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Full text of "Monatshefte für Musikgeschichte 16 Jg 1884"

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MONATSHEFTE 




MUSIK-GESC IC TE 



GESELLSCHAFT FOR MUSIKFORSCHUNG. 

Si;CHZEHl\TER JAHRGANG 

1884. 



KEDIGIRT 
VON 

EOBZET 1XTN1B. 



LEIPZIG, 
Breitkopf und Haertel. 

Nettopreis des Jahrganges 9 Mark. 




PUR 



HERAUSGEGEBEN 



VON DER 



Inhalts-VerzeiohnU. 



mm 

Neue Strom ung in der Tonkunst, von H. Eichborn 1 

Anton Brume], von Miner .............. 11 

Gmspard Duiffopruguar ............... 14 

Das katholische deutsche Kirchenlied. 2. Bd. von Baumker. Anzeige. 15 
Beitrag zur Biographie der Kompunisten der Psalmen von CI, 

Marot und Th, de Beze, von G. Beoker ....... 19 

Guillaume Dufay, von Eituer 21 

Gesohiehte der Musik im Umriss, von Br. H A. Kbstlin. Anzeige 24 

Keceuil de Chansons populaires, par E. Roland. Anzeige ... 26 
Zur Geschichte der Volksliedermelodieen, von W. Baumker . 29. 92 

Biographische Notizen 32 

Fiancois Gindron, von Georg Becker .......... 37 

Cantaten aus dem Ende des 17. und Anfange des 18. Jahrhun- 

derts, von Eitner .............. 40. 45 

Die neugriechischen Tongeschlechter, von Raym. Schlecht .... 56 

mit einer Beilage in 4°. 
Johaun Stobaeus ein Mitgiied des Konigsberger Dichterkreises, 

von Dr. L. H. Fischer 89 

Heinrich Albert, Biographie nach Dr L. H. Fischer .... 95 

Jo h an ii tie Muris, Biographie nach Dr. Rob. Hirschfeld ... 97 

Totenlisto des Jahres 1883, die Musik betreffend ... §9. 109. 117 

Bartholomaeus Gesius, Biographie nach R. Schwartze .... 105 

Die Stadtbibliothek in LUbeck 113 

Disco urs des Herrn Quanz liber das Clavieraccompagnement (1763) 120 
Mitteilungeu Nr. 1—12. 

Rechnungslegung iiber die Monatshefte 1883 ....... 129 

Namen- und Sach- Register ............. 131 

Beilagen : S t u d i o n beim Lesen von Handschriften, zu Nr. 1. 

Cantaten des 17. und 18 Jahrhunderts. 1. Teil : H. 

Albert, G. H. Stoelzel, Reinh. Keiser. 11 Bogen. lata- 

log der Musikalien - Sammlung des J oachimsthal'schen 

Gymnasiums zu Berlin. Bogen 2 — 10. 



Bhren- und korrespondirendi Mitglieder. 

Prof. Dr. E. Krtiger in Gottingen 

P. Anselm Schubiger in St. Einsiedeln (Sohweiz) 

Raymund Schleoht, geistlicher Rat in Eiohstaett 

Julius Josef Maier, Gustos der musik. Abteilg. der Kgl. Bibliothek in Miinchen. 

Vorstands-Mitgliedtr. 

Prof. Franz Commer, Berlin, Vorsitzender 
Rob. Eitner, Sekretar, Templin (U./M.) 



Ordentliche Mitglioder. 

J. Angerstein, Rostock Alex. Kraus Sohn, Plorenz 

Adolf Auberlen, Pfarrer, Hassfeldeu Emil Krause, Hamburg 

(Wurttemberg) Arnold Kuozynski, Firma F. Butsch 

Ev. J. Battlogg, Friihmesser und Sohn, Augsburg 

Chorreg. in Gurtia Moritz Lentzberg, Berlin 

Willi. Baumker, Kaplan, Nieder- Leo LiepmannsBohn, Berlin 

kriichten Freiherr von Liliencron , Klosterpropst, 

Qeorg Becker, Lancy bei Genf Schleswig 
Cb. Fr. le Blanc, Kaplan, Utrecht Bernh. Loos, Basel 
H. Bbckeler, Domohordir., Aachen Karl LUstner, Wiesbaden 
Dr. E. Bohn, Organist, Breslau Georg Mask©, Oppeln 
Dr. W. Brauue, Prof., Giessen Dr. Melde, Prof., Marburg 
Breitkopf & H artel in Leipzig Freiherr von Mettingh, Nlirnberg 
Dr. Oscar Cliilesotti, Bassano Veneto Therese von Miltitz 
Prof. Dr Crecelius, Elberfeld Dr. Mueller, prakt. Arzt, Berlin 

Rud. Damkobler, Buchhandler, Berlin M. Notz, Musikdir., Cannstadt i/W. 
Rich. Dannenberg, Tonkiinstler, Wigand Oppel, Frankfurt a/M. 

Hamburg P ostler, Pastor in Parohim. 

Alfr. Dbrffel, Leipzig Albert Quantz, Gottingen 

0. Dressier, Chordirektor, Weingarten Julius Richter, Pastor 
Dr. Herin. Eichborn, Assessor a. I)., Carl Riedel, Professor, Leipzig 

Breslau Dr. Hugo Riemann, Hamburg 

Dr. Im. Faisst, Prof., Stuttgart A. G. Ritter, Musikdir., Magdeburg 
Dr. F. Fraidl, Graz G. Schefer, Buchhandler, Berlin 

Edni. Fries©, Musikdirektor, Offen- Dr. Willi. Sohell, Prof., Karlsruhe 

bach a/M. Dr. H. M. Schl otter er, Kapellmeister, 

Ad. Frolich, Stadtpfarrer, Diessen- Augsburg 

hofen (Schweiz) Jos. Sittard, Stuttgart 

Moritz Flirstenau, Prof, Dresden F. X. Skuherski, Direktor, Prag 
Franz Xav. Haberl, Kapellmeister, F, Simrock, Berlin 

Regensburg Dr. H. Sominer, Prof., Braunsohweig 

J. Ev. Habert, Organist, Gmunden J. A Stargardt, Berlin 
S. A. E. Hagen, Kopenhagen C. Stiehl, Musikdirektor, Lubeok 

Mich. Haller, Chorreg., Regensburg Reinhold Succo, Musikdirekt., Berlin 
Mich. Hermosdorff, Musikdir.. Trier Leopold Unterkreuter, Pfarrer, Ober- 
August Hettler, Berlin drauburg in Karnten 

Dr. Robert Hirschfeld, Wien Joaquim de Yasconoellos, Porto (Por- 

Dr. Hoppe, Capitular, Frauenburg tugal) 

Dr, 0. Hostinsky, Prag Willi. Jos. von Wasielewski, Blauken- 

Dr. Otto Kade, Musikdirektor, burg a/H. 

Schweriu i/M. Jacob Wist, Stiftskaplan und Chor- 

Prof. Dr.H.A.Kbstlin, Friedberg i/W direktor, Luzern 
Otto Kornmiiller, Kloster Met ten in Dr, F. Zelle, Berlin 

Niederbayern 



far 



MUSIK-GESCHICHT3 

herausgegeben 
von 

der Gesellscliaft far lusikforschnng. 



XVI. Jahrgang. 
1884. 



Brail det Jahigangw tlOi, Konsiiieh CHoheiiift eina 
Numer ron 1 bii 2 Boaen. Inserttonigeblihreii fBr 
die ZeUe Si Pfg. 



Kommiatio narerleg der T. Traatw ela'tchen 
Booh- and Mosikalleiihaadluiig in BarUm W. 
LejprigerttrafM iso. Bestelhingttit whnmt jede Buoh- 
nnd Mn«lkh»ndinng entgegen. 



No. 1. 



leie Strfimiig in ier f onkinsi 

III, Eiehborn.) 

Unter alien Ktinstlern sind die austlbenden Musiker und die 
Schauspieler am wenigsten in der Lage, fttr den Nachruhm zu 
schaffen, denn das lieblichste Spiel, der herzinnigste Gesang, wie der 
Rede und Menschenschilderung ergreifendste Gewalt sinken mit dem 
Tode der Urheber in's Nichts, und nur trockene Namen und Daten 
verzeichnet die Historic, bei denen w ir uns denken, was wir wollen 
und kttnnen. Niemand kann sich heute von der Darstellungskunst 
eiies Garrick, eines Iff land, niemand von der Gesangskunst einer 
Faustina Hasse, einer Catalani, niemand von dem Violinspiel eines 
Paganini einen Maren Begriff machen. Aber auch mit des Ton- 
dichters Unsterblichkeit ist es schlimm bestellt. Unter alien Kunst- 
werken sind seine Erzeugnisse am meisten der Gefahr ausgesetzt, 
in Vergessenheit zu geraten. Was kann es seinem Nachruhme 
ntttzen, wenn seine ttberlieferten Eompositionen dem einen oder 
andern Musikgelehrten zufMlig unter die H&nde geraten, und dieser 
beim Durchblattern der verstaubten Partituren vielleicht einen 
8chwachen Begriff von der Macht der Tone empf&ngt, die in den 
krau8en Notenzeichen geheiranisvoll verschlossen liegen, was hilft 
zu seiner Ehre die Erw&hnung in den von einer handvoll Liebhaber 
gelesenem musikhistorischen Blltternl Der Bauktlnstler schafft fttr 
Jahrhunderte, fttr Jahrtausende, das Genie grofser Maler und Bild- 
hauer verkttnden ihre BUder, ihre aus festem unverg&nglicben Stoffe 

Monatth. t Mueikgeeoh. Jahrg. XVL Ho. 1. 1 



2 



Neae Strdmang in der TonkanBt. 



gefttgteB Statuen noch spltesten Gesehlechtern. Was ist des grofsen 
Musikers Loos? Vergessenheit! Seine Werke firisst der Staub und 
Moder der Bibliotheken. JDer Qedanke an die dieses Schicksal nicht 
teilenden grofeen Genien Mozart, Beethoven, Gluck, Bach u. a. spricht 
nur fttr unsere Betrachtung. Denn wlr' es an sich schon traurig 
genug fttr den Tondichter, dass nur die allerersten und gewaltigsten 
unter ihnen, wie sie nur in grofsen Zeitrftumen vereinzelt erstehen, 
lebendig in ihren Werken fortleben, so ist auch selbst bei diesen 
solches Fortwirken eng begrenzt und von allerhand Zuf&lligkeiten 
abhfcngig. Was kennt die Mehrzahl auch nur der Gebildeten von 
den Kompositionen des grOJfeten aller Musiker, Palestrina? Dnd 
wenn sie einmal etwas von ihm zu hOren bekommt, was wohl alle 
Jubeljahre sich ereignen mag, was verstehen sie davon? Wie fern 
steht eine Art von Musik dem, was heute die moisten selbst leidlich 
gebildeten musikalischen Ohren kitzelt! Was wttssten . wir von Bach, 
wenn nicht zuf&llig Mendelsfohn auf dio Matthaeus - Passion auf- 
merksam geworden wire und dieselbe zur Aufftthrung gebracht 
hltte? Bis dahin war er nur als Orgelmeister bekannt, und niemand 
hatte eine Ahnung von seiner titanischen GrOfse. Und wieviel kennt 
man denn heutzutage von den Opera eines Gluck? Ueber einen 
Mozart urteilt eine gewisse Elasse von Musikern der Gegenwart, 
die Richard Wagner als den Musikheiland, von dera ein Licht auf 
neue Jahrhunderte hinaus entstrahlt sei, verehrt, ziemlich verichtlich 
und geriagschlteig; ja es giebt in unseren Tagen Domkapellmeister, 
die sogar einen Palestrina in die Rumpelkammer werfen und seinon 
erhabenen Tongebildon die Sttimpereien moderner Kirchenkomponisten 
vorziehen! £in Haydn existirt fttr diese Leute kaum noch. Was 
aber wird denn, wenn man des jtingsten grofsen Todten gedenkt, 
von Wagner's Schflpfungen der Much welt lebendig erhalten bleiben? 
Nun, das, worauf der Meister grade den Hauptwert legte, sicber 
am wenigsten! Musikwerke mttssen aufgeftlhrt werden, sonst sind 
sie begrabene Sch&tze. Gedichte, Dramen aus Iltesten Zeiten kann 
jeder, dem die ntttige Bildung nicht mangelt, lesen und, sofern sie 
an sich oder fttr ihn geniefsbar sind, geniefsen; sie erhalten den 
Ruf des Dichters viel unmittelbarer und leichter, als Tonwerke den 
ihres SchBpfers. Welche Mtlhe verureacht es leztere zu beleben, 
zur Aufftthrung vorzubereiten, die ausftthrenden Krfifte, das Publikum 
mit dem nOtigen Interesse zusammenzubringen ! Daher das grelle 
Missverhftltnis, in welchem die geringe Zahl der wirklich zu GehOr 
gebrachten und der dauernd aufgeftthrten Tonwerke zu der Menge 



Neue StrOmung in der TonkuaBt. 



3 



des Erzeugten, nattirlich sprechen wir hier nur von den besseren 
Sachem, steht, wovon ein grofser Teil als totgeboren bezeichnet 
werden kann — totgeboren nicht etwa, weil es ihm gerade an 
Lebensfahigkeit fehlt, sondern well ihm die nOtige Pflege, die un- 
entbehrlichste Hilfeleistung, die der zur Welt kommende bedarf, 
mangelt Ergeht es schon den Produkten der Gegenwart im all- 
gemeinen so trtibselig, wie muss es da erst mit dem, was vergangene 
Zeiten an Tongebilden geschaffen haben, stehen! 1st doch gerade in 
der Musik der Geschmack so wechselnd, wie kaum in einer andren 
Kunst! Kein Wunder also, dass Kompositionen nacb wenigen Jahr- 
zehnten schon veraltet erscheinen, sie mttssten denn den Stempel 
des Genius an sich tragen, dessen Werke sich bekanntlich ewiger 
Jugend erfreuen. Ein Hauptgrund fttr diese Erscheinung liegt darin, 
dass die Tonkunst, wenigstens unsre heutige Tonkunst, die jttngste 
unter alien ihren Geschwistern, dass sie ein sp&tgeborenes Kind ist, 
das erst lange, nachdem alle andren Ktinste vollst&ndig gereift und 
erwachsen waren, nachdem sie l&ngst ihre Triumphe gefeiert und 
ihre Lorbeeren eingeheimst batten, geboren ward und heranreifte. 
Was haben ein paar Jahrhunderte im Laufe der Geschichte zu sagen! 
Die Dichtkunst kntlpft sich an die ftltesten Traditionen des Menschen- 
gescblechte, die Wunder der Baukunst, der Bildhauerei ragen zum 
Teil als ehrwtirdige Urzeugen der iltesten Epochen der Menschheit 
in die Gegenwart herein, die Malerei feierte mit den andren bilden- 
den Kftnsten schon im alten Hellas ein BlUtenzeitalter — die Ton- 
kunst nur ist ein Gebilde der letztverflossenen Jahrhunderte, durch 
lose Ankntipfungspunkte mit dem, was das Altertum auf diesem 
Gebiete leistete und was im Vergleiche zur Musik der Gegenwart 
kaum wie ein schwacher Schattenriss zu einem prachtvoll und farben- 
prichtig bis ins kleinste ausgeftihrten Gemllde sich ausnimmt, ver- 
bunden, fast ohne Zusammenhang aber mit gleichartigen Kunst- 
bestrebungen kulturfremder VOlker andrer Erdteile, wie die Araber, 
Inder, Chinesen. Die bildende Kunst der alten Zeit weist uns un- 
tibertroffene, ja unerreichbare Vorbilder, an den Baudenkm&lern des 
Mittelalters blicken wir mit Ehrfurcht und Bewunderung empor, in 
den Dichtwerken versunkener Perioden der Menschengeschichte finden 
wir uns mit unsren Lastern und Tugenden, mit unsren Schmerzen 
und Preuden wieder und genie&en behaglich die uns vom Dichter 
entrollten Bilder. Wie anders in der Musik! Ueber Bach und 
Haendel reichen die Gaben, die uns in den Concerten dargebraoht 
werden, nicht hinaus, mit sehr seltenen Ausnahmen; es ist, als seien 

1* 



4 



Mine Strdmang in der Tonkunsi 



diese beiden Heroen die Erfinder ansrer Musik und, wie Pallas 
Athene aus Zeus Haapte nach der Mythe, vollkommen and feitig 
in die Welt getreten, die vorher nur eine musikalische Sandwtlste 
aufzuweisen gehabt habe. Aber auch Bach mud Haendel wollen 
unsrer Generation allein auf die Bauer nicht munden ; sie findet 
sovieles an ihnen veraltet , zopfig, barock und eint&nig bei aller 
Polyphonie und sehnt sich nach den beweglicheren farbenreicheren 
Gebilden splterer Zoiten, bis auf die Gegenwart herab, in der sich 
die gl&nzendsten, wenigstens lufserlch gl&nzendsten und am meisten 
blendenden und schimmernden Tongem&lde vorfinden, deren Gedanken- 
gehalt allerdings zu dieser Farbenverschwendung in merkwtlrdigem 
Gegensatze steht Diese Komponistenreihe von Bach bis heute ist 
aber keine zahlreiche, sie weist nur wenige Namen, meist von 
gltazendem Rufe, auf, deren SchOpfungen noch erklingen; in ewiges 
Schweigen gehtUlt sind neben diesen die Werke so vieler bedeutender 
Talente. Doch was will diese Unterscheidung zwischen Genius und 
Talent! Sie gehflrt zu den vielen hergebrachten und tiefeingewurzelten 
Wortklaubereien, mit denen wir uns in Ermangelung fester klarer 
Begriffe, bestimmter Unterscheidungsmerkmale herumschlagen. Wo 
hurt das Talent auf, wo fltogt der Genius an! Wieviel tragen ferner 
Imfsere Terbftltnisse , GlUck, gtlnstige Lebensumst&nde, ja sogar 
lrrungen, Betrug, Zufall dazu bei, das, was vielleicht kaum Talent 
ist, als Genius erscheinen zu lassen, ohne dass die Wahrheit an den 
Tag kommt; wieviel Genie mag andrerseits in unverdiento Vergessen- 
heit geraten , oder nie sich zum Lichte durchk&mpfen , wobei wir 
Genie und Talent nur als verschiedene Stufen einer sehr grofsen 
Leiter auffassen. Je weiter die Entstehungszeit eines Musiksttlckes 
^ zurtickliegt, desto weniger hat es Aussicht, durch Auffdhrung in's 
Leben zu treten. Je liter ein Erzeugnis der Malerei, desto grOfser 
sein Wert, desto lebhafter das Interesse der Kunstfreunde. In den 
Gem&ldegalerien prangen die Bilder untergeordneter Talente neben 
den Meisterwerken, jedem Besucher sichtbar, vielleicht von vielen 
mit demselben Eunsteifer wie jene betrachtet Wer kttmmert sich 
mm alte Musikalien ! Eompositionen sind mit wenigen Ausnahmen 
Eintagsfliegen. Wir denken dabei nicht an den Schwall der musi- 
kalischen Tagesliteratur, an die Tanzstticke, Lieder, die Operetten 
und Opern, die nur geschrieben sind, um bestenfalls einige wenige 
Aufftlhrungen zu erleben und dann im Staube der Theaterbibliotheken 
sanft zu ent8chlummern, an diese musikalische Sttndflut , die sich 
all© Jahre erneut und mit verheerender Gewalt ttber uns herein- 



Neue Strtmung la der Tonkunst 



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bricht. Sie verinnt ebenso rasch, wie die Wasserstrflme eines Platz- 
regens, denn „Wasserkomponisten" (analog den „Wasserdichtern" 
in der deutschen Literatur) sind es fast ausschliefslich, die mit ver- 
einten Krftften die Flut auf uns ergiefsen. Aber auch die festeren 
Bestandteile der Musikliteratur sind der Zersetzung rasch verfallen. 
Interessant ist hierbei die von der Musikgeschichte entdeckte That- 
sache, dass diese sonderbaren Verh&ltnisse nicht etwa nur in der 
Gegenwart obwalten, sondern dass schon in frtlher Jugendzeit der 
Musik, im 16. und 17. Jahrhundert die JtLnger derselben in gleicher 
Lage waren, wie heute. Abgesehen davon, dass auch damals leichte 
Waare im Ueberfluss aof den Markt geworfen wurde, waren auch 
bessere Sachen nach einigen Jahrzehnten der Vergessenheit anheim- 
gefallen. . Denn steter Wechsel ist das innerste Wesen der Tonkunst, 
und immer neue Qestaltungen zaubert der schaffende Ednstlergeist 
in ihr hervor. Welcher Fortschritt vom kleinlichen, armseligen 
Ringen nach Ausdruck bis zur blendenden FtlUe vollkommenster 
Gestaltung in der Gegenwart, werden viele Musiker ausrufen; die 
musikalische „Fortschrittspartei" wird dieses Feldgescbrei anstimmen. 
Is entspricht der Wahrheit aber nur sehr wenig. Fortschritt im 
mechanischen Sinne, Fortschritt, wie von der Postschnecke zur 
Eisenbahn, vom Luntenschlossgewehre zum modernen Hinterlader, 
ist auch in der Eunst vorhanden, bezeichnet aber nicht ihr innerstes 
Wesen. - Wire mit lufserem Fortschritt, mit Vervollkommnung der 
technischen Mittel das HOchste erreicht, so mtlsste jede Epoche der 
Musikgeschichte auf dem Gipfel der denkbaren Entwickelung stehen, 
jede folgende gegen die voraufgehende einen Schritt weiter auf der 
Stufenleiter der Yollkommenheit bedeuten , so mtlssten wir heute 
auf der Hihe der Vollendung sein. Wie reimte sich's aber damit 
zusammen, dass im 16. Jahrhundert, zu einer Zeit, da die Tonkunst 
in rein technischer Hinsicht noch nicht aus den Kinderschuhen 
heraus war, ein Palestrina Offenbarungen von einer Tiefe und Er- 
habenheit in TOnen niederlegte, deren keiner nach ihm, selbst ein 
Beethoven nicht, in dieser eigenartigen Majest&t und Herrlichkeit 
gewttrdigt ward. Denn es strahlt die FUlle der Gottesnatur aus 
diesen wunderbaren unnachahmlichen Tongebilden , deren einfache 
Reinheit und Erhabenheit den Schldssel zum ewigen R&tsel alles 
Seins zu enthalten scheinen. Um wieviele accordische Gestaltungen 
ist seit PalestrLna's Zeit die Tonkunst bereichert worden, und doch 
vermissen wir sie gar nicht beim Anhtiren seiner Werke, die im 
Gegenteil durch das Fehlen derselben etwas von himmlischer Klar- 



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Neue Strdmung in der Tonkunst. 



heit und Durchsichtigkeit erhalten, was wie die einfache befreiende 
und l&sende Grofsartigkeit des grofsen Naturtempels im Vergleiche 
zu der gektinstelten bedrttckenden Pracht eines von Menschen er- 
bauten Tempels auf unsre Seelen wirkt. Der vierstimmige Vokalsatz, 
die Grundlage der ganzen Tonkunst, 1st bei Palestrina schon in 
herrlichster Vollendung, ja schon lange vor ihm ausgebildet und 
feiert in den Werken der grofsen Niederl&nder, ja sogar schon in 
den deutschen Liederkompositionen des 15. Jahrhunderts Triumph©. 
Die Instrumentalmusik aber war damals ttberhaupt nicht vorhanden, 
da, was Mr Gesang geschrieben war, nebenher auch von Instrumenten 
ausgeftlhrt wurde, diese immer nur als Verst&rkung oder Ersatz der 
Singstimmen wirkten. Die Entwickelung dieses Kunstzweiges, dessen, 
einer ungeheuren, fast unbeschrtokten Ausbildung f&hige Technik 
in der Gegenwart bei Wagner ihren Gipfelpunkt erreicht hat, begann 
kurz nach Palestrina mit den Gabriel's und Monteverde. Der Form- 
vollendung und dent Ideengehalte nach, abgesehen von dem Tech- 
nischen der Instrumentirung , hat sie in Mozart und Beethoven bis 
jetzt das vollkommenste geleistet. Also auch hierin der Beweis, dass 
im eigentlichen Kerne der Tonkunst kein stetiges Fortschreiten sich 
vollzieht, dass keine innere Notwendigkeit fftr eine gleichm&fsige 
Entwickelung dem Wesen, dem Geiste nach vorliegt, sondern diese 
mehr nach der Aussenseite, im Formellen uud Mechanischen statt- 
findet. Schrieb doch Mozart vor hundert Jahren, und wer schriebe 
heute nur ann&hernd, was, wie bei ihm herrlichste Frische der Er- 
findung und Gedankenffille mit lufserster Formvollendung verblnde. 
Wie arm an melodischer Erfindung, wie pedantisch grttbelnd und 
langweilig reflectirend sind oft im Vergleiche mit ihm die ersten 
Werke unsrer Zeit, wie gemacht und gesucht klingt alles in ihnen, 
wenn sie sich auf gelehrte Arbeit, auf kontrapunktische „Durch- 
knetung u der Themata verlegen, wogegen ein Mozart spielend mit 
seiner Zauberflttten - Ou verture eine regelrechte Fuge bringt, der es 
nur der Eingeweihte anhOrt, dass sie dies ist Hfttte man nOtig, 
diesen Beweisen noch andre anzureihen, so brauchte man, aus alten 
Tagen, nur auf die wundervolle Entwickelung des ein- und mehr- 
8timmigen Liedes, welches bereits im 15. Jahrhundert eine Kunst- 
hohe zeigt, die uns in einzelnen Produkten an dieses Jahrhundert 
erinnert, in Deutschland bis zum Anfange des XVII. Jahrhunderts 
und auf den nachfolgenden erb&rmlichen Verfall hinweisen, der erst 
seit Ende des vorigen Jahrhunderts einem neuen Aufschwunge Platz 
macht, an unsrer Zeit auf die besch&mende Thatsache, dass seit 



Men© Strftmung in der Tonknnst 



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einigen Jahrzehnten die Produktionskraft in der dramatischen Musik 
fast versiegt zu sein schien, da, wlhrend von Mitte des XVII. bis 
zur Mitte dieses Jahrhunderts eine fortlaufende Reihe dramatischer 
Werke von bleibendem Werte geschaffen wurde, heute bei aller 
Vielschreiberei auf diesem Gebiete kaum noch eine Oper geboren 
wird, die sich einige Jahre hindurch auf den Brettern hilt. Wire 
die Musik in stetiger gleichmlfsiger Folge von unvollkommenen 
Anf&ngen immer holier gestiegen, hltto sie sich von Periode zu 
Periode formell und materiell weiter entwickelt, sodass sie heute auf 
der Huh© stttnde, so bitten wir kaum Veranlassung, dem weitab- 
liegenden in ihr grflfsere Beachtung zu schenken und thlten ganz 
Recht daran, die Erzeugnisse der Gegenwart vor allem zu pflegen 
und nach ihnen allenfalls noch die der unmittelbar voraufgehenden 
Epochen. Wir kflnnten den Musikhistoiikern tlberlassen, sich an den 
Notenbtlchern und Partituren alter Zeiten zu erbauen und zu ver- 
gntlgen und h&chstens der Kuriositlt wegen von deren Studien Notiz 
nehmen. Nun liegt aber die Sache wesentlich anders, die Ent- 
wickelung der Tonkunst war eine ungleichmlfsige, sie hat sich nach 
unberechenbaren Regeln und Einwirkungen gestaltet, sodass der eine 
Zweig schon in voller Blttte stand, wlhrend ein andrer kaum aus- 
zuschlagen began n. Darum haben wir kein Recht, die Erzeugnisse 
frttherer Perioden zu vernachllfsigen, am allerwenigsten in einer 
Zeit, die so wenig gediegenes und selbstlndiges hervorbringt. Im 
Gegenteil haben wir alien Grand, auf alte Zeiten zurtickzugehen und 
das wahrhaft vortrefifliche, was sie producirt haben, zu feiern und 
anzuerkennen, indem wir es den Ohren der gegenwlrtigen Generation 
vorftlhren, nicht bios mit einem historischen Lob abfinden. Wenn 
wir bewundernd in den Galerien vor den Schttpfungen eines Rubens, 
Tizian, Claude Lorrain, Leonardo da Vinci verweilen , uns an den 
Bildwerken von Peter Vischer, Veit Stofs, Benvenuto Cellini, Michel 
Angelo erheben, so mttssen wir dem entsprechend, um in der Musik 
den grofsen Meistern vergangener Zeiten gerecht zu werden, nicht 
bios inWOrterbtichern und Musikgeschichten von ihnen lesen, sondern 
in Concerten zur Aufftthrung bringen die Eompositionen eines Pales- 
trina, Allegri, Bernabei, Andrea und Giovanni Gabrieli , Schtltz, H. 
L. von Hafsler , Claudio Monteverde, dann weiter Bach und seine 
Sdhne, Hftndel und aufser der Reihe der bekannten Meister so 
manchen vorztlglichen unverdienterweise in Vergessenheit geratenen 
Autor bis herab auf unsere Tage. Die Musikgeschichte ist eine 
junge Eunstwissenschaft, nattlrlich, denn die heutigo abendllndische 



8 



Neue StrOmong in der Tonkunst. 



Musik ist eine junge Kunst, und erst uach Jahrhunderton des Be- 
stehons einer solchen kann sich das Bedttrfnis geltend machen, ihre 
Thaten uud Schioksale aufzozeicbnen and zu studiren. Heutzutage 
freilich wtlrde man rascher damit vorgehen und kflnnte sicher sein, 
dass schon zehn oder zwanzig Jahre nach dem Entstehen eines neuen 
Zweiges der Kunst, Wissenschaft, oder Industrie, oder etwa beim 
lOj&hrigen Stiftungsfeste einer Gesellschaft, oder irgend eines Vereins 
eine geschichtliche Darstellung vorhanden ist, die vielleicht mehr 
Inhalt oder Wert hat, als der Gegenstand, ttber den sie sich ver- 
breitet. Scheint es doch der Hauptzweck vieler Vereinigungen zu 
sein, Stiftungsfeste zu feiern. Dass diese Verhftltnisse keine ver- 
nttnftigen und gesunden sind, bedarf kaum der Erw&hnung. Die 
Musik hat ihre Geschichte erst gefunden, nachdem sie durch hunderte 
von Jahren reife herrliche Frttchte getragen. In Mattheson, Adlung, 
Walther, alle in der ersten H&lfte des vorigen Jahrhunderts, sind 
die Anf&nge historischer Darstellung der Tonkunst vorhanden, in 
Padre Martini, Forkel, Burney, Gerber, M&nner der zweiten H&lfte, 
zeigt sich schon die neue Kunstwissenschaft zu bedeutender Hohe 
entwickelt, Im 19. Jahrhundert reihen sich den vorigen wtlrdig 
v. Winterfeld, Baini, Coussemaker, Kiese wetter, Ambros und viele 
andere an. Trotz des gegen frtther erheblich gesteigerten lifers fir 
diesen theoretischen Zweig der Tonkunst aber bleibt doch sehr viel 
darin zu leisten, da grofse klaffende Ltlcken in der Entwickelungs- 
Geschichte der Musik g&hnen und viele dor wichtigsten Punkte in 
derselben noch ganz dunkel sind. Zuviel Material mag im Laufe 
der Zoit verloren gegangen sein, zulange dauerte es, ehe sich der 
For8chung8eifer dieses Gebietes bem&ehtigte, und auch heute noch 
haben nur wenige Musiker Neigung, Verst&ndnis, Zeit, Geld, Bildung 
und Kenntnisse genug, urn dassolbe mit Erfolg zu bebauen. Alle 
musikge8chichtlichen Studien aber sind im Grunde genommen, wenn 
in der bisherigen Weise von einer kleinen Schaar Gelehrter be- 
trieben, problematisch und von kaum bemerkenswertem Einfluss auf 
die Tonkunst im Gro&en und Ganzen. Es fehlt ihnen der Kern 
aller Xunstgeschichte , die sinnliche Perception der Kunstwerke, 
welche zum Gegenstande des Studii genommen werden. Wer wttrde, 
wolit > er Kunstgeschichte treiben und nicht bios seinem Gedachtnisse 
wttsten unverstandenen Ballast aufzwingen, ein Hand- oder Lehrbuch 
durchlesen und sich die Angaben und Sentenzen desselben einpauken, 
ohne die dort beschriebenen Bilder, Sculpturen, Ornamente, Vasen, 
die Kunstbauten und ttberhaupt alle Eunstgegenst&nde in Samm- 



Mem© Str&mung in der Tonkonst. 



lungon, Unseen, Galerien, Palfcsten, Eirchen oder die Bauwerke in 
natura aufzasuchen und eingehend zu studiren. Analog mtisste der 
Mnsikhistoriker oder Jeder ttberhaupt, der die Musik von der 
bistorischen Seite liebgewonnen hat, die Kompositionen zu hOren 
Oelegenheit haben. Davon konnte bisher kaum die Rede sein. Es 
bestehen zwar hier und da in grofsen Orten Vereine und Institute, 
deren Zweck die Veranstaltung historischer Concerte entweder ist 
oder die laut Herkommon und Tendenz das Historische bei ihren 
Aufftihrungen berttcksichtigen; namentlich altbertlhmte Kirchenchflre, 
Hof-Kapellen, grofse Conservatorien u. s. w. Alle diese Vorftthrungen 
jedoch sind der Menge des Stoffes und der Unsumme von Musik 
gegenttber, die tLberbaupt aufgeftlhrt wird, versehwindend. Manche 
Mnsikhistoriker mOgen wohl im Stande sein, wenn ihnen eine nicht 
zu verwickelte Parti tur vorliegt, was bei den ganz alten Sachen nio 
der Fall ist, da diese nur in Stimmen ausgegeben wurden und mtthsam 
der Uebersicht wegen zusammengestellt werden mtlssen, ein an- 
n&hernd richtiges Bild von der Klangwirkung der Kompositionen zu 
erhalten, aber was will dies bedeuten der Masse von Werken gegen- 
ttber, die nur bei sorgf&ltigster Aufftlhrung ihrem Werte nach be- 
urteilt werden kOnnen! Auch kann das erw&hnte Eindringen in die 
Geheimnisse und R&tsel alter Partituren, diese feine Ausbildung des 
inneren geistigen GehOrs immer nur ein Vorzug weniger sein; die 
Menge, auf die, urn Erfolg zu erzielen, gewirkt werden mtisste, 
ginge leer aus. Gerade diese jedoch sollte fttr die Erg&nzung der 
Musikgeschichte im bezeichneten Sinne gewonnen und interessirt 
werden. Nur bei grofser Beteiligung des Publikums wlr' es mflglich, 
gediegene Aufftthrungen alter Musikwerke zu Stande zu bringen. 
Freilich, beim Anschauen dieses Publikums mOchten uns der Mut 
und die Feder entsinken, da unser Plan einem Turmbau von Babel 
schier gleicht Ohne Rttcksicht auf die grofsen Massen zu nehmen, 
die am liebsten nur Mlrsche und Tanze und hOchstens einige ganz 
besondere schOne Lieder nach weltbekannten Mustorn und aus renom- 
mirten Fabriken, und aUes am liobsten von Milit&r-Musik hUren 
mOchten, kann uns auch das „bessere" Publikum, welches durch 
seine Liebhaberei fttr die Offenbacher Aera seine Verkindschung auf 
musikalischem Gebiete klar an den Tag gelegt hat, nur wenig Trost 
fttr die Zukunft einfloisen. Und doch ist das Zurttckgehen auf gute 
alte Musik von so unberechenbarer Wichtigkeit fttr die Weiterent- 
wickelung der ganzen Tonkunst! Sie wttrde durch den frischen Im- 
pute, durch den reichen Gehalt, durch die Eigenartigkeit wiederaus- 



10 



Neue Str&mung in der Tonkunat. 



gegrabener Meisterwerke aus der verderblichen Stagnation , der sie 
in der Gegenwart verf alien zu sein scheint, erlflst und durch An- 
knttpfung an das alte vergessene gute auf neue Bahnen gelenkt 
werden. Wie die Archftologie, die bildenden Ettnste, die Kenntnis 
des klassischen Altertums durch die Auffindung von Pompeji und 
Herculanum neu belebt wurden, so k5nnt' es auch mit der Musik 
durch die Erweckung des Altertums werden. Selbstverstandlich 
wttrde man nur ausgezeichnetes aus den Bibliotheken hervorziehen, 
alles mittelmafsige schlummern lassen. Wie es nur ein kleiner 
Kreis 1st, in dem das Verstandnis und Interesse fir diese neue Art 
des Musiktreibens erweckt und errungen werden muss, so kflnnen 
es vorlluig auch nur wenige Manner sein, die solche Unternehmungen 
leiten, denn es mttssen sich viele Eigenschaften in einer Person 
vereinigen, um diese zur Leitung zu beftlhigen. Der Nutzen der 
Sache ist aber ein zu bedeutender, als dass man nicht die vorhan- 
denen Auf&nge der Concertmusik mit historischer Flrbung mit 
Freuden begrttfsen und mit seinen besten Hoffnungen begleiten 
mflchte. Handelt es sich doch um nichts Geringeres, als die Musik 
durch aEmlliche Ausfttllung einer ihr gestellten klaffenden Lttcke, 
durch mOglichste Ausgleichung des ephemeren Charakters ihrer 
Schflpfungen, durch mOglichste Erhaltung des wahrhaft guten, was 
sie hervorbringt, mit der Dichtkunst und den bildenden Kttnsten 
auf eine Stufe zu erheben. Wir* es nicht besser, hier die Hebei 
anzusetzen, als in Baireuth einseitigem Kunstkultus zu frOhnen ! 
Bas Werk ist des Schweifses der Edlen wert! Und sie haben sich 
schon hier und dort zusammengefunden. Die Bemtlhungen des 
Dom-Organisten Emil Bohn in Breslau in unserem Sinne sind von 
bestem Erfolge gekrflnt gewesen, denn binnen 2 Jahren ist es diesem 
gleich eingeweihten und bogeisterten wie energischen Kapellmeister 
gelungen, in weiten musikalischen Kreisen das lebhafteste Interesse 
fttr die erw&hnte Kunstrichtung zu gewinnen, ganze Schaaren von 
Pachmu8ikern und Liebhabern daftir zu erwarmen. Bisher die 
historische Musik nur in Gesangsaufftihrungen betreibend, ist der 
mit der Pflege befasste Verein jetzt zu einem grofsen vokalen und 
instrumentalen K&rper ausgedehnt, der die Musik seinem Zwecke 
nach nur im Sinne geschichtlicher Entwickelung vorftthrt und mit 
seinen reichen Mitteln (ungef&hr 100 gedbte Sanger und 50 der 
besten Musiker) gegenwartig jedenfalls das grOfste dauernde Unter- 
nehmen darstellt, das bisher nach dem ausgeftlhrten Ziele gestrebt hat. 



Anton Bromel. 



11 



Alton BrtmeL 

Uober diesen Meister bringt Vander Straeten's Work sehr in- 
tressfmt© Dokumente. Brumel war ein Schtller Okegehm's, hat also 
seine Studienjahre in Paris zugebracht. Darauf scheint er in Lyon 
beim Herzog von Sora, Sigismund Cantelmus , als Musiker thatig 
gewesen zu sein, denn der Herzog von Ferrara, Alfonso L, ein 
Schwager des Herzogs von Sora, engagirt von hier aus Brumel an 
seinen Hof. Ein Zweifel ttber den Ort wire mttfsig, wenn in den 
Briefen, die Alfonso an seinen Schwager schreibt, flir Leone, Lione 
stlnde, wie Lyon im Italienischen heifst. Ich fir mein Teil zweifele 
zwar koinen Augenblick, dass Leone nur Lyon heifsen kann, denn 
jedes WGrterbuch schreibt: Lione, Lyon, Leon, doch vander Straeten 
setzt noch einige Bedenken hinein (VI, 97). Bis Anfang des Jahres 
1505 befand sich also Brumel am Hofe des Herzogs von Sora in 
Lyon, als der Herzog von Ferrara grofees Verlangen trftgt denselben 
an seinen Hof zu Ziehen und die fttretlichen Anerbietungen nebst 
der Liebenswflrdigkeit, mit der Brumel aufgefordert wird, bewegen 
ihn nach Ferrara in demselben Jahre zu gehen. Ich teile die Brief© 
in deutscher Uebersetzung mit, da sie wirklich in einem Tone ab- 
gefasst sind, der sehr gegen die Contract© deutscher Fdrsten mit 
angesehenen Musikern damaliger Zeit absticht. Hier verbandeln aie 
mit Dienern, denen sie eine Last von Fflichten auferlegen, gegen 
eine immerhin niedrige Bezahlung, die gebunden und geplagt mit 
Schfllern, Eirchenmusik, Hofmusik und Verpflegung ihrer Zigling© 
sind, dort verlangt der Herzog weiter nichts als den Umgang des 
Meisters und freut sich schon auf die Zeit, wo er bei ihm weilen 
wird. Er setzt ihm nur die eine Bedingung, dass er ihn nicht ohne 
Urlaub verl&sst, den er ihm, darum gefiragt, gern auf drei bis vier 
Honate gew&hren will. 

Der erste Brief des Herzogs Alfonso ist an seinen Schwager, 
Herzog von Sora, am 13. Dezember 1505 gerichtet*) (Straeten VI, 
98). Er lautet: 

An Herrn Sigismund Cantelmus. 
Hochedler Herr, geliebter Schwager. Wir haben die beiden 
Briefe vom 24. und letzten vergangenen Monats erhalten und sind 
von Allem unterrichtet, was Ihr Uns in betreff Brumel's mitteilt, 
auch ttber den „Contrabasso" Messer Jan. Ebenfalls sind Wir mit 



*) Der Monat Dezember war damals ein fruherer Monat das Jahres lis heute, 
so dasa der andere Brief aus dem Juli 1505 einen sp&teren Monat repr&sentirt. 



12 



Alton Brand. 



den Bedingungen einverstanden, welch© Brurael gestellt bat, dessen 
Tenor ihr uns sendet. Wir haben Euren Brief sorgftUtig geprtift 
and auch den Willen des genannten Brumels. Indem Wir nocb 
hinzufQgen, dass Wir unsern Entschluss bier Euch (lbersenden, 
recbnen wir schlielslich darauf , dass ihr Uns denseJben gem flber- 
lasst Wir legen aufserdem einen Brief mit einem Wecbsel ttber 
50 Ducaten bei, der zur Reise von Lyon (Leone) bis hierher dienen soil. 

Dein Gegenwftrtigen lege ich einige Zeilen an Brumel bei, in 
denen ich ihm meine Bedingungen mitteile. 

Ferrara den 13. Dezember (1505). 

Der Brief an Brumel mit demselben Datum lautet: 
An Brumellum, Cantorem. 

Ehrwtlrdiger und sehr Verehrter. Wir haben euren Brief er- 
halten mit den Bedingungen, welche ihr Uns unterlegt, um zu Uns 
zu kommen und Uns zu dienen und haben alles genau erwogen. 
Wir antworten auch, dass, wenn euch die im Beischluss befindlichen 
Bedingungen nebst Vertrag zusagen, wir sehr froh sein wflrden euch 
bei Uns gtlnstig aufzunehmen und sehen eurer Ankunft sobald als 
mOglich entgegen. Wir haben an den Hochedlen Herzog von Sora, 
unsern Schwager, einen Brief mit einem Wechsel tU>er 50 Ducaten 
gesendet, welche zur Reise von Lyon (Leone) hierher dienen und 
eure Ausgaben decken sollen. Ich bemerke noch, dass ihr hierher 
kommt, um mir fttrs ganze Leben zu dienen und dass ihr euch 
niemals entfernt, ohne meine besondere Erlaubnis. Andern Falls 
bleibt lieber gleich dort, denn Wir werden dann unverztiglich die 
Benefizien aufheben. Wenn ihr aber um Urlaub nachsucht, selbst 
fttr 3 bis 4 Monate, um eure Heimat zu besuchen oder andere Orte, 
wie es euch gef&llt, mit der Absicht wieder zu Uns zurttckzukehren, 
werden wir euch stets gewogen bleiben. Und hierniit wdnschen 
wir euch alles Gute. 

Ferrara den 13. Dezember 1605. 

Am 28. Juli 1505 befand sich Brumel bereits in Ferrara und 
wird folgender Contract festgestellt. Die schon im Dezember an 
Brumel gesendeten Bedingungen enthalten in kurzem Entwurf die- 
selben Zusagen in betreff des Gehaltes. Der Contract lautet (Straeten 
¥1, 96): 

Durch das gegenw^rtige Schriftstdck, welches Wir eigenhftndig 
abgefasst und untersiegelt haben, setzen Wir fest, dass der Hen- 
Antonio Brumel geneigt ist in unsern Dienst zu treten und ernennen 



Anton Unmet 



18 



Wir denselbeii auf beiderseitige Uebereinkunft zu unserm Kapell- 
meister und zwar mater folgenden Bedingungen : 

1. Wir wollen euch einen jfchrlichen Gehalt von 150 Ducaten in 
Gold geben, ein Hans in Ferrara zur unentgeltlichen Wohnung und 
in stets brauchbarem Zustande. Aufserdom woUen wir euch ein 
oder mehrere Bonefizien auswirken, welche euch zu einer Summe 
von 100 Ducaten in Gold verhelfen, da Wir hOren, dass eure Pfrttnde 
von 100 Ducaten in Gold aufgehoben sei. 

Und wenn die Benefizien auch von einem hoheren Wert sind 
und 200 und mehr Ducaten betragen, so wollen wir dem noch eine 
jfthrliche Pension (Provisione) hinzulegen, im Betrage von 60 Ducaten*). 

Ferner werden wir nach der Besorgung der Benefizien fir eine 
gute Wohnung sorgen, worin ihr bequem leben kOnnt und werden 
sie auf unsere Kosten einrichten und erhalten. 

Und da, wie ihr wisst, Wir einige Zeit bei unserem Vater leben 
mttssen , versprachen wir ihm euch dorthin mitzunehmen, wozu ihr 
eure Einwilligung hiermit gebt. Sollten aber unerwartete Ereignisse 
eintreten, so bleibt der Besuch unausgeftlhrt. Wir hoffen, dass es 
euch unter uns zu leben gefallen wird. 

Dieses ist gescbehen und wird gegenseitig aufrecht erhalten. 

' Datum Sabloncelli den 28. Juli 1505. Die Dokumente befinden 
sich im Archiv zu Modena. 

Brunei scheint bis an sein Lebensende in Ferrara geblieben 
zu sein — kann man sich wohl eine sorgsamere Fttrsorge wttnschen? 
— denn in den Jahren 1543 bis 1559 wird in den Akten (zu 
Modena) ein Jacomo Brtmel, genannt Jaches, erw&hnt, der Organist 
in Ferrara war und der wohl, wie auch Straeten vermutet, ein Sohn 
des Antonio gewesen sein kann (Straeten VI, 102 u. £). 

Schon 1503 druckte Petrucci einen Band Messen von Antonio 
Brumel (siehe Schmid's Petrucci p. 45), doch ist dies die einzige 
selbst&ndige Sammlung, die wir von ihm besitzen, alle tlbrigen auf 
uns gekommene Werke finden sich in Sammelwerken und verzeichnet 
die Bibliographie der Musiksammelwerke 49 grOfsere und kleinere 
Werke, darunter 6 Messen, andere als Petrucci 1503 druckte. 

, Bob. Mtmer. 

*) Der Sat2 laatet im Original: Et se baveriti da Noi beneficii de pit faluta 
etiam che ni cavasti ducento ducati et pid, non volemo che mai vi manchi la 
proTisione de ducati cinquanta lo anno da Noi. 



14 



Gaspard BaMfopragoir. 



Gasparl DiEffoprigcar. 

Herr W. J. von Wasielewski hat auf Seite 41 des Jahrganges 
1883 der Monatshefte einen Artikel ttber obigen Geigenmacher ver- 
ttffentlicht, der als der Erfinder, oder erste Verfertiger von Violinen 
mgmehm wird. Neulich kam mir eine Schrift in die Hand, die 
wenig bekannt geworden zm sein scheint und durch Anregung der 
Wiener Ausstellung entstanden ist. Sie ist betitelt: Der Oeigenbau 
in Italien und sein deutscher Ureprung. Eine historische Skizze 
von Dr. Edmund Schebek. Prag 1874. Druck der Bohemia. Selbst- 
verlag. In gr. 4°, 8 Seiten. (Extraabdruck aus dem „Deutschen 
Volks-Kalender" 1875.) Hier wird das Portrait obigen Geigenmachers 
mitgeteilt, der hier den Namen Kaspar Tieffenbrucker trftgt. Weiter- 
hin wird gesagt, dass sich derselbe in seinen in Italien verfertigten 
lnstrumenten „Duiffopruggar" und in den in Frankreich, zu Lyon 
gearbeiteten „Duiffoprugcar" schreibt. Tieffenbrucker soil der 
deutsche Name sein und findet sich derselbe unter dem obigen Por- 
trait, welches 1562 Pierre Vo'eiriot gestochen hat. Sehr mangolhaft 
sind die biographischen Daten , die wir bisher fiber ihn besitzen. 
Es ist nur soviel bekannt, dass er um 1511 in Bologna lebte, durch 
Franz I. nach Paris berufen wurde und endlich nach Lyon ttber- 
siedelte. Der Verfasser erw&hnt nun zwei Violinen im Besitze des 
Herrn Niederheitmann in Aachen, die eine Zeit lang auf der Wiener 
Weltausstellung zu sehen waren und von denen die eine dio 
Zettelinschrift tr&gt: Gasparo Duiffopruggar bonnoniensis. Anno 1511 
und die andere Anno 1517. Eine ehemals in Brtlssel befindliche 
Violin© trug die Jahreszahl 1539. Eine Bass -Viola tr&gt die Inschrift: 
Gaspar Duiffoprugcar a la Coste Sainct Sebastien a Lyon. Eine 
Laute aus der Lyoner Zeit, die der Verfasser im Kloster Neustift 
gesehen hat, tr&gt die einfache Signatur: Gaspard Duiffoprugcar a 
Lyon. Ueber die lufsere Ausstattung seiner Instrumente sagt Herr 
Schebek Seite 8: Der Wirbelkasten l&uft bald in die gewOhnliche 
Schnecke, bald in einen Salamander (EmblSme Franz I.) bald in 
einen Menschenkopf aus, als welcher sich zuweilen sein eigener 
Kopf, aus dem nach dem Portrait Denkkraft und Energie spricht, 
reprtsentirt. Die Oberdecken sind gew&hnlich mit fdrstlichen Wappen 
in Farben oder mit in Gold ausgeftlhrten Konigskronen, der Boden 
entweder mit in eingelegter Holzarbeit dargestellten St&dte-Ansichten 
und Plftnen (z. B. Rom oder Paris) oder Oelgem&lden (Madonnen oder 
anderen HeUigen) geschmttckt. Die Reifchen lings don Rftndern 



Anxeige. 



15 



sind bald in einfacher, bald in doppelter Einlage, bald mit, bald ohno 
arabeskenartige Verschlingungen ausgeftlhrt; desgleichen entbehren 
die Zargen solcher nicht, oder sind mit in Gold glftnzenden Sprtlchen 
bedeckt, unter welchen der sinnige Wahlspruch ganz oder in seinem 
zweiten Verse Ofter wiederkehrt, welcher lautet: 

Viva fui in sylvis, sum dura oecisa securi. 
Dum vixi, tacui: mortua dulce cano, 
(D. h. Ich lebte in den Wfcldern und wurde von der harten Axt 
getfltet. — Lebend schwieg ich, tot singe ich stifs.) 

Nach Easpar Tieffenbrucker lebten aus dieser Familie noch 
Leonhard, Wendelin und Magnus, Letzterer bis in den Anfang des 
17. Jahrh. hinein als Lautenmacher in Italien. 

Der Verfasser erwMint noch Seite 6, dass er bereits 1872 einen 
Artikel in der Wiener „Presse" am 27. November tiber denselben 
Oegenstand verflffentlicht babe, der in italienischer Uebersetzung in 
der Oazetta di Venezia am 11. April 1873 einen Abdruck fand. 
Ferner wire noch eine Anmerkung des Verfassers zur Beachtung 
zu erwfthnen. Er schreibt n&mlieh Seite 2: Una nicht eines Plagi- 
ates geziehen zu werden , kann ich nicht umhin hier darauf hin- 
zuweison, dass ich dies© Ansichten ttber den Geigenbau, nur viel 
ausftlhrlicher, bereits in meinem Berichte ttber die Orchesterin- 
8trumente auf der Pariser Weltausstellung 1855 (XX VII. Heft des 
officiellen oesterr. Berichtes) niedergelegt habe. Diesen Bericht be- 
niitzte Hiacinth Abele in seiner Schrift „Die Violine" in ausgie- 
bigster Weise, obne, wie er es bei Anderen that, die Quelle zu 
citiren. Ganze Seiten sind darin aus meiner Schrift wflrtlich auf- 
genommen und fanden teilweise wieder in andere Werke unter seinem 
Namen Eingang. Unter solchen Umst&nden w&re daher eine Ver- 
wechslung der Originalit&t leicht, um so mehr, als mein Bericht als 
ein Teil eines grOfseren , im Handel wenig verbreiteten Sammel- 
werkes in den musikalischen Kreisen nicht sehr bekannt wurde. 



Anzeige. 

Das katholische ieifscle Kirchenlied in seinen Singweisen von 
den frllesftn Zeiten bis gegen Ends des siebzehnten Jahrhunderts. 
Begonnen von Karl Sewerin Meister. Zweiter Band. Auf Grand 
fttterer Handschriften und gedruckter Quellen bearbeitet von Wilbelm 
B&umker. Freiburg im Breisgau. Herder'sche Verlagshandlung. 1883. 



16 



Anzeige. 



In gr. 8°, EX und 411 Seiten nit Ml Meiodieen mi 28 vieratimmigen 
Gharilen. Fwiis 8 Mk. 

Im Jahre 1862 erschien der ©rat© Band von K. S. Meister her- 
ausgegeben und er erregte durch seine sorgsame Quellenforschu ng 
und Nachweisungen allgemeines Aufsehen. Trotz mehrfacherWtlnsche, 
das Werk von seiner Hand vollendet zu sehen, traf er doch erst im 
Jahre 1881 Vorbereitungen mm zweiten Bande, wobei ihm noch im 
selben Jahre der Tod ereilte. Herr Kaplan Bdumker (ibernahm nun 
im nfcchstfolgenden Jahre die Herausgabe desselben und da ihm dm 
Quellenmaterial Meister's, wie im Vorwort gesagt wird, von den 
Erben verweigert wurde — wahrscheinlich weil der kleine Beginn 
der Arbeit kaum der Rede wert war — so schuf er in der unglaublich 
kurzen Zeit von kaum einem Jahre den zweiten Band. Er umfasst 
haupteftchlich die Zeit der ersten H&lfte des 17. Jahrhunderts und 
bringt nur hin und wieder als Erg&nzung zum 1. Bande eine Melodie 
aus dem 16. Jahrh. Die Lieder sind gemSXs der Anlage des ersten 
Bandes in bestiramte Eategorien geteilt, als Marienlieder, Katechis- 
mus-, Morgen-, Abend-, Tiseh- und Sterbelieder u. s. f. Herr Blum- 
ker muss bereits vortrefflich vorbereitet gewesen sein, sonst war 
es kaum mOglich das Material in der kurzen Zeit zu kopiren, viel- 
weniger zu sammeln , anzuordnen und zu drucken. Die Einleitung 
giebt uns Kunde von der Auswahl, Herkunft und Charakteristik dor 
Meiodieen, (Iber die Stellung des deutschen Eirchenliedes zur Liturgie 
bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Diesem folgen Nachtrlg© zur 
Literatur zum deutschen Kirchenlicde, Bibliographie. Fortsetzung 
und Nachtrftge zum 1. Bande. Nlhere Beschreibung einiger Gesang- 
bticher. Besonders dankenswert ist hier die Zusammenstellung von 
Triller , 8 und Leisentritt's Gesangbdchern (S. 45). In betreff der 
Psal m en-Melodieen wire statt der Hinweisung auf das franzOsische 
Werk von Douen wohl n&her liegend die quellenm&fsige Wiedergabe 
der Meiodieen mit alien Nachweisen in den Monatsheften, Jahrgang 
6, Beilage, pag. 20—36 gewesen. Die Mitteilung liber Ooudimel 
Seite 49 ist sehr interessant und giebt vielleicht von Neuem An- 
regung nachzuforschen, ob Ooudimel Hugenott war oder nur von 
seinen Feinden fttr einen Hugenotten angegebon wurde, urn in der 
Bartholom&usnacht 1572 der allgemeinen heimlichen Metzelei zum 
Opfer zu fallen. Auf Seite 49 ist die Zusammenstellung aus He- 
cyrus' und Leisentritt's Oesangbuch wertvoll. Mit Vorreden und 
Berichten aus einigen Gesangbtichern schliefst die Einleitung, der 
sich der 2. Teil, die Singweisen und ihre Geschichte anschliefst. 



lOtteflnngen. 



17 



Fttr das 16. Jahrhundert bleb llerrn Bftumker nur noch eine kleine 
Nachlese ttbrig, wtfarend die meisten Mitteilungen sich auf das 17. 
Jahrh. erstrecken. Wenn hier im grofsen Ganzen wenig Erfreuliches, 
in bezug anf den Wert der Melodieen, zu berichten war, so trifft 
nicht die Scbuld den Herausgeber, sondern die schw&chiiche Zeit, 
die statt der alten kernigen Lieder neue schnf, ohne Kraft, ohne 
Begeistenmg, sondern in stlMicher Demut und schw&chlicher Er- 
gebung. Oft greift der Verfasser m kr&ftigen protestantischen Weisen 
in der Hoffnung, dass sie sich vielleicht als Utere Lieder vor der 
Reformation erweisen lassen, doch musste er mit Vorsicht yerfahren 
und so war er immer wieder auf die Liederbticher von Beuttner, 
Corner u. a. angewiesen. Sehr gute Dienste leistete ihm auch das 
F. M. B5hme'sche altdeutsche Liederbuch, dessen Hilfe er bereit- 
willigst anerkennt. Wie sorgsam der Verfasser die Quellen fiber 
ein und dieselbe Melodie verzeichnet, mOge nur das eine Beispiel 
bei Nr. 35 beweisen, zu dem 22 Gesangbficher angeffihrt sind in 
denen die Melodie yorkommt, und so kflnnen wir freudig die ein- 
leitenden Worte des Verfassers wiederholen : „Das Meister'sche Werk 
ist nicht Fragment geblieben" und hinzuffigen, dass der Nachfolger 
und Vollender desselben der Aufgabe in gleichem Mafse gewachsen 
und an Genauigkeit und Sorgsamkeit seinem Vormann nichts nach- 
giebt. Eitner. 



Mittelmgei. 

* Herr Prof. Dr. H. A. Kdstim hat in dem Evangelischen Eirchen- and 
Scbulblatt for Wnrttemberg (1883 Nr. 24, 27 and 85) einen interessanten Artikel 
verftffentlicht, betitelt: Zor Geschichte des evangelischen Eirchengesangs in Wort- 
temberg. Derselbe bringt sehr dankenswerte hymnologische wie biographische 
Nachrichten, mit der Reformation beginnend aid im Neazeit schliefsend. — Der- 
selbe Verfasser bringt ferner in dem soeben erscheinenden Werke des Statistisch- 
topographischen Boreans „Das Ednigreich Wurttemberg" einen Artikel ober„Ton- 
knnst", in dem die namhaftesten Mosiker, die in Worttemberg geboren oder 
gewirkt haben in korzer Uebersicht dargestellt werden. 

* Von Mmmamm Mmmmm§§M'§ Antogrmphen-Saiiiiiliuig, hermnsgtgeboi 
rom Pro£ Feder. Parisim in Bologna, ist soeben die Fortsetzung, Bogen 8 und §, 
mit den Namen Futa bis Gneeeo enchienen. Wie scion erwttuit sind die bio- 
gmpMieliai Mftteiimgeii des Heraiugebers sehr wertvoll und oft so umfang- 
rekh, dass sie eine voile Seite Ranm beansprochen. Anch die beiden vorlie- 
gendea Brnfikbofen geben davon wieder Yorteeffttch Zengnis mid da es nicht 
Koptai ms bekannten Leiica sind, sondern anf selbst&ndiger Fondling bernhen, 
so sill sie Ton gana besoalirem Wirt. Ich erwahne i. B. nur den Alitor 
Lorenzo Gibelli, ober den man im Flis nor wenige Nachrichten findet ond 



18 



Mftteilangen. 



neaere IrnMm piii ilmrgiitoi, vfttoead im Parisini eine auafuhrlicha Dantettang 
seines Lebens mit genauen Baton widmet, nebst aineni YanaichniB seiner Werke. 

* Mitteiiungen der MusikaJienhandlung Breitkopf & H&rtel in Leipzig. Nr. 18, 
November, 1883. Bemerkenswert ist die Anzeige, dass von der „kritisch durch- 
gesehenen Ausgabe" der Andri JBmmte Modesto Gretry'scheti Werke der 1. und 
8. Band muter der Prewe ist. 8ie werden Richard LmmtkcfM. heranggegeben 
von Ad. Samuel, Vorwort von Victor WMer (Preia 12 Mk.) nnd das Lnatspiei 
JDnctfe enthalien. Auch von Henry FmmW§ kritisch dnrchgesehanar Gesamt- 
ausgabe ist der 1. Bd. erschienen, enthaltend: Das Yorkshire Feat und Timon 
von A then. 

* Der Boftn'sche Gesang -Verein in Breslau hat bereits drei historische Con- 
carte in diesem Winter gegeben, die sich von den fruheren dadareh unterscheideu, 
dass sie nor Kompoaitionen tines Meistero oder einer Musikgattang bringen. Das 
1. Concert enthielt nor Mozarfiche Instrumentalwerke selten oder nie aufgefuhr- 
ter Kompositionen. Das zweite war dem weltlichen mehrstimmigen Liede gewid- 
met vom 14. ¥m 19, Jahrh. und das dritte Hans Leo Hafsler } von dem geistliche 
und weltliche Vokalkompositionen , aber auch zwei Instrumentalwerke zur Dar- 
stellung gelangten. 

* Leo Liepmannsfohn. Antiquariat Berlin W. 68 Charlottenstr. Catalog 
XXY1L Theoretische und praktische Muaik, Tanz. 1888. Enth&lt 827 Nrn. 
meist seltener und wertvoller Werke aus alien F&chern der Musik. 

* Michael P r&torius: Syntagmatis music! Tomus Secundus de Organo- 
graphia, darinnen aller musikalischen alten und neuen, sowol ausl&ndischen, 
barbarischen, b&urischen und unbekannten, als einheimischen kunstreichen, lieb- 
lichen und bekannten Instrumenten Nomenclatur, Intonation and Eigenschaft, 
sampt deroselben listen, Abriss und eigentlicher Conterfeyung: Dann auch der 
alten und neuen Orgeln gewisse Beschreibung, . . . rein und leicht zu stimmeu 
(nebst DispoBitionen und Abbildungen). Gedruckt zu Wolffenbuttei bey Elias 
Holwein MDCXVIII. 

Neuer Abdruck mit autographirten Abbildungen als 13. Bd. der Publikation 
ftlterer praktischer und theoretischer Musikwerke. Preis 10 Mk. 

* Bitte um gef&llige Benachrichtigung. Bei der Sendung eines Exemplares 
des Darmst&dter Eataloges der Musikalien, aus dem Bucherverzeichnis , habe 
ich aus der Abteilung HI. nur die Lage „A. Gesangmusik (< beigelegt und die 
Lagen B. Tonwerke fur mehrere Instrumente und C. Tonwerke fur das Haus etc. 
ubersehen hinzuzufugen. Mtner. 

* Die Zahlung der Mitglieder fur den neuen , 16. Jahrgang der Monatshefte 
betr&gt 6 Mk. und die der Abonnenten 9 Mk. Die Subscription auf die Publi- 
cation fur 1884, den 13. Bd., betr&gt nenn Mark und sind beide Zahlungen im 
Laufe des Januar an den unterzeichneten Sekret&r der Gesellschaft zu entrichten. 
Restirende werden durch Postauftrag eingezogen. Neu eintretende Subscribenten 
haben anftaglich 15 Mk. zu zahlen. N&here Nachricht erteilt der Unterzeichnete. 

Templin (U./M.). Rob. EOner. 

* Hierbet 3 Beilagen: 1) Stndien beim Lesen von fiandschriften. Si) Bucher- 
verzeichnis. 8) Ankundigung der 2. Aoflage der Popul&ren Instrnmentationslehre 
von H. Kling im Yerlage von Louis Oertel in Hannover. — Die Fortaetzung des 
begonnenen Katalogea folgt mit n&chstem Hefte. 

Verantwortlicber Redacteur Robert Eitner, Templin (Uckermark). 
Druck von Eduard Mosche in Grofs-Glogau. 



Nr. 9. 

[tehstokaade If @k®r 

sind durch die 

BefLaction ur MonatsMte fir MnsiM:- GescMcbte 

(Robert Eitner in Templin) 
zu den beistehenden Preisen zu bezieben. 

jf 4 

1. Balnl, G., Memoire 8torico - Critiche della vita e idle opere di * 
Giovanni Pierluigi da Palest ri na. 2 voll. 4. Roma 1828. br. unbe- 
schnittenes schOnes Exemplar. 20 

2. Benda, F. L., Armenlied: Soil sich einst in deiner Noth. Melodie 

u. Begltg. — 50 

8. Bibliographic der Musik - Sammelwerke des XVI. and XVII. Jahr- 
hunderts. Im Vereine mlt Frz. Xav. Haberl, Dr. A. Lagerberg and 
C F. Pohl bearbeitet and herausgegeben yon Bob. Eitner. Berlin, 
L. Liepmannssohn. 1877. gr. 8°. XI und 964 Seit. (Ladenpr. 30 Mk.) 15 — 

4. Eitner, Rob., Verzeichnis neuer Ausgaben alter Musikwerke aus der 
fruhesten Zeit bis zum Jahre 1800. Berlin 1871. broch. 8°. 2 — 

5. Eximeno, D. Ant.: DelT Origlne e delle Regole della musica colla 
Storia del Sao Progress©, Decadenza e Rinnovazione. Roma 1774. 

4° 466 pag., 22 Taf. and viele Musikbeisp. 15 — 

6. Fltta, Fr. Jos. Memoire sar Pharmonie simultanee des sons, dies 

Its Grecs et les Romains. Broxelles 1859. 4°. broch. 5 — 

7. Hagen 9 Th.: Masikalische Novellen (aus 0. Jahn's Bibl.) Leipz. 1848. 

8°. 823 S. 2 — 

8. Helmholta, H. Die Lehre won den Tonempfindangen als'physiolog. 
Grondlage fur die Theorie der Masik. Braanschweig 1868. SP. Lwdbd. 6 — 

9. Eatalog der in der Ereis- and Stadt- Bibliothek, dem stadtischen 
Archive and der Bibliothek des historischen Vereins za Angeling 
befindlichen Musikwerke. Bearbeitet von H. M. Schletterer. Berlin 
1878. XVI a. 138 S. 2 60 

10. Eatalog der Masikalien der Grofsherz. Hofbibliothek in Darmstadt. 

Darmst 1878. 8°. 2 50 

11 Eatalog der Masikalien der standischen Landesbibliothek za IjusmL 

Bearb. von C. Israel. Eassel 1881. 8*. broch. 2 — 

12. Marpurg, Fr. Wilh., Abhandlang von der Fuge nach den Grund- 

satzen and Exempeln der besten deutschen and aasl&ndischen Meister, 

Berlin, 1758 bei Haude und Spener. 4 f . XVI u. 192 S. Halbfranzbd. 

(die 62 Tafeln fehlen). . 1 50 

18. Monatshefte fur Musikgeschichte, herausgegeben von der Gesellschaft 

fur Musikforschung. Eompletes Exemplar von 1869—1880 in Halbfrs. 80 — 
14. Mueller, Jos. Die musikaiischen Schaetze der EgL- und Universitats- 

Bibliothek zu Ednigsberg i/Pr. 2 Liefg. (nicht mehr erschienen. Musik 

komplet). Bonn 1870. gr. 4°. 431 Seit. 10 — 



Jk 4. 

15. Naamann, Emil: Ladwig van Beethoten. Vortrag im wissenschaft- 
lichen Verein an Berlin. Berlin 1871. gr. 8 § . 40 Seit. — 80 

16. Plutareh, de musica, ed. Volckmann. Lpz. 1856. Velin. eleg. geb. 2 — 

17. Sabbatijii, L. A., Elementi teorici deila musica, colla pratica de'me- 
desimi Roma 1789. Pilacchi Cracas e Oias, Rotij. 3 voL in 1 Bde. 
Pergament-Einband. Mit Duetti m. Terzetti im Canon. 20 — 

18. Bandjs and Forster. The history of the Violin, and other instru- 
ments played on with the bow from the remotest times to the present 
London 1864. gr. 8", cartion., wie neu mit vielen Abbildg. 10 — 

19. Sarart. Ueber den Ban der Geige und anderer Saiteninstrnmente. 

Ins Deutsche ubersetzt. Lpz. 1844. kl. 8°, brock 1 — 

20. WageBseil, J. Chr. Von der Meister- Singer Origine, praestantia, 
utilitate etc. Altdorf 1697. 4°. Hlbschweinsidbd. mit 13 Tafeln und 

4 Ges&ngen. Sehr schUnes Exemplar. 6 — 

21. Zeitung, Allgemeine musikalische, Leipzig bei Breitkopf und H&rtel 
1798 bis 1848. 50 Blade, davon 12 Jahrg&nge brochirt, wie neu, 

die ubrigen gebunden. 200 — 



Ed. Mc*ch©'i Boehdraflkml, wmmm. 



far 



MUSIK-GESCHICHTE 

herausgegeben 
von 

der Gesellschaft far lusikforschung. 



XVI. Jafcrgaig. 
1884. 



i :::: ?sis iiit JabiguigM 9 Mk. Monafllfdi «n4hriiift tine 
Hammer you 1 bit S Bomb. loMrtloiisgebflhrtii fir 

dm Mto Si Pfg. 



KommiieiontrerUg der T. Travtwela'tehen 
Buck- and M astkallanhaiidlaog in Berlin W. 
LefpaJgentreJee 180. Beetellangen nfaumt J#d« Baeh- 
mni Mnilknandlnng entgegen. 



No. 2. 



Biitrag znr Biographie 



der 

Zomponisten ier Psaknai m 01. Marot m Tk de Beze. 

Pierre Davantes.*) 

Pierre Davantes, genannt Antesignanus, ist im Jahre 1526 in 
Rabeii8teas bei Tarbes in den Pyrenften geboren. Er war der Ilteste 
Sohn ies Edlen Jehan des Davantes, dit de la Helete. — Am 6. M&rz 
1559 erhielt er in Qenf das Btlrgerrecht. — Am 24. Mai 1560 er- 
teilte ihm der Stadtrat von Genf die Erlaubnis, seine Muikmethode 
(Ziffermethode) „nouvelle invention de musique sur les psaumes", 
zu ver&ffentlichen. Dieselbe ist bekannterweise noch in demselben 
Jahre erschienen. Pierre Davantes starb den 31. August 1561. 

Loys Bourgeois. 
Im Juli 1545 gab der Rat von Genf dem nach Lausanne ge- 
zogenen Cantor Guillaume Franc, zwei Nachfolger: Loys Bourgeois 
und Guillaume Fdbri; da jedoch nach einigen Wochen der Letztere 
als unfehig entlassen werden musste, so behielt Bourgeois die Stelle 
allein. Wohl wurde ihm am 21. Mai 1551 sein Gehalt von 100 Fl. 
auf 50 herabgesetzt, doch geschah dies nicht, wie oft angenommen 
wird, weil seine Vorgesetzten mit ihm unzufrieden waren, sondern 
weil die Stadtkasse arm war; „pour autant que la n6cessit6 est grande 



*) Siehe Monatshefte 1869 Nr. 11. 

Moaaftah. C Maeikgeeeh. Jahxg. XVL No. % 



3 



20 Beitrag i. Biographie d. Komponisten d. Psalmen — Loys Bourgeois. 

en la bourse de la ville". Samtliche Stadtdiener, selbst die Syndici, 
deren Gehalt von 125 Florins auf 100 reducirt wurde, mussten sich 
derselben Mafsregel unterwerfen. 

Bourgeois hatte eine wahre Bettlernatur. Fortw&hrend besttlrmte 
er den Rat mit Bittschriften. 

Im Jahre 1546 hatte er auf eigene Faust das ihm von der Stadt 
angewiesene Logis ausbessern lassen und verlangte dann vom Stadt- 
rat die Zurdckzahlung der ausgelegten Eosten. Der Bat, der zuerst 
seine Beteiligung ausgeschlagen hatte, liels sich endlich, der vielen 
Anfragen raf de, herbei, einen Teil der Ausgaben zu bestreiten. In 
einem Monat hatte Bourgeois vier Bittschriften eingegeben! Mit dem 
Resultat war der Cantor aber noch nicht zufrieden. Unter zahl- 
reichen andern, w&hrend den Jahren 1548—1550 gemachten Ein- 
gaben beziehen sich fttnf noch auf diese Angelegenheit. 

Frtiher hatte er auch das Bttrgerrecht verlangt „pour ce qu'il 
est mari6 et qu'il desire de vivre et finir ses jours au service de 
Messieurs". Er erhielt es unentgeltiich am 24. Mai 1547. Dass 
Bourgeois nicht unterlassen hat wegen seinem Oehalt zu reclamiren, 
geht aus dem Gegebenen leicht hervor. Drei Mai erhielt er auf 
solche Bitten, da der Rat seinetwegen seinen Entscheid nicht zurttck- 
ziehen konnte, ein kleines Oeldgeschenk. 

Den 3. Dezember 1551 ist Bourgeois eingesteckt worden , er 
wurde jedooh den folgenden Tag schon wieder frei. Es war dies 
eine Disciplinarstrafe. Der Rat konnte unmflglich zugeben, dass ein 
Cantor ohne seine Zustimmung neue Psalmenmelodieen einftthre und 
so die Glaubigen in ihrer Gewohnheit store. 

Im vorhergehenden Jahre, den 21. Mai, hatte Bourgeois vom 
Stadtrat die Erlaubnis erhalten, sein Werk „Le droict chemin etc."*) 
herauszugeben. „Monsieur Calvin" heifst es im Stadtregister, „a ra- 
port6 avoir vehu le liure de maistre Loys Bourgeois et a diet que 
son advis est qu'il sera bon rimprimer; sur quoy est arrest6 qu'il 
soit imprimd aux despens de rautheur". 

Den 25. August 1552 verlangte Bourgeois drei Monate Urlaub 
um nach Lyon und Paris zu gehen und dort seine Psalmen drucken 
zu lassen. Der Rat, der ihm stets wohlwollend war, gewfthrte ihm 
diese Bitte. Als jedoch den 27. Dezember desselben Jahres Bour- 
geoir nochmak um achtWochen Urlaub bat, war es mit derGeduld des 
Rates aus. Er beschloss: Bourgeois mOge hingehen, wohin er wolle, 

♦) Wo ist das Werk m linden? F6tis, der es beschrieben hat, hat wie ge- 
wdhnlich vergessen den Fondort davon anxugeben. 



GnJUaiime Unity. 



31 



jedoch ohne weitere Anstellung der Stadt. „Arr§t6 qu'il aille II oi 
11 voudra mais ce soit sans que plus il ait gage de la Seigneurie". 
Trotz einer Bittschrift Bourgeois, die das Datum vom 31. Januar 1553 
trftgt, zog der Bat seinen Beschluss nicht zurttck. 

Bourgeois muss bald darauf Genf verlassen haben, denn den 
24. M&rz erhielt seine Frau auf ihr Verlangen von der Stadt ein 
Geldgeschenk, urn nacb Lyon zurtickreisen zu kflnnen, wo sicb sehr 
wahrscheinlich Bourgeois aufbielt. 

Ueber die Zeit der ersten Ankunft Bourgeois in Genf ist im 
Stadtarchiv nichts gefunden worden ; F6tis Aussage dartiber verlangt 
daher Bestfctigung. 

Die Stelle von Bourgeois erhielt im M&rz 1553 Pierre Valette, 
doch schon nach acht Monaten, im Oktober, gab man sie OuiUaume 
de la Mule oder de la Mole, der den 29. Dezember desselben Jahres 
Pierre Dagoes Dm Mmtkmcmm en Quercy Platz machen musste. — 
Auf diesen Dagues bezieht sich eine Stelle, welche Herr H. Bordier 
in den „Comptes des recettes et d6penses pour les pauvres" gefunden 
hat, nach welcher im Juni und Juli 1561 der Cantor Meister Pierre 
kleine Geldsummen erhielt, „pour avoir mis les psalmes en musique". 
P. Dagues war somit der Fortsetzer von Bourgeois, der Vollender 
des Psalmenbuches. 

Die hier gemachten , auf Offentlichen Aktensttlcken fufsenden 
Mitteilungen and" grifstenteils der Gtite des Archivars , Herrn 
Th. Dufour, zu verdanken. G. Becker. 

(ForUetrang folgt) 



GhuUanxne Dufay 

oder du Fay war nach Baud's Aussage von 1380 bis 1432 Tenorist 
und Kapellmeister an der p&pstlichen Kapelle und befinden sich im 
Archiv derselben noch heute eine Anzahl Eompositionen vor, die 
Baini ihm zuschreibt. F6tis ftigt dem noch hinzu, dass er 1432 in 
hohem Alter starb. Baini spricht dies zwar nicht aus, doch scheint 
dies litis als selbstverstfcndlich vorauazusetzen. Trotzdem man in 
die Wort© Baini's nicht den geiingsten Zweifel zu setzen wagte, 
traten doch Stimmen auf, welche die Zeit und den Gharakter der 
Eompositionen Dufay's nicht zu vereinen wussten. Schon dass 
Dufay die weifse Note anwendete, w&hrend man in jener Zeit nur 
die schwarze Note kannte, erregte Bedenken. Aeltere Schriftsteller, 
die seiner erwfthnen , lassen weit eher auf die Zeit des 15. als 

m 



22 



GuiUftume Dufay. 



14, Jahrhunderts schliefsen , denn er wird siets mit Binchois und 
Dunstable zusammengestellt, als mit den literal. Auch weisen si© 
ml© mehr auf Frankreich, als auf Italien bin. Vander Straeten's 
6. Band seiner La musique aux Pays-Bas bringt einiges Licht hin- 
ein'und er steht nicht;'an' zu ©rkllren, dass zwei Guiilaume Dufay 
gelebt;haben mitogen. Zu Cambrai befindet sich n&mlich ein Grab- 
stein, der die Inschrift tr&gt: 

<Pc mffrlus jacet umerabUte mr magr. pllkotitts lufag, mtsk, 
batcalarina In btcttti*, altm |tf acksk dprialte, Mile canomc 1 ft fee, 
nmllftrttMs nwitteit, qni^bHt amw Iti tttttkslnw quabrut . . . . i¥ f 
Mc 30CiJJ« tttfisif notrcmbrts. 

Den Grabstein giebt Straeten in photolithographischer Manier 
wieder (Seite 314/5). Die auf dem Grabstein besch&digte Jahres- 
zabl litest sich aber durch ein Ms. zu Cambrai (Nr. 938) erg&nzen, 
in dem man liest: „Obiit 28 novembris 1474, jacet in capellania 
Sancti Stepham". 

Eine andere Inschrift zeigt uns den Tod seiner Mutter an. 
Sic lautet : 

®p Intuit ||ift Ifmlsflk Mark ©nfag, mke If mt ©iMkime 
©ifnf f cotume It tkm f laqoflk trfpa*sa Van mil 3JfS!t ft XCII3I, 
k four be ft ©forge* Prfis Dleu pour r&me. 

Sie starb also 1444. Ein drittes Epitaphe zeigt uns den Tod 
des Kaplans Bouillart und des Canonicus Dufay an: 

©|t gift mt Akscmlre iittictft, prdtre ttcttlf be fiectiiate, dja- 
pelaht If ftgltae ft If m t twtUkitie Dnfatf, cattonf If ©ambrai, ft 
tefpuwi Pan mi MMMt f 30CSSSI, k Mt pir I'mmst Dtat en 
alt k§ &m*0. 

Aus dem neueren franzflsischen Werk ^Inscriptions fun6-raires 
et monumentales appartenant h la collection cambr6sienne de M. 
Victor De Lattre", notice par A. JDespUmque (in Bulletin de la Com- 
mission dm ddpartem. du Nord, tome IX, p. 349) ergeben sich folgende 
Daten: Dufay trat in das Eapitel den 12. November 1436 und er- 
hielt am 21. April 1451 eine Gratification von 60 scuta (Ms. 951 
der Bibliothek zu Cambrai). Aus der Bibliothek zu Cambrai hat de 
Coussemaker eine Anzahl Eompositionen Dufay's in seinen „Les har- 
monistes du X1T 1 si&cle" (Lille 1869) ver&ffentlicht; andere neu her- 
ausgegebene Gesfcnge desselben findet man in meinem Verzeichnis 
neuer Ausgaben alter Musikwerke und Nachtrag im IX. Jahrg. der 
Monatshefte verzeichnet. Auch von einer Reise nach BrOssel er- 



OniUftome Dufay. 



23 



halten wir aus den „Messager des sciences de Gaud" (Straeten p. 
315) Kunde, die im Jahrc 1449 ausgeftthrt wurde und sich dort 
aufser Dufay und anderen auch Binchois dabei befand (Gilles de Binch 
nennt ihn das Dokument). 

Vander Straeten ergeht sich nun (p. 316) in Mutniafsungen, 
dass Dufay auch in Florenz gewesen sein mttsse, doch sind seine 
Schlttsse so unhaltbar, dass sich ein nftheros Eingehen darauf gar 
nicht verlohnt. Wio vorsichtig man tiberhaupt bei Vorwertung von 
dichterischen Ergtissen jener Zeit soin muss, ergiebt z. B. die Deplo- 
ration auf don Tod Johann Okeghem's von Guillaume Cretin (s. Monats- 
heft XI, 35, Vers 209, Seite 46). Hieraach befand sich Dufay unter den 
S&ngern, welcho den Trauergesang an Okeghem's Leiche anstimmten. 
Okeghem lebte aber noch 1512. Ein gleicher Irrtum betrifft noch 
mehrere der anderen dort genannten Singer, wie Bunoys (Busnois) 
Binchois, Doustable u. a., die l&ngst nachweislich unter den Toten 
weilten. 

Wenn daher die Angaben Baini's ihro Richtigkeit haben, so 
milssen wir jodenfalls zwci Musiker mit dom Namen Gruillaunte 
Dufay annehmen , den einen als Singer und Kapellmeister an der 
p&pstlichen Kapelle von 1380 bis 1432 und don anderen als Canonicus 
zu Cambrai von 1436 bis 1474. Der berUhmte und allerseits ge- 
priesene Eomponist Dufay kann aber nur der Letztere sein, da seine 
Kompositionen eine frtthore Zeit nicht zulassen. 

Nun wire es aber noch mttglich, dass die beiden Dufay doch 
ein und dieselbo Person sein k&nnten, freilich mtisste man dann die 
von Bain! gegebeno Jahresziffer 1380 streichen, tlber die sich aber 
nicht eher bestimmen liofso, bis man wiissto, ob sie nur mutmafslich 
oder aktenm&fsig festgestellt 1st; denn wftre 1432 Dufay aus der p&pst- 
lichen Kapelle entlassen und 1436 in das Kapitel zu Cambrai ein- 
getreten, so ist es sehr gut mflglich, dass er bis 1474 gelobt haben 
kann. Seine Mutter starb 1444, er selbst kann daher gegen 1390 
oder 1400 geboren sein, so dass er beim Schoiden aus der p&pstlichen 
Kapelle im Alter von 30 bis 40 Jahren stand. Wir werden in der Ver- 
mutung hauptsftchlich dadurch untersttltzt , dass die im p&pstlichen 
Archiv vorhandenen Kompositionen Dufay's derselben Zeit angehOren, 
wio die in Cambrai befindlichen. Wir mOchten damit in keiner 
Weise die woitere Forschung beeinflussen, glauben aber doch, dass 
sie dies© Momente ins Auge fasseft muss, urn von dieser Seite aus 
die Quellen n&her zu prttfen. Eitner. 



24 



AmeigeiL — K&itlin. 



A i z e i g e i. 

KdstUn, Dr. Heinrich Adolf: Geschichte der Musik im Umriss 
von . . . Dritte durchgesehene und erginzte Auflage. Freiburg i. B. 
und Tubingen 1884. Akademische Verlagshandlung von J. C. B. 
Mohr (Paul Siebeck). In 8* XYI and 523 Seiten, Pr. 7 Mk. 

Friedrich Chrvsander schrieb oinst einen geharnischten Artikel 
in seiner Zeitsehrift gegen die federgewandten Musiker, die iber 
Musikgeschichto schreiben und weder historiscbes Wissen besitzen, 
noch don guten Willen haben sich eindringlicher mit der Musik- 
Wissenschaft zu beschftftigen, sondern des guten Glaubens sind, ais 
Musiker auch berufen zu sein ttber Musik zu schreiben. Hervorge- 
rufen war der Artikel durch eine Kritik Ehrlich's pro Naumann, in 
der ersterer besonders betonte, dass Naumann Musiker sei, die Sache 
also besser verstehen mttsse als die Herrn Philologen, die sich, wie 
Otto Jahn, so einmal nebenbei mit Musik beschfcftigen und dann 
ihre Weisheit leuchton lassen wollen. Chrysander sagte ganz richtig, 
erst dann wird es mit der Musikgeschichtschroibung besser werden, 
wenn die Herrn Musiker Musik und die Philologen Musikgeschichte 
betreiben, sowie es in der Malerei, Baukunst, Bildhauerei und Dicht- 
kunst stets gewesen ist. Warum gerade in der Musik bisher ein 
verkehrtes Verhftltnis herschte und die Musikwissenchaft zu keinem 
erfreulichen Aufschwunge kommen liefs, da der Musiker ein schlechter 
Philologe und der Philologe ein schlechter Musiker ist, liegt nur an 
der geringen musikalischen Bildung, die unsere Jugend geniefet und 
an der Schwierigkeit Musikwerke, besonders liter© zu erreichen und 
zu studiren, w&hrend in den anderen Kdnsten durch Schulbildung, 
Galerien , Ausstellungen und vortreffliche Quellenwerke hinreichend 
Gelegenheit geboten wird sich zu bilden, zu belehren und das Urteil 
zu kr&ftigen. Die Neuzeit beginnt auch hier besseres m leisten und 
die Musikwissenschaft zur aligemeinen Bildung zu erheben. Wenn 
das vorliegende Work auch nur eine Compilation aus ilteren Werken 
ist, so bekundet sie doch ein so grdndliches musikalisches Wissen, 
dass der Dilettantisms, der bisher so verderbenbringend war, aus- 
geschlossen ist. Dennoch erkennen wir auch hier wieder wie weit 
die Quellenforschung in manchen Perioden noch zurtick ist und wie 
Werke herangezogen werden mtlssen, die weder Quellenwerke sind, 
noch die Autorit&t besitzen und doch wie Quellenwerke betrachtet 
werden. An der Hand der vorliegenden Geschichte der Musik litest sich 
dieser Einfluss aufs Sch&rfste erkennen und w^hrend die eine Periode 



Amrigen. — KOstiin. 



25 



mit meisterhafter Elarheit behandelt 1st, weil wir die vortrefflichsten 
Vorarbeiten darttbor besitzen, litest die andere unbefriedigt und 
man erkennt die trttbem Quelien aus denen geschOpft ist. £s 
ist nicht mehr die Darstellung der Geschichte, sondern Skizzen 
einzelner Manner, lose aneinander gereiht Schon Ambros greift 
zu demselben Aushilfemittel und dient ihm nur der Mangel jeg- 
licher Vorarbeit zur Entschuldigung , der ihn zwingt Quellen* 
studien fir eine Darstellung der Geschichte der Musik auszugeben. 
In Dr. EOstlin's Geschichte ist die ilteste und neuere Qeschichte 
vortrefflich behandelt; es ist das boste Geschichtwerk in knapper 
Form, was wohl bisjetzt in der Musikwissenschaft geschrieben ist 
Beherrschung des Gegenstandes und eine meisterhafte Darstellung 
zeichnen das Buch vor vielen aus, wenn nicht vor alien, die den- 
selben Gegenstand behandeln. Vom 17. Jahrhundert aber bis zu 
Bach und Hftndel empfindet man die Unsicherheit der Quellen, das 
Tappen nach der Wahrheit und die Unbefriedigung nur Namen und 
Daten zu entdecken, aber keine Thaten, oder doch verhtlllt in Nebel, 
der eine klare Debersicht nicht gestattet und das Urteil gefangen 
halt Dem Verfasser daraus einen Vorwurf zu machen wir© tflricht, 
doch h&tten wir wohl gewtinscht, dass er Werke, wie die von Brendel, 
Reilsmann, Naumann und fthnliche nicht als Quellenwerke citire, 
denn die Verfasser derselben befanden sich in derselben Verlegen- 
heit diesen Eunstepochen gegentlber als er selbst, nur treten sie mit 
dreister Stirn dem Leser gegentlber und wollen ihm weifs machen, 
dass sie das Alles ganz genau wissen, w&hrend sie Namen und Daten 
nur aus Gerber und Schilling zusammengestoppelt haben, ohne je 
eine Note von den ihnen gepriesenen Meistern gesehen oder geh5rt 
zu haben. — Fir den besten Abschnitt in Dr. Ettstlin's Masikgeschichte 
halte ich den Hber griechische Musik, Seite 12—64. Hier treten 
alle Vorztlge des Verfassers ins klarste Licht und machen diesen 
Teil zu einem kleinen Meisterwerk. Es ist die Quintessenz aller 
gelehrten Abhandlungen ttber griechische Musik, die je in dickleibige 
BtLcher niedergelegt ist, mit einer sonnigen Elarheit wiedergegeben, 
die den Leser in Staunen versetzt und ihm wohl einen Vorschmack 
von den Emplidwigeii und dem Eifer gew&hrt, der schon so manchen 
Gelehrten an das Stadium der griechischen Musik gefesselt hat. 
Nicht minder vortrefflich ist das Mittelalter und das 16. Jahrhundert 
behandelt, dann wieder Bach und H&ndel und die Zeit unserer 
Klassiker. Da sich voraussetzen litest, dass die vorliegende Geschichte 
der Musik durch ihre gl&nzende Schreibweise noch weitere Auflagen 



26 



Anzeigen. — Roland. 



erleben wird, so erlauben wir una noch den Herra Vorfasser auf 
einen Irrtum Seite 227 aufmerksam zu roachen. Es heifst dort, dass 
Henry Purcell am 21. Nov. 1695 starb. „Zehn Tag© nach seinem 
Tode wurde in Deutschland der gewaltige Mann geboren, der Pur- 
cell's Erbschaft in England antreten sollte, ihn freilich urn mehr als 
Hauptesllnge tiberragend: Oeorg Friedrich Handel." H&ndel wurde 
aber im gleichen Jab re wie Bach geboren, wie auch dann Seito 233 
zu lesen ist, daher hier nur ein Schreibfehler obwalten kann. 



Roland, E.: Recueil de Chansons populaires par . . . Tome I. 
Paris, Maisonneuve et Cie. 1883. In 8°, 356 Seiten mit 158 Liedern. 
Bis S. 378 buchhftndlerische Anzeigen. 

Wer bisjetzt noch daran gezweifelt hat, dass der Franzose von 
Natur unmusikalisch soi, der kaufe sich diese Volkslieder. Sie sind 
toils durch mttndliche Ueberlieferung, teils aus alteren gedruckten 
Sammlungen, besonders aber aus den Ballard'schen Airs und Sonnets- 
Sammlungen aus dem Anfange des 18. Jahrh., teils aber auch aus Hand- 
schriften zusammengestellt. Die Ausgabe ist sorgsam gemacht und 
die Quellen genau verzeichnet, so dass den Sammler selbst kein 
Vorwurf trifft , wenn der musikalische Inhalt keinen hflheren Wert 
hat. Vielleicht kflnnte man noch den Einwurf machen, dass er unter 
den Melodieen die wertvolleren hltte aussuchen sollen, doch dann 
wire er wahrscheinlich kein Franzose gewesen. Man denke sich 
einen total unmusikalischen Menschen, der gedankenlos oder auch 
vielleicht gedankenvoll etwas vor sich hin singt, was mit Singen 
etwa eine Aehnlichkeit hat wie die Zeichnungen eines Eindes mit 
Malerei und man hat das richtige Bild einer franzBsischen Melodie 
zu einem Volksliede. Als ich das Buch aufschlug, war ich ers taunt 
ttber das Monotone der mir gerade ins Auge fallonden Melodie. Die 
Tone htlpfen und drehen sich in einem kleinen Kreise, ohne Schwung, 
ohne Sinn mOchte ich sagen, herum. Seiten trifft man einen Halb- 
schluss, selbst der Oanzschluss macht nicht den befriedigenden Ein- 
druck, weil er nicht vorbereitet ist. Ich schlage weiter und weiter, 
doch die Melodieen haben unter einander eine Aehnlichkeit wie eine 
Wiese mit der andem. Eine von diesen kuriosen Melodieen, Nr. 103, 
bewegt sich sogar meist auf dem hohen zweigestrichenen b herum 
und lftsst sich eigentlich nur pfeifen. % und */ A Takt sind vor- 
herrschend und zwar stets in dem hinkenden Rhythums: lang kurz, 
lang kurz. 



Anseiten. — Roland. 



line der besseren Melodieen, welche doch einigermafsen einem 
musikalischen Ohre Oendge thuen, ist Nr. 33. Ich versuche sie mit 
Buchstaben herzustellen, da mir Notentypen fehlen. Der Takt ist 
4 / 4 mit 2 gezeichnet, die Bewegung besteht aus Viertelnoten und 
tritt einmal eine halbe Note ©in, so setze ich ein -f- dartlber. Im 
ttbrigen lese man es 2 Oktaven hflher; ^ 

c d| o f d e| f f c d | c f d o [ f 
En revenant de Versailles, En passant dedans Saint-Cloud, :||: 

+ 

c gig a * glgg g a 1 g e f g | e 
Je trouvay un p'tit bonhomme Qui' avait m femme I son com; 

+ + + + 

d g | e e c | d d d g | e d | c 
Je suis sou de ma femme, L'acheterez -vous. 

Quelle: Ballard, Brunettes ou petite airs tendres, T. II, 1704. 
Die Franzosen waren ttbrigens in alterer Zeit musikalischer, denn 
ihre Chansons aus dem 16. Jahrh. und die Airs aus dem 17. sind 
oft reizende und formell abgerundete Melodieen. Heinrich Albert 
teilt in seinen Arien eine ganze Anzahl mit und sie geh6ren mit 
zu dem Besten was er giebt. Das kriegerische Wesen der letzten 
Jahrhunderte, die Sucht nach Rhum und die damit verbundene 
Ueberhebung, die bis in die untersten ScMchten gedrungen ist, 
scheinen dem Franzosen alios Gemtttvolle abgestreift zu haben und 
ohne diesen Faktor wird die Musik eine Verstandesarbeit und ver- 
liert den ihr eigenttimlichen Beiz. A Is ich eine Weile ein Lied nach 
dem anderen an mir vordbergleiten liefs und immer dieselben mo- 
notonen TonftJle und Rhythmen sah, griff ich zu Erk's deutschem 
Liederhort, urn mich zu ttberzeugen, ob die Deutschen im Stand© 
sind &hnliches hervorzubringen , doch es war als wenn ich plOtzlich 
aus Regenwetter in den heitersten lachendsten Sonnenschein versetzt 
wtlrde. Hier der melodische Fluss, das Vorherrschen der Sekunde, 
dort die klappernde Bewegung mit den httpfenden Intervallen. Hier 
die mugikalisch zwei- und dreiteilige Form, dort nur die Wieder- 
holung derselben Phrase. Is ist der denkbarste Unterschied zwischen 
musikalisch und unmusikalisch. Wir sind doch begierig wie die 
Jligst gestellte Preisaufgabe tiber das Lied in Frankreich gelOst 
werden wird. Eitner. 



ss 



Mlttelliiafa** 

mtteQnngaL 



* Penkscarift mb Antes* im §tadm4tMmmd^9ikTigm Mmwkmm let 8ing* 
Firciies der QeseJschaft der Maaikfreande in Wiea. Yerfastt ion C. F. Pohl, 
Bibliothekar mi Archivar der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Wien 1883 # 
Im Selbstverlage des Yereines. In gr. 8°, 81 Seiten. Der Herr Yerfasser hat es 
Yortrefflich reratanden ana lea einfachen Thatsachen elm interesaiiDtes BiM su 
entwerfen. Wien hat erst Beit 2fi Jahren einen 8ingverein nnd eine Singakademie, 
bis dahin behalf es sich bei Chorauffahrungen mit einem ans den yerschiedensten 
Elementen zosammengeworfenen Chore, and einige wenige Proben massten ge- 
nagen sur Yorbereitang der Aaffahrangen. Manigfache Versuche einen stehenden 
Chor ins Leben m rufen, missgluckten, wahrend andere dentsche Stidte, Berlin 
oben an, schon tenge im Besitze derselben waren. Noch froher, schon nm 1688, 
1710 nnd 1788 besafe England Gesangvereine, deren Haaptaofgabe in Auffahrungen 
yon Oratorien beatanden* B«r Hirr Vcrfmier entwirft diriber ein intmaaanteB 
historisches Bid. Erst in iahre 1858 suite Wien mat mm QeeatjgfereiiieA be* 
glttckt werdea, ion Bimnrcrda mil dar SingalndeiBie, derail GrAndung nnr urn 
einen Tag aoseinanderliegt. Der Singverein entwickelte sich muter den gunstigsten 
Yerhaltnissen sehr bald im einem Institut ersten Ranges. Herbeck, der geniale 
Diligent, Helmesberger, Rubinstein, Brahms and die neaeren Eremser nnd Gericka 
waren abvecfcaelnd in den 35 Jahren seine artistisohen Letter and die Wiener 
It xntea nun well endlieh Bach's mi E&ndel's Omtorlem kennen. Die Yerztichaisae 
der Yorstande, der Mitglieder and der Programme beschMetoem die utereaaante 
Denksehrifi 

* In Mailand erschien 1888 bei Ricordi eine Sammjung T&nze des 17. Jahr- 
imiiirts mater dem TItel : Biblioteca rariti mnsicali per enra di Omar CMIesottk 
Dea Stof babtn Fabrido Caroao's md Cesiire Negri's Dracke gdrfert In wie- 
weit die Wiedergabe der Originate auf Ustoritche Wahrheit Amsp inch maclien 
kann, konnten wir una nicht dorch eigenen Aogenscheia uberzeugen, da vir die 
Nachricht nor dem „Le Guide musical" entnehmen, 

* Im 168. Kataloge von Alb. Cohn zu Berlin, die auserw&hltesten Seiten- 
heiten ana alien F&chern der Wisaenschaften enthahend, befinden sich aach yon 
Nr. 161— 181 Masikdracke, die nor seiten im Masikhandel vorkommen. Aach 
din Wiedergahe dec Titel iat mit merkimi«swerter Sorgfalt anageffchrt. 

* Yerzeichnis mm theoretigchen and praktischen Musikwerken mm List and 
Francke in Leipzig, Katalog Nr. 164. Enthalt 3271 Nrn., daronter viel Branch- 
bares aas alien F&chern and alien Zeiten. 

Hierbei t Beilagen: 1. Heinrich Albert's Cantate zum Empfange mm Martin 
Opite in Kttnigatag 1688. & Ftetset*. d«a Kaftalogaf der Mnallntf aaJlibl^^ 
dm J'#ii^ QjmjmmMmm za Berlin, Seite 5— 12. 



Yerantwortlicher Redacteor Robert Eitner, Templia (Uckermark). 
Druck von Ednard Mosche in Grofs-Glogau. 



\ 



Bucherverzeichnis Nr. 10. 



Ifteksf ehende Btahor 

sind durch die 

Miction Her loitsM fir M-Gtscliicbte 

(Robert Eitner in . Templin) 
zu den beistehenden Preisen zu beziehen. 

Jk 4 

I. Bend*, F. L., Armenlied: Soli sich einst in deiner Noth. Melodie 

m. Begltg. • — 50 

8. MMtpufMii der Masik - Sammelwerke des XVI. und XVII. Jahr- 
honderts. Im Yereine mit Frz. Xav. Haberl, Dr. A. Lagerberg and 
C. F. Pohl bearbeitet und herausgegeben von Rob. Eitner. Berlin, 
L. Liepmannssohn. 1877. gr. 8°. XI und 964 Seit (Ladenpr. 30 Mk.) 15 — 

3. Compendium Responsorium et Antipbonarum ecclesiastic. Coloniae 
Agrip. 1808 apud Jausen. Halbledbd. 2 — 

4. Daniel, H. A. Codex liturgicus ecclesiae nniversae, cor. . . . 4 yoU. 

in gr. 8°. Lips. 1847/58. If 50 

6. Eitner, Rob., Verzeichnis neuer Ansgaben alter Masikwerke aus der 
fruhesten Zeit bis zum Jahre 1800. Berlin 1871. broch. 8°. 2 — 

6. Eximemo, D. Ant.: Bel' Origine e delle Regole della musica colla 
Storia del Suo Progresso, Decadenza e Rinnovazione. Roma 1774, 

4° 466 pag., 22 Ta£ and yiele Masikbeisp. 15 — 

7. litt% Fr. Job. Memoire sar Pharmonie simoltanee des sons, dies 

Its Grecs et les Romains. Brozelles 1859. 4°. broch. 5 — 

8. Forkel's Geschichte der Masik, 2 Bde., gebanden. fflbled. 15 — 

9. Gerbor: Altes a. neaes biographisches Tonkunstier-Lexicon. 6 Bde. 

in 8°. Halblederbd. * 20 — 

10. Helmholtz, H. Die Lehre von den Tonempfindnngen als physiolog. 

Grnndlage for die Theorie der Masik. Braanschweig 1868. 8°. Lwdbd. 6 — 

II. Eatalog der in der Kreis- and Stadt- Bibliothek, dem stadtischen 
Archive nnd der Bibliothek des historischen Vereins zn Aogsborg 
befindlichen Masikwerke. Bearbeitet von H. M. Schletterer. Berlin 
1878. XVI a. 138 S. 2 60 

12. Katalog der Masikalien der Grofeherz. Hofbibliothek in Darmstadt. 

Dannst 1878. 9. 2 50 

18. Eatalog der Masikalien der standischen Landesbibliothek m Kaasel. 

Bearb. von C. Israel. Kassel 1881. 8 § . broch. 2 — 

14. Kirchen-Ordnong v. Ceremonien wie es in vbung Gottes Worts . . . 

in d. Eircben d. Herzogth. Preossen soli gehalt werd. 4. Kftnlgsp., 

G. Osterberger, 1598. 72 11. m. Melodien. 75 — 

Tttm etw. Mig*b«i. (ZH#M ron d. BitchOfen mm Bamtaad m, Fomawi 
pibL Kiiahai-Oidiuuig 1st Mhr lelton.) 



18. lied* Das deutsche Mid des 15. mad 16. Jahrh., heraosgegeben yon 
Eitner. 2 B&nde. 8 

16. lied* Bus deutsche Lied des 15. and 16. Jahrh., heraosgegeben yon 
Eitner. i Bd., Hds. d. 15. Jahrh. * 5 

17. Htxpwxg) Ft. Wilh., Abhandlnng von der Fmge nach den Gramd- 
s&tzen und Exempeln der besten deutschen und ansl&ndischen Meister, 
Berlin, 1768 bei Haude and Bpener. 41 XVI a. 1» S. Halbfranzbd. 
(die 62 Tafeln fehien). 1 

18* Monatahefte fttr Musikgeschichte, heraosgegeben yon der Oesellschaft 
for Musikforschung. Kompletes Exemplar yon 1869—1880 in Halbfri. 80 

19. Mueller, Jos. Die musikalischen Schaetze der Kgl.- und Universit&ts- 
Bibliothek in K&nigsberg i/Pr. 2 Liefg. (nicht mehr erschienen. Musik 
komplet). Bonn 1870. gr. 4°. 431 Seit 10 

20. Ott, Joh. Liederbuch yon 1644. Melodien, Texte und Biographieen. 
Heme Ausgabe. 3 

tL Praetorlus, 2. Bd. der Syntagma von 1618. Von den Instrumenten, 
mit Abbildg. Neudruck. 10 

22. Repetitio corpor. doctrinae eccles. od. Widerholung d. summa u. In- 
halt d. recht. allgem. christl. Kirchenlehre, wie die selbige in d. Augs- 
purger Confess, begriffen iiicl in HertEOgth. Preussen angenommen. 
4. Kftnigsp., Daubmann, 1567. (92 8.) raritt. 60 

28. Sabbatinl, L. A., Elementi teorici della musica, colla pratica de'me- 
desimi Roma 1789. Pilucchi Cracas e Gins. Rotij. 3 vol in 1 Bde. 
Pergament-Einband. Mit Duetti u. Terzetti im Canon. 20 

24. Staden, S. G. Seelewig, ein Singspiel. Neu herausgegeb. v. Eitner. 8*. 2 

25. Wagensell, J. Chr. Von der Meister -Singer Origine, praestantia, 
utilitate etc. Altdorf 1697. 4°. Hlbschweinsldbd. mit 13 Tafeln und 

4 Gesftngen. Sehr schOnes Exemplar. 5 

26. Zettug $ Allgemeine musikalische, Leipzig bei Breitkopf und Hftrtel 
1798 bis 1848. 50 B&nde, davon 12 Jahrg&nge brochirt, wie neu, 
die tbrigen gebunden. 200 



Gesucht: 

Drueke and Handschriften von Musikalien fur Viola d'amour. 



Ec!::, Motohe , t Buchdrocktrei, Qlogan. 



ftir 



MUSIK-GESCHICHTE 

herausgegeben 
▼on 

der Gesellschaft far Musitf orschtuig. 



XVI. J&hrgang. 
1884. 



FrtJi dM Jahigugw tlCk. Mozurtlioh enoheJnft elne 
Nummer tob i bit S Bogen. MiiittloiiigoMlireii fir 
die ZeUe 80 Pfg. 



KommiuioBiTarUg der T. Tr»itw«lB*§cb.eii 
Buck- mil Mnittadtaihaadliing in Burin W. 
LefpsigantnTM 180. Beetellniigeii nimmt Jade Bucb- 
und Maitkhandliniig entgegen. 



No. 3. 



Zir GiscMclita der ToUsiederiielodieei. 

(With. Bftunker.) 



Dem Sammler von Tolksliedern dtirfte es nicht unbekannt sein, 
class viele Melodieen weltlicher Lieder dadurch uns erhalten blieben, 
dass sie, mit geistlichen f extern versehen, in die Kirchengesang- 
bttcher tibergingen. Durch dieses Verfahren suchten die Heraus- 
geber derselben den vielfach anstOfsigen weltlichen Text zu ver- 
dr&ngen und die schflnen Melodieen zu retten. Oefters wird dabei 
tlber dem geistlichen Texte in einem Vennerk angegeben , nach 
welcher Volksweise das Lied gesungen werden soil und die Melodie 
desselben zugleicb abgedruckt Dies ist der Fall in den beiden 
folgenden vlaemischen Gesangbdchern aus der ersten Hllft© des 
17. Jabrhunderts. 

1. Het Prieel Der Gheestelicker Melodiie; Inhoudende veel 
schoone Leysenen, ende Oheestelijcke Liedekens van diueer- 
sche deuote materiel, ende op de principale Hoochtijden des 
Jaers dienende. Van nieuws ouer-sien ende verbetert in 
veel plaetsen. T. Hantwerpen. By Hieronymus Verdussen. 
Anno MDCXII1I. (279 S. 8. 5 Seiten Register nnd 7 Seiten 
Vorrede.) 

2. Het Paradys Der Geestelijcke on Korckelijcke Lof-Sangen. 
Op de principaelste Feest - dagen des gheheelen Jaers. Ge- 
plant door Salomonem Tbeodotum. Licentiaet in der H 
Godtheyt. Den vierden Druek, verbetert ende vermeordert 

Mouteh. f. Mnilkgeeoh. Jahrg. XVL No. 8. * 



30 



Zor Geeehichte itr VeltolitdeiMlodieeii. 



*t Antwerpen, by Hendrick Aertsens 1638. (Irate Aufl. 1621) 
12°. 745 Seiten, 7 Seiten Index und 14 Seiten Vorrede. 
Wie der Herausgeber dieses letzteren Gesangbuchea in der Tor- 
red© sagt, waren ihm aufser dem genannten „Heet Prieel" und „Justi 
Harduinij Goddelijcken Lof-sangen 1620" weitere katholische Gesang- 
bttcher in den Niederlanden nicht bekannt geworden. 

Ich will nun in Folgendem aus den beiden genannten Gesang- 
btlchern die Anfangsworte der weitlichen Volkslieder, welche tiber 
den Meiodieen angegeben sind, zusammenstellen. 

1. Het Prieel 1614 

So diep in die groen heyden. Seite 5. 
Fortune Mas pourquoy. S. 13. 
Het was een kindt. S. 28. 
Noch weet ick een Casteel. S. 31. 
0 radt von auontueren. S. 143. 
Aufserdem sind noch folgende Volkslieder als „Wea8en u an- 
gegeben, doch ohne Abdruck der Meiodieen : 

Den lustelijcken Mey. S. 86 und 108. 
Den tijdt is hier dat men sal vrolijck wesen. S. 110. 
Och Amsterdam ghy doet my pijn. S. 89. 
Sohenckt my te drincken naer mijnen dorst. S. 136. 

2. Het Paradys 1638. 

Aenhoort doch mijn geklach. S. 173. 

Als ick u eeret begon te minnen. S. 502. 

Amarillida bella. S. 666. 

Blijschap van my vliet. S. 70. 

Boerinken als gy gaet water halen. S. 648. 

Cornette musicael. S. 590. 

Den tijdt is hier. S. 181. 

De Mey, de Mey, koel is de Mey. S. 306 (ohne Melodie). 

Doen Daphne d J over schoone maeght S. 113. 

Den lustelijcken Mey. S. 176. 

D'Enghelsche fortuyn. S. 119. 

De fiere nachtegale S. 494 (ohne Melodie). 

De Nachtegael die sangh em liet. S. 709. 

Edel Kersouw. S. 308, 

Een droevigh liedt heb ick gedight S. 667. 

Fortuyn helas pourquoy. S. 652 (ohne Melodie). 

Geeft my te drinken. S. 644. 

Het vyer brant seer. 8. 364. 



Zur Geschichte der Volksliedermelodieen. 



81 



Het was een rijcke koopmans soon. S. 455 (ohm© 
Melodie). 

Ick suchte sucbt op sucht. S. 124. 

Ick had voor desen. Oft© D'Enghelsche Klocke- 

dans. S. 470. 
Ick beb de groene straten. S. 702. 
Ick gingh noch huyden morghen. S. 624. 
Ick stout op hooger bergen. S. 680 (ohne Melodie). 
Ick slaep ick waeck. S. 80. 
Ick lijd 1 in't hert pijn. 8. 227. 
Mocht icker schoon. 8. 185. 
Mijn droefheydt moet ick klaghen. S. 286. 
Mijn ooghskens weenen, ofte Galiard d'ltali. S. 650. 
Mijn sinnen zijn onstelt, gequelt. S. 569. 
Moet ick das treuren. S. 587. 
Nerea schoonste van uw'gebueren. S. 106. 
0 schoonste Personagie. 8. 20. 
0 cierelijck cierat. S. 466. 
Princess© die mijn ziel ghebiet. S. 410. 
Pavangie d'Spangie 8. 632. 
Pour un plaisir. S. 519. 
Roosemonde neemt eens acht. S. 357. 
Schoon lief wilt my troost. S. 219. 
Seght my wel schoone Nymfelijn. S. 361. 
Schoon Jonckvrouw ick moet u klaghen. S. 688. 
Soet Robbertjen. 8. 695. 
Si tan to gratiose. S. 166. 
Soo diep inde groen' Heyden. Seite 719 (ohne 

Melodie). 

Te Mey als al de vog'lon singen. S. 597 (ohne 
Molodie). 

TVas een Ridder een Eonighs kint. S. 571. 

Venus ghy en u kint. S. 224. 

Venus der minnen Goddine. S. 395. 

Wilhelmus van Nassouwen. S. 4. 

Waer icker een koningb. S. 203. 

Weest Nymph' gegroet. S. 488. 
Von diesen Liedern teile ich zwei Melodieen hior mit, die eine 
„Wilhelmus von Nassouwen" als Variante zu dem bekannten nieder- 
llndischeii Volksliede (bei Bohme 409). Het Piradys (1621) 1638 

4* 



I 



32 



BiographiBche Notiien. 



druckt diese ab zu dem geistlicben Texte „0 eeuvigh Godt Almach- 
tigh". Mil den angegebenen Varianten findet sie sich in dem ilteni 
Gesangbuche Hot Prieel 1614 zu dem Liede: 

Het viel een hemels dauwe 

In een kleen maechdeken, 

Ten was noyt beter vrauwe 

Dad def een kindeken, 

Dat van haer was gheboren 

En sy bleef maget fijn. 

0 maget wt uerkoren 

Lof moet v altoos zijn, 
Noch 7 Strophen. 

Diese Melodie ging mit verschiedenen Varianten in einige 
deutsche Gesangbticher des 17. Jahrhunderts (Psalteriolum, Cttln 1642, 
Nordstern 1671, Mtlnster'sches Gesangbuch 1677, Rbeinfalsischea Ge- 
angbuch 1666) iiber. Sie steht hier zu dem deutschen Liede: lr Es 
fiel ein Kimmelsthawe in eine Jungfrau fein." VgL Nr. 104 im 
I. Band© von Meisters Kircbenlied. Dieser deutsche Text hat, ab- 
gesehon von der Anfangszeile, mit dem Tageliede : „Het viel een 
hemels douwo vor mijns liefs vensterkijn" (bei Bohme 113) nur den 
Versbau gemeinsam. 

Dorselbe ist nach einem lateinischen Liede bearbeitet : 
Est virgo coeli rore, 
Repleta desuper, 
Cui par in decore 
Non datur mulier, 
Hanc veneremur ore 
Et Sanctis moribus, 
Et sauciis amore 
Divino cordibus. 
Noch 7 Strophen. 

Daniel Thesaurus III., 337. 
Die zweite Melodio „ Venus ghy en u kint u m5ge als Variante 
zu Nr. 219 bei Btthme dienen. Sie steht im Paradys (1621) 1638 
zu dem Toxto „Komt Schepper Heyligh Gheest". 



Biograpbische lotun. 

Die Bibliographie ist die Quelle des reinsten historischen Wissens, 
und aus der Zusammenstellung der kleinsten unscheinbarsten Notizen 



Biographische Notisen. 



33 



erbaut sich nach und nach dig gro&e historische Gebftude, wie der 
Steinbaa eines Minsters, Stein an Stein geftigt. Die Bibliographie 
von Emit Bohn, die Musikbibliotheken Breslaus umfassend, ist reich 
an Bolchen Notizen und die folgenden Daten sind gesch&pft aus 
diesem Buche. 

Johann Cruger schreibt in der Dedication zu seinen „Laudes 
Dei Vespertinae, Berol. 1645", unterzeichnet mit dem 1. Jan. 1646, 
dass er in Berlin seiner „Dienstbestallung nunmehr ins 22. Jatar 
auffgewartet" habe, dies ergiebt, dass er also 1623 den Posten er- 
halten hat; feraer teilt er mit, dass er in seiner Jugend von „Paulus 
Homberger der H. Reichstadt Regenspurg Musicus" in der Musik 
nnterrichtet sei und dass Homberger „seine Fundamenta in Italien 
bey dem in gantz Europa Bertlmbtesten Musico H. Johan Gabriel 
in Venedig" erlernet habe. Nach Mattheson's Ehrenpforte war Hom- 
berger urn 1601 Cantor in Regensburg und starb den 19. Nov. 1634 
im 74. Lebensjahre. Mettenleiter in seiner Musikgeschichte der Stadt 
Regensburg fttgt diesem noch ein Verzeichnis seiner Werke bei. 
(216 u. 222). 

Ob Giovanni Antonio Z>ertola und Giovanni Antonio Bertoli ein 
und dieselb© Person sei, wie Fdtis annimmt, mttchte ich fast in 
Zweifel Ziehen. Bohn's Bibliographie verzeichnet Seite 58 die Salmi 
intieri zu 5 Stimmen, Ven. 1639, in deren Dedication Bertola mit- 
teilt, dass er Mher in Diensten des Erzherzogs Karl gestanden habe 
und ein Neffe von ihm gegenw&rtig dem Kaiser Ferdinand diene. — 
Kflchel's Verzeichnis der Mitglieder der kaiserl. Kapelle kennt keinen 
Bertola oder Bertoli und verzeichnet nur den Antonio Bertali. — Von 
Bertoli linden wir aber „Compositioni musicali fatte per sonare col 
Fagotto solo, Ven. 1645" verzeichnet und giebt sich der Verfasser in 
dem Vorwort als Fagottist zu erkennen. Er sei, sagt er, von Francesco 
Torino, Organisten an der Kathedrale zu Brescia, Giovanni Sansonni, 
Virtuose auf dem Fagott und Cornett und Antonio Bertali (Violinist) 
zur Herausgabe dieser Sammlung aufgefordert worden. Er habe im 
Manuscript noch andere Sachelchen (cosette), die er auf dem Fagott 
spiele, ktinne sie aber nicht herausgeben , weil der Drucker keine 
Drucktypen dazu habe. Beide Vorworte sind zwar aus Venedig 
datirt, doch mOchte ich den Bertoli fttr den NefiFen des Bertola 
halten. Gewisses giebt vielleicht die Auffindung anderer Drucke. 

Leonardo Simonetti wird als Singer in Venedig bezeichnet, 
dies best&tigt uns ein Druck einer Messensammlung von Alossandro 
Grandi, die Simonetti im Jahre 1636 in Venedig bei BartoL Magni 



34 



Biographische Notixen. 



horausgab. Dort nennt er sich „Muscio nella Capella della Sere- 
nissima Republica". 

Giovanni Valentino, Kapellmeister an der kaiserl. Kapelle 
und Giacomo Porro, Kapellmeister am bayerischen Hofe urn 1638, 
beido bishor unbekannt, erwihnt F. Bartolomoa de Selma in der Dedi- 
cation zu seinen Canzoni von 1638 als Komponisten. 

Caspar Kittel, ein bisher unbekannter Komponist, gab im 
Jahre 1638 in Dresden sein erstes Werk heraus : Arien und Cantaten. 
In der Widmung an den Herzog Johann Georg von Sachsen erw&hnt 
or, dass er „dio edle Musica nicht allein erstlichen allhier zu Lande, boi 
H. Heinrich Sehtitzen, Churf. S&cbfs. wohlverdienten Capellmeistern, 
sondern auch hernach in Italia etliche Jahr lang, durch gn&digston 
vorschub und verlag E. F. Gn. respective hochgeehrten Herrn Vaters 
. . . getibet und erlernet". 

Elias Mertol, ein Lautenist, gab 1615 zu StraCsburg eine 
Sammlung Lautensttlcke heraus : Hortus musicalis novus. Aus der 
Widmung erfUhrt man, dass derselbo bis zum Jahre 1595 in Diensten 
der Kurftirsten Johann Friedrich, Herzog von Wtirttemberg stand 
und darauf nach Strafsburg tlbersiedelte, seiner Geburtsstadt, zu ver- 
schiodenen Zeiten aber wieder nach Heidelberg berufen wurde, urn 
durch sein Lautenspiel dortige Festlichkeiten zu verherrlichen. Auf 
dem Titel nennt er sich „Argentoratensis Academiae Quaestoris". 

Johann Klemm war noch um 1647 Hof-Organist in Dresden 
und zugleich Musikverleger. Er und der Organist Alexander 
Hering zu Budissin scheinen gemeinsam ein Verlagsgeschaft be- 
trieben zu haben. Sie gaben 1647 Heinrich Sehitzs' „Symphoniarum 
sacrarum secunda pars" heraus. 

Giovanni Batt ista Fontana, fiber dessen Lebensumst&nde 
wir bisher gar nichts wussten, ist einer der bedeutendsten Violin- 
Virtuosen der ersten Hftlfte d. 17. Jahrh. gewesen und reicht vielleicht 
noch bis ins 16. zurtlck. Die nach seinem Tode von Eeghino 1641 
herausgegebene Sammlung von Sonaten fttr 1, 2 und 3 Violinen ent- 
hllt in der Dedication folgende Daten tlber ihn : Fontana aus Brescia, 
einer dor hervorragendsten Violin -Virtuosen, weilte in Venedig, Rom 
und Padua, wo er an der Pest starb. Er vermachte der Kirche delle 
Gratie seino Manuscripte zum Zweck der Herausgabe. Der schlechten 
Zeiten wegen aber und weil keine in diesor Boziehung kundige Per- 
son zu erroichen war, blieben die Werke liegen, bis der Padre Maestro 
Antonio Luzzari die Loitung des Klosters tibernahm und den Kapell- 



Biographische Notizen. 



35 



meister desselben, F. Giovanni Batiste Reghino mit der Heraus- 
gabe botraute. Eitner. 

Diesen lass© ich noch einige Notizen folgen, dio mir Herr Georg 
Becker in Lancy froundlichst tihersandte. Die ersten sind dem Druck- 
werke „Teatro musicale de Concerti ecclesiastic! 44 , Milano 1654 (siehe 
Bibiiogr. d. Musik-Samlwk. p. 947) entnommen und geben die Erben 
des Komponisten Giorgio Rolla, die Drucker obiger Sammlung uns 
nach dieser Widmung Auskunft ttber die damaligen Stellungen der 
dabei beteiligten Autoren : 

Crivelli, Gio. Battista, der nach F6tis zuerst Organist an der 
Kathedrale von Reggio war, dann nach Ferrara ging und endlich im 
Dienst des Herzogs von Modena stand, ist hier als Kapellmeister 
an der Kirche San Maria Maggiore von Bergamo angeftlhrt. 

Casati, Geronimo, genannt il Filago, war Organist und Kapell- 
meister an der Kirche del Carmine in Pavia. 

Colombano, Francesco, war Organist des beriihmten Collegiat- 
stifts in Gallarate. 

Ferrari, Geronimo, genannt il Modondone, war Kapellmeister 
am Dome von Novara. 

Harcurelli, Gio. Francesco, war Kapellmeister an San Maria 
della Vallicella in Rom. 

Marini, Biagio (Ritter), war Kapellmeister an San Maria della 
Scala in Meiland. 

Treviso, Gio. Battista, war Kapellmeister des Santifsimo Rosa- 
rio in San Tomaso von Pavia. 

Trabattone, Bartoiomeo, war Organist des Collegiatstifts seiner 
Vaterstadt Varese. 

(Wahrscheinlich ein Verwandter des Egidio Trabattone aus Varese.) 

Die sieben letztgenannten fehlen bei F6tis. 



Met ru, Nicolas, war, wie auf dem Titel des zweiten Buches 
seiner „Airs a quatre ot cinq parties, Paris, Robert Ballard, 1646, zu 
sehen ist, aus „Bar-sur-Aub!e en Champagne" gebttrtig. 

Richard, Fran<jois, (F6tis unbokannt) war laut Titel seiner 
Airs de Cour (1637 u. a. m.) „Compositeur de la Musique de la 
Chambre du Roy". 

Le sieur de Chancy, den Mersenne mehrmals in seiner „Har- 
monie Universelle" erwahnt, er ftlhrt auch zwei Musikstttcke von 
ihm an, nennt sich auf seinen „livres d'airs de cour 41 1635 und 1644, 
„Maistre de la Musique de la chambre du roy". 



36 Mitteflungen. 



ICttdlungen. 

* Ueber die Zeit der Einfuhrung oder Erfindang des VioUmcells, 1st man noch 
sehr im Ungewissen ; dass es eine Yariante der Gambe oder Kniegeige war, wird 
allgemein angenommen, und da Letztere 6 Saiten, manche auch nur funfe hatten, 
wie man im Praetorius Taf. 20 nod 21 findet, so 1st der Unterschied, besonders 
zwischen der Bassgeige de braccio (Taf. 21 Nr. 6) und dem sp&teren Violoncell ein 
nur geringer. Die fruheste Erw&hnung des Violoncell finde ich in einem Drucke 
von 1641, doch wird es dort „ Violoncino" genannt (siehe Bonn's Bibliographie 
miter Fontana) dann wieder in einem Drucke mm Freschi von 1660 ebendort. In 
Arresti's Sonaten zu 2 und 3 Stimmen mm 1665 wird es Violoncello genannt. Dem- 
nach mttsste man das Violoncino oder Violoncello nicht von der Gambe, sondern 
Yom Violono, der Bassgeige, ableiten, die aber auch 6 Saiten hatte. Vide Prae- 
torius, Syntagma, Bd. 1, neue Ausgabe p. 53 und Tafel 6. 

* Zur Geschichte aes Orgelspiels im 14. bis 18. Jahrh. Von A G. Bitter, 
Leipzig, 1884. Max Hesse's Verlag . In boch 4 # . Subscriptionspreis 17 Mk., sp&ter 
20 Mk. 2 Binder Text und Musikbeilagen. Es liegt zwar erst die 1. Lfeferung 
von 24 Textseiten und 16 Seiten Musikbeilagen von dem lange erwarteten Werke 
vor, doch l&sst sich bereits erkennen , dass wir ein bedeutungsvolles Mstorisches 
Werk erwarten kdnnen. Die wenigen Seiten geben hinreichend Gelegenheit die 
Grundlichkeit und das sorgsame Quellenstudium su bewundern und den prak- 
tischen Blick: das Wort mit den trefflichsten Beispielen iu begleiten. Die Diction 
1st einfach und klar und der praktische Musiker reicht hier dem einstigen Philo- 
logen vertrauensvoll die Hand. Wir wollen hoffen, dass die Verlagshandlung sich 
so beeilt, dass dem greisen Verfasser noch die Fruchte seines Schaffens zu Ml 
warden. 

* Schlctterer, Dr. H. M. Studien zur Geschichte der franiflsischen Musik. 
Teil 1. Geschichte der Hofcapelle der franzosischen KOnige. Berlin N. 1884. 
Verjag von R. Damkohler. In 8». XH und 236 Seiten. 

* Von Franz Commer erscheint n&chstens der 25. Band der Musica sacra. 
Er wird folgende Ges&nge enthalten. 

1. Nanini, G. M. Cantate Domino, 8 voc. 

2. „ Domine quis habitat, 8 v. 

3. Soriano, Fr. Ecce sacerdos magnus, 8 v. 

4. Giovanelli, Rug* Gaudeamus omnes, 8 v. 

5. „ Puer qui natus est, 8 v. 

6. Angelus ad pas tores, 8 v. 

7. Roi, Barto. Gloria tibi TrinitaS; 8 v. 

8. Ferabosco. Al£ In monte oliveto, 6 v. 

9. Merulo, CI. Sancti et jusi, 5 v. 

10. Marentio, Luc. Gabriel Angelus, 4 v. 

11. ZaJamella, Rud. Adorna thalmanum, 6 v. 

12. Hammerschmidt, Andr. Machet die Thor weit, 6 v. 
18. „ Jesu, mein Jesu, 6 v. 

14. n Siehe, der Gerechte kommt umb, 6 v, 

15. „ Ach, ach, Jesus stirbt, 6 v. 

16. Santini, Prosp. Angelus Domini descendit 

* Quittung fiber eingezahlte Beitr&ge bis zum 7. Februar von den Herren: 
Angerstein, Auberlen, B&umker, Prof. Braune, A. Ddrffel, Dressier, Dr. Eichborn, 
Prof. Faibt, Friese, Prof. Grell, Haberl, Dr. Hoppe, Israel, Prof. EOstlin, Prof. 
Kraus, Erause, Lttstner, Maske, Therese v. Miltitz, Quantz, Prof. Schell, Schlet- 
terer, Schnuphase, Skuhersky, Prof. Sommer. Succo, Unterkreuter, de Vasconcellos, 
von Wasielewski, Dr. Zeller, Verein zur Beforderung der Tonkunst in Amsterdam. 

* Als Mitglieder sind Herr Moritz Lentzberg und Herr G. Schefer, 
Bucihhft&dler in Berlin, eingetreten. 

* Hierbei zwei Beilagen: 1. Fortsetzung der Cantate von Albert* Seite 9—16 
und 2. Fortsetz. des KataJoges des Joachimsthal'schen Gymnasiums, S. 13—20. 

Verantwortlicher Redacteur Robert Eitner, Templln (Uckermark). 
Druck von Eduard Mosche in Grofs-Ulogau. 



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MUSIK-GESCHICHTE 

herau8gegeben 

▼01 

der Gesellschaft far lusikforschung. 



XVI. Jahrgang. 
1884. 



Preli det Jahrganget • Mk. Monatlich erecheint cine 
Nummer worn 1 bit S Bogen. Insertlonsgebtlhron fttr 
die Zeile 80 Pfg. 



Koramitiio ntrerUg der T. Trantwein'iohen 
Buch- und Musikalienhandlung in Berlin W. 
Leipiigeritrafse 180. Bestellungen nimmt jede Buoh- 
and MadkhMidlnng entgegen. 



No. 4. 



PranQois Gindron. 

(Georgr Becker.) 

Trotz alien Bemtihungen 1st es bis jetzt noch nicht gelungen 
fostzustellen, wer die auf uns gekominenen Melodieen der fran- 
zOsiscben Psalmen komponirt hat. Mit Wahrscheinlichkeiten ist 
nichts gemacht! Nur eines ist gewiss: dass sich vor dem Erechei- 
nen des vollstfcndigen Psalters viele Musiker mit der Komposition, 
sowohl einzelner ais s&mtlicher Psalmen, besehlftigt haben. 

Zu diesen Komponisten gehOrt aucb Frangois Gindron, den 
Becker, F6tis und alle ihre Nachbeter und Wiederk&uer ignorirten. 
Aufser in meinem Buche: „La Musique en Suisse" wird sein Namen 
nur noch in Eitner's „Bibliographie dor Musiksammelwerke" orwfthnt. 

Gindron, Kanonikus und Kantor in Lausanne , war einer der 
ersten, wolcher CI. Marot's Psalmen in Musik gesetzt hat. Don 
21. Juli 1542 schrieb Viret an Calvin : „Decrevimus propedium psal- 
mos canere quos Gindronus ad numoros composuit , vestris multo 
faciliores, quos mallim oxcusos fuisso quam quibus usi fuimus". 

Bass diese Psalmen nicht nur in Lausanne, sondern im ganzen 
Waadtlande gesungen wurdon, ersehen wir aus folgender Stelle, der 
Widmung eines kieinen Werkchons von Gindron, welches ich, da es 
zu den grflfisten musikalischen Soltenhoiten gohOrt , nachstehend 
genauer boschroibon will. 

Gindron sagt in dioser an die hohon Herrn von Bern gerich- 
teten Widmung: „Par ainsi, comme peu de temps a, je m'adonay h 
mettre en chant de musique quolques Pseaumes qui pour le iourd'hui 

Monatih. f. Mutikgewb. Jahrg. XVI, Mo. #. 5 



38 



Francois Gindron. 



sont chantez es Eglises de vostre subjection, k la louange de nostre 
bos Bleu". D. h. : „Es ist geringo Zeit, dass ich mich damit be- 
sch&ftigt habe, einigo Psalraen in Musik zu sotzen, die heuzutage in 
den Kirchen eurer Unterthanen zum Lobe Gottes gesungen werdon". 

Ob der splitore, toilweise noch gebr&uchlicho Psalter, oiuige 
dieser Melodieen von Gindron aufgenommen hat, llsst sich leider 
nicbt bestlramen, da bis jetzt noch kein Exemplar seiner Psalmen 
aufgefunden worden ist. 

Gindron's Werkchen, das ich bositze und dera obiges Gitat ent- 
noramen ist, trlgt den Titel: 

„Les Proverbes de Salomon, onsomble PEcclesiaste, mis 
en cantiques et rime franchise, selon la v6rit6 h6braYque, par 
A. I), du Plessis, mis on musiquo par Fr. Gindron. Jean 
Rivery. 1556". (Klein 8°.) 

Dasselbe enthllt aufsor dem Titelblatt: 

1. Die Widmung Gindron's , die mit einera vierstimmigen Satze 
endigt: „Reveillez vous, 6 muses chanteresses". Zusammen 14 Seit. 
ohne Pagination; 

2. Die Widmung in Verson, von Du Plessis, und einige Worte „l 
tous chrestiens". Acht paginirte Seiten ; 

3. 65 numerirte Bl&ttchen mit Salomons SprUchwOrtorn, und 25 mit 
dem Buche der Prediger; schliefslich 

4. Auf 6 Seiten der fttnfstimmige Satz oinor Melodie der letzten 
Abteilung. 

Polgende Nachricht steht vor diosem kleinen Tonsatze: 
„Fr. Gindron au lectour: Ayant trouv6 le cantique commen^ant 
h la page suivante estre propre pour chanter h plusieurs voix, je 
1'ai mis h cinq parties, h fin quo tu le puisses chanter et t'y resiouir, 
esperant que le tout sera i Phonneur de Dieu, au quel soit gloire 
eternellement. Amen". 

„Fr. Gindron an den Leser: Da ich gefunden habe, dass sich 
das Kirchenlied, welches auf der n&chststehenden Seite beginnt, zum 
mehrstimmigen Gesange eignet, so habe ich dasselbe fdnfstimmig 
gesetzt, damit du es singen und dich daran erfreuen kannst; in der 
Hoffnung, dass es zur Ehre Gottes geschehe, dem ewiger Suhm sei". 

Diese wenigen Worte sind ein neuer Beweis, dass die Monodie 
damals weder verloren noch unbekannt war. Nur weil sich diese 
Melodie zum mehrstimmigen Satze gut eignet, bearbeitet sie Gindron. 



Francois Gindron. 



39 



Wie er dies gethan hat kann mm In dor Boilage sehen.*) Gindron 
war jedenfalls kein schlochtcr Musikor. 

In dor Abteilung dor SpruchwOrtor habon folgonde Musik : 

1. Propos exquis profondes paroles. Bi 9. 

2. La sapience eleve haut sa voix. Bl. 18—19. 

3. La sapience a basty sa maison. Bl. 20—21. 

4. La fausse balance, l'homme point n'avance. BI. 24. 

5. Qui aimo la doctrine aim© lo chatiment. Bl. 27. 

6. Lo sage enfant re<joit la remonstrance. Bl. 29. 

7. La femme sage edifie en raison. Bl. 31. 

8. Rosponco douco appaise grand furour. BL 33 -34. 

9. L'homme en son coeur propose. Bl. 35. 

10. Mieux vaut un morceau do pain sec. B. 37. 

11. Au cri du poure delaiss6. B. 43—44. 

12. Mieux vaut bonne renomm6o. Bl. 45. 

13. N'ensuj le train des malins porissans. Bl. 49. 

14. Passant au champ et autour do la vigno. BL 51. 

15. C'est gloire a Dieu de celor la parole. BL 52. 

16. Mon lis, ne te glorifie. Bl. 55. 

17. Des eaux la clairo liqueur. Bl. 57. 

18. L'homme meschant s'enfuit. BL 57—58. 

19. Qui trouvera la femme vertuouso. BL 36 — 64. 
In „dem Buche der Prodiger:" 

1. Peuples oyez v6rit& BL 66. 

2. J'ai dit en moy, sus mon coeur, BL 68. 

3. Toutes choses ont leur saison. BL 70—71. 

4. J\y contemple les occupations. Bl. 71. 

5. Do ces pensers ailieurs jettant mos youx. BL 72—73. 

6. Quand tu voudras au Seigneur. BL 74. 

7. Un autre mal sous le del. Bl. 76. 

8. Mieux vant le bon renom. BL 78. 

9. Qui so compare aux vortueux. BL 80. 

10. A tout cecy j'ai mon coeur. Bl. 81 — 82. 

11. La mouche morte un onguent BL 84. 

12. Jette ton pain comme dessus les eaux. BL 85 — 86. 

13. Esiouy toy, 5 jeune, en ta jeunesse. BL 86 — 87. 
Aafser dem von £itner citirteu Sammelwerke von 1565 (k), ist noch cin 

anderes urn 1555 in Lyon erschienen, welches mehrerc Piecen von Gindron ent- 
hilt. Daruber n&chstens. Dasselbe cnthllt auch Psalmen von Goudimel. 

*) Deren Verdffentlichung binausgescboben werden musi, bis sicb eine ipassende 
Gelegenheit tiniet. Eitncr. 

6* 



40 



Cantaten aus dem Ende dea 17. und Anfange des 18. Jahrh. 



Cantaten 

aus dem Ende des 17. und Anfange des 18. Jahrhunderts. 

(Robert Eitner.) 

Dr. Kflstlin's vortrofflicho Musikgosehiiihto im Umriss (Frei- 



nachl&ssigto 17. und 18. Jahrhundert, besonders das oino in seiner 
Endhalfto und das andoro in soinom Anfange oiner grtlndlichen und 
quellonmafsigen Durcharboitung zu unterziohon. Nicht die Samm- 
lung biographischen und bibliographischen Materials habe ich mic 
diesmal zur Aufgabe gestollt , obgleich aucb dies oiner grtindlichon 
Sichtung bedttrfte, sondern violmehr mir eine Musikform, dio in 
dieser Zeit besonders gepflegt wurde, herausgegriffen. An der Hand 
der Cantat e will ich nun vorsuchen , die Bestrobungen und 
Loistungen obigon Zeitabschnittes historisch und kritisch zu ver- 
folgon. Dio Cantato wlhlt© ich, weil sie uns das tiborsichtlichsto 
Bild in kurzor Form gowlhrt; wir lernen die alton Komponiston 
nicht nur als Bildner in der Form, als Dramatikor, Lyriker und 
Gesangskomponisten , sondern auch als Instrumental-Komponiston 
kennen und dadurch ist die Cantate ganz besonders geeignet dio 
Zeit durch und durch kennen zu lernen. Ferner gewahrt dio Bc- 
schr&nkung auf eine Musikform dem Historiker den Vorteil, diss 
er weit eher zu einer Uebersicht gelangt, als wenn or sich vom 
Zufall dies und jenes Work in die Hand spielen Iftsst 

Man erwarte koine Geschichte der Cantate, Geschichto zu 
schroiben tiberlasse ich denen, die keine Quellenstudion machen. 
Ich gebe nur Studien und begleite sie mit Musikbeilagon, damit 
das subjektive Urteil eines Jeden ein freios und unbefangenes sein 
kann. Denn wie oft kommt es vor, dass der Eine diese Piece fttr 
besonders wertvoll hilt, wfthrend der Andere nicht begreifen kann, 
gerade dieser den Vorrang zu geben. 

Ich kann hier nicht unterlassen noch einen Abstecher zu machon, 
dor mir schon lange am Herzen liegt und einmal herausgesagt werdon 
muss. Jahr aus, Jahr ein erscheinen Werke alter Moister , teils in 
Sammlungen, teils einzeln, teils in historischen Werkon. Mehr oder 
woniger tragen sie das Gcbrechen an sich, nicht sorgsam ausgesucht 
zu sein. Der Zufall hat sie dem Herausgeber in die Hand gespielt 
und eifrig ist er bomttht sie zu verttffentliehon, da er glaubt der 
Menschheit einen Dionst zu leisten. Das Resultat eines solchon 
Verfahrens zeigt sich auch darin, dass die Musikgeschichte verhftltnis- 




Cantateu aus dem End« des 17. uml Anfange des 18. Jahrb. 41 

mlfsig nur wcnig Gowinn aus don moisten VorofTcntlichungon zioht. 
Beschr&nkto sich dor Samralor nur auf oino Poriodo, wio z. B. unsor 
verohrtor Horr Prof. Comraor, so ist os goradozu Bodingung, niclit 
nur dio Meister dorsolbon zu boachton, sondorn Kloin und Grofs, 
Mlttelmlfsiges und Gutos zu bringon, dcnn das giobt erst oin Biid 
der Zoit. Es sind der Wogo so violo sich ntttzlich zu machon ; maa 
w&hle z. B. oinon Komponisten und bring o von diesom das Bosto 
was or geschaffon hat, odor man verflffontlicho oin vollst&ndigos 
Work, odor logo sich auf oino Musikform, wio os z. B. Horr von 
Wasiolowski thut , dor nur dor Instrumontal - Komposition soino 
Studion widmot. Ein wio wortvollos Material kOnnton wir schon 
bositzon , wenn nicht so ins Blaue hinein Zoit und Gold vorgondot 
wtirdo. 

Doch zur Sacho. Es ist Mode gowordon von Roinhart Koisor, 
da or ein lustiges Loben goftthrt hat, in wonig anorkonnondor Woiso 
zu sprochen. Oborflachlich, lioderlich, unordontlich, genial bogabt, 
ohno Studien und Schulo, das sind dio Stichworte rait dcnon or 
leiqhtwog abgofortigt wird. Bio Soltenhoit seiner Werko und dio 
goringen und ungentlgendon neueron VerOfifentlichungen , dio noch 
zorstreut in dieser und jener Samralung sich botinden, tragon wohl 
mit Schuld, nebst oinigen Citaten von Zeitgenossen, dio sich in 
wonig anerkonnenswertor Weise tiber ihn ausspreehen und donon 
soin Lebenswandel wohl ein Dorn im Auge war; violloicht ftthlton 
sio sich auch von seiner Popularity bedrtickt. Soweit ich jotzt 
Koiser und seine Zeitgenossen kenne, sticht er von ihnen fast in 
dem Verhftltnis wie Mozart von seinen Zeitgenossen ab. Nur oinon 
Ebenbtirtigen habe ich bis jotzt entdeckt und das ist Schttrmann, 
der Braunschweiger Kapellmeister. In der Form und dem musika- 
lischon Ausdrucko stimmt er mit seinen Zeitgenossen wohl therein, 
doch wo die Lioderliehkeit und Ungeschultheit sitzen soli, habo ich 
nicht entdocken kOnnen-, oder wollen uns vielleicht dio neueron 
Historiker vorredon, dass Keisor Hoheres hltte leisten kOnnon, wonn 
or fein sittlich zu Hauso hinterm Ofen gesessen und die Partituren 
seiner Vordorn studirt oder ttber kontrapunktische Kunststttckchon 
gogrtlbelt hltte? Nur selten kommt uns oin Stttck von Keisor in dio 
Hand, was uns so langwoilig anguckt, als diejenigen seiner Zeit- 
genossen, obenan der Sittenprediger Telemann. Ueberall ist Lebon 
und Erfindung, krftftige Rhythmen und das Eeuer prickelt ihm boim 
Schreiben in den Fingern. Es ist oino Lust seine Werko durch- 
zugehen. Den Kontrapunkt hatte er obenso am Bftndchen, wie ihn 



42 Cantateu aus dem Bade des 17. uud Anfauge deb 18. Jahrh. 

Mozart raituntor gobrauchto, nur schrieb or gorado so wio Lotzterer 
nicht des Kontrapunkts halbor, sondern wonn or ihm gorado in den 
Wog golaufon kam und da packt or ibn mit dorsolbon Goschicklich- 
koit an, als wonn or zoit seines Lobons nur kontrapunktische Studien 
gomacht hltto. Von regolm&fsigen Fugen , wio soin jttngerer Zoit- 
gonosso Sob. Bach, war or allordings koin Freund und war soino 
GeistestMtigkeit tlborhaupt auf die dramatiscbo und lyrische Soito 
dor Kunst gorichtot, die andoror Ausdrucksmittol bodarf als kontra- 
punktischo Vorwebungon dor Stimmen. Keiser's Recitativ ist von 
omor dramatischon Kraft und interessanten modulatorischen Manig- 
faltigkeit, wio man es kaum bei Hftndel findot. Dor Italiener, dor 
nicht nur dor Erfinder, sondern auch oinst die grtffste Gewandthoit 
und Lebendigkeit im Rocitativ besafs , w&hrend der Deutscho sich 
vom Liedm&fsigen nicht trennen konnto (sioho Stadon's Seelewig, 
Monatsh. XIII) sinkt boreits zur Zeit Reiser's zum parlirenden Tono 
horab, dor kaum noch Anspruch auf Musik machen darf. In don 
Arion kann Keiser oft rocht langweilig werden und als Vielschreibor, 
man mflchte fast sagen Professions-Komponist, eine Eigensehaft die 
or mit alien Zeitgenosson toilt, kann man allordings in manchen 
soi nor Opern oft lunge suchen , bis man einem intressanten Satzo 
bogognet. Die Kgl. Bibliothek zu Berlin bietet vortrefflich Gelegon- 
hoit Keiser kennon zu lernen und empfehle ich bosonders folgondo 
Opern : Obenan die im Autograph vorhandene „Octavia u von 1705, 
dann „Der zugeschlossene Tempel des Janus", 1698; „La Forza della 
virtu" 1700; „Orpheus u 1709; „Diana oder Cupido u 1712; „Tomyris a 
1717; „Trajanus" 1717 und „Jodelet u 1726. Weniger bedeutend 
sind Adonis 1697, Pomona 1702 und Ulysses 1722. Die (lbrigon 
noch vorhandonen Opern kenno ich bis jetzt noch nicht. 

Einem Keiser ebenbtlrtig war Goorg Caspar Schtlrmann, soit 
1702 Kapellmeister am Hofe zu Braunschweig, wo er noch urn 1741 
lobto. Die Kgl. Bibliothek in Berlin besitzt von ihm die Oporn 
„Alcoste u , 1719 in Hamburg aufgeftihrt; „Proraetheus und Faunus", 
„Clolia" und „Troja u ; Boi don lotzteren zwei Opern fehlt das Roci- 
tativ in der Partitur. Ferner Arien und Duetto aus den Opern 
„Telemachus und Calypso" und „Henricus auceps", aufserdem eino 
Reiho Cantaten. Schtlrmann's Styl ist ernster als der Keiser's; in 
der Erfindung und dom ausdrucksvoll deklamirten Recitativ giebt or 
Koiser nichts nach. Die ChOro in seinen Cantaten sind im kontra- 
punktischen Style geschrieben , doch darf man dabei nicht an Sob. 
Bach denken , der ttberhaupt mit seiner Zeit gar nicht verglichen 



Mitteilnngen. 



43 



werden darf , denn dann bliebe nur wenig an ihr zu loben tibrig. 
Einen sich vora woltlichen untorscheidendon Kirchonstyl findet man 
Uberhaupt nicht und Bach's Kirchonstyl ist in abgoschwiichter Woise 
der Styl allor Zeitgenossen. Man wirft Bach so oft vor, dass soino 
Gcsangstimmen gedachte Instrumental - Stimmen sind und glaubt, 
den Einfluss seiner Hinneigung zum Orgelstyl zu finden. Studirt 
man aber seine Zeitgenossen , so findet man eine ganz gleiche Be- 
handlung der Singstimmen wie bei Bach. Man vergleiche z. B. die 
in den Beilagen abgedruckte Cantate von StOlzel: „Die Rose bleibt 
der Blumen Kflnigin" und damit die Alt-Arie Nr. 10 aus der Mat- 
thaeus -Passion: „Buss' und Reu' knirscht das Stindenherz" (fis ©Is 
dis cis a | gis cis a | h cis a | a gis) und man wird zugestehen 
mttssen, dass Bach die Singstimme gosangreicher behandelt als 
StOlzol, indem er die melismenreiche Melodie mehr den Violinon 
ttbergiebt, w&hrend die Singstimme nur die l&ngeren Noten singt. 
fter Mittelsatz macht davon freilich eine Ausnahme und mutet der 
Stimme instrumental Figuren zu, doch das war Zeftgebrauch und nicht 
Bach allein eigen. Der Italiener schreibt ganz ebenso instrumental. 

Im Becitativ ist Schtlrmann Meistor, hier entwickelt er ein so 
lebensvolles dramatisches Bild, hier kraftvoll, aufbransend, dort sanft 
und lieblich, oft begleitet vom Orchester, dass man staunt den Deut- 
schen so bedeutend auf einem Peldo zu finden, was ihm 50 Jahre 
frtiher noch so fremd war. In den Arien und ChOren kann er oft 
recht langweilig werden, doch wird man «tots wieder durch reizende 
Melodieen und eine interessante Erfindung entschadigt. 

Der Einzige, welcher diesen beiden noch zur Seite gesetzt 
werden kann, ist Karl Heinrich Graun, der Berliner Kapell- 
meister, denn Hasse ist durch und durch Italiener und unterscheidot 
sich wesentlich von seinen Zeitgenossen. Man wird fragen worin 
der Unterschied zwischen Italienern und Doutschen besteht? Dies rait 
"Worten auszudrticken ist nicht leicht und liegt mehr im Geftihl als 
Uufseren Kennzeichen. Soweit ich mir den Eindruck ihrer Musik 
in Worten vergegenw&rtigon kann , so ist dorselbo ein ornster, 
ruhiger, gravitlitischer, ich mOchte sagen ein vornehmer. 

(Fortsetzung folgt.) 



Mitteilnngen. 

* Auf Seite 143 des 15. Jahrgaages der MonaUhefte wurde gesagt, dass 
Qoudimel 1586 eine Sammlung Chansons yon Archadelt heransgegeben habe. 
Diesf Angabe wurde mir privatim ill irrtumlich ausgelegt, da Uoudimel in der 



44 



Mitteilungen. 



Bartholomausnacht 1572 ermordet wnrde. Trotzalledem lautet der Dmcktitel so, 
wie Icli gesftgl habc. Die Ausgabe von 1586 tragt aber weder eine Dedication 
nocli cin Vorwoit unci dies ist ein sicheres Zeichen einer spateren Ausgabe. 
Jedenfalls ist die von 1572 die erste, doch ein Exemplar ist bis heute nicht be- 
kanut geworden. Die Ausgabe von 1586 besitzt die Konigl. Staatabibliothek in 
Mancben und durch die Gute des Gustos Herrn Jul. Jos. Maier bin ich in den 
Stand gesetzt den Wortlaut des Titels mitzuteilen. Zugleich giebt uns dereelbe 
den bis jetzt noch unbekannten Geburtsort Goudimel's an. Der Titel lautet : 

(Versal:) 1/ Excellence | Des Chansons Musi- | cales Composees Par | (Petit :) 
M. Jaques Arcadet, tant propres a la | voix, qu'aux inftruments. | Vignette. | Re- 
cueillies & reueues par Claude Goudimel natif de Besancon. | Druckerzeicben. | 
(Versal :) Svperivs. | (Petit:) Par Jean de Tourues, Imprimeur in Roy a Lyon. | 
M. 1). LXXXVI. | 

4 Stb. in qucr 8*. Die 6. Zeile fehlt im Contraltus, Tenor and Bassus. 

* Zur Erinnerung an Johann Adolf Masse hat das Konigliche Iloftheater in 
Dresden am 29. Dezembcr 1888 zwei Intermezzi: Rimario und Grilantea und Die 
Wahl des Herakles von Hasse zur Aufftthrung gebracht. Trotz der trefflichen 
Wiedergabe , manigfacher Kurzungen und Aenderungen hat wohl Einzelnes ge- 
fallen und reichlich Beifall gefunden, doch als Gauzes haben sich beide Werke 
nicht als lebensfahig erwiesen. Diese Erfahrung ist fur uns sehr wertvoll, denn 
wir erkeimen daraus, dass die ftlteren Werke gut ausgewahlt und in knapper 
Form wohl im Stand e sind ein grofses Publikum noch heute zu fesseln, grftfsere 
und lftngere Werke dagegen langweilen, da sie den modernen Bedurfnissen nicht 
inehr entsprechen. Dies betrifft nicht nur die weltlicbe, sondern auch die geist- 
liche Musik. Eine ganze Messe im Concertsaal aufgefubrt, selbst von Palestrina, 
wird das Publikum langweilen, wahrend einzelne Satze einen tiefeu Eindrack 
hinterlassen. Den Beweis hierzu lief era die einstigen Concerte des Berliner Dom- 
chors untcr Ncithardt's Leitung und die Auffiihrungen des Bohn'schen Gesang- 
vereius in Breslau. Man fahre z. B. Basse's Arie aus La caduta di Gerico : Dich 
bet ich an im Staube (siehe M. f. M. XI pag. 125 Nr. 128 a) auf und man wird 
Hasse's Art schatzen lernen. Die Komponisten gerade dieser Zeit machten sich 
das Komponiren so aufserordentlich leicht und batten ein so bescheidenes Publi- 
kum vor sich, dass man in ihreu Werken lange suchen muss, ehe man eine nur 
eiuigermafseu ansprcchende und den heutigen Kunstausichten entsprechende Piece 
h'ndcn wird. 

* In den antiquarischen Blattern von Fidelis Butsch Sohn (A. Kuczynski) in 
Augsburg (Nr. 87) befinden sich inter Nr. 221—229 und Nr. 145 auch BQcher ttber 
Musik, die im Antiquarhandel nicht oft vorkommen , darunter F6tis* Biographie 
universelle, 2. Ausg. nebst Supplement von Pougin zu dem sehr soliden Preise 
von 45 Mk. Ferner Zacconi's Prattica di musica von 1596, Kade's sogcnannter 
Luthercodex, Dresden 1871 u. a. 

* Quittung ttber eingezahlte Beitrage bis mm 5. Marz von den Herren : 
W. Oppel, Otto Kornmttller, P. Richter und P. Postler. 

* Hierbei zwei Beilagen : 1. Cantaten, Seite 17—24. 2. Katalog des Joachims- 
thal'schen Gymnasiums, S. 21—28. 

Verantwortlicher Redacteur Robert Eituer, Teinplin (Uckermark), 
Druck von Eduard Mosche in Grofs-Glogau. 



fftr 



MUSIK-GESCHICHTE 

herau8gegeben 
von 

der G-esellscliaft far lusikforschung. 



XVI. Jahrgug. 
1884. 



Prtfa dot Jahrgangee • Mk. Monatlich erscheint cine 
Kwmmer ▼on 1 bit S Bogen. Inturttoiugtbttlirin fttr 
die Zeile 30 Pfg. 



KommiiBiontYerlftg der T« T rftstwel^echen 

Bach- mud Maiikaiienhandlung In Berlin W. 
Laipslgentnlto 180. BetteUnngeii Mmmt jede Buch- 
and Mtuikhandlung entgegen. 



No. 5. 



Cantaten 

aus dem Ende des 17. und Anfange des 18. Jahrhunderts. 

(Robert Eitner.) 



(Schluss.) 

Der Italiener schreitet mit einem gewissen Stolz end Grazie 
einher, w&hrend der Deutsche einsohmeichelnd, lieblich, leidensehaft- 
Jich, auch oft bummelich und sehr sentimental ist. Sentimental ist 
der Italiener nio. Es liegt ein Adel im Ausdruck, den der Deutsche 
nie erreicht und wohl auch nicht empfindet. Langweilig kflnnen sie 
beide werden. Der Unterschied ist aber so auffallend, dass man 
Hasse's Musik nie glaubt einem Deutschen zuschreiben zu mttssen 
und Graun, dor den Italienern so eifrig nachstrebt, doch der echte 
Deutsche ist. Graun'sche Musik ist der Gesamtausdruck deutscber 
Musik; or schreibt wio die Anderen und die Anderen schroiben wie 
er, man weifs nicht ob er dor tonangebende war oder sich von den 
Anderen die boston Brosamen auflas. Man mag eine Komposition 
dieser Zeit aufsehlagon welche man will, man findet (Iborall Graun- 
sche Wendungen. Nur Keiser und SchUrmann stehen solbst&udig 
da und nirgends ist mir eine Wendung aufgefallen , die an Graun 
orinuert, wfchrend bei den Andern keine Seite vergeht, auf der man 
nicht an Graun orinnert wird. Graun wiederholt sich aber selbst 
und sein Tod Jesu tritt uns in allon seinon Werkon oft sprochond 
Ihnlich entgegen. Um dieso Wahrnehmung mit einom Boispiele zu 
belegen , sotze ich an dio Spitze der Cantaten-Sammlung in der 

lfonatih. f. Miuikgosch. Jahrg. XVI. No. 6. 6 



46 CanUten aus dera Ende dcs 17. and Anfange im 18. Jahrh. 

Beilage — die von Hoinrich Albert ausgeschlosson , wolche der 
Vorzeit angehOrt und eia Bild des Beginnes der Cantate gebon soil — 
eiie von Btttlzel. Si© kommt mir wie der Inbegriff der gaiizen 
datnalfgen Musik vor and wir finden ttberall Erinnerungen an diesen 
und jenen Komponisten, selbst Bach ist darin vertreten. StOlzel ist 
sonst entsetzlich langweilig und kann so gedankenlos Musik machen 
wie ein Professionist sein Sttlck Arbeit. Diese Cantate zeigt ihn 
aber von der besten Seite und wir begreifen wohl, dass ihn die 
Zeitgenossen als einen melodieenreichen Komponisten , der es sich 
aber sehr leicht machte, bezeichnon. 

Ich babe von Graun eine httbsche Anzahl kleinere Cactnton 
durchgesehen, doch nicht eine fand ich, die mir der VerOffentlichung 
wert erschien , oder etwas anderes gab, als was wir im Tod Josu 
kennen. Einschmeichelnd, ohne Tiefe , Behagen am melodischen 
Fluss; seine Musik kommt mir wie con vent ionell vor; oft geriit or 
in eine gewisse Munterkeit, doch es ist die Munterkeit einer Hof- 
dame. Feurig wie Keisef und Schttrmann kann er nicht werden. 
So fand ich eine Liebes-Arie aus der Oper Henricus Auceps, worin 
die Worte vorkommen „so tfldte mich", die ihm doch Gelegenheit 
zur Leidenschaftlichkeit gaben, doch sie sind gerade so sanft und 
weich gehalten, als wenn eine Hofdame sagte: kttsse mir die Hand. 

Ebenso habe ich von Teleraann eine grofse Anzahl Oantaten 
durebgssehen, doch nur einigo wenige sind wert etwas genauer ge* 
kannt zu sein und zwar ist dies „Ino, eine Cantate, Text von Ramler" 
(Ms. 21, 757 der Kgl. Bibl. in Berlin, in foL Partitur von 96 Seiten). 
Telemann kann entsetzlich bummelich schreiben, ohne Kraft und 
Saft, ohne Erfindung; er dudelt ein Sttlck wie das andere herunter. 
Nur bei obiger Ino entfaltet er mehr Sorgfalt und man trifft hin 
und wieder anziehende Melodieen. Auch hier ist es besonders das 
Reeitativ, was er charakteristisch behandelt und mit oft lebhafter 
Instrumentation begleitet Manche Arie beginnt recht frisch und 
lebhaft, dooh verdirbt er den anf&nglichen Eindruck durch zu grofse 
Breite. Aucb die Cantate : Der May, von Ramler, eine Idytte fur 
Bass, Sopran und Orchester (Ma 21, 756 in fol. obiger Bibl.) ent- 
hllt mehrere anziehende Piecen, so z. B. die 2. Arie (der Daphnis) 
„Ich sah den jungen May" ist recht graziOs und lieblich. Auch das 
Trinklied ist gut erfunden und geschickt durchgeftthrt. 

Neben diesen deutschen Hauptkomponisten habe ich noch manches 
Werk von Anderen in der Hand gehabt und will ich sie mit wenigen 
Worten charakterisiren. Von Johann Hugo Wilderer, einem 



Cantaten aus dem Bale dee 17. uni Anfange des 18. Jahrh. 47 

Zeitgenosson Schttrmunn's, Opornkomponist (sieho Walther's Lexikon) 
lag mir dio Oper Nino vor, rait dor Angabe „zu Wolffonbtittol 1709 
aufgoftthrt". I>ie Hds. befindot sich auf der Kgl. Bibl. zu Berlin, 
Ms. 23, 101 in quer foi. und steht vor Schtirmann's Troja in dern- 
selben Bande. Dio Oper bietet wenig Anziehendes. Dor allgemoine 
Eindruck 1st sehr simpol , Sequenzen auf Sequcnzen, ohne Saft und 
Kraft, nur hin und wicdor louchtot oin interossantos Motiv horvor, 
wolchos rhythmisch und melodisch anziehond ist, doch weifs er nichts 
daraus zu machen und verfallt bald wieder in gedankenlose Nudellei. 
Da dio Recitative fohlen, so ist die Gelegenheit benomraen ibn von 
dcr Seito aus konnen zu lemon. — Aufserdem 

Augustin Reinbard Strieker, zuerst preufsischor Kammer- 
musikus, sp&ter, urn 1715, hechfttrstJ. Anhaltischer Kapellmeister 
(nach Walther), von dem ich in Ms. 11, 500 obigor Bibliothek eine 
kloino Cantate : „Amor non s5 comprendore" fttr Sopran und Bassus 
cont. (3 BI1.) fand, die musikalisch empfunden und von guter Kr- 
tindung ist, doch bei dem geringen Umfange ein Urteil ttber den 
Komponisten nicht gestattet. Ferner 

Georg Christoph Wagonseil, gob. 1688, gest. 1776 odor 77 
zu Wion, Husikmeister am Wiener Hofo. In Ms. Landsborg Nr. 299 
(Bibl. Berlin) befinden sich fUnf vierstimmige latoinische Motetten 
im altera Style gesetzt vor, die wenig geistigen Gehalt zeigon und 
sich in Form und Ausdruok dem 16. Jahrh. anschliefsen. 

In Ms. 176, wolches 15 Cantaten von StOlzol enthftlt, findet sich 
auch eine von Gay reck: Spielt ihr Seufzer, Sopran mit B. c, von 
Hoffmann: Himmol lass mich doch erlangen, ebonso, von Rentz: 
So bald die dunkle Nacht, obenso, von Heinichen: 11 caro e bel 
piacor, ebenso, von Kuntzen ein Duett : Lasset euch umarmen, 
fir Sopran und Bass mit B. c. und von Vogler das Duett: Ihr 
holden Triebo, fttr Sopran und Bass mit B. c, die beiden Sing- 
stimmen gehen im Canon in dor Oktavo. Nur dor Letztere ist 
benierkenswort und hebt sich durch die gosangroiche Ftlhrung der 
Singstimmon vortoilhaft her vor, wlhrond die tlbrigon gedankenlos 
Musik machon. 

Noch zu orwahnen ware N. A. Strunck, von dem mir fttnf 
geistlicho Cantaten vorlagon, dio zwar nicht horvorragend sind, doch 
den guten Musiker erkennen lassen. Woniger ansprechend sind zwei 
Cantaten von Johann Sebastiani in Ms. 20, 600 (Kgl. Bibl. Berlin); 
auch der Regonsburgor Cantor Stolzenbergh ist dort mit vielen 
entsetzlich langwoiligen Cantaten vertroton. 

6* 



48 Cantaten aus dem Ende des 17. und Anfange des 18. Jahrh. 

Es ©rttbrigt nur noch tiber Has so oinige Wort© zu sagon , der 
zwar ©in Abtrttimiger war und ganz zu den Italienern fiberging, 
dennoch Namen lind Vaterland nicht verleugnen konnte. Hasse war 
ein schlau berechnender Kopf, urn ein Keiser oder Schtirmann zu 
werden dazu reichte seine Begabung nicht aus, Graun wollte er nicht 
Hachstreben, dazu war er wieder zu hoch veranlagt, also blieben ihm 
nur die Italiener ttbrig und deren Wesen und Empfiudungsweiso 
nahm er so tftuschend an, dass man ihn nicht von ihnen zu unter- 
scheiden im Stande ist Selbst wo er fast an die Gemtitlichkeit und 
Burschikosit&t der Deutschen hart anstreift, bewahrt er immer noch 
die Orandezza des Italieners. Er kann so langweilig werden wie 
der Deutsche , doch bummelich ist er nie, er hait sich immer auf 
dem Kothurn, wenn er auch manchmal bedenklich schwankt Aus 
seinen zahlreich mir vorliogenden Cantaten, Arien u. a. teile ich 
eine Arie mit, die das oben gesagte mit trefifendem Beispiqle belegt 
und es wird mir jeder zugestehen mttssen, dass trotz der gemtitlichen 
Ueiterkeit, die darin liegt, er doch die italienische Grandozza ge- 
schickt damit zu verbinden versteht. Nahe streift die eine Stelio an 
Graun hertiber, doch er vergisst nie, dass er Graun nicht sein will. 
Man kann in seinen Werken lange suchen bis man einon so an- 
sprechenden und in seiner Weise vollendeten Satz findet, doch man 
iindet ihn und das zougt immer fir das Genie des Mannes. Von 
der Schreibseligkeit damaliger Zeit hat man heute kaum einen Be- 
griff, selbst die vielschreibendon Komponisten heutiger Zeit, wie 
Rubinstein, bleiben weit hinter dem Schroibdrange der alteren Zeit 
zurttck und dies betrifft nicht nur die bedeutendsten Komponisten 
wie Bach und H&ndel, Hasse, Graun, Tolemann und wie sie alle 
heifsen, auch selbst bei den Kleinen und Allerkleinsten gestaltet sich 
all ihr Thun und Treiben in Musik.*) Das Gefftllige und Naive herrscht 
deshalb vor, da Musik noch nicht zur Philosophic ihre Zuflucht nahm, 
sondern die erheiternde Bogleiterin des Lobens war. Wohlklang und 
melodische Floskeln waren alles was man verlangte. Die Form lag 
fertig vor und wie der Schneider ein Kloid wie das andere nach 
dem gegebonen Muster zuschnoidet, so schriobon sio ihre Arion oinor 
wie der andere, ob sie H&ndel oder Hasse hiofsen , nach einer 
Schablone. 



*) Komponirten sie nicht , dann kopirtcn sit und schrieben sich ihre Biblio- 
theken mit eigener Hand. Man mass damals mehr Zeit gehabt haben als 
aente. 



Cautateu aus dem Ende dog 17. and Aufauge des 18. Jafarb. 



49 



Die Italioner. 

Obgloich ich vorl&ufig moin Augonniork nur don Doutschon 
widmen wollto, so kamen mir boi meinen Stud ion in Sammolbandon 
doch so viol Italioner in die Hand, dass ich mir auch tibor oinigo 
dorsolben ein Urtoil bilden konnte. Bis auf den boreits angoftthrton 
Unterscbied in der musikalischen Ausdruckweiso unterseheiden sie 
sich von don Doutschen in Form und geistigen Gehalt in koinor 
Weisa Fast kam es mir vor, als wenn sie die Deutschen nicht ein- 
mal orroichten, besonders was Koiser und Schtlrmann betrifft. Doch 
will ich nicht voreilig im Urtoii sein, da ich doch nur einen kloinon 
Brnchteil kennen lernte. Am meisten verwundert war ich tibor don 
gepriosenen Lotti, von dem mir eino ansohnliche lieihe Arion vor- 
lagen. Es ist kaum glaublich wio lottorich und nichtssagend, oft ans 
Gemoino anstreifend, Lotti schreiben kann. Untcr don 40 Arien, 
dio ich von ihm durchgesehen habo, fand ich kaum zwei, dio musi- 
kalisch irgend welchon Wert haben. Is sind dies: „Sperar, sperar 
vorria quest' alma" und „DagF elisi ovo riposi". Dabei ist die 
instrumentale Begleitung oft von oinor Dtlrftigkeit, doren sich dio 
Deutschen nio schuldig niachen. Setzen die Letztoron einmal In- 
strumente hinzu, dann lasson sie diesclbon auch an don Motivon 
teilnohmen, wahrond Lotti die orsto Violine mit dor Sings tim mo 
gehon lisst und dio 2. und dio Viola Mittelatimmo und Bass ttbor- 
nehmon. Wird dio harmonische Einfachhoit durch eino selenvollo Me- 
lodioftlhrung ersetzt, so entbehrt man sie wonigor, abor da diesolbe 
meist viel zu wttnschen tibrig lisst, so wird die Einfachheit zur 
Langweiligkeit. Weit bedeutender fand ich Steffani (Agostino), 
der mehr Tiefe und Gediegenheit entfaltot, doch nicht im Entfern- 
testen zu der Innigkeit Schtirmann's sich erhebt. Auch von Fran- 
cesco Mancini , Polaroli , Porsile , Giov. Porta, Attilio Ariosti, 
Francesco Conti, Legnani , Pignatta, Nicolo Fago, Torelli fand ich 
ein und don anderen httbschen Satz, wfthrend ich von GrOfsen orsten 
Ranges , deron Namen oinst so hoch gefoiert wurdon, wiodor nur 
ganz Mittelmafsigos entdeckte, wio von Bonodotto Marcollo und 
Alessandro Scarlatti. Gonauor lornto ich Giovanni Logrenzi 
kennen , doch kann ich nicht sagon, dass mir soino Bekanntschaft 
grofse Freude gemacht hat. Ein dicker Band mit Kirchenstttcken 
allor Art, im Besitze dos Horrn Prof. Commor zu Berlin , Messon, 
Litaneien, Motetten u. a. enthaltend, zu 1, 2, 3, 4 Stimmen mit 2 
und 3 Instrumonton begleitot, boten auch nicht einen oinzigen 
Momont boi dom man mit Behagen und Aufmorksamkoit vorwoilon 



50 Cantaten aus dem Elide des 17. mi Anfange des 18. Jahrh. 

konnto. Bio Thomon sind matt, dio MolodiofQhrung ohne Schwung 
und Intorosso. Trotz dor kontrapunktischon Ftthrung im Stimmen 
gelangt or zu keinem lobensvollon Bilde. Besser 1st oino Seronata 
„Notte madro d'horrori" fttr Sopran mit B. cont. in Ms. 11, 600 (Kgh 
Bibl. Borlin). Sie enthi.lt doch oinigormaGsen anziehendo musikalischo 
Gedanken. Doch wio gesagt, dio Studion dor Italionor dionten bishor 
nur dazu den allgomoinen Charakter dersolben kennon zu lornon, um 
oinon Mafsstab zur Bourteilung dor Deutschen zu habon. Erst nach 
einor sorgfiUtigen Prdfung der bodoutendston italionischon Kompo- 
niston wird es mdglich sein sieh oin festos und begrtindetes Urteil 
tibor ihro Loistungen zu bilden. Im Aligemeinon bin ich von doa 
italionischon Arboiten enttauseht und von den deutschen tiberrascht. 



Die Cantate „a voco sola con Basso continuo" findet sich boreits 
um 1613 und fallt also mit dor Pfloge des ricitirenden Stilos, dor 
Opor, nach spaterer Bezeichnung, so ziemlich zusammen. Koisor 
giobt in soinem Druckwerko ,/jomtiths-Erg5tzung u von 1698 im 
Vorvvort an den Hochgoehrten Leser folgendo Erkllmng tiber dio 
Cantate, die uns wieder beweist, dass er nicht so ins Blame hinein 
schrieb und nicht nur von seinem angeborenen Talente lebte. Sie 
lautet: 

Dieso Sing-Gedichto, oder wio sie die Italiener nennon Cantaten, 
haben dio ohemaligen doutschon Liedor ganz verdrtogt. Die Erin- 
dung dorsolben ist abor von den Opera hergokommen. „Denn well 
man versptlret, dass die vormischten Singarton dersolben, nlmlioh 
Recitativ und Arien, und diese bald lustig, bald traurig, bald aus 
diesem, bald aus jenem Ton, sohr angenohm waren, so hat man die 
alte Art dor langen Liedor von vielen Gesetzen und Strophen in oin 
solches mit Recitativen und Arien vermischtes Gedicht verwandelt. 
Der Inhalt aber einos solchen Godichtes ist gar nicht neu; man seho 
nur zum Exempol dio bekannte schOno Odo unsores deutschen 
Opitz: „Coridon dor ging botrttbet", oder dos vortrofflichen Simon 
Dachon seine niomals genug gopriosene und ganz unvergleichliche 
Ode: „Es fing oin Schafer an zu klagen", so wird man zwei rechte 
vollkommeno Cantaten finden, daran kein anderer Unterschiod, als 
dass sie Vors-Weise gesetzt und durchaus nach einer Melodio mttssen 
gosungen werden. Da oino heutige Cantate die Abwechslung dor 
Molodien und dos Ariosen- mit dem Recitativ-Spiei hat, wolches das 
Einzigo ist, das wir in diesem Stick den Welschon zu danken haben." 
Weiterhin spricht" or dann Uber dio vorliegendon Cantaton und sag! 



Cantaten aus dem Ende des If. und Anfange des 18. Jabrh. 



51 



mi tor anderm, dass or mohr den „Theatralischen- als Kammer-Stil" 
erwahlt habe. Ferner, dass die Texte meist Sch&forspielo zum In- 
halte haben, was die Alten Idyllium oder Ecloga nannten, manchmal 
auch heroische Materien behandele und dass dies nicht erst oine 
Erfindung der Itaiiener, sondern schon gar alt sei. 

Ueber die in den Beilagen ver&ffentlichten Tonsltze habe ich 
nur hinzuzufttgen, dass ich sie mit ausgesetztem Generalbass, resp. 
bei S&tzen mit fiegleitang mit einem Klavierauszage versehen habe, 
aus Rttck8icht gegen diejenigen, die an unseren Bestrebungen teil- 
nehmen wollen, aber denen die Fachkenntnisse oder die Uebung fehlt. 
Ferner werde ich nicht nur Cantaten bringen, sondern auch kleinere 
Arbeiten , die den Stempel der Genialit&t an der Stirn tragen und 
urn die es schade wire, wenn sie in den Bibliotheken unbeachtet 
verstaubten. Ich denke diese kleinen Zugaben werden den Laser 
solbst urn Entschuldigung bitten, dass sie so dreist sich zwischen 
dr&ngen und werden ihn durch ihre geniale Liebenswttrdigkeit wohl 
ausstthnen. Is sind dies sowohl Instrumentals&tze, als Arien, sogar 
manchmal nur ein Recitativ. 

Gem nehme ich jeden Beitrag hierzu auf, sobald er sich als 
zutreffend erweist. 



So weit es die Uebersicht meiner vorlaufigen Studien gestattet, 
litest sich erkennen, dass man ganz am Ende des 17. Jahrhunderts 
zu begreifen bogann, dass eine Melodie erst dann zu voller Wirkung 
gelangt, wenn sie in sich ein abgerundetes Ganze bildet und aus 
dem innerston Drange des Gemtits entspringt. Soit den ersten Be- 
strebungen der Itaiiener, in dem Sologesang die wahren Aufgaben 
der Musik zu suchen, war man bemttht, die selischen Regungen des 
Dichters auf die Musik zu tlbertragen. Anf&nglich suchte man sie 
nur im recitati?ischen Gesange, doch nach und nach ftihlto man, 
dass dem Recitative ein Gegensatz hinzugofUgt werden mttsse und 
fand denselben in don lyrischon Ergiissen der Arie. Lange tappte 
man nach einer bestimmten Musikform, bis man auch die in dor 
zwoiten Hllfte das 17. Jahrhunderts fand, doch noch immer war es 
mehr eine Verstandesarbeit, als der Erguss selischer Erregung. 

Legrenzi bietet das treffendste Beispiel dazu. Lully umging das 
Recitativ fast giinzlich und bewegt sich nur in melodischor Aus- 
drucksweise. Seine musikalische hohe Begabung bowahrte ihn zwar 
in Monotonie zu verfallen, doch war es nicht der richtigo Weg. Er 
empfand dies wohl recht gut, donn durch GhOre und in sich ab- 



52 



Mitteilangen. 



goschlossene Instrumentalsiitze suchte er der Monotonie Einhalt zu 
thun. Die letzteren, besonders in seiner Armide, sind inhaltlich und 
formell wahre Meistersttlcke und schlagen schon ganz den Grundton 
an, der im 18. Jahrhundert mafsgebend wurde f 

Erst ganz am Ende dieses Jahrhunderts gelangte man auch zu 
dieser Erkenntnis und fand den richtigen Ausdruck innige Empfin- 
dungen musikalisch wiederzugeben. Von nun an schwelgte man in 
sentimentalen Ergttssen des Herzens und wer am meisten rtlhren 
konnte war der beliebteste Komponist. Hierbei drang aber eine 
achablonenhafte Manier in die Ausdrucksweise ©in, die sich Aller 
mehr oder weniger bem&chtigte und der sttfse Wohllaut verdrftngte 
jegliches tiefere Geftthle. Nur Seb. Bach verband rait der Sttfsigkeit 
der Melodie die Tiefe hOherer Erregung. Er blieb seiner Zeit un- 
verstanden. Mozart ist der letzte Repr&sentant dieser Period©. In 
ihm gipfelt sich die melodische Erfindung gepaart mit cteni edelsten 
Ausdruck. Er gab der alten Form die vollendetste Ausbildung und 
goss den kOstlichsten Inhalt hinein. Die Bach'sche Ausdrucksweise, 
die schon in Keiser und Schtirmann Reprfcsentanten fand, erstand 
erst in Beethoven zu voller GrOfse und gelangte in ihm zum Ab- 
schlusse. Betrachtet man das 17. und 18. Jahrhundert von diesefti 
Gosichtspunkte aus, so erhalt es erst Interesse und die verschiedenen 
Bestrebungen kommen in ein tibersiehtliches Gefttge. Eine weitere 
PrUfung dor verschiedenen Autoren ist mm die n&chste Aufgabe und 
das Interesse wird mit der Kenntnis sich steigern. 



Mitteilungen. 

* Wie schwierig es auch an vielen Orten sein mag, Sinn und Interesse fftr 
praktische Musikgeschichte, d. h. fir musikalische Vortr&ge, die auf die geschicht- 
liche Entwickelung der Tonkunst Rttcksicht uehmen und gute Iltere Sacben mit 
Plan und Ordnung zu Gehor bringen , zu erweckeu und wie oft diesbezngliche 
Versuche misslungen sein mdgen, so stebt dcnnocb fest, dass inter gunstigen 
Verh&ltnissen und bei gescbickter Handhabung solcbe Art von Musik aucb grofsen 
Anklang linden kann. Dies beweist der grofsartigc Erfolg dor letzteu historischen 
Concerte Bohn's in Breslau, wobei am zweiten, der die Th&tigkeit Mozart's als 
dramatiscber Komponist scbildernden Abende der ger&umige Saal uberfullt und 
viele Personen weitber aus der Provinz lediglicb zu diesem Zwecke zur Haupt- 
stadt gekommen waren. Das letzte dieser Concerte, bei denen aufser dem treff- 
licb gescbulten fiber 100 Kttpfe z&blenden Chore und den Solisten ein aus den 
besteu Kraften zusammcngestelltes Orchester von nahezn GO Musikcrn raitwirkte, 
wird die Entwickelung der Kircbenmusik bis zu J. 8. Bach erlftutern und bis 
19stimmige a capella Ges&nge vorfuhren. Ein ausftthrlicber Bericht wird folgen. 



Mitteilungen. 



.53 



For jetzt sei der merkwttrdigen Thatsache erwahnt, dass deutsche Musikzeitungen, 
welche ale Unicum mit Emphase vermelden, dass jetzt Pauer in London unter 
reger Teilnabme altere Claviersachen producirt und die betreffenden Concertabende 
durch erl&uternde Vortrage einleitet, obwobl ihnen die Programme der Bohn'schen 
Concerte seit Jahren zugehen, fiber dieselben noch licit ein Wort verloren haben, 
dabei jedoch im Anschluss an das Pauer'sche im Vergleiche mit Bohn doch so 
geringfQgige Unternehmen ahnliches fUr Deutschland wQnschen. Man ersieht 
daraus, wie schwer sich dergleichen Redactionen ihre Pfticht machen! Der Sinn 
fftr histomche Musik ist durch Bohn in weiteren Kreisen in so erfreulicher Weise 
geweckt , dass ein kttrzlich von Br. H. Eichborn mit dem von ihm begrfindeten 
und geleiteten schles. Waldhorn-Quartett veranstaltetes Concert, obwohl es rein 
instrumental und stark historisch gef&rbt war, den grflfsten Anklang fand. Eine 
Violin-Sonate von Pierre Gavinies (1726—1800), die Romanze aus dem sonst un- 
ausfubrbaren Schumann'schen Concertstflcke fir 4 Hdrner, das schttnste der wegen 
ihrer Schwierigkeit bisher nie gehdrten 4 Mozart'schen Horn-Concerte , von Dr. 
Eichborn auf seinem neuerfundenen Octav -Waldhorn mit der grdfsten Leichtigkeit 
geblasen, ein prach tiger 6stimmiger Liedsatz aus M. Franck's „Flores musicales" 
(Nfirnberg 1610) „La8St uns ins Grttn hinaus spaziern", arrangirt fir 2 Clarinetten 
und 4 Htinier u. a. m. fesselten das Publikura fiber 2 Stunden. Am meisten 
erregte aber bei Musikkennern die Vorftthrung einiger Satze aus „Joh. Pezel's 
funfstimm. blasende Musik", Leipzig 1685, Interesse, da diese Stucke in ihrer 
wundcrbar schftnen Klangwirkung, in Factur und Geprage aufs auffallendste an 
den im Jahre ihrer Entstehung geborenen J. S. Bach erinnern. Die gedruckten 
Stimmen, enthaltend fiber 100 kfirzere Intraden, Arien, Galliarden , Sarabanden, 
Couranten, Ballete, Giguen u. s. w. fir 2 Cornete (Zinken) und 3 Trombonen (urn- 
geschrieben zur Aufffihrung fir 2 Clarinetten und 8 Hftrner, da man bei den 
jetzigen Posaunisten mit ihrem gegen damals ungeheuer dicken Tone die erforder- 
liche Beweglichkeit in den raschen Zeitmafsen nicht findet) waren von der 
Konigsbergcr Bibliothek entlehnt. Die Verftffentlichung dieser Pezel'schen Samm- 
lung ware geeignet, ein neues Licht auf den dem Auftreten Haendel's und Bach's 
vorangehenden vorlaufig noch so dunklen Zeitraum in der Geschicbte der In- 
Btrumentalmusik zu werfen und den auf Unkenntnis beruhenden Mythus von dem 
iinvermittelten Auftreten dieser beiden Heroin grundlich zu erschuttern. 

J. B. 

* Der Menestrei bringt im 49. Jahrgange Nr. 11 u. f. einen interessanten 
Atilel fiber die Bibliothek des Conservatoire zu Paris nach einer Arbeit eines 
literarischen Blattes,betitelt „Le Litre", herausgegeben durch den Buchhandler 
A. Quantin. Gegrfindet wurde die Bibliothek durch die National-Convention am 
16. Thermidor im Jahre 3, das ist der 4. August 1795. 

* Von Arthur Pougin in Paris erscheint ein neues lexikalisches Werk bei 
Firmin Didot, betitelt: Dedictionaire du theatre et des arts qui s'y rattachant 
In 8°, gegen 800 Seiten Text und mit 600 Abbildungen. Die Franzosen scheinen 
lezikaliscbe Arbeiten wahrhaft aus dem Aermel zu schtttteln, wahrend wir Deutsche 
uns so schwer entschliefsen kdnnen sie als fertig abzuschliefen. 

* Der Verein fttr klassische Kirchenmusik in Stuttgart, unter Professor Dr. 
Faifst's Leitung, bat aiich in diesem Jahre wieder zwei AuffQhrungen veranstaltet, 
die von alter en M cistern Samuel Scheidt, Heinrich SchQtz und Carl Ph. Em. 
Bach zu Gehor bracbten. 



54 



Mitteilungen. 



* Leo Liepmannsfohn's Antiquariat, Berlin W. 63 Cbarlottenstr. Catalog 
XXIX. Werke zur Geschichte des Theaters und dramatische Schriften. 1884. 
972 Nrn. 

* Geschichte der Spielmannszucht in Frankreich und der Pariser Geiger- 
konige. Von H. M. Schletterer, Dr. phil und Kapellmeister. Berlin N. 1884. 
Verlag von R. Damkohler. (2. Teil zu den Studien zur Geschichte der fran- 
zosischen Musik.) In 8°. 6 Vorbll. und 152 Seiten. 

* Mitteilungen der Musikalienhandlung Breitkopf & Hartel in Leipzig. Nr. 19. 
Marz 1884. Enthalten die Ankundigung der ersten kritisch durchgesehenen Ge- 
samtausgabe von Franz ScJiubcrt's Werken. Sie wird in 21 Serien ausgegeben 
mit Summa 337 Nrn. Die Partiturausgaben beanspruchen allein 8000 Platten, 
event. 2000 Notenbogen und kostct das Exemplar 600 Mk. Wer sich schon im 
ersten Jahre als Subscribent anschliefst, erhalt dieselben zu 500 Mk., zahlbar in 
fttnf Jahresraten zu je 100 Mk. Von alteren Werken wird ein Concert (Gdur) fur 
Flote mit 2 Violinen, Viola und B. c. von Joh. Joachim Quantz demnachst neu 
erscheinen. 

* Albert Cohn in Berlin. CIX. Katalog des antiquariscben Bucherlagers. 
\V. Mohrcnstr. 63. Eine Sammlung der seltensten Werke. Seite 40—43 befinden 
sich auch einige praktiscbe und theoretische Musikwerke des 15. — 19. Jahrh. vor. 

* J. A. Stargardt in Berlin. 145. Verzeichnis einer wertvollen Sammlung von 
Autographen. W. Markgrafenstr. 48. Seite 30 - 34 sind die Musiker verzeichnet. 
Sie reichen bis ins vorige Jahrhundert znruck, darunter auch ein Beethoven. 

* Ludwig Rosenthal in Munch cn. Catalogue XXXIX. Eine Sammlung der 
grofsten Seltenheiten. Unter Nr. 851—893 befindet sich ein Verzeichnis alter 
Musik, darunter Werke von Isaac, Palestrina, Willaert und andere Seltenheiten. 

* Herr L. F. Valdrighi in Modena (Italien) versendet ein Circular, in dem er 
anzeigt, dass er ein neues Werk herausgegeben hat, betietelt: Nomo cheliurgo- 
grata antica e moderna, ossia, Eienco di Fabbricatori di strumsnti armonici, con 
note esplicative, documenti estratti dall' Archivio Estense, e corollarii, etc. Ein 
Band in gr. 4° von 43 1 /, Bogen. Der Preis betragt 40 fr. und 1st an den Ver- 
fasser (Nr. 18 Corso Vittorio Emanuele) einzusendea. 

* Als Mitglied der Geselischaft fur Musikforschung ist Herr Dr. Robert 
Ilirschfeld in Wien eingetreten. 

* Hierbei zwei Beilagen. 1. Fortsetzung der Cantaten, Seite 25—32. 2. Ka- 
talog des Joachimsthalschen Gymnasiums, Bogen 5. 



Verantwortiicber Redacteur Robert Eitner, Templin (Uckermark^ 
Druck von Eduard Mosche in GroCs-Glogau. 



fflr 



MUSIK-GESCHICHTE 

herausgegeben 

▼01 

der Gesellschaft far lusikforscliuiig. 



XVI. Jahrgang. 
1884. 



Preii det Jahrgangoi 9Mk. Monatlioh cmoheint eint 

Nummer too I bit 2 Begem. Insertionsgebuhron fur 
die Zeile 80 Pfg. 



KoumistiontTerlftg der T. Trivtwela'aohen 

Buch- and Musikalienh&ndlung in Berlin W. 
Leipzigeratra/se 180. Bestellangen nimmt jede Baoh- 
und Mtuikhandlang entgegen. 



No. 6. 



Die neugriechischen Tongeschlechter 

von 

Baym. Schlecht, 



Einleitung. 

Die Neugriechen und Aristoxenos bezeiehneten die Tonverbftlt- 
nisse ihrer Skalen nicht mit Brueh-Rationen, sondern sie geben die 
Entfernungen der Tone durch ganze Zahlen d. i. durcb Differenzen 
an. So viel mir bekannt, hat sich bisher noch Niemand oingehend 
mit der eigentlichen Bedeutung dieser Bezeicbnungsweise beschaftigt 
und diese Differenzen in Bruchformen darzustollen versucht. Das 
ausgezeichnete Werk: „Etudes sur la musique occlesiastique greque, 
par O.-A. Bourgault- Ducoud ray, Paris librairie Hachette et C ie 1877", 
das mir itlhrend meiner Arbeit bekannt wurde, ist meines Wissens 
das erste abendl&ndische, welches liber neugriechische Musik grttnd- 
liche Aufkl&rung bringt. 

Aber der Herr Verfasser giebt die Differenzen nur nach gpe- 
chischem Tonmafse, n&mlich den grofsen ganzen Ton mit 12 Teilen, 
also 7 mit 7 / 12 , 9 mit 18 mit 3 / t) 3 mit y 4 Ton; oder in Skalen 
mit modernen Noten und die durch sie repr&sentirten Rationen d. i, 
% f /ici n /m o. 

Da ich also fdr diese Arbeit keinen vorbereitenden Grand fand, 
so glaube ich vorerst die moderne Tonleiter nach dieser Richtung 
untersuchen zu mtisson ; denn da uns die Rationen derselben in 
Bruchformen genau bekannt sind , so wird sich durch sie eine all- 

Koaatah. f. Mnsikgeach. Jabrg. XVI. No. i. 7 



56 Die neugriechischen Tongeschlechtef. 

gemeine Regel finden lassen, welcho auch auf die griechischen Ton- 
leitern Anwendung finden muss. Immerhin mUssen wir voraus die 
Entstehung der griechiscben Tonarten im Allgemeinen betrachten. 

I. Abteiluiig. 

I. 

Entstehung der griechisehen Tonarten. 

Die alten Oriechen setzten die Skalen aus symetrisehen Quarten 
zusammen. 

Es giebt deren 3 Arten, nlmlieh: 

1. e. f. g. a oder hc.de, die phrygische, 

2. d e. f. g. oder abed, die dorische oder neutrale, 

3. g. ft b c oder c. d e. f, die mixolydische. 

Sie kflnnen unmittelbar (conjanctim), so dass die letzte Note der 
ersten Quart zugleich die erste der zweiten ist, oder getrennt (dis- 
junctim) miteinander verbunden werden. 

a) Unmittelbare Verbindung. 

1. iTe d. e f iPc d. e f"g"a 2. a h"c. d. e f g. 3. g I hJTdjTl 

Durch diese Verbindung erhftlt man nur Heptachord© , welche 
durch Anftlgung eines ganzen Tones in der Hohe oder in der Tiefe 
zur Oktavenreihe erglnzt werden, n&mlich: 

1 » ub c d ©Tg"T IX. lb hTXe f g aTi XIII. 
2 = h c SlTTg VII. 2h iTTd h f gft IX. 
3 » fg § h 7&Tt VI. 3b gTFc d e fg XII. 

b) Die mittelbare Verbindung geschieht durch Einschiebung des 
fehlenden Tones zwischen die beiden Tetrachorde, n&nilicb : 

1. efgiThcde 2. d e f gl h c d 3. c d e f g S h c. 

In diesen Oktavenarten kann der in der Mitte liegende diazeuk- 
tische Ton entweder zum ersten oder zweiten Tetrachorde genommen 
werden, im ersten Falle entstehen authentische, im zweiten plagale 
Tonarten, nlmiich: 

e f g a h c d e = III. cdefgahc VI. 
efgahcde = X. 
defgfthcd = I. 



Die neugriecbischcn Tongescblechter. 



57 



defgahcd = VIII. 

cdefg ij^c = XL 

Der in der Mitte liegende, die Tetrachorde trennende Ton, heifst 
ebon daher der diazeuktische Ton, mit welchem Namen auch die in 
den unmittelbar verbundenen Tetrachordon die oben und unten an- 
gesetzten Tone benannt werden. Bass hierdurch die Kirchentonarten 
(mit jtJmischen Ziffern bezeicbnet) entstehen, sei bier nur nebenbei 
erw&hnt. Daher reicht es auch aus, wenn wir von den Tonarten 
nur ein Tetrachord kennen , urn die ganze Tonleitor daraus zu con- 
struiren. 

II. 

Die Natur unserer modernen Tonleiter. 

Unsere moderne Skala „c d e f g a h c" ist aber keine syme- 
trische, weil c-d, dor erste Ton dos ersten Tetrachordes einon grofson 
ganzen Ton zu y 9 Saitenl&nge enth&lt, wlhrend der erste Ton des 
zweiten Tetrachordes g-a nur einon kleinen ganzen Ton zu 9 /io be- 
trlgt. Dieser muss daher durch ErhOhung des a um ein Komma 
8 %i auf 8 /» mit c-d symetrisch gemacht werden, was wir mit dem 
Zeichen A auf a andeuten. Unset© Skala onthftlt auf diese Weise 
folgende Oestalt. Erstes Tetrachord: c % d 9 /io e !,/ i© f» zweites 
g % a »/io h ,5 /i° c; da der diazeuktische Ton f-g = % ist, so 
heifst die ganze Tonleiter: 

0 % d % t e «/ie T*U g % & 9 A# h »/ 16 c 

1 % % % % >%7 $ h V, f. 
In unserer modernen Tonleitor abor 

c 8 /t d Vio © ! V 16 TvTg 9 /to a Vt h ,5 /ie c 

i Vi */• Vs % v». f / 2 8 

bildon die zwei ersten Ttfne boi der Totrachorde eino Antiphonio 
c % d y l0 e und g «/ 10 a */ 9 h. 
Auf dioso Weise entwickelt Frh. v. Thimus in seinem Worker 
„Uie harmonikale Syrobolik des Altortumcs" alle seine Tonarten aus 
einem hier nicht nlher anzugebonden Grundo. 

Die Griechen kannten nur symotrische Tetrachorde, das zeigt: 
1. Thimus selbst, wenn er von den griechischen (neu) pytha- 
gorischen Skalen spricht. S. 226 stellt A or die griechische 
diatonischo Skala auf C D E A F A G A H A C, das ist 

c y 9 d y 9 e a wy 2W f % g y, I % h a c und 

7* 



58 Die neugriechischen Tongeschlechter. 

S. 231 bezeichnot or das sy n ton isch - diatonische Tetra- 

chordsystem ^/7h c % i »/io © ! ¥w f 8 /t g %# a. 

Aber auch im enharmonischen woist er die Symetrie 
der Tetrachordo auf: 

80 auch im chromatischen 

,5 /is c > 2 Vm cis* «/64 © l5 /i« f m /m fis A «/si a. 

2. Alle Schriftsteller, welche die griechischon Tonvorh&ltnisse 
behandeln , nehmen alle die Symetrie der Tetrachord- 
verh&ltnisse an. 

3. Die neugriechischen Musiklehren schreiben die Skalen 
vollst&ndig aus und bewahren iu alien, rait Ausnahme 
einiger zusammengesetzten Skalen im chromatischen und 
enharmonischen Goschlecht, die vollst&ndige Symetrie der 
Tetrachorde. 

Da die folgende Untersuchung der Tonverhftltnisse unserer 
modernen Tonloiter als Qrundlage fttr die der neugriechischen dienen 
soli, so musste si© in symetrischer Form zur Anwendung kommen. 

Alle Einwendungen, welche dieser Annahme in Beziehung auf 
Melodie, auf den Unterschied von cis und des, m und dis u. s. w., 
sowie auf die Anwendung rciner Tonloitern u. s. w. entgegengestellt 
angeftthrt werden mOchten , k&nnon hier keine Berticksichtigung 
finden, sollen aber spftter vielloicht besprochen werden. 

III. 

Darstellung der Differenzen ans den Rationen fir ein 
Tetrachord. 

Suchen wir fttr diese Rationen die Entfernungen*) zwischon den 
einzelnen TOnen zu bestimmen, indom wir bodenken, dass dor Raum 
von C bis zum Steg die gauze Saitenl&nge der von d = 8 /« von 
c = 4 / 5 und f = */ 4 dersclben betrlgt, so werden wir den Raum 
zwischen c-d erhalten, wenn wir 8 /» von 1 abziehen; also : 1 — % = l / 9 
und analog zwischon d und e, % bis 4 / 5 = 4 / 45 ; und zwischon 
e-f 4 /» — 3 A = ! / 4 o. Das ergiebt fttr die beiden Quarten c und g, 
gesetzt, c % d 4 / l5 e V20 f und ebenso g y 9 a 4 / 45 h Yio c - 
T##Iiid©lt man diese Brttche in gauze Zahlen, so sind y 9 , 4 / 45 , V10 

*y»j4hmerk. Die Tonentfernungen dienen aoch daze, die Lage der Bttnde auf 
tatenftstftyrftoteti,; vie Guitarre, Zither, zu bestimmen. 



Die oeugriechischen Tongeschlechter. 



59 



gleich ' 180 ' , die Tonontfernungon also c 20 d 16 e 9 f. In diesem 

Falle entsprechen die Differenzen den Tonentfernungen. 

Aus diesem Tetrachord lassen sich wieder die Rationen fir die 
ganze Tonloiter herstellen. Man suramire die Zahlen 20 16+ 9 = 45. 
Die Summe der auf die Quart treffenden Teile ist 45, da die Quart 
der vierte Teil der ganzen SaitenJlnge ist, so treffen auf die ganze 
Saite 4 . 45 = 180. Zieht man von dieser Zahi die Differenzen 
resp. die Tonentfernungen der Reihe nach ab, so erb&lt man die 
Saitenlfcngen fttr dio einzelnen Tone des Tetracbordes c 20 d 16 e 9 f. 

180 160 144 135 

W ird c = 1 gesetzt, so erbftlt man c d e f und daraus die Expo- 

l 8 /i 4 /i 8 /4 

nenten e % d 9 / l0 e ,5 /i6 f - Wird f-g als diazeuktiscber Ton = % 
gesetzt, so heifst die ganze Tonleiter : 

© % d y lt e »/ie f%? % a Vio * lft /n c 

1 Vt 4 4 3 /i % "/« Vn Vi 

IV. 

Darstelinng der Tonentfernungen fttr die ganze Oktave. 

Man nehme zur Untersuchung der Differenzen eine Ska! a aus 
unmittelbar verbundenen Tetrachorden, welche den diazeuktiscben 
Ton am oberen Ende der Skala hat, z. B. gahcdefg 

1 %% % % V.VieVt 
Sucht man fttr diese Skala die Tonentfernungen, so erhllt man 

Bringt man diese Brtlche auf den Nennor 720, so entstehen 
daraus die Tonentfernungen in der Oktave auf analoge Weise wie 
oben, nlmlich: % . 720 = 80, V 45 . 720 = 64, V 20 . 720 = 36 u. s. w. 

g 80 & 64 h 36 c 60 d 48 e 27 f 45 g 

I II "nT 

Betrachtet man diese Reibe niher, so findet man, dass die Ton- 
entfernungen der Tetrachorde sich verhalten wie 4:3: 9 / 4 ; und der 
diazeuktische Ton = 45 zu setzen ist; verkleinert oder dividirt man 
das erste Tetrachord mit 4, das zweite mit 3, das dritte mit %> so 
erhllt man: 

I II III 

g 20 a 16 h 9 c 20 d 16 e 9 fljcTg u. s. w. als Differenzen, das 
heifst, s&mtliche Tetrachorde haben gleiche Differenzen, 



60 



Die neugriecbischen Tongeschlechter. 



V. 

BfiekftUirang der Differenzen eines Tetrachordes auf die 
Bationen der Oktave. 

Aus dem Vorhergehenden finden wir leicht die Kegel, dass man 
fir don Fall, wenn eine ganze Oktave aus dem Verh&ltnisse eines 
Tetrachordes bestimmt werden sollte, die einfachen Differenzen dor 
einzelnen Tetrachorde der Reihe nach mit 4, 3 und 9 / 4 multiplizirt, 
sie so in Tonentfornungen umwandelt und aus deren Summen die 
Rationen folgenderweise sucht: 

4 X g 20 ft 16 h 9 c 3 X 20 d 16 © 9 f % X 20 g 
g 80 a 64 h 36 c 60 d 48 © 27 f 45 g 

Die Summe ist 360 fttr eine Oktave, fttr die ganze SaiteiMngo 
sind es 720, also ist: 

a - g = 720 und a = 720 — 80 = 640; h = 640 — 64 = 560 

u. s. w., nlmlieh gihcde f g 
720 640 576 540 480 432 405 360, 

reduzirt man g = 720 auf 1, so erh&lt man: 

gahcdefg 

1 % 4 /s 3 /i Vt 3 /i Vis Vt 
Dies© Art der Verwandlung ist aber nur anwendbar fttr diesen 
speciellen Fall, wenn die Tetrachorde verbunden sind, der diazouk- 
tische Ton oben angesetzt ist und den Exponenton % enthftlt. Der 
Fall, in dem der diazeuktiscbe Ton unten steht, kann erst sp&ter 
besprochen werden. 

VI. 

Berechnnngen der Bationen nach geometrischen Yerh&ltnissen. 

Man kann die Rationen auch auf eine andere Weise berechnen. 
Wir haben bisher die Differenzteile arithmetisch bebandolt, d. i. wir 
haben die Anzahl der Teile fttr die ganze Saitenl&nge bestimmt und 
aus dieser die Teile ftir die Saitenl&nge der einzelnen Tone gesucht. 

Man kann diese Teile fttr eine Oktave auch geometrisch durch 
Einschaltung gleicher Teile in den Umfang einer Oktave, d. i. 
1 — Vt = 1 — 0,5, bewirken. Es ist dies das Verfahren, welches 
man bei Auffindung der gleichschwebendon Temperatur einhftlt und 

zwar durch die Formel x = a. y z m — 1, in welcher x ein beliebiges 

a 

Glied der Reihe, n die Anzahl der Glieder oder die Summe der Teile, 
z das letzte, a das erste Glied und m die Stall© des betreffenden 



Dte nengricchi8chen Tongeschlechter. Q[ 

Qliedes bezeichnet. Da in dor Regel nur die Rationen einer Oktave 
gesucht werden , so wird far die Saitenl&nge a = 1 und z = 0,5, 

somit — = 0,5, so heifst dann die Formel fir diesen Zweck 

a ' 1 

n— JL W 05 

x = Vo5 m—1, das erste Glied also & 1 .0=1. Diese Formel 

kann abor nur mittels dor Logarithmen berechnet werden. 

Suchen wir auf diese Weise die Rationen fttr die moderne 

d©s ©s 

chromatische Skale c c - g d ^. x. . . . . h c, so haben wir 13 Glieder. 
fir das erste wird der Exponent m — 1, also 1 — 1 =0, folglich 
. 0 = log 0 = 1. Das zweite Glied Jj 1st !2*°* . 1 
gleioh 0,9749142 = log 0,94387, setzt man die Rechnung so fort, so 
erhalt man fttr d = 0,89089, fttr = 0.89089, fttr e = 0,79371, 
fttr f = 0,74915, fttr ^ s = 0,70711, fttr g = 0,66742, fttr | l g 8 

gleich 0,62996, fttr a = 0,59461, fttr ™ = 0,56123, fttr h = 0,52973 
fttr c = 0,5. 

Yergleicbt man diese Rationen mit den wahren, in denen cis 
and des, dis und es verschieden sind, welche heifsen: 

, cis = 0,9481 , a ooo dis = 0,8506 AQ 

c = des = 0,9376' d = °> 888 • • •» es = 0,8333- 0 == °' 8 > 

, A __ fis = 0,7044 A1MM gis = 0,625 AC 

f = 0,75, ges = 0 ' 70312 , g = 0,666, 8 as = 0 ;64 ' a = °> 6 > 

t = o^ei' h = °. 5333 ' c = °> 5 > 

so erhllt man folgende Reihe, in welcher die mittlere Zabl und bei 
c und f, fa und c die erste die Verhftltnisse der temperirten Skale 
anzeigen: 



oo oo 




O O OO JD 

CO 

Diese Vergleichung zeigt, dass die Berechnung der Rationen 




C2 



Die neugriechischen Tongeschlechter. 



durch die gloichschwebende Temperatur die reinen Rationen nur 
annfthernd giebt. 

Wollen wir nun auch den Versuch machen, die Rationen auf 
dieselbe Weise fir die Differenzen der modernen symetrisehen Leiter 
in c zu berechnen. 

Die Diiferenzen heifsen bekanntlich c20dl6e9f20g2O 
ft 16 h 9 c. Die Summe der Teile betr&gt 110. 

Wir haben also hier die Oktave logarithmisch in 110 Teile zu 

110_ 

teilen, das ist 0: aus 0,5 die 110. Wurzel auszuziehon a = Vo,S 
und die einzelnen Teile = 0,99723633 der Reihe nach mit don 
Summon dor treffenden T(3ne zu multiplizieren und zwar fttr d mit 

20, fir © mit 20 + 16 = 36, fir f niit 36 + 9 = 45, fir g mit 
45 + 20 = 65, fttr ft mit 65 -f 20 = 85, fttr h mit 85 + 16 = 101, 
fttr c mit 101 + 9 = 110. Vor die Produkte sotzen wir die reinen 
Rationen zur Vergleichung, die logarithmische Rechnung gestaltet 
sich hier so e = 1, fttr d = 0,9972633 . 20 = 0, 9452660 = log 
0,88159, fir e = 0,9972633 . 36 = 0,9014788 = log 0,79703. 

So findet man def Reihe nach durch Multiplikation mit 45 if 
mit 65 g, mit 85 a, mit 101 h, mit 110 c, so erhalten wir 
c d e f g a h c 

1 OO 5>p OjD OjD J3J3 OO O 
GD*OD *0»*^<1 "Cb^CR *o**bi *QiO% In 

odoo co 0i en mm mm oom 
oo oo a» o© too* coco 

oo c o O CO OHO CO*-* 

co w m ho coco oo 
also abweichend von der ersten Art, weil hier die ganzen Tone nicht 
alterirt werden , w&hrend sich dort der Wert ftndert und etwas ver- 
schiebt. 

Suchen wir auch die Werte fttr die un9ymetrische moderne Leiter 
c20dl6e9f20gl6a20h9c und zwar aus den Exponenten 

c % d Vio e 6 /i 6 f % g Vio a % h Vie c 

1 % % Vi % 3 A 8 /ts Vi 
720 660 576 540 480 432 384 360 
80 64 36 60 48 48 24 
20 16 9 15 16 16 8 
(2 2 1) 

so erhalten wir folgende Darstellung: 

c d e f g a h c 

1 OO J2<5 JDJD JDJD .OjD 

co*oo *oo^<i ^m^m *a»l» en 

oo oo co cboi mm o 1009 

oot— ^ oo mm o §^co 

ooo» o o o>co to i—OO 

co m co to ii^ *j 

die sich naturgem&b nur im Tone a von der symetrisehen unterscheidet 



Die neugriechischen Tongeschlechter. 



Hier soi zugleich bemerkt, diss ich nur die aus der Lehre der 
Akustik sich ergebenden Rationen als Grundlage und Mafsstab fttr 
dio Beurteilung anderer annohme, unbekttmmert, was man aus der 
Praxis der Musikanten oder der Nationalit&ten dagegen einwenden 
mag. Von diesem Grundsatze aus betrachtet, sind also die nach 
geometrischen Verhftltnissen berechneten Rationen nur ann&hernd 
richtig. 

VII. 

Behandlung einer Seal* mlt getrennten Tetrachorden. 

Versochen wir die Tonleiter aus c unmittelbar zu berechnen. 
Wir nehmen hierzu statt einer Oktave ein Enneachord und setzen 
die bekannten Rationen darunter 

edefgfihed 

1 % % *U % W 21 8 /l5 Vl % 

Man bringe diese Rationen unter gleiche Benennungen, 540. 
Wenn also c = 540 1st, so erh&lt man fttr d = %, 480 u. s. w., 
folglich 

c d e f g a h c d 

540 480 432 405 360 320 288 270 240 
Suchen wir hieraus die Differenzen, so erhalten wir 
c 60 d 48 e 27 f 45 g 40 I 32 h 18 c 30 d 
Die Differenzen von c bis g lassen sich mit 3, die tlbrigen znit 
2 teilen, das ergiobt 

c 20 d 16 e 9 f 15 g 20 I 18 h 9 c 15 rf 
Lisst man den neunten Ton weg, so sehen wir, dass der dia- 
zeuktische Ton als 15 zu setzen ist, an welcben sich die Tetrachorde 
nach unten und oben in dem bekannten Verhftltnisse 20, 16, 9 an- 
reihen. Wir lernen aber auch daraus, dass wir Differenzen, welchfc 
in solcher Weise gegeben sind, im ersten Tetrachord nebst dem 
diazeuktischen Ton mit 3, das zweite Tetrachord mit 2 zu multi- 
pliziren haben, urn die Rationen zu gewinnen. 

Der Wert des diazeuktischen Tones, den wir oben fttr dio er- 
hdhten Differenzen als 45 gefundon haben, kann man auch durch 
foigende Betrachtungen berechnen und zwar 

a) fttr getrennte Tetrachorde. Hier haben wir 

c 60 d 48 e 27 fTg 40 a 32 h 18 c. 
Die Summe des ersten Tetrachordes ist 135, die des zweiten 90, 
zusammen 225. Wir wissen aber, dass das Doppelte des ersten 

7 



A 



64 s 



Die neugriechiacben Tongeschlechter. 



Tetrachordes die Differenzen-Summe fttr die ganze Oktave giebt, 
daher ist 270—225 = 45 der Wert des diazeuktischen Tones, 
b) fttr verbundene Tetrachorde haben wir: 

g 80 ft 64 h 36 o 60 d 48 e 27 fTg. 
Die Summe der beideu Tetrachorde ohne diazeuktischen Ton 
f— g ist 315. ■ Die Summe des eraten Tetrachordes ist 180, daher fir 
die Oktave 360 und also 360—315 = 45 der diazeuktische Ton. 

Da wir diesen kennen, so ist es mttglich die erhOhten Differenzen 
aus den einfachen unmittelbar zu bestimmen. Die beiden Tetra- 
chorde mit den einfachen Differenzen 20, 16, 9 reihen sich urn den 
diazeuktischen Ton nach oben und nach unten an, die oberen sind 
mit 3, die unteren mit 2 zu multipliziren, n&mlich: 

c 60 d 48 e 27 f 45 g 40 ft 32 h 18 c und daraus 
540 480 432 405 360 320 228 270 

1 •/• Vi % J /s 18 /n Vu 7i 
In a Dezimalbrttchen und b geometrischen Rationen: 

c d e f g ihc 

1 -°.P .Pi 3 PP oj^ PP pp p 

oo "oo "oo -a -^T«<i *o> o> cj< o« *Wb* "cp 

QOOO SO CHOI O) CO 00 09 to 

oo^- -q o» c» tooi c»«D 

Cn O Q OS CO 0*09 09 — 

* oo 09 m to ioo -q 



vnr. 

Die Tonleiter Eata Trochon. 

Trochos heifst bei den Griechen das Had. Sie verstehen darunter 
das Intervall der Quint, welche 4 Stufen hat. Im Kirchengesange 
ist der Trochos die Art und Weise, wie man durch das Intervall 
der Quint diatonisch auf und abwftrts steigt, so dass der letzte Ton 
der ersten Quint zugleich der erste der nfcehsten Quint ist, wodurch 
sich immer ein Tetrachord an das vorausgehende schiebt. Man nennt 
dieses System auch Tetraphonie, wozu acht eigentttmliche WOrter 
dienen und zwar zum Aufsteigen vier, nlmlich annanes, neanes, 
nana und agia, zum Absteigen aanes, necheanes, aneanes, neagia. 
Sie entsprechen den Silben ut, re, mi, fa, sol. Indem wir die grie- 
chischen WOrter fttr Behandlung der griechischen Scala aufsparen, 
wenden wir zur Orientirung dasselbe auf die moderne TonJeiter an. 

Wir schreiben deshalb die bckannten Exponenten , so er- 
halten wir 

c % d % e »/ 16 f% g das ist c d e f g 

1 Vt % 5 /i % 



Die neagriechischen Tongeschlechter. 



65 



suchen wir nun fir dies© Rationen die Differenzen, indem wir sie 
muter gleicbe Nenner bringen, welcher 180 1st, so heifst die Reihe 
c d e f g mid die Differenzen 
180 160 144 135 120 
20 16 9 15 
Wir laden hier fir f— g die Differenz 15 statt 20, da f— g der 
diazeuktische Ton 1st, fir den wir oben schon als Differenz die Zahl 
15 kennen lernten. 

Wenden wir auf diese Quint die Theorie des Trochon an, so 
stellt sich folgende Reibe dar: 

mi "/tt, %, re t/io, mi "At, fa ™l 9 ^ m 9 A* M U ^ 

aril 

fa V., ut V«. re »/io mi «/,, fa «/ 9 sol 
hcdefg&hcde* fis A g* i 

1 % % % % "/« 'Ai ! A 4 /i m /u m /m ¥s %i 
Wir linden hier im Aufsteigen die sich wiederholenden Quinten 

ut, re, mi, fa, re, mi, fa, et cet, im Absteigen aber 
sol fa mi re sol fa mi re sol etc. 

Die dritte Quint ist zwar den ibrigen Ihnlich durch die gleicben 
Exponenten, geht aber schon in d-dur ttber. 

AuEser dem System der Tetrapbonie, giebt es noch eines der 
Triphonie: 

fa fa 
ut 20 re 16 mi 9 ^ 20 re 16 mi 9 J 20 re 16 mi 9 fa 

und eins der Diphonie: 

re 16 mi 9 re 16 mi 9 fa oder mi 9 fa 20 mi 9 fa 20 re 
welche bei den griechischen Tonleitern des N&heren besprochen warden. 

IX. 

Ueber die yersetzten Tonleitern. 

Die Tonleitern c und g haben wir hioreichend betrachtet und 
gesehen, dass sie dieselben Rationen geben, ob man sie aus den 
Differenzen berechnet oder ob man die Exponenten einsetzt. 

Schon oben Nr. VIII bei Berechnung der Quint aus den Diffe- 
renzen haben wir bemerkt, dass wir dadurch nicht zum Ziele ge- 
langten. Hier werden wir dasselbe beobachten. 

Wir schreiben das Tetrachord d e f g mit seinen entsprechen- 

7* 



66 



Die neugriechischen Tongeschlechter. 



den Differenzen: d 16 e 9 f 20 g und suehen auf bekannte Weise 
die Rationen. 

Die Saitenlfcnge ist 4 . 45 = 180, also 

defg = defg. 

180 164 155 135 1 *7is 3, /is 8 A 
Wir haben also unrichtige Rationen erbalten. 

Schreiben wir dagegen die Exponenten und suchen hieraus die 
Differenzen, so haben wir d 9 /io e ,5 /ie f % g, daraus 
d e f g dann d e f g 
1 f /ti fl /n % 160 144 135 120 

davon die Differenzen d 16 e 9 f 15 g. 

Dies© weichen von den bisher angenommenen ab, welche die 
richtigen Bationen wiedorgeben, n&mlich: 

defg = defg 
160 144 135 120 1 »/ ltt *y M »/ 4 
fttr die ganze Oktave defgfthcd 

1 Vm J %i Vi Vt S A Vit Vi 
Untersuchen wir auch die Tonleiter in e. 
Hit Differenzen: 

e9f20gl6a = e f g a = e f g i 
180 171 151 135 1 »/ w t«/i8© % 

Hit Rationen: 

e f % g s /n a = e f g a, 

daraus die Difforenzen 

e f g a = e3f5g4a 

48 45 40 36 

Untersuchen wir auch die Tonleiter aus f mit den Differenzen 
f 20 g 20 a 16 h 9 c = 65; da wir es hier mit der Quint zu thun 
haben, so ist die Summe der Differenzen mit 3 statt mit 4 zu multi- 
pliziren. Das ist 65 . 3 = 195 und wir erhalten: 

f 20 g 20 t 16 h 9 c 
195 175 155 139 130 

1 l5 /si m im m !m 2i /si 
also ganz falsche Rationen. Sucht man aber die Differenzen aus 
Rationen : 

f % g % t 9 /io h l5 /ie c und bringt diese auf gleichen Nenner 

1 t/ 9 04/ gl «i/ 45 2/ s 405, so erhftlt man: 

405 360 320 288 270 und daraus die Differenzen 

45 40 32 18 



Die nengriechfcchen Tongeschlechter. 67 

Vergleichung dieser Rationen mit dem Ergebnis der logarith- 
mischen Rechnung: 

d 
1 




f g I h c d e f 

1 J=>«/.P Jp«4/ jp p«/ O PV*P -° 18 /«-° -° 8 /tiiP P l A 

go oo co ^ii— o<x»otco oo oj o> 

c» o *j fcOCft to en c» oo 

CHi-* tO^ 0>Oi Oi 03 09 Oi 

00 fc© O . Oi . SO O 00 

Der Grand fttr die Erscheinung , days in den vorliegenden 
Fallen die Differenzen falsche Rationen geben, liegt in der Ver- 
8chiebung der multipHzirten Differenzen. Schreiben wir die Tonleiter 
ans 0 mit den Differenzen in aneinander gereihten Tetraehorden, 
n&ndich: ^"20 d lie e 9 if 20 fl6 a 9 b. 

Multipliziren wir das erste Tetrachord mit 4 und das zweite 
mit 3 (cf. Nr. IV), so erhalten wir 

c 80 d 64 © 36 f 60 g 48 a 27 b. 



Fttr das Tetrachord a-g die Differenzen 

d 64 e 36 f 60 g = d 16 e 9 f 15 g 
und fttr das Tetrachord e-a 

e36f60g48a = e3fl5g4a 
Wir erhalten also dieselben Differenzen wie wir sie oben fanden. 

Zur deutlicheren Uebersicht der gesetzlichen Abweichung der 
auf verschiedene Stufen der Tonleiter erbauten Scalen folgt hier 

Eine allgemeine Form 

die Tonentfernungen und Differenzen der transponirten Tonleitern m bestimmen. 
Man bestimme aus den Exponenten die Rationen der Doppel- 



68 



Die neagriechischen Tongeschlechter. 



oktave von c in ganzen Zahlen and zwar in der zweifachen Form, 
fur & xind a. 

Form fur &. 

L c •/. d Vio e »/ M f%g «/ t a Vio h »»/w c Vt d »/id o "A. 

8 / 9 4 A J/j^ Vs l8 /t7 Vl5 V« V. Vl 

f 8 /» g 8 A> * Vio * 'Vio c 

' »/• Vs V« Vl5 V4 

Qemeinsamor Nenner 1080. . 
1. Rationen in c defg&hcd 
ganzen Zahlen 1080 960 864 810 720 640 576 540 480 
■2. Tonentfernung 120 96 54 90 80 64 36 60 



Differenzen : 6-20 16 


9 


15 :4-20 16 


9 :3-20 




e 


f 


g & h 


c 


1. Rat. i. g. Z. 


432 


405 


360 320 288 


270 


2. Tonentfern. 


48 


27 


45 40 32 


18 


3. Differenzen 


16 


9 


15:2-20 16 


9 


Form far a. 










II. c d e 


f 


g 


a h c 


d e 


1 8 / 9 Vs 


% u 


Vs 


Vl VlS Vl 


V. % 


f 


g 


a 


h c 






V. 


•At 


Vl5 V* 





Oemeinsamer Nenner 360. 

c d © f % gVn» % h%c % d 

1. Rat i. g. Z. 360 320 288 270 240 216 192 180 160 

2. Tonentfern. 40 32 18 30 24 24 12 20 

3. Differenzen :2 20 16 9 16:% 16 16 8 20 



•/it © f g a h c 

1. Rat i. g. Z. 144 135 120 108 96 90 

2. Tonentfern. 16 9 15 12 12 6 

3. Differenzen 16 9 15 : 6-2 2 1 

Auf Grand dieser beiden Scalen lassen sich alle versetzten 

Tonleitern mit ihren zusammengesetzten und einfachen Differenzen 

darstellen, und aus den einfachen die zusammengesetzten und aus 

diesen die Exponenten reconstruiren. 

Ein Beispie! diene zur Aufklftrang. 

**** 

Es sei die Tonleiter e f g a h c ' d e, es ist die phrygische, 
wenn der diazeuktische Ton zum untern Tetracbord, und die Hy- 
po&olische, wenn er zum zweiten genommen wird. 



Die neagriechischen Toogeschlechter. 



69 



Die Rationen derselbcn heifeen: 

© %t f •/• g Vit !l /is o % d • e 

i •/• % Vs % Vi Vi 

briugt man diese Brtiche auf gleiche Nenner so ©rhllt man: 

e f g a^~h c d e 

144 135 ISO 108 96 90 80 72 
die Tonentfern. 9 15 12 12 6 10 8 

Verkleinert man diese Tonentfernungen des ersten Tetrachordes 
nebst dem diazeuktiscben Ton mit 3 uud das zweite Tetrachord mit 2 
oder nach Bedttrfnis mit einem Multiplum dieser Zahlen, so erh&lt man: 

e 3 f 5 g 4 a4~h 3 c 5 d 4 e 

Dasselbe erhilt man, wenn man aus der Formel fttr a die Ton- 
entfernungen fttr e— e ausschreibt und daraus die Differenzen be- 
stimmt 

Tonentfenrang e 18 f 30 g 24 iMI 12 c 20 d 16 e 
Differenz 3 5 4 4 3 5 4 

Will man diese einfachen Differenzen wieder in Rationen um- 
setzen, so verf&hrt man aaf die entgegengesetzte Weise: 

Man multiplizirt die Differenzen wie oben e-a mit 3, a-e mit 2; 
man erh&lt: 

© 9 f 15 g 12 a^2l 6 o 10 d 8 e 
addire sie, so erh&lt man 72 ftir die Oktave , also fttr die ganze 
Saitenl&nge 144, das ist fttr e, und ziehe dann die einzelnen 
Differenzen ab 

e f g a h c d e 
144 135 120 108 96 90 80 72 mit 144 diffidirt 
1 ! ¥n % V 4 % Vs % V» 
Dies Verfahren vereinfacht sich, wenn man bios das erste Tetra- 
chord betrachtot, hier 

Man bringe die Rationen auf den 
gemeinschaftlichen Nenner (48). 
Hier treffen Tonentfernungen 
3 5 4 und Differenzen zusammen. 

Zur Auffindung der Rationen addire man die einfachen Diffe- 
renzen. Sie geben 

0 3 f 5 g 4 a 12, da die Quart der vierte Teil der Seite 
48 45 40 36 ist, so ist die ganze Saitenl&nge 

1 l Vie 5 /e Vi 4 . 12 = 48 u. verkleinere mit 48. 



e 


f 


g 


a 


1 


"A, 


Ve 




48 


45 


40 


36 



70 Die neugriechischen ToDgeschlecbter. 

Dio weiteron Glieder sucho man durch Exponenten. 
e f g a «/s h "At c % d Vio e 
I'VieVe^ % Vs 5 /i Vi 

Wenn aas den Grunddifferenzen auch nur ein Glied verwechselt 
wird, so werden ebenfalls die Tonabst&nde und die Bifferenzem 
alterirt. 

Setzen wir die Grundform und deren mflgliche Versetzungen her. 
Wir erhalten 

1. c 20 d 16 e 9 f und daraus als Differenzen 



; o Vt 


d 


Vio o 


'Vie f 


1 


n / 

J /u 


4 A 


*U 


180 


160 


144 


135 


20 


16 


9 





2. 


c 20 d 9 e 16 f 


= c •/, 


d 'Vie 


(e) Vio 


f 






1 


8 / 9 




v 4 






36 


32 


30 


27 




c 16 d 20 e 9 f 


4 


2 


3 




3. 


= c Vio 


d T % 


e 'Vie 


f 






1 


Vio 










20 


18 


16 


15 






2 


2 


1 




4. 


c 16 d 9 e 20 f 


= o Vio 


d* 15 /i6 


es* •/• 


f 






1 


V,0 


27 / 32 


v 4 






160 


144 


135 


120 






16 


9 


15 




5. 


c 9 d 20 e 16 f 


= c »/h 


des »/» 


es »/io 


f 






1 


"Vio 


Ve 


*u 






48 


45 


40 


36 






3 


3 


e. 4 




6. 


c 9 d 16 e 20 f 


= c 


des Vio e 8 /o 


f 






1 


,5 /l6 


"/« 


v 4 






32 


30 


27 


24 



2 3 3 

Man erb&lt auf dies© Weise 6 Variationen. Nur in der Grund- 
form stimmen die Blfferenzen mit den Entfernungen der einzeinen 
Tone von einander zusammen. (Fortsetzung folgt.) 



* Hierbei eine Beilage: Katalog des Joachimstbalscben Gymnasiums, Bogen 6 und 7. 

Veipntwortlicber Redacteur Robert Eitner, Templin (Uckermark). 
Brack von Edaard Moscbe in Grofs-Glogaa. 



far 



MUSIK-GESCHICHTE 

herausgegoben 

¥01 

der Gresellschaft far Musikforsclmng. 



XVI. Jahrgang. 
1884. 



Prtta dt»J«lurgMgto 9Mk. Moimtttoli enehaliit etna 
Nummer toii I Mi 1 fiogen. InsertionigebQhron fttr 
die Zeile Si Pfg. 

KomraiisionsTerUg der Breftkopf and 
Hlrtel'iehea MatlkAlienhandlaog in Leipiig. 

Bettellttiigm 
imsum. j«d»Baeh- und Mtu&hAndlong tntgBgtn. 



No. 7. 



Die neugriechischen Toagescllecliter 

yon 

Maym. Schlecht, 



(Scbluss.) 

Unter dieson 6 Variationen sind 4, welch© dem diatonischen 
Tongesehlechte entsprechen. Nr. 1, 3, 4 und 5. 
Nr. 1 ist die reine Grand tonleiter Cdur. 

Nr. 3 stellt in der Transposition die hypojonische Tonleiter 

g a h c d e f g mit dem diazeuktischen Ton am oberen End© der 
Leiter dar. 

Nr. 4 giebt die dorische Tonleiter defg&hcd mit dem 
urn *%i erhohten a. 

Nr. 5 stellt die hyophrygisehe Tonloiler hcdefgah dar. 

Dagegen finden sich die Tonleitern unter Nr. 2 und 6 nicht in 
der diatonischen Tonleiter, weder in der symmetrischen mit dem 
enharmonisch orhOhten & = */ 17 noch in dor modernen unsymmetri- 
schon mit dem natttrlichen a = 3 /s- 

X. 

Die Bedentung der Differenzen. 

A us dem bisher Gesagten geht horvor, dass man die Differenzen 
in Allgemeinen nicht als die richtige Entfernung der entsprechendeu 

MoaaUh. t MuikgMob. Jahrg. XVI. No. 7. 8 



72 



Die neugriechiscben Tongeschlechter. 



Tone betracbten darf. Dieses gilt nur, wenn sie vom Grandtone 
der GrOfse nach aufsteigen, wie 

I » i «• ! • ' 

Hier haben wir fir den grofsen ganzen Ton 8 /» 20, fir den 
kleinen ganzen Ton 9 /io 16 und fir den Halbton l5 /ie 9? und das ist 
richtig, wie der Erfolg zeigte. 

Sobald die Differenzen in anderer Reihenfolge stehen, taugen 
sie in ihrer nattirlichen Geltung zur Berecbnung der Rationen nicht 
mehr, sondern sie bezeichen nur die Tonverh&ltnisse 20 des grofsen 
ganzen, 10 des kleinen ganzen und 9 des balben Tones an. Es sind 
fir sie die Rationen einzusetzen, welcbe sie vertreten, oder durch 
verh&ltnism&fsige Um&nderung der Differenzen in Tonentfernungen 
umzuwandeln, wie oben gezeigt. 

Ueber diese Differenzen sagt Boetius von der Bezeichnungs- 
weise des Aristoxenes (Bueh V cap. XI): 

„Weil er (Aristoxenes) gar keine Behandlung fttr die Berecbnung 
der Tonverhaltnisse aufgestellt hat, sondern alles dem Urteile des 
Ohres ttberllsst, deswegen bezeichnet er die Stimmen selbst nicbt 
mit Zahlen, urn etwa die Proportionen dersolben zu erhalten, sondern 
er nimmt die Differenz derselben in die Mitte, so dass er also die 
Forschung nicht an den Stimmen (Klangen) vornimmt, sondern dort 
findet, wo sie untereinander differiren. Er verf&hrt dabei allzu unvor- 
sichtig, wenn or glaubt die Differenz jener Stimmen zu kennen, von 
denen er keine GrOfse oder Mensur aufstellt". 

XI. 

Betrachtnng der modernen enharmonischen Tonleiter. 

Diese findet man auf nachstehende Weise. Wir wissen, dass der 

grofse ganze Ton 8 /9, der halbe Ton U / Mf sonach im grofsen ganzen 

Ton das Apothema 8 / 9 . 16 /i6 = m fm ist. 

•n . , , c cis d. 
JciS ist also | m /tm 8 / 9 

Man findet cis auf zweierlei Weise. c cis ist das Apothema, 
also cis = 1 . ,a8 /i» = 128 /i85; cis ist aber Halbton zu d, also 16 /ie 
niederer als d, folglich 8 /» . 18 /is = 1m /isb. 

Ebenso ist es mit des; c — des ist ein Halbton, also des = 16 /ie; 
zu d ist das Apothema , also 8 / 9 . 136 /ia8 = 16 /i«- Der Unterschied 
resp. der Exponent zwischen cis und des ist l35 / 118 . 15 /ie = 2025 /2048- 



Die neugriechischen Tongeschlechter. 



73 



"Wir erhalten hiermit nachstehendes Schema dor Exponenten fur den 
grorsen ganzen Ton: 

15 /l6 118 /l35 



CIS 



128 /l3 & ,5 A« 

Das gilt fttr jeden grofsen ganzen Ton, also auch fttr f-g, a-h; oder 
im symetrischen Bau f-g und g-fi. 

Im kleinen ganzen Ton 9 /io 1st dor halbe Ton ebenfalls l5 / l6 . 
Aber das Apothema ist 9 /io • 16 /i5 = 24 /»- Setzen wir d = 1, so 
ist d-dis Apothema, also dis = t4 / n . dis ist aber auch Unterhalbton 
zu e = 9 / l0 , also dis Vis • 16 /i5 = u fn\ d-es ist ein halber Ton, 
also 15 /i6*? es ist aber auch Unterapothema zu e = 9 / l0 , also 
9 / 10 . 25 /24 = 1& /i6- Der Exponent zwischen den zwei HalbtOnen dis 
und es ist 25 / 2 4 . m /a = m /m] fttr ^ m kleinen ganzen Ton erh&t 
man also folgendes Schema der Exponenten: 

'Vl6 »V» 



f e 

128 



Setzt man in die enharmonische Skala diese Exponenten, so 
erhalt man 

c «•/,„ cis ™y J0W des uy m d uf n dis ">/m es "/» 

"VlU ,5 A 6 8 A M As V. 

e «V,e f 128 /i35 As w«/»48 ges "•/,„ g u /» g"> ,2& /m 



V. 


3 /4 S V45 


a /u V. 'Vie 


as 


14 /t6 a »»/,„ 


ais *»/»ie b h w/w o 


Vb 




128 /«& Vie «/u V. 


fur a = 


«»/i7 erhalt man 


von g an 


g m /l35 


giS lM6 /2048 


as »Vi35 a ««/» ais* »»/«, b 


Vl 




% "A, »V«5 , Vt 






b »Vi. a 






8 /.5 «A 



25 



Bringt man die Nenner der Rationen unter einen gemeinschaft- 
lichen Nenner, so erhalt man: 

c cis des d dis es e f is 

43200 40960 40500 38400 36864 36000 34560 32400 30720 
ges g ■ gis as a ais b h c 

30375 28800 27648 27000 25960 24576 24300 23040 21600. 

8* 



74 



Die neugriechischen Tongeschlechter. 



Aus dieser Zusam m od 8tel 1 un g sieht man deutlich, dass die mit b 
erniedrigten Tone h&her sind als die durch Kreuze erhohten. 

Die praktiscben Musiker behaupten aber und nicht ohne Grand, 
dass die durch Kreuze erhohten Tone hoher soin, das heifst, nlher 
bei dem Tone liegen sollen, in den si© ftihren, die mit b erniedrigten 
aber tiefor, nlher bei dem Tone liegen sollen , in den sie abw&rts 
leiten, und schliefsen daraus, dass die Thoorie falsch sei. 

Wir wollen untersuchen wie dor Widorspruch der Theorie und 
der Praxis auszugleichen sei. 

Die alten Griechen hatten als Grundgeschlecht ein Totrachord 
betrachtet von den Verh&ltnissen 8 / 9 % %m im und den Rationen 
c d e f . 

1 % M /si 3 / 4 Vergleichen wir diese alte Terz 64 / 81 zur nouen % } 
so ist : V* = »«/ 8l : % = 80 : 81. Dio alte Terz liegt also urn 
Sl /8i htther als die none, also der Halbton e nlher bei f. 

Betrachten wir dieses beispielsweise far c des cis d. 1st c = I, 
so ist des = M3 / m und ist d = y 9 , so ist cis = % . *m/ M8 = ™ 4 % 187 ; 
c des cis <t 

1 243 /« 6 2m hmi % 
Bringt man beide unter einen gemeinschaftlichen Nenner, so 
erhllt man: 

559872 531441 524288 497664 
c des cis d 

also des tiefer als cis und umgekehrt cis hoher als des. 

Dieses Verhftltnis wurdo bis zum 16. Jahrhundert beibehalten, 
was daraus erkl&rlich ist, dass es sich bis dahin nur urn die Er- 
forschung der Melodieschritte handelte, was ja die neueren Praktiker 
mit ihrem Vorwurfo gegen die Theorie eben bosagon wollen und in 
diesem Verhftltnis finden. 

Dieses nfther zu zeigen, wollen wir es etwas eingehender be- 
trachten. Das moderno Tonverh&ltnis mit den Exponenten % 9 /io 
kam erst durch Zarlino im 16. Jahrhundert zur Geltung, als die 
Harmonic sich immer weiter herausbildete, wozu im reinen, wohl- 
klingenden Dreiklang die Grundlage gegeben war, der sich in den 
Schwingungsvorh&ltnissen c o g = c e g 

1 Vi 3 /i 4 5 6 darstelli 

Hatto man auch vor und Anfangs des 16. Jahrhunderts schon 
grofse Meistorwerke des Contrapunktes und mttgen auch die Singer 
in der Praxis den barmonischen Dreiklang gesungen haben , zum 
Bewusstsein war er noch nicht gobracht. Wie nun die alten Prak- 



Die neugriechischen Tongeschlechter. 



75 



tiker im Dreiklang die harmoniscbe Terz 4 /& sangen, m singen oder 
spielen die jetzigen die Terz 64 / 81l wenn es sich urn Modulation in 
der Meiodie handelt. So Ibt gew6hQlich die Praxis oft schon lange 
das Rechte, bis es die Theorie als solcbes beweist; aber beide ver- 
balten sich doch nur wie Instinkt end Verstand. 



XII. 

Betrachtungen der modernen chromatischen Tonleiter. 

Will man eine chromatischo Scala aufstellen, in welcher ein Ton 
von don andern gleich weit entfernt liogt, c bis cis = cis bis d, d bis dis 
gleich dis bis o u. s. w., so kann dieses auf zweiorlei Weise geschehen. 
1. Durch Differenzen. Wir setzen in einem Tetrachord 
f cis f , t dis f - * 
c 1 des 1 d 1 es 1 e 1 f 
und berechnen daraus die Rationen. Die Differenzsumme ist = 5, 
also die Saitenllige = 20, so erhalten wir: 

t cis . , . dis f f « 
c 1 des 1 d 1 es 1 6 1 f 
20 19 18 17 16 15 
und daraus die Rationen 

cis , dis , 

c des d es 6 f 

I '•/» "/»(•/«) "/«• »/»( 4 /.) •»/„(»/«) 
Um die Reihe fortsetzen zu kOnnen, sucben wir die Exponenten: 

c I9 A. dts "A. d '7,8 ' 6 /n e «/„ f. 

Dann suche man die aritbmotische Mitte des diazeuktiscben 
Tones f »/ 4 und g 2 /s = 2 V24 > so erhalten wir die Fortsetzung der 
Reihe durch die Exponenten 

f Is g gis a ais h c. 

3 /l l7 /l4 % W /so % "/* Vl5 Vl 

Wir bemerken hier, dass in dieser Skale c-d nicht 8 / 9 , sondern 
9 /i§ einen kleinen ganzen Ton d A betrlgt. 

Zu demselben Resultate gelangt man, wenn man die Rationen 
der diatonischen Skala zusammenz&hlt und balbirt , n&mlich : 
c d e - it/ lf + «/ l§ = iy 10 , balbirt iV J0 ; »/ lt + % » "/ 1§ , 

1 Vit «/» 

halbirt n / t0l so entsteht: 



76 Die neugriechi8chet) Tongeschlechter. 

cis , dis - §8 . , 

c im d es 6 f ges « 8 1S a . ais h c - 

JD JD JD JD JD JD JD JD JD JD JD JD 

"co *oo *oo ^ -4 *fea 'b* *toi *bi 

Qi o« o« O O) o» €» 00 

oo o» o© o> 00 

oa a> 03 o> c» 

00 

2. Durch Teilung der Oktave in gauz gleiche 12 Toil©, wo- 
durch die bekannte teraperirte Skala entsteht: 

cis , dis r gis gis . , 

c des d es e f ps * as a ais h c « 

1 OOOOOOOOOOOOi 



Man siebt durch Vergleichung der auf die zwei Arten erhaltenen 
in Dezimalen ausgedrttckten Rationen, dass sie sehr wenig von ein- 
ander dififeriren , so dass der Untorschied fttr die Praxis von gar 
keinem Belang 1st. 

Auf die erste Woise erhalt man gleiche Differenzen, aber un- 
gleiche Exponenten, da dadurch der Untorschied des grofsen und 
kleinen ganzen Tones festgehalten ist, und auf diese Weise auch die 
richtigen Rationen der diatonischen Tone erhalten bleiben, wodurch 
ttbrigens der eigentliche Zweck der Temperatur nicht erreicht wird, 
der darin besteht, eine neutrale Tonleiter zu gowinnen, die auf alien 
Stufen dieselben Tonverhftltnisse aufweist 

Auf die zweite Weise erhllt man durch die ganze Skala gleiche 
Exponenten, n&mlich 0,94387, wodurch der Unterschied der grofsen 
und kleinen ganzen T&ne aufgehoben und dadurch auch die Rationen 
der diatonischen SkalatOne verrrtlckt wird, so dass kein oinziges voll- 
st&ndig roines lntervall in dieser Skala zu finden ist. 



II. Abteilung. 

Die Neugriechen bezeichnen die Tflne der Tonleitern nicht mit 
Buchstaben, sondern mit Silben und griechischen Namen und ge- 
wissen Zeichen, Martyriai genannt, n&mlich: (Siehe die Beilage 1.) 

Die anliegende Tabelle (Beilage 2) zeigt fttr 3 Oktavon neben 
der Bezeichnung auch den Gebrauch der technischen WUrter agia, 
annanes etc. fttr die aufsteigende und agia, aanes fttr die absteigende 
Tonleiter — diatonische Tonleiter. 

2. Die Tonverhftltnisse stellen sie, wie in der ersten Abteilung 
gesagt , nicht durch Rationen, sondern durch die Abst&nde oder 



Die neugriechischen Tongeschlechter. 



77 



Differenzen der Tone dar; und zwar die der diatonischen Tonfolge 
mit 12, 9, 7; also gilt die Differenz 12 fttr den grofsen, 9 fir den 
kleinen ganzen und 7 fir den halben Ton. 

3. Man findet aber bei ibnen aufser der durcb Differenzen be- 
zeichneten Skale eine zweite, deren Tonverh&ltnis in Rationen aus- 
gedrttckt ist, welche Chrysanthos in seiner „Gro&en Musiklehre u — 
Tergeste 1832, p. 28 — anfahrt; sie beifst 

gthcdefg 

1 % n /m % 2 /s "/is 7n Vt 
Sucht man fttr diese Rationen die Tonentfernungen auf die in 
Abteilung I gezeigte Weiso, so erhS.lt man mit dem Nenner 432 
g&hcdofg 
432 384 352 324 - 288 264 243 216 
und daraus die Tonabst&nde 

g 48 i 32 h 28 c 36 d 24 © 21 f 27 g 
und worden die Tetrachorde der Reibe nach mit 4, 3, 9 / 4 dividirt, so 
erhalt man die einfachen Differenzen 12, 8, 7 statt 12, 9, 7 wie oben. 

4. Derselbe Autor lehrt p. 26 und 27 die Teilung des Mono- 
chordes und sagt: Man telle die ganze Saite g-0 in 9 Teile, so ist 
g - a = V» un d a - 0 = % # Dann teile man die Saitenlftnge a-0 = 8 /§ 
in 12 Teile; d. i. 8 /§ . 1 / 12 = V27 der Raum zwischen a-h. Sodann 
teile man wieder die ganze Saite g-0 in 4 Teile; man hat also von 
g-c = Vi, von g-h = 8 /ff. Zieht man diese von */* A \ so erscheint 
fttr h-c = 7 /ios. Teilt man den Raum c-0 = •/# in 9 Teile, so er- 
scheint c-d mit Vis- Teilt man den Raum d-0 in 12 Teile, so er- 
hllt man auf dem 12. Teile e. Von g-d haben wir l / 8 , also von 
d-0 = 2 /s ; 7s • Vn ist aber Vis = dem Raume von d-e. Dann teile 
man wieder die ganze Saite g-0 in 2 Teile, so ist g - g' = */«. Teilt 
man diesen Raum in 8 Teile, so erh&lt man f-g = Vs . V* = Vie- 
Will man noch don Raum fttr e-f finden, so ziehe man die Summe 
der Differenzen 85 /u4 von Vt ab; das giebt fttr e-f = 7 / 144 . Es ergeben 
slch also auf diese Weise folgende Tonentfernungen in Brttchen 

g »/• a V21 h Viw c Vii d Vib © V144 f V15, 
welche den oben angegebenen vollstftndig gleich sind, also wieder 
auf die Differenzen 12, 8, 7 ftthren. 

Und doch sucht Chrysanthos zu beweisen, dass die Differenzen 
12, 9, 7 mit den aus der Monochord teilung entstandenen harmoniren. 
Sein Beweis ist folgender: 

g-a : a-h = V» : Via = 4 /ss : *lu] 
aber auch */•• : 12 = »/* : x, d. i. 4 : 12 . 36 = 3 : 36 . x 



78 



Die neugriechiscbeu Tongeschlechter. 



oier 4 . 36 . x = 3 . 12 . 36, dafaer x = 9. 
Einfacher g-a : a-h = y 9 : y ia = 12 : 9. 
Der Fehler d ieser Beweisftlhrung liegt darin, dass a-h nicht l /ia 
in dor Bedeutung wie g-a = 7§i denn a-h ist nach der Teilung 
des Monochorde8 der 12. Toil der Saitenl&nge a-0 = s /» ; l / n . */ 9 ist 
ab */ 27 . Setzt man diese richtige Differenz in die Proportion, so ist : 
g. a : a-h = V, : Vit = 27 : 18 = 3 : 2 = 12 : x ; x = M /s = 8. 

I. 

Berechnung der diatonlschen Stale, 
a. Im VerbUltnis tod 12, % 7. 

Wir verfahren hierbei nach den in der ersten Abteilung ge- 
wonnenen Regeln. 

c 12 d 9 e 7 f = 28, 28 . 4 = 112 
"Vnt l00 /ua n im m hm 
1 */* 15 /n S A 
*/« m hm m /m 
Wollen wir die Skala vervollstftndigen, so setzen wir Mr den 
diazeuktischen Ton f-g den Kxponenten %; im zweiten Tetrachord 
die treffenden Exponentcn des ersten, also 

C A 6 f 8' S -251 & Ml M h 111. C 

Um die Tonentfernung ftlr den diazeuktischen Ton zu finden ? 
suche man si© aus den Rationen dor vollst&ndigen Skala. 

edefgahc 
1 m im ,8 /i« *U a /s */« l %i Vi 
336 300 273 252 224 200 182 168 
36 27 21 28 24 18 14 
Die Tonentfernung fttr den diazeuktischen Ton f-g ist also 28. 
Die Differenzen heifsen aber 12, 9, 7 = 12, 9, 7. 

Man findet sie aber auch auf folgende Art. Die Surame der 
Touabst&nde des ersten Tetrachordes ist = 84, die des zweiten = 56; 
es ist also die Sumuie der Tonabst&nde in einer Oktave , ohne dia- 
zeuktischen Ton = 140. 

Die Summe der Tonabstande einer Oktave ist aber das Doppelte 
der Summe des ersten Tetrachordes 168, es ist aber 168 — 140= 28 
der Tonabstand des diazeuktiscbon Tones. 

b. Berecbmmgr der diatoniscben Skala uach dem YerhMtnis 12, 8, 7. 

c 12 d 8 e 7 f = 27 . 4 . 27 = 108 Saitenl&uge 
108 96 88 81 
1 8 /« «/« % 
8 .9 11 la 81 88 Forsetztrng der Skala. 



Die neugriechi8chen Tongeachlechter. 



79 



Zum Vergleiche unserer modernen Skala und den aus der an- 
gewandten und der logarithmisehen Berechnung schreibe ich diese 
Werte in der Ordnung unter die Tone: 1. die Brttche in Dezimalen, 
2. die Werte durch logarithmische Berechnung gefunden und 3. die 
Werte der modernen Skala in Dezimalen: 

a. c d o f g a he 



JD JDp J3J3 O OOO OOO OJDjD JD 

00*50*00 *bo"aK» lyijVj *b*o**b* "01*01*01 *bVbt*bi *m 
509000 1—0 cncnoi g>o»o» cooooo jkcooo 



0505. 1— . 01. a>0>oo a>oo 

c d e f g £ he 

JDJD^O JDJDO JDO^O poo jDjDjD JD O J3 JD 

*oo*ool» "oo'qo'qo ^"-^^ *o&*ba*g* 'c^o i *0t *Qi"bi*bi *cn 



000000 1— 1— cwcuoi cfca»a» <x>ooco ^oow 
oot—00 §1^0 1— ■ a>oia» lop^fco wooco 

» <© • #»» . Oi • CO <— * <J0 1— if**. 

if^ mm 
Daraus ersieht man, dass die Form 12, 8, 7 unserer 
modernen Skala viel nfther steht als die Form 12, 9, 7. 
c. Hier wollen wir auch die diatonischen Tonleitern des Aristoxenes 
betrachten, deren Tonverh&ltnisse ebenfalis in Tonabst&nden 
oder Differenzen bezeichnet sind. Es sind deren zwei: 

1. die weich diatonische 

c 15 d 9 e 6 f = c 5 d 3 e 2 f und 

2. die angespannt diatonische 

c 12 d 12 e 6 f = c 2 d 2 e 1 f. 
1. c 5 d 3 e 2 f . Die Summe ist 10, die Saitenl&nge 40. 

40 35 32 30 
Daraus c d e f . 

1 % %■% 

Die Exponeuten c 7 / 8 d m ! m e 16 /i§ f, folglich, wo die erste Zahl 
die Dezimalen dor Bruchrationen , die zweite die logarithmisch be- 
rechneten Werte, was f(ir alle folgendon Falle gilt: 

c d e f g a h c 

1 % % % % 7 /n %s Vi 

OO OO OO OJD CO <2 
~CDCD "00*00 *^<i^i ~b**o> *bi en ~OiQ\ 

r-QlOia>OiCJ0^1QafcO 
CBO O *3 0>CO Oitf^ O3O0 

01 *a 00 *a 0000 w 01 

Qi Ol * • Ot O 



80 



Die neugriechischen Tongescttlechter. 



2. c 2 d 2 e 1 f . Die Summe ist 5, die Saitenl&nge 20. 

20 18 16 15 
Daraus c d e f. 

1 7m % % 

Die Exponenten heifsen c 9 /io d 8 /» e 15 /w f, folglich 
cdefgahc 

1 Vio % 3 h 7i % 7« V» 

OO OO JDO OO JDJD ,p 

*c0*oo *oo^<i *^<i^<i ~o> o* 1» cn ot*cn "bi 
cp co qi^ o>o» cp WIND 

oo *a i— # . £t o> oa^i 
CO H* o» . to oo 

Man hat vielfach behauptet, Aristoxenes sei der Vater der gleich- 

schwebenden Temperatur. Wir wollen diese Annahme n&her unter- 

suchen. 

Aristoxenes hat nlmlich den ganzen Ton in 12 gleiche Teile 
geteilt und folgerichtig dem halbeu Ton 6 solche Teile zugewiesen.*) 
Aus solchen Teilen stellte er seine syntonische oder angespannte 
Tonleiter dar, jedoch nur eine Quart, welche 30 Teile umfasst, 
nlmlich 2 ganze Tone zu jo 12 und einen halben Ton zu 6 Teilen, 
nlmlich c 12 d 12 e 6 f = 30. Durch eine andere Anordnung der 
Teile, indem er von der zweiten Differenz 3 Teile hinwegnahm und zur 
ersten fflgte, wodurch die oben unter n : bozeichnete Form entstand. 

Aus der von Aristoxenes angenommonen Teilung des ganzen 
Tones in 12 und des halben Tones in 6 Teile schloss man, wenn 
man alle ganzen Tone einer Skala in halbe Tone verwandle, eine 
Tonleiter aus 12 Tonstufen zu erhalten, in welcher jede gleichweit von 
der andern entfernt sei, nlmlich: 

c 6 dt 6 d 6 ?s 6 e 6 f 6 ges 6 S 6 $ 6 a 6 a V 6 h 6 c. 

Berechnen wir aus diesen Differenzen die Rationen der auf diese 
Weise gestalteten Oktave nach den in der ersten Abteilung ge- 
wonnenen Regel. Die Summe der Differenzen ist 72, die Saiten- 
l&nge also 144 und wir erhalten: 

c cis d dis e f fis g gis a ais h c 
1 u fu u in In % m /u 7i "/* 7s 7s f /u u /u % 

Es stellt sich in diesen Rationen schon die Unrichtigkeit einer 
solchen Skala dar; noch deutUcher, wenn man dieselben auf den 
Nenner 24 bringt; es giebt das eine regelm&fsig abnehmende arith- 
metische Reihe, nlmlich: 



*) Anmerk. Diese Einteilang haben auch die Neugriechen beibehalten. 



Die neugriechischen Tongeschlechter. 



81 



c cis d dis e f fis g gis a ais h c 
m /m »/m »/m m /m »/h t9 fm m fm 17 /m u /m l5 fm u fu w /m n (u 
Ein anderes interessantes Spiel bieten die Exponenten dieser 

Reihe; sie heifsen: 
c »/ u cis «/» d »/ M d »/„ e »/* f »/n fis "/is g ls /if gis M /ti 
a "/« «s »/u h m / m c. 
Wenn man also nach Anleitung des Aristoxenes jedem Ton die 

Differenz 6 giebt, kommt man auf eine absurde Tonleiter, in welcher 

die Exponenten, wie es die gleichschwebende Temperatur verlangt, 

nicht gleich sind, sondern wie die Rationen eine stetig abnehmende 

arithmeti8che Reihe bilden. 

Der Grand hierftir liegt in der Vernachl&ssigung des diazeuk- 

tischen Tones. Wenn wir diesen bertlcksichtigen, werden wir der 

gleichschwebenden Temperatur n&her koramen. 

Dieses kann auf zweierlei Weise gescbehen , entweder durch 

Berechnung der Skala aus der Quart oder durch Aufsuchen des dia- 

zeuktischen Tones aus der Skala. 

1. c 1 cis 1 a 1 dis 1 e 1 fc Summe 5. Saitenl&nge 20. 
«0 19 18 1? 16 15 

Daraus c cis d dis e f. 

1 w /m 9 h lf /» % % 
Dazu heifsen die Exponenten 

c »/» cis »/ w d «/» dis 1§ Af e »/ M i 
Die Fortsetzung der Skala unter Einschaltung des diazeuktischen 
Tones % zwischen f-g oder Teilung von 7* + a /i = ll /u 
c »/» cis d J Vis dis "/„ e "/„ f w /is fis 1§ /if g m Im gis m fw 
1 »/» 9 /m "As % % 17 /m 7s w /m 
a w/ M ais »•/„ h «/ M a 

% n Im 9 /m 7s 
Zu demselben Resultate gelangt man, wenn man die Rationen 
der diatonischen Skala der Reihe nach addirt und halbirt, n&mlich 

cd^efgahc 

i Vi# % % 7s % Vis % 

Man berechne nun 
c d d e f g 

r/ti + 7b) : 2 = dis (7id + */•) : 2 = »/„; (% + 7s) : 2= "/«# «■ 

u. s. w. 

2. Die zweite Weise besteht in Auffindung des diazeuktischen 
Tones aus der im Verhftltnis 3 : 2 prftparirten Skala, n&mlich 

9* 



82 



Die nengriechiscben Tongescblechter. 



c 1 cis 1 d 1 dis 1 e 1 f 1 fis 1 g 1 gU 1 a 1 ais 1 h 1 c 
13 33 33 2'22 22 

Die Summe der Differenzen des ersten Totrachord 1st 15, die 
des zweiten 10; die Summe dor Differenzen ohno diazeuktischen 
Ton = 25. Die Summon der ganzen Oktave = 2 . 15 = 30; also 
der diazeuktische Ton 30-25 = 5, dieser ft r f Is g halbirt = 
Multiplizirt man zur Beseitigung des Bruches die ganze Reihe 
mit 2, so erscheint 

c 6 cis 6 d 6 dis 6 e 6 f 5 fiis 5 g 4 gis 4 a 4 ais 4 h 4 c. 
(Die Summe der Differenzen des ersten Tetrachordes ist 15, die 
des zweiten 10.) 

Suchen wir auf die bekannte Weise aus diesen Differenzen die 
Rationen, so erhaiten wir dieselben wie oben, denen wir der Ver- 
gleichung wegen die Werte in Dezimalen und die Werte der loga- 
rithmisch berechneten Temperatur beifttgen. 

c cis d dis e f fis g gis 

120 114 105 102 96 90 85 80 76 

1 19 4tt Ym 17 /m % Yi 17 lm a /s 19 fm 

o o o o ,© o oo oo oo o o • o o 

^colo *<o>cd "00*00 1»^<i *Oi*a> *a»*a» 

cpoii^ coom^ oo mm mm 

OO O O 00 C0 00*3 01^1 O0CD 

00 00 C> ^ I— OOi— . ooco 

^4 CO 01 l— 01 001— .to . a> 

a ais he 

72 68 64 60 

% l7 /m % lm V» 
oo oo oo o 

lji*0i *GP*0t *©i 
CO 05 0> 00 fcO 
£. OJn- OS C0 

• oo . m 

Daraus ist ersichtlich, dass durch die letzteren Arten die Ari- 
stoxenische Tonleiter zu behandeln fflr die chromatiscbe Tonart ein 
Kesultat erzielt wird, welches der wirklich gleichschwebenden Tem- 
peratur sehr nahe kommt, aber dieselbe doch nicht darstellt, da 
zwischen den einzelnen Tonstufen die Exponenten nicht gleich sind, 
wie es die gleichschwebende Temperatur fordert. 

Eine Tonleiter in diesem Sinne konnte Aristoxenes gar nicht 
aufstellen wollen, denn er wusste wohl, dass es unmflglich sei, den 
ganzen Ton in zwei gleiche Teile zu tei)en, was aueh durch die 
logarithmische Teilung nicht geschen kann, da die auf diese Weise 
berechneten Rationen und Exponenten der temperirten Skala nicht 
rational, sondern irrational d. h. an n fcherungs weise gegeben sind. 



Die Deugriechischen Tongeschlechter. 



83 



Fiir die Pi axis migeii sie gelten, aber dasselbe leisten die aus der 
aristoxenischen Skala gewonnenen auch. 

Damit beantwortet sich selbst die Frage, ob und inwiefern 
Aristoxenes der Vater der gleichschwebenden Temperatur genannt 
werden kann. 

Tersetzte Tonleitern. 

Wir haben in der ersten Abteilung geeehen, dass die versetzten 
Tonleitern, aus den Differenzen berechnet, falsche Rationen geben 
und dass man sie daher vermittelst der Exponenten berechnen mttsse. 

Auf diese Weise erhalten wir: 
1. fttr die Tonleiter d 

d n hm e f m /m g d e f g 

1 9l /tm M /m % 

und daraus die Differenzen : 

defg=d9e7f9g. 
100 91 84 75 

statt 9, 7, 12. Man erhlit aber aus diesen ebenfalls die richtigen, 
wenn man deren Stellung in den Tetrachorden berttcksichtigend, 
9 und 7 mit 4, 12 aber mil 3 multiplizirt , ntolich 36, 28, 36 
gleich 9, 7, 9. 

Stellen wir nun durch die Exponenten die vollst&ndige Leiter 
auf und bezeichnen wir die Rationen wie bisher mit Dezimalbrtlchen 
und ihren durch logarithmische Berechnung gefundenen Werten : 

d fl / 1( 

i 



e 


"A. f -/» 


g •/. 


a "/io. 


h 


»/» 


n l» 




V, 




0,9123 
0,91 


0,84952 
0,85 

1 


0,75170 
0,75 


0,66511 


0,60685 
0,6066 



fir die Tonleiter in e 
daraus die Differenzen 



e 

1 




364 33S m 27 6 3 6 28 f 36 « 27 a 
Man erhalt also die Differenzen 48, 26, 27 statt 7, 12, 9, aber 
aus diesen ergiebt sich mit Bertlcksichtigung ihrer Tetrachorde die 
richtigen, wenn man 7 mit 4 und 12 und 9 mit 3 multiplizirt, n&m- 
lich 28, 36, 27. 

Stellen wir nun auch diese Tonleiter in ihrer Vollsttadigkeit 
mit Angabe der beiden Werte wie oben bei d auf: 



84 



Die neugriechischen Tongescblechter. 



e 1$ im t m lm g 91 /i«i a > h. "/» c */» d m ! m © 
1 lf /l8 ro /ti »/ 4 % •/«■ */ 91 i/* 

^PJ 3 J 3 - 0 *P*P -°.P i^- 0 AP 

co oc oo ^<i^<i "05*0* "oa"^ *bib* "o» 

£§S2 |So§ — 



O^- ^ CO *3 • I— Od 

ItfX -si 00 o 00 en 



o> oi oi co cb bo 



II. 

Berechnung der chromatischen Skalen. 

1. Ton der Form c 7 des 12 e 7 f. 

Von dieser Form sagt Chrysanthos p. 107, dass die Ttfne e, f 
fund g bleiben ; nach der diatonischen Skala ist aber e = 18 / M und 
= »/ 4 und da 7 als Differenz fttr den halben Ton gilt, so ist 
des = 18 /ib. Man erh&lt also folgende Rationen : 

c 13 |bi des m l m e l % 9 f % g as he 
1 M /is tt /is % % 8 /ts 18 /m Vi 

OJD OJD OJD O O OO OO O 

*co*co "00*00 *b**ba *ba*b* Ijt^bi *bi 

SoS to & o> to O if^ §t^ <o 

und aus c des e f durch die bekannte 

1 12 /i 3 13 /i6 % Rationen 
208 192 169 156 dieDifferenzen 16,23, 13. 
Zu dem8elben Resustate gelangt man durch folgende Betrachtung. 

c-d ist ein grofser ganzer Ton, c-des ein halber Ton zu u /i 8 , das 
Apothema hinzu ist I8 /n . M l m — 8a5 /s3«. Dieses trifft zwischen des-e 
und dazu noch der Exponent des kleinen ganzen Tones mit 91 /ioo, es 
ist also der Exponent von des-e 91 / 100 . m lm — m fm] daraus er- 
geben sich fttr das erste Tetrachord folgende Exponenten: 

c "/is des m /m e m /m f und daher die Rationen 

c des e f 

1 "/is 15 /ie 3 A wie oben. 

2. Ton der Form I 7 «s 18 fla* 8 f . 

Is ist diese eine versetzte Ton lei tor, deren 2 ersten Tflne zum 
Teil im 1. Tetrachord liegen und mit 4, der dritte im zweiten 
Tetrachord liegend mit 3 zu multipliziren ist. In der diatonischen 
versetzten Tonleiter aus d liegen die DifFerenzen so: d 9 e 7 f 12 g, 
die im ersten Tetrachord liegenden betragen die Summe 16, die im 
zweiten 12, zusammen 28 Teile. 

Scheiden wir in der Form d 7 es 18 fis A 3 g die Diflferenz 18 
so, diss der eine Teil mit 7 die Summe 16 giebt, so erhalten wir 



# 



Die neugriechiachen Tongeschlechter. 86 



d 7 es 9 4- 9 fis A 3. Die Differenzen d 7 es 9 sind mit 4, die 
letzten, 9 fis A 3, mit 3 zu multipliziren, so erhalten wir 

d 28 es 36 + 27 fis A 9 = d 28 es 63 fis A 9 g 
als richtige Differenzen und zugleich Tonabst&nde. Aus diesen suchen 
wir auf gew&hnliche Weise die Rationen. 

d 28 es 63 ls A 9 g = 100 . 4 = 400 
d es Is g a 

mt 372 m/ 309 m . 300 tl/ 
1 /l0i "A* /lM m U /m *U % % ,m 

OJD OO JDJD OJD 

^olo ~o*o* 



$8 



OO OO -q -4 CH 

*r - - - 

b cis d 

103 100/^,, 

31/m /U4 /IDS 1/f 

O JD O O O 

CO CHOI 

. g s 

Von dieser form stellt Chrysanthos noch 2 gemischte Skalen auf: 

a) d 7 es 18 fis 4 3 g 12 & 9 h 7 c 12 d. 

Hier liegt der zweite Teil im diatonischen Geschlecht, dessen 
Exponenten bekannt sind, diese orgeben folgendes Resultat : 

d w/ 100 es »/ 1M fis** g % ft w/mo h "/is c »/» d 

1 i3 /iti 8ii /#i0 ¥i % 8 7»# 14 /ts */• 

JDJD .P.P .PP PL 0 O^O OO JD 

co^co ^"^i l»*a> 1»*05 'cw'bi *bt 

cooo oioi ma* o Pi a»o> 

§K i£ I— . H* . 01 

b) d 9 e 7 fis A 12 g 12 a 7 b 18 cis 3 d 

Hier liegt das erste Tetrachord in dem diatoniscben Geschlecht, 
und die Verh&ltnisse liefern so folgende Skala: 

d */ m e »/ tt f »/„ g «/s a i3 /i## b »/» cis mo/m. d 

1 •Vmq 2l /« 7i 2 /s M /» 1C8 /»# Vt 

JDJD JDJD JDJ3 J=>.P JDO 

lo'co "qo'od "Vj^q *o»1jj "mm "01*01 "en 

to CO I- OJCn SO CUCR 

OO O* *q . OO OO 

ift t—» 0i . 1— * CW 00 



*) Die ziemlich genaue Uebereinstimmung des gefundenen Resaltates mit der 
logaritbmischen Berechnong zeigt die richtige Behandlangsweise dieser Skala. 
**) Die Behandlung durch die Differenzen giebt dasaelbe Resultat. 



% 



86 Die neugriechischen Tongeschlechter. 

ill. 

Bereehnung der enharmonischen Skalen. 
1. Ton der Form I 13 eis* 3 f 12 g 12 I 3 *b 13 eis 12 d. 
Betrachten wir zuerst das erste Tetrachord. Hier gohflren die 
Differenzen 13 und 3 dem ersten Tetrachorde von c gerechnet an, 
sind also mit 4 und 12 dem zweiten Tetrachorde an und sind mit 3 
zu multipliziren; nlmiich: 

d 13 eis A 3 f 12 g gibt d 52 eis A 12 g 36 = 13 + 3 + 9 = 25, 
die Saitenl&nge 100, also 

d eis A f g = d eis f g, 
100 87 84 75 1 m fm % 

mit Exponenten 

d */ m eis »/„ f «/* g. 
Nach diesen Exponenten erhalten wir fir das obige zweite 
Tetrachord 

(3 13 12) 

I »/» b* m / m c »/« 
Wir kflnnen also die Skala fortsetzen: 

d«V, io eis w/i9 f 2 %6 g 7» * */» b 87 /iw h */« d 

1 w /ioi "/» 7* 7b m /m u Im Vt 

OO OO P>J3 JDO CP 

"oooo lao^bo "*«<i^<i *bi*ba *05*a> "en en "o 

-*i tft £t 0«CB o^O> if^tfw o>» 

oi ko a>cn wen en 

c> o« -ni . i-» m q 

l=i k „ I— *• GO H* C» 

2. Ton der Formel d 3 eis 13 f 12 * 12 & 9 h 7 e 12 d. 

Da man fir diese aus der obi gen Form die Exponenten weifs, 
so ist die Skala leicht herzustellen. 

d »/» eis «/ w f «/» g 7i & f 7icM» h M /is o «/« d 
i »/* s 7t5 7* Vs 9 Y» M /»5 Vt 

p^ 0 .P.P .P.P 00 00 J 30 
"co^o *oo*oo ^1*^ **o»o> *o>a» *bt*b« *o 



»^ enen a>ai tfxt^ ax 
55 ^ a) o* w ^ 



3. Ton der Form d 9 e 7 f 12 * 12 & 3 b<> 13 e 12 d 

findet sich auf dieselbe Woise : 

d w/ioo e */« f »/» g % a 28/29 h 8 7iw c */« d 

1 m /mo 2 Y^ 74 7» M /« 14 M V» 

OO OO .PP OO OO OJD jD 

"co'co 1»*oo *b*oa o>oa "cn'ot *cp 

55 SS ^ Q 



Mb neagriediiBcheii ToageBeblechter. 



87 



4. Von der Form IlS«Sfifl8itlf«12t. 

Nimmt roan fir die Tine f 6 g 18 t einstweiien die Differenzen 
f 12 g 12 a an, aua denen jene ontstanden sind, so sind alio Ex- 
ponenten bokannt und somit die Rationon dor ganzen Quint g - a, 
nftmlich: 

d "/mo e */» f »/* g % &; 
also d e f g &. 

l 87 /i<mi »/•» »A Vt 

Daraus findot man dio Differenzen : 

d 87 /tw e »/„ f g a 
300 261 252 225 200 
39 9 27 25 
Die boidon Differenzen d 39 e 9 f untorliegon koinom Zweifol; 
es sind also nur ftir die Tone f g a die ontsprochondon zu suchen. 
Dio Difforonzen botragon 27 + 25 = 52. Da boido ira Vorhaltnis 
von 6 : 18 = 1 : 3 stohon sollon, so ist dio Surame 52 in 4 Telle 
zu toilon ; oin Toil botr&gt 13 und 3 Toilo 39. Dioso stelle man 
statt 27 und 25 oin, so erhillt man 

i 39 e 9 f 13 g 39 a. 
Die Summe dioser Differenzen ist 100 d. L fir dio Quint, die 
Saitonlftnge 300, daraus 

tl e f g I «Aod h n /m c »/» d 

300 261 252 239 200 
1 «Aoo 3I /» m /m 2 A ' m hm 14 /» 7* 

OO OO OO JD^O OO i 3 

*Wbo Qooo °oio* *b*bs 

oo -q i^ifk <x>co a»o> cos a> o> 

CO CH ^ - »— G» OO Q 

5. Yon der Form d 13 e 12 f 3 * 12 ft 9 k 7 e 12 d. 

Man zorlege 12 in 3 + 9, so orhalt man fir die Quart a-g 
gleich dl3o3 + 9f3g, wenn man 13 und 3 mit 4 und 9 rait 3 
multiplizirt, die richtigen Differenzen 

d 62 e 12 + 27 f 9 g = d 62 e 39 f 9 g = 100 

d 52 e 39 f 9 g % ft m i m b «/ u c «/» d 

400 348 309 300 

1 «V 10 o 3ifl /iiMi 3 /* % ! % l k 

OO i^^O .OJ^ .PP P.P .P-P 

1»*00 *^l^J *0»*C» QiQi 0» 

•4*4 Oicw »05 OC mm 

t^Q? i-* o*o* mm 

CO C3C> •*< » €»O0 Q 

O Cn to . o> oa 



88 



Die neugricchischen Tongeschlechter. 



S c h 1 u s s. 

Indem ich die Resultate meiner Forschung hiermit dor Oeffent- 
lichkeit ttbergebe, bemerke ich, dass sich die Berechnung der Rationen 
jodor Skala aus den Differenzen durch Teilung der Differenzensum m e 
in gloiche geometrische Teile mittels der Logarithmen ziemlich nahe 
borechnen lisst. Auf diese Weise hat Herr Universit&ts - Professor 
Dr. Schafh&utl in Mtinchen sftmtliche orientalischen Tonleitern be- 
rochnet und das Resultat derselben auf Stabe tibertragen, die in oine 
Guitarre unter die Saiten einschiebbar sind. 

Mein Bestreben aber ging dahin, die Gesetze aufzufinden, durch 
welche es mdglich wird, durch arithmetische Berechnung die Diffe- 
renzen in Exponenten von nattirlichen Bruchrationen genau ura- 
zuwandeln. Die sehr nahe Uebereinstimmung meines Resultates mit 
dor logarithmischen Berechnung giebt mir zwar eine Beruhigung, 
dass ich durch die angewendete Methode auf dem rechten Wege 
zum beabsichtigten Ziele gelangte; doch wtirde ich sehr dankbar 
soin, wenn Autorit&ten dieses speziellen wissenschaftlichen Zwoigos 
iibor etwaige Irrttimer oder Rechnungsverstflfse aus Liebo zur 
Wissenschaft mitteilen wollten. 



Mitteilungen. 

* Herr Dr. E. Bohn, Organist in Breslau, teiit der Redaction • mit, dass das 
Lied „Ich stund an einem morgen'* Sstimmig, im Zeitvertreiber von 1609 (siehe 
Monatsb. XIV, Beilage „Das deutsche Lied% 2. Bd. Seite 126 Nr. 29) von O. S. 
Hairnisch komjponirt ist und zwar befindet sich der Tonsatz in dessen 1604 er- 
schienenem Hortulm unter Nr. 22 und tragt hier die Bezeichnung „correctum tt . 
Die Fassung im Zeitvertreiber ist demnach eine altere und weicbt von der in 1604 
bedeutend ab. — Ferner teiit derselbe Herr mit, dass sich Johann Staden's „Neue 
Teutsche Lieder" mit 4 Stimmen von 1609 (siehe Monatsh. XV, 104 Nr. 3) auf 
der Stadtbibliothek in Hamburg in einem kompleten Exemplare, 4 Stb., vorfinden. 

* Katalog von Theodor Ackermann in MuncheiL Nr. 120. Enth&lt 
Bacher aber Musik, wie Gescbichtswerke, Theoretisches, Lexica u. a. aus alterer 
und neuester Zeit. 

* „Frewet euch alle Cbristenheit" und „Gott sey gelobet und ffebenedeyet" 
bringt das Gregorius-Blatt von Bockeler (Nr, 6) in alten bisher unbekannten Lea- 
arten aus einem Ms., was angebiich aus dem 15. Jahrhundert stammen soil. 

* Ein aufgeschnittenes offenes Exemplar von Praetorius* Syntagma, 
2. Bd., Neudruck, ist von der Redaction bei Einsendung von 3,20 Mk. franco zu 
erhalten. 

* In die Gesellschaft fur Musikforschuns sind die Herren Raimund Ritter 
von Leszkowicz Baczynski in Tarnow una R. DamkOhler, Antiquar und 
Verlagsbucbb&ndler in Berlin, eingetreten. 

* Hierbei zwei Beilagen : 1) Fortsetzung der Cantaten, Bogen 5. 2) Bacher- 
verzeichnis Nr. 13. 

Verantwortlicher Redacteur Robert Eitner, Templim (Uckermark). 
Druck von Eduard Mosche in Grofs-Glogau. 



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1 



1 



MUSIK-GESCHIOHTE 



herausgegeben 
▼on 



der Gesellschaft far lusikforscliuiig. 



XVI. Jahrgang. 
1884. 



Prali to JahrgangM 9 Mk. Monatlioh anohtliit etns 
Nwmmar ▼on 1 bis I Bogen. InMrtioiMgebllhzeii Ar 
di« Zeile 80 Pfg. 



KommiisionsTerUg der Breltkopf ill 
HIrtel'sehea Motikalienhandlung in Leipsig. 

BetteUungai 
nimmt mm Buoh- mml Motikhandlnng tnftgag tn. 



No. 8. 



Johann Stolaeis ek Hitgied des KMgskrger 
DicMerkreises. 

Von Dr. L. H. Fischer. 

In Nr. 6 der Monatshefte 1883 babe icb auf Grund der Leichen- 
intimation ftir Stobaeus einige bisher unbekannte Notizen (lber das 
Leben dieses Mannes geben kOnnen; im folgonden mOgen einige 
Bemerkungen (iber sein Verh&ltnis zam KOnigsberger Dicbterkreise 
ibren Platz finden. 

£s ist bekannt, dass schon gegen End© des 16. and im Anfang 
des 17. Jahrhunderts in KOnigsberg eine Reiho von M&nnern die 
lateinische und deutscbe Dichtung pflegte und manche von ihnen 
dem Altraei8ter Eccard Texte ftir seine Eompositionen lieferten, so 
der vortreffliche Theologus und Poet Peter Artomedes, Professor 
Reimann, der Schulrektor Petrus Hagius, der Prediger Valentin Thilo 
der alter© u. a. m. Die Sitto der Qolegenheitsgedichte hielt auch 
in der ersten H&lfte des 17. Jahrhunderts Dichter und Musiker in 
enger Vorbindung. So war in der Gesollschaft der M inner, welche 
wir mit dem Namen KOnigsberger Dichterkreis zu bezeichnen pfiegen, 
nicht bios Heinrich Albert hervorragendes Mitglied, auch Johannes 
Stobaeus stand deraselben nahe, odor war wahrscheinlich auch ein 
Glied dieses Kreises. Urkundliche Nachrichten irgend welcher Art 
haben sich (lber diose Vereinigung nicht erhalten.*) Doch teilt Bayer 

*) Vgl. meine Ausgabe der Gedichte des KOnigsberger Dichterkreises S. XXX t 
(Neudrucke des XVI. und XVII. Jahrhunderts, Nr. 44—47. Halle, Niemeyer 1883.) 

lConaish. f. Mutlkgetoh. Jmhrg. X?L No. 8. 10 



90 Johann Stobaeus ein Mitglied des Kflnigsberger Dichterkreises. 

in der Biographie Dachs (Erleutertes Preufsen I S. 159 ff.) mit, dass 
die Mitglieder jenes Dichterkreises bei^ ihren Zusammenktlnften musi- 
ciort und gesungen bitten, und Pisanski nennt in seiner preufsischen 
Litter&rgosehichte (II Seite 258) ausdrticklich Stobaeus als Mitgliod 
dieses Kreises. Indirekt wird diese Nachricht dadurch best&tigt, dass 
die moisten der Manner, welche dieser Gesellschaft angehOrten, Ge- 
legenheitsgedichte verfasst haben, zu denen Stobaeus die Musik setzte, 
und viele derselben die einzelnen, besondere gedruckten Stimmen der 
Kompositionen des Stobaeus mit ktirzeren oder ltageren lateinischen 
oder deutschen Gedichten verzierten. Ferner zeigt sich des Stobaeus 
Zugehtfrigkeit zu diesem Kreise darin, dass zahlreiche seiner Gelegen- 
heits-Kompositionen an Mitglieder dieses Bundes gerichtet sind. Das 
Verzeichnis der Kompositionen von Stobaous in: „Jos. Mtlller , Die 
musikalischen Schltze der KOniglichen und Universit&ts - Bibliothek 
zu K&nigsberg. Bonn 1870" bietefr zahlreiche Belege fttr diese Be- 
hauptung. 

Man hat diesen Dichterkreis wohl auch als einen der Unsterb- 
Hchkeit beflissenen bezeichnet, well die Glieder desselben sich noch 
bei ihren Lebzeiten Grabgedichte verfassten oder bei Freunden be- 
stellten und die Gedichte dann in Musik setzon liefson. Nun sagt Dach 
in dem Gedichte auf Stobaeus Tod (Osterley, Simon Dach S. 759 ff.): 

„Hett ich armer doch gewachet, 

Wie ich mir dann vorgesetzt, 

Dass er mir zu guten letzt 

Mein Begrabnis-liedt gomachet. 

Nein, der Tod harrt hierauff nicht, 

Eilt mit ihm aus diesem Liecht." 
Auch diese Worte bestatigen Pisankis Nachricht von dor Zu- 
gehOrigkoit dos Stobaeus zum Konigsberger Dichterkreise. 

Wie von Dach in dem ebonorw&hnten Gedicht wurde auch von 
Albert und Christoph Kaldonbach*) der Tod des Stobaeus in Liodern 
beklagt. Kaldenbachs Gedicht untersttitzt ebenfalls die Annahme, 
dass Stobaeus Mitglied dor Konigsberger Dichtergenossenschaft ge- 
wesen ist. Es steht in: „K.'s Deutscher Eclogon oder Hirten-Getichte. 
Ein Theil. KOnigsberg, Getruckt durch Johann Reusnern, Im 1648. 
Jahr" und fQhrt die Ueberschrift: „Delphis. Vber dem seligen Ableiben 
Des Hochbertthmten Musici Hn. Joann Stoboei , Churftirstl. Brand. 
Preufs. Capellmeistern". Der Schfifer Amilcon ist durch den Tod 



*) Vgl. Monatsbefte I Musik-Oeschichte 1883 Nr, 8. 



Johann Stobaeus ein Mitglied iea Konigsberger Dichterkreises. 91 

des Dolphis in schweres Leid verse tzt. Er findet zucrst nicht 
Worte fir seinen Schmerz, nur Seufzer und Thranen. 

„Ach! sprach er endlich mit Betrttbnifs wieder, 
Du zeuchst von vns nur, Delphis, ach! davon. 
Dir stehnet nach der greise Corydon, 
Vnd Tityrus, der Printz gelehrter Liedor." 
Die ganze Natur, belebte wie unbelebte, nimmt an der Trauer 
teil — mit vollem Recht : 

„Delphis trieb die edlen Weisen, 
Die Rolando s auffgebracht, 
Vnd nach ihm bekandt gemacht 
Eocardus diesen Kreisen. 
0 wie grofse Ruhm vnd Zier 
Stirbt nun wieder Preufsen Dir! 4, 



„Wer trawt ihm aber fort, diss Spielwerck zu bestehen, 
Das Delphis vor bestund, vnd aus so werther Hand 
Ihm Eocardus selbst mit Willen zuerkandt? 
0 wem so edlen Pfad Apollo gibt zu gehen! 
Auff, Damon! auf mein werther Floridor! 
Beseelet wieder den verwaisten Chor. 
Ob gleiches Lob forthin steht keinem zu erringen : 
1st lieb — vnd lOblich doch nach Delphis art zu singen." 
Die laute Klage des Amilcon lockt aus einer nahon Htthle die 
Hirten Lycabas und Helenor, welche den betrttbten Qenossen 
durch einen Wechselgesang zu tr5sten versuchen. Sie singen von 
ihron Geliebten, ihren Heerden, von der sie umgebenden Natur. 
„So sang der Hirten Paar die sdfsen Weisen, 
Die auch Berrintho mit der Zeit beliebt." 
Berrintho, Lycabas, Damon sind uns als die Dichternamen 
Roberthins, Ealdenbachs, Alberts bekannt*), mithin liegt die Ver- 
rautung nahe, dass auch die abrigon Hirtennamen Mitglieder jenos 
Freundeskreises bezeichnen und der Gesellschaftsname fttr Stobaeus 
Delphis war. 



*) Vgl. Fischer, Gedichte des Kdnigsb. Dichterkr. S. XXXIV. 



10* 



92 



Zur Geschichte der Volksliedermelodieen. 



Zur Qeschichte der Volksliedermelodieen. 

fir. Bftumker.) 

Zu den in Nr. 3 dieser Blatter angeftlhrton vlftmischen Gesang- 
btlchern mit Volksliodermelodieen gehOrt auch das folgendo, welches 
ich vor Kurzem zu Gesichte bokam : 

Den Boeck der Gheesteliicke Sanghen, Bedoelt in twee deelen, 
Den Bliiden Requiem ende Ghelvckighe Vyt-vaert van een Sa- 
lighe Seele etc. Door eenen Religious van d'Oorden van Suite 
Francois ghenaemt Minder-broederen Capucynen. T'Hantwerpen 
by Hendrick Aertssens, inde Cammerstrate, inde witte Lelie. 
Anno 1631. Met Gratie ende Privilegie. 
Das Buch, 382 Seiten in 8° (in gothischen Buchstaben gedruckt), 
©nihil 142 neu godichteto geistliche Lieder vom Pater Lucas von 
Mecheln. Die Melodieon zu diesen Liedern rtthren meist von welt- 
lichen Volksliedern her, einige sind auch geistlichen Liedern ont- 
nommen. Bei 106 Texten wird in der Ueborschrift angegeben, 
welchem geistlichen oder weltlichen Liede die Melodie entnommen 
sei; 36 Lieder tragen keine Doberschrift. Da (lberall die Melodioen 
beigedruckt sind, so habe ich die Ueberschriften zusammengestellt und 
alphabetisch geordnet. Die mit * bozeichneton sind geistliche Lieder. 

1. Acht Salicheden hobt ghy Heer\ Seite 138. * 

2. Adonai ghenadich Heere. 159. * 

3. Alamande S. Nicolaes. 193. 

4. Al hebben de Princen haren wensch. 31. 

5. Allez et vous cachez sous fond©. 233. 

6. Almachtich Godt v loven wy 83. * 

7. Als wy verr' van den Palestijn. 1. 

8. Amants qu'un vain espoir d'illicites plaisirs. 262. 

9. Amour puis que le feu de la flame diuino. 239. 
10. Arridendo sonando balando. 322. 

1L Aurell©. 151. 

12. Bedruckte hertekens. 291. 

13. Bemuert prieel daer Godt in was ontfanghen. 29. * 

14. Berine vous serez malade. 58. 

15. Brande lorin. 62. 

16. Christ© waerachtig Pollicaen. 77. * 

17. Christi vader wilt vorblijden. 191. * 

18. Comt Goden uyt den throon. 70. * 

19. Comt maeghden kinders. 46. 



Zur Geschichte der Volksliedennelodieen. 

20. Commute seruante. 336. 

21. Cupido triumphant aenhoort mijn lamenteren. 50. 

22. Cupido wilt v spoeyen. 213. 

23. Den lustolijcken mey is nu in den tijt. 11. 

24. Den Enghel van boven. 207. * 

25. Den Mey als al de voghels singhen. 38. 

26. Den mey den mey koel is den mey. 230. 

27. Dieu gard mon petit coeur. 176. * 

28. D'ou vient que ces beaux yeux. 300. 

29. Edel artisten koen. 180. 

30. Een dochterken ghepresen. 165. 

31. En fin cell© que i'aime tant. 48. 

32. Face le del ce qu'il voudrat. 167. * 

33. Faison curier les ieus. 25. 

34. Fortun Eylaos porqoy. 218. 

35. Gaen ick voorby baer dour. 105. 

36. Ghelijck een maghet die daer gaot. 133. 

37. Ghesegent zijn mijns Liefs bruyn ooghen. 125. 

38. Ghy die in droefheydt zijt. 219. 

39. Ghy hertekens goet van wille. 224. 

40. Haor Vader was eon machtich Heer. 89. 

41. Ha mon Dieu qu'el est ce torment 188. * 

42. Hot viol een hemols dauwe. 99. * 

43. Hot vier brand t seer. 85. 

44. Hot was een fraey rijcks Borghors kindt. 87. 

45. Hoe salich zijn die landen. 143. 

46. Hoe wel soo moet hem lusten. 27. 

47. Hoort ghy jonghe Ghesollokens al. 265. 

48. Hoort toe ghy jonghe sinnen die beminnen een 

Venus dier. 260. 

49. Ick ben een armen Pelgrim. 197. 

50. Ick ben v Qodt v Heer. 33. * 

51. Ick ghinck eon mael spaceron. 256. 
51a. Ick peys' op een persoone. 270. 

52. „ „ „ „ persoon nacht ende dach. 149. 

53. Ick sat en fantaseerde. 227. 

54. Ick stondt op hooghe borghen. 178. 

55. Je ne veus plus o vanit6 infamo. 74. 

56. Jerusalem ghy schoone stadt. 128. * 

57. Je t'aymerois bien mon berger. 67. 



Zur Geschichte der VolksHedermelodieen. 



58. Jeught endo dought mijn hert verheught. 163. 

59. In Babilonien met onverstande. 121. 

60. In dulci jubilo. 72. * 

61. In wat wilder ghesticht, 141. 

62. Isser niemandt uyt Indien comen. 204. 

63. Je suis malade d'amour. 216. 

64. La durette. 60. 

65. Lancks de kanten vander sinnen. 162. 

66. La Princess©. 41. 

67. L'autre jour en vn verger. 9. 

68. La valette. 130. 

69. La volte. 20. 

70. L'aymois Tharsis mon seruiteur. 14. 

71. Les airs, Boyers, prinieirs nays de la Muse. 245. 

72. Lest als ick ley' in fantasy. 110. 

73. Maria schoon. 112. * 

74. Maria schoone Bruyt schoon Coninghinn'. 103. * 

75. Media die wonder vracht. 253. 

76. Menschen ghirich van aerde. 173. 

77. Met gheestelycke vreught melodieus. 80. * 

78. Mon coeur mon coeur mocht ick eens by v 

wesen. 65. 

79. Mondeken root. 43. 

80. Ne vous offenses pas de veoir mes libertez. 195. 

81. Non ie n'ay plus ma libert6. 252. 

82. Noch weet ick een Bloemmeken fier. 250. 

83. Och wilt aenmercken ghy wilde Herton. 294. 

84. 0 Godt ick moet v klaghen. 276. * 

85. 0 Jesu goet. 222. * 

86. Onlancks als in des meys saisoen. 146. 

87. 0 salich eeuwich Godt. 4. * 

88. 0 siel bedruckt slap als een riet, oft Corablo 

de gloire. 96. 

89. Pange lingua. 202. * 

90. Patientia is soo goede kruyt. 115. 

91. Pour lesperance que iay des triumphos des 

dels. 186. * 

92. Quand pour Jesus mon coeur tout plein de 

famines. 170. * 

93. Quelle merueilleuse aduenture. 210. 



Heinrich Albert. 



85 



94. Schoon Goddin mocht my ghebeuren. 92. 

95. Sy c'est vn crime que faymer. 247. 

96. Un jour Pamoreuse Marie. 182. 

97. Vwe liefd is niet soo pure. G. 

98. Vyt den afgrondt van mijn ghedachten. 156. 

99. Van de Samaritane. 17. 

100. Van d'Enghelsche fonolle. 108. 

101. Verheught v met jolijt. 267. 

102. Waert dat vloeyden uyt mijn ghesicht. 36. 

103. Waer toe doch maeckt v mondeken reyn. 136. 

104. Wilder dan wilt. 91. 

105. Wonderbaer was den boom. 53 

Dai von mir benutzte Exemplar befindct sich im Besitze des Herrn KanoDikns 
van Damme in Gent. 



Heinrich. JJhert's 

Arien and Kttrbshtttte (1638—1650) liegen in den Oedichten and einer kleinen 
Auswahl von 15 Tons&tzen zu 1 bis 4 Stimmen im Neadruck vor, in Professor 
Dr. W. Braune's Neudrucke deutscher Litteraturwerke des 16. and 17. Jahr- 
hunderts, Heft 44—48, (Preis 3 Mark) in kl. 8°, betitelt: „Gedichte des Kftnigs- 
berger Dichterkreises aus Heinrich Alberts Anen und musikalischer Kurbshfltte 
(1638-1650) berausgegeben von L. H. Fischer. Halle, Max Niemeyer 1888/84". 
Aug der vortrefflich geschriebenen Einleitung teilen wir auszugsweise die mit 
grofser Sorgfalt quellenmafsig dargestellte Biographie Alberts mit. Sein Name 
inlet sich einmal Heinrich Albert, dann wieder Henri cus Alberti (d. h. Henricus 
llins Alberti) vor ; letztere Form auch auf einem Stammbuchblatte von der Hand 
Alberts im Besitze des Herrn Diaconus Alberti zu Schleiz. Ueber die Lebens- 
verhaltniase Alberts giebt eine bisher unbenutzte Quelle genaue Auskunft, und 
zwar in dem von Rektor und Senat der Konigsberger Universit&t veranlassten 
Drucke der „intimatio funebris" auf den Tod Alberts. Dieselbe benndet sich in 
einem Sammeibande der KonigL und Universitats-Bibliothek zu Kftnigsberg i./Pr. 
(Intimationum funebrium vol. 11) und besteht aus 4 Bli in kl. 4°, betitelt: „Honor 
exequialis viro spectatissimo doctissimoque Dn. Heinrico Alberti Organico eccle- 
sine cathedrals et musurgo ingenioBissimo, exhibitus a Rectore et Senatu A cade- 
miae Regiomontanae. (Siegel der Kdnigsberger Universit&t.) Regiomonti Praelo 
Reusneriano Anno 1651.** Hiernach wurde er in der funften Morgenstunde des 
28. Juni im Jahre 1604 zu Lobenstein im Voigtlande geboren. Zu dem Datum 
ist in der intimatio funebris hinzugefugt „8i v.", d. h. stilo veteri; es ist mithin 
der 28. Juni dem 8. Juli unserer Zeitrechnung entsprechend. Sein Vater nennt 
sich in der Taufurkunde Johan Albricht, AmtsschOsser (d. i. Amtsverwalter, Quaes- 
tor) in Lobenstein und wurde am 2. Januar 1619 als Amtsschdsser nach Schleiz 
veraetzt, wo er im Jahre 1625 starb. Heinrich besuchte von seinem 15. Jahre an 
das Gymnasium zu Gera, was er 1622 verlieCs. Von hier besab er sich nach 
Dresden zu seinem Oheim Heinrich Schutz, dem s&chsischen Kapellmeister, um 
in der Musik Unterricht zu nehmen. Doch schon im folgenden Jahre wird er von 
seinen Eltern von dort abberufen und bezieht nun die Universit&t Leipzig, wo er sich 
drei Jahre dem Studium der Rechtswissenschaft und der schdnen Literatur widmet. 
Im Juli 1626 kam er nach KSnigsberg und nach einj&hrigem Aufenthalte daselbst 
schloss er sich, um seinem Reisetriebe zu genugen, einer holl&ndischen Gesandt- 
schaft, welche nach Warschau ging, an. hn war dies jene Gesandschaft, welche 
anf Antrieb Danzigs den Frieden zwischen Schweden und Polen vermitteln sollte. 
Unterwegs wird er aber von einer Soldatenabteilung (ob von einer schwedischen 



96 Mitteilungen. 

oderpolnischen, 1st unermittelt) gefangen genommen and hat in der Kriegsgefangen- 
schait mancherlei Leiden za erdulden. Endlich wird er auf Verwendung hoher 
Gonner freigelassen und kehrt am 7. Joni 1628 nach Konigsbersr zurttck. Er setzt 
nan die anterbrochenen Studien fort, beschaftigt sich aber aufserdem — wohl in 
Folge seiner Erfahrungen in der Gefangenschaft — mit der Fortifikationskunde 
und Ingenieurwissenschafi Am 10. Dezember 1680 wird ihm mm Hat des Stadt- 
gebietes Kneiphof in Konigsberg die Organistenstelle bei der Domkirche uber- 
tragen. and nach zurackgelegter Probezeit erfolgt am 1. April 1681 seine d< finitive 
Anstellung. Urn sich in der Masik zu vervollkommenen, nimmt er Unterricht bei 
Stobaeus. Am 9. Februar 1689 verheiratete er sich mit der Tochter des Wagers 
im Kneiphof Christoph Starck. Der Ehe entsprossen drei Sohne and drei T6ch- 
ter, die jungste wurae erst nach des f iters Tode geboren. Die Organistenstelle 
bekleidete er bis zu seinem Tode. Am 17. September 1651 befiel ihn ein heftiges 
Fieber, welches ihm alle Krafte nahm, so dass er am 6. Oktober gegeu 1 uhr 
Morgens st&rb. Begraben wurde er am 10. Oktober. Nach diesen autentischen 
Angaben sind alle abweichenden Angaben Qber das Todesjahr, sowie auch Qber 
seine soustigen Verhaltnisse als abgethan anzusehen. 

In Verlaufe des Werkes werden die Titel and Vorworte der acht Telle Arien 
und KQrbshatte getreu mitgeteilt. 



Mitteilungen. 

* Herzog Ernst's des Frommen Special- vnd sonderbahrer Bericht, Wie nechst 
GOttlicher verleyhung, die Knaben vnd Migdlein auff den DorfFschafften, ynd in 
den Stadten die vnter dam vntersten Haunen der Schul-Jugend begriffene Kinder 
im Furstenthumb Goth a, Kurtz- fid nQtzlich vnterrichtet werden kftnnea vnd 
Bollen. Auff gnadigen Ittrstl. Befehl auffgesetzt Vnd gedruckt Zu Gotha bey 
Peter Schmieden, Im Jahr 1642. Neudruck in 8°, 186 Seiten in „Sammlung selten 
gewordener padaffogischer Schriften frQherer Zeiten. Herausgeaeben von August 
Israel, Seminardirektor zu Zschopau und Dr. phil. Johannes Muller, Seminar- 
Oberlehrer in Plauen". Zschopau , Verla* von F. U. Haschke 1683. — Das mit 
gothischen Lettern sehr hubsch wioderabgedruckte Werk ist auch fur die Ge- 
schichte der Musik von Wichtigkeit, da es auf Seite 81, im 9. Kapitel „Von dem 
Singen" handelt und neben einer kurzen Musiklehre, sowohl Singeubungen als 
geistliche Lieder bringt. Von Seite 75 ab folgen kritisch - hUtonsche und er- 
lauternde Bemerkungen von Dr. Joh. Miller. 

* History* Muzyki von Raimund Leszkowicz Baczynski. Krakow bei 
J. Delontra i Spolki w Tarnowie. 1884. In 8°. Das Titelblatt fehlt noch; bis 
jetzt 3 Lieferungen erschienen. Die Geachichte ist in polnischer Spracbe ge- 
schrieben und mag gewtss einem Bedarfuis abhelfen, da meines Wissens die pol- 
nischen Schriftsteller sich in der Musikwissenschaft stets der franzftsiscben Sprache 
bedient haben. Der Verfasscr, ein Edelmann in Tarnow, hat sein Leben aus- 
schlief8lich dem Studium der Musikgeschichte gewidmet und es lasst sich er- 
warten, dass sein Werk manches Neue enthalten wird. 

* Durch den „Le Guide musical" Nr. 26/27 erfabren wir, dass Herr Geo rg 
Becker eine BrochQre herausgegeben hat, betitelt: „De ('instrumentation du 
XV« au XVII* stecle". weiche klemerc Artikel enthalt, die einst im Echo musical 
zu Brussel gestanden haben. 

* Kataloge von Fidelis Butsch Sohn (Arnold Kuczynski) in Augsburg. 
Nr. 41 und 43 enthaiten auch einige Werke Qber Musik. 

* Katalog Nr. 8 von v. Zahn A Jaensch in Dresden. Seite 27 befindet sich 
ein kleines Verzeicbnis neuerer Bucher Qber Masik. 

* Hierbei drei Beilagen: 1) Fortsetzung der Cantaten, Bogen 6. 2) Katalog 
Joachimsthal, Bogen 7. In Nr. 6 der Monatsh. ist falschlich Bogen 6 und 7 an- 
gezeigt 3) Bei 1 age 1, 2 zum Artikel in Nr. 6 und 7 von Schlecht. 

Verantwortlicher Redacteur Robert Eitner, Teraplln (Uckerraark*. 
Brack von Eduard Mosche Nachf. (Gustav Binaerj in Grofg-Glogau. 



fir 



MUSIK-GESCHICHTE 

heraus^egeben 

dir GiitUsohtft Ar IfaiUrfonohug. 



171. Jatirpni 

1884. 



Fr«ii del Jakrganges 9 Mk. M ©natlich erscheint eine 
N winner won 1 bit 2 Bogen Iniertionsgebtihren fttr 
die Zeile 30 Pfg. 



Kommistionsverlag der Breitkopf and 
H I r t e 1 » tehee Buchhandlung in L • i p ■ 1 g . 
Beitellungen 
nimmt jade Baoh- und Mufikhandlung entgegen. 



No. 9. 



Johann de Muris 

hat in Dr. Bob. Hirsohfeld einen vortrefflichen Biographen and 
Erkllrer seiner Schriften gefunden. Die kleine soeben erschie- 
nene Schrift trlgt den Titel ; Johann de Muris. Seine Werke and 
seine Bedeutung als Verfechter des Classischen in der Tonknnst. 
Eine Studie von Dr. Robert Hirschfeld. Leipzig, Druck und Ver- 
lag von Breitkopf & Hftrtel. 1884. (In 8°, 67 Seiten.) Mit den 
ndtigen philologisehen Kenntnissen ausgestattet , entwirft der 
Herr Verfasser, auf die Schriften de Muris' fussend, ein lebens- 
volles Bild des alten Theoretikers aus dem 14. Jahrhnndert und 
gelangt dabei zu Resultaten, die denen fast entgegenstehen, welche 
bisber fiber ihn bekannt waren. Selbst die wenigen biographi- 
schen Daten sncht der Verfasser nachzuweisen, dasǤ anch diese 
irrtftmlich sind. So wird de Muris als Professor an der Sor- 
bonne zu Paris genannt und sein Todesjahr in die zweite 
H&lfte des 14. Jahrhunderts angesetzt. Beide Angaben lassen 
sich mit den vorhandenen Thatsachen und Nachrichten licit in 
Einklang bringen. Ein Johannes (Julianus) de Muris wurde nach 
De Boulay (Historia Universitatis Parisiensis) im Jahre 1350 zum 
Rector der Sorbonne erw&hlt. Dieter Johannes /Julianus) war 
ein berfihmter Mathematiker und Astronom, doch dass er mit dem 
berfihmten Musiktheoretiker identisch sei, lisst sich in keiner 
Weise annehmen, da De Boulay, der sich auf Trithemius' „Cata- 

Moaatth. f. Mntikgeech. Jahrg. XVI. Wo. 9. 11 



Jobann de Muris. 



logus illustrium academicorum 4 ' stiitzt, denselben wohl als Mathe- 
matiker und Astronom erwahnt, aber nicht als weltberuhmten 
Musiker. Es ist demnach sehr fraglich, ob de Muris, der Theore- 
tiker, tiberhaupt an der Sorbonne in Paris angestellt war. Dies 
wird durch eine Aeusserung de Muris' in seinem „ Speculum mu- 
sicae" noch fraglicher, wo er sagt : „er erinnere sich in Paris 
ein Triplum" u. s. w. gehGrt zu label. Hatte sich de Muris in 
Paris befnnden, wie er dies schrieb, so hltte er sich jedeifmlls 
anders ausgedruckt. Er muss also zur Zeit der Abfassung des 
Speculum wo anders gelebt haben. Die in Coussemaker's Scrip- 
tores angeftihrten Documente fir dessen Aufenthalt in Paris (2. 
Band), sind in keiner Weise stichhaltig (siehe Hirschfeld p. 29). 
In betreff der Lebenszeit weist das Speculum musicae so viei- 
fach auf ein hohes Alter des Verfassers hin, dass es jedeufalls 
sein letztes Werk gewesen ist. Ferner findet sich dort ein deut- 
licher Hinweis auf des Philipp de Vitry's „Ars nova", so dass 
man dessen Abfassung ins Jahr 1321 verlegen mdchte (vide 
Hirschfeld p. 28). Das Geburtsjahr de Muris mtisste man dem- 
nach weit ins 13. Jahrhundert zuriicksetzen und dies wird noch 
dadurch bestatigt, dass er sich gauz und voll auf die Lehreu des 
Franco sttitzt. Hiermit gelangen wir zu seinen Werken selbst, 
von den en die meisten ihm fUIschlicher Weise zugeschriebeu 
werden Sicher ist vou ihm nur der eine Tractat „ Speculum 
musicae". Alle ubrigen sind durch Herri Dr. Hirschfeld's Nach- 
weise als untergeschobene Werke zu betrachten. So citirt de 
Muris in seinem Speculum z, B. einzelne Stellen aus den „Quaestio- 
nes", der „Musica speculativa" und „piactiea", Werke , die ihm 
unter andern bisher zugeschrieben wurden, wSrtlich und weist 
dabei ausdriicklich auf den fremden Autor liiu. Nur eine unge- 
naue Kenntnis der betreffenden Tractate konnte die bisherige 
Forschung auf so talschen Wegen erhalten. In anderen ihm zu- 
geschriebenen Tractaten wild wieder de Muris selbst als Auto- 
ritlt namentlich angef&hrt, so dass doch dadurch volist&ndig aus- 
geschlossen bleibt ihn als Verfasser zu betrachten, wenn auch 
unverstftndige alte Kopisten ihn am Ende des Tract ats als Ver- 
fasser nennen. t 

Ebenso irrtilmlich ist de Muris bisher in seiner Th&tigkeit 
als Schriftsteiler beurteilt worden. Nicht ein Verfechter des 
Fortschrittes, sondern ein eifriger Lehrer des Alten war er, der alle 



J oh an n de Muris. 



99 



Beredsamkeit und Gelehrsamkeit autbot, um den Neucrern zu be- 
weisen, dass sie irren oder ihre Neuerungen keine Neuerungen 
slid. Wir werden hier in eine Zcit zurttckgeflihrt, die eine merk- 
wiriige Aehnlichkeit mit der unsrigen hat. De Muris vertritt 
die ruhige verst&ndige Beweisffihrung. Er nennl seine Wider- 
sacher nie beim Nam en, sondern lil.lt sich nur an die Sache, 
wahreid er und seine Freunde in der feindseligsten und leiden- 
schaftlichsten Weise angegriften werden. So klagt er z. B. in seinem 
Speculum (Hirschfeld p. 41), dass diejenigen, welche die neue 
Lehre aufgebracht haben, het'tig gegen die losfahren, welche sie 
ignoriren und „Rudes 4t , Idioten und Thoren nennen. Oder ein 
anderes Mai berichtet er: „Einige Moderne nennen jene Singer, 
welche die Are noya ignoriren, oder nicht nach der modernen, 
sondern alten Weise singen, roh, verriickt, t&richt und unwis- 
send, und folglirh nennen sie. auch die alte Kunst roh und gleich- 
sam vernunftwidrig , die neue aber fein (sib tills) und vernunftig." 
Es wiirde uns zu weit ftihren aus der interessanten Schrift weiter 
zu citiren und das Wenige wird geiigeti, um bewiesen zu haben, 
dass wir hier eine ganz eminente Leistung vor uns haben, die 
ein ganz neues ungeahntes Licht auf diese Zeit wirft. Der Ver- 
fasser wttrde sich ein grosses Verdienst erwerben, wenn er die 
Schrilt des Fhilipp de Vitry einer gleichen Wftrdigung unterzoge 
und ein Bild des damaligen Fortschrittes und Kampfes entwerfe. 
Bei den sorgsamen Studien, die er dem de Muris gewidmet hat, 
ist diese Arbeit eigentlich eine notwendige Fortsetzung, die 
seinen Bestrebungen erst die Krone autsetzt jEitner. 



Totenliste ies Jahres 1883 

die Miurik betreffend. 



Die Abkttrzungen der citirten Zeitungen sind folgende : 
Book = Neue Berliner Musikzeitung. 

Centralbl. = Musikalisches Centralblatt von Rob. Seitz in Leipzig. 

Guide = Le Guido musical, Bruxelles chez Schott. 

Menestrel = Le Menestrel, Journal du monde mus. Parii, Heugel. 

Ricordi = Gazetta music, di Milano. 

Signale = S. fUr die musik. Welt. Leipzig bei Sent. 

Wochenblatt = Musikalisches Wochenblatt von Fritzsch in Leipzig. 

11* 



100 Totenliste des Jfthres 1883. 

gles, Sarolto, Gesanglehrerin, Frau des Baritonisten Devoyoel, 

starb im Dez. in Paris. 
glbercjoni, siehe Baillou. 

^Ibites, Marietta Gazzaniga, Sftngerin, starb im Dez. in Mailand. 
gUlchin, William Thomas Howell, Organist am Kollegium St. John, 

starb 8. Januar zu London. 
glrhuckU, Matthew, Hornist nnd Militarmusikdirektor, st. 23. Mai 

in New- York, 55 Jahr alt. 
Tiarmann, Militarmusikdirigent, starb 10. Mire in Bois - le - Dnc 

(Herzogenbosch). 
TiaiLloxL'^llJbcrgoni, Regina de, einst Sangerin, starb im Januar zu 

Mailand, 44 Jahr alt. 
HaUyno, Francesco, Musiklehrer, st. im Jan. zu Turin, 75 J. alt. 
*Barla t A., Organist, Eomponist, starb im Mftrz in Barcelona 

(Guide Nr. 16.) 
Hatifort, Octave, Tanzkomponist, starb 28. Okt. zu Paris. 
*7$aucar<lc % Carlo, Tenorist, st. 22. Jan. zu Florenz (Guide Nr. 5). 
Ticrat, William, Organist, starb 6. April in New - York; geb f urn 

1824 in Witzenhausen (Hessen-Kassel). 
TicrlciLr, Jules, Komponist, st. im Aug. in Huy (Guide 34/35). 
Bernard, Daniel, Kritiker, starb 20. Juni in Paris, 41 Jahr alt. 

(M6nestrel 239). 

%emit F. W„ Milit&rmusikdirektor, starb 24. Februar in Leipzig, 
61 Jahr alt. 

Hermit, Karl, Organist, st. im Juni in Mitau, 52 Jahr alt. 
t 73ern]>ard, Prof., Julius Emit Komponist und Musiklehrer, starb 

24. Juni in Dresden (Bock, 214). 
Htmicat, Firmin, Komponist, st. 4. MIrz in Asniires bei Paris. 
Tiohmt, Ferdinand, einst Kapellmeister in Dordrecht, st. 30. Mai 

in Gandersheim a./H., 68 Jahr alt. (Wochenbl. 308). 
c Boiddieu t Adrien Louis Victor, Komponist, st. im Juni in Paris. 

Sohn des bekannten Opernkomponisten. (Guide Nr. 30/31, 

Menestrel 262). 

bonnet, Felix Jenny Robert, Komponistin, geb. 9. Mlrz 1861 in 
Brttssel, starb 21. Juli in Rochefort. 

"Moom, Hermann M. van, Flutist, st. 6. Jan. in Utrecht (Guide Nr. 5). 

Potman, Frl. Hermance, Sangerin, st. 31. Mai in Briissel, 20 J. alt. 

Wrachthuijzcr, Joh. David, Organist, st. 30. September in Amster- 
dam (£eb. 5. Mai 1804 ebd.) 

T3retmun<], Ferdinand, Organist, Musikdirektor etc., si 22. Sept. 
in Aachen (geb. 1830 in Brockerode, Hessen) Guide 41, 
Signale 855. 



Totenliste im Jahres 1883. 101 

c Branca~ < £a7nMasi, Cirilla, st. 12. Jan. in Mailand. (Ricordi 20). 
73rava, Max, Direktor des Conservatoriums in Linz, st. ebd. i«i 

4. Februar (geb. 5. Februar 1845 in Prag). Sligerlalle 

von Pfeil in Leipzig pag. 61. 
HUtficro, Germano, Masiklehrer, starb im Sept. in Neapel, 43 J. alt. 
^Canal, Pietro, Musikschriftsteller, starb im Oktober in Crespano 

(Treviso) 76 J. alt, ( nach dem Wochenbl. 67 J. alt). 
^Capotorti, Luigi, Komponist, st. im Marz in Neapel, 77 J. alt 
^Carini, Cesare, Organist, st. im Sept. in Mailand. 
"Catalani, Eugenio, Komponist, Vater des Alfredo, starb im Okt. 

in Lucca. 

Hlaztaux, einst Bassist an der Oper in Paris, st. im Jan. in Rieux. 
"CkanoU Georges, Saiteninstrumentenmacher, starb 10. Januar in 

Courcelles, 81 J. alt. 
c CUrk, Scotson, Orgelvirtuose tind Vorsteher einer Orgelschule 

in London, st. ebd. 5. Jali (im besten Mannesalter). 
^Colbcrt^Cljalanais, Marquis NapolSon Joseph de, Opernkomponist, 

st. 30. Sept im Schloss Orsonville b. Rambuoillet, (Guide 41.) 
c Corfc, Charles William, Organist, st. 16. Dez. in Oxford. 
°Cojta, nach Anderen l €mte f NapoI6on, Komponist fir die Gnitarre, 

st. im Jan. in Paris, geb. 27. Juni 1805. 
^Cmil Jules, Komponist von Operetten, st. 13. Nov in Paris. 
'Crtssonnois, Jules Alfred, Komponist, st. 20. Marz in Paris (M4- 

nestrel 136). 

Hlro-wdy, John, Musikschriftsteller, starb 12. Jan. in Fair Oaks 
(Adlestone, Surrey) 48 J. alt. (Guide Nr. 4). 

3am , Henshaw, Organist und Komponist, starb 5. Februar in 
Worcester (V. St. Amerika) Guide Nr. 9. 

3)arbcrviUe, Georg, gen. *<Xer<jct f Pianist und Lehrer, st. im Mai zu 
Marseille, 62 J. alt. 

2) arcier, siehe Lemaire. 

3) cmol, Francois Marie, Komponist und Organist, starb 3. Nov. 

in Ostende (Guide 45). 
ZDcutZy siehe Magnus, 
i ZDevignc, Achille, Komponist, st. 8. Aug. zu lxelles-lez-Bruxelleis 

(Glide 34/35). 

3)ood, Mme. N., geb. Am61ie Balfe, SSngerin und Gesanglehrerin, 
Schwester des Komponisten Balfe, st. im Dez. in Dublin. 

ZDapplcr, Albert Franz, Kapellmeister des Wiener Hofoperntheaters, 
st. in Baden bei Wien am 28. Juli, nach dem Wochen- 
blatt am 27. (Bock 247). 

ZDulouchet, Singer, starb im Juni in Nogent-sur-Marne. 



102 Totenliste des Jahres 1883. 

'Shame. John, Komponist und Singer, st. 26. Mai in Dublin. 
2)tirand, Musikdirektor undLeiter der „ Lyre Meudonnaise," starb im 
Jan. in Meudon. 

*%Lrk, Ludwig, der Sammler und Herausgeber des deutschen Liedes, 
st. 25. Nov. (licit den 24.) nach langem Leiden zi 
Berlin, 76 J. alt. 

&alre, Paul, Violinist, st. im Mai in Paris (Guide 21/22. Wochen- 
blatt 261). 

fjtyrbach, Joseph, Flutist und Komponist, st. 7. Juni in Wien, (n. 

A. den 6.), 79 J. alt. (Signale 634). 
&lackat, Lambert, einst Baritonist, st. 25. Mai in St. Mand6 bei 

Paris, 74 J. alt. 

tylototv, Friedrich von, st. 24. Jan. in Darmstadt (Biogr. Bock 33.) 
dbntainc, Louis Henri Stanislas Mortier de, Virtuose, st. 16. Mai 

zu London, 65 J. alt. (Glide 22/23). 
&orlcrc] } Friedrich, Violoncellist und Gesangiehrer, starb 8. Juni 

in Diisseldorf (Signale 634). 
ffanqut, Octave. Komponist, Kritiker und Custos a. d. Bibl. des 

Pariser (Jonservatoriums, st. 21/22. April in Pan. (Guide 

Nr. 17., Biogr. im Mtaestrel 176, 177). 
tyrattini, Egidio, Posaunist, st. im Dez. in Mailand. 
?Jfochs~ c lfywatcr, Frau. Gesanglehrerin, starb im Mai oder Juni in 

Frankfurt a./M., 50 J. alt. 
Qallo, Antonio, Orchesterchef, starb 4. Jan. in Venedig. 68 Jahr 

alt. (Signale 109). 

Don Juan, Prof, an der nationalen Musikschule zu Madrid 

und Verfasser einer Gesangschule, st. im Sept. in Madrid. 
glinka, Dimitri de, Komponist, st. im Juni in Lissabon. 
^none, Francesco, Baritonist, st. im Dez. in Florenz. 
tyllmick, Adolt, Komponist, st. 7. Marz in London, 58 Jahr alt. 
tyodwin, John Lawrence, Violinist, Organist und Orchesterdiri- 

gent, st. 13. Marz in Manchester. 
^rddcncr, Karl G. P., Prof, am Conservatorium in Hamburg, st. 

ebd. 10./11. Juni, 71 J. alt. (Necrolog: Signale Nr. 40). 
^rutzmackcr, Flfitist, st. 9. Januar in Berlin. 
Lguicciardi, Giovanni, Sanger und Gesangiehrer, starb 5. Okt. in 

San Polo d'Enza. (Signale 951). 
<£uidi, G. G., Musikverleger in Florenz, st. ebd. den 18. Januar. 
Hunql, Johann, Tanzkomponist, st. im Nov. in Pecs (Ungarn). 
(tiacs, Charles, Violoncellist, st. 1. Okt. in Ostende. 
cttale, Joseph P., Pianofortefabrikant in New- York, starb ebd. im 

Okt. oder Nov. (Signale 1115). 



Totenliste des Jahrps 1883. 



103 



%talevy, Leon, Komponist, Bruder des Opernkomponisten und Ver- 

f'asser der Biographie des letzteren, starb 2. Sept. zi| 

St. Germain- en- Laye. 
(Harcourt, James, Dirigent der Choral Society in Norwich, start 

. ebd. 27. Mai. 
cliauck, Karl, Violinist, st. 12. Dez. in Berlin. 
{Hcincvdter, Pierre, Milit&rmusikdirektor. St. 18. Okt. in Schaerbeek 

bei BriisseL (Guide 45.) 
gfennen, Matthieu, Mnsiklehrer und Komponist, starb 4. Juni in 

Antwerpen, 55 J. alt. (Guide 24/25.) 
(Heuyel, Jacques Leopold, Musikverleger und Herausgebet- des 

Miiestrel in Paris, starb ebd. 12. Nov., 67 J. alt (Guide 

Nr. 47, Signale 1081, IMnestrel 401.) 
{Hirsch, Aug. Hermann, Ifusikalienh&ndler, st 29. Okt. in Leipzig, 

74 Jahr alt. 

SioefUr, Fanny, geb. Mejo, einst Siagerin, st. im Juli in Braun- 
schweig. (Wochenblatt 444.) 

tttbhd, Gustav, Bassbuffo, st. 3. Dez. in Wien. (Eine interessante 
Lebenskizze brachte einst die Gartenlaube von Keil, 
1869, Seite 59.) 

{Hopkins, R. W., einst Musikdirektor an der Christkirche zu Lon- 
don, st. ebd. den 30. Jan. 

(Horton, Joseph, Mnsiklehrer, st. 28. Nov. zu Camberwell, 78 J. alt. 

(Hummd, geb. Elisabeth Roeckel, einst S&ngerin, dann Gattin 
Nepomuk Hummers, st. 3. MIrz in Weimar. (Guide 12.) 



Mitteilnngen. 

* lii den Monatsh. von 1879 (11. Jahrg. Seite 17 u. f.) wurden aug 
dem theoretisohen Werke „Kurtzer, jedoch griindlicher Wegweiser" dritte 
Auflage Ton 1698, AuBziige gegeben. Herr J. Louis Renner in Regens- 
burg teilt mir den Titel nebst Ausziigen aui der wahrscheinlich ersten 
Ausgabe mit, den ich hier mitteile. Ioh ftige noob hinzu, dass der Inhalt 
genau mit der 3. Ausgabe ubereinstimmt, nur fehlt die fI Ars cantandi" 
Ton Carissimi, wie ich sohon Seite 17 bemerkte, da dieselbe erst der 3. 
Auflage beigegeben int. Der Titel lautet : 

„Kurtzer | jedoch griindlicher j Wegwei ser , | Vermittelst welches 
man aus dem Grand die Kunit | die Orgel reoht zu echlagen, so wol was 
den General-Bass, J als aucb was zu dem Gregorianischen Choral-Gesaug 
•rfordert wird, | erlernen, und durch lelsstges Uben zur Vollkommenheit 
bringen | kan. | Wo bey auoh die eigentliebe Unterweisung, obgemeldten 
Choral- | Gesang zu begreiffen, all© desselben Tbon zu erkennen, und sich 



104 



Mitt tilun gen. 



nacb denselben in | den Introitibus, Kyrie, Hymnia, Psalmia, Benedictus, 
Magnificat^ etc. wissen auf der Orgel | mit dem Praeambulia zu ricbten. | 
Dame hinzugefiigt ein in Kupfer verfertigter Ubungs-Plan, bestebend in 
allerhand | Praeambulia, Interambulia, Veraen, Toccaten, Tastaten, Varia- 
tionen, Fugen, und dergleicben, alle | nacb Ordnung' der bo wol regular, 
all traniponirten 8. Kircben-Tbonen eingericbt. | Allen so Gaist- ala Welt- 
licben, welobe notbwendig den Cboral-Geiang versteben aollen, | maiatena 
aber der lernenden Jugend, und denen, so der Lateinisohen Spracb uner- 
fabren, zu lieb in | Teutacb hervorgegeben, und in Druck verfertiget. | 
AUGSBURG, | Gedruckt und zu finden bey Jacob Koppmayer, | wie aucb 
in dem Capell-Hausa bey dem Hohen Dohm-Stifft allda, 1689. | 

1 vol. in Id. quer 4°. 48 Seiten Bucbdruck und 55 Seiten Kupfer- 
druck mit Orgelatiicken. Im Beaitze der bischofl. Proske'acben Bibliotbek 
in Kegenaburg. 

Ferner teilt derselbe Herr den Titel einea biaber unbekannten Werkea 
mit, welchea sicb in seiner eigenen Bibliotbek befindet, ea lautet : SCALA 
JACOB I Ascendendo et Daacendendo. | Das ist : | Kiirtzlicb, docb wohl- 
gagriindete Anleitung, | und | vollkommener Unterricht, | die Edle CHO- 
RAL-MUSIC | denan Reglen gemass recbt aua dtm Fundament zu ar- 
lernen. [ . . . AUGSBURG, verlegts Jobann Jacob Lotters seel. Erben. 
1756. | 

* Das auf Seite 36 angezeigte Werk von A. 6. Ritter : Zur Gescbicbte 
des Qrgelspiela, schreitet rtiatig weiter und liegen bereits 7 Lieierungen 
vor, toils Text, teila Muaikbeilagen ; beaonders letztere entbalten aebr 
viel wertvollen Stoff zum grossten Teil das erstemal neu veroffentlicht. 
Wir empfeblen das Werk angelegentlichat, sowobl dem Hiatoriker alt 
praktiscben Musiker. 

* Herr Eduard Kulke bat die Tappert'sche Idee der „wandernden 
Melodien" in einer kleinen Schrift „Ueber die Umbildung der Melodie." 
Ein Beitrag zur Entwickelungalehre von . . . Frag, 1884. J. G. Calve'- 
scbe k. k. Hof- u. Univ.-Bucbhandlung. (Ottomar Beyer,) in klein 8«, 20 
Seiten, in anderer Weise bebandelt ; ob glticklicber, uberlaaaen wir den 
Leaerii der Schrift 

* Den Herren Verlegern zur gefalligen Nacbricht, daaa muaik-tbeo- 
retiacbe Werke, sowie moderne Kompoaitionen in den Monatabeften nicbt 
beaprochen werden. 

* JTierbei zwei Beilagen : 1) Fortsetzung der Caataten, Bogen 7. 
2) Katalog Joaebimathal, Bogen 8. 

Verantwortlicber Redact eur Robert Eitner, Templin (Uckermark), 
Druck von Hellmutb See gar in TempKu. 




nir 

MUS1K-GESCH1CHTE 

lierausgegeben 

VI>!1 

der GtotUsch&ft fur Mus&forgcta&g. 

j Pr«is dei Jakirgauget § lfk. Monatlicb encheint tint 
1 Ntmnitr von 1 bit 2 Bogen Intertiontgebtihren fiir 

IVI. Jtiiuiu «.«-.._..«*. i „ 

ioni , KommitsioniverUg der Rreitkopf uud | ■IVI JLlV/s 

lOO*. ' H artel 1 tchen Bttehhandlung in Leipzig. 

I Ret'tcUungen | 

1 nimmt jede Buch- and Mniikhaudlung enigegeo. « 



Bartholomaeas Gesius 

eigentlich diss, wurde uach del „Mitteilungen des historisch- 
statistischen Vereins zu Frankfurt a. 0." 1873. Heft 9— 12, pag. 
84—86 and 136 — 145 (Artikel von R. Schwartze) urn 1555 in 
Mtincheberg bei Frankfurt a. 0. geboren. Das alte Ratsprotokoll- 
buch der Stadt Munclieberg en thill t im Jahrgang 1557 die nach 
dem Tode des Vaters von der Mutter erfolgte Erbteilung und 
wird ilim als sein Anteil aisgesttet: 18 scliock ahm gelde. 

1 lundischer rock, en lundisch phar Hosen, ein vorstadt (eine Art 
Zeug) wamnies, 2 Bedden, 2 Keussen, 2 Lacken, 2 Handtwelen, 

2 Dischtwelen. 2 zuchtrinder und die halbe koste. d. h. die halbe 
Ausriistnng der Hochzeit. so gross als sie das Gegentheil thun 
wird." 

Gesius studirte Theologie und starb 1613 in Frankfurt a. 0 , 
wahrscheinlich an der damals herrschenden Pest Der Artikel 
besckaftigt sick darauf mit den von ihm 1597 herausgegebenen 
„Hymni scholastici" (Bibl. Breslau). Barthel §§g§ wird er in 
einem Epithalamium von 1595 genannt. Dasselbe ist auf die 
Hochzeit des Buchh&ndlers Friedrich Hartmann von Bartliol. 
Ringwaldt gedichtet und enthalt iolgende auf Gesius beziiglicbe 
Stropben : 

1. Herr Bartel Goss, das edle Bint, 
Kann trinken wobl und singen, 

Monatth. f. Mvnjkgeach. Jahrg. JLVI. So. 10 12 



106 



Bartholoinaeua Gebiua. 



Dass es gar in der Kirchen thut 
An alien oil en klingen. 

2. Er hat dem Brautgam wohlgedacht 
Ein scb on stuck Coniponiret, 

Welches wohl wird werden weit gebracht 
Und offtmals Repetiret. 

3. Gott well dem Wohlgelahrten Mann 
Und Christ lichen ('antoren 

In kurtzer Zeit audi kommen lahu 
Pastoris ad honor em. 

4. Denn er ist solcher Ehren werd, 
Verhalt sich fein bescheiden, 

Und wird wohl wissen Christi herdt 
Mit aller Trew zu weiden. 
Seite 136 — 145 werden die von Gesius herausgegebenen Ge- 
sangbicher und ihre Vorl&ufer eiuer Prifung nnterzogen. Er- 
w&hnenswert sitid ais den Artikel noch folgende Nachrichten. 
Die Schulstunden in Frankfurt a. 0. im 16. Jahrhundert waren 
auf 6 — 9 Uhr morgans und 1—3 Uhr Nachraittags gelegt; 
um 10 Uhr morgens afs man dan MittagsmahL Kreitags frill 
fielen wegen der Wochenpredigt die ersten beiden Schulstunden 
aus und Mittwoch wie Sonnabend war der Nachmittag frei, so dass 
also die Woche 24 Lehrstunden hatte. 

Um 1588 scheint sein erstes Werk im Druck erschienen zu 
sein und zwar ist dies die bei Matthes Welack in Wittenberg er- 
schienene „Historia vom Leiden vnd Sterben vnsers Herrn vnd 
Heiland Jesn Christi" mit 2—5 Stimmen. (Neu abgedruckt in 
Commer's Musica sacra, torn. 11.) Yon 1595 ab nennt er sich 
auf den Titeln seiner Drucke „ Cantor zu Frankfurt a./O." Eine 
reiche Sammlung seiner Werke besitzen die Bibliotheken zu Bres- 
lau. Siehe Bohn's Bibliographic. Berlin 1883 p. 145—154. 

Aus obigem Artikel sind noch einige alte Cantoren am Ly- 
ceum iu Frankfurt a./O. zu erw&hneu: 

Mich. Kiihnel 1666 f 1725. 

Sam. Ktthiel ? 

Waltlier 1763 

Iriger 1766. 

Karges 1770—1813. 



Signor Oscar Cliilesottu 



107 



Signtr §wm Chilesotti, 

In Bassano Veneto ebend, hat dem Unterzeidmeten eke Auzahl 
alterer nocli unbekannter italienischer Kompositionen zur Einsicht 
iibersandt, die tells von ilim neu herausgegeben, teils sich noch 
in Handschrift befinden und von ilim spartirt sind. Seine Absicht, 
resp. Anfrage, die Letzteren durch Hilfe der Gesellschaft fiir 
Musikfbrscluing herauszugeben, konnte ich niclit unterstutzen. 
Bei dem heutigen Stande der Geschichtsforschung genugt es niclit 
mehr, (lass der Alitor unbekannt ist. Die Neudrucke alter Werke 
haben so grofse Dimensionen angenommen. dass eine kritische 
Prtifung des Kunstwertes durchaus notvvendig ge word en ist. Einst 
reizte schon die Aut'findung eiues unbekannten Autors zur Ver- 
offentlichung seiner Werke, walirend lieute eine Besprechung 
genugt und nur das Beste und Originellste im Wiederabdruck 
zu erscheinen notweudig ist. Schwache Komponisten hat es zu 
alien Zeiten gegeben, die ihr Geld gern daransetzten sich ge- 
druckt zu sehen. Ich t'ttlire zuerst die Werke an, die bereits 
Herr Chile sotti durcli den Druck veroffentlicht hat : 

1. Oapricei Armonici sopra la Chitarra Spagnola del Conte * 
Lndovico Boncelli (1.692). Milano, F. Lucca. 

2. Danse del secolo XVI trascritte in notazione moderua 
delle opere : Nobility di Dame del signor ^alritio Caroso da Ser- 
moneta, Le Gratie d'Amore di ( Cesare ^iyri Milanese detto 11 
Trombone. Vol. 1 der Biblioteca di rarit& musicali. Milano, 
Ricordi. 

:i Balli d'Arpicordi di Giovanni Picchi, Organ ista della Casa \ 
Grande in Venetia (1621). Vol. 2 der Biblioteca, Ibidem. In 4°. 

4 In Vorbereitung sind die „Affetti amorosi, Canzonette i 
ad una voce sola raccolte da Giovanni Stefani** (1624). 

5 Das biographische Werk : J nostri maestri del passato, > 
Note biografiche sui piu grandi musicisti italiani da Palestrina 

a Bellini. Milano, Ricordi. 

Handschriftlich und zu spaterer Veroffentlichung liegen mir 
noch die Werke vor: 

1. Le Varie | Mvsiche | Di Bafaele Eontani | A Vna Dve, E 
Tre Voci, [ Per Cant are Nel Cimbalo, 0 In | altri stromenti si- 
mil i, con L'alfabeto per la Chitarra | Spagnola in quelle pin il 



j 



108 



Signor Oacar C'hileaotti. 



propositi) per j tale stromento. [ In Roma, I Appresso Gio. Battista 
Robletti, 1623. | etc. 6 Biieher mit 103 Gesangen. 

2. hitavolatura | de leuto | tie Joanne Matelart | Fiamengo 
musico | Libro Primo novamente da lui composto intabulato & 
corretto | & posto in luce, . . . : In Roma | Per Valerio Dorico 
L'anno M. DLIX. | 

Von den Drucks aclien liegt mir nur das 3. (Picchi) und ausserdem 
die beiden letzten handschrift lichen Wei-k* vor. Picchi ist ein wahr- 
haft ungeschlachteter Komponist. Seine Erfindungsgabe istnicht 
bedeutend, do ch lieblich und ansprechend. Die Melodieen sind 
gesangreich und empfindungsvoll, doch dazu setzt er in der Tiefe 
eine dreistimmige enggehaltene Harmonie, die fast durchweg sich 
in 6 teM und 8 Ten bewegt. Sie ist geradezu haarstr&ubend und man 
begreift nicht, wie ein Organist in Venedig urn 1620 so etwas 
veroffentlichen und doch audi offentlich spielen durfte, wo ein 
Monteverde und andere Meister ihre Anerkennung in reichem 
Maasse fan den*) 

Die Laute nstiicke von Job. Matelart, deni Niederlauder von 
1559, sind in gebundenen Stile des 16. Jahrhunderts geschrieben, 
doch die Durf tigkeit der Laute, meist zwei- und dreistimmig in 
abgerissener Stimmenf uhrung gesetzt, wie es eben die Laute zu- 
liess, benimmt dem Satze jeglichen Kunstwert. Man erkennt den 
edlen Stil, die gediegene Ausdrucksweise, doch sie kommt nicht 
zur rechten Geltung. Mehr Wirkung machen die Satze fur zwei 
Lauten, nur ahnelt ein Satz zu sehr dem anderen, so dass man 
an der Kenntnis des einen vollstandig genug hat. 

Bontani ist der Professions - Schreiber. Er schiittelt seine 
Cantatensatzchen aus dem Aermel. Schwach in der Erfindung, 
empfindet man bei, der Durchsicht der 6 Biicher sehr bald Lange- 
weile, da weder die Melodie, noch die Stimmfiihrung fes^elt 
Die Begleitung besteht aus einem simplen wenig bezifferten Bass. 
Die liii) und wieder ausgeschriebene Guitarre - Begleitung be- 
achrankt sich nur auf voile abgerissene Akkorde. In den zwei- 
ini dreistimmigen Sitzen finden sich zwar Ansatze von Nach- 
ahmungen, doch sind sie zu durf tig, als dass sie Interesse er- 
wecken kflnnten. 



*) Von Picchi besitzt Breslau einen Band Canzonetteu zu zwei bis 
acht Htimraen, vou 1625. Siehe Bohn*s Katalog. 



Totenliste des Jahres 1883. 



109 



So verdienstlich die Bestrebungen des Herrn Chilesotti sind 
und er sich unserer Sympathie versichert halten kann, so llsst 
er sich in seinen Studien noch zu sehr von der Aulfindung un- 
bekannter Autoren beherrschen, deren Werke er ohne Priifung 
und Vergleichung mit den Leistungen der Zeitgenossen uber- 
sehiitzt. . Historisch sind seine Auffindungen von grossem Inter- 
esse mid verdienen unsere voile Beachtung, doch im Neudruck 
sollen wir nur das Beste oder Origineliste wieder bekannt raachen. 

U^ohert ^itncr. 



Totenliste des Jahres 1881 

die Mmiik betreffend. 

(F u r t s e t z u n g). 



3samxtt, Enilioj, ttaritonist, st. im Febr in Mailand, 32 J. alt. 
Marcher, Adolphe, Vorsteher der r Societe chorale ies Enfants de 

Lut6ce, M st. 15. Jan. zu Paris, 40 J. alt. 
%eleni, Lucy, trat als Pianistin inter dem Nam en Xucy likine au£ 

st. in Mlrz in Paris, 30 J. alt. (Menestrel 136 ) 
HCcllcr, Heinrich, Violinist und Lehrer, st. 10. Mai in Kreuznach, 

71 J. alt. 

^Ketten, Henry, Pianist und Salonkoroponist, st. 1. April (n A. 

31. Mlrz) in Paris, 35 J. alt. (Bock 119, Menestrel 151). 
lirakamp, Emmanuel, Klotist und Komponist, st im Dezember in 

Neapel. 

UralL Johann B., Kirchenkomponist, st. 4. Mai in Wien, 80 J. 
alt. (Signale 556) 

JCmqer, Wilhelm, Hofpianist, st. 17. Jini in Stuttgart. 62 J. alt. 
(Bock 206, Menestrel 247, Neue Zeitschr i. Musik, p 326) 

Ivuntze, Karl, Seminarlehrer und Musikdirektor in Delitzsch, Kom- 
ponist von M an n e r-Qu ar t e 1 1 e n , st. 7. Sept. ebd. (geb. 17. 
Mlirz 1817 zu Trier.) 

Xcavy, Arthur James, Organist, st 31. Okt. zu Paris (Guide 45). 

Xedcsma, Nicolas, Komponist und Organist, st. 4. Jan. zu Bilbao; 
geb. 9. Jul! 1791 zu Grisel (Aragon). 

Xccnders, Philipp, Musikdirektor, st. 20. Mlrz zu Hasselt ; geb. 
11. Juli 1798 (Guide No. 13). 

Xefranc, Charles, einst Tenorist, st. im Mai zu Montredon b. Mar- 
seille, 53 J. alt. 

Xchmann, Fran Marie, Harfenvirtuosin, st. 30. i)ez. in Berlin. 



110 Totenliste des Jahres 1883. 

Xemaire, Joseph, gen. harder, Sanger nnd Komponist, si 21. Dez. 
in Paris (Guide §2, Signale 1884, 59). 

Xenz, Wilhelm von, Kaiserl. russischer Staatsrat, Musikschrift- 
steller und Pianist, st. 19. Jan. in St. Petersburg. Ge- 
burtsjahr unbekannt, jedocli nach der amtlichen Angabe 
ist er im 80. Lebensjahre gestorben. Er selbst soli sein 
Geburtsjahr friiher 1807 angegeben haben, die Lexica 
dagegen schreiben 1809. (Biogr. u. Urteil : Bock 65). 

Xeonhard, Jul. Emil, Lehrer und Komponist, st. 23. Jnui in Dres- 
den (Biogr. nebst Bibliogr. Centralbl. 339. Signale t>34 
schreiben den 24 Juni). 

Xcvl y Prof, am Conservatorium in Stuttgart, st. 20. Okt. ebd , 
67 J. alt. 

Xevi, Samuele, Opern-Koniponist, st. im Mirz in Venedig (Guide 

Nr. 13). 

£ewy, Karl, Pianist, st. im Mai in Wien. 

Xt-\w f Richard, Hornvirtuose und Gesanglehrer, st. 31. Dez. in 

Wien. 

Xitla, Marie (von Eisner, in London trat sie unter dem Namen 
2}Urie 73ronckL7ii auf) Sangerin, st. 7. Juli in Hlooniington 

(Illinois). Guide 32/33. 
Xonati, Komponist und Kapellmeister, st. 31. Okt. in Paris. 

Xwcnz., Dr. Franz, Musikschriftsteller, st. 8. April in Wien-Neu- 

stadt, 78 J. alt. 
XMers, Charles, Musiklehrer, st. 7. Juni in London. 
Xutjcn, Henry, Violoncellist und Komponist, st. im Dez. in London. 
^lackey, Frau, Harfenistin, st. im Juni in Dublin. 
^Uijnus, Magnus Deutz gen., Komponist und Kritiker, st. 17. Dez. 

in Paris. 

^flaino, Giuseppe Del-, Prof, des Violiuspiels an der Kgl. Musik- 
schule zu Parma, st. ebd. im August (Biogr. Rici rdi 
316). 

^larini, Pietro, Pianist und Komponist, st. 2. Febr. in Turin 
%lario, (Marquis Giuseppe de Candia), Singer, Zeitgenosse Rubini's 

und Tamburini's, st. 11. Dez. in Rom (Signale 1 197). 
^larras, Giacinto, Gesanglehrer, st. im Mai m Nizza. 73 J. alt. 
Sjrlassart, Victor, Contrabassist, starb 7. Aug. zu Luttich (Guide 

34/35.) 

Sftasset, Gustav, Musikschriftsteller, st. 22. Marz in Luttich. 
glassy, Richard, Organist, st. 21. April in London, 84 J. alt. 
Sflathicu, Emile, Komponist von Chansonettes, st. im Aug. in Paris. 
%tat}ieu, Julien, Tenorist, st. 1. Dezember in Neuilly bei Paris- 
(Guide 50.) 



Totenliste des Jahres 1B83. 



Ill 



%tat}ka, George, Komponist und Musikdirigent, start) 16. Juni ii 

New- York (Glide 28/29). 
jflai'baum, Fritz, Contrabassist, st. iin Marz zu Berlin, 63 J. alt. 
flayer, Emilie, Komponistin, st. 10. April in Berlin. 
Sfleglio, Vincenzo de, Komponist, st. im Marz in Neapel, 58 J. alt. 
$)Utircl } Auguste, Flutist, st. im Febr. in Paris, 37 J. alt. 
%Uyer, Leopold von ? Pianist und Salonkomponist, starb 6 Marz 

in Dresden. 

Sflynnc. Guillaume Frederic Aim6, Komponist und Pianist, starb 
16. Oktober zu Schaerbeek-lez-Bruxelles. (Guide 43). 

3}i'd'dotLi t Giuseppe, Komponist, Lehrer und Orchesterdirig., starb 

20. Mftrz in Rom. 
%tin<juzzi, Quinto, Musiklehrer, st. 15. Februar in Forli. 
S}lockcr, Antoine, Komponist, st. 26. Juli zu Paris, 89 J. alt. 
3flclry t Grinder und Direktor der „Soci6tes chorales", starb im 

Jan. zu Lyon, 72 J. alt. 
S^lomas, Orchesterchef, st. 12. Nov. zu Rouen. 
3}torere, Tenorist, st. im Okt. in Paris. 

^louvd, Mine. Boutet de, Gesanglehrerin. starb 3. Mai zu Paris, 
56 J. alt. 

^Uilier, Bernhard, Diligent des Salzunger Kirchenchoi s, geb. 25. 
Jan. 1824 in Sonneberg, st. 15. Dezember in Salzungen. 
(Centralbl. 513, Signale 1884 p. 11 sagt in Meiningen). 

flatter, Edouard Louis, Direktor der Societe d'harinonie zu Gheel, 

st. ebd 8. Okt. (geb. ebd. den 26. Dez. 1812). 
^duller, Johannes, Sanger und Prof, des Gesanges, st. 30. April 
in Berlin. 

y^atij-, Henri, Pianist, st. im Jan. zu Pau, 38 J. alt. 
j^orieL Frl. Blanche, S&ngerin, st. im Mai in Bordeaux, 36 J. alt. 
HJccorsio, Gaetano, Contrabassist, st. im Febr. in Neapel, 75 J. alt. 
^Orridae, Miss, Altistin, st. im Sept. auf der Insel Jersey. 

<Otevn, John (genannt Owain Alaw), Komponist und Lehrer der 

Harfe, st. 30. Jan. in Chester, 65 J. alt. 
^acjans, Lorenzo, Sanger, besonders durch den Vortrag spanischer 

Lieder beruhmt, st. 8. Juli zu Paris. 
cparloTv, die Einen nennen ihn Willi elm, die Andereu Albert, 

Militarmusikdirektor, st. 27. April in K&nigsberg i./Pr. 
jparin«, Raffaele, Prof, der Obo6 am Liceo musicale zu Bologna, 

st. im Mai ebd. 

'jPaync John Howard, Liederkomponist, st. im April oder Mai in 
Tunis. (Signale 650). 



Hi Mitteilungen. 

^cpin, Jean Gaspar, einst Kapellmeister, st. zn Marseille im Nov. 

(geb. 13. Dez. 1807). 
^iatti, Enrico, Violoncellist, st. im Sept. in Brescia. 
^pcyner-Jlyhl, Frau Constanze, Sangerin, st. 29. Sept. zu Giessen, 

57 J. alt. 

^olat-Hrasinska, Mme. Kelicie, Pianist in, starb 8. Jan m Paris. 
(Guide Nr. 3). 

(Fortsetzung folgt.) 

Mitteilungen. 

* Das Iiisfitut flir Kircbenrausik in Berlin besitzt von Giovanni Ja- 
COpo de Neufville, einem bisher uubekannten Kompouisten, folgendes Werk : 

Sex llelea j s. | Ariae j cum Variationibus | Organvm | Pnevmaticvni j 
Mvsicvm, | Autore | Johanne Jacobo de Neufville. | 

Ohne Ort unci Datum. 1 vol. in bocb fol. von 2 Bit Dedication tmd 
25 Seiten Orgelstiicke, bestehend in 5 Arien mit Variationen iind 1 Cia- 
conna (Notensticb). Die Dedication Ist vom Autor in Venedig den 3. 
Februar 17» 8 unter/eicbaet und auf dem Titelblatt ist bands«hriftlicb 
binzugeiiigt : starb den 4. August 1712, 28 Jabr alt, 

* Leo Liepmannssobn, Antiquariat in Berlin. Katalog XXXIV. 
Zum Teil aus dem Nacblasse des (lesanglebrers G. W. Tescbuer. Ent- 
balt Biicber und Musikalien. Die Gesangsmusik : Scbulen. Solfeggien. 
Liedersammlungen, Operarien n. a. ist besonders reicb vertreten. 

• :: Katalog CLVI des antiquar. Biicberlagers von Fidelis Butsch Sohn 
(Arnold Kuczynski) in Augsburg. Entbalt auf Neite 24 eine interessante 
Sammlung tbeoretiscbe. praktiscbe und bymnologiscbe Mustkdriicie aus 
alterer und neuer Zeit. 

* Katalog von Kirchhoff & Wigand in Leipzig, Nr. 709. Entbalt 
eine reiche Sammlung neuer und alterer Gesibichtswerke iiher Miisik, tbeo- 
retiscbe AVerke und sebr vie] praktiscbe Musik. Die Neuzeit ist reicb 
vertreten, docli audi das 18. Jabrh. und Einiges aus dem Hi Jabrb. 

* Bericbt Liber den Tonkiinstler - Verein zu Dresden. B I VereinF- 
jal.r. Dresden 1884. In kl. 8°, 62 Seiten. Entbalt die Cbronik des vor- 
flossenen Verein sjabres. die Programme der Uebuugsabende und Pro- 
duktionsabende, die Bibliotbek und das Mitglieder-Ver/.eicbnis. 

* Als Mitglied der Gesellschalt fiir Musikforscbung ist eingetreten : 
Herr Jacob Wist, Stiftskaplan und Cbordirektor in Luzern. 

* Die Redaction bittet iini gefallige Benac.'iricbtigung uber ein so- 
ebeu ersebienones Werk, angeblicb betitelt: ,,Levais, Tonstiieke aus ilem 
12. 13. 14. und 15, Jabrbundert. Es wird nur um den Titel und Ver- 
leger gebeten. 

* Hierbei zwei Heilagen : Fortsetzung der Can tat en, Bogen 8 
und 9. 



Verantwortlicber Redact eur Robert Eitner, TiWplil (llckennarkl 
Druck von H e 1 1 m u t h Seeger in Templin. 



MUSIK GESCHICHTE 

herausgegeben 

von 

dir Gisillwhaft fOLr Xuiikforsohaog. 



171. Jahr^aug. 



Preis des Jahrtranges 9 Mk. Monatlicb ertcheint eiue 
Xummer vou 1 his i Bogcn ImertiouBgehuliren fiir 
die Zeile 30 Pfg. 



1 ftlUA Kom missions verlag der Broitkopf uud 

lOO*. j II * r t e 1 * sclien Bnchhandluug in Leipzig. 

1 Bestellungeu 

I uimmt jede Ruch- uud Musikhandlung eiitgegen. 



3STo. 11. 



lie Stadtbibliothek Ii Lfibeck. 

Herr Musikdirektor Stiehl hat vor Kurzem das Amt eines 
Vorstehers der musikalischen Abteilung obiger Bibliothek iiber- 
nommen und es steht in sicherer Aussicht. sobald der dortige 
Senat die Mittel zum Drucke des Kataloges bewilligt, baldigst 

zu erfabrei, welclie Sch&tze die Bibliothek birgt. Als Vorlftufer 
seiner Beroitliungeii sandte er der Redaction eine Reihe Beschrei- 
bungen seliener Weike ein nnd lasse ich die am ausfuhrlichst 
besehriebenen hier folgen. 

1. 

I). Joannis Jacobi Lncarii j Concentuum qui vulgo Motetta nun- 
cupantur. | Liber Primus | Quatuor vocum f V T enetijs Apud I Anto- 
nium Oardane. M D.XLVTI. 1 

4 Stb. in quer 4° von je 38 Seiten. Dedication : 

Eccellentissimo Domino Johanui Bernardino Carbon i Patritio 
Neapolitano, suo Mecenati Patronoque Opt: Lucarius Salutem. P. D 

Praestanti virtute tua, singularique humanitate adactus, pa- 
trone optime, lias primitias dudum ex musicae studio (.'ollectas 
tibi dedico, ut qui iampridem me ipsum penitus dediderim. Nam. 
et si hoc munusculum paupertate sua sordescere non ignoro, Scio 
tamen uitio dandum te minime existi mare, si quispiam thura 
non habens mola salsa litauerit Quod si tantillum uoluptatis ap- 
poitaffe cognouero, alia in posterum moliar, que fortafse nato tuo 

MoaaUh. f. Muaikgeich. Jabrg. XVI. No. 11 13 



114 Die Stadtbibliothek in Ltibeck. 

Hieronymo bona indole praedito usui oblectamentoque efse pote- 
runt si praeterea Hippolyta Toialta uxor incomparabilis, Conce- 
tibus longe dulcioribus affueta lias meas nugas non omnino afper- 
nabitur, summam laudem affequutus milii uidebor. Vale. 

Lucarius Suns. 

Thorn. Cimelli Epigramma. 

Ad Lucarium suum. 
Lucari, mihi chare ac lux, tot prodere libros 

In lucem harmonious, incipe rite tuos. 
Sic prodefse magis sic delectare et ubique 

Angelicos poteris foepe referre clioros 
Carboni sed nostro qui it carbunculus, omni 

Fulget honore, facer fac rogo primus eat, 
Ut tibi lucem addas, ut tutus gratior ut sit: 

Eternam ut lucem reddat utrique deus. 

Alohali lepinatis 
Distichon. ad lectorem. 
Cum aliquem bee potuifse putes nipythius illi 
mouifset mentem pectora. cum calamo. 



3ndex ^lotcttorum. 



Hec est doraus dei 


Pag. 1. 


Dominus illuminatio mea 


- 2. 


Jubilate deo 


- 5. 


(•antate domino 


- 7. 


Inclina domine 


- 9. 


Sails populi 


- 11. 


Inuocabit me 


- 13. 


Omnia que fecisti 


- 15. 


Ecce deus 


- 17. 


Dum clamarem 


- 19. 


Exaudi domine 


- 21. 


Spiritus domini 


- 23. 


In uoluntate tua 


- 25. 


Venite filij 


- 27, 


Gaudete in domino 


- 29. 


Alma redemptoris. Cimelli 


- 31. 


Alma redemptoris 




Alchali sepinatis*) 


- 33. 



*) ^ Sepinum. Ort in Sainnium an der Strasse von Barianicum naoh 
Aquilonia, deasen Einwobner Sepinates auf einer Inscbrift bei Orelli n. 
130 eraebeinen. Jetzt Sipiooiano. 



Die Stadtbibliothek in Lttbeok. 



US 



S. 

El Conte | Bartholomei Comitis Gallici | Eecellentissimi Masici 
Motetta 1 Quinque uocibus suauislime sonantia, Nunc primum in 
lucem edita, | Ad Delectationeni Canentium. Yenetijs Apnd | An- 
tonium Gardane. | M.D.XLVII. 

5 Stb. in quer 4° von je 29 Seiten. Dedication : 

Al Molto Reverendo Monsignor Jeronimo Superchio Prothono- 
tario Apostolico, Mio Signor Ofseruandisfimo Antonio Gardane. 

Cost umano Monsignor mio Reuerendo li nostri piu deuoti con- 
facrar le tauole et gl'altari a quelli lor femidei a quali si sono 
dati in protetione, et a quelli offerir le loro uittime, et incensi, 
per dimostrargli segno della lor gratitudine e deuotione, Ond'io 
mofso da cotale efsempio, ne ritrouandomi di presente altro dono 
damostrarui in parte la mia intentione, che questo presente uolume 
di Motetti, a uoi lo consacro, si per la causa detta come anchora 
perche palesandosi sotto tal nonie honorato, cortese e uirtuoso, 
haura a quello exito che io desidero e che ueimmente merita 
per rispetto di se medesinio et di uoi, sotto il cui buono auspicio 
lo ho impresso, e di imprimerne per lo aduenire m'aparecchio, e 
cosi permetta iddio che uiuiate lungamente felice, come sempre 
ui honoro, et reuerisco, e con lo affetto del core ui bacio la mano. 



%abula. 

Accipite spiritum sanctum 1. Hodie christus natus est 12. 

Assumpsit ihefus petrum 20. Heu michi domine 13. 

Cum iocunditate 4. Hec dies quam fecit dominus 17. 

Caro mea uere est cibus 6. Ne proijcias nos 22. 

Christus resurgens ex mortuis 8. 0 martir egregie 7. 

Cenantibus illis 10. 0 sacrum conuiuium 24. 

Domus mea domus orationis 2. O beatum pontiflcem 28. 

Domine ne longe facias 16. Regina celi letare alleluya 26. 

Emendemus in melius 18. Si bona suscepimus 29. 



Gaudent in celis 25. Te gloriosus apostolorum chorus23. 



Sacrae Cantiones | Quatuor, Quinque et Sex | Vocum. | Autore 
Valentino Neandro. \\ Witebergae | Excusae Typis Matthaei Welaci, 

1 Ammo MDLXXXI1II. 

Nir 3 Stb. vorhanden ; Alt, Tenor und Sexta Vox, in quer 4°. 



Hi 



Die Stadtbibliotbek in LUbeck. 



7 Seiten Widraung Illustrissimo Principi Doackimo ^riierm, 

Administratori Primatus ac Archiepiscopatus 
Magdeburgensis etc. 

3 Seiten Widmung Eruditione et virtute otnato "Valentino ^eandro 
Scholae puerilis apud fideles Brioenses guberna- 
tori, suo amico ^aulus tberus, K. Pastor 
Eccl. Witebergensis. 

1 Seite Epigramma. Doljan : Sflaior. D. 

1 — — (Lateinisch und Griechisch) JSimon JStcin 

Lomacensis. 

1 — — ^Cyriacus 0>dinus Luiieburgensis. 

45 Seiten Noten. 





Index Oantionum. 






"Quatuor H?ocum. 




1. 


Dominus pastor meus. 




2. 


Prope est dominus. 




3. 


Tnclina Domine aurem tuam. 




4. 


Contere Domine fortitudinem iniroicorum. 


2. 


Laiuiate Dominum. 




i. 


Non litres Domine in iudicium. 




7. 


Christe Dei splendor. 






^Quinquc ^Voctim. 




8. 


Delectare in Domino. 


2 Discant. 


9. 


Quare tristis es anima mea 


2 Discant. 


10. 


lmmola Deo sacrificinm lauds. 


2 Discant. 


11. 


Wer inter dem schirm 


2 Discant. 


12. 


Dancket dem HERRN 


2 Discant. 


13. 


Laetamini in Domino 


2 Tenor. 


14. 


Prima in a more Dei. 


2 Tenor. 


(Symbol u m Illustrissimi Principis ad Domini. 


Joacb. Friderici.) 


15. Candida simplicitas. 


2 Tenor. 


16. 


Was mein Gott wil 


2 Alt 


17. 


Christe tibi proprium. 


2 Tenor. 


ia 


Jacta super Dominum. 


2 Discant. 


19. 


In deo salutare meum. 


2 Discant. 


20. 


Rebus in humanis 


2 Discant. 



(Clarissimo Tiro, D. M. Johanni Puchbachio — Secretario 
& Consiliario intimo.) 
21. Tribularer si nescirem. 2 Discant. 



Totenliste des Jahres 1883. 



117 



J$cx *Vocum. 

22. Hierusalem aedificatur. 2 Discant, 2 Bass. 

23. Da pacpiu Doniiiie, 2 Discant, 2 Tenor. 

24. HKir Gott gib vnsei n Filrsten 2 Discant, 2 Tenor. 

25. Lucerna pedibus niels. 2 Discant, 2 Bass. 



Totenliste ies Jahres 188S 

die Musik betreffend. 

(S c h 1 n s s). 

jpott, August, einst Concertmeister in Oldenburg, St. 25. , n. A. 

den 27. August in Graz. 
^uttlinoen, Baron Johann Yesque von, ge.nannt J. Hoven, Kom- 

" ponist, st. 29. Okt, in Wien (Signale 1002.) 
c £u<]no f Stefano, Komponist, st; ini Dez. in Paris, 67 J. alt. 
V^edem, Graf Wilhelm Friedrich von, Komponist-Dilettant, st 5. 
Nov. zu Berlin. 

yieicker-lQndermann, Hedwig. Altistin an der Hot biihne in Berlin, 
starb 2. Juni zu Triest. (Selbstbiogr. Centralbl. p. 240, 
Wocheubl. 308). 

7{c<ncckc ,1. P. R , Yater des Leipziger Komponisten, Organist 
und Gesanglehrer, st. 14. Aug. in Altona. (Signale 663.) 

U{e issuer, Friedrich August, Binder des einstigen sachs Kapell- 
meisters, ehemais Kapellmeister in Ohristiania (Norwegen), 
starb 1. M&rz zu Fiederikshald. (Bock 87, Woclienblatt 
sagt : st, den 2. Marz ) 

J\igaut y Antoinette Eugenie, einst Sangerin, st im Jan zii Fon- 
tainebleau. 86 J. alt. 

7{odas % Agostino, Bassist, st. im Sept. in Barcelona. 

U{ode, Theodor, Musiklehrer und Schriftsteller fiber Alilif armusik, 
st. 21. Dez. in Berlin. 

Ulodenburij, Jacques, Musikdirektor, st. 29. Dez. in Schiedam 

U{ocdd, Gnstav, Komponist und Theoretiker, st im Juni zu Mar- 
seille, 45 J. alt. 

U^dder, 0. G., Gi iiuder der Notenstecherei und Druckerei in Leip- 
zig, st. 29. Okt. in Gohlis b. Leipzig. (Signale 1022.) 

7\ohde, Ednard, Musikdirektor, Gesanglehrer und Komponist, st. 

25. Marz in Berlin. 
iftoljne, Kgl. Kammermusiker und Violoncellist an der Berliner 

Kgl. Oper, st. ebd. am 21. Mai. 



118 Totenliste des J Arm 1883. 

V{ouvroy t Md, Louise (Comtesse de Villedeuil), Sangerin, si im 

Nov. in Paris. (Guide 48.) 
Vlubini, Dominique, einst Kapellmeister am russischen Hofe, st. 

22. November m Reuil bei Paris, 77 J. alt. 
3{uljn, V. Muikdirektor, st. 25. Juli m Minster. (Guide Nr. 40.) 
jSakm, Carl, deutsch - ameiikanischer Komponist, Dirigent, st. im 

F«br. in New- York, 61 J. alt. 
jSanti, Giuseppe Gastaldo, Komponist, st. im Febr. zu Turin, 59 

J. alt. 

Jiarrk, Enrico, Komponist. st den 2. oder 3. Febr. in Neapel. 
Jiarti, Raffaele, Komponist, st. im Juli zu Ferrara (Ricordi 264 ) 
JSckira, Francesco, Komponist, st, 16. Okt. zu London. Andere 

schreiben den IS. November. 
jScfuull. Heinrich, Komponist, st. im Dez. in Berlin. 
JStbastiani, Constanze, geb. in Amsterdam 1796, war von 1812 

bis 1834 Sangerin an der Berliner Oper, st. in Berlin 

den 12. Mlrz. 

JSccchi, Benedetto, Komponist, st. im Mai oder Juni in Rom, 52 

,1. alt. (Ricordi 214) 
JSeure, Leopold, Orchesterchef, st, 15. Aug. zu Bourges, 28 J. alt. 

fricjhiccUi, Antonio, Violinist und Orchesterchef, starb im Okt. zu 

Modena. (Biogr. Ricordi 400.) 
frimiol, Andre. Komponist, Orchesterdirigent und Musikschrif t- 

steller, st. 2. Dez zu Paris. 
^Hermann, F. A., Bibliothekar an der Akademie fir Musik in 

Stockholm, auch Komponist, st. daselbst Ende Juli. 
JSpcran$a, Maria, Sangerin, st. im Febr. zu Mailand, 26 J. alt. 

JStasny, Ludwig, Komponist und Dirigent der Palmengartenkapelle 
in Frankfurt a./M , st, im Okt. ebd. (Signale 1022.) 

jSteintr, Franz Xaver, Zittervii tuos und Komponist, st. 17. Juni 
in Miinchen, 44 J. alt, 

Jitern, Julius, Musikdirektor, starb 27. Febr. zu Berlin. (Biogr. 
Bock 73.) 

fitillc, T. H., Musikreferent des Glasgower Herald, st. in Glasgow 
im Juni. 

JSusini, einst Bassist, st. 24. Nov. in London, 60 J. alt. (Guide 50.) 

Jescbntr, Gustav Wilhelm, Prof, und Gesanglehrer, Herausgeber 

zahlreicher Werke des 16 und 17. Jahrh., starb im 83. 

Jahre am 7. Mai in Dresden ; Wochenblatt sagt 8. Mai. 

(Biogr. Bock 115.) 
Jbitrnt, Lebrecht, Organist und Musikdirektor in Halle, st. 20. 

Mai in Giebichenstein. (Biogr. Centralbl. p. 275.) 



Totenliste des Jahres 1883, 



119 



Xitnot, Edmond Pierre Lazare, Arzt und Musikschriftsteller, st. 

21. Jan. zu Paris. 
Zomadini, n. Anderen Tomandini, Jacopo, Kirchenkomponist, 

st. 21. Jan. in Udine, n. A. in Mailand, 63 J. alt. 
Zrautscb, Contrabassist in Dresden, st. 21. Febr. ebd. 
5fW> Valerie Marie (laudine, einst S&ngerin, st. im April in Paris. 
Tjiczek, Leopoldine, Herrenburger — einst S&ngerin an der Oper 

in Berlin, st 20. Okt. in Baden bei Wien. 
H'cstri, G., Opern- und Kirchens&nger in Dresden, st. ebd. 6. Sept., 

81 J. alt. 

HSianesi, Giuseppe, Klavier- und tfesanglehrer, st. im Mai in Lucca. 

geb. 1798 m Pistoja. 
'-Viardo', Louis, Kritiker und Journalist, starb 5. Mai zu Paris. 

(Guide Nr. 21/22, Menestrel 192.) 
HSolkmann, Friedrich Robert, Komponist. st. 29.- 30, Okt in Buda- 

dapest. (Oentralbl. 430, Bock 355. Eine Wiirdigung seiner 

Werke ?. L. Ehlert in der Allg. mm. Ztg. 1868.) 
tWadesieui, Baron Van de Steen de, Violinist, starb im Febr. zu 

Venedig, 63 J. alt. 
Wayner, Ernst David, Organist und Herausgeber kleiner Klavier- 

stieke, st. 4. Mai in Berlin. 
^Wagner, Richard, st. 13. Febr. in Venedig. Im Wochenblatt Nr. 

17 die Abbildungen seines Geburts- und Sterbehauses 

u. a., aulserdem in den folgenden Nrn. zahlreiche Mit- 

teilungen allerlei Art. 
tWalcott, Frau, geb. Scliireff, S&ngerin, st. 23. Dez. in Kensington. 
<Wcdemt}>er, P. f Flotist und Musikdirektor, starb 9. April in Leeu- 
' warden. 

cWeyncr, Ernestine, Soubrette, starb 2. November in Wiesbaden. 
(Signale 1002) 

<Wtble> Charles, Salonkoniponist, st. 2 , n. A. den 3 Juni in Paris. 
tWoHfakrt, Heinrich, Komponist von musik-p&dagogischen Klavier- 

stucken, st. den 9. Mai, n. A. den 7., in (•onnewitz bei 

Leipzig, 86 J. alt. 
<Wolzojcn t Karl August Alfred von. Intendant am Theater in 

Schwerin und Schriftsteller, schrieb besonders Vieles 

iiber Rich. Wagner, st. den 13. Jan., u. A. den 14.. in 

San Reno. 

%ahd, Karl, einst Hol-Musikdirektor in Braunschweig, st. im Juli 

ebd. (Signale 712, Bock 278) 
Zjimboni, Angela. Gesanglehrerin, st. im Jan zu Genua, 71 J. alt. 
Xamboni, Leopoldo, Musiklehrer, st. im Sept. in Mailand. 84 J. alt. 
Xppffi Hermann, Musikschriftsteller und Komponist, st. 12. Juli 

in Leipzig. (Biogr. Centralbl. pag. 291.) 



120 



Discours des Herrn Quanz. 



Discurs is 1cm Qnanz tier flis Clifiericciiiniiieit (113). 

Trotzdem wir seit den Yeroffentlichungen des Herrn Prof. 
Spitta in seinem Leben Bach's (2. Bd. Seite 125 und Musikbei- 
spiel Seite 1) uber das Accompagnenient des 18. Jahrhunderts 
endlich ein praktisches Be i spiel vor un t s haben. was uns besser 
•als alle Auseinandersetzungen b el eh it wie die Alten ihre Solo- 
sachen begleitet haben wollten, so wird es doch nicht ganz un- 
ntitz sein, audi Quanz's Meinung daruber zu horen, besonders in 
betreff von melodischen Zuthaten , liber die wir doch noch nicht 
ganz klar sind und sich Quanz gerade dariiber selir deutlich aus- 
spricht, wo man dieselben anbringen darf Die Abhandlung be- 
findet sich in den Klavierstiieken mit einem praktischen Unter- 
richt fur Anf finger und Geiibtere, von Fr W. Marpnrg. 3. Samm- 
lung. Berlin, 1763. bey Haude und Spener. In querfolio. (Exem- 
plare besitzen die Kgl. Bibl. zu Berlin und die Anialienbibl. des 
Joachimstharschen Gymnasiums ebd.) Icli teile nicht die gauze 
ziemlich umfangreiche und selir unistandlich geschriebene Ab- 
handlung mit, sondern gebe mir das Wichtigste. doch dieses 
wortgetreu. 

Nicht alle, die den Generalbass versieheii. sind auch des- 
wegen zngleich gute Accompagnisten. Ekes muss durch 
Regeln, das andere aus Erfahrung und endlich aus eigener Em- 
pfindung erlernet werden. 

In das erstere mich einzulassen ist meiue Absicht nicht : 
well es darin an Anweisung nicht fell It. Wegen des letztern aber 
will ich, weil es zu meinem Zwecke gehoret, mit Erlaubnis der 
Herren Klavieristen, nur in der Kiirze etwas weniges erinnern ; 
das Uebrige aber einem jeden geschickten und erfahrenen Kla- 
vierspieler zum weiteren Nachdenken anheiin stellen. 

Es ist, wie oben gesagt worden, moglich, dass einer, der die 
Wissenschaft des General basses aus dem Grande inne hat, den- 
noch ein schlechter Accompagnist sein kann. Der Generalbass 
erfordert, dass die Stiiumen, welche der Spieler uber den Bass 
aus dem Stegreife und nach Anleitung der Signaturen hiuzusetzt, 
nach den Regeln und als wenn solche auf dem Papiere geschrie- 
ben stunden. gespielet werden miissen. Die Kunst zu begleiten 
erfordert nicht nur dieses, sondern auch ein viel mehrers. 

Die allgemeine Regel vom Generalbass ist, dass man allezeit 



Discours im Herrti Quanz. 



vierstimmig spiele : wenn man aber recht gut accompagniren will, 
thut es oft bessere Wirkung, wenn man sich nicht so genau 
hieran bindet : wenn man vielmehr einige Stimmen wegllsst, oder 
woM gar den Bass mit der rechten Hand durch eine Oktave 
lioher verdoppelt Denn so wenig ein Koniponist zu alien Melo- 
dien ein drei-, vier- oder filnfetimmiges Accompagnement der In- 
stmmente setzen kann noch muss, wofern dieselben nicht nver- 
st&ndlich oder verdunkelt werden sollen, ebensowenig leidet anch 
eine jede Melodie ein bestandiges vollstimmiges Accompagnement 
auf dem Klaviere, weswegen ein Accompagnist sich mehr nach 
der Sache selbst, als nach den allgemeinen Kegel n des General- 
basses richten muss. 

Ein vollstimmiges nnd mit vielen lnstrnmenten begleitetes 
Stick erfordert auch ein vollstimmiges und starkes Accompagne- 
ment. Ein mit wenig Instrumenten besetztes Concert, verlanget 
in diesem StUcke schon eine M&fsigung, besonders unter den 
concertirendeu Stellen. Man muss alsdann acht haben, ob die- 
selben Stellen nur mit dem Basse allein, oder auch mit andern 
Instrumenten begleitet werden, ob die concertirende Stimme 
schwach oder stark, in der Tiefe oder Hdhe spiele, ob sie anein- 
ander hangende oder singende, oder springende Noten oder Pas- 
sage u auszufiihren habe, ob die Passagen gelassen oder feurig 
gespielet werden, ob dieselben consonirend sincl, oder ob sie, urn 
in eine fremde Tonart auszuweichen, dissoniren, ob der Bass eine 
langsame oder geschwinde Bewegung darunter hat. oder ob sie 
zu vieren oder achten auf eineiiei Tone vorkommen, ob Pausen 
oder lange und kurze Noten untereinander vermischt sind, ob das 
Stick ein Allegretto, Allegro oder Presto ist, davon das erste 
bei Instrumentalsachen ernsthaft, das andere lebbaft, das dritte 
aber fllichtig und tandelnd gespielt werden miss, oder ob es ein 
Adagio assai, Grave, Maesto, Cantabile, Arioso, Andante u. s. w. 
ist. von denen ein jedes, so wie in der Hauptstimme, also auch 
im Accompagnement einen besondern Vortrag erfordert. Wird 
soldier von einem jeden recht beobachtet, so thut das Stuck bei 
den Zuhorern die gesuchte Wirkung. 

Bei einem Trio muss der Klavierist sich nach den Instru- 
menten die er zu begleiten hat richten, ob solche schwach oder 
stark siid, ob bei dem Klavier ein Violoncell ist oder nicht, ob 
die Komposition galant oder gearbeitet ist . . . Wenn der 11a- 



112 



Mitteilungen. 



vierist ein Violoncell neben sich hat und schwache Iustrumente 
begleitet, kann er mit der rechten Hand eiaige Mafsigung ge- 
brauchen, bei starken Iustiumenten aber und wenn das Stuck 
sebr harmonios und gearbeitet ist, auch wenn beide Stimmen 
(Iustrumente) zugleich spielen, kann er viel vollstimmiger greifen. 
. . Verschiedene Not en, so eiuen Nachdruck erfordern, muss der 
Accompagnist mit mehr Lebhaf tigkeit und Stlrke anschlagen und 
von anderen Noten, welche dieses nicht verlangen, zu unterschei- 
den wissen. Hierher gehoren die laugen Noten, so unter ge- 
sch winder e vermischet sind, ferner die Noten mit welcheu ein 
Hauptsatz eintritt und dann liauptsachlich die Dissonanzen. Das 
Thema erfordert allezeit eine Erhebung in der Stlrke des Tons, 
urn seinen Eintritt des to deutlicher zu machen, und die Dissonan- 
zen dienen eigentlich zum Mittel. die unterschiedenen Leiden- 
schaften abzuwechseln. (Fortsetzung folgt.) 

Mitteilungen. 

* Mitteilungen der Musikalienhandlung Breitkopf & Hartel in Leip- 
zig. Nr. 20, September 1884. In 8°. Dieselben beginnen mit der An- 
zeige der Drucke der Gesellschaft fur Muslkforeehung, deren buchhandle- 
rischer Vertrieb seit dem 1. Juli an dieselben iibergangen ist. Dem 
Druckverzeiehnis gebt ©in Vorwort voraus, welcbes Ziel und Zweck der 
Gesellschaft bespricht und mit war men Worten die Bestrebungen der* 
selben empfiehlt. Darauf folgt die Anzeige der Publikationen der Gesell- 
schaft zur Herau8gabe danischer Musik r die im Jahre 1871 gestiftet wurde, 
rait dem Zweck, sowohl altere, der danischen Musikgesehichte angehorige 
Werke, als neuere Kompositionen herauszugeben. Bis jetzt sind 20 Werke 
erschienen, doch die Orchester- und Gesangs werke nur im 2- oder 4 ban- 
digen Klavierauszug. Von d**n Komponisten gehoren aber die moisten 
Deutschland an, die in Danemark nur oin Asil fanden, sogar einige nur 
zeitweise, wie J. P. A. Schulz, C. E. F. Weyse, Fr. Kuhlau, Fr. L. Ae. 
Kunzen u. a. Diesen scbliesst sich die Anzeige der neuen Verlagsartikel 
an. Zu erwahnen ist noch, dass von 6retry's Werken der 3. Band mit 
dem Ballet : „Cephale et Procis" im Druck ist, von der Palestrina'schen 
(jteeamt - Ausgabe Band 16, siebentes Buch der Messen und Baud 28, 
raehrstimmige Madrigale, und von Franz Schuberts Werken sieben Sinfo- 
nien nlchstens erscheinen. 

* CLXII Katalog des antiquarischen Blicherlagers von Albert Cohn 
in Berlin, Mohrenstr. 53. 1. Abteilg. : A — Esch. Enthalt auch manohen 
seltenen und interessanten alter en Musikdruck, wie Hiliricl Albert's Lust- 
Waldlein von 1648, Seb. Bach's Clavier-Ubung n. a. 

* Katalog von A. Bielefeld in Karlsruhe, 1885, Nr. 112. Enthalt 
1123 Bucher und Musikalien moist der neueren Zeit angehorig. 

* Als Mitglieder der Gesellschaft fur Musikforschung sind eingetreten 
die Herren Dr. Oscar Chilesotti in Bassano und Musikdirektor C. Stiehl 
in Lubeck. 

* Hiorbei zwei Beilageu : 1) Fortsetzung der Can tat en, Bo gen 10. 
2) Katalog Joachimsthal, Bogen 9. 



Verantwortlicher Kedacteur Robert Eitner , Templin (Uckermark). 
Druck von Hellmuth Seeger in Templin, 



fur 



MUSIK-GESCHICHTE 

herausgegeben 

von 

dor Ges«llschaft far ltMikforiclumg. 



171. Jabriau. 

1884. 



Preis det Jthrgftuget S Mk. Monttlich ersoheiot eine j 

Nominee vnu 1 bit 8 Bogen Intertioutgebtihre n Mr j 
die Zeile SO Pfg. | 



Kommisiioniverlag der Broitkopf und 
H i r t e 1 ' achen Buchhaudlung in Leipzig. 
Beitellungen 
nimmt Jede Buch- und Musikhandlung entgegen. 



lo. 12. 



Die Stadtbibliothek in Mbeck. 

4. 

Cantis | Madrigal i a cin | que voci il primo libro. | Composti 
per lo Exceilentiffimo Musico Miffier Jacomo | Fogliano Organista 
dignisfimo de la Citta di Modena | nouamente Stampati & posti 
in lice, j M.D.XLVII. 

(Drucker und Druokort nioht angegehen, da aber samtliche iibri- 
gen in dem Sammelbande enthaltene Werke bei Gar dan e gedruokt 
Bind und Druck und Papier mil den iibrigen vollkommen Uberein- 
stimmen, auch die Initialen (Holzscbnitt) die (ileichen Hind, so iit 
wohl mit Bestimmtneit anzunebmen, dass dai Werk bei Gar- 
dane gedruokt itt, um so mebr als auob die umstebend besohriebenen 
Druokerzeioben die«em D ruoker eigeniiiinlioh lind. Ioh bemerke 
noob, dass der reiobe Einband des Sammelwerkvs (braunes, gepresstes 
Leder) in Venedig selbst bergestellt scin wird, da auf den Ein- 
banddecken siob gleicbfalls das Druckerzeioben (vergoldet) findet. 
Die biibsob ornameniirteu Deoken tragen in den 4 Ecken den 
Reiobsadler mit der Krone t demnacb niobt das Ltibeokisobe 
Wappen. Die Reste grim sammtner Bander, wie die stark vergoldeten 
und verzierten Kinder baben siober seiner Zeit die Kosibarkeit dts 
Einbaudes vermehrt. Uebrigens iit der Sammelbaud vollitandig 
in 6 Stimmbtiobern vorhanden und ganz ausserordentliob gut er- 
halten. 

Monttah. I MuiikgMGh. Jfthrg. XVI. No. 11. 1* 



Die Stadtbibliothek in Ltibeck. 



Vielleicht ist die Kombination nicbt zu gewagt, wenn derselbe 
aus dem Besitz des Biirgermeisters v. Hovel n an die Stadtbibliothek 
iibergegangen ist. Derselbe v. H. ichreibt 1607 in leinem Ge- 
heimbuohe : „Mine Sangbttcher, Mutaten und Madrigalien, bo ich 
tbeils selber tho Venedig babe gekofft, theils in disien Land en ge- 
druokt und geschrieben etc.) 

5 Stb. in kl. quer 4°. 1 Blatt Titel. 29 Seiten Not en. Schlu3sseite: 



Amor e so che sai. 13. Mostra da Poriente (von H. 

Amor e queMo il fronte. 22. Scaffen, scilic. Heinrich 

Amor son questi i labri (Sec. Schaffen.) 14. 

pars ad 22.) 23. Madonna sommi acorto. 15. 

Amor e uer che questa. Morte dhe uieni hormai. 20. 

(Tert. pars ad 22.) 24. Non harano mai fin. 4. 

CM uol cantar di donna 7. 0 inuidia nemicha. 18. 

Dolor crudel. 3. Ogni riuo ogni alto monte. 

Diua signora mia. 10. (Tertia pars ad 25.) 26. 
Dunque donna la mia fede. Pomi in cielo pomi in terra. 

(Quarta pars ad 25.) 27. (Sec. pars ad 25.) 25. 

Fugite pur fagite. 17. Perche non polVio dir. 

Gran miracol d'amor. 6 (Quinta pars ad 28) 23. 

Madonna i ni no dire. 5. Quand' amor quei begliocchi. 2. 

Miser clii in amar donna. 8. Si come alFhora alFhora. 16. 

Madonna hoi cho da fare. 9. Si come chiar stuede. 19. 

Madonna sel morire. 11. Tan to e 1'empio dolor. 21. 

Madonna la pietate 12. Tanquam aurnro. 25. 

Vergene santa. 1. 



L'Hostt da Beggio : Primo libro de Madrigali | a quatro aoci 

di f Hoste da reggio Nouamente da lii composti | Et posti in face. | 
(In der Mitte das Gardanesehe 
Wappenbild, ein aufrechtstehender 
Cantus. L6we u. ein aufrechtstehender Bir Caitus. 

mit der Umschrift : Concordes 
virtute et naturae miraculis.) 
In Venetia Apresso di | Antonio Gardane. | M.D.XLVII. | 
4 Stb. in kl. quer 4°, je 37 Seiten. 
Die Vorrede auf Seite 2 lautet : 
Al. le. Et 111. m9 S. m El S. m Car. !i di Mantua Benifattore 
Et Patrone Singularisfimo. 
Puoteuo ben ragioneuolmente Reuerendisfimo & Illustrisfimo 
signor inuiar questi acerbi & poco maturi frutti del mio incolto 



Die Stadtbibliothek in Lttbtck 



18S 



giardino altroue che a V. S. Reuerendisfima la quale con le sin- 
gular qualitadi del reale & diuino animo suo fa sentir al mondo 
I guisa d'un concento musicale rharmonia dele celeste uirtu sue, 
ma la gran seruitu clie, bonta sua, le tengo, ha puotuto piu in 
me, che non puo il cognoscermi indegno di dedicar'a cosi hono- 
rato A diuino signor tai frutti quali anchor che per la lor basseza 
non meritano essergli presentati, non dimeno, quali si siano, asfi- 
curato dala grandeza & moltitudine inflnita de le sue cortesie 
ardisco offerirglieli accio che uedendosi scritto rillustrisfimo noqie 
di quella si la lor fronte, possa col mezo di lei conciliarmi la 
gratia de boni & uirtuosi, & fuggir il rabioso morso de catiui in- 
uidiosi, adunque V. S. R. con quel chiaro splendore dela gloria 
sua, con la quale ogni fosco alluma et fa chiaro, priego Illustri A 
raffereni queste mie poche fatiche, & le riceui con quel' animo 
benigno, del quale la seruitu mia fatta sicura, si proraette, & a 
lei con quel humile riuerenza che a cosi gran Cardinale si deue 
me inchino basando le Illustrisfime mane. Deuotisfimo seruitore 
l'Hoste da Reggio. 

Xavola. 9hUi ^tadriyali, V^umero 40. 



Alma beata e bell a (Pag.) 10. Madonn' anchor son uiuo. 9. 

Amante piu non creda. 12. Madonna per uoi ardo. 17. 

A morose mamelle. 20. Non sara mai. 16. 

Amor taat'e il martir. 32. 0 beata colei. 2. 

Chi uiue senza mai. 24. Occhi leggiadri. 5. 

Cura che di timor. 30. Occhi miei gia felici. 8. 

Dke qual proua maggior. 3. Poi che mia ferma Stella. 

Doppoi ch'io uiddi. 6. 5 voci. 25. 

Donna se per mirar. 7. Perche quel che mi trafse. 28. 

Dal di che nacque amore. 16. Per gran uento che spire. 31. 

Ditemi o uita mia. 18. Poi che tu sei. (quarta p. 

Dolc'ire dolci sdegni. 27. ad 34.) 37. 

Gente a cui nulla fede. 10. Quanti son poi. 24. 

Hai che di ben amar. 13. Questa donna gentil (secunda 

II dolor del partire. 1. p. ad 34.) 35. 

Io son in fin qui stato. 19. Sa quest' ajtier ch'io l'amo. 8. 

In giustisfim' amor. 21. Se 1 dolce sguardo di costei. 12. 

Io non sapei (secunda pars Se pensando signora. • 14. 

ad 32.) 33. S'altri d'amor sospira. 23. 

Io uo cangiar. 34. Semplice pastorello. 26. 

Lafso che desiando us 4. Se le uiue fauille (a uoce 

Lafso che pens' alcun. pari.) 29. 

(tertia part ad 34 ) 36. Fatene raoschinella. 22. 



126 



Die Stadtbibliothek in Ltibeck. 



6. 

Cantiones poenitentiales. | Christliche newe Teutsche Geslige 
der schonen herrlichen Geistlichen | vnd trostlichen sieben Bus- 
psalmen | wie man sie nennet | des heiligen vnd Koniglichen Pro- 
pheten Dauids | mit Fluff stimmen gantz lustig zu singen | vnd 
anff allerley Instrumenten zu gebrauchen | auff Mutetische art 
gantz fleifsig zusamen gesatzt, vbersehen vnd verfertiget | durch | 
Jaoobum Syring | Rottenburgensem. | (Auf dem Tenorstimmbuch : 
Vlfsen. Michel Kroner 1582) | Can tale Domino canticum novum, 

laus eius in ecclesia | Sanctorum. Psal. 149. | 
Nur Altus und Tenor in kl. quer 4° vorhanden. 21 Seiten Vor- 
reden, Deticationen und Register, 43 Seiten Musik. 

Register dieser Bu&psalmen mit 5 Stimmen. 
1. Ach Herr straff mich nicht. Psal. 6 c. 2. pai*s. 

2. Selig 1st der, dem die vbertretung. Psal. 32. c. 2.-4. pars. 

3. Herr straff mich nicht in deinem zorn. Psal. 38. c. 2.-5. pars. 

4. Gott sey mir gnedig. Psalm. 51. c. 2.-4. pars. 

5. Herr hdre mein Gebet. Psalm 102. c. 2. — 4. pars. 

6. Aus der tieffen schrey ich zu dir. Psal. 130. c. 2. pars. 

7. Herr erhflre mein Gebet. Psal. 143. c. 2.-4. pars. 

8. Ehr sei dem Vater im hOchsten Thron. 

Angebunden : Te deum laudamus. | Der herrliche vnd schoue 
Lobgesang | das Te Deum laudamus Teutsch | gantz vnd alle Vers 
besonder | mit oder ohne Orgel | oder sonsten auff ein oder zwej- 
Chor | nach gefallen | mit fluff Stimmen I gantz lustig zu singen 
| aufis fleifsigste zusamen gesetzt vnd verfertiget | durch | Jaco- 
bm Syring Musicum & ducalis Judicii Zellae Procuratorem. | 
Bez. des Stb. | In te Domine speravi, non confundar in aeternum. 
| Gedruckt zu Vlssen bey Michel Krfiner | im Jar 1583. j 
Altus and Tenor in kl. quer 4°. 7 Blatr, Titel und Vorrede. 
13 Seiten Noten. 

7. 

Tenor. | Missae Quatuor Vocibus | Juxta Formam | Sacri Cob- 
cilii | Tridentini Compositae. | Pascale Trietabucchia | ab Aquila 
authore. | 

Mifsa Prima. Quinti Toni. 

Mifsa Secunda. Primi Toni. 

Mifsa Tertia. Sesti Toni 

Mifsa quarta paribus vocibus. Secnndi Toni. 



Didoours des Herrn Quanz. 



Iff 



Mfsa Quinta de Feria paribus vocibus secundum cantum commune. 

Tertii Toil 

Mifsa Sexta Mort. paribus vocibus it idem secundum cantum com- 
mune diuersorum tonorum. 

Nunc primum in lucem aedita. ji Venetiis, apud Haeredem 
Hieronymi Scoti, 1591. 

Nur Tenorstimme in 4° vorbanden. 2 Vorbll. und 41 8. Musik. 

Dedication an D. Donato de Antona Tarentino. Gez. vom 
Komponisten : Venet. Ottobris. 1591. 

iiciiri is ism Quiz iliiFiiF Cla? liraccoiiiaiiemeit (113). 

• (Schluss.) 

Es kommen zwar im Accompagnement 5fters noch andere 
lange Noten vor, so eigentlicb keinen besonderen Ausdmck er- 
fordern, sondern nur die Melodie begleiten oder in Ruhe setzen. 
Von diesen ist bier die Rede nicht. Es kommt bier vielmehr 
auf diejenigen Noten an, welche eine geschwinde und beftige 
Bewegung, sowohl durch Consonanzen als Dissonanzen unterbre- 
chen, doch aber in der Folge gleich wieder durch andere geschwin- 
dere Noten abgewechselt werden Ferner gehSren hierher die 
Noten, vermittelst welcher der Bass die Cadenz der Hauptstimme 
unterbricht, um einen sogenannten Betrug (inganno) zu begehen, 
welter die Noten so zur Hanptcadenz vorbereiten, ferner diejeni- 
gen Noten, welche durch ein Kreuz oder Quadrat erhOhet oder 
durch ein b erniedrieget werden ... Is ist schon von langen 
Zeiten her die Regel gewesen, dass man beim Spielen des Gene- 
ralbasses die Hftnde nicht allzuweit von einander entfernen und 
folglich mit der rechten nicht allzuhoch spielen sotle. Denn es 
thut eine viel bessere Wirkung, wenn die begleitenden Stimmen 
auf dem Flttgel inter der Hauptstimme, als wenn solche mit der 
Oberstimme oder wohl gar fiber derselben genommen warden. 
Wenn die Alten das Accompagnement um eine Octave hfther 
haben wollten, so setzten sie anstatt der Terz, Quart, Quint etc. 
di% Decime, Undecime oder Duodecime fiber den Bass. Aus obtn 
gesagten Ursachen darf man einen Violonceliisten, wenn er Solo 
spielt, nicht so wie einen Violinisten begleiten . . . Wenn der 
Bass in langsamen Stttcken etliche Noten auf einerlei Tone zu 
wiederholen hat, welche mit * J j[ J J n. dergl. bezifFert sind, da 
dann vermutlich die Hauptstimme die obersten Ziffen in ihrem 
Gesange hat. so klingt es sehr gut, wenn der Accompagnist die 



118 



Disoonn 4ti Ht fm daw. 



obersten Ziffern in der Tiefe spielet and folglich die Teraen, so 
beide Stimmen gegen einander machen, in Sexten verwandelt . . 
Auch kann er die obersten Ziffein ganz weglassen und nur die 
unteren spielen, damit er in keiner Weise die Oberstirame darch 
still Accompagnement bedecke oder belftstige. 

Mit der rechten Hand muss der Accompagnist im Adagio 
wtier harpeggiren noch melodios spielen, es wire denu, dass 
der Solospieler haltende Noten oder Pausen h&tte. Die accom- 
pagnirenden Stimmen darf er nicht vor dem Basse hervorragen 
laspen. In einem Adagio im geraden Takt, kann er m einem 
jeden Achtteile mit der rechten Hand anschlagen. In einem 
Arioso aber, wenn der Bass eine geschwindere Bewegung m 
machen hat, sie bestehe aus Achtteilen, Sechzehnteilen oder 
Triolen von beiderlei Art Noten, klingt es nicht so git, wenn 
er zu einer jeden Note mit der rechten Hand anschlagt, als wenn 
er bei gleichen Noten eine und bei Triolen z w e i vorbei gehen 
llsst, wenn anders fiber den dui chgehenden Noten keine eigaen 
Ziffern stehen. 

Wenn die Hanptstimme in einem Adagio durch ein paar 
geschwinde pnnktirte Noten etwas besonderes auszudr&cken and 
der Bass solches mit eben dergleichen Noten nachzumache* hat, 
so miss der Accompagnist dieselben, es mOgen Consonanzen oder 
Dissonanzen sein, ganz voilstimmig und erhaben anschlagen. Hat 
aber die Hauptstimme einen traurigen oder schmeichelnden Q§- 
sang, so muss der Accompagnist im Anschlage sich mfi&igen, die 
Stimmen vermin dern und also bei alien Fallen sich der Haqpt- 
stimme beqnemen und mit derselben alle (^eidenschaften eben so 
gut als wenn er selbst Solo spielte zu Herzen nehmen. 

Nachahmungen, so aus laufenden oder melodiosen Qaqgen b©- 
stehen, thun eine bessere Wirkung, wenn sie mtt der rechten 
Hand in der htfheren Oktave mitgespielt werden, als wenn man 
sie voilstimmig accompagnirt Auf gleiche Weise kann man audi 
mit dem Unisono verfahren. Wenn etliche ganze Tafcte auf einem 
Tone gebunden sind, kann ein jeder (bei der Kfirze des Klavier- 
tones) besonders angeschlagen werden . . . (Unter vielem us 
nicht mehr interessirenden Bemerkungen sagte er aber auch, dass 
sich das Pianoforte ganz besonders zum Accompagnement eigne, 
dn man jederzeit den Ton nach Belieben stark oder scfcwach 
nehmen fcOnne, wfthread man auf dem Clavieimb&l o#§r Flttgel 



R^chnungslegung. 



lit 



mit nur einem Klaviere im Forte m ailerhand Hilfemitteln, als 
Verdoppeln oder Arpeggiren greifen mfisse. Auf einera Clavichord 
dagegen kann man eigentlich nur piano apielen.) 

Bin Aceompagnist ist zu tadeln, wenn er mit der rechten 
Band zi viel Bewegung maeht, oder wenn er am unrechten Orte 
raelodios spielet oder harpeggirt, oder sonst Sacben macht, die der 
Hauptstimme entgegen sind, oder wenn er das Piano und Forte 
mit dem Solospieler licit zu gleicher Zeit ausdriickt, sondern alias 
ohne Affect und in einerlei St&rke spielt. 

Beim Allegro hat sich der Accompagnist banpts&chlich di¥or 
zu hi ten, dass er den Solisten nicht durch Vollstimmigkeit be- 
llstif e y dass er die durchgehenden Noten itcht mit vielen Stiramen 
b4lade und nur spiele was vorgeschrieben ist. . . . 

Reehntingslegaiig 

liber die 

Iiiililiifli hr liti^ 

fur Amm Jahr 1883. 

Einnahme ............ 1081,32 Mk. 

Ausgabe 935,20 Mk. 

Speoiali»ii*tiiifg > : 
ft. Ehlllllllll*. Mitgliederbeitrage und Abormementt . . 748, — Mk, 
Durch die Trautwein'ache Musikhandlttng 
und den Verkauf alterer Jahrgange . . 231,10 „ 

Uebersohuss aus 1882 . 102,22 y> 

Summa . 1061,32 Mk. 

b. Avtgabe. Buchdruek ........... 450,09 Mk. • 

Notendruck ........... 178,10 „ 

Papier ............. 80, — n 

Buohbinder, Feuer version erung, Reohnungs- 

Formulare .......... 19,27 „ 

Expedition, Briefe, Utensilien, YerWaltungs- 

unkosten .......... 207,14 „ 

Summa . 935,20 Mk. 

c. UeberschusB 146,12 Mk. 

Berlin und Templin, im November 1884. 

Franc Oommer, Bob. lititr, 

Vorsitzender. Sekretar, 

Templin (Uokermark.) 



130 Mitteilungen. 

Mitteilungen. 

* Em Prof. Heinrioh Bellermann in Berlin teilt im musikaliscben 
Centralblatt von Rob. Seitz in Leipzig im 4. Jahrgange Nr. 6 und 7 
einen sebr interessanten Fund mil, der sichi, wie so oft, in einem litera- 
riichen Werke befindet, in dem man sohwerlich Belehrung iiber mittel- 
alterliohe Mmiik erwartet. Namlich im Ysengrimus, ueu berausgegeben 
und erklart von Ernst Voigt. Halle, Waisenhaus 1884. Das Gediebt 
wurde im Jabre 1148 vollendet und bandelt von den rauberiscben Thaten 
des Alles zerreissenden und verschlingenden Isegrimmes. Im Verlauf des 
Gediobtes tadelt Isegrimm den Gesang der alten Sau, der Nonne Salaura, 
und diese S telle giebt uus Aufklarung, dass das sogenannte Hncbald'aoha 
Organilllli der Gesang in Quinten und Oktaven, in der That lange Zeit 
hinduroh gepflegt und was man stets noob bezweifelt bat, als Kunstge- 
sang bestanden bat. Herr Bellermann giebt den Urtext, eine deutsohe 
Uebertetzung und scbliesst daran seine Erlauterung und Nachweise an. 

* Ueber den auf Seite 112 der Mouatsbefte erwabnten Giov. Jac. 
dt Itiftfllt, siebe Gerber's Keues Tonkiinstler-Lexicon unter iiiiifflli. 

* Albert Cobn in Berlin : CLXII. Katalog 2. Abtk 1884. Enth&lt 
sebr seltene Biicber aus alien Fachern, dar unter die Musik betrefifend : 
Primo ( — duodecimo) flirt II Villatialla, et arie Napolitane. Ven. 1605 
Dom. Imberti. — Gesangbuoh der Briider in Behemen. 1596 Nrnbg. 
Dietericb. — Godeau, Ant. Pseaumes. Paris, le Petit 1676. — trttllil, 
Bonif. 3. lib. Mot. I voce. op. 8. Partit. Roma, A. Belmonte 1668. — 
J. C. Horn : Geistliche Harmonien. Dresden 1680. — Journal bebdoma- 
daire d'airs. Paris, Cbevardiere 1764—66. — Alte catbol. geistl. Kirchan- 
|§sll|. Colin, A. Quentel 1617. — Funokel-nagel-neues altvaterisches Lied. 
8. 1. e. a. (1729.) — Mazzocohi, Dom. Musiobe morali. Roma 1640 (Titol 
inoompl.) — Eine Anzabl alter Missale mit Musik, 1498. 1503 u. a. — 
Musical. Neu-erbsuete Scbafferey. Konigsbg., P. Handel 1641 und anderes. 

* Heir Dr. E. Bohn in Breslau (Sandkirche 2) veranstaltet aucb in 
diesem Winter eine Reibe bistoriscbe Concert* und ist er gem bereit, 
denen sicb hierfiir interessirenden Mitgliedern die Programme gratis zu- 
zusenden . 

* Mit diesem Hefte scbliesst der 16. Jabrgang der Monatshef te 
und sind die bucbbandlerisoh bezogenen Exemplars von neuem zu be- 
ttellen, wabreud die Mitglieder sie obne Bestellung weiter erh alten, so- 
bald keine Abmeldung gescbiebt. Die Subscription auf die Publikatiou, 
3 Teil der Oper, 1. Halfte, Lully's Armide enthaltend, betriigt flir 1885 
neuu Mark und sind beide Zablungen im Laufe des Januars an den unter- 
zeicbneten Sekretar der Gesellschaf t zu eni rich ten. Neu eintretende Sub- 
•oribenten baben anfangliob 15 Mark zu zablen. 

Templin (U. M.) Rob. Eituer. 

* Hierbei drei Beilagen : 1) Titel und Register zum 16. Jabrgang. 
2) Titelblatt zur Musikbeilage : Cantaten 3) Fortsetzung der Cantaten, 
Bogen 11. Die Cantaten und der Katalog Joachimstbal fin den im n&ch- 
sten Jabrgange ibre Fortsetzung. 



Yerantwortlicber Redacteur Robert Eitner, Tamplin (TJckermark). 
Druck von Hellmuth Seeger in Templin, 



Naman- und Saeli-Registar. 



131 



Namen- und Sach-Register. 

Accompagnement im 18. Jahrh. 120 Bohme, Ferdinand f 100 
A©s, Sarolto f 100 Boieldieu, A. L. V. f 100 

Alaw, Owain, siehe Owen f 111 ' Bonnet, F. J, R. f 100 
Albergoni, siehe Balllou f 100 Boom, Herm. M. van f 100 
Albert.. H. Botmann, Frl. Herm. f 100 

n Biographie 95 Bourgeois, Loys, Biogr. 19 

„ Arien und KiirbiBhiitte, neuer Brachthuijzer, Job. Dav. f 100 
Textabdruck und 15 Lieder Branoa-Cambiasi, Cirilla f 101 
mit Musik 95 Brava, Max f 101 

„ 1st es unsrer Saiten Werk, Breunung, Ferd. f 100 

Cantate, Musikbeilage 1 Bronchini, siehe Litta f 110 

Albites, Marietta Gazzaniga f 100 Brumel, Ant Biogr. und Schrift- 
Allchin, William Thomas Howell f 100 stiioke 11 
Arbuokle, Matthew f 100 Brumel, Jacomo 1543. I 3 

Aroadet (Arcadelt) Jaques, Chansons Bywater, siehe Fuchs f 102 

1586. 44. ^ Cafiero, Germano f 101 

B&ozinski, R. L. Historya Muzyki 96 Cambiasi, siehe Branca f 101 
Barmann f 100 Canal, Pietro f 101 

Baumker, Wilh. Das katholische deut- Candia, Marquis Gius. do, siehe Mario 
sche Kirobenlied. 2. Bd. Anzeige 15 f 110 

„ Zur Geschicbte der Volks- Cantaten des 17. und 18. Jahrh. mit 
liedermelod. 29. 92 1 Bd. Musikbeilagen 40. 45 

Bartholomei, 11 Conte, Motetta 1547. Capotorti, Luigi f 101 

115 Carini, Cesare f 101 

Baillou- A Ibergoni, Regina de f 100 Caroao, Fabr., Danse del sac. 16. 107 
Balegno. Francesco f 100 Casati, Geronimo, Biogr. 35 

Barba, A. f 100 Catalani, Eugenio f 101 

Batifort, Octave f 100 Cazeaux f 101 

Baucarde, Carlo f 100 Chabanais, siehe Colbert f 101. 

Becker, Georg, die Komponistou der Cbanot, George f 101 

Psalmen v. CI. Marot u. de Chancy, Le sieur de, Biogr. 35 
Beze 19 Chansons populaires 26 

„ Francois Gindron 37 Chilesotti'a, Dr. Osoar, musikhistor. 

„ De riustrumention du 15. an That^gkeit 107 

17. siecle 96 Clark, Scotson f 101 

Bellermann, Prof. H. uber dm Hue- Clerget, siehe Darboville f 101 

bald'sobe Orgauum 130 Colbert-Chab»nais, Marquis f 10 1 

Berge, William f 100 Colombano, Franc, Biogr. 35 

Berleur, Jules f 100 Commer, Frz., 25. Bd. der Musioa 

Bernard. Daniel f 100 sacra 36 

Berndt, F. W. f 100 Corfe, Charl. William f 101 

Bern (it, Karl f 100 Costa oier Coste, Napoleon f 101 

Bernliard, Jul. Emil f 100 Coate, Jtikj f 101 

Bernicat, Firmin f 100 Cressonnois, Jules Alfred f 101 

Bertola, Giov. Antonio, Biogr. 33 Crivelli, Giov. Batt., Biogr. 35 
Bertoli, Giov. Antonio, Biogr. 33 Crowdy, John f 101 
Bibliothek in Lubeck 113. 123 Cruger, Johann, Biogr. 33 

„ des Conservat. zu Paris 53 Danische Musik, neue Ausgaben 122 
Boeck der gheestelicke »Sanghen 1631. Dana, Henshaw f 101 
92 Darboville, George f 101 



132 



Namen- mid Sach-Regiiter. 



Darcier, siehe Lemaire f 110 
Davantes, Pierre, Biogr. 19 
Demo), Frangois Marie f 101 
Deneufville, siehe Neufville 112. ISO 
Deutz, sielie Magnus f 110 
Devigue, Achille f 101 
Dood, Mme N., g©b. Balfe f 101 
Doppler, Alb. Frz. f 101 
Dubouchet f 10 L 
Bulky, Guillaume, Biogr. 21 
Duiffoprugear, Gaspard, Biogr. 14 
Dunne, John f 102 
Durand f 102 

Eichboru, II. : Neue Stromung in der 

Tonkunst 1 
Eitner, Rob. : CantaUn aus dem Ende 

des 17. und Anfange des 18. 

Jahrb. 40. 45 
Elmer, siehe Litta f 110 
Erk, Ludwig f 102 
Ernst, Herzog, Spezial-Bericht 1642. 

Neuer Abdruck 96 
Fabre, Paul f 102 
Fahrbach, Joseph f 102 
Ferrari, Geronimo, Biogr. 35 
Filago, siehe Casati 35 
Fiore di ViUanelle 1605. 130 
Fischer, Dr. L. H.: Johann Stobaeus 89 

„ Heinr. Albert 95 
Flachat, Lambert f 102 
Flotow, Friedrich von f 102 
Fogliano, Jacomo ; Madrig. 5 v. 1 

lib. 1547. 123 
Fontaine, L. H. St, Mortier de f 102 
Foil tana, Giov. Batt., Biogr. 34 
Forberg, Friedrich f 102 
Fouque, Octave f 102 
Frattini, Egidio f 102 
Freuet euch alle Christenheit 88 
Fuchs-Bywater f 102 
Funckel-nagel-n. altv'at. Lied 1729. 130 
Gallo, Antonio f 102 
Gayreck 47 

Gesius, Barth., Biogr. 105 
Gil, Don Juan f 102 
Gindron, Francois, Biogr. 37 
Glinka, Dimitri de f 102 
Gnone, Francesco f 102 
Godeou, Ant. Pseaumes 167G 130 
Go8s, Bar tli., siehe Gesius 
Gollmick, Adolf f 102 
Goodwin, John Lawr. f 102 



Gott sey gelobet u. gebened. 88 

Goudimefs Geburtsort 44 
Gratiani, Bonif. Mot. 1 voo. 1668. 130 
Gradener, Karl G. P. | 102 
Graun, K. H. 43. 45. 46 
Gretry's Gesamtauigabe 122 
<jrutzmacher f 102 
Guicciardi, Giov. f 102 

Guidi, g. a t ioa 

Gungl, Johann f 102 

Haea, Charles f 103 

Hale, Joseph P. t 102 

Halevy, Leon f 103 

Harcourt, James f 103 

Harnisch, 0. S. Ich stund m 88 

Hasse, Adolf, Feier in Dresden 44. 

„ als Komponist 47 
Hauck, Karl f 103 
Heinevetter. Pierre 103 
Heinichen 47 
Hennen, Matthieu f 103 
Herrenburger, siehe Tuczek f 119 
Heugel, Jacq. Leop. f 103 
Hirsch, Aug. Herm. f 103 
Hirsokfeld, Dr. Rob : Johanu de 

Muris 97 

Historische Konzerto in Breslau 52 

Hoeffler, Fannv f 103 

Hblzel, Gustav f 103 

Hovel, von, Blirgermeister 1607. 121 

Hoffmann 47 

Horaberger, Paul, Biogr. 33 

Hopkins, R. W. f 103 

Horn, J. C, geistl. Harmon. 1680. 130 

Horton, Joseph f 103 

Hoste, Spirito 1% siehe L'hoste. Madr. 

1547. 124 
Hoven, J., siehe Piittlingen f 117 
Hucbald's Organ urn im 12. Jahrh. 

im praktisch. Gebrauch 130 
Hummel, geb. Roeckel j 103 
Isamat, Emilioj f 109 
Israel und Mliller : Herxog Ernst's 

d«s Frommen Speoial-Berioht 1642. 

Neuer Abdruok 96 
Italienischer Stil im 18. Jahrh. 45. 49 
Jaohen, siehe Brumel 13 
Karcher, Adolphe f 109 
Karges 1770. 106 
Katholische Kirchengsg. 1617. 130 
Keiser, Reinh. 41 

„ iiber die Cant ate 50 



Keiser-Parlow. 



1SS 



Keiser, Reinh. Bei ktthler Abend- Marini, Biagio, Biogr. 35 
d&mmeru&g, Cantate, Musikblg. Marini, Pietro f 110 
29-77 Mario f 110 

„ Reoitativ m. Begltg. Musikblg. 77 Marras, Giacinto f 110 
„ Deine Grossmut, Aria, Muablg. SO Massart, Victor f 110 
„ Litbtn, leiden, Aria, Musblg. 84 Masseangeli's Autographen Samlg. 17 
Xaleni, Lucy f 109 Maaaet, UmUw f 110 

Keller, Heinr. f 109 Massey, Riobard f 110 

Ketten, Henri f 109 Matelart, Joan., IntaTolat. de louto 

Xirchengesang in Wtfrttemberg 17 1569. 108. 
Kirohenlied, dag kathol. deutsohe 15 Mathieu, Emile f 110 
Kittel, Caspar, Bipgr. 34' [120 Mathieu, Julian f 110 

Kla vi e racco mp ague men t im 18. Jahrh. Matzka, George f 111 [130 
Kleine, Lucy, siehe Keleni f 109 Mazzoechi, Bom. Mus. morale 1640. 
Klemm, Johann, Biogr. 34 Maybaum, Fritz f 111 

K5stlin, Dr. H. A., Gesobiohte der Mayer, Emilie f 111 ' 

Muaik, Anz. 24 Meglio Vincenio de f 111 

Krakamp, Emmanuel f 109 Mertel, Elias, Biogr. 94 

Krall, Job. B. f 109 Metru, Nicolas, Biogr. 35 

Kriiger 1766. 106 Meuret, Auguste f 111 

Krttger, Wilbelm f 109 Meyer, Leopold von f 111 

KUhnel, Mich. 1666. 106 Meynne, Guillaume Frederic f 111 

„ Sam. 106. [104 Mililotti, Giuseppe f 111 

Kulke, Ed. Umbildung der Melodie Mioguzzi, Quinto f 111 
Kuntze, Karl f 109 Mooker, Antoine f 111 

Kuntzen 47 Modondone, siebe Ferrari 35 

Leavy, Arthur James f 109 Moley f 111 

Iiedesma, Nicolas f 109 Momas f 111 

Leenders, Pbilipp f 109 Morere f 111 

Lefrane, Charles f 109 Mo u vol, Mme. Houtet de f 111 

Legrenzi, Giov. 49 Muller, Bernhard f 111 

Lebmann, Frau Marie f 109 Milltr, Edouard Louis f 111 

Lemaire, Joseph f 109 Mtiller, Johannes f 111 

Lens, Wilhelm f 110 Muris, Joh. de, seine Werke und 

Leonhard, Jul. Emil f 110 seine Bedeutung 97 [130 

Levi, Samutlt f 110 Musical, neuerbaueta Schafferey 1641. 

Lavi in Stuttgart f 110 Natif, Henri f 111 [115 

Lewy, Richard f HO 1 1547. 124 Neander, Valentin, Saor. cant. 1584. 
L'hoste da Reggio : 1. lib. Madr. 4 v. Negri, Ces., Danse del sec. 16. 107 
Litta, Marie f 110 Neufville, Giov. Jac. : Sex Melea s. 

Lonati f 110 Ariae c. Variat. organ, pneumat. 

Lorenz, Dr. Franz f HO 1708. 112. 130. 

Lotti, Ant. 49 [1547. 113 Neugriecbische Tongesohlechter 5$ 

Lueario, Giov. Jacopo, Concentuum Nordet, Frl. Blanche f 111 
LUbecker Stadtbibliothek 113. 123 Occorsio, Gaetano f 111 
Lfiders. Charles f 110 [Part. 130 Organuin von Hucbald 130 
Lully 51. Seine A rmide in neuer Ausg. Orridge f 111 
Lutgen, Henry f 110 Owen, John f 111 

Mackey, Frau f 110 Pagans, Lorenzo f 111 

Magnus Deutz f 110 Palestrina's Geeamtausg&be 122 [29 

Maino, Giuseppe del f 110 Paradys der gheestel. Sangan 1638. 

Mareurelli, Giov. Franc. 85 Parlow, Wilh. oder Albert f 111 ■ 



134 



Parma- Vianesi. 



Parma, Raffaele f 111 

Payne, John Howard f 111 

Pepin, Jean Gaspar f 112 

Piatti, Enrioo f 112 

Picchi, Qiov. Ball! 1621. 107. 108 

Pogner-Hybl, Constanze f 112 

Pohl. C. P. Denksohrift zum Sing- 

verein in Wim 28 
Polat-Krasinska, Felicie f 112 
Pott, August f 117 
Pougin, Dictionaire du theatre 53 
PUttlingen, Baron f 117 [18 
Praetorius* Syntagma 2. Bd. Neudr. 
Prieel der gheestel. Melod. 1614. 29 
Pugno, Stefano f 117 # [120 
Quanta, Discours ti. d. Clavieraooomp. 
Redern, Graf von f 117 
Reicher-Kindermann f 117 
Reineoke, J. P. R. f 117 
Reissiger, Fr. August f 117 
Rentz 47 

Riohard, Fraucois, Biogr. 35 
Rigaut, Antoinette Eugenie f 117 
Ritter, A. G. Zur Geschichte des 

Orgelspiela. Anz. 36 
Rodas, Agostino f 117 
Rode, Theodor f 117 
Rodenburg, Jacques f 117 
Roeokel, siehe Hummel f 103 
Roedel, Gustav f 117 
Roeder, C. G. f 117 
Rohde, Eduard f 117 
ttohne, Violoncellist f 117 
Roland, E. Reoueil de Chans. Anz. 26 
Roncelli, Lud., Capricci 1692. 107 
Rontani, Raf. ; Le varie mis. 1623. 

107 108 
Rouvroy, Md. Tiouise f 118 
Rubini, Dominique f 118 
Ruhu, F. f 118 
Sahm, Carl f 118 
Santi, Giuseppe Gastaldo f 118 
Sarria, Enrico f 118 
Sarti, Raffaele f 118 
S caff en gleich Schaffen 124 
Scala Jacob 1756. 104 
Schaffen, Heinricli : Mostra da 124 
Schira, Francesco f 118 
Schireff, siehe Walcott f 119 
Schlecht, R. : Die neugriechischen 

Tongesohlechter 55 
Sohletterer, Dr. M. H. Studien zur 

GeBch. der franz. Musik 36. 54 



Sohnell, Hainrich f 118 [64 

Schubert, Frz., (^esamtauag. ■. Werk. 

SchUrmaun, G. C. 42 

Sebaatiani, Constanze f 118 

Sebastiani, Joh. 47 

Secchi, Benedetto f 118 

Seure, Leopold f 118 

Sighicelli, Antonio f 118 

Simiot, Andre* f 118 

Simonetti, Leonardo, Biogr. 33 

Singvereiu in Wien 28 

Sodermann. F. A. f 118 

Speranza, Maria f 118 [88 

Staden, Joh.Neue teutache Lied. 1609. 

Stasny, Ludwig f 118 > [107 

Stefan i, Giov.. Affetti aniorosi 1624. 

Steffani, Agostino 49 

Steiner, Franz Xaver f 118 

Stern, Julius f 118 

Stille, T. H. f 118 

Stobaeus, Joh., Mitglied des Kgbg . 

Dichterkrei8e8 89 
Stoelzel, G. H. 46 [big. 17 

„ Die Rose bleibt, Cantate, Musik- 
Stokenbergh in Regensburg 47 
Strieker, August Reiuh. 47 
Strunck, N. A. 47 
Studien beim Lesen von Handachr. 

Beilage zu Nr. 1 
Susini, Bassist f 118 
Syring, Jacob. Cant. poen. 1582. 126 
„ Te deum, deutsch 1583. 126 
Telemann, Cantaten 46 
Teschner, Gustav Wilhelm f 118 
Thieme, Lebreoht f 118 
Tieffenbruoker, siehe Duiffopru goar 1 4 
„ Leonhard, Wendelin u. Magnus 15 
Tiersot, Edm. Pierre Lax. f 119 
Tomadini oder Tomandini, Jac. f 119 
Totenliste des Jahres 1883, 99 
Trabattone, Bartolom., Biogr. 35 
Trautsch, Contrabandist f 119 
Treviso, Giov. Battista, Biogr. 35 
Tristabucchia, Paacale. Misaae 4 v. 

1591. 126. 
Tual. Valerie Marie Claudine f 119 
Tuczeck, Leopoldine f 119 [54 
Valdrighi, L. F. Nomocheliurgografia 
Valentino, Giovanni, Biogr. 34 
Venus ghy en u kint, Melodie 1638. 

Musikblg. 16 
Veetri, G. J 119 
Vianesi, Giuseppe f 119 



Viardot-Zopff. 



13S 



Viardot, Louis f 119 
Violoncell, seine Einftthrung 36 
Vogler, Abt 47 

Volkmano, Priedr. Robert f 119 
Wades tein, Baron t 119 
Wagenseii, Qeorg Christoph 47 
Wagner, Riohard f 119 
Waloott, Frau f 119 
Walther 1763. 106 
Wedemeyer, P. f 119 
Wegner, Ernestine f 119 



Wegweiser, kurzer jedoeh griindlioh. 

1689. 103 
Wehle, Charles f 119 
Wilderer, Job. Hugo 46 
Wilhelmus von Nassau, Helodie 1638. 

Musikblg. 16 
Wohlfahrt, Heinriob f U9 
Wolzogen, Karl Aug. Alfr. von f 119 
Zabel, Karl f 119 
Zamboni, Angela f 119 
„ Leopoldo f lit 
Zopff, Hermann f 119