im letzten
Jahre nicht mehr als zweimal geſchnitten werden. Man pflügt
2—3mal und zwar das erſte Mal ſehr tief. Die Egge muß Vie
les auf einem ſolchen Acker leiſten. Der Spelz wird hier nur dünn
geſäet, und noch muß es ein von Natur ſchlechter Acker ſeyn;
denn ſonſt würde dieſe Frucht nicht hinpaſſen und nur Lager mett
den. Folgt der Spelz nach Kartoffeln, ſo wird das Land blos
abgeeggt, der Spelz geſäet und eingeeggt oder eingepflügt. Wenn
auf magerem Kartoffelfeld noch etwas gedüngt werden muß, P
wird der Dünger vor dem Saen aufgebracht und ſammt dem dar’
über geſäeten Spelz untergepflügt; beffer aber wird der Dung erf
dann aufgebracht, wenn der Spelz ſchon über der Erde iſt, wie
ſolches in Würtemberg häufig geſchieht.
Nach Raps wird zweimal zum Spelz gepflügt. War es aber
eine Rapspflanzenſchule „ fo wird blos geeggt, gefäet und der SM
men eingepflugt. Im Ganzen iſt die e en det
des Weizens gleich.
H
101
Der Spelz liebt einen kraftvollen, aber nicht eben kräftigen
Boden, in welchem Falle er unausbleiblich lagert. Er verträgt
auch nur friſches Düngen, und eben ſo gut, wo nicht befer, be
kommt ihm das Ueberdüngen, wenn er ſchon einen Finger lang
Uber der Erde it, Auch läßt fh das fon beſamte Land mit
großem Vortheile 2—3 Wochen lang mit Schafen bepferchen. Ob
nun gleich hierzu trockenes Wetter am liebſten gewählt wird, ſo
hat doch die Erfahrung mehr als einmal bewieſen, daß das Pfer⸗
| chen auch bei naſſem Wetter, wo die Schafe den Boden gleich
einer Tenne feſttraten, den beſten Erfolg gewährte. ng
Die Saatzeit des Dinkels gleicht der des Weizens. Die ge⸗
wöhnlichſte ift acht Tage vor und acht Tage nach Michaelis. In
einigen Gebirgsgegenden wird unmittelbar nach der Ernte, und
wenn dieſe ſich verſpätet, noch vor derſelben geſäet. Auf der
ürtemberger Alp ſäet man zum Theil um Jakobi und erntet um
Michaelis. Er |
Dagegen kann in beſſeren Gegenden eine febr fpäte Einſaat
noch zu Glück ſchlagen. Es iſt nichts Ungewöhnliches, daß noch
Anfangs Februar Dinkel geſcet wird. Der Freiherr von Barne,
bühler führt in ſeinen Annalen ein Beiſpiel an, wo am 14.
März 1817 Winterdinkel geſäet wurde, der ſehr gut gerieth und
nur um vierzehn Tage ſpäter, als zu der gewöhnlichen Zeit ge⸗
ſäete, reifte. Së À
Da der Dinkel in den Schalen ausgeſäct wird, -fo ift das
Quantum ſeiner Einſaat bedeutend und beträgt ungefähr das Dop⸗
pelte der nackten Getreidearten. Es wechſelt überdem nach den
Gegenden ſehr ab. So ſäet man in Wuürtemberg auf den Hektar:
a) in den Oberämtern Vaihingen und Leonberg 3,50 Hektoliter
b) in andern Gegenden ee An ch
e) in den würtembergiſchen Feldern 5,62 „
d) im Oberland auf ſchwerem Boden 114,24 „
oder 5—6—8 — 10 Simri auf den daſigen Morgen. Man beob⸗
achtet in dem Verhältniß mehr einzuſaͤen, als der Boden ſchwer
wird. ie | | s
Wir Gen in Hohenheim auf der Gränze der Fildern, im
Durchschnitte ſieben Simri gleich 4,90 Hektoliter auf den Hektar.
Doch ift. dieſes nach Raps immer noch zu viel, und es reichen
ſechs Simri (4 Hektoliter) vollkommen zu. Möllingen in (mm Pfalz
fået beinahe wie für Vaihingen angegeben, das iſt 3,84 Hektoliter
Laſſen wir die übertriebene Ausſaat des Oberlandes weg, ſo geben
uns die übrigen fünf CN einen es von 4,42 He
toliter.
) „Vernünftige he „ſagt Hr. v. Varnbühler, richten
ſich bei der Ausſaat nach der Beſchaffenheit des Korns. Da dieſes
bei dem Dinkel der Schalen wegen oft verſchieden ausfällt, f
nehmen fle die Hand voller bei großem vollkommenem Korn, als
bei kleinem, weil das Maß von dieſem offenbar mehr Spelzen ent⸗
hält, als von jenem.“
Der Gewohnheit nach fået man nach dem Raps am ſchwäch⸗
ſten, ſtärker nach Brache, am ſtärkſten nach Klee. Ungefähr in
dem Verhältniß wie 6 — 7—8. 7
Auf Aeckern, die keinen eigentlichen Dinkelboden „ das heißt
keinen kräftigen und geſchloſſenen Boden haben, ift es vortheilhaft ,
Roggen und Dinkel untereinander zu ſaͤen. Die gewohnliche Mi
ſchung beſteht aus / Roggen und %% Spelz. Jedoch muß man
bei dem Maße der ganzen Einſaat berechnen, daß in einem Simri
Roggen ſtark noch einmal fo viel Körner teden als Dinkelkörner,
Wer deßhalb ſechs Simri reinen Dinkel auf den Morgen zu ſäen
gewohnt war, der darf von dem angegebenen Gemiſche nicht
mehr als fünf Simri nehmen. Wer acht, der nehme nur 6 ½,
alſo fünf Theile Dinkel und 1½ Theil Roggen. Eine ſtärkere
Zumiſchung von Roggen finde ich nicht zuträglich, da er ſeines
ſchnelleren und höheren Wuchſes wegen den Dinkel zu ſehr beein⸗
trächtigt.
Ein ſolches Gemiſch bietet unter gefährdeten Umſtänden gris
ßere Sicherheit dar, als eine reine Saat. Schlägt das eine ganz
oder zum Theil zurück, ſo gewinnt das andere Raum und geräth
um ſo viel beſſer. Auch hat eine ſolche Miſchung auf Boden, der
dem Auffrieren unterworfen iſt, ganz beſondere Vortheile. Man
ſetzt deßhalb auf dem Hunds rück (Gegend zwiſchen Moſel und
Nah e) wo der Roggenboden herrſchend iſt, „ Dinkel, dem Maße
nach, dem Roggen zu. So auch möchte der Dinkel ſeinerſeits da⸗
durch gegen den Brand geſichert werden. Uebrigens läßt ſich der
Dinkel bei dem * in der Scheune ſehr leicht von dem "og
103
gen trennen, und deßhalb ſcheint eine ſolche Miſchung paſſender,
als die des Roggens mit Weizen. . en
Keeiner Frucht bekömmt das Durcheggen im Krühjahre fo wohl,
als dem Dinkel, beſonders wenn er ſtark verunkrautet ift, voraus⸗
geſetzt, daß man dabei ſo verfährt, als wenn man alles mit der
Egge zerſtören wolle. Da man ſich vor nichts mehr, als vor
dieſer Frühjahrsoperation fürchtet, ſo erlaube mir der Leſer, ſie
durch ein paar Beiſpiele von meiner Bekanntſchaft zu bekräftigen.
Im Frühjahre von 1817 fand Hr. Pacano, Poſthalter zu
Simmern, einen ſeiner Spelzäcker ſo ſehr mit Unkraut verwach⸗
ſen, daß er ſich nichts davon verſprach. Er verfiel auf den Ger
danken, ihn eggen zu laſſen und zwar mit eiſerner Egge. Der
Knecht, dem der Auftrag gegeben war, wollte ſich nicht zur Aus⸗
führung bequemen, bis der Herr ihn verſicherte, der Acker ſollte
nachher umgepflügt und mit Gerſte beſtellt werden. Nun ging er
auf das Zerſtören los, da der Knecht nichts mehr zu ſchonen hatte.
Nach wenigen Tagen gab es Regen und als nach ein paar Wo⸗
chen der Knecht den Acker wieder zu Geſicht bekam, war der Spelz
fo ſchön, daß er ſelbſt feinen Herrn bat, ihm doch das Leben zu
laſſen. Ich ſelbſt habe dieſen Spelzenacker im Sommer geſehen,
er ſtand vortrefflich. ale en
Im Jahre 1818, wo der Wurmſtich den Roggen auf einer
Kleenarbe zerſtört hatte, ließ H. Hergen bei Coblenz den Acker
im Spätherbſte mit eiſernen Eggen zerreißen, mit Spelz beſaͤen
und ihn einpflügen. Im folgenden Frühjahr zeigten ſich die Gaz
menblätter des Spelzes nicht häufig, dennoch ließ er den Acker,
auf welchem ſich noch viele Grasklötte befanden, mit eiſernen
Eggen tüchtig eggen, eine Verrichtung, die, als in hieſiger Ge⸗
gend nicht üblich, zu mehreren, die Sache nicht genehmigenden
Discuſſionen unter den Bauern Anlaß gab; bis im darauf kom⸗
menden Sommer der Erfolg dem Proceſſe ein Ende machte und
für das Verfahren auf eine triumphirende Weiſe entſchied.
So einſtimmit auch die auswärtigen Schriftſteller, welche die
Sache nicht aus eigener Erfahrung kennen, darüber ſind, daß der
Dinkel dem Lagern nicht unterworfen ſey, ſo muß ich, leider! aus
genauer Bekanntſchaft mit ihm, jene Aeußerung geradezu wider⸗
ſprechen. Freilich wohl mag da, wo man dem Dinkel kaum db
104
thigen Lebensunterhalt reicht, derſelbe fich aus Feſtigkeit nicht lagern, ſo
wenig als Roggen auf dürrem Sande. Unter günftigeren Verhäaͤlt⸗
niſſen aber lagert er nicht weniger, als Weizen und Gerſte. Die
Gefahr, ſich zu lagern, iſt gegentheils beim Dinkel ſo gewöhnlich,
daß nicht leicht ein Jahr iſt, in welchem er demſelben nicht aus⸗
geſetzt wäre; daher man ihn auch in der Regel alljährlich ſchröpft,
Im Jahre 1823 wurde in Hohenheim ein Feld, das nicht geil
war, das aber einen tüchtigen Dinkelboden hat, zweimal geſchröͤpft
und zwar das erſte MÄR, als die Schoſſen ſich ſchon im Kiele
bildeten, und doch lagerte dieſer Dinkel in der Folge. Das Schroͤ⸗
pfen als Präſervativ gegen das Lagern ift bei dem Dinkel ſo her⸗
kömmlich und allgemein, daß man dieſer Verrichtung den Namen
Dinkelen beilegt. a e
„Wenn, ſagt Hr. v. Varnbühler, im Frühjahr die Din
kelpflanzen dicht ſtehen, ſich ſtark beſtocken und ein ſchwarzgrünes
Anſehen haben, ſo müſſen ſie beſchnitten werden, weil der Dinkel
ſich ſonſt lagert. Dies geſchieht gewöhnlich im April, ſpateſtens
Anfangs Mai. Zeigen ſich die Halmen, ſo muß mit großer Vor⸗
It dabei verfahren werden. Das Abgeſchnittene gibt das erſte
grüne Futter für das Rindvieh und wird mit Wicken⸗ und Hafer⸗
ſtroh zu Haͤckſel geſchnitten.“ s |
Beſonderen Krankheiten iſt der Dinkel nicht unterworfen. Der
Brand iſt nicht ſo gewöhnlich bei demſelben, als beim Weizen.
Die kantigen Körner, fhòn und vollkommen wie ſie ausſehen, ent⸗
halten ein ſchwarzbraunes Pulver von ſo aafigem Geruche, daß
wenn mehrere angeſteckte Aehren zuſammenſtehen, die Naſe ihn im
Vorbeigehen an dem Felde gewahr wird. BR
Die Erntezeit des Dinkels tritt in der erften Hälfte des Au⸗
guſts ein. Man ſchneidet ihn, wenn der Halm weiß iſt; ſollte
auch die Aehre noch nicht ganz reif, ſondern nach dem Sprachge⸗
brauch untergrün ſeyn. Da die Aehren bei voller Zeitigung
leicht durchbrechen, ſo iſt die Ernte nicht zu M Sc Das Ge⸗
ſchnittene reift in den Schwaden oder Gelagen bei gutem Wetter
nach und die Güte des Korns gewinnt dabei. Dagegen waͤchſt
der Dinkel bei naſſem Wetter ſchneller als alles andere Getreide aus.
Er läßt ſich ſowohl mit der Sichel als der Hau⸗ und Ge⸗
ſtellſenſe abbringen. Ich habe ihn ſchon bei heißem Wetter an
9
8
A
8
K
2
105
Einem Tage Morgens in der Frühe abſchneiden und Abends ein⸗
ſcheuern ſehen. Auch in der Pfalz wird der Spelz, ſo wie er ge⸗
ſchnitten iſt, gebunden und eingefahren. Nur wenn er mit Gras
durchwachſen oder die Aehren nicht völlig reif ſind, läßt man ihn
einige Tage liegen, bevor er gebunden wird. Er kann, ſo wie
er vom Felde kömmt, gedroſchen werden. Auf dem Boden läßt er
em Sabre Yang gut aufbewahren, nn weil fein Korn in
der Hülſe ſitzen bleibt.
Vier Dreſcher dreſchen in ſechs Tagen den Ertrag von einem
Hektar ab. Obgleich bei dem Dreſchen die Spelzen ſich ganz von
der Aehre trennen und in dieſem Zuſtande die eigentliche Kauf⸗
mannswaare bilden, ſo ſpringen doch auch einige wenige Körner
durch das Aufſchlagen aus den Hülſen hervor; dann gibt es wie⸗
der Spelzen, welche nur ein Korn haben. Man begreift beide
unter dem Namen Abzug. Dieſer wird auf dem Dinkelſiebe von
dem Dinkel getrennt, durch welches er, als kleiner, fällt. Noch
ergeben fich bei dem Dreſchen Spitze n. Dieſe beſtehen aus Spel⸗
| zen, welche keine oder ſehr leichte Körner haben. Sie fallen bei
dem Putzen des Getreides unter den Staub, von dem ſie durch
das Staubſieb abgeſondert werden. Die Spitzen werden dem Vieh
beſtimmt. An Spitzen und Abgang mögen auf den Hektar fallen
2½ bis 3 Hektoliter.
: Hektoliter
Der verewigte Möllinger von Pfeddersheim in der
Pfalz erhielt im zehnjährigen eier 1803 ` — 12
an Dinkel per Hektar 46
Sein geringſter Ertrag war 1811, er nig eg
fin höchſter von 1842 betrug 86,00.
Freiherr von Varnbühler in Würtemberg gibt als
den höchſten Ertrag an, den er wohl zuweilen auf ein⸗
zelnen Aeckern, nie aber im Durchſchnitte von ſeinem gan
zen Areal bezogen habe, zu 15 Scheffel vom Morgen
oder vom Hektar 84 Hektoliter.
Bei guten Ernten, ſagt er, und auf guten Feldern
bekömmt man gewöhnlich 9 — 10 Scheffl, beträgt vom
Hektar ein Medium . è e : 53,60
Für ganz Würtemberg aber glaubt er, daß man
106
e | TE Hektoliter
nicht mehr als 3 ½ Scheffel rechnen könne, welches ſich
nur durch die vielen ſchlechten Gebirgsgegenden erklären
laßt, Vom Hektas r 3,00
In einer Gegend an der Maas, wo man den Spelz 4
nur ausſaͤet, wenn der Boden nichts andres mehr tragen
will, erhielt man noch 32 Hektoliter, die aber als Miß⸗
brauch hier nicht in die Wage gelegt werden dürfen.
In Hohenheim that unſer Ertrag 1820 vom Mor⸗
gen 7 Scheffel 2 Simri, beträgt vom Hektar 43,24
Daſelbſt 1821 vom Morgen 10 Scheffel 25% Simri,
beträgt vom Hektar FE TEEN 3 9.7:
Daſelbſt 1822 vom Morgen 9 Scheffel 7½ Simri,
beträgt vom Hektar J. ͤ ET
Daſelbſt 1823 vom Morgen 9 Gage oder vom
Hektar a i S 50,63
In dem Kanton Bern na er di eli im Durchſchnitt 54,26
Der Durchſchnitt der angeführten Angaben giebt alſo
... are ⁰
Man giebt dem Dinkel den Namen einer Halbfrucht, weil er
auch noch nach dem Ausdreſchen in ſeinen Hülſen feſtſitzen bleibt
und in dieſen aufgemeſſen wird, daher fein Ertrag, wie wir ge⸗
ſehen haben, eine größere Maſſe bildet, als die irgend eines an
deren Getreides. Um alſo zu wiſſen, wieviel er an reinem Korn
enthält, muß er vorläufig gegerbt, d. i. enthülſet werden, und da
entdeckt ſich, daß die Körner dem Maße nach noch nicht die Hälfte
der Maſſe betragen, oder wie man ſich im Dina aus⸗
drückt, nicht zur Hälfte gerben.
Das Enthülſen geſchieht auf dem 3 welcher härtere
und rauhere Steine als der Mahlgang hat und womit im Wür⸗
tembergiſchen jede Mühle verſehen iſt. Das Gegerbte fällt aus
dem Gerbgange in das Gerbrohr, wo die Körner von den Sha
len und dieſe vom Staub getrennt werden. Auf ſolche Weiſe kön⸗
nen ſieben Hektoliter Dinkel in einer Stunde abgefertigt werden.
) Das hier augegebene Medium für den Dinkel verſteht ſich blos von eigent
lichem Dinkelboden und guter Cultur. Im allgemeinen Durchſchnitte darf
man blos auf 40 Hektoliter zählen. e
10
In dieſem enthülſeten Zuſtande erhält er den Namen Kernen 5
ftatt daß die ungegerbte Frucht den Namen Dinkel behält. Der
Landwirth bringt ſie nur in letzterem Zuſtande in den Handel.
Auf den Märkten aber kommt ſie unter beiden Formen vor.
x Um den Dinkel näher zu würdigen, haben wir feinen Ertrag
an Körnern und Mehl mit dem des Weizens zuſammenzuhalten.
Ein Hektar giebt im Durchſchnitt, wie vorhin bemerkt wurde, 48
Hektoliter Dinkel, dieſe 48 Hektoliter wiegen 2027,5 Kilogramme,
diefe geben 20,21 Hektoliter Kernen, diefe wiegen 4479, 4 Kilos
gramme. Die Kerne gaben 1332 Kilogramme Mehl. Ich beob⸗
achtete hierbei, daß das angegebene Gewicht des Dinkels ſowohl
als des daraus hervorgegangenen Mehls genau mit der Angabe
| Lürzer's in Burgers Lehrbuch II. S. 22 ſtimmt.
Wir haben bei dem Abſchnitte des Weizens den Ertrag zu 2²
Hektoliter vom Hektar angenommen. Demnach wäre der Ertrag
deſſelben dem Maße nach um Yir größer als der der Dinkelkernen.
Es bleibt nun noch der beiderſeitige Mehrbetrag gegen einander zu
halten.
Nach der Mouture économique de Paris giebt der Hektoliter
Weizen, 77 Kilogr. wiegend, 57,75 Kilogr. Mehl. Nach Jakob
Syrington giebt er 60,2. Nach einem Ausſchreiben des franzöſiſchen
Miniſters der Gewerbe vom 20. Mai 1812 dürfte er gar nur 53,33
geben. Bei dem erſten Mahlanſatze mögen wohl die Herren Mül⸗
ler, Bäcker und Sippſchaft, bei dem letzteren andere Dinge die
Hände im Spiel gehabt haben. Auch Syrington's Angabe
ſcheint mir zu gering, wenn ich fie mit Schwan's Handbuche
ſowie mit der Angabe Lürzer's a. a. O. S. 32 vergleiche. Nach
dieſen geben 85 Pfund Weizen 71 Pfund Mehl, der Hektoliter
alſo, 77 Kilogr. wiegend, 64,32 Kilogr. Mehl, mithin 1,52 Ki⸗
logramme weniger als der Kern des Dinkels giebt. Der Mehr⸗
betrag eines Hektars Weizen aber beläuft fih auf 4415, flatt daß
der des Dinkels nur 1332 beträgt, jener alſo 83 Kilogr. Mehl
mehr als dieſer. Der Unterſchied zwiſchen beiden macht nach dem
Mehlertrag nur e, ſtatt daß er nach den Körnern, wie wir
höher ſahen, Yı ausmacht.
Was die Güte des Dinkelmehls betrifft, ſo ziehen Einige ſol⸗
ches dem Weizenmehl vor, weil es feiner und weißer ſeyn foll;
e
* 9 e
` Le ne EE
„ "` :
ee ee
gie mag
Ek
—
Andere ſetzen es ihm nach, weil das daraus gebackene Brod ford’
der iſt und ſchneller als das Weizenbrod austrocknet. Die Wahr⸗
heit möchte wohl auch hier in der Mitte liegen und ſich für die
Gleichheit an Güte für beide Theile ausſprechen. e ?
Wenn alle Getreidearten in allen Gegenden gleichen Abſaß
fanden, fo würden fie dadurch auch einen gleichen relativen Werth
erhalten, es ſey nun, daß man dieſen in Geld oder in einem ge⸗
gebenen Normalgetreide ausſprechen wollte. Man hat das Schwan⸗
kende nach der erſten Beſtimmung anerkannt, und iſt daher auf
die andere Beſtimmungsart gefallen, welche ohne Zweifel für eine
gegebene Gegend die richtigere iſt, aber durchaus nicht für alle
andere Gegenden paſſend. So ſteht z. B. der Preis des Roggens,
den man in Norddeütſchland dazu gewählt hat, weder in England
noch in Frankreich in einigem Verhältniſſe zu ſeinem wahren inne⸗
ren Werthe, daher auch in keinem richtigen Verhältniß zu dem
aͤußeren Werthe der übrigen Getreidearten, und doch iſt es dieſer
äußere Werth oder der repräſentative Werth in Geld, der für den
Producenten in allen Fällen entſcheidet, wo er etwas von feinen
Produkten zu Markt zu bringen hat. So würde er in Würtem⸗
berg ſchwerlich ſo viel für einen Scheffel Weizen als für einen
Scheffel Dinkelkorn bekommen; in den Niederlanden dagegen würde
man ihm nicht 5 Scheffel Weizen für 12 Scheffel Dinkel geben
wollen, obgleich, wie wir geſehen haben, dieſe mehr gleich gutes
Mehl als jene geben. In den Niederlanden erhält man im Tau⸗
ſche für einen Scheffel Roggen zwei Scheffel Dinkel, in Würtem⸗
berg höchſtens nur 124 Scheffel. ,
Faſſen wir alle Vortheile und Eigenheiten des Dinkels im Ver⸗
gleich mit denen des Weizens zuſammen, ſo ergiebt ſi ſich nach Ab⸗
weiſung einiger irriger Begriffe, welche diejenigen aufgefaßt oder
Andern nachgeſchrieben haben, die ſeine Cultur nicht aus eigner
Erfahrung kennen: |
4) daß der Dinkel auf ſchlechtem And Eſchöpſtem Boden nur
ſchlecht fortkömmt, dennoch aber einen ſolchen verträgt, der
für Weizen etwas zu leicht oder zu trocken it, auf rechtem
Weizenboden aber am beſten gedeiht;
2) daß er dieſelbe Feldbeſtellung erfordert, wie der Weizen, dabei
aber das ſpaͤte Düngen ſowie das Ueberdüngen beſſer verträgt
als dieſer;
109
3) daß er fih mit weniger Dung behilft und weniger alte Kraft
im Boden erfordert, als der Weizen; |
D daß er ungleich verträglicher mit ſich ſelbſt und mit andern
Gewächſen in der Fruchtfolge iſt als der Weizen, wahrſchein⸗
lich weil er den Boden weniger erſchöpft als dieſer;
5) daß er den Krankheiten, namentlich dem Brand, weit weniger
unterworfen iſt als der Weizen;
6) daß er von dem Bogelfraß auf bem Selbe: Wei ober gar
nicht leidet;
7) daß er aber dem Gage und eeng der Speisen daher
von dieſer Seite der Gefahr des Verluſtes nicht weniger als
der Weizen ausgeſetzt iſt;
8) daß dem geſchnittenen Dinkel die Näſſe nicht minder nachthei⸗
lig ift als dem Weizen, dagegen aber ein ſchnelleres Aufbin⸗
den und Einheimſen (Einſcheuern) gleich hinter der Sichel
verträgt, als dieſer; e
2
9) daß er leichter abzudreſchen iſt, auf dem Boden zwar einen
etwas größern Raum eee ſich aber peira” darauf als
der Weizen erhält;
10) daß der Dinkel im Meblertrage letzterem wenig nachſteht;
14) daß ſich aus Dinkel zwar ein feineres Mehl als aus dem
Weizen hervorbringen läßt, daß aber das daraus verfertigte
Gebäck ſpröder iſt und ſich weniger friſch erhalte, als das von
Weizenmehl angefertigte;
12) daß das Dinkelſtroh zwar etwas ſteifer iſt als das des Weiz
zens, daß es aber deſſen ungeachtet nicht allein ein treffliches
Häckſel für die Pferde, ſondern auch gutes ane für das
en giebt.
Aus dem Angegebenen ergiebt ſich, welch große Vortheile der
Anbau des Spelzes gewähre und wie ſehr der ſchwäbiſche Landwirth
Recht habe, dabei ſtehen zu bleiben. Wenn der Spelz nicht allent⸗
halben, inſoweit ſich die klimatiſchen Verhältniſſe dazu eignen,
ebenſo ſehr anzurathen ift, ſo liegt das mehr am Abgang zweck⸗
mäßiger Vorrichtungen an den beſtehenden Mühlen, als am inne
ren Werthe dieſer edlen Frucht. `
Noch hat der Spri einen befonderen Werth. als
110
2) Arche
In der Gegend von Mosbach am Neckar bereitet man den
ſogenannten Grünenkern auf folgende Art und bringt ee als
Graupen (Suppenfrucht) in den Handel:
Zur Zeit, wo die Spelzenkörner ihre milchige Beſchaffenhel
verlieren und anfangen mehlig zu werden, oder wo das Eiweiß ſich
auszubilden anfängt, werden die grünen Aehren abgeſchnitten und
im Backofen ſo lange gedörrt, bis ſie vollkommen wie die reife
Spelz trocken ſind. Hierauf werden die Aehren gedroſchen, geſiebt,
geputzt, ſodann zur Mühle auf den Schälgang gebracht und wie
die gewöhnliche reife Spelz geſchält. Die hierdurch erlangten Kör⸗
ner werden ſodann in den Dee ER und zu Graupenſuppen
verwendet.
Von einer Quantität Frucht, welche 100 Mäßchen Spelz
ee haben würde, bekommt man 10 Mäßchen Grünenkern.
DH
6) Emmer. (Triticum amyleum. ) 8
Aehre flach, zuſammengedrückt, aufrecht oder gebogen, gegrannt
oder faſt ungegrannt. Aehrchen weiß, dicht an der Spindel an⸗
liegend, oval, weiß, doppelt fo lang als breit, 2famig. Balg
gebogen, zugeſpitzt, mit einem gebogenen Zahn. Samen zkantig /
lang, verjüngt, höckerig, hell und glaſig. niii
a) Weißer Emmer. (Sommeremmer.)
Aehre gegrannt, ſchlaff, weiß, kahl.
Europäische Cerealien p. 30. A.
Reisdinkel bei Ulm; wilder Reis bei Meiſenheim auf dem Hundsrücken;
Emmer in Würtemberg; Ammer, Immer, Amelkorn, romaniſcher Weizen, Em⸗
merkorn, Sommerſpelz in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands; Jeruſalemskorn
im Berner Oberlande; Grand Epeautre, Blé de Jerusalem, Blé amidonier
in Frankreich; Arzuolo, Farro, Spelta maggiore, Alga di Wiang Lombardi
in Italien.
Halm 3 — 3 ½ Fuß hoch, oben markig, unten hohl, aufrecht.
Aehre gebogen, 3 3% Zoll lang, zuſammengedrückt, gegrannt.
) Diefe Benennung von Amy lum (Stärk, Kraftmehl), wovon die Körner
ſehr viel enthalten und deshalb ſich ſehr für Graupen eignen. Daher auch
Caspar Bauhin den Emmer mit dem Namen Zea amylea belegte, welche
Benennung Seringe wieder aufgenommen und dieſe Frucht unter Triticum
amyleum beſchrieben ve
er e RE ege
2 ee e
111
Blätter 6 — 8 Zoll lang, % Zoll breit. Spindel zuſammenge⸗
drückt, an den Gliedern behaart. Aehrchen 20 — 28 in einer Aehre,
2. fehr ſelten Zſamig „ Amal ſo lang als breit, 2grannig , abge⸗
ſtumpft. Balg krumm gebogen, ſehr ſtark, glänzend weiß, der
Kiel in einen gebogenen Zahn ausgehend. Aeußeres Bälglein her⸗
vorſtehend, gegrannt, weiß; inneres Bälglein zugeſpitzt, fo groß
als das äußere. Grannen etwas länger als die Aehre, mit der⸗
Üben parallel ausgehend. Samen lang, kantig, j Zoll lang,
rau, glaſig.
Dieſer Emmer wurde bis jetzt häufig mit dem Grannenſpelz
verwechſelt, von dem er ſich aber durch breitere, zuſammenge⸗
drückte, regelmäßige Aehren, regelmäßig anliegende Grannen, ge⸗
bogenen Balg, der mit einem gebogenen Zahn verſehen iſt, lange
glaſtge Samen und durch die kürzere Vegetationszeit unterſcheidet.
Vorkommen und Verbreitung. Der weiße Emmer wird
in Würtemberg, in der Schweiz, in Frankreich, Italien und in
Oeſterreich angebaut; ferner finden wir ihn in deutſchen landwirth⸗
ſchaftlichen Gärten und Verſuchsfeldern ſehr häufig.
Cultur und Gebrauch.
: 1) Als Mehlpflanze. a
Der weiße Emmer iſt eine Sommerfrucht, die möglich früh
geſäet werden muß; über Winter taugt er nicht, weil er zu em⸗
pfndlich gegen Kälte ift und deßhalb leicht ausartet. ag
Ueber die Cultur des Emmers jagt Schwerz: Der weiße
Emmer giebt ein weißeres, feineres Mehl als der rothe, und lie⸗
fert eine ſehr ſchöne weiße Stärke; dagegen ift der rothe ergiebiger
und gedeiht beſſer auf gebundenem Boden. Für mein Theil ziehe
ich den rothen zum Anbau bei weitem vor. Beide haben vor
den übrigen Weizenarten den Vorzug, daß ſie mit trocknerem und
ſchlechterem Boden vorlieb nehmen. Sie haben ferner den Vor⸗
heil, daß fie nicht lagern, und die Meinung, welche diefe Eigen-
Map dem Dinkel, der ſie doch nicht hat, zuſchreibt, möchte wohl
don dem Emmer herrühren.
Das ſteife Stroh taugt daher auch nicht zur Fütterung.
Als Sommerfrucht dient er, Hafer und Gerſte auf dem Felde
iu erſetzen; er kömmt daher nach dem Wintergetreide vor. Will⸗
kommener als m Stelle bei den Dreifeldern möchte ihm eine im
*
112
Fruchtwechſel ſeyn, am liebſten wahrſcheimlich die nach Klee, wë
hier wäre zu verſuchen, ihn mit Hafer auszuſäen, bei dem er das
Lagern unter ſolchen Umſtänden verhindern könnte. Noch bleibt
der Emmer als Brodfrucht für den Landwirth ſchätzbar, der mit
feiner Wintergetreideſaat nicht hat fertig werden können und fie im
Frühjahre durch den Emmer ergänzt.
Der Ertrag vom Emmer wird in den würtembergifchen Annalen
angegeben zu 7 — 8 Scheffel vom Morgen, oder 39 — 45 Hekto⸗
liter vom Hektar, welches für Sommergetreide ein febr eg
Ertrag iſt. Wir ſelbſt ernteten 1823 von etwas wenig mehr als
ein Hektar nach Kartoffeln 44,2 Hektoliter. Dieſe gaben an Stroh
und Kaff 43,8 metriſche Centner. 1824 hatte der Emmer von dem
Hagel gelitten. Wir ernteten demnach 39,38 Hektoliteß Körner
bei 46 m. (ir, Stroh. Die Körner gaben nach den Garben 2414
Hektoliter Kernen. Die auf dem Felde unmittelbar daranſtoßende
Gerſte ertrug 20 Hektoliter Körner und 36 m. Ctr. Stroh.
Der Emmer will ſehr frühe geſäet ſeyn. Man nimmt ebenſo⸗
viel Samen, als für den Dinkel angegeben worden. - Da er früh
geſäet ſeyn will, dem Lagern nicht unterworfen ift und fpät reift /
ſo eignet er ſich, um mit Erbſen und Hafer ausgeſäet zu werden,
wodurch dem Felde wahrſcheinlich ein ſehr hoher Ertrag abzugewin⸗
nen wäre. Auch unter grün abzufütternde Widen ſcheint er zu
paſſen, da er ſie beſſer als anderes Getreide aufrecht erhält. Noch
iſt er auf einem Lande, wo man Ueppigkeits halber von jedem
andern Getreide Lager zu befürchten hat, zu empfehlen.
Wichtig ift bei der Einerntung des Emmers das Treffen trod
ner Witterung, da er geſchnitten keinen Regen vertragen kann,
Wird er dann durchnaß, ſo zerfließt nachher das Mehl is Baden
und erhält einen bittern Geſchmack.
Nach den Wäge⸗, Mahl- und Backproben, die ich im De⸗
cember 1824 mit Emmer und Einkorn anſtellen ließ, ergaben f ich
folgende daten:
Emmer:
100 Litre wogen 48,5 Kilogr.
gaben Kernen 53,12 Liter.
dieſe wogen 36,3 Kilogr.
gaben Mh.. 38 met
gaben Kleie 4 48656 ea
gaben Mehl und Brod?) /
i Einkorn:
100 Litre wogen 40,77 Kilogr.
gaben Kernen 38,27 Liter
dieſe wogen 30,0 Kilogr.
gaben Mehl - +» 25,0 „
gaben Kleie 4,35 „
das Mehl gab Brod 34,45 „
Man baut übrigens den weißen und rothen Emmer in Wür⸗
temberg weniger als Mehl⸗, ſondern haußtſächlich als
E 2) Graupen frucht. )
Die Körner haben außerordentlich viel Schleim und geben vor⸗
zügliche Suppen. Diefe Frucht übertrifft hierin alle unfere Getreide⸗
arten und verdient in dieſer Beziehung bei den Landwirthen mehr,
und wenn auch nur zum Hausgebrauch, als Suppenfrucht, keines⸗
wegs aber als Mehlfrucht, beachtet zu werden. |
Die Erfahrungen, die wir durch den Anbau in unſerer Ges
gend gemacht haben, ſind folgende: R
x
Ruthen
Ort des Verſuchs SE
< 100%
Wegen, =
Gewicht
von
trag 400 MGL
Vorfracht Dime | Saat Er⸗
gung |
Walldorf im flach. Lande Spelz | 1831 | 15. März 100 SÉ
E ` 1833. : ; s 10 Mil, ;
Hüffenhardt im hügeligen Kartoffel] 1832 | desgl. 130
„Kalkgebirge i ,
Schriesheim i. flach. Lande desgl. 1832 N 130
Odenwald im Sandſtein⸗ desgl. 1832 | 1 Mfl 135
ebirge. i ;
Lat besal, - besgl. 1882 zm | 39 440
*
— —
d ` j 8
) Ich gab fräier das Mehl von einem Hektoliter Emmer an einen Bäcker,
erhielt aber nur 35,4 Kilogr. Brod zurück, alſo 8 weniger als vom eignen
Gebäcke. Das Brod vom Bäcker aber war beffer und weniger feucht als
das eigene. Das Mehl vom Emmer kömmt jedoch dem Mehl vom Einkorn
an Güte nicht gleich. * l St
*
ua o
Allgemein wurde bemerkt, daß die Frucht keinen Brand af’
ſetzt, ſich nicht lagert, viel und ſtarkes Stroh liefert und leicht d
dreſchen iſt.
Wir cultiviren ſchon feit einer Reihe von Jahren hiervon eint
Unterſpielart,
aa) Großer weißer Emmer. (Senmtier endet
welche fih durch etwas kräftigere Beſtockung und ſpätere Reife,
ziemlich conſtant auszeichnet. Was bei der Cultur der Spielart $
angegeben iſt, läßt ſich auch hier anwenden.
b) Rother E mmer. (Sommeremmer.)
Aehre ſchlaff, gegrannt, bräunlich, kahl.
Europäische Cerealien p. 32. E.
Blé amidonier à épi rouge in Frankreich; Farro in Italien. Ferne!
geht dieſer Emmer Häufig auch noch unter den bei der Spielart a angeführten
Benennungen.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a blos durch rothbraune
Aehren und Grannen, artet niemals aus und iſt in Farbe und
Form ſehr beftändig.
Vorkommen Gë Verbreitung. Gapeteg untermiſcht
mit dem weißen Emmer.
Cultur und Gebrauch. Was hierüber beim weißen Em’
mer geſagt wurde, iſt auch bei dem rothen anzuwenden, und nut
ift noch beizufügen, daß der rothe Emmer niemals Brand bekommt
und im Ertrag gegen den weißen etwas vorſchlägt, was auch die
Erfahrungen von Schwerz beſtätigen.
Hiervon erhalten wir, zumal bei üppiger Vegetation, ein?
Unterſpielart: |
bb) Rother äſtiger Emmer.
Die nur zufällig erſcheinende Form iſt durch die äſtige Aehre
von der vorhergehenden Spielart b zu unterſcheiden * ger in dlo⸗
nomiſcher Beziehung keinen Werth. ,
c) Weißer Wintssenme (Winterfrucht.
Aehre ſchlaff, halbgegrannt, weiß, kahl.
Triticum tricoccon. Schübler.
Europäische Cerealien p. 83, G.
d
115
Egyptiſcher Spelz, egyptiſcher Winterweizen, ruſſiſcher Spelz in Deutſch⸗
nd; Blé amidonier à courtes: barbes in Frankreich; Farro in Italien.
Iſt von der Spielart a durch kraftige Beſtockung, ſtarke, mehr
aufrechtſtehende Aehren, kürzeren und minderen Grannenanſatz und
durch die längere Vegetationszeit über Winter zu unterſcheiden.
Vorkommen und Verbreitung. Man baut den Winter⸗
emmer in Italien, jedoch nicht allgemein. Sodann findet man
ihn in Gärten und auch verſuchsweiſe auf den Feldern in den
Rheingegenden.
Cultur und Gebrauch. Iſt eine Winterfrucht, die im
Herbſte frühzeitig ausgeſäet werden muß. Sie verlangt einen kräf⸗
tigen Boden und ein ſehr warmes Klima, weil ſie in der Regel
mit 8 — 40° Kälte ohne Schneedecke auswintert.
Dieſe Getreideart hat auf dem Felde ein kräftiges Anſehen und
ſcheint alle andere Arten im Ertrag übertreffen zu wollen; allein
wenn man dieſelbe genau unterſucht, ſo findet man, daß die Kelch⸗
ſpelzen ſehr groß, hart und ſtark find und fich mehr auf Rechnung
der Körner ausbilden. Obgleich ſich der Winteremmer ſeit einigen
Jahren mehr akklimat! Get hat und nicht mehr fo oft wie früher aus⸗
wintert, und nachſtehende Culturverſuche ziemlich günſtig ausge⸗
fallen ſind, ſo können wir ihn doch nicht weiter empfehlen, zumal
da unſere Dear auch den Anbau bereits wieder aufgegeben haben.
E ; Dün- | a| Gewicht
Ort des Verſuchs CR Vorfrucht Sr? Er tag 4 Am, i;
Münchho d flach. Lande 16 Han 1833 10. October 130
ünchh 2 L 18 15 Ml.
Kirchbeim Ke Gerſte 1833 10 MEL 120
Daſelbſt 1835. 150 | Tabak 1835 20 Mßl. 130
Wir erhielten hiervon im Jahr 1825 eine Unterſpielart,
cc) Weißer äſtiger Winteremmer,
der aber ſich nicht regelmäßig fortpflanzen läßt, und deßhalb nr
als zufällig erſcheinende Form gelten a,
d) Weißer fammtartiger Winteremmer.
Aehre ſchlaff, halbgegrannt, weiß, ſammtartig.
Europäische Cerealien p. 32. C X) und p. 33. H xx),
Ruſſiſcher Mehldinkel in Deutſchland; Blé amidonier & épi velouté in
Frankreich. — , e
Iſt von der Spielart a durch eine mehr ſteife Aehre, mindere
Begrannung, längere Vegetationszeit und durch fpätere Reife, und
von der Spielart o durch ſammtartige Spelzen zu unterſcheiden.
Vorkommen und Verbreitung. Bis jetzt wohl nur in
Sammlungen und Gärten. 4
Cultur und Gebrauch. Iſt eine Winterfrucht, die ein
warmes Klima erfordert, bei uns gern auswintert und folglich
keinen Platz in der Reihe der beſſeren Getreideſorten einnehmen kann.
e) Weißer ſammtartiger äͤſtiger Winteremmer.
(Winterfrucht.) ;
Aehre ſchlaff, halbgegrannt, weiß, ſammtartig, äſtig.
Europäische Cerealien p. 32. D. rm
Unterſcheidet ſich von der vorſtehenden Spielart durch das
Aeſtigwerden der Aehre, was jedoch nur bei günſtigen Culturver⸗
hältniffen auffallend ott findet, und in magerem Boden ſich all⸗
mählig verliert. Uebrigens hat dieſe Form, die vor 25 Jahren
ſehr wechſelnd war, jetzt eine beſtimmte Beſtändigkeit erlangt und J
uns deßhalb veranlaßt, fie als eine mehr conſtante Spielart zu
betrachten. - , ei
*.
Ge d
t) Rother Winteremmer. (Winterfrucht.)
Aehre ſchlaff, halbgegrannt, roth, kahl.
9) Seit einer langjährigen Cultur fanden wir, daß dieſer Emmer kürzere
Grannen bekam und mehr halbgegrannt erſcheint, weßhalb wir ihn an Met
Spielart anreihen. ;
*) Ebenſo bemerkten wir auch hier, daß die röthliche Färbung wechſelt und die
Aehren bisweilen faſt weiß erſcheinen, was uns veranlaßt, dieſe Form mit
der Spielart d ebenfalls zu vereinigen. Ueberhaupt hat diefe Spielart
feine rechte Beſtändigkeit, und es ſcheint, daß aus derſelben bei gehöriger
Pflege neue Emmerarten erzielt werden können, was bereits durch die Ge
zielung der Spielart k gefchehen iſt. ;
DH
8
Eine neue Spielart, die von der Spielart c SN die roth⸗
braune Farbe der Aehren und Grannen zu unterſcheiden iſt. Wir
erzogen dieſelbe im Jahr 1825 aus der Spielart e und iſt ſie bis
jetzt unverändert geblieben. Sie neigt fih gern zum Aeſtigwerden,
ebenſo verlieren ſich die Aeſte wieder und die Aehre erfcheint ſodann
einfach. |
ff) Rother äſtiger Winteremmer.
Eine Unterſpielart von der vorſtehenden Spielart i, die ſich
nur durch die zufällig erſcheinenden äſtigen Aehren, was jedoch
ſehr wechſelnd iſt, unterſcheidet. Hat keinen ökonomiſchen Werth
und wird im Herbſt ausgeſäet.
g) Dichter rother Emmer. (Sommerfrucht.)
Aehre dicht, gegrannt, bräunlich, kahl.
Europäische Cerealien p. 34. I.
Gleicht der Spielart £ und iſt von derſelben durch eine E:
aufrechtſtehende breite Aehre gu unterſcheiden.
Dieſe Spielart, die vor der Hand keiner ökonomiſchen Bes
rückſichtigung würdig iſt, hat ſeit einer Reihe von Jahren mehr
Beſtändigkeit und den eigentlichen Charakter einer conſtanten Ke
art angenommen.
h) Schwarzer Winteremmer. (Winterfrucht.)
Aehre dicht, gegrannt, ſchwarzblau, ſammtartig.
Europäische Cerealien p. 34. K.
Triticum atratum Host; ſchwärzlicher Weizen, ſchwarzer Winterſpelz aus
Afrika; in Deutſchland; Blé amidonier noirâtre in Frankreich.
Unterſcheidet ſich von dem Sommeremmer a durch eine breite,
dichte, aufrechtſtehende, nach oben zulaufende, ſammtartige, ſchwarze
Aehre, ſchwarze Grannen und 5 eine längere Wagens
Über Winter.
Vorkommen und Verbreitung. Bis jetzt nur in Går
ten, theilweiſe als Verſuch auf dem Felde, und nach Angaben öf⸗
ters in Oeſtreich im Großen angebaut.
Cultur und Gebrauch. Dieſer Winteremmer iſt ſehr dauer⸗
haft über Winter, leidet niemals vom Froſt, beſtockt ſich kräftig,
allein die Samen ſind zum Theil klein, ſehr ungleich und keimen
118
nur theilweiſe. Auf dem Felde wird er häufig von Mehlthau heim⸗
geſucht und bringt dann viele unkeimfähige Körner, weßhalb dieſe
Frucht für den Landwirth nicht empfohlen werden kann, ſondern
zu den geringen Mehlfrüchten zu zählen iſt.
Hieraus erhalten wir nicht ſelten bei üppiger Beſtockung die
Unter⸗Spielart
uh) Schwarzer äſtiger Winteremmer,
Europäische Cerealien p. 35. L.
die ſich aber nicht leicht fortpflanzen läßt und gewöhnlich bei ge⸗
ringerem Boden wieder aſtlos wird.
Unter dieſen vielen Emmerarten zeichnen ſich nur die Spiel⸗
arten a und b als bauwürdig, und zwar, wie bereits erwähnt,
als Suppenfrucht, aus; alle übrigen dagegen haben nur botani⸗
ſches Intereſſe und müſſen allen bis jetzt landesüblichen Getreide⸗
arten nachſtehen.
7) Einkorn. (Triticum monococcum.)
Aehre zuſammengepreßt, ſehr dünn, aufrecht, gegrannt. Aehr⸗
chen gebogen, ſehr dicht übereinander, länger als breit, einſamig.
Balg gebogen, zugeſpitzt, zuſammengedrückt, ungleich 2zahnig.
Rücken ſehr ſcharf, an den Seiten mit erhabenen Streifen. Sa⸗
men ſchief, bauchig, hell und glaſig. |
| a) Rothes Einkorn.
Aehre gegrannt, bräunlich, kahl.
Europaische Cerealien p. 35. A.
Einkorn und Einküren bei Ulm; Einkorn und St. Peters⸗Korn ! in Medien
burg; Einkorn, Dinkel in Sachſen; einkörniger Weizen; Blicken, Spelzreis,
Schwabenweizen, Welſcher Dinkel, Blick in verſchiedenen Gegenden von Deutſch⸗
land; Froment locular „ F. monocoque, F. locar, petit Epeautre, Blé
locular in Frankreich; Spelta minore, Tharghetta in Italien; Esprilla,
Carraon, Escanna in Spanien; Sct. Peters Corn in England. )
Halm 3—34 Fuß hoch, aufrecht, febr dünn, markig, glatt.
Blätter / Zoll breit, 5 — 7 Zoll lang. Aehre 2 — 3 Zoll lang,
zweireihig, ganz flach, dicht, gleichbreit, abgeſtumpft. Spindel
kurzgegliedert, dünn, ſehr zerbrechlich, kahl, röͤthlich. Aehrchen
22 — 28, dicht übereinander ſtehend, einſamig, meiſt eingrannig⸗
Balg zuſammengedrückt, ſchief, Zzahnig, kahl, bräunlich, zuweilen
119
feinhaarig. Inneres Bälglein ſehr ſchmal, dännhäutig, zugeſpitzt,
den Samen etwas umſchließend. Grannen ſo lang als die Aehre,
fehe dünn, röthlich. Samen ungleich, ſchief, gefurcht, grünlich
weiß, hell und mehlig. : 2. |
Vorkommen und Verbreitung. Das Einkorn gehört zu
den älteſten Getreideſorten und iſt in den meiſten Ländern von
Europa, doch wohl nicht mehr fo häufig wie früher, angebaut.
Im Wasgau war es ſchon vor 300 Jahren allgemein gekannt,
ebenſo im Weſtrich; allein es wurde dort, wie in andern Gegen⸗
den Deutſchlands, durch erträglichere Fruchtarten theilweiſe ver⸗
drängt. E
Cultur und Gebrauch. Es kann über Winter und Som⸗
mer angebaut werden, iſt ſehr dauerhaft, wintert niemals aus,
und gedeiht ſelbſt im magerſten Boden, wo es in dieſer Beziehung
von keiner Getreideart erſetzt wird. Die Körner eignen fid weni⸗
ger zur Mehlbereitung als zu Gr’upen, wozu daſſelbe meiſt noch,
zumal in Würtemberg, angebaut wird. s 5 ;
Schmerz fagt über den Anbau des Einkorns: Dieſe Weizen⸗
art hat eine längere Vegetationsperiode als die Sommergetreide⸗
arten, ſie wird daher gewöhnlich als Winterfrucht in Würtemberg
angebaut. Man weiht ihr einen Boden, der zum Dinkel nicht
gut oder nicht kraftvoll genug ift; daher man fie viel auf ſteinigen
und höher liegenden Gebirgsfeldern antrifft. Die Vorzüge des Ein⸗
korns beſtehen hauptſächlich darin, daß es ſich ſtark beſtaudet, nicht
leicht auswintert, nicht lagert und weniger leicht den Krankheiten
anderer Weizenarten unterworfen iſt. In Hinſicht des Bodens iſt
es ſehr genügſam, gedeiht beſonders gut auf ſtark ſteinigem Boden,
und zwar hier beſſer als der Dinkel; daher man es öfters in ge⸗
birgigen Gegenden antrifft. Es kann noch um Weihnachten und
ſelbſt im Februar mit gutem Erfolg geſäet werden, und liefert ein
ſehr ſchönes, gelbes, zumal für Mehlſpeiſen unübertreffliches Mehl.
Das daraus gebackene Brod iſt locker und gelb von Farbe. Das
Einkorn giebt nach der Enthülſung mehr Kernen als der Dinkel,
da es zur Hälfte gerbt. Das heißt, acht Simri Einkorn geben vier
Simri, alſo 0,50 Kernen, während der Dinkel im Durchſchnitt
nur 0,42 Kernen giebt. Das Einkorn alſo 16 Proc. mehr. Auf
wohl bearbeitetem, gut gedüngtem Boden kann es 46fachen Ertrag
geben. Gewöhnlich fået man 2,8 bis 3,5 Hectoliter auf den Hectar
=4—5 Gimi auf den würtembergiſchen Morgen. Mit Dinkel
gemiſcht giebt es die vorzüglichſten Ernten. ar
Das Einkorn liefert ein feſtes, ſchweres, daher den Dünger⸗
vorrath ſehr bereicherndes Stroh. Bei der Ernte hat man zu be⸗
obachten, das Geſchnittene höͤchſtens nur eine Nacht auf dem Felde
zu laſſen und wo möglich es noch an ſelbigem Tage einzuheimſen.
Zu dem Ende läßt man das Einkorn todtreif auf dem Halme wer⸗
den, bevor man zum Schnitte ſchreitet. e
Für Boden, der zum Dinkel zu ſtorrig, für Felder, worauf
das Sommergetreide zu viel gefährdet iſt, bleibt das Einkorn über⸗
aus ſchatzbar. Da es ein ſehr verſpätetes Saen verträgt, fo ſchickt
es ſich ſehr gut ins Sommerfeld. Ueberaus wohl bekommt ihm
das Ueberdüngen. Einer unſerer Nachbarn hatte 4823 einen Mor⸗
gen im Sommerfeld damit beſtellt, alſo nach Dinkel „ und das bes
ſaͤtte Land im Winter etwas überdüngt. Er erntete davon 11
Scheffel Körner oder beinah 62 Hektoliter vom Hektar, alſo mehr
als ihm der beſte Dinkel im Winterfeld getragen haben würde.
Der Hagel vernichtete 1824 in Hohenheim die Berechnung.
e Die Gattung Triticum zählt noch eine Menge Arten, welche
aber nicht zu den Mehlfrüchten, ſondern zu den eigentlichen Graͤ⸗
ſern gehören, die aber ihres geringen Futterertrags und andern
Umſtaͤnden wegen nicht als Nutzgräſer dienen und hier keinen Platz
einnehmen können.
6. Gattung. Schwingelgras. (Festuca L.)
Aehrchen 2 — vielblüthig. Blümchen lanzettlich oder lanzett⸗
pfriemlich, zugeſpitzt; untere Spelze grannenlos, ſteifſpitzig, aus
der Spitze oder kaum unter derſelben begrannt; obere Spelze dicht
und ſehr zartwimperig. Griffel kurz. Narbe federig, faſt am
Grunde des Blümchens hervortretend. b :
1) W ieſenſchwin gel. (Festuca pratensis. Huds.) |
(Wieſengras.) ze
Festuca elatior L. Fl. angl. ed. 1. p. 37. Bromus elatior. Koel,
gram. 214. Geht bei den meiſten Autoren unter F. pratensis. l
Fetuque de près in Frankreich; Meadow, Fescue grass in England;
Angs Svingel in Schweden. ; ;
Wurzel faſerig, viele zarte Blätter und einen 2 — 3 Fuß ho⸗
hen Stengel treibend. Blattſcheidehäutchen ſehr kurz. Rispe ein⸗
bei „ausgebreitet, ziemlich aufrecht; mit meiſtens paarig geſtell⸗
ten, ganz einfachen traubigen Aeſten. Aehrchen ſchmal, linealiſch,
5 —40blüthig. Bluͤthchen unter der Spitze ſtachelſpitzig oder grans
nenlos, unbewehrt. Wird häufig mit der nachſtehenden Art, von
der ſie lich durch eine mehr zuſammengezogene Rispe unterſcheidet,
berwechſelt. Dieſes iſt übrigens diejenige Form, welche von den
economen und Samenhandlungen als eigentlicher EE
(Festuca pratensis) anempfohlen wird.
4 Blüthe: Ende März bis Juni; Reife: Juli bis Auguſt.
Vorkommen und Verbreitung. Wild: durch ganz Deutſch⸗
land auf fruchtbaren Wieſen, in Grasgärten, an Bächen, Zäu⸗
nen auf den meiſten Bodenarten, wenn ſolche ger und nicht
ſumpfig find,
Cultur und Gebrauch.
` Als Wieſengras.
Der Wieſenſchwingel, ein vorzügliches Gef, Pre
einen guten humoſen, nicht zu feuchten und lettigen, aber auch
nicht trocknen Boden, wo er ſich ſehr kräftig beſtockt und 2 — Zmal
abgemäht werden kann. In geeignetem Boden, bei gehöriger Duͤn⸗
gung oder Bewäſſerung, liefert er viel und gutes Futter, das von
Pferden und Rindvieh gern genoſſen wird. In trocknem magerem
Boden dagegen beſtockt er ſich gering, bleibt kurz und entſpricht
daſelbſt nicht. Der Wieſenſchwingel gehört daher zu den vorzügs
lichſten Wieſengräſern, welche bei Anlegung von künſtlichen Wie⸗
ſen, wenn der Boden nach obiger Angabe beſchaffen if, mit an⸗
dern Gräſern gemiſcht, vorzugsweiſe zu empfehlen iſt.
Schwerz ſagt: Der Wieſenſchwingel iſt ein vorzügliches
Obergras für ſchweren, thonigen Boden. Auf ſandigem Boden
wird er nicht ſelten von andern Gräſern verdrängt. Noch findet
man es auf feuchten, ziemlich moorigen Wieſen. Weder als Maͤh⸗,
noch als Weidegras ſteht es irgend einer Grasgattung nach. Nach
Da vy übertrifft es, in der Bluthe abgeſchnitten, alle übrigen
Gräſer an Nahrhaftigkeit. Es trägt reichlich Samen.
Es läßt ſich wahrſcheinlich annehmen, daß alle die Gräſer,
welche den meiſten oder ſchwerſten Samen tragen, in der Blithe
— — — — "mie d
— —
— ae se, ee E >
d
gemäht, die nahrhafteſten, fo wie auch nach der Samenreife die
nahrungsloſeſten find; es fey denn, daß der Samen von der M
ſey, daß er beim Hauen auf dem Boden ſich nicht von dem Halme
trenne, welche letztere Eigenſchaft ich aber bei keinem Grat: kenne
Man bezieht den Samen von Booth u. Comp. in Hamburg
zu 45 Mark den Centner, von W. Wunderlich in Frankfurt a. Me
den Centner zu 36 fl., und von C. Männing in Karlsruhe das
Pfund zu 20 kr. 9)
2) Rohrſchwingel. (Festuca arundinacea.) (Wieſengras.)
Festuca elatior Smith. Bromus arundinaceus Roth. Bromüs litto-
reus Retz et Host, Gr. aust. Bromus elatior Sprengl.
Hoher Schwingel, rohrartiger Schwingel und Hochſchwingel in verſchiedenen
landwirthſchaftlichen Schriften; Fetuques roseau, F. élevé in Frankreich
Tall Fescue grass in England.
4 Blüthe: Juni bis Juli; Reife: Juli, Auguſt.
Wurzel faſerig, tief eingehend, ausdauernd, viele breite Duw
kelgrüne, im Alter hart werdende Wurzelblätter und 3 — 4 Fuß
hohe Halme austreibend. Nispe weitſchweifig überhängend, mil
mehrverzweigten, zahlreiche, eirund⸗lanzettliche, dickliche, nur 4
5blüthige Aehrchen tragenden, Aeſten.
Unterſcheidet fih von vorſtehender Art durch röhrartige, Lë
gere Halmen und Blätter, mehr ausgebreitete und verzweigte Ri
pen, 4 — 5blüthige Aehrchen, und in ökonomiſcher Beziehung durch
das Fortkommen auf mehr naſſem Boden.
Vorkommen und Verbreitung. Man findet dieſes Gras
auf naſſen Wieſen, Ufern, Gräben, unter Weidengebüfchen, fel
tener als die obige Art und nicht ſo zahlreich beiſammen ‚ange
mein in Deutſchland verbreitet.
Cultur und Gebrauch. Es eignet fih als Obergras nut
für naſſe Wieſen, die einen kalten, thonigen, waſſerhaltigen UW
tergrund haben, ſo wie auch auf niederen Wäſſerungswieſen. Als
Wieſengras ſteht es im Werth, wegen der härteren, rohrartigen
Halmen und den ſtarren Blättern der vorigen Art nach, und if
mehr zu Pferdes als zu Rindviehfutter zu gebrauchen. Zur fünf’
lichen Wieſenanlage auf thonigem, kaltem, naſſem Boden ift es,
4) In den Samenverzeichniſſen der zwei letzteren ſteht der Wieſenſchwingel uw
ter Festuca elatior.
123
untermiſcht mit andern Grasarten, zu empfehlen. Das Einſam⸗
meln der Samen erfordert einige Aufmerkſamkeit, weil ſie, wie
überhaupt alle Schwingelgräſer, gern ausfallen. Aechten Samen
kommt man bei Booth u. Comp. in Hamburg unter dem Namen
Festuca elatior zum Preis von 40 Mark d. Er. Dieſelben verkau⸗
fen auch einen Festuca elatior fertilis zu 50 Mark d. Ctr., welcher
uns aber, wenigſtens unter dieſer Benennung, nicht bekannt iſt.
D Ri eſenſchwingel. (Festuca gigantea Villars.) (Wieſengras.)
Bromus giganteus L., große Trespe, wilde Futter⸗ und Rieſentrespe in
berſchiedenen landwirthſchaftlichen Schriften; Tall fescue grass in England.
Wurzel faſerig, Halm aufrecht, 3 — 4 Fuß hoch, von unten
oben reichlich mit Blättern beſetzt. Blätter lanzett⸗ linealiſch,
alle ganz eben und faſt ganz kahl. Rispe ſehr ausgeſpreizt, ſchlaff,
mit an der Spitze überhängenden Aeſten. Wo lanzettlich, 3
sblüthig. Spelzen unter der Spitze gegrannt. Grannen ſchlaͤn⸗
helig⸗gebogen, doppelt fo lang als die Blümchen. Wes
at Blüthes Juni bis Juli; Reife: Auguſt.
Vorkommen und Verbreitung. Auf feuchten Waldwie⸗
fen, in Gebüſchen, Laubholzwäldern u. |. w., beſonders in Nie⸗
derungen häufig und allgemein verbreitet. |
Cultur und Gebrauch.
5 1) Als Wie ſengras. a |
Der Rieſenſchwingel kommt faſt in jedem Boden fort, und
eignet ſich vorzüglich für Waldwieſen und Raſenplätze, die von
Bäumen beſchattet werden. Es iſt diefe Pflanze, wegen ihres ſtar⸗
len Wuchſes und der Eigenſchaft im Schatten fortzukommen, we⸗
gen ihres frühen Triebes und des unter ihr aufkommenden reich⸗
lichen Untergraſes, ein ſehr gutes Wieſengewächs und wird von
allem Vieh, wenn es nicht allzu alt abgemähet wird, gern gefrefs
fen; läßt man dagegen das Gras reif und überſtaͤndig werden, fo
wird beſonders das Heu hartſtengelig und ungenießbar.
2) Gründüngerpflanze.
Man hat in neuern Zeiten den Rieſenſchwingel ſo wie einig
Bromusarten zur Gründüngung vorgeſchlagen, was wir um fo
zweckmäßiger finden, weil die Samengewinnung von dieſen Pflan⸗
zen fo febr leicht ifte ) Ä
124
Bei Booth u. Comp. in Hamburg werden Samen das Pfund
zu 16 Schilling, bei W. Wunderlich in Frankfurt a. M. und &
Manning in Karlsruhe das Pfund um 20 kr. beiläufig abgegeben.
Man hat hiervon eine Spielart, i
Festuca gigantea triflora. ` Koch Synop.
F. triflora L. i .
welche ſich durch Zblüthige Aehrchen, einen niederen Halm und
durch ſchmälere Blätter unterſcheidet. ,
4 Schafſchwingel. (Festuca ovina L.)
Schaaß⸗, Hart- oder Berggras, kleiner Bocksbart in Deutſchland; Fetugu?
ovine in Frankreich; Scheeps Fescue grass in England. i
Wurzel faferig, einen dichten Raſen von Halmen und BAV
tern treibend. Halmen in der Mitte der Raſen aufſteigend, Ab
4½ Fuß hoch, rundlich, nach oben Afantig, dünn „ faſt faden
förmig. Wurzelblätter haardünn, zuſammengerollt, meiſt ſcharf
auf trocknen Standorten kürzer, auf feuchten oder beſchatteten Lam |
ger. Halmblätter kurz, den Wurzelblättern ähnlich. Blattſcheiden
ſcharf. Blatthäutchen Zöhrig. Nispe aufrecht, ſchmal, länglich /
etwas einſeitig, zuſammengezogen, 1 — 2 Zoll lang. Aeſte ein?
zeln, felten zu zweien, ſcharf, felten glättlich, die unterſten 3“ | |
7blüthig, die obern 1blüthig. Aehrchen klein, 4% bis 2 Linien
lang, elliptiſch, untere 47, die obere Znervig. Klappen lanzettlich
ſpitz, auf dem Kiel ſchärflich, ſtachelſpitzig oder grannig. -Obert
Spelze faſt von gleicher Länge wie die Klappen, an der Spitze
Zzahnig. Fruchtknoten kahl. E |
A Blüthe: Mai, Juni. Reife: Juli, Auguſt. 6
Vorkommen und Verbreitung. Auf trocknen Wirfen,
ſandigen Stellen, Nainen, Hügeln, Bergen, Felſen, Haiden und
ſonſtigen uncultivirten Orten bis zu den hoͤchſten Alpen hinauf all⸗
gemein und häufig verbreitet. À à
Dieſes Gras erleidet nach Verſchiedenheit des Standortes unend⸗
liche Abaͤnderungen, wovon wir die Hauptformen nachſtehend anführen:
4. Festuca ovina vulgaris. Koch Synop.
Blätter grasgrün oder nur wenig bläulichgrün, ſehr dünn /
ein wenig oder wirklich rauh. Aehrchen kleiner, kurz begrannt.
Vorkommen: ſehr allgemein.
d
5. Festuca ovina alpina. Koch Synop.
F. alpina Gand.
Eben fo, aber niedriger. Blatt glatt. Nispe ſpärlicher mit
ehren beſetzt. Aehrchen größer. Grannen länger, manchmal ſo
lang als die Blüthe.
Vorkommen: auf den Alpen und Voralpen.
c. Festuca ovina violacea. Koch Synop.
F. violacea Gaud.
Chen fo, aber die Blüthe glänzend, violett „gelb und grün j
zierlich geſcheckt.
Vorkommen: auf den Alpen.
d. Festuca valesiaca. Koch Synop.
. valesiaca Schleich.
Höher. Aehrchen größer. Blätter verlängert, ſehr dünn,
hechtblau, ſehr rauh.
Vorkommen: hier und da unter den gewöhnlichen Formen.
e. Festuca ovina duriusenla, Koch Synop.
F. duriuscula L.
Höher. Aehrchen größer. Blatt gras- oder bläulich⸗grün,
Maer oder auch ziemlich dick, ſteif, oft zurückgekrümmt. -
Vorkommen: allgemein verbreitet.
F. Festuca ovina glauca. Koch Synop.
F. glauca Schrad. 3
Eben fo. Blätter bläulichgrün. :
Vorkommen: beſonders an fandigen Orten a am Meeresſtrand.
„ 9. Festuca ovina amethystina. Koch Synop.
Blätter gras⸗ oder blaͤulich⸗grün, ſteif, ſtechend. Aehrchen
wehrlos oder kurz ⸗ſtachelſpitzig, kleiner als bei der EN
Spielart f.
Vorkommen: in Oeſterreich.
h. Festuca ovina vaginata. Koch Synop.
F. vagina Willd.
Blätter dünn, weich, verlängert, grase oder bläulich⸗grün.
Aehrchen länger, Sblüthig, wehrlos.
2
126
Vorkommen: in Oberſchwaben und Oberbaiern, und zw
in Menge im Iſarkreis bei München.
„ Festuca ovina pannonica. Koch Synop.
F. undes Host. "
Blätter ein wenig dicker, bläulich⸗ „grün. Dei tang
bis 10blüthig, begrannt.
Cultur und Gebrauch. Der Schafſchwingel ift ein W| 7
bedeutendes Gras, welches aber dennoch einen beſondern W
hat, weil es auf dürren ſterilen Orten noch fortkommt, wo ande
Gräfer nicht mehr gedeihen, und von den Schafen gern gefel
wird. Es eignet fidh daher in ſandigen Gegenden zur Anlegung
von Weiden, ſo wie auch als ſehr gutes Untergras auf Wief
mit befjerem Boden, wo es einen bedeutend größeren Wachs thuſ
erlangt und bei trocknem Jahrgang , wo die Feuchtigkeit den Wil
fen fehlt, in der Regel fich beffer einſtellt, als manche andere Gr
ſer, die unter günſtigen Verhältniſſen ſonſt einen höheren Ertl
abwerfen. Wir empfehlen deßhalb den Schafſchwingel, gemiſch
mit andern Untergräfern zur Beſamung ſolcher Wieſen, die nich
bewäffert werden können, mehr als für ſandige, trockne Orte, W
ſtatt der Gräſer krautige Futterkräuter anzubauen find, die ohnehl
tiefer gehende Wurzeln haben und dadurch eher vermögend fí ind /
Nahrung und Feuchtigkeit aus ſolchen trocknen Böden zu ſchöpfel
100 % Samen koſten bei Booth u. Comp. in Hamburg 36 Mil
7. Gattung. Kammgras. (Cynosurus L.)
Aehrchen 3— 5blüthig; jedes Aehrchen an der Baſis mit einen
aus zahlreichen, zweireihigen, wechfelftändigen Bälgen zufammel
geſetzten (doppeltkämmig) Deckblatte geſtutzt; ſonſt alles wie be
Festuca.
D Gemeine Kammgras. (Cynosurus cristatus L.) 5
(Wieſengras.)
Cynosure en créète , Cretelle, Queue de rat in Frankreich; Dee Hl
grass, Crested Dogs-tail-grass, Cocks eg grass in aglan; Cyw
suro in Italien.
| Wurzel faſerig, zuweilen kurze Ausläufer treibend. Hale
aufrecht oder in den unterſten Gelenken gebogen, 1½ —2 F
187
hoch, geſtreift, kahl. Blätter ſchmal linealiſch, in eine kurze
pige auslaufend, oben kahl, am Rande und auf dem Kiel ſcharf,
oder mit einzelnen Härchen. Blatthautchen kurz. Nispe ſchmal,
Gi zweireihig, die wellig⸗ gebogene Spindel auf einer Seite
entblößt. Aeſte ſehr kurz, wechſelſtändig, gedrängt, kurzgeſtielte
Aehrchen tragend. Aehrchen mit einem kammigen Deckblatt geſtützt,
1½ — 2 Linien lang, 2 — 5blüthig. Klappen linealiſch⸗lanzett⸗
„zugeſpitzt, zuſammengedrückt, mit einem vorſtehenden ſtarken
Kiel. Unterer Balg breit, lanzettlich, zugeſpitzt oder in eine Sta⸗
helſpitze oder kurze Granne ausgehend. Oberer Balg etwas fürs
ker, an der Spitze zweiſpaltig.
24 Blüthe: Juni, Juli. Reife: Auguſt.
Vorkommen und Verbreitung. Dieſes Gras iſt eines
der gemeinſten durch ganz Europa, und wächſt ſowohl auf feuch⸗
en als trocknen Wieſen, Weiden, Triften, in Obſtgärten, an
Straßen und Acerrändern.
Cultur und Gebrauch. Das gemeine Kammgras gedeiht
N haft auf jedem Boden, allein auf geringem und magerem wächſt
8 nur kümmerlich. In guten Wieſen dagegen herrſcht es vor und
wird als Heu ſehr geachtet. Solange daſſelbe jung iſt, wird es
von weidendem Rindvieh und Schafen gern gefreſſen, und ver⸗
ſcmähet, ſobald es hart wird. Uebrigens giebt das Kammgras
Mit andern Grasarten gemifcht ſehr gutes Futter, das ſowohl von
Kühen als auch von Pferden gern gefreſſen wird, weßhalb dieſes
niedliche Gräschen, das durch ſeine geringe Beſtockung andere Grä⸗
fer nicht verdrängt und dabei manche Lücke auf den Wieſen aus⸗
füllt, als Miſchgras zu Wieſenanlagen, beſonders auf kaltem,
thonigem Boden, fehr brauchbar iſt. Es giebt viel Samen, ber
aber fehe gut zeitig fegn muß, wenn er gebörig aufgehen foll,
100 % Samen von reinem Korn koſten in der Fame,
ung von Booth u. en in Hamburg 80 Mark.
8. Gattung. Knaulgras. (Dactylis L.)
Rispe einſeitig geknault. Aehrchen zuſammengedrückt, mit der
Spitze etwas gebogen, daher etwas bogig⸗geſchweift. Blüthe ge⸗
Fielt zuſammengedrückt wie bei Poa, aber ungleichſeitig an der
128
Spitze nach der innern Seite gebogen, aug ungetheilter oder u
gerandeter Spitze kurz begrannt. ; ;
1) Gemeines Knaulgras. (Dactylis glomerata L.)
(Wieſengras.)
Festuca glomerata All. Bromus glomeratus Scop. Dactyle pe
tonne in Frankreich; Rough-Coko soot grass, Rough grass, Orch
grass in England; Hundsgras *) in Deutſchland.
Wurzel faſerig, ein wenig kriechend. Halm 1% — 2 zul
hoch, aufrecht oder in den Gelenken gebogen, aufſteigend, geſtreift/ H
kahl, unter der Rispe zuweilen ſchärflich. Blätter gekielt, mit d
ſammengedrückten ſcharfen Scheiden und lang hervorgezogenen SM
dehäutchen. Rispe einſeitig pyramidaliſch, mit am Grunde nackten
Aeſten und meiſt Zblüthigen in Knäuel geſtellten Aehrchen. Vari
in Starrheit, im Grün, mit blaſſen und gefärbten Aehrchen, und
kommt in ſchattigen Wäldern mit fo lockerer Nispe vor, daß fie vos
Poa kaum durch die gebogenen Aehrchen unterſchieden werden fant
23 Blüthe: vom Mai bis September; Reife: Juli, Auguſt⸗
Vorkommen und Verbreitung. Sehr allgemein auf Wie
ſen, an Wegen, in ſchattigen Wäldern, in den verſchiedenſtch
Formen und Farbenveränderungen vorkommend.
Cultur und Gebrauch. Das Knaulgras gedeiht faſt ii
jedem Boden, fo wie auf den verſchiedenſten Standorten, und í
beſonders für ſolche Wieſen, die thonige Unterlagen haben, kalt
Rund feucht find, oder auch auf ſchattige Waldwieſen, als Un
ters und Obergras, gemiſcht mit andern dahin geeigneten Gréit
und andern ' krautartigen Pflanzen ſehr empfehlenswerth. Die Pflanz
beſtockt ſich ſehr ſtark, treibt viele Blätter und Stengel und liefen
das meiſte Futter von allen Gräfern; alfein die Stengel find party
weßhalb man das Gras früh mähen und bei Wieſenanlagen mil
andern Gräfern untermifchen muß.
Schwerz Dot deshalb: Würde es mit Wieſenfuchsſchwanz
Wieſenlolch und rothem Klee auf einen etwas feuchten, kräftigen
und conſiſtenten Boden ausgeſäet, ſo dürfte es, da alle vier Pflan⸗
zen ſich früh mähen lafen, nach meinem Dafishalten die bef
au Die Hunde, wenn fie wetterlaunig find, freſſen dieſes Gras häufig, um
durch das Kratzen, welches die rauhen Blätter im Schlunde verurſachen
Brechen zu erregen; daher der Name: Hundsgras.
129
d Mähwieſe geben, die man haben kann. Man kann es in der Re⸗
gel dreimal abmähen. Die Samen fallen nicht ſo leicht me und
ſind ſehr leicht zu gewinnen.
Bei Booth u. Eomp. in Hamburg koſten 100 % Samen 50
Mark, bei W. Wunderlich in Frankfurt a. M. und C. Männing
in en 1 % 20 kr.
9. Gattung. Steifhalm. (Molinia Schrank.)
Halm, außer einem oder zwei über der Wurzel befindlichen
Knoten, knotenlos. Aehrchen 2 — Ablüthig, koniſch. Blümchen
legelförmig, am Grunde nach innen bauchig, mit geradem Rücken,
Me Blüthezeit ſehr entfernt geſtellt. Spelzen lederig, grannenlos
, oder ſtachelſpitzig. Griffel ziemlich lang. Narben federig, gefärbt,
ungefähr in der Mitte des Blümchens heraustretend. Samen frei,
mit zwei durch die bleibenden Griffelreſte gebildeten Stachelfpigen.
J) Blauer Steifhalm. (Molinia caerulea Moench. 2
Clechtſtrohgras.)
Melica caerulea L. Festuca caerulea D. C. Schmelme, P pfeifenbinfe
bei Heidelberg; Hirſchgras bei Hirſchhorn am Neckar; Blaugras, blaue Schmelle,
klaue Bandſchmiele, Wieſenſchmiele, Berhriethgras, Binſenhalm, Waldrohr
ih andern Gegenden von Deutſchland; Fetuque bleue, Enodion bleu in Frank-
tid; Purpe Melic grass in England.
Halm 2—5 Fuß hoch, vom Wurzelknoten an kuotenlos, faſt
nackt. Blätter grün, beiderſeits glättlich, meiſt Inervige Statt
des Blattſcheidehaäͤutchens ein Halbkreis von Haaren. Rispe zu⸗
Ninmengesogen- Aehrchen ſteif, aufrecht (dunkelviolett), meiſt 3⸗
Hüthig. Blümchen aus bauchigem Grunde P or mit dreiz
2 unterer Spelze.
1 Blüthe: Juli, September; Reife: October.
Vorkommen und Verbreitung. In feuchten Wieſen und
Wäldern , hauptſächlich in den Sandſteingebirgen des Odenwaldes,
am Neckar und vielen andern deutſchen Gebirgsgegenden bis in die
egion der Voralpen allgemein verbreitet.
Cultur und Gebrauch. Dieſe Pflanze kommt in anzahl“
gen Maſſen in den? Hackwaldungen des Odenwaldes, fo wie in
den Vorgebirgen deſſelben, bei Heidelberg und andern Orten wild
vor, wo ſie zur Streu, . aber zum — der Pfeifen⸗
y
130 | es
röhre gebraucht wird. Zum letzteren Gebrauche werden die Stengel
geſammelt, getrocknet, in Büſchel gebunden und von Heidelberg aus
als kleiner Handelsartikel in verſchiedene Gegenden verſendet. In,
Haßmersheim am Neckar wird das Stroh in Maffe geſammelt und
zu Strohhüten und Strohkappen verarbeitet, die in der Umgegend
und nach Franken verkauft werden. Wir find im Beſitze von fol
chen Arbeiten, die recht ſchön find und zweckmäßige Dienſte leiſten.
Auchzum Gauffriren der Spitzen und Halskrauſen wendet man die
Halmen dieſes Graſes in einigen Gegenden an. |
Hiervon finden wir eine Varietät auf torfigem, moorigem
Grunde, beſonders in den Hochebenen, auf dem Kaltenbrunnen /
und auch in niedrigen Torfwieſen, die ſich durch kürzere und wei⸗
chere Halmen von der beſchriebenen Form auszeichnet und zur 20
legung von Wieſen auf Torfmooren als Futterkraut empfohlen wird ·
Es iſt uns dieſe Spielart im wilden Zuſtande häufig vorgekommen,
allein ſie gehört unter die ſchlechten Gräſer, die der Beachtung des
Cultivateurs nicht werth iſt und an deren Stelle beſſere Gräſer durch
fleißige Bearbeitung des Bodens angebaut werden können. |
Gebrüder Booth u. Comp. in Hamburg empfehlen dies Gras
für Torfwieſen und verkaufen 400 W zu 30 Mark.
10. Gattung. Mannagras. (Glycsria R. Brow.)
Aehrchen 2 — vielblüthig. Blümchen länglich, ſtumpf odet
abgeſtutzt. Spelzen grannenlos. Griffel meiſt kurz. Narbe äſtig⸗
federig, ſeitlich, gegen den Grund des Blümchens hervortretend.
Samen frei, kahl. :
1) Mannagras. (Glyceria fluitans R. Brow.)
Festuca fluitans L. et Schreb. Poa fluitans Scop. : Hydrochloa fluitans
Hartm. Mannagrütze, Manna, polnifcher, preußifcher oder Frankfurter Schwa⸗
den (im Handel), Flutt⸗, Flött⸗ oder Entengras, Himmelsthau, Grashirſe, eß⸗
barer Schwingel, Süßgras, Griffelgras, Hatſchengras, ſchleſiſcher Reis in ver“
ſchiedenen Gegenden von Deutſchland, Schleſten und Böhmen; Paturin flottants
herbe à la manne de Prusse in Frankreich; Flot Meadow grass 3 Flout
grass in England; Festuca flutante in Italien; Svin Svingel, Mannagrass
in Schweden; Manna Kasza polska in Polen. Së
g Wurzel kriechend. Rispe einfeitig ausgeſperrt. Aehrchen li⸗
nealiſch, ſtielrundlich, dem Aſte angedrückt, nur während dem Auf⸗
m
blühen etwas abſtehend, 7 — 11blüthig. Blümchen ſtumpf, untere l
Spelze ſtumpf (an der Spitze meiſt kerbig), mit 7 ſtark hervor⸗ ö
enden Nerven durchzogen.
A Blüthe: Juni; Reife: Juli, August
Vorkommen und Verbreitung. In Sumpfen, Teichen,
werfen, überſchwemmten Orten, Gräben, Bächen und an Ufern
n Polen, Preußen, Schleſien, Schweden und Deutſchland, ſo
wie in andern Ländern bis zu den höheren "Saa allgemein
vorkommend.
Cultur und Gebrauch. Das Mamaras gedeiht auf je⸗
dem Boden, jedoch nur im Waſſer von 1 — 2 Fuß Tiefe. Es
wird in der Regel nicht angebaut , ſondern meiſt wild angetroffen
und von der Natur ſelbſt ausgeſtreut. Es hat für cultivirte Låne
keinen Werth, und gehört nur dahin, wo große Verſumpfun⸗
hen ſtattfinden und die Menſchenhände zur Entwäſſerung und Ur⸗
armachung ſolcher Verſumpfung fehlen. Das Gras iſt weich,
ann dreimal geſchnitten werden, und wird von nn. und Rind⸗ ä
"o grün und getrocknet gern genoſſen.
Der Hauptwerth dieſes Graſes beſteht aber nicht in der Füts
kung, ſondern in dem Samen, wovon in Polen, Schlefien und
nördlichen Deutſchland die Mannagrütze, welche auch im Han⸗
W unter der Benennung: Polniſcher oder Frankfurter Schwaden
ronnt, erzielt und wie Sago zu Suppen oder auch zu Mehl⸗
reitung verwendet wird. Dieſe Grütze quillt beim Kochen ſehr
ark auf, ſchmeckt ſehr angenehm und iſt überhaupt bei guter Zu⸗
kreitung eine fehr nährende Speiſe.
Weil die Aehrchen nicht gleichzeitig reifen, ſo macht das Ein⸗
ammeln in drei verſchiedenen Perioden ſehr viele Mühe, und ges
Bier in folgender Art: Man ſchlägt, und zwar morgens früh,
wenn der Thau noch nicht abgetrocknet iſt, an die Rispen, damit
die Samen leicht ausfallen, und fangt dieſelben mit Sieben oder
üchern auf, oder kämmt ihn in einen großen leinenen Beutel,
fen Oeffnung der Ausſchnitt eines Brettchens oder ein Reif an
d
rem tiele ift. Alsdann werden die Körner getrocknet, und da⸗
nit die Häute leichter von denſelben abgehen, mit Stroh oder Blät⸗
tern vermiſcht geſtampft, geſiebt, und in ſolchem gereinigten Zu⸗
ſunde i in der Küche benutzt oder in den Handel gebracht.
Auch als Futter für Gänſe, Enten und Fische follen die Man
nakörner vorzüglich ſeyn. Der Samen wird gleich nach der Reife
in Schlamm gefäet, und muß bald unter Waſſer geſetzt werden /
wenn er keimen ſoll.
Im ſüdlichen Deutſchland kennt man den Gebrauch des Mann
graſes zur Grütze nicht.
100 % Samen koſten bei Booth u. Comp. in Hamburg o
Mark und bei Männing in Karlsruhe 36 fl.
be SC Rispengras. (Poa L.)
Balg Lklappig, 2 — vielblüthig. Klappen kürzer als bil
nachſte Bluͤthe. 15 eiförmig oder lanzettlich, auf dem Rücken
gekielt zuſammengedrückt, mit einem Gliede der fidh zuletzt an del
Gelenken trennenden Achſe abfällig. Bälglein 2ſpelzig. Do
knoten kahl, Griffel kurz oder fehlend. Narbe federig, an der Bafld
der Blüthe hervortretend.
4) Wief enrispengras. (Poa pratensis L.) (Wiefengras.)
Poa glabra Ehrh. Poa angustifolia Pollich. Glattes Viehgras, Wieſer,
viehgras, großes Viehgras u. f. w. in Deutſchland; Paturin des Prés in Fr
reich; Great-Meadow-grass, Smooth Stalked Meadowgrass in England.
Wurzel kriechend, Ausläufer treibend. Halm und Scheide Fahl
Halmblätter am Grunde flach, das oberſte kürzer als feine Scheide.
Blattſcheidehaͤutchen kurz abgeſtutzt. Rispe abſtehend. Aeſte rauh)
die unteren meiſt zu 5. Aehrchen eiförmig, 3 — Sblüthig. BW
then auf dem Rücken und am Rande dicht⸗flaumig, und nach ih
rer Trennung mit einer langen Welle zusammenhängend „ nervig
Nerven etwas hervortretend. 5
4 Blüthe: Mai, Juni; Reife: Zuli, Auguft.
Man zählt hiervon folgende Spielarten:
a. Poa pratensis latifolia.
Poa depressa Presl. Poa humilis Ehrh.
Mit kürzeren und breiteren Wurzelblättern, die , wie auch die
ganze Pflanze, eine Wage , hechtbläuliche Farbe ange
men haben.
2
reer
GL E
"eg —
` 3 Co
H
`
3 .
5. Poa pratensis angustifolia. N
` Poa angustifolia L. Poa pratensis angustifolia Sm. Birdgrass oder
nes der Engländer.
Mit zuſammengerollten borſtlichen Blättern, welche, wenn die
Plangen in fruchtbarem Boden ſtehen, breiter und flacher werden.
Vorkommen und Verbreitung. Auf guten Wieſen,
iften, Grasplätzen und bisweilen an Ackerrändern, durch ganz
eutſchland verbreitet.
Cultur und Gebrauch. Das Wieſenrispengras eignet ſich
beſonders auf kräftigen, mürben, feuchten, warmen Boden, wo es
Dä dichten Raſen bildet und bei ſtarker Trocknung nicht leidet,
ſondern unter dieſen Verhältniſſen andere Gräfer übertrifft. Es iſt
ein vorzügliches Untergras, das zwar nicht ſehr viel, aber ein Fräfs
tiges Futter abwirft. Man findet es met auf allen ſogenannten
Ben Wieſen und es verdient als Miſchgras mit andern guten Gråa
ö fem bei Anlegung von ſolchen Wieſen ausgeſaͤet zu werden. Auf
leichtem ſandigem Boden wird es dagegen etwas niedriger und be⸗
kommt meiſt eingerollte Blätter.
Das Einſammeln der Samen iſt etwas beſchwerlich und um⸗
ſtändlich und geſchieht folgender Art: Man ſchneidet die Aehren,
wie ſie gelb werden, und wenn auch nicht alle Samen reif ſind,
ab und läßt ſie trocken werden, wodurch die übrigen Samen nach⸗
Reifen und alsdann leicht gedroſchen und gereinigt werden können.
Man bezieht von Booth u. Comp. zu Hamburg das Pfund
Samen zu 18 Schill., und bei W. Wunderlich in Kant a. M.
und C. Männing in Carlsruhe zu 20 kr.
3) Gemeines Rispengras. (Poa trivialis L.) dleii
P. dubia Peera P. scabra Ehrh. P. pratensis Pollich. Paturin
Dommen in Frankreich; ; Rough Stalked Meadow, Roughish Meadow grass
Ih England.
Wurzel faſerig. Halm 1, 2—3 Fuß hoch, rauh. Blatt⸗
ſcheide ſcharf. Blattſcheidehäutchen hervorgezogen, länglich, ſpitz.
Rispe gleichförmig, weitſchweifig, ausgebreitet, mit ſcharfen meiſt
zu 5 ſtehenden Aeſten, ovalen meiſt Zblüthigen Aehrchen. Untere
Spelzen der Blümchen mit 5 ſtark hervortretenden Nerven durch⸗
logen. Die ganze Rispe und Aehrchen meiſt violett überlaufen,
ins Bräunliche bës, |
134
4 Blüthe, Juni; Reife: Auguſt. |
Vorkommen und Verbreitung. Auf guten Wieſen, Gr:
plätzen, Rainen und niederen, beſonders feuchten Stellen, fo wie
auch auf leichten feuchten Waldwieſen allgemein wild wachſend.
Cultur und Gebrauch. Ift eins der Hauptgräſer auf feud”
ten, hauptſächlic thonigen Wieſen, wovon Schwerz Folgendes
ſagt: In abgetrockneten Teichen bildete bei mir das gemeine Ris⸗
pengras einen ſolchen Filz, den die Senſe kaum zu durchdringen
vermochte. In der Lombardei wird es als die Königin aller Wie
ſenpflanzen betrachtet, wahrſcheinlich auf daſigen Ueberſtauungs⸗
wieſen. Wenn es aber nicht ausgehen ſoll, ſo muß man es Di
Samenreife kommen laffen. Es eignet fich daher hauptſäͤchlich für
Heuwieſen. Es bringt reichlich Samen „der aber nicht ohne viell
Mühe zu reinigen iſt. Es hängt ſich mit ſeinen äußerſt feinen /
ineinandergreifenden Fäden wie eine Perücke zuſammen, die ſtark
am beſten mit dem Ballen der Hand über einem Drahtſtebe, zer
vieben werden muß, um ſauber zu werden. Der Hauptgrasbeſtand
auf Englands reichſter Wieſe in Wiltſhire beſteht aus dieſem Graſt,
aber auch fie wird gewäſſert. Bei anzulegenden Wieſen fol mal
dieſes Gras niemals bei der Ausſaat fehlen laſſen.
Bei Booth u. 8 8 in . koſten 100 Pfund Samen
60 Mark. |
12 6 attung. Zittergras. (Briza L.)
Balg Lklappig, 3 — vielblüthig; Blüthe wehrlos, in ein 27
zeiliges Aehrchen dichtdachig geordnet, Aſpelzig; untere Spelze ei
förmig, ſtumpf, aufgeblaſen — bauchig, an der Baſis geöhrelt —
herzförmig. Fruchtknoten kahl; Griffel kurz; Narbe federig, as
den Seiten der Blüthe hervortretend.
5 Gemeines Zittergras. (Briza media L.) (Wieſengras.)
Haſenbrod, Flemel, Peterskorn, Middel, Wieſenflitterglas, Haſengras, Bit
tern, Flittern, Flittergras, Wieſenflittern, Flammel, Trillgras in Deutſchland;
Amourette tremblante . „ Brize tremblante , Brize moyenne: in Frankreich?
Common Quacking grass, Mittle Quacking grass, Ladios-Hair, Bridseyes-
Cow-quakes, Shakers in TER Erbetta W in Italien; 5 Cedacill®
in Spanien. ge : ;
!
185
Rispe aufrecht, ausgebreitet. Aehrchen faſt herz» eiförmig,
5 —ybblüthig. Bälge kürzer als die unterſten Blümchen. Blatt⸗
häaͤutchen fehe kurz, abgeſchnitten.
A Blüthe: Mai, Juni; Reife: Auguſt.
Vorkommen und Verbreitung. Wächſt durch ganz Eu⸗
topa auf trocknen ſowohl, als auch auf feuchten Wieſen, auf Wei⸗
den, Grasplätzen, Hügeln und in Waldungen, vorzüglich auf
Bergwieſen; jedoch auch auf dem flachen Lande. gen
Cultur und Gebrauch. Das Zittergras eignet ſich mehr
auf trockne als feuchte Wieſen und liebt einen humusreichen Boden.
Es gehört ferner zu den ſchönſten Gräſern, und wenn es auch
nicht fo viel Heumaſſe abwirft als manche andere, fo ift es denz
noch ein ſchätzbares Wieſengras, weil es das Heu von andern
Gräſern verbeſſert und den Wuchs derſelben nicht verdrängt, ſon⸗
dern beſcheiden dazwiſchen fortwächſt. Es wird von allem Vieh
gern gefreſſen und der Samen kann ohne große Mühe eingeſam⸗
melt werden. E : 2
OR 13. Gattung. Hafer. (Avena) =-
Die Blüthen ſtehen in einer Rispe. Blüthenſtielchen an der
Spitze verdickt. Balg Lklappig, 2 — vielblüthig. Blükhen zwitterig.
Bälglein 2ſpelzig, untere Spelze an der Spitze 2zähnig oder Lgran⸗
nig, manchmal 2ſpelzig, mit unregelmäßig gezähnelten Zipfeln.
Grannen rückenſtändig, in ein Knie gebogen, an der Baſis gedreht.
Fruchtknoten an der Spitze behaart oder kahl. Griffel fehlend.
Narbe federig, an der Baſis der Blüthe heraustretend.
See 1. Abtheilnng.
Getreide mit einjähriger Wurzel (Cerealien).
4) Rispenhafer. (Avena sativa L.) l)
Rispe ausgebreitet. Aehrchen 2— 3blüthig. Balg mit Ce
| Länge nach laufenden Streifen. Samen weißlich, feinhaarig, an
| den Enden ſtumpf, bei der Reife nicht aus dem Bälglein fallend.
a) Weißer gegrannter Rispenhafer. (Sommerfrucht.)
Bälglein (Samen) weiß, gegrannt.
Europäische Cerealien p. 49. A.
186
Haber in Sachſen, in der Oberpfalz, in Würtemberg, Baden u. ſ. w.;
knolliger Hafer in Hohenheim; gemeiner weißer Hafer, gemeiner glatter Hafer,
Aſthafer, Futterhafer, Märzhafer in Deutſchland; Cus in Illyrien; Oat in
England; Hafre in Schweden; Avoine cultivee, Avoine ordinaire blanche
et barbue in Frankreich. e:
Halm 3 — 4 Fuß hoch, gegliedert, aufſteigend, dick, hohl,
glatt, gelb oder gelblichweiß. Blätter — 1 Zoll breit, 6—8
Zoll lang, kahl, dunkelgrün. Rispe 8 — 10 Zoll lang, etwas
einſeitig. Blumenſtielchen 4 — 6 von einem Punkte ausgehend,
ſehr dünn, an der Baſis wulſtig. Aehrchen haͤngend, 2 —3famig,
1grannig. Balg länglich, an der Baſis bauchig, zugeſpitzt, dünn⸗
haͤutig, fat durchſichtig, gelb, glatt, 8 — Hftreifig. Bälglein Für
zer als der Balg, weißlichgelb, kahl, den Samen feſt einſchließend,
eines der zwei aͤußeren gegrannt, die anderen ungegrannt. Samen
hell, graulichweiß, ſehr mehlig. ,
Dieſer Hafer ſcheint die Stammform aller Rispenhafer zu ſeyn,
die ſich immer nur durch Farbe, Grannenloſigkeit, Reifzeit und durch
mehr oder minder kräftige Beſtockung von ihr unterſcheiden laſſen.
Vorkommen und Verbreitung. Iſt wohl durch ganz
Europa auf dem Felde, jedoch ſelten rein, ſondern meiſt mit an⸗
dern Spielarten und ſelbſt mit Fahnenhafer häuſig untermengt, als
Sommerfrucht angebaut.
Cultur und Gebrauch. Hierüber folgt das Nähere am |
Schluß der Haferarten. ite
Unſere Culturverſuche, die wir in hieſiger Gegend veranlaß⸗
ten, lieferten folgende Reſultate: 5
Ruthen
A
100 %
Vorſrucht Dün⸗ Saat Er⸗
” Ki
Ort des Verſuchs gung trag
Bammenthal im hügeligen 50 | Spelz 18313. April | 190
Kalkgebirg. 1833. 10 Mtl.
ilsberg im Sandſtein⸗ 30 Spelz 1831 20. Mai 130
gebirge. 10 Mßl.
Walldorf im flach. Lande 33 Neubruch — 25. Mai 60
. I Wiee | EZ?
Haag im Odenwalde auf Kartoffel 1832 | 8. Mai 300
Sandſteingebirg. 1834. 50
Wagenſchwend im Oden⸗ Sp | — „April | 105 |
walde, Sandſteingebirg : ( l
Walldorf Së desgl. 1833 | 5. März 160
Bammenthal Korn 1832 i170
5 > 20 Mil.
Stein im Hügel, Kalkgeb. Weizen 1832 27. Februarl1115
60 IREL
dé ZE.
SZ es
137
H Weißer ungegrannter Rispenhafer. Gegen
Bälglein (Samen) weiß, ungegrannt.
Europäische Cerealien p. 50. B. ]
Erdäpfelhafer bei Hohenheim; gemeiner Hafer, Haber, allgemeine Benen⸗
nungen in Deutſchland; Avoine ordinaire, blanche et sans barbes in Frank⸗
Avena, Vena, Biada in Italien; Ous in deier, Oat in Bund;
fre in Schweden.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch Ae e AA Aehr⸗ 2
chen. Dieſe Form ift übrigens nur felten beſtaͤndig, ſondern tritt Ke
ufig mit einzelnen Grannen verfehen auf, und wird bisweilen | |
wieder ganz begrannt, was beſonders beim Zuſammenbauen meh⸗
f terer Spielarten und bei klimatiſchem Wechſel ſtatt findet.
Vorkommen und Verbreitung. Dieſer Hafer iſt ſehr all⸗
gemein verbreitet und wird in der Regel für den erträglichſten und
ſchwerſten gehalten. Man findet ihn ebenfalls felten rein, e
Weg: mit andern Formen untermiſcht.
Cultur und Gebrauch. ae am Schluſſe e Hafer;
arten das Weitere.
Iſt eine der erſten Haferarten, zu der auch die neu Gutts,
lenen Spielarten, als: Kamtſchatkahafer, engliſcher Heptonhafer,
Kartoffel⸗ und Berwickhafer gehören, die, zumal in den erſten
Jahren, ſich ſtark beſtocken und reichen Ertrag liefern. Wir er⸗
hielten diefe neue Hafer- Spielarten von Booth u. Comp., Sar
menhandlung in Hamburg, den Centner zum Preis von 20 Mark,
und konnen dieſelben beſtens empfehlen, jedoch ohne Bürgſchaft für
das Gedeihen nach mehrjährigem Anbau, weil die Erfahrung er⸗
wieſen hat, wie ſehr ſolche neuen Getreide, und vorzugsweiſe die
Haferarten, bei mehrjähriger Cultur in ihrer Beſtockung nachlaſſen. 5
Die Verſuche, die wir mit dem weißen ungegrannten Rispen⸗
hafer in unſerer Gegend veranlaßten, ſind folgende:
Ruthen Dine | Saat Er⸗ Gewicht
Ort des Verſuches. à Vorfrucht von
2 100 Ul. . trag. 100 ag
Walldorf im flachen Lande. 50 | Spelz 1831 . 5 d 110 | 110 %
1833. |
Boa im Sanoftein | 40 | besgi. | desgl. | desgl. 110
ebirge. ;
Bammentýat | lim hügelig. 96 desgl. desgl. 28. Mai 122 /
Kalkgebirge. i 20 Mßl. 2
Walldorf. 1834. | desgl. 1832 5. Mai 125
20 Mel. ;
Weißbach im höheren Klee desgl. 17. April 135
Odenwalde. 10 MGL
Der Ertrag dieſes Hafers wurde 1835 meiſt zur Saatfrucht
verwendet, und iſt jetzt allgemein in obigen Gegenden verbreitet.
Von dieſer Spielart b befigen wir eine Unter⸗Spielart:
bb Früher weißer ungegrannter Hafer. (Sommerfrucht.)
Avena sativa praecox. (Europäische Cerealien p. 51.) Auguſthafet,
Frühhafer aus Georgien, prächtiger Hafer, Avena Georgiana, Frühhafer a
Podolien, Avena Podolica, Frühhafer aus Amerika nach verſchiedenen land
wirthſchaftlichen Autoren; Frühhafer im Elſenzthale ohnweit Heidelberg; Mal
ſcher Hafer in der Neckargegend.
Vorkommen und Verbreitung. Dieſer Hafer wurde vom
; landwirthſchaftlichen Vereine zu Verſuchen an Landwirthe, wie die
nachſtehende Tabelle ausweiſet, ausgetheilt, und hat ſich an den
meiſten Orten durch frühe Reife, reichen Ertrag und Gewicht der
Körner vor den landesüblichen Haferarten ausgezeichnet, fo daß d
jetzt, zumal im Elſenzthale, allgemeinen Eingang fand und. feh
häufig auf unſere Märkte gebracht wird.
Cultur und Gebrauch. Er gedeiht ſehr gut, reift mit dem
Weizen und dem Spelz, was ihn beſonders empfiehlt, beſtockt fih
dabei kräftig und liefert ſchwere Körner, weßhalb er auf unſerm
Markte vorzugsweiſe geſucht und beſſer als alle andere Hafer be—
zahlt wird. Sein Gedeihen iſt jedoch beſſer im hügeligen Gebirge
als auf dem flachen Lande, wie dieſes überhaupt bei den meiſten
Haferarten der Fall ift. Die Verſuche lieferten folgende Reſultate!
S 4 ` ` Ruthen N ` w Ka E g Le e Doug
Ort des e . A „ Saat. a
— 1. N Ei 100 ët.
Rirfgartahaufen, im fla⸗ * niemals 28. Ze 130 CH
chen Lande. 1833. ge:
Walldorf desg!l. Neubruch desgl. * 140
Weißbach im höchſten Korn | 183211. 145. |
Odenwalde. ve
Wagenſchwend Ian. Spelz | 1832 en 150
Schollbrunn. | Korn 1833 KE | 140
Weißbach. ET Klee | 1832 140
Aechte Saatfrucht bekommt man zu jeder Zeit bei Mehlhärd⸗
ler Friedrich Hofmann zu Heidelberg, wohin ſich Liebhaber zu
wenden belieben.
Ueber die Cultur werden die freier Mittheilungen am
Schluſſe der Haferarten gegeben werden. = >
139
e) Schwarzer gegrannter Rispenhafer. (Sommerfrucht.)
Bälglein (Samen) ſchwarz oder braun, gegrannt.
Europäische Cerealien p. 51. C. und p. 52. E.
Schwarzer rauher Hafer, Eichelhafer, brauner 12 ſchwarzet Hafer,
Waldhafer, Gebirgshafer in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands; Avoine noire,
avoine ordinaire, noire et barhue in Frankreich.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch ſchwarze Boͤlglein,
welche den Samen feft umſchließen und ſich von demſelben nicht
trennen, weßhalb der Samen ſchwarz erſcheint. Er wechſelt ſehr
häuftg und erſcheint bisweilen grannenlos; ebenſo pan ſich die
Samen und nehmen häufig eine dunkelbraune Farbe an.
Vorkommen und Verbreitung. Kommt meiſt untermengt
mit andern Haferarten und unſers Wiſſens ſelten ohne Miſchung
im Großen angebaut vor, Nur in der Gegend von Alzei Veit
wir ihn flürlich in den Feldern. ;
Cultur und Gebrauch. Ueber die Cultur dieſes Hafers
Ruder wir das Nähere am Schluſſe der Beſchreibung. Bei Alzei
zieht man dieſen Hafer den übrigen Spielarten vor, und behaup⸗
| tet, daß er für Pferdefütterung beſſer ſey als jene. Wir haben
uns davon nicht überzeugen können, indem wir ihn wohl erträg⸗
lich, aber immer bedeutend leichter im Gewicht gefunden haben.
Auch fanden wir bei unſern Culturverſuchen, daß die Bauern ihn
in den erſten zwei Jahren ſehr lobten, allein den Anbau ſpäter
dennoch wieder aufgaben. og Oefterer Wechſel der Saatfrucht ſcheint
bei dieſem, ſo wie überhaupt auch bei den übrigen Haferarten eine
Grundbedingung zu ſeyn, wenn er gehörigen Ertrag liefern fol.
Die damit in unſerer ai ee Verſuche lieferten fols
gende Reſultate: 5
S Kuchen Lee Ee „Gewicht
Ort des Bert, "e ebe a0 Din Saat. on
ep 10 100 Mg
Wertheim im t Sandſteln⸗ A Ractofiel 1827 |
gebirge. 1833. a
Bammenthal im hüglichen Spelz 1831
Kalkgebirg. GO iay ]
Walldorf im flach. Lande ; desgl. desgl.
Grenzhof ebendaſelbſt 1 400 desgl. desgl.
Vammenthall Spelz 1833 26.
Wieblingen im flach. Land Runkel⸗ 1832
rüben
140 |
d) Schwarzer ungegrannter Rispenhafer. (Sommerſrucht.
Bälglein (Samen) ſchwarz oder braun, ungegrannt.
‚Buropäische Cerealien p. 51. D.
Avoine ordinaire noire, sans barbes in Frankreich. :
Iſt von der Spielart a durch ungegrannte Aehren und ſchwarze
oder dunkelbraune Samen unterſchieden. Er wechſelt ebenfalls ſehr
häufig durch Annahme von Grannen und durch hellere oder dunk⸗
lere Samen.
Vorkommen und Verbreitung. Erſcheint unſers Wiſ⸗
ſens unter andern Haferarten und iſt ſeltner wohl rein im Großen
angebaut.
Cultur und hin. Dieſer Hafer hat gleichen Werth
mit der Spielart o, in welche er häufig übergeht. e
er de h Culturverſuche kieferten folgende Reſultate:
Dün- Er⸗ Ba
gung Saatzeit trag 0 ët
Walldorf in 1 Lande 50 Dickrüben 1832 i100 110 2
| garen im hügeligen 75 Spelz 1831 1250 120
Kalkgebirg N .
Weißbach im Odenwalde 20 Korn 1832 . Apri 40 130
Scollbrunn pafelö 40 desgl. 1833 | 12. i 75 132 j
Bammenthat., 31 60 Spelz 1832 | 1 -220 120
E
Ruthen
Ort des Bruns à "Beten
100071. d
Dieſe Verſuche wurden theilveiſ⸗ fortgeſetzt, fpäter. aber, weil
der Ertrag nicht gehörig lohnte, wieder eingeſtellt.
Man zählt noch einen ſchwarzen Frühhafer, der in verſchiede⸗
nen Gegenden vorkommen ſoll, uns aber während 25 Jahren, wo
wir uns mit dem Sammeln und Cultiviren der Getreide beſchäf⸗
tigten, noch nicht vorgekommen iſt; wir würden daher demjenigen,
der uns eine kleine es davon zukommen ließe, beſonders
dankbar ſeyn.
Auch beſchreibt Billmorin in Paris einen Winterhafer,
Avena sativa hyemalis) der in der Bretagne und einigen Theilen
des weſtlichen Frankreich häufig gebaut und geſchätzt wird; allein
in deu öſtlichen und nördlichen Gegenden, wo die Fröſte ihn Be
nachtheiligen oder ST von unſicherem Ertrage iſt. Man aie
14
ihn im September oder Anfangs October in den Gegenden, wo er
nicht auswintert, und in den erſten Tagen des Februars da, wo
er gewöhnlich vom Froſte leidet. Solche Winterſaaten folen weit
ergiebiger ſeyn als die Frühliugsſaaten, zumal in leichtem trock⸗
nem Boden, wo die Winterfeuchtigeeit den Pflanzen ſehr zu ſtat⸗
ten kommt; allein dieſe Cultur eignet ſich nicht für unſer Klima
in Deutſchland, ſondern lediglich für ſüdlich gelegene Länder. Wir
haben einen ſolchen Winterhafer ebenfalls cultivirt, und trotz dem,
daß er nicht auswinterte, erhielten wir nur kümmerliche Pflanzen
und geringen Ertrag, weßhalb wir die Cultur des Winterhafers
für Deutſchland vor der Hand nicht empfehlen wollen.
ge 2) Fahnenhafer. (Avena orientalis A
Rispe traubenartig, zuſammengebogen, einſeitig. Aehrchen 2
bis Zblüthig, 2⸗ nur felten Zſamig. Balg zugeſpitzt, etwas bau⸗
big, dünnhäutig, mit 7 — 9 erhabenen Streifen. Bälglein länger
als der Balg, den Samen feſt umſchließend und mit demſelben
verwachſen; Samen lang, gleichdick, gefurcht hell, fein posan,
an der Spitze borſtig.
a) Weißer ungegrannter Fahnenhafer. Comment)
Bälglein (Samen) weiß, gegrannt.
Europäische Cerealien p. 52. A. ;
Türkiſcher Hafer, Kammhafer, ungariſcher, ägyptiſcher, tartariſcher und
vrientaliſcher Hafer, Säbelhafer, Tannenhafer, Bartwikhaber, Morgenhafer,
Taubenhafer, welſcher, podoliſcher und ſibiriſcher Hafer in Deutſchland; Avoine
®orient „ avoine unilaterale, avoine de la Turquie in Frankreich. ;
Halm 3—4 Fuß hoch, gegliedert, hohl, gelb, nach oben
verjüngt. Blätter K Zoll breit, 6 — 8 Zoll lang. Rispe ein⸗
ſeitig, 8 — 10 Zoll lang, 2 — 3 Zoll breit. Aeſtchen ſehr dünn,
67 von einem Punkte ausgehend, vom Halm nur wenig abs
ſtehend. Aehrchen 2⸗ felten Zſamig, 1grannig. Balg bauchig,
zugeſpitzt, dünnhäutig, geſtreift. Bälglein kahl, gelblichweiß, den
Samen feſt umſchließend und blos künſtlich von demſelben lösbar.
Samen feinhaarig, lang, gleich breit, oben borſlig, hell, graus
lichweiß.
Dieſer Fahnenhafer ſcheint die Grundform zu ſeyn, aus der die
übrigen Spielarten durch die Cultur allmählig entſtanden ſeyn mögen.
142
Vorkommen und Verbreitung. Der Fahnenhafer ſoll
zuerſt aus der Levante nach Deutſchland gebracht worden ſeyn, wo
er häufig mit dem Rispenhafer gemiſcht, allein nicht en auch
rein abgeſondert im Großen angebaut wird.
Cultur und Gebrauch. Manche wollen dieſen Hafer dem
weißen Rispenhafer vorziehen, und behaupten daß er mehr ab⸗
werfe, was wir auch hier und da beobachtet haben; allein die
beffere und kräftige Beſtockung dauert nur zwei Jahre, wie dieſes
überhaupt bei dem Anbau neuer Haferarten der Fall iſt, und läßt
alsdann wieder nach. Mehrere große Landwirthe ſind daher mit
uns der Anſicht, daß die Fahnenhafer den Rispenhafern in jeder
Beziehung im Ertrage gleichſtehen und deßhalb keinen Vorzug, al⸗
lein auch keine Zurückſetzung verdienen. Nur iſt zu merken, daß
dieſelben etwas ſpaͤter zur Reife gelangen und merklich ſchwerer zu
dreſchen ſind.
Nachſtehende Verſuche ſind in hieſiger Gegend durch Land⸗
wirthe auf unſere e gemacht worden: |
Ruthen Dün- ; Gewicht
Ort des Verſuchs a Vorfrucht [Saat von
| 100 gung J 100 Mil.
Grenzhof = flach. Lande Spelz 1831 20. sc 110
2 18 IREL ; ;
Schwabenheimer Hof dal. Gerſte 1828 28. Mai 150
18 Mßl.
Bammenthal i im hügeligen Korn 1831 3. April 140
Kalkgebirg. 40 Mß̃l. ie
Haag im klein. Odenwalde desgl. 1833 | 20. 2 1 8 135
3 10 INEL
Schollbrunn im höchſten Klee 18328. April
Odenwalde. Sat 60 WEL
Wieblingen im flach. Lande Dickrübenſ 1833 3. März
ER zepfuhlt 140 MEL | 1
Schwabenheimerhof ; Kartoffel | 1829. We 160
Bammenthal. e Spelz 1832 | 3. 200 140
Die Cultivateurs dieſer gëftege Verſuche waren mit dieſem
Hafer zufrieden, pflanzten ihn fort und er hat ſich bereits in mehr
reren Gegenden erhalten. Man will beobachtet haben, daß der Ris⸗
penhafer a, auf gleichem Acker mit dieſem weißen gegrannten Fah⸗
nenhafer angebaut, 10 — 42 Pfund weniger gewogen haben ſoll;
ob dieſes eine zufällige Erſcheinung war, oder ob ſich die Qualität
alljährlich ſo herausſtellt, wollen wir nicht weiter beſtimmen, nur
können wir angeben, daß der weiße gegrannte Fahnenhafer zu den⸗
jenigen Haferſorten gehört, die verbreitet und angebaut zu werden
verdienen. Das Nähere über die Cultur folgt am Schluſſe der
Haferarten. + 3
en
D Weißer ungegrannter Fabnenhafer. (Sommerfucht.)
Bälglein (Samen) weiß, ungegrannt.
Europäische Cerealien p. 53. C. f
Avoine @orient sans barbes in Frankreich.
Wird von vorſtehender Spielart a, in die er haͤuſig übergeht,
blos durch faſt gänzliche Grannenloſigkeit unterſchieden.
Vorkommen und Verbreitung. Wir finden dieſe Frucht
nicht ſelten unter andern Haferarten gemiſcht und auch zuweilen
tein auf Feldern angebaut. Nach Mittheilungen fol der weiße
„ügegrannte Fahnenhafer im Alpthale häufig vorkommen und dort
béi reifen, als die vorſtehende Spielart, wir vermuthen aber,
daß hier eine Verwechslung mit dem Rispenhafer 5b unterlaufen
ſeyn möchte. :
Cultur und Gebrauch. Dieſer Hafer gehört zu den bau⸗
würdigen Spielarten, was uns veranlaßte, Verſuche damit anzu⸗
ſtellen, deren Reſultate hier folgen:
Gewicht
e E Vie | Düne | gaa Er⸗
rt des Verſuchs. „Vorfrucht! 2 Saat. von
100 U. gung. 5 100 MEI,
Dammenthal in hügelig Spelz 1831 2. April 140
mRalfgebirg, 1833. dese 20 MGL K-
oſenhof in flachem Lande desgl. 1829 10 eg 132
Matzet Gott. I desgl. 1831 ; ENN 120
Stein im Meis Sea. desgl. 1832 | 10. Marz 143
1834. 5 60 Mil, b e
Dammenthal | et, Lage 2 Ai | 125
Balborf desgl. 1833 | 10. März 130
\ 18 Mil. ;
Im Allgemeinen war man mit dem Anbau dieſes Hafers zu⸗
frieden und hat denſelben weiter fortgepflanzt. Ueber die Cultur
iſ das Nähere am e e der Haferarten zu finden.
144 ` |
e) Schwarzer gegrannter Fahnenhafer. (Sommerfrucht.)
| Bälglein (Samen) ſchwarz, gegrannt.
Europäische Cerealien p. 53. C.
Avoine d'orient, noire et barbue in Frankreich.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch ſchwarze we
Dieſe Spielart iſt übrigens nicht beftändig und wechſelt häufig mil
dem nachſtehenden Hafer d.
Vorkommen und Verbreitung. Dieſer Salienkafer if
unſeres Wiſſens meift nur gemiſcht mit andern Hafer» Spielartel
auf Feldern verbreitet und ſcheint des leichteren Gewichtes wegen
weniger als andere beliebt zu feyn.
Cultur und Gebrauch. Dieſer Hafer, von dem wir un
ſere Culturverſuche in nachſtehender Tabelle mittheilen, Geht im
Ertrag und Gewicht den meiſten Hafer ⸗ Spielarten nach.
Ruthen i Gewicht
Drt bes Berſuchs A Vorfrucht a Saat K Gen je
Wertheim im Sandſtein⸗ 50 Kartoffel 1827 | 19. April | 110 125 %
gebirge. 1833. 10 Mgl.
bn Ze a im hügelig. Spelz | 1831 | 3. April | 849 | 130
Kalkgebirge * 60 Mil,
Walldorf im flachen Lande ö desgi. | besgi, | 15. E 200 | 120
; 20 M
Grenzhof ebendaſelbſt desgl. desgl. 20. Di 1410 | 105
i S `J 20 l. ;
Bammenthal Spelz 1833 26. ZS: 220 | 138
S ; x 20 L
Wieblingen im flach. Land Runkel⸗ 1832 3. März 670 | 420
, ; trüben 60 MFL
D: Schwarzer ungegrannter Fahnenhafer. (Sommerfrucht)
Baͤlglein (Samen) ſchwarz, ungegrannt.
Dieſer Hafer ift eine Unterſpielart des ſchwarzen giui
Fahnenhafers, von dem er ſich blos durch ungegrannte Aehrchen
unterſcheidet; dieſer Charakter ift aber ſehr wechfelnd und die Mehr”
chen erſcheinen bald gegrannt, halbgegrannt, oder auch wieder gång”
lich grannenlos, weßhalb wir dieſen Hafer nur als eine zufällige
Form anerkennen dürfen, die gleichen Werth und Cultur mit der
3 c se | |
145
DE hineſiſch er Hafer. (Avena chinensis.) (Sommerfrucht.)
Europäische Cerealien p. 53. A.
Avena nuda B. chinensis. Roem. 7 Schut. Großer Grüßhafer in
; Samencatalogen.
Halm 3½ — 4 Fuß hoch, Rispe ausgebreitet, ziemlich ein⸗
ſeitig. Aebrchen traubig, hängend, 4 — 6bluͤthig, 3 — Aſamig.
Samen bei der Reife aus der Spelze fallend. 5
Zeichnet fih vor allen Haferarten durch kräftige Beſtockung,
guër Rispen und namentlich durch vielblüthige Aehrchen und lange
nackte E und darf nicht mit Avena nuda verwechſelt
werden, lcher ſich durch niedrige Beſtockung und 2blüthige Aehr⸗
chen unterſcheidet. |
Vorkommen und Verbreitung. Diefer Hafer, aus China
ſtammend, ift noch nicht lange in Deutſchland bekannt und befin⸗
det ſich bis jetzt meiſt nur in Sammlungen und bisweilen verſuchs⸗
weiſe auf dem Felde.
Cultur und Gebrauch. |
1) Als Grützefrucht.
Er beſtockt ſich kräftiger als irgend eine Haferart, liefert ſehr
viel und ſtarkes Stroh, allein nur wenige und nackte Körner, die
aber eine gute Grütze geben. Er reift übrigens ſpäter als der
Rispenhafer und kann nach unſerer Erfahrung zum Anbau als
Grütze empfohlen werden.
4) Nackter Hafer. (Avena nuda L.) (Sommerfrucht.)
Europäische C lien p. 54. A.
Grützhafer, tartariſcher Grützhafer, Spinnenhafer, Sandhafer in Deutſch⸗
land; Avoine nue in Frankreich; Pillis oder Pillcorn in England. 7
Halm 2—3 Fuß hoch. Rispe zuſammengezogen, einſeitig —
traubig. Aehrchen 2 — Zblüthig, Lſamig, 2grannig, 174 Zoll
lang. Die unterſte Spelze des Bälgleins ſo groß als der Balg,
gegrannt. Samen leicht aus den Spelzen fallend, klein, eylin⸗
driſch, hell und nackt.
Vorkommen und Gebrauch.
1) Als Graupenfrucht.
Nach verſchiedenen Angaben wird dieſer Hafer in England,
Defterreich und Schweden als Mehlfrucht häufig gebaut, was wir
aber ſehr bezweifeln, weil derſelbe nur kurzes sën Stroh und
1
146
weit weniger kleine Körner liefert, als die vorſtehenden Hafer
arten, und dabei bedeutend empfindlicher iſt. Dagegen wollen wir
annehmen, daß er nur zu Graupen verwendet wird, wozu er ſich
beſonders eignen möchte.
5) Flughafer. (Avena fatua L.) bau
Europäische Cerealien p. 55. A.
Wilder Hafer im Erzgebirge und in Mecklenburg, Stee in Sachſen
und Mecklenburg, Flughafer in der Oberpfalz, am Rhein und in der Wetterau,
Wilb⸗, Gauch⸗, Taube, Mäuſe⸗ und Bruchhafer in andern Geg von Deutſch⸗
land; Avoine follete, Folle avoine, Averon, Avron r som
Sauvage in Frankreich; Wild Oats, Qat grass, Bearded, V aver in
England; Egilo po, Avena selvatica in Italien; Landhafre in Schweden.
Halm 3 — 5 Fuß hoch. Rispe ſehr gleichförmig ausgebreitet.
Aehrchen 2 — 3blüthig. Bälglein halb fo lang als der Balg, ſtark,
bartig, gegrannt. Samen von dem Sen feſt umſchloſſen und
nur ſchwer von demſelben trennbar.
Der Flughafer gleicht dem Rispenhafer und unterſcheidet fh
von demſelben hauptfächlich durch die ſtark⸗bartigen Samen.
O Blüthe: Juli, Auguft; Reife: September.
Vorkommen und Verbreitung. Der Flughafer findet
ſich in Frankreich und Deutſchland als läſtiges Unkraut, das nicht
leicht zu vertilgen iſt, in den Fruchtfeldern vor und iſt in manchen
Gegenden faſt nicht auszurotten. Man will bemerkt haben, daß
die Pferde die Samen des Flughafers nicht verdauen und daß die⸗
ſelben im Dünger vorkommend noch ihre Keimkraft beſitzen und daß
dadurch dieſes Unkraut meiſt fortgepflanzt wür Andere ſind der
Anſicht, daß der Flughafer mehrere Jahre ſeine Keimkraſt im Bo⸗
den behalte, und deßhalb nur im Felde erſcheint, wenn Getreide
eingebaut wird. Nach unſrer Meinung pflanzt ſich der Flughafer
durch die leichten bartigen Samen, die vom Winde fortgetrieben
werden, ſchnell fort, und iſt mit der größten Sorgfalt ſolange
nicht zu vertilgen, als noch einige Aecker mit dieſem Unkraute be⸗
Dä find,
6) Sandhafer er. (Avena strigosa Schreb.) Unkraut.)
Europäische Cerealien p. 55. A.
Danthonia strigosa Beauv: Rauchhafer, Rughafer in Mecklenburg;
Rauher Hafer im Erzgebirge; Rauchhafer in det Oberpfalz; Puerhaſer, ge
147
` eier Hafer, Grauhafer, Mückenbein in andern Gegenden von Deutſchland; e
Avoine strigeuse, Avoine nerveuse in Frankreich; Purre-hafre in Schweden.
Halm 2 — 3 Fuß lang. Nickgeinfeitig zuſammengezogen oder
nur wenig abſtehend. Aehrchen mei) 2blüthig, 2grannig „2ſamig,
‘a Zoll lang, oben ½ Zoll breit. Bälglein den Samen umſchlie⸗
dend, auf dem Rücken gegrannt, kahl. ;
© Blüthe; Juni, Juli; Reife: Auguſt.
Vorkommen und Verbreitung. In Feldern unter an⸗
dern Haferarten wild wachſend. a a
Cultur und Gebrauch. Der Sandhafer ſoll als Futter⸗
und Getreidepflanze in verſchiedenen Gegenden angebaut werden,
welcher Angabe wir aber keinen Glauben beimeſſen können, weil
die Pflanze nur kleine unbedeutende Samen erzeugt, die keinen
Werth haben; wir müſſen ihn daher ebenfalls, wie den Flughafer,
als ein Unkraut betrachten. *
7) Kurzer Hafer. (Avena brevis Host.) (Geringe Getreide⸗
| pflanze.) |
Europäische Cerealien p. 56. A. 8
Sperlingsſchnabel in Deutſchland; Avoine courte in Frankreich.
Halm 1½ — 2½ Fuß lang. Rispe einſeitig, ausgebreitet.
Aehrchen 2 — 3blüthig, 2 — Zſamig, febr kurz. Bälglein den Sa⸗
men umſchließend, über der Hälfte des Rückens mit einer geknie⸗
ten Granne und beiderſeitig mit kleinen Haarbüͤſcheln verſehen. Saz
men oval, grau, kahl, und nur nach oben feinhaarig. Der kurze
Hafer iſt durch die ſehr kurzen Aehrchen und dünnen Halme leicht
von andern Haferarten zu unterſcheiden. e
O. Blüthe: Juni; Reife: Juli. Be
Vorkommen, Verbreitung und Gebrauch. Dieſer
| Hafer ſoll in Oeſterreich und bei Bremen, jedoch ſelten, angebaut
werden, was wir faſt bezweifeln muͤſſen, weil derſelbe nur geringe
Körner und kurzes Stroh liefert und nicht der Mühe lohnen moͤch⸗
te, angebaut zu werden. |
Cultur der bauwürdigen Hafer im Allgemeinen.
Wir rechnen zu den beſten Haferſpielarten, die mit Vortheil
angebaut werden können, den Rispenhafer a, b, o, und vorzugs⸗
weiſe, der frühen Reife und der gewichtigen Körner wegen, die
8
|
G
g
E er
SE
h:
et.
TRITT
zu thun, wenn wir die Beſchreibung von Schmerz wörtlich auf,
*
CH
148
1
Unterſpielart bb, ſodann vom Fahnenhafer die Spielart a und b
die alle gleichmäßigen Culturyerhältniſſen zu unterwerfen und auf
welche alle Beſchreibungen übe die Cultur der Haferarten anzu-
í enden find. Ueber den Anbau des Hafer glauben wir am beſten
nehmen. i :
Es giebt nicht eine Getreideart, welche weniger empfindlich
für den Boden wäre, als der Hafer. Weizen liebt vorzüglich ei⸗
nen thonigen, Roggen einen ſandigen, Gerſte einen mäßig gebun⸗
denen, mürben Boden. Dürren Sands und Kalkboden ausgenom⸗
men, verſchmäht der härtere Hafer auch nicht eine Erdart. Auf
allen an Näffe leidenden Bodenarten, in denen fih gewöhnlich mehr
oder weniger Säure erzeugt, ſeyen fie auch ſchwammiger, Lofer.
Natur, bleibt der Hafer das Haupt⸗ oft das einzige Getreide.
Auf Neubruch und Moorgrund kann der Hafer eine Reihe von
Jahren hintereinander vorkommen. Er wird darauf nicht ſelten im
zweiten und im dritten Jahre beſſer, als er in den erſten geweſen
iſt; da doch eine andere Frucht den Boden leicht erſchöpft, wenn
kein Dünger hinzukommt. :
Daraus, daß der Hafer auch den ſchlechten und undankbaren
Boden nicht verſchmäht, folgt von ſelbſt, daß er auch mit einem
beſſeren vorlieb nehme und dann im Verhältniß zu der Ehre, die
man ihm angedeihen laßt, lohne. Selten aber widerfährt ihm in
Gegenden, wo man Sommergerſte fået, ein ſolches Glück, da man
für dieſe das beſſere Land zurückbehält. Dieſes möchte dennoch
nicht immer fo ökonomiſch⸗ richtig fegn, als man fidh einbildet.
Allerdings ſoll man nicht das Gegentheil thun, und die Gerſte hin⸗
weiſen, wo ſie nicht wachſen kann; aber daraus folgt keineswegs,
daß ſie nothwendig auf jedem für ſie geeigneten Boden angebaut
werden müſſe, noch daß es nicht manchmal eben ſo vortheilhaft,
ja ſelbſt vortheilhafter fegn könne, fie auszuſtoßen und durch Hafer
zu erſetzen. Wenn man ſich 4 oder gar 5 Scheffel Hafer verſpre⸗
chen kann, wo man nur 3 Scheffel Gerſte einernten würde, und
wenn dann die Gerſte zu dem Hafer ſteht wie 4 zu 5, ſo wird
man ſich, unter übrigens gleichen Umſtänden, noch beſſer bei dem
Hafer als der Gerſte ſtehen, indem jener den Boden weniger er⸗
ſchöpft und mehr Stroh abwirft, als dieſe. Bei 5 Scheffel Hafer⸗
149
í
etteag würde man alsdann doppelt Unrecht haben, bei der Gerfte
ehen zu bleiben. u ee e K
Oft auch ifi W. Boden nicht allein, der für die Auswahl
des Hafers vor der Gerſte entſcheidet. Die vorhergegangene Frucht,
die Zubereitung des Ackers, der größere oder geringere Grad von
Kraft „der in dieſen ſteckt, die Witterung, die Frucht, die unmit⸗
telbar darauf folgen ſoll, können bald für die eine bald für die
andere beider Fruchtarten entſcheiden. | däser
So verträglich der Hafer mit allen Bodenarten iſt, ſo verträg⸗
lich iſt er auch mit allen Fruchtarten. Man kann alles auf ihn
folgen laſſen, und er kann nach allem, ſelbſt nach der unverträg⸗
lichen Gerſte, ſogar wiederholt auf ſich ſelbſt, folgen. Alles das
mehr oder weniger, je nachdem der Boden ihm mehr oder weni⸗
ger angemeſſen iſt, und mehr oder weniger Kraft enthält. Wer
aber verſucht hat, dem Acker durch den Hafer den Reſt zu geben,
der freilich darf keinen Weizen unmittelbar darauf folgen laſſen.
Aus dem, daß der Hafer auf alle übrige, ſelbſt erſchöpfende
Feldfrüchte folgen kann, läßt fih ſchließen, daß er die Gabe be⸗
ſttzt, ſich mit gröbern, von andern Gewächſen verſchmähten, or⸗
ganiſchen Rückſtänden im Boden zu begnügen, ſie zu zerſetzen und
ſich anzueignen; daher ſelbſt eine friſch umgelegte Grasnarbe für
fein Bedürfniß zureicht. Aus dem, daß andere Gewächſe ohne
Nachtheil auf ihn folgen können, geht hervor, daß er nicht ſo vie⸗
ler fein humoſen Theilchen bedarf, wie die hungerige Gerſte; denn
ſonſt würde man eben ſo wenig auf ihn als auf dieſe Weizen fol⸗
gen laſſen können, der ohne alte Bodenkraft nicht wohl zurecht
kömmt. Ich weiß, daß Manche dieſe Anſicht nicht theilen, weil
ſie den Hafer für erſchöpfender als die Gerſte halten, welches wohl
daher rührt, daß man ihn leider nur zu oft in ein ſehr erſchöpftes
Land ſäet. Wie ſoll aber der Hafer Kraft zurücklaſſen, wo er keine
gefunden? | ee
Der vorzüglichſte Vorgaͤnger des Hafers iſt Klee. Wo man
den Werth deſſelben zu ſchätzen weiß, da wird ihm vorzugsweiſe,
ſelbſt vor dem Weizen, die Kleeſtoppel angewieſen. Wäre der
Hafer nicht dem Lagern unterworfen, ſo verdiente er allenthalben
dieſen Ehrenplatz. Die Einwirkung des Klee's auf den Hafer iſt
ſo groß, daß, wenn auch Weizen zwiſchen beide eingeſchaltet wor⸗
— —— ——— —
err
150
den, man noch die guten Folgen an dem Hafer bemerken kann.
Da wo man in den Niederlanden wegen Sofigfeit des Bodens kei⸗
nen oder nur ſchlechten Hafer erzielen kann, läßt man ihn auf
Klee oder nach Dreiſche folgen. In dem Großherzogthum Jülich
hat er ein für allemal ſeine angewieſene Stelle nach Klee.
Auf jedem Neubruch, in ſo fern derſelbe nicht aus ganz
ſchlechtem, verwildertem, mit Heidekraut angefülltem Boden be⸗
ſteht, gewährt der Hafer unter allen Getreidearten den höchſten
Ertrag. Man hat dies auch fo allgemein bemerkt, daß man nur
felten etwas anderes, es fep etwa Lein oder Erbſen, darauf baut
„Nach Weizen, ſagt Schmalz, geräth der Hafer in der
Regel beſſer als Gerſte, daher ich, ſobald mein ganzes Areal im
Stande ift, die Weizenſtoppeln alle mit Hafer befäen werde.“
„Nach ungedüngten Kartoffeln, fährt derſelbe Verfaſſer
fort, habe ich hier ſchon einigemal Hafer geſäet und ungemein
ſchöͤne Ernten gewonnen. Ein Stückchen Feld, das feit langer
Zeit keinen Dünger geſehen, wurde mit Kartoffeln beſteckt und das
zwölfte Korn davon gewonnen. Nach dieſen wurde Hafer ohne
ferneres Pflügen gefäet und untergeſchaufelt. Dieſer Hafer ward
fo fhòn, als er nur ſeyn konnte, und ſchöner als der neben hin
nach Korn geſäete. Er gab gewiß das fünfzehnte Korn.“
Dagegen widerräth Koppe das Haferſäen nach Hackfrüchten,
es fey denn auf moorigem Bruchboden, der für Gerſte nicht taugt
Nach ſeinen Erfahrungen ſoll der Hafer nach Hackfrüchten nicht
beſſer werden als nach der Halmfrucht. Für mein Theil bin ich
geneigt zu glauben, daß der Hafer nach Kartoffeln, ſelbſt wenn zu
dieſen gedungt worden, dem nach Kleeweizen, unter übrigens glet
chen Umſtänden und bei paſſender Behandlung, nicht beikomme.
Hafer nach Hafer kann auf reichem Boden mehrere Jahre
hintereinander ſtatt haben, bevor man einen Rückſchlag an den
Ernten bemerkt, welches bei keiner andern Halmfrucht, es ſey denn,
daß zu ihr gedüngt worden, der Fall iſt. Der Hafer läßt am
Ende wohl einen verwilderten, aber nicht leicht einen ganz er
ſchöpften Acker zurück. — ZE
Da der Hafer ſelbſt auf ſolchen Feldern, die wegen Mangels
an Bodenkraft kein anderes Getreide mehr hervorbringen können,
noch immer einen mittelmäßigen Ertrag, in ſo fern von keinem
151
Sandboden die Rede iſt, zu geben pflegt, fo iſt ſchwer zu begrei⸗
ſen, woher die Meinung bei vielen Perſonen rühre, daß er den
Boden, und zwar mehr noch als die Gerſte, erſchöpfe. Man ver⸗
ſuche es und dünge zu der Gerſte und zu dem Hafer, laſſe auf
beide Weizen ungedüngt folgen, und ſehe nach, welchem von bei⸗
den er am beſten einſchlage. Dieſe Folge des Weizens nach ſtark
gedüngtem Hafer ift übrigens keine bloße Idee, fie ift nicht allein
in den Niederlanden, ſondern auch, wie Burger verſichert, in
Kärnthen und Schleſien ein ſehr beliebter Fruchtwechſel. Ein Glei⸗
ches läßt ſich gewiß von der Gerſte nicht erwarten.
Da der Hafer die Eigenſchaft beſitzt, vermoͤge ſeiner ſtärkeren
Organe aus den gröberen Rückſtänden, welche für die übrigen
Getreidearten noch unverdaulich ſind, die nöthige Nahrung zu zie⸗
hen, ſo verträgt er auch den rohen friſchen Mif beffer als dieſe,
und erreicht, wenn ihm welcher gegeben wird, eine weit höhere
Vollkommenheit, als auf magerem Boden. Gute Dreifelderwirthe
pflegen auch etwas dazu zu düngen, vorzüglich wenn fie Klee dar⸗
unter ſäen wollen, woraus dann ſchon folgt, daß das dem Hafer
vorhergehende Winterkorn kein Kleekorn war. In letzterem Falle,
d. i. nach Kleeroggen oder Kleeweizen, bedarf der Hafer durchaus
keiner Beihülfe, um das zu leiſten, was er ſchuldig iſt, da er ſich
noch immer einiger Reſte der Kleewurzeln im Boden zu erfreuen
hat. Mehr Nahrung freilich findet er, wenn er unmittelbar auf
Klee folgt. ;
Bei den Belgen wird feiten Hafer geſäet ohne dazu zu duͤngen.
Die Art, dabei zu verfahren, wird ſogleich bei der Feldbereitung
vorkommen. Man ſtreuet in der ſandigen Campine nicht ſelten
Kalk über den ungepflügten Acker, egget alles ſtreng untereinander
und ſäet ſodann den Hafer. Von der großen Wirkung, welche der
Mergel auf den Hafer hervorbringt, glaube ich ſchon im erſten
Bande geſprochen zu haben, auch daß er dem Boden den Mergel
ſchneller entzieht als das übrige Getreide, welches man als einen
Beweis anſehen kann, daß er einen Theil ſeiner Nahrung aus nicht
organiſchen Subſtanzen zu ziehen im Stande ift, wodurch die Rück⸗
ſtände organiſcher Abkunft im Boden um ſo mehr geſchont werden.
So wie man den genügſamen Hafer oft ohne Wahl auf das
D
erſte befte Feld bringt, den einzigen Fall ausgenommen, wo ſolches
allzu dürrer, bloßer Roggenboden wäre, fo iſt man auch oft wenig
um die Beſtellungsart bekummert, die man ihm angedeihen läßt,
in der Zuverſicht, daß er doch wachſen und ſich durchſchlagen werde.
Es iſt aber ein ſehr großer Unterſchied zwiſchen Hafer und Hafer;
denn nur dem Fleiß ſeine Krone. 5
Wahr iſt es, daß der Hafer nicht ſelten auch bei dem ſaum⸗
ſeligſten Verfahren geräth; wieder wahr, daß die ſorgſamſte Be⸗
ſtellung nicht allemal durch einen verhältnißmäßigen Ertrag bei
dieſer Frucht gekrönt wird, welches dann dem trägen Landwirthe
zum Troſt und Vorwand dient; allein bei dem fleißigen kann nur
die Regel und nicht die Ausnahme gelten. Doch überficht derſelbe
auch letztere nicht, wenn Boden oder Witterung, oder dringende
Geſchäfte oder ſonſtige Rückſichten eine Abweichung von der Regel
erheiſchen. Zu dem Ende wollen wir uns mit den mancherlei Ver⸗
fahrungsarten der Haferbeſtellung bekannt machen.
Man beſtellt den Hafer entweder
nach einer einfachen Herbſtfahre,
oder nach einer einfachen Frühlingsfahre,
oder nach einer Herbſt⸗ und Frühlings fahre,
oder nach einer zweifachen Herbſtfahre,
oder nach einer zweifachen Herbſt⸗ und einer einfachen
Frühlingsfahre, i
oder nach einer einfachen Herbſt⸗ und einer zweifachen
Frühlingsfahre,
oder nach einer Doppelfahre Zweifurche),
oder endlich auf einem mit dem Spaten gerodeten Boden.
Mit einem Wort, es giebt keine Frucht, bei der ſo viele Beſtel⸗
lungsarten eintreten, als bei dem Hafer. Dabei fällt es ſchwer,
ja unmöglich, zu beſtimmen, welche jener Verfahrungsarten im
Allgemeinen die beſſere fey, Es läßt ſich núr fo viel annehmen,
daß eine mehrfährige Beſtellung für den bequeckten Boden noth⸗
wendig, eine einfährige aber für ein mit Hederichſamen angefülltes
Land zweckmäßiger ſey. Es läßt ſich ferner für ſolche Gegenden,
wo der Hafer früh geſäet werden muß, annehmen, daß, durch
Amſtände verſpätet, man beffer thue, dem Land nur eine Fahre zu
geben, um früher ſäen zu können, als 2— 3 Fahren, wenn da⸗
durch die Ausſaat zu weit hinausgeſchoben werden ſollte. Endlich
153
hat man auf einem zum Verquecken geneigten Acker zu erwarten,
daß derſelbe nach einfähriger Haferbeſtellung unausbleiblich zum
Nachtheil der folgenden Früchte verwildern werde, welches die,
welche Erbſen oder Wicken nach dem Hafer zu bauen en,
wohl zu beachten haben. ;
Die einfährige Beſtellung hat entweder vor oder nach Winter
ſtatt. Folgt der Hafer nach ſolchen Früchten, zu denen, wie Kars
loffeln, gehackt worden ift, fo wird im Frühling ohne Anſtand auf
die Herbſtfahre, welche nach Einerntung der Kartoffeln ſtatt gehabt,
geſäet werden können. Es würde ſelbſt zweckwidrig ſeyn, die durch⸗
winterte gut gemürbte Krume im Frühling von neuem in die Tiefe
it ſtuürzen, und dadurch friſchen Unkrautſamen zur Höhe zu bringen.
Sind die Kartoffeln oder dergleichen nur wohl bearbeitet worden,
ſo iſt, ungeachtet der einfährigen Beſtellung des Hafers, ſo leicht
nichts von den Quecken zu befürchten.
Noch würde ein weiteres Pflügen nach Winter auf einem Kar⸗
loffelacker den Nachtheil haben, einige Bodenarten zu loſe zu mas
chen, wodurch der an ein nüchternes Leben gewöhnte Hafer zu
übermüthig werden, zu viel ins Stroh ſchießen und nur wenig
Frucht anſetzen würde.
Das Haferſäen nach Getreide auf die dë Herbſtfabre |
lonn nur auf lockerem Boden ausführbar ſeyn. Unter dieſer Herbſt⸗
fahre muß aber kein flaches Abſchälen der Stoppel, ſondern ein
liefes Unterpflügen derſelben verſtanden werden. Beſſer bleibt auf
jeden Fall, wenn zuerſt geſtoppelt und dann gepflügt wird, wie
wir bei der zweijährigen Beſtellung darthun werden. A
Oefter als das Pflügen vor Winter kömmt bei der einfähri⸗
p Beſtellung vor das Umreißen der Narbe nach Winter. Ob
bieſes oder jenes vorzuziehen ſey, kann nur durch den Boden ent⸗
ſhieden werden. Auf ſteifem Thonboden SES das Saen auf
tine einzige Herbſtfahre felten paſſen.
Daß der Hafer auf einer umgelegten Grasnarbe ohne weiteres
hut fortkomme, iſt bekannt; er kann alfo auch einer Getreideſtop⸗
pelſchwarte nicht ganz abhold ſeyn, vorausgeſetzt 1) daß früh ger
80 — unmittelbar nach Winter — umgelegt worden; 2) daß die
Schnitte 5—6 Zoll dick abgefertigt und gut umgekehrt worden;
9 daß der Boden kein allzu ſtrenger oder ſpröder Thon, und
154
4) daß er rein von Quecken, aber nicht Mirë zum Verquecken d
neigt ſey; endlich 5) daß ein nachheriges flelßiges und verdoppel⸗
tes Eggen das erſetzt, was der Pflug nicht geleiſtet hat.
Da der Hederich fidh auf einem gemürbten Boden weit thät
ger erweiſt als auf einer feſten Krumme, ſo kann die einfährige
Beſtellung des Hafers auf einem mit Hederich verpeſteten Lande
gerathener bleiben, als eine mehrfährige. „Auf mittlerem, ſandig⸗
lehmigem Boden“, ſagt Thaer, „habe ich gefunden, daß nach
dem Durchſchnitt mit der mir ſeit 15 Jahren bekannt gewordenen
Erfahrungen der einfährige Hafer beſſer geworden iſt, als der zwei⸗
fährige. Es war aber alles Land ſolches, was mit Hederich und
anderem böſen Unkraut angeſamt war. Dieſes kam weniger in den
einfährigen Acker auf, und entzog dem Hafer weniger Platz und
Kraft. Aber immer habe ich auch bemerkt, daß alles Wurzelun⸗
kraut, insbeſondere Quecken oder Påven, in ſolchem Acker fo über
hand genommen haben, daß fe durch eine gewöhnliche dreifährig
Brache nicht vertilgt werden konnten, felten den Hülſenfruüchtel
wichen, und dem Wurzelgewächsbau ſehr im Wege waren.“
Ein achtſamer Landwirth im Altenburgiſchen verſicherte del
D. Schweizer, daß er nie mehr zu Hafer felgen — ſchälen —
werde, wenn ſolches nicht vor Mitte Octobers geſchehen könne /
ſondern lieber die dann noch übrige Zeit des Herbſtes zum Umbruch
der Brache benutzen wolle, weil er davon größeren Nutzen habe;
denn vor Winter gebracht fey halbe Düngung, und der Haft!
wachſe eben ſo gut, wenn zu ihm erſt nach Winter gepfluͤgt werde
zumal auf naſſen kalten Feldern, wo man ihn dann auch früher
=
beſtellen könne. KS?
Eine unerläßliche Bedingung, um nach einer einfachen gril
lingsfahre guten Hafer zu erzielen, iſt wohl die, jene Fähre
früh als möglich zu geben, nicht zu eggen, fondern die Schnitte
feft an den Boden zu walzen, das Land einige Zeit fo liegen zu
lafen, dann auf das Gewalzte zu ſäen, einzueggen, zu walzen “
wieder zu eggen und zu walzen, und endlich zum drittenmale $
eggen. Dieſes dreifache Eggen geſchieht mit vorwärts gerichteten
Zinken. RER e
Folgendes iff wohl eines der gewöhnlichſten Verfahren, den
Hafer zu beſtellen: Man ſtoppelt das Feld vor, und pflugt es
155
im Winter. Auf thonigem Boden kann dieſes Stoppeln nur durch
Rispen (Bälken) geſcheben; auf jede andere Weiſe ausgeführt wer-
den die Quecken nicht vertilgt, noch ein ſolcher Boden im erſten
Frühling trocken genug ſeyn, um gepflügt werden zu können. Die
Balken werden nach Winter mit der Egge zerriſſen; nach einigen
Tagen wird gepflügt, und zwar tief; die Egge folgt unmittelbar
darauf und die Walze deckt das Land zu. Nach einigen, auch
mehreren, Wochen wird auf das früher Gewalzte geſäet und der
Samen flach untergepflügt. Darauf wird flach geeggt, gewalzt,
ſcharf geeggt, wieder gewalzt und dann noch einmal ſcharf geeggt.
Die angeführte, wie mir ſcheint, nicht ſchlechte Methode iſt
die in einer Gegend, die ich lange bewohnte, auf thonigem Boden
bei guten Wirthen gemeinübliche. Genau beſehen iſt ſie eine drei⸗
fährige Beſtellung; zweifährig iſt fie, wenn der Hafer, ſtatt un⸗
tergepflügt, untergeeggt wird, welches bei pik e den
Vorzug verdient.
Auf trocknem, lockerem, queckenloſem Boden, wo das Bälken
nicht nothwendig wird, pflegt man im Altenburgiſchen den Hafer
auch wohl auf die Fahre vor Winter zu ſäen und einzuackern —
eine Vorrichtung, welche auf ſolchem Boden vor der oben ange⸗
führten den Vorzug verdient. i i
Auf ſchwerem, kaltem, mitunter auf naſſem Boden geht D.
Schweizer folgendermaßen zu Werke. „Ich laffe”, ſagt er,
„jederzeit die zu Hafer beſtimmten Wintergetreidefelder im Herbſte
ganz umbrechen, im Früh jahre ſorgfältig in die Länge und Quere
eben eggen, dann zur Saat mit ſo ſchmalen Furchen, als nur zu
erzwingen ſind, ackern, den Hafer bald darauf Ge und recht
tüchtig eineggen. Es iſt auffallend, wie der Ertrag des Hafers
durch diefe Beſtellungsart gehoben wird.“
Auf ähnlichem, jedoch viel Kalk enthaltendem, Thon⸗ ober
richtiger Weizenboden geräth der Hafer am beſten, wenn beide Fah⸗
ren vor Winter ſtatt haben, alfo im Frühling nicht mehr gepflügt,
ſondern auf die alte Fahre geſäet und der Samen eingeeggt wird.
Sind die Felder etwas loſe, oder ſieht man nur trocknes Wetter
vorher, fo ift es noch beffer, den Samen unterzupflugen.
Ueber den Nutzen der Feldvorbereitung im Herbſt iſt es raͤth⸗
lich, den praktiſchen Schmalz zu hören. „Seit vielen Jahren“,
156
ſagt er, „habe ich in Sachſen und in Preußen ſchon im Herbſt
einen Theil des zu Hafer beſtimmten Ackers zur Saat gepflügtr
und dieſer war jedesmal der beſſere, ſelbſt wenn nur Einmal g”
pflügt werden konnte. Jetzt verfahre ich dabei folgendermaßen! |
So früh, als es Zeit, Ernte und Winterſaatgeſchaͤfte geſtat⸗
ten, wird geſtoppelt. Hat der Acker fo, 4 — 6 Wochen rauh da
gelegen, ſo wird geeggt, und um ſo tüchtiger, als der Acker
vorher unrein war. Iſt er ſehr kloͤttig (ſchollig), fo wird das
Eggen bis nach einem durchdringenden Regen verſchoben. Anfangs
November, wenn das Stürzen der ſämmtlichen Wintergetreide⸗
ſtoppel vollendet und nun meine Nachbarn fich ſchlafen legen, pfluͤge
ich zur Saat für meinen Hafer. Rauh bleibt der Acker in dem
Zuſtande liegen, und wird im Frühling möglichft bald, wenigſtens
wenn die Erbſenſaat vollendet ift, befäet und mit eifernen jchräg‘
zinkigen Eggen untergebracht. Dieſer Hafer geht ſehr ſchnell auf,
und wächſt auch dann freudig fort, wenn der, wozu im Frühjahre
gepflügt worden, bei trockner Witterung ganz zurückbleibt. In der
Regel wird er höher an Stroh, ergiebiger an Körnern, und bleibt
ſicherer als dieſer.“ | ;
„Die vollſtändige Zubereitung des Bodens vor Winter hat fol
gende unverkennbare Vortheile: erſtens, daß man dadurch im
Frühling freie Hand für die übrigen Feldgeſchäfte gewinnt; zwei‘
tens, den Hafer zu beliebiger Zeit in die Erde bringen kann,
wodurch man von Witterung und Umſtänden unabhängiger wird;
drittens, daß Quecken und Samenunkräuter den Hafer dabei
weniger gefährden. Erſtere lieben den durch das Liegen über Win
ter geſchloſſenen Boden nicht, letztere find zum Theil über Winter
zum Keimen gekommen und durch den Froſt zerſtört worden, oder
werden es noch durch das Eineggen des Hafers. Viertens bleibt
die Feuchtigkeit, die dem Hafer auf trocknem Boden oder introk
nen windigen Gegenden fo nothwendig ift, in der Erde zurück,
ſtatt daß ſie durch ein weiteres Pflügen im Frühjahre entweicht.
Wenn nun gleich dieſe Methode nur für trocknen, lockeren
Boden gu paffen ſcheint, fo iſt ſie doch auch auf ſchwerem am
wendbar, in fo fern man mit guten eiſernen Eggen, oder Mefjer
oder Schaufelpflügen verſehen iſt, um der Geſchloſſenheit des Bo⸗
dens im Frühjahre zu begegnen. ;
457
In einer Gegend der Pfalz hält man ein mehrmaliges Pftü⸗
gen vor Winter zu einer guten Ernte für unbedingt nothwendig.
Iſt der Boden leicht, ſo wird zu jener Zeit dreimal, iſt er ſchwer,
zweimal gepflügt, dann aber wird der Pflug bei dem zweiten Male
tief angeſetzt. Zugleich hält man eine breite Furche, damit der
Acker ſich recht rauh lagern und über Winter durchfrieren möge.
Der Samen wird eingepflügt. Dieſes Verfahren giebt noch einmal
ſo viel Hafer, als wenn der Boden vor Winter nur Einmal ge⸗
pflügt worden wäre. So ſah ich 1814 bei Speier Hafer nach
dreifacher Herbſtfahre, defen Halme 3½ Fuß hoch und wie ein
Federkiel dick waren, ſtatt daß der danebenſtehende vor Winter nur
Einmal gepflügte nur 2 Fuß über der Erde maß. *
Nicht ſelten kömmt in den Niederlanden der Hafer nach Klee,
in dem Jülich'ſchen allemal vorher. Müßte man nicht mit fih
ſelbſt Geduld und Nachſicht haben, ſo würde ich mir's niemals
verzeihen, daß ich in dem letzteren Lande, das ich doch mehrmals
durchreiſte, und wo ich ſo aufmerkſam auf die Wichtigkeit des Ha⸗
ferbaues nach Klee gemacht worden bin, daß, ſage ich, ich mich
nicht einmal darnach erkundigt habe, wie man es dabei angreife,
alſo auch dem Leſer nicht zu ſagen weiß, ob man die Kleeſtoppel |
vor oder nach Winter zum Hafer umbreche. Mögen andere Reis
ſende weiſer und umſichtiger ſeyn, als ich es überhaupt war und
leider noch bin! Ich erlaube mir, den Lefer dafür durch das zu
entſchädigen, was Hr. Thaer im erſten Jahrgange ſeiner Anna⸗
len darüber ſagt: „Hat der Acker nur ein Jahr zu Klee gelegen,
it er in ein queckenreines Land geſäet und hat dicht geſtanden, fo
wird eine einfährige Beſtellung nicht nur zureichend ſeyn, ſondern
in der Mehrheit der Jahre eine mehrfährige übertreffen. Einen
nicht ſehr zähen, nicht naſſen, nicht der Abſpülung unterworfenen
Boden würde ich in dieſe Fahre aber ſchon im Herbſt geben, den
Hafer etwas dicker als auf mürbem Lande ſäen und ihn ſcharf und
wirkſam eineggen. Den überjährigen, dünnſtehenden, verqueckten
Sender aber würde ich bald nach dem zweiten Schnitte flach um⸗
brechen und ihm im Frühjahre noch zwei Furchen geben.“
Zu Voorde in Flandern, wo der Boden eher ſchwer als leicht
zu nennen iſt, hat man eine eigene Art, den Hafer nach Klee zu
beſtellen. Die Stoppeln des letzteren werden vor Winter flach,
i
158 | ;
etwa drei Zoll tief, umgepflügt und bleiben in dieſem Zuſtande
über Winter liegen. Im Frühjahr wird 3 — amal geeggt, daun
geſäet und noch ſechsmal in die Kreuz und Quer geeggt. Mal
ſäet dieſen Klechafer um einen Monat früher, als man den Ge—
treideſtoppelhafer zu Den pflegt. Von ſolchem Hafer erntet man
das zwanzigſte Korn. i
In den dürren Sandgegenden Brabants läßt ſich der Hafer
nur erzwingen. Dieſes geſchieht, daß man ihn unmittelbar auf den
ſeinerſeits ebenfalls erzwungenen Klee folgen läßt. Da hier nichts
ohne Dünger wächſt, fo wird die Kleeſtoppel flach umgebrochen /
aber nur auf jedem Beet mit ſechs Schnitten; darauf wird Mil
gefahren und angewalzt, die Furchen werden mit dem Pflug aus
geftochen, und die daraus gewonnene Erde — Sand — vermil⸗
telft des Streichhakens von jeder Seite über die Hälfte des Ber
tes, alfo- über den Miſt geſtrichen, darauf wird vorgeſchichtet /
geſäet, eingeſchichtet, und werden zuletzt die Beetfurchen ausgeräumt
„Es ift eine ſehr gewöhnliche Methode“, fagt A. Youngi
„Hafer auf die erſte Fahre oder umgelegte Narbe alter und weg
Grasländer zu ſäen; aber in den meiſten, vielleicht in allen gal
len ift es befer, Erbſen auf leichtem, Bohnen auf ſchwerem neu
umgebrochenem Lande zu bauen. Ich habe oft geſehen, daß Da
auf Dreiſche im erſten Jahre nur einen geringen, bei nachher wi
derholter Saat aber einen reichlichen Ertrag gab. Ein Beweis
daß es im erſten Falle an zureichender Bearbeitung fehlte,“
Daß der Hafer im zweiten Jahre beffer als im erſten gerathe /
mag um fo ſicherer anzunehmen fegn, als die dann mehr vergaß
genen Graswurzeln die Vegetation beſſer begünſtigen; nach meinet
Erfahrung aber kann ich den Bohnen den Vorzug vor dem Hafel
in dem erſten Jahre auf einer einfach umgelegten Narbe nicht ge⸗
ben. Das Gras unterläßt nicht, zwiſchen den Schnitten hervor
zuwachſen, und ſeine Tilgung ſetzt der Haue ſehr viele Schw
rigkeiten entgegen. Wollte man nicht hacken, fo würde das Gras
den Boden geradezu überziehen und den Bohnen nachtheilig werden.
Auf Reihen zu ſäen fällt dabei unmöglich, es ſey denn, daß man
die Bohnen dippeln wolle. Der Hafer aber hat vor dem Gras nicht
bange, und unterdrückt es durch die Ueppigkeit feiner Vegetation
Es find wohl wenige, die fih competenter darüber ausſpre⸗
159
chen können, als die Holſteiner Koppelwirthe. Wir wollen ſie ab⸗
hoͤren. „ Der auf die erſte Fahre geſäete Dreiſchhafer“, ſagt Lang,
„kann den höchſten Ertrag geben, wenn das Jahr oder der Acker
feucht, oder fo viel Kraft darin iſt, daß der Hafer fih vor dem
Eintritt der erſten Sommerdürre fo beſtaude, daß er den Acker voll⸗
kommen überſchattet. — Er wird dazu im Frühlinge, ja nicht im
Herbſte, fo früh als möglich und fo tief, als es der Acker verträgt,
gepflügt. — Die Schnitte müſſen gleich breit und fo gehalten wers
den, daß ſie nicht ganz umklappen, ſondern ſich immer auf die
vorhergehenden ſtützen. — Man ſäet ſo früh, als das Land den
Zugang der Egge erlaubt. Vor dem Säen darf nicht geeggt wers
den, weil das Land dadurch zu mürbe würde, um den Hafer
decken zu können. — Man giebt gewöhnlich zwei Züge mit der
ſchweren oder Bootegge, dann einige mit eiſernen Rundeggen. Die⸗
ſen folgt eine ſchwere Walze, um die hochliegenden Furchen nie⸗
derzudrücken, welches von großer Wichtigkeit iſt. Den Beſchluß
machen die eiſernen Rundeggen. Hölzerne Zinken ſpielen ohne al⸗
len Nutzen unter ſolchen Umſtänden.“
„Sicherer“, fährt Lang fort, „aber auch mit viel mehr Mühe
verbunden, iſt der Dreiſchhafer in der Falge; dem wenigſtens zwei,
wo möglich aber drei Fahren gegeben werden; denn auch bei der
ſorgfältigſten Behandlung wird man es nicht verhüten können, daß
der Acker nicht ſodig bleibe. So viele Vorzüge das Querpflügen
ſonſt auch hat, fo wenig ift es bei dem in der Falge geſäeten
Hafer zu empfehlen. Die Soden werden dadurch in viereckige
Stücke geſchnitten, die ſich in die Egge ſetzen, die Arbeit unſag⸗
lich erſchweren und keine reine Pflugarbeit möglich laſſen.
Wo der Boden es zuläßt, und genau genommen läßt er es
allenthalben zu, die Grasnarbe 6 Zoll tief aufzuſchneiden, da ſollte
Ban eine alte Weide oder Wieſe allemal zweifuhren, wobei der
tte Schnitt die Narbe etwa 3 Zoll dick umlegt, und der zweite
d. A Zoll Untergrund aus der Furche hebt und über die umge⸗
legte Narbe bringt. Geſchieht das vor Winter, wobei freilich die
Waſſerfurchen offen gehalten werden müffen, fo gleicht die oberſte
Krume im Frühjahr einem Aſchenhaufen. Hat das Zweifuhren im
Frühjahre ſtatt, welches ich aber nicht für gut halte, ſo ſchafft es
doch reine Erde genug, um ungeſtört hineinſäen und das Geſäete
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160
eineggen zu können. Das Zweifuhren hat fo viele Vorzüge, daß
ich mich alljährlich deſſelben und ausſchließlich bediene. Freilich
geht das mit allen Pflügen nicht.
In Brabant, wo man daſſelbe thut, hat für ſolche magere
Gegenden, wo ein für allemal nichts ohne Dünger, ſelbſt nach
keiner Dreiſche wachſen will, folgendes beachtenswerthe Verfahren
ſtatt. Nachdem die Grasweiden gezweifuhrt worden, läßt man fie
einen Monat oder noch länger fo liegen. Darauf wird Hafer g”
ſäet, kurzer Miſt aufgefahren und über den Hafer gebreitet, flach
umgepflügt, damit der Pflug die Narbe nicht wieder heraufbring®
Man eggt das Feld leicht ab, läßt aber eine ſchwere Walze fol
gen. Man erntet auf dieſe Weiſe leicht 60 Hektoliter Hafer vom
Hektar. Dagegen würde man auf gutem Boden bei dieſer treff
lichen Methode nur Lager zu erwarten haben.
Wenn in Flandern das Land gerodet wird, was im Ward
lande und der Gegend von Aloſt alle 6—7 Jahre ſtatt hat, M
wird es vorzugsweiſe mit Hafer beſtellt. Das Roden wird mit
dem Spaten vollführt und dringt 15 — 16 Zoll tief ein. Es g”
ſchieht allemal nach Winter. Nachdem das Land eine Weile rauh
gelegen hat und anfängt grün auszuſchlagen, wird es eben geeggt
und flach umgepflügt, damit fih der Boden ſchließe und feft
Darauf wird wieder geeggt, Miſt aufgefahren, der Hafer übel
den gebreiteten Miſt geſäet und beide zuſammen untergepflüͤgt
Dar zuf wird gewalzt oder gefchleift. l
Man wird fih wundern, daß da zu Lande fo viele Compl
mente mit dem Hafer gemacht werden, den man anderswo auf
einem 5, oft nur 3 Zoll dicken einfährigen Schnitt ſtreuet, und
fürchten daher, daß die dadurch bewirkte Ertragsvermehrung fold’
Rodekoſten nicht decken könne, und man hat in fo weit nicht UW
recht; aber der Flamänder hat nicht ſowohl den Hafer als den auf
den Hafer folgenden Lein, und mehr noch die ganze Zeit ſeines
Fruchtumlaufes, zum Ziel, und dieſes Ziel erreicht er in hohem Maße
Da wohl niemand den Haferbau genauer beobachtet und voll⸗
ſtändiger beſchrieben hat, als der treffliche D. Schweizer, fo
laube ich mir die von ihm dafür aufgeftellten Regeln nebſt meinen
Zugaben anzuführen, welche man als das Reſultat des Borg
ſchickten betrachten kann. ) a |
161
4) Will man mit Gewißheit einen lohnenden Ertrag von dem
Hafer erwarten, ſo muß die Art ſeiner Beſtellung ſich vor
allem nach den Vorfrüchten und der Beſchaffenheit des Bo⸗
dens richten.
D Iſt der Boden ſchwer und die Borfrucht Getreide geweſen,
fo breche man deffen Stoppeln im Herbſt um, und pflüge
wenigſtens einmal im Frühjahre, ſäe den Hafer auf die rauhe,
oder ſollte das Feld ſehr klotzig ſeyn, auf die abgeeggte Fur⸗
che, und egge den Samen ſorgfältig ein.
Hat man unter den angegebenen Umſtänden Zeit genug, ſo
pflüge man, beſonders wenn der Acker verqueckt ift, zweimal
im Frühjahre, oder beſſer, man bediene ſich, im Fall der Bo⸗
den queckenlos ift, ſtatt des zweiten Pflugens des Unterbrin⸗
gens der Saat durch den Schaufelpflug. Sollte die Saat
dadurch auch etwas verſpaͤtet werden, ſo a man ſich doch
gut bei dieſem Verfahren ſtehen.
4) Iſt der Boden locker, trocken und in Kraft, vielleicht auch mit
etwas Samenunkraut gefüllt, ſo bleibt es am rathſamſten, im
Frühjahre nicht zu pflügen , ſondern den Hafer auf die Herbſt⸗
fahre zu ſaͤen und mit der Egge unterzubringen.
5) Vortheilhafter iſt es für den eben angegebenen Fall, dem Aker
vor Winter zwei Fahren zu geben.
6) In dem Fall, daß der vor Winter zweimal gepflügte Boden
— von dem einfährigen gilt das um ſo mehr — durch einen
ungünſtigen, naſſen Winter follte zuſammengeſchlämmt worden
ſeyn, ſo thut ein Pflügen im Frühjahre noth, oder doch das
Unterackern der Saat, letzteres, wenn der Boden von Natur
locker iſt.
7) Iſt der Boden ſehr feucht und der Herbſt ſo naß, daß die
Pflugarbeit dadurch erſchwert und nicht gut wird, ſo ſcheint
es häufig am gerathenſten, in dieſer Jahreszeit nicht zu pflü⸗
gen, ſondern die Stoppeln erſt nach Winter umzubrechen,
und ſogleich auf die rauhe Furche bei dem erſten günſtigen
Tage den Hafer zu ſäen und einzueggen.
8) Nach Hackfrüchten aller Art wird es, wenn im Herbſte ſorg⸗
fältig gepflügt wurde, am gerathenſten fegn, den Pflug im
Brühjahre ganz wegzulaſſen, und den Samen unterzuſchau⸗
a 11
feln oder einzueggen. Nur ein nee, wc Boden macht
davon eine Ausnahme.
9) Nach Hülſenfrüchten, auf nicht cue Boden ausgenom⸗
men, ſcheint mir nochmaliges Pflügen nach Winter zum Ha⸗
fer nothwendig, weil nach ihnen die Felder age ſehr feſt
werden und feucht bleiben.
10) Nach Klee darf einmal, entweder vor oder nach Winter, ge⸗
pflügt werden. Auf lockerem, dem Zuſam menſchlämmen un⸗
terworfenen Boden iſt das Nachwinterpflügen dem Herbſt⸗
pflügen vorzuziehen.
11) Eine überjährige, meiſt verqueckte Kleeſtoppel wird am ficher
Gen gezweifuhrt, im Grunde alſo nur Einmal, wiewohl mit
zwei Pflügen, gepfluͤgt.
12) j Esperfelber „Luzernfelder werden am beſten vor Winter um⸗
gebrochen. Daſſelbe gilt auch für Neubrüche, es ſey denn,
daß ſie eine feuchte Lage huͤtten. Im Frühjahre wird nicht
weiter gepflügt.
13) Obgleich der Hafer einen tief erbrochenen Boden liebt, ſo muß
dieſer ſich doch nachher wieder geſchloſſen haben, wenn der Hafer
nicht Lager werden ſoll. Daher lohnt es ſich, wenn man öf⸗
ter eggt, als man zu thun gewohnt ift.
„Beobachtet man“, ſagt Schweizer, „die angegebenen Re⸗
geln, die aus reiner Erfahrung geſchöpft find, fo wird man ge
wiß meiſtens eine geſegnete Haferernte im Verhältniß zu der Kraft
des Bodens zu erwarten haben, und nicht ſelten größeren Vortheil
von ſeinem Anbau ziehen, als von dem der Gerſte.“ ’
Je mehr eine Gewächsart bis zu ihrer Vollendung braucht,
um fo früher will fie geſäet ſeyn; früher alſo der Hafer als die
Gerſte. Noch hat die dem Gewächſe mehr oder weniger entſpre⸗
chende Witterung, Lage und Bodenart auf die Saatzeit einen gro⸗
sen Einfluß. So find ein etwas feuchtes Klima, ein friſcher Bo⸗
den der Entwickelung und dem Wachsthum des Hafers zuſprechen⸗
der, als eine windige, trockne Lage, ein dürrer Boden. Man
muß daher unter weniger günſtigen Umſtänden die Bodenfeuchte
des Winters zu benutzen und den Hafer möglichft früh zu fået
ſuchen. Wenn man daher in einigen Gegenden im Mai Hafer
(Get. fo fået man ihn in andern am liebſten im März. Aber auch
163
in ebenderſelben Gegend, alſo unter einem und demſelben Klima,
fået man auf feuchten Marſchboden (wie die niederländiſchen Pol⸗
der) im April, wenn man auf dem daranſtoßenden trocknen Sand⸗
lande (der daſigen Campine) erſt im Mai- fået, welches letztere
ſich wohl nur aus daſigem feuchten Klima erklären läßt. Auf den
würtembergiſchen Höhen, wie Hohenheim, bezeichnet der nach dem
März geſäete Hafer in der Regel nicht viel, während man in Bel⸗
gien zur Noth noch in den erſten Tagen des Junius ſäen kann.
Noch beobachtet man in dem letzteren Lande den Hafer, der nach
Klee folgt — daſſelbe gilt auch für den Dreiſchhafer — um einen
Monat früher zu ſaͤen, als den nach Getreide folgenden.
Sowohl in Belgien, als in Cleve, wird der gedüngte Hafer
ſpäter als der magere gefäet. In einigen Gegenden richtet man
ch mit der Zeit der Einſaat des Hafers nach dem Zeitpunkte, wo
er Weißdorn zu blühen anfängt. ?
In Kurland ſäet man, nach Dullo, den Hafer ſo früh als
möglich, wenn das Waſſer noch in den Furchen dem Pflüger nach⸗
läuft und die Erde nur fo. weit aufgethaut ift, daß der Pflug 4
bis 5 Zoll eindringen kann, beſonders auf ſandigem Boden. Man
ſieht es als eine nothwendige Bedingung an, daß der Hafer noch
viel Näſſe im Boden antrifft.
So viel vermögen Umſtände und örtliche Einflüſſe! Und fo
ſchwer, ja unmöglich fällt es, für manche Gegenftände allgemein
paſſende Regeln zu geben! Ein jeder fehe alfo und prüfe das
Hergebrachte „ bevor man verwirft, befolge es aber nicht blind⸗
lings, ſo wenig als das Geſchriebene! Vielſeitig in ihrem
Gang ift die Natur, vielſeitig ſey auch der Menſch in dem ſeini⸗
gen, damit er ſeine Vorgaͤngerin nicht verfehle! )
Die einzige Regel, welche ſich für den Hafer aufstellen läßt,
it die, ihn fo früh zu ſäen, als Zeit und Umſtände es
zulaſſen. Sicherer in der Regel und ergiebiger oder doch ſchwe⸗
ter (und letzteres will viel bei dem Hafer fagen) wird ſeyn der
ſtüh als der ſpät geſäete. Man eilt ſo ſehr mit dem Einbringen
der Bohnen, man ſollte noch viel mehr mit dem Hafer eilen; doch
letzteren nicht wie jene einſchmieren. Bei feuchter Witterung fer
tige man alſo die Bohnen zuerſt ab, und ſpare die Arbeit für den
164
Hafer auf eine etwas günstigere Zeit. Er ſey aber dabei der Gerſte
nicht im Wege, denn diefe erfordert für fih die günftigfte Zeit
Da der Hafer überdem die Spätfröfte beſſer als jedes andere Som’
mergetreide erträgt, fo lauft man bei einer ganz frühen Ausſaat
keine Gefahr; denn nicht nur widerſteht er in ſeinem großartigen
Zuſtande dem Froſte, ſondern auch dann, wenn er ſchon in Halme
aufgeſchoßt iſt, welches die andern Getreidearten nicht thun. Wird
der Hafer ſpät geſäet, ſo geht er ſpät und ungleich auf und leidet
mehr von der dürren Witterung als der frühere; dabei bleibt Die
fer dünner und ſchmächtiger.
Diͤe Auswahl oder vorherige Ausſcheidung des Samens if bei
keiner Frucht nothwendiger als beim Hafer, der ſo viele taube oder
doch unausgebildete Körner zählt. Solche Körner, die zur Für
terung noch immer einigen Werth haben, auszuſäen, ift Verſchwen
dung; denn entweder keimen ſie gar nicht, oder liefern nur unvoll⸗
kommene, den beſſeren hinderliche Pflanzen. Ob man nicht beffer
thun würde, den Hafer nach dem Gewichte, als nach dem Maße,
auszuſäen? Noch wird fih die Mühe, den Samen zu reinigen
um ihn möglichft von dem Unkrautſamen zu befreien, bei dem Dë
fer ſehr wohl bezahlen.
Wie bei andern Getreidearten, ſo iſt auch das Maß der Ein⸗
ſaat bei dem Hafer nach den Orten verſchieden. Die allgemeinen
Regeln für das dickere oder dünnere Saen gelten auch für ihn ·
Man beachtet insbeſondere die Vorfrucht und die weniger oder mehr
ſorgfältige Beſtellung. So nimmt man nach Klee einen vierten
Theil Samen mehr, und nach einfähriger Dreiſche das Doppelte,
was man für Hafer nach Getreide zu nehmen pflegt.
Der Hafer wird theils mit dem Pfluge, theils mit der Egge
untergebracht. Welches von beiden den Vorzug verdiene, hängt
von Umſtänden ab, und diefe geben dem aufmerkſamen Wirthſchaf⸗
ter von ſelbſt an, was er zu thun habe. Im Allgémeinen mòd
ten wohl folgende zwei Regeln gelten:
I. Auf naſſem Boden, auf zähem, ſchwerem Boden, auf tei
nigem Boden, auf einfährig umgelegtem Lande, bei feuchter
Witterung, da egge man den Haferſamen ein.
II. Auf trocknem, auf leichtem, lockerem Boden, bei trockner
Witterung, in windigen Gegenden „da pflüge man ihn unter.
S 166
Am rathſamſten von allem möchte wohl ſeyn, den Hafer zu⸗
erſt einzueggen und nach Verlauf von ein paar Tagen das Land
Nach und in ſchmalen Schnitten umzupflügen. Wir werden dar
auf bei Gelegenheit der Haferpflege zurückkommen. `
Der untergepflügte Hafer ſcheint im Ganzen Vorzüge vor dem
eingeeggten zu haben; nur muß das Walzen vor dem Säen nicht
vergeſſen werden, wodurch ſich der Samen gleicher über dem Bo⸗
den vertheilt und dieſer reiner mit dem Pflug umgelegt wird. Wäre
der Boden aber ſchwer oder etwas feucht, ſo Gg ein ge? mg
Eggen dem Walzen vorzuziehen.
Erheiſchen die bei I. angeführten umstände das Vie der
Saat, ſo ſpare man die Egge nicht, am wenigſten dann, wenn
man unter ſolchen Umſtänden, deren bei II. gedacht worden, ſich
des Pfluges zum Unterbringen der Saat nicht bedienen will.
Ob man das Land ſogleich nach der Einſaat des Hafers, oder
eft dann walzen fol; wenn dieſer 3 — 4 Zoll über der Erde ift,
wird durch die Witterung und den Boden entſchieden. Iſt dieſer
ingleich ſchwer und feucht, ſo dürfte das Walzen nur nachtheilig
durch die Bildung einer feſten Borke wirken. Man unterläßt es
alſo, und nimmt es ſpäter vor, wenn Witterung und Boden trocken
geworden ſind. Auf leichten, auch trocknen Feldern, bei guter
Witterung, bleibt das Walzen unmittelbar nach der Saat mit
Vortheil anwendbar, und auf lockerem Boden bei trockner Witte⸗
rung, oder auf friſch gedüngtem Acker nothwendig. Das Walzen
beſchleunigt das Keimen des Samens und bezweckt ein gleichfoͤr⸗
miges Aufgehen aller Pflanzen. Beides ſo wichtig bei dem Som⸗
mergetreide! Wenn alsbald nach der Einſaat der Boden durch
einen Platzregen zugeſchlagen wird, ſo iſt das Aufeggen erprobt
zweckmäßig. Man unternimmt es in einigen Gegenden Weſtpha⸗
lens auch ohne ein ſolches Zuſchlagen 4 bis 5 Tage nach der Aus⸗
bat und läßt die Walze darauf folgen. Wird dieſe Vorrichtung
von neuem wiederholt, wenn der Hafer einen Finger lang iſt, ſo
darf man hoffen, ihm dadurch einen mächtigen Vorſprung über
das Unkraut verſchafft zu haben. Wohl wird ein Theil Pflanzen
dabei ausgeriſſen, allein die übrigen beſtocken ſich nachher um ſo
ſtärker und ihre Halme werden um fo ſteifer. Dieſes Eggen iſt in
jenen Gegenden unter dem Namen Haferwecken bekannt.
`~
Etwas Aehnliches 1 ib auch Dullo von Kurland. Rad
dem man den Hafer fehr früh gefäet und untergepflügt hat, war
tet man 14 Tage und länger, bevor man zum Eggen ſchreitet;
fürchtet ſich aber dann nicht, wenn die Körner auch ſchon aufge⸗
gangen find, in der Ueberzeugung, daß das Eggen durch das Auf
lockern der Erde der gekeimten Saat Vortheil bringe. Nach dem
Eggen überfährt man das Land mit einer ſchweren Walze. Ohne
ſelbſt darüber eine Erfahrung gemacht zu haben, bin ich geneigt /
ſolches für eine höchſt paſſende Vorrichtung zu halten, deren Prü⸗
fung ich mir vorbehalte.
Auffallend iſt folgendes, freilich einzelne Beiſpiel. Zu einer
Zeit, wo wegen einfallenden, lang anhaltenden Regenwetters die
Ausſaat des Hafers ſich bis in die Mitte Mai verſpätete, ließ ein
Landwirth im Paderborn'ſchen den ganzen Haferſchlag durch An
ſtellung mehrerer Säeleute auf einmal beſäen, eineggen und acht
Tage nachher unterpflügen. Auf letzteres wurde dann geeggt und
gewalzt. Der Erfolg davon fol zum Theil außerordentlich gemes
ſen ſeyn. Wucherblumen und Hederich wurden ſo unterdrückt, daß
ſie dem Hafer nicht mehr zu ſchaden vermochten.
Auch dieſer Verſuch verdiente Wiederholung. Ich weiß Pr
daß einige Verſuche der Art mißlungen find; allein da lag wohl
die Schuld an der Behandlung, oder vielmehr an dem zu weit
hinausgeſchobenen Unterpflügen des ſchon fingerlangen Hafers. Der
von mir angeführte Verſuch aber ſpricht von dem Umpflügen nach
8 Tagen, und nicht nach 3 Wochen. Der Leſer wird beobachtet
haben, daß hier der Hafer zuerſt eingeeggt und dann untergepflügt,
in der vorhergehenden Angabe gegentheils zuerſt untergepflügt und
dann geeggt wird. Beides dürfte alſe nach den Umſtänden an⸗
wendbar ſeyn.
Das ſpäte Durcheggen der Saat if zwar erſprießlich zum beſ⸗
fern Wachsthum des Hafers, und kann dadurch mittelbar etwas
zur Ueberwältigung des Samenunkrautes dienen, aber zur Zerſtö⸗
rung deſſelben unmittelbar nichts beitragen. Die wilden Pflanzen
wiſſen den Zähnen der Egge eben ſo gut auszuweichen, als die
zahmen.
Das wenigſt ber vielmehr gar nichts koſtende und doch sehr
wirkſame Mittel gegen das Samenunkraut iſt die völlige Zurecht⸗
167
legung des Bodens vor Winter, von deſſen Nutzen ſchon oben ge⸗
ſprochen worden. Schon im Jahre 1805 zeigte mir ein Freund
auf ſtrengem Lehmboden mehrere Haferſtücke, die ſehr rein und ſchön
ſtanden, fatt daß andere dazwiſchenliegende mit Hederich überſäet
waren. Er erklärte, daß er gedachte Stücke vor Winter zur Saat
habe pflügen laſſen, und daß dieſes das wirkſamſte Mittel ſey,
reines Sommergetreide zu erhalten. Dieſes wurde mir nachher noch
an mehreren Orten beſtätigt. Wer alſo es thun kann, der thue es!
Hilft endlich nichts, ſo hilft das Jäten. — Aber Jaten? —
Ja Jäten! So ſehr der Landwirth, der es nicht kennt, davor
erſchrickt, fo ſehr ich ſelbſt meiſt davor zurückſchreckte, ſo darf ich
aus Erfahrung verſichern, daß er nach einigen Jahren keine Aus⸗
gabe lieber machen wird „als gerade die für das Jaͤten feiner Ges
treidefelder. Es liegt etwas ſo Tröſtliches in der Sicherheit des
Erfolges, und etwas ſo Wonnigliches in der Bekämpfung eines
Erzfeindes, daß da, wo man des erſten gewiß iſt, man letzteres
nicht unterlaſſen kann. Hier wahrlich ift- Rache füß — und er⸗
laubt! Wo aber keine Hände zum Kampf zu haben ſind, oder
der nervus belli fehlt, da muß man es freilich bei dem Frieden
laſſen. d | s
Hat das Walzen des Haferfeldes nicht gleich nach der Einſaat
ſtatt gehabt, ſo muß es geſchehen, wenn der Hafer einen Finger
lang über die Erde hervorragt. „Wenn“, ſagt Schweizer,
„das Walzen nicht eher geſchieht, als bis die Pflanzen anfangen
Nebenſproſſen zu treiben, ſo befördert es, wie ich deutlich bemerkt
habe A das Beſtocken derſelben, und hindert bei trockner, warmer
Witterung ihr allzu ſchnelles Schoſſen, indem durch das Nieder⸗
drücken ihr Streben nach der Höhe verringert und das nach den
Seiten vermehrt wird. Auch werden die mit dem Boden in Be⸗
rührung gebrachten Halmknoten zum Treiben neuer Wurzeln gereizt.“
Das Ueberfahren des Hafers, nachdem er aufgeſproſſen, mit
Jauche, iſt freilich vortrefflich. Wohl dem, der es thun kann,
und Wohl dem Hafer, dem auf magerem Felde ein ſolches Glück
widerfährt! 5 | u ei
Man muß mit dem Einſchnitt des Hafers nicht lange zögern.
Alle Körner kommen nicht dabei zur Zeitigung, und wer auf die
letzten warten wollte, ſetzt ſich der Gefahr aus, die erſten, alſo
106
die beſten, durch einen ungebetenen Windſtoß zu verlieren. Er
reift geſchnitten eben fo gut nach, wie anderes Getreide.
Der Hafer wird entweder mit der Geſtellſenſe gemäht, weh
ches das beſſere iſt, oder gehauen. Manche laſſen ihn eine Zeit
lang auf dem Schwade liegen, welches nur dann zu billigen, wenn
er während des Einſchneidens beregnet oder naß, oder mit Klee
oder vielem Kraut durchwachſen iſt. Er kann auf der Erde lie⸗
gend allerdings vielen Regen vertragen; daß er ſich dann nachher
leichter abdreſchen laſſe, dazu gehört ein feſter Glaube! e
Sowohl in den Niederlanden als in Holſtein bindet man den
reinen Hafer gleich hinter der Senſe, oder fo bald nur moglich.
„Gute Wirthe“, fagt Lang, „halten dieſe Arbeit für ſo wichtig,
daß ſie, wenn es an Leuten fehlt, lieber mit dem Einfahren des
Wintergetreides einhalten, um nur ihren Hafer in Band zu krie⸗
gen. — Man hat nicht das Vorurtheil, daß er erſt beregnet wer⸗
den müſſe, um ihn rein abdreſchen zu können. Unſere Dreſcher
verſtehen auch den feſter ſitzenden Hafer auszuſchlagen. Wenn das
aber auch nicht möglich waͤre, ſo wollen wir lieber den leichten,
unreifen Hafer dem Vieh bei der Fütterung zugut kommen laſſen,
als den beſten, vollkommenſten den Vögeln und Maͤuſen auf den
Feldern preis geben. — Wenn der Hafer nur trocken in das Band
kömmt — und anders muß man nie binden — ſo hält er auch die
ſchlechteſte Witterung ſehr lange ohne Nachtheil aus, während er
in den Schwaden nur mit großem Körnerverluſt durch häufiges
Wenden vor gänzlichem Verderben geſchützt werden kann. Auch
will man bemerkt haben (dieſes bedarf wohl keines Beleges), daß
das Stroh von gleich aufgebundenem Hafer weit kräftiger in der
. Fütterung ſey, als wenn er 8 Tage in Schwaben gelegen,"
In den Niederlanden, wo, wie geſagt, das unmittelbare Auf⸗
binden hinter der Senſe ebenfalls ſtatt hat , macht man keine bes
ſondere Bande, ſondern bindet den Hafer in fein eigenes Stroh,
und zwar zweimal. Die Bunde werden dadurch von der Dicke, daß
ihrer vier in ein doppeltes Roggenſtrohband gehen würden. Alſo
gebunden werden fie gegen einander im Kreis aufgeſtellt, nach um
ten von einander entfernt und von oben E e
i H f d s *
2. Abtheilung.
Seen (Gramina) mit ausdauernder Wurzel.
8) Goldhafer. (Avena flavescens IL.) (Wieſengras.)
Triticum flavescens P. Beauv. Triticum splendens Presl. Gelbes
Hafergras, Goldhaber, Hafergras, gelber Wieſenhafer in Deutſchland; Avoine
launatre in Frankreich; Yellow Oatgrass in England; Gul Hafre in Schweden.
Wurzel faſerig. Halm meiſt einfach, aufrecht, 1 — 2 Fuß
hoch, blätterreich. Blätter flach. Rispe gleichförmig ⸗ ausgebrei⸗
tet, aufrecht. Aehrchen meiſt Zblüͤthig und länger als die Bälge.
Blümchen mehrfach langer als die am Grunde befindlichen Haare;
untere Spelzen derſelben Lſpaltig, jede Spitze in eine Borſte aus⸗
laufend. Rückengrannen anfangs gerade, fpäter bajonettartig ge⸗
kniet. Are behaart.
J. Blüthe: Juni, Juli; Reife: Juli, August.
Vorkommen und Verbreitung. Auf fetten und mageren
Wieſen, Triften, Rainen und andern ide Deutſchlands,
bis in die höchſte Subalpinenregion hinauf.
Cultur und Gebrauch. Iſt eine -_ befferen Gëtt
beſonders für humoſe, leicht zu bewäſſernde Wieſen, die zwar keine
teiche Beſtockung hat, allein ein kräftiges Grünfutter und ein fehe-
gewürz⸗ und nahrhaftes Heu giebt. Anhaltende Näſſe wie auch zu
trockne Witterung ſind dem Wachsthum des Goldhafers nachtheilig
und wirken ſtörend auf deſſen Beſtockung ein. Der Vermehrung
auf Wieſen ſteht beſonders die Schwierigkeit, guten Samen zu er⸗
halten, entgegen, e beim Einſammeln beffelben Sea cht
nöthig iſt.
W. Wunderlich in Frankfurt a. M. verkauft das Wu Sa⸗
men zu 24 D
KO Rurshanriges Hafergras. (Avena pubescens KH.
(Wieſengras.) A
Fein- oder weichhaariger Hafer, behaarter Hafer, haariges Hafergras in
Deutſchland; Avoine pubescente in Frankreich; Downy Oatgrass in England.
Wurzel faſerig, öfters auch mit kriechenden Ausläufern ver⸗
ſehen. Halm 1% bis 3 Fuß hoch, aufrecht oder am Grunde in
ein Knie gebogen. Blätter linealiſch, etwas haarig. Rispe gleich,
traubig. Hefte ein einzelnes Aehrchen, die längeren davon 2 tra- ;
170
gend, die unteren meiſt zu 5. Aehrchen 2 — ablüthig. Oberklappe
Znervig. Fruchtknoten an, der Spitze ſo wie die Axe behaart.
Haare an der Bafi 8 ber er Bluͤthe faſt halb fo ang, © als die
Brüche ſelbſt. f
Sieht dem franzöſiſchen Raygras ähnlich und ee ſich
von ihm dadurch, daß in den Aehrchen jedes Blümchen eine Grann!
hat, während beim franzöſiſchen Raygras nur 2 e Blüm? We
chen in dem Aehrchen vorkommen.
A Bluüthe: Mai, Juni; Reife: Juli. ; :
Vorkommen und Verbreitung. Das kurzhaarige Hafer
gras liebt einen guten, nicht allzu feuchten, warmen, dabei fräi
tigen Boden und findet ſich ſehr häuftg auf trocknen und auch gw
ten Wieſen, Grasgärten und andern Grasplätzen, Rainen, Weg
råndern u. dgl.
Cultur und Gebrauch. Auf obigen Standorten iſt dieſer
Hafer eine der beſten Grasarten, indem er ein ſehr gutes, ſüßes
Futter liefert und nach der erſten Schur viel und ſchöne Blätter
treibt. Anhaltende Trockenheit hält dieſes Gras in ſeiner Beſtockung /
wie auch andere, wohl ſehr zurück, allein es liebt dennoch mehr
einen etwas trocknen als zu feuchten Standort, weßhalb es ſich
vorzugsweiſe als Miſchgras zur Anlegung von Wäſſerwieſen, wie
auch folde, die nicht bewäſſert werden konnen, eignet.
Dias Einſammeln der leicht ausfallenden Seen erfordert d
nige Aufmerkſamkeit. |
10) Wieſenhafer. (Avena pratensis L.) (Wieſengras.)
Selshafer, Berghaber, ähriger Hafer, bleicher Feldhafer, rothes Hafergrat g
in einigen Gegenden, und Wieſenhafer allgemeine Benennung in Deutſchland;
Avoine du prés in Frankreich; Meadow Oatgrass, Narrow leawed Oat-
grass in England; Angs Hafre in Schweden. b
Wurzel faſerig, Halm 1½ — 2 Fuß hoch, mud, an der Baſis
etwas gekniet. Blätter linealiſch, oberſeits ſehr eg, Scheide
ſtielrund. Rispe zuſammengezogen, traubig, die unteren Aeſte a
zweit, die oberen einzeln, alle ein einzelnes Aehrchen, oder die
längere von der unterſten deren 2 tragend. Aehrchen 4 — SbÜ
thig, auf dem Rücken in der Mitte begrannt. Obere Klappe 3“
nervig. Fruchtknoten an der Spitze ſo wie die Rispe behaart.
171
4 Bäche: Juni, Juli; Reife: Auguſt, September.
Vorkommen und Verbreitung. Auf trocknen Wieſen, =
graſigen Hügeln, Weideplätzen und am Rande der Wälder ziem- `
lich allgemein verbreitet.
Cultur und Gebrauch. Dieſes Gras gedeiht auf meh
trocknen als feuchten Wieſen, und eignet ſich dahin um ſo mehr,
wenn dieſelben zeitig gewäſſert werden können. Es giebt ſußes,
aber nicht ſo viel Futter, wie das kurzhaarige Hafergras, muß
aber dennoch immer zu den guten Wieſengräſern „ auf Dee Wie⸗
ſen mit bindendem Boven , gezählt werden. :
14. Gattung Glatthafer. CArrhenatheruni Beauw.)
Balg 2klappig, Abluthig „ untere Blüthe männlich, auf dem
Rücken begrannt. Grannen gekniet — eingebogen. Obere Blüthe
zwitterig, wehrlos oder unter den Spitzen kurz gegrannt. Bälg⸗
lein 2fpelzig. Griffel fehlend. Narbe federig, an der Baſis der
Blüthe hervortretend. f
1) Sranssfiſces Raygras. (Arrhenatherum elatius M. et
Koch.) (Wiefengrag.) e
Avena elatior L. Holcus avenaceus Scop. Wieſenhafer, Hafer, Glatt⸗
haer, Hafergras, bretagniſches Raygras, hoher Wieſenhafer in verſchiedenen
Gegenden von Deutſchland; Roßgras in der Wetterau; franzöſiſches Raygras in
den Verzeichniſſen der Samen handlungen; Fromental, avoin élevé in Frank⸗
reich; Tall oatgrass, Oat-like-soft-grass in England; „ Fromen-
tal in Schweden. $
Wurzel faferig. Halm 2— 4 Fuß hoch, aufrecht, ſtrohartig.
Blätter flach, meiſt kahl. Rispe länglich, gleichförmig, aufrecht
oder oben etwas geneigt, nur zur Blüthezeit ausgebreitet. Aehrchen
etwas röthlich angelaufen. Zwitterblümchen meiſt ganz grannenlos.
A Blüthe: Juni, Juli; Reife: Auguſt, September.
Vorkommen und Verbreitung. Auf Wieſen, Triften,
Waldrändern, an Rainen und andern graſigen Stellen allgemein
und ſehr häufig und unter den verſchiedenſten Bodenverhältniſſen
vorkommend.
Cultur und Gebrauch. Das franzöſiſche Raygrs liebt ei⸗
nen nicht ſehr feuchten, guten, fruchtbaren Boden, und iſt ſelbſt
auf trocknem bindendem Boden noch ſehr erträglich, wenn derſelbe
1m
zeitig gedüngt oder gepfuhlt wird. Eben ſo kommt es auch auf
feuchteren und niederen Wieſen fort, und nimmt faſt jeden Stand⸗
ort, Sumpf ausgenommen, mit Vortheil ein. Es iſt eins der
fruchtbarſten Obergräſer, das am meiſten Ertrag liefert, und ſoll
bei Wieſenanlagen, von welcher Bodenart ſie auch ſeyn mögen,
nirgends fehlen. Es treibt ſehr lange Halme, wächſt nach dem
Schnitte ſchnell nach, und verbindet, außer etwas geringerer Nahr⸗
haftigkeit, alle Eigenſchaften eines vorzüglichen Wieſengraſes. In
neueren Zeiten wurde daſſelbe zur reinen Ausſaat mit Klee, zur
Bildung künſtlicher Wieſen, die nach 6 — 8 e wieder zu Feld
umgebrochen werden, vorgeſchlagen.
Schwerz ſagt vom franzöfifchen Raygras: „Es Bech eine
Zeitlang von den Franzoſen zu den Sternen erhoben, wie zu uns
ſern Tagen das Fiornigras in andern Gegenden; allein wie bei
allen Wandelſternen, fo war das Licht von keiner Dauer. Vor
und nach kömmt man von dem idealen Preiſe auf ihren wahren
Werth zurück. Aber auch in Beziehung auf dieſen iſt das Hafer⸗
gras durchaus nicht zu verachten, und ſteht es an ſeinem Orte,
d. i. auf kraftvollem Boden, oder auf ſolchem, der alle Jahre ge⸗
düngt oder mit fettem Waſſer bewäſſert wird; ſieht man dabei mehr
auf Heumaſſe als auf Nahrhaftigkeit, fo bleibt es eins der fhàg-
barſten Gräſer, das wir haben. Drückt der Regen es auch ſeiner
Länge wegen leicht an den Boden, ſo richtet es ſich ſeiner hohlen
elaſtiſchen Halme wegen gleich wieder auf. |
Wahrſcheinlich find feine dem Stroh ähnlichen Halme die Ur⸗
fache einer geringeren Nahrhaftigkeit. In dieſer fol es um / dem
engliſchen Raygras, Lolium perenne, nachſtehen. Man muß aber
daraus doch nicht folgern, daß 3 Pfund der Avena im Werthe
nur 2 Pfund Heu des Wieſenlolchs gleichzuſetzen ſeyen; denn,
wenn es gleich gewiß iſt, daß kräftigeres Heu einem weniger kräf⸗
tigen vorgehe, ſo tritt doch bei dem Futter noch eine weitere Rück⸗
ſicht ein, die namlich, daß die Thiere außer dem eigentlichen Nah⸗
rungsſtoffe, auch noch eines ausfüllenden Stoffes bedürfen, wo⸗
durch dann auch jene Theile des Futters, wenn ſie gleich nicht
naährend, dabei aber auch nicht ſchlechter Eigenſchaft oder in ver’
dorbenem Zuſtande ſind, einen Werth haben. Demnach können,
wie ſchon geſagt, 2 Pfund Heu von Raygras nicht 3 Pfund Heu
N x RE -Ca ` K i
CEA E e EE Er x
— C — ua —
173
von Hafergras gleichgeſtellt werden; né ſey denn vielleicht bei den
Pferden, durch Erſparniß an Körnerfutter.
Booth u. Comp. in Hamburg verkaufen den Gentner Samen
zu 45 und 54 Mark, und C. Männing in Karlsruhe zu 22 fl.
15. Gattung. Honiggras. (Holcus L.)
a Balg 2klappig, Ablüthig, die untere Blüthe zwitterig, „ wehr
los, die obere männlich, begrannt Die Granne ruͤckenſtändig,
EA zuletzt zurückgebogen. Bälglein 2ſpitzig. Die untere Spelze
an der Spitze ungetheilt. Griffel ſehr kurz. Narbe federig, an
der Bafi 8 der Blüthe heraustretend. e
1) Wolliges H oniggra 8. (Holcus lanatus L.) (Wieſengras. )
Avena lanata Koel. Honiggras, wolliges Darrgras, Roßgras, Wollgras,
Mehlhalm i in Deutſchland; Houque laineuse in Frankreich; Meadow Softgrass
in England; Ludd-tatel in Schweden.
Wurzel faſerig. Halm 1½ — 2 Fuß hoch, mit einem wolli⸗
gen Ueberzug. Blätter weiß — wollig. Rispe abſtehend. Aehre
weißlich oder röthlich. Granne der männlichen Blüthe zurückge⸗
krümmt, im Balg eingeſchloſſen. Sft vor andern Gräſern durch
die weißwolligen Blätter und Halme leicht zu erkennen.
A Blüthe: vom Mai bis in September; Reife: Juli bis
September. | SS.
Vorkommen und Verbreitung. Auf Wiesen, beſonders
an aufgeworfenen Gräben, auf torfigem Boden, Hügeln, Rais
nen, und überhaupt auf grasreichen fetten Stellen durch ganz
Deutſchland bis hinauf in die höheren Bergregionen.
Cultur und Gebrauch. Es liebt einen humusreichen,
fruchtbaren, namentlich ſehr lockeren Boden, giebt leichtes Futter,
und darf nur als Miſchgras in nicht zu großer Quantität,
weil es die beſondere Eigenſchaft hat, andere Gräſer zu verdrän⸗
hen, für Wieſen, namentlich auf torfigem ven Ge
Werden.
Schwerz ſagt: „Gering, zu dem Gebrauch für das Horn⸗
vieh und ſchlecht für die Pferde, eignet es ſich beinah nur als
Weide für die Schafe, deren Zahn es kurz hält. Als Heu gewährt
es ein gehalt⸗ und geſchmackloſes Futter, das bei dem Dörren ſehr
174 |
viel an Gewicht verliert. Das Einzige, was dieſes Gras em⸗
pfehlen kann, iſt, daß es auf feuchten, zugleich fetten Wieſen gut
fortkommt und daſelbſt hohe ſtarke Büſche bildet. Dagegen iſt
es mehr als andere Gräſer gegen die Frühjahrs fröſte empfindlich.
Ob die Bienen, ſeines Namens und ſeiner ſchönen rothen Blüthen
wegen, ein günſtigeres Urtheil über das Honiggras fällen als die
vierfüßigen Thiere, laſſe ich dahingeſtellt ſeyn. „Diejenigen“,
ſagt Arthur Young, „welche das Meadow stoft grass (Honig⸗
gras) anbauen, um den Samen davon zu verkaufen, ſind die Ein⸗
zigen, welche bei ſeinem Anbau gewinnen können.“
Der Centner Samen koſtet bei Booth u. Comp. in Hamburg
34 Mark und bei C. Männing in Karlsruhe 24 fl.
i
2) Weiches Honiggras. ‚(Holeus mollis L.) (Wieſengras.) |
Avena mollis Koch. Kriechendes Honiggras in Spe Houque
mollet in Frankreich; Creeping Softgrass in England.
Wurzel kriechend. Rispe abſtehend. Grannen der männlichen
Blüthe gekniet — eingebogen, über den Balg hinausgehend. Sonſt
ganz dem vorigen gleich.
A Blüthe: Juni; Reife: Juli, Auguſt.
Vorkommen und Verbreitung. In Wäldern und Bü⸗
ſchen, Hügeln, Rainen und überhaupt mehr auf mergeligem Bo⸗
den, ſeltner auf Wieſen.
Cultur und Gebrauch. Gedeiht mehr auf ſchlechtem Bo⸗
den und trocknen Wieſen als das vorſtehende Gras; allein es iſt
demſelben in der Qualitaͤt nachſtehend und überhaupt nicht als
z zu betrachten.
16. Gattung. Giele (Aira L.)
Aehrchen 2blüthig, oder 2blüthig mit einem geſtielten Aufsatze
zu einer dritten Blüthe, ſelten Zblüthig. Blüthe zwitterig. Balg
zuſammengedrückt, Lklappig. Bälglein Zfpelzig, untere Spelze auf
der Baſis oder auf der Mitte des Rückens begrannt. Granne in
der Mitte vorwärts gebogen oder faſt gerade. Griffel ſehr me |
Narbe ann, an der Ge der, Blüthe hervortretend.
175
1) Raſenſchmiele. (Aira caespitosa L.) (Wieſengras.) i
Dechampsia caespitosa P. Beauw. Glänzende Moorſchmiele, Rabis,
Rabsgras, Leethardel, Ackerſchwielenhalm, Moorſchmellen, hohe Ackerſchmiele
M Deutſchland; Foin élevé in Frankreich; Turfy Hair-grass in England.
Wurzel faſerig. Halm 2— 3 Fuß hoch, geſtreift, etwas
llätterig. Blätter flach linealiſch, glatt. Rispe weitſchweifig.
Blüthenſtielchen rauh. a kene, meiſt s lang als die
Epere,
+ Blüthe: Juni, Juli; Reife: Auguft:
Vorkommen und Verbreitung. Bildet zahlreiche PEN
tige Raſen in feuchten, ſumpfigen, moorigen Wieſen und Waͤl⸗
dern von den Niederungen Deutſchlands bis in die Alpen hinauf.
Cultur und Gebrauch. Iſt nur als grünes Futter, ſo
ange das Gras noch jung ift, zu gebrauchen; alt taugt es nicht
viel und höchſtens nur zu Pferdefutter, weßhalb wir den Werth
der Raſenſchmiele für Wieſenanlagen auf torfigem Boden nicht wohl
anerkennen können, und dieſelbe vor der Hand nicht in die Reihe
vorzüglicher Gräſer ſtellen wollen, bis wir genügendere Bee
gen darüber gemacht haben. N 8 gh )
17. Gattung g. Rohr. Fer L.)
Balg Lklappig, 2 — 7blüthig, conver zuſammengedrückt, uns
efähr fo lang als die Blüthen. Bälglein Zfpelzig, an der Spitze
dſpelzig. Zipfel ſtachelſpitzig, der mittlere in eine borſtliche, lanz
here Granne vorgezogen. Griffel verlängert. Narbe ſprengwedel⸗
ſormig, über die Mitte des Blümchens hervortretend.
D Pfahlrohr. (Arundo donax L.)
Scolochloa arundinacea D. Cand. flor. fr. Donax arundinaceus Beauv.
Schalmeien⸗, f ſpaniſches, n und zahmes Rohr. Das größte aller
ropäifchen Gräſer.
Halm 10 — 12 Fuß hoch, hohl, ſehr hart, holzig, mit dicken
Knoten. Rispe ſehr äſtig, etwas abſtehend. Aehrchen meiſt Zblu⸗
hig. Untere Spelze an der Spitze doppelt — haarſpitzig und be
annt, auf dem Rücken mit verlängerten Haaren beſetzt.
4 h Blüthe: October. =
Vorkommen und Verbreitung. Im ſuͤdlichen Europa,
im öſterreichiſchen Littorale, in Iſtrien und bei Friaul, im füdlis
*
176
H
chen Tyrol auf ſandigen, feuchten Stellen, wohl mehr eultivirt
als wild wachſend. Sodann in deutſchen Gärten, wo aber der
Stengel meiſt nur in warmen Jahrgängen holzig wird.
Cultur und Gebrauch. Die Pflanze, die nur im warmen
Klima zur Blüthe gelangt, wird durch Theilung der Wurzeln ver⸗
mehrt und kommt bei uns mehr in leichtem, humoſem Boden, als
an feuchten Stellen fort. Ueberhaupt leidet ſie gern durch Froſt
und muß deßhalb über Winter gedeckt werden.
Dem Südeuropäer, beſonders aber den Italienern „ ift diefe
Pflanze faſt unentbehrlich; fie gebrauchen die holzigen, dem Bam
busrohre Ähnlichen Stengel zu Pfählen, zum Einfriedigen der Går
ten, zu Spalierwäuden, Pfeifenröhren, Stäben, Angelruthen und
zu verſchiedenen techniſchen Zwecken. Bei uns wird daſſelbe aus
Spanien und Italien zur Fertigung der Weberkämme, Mund’
ſtücke zu den Clarinetten u. dgl. bezogen. Wir haben nur zu be⸗
dauern, daß dieſes Rohr bei uns nicht eben ſo gut wie in Italien
fortkommt, und gegen unſere Winter mehr empfindlich iſt, weil
wir damit, zumal in holzarmen Gegenden, hauptfächlich aber
beim Weinbau, viel Holz erſparen könnten.
18. Gattung. Nohrſchilf. ( Phragmites Trinius.)
Balg 2klappig, 3 — ?blüthig, die unterſte Blüthe männlich /
nackt, die folgenden zwitterig, mit verlängerten Haaren umgeben.
Bälglein 2ſpelzig, grannenlos, die untere Spelze an der Spitze
ungetheilt. Griffel lang. Narbe ſprengwedelförmig.
10 Gemeines Rohrſ Hilf. (Phragmites communis. Trin.)
Arundo Phragmites L. Gemeines Rohr. Naht in Mecklenburg; Rue |
bei Greifswalde; Schilfrohr in Sachſen; Maſſerrohr in der Oberpfalz; Rohr,,
Schilf am Rhein; Rieht, Teichrohr, Röhricht, Büſchelrohr, Deckrohr, Pfeifer
rohr in andern Gegenden Deutſchlands; Roseau commune in Frankreich; Com-
mon Reed in England; Bizh in Illirien; Rör in Schweden.
Halm 4 — 8 Fuß lang, ſteif, etwas holzig, meiſt Fingers
dick. Blätter groß, breit, lang, ſeegrün, ſcharfrandig, ſtatt des
Blattſcheidehäutchens ein Halbkreis kurzer dicht geſtellter Haare.
Rispe ausgebreitet. Aehrchen 4 — öĩblüthig.
4 Blüthe: Juni, Juli; Reife: September, October.
177
Vorkommen und Verbreitung. Wild, (nirgends culti⸗
virt) in Seen, Sümpfen, Ufern, Bächen und ſumpfigen Stellen
durch ganz Deutſchland, Frankreich, England u. ſ. w. dach
verbreitet.
Cultur fund Gebrauch. Man benutzt das Rohr zu Blei⸗
ſtiften, Brandröhren für die Artillerie, zu Weberſpulen, haupt⸗
ſaͤchlich aber zum Berohren der Zimmerdecken, Pfoſten, Balken
und Bretterwänden, fo wie zu andern Gypsarbeiten. Auf der
Inſel Reichenau am Bodenſee bedeckt man damit über Winter die
niedergelegten Rebſtöcke und benutzt ſodann den Sommer hindurch
das dürre Stroh zur Streu. Ferner fertigt man daraus Matten
zum Bedecken der Miſtbeete, Rohrwände zum Schutz der Pfirſich⸗
ſpaliere in Gemüfegärten, fo wie auch Zäune, Hütten und Dis
cher für kleine Gebäude und Stallungen. ,
Torfpflanze.
Die Pflanze wuchert in Sümpfen außerordentlich fort E)
ſetzt beſtändig eine Maſſe neuer Wurzelſproſſen an, die allmählig
ganze Teiche ausfüllen, junge Torflagen bilden und ſehr viel
zur Verlandung alter Flußbeete und Sümpfe beitragen. Die jüns
geren Torfgebilde in den Niederungen des Rheinthals haben ihre
Entſtehung größtentheils dieſer Pflanze zu verdanken, was aus den
noch vorkommenden kenntlichen Wurzelreſten deutlich zu erſehen iſt.
Dieſe Pflanze hat daher für ausgeſtochene Torflager, wo der Boden
ſehr ſumpfig iſt und nicht entwäſſert und urbar gemacht werden
kann, zur Bildung neuer Torflager beſonderen Werth.
Hiervon hat man eine Spielart:
a) Subuniflora D. C.
die auf trockenen, ſandigen, ehemals verſumpften Flächen im Rhein⸗
thale vorkommt, woſelbſt ſich die Pflanze kümmerlich erhalten hat
und von Mehreren als eine beſondere Art angenommen wird.
19. Gattung. Windhalm. (Agrostis L.)
Balg 2klappig, ablüthig, conver zuſammengedrückt, länger
als die Blüthe. Klappen ſpitz, die untere länger. Bälglein Ze
felig, häutig, an der Baſis mit ſehr kurzen Haarbüſcheln ges
12
178
ſtützt, begrannt oder grannenlos. Granne fehr bänn, ` Obere
Spelze manchmal fehlend. Anſatz einer obern Blüthe fehlend.
Griffel ſehr kurz. Narbe federig, an der Baſis des Aehrchens
heraustretend. l
1), Fioringras. (Agrostis Saule gere L. var. 60
(Wieſengras.)
Agrostis alba Schrad. Agrostis capillaris Pollich. Agrostis stoloni-
fera Host. Agrostis diffusa Host. A. varia Host. A, deeumbens Haller
Sohn. A. alb II decumbens Gaud. Hundsgras, kriechende Schmelle, wu⸗
cherndes Straußgras, Fioringras in Deutſchland; Agrostes tragant in Frank⸗
reich; Creeping Bent-grass, Common Bent-grass in England; Hven Fio-
ringras in Schweden.
Wurzel lang und viele Ausläufer bildend. Rispe läͤnglich⸗
kegelförmig. Aeſte wagrecht abſtehend. Aeſtchen gegen die Seite
der Aeſte und abwärts gerichtet, die fruchttragenden zufammenger
zogen. Aeſte und Blüͤthenſtielchen rauh. Blatthäutchen länglich.
Blatter linealiſch flach.
2. Blüthe, Juni, Juli; Reife: Auguft,
Vorkommen und Verbreitung. Auf feuchten Wieſen,
an Gräben, in Wäldern, auf Triften und an Ufern im Flußkies
allgemein verbreitet.
Cultur und Gebrauch. Ueber kein Futtergras hat man
vor ungefähr 10 Jahren mehr Lärm, verbreitet, als über das Fio⸗
ringras, der von England ausging und ſich uͤber Deutſchland und
Frankreich verbreitete. Die hierüber gemachten praktiſchen Erfah⸗
rungen ſind aber bis jetzt ſehr widerſprechend, was wohl daher
rühren mag, weil man nicht immer das ächte Gras ausfäete,
hauptſächlich aber, weil es in den verſchiedenartigſten und oft ſehr
unpaſſenden Bodenarten und Lagen angebaut worden zu ſeyn ſcheint.
Nach unſerer Anſicht gehört das Fioringras nur auf feuchte torfige
Wieſen, und namentlich in Gegenden, wo viel Nebel und feuchte
Luft iſt, unter welchen Verhältniſſen es einen dichten Raſen bildet
und ein nahrhaftes, mehrmal abzumähendes Bodenfutter liefert,
das bis in den Winter Blätter treibt und im Herbſte bis in den
tiefen Winter hinein noch abgeweidet werden kann, wozu nament⸗
lich das engliſche Klima, wo die Luft ſehr feucht und der Winter
gelindziſt, fidh beffer eignen mag, als das deutſche.
/
179
Schwerz fagt hierüber: „Es gedeiht vorzugsweiſe auf feuch⸗
ten und moorigen Wieſen, und ſo bleibt auch das mindergute un⸗
ter ſicheren Umſtänden ſchätzbar. Die Schöſſe dieſes Graſes ver-
längert fih auf 2 — 4, ja manchmal auf 6 Meter. Man muß
ſich aber deswegen nicht vorſtellen, als wenn man auch 10, 15,
20 Fuß langes Heu davon einernten werde. Der rankende braun⸗
röthliche Halm kriecht nämlich dicht über der Erde her, ſchluͤgt an
jedem Knoten neue Wurzeln in dieſelbe und treibt von jedem dieſer
Punkte eine Schoſſe mit einigen Blättern bis zur Höhe von 4— 1 ½
Fuß auf. So viel alſo und nicht mehr kann die Senſe davon faſſen.
Auf Wäſſerwieſen, denen es nicht an Waſſer fehlt, bietet diez
ſes Gras ein ſaftiges, nährendes Futter und das beſte Heu dar,
welches man kennt, beſonders für Schafe. Auf trocknem „ mages
rem Boden aber wird es ſo hart und ſaftlos, daß kein Thier es
des Anbiſſes würdiget. Man pflanzt es ſehr leicht durch Ableger
fort, indem jedes auch noch fo kleine Rankenſtück Wurzel Thlägt.
Man hat den beinah unglaublichen Ertrag einer Wieſe in Wiltfhire,
wovon man den Grundwerth wenigſtens auf 8500 fl. per Hektar
anſchlägt, von dieſem Graſe, welches ſich darauf findet, herleiten
wollen. Eine genaue Unterſuchung hat aber bewieſen, daß dieſe
Wieſe die Größe ihres Heuertrags einzig dem g perii Rispengras
(poa trivialis) zu verdanken hatte.
100 Pfund Samen koſten bei Booth u. Comp. in ragen:
8⁰ Mark.
20 Gattung. Reis. rei —
Blüthe in einer Rispe. Aehrchen einblüthig. - Balg 2ffappig.
Klappen ſehr klein und ſpitz. Bälglein Lklappig, feinhaarig oder
zottig, mit den Samen verwachſen. Aeußere Klappe 5edig, groͤ⸗
ßer als die innere. Samen DS ſtumpf, zuſammengedrückt, eckig.
—
* Streng genommen ſollte die Beſchreibung des Reiſes hier keine Stelle ein⸗
nehmen, weil er kein eigentliches Jutereſſe für den deutſchen, ſondern nur
für den ſüdeuropäiſchen Landwirth haben kann; allein da wir im "Det
m ausgezeichneten Sammlung von Reisſpielarten find, die meiſtens durch
Müller während 13jähriger Anweſenheit auf Java auf den dortigen
aber gefammelt wurden, und bei denen nachgewieſen ift, daß ſie
durch Cultur und ö Wechfel eben ſo wie unſere Getreidearten
H
180
1) Reis. (Oryza sativa L.) (Sommergetreide.)
Reis in Deutſchland; Riz in Frankreich; Riso in Italien; Rice in Eng
land; Patice *) und Katan *) in der Gunda; Arroz in Spanien.
Halm 3 — 4 Fuß hoch, gegliedert, aufrecht, größtentheils
von langen Blattſcheiden umſchloſſen. Blätter 12 — 15 Zoll lang,
½ — 1 Zoll breit. Blattſcheide 8 — 12 Zoll lang. Rispe aus⸗
gebreitet, etwas einſeitig. Aehrchen kurz geſtielt, 1grannig oder
grannenlos, Afamig, länglich, oval. Kelchſpelze ſehr klein, ſpitz.
Balg Lklappig, mit dem Samen verwachſen. Grannen 1½ —2
Zoll lang oder fehlend, ſehr fein. Samen hell, durchſichtig, weiß
oder Sa glafig und etwas n
a) Weißer gegrannter Reis.
Bälglein feinhantig;, gegrannt, weiß; Samen weiß.
Europäische Cerealien p. 57. A.
Katan fere auf Java. \
Dieſer Reis mit weißen e Aehren, Grannen und
weißen Samen iſt als die eigentliche Grundform anzuſehen, von
der die übrigen Spielarten durch die Cultur und den klimatiſchen
Wechſel entſtanden ſeyn mögen, und auf den die vorſtehende Be⸗
ſchreibung, mit Ausnahme der Grannenloſigkeit, vollkommen paßt.
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Dieſer Reis wird
auf Java und überhaupt in Oſtindien ziemlich häufig, und zwar
auf bewäſſerten Feldern angebaut und von den Einwohnern zu
Backwerken und Suppen, mehr als zu andern Gerichten, allge⸗
mein benutzt.
Der Katan fere beſitzt weit FE Kleber als Stärkmehl, weß⸗
halb er ſich vorzüglich zu REDE eignet. Er hitzt ſehr De
en nn nn.
vielfache er in Form und Farbe erlitten haben, fo glauben wir
durch dieſe Abhandlung der botaniſchen Wiſſenſchaft einen nicht unintereſ⸗
ſanten Beitrag zu liefern, der zugleich dem Landwirthe einigen Aufſchluß
über die wichtigſten Getreidearten der heißeren Zonen, wo unſere Getreide
nur ſelten mehr fortkommen, geben möchte.
* Unter Padice verſteht man einen Reis, der mehr Mehl als Kleber beſitzt,
daher mehr verdaulich und bei den Europäern mehr beliebt ift,
sai Katan dagegen iſt ein Reis, der mehr Kleber als Mehl enthält, und des
halb hitziger und weniger verdaulich ſeyn ſoll, weßwegen er in *
weniger von den Europäern genoſſen wird.
ED
E?
e e op o ES e
181
iſt unverdaulich, und wird deßhalb von den Europäern auf Java
weniger genoſſen als der Padice-Reis.
b) Bergreis.
Stimmt nach Lamark, Encyclop. meth. Suppl. IV. p. 688
mit vorſtehender Grundgeſtalt ganz überein und unterſcheidet ſich
von derſelben nur durch faſt glatte Blumenſpelzen, durch eine kür⸗
zere Vegetationszeit und durch die Cultur auf trocknem Felde.
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Der Bergreis wird
hauptſächlich in China und Japan auf Gebirgsfeldern, die hie und
da leicht bewäſſert werden können, ſehr häufig angebaut. Er reift,
von der Ausſaat an gerechnet, innerhalb 3 Monaten, iſt ſehr dauer⸗
haft und bei rauher Witterung weniger empfindlich als der andere
Reis. Loureiro fand ihn z. B. auf den Gebirgen von Japan,
im Januar 1750, bei einer Temperatur von kaum 3° Reaumur
3 — 4 Zoll lang und fehe fhòn grün ausſehend, wornach anzu⸗
nehmen iſt, daß der Bergreis bei einer ſo kurzen Vegetationszeit in
unſerem Klima ebenfalls gut fortkommen und gedeihen muß. Schon
vor 18 Jahren war man dieſer Anſicht, und es wurden deßhalb
eine Menge Verſuche in Deutſchland angeſtellt, die aber alle ſehr
ungünſtige Reſultate lieferten. Auch wir ließen mehrmals Samen
kommen und ſetzten die Cultur damit einige Jahre fort, allein ſtets
ohne Erfolg. Die Pflanzen beſtockten ſich gering, ſetzten wenig,
und meiſt nur gegen den Herbſt, Samen an, die niemals reif
wurden. Bei näheren Prüfungen und Nachforſchungen fanden wir,
daß die ſäumtlichen Samen, die auf eine betrügeriſche Weiſe um
theures Geld verbreitet wurden, nicht aus China, wie angezeigt
war, ſondern aus Italien bezogen worden ſind, und daß wir nichts
anderes als den ungegrannten italieniſchen Sumpfreis bekamen, der
ſelbſt in Italien ſieben Monate zur gänzlichen Reife erfordert und
auf dem trocknen Lande nicht fortkommt. Wir wendeten uns ſo⸗
fort zum Bezuge ächter Samen nach England und andere Länder,
und erhielten endlich eine Parthie ächter Samen, die mit der Be⸗
ſchreibung von Loureiro genau uͤbereinſtimmten; allein trotz der
Sorgfalt, die wir anwendeten, keimte bei wiederholten Verſuchen
kein Korn, und fo blieben unſere Bemühungen fruchtlos. Nun er-
ſchien in der Karlsruher Zeitung vom 29. Dec. 1827 eine Anzeige
182
aus Neapel, daß Se. Maj. der König von Sicilien den chine⸗
ſiſchen Bergreis aus ſeinem Vaterlande habe kommen, in dem för
niglichen Luſtgarten anbauen und den Ertrag an mehrere Guts⸗
beſitzer habe vertheilen laſſen, wovon einer derſelben Folgendes be⸗
richtet: „Ich habe etwa 20 Loth von dieſem Reis in einem klei⸗
nen Terrain von twa 20 O“ in einem ſandigen Boden im Mai
ausſäen laſſen. Schon nach 14 Tagen zeigten ſich die Pflanzen,
und nach 2 Monaten hatten ſie eine Höhe vo 2 Fuß erreicht und
Buͤſchel oder Aehren getrieben, welche den 20. Auguft, folglich
innerhalb 3 Monaten, vollkommen reif waren und einen Ertrag
von ungefähr einem halben Malter zu 87% Pfund lieferten.“
Auf dieſen Bericht wendeten ſich Se. Hoheit der Herr Markgraf
Wilhelm von Baden nach Neapel, und erhielten auch wirklich ein
Paquet Samen, den wir aber ebenfalls für den italieniſchen Sumpf⸗
reis erkannten, was ſich nur zu bald durch den (eat, miß lun;
genen Anbau beftätigte.
Wir machen auf die Wichtigkeit zur Rn Achter Samen
aus China und auf die Cultur des Bergreiſes wiederholt aufmerk⸗
ſam, indem derſelbe nach allen Nachrichten bei uns gedeihen muß
und von großem Nutzen ſeyn dürfte. Auch würden wir für. die
Mittheilung ächter Samen ſehr dankbar und erkenntlich ſeyn.
c) Kleiner weißgegrannnter Neis.
Bälglein gegrannt, weiß, feinhaarig. Samen weiß, klein,
rundlich.
Padice Gadja manoer (Elephantenreis) auf Java.
Unterſcheidet ſich von der Grundform a durch kleinere rund⸗
liche Samen und etwas kürzere gedrehte Grannen.
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java
allgemein auf Waſſerfeldern angebaut und zur taglichen Nahrung
gebraucht. Die Körner haben ebenfalls mehr Stärkmehl als der
Katanreis, und werden daher hauptſaͤchlich zu Mehl und Brod⸗
bereitung benutzt.
4) Weißer ſchwarzgegrannter Reis.
Bälglein weiß, gegrannt, feinhaarig; Samen weiß, Gran
nen ſchwarz.
183
Padice Kawang auf Java.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a blos durch an
Grannen.
Vorkommen, Cultur Aud Gebrauch. Dieſe Form wird
ebenfalls auf Java allgemein auf Waſſerfeldern angebaut, und
hauptſächlich zur Bäckerei ſo wie auch zur täglichen Speiſeberei⸗
SE Braune
e) Weißer gegrannter Reis mit rothem Samen.
Baͤlglein gegrannt, weiß, feinhaarig; Samen A
Padice mera (rother Neis) auf Java.
Sft der Form a ganz gleich und nur durch rothe See (naͤm⸗
lich erhülſete Samen) von demſelben verſchieden.
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java
auf Waſſerfeldern allgemein angebaut und zur täglichen Nahrung
verwendet. \ i
| f) Weißer gegrannter Reis mit ſchwartzen Samen.
Bälglein gegrannt, weiß, feinhaarig; Samen ſchwarz.
Katan itam (ſchwarz) allgemeine Benennung in der Sunda.
Iſt von der Form a nur durch ſchwarze Samen verſchieden.
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Dieſer Reis wird
in der Gunda ziemlich haufig und beſonders auf Java auf Waf-
ſerfeldern cultivirt und wegen ſeinen ſchwarzen Samen, die aber
ein weißes Mehl geben, mehr zu Backwerken als zum Kochen be⸗
nutzt. Er hitzt ebenfalls mehr als der Podicereis, und iſt deß⸗
halb, beſonders bei den Europäern, nicht ſo beliebt. i
g) er geg ir bii Reis.
Baͤlglein gegrannt, braun, feinhaarig; Samen glaſig, weißlich.
Padice Kiedang (Kiedang eine Art Hirſch, Cervus muntjac) auf Java.
Unterſcheidet ſich von der Form a durch braune Blumenſpel⸗
zen und Grannen und durch glaſige, etwas weißliche Samen.
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Man baut ihn fehr
Gemein auf Java auf Waſſerfeldern; er iſt ſehr beliebt und wird l
dort vorzugsweiſe zu Brod und andern Speifen benutzt.
h) Brauner ſchwarzgegrannter Reis.
Bälglein braun, feinhaarig; Granne ſchwarz; Samen weiß.
Katan Sapie (Sapie eine Kuh) auf Java.
Unterſcheidet fih von der Grundform a durch braune Blumen
ſpelzen und ſchwarze Grannen.
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java
auf trocknen pflügbaren Aeckern angebaut und hauptſächlich zur
Brodbereitung benutzt. 5
1) Schwarzer gegrannter Reis.
Bälglein ſchwarz, rauhharig; Samen weiß; Grannen ſchwarz
`` Katan bulu itam (bulu itam ſchwarzhaarig) auf Java. l
Iſt von der Grundform a durch ſchwarze rauhharige Blumen⸗
ſpelzen und ſchwarze Grannen unterfchieden,.
Verkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java
auf naſſen Feldern allgemein angebaut und meiſt zu Brod und
Backwerken verwendet.
k) Kleiner ſchwarzer gegrannter Reis.
Bälglein ſchwarz, rauhhaarig; Grannen ſchwarz; Samen weiß,
kleiner als bei der Spielart i.
Padice Mohong auf Java.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a Digg ſchwarze Blumen
ſpelzen und Grannen, und von der Spielart i durch kleinere Samen.
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java
auf naſſen Feldern s und mehr zum Ce als zum Backen
verwendet.
1) Weiger ungegrannter Reis.
Bälglein weiß, ungegrannt, feinhaarig; Samen weiß, ziem
lich groß. |
Padice Apiet auf Java; Riso in Italien.
Unterſcheidet fih von ber Grundform a end ganzlich Man⸗
gel der Grannen.
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java,
jedoch nicht allgemein, auf naſſen Feldern angebaut, und iſt die⸗
ſelbe Form, die in Italien allgemein auf den Reisfeldern vor⸗
185
Naur, daſelbſt einer Vegetationszeit von ſieben Monaten bedarf,
und bei uns fälfchlicher Weiſe als Bergreis verkauft worden iſt.
Dieſer Reis kommt bei uns im Handel unter dem Namen Mai⸗
länder⸗Reis vor und wird bisweilen den Reisarten anderer Vote
der vorgezogen. \
m) Kleiner weißer ungegrannter langtörniger Reis.
x Padice tjere auf Java.
Dieſes iſt eine eigentliche Unterſpielart von der Spielart 1,
die blos durch kleine längliche Samen von derſelben verſchieden iſt.
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Wird auf Java
ebenfalls, allein nur in geringer Quantität, wahrſcheinlich des
geringen Ertrages wegen, auf naffen Feldern angebaut.
n) Kleiner weißer ungegrannter rundkörniger Reis.
Padice Naga auf Java. i
Eine Unterfpielart von der Spielart 1, die ſich durch kleinere
rundliche Samen von derſelben unterfcheibet. ;
Vorkommen, Cultur und Gebrauch. Dieſer Reis ſcheint
wegen der kleinen Körner ſehr wenig vorzutragen, und ſoll deß⸗
| batb ei Java weniger als andere Reisſpielarten cultivirt riii
Allgemeine Cultur und Gebrauch des Reiſes.
Der Reis iſt eine ſehr wichtige einjährige Getreideart, die in
Europa nur in den ſüdlichſten Theilen von Italien, Spanien und
Portugall im freien Lande fortkommt, hauptſächlich aber durch
ganz Oſtindien, in Carolina und in andern warmen Laͤndern, zu⸗
mal da, wo unſere Getreide nicht mehr gedeihen wollen, allgemein
angebaut wird und als Hauptuahrungspflanze der heißen Zonen
zu betrachten iſt. Er verlangt durchaus ein warmes Klima und
möglichſt feuchten Boden, der zeitweiſe unter Waſſer geſetzt werden
kann; allein mehrere Spielarten können auch auf trocknem Felde
gebaut werden, woſelbſt ſie aber einen humoſen Boden und einige
Bewäſſerung bei ſehr trocknem Wetter verlangen.
In Oberitalien, bei Mantua und Verona, baut man die
Spielart 1 auf folgende Art: Das Reisfeld bildet ein großes lan-
ges Viereck, welches zur Haltung des Waſſers rundum mit einem
186
erhabenen Damm eingeſchloſſen iſt; innerhalb dieſes Dammes iſt
ein Graben, durch welchen das Waſſer, wenn das Reisfeld trocken
gelegt werden ſoll, abgelaſſen wird. Das ganze Feld iſt in eine
Menge kleiner regelmäßiger Vierecke eingetheilt, welche durch er
habene, kleine Daͤmme bildende, Fußſteige von einander unterſchie⸗
den find. Früh im Monat März, nachdem das Reisfeld längst
trocken gelegt worden, wird der Boden durch ein Grabſcheid um⸗
gearbeitet, und nach Vollendung dieſer Arbeit das Waſſer auf mer
rere Zoll Höhe hineingelaſſen, wodurch der Am erweicht und in
einen Sumpf umgewandelt wird.
Man ſäet nun den Reis, welcher zuvor einige Tage in Waf
fer eingeweiht war, auf ähnliche Weiſe und in derſelben Quanti⸗
tät, wie bei uns den Weizen oder die Gerſte, auf das Waſſer,
welcher alsdann unterſinkt und nach Verlauf von einem Monat
als Pflanze über die Oberfläche des Waſſers hervorkommt. Im
Monat Mai wird das Waſſer abgelaſſen, das Reisfeld von allem
Unkraut gereinigt, und nach dieſem die jungen Pflanzen abermals
wieder unter Waſſer geſetzt; damit iſt nun die Arbeit, bis auf
mehrmaliges Ab- und Zulaſſen des Waſſers in Zwiſchenräumen
von 5 zu 5 Wochen, vollendet. 3 bis 4 Wochen vor der Ernte,
welche gewöhnlich Anfang Octobers iſt, werden die Reisfelder
ganz trocken gelegt, damit der Reis gehörig reifen und abtrocknen
kann, alsdann ſchneidet man denſelben in der halben Höhe des
Halmes ab, bindet ihn auf Büſchel und bringt diefe in die Scheune
zum Ausdreſchen. Die Felder werden nicht gedüngt, ſondern man
läßt ſtatt deffen die untere Hälfte des Halmes auf dem Felde ſte⸗
hen und gräbt dieſelben das kommende Jahr unter die Erde. Das
Dreſchen geſchieht auf ähnliche Weiſe, wie bei dem Weizen; iſt
dieſes vorüber und der Same von den Grannen und ſonſtigem
Unrath gereinigt, ſo wird er zur Mühle gebracht, und ſo, wie
bei uns an einigen Orten die Gerſte, gefhält (gerollt) .
In Aegypten wird der Reis vor der Ausſaat in Säcke von
Palmzweigen gethan, welche 5 bis 6 Tage unter Waſſer getaucht
werden, bis der Reis anfaͤngt zu keimen; alsdann nimmt man
ihn heraus, ſchüttet ihn auf Haufen und bedeckt ihn mit friſchem
Klee; nach Verlauf von 24 Stunden werden die Haufen herum’
gerührt, abermals zuſammengehäuft und wieder mit friſchem Klee
187
noch einen Lag > bedeckt; alsdann nimmt man Abends den
Klee hinweg und läßt den Reis über Nacht unbedeckt dem Thau
ausgeſetzt. Den andern Tag wird er auf vorhergehende Art auf
das Waſſer geſäet, und um das Wurzelfaſſen ſchneller zu bewir⸗
len, läßt man auf kurze Zeit das Waſſer mehrmals ab und zu.
Sind die jungen Reispflanzen einige Zoll lang herangewachſen,
ſo werden die Felder vom Unkraut gereinigt, die überflüffigen, zu
dicht ſtehenden Pflanzen ausgezogen und dieſelben auf WE?
Reisfelder verpflanzt.
Ferner baut man auf Java die Spielarten a, o, dy e, e, g,
, k, I, m und n auf den Feldern, die gefügt und Sc ber
Einfaat ähnlich wie bei vorſtehender Behandlung unter Waſſer ger
ſetzt werden, woſelbſt der Reis innerhalb 4 Monaten ſeine Reife
erlangt. Ein ſolches Reisfeld heißt in der Sundaſprache Sawa
und der darauf erzielte Reis Padice Sawa. (Waſſerreis.) *
Sodann baut man in China auf geackerten Feldern meiſt in
Gebirgsgegenden die Spielart b, und auf Java die Spielart kh,
wovon erſtere nach ſehr genauen Nachrichten von Augenzeugen in
3 Monaten, und letztere in 5 Monaten zur Reife gelangen ſoll.
Ein ſolches Feld heißt in der Sundaſprache Tipar, und dai darauf
erzielte Reis Padice Tipar. Feldreis.)
Auf Java hat man endlich noch die ſogenannten Bergreisfel⸗
der, Gaga genannt, wo die Bäume abgehauen, verbrannt und die
Felder bei regneriſchem Wetter mit Reispflanzen beſetzt werden.
. Pflanzen werden gewöhnlich auf Beeten, die auf Flößen,
ahnlich unſeren Miftbeeten , angelegt ſind, erzogen. om
Der Reis ift durch ganz Oſtindien die Hauptnahrung der Be⸗
völkerung. Man bereitet daraus Brod und verſchiedene Backwerke,
Suppen u. dgl., hauptſächlich aber wird er vom gewöhnlichen
Einwohner gekocht, oder auch durch Dampf erweicht, und nach⸗
dem alle wäſſerigen Theile abgegoſſen ſind, ohne Zuthat von Fett
oder Fleiſch trocken, und zwar meiſt ohne Löffel, mit der bloßen
Hand aus dem Kochgeſchirr gegeſſen. Mit einem ſolchen Gericht
begnügt fih der Malaie, ohne andere Bedürfniſſe zu kennen, fein
ganzes Leben hindurch.
Ferner benutzen die Japaner die Spielart b zum beinen ihrer
Papiere.
4
Unter dem Namen Brass verſteht man in der Sundaſprache
den geſchälten, unter Nassi den gekochten Reis. i
Der Reis wird wie unſere Gerſte geſchnitten, gedroſchen, g”
reinigt, auf der Schälmühle enthülſet und in dieſem Zuſtande in
den Handel gebracht. Der Gebrauch in Europa iſt hinlänglich
bekannt, weßhalb wir dieſen Gegenſtand übergehen und nur noch
bemerken, daß aus den Reiskörnern der Arrak, ähnlich wie del
Branntwein von unſerem Getreide, durch Deſtillation gewonnen
wird. d
21. Gattung. Lieſchgras. (Phleum.)
Balg Lklappig, Ablüthig, länger als die Spelze. Klappen
faſt gleich gekielt⸗zuſammengedrückt, an der Spitze abgeſchnitten
oder ſpitz, begrannt oder faſt wehrlos. Bälglein Zfpelzig, häutig /
begrannt oder grannenlos. Anſatz zu einer oberen Blüthe ſtielför⸗
mig oder fehlend. Griffel mäßig lang. Narbe ſehr lang, behaart,
aus der Spitze des Aehrchens hervortretend. pis
OD Wieſenlieſchgras. (Phleum pratense L.) (Wieſengras.)
Thimoteus⸗ oder Thimothegras, Kolben- oder großes Lieſchgras, Hirten
gras, Thimotygras in Deutſchland; Fleau des pres in Frankreich; Cats- tail-
grass, Timothy-grass ), Meadow-tail-grass in England; Timothei und
Angkampe, Thimotei-gras in Schweden.
Wurzel faſerig, Halm 2 — 3 Fuß hoch, geſtreift, blätterig `
Nispe ährenförmig, walzlich. Klappen länglich, quer abgeſchnit
ten, in eine Granne plötzlich zugeſpitzt, am Kiele ſteifhaarig ge
wimpert. Grannen kürzer als der Balg. ah
A Blüthe: Mai, Juni; Reife: Juli, Auguft.
Vorkommen und Verbreitung. Wild auf feuchten meiſ
guten und mitunter auch auf kalten thonigen Wieſen in Deutſch⸗
land, England und Frankreich; cultivirt auf Feldern in Nord
amerika und theilweiſe in England.
Cultur und Gebrauch. Dieſes Gras hat viele Verehrel
*) Dieſe in Samencatalogen und auch bei den engliſchen und deutſchen Land
wirthen angenommene Benennung kommt von Timotheus Hanſen,
welcher dieſes Gras aus Nordamerika nach England brachte. Es wurde in
neueren Zeiten als vorzügliches Futtergras ſehr empfohlen. i
189
und eben ſo viele Widerſacher, was wohl daher rühren mag, daß
man es nicht am rechten Orte geſäet, mit andern geeigneten Grä⸗
ſern gehörig vermiſcht oder zur Unzeit abgemähet hat. Soviel wir
erfahren haben, gedeiht es auf feuchten, hauptſächlich torfigen, ſo
wie auch auf ſehr thonigen und guten Wieſen, und verdient auf
Dieren vorzugsweiſe, jedoch mit andern Gräſern gemischt, ange⸗
baut zu werden.
Thaer ſagt: „Das Wieſenlieſchgras ez einen feucht
liegenden, aber lockeren Boden. Jung gemähet iſt es weich und
dem Vieh angenehm; kommt es bis zur Aehre, fo ift es ſchon
hart und ſein Heu faſt nur für die Pferde nutzbar. Es giebt, da
es ſpäter treibt, nur einen Schnitt.
Es giebt vielen Samen, der nicht leicht ausfällt, und alſo
gemähet und abgedroſchen werden kann. Dieſer Samen iſt aber
ſehr fein, und man bedarf nur einige Pfunde auf einen Morgen.
Deßhalb hat ſich wahrſcheinlich der Anbau dieſes Graſes mehr wie
andere verbreitet.“
Schwerz bemerkt: „ Auch dieſes, Gras erregte einſtens unter
dem Namen Thimothygras vieles Aufſehen und verſchwand mit der
Mode, oder, was gleich viel iſt, mit dem Geiſte der Zeit, in⸗
dem jede Zeit den ihrigen hat und ihn, wie ganz natürlich, für
den aufgeklärteſten, daher auch für den beſten halt. Das dauert
denn, bis wieder ein anderer Geiſt, irgend ein Finſterling, wie
nan ihn vor der Hand zu benennen pflegt, das gute, längſt ver⸗
geſſene Alte wieder hervorruft und an Ort und Stelle ſetzt. Man
verzeihe, wo möglich, dieſe etwas ungeſchickten Reden einem blos
Ben Bauer, der nicht viel mehr als feinen Pflug kennt, und um
ſich bei der Arbeit zu erholen, manchmal nach dem ſtrahlenden,
unberänderten Lichte der lieben alten Sonne aus dieſer Vergäng⸗
lichkeit hinaufſchaut.
Das Wieſenlieſchgras iſt ein ſpätes, rauhes, aber viel Fut⸗
ter gebendes Gras, das ſich fehr gut auf Wäſſerungswieſen ſchickt,
auf thonigem, kaltem und, wie man ſagt, auf torfigem Boden
fortkommt. Das ift alles, was fih zu feinem Vortheil mit Wahr⸗
heit ſagen läßt.“ ;
Aechten Samen bekommt man bei Booth u. Comp. in Ham⸗
burg zum Preis von 26 — 36 Mark den Centner, bei © Mäns
190
1
ning in Karlsruhe zu 38 fl. und bei C. Wunderlich in Frankfurt
a. M. das Pfund zu 28 kr.
Hiervon hat man eine kleinere Varietät mit kürzerer Aehre,
längerem Halme, der an der Baſis zwiebelig⸗ verdickt ift, die auf
trocknen Wieſen vorkommt, und an deren kleinerem Wachsthume ,
woran lediglich der Standort ſchuld ift, leicht erkannt werden kann,
22. Gattung. Fuchsſchwanz. (Alopecurus L.)
Aehrchen von der Seite her zuſammengedrückt, Ablüthig oder
4blüthig mit einem Anſatze einer oberen Blithe, in einer einfachen
Traube wechſelſtändig. Klappen fo lang als die Blüthe oder län!
ger. Griffel lang. Narbe verlängert, faͤdlich „ behaart aus m
Spitze des Hetschend hervortretend.
4) Wiefenfuhsfhmanz. (Alopecurus pratensis L.)
(Wieſengras.) Te
Kolbengras, Taubgerſte, Falſches oder Wieſenkanariengras in Deutſchland;
Zeshizi rep in Illyrien; Vulpis des pres in Frankreich; Meadow Fox
tail-grass in England; Angkafle, Raygras in Schweden.
Wurzel faſerig. Halm 1—2 — 3 Fuß boch, aufrecht ode
in einem Knie aufſteigend, kahl. Blatter linealiſch⸗lanzettlich /
in eine lange Spitze auslaufend. Nispe ährenförmig, walzig /
ſtumpf. Aeſte der Rispe 4 — 6 Aehrchen tragend. Klappen ſpiß,
unterhalb der Mitte zuſammengewachſen, zottig⸗gewimpert.
4 Blüthe: Mai, Juni; Reife: Juli.
Vorkommen und Verbreitung. Auf fetten Wieſen und
in Grasgärten faſt durch ganz Europa verbreitet.
Cultur und Gebrauch. Der Wieſenfuchsſchwanz iſt ein
der vortrefflichſten Wieſengräſer, das guten Boden, Dung und
Waſſer verlangt, wo eg fih aber ſehr gut beſtockt und früh und
reichliches Futter hervorbringt. Es hat nur den Fehler, daß es
in feinen Standorten zu waͤhleriſch it und eine unangemeſſene Ze
ſcheidenheit gegen feine Nachbarn beſitzt. Am küͤhnſten jedoch tritt
es in der Geſellſchaft des engliſchen Raygrafes und der Poaarten
auf, deren Ueberwinder es mitunter wird, wozu aber ein fette
Wieſenboden gehört; auf jedem andern läßt es ſich leicht verdrä
gen. Die Wieſen, auf welchen dieſes Gras dominirt, müſſen vol
en e e a a a ET e?
191
oder eben im Anfang der Blüthegeit gemähet werden, dann ift man
befugt, ſolches Heu zu dem ſchätzbarſten Futter zu rechnen.
Schwerz ſagt: „Es gehört unter die frühreifenden Graͤſer,
und iſt eine vorzügliche Pflanze für feuchten, fetten, etwas thoni⸗
gen Boden. Auf mageren aber taugt es durchaus nicht; wenig⸗
ſtens habe ich in einer Gegend, die ich lange bewohnte, und wo
nie eine Wieſe gedüngt noch bewäſſert wird, auch nicht eine ein⸗
zige Pflanze davon gefunden. Da der Samen des Fuchsſchwanzes
ſehr früh reift und dann leicht ausfällt, vielleicht auch von den
Vögeln entwendet wird, fo muß man ſich mit feiner Einſammlung
nicht verſpäten. Noch iſt ein Inſekt, das ihm nachgehen ſoll.
Das Gras ſelbſt widerſteht der Kälte ſehr.“ : |
Thaer erwähnt: „Der Wieſenfuchsſchwanz iſt auf einem
reichen und mäßig feuchten Boden, feine Grunderde fey. thonig
oder ſandig, vielleicht das vorzüglichſte Gras, was in unſerem
Klima angebaut werden kann. Es hat ſehr maſtige und ſtarke
Blätter, ſowohl aus der Wurzel als am Halme, belegt den Bos
den dicht, kommt ſehr früh hervor und wächſt ſehr ſchnell wieder,
ſo daß man füglich drei Schnitte davon nehmen kann. Jung, bei
dem Hervorkommen ſeiner Aehren gemäht, ift es dem Viehe ſehr
angenehm.
Der Samen muß durch Abſtreifen der Aehren E m
werden. Wenn er reif iſt und man mit der Hand über die Aehre
herſtreift, fo behält man ihn darin. Man muß ihn dann ſogleich
dünn auf einem luftigen Boden ausbreiten, weil er ſouſt ſehr leicht
brennt und die Keimfähigkeit verliert.
Ein Centner Samen Ir Qualität koſtet bei Booth u. Comp.
in Hamburg 90 Mark, 2r Qualität 60 Mark.
e 23. Gattung. Nuchgras. (Anthoxanthum L.)
Balg Lklappig, Zblüthig, die 2 untern Blüthen geſchlechtslos,
Ne „auf dem Rücken begrannt; die obere zwitterig, kleiner,
Zelle „ wehrlos; der untere Balg halb fo lang, der obere länger
IR die Blüthe. Staubgefäße 2. Griffel lang. Narbe fädlich,
Wey „ aus der Spitze des Aehrchens hervortretend.
192
1) Wohlriechendes Rudh grag. (Anthoxanthum odoratum L.)
(Wieſengras.) i
Gelbes und wohlriechendes Ruchgras, Melilottengras in Deutfchland
Flouve odorante in Frankreich; Vernal-grass, Sweet scented- grass in
England; Varlerod in Schweden. ;
Wurzel faferig. Halm aufrecht, 1— 1% Fuß hoch, glatt, mil
kurzen Blättern von unten an beſetzt. Rispe ährenförmig, lang’ |
lich, ziemlich locker; die untere Klappe halb fo lang als die Acht’
chen. Spelze der unfruchtbaren Blüthen angedrückt, behaart, ab⸗
gerundet, ſtumpf, halb ſo lang als die innere Klappe.
4 Blithe: Mai, Juni; Reife: Juli.
Vorkommen und Verbreitung. Auf feuchten und trod
nen Wieſen, in Wäldern und graſigen Stellen aller Regionen It
häufig vorkommend.
Cultur und Gebrauch. Dieſes Gras kommt faſt auf
jeder Bodenart fort und ift weniger des Ertrags, als des ang”
nehmen Geruches wegen, den es dem Heu mittheilt, beliebt, Ei
eignet fih meiſt als Untergras, gemiſcht mit fruchtbaren Gräſern,
auf feuchte wie auch auf trockne Wieſen. Der Samen iſt meist
mühſam zu ſammeln, und erfordert Aufmerkſamkeit, weil er leicht
ausfällt. SS r
Ein Pfund koſtet bei Booth u. Comp. in Hamburg 28 Shil
linge, bei C. Männing in Karlsruhe 48 kr. und bei W. Wunder
lich in Frankfurt a. M. 30 kr.
24. Gattung. Glanzgras. (Phalaris L.)
Balg Lklappig, mit von der Seite her gekielt⸗zuſammenge
drückten, faſt gleichen Klappen, Ablüthig, mit einem ſchuppenföl
migen Anſatze einer unteren einzelnen, oder zweier unteren Blu
then. Bälglein der vollkommenen Blithe 2ſpelzig, knorpelig, grai
nenlos, kürzer als die Klappen. Griffel lang. Narbe aufrecht;
fädlich. :
4) Kanariſches Glanzgras. (Phalaris canariensis L.)
(Sommergetreide.)
Europäische Cerealien p. 59. A. '
Canarſaat bei Greifswalde. Canarienſamen, Canariengras in andern or
genden von Deutſchland; Houque d’Alep, Houque Sorghe in Frankreich
193
Olco ossia Sorgo in Italien; Manured-Cauarie-grass in England; Cana-
rie- gras, Canariefrö in Schweden.
Wurzel faſerig. Halm 3 — 4 Fuß lang, aue ſchilfartig,
gegliedert, glatt. Rispe ähvenförmig, oval, Klappen zugeſpitzt,
am Rande nervig, auf dem Rücken geflügelt, mit einem ganz
randigen Flügel; die 2 unfruchtbaren Blüthen halb fo lang als
die fruchtbaren; die Spelzen von letzteren angedrückt, behaart.
Samen zuſammengedrückt, glänzend. |
© Blüthe: Juni, Juli; Reife: Auguſt.
Vorkommen und Verbreitung. Wild: auf den m
riſchen Inſeln; wahrſcheinlich verwildert: auf Getreidefeldern in
England, Oeſterreich, Böhmen, Sachſen, in der Wetterau und
andern Orten; cultivirt: in Iſtrien, in Languedoc, in der Provenge,
in Spanien, an einigen Orten in der Schweiz, ER, bei
Erfurt u. ſ. w.
Cultur und Gebrauch. Der Canarienſamen verlangt eis
nen lockeren, leichten, nicht zu mageren Boden, und wird im April,
wenn das Feld rein und zu jeder andern Sommerfrucht durch Pflug
und Egge zubereitet ift, breitwürfig, faſt fo dicht wie Hirſe, oder
etwas dichter als Gerſte, ausgeſäet und. gehörig untergeeggt. Man
braucht auf dem Erfurter Acker à 168 - Ruthen oder 24, 851 fran⸗
zoͤſiſche OFuß eine Metze Samen. Nach einmaligem Jaten ver⸗
wendet man keine weitere Pflege an das Canarienſamenfeld. Wenn
Stroh und Aehren gelb werden, iſt es Zeit zum Schneiden. Die
geſchnittene Frucht wird auf dem Felde gebunden und in Bündeln
auf Wagen heimgeführt, 3 — 4 Tage auf die Scheuertenne ges
legt, damit ſie ſich auf einander erwärmt, und dann mit leichter
Mühe ausgedroſchen. Der Canarienſamen iſt ein Lieblingsfutter
der Canarienvögel, wozu er häufig angewendet wird. Die Ita⸗
liener mengen das daraus gewonnene Mehl unter Weizenmehl und
bereiten daraus Brod und anderes Backwerk.
Der Gebrauch des Canarienmehls zum Schlichten der Nauen
Baumwollenwaaren iſt ſehr vortheilhaft, weil die Stoffe durch dieſe
Schlichte weit länger feucht erhalten werden, als wenn dieſe von
Weizenmehl zubereitet wird; auch iſt die Canarienſamenſchlichte viel
beſſer zu verarbeiten, und iſt mit Urſache, daß die gewobenen
Stoffe mehr gleichmäßig und ſchöner ausfallen. In dieſer Bezie⸗
| 13
194
hung iſt der Anbau des Canarienſamens ſehr empfehlenswerth, und
es hat deßhalb das königlich preußiſche Fabriken⸗ und Commerzien⸗
Departement zu Berlin auf gemachte Verſuche und Erfahrungen
die Cultur ſchon im Jahre 1835 ſehr empfohlen.
Man bezieht den Samen in allen Samenhandlungen das
er von 10 — 12 kr.
25 Gattung. "defi (Setaria Pal. de Beauv.)
Hülle (Borſte oder eigentlicher Blüthenſtiel ohne Blüthe) aus
grannenförmigen Borſten zuſammengeſetzt, unter der Baſis der
Blüthenſtielchen eingefügt. Aehrchen auf dem Rücken conver, vors
nen flach oder ziemlich flach, 1blüthig, mit einer untern, iſpelzi⸗
gen, geſchlechtsloſen Blüthe, welche eine dritte Klappe darſtellt.
Balg zklappig (die dritte Klappe iſt die untere Spelze der eben⸗
genannten geſchlechtsloſen Blüthe, deren obere Spelze fehl). Balg⸗
lein knorpelig oder lederig.
10 Italieniſcher Kolbenhirſe. Getaria italica. P. Beauv.)
Panicum italicum L. Panizo de Italia in Spanien; Millet in Frank
reich; 3 Indiau millet in England.
Wurzel faſerig. Halm 2 — 5 Fuß hoch, gegliedert, ſchilf⸗
artig, breitblätterig. Nispe ährenförmig, doppelt⸗zuſammengeſetzt,
lappig, Hüllchen (Borſtchen) aufwärts rauh, die Zähnchen vor⸗
wärts gerichtet. Spelzen der Zwitterbluͤthen ziemlich glatt.
O Blüthe: Juli, Auguſt; Reife: Auguſt, September.
Man zählt verſchiedene Spielarten, über deren Cultur und
Gebrauch am Schluſſe von Panicum ausführlich abgehandelt wird.
1. Unterart Großer Kolbenhirſe.
Aehre ſehr lang, faſt gleich breit; Stängel 4 — 5 — 6 Fuß hoch.
2) Großer gelber Kolbenhirſe. (Sommergetreide.)
Nehre ſehr lang; Samen ſtrohgelb.
Europäische Cerealien p. 63. A.
Italieniſcher Fennich, welſcher Hirſe oder Fennich, Fennich in Deutſchland;
Panic ou Millet des oiseaux, à épi along. Panic d'Italie. Panic cultive
in Frankreich. .
195
Halm 3½ —5 Fuß, in Südcarolina 8— 10 Fuß hoch, aufrecht,
ſchilfartig, von der Blattſcheide faſt ganz umſchloſſen. Blätter
1 —1½ Zoll breit, 8 — 10 Zoll lang, rauh. Spindel haarig.
Blumenſtielchen haarig, mit ſehr langen gelben Borſten Güllchen)
verſehen. Obere 2 Balgſpelzen eirund, dünnhaͤutig, aderig, bau⸗
chig; die unteren halb ſo groß als die oberen, zugeſpitzt. Bälg⸗
lein eirund, bauchig, ſtumpf, ſtrohgelb, den Samen feſt umſchlie⸗
ßend. Samen rund, glatt und mehlig.
Vorkommen und Verbreitung. Wild: nach verſchiede⸗
nen Nachrichten in Indien; cultivirt: in Italien, Südcarolina,
in der Gegend von Genf, im Canton Waadt und im ſuͤdlichen
Frankreich.
Cultur und ra. Die Pflanze beſtockt ſich außer⸗
ordentlich und wird in der Regel in fruchtbarem Boden 5 Fuß
hoch, allein ſie iſt für das deutſche Klima etwas empfindlich und
darf erf im Anfang Mai in eine ſehr geſchützte Lage, in lockeren
fruchtbaren Boden, ausgeſäet werden, woſelbſt ſie meiſt erſt im
September reife Samen hervorbringt. Die Samen ſelbſt reifen
ungleich und bilden ſich bei naſſem kaltem Sommer ſehr ſchlecht
aus, weßhalb dieſer Hirſe, den wir als den Stammvater der nach⸗
ſtehenden Kolbenhirſe anſehen wollen, e die SE bandwüth⸗
ſchaft keinen Werth hat. 5
b) 2 gelber ungegrannter Rotbenhirfe,
(Sommergetreide.)
Unter K pan maximum aus dem Pariſer Garten erhalten.
Unterſcheidet ſich von der Stammform a blos durch etwas
dickere, ſamenreichere Aehren, die keine Grannen oder eigentliche
Borſten haben *). Sonſt iſt ſie in allen übrigen Theilen, ſo wie
auch in der Cultur, ganz gleich der Ge Form a
+) Die Borſten nämlich find Fruchtſtiele, die in der Regel abortiren und bef-
halb ſich länger ausbilden und über die Aehrchen hervorragen; ſetzen aber
mehrere davon Früchte an, ſo bilden ſich dieſelben weniger aus, bleiben
kürzer und die Aehre erſcheint ſomit ganz grannenlos und viel dichter.
$
2. Unterart. Kleiner Kolbenhirſe.
Aehre etwas oval, kurz; Stengel 2—3 Fuß boch.
©) Kleiner ſtrohgelber Kolbenhirſe.“ e
Europäische Cerealien p. 63. B.
Fennig im Murgthale und in der Gegend von Oberkirch; Pfennich in
Oeſterreich; deutſcher und Fuchsſchwanz⸗Fennich in verſchiedenen Gegenden von
Deutſchland; Millet des oiseaux A graines jaunes, in Frankreich; Bur in
Illyrien.
Halm 2 — 3 Fuß hoch, aufrecht, gelb, faſt ganz von der
Blattſcheide umſchloſſen. Blätter 6 — 8 Zoll lang, % — 1 Zoll
breit und rauh. Spindel haarig. Blumenſtielchen haarig, mit
ſehr langen Borſten (Hüllchen). Alles übrige wie bei der Form a,
von der fie ſich nur durch geringere Beſtockung, n niederen Halm,
kürzere Aehren, frühere Reife und ana Gedeihen in unſerem
Klima unterſcheidet.
Vorkommen und Verbreitung. Wild: in Indien; vers
wildert: im füdlichen Frankreich; eultivirt: im Murg⸗ und Rench⸗
thale (in Baden), jedoch ſelten, in der Schweiz, in lie,
Illyrien, Frankreich und Italien.
; Cultur und Gebrauch. Dieſe Spielart iſt weniger em⸗
pfindti als die vorſtehenden, kommt auf geringem Boden fort
und reift bald nach unſern Getreidearten. Außer den Südländern
wird ſie meiſt nur als Vogelfutter und zu Grütze angebaut, und
iſt bei weitem nicht ſo vorträglich wie der Rispenhirſe. Sie iſt
nur für minder productive „ ſandige Felder, wo der Rispenhirſe
nicht mehr gedeiht, als Suppenfrucht anzuempfehlen. Auch als
Futterpflanze ſteht ſie dem Mohar „ deſſen Beſchreibung bes
ia „ ziemlich gleich. )
Ueber die weitere Cultur leſe man die Nachrichten von Bur⸗
ger bei unſerer Spielart e, die Sek auf dieſe Form ange⸗
wendet werden koͤnnen.
£
3) Keiner orangegelber e (Mo har).
(Sommergetreide und Futtergras.)
Aehrchen etwas eirund; Samen orangegelb.
Europäische Cerealien p. 64. C.
Mohar, Muhar in Ungarn und Oeſterreich; Millet des oisaux à graines
orangées in Fran kreich.
o 197
Unterſcheidet ſich von der Spielart e durch orangegelbe Saz
men und bisweilen etwas vöthliche Blätter. i
Vorkommen und Verbreitung. Als Futterpflanze cul⸗
tivirt: hauptſächlich in Ungarn, theilweiſe in Oeſterreich, und
verſuchsweiſe in ER: Gegenden von SR und
Frankreich.
Cultur und Gebrauch. Der Mohar gedeiht auf jedem
geringen, ſandigen Boden, zumal bei heißen, trocknen Jahrgängen,
beſſer als eine Futterpflanze; denn während andere Pflanzen ver⸗
trocknet und verwelkt daſtehen, grünt der Mohar fort und beſtockt
ſich weit befer als in naſſen kalten Jahrgängen. Dabei iſt das
Futter ſehr nährend, erzeugt viel Milch und Fettanſatz, und wird
ſowohl zum grünen als trocknen, und ſelbſt als Stroh von Kühen
und Pferden gern gefreſſen. Die Vorzüge des Mohars gegen an⸗
dere Futterpflanzen beſtehen alſo hauptſächlich in dem Gedeihen
auf leichtem ſandigem Boden und in der Ausdauer bei trocknen
Jahrgängen, in welcher Eigenſchaft er die meiſten Futterpflanzen
übertrifft. In dieſer Beziehung ift diefe Pflanze nicht gerade als
allgemeine Futterpflanze, dagegen aber als ein vorzügliches Futter⸗
ſurrogat zu betrachten, das in trocknen, armen Futterjahren vorz
zügliche Aushilfe leiſtet, weßhalb man für ſolche Fälle den Mohar
niemals abgehen laſſen und ſtets e Samen für den Noth⸗
fall bereit halten ſoll.
Zur Samengewinnung ſäet man den Mohar Ende April, und
zur Fütterung vom April bis Ende Juni.
Auf 1 Joch von 54,171 franzöſiſche =! braucht man nicht
mehr als 1 Viertel Moharſamen.
Man mähet den Mohar, um gutes, zartes Futter zu bekom⸗
men, in der Blüthezeit, wo er ſodann wieder nachtreibt und einen
zweiten, jedoch nicht fo ertraͤglichen, Schnitt abwirft.
In den Jahren 1834 und 1835 wurden in unſerer Gegend
viele Verſuche mit dem Anbau des Mohars gemacht, die bei dem
trocknen Wetter meiſt genügend ausgefallen find; allein man ging
von dem Anbau wieder ab, weil er in den nächſten futterreichen
Jahren nicht ſo viel Ertrag abwarf, als unſere krautartigen Fut⸗
terkräuter; auch mißglückte hie und da m Anbau durch allzufrühe
Ausſaat im Frühling.
198
Burger ſagt hierüber: „Der Pfennich (Mohar) liefert
eine große Menge von Futter, das in trocknem Zuſtande ſehr ge⸗
ſchätzt wird. Wo das Klima warm genug und der Boden friſch
gedüngt und hinlänglich locker iſt, da wird er, in die Stoppeln
des Winterroggens geſäet, im Herbſte noch bis zur Blüthe fom
men, und giebt als Nachfrucht einen trefflichen Vorrath für den
Winter. E KI? z s
Der Mohar (Panicum germanicum ), ein Unkraut, das
in jedem Acker vorhanden iſt und als Futterpflanze hin und wieder
cultivirt wird, muß in wärmeren Gegenden dem Mais und Pfen⸗
nich, in kälteren dem Hafer und Wickengemenge nachgeſetzt werden.“
e) Kleiner vio letter Kolbenhirſe. (Sommergetreide.)
Aehre etwas eirund; Blumenſtiele violett; Samen röthlich⸗
braun. ` Eh
Europäische Cerealien p. 64. C.
Pennich, Pfennich in Kärnthen; Panic oder Millet des oiseaux à pe-
doncules violätres in Frankreich. , ,
Unterſcheidet fih von der Spielart o durch röthlich⸗ braune
Samen und röthlich > violette Borften und Blätter, letztere jedoch
mehr nur gegen die Samenreife hin.
Vorkommen und Verbreitung. Nach Burger wird
dieſe Form im Lavantthale in Kärnthen, in der wärmſten und
fruchtbarſten Weingegend, angebaut.
Cultur und Gebrauch. Hierüber ſagt Burger: „Von
dem Hirſe unterſcheidet ſich der Pfennich nicht ſowohl in e
Form, als durch feine verſchiedene Natur: er bedarf nämlich ei
wärmeres Klima und einen mehr gebundenen Boden. Pfennich
und Hirſe werden in Kärnthen in ganz verſchiedenen Gegenden
cultivirt. Die erſte Frucht wird häufig im Lavantthale, de
wärmſten und fruchtbarſten Gegend des Landes, wo Wein wächſt⸗
in einem mürben Boden, der ſchönen Weizen trägt, gebaut. Hirſe
4) Hier findet zweifelsohne eine Namensverwechſelung zwiſchen Fennich und
Mohar ſtatt, und wahrſcheinlich verſteht Burger unter Mohar eine wi
wachſende Setaria, indem dann unſer zohar, den wir aus Ungarn piret
bezogen haben, nichts anderes als die bereits erwähnte Setaria italicas
Spielart d, iſt, die nirgends als Unkraut vorkommt. )
199
dagegen findet man in der fandigen Ebene e TE des
Wertherſees bis Lavemünde.
Um wieviel das Klima für den Pfennich wärmer Get tiie
wie für den Hirfe, oder, was daſſelbe ift, um wieviel er in einem
gegebenen Klima ſpäter zeitig wird, erſteht man aus der folgenden
Beobachtung. Ich beſäete auf meiner Wirthſchaft im Lavantthale
Jahre 1806 am 26. April einen Neubruch zur Hälfte mit
Hirſe, zur Hälfte mit Pfennich. Das Jahr gehörte zu den frucht⸗
barſten. Der Pfennich ward am 26. April, der Hirſe am 15. Mai
geſäet. Dieſer war am 27. Auguſt ſchon reif, der Pfennich konnte
erſt am 24. September geſchnitten werden. | |
Der Pfennich muß früher wie der Hirfe geſäet werden. Wenn
er nicht im April noch geſäet wird, fo verſpätet fih im ſüdli⸗
chen Deutſchland ſeine Zeitigung, und er wird durch die ge⸗
ringe Wärme des Septembers nicht mehr zur vollen Ausbildung
gebracht, oder durch frühe Reife zerſtört. Dieſe frühe Saat iſt
die Urſache, daß der Pfennichacker jederzeit unreiner iſt, und daß
ſeine Cultur durch die Handarbeit des Jätens und . mehr
Mühe macht, als jene des Hirſes.
Der Ertrag des Pfennichs an Körnern und Stroh iſt in ei ner
ihm völlig zuſagenden Lage größer als jener des Hirſes.
Auf einem Neubruche erhielt ich vom Joche (636 badiſche Ru⸗
then) der einen Hälfte 33 Metzen Pfennich, und vom Joche der i
andern Hälfte 31 Megen Hirſe. Zu Bleiburg erhielt man 4817
30, und 1818 31 Metzen per Joch. Daß der Pfennich mehr und
ſußeres, mehr Zucker enthaltendes Stroh liefert, iſt gewiß; denn
ſein Stengel iſt höher, und eben ſo reich mit Blättern verſehen,
wie bei dem Hirſe; und wenn man den Stengel kaut, ſo bemerkt
man den Zucker. Die Frucht aber, der Pfennigbrein, iſt kleiner
und hat immer aas minderen go Be der Hirſebrein.
t) Kleiner ungegraunter Kolbenhirſe. (Sommergetreide)
Aehre faſt eirund; Blumenſtiele fehlend oder fer ei
Europäische Cerealien p. 64. E.
Deutſcher Hirſe oder Hirſen⸗ Jennig, deutſcher Kolbenhirſe in Deutſchland.
200
Unterſcheidet ſich von der Spielart e durch eine mehr gedrun⸗
gene, faſt ovale Aehre *) ohne oder mit nur kurzen Borſten.
Cultur und Gebrauch. Ganz gleich mit den Spielarten
e und e.
Wir haben in den Europäiſchen Cerealien dieſe Form für den
Mohar der Ungarn gehalten, allein durch Bezug von Samen dort⸗
her überzeugten wir uns, daß wir geirrt haben.
26. Gattung. Hirſe. : (Panicum L.)
Aehrchen auf dem Rücken conver, vornen flach oder ziemlich
flach, 1blüthig, mit einer unteren Afpelzigen, geſchlechtsloſen Blu⸗
the, welche eine dritte Klappe darſtellt. Balg 3ffappig (die dritte
Klappe ift die untere Spelze der obengenannten geſchlechtsloſen Blü⸗
the, deren obere Spelze fehlt). Bälglein rn oder lederig.
; Sam fehlend. x BER
D Siet e. (Panicum miliaceum 1.0
Wurzel faſerig. Halm 2 — 3 Fuß hoch, blätterig. Blätter
lanzettlich und nebſt der Scheide behaart. Rispe weitſchweiſig aus⸗ ;
gebreitet oder auch zuſammengezogen, meiſt einfeitig und überhäns
gend. Klappen zugeſpitzt⸗ ſtachelſpitzig.
O Blüthe: Juni, Juli; Reife: Auguft.
Hiervon zählt man folgende Unter⸗ und Spielarten, über deren
Cultur und Gebrauch am Schluſſe ausführlicher geſprochen wird.
| 1. Unterart. Rispenhirſe.
Rispe ſehr ausgebreitet, locker.
a) Grauer Rispenhirſe. (Sommergetreide.)
Rispe ausgebreitet. Samen grau.
Europäische Cerealien p. 60. A. e
Hirſch, Hirſche im Elſaß und Breisgau. Brain bei Straubing; Aechter⸗
Acker⸗ und Haushaltungshirſe, Hirſe, Hirſenfench in verſchiedenen Gegenden
Deutſchlands; Prosée in Illyrien; Millet in Frankreich; Hirs in Schweden;
Common millet in England. i
— 5
EI Die gedrungene ovale Form entfteht dadurch, weil die Blüthenſtiele (Bor
ſten) alle fruchtbar ſind, wodurch die Blüthenzahl vermehrt wird und einen
größeren Raum einnimmt.
201
Halm 1½ — 2 Fuß hoch. Nispe ſehr ausgebreitet, locker,
einſeitig. Aehrchen oval, Afamig, ungegrannt. Balg bauchig,
geſtreift, grau, an der Spitze zuweilen ſchwarz. Samen rund,
grau, glänzend, geſtreift. Dieſe Form iſt wahrſcheinlich die Grund⸗
form, aus der die nachſtehenden Spielarten s Cultur entſtan⸗
den ſeyn mögen.
Vorkommen und Verbreitung. Wild: nach verſchiede⸗
nen Angaben in Indien; cultivirt: in allen Ländern, ſo weit der
Mais geräth und namentlich ſo weit der Weinſtock im Freien fort⸗
kommt. Wir finden ihn hauptſächlich in dem ſogenannten Bruh⸗
rhein im Großherzogthum Baden, in Heffen, Oeſterreich, Baiern
und andern Ländern.
Cultur und Gebrauch. Der graue Rispenhirſe zeichnet
ſich vor den andern Spielarten vorzugsweiſe in der Qualität aus
und iſt unſers Wiſſens, mit Ausnahme von Oeſterreich, diejenige
Form, die allgemein angebaut und von den landwirthſchaftlichen
Autoren beſchrieben wird. Ueber die Cultur und den Gebrauch ug
det man am ze: das Nähere mitgetheilt.
b) Schwarzer Rispenhirſe. (Sommergetreide.)
Rispe ausgebreitet; Samen ſchwarz.
Europäische Cerealien p. 61. B.
Schwarzer Hirſe in Deutſchland; Millet à graines noires in Frankreich.
Unterſcheidet ſich von der Form a durch ſchwarzen Samen,
etwas frühere Reife und durch kürzere Beſtockung.
Vorkommen und Verbreitung. Befindet ſich wohl meiſt
nur in Sammlungen, und weniger auf dem Felde.
Cultur und Gebrauch. Reift 8 — 40 Tage früher als der
graue Rispenhirſe, und ſcheint wegen des ſchwarzen Samens
Spelzen) weniger beliebt zu ſeyn.
2. Unterart. Klumphirſe.
Nispe zuſammengezogen, einſeitig, hängend.
c) Gelber Klumphirſe. (Sommergetreide.)
Rispe zuſammengezogen; Samen goldgelb.
Europäische Cerealien p. 61. C.
Gelbhirſe, gelber Rispenhirſe, gemeiner Hirſe mit Wiben Saunen in Deutſch⸗
land; Millet à graines jaunes in Frankreich.
Unterſcheidet fih von der Form a durch eine zuſammengezogene
Rispe und gelbe Samen. l
Vorkommen und Verbreitung. Dieſer Hirſe wird in
Oeſterreich größtentheils auf dem Felde angebaut, woſelbſt man
den bei uns üblichen grauen Rispenhirſe nicht zu kennen ſcheint.
Cultur und Gebrauch. Hierüber das Nähere am Schluſſe.
d) Blutrother Klumphirſe. ge ng
Europäische Cerealien p. 62. E.
Millet à graines sanguines in Frankreich
Unterſcheidet fih von der Spielart e durch dlutrothe Same
Vorkommen und Verbreitung. Kommt, ſo viel uns be⸗
kannt, meiſt nur in Gärten und Sammlungen vor.
Cultur und Gebrauch. Am Schluſſe die nöthige Mit⸗
theilung. i
e) Weißer Klumphirſe. (Sommergetreide.)
Rispe zuſammengezogen; Samen weiß.
Europäische Cerealien p. 62. D. SR
Weißer Hirfe und Hirſen in Deutſchland; Millet à graines blanches in
Frankreich.
Unterſcheidet ſich von der Spielart c durch weiße Samen.
Vorkommen und Verbreitung. Wird ſelten cultivirt und
kommt unſers Wiſſens mehr in Gärten und Sammlungen vor.
Cultur und Gebrauch. Folgt nachſtehend.
Cultur und Gebrauch des Hirſes im Allgemeinen.
Der Hirſe gedeiht in Niederungen, auf bruchigem, nahrhaf⸗ |
tem, lockerem, etwas ſandigem Boden, fo weit als der Weinbau
vorkommt, beſſer als auf Gebirgen. Er verlangt durchaus ein
mildes Klima und einen warmen Boden. Da wir mit dieſer Cul⸗
turart weniger vertraut ſind, ſo geben wir hier die praktiſche Er⸗
fahrung von Burger im Auszug: |
Der Hirſe verträgt große Trockenheit und Hitze, und kann
daher im ſandigen Boden mit Nutzen gebaut werden. Er fordert
einen gedüngten Boden, und verträgt eine größere Menge Dünger
ar. =
u
di
0
2
v
k
203
als die e TUR mit hohlen Stängeln. Für Neubrüche
iſt er die vortrefflichſte Pflanze. Die Vorbereitung des Ackers zu
den Hirſearten beſteht darin, daß man ihn durch vorausgegangenes
Bearbeiten mit dem Pfluge, der Egge und dem Exſtirpator in ei⸗
nen möͤglichſt reinen Zuſtand zu bringen ſich bemüht. Der Hirſe
wird geſäet, ſobald man von den Nachtfröſten nichts mehr zu bes
ſorgen hat, und weil er eine ſchnellreifende Frucht ift, fo kann er
auch noch während dem ganzen Verlaufe des Mai, und in war⸗
men Gegenden noch fpäter, angeſaͤet werden. Die Quantität der
Saat beträgt für das Joch (636 bad. Ruthen) / — s Megen,
Die Hirſearten erfordern während ihres Wachsthumes ein zwei⸗
maliges Auflockern des Bodens. Der Hirſe muß geerntet werden,
wenn der größte Theil (der Körner reif iſt und die zuerſt reif ge⸗
wordenen auszufallen beginnen. Die Ernte geſchieht mit der Si⸗
chel, indem der ganze Acker, wie anderes Getreide, abgeſchnitten
und in Garben gebunden wird. Die Garben werden ſogleich in
die Scheune geführt und die Körner durch das Treten mit Pferden
oder Ochſen herausgebracht. Das Stroh muß auf hölzernen Ge⸗
rüſten in die Luft gehängt werden, weil es, übereinandergehäuft e
verderben würde, indem es noch grün iſt, wenn es vom Acker
kommt. Der Ertrag des Hirſes wechſelt bei einer angemeſſenen Cul⸗
tur zwiſchen 20 und 30 Metzen vom Joche. Der Ertrag an Stroh
des gedüngten Hirſes wird dem des gedüngten Winterroggens gleich
gerechnet.
27. Gattung. Mohrhirſe. (Sorghum Pers.)
Aehrchen 1— 2blüthig , kurzgeſtielt oder auffi itzend, eiförmig
oder länglich⸗ eiförmig. Kelchſpelzen 2Lklappig, hart, lederartig,
glänzend, den Samen feſt umſchließend. Blumenſpelze Lklappig,
dunnhäutig, zart, zerbrechlich, eine kurz⸗, die andere ungegrannt.
Samen rundlich, bauchig, unten ſpitz, oben ſtumpf, glatt und
mehlig.
1 Gemeiner Mohrhirſe. (Sorghum vulgare Pers.)
Halm 5 — 8 Fuß hoch, ſchilfartig, gegliedert, dick, markig,
glatt. Blätter / — 2 Zoll breit, 12 — 45 Zoll lang. Nispe ſehr
dicht, bisweilen etwas locker aufgeſchloſſen, aufrecht. Aehrchen ei⸗
204
förmig, eingrannig. Balg glänzend, feinhaarig. Klappen des
Bälgleins 2, ſehr dünn, durchſichtig, eine gegrannt. Granne ½
Zoll lang, gekniet. Samen rundlich, weiß, glatt und mehlig.
O e Juli, Auguſt; Reife: September, October.
a) Schwarzer Mo hrhirſe. (Sommergetreide und Sutterpflaunen)
Rispe dicht; Samen ſchwarz.
Europäische Cerealien b. 59. A.
Sirk in Oeſterreich und Illyrien; Beſenkraut in Steiermark; indiſches Korn,
Sorg und gemeiner Mohrhirſe in Deutſchland; Houque d’Alep, Houque Sorgho
in Frankreich; OI co ossia, Sorgo in Italien; Melca, Alcandia und Saina in
Spanien; Sjoka in Japan.
Wir betrachten den Mohrhirſe als Stammform, auf welche
vorſtehende Beſchreibung anzuwenden iſt, von der wir wieder nach⸗
ſtehende Spielarten zählen, die jedoch unbeſtändig und wechſelnd
ſind und ſehr leicht wieder in die Grundform übergehen.
b) Schwarzer Mohrhirſe mit ausgebreiteter Rispe.
Unterſcheidet ſich von a durch eine mehr offene, ausgebreitete
Rispe, die jedoch häufig wechſelt und wieder dicht erſcheint.
c) Brauner Mohrhirſe.
Von vorſtehender Spielart b durch die braune Däer ver⸗
ſchieden. |
d) Zweifarbiger Mohrhirſe. P
Iſt der Form b gleich und von derſelben nur durch weiße und
biaia Samen zu unterfcheiden. :
Wir haben diefe Spielarten alle dahier erzielt, allein niemals
hat es uns geglückt, fie beftändig zu erhalten. Sie gingen meiſt
in die Formen a und b wieder über und ſind deßhalb mehr als
zufällige Erſcheinungen und weniger als eigene Spielarten zu be⸗
trachten. j
Vorkommen und Verbreitung. Der Mohrhirſe wird in
Aſien, Italien, Illyrien und Steiermark cultivirt, Er verlangt
durchaus ein warmes Klima, kräftigen fetten Boden, und eignet
ſich, wenigſtens in unſerem Klima, mehr zur Futter⸗ als eee 5
pflanze.
Burger ſagt: „Die Mohrhirſearten fordern einen ſchweren,
fetten Boden, dem es an Feuchtigkeit nicht fehlt. Ihre Cultur iſt
mit jener des Mais, mit dem fie in Hinſicht der Höhe des Stän⸗
gels und der Blätterform viele Aehnlichkeit haben, völlig gleich.
Ihr Ertrag an Körnern und Stroh ift groß, vielleicht eben fo
groß wie jener des Mais; aber die Körner haben einen geringen
Werth, enthalten ein dem Menſchen widerlich ſchmeckendes Mehl,
und ſind nur zu Futter für das Geflügel und die M anz
wendbar.“
Wir haben in den Jahren 1834 und 1835 mehrere Anban⸗
verſuche auf Futtererzeugung veranlaßt, die ſehr gut gelungen ſind;
allein obgleich die Bauern mit dem Ertrage und mit der Qualität
nicht unzufrieden waren, ſo zogen ſie dennoch unſere Futterkräuter
vor und ließen den Anbau wieder eingehen. Auf 75 Ruthen Land
(7500 CH badifch) erhielten wir 4 Malter Samen, der ſehr gut
reif war. Der Samen wird zwar in ſehr guter Lage jährlich reif,
allein in naſſem Sommer beſtockt ſich die Pflanze gering und zeigt
nur zu ſehr, daß fie einem wärmeren Klima angehört, weßhalb
wir dieſelbe vorderhand für das ſüͤdliche Deutſchland Së wohl
1 können.
28. Gattung. Mays. (Mais Cand.)
Einhäuſig; männliche Blüthe endſtändig, traubig⸗rispig. Nehre
chen Ablüthig, beide Blüthen ſitzend. Balg Lklappig. Bälglein
Mpelzig. Weibliche Blüthe in blattwinkelſtändige, von Scheiden
eingehüllte Aehren geordnet. Aehrchen Ablüthig, das eine davon
geſchlechtslos. Balg 2klappig, Bälglein 2ſpelzig. Klappen und.
Spelzen fleiſchig⸗häutig, quer = länglich und zuſammengerollt.
Griffel ſehr lang. Narbe feingewimpert. Kariopſen (Körner)
Bea e nierenfbemig, in 8 paarweiſe genäherten Sie geord⸗ i
„der fleiſchigen Are eingefügt. l
1) Mays. (Mais vulgaris.) Sommerfrucht,)
Europäische Cerealien p. 69. A. 8
Welſchkorn in der Schweiz und im ſüdlichen Deutſchland. Türkiſcher Wei-
in und Weiten in Mecklenburg; Türkiſcher Weiten bei Greifswalde; Türkiſcher
Rays in Sachſen; Türkenkorn im obern Elſaß; Türkiſcher und Nudelweizen in
Steiermark; Turshiza in Illyrien; Maize oder Indian Corn in England;
206
Mays und Turkisht twete in Schweden; Bié d Espagne oder Milial in
Languedoc; Blé de Guinée , Blé d'Inde, Gros millet des Inde im ſüdlichen
Frankreich; Blé de Turquie im öftlichen Frankreich; Formentone (großer Wer |
zen) Grano turco in Italien; Sorgo turco, Melgone in der Lombardei;
Grano: Siciliano in Toskana; Kukuru in der Türkei; Kukuricza und auch
Tengeri (von Tenger Mohr) in Ungarn; Kukuxuz in Oeſterreich und Untere
ſteiermark; Miglio zaburre in den portugieſiſchen Beſitzungen in Afrika und
Aien; Jagon bei den Malaien und Fannie bei den Chineſen in Oſtindien;
Sjokusa (von Sjoku, Mohrhirſe) und Too-Kibbi in Japan; Tlaolli bei den
Merikanern; Zara in Peru; Avati in Braſilien; Pagato we in Virginien;
Gua in China; Jaeskung bei den alten Bewohnern von Neuyork; Ewahim
neasch bei den Wilden am Miſiſippi.
Die Beſchreibung der Gattung ſtimmt mit den Charakteren die⸗
fer. Art überein. ge Br $
©... Blüthe ` Auguſt; Reife: October. „
Bei der Entdeckung von Amerika fand man den Mays daſelbſt
allenthalben angebaut, und dient den Amerikanern heute noch zur
allgemeinen Nahrung. Von da kam er nach Europa, woſelbſt er
erſt ſeit dem vorigen Jahrhundert, mit Ausnahme der nördlichen
Länder, jetzt allgemein verbreitet iſt. Keine Kulturpflanze erleidet
durch Anbau und klimatiſchen Wechſel, in Bezug auf Form, Größe
und längere oder kürzere Vegetationszeit, mehr Veränderung, als
der Mays. In den wärmſten Theilen von Amerika erreicht er die
Rieſengröße von 18 Fuß, während dieſe gegen die Pole zu all⸗
mählig abnimmt, und zuletzt auf 3 Fuß zurückgeht. Eben ſo auf⸗
fallend verhält es ſich mit der Vegetationszeit, die in den wärme
ren Klimaten 6 — 7 Monate andauert, während in kälteren Kom
dern manche Formen in 3 —4 Monaten ihre Reife vollkommen
erlangen. Die hohen Maysſorten aus Amerika reifen bei uns nut
in ſehr guten, warmen Jahren, und zwar nur in ſehr geſchützten
"sé: i Lagen; ſäet man aber die von denſelben erlangten Körner wieder
1 ASE | aus, ſo erfolgt die Reife im zweiten Jahre bedeutend früher und
vollkommener, welches ſich alljährlich wiederholt, bis die Reife und
ſelbſt die Form der Pflanze unſerm europäiſchen Mays gleichſteht |
„Wir finden in den heißen Zonen meiſt breitgedruckte, flache Sa“
men, die oben eingedrückt und ſelbſt mit ſcharfen Zähnen oft ver
ſehen ſind, die, wenn ſie einige Jahre cultivirt werden, ihre Form
gänzlich verläugnen und ganz in den gewöhnlichen deutſchen Mays
übergeben. Da nun jedes Land eigene Formen beſitzt, deren Cha-
207
taftere von dem Klima bedingt find, welche bei Ueberſtedelung in
andere Gegenden wieder eine gänzliche Umformung erleiden, ſo
wird die Beſchreibung der Maysſorten immer eine ſchwere Aufgabe
bleiben, und nur für denjenigen einigermaßen ausführbar ſeyn,
der ſich ſowohl mit der Cultur der europäiſchen als auch der ame⸗
rikaniſchen Maysſorten beſchäftiget.
Burger hat in einem Bande von 27 Bogen die Naturge⸗
ſchichte, die Cultur und Benutzung des Mayſes mit eiſernem Fleiße
und Scharfſiun zuſammengeſtellt, und wir ſind ihm dafür vielen
Dank ſchuldig; allein wenn wir auch das Ganze durchleſen, ſo
finden wir in botaniſcher Beziehung keine Befriedigung und CH
Anhaltpunkt, auf den man fich ſtützen kann.
Wir befaſſen uns eine Reihe von Jahren mit der Ka Der
Maysarten, und erhielten zu dieſem Zweck von verſchiedenen Ges
genden Amerika's Samen, die wir mit den europäiſchen Mays⸗
varietäten zuſammen mehrere Jahre cultivirten und beobachteten,
wodurch wir jetzt in dem Beſitze einer intereſſanten Sammlung
ſind, die uns nebſt unſern gemachten Beobachtungen als Grund⸗
lage zur nachſtehenden Beſchreibung des Mayſes gedient hat. Be⸗
dauern müſſen wir übrigens, daß wir bei dieſer ſchwierigen Unter⸗
nehmung die Arbeiten über den Mays von Bonafous entbehren
und ſomit ganz allein nach unſern DE Materialien ars
beiten mußten.
Zur Feſtſtellung von mehreren beſtimmten Arten (wie dieſes
von einigen Botanikern geſchah) können wir uns nach dem, was
wir beobachteten, vorderhand nicht entſchließen, obgleich wir durch
einige Formen, die mehr Beſtändigkeit beim Culturwechſel zeigen,
Leranlaſſung hätten. Wir nehmen daher nur eine Stammform
n, die wir in Unterarten abtheilen und jeder ihre Spielarten zus
Weiten wollen, was zur Unterſuchung der Formen weit mehr Er⸗
leichterung gewähren dürfte, als die unſtichhaltige Artenmacherei ;
die das Studium ſolcher vielfach entſtellten Pflanzen nur erſchwe⸗
enn und nicht erleichtern; angenommen, es fey eine von uns ot
Lenommene Spielart eine wirkliche Art, fo glauben wir doch kein
| Noge Vergehen begangen zu haben, weil wir wenigſtens durch die
i Zuſammenſtellung der Spielarten in eine Kettenreihe ihre Verwandt⸗
ſchaft mit den Nachbarn bezeichneten.
| 1. Abtheilung.
Amerikaniſcher ee.
Europäische Cerealien p. 65. A. l |
Zea altissima „Zea hirsuta, und wahrſcheinlich auch Zea Caragua der
SG Autoren,
| Stängel 12 — 15 Fuß hoch. Samen oft ſehr breit, ganz
LE gewölbt und in der Mitte eingedrückt, bisweilen! it einem
kleinen Zahn verſehen, oder, ſtatt GES g in eine SC?
auslaufend.
1. Unterart. Vreitkörniger Mah.
Europäische Cerealien p. 65. A.
Zea altissima der Autoren.
Kolben (Aehre) ſehr lang, dick, meiſt mit 8 engeten.
Samen breiter als lang, oder mehr oder minder eingedrückt, unten
ſtark abgeftumpft. à
a) Weißer breitkörniger Mays. j
Samen weiß, fehr ER und BR: glänzend, als der ew i
ropäiſche Mays. J
Tarascora Corn in St. Louis (Illinois), von Dr. Eugelmann daſelß ]
` erhalten, 14
Wir cultivirten dieſe Form und erhielten in den erſten Jahren
12 Fuß hohe Stengel, und nur wenige reif ausgebildete Samen,
wovon die unterſten am Kolben der Urform gleich, die aber
ohne Eindrücke erſchienen und DCH Ree zum europäischen i
Mays zeigten.
Bon diefen erlangten Samen, die wir im nachſtehenden Jahre
ausſteckten „erhielten wir Pflanzen mit 9 — 10 Fuß hohen Gro
geln und eine frühere Samenreife. Die Sam men waren bedeutend
mehr ausgebildet als im vorigen Jahre, die urſprünglichen Ein⸗
drücke der äußeren Flaͤche waren bereits verſchwunden und die fchöne
weiße Farbe zeigte ſich mehr dunkel und ſchmutzig. Einige Samen
waren gelb, und die jetzt rundliche Form derſelben näherte ſi ich
ganz unſerm Mays und verlaͤugnete die Verwandtſchaft mit den
Stammform faſt gänzlich. Im dritten Jahre der Cultur waren
vollends alle Annäherungen zur amerikaniſchen Form verſchwunden /
und dieſer ſonſt ſo ſehr verſchiedene amerikaniſche Mays war bereits
208
in die Unterart A, Spielart b. übergegangen. Ferner erhielten wir
amerikaniſche Originalſamen, die ebenfalls zu dieſer Form gehör-
ten, die im dritten Jahre ebenfalls ſich der Unterart 5, b näherten
und nach ſechsjahriger Cultur ganz dieſelbe repräſentirten. Der⸗
ſelbe Mays wird jetzt in unſerer Gegend häufig cultivirt und um
terſcheidet fih von unſerer landesüblichen Maysart nur noch durch
etwas kräftigere Beſtockung. ?
ge. 2 2, re RN
Kolben ſehr groß, mit 42—44 Samenreihen. Samen zus
ſammengepreßt, länger als breit, an der Spitze ſtark eingedrückt
und mit einem jchärfen Zahn verſehen.
; a) Weißer Zahnkornmays.
White Tooth Corn in St. Louis (Illinois), von Dr. Engelmann erhalten.
Same ſehr weiß, fogs die Eindrücke oben an den Sa⸗
men runzlich.
Bei der Cultur im erſten Jahre behielten die Körner ziemlich
j die Form und Farbe, ſie wurden jedoch minder flach, und die
oberſten Samen nahmen eine rundliche und minder eingedruͤckte
Form an. Im zweiten Jahre näherte ſich die Form mehr zu dem
| europäifchen Mays; die Körner wurden mehr rund, die Eindrücke
an denſelben verloren ſich faſt ganz, die meiſten Körner waren
gelb, zum Theil noch weiß, und mehrere davon nahmen eine blaue
Farbe an. Die Zähne an den Samen fehlten beinahe gänzlich
oder erſchienen nur noch als weiche, leicht ablösliche, feine Spitzen.
b) Gelber Zahnkornmays.
Yellow Tooth Corn zu St. Louis (Illinois), von Dr. Engelmann hier⸗
her geſendet.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a durch ege: etwas
mehr glanzende Samen.
Die Körner, zumal an der Spitze, hatten bei der Eultur im d
erſten Jahre minder tiefe Eindrücke und ſahen zum Theil rund aus;
im zweiten Jahre verſchwanden die Eindrücke ganz, die Körner i
waren mehr rund, die garbe war etwas blaffer und ging bei mans
chen Körnern ins Weiße über, fo daß wir fie an die Unterart 5, =
Spielart b anſchließen konnten.
€ ; 14
c) Rother Zahnkornmays.
Unterſcheidet ſich von der Spielart a blos durch die op?
Farbe. Wurde uns ebenfalls von Dr. Engelmann aus Illinois
mitgetheilt, allein die Cultur dahier mißglückte und konnte wegen
Mangel an Samen nicht wiederholt werden. Es unterliegt jedoch
keinem Zweifel, daß dieſe Form bei uns ebenfalls, wie die übris
gen, bald ausarten wird.
Dieſe bis jetzt beſchriebenen Spielarten reifen bei uns im er⸗
ſten Jahre der Cultur ſehr ſchwer und verlangen einen warmen
Sommer; allein, hat man einmal Samen davon erhalten und
pflanzt denſelben im zweiten Jahre fort, ſo erfolgt die Reife weit
früher, die Pflanzenſtängel erreichen eine mindere Höhe, die Sa⸗
men werden runder und gehen gewöhnlich im dritten Jahre in den
europäiſchen Mays gänzlich über. Es bleibt demnach kein Zweifel
mehr übrig, daß die bei uns cultivirten Maysſpielarten von die⸗
ſen zwei Unterarten abſtammen, die durch die Cultur in einem
kälteren Klima in die verſchiedenen Spielarten allmählig umgewan⸗
delt worden ſind, welche derjenige nicht leicht als Abkömmlinge der
genannten Urformen anſehen wird, der ſich nicht mit der Cultur
des amerikaniſchen Mayſes befaßt hat.
3. Unterart. Hühnermays.
Chicken D Corn in Illinois. Vielleicht Zea Caragua der Autoren?
Kolben ſehr klein „dünn, ziemlich gleich dick.
a) Weißer Hühnermahs.
Chicken Corn in Illinois, von Dr. Engelmmnun erhalten.
Kolben mit 42 Samenreihen. Samen zuſammengedruͤckt, nach
oben ſtark abgerundet und Get unten ſpitz n glaſig, faſt
durchſichtig, weiß.
Behält im erſten Jahre der Cultur ee, die Farbe und
Form und reift ſehr ſchwer.
b) Blauer Hühnermays.
Iſt von der Form a durch die blaue Farbe zu unterſcheiden.
Reift im erſten Jahre ziemlich gut, behält meiſt die blaue Farbe
und bekommt nur einzelne weiße Körner.
DN Hellrother Dühnemays.
Bed Chicken Corn in Illinois. |
Die Samen reifen im erſten Jahre ſehr unvolſtändig und ſind
unbedeutender Veränderung unterworfen.
d) Dunkelrother Hühnermays.
Reif ebenfalls ſehr ſchwer und wechſelt die Farbe.
Dieſe drei letzten Spielarten ſind von der Form a nur durch
die Farbe verſchieden und ſcheinen nur zufällig zu entſtehen, fie
haben keine Beſtändigkeit und beſondern Werth.
Die fanmtlichen Spielarten dieſer Unterart erhielten wir unter
dem Namen Chicken Corn von Dr. Engelmann in St. Louis im
Staate Illinois. Sie reifen alle ſehr fpät und verlangen ST
in unferm Klima einen warmen Sommer.
Die Samen ſämmtlicher Spielarten behielten durch die Cultur
bei uns ziemlich ihre Form, verloren aber ihren Glanz und ihre
Durchſi ichtigkeit und erſchienen mehr trübe. Ueberhaupt arten die
ſämmtlichen Spielarten nicht ſo leicht aus, wie die vorſtehenden
zwei Unterarten, ſondern behalten mehr Beſtändigkeit, und man
wäre bei dieſer mehr, als bei irgend einer andern Unterart, be⸗
rechtiget, ſie als eigene Art aufzuſtellen, was wir aber vor der
Hand noch nicht für geeignet erachten, weil die Unterſcheidungs⸗
merkmale uns nicht genügend verſchieden ſcheinen, und anzunehmen
iſt, daß auch beim Mais, wie bei andern Getreide⸗Spielarten,
Formen vorhanden ſind, die durch langjährige Cultur ebenfalls
mehr Beſtändigkeit angenommen haben und nicht ſo leicht dem
Wechſel unterworfen ſind.
Dieſe Unterart wird in Amerika mist zur Fütterung des Fe⸗
derviehes angebaut, wozu ſie ſich vermöge der kleinen Körner ſehr
Bet kepun mag.
Tr 4. Unterart. Spigförniger Mays.
| Zea hirsuta? der Autoren. f 1 e
Kolben dünn, ſpitz zulaufend, kurz, mit 12 — 18 Samenrei⸗
hen. Samen länglich, an der Spitze eingedrückt und in einen
tarten. ‚gebogenen Zahn ausgehend, woran dieſe Unterart vor allen
andern leicht zu erkennen iſt. |
212
2) Weißer ſpitztörniger Mays.
Early Mandan“ Corn (frühe Madan⸗Korn) in Illinois, von Dr. Engel:
mann erhalten. ,
Samen weiß, glaſig und faft durchſichtig. 5
Inm erſten Jahre reiften die Samen ſehr gut und waren dem
„Originalſamen ganz gleich; im zweiten dagegen reiften fie ſchwerer
und waren bedeutend blaſſer und minder glaſig, was aber haupt⸗
ſaͤchlich von dem ſtattgefundenen naſſen Nachſommer herkam.
Dieſe Spielart varürt in der Form nicht fo leicht, wie andere
Maysſpielarten, und zeigt ſich mehr als eigene Art, was jedoch erſt
die fortgeſetzte Cultur nachweiſen wird, ob diefe Unterart zur wirk?
paai Art erhoben werden kann. l 8
b) Rother D ee Mays.
Wir erhielten dieſe Spielart unter Zea hirsuta aus dem Berliner Garten
durch die Gefälligkeit des Herrn Directors Otto daſelbſt. l
Unterſcheidet ſich von vorſtehender Spielart nur durch die dun⸗
kelrothe Farbe. Alles übrige, was über die Cultur bei der vorigen K
Spielart geſagt iſt, gilt auch für dieſe.
Die bereits beſchriebenen vier amerikaniſchen Master bie in
ihrem vaterländifchen Klima einen beſtimmteren Charakter und mehr
Beſtändigkeit angenommen zu haben ſcheinen, als bei uns, werden
allgemein in den wärmeren Theilen Amerika's angebaut, und die⸗
nen dort zur Hauptnahrung der Menſchen und der Hausthiere.
Für Deutſchland haben fie keinen beſtimmten Werth und mëtten
erſt durch mehrjährige Cultur an unſer Klima gewöhnt werden.
Es unterliegt übrigens keinem Zweifel, daß unſere ſämmtlichen
Maysarten beſonders von den erſten zwei Unterarten, die durch
längere Cultur niedere Stängel, rundere Samen und ae Reife
erlangt haben abſtammen. |
Wir haben bereits gejagt, daß die Maysarten in heißen Zo⸗
nen eine Höhe von 15 — 18 Fuß erreichen, und daß dieſelben,
jemehr ſie gegen die Pole hin cultivirt werden, allmählig an ihrer
Höhe abnehmen. Eben ſo verhält es ſich mit den Samen, die
in wärmeren Ländern meiſt glatt und eingedrückt erſcheinen, währ
rend dieſelben in kälteren Klimaten ſchen im zweiten Jahre mehr
rund und gewölbt werden.
\
Bei keiner Pflanzenfamilie ſcheint der klimatiſche Wechſel auf
die Veränderung der Formen und Farben ſo ſehr einzuwirken, als
bei dem Mays, weßhalb wir ſehr zweifeln, ob die von einigen
Botanikern angeführten Arten wirklich auch als ſolche anerkannt
werden dürfen, und fühlen uns berechtiget, nach den gemachten
Erfahrungen die ſämmtlich nachſtehenden europäiſchen Formen als
Abkömmlinge der erſten zwei Unterarten anzunehmen. 5
: 2. Abtheilung. ;
s 3 WM d y8.
Zea Mays. Zea praecox L.
Mit 3—8 Fuß hohen Stängeln und frühreifenden rundlichen
Samen, ohne die mindeſten Eindrücke und Zähne. f
2
5. Unterart. Großer Mays. S
Mit o Fuß hohen Stängeln, gleichdicken, ſehr langen
Kolben, 8 — 12 Samenreihen und großen breiten Samen, die in
regelmäßigen Reihen ſtehen.
a) Weißer großer Mays. |
Mit weißen, bisweilen fleiſchfarbigen und e gelben 2
großen Körnern.
Wir haben dieſen Mays aus Spanien durch die Hortieultur = Geſellſchaft
in London erhalten.
Eine ſehr ergiebige Spielart, die etwas ſpät reift, aber den⸗
noch allgemein angepflanzt zu werden verdient.
b) Weiß⸗ und gelbförniger großer Mays.
Unterſcheidet fih von der Spielart a durch die gelben Körner,
welche ſich zur Hälfte gemiſcht unter den weißen befinden. Dieſe
Spielart wurde, wie ſchon erwähnt, aus der erſten Unterart, Spiel⸗
art a, während ſechs jähriger Cultur im landwirthſchaftlichen Garten
dahier erzielt. Sie ift für den ökonomiſchen Gebrauch ausgezeich⸗
net und wird in der Umgegend von Heidelberg ſchon ziemlich
häufig cultivirt, ſo wie auch dem gemeinen Mays einigermaßen
vorgezogen. * -
) Großer gelber Mays.
Iſt von der Spielart a nur durch gelbe Körner unterſchieden.
Dieſer ſchöne große Mays wird allgemein in der Umgegend
von Kehl und Straßburg im Großen angebaut und verdient in
ökonomiſcher Beziehung die erſte Berückſichtigung.
Für den Anbau im Großen ſind die beſchriebenen drei Spiel⸗
arten vorzugsweiſe zu empfehlen, indem dieſelben ſich nicht allein
kräftig beſtocken, ſondern auch durch große Kolben und Körner vor
allen übrigen ſich auszeichnen.
6. Unterart. Gemeiner Mays.
Mit 4 — 6 Fuß hohen Stängeln, gleich⸗dicken, etwas kurzen
Zapfen, 8 — 44 Samenreihen und etwas rundlichen Samen, die
nicht in geregelten Reihen ſtehen. | |
Man findet hiervon eine Menge nachſtehend befchriebener Far⸗
benabänderungen, die aber meiſtens nur aufällig erſcheinen und ſich
ſelten rein fortpflanzen laffen.
ei Gelber gemeiner Mays. (Zea Mays L.)
Mays vulgaris; Wälſchkorn, Türkiſch Korn in Deutſchland; Kukuruz in
Ungarn.
Mit gelben Samenförnern, die ſich ziemlich rein fortpflanzen
laſſen, jedoch auch häufig verſchiedene Farbenabänderungen her⸗
vorbringen. Wird allgemein im ſuͤdlichen Deutſchland angepflanzt
und iſt wohl die am meiſten verbreitete Form.
b) Weißer gemeiner Mays.
a Diefer unterfcheidet ſich von vorſtehender Spielart durch weiße
Körner, ift ziemlich beftändig und wird auf dem Felde häufig ans
getroffen.
c) Hellrother gemeiner Mays.
d) Blutrother gemeiner Mays.
e) Dunkelrother gemeiner Mays.
t) Blauer gemeiner Mays.
g) Panaſchirter gemeiner Mays.
) Gemeiner Mays mit hell» und duntelrethen
3
*
i) Gemeiner Mays mit verſchiedenfarbigen Kör⸗
nern.
Die Spielarten c bis i einſchließlich erſcheinen nur 7
ſie ſind daher als wechſelnde Unterſpielarten zu betrachten, die ſich
nicht beſtimmt fortpflanzen laſſen und von der Spielart a nur durch
die Farben und Bezeichnungen verſchieden find. Die ſämmtlichen
Spielarten dieſer Unterart ſtehen der öten Unterart im Werth nach.
6 7. Unterart. Spitzkolbiger Mays. |
Mit 4 — 5 Fuß hoben Stängeln, kurzen, kleinen Kolben, die
nach der Spitze ſtark verjüngt zulaufen, meiſt von 12.— 20 Sa⸗
menreihen, welche dicht zuſammengedrängt ſind, und etwas “Meis
nen Samen. 23 21
a) Gelber ſpitzkolbiger Mays.
Mit gelben, kleinen Samen, die ſehr dicht bei einander ſtehen.
Stammt aus Spanien, woher wir ihn durch die See
Geſellſchaft in London erhielten. e
Dieſe Spielart ift ziemlich erträglich und ſcheint ſich së Fuͤt⸗
terung des dane weng, der kleinen Körner wegen, vorzüglich zu
eignen. PT
b) Rother ſpitzkolbiger Mags
und |
c) Blauer ſpitzkolbiger Mays
find als Unterfpielart der erſten Spielart zu betrachten, die zufäls
lig erſcheinen und nur durch die Farbe der Samen von a verſchie⸗
den ſind.
8. Unterart Kurzkolbiger Mays.
Mit 5 — 6 Fuß hohen Stängeln, ſehr ſtumpfen, kurzen, gleich⸗
dicken Kolben und meiſt unregelmaͤßigen Samenreihen. i
a) Gelber kurzkolbiger Mays.
Mit gelben Körnern. :
Kam aus Spanien in den landwirthſchaftlichen Garten dahier
und hat keinen beſondern Werth.
9. Unterart. Breitfolbiger Mays.
Stängel 5—6 Fuß hoch; Kolben meiſt breitgedrückt, kurz, |
ſtumpf, bisweilen oben getheilt, mit unregelmäßigen Samenreihen
und kleinen rundlichen Körnern. |
2) Gelber breitfolbiger Mays.
Sirter⸗ Mays in Steiermark.
Mit gelben Körnern.
Dieſe ſchöne Spielart, die ziemlich beſtändig bleibt, erhielten
wir durch die Güte unſeres verſtorbenen Freundes, Profeſſor Wer⸗
ner in Grätz. Sie ſteht ebenfalls in ökonomiſcher Beziehung der
öten Unterart nach und bildet den Uebergang zur nachſtehenden
Unterart, indem die Spindeln Andeutungen zur Theilbarkeit zei⸗
gen und deßhalb breite Kolben bilden. | |
2
10. Unterart. Aeſtiger Mays.
Mit — 3 Kolben.
ai Weißer aͤſtiger Mays.
b) Rother äſtiger Mays.
Beide Formen erſcheinen nur zufällig, und zwar ſehr ſelten bei
verſchiedenen Spielarten, und verdienen deßhalb in botaniſcher,
beſonders aber in ökonomiſcher Hinſi icht keine weitere Beachtung.
11. unterart. Cinquantino⸗ Mays.
Stängel 4 Fuß hoch; Kolben ſehr kurz, dick, nach oben et⸗
was verjüngt, mit meist 12 Samenerihen und etwas breiten Samen.
a) Weißer Einquantins- Mays.
Mit weißen frühreifenden Samen. Wird in Italien ange⸗
baut, und hat den Namen Cinquantino von der Reifzeit der Sa⸗
men im Verlauf von fünf Monaten. Ob dieſes übrigens die Adte
italieniſche Form iſt, vermögen wir nicht zu beſtimmen.
Reift bei uns 14 Tage früher als der gemeine Mays, und
mag in dieſer Beziehung für ſolche Klimate, wo der gemeine Mays
nicht mehr reif wird, ödkonomiſchen Werth haben.
13. Unterart. Zwergmays.
Die Staͤngel meiſt nur 3 Fuß hoch; Kolben bisweilen nur
3 Zoll lang.
a) Gelber Zwergmays.
Zea praecox. Mays praecox der Autoren. Kleiner Mays in Deutſchland.
Europäische Cerealien p. 68. H. ?
Mit kleinen, gelben, runden Körnern, die fehr dicht beiſam⸗
menſitzen.
Reift ſehr früh und meiſt 4 Wochen vor dem gemeinen Mays,
weßhalb diefe Spielart in nördlichen Gegenden, wo der gemeine
Mays nicht mehr gedeiht, angepflanzt werden kann. 5
Er wird bis jetzt nur in Gärten angebaut, und eignet ſich
beſonders zur Fütterung des Federviehes.
Dieſer Mays artet ſehr leicht aus und bekommt größere Kol⸗
ben und höhere Stängel, zumal wenn er mit andern Maysſpiel⸗
arten angebaut wird. 5
bp) Rother Zwergmays.
c) Blauer Zwergmays.
d) Panaſchirter Zwergmays.
Dieſe drei Spielarten ſind von dem gelben Zwergmays nur
durch die Farbe verſchieden, fie erſcheinen blos zufällig, und kön,
nen deßhalb nur als Unterſpielarten betrachtet werden.
Cultur und Nutzen des Mayſes im 8
1 a) Als Mehlpflanze.
Als bauwürdigen Mays für das, füdlliche Deutſchland zaͤhlen
wir hauptſächlich die drei Spielarten der 5ten Unterart, als: den
weißen, weiß⸗ und gelbkörnigen und gelben großen Mays, zum
allgemeinen Anbau auf offenem Felde, und die Unterart 11 und
12, als den weißen Cinquantino⸗ und gelben Zwergmays in mehr
geſchützte Lagen für das nördliche Deutſchland, und zwar dahin,
wo erſtere nicht mehr gehörig reif werden. Die übrigen Formen
gehören meiſt nur den Gärten und Sammlungen an, und haben
hauptſächlich mehr botaniſchen als eigentlichen landwirthſchaftlichen
Werth.
216
Ob die Mayscultur vortraͤglicher als der eigentliche Getreide⸗
bau iſt, vermögen wir, aus Mangel an Erfahrung und verglei⸗
chenden Verſuchen nicht zu beſtimmen. Nur haben wir bemerkt,
daß in den Rheingegenden in produktivem Boden, wo beſonders
der Getreidewerth hoch ſteht, die Mayscultur mehr zurückgedrängt
als erweitert, und daſelbſt nur noch zum Hausgebrauch, weniger
aber zum Verkauf, angebaut wird. Doch ſehen wir den Anbau
deſſelben noch ſehr häufig, zumal in ſandigen Gegenden, bei Karls⸗
ruhe, in der Umgebung von Straßburg und im Elſaß, von wo
aus die Samen meiſt in die großen Städte zum Mäſten der Gänfe
Rund Schweine auf den Markt gebracht werden. Der pfälzer Bauer
dagegen läßt ſich auf den Maysbau nur wenig ein, und behaup⸗
tet, daß ihm der Spelzenbau mehr vortrage. Es ſcheint daraus
hervorzugehen, daß es beim Maysbau hauptſächlich auf Localver⸗
hältniſſe ankommt, und daß ſomit derſelbe in minder cultivirten,
beſonders ſandigen Gegenden von Wichtigkeit ſeyn mag, während
er im produktiven, gut gebauten Ackerlande weniger Berückſichti⸗
gung verdient.
Wir glauben daher, daß der Maps dem füdlichen Europa,
als Italien, Spanien, Frankreich, Ungarn und andern Ländern
mehr, als den befferen Gegenden des ſüdlichen und nordlichen
Dieutſchlands anzuempfehlen ift. |
Ueber die Cultur und den Gebrauch des Mayſes hat Burger
in ſeiner vortrefflichen Abhandlung: Naturgeſchichte des Mayſes,
alle möglichen Nachweiſungen gegeben, die jedem, der ſich für den
Maysbau intereſſirt, von Wichtigkeit ſeyn müſſen. Eben fo hat
Schwerz in feinem neueſten Werke: Anleitung zum praktiſchen
Ackerbau, die Mayscultur ſehr umfaſſend und mit gründlichen Er⸗
fahrungen abgehandelt, und es mag wohl niemand gelingen, et⸗
was beſſeres darüber zu liefern. Wir entlehnen daher nur einige
der wichtigſten Stellen aus dieſen Schriften und verweiſen im
Uebrigen auf die Nachleſung beider Werke. s !
Ueberall, wo der Wein im Freien füße Früchte bringt, oder
der Buchweizen als zweite Frucht reif wird, kann auch noch Mays
gebaut werden. Er fordert in warmen Ländern einen bindigen
Boden; in kälteren Gegenden erwärmt ſich aber nur der leichtere
geſchwind und hinlänglich genug, um ihn noch zur Zeitigung zu
bringen. Er verlangt ferner ein friſch und reichlich W
Feld, wenn er reichlich ertragen ſoll. ö
Der Acker, in welchen Mays geſaͤet werden fon „ muß entwe⸗
der durch die vorausgegangene Frucht oder durch mehrfältiges Plüs
gen in einen reinen Zuſtand verſetzt worden ſeyn.
Die Zeit der Ausſaat richtet ſich nach dem Klima. Wenn
keine Nachtfröſte mehr zu befürchten find, fol man Mays ſaͤen.
Dieſes geſchieht im ſüdlichen Deutſchland meit Ende April. Der
Mays wird mit der Maſchine in Reihen oder in einzelne Stufen
gleichweit von einander gelegt. Die Cultur deſſelben beſteht darin,
daß man die jungen Pflanzen frühzeitig behackt, daſſelbe fpäter
noch einmal vornimmt, und wenn fie hoch genug find, mit Erde
einhäufelt, was bei den Reihen mit dem Häufelpfluge und bei den
Stufen mit der Hacke geſchieht. Wenn die Blüthe vorüber iſt,
werden die Stängel über den Kolben abgeſchnitten und verfüttert;
dieſes darf aber nicht eher geſchehen, als bis fid) das Pollen (Bliz
thenſtaub) der Staubbeutel entleert hat, weil ſonſt keine genügende
Befruchtung ſtatt ſindet. Das Stroh des Mayſes hat als Vieh⸗
futter einen höheren Werth als jenes der anderen Halmgetreide,
weil es mehr Zucker, Schleim und Stärke enthält. Dafür ſind
aber die reifen Stängel ſchwer zu ſchneiden, und das Futter muß
entweder abgebrüht werden, oder ein paar Tage früher, mit kaltem
Waſſer übergoſſen in Bütten ſtehen. |
b) Futterpflanze.
Man ſaͤet den Mays häufig in Stoppeläcker nach der Ernte,
oder auch im Frühling in dichte Reihen, und ſchneidet die Staͤn⸗
gel, wenn fie ſtark genug find, zur Grünfütterung ab. Sie haben
ſehr viel Saft⸗ und Zuckertheile und werden deßhalb von dem Vieh
gerne gefreſſen.
In trocknem heißem Jahrgange liefert der Mays, weil er Hitze
und Trockenheit mehr, als alle ae Futterpflanzen, erträgt, ein
reiches Futterſurrogat.
c) Einmach⸗ und Grützepflanze. 5
Man macht die halbreifen Aehren in Effig ein, und giebt fe
als Zuthat zu Rindfleiſch. Andere braten die reifen Kolben in of⸗
fenem Feuer und genießen fie im warmen Zuſtande. Man berei⸗
D
tet ferner Grütze und Mehl daraus; erſtere gebraucht man zu Sup⸗
pen und letzteres zu Brei, Kuchen und Brod.
Die beliebte Polenta (dicker mit Waſſer gekochter Brei), ein
Hauptnahrungsmittel der Italiener, fo wie die Milasse oder Cru-
chade der Südfranzoſen, und die Gaudes (beide dicker Brei in Milch
gekocht) der Burgunder, werden aus Maysmehl bereitet. Die
Amerikaner backen aus Maysmehl Kuchen und Brod, eben ſo die
Ungarn. Das Brod iſt ſehr weiß, wenn es gut behandelt wird,
ſchwammig, und hat einen ſüßlichen Geſchmack, der nicht von je⸗
dermann geliebt wird. Die Hüllen, in denen ſich die Kolben be⸗
finden, dienen, wenn ſie fein zerriſſen werden, zum Auspolſtern
der Stühle und Soaps sg
*
Anhang.
Cultur der Wieſengräſer im Allgemeinen.
Keine Pflanzen ſind bei der immer mehr ſich entwickelnden
Bodencultur in landwirthſchaftlicher Beziehung fo ſehr vernachläfs
Got, als die Gräſer, obgleich fie zu den wichtigſten Futterpflanzen
gehören, von denen der denkende Landwirth bei geeignetem Anbau,
zumal auf feuchtem, für den Feldbau ungeeigneten Boden, den
höchſten Ertrag mit dem geringſten Kraft⸗ und Düngeraufwand
gewinnen kann. Ihre Anzahl iſt unendlich groß, und jede Loca⸗
lität, vom Sumpf bis zur trocknen Heide, vom ſchweren Thon⸗
boden bis zum Flugſande, weiſt Repräfentanten dieſer Familie nach.
Nicht alle Gräſer haben aber gleichen Werth, und ſind in der
Qualität, als Futter⸗ und Wieſenpflanzen, äußerſt verſchieden;
viele ſind hart, rauh, trocken, ſpröde, und werden von den Thie⸗
ren ungern und nur in der höchſten Noth genoſſen, während an⸗
dere entgegengeſetzte Eigenſchaften beſitzen und ein nahrhaftes Fut⸗
ter abwerfen, das grün und getrocknet die Hauptnahrung für Pfer⸗
de, Rindvieh und Schaafe ausmacht. Erſtere können hier keine
Stelle einnehmen, indem nur diejenigen Gräſer bezeichnet werden
folen, die einen wirklichen und allgemeinen Werth für die Land
221
wirthſchaft haben und deren Vermehrung durch leichte Samenge⸗
winnung oder auch ſonſtige Fortpflanzung keiner großen Schwie⸗
rigkeit unterworfen iſt. Da nun aber jedes anerkannte Wieſengras
ſeine eigenthümliche Bodenart und einen angemeſſenen Standort
verlangt, ſo iſt es nöthig, die verſchiedenen Bodenverhältniſſe der
Grasanlage auszumitteln, und darnach die Wieſengräſer zu clafs
ſifteiren, was jedoch nicht fo ſcharf abgegränzt werden kann, weil
ſelbſt mehrere von ihnen auf verſchiedenen Bodenarten fortkommen.
Wir nehmen an, daß der Wieſenbau nur da von Nutzen ſeyn
kann, wo der Boden zeitweiſe den Ueberſchwemmungen ausgeſetzt ift,
wo allzu große Feuchtigkeit ſtatt findet, oder wo derſelbe thonig,
abhängig und auch zu ſteinig iſt, und daher nicht mit dem Pfluge
bearbeitet werden kann. Sodann da, wo der trockne unfruchtbare
Boden künſtlich gewäſſert werden kann; und endlich da, wo die
Bodenfläche ſo groß iſt, daß die ſie bewohnende Bevölkerung nicht
Hände genug zur Bearbeitung derſelben hat und wo der Boden
von ſolcher Qualität ift, daß Feld- und Wieſenbau (oder füge,
nannte Koppelwirthſchaft darauf getrieben werden kann.
Die Abtheilungen der Wieſen in Sumpf- und trockne Wieſen,
wie dieſes in verſchiedenen landwirthſchaftlichen Schriften geſchieht,
können wir nicht billigen, und zwar deßhalb, weil auf erſteren
nur ſchlechte und ſauere Gräſer wachſen, die keinen Futterwerth
haben, und auf letzteren nur unbedeutende trockne Gräſer fortkom⸗
men, die allzu geringen Ertrag liefern. Sumpfige Wieſen gehören
daher entwäſſert und cultivirt zu werden, und kann der Waſſer⸗
abzug vermöge einer zu niedrigen Lage nicht ſtatt finden, fo befege
man ſolche Sümpfe mit Kopfweiden, Pappeln, Erlen u. dgl.,
was weit mehr Nutzen bringen wird, als eine ſchlechte Sumpfwieſe.
Eben ſo baue man trockene Gelände, die nicht bewaͤſſert wers
den können, mit dem Pfluge, und benutze ſie zum Anbau kraut⸗
artiger Futterfräuter, als Luzerne, Esparſette u. dgl., die eher
vermögend ſind, durch ihre tiefer gehenden Wurzeln aus dem Bo⸗
den Nahrung zu ziehen, als die faſerwurzeligen Gräſer.
Ein beſonderer Uebelſtand, den wir allgemein wahrnehmen,
und der ſehr nachtheilig auf eine gute Wieſencultur einwirkt, liegt
in der üblichen Beſamung der Wieſen durch ſogenannte Heublumen,
die man als Abfälle auf Heuböden, ohne Rückſicht, ob dieſelben
223
von guten oder ſchlechten Gräſern herſtammen, gewinnt. Dieſe
Heublumen enthalten meiſt nur taube Grasſamen, und nebſt die⸗
ſen eine Menge ſchlechter Unkrautſamen, durch deren Ausſaat die
Miefenunfräuter, die ohnehin auf jedem Boden von ſelbſt erſchei⸗
nen, auf Rechnung der beſſeren Graͤſer vermehrt werden.
Einem ſolchen Uebelſtande iſt nur dadurch abzuhelfen, wenn |
man reifen Samen von geeigneten Wiefengräfern ſelbſt einſammelt
und diefe in gehöriger Miſchung mit Zuſatz von einigen krautarti⸗
gen Futterpflanzenſamen zuſammen ausſäet; da aber dieſe Gräfer
da, wo noch keine geregelte Grascultur eingeführt iſt, ſchwierig zu
ſammeln ſind, ſo dürfte es zweckmäßiger ſeyn, die Samen von
guten Samenhandlungen zu verſchreiben, von denen man ſolche
Gräfer rein, oder auch, wenn Boden und Lage der zu beſäenden
Wieſe angegeben wird, in paſſender Miſchung billig erlangen kann.
Wir haben aus eigener Erfahrung entnommen, daß die Ko⸗
ſten für ſolche Samenanſchaffungen ſchon im erſten Jahre durch
zwei reiche Schnitte hinlänglich vergütet wurden, wozu hauptſaͤch⸗
lich das italieniſche Raygras, das ſich ſehr ſchnell beſtockt, beige⸗
tragen hat, weßhalb wir die Beſamung der Wieſen durch reine
Gräſer nicht genug empfehlen können.
Nach dieſen vorangegangenen Grundzügen Si weiter gemach⸗
ten Beobachtungen über das Gedeihen der Gräſer auf den Wieſen
und andern Grasplätzen wollen wir verſuchen, die Wieſen nach
Boden und Lage zu claſſifteiren und jeder Claſſe ihre dahin geeig⸗
neten Grasarten zur SENG ZE? für die Beſamung anzu⸗
weiſen. f à
Wahl der Gräſer.
1) Für Wieſen auf torfigem, moorigem Boden.
a) Obergräſer (Halmgräſer).
Wieſenlieſchgras. Phleum pratense.
Wieſenfuchsſchwanz. Alopscurus pratensis.
Honiggras. Holeus lanatus.
Franzöſiſches Raygras. Arrhenantherum elatuis (Avena elatior).
Rohrſchwingel. Festuca arundinacea (F. elatior). -
b) Untergräſer (Bodengräſer).
Fioringras. Agrostis stolonifera.
233
2) Auf thonigem, waſſerhaltigem, fegenanntem kalten
Boden.
a) Obergräſer. a
Rohrſchwingel. Festuca arundinacen.
Knaulgras. Dactylis glomerata.
Wieſenlieſchgras. Phleum pratense.
Franzöſiſches Raygras. Arrhenantherum elatius Lëns elatior).
b) Untergräſer. \ -
Ruchgras. Anthoxanthum odoratum.
Engliſches Raygras. Lolium perenne.
Kammgras. Cynosurus cristatus.
Fioringras. Agrostis stolonifera.
Gemeines Rispengras. Poa trivialis.
3) Auf fruchtbarem, kräftigem, Bere warmen
Boden mit Bewäfferung (fruchtbare Wake we
a) Obergräſer. ’
Wieſenlieſchgras. Phleum pratense.
Wieſenfuchsſchwanz. Alopecurus pratensis.
Wieſenſchwingel. Festuca pratensis.
Goldhafer. Avena flavescens.
Kurzhaariger Hafer. Avena pubescens.
Franzöſiſches Raygras. Arrhenantherum elatius (Avena geiert
Italieniſches Raygras. Lolium italicum.
b) Untergräfer.
Engliſches Raygras. Lolium perenne.
Zittergras. Briza media.
Ruchgras. Anthoxanthum odoratum.
Wieſenrispengras. Poa Lego: l
4) Auf fruchtbarem, kräftigem, ſogenanntem warmen
Boden ohne Bewäſſerung, und ſtatt dieſer dftere-
Düngung |
a) Obergräfer.
Franzöſiſches Raygras. e ene elatius (Avena *
Italieniſches Raygras. Lolium italicum.
Wieſenſchwingel. Festuca pratensis.
224
Wieſenhafer. Avena pratensis.
Goldhafer. Avena flavescens.
Kurzhaariger Hafer. Avena pubescens.
b) Untergräfer.
Engliſches Raygras. Lolium perenne.
Schaafſchwingel. Festuca ovina.
Wieſenrispengras. Poa pratensis.
Zittergras. Briza media.
— Anthoxanthum odoratum.
SCH Auf ſchattige Waldwieſen und Grasgärten.
a), Obergraͤſer.
Knaulgras. Dactylis glomerata.
Rieſenſchwingel. Festuca giganten (Bromus giganteus).
Franzöſiſches Raygras. Arrhenantherum elatius ies elatior).
Italieniſches Raygras. Lolium italicum.
Kurzhaariges Hafergras. Avena pubescens.
i
b) Untergräſer.
Engliſches Raygras. Lolium perenne.
Ruchgras. Anthoxanthum odoratum.
6) Auf Zierrafen in Gärten und Parkanlagen.
Engliſches Raygras. Lolium perenne.
Italieniſches Raygras. Lolium italicum.
Zur Miſchung der Grasſamen wählt man gern einige kraut⸗
artige Pflanzen, wie z. B. für alle Wieſen, mit Ausnahme der
Zierraſen: Steinklee (Trifolium repens), rothen Klee (Trifolium
pratense) und Hopfenklee (Medicago lupulina); für Wieſen auf
torfigem, thonigem und feuchtem Boden: Baſtardklee (Trifolium
hybridum), Schotenklee (Lotus corniculatus) und Steinklee. Bei
den Zierraſen dagegen darf keine Miſchung ſtattfinden, weil durch
die farbigen Blüthen der krautartigen Pflanzen das ſchöne Grün
vom Raygras unterbrochen und das Anſehen ſolcher . ver⸗
unſtaltet wird.
| Nebſt dieſen Pflanzen iſt die Miſchung mit italieniſchem Ray⸗
gras bei allen Grasanlagen zu empfehlen, weil daſſelbe ſehr ſchnell
wächft und im erſten Jahre gleich Ertrag liefert, was bei andern
Gräſern nicht ſo in hohem Grade der Fall iſt. Anthoxanthum
odoratum kann ebenfalls als Miſchung faſt für alle Bodenarten,
wegen ſeines aromatiſchen Geruches, den es dem Heu giebt, em⸗
pfohlen werden, jedoch des geringeren Ertrages wegen darf die
Beimiſchung nicht zu ſtark ſeyn.
Alle genannten Gräſer und krautartige Pflanzen zur Anlegung
von Wieſen können bei den früher genannten Samenhandlungen
bezogen und auch ſehr leicht, auf den uorgejhriebenen Bodenarten
angebaut, gewonnen werden. :
Ueber die weitere Behandlung der Wieſen haben wir melee
gediegene Schriften, wovon wir die von Pa bſt unter dem Titel:
Kurze Anleitung in der Behandlung der Wieſen, 1832, als ſehr
vorzüglich, kurz und leicht verſtaͤndlich halten, und dieſelbe defz
halb, mit Ausnahme des §. 56, den wir bereits ausführlicher ber
handelt haben, Rien ee wollen. * 2
*
5
F. 1. Wief e e wir jedes Grundſtück, welches mit
verſchiedenen Gras⸗ und Kleearten und andern Kräutern bewachſen
iſt und wovon jährlich das herangewachſene Gras (Futter) ein⸗
oder mehreremal abgemäht und zu Heu getrocknet wird.
§. 2. Da die Viehhaltung ſchon wegen der Erzeugung des
Düngers ein nothwendiges Bedürfniß bei dem Betriebe der Land⸗
wirthſchaft iſt, da die Unterhaltung des Viehes im Winter ohne
Heu in den meiſten Verhältniſſen ſchwierig, in manchen unmöglich
iſt, da das auf Wieſen erzeugte Futter einen geringeren Cultur⸗
aufwand erfordert und ſeine Gewinnung ſicherer iſt, als die des
dürren Futters (von Klee ꝛc.) auf dem Felde, da endlich um ſo
weniger Futter auf dem Ackerfelde gebaut zu werden braucht, je
mehr man deſſen auf den Wieſen erzeugt; ſo iſt daraus die N
tigkeit der Wieſen leicht zu erſehen.
Hiermit ſoll jedoch nicht geſagt ſeyn, daß man ohne Wieſen oder ohne viel
Wieſen keinen guten Ackerbau treiben könne. Sobald der Boden zum fünſtlichen
Futterbau, d. h. dem Anbau der verſchiedenen Kleearten, oder auch nur einer
derſelben, geeignet iſt und dieſe in hinreichender Menge und auf die beſte Weiſe
angebaut werden, ſo können und müſſen dadurch die Wieſen erſetzt werden.
D
226
$: 3. Die Wichtigkeit der Wieſen wird noch bedeutender,
wenn man erwägt, daß wegen der natürlichen Lage des Bodens
große Flächen deſſelben auf keine andere oder wenigſtens keine bet:
ſere Weiſe, als zu Wieſen, benutzt werden können.
Da nämlich, wo die Lage für e d = und zu tief oder ſonſt
ungünſtig ift.
§. 4. Ein Grundſtück fol jedoch mir dann als Wieſe benutzt
werden, wenn es ſeiner Lage nach dazu geeignet iſt, und es ge⸗
währt auch als Wieſe nur dann einen befriedigenden Nutzen, wenn
es zweckmäßig behandelt wird.
Namentlich ſoll man zu trocken gelegene Grundſtücke, welche nicht bewäſ⸗
ſert werden können, lieber zu Ackerfeld umwandeln, als wie als Wieſen belaſſen.
§. 5. Die Güte der Wieſen iſt verſchieden, und abhängig
von der Lage, dem Klima, dem En und der ihnen zu 4
gewordenen Behandlung.
Ein warmer, nicht zu ſchwerer, nicht zu leichte Boden it im Allgemei⸗
nen der beſte für Wieſen; leichter Boden iſt aber auch noch gut, wenn er hin⸗
länglich bewäſſert werden kann, und ſchwerer Boden nicht ſchlecht, wenn die
Lage nicht zu naß iſt.
§. 6. Gut nennt man eine Wieſe „ wenn fie mit guten füßen
Gräfern, guten Kleearten ꝛc. bewachſen iſt und auch in der Menge
nicht zu wenig abwirft. Mehr oder weniger ſchlecht heißen die
Wieſen, welche viel Moos, faure Gräfer und andere wenig nahr⸗
hafte Pflanzen erzeugen, oder welche nur ſehr wenig Ertrag geben,
wenn auch deffen Güte nicht gerade gering ift.
Gute Wieſen können in einem Sommer zwei⸗ oder ſogar mitunter dreima
gemäht werden, ſchlechte find häufig nur einſchürig. i
§. J. Wenn Wieſen ſchlecht find, fo it in den meiſten Faͤl⸗
len daran ſchuld: a) entweder daß ſie an Näſſe leiden, indem der
Boden das Waſſer zu wenig durchlaͤßt und daſſelbe auch nicht gez
hörig abziehen kann, während doch mehr Waſſer Zutritt in den
Boden der Wieſe hat, als demſelben zuträglich iſt; oder: b) Br
RW Mangel an Feuchtigkeit haben.
Dabei iſt auch der Boden oft noch mit ſchuld, indem die in der Lage be⸗
Gët Fehler durch eine ungünſtige Beſchaffenheit des erſtern bedeutend er-
höht werden, z. B. ein lettiger Grund bei naſſer Lage, oder ein magerer, leich⸗
ter Boden bei zu trockner Lage, oder Torfgrund u. f w. — Vernachläſſigungen
in der Behandlung, in Bezug auf Wegräumung von Geſtrüpp, Maulwurfshau⸗
227
fen. u. ſ. w., ſo wie Mangel an aller Düngung „ ſind ebenfalls häufig Berane
laſſung mit, daß die Wieſen ſchlecht ſind. TS
§. 8. Sobald die Wieſen nicht ſchon fo gut find, daß fe
nichts zu wünſchen übrig laffen, muß dahin getrachtet werden, fie
durch geeignete Mittel in den möͤglichſt eintraͤglichſten Zuſtand zu
bringen. Die dazu führenden Mittel ſind, je nach den einwirken⸗
den Um ſtänden: 8 e ) |
die Entwäſſerung,
die Bewaͤſſerung,
die Düngung und ſonſtige Pflege,
die Erneuerung der Grasnarbe und Anlegung neuer
Wieſen. ) F
*
*
L Entwäfferung
$. 9. Um das im Ueberfluß vorhandene und deßhalb Scha⸗
den bringende Waſſer zu entfernen, müͤſſen Abzugsgräben angelegt
werden; zuvor aber muß unterſucht werden, woher ſich die Näffe
herbeizieht und ob folde nicht durch Gräben ganz von dem Geng,
ſtück abgehalten werden kann. i
Wir machen zu dem Ende folgende Abtheilungen: 1) Von der Abhaltung
oder Auffangung des Waſſers; 2) von der Ableitung deſſelben; und 3) von der
Anlegung der Graben. ; i ?
Daß man bei jeder nur einigermaßen bedeutenden Ent und Bewaͤſſerungs⸗
anlage vorgängig ein genaues Nivellement zu unternehmen und aufzuzeichnen
habe, und daß das Reſultat des Nivellirens die näheren Beſtimmungen an die
Hand geben müſſe, wie und wo die Gräben zu ziehen find, fo wie, daß ſolche,
ſo wie die etwa abzuhebenden oder auszufüllenden Stellen, vorher durch einge⸗
ſchlagene Pflöcke bezeichnet werden, wird hier als bekannt vorausgeſetzt.
1. Abhaltung oder Auffangung des Waſſers.
F. 10. Die Verſumpfung entſteht häufig durch Quellen, wel⸗
che höher als die Wieſe liegen und ihr Waffer in derſelben ver⸗
breiten. Ueberall, wo fih ſolche Quellen finden, müſſen fie, in
kleine zu grabende Brunnen aufgefangen und dieſe mit Ableitungs⸗
gräben in Verbindung gebracht werden.
§. 14. Noch häufiger zieht ſich die Näſſe von benachbarten
Anhöhen unterirdiſch in dir Wieſengründe und bildet ſelbſt zuwei⸗
t
len auf ſolchen Wieſen ſumpfige Stellen, welche an Abhängen ge
legen ſind. In dieſen Fällen muß unterſucht werden, ob man durch
tiefe Gräben die aus der Anhöhe ſich ziehende Näſſe, ehe ſie ſich
in der Wieſe verbreitet ‚ auffangen und durch dieſe Auffangegräben
den Ableitungsgräben zuführen kann. |
F. 12. Zieht Ga das Waſſer oberirdiſch von Anhöhen in die
Wieſe, ſo iſt es am leichteſten, durch am höheren Rande derſelben
herziehende Gräben das Waſſer aufzufangen und wegzuführen.
2. Ableitung des Waſſers.
§. 13. Wenn ſchon in vielen Fällen das Waſſer in der eben
beſchriebenen Art wenigſtens theilweiſe abgefangen werden kann,
ſo ſind doch immer noch weitere Abzugsgräben nöthig, und folche
auch ſchon zur Abführung des aufgefangenen Waſſers unentbehrlich.
Nicht felten ift überdies eine Abfangung des Waſſers gar nicht thunlich ,
z. B. bei einer fait ebenen, flachen Lage mit undurchlaſſendem Untergrund. i
§. 14. Dieſe Abzugsgräben müſſen immer in den tiefſten
Stellen des Grundſtücks und in der Richtung angelegt merden,
welche noch einiges Gefälle darbietet. Man legt zu dem Ende
einen Hauptgraben, oder bei großen Flächen deren mehrere, an,
und läßt in bieten die erforderliche Zahl von Seitengräben einfallen.
F. 15. Wenn ein Bach durch den Wieſengrund geht, wel
cher mit ſeinem Waſſerſpiegel höher zieht, als ein Theil der Wie⸗
ſenfläche liegt, und dieſe dadurch verſumpft wird, ſo muß, wo
möglich, der Bach in einem neuen, in den tieferen Stellen hin⸗
ziehenden Graben fortgeführt und deſſen altes Bett ausgefüllt wer⸗
den. Wenn der durchziehende Bach wegen vieler Krümmungen
die Verſumpfung veranlaßt, müſſen dieſe, ſoweit thunlich, gerade
gezogen werden.
§. 16. Kleine Vertiefungen, welche ſchwer zu entwäſſern find,
muß man ſuchen mit Grabenauswurf und anderer Erde, welche
zuweilen auch von einzelnen Erhöhungen weggenommen werden
kann, auszufüllen. Bei größeren Keſſeln bleibt zu verſuchen, ob
ein Durchſtich des Randes an der niederſten Stelle möglich ift.
Die Anlegung von unterirdiſchen Abzugsröhren (Bohrlöchern) und von
Saugſchächten, ſo wie die Correction größerer Flüſſe und dabei vorfallenden
Waſſerbauarbeiten übergehen wir, indem -a die Beiziehung von Kunſtverſtän⸗
digen anzurathen iſt.
3. Anlegung der Entwäſſerungsgräben.
8. 17. Eine gute Anlegung der Gräben iſt ſowohl wegen
Erreichung des Zwecks, als wegen der Koſten, welche deren Un⸗
terhaltung für die Folge verurſacht, höchſt wichtig.
$. 18. Die Auffangegräben brauchen nur ein geringes
Gefälle zu haben. Müſſen ſie ſehr tief ſehn, z. B. 5 bis 6 Fuß,
um das Waſſer gehörig abzuſchneiden; ſo thut man, ſobald ſie
nicht große Waſſermaſſen aufzunehmen haben, meiſtens beſſer dar⸗
an, die Wände ſenkrecht zu machen und die Gräben dann mit
groben Steinen, oder wenn man dieſe nicht haben kann, mit
Reiſigfaſchinen ſo auszufüllen, daß das Waſſer darin ſich anſam⸗
meln und fortziehen kann. Zuletzt wird Reiſig und Stroh und
darauf noch 1 Fuß hoch Erde und Raſen ſo aufgelegt, daß die
Oberfläche dem übrigen Boden wieder gleich iſt.
Wenn man einzelne quellige Stellen trocken legen will, ſo legt man die
Gräben, welche das Waſſer fortleiten, auch häufig auf die eben beſchriebene
Weiſe mit Vortheil an. Krag. Deg i
Die nicht auszufüllenden und nicht zu verdeckenden Auffangegräben werden
in Bezug auf Böſchung wie die Abzugsgräben behandelt. ,
§. 19. Die Abzugsgräben werden in der Regel nicht
verdeckt angelegt. Zu einer richtigen Anlegung derſelben gehört,
daß fie bei nicht ganz loſem Boden eine Böſchung (abgedachte
Wände) in einem Winkel von 45 Grad, gegen die ſenkrechte
Höhe gemeffen, haben. In loſem Boden muß die Böſchung noch
um ein Bedeutendes flacher ſeyn. | ai
Im erſten Falle muß die obere Breite des Grabens ſo viel betragen, als
die doppelte Tiefe und dazu noch die untere Breite des Grabens zuſammen; im
andern Fall ſo viel, als die drei⸗ bis vierfache Tiefe und die untere Breite zu⸗
ſammen. Es iſt gut, ſich aus Brettern gemachter Einſätze bei der Anfertigung
der Gräben zu bedienen, um überall der gleichen Böſchung gewiß zu ſeyn. ;
§. 20. Das Gefälle der Abzugögräben muß nicht zu gering
und möglichſt gleichförmig ſeyn; Biegungen, beſonders etwas
ſcharfe, müſſen ſo viel als möglich vermieden werden. Die Sei⸗
tengräben müſſen, ſo weit als thunlich, in einem ſpitzen Winkel
in die Hauptgräben einfallen. |
§. 21. Die Weite und Tiefe müſſen fih nach der abzufühs
renden Waſſermenge und nach dem Gefälle richten.
. gien Bag Ze,
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230
Damit das Gefälle gleich bleibt, fo muß in dem Verhältniß, als man e
was höhere Stellen zu durchſchneiden hat, der Graben tiefer und oben weiter
gemacht werden. <
§. 22. Wenn eine Entwäſſerungsanlage zu Stande gebracht
iſt, ſo bleibt nun noch übrig, ſie auch in der * in gehörigem
Stande zu erhalten.
II. Bewäſſerung.
$. 23. Nichts kann den Ertrag der Wieſen mehr erhöhen,
als eine gute Bewäſſerung. Da nun dieſe Ertragserhöhung in den
meiſten Fällen ohne ſehr große Koften erreicht werden kann, da
dazu gar kein Aufwand an Dung erforderlich ift, fO ſollte jeder
Wieſenbeſi tzer, nächſtdem, daß er zuerſt da, wo es nöthig iſt, für
Entwäſſerung ſorgt, auf's eifrigſte h ſeyn, ob und wie er
ſeine Wieſen bewäſſern kann.
Sehr häufig können die an Näſſe leidenden Wieſen, ſobald ſie gehörig
trocken gelegt ſind, nun mit Vortheil bewäſſert werden.
F. 24. Bei der Bewäſſerungsanlage hat man die Beſchaffen⸗
heit und Menge des Waſſers, die Beſchaffenheit des Bodens und
die Lage der Wieſe in Betracht zu ziehen. Je nachdem die Lage
und Waſſermenge beſchaffen iſt, wird die Bewäſſerung zur Ueber⸗
rieſelung oder zur Ueberſtauung eingerichtet.
Së dë noch das Verfahren beim Wäſſern ſelbſt zu krörtern.
| 1. Beſchaffenheit des Waſſers.
§. 25. Je mehr das Waſſer ſchon gefloſſen it und bei ſei⸗
nem Fortſtrömen gute erdige oder ſonſt düngende Theile mit ſich
genommen hat, um ſo beſſer iſt es. Indeſſen iſt doch auch das
meiſte Quellwaſſer zur Bewäſſerung tauglich, beſonders das aus
den ſogenannten warmen Quellen (ſolche, welche im Winter ver“
hältnißmäßig warm und im Sommer kühl find). Stehende Ger
wäſſer, welche nicht ſumpfig find und eine freie, der Sonne zw
gängliche Lage haben, liefern gewöhnlich auch brauchbares Waſſer.
F. 26. Schlecht oder ſelbſt unbrauchbar iſt das aus Torf⸗
lagern und Sümpfen kommende Waſſer, ſtark eiſenhaltiges Quell-
waſſer, oder aus unfruchtbaren Heiden, auch aus Eichen⸗ oder
ſonſt lohehaltiges Laub enthaltenden Wäldern eben heroorfommen,
des Waſſer.
Das ſchon auf eine bedeutende Strecke hin zur Vewäſſrung Fate
Waſſer hat ſehr an ſeiner Wirkſamkeit verloren; es gewinnt aber wieder, wenn
es eine Strecke als Bach wieder fortgeſtrömt iſt.
Sollte man bei einer neuen Bewäfſerungsanlage über die Brauchbarkeit
eines Waſſers in Ungewißheit fem, fo mache man zuerſt einen Verſuch auf einer
kleinen Strecke. s
A Beſchaffenheit des e
e §. 27. Je durchlaſſender der Boden, um ſo größer wird der
Erfolg der Wäſſerung ſeyn, je undurchlaſſender der Boden, um
ſo mehr iſt bei der Bewäſſerungsanlage darauf zu ſehen, daß das
Waſſer nicht zu träge über die Wieſe rieſeln muß, und daß nach
dem Wäſſern wieder völlige Trockenlegung ſtatt finden kann. Moo⸗
riger torfiger Boden kann nur dann mit Vortheil bewäſſert werden,
wenn nach der Trockenlegung das Waſſer in kurzen Zeitraͤumen
raſch darüber geführt und dann die Wale ſchnell wieder trocken
geſtellt werden kann.
3: Ueberrieſelung.
e, 28. Sobald die Wieſe einigermaßen eine abhängige Lage
hat, fo wird die Bewäſſerung fo eingerichtet, daß man das dazu
zu benutzende Waſſer nach den höchften Stellen leitet, daß man
nun mittelſt Gräben weiter die Veranſtaltung trifft, daß das Waſ⸗
ſer möglichſt gleichförmig über alle Theile der Wieſe verbreitet wer⸗
den kann (darüber hinrieſelt), endlich, daß daſſelbe auch wieder
gehörig abgeführt werden kann und an keiner Stelle ſtehen bleibt.
Dieſe Art der Bewäſſerung wird auch der Hangbau genannt.
S. 29. Man hat zu dem Ende nöthig: a) Haupt⸗ oder Zus
leitungsgräben; b) Vertheilungsgräben, welche das Waſſer aus
erſteren empfangen und den verſchiedenen Theilen der Wieſe zu⸗
führen; und c) Wäſſerungsgräben, aus denen das Waſſer über
die Wieſe überrieſelt, das fie aus den Vertheilungsgräben empfan⸗
gen haben; endlich d) Ableitungsgräben für das Ze Bewäſſerung
gebrauchte und überflüſſige Waſſer.
F. 30. a) Den Hauptzuleitungsgraben muß man, fo
viel nur immer möglich, auf den höchſten Stellen herleiten, damit
232
alle Theile der Wieſe daraus mit Waſſer verſehen werden konnen;
derſelbe muß jedoch immer einen Fall von wenigſtens "h Zoll auf
je 10 Fuß erhalten.
Zuweilen wird es nothwendig, den Graben ſeleuwelſe durch erhöhte ufer
(kleine Dämme) über der Oberfläche der Wieſe fortzuführen.
Damit man das Waſſer hoch genug bringen kann, muß es häufig weit
oberhalb der Wieſe, welche bewäſſert werden ſoll, ſchon geſchützt und in den hier
W Hauptigraben getrieben werden.
Da, wo das Waſſer aus dem Bach oder Fluß in den Hauptzuleitungsgra⸗
ben eintreten ſoll, hat man in der Regel Schleußen, bei etwas bedeutenden Flüf-
ſen auch Wehre nöthig. Die Zuleitungsgräben, zur Bewäſſerung größerer
Strecken, erhalten beim Eintritt in den Bach auch eine Schleuße, damit das
Waſſer auch völlig von der Wieſe abgehalten werden kann.
S- 31. b) Die Vertheilungsgräben müſſen in ihrer Rich⸗
tung ganz dem Terrain angepaßt werden. Man kann ſie z. B.
bei nicht ſtarkem Hang im rechten Winkel auf den Hauptgraben
ſtoßen und auf beiden Seiten die Wäfferungsgräben einfallen laf
fen. Oefters werden die Vertheilungsgraͤben auch mit dem Haupt⸗
graben parallel angelegt, wie bei 5 — und überhaupt bei nicht
ſehr langen Abhängen.
Zuweilen hat auch bei weit abwärts ziehenden Wieſen der Hauptgraben
einen den Berg hinunterlaufenden Arm, und in dieſen ge die faſt game:
ziehenden Vertheilungsgräben ein.
Bei kleinen Wäſſerungen find die Verkheilungsgräben entbehrlich; das Waſ⸗ i
fer tritt aus dem Zuleitungsgraben in die Zant erungsgräben.
§. 82. c) Die Wäſſerungsgräben (Ueberſchlaggräben)
ſollen immer eine wagerechte Lage haben. Sie werden zu dem
Ende nach der Setzwage angelegt und öfters abgeſetzt, und, wenn
das Waſſer einfließt, noch vollends regulirt. Sie hängen entwe⸗
der mit den bergabwärts ziehenden Vertheilungsgräben zuſammen
oder ſie erhalten aus den mehr waagerecht ziehenden Vertheilungs⸗
gräben das Waſſer durch kleine Einlaßgräbchen. Je ſtärker der
Fall und je unebener das Terrain, um ſo näher müſſen die Wäſ⸗
ſerungsgräben aneinander ſeyn. Je nach dieſen Umſtänden ſoll
dieſe Entfernung 25 bis 75 Fuß betragen.
Mehr als zwei, höchſtens drei Linien (Reihen) Bewäſſerungsgräben ſoll
man jedoch nicht übereinander anbringen, ſondern dann wieder für neue Verthei⸗
lungsgräben ſorgen; der ee Theil der Wieſe erhält ſonſt zu wenig und zu
ſchlechtes Waſſer.
$. 33. d) Die Ableitungsgräben müſſen das von den
bewäſſerten Flächen abfließende Waſſer aufnehmen und weiter ab⸗
führen. Sie ſind daher in der Regel an den tiefſten Punkten der
Wieſe anzulegen. Bei ſehr langen Abhängen kann es gut ſeyn,
ſchon an der Mitte des Abhangs einen Entwaͤſſerungs⸗ Ablei⸗
tungs⸗) Graben anzulegen und gleich darunter wieder einen neuen
Zuleitungsgraben, damit der eine Theil der Wieſe trocken gelegt
werden kann, während der andere bewäflert wird.
In vielen Wieſenthälern bildet der durchfließende Bach meiſtens auch den
Ableitungsgraben.
§. 34. Zuleitungs⸗ u und Ableitungsgräben ſind, in Bezug
auf Böſchung, nach den Regeln, welche für die Gräben Behufs
der Entwäſſerung gegeben ſind, anzulegen (ſ. §. 19). Sie müſ⸗
ſen mit der zu führenden Waſſermenge im Verhältniß ſtehen, er⸗
ſtere jedoch lieber etwas breiter als zu tief ſeyn. Die Vertheilungs⸗
gräben brauchen ſelten die Breite von 1½ Fuß zu überſteigen,
und bedürfen, da ſie auch nicht über 1 Fuß tief gemacht werden,
nur wenig Böſchung. Das Waſſer muß, vermöge eingeſetzter klei⸗
ner Schleußen, Staubretter oder Steinplatten, oder in deren Er⸗
mangelung Raſen, leicht aus dem 1 Ze in den Vertheilungs⸗
graben und eben ſo durch eingelegten Raſen ꝛc. leicht aus dem Ver⸗
theilungs⸗ in die Waſſergräben übertreten. Letztere folen nur 2
Zoll tief ſeyn, damit das Waſſer leicht und ſchnell uͤbertritt und
die guten Theile nicht im Graben ſitzen oleiben. Sie werden ½
bis / Fuß breit gemacht. |
Zur Anlegung der Gräben bedient man fich verſchiedener DER von Wie⸗
ſenſpaten und SC des Wieſenbeils. 3
§. 35. Wenn ſich bei Anlegung der urbeneſingebevöſſe,
gen ſolche Stellen in der Wieſe zeigen, in welchen das Waſſer
ſtehen bleibt, ſo müſſen ſolche nothwendig ausgefüllt werden. Höchſt
wünſchenswerth iſt es zugleich, daß die zu hohen Stellen, auf
welche man das Waſſer nicht gehörig bringen kann, abgetragen
und dann wieder mit Raſen belegt werden.
Sehr zu empfehlen iſt da, wo es anwendbar iſt, der Gebrauch des Waf-
ſers, um mittelſt eingeworfener oder vom Waſſer losgeriſſener Erde die tiefen
Stellen zuflötzen zu laſſen. Im Großen nennt man dies Schwemmwieſen.
§. 36. Da, wo die Wieſe zwar einen Hang bildet, aber
e unregelmäßige Form der Oberfläche hat, kann eine vollſtaͤu⸗
dige Bewaͤſſerung nur dann angelegt werden, wenn die Wieſe
ſtückweiſe durch Abtragen und Ausgleichen in regelmäßige ſchiefe
Flächen vorher umgewandelt (umgebaut) wird. Es iſt ein ſolches
Verfahren jedoch nur bei gutem Untergrunde räthlich, und da es
öfters bedeutende Koſten verurſacht, ſo ſind ſolche jedenfalls vor⸗
her mit dem zu erreichenden Vortheil in Rechnung zu ſtellen. Man
nennt dies auch den künſtlichen Hangbau.
4. Rücken⸗ oder Beetbau.
$. 37. Wenn eine Wieſe eine fo ebene Lage hat, daß eine
Ueberrieſelung auf eine der eben beſchriebenen Arten nicht thunlich
iſt, weil das Waſſer zu wenig Fall hat, und wenn auch wegen
zu geringer Menge des Waſſers oder aus andern Umſtänden eine
Ueberſtauung (ſ. $. 40) nicht fott finden kann; fo bleibt, um eine
Bewäſſerung einzurichten, nichts anders übrig, als abtheilungs⸗
weiſe Rücken (Beete) anzulegen und dadurch die Gelegenheit zu
einer Ueberrieſelung herzuſtellen.
Zuweilen iſt die Lage von einzelnen Wieſentheilen ſo, daß ſolche zur Beet⸗
bewäſſerung obne künſtliche s ſich eignen.
§. 38. Man ſteckt zu dem Ende in der Richtung, in GH
die Wieſe noch einigen Fall hat, Beete von etwa 30 Fuß Breite
und einer beliebigen Länge. ab, welche jedoch 120 Fuß nicht über⸗
ſteigen fol. Jedes Beet -hält nun in der Mitte einen horizontal
liegenden Wäſſerungsgraben und zwiſchen je zwei Beeten iſt ein
Ableitungsgraben angebracht „ welcher das Waſſer einem Haupt⸗
ableitungsgraben, oder auch vorher noch einmal andern tiefer ge⸗
legenen Beeten oder zum Hangbau eingerichteten Wieſen, zuführt.
Die Wäfferungsgräben erhalten aus möglichſt hochgehaltenen Zu⸗
leitungs⸗ und Vertheilungsgräben ihr Waſſer. Die Kante des
Rückens braucht nur Y Fuß höher als die Kante des abletungp
grabens zu ſeyn.
Mit den ausgehobenen Raſen der Ableitungsgräben und an ihren Ufern
ſchräg abgeſchälten Raſenſtücken und ſonſtiger Erde von den Grabenauswürfen x.
ſucht man die fanften Rücken zu bilden. Der Untergrund darf bei ſolchem Ver⸗
fahren nicht ſchlecht und die Wieſe nicht ſumpfig ſeyn.
§. 39. Hat man eine ſaure⸗ oder etwas ſumpfige Wieſe und
Lang man aus der Nähe brauchbaren Grund herbeiſchaffen, fo th
RE — - EEN,
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235
man wohl daran, höhere und breitere Beete mittelft der aufzufah⸗
renden Erde zu bilden. Solche Beete können 60 und mehr Fuß
breit und 4 bis 5 Fuß hoch ſeyn. Sie werden nach der Anlage
am beſten von neuem mit guten Gräſern angeſäet. |
Wenn der Boden der Wieſe gut iſt, fo wird man wohl daran thun, den
Raſen vorher abzuheben und zuletzt auf die neugebildeten Beete aufzulegen, ſo
wie es überhaupt da, wo aufgefüllt oder abgehoben wird, zu empfehlen iſt, den
oberen guten Grund Anfangs bei Re zu thun, um ihn zuletzt 1 obenhin
zu bringen.
Hohe Beete find immer nur auenahmsweiſe räthlich und übertrieben hohe
immer zu tadeln.
Da, wo man aus Ackerfeld neue Wieſen anlegt, iſt es am leichteſten, flache
Beete mit Hülfe des Pfluges zu bilden, und ſollte dies da, wo man nicht im
Stande iſt, einen regelmäßigen Hang zu bilden, in ſolchen Fällen nie unterlaſ⸗
ſen werden. S :
H
5. Ueberſtauung.
§. 40. Wenn die Wieſen eine faſt ebene Lage und keinen
fumpfigen Boden haben, wenn von einem Bach oder Fluß, wels
cher gutes Waſſer mit ſich führt, auf dieſe Wieſe ein ſtarker Waſ⸗
ſerſtrom, mittelſt Schleußen und erforderlichen Falls auch eines
Wehrs, geleitet werden kann, ſo koſtet es bei großen Flächen am
wenigſten, und es kann immer auch ſchon ein guter, wiewohl der
Ueberrieſelung nicht gleich zu ſetzender Erfolg erreicht werden, wenn
man eine Bewäſſerung mittelſt Anſtauung des Waſſers anlegt.
$. 41. Man führt zu dem Ende das Waſſer durch einen
Zuleitungsgraben auf den oberen Theil der Wieſe und verſieht
ſolche an den tieferen Stellen mit einem Querdamm, oder bei grö⸗
ßeren Wieſen in gewiſſen Entfernungen mit mehreren ſolcher Quer⸗
dämme, welche jedoch die Höhe von 4 Fuß in der Regel nicht
überfteigen folen. Dieſe Dämme müſſen gut, mit einer ſanften
Böfchung und in waagerechter Lage angelegt und zuletzt mit Naz
ſen belegt werden. Ga
Wenn eine Wieſenſtrecke mehr als 3 Fuß Fall hat, fo muß man für die
Strecke von je 3 Fuß Fall eine Abtheilung mit einem Damm rechnen.
Es iſt fehe zu wünſchen, daß die Wieſe von Anhöhen auf zwei Seiten be-
e grenzt ift; ſonſt find auch noch Seitendämme aufzuführen.
§. 42. Der Damm erhält an der Stelle, wo man das Baf
ſer abführen kann, eine Schleuße, welche das gebrauchte Waſſer
236
aufnimmt, das dann in einem Graben weiter fließt. Damit das⸗
ſelbe gehörig abfließen kann, ziehen noch mehrere flache Gräben
aus der Wieſe nach der Schleuße.
Unebenheiten, beſonders Vertiefungen in der Stauwieſe, müſſen ausgegli⸗
chen SE 7
6. Verfahren bei der Bewäſſerung.
F. 43. Jeden Herbſt follen die verwachſenen, verfchütteten
Gräben wieder ausgebeſſert und im Frühjahr vollends in Stand
geſetzt werden.
F. 44. Die Bewäſſerung im Herbſt iſt von Geo Nutzen;
jedoch iſt es gut, vor Winter die Wieſe wieder trocken zu legen.
Bei den erſten Fluthen zu Ende des Winters und Anfang des
Frühjahrs ſoll man alles gute Waſſer benutzen. Bei hellem kal⸗
tem Wetter im Frühjahr, während es Nachts friert, taugt das
Wäſſern nicht, um ſo mehr nützt es aber mit Eintritt der eigent⸗
lichen Frühlingswitterung. Man kann mit der gehörigen Vorſicht
bis 3 Wochen vor der Goes und auch zum Grummet einige⸗
mal, waͤſſern.
S 45. So großen Nutzen das Bewäſſern gewährt, ſo bringt
dagegen ein Uebertreiben der Bewäſſerung auch wieder weſentliche
Nachtheile, indem dadurch ein Gras von ſchlechter Beſchaffenheit
erzeugt wird. Man muß ſich in dieſer Hinſicht nach Boden, Lage,
Jahreszeit und Witterung richten. Je loſer der Boden iſt, oder
je ſtärker abhängig, um fo mehr und öfterer darf man waͤſſern,
je waſſerhaltiger, tiefer und flacher gelegen, um ſo kürzere Zeit
fol das Wäſſern dauern und um fo Länger ſoll in der Zwiſchen⸗
zeit gewartet werden. — Im Spätherbſt und im erſten Frühjahr
darf man am längften auf ein und derſelben Stelle das Waſſer
laſſen, je wärmer die Witterung iſt, je höher das Gras, um ſo
kürzere Zeit ſoll das Wäſſern anhalten, um ſo öfter darf es aber
wiederholt werden. In naſſen Jahrgängen ſoll man weniger wäſſern.
Selten iſt es räthlich, länger als 3 bis 4 Tage das Waſſer an einer Stelle
zu laſſen, in der warmen Zeit nur 24 Stunden oder nur über Nacht.
$. 46. Bei der Ueberſtauung wird das Waſſer nur auf die
Wieſe gelaſſen, ſo lange das Gras noch nicht in die Höhe geht.
Man benutzt vorzugsweiſe die Zeit, wenn die Gewäſſer im Herbſt,
Winter oder Frühjahr durch Regen oder Schneeabgang mit dinz
genden Theilen getrübt ſind. Auch 8 bis 14 Tage nach der Heuz
ernte wird mit Nutzen wieder überſtaut. Das Waſſer wird zu
dem Ende durch Schließen der Schleußen ſo angeſtaut, daß es
die ganze Wieſe bedeckt und ſeine beſſeren Theile abſetzt. Nach
mehreren Tagen wird es wieder abgelaſſen. Man darf dies nicht
eher wiederholen, als bis die Wieſe wieder abgetrocknet iſt, und
je öfter man es, mit Rückſicht auf den Boden, wiederholt, um
ſo kürzere Zeit ſoll das Waſſer ſtehen. :
v
III. Düngung und ſonſtige Pflege der Wieſen.
$. 47. Wieſen, die nicht bewäſſert werden können, auch nicht
zufällig von Zeit zu Zeit überſchwemmt werden, bedürfen um fo
mehr einer regelmäßigen Düngung, je trockener ihre Lage iſt.
Vor Allem iſt jedoch bei trockner Lage darauf zu denken, ob nicht eine Um⸗
wandlung ſolcher Wieſen in Ackerfeld oder eine abwechſelnde Benutzung derſelben
zu Feld und zu Wieſe ſtatthaft ift; denn wenn nicht beſondere Hinderniſſe vor-
liegen, wird dies in der Regel das Vortheilhaftere ſeyn.
§. 48. Damit jedoch dem Ackerfeld nicht auf der einen Seite
entzogen werde, was man auf der andern den Wieſen giebt, ſo
| forge man für dieſe vorzugsweiſe für ſolche Dungſtoffe, durch die
dem Ackerfeld weniger entzogen wird; namentlich laſſe man dieſem
den eigentlichen Stallmiſt, es ſey denn, pag man ſolchen nicht alle
dafür brauche.
e, 49. Die für die Wiesen beſonders tauglichen Dungſtoffe
ſind: alle Arten von Compoſt (Mengedünger aus Abfällen, Gaſ⸗
ſenkoth, Erde ꝛc.), welchen man zu dem Ende mit größtem Fleiß
und in möglichſter Menge bereiten muß. Ruß, Aſche, Set
(beſonders auf moorige Wieſen). Pfuhl, Pferch. Gips (für
trockne Wieſen, jedoch abwechſelnd mit andern Dungmitteln). Kalk
(für entwäſſerte, ſaure Wieſen). Das Ueberfahren mit Mergel
und ſelbſt mit gewöhnlicher, nur nicht lettiger, Erde, bei moorigen
Wieſen ſelbſt das Auffahren von bloßem Sand, bringt eine lange
dauernde Verbeſſerung der Wieſen hervor. Eben ſo Teichſchlamm.
238
*
s Unter den gewöhnlichen Stan iſt der Schweinemiſt vorzugeweſſe für
die Wieſen geeignet.
Man kann die gröberen Dungmittel ſchon vor oder während des Winters
anwenden; Pfuhl, Aſche zc. werden in der Regel erſt gegen das Frühjahr auf⸗
gebracht.
| §. 50. In der Regel iſt es hinreichend 5 wenn eine Wieſe
alle zwei Jahre eine Düngung erhält. Manche Dungſtoffe, wie
Pfuhl, Pferch, wirken jedoch hauptſächlich nur auf ein Jahr,
andere, wie guter Compoſt, über zwei Jahre hinaus.
F. 52. Giebt man den besäfferten Wieſen von Zeit zu Zeit
einen paſſenden Dünger, wie Compoſt ꝛc., ſo wirkt dies auf Menge
und Güte des Futterertrags beſonders vortheilhaft. |
$. 53. Zur weitern Pflege der Wieſen gehört: das Abs
rechen im Frühjahr, die Vertilgung der Maulwürfe, das alljähr⸗
liche ſorgfältige Ebnen der Maulwurfshügel und ſonſtigen Uneben⸗
heiten, die Entfernung von Geſträuche und Geſtrüppe, tuͤchtiges
Eggen ſtark bemooster Wieſen ıc. Auch daß die Wieſe gut und
nicht zu fpät gemäht werde, trägt zur D der guten Grass
narbe bei.
Bäume ſollen in der Regel nur an den Rändern der Wieſen und allenfalls
an den durchfließenden Bächen geduldet werden, jedoch hier nur als Kopf holz.
IV. Trnendräng der Grasnarbe e Anlegung neuer
Be: Wieſen. ?
S. 54. Um die ſchlechte Grasnarbe von bisher fun „oder
ſonſt ſchlechten, Wieſen in eine gute umzuwandeln, giebt es kein
beſſeres Mittel, als nach vorausgegangener Entwäſſerung
die Wieſe mittelſt des Pflugs aufzubrechen, mehrere Jahre in An⸗
bau zu nehmen und in dieſer Zeit die alte Narbe durch gute Cul |
tur gänzlich zu zerſtören, dann im letzten Jahre des Anbaues die
Wieſe mit gutem Grasſamen wieder anzuſäͤen. i
Es verſteht ſich, daß man da nicht aufbricht, wo es zum Anbau zu EZ i
oder wo ſonſt die Lage dazu ungeeignet iſt.
§. 55. Es it dabei Bedacht zu nehmen, daß man nicht eher
wieder anſäet, bis die alte Narbe ganz zerſtört iſt, was vor dem
dritten Jahre nicht leicht der Fall iſt; daß man durch Düngung
239
und Hackfruchtban im vorletzten Jahre das Land in beften Stand
ſetzt; daß man ihm bei dem letzten Pflügen die geeignete Form
für die künftige Wieſe giebt und vor und nach der Ausſaat durch
Eggen, Walzen und Schleifen die Oberfläche aufs beſte ebnet.
Wenn die Narbe ſehr filzig iſt, ſo thut man am beſten, ſie beim Aufbruch
in Stücke zu hauen, dieſe zu trocknen, auf Haufen bei trocknem Wetter zu bren⸗
nen, die Aſche zu vertheilen und hernach von Neuem zu pflügen.
§. 56. Zur Beſamung der Wieſen beobachte man die S. 222
von uns angegebenen Regeln und wähle die für jede Bodenart
vorgeſchriebene Grasart; eben fo verſäume man nicht, die S. 224
vorgeſchlagenen krautartigen Futtergewächsſamen beizumiſchen.
§. 57. Man fået den Grasſamen gewöhnlich im Frühjahr,
nachdem man Gerſte oder eine andere Halmfrucht etwas dünner
als gewöhnlich ausgefäet und untergeeggt hat, und ſchleift dann
den Grasſaamen nur flach unter. Später, oder wenn es trocken
genug iſt, auch ſogleich, wird gewalzt. Die Saat gedeiht aber
auch gut, wenn man das über Sommer recht gut vorbereitete Land
im Auguſt mit dem Grasſamen, ohne ſonſt etwas unterzuſaͤen,
beſtellt. SC =
§. 58. Wenn bisheriges Feld zum erſtenal zur Wieſe anges
legt werden ſoll, ſo iſt das Verfahren in Bezug auf Vorbereitung
und Düngung des Landes, fo wie die Ausſaat, daſſelbe, wie $.
55, 56 und 57 angegeben worden. i
§. 59. Bei etwas trocken liegenden Wieſen, welche nicht
hinlänglich bewäffert werden können, wird die Grasnarbe ſich von
Zeit zu Zeit immer wieder verſchlechtern, oder wenigſtens der Er⸗
trag abnehmen; nicht viel anders iſt es bei etwas ſauren, von
Neuem angelegten Wieſen. In ſolchen Fällen wird man, ſobald
es die Lage der Wieſe erlaubt, in der Regel am beſten handeln,
wenn man die Wieſe nur 5 bis 8 Jahre beibehält, dann wieder
aufbricht, nach 3 bis 4 Jahren von Neuem anlegt, und ſo fort⸗
führt. Man wird dann im Ganzen einen weit höheren Ertrag
haben, als wenn man das Grundſtück immer zur Wieſe liegen
ließe. i |
Ein ſolches Verfahren iſt jedoch nur bei demjenigen Landwirth gerechtfer⸗
igt, welcher bei der Anlegung von Wieſen ein zweckmäßiges Verfahren beob⸗
achtet. , ö i
e RSA)
F. 60. Wenn nun zu Hervorbringung eines guten und reich⸗
lichen Graswuchſes nichts zu thun verſäumt worden iſt, ſo bleibt
endlich noch übrig, auch bei der Heuernte ſo zu verfahren, daß
das Futter in möglichſt guter Qualität gewonnen werde; dazu
gehört namentlich: das Mähen zu einem Zeitpunkte, wo das Gras
in vollſter Blüthe ſteht und doch noch nicht zu weit in der Reife
gekommen iſt, und ſorgfältige weitere Bearbeitung des Heues,
namentlich Aufſetzen über Nacht in nicht zu kleine kegelförmige
Haufen.
Alphabetiſches Negiſter
über die Familien, Gattungen, Arten und Spielarten, 2
wie über die Provinzialnamen verſchiedener Länder.
Die Zahlen deuten auf die Seiten.
Aarweizen 65
Ackerreis 200
Ackerſchmiele, hohe 175
Ackerſchwielenhalm 175
Aekta Kastanier 362
Agrostis stolonifera 178 222 223
Aira caespitosa 175
Alcandia 204
Alga di alcuni Lombardi 110
Alonsos 87
Alopecurus pratensis, 190 222 223
Amelkorn 110
Ammer 116
Amourette tramblante 134
Amylum 110 E
Angkafle 190
Angkampe 188
Angshafre 170
Angs Svingel 120
Anthoxanthum odorat. 192 223 224
Aris negros 87 8
Aris prietas 87 ;
Arxrhenantherum elatius 171 222
5 E 223 224
‘Arroz 180 , ;
Arundo donax 175
— Phragmites 176
Arzuolo 110 ;
Aſthafer 136
Auguſthafer 138
Avati 206
Avena 187. ;
1 brevis 147
chinensis 145
elatior 171 222 223 224
fatua 146 ;
flavescens 169 223 224
georgiana 138
Janata 173
mollis 174
nuda 145
nuda chinensis 145
podolica 138
pratensis 170 224
pubescens 169 223 224
sativa 135
praecox 138
es 146
— strigosa 146
Averon 146
Avoine courte 147
— cultivée 136
— de la Turquie 141
— d'orient 141
noire et barbue 144
— — sans barbes 143
— du pres 170 d
SZ 16
Avoine follete 146
— jaunatre 169
— nerveuse 147
— noire 139
— — sans barbes 140
— nue 145
ordinaire blanche et barbue
136
et sans
; barbes 137
— noire et barbue 139
pubescente 169
sauvage 146
— strigeuse 147
— unilaterale 141
Avron 146
Baarbyg 18
Baillard 30
“ Baillerage 30
Bandſchmiele, blaue 129
Barbilla 54 57
Barley 12 18 30
Bartgerſte 27
Bartweizen 84
e
N _bünnähriger 89
gemeiner blauer 58
— brauner 57
doi 87
— — ſammtartiger
ſchwarzer 59
— weißer 54
— L ſammtartiger
rother ſammtartiger 89
weißer 85
— haariger 87
— mit ſchwarz Grannen
— ſammtartiger 87
Sege 141
Battle door SE 27
Bear barley 10
Bears 146
VBengelweizen 68 69
Berggras 124
Berghaber 170
Bergreis 181
Bergriethgras 129
H
—
—
T
—
—
—
—
—
D
—
mu
una
—
EEN
ET Le
Beſenkraut 204
Biada 137
Bianchetta 85 8
Binkelweizen mit Grannen
de rother 69
Binſenhalm 129
Biondella 65
Birdgrafs 133
Bizh 176
Blattgerſte 35
Blaugras 129
N Blé amidonier 110
a-courtes barbes 115
à épi rouge 114
à Epi velouté 116
noirätre 117
deux couleurs 89
à épi barbue et velouté
87 89
à épi glabre 88
d'abondance 78
de Boheme 63
de Chine. 54 55
de Crete \ 69
de Danzig 80
de Dauphine 78
de Guinée. 206
d'Egypte 90
de Jerusalem 110
de Magador 90
de la Mecque 80
de miracle blanc 77 :
de Pologne A epi divarique 90
— à épis velus 91
de Sicile 78 80 `
d' Espagne 206
de Surinam 90
de Turquie 206
d'Inde 206
du Cap 55
froment de Reval 54 |
— gros turque à 4 rangs 80
— ordinaire 54 55
grison 53 ;
gros 80 e
— Aën rouge et glahre 79 l
— noir 82
Ble gros noir à Epillets ecartes 82
— Lamas 60. 65
locular 118
mottu 69
ordinaire a epi compacte et
barbue 68
rouge 57
— d'Egypte 88
— trois mois 53
Blick 118
Blicken 118 a
Bocksbart, Heiner 124
Brain 200 \
Brankorn 30
Brafs 188
Bredkorn 27
Bridseyes 134
Briza media 134 223 224
Brize moyenne 134
— tremblante 134
Bromus arundinaceus 122
— elatior 120 122
— giganteus 123 124
— _ glomeratus 128
— üttoreus 122
Bruchhafer 146
Büſchelrohr 176
Bur 1989
Byg almindeligt 18
Canariefrö 193
Canarie-gräs 193
Canariengras 192
Canarienſamen 192
Canarſaat 192
Cannizara 87
Carroon 118
Cascalvos 87 N
Cascola rosso dei Komaguolı 37
Castigliano amorata 85
Castigliara 54
Cat’s-Tail-grass 188
| . Cebada disticada 30
Cedacillo 134
Cevada disticada 30
Chapato 85
Chicken Corn 211
Chrysostochya rojales 88
Einquantino⸗Mays, weißer 216
civade 14
Civitella di Toscani 85
Clock wheat 80
Cocks Combgrass 126
Common barley 12 18
— millet 200
— Reed 176
Cow-quakes 134 e
Creeping’s Softgrass 174
Crested Dogs-tail-grass_ 126
Cretelle 126
Cus 136 N
Cyanostachya Azulejos 88 e
— Moratos 88
— Xejonas 88
Cynosure en orete 126
Cynosuro 126
H
Cynosurus cristatus 126 223
Dactyle pelotonne 128
Dactylis glomerata 128. 223 224
Danskakorn 30
Danthonia strigosa 146
Darrgras, wolliges 173
Davidsbyg 23
Davidskorn 23
Davidsroggen 23
Dechampsia caespitosa Ve
Deckrohr 176 e
Dinkel 93 95 118
— rother 97
— weißer 95
— welſcher 118
Dinkelkorn 27 95
Dinkelſpelz 2
Dinkelweizen 93 95
Dogs-tail-grass 126
Donax arundinaceus 175
Doppelweizen, ägyptiſcher 90
— ſibiriſcher 90
Dort 2 E
Downy-Oatgrass 169
Dünkel 93
L weißer 95
Early Mandan Corn 212
Egiloppo 146
Egyptik Rugeller Korn 23
Gichelhafer 139
t
244
Einkorn 118
— rothes 118
Einküren 118
Eiskorn 47
Elephantenreis 182
Elymus arenarius 39
Emmer 110
dichter rother 117
— großer weißer 114
— rother äſtiger 114
Emmerkorn 110
Endebecks taru 78
Enodion bleu 129
Entengras 130
Entenſchnabelweizen 78
— i rother glatter 79
Epeautre blanc à epi blanc 93
— — barbu et glabre 93
— barbue roux et glabre 94
— petite 118
— sans barbes 97
— — E blanc et gla-
; bre 95
Erbetta tremola 134 i
Erdäpfelhafer 137
Erdmandel 241
Escanda 93 95 97
Escanna 118
Escurgon 10
Espelta de cebada 27 l
Esprilla 118
Ewahim neasch 206
Fächergerſte 7
Fahnenhafer, ſchwarzer gegrannter 144
; ungegrannter 144
— weißer gegrannter 141
— ungegrannter 143
— —
Fannee 206
Farro 97 110 114 115
— aspiga rada 93
— bianco 95
Faux epeautre 93 95
Feldhafer 170
„ — bleicher 0
Fennich, deutſcher 198
— icalieniſcher 194
— welſcher 194
Floöttgras 130
Fennig 196
Fescue grass 120
Festuca alpina 125
- arundinacea 122 222 223
caerulea 129
duriuscula 125 ;
elatior 120 122 223
— fertis 13
Huitans 130
gigantea 123 124
— trifora 124
glauca 125
glomerata 128
ovina 124 224
— alpina 125
amethystina 125
duriuscula 125
glauca 125
pannonica 126
vaginata 125
valesiaca 125
violacea 125
vulgaris 124
pannonica 126
pratensis 120 223
vaginata 125
valesiaca 125
violacea 125
Fetuque bleu 129
— des pres 120
— élevé 122
— ovine 124
— roseau 122
Finezza 54
Finnanos 87 l b
Fioringras 178 222 223
Fladbyg 30
Flakbiug 30
Flammel 134
Flatakorn 30 ;
Fleau des près 188
Fledbyg 30
Flemel 134
Flittergras 184
Flittern 134 A
\
Flot Meadow grass 1380
Flout grass 180
Flouve odorante 192
Flughafer 146
Fluttgras 130
Foin eleve 175
Folle avoine 146
Formento di Candia 69
— di Polonia 90
— invernengo 65
; — dei Lombardi 54
Formentone 206
French barley 23
Froment a épi rameux, 77
— velouté, graines
e dorées 63
parbu 53 56
— roux et glabre 57
blanc à épi blanc et à
grains jaunes 62
— de Montpellier 78
— et veloute 56
commun 53 56
— A epi compacte 69
— barbu et veloute 57
— sans barbe 60
— sans barbes glabre
—
et roux 65
sans barbe, ve-
loutè et blanc 65
sans barbes ve-
loute et roux 66
cultivé 53
d'Alsace 69
d’automne 65
de Barbarie 87
d’nyver 60
dur 87 79
locular 118
monocoque 118
noir de Montpellier 82
renfle 78
rouge de Montpellier 79
rose de Montpellier 80
sans barbe d'Alsace à
épi court 69
. Fromental 474
Ftühgerſte 80
Frühhafer 188
— aus Amerika 138
— aus Georgien 138
— aus Podolien 138
Frumenta 53 ;
Frumenti mischi 54
Frumento della nuova Ingliterra 63
— Mazvachio 87
Fuchsſchwanzfennich 1968
Fuchsweizen 58
Fulham barley 27
Futterhafer 136
Gaſten 12 18
Gauchhafer 146
Gebirgshafer 139
Gelbhirſe 202
Gerſte, blaue 23
— — ſechszeilige 23
Bären⸗ 12 18
gemeine 12 18
— nackte 23
große 30
— gemeine 22
— nackte 37
— Sommer⸗ 30
japaniſche 27
kleine 12 18
— nackte 23
— — ſcechszeilige 23 ;
Kolben⸗ 18 :
kurze ſechszeilige 10
lange 9
— zweizeilige 30
ruſſiſche 37
— Winter⸗ 23
ſechszeilige 10
ſchwarze gemeine 23
— ruſſiſche 23
türkiſche 27
venetianiſche 27
vielzeilige 9
— nackte 23
vierzeilige 12 18
— nackte 23
zweizeilige kurze 35
— nackte 37
Gerſtweizen 23
Glanzgras, e 192
—
Glatthafer 171
Glockenweizen 80
Glyceria fluitans 130
Goldhaber 169
Goldhafer 169 223 224
Gommer 90 b
Gräſer 1
Gramineae 1
Grande epeautre 110
Grannenſpelz, rother 94
Grannenweizen 56
; — brauner 58
— toilet 8
— — ſammtartiger 57
— weißer 53
Grano Andriolo 78
— Castiglioni 85
— di Valerno 85
Gentile bianco dei Toscani 60
Grosso 78 80
Rayanense 78 89
rosso 57 97
Siciliano 206
: turco 206
Grashirſe 130
Graslauch 2
Grauhafer 147 :
. Great-Meadow-grass 132
ges wheat 80
Griesgerſte ) 23
Griffelgras 130
Grofkorn 10
Grützhafer 145
LET großer 145 /
— cdatariſcher 145
Gua 206
Gul Hafre 169
Gumrik 30
Haargras 39
Haber 136 137 e
Hafer 171
— ägyyptiſcher 141
— ähriger 170
— behaarter 169
— brauner 139
- chineſiſcher 14⁵
gemeiner 137
— glatter 136
Baier, gemeiner weißer 136
geftreifter 147
feinhaariger 169
knolliger 136
kurzer 147
dii haariger 223 224
Malſcher⸗ 138
nackter 145
orientaliſcher 141
podoliſcher 141
rauher 146
ſchwarzer 139
isn rauher 139)
ſibiriſcher 141
tatariſcher 141
türkiſcher 144
ungariſcher 141
weichhaariger 169
weißer ungegrannter früher 138
welſcher 141
— wilder 146
Hafergras 169 171
— gelbes 169
haariges 169
— kurzhaariges 169
— rothes 170
Hafre 136 137
Halidaybarley 37
Halmfrüchte 1
Sammelförn 27
Hartgras 124
Haſenbrod 134
Haſengras 134
Hatſchengras 130
Haushaltungsreis 200
— achter 200
Heidekorn 48
Hembrilla 54
Hengs 133 i
Herbe à la manne 130
Hevedebyg 23
Himalayagerſte 28
Himelbyg 23 37
Himmelkorn 23
Himmelsgerſte 23 e
— große
— ige 97
Himmelskorn SE *
Himmelsthau 180
Hirs 200 l
Hirſch 200
Hirſche 200
Hirſchgras 129
Hirſe 200 Sa
— deutſcher 199
ſchwarzer 201
— weißer 202
E welſcher 194 y
Hirſen, weißer 202
Hirſenfench 200
Hirfenfennig 199
Hirtengras 188
Hochſchwingel, rohrartiger 122
Holcus avenaceus 171
— lanatus 173 222
— mollis 174
Honiggras 173 222
— kriechendes 174
— weiches 174
— wolliges 173
Hordea polysucha 9
Hordeum’ distichon 30
— erectum 35
— multicaule 35
— nudum 37
— nutans 30
— Vario. nudum 37
hexastichon 9 Ka. 2
norvegicum 18
ramosum 35
vulgare aestivum 18
— caerulescente 22
— nigrum 23
— nudum 23
Zeocriton 27
Houque d’Alep 192 204
— laineuse 173
— mollet 174
— Sorghe 192
— Sorgho 204
de blauer 211
— dunkelrother 211
— hellrother 211
— weißer 211
Hundsgras 18
Hvitrat 3 v
H 1 `
Hydrochloa fluitaus 130
Jaeskung 206 d
Jagon 206 A
Jaminia 85
Jeruſalemsgerſte 23
Jeruſalemskorn 23 1100
Igelweizen mit gelben Samen 68
— mit weißlichen Samen 67
— ſammtartiger 69
Immer 116
Indian Corn 205
— millet 194
Indivia 622
Johannesroggeu 47
Kaeglekorn 10
Kaffee gerite 37
Kammgras 223
— gemeines 126
d Kammhafe E 144
Kanariengras, falſches IN.
Katan 180 :
— bula itam 184
— Pete 180
— itam 183
Kentish White Koste 60
‚Kern 23 95 97
Keruſamen 23
Kielgerſte 10 i
Klumphirſe, blutrother 202
— gelber 201
— weißer 202
Knaulgras 223 224
— gemeines 128
Koyltafre 171 ;
Kolbenhirſe „deutſcher 199
eg großer gelber 194 -
E — — urngegranu⸗
f ter 195
italieniſcher 194
kleiner orangegelber 196
— ſtrohgelber 196
wo — ungegraunter 199
— T Avioletter 198
Kolbengras 190
Kolbenlieſchgras 188
Kolbenweizen, g gelber 64
= rother 65 :
fammtartiger 60
— e
Staue, weißer mit gelben Sa:
men 62
mit weißlichen i
Samen 60
— F ſammtartiger 63 N
Korn 12 18
Korn 40 93 95
— ägyptiſches 23 37 90
— aſtrachaniſches 90
Korn Bjugg 18
Korn, indiſches 204
— ruſſiſches 47
— fibirifches 23
— tyroler 97
— von Cairo 90
— wallachiſches 23 90
Kraftmehl 110
Kukuricza 206
Kukuru 206
Kukuruz 206
Ladios-Hair 134
Landhafre 146
Langaxetbyg 30
Leethardel 175 ,
Lerchenſichte 202 A £
Leucostachya Alagas 88
— Blanguillas 88
; Lieſchgras, großes 188
Lolch, ausdauernder 2
— italieniſcher 6
Lolium Boucheanum ` _—_
— italicum 223 224 6
— multiflorum 6 -
— perenne 223 224 2
italicum 6
. Long-cared-harley 30
Longhese 54
Lothe 2
Ludd-tatel 173
Lyme-grass 39
Märzgerſte 30
Märzhafer 136
Mäuſehafer 146
Majorea quistalisa
Majoronata 87
Mais vulgaris 205
` Maize 205
Mandankorn, frühes ;
Manna 130
Manna Kasza Polska 130
Mannagras 130
Mannagrass 130
Mannagrütze 130
Manured- Cauarie-grass 193
Mars 30
Mausgerſte 2
Mays, äſtiger rother 216
. — weißer 216
amerikaniſcher 208
breitkörniger 208
breitkolbiger gelber 216
europäiſcher 213
gelber gemeiner 214
— großer 213
— ſßpitzkolbiger 215
gemeiner blauer 214
— blutrother 214
— dunkelrother 214
— hellrother 214 S
— mit helle und dunkel⸗
rothen Körnern 214
mit verſchiedenfarbi⸗
gen Körnern 215
— panaſchirter 214
— kleiner 217
— kurzkolbiger gelber 215
Mays praecox 217
Mays, rother ſpitzkörniger 212
— ſpitzlolbiger blauer 215
rother 215
— türkiſcher 205
Mays vulgaris 214 5
Mays, weißer breitkörniger 208
gemeiner 214
— —
*
Mays, weißer großer 213
ſpitzlörniger 212
— weiß⸗ u. gelbkörniger großer 213
Meadow 120
, Fox tailgrass 190
Oatgrass 170
Softgrass 173
tail-grass 188 ,
Mehldinkel, ruſſiſcher 116
Mehlhalm 173
Melgone 206
Melica 204
— caerulea 129
Melilotengras 192
Middel 134
Miglio zaburre 206
Milial 206
Millet 194 200
— à graines blanches 202
jaunes 202
noires 201
sanguines 202
— des oiseaux 194 196
— —
— —
gees 196
à pedoncules vio-
; Jâtres 198
— gros des Inde 206
Mohar 196
Mohrhirſe, brauner 204
— gemeiner 203
— ſchwarzer 204
— — —
; Rispe 204
— zweifarbiger 204
Monocotyledonen 1
Moorſchmellen 175
Moorſchmiele, glänzende 175
Morgenhafer 141,
Moutin blanc 78
Mückenbein 147
Muhar 196
Nakedbarley 23
Narrow leaved Oatgrass 170
Nassi 188
Noegent taradetbyg 37
Nudelweizen 205
Oat 136 137
Oatgrass 146
Oat-like-soft-grass 171
Olco ossia 204
— — Sorge 193
Orchard grass 128
Arge 18
— à Café 37
— à deux rangs 30
Se Ess — nue 37
— a large épi 27
— anguleuse 10
*
a graines oran-
mit ausgebreiteter
— italie 194
. Panicum italicum 194
Orge à six cotés 10
— — ranges 10
` coeleste 23
commune 48
— a epinoire 23
— - à graines nues. 23
ane 12
de Jerusalem 23
de Norvege A six ranges 18
de Perou 87
de Russie 23 27
de Sibirie 23
d' Espagne 37
@ete 18
hyver 12
distique 30
— a6pilletsraproches 35
en eventail 27
faux-riz 27
hexastique 10
` noire 23
nude 37
nue 23
pyramidale 27
‘Oryza sativa, 180
Orzo 18
— di Germania 27
— monstarolo 23
— nudo 23
Ous 137
paddy gunning 27
Padie 180
Apiet 184
Gadja manoer 182
Kawang 183
Kiedang 183
mera 183
Mohong 184
Naga 185
Tipar 187
Pagatowe 206
Panic cultivé 194
— des oiseaux 194 à
à pedoncules vio=
- lätres 198
— maximum 195
Panicum millaceum 200
‘Panizo de Italia 194
Paoumoulle 30
pärmentella 85
Patiancho 87
Patiauchulo 85
Paturin commun 133
— des pres 132
— flottant 130
Paulla 54
Pelon 65
Pennich 198
Perennial-Darnel 2
Perinnon 54
Petanielle blanche 78
— note 82 SE
— rouge et glabre 79
— rousse 80
Peterskorn 134
Pfahlrohr 175
Pfauengerſte 27
Pfeifenbinſe 129
Pfeifenrohr 176
Pfennich 196 198
Phalaris canariensis 192 i
Phleum pratense 188 222 223
Phragmites communis 176
Pichi 54 i
Pichon 54
Pilcorn 145
Pillis 145
Pilostella 54
Pisana 79
Plattgerſte 30
Plumagekorn 27
Poa angustifolia 132 133
— depressa 132
— dubia 133
— fluitans 130
— glabra 132
— humilis 132
— pratensis 132 133 223 224
— angustifolia 133
latifolia 132
- scabra 133 |
— trivialis 133 223
s Poland wheat 90
Pomelle 30
vom
— ——
mwn
Potneg barley 27
Prosu 200
Purpe Melie grass. 129
Purre-hafre 147
Purrhafer 146,
Oamh arabi 80
OQuacking grass, common 134
mittle 134
Queue de rat 126 i
Quistalia amuscata 54
Rabis 175
Rabsgras 175
- Radonell 78
Raht 176
Raſenſchmiele 175
Rauch hafer 146
Ray 40
Raygras 2 190
Raygras, bretagniſches 171
— engliſches 2223 224
— franzoſ. 171 222 223 224
— italieniſches 6 sc 224
Recoltarta 87
Red Chicken Corn 21¹
— Darnel 2
Redondillo 78 79
Reis 180
brauner ge er BE N
— ſchwarzgegrannter 184
kleiner ſchwarzer gegrannter 184
— weißer EN Lang:
<= s förniger 185
— rundkörni⸗
ger 185
— weißgegrannter 182
rother 188
ſchleſiſcher 130 ;
ſchwarzer gegrannter 184
weißer gegrannter 180
mit rothen Sa⸗
men 183
— mit ſchwarzen
l Samen 183
— ſchwarzgegrannter 182
— ungegrannter 184
wilder 110
Reisdinkel 110
Reisgerſte 23 27
— —
Rheingerſte
; Rieſenſchwingel
Resh 40
Rettema 12
Revet wheat 80
Rhead wheat 79
27
Rice 180
Richezza 54
Riemengerſte 27
123 224
Rieſentrespe 123 i
Rieſenweizen von Sct. Selena 80
Rieth 176 Pe
Rüs 7
Riisbyg 27
Riso 180
Rispengras 132
gemeines 133 223
Rispenhafer, ſchwarzer gegrannter 139
ungegrannt. 140
weißer gegrannter 135
Riz 180
— allemagne 27
— rustique 27
Rodondillo 80
Rodonell 79
Röhricht 176
Rör 176
Roggen 40
ägyptiſcher 23
äſtiger 49
gemeiner 40
wilder 39
Rohr 176
— gemeines 176
Rohr, portugieſiſches 175
— ſpaniſches 175
zahmes 175
Rohrſchilf 176 K- &
Rohrſchwingel 122 223 222
Rollgerſte 10 :
Romanello 78
Romolaccio 104
Roseau commune 176
—
"e
ungegrannter 137 >
Rispenhirſe, gelber 202
grauer 200
ſchwarzer 204
*
Saäbelhafer
Roßgras 171 173
Rothgerſte 10
Roth-ripe-barley 18
Rough-Cocko soot grass 128
Rough grass 128
Stalked Meadow 133
nn
Roughish Meadow grass 133
Ruchgras 223 224
gelbes 192
wohlriechendes 192
Ruer 176
Rughafer 146
Ruſſengerſte 23
Rye 40
common 40
141
Saina 204
Saisette 54
de Tarascon
Salmerones 87
Sammtweizen, rother
—
—
SE 57
66
engliſcher 80
— weißer 63 5
Sandgerſte 18
Sandgras, blaues 39
Sandhafer 145 146
Sandhafergras 39
Scandella 30 per
Schaafgras 124
Schaafſchwingel 124 224
Schalmeienrohr 175 }
Scheeps Fescue grass
Schiazza 54
Schilf 176
Schilfrohr 176
Schlagkorn 2
Schmelle, blaue 129
Schmelme 129
Schmiele 174
Schotenklee 224
Scolch barley 10
Scolochloa arundinacea
Sct. Peters Corn 118
Set. Petersgerſte 27
Set. Peterskorn 118
Schwabenweizen 118
Schwaden, polniſcher 130
preußiſcher 130
12⁴
—
28
Schwingel, eßbarer 130
— hoher 122
5 82 rohrartiger 122
Schwingelgras 120
Secale cereale aestivum 49
5 = grandiflorum 47
hybernum 40
multicaule 47
ramosum 49
wallachicum 47
cornutum 46
Seigle commun 40
— cultivé 40
— de Ceres 40
— hyemale 40
Setaria italica 194
Sexkantet Byg 10
Sexradet Byg 10
Sexradigtkorn 10
Shakers 134
Siberian 37
Siciliana 60
Sjoka 204
Sjokusa 206
Sirk 204
Sixter Mays 216
Skyffelkorn 27
Smooth Stalked Meadow grass 132
Sommerbyg 18
Sommerdinkel 96
Sommergerſte, gemeine 18
— polniſche zweizeilige 37
Sommerkorn 96
Sommerroggen 49
Sommerſpelz 110
— weißer 96
Sommerweizen 56 76 ö
— aus Neapel 85
— aus Sicilien 85
— weißer 61
Sorg 204
Sorghum vulgare we
Sorgo 204
Sortaxetbyg 23
Spatgerſte 18
Spelt 93
Spelt 95 97
Speit-Crone 93
H
Speltwheat 93
Spelta 93 95
— maggiore 110
— minore 118
Speltae 93
Spelz 93
— ägyyptiſcher 115
— rother 97
— ruſſiſcher 115
— weißer 95
Spelzen 93
Spelzreis 118
Spelzweizen 95
Sperlingsſchnabel 147
Spiegelgerſte 35
Spinnenhafer 145
Sprat barley 27
Springbarley 18
Square barley, 10
Stärkmehl 110
Staudengerſte 35
Staudenkorn 47
— wallachiſches 47
Staudenroggen 47
— aus Norwegen 47
Steifhalm, blauer 129
7
Stockgerſte 10
Strandgras 39
Süßgras 130
Svin Svingel 130
Sweet scented-grass 192
Talaveraweizen 62
Tall fescue grass 122 123
Talle Oatgrass 171
Tapgerock de ee 89
Tannenhafer 141
Taubenhafer 141
Taubgerſte 190
Taubhafer 146
Tauſch 2 ;
Teichrohr 176
Tengeri 206
Tharghetta 118
Thimotei-grass 188
Thimoteusgras 188
Thimothegras 188
Thimotygras 188
Thorebyg 23 37
Thorgerſte 23
Timothei 188
f Timothy-grass 188
Tipar 187 E t
Tlaolli 206 g
Too-Kibbi 206
Toradet byg 30
Tosello 60 2
Toseta 65
Touzelle blanche barbue 53
ge — epps barbe 60
rouge barbue 57
— — sans barbes 65
Trespe, große 123
Tricho Cuchareta 87
Trigo Candeal 54
— Chamarro 65
— di Polonia 90 Di
— moro 92
— Moruno 89
Trillgras 134 |
Triticum amyleum 140
— aristatum. Variet. b. hy-
bernum 57
atratum 117 a
Cevallos 92
compositum 82
durum 84
flavescens 169
monococcum 118
polonicum 90
Spelta 93
splendens 169
tricoccon 114
turgidum 76
— vulgare 53
Türkenkorn 205
Turfy Hair-grass 175
Turkisht twete 206
Turshiza 205
Tvaradigt Korn 30
Vaesia 54
Varlerod 192
Vena 137
Vernal-grass 192
Defen 95 97
H
DS
AE
Ee:
Viehgras, glattes 182
— großes 132
Vulpin des pres 490
Walbyg 10 j
Waldhafer 139
Waldkorn 47
Waldrohr 129
Weet-Spring-wheat 54
Weiſen 665 er e
Weiten, türkiſcher 205
Weizen, arabiſcher 80
F ägvptiſcher 80
äftſtiger polniſcher 91
aus Corfu 69
blauer engliſcher 82
— welſcher 89
böhmiſcher 63
deſſauer 665
eigentlicher 53
einkörniger 418
engliſcher 76
— rother ſammtart. 80
— weißer 77
— fam A
gemeiner 53 E
halbgegrannter polniſcher 92
kolbenartiger polniſcher 92
kretiſcher 69 g
langkörniger 90
lothringer 90
marokkaner 80
polniſcher 90
romaniſcher 110
rother engliſcher 79
— gerſtenartiger 88
glatter äſtiger 79
— dickähriger 79
— vielkörniger 79
fanımtart. welfcher 89
vielähriger 9
welſcher 88
zottiger welſcher
ruſſiſcher 82 i
ſammtartiger polniſcher
ſchwärzlicher 117
ſibiriſcher 90
ſymaker 90
Weizen, türkiſcher 80 20⁵
— tuneſer 80
— vielkörniger 77
— weißer 60 ;
Ss , äſtiger 77
Leit dickähriger 78
— engliſcher 78
— gerſtenartiger 85
— ſammtartiger wel⸗
ſcher 88
welſcher 85
zottiger 87
— welſcher 80
wilder 38.
Weizengerſte 23 37
Weizenſpelz 23
— .
Welſchkorn 205
Wheat barley 23 i
Wheat-Spring-wheat 54
= White Tooth Corn 209
White wheat 78
Wieſenflittergras 134
Wieſenflittern 134
Wieſenſuchsſchwanz 190 222 223
‚Wiefengräfer 220
Wieſenhafer 170 171 224
— gelber 169.
— hoher 171
i Wieſenkanariengras 190
Wieſenlieſchgras 188 222 223
Wieſenrispengras 132 223 224
Wieſenſchmiele 129
Wieſenſchwingel 223
Wieſenviehgras 132
Wildhafer 146
Wild Haver 146
E Oats 146
Windhafer 146
Winterbyg 12
‘ Winteremmer, rother 116
— — äſtiger 117
— ſchwarzer 117
äſtiger 118
weißer 114
L Äfliger 115
— E fammtartig. 446
— —
z —
er
Zielgerſte 30
Winteremmer, weißer ſammtartiger
aͤſtiger 116
MWintergerſte 12
Winterkorn 40 95 97
Winterroggen 40
Winterſpelz, rother 97
— ſchwarzer 117
— weißer 95
W S `
Winterweiſen 65
Winterweizen 53 65
— agyptiſcher 115
— mit gelben Samen 62
— weißer 60 .
Wollgras 173
Wuchergerſte 27
Wunderweizen, blauer 84
— rother 79
Bee — glatter 79
— = ſammtariger 82
= EF 77
E ES — page, 77
. Xexa 54
Yellow Oatgrass 169
— Tooth Corn 209
Zahnkornmays, gelber 209
e rother 209
— weißer 209
Zara 206
Zea altissima 208
— Caragua 208
— hirsuta 208 211
— Mays 213
— praecox 213 217
Zeilengerſte 18
Zeshizi rep 190 ;
Zezhmen 12 18 30
Zittergras 134 223 224
— gemeines 134
Zittern 134
Zwergmays „blauer 217
— geln 217
— panaſchirter 217
— rother 217
Zwergweizen 68
Nachtrag
= zu Seite 38 am Schluß.
Wir erhielten, nachdem die Arbeit über die ; goën dën
war, verſchiedene Samen von Culturpflanzen von dem Botaniker
Schimper aus Adoa in Abyſſinien, die wir cultivirten und zu
unſerem Vergnügen eine ſchwarze zweizeilige Gerſte daraus er⸗
zielten; wodurch wir unſere Angabe hiermit berichtigen wollen.
Den Sinn entftellende Druckfehler
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5 — 17 l. Booth f. Boot
— 15 l. dur f. dour
— 28 l. divari qué f. di farique
— 12 l. Festuca ovina valesiaca f. Fest. valesiacn
— 32 l. vaginata f. vagina ,
— 19 l. gegrannter f. ungegrannter
— 182 bis 187 l. Padie f. Padice
— 200 Zeile 30 l. Pros u f. Prosee ;
— 222 — 31 l. Alopecurus f. Alopscurus
— — — 34 l. elatius f. elatuis
Bronner,
Verbeſſerung des Weinbaus
durch praktiſche Anweiſung,
den Rießling ohne Pfähle und Latten vermittelſt des
Bockſchnitts zu erziehen.
Mit Abbildungen. geh. 10 gr. oder 45 kr.
Bronner,
Anweiſung zur nützlichſten ee
der
Tafeltrauben und anderer Traubenſorten GE
an ſonſt unbenutzten Plätzen in Höfen, G ärten, an Häuſern
und Mauern Ie.
Mit Abbildungen. geh. 12 gr. oder 54 kr.
Nau,
Die Landwirthſchaft der ER
und insbeſondere der Heidelberger Gegend.
Mit Abbildungen. geh. 14 gr. oder fl. 1. 3 kr.
— —
Hronn,
Ueber Zweck u. Einrichtung landw. N
geh. 6 gr. oder 27 kr.
Bae a
Gründlicher Unterricht in der Obſthaumzucht |
Mit Abbildungen. geb. 16 gr. oder fl. 1. 12 kr.
Verhandlungen
„
| Versammlung deutſcher Wein⸗ und ST
zu Heidelberg im October 1839.
Herausgeg. von Freih. v. Babo u. Garteninſpector Metzger.
geh. 20 de oder fl. 1. 30 kr. a
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