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Full text of "Monatshefte für Musikgeschichte 19 Jg 1887"

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M0NAT8HEFTE 

HTTSIK-GESCIICITE 

HERAUSGEGEBEN 
VON DEB 

GESELLSCHAFT FflR MUSIKFORSCHUNG. 

NEUNZEHNTER JAHEGANG. 

1887. 

REDIGIEBT 
VON 

BOBEET ETTNEB. 



LEIPZIG, 
BBEITEOPF & HiBTEL. 



Nettopras des Jahiganges 9 M. 



TnhaltB-Ver^dmiB, 



Bmim 

Km WmsA an die dffentlichen BibHotheks-Vorstfinde ...... .......... 1 

Bui Trompeteni, Pfoiffern wii LaatenachllgBTn wM vam Qmim UMA. 

t. Wtrttonbotg gemachte GefeUaeliaft bestetagt" 146a Jomf 

Sittard ...... ........... ......................... 4 

Anaeigen muaiknistoriecher Werke 7. 28, 41. 56. it. 149. 156 

Job. Ulrich Steigleder's „Tabnlatur-Bucb". TP. Tappert ............... 13 

Givanni Francesco Anerio. EUner ............. ...... .... ........ 17 

Emige unbekannte Sammehrerke des briti&h Museum in London ......... 21 

Das litorgische Bedtativ mud defsen MmMmMmMM m den litargiaclien 

Bflchern dee Mittelalters. P. Bohn ................ 29 ff; 

Ambros' funfter Bud Geechichte der Monk. Ediert von 0. Eade. ...... 36 ff • 

Zom Streit fiber die Entatehnng der LQtbeniiftlodie. W. B&wmk&r. ..... 73 

Adrian Willaert Eitner. .......... ................ 81 ff. 

Totenliate des Jahree 1886 ... ..... .................. 106 ff 

Jacob Arcbadelt . EUner ..................... ........... 121 ff. 

iMmidMMiimm. !m im amtlichen Omakter der Honker an Kaihedral- m]a A 

Stiftskircben ...... ..................... 146 

Bechnungslegung fiber die Monatsbelte 1886 ....... ................. 161 

MftfeeflimgHi Mr. 1—12. 

Namen- nnd Sacb-Begister. ............................ ........... 162 

Znsfttae nnd Feblerrerbesserung ..................................... 168 

Beilagen: 

1. Katalog der Moaikwerke im Archiv der p&pstlicben Kapelle im Vatikans 

ill Bom. Von f. X. Haberl. Bogen 1—12. Scbluss folgt 1888. 

2. Das Boxheimer Orgelbucb. Beachreibniig mid AMfmok wm Tonafttzen. 

Bog. 1—5, Fortsetznng folgt 1888. - _ 



Shrea- and komsjpondlfjreiidft Mitglieder. 

P. Aiindm Bdmbiger in Si Einaiedeln (Schweis). 

Bajmimd ScMecht, gostlicliar Bat in Eiehstaett 

Julius Josef Maier, Casta dor musik. AbteOg. der Kdnigl. Bibliothek in Muncheo. 



Vmta^-XItiliedflr. 

Prof. Rnni Commer, Berlin, Votnfente t* 
Bob. Eitner, 8ekretar, Templin (U.-M). 



Ordenmeh/e 

J. Aigwiiiflui, Buttock. 

Adolf Aubeiien, Pbrrer, HMsfelden 

(Wurttemberg). 
E? . J. Battlogg, FrtihiiieBsar und Chaneg. 

in (fartta. 

Wik B&nmker, Kaplan, Nietokrlicliten. 

€k Pr. le lime, Kap Inn, Utrecht. 

H. VxSmiM, Domchordir.. Aachen. 

Br. £. Bonn, Organist, Bnalau. 

P. Bohn in Tom. 

Dr. W. Braune, Prof., Gieben. 

Breitkopf ft H&rtel in Leipiig. 

Thtwlor Caiatenn, Kantor, Elbing. 

Prof. Dr. Creoelios, Eiberfeld. 

End. Damkfthtor, Bucbhandkr, Berlin. 

C. Dangler, Colmar i Els. 

Alfr. Dirffol, Leipzig. 

Dr. Herm. Eichborn, Assessor a. D. 

Dr. Im. JMfet, Profc, Stattgart 

Dr. P. Hraidl, Gnu. 

Edm. JMeso, Musikdir., Offenbach a. M. 

Moritz Ftatenaa, Proi, Dresden. 

Pranz Xaver Haberl, Begensburg. 

J. Ev. Habert, Organist, Gmonden. 

S. A. E. Hagen, Kopenhagen. 

Mck Waller, Cboraeg., B©g©i8biig. 

Dr. Boberfc Hirschfeld, Wien. 

Dr. 0. HostinskJ, Brag. 

Prof. Dr. Otto Kade, Musikdir., S*w§rim 

C. A. Klemm, Leipzig. [L M. 

Prof. Dr. H. A. Kostiin, Friedberg i. W. 

Oswald Koller, Kremsier. 

0. Komra filler, Eloster Metten in Nieder- 

Dr. Mehmrd Kralk, Wien. [bayern. 

Alex. Kraus Sohn, Plorenz. 

Emi Emmie, Hamboig. 

Moritz Lentzberg, Lemgo. 

Leo liepniamiaaohn, Berln. 



Mitglieder. 

Ewflwar mm MMmcroE, Kloateirpropat, 

Dr. J. LBrken, Wilnsdorf. [Sohleswig. 

Karl Lftstner, Wiesbaden. 

Ednard Maafs, GhariolAenburg. 

Georg Maske, Oppeln. 

Dr. Melde, Pro£, Marburg. 

Freiharr mm Mettingh, Ntmbtrg. 

dam© wm Miltitz, Bon. 

Dr. Hans Mute, Berlin. 

P. CmrMua NoM, Dniaburg. 

Ill, Notz, Musikdir., Cannstadt i W. 

Kurt Peranis, Trier. 

Mortens© Pimm, Kopanhafep. 

Albert Quanta, Gfttingeii. 

Ernst Julias Bichter, Pastor. 

Carl Biedel, Prof., Leipzig. 

Dr. Hugo Biemann, Hmnburg. 

Paul Binge, Colmar i. Mb. 

G. Schefer, Buonhandler, Berlin. 

Dr. Will. BqImII, VtaL, Xariaraha. 

Dr. H. M. Schletterer, Kapellmeister, 

Otto 8chmid, Dresden. [Augsburg. 

Johannes Scbreyer, Dresden. 

Jos. Sittard, Hamburg. 

P. Z. Skuhersty, Direktor, Prag. 

P. Simrock, Berlin. 

Dr. H Sommef, Prof., Berln. 

C. Stiehl, Musikdirektor, Lflbeck. 

Beinhold Suoco, Musikdirektor, Berlin. 

Wilhelm Tappert, Berlin. 

Leopold Unterkreuter, Pfarrer, Oberdrau- 

burg in K&rnten. 
Jornq. de Vnsconoellos, Porto (Portugal). 
W. Jos. v. Wasielewski, Sondersbausen. 
Ernst Werra, Chordir., Mehrerau. 
Jacob Wttgt, Stiftskaplan und Chordirkt, 

Luzern. 
Dr. F. Zele, BerMm. 



Mr 



MUSIK- GESCHICHTE 

herausgegeben 



¥011 



der Gesellschaft fiir Musikforochuiig. 



in. Mmn. 

1887. 



Prelt dot Jahrgangei 9 Mk. Monatlich erioheint 
eine Nammer -worn 1 bis 8 Bogen. iDsertionsgebtlbren 
fttr die Zeite SO Pt 



Kommisiiontverlag 
von Breitkopf A Blrtel in Leipsig. 
BeiteUtmgen 
nlmmt j«d§ Buoh- iiad MntikhMidhiiig •ntgegen. 



let 



Ein Wiinseh an die ttffenttichen Bibliotheks- 

forstlnd©. 

Man muss es den europ&ischen Begierangen neuester Zeit aU ein 
grofses Verdienst anrechnen, dass sie dem Bibliothekswesen eine sorg- 
same Aafmerksamkeit zugewendet haben, die noch vor wenigen Jahr- 
zehnten sicb kaum auf die Erhaltung eines meist dazu angeeigneten 
Raumes und einige wenige Beamten erstreckte. Eine Beniitzung 
derselben von Seiten des Publikams war kaum vorhergesehen, w&hrend 
bevorzugte Gelehrte den ausgiebigsten Gebrauch von den aufbewabrten 
Sch&tzen machten. Nar England besafs in seinem british Museum eine 
masterhafte Verwaltung and eine aaf allgemeine Bentltzung berechnete 
Einrichtang, die noch heute nachahmungswert dasteht. Deutsch- 
land, oder ricbtiger die deutschen L&nder, besafsen zwar reicbe 
Sch&tze, die aber mil wenig Ansnahmen mehr oder weniger der Ge- 
sammtheit verschlossen waren. Mttnchen and Wernigerode machten 
schon frtther eine Ausnahme und gewfthrten dem Suchenden ein libe- 
rates Entgegenkommen und ein geordnetes Bibliothekswesen, w&brend 
Norddeutschland noch ganz im bureaukratischen Zwange sieh befand. 
Die alten Musiksch&tze litten daranter ganz besonders, denn sie wurden 
mit wahrhaft ver&chtlicher Geringscb&tzung und als ^Plunder" be- 
trachtet and nur das preufsische Pflichtgeftibl der Beamten rettete sie 
vor g&nzlicher Vernichtung. Das ist heute aiders geworden. Stfidtische 
Behflrden wie Staateverwaltungen wissen den Schatz, den sie aufbe- 

Monatth. f. Muiikgetch. Jabrg. XIX. No. 1. 1 



2 



Ein Wunsch m die Sffentlichen BibtiothefahVorst&nde. 



wahren, wobl im wlrdlgei und die Ueberzeugung, diss er nor einen 
Wert besitit, wenn er recht fleifsig bentltzt wird, hat sich durchweg 
Bahn gebrochen. 

Die Errungenschaften in der Masikwissenschaft neuerer Zeit be- 
ruhen zum grofsen Teile auf den vortrefflichen Bibliotheksbeamten, 
die nicht mflde werden , jede Anfrage zm beantworten and jedem 
Snchenden die Eataloge zur VerfQgung za stellen. Wenn wir zam 
Vergleiche einen Streifblick auf Paris werfen, so fellt er sehr 11 Un- 
gonstan der dortigen Bibliotheks-Verwaltung aus, denn ein Einblick 
in die Eataloge ist dem Privatgelehrten ein vergeblicher Wunsch, 
wfthrend im british Museum die Eataloge zum allgemeinen Gebrauehe 
im Lesezimmer stehen und auf den deutschen grofsen Bibliotheken 
jedem sich legitimirenden Gelehrten die verlangten Eataloge zur Ein- 
sicht vorgelegt werden. Am den Zeifcen sind wir Gott sei Dank 
heraus , in denen einst ein Oustos dem Bittenden erwiderte: „Was 
wollen Sie damit? die sind nur fQr Dns. u Fir den Gelehrten ist aber der 
Eatalog der Fflhrer, ohne den er Geld and Zeit gerade vergeuden muss. 

Unsere deutschen zahlreichen Stadtbibliotheken stehen zum grdfsten 
Teile, wenn nicht durchweg auf dem Princip der alleinigen Erhaltung 
im Besitzstandes. Eine Vermehrung, besonders der Musikalien, ist 
wohl nirgends in einen Stadtetat aufgenommen; diese Eategorie 
schlii&ei wir daher bei unserm Wunscbe aus und wenden mi nur 
an die grdfseren dffentlichen Staatsbibliotbeken , denen ein j&hrliches 
Pauschquantum zu neuen Erwerbungen zu Gebote steht. Formuliren 
wir un8ern Wunsch und unsere Ansicht in einen Satz: 

Jede 5fifentliche Staatsbibliothek richte ihr Augenmerk darauf, 
die Werke eines Autors komplet und in alien Ausgaben zu 
besitzen. 

• Der Wunsch klingt so einfach und dient bei den hervorragendsten 
Autoren auch schon liigst als Princip, doch dasselbe auf jeden 
anderen Autor auszudehnen, der in der Wissenschaft sich irgend- 
wie hervorgethan hat, ist die Absicht dieser Zeilen. — Sobald die 
Bichtigkeit des Satzes anerkannt wird, bleibt nur die Besprechung 
des Wiges Ibrig, wie am schnellsten die praktische Ausfttbrung des 
Grundsatzes herbeizuftlhren ist. Der billigste und sehnellste Weg ist 
der des gegenseitigen Tausches. Jede Bibliothek hat sozusagen ihre 
Steckenpferde, d. h. durch gltickliche Eftufe ist sie in den Besitz einer 
reichen aaserwfthlten Sammlung eines Specialfaches oder der Werke 
eines Autors gelangt; diese Sammlung aaf jede Weise zu vervoll- 
kommnen , ist der Stolz jeder Bibliotheks-Verwaltung. Da nun die 



Ha Wunsch an die dffentlichen Bibliotheks-Vorstftnde. g 

Bibliotheken im Tauschhandel onter einander steben, so w|r§ nor 
ndtig, diejenigen Autoren jeder Bibliothek zosammenzastellen , von 
denen sie bereits eine reichhaltige Sammlang beaitzen and ein gegen- 
8eitiges Entgegenkommen wttrde die Idee in nicht zu weiter Feme 
verwirkliehen. Die Voraussetzung, dass qjch das Publikam an dieser 
Einrichtung bald sehr th&tig .beteiligen wtlrde and darch Oescbenke 
nachhelfen, liegt sehr nahe, da j&brlich taosende von Werken den 
Bibliotheken mm Publikom ttberwiesen werden. Sogar die Verleger 
von Misikaliii wflrden daran Interesse nehmen, noch mehr aber die 
Hinterbliebenen der Antoren. Die Fachblfttter wflrden gewiss diesen 
Bestrebnngen jegliche Untersttitzung gew&bren. Fflr den Oelehrten 
aber wftre dies© Einrichtang von annennbarem Nutzen. Wfthrend er 
heate aaf alien kleinen and grofsen Bibliotheken naeh den Werken 
eines Mannes, der vielleieht kaam ein Dezennium tot ist, sachen mass 
and tansend H&nde in Bewegang setzt, genflgte sp&ter ein Fahrbillet 
naeh der betreffenden Bibliothek, die im Besitze der Werke ist and 
Zeit and Arbeitskraft concentrirten sieh nar aaf das Stadiam der 
Werke selbst, w&hrend man jetzt sein halbee Leben mit Saehen zu- 
bringen mass. 

■ Die Idee ist nieht der Einfall einer aagenblickliehen Laane oder 
ais dem Drange entsprangen, einen Artikel za sehreiben — ein 
Grand der heate meist sehon hinreicht, die abenteaerlichsten Ideen 
ans Tagesieht za ffcrdern, — sondern aas der vor Earzem empfange- 
nen Naehrieht eines Bekannten, der die Werke Ludurig Bohner% 
an deren Sammlong er viele Jahre gebraueht hat, der Herzogl. Go- 
thaischen Bibliothek tlberwiesen hat. Der Geber wird wohl wissen 9 
warum er gerade diese Bibliothek bevorzagt; ob aber die dortige 
Bibliotheks-Verwaltang dem Gesehenke diejenige Beaehtang schenkt, 
die dem Gesehenk des Gebers am meisten entspricht, n&mlieh die 
Sammlang immer mehr zu vervollst&ndigen, ist eine Frage, die sich 
wohl keiner der beiden Teile vorgelegt hat, die aber im Interesse 
der Sache gerade die Hanptsache wftre. — Herr Meinardus sammelte 
einst die Werke Joh. WiJh. MSishfg. Ob sie sieh noch in den 
linden des Sammlers befinden, weifs ich nieht. Die Jfthns'sche 
Sammlang der Werke C. M. von Weber's ist der Egl. Bibl. za Berlin 
einverleibt With. Tappert in Berlin besitzt wohl die reiehbaltigste 
Sammlang der Werke Richard Wagner's. Solche Schfttze sollten sieh 
die Bibliotheks-Verwaltangen bei Zeiten siehern, ehe sie in Antiqaar- 
hftnde fallen and sollten den Einkaafspreis nicht za knapp bemessen, 
w&hrend das Eanfen von ganzen Privatbibliotheken pUgliehst za be- 



4 Den Trompetern, Pfeiffern und Lautenscbl&gern wird vom Grafen Ulrich etc. 



schr&nken wire, da es nur die Doubletten vermehrt, den Baim durch 
oft wertlosen Kram beschr&nkt und mit Ausnabme weniger Werke 
Niemanden als den Erben von Nutzen ist Bitner. 



Samstag vor Misericord. ■ 

Den Trompetera, Pfeiffern und Lauten- 
schlftgern wird mm Grafen Ulrich v. Wttrttem- 
berg „ihre gemachte Hesellschaffc bestetigt." 

1458. 

Mitgetheilt von Josef Sittard in Hamburg.*) 
Wir Ulrich Graven zu Wirtemberg, furm under etc. Bekennen vnd 
tnn kunt off en bar mit disem Brief, als von etlr. Zit der Brwirdigist 
In Gott fatten vnd Herr, Herr Jalian Cardinal in tutsohen Landen 
durch gewalt vnd In namen unsers allerheiligsten Tatters babst Euge- 
nien etc. seliger and Lflblr. gedechnufs die Trompeter, Pfiffer, Luten- 
scbleber vnd spillut In dem bistumbe Strafsbarg vnd Gonstens vnder 
sander derselben spillut Bruderscbaflft zu Biegel Im brifsgow vnd an- 
derswo mit besandern gnaden vnd freyheiten begabt vnd filrsehen hat 
vnd anderm das sie zu zimlr. Zit nach Ordnung der heiligeu Kirehen 
mflgen nemen vnd empfahen das wurdigist Sackerment der aller- 
heiligsten From Lichnams Christ vnsers erl5sers wie dann die Bulle 
vnd Brief daraber sagent das eigenlichen begriffen sollichs dann 
durch den Erwttrdigen In Gott Tatter vnsern Lieben Herrn vnd ge- 
vsttor, Hern Heinrichen Bischoff zu Constentz confirmiert vnd bestettig 
ist nach lut desselben vidimus. Also haben nun derselben trompeter, 
Pfiffer, Lutenschlaher, vnd Spilut etc. furgenomen Ir bruderschafft in 
der ere der Hochgelobten hymelkungin vnd Jungfrowen der Muter 
aller Gnaden vnser lieben Prowen sant Maria j&rl. vff einen tag zu Stut- 
garten zu halten vnd zu begen (begehen) nach vlswisung Irer Bruder- 
schafft Statuten vnd gesatzt vnd flirderl. mit vnterseheid diser nach- 
geschrieben stucken vnd artickel : des ersten sol Ir yeglieher der in 
der bruderschafft sin will, geloben vnd zu den Heiligen fweren die 
Ordnung, Becbt und gesetzt der brilderschafft zu halten vnd zu fflrdern 
nach seinem besten vermdgen Libs vnd guts. Item die Bruder der- 
selben Bruderschafft sollen zu Zeiten, so sich das gepflrt, vnder Inen 

*) Ich fand die Absehrift dieser Urkunde in der sogenannten, leider ziemlich 
unbekannten , 23 Folioblnd© umfassenden Hartmann'sche Sammlung auf der EgL 
SfiDentlicben Bibliothek zu Stuttgart 



Ben Trompetern, Pfeiffem und Lautenschlfigero wird vom Grafen Ulrich etc. § 

erwelen ni sateen einen meister oder obern, der Ir vorganger syn 
In den sachen die bruderschafit berarend vnd auch zq Im zwClff die 
In Zilen so das not ist zu Im setzen vnd erkantnufs taen vmb sachen 
der Inrung zwischent den brfldern wirdet vnd aoch umb tiberfarung 
der stack herza gemelt vnd andere in der Braderschafit begriffen. 
Ob etl. vnder Inen die gar oder eins teils verbrechen, So vil des die 
Bruderschafit betrifft, sol den andern sinen Brader vff den Jaurtagen 
rfigen, ob er In scholdig weifs in den sachen , die In der meister 
der Brtderschtffl fragt vnd die die Bruderschafit answiset. Item die 
Brtlder alle vnd Ir yeglr. soilen vff den tag als das jarzit gesetzt ist 
kommen gen Stutgarten vnd mit In bringen Ir yeglr. vnd opfer vnd 
alda sin vnd beliben by der vigilie dem Ampt der heilgen Mefs vnd 
bifs man ob dem Grab gerecht, als das gewonlich ist. Item ein yeglr. 
brader sol In dem das die Braderschafit antreffend gehorsam sin vnd 
sieh lit widern za tun dartza die andern In erwelen, Sunder soilen 
sie alle vnd Ir yeglicher In der Bruderschafit dem, den sie za Irem 
Obern oder meister erwelen gehorsam sind vnd tun wase er Inen 
gebut. Item yeglr. Bruder sol an Im tragen so er vff den Jaurtag kompt 
das Zeichen der bruderschafit. Dasselbe zeicben sol sin silber in vnd 
ob einem halben Lot swer Wivil einer wil vnd nit darunter, dasselb 
zeichen soli Ir dehain verdendern (verschleudern) in keinen weg an 
erlauben Irs obern so lang er lept oder In der Bruderschafit ist vnd 
wann er mit tod abget oder nit mer in der bruderschafit sin wil, so 
soil dasselb zeichen vnd was er In die braderschafit schuldig ist zu 
stand werden vnd fallen in die bruderschafit vnser Lieben Frowen. Item 
vff den Jartagen sol der Bruder keiner hinweg gen an (ohne) erlaubung 
das meistere. Item kein Bruder sol dem andern in diser Bruderschaft 
sin kunst schmeben oder schelten vnd was Ir einer dem andern zu Ge- 
sellschafft verepricht, das sol Er Im halten oder mit sinem Willen vber- 
werden. Item, Ir keiner in der bruderschafit soli kein frouwen haben oder 
mit Im furre, (ftlhren) die gelt oder narung mit siidei verdienet. Item 
es sol In keiner wochern (wachern) ob dem spile wurffeln begen, scholdern 
nemen (8chulden machen) oder ander dergelicben sachen thun. Item 
ob der bruder einer einen er wer in der bruderschafit oder ufserhalv 
etwas zu halten oder zu tun versprftch by truw oder eid vnd das nit 
hielt den soilen die meister und die zwdlff ob sie das erfaren darumb 
straffen nach Irem erkennen. Item was ein bruder In diser bruder- 
schafit mit dem andern zu schaffen gewin die bruderschafit antreffent, 
im soilen sie gegen einander ufstragen vor der bruderschafit meister 
vnd die zwGlfien als vorstet vnd Ir keiner den andern andere oder 



6 Den Trompetern, Pfeiffern mid Lautenschlftgem wird vom Grafen Ulrich etc. 



ferner vmbtreiben. Item, welicher brader ?ff den Jartfig einen sit 
komen m&cht, der sol darnach mit gutcr kmtschaift sins hern oder 
ander erber lot den meister underriehten, was In gejrret hab. Item 
wann die briider an den jartagen gen Stutgarten komen, So sollen 
sie zn Irem meister an sin herberg gen vnd sich gegen Im erzOgen. 
Item welcher brader vff den Jartagen sin Trompeten, Pfiffen oder 
anders das 11 siner knnst gehflrt, nit mit Im bringt, der sol in die 
bruderschafft geben drey schilling heller, Item es soil keiner in der 
bruderschafft Juden dienen za hochzeiten oder anderm. Item wellicher 
binder mit Prowen offenl. vnd vnel. (aufserehelieh) sind begieng, so solt 
er der bruderschafft zo strafi sten. Item Ir keiner sol vff den Jahrtag 
so sie das Jartzit begen wollen, weder spillen, karten oder ander bnberl. 
(Btlberei) nachgen, Item vnd die ander trompeter, Pfiffer, Latensehleher 
vnd spillut, die nit in der vorgenannt bruderschafft sin vnd doeh in 
vnserm Lande wonen vnd sie darln ' begen wollen vfsgenommen vnfser 
Enecht der yeglr. soil dannocht an die bruderschafft jerl. geben vier 
schilling heller, dieselbe mflgen sie anch von Inen heischen vnd yn- 
bringen als sich geptirt. Item vnd sie wollen vns vnd vnsern erben alter 
j&rl. vff den tag als sie Ir jartzeit begen werden geben za vogtrecht 
fQnff Pfand Heller vnd die allem&l von vnsern wegen antworten vnserm 
Vogt za Stutgarten wellicher dann zo yeglr. zit vnser Vogt da ist, in 
alien obgenannten stacken und artickeln vfsgesetzt alle geverd vnd argen 
list, Wann nan wir versten, das die Trompeter, Pfiffer, Latensehleher 
vnd spilat die vorgemelten bruderschafft angeuaogen (angefangen) hand 
ii gater meinang, vnd za Lob Gott dem allmechtigen, Siner lieben Mutter 
vnser frowen sant Maria vnd allem Himmelfeber vnd zu trost alien 
globigen sellen (Seelen) vnd wir dann aach mit besunderl. hoher be- 
gird vnd neigung willig silt das Lob vnd den Dinst gottes vnd ander 
gate werck za fQrdern darumb vnd die#il das von wegen vnsers aller- 
heiligsten Vaters des babst vnd von dem vorgehannten vnserm lieben 
Heren vnd gevater dem Bischoff von Oonstenz confirmieret vnd be- 
stetig ist, als vor gelat hat, so haben wir den brudern in der vor- 
gemelten braderschafft vnser lieben frowen die yezo darln sind oder furo 
darher komen werden verwilligt vnd gegunt vnd erlaabt sollichs bruder- 
schafft mit den vorgeschriben vnd alien andern artickeln stacken vnd 
Inhaltang gantz nach Irem Brieff furzunemen zu halten vnd zu voll- 
bringen, Gunden (gewfthren) vnd erlauben In ouch dies vnd bestetigen 
das wisseitl ftr vns vnd vnser erben mit disem Brieff, empfelhen 
vnd gebieten auch alien vnsern amptleuten erastl, vnd vestigl. daby zu 
hanthaben vnd zu sobirmen vnd lnen darzu bilfflichen zu sind als 



Anzeigcu musikhistorischer Werke. 



7 



sieh gepurt alios vngenerl. doeh haben wir vns fid vnsern erben 
her Im© (dagegen) vfsgedinckt (ausbedangen) mi behalten alle vnd 
yegL vnser herlichkeit vnd gerechtigkeit alias on alle generde (Gefahr). 
Vnd d§§ ii warem Vrkand Sohaben wir ynser eigen Insigel offenl. ton 
heneken an diesen Brieff der geben 1st n Stutgarten an Samstag vor 
dem Sonntag als man in der heiligen kirchen singt Miserieordia Do- 
mini nach der Gepart Gbristi als man zalt viertzehenhondert fOnfftzig 
mi mM Jare. 

Anzeigan mttsikhigtorischer Werke. 

Geschiehte its Tanzes In Deutschland 

von Franz M. Bohme.*) 

Ein Geisteskind eeht deatschen FleUses. Der Yerfaswr ist ©In Sammler 

mod Dorchstdberer gam eigener Art nnd besitzt die Gabe, ans den ent- 

ferntest liegenden Werken unit bcwanderaBwerter Geduld ©inen Beleg berans- 
znfinden, der sein Thema mit dem notigen Quellenmaierial bereicberi We- 
niger ist ihm das Talent verHeben, die m8£sennaften Zettelnotizen zm emem 
einbeitlicben Ganzen m verarbeiten mud tritt dieser Mangel besonders bei 
ainem so vielaeitigen Tbema, wie das oben g«naimt% desto scMrfer bervor. 
Man sieht das Mohan mid Bingen, Merr dee Gegenstandes m werden, docb 
das ma8senhaft ai%eecbi©btei» Material spottet all seinen Kraften. Nnr 
gtickweis© ist er in Stande, das Besultat seiner Forscbungen niederzulegen. 
Die Darstellang beginnt mit dem Tanze im germamscben Altertam, der 
sicb die attest© cbristlicbe Zeit nnd die Zeit der Minnesanger (bis znm 
14. Jabrb.) anscbliefst Besonders der letzte Abscbnitt ist durch die viel- 
fachen Citato ans den Gedicbten der Minnesinger sebr amdebend bebandelt 
and dieselben in gescbickter Weis© '¥erwertei Diesem scMie&eii sicb nocb 
zwei getrennte Kapitel an, ehe man zur folgenden Periode gelangt: Tanz- 
wut im Mittelalter — Bewhreibiing der Veitstanzer — nnd Totentanz 
im Mittelalter. Nan gelangen wir erst zum „deutscben Tanze im 14. bis 
16. Jahrb." dar in 4 Abteilnngen zerlegt wird: Banerntfinze, Handwarker- 
tanse, Btrger- mid GescMecbtertame nnd Hof- mid Adelstanze; diesen 
scbMefwn sicb mnmittelbar die dazn geborigen Alwcbnitt© am: Wann wurd© 
getanzt? Wo wurde gefatnzt? Wie ward© getanzt? Fragen, die una scbon 
in der Minnesliiganseit aofgestofewi sind. Ebe wir waiter gelangen, werdan 
iwei Kapitel Urteile und Fredigton, sowi© Polizeiverordnungen ibar nnd 



*) Beitrag mr deatscben Bitten-, Litteratar- nnd Masikgeschichte. Nacb den 
Qaeltai mm entenmal bearbeitet and mit alten Tanzliedern mid Mmilproliai 
heraoagegeben von . . . L daratellender Theil (VUUL u. 389 S.) H. Musikbeilagen: 
Tanilieder nnd Tanzmelodien von alterer Zeit bis znr Gegenwart (221 Seiten). Leip- 
zig, Brack a. Yerlag von Breitkopf ft Hartal. 1886. In gr. 8°. 8 voL 



8 



Anzeigen musikhistorischer Werke. 



gegen das Tanzen mitgeteilt, denen sich dann 2 Kapitel uber aiiliiiiecha 
Tanze anschliefsen. Kapitel 11 fuhrt mm der Ueberschrift nach am Am 
Tanzen im 18. und 19. Jahrk, verweilt aber sehr ausfuhrlich bei den 
Tanzen aus alter Zeit, die sich noch bis in die nenere Zeit anf dem Lande 
ernalten haben, Bass es hierbei nicbt ohne Wiederholungen abgeht, ist 
kaum vermeidlich, denn dieser Abschnitt hatte die Grundlage zur Schilde- 
rung der Tanze im Mittelalter and dee 16. Jahrk bilden sollen. Erst anf 
Seite 211, mit Kapitel 14, treten wir in die Zeit ein, die bereits bei 
Kapitel 11 bezeichnet ist. Kapitel 15 bringt nns abermals 4 Jahrh. zu- 
ruck and behandelt die Tanzlieder. Bus folgende handelt liber die Tanz- 
musik und Tanzmusiker, in dem uns der Yerftwser abermals in die fribeste 
Zeit zuruckfuhrt mud mit der beutigen Zeit endet. In ahnlicher Weise 
fuhrt der Herr Verfasser den Leser noch einige Male durch mehrere Jahr- 
hunderte. Jeder Abschnitt fur sich zeugt yon grundlichen Stndien and 
wird fir kfinMg© Bearbeiter dieses F&ohes von vielfachem Wert mm f m 
z. B. auch das 17. Kapitel, welches die Kinderspiele zum Thema nimmt, 
and sich sehr anziehend liest, indem die eigene Kindheit dabei wieder leb- 
haft ins Gedachtnis gerufen wird. — Bas Thema liegt zum grofsten Teile 
aufser dem Bereiche der eigentlichen Musikgeschichte, tritt der Herr Ver- 
fasser aber hin and wieder in deren Kreis, so wundert man sich uber 
dessen so bestimmte dictatorisch ansgesprochene TJrteile, die sich aber zum 
Teil mit dem heutigen Stande der Musikwissenschaft schlecht vereinbaren 
lassen. Auch die Citate sind manchmal falsch. (8iehe z. B. Seite 287: „Glarean 
Bodecach. IT, 15"). Bie Seiten 263 und 291 sind besonders reich an 
solchen gewagten Behauptungen. — Sehr wertvoll ist der Band Musikbei- 
lagen: trotzdem gut die Halfte aus ueuen Werken abgedruckt ist, — die 
Tanze des 15. — 17. Jahrh., Beilage zu den Monatsh. 1875, haben stark 
herhalten mussen, obgleich Herr Professor Bohme immer flott weg die 
Originalquelle citirt und nicht die neue Ausgabe, aus der er kopiert hat — 
so bleibt immer noch so viel ubrig, woran man seine Freude hat Zu ver- 
wundern ist aber der fehlerhafte Bruck. Bie Verlagshandlung weifs doch 
sonst korrekte Ausgaben herzustellen , und man ist erstaunt, hier Fehler 
auf Fehler zu begegnen. Bie Erklarung lasst sich nur darin finden, dass 
die Bruckvorlage bereits die Fehler enthielt. £ine Beobachtung, die man 
schon in Bohme's altdeutschem Liederbuche machen konnte. — Unter den 
zum Tanze bestimmten Liedern, die Herr Bohme mitteilt und dazu stem- 
pelt, will uns scbeinen, als wenn er allzufreigebig damit umginge. „Ach 
Elslein liebes Elselein, wie gern war ich bei dir" ist ein so zartee inniges 
Liebeslied, das wohl schwerlich zum Tanze gedient hat (Seite 19 Nr. 31). 
Nur der Tripeltakt ( 3 / 4 ) der Musik scheint ihn, wie noch bei manchem 
anderen Liebesliede, dazu verleitet zu haben. Bas unter Nr. 166 mitge- 
teilte ff Air de la clochette" ist aus dem „Balet comique", welches 1582 zu 
Paris erachien und neuerdings Herr J. B. Weckerlin herausgab. Bie Kom- 
ponisten sind Beaulieu und Salmon. Sehr dankenswert sind die Tanze 
aus der ersten Halfte dieses Jahrhunderts, denn deren habhaft zu werden 
:st heute schon fast schwieriger, als derjenigen aus dem 16. und 17. Jahr- 



AfMAigftn mosiUiiftoriseher Werke. 



i 



handark — Im Tgl«ft1m«t ist das Bohme'sdie Werk eine dankenswerte Be- 
racherong miBerer mnsikhiBtoriMsfaeii Kamtnisi© mud Fleifs wie Mfttie sehr 
amaerkemifln. Eb trofiiet elm Fdi, wdchee bis jetst noch wenig be- 
Irmmit imi gepflegt worden ist £ # 



Joh. Adam Relnken. 

Hortos Mosicns van Jean Adam Beinken, uitgegeven door 
J. C. M. van Biemsdijk. (Pr. 4,20 i. — 7 M. f Slim. 2,50 M.) 
Te verkrijpen by Den Algemeenen Muziekhandel te Amsterdam (and) 
Breitkopf & H&rtel, Leipzig. — (Ausgabe der) Maatscbappij tot bevor- 
dering der Toonkunst, Yereeniging yoor Nederlasds Muziekgeschiedenis. 
Uitgave van oadere Noord Nederlandscbe Meesterwerken. (Nr.) XIII. 

In kl. fol. VII u. 89 Beit. Entbalt die Partitur von JEortvs Mv. 
sicvs I recentibns aliquot flofculis j SON A TEN, | Allemanden, | Covranten, | 
Sarrabanden, | et | Giqven, | Cram 2. Violin. Viola, et Bafeo | continuo, 
confitus | A | JOHANNE ADAMO REINCKEN | Daventriense Traniil- 
vano. J Organi Hamburgenfis ad | J). Cathar. celebratifsimi | Directors. | 
(In siattlicher Abbildung sines Tempels. Unten liest mam:) Sumtibus- 
Autoris. | Titel in photolitbogTaphischer Nacbbildung. Originaldrnck im Be- 
sifcse des Herrn Prof. Dr. B. Wagoner, einzig bekanntes Exemplar. Die 
Dedication ist von Beincken an Herrn Johann Adolpb, Baron von Kiel- 
mansegg gerichtet und dadnrch ist man allein im Stande, auf die Zeit 
der Eeransgabe derselben einen Scbluss zu zieben, denn selbst Waltber 
lebte der Zeit scbon za fern, nm Anikimft zm geben. Der Heraasgeber, 
Herr Biemsdijk in Utrecbt, war aber so glucklich, in einem alten Kata- 
logs des Borsenvereins in Leipzig vom Jabre 1688 das Reincken'scbe 
Werk als nacbstens erscbeinend „librie futuris nnndinis prodituris" beifst 
es dort, angezeigt zn finden nnd so konnen wir ziemlicb sicber das Jabr 
1689 als Druckjabr annebmen and die Kompositionen selbst vor 1688 ver- 
legen. Hit msarer Kenntnis von alten reinen InetramenWwerken ist ea 
immer nocb scbwacb bestellt und jeder Fund ist daber von grofsem Ge- 
winn, besonders wenn sich die Zeit der Abfassung genau bestimmen lasst. 
Die Anwendung der Formen, der Ausdruck, die melodiscbe Erfindung und 
Verarbeitung der Motive, alles gewabrt uns Einblick in die stetige Ent- 
wicklmiig der selbstindigen Instramentalmusikj und bringt den genMen Ver- 
trcter der Instramentalmnsik, Sebastian Bach, dessen Leistmngeii bisber 
scbeinbar obne jeglicbe Verbindung mit der Vorzeit standen, in immer 
naberen Zusammenbang und logiscbe Entwicklung mit derselben. Scbon im 
Jabr© 1881 crkngto Herr Pr©£ Spitta in Berlin Kenntnis von der Eziatenz 
im Werkes nnd wiea in der AMg. nmsik Ztg. nach, daas Bacb am den 
Soiten Nr. 1, 2 und 3 zwei Klaviersonaten gemacbt babe, (Ausgabe der 
Emviflrsoiiateii von Peters, Nr. 1 u. 2) die nacb Bach'scher Art vom Originals, 
die Themen banfitBen, aonst mhtsr m sdbstscbaffaider W«ae gearbeitet nnd 



10 



Anarigen mnnikhistoriacher Werka. 



D«r Artikd Spitta's liegt mir nicht vor and tm der knnen Andeatmig 

Memediijk , e Must sich wenig eneben. QtamWmifiacli fir die Bearbeitong 
lit aber folgender Ausspruch Spitta's, indent er sagt: „Vergleicht man Ori- 
ginal und TFmsetzmng im Ganzen, so ist jenes die Knospe, dieee die herrlicb 
entfaltete Blithe." Trefflicher lasst aich die Arbeit Bach's wohl nicht bezeich- 
nen und wird auch ohne Vergleicb ein Bild von Bach's Verwendung der 
Reincken'schen Komposition 'geben It's Suiten, die er zwar mit diesem Wort© 
nicht belegt, aber ganz in der spateren angewendeten Form behandelt, be- 
stehen aus verschiedenen Satzen, die in der Tonart ubereinatimmen. Der erste 
Safes ist stets eine „Sonata" die eine grofsere Ausdehnong hat and mm ver- 
achiedenen Tempi besteht, dieser folgt eine Allemande, eine Courante, eine 
Saraband© und eine Gique. Der bedeutendste Sate, sowohl in Erfindung and 
Ausarbeitung ist die Sonata. Der einleitende Adagiosatz ist oft von uber- 
raschender Schdnheit und Tiefe der Empfindung, diesem schliefst sich ein leb- 
haft gehaltener Allegrosatz an, der fugenartig einsetzt and auch im Verlanfe 
des Satzes eine fugenartige Behandlung festhalt. Die gew&hlten Motive sind 
wenig melodisch und bauen sich moist sequenzenartig auf, d. h. auf der 
Wiederholung einee Motive auf hSherer oder tieferer Tonstufe. Hierdorch 
tr.igen die Sitae schon im Keime die Monotonie in sich und erheben sich 
auch selten zu interessanterer Entwicklung. Diesem Allegro folgt ein lang- 
samer Sate, der mehr melodisches Element in sich tragt, sich aber im Ver- 
lanfe in schnelle Piguren aufldst. Manchmal geht er noch in ein schnelles 
Tempo fiber, und wiederholt auch mitunter Adagio und Presto. Eine 
be8timmte Form ist diesem gleichsam dritten Satze noch nicht eigen und 
doch lasst sich bereits der Keim erkennen, aus dem einstmals die Sonaten- 
form erstehen sollte. Die Allemande, Courante, Sarabande und Gique 
folgen in regelmafsiger Ordnung aufeinander und beschliefsen die Suite. 
Sie bieten wenig charakteristische Merkmale unter einander und man konnte, 
wenn die wechselnde Taktart nicht vorhanden wire, gut die eine mit der 
andern vertauschen. Die A]lemande steht im */ 4 Takt und ist ein Allegro, 
die Courante und Sarabande im 8 / 4 Takt ohne Tempobezeichnung und die 
Gique im 12 / 8 Takt mit Prestotempo, so dass man Courante und Sara- 
bande sich wohl in langsamerem Tempo denken kann. Die Dreistimmigkeit 
herrscht vor, indem der Bassus continuus stets mit der Viola da Gamba 
im Unisono geht, aufser bei schnellen Figuren, bei denen der erstere nur 
die Hauptnoten angiebt. Die Bezififerung des ersteren ist reichlich notirt 
betrifft aber nur Stimmen, die bereits durch die anderen Instrumente ver- 
treten sind, geben also fur die jedenfalls miigehende Begleitung des Kla- 
viers gar keine Andeutung. In den einleitenden Adagios tritt oft die Vier- 
stimmigkeit ein, wahrend der dritte langsame Satz der Sonate stets zwei- 
stimmig geschrieben ist mnd Her ist die Bezifferung dee Basses auf eine bar- 
monuche Begleitung im BJmviers ganz deutlich ausgesprochen. — Der nord- 
niederlandiscbe Verein in Amsterdam hat sich durch die schdne und ziemlich 
korrekte Ausgabe des Werkee in Partitur*) und Stimmen ein wesentiichai 



*) Dag Original ist nor in Stimmen aufgelegt. 



Mitteilungen. 11 

Yerdienst urn die Fdrderung der Musikforscbung erworben. Der Heraus- 
geber bat neb in betreff der vorkommanden VenetanngBzeicheii in Takte 
dem beatigen Oebrancbe angeachlosaen, der si© nicbt wiederbolt. Bei kurzen 

Takten mag das angehem, aber in langen Takten, bei vielen Noten, wie 
bei den Giquen, im lf / 8 Takt, ist ein Versehen zn leicbt mdglicb, da die 
Alton das AufldBangszeichen nicbt anwendeten. Nacb einem Is z. B. folgte 
wieder f, wenm nicbt abermals demaelben ein Kreaz worgesetzt war. Dies 
scbeint der HerauBgeber mebrfacb uberseben za baben^ aowie er fehlende 
Versetmiigizeicbeii, die einst vom AEsMhrenden selbstverstandlich erganzt 
warden, niobt binzngefugt bat, z. B. Seite 44, Takt 4, Violino I, muss 
es cis statt c beifsen. Desbalb bat aucb der Komponist auf derselben Seite, 
Zeile 2, Takt 5, Violino II, vor c ein Quadrat gescbrieben, da bier der 
Anafnbrende nach altem Oebraucbe cis gespielt h&tte, der Komponist aber 
aosnahmsweiBe c baben will. Die moderne Bur- mid MoUtonart scbwebte 
zwar in. Reineken's Zeit scbon in der Loft* war aber diircb die Theoretiker 
nocb nicbt sanctionirt nnd die alten 8, reap. 12 „Toni" bestanden nocb zu 
Becbt Hiervon giebt die 4. Suite den besten Beweis. Halb doriscb, 
balb D-moll, sefawebt sie iwischen Woiem mud Nicbtwollen, zwiscben alter 
Tfaeori© and neaeren AiiBchauangen, die erst in Seb. Bach m Toller JO«r- 
beit gelangten. p 



MittelmgaiL 

* Tijdscbrift der Yereeniging voor Noord-Nederlands Muziekgescbiedenis. Deel II. 
2de Stack. Amsterdam, Frederik MuUer & Co. 1886. In 8°, Seite 109 — 170. 
Enth&lt die Fortsetzung des Lautenbucbs von Thysius, von J. P. N. Land heraus- 
gegeben, nnd nmfawt 29 Motetten von Meistera, die in der ersten Hilffce des 17. 
Jahrb. wirkten, wie Giac. Finetti, P. Lappi, Leo Leonis u. a. Der auf Seite 139 
genannte Komponist beiist Giacomo Moro da Yiadana, also aus Yiadana ge- 
burtig. Die ©rate bekannte Ausgabe seiner Concert! ecclesiast erscbien 1613 ami 
ein 3. Buch derselben, als Opus 10 bezeichnet, 1617 in Venedig bei G. Vincenti. 
Beide Ausgaben auf der Kgl. Bibl. in Berlin. Wabrscheinlicb ist die Ausgabe von 
1613 eine sp&tere und die erste bis jetzt nocb unbekannte wird vielleicbt aucb in 
Yenedig erscbienen sein. F6Me begebt den Febler, aus Giacomo Mori und Jacobus 
Moras Yiadana zwei Kompomsten zu macben. Die gro&ere Zabl der Motetten ist 
anonym. Die in moiemen Noten wiedergegebene "Obersetzung bescmrliikt sicb ram 
grofeten Teil nur auf Cantus und Bassus mit teilweiser Hinzufugung des lateiniscben 
Textes, der aber obne jede Kenntnis von gesanglicher Deklamation untergelegt ist 
So lesen wir Seite 117: J - e - su, J - e - su Christ' Sanctae etc, wobei die 
Melismen zerrissen nnd die Wiederbolung von 3 g auf eine Silbe zusammengezogen 
werden. Der Satz Nr. 258 wecbselt zwiscben 2- und 3etimmiger Wiedergabe. Nr. 271 
and 278 sind dreistinunig, mancbe nur einstimmig, und bei vielen wird der Tonsata 
mitten abgebrocben und ein „etc. 4< muss dem Leser die Fortsetzung ersetzen. Yon 
Seite 166 ab folgen wine Inatronientalsa'tBe. Ob bier der Heraoageber den voll- 
itiiidigaD Laatenaata wiedergiebt, oder aucb nor emen Auazug, litest sicb schwer 



12 



Mitteilungen. 



beurteilen. Taktweue l&uft eine Stimmo allein, ehe eine 2. Stimme vorubergehend 
die Terz oder Oktave zur Oberstimme giebt, w&hrend man wieder Stellen mit 
4atimTnigem Satae antrifiEt Ek Alitor iat nnr emmal M Nr. 283 genannt: Fantasia 
?on Fwuicisciis Meilandus, vielleicht ek Deutscher. Aulser i©m enten 8afw> tragen 
si© alle die fiezeichnong „ Fantasia". Nr. 279 and 281 rind fiber ein und dasselbe 
Thema fugenweis gearbeitet In Nr. 281 mmm der Einsatz der 2. Stimme g heiTsen, 
wie dann auch der Bass einsetzt and wie m in Nr. 279 ltatet, welches aaf dasselbe 
Thema gebaat 1st. Nr. 279 ist jedenfalls der interessanteste Satz der Sammlong, 
doch scheint er nicht ganz fehlerlos m sein ; abgesehen von den Oktavenfortschrei- 
tungen in Takt 10 and dann wieder gegen den ScMuss Ma, muss ©s in Takt 13, 
letztes Viertel wool g es b hei&en und im vorletzten Takt kann das f im Alt un- 
m5glich richtig sein. 

* In Weimar beabsichtigt man ein Liszt-Museum in der dortigen sogenannten 
Hofgartnerei, der einstigen Wohnung Liszt's, zu grfinden, welches seine Werke in 
Brack und Handsclirift enthalten, sowie ales, was aaf im sonst Being hat, g©§am- 
melt werden soil. Die Idee yerdient eine allgemeine Unterstutzung schon aus histo- 
rischem Interesse. Da bereits unser© namhaftesten Verleger durch Uebersendung 
ihres Yerlages Liszt'scher Werke einen tachtigen Grand gelegt haben, so ist das 
Unternehmen als gesichert anzusehen, welches unter dem Protektorate Sr. Egl. Hoheit 
des GroJsherzogs von Sachsen-Weimar steht. Es ergeht daher die Auffbrderung an 
alle Besitzer von Andenken an Liszt, mogen sie in Briefen, Biographieen, Portrftts 
oder anderem bestehen, sie dem Museum einzuverleiben. Jedenfalls dienen sie dort 
einem hoheren Zwecke, als wenn sie sich im Yerschlusse eines Einzelnen befinden. 
Sendungen sind „An die Liszt-Bibliothek in Weimar, Ho^gartnerei u zu adressiren. 

* Die Fort8etzung der Beilage: Musikhandschriften auf dfifentlichen Biblio- 
theken, hat darch den in dieser Nummer beginnenden Katalog der Musikwerke des 
papstlichen Archivs in der sixtinischen Kapelle zu Bom einerseits eine aberraschend 
wertvolle Bereicherung erhalten, andererseits den ursprtinglichen Plan alterirt. Da 
der Katalog des Herrn Haberl auf anderer Einrichtung beruht, als der des Herrn 
Prof. Pfudel, so wird dem Letzteren in n&chster Zeit ein besonderes Register bei- 
gegeben werden , so dass beide Kataloge fur sich bestehen und sowohl zusammen 
als auch getrennt gebunden werden konnen. 

* Am 2. Januar wird der 15. Bd. der Publikation alterer praktischer und 
theoretischer Musikwerke der Gesellschaft fur Musikforschung (auf SubscriptioQ) ver- 
sandt Er enth&lt 

Hans Leo Hassler's Lustgarten von 1601. Eine Sammlung deutsche welt- 
liche Iieder (39) zu 4, 5, 6 u. 8 Stim., nebst 11 Instrumentalsatzen in kleiner Par- 
titur. Preis 10 Mk. 

Die 8ubscriptions-Bedingungen sind folgende: Der neu eintretende Subscribent 
zahlt fur die ersten 2 Jahrgange je 15 Mk., fur die folgenden zwei je 12 Mk. und 
darauf je 9 Mk. Die Auswahl der Werke steht im Beiieben des 8ubscribenten. 
Wer 5 Bande mit einem Male nimmt, erhalt 10% Babatt Nahere Auskunft erteilt 
der Bedakteur dieser Blatter. 

* Hierbei eine Beilage: Katalog der papstlichen Kapelle, Bog. 1. 



Yenuitwortli«her Bed*kteur Bobart Bitner, TtmpUn (Uek«riD»rk). 
Brack worn Herm»nn Beyer A SOhne In L»ngentelM. 



MUSIK- GESCHICHTE 

herau8gegeben 



von 



der Geeellechaft fttr Musikforochuiig. 



Ill Jaitrgaog. 

1887. 



PrtsJi des JfthigangM 9 Mk. Mon»tlioh encheiat 
cin« Nomina ¥011 1 bit 1 Bogen. Iniertionsgebubrftn 
fit die Zeile Si Pfc 



Kommiision* wm lag 
▼on Breitkopf As Hfcrtel in L e i p 1 1 g. 
Beitollongen 
nimmt jede Booh- and Mutikhandlung entgegen. 



Ho. 2. 



Joh. BIrich Steigleder's „Tabulatur-Buch". 

1m 178. Kataloge, welchen Herr Antiquar Albert Cohn in Berlin 
onl&ngst versandte, befindet sich ein wenig bekanntes Werk des alten 

siliiitschsi Organisten Johann Ulrich Steigleder. Der vollst&ndige 

Titel latitat: 

Tabulator Bach, | Darinen | Dais Vatter vnser tuff 2, | 3 
vnd 4 Stimmen Componirt, vnd | Viertzig mal Varirt (sic!) wfirdt, | 
auch bey ieder Variati5 | ein sonderlicher bericht | zofinden. | Auff 
Orgeln, vnd alien an- | dern Mosicalischen In- | strumenten j>rdenlich | 
in appliciren, | Componirt | Durch Johan Vlrich Steigleder, | Orga- 
nlste der Stiffiskirche n Stuttgart. | Getruckt, vnd verlegt zu Strafs- 
biirg | bey Man von der Heide am Korraarck. | 1627. 

Der mit Typendruck hergestellte Foliant — das Titelblatt ist in 
Kapfer gestochen — bietet keine Tabulator im gewflhnlichen (engeren) 
Sinne, ebensowenig wie Sam. Scheldt's „Tabulatura nova", Ham- 
burg 1624. Die 2— 4stimmigen Orgelstticke sind parti turfbrmig in 
jener flbersiehtlichen Weise (auf 2—4 Linien-Systemen) notirt, die 
audi Frescobaldi anwandte. Die Tabulaturen bedeuten zun&cbst nor 
einen Gegensatz zu der frttheren Notationsweise fir Yokalmusik. Be- 
kanntlich gruppirte man ehedem die einzelnen Stimmen sehr unflber- 
sichtlich mit Vorliebe auf zwei neben einander liegenden Seiten 
moist so: 



Cantus. 
Tenor. 

Monatah. t llutikgeich. Jahrg. XIX. Wo. 1. 



Altns. 
Bassus. 



14 



Joh. tJlrich Steigleder's Tabulatur-Buch. 



Jede Ubersichtlicbe Zusam menfassung der Stimmen 1st eine 
Tabulatur, — die Partitur so gut wie das Arrangement (Trans- 
scription) ftir Orgel, Klavier, Laute u. s. w. Der urspriinglich sehr 
weite Begriff ist im Laufe der Zeit erheblicb eingeschr&ilt worden.*) 

Steigleder widmete sein Tabulatur-Buch „Dem Wolgebornen 
Herren, Herrn Caroln, Herrn zu Limppurg, defs Hayl. Edm. Beichs 
Erbschencken und Semperfreyen. 44 Er war vordem in Lindau Orga- 
nist gewesen, wie ans einer Sielle der Dedication ersichtlicb ist: 
„Dann aach ich von meiner Jugend an zu dem Exercitio vnd 
studio Musico angehalten, vnd nonmehr ettlich Jabr das Orgel werk 
bey hiesiger Statt oder Stiftskirchen, vorhin aber aoch in defs Heil. 
Bflm. Beichsstatt Lindaw am Bodensee, nacb meinem geringen 
verm5gen zoversehen bestellet worden.* 4 

Der Komponist w&hlte als Thema fur seine vierzig Yariationen 
die Melodie in dorischer Tonart, nach welcher Luther's „Vater unser" 
gesangen wird.**) Man hat diese Melodie mil vielen andern frflher 
dem Beformator zugeschrieben; gewiss ist nur das Eine, dass Luther 
eine Tonweise fir sein Vaterunser erfinden wollte. (Facsimile der 
handscbriftlichen Entwttrfe — mit vielen Eorrekturen — bei Winter- 
feld.) Steigleder giebt den Choral in folgender Gestalt: 



Er zeigt seine Eanst zuerst in einer vierstimmigen „F&ntasia, 
oder Fngen Manier 44 : 



*) Jetzt versteht man unter Tabulaturen nur noch jene Hieroglyphen, welche 
die Lautenspieler fast bis ins 19. Jahrh. gebrauchten. 

**) „Das Vater rawer, kurz und gut ausgelegt und in Gesangweise gebracht 
durch D. Martin Luther. 1539." So lautet die Ueberschrift in MutzelTs „geistiiche 
Iieder." Band 1, Berlin, 1856. 



3 oh. Ulrich Steigleder's Tabulator-Bach. 



15 



rfi 1 1 ■ H-j 






£.1 ,^£^=3-^ . J 

3 - i r r f 

^if. — 




1. 8. W. 



Diese Introduction (auf vier Systeraen notirt) nmfasst siebzehn 
Seiten! Der Autor, bemiiht, es Jedem recht zu machen, litest der weit- 
schweifigen Einleitung eine kfirzere folgen : „Fantasia, oder Fagen 
Ifanier, Vor diejenigen, welchen mit langen Fugen nicht gedienet" : 





-J — «J — 








y t c 




J=3b 


. IP 






Daran schlieJbt 


sich eine 


dritte 


„Fanta8ia, 


kartz vc 


id leicht, 



wie die vorhergehend , zaschlagen. u Nan beginnen die eigentlichen 
Variationen; das Thema wandert von einer Stimuli zur andern. Bei 
der eroten Ver&nderung beifst es: „ Coral im Discant. Hierzu kan 
aaeh ein Enab den Text singen, oder sonsten ein Geyglin, oder 
andern Discant Instramenten sich h5ren lassen." Manchmal ist eine 
Stirame nach der Weise der Zeit duroh L&afe and Figuren ausge- 
schmiickt, z. B. „ Coral im Biscuit, mit einem collerierten (colorirten) 
BaJfc." Eine zweistimmige Variation ist im „Contrapuncto duplici" 
geschrieben. Im Allgemeinen ist die Fertigkeit des alten Steigleder 
nicht gar grofs, doch stOfst man hie and da auf leidliche Einftlle, 
so in der 24. Ver&nderung, wo der „ Coral in zwo Stimmen zumal u 
erklingt (Die- zweite Stimme konsequent als Ochetus, d. h. durch 
Paasen unterbrochen.) Ich teile den Anfang mit: 



tfr 4 — 1 




- j - J 


===== 


" r — f~- 











2* 



16 



Job. Ulrich Steigleder's Tabulator -Bueh. 



M - — ^ 






ii • r " 4= 


1 ■ J " . J =1 

f j c» f r r r 





Einen wunderlichen Zuschnitt hat die 35. Variation: „ Die cant 
▼nd Tenor wechslen in diesem Coral ab t wann mm darzu singen 
will, missem Discant vnd Tenor sich nachfolgender Art gebrauchen": 

D%8eant 



.» " <q. 



13= 



. Va - ter un - 
Tenor. 



der du vns all 



im ffim - mel - reich 



al-le 

|g. gp- 



Kin - ier nek vni 



vnd wilt ins 



heis - seet gleich 



dich ruf - fen an 



1 ft ' - _ p (■ ^ * _ ^ 






1. \_-t==. z 




WH 

bett 




gib dass nit bett 


bilff 






9 '— ■ ~ ■ "» 'ii! ' iflJ 


^ IP 











betten von vns ban 



al - lein der Mundt 



dass es geh 



von Her - tzen Grundt. 



3= 



von Her - tzen Grundt. 



Giovanni Francesco Anerio. 



17 



Znm leichteren Verst&ndnis dieser Spielerei mag hier die ©rate 
Strophe des Lather'schen Liedes dienen: 

Tutor wiser im Himmel Beicb, 

Der do ims alle heifsest gleicb, 
* Binder sell und dich rafen an, 

Und wilt das litem von una han, 

Gieb, dass nicht bet allein der Hand; 

Hilf, dass es geh Yon Herzen Grand. 
Das Exemplar der Steigleder'schen Variationen, welches Herr 
Cohn busitft, beanspracht ein beaonderes Interesse, weil es auf 69 
vorgebondenen Bl&ttern handschriftlicbe Masik enth&lt, toils in deat- 
seher Bachstaben- oder Orgel-Tabulatar, teils in gew6hnlicher Noten- 
schrift anf Ftlnflinien-Systemen (italienische Tabalatur genannt). 

Man findet: Hymnen, Ganzonen, Kyrie, Messen, Bicereari, Ave 
Maria, Miserere, Begin Coeli , Salve Begina u. s. w. Die Stficke 
sind drei- bis achtstimmig, mehrere mit Instrumentalbegleitang, z. B. 
ein aehtstimmiges ,Jste est Joannes." Hie md da ist ein Kom- 
ponist genannt, ieh konnte folgende Namen entziffern: Joann Benn, 
Andr. Hepgins (Hepgin? Hepgius?) Pietro Lapes (Lappi?), P. 0. Vin- 
eentio de Patiis. Am Scblusse giebt es noch einen handschriftlichen 
Anhang: Drei Hitter (fQnf Seiten); sie enthalten das Fragment einer 
Messe (der Anfang fehlt) and einen dreistimmigen Gesang mit be- 
ziffertem Bass „di Fra Colambini." wah*m mj^mt. 



Giovanni Franeeseo Arnarit. 

Herr Fr. Xav. Haberl hat in seinem kirchenmasikalischen Jahr- 
bneh fir 1886 p. 51 eine Darstellang des Lebensganges and Sehaffens 
aaf Grand bibliographiscber Dokumente obigen Meisters verif sntlieht 
Die dort mitgeteilten Brack© amfassen die Zeit von 1599 — 1677 and 
befinden sich grflfstenteils aaf der Musikbibliothek des Liceo musical© 
in Bologna. Die Lebenszeit Anerio's ist naeh Herrn Haberl etwa von 
1567—1620 za legen, doch fehlen ans dartlber bestimmte Nachrichten. 
Ob Felice Anerio ein Bruder oder Verwkndter Francesco's ist, litest 
sich bis jetzt nicht nachweisen. Die bisher bekannten Biographieen 
entbehren jeglichen Beweismaterials. Darch Dokamente bewiesen 
steht bisjitet nar fest, dass Francesco ein BGmer war, wie er sich 
fast aof jedem Drackwerke selbst bezeichnet, and die grOfste Zeit 
seines Lebens in Bom selbst lebte. 1609 (Motecta 1, 2 it 3 voc) 



18 



Giovanni Francesco Anerio. 



litest sich aus dem Wortlaut der Dedication an Aloysio Oalli schliefsen, 
dass er die Absicht hatte, sich dem Priesterstande zn weihen, doch 
erst am 7. August 1616 celebrierte er sein erstes hlg. Messopfer in 
der Jesuitenkirche al Gem (Haberl p. 53, I. Spalte). Aus der be- 
kannten Streitsehrift Marco ScacchVa gegen Paul Syfert erfahren wir, 
dass er eine zeitlang Kapellmeister des Kflnigs von Polen und Schwe- 
den, Sigismund III., war, und vermutet Herr Haberl, dass dies um 
1609 gewesen sein mflsse (53, II). Auch in Verona war er 1611 
eine kurze Zeit Kapellmeister am Dome, wie uns der Titel zo den 
„Becreatione Armonica, Ven. 1611", belehrt. Doch schon in dem- 
selben Jahre finden wir ihn wieder in Bom als Musikdirektor des 
von den Jesuiten geleiteten Gollegs bei St. Ignazio („in Seminario ro- 
mano musicae praefecti u schreibt er auf den Titeln seiner Werke 
dieser Zeit). 1613 ist er Kapellmeister an der Kirche S. Maria ai 
Monti zu Bom (54, I) und zeichnet sich bis 1620 als solcher; von 
da ab erscheinen noch eine Beihe Werke und neue Auflagen fclterer, 
jedoch unter der Bedaction anderer Herausgeber und lisst uns dies 
vermuten, dass er um diese Zeit gestorben sein muss. 

Da sich der Herr Haberl mit wenig Ausnabmen nur auf den 
Besitzstand des Liceo musicale in Bologna beschr&nkt, der allerdings 
sehr reichhaltig ist, so fQge ich hier zur Vervollstfcndigung der 
Bibliographic den Besitz anderer Bibliotheken hinzu, soweit er mir 
bekannt ist. 

Das erst©, 1599, erschienene Werk Anerio's: „I1 primo libro de 
Madrigali a 5 voci, Ven., Amadino" von dem der Alto sich im Liceo 
musicale zu Bologna befindet, besitzt auch die K. K. Hofbibl. in Wien 
und zwar den Canto zu 21 pp. und den Basso zu 20 pp. (Haberl 

52, I). 

Das p. 52, 1 kurz erw&hnte Werk von 1607 fiQhrt den Titel: 
Gagliarde | A Quattro Voci | Gomposte da Giov. Fran. Anerio | 
Bomano, | Intauolate per sonare sul | Gimbalo et sul Liuto. j 
Libro Primo. | 

1 vol. hoch Fol., ohne Druckfirma, doch scheint es 1607 bei 
Vincenti in Venedig erschienen zu sein, obgleich es in den beiden 
Verlags-Katalogen Vincenti's • 1619 und 1649 (M. f. M. Beilage zum 
15. Jahrg.) nicht aufgeftthrt ist. Der Titel in Einfassung. Herstellung 
durch Sich. Enth&it 16 Gagliarden auf 8 Bll. in doppelter Notation: 
fir Klavier und fir Laute. Exemplar: Kgl. Bibl. Berlin. 
1608. Madrigali a 5 et 6 voc. Lib. 2. Ven., Vincenti. In Bologna 
nur Alto u. VI. voce. In der Staatsbibl. in Mftnchen komplet in 6 Stb. 



Giovanni Francesco Anerio. 



19 



1609. Moteeta 1, 2 et 3 voc. concinenda. Bomae, Boblettos, In 

Bologna Bassus and Bassos ad organam. In der Staatsbibl. in 

Mfinchen nor Bassos. 
1611. Recreation© Armonica. Madrigali a 1 et 2 voci. Ven., Ang. 

Gardano et Fratello. Die Eg]. Bibl. Berlin besitzt den Cantos, so 

dass dorch den aof dem Liceo music, befindlichen >t Bftsso conti- 

nuato" ein Teil der Ges&nge vollst&ndig wird. 
1611. Motectorom singolis, binis, ternis, qoaternis, qoinis, senisqoe 

vocibas. Lib. II. Bomae, Bartb. Zannetti. 4 Stb. in U. 4°. 0. 

T. B. ond B. ad Org. 29 Nrn. — EgL Bibl. in Berlin kompl., in 

Bologna nor B. ond B. ad org. (Haberl 54, I). 

Die Aosgabe von 1612, die in Venedig bei Bic. Amadino er- 

schien, befindet sich in der Stadtbibl. in Breslao in 4 Stb. komplet. 

Siehe Bohn's Bibliographie p. 47. Bohn zihlt 38 Nrn. Die bischdfl. 

Proske'sche Bibl. soil aoch ein Exemplar besitzen. 
1618. Antipbonae | Sev sacra© Cantiones, | Qvae In Totivs Anni| 

Vesperarvm Ac Completorii | Solemnitatibvs Decantari Solent; | . . . | 

Binis, Ternis, & Qoaternis vocibos concinendae. Vna efam Basso | 

ad Organam. 1 ... 1 Prima pars. | (resp. Secvndvs pars — Tertivs 

pars.) (I Bomae, Apod Jo. Baptistam Boblectom. M. DC. XIII. | 
Jiier Teil zu 3 Stb. in hoeh M. 4°. 1. pars eithllt 121 Nrn. f 

2. pars 77 Nrn., 3. pars 48 Nrn. Egl. Bibl. Berlin komplet, Voll- 

st&ndiger Titel bei Haberl p. 54, II. 

1613. Motectorum 1, 2, 3, 4, 5 et 6 vocibas. Una cam litaniis . . .| 
Lib. 3. Bomae, Boblectos. Staatsbibl in Mfinchen nor Bassos 
ond in Bologna Bassus and Orgelstimme (Haberl 55, I). 

1614. Missarvm | Quatoor, Quinque, & sex vocibas. | Missa qvoqve 
pro defvnctis | vna com seqoentia, & Besp. Libera me Domine, 
Qoatoor vocibos Liber Primus. | Avctore | Joannis Francisco Anerio, 
Bomano. | In Ecclesia Deiparae Virginis ad Montes Capellae Magi- 
stro. | Ctim Basso ad Organam. | Wappen. || Bomae, Ex Typo- 
graphia Jo. Baptistae Boblecti, 1614. | 

Die Egl Bibl. in Berlin besitzt del 0. A. i. ¥. vox in kl. 4°. 
Dedic. Clementia Moti de Nari. Qezeichnet von Archang. Toccbi, 
Boma, 25. Aprile 1614. 



1. Missa: Doctor bonis, 4 voc. 
3. „ pro defonctis, 4 n 



2, Missa brevis, 4 voc. 
4. „ Circoire possom, 5 voc. 
5. Missa In te Domine, 6 voc. 
Die 3. Messe „Missa pro defunctis 4 * erschien spftter noch 
mehrere Male allein, (siehe Haberl 58, 11, dem aber obige erste 



20 



Giovanni Francesco Anerio. 



Aasgabe nnbekannt ist und nach Baini nor eine von 1620 citirt) 
nd zwar: 

Gantvs | MISS A | Pro Defvnctis, | Gam Seqaentia, & Besp. 
Li- | bera me Domine. | Qaataor Vocibas. | Aoctore | Jo. Fran- 
ciseo | ANERIO Romano. I Vignette | Romae, | Aped Paulam Ma- 
sottam. 1630. | Saperionim Lieentia. | 4 Stb. in 4°. C. A. T. B. 
ohne Dedic. Egl. dffentliche BibL in Hannover. 

Die Aasgabe von 1649, ©dirt von P. P. Sabbatino, gedrackt 
in Rom bei Grignani, besehreibt Haberl ebendort and ist sie nar 
dareh ein Exemplar im Archiv des St. Peter in Rom vertreten, 
wogegen die von 1677, edirt von Gherardino, Romae typis Jac. 
Fei, Andr. ML, aach in der Egl. Bibl. m Berlin sich befindet, 
4 Stb., Titel defect, sowie das Stb. des Tenors and B. ad organam. 

Die von Haberl angef&hrten Responsorii von 1629 (p. 68, I) 
besitzt die Hofbibliothek in Wien sehon in einer Aasgabe von 
1614. Responsoria nativitatis domini, ana cam invitatorio et psalmo : 
Venite, exaltemas ac Te Deam laadamas, 8, 4 et 8 vocibas. Romae, 
apad Jo. Bapt. Roblettam. 1614. 

Vorhanden nar der Bassas ad Organam in kl. 4° za 16 Seiten. 

Die Aasgabe von 1629 besitzt aach die Egl. Bibl. za Berlin: 

a i. a. 

1619. La Bella Clori Armonica. Arie, Canzonette (nicht Ganzonetti) 
e Madrigali h 1, 2 et 3 voci . . . Roma, Soldi. 4 Stb. in 4°. 
Ganto I, 20 Bll., Oanto H, 18 Bll., Basso 12 B1L, Basso continao 
16 Bll. in der Hofbibliothek in Wien. lithllt 54 Nrn. Das Liceo 
masicale in Bologna besitzt den Drack aach komplet. 

Die vierstimmige Bearbeitang der Missa Papae Marcelli von 
Palestrina, die Haberl pag. 56 nar in Etirze erw&hnt, liegt mir in 
folgenden Ausgaben vor: 

(1619.) Messe I A Qvattro Voci. | Le Tre Prime Del Palestina (sic?), 
ciofe, | lie Confeflbr, Sine Nomine, & di Papa Marcello, | ridotta 
h qaattro da Giov. Francefco Anerio, | & la Qnarta della Bartaglin, 
deir istelfo | Gio. Francefco Anerio. | Con il Bafso continuo per 
toiare. 1 Wappen. 1 IN ROMA, Per Lica Antonio Soldi M.DG.XIX. 
Gon Licenza De' Svperiori. | 

5 Stb. in 4°. Dedic. von Soldi an Gregorio Donato Romano. 
Die Egl. Bibl. za Berlin komplet: C. A. T. B. ;and Parti tur per 
l'organo (beziflerte Bass Stimme). 

(1626). Cantvs. | Messe a qvattro voci. | le dve (sic?) prima del 
Palestina | . . . (genau wie oben) || In Roma, Per Paolo Ma- 



Einige unbekannte Sammelwerke ies british Museums in London. 



21 



sotti. MDO. XXVI. | A distantia de Laca Antonio Soldi. 5 Stb. 
in 4°. Dedie. von Lao. Ant Soldi an Francesco Soderino. Gez. 
Bomae 1621, Octobris. Egl. Bibl. Berlin komplet. 

(1635.) Oleieber Titel nnd Breaker. Nach „Masotti. 1685. | Oon 
Licenza de' Saperiori. | Ad' istanza d* Antonio Poggioli alF insegna 
del Marltello in Parione." | British- Museum in London nur den 
Gantas und die Egl. Bibl. in Berlin nur den Bassus ad organum, 
der zur Ausgabe von 1626 das 5. Stb. bildet 

(1689.) Qleicher Titel bis „con il Basso ad Organum di nouo dili- 
gentia corretti da Fr. Giannini. Boma, Mascardi 1689. Die 
Kgl. Bibl. zu Berlin besitzt 5 Stb. 

(Mm.) MESSE 1 A QfATTIO VOC1 I LI TEE PBIME DEL 
PALESTINA, | Ciofc, di Papa Marcello ridotta k 4 da Gio. Fran- 
cesco | Anerio, Iste Confefsor, & Sine nomine; & la Quarta | della 
Battaglia, delF istefso Gio. Francesco Anefio. | (Versal.:) Con II 
Basso Oontinvo Per L'Organo. | (Petit:) Di nuouo corrette, eon la 
giunta di vna Mefsa di Pietro | Heredia, & vn' altra per i De- 
fonti, del medesimo. | Druckerzeichen : Ein Arm, der in der Hand 
einen Hammer hilt, in einem Eranze | IN ROMA, Nella Stamparia 
di Jacomo Fei d' A. F. 1662. | Con licenza de' Superiori. | Ad 
instanza di Antonio Poggioli all' Insegna del Martello in Paxione. 
D. | 4 Stb. in C. A. T. B. Orgwao. Egl. iffeitl. Bibl. in Han- 
nover. Btt**r. 



IMge unbekannte Sammelwerke Ies british 
Miseims in London. 

Herr Barclay Squire war so freundlich der Bedaction die Be- 
schreibung einer Anzahl Werke des british Museums zu flbersenden, 
darunter sich auch eioige Musiksammelwerke befinden, die in meiner 
Bibliographie fehlen. Das erste hat fast den Anschein dramatischen 
Inhaltes, list sich aber doch nur in mehrstimmige ChCre auf, w&hrend 
das zweite eine spfttere Ausgabe eines unter 1561* beschriebenen 
Druckes ist. m***?. 

1. B Cicalamento | Delle Donne Al Bvcato, | It La Gaccia Di 
Alessandro Striggio, | Con vn Lamento Di Didone | Ad Enea, per la 
sua partenza, Di Cipriano Bore, | a quatro, cinque, sei, & sette 
voci. | Die nouo poste in luce per Giulio Bonagionta da San Ge- 
nes! | Musico della Illustriss. Signoria di Venetia in S. Marco | & con 



22 



EMge unbekannte Samraelwerke dee british Museums in London. 



ogni diligentia corretti. | Con Gratia Et Privilegio. | Bas-Drz.-so { In 
Vinegia MDLXVIL | Appresso Girolamo Scotto. | 

Nar der Bassos in 4° im british Museum. Dedic. Al Molto 
Mag. et Valoroso Sig. il Sig. Giov. Ferro da Macerata digniss. Ca- 
vagl. Loretano. Gez. von Giulio Bonagionta da S. Genesi, Venetia 
12. Sittb. 1667. 

Inhalt: 

Tavola Del Cicalamento Delle Donne. 

Nella vaga Stagion 3 Prima parte, a 4. 

Buon giorno belle Donne 4 Secunda parte, a 7. 

Ho udito che la fante 5 Terza parte, a 7. 

Non ti ricorda 6 Quarta pate (sic!), a 7. 

Orsu stendiamo questi panni 8 Quinta parte, a 7. 

Delia Caccia. 
Dalle gelate braocia 10 Prima parte, a 4. 
Su presto a la caccia 11 Secunda parte, a 5. 
Eoco che al bosco 12 Terza parte, a 6. 
Mirate a quei Cirigiali 15 Quarta parte, a 6. 
Ecco il Sol chiaro 16 Quinta parte, a 7. 

Lamento De Didone ad Enea. 
Dissimulare etiam 18 Prima pars a 5. 
Quin etiam 18 Secunda pars, a 6. 
Mene fugis! 19 Tertia pars, a 7. 

2. Sammelwerk 1561* sp&tere Ausgabe: 

Basso | Madrigal! A Tre Voci | De Diversi Eccellentissimi Avtor i 
Nouamente con ogni diligenza ristampati. | Libro Prime. | Drz. | In 
Venetia Appresso Angelo Gardano. | M. D. LXXXXVH. | 

Auf dera british Museum nur der Basses bekannt. 

Inhalt: 

Ite caldi sospiri Olivier. 
Seconda parte: Dirsi puo ben per voi. 

Vail© vicine e rupi 1 Animucia. 

Amor che vede ...... Nadale. 

Iieti felici spirti ...... Vinoentio Buffo. 

H nostro gran dolor© .... „ „ 

Alia dolc'ombra ...... Jhan G«ro. 

Rare gratie celesti ...... „ 

0 felice colui ....... Baldissera Donate. 

Un lauro mi dice (difese) . . . Giachet Berchem. 

Volgi grocchi sereni .... Jhan Gero. 

Vel puo guirar amore .... Vincentio Ferro. 

Irato a sdegn'un giorno . . . Helisco Ghibelli. 

Ma perche vola il tempo . . . Francesco Portinaro. 

Tempo verra ....... Archadelt. 

Pensier che sovr'ogn altro . . . Jhan Gero. 

Perch'al viso d'amor ..... Supacclimo. 



Johann Georg Kastner. 



23 



Leggiadr'amanti ...... Jhan Gero. 

Desio gentil ........ „ „ 

Le treccie d'or ....... „ „ 

CM non fa prov' amore .... „ „ 
In 1561* sind dagegen noeh die Madrigale: Se'l veder, A. Wil- 
laert. — Gravi pene c. 2. p. and Tutto'l di piango e. 2. p. von Cip. 
Bore. — AU'arsalir, Lapachino. — Se per eolpa, J. Gero and Dolci 
rime, G. Nasco. 

Das Sammelwerk alter 1566* 1st, wie ieh heate sehe, ein Nach- 
druck von 1561*, doch fehlen 6 Madrigale: 4 von Gero, 1 von Ani- 
mnceia and 1 von Helis. Ghibelli. 



Amzeigei misikliisttrlscler Werke. 

Johann Georg Kastner, Ein Els&fsischer Tondiehter, Theore- 
tiker and Masikforscher. Sein Werden and Wirken. Von Hermann 
Ludwig. Leipzig, Breitkopf & Hftrtel. 1886. 3 vol. in gr. 8°, XIX* 
422. — VII, 440 and 32 Seiten mil einem Sextett. — VII, 424 Seiten, 
nsbst dem Portrait Eastner's und Sohi, sowie zahlreiehen photolitho- 
graphierten Briefen. 

Das wirklich kostbare Werk, ein Ehrendenkmal, im die Witfcwe Ihrem 
Manne errichtet hat und wertvoller wie jedes eherne Denkmal ist, feiert zugleich 
einen Triamph der deutschen Buchdruckerkunst and gestaltet rich nach jeder 
iteite hin m einem Werke deutschen Fleifses and deatscher Gelehrsamkeit 
Wmm der Verfiaser, Herr Hermann Ludwig, auch in der Witfcwe, eine settist 
literarisch tbatige Frau, die beste and wertvollste Unterstutzung fand, so steht 
doch das eigene Konnen desselben auf so hoher Stufe, auf so umfassender 
Gelehrsamkeit, verbonden mit einer gewandten und blih«id«i Auedrackswose, 
dass die Wittwe mit gutem Vorbedacht die Biographie keinem anderen als 
diesem deutschen Manne anvertraut hat. Belbstverstandlich ist der weitr 
grifete Barnn dieses umfangreichen Werkee Kastner gewidmet, doch in 
trefflcher Wmm weifs der Verfnaier ein Gesamtbild der ganaen Zeit m 
entwerfen and wir lernen fast alle d&mals bedcutenden and herr ormgenden 
Manner Frankreichs, sowie viele Deutschlands kennen und werden in die 
Bestrebangen and Umw&lsnngen in geistiger and politischer Hinsicht em- 
gtfihrt. Es ist bewtradernswert, wie vielseitig das Wissen des Verfaesere 
ist und mit welcher Gewandheit er sich in jedem Fache menschlichen 
"Wissens zu bewegen versteht Wenn man in dem einen Absohnitte seine 
politische Urteilskraft bewundert, staunt roan in einem anderen aber seine 
musikhistorischen Kenntnisse, in einem anderen ibor die riohtige Beurtei- 
long von Mannern, die entfernter iiegenden Wissenschaften angehdren, oder 
nur in der Praxis aufgehen. Dabei ist sein Urteil in dem milden Lichte 
der hisforischeii Entfernung abgedampft und bei vollem Heranstreten der 



24 



Johann Georg Kastner. 



Personen oder Begebenheiten, ©mpfaogt man stets Am Eindrmck dor abge- 
klarten rahigen BarsteUmng. In die Diction des Yerfassers hums mini sich 
— ©cat ©inlesan, denn er liebt lange Site© und wendet die Oomparatiirtonii 
mit Vorliebe an, doch das sind Eigenheiten, in die man sicb bald findet 
and mit ungeBtdrtem Genusse dem Sctaiftsteller folgen kann. 

Kastner 1st raiser Zeit fast gmnz freind geworden mud seine Werke 
sind aucb wohl nie so bekannt gewesen, dass sie sicb in der Hand jedes Ge- 
lebrten oder Musikers befanden, trotzdem sie fast alle Facher der Musik- 
wkseiisehaft raid praktiscben Ausibiing um&ssen. Pur den Franasosen 
waren sie m gelebrt und fur den Bemtschen war die fremde Spracbe woH 
zum Teil ein Hindernis. Bei den tbeoretiscben Werken kam aber nocb 
hinzm, dass sie die Errungenschaften der deutscben modernen Tbeoretiker 
fur Prankreicb verwerteten und wenn aucb die eigenartige Veranlagung 
Kasiner's immer nocb etwas Selbst&ndigeB schuf, so war Beutschland mit 
tuchtigen Tbeoretikern so reicb versehen, dass es nicbt notig batte nacb 
fremden Erzeugnissen zu greiien. Von seinen zahlreichen Kompositionen 
sind nur einige kleinere Werke aUgemeiner bekannt geworden und fanden 
in Paris raid Strafeburg eine freundliche Aofnahme. Wenn das dem 
2. Bande obigen Werkes beigegebene Gesangs-Sextett mit kleinem Orcbester 
mafsgebend fur seine Eompositionsweise sein soli, und man kann es wobl 
in diesem Binne auffassen, so war die Muse Kasiner's sanft und lieblich, 
aber nicht bedeutend genug, am sicb mit irgend einem bervorragenden 
Musiker seiner Zeit messen sua konnen. Seine mmaikHstoriscben Arbeiten 
dagegen, die auf tuchtigen Quellenstudien beruben, beschaftigen sicb mit so 
ezclusiven Sperialititen, die nor em bedingteg Interesse fur den Fachmann 
haben, and da diese bistoriscben Arbeiten eigentlicb nor Vorworte zu einer 
daraof folgenden eigenen Komposition bilden, die er Symphonic nennt, so 
word© das Interess© an and fir sicb Bohon geteilt, denn der Historiker 
konnte die Sympbonie niobt gebraucben and dem Praktiker war das sebr 
umfangreiche und gelebrte Vorwort eine unmitze Zugabe. In der Weise 
verdarb sicb Kastner die Braucbbarkeit seiner Werke selbst. Aucb seine 
vielseitige Besobaftigung als Theoretiker, Praktiker, Komponist und Histo- 
riker war Mancbem em Stain dee Anstofses und so warden seine Werke 
so wenig bekannt, dass man das Gate mit dem tTberfla'ssigen versehmahte, 
Nur Wenigen gluckt es, mit einer vielseitigen Beschaftigung Anerkennung 
zu finden, so z. B. J. F. F6tis, dem aber bierbei wesentlicb seine ber- 
vorragende offentliche Stellung zu Gute kam, wahrend kastner mebr im 
Stillen wirkte. Biese letztere Wirksamkeit Kastner's, die sein gauzes Leben 
and Basein umfing, war aber ein so bedeutender Zug in seinem Wesen, 
womit er soviel Gutes und Tuchtiges gestiftet bat, dass dies allein scbon 
genugt, ihm ein ebrendes Andenken zu bewabren. Obgleicb der Verfasser 
der Biograpbie Kastner's wissenschaftliche Leistungen mit Becbt ins beste 
Licht stellt, denn sie verdienen absolut mebr Beacbtung, so wird dem- 
selben doch erst so recht warm ums Herz, wenn er von Kastner als Menseh 
sprichi Bas Scbicksal selbst vergalt ihm die Entbehrung der bocbsten 
kunstlerischen Anerkennung und uberscbuttete ibn mit den denkbarsten 



Musikerbriefe. 25 

Glficksgfitem der JWelt, die ihm bis zam letzten Atheinzage erhalten 
bliebem 



Musikerbriefe aas fttnf Jahrhunderten. Nach den Urhandscbriften 
eratmalig herausgegeben von La Mara. Erster Band: Bis zu Beet- 
hoven. Zweiter Band: Von Beethoven bis zur Gegenwart Mit den 
NamenszQgen der Kttnstler. Breitkopf & H&rtel, Leipzig (1886). In 
11. 8 § , XIV, 354. - X, 192. Pr. 7 M. 

Mit di«em wertvollen Geschenke tritt die Verfasserin in den Kr«is 
der Musikhistoriker. Freilich versteht sie den Schatz, den sie hier ge- 
boben hat, nocb nicbt m verwerten, wie ihre biographiscben Notizen be- 
weisen, dennocb hat sie damit dem Musikhistoriker einen so grofsen Bienst - 
geleistet, daw er ibr mm gro&ten Dank© verpfichtet ist Buroh ihr fiei- 
fsiges und vom GMck begunstigtes Suchen in den Archiven, durch ihre 
Verbindniigen mit Sammlern und Musikern, wurde sie in den Stand gesetzt, 
mit dieser anaebiilcben Sammlung Briefe vor die Oeffemtliehkeit zu treten. 
Man darf jedoch den Wortlaut des Titels nicbt wortlich nebmen „naeh den 
Urhandwhriften erstmalig hemmsgegeben 11 , d©im die masten Briefe der 
alteren Zeit sind bereits in bistoriscben Werken zerstreut verdffentlicht. 
Nor die Unkenntnis der einschl&gigen Literatnr konnte sie zu dem Glauben 
▼erleiten, dass sie die Erste sei, die dieselben aos den Arcbiven ziebt. In 
den Monatsbeften, im Straeten, Haberl u. a. sind die meisten bereits im 
Originalwortlant mitgeteilt und es bleibt nur ein kleiner Procentsatz der 
alteren Briefe ibrig, die bier zum ersten Male bervorgezogen werden. 
Immerhin mocbtai ww sie nicbt missen, denn mit gescbickter Hand ist 
ein cbronologi8cher Fadeu gezogen, der uns in angenehmer Unterbaltung 
die Jabrbunderte uberfliegen l&sst. Von den Briefen des 19. Jahrhnnderts 
warden die meisten woM unbekannt win, ausgenomiiiai die von unseren 
Altmeistern Haydn, Mozart, Beethoven. Die Briefe beginnen mit einem 
Schreiben Squarcialupi's (15. Jahrh.) mud schliefsen mit dem allerneuesten 
Datum. Die in fremden Spracben sind vortrefflich verdeutscht und die in 
deutscher Spracbe im Originalwortlaut und Orthographie wiedergegeben. 
Sehr dankenswert ist die stetige Angabe der Quelle (Fundort oder Besitzer), 
sowie die erkMreiid©n Anmerkungen, welch© dem Leser das Nachschlagen 
ersparen. Trotzdem die meisten Schreiben der alteren Zeit meist nur ge- 
schaftlichen Inhaltes sind, die sich teils um Annabme von Dedicationen, 
GelmltsmMnngcn oder Zukgen, Pensionirung u. a. drehen, so muss man 
den Musikera doch nwshsagoi, dass ihr© Quelle des Humors und der 
Lebenslmst so unversiegbar ist, die seibst bei diesen formell sbgefaflsten 
Schreiben nicht zu mnterdrackai ist und auch dm „hdchsten" und „aller- 
hochsten" Personen gegen&ber bervorsprudelt. Nur die deutschen Briefe 
aus dem 17, Jahrhundert sind mit Jammer und Blend erfullt. Auoh die 
Jkipaagor Oantoireii der Thomasschule haben ©inst in stetigem Kampf© gegai 
eke engherzig© Stadt - Verwaltung anznkampfen und Seb. Bach war nicht 
dar Letzte, der ihr energisch zu Leibe rucken miuwte, um iein Becht zu 



26 



Musikerbriefe. 



verteidigen. Ebenso bezeichnend ist die „untertanige" Unterdruckung des 
Kiinstlerstolzes, der aber doch trotz allem devoten Bucken und alien Ver- 
sicherungen der „geringen Leistungen'* im nachsten Augenblicke auch schon 
in vollem^Glanze hervorbrioht. Johann Hermann Schein z. B. leistet darin 
wahrbaft Drastisches. Er schreibt m. a. (S. 95) : „AuJ§ diesen alien undt 
anderen M mehr TJrsachen, welcbe geliebter Kiirze ubergangen, erscheinet 
Sonnenklar, dafs dieser Mnsicaliscben Defecten Scbuld nicbt mir unwir- 
digen Directori generali zuzumessen, Sintemal es (wie gedacht) an meinem 
ungeruhmten leife difsfalls nicbt mangelt; Ma&en meine, tbeils albereit 
Mim offentlichen Druck beforderte, tbeils noch nnter banden habende wie- 
wol scblecbte Opera, mit welcben icb mir noch, Gott sey die Ehr, nicbt 
sowol bier, als vornemblich bey frembden nationen zimliche gratiam con- 
ciliiret, satsam bezeugen werden." — Ganz besonders uberraschen die 
Briefe Orlando di Lasso% den man sicb nnr als ernsten und wurdigen 
Mann vorsteUen kann und gerade umgekehrt einen Mann voller Lebenslust 
bekunden, dem Scbnurren und lustige Einfalle, gespickt mit den drolligsten 
Spruchwortern , wie aus einem unerschopflichen Brunnen bervorquellen. 
Er springt mit den hochsten Personen mit einer Leicbtigkeit herami, als 
w&ren sie seines Gleicben. Ueberbaupt drangt sicb in alterer Zeit der 
Unterscbied zwiscben Deutschen und denen anderer Nationen mt Der 
deutsche Musiker ist der Diener, der Italiener und Niederlander der Herr. 
Letzterer stets bereit, seibst bei Verlust seiner Stellung seinen Willen durch- 
zusetzen, buckt und scbmiegt sicb der Deutsche lange, ebe das eigene Icb zum 
gewaltsamen Durchbruch gelangt. — Aufser diesem allgemein interesairen- 
den Inbalte geben uns die Briefe aber einen so immensen Stoff an bio- 
grapbiscbem und bistorischem Material, dass man Wochen lang zu tbun 
hat, dieses Material zu sammeln und einzutragen. Ich macbe nur auf 
ein«n Brief von Heinrich Schiitz aufmerksam, der auf Seite 77 als Ein- 
leitung eines Bittscbreibens an den Kurfursten von 8achsen seine eigene 
Lebensbescbreibung enthalt. Hier bezeichnet er seine Geburt „am Tage 
Burckhardi Ao. 1585." Der Tag Burchard fallt aber auf den 11. October 
und nicbt wie in dem Leichensermone auf Schutz's Hinscheiden stebt „auf 
den 8. October." Die Begelung des neuen Kalenders geschab im October 
1582 und betrug einen Zuschlag von 10 Tagen, m wird also obiges Datum 
davon nicht beruhrt Perner erwahnt Schiitz in demselben Schreiben des 
Todes Giovanni QabrielL Nachdem er (S. 79) von seinem eigenen ersten 
edirten Werke, was in Italien (Venedig) im Mai 1611 erschien, gesprochen, 
sagt er, dass im nachsten Jahre sein Praeceptor (also G. Gabrieli) „zu 
Venedig verstarb, dem Ich auch das gleite zu seinem Ruhbette gegeben . . ." 
Die Grab8chrift bezeichnet aber dm 12. August 1613 als den Todestag 
Gabrieli's, wahrend der Nachfolger desselben im Ante, Oiov. Paolo Savii, 
schon den 12. August 1612 dasselbe antrat und man stets das Jahr 1613 
deshalb beanstandete. Obige Mitteilung Schutz's setzt es nun ganz aufser 
Zweifel, dass Gabrieli 1612 gestorben ist, da besonders Schiitz im weiteren 
Verlauf seines Schreibens mitteilt, dass er 1613 nacb Deutschland zuruck- 
kehrte, sich auf Wunsch der Eltern wieder mit der Jurisprudenz bBschaf- 



ffittrilungen. 



27 



tigte, aber schon 1614 nach Dresden befoblen wurde mad IS 15 das Amt 
eines siehslscben BApeUmeistere antral. Wenn aucb nicbt alle Schreiben 
©in© so wertvolle Ausbeute bieten wie dieses eine, so findet sicb doch 
fiberall efcwas was mis neue Quellen erdffiiet, teils wenig bekannte Manner 
charakterisirt> teils ibre Stellung im offentlichen Leben bezeichnet, teils uns 
Einblicke in das Bociale Treiben alterer Zeit gewahrt. — Bei den ins 
Deutsche iborseteten Briefen ist mir besonders ©me Sfcelle auf gef alien, bei 
der man den Wortlant des Originals vermisst und der gerade bei dieser 
Stele in Klammer woM semen Plate verdient hatte, warn die Henws- 
geberin die Bedeutung dieser Stele geahndet hatte. Monteverde, der aich 
zweimal mit ^Monteverdi" unterzeichnet, wie er sicb aucb auf dem Drncke 
des Orfeo nennt, spricbt (8. 52) von dem Komponiren mebrerer Inter- 
mezzi, mit denen er sicb eben bescbaitigt und dbersetzt die Herausgeberin 
die Stelle mit „Ich babe bereits gesehen, dass vier Arten von Har- 
monica in dem bezeidmetett Intermezzo mr Anwendmng kommeii werden." 
Me geehrte Scm^ftstellerin wirde uns zu Bank verbinden, wenn sie mm 
dieeen Satz im Originale mittailen woUte. — Die Briefe warden einem 
Jeden, ob Historiker oder Laie, das grofete Vergnugen bereiten, denn sie 
bringen Yieles und daher fir Jeden etwas. 



MitteilnngeiL 

* Herr Musikdirektor C. Stiehl schreibt der Bedaktion : In der Biographie Jean 
Adam Meinckeria mm Biemsdijk (abgedrackt in der Tijdschrift der Vereenigung 
voor Noord-Nederlands Muziekgeschiedenis, Deel 2, p. 61, auch im Separatabdruck 
erschienen) befinden sich einige Irrungen, worauf ich Si© aufmerksam mache. Der 
S. 66 dort erw&hnte Andreas KneUer war Organist an der St Petrikirche in Ham- 
burg, nicbt in Lubeck. (Andreas Eneller ware bereits 53 Jahre alt gewesen, wenn 
er die im Jahre 1702 etwa heiratsfahige Tochter Beinckens batte als Gattin heim- 
gefuhrt!) Geb. ist derselbe zu Lubeck 1649, April 23. 1685—1724 Organist an 
der St Petrikirche zu Hamburg; von 1717 an war ihm Joh. Joe. Hencke sub- 
stituirt Gest. ist Eneller 1724. Sein Bruder war der beruhmte Portratmaler Sir 
Godfrey (Gottfried) Eneller, geb. zu Lubeck 1646, Aug. 8, nicht 1648, wie Biemsdijk 
angegeben. Des Letzteren Lautenliebhaberei und des Ersteren musikalische Talente 
8ind wohl der gro&vaterlichen Seite zuzuschreiben. Der Grofevater Eberhard Bent 
war um 1641 hiesiger (Lubecker) Bathsmusikus. Seine Tochter Maria verheiratete 
sich mit dem Maler und Werkmeister an St Catharinen in Lllbeek ZackariaB 
KndUer (Eneller, Eniller) dem sie 4 Sdhne: Johann, Zacharias, Gottfried und 
Andreas gebar. Andreas Eneller heiratete die Tochter Jean Adam Reincken\ 
Margarethe Maria, aus, wie mir scheinen will, der ersten Ehe Beincken's. Diese 
▼erwandtschafflichen YerhMtiiiss© machen m erkl&rlich, dass Bemcktu auf semen 
Wunsch in Ltibeck beerdigt wurde. Eine Tochter, vielleicht auoh aus der ersten (?) 
Ehe, wurde 1710 am 23. Januar in Kneller's Grabe in der Eatharinenkirche zu 
Lubeck beerdigt Bei dem Ankaufe des Grabes durch, Beincken 1707 (?) waren 
Zacharias Eneller der altere (t 1675), Johann Eneller und Zacharias Eneller der 



28 



jttnger© bereits gestorben. Die Verhandlungen konnten daher nux durch Gottfried 
mid Andreas Kneller gefiihrt werden. Erateren als „Schwager" von Beincken asm 
bezeichnen, wie das S. 70 geschieht, ist richer unrichtig. Dass der damals 62jahrige 
Beincken sich 1685 sollte erstmalig verheiratet haben ist moglich , aber kaum 
wahrscheinlich ; dass aber aus dieser £he bereits im Jahre 1720 zwei £nkelinnen 
entsprossen sein sollten, von denen die Eine bei Abfassung des Testaments bereits 
wiederum verheiratet war, geht entschieden iiber die gewohnlichen Yerh&ltnisse 
hinau8. Es scheint wohl richtiger, dass Beincken am 25. Febr. 1685 eine zweite 
Ehe mit Anna Wagner einging, da es m dem Lobgedichte S. 29 heifet >r Der itzt 
durch nines Freyen Frauen, sein Freyen feyern wil erneuern." Aus diesem Ver- 
h&ltnis heraus erkl&ren sich leicht die Testamentsstreitigkeiten und die durch die 
„bdse Stiefmutter" vielleicht bewirkte Enterbong der Enkelinnen aus enter Ehe. 
Die Biographien der alteren Meister enthalten so manche Unrichtigkeiten, dass Jeder 
sein Scherflein dazu beitragen sollte, verbessernd einzutreten. 

* Die Fmcett GtseUschaft in London, die im Jahre 1876 gegrundet wurde 
und sich zur Aufgabe stellte, eine Gesamtausgabe der Werke Henry Purcell's m 
Yennstalten, ist achon beim 2. Band© der Ausgab© Btecken geblieben mid erUwt mm 
einen erneueten Aufruf, um die Ausgabe mit frischen Kr&ften in Angriff zu nehmen. 
Aus dem vielkopfigen Comite, was wahrscheinlich dem Fortschreiten auch hinder- 
lich war, hat man einen Mann gewahlt, dem die alleinige Ausgabe ubertragen ist, 
und zwar Mr. W. H. (Jammings, wfchrend die tibrigen Mitglieder nur das Gesch&fb- 
liche tibernehmen und fur die nfttigen Gelder sorgen. Der Jahresbeitrag betr&gt 
1 Guinea (= 20 Mk.) und die beiden bereits erschienenen B&nde „The Yorkshire 
Feast Song" und „Timon of Athens*' sind zum Preise von 30 Mk. zu erwerben. 
(Wir Deatschen machen's billiger und bekommen dabei mehr fertig.) Der neu ver- 
sandte Aufruf des Comites sucht die Engl&nder dadurch anzuspornen, indem er auf 
das Beispiel der Deutschen hinweist, die eine Gesamtausgabe von Palestrina's, Bach's, 
Handel's, Mozart's und Beethoven's Werken — man kann denen noch Schumann 
Mendelssohn und Schubert beifUgen — toils bereits besitzen, teils deren Erscheinen 
im stetigen Fortschreiten begriffen ist. Meldungen zum Beitritt sind an Mr. W. 
Barclay Squire, Hon. Sec, London, British Museum, W. C. zu richten. 

* Herr Fr. Xaver Haberl, Dom-Kapellmeister in Begensburg, beabsichtigt eine 
Sammlung ausgew&hlter Orgels&tze Girolamo Frescobaldi's herauszugeben, so- 
bald sich eine gewisse Anzahl Subscribenten bei ihm gemeldet haben. Der Band 
soil c. 100 Seiten umfassen und die Seite in querquart nur 10 Pf. kosten. Eine 
zahlreiche Beteiligung ware sehr erwunscht. Der Name unseres geehrten Mitgliedes 
btirgt fur eine sorgsame Ausgabe. 

* Leo LiepmannMohn, Antiquariat in Berlin. Catalog 51. Opern und Yokal- 
musik im Allgemeinen. Januar 1887. Enthalt eine sehr wertvolle Sammlung Par- 
tituren und Klavierauszlige von Opern, besonders franzdsischen aus dem 18. Jahrh., 
auch eine von Scarlatti,* Pyrrhus und Demetrius, englische Ausgabe, ferner von 
geistlichen und weltlichen Gestagen, darunter Stimmausgaben aus dem 16. und 
17. Jahrh., oft komplet, auch einige hymnologische Drucke u. a. Die Preise sind 
zum Teil sehr mftfeig. 

* Hierbei eine Beilage: Katalog der p&pstlichen Kapelle, Bog. 2. 



Verentwortlieher Bedakteur Bobert Eitner, Tempfifl (Uokermerk). 
Drvok tou Hermann Beyer 4 80hne in Langensalsa. 




MU8IK-GE8 GftTG H T E 

heransgegeben 



der Ge8ell8ohaft fttr Musikforaohviig. 



EL Jtiuw 

1887. 



Prt4s del Jahrgftllg N 9 Mk. MoMtlleh STsmlisiim 

sine Nnmmer Ton I Us • Bogtn. Insertionsgsbabren 

fir die Zsllt Si Pi 



XmiMEdMEk:m=w=limw 
▼on Breitkopf A Mlrtel in Leipslg. 
B«wtsJliiBg«ii 
nimmt J«4© Bnoh- nail Mmikhandlang entgegea. 



la 3. 



Das litargische Bedtatly ni lessen Bezeici- 
wimg In leu Utargischen Bftchern les 

Mtteltlters. 

Von P. Bohn. 

Wenn aach der gregorianische Choral flberhaapt sowohl darch 
die Art seiner Modulation als anch darch die Natur seines Rhythmus 
einen darchaas recitativischen Charakter hat and in der That ein 
wabres Recitativ genannt werden kann, so versteht man doch inter 
obiger Bezeichnnng in besonderer Weise die von jeher in der katho- 
lisehen Kirche Qbliche Vortragsweise der Orationen, Lektionen, Evan- 
gelien etc., welebe mehr den Silben, Worten and Sltzen ihre nattir- 
liche Physiognomic, ihren ursprtinglichen Wert belftsst, and daher mehr 
den Charakter einer Lesung hat Hierbei anterscheidet man eine Vor- 
tragsweise, bei welcher der Text mil Beobachtung einer kleinen Paase 
bei den Interpanktionszeichen ohne jegliche Modalation der Stimrae 
anf einem Tone vorgetragen and dieses „recto tono u aach am Ende der 
Sfctze and Satzteile eingehalten, and die bei den Alton mit „m direc- 
tum" oder „indirecte dieere*) oder canere" bezeiehnet wird, wfthrend 
bei einer zweiten Vortragsweise das „reeto tono" aach eingehalten, je- 
doch die vor den Interpanktionszeichen hervortretende letzte Silbe 



*) Orationes vestimentorum (i. e. ad benedicenda vestimenta) dicuntnr plane 
et miMwim one ArautaatiQiie, q nam libet per ee oondndendo. A. Scliiamb Chram. 

McHkena© pag . 348. 

Mdastsh.'! lfarikgweh. J*hrg.ZIZ. Ho. t. 3 



30 



Baa liturgische Kecitativ add (lessen Bezeichnang etc. 



itwas gedehnier vorgetragen wird, als die dbrigen Silben; nor das 

m g m 

Oremus erhielt eine Stimmbeugong abw&rts in die Belinda; dagegen 
wird bei einer dritten Vortragsweise der grOfsere Til des Textes mit 
lebhafter Accentuation auf einem Tone gesungen nnd der Schlnss der 
S&tze and Satzteile durch kleinere Modulationen ausgezeichnet, weleha 
unter dem Namen accentus ecclesiastici bekannt sind. 

Altere Abhandlongen iber diese kirchlicben Acc&nte sind sehr 
selten, denn in den Scriptores von Oerbert nnd Coussemacker, in 
denen mis doch eine so grofse Anzabl von Abhandlongen fiber die 
mittelalterliche Mosik anfbewahrt sind, findet sich auffallenderweise 
keine, welche diese Vortragsweise znm Gegenstande hat, nnd auch 
Ornithoparchus, ein musikalischer Schriftsteller des 16. Jahrhanderts, 
bemerkt, dass die kirehlichen Accente mehr durch 0bung als schrift- 
lich gelehrt warden, denn vor ihm h&tten nar sehr wenige oder nie- 
mand von denselben gehandelt. 

Ein Sammelband*), der einst dem aafeerhalb der Stadt Trier 
gelegenen Karth&userkloster S. Alban gehdrte and jetzt £igentam der 
trierschen Stadtbibliothek 1st, enth&lt inter mehreren die res carfhu- 
swmm betreffenden, dem 15. Jahrhandert entstammenden Abhand- 
longen aoch eine fiber die accentas eeclesiastici, welche sich als eine 
ZusammenBtellong and ausftlhrlichere Darstellang der in den nach 
Duhelmann (cf. Kirehenlexikon von Aschbach) vom Prior Gaigo 1 1137, 
nach Fabricitis vom Prior Biferas f 1267 verfassten Statuta antiqua 
enthaltenen Beslimmangen fiber den litargischen Bitas dieses Ordens 
erweist, and welche ebensowohl die Bezeichnung der Neumenschrift 
als anch der Interponktion fiberhaapt und besonders der der litar- 
gischen Bflcher des Mittelalters za den Sprachaccenten dokomentiert. 
Es sind n&mlich in dieser Abhandlung die Stimmflexionen, welche in 
den einzelnen Distinktionen za machen sind, darch als Interponktion 
gebraaehte Neamenzeichen angedeutet, die zagleich wieder darch guido- 
nische Solmisationssilben fibersetzt sind. Zagleich besitzt dieselbe 
Bibliothek ein Lectionariam desselben Ordens, ebenfalls aas dem 
15, Jahrhandert, welches in seinem ganzen Inhalte mit denselben 
Neamenzeichen nach den in der Abhandlung niedergelegten Begeln 
interpnnktiert ist, was mich veranlasste, aach andere handschriftliche 
Bttcher des Mittelalters, besonders litargischen Inhalts, aaf ihre Inter- 
punktion zu examinieren, wobei ich mich fiberzeugen konnte, dass 



. *) Deraelbe hat die Aufschrift: late liber cfomug est Albani ioxta Twr. ardinis 
cartiras. 



t>i» litugiache Reoitativ und iessaa Bezeichnung etc. gl 

diese Zeiehen, wenn auch in verschiedenen Varianten bis zam 9. Jahr- 
handert hinaaf, bis zu welcher Zeit mir nur Vergleichangsmittel zu 
gebote sttndttm, als Interpanktion angewendet wurden. 

Die bisherigen Forsohungen auf dem Gebiete der Notensobrift 
berechtigten 11 der Annahme, dass die Genesis der Neumenschrift 
unzweifelhaft bei den Accent en m saohen sei; von einer Analogic u 
der Interpanktionszeichen m den Accenten and za der Neumenschrift 
war meine8 Wissens noch nirgends Bede. 

Es dflrfte aufiallend erscheinen, dass von diesem Verb&ltnk der 
Interpanktionszeichen za den Accenten and zu den Neamen weder 
bei den Musikern des Mittelalters noch bei den Diplomatikeni Ir- 
w&hnang gesehieht. Nan 1st aber, wie schon friher bemerkt, aas 
dem Mittelalter keine Behandlang der recitativischen . Vortragsweise 
bekannt geworden, bis za Ornithoparchus , zu dessen Lebzeiten die 
fcltere Interpanktion der neaen schon gewichen war, and was die 
Diplomatiker angeht, so mSgen diese aof diese Beziehung nieht auf- 
merk8am geworden sein oder vielleicbt aach der Interpanktion noch 
nieht besondere Aafmerksamkeit zagewendet haben, denn, was man 
bei denselben iber diesen Gegenstand findet, ist erettiis sehr wenig 
md zweitens den Thatsachen nicht immer entsprechend. Was Mabitton 
in de re diplomatica lib. I f cap. XI im allgemeinen iber die Inter- 
panktion sagt, wird meinen Darlegungen nicht widerstreiten, and was 
Qotikdf Fischer, der sich am meisten fiber diese Materie verbreitet, 
in seinem Buche „Nachrichten von merkwttrdigen Handschriften 44 
S. 128 aigtebt, widerspricht verschiedentlich den Thatsachen. So 
▼erlegt Fischer (am nur ein Beispiel anzuftthren) das Erscheinen des 
Fragezeichens in die Mitte des 15. Jabrhunderts, w&hrend mir das- 
selbe in alien Handschriften bis zum 9. Jahrhandert hinaaf begeg- 
net ist. 

Bevor ich die AbhandluDg folgen lass©, dQrfte es sich der Mtihe 
lohnen, das Verh&ltnis der prosaischen Bede zam Gesange bei den 
Alten and die Geschichte der Interpanktion einer karzen Erflrterung 
m anterziehen. 

Bei den morgenlftndischen V5lkern war beim Sprechen , zamal 
in 5ffcntlicher Bede, die Accentuation, d. h. die Hebung and Senkang 
der Stimme, von so ausgepr&gter Bewegang, dass diejenigen, welche 
hn Vortrage sich Qbten, immer von einem Musiker, Phonaskus ge- 
nannt, aaf einem eigenen Instrumente, dem Tonarion , sich begleiten 
lielsen (cf. Vittoteau iber im Masik des altei^ Agyptens). Daher gait 
bei ibnen aach die Bede als ein Bestandteil der Masik. „Es giebt", 

3* 



32 Das liturgische Recitativ und deeaen Bezeichnang etc. 



sagt schon Aristoxenus in seinen harmonischen Fragraenten, wo er 
fiber die Ortliche Bewegnng der Stimme spriobt „n&mlich licit nor 
eine Art derselben, denn die Stimme maebt die genannte Bewegnng 
sowohl wenn wir sprechen, als aaeh wenn wir siigem, da m HOhe 
nnd Tiefe offenbar in beiden giebt 44 In gleieher Weise Boetius lib. 1, 
cap. 12. „Jede8 Wort 44 , sagt Cicero, „hat eine Art von Melodie. 44 *) 
Es nnterliegt wobl keinem Zweifel, dass jene bei den alten VClkern, 
aoch bei den Juden Qbliehe modulationsreiche Vortragsweise in der 
ersten Eirehe in gleieher oder doch fthnlicher Weise bei den feieiS 
lichen Lesangen der Prophezien, Episteln etc. zar Amending kam, 
da das ganze Offiziom von Anfang an als eine fiber die Kirche zarflck- 
reichende Tradition erscheint. „Denn dass es in Gotteslob eine Tra- 
dition giebt, die vom alten in den neaen Bond flberleitet, erhelit 44 , wie 
P. Pothier in seinem Bache „der gregorianisohe Choral 44 sagt, „allein 
schon ftis der Thatsache, dass die Psalmen nnd Cantiken des alten 
Bondes die Morgengabe der Brant Christi geworden sind, nnd dass 
die h. Kirche noch heote ond bis zom jQngsten Tage vorzllglich ibnen 
ihre Lieder entnimmt. Kann man da glanben, dass die Kirche gar 
keine Erinnernng bewahrt an die Weise, wie man sie betete, nnd wie 
man sie sang/ 4 Aach wenn der h. Augustinus in sermo 240, 1 sagt: 
„Per hos dies solemniter legnntnr evangelicae lectiones 44 nnd in sermo 
218, 1 eVw&hnt, dass am Charfreitag die Passion solemniter gelesen 
werde, so kann er damit nor diese feierliche Recitation gemeint 
haben. 

Dies© noch jetzt in der kath. Kirche flbliche and in der Notation 
bis weit hinaof ins Mittelalter naohweisbare Vortragsweise, welche 
sich hanpt8&chlich daranf beschr&nkt, die modnlatorischen Ver&nde- 
rongen, welche das Stimmorgan bei den Textabschnitten hervorbringt, 
durch kleinere, feststehende, in den gleichen Distinktionen sich stete 
wiederholende Tonfignren nachznahmen, in Ihilicher Weise, wie man 
von jeber die Mitte nnd das Ende der Psalmenverse darch kleinere 
Tonfignren ansznzeichnen pflegt, grflndet sich anf die bei den Alton 
ttbliche Qliedernng des Textes in comma, colum and periodas and 
anf die richtige Aecentaation. Comma nannten sie einen nnvollst&n- 
digen Teil der Rede, ccltm Mils der Teil einer Bede, der an and 
ftr sich vollstftndig war, dem aber noch etwas zngefflgt werden konnte v 
and periodus hiefs ein darcbaas vollst&ndiger Teil der Bede. Diese 
Gliederang des Textes beobachtete nicht nnr der Grammatiker, son- 



*) Bit eimim m dioendo qqjdim cantos obseorior (Oral XfM). 



Dm liturgische Reritativ and iessen BaHtahnuiig eta 



SS 



Itm aach der Redner, welcher dureh dieselbe dem Verst&ndnisse 
des Zahdrers 11 Hilfe kommen sollte; daher solle er nicht ohne jeg- 
liehe Pause za sprechen fortfahren, wenn ihn aach nieht das Bedflrf- 
mis des Atmens zam Paasieren nOtige. (Si cai sit infinites spiritas 
datas, tamen earn perpetuare verba nolimas. Cieero de oratore.) Unter 
der Accentuation, accentas (ad-cantas) aaeh prosodia, verstebt man 
die Modulation der Stimme beim Spreehen. Indent wir nftmlieh 
sprechen, heben wir unwillkttrlich bei gewissen Sibil die Stimme, 
bei andern lassen wir sie wieder sinken. Die Auf- and Abwftrts- 
bewegangen der Stimme, von den Alten mit den accentus acutus and 
gravis angedeutet, bilden aach die Grundelemente der gesanglichen 
Modulation. Die Aceente sind die Keime der Masik. *) Aifisr dem 
Tonaecente, der darch den acatas angezeigt wurde and angab, dass 
eine Silbe sines Wortes hervorgehoben and demgem&fs mit einem 
hftheren Tone vorgetragen werden sollte, hatte man aach noch einen 
oratorischen Accent, welcher sich aaf den ganzen Satz bezog and 
nach dessen Inhalt die Stimmbewegang modulierte. Dieser konnte 
wieder, je nachdem die dem Satze inneliegenden Gedank^n oder Em- 
pfindangen sollten zam Aasdrack gebracht werden, ein logischer oder 
ein pathetischer sein. . Darch Anwendung des oratorischen Accentes 
konnte die Stimmbewegang, welche nach dem grammatischen Aceente 
in einem Satze za beobachten war, verfcndert werden, wovon man 
sich leicht flberzeugen kann, wenn man einen positiv ausgedrflckten 
Satz in Frageform bringt. Aaeh die sinngem&fse Abteilang des Textes 
beim Vortrage verlangte verschiedene Modulation der Stimme bei den 
einzelnen Abschnitten. W&hrend beim Comma oder beim Oolon der 
Vortragende die Stimme in der Schwebe hielt oder in einer kleinen 
Abbiegong von der Dominante wieder aaf dieselbe zarflckffihrte, am 
so den ZuhOrer aaf das noch Nachfolgende in Aufmerksamkeit za er- 
halten, schreitet beim Schlnsse der Periode die Stimme in gemessenen 
Tonschritten abw&rts zar Tonika. Nicht blofe bei den kirchlichen 
Lesungen, sondern flberhaupt bei diesem feierlichen Vortrag, scheinen 
sich fir die verschiedenen Distinktionen, wie man aach die Textein- 
sehnitte nannte, schon frQhzeitig feststehende Tonfigaren gebildet za 
haben, die man nach ihrer JLhnlichkeit mit den Psalmentftnen aach 
Tdne nannte. Ziemlich ausfllhrlich berichtet hierttber Johannes Cotto, 
ein masikalischer Schriftsteller des 11. Jahrhanderts, der im Jahre 
1047 im Kloster Si Mathiae hierselbst als Scholastiker gelebt haben 



*) AeeeQtos meiwummMii nialtts. Mart. Ckjpll* I, III., 



84 



Dm littugische Becitativ mid doison Beietahnung etc. 



soil; dereelbe sagt: „Als die alien Lateiner eine gewisse Oonsonanz 
in der Masik nar Ton nannten, fingen die Grammatiker an, ancb die 
Aecente der Bede oder die Distinktionen mit dem asarpierten Namen 
T6ne zn benennen. Als wiedernm die lateinischen Gantoren erwogen, 
dass keine kleine Ahnlichkeit zwiseben dem Gesange and dem Aceente 
der prosaischei Bede nnd den Modi, die Psalmen za singen, mi, 
setzten sie fest, beide mit dem gemeinschaftlicben Namen Tflne za 
benennen. Denn wie die Tftne oder die Aceente in drei Gattangen 
zerfallen, n&mlieh in gravis, circumflexue and acutas, m werden aach 
im Gesange drei Ver&nderungen anterschieden. Denn bald sehweift 
der Gesang in der Tiefe nmber, wie in jenem Offertorium In omnem 
terrain; bald dreht er sich am die Finale hernm, gleichsam in einer 
Oircamflexion, wie in der Antipbon Benedicat nos; bald wird er 
gleichsam sprangweise in die Hflhe bewegt, wie in der Antiphon 
Veterem hominem. Sicher wird, darch die Ahnlichkeit mit den Tftnen, 
T(5ne genannt, was Donaius Distinktionen nennt, denn wie bier drei 
Distinktionen anterschieden werden , welche aach Pausen genannt 
werden kfinnen, n&mlich colon oder membnm, comma incisio, perio- 
dm % olaumra oder circuitus, so aach im Gesange. Wenn n&mlieh 
in der Prosa abh&ngig gelesen wird, wird es colon genannt, wird aber 
die Sentenz durch einen wirklichen Pankt geteilt, heifst es comma, 
and wird die Sentenz bis za Ende gefQhrt, so ist das eine Periode. 
Z. B. „Anno qnintodecimo imperii Tiberii Oaesaris", hier ist ein Colon; 
wenn hier beigefflgt wird „Sab principibas sacerdotum Anna et Caipha", 
so ist hier ein Comma; am Ende des Verses aber „Zachariae filiam 
in deserto", ist eine Periode. In fthnlicher Weise ist, wenn ein Ge- 
sang in der vierten oder fanften Stimme von der Finale in Abb&ngig- 
keit pansiert, ein colon, wenn er aber bis zar Mitte nach der Finale hin 
gefQhrt wird, ein comma, and wenn er bis ans Ende zar Finale ge- 
f&hrt wird, eine Periode. Hierbei kann man bemerken, dass die Modi 
nicht durcbaas aneigentlich Tin© genannt werden and aach nicht an- 
8chicklich den Namen der Distinktionen oder Aceente erhalten, deren 
Verschiedenheiten sie nachahmen." cf. Gerbert script. II, 241. 

Man wird bemerkt haben, dass Aceente and Distinktionen fir 
ganz dasselbe gelten, dass sie inter dem gemeinsamen Namen Tine 
die Modulation der Bede beherrschen, and dass die ans dieser sich 
entwickelte Modalation des Gesanges, die Melodie, ganz nach den Ge- 
setzen der Bedemodalation behandelt wird. Wenden wir ans nan za 
der ftafseren Bezeichnang der prosaischen and gesanglichen Modalation, 
so wird ans hier dieselbe Analogie begegnen. 



Bus litoigische Becitativ and dessen Bezeichnung etc. 35 

i 

: Die Aecente ski: 1. im Acc. amtus (siehe Beilage, No. 1) in 

der Bedeutang von Hebang des Tones; 2. der Acc. gravis (siehe Bei- 

? lage, No. 2) in der Bedeutang von Senkang des Tones; 3. der Acc. 
circumflexus (siehe Beilage, No. 3), bestehend aas der Zasammen- 
setzang von mwtm and gravis (siehe Beilage, No. 4) and in der Be- 
deutang von Hebang and Senkang; 4. der Acc. anticircumfiexus 
(siehe Beilage, No. S) f bestehend aas gravis and acutus, in der Be- 
deatang von Senkang and Hebang. Diese Aecente reichten fir die 
Modulation der Bede ans; sie bilden aaeh die Elemente der Neamen- 
suhrift 

In der Neamensehrift erhielt der Acc. acutus meist eine senk- 
reehte Stellang (siehe Beilage, No. 6) and aach einen besonderen 
Namen ; er hiefe Virga and bedeatet einen Ton, der hOher ist, lis 
der vorhergehende oder 'naehfolgende. Der Acc. gravis erhielt erst 
eine wagerechte Lage, verkttrzte sich allm&hlioh, wahrsoheinlich dareh 
nattbrliche Handbewegang des Schreibers, in einen Pankt, daher er aoeh 
den Namen Punctum erhielt; m bezeichnet einen Ton, der tiefer ist, 
lis der vorhergehende oder naehfolgende. In Zasammensetzangen hat 
er seine orsprflnglicbe Oestalt bewahrt. Der Acc. circumflexus er- 
hielt je nach der Schrift, ob lateiniseh oder gotbiseh, eine rande (siehe 
Beilage, No. 7) oder eine eckige (siehe Beilage, No. 8) Form and 
heifst Clwis, Clinis oder aach Flexa; er bedeatet zwei Tfae, von 
denen der erste hfther ist als der zweite. Der Acc. anticircumflexus 
erhielt ebenfalls nach der Schrift zwei Formen (siehe Beilage, No. 9) 
iind den Namen Podatus oder aach Pes; er bedeutet zwei Tflne, 
von denen der zweite h&her ist als der erste. Man sieht, Form and 
Bedeatang der Aecente sind in der Neamensehrift wesentlioh dieselben 
geblieben, nar die Namen sind andere geworden, meistens hergenom- 
men von der Form der Neamen. 

Als die Melodie des Gesanges alim&hlioh sich erweiterte darch 
Anwendang grOfserer Melismen and dadarch die Bezeichnang mannig- 
faltiger warde, reichten die vorbeschriebenen Zeichen nicht aas, es 
warden aas ihnen, als den Elementen, ganz nach dem angenommenen 
Prinzip darch AnfQgen der einfachen Formen des acutus and gravis, 
Zasammensetzangen gebildet. Z. B. Setzte man dem dims rechts 
eine Virga an (siehe Beilage, No. 10), so entstand der Porrectus in 
der Bedeutang von acutus, gravis, acutus, so: J J J; setzte man 

dem Podatus rechts einen Strich an (siehe Beilage, No, 11), so 
entstand der Tmradm f baatehend ana gravis, mutm, gravis, so: 



S6 



Ambros ffinftar Band, Geschkhte tier MbsIIc. 



j J J; setzte man dem Pmrectm recbts noeh einen Strieh m f so 
batte man den Porrectus-flexus (siehe Beilage, No. 12), bestehend 
iiii s aeutus, gravis, acutus, gravis, so: J J J J 1 - 8 - w « 

Der Leser wird bemerkt haben, dass die Nenmen nor Zasammen- 
setzongen von Accenten sind, was nach unserer Wahrnebmong bei 
der vorhergehenden Betrachtang des Verh&ltnisses von Sprachaecent 
chid Gesang niehts Befremdendes baben kann. Is lag anch nichts 
n&her, aid Spraebaccent and Melodie mil denselben Zeiehen anzugeben, 
zumal nach dem Zeagnisse des b. Augustinus der kirchliche Gesang 
in seiner ersten Periode sich kaum von der Bede onterschied.*) Aneh 
Olarean meint, anftnglieh seien die kirehlicben Ges&nge so einfaeh 
gewesen, dass sie kaum eine Quint© ausf&llten. **) Sein Compendiator, 
J. L. Vuonnegger sagt: „In der ersten Eirche waren die Ges&nge 
so unbedeutend, scblicbt and einfaeh, dass sie sich oft innerbalb der 
Quarts and Qainte bewegten, wie bis dahin die Priester am Altare 
die Evangelien, Episteln nnd Gollecten singen. Daranf erhoben sie 
sich bis zur Sexte, wie das Pater nosier, Credo and fthnliche. Ebenso 
stiegen allm&hlich bis air Oktave die Introitns, Antiphonen***) etc. 
Bei den alten Lateinern war eine Interponktion in nnserm Sinne, 
n&mlieh eine ftofsere Bezeiehnong der Distinktionen, nicht gebr&och- 
lich; man trennte h6chstens t wenn aueh nicht allgemein, die einzelnen 
Vokabeln durch Punkte. (Fortsetwuig folgt) 



Imlirts fflnfter Haul, GescMcit© ier MusiL 

Edtert von Otto Me. 

Vier voile Jahre ist dieser bedentsame Band in jedermanns Hand 
nnd fast hat es den Anschein, als wenn ihn niemand ordentlich 



*) Tain modieo f am voois faxrfebat sonaie leetonm psalmi mt praumoiaati 
vicinior ©ss©t quam canentL (S. Aug. Confess. X.) 

**) Principio cantilenae adeo simplioeB mere apad primores ecelesiae, mt vix 
diapente ascensu ao desoensa implerenk cf. Dodecachordo I, 14 

***) In primitiva Eeelegia cantos ©rant himllee, tonnes ac simplioes, ita mt 
saop intni quartam et qmimtaiE eontinerentar, at adhuc ad altazem canunt aaoeir- 
ddtes Evangdiom ac Eputolaa nna cm Collectia, qmm vocjmt Deinde paulatim 
levati sunt in Sextain, ut Pater noster, Credo ac similes cantiones. Item Antiphona 
m Intamtna panlatim in Oetavam inainieiiere §tc (8. 5§), 



Aminos ffinfter Band, Geschichte der Musik. 37 

kennen gelernt h&tte. Er hat weder irgend eine Besprechung in 
einem Facbblatte erfabren, noeh wird er in historisehen Arbeiten 
citiert, trotzdem er fir manches Faeh der Mosikliteratar die einzige 
Qaelle ist, welche Beispiele in Partitar bringt. Die Vierteljahrsschrift 
far Musikwissensehaft enthfUt z. B. im 2. Jahrg. p. 427 einen Artikel 
flber die Prottole im 15. Jahrhnndert (von Bod. Schwartz). Es lag 
so nahe aif die 7 Frottolen obigen Werkes, pag. ISO, aufmerksam 
ii maehen and am lebendigen Beispiele die Erkl&rung anzaknipfen, 
doch dem Verfasser siid sie anbekannt nd er speist nns mit einigen 
wenigen Takten ab, die von dem Gharakter der Frottole doch keinen 
Begriff geben. Hier konnte er aach Seite 534 sehen, dass von einer 
bewnssten Melodiebildnng in der Oberstimme, wie er aniimmt, noch 
keine Bede sein kann. Herr Kadi bezeichnet hier die Tenorstimme 
ganz richtig als eine Volksweise. Ferner ist die Heranziehang der 
Laatentabulaturbicher als Beweis, wo die Melpdie liegt, ganz unzu- 
treffend, denn arrangierte Lieder fir die Lante geben nichts anderes 
als den orspringlichen Satz mit Hinweglassung aller derjenigen Tdne, 
welche nicht spielbar waren and mit Hinznfignng von Verzierangen. 

Folgende Zeilen sollen nun den Inhalt und den Wert der dort 
mitgeteilten S&tze belenchten and Mnsikhistoriker wie Dilettanten von 
neoem anf den Band aofmerksam machen. Ziehen wir zaerst die 
weltlichen Lieder in Betracht, so bietet derselbe ans der frihesten 
Eiinstperiode eine reiche Aaswahl, die us so recht mitten in die 
damalige Eonstaasibnng einfihrt Da ist der Altmeister Okeghem 
mit vier Liedern zn 3 and 4 Stimmen aaf franzOsische Texte ver- 
treten , dann Obrecht ebenfalls mit 4 Liedern, Aleocander Agricola, 
Loyset Compere and Johannes Ohiselin mit je einem Liede, Paul 
Hoffheimer mit drei deatschen Liedern y Heinrich Isaac mit vier 
Liedern, leider meist ©hip Text. Hierher gehOren aach die schon er- 
w&hnten sieben Frottolen, die tells einem Codex von 1480, tails den 
Pefarneci'schen Dracken entlehnt sind. S&mtliche angefihrten Lieder 
gehOren einer Periode an and zwar dem Ende des 15. Jabrhanderts, 
ein and das andere kann aach in die ersten Jahre des 16. Jahrhan- 
lerts fallen. Gerade diese Zeit war nns bisher in betreff der Behand- 
long des weltlichen Tonsatzes, mit Aasschlass der deatschen Lieder, 
noeh ziemlich anbekannt and es sebien, als ginge man mit einer ge- 
wissen Schen diesen Heimi Bliten alter Eanst aus dem Wege. Ganz 
mit Unrecht So herbe wie die Eomponisten dieser Zeit im geist- 
lichen Tonsatze sein kdnnen, so leicht and melodiscb bewegen sie 
sich im weltlichen Liede. Man st5fst hier aaf Eompositionen , die 



S8 



AmbriM ffinftei Band, Geechichte dor Musik. 



uns durch ihre Lieblichkeit tibenraschen and die ein Sftngercbor mit 
Erfolg noch heute vortragen Iftiito. Wie melodisch ni wohlklingend 
1st z. B. das Ofte^tew'sehe Lied Seite 16; „Se vostre ooenr", za 3 
Stimmen, nur muss man die korrumpierten Stellen za lissn ver- 
suoben and einige es noch einfQgen, wie Takt 14, erst© Note, Takt 28, 
zweite Note, der Tenor dagegen muss e erhalten; dann wieder es im 
31. Takte zweimal und im Bass Takt 41. Die korrumpierte 8telle im 
Takt 32 l&88t sieh im Tenor doreh Einfttgung eines c herstellen, also: 

Takt 41 1st das d im Bass schon von Eade in c 



I 



verbessert. Wer die alten Schliissel nieht gillilg lesen kann, der 
schreibe sich den Sate um, spiele ihn nieht zu langsam and flber- 
sehe die Vorzeichnung vori 2 |? im Tenor nieht. Diese Eigenheit er- 
hllt ihre Erkl&rung durch die alten Tonarten, die nar aaf den ein- 
stimmigen Gesang berechnet waren and daher im mehrstimmigen 
Toisatze von rechtswegen sich jede Stimme in einer andern Oktav- 
gattung bewegt. Die alten Theoretiker selbst, inter anderen auch 
Glarean , machen schon darauf anfmerksam.*) — Ein Prachteatz ist 
der von Obrecht (1503) Seite 29 iber den Text „Forseulement. u 
Leider hat der Herausgeber den Text, den er im Vorwort, p. XIX, 
mitteilt, nieht versucht, unterzulegen. Das thematische Verzeiehnis 
des Codex in Dijon giebt die Vermutung, dass der Codex den Text 
aach enth&lt, doeh schon die wenigen Worte lassen erkennen, dass 
der Wortlaut ein anderer als der von Tschadi mitgeteilte ist. Mi 
Melodie des Liedes liegt im Altas, hier Contratenor genannt. Herr 
Eade verzeichnet im Vorwort, p. XIX, 15 Tons&tze, die ihm fiber den 
Text bekannt sind. Mir liegen nur drei Lesarten vor: die von Okeghem 
aas dem Codex von Dijon (nur im thematischen Verzeiehnis), eine aos 
Arnt von Aich's Liederbuch Pol. 74 (s. a. circa 1619) und obige, die 

*) Bei dem Okeghem'schen 4 si Liede >f J© nay deul" p. 10 findet eine so un- 
gew5hnliche SchlassebusammenBtellung und ein hierdarch entstehender so grofoer 
Zwischenraam mm Tenor zum Contratenor statt, besonders bei den Takten 12, 13, 
18, 19, 23—25 u. s. £, dass die Vermutung nahe liegt, der Sate mtisse eigentbeh 
funfstimmig sein. Eine Anfrage bei der Wiener Hofbibliothek, die Herr W5ber 
freundlidist beantworteti, ©rgab folgendes: Der Discant hat auf der Time f ein |?, 
Beweis, dass dies nkbt immer die mkolydiscli© T§narfc anzeigt, d«r Bats hat ein 
|? yorgezeichnet, dadurch wird das b im 1 M 49. und 50. Takt auch b und der Dis- 
cant endlich weist im Takt 25 kein |, sondern das bekannte Signum auf, welches 
den £intritt einer Stimme im Canon anzeigt. Diese canonisch gefuhrte Stimme aber 
sinngemals einzufuhren , ist mir bis jetzt nieht gegluckt; vieUeicht yersuchen es 
andere. 



Ambros fttnfter Band, Geschiehte im Musik. 



39 



ich Gelegenbeit hatte vergleiehen zu kGnnen, doeh keine der Melodieen 
stimmt aufser den S Anfangsnoten mit einander dberein. Es soheint 

i daher, als wenn sowohl Text wie Melodie in verscbiedenen Lesarten 
bekannt waren. — Wer zur Feststellang dieser Vermutung Material 
liefern kann, wird freundliebst gebeten den Schreiber dieses damit 
m erfreaen.*) — Die Partitnr des Tonsatzes steht in den hohen 
Schltweli und wem die anbequem slid, der setze die gewflhnlichen 
Csehlfissel nebst BassschlQssel vor und denke sich 4 t> vorgezeichnet, 
maehe also sns nnserem A-moll, F-moll. Herr Eade sagt in der An- 
merkung, iass der Satz in der mixolydiscben Tonart stehe, weil der 
Di8eanius ein vor f als Vorzeichnung tr&gt nnd wird als Beweis 
der Satz } ,Anima mea" von H. Isaac aus Glarean angefiihrt. Dieser 
Satz stebt allerdings aof G, also in der mixolydiscben Tonart, den 
vorliegenden, von Obrecht, dagegen kann man doch nnr in der 

r aeolischen Tonart aof A stebend betracbten. In Takt 60, p. 3S, wiirde 
ieh im Tenor gis statt g nehmen. Das folgende vierstimmige Lied 
von Obrecht ohne Textworte, p. 84, zengt von der boben Eonst da- 
maliger Zeit Bass and Oberstimme singen einen wnnderbar melo- 
disehen Zwiegesang, w&brend Alt nnd Tenor scheinbar zwei ver- 
sehiedene Yolksweisen abwechselud intonieren, doch kOnnen sie mflg- 
licherweise anch nur eine alte Weise betreffen, die Vers in Vers ab- 
• wechselnd vorgetragen wird. Letztere Annahme wird durch den 
letiten Vers des Tenors besonders wahrseheinlich, da demselben der 
tonische Abseblnss fehlt and in der Fortsetzang des Alts zu suchen 
ist In Takt 11 wfirde ieh g fis e fis nehmen, wie es aaeh am Schluss 
heiCst — Wieder in ganz anderer Art ist das folgende vierstimmige 
Lied Obrechfs „La tortorella h semplice", fir 8 Frauenstimmen (wie 
man heute nagt) and einen Tenoristen. Lieblieh and grazids um- 
sehlingen sieh die Stimmen und wenn man das stflrende hftssliche f 
im 4., 8., 12., 15., 21., 28. und ebenso bei der nan folgenden 
Wiederbolang in fis verwandelt, so wird ein jeder seine Freude daran 
haben. Prosdoeimos de Beldomandis giebt ein so prftchtiges Beiapiel, 
wie and wo die Versetzungszeichen anzawenden sind (M. f. M. 17, 
65), waram sollen wir denn nicbt mit beiden H&nden naeh etwas 
greifen, was nnserem angeborenen Sinn fir Wohlklang so vollkommen 
enlsprechend ist? Jedermann weMs es ganz genau, diss die Alten 



*) Nachtraglich erfahre ich von Herrn Morelot, Canonicus in Dijon, dass der 
Tnt m dent Codex in dem Liede „Foroeulement" anch nur mit den Anfangawnrten 
rerhanden ist Eine Kom'e dea Tenon, um die ich bat, teilte mir der Herr nieht mit 



Ambios ftnftor Band, Gteechichte der Maaik. 



die Himifigiig der Versetzangszeiehen deal Aasftlhrenden ibtrlifsti 
and dooh scheaen wir us immer noeh anserem Gefahl za folgen 
and ertragen lieber einen Zusammenklang von h d f (wie bier in 
Takt 21 und 28) und anderen harten ansehftnen Tonfolgen, als wiliig 
anserem Geftlhle za folgen. leb bin fust tlberzeagt, dass die Alton weit 
weniger strong darin waren, als wir heaie so gern anzanebmen ge- 
neigt slid. Wenn wir heate die alten Tonarten vorschfltzen, am die 
Beinbeit derselben za bewahren, so galten die scbon za Glarean's 
Zeiten nichts mehr, wie Glaeran selbst mehrfach aassprieht and sogar 
von Josqain sagt, dass er sieb an die 8 Kirchentftne gar nicht kehre 
and macbe was er will. Ich selbst babe mich stets geseheut, den 
Dominantakkord mit grofser Terz im Halbscblass anzawenden bei 
Kompositionen, die vor 1550 fallen and doch sehe ieh bier im Wil- 
laert (p. 538), dem einst gefeierten Meister, wie er immer friseh 
wig d fis a vorschreibt and zwar nieht einmal, nein, bei jedem Halb- 
schluss. Das giebt nocb dem letzten Vorurteile den Gnadenstofs and 
wandert in die Bampelkammer veralteter Anschaaangen. Wie lebens- 
friseh klingen die alten Kompositionen, wenn man ibnen in natdr- 
licher Weiss die Versetzangszeiehen hinzaf&gt, and wie steif and an- 
geb&rdig erseheinen sie, wenn man die alte Tonart unverstandener- 
weise starr festhalten will. 

Das Joagititi'sehe Lied za 6 Stimmen „Jai bien cause de lamen- 
ted* (p. 125) ist von so wonderbarer ernster Elage erfoilt, dass man 
fast annehmen m5chte, einen geistlieben Tonsatz mit weltliohem Texte 
vor sich za haben, wie z. B. aucb die Motette „0 virgo genitrix" mit 
dem weltliehen Texte ,,Plnsiears regress, qai sir la terre sout" ersebien 
(Publikation Bd. 6, p. 83 and 98). „Je mi bien dire", leider ohne 
Text (p. 129), Ifast lis in Zweifel, ob man die Tenor- oder Discant- 
stimme for die melodiefohrende betraehten soil, denn beide, besonders 
aber die Oberstimme, sind ganz reizende liebliche Gebilde, so formell 
schfln — es fehlt nur eine entsebiedenere Wendang nach der Domi- 
nante — and dareh die Wiederholang des ersten Tails abgerundeL 
Dabei von einer Zartheit and Einfachheit, wie ein deatsches Volks- 
lied. Ganz anders ist die Melodie im Tenor, p. 131 za „Adiea mea 
amours**; hier tritt das leieht gescbttrzte rhythmiseh pikante franzO- 
sisch© Element schon deatlich hervor , wodurch sich noeh heate die 
franzflsisehe Melodiebildang von der deatschen and englischen anter- 
seheidet. Man verkQrze die Noten um drei Viertel ihres Wertes and 
das Bhythmische wird schftrfer hervortreten. Der Josjuin'sche 4stim- 
mige Satz Ober die Melodie verwiseht freilieh den liidnwk vollstftldigt 



Jahrbuch von Haberl. 



41 



selbet eine moderne Harmonisierang vertrftgt die Melodie kaam. Sie 
isl einstimmig gedaoht and leidet ilehls neben sich; wie sie ent- 
standen, so will sie aach betrachtet sail — das echte Natarkind, das 
jeden Schmack nor widerwillig tr&gt. Den anbeqnemen and ange- 
wfthnten Mezzosopransehlttssel auf der 2. Linie, missel sich schon 
die Dilettanten bei beiden Liedern licit verdriefsen iassen in den 
Altechlftesel umzaschreiben, eine Arbeit, die der Heraasgeber freilich 
selbst besorgen konnte, wenn er niebt in dem Glaaben w&re, die 
Sehlissel tragen zar Gbarakteristik des Tpnsatzes bei. In Takt 21 
and 80 wfirde ich h statt b nehmen. Das folgende italienische Lied 
„ScarameUa va aUa guerra" ist jedenfalls ein Tanzlied. Man hire 













h J r 




1 r- 1 rrr r c I 







Die Synkopen sind eine Eigenheit damaliger Zeit, die sich durch den 
Yolksgesang, wie Eunstgesang Ziehen. Unserem heuligen GefQhle 
wideretrebt diese Rtkckang im einstimmigen Satze, den Aiten war sie 
dagegen die Wdrze. Fast charakterisiert sich darin ihr derbes ar- 
wttchsiges Wesen, welches nur ungern selbst die Pessel des Bhythmus 
U&gi and ihn za brechen sncht, wo es nor kann. Selbst in zarten 
Liebesliedern finden wir sie, wie in: AchEislein liebes Elslein mein, 
wie germ wir ich bei dir. Aach der Josquirisch* 4stimmige Satz 
trftgt hier dem Bhythmus Bechnung and schliefst sich ihn eng an. 
In gewandter Eanstfertigkeit l&sst er die Oberstimme rait der Tenor- 
Melodie in freier Nachahmung, fast im Canon gehen and erst bei 
der 2. Strophe behandelt er die Stimmen in freierer Weise. Bei der 
Notiernng der Tenor Melodie macht er noch das echt niederl&ndiscbe 
Konststflckchen, wie Herr Kade sagt, sie nar einmal zu - notieren, 
jedoch mit Yorsetzang von zwei Scblflsseln, des Tenor- and Bass- 
schllssels, so dass dieselben Noten einmal im Tenor-, das aider© 
Mai im Baasschltssel zu singen sind. (Forteetzung folgt) 



Anzeigen misiiliisttriscier W©rte. 

EirchenmasikalischeB Jahrbach, 1887. Zweiter Jahrgang. Be- 
digiert von Franz Xav. Haberl, zam Besten der Eircbenmosiksohule 
in Begensbarg. Vignette. 12. Jahrg. des Gftcilienkalenders, Begens- 



42 



Jahrbuch von Haberl. 



barg, New- York & Cincinnati. Papier, Drack and Verlag von Priedrich 
Pastet. Gr. 8°, ¥11 p. Vorwort, 30 p. Partitur, 112 p. Text. Praia 
1,60 M. 

Das Haberl'sche Jahrbuch ist auch dies Jahr wieder reich an wert- 
vollen literariBchen and marikliiitorisAeii Arbeiten. Ben Beginn macht 
die Missa pro deftmctis ad 4 voces in aeqaalee aactore Claudio Cascio- 
lint (das fehlende Gradoale and Tractus ist aas dem 4st Requiem von 
Lud* Viadana ersetzt). Ober Casciolini selbst erfkhreii wir mas dem 
Cacilienkalender von 1880 pag. VI, dass er am Anfange des 18. Jahrh. 
in Bom lebte und Kapellmeister an der Kirche „S. Lorenzo in Bamaso" 
war, woselbst sicb im Archiv der Kirche noch eine grofse Zahl Kompo- 
sitionen von ihm befinden. An Bracken aas alterer Zeit ist bis jetzt von 
ibm noch nichts aofgefonden worden, erst die Nenzeit hat einige von seinen 
geistlichen Gestagen ediert Bae Mot mitgeteilte Ecqoiem ist von gwAer 
Einfachheit, doch edel und stimmungsvoll. Noch heate wird dasselbe bei 
Begrabnissen von Kardinalen von der papstlichen Kapelle gesongen and 
wie Herr Haberl rairteUt, die Solochore „von den bestan Stimmen mit 
hochstem Ausdrucke, doch die Tutti mehr gehrullt als gesungen." Bie 
Partitur ist in den modernen Schlusseln, mit Atemzeichen and Silben- 
acconten versehen, also selbst fir schwache Chore empfehlensw ert nun Sin- 
dium. Bie beiden Satze von Viadana, der sich hier „Ludovico Grossi da 
Viadana" nennt (was kann hier Grossi bedeuten?), schlefsen sich den 
Satzen Casciolini's im Charakter an, wenn auch ihre Ausfuhrong mehr 
Technik beansprucht. Von den literarischen Gaben ist besonders die von 
Haberl, p. 67, fiber Hieronymus Frescobaidi „Barsteilung seines Lebens- 
ganges und Schaffens auf Grand archivalischer und bibliographischer Boku- 
mente" hervorzuheben. ffiemaeli gestaltet sich der Lebea^gftng desselbm 
wie folgt: Nach dem Taufbuche der Kathedrale zu Ferrara wurde er am 
9. September 1583 daselbst getauft, wird daher am 8. geboren seuL Nach 
Antonio Libanori war Fr. ein Schuler Luzzasco Luzzaschi's und reiste 
schon als Schuler in den Stadten Italiens herum, um sich als Sanger und 
Virtuose „auf alien musikalischen Bias- and Tasten-Instrumenten, besonders 
aber auf dem Klavier and der Orgel" offentlich horen za lassen. tJber 
den Aufenthalt in Belgian ist bisher noch nichts N&heres cormitteLt wordm, 
wahrend Beine Anstellung als Organist an St Peter in Bom dokmmentiir 
risch am 21. Juli 1608 festgestellt ist. Sein Gehalt betrug monatlich 
6 Scudi (!*) und bekleidete er die Stelle ohne Gehaltserhdhung bis zom 
Jahre 1628. In demselben Jahre, am 20. Nov., erhalt er auf unbestimmte 
Zeit Urlaub und wird bis 1630 von Jacob Guidi und von da bis End© 
November 1633 von Gio. Jacomo Porri vertreten; vom Bezember 1633 
bis zum 1. Iff ins 1643 quittiert wieder FrawdbiiMi den Empiang von monat- 
lich 6 Scudi. Am 15. Marz 1643 wird Alessandro Costantini als Organist 
aufgefuhrt Wahrend der Abwesenheit von Bom hielt sich Fr. in Florenz 



*) Der Scudi zu 4,35 M. 



Mitteilnngen. 



43 



an£ All IV. wegm Kranklicbkeit den Dienst mi St Peter nicht mehr 
Teneben konnte, wirie ihm das leichtere Amt an der Pfarrkircbe von 
S. Lorcnaolo alle cbiavi d'oro bm Mmcel de' Oorvi, eurat Lorenzo in mon- 
tibiis (Oonservatorio di S. Enfemia) genannt, abergeben and bier bescbloes 
er sm 2, BCSrz 1644, wi© H»b«rl glaubt annebmen hi durfen (p. 31), s«m 
Leben. Bin Verzeichnis seiner Werke siebe dori Anfser diesom wieb- 
tigen Artikel sind die von P. Utto Kornmuller fiber „die alten Musik- 
tbeoretiker 11 (p. 1 — 21), Beifamg© smr GteseMcbte des demtsehen Kircben- 
liedes (p. 26) von P. G4u<fc> Maria Droves; ein oraltes Kircbenlied 
(p. 65 „Nnn siet nns willekonien , bero kerst" mit Melodie) von WUh. 
Baumker, beacbtenswerte Beitraga 

Jobann Sebastian Bach's Werke. Oesamtansgabe von der Bach- 
gesellschaft. Leipzig, Breitkopf & Hlrtil. Band 31, in 3 Abteilungen. 

Bar vorliegende Band enthalt Iiistrameatalwerke mud wrar die 4 Omver- 
tfiren in C-dnr, H-molI, B-dnr, B-dmr and die Sinfonie in F-dar, ©diert 
von Alfr. Dorffel. Letetere ist das mm zwei kleine 8&ts» verkftrzte erste 
Brandenburg'scne Konzert obne die konzertierende kleine Geige. Samtliche 
Satze sind bereits in der Peter'schen Ausgabe gedrnckt and bier mit den 
Originalstimmen and vorbandenen alteren Kopien auf das sorgsamste ver- 
glicben. Bie 2. Abteilong enthalt einen vollstandigen Abdrack des soge- 
nannten mnaikaliscben Opfers, mit Auflosungen des Canons and mebreren 
Generalbass-Ausarbeitungen von Kirriberger. Bie 3. Abteilong amfasst 
die 2 Konzerte mit Qoartettbegleitang in B-moll and C-dnr. Letzteres 
ist bds. in B-dar and in Odor vorhanden, der Herausgeber Graf Walder- 
see bat sicb far C-dar entschieden und bait diese Tonart for die ursprung- 
licbe, wie sie in den Hds. der Amalienbibl. des Joacbimstbalscben Gym- 
nasiams za Berlin and zwei anderen alteren der Kgl. Bibliotliek za Berlin 
sicb vorfindet. Herr Prof. Spitta entscheidet sicb fir B-dur (Bacb-Biogr. 
II, 627 Anmkg. 34) and giebt als Grand ganz korz an „wegen Takt 33 
des Adagios", da aber der Takt 33 eine um einen Ton tieiere Wieder- 
hobing dee Taktes 32 ist, so wire m wobl interessant zu erfabren, warnm 
sicb der geebrte Herr gerade auf diesen Takt stutzt. Za beacbten ist im 
Vorwort p. XII die Bericbtigong znm 30. Jabrgange. 



Mitteiimgii. 

* Far Musikhistoriker, die sich besonders mit Instrumentenkunde beschaftigen, 
sei folgendes Werk empfoblen : Hefner-Alteneck (J. H. von), Trachten des chriflt- 
lichen Mittelalters. Nach gleichzeitigen Kunstdenkmalen. 3 Bande in gr. 4°, Frank- 
furt a/M. und Darmstadt, bei H. Keller und Willi. Beyerle, 1840—1854. (Exemplar 
in der Igl Bibl. zu Berlin.) Der 1. Band enthalt 53 Abbildungen von Musik- 
instrumenten vom 8. Jabrb. ab, als Zither, Horn, Cymbem, Orgehi, Lauten (10. und 
15. Jabrh.), Harfen u. a. Der 2. und 3. Bd. ist ebenso reich an Abbildungen, die 
mit der grofeten Sauberkeit bergestellt sind und bis ins 16. Jabrb. reichen. 



44 



MitteiluDgen. 



* Aus einer Einladiuigueliiift JSana Lm Bdfifafs (La Mara, Musikerbriefe, 

BcL 1, p. 50) urn den Kaiser Rudolf IL von Deutschland, datiert Nfirnberg den 
1. Februar 1605, erfahren wir, dass sich Hafsler am 1. M&rz 1605 mit Cordula, 
Tochter des Hannh Jacob Clansexi in Ulm, daselbst ferMntai will. Btr Kaiser 
nahm die Einladung an mid beaoftragte Christopf Pnggw mit der Vertretiing, uber- 
nindte aach Haisler ek „silbera ubergurtet TrinkgwcMrr fir Brauth ami Brtathi- 
gamb." Haisler wird in den Akten 9J Kammerofganist M genannt £r stand also 
wohl in annlichem IMenstYerhaltnis als unsexe hentigen Hofpianisten mid Kammer- 
sanger, d. k es war ©in mit Gehalt verbnndenes Ehrenamt Sein Besnch bei der 
Schwester in Ulm, der ihm am 20. Nov. 1604 aof «n Jahr bewilligt wnrde (Doku- 
ment M. f. M. I. 18), hatte also npch einen tieferen Grand und wir sehen auch 
aus dem Datum der Einladungsschrift, dass er kanm zwei Monate dort gewesen ist. 
Die in dem Vorworte m Hassler's Lustgarten, neue Ausgabe in Pablikation fur 1887, 
ausgesprochene Vermutung, dass er in UJm vielleicht Heilung seines im Keime be- 
griffenen Brustleidens suchte, wird dadureh hinfallig. Nur tropfenweis gelangen 
wir fiber manchen grofaen Mann ftlterar Zeit rar Kenntnia seines Lebens mid Haisler 
macht es ins ganz besonders scbwer. Jeden Tropfen daher richtig zu verwerten, 
ist die Aufgabe der Geschichtsforschung. 

* Bei der Spartierung dee Dodecachords von Glarean 1547 macht man die 
beach tenswerte Bemerkung, dass Glarean nicht von der Partitur, sondern von Stimmen 
kopiert hat. In den alten gedruckten Stimmbtichern tritt der Zeilenwechsel stets 
auf einen guten Taktteil ein, d. h. die neue Zeile beginnt entweder mit dem 1. 
odor 3. Taktteil, dies ist aber nur moglich, wenn die Stimmen aus der Partitar 
kopiert wurden, wo die Taktstriche die Taktteile kenntlich machen. Glarean beginnt 
abor oft die neue Zeile mit dem 2. oder 4. Taktteil. Also haben die Alten ihre 
Kompositionen ebensogut in Partiturform niedergeschrieben wie wir, eine Annahme, 
zu der una stets die Beweise fehlten, da nur die Stimmdrucke erhalten sind. In 
einem Scotto'schen Drucke der Madrigali a 4 voci von Archadelt (1543) kann man 
dieselbe Beobachtung wie im Glarean machen. 

* Die Komponisten des 16. Jahrhunderts zeichnen in ihren gedruckten Werken 
die Dedication oft in Venedig, sobald das Werk bei einem der dortigen Verlegor 
erscheint, trotzdem man bei Manchem genau wei&, dass er in dieser Zeit einen 
Kapellmeisterposten in irgend einer anderen 8tadt bekleidete, so dass man keine rechte 
Erklarung Mr diese Erscheinung fand. In den Musikerbriefen der La Mara, Bd. 1 , 
p. 25, wird nun ein Brief von Alessandro Striggio an den Herzog von Morons 
mitgeteilt, in dessen Diensten er stand, in welchem er urn Urlaub bittet, zur Fasten- 
zeit nach Venedig reisen zu durfen, urn daselbst einige Madrigale drucken zu lassen, 
die ein dortiger Verleger schon mehrere Male von ihm verlangt habe. Die danialige 
schlechte und langsame Verbindung zwischen den St&dten machte also eine person- 
liche Gegenwart des Autors notwendig und schliefet daher sein dortiger Aufenthalt 
nicht immer die Sesshaftigkeit ein. 

* Leo M^wmmnmolm, Antiquariat in Serin. Katalog 52. Enth&lt theon©- 
tische und historische Werke alterer und neuerer Zeit, nebst einem Anhange su 
Katalog 51. 

* Hierbei eine &eilage: Katalog der p&pstlichen Kapelle, Bog. 3. 



Verantwortlicher Btdakteur Robert Bitner, ftapii (Uekoraark). 
Drmk too Htrm»nn B«y«r A 80ka« in Imngntalta 



fir 

MUSIK-GESCHICHTE 

herausgegeben 
von 



der §®s®ls©Iaft fir Mnsikforselmng* 





Fids det J»3srgauges 9 Mk. Mon*tiich «rtoh«int 




m j 


ciM Imit too I Ms S Bogcn. Ia§#f HoasgtfefiJbfts 




m dje Z«S« 90 m 


No. 4. 


1887. 


Kommiaiionsrerlag 


ron Breitkopf A BUrtol in Leipsig* 
Beitellaiigeti 
nimmi jede Basil- and Muftikhandloxig tntgagtn. 





Das litnrgische Becitativ and dessen Bezeich- 
nmng in den liturgisclien Bttchern des 
Mittelalters. 

lm Ft Bohn, 

Itai Iifstrs Bezeiehnung der Distinktionen in ism kirchlietaen 
Tex ten, welehe Ii dem h. Offizinm 11 Imm oder si singen waren, 
toils von einzelnen, in KlOBtern vielfach von solchen, die ins sicb Ik 
Distinktionen nieht zu nnterseheiden termachte, tails gs®sksftm f wo- 
bei der tfbereinstimmong halher m nieht jedem ftberlassen sein konnte, 
ii® Oliedernng des Textes nach seinem GotdGnken 11 bestimmen, 
war jedenfalls ein dringendes Bedttrfnis. Da jedoeh die kirchliehen 
Texte der h. Sehrift entnommen slid, so dttrften die Anfenge einer 
Interpunktion bei den biblisehen Texten 11 suchen sein. Diese An- 
nahme wird wesentlich onterstQtzt darch die Thatsaehe, dass in den 
Evangeliarien und Epistolarien der verschiedenen Zeiien die Gliederung 
im Textes, soweit ieh bemerken konnte , eine genao* Obereinstim- 
mnng zeigt. Sie wird aber aneh best&tigt dureh historische Zeognisse. 
Cassiodorus berichtet, dass isr h. HI@r§ajiiis s wie l@rs©lba aneh Ii 
Prophetarnm praefatione selbst gesagt babe, jede tTbersetzuiig wegen 
der Einfcltigkeit isr Brtider mit cola and commata geordnet habe. 

Jafciy. XIX. No. 4. 4 



46 



Das lituigische Beoitativ and dessai Bezeiohnang eto. 



80 dass diejenigen , welche die Distinktionen bei den Lehrern der 
weltlichen Wissenschaften gar nicht fassen konnten, dorch dieses 
Hilfsmittel nntersttttst, die h. h. Lesangen antadelhaft vortragen.*) 
Der h. Hieronymus wird anoh fir den Verfasser des Comes oder 
liber lectionarius , d. i. des &ltesten Yerzeichnisses der epistolischen 
and evangelischen Pericopen der rOmischen Eirche gehalten, den 
sp&ter, nach Mabillon (Anna]. Bened. 1 II. L 26 c 61) Alcuin anf 
Befehl Earls d. Qr. im Jabre 797 abermals revidiert haben soil, 
wfthrend Warnefrid die Homilien, welche w&hrend des Jabres gelesen 
ii werden pflegten , nnd einige Briefe Augastini mit Interpanktion 
versehen habe. Die Zeichen ft r die Distinktionen hiefsen anch Posir 
turae nacb einem Briefe HUdemars aus dem 9. Jabrhundert an den 
Bischof Ursis, in welchem es heilst: Pauca de Positnra loqaar, id 
est sigua, per quae possit lector cola et commata atqne periodos 
nosse. (Mabill. torn. 2 Annal. pag. 743.)**) Die Interpunktion der 
bibliscben Bflcher betreffend berichtet aooh Trithemim mm Abte 
Wilbelm von Hirschaa, dass derselbe darch Heimero and Dietger 
(Theogeras, nacbberiger Bischof von Metz) die biblischen Hand- 
schriften darchsehen and die Interpanktion nach der Begel des Alter- 
tams darchfahren liefs (at antiqaitatis regalam per distinctiones, sib- 
distinctiones ac plenas distinctiones emendando perducerent. V. Theo- 
geri c. 9, Mon. Germ. 8. 12. 451). Zam Beweise, in welch inniger 
Beziehang Accentuation and Interpanktion zam Gesange standen, m6ge 
aach das dienen, dass das Setzen der Accente nnd der Interpnnktions- 
zeichen Sache eines Mosikers war. So war der vorgenannte Dietger 
ein Masiker. Die Begel der Dominikaner, offic. canborum, giebt dem 
Cantor anf, zu sorgen, dass die lib. officii zur Stelle sind, er soil sie 
finer korrigieren in cantn et verbis et ponctationibus et accentibos 
(cf. Dr. Dom. Mettenleiter, Masie. Arcbiv I. Heft). Ein liber Ord. 
8. Victoria, Paris enth&lt die Anweisang, dass die libri communes 
ganz besonders vom Vors&nger mit Anfmerksamkeit n interpanktieren 
seien, damit nicbt den Brfldern bei dem t&glichen Offizinm im Singen 



*) Meminiaee antem debenms memoratam Hieionymom ©mneni translationem 
soam in aocioritate divina (sicat ipse testator) propter aimplicitatem fratram eolis 
et commatifciM ordinasse, ut qui dfetinctiones aectdaxium litteraram comprahendaie 
minime potuerunt, hoc remedio suffulti inculpabiliter pronuntiarent sacratiasimaa 
lectione8. M. Aurel Cassidorus div. led cap. 12. 

**) I. h. Ich mochte noch sprechen ttber die Posituren, das sind Zeichen, dorch 
welche der Leser die cola, commata and Perioden erkennen kann. 



Das litmgiache Becitativ.und dessen Beradhnung etc 47 

oder hum ein Hindernis begegne. (Libri communes . . . qios prae- 
eipne Armarius diligenter emendare debet et punctare, ne Pratres 
in eotidiano officio Ecclesiae sive in cantando sive in legendo aliquod 
impedimentum inveniat) (cf. Du Cange Gloss, bei „punctare.") Wir 
sehen hieraus, dass seit den Zeiten des h. Hieronymns die liturgischen 
Etcher mit Sorgfalt nnd besonders von solchen Mftnnern interpanktiert 
warden, welche in der Mosik erfahren waren. Wie war aber diese 
Interpunktion beschaffen? MaMllon sagt in de re dip]. lib. I. cap. XI 
in dieser Beziehnng von der Interpunktion des b. Hieronymns : „Sed 
qnalis fnerit ilia distinctio, et an fuerit observata ab illis, non liquet "*) 
Demselben ist wahrscheinlich entgangen, was Cassiodorus cap. 15 div. 
leet. sagt; dort bezeicbnet derselbe die Posituren als Punkte, welche 
gleicbsam die Wege der Gedanken, die Lichter der Dikiion seien; er 
unterscheidet sogar die Distinktionen in media, sub- und plena distinction 
welche von den Vorfahren erfunden worden seien, damit die durch 
lange Diktion ermddeten Atmungsorgane sich wieder erholen kflnnten.**) 
Is ergiebt sich hieraus, dass die Distinktionen vom h. Hieronymns 
auch durch Punkte bezeichnet worden waren. Derselbe giebt uns 
aueh Aufschluss ibsr den Ursprung des terminus ,jwwrfuw." Er 
sagt n&mlieh, dass man beim Schreiben auf das Pergament zu beiden 
Seiten des Pergamentblattes in gleicher H8be entweder mit Tint© oder 
mittelst Durchstechen mit der subula, einem pfriemartigen Instrumente, 
Zeichen machte, die man Punkte nannte, zwischen welchen die 
Linien eingeritzt wurden.***) 

Der Punkt war anfangs das einzige Interpunktionszeichen fllr die 
drei verschiedenen Distinktionen, indem man ihm je nach seiner Stil- 
ling eine verschiedene Bedeutung beilegte. Stand er am letzten Buch- 
staben oben, so bedeutete er den Schluss der Periode und hiefs 
plena distinctio, stand er hingegen unten am letzten Buchstaben, so 



*) d. k Aber wie jene Interpunktion beschaffen gewesen, and ob sie beibe- 
halten worden ist, das ist nicht bekannt 

**) latae siqnidem paterae, mm puncta, quasi qnaedam viae aunt aensunm, 

et lomina dictionum, quae me lectores docUes fadunt, liifyyiii si clarissimis eipcwt- 
toribos imbuantor. Prima est media, Secunda subdistinctio, Tertia plena. Quas a 
maioribii8 noetris ideo constat inventas, mt spiritns longa diction© fatigatus vires 

mas per apada d«a»ta resnmeret Cass. div. leet cap. 15. 

***) At „Puncta", apud Scriptores infimae aetatis praeeertiii, dictator ea, quae 

in jl ■ .pi 1 - ...I , Mnearom initio et fine desGribuntor vel subola pongnntur, intra quae 

ezaraatur ipsaxnia linearum ductus, qmos „sulcos u vocant» quod maiime in codicibus 

e pctpmiono cwmfeetia otaervrntir. (S. HieronymuB.) 

4* 



48 



Das litorgische Becitativ un6> (lessen Bezeichnung etc. 



bedeatete er den Schlass im colum, and hiefs subdistinctio, nnd stand 
er in der Mitte am letzten Buchstaben, so bedeatete er Schlass im 
comma and hiefs media distinction) 

Fir den Grammatiker dttrfte eine solche Interpnnktion aasgereicht 
haben, jedoch dem Singer and Leser konnte sie nicht gentlgen, sie 
musste ihn vielmehr verwirren, indem sie nicht blois der Anschau- 
lichkeit ganz and gar entbehrte, sondern sogar das Gegenteil von 
dem andeutete, was er eigentlieh than sollte. Wenn aach HOhe and 
Tiefe bei den Tinea eigentlieh Igirlich© Begriffe sind, vielleicht her- 
genommen von der Bewegang, welehe die Eehle beim Hervorbringen 
verschiedener Tftne macht, so waren dieselben in dieser Bedeutang 
schon bei den Alten im Qebraach and sind es noch jetzt bei alien 
Volkern, so dass man sie als zam Wesen der T6ne gehflrig betrachten 
kann. Nun wird aber bei dieser Interpnnktion die plena distinction 
der Schlass der Periode, bei der wir naturgem&fs die Stimuli sinken 
lassen, darch einen hdherstehenden Punkt, and umgekehrt werden 
die media distinctio and subdistinctio , bei denen wir die Stimme 
heben oder in der Schwebe halten, durch tiefer stehende Pankte be- 
zeichnet. Es waren daher diese Pankte fir den Singer und aueh 
fir den Leser keine wabren, d. h. das Wesen der Sache bezeichnende 
Zeichen, welche aaf einfache Weise die Stimmflexionen bei den ein- 
zelnen Distinktionen anzadeuten geeignet waren. Eine wesentliche 
Verbesserang erhielt die Interpnnktion auf sehr eiofache Weise da- 
durch, dass der Interpanktator, von dem wir ja wissen, dass er vor 
allem ein Musiker sein sollte, fiber den Punkt der subdistinctio einen 
an seinem untern Ende nach links verdickten Strich aufwftrts zog 
(siehe Beilage, No. 18), and dem Pankte der plena distinctio nach 
anten einen an seinem oberen Ende nach links verdickten Strich bei- 
ffigte (siehe Beilage, No. 14), Ihilich wie der Gesanglebrer dem 
Schtiler darch r&umliehe Bewegang mil der Hand Hebang and Sen- 
kang der Stimme anzadeuten pflegt. Die Verdickang an den beiden 
Strichen konnte andenten, von wo aus die Bewegang der Stimme an- 
zuheben habe. Wir h&tten dann in den beiden Zeichen die beiden 
Accente aeatus und gravis; von dem acutas behauptet P. Pofhier, 



*) Bwtuictio est, ubi fioitur plena sententia, et punctam ad aummam fittenun 
pommna. Media (tiatinciio est, ubi fere de sententia tantnm superest, quantum dM- 
mus, cm tunen leapuandnm sit, et punctilio ad mediam litteram ponimus. Sub- 
distiiiotto est, nbi nom nraltam aupeieat de sententia, quod tamen moz inferandnm 
sit, et punctum ad imam litteram ponimns. (Papias Ms. Biturie.) 



Das liturgische Becitativ und dessen Bezeichnung etc. 49 

dass er frtther so gemacht worden sei*) (siehe Beilage, No. 15). 
Diese beiden Interpunktionszeichen fand ich in Handsebriften bis ins 
9. Jahrhnndert hinanf. Unsere Handsebrift nan beschreibt folgende 
Interpanktionszeichen : 1. Den pnmelis cireamflexus (siehe Beilage, 
No. 16) far das Comma; 2. den panctas elevatus (siehe Beilage, 
No. 17) ftir das Colin; 3. den p metis versos (siehe Beilage, No. 18) 
far die Periode. Far die Frage gebraacht sie dieses Zeieben (siehe 
Brilagt, No. 19). 

1. Der pnnctus eireomfiexiis, dem eine Bewegnng der Stimme 
in dem Intervalle einer fallenden Terz, %. B. von la naeh fa, oder 
in Noten (siehe Beilage, No. 20) beigelegt wird, entspricht in Form 
and Bedentang dem Nenmenzeichen Clivis. Den pnnctus circutn- 
flexus fand ich angewendet in mehreren Handschriften des 14. and 
15. Jahrbanderts; jedoeh erhellt seine Anwendnng anch vor dieser 
Zeit darans, dass die Statnta antiqaa Ord. earthus. denselben erw&hnen 
L part eap. 8 § 9, wo es heiXst: „Exorcismus antem salis et aquae 
non habet in fine pnnetnm versnm sed ciroumflexum." Und weiter 
eap. 50: „In versibas, qui habent interrogaiionem et circumflexam, 
non ineipit modos interrogations, nisi post circumflexam." 

2. Der pumtm elevatus mit der Flexion la ml fa-la, oder in Noten 
(siehe Beilage, No. 21), hat am Ende ein steigendes Terzenintervall, 
wie es aneh dorch das Nenmenzeichen Podatus bezeichnet wird. Dieses 
Zeichen fand ich in Handschriften bis zom 9. Jabrhondert hinanf. 

Anfangs hat das lichen mehr die Gestalt einer Virga, wird 
aber sp&ter dentliches Podaf us-Zeichen; im 14. bis 15. Jahrhandert • 
beginnt der Pankt sich zu verdicken, der aafw&rts gehende Teil, der 
Podatus, verkttrzt sich immer mehr, bis nooh ein Pankt davon ibrig 
bleibt, so dass aos diesem Zeichen anser Doppelpankt entsteht. Fir 
diese Metamorphose sprioht auch die bei dem jetzigen Doppelponkte 
gebr&achliche Stimmflexion, die mit der bei diesem Zeichen tlberein- 
stimmt. Nachtrftglich fand ich fir diese meine Wahrnehmung anch 
noch ein historisches Zeugnis bei Papias Ms, Biturie, wo er sagt: 
„Oola, vel poiis Colin, pnnctum ad mediam litteram appositam 
eindem apnd Veteres vim habebat, qnam habet apad nos dao puncta 
vel tirgilii cm p^llcto.♦ ,,, ) 

*) Man vergleiche aach, wm weiter bei dem Evangelienton fiber die Lage der 
Thga gesagt wird. 

**) (Ma, oder beaer Oolm, dor an die MHAe de§ BueKutatai gw©«» Pdnkt* 
butt© M dao Htm dieielbe Beftatang, die bei hi der Dopfdfmkt oder der 

fltakh nit PobM bit 



50 



Bus Iturgfeche Recitativ and dessen Bezeichnung etc. 



3. Der punetus versus mit der Flexion a g g D 9 oder in Noten * 
(sieha Beilage, No. 22) bat anch scion in den ftltesten Handschriften, 
in denen er vorkoromt, mehr die ausgepr&gte Form des Clivis, so 
dass er in Form nnd Bedeutung diesem entspricht. In einem Evan- 
geliarium des 9. Jabrhanderts hat das Zeicben diese Gestalt (sieha 
Beilage, No. 23), welches jedoch an versehiedenen Stellen, an welchen 
zar Andeutung der Singweise von sp&terer Hand Neumen fiber den 
Text gesetzt worden sind, von derselben Hand in dieses Zeichen (siehe 
Beilage, No. 24) korrigiert worden 1st, so dass es jetzt dieses Aus- 
sehen hat (siehe Beilage , No. 25). Statt des punctus versus steht 
auch hftufig blofs ein Punkt. 

4. Das Zeichen ftr die Frage maeht unsere Handschrift so (siehe 
Beilage, No. 26) und legt ihm die Flexion a g f g a bei, oder in 
Noten (siehe Beilage, No. 27). Fir das Fragezeichen fand ich ver- 
schiedene Formen, die sich auf zwei Neumenzeichen zurflckfthren 
lassen; so in einem alten Missalfragmente dieses (siehe Beilage, No. 28), 
welches nichts anderes ist, als der Porrectus in der Bedeutnng J j I 



Davon sind labgeleitet (siehe Beilage, No. 29). Ferner findet sich 
das Zeichen in dieser Form (siehe Beilage, No. 30); das ist der Pct- 



lage, No. 31) n. a. 

Diese Bemerknngen mflgen ansreichen, den Leser zu flberzeogen, 
4mb Accent-, Nenmen- and Interpunktionszeichen dieselbe Bedentang 
und denselben Ursprung haben, karz, dass es eigentlich dieselben 
Zeichen sind, and dass die Interpanktionszeichen in den litargisehen 
Bdchern feststehende Tonfigaren in . den einzelnen Textabschnitten an- 
denten. Unter Berftcksichtigung dieser Thatsache dfirfte es wohl ge- 
lingen, die Vortragsweise des liturgischen Recitativs nach den in den 
alten Handschriften dnrch Interpunktions- und Neamenzeichen entr 
haltenen Bezeichnang festzustellen, w&hrend die bisherige Forschang 
ohne Berticksichtigang dieser Thatsache zi dem gewtnschteii Ziele 
nicht gelangen konnte; im Qegenteil, bei noch so gewissenhafter Prfl- 
fang and tfbertragung der blofs neamierten Vortragsbezeichnang oder 
der als Interpanktion verwendeten Neumenzeichen, die fir eine be- 
8timmte Tonformel gesetzt sind, wurde die Zahl der Varianten ver- 
grSfeert und es sind die mannigfaltigsten Formeln zatage geffcrdert 
worden, die nie im Gebrauche gewesen waren. Wir lassen nanmehr 
die mehrerw&hnte Abhandlang mit ihrer flbersetzung folgen. 





Das litmgfeche Becitativ und dessen Bezeichnung etc 



SI 



Pergamenthandschrift No. 579 der Trier'schen StadtbibL; 

jetzige No. 1924. 
Viso de silabis videndum est de oratione, quae sie deffinitur: 
Oratio est eomprehensio dictionum aptissime ordinatarum eongniam 
perfectamqae sententiam denumerans. It sciendum, qaod in ordine 
earthusiensi habentar tree pausationes sive positurae in lectura di- 
vini officii, qaarnm prima sie figurata (siebe Beilage, No. 32) voea- 
tnr pundits circumflexes, seeonda sie figurata (siehe Beilage, No. 33) 
vocatur punctus devatus, tertia, qaae est in fine orationis, vocatur 
verms (siebe Beilage, No. 34). Est notandum, qaod istae tres punc- 
tatione8 in libris correetis divini officii ordinis earth asiensis panetatis 
legendis in suis loeis debitis colloeantar. Primus ponetns (siebe Bei- 
lage, No. 35) voeatnr a gramaticis media distinetio, metrum sive coma. 
SeenndQS pnnetus (siehe Beilage, No. 36) voeatnr snbdistinctio, pnnctns 
sive colnm, id est membrnm. Tertins pnnctns (siehe Beilage, No. 37) 
voeatnr plena distinetio, versus et periodns. Primus debet fieri, quando 
sen8U8 orationis est incompletus. Secundus fit, quando sensus orationis 
est satis eompletns, sed aliquid bene potest addi. Tertins fit, quando 
oratio est totaliter eompleta. Verbi gratia dicendo sic: Cum inter 
virtutes caritas obtineat principatum, (siehe Beilage, No. 88) nou est 
silt ipsa virtutum possessio, (siehe Beilage, No. 39) in qua est om- 
nium illarum posita cercitudo (siehe Beilage, No. 40). Verum tamen 
iste modus non servatur ubique in ordine carthusiensi, sed facienda 
sunt puncta, sicut sunt signata in libris divini officii correetis in or- 
dine, et non secundum voluntatem legends. Item nota, quod coma 
fit, quando sententia est dependens et suspensiva, colnm sive cola 
quando sententia est stans et perfecta sed adhuc dependere videtur; 
periodns vero dicitur distinetio finitiva, quando amplius sententia non 
depended Hoe viso dieendum est de oratione, quae sic dividitur : 
Orationum alia interrogata, it quo vadis? alia absoluta, it sortes currit. 
Si oratio sit interrogata, an habet unam distinctionem an plures. 
Si unam, habet in fine punctum versum, it Domine quo vadis? Si 
habet plures distinctions, omnes, quotquot sunt, habent punctum 
circumflexum, sed ultima semper habet punctum verswm, qui distin- 
guitur quod, si ultima sillaba sit gravis, non habet nisi unam notulam, 
nt Domine quo vadis? Si vera sit acuta, tunc habet notulam duplicem 
sive geminatam, ut ubi est rex? Quid tu vides, Amos? (siehe Beilage, 
No. 41) Item nota, quod punctus devatus nunquam debet, nec potest 
esse in oratione interrogata post interrogationem. Item oratio inter- 
rogata perdit vim suam interrogations, quando ponitur materialiter. 



52 - AmbroB fttnfter Band, Geachiohte der Mink 

Verbi gratia: Et non dixit Jesus: Non moritnr; sed: 8io earn volo 
manere donee veniam, quid ad to, licet quod ad to non ibi aocentuatur 
interrogative sed absolute, et sic in consimilibus. Si vero oratio sit 
absoluta, id est non intorrogata, hoc est duplex, an ipsa habet unam 
distinctionem an plnres. Si mam, habet in fine punetum wrmm 
depressum; si plnres, et hoc duplex, ant habet dnas distinctiones vel 
tres an qaattuor sive qninqae et sic procedendo ultra. Si duas, prima 
distinctio habet punetum elevatum, et ultima versum; si tres, prima 
habet punetum ctrmmfiexwm f secunda devatum 9 tortia versum* Si 
quattuor, prima distinctio habet elevatum, secunda cirewnflexum, tertia 
elevatum, quarta versum. Si oratio habet quinque distinctiones, prima 
habet circtmflexum, secunda elevatum, tortia circumflexwm, quarta 
elevatum, ultima semper habet versum; et sic procedendo in talibus 
alternando, nisi quod duo puncti elevati sibi invicem non succedant 
It ita quod semper punctus ante ultimam distinctionem sit elevatus, 
nisi oratio esset intorrogata, it dictum est Nota tamen, quod, si in 
una clausula sint plures parvae distinctiones per cola et comata, omnes, 
quotquot sint, ante penultimam possunt habere successive punetum 
circumflexum, dum tamen penultima elevatur, ut hie: Vigilate, state 
in fide, viriliter agito, confortamini; et omnia verba in caritate fiant; vel 
hie: Garitas non emulator, non agit perperam, non irritatur, non eogitat 
malum, non gaudet super iniquitate; congaudet autem veritati (siehe 
Beilage, No. 42). Item nota, si distinctio sit nimis prolixa, lector 
potorit pausare per unum parvum punetum, quotiens voluerit, suston- 
tans aequaliter in tono tubae. Sed cauto caveat, quod hoc faciat con- 
gruentor, quoniam si talitor pausaret inter substanlivum et adjectivum 
vel inter suppositum et appositum sibi invieem contigua insipienter 
ageret et reprehensibiliter haberetur et confusione dignus. Sequitur, 
quomodo lectiones pronuntientur in matutinis: (siehe Beilage, No. 4S). 

(SehhuH ftlgt) 



Imlbrts ftnfter Hani, GescMchte ier Music. 

JMiert van Otto Kade. 
(Fortaetznng.) 

Alexander Agricola ist dureh das franz5sisehe Lied „Comme 
femme", leider ohne Text (p. 180) vertreten. Zwei Stimmen tun- 
spielen den Gantus firmus in reizend geschmeidig melodischer Weise. 
Warum der Herausgeber den Tenor nicht aufgelttet hat, sondern In 
der Originalnotierung giebt, die sieh sehr wunderlich maeht 9 trfigt 



Ambros ftlnfter Band, Geechiehte der Musik. 



58 



wohl mehr einer gelehrten Liebhaberei Bechnung, als dem Bedtirfnis, 
eine gat lesbare Partitur herzustellen. 

Loyset Compere's „Noas sommes de Fordre da St. Baboain" (186) 
ist wieder aaf eine pr&chtige franzflsische Volksmelodie gebaut, die aber- 
mmls das lebhaft rhythmische Element iiervorkehrt. Von Takt 15 ab 
lftst sieh der Satz in einen wabren kontraponktisehen tTbermat aaf 
and inch die Tenormelodie verliert ihren Zasammenhang. Leider 
fehlt der Text, doch ersieht man aas dem wabrhaft lustigen vier- 
stimmigen Satz, dass m sieh im drastisch komisebe Sachen handeln 
miss. Ein gut passender Text untergelegt and das Lied wird noch 
heate seine Wirkung nicht verfehlen. 

La Alfonsina, ein dreistimmiges Lied ohne Text von Joannes 
Ohiselin beginnt sehr manter and vielversprechend, verliert sieh aber 
weiterhin in langweilige NCrgelei. 

Das sehCne Land Italian wirkte aaf die Niederl&nder wie ein er- 
frisebender Taa; ibre Fantasie vergafs die gelehrte Yerstandesarbeit 
and der sonnige Wiederscbein ihrer Umgebang wirkte wie ein Spiegel 
aaf die eigene Seele. FrOhlichkeit and Lebenslast zog bei ihnen ein, 
w am sie sieh zam weltlichen Liede wandten and sie vergafsen, dass 
sie Niederl&nder waren, um ganz Italiener za sein. Wie ihnen das 
Eolorit and der leiehUebige Cbarakter zam Teil trefflieh gelang, be- 
weisea die von Eade mitgeteilten Lieder. Der Unterscbied zwisehen 
diesen and den eeht italienisehen Erzeagnissen, za den wir jetzt ge- 
Langen, ist fast kaam bemerkbar, man mQsste gerade den Einsatz- 
and Schla88-Akkord als Beweis anziehen, der beim Niederl&nder nie 
die Tera zeigt^ w&hrend der Italiener angeniert mit dem vollen Akkorde 
einsetzt Doeh aaeh bei Josquin i&llt oft selbst diese letzte Schranke 
and nar die feinere Stimmenfflhrang anterseheidet ibn von den sorg- 
loserea Italienern. Aaf Seite 580 — 536 werden 7 Frottolen mitge- 
teilt, von denen 5 von Italienern and 2 von Niederl&ndern herrflhren. 
Der Italiener w&hlt vorzagaweise den volleren Klang der Vierstimmig- 
keit, w&hrend der Niederl&nder den daftigeren Elang der Dreistimmig- 
keit vorzieht. Wenn bei den hier mitgeteilten sieben Frottolen die 
beiden niederl&ndisehen gegen die finf italienisehen zorHekstehen, so 
kann dies nor an einer nicht gltteklichen Wahl liegen, denn die beiden 
Frottolen yon Alexander Agriccia and Francois de Layette sind 
wenig anziehend, besonders die eretere, wogegen alle finf von Ita- 
lienern herrthrenden sieh mit Grazie and melodisch geftlhrter Ober- 
stimme bewegen. Die beste Frottole ist die Seite 584 ? ip Giovanni 
Battista Zesso. Die hibsche Volksmelodie im Tenor and hierza die 



54 



jkmlwoa fttnfter Band, Geechichte der Musik. 



melodisehe Oberstimme mil den harmonisehen Fflllstimmen bilden ein 
reizendes kleines Liedchen. Ahnlich ist -die Frottole von Paulus 
Scotti8 p. 535 „Fallaee speranza u (nieht „0 fallace speranza" wie Anton 
Schmid schreibt nnd anch in die Bibliographic der Masiksammelwerke 
ttbergegangen ist), doch fehlt hier im Tenor die Volksmelodie ond 
raht die MelodiefQhrung nur in der Oberstimme. Diese Frottole 
soheint so recht den eigentliehen Gharakter derselben zo treffen, denn 
sie stimmt so ganz mit der Beschreibang therein, die der oben ge- 
nannte Herr Bad. Schwartz in der Vierteljahrsscbrift von ihnen giebt 
Leieht gesehttrzt, die melodisehe Oberstimme harmonisch ohne grofse 
Eanst begleitet, das scheint so ihr echter Charakter zq sein. In Takt 
3 and 5 wQrde ieh fis statt f vorsehlagen. Die Frottole von Fran- 
cesco cPAna, p. 536, hat fast einen Tanzeharakter and ist dabei in 
der Stimmenftthrong feiner gearbeitet als die von Seotas. Aaeh hier 
tritt die Oberstimme als melodiefflhrende hervor und die dreiteilige 
Form, die sieh deatlich markiert, wttrde noch mehr iir Oeltang ge- 
langen, wenn sieh nieht noch ein vierter Teil ansehl5sse, der mehr 
stflrend als belebend wirkt, besonders da er anch in der Erfindang 
der sehwftchste ist. — „Si talor qnesta o qoellft", aas einem Godex 
von 1480, ist mit Bartholomaetts Qberschrieben, p. 530. Ieh glaube, 
dass dies kein anderer als Traniboncino ist. Da man higher fiber 
im Leben desselben keine Nachricht hat, so w&re es wohl mftglich, 
dass, wie es dort heifst, er Organist in Florenz war. Tromboneino 
war ein sehr geschiekter and feinflihliger Eomponist and das Wenige 
was blsher von Ambros, Kiesewetter and Oaidi in Florenz ver6ffent- 
licht ist, wflrde der Annahme nieht widersprechen, dass.obige Frottole 
aaeh von ihm sei. Man vergleiehe nor die StimmfQhrung hier mit 
den anderen Frottolen von [talienern and man wird zngestehen mtlssen, 
dass die Arbeit eines tflehtigen KQnstlers vorliegt Noch ist die Frot- 
tole aaf Seite 531 zu erwfthnen, die einen Alexander Florentinue 
als Eomponi8ten nennt. Sie ist so ganz anderer Art wie die flbrigen 
and man wire fast geneigt, sie einem Deatsehen zazaschreiben, so 
bieder and gewissenhaft schreitet sie einher. Das p im 3. Takt wfirde 
ich vermeiden, da es die Tonart meiner Ansicht nach ohne Ursache 
alteriert and die Modulation nach 0 beeintr&chtigt 

Wir kehren nan bei den deatsehen Eomponisten ein. Der Band 
zeigt eine stattliche Beihe and daranter ansere Besten, die noch Mm 
ins 15. Jahrhandert zartlckreichen. So lange Heinrich Isaac sieh 
nieht darch seinen Gebartsschein als Niederl&nder aosweisen kann, 
so lange betrachten wir ihn als den Unsrigen, trotz Straeten a. a. 



Ambros ftknfter Band, Geschichte der Muaik. 



II 



Und Herr Kade hat ganz recht daran gethan, ihn nnter die Deatschen 
einzareihen. Fr&alein Lipsias (La Mara) hat nenerdings eine Samm- 
long Musikerbriefe verOffentlicht and bringt darin das Dienstgetobnis 
Isaac's als kaiserl. Hofkomponist, datiert: Inspruck, den 3. April 
1497. (Original im Statthalterarchiv zn Innsbruck.) Ir unterschreibt 
sieh hier „Yzaaa" Zugleich teilt sie in einer Anmerkang den Ais- 
zng aos einem sp&teren Doknment mit, ans welehem kond wird, dass 
Isaac 1111 urn seine Entbindang als Hofkomponist einkam and der 
Kaiser Maximilian I. titer dem Datum: Insprack, den 27. Janaar 
1111 schreibt: „dieweil er (Isaac) us angezeigt, also dass er ans 
za Florentz natzer dann an anserm Hof ist*), demnach empfehlen 
wir Each mit besonderm Ernst, dass ihr dem genannten Ysagkh 
anderthalbhundert Galden Eeinisch nichtsdestoweniger reichet and 
gebet and das dheins Wegs lasset" Warum ist gerade Isaac der 
einzige deatsehe (?) Komponist dieser Zeit, der sich andaaernd in Italien 
anfb&lt and dort gem gesehen and Anstellang findet, wfthrend weder 
Finck, noch Stoltzer, noeh Senfl, noch irgend einer in Italien gewesen 
ist? Die Niederl&nder warden damals fir die einzige mosikalische 
Nation gehalten. Italienische Fttrsten, welUichen and geistlichen Stan- 
dee, reiche Privatleate, die sich Kapellen hieltan, bezogen von den 
Sisgknaben ab bis zam Kapellmeister hinaaf alle Kapellmitglieder aos 
den Niederlanden. Selbst die eigenen Landsleate massten zarick- 
stehen oder erhielten * nar antergeordnete Posten. Die deatschen Kom- 
ponisten waren gar nicht gesacht. Finck war am polnischen Hofe, 
Stoltzer am ongarischen, Hofifheimer am Wiener, Senfl anf&nglich am 
kaiserlichen, splter am Mflnchner Hofe. Warum fand gerade Isaac 
in Italien Anerkennung and Slellung and konnte sich sogar mit einem 
Josquin in eine Beihe stellen?**) Diese Wahrnehmang bringt meine 
Zaversicht in betreff Isaac's deatscher Nationalit&t gewaltig ins Schwan- 
ken. Doch wie gesagt, vorlftaflg ist er in anseren Aagen ein DeaUcher 
and seine deatschen Lieder werden ihm stets niter den Deatschen einen 
Plate erhalten. Obige Dokamente in La Mara's Briefsammlang wirft 
aber aach aaf den Schiller Isaac's, Ludtvig Senfl, Streiflichter, die einige 
Klarheit in das Leben desselben bringen. Senfl worde n&mlich, nach 

*) Isaac wir schon im frflheren Jahien, als er in Italien lebte, kaiserl. Geachlfts- 
teHgw am Hofe Lorenzo in Florenz (nach Ambros archival. Stadien). 

♦*) In den M. f. M. ist Bd. 17 p, 24 eine Nachricht aus Ferrara fiber Isaac 
mitgeteilt, der aber das Datum fehlt. Nach der Kenntnianahme obiger Aktenstflcke 
aus dem Innsbrucker Statthalterarchiv ist kein Zweifel, dass jener italienische Aufent- 
ksta m mmie jfagwui luge fieL 



56 



1RM. Gretiy. 



aithdiiisehii Aossagen, der Nachfolger Isaac's. Man nahm bisher 
stets das Jahr 1518 an, in welehem Isaae gestorben sein soil and 
zwar als Hofkomponist in Wien. Diese Annahme wird nun hinf&llig 
tid Sent 1st daher sehon im Jahre 1515 in Innsbruck der Nach- 
folger Isaac's als Hofkomponist geworden. (Siehe Publikation Bd. 4 
in 8 § p. 80 nd p. 67 ff.) 

„Donna di dentro" von Isaac, p. 351, ist ein echt niederl&n- 
disches Kunstetfickehen, in dem er die Melodieen von drei Liedern 
verwertet and imitatorisch verwebt Der Tenor singt das Lied ,.For- 
tona d'on gran tempo 4 *, Bass und Gontratenor die Melodie za „Dam- 
mene on pocho." Herr Kade irrt, wenn er die Melodie „Fortana 
d'un gran tempo** fQr die „bertthmte" bill Die so oft verwendete 
ist die fiber den Text „Fortana desperate** and heist verkttrzt: 



m <J ^ ~ ^ <p — £ — "- P m — ~ — — ■ f - ^ ^ 



•to. 

Obreeht 1508. Joaquin 1539. Ott 1634, No. SO, 100 and 121. 
In den Mas. von Kleber (B. Berlin) dreimal and Hof MM. Wien 18810 
dreimal verwendet. 

Hi© andere „Fortana pleramque" kommt im Ott 1584, No. 108, 
vor, sie heifst: 

Sp r r s ? w r - r» * * r J rrr r f^-^- 



•to. 

Die vorliegende Melodie „Fortana d'an gran tempt 4 * laatet aber: 



(ScMiss foJgt.) 



Anzeigen misikliisttrisclir Werke. 

A. E. M. Qritry. Collection complete des oeuvres de Gr6try 
piblMa par le Goavernement beige. 

I. Livraison Bichard Coeur-de-Lion, Op6ra-comique en 3 actes. XXU 
and 261 Seiten Partitar, mit Gr6try's Portrait. 

II. Livr. Lucile, Com6die en on acte, [mel6e d'ariettes. XXII and 
145 Seiten. 

III. Livr. Cephale et Procris, Ballet h&roique en 3 actes. XXVII 
and 441 Seiten. 

IV. Livr. Morceaax iifidits de Cephale et Procris. V and 183 Seiten. 

V. Livr. Les Meprises par Bessemblance, Com6die en 3 actes m8I6e 
d'ariettes. 



Heinrich Schtitz. 



57 



Leipzig it Brucellas, Breitkopf & Haertel. (Subscriptionapreis 

h m. M m.) 

Andr©-Erne§t-Mode§te Grdtry, geb. den 8. Febroar 1741 in Littich, gesi 
24. September 1813 in Montmorency bei Paris, erlangte bereita 1769 durch 
seine Oper „L© tableau parlantf 4 mmd popularen Bu£ war also dem Datum 
der Oper nacb Mozart's Zeitgenoese. Mit ihm hat er die leichte flussige 
SriiidiiiigBgabey dms hater© musikaliache Temperament, eelbst oft die Art 
mid Wewe sich amaiirickai gemein, nnr mit dem TTnterschiede, dass 
Mmart sich bis nr hSchstaii GenialiUt emporschwang nnd das Gemit 
bin ins Imierst© zu crschittera irastande war, wahrend Gretry immer der 
leichte, geschwatzige, oberfl&chliche Komponist Mieb, dem Balletmnsik am 
beaten gekng. Warn mini in seinen Ends but la mnsique die Ansichten 
fiber dmmatische Musik liest» die denen Stack's sehr verwandt and, nnd 
damit seine Finale in Yergleich zieht — von den paar ftecitativen gar 
nicht zii sprechen, die gegen die Anzahl der Arien kaum in betracht 
kommen — so denkt mini raawUJkiklich an Demetrius Worte in Shake- 
speare's SoinmeimAtiitraiiiB, die er dem ram Uwen verkleideten Handworker 
Sdinock zornft: Glut gebrtlt, Lowe! Gretry arbeitet mit den denkbar emfach- 
sten Mitteln: seine Harmonie geht selten fiber die DreiBtimmigkeit Mnams, die 
Modulation nicht uber die Dominant©, kontrapunktische Gewandtheit sind 
unbekannte Fertigkeiten, daher die Ensemblesatze nur aufserlich vorhanden, 
denn das Unisono mud der emfachste harmoniische Apparat vertritt deaseii 
Stelle. Eine Fartitur von 20 Systemen, von denen 11 auf die Singstimmen 
kommen, kennen nur eine vielfoeh besetzte Oberatimme nebst Bass, wo- 
rn die 2. Violinen und Hdrner die Fullstimmen liefern. Der naive Aus- 
drack herrscht vor und prickelnde Lustigkeit ist der Ersatz fur alles andere 
Wliischenswerta TJnd doch liegt ©in Btwaa in der Brfkdmiig, was an- 
nabend raid bestechend ist und den Ktnstter von Gottee Gnaden charak- 
tflrinert, wenn auch in anderer Weise als nach deutschem Mafsstab ge- 
measem. Wer Offenbach's best© ikaeugiiisse kennt, z. B. den Orpheus in 
der Unterwelt, der hat den modernisierten Gretry vor sich. — Die Heraus- 
geber, die Herren Gevaert, Fetm, Victor Wilder und Marmontel haben 
noli ihrer Au%»b© mit Gewisseiibaftigkeit, Genauigkeit und GrandHchkeit 
nnteraogen. Die Vorworte geben Zettgnis von ihrea sorgsamen TJnter- 
■QGhniigen und die Partituren sind korrekt und originalgetreu hergestelt 

Heinrich Sehtitz. S&mmtliche Werke, herausgegeben von Philipp 
Spitta, 2. Bd. Psalmen Davids sampt etlichen Moteten vnd Goncerten 
mil 8 mi mehr SUmmen. Dresden 1619. 1. Abtheilnng No. 1— IS. 
Leipzig, Breitkopf & Haertel. Subscriptionspreis a Bd. 17 Mk. FoL 
XT11I, 3 VorblL nnd 218 Settsi Ptrtitar. 

He ist wohl kemer der deutechen KomjMMiisten des 17. Jahrh. so ge- 
eignet* em Bild des damalgen Standee der Musikauslbimg m geben, all 
8cbfMs, da er die Lcistmngw der Italiener, die damals an der Spitze der 
Civilisation vonm wAritten, mit denen der Dentachen zu verbindcii verstand. 



18 



Heinrich ScMtz. 



Eine txeffliche charakteristische Deklamation da Testes, lebendige Auf- 
fasBung der Situation, Msiiiiigfaltigkeii der moaikaliBcheii Ansdradtswewe, 
Gewandtheit in den emfachen kontrapanktischen Formen sind die Jtenn- 
zeichen semes Stiles. Trotedem die Psalraeii noch in die Jugendzeit Sch.'s 
fallen, zeigen lie ons doch bereita den ganzen Mann, der sich die musi- 
kalische Form in der mamrigfachsten Weise unterthan m machen weils mid 
seine Ideen mm vollkommenen Aosdruck bringt. Scbon die ersten 13 Psal- 
men von den 26, welche die Sammlnng enthalt, zeigen ons die ver- 
schiedenartigste Behandlnng: Doppelchor mit Instrumentalchor , Sologesang 
mit Cbor, begleitet von der Orgel oder Klavier, oder Doppelchor mit be- 
zifferteni Bass. Ich raaehe z. B. auf den Psalra 84 n Ww lieblich sind 
deine Wohnungef* anfmerksam, der ganz besonders mns zeigt, wi© treff- 
lich ScMtz den italienisch dramatischen Stil mit deutscher Ghnindlichkeit 
in Behandlnng das Satzes m verbinden versteht Einen gro&artigeii Mm- 
dnick macht gleich der ©rate Ohor, Psalm 110 Herr spfucft eu 

fneineni Herren." In der Besetzung der Instrnmente bei einer heotigen 
Auffuhrung wird man sich an die Vorschriften Schutz's, der hauptsachlich 
BlecMnstrameiite haben will, nicht allzastreng kehren dirfen, da misere 
heutigen Blechinstrnmente zu tief Btehen, und ihr Klang in der Hdhe za 
sckieidaid ist Em Streichquartett mit Holzblaser verstirM mid abwech- 
selnd von Po»unen mud Trompeten mnterbrochen, wird der heutigen Klan g- 
fiurbe mnseres Orchesters gemafe am meiateE entsprechen. — Die Heraosgabe 
ist mit der peinlichsten Sorgfalt aiisgefuhrt and Herr Spitta halt iich selbst 
an Aufserlichkeiten alter Oebrauche, wie z. B. die Verwendung von i und 
I? als Aufldsungszeichen , selbst die sinnlose Verwendung der Taktetriche 
im Originaldnick des Baesme oontimras hat ihn zur Nachahmnng angeregt 
Wer den Taktstrich in Partiteren nur all Hilfsmittel zur leichteren Uber- 
sicht betrachtet, und das ist doch sein ureigentlicher Sinn, dem wird er 
nie als j/Verhaue" erscheinen. Weit eher konnte man sie damit bezeichnen, 
weim sie nach lSngerem Fehlen mitten in die Periode Mien, wie Seite 105, 
145, 155. Fir den Herausgeber alter Musik ist die stete Pruning zwischen 
Nebensachlichem und Unwesentlichem oft nnpraktischem Gebranch der 
Notenschrift und wieder eharakteristischen Merkmalen der Ilteren Mnsik- 
ausubung eine wichtige und oft schwer zu entscheidende Aufgabe. Mit 
Unwesentlichem mud unpraktischen alien langst abgeschafften Q-ebrindien 
EMere vortreffliche Notenschrift wieder zu beschweren, hat mit emer ge- 
wissenhaften Edition wohl nichts zu thun. Dazu recline ich die unaufge- 
losten Ligaturen, die "Winterfeld sogar, wenn sie fiber den Taktstrich reichen, 
auf den Taktstrich selbst setzt mud da, wo man sie lesen soli, mm weifis 
Flecke m mhm sind, oder gams© TaWmoten statt an den Anfing, wo man 
sie lesen will, mitten in cieii Takt zu setzen, oder den PanM an mimr 
Note, wenn er hinter den Taktstrich fallt, von der Note zu trennen und 
allein Muter den Taktstrich stolen, n. a. m, SchlieJslioh schaitert der 
Herausgeber doch an den heutigen Noten selbst, die einst eckig, heute 
nind sind. Waram also das Eine in die hemte gebrinoHiclifi Wei» ittdatn 
mi ins Ander© bmbehalteii? 



Mitteflungeii. . 59 

MitteOongeiL 

* In der Briefsaxnmlung der La Mara (Lpz. 1886) befindet sich im 1. Bde. 
f. S3 ©in Brief Frescobaldi's, gez. Mailand dim 29. Jali 1608, in dem er einem 
unbekannten Adxeaaaten verspxicht, der ifan achon mehxexe Mil© ma Verdifentlichang 
§©ii©r Kompositionen gemahnt hatte, seine Schnld bald abzntragen und sagt (in 
d«mtscJi©r Obersetznng) „wenn ich noeb im Ruckstande mit jenor meiner Schald an 
{tie, n&mb'ch mit meineni Wnnsehe bin, *m ich bekannt zu machen und dar MM- 
ntmg jener aMwkseiiden Muriker iii begegneii, indem ich ihnen darch meine Werke 
den klaxsten Beweis meines Wissens gab©. Ich werde alien Fleifc anwenden, class 
dieses Werk snm Drocke kommt and eiligBt bestrebt sein, den Befehl Ew. Gnaden 
auMufuhren." Nach diesem Woxtlaute zu schliefeen, kann es nux das erste vex- 
difentlichte Werk Frescobaldi's betrefFen, da aber die 5 stimmigen Madrigale von 1608 
mutter Boch unbekannt rind und deren Eziatenz daher angezweifelt werden kann, 
to exaehen wir doch weaigBteiis ana diesem Brief©, daw m F. 1608 mit der Drici- 
legung mm seiner Werke Ernst wax. 

* Darch eine foxtgesetzte Korrespondenz nut der Bibliotheque Pablique za Dijon 
bin ich una doch in din Beaits dee Gedichtea „Foxs aeulementU gelangt und teile 
ee Hex mit Ms. No, 295, FoL 28 verso. 

Okeghem. 

, Worn aeulement ractente qae je near© / En mon las mem nul ©spoir me 
demecnre / Cur mon malhenr si tresfort m© tonxmente / qu 1 il n*eat douleox que 

poor TOUB je ne aente / pour m que suis de Y©m§ perdr© bien s©ir©. 

Vostre rigueur tellement m'y qaeurt feure (fevre) 
Qu'en ce parti il fault qae je m* asseare 
Dont je n'ay bien qui en riens me content©. 

Mon deaconfort toute seule je pleure 

En mandisant sriir m& foy a toute hour© 

Ma baute qui tant m'a fait dolente 

Las que je suis de vivre mil contente 

Quant de par vous n'ay riens qui me demeure. 

Zum ersten Absatze schreibt mir der Herr Bibliothekar zur Seite „partie motto" 
im zweiten und dritten „paxtie non notee", dann fagt er noch bei „FoL 29 recto 
befindet sich der Tenor nnr mit den zwei Anfangsworten und der Contratenor ganz 
ohne Text" Welche Stimmen sich aber auf Fol. 28 v. befinden und ob der Text 
■elbstindig eingetxagen oder muter ain© Stimme gelegt ist, das erffihrt mm nicht 
Audi die Mitteimg dea Tenors habe ich noch nicht exxeichen kdnnen. E. 

* Eestaehxift zux Feiex de© 25j&hrigen Besteheiw d©§ Breslauer Orchester- 
Vexeins. Im Auitrage des Vorstandes verfasst von Emil Bohn. Breslau. Julius 
fljunauex. 1887. In gr. 8°, 58 Seiten. Em© recht anregend geschriebene Abhand- 
lnng mit den fiblichen alphabetischen und systematischen Verzeichnissen. tJber den 
exsten Dirigenten und Mitbegxflnder des Vereins, Dr. Leopold Damrosch, kann ich 
eine Bexichtigung aus sichexstex Quelle geben. Damrosch verliefs das Studium der 
Medicm achon vor dem StMtaaxamen raid Y«sch©rit» sich dadurch die Untexst&taing 
•enier Miem. yafawpgesorgen waien die bittexaten Begleitex seiner Kmstbatai und 



60 



MttettimgeiL 



erst in Amerika lenite er daa Leben olme CWdsorgeii kennen. Ich selbst war mr Zeit 
aeioeB Umaattelna mr Moaik befreundet mit ihm ond hub© in der ©rstea Zeit seiner 
jungfr&ulichen Kanstbegeisterang fast taglich mit ihm verkehrt E. 

* Dr. Riemann'8 Muaik-LexikGn, 3. Anflage, iat bia mm Wort© jjHmpff* gt- 
laagt and mfmst berate 400 Seiten, gegw 372 in den Mkim 

* Ik© Anfrage: Wer taint daa BrnAerieicieii eineB Veaedigers tou 1546: 
En© Art Drache ohne Mfigel, mit Schnabelkopf, ©in© Krone daxftbeor achwebend, 
and geringeltem langen Sehwaiise In hell attfztingdnden Mammen liegend. Abo 
©in Fhfiniz. Giebt ©s em Werk mit alten BrndidmckeiieiAiii reap. Wappen? Anton 
Schmid bringt im Petruoci mir die Wappen Ton Printed (Pig. 5), 2 von Jaoopo 
Antonio Junta (Zunfa) in florenz (Pig. 6, 7), Antonio Blado in Rom (Pig. 8), 
Antonio Qardane in Yenedig (Pig. 9), 4 von (Tirotamo (Hieronymns) iboffn, der 
sich der Drackerzeichen i©s Ottaviano Scotto ana Monza btdienfe, daher die Buch- 
staben 0. S. M. (Pig. 10—13), (Kg. 14 stellt kein BuchdrackeT7©ichen, sondern im 
Wappen eines gewiaaen Baynaldo Dadda dar), 2 von Melchior Kriesttein in Anga- 
borg (Pig. 16, 17), J«§t§«i Moderne in Lowen (Fig. 19), Jean dte Channay in 
Avignon (Pig. 18) and das gemeinsame Drackerzeichen der Joh. de Buglhat (Schmid 
8chreibt f&lschlich Balgat), H. de Campis and Ant Sucker (Fig 15, Schmid p. 155 
sagt fflschlich Pig. 14). Aufeerdem M. f. Jf., Bd. 9, p. 30 its Drackerzeichen Pefer 
Schdffer'B von 1513 and Bd. 3, p. 81 and 83, werden die Drackerzeichen (?) dee 
Marcolini da Forli za Venedig beschrieben. In der neaen Aasgabe des Iieder- 
buches von Erhart Oeglin von 1512 (Pablikation Bd. 9) befindet sich auf den bei- 
gegebenen Abbildongen aach daa.Dmckeraeictai desselben : ek Anker aof schwan©iii 
Grind© mit d©m Bttchitabem E. 6. Welter© MMiiiipii wtan sair ciwttisciA 

* l4ai <£ Frank* m Leipzig. Yerzeichnis einer wertvollen Smmmlmg titoo* 
retuclier (historischer and biographischer) Werke fiber Maaik, nebat ©mem Amhimg© 
von Schriften fiber das Theater. No. 185. 1887. 

* KaMog Nr. 10 des mUq aariachen Bficherlagera von GfWwfer S Ranech- 
burg in Wien. 1. Bognergasse No. 2. Aolser modernen Werken fiber Muaik und 
Moaikalien ist das bereits in No. 11, 1886, der M. £ M. besprochene Laatenbach 
Gerle's von 1533, Hugo von Reutlingen's Flores masice, 1488, Lascinii Masurgia 
1536 a. a. zom Yerkaof angezeigt. 

Quitting fiber eingegangene Zahmngen ffir Pablikation ml Monatshefto fir 
1887 von den Herren A. Asher & Co., Pfarrer A. Auberlen, Kaplan W. B&umker, 
C. F. Blanc, Dr. E. Bohn, Dr. Braone, C. Dangler, Alfir. DSrffel, Prof. Faifet, Ma- 
sikd. Friese, J. E. Habert, Direkt Israel, Prof. Dr. Kostlin, 0. Koller, P. U. Xorn- 
mfiller, Prof. A. Kraos figlio, EmO Kraose, FrL von Miltitz, Dir. M. Nachtmann, 
Frl. Hort Panum, Dr. G. Piber, A. Quantz, E. J. Richter, Ad. Ruthardt, Prof. Dr. 
Schell, Joh. Schreyer, Landgerichtsr. Schurig, J. A. Sillem, Fr. Z. Skuhersky, 
Fmt Dr. H. Sommer, K. Univ.-BibL in Strafsburg, Prof. Stockhausen, W. Tappert, 
Pfarrer L. Unterkreater, Em. Yogel, G. Voigt Pro! R. Wagener, Mosikd. v. WaAlowsM, 
Direkt E. Wenm, Direkt. J. Wfist Die auf Qoittong gezahlten Boitriige skd M«r 
nicht genannt Templin den 1. M&rz 1887. Eitner. 

* Hierbei eine Beilage: Katalog der p&pstlichen Kapelle, Bog. 4. 



Yerutwortlieher Bedaktetur Bobert Bitner, Tanplii (Uokerm*rk). 
Drnok ron Herminn Beyer A Sonne la Laaatnialaa. 



MU8IK- GESCHICHTE 

herausgegeben 

von 

der 6e8ell8olia!i fflr Muukforochung. 



1887. 



Pr«if Im Jfthrganget 9 Mk. Monatlioh ertobeint 

fifi:« Iiiiiiitf ron I liis i Bwsrm, InaertionigtMUifftn 

Hi die Zeile Si Ft 



KommlasloiisvmrUg 
Ton Breitkopf A Hftrtel in Leipsig. 
BMtdlnngeii 
mrnmi jede Until- aid Mn«ifrh»ndlnng •ntgffwi. 



No. 5. 



Das litorgisehe Becitatiy mi iessen Bezeicm- 
nnng in den litmrgiscien Bttchern des 
Mittelalters. 

Von P. Bohn. 

(ScMusg.) 

Lectiones in matntinis leguntar per tubam de a la mi re et ba- 
bent circumflexum: la fa, elevatum: la ml fa la la, quando ultima 
gravatur, vd la sol fa la, quando ultima acuitur. Et habent finem, 
id est versum la sol sol re, quando ultima gravatur, vel la sol (siehe 
Beilage, No. 44), quando ultima acuitur, ut David etc. Tamen si 
oratio sit interrogata, babet versum la sol fa sol la sive ultima sit 
gravis sive acuta; hoc tamen notato, quod si ultima sillaba sit acuta, 
ipsa ultima sillaba habet duas ultimas notas ligatas sub se, scilicet 
sol la (siihe Beilage, No. 45). It sciendum , quod ad modum leo- 
tionis in matutinis leguntur benedictiones cereorum, cinerum et ramo- 
ram et orationes, quae istas benedictiones sequuntur, lectio mensae, 
evangelii mandati , lectio post nonam in claustro, orationes super no- 
vitium, exorcismus salis et aquae cum suis orationibus, capitula omnia, 
versus Suscipe me etc., epistolae in nudo officio, omnes orationes, quas 
iobmissa voce dicimus ad boras, lectiones et orationes pro defunctis, 
lectiones ad missam et omnes orationes , quas in conventu submissa 
voce dicimus; hoc excepto, quod lectiones pro defutfctis, lectiones in 
matutinis tribus diebus ante pascha, lectiones in missa finiuntur in ut, 

MoiaM. f. Mwfltg Mob. Jftbrg. XIX. No. ft. 5 



62 



Das liturgische Becitativ and ieswn Bezeinhnung eto. 



it: re mi re ut, quando ultima sillaba gravatur, vel in re } it: re mi 
re (siehe Beilage, No. 46), quando acuitur. Item finis exorcismi non 
habet versum sed circumfiexum, sicut et conclusions omnium oratio- 
num submissa voce dicendarum et sequens Benedicamus Domino. It 
nota, quod, si inveniantur pauciores quam notae supradictae requirunt, 
debent accipi ultimae notae ad numerum principum sillabarum, in qui- 
bus sillabis pluries duae breves pro una longa computantur, ut perti- 
nebit. Sciendum etiam, quod collectae de missa, de laudibus et 
vesperis, quae quandoque alta voce dici debent, habent elevatum, ubi 
lectiones habent circumfiexum et econverso. Et ideo quando dici 
debent submissa voce seu submisse, debent puncta scripta mutari id 
est fieri de elevato circumfiexus et de circumfiexo elevatus, et finis 
orationis debet habere versum; sed finis conclusions semper habet in 
talibis circumfiexum*) Notandura praeterea, quod per tubam de e f 
fa ut pronuntiantur preces ad omnes horas, ad pretiosa post primam, 
ad gratias seddendas. Item psalmodia pro defunctis et alias submissa 
voce dicenda. Item responsoria et versiculi pro defunctis, benedie- 
tiones in matutinis ad confessionem missae, ad inductionem et pro- 
fessionem faciendam novitio et ad cetera submissa voce in conventu 
dicenda, sive sint versiculi sive antiphonaej incipit tuba in c f fa ut 
et habent omnia talia in fine circumfiexum semiditonum in fa re, si 
ultima sit gravis. Si vero sit acuta, habet circumfiexum semitonium 
in fa mi Tamen in istis orationes pronuntiantur sicut in matutinis 4 
excepto quod finis conclusionis habet circumfiexum semiditonum pro 
diatessaron, in fa re pro sol re (siehe Beilage, No. 47). Item pater 
noster in vesperis et laudibus pronuntjatur sicut lectiones in matutinis 
excepto, quod in fine habet circumfiexum semiditonum in fa re (siehe 
Beilage, No. 48) dicendo: Et ne nos in ducas in tentationem. Item 
sciendum, quod tubae epistolarum et evangeliorum et orationum in 
mis8a incipiunt et sunt in a la mi re per ia sicut prius. Isti ver- 
sus sequentes ostendunt octo tonos cum tibia suis in responsoriis cum 
fersibis suis (siehe Beilage, No. 49). 

tJbersetzung der Abhandlung. 
Nachdem wir die Silben einer Betrachtung unterzogen haben, 
wire der Satz und dessen Vortrag ins Auge zu fassen. Der Sate wird 
so erkl&rt: Er ist die Yerkntipfung passend geordneter Worta, welehe 



*) IJnter condusio (Sohlass) ist die Schlussfoimel: Per Christum dominant 
nostmm etc. zu TirstelieiL 



Das litoigiflche Becitativ and dessen Bezeichmmg etc. gg 

einen passenden mid vollkonimenen Sinn angiebt. Es ist zu wissen, 
diss im Kart&userorden drei Pausationen oder Posituren beim Lesen 
ies gtfctlichen Offiziums beachtet werden, deren erste so bezeichnet wird 
(siehe Beilage, No. 50) und functus circumflexus heifst; die zweite 
wird so bezeichnet (slabs Beilage, No. 51) und heifst punctus eleva- 
tus; die dritte, am Ende des Satzes. heifst punctus versus (siehe Bei- 
lage, No. 52). Za bemerken ist, dass diese drei Panktationen in den 
durch Interpunktion korrigierten Bflchern des g5tt)ichen Offiziums des 
Kart&userordens an den passenden Stellen bezeiehnet sind. Der erste 
Punkt wird von den Grammatikern die mittlere Distinktion, Metrum 
oder Comma genannt; der zweite Pankt wird inter© Distinktion, 
Punkt oder Colin, d. i. Glied, and der dritte Punkt wird voile Distink- 
tion, Vers und Periode genannt. Der erste Punkt ist zu setzen, wenn 
der 3inn des Satzes unvollst&ndig ist; der zweite ist zu setzen, wenn 
der Sinn des Satzes zwar vollst&ndig ist, jedoch gut etwas zugefttgt 
werden kann; der dritte Punkt ist zu setzen, wenn der Satz durchaus 
vollstftndig ist. Z. B. Wenn unter den Tugenden die Liebe den Vor- 
rang behauptet (Comma), so ist ohne dieselbe kein Besitz der Tugenden 
(Colum), in welcher alle jene enthalten sind (Punkt). Jedoch dieser 
Modus wird nicht ftberall im Kart&userorden beachtet, aber es sind 
die Punkte zu machen, wie sie bezeichnet sind in den korrigierten 
Bichim des gflttlichen Offiziums fir den Orden, und nicht nach dem 
Gutbefinden des Lesers. Ebenso ist zu merken, dass das Comma ge- 
setzt wird, wenn der Sinn abh&ngig und unbestimmt ist, das Colum, 
wenn der Sinn feststehend und vollkommen ist, aber bis dahin noeh 
abh&ngig zu sein scheint; Periode aber wird die Schlussdistinktion 
genannt, wenn der Sinn nicht weiter abh&ngig ist. 

Jetzt ist si sprechen dber den Vortrag des Satzes, wobei zu 
uater8cheiden ist, ob der Satz ein Fragesatz ist, wie: quo vadis? 
oder ein Aussagesatz, wie: sortes currit. 1st er ein Fragesatz, so 
kommt es darauf an, ob er eine Distinktion hat oder mehrere. Hat 
er eine, so hat er am Ende den punctus versus, wie: Domine, quo 
vadis? Hat er aber mehrere Distinktionen, so haben alle, wie viele 
• es deren auch sind, den punctus circumflexus, aber die letzte hat 
immer den punctus versus, wobei zu unterscheiden ist, dass, wenn 
die letzte Silbe betont ist, sie nur eine Note hat, wie: Domine, quo 
vadis? wenn sie aber betont wird, dann hat sie zwei Noten, wie: 
ubi est rex? Quid, tu vides Amos? Ebenso bemerke, dass der 
ptmctus elevatus in einem Fragesatze niemals stehen darf und auch 
nieht stehen kann nach der Frage. Ebenso verliert der Fragesatz die 

5* 



84 



Das liturgisclie Recitativ und (lessen Bezeichnung etc 



Bedeutung der Frag©, wenn sie dem Inhalte nach angegeben wird; 
z. B. It non dixit ei Jesus, non moritur, sed: Sio earn volo manere, 
donee veniam, quid ad to, so wird dieses quid ad to hier niebt fra- 
gend, sondern absolut accentuiert; und so in fthnlichen FUtan. 1st 
aber der Satz ein Aussagesatz, so ist zweierlei zu unterseheiden, 
nfanlich, ob er eine Distinktion hat oder mehrere. Hat er eine, so 
hat er am Ende den punctus versus depressus; hat er mehrere, so 
hat er deren zwei, drei, tier, finf oder sechs u. s. w. Hat er zwei, 
so hat die erst© Distinktion den pmnctm elevatus und die letzte den 
punctus versus; hat er drei, so hat die erste den punctus circum- 
flexus, die zweite den punctus elevatus und die dritte den punctus 
wrsm; wenn vier, so hat die erste Distinktion den pmnctm elevatus, 
die zweite den punctus circumflexus, die dritte den punctus elevatus, 
die flirt© den punctus versus. Hat der Satz f&nf Distinktionen, so 
hat die erste den circumflexus, die zweite den elevatus, die dritte den 
circumflexus, die vierte den elevatus, die letzte den versus; u. 8. w. 
ist in solchen abzuweehseln, nur dass zwei puncti elevati sieh nieht 
nach einander folgen und der punctus vor der letzten Distinktion 
immer ein elevatus sei, wenn nicht, wie schon gesagt, der Satz ein 
Fragesatz ist. Wenn jedoeh in einer Glausel mehrere kleine Distink- 
tionen sind durch Cola und Gommata, so kdnnen alle, so viele ihrer 
aueh sind', vor der letzten nach einander folgend den circumflexus 
haben, w&hrend jedoch die vorletzte den eiavatus hat, wie hier: 
Vigilate, state in fide, viriliter agite, confortamini, et omnia verba in 
caritate fiant. Oder: Garitas non emulatur, non agit perperam non 
irritatur, non cogitat malum, non gaudet super iniquitate, congaudet 
autem veritati (siehe. Beilage, No. 53). Desgleichen bemerke, dass, 
wenn eine Distinktion gar zu lang ist, der Leser durch einen kleinen 
Punkt pausieren kann, so oft er will, gleiehm&fsig aushaltend auf der 
Dominante. Jedoch m5ge er dieses passend thun, weil, wenn er 
pausierte zwischen Substantiv und Adjektiv oder zwischen Subjekt und 
Pr&dikat, er fast thdricht und tadelnswert handeln und einer Rftge 
wert erscheinen wird©. 

Eg folgt, wie die Lektionen' vorgetragen werden in der Matutin* 
(Notenbeispiel). Die Lektionen werden in der Matutin gelesen auf 
dem Tone a la mi re und haben sie den cnrcumflexus la fa, den 
elevatus la sol fa h la, wenn die letzte Silbe nicht betont wird, oder 
la sol fa la (siehe Beilage, No. 64), wenn die letzte Silbe betont wird, 
lid sie haben den versus la sol sol re, wenn die letzte Silbe eine 
unbetonte ist, oder la sol (siehe Beilage, No. 55), wenn die letzte 



Baa litnrgische Recitativ ond dessen Bezeichnung etc. 



6S 



Silbe eine betonte ist, wie David etc. Jedoch, wenn der Sate ein 
Fragesatz ist, hat er den punctus versus mit la sd fa sol la (siehe 
Beilage, No. 56), m sei die letzte Silbe eine betonte oder nicht, nur 
mit dem Bemerken, dass, wenn die letzte Silbe eine betonte ist, sie 
zaletzt zwei verbandene Noten hat, n&mlieh sol la. Aoch ist zq be- 
merken, dass nach dieser Weise die Matatin zu lesen anch gelesen 
werden die Segnung des Wachses, der Asohe, der Palmen und die 
Orationen, welche diesen Segnnngen folgen, das Evangelium bei Tische, 
die Leetio nach der None im Eloster, die Orationen fiber einen No- 
vizen, Segnnng des Weihwassers mit ihren Orationen, alle Kapitel, 
der Vers Suscipe me, die Epistel im gewOhnlichen Offizium, alle 
Orationen, welche wir leise za den Horen sprechen, die Lektionen 
imd Orationen pro defunctis, die Lektionen bei der Hesse und alle 
Orationen, welche wir im Eonvente leise sprechen, mit der Aasnahme, 
dass die Lektionen pro defunctis, die Lektionen in der Matatin an 
den drei Tagen vor Ostern, die Lektionen in der Messe mit uJt ge- 
sehlossen werden, wie: re mi re ui, wenn die letzte Silbe anbetont 
ist, oder in re, wie: re mi re, wenn die letzte Silbe betont wird. 
Ebenso hat das Ende des Exorcismus nicht den versus, sondern den 
circumflexus, wie aueh die SehlOsse aller Orationen, welche leise zu 
sprechen sind, and das nacbfolgende „Benedicamas Domino 44 . Aach 
bemerke, dass, wenn weniger Silben , als die obengenannten Noten 
erfordern, gefdnden werden, mfissen die letzten Noten aaf die Zahl 
der Hmptsilben genommen worden , wie das sich than l&sst. Die 
Eollekten der Messe, der Laades and Vesper, welche zaweilen mit 
erhobener Stimme vorgetragen werden missii, haben den pvmctus 
devatus, wo die Lektionen den circumflexus haben, and amgekehrt 
Wenn sie daher leise za sprechen sind, so mttssen die geschriebenen 
Pankte ver&ndert werden, d. i. aas dem elevatus entsteht der drcumr 
flexus and aas dem circumflexus der elevatus, and das Ende der 
Oration mass den versus haben; aber das Ende des Schlasses hit 
in solchen F&llen immer den circumflexus. Aafserdem ist za be- 
aehten, dass durch die Taba (Dominante) von e f fa mi vorgetragen 
werden die Gebete za alien Horen, das Pretiosa in der Prim, die 
Danksagungen, die Psalmodie pro defunctis and anderes, was leise 
zo sprechen ist, dann die Besponsorien and Versikel pro dkfunctis, 
die Benediktionen in der Matatin, das Conftteor in der Messe, die 
Gebete bei der EinfiQhrung and Professablegung eines Novizen and 
alles (Tbrige, was im Eonvente leise za sprechen ist, seien es Versikel 
oder Antiphoneo, m beginnt die Taba im c f fa ut, und haben alle 



66 



Das liturgische Becdtatiy unci dessen Bezeichnuiig etc» 



solehe am Ende den circumflexes, die kleine Terz fa re, wenn die 
letzte Silbe anbetant ist ; wenn sie aber a betonen isl, hat sit den 
circumflexu8 mit dem Halbton, fa mi. Jedoeh in diesen F&llen 
werden die Orationen vorgetragen, wie in der Matatin, mit der Aua- 
nahme, dass das Ende des Schlusses den circumflexes hat mit der 
kleinen Terz fa re, stall der Quart© sol re. Ebenso wird das „Pater 
noster" in der Vesper and in den Laudes vorgetragen, wie die Lek- 
tionen in der Matutin, mit der Ausnahme, dass es den circtmflexus hat 
in der kleinen Terz fa re bei den Worten: Et ne nos in diets in 
tentationem. Die Tuben der Episteln und Evangelien and Orationen 
in der Messe beginnen and halten sich in a la mi re mit der Do- 
minante la, wie frtiher bemerkt. Die folgenden Verse zeigen die aeht 
Tflne mit ihren Dominanten in den Besponsorien and ihren Versikeln. 

Eine besondere Eigentttmlichkeit, die aber zogleieh mi ein hohes 
Alter dieser Singweise hindeutet, flnde ich darin, dass der Becitaiions* 
ton aaf a, dem mittlern Ton des normalen Stimmnmfangs, der mese 
der Alton, liegt, and von diesem aas die Stimmflexionen in ganzen 
TGnen hervorgebracht werden. Ala man splter die Dominante, oder 
die Taben, aaf c verlegte, konnte der punctus versus ohne Ver&nde- 
rang der Tonstafen, wegen der Relation h f die ursprtagliche Flexion, 
bestehend aos den seiner Najtor so sehr zosagenden zwei fallenden 
Tonfortschreitangen , der grofsen Sekande and reinen Qaarte, niehl 
mehr erhalten, von woher sieh dann aach die versehiedenen Varian- 
ten fir diese Flexion herleiten lassen. P. Pothier fllhrt in seinem 
so lehrreiehen Bach© liber den gregorisehen Choral folgende Varian- 
ten des ponetus versas an (siehe Beilage, No. 57). Aach der Qe- 
sang der Passion, welcher irspringlkh ganz nach dem Evangelienton 
vorgetragen wurde, hat in seiner neuern Form in der Partie des 
Evangelisten noch die Schltisse des Lektionstones, die aach nar Ver- 
ftnderungen des ursprOnglicben punctus versus slid. Eine ganze Am- 
zahl dieser Schlassformen findet der Leser zusammengestellt im 
Gregoriosblatt Jahrgang 6, No. 3. Auch die Melodie des Confiteor 
weiset folgenden Schlass aaf (siehe Beilage, No. 58). Elias Salomon 
f&hrt in seiner Sententia artis mosicae bei Gerbert III. S. 49 das 
Jube domine benedicere nach dem Modas legendi Qallicoram and 
ebenso nach dem Modas legendi monachoram in dieser Singweise an, 
wobei er die Beisetzung des b-molle missbilligt; indem dadareh die 
Lesangen dem V. Tone angeh5ren warden. Derselbe sagt dann ferner 
S. 40: Mi Oesang, welcher nicht in der wahren Begel des Tones 
beginnt and aach nicht gleichsam in seinem grdfseren Teile gesehloeaen 



Baa liturgische Bedtativ mi ieescn Bezeichnung etc. 



6? 



wird, entfernt sich von der Natur der Tone, wie das Jib© domine 
benedicere ond ein grofser Tail der Lesung der Mflnche, welche sie 
singend vortragen in der natulan, wie die Lektionen" etc. Und etwas 
weiter -beantwortet er die Frage, nf welche Weise Episteln and 
Evangelien, welche in a beginnen nd in G oder in a schliefsen, dem 
ersten Tone angeh5ren k5nnten, so: „Die kOnnen und mfissen auf 
lieselbe Weise dem ersten Tone angehOren , wie der Vers Gloria 
patri desselben Tones and der Vers Laverunt stolas sms, weil sie 
so gsgmgei werden in Q und in a, wie das Gloria patri, und la- 
verwnt". Man sieht, Mim Salomon teilt die Singweise dem I. Modus 
ill.:::: iessei Dominante bekanntlich a ist 

In nachfolgendem will ich noch beifigen, was ich iber die Vor- 
tragsweise der Episteln und Evangelien etc. in alten Handschriften 
gefonden babe. 

Wie aus der vorhergehenden Kartftuser - Handschrift ersichtlich 
ist, wnrden Episteln nd Evangelien auch nach dem Orationstone 
▼orgetragen und Epistolarien aus dem 13., 14. und 15. Jahrhundert 
habe ich mehrere gesehen , welche die Vortragsweise durch die fir 
den Orationston gebr&uchliche Bezeichnung angeben; jedoch insgemein 
besteht fir Episteln und Evangelien auch eine besondere Vortragsweise, 
welche hier zu untersuchen wire. Indem die Episteln und die Evan- 
gelien als Interpunktion nur das colon, den punctus versus, das 
Fragezeichen, und in lftngeren Distinktionen den Punkt haben, bei 
welchem keine Stimmflexion, sondern nur eine Pause zu machen ist, 
so w&ren mit Hinzurechnung des Schlusses vier Tonformeln fttr jede 
Gutting nachzuweisen. Ich werde das in der Weise versuchen, dass 
ich die Vortragsweise nach blofs numerierten Handschriften angebe 
nd dann, soweit mir das Material zu Gebote steht, dasselbe Beispiel 
in guidoniseher Notierung beiffige. 

Der Epistelton. 
Mb Vergleichungsmittel ftthre ich an ein Epistolar aus dem 
15. Jahrh., das einst dem au&erhalb der Stadt gelegenen Benediktiner- 
klostar St. Maximin gehflrte und sich jetzt in der Stadtbibl. befindet, 
and ein Epistolar aus dem 12. Jahrh. , das der Dombibl. von dem 
themaiigen Domdechanten , dem Grafen Christ. Clemens v. Kessel- 
staU, mit noch vielen anderen wertvollen Mscr., die derselbe von 
Paderborn mitgebracht hatte, geschenkt worden ist. Letzteres enth&lt 
als Bandbemerkupgen einzelne Angaben in guidoniseher Notierung. 



68 



Ambros funfter Band, Geeehichte der Musik. 



Ich will ersteres mit A und letzteres mit B bezeiehnen (siehe Bei- 
iage, No. 59). 

Der Evangelienton. 

Die Vortragsweise der Evangelien finden wir nacbgewieaen in 
einem Evangeliariam der biesigen Dombibl. aus dem 12. Jahrh., wel- 
ches sehr genaa mit Neumen notiert ist mi zadem auch die Modu- 
lationen in gaidonischer Notierang enth&lt. Damit der Laser sich 
ttberzeuge, in welcher Unversehrtheit diese Gesangweise sich Ms da- 
tum erhalten hat, lasse ich ein karzes nnd allbekanntes Evangelium, 
das aus der Messe pro defunctis, im Zusammenhange mit Notierung 
hier folgen, wobei ich auf eine Eigentiimlicbkeit der NoUerongsweise 
aufmerksam mache, welche darin besteht, dass bei mehreren mi ein- 
ander folgenden Virgae fir aufw&rtsgehende Sekundenfortschreitung, 
die Virgae fir den hOheren Ton aoch eine hShere Stellang einnehmen, 
tells aber auch die Virgae fir den* tieferen der beiden T6ne nmge- 
kehrt slid nnd ihre Verdickung nnten haben (siehe Beilage, No. 60), 

Unser Codex notiert ancb die Passion nach dem Evangelienton 
nnd ohne die Worte Heloy heloy lama sabactani durch besondere 
Melismen ansznzeichnen, wie das in anderen Codiees gesehieht. 

Wie man in diesen wenigen Beispielen bemerken kann t ist unser 
Codex auch in der Hinsicht beachtenswert, dass er innerhalb der 
Satzglieder, je nach ihrer Kirze oder Lftnge, oder am Ende, je naeh- 
dem ein einsilbiges , oder indeclinabiles , sogenanntes barbarisehes 
Wort schliefst, die Modulation ordnet. 



Amlbrts flatter Bind, Geschichte i©r Musik. 

Ediert von Otto Kade. 

(ScMmb.) 

Isaac litest die beiden Themen von „Fortuna u und „Dammene" 
durch alle Stimmen gehen, w&hrend er die Diskant-Melodie mit dem 
Textanfang „Donna di dentro" nioht waiter berihrt, sondern schon 
beim zweiten Vers das Motiv von Fortuna verwandat. So reizend 
die beiden Melodieen sind, melodisch und neekisch im Rhythmos, 
echte Kinder des sidlichen Himmelstrichs, so wenig anziehend ist 
die Bearbeitung Isaac's. Sie muss in die friheste Zait seines italie- 
nischen Aufenthalts fallen, wo ihm die Theorie und dar nordisehe 
Himmel noch tief in den Gliedern steckte. So trefflieh seine Arbeit 



Ambro8 ftnftef Band, Geechichte der Musik. 6i 

lit, so wenig befriedigt sie das Ohr. Es 1st slue eehte steife nieder- 
Iftndisehe Komposition. Oanz anders 1st der folgende 5stimmige Satz 
ohiie Text. Fast homosphon, 1st er wie in Wohlklang getrftnkt nd 
wenn der eigenttimliche, vielmebr altertflmliche Schluss niebt wire, 
der ins » ptotzlich mit dim unvorbereiteten Odur-Akkorde ttberftllt 
(man wtMs nieht, ob der Satz in der mixolydisehen oder jonisehen 
Tonart stebt; eigentlieh ist es unser riehtiges Odur) wflrde niemand 
ahnen, dass der Satz in den 80 er Jahren des 15. Jahrhnnderts ge- 
sehrieben ist. Sehr neekiseb sind die beiden Bftsse behandelt Es 
ist ein reizendes S&tzeben. — Bei dem n&cbsten liede ohne Text 
empfindet man deutlieh die Yersabsehnitte und es k&nnte nicht schwer 
fallen, n dem bttbschen Liede, wieder in ganz anderer Art, einen 
Text aQsfiodig za machen. Ebenso anziehend ist das letzte Lied, 
p. 869, obne Text Wie reizend ist die imitatoriseh ond sequenzen- 
artig fortsehreitende Stelie von Takt 14 ab. Isaac ist darin so be- 
wtuiderungswert, dass er sieh in jede Eigenart der verscbiedenen 
Nationalitftten in musikalischer Hinsieht so v ollig einzndenken versteht, 
and jede Nation daber Beweise anfflhren kann, ibn zn den Ihrigen 
so z&hlen. Sowie er sich in das italieniscbe Empindngs- und Denk- 
yermftgen zu versetzen verstebt, ebenso ist er in andern Eompositionen 
doreh und dureb Niederl&nder und im deutseben Liede ganz und gar 
Deuteeber. Daber ist es so scbwierig, ibn ohne Taufscbein einer 
Nationalit&t beizuz&blen. (10 deutsehe Lieder stehen im Ott 1144, 
neoe Partitnrausgabe in Pubb'kation Bd. 1—8.) 

Sein SehQler und Nachfolger als kaiserl. Hofkomponist, Ludwig 
Senfl, ein Schweizer, der im deutseben Liede so Hervorragendes ge- 
leistet hat und mit grolser Vorliebe sich ihm widmete — wir kennen 
weit fiber 170 deutsehe Lieder von ihm — ist hier mit zweien ver- 
treten: „Wobl kumpt der May" — und „Im Maien, im Maien hOrt 
man die Habnen kreen**, beide aus Ott's Liedersammlung von 1584. 
Der deutsehe mehrstimmige Liedsatz hat ein so eigenttimliches Ge- 
prftge und ist so innig mit dem deutseben Volksliedergesange ver- 
wachsen, dass er sieh weder mit anderen Tons&tzen vergleichen litest, 
noeh von Ausl&ndern, trotz tiler Versuche, je nur ann&hernd getroffen 
wftre. Le Maistre, Lassus, Scandello, Ivo de Vento, Begnart, Hollander 
and viele andere, die lange in Deutschland gelebt haben und zahl- 
reiehe deutsehe Lieder komponierten, auch bin und wieder den Versuch 
machten, die alien Weisen zu benfltzen, baben nur erreichen kftnnen, 
das deutsehe Lied nach und nach herunterzubringen und auf Abwege 
zu fQhren, aber nie in neuer Weise zu belebei, oder auch nur in alter 



70 



Ambxos f&nftar Band, Getchichte der Mink. 



Art fortzuffihren. Deshalb halten wir so fast daran, dass Isaac ein 
Deaiseher gewesen mm mass, sonst h&tte er trotz seiner hohen Be- 
gabang doeh nie den innigen nnd gemtttlichen Herzensschlag des 
deutschen Volkes in so rObrender and untibertreffiicher Weise nach- 
ahmen kOnnen. So etwas llsst sich eben nicht nachahmen. Das 
Melodische des Italieners, das Pikante des Franzosen ist sehon man- 
ehem Aosl&nder giglickt and in einer Weise geglfickt, dass er die 
Originate nocb tibertroffen hat (Mozart, Meyerbeer, Offenbach, am in 
die neuere Zeit zu greifen), doeh deutsehe Masik hat noeh kein Au&- 
l&nder mar ann&hernd erreieht, trotz aller Bemtihungen. 

Die ftn/ePsehen Lieder sind der Inbegriff des deatsehen Gemflts- 
lebens, verbunden mit einer wanderbaren Kunstfertigkeit es zam leben- 
dUgen and idealen Ausdracke za bringen. Die zugrunde liegende 
Volksweise giebt dem Liede wohl den allgemeinen Charakter, doeh 
tritt sie im tibrigen so ziriek, dass ihr Yorhandensein kaam bemerk- 
bar ist. Mit Senfl wird das deatsche Lied za Qrabe getragen, feiert 
aber seine Aaferstehang im deatsehen Choral and in der deatsehen 
Choralbearbeitang. Das deatsehe weltliehe Lied erstand erst wieder 
in neaer GestaJt darch Hans Leo Hassler, dessen Qrandform noeh 
bis heate zam Teil geltend ist. 

Paul Hoffheimer ist darch drei k&stliche Lieder vertreten. Wied« 
in anderer Weise als die Senffl'sehen behandelt, kommt der harmo- 
nische Wohlklang mehr zar Qeltang, verbanden mit einer innigen 
and zarten melodisehen Aosdraeksweise. Man weifs nieht, welchem 
der drei Lieder man den Vorzag geben soil, denn jedes ist in seiner 
Weise sehOn und dabei ist ihre Fassang eine so fchnliehe. Nebenbei 
bemerkt, befindet sich das erste, auf Seite 299, „Ach lieb mit Mi," 
aach im Oeglin 1512, No. 8. 

Mai(heu8 Qreiter, geistlicher Liederdichter and Masiker in Strtfs- 
barg, ist mit dem httbsehen Liede „Ich stand an einem morgen heim- 
lich an einem Ort" mit der Volksmelodie im Tenor vertreten. Die 
Stimmfuhrung ist mit einer Selbst&ndigkeit behandelt, die ansere Be- 
wunderang erregt und doeh fQgen sie sich wieder so einschmeiehelnd 
in einander, als wenn sie nur den harmonischen Wohlklang bezweckten. 

„ls geht gen diesem summer, oho! lass einber gan. Die ochsen- 
treiber kammen, da da da! diri diri dein, lass einher gan. u An sol- 
ehen onsinnigen Beimereien waren die Deatsehen reich; entweder 
warden sie zam Tanze oder beim Kruge gesongen and waren der 
Ausdrack toller Lustigkeit und tibermQtigen Vergnttgens. Selbst alte 
biedere Herren wurden davon ergriffen und der kaiserliche Hofkapell- 



Ambros ffinftar Band, Geachichte der Mnmk. 



71 



meister ml Deehant des 3tiftes Laibach, Arnott van Bruck, liafs sieh 
bethftren nil setzte einen vierstimmigen Gesang fiber die Wort© (p. 882), 
der freilich so ehrwflrdig klingt, dass weder Freude noch Homor 
daraqs spreehen. Aueh andere Komponisten dieser Zeit haben ihre 
Imst an aolche Possen gesetzt, doeh unwillig folgt die Musik; selbst 
ihre Trinklieder woilen nicht den richtigen Ton treffen, trotzdem die 
einstimmigen Weisen die Lustigkeit trefflich wiedergeben. Dem deut- 
sehen Kunstsatze war dieses Feld noch verschlossen, dazu fehlte ihm 
die leiehte Bewegliehkeit der Harmonie, die er erst vom Italiener und 
Franzostn lernen miuBte. 

Ein prftchtiges Beispiel von der leiehten und charakteristisehen 
Gestaltungsweise der Italiener, die in Deutschland lebten und das 
doetsehi Lied pflegten, bietet die Sammlung in dem Liede (p. 451) 
9 ,Der wein der sehmeckt mir also wol, macht mich sommer und 
winter voll" von Antonio ScandeUo. Wie trefflich yersteht der Italie- 
ner ii deklamieren und musikalisch auszudrtieken. Ein Vors&nger 
beginnt: 











hue. m r " - 


f |9 |0 <S» 







Der wein der sehmeckt mir also wol, macht mich sommer und winter voll. 

„Lieber binder, wir glaubens wol" fiUlt der ganze Chor ftlnfstimmig 
ein und zwar in vollen einfachen kr&ftigen Akkorden, ganz homophon, 
als wenn es heute komponiert wire. So weehselt der Gesang zwi- 
schen Solo und Chor. „Frisch auf! friseh auf! mein BrQderleinl" 
jubelt der Chor in s§ kr&ftiger frischer Weise, dass man gar nieht 
glaubt einen Chor vom Jahre 1570 *) vor sieh zu haben. Da mOgen die 
Deutschen wohl aufgehoreht haben, als ihnen der Italiener ihre Lieder 
so vorsang. Sehleunigst warf der gute Deutsche seine eigenen Me- 
lodieen tiber Bord und griff mit beiden H&nden naeh dem fremden 
Flitterkram. Viel mehr als Flitterkram ist es nicht, denn Ziehen wir 
das bischen Effekt ab, so bleibt wenig Qbrig. Die melodische Erfin- 
dung ist schwach , die Akkorde drehen sich nur um wenige Grund- 
akkorde und die Modulation ist einttaig. Aber das bischen Effekt 
wirkte dermafeen, dass alle Deutschen nach italienischer Manier zu 
komponieren begannen und da die Ausl&nder in Deutschland sohon 
mit 1550 iberall festen Fife fassten, so war es mit dem deutsehen 
Liede aus. Die alten Weisen wurden vergessen und das deutsche 



*) 1578 erschien die 2te Aufiage. 



72 



Ambroe fiinftei Band, Geschichte der Musik. 



Lied stampfte in schalen Akkorden herom. — Weit mehr flnhlt sich 
der Ttaliener in seinem Element bei dem Seite 460 mitgeteilten ita- 
lienischen vierstimmigen Liede „Bonzorno madonna", was sehon 1566 
bei Gerlach in Ntlrnberg erschien.*) Hier vereint sieh die lebendige 
Auffassung mit graziOsen melodisehen Wendnngen und besonders der 
letzte Till des Liedes ist ganz allerliebst. Dies aber naehznahmen war 
dem schwerf&lligen Deutschen unmflglieh nnd so eignete er sieh nur 
im Aufeerliche an, ohne die Grazie der Beweglichkeit erreichen za 
kflnnen. 

Aoeh von dem Vorgftnger Scandello's am Dresdener Hofe, Mat- 
thaus le Maistre, einem Niederl&nder, ist p. 424 noeh ein deutsches 
vierstimmiges Lied von 1566 mitgeteilt. Herr Eade hat von diesem 
Meister sehon in seiner gekrOnten Preissebrift „Mattheus le Maistre" 
(Mainz bei Schott's SOhne 1862) eine Sammlnng Eompositionen dear 
selben verflffentlieht nnd aoch hier tritt dieselbe Erseheinong auf, dass 
seine geistlichen Eompositionen, besonders aber die deatschen Eirehen- 
lieder, von einer wanderbaren Eraft and Erhebnng strahlen, wfthrend 
die weltlichen deotschen Lieder langweilig nnd iberais trocken sind. 
Er ist zwar noch der einzige, der die alte aas dem Eanstsatze ent- 
schwindende Volksweise benfltzt, doch sie ist ihm fremd und erw&rmt 
ihn nicht. Das vorliegende Lied „Schem dich da tropf, da bast's im 
kopf", ein derbes Trinklied, zeigt weder Humor noch Wohlklang, 
trotzdem die Stimmen mehr harmoniseh als kontrapunktisch behandelt 
sind. In der oben erw&hnten frtiheren Sammlang stehen auch einige 
italienisehe Gesfinge (No. 1 a. 2), doch sind dieselben folsehlich dem 
le Maistre zugeschrieben und rfthren von Mathias Hermann Verre- 
carensis her (siehe M. f. M. Ill, 197 ff.) f sie k5nnen daher nicht in 
Betracht kommen. Erst von No. 3 ab gelangen wir zu le Maistrefs 
Eompositionen. Sowohl die lateinischen Ges&nge, als die deutschen 
geistlichen Lieder tragen fast durchweg dieselbe Struktur: krftftige 
Akkordfolgen , nur hin und wieder von kontrapunktischer Belebung 
unterbrochen, wtlrdevoller erhabener Ernst, der sie zur kirchlichen 
Erhebung vorzQglich eignet. Le Maistre hat gewiss wesentlich dazu 
beigetragen, der mehrstimmigen Behandlung des Chorals jene kernige, 



•) Die Seite XLV im Vorwort mitgeteilte Bibliograpbie der Scandeilo'schen 
Drucke kann ieh noch um.einiges veTvollstfindigen. Das 1. Buch „Caii2oni" er* 
schien 1566, 1572 u. 1583; die # „Nawe u. lust weltl. dent Lieder mit 4—6 St", 
1570 u. 1578 und vorhanden sind sie in zahlreichen deutschen offentlichen Biblio- 
theken, als in Berlin, Mtinchen, Zwickau, Heilbronn, Brieg, Grimraa, Liegnitz, 
Dresden, Lobau, Wien, Elbing, Kassel. 



Zum Streit iiber die Entstehung der Luthermelodie. 



73 



ihm damals mir allein eigene Ausdrucksweise zu verleihen, iam es 
Isi mir kein frOheres Werk bekanit, welches den Choral in so feste 
nnd heute noch gebr&uchliche Form prlgt. Wie sehr ihm dabei der 
Oemeindegesang am Herzen lag, soweit'er damals tiberhanpt sehon 
stattfand, erkennt man an der damals ganz ungebr&uchlichen Verlegung 
der Melodie in die Oberstimme. (Siebe in Kade's Le Maistre No. 7, 
8, 9 nnd 11.) Ein kostlicher Choralsatz, aber vielfache Melismen 
eingestreoi und mit der Melodie im Tenor, aber mehr Kunsteatz als 
Choralsatz, ist anch der auf S. 421 in Ambros 1 5. Bande mitgeteilte, 
fiber das Lied „H6r menschenkind, ht>r Qottes wort". 

MOge diese Wanderong Anlass geben, den 5. Band von Ambros' 
Geschiehte der Mosik recht fleifsig zn stadieren and womOglich durch 
dffentliche Auflfi&hrungen allgemeiner bekannt za maehen. Die Herren 
Dirigenten von Gesangvereinen ersparen sich darch obigen Ftihrer 
das muhsame Gesehftft des PrOfens nnd Wfthlens. Bob. xntner. 



lull Streit liber ile Entstehung ler Luther- 
melodie. 

Unter dieser tTberschrift hat Herr Dr. Thiirlings in No. 6 der Bei- 
lage der Allgemeinen Zeitung einen Aufeatz verSftentlicht, in welchem er 
den Beweis zu fuhren smcht, dass die sog. „Missa de Angelis", welcher ich 
einzelne Melodieetdoke als Parallelen zu den Liedern Luther's „Ein feste 
Burg* und „Jesaia dem Propheten" entnommen hatte, eine neue MeBse 
(nussa nova) BeL 

Zunachst beruft sich Dr. Th. auf die Aussagen von Woll<tr8heim 
und Stein, Der erstere ist Verfasser eines Buches: „Theoretisch - prakt. 
Anweisung zur Erlernung des gregorianischen oder Choralgesanges. 2. AufL 
Paderborn 1858." 8. 172 nennt Wollersheim das „Gloria" der Mima de 
Angelis eine spatere Komposition. Von den ubrigen Stiicken der Messe: 
Kyrie, Sanctus, Agnus Dei spricht er gar nicht. Nach irgend einem Beweise 
fur seine Behauptung sucht man vergebens. An welche Zeit mag W. fiber- 
haupt bei der spateren Komposition gedacht haben? Mit dergleichen vagen 
Behauptongen kommen wir nioht worn Fleck, tfbrigens gehort Wollersheim 
ebensowenig wie der citierte Pfarrer Stein auf dem Gebiete der Geschiehte 
des Chorals zu den Autorit&ten. Man lese nur in dem angefuhrten Buche 
S. 26 ff. die Ausfuhrungen des Verfassers uber die Diesis im Choral I Hatte 
derselbe grundlichere historische Studien gemacht, so wiirde seine „Anwei- 
sung" heute nicht total veraltet sein. Herr Dr. Thfirlings beruft sich bo- 
dann auf dms Urteil des verstorbenen Pfarrers Stein in dessen „Kyriale". 
Ich kann das Buch weder hier noch in der ganzen Umgegend irgendwo 
auftreibeD, obwohl dasselbe „in Dutzenden von Exemplaren auf den Orgel- 



# 



74 



Zum Staeit iter die Eatstahuiig cler latheraalaMe. 



bfibnen aller FfarrMrclieii der Kdlnischen E«di6mii© bemmratitn boH*. 
H«rr Stein sagt (nach Br. Th.) in der Vorrede m seinam Kyriale, die 
Missa de Angelis stehe nicht in den aiten Kdlnischen Handschriften von 
1498, auch in alten gedrucl^ten Gradualbuchern romischer Singart habe er 
aie nicht gefunden. Es werde uberhaupt ein kondiger Sanger leicht er- 
kennen, dass diese Messe erst in neuerer Zeit entstanden sei, vielleicht im 
18. Jahrhundert raid dan sie dan Geist moderner Musik aim©. 

Stein konstatiert also hier, dass er in Kdln die Missa de Angelis in 
alten Blchern nicht gefanden babe. 1mm das will mh glaaben. tTbrigans 
ist dieae Thatsache kein Beweis fir dms frihert ©der splter© Alter dieeer 
Messe. In den genannten alten Chorbuchern fehlt auch „di© Missa in feeids 
Apostolorum" ©der „in festis duplicibus" (Liber Gradualis von Dom. Pothier. 
Tornaci 1883, 8. 13). Doch rechnet Stein diese nicht zu den missae 
novae. Den eigentlichen Grand, warnm er die Missa de Angelis nicht for 
alt halt, giebt er mit den Worten an „si© atme den Geist moderner Musik." 

Das ist aber der FaU bei alien 0«s§ng«i im V. Kirchenton. Mir 
kommt diese Messe nicht moderner vor als die Lieder: In dulci jubilo, 
singet and seid froh", „Resonet in laudibus" oder ^Joseph lieber Joseph 
mein", „Dies est laetitiae" oder „Ber Tag der ist so freudenreich", ,,Mag- 
nom nomen Domini", „Nunc angelornm gloria", „Surrexit Christos hodie" 
m. a., welche in derselben Tonart stehen and doch aas dem 14. resp. 15. 
Jahrhundert stammee. 

Herr Dr. Th. glaubt weiter die Missa de Angelis in Verbindong 
bringen zu musson mit dem im 16. Jahrhunderte i«%©kommen«i Feste der 
h. Schutzengel. Zu dieser Annahme liegt aber ein zwingender Grand nioht 
vor; dean in dem auf arcMviilischai Fowchongen berahenden Graduate der 
Benediktiner von Pothier (Tornaci 1883, S. 17) stent die genannte Messe 
als „Missa in festis duplicibus**, also nicht mit der Bezeichnung „de Angelis". 
Doch kann auch diese letztere Benennuug eine alte sein, denn mit dem 
uralten Feste dee h. Erzengels Miehael am 29. September w*r von Anting 
an und ist noch heute das Fest aller h. £ngel verbunden. Man lose nor 
die fur dieses Fest im Missal© mnd Brevier vorgeeohrielMiiai Orationeii 
und Lektionen durch, man sehe sich den Festhymnms JJiawm waotoruin 
decus angelornm" an, dann wird man die Bichtigkeit dieser Behanptong 
nicht in Zweifel ziehen. Deshalb kommt denn auch in raehreren alten 
Sacramentarien das Fest dee k Michael muter der algem«n©n Bubrik gSaneti 
Angeli" vor (Aschbach, Eirchenlexikon IV, S. 238). Man beachte ferner 
die tTberschrift im Baseler Brevier v. J. 1493, BL 39: „In festivitati- 
bus angelorum" (Wackernagel, Kirchenlied I, S. 92). Warum sollte man 
also nicht fur die Feste der h. Engel eine Missa de Angelis gehabt haben? 

Fur die Missa de Angelis, welche ich in diesen Blattern (XII. Jahrg.) 
und in meinem Kirchenlied I, S. 27 ff. nach dem Lutticher Graduale 1854 
citierte, hatte ich die Tradition aus alter Zeit vorausgesetzt. Meine Kritiker 
thaten dieies ebenfalls. Herr Dr. Th. halt es aber far hftmstwalinolieiiiUelif 
dass die im Anfange dieses Jahrhunderte zn Lfittichy Antwerp©© und Laxem- 
borg erschienenen Choralbucher iibarhaupt die alteeten gedrackten Quellen 



Zum Streit fiber die Entstehung der Luthermelodie. 75 



jeoer Mesne dawtaleiL" Ich glaabe scion jetst dm Nachweis Mu»n sa 
konaepy iaes ich mit meker Aonahme nicht im Irrtam war. 

Zonaolist mms ich konstatieren, class in dem aim bis jetet zngmnglch 

gewordonen Material nor das Eyrie und Gloria ibereketkiniand skd. Ale 
aniawi Sticke: Credo, Sanctas mid Agnus Dei wechseln in den ▼eracMe- 
cleiiHoii Auggaben. 

1. Die Missa de Angelis mit den beiden charakterischen Tonstucken 
fkdet sich: 

a) in dem liber Qradnalis. Tornaci 1883. Dieses Gradual iat auf 

Grand alter Cho«lh>nd8cliriften herausgegebeii von dem BenediMiner Don. 
Pothier. 

b) in dem Gmdiale, Minster 1852. In der Admonitiv heilst es, dass 
diese Ausgabe ubereinstimme mit der Antwerpener von 1691. 

c) in dem Graduate rom. Paris (Adr. le Clerc) herausgegeben von 
Dnfoor 1857 nach den Forschongen Lambillote's, der das Antiphonar 
Gregor's (in St Gallen) in Facsimile herausgab. 

d) in der Lecoflre'schen Ausgabe, Paris 1859, nach dem Codex von 
Monipellier -bemrbeitet. 

2. Der bedeutendste ChonitfoniAer nnserer Zeit P. Dam. Pa(hier % 
Vcrfaaier des epochemachendeii Werkes: „LeB Melodies Grejpriennes d'apres 
la tradition. Tournay 1880" auisert sich auf meine Anfragen betreffend die 
Missa de Angels wie folgt: Um naek© Fragen im Detail beantworten so 
kdnnen, misse er nach Paris reisen, wo die Manuskripte mod alten Bicker 
vorhanden seien. Er glaube, dass die Missa (Kyrie und Gloria) nicht uber 
das XV. Jahrhundert zuruckreiche. Indessen seien die Melodieen, welche 
die Gmndlagen derselben bildeten, viel alter. Davon konne man sich leicht 
uberzeugen, wenn man die Antiphonen und Responsorien des V. Kirchen- 
tones aus dem XIII. und XIV. Jahrhundert studiere, welche alle ihr Modell 
im Officium s. s. Trinitatis (X. Jahrhundert) h&tten. Gedruckt habe er 
die Messe vor sich in ekem Benediktkergradual, Le Mans 1570. 

3. Der Benediktiner P. Ambrasitis Kienle, auch em bedeutender Choral- 
forscher, befindet sich auf Beisen und hat ebenfalls die Manuskripte nicht 
anr Hani. Er schreibt mir u. a.: „Nach meker Ansicht entstammt die 
Melodie (der Messe) Frankreich (XIII. Jahrh.) und wurde im XV. und 
XVX Jahrh. Gemeingut (vielleicht durch die Orden) beliebt und bekannt, 
s# daas sie Imthar durch Mure Popmlaiitat auf hmlbeni Wege entgegenkaiii. 11 

4. Herr Dr. Th. legt das Hauptgewicht auf die Melodiephrase m den 
Wurten »Der alt bdne Fekd." Er meint: „wenn diese eine Ahnliohkeit 
wegfiele, eo wlirde ioh aus den f brigen nicht imstande gewesen s©k einen 
irgendwie annahmbaren Brnwem hewmstelen 11 . Ich habe nun nach Anleftang 
des P. PotMer versolriedene KompositMMien im V. JSircheiiton mir angesehfli 
mad bin in der Lage, dieie Phrase als eke vor der Beformation ibMohe 
haadschriftlich nachsaweisen. 

Man vergleiche zunachst die Singweise zu dem Bufe, El, Eli eta aus 
dar Passion in dem Prcprium mm romiiwheii Missale fur die Ersdioswie 
Kiln, §©wie in eker Ansahl vowdoraiatoiiiicher Handsohriften ams verscMe- 



76 Zutu Streit fiber die Entetehung der Luthermelodie. 



denen Teilen Deutschlands, welche im Gregoriusblatte 1880, Mo. 9 mil 
1881, No. 5 angegeben sind. Abgesehen von der Veraderung, welcbe durch 
kleinere Noten als solche sich charakterisiert, haben wir hier die fragliche 
Melodie zu den Worten „Der alt bis© Feind": 







Der alt bo - - §© Feind. 








= r " 

Ky rie. 
Glo ria. 

Cr© do. 

Sfi « * " " ° " f ^ r " ~ =s=j 




J E H. 





Eb«nso fkde ich in den „Flores musice omnia cantes Gregorian!, 
Imprewnm Argentorati 1488" des Hugo von Beutlingen (Bog. A 5 
verso), der die beliebtesten Kompositionen als Beispiele anfuhrt, die genannte 
Melodie notengetrea wieder in Yerbindung mit einem voranfgehenden Gauge, 
welcher die Melodie za ien Worten „Ein gate Wehr und WaUki" enihalt: 

^jjj J $ jj x) , i j jj v * j j »-\ 

la - cri-mo - m tu - a pre-ce gra-ti- o - sa 

ft r- * » r -J ^ J- ^ * * ^ 

Ein gu-te Wehr and Waf - fen. Der alt bo - se Feind. 

5. Zu dem Liede „Jesaia dem Propheten" mdchte ich mir noch fol- 
gende Bemerkung erlauben. Luther nennt sein Lied „Wir glauben all an 
einen Gott": „das deutsche Patrem" (wir wurden ons ausdrucken: das 
deutsche Credo !) und entnimmt die Singweise einer Interpolation des la- 
teinischen Credo's. Den Beweis fur dies© Behauptung habe ich in meinem 
Buche „Das kath. deutsche Kirchenlied I, No. 366" erbracht. Wenn nun 
Luther sein Lied „Jesaia dem Propheten", „da8 deutsche Sanctus" nennt, 
konnte man da nicht mit Grand vermuten, dass er die Melodie einem 
inierpolierten Sanctus entnommen habe? Der Anfang stimmt wenigstens 
mit der Singweise eines Banctus iiberein. In diesen Blattern (XV. Jahrg.) 
und in meinem Kirchenlied I, 8. 27 brachte ich das Sanctus nach Metten- 
leiter's Enchiridion. Ich bin jetzt in der Lage, dieses Sanctus handachrift- 
Hch aus dem XIII. Jahrhundert nachweisen zu kdnnen. Es steht im God. 
Bohn 4 auf der Stadtbibliothek in Trier. Facsimile davon in der Caeci- 
lia, Trier 1876, No. 5 und in den Choralbeilagen 1879, No. 10. 



Mitteilungen. 



77 



J© - sa - i 



dem Pro-phe-ten das ge-schah. 



Sun 



ctiis, sane 



etna. 



Naoh den gemachten Eroffimngen iann es dooh woH kanm noeh in 

Frmge stamen, dbas in den beiden Liedern Lather's MominiBcaicai aus dem 
lateinischen Choral sich vorfinden. Oh nun ihm, dem Choralsanger and 
CtiomlkeiMier, die Tonfolgen de§ cantos chomJis rich von selbst ergaboi, 
cider ob or bewasst entlehntei wie beim Anfange d«s deutschon Sanctos, 
das kann ich nicht b«urteien. 

In dem Anfsatze dee Herrn Dr. Th. findet sioh noch eine, strong ge- 
nominal nioht mr Such© gAirmda Bemerkimg ibcr das „Veni sancte spi- 
ritms" welchee in der Erudiozeio Koln m Sonntagen vor dem Hochamt© 
gesmngen m werden pflegt. Dr. Th. sagt: „Bi eeheuit protestantischen Ur- 
spranges m sein". Der Gesang findet sich aber bereits in unsern Hasten 
Antiphanarai ana dor zweiten Halfte des XIII. Jahrhunderts. 

Niederkruchten. ir. Bdumkr. 



Mitteilmigeiu 



* JCmtalog der J. .Hesfe'schen Bach- and Antiqaarhandlang in Ellwangan, in 
dem sich aoch mancherlei Seltenheiten von Musikdrncken linden. Z. B. No. 178, 
2 Lieder gegen die Tttrken (a 1525), mehrere alte Missale, Gogavinus' Ausgabe 
des Aristoxenos, sehr seltene and wertvolle Dracke von Sylvestro Ganassi von 
1533 bis 1542, Scholen far H6te, Violone d'arco da tasti and eine Begola che 
insegna a sonar de Viola d'archo tastata (No. 239—241), einen noch onbekannten Brack 
von 1532 Seb. Heyden's Musicae enthaltend a. a. Wertvolle. 



JEbeben erscMen: _ - 

Katalog 

der 

JMEiisik: alisohen JMbliottiek: 

des verstorbenen 

Henrn Eduard trill, 

Professor ud Director der Slng-Akademfe in Burin. 

Wird aof Verlangen gratis mud frimko veraandt 

Berlin, W. f MohrenstraXse 53, ... . _ . 

im April 1887. Albert OOIIIL 



* Hierbei eine Beilage: Katalog der papstlichen Eapelle, Bog. 5. 



Vertafrwortlicher Bed*kteur Bobtrt Bitner, Ttaplin (TJokermark). 
Druck ron HirniDB Beyer <§ SOhne in LftngenieJuu 



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i. sfccent acicfcuA * . Z % jtcc . ymvLs ^ . A Arcc, circu,mjlexa4 /\ . 



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Seeder*, nut . 2y> nnteUdi-j'Uuu cU-i yuH-in, Iiuavc munclutH.W*u& 




MUSIK-GESHHICHTE 



en 



der Gesellechaft fttr Mmikforsehung. 



1887. 



Prtis das Jahrganges 9 Mk. Monatlioh ertoheint 
due Nnrnmer Ton 1 bit 1 Bogen. Insertlomgebtlhren 
ftr die Z«U« 80 P£ 



Xommliiloiiivtrlag 
▼on Breitkopf A Hftrtel in Laipiig. 
Baitallnngen 
nfmmt jade Bnoh- nnd Mnsikh*ndlnng entgtgen. 



No. 6. 



Adrian Willaert. 

(Bob. Eitner.) 

Ieh beabsiebtige die drei bedeutenden niederl&ndischen Meister * 
aas der ersten H&lfte des 16. Jahrbunderts: Adrian WiUaert, Jacob 
Archadelt and Ciprian Bore darcb ein Yerzeicbnis ibrer Werke 
netet biograpbiscben Notizen n&her bekannt zu machen. All© drei 
lebten in Italien und brachten dort ibre Haaptlebenszeit za and wir 
kftnnen daher an ihnen am beaten studieren, wie weit sich der ita- 
lienisehe Einflass auf ihre Eompositionsweise erstreckte. 

£s 1st seit langer Zeit Gebraach , Willaert als den BegrQnder 
der venezianischen Sehale za bezeichnen. Icb halte diese Bezeich- 
muig far einen grofeen Irrtam, der alle thats&chlichen Verh&ltnisse 
anfter acht l&sst and geradeza auf den Kopf stellt. Solange ans die 
Leistangen der Niederl&nder allein bekannt waren, solange konnte 
man mit grofsen hoebtrabenden Worten amsichwerfen, seitdem aber 
die Leistangen der Italiener ebenso bekannt slid, mttssen wir ein- 
sehen, dass gerade ein amgekehrtes Verh&ltnis stattfand, als man bis- 
her geneigt war, anzunehmen. Nicht die Niederl&nder beeinflassten 
die Eompositionsweise der Italiener, sondern die Niederl&nder warden 
darch die Italiener beeinflasst. An&nglich nar im weltlicben Ton- 
satze; docb konnte es nicht aasbleiben, dass der natGrliche Flass, der 
barmonische Wohlklang, die melodische Ausdracksweise des Italieners 
scbliefelich aueh die Allien der Niederl&nder im geistlicben Tonsatze 

MonaUh. 1 MniikgMoh. Jahrg. XIX. Mo. 6. 6 



V 



82 Adrian Willaert 

verbannte, nd so sehen wir den Niederl&nder in Dienste des Ita- 
lieners, zwar im Vollgenusse einer hohen Achtung vor ihren Kunst- 
Mstiigaii, doch dem italienischen Geschmacke sich n&hernd, ihre 
H&rten and Unbehilfliohkeiten abschleifend and statt dem kunstvollen 
oft kflnstlichen Gewebe ihrer Stimmen allein den Vorzag gebend, sich 
nacb and nach dem Wohlklange, der Harmoniefalle und melodischen 
Erfindang hinneigend. Das von Kade im 5. Band von Ambros' Musik- 
geschichte verflffentlichte Pater noster aas einem Draeke von ISIS 
(lib. 2 der 4 si. Motetten, 2, Ausg.), Seite 538, zeigt ans WiUaert 
niebt mebr als einen unverf&lschten Niederl&nder, sondern als einen 
von dem italienischen Himmel and italieniscber KunstausUbung ge- 
kl&rten and gereinigten Genias. Der ziemlich umfangreiche Satz ist 
wie in Wohllaut getr&nkt and man wflrde schwerlich aaf einen Nieder- 
l&nder als Komponisten raten, wenn der Satz nicht darch viele Zeagen 
als sein Eigentam erkllrt wire. 

Wie wenig tkbrigens die eigenen Dracke seiner Werke in Samm- 
langen fQr die Zeitfolge der Entstehung der Komposition selbst mafe- 
gebend sind, beweist : gerade dieser Satz recht sehlagend. In der 
ersten Aasgabe von 1539, die in Venedig erschien , fehlt derselbe, 
w&hrend ihn Jacob Moderne in Lyon scbon 1532 verQffentlicht, dann 
Attaingnant in Paris 1534, Petrejus in Nttrnberg 1538, Antonio Gar- 
dane in Venedig 1539, 1542 and 1545, und erst 1545 findet er in 
einer Willaert'schen Sammlang Aafnahme. 

Es sei hier zagleich aaf die besondere Erseheinang hingewiesen, 
die bei alien Masikdracken aas der ersten H&lfte des 16. Jahrbunderts 
wiederkehrt. Nicht der Komponist erscheint bei ihnen als der Heraus- 
geber and Verdflfentlicher, sondern der Dracker and Verleger, die 
sich damals in einer Person vereinten. Wir sind ttber die damaligen 
sozialen Verh&ltnisse so wenig unterrichtet, dass wir ans gar kein 
Bild machen kflnnen, wie sich der Komponist and Verleger za ein- 
ander verhielten. Ob letztere nar vom Baabe lebten, m5chte ich nicht 
aussprechen, obgleich es fast so scheint, doch da in keinem der 
Dracke dieser Zeit eine Dedikation vom Komponisten vorhanden ist, 
sondern der Verleger oder ein anderer als Heransgeber sich nennt, 
aach ein and dasselbe Werk in einem and demselben Jahre bei ver- 
sohiedenen Verlegern erschien — Scotto and Gardane in Venedig 
druckten sich fast gegenseitig jedes Werk nach and einer schimpfte 
aaf den andern und suchte ihn zu hitmen durch Bild und Wort — 
so kann man sich gar kein Bild iiber die damaligen Eigentamsrechte 
eines Komponisten bilden. Man mCchte fast annehmen, dass schon 



Adrian Willaert. 



8S 



die S&nger die ersten B&uber waren, die im Dienste der Verleger ihr 
Handwork austibten. 

Has biographische Material liber Willaert isfc noeh tefserst spftr- 
lich. Sein Gebartsland 1st Flandern, ob Brtlgge oder Boulers die 
Geburtsstadt ist, isfc bis jetzt nicht m entscheiden. (Fetis; Straeteris 
La musique aix Pays-Bas, Bd. I, 248, Bd. VI, 174; Abbe Carton's 
Notice sir Adrien Willaert, Bruges 1849). Im Testament Willaert's 
nennt er seinen Tatar Dionys (deutsch in den histor. Briefen der 
La Mara; Original im Straeten VI, 227). Er gehftrt also nicht der 
Familie an, von der F6tis nach Burbure den Stammbaum mitteilt. 
Das Jabr seiner Geburt ist ebenso unbekannt. Da aber 1519 Petracci 
bereits eine 6stimmige Motette von ihm verOffentlichte, von der Zar- 
lino erz&blt, dass sie der ptpstlieh© Chor in Bom als eine Kompo- 
silioii Josquin Deprfes' aifflhrte nd Willaert bei seiner Anwesenheit 
in Bom sie erst fir seine Eomposition in Anspruch nahm, dies also 
jedenfalls noch vor 1519 geschah, so ist* das Jahr 1490 ohngefehr 
als Geburtejahr anzusehen, so dass er 1562, seinem Todesjahr, 72 Jahr 
alt gewesen ist. In Paris soil er Jura studiert haben and als seine 
Lehrer in der Masik werden Moaton and Josquin Deprfes (M. 1 M. 
Ill, 212) genannt Sein Aufenthalt in Ferrara and am angarischen 
Hofe siii wenig verbflrgt, doch sicher ist sein Aufenthalt in Bom. 
Am 12. Dez. 1527 ward© er zam Kapellmeister an St. Marcos in 
Venedig ernannt and behielt diese Stalling bis za seinem Tode inne 
(Straeten VI, 191 Dokument). Sein Vorg&nger war Petrus de Fossis. 
Von hier ab l&sst sich durch die archivalischen Forschungen Straeten's 
das Leben Willaert's bis za seinem Tode verfolgen. 

Im Jahre 1529 am 10. Mlra wurde der Gehalt Willaert's von 
70 Dakaten mi 100 erh6ht (VI, 192). Ferner befindet sich aaf 
Seite 195 a. f. ein Brief Gio. Maria Lanfranco's, aas Parma gebttrtig, 
an Willaert, gez. am 20. Oktob. 1531 zu Brescia. Is mdssen zwischen 
ihnen Streitigkeiten wegen einer „Bota u ausgebrochen sein, die ein 
gewisser Spadaro in Bologna ?erfertigt haben soli und Lanfranco 
suchte Willaert zu bes&nftigen and versichert ihn, wie sehr er ihn 
schfttzt and seine Eompositionen singen l&sst. Sendet ihm inch eine 
Page eigener Eomposition. Am 3. Dez. 1535 erh&lt Willaert aber- 
mal8 eine Gehaltszulage, der sich nun auf 120 Dukaten belftuft (Doku- 
ment S. 200). Am 25. Oktob. 1538 wird ihm abermals sein Gehalt 
urn 20 Dakaten erhtiht (S. 201). — Im Jahre 1542 besachte Willaert 
seii Vaterland and scheint sich linger daselbst aufgehalten za haben, 
als sein Urlaab laatete, denn es findet sich in den Akten des Staates 

6* 



84 



Adrian Willaert 



Yenedig ein Schriftstttck vom 30. Aug. 1542, welches ihn an die 
BUckkehr mahnt. Fast scheint es, als wenn eigene Angelegenheiten 
seine Anwesenheit ndtig machten , wenn man die Worte „pro sais 
peragendis negociis" so auSassen will (Straeten S. 202). 

Eine zweite Beise nach Flandern flit ins Jahr 1556 nd beauf- 
tragte er seinen Neffen Alvise Willaert, seinen Gehalt einznziehen, 
der sieh jetzt auf 200 Dakaten bel&uft (Dokament S. 203). Bern 
Stellvertreter Willaert's, Namens Marc* Antonio de Alvise, warden 
w&hrend dessen Abwesenheit 25 Dnkaten angewiesen (Dokament 
8. 204). Straeten macbt hierbei darauf aufmerksam, dass man leicht 
in Zweifel kommen kann, ob der oben genannte „giovane ser Alvise 
Villar" (S. 203) mit dem zuletzt genannten Alvise ideniisch sei, wie 
Caffi annimmt. Straeten entsebeidet sieh fir das Gegenteil and h&lt 
den Marc* Antonio de Alvise fQr einen Schttler Willaert's. Aas wel- 
chem Qrande er gerade ein SehQler Willaert's sein soil, darttber giebt 
er keine Aaskanft and kOnnen wir dies nar als eine willkUrlicbe An- 
nahme Straeten's betrachten. — Diesem litest Straeten die Dedikation 
von Francesco Viola an den Herzog von Ferrara zar Musica nova 
mm 1569 im Abdraek mebst franftbeher Gbenetrang Mgei, mebst 
mehreren Briefen, die iiber die Heraasgabe derselben bandeln, sowie 
das Drucker-Privilegium. Da s&mtliche Schreiben nur ein nebens&ch- 
liches Interesse haben und die Person Willaert's kaam berflhren, so 
dienten sie Straeten nur dazu seiner beliebten Buchmacherei Vorschub 
zo leisten. — Seite 218 wird ein Qedicht auf Willaert, von Girolamo 
Fenaruolo verfasst, mitgeteilt, was in breiter and dberscbwenglicher 
Weise den Meister feiert (154 Verse), ans aber keinerlei Anhalts- 
pankte giebt, die auf das Leben desselben irgend welcbes Licbt werfen. 
Ebenso bieten die von Seite 227— -246 im Urtext and franzdsischer 
(Jbersetzung mitgeteilten sieben Testamente, vom Jabre 1552 bis zum 
Jahre 1562, die sieh im „Arehivio notarile di Venezia* 4 befinden, 
wenig Bemerkenswertes. Man ersiebt nur daraus, dass sieh Willaert 
in wohlhabenden Yerhftltnissen befunden hat Seinen Tod setzt F6tis 
mit dem 7. Dez. 1562 an. Ein Dokament dartiber teilt Straeten 
nicht mit. 

Willaert wird oft als der Erfioder des Madrigals genannt. Diese 
Behauptung konnte nur solange Glauben finden, als sieh die Biblio- 
graphie noch in den Kinderschuhen befand. Die alteste Sammlung 
Madrigale, die wir bis heute kennen, fallt in das Jahr 1533 und 
erschien in Bom bei Valerio da Bressa (vide Bibliographie der Musik- 
Sammelwerke, 1533 e, p. 27). Doch heifst es da bereits „Madrigali 



Adrian Willaert. 



85 



novi". Is war also nicht die erste Sammlong. Als Eomponisten 
werden S Italiener, 2 Niederl&nder und 1 Franzose genannt*), wenn 
man Clement Jannequin darunter rechnen mjtll. Hubert Naich's 
Madrigalen-Sammlung mass im dieselbe Zeit erscbienen sein (vide 
Publication Bd. 4. 1876, p. 64 and 250). 1536 wirden VerddctPn 
Madrigalen von Willaert bereits fir 1 Singstimme ond Laate arram- 
giert, die Originalausgabe moss daher auch einige Jabre vor 1536 
erschienen sein. Ebenso geh5rt das 1. Buch Madrigale von Arcbadelt 
in dieselbe Zeit, cfenn die Ausgabe von 1539, die wir bisber als litest© 
kennen, ist nicht die erste. Erst 1538 erschien das erste Madrigal 
mm WiUaert (BibllograpMe 1538k). — 

Ich habe mich ganz besonders bemiht, Willaert in seinen welt- 
lichen Eompositionen kennen zq lernen, doch sind dieselben so zer- 
stareot, dass die Erreichnng derselben nur dnrch jahrelanges Sammeln 
erstrebt werden kann. Mein vorl&ufiges Ergebnis erstreckt sich aaf 
folgende Ges&nge: 

1. Mon coear, mon corps, mon am6, 5 voc.**) (Sammelwerk 
Chansons von 1145 g, Fol. 7.) 

2. A la fontaine da pres margot, 6 voc. (Ibid. Fol. 4.) 

3. Qaal piii diversa et nova cosa, 4 voc. (In Geron. Scotto's Madri- 
gale 1542, Mo. 32.) 

4. 0 bene mio fa fam nno favore, 4 voc. (Ibid. 33.) 

5. A quand' haveva, 4 voc. (Ibid. 34.) 

6. Quante volte diss'io, 4 voc. (Ibid. 35.) 

Ambros erwfthnt in seiner Geschichte der Masik, Bd. 3, p. 480 
(495), dass bereits im 14. Jahrb. Francesco Landino das Madrigal 
nennt nnd soil anf&nglich daranter ein Schftfergesang gemeint sein. 
Mit dieser Art Eomposition haben wir hier nichts za than. Die ersten 
Dracke von Petrucci and andercn kennen nur die Strambotte, Ode, 
Frottole, Sonetti, Canzone (1515 a), Capitoli (1526d) and das Chan- 
son (1529 b). Mit einem Male tritt dann nm 1533 das Madrigal aaf 
and dr&ngt alle anderen Formen weltlicher Lieder, aufser dem Can- 
zonett and dem Chanson in den Hintergrund. Gar manches Madrigal, 
was mir aas der frihestei Zeit vorliegt, ist weit eher eine Frottole 
oder Canzone za nennen, als ein Madrigal, denn der Baa, die KHrze, 



*) Der dort genannte „SebastL F." ist nicht Forster, sondern Festa, wie ich 
hflmte feBteteUen kann. 

**) Mb Angabe „6 voc." ist dnrch ©km DracltfeHor im Origkalteick hervor- 
gernfen. 



86 



Adrian Willaert 



die Einfachheit der StimmenfQhrang, die manchmal bis zur einfachen 
Harmonisierung herabgeht (Note auf Note), haben mit dem eigent- 
lichen Wesen des Madrigals nichts gemein. Denn als Kunstform 
stellt sich das Madrigal der Frottole and Canzone direkt gegentiber: 
es hat einen kunstvolleren Bai, eine strengere Kontrapunktik, der 
Ausdruck ist ernster und edler and vertritt gleicbsam im weltlicben 
Gesange das Motett. 

Vergleiehen wir damit die oben verzeichneten Madrigale von 
Willaert (3—6), so kGnnen nar No. 3 and 6 daraaf einigermafsen 
Ansprach erheben, w&hrend No. 4 and 5 einfache Stropbenlieder, 
wie die Frottole und Canzone sind. Die beiden Chansons dagegen 
(No. 1 und 2) sind ganz im Madrigalen-Stil gehalten und w&hrend 
3—6 wenig Eunst und Erfindung zeigen, sind die beiden Chansons, 
besonders n A la fontaine", edle and k5stliche Kanstwerke. A la 
fontaine kftnnte man fir eins der besten Werke Palestrina's erklftren, 
so edel, wohlklingend and doch dabei einfach kunstvoll ist seine 
Fassung. Wie man daraaf gekommen ist, Willaert als den Schftpfer 
im Madrigals hinzastellen (wie es aach Ambros Bd. 3, p. 480 that) 
ist mir ganz unerkl&rlich. Von Willaert existiert nieht eine einzige 
Madrigalen-Sammlang , w&hrend von Archadelt mehrere Bieher in 
vielen Auflagen vorhanden sind. Ebenso ist Verdelott der eehte 
Madrigalist. Von alien Madrigalen, die ich in Partitur gesetzt habe, 
ist Archadelt derjenige, der darch Erfindang, Lieblichkeit, Wohl- 
klang und Gewandtheit alle anderen iibertrifil. Selbst die Italiener 
kommen ihm nieht gleich, deren Vorzug gerade im Wohlklange und 
melodischer Erfindung besteht. Wie Archadelt von seinen Zeitgenossen 
als Madrigal|8t gesehfitzt wurde, beweisen schon die vielen Auflagen 
des 1. Buches. Mir liegen 10 Auflagen von 1539 bis 1642 vor and 
dabei ist die von 1539 nieht die erste. Wie manche Auflage mag 
verloren gegangen sein. 

Wenn die nun folgende Bibliographie einen annfthernden Grad 
von Vollst&ndigkeit erreicht hat, so ist dies zum wenigsten mein 
eigeies Verdienst, denn ich habe aus MQnchen, Jena, besonders aber 
us Wien und London so vortreffliches Material erhalten, dass die- 
selbe einen Umfang erreicht hat, wie ich nie ahnen konnte. Zu be^> 
sonderem Danke fQhle ich mich dem Herrn Direktor Dr. Laubmtonn, 
Sir William Barclay, Herrn Custos Frz. Xaver Wober, Herrn Befe- 
rendar C Permm und Herrn O. Hertenddn verpflichtet. 



Adrian Wiliaert 1536 a, b. 



87 



Beschreibung der Druckwerke Wiilaerfs. 

1536 a. (Versal.) Cantvs. | Liber Qvinqve Missarvm Adriani Wil- 
iaert, | Ab Ipso Diligentissime | e Castigatvs. | Nvnc Primvm Exit In 
Lvcem. | Vignette (Druckerzeichen?). Am Ende: 

In Vinegia per Francesco Marcolini da forli, In le case de i 
frati di Crosechieri, in la Gontrada di Santo Apostolo, ne gli anni del 
Signore, il Mese di Settembre, nel M D XXXVI. j 

4 Stb. in kl. qaer 4° zu je 24 B1L: Cantos, Tenor, Bassus im 
Besitze des Herrn Direktor Frz. Xav. Haberl in Regensburg, Gantas 
allein im Liceo musicale in Bologna. Allis fehlt. Beschreibung des 
Druckes nebst thematischem Verzeichnis der Mess-Anfenge in M. f. 
M. Ill, 81. 

Enthfilt die Messen: 

1. snper: Qaeramus. 

2. „ Christus resurgens. 

3. „ Laadate Deum. 

4. „ Gaude Barbara. 

5. „ Osculetur me. 

Die Bibliothek zn Gambrai besitzt im Ms. No. 3 eine Messe 
mit gleichem Titel, wie die obige unter No. 1. In Ms. No. 124 der- 
selben Bibliothek die Messen mit gleichem Titel wie die obigen unter 
No. 2 und 4. 

1536b. Intavolatvra de | li Madrigali di Verde- | lotto da can- 
tare et sonare nel lavto, inta- | uolati per Messer Adriano, Nouamente 
stampata. Et | con ogni diligentia corretta. | Druckerzeichen des 
Octafio Scotto*) 1 If. D. XXXVI. 1 Oiin.eratia ©t Priiilegio. 

1 toI. in kl. quer 4° von 32 Bll. Singstimme mit Lautenbeglei- 
tung und zwar die Oberstimme des Madrigals in Mensuralnoten und 
die tibrigen Stimmen far Laute in italienischer Tabulator (Zahlen mit 
Wertzeichen auf 6 Linien). 

Einzig bekanntes Exemplar auf der K. K. Hofbibl. in Wien. 

Ich gebe nach den Mitteilungen des Herrn Wober das Inhalts- 
register, obgleich die Madrigale ?on Verdelot sind, doch da von 
Verdelot keine selbst&ndige Sammlung bisjetzt bekannt ist und seine 
Kompo8itionen nur in Sammelwerken vorkommen (155 verzeichne ich 
in meiner Bibliographie), so bentitze ich die Gelegenheit, diese einzig 
vorhandene Sammlung genau bekannt zu machen. 



*) Abdruck in Schmid'e Petrucci, Tafel, Figur 13. 



88 



Adrian WOlaert 1539 a. 



Tauola. 

Qaanto sia lieto i giorno 

Quando amor i begliochi 

Donna leggiardra, e belli 

Madonna qual cortecjs, 

Con lagrime e wspir 

Fuggi faggi cor mio 

Igno soaue one il mio foco 

Amor se d*hor in hor 

Donna che set© tra le belle bella 

Se mai prouasti donna 

Affliti spirti (sic) mei 

Ben cbel misero core 

Madonna il two bel viso 

Biuini occM sereni 

Se Meta e grata morte 

Vita de la mia vita 

Gloriar mi posso io donne 

Pione da gli occbi della donna 

Con langelico riso 

S'io pensa8Be madonna 

Madonna i sol vorrei 

Madonna per voi ardo. 
Durch einen Vergleich mit ism Verzeichnis der Verdelot'schen 
Gesfcnge in meiner Bibliographie sieht man, dass Scotto dieselben 
Madrigale, aufser „Amor se d'hor in bor u wieder in 18401 aufnahm, 
Gardane sie 1541 nachdrackte and 1556, 1565 (Archiv in Augsburg, 
No. 129 im Eatalog von Schletterer) und 1566 neue Ausgaben er- 
schienen (siehe Bibliographie der Musik-Sammelwerke, p. 65). 

1539 a. (Versal :) Cantvs | Famosissimi Adriani | Vvillaert, Chori 
Divi Marci | Illvstrissimae Beipvblicae Venetiarvm Magistri, | (Petit:) 
Musica (Vers:) Qvatvor Vocvm, (Petit:) (quae uulgo MOTECTA nun- 
cupa- | tur.) Nouiter omni studio, ac diligentia in lucem edita. | LIBEB 
PBIMVS. ! QVATVOl — Holzschiitt — VOOVM. | Adriaii Yfilkirt. | 
1539. I 4'stb. in H. quer 4°. 

Obiger Titel nur im Cantus, dagegen A. T. B.: 

Del Primo Libro De I Motetti A | Qvattro Voci, De Lo le- 

cellentis8imo Adriano | Vuillaert, Maeftro de Mufica, de la 

Capella de San Marcho de' f Illiftritfima | Signoria di Venetia. 

Nouamente pofli in lice. | A Qvattro — T(*) — Voci. | Adrian 

Willaert. 1 (*) reap. A oier B.)*) 

* *) Durch den verschiedenen Wortlaut der Titel ist schon mancher verleitet 
worden die verschiedenen Stb. fir verschiedene Ausgaben zu halten. 



Adrian Willaert 1539a. 



89 



Obne Dedik. Der Dracker ist nirgends genannt, doch aos dem 
zweimaligen Vorhandensein des Bachdrockerstockes ergiebt sicb Scotto 
m Venedig. 

Egl. StaatsbibL Mtlnchen kompl. — British Museum kompl. — 
Egl. Bibl. Berlin A. p. T. — Bibl. Bertoliana in Vieenza: Cantos. 

Der Notendruck ist ein einfacber, nd recht sebleeht and nacb- 
llssig hergestellt. Is scbeint, als wenn sich Scotto splter einen anderen 
Notmsatz angeschafft hat, denn seine sonstigen Dracke haben ein 
weit besseres Aussehen (siebe liter 1539 b das 2. Bach). Die Stimm- 
bncbstaben A, T und B sind reich verzierte grofee gothische Bueh- 
staben , wie sie Petrncci einst aaf seinen Dracken verwandte. Der 
Text ist mit gothischen Lettern gesetzt 

Inhalt, aUe zu 4 Stunmen: 

1. Ave Maria gratia plena (ein andereg wie im 2. Bnch 1S4B, Seite 2). 

2. Videns domino* fkntes soroim 

3. 0 vasi nuns de paradisi. 

2. p. Don qm beatnm Mar com. 

4. Antoni pastor incite. 

5. Omnipotena seaipiarii© dons. 

6. Angelas domini descendit. 

7. Ave dulcissime domine. 

8. Natale saute Eofemiae. 

2. p. To domine notos omnibus. 

9. 0 gemma clarissima. 

10. 0 Thoma laos et gloria. 

11. Veni nanete spiritus. 

2. p. 8ine too nomine nihil. 

12. Benedieta m oelomim regina. ' 
2. p. Per illud ave prolatom. 

13. Beata dei genitrix Maria. 

2. p. Et beata qoae eredidit 

14. Domine Je§n Christe. 

2. p. 0 Domine Jesa Christe. 

3. P« n n it p 

4- P. n n 

15. Mirabile misterium declarator. 

16. Magne martir Adriane. 

17. Ave ragina celorom. 

2. p. Gbmde gloriosa super omn«. 

18. Domine Jesa Christi Hi dei. 

19. Armoram fortissime doctor Sebastiane. 
2. p. Te igitor martir egregie. 

20. In illo tempore stabant. 



90 



Adrian Willaert 1539 • (1545). 



21. Joannes aposfolm et evangelista. 
2. p. Ecdesiam toam quaesimns. 

22. Ad te domine preces nostras. 

23. Tota pulchra es arnica mea. 

24. Patefactae stmt januae cel. 

2. p. Mortem enim quain salvmtor. 

25. Surgit Christus cum tropheo. 
2. p. Die Maria quid fecisti. 

P* » >; i> if 

26. Magnum haereditatis mytserimm. 

Letztes Blatt die Tavola und letzte Seite das Drnckerzeichen Scotto'i 
©in Anker mit Palme and Lorbeer und ietn Band©: tenebris faJgei 1 

Andere Ausgabe. Titel zam Saperias und Altus: 

(1545.) (Tarsal.) Adriani Willaert | Mvsici Celeberrimi Ac Chori 
Dili Marci | . . . | Magistri Mvsicae Qvatvor Vocvm | (Motecta [Petit] 
uulgo appellant) Nunc denuo famma diligentia | recognita ac in lacem 
exeuntia Additis ©liana ab authore multis | motectis que in priori 
editions desiderabatnr. | A. G. | LIBER — Wappen — PRIMVS || 
Venetijs Apud Antonium Gardane. | M. D. XXXXV. | SVPERIVS. | 

Titel zam Tenor and Bassos: 

(Versal:) Famosissimi Adriani | Willaert Chori . . . (siehe oben 
1. Aasg. von 1539 a) lllvstrissimae | . . . Mvsica | . . . nancnpatur)| 
. . . edita | . . . | ... || Venetijs Apud Antonium Gardane. | M.D. XXXXV. | 
Motetti primi di M. Adriano a 4 F. | TENOR. | 

4 Stb. in kl. quer 4°, ohne Dedikation. 1st eine vermehrte und 
ver&nderte Ausgabe. 

Exemplare: Kgl. Bibl. Berlin (Tenor fehlt das 1. Blatt, also ohne 
Titel). — Bibl. Munchen. — Hofbibl. in Wien und Stadtbibl. Ham- 
burg, alle komplet. 

Inhalt: 

Scito 

1. Omgratalamini mihi omnes. 

2. 2. p. Becedentibufl discipolis (aus dem 2. Bach, Aasg. 1539 b, 

No. 11). 

3. Antoni = 4, Ausgabe von 1539. 

4. Omnipotens = 5, Ausgabe von 1539. 

5. 0 gemma ™ 9. 

6. O Thorns = 10. 

7. Angelas = 6. 

8. Joannes = 21, c. 2. p. 
10. Natale = 8, c. 2. p. 

12. 0 magnum misterium, c. 2. p. (aus dem 2. Bach 1539 b, No. 14). 

14. Magne = 16, Ausgabe von 1539. 

15. In toa patientia permanens. 



Adrian Willaert 1539 b. 



91 



mm 

16. Homo quidam fecit. 

17. 2. p. Christus vere noster cibus. 

18. Nazareus vocabitur puer iste. 

19. Videns = 2. 

20. Quasi = 3, c 2. p. 

22. Benedict* = 12, c. 2. p. 

24 Salve crux, c. 2. p. (aus lib. 2. No. 17). 

26. Mirabile == 15. 

27. Sancte Paule (aus lib. 2, No. 10). 

28. Ave 17, c. 2. p. 

30. Inviolata (aus 2. lib., No. 16, c 2. p.). 
32. Dominus (aus 2. lib., No. 18, o. 2. p.). 
34. Saluto (aus 2. lib., No. 21, c. 2. p.). 

36. Patefactae (aus 1. lib., No. 24, c 2. p.) Am Ende das Register. 

1539b. (Gotbisch.) Motetti di Adriano | Yuillaert | Libro secondo 
a qoattro uoci nouamente impresso. | Gum gratia it prioilegio. | 
Hotaehnitt. 1 Ytnetiis M. D. XXXIX. 1 

Titel des Discantus. Am Ende des Basses: 

Impressum Venetijs per Brandinum & Octauianum Scotum ad in- 
stantiam Andreae Antiqui. 

Die Titel zum A. T. B. lauten in gothischen Lettern: 

Motetti di Adrian Vuillaert Libro fecondo. | darunter ein grofses 
reich verziertes A. T. B., fthnlich denen in Petruccfs Drucken. 

4 Stb. in II. quer 4°. Titel and Index mit gothischen Lettern, 
Text mit lateinischen. Der Notendruck (ein doppelter) ist prachtvoll 
und giebt den Petrucci'schen niehts nach. Scotto hat diesen Noten- 
satz, soweit insert Eenntnisse reichen, nie wieder verwandt. Es scheint 
flberhaupt, als wenn das 1. Buch sp&ter als das 2. erschien, da Scotto 
janes mit anderen Notentypen druckte; mOglich anch, dass es Giro- 
lino Scotto druckte. 

Exemplare: Kgl. Staatsbibl. Minchei, komplet. — Kgl Bibl. 
Berlin : A. u. T. — Bibl. Bertoliana in Vicenza: Cantus. 

Inhaltsanzeige. 
BBtter olm© Seiten- und Blattzahl. Alle Gesange m 4 Stimmen. 

1. Qui habitat in adjutorio. 

2. p. Oadent a latere. 

3. p. In manibus portabunt te. 

2. Parens tonantis maximi reginfi terre. 

3. Usquequo domine oblivisceris. 
2. p. Alumina ocmlos moos. 

4u Strinxerunt corporis membra. 

S. p. Mea nox obscurant. 
5. Valde honorandus est 



92 



Gesamtauagabe der Werke Pierluigi da Palestrina etc. 



6. Spiritus mens attenuabitnr. 
2. p. Libera mo domine. 

7. Victim© paschali laudes. 

2. p. Die nobis maria quid vidisti. 

8. Domine Jesu Ohriste memento. 

2. p. Bt concede mihi onuupotens. 

9. Beatus Stephanas preciosus dei. 
2. p. Et videntes vultum ejus. 

10. Sancte Paule Apostole predicator, 

1 1. Congratolamini mihi omnes (Ten, nach 8 Taktpausen • gdde. edfeed). 
2. p. Recedentibus discipnlis. 

12. Ave regina celornm mater. 

13. Quern terra pontus ethera. 
2. p. Beata celi nuntio. 

14. 0 magnum mysterimm et admirabile. 
2. p. Ave maria gratia plena. 

15. Ave virginum gemma sancta Gatherina. 

16. Inviolata Integra et casta. 

2. p. Nostra ut pura pectora. 

17. Salvo crux saneta arbor. 

2. p. Oamsa etiam vite ferret 

18. Dominus regit me et nihil. 

2. p. Parasti in oonapeeia mm. 

19. Beatus Joannes apostolus et evangelista. 
2. p. Ipse est enim qz. evangel 

20. Congratulamini miM omnes. 

2. p. Beatam me dicent (steht in F mit 1 t>). 

21. Saluto te sancta virgo Maria. 

2. p. Rogo te ergo per illud gaudium. (Fortsetzung folgt) 



AiMgem miisikliistori8clier Werke. 

Gesamtausgabe der Werke Pierluigi da Palestrina's von Fr. X. 
Haberl (Leipzig, Breitkopf & Hartel) Band 18. Nenntes Bueh der 
Messen 1599. Ausgegeben 1886. IV und 143 Seiten in Fol. Sub- 
skriptionBpreis 15 M. 

Enthalt die Messen: Ave regina coelorum, 4 voc.; Veni spousa Christi, 
4 voc. ; Vostiva i colli, 5 voc; Sine nomine, 5 voc.; In te Domine speravi, 
6 voc.; Te Deum laudamus, 6 voc Das sehr interessante Vorwort erwAmt 
zuerst die Anordnung der Daten des 8. und 9. Buches, welche scheinbar 
in umgekehrter Heine folgen, doch durch den einstigen Gebraudi, das Jahr 
mit dem 1. M&rz zu beginnen, ganz folgerichtig sich aneinander reihen, 
so dass das 8. Buch den 20. April 1599 und das 9. nach unserer Zeit- 
rechnung den 20. Februar 1600 erschienen, statt wie es im Originale 
heifst w den 20. Februar 1599", • denn der Februar war der letzte Monat 



£ine Abhandlung fiber Mensuralmusik etc. 93 

im Jahre. Darauf folgt die bibliographische Beschreibung dee Original- 
drackes nebsi Angabe der Fundorte und die 2. Ausgabe von 1608, der 
die letzte Messe febli Dieser schliefst sich die asthetische Wurdigung jeder 
Mess© an and wird die 2., 3., 4. und 5. gauss besonders hervorgehoben. 
TTber die 4. if esse >f 8iiie nomine" sagt der Herr Herausgeber: „Was kano- 
nische Kunste, TTberwindung von kontrapunktischen and selbstgewollten 
TempoBcbwierigkeiien anlangt, sucht die Meese ibres Gleichen, denn die 
Oanomes sind fir samtliche Intervale der Beak erdacht, and werden nach 
progressiv wacbsenden Zeitraumen aufgeldst; Kunststucke, welcbe mir noch 
za keiner Zeit and von keinem Meister bekannt geworden sind. Allein 
der rbytbmiscbe Floss ist machtig gehemmt, die Bildung der ubrigen drei 
Stiminen gleicht mebr dem Sacben als dem Erfinden, der Gesamteindruck 
ist verwirrend, besonders an Stellen, wo die Aofldsung nacb 1, 3, 5, 7, 
9, 11 balben Paasen erfolgt, and ebenso unschon, als die in Italien 6fter 
▼orkommende arcbiteMonkche Spielerei der ,schiefen Ttrme < . Immerhm 
xndchte der TJnterzeichnete bei dieser Gelegenbeit die Frage stellen, welch© 
erne jPreisaufgabe' zu mm verdiente : ,N&ch welcben Begeln haben die 
Meister im 16. Jabrbunderts die mmsikalischen Oanones angefertiget?* 
Die Tbeoretiker jener Zeit lassen bus daruber im Unklaren, denn das Ge- 
heimnis scbeint unit angstlicber Sorgfalt innerbalb der Komponistenzanit 
gebatet worden zu sein. a Wer sicb je mit kanonischen Eunsten beschaf- 
tigt bat, weifs, dass es eine sebr billige Fertigkeit ist: JOeine Intervalle 
nnd toniscbe Einbeit sind Hauptbedingungen , das tJbrige kommt nacb 
einiger tJbung scbneller and leichter als man sicb die Sache denkt. Wenn 
der Canon nicbt im Dienste der Kanst stent, ist es eine billige Spielerei. 
J2r ist nicbt oft in so geistreicher und pikanter Weise gebandhabt worden, 
als ihn Beetboven in der Sonate op. 30 No. 2 im Trio dee Scherzo ver- 
wendet; nmr dem alten Bach war der Canon stets ©in© Quelle anregender 
Inspiration, die ihn zu den herrlichsten Werken begeisterte. Bei den alten 
Niederlandern und den Neueren dagegen ist er sebr oft nur Spielerei. Sie 
sacben ihn absichtlich und es macht ihnen nebenbei noch Spafs, den Leser 
am fixken, class er dessen Ldsang nicbt sobald erkennt Doch giebt es auch 
hier Ausnahmen, in denen der Canon sich zum wabren Kunstwerke gestaltet. 
Jean Mouton hat z. B. einen 4stimmigen Satz geschrieben (Nesciens mater, 
siebe in Glarean's Dodecach. vorletzter Tonsatz), der von einem hober liegen- 
den 4stimmigen Chore in der Qoint mm 2 Tactus spater Note fur Note 
nachgeahmt wird, und er klingt vortrefflich, Karl Friedrich Weitz- 
tnann, ein geborener Berliner, der erst im Jahre 1880 starb, konnte nicht 
anders moeilrallsch denken als im Canon. Seine vierhandigen Fiecen, nur 
gweihandig im Yiolinschlussel notiert und vom 2. Spieler derselbe Part 
im Bassschlussel gelesen, sind allerliebste Piecen. Der Canon ist eine 
Kunstform, die sich schwer lebren, und doch bald lernen lassi 

Eine Abhandlung fiber Mensuralmusik in der Karlsruher Hand- 
sehrift St. Peter pergamen. 29 a von Hans Miller (-Berlin). Mit einer 

Tafol. Laipiig, Brack nnd Virlag von B. G. Teobner 1886. 4°, 



94 



Mitteflnngen. 



2 B1L, 24 Sail. 2 Bll. photolithographischer Lichtdrack des obigen 
Ms. Preis 4 M. 

Der Herausgeber obigen Tractates hat sich in jungster Zeit mehrfach 
bekannt gemacht durch Arbeiten uber die mittelalter lichen Schriftsteller. 
1884 erschien die Arbeit uber Hucbald's echte and unechte Schriften und 
1883 die Musik Wilhelm's von Hirschau (vide M. f. M. Jahrg. 17 u. 18). 
Vorliegende Arbeit ist mit ganz besonderem Fleifs and Genauigkeit vom 
Verfasser behandelt and geeignet, uns einen Blick in die fruheste Zeit der 
Entwickelung der Mensaralmasik zu gestatten. Gerbert hat einst diesen 
kleinen Tractat, der hier unter den Namen „Dietricus" gestellt ist, bei- 
seite liegen lassen, in dem Glauben, daw die dort mitgeteilten Begeln bei 
Franco and de Maris besser dargelegt seien. Bin genaaer Vergleich 
des Heraasgebers mit den iibrigen Tractaten dieser Zeit belehrt ans aber, 
dass die Abweichnngen nicht nur bedeutend sind, sondern der Tractat 
uberhaupt als frthester uber Mensoralmusik zu betrachten, also noch vor 
Johannes de Garlandia (Coussemaker, Scriptores t. 1, p. 175 — 182) 
anzusetzen sei. Der Tractat wird in photolithographischer Nachbildung 
and im modernen Abdruck mitgeteilt and diesem letzteren eine sehr aas- 
fuhrliche mit ubersichtlich zasammengestellten Tabellen begleitete Erlaute- 
rung beigegeben, die nicht nur den Text selbst erklart, sondern stets den 
Vergleich mit den anderen Schriftstellern im Auge hat. Die Arbeit ver- 
knupft dadurch den doppelten Zweck: den Tractat nach alien Seiten einer 
genauen Prufung and Erklarang unterworfen za haben and damit zugleich 
die alte Theorie der Mensaralmasik selbst so ausfuhrlich and genaa za 
beschreiben und erklaren, wie es bisjetzt noch kein neuerer Schriftsteller 
versacht hat. Herr Dr. Muller hat sich da durch ein grofses Verdienst er- 
worben. Zu diesem theoretischen Teile kommt aber ein praktischer, and 
dieser besteht aas einem zweistimmigen „Alleluja. Veni sancte spiritus* im 
alten sogenannten Organum geschrieben, der in photolithographischer Nach- 
bildung and der tTbersetzung in Partitur vorliegt. Diesem letzten Teile 
der Arbeit ist noch eine sehr ausfuhrliche „Erklarung zu dem Musikst&ck" 
and eine „Hilfstafel zum Auflosen der Mensuralnoten" beigegeben. Gleich 
belehrend fur den Fachgelehrten als anleitend fur den Stodierenden. Aof 
den Tonsatz selbst kommen wir in einem der ntchsten Monatsheft© bei 
besonderer Bwprechung des Organum wieder zuruck. 

Mittifliigei. 

• Tijd8chrift der Vereenigung voor Noord - Nederlands Muziekgesohiedenia, 
Deel H. 3de Stuk. Amsterdam. Frederik Muller & Co. 1887. 8°. Enthalt die 
Fortsetzung des Laotenbuchs von Thysius, diesmal T&nze, einstimmig, No. 289 bis 
292. Man ubersehe nicht die einliegende „Berichtigang <( gegen den Bedakteur 
dieser Blatter gericbtet, den Artikel in den Monatsheften 1886 pag. 39 betreffencL 
Au&erdem enthalt der Band an wertvollen Beitragen: ,$weelinckiana." tr Ein nieder- 
landisches (sehr Mbschee) Volkslied." Ferner archivalisch-biographische Notizen von 
1375—1662 aus dem Archive von Utrecht Andere Uber Instrumenteiimacher, Orga- 
nisten und andere Musiker am Amsterdam a. a. 



Mitteilungen. 



95 



* In einem Briefe Alexander Scarlatti's (La Mara, Brief© 1, 126) an den Gro&- 
herzog von Toscana befindet sicb folgende beacbtenswerte Stele: „Sie (n&mlich der 
Gro&herzog) gaben aucb die Gelegenbeit zum Entstehen der Madrigale fir Klavier 
(ein Vergniigen der feinsten Kennerschaft der spekulativen Kompositionskunst, das, vom 
Ffirsten di Venosa stammend, der sel. Ednigin von Schweden, meiner ehemaligen Herrin, 
mehr als jede andere Komposition gefiel, and von Ew. K6n. Hoheit unterstutzt wurde); 
to dass ich m wage, deren eines beigebend zu Ihren Konigl. Flifsen niederzulegen." 

* Auiffihrung des Yereke fttr Hasaiscb© Kirchenmusik inter Leitung ies Bemi 
Prof. Dr. Faifst in Stuttgart am 4. M&rz. Das Programm enthalt die alteren Werke : 
Qoudimel, Psalm. Handl, Adoramus te. Frencobaldi, Toccata Cd. Cartisimi, 
Oratorinm Jephta. Durante, Cantate Domino. Bach, Gottes Zeit ist die aller- 
beete Zeit Righini, Arie: Te ergo. Cherubini, mm der Missa solemnis in Em. 
Das Programm bringt neben den Tezten biographische Notizen ilber die Komponisten 
nnd eine Wtirdigung Hirer Lefetungen, besonders des angeieigten TonsatzeB. 

* Herr Seminardirektor Joh. Zahn in Altdorf bei Ntirnberg, der bekannte 
Hymnologe, giebt ein evangeliscbes Kircbenliederbucb beraus, betitelt: Die Melodieen 
der dentschen evangeliscben Kirchenlieder, aus den Qaellen geschopft und mitgeteilt 
von . . . Gaterslob. Druck and Verlag von C. Bertelsmann. Der Verleger ver- 
sendet soeben den ersten Probebogen and fordert zar Subscription aaf. Es soil in 
etwa 40 lieferongen von je 80 Seiten zom Preise von 2 M erscbeinen and in 4 bis 
5 Jahren vollendet sein. Eine zahJreiche Beteiligong ware sebr wnnschenswert and 
der Name des Herrn Verfassers, wie der versandte Probebogen geben Gew&br, daas 
wir ein Werk von boher Bedeutung zu erwarten baben, was sicb ebenbiirtig den 
Werken von Meister und Baumker anacblieisen wird. 

* Dai Konserfstoriuni der Musik zu Hamburg, sein© Entstebmng, Ihrtwickelung 
und Organisation. Mit einer Abhandlung von Dr. Hugo Riemann: Die Phrasierung 
im mnnkalischen HemmtaramtemiM. Preis 1 if. Hamburg, Druck mnd Verlag 
von J. F. Ricbter, 1887. 8°. 61 Seiten mit den ublichen Verzeicbnissen und Pro- 
grammflQ der Aufflftrniigai. 

* Der in No. 5 angozeigts Katalog von Albert CoJm entbalt sehr wertvolle 
Druoke. Aufeer der Bibliotbek von Grell sind aucb andere Erwerbungen darin, 
i. B. das in Wien zum Kauf ausgebotene Lautenbucb von Gerle (1532) zum Preise 
von 850 M, Glarean 250 M, Virdung 850 M, Vanneus: Recanetum de musica, 
Bom 1533, 200 M, und viele andere alte und neuere Werke. 



In wenigen Tagen erscbeint: 

Katalog der von Professor Hoard Grell 9 Dlrektor der BeriMer Sing- 
akademie, hinterlaBsenen 

Misikaliei-SammliEg 

(Instrumental- and Vokal- Musik). 

Der Katalog umfasst circa 900 Nummern, darunter viele Seltenbeiten, 
und versende id denselben auf Bestellung gratis und franko. 

Berlin, Ende Mai 1887. 

Leo Liepmannssohn, Antiquariat. 

Berlin W. 63 Charlottenstrafee. 



In imikvrm Tnrktp i'raulii"«ien soeben und sind in ilia Musikalien- und Buchhandlungen zu haben: 

Sonaten far Pianoforte und Violine 



von 



ludwig van Beethoven. 



Insbesondere mm Gebrauch in Conservatorien fir Musik revidiert und genau bezeiehnet von 

Wilhelm Speidel mi Edmund Singer. 



Erster Band (komplett) enthaltend op. 12 Nr. 1—3, op. 23, op. 24 



m. a — 



Zweiter 



3 Sonaten. Op. 12. 

Nr. 1. Ddur . . 

„ 2. A dor . . . 

„ 3. Esdar . . . 
Sonate in AmolL Op. 23 
Sonate in Fdur. Op. 24. 



op. 30 Nr. 1—3, op. 47, op. 96 . M. 8. 
flinsd-Ausgaben. 



ML 2. 10. 

„ 2. 10. 

w 2. 40. 

„ 2. 10. 

„ 2. 70. 



Stittgart 



3 Sonaten. Op. 30. 

Nr. 1. A dor ..... 11 2. 10. 

„ 2. Cmoll ..... „ 3. — 

„ 3. (Jdnr ..... „ 2. 40. 

Sonate in AmolL Op. 47 . . „ 4. 20. 

Sonate in G dnr. Op. 96 . . . „ 2. 70. 

J. €L Ckitta f scle lucMtndling. 



fir 



MU8IK- GESCHICHTE 

herausgegeben 



von 



der GeseUschaft fir Musikforechung. 



Hi Jatow. 

188?. 



Pwrfi Its J«hrgang*s f Mk. Mon*tHob «rteh«int 
tine tat mm I bis i Begum* InMrtioiitgvMliraii 
fte die Ztil« 80 Pfc 



X0BUnlMl01MT«Kl*g 

Ton Breitkopf * Hlrtel in Lelpiig. 
ButaUvngeii 
oiamt J«d« Ba«k- mad Moiikluuidlang wtgqpm. 



la 7. 



Adrian Willaert 

(Bob. Miner.) 
(Fortsetang.) 

Andere Ausgabe: 

(1541). Adriasi Willaert | Mvsici Geleberrimi Ac Chori Divi 
Marci 1 Dlvstrissimae Beipvblicae Venetiarvm J Magistri Mvsica Qva- 
tvor Vocvm j (Motecta uulgo appellant) Nunc denuo famma diligentia | 
reeognita ae ii loeem exeuntia Additis alia® ab authore maltis | mo- 
tectis qae in priori editione defiderabantar. | LIBEB — Wappen — 
SEOVNDVSII Venetijs Api Alteram Gardane | M.D.XXXXV. | (rechts 
davon:) „Segondo lib. di M. Adriano a 4" | Bez. des Stb. | 

4 Stb, in kl. qaer 4° mit gleichem Titelwortlaute. 

Exemplare: Egl. Staatsbibl. Mttnehen, — Eg). Bibl. Berlin, — 
Hofbibl. Wien and british Museum, s&mtliche komplet. 



is hilt, vei$Iichen mit Ausg&be mm 1539 b. 

P&ter nosier qui m m celis. 
Ave Wmm gmtk plena. 
Cbngratulamixu = No. 20, c. 2. p. 
Parens =■» 2. 
TJsquequo = 3, c. 2. p. 

Magnum hereditaria misterium (derselbe Safe wie 1, Buck 1539, 

Ho. 16). 

Am — 12. 

Spiritoa =» 6, ©. 2. p. 




Adrian Willaert (1548), 1539 c 



spiritus, 
buo nomine. 



I. Bach 183% No. 11. 



14. Domine » 8, c 2. p. 
16. Quern — 13, a 2. p. 

18. Dulces exuaie dim fit* dens. 

19. Flete oaiM rorat© genm. 

20. Beatus = 9, c. 2. p. 
22. Beatus — 19, c. 2. p. 
24. Victimae =■ 7, c 2. p. 

26. Surgit Ghristos earn tropheo. 

27. 2. p. Die Maria quid vidistL 

28. 3. p. Die Maria quid fecisti (deruelbe Sate wie 1. lib. 1539, No. 25). 
' 30. Intercessio que sumus domine. 

31. Qui habitat — 1, c. 2. et 3. p. 

34. Amorum fortissime ductor Sebastiane. 

35. 2. p. Te igitur martir egregie. 

36. Begina celi letare. 

37. In illo tempore, — 1. lib. 1539, No. 20). 

Letzte IMm das Bfipstor. 

1539c. (Versal :) Cantvs | Famosissimi Adriani Willaert | Chori| 
Dili Marci Illvstrissimae Beipvblicae | (Petit:) Venetiarum Magiftri, 
(Versal:) Mvsica Qvinqve Vocvm ([Petit:] quae vulgo MOTECTA | 
nancapantur,) Noaiter omni studio, ae diligentia in lacem edita. | (Vers:) 
Liber Primvs. | Qvinqve Vocvm. || Venetiis. Apvd Hieronymvm 
Scotfii. I 1589. | 

Die Titel nil A, T. B. and Q. laaten: 

(Versal:) Del Primo Libro De i Motetti A | Cinqve Voei,. De lo 
Eecellentissimo Adriano | (Petit:) Vaillaert Maeftro di Mafica de la 
Gapella de San March© de flMistriffima | Signoria di Venetia. | Noua- 
mente pofti in lace. | A Cinqve — Q — Voci. | Adrian Willaert. | 

I Stb. in kl. qaer 4°, ohne Dedik. Text nit gothisohen Lettern. 
Der Notendrack ist weit sch5ner and sorgfaitiger bergestellt als in 



Exemplare: Universit&ts-Bibl. in Jena, komplet — Egl. Univers.- 

Bibl ii Iftaigsberg i/Pr.: C. A. f. B. — Steatablbl. Mliehii: A. i. T. 



1. Verbm iniqanm et dolosum, 2. p. Dm© rogavi ne denies mihL 

2. Salva nos ab excidio. 

3. ChristuB resurgens, 2. p. Dicunt nunc Judei. 

4. Prolongati sunt dies mei, 2. p. Inveterata sunt oesa mea, 3. p. Sit 

erg© ins diccra 

5. Si rore Aonio fiuerent mea, 2. p. At desueta diu revocantem. 



1539a. 



Inhalt der Motetti 5 voc.: 



Adrian Willaert 1539c, (1550), 1542. 



99 



6. Domine Jam Christe. 

7. Adriacos numero si quia, 2. p. Nobis dam sacros. 

8. Laetwr© sancta mater ©ccloak, 2. p. Augustine lux doctarum. 

9. Indite dux salve Victor, 2. p. Sanguine tnmulto. 

10. Sacerdotum diadema, 2. p. 0 Gratiane, o pie. 

11. Reginft cooli laetare, 2. p. Resurrexit mnt dixit 

12. Peccavi supra numernm arenae maris, 2. p. Qmoniam iniqaitatem mean. 

13. 0 crux splendidior, 2. p. Dolce lignum dulces clavos. 

14. Ecce lignum crmdis, 2. p. Crax IdeMs. 

15. Indite Sfortiadum (Vivat dux Franciscus Sfortia felix). 

16. Locuti sunt adversum me, 2. p. Et posuerunt adversum me. 

17. Hand aliter pugnans fulgebat 

18. Victoria salve (Salve Sfortiarum), 2. p. Quia curare neget 

19. PrecatuB est Moises, 2. p. Memento Abraam, isaac & iacob. 

20. Gongratulamini mihi, 2. p. Et dum flerem ad monumentum. 

21. Ave maris stella, 2. p. Monatra te esse matrem. 

22. Ave Maria ancilla sanctae trinitatis, 2. p. Ave Maria decus. 

23. Ne projicias new domine. 

Andere Ausgabe: 

(1550). Famosissimi Adriani | Willaert, Ohori Dili | Marci . . , 
Magistri, | MVSICA quingue Vocum, | (qaae . . . Motecta | ntm- 
cupantur.) | Noviter omni | . , . in 1 . . . aedita. | Liber Primus. \ 
Bez. des Sib. und das Druckerzeicben | Venetiis, | Apud Hieronymum 
Seotam | 1550. I 

5 Stb. in kl. qaer 4°, obne Dedik. Dieselben 23 Motetten wie 
in 15S9c. 

Exemplare in der Kgl. Bibl. in Berlin, Staatsbibl. in MQnehen 
and british Museum in London, slmtlieh komplet. 

1542* (Versal:) Gantvs | Adriani Willaert Mvsicorvm Omnivm | 
(Petit:) qui bactenus & noftro & maiorum Euo floruerint, Longe, ac 
sine controuverfie principle | celeberrimi, & in prefeuti Illuftriffime 
Beipnblice venetiaru in ede Diui Marci | Gapelle Rectoris q. emen- 
tiffimi, Moficorum Sex vocum, quae vulgo | Motecta dicuntur, 
nuper omni ftudio, omniq; indagine | In lacem editorum. | M.D. — 
Libsr Prim? s — XXXX11 | Venetiis. 

6 Stb. in kl. quer 4°. Nur der Cantos hat obigen Titel, die 
Qbrigen folgenden : 

Bes. I. Stb. 1 11 Primo Ubm Di Motetti 1 Di M. Adrian© & 
Sei | Nouamente pofto in luce. | M.D. — Gardane's Drz. — 
XXXXli 1 Motetti primi di M. A. fei. | 
Dedik. an Marco Trivisano von Ant. Gardane, der as aueh heraus- 
gegeben und gedruckt hat. (Sammelwerk 1542 d.) 

7* 



100 



Adrian Willaert 1542, 1545, (1548). 



Exemplare aaf der Egl. Bibl. MOnchen, Univ.-Bibl. Jena, Hof- 
bibl. Wien, sfimtlich komplet. — Proske'sche Bibl. in Begensburg 

(fihlt 1. Sib.) and tMf.-BIbi. Kiiigsberg (fthlt V. vox.) 
litllli (24) 35 Motetten inclusive der 2. Teile. 

Von Willaert sind folgende aufgenommen: 

Pater noster, p. 4 (1. Nr.) 
Ave Maria, p. 6. 

Verbram bonum, 2. p. Am solem genmifte, p. 9. 

Vocem jocunditatis, p. 12. 

0 beatum pontificem, p. 14, 

Vidi sedere viram (In excelao throno), p. 16. 

Ave virgo sponsa dei, 2. p. 0 Maria benedicta, 3. p. Igitor nog merito, 
p. 17. 

Beatus laurenthis, p. 20. 

Obsecro Domine, 2. p. Qui regis Israel, p. 21. 
0 salutaris hostia, p. 23. 

0 gloriosa Domina, 2. p. Maria mater gratia©, p. 24. 

Salva nos Domine, p. 26. 

In diebns illis, 2. p. Et stans retro, p. 27. 

E^o vox clamantis, 2. p. p. 31 (wohl mm faJschlioh W. iigascbriebeii, 
da der erste Teil dieser Motette Berchem mm Autor hat Vide Sam- 
mdlwerko bei Berchem muter ^Factum est verbum"). 

Venator lepores, 2. p. At francisce, p. 32. 

Domine Jesu christe, 2. p. 0 bone Jean, p. 34. 

Beata viscera^ p. 40. 

Begem regam, p. 46 (zweifelhaft, obne Autor). 
Die fibrigen Motetten nnd von Jacket berchem, Maiatre Jan, Loiaet 
pieton und Verdelot. 

1545. Canzone Villanesche | Ala Napolitana Di M. Adriano | 
Wigliaret A Qvatro Voci | con la Canzona di Buzante. | Con la 
gionta di alcune altre canzone uillanefche alia napolitana di Francefco 
fUueftrino ditto chechin e di | francefco corteccia nouamente ftam- 
pate con le foe Ilanze. | Primo Libro | A Qvatro — Gardane's 
Wappen — Voci \ Venetiis Apud Antoninm Gardane. | M. D. XXXXV. | 
Bez. d. Stb. | Sammelwerk 1545 f. 4 Stb. in kl. quer 4°, ohne De- 
dik. 15 Nrn. Je 3 von Silvestrino und Corteccia, die ttbrigen von 
Willaert 

Exemplare : Staatsbibl. Mttnchen, kompl. — Bibl. Berlin: Basso. 
— HbfMbl. Wien: Tenor, 
Andere Ausgabe: 

(1548.) (Versal :) Tenor | Canzon Villanesche. | Alia Napolitana 
Di Messer | Adriano A Qvatro Voci | (Petit:) Con la Canzon di In- 



Adrian Willaert 1545, (1548, 1558), 1550. 



101 



zanto | Libro — Drockerzeichen Scotto's*) — Primo I In Vineggia 
Apprefeo Oirolamo Scotto. | M. D. XLVIII. | 

4 Stb. in kl. quer,4°. Komplet in der 1. K. Hofbibl. in Wiei. 
Aofser Willaert 1st nor der eine Satz von Silvestrino darin: „0 
dio si vede chiaro cha per te moro." (Mitteilung des Herrn Fr. Xav. 
Wobar.) 

Andere Aasgabe: 

(1553.) Bez. des Stb. | Ganzon Villanesche | . . . Di Messer | 
Adriano a Qvatro Voci | Con la Ganzon . . . | A Qvatro — Dra. — 
Voei. | In Venetia Appresso di | Antonio Gardano | 1553. | 

4 Stb. in kl. % quer 4°, obne Dedik. Enth&lt aufser Willaert nur 
den obigen Satz von F. Silvestrino (No. 8) and „Baccucia dolce" 
von Piefresson (No. 12). 

Das british Museum in London besitzt den Altas und Tenor. 
Mitteilung des Herrn William Barclay Squire. 

Von Willaert, der stets nur mit >t Adriano" benannt wird, sind 
in alien drei Ausgaben folgende Ges&nge: 

pag. 1, Sempre mi ride sta. 

peg. 2, 0 dolce vita mia, 2 Stroph. (La Ganzon di Ruzante). 

pag. 3, Madonn' io non lo so perche. 

pag. 4, Cingarissimo venit'a giocare. 

► pag. 5, Vecchie letrose non valete. 

pag. 6, Madonna mia fa famme, 2 Str. 

pag. 7, 8, 10 von Fr. Silvestrino. 

pag. % Un giorno mi prego. 

pag. II, A quand' a quand' havea. 

pag. 12, 0 bene mio fa famm' mo. 

pag. 13 nnd 15, drei Canz. von Fr. Gorteccia. 

pag. 14, Sospiri miei d'oime dogliorirosi. 
Jm Vecchie per invidia" in 1545 Corteccia zngeBchrieben, in 1548 
and 1553 dagegen Willaert. 

1660. (Venal:) Oantvs 1 Di Adriano It Di IaebeL 1 1 Salmi 
Appertinenti Alii | (Petit:) Vesperi per tutte le Feste DelF anno, 
Parte a versi, et parte Spezzadi | Accomodati da Can tare a uno et a 
duoi Chori, Noaamente | Posti in Luce, et per Antonio Gardane, 
eon ogni ! Diligentia ftampati et Correti. | Primvs Chorvs. | (reap. 
Secvndvs Chorvs.) 1 Gon Privilegio. | In Venetia Appresso di \ Antonio 
fltriiiii, I 1550. I 



*) vide Sdunitfs Petnuxst, TsM, Kgm 11. 



102 



Adrian Willaert 1550, (1557), 1555, (1571). 



8 Sib. in 11. quer 4°, ohne Dedik., siehe Sammelwerk 1550 a. 
Exemplare: Proske's Bibl. in Regensburg: 7 Stb. GmL II fehlt. 
— Univ.-Bibl. Kdnigsberg, fehlt Tenor, die Angaben Mailer's sind 
nicht genau, sowie sein Index unvollst&ndig. 

Eine 2te Aosgabe mit gleichem Titel erschien „con ogni | Dili- 
gentia | ristampati & Oorretti, | Secvndvs Chorvs 1 ... 1 In Ven." ib. | 
1557. Proske's Bibl. besitzt vom Chorus II. den A. T. B. 
Von Willaert befinden sich folgende Ges&nge darin: 
Donee ponam 9 VII. toni, 2. Vera, Dixit Dominus, p. 2. 
Potens in terra, V. toni, 2. Vers, Beatus vir, p. 4 
Facta est Judaea, 2. Vers, In exitu, p. 8. 

Quoniam codirmata «ft, VI. toni, 2. Vera, Laudate Dominiim ©macs 
gentee, p. 10. 

Stantes erant pedes nostri, IV. toni, 2. Vers, Laetatus mun f p. 14. 
Nisi Dominus custodierit, VI. toni, 2. Vers, Nisi Dnus. aedificaverit, 
p. 16. 

Sit nomen Domini, I. toni, 2. Vers, Laudate pueri, p. 23. 

Exquisita in omnes, I. toni, 2. Vers, Confitebor MM, p. 24. 

Quoniam confortavit, II. toni, 2. Vers, Laude Jerusalem, p. 26. 

Piant aures tuae, V. toni, 2. Vers, De profundis, p. 31. 

Sicut juravit Dno., VIII. toni, 2. Vers, Memento Dne. David, p. 32. 

Intellexisti cogitationes, VUI. toni, 2. Vers, Dne. probasti me, p. 34. 

Ego dixi in excessu mentis, IV. toni, 2. Vers, Credidi, p. 36. 

Tunc repletum est, VI. toni, 2. Vers, In convertendo, p. 38. 
1555. Bass? s | I Sacri E Santi Salmi | Che Si Cantano A Vespro 
Et Compie- | ta Con li suof Hinni Besponsorq it Benedicamos Oom- 
posti da reccellentissimo | Musico Adriano Vuillaert a mo. Choro & 
a quatro voci Nova- | mente per Antonio Gardano stampati & cor- 
retti. | Con la gionta di dui Magnificat | A Qvatro — Drz. — Voci l| 
In Venetia apresso di | Antonio Gardano. | 1555. | 

Nur Bassus in quer 4° bekannt im British Museum zu London 
(A. 569 a). 

Andere Ausgabe: 

(1571.) (Versalien:) I Sacri Et Santi Salmi Che Si Cantano A 
Vespero Et Compieta (Petit:) Con li suoi Hymni, Responsorij, & Bene- 
dicamus, Composti da FEccellentiss: Musico Adriano Vuillaert & vno 
Choro, & a Quatro voci. | Nouamente con ogni diligentia Ristampati, | 
Con la gionta di dui Magnificat. | A Qvatro — Drkz. — Voci. | In 
Venetia Apresso li Figliuoli | di Antonio Gardano. | 1571. | 

4 Stb. in kl. qier 4 § . 

Exemplar: Egl. Staatsbibl. in MOnchen, Mus. pr. 175/10. (Die 
Angabe der Zeilenabschnitte ist mir nicht genau mitgeteilt.) 



Adrian Willaert 1555, (1571). 



108 



Register n Ausgabe 1555 nach dem Basing: 



Dixit Dominos. 
Gonfitebor tibi. 
BeatiiB potens in terra. 
De profundis. 
Memento Domini 
Laudato pueri. 
Letatus sum. 
Nisi Dominus. 
Lauda Jerusalem. 
Ad Gompletoriiim: Jabe domne (sic.) 
Seacti Toni: Cam inyocarem. 

In te Domine. 
Qui habitat in adiutorio. 
Eoce nuno benedicite. 
Mmwww maim 
Procil recedmt 
Salva iios Domine. 
In festivitatibuB Beate Marie virginis Hymnns : Snmens illnd. 
In die nativitatis Domini Antiphone: Tecum principiam. 
Hjmnms: Tm lumen. 
Antiphona: Hodie Ghristus mates est 
Hymmi: Amatorem pamporfatiB. 
Hymns tempore quadragesime: Bespioe demons. 
Sexti Toni: Magnificat. 
Magnificat* 

Register nach 1571: 



Primi Toni: 

Secondi „ 

Tertii „ 

Quinti „ 

Septimi „ 

Qoarti „ 

Sexti „ 

Tertii ff 
Octavi 



Primi , f 
Septimi „ 
Sexti „ 
Antiphona: 
Hymnas: 
Antiphona: 



Vespro Primo. 

In Nativitate Domini, Ad 
tmsperm Psalmi comneti 
cum mw Antiphonw. 
Dixit Dominos domino mm . 1 
Oonfitebor tibi Domine . . 1 
Beatus f ir q mi timet dominnm 2 
De profundi! clamavi at te do- 
mine ........ 8 

Memento domine David . . 4 
Antiphone* Tecum principium 

in die virtulis tue. cum reliquis 15 
JETymntM. Tu lumen tu splendor 17 
Ad Magnificat Antiphona: 
Hodie Ghristus natus est . . 17 
Benedicamus domino . . . 18 

Dixit Aamximm domino mm . 1 



FfealHoriuB. 

Benedicamus in laude Jesu 

Ad cmmpkimiuim, Pbdtmi, 

Antiphone, mm smo Hym* 

no, et perdctdw. 
Cmm inyocarem exandiyit me dens 
In te domine speravi non con- 

fundar 10 

Qui habitat in adjutorio altissimi 1 1 
Vi&x ntme benedicite dominum 
Antiphona, Miserere mihi do- 
Hymnus: mine 
Pwwilrecalanti©^^ 
Versiculi, In manus tuaa do- 

mine 

Nunc dimitids geryum famni . 
Antiphona, Salva nos domine 
Begina oeli letare alleluja . . 



18 



i 



II 



18 

18 
14 
14 
14 



104 



Adrian Willaert 1559a. 



Bymmm f AmaMmmfmfmUiM 18 
Mymnm, Baspie© demon . 18 
Tempore Qmdragedmedmlr 
wentm. 

Anima mm dominnm, Soti Toni 1 9 
Alijs temporibus. 
Et exaltavit gpiritiu incus, Seiii 
Toni 20 

1559 a. Bez. i. Stb. | M?sici Nova Di 1 Adrian© Wiltart [ Alf 
Dhrstriaaimo Et Eccel- | lentissimo Signor II Si- | gnor Donno Alfonso | 
D* Isti Prencipe | Di Perrara. | (Titel in Abbildg.) 

7 Sib. in hoch 4°. Rfickseite der V. vox., inter Will's Portrait: 
In Venetia appreflo di Antonio Gardano 1559. 

2. 11. Dedik. von Francesco Viola an obigen Herzog, gez. 15. Set. 
in Perrara 1558. Inhalt: 29 Motet, za 5, 6 and 7 Stim. and 21 ita- 
lienische Madrigale za 5, 6 and 7 Stim. 

Exemplare : Kgl. Bibl. Berlin: V. vox. (danach obige Beschrei- 
bang). — K. Staatsbibl. Mtlnchen, kompl.*) — Stadtbibl. in Ham- 
burg, 5 Stb. inter 1558 katalogisiert. (Die Drackfirma wird oft 
ttbersehen and daftkr die Jahreszahl der Dedlkations-Unterschrift ge- 
nommen.) — British Maseam, kompl. — Kgl. Bibl. in Brussel, fonds 
F6tls 1702: 0. f . B. ¥. VL TIL — Bibl. der Oesdbchaft d«r Misik- 
freande in Wien, 7 Stb. in Eopie. — Lyceum masicale in Bologna, 
kompl — Bibl. in Modena: C. T. B. VL VH. — Bibl real© za 
Neapel, kompl. 
mm Inhalt: 
1. 0 admirabile oommerciiiin, 5 v. 

2. pan. Qwmdo mstm ea. 

3. p. Bnbom quem viderat Mojws. 

4. p. Gtenmimivit radk Jane. 

5. p. Eoce Maria genmii 

6. p. Mirabile misterium. 

7. p. Magnum haereditatis 

9. Miserere nostra Deiw omniom, 5 

2. p. Alleva manum toain. 
11. Sab taum presidium, 5 v. 
13. Beati pauperes spiritu, 5 v. 

2. p. Beati qui persecationem. 
15. Sasinuimas pacem et non venit, 5 v. 

2. p. Peccavimiis cmm patribua. 
17. Omnia, quae fecisti nobis dna, 5 ▼. 

2. p. Oognosoiiiis domim 



Laadate pueri dominant . . 6 
Letatas mm in bis qae dicta 

sunt mihi ...... 7 

Nisi dominus aedificaveritdomam 7 

Lauda Jenualem dominom . 8 

Hymn\L8, Somens illad ave . 15 



*) Der Katalog sagt: 8** vox fehlt (sic). 



Adrian Willaert 1559*. 



Suite 

If. Veni sancte spiritus, 6 v. 

2. p. 0 lux beatissima. 
21. Avertatur obsecro domine, 6 voc. 

2. p. Inclina Deus mens. 
23. Alma redemptoriB mater, 6 

2. p. Tu, quae genuisti. 
25. Feccata mea domine, 6 v. 

2. p. Qaoniam iniquitatem. 
27. Salve sancta parens, 6 

2. p. Virgo Dei genitrix. 
29. Audite instdae et attendite, 6 v. 

2. p. Et posuit o meam. 
31. Aspice domine quia facta est, 6 v. 

2. p. Plorans ploravit in node. 
33. Pater peccairi in eoehim, 6 v. 

2. p. Qnanti meroenarii. 
35. Victimae paschali laudes, 6 

2. p. Dio nobis Maria. 
37. Mittit ad virginem non, 6 v. 

2. p. 4 v. (fehlt im 5*"). 

3. p. Audit et suscipit puela. 
41 Haec est dominos domini, 6 

2. p. Fundavit earn aMssiiiim 
43. Hao me sidereo, 6 v. 

2. p. 4 v. (fehlt im 5*™). 

3. p. De me solas amor. 
45. Praeter rernm seriem, 7 v. 

2. p. Virtus sancti spiritus. 
47. Inviolata, integra, et casta, 7 v. 

2. p. Tua per precata dulcisona. 
49. Benedict* m coelorum regain, 7 v. 

2. p. Per illud aye prolatum. 
51. Verbum supernum prodiens, 7 v. 

2. p. Se nascens dedit 
53. Te Deum patrem ingenitom, 7 

2. p. Laws Deo patri. 

Madregall. 

56. 0 invidia nemica di virtute, 5 v. 

2. p. Ne pero che con attL 
58. Piu volte gia dal bel sembiante, 5 v. 

2. p. Ond* io non pote mai. 
60. Quando Ira l'altre donne, 5 v. 

2. p. Da lei ti vien l'amoro. 
62. Laura mia sacra al mio, 5 v. 

2. p. Ella si tace. 



IQQ Adrian Willaert 1559a. — Totenliste des Jahres 1886. 

Siite 

64. Mentre chel oor da glia moroti, 5 

2. p. Quel fooo ft morto. 
66. Onde tobe Amor l'oro, 5 v. 

2. p. Da qoali angeii mosse. 
68. Giunto m'ha amor fra belle, 5 v. 

2. p. Nulla posso levar. 
70. I begliocchi; ond* i fui percoeso, 5 v. 

2. p. Questi son que begliocchi. 
72. Io mi rivolgo in die, 5 v. 

2. p. Tal hor m'assale. 
74. Aspro core e selvaggio, 6 v. 

2. p. Vivo sol di speranza. 
76. Passu la nave mia, 6 v. 

2. p. Pioggia di la grimar. 
78, I piansi; hor canto, 6 ▼. 

2. p. Si profand'era. 
80. Oantai: hor piango, 6 ▼. 

2. p. Tengan dunque ver me l'uaato. 
82. In qoal parte del ciel, 6 v. 

2. p. Per divina bellezza. 
84. I vidi in terra angelici, 6 v. 

2. p. Amor, senno, valor. 
86. Ove ch'i posi glioochi, 6 v. 

2. p. Amor, el ver fur meoo. 
88. Pien d'un vago pensier, 6 v. 

2. p. Ben, s'io non erro. 

DialoghL 

90. Quando nascesti, Amor? 7 v. 

91. Liete, e penso se, accompagnare, 7 v. 

92. Che fai alma? che pensi? 7 v. 

93. OccM pkngere; accomptgniite, 7 v. pcMuas folgt) 



Totenliste des Jahres 1886, 

die Mnsik betreffend. 

Abktlrzungen ftr die citierten Musikzeitechriften: 
Bock = Neue Berliner Musikzeitung. 
Guide a Le Guide musical. Braxslis, ches Schott ftdroe. 
Meneetrel = Le M. Journal du monde music. Paris, HeugeL 
Mmical world = The M. w. a w©cMy record of music. Loud. Novello etc. 
N. Z. f. M. = Neue Zeitschrifb £ Mnsik. Lpz., Kahnt 
Bioordi =» Gaietta music, di Milano. 
Signale = S. filr die mnsik. Welt Lpi., Senff. 
Woehenbl — MusikaL W. von Fritueh in Lps. 



Totenliste im Jatoes 1886. 



— Franoeeco Abbiati bis Haas Jfirgen Bracker. 107 



Abbiati, Francesco, Organist, si 9. April in Lecco. 

Ackens, Christian Felix, Lieder-Eomponist, si 18. Mftrz in Aachen. 

Albert, Charles, Tanzkomponist, si im Joni in London, 71 J. ait. 

(filter des Pianisten Eagen d'Alberi) 
Andia, Antonio Romero y, Masikhistoriker und Elarinettist, geb. 

II. Mai 1815 zu Madrid, gesi 7. Oki ebd. (Eieordi 317.) 
Angri, Elena d% Altistin, si im Nov. in Barcelona. (Signal© 1100.) 
Antoni, Giorgio d% Tenorist, si im August in Bom. 

Aonst, Marquis Jules, Dilettant, Eomponist, si 21. Janaar in Paris 

(gib. gigem 1825). 
Audran, Marius-Pierre, geb. zu Aiz den 26. Sept. 1816, si im 

Dez. zu Marseille, wo er Gesanglehrer am "Eonservatorium war. 

liist Singer an der komischen Oper zu Paris. (Guide 1887, 24. 

— lock 1887, 31.) 
Balle, Giovanni, Baritonist, si im Juli zu Triest, 46 J. ali 
Baralle, Alphonse, Musikkritiker, si 27. Dez. in Paris, 65 J. alt. 
Battmann, Jacques-Loots, Organist und Eomponist, si 7. Juli zu 

Dijon, 68 J. alt. (Biogr. M6nestrel 267: si 9. Juli.) 
Beek, Henry, Hornist, organisierte in den Vereinigten Staaten Nord- 

Amerika8 die Militftrmusik und si 15. Mai in Philadelphia, 75 J. ali 
Berg, F., Singer und Chordirektor am Theater in Stockholm , si 

lid© des Jahras daselbst, 83 J. ali (M6n§strel 1887, 64. — 

Guide 1887, 32 inter F. Q. Berg.) 
Bernardl, Antonio, Eomponist, si im Juni zu Bastia (Corsica). 
Blitz, Frau J., geb. Clementine Pyn, S&ngerin, si 24. Dez. zu Gent, 

55 J. ali (Guide 1887, 7.) 
Bffhme, Albert von, einst Hofoperns&nger in Dresden, st. daselbst 

im Juli. 

Bonnehle, Mare, Gesanglehrer am Pariser Conservatoire, st. 28. Febr. 
zu Passy bei Paris (geb. 2. April 1828 zu Moumours). (M6nestrel 

III. ) 

Bordese, Lndorico, Eomponist, geb. urn 1825 zu Neapel, gesi 

17. Mftrz zu Paris. (Biogr. im Miiestrel 128.) 
Bottom, Giuseppe Carlo, Schriftsteller und Operntextdichter, si im 

Jan. zu Triesi (M6nestrel 72.) 
Bonlanger, Frftulein Marie, Violinistin, si im Mai zu Paris, 28 J. ali 
Bowling, John Pew, Organist und Dirigent, st. im Juli zu Leeds, 

35 J. ali 

Bracker, Hans Jftrgen, einst Musikdirektor in Schleswig^Holstein, 
si 20. Jan. zu NeumQnster, 88 J. ali 



108 Totenliste des Jahres 1886. — Inst Broer Ibis Giuseppe Dalbeaio. 



Irter, Ernst, g§b. 11. April 1809 in Ohln (SchMei), girt. 
25./26. M&rz in Tarnopol. In den 30 er Jahren ein geseh&tzter 
Violoncello- Virtuose ; w&hrend 40 Jahren Organist an der Dorotheen- 
kirche and Begens ehori im Ursuliner-Eloster za Breslaa. Von 
1843 — 1884 Gesanglehrer am Matthias - G jmnasiam ebd. Eom- 
ponist zahlreieher kirchlieher Werke, als Messen, Vespern i. a. 
Sehrieb aaeh 2 Oratorien. (Breslaaer Ztg. No. 220 vom 28/8. 
1886.) 

Mrde-Nej , Fraa Jenny, S&ngerin, geb. 21. Dez. 1826 zu Graz, 
gesi 17. Mai za Dresden. (Bock 166. — Signal© 619.) 

Buzzoni, Ottavio, Kapellmeister, st. im Aag. za Novara. 

Capriles, Giuseppe, Bassist, st. 6. April za Pesaro. 

Caron, Cam 111 e, Eomponisi si 11. M&rz in Bonen (geb. 10. M&rz 
1825 ebd.) 

Casella, Cesare, Violoncellist, st. in Lissabon. 

CasiragM, Cesare, Operetten-Eomponist, geb. 31. Dez. in Crema, 

gest. im Nov. in Barni (Pavia), 48 J. alt. 
Catchpole, Charles F. l. f Hornist, si im Nov. in London, 28 J. 

alt. 

Cavailll-Col, Vincent, (Brader des bertlhmten Aristide), Orgelbaaer, 

si im Jan. in Paris. 
Chlaromonte, Francois, Eomponist and Gesanglehrer, geb. 26. Jali 
• 1809 za Castro Giovanni (Sicilien), gesi 15. Okt. za BrOssel. 

(Glide 290. — Signal© 983. — Minestrel 880.) 
Chftssotti, Antonio, Eomponist, si im Oki za Bergentino (geb. 

1814 in Casalmonferrato). 
Chipp, Dr. Edmond Thomas, Organist and Eomponist, geb. 25. Dez. 

1823 in London, gest. 17. Dez. in Nizza. (M6nestrel 1887, Biogr. 

pag. 64, zeigt den 16. an, The masical times den 17.) 
Choron, Stephane-Lonls, Nieou-, geb. 10. April 1809 za Paris, 

Eirchenkomponist, si 6. Sept. zu Paris. (Gaide 250. — M6ne- 

strel 831.) 

Chouquet, Adolphe-Gustave, geb. 16. April 1819 m Havre, gesi 
30. Jan. za Paris, Conservator des Maseams for Masikinstramente 
in Paris and Masikhistoriker. (Biogr. im Mimestrel 76. — The 
musical World 198.) 

Crolsez, Pierre- Alexander, Harfenist and Eomponist, si 26. Jali 
za Versailles (geb. 7. Mai 1814 za Paris). 

Dalbesio, Giuseppe, Eomponist and Pianist, si im Aag. io Bivoli 
(frtlher lebte er in Turin). 



Totenlifite des Jahres 1886. — 



Ernest David bis Louis Gobbaerte. 109 



DaTlif Ernest, Musikschriftsteller, si 3. Juni zi Paris, 61 J. alt. 

(Mtoestrel 228.) 

Becker, Franz, Dirigent des Elagenfurter M&nnergesangvereins, si 

8. April, 53 J. alt, in Elagenfart. 
Begele, Panl Engen, Baritonist, geb. 4. Jali 1836 za Mttnchen, 

si 26. Jnli anf seiner Villa bei Dresden. (N. Z. £ M, 353.) 
Belaporte, Engine, einst Organist in Sens, sp&ter griniete er die 

Gesillschaft der Orpheonisten (siehe Guide 82), st. 21. Febr. zn 

Paris, 68 J. alt (Mfoestrel 112.) 
Beslro, Bomenico, einst Ohordirektor, st. im April in Triest, 95 J. alt. 
Dorian, Sophie, S&ngerin, st. im Ang. in Nizza, 23 J. alt 
Buguet, Jules, Kapellmeister zu Lttttich, st 14. Aog. za Tilflf bei 

Ltttfeh. (Giudi 240.) 
Bnpony, Dirigent, st im Nov. in Vichy, 56 J. alt. 
Eberius, Heinrieh, Operns&nger, sp&ter Musiklehrer, st 18. Jan. zn 

Wiesbaden, 69 J. alt. 
Ebingre, Rodolphe, Eomponist nnd Dirigent, geb. 25. April 1836 

ii Brfl88el, gist 25. Mai zu Ucde bei Brtissel. 
Eliason, Eduard, geb. im 1811 in Frankenthal, gest. 17. Febr. in 

Frankfurt a/M., Violinist (N. Z. f. H. 97.) 
ErdmannsdSrfer, Earl EuseMus, Violinist nnd Dirigent, geb. 

14. Sept. 1810 zu Wflhrd bei Nflrnberg, st. 31. Aug. in Nttrn- 

berg. (Signale 744. — Wochenblatt: st am 12. Aug.?) 
Falcone, Sabino, Eomponist, st im Juni zu Neapel, 41 J. alt 
Ferri, Nicola, Opernkomponist, sp&ter Gesanglehrer, st 26. M&rz 

zu London, 49 J. alt. (M6nestrel 188.) 
Fradel, Earl, Eomponist, geb. 29. Aug. 1821 in Wien, siedelte 

1859 naeh Amerika fiber und st. in New-York am 7. Nov. 
Fritsch, Earl, Oboist und Lehrer am Eonservatorium in Strafsburg, 

geb. 1852 daselbst, gest. im Nov. ebd. 
Frye, Charles F., Organist an St Andrew's- under Shaft und an 

Sing's College zu London, st 30. Juli, 45 J. alt. 
ftariboldi-Bassi, Frau Rosalie, S&ngerin, st 9. Mai zu Verona, 

geb. zu Mailand. 

CtiudicI, ft. B., Musikverleger (Firma: Giudici e Strada) in Turin, 
st das. 28. Aug. 

Ctloggner, Karl, Gesanglehrer, st. 24. Dez. in Zurich. 

Ctobbaerts, Lonis, Eomponist, sehrieb viel Tagesmusik unter den 
Namen: Streabbog, Ludovic und L6vy; die beiden letzten 
Namen werden im Le Guide p. 149 als nicht zutreffend bezeichnet 



110 



Mitteilongen. 



Geb. 28. Sept. 1831 in Antwerpen, begraben 80. April m St- 
G1U«§. (M6i©8tr«l 188. — Guide 149.) 
Ctraner, Robert, fflnU. Hofkapellmeister in Gera, st 6. Aug. ebd., 
67 J, lit (Fortoetaaog folgt) 



mtteilangeiL 

* Canal im seiner „DeUa music* in Mantova" (Venez. 1881) erwlbnt pa§. 17 
ein Bach von Baldassare Castiglione: „Cortigiano" t gedruckt 1528, in welchem der 
Yerfasser pag. 93 von der Lieblichkeit des Zusammenklanges von 4 „Viola da 
arco" spricht Aof derselben Seite erw&hnt Canal die beiden Instrumentenmacher 
Giov. Jacopo daUa Corna and Zanetto Montiehiaro , die am 1533 in Brescia 
Violoni, Liuti, Lire and andere Saiteninstramente verfertigten. Auch in.Manta* 
lebte mni 1497 in Boater der Ranziakaner em auBgeraclineter IiatnmemtiiM 

der aber, wie m scheint, die Anfertignng mm m seinem Vergiifigeii betrieb, er hiefe 
Padre DardeUi (ibid. p. 17, nicht Pietro). Fetis berichtet von einer Laute von 
ihm, die im Jahre 1807 der Maler Bichard in Lyon besals und mit seinem Namen 
gezeichnet war (vide F6tfe* Biogr. unter Dardelli). Von Violinen ist also noch nir- 
gends die Bed©. Selbst von Ganassi kennen wir Schalen ftir Hot©, Viola and Vio- 
lone (1533—1542), aber keine ftir die Violine. 

* Van der Straeten scbreibt im 7. Band© seiner La musique aaz Pays-Bus 
p. 360, nachdem er aos einem Aktenstucke von c. 1556 die „Cytharaedi" der 
Kapelle Kaiser Karl V. angefuhrt hat, da&s die Cythara in den Niederlanden im 
16. Jahrhundert „synonym" (gleichbedeutend) mit der Viola seL Im Spanischen 
hiefe sie „Vihaela d'arco" aach „viyaelas de arco" (ib. 246). Fur die erstere 
Bezeichnong giebt er keinen Beweis, dagegen ist die zweite Benennong lurch mehr- 
frnche Aktenstiicke doknmentiert Die erstere Bezacbnung mochte doA aehr mm- 
fechten sein, da man im 16. Jahrhundert allgemein daronter die Laatenspieler 
verstand. Unter „Vihuela" verstand der Spanier im 16. Jahrhundert tiberhaupt 
jedes geigenartig gebaate Instrument So erschien 1535 ein Bach von Lays Milan 
in Valencia fiber die „vihuela de mano." Ein Lauteninstrument mit 6 Saiten (ib. 
384 mit Abbildong.) 1538 erschien ein ahnliches Werk von Lays Narbaez, wo 
es nor heist „para tafier vihuela." Wahrscheinlich eine Guitarre, denn Straeten 
8chreibt p. 385, Amphion sitzt aof einem Dolphin, ,joue d* une vihaela, en frot- 
tant les cordes da poace de la main droit©." Auf dem Titel eines Buches von Ruiz 
de Bibayaz von 1677 heifet es aber „de la goitara espafiola y arpa. (Ibidem.) 

* Was kann man wohl im 15., 16. and 17. Jahrhundert unter einem „s ac- 
centor ** verstanden haben? So heilst es in den Dokumenten von St Donation im 
Brfigge stets „er wurde zam succentor gew&hlt" Straeten versteht einen „Maitre 
de chant" daronter, also was wir hente einen Kapellmeister nennen. Im 17. Jahr- 
hundert heilst es dann oft „m agister cantus", z. B. Straeten p. 30, Dokument 
vom 21. M&rz 1611 „admissus rait ad officiam magister cantus toy us ecclesie." 
Die8em Magister cantus kommt noch ein „Phonascas" Mum. Pag. 86 im Straeten 
heist es aber unter dem 29. Nov. 1684: „Muaicus in phonascum hujus ecclesie." 



Miteflmgw. 



Ill 



Me ErUtoaig Biemann's far das Wort Fhonascns gentigt nicht, denn hier ist ein 
Amt nit den Worte gemeint raid nicht da Komponist Das Amt ©ines Kompo- 
nisten an Hofkapellen im 15. and 16. Jahrhandert hiefe „Symphonista", wie 
Isaac nnd Sent benannt warden. Meiner Ansicht nach kann ein Phonascos nor 
an (fesaaglehiBr son, der fast an jeder grdiseren JGxche einst angestellt war. Dem- 
mA wire ein Magister cantus dasselbe. Iiii gegenaeitigor Austausoih der ge- 
machten Erfahrongen ware sehr erwunsebt, damit wir ftber diese so oft vorkommen- 
den Beseidmnngen endlich ins Maw kommen. Bas Straeten'sche Quellenwerk : 
Maitws de chant et organistes de St-Donatien et de St-Saaveur a Bruges, Bruges 
1870, giebt erne reiche Answahl von Aasdrucken zur Bezeichnnng einstiger Inter 
an Kirchenkapellen. Ich gebe noch einige Proben davon. Pag. 86: „DD. conto- 
lerunt officiam phonasci Nic. Cambier, vicario bnjus eoclesie." Oder „Lectos fait 
libellas Jo. Bagenrieax, phonasci Si Petri Lovanienais, quondam hie cboralis (heifet 
wohl Choralist?), sapplicantis assami in phonascnm haj. eccl." Seite 35 heist es 
am 9. April 1674: „Ioa. Deschamps, capellano de gremio chori", Seite 37 am 23/2. 
1771 : )y Ad officiam phonasci electos fait D. Bened. Heart ejusdem ecclesie vicarius, 
mnaicas bussms." In den Dokomenten dee Kapitels von St Saavear wird der Kapell- 
meister „regendns cantoriam u genannt (Straeten ib. p. 42). Bei der Bezeichnong 
ikes Sljiprs wenden die Alton stets das Wort „Cantor" an, wie es auch in den 
Doknmenten der Kirche St Saavear, bei Straeten Seite 42 u. f. heilst, bis dann 
Seite 45 n. f. wieder agister cantus** folgen. Straeten wirft die Bezeichnnngen 
aUe dorcheinander and jeder ist bei ihm Kapellmeister. An St Sauveur gab es in 
der Mitte des 16. Jahrhonderts aach einen Magister choralium, der aber oft den 
Postern eines M. cantos mit ubemahm (ib. 48, 49). Am 29/3. 1557 lautet der Ans- 
drack bestimmter, hier heifst es ^Magister choralium et cantos chori." Am 27/4. 
1558 liest man: Bassecantori mosico et choriste." „Musici chori praefectos" ist die 
lateinische Formel for einen Kapellmeister. Pag. 54/55 MM es bei Jean Fl amine 
„phonascus et magister choralium." Dann p. 56 „cantor et phonascos." Aof Seite 57 
sieht man, dass der Aosdrack „maitre de chant" gleich „Phonascos" ist — Am 
Ende obigen Werkes werden die „Regelen voor den Sanghmeester ende de Coralen 
der cathedrale Kerke van St-Donaes binnen Brogghe" (von 1643) " mitgeteilt and 
ersieht man daraos, dass derselbe sich haoptsachlich am die masikalische and mora- 
lische Erziehang der Knaben zo kommera and sie in alien Kirchengebr&uchen zo 
imtemchteii hatte. Jede Stonde des lages vom Aafetehen bis sum Schlafengehen 
ist ihm vorgeschrieben inbetreff der Besch&ftigung der Knaben. Wir baben ons 
daher die Thitigkeit eines Sangmeisters (Kapellmeister) alter Zeit ganz anders vor- 
zostellen, al* sie heote ist Die eigentliche Direktion bei den Aoffohrongen fiel 
uberhaopt weg; die kleinen Chore von 8 — 12 Stimmen waren so eingefibt, dass jede 
weitere Leitong tiberfiussig wurde, seine Haaptsorge bestand also in der Erziehong; 
nor die eigentlichen Schulstanden hatte er nicht zo leiten, denn es heilst p. 63 
muter 9 : „Naer den ombyt (Fruhstuck) sollen zj hon begeven ter stadie, ofte sallen 
gaen naer de latynsche schole is het saecke datter moot ghegaen worden. 10 : Op 
de werckdaeghen sal sang-echole ghehooden worden van den elf heoren tot den 
twalven in de teghenwoordigheyt van den sanghmeester.' 4 Aoch das MittagamaM 
sol „soo veil als het moghelyck is" in seiner Gegenwart eingenommeii werien. Er 
war alio ©in Erzieher wi© etwa rawer© heotigen Haoslehrer, nor dass die mns&ap 
lische Aosbfldong der Knaben , neben dem Dienste in der Kirche, seine Hauptauf- 
gabe war. 



112 



MitteiluDgen. 



* Stiehl (Ctrl): Lftbeckisches Tonkunstlerlexikon. Heraasgegoben von . . . 
Leipzig. Mia Hesse's Verlag. 1887. In 8°. 2 Bll. ml 19 Seiten. Bis einzelnen 
Artikel sind in mdglichster Korze abgefasst, doch stets auf dokmnentarische Grund- 
lage geetutzt nnd dies giebt iem Bache einea grofeai MstoriBchaii Wert Ek Ve^ 
leielinu det Werke ist den biographischen Notizen nicht bejgefflgt» miwr bti^Biurts- 
hade, da es doch nor eine wertlose Wiederholung dessen gewesen ware, was bereits 
in miiwa Lean'tai m lesem ist Solange sich der Fundort ekes Werkes nicht Each- 
weisen laast, ist die Anfohrong desselben nur eine Abschreiberarbeit nnd stimmen 
wir Herrn Mosikdirektor Stiehl darin vdllig bei. Mochten aber hierbei nochmals 
an alle Freunde der Musikgeschichte die Aofforderang richten, Yerzeichnisse von 
offentlichen and privaten Bibliotheken anzolegen and sie durch den Drack bekannt 
m machen and mm nicht nor der alteren Zeit, sondern bis in die neaeste. Die 
Geeelwiiiift far MnsMoMchuiig ist stets bereit, Kataloge, die wissenschaftlich ab- 
gefasst sind, in den Monataheften m veroffentlichen. 

•* Das Eiemann'Bche Lezikon ist bis zor 18. Iiefg. fortgeschritten and geht 
bis mm Wort© Steads. 

* H«r Paul de WUt m Leipzig hat vor korzem «n „MiMeum von altertanv* 
lichen Masikiiistramenten" in Leipzig (Thomaskirchhof 16) eroffhet, and ist dasselbe 
an den Wochentagea von 9—12 ami 3— § Uhr geoffnet. £s enth&lt did Abteilangen: 
1. Die Entwickelang der Kkvierinstramente, sowie der Harfe. 2. Die Blasinstrn- 
manto d©s 16. bis 19. Jslirhnnderts. 3. Die Sterich-, Bapf- and ScMaginstramenta, 
muter denen die verschiedenen Violen- nnd Lantenformen einen her?orrag©ndm Platz 
einnehmen. Dmtsehland besitzt iwar manchen Schatz, doch mnsare offentlichen 
Sammlnngen weisen nar an mud das under© Instrument auf. Hier ist dem Hiato- 
riker endlich ein Feld eroffhet, wo er die eingehendsten Studien machen kann, , denn 
nach £ngland za gehen ist nicht jedem moglich. Herr de Witt hat sich dorch 
dieae uneigenniitzige Handlung «m gro&« Verdienst erworben. 

* Herr Edmimd Vander Straeten wird© ins sehr verbinden, wenn er von 
den beiden im 7. Bande seiner „La mosiqae aux Pays-Bas" pag. 257 ff. erwahnten 
ftbersetzangen von Virdung'a Masica getatscht (Basel IB 11), die eine in franzd- 
sischer (Anvers 1529), die andere in niederdeatscher Sprache (Schoon boecxke 1568), 
beide ohne Aatoren, die Xitel in genaaem Wortlaute, Fonrat, Blatt- oder Seitenzahl, • 
Drweklmm nebst Besdireibung dts Dracskes and Fandortes in framzoslsclier Sprache 
mitteilen wollte, mm diese interessante Entdeckung in den Monatsheften zu ver- 
offentlichen. Demnach worde das Virdung'sche Bach in vier verschiedenen Bear- 
beifamgin existieren. Agricola brachte es in deatsche Verse, Luscinius tb©rg©M» 
©s in die MeMsche Sprache and die beiden obigen bringen es in franzosischer mad 
niederdeatscher Sprache. Die Eedaktion. 

* Herr Ernst Werra, Cliordi»lri»r in Mehreraa-Bregenz (Vorarlberg), beabsich- 
tigt eine historische Sammlnng katholischer Orgelsatze heraoszugeben and bittet 
am geftlb'ge Beitrfige. Besonders sacht er nach Orgelsatzen von Johann Caspar ■ 
Ferdinand Fischer, von denen er die Ariadne Masica 1715 und den Blumenstrauis 
(onne Jahr) beaitzt. Dm Joachimsthalsche Gyinnasiam besitzt loch „Mmsikaliiches 
Mimion-BliscMdn oder . . . Schlag-Wercklein" (s. a.) and in Me. 68 Fagen. 

* Hierbei zwei Beilagen : 1. Eatalog der papsthchen Kapelle, Bog. 7. 2. Das 
Bnxheimer Orgelbach, Bogw 2. 



Venmtwortlicher Bedakteur Bobert BUner* Templift (Uokertnark). 
Brook Ton Hermann Beyer A SOhne in LAngemal— 



MUSIK-GES 

herausgegeben 
▼on 

der Geeellechaft fttr Mueikforschmig. 




in Jaimaii. 

1887. 



dot Jahrgoagoi § Mk. If onaflioh onoliolnt 

Itaai n ▼on 1 bii I Bofon. Immrmmsmbmhmm 

in die Zeiio SO Pt 



KonnlirioMTWlag 
▼on Breitkopf A Hlrtol la Leipaif. 
Bottolloiigoi& 
iifiMit Bvoh- ui Mtwikhandlnng oatgtgon* 



la 8. 



Adrian Willaert 

(Bob. Bltner.) 
(SchlnsB.) 

1559b. (Versal :) Tenor. | Fantasie Becereari | Oontrapmti. A 
Tre Voci Di | (Pet :) M. adriano & de altri Aotori appropriati per Can- 
tare & Sonare d'ogni I forte di Stromenti, Con dui Begina celi, f no di 
M. adriano & faltro | di M. cipriano, Sopra uno medefimo Canto 
Fermo, Noaamente | per Antonio Gardano riftampati. | Libro 
— Drz. — Primo g In Yenetia Apreflb di | Antonio Oardano. | 1559. | 

S Stb. in kl. qaer 4°, ohne Dedik. Sammelwerk 1559 f. 

Exemplar : Kgl. Bill. Mflnehen, kompl. Aufser 1 Begin, S voc. 
Bind die Becereari 1—8 nnd 10 von Willaert. 

Andere Ausgabe: 

(1598.) Basso | Fantasie Becereari | It Contrapvnti A Tre Voci, | 
Di Adriano & de altri Anton, appropriati per Cantare & Sonare | 
d' ogni sorte di Stromenti, Con die Begina celi, Funo | di Adriano 
A V alto di Cipriano*, Sopra | vno medeBimo Canto Fermo | Nooamente 
eon ogni diligenza Bistampate. j Drz. | In Yenetia Appresso Angelo 
Gsrdano. | M.D. LXXXHIL | 

Das briish Museum besitzt den Cantos and Bassns. Der Inhalt 
bestebt, wie die Ansgabe ron 1559 b (ride Bibliogr. der Masik-Sammel- 
werke 1559 f), ans 2 Begina coeli and 15 Becercar torn denselben 
K— ponB8te» wie dort 

.IMvtfkgwoh. Jahxg. XIX. No. 8. 8 



114 



Adrian Willaert 1569b (1593. 1549.), 1560. 



Die 8 Ricereari von W. befinden sieh auch in einem bisher un- 
bekannt gebliebenen Sammelwerke, welches schon 10 Jahre frQher als 
das von 1559 erschien, betitelt: 

Fantesie, It Eecercbari | A Tre Voci, Accomodate | Da Gantare 
It Sonare Per Ogni In- | strumento , Gomposte da M. Gialiano 
Tiburtino | da Tieuoli, Musk© Eccellentiss. Con La Gionta Di Al- 
cvni | altri Eecercbari, & Madrigali a tre Voce, Gomposti | da lo 
Eccellentiss. Adriano Vuigliart, | It Cipriano More sqo | Disce- 
polo. | Con Somma Diligentia Stampati, | Et da gli proprij exemplar! 
estratti, | Nouamente posti in luce. | Can — Drz. — tvs. | Venetiis, 
Apvd | Hieronymnm Scottnm. | M.D. XLIX. | 

8 Sib. in kl. qner 4°, obne Dedikation. 

Exemplar in britisb Museum, komplet 

Tovola De Fantesie, | M Eecerchari a Tre Voci, | Composti 
da lo eccett. Musico M. OivXiano \ Tiburtino da Tievoli. \ 

TJt re mi fa sol la ... 1. 

La sol fa mi fa re la . . . 2. 

Fa re mi re sol mi fa mi .. . 3. 

Fa mi fa re at . . . 4. 

Sol sol sol ut ... 5. 

Ut mi fa ut & mi re ut . . . 6. 

Re ut & re fa sol la . . . 7. 

Re ut re fa mi re ... 8. 

Ut fa mi ut mi re ut . . . 9. 

Re fa mi re la .. . 10. 

Ut re mi ut fa mi re ut . . . 11. 

La sol fa re mi .. . 12. 

Fantasia ... 13. 
Tavola De? Madrigali \ de diversi Eccellentiss, Auiori. | 

0 felice colui, Baldessar Donato, 14. 

Grave penn' in Amor, Cipriano More, 15. 

Sel veder soi, Adriano Vuigliart, 16. 

Io dico & dissi, Cipriano More, 18. 

Sur le joly jonc, Adriano Vuigliart, 19. 

Tutt' il di piango, Cipriano More, 20. 

Sasso che pur, Secunda pars, 21. 

Ite caldi sospiri, Nadal, 22. 

Dir si puo ben, Secunda pars, 23. 

Amor ehe vede, Nodal, 24. 
Tavola DeUe Micer- | chate di M. Adriano Vuigliart. \ 

Adriano Vuigliart, 26—33. (Mittig. des Herrn W. B. Squire.) 

ISSi. C11CQVHSME LIV1E DI CHANSONS | compos! a 
troys parties par M. Adrian vvillart nonnellement | Imprimi en troys 



Adrian Willaert 1560, 1561 a. 



Hi 



vollnmes. i PEEM111 (Drkz.) BESSYS. 1 A PARIS. I D© rimprimerie 
i f Adrian le Roy, & Robert Ballard, Imprimears da Roy, | rue S. Jean 
da Beauuais . . . 1560. | Auee priuilege ... 1 

8 Stb. in sehr kleinem Format, 4 Bll. aif den Bogen: 1. Bessie. 
Second Dessvs. Concordant. 

Inhalt: 

Allons allons gay. Fol. 2. 

As tu point veu la viscontine. „ 10. 
Baysez moy tant tant. 8. 
Dessus nostre treille de may. „ 3. 
He dieu Helaine. ' „ 12. 

Jean Jean qoand tu t'en yras. 4. 
J'ayme par amours. „ 6. 

J*ay veu le regnard. „ 7. 

Je ne fcauroye chanter. „ 16. 

La rousee du moys de may. ,, 13. 
La ieune dame. „ 18. 

Or mig-ie Men wrpire. „ 5. 

Perrot viendras tu au nopSes. „ 19. 
Quand le ioly Robinet „ 9. 

Qui la dira. „ 12. 

Qui eft celuy. ,, 14. 

Qui veult aymer. „ 17. 

Site don dieu. • „ 15. 

Vous marchez du bout du pied. tl 11. 

Einzig bekanntes Exemplar in der K. K. Hofbibl. zu Wien. 
Mitteilung des Herrn Frz. Xav. W&ber. 

S&mtliche 19 Chansons erschienen bereits 1536 in dem Sammel- 
werke „La Courone et fleur des Chansons a troys. Venetia per Anthoine 
de Blabate. Intagliato per Andrea Anticho da Montoua." (Bibliogr. 
1536 b.) 

1561a. (Venal:) Hadriani Willaert Mvsici Excellentissimi | Mo- 
teta Qvatvor, Qvinqae, Et Sex | (Petit:) Vocam, nunc primum in lucem 

fdita. 1 LIBER PRMVS I Bez. d. Stb. | Drkz. 1 LOVANII. | Apnd 
Petrum Phalesium Bibliopol. Jurat. M.B.LXI. | Cum Gratia & Priui- 
legio. 

5 Stb.:- C. A. T. B. V. & ¥1 vox in M. qier 4 § aif der Staate- 
bibl. Mtinchen; im Cantos No. 1 und 2 defekt. 

Inhalt: 

1. Domine quid multiplicati sunt, 4 v. 

2. Dilexi quoniam exaudiet, 4 v. 

3. Confitebor tibi Domine, 4 v. 2. p. In quacunque die. 3. p. Si 

ftmbulftva*o. 

8* 



116 



Adrian Wiliaert 1561a, lb, 1663. 



4. Recordare Bomine, 4 v. 

5. 0 admirabile, 5 v. 

6. Quando nates es, 5 v. 

7. Bubum, quern viderat Moyses, 5 v. 

8. Qerminavit radix Jesse, 5 y. 

9. Ecce Maria genuit nobis, 5 v. 

10. Mirabile misterium, 5 v. 

11. Magnum haereditatis, 5 v. 

12. Miserere nostri Bens, 5 v. 

13. Sub tuum praesidium, 5 v. 

14. Beati pauperes spiritu, 5 v. 

15. Sustinuimus pacem, 5 v. 

16. Omnia quae fecisti nobis, 5 v. 

17. Veni sancte spiritus, 6 v. 2. p. 0 lux beatissima. 

15611. (Tarsal:) Hadrlani Wiliaert M? ski Bzeellaitimmi 1 Mu- 
tate Cvm Sex It Septem Vocibvs. | (Petit:) Nano primiim in lacem 
aedita. 1 LIB11 8!C¥NB¥S. I Baz. i. -Stb. I Drta. I (Firma wie 
beim 1. Buche.) 

Kgl. Staatsbibl. in Munchen besitzt den 0. A. T. B. ¥. & VI. vox 
in kl. quer 4°. 

Inhalt: 

1. Avertatur obseero domine, 6 v. 

i. Alma redemptoris mater, 6 v. 

3. Feccata mea domine, 6 v. 

4. Salve sanota parens, 6 v. 

5. Audite insulae, 6 v. 

6. Aspice domine, 6 v. 

7. Pater peccavi in coelum, 6 v. 

8. Yictimae paschali laudes, 6 v. 

9. MHtit ad virginem, 6 v. 

10. Haee est "domus domini, 6 v. 

11. Hue me sidereo descendere, 6 v. 

12. Praetor rermm seriem, 7 v. 

13. Inviolata integra et casta, 7 v. 

14. Benedict* es coelorum regiiia, 7 v. 

15. Verbum mperaum prodiens, 7 v. 

16. Te Denm patrem ingenitum, 7 v. 

Beide Buoher sind aufeer den 4 stimmigen ein Abdruek mm 1559a. 

1568. Madrigal a quatro voci di Adriano Wiliaert, eon aleune 
napolitane, et la Ganzon de rozante, tntte racolte insieme, coretti e 
novamente stampati. Bez. I. Stb. | Vinegia, Oirolamo Scotto. 1563. 

4 Stb. 1m kl quer 4°. 

Igi Bibl. n Brlssel, foods F6tis No. 2218; 0. T. ft. 



Adrian Willaert 1563. — Totenligte des Jahree 1886. — Grel, Edaard Aug. H7 



Madrigali: 

Qnal pirn divers' et nnova cosa, a carte 2 

Quanta volte diss'io 3 

•Lftgrime mesti 4 

GKa mi gandea 5 

CM volesse saper 6 

Cosi vinoet' in terra , 7 

Oime il bel viso 8 

*Con dogli'e con pieta 9 

Qoal anima ignorant© 10 

Signora dolce io te vorrei 11 

Amor mi fa morire 12 

Quando gionse per gl'ocGh'al cor madonna 13 

Grat'e benigna donna 14 

Hadonnal bel desire 14 

"Madonna mia gentile 15 

•Amor ta sal pur fare 16 

*Se la dura dnrrezm in la mia donna imm 16 

*Voi sapete ch'io Vamo 17 

*Non pin ciance madonna 18 

"Madonna ohime per qnal cagion hand© 18 

Canzon Napolitane: 
Madonna io non lo so percbe lo fai 19 
Gingarissime 20 

Madonna, mia famine 20 
A qnando 21 
0 bene mio fa 21 

Canzon di Ruzante: 
*Zoia gentil cbe per secreta via 22 
*Occbio non fa giamai 23 
"Qnando d'oro vien. 



Die mit einem * bezeichneten kommen in der Bibliographic der 
Sammelwerke nieht vor, die Ibrigen sind aus 1537 a, 1540 i, 1542 h 
and aus der hier Seite 100 von 1545 beschriebenen Canzonen-Sammlung. 

Mitteilang des Herrn Direktor Ed. F6tis in Brissel 



Totenliste im Jahres 1886, 

die Misik betreffend. 
(Fortsetamg.) 

Orell, Eduard August, alter Direktor der Berliner Singakademie, st 
10. Aug. in Miner Sommerwohnnng in Steglitz bei Berlin. (Boek 

257. - N. Z. I M. 874 u. 541.) 



118 Totenliste im Jahres 1886. — Gross©, F. W. bis Jourdan, Charlee-Louis-Fh. 



ftrosse, F. W. f geb. 1824 in Sachsen, si im Dez. in London. Oboist 
seit 1848 in der Eonzert-Halle. 

Guelbenzu, Juan Maria, Pianist a. Eomponist, geb. 27. Dez. 1819 
(MSnestrel: 1829) za Pampelona, si 8. Jan. in Madrid. Le Guide 
zeigt ihn anf&nglich muter dsn Namen Zwelbenz an, wie aach 
die deatschen Masikztg. (MSnestrel 72. — Guide 48.) 

Gtuerlnl, Luigia Aranclo-, Primadonna, geb. zu Palermo 1838, si 
23. Juli zu ?. 

Ctulllaume, Lambert, Komponist, Violinist, Gesanglehrer, geb. 

28. Oki 1816 in Lflttich, si ebd. im Nov. 
Haerlng, Anton, Organist a. d. Eathedrale in Genf, geb. 16. Jan. 

1825 in Aesch (Baselland), si 14. Nov. in Genf. (Biogr. Schweiz. 

Musikztg., p. 207.) 
Hall, 1. W. f Organist, geb. 1808 und si 16. Febr. zu Hall. 
Hatton, John Llphot (sehrieb auch unter dem Namen Gzapek), 

Eomponist und Dirigent, geb. 12. Oki 1809 in Liverpool, si 

20. Sept. zu Margate (England). (The times musical 607. — 

Monthly musical record 225.) 
Heilbronn, Marie 9 verheiratete Vicomtesse de Lapanouse , einst 

Sftngerin, geb. urn 1847 zu Lyon, si 31. (30.?) M&rz zu Nizza. 

(Glide 116.) 

Hetinin, Prau Iwelns l f » S&ngerin, geb. 28. M&rz 1814, si im 

Dez. zu Passy bei Paris. 
Heurnng, Anton, Chordirektor, si 2. Nov. in Stuttgari (Signale 1080.) 
Hoftnan, Charles - Henri - Emlle, Dirigent, geb. 2. Dez. 1848 zu 

Si Josse-ten-Noode, si 31. Aug. zu Brttssel. 
Huber, Joseph, Violinist u. Eomponist, geb. 17. April 1887 zu Sig- 

maringen, si 23. April zu Stuttgart (22. April ist falsch. Schweiz. 

Musikztg. 97, Biogr. — N. Z. f. M. 229, Nachraf. — WoehenM. 

257, Biogr.). 

Jacquart, L6on-Jean, Violoncellist, si 27. M&rz zu Paris (geb. 

3. Nov. 1826 ebd.). 
Jlmmerthal (nicht Simmerthal oder Zimmerthal), H. f Organist, Or- 

gelbauer u. Musikschriftsteller (Qber Buxtehude 1877), si 17. Sepi 

in Ltibeck, wo er 1809 geb. war. 
Jorez, Louis-Jean-Lambert-Charles , Gesanglehrer, als Eritiker 

zeichnete er mit .,Luigi u , geb. 23. Juni 1828 zu Brissel, si 

22. Nov. in Schaerbeek b. Brissel. (Guide 360.) 
Jourdan, Charles-Louis- Philippe, Tanzkomponist, si Ende d. J. 

(?) zu Paris. 



TotenliBte im Jahres 1886. — Jouvin, B.-J.-B. bis Lejeune, L. — Mitteilungen. HQ 



Jouyin, Benoit-Jean-Bapt. , Kritiker, zeichnete seine Artikel mit 

B6n6dict, si 14. Nov. zn lieil bei Paris. 
JUlig, Franz, lompoiist, Freund Rob. Schumann's, geb. urn 1813 

zii Ettlingen (Baden), st. 17. Mai za Wien. (Signal© 728.) 
Kafka, Job. Nepomuk 9 seichter Salon-Komponist, st. 23. OIL in 

Wien, 67 J. alt. 

Kennedy, David, Baritonist, geb. 15. April 1825 za Perth (Schott- 

land), st. 13. Okt. zu Stratford (Canada). (Guide 310.) 
King, Donald William, einst Tenorist, st im Juli in London, 

76 J. alt. 

Kirchhoff, C. L., Musikhftndler in Bern, st. 4. Jan. 

KOhler, Louis, Musikschriftsteller, Eomponist, Theoretiker, einer der 

leifsigsten Musiker, der sich jedes Fach dienstbar machte, man- 

ches Brauchbare aber nichts Hervorragendes leistete, st. 15./16. 

Febr. za E5nigsberg i./Pr. (Lessmann, Allg. Musikztg., Berlin, 

p. 95. — Signal© 273. — E. Z. f. M. 99.) 
Koenig, Joseph Fiddle, Tenorist, splter Gesanglehrer, geb. 26. Febr. 

1817, si 18. Okt. ii Paris. 
Kupfer, Wilhelm, Violinist am Hoftheater in Wien, st 29. M&rz 

hochbetagt. 

Lalanne, Fr&alein J.-M. de, Pianistin, st. im Aug. za Paris, 56 J. alt. 
Langenbacb, Julias, Dirigent, st. 8. Sept. zu Bonn. 
Lapommeraye , Fr&ulein C61ina, auch inter dem Namen Bosa 

Bell, S&ngerin, si im April zu Nizza. 
Lasalle, Albert de, Musikschriftsteller, st. 24. April za Paris, 52 J. 

alt. (M6nestrel 180, Biogr., schreibt aber f&lschlich si 24. Mlra.) 
Lebel, Jean-Louis, Gesanglehrer^ geb. 7. Febr. 1813 za Paris, si 

im M&rz ebd. , ' 

Ledent, F61ix-Etienne, Komponist and Pianist, st. im Aag. zu Lot- 

tich (gib. ebd. 20. Em. 1809). 
Lejeune, Louis, Organist, st. im M&rz zu Paris. 

P'ortseteuig folgi) 



Mittrfloiigeii. 

* Hen Prof. Guetav Eogel ver5ffentlicht in der Bock'schen Neuen Berliner 
Moaikzeitang einen sehx interessanten Artikel fiber its von Heinrich Bellermann 
heraasgegebene Bach: Eduard Ghrell, Aufs&tze und Gutachten tiber Muaik (Berlin 
1887, J" Springer). £b erscheint fast wie eine Strafe des Schicksals, daas ein so 
eingefleisditer Yerachter aller und jeder Instrumentalmoaik , selbst derjenigen, die 



ISO 



MitfceOungen. 



nor alii l! i; ; if, i? sum destiip dient, der jeden Klavierspieler nodi outer mmem 

Instmmentenstimmer setzt mad ihm den Nainen eines Tonktinstlers kurzweg abspricht, 
34 Jafcre lang Organist sein musste oder wollte und 25 Jahre einem Gesanginstitute 
vorstand, welches nur Werke mit Begleitung za Gehor brachte. Der soeben er- 
schieneiie Katalog seiner Bibliothek illnstriert seine Ansichten noch auf under© Weise, 
deon kein Work von Palestrina oder mm mderen aus der altklaasischen Period©, 
aufeer einigen wenigen B&nden neaerer Sammelwerke alterer Eompoaitionen, entr 
hilt derselbe, dagegen 386 Werke InatromeataliiiiiBik und woM ebensoviel Gtaang* 
werke mit Insteomemtalliegl^ 

* Das 2. Heft der Vierteljahrsschrift 1887 bringt einen sehr wertvollen Artikel 
▼on J¥x Xav. Haberl ttber (tie rdmische schola cantonun und die p&psilieJieii 
lAplMiigir bis snr Mitte d©s 16. Jatohunderts. Er enthalt die ewtem dokmnen- 
tarischen Nachrichten fiber die einstige erste Kapelle der Welt. Der darin anfee- 
speicherte Stoff 1st fur die Mnsikgeschichte von hohem Wert 

* Die im Mai ausgegebenen Mitteilongen der Musikalienhandlung Brtitkopf S 
Haertd in Leipzig ist wieder sehr reich an neuen Yerlagsartikeln und Fortsetzungen 
alt- u. neuklassischer Ausgaben. Das Sammelwerk: „Alte Meister" reicht bereits bis 
m No. 67 nmd bringt von 61—66 zwdlf Toecatan von FreseobaldL Die Sairnnlnwg 
„Aus alten Zeiten", 12 No., enthalt kleinere Pieoen fhr Violine bearbeitet und mit 
einer Kiaiifortelie^iitaiig ▼eraehen von Bach, Lully, Conprk, Puree!, Mnffat, Sca*» 
latti u. a. Von Palestrina's Gesamtauagabe ist der 24. Band Messen unter der 
Bream Hbeiso wM der 4. Band von Heinr. Schtitz als nftchst ©rscheinead ver- 
kundet Aach von Grftry ist der 7. Band: Anacreon chez Polycrate bald zu erwaxten. 
Fr&ia Schubert's Geaamtansgabe ist ebenfalls im stetigen Fortschr©it«i begriffen. 
Gustav Jansen hat eine „Neue Folge" Briefe Rob. Schumann's herausgegeben, welche 
die Zeit von 1828—1854 umfassen. 

* Der in No. 6 angezeigte Katalog von Xeo Iiepmannssohn ist erschienen und 
enthalt sehr viel Wertvolles, besondefs im Inatnimentalfache. Von lltexen Drucken 
ist besonders das spanische Tabulaturbuch von Milan, 1535 t von grofeer Seltenheit. 

* Auf die achon mehrfach an die Bedaktion gerichtete Frage: Erscheint in 
Frankreich nicht ein ihnlicher Monatsbericht neuor Erscheinungen im Buchhandel 
wie die Monats- und Jahresberichte von Hofmeister in Leipzig, ist dieselbe nun 
imstande Antwort zm ©rtellen. Scion wit 76 Jahren giebt die Vereinigung unter 
der Adresse „Am Cercle de la librairie", boulevard Saint-Germain, 117, Paris, eine 
„Bibhographie de la Franc© x Journal general de rimprimerie et de la librairief 
public sur lea Documents fournis par le Ministers de lTnterieur. (Paraissant tous 
lea samedis)" heraus. Preis j&hrlich 24 fr., halbjahrig 13 fr. furs Ausland. Alter* 
dings ist hierin nicht die Musik allein vertreten, sondern die gesamte Literatur. 
Bficher ttber Musik sind eingereiht in die iibrige Literatur, w&hrend die praktische 
Musik eine besondere Abteilung einnimmt. Die Titel sind auafuhrlich und mit 
Sorgfalt hergestelli Hierbei sei zugleich auf ein Werk aufmerksam gemacht von 
dem soeben der 3. Band erscheint: A. Laporte's Bibliographie contemporaine . . . 
depuis 1800 jusqu* a nos jours. Paris, libr. Vieweg. In 8°. 320 pp. Enthalt die 
Buchstaben Cue— Dm. 

* Hierbei zwei Beilagen : 1. Katalog der p&pstlichen Kapelle, Bog. 8. 2. Das 
BnThflimwr Oigelbnch, Bogem 3. 



▼erantwortllcher Bedaktenr Robert Eltner, Tcmplki (Uckertnark). 
Brook tou HirttiM Beyer A 80h»e in geimlro 



MUSIK- GESCHICHTE 



heransgegeben 



der Gesellschaft fir Mugikforachusg. 



Ill Jabriant 



1887. 



Kr®Ss 4m Jafcrgaagti 9 Mk« Xan»tlleh tritihdnt 
eint Hummer too 1 fell 1 Bogec. Inter iteasg ebtthv #e 
Iftr di« Zrfle Si Pi 



KomaltilontTflllag 
▼©a Br eltkop f A Hiritl Is Leip»ig. 
Boitelhiiigra 
■inmi Jad« Baeb- nnd Xuirfkh»ndltu&g tmtgef «a 8 



So. 9. 



Jacob Arehadelt 

(Bob. Eitner.) 

Das dokojm&ntarische Material fiber Arehadelt's Lebenslaof ist 
immer noeh sehr Iftckenhaft and den in den Monatsheften XV, 142 
mitgeteilten Daten Ist kaum noch etwas hinzozofflgen. Wm die Becht- 
schreibong seines Namens beirififc, die higher Areadelt lantete, so 
habe ich aof Grand der hier folgenden Bibliographie seiner Werke, 
die gebr&ochlichere Form Arehadelt gew&hlt, iem 24mal kommt 
die Sehreibweise Arehadelt, Smal Arcadelt and 4mal Areadet for — 
die letztere Schreibart ii ftmzOsisehem Brstkai, Aaeh das Diariam 
der p&pstlichen Kapelle noiiert ihn stets onter der oben gew&hiten 
Schreibweise. Hen* Haberl era&hnt zwar in der Vierteyahrsschrift 
for Masikwissenschaft 111, 273, Ann. 8, dags er sich selbst das eine 
Mai mil Arcadelt anterzeichnet hat*), doeh legte man ©imstmals 
wenig Wert aaf eine beatimmte Namensschreibang , so is§§ selbst 
Drnckereibesitzer ihre Firma einmal so, das andaremal so zeichneten. 
Wecbselt doeh z. B. Oardane in den Jahren lilS and 1564 mit 
der Schreibweise Ctardano, so daas man Ism Namen einmal mit # f 
das asleremal mit o findet, bis er dim schlieMch air mil Qardano 
zaiehriet. — Arehadelt lebte vor 1539 am Hofe za Floreaz , was in 
den Bagionamenti von Bartoli bezeagt and von La Page and Straeten 
wiedertiolt wird. (Straeten Is La mosiqae aaz Pays-bas VI, 322.) 



*) ha Straeten, La mus. mm Pays-Baa VI, 3§S findet sich im Facsimile. 
MoMtoh. f. MmVkgmth* Jahrg. XIX. No. 9. § 



122 



Jacob Archadelt. 



1539 im Februar trat er dann in die Gapella Jalia in Bom ein ill 
fttgt Straeten (ib. 358) hlizi, dass er angeblieh damals 25 Jahr alt 
gewesen sein soil, so dass er also 1514 geboren wire. Die akten- 
m&fsige Aufzeichnung nennt ibn: Jacobus Flandrus (nicht Jacomo 
Fiammingo wie Straeten schreibt. Siehe Haberl 1. c. p. 277). Archar 
delt wird torn Juli bis November „magister capellae" genannt and 
war mit diesem Amte zugleich der magister puerorum, d. b. der 
Lebrer fir den Musikunterricbt der Knaben verbnnden. Die Singer 
der Gapella Julia batten den Dienst im St Peter zu versehen, w&hrend 
die Privatkapelle des Papstes den Namen Gapella sistina (sixtinische 
Kapelle) ftihrte. Da der Dienst in der ersteren sehr anstrengend und 
der Gehalt gering war, so strebte jeder Singer danach, in die plpst- 
licbe Kapelle (sixtiniscbe) zu gelangen , wo der Dienst leichter und 
die Einnabmen bessere waren (Haberl 1. c. 234, 249, 277). Aueh 
Arcbadelt wird am 30, Dez. 1540 in die letztere aufgenommen. Aufser 
dem Magister capellae besals die p&pstliche Kapelle einen Decanus, 
Abbas und einen Punctator. 1544 erhielt Archadelt die Stellung 
eines Abbas oder Gamerlingo, yerzicbtete am 11. Jan. 1545 auf die- 
selbe, blieb aber ferner als Stager in der Kapelle, denn er unter- 
zeichnet am Ende des Jahres die Statuten der Kapellmitglieder. Nach 
Straeten quittierte er den Dienst am 27. Juli 1549, doch nennt ibn 
noch 1551 (siebe 1539 a Ausgabe 1551) Gardane „Caator de la Cap- 
pdla del Papa." (Siehe las libera M. f. M. XT, 142.) Seimia 
tJbertritt in den Dienst des Kardinals Karl von Lothringen erfahren 
wir aus dem Titel zu den Missae fares von 1557 und zwar bekleidete 
er dort den Kapellmeisterposten. Da der Kardinal bis 1560 in Paris 
lebte nnd Arcbadelt bald nach 1557 gestorben zu sein scheint, so ist 
es mOglich, dass Paris sein letzter Aufenthaltsort war. Doch schwebt 
fber dieser Periode seines Lebens noch v5lliges Dunkel. Die franzd- 
sischen Musikschriftsteller kdnnten sich um die Geschichte der Musik 
sehr verdient machen, wenn sie ihre Archive nach Nachrichten fiber 
Musiker ftlterer Zeit durcharbeiten und durch den Druek bekannt 
machen wollten, so wie die Italiener neuerdings mit anerkennenswertem 
Eifer ihre Archive durehstdbem und vorziigliehe Quellenarbeiten ge- 
liefert haben. 

Archadelt ist als Komponist, besonders im geistlichen Tonsatze, 
von Ambros im 3. Bd. seiner Musikgeschichte pag. 593 (576) treff- 
lich gezeicbnet und er stellt ihn mit Becht niter die ersten Meister 
der Bltitezeit des 16. Jahrhunderts. Nur in einem Ausspruche irrt 
er, wie mir Herr Dr. Boeeker in Fischeln mitteiit, wo er von der 



Jacob Archadelt 1539 a. 



123 



Missa de Beata Virgine sprioht und sieh in einer Anmerkang dahin 
r ftoisert, dass dieselbe im Gloria die gebr&uehlichen Texteinschiebungen 
(Texteinschube sagt Ambros) nicht enth&lt. Dies ist ein Irrtum Am- 
bros\ denn die Einschiebungen sind auch bier vorhanden. Der oben 
genannte Herr besitzt die Messen Arehadelt's, sowie die von Morales 
in Partitur und ist fuller Lobes fiber beide Meister. Sie sind, sagt 
er, die Leitsterne and Quellen gewesen, wonach Palestrina sieh ge* 
bildet hat*) Seine beryorragende und geradezu stilbiidende Bedeu- 
tug als Madrigalist, habe ich schon in der Bibliographic Willaert's 
pag. 86 heryorgehoben. Eine wunderbare schw&rmerische und sehn- 
sachtsYolle Sttmmung tint ais ihnen uns entgegen. Er verschm&ht 
jades kontrapunktisehe Eonstmittel aufser kleinen imitatorischen Ein- 
s&tzen und die stete Wiederholung des letzten Verses jeder Strophe, 
* die wie ein Abgesang klingt, giebt ihnen fast einen volksttimlichea 
Anstrich. Dass Archadelt Niederlander ist, vergisst , man , veils t&ndig; 
er geht v5llig im Wohlklange und der stimmungsvollen Klangschdn- 
heit auf. Die Madrigale zeigen in ihrer festen Gestaltung und dem 
bewussten Ausdrueke eine Vollendung, als wenn sie lfingst vorbereitete 
Formen wlrem und doch datiert ihre Entatehung ■ erst eiqe kurze Zeit. 
Die kttnfligi Zeit hat aueh nichts daran ge&ndert und bis ■ in den Am- 
fang des 17. Jahrh. bildet das Archadelt'sehe Vorbild das Master ftir 
alle Arbeiten in diesem Stile. Damit sei aber nieht gesagt, dass Archa- 
delt der Erfinder des Madrigals sei, denn noch bleiben uns Verdelott 
und Naich als frflhere SchOpfer desselben zur Untersuchung fibrig. 

Die nun folgende Bibliographic der Druckwerke Arehadelt's ist 
dureh die freundliche Hilfe der Herren Dr. Laubmann in Mtinehen, 
Will. Barclay Squire**) in London and Frz. Xav. Wiber in Wien eat- 
standen und geb&hrt den Herren ein gro&er Teii des Verdienste^ 
dass sie zu solchem Umfange angewachsen ist. 1 ■ ' ' ■ ■ 

Bibliographie der Druckwerke Archadelfs. 

1539 a. (Versal:) Tenor. | 1 Primo Libro Di Madrigali d'Archar 
delt a | qvatro con nvova gionta im- | pressi. | Vignette. | Con gratia 
et privilegio. | 

*) Deraelbe Harr maoht mich auch dazanf aufinerloam, dass die m Knit 
im 5. Bande von Ambros 1 Musikgesch. p. 212 mitgeteilte Lamentation von EUazafr 
Gtnet in dem Pariser Brack© von 1557 (siehe Bibliogr. der Mnsik-Sammelwerke 
1557d) bedentende Varianten gegen semen Abdrnck aufweist. 

**) Auf pag. 8S ist dor Mam© dutch ein Obeneliai bei der KctfiMiir tunrolL- 
stftndig mitgeteilt worden. . • • ' • ' 

9* 



Jacob Archaddt 1589a. 



Am liii: In Venetia Nils Stampa ff Antonio Gardane. | Nell- 
anno del Signore M.D. XXXIX. | Drkz. J 

4 Stb. in kl. quer 4°. Dedik. an Monsignor Leone Orsino Bletto 
di Pregius von A. Gardane. 

Exemplar: Kgl. Bibl. in Mtlnehen komplet 

Die Dedikation beginnt mit den Worten: Si toglieva 11 sno debito 
a la gloria del Divino Areadelte. Oegen das Ende derselben erfehrt 
man, dass dies die in 10 Madrigale vermehrte zweite Ausgabe von 
Gardane ist nnd dass ihm ein Dracker in Mailand die erste Aosgabe 
8ehr fehlerhaft nachdroekte (non senza seorno di qnegli Stampatori, 
chi ristampatigli in Milano). Die Pehler, sagt er finer, die sieh in 
meiner ersten Ausgabe vorfinden, sind mehr dnroh die Sorglosigkeit 
meines «Komponisten, als dnreh mieh entstanden. litis seizt die erste 
Ausgabe ins Jahr 1538, giebt aber nishts N&heres an. 

Die Aisgab© enth&t 60 Madrigali in folgender Ordung: 

1. II bianco e doloe cigno et io piangendo. 

2. Pimgwite dardo chel mio cor congnmi. 

3. In jngtasaimo amore che val l'nnico. 

4. Ragion e ben ch'alcuna volta io canti. 

5. Non ch'io non voglio mai altro. 

6. Io vorrei pur fiiggir crndd' aniom 

7. Voi ve n'andatfal cielo oochi beatL 

6. OmM mid Musi mentre ch'io id giro. 
9. Anddetemi pmr grievi martirL 

10. Dhe come par al fin lassa vegg* io. 

11. Sapete amanti perch' amom 

12. Madonna sio Voffendo pur ion. 

13. Nova domni m'appam di belta* 

14. I© ho nel cor vn gel©, die quanta. 

15. Qnando -col dole© moo I'aoDordcm 

16. Se vi piaoe Signora il mio dolore. 

17. Ghe pin foe* al mio loco che pin. 

18. Non pin dance madonna. 

19. Bantie non dale voi data* iwidda 
80. 0 s'io potesri donna dir q«el. 

21. Voatra M e iacro mentre ch'io vim 

22. Se la dorm dnraza in la mia donnii. 

23. Voi eapto ch'io w l §mm mm, 

24. Lasoiare (laiwar) il vek o pir id 

25. S'd too partir mi spiaoque. 

26. Non Vaccorgete amanti, che di oostoi. 
17. Benedett' i maitiri ©hi© MBtqgno. 
28. Qoal ditia sempre al maggior. 



Totenliste dea Jahres 1886. — Joseph G. Lennox Ms Ricardo Muter. JJg 

IS. Dhe Be 1© edegn' aftaeitH 

30.. 8© grocchi non temprate on 1 autre. 

31. Qoai pomi mai quaToro potrian. 

32. Alma perche si trista. 

33. Quanta belta, quanta gratia. 

34. Fobs' io morir di mala. 

35. Dhe dimm' amor se l'alma. 
86. Io dico ©he fra voi potenti. 

37. Fammi pur gmen^ amor. 

38. AM lie la donna warn. 

39. H vagh' e dolce sguardo. 

40. Voi voi la mia vita m te. 

41. Giovenetta regal pur* innocente. 

42. Quantf e madonna mia folTil pensiero. 

43. Chi potra dir quanta dolcezza. 

44. Madonna ojm© par qmal oagion. 

45. Dunque credete chlo. 

46. Felice me m de i bet lum* mm raggio. 

47. Ijcidar vol donn' tngrate. 

48. H ciel che rado virtu tanta mostra. 

49. Bella fioretta io vorrei pur lodarvi 

50. Madonna ™ fa gentile. 

51. In mi boBohetto adorno. 

52. O felici occhi miei. 

53. Io mi pensai die spento foes' el fooo. 

54. Amor tu eai pur in* amor. 

55. Quanta travagli e pane. 

56. Era piu bei fiori che mai creasse. 

57. 8e per colpa del vostro fiero sdegno. 

58. Ahime ahime doV el bel viso. 

59. Ver 1 inton' el mi© petto. 

60. Qtumif io ipead al Maitim <StaietHng ffalgb) 



TtteilM© im Jalres 1886, 

die Musik betreffend. 

Lwniiox, Joseph ft* Orgaaist i. Diriiiiit der. QmmAaM Oratorio, 
st. 14. Juli tu Boston (Atoerika). 

Mml«iiiaiiii f Edvai*,' Btfulit, geb. 28. Jm. to S«jri% nt. »• Hhs 
in Kas&el. 

Muter, Kimr§B 9 Pianist t. Kompraist, st 6. Mbr. ii Lradoa, € §b. 
in Devonshire. (The musical Vfarld 119.) 



126 



Totenliste lis Jahree 1888. 



— Franz Iiszt bis Andreas Johann Lorenz Oeehsner. 



Liszt, Franz 9 si 31. Jnli zu Bayreutb. (Lessmann's Allg. Musikztg., 

Berlin, p. 331. Bock 241.) 

Loew, Joseph, Komponist von Salonpiecen, si im Okt. in Prag. 
Maas, Joseph, Tenorisi geb. 30. Jan. 1847 m Dartford (Kent), st v 

18. Jan. zt London (wird auch mehrfach filschlleh aogezeigt: 

17. Jan. zi Rochester). (Glide 32. — M6nestrel 64. — Mnsical 

times 93. — Monthly musical record 28. — The musical World 60.) 
Magnlen, Fernand, Oboe-Virtuos, si im Jnli zu Lille. 
Mannl, Ignazlo, Komponist, geb. 10. Janaar 1814 m Antonio, si 

4. Juli ii Modena. (Bicordi 215, l&ngere Biogr. 224.) 
Markowska, Fran Ills©, Komp. a. Pianistin, si 21. M&rz zq Wien. 
Mas, Eusehlo Dalman y, Dirigent, si 10. April in Barcelona. 
Meden, Hermann yon der, Konzerts&nger, geb. zq Hamburg, si 

1. Aug. ebd., 32 J. alt. (Bock 253. — Signal© 728.) 
Mejo, August Wllhelm, Dirigent u. Komponist, geb. 19. Jan. 1791 

in Nossen, si 1. Aug. zu Chemnitz. (Signale 680.) 
Melchert, Julius, Komponist, si 12. Sept. za Hamburg, geb. 1810 

zu Altona am 12. Sept. (Bock 302.) 
Menghettl, Giuseppe, Opernkomponist, si 5. Jan. zu Filottrano 

(Aneona)," geb. zu Fane (M6nestrel 72. Bicordi 22.) 
Menu, Bassist, si im Febr. zu Paris. 

Methfessel, Ernst, einst Musikdirektor in Winterthur, geb. 20. Mai 
1811 in Mtthlhausen (Thttringen) , si 20. Jan. in Winterthur. 
(^Lutobiogr. in Schweizer. Misikztg. 1886, 32. Andere Aufzeich- 
nungen von ihm, ibid. 202.) 

Minelll, Gustavo, Musikschriftsteller, besonders Kritiker, si Ende 
Nov. zi Mailand, 65 J. alt. (Bicordi 358.) 

MOUer, Eduard, Musikdir. in Bremen, geb. 3. April 1807 ebd., si 
8. Jan. ebd. (Signale 115.) 

Monglnl-Stecchl, Frau Carloila, S&ngerm, si im Mai zu Novara. 

Miller, Adolf, sen. Schmid soli nach F6tis und Schilling sein 
wahrer Name gewesen sein. Er hat an 4773 Werke geschrieben 
und starb am 29. Juli zu Wien, 85 J. alt. 

Jtlller, Johann ftottlob, geb. 14. Juli 1813 zu Syhra bei Geithain, 
gest. 16. Oki in Dresden, Direktor des M&nnergesangvereins Or- 
pheus und Komponisi (Biogr. S&ngerhalle 360.) 

Nathan, Ernest, Violinist, si im Oki zu Paris. 

Oeehsner, Andreas Johann Lorenz, geb. 14. Jan. 1815 in Mainz, 

. ' gesi 19, 'Dez. in Havre, Komponist and Violinist. (Biogr. M6nestrel 
1887, 63. - Bock 1887, 81.) 



Totenliste dee Jahres 1886. — Aug. Olander lis E. Pichoz. — Mitteilungen. 127 



Olander, Aigmsfe, Komponist and Violinist, st 3. Aug. in Stock- 
holm, 62. J. alt. (Guide 220.) 

Opertl, Giuseppe, Komponist and Dirigent, si 7. "Dm. in Denver 
(Colorado). (M6iestrel 1887, 64.) 

Pancaldl, Alberto, Baritonist, st. im Nov. zn Bologna, 32 J. alt. 

Panzlui, Angelo, Komponist, st. im Mlrz m Mailand (geb. za Lodi 
1820). 

ParaYlclnl, B. f Tenorist, si im Juli zu Paris, 31 J. alt. 

Paris, Edouard de, Pianist, st. 28. Sepi zn Brigtbon (England). 

(The musical World p. 638, Biogr.) 
Petit, Jules-Emlle, Bassist, st. im Mai zn Paris, 47 J. alt. (Guide 

176.) 

Pieconi, Giuseppe, Pianist, st. 31. Mai in Gomo. (Bieordi 182.) 
Pichoz, Emlle, Komponist und Musikdirektor, si 4. M&rz zu Paris. 
87 J. alt. (M6nestrel 112.) (Fortsetzung folgt) 



MittoHongen. 

* Herr Pfarrer Dr. Boecker in Fischeln bei Crefeld teilt der Bedaktion auf 
die Anfragen im letzten Monatsheft Folgendes mit: Succentor : Qui in ecclesia post 
praecentorem mm principalem cantorem subsequenter canendo respondet , vel qui 
facit officium principaliter in choro sinistra (nach Joannes de Janaa [Genua] , der 
eigentlich Balbi oder de Balbis hiefe. Er war Dominikaner und schrieb 1286 ein 
Werk zur Erlernung der lateinischen Sprache, genannt Summa oder Catholicon. 
1. Ausgabe Mainz 1460, sp&ter noch neunmal herausgegeben). Ferner nach Duran* 
im (de ritibus Eccleaiae) der da schreibt : Cantorom duo sunt in arte musica genera, 
praecentor soMeet, et euccentor ; praecentor ¥<M»m pmemittet in canta (stimmt an, 
auch imponit genannt); euccentor canendo subsequenter respondet, concentor vero, 
qui consonat. — Der Praecentor (oder heute Cantor) war moistens im Canonicus der 
Succentor der Erste der Sanger. Ebenso iibersendet Herr Kaplan B&urnker Ant- 
worten auf die Frage. Gerbert in de cantu et musica sacra I, 803 schreibt: „Idem 
Mdorms ipsa cantorum genera distinguit etiam apud Gratianum diet XXI. c 1. 
cleros, Cantor autem yocatur, quia vocem modulatur in cantu. Hujus duo genera 
dicnatiir in arte muaica; sicut m docti homkis latine dicere potuerunt; praecentor 
et succentor: praecentor scilicet, qui vocem praemittit in cantu, succentor autem 
qui subsequenter caaendo respondet." Daraach w&ren miter ewxentoree die gewilm- 
lichen Chorsiigir zn verstehen, welche, nachdem der Praecentor den €re§ang ange- 
stimmt hat, weiter singen resp. respondieren. — Daselbst I, 204 ff. „Ne quid dicam 
de phonaacie veterum v ocis fonnandaa oonservandaeque magwtris, de quibis nuper- 
rime scripsit Wilh. Ballhorn, qui in scholis etiam publicis non cantum aut disciplinam 
musicam sed rectum vocis pronuntiationisque usum docebant" Ferner S. 205 : ,,Hic 
tamen ipse Claudiamus laudator, a Gidonio ApoUinari in epitaphio: 
Ttaetator, geomeftra, muacuBque, 
Paalmorom hie modulator et phcmsan, 



128 



Mftteilniigeii. 



Ante altaria, fratre gratalante, 
Iistractas docait 8onare classes." 
Darnach scheint „Phonascus" ein Gesanglehrer sein an sollen. 

* In Thonain's Bade: Lee origines de la Chapelle-Masiqae des Soaverains 
de France (Paris 1864) kommt p. 54 folgende Verordnong inter Fhilipp VL vor, 
die sehr bezeichnend fur den Titel „Jfiiffr« d§ chant* ist Sie lautet: ,»La Si- 
Chapelle doit avoir de ooatome ancienne, huit enfanta de cihoeui et deux maitres, 
dont Fun appel£ Maltre de chant, pour lenr apprendre l'aaage de Men chanter 
mm le choemr, a chanter en motets et a chanter en parties." Fhilipp VL regierte 
von 1328—1850. Das Wort „Motett" ist hier noch beachtenswert, was hier im 
fflwrtoi Sum© aaftritt mud sich als Gegenaati in n m parties", in gthrnnm (?) stilt. 
Meiner Ansicht nach hezeiclmet m Mm den CiMMBlmmmg iiii Unisono, gegen den 
mehralamimgan Geaang. Sollte jemand eine hesaere ErM&rang kennen, so wild e? 
mm gefallige Mitteilong ersucht. 

* Eft^tveronlneten-Versainmlung in Breslaa vom 30. Jani 1887. Der Stadt- 
verordnete Hainauer raferiert fiber die Katalogisierang mnsikalischer IfannsMpte 
in onserer Stadtbibliothek. Anf Antrag des Magistrats wolle die Yeraammlong sich 
danit einveratandoi erkUtan, daas die fir die lAMogMeraiig der Maak-MaiiisMpte 
der Stadtbibliothek entstehenden Kosten mit 1500 M vorschussweise gezahlt and 
demnajchst ana dim Erlise fur die sp&ter zn FiiliiJsenideii, snr Khediger'schen Ab- 
teilung noch geMrigea Bficher-Doabletten gedeckt'werden. Beferent weist in warmen 
Worten auf die Verdienste hin t die sich Herr Dr. £. Bohn inbezng anf die in unserer 
Stadtbibliothek vorhandenen moaikalischen Drackwerke bereits erworben, sowie anf 
den groDsen Wert der noch nicht katalogisierten Mosikalien, durch deren Katalogi- 
sierang nach Ansicht des Herrn Dr. Bohn eine Quelle werde aofgedeckt werden, die 
fttr die Geschichte der Entwickelung der Mosik gar nicht genugend gewordigt wer- 
den k5nne. Das za zahlende Honorar sei derart, dass dafttr nor jemand die Arbeit 
ubernehmen konne, der aus besonderer Neigong sich for dieselbe entschlielse. Die 
Versammlung genehmigte den Antrag des Magistrats ohne Diskossion. 

* Die mit grofeem Geschrei angekfindigte Biographic Ole Huffs von L. Ott- 
mann ist in Stuttgart bei Rob. Lutz 1886 (in 8°, 233 Seiten) erschienen, ist aber 
nor eine Zusammenstellung von Anekdoten and nimmt den niedrigsten Stand in der 
Iiteratnr ein. 

* C. SticM: Die Organisten an der Si Marienkirche and die Abendmasiken 
zu Lubeck von . . . Leipzig 1886, Breitkopf & H&rtel. In 8°, 37 Seiten. Der fleifsige 
Schriftsteller giebt ans hier abermals eine historische tTbersicht fiber die Leistongen 
der Lfibecker Organisten. In der £inleitung wird ein korzer tJberblick fiber die Ver- 
vollkommnnng der Orgel gegeben and derjenigen der Stadt Lfibeck besonders gedacht, 
worauf die Organisten von 1465—1810 kurz angefuhrt and daraaf die Entstehang 
der Abendmasiken historisch nachgewiesen werden, die schon vor 1677 bestanden 
haben mfissen. Der Hauptanteil fallt Buxtehude zn, dann folgt Schiefferdecker, die 
beiden Kuntzen and schliefet mit von KSnigslow. Als Anhang folgen die Verzeich- 
nisse der Werke von den sechs Organisten, die sich um die Abendmusik verdient 
gepucht haben, zum Teil mit Angabe der Fandorte. 

* Hierbei zwei Beilagen: 1. Katalog der papstlichen Kapelle, Bog. 9. 2. Daa 
Boxheimer Orgelbuch, Bogen 4. 

Venntwoxtlicher Bedaktewr Bobert Bitner, fttuptfai (Wokummrk). 
Drook tm HiiniBB Beyer * SOkne im X4*H0«»»alsft. 



MUSIK-GESCHICHTE 



der Gesellschaft fiir Musikforeohung. 



HI Jalirpg. 

1887. 



Prdi det Jfth*i Migei § Xk. Monfttlioh ertoheint 
tine Nomrner ▼on 1 lilt t Bogen. Insertionagebnhrtn 
Air die ZeUe 80 ft 



KonnnfMioniTirlag 
▼on Brelikopf A Hlrtel in Leipslg. 
Bestellnngen 
nfaimt Jute Bmoli- «nA Mwrikfindlug mtftgtu. 



So. 10. 



Jacob ArcMleli 

(Bob. Eitner.) 

(Fortsetzung.) 

(1641a). OANTVB 1 IL P11MO LIBBO BE 1 MADRIGAM, 
B'AIOBADELT A | QTATKO, CON M¥0¥A GIONTA 1MP1BSSL j 
M.D. — Drodran. - XXXXI. 1 NON SINE PRHILEGIO. 1 Exci- 
debat Venetiis, apud Antonium Gardane. 

4 Btb. in kl. quer 4° zu je 28 Bll, ohne Bedik. 

Exemplar in der Hofbibl. zq Wien komplet. 

Das british Museum besitzt von demselben Jahre md demselben 
Verleger ein kompletes Exemplar, welches im Titel mehrfach variiert. 
Ob hier nor eine none Titelausgabe oder ein neuer Brock vorliegt, 
batte ieh nicht Gelegenheit festzusteilen. Ber Titel lautet: 

(1141b). Caitts | 11 Prim© Libro Bi Madrigali d'Arehaddt A | 
Qvatro con Nvova Gionta impressi. | M.B. — Bruckerz. — XLI. j 
Con Gratia Et Privilegio 1 Venetiis Apvd Antonivm Gardane. | 

Altvs md Tenor ebenso, doch die Bass-Stimme hat nur das Wort 
BASSVS und daranter die Bedik. von 1539a an Monsignor Leone Or- 
•iia (British Mis. 1. 1. g. 17.) 

Ber Inhalt das Wiener Exemplares besteht ana iir 56 Madrl- 
galen und zwar fehlen No. 3, 12, 39 und 61 und stehen aufeerdem 
in anderer Ordnung. 

In demselben Jahre gab aueh Scotto die Sammlusg heraus: 

lfcmatoh. £ MntikgeMn. Mug . XDL No. 10. 10 



130 Jacob Archadelt 1589 a (1541c, 1543, 1544, 1546, 1551). 

(1541c). (Versal:) Del Primo Libra De I Ma- | drigali Di 
Archadelte | Nvovamente Ampliato, | (Petit:) Et con ogni' diligentia 
curette. I Bob. des Stb. I A QVATRO — Drin. — ¥001 1 Tenetijs 
apad Hieronymam Scotam. | 154 J. | 

4 Stb. in II. qaer 4°, obne Dedik. Nur der BASSVS aaf der 
Universit-Bibl. in Jena bekannt. Enth&lt dieselben 56 Madrigal© in 
etwas anderer Ordnnng. 

(1543) . (Tarsal:) D' Archadelt il primo | libro de i Madrigali a 
qva- | (Petit:) tro voci. Con Nova | agianta ampliato, & noaamente | 
Impreffo. 1 CAITVS 1 A QVAT10 — Dnieken. — VOCI. J V§i©tijg 
ipid Hieronymam Scotam. | 1543. | 

4 Stb. in kl. qaer 4°. Titel des Alto, Tenore and Basso: 

Del Primo Libro de i | M . . . di Archadelte | nvovamente 
ampliato, | Et con ogni diligentia coretto etc. 

Inhalt: Fol. 1, II bianco e dolce cigno — Fol. 54, Ver' infern' 
e'l mio petto. 56 Madrig., also dieselben wie in 1541. 

Exemplar in der Univ.-Bibl. in Jena, fehlt Bassas, der die Jabres- 
zahl 1541 trftgt, siehe oben 1541c. 

(1544) . Eine Aasgabe von 1544 befindet sich in der Privatbiblio- 
thek des Herrn Basevi in Florenz in 4 Stb. Der Titel laatet genaa so 
wie bei der folgenden Aasgabe von 1546, anch hier wie bei 1546 fehlt 
der Drockername. Herr Emil Vogel giebt Scotto als Dracker an. 

(1546). Archadelt | II Primo Libro Di Madrigali d'Archadelt | 
A Qvattro Voci Con Nvova Gionta | Vltimamente impressi. | Drz. | 
Con gratia & priailegio. | Venetiis M.D.XXXXVI. | Bez. des Stb. | 

4 Stb. in kl. quer 4°. Herr W. Barclay Squire erkl&rt das 
Drackerzeichen, ein Drache zwischen Flammen, als dasjenige des 
Griffin, doch Sebastianos Gryphaeos drackte za Lyon am 1524 bis 
1536 and der Drackort Venedig, wie aaf dem Titel steht, wfirde nicht 
passen. Giovanni de Boglhat & Co. verwendet zwar zeitweise ein 
&hnliches Drackerzeichen, doch kann er es aach nicht sein, da er in 
Ferrara draekto. 

Exemplar aaf dem british Maseam za London. 

(1551). (Versal:) Tenor 1 A1CHADELT PMMO | CiiffiiitaEt 
Sei Madrigali | (Petit:) A qaatro aoci de lo Eccelente Mafico messer 
Giaches Archadelt Cantor | de la Cappella del Papa Vltimanente 
Bistampati & corretti. | (Versal:) Libro Primo | . A . . G: | A QVATBO 
— Drackerz. — VOCI | (Petit:) In Venetia Apresso di | Antonio 
Gardane. | 1551. | 

4 Stb. in kl. qaer 4°, obne Dedik. 



Jacob Archadelt 1539a (1558, 1575, 1597). 



131 



Die Egl. Bibl. in Berlin besitzt den Tenor nnd die Marcus-Bibl. 
in Venedig den litis. 

Eatb&lt dieselben 56 Madrigale wie in 1541 doch wieder in 
anderer Ordnong, ferner bekennt hier stillschweigend Qardane den 
Irrtnm, dass er eine ganze Anzahl Madrigal© Archadelt zageschrieben 
hat, die gar nicht von Archadelt sind. Dies giebt wieder den Beweis, 
in wie geringer Verbindang nnd Bertibrang sieh die Verleger mit 
den Komponisten befanden, and dass sis die Kompositionen nahmen 
wo nnd wie sie dieselben erwisehen konnten. Gardane bekennt also 
bier, doch wahrscheinlich anf Yeranlassang Archadelt's selbst, dass 
folgende Madrigal© von anderen Antoren sind: 

p. 3. Pungente dardo, von Berchem (nach 1539a No. 2). 

p. 4. Ragion'e ben, von Berchem (No. 4). 

p. 8. Io vorrei pur foggir, von Corteccia (No. 6). 

p. 12. Fammi pur guerra, von Corteccia (No. 37). 

p. 13. Sapete amanti perch' amore. von Berchem (No. 11). 

p. 17. Quantfe madonna, von Const. Pesta (No. 42). 

p. 23. Lasciar'il velo, von P. Layole (No. 24). 

p. 25. Non piu oiance madonna, von Berchem (No. 18). 

p. 27. Vofltra fui e saro (nicht sacro), von Berchem (No. 21). 

p. 30. 0 s f io potessi donna, von Berchem (No. 20). 

(1618). (Venal:) Otntvs | Di Arcfaadalt II Prim© Libro De 
Madrigali A Qvatvor | (Petit:) Voci Nouamente con ogni diligentia 
ristompato & eomtto.-| A QV AT10 — Drkz. — fOCi 1 li VeneUa 
Apreeso di | Antonio Gardano. | 1558. | 

4 Stb. in kl. qner 4°. ohne Dedik. Staatsbibl. Mtlnchen, Mis. 
pr. 97, kompl. 

£nth&lt nar 43 Madrigali nnd zwar nach 1539 a die Nrn, 1, 2, 
4-11, 13, 15-17, 20, 84-89, 81, S3— S8, 41—43, 45-49, 58, 
55—60 in anderer Ordnung. Die in 1551 genannten Komponisten 
sind hier dieselben, nr bei „Qaant' e madonna mia u fehlt der Name 
Festa's nnd aufserdem ist bei „Dhe se lo sdegn 1 altiero" Corfeecia 
genannt nnd bei „Occhi miei lassi" Berchem. Die XJnsicherheit in 
der Antorbestimmnng geht so fort 

(1575). Nach Dehn's handschrifdiehem Eataloge der Gymnasial- 
bibL in Brieg (Egl. Bibl. Berlin) befand sich einst daselbst der Altos 
einer Ansg., Yenetia 1575 apr. Gins. Gnglielmo, in 4°, die aber hente 
nach Aossage des Herrn Bibliothekars nicht mehr vorhanden oder 
nicht aaffindbar ist, fehlt anch im dortigen Eataloge. 

(1597). Die Univ.-Bibl. in Upsala besitzt eine Ansgabe: Yenetia 
1597, in der sich auch die Madrigale von Berchem and Corteccia 

10* 



132 Jacob Arehadelt 1539a (1617, 1625, 1628, 1640, 1642). 



befindea. Vorhanden sind but Cantos and Altos und der Inhak be- 
steht nur aas S3 Madrigalen. 

(1617). * (Venal:) Onto | Archadett | 1 Primo Libro 1 D# Ma- 
drigal | A Qvattro | Voci. | (Petit:) Noaamente con ogni diligentta 
rifiampati | Bra. || (Versal:) In Venetia, | (Petit:) Apreflb Oiaeomo 
Vincenti. 1617. | 

4 Stb. in hoch 4°, ohne Bedit No. 1: 11 bianco — No. 33: 
AM s§ la donna mad zwar nach der Ansgabe von 1539a in folgender 
Ordnung; No. 1, 7, 2 (mit Berchem fMschlich geaeichnefc), 4 (von 
Bercbem), 55, 67, 58, 8, 6 (von Corteceia), 87 (von Oorteccia), 42, 
13, 9, 45, 15, 20, 17, 24, 16, 48, 53, 49, 25, 29 f 31, 26, 28 f 27, 
59, 60, 33, 34 and 38. 

Exemplar : Egl. Bibl. Berlin, komplet. 

(1625). Das royals College of Music zu London besitzt eine 
Ausgabe: Napoli 1625, komplet. 

(1628). Ebendort eine Ansgabe von 1628. 
(1640). (Versal:) Alto 1 Arehadelt | 11 Primo Libro | Be Ma- 
drigal | A Qvattro Voci J (Petit:) Bedicati al Molto Illastre Signore | 
(Versal:) II Signor | Francesco | Vigna. | In Soma, | (Petit:) Appreffo 
Vincenzo Bianchi. MDOXXXX. | (Versal :) Con Meente Be' Svpe- 
riori. | (Petit:) Si vendono in Parione all' Insegna del Martello. | 

4 Stb. in hoch 4°. Bie Bedikation ist vom Verleger an oMgmi 
Vigna gerichtet nd mit dem 15, April 1640 gezeichnet. Enthlit 
nur 29 Madrigale: II bianco e doloe — Quando io penso al martire, 
p. 81. Bie beiden Madrigale von Berchem, No. 11 und 20 nach 
1539a, sind hier wieder fftlschlich Arehadelt zugeschrieben, sowie 
der fiatz von Festa No. 42. Enthalten sind nach 1539a folgende 
N».: 1, 7 f 33, 28* 5, 85, 86, 9 f 45 f 4S f 46, 41, 54, 47, 10, 17, 
16, 48, 40, 25, 26, §6, 57-60. 

Exemplare : Kgl. Bibl in Brissel, fonds F6tia, koaplet; Kgl. Bibl. 
in Berlin nnd Liceo musicale in Bologna nor Alto. 

• (1642). (Vernal:) Alto | Arehadelti 1 (Petit:) II Prlnw Libro | 
BE MABBIGAL1 I A Qiatro Voci 1 Ba D. Florid© Oiiomico d# Si- 
vastus da Barbarano | emendate | Brkz. (Abbildung einer Foitaine) || 
IN 10MA | Nella Stamparia di Andrea Fei. MDGXLII. | Oon iceim 
de BaperiorL | Ad instanza di Qio. Bomenico Fraazini, all' insegna 
della 1 Fontona a Pafqnino. i 

4 Stb. in hoch kl. 4°, ohne Dedik. mit demselben Inhalte nnd 
Fehlern wie Ansgabe von 1640. Nur der Alto auf der Egl. Bibl. 
m Berlin bekannt. . (EVntwfaiug -iaDlgt) 




Totonlkte das Jakrn 1886. — Geoxgee W. Figott to Tbtodor Bitter. ||S 

Totenliste des Jahres 1886, 

ilt Mosik betreffend. 

Hgttt, Frau Georges (Mm Osp! Pigott), Ktitoli, st im 
Nov. n London. 

Plttnuui, Joslalt, Mosikaehriftsteller, Organist tie., geb. &. Sept 
1816, st 23. April si London. 

Plot, Joseph, Paokenschl&ger, st 7, Joli Ii Prig. 

Ponchard, Fdlix-Andrf, Gesangiehrer, A im Mi m Nantes, 93 J. 
alt (M6nestrel 308.) 

Ponehielll, Ajatleare, Opernkomponist, gib. 81. Aug. 1884 m 
Pmitraci Cremonese, gist 16. Jan. m Mailand. (Guide 31 — 
Bock 39. 101. — Signals 177. — Mteesirei 60, Biogr. von 
Pougin. Bibs! Bibliogr, — Bieordi 15, mi Portrait 23 i. f.) 

Prill, Frtalein Ann*, Piaiiistin, at. 20. No?, im Berlin, ihrer Geburts- 
stadt, 23 J. alt 

Quints, Otto. Wie mir Herr A. Qaantz, sein Binder, Baehfcraglieh 
mlttelt, starb er niebt den 5. Dez M sondern im 1. De& 1885 
(fids M. t M. 1881). 

Baafe vem Babenu, Ctnido, Mnsiklehrer, st SO, Jani Im Wien, 
52 J. alt 

B&mbosaoii, J*, MaaikaehriftstaUer, geb. urn 1827 Ii Savoyen, gest 

im April is Paris. (M6nestral 172.) 
Baphael, Pr&ulein Era, eigentlieb Caroli»e-Bve Damoriier, Stoprifi, 

gib, 27, Febr. 188? m Neuilly-siir-Seine, gest 15. April zu Gent 
Bieeius, August Ferdinand, Eomponist and Scbriftsteller, Bedakteur 

des musikaliseben Teiles der „Harabiirger Machrichten", geb. 

26. Febr. 1810 ii Bernstadt bei Herrnhnt, gest dea I, Joli is 

Karlsbad. (Signals 610, 660, — N. 2. 1 M. IBS, Ort ill Datum 

Blester, Theodor, Kasia&eraiusikus an der Egl. Eapelle at Berlin 

and Eompoai&t st IS, M&n ebd. 
Bldley, Wllllaaif Organist, geb, 1810 Im N#wark, gmt 12. Okt 

m Liverpool. 

Bias, Hubert, Violinist, st 14. Sept sa Berlin, 84 X alt (Book 301.) 

Bitter, Theodor, Komponie* and Pianist, sein eigeatiieber Name 
war „Bennet" Geb. 5. April 1841 in einer der Yorstftdte von 
Paris, g&st & April n Pari* (Goida 111. — Mfaeatrd, Biogr. 

m.) 



184 Totenliste des Jahres 1886. — ' Guido Raab Ton Bobenau Ms Fernand Sottiaux. 



Robenau, ftuido Raab von, Pianist, si im Jell zu Wien, 52 J. alt 

Rocea, Carlo, S&nger, st 9. April zu Mailand. 

Roissi, Prau Nolmi de 9 Sftngerin, st. im Juli zi Mailand, 56 J. alt. 

Rossi, ftloranni, Komponist, einst Orchesterchef und Direktor des 
Conservatoriums m Parma, st 80. Mtrz za Genua, 59 J. alt 
(Rieordi, Biogr. mit Portr. 132.) 

Sale nobile Antonio, Maestro, Komponist von Kirchen- und Kammer- 
musik, st 20. Sept za Bassano Veneto, 83 J. alt. (Anzeige von 
Br. Osc. Ohilesotti in Bieordi 290.) 

Salto, Giuseppe, Masiklehrer in Turin, st dort im April. 

Sassella, Luigi, Clarinettist, st 26. Nov. za Mailand. 

Searla, Emil, zaerst Jarist, dann S&nger, geb. 18. Sept. 1840 zu 
Graz, st 22. Juli zu Blasewitz bei Dresden. (Guide 208. — Sig- 
nals 650. — Mtaestrel 283, nennt 1886 als Geburtsjahr. — N. 
Z. f. M. 341.) 

Seherzer, Br, Otto, Universit&ts-Musikdirektor in Stuttgart und Kom- 
ponist, st 23. Pebr. ebd., geb. 1821 zu Ansbach. (Biogr. Scbweizer. 
Morikitg. 1886, 65.) 

SehlQsser, Louis, Hofkapellmeister in Darmstadt, Komponist and 
Kritiker. Geb. 17. Nov. 1800 za Darmstadt, gest 18. Nov. ebd. 
(Manehe Ztg. sagen, er starb an seinem Geburtstage?) (Biogr. im 
N. Z. f. M. 1887, 42.) 

Sehmitt, Dom Antonio, Musikscbriftsteller, st. im Mai oder Juni 
zu Solesme, 43 J. alt (M6nestrel 252.) ■ 

SchmGlzer (weder Sehm6ller noeh Sehm&lzer), Jacob Eduard, 
Komponist von Mftnnerquartetten , geb. 12. M&rz 1812 zu Graz, 
gest 9. Jan. zu Kindberg in Steiermark. (S&ngerhalle p. 28, Biogr.) 

Sebtttz-Witt, Prau Josepblne, S&ngerin, st 2. Sept. in Kiel. 

Scbwantzer, Hugo, Pianist und Lehrer, st. 15. Sept. zu Berlin. 
(Buck 102.) 

Seiffert, Paul, Stager und Gesanglehrer zu Berlin, st. daselbst am 

16. Febr., 48 J. ait. (Le Guide sehreibt: Sotiffert, statt Seiffert) 
Seller, Prau Emma, Gesanglehrerin und Schriftstellerin fiber Gesangs- 

methoden, st im Dez. zu Philadelphia. (Guide 1887, 82.) 
Singelle, Fr&ulein Louisa, S&ngerin, geb. 9. Dez. 1844 zu Brissel, 

gest. 8. Dei. zu Paris. (Guide 369.) 
Sinsolliez, Georges-Alfred, Prof, des Trompetenspiels am Conser- 

vatorium zu Lille, st ebd. den 2. Juli, 38 J. alt 
Smietanskl, Emile, Pianist, st. 29. Aug. zu Krakau, 41 J. alt 
Sottiaux, Fernand, Organist, st. 28. Aug. zu Ch&telet (Frankreieh). 



Totenliste des Jahree 1886. 



— Adelina Spech-Salyi bis Bosena Vorlioek. 135 



Spech-SaM, Frau Adelina, Sligsrii, st. 12. Aug. m Bologna, 78 J. 

alt. (Signale 823. — M6nestrel 316.) 
Steeehi, Manzlni-, Carlina, S&ngerin, st im April za Novara. 
Stern, Gteorg Friedrlch Gottlieb, Organist, st im Des. in Strafe- 
burg, geb. 24. Jill 1803 in Strafsbirg. (Biogr. M&mtrel 1887, IB.) 
Stiehl, Heinrich, Organist nnd Eomponist, geb. 6, (5.?) Aig. 1829 

za Lftbeck, gest. 1. Mai za Beval. (Signale 619, nennen ihn Stiehl.) 
Statz, Philippe, Salonkomponist, st im Nov. za Paris. (Manehe 

Ztg. sehreiben Stalz statt Statz.) 
Salliyan, T. J., Prof, an der Musikschule and Organist an der Eirehe 

St Marie za Cork, st. im Dez, ebd. 
Templeton, John, Tenorist, geb. 30. Jani 1802 za Biccarton-Eil- 

marnock (England) , gest. im Jani za London. (Bock 238. — 

M6nestrel 267.) 

Thern, Earl, Eomponist and Orebesterdirektor, st 13. April za 
Wien. (M6nestrel 204. Die Angabe seiner Gebart ist aber falscb, 
denn er ist am 13. Aag. 1817 za Iglo in Ungarn geboren. — 
N. 2. f. M. 185. - Guide 118.) 

Thrun, Hieronimns, Eomponist n. Eritiker, st 30. April za Berlin. 

Tichat8chek, Joseph Aloys, berQhmter Tenorist, st. 18. Jan. in 
Dresden. (Bock 23. — Signale 145. — Wochenblatt, Biogr. in 
Jahig. 1.) 

Tissington, Henry, Dirigent, st. 16. April in New-York, 60 J. alt 
Tomasini, Friederike floerner-, S&ngerin, st. 20. M&rz in Nen- 

atrelite. (Bock 102.) 
Tonel, Mdslle. L6onie, Pianistin a. Eomponistin, st. im Jan. za Paris. 
TriUet, Jules-Michel, Tenorist, st im Jani za Paris im Hospital 

St Alii. (Guide 198.) 
Yalle, Giovanni, Baritonist, st. im Jali za Triest, 46 J. alt 
Yandersmissen, Fraa Gustare, debutierte anter dem Namen Alice 

Benaad, st. 21. April za Schaerbeck bei Brttssel. Ihr wahrer 

Name ist Bafine Benaad, geb. 12. Jani 1855 zu Alost 
Yannuccini, Ernesto, Orchesterdirektor, st 15. Dez. in Florenz. 

(Sicordi 383.) 

Yerronst, Charles- Andr6, Bassist an der Oper za Paris, si dort 
im Dez. 

Yinaceia, Baflkele, Mosiklebrer in Neapel, st dort im April. 
Yorlicek, Fr&ulein Bozena, Violoncellistin, st. im Mai m Prag, 

'25 X alt. 

Wagner, Fritz, Eomponist, st im Nov. in Graz, 57 J. alt. 



116 Totenliste dee Jains 1886. — Fr. Wesaely bis Giov. Zavagiio. — Mitteilingm. 



.W«B8©ly f Franz, Masikverleger in Wien, si 12. Mini aM., SS J. 

alt. (Nach anderen 56 X alt.) 
Woahrle, Komponist mi Kapellmeister, gib. in Gebottohweilar, it. 

im Dez. — der Ort ist niobt genanni, man weife nor, iaas er 

im Hsass lebte. 

Wolf, Max, Operettonkomponist, 1840 in M&bren geb. t gust. 24. Mftrz 

in Wien. (Bock 102. — Signale: st, 23. M&rz.) 
Zaraglio, Wo? nail, Direktor, st im April zu 8an Michele bei Crema, 



MittoflmigeiL 

* Seft Jatoen nit mam Qadlni-LezflRm tber etas Leben ml die Werke der 
MntiTcer besch&ftigt, richte ich die Bitte an ale Fachgenossen mid Freunde der 
Mosikwiaseiseliiill, micii doxeh Beitiige fiber w«Mg gekannte Musiker m inter- 
stitial, mSgen sie 11111 in Fmgerweisen , tTberaendung von Werken, oder fertigm 
Artikeln bestehen, die mit dem Namen des Yerfasaera als Biirge gezeichnet eein 
muaaen. Die Artikel aind in mSglichster Kttn© abzufasaen und jedea Datum, jede 
mitgeteilte Tbatsache muss die Angabe der Quelle tragen. Die Titel der Werke 
dues Autos and in nbgektater Wmm. vrierienngoben, imh in ier Weise, dues der 
Inhalt nnd die Auflage kennttich aind, nebst Angabe dee oder der Fundorte. Ohiie 
Unterschied wird jeder Muaiker und Schriftsteller anfgenommen, der iigendwo gt- 
nannt ist, aogar aua alterer Zeit jeder Sanger und Organist, dessen Name aich er- 
halten bat, gleichviel, ob wir beute vielleicht nicbt mebr als den Namen kennen. 
Ike kfinftige Zeit kann mebr ▼on ibm entdecknn nnd daun ist em Fingerweis tehon 
aehr viel wert 

Templin (P./Jf.) Eitncr. 

* In Bologna wM 1888 eine internationale Ansstellung von Mmikdmckin, 
Inatrumenten und anderen in das Facb fallenden Gegenatanden stattfinden. Wer 
irgend etwas SeheiiairurdigBB besitst wird ersucht, dtasalb© iaa Comity erazusenden 
oder anzumelden. Adrease : £spoaizione internazionale di Musica in Bologna (Italien.) 

* Der soebei eracbienene Bericbt des Dresdner TonkttaatliBitYereins nengt nnter 
dea Herm Prof. Morita Ffirstenau's Leitung abermals von sober nacb alien Seiten hin 
ruhrigen Th&tigkeit Man werfe nur einen Blick auf das Yerzeichnis der fur die 
Bibliothek mm angtsAaftan Werke nnd viugMdi© damit, wis under© Tbiikfln8tl0r> 
Yereine Msttti, i. R der Berliner, md man wM d«a Yereine das Zengnia einer 
nmfaasenden Ffawrgi gelwo. 

* Wer aich dem Ludwig BChner-Verein anzuschlielsen irunacht, melde aich 
bei Herm Benlner Karl Vey in Gotha. Der Jabresbeitrag betriSgt 1 M. Der 
Venim kanft anch Kompoaitionen, Mmugkripte, Bfldnisse von BSbmer, fiberhanpt " 
alia, wts auf Bonner besng hat 

* Hfarbei zwei Beilagen: 1. KataJog der piptlciiai Kapflk, Bog. 10. 2. Das 
Bmheinter Qifelbnob, Bogem 5. 



Verantwortltctaer Bedaktmur Bobert Bitner, Ttmplla (Uolwrmwrk). 
Druok tob Hermann B«y«r A SOhna in LsngensftlB*. 



MU8IK- GMl/ICHTE 

iewnsgegMMat- 
wm 



der GeseUschaft fiir Musikforsohmig. 



HI Jalriait 

1887. 


Frsfii Im Jahigaaget 9 Ilk. Monatlioh vrmmlim 
«iM HuuMr tob lUitBogou InNfti«mig*Mlii«B 
fir die Zrite 80 Et 

Ton Breitkopf A H&rtel in Leipzig. 
BtitaDnngOTk 

urtwunt |t cl# Jtaeh- mi Mijililimilmg niftf. 


Io.ll 




Jacob Jjrclaielt 






(Bob. atteMr.) 






(Fortsetzong.) 





1689b. (Venal:) D Vero Second© Ubm Dl Madrigill | D'Arefaa- 
l«lt Novamente Stampato. 1 Drnekerz. Gardane's | Con Gratia Et Privi- 
lege. | 

Am Ende: In Venetia Nella Stampa d' Antonio Gardane. | Nell- 
anno del Sfgnore M.D. XXXIX. Nil Mss# dl Febraro. | Drka. | Com 
Gratia Et Pri?ilegio. | 

So laatet der Titel nm Canto, w&hrend der A. T. and B. nor 
die Bezeicbnang des Stb. tragen nebst dem Drkz. and „Con Gratia 
It Privilegiq". 

4 Stb. in II. quer 4°. Dedic. Al Magnifico M. Nicolo Alberto. | 
Ant Gardane. Er giebt gleich in Anfange eine Erkl&rung waram er 
lies 2. Baeh f ,l vero secondo libro di Madrigals d'Archadelt" nennt, 
liii, sagt er: „La malitia de gli impressori", die nar nach dem Ge- 
winne streben, tragen weiter keine Sorge, aasgenommen die Feigheit, 
die Werke eines anderen anter den Titel eines wflrdigen Autors za 
stellen i. 8. f. Weiter sagt er , dass er aos eigenem Antriebe dies 
2. Baeh zasamaiengestellt hat and bezeiehnet die Madrigale als die 
legithnen 8dhne ihres Vaters. 

Exemplar in der Egl. Staatobibl. in Mtlnchen komplet. 
Inhalt, 4atimmig. 
1. Pin non sento 1 mio daoL 

MwwHfc 1 Mmtik&Mh. iuMxg . XDL So.ll. 11 



1S8 



Jacob AichAdett I58ftb (1541, 1560). 



2. Io mi rivolgo indrieto. 

3. Io non vo gia per voi donna morire. 

4. Deh fuggite o mortalL 

5. DoM parole morte andhio son morto. 

6. Hot che pin far potete donna. 

7. Si come' el sol da luce. 

8. Sel superchio splendore. 

9. Cllltti8giIll , Isabella il vincer. 

10. Del piu leggiadro niso. 

11. Quanto dolce el conforto delF alma. 

12. Com* esser puo ch'io viva. 

13. Quando tal volta fra perle e viole. 

14. Se io penalise ohe morte on tal dolore. 

15. Lasso dove son' io oime. 

16. Voi non m' amat' et io pur troppo. 

17. Se per amar nostra betta infinite. 

18. Deh sara mai spiriti miei gia lassi. 

19. Viva nel pensier vostro il bel. 

20. Non so per qual cagion l'alma. 

21. Pnro ciel Phyllid' e quella. 

22. Io son dell' aspettar omai 

23. Denio perche mi men! 

24. Donna qoando pietosa. 

25. Non prima raorora nel lucido. 

26. Alma mia luce para. 

27. Da si felice sorte vien* mia. 

28. Sel volto donna di morte. 

29. Amor la tua virtute. 

(1541). (Venal.:) 0ant?B | II Secondo Mbro Di Madrigali 
d'Ar- | cadelt Novamente Bistampato. | M.D. — Drkz. — XLI. | Non 
Sine Privilegio. | (Petit:) Excadebat Venetiis Apad Antoninm Gardane. | 
4 Stb. in kl. quer 4°, ohne Dedik. Exemplar im British Museum 
nd Hofbibl. Wien kompl. 

Der Inhalt besteht aas 30 Madrigale nnd zwar fehlen die No, 
6 a. 19 nnd treten dafttr hinza 
p. 7. Iste tristi sospiri. 
p. 15. Hor vedete madomm. 
p. 17. Viva nel p«aiier vostro. 
(1580). (Venal.:) Oanto | II Second© Libro | Di Madrigal D'Ar- 
chadelt | A Qvatro Voei Novamente | (Petit:) Con Ogni diligeniia 
Bistampato. 1 A QVAIBO — Drkz. — V00I | In Veaeia Apwwci 
di | Antonio Oardano. | 1560. | 

4 Stb. in kl. qner 4°, ohne Dedik. Exemplare anf der Egl. 
Staatsbibl. in Mttnchen, komplet 



Jacob Aichadelt 1539b (1560), 1539 c 



1S9 



Gardane oiims inch hier wieder stillschweigend eingestehen, dass 
m mit Jl vero Madrigal©" nicht ganz seine Bichtigkeit gehabt bat, 
denn bei 4 Madrigalen fQgt er andere Autornamen bei, n&mlich 
15. Lasso doTe son* i© oime, F. Oorteccia. 
20. Non so per qual cagion, P. Oorteoaia. 
22. Io son dell' aspettar, P. Lefjolle. 
29. Amor la taa virtote, F. Layolle. 
Im tbrigii dieselben 30 Madrigals wie in 1541. 
1539 e. TiteJ zum Cantos: 

(Tarsal.:) 11 Terzo Libro De I Madrigali | Novissimi Di Archa- 
dellh A Qvattro Voci. | (Petit:) Insieme con alchoni di Constantio 
Festa, & altri died bellissimi a Voci modate. | Nonamente eon ogni 
diligentia Stampati & corretti. | LIBBO TERZO — Drkz. — A Qvattro 
Voci. | (Versa!.:) Venetiis | Apvd Hieronymvm Scotvm. | 1539. | 

Dedik. yon Scotto an Monsign. Yerado Legato . . . di Venetia. 

Titel znm A. T. B.: 

(Versal.:) Del Tertio Libro De I Madrigali | Di Archadelt, 11 
Di Altri Eccellentissimi | (Petit:) Anthori. | Oon la gionta de alenni 
Madrigali a Voei mutate beUiffimi. 1 A QVATTBO VOCI — Drh. — 
LIBBO TERTIO. I 

Ohna Dedik. 4 Stk in kl. 4°. (Sammelwark 1539p.*) In der 
Dedikation im Canto nennt Qirokmo Scotto den Ottavio Scotto seinen 
Binder; Anton Schmid in seinem Petrueoi sagt p. 144: Girolamo ist 
wahrseheinlich ein Sohn des Ottavio Scotto. Dies wftre demnach in 
Bruder zn verbessern. Im Jahre 1539 drockten sie beide nnd be- 
dienten sicb beide derselben Drockmeichen. Hier ist ein fQnftes 
Dmckerzeichen za den vieren von A. Schmid, Figar 10, 11, 12, 13, 
abgebildeten hinzozuftigen. Man sieht fast dieselbe Figur wie anf 
Fig. 18, nor in etwas gr6lserem Format, ohne Umfassongslinien und 
Schrift; sie bat eine lange Trompete in der linken Hand, senkrecht 
in die H6he haltend ond in der aosgestreckten rechten Hand flackert 
eine Flamme empor. Der Notendruck ist ein einfacher wie bei 
Willaert 1539a (hier p. 88), doch etwas besser. Der Text ist wie 
dort mit gothischen Lettern geaetzt, . doch fehlen die grofsen reich 
verzierten Sti m d enbachstaben, ond Ifosr, sicb immer noch nicht fest- 
stellen, ob Wil a^rt 1539a Ottavio oder Girolamo drtickte. 

Exemplar in der Egl. Staatsbibl. in Mttnchen komplet. Von 



*) Die dort anegesprochene Vermutang, dass die zwei ▼erBchiedenen Titel zwei 
Amgaben angehftren, ist on Intom. 

11* 



140 



Jacob Archadolt 1539c 



flam 48 Madrigalen gehirai 7 Festa m f die ttbrigen Arehadelt 
and zwar 

*1. Amanti tatt' il M che voi, p. 35. 

*2. Angela assai via piu ch' an angiol, p. 45. 

3. Bianch' e vermiglia rosa, p. 30. 

4. Che cosa 1 mondo far potea natura, p. 4. 

*5. CM puo fiso mirar la donna, p. 44. ' ■ . 

6. Donna beata, e bella» p. 3. 

7. Dhe quanta fa pietoso delli amanti, p. 26. 

8. Dai dolci camp' Elsi, p. 29. % 
*9. Donna se 1 mio wrtire, p. 42. 

10. Ecco che par doppo si lunghe, p. 6. 

11. £ moria la speranaa, p. 10. 

12. Fiamma gentil entr 1 a coi ohiari, p. 5. 

13. Foil* e chi crede la prudentia, p. 8. 
*14. Hor chel cielo, e la terra, p. 38. 

15. Io potrei forsi dire, p. 32. 

16. Lasso quando gli occhi alzo, p. 9. 

17. Lieta, e seren' in vista, p. 24. 

18. Lace oreat' in terra per dar lace, p. 3L (Im Ten.: A obi lace nan ha.) 

19. Lasso che par hormai, p. 33. , . ( 
*20. Languir non mi fa amore, p. 41. 

21. Madonna 1 volto mio palido, p. 27. 

22. Madonna s* io credesai, p. 22. 

23. Ion sia chi pens' al mio cooent' ardore, p. 16. 

24. Posando le mie membra in pover, p. 21. 
*25. Poi chel fiero destin, p. 39. 

*26. Per non saperti ringraiiar amore, p. 43. 

27. Quando talhor il mio unico sole, p. 2. 

28. Qual paora ho qaando mi tarn'amente, p. 20. 

29. Quanta fra voi mortali, p. 23. 

30. Qual Clitia sempre al magior lam' intenta, p. 32. 

31. Sel mio bel sol e spenta, p. 1. 

32. Sei vostri bei sembianti, p. 11. 

33. Se non fosse nel volto di costei p. 7. 

34. Se la durezza in voi fosse men dura, p. 24. 

35. Se tutta 1 bell' in questa, p. 25. 

36. Si lieta alcun giamai (im Ten.: Non fa qnantf), p. 28. 
*37. Si come d'ogni donna sei pirn bella, p. 34. * 

*38. S'altrui d'amor sospir', io rid*, e canto, p. 36. 
*39. Si come dit } ogn* hor bella, p. 37. 
40. Voi ohe prendete gioia, p. 34. 
*41. Vaghi pensier che cosi passo passo, p. 40. 

Die mit einem * vereehenen sind mit „a voci pari' 4 nod „a voce 
modata" bezeicbnet. 



Jaoob Airchadelt 1689 c (1541, 1556). 



141 



(1141) 1st des Stb. (Versal.:) 11 Terzo Libra Be I Madrigal! 
Novisaimi | (Petit:) di archadelt a quattro voct infieme mm alchuni 
di Constantino festa st altri dieci bellissimi | a voei roudate nouamente 
riftampaii con noua gionta & nona corretione. | M.D. — Drkz. — 
XLI. | Veneris apud antoniom gardane. | 

4 Stb. k M. qmr 4°, ohne Dedik. 49 Madrigale. Exemplar : 
1. E. Hofbibl. in Wien, kompl. 

Das british Museum ii London (1. 1. g. 18) besifczt auch ein 
kompletes Exemplar mil einem Gantus , der die verdrockte Jabres- 
zabl M.D, — Drkz. — L.X.I. j trftgt. Mai kiiuti glaaben, dass er 
einer Ansgabe von 1161 angehdrte, doch la siett Gardane hier noeh 
nit e am Ende schreibt, so mass sis vor 1550 gedrnckt seis ? it sick 
derselbe n&eh 1110 Gardane. zeichnet. Wir haben es also 4 hier nor 
mil einem verdrnokten Exemplar za than, denn das Exemplar in 
Wien fast die riohtige Jahreszahi. 

Der Inbalt variicrt mm Till mit der 1. Auegabe. Von Const. 
Festa sind vorhanden : 

Diuelto el mio be! vivo, p. 45. 

E mori& 1& speranza, p s 12, in 1539c mit Archadelt geseichnet. 

0 fetid color ehe notte, p. 39. 

Qoanio pirn m'ardo, p. 16. 

Qnanrio ritruoco, p. 88. 

8e grafco, p. 10. 

§© che msmn mi cwif, p. 17. 

S altnu d'amor soepira, p. 43. 
Von Jachet Berehem das alia Madrigal: 

Poi che 1 fiero destin, p. 44, 
welches Ii 1539 c mit Archadelt gezeiehnet lit 

Von Archadelt fehlen lis Madrigale No. S, 30 end IS and nea 
treten Win: 

Benedetto rim 1 ii, p. 12. Brazno morir, p. 26. 

Mitteilong im Herrn Frz. Xav. Wdbar in Wien. 

(1116,) (Versal.:) Tenor | 1! Terzo Libro | DI Madrigal! DAr- 
chadelt A Qvattro Voci j (Petit:) Con alcnni de altri an tori Nona- 
mento ristampato, et corretto. | Liter — Drkz. — Terzo. | In Ve- 

iialiii apre™ ill j A mimm f lardaiiO j 1 -5-50- | 

4 Stb. in kl. qaer 4°, ohne Dedik. 81 Madrig. Exemplar Ii 
der Staaisbibl. Manchen, kompl. 

Von Archadelt sind nach 1539c vorhanden die No. 4, 8—8, 
12, IS, 15, 16, 18, 19, 22—24, 27, 29, 31-34 and 16. Se i 
gaardi di eostei ist hier mit Archadelt, ii 1539c mil Fasts ge- 



142 



Jaeob Arahadett lA89d. 



zeiehnet and nmgekebrt Madonna al volto mio (No. 21 in 1589 c) 
ist hier mit Festa gezeiehnet, so wie ,,Qoal panra ho* 1 (No. 39) mid 
„Bramo morir per non partir" aus der Aosgabe yon 1541. 
Nen ist der Gesang p. 28 ohne Aator: Dolee felice sogno. 
Mit Festa sind gezeiehnet 

Amor s'al primo sgnardo, p. 19. 

Bramo morir per non partir, p. 21. 

E morta la speranza, p. 18. 

Madonna al volto mio, p. 4. 

Qnanto pin m'mrd©, p. 12. 

Qual panra ho, p. 23. 

Si lieto alcon giamai, p. 14. 

Se grato o ingratf amor, p. 25. 
Mit Anselmo 2 Madrigale, vide Bibliogr. der Sammelwerke. 
Man sieht, wie nngenao die Angaben der alten Verfeger sind nnd 
wie 8ehwierig es ist genao festznstellen, welehem Aotor der Gesang 
angehOrt, da fast in jeder nenen Ausgabe andere Angaben n 
finden sind. 

188SI. (final:) 1 Qvario Mbro I Di Madrigali B'Archadalt 
A | Qvatro Voci Composti Vltimamente Insieme Con | Alovni Madri- 
gali De Altri Avtori Novamente Con | Ogni Diligentia Stampati It 
Gorretti. | Cantvs — Drkz, des Gardane — Cantvs. j Con Gratia Et 
Privilegio. | 

Am Ende: In Venetia Nella Stamp D* Antonio Gardane | Nell- 
anno del Signore M.D. XXXIX. Nel mede di Setembre. | Drks. | Con 
Gratia et Privilegio. | 

Exemplar in der Egl. Staatsbibl. in Mttnehen kompl. 

4 Stb. in kl. qoer 4°, ohne Dedik. 89 Madrigale. (Sammelwerk 
1589 q.) Von Archadelt sind neben Petrus organista, Berchem, 
Morales, Corteccia, Verdelot nnd Festa enthalten: 

1. Gli prieghi miei tatti, p. 3. 

2. Si grand' e la pieta, p. 4. 

3. Apri 1 mio doloe career, p. 4. 

4. Dal bel suave ragio, p. 5. 

5. Madonna pur olfraggi' o p«r martir^ p. 6. 

6. Col pcmler mai non maoolai, p. 7. 

7. Ardenti miei deeiri, p. 10. 

8. Qoal senza mot' e sense, p. 11. 

9. Madonna oime oime ch'io ardo, p. If. 

10. Tengan dnnqne ver me, p. 13. 

11. Amor qnanto pin lieto, p. 14. 

12. Ginrando 1 diori amsre, p. 15. 



Jacob Arahadell 1539d (1541), 1548. 



143 



13. Viddi frm Fkrbt yeide bianoo, p. 16. 

14. Si© non lodo madonna, p. 17. 

15. Donna i voetri belli oochi (begrocchi), p. 18. 

16. Qnando i vostri belli occhi (begltoehi), p. 19. 

17. Io nol dissi giamai fa, p. 21. 

18. Doloe nimica mia ben cber per voi, p. 22. 

19. Doloemente s'adira la donna, p. 24. 

20. Donna fra pin bei volti bonesti, p. 25. 

21. Quest' e la fede amanti, p. 26. 

22. Donna gran'e la doglia, p. 27. 

23. Laaso ebe giova poi ebe giova, p. 28. 

24. Hor yed' amor ebe giovenetta, p. 29. 

25. Come potro fidarmi di te giamai, p. 30. 

26. Deb fnss* il ver ebe qnei bei santi, p. 31. 

27. Quanta pin di laaciar donna, p. 32. 

28. Troncbi la paroba ogn' bora, p. 33. 

29. Donna s'ogni beltade, p. 34. 

30. 8e eontra vostra wglia, p. 35. 

31. Sel fooo in cni sempr' ardo, p. 36. 

32. Sera forsi ripreso, p. 36. 

(1641.) Bo. I. Bib. ( (Venal:) 11 Qvarto Libro Di Madrigdi 
D'Archa- | (Petit:) delt, a Qnattro Voci, Composti vltimamanto insieme 
eon aleoni Madrigali d'altri ait- | tori, Nooamente con ogni diligentia 
ristemipiii, & eorretti. I M.D. — Drira. — XXXXf. I (Venal:) Norn 
sine Privilegio. | (Petit:) Exendebat Venetiis, apnd Antoniam Oardane. | 

4 Stb. in kl. qaer 4°, 39 Nrn. British Mnseom kompl. , Hof- 
MIL Wit* kompl, 1 Stb. 39 pp. 

Der Inhalt besteht aos denselben Madrigalen in anderer Ordnung, 
doeh tragen einige derselben einen anderen Autor. 

No. 4. Dal bei suave, isi ml Layolle gezeiehnet Der letzte 
Gesang, pag. 38 „Paee non trovo", der in 1589 keinen Antor nennt, 
ist hier mit Too gezeiehnet. 

Io son tal volta in 1539d mit Verdelot gezeiehnet, in 1541 
mit Arehadelt. 

Mitteilnng des Cnstos Herrn F. 3L WOber in Wien. 

1548b (Venal:) Gantvs | Primo libro Di Madrigali D'Archadelt| 
(Petit:), a tre J mi Con la gionta di dodefe canzoni francefe & fei 
iiiottoti BoniiflnL 1 A Til — Brit — VOCI | ftiiiis Apil Am- 
tonhun Oardane. | M.D.XXXXUI. | 

3 Stb. in kl. qner 4°: Cant, Tenor, Bassos mit gleiehem Titel, 
doeh haben die beiden letzten Stb. noeh rechts nnten in der Eeke die 
Beaeiehwnig: Tertij primi de arehadelt. Die Bogenzfthlong geht mm 



144 



Jacob Arcbadelt 1548 (155% 



Cant bis zum Bassos von A— M dareb. Bar Bassos hat die Namens- 
schreibnng „arcadelt". 

K. K. Hofbibl. in Wien. Mitteilung des Herrn Gustos W5ber. 
Tavola Delli Madrigali 



1. Altro non el mio amor 7 

2. Comme donna pofs'io 3 
8. Dormmdo un gionio 4 

4. Gravi pene in amor 1 

5. In giustiflim' amor 2 

6. S'io vi poteafi dire madonna 5 

7. Voi mi poneeti in foco 6 

Tavola delli motteti. 

8. Ane virgo gloriofa stella 9 

9. Beati ' : qui tunent, 2 p. 

Bcce sic benedicetnr 15 

10. Dednc me domine in via tna 8 

11. Domine ante te omne deeideriam 14 

12. Domine fili nnigenite Jesa 17 

13. Domine dens agues dei 18 

14. Et iternm venturus eft 10 

15. Gabriel angelus apparnit 11 

16. In hoc ego fperabo 13 

Tavola delle canzon francefe. 

17. Amor me poingt 28 

18. Dame d'honneor 22 

19. Je ne feus (fas) jamais si ayse 19 

20. Jay par trop longnement ayme 21 

21. Jay me Men mon amy 24 

22. II eft en nous le bien que je 25 

23. Je Ms deferitee puis que jay 28 

24. Jaime le cueor de ma mye 30 

25. Jay mis mon cueor en une 29 

26. On en dira ce quon vouldra 20 

27. Qui veult aymer il mult 26 

28. 8i jay eu du mal on du bien 27 

29. Voyant founrir celle qui me 29 



(1559.) (Versa!.:) Tenore. | 1 Primo Libro Di | Madrigali D'Ar- 
chadelt | (Petit:) A tre uoci, Con la gionta di dodese Oanzon francese 
& sei Motetti | nouissimi, Nouamente Bistampato. | A Tre — Drkz 
— Voei. | In Venetia Apresso di | Antonio Gardano. | 1559. J 

3 Stk in H. qo«r 4 § , ohn. Dedik. (Sannilirirk ]559d.) Kgt 
Staatebibl. Munehen. Der Inhalt ist om 1 Motette vermehrt, sonst 
ganz derselbe wie in 1543, selbst die Signatur „Tertij d'Archadelt" 
befindet sich aof alien 3 Stb., and doeh tragen hier nor 5 Madrigale 



Jacob Aichadelt 1548 (1587), 1545, 1546. 



145 



den Namen Arohadelt's, w&hrend die flbrigen unit anderen Kom- 
pontetennamen gezeiehnet sind ; also ganz dasselbe Verfahren wie bei 
1539 a. Is war das richtige Baubsystem: die Bitter aaf ihren Bargen, 
die Verleger in ihren Drackereien. 

Hit Archadelt sind gezeiehnet No. 2, 4, 5, 6, 7. Mit Francois 
dt bois No. 21. Certoi No. 19. Claudia (Semisj) No. 20, 22, 24, 
26. Cosson No. 29. Gonrtois No. 10. Const Festa No. 1. Jaco- 
tii No. 17 (nur im Bassus gez.), 18, 23 (nor im B.), 27. Loiolle: 
Agnas Dei qoi tolls, p. 12 (die hinzagef&gte Motette, nor im B. gez.). 
Lheretier No. 8. Lapas No. 12, 13. Mathias No. 15. Monla No. 16. 
Ysore No. 28. Die flbrigen 5, also No. 3, 9, 11, 14 a. 17, tragen 
keinen Aotornamen. 

(1587.) Arcadelt II primo libro de 1 Madrigali, Motetti e Can- 
zoni franeesi a tre voei, noovamente ristampati. Venetia, Girol. Scotto, 
1587. Der Bass einst im Besitze A. Ferrenc's in Paris. 

1545. Jachet Archadet. Qoatnor vocam Moteeta, liber primns. 
(Tenor, Altos, Bassos.) Venetiis, Ant. Gardanos. 1545. 

3 Stb. in qoer 4°, einst im BesiUe des Antiqoariat's von List 
& Franke in Leipzig. 

IMS. (Versal.:) Intavolatvra Di Livto ii Franeeseo Vindella 
Triviggiano d'Alcvni Madrigali D' Archadelt Novamente Posta In Lvee | 
Libro Primo | Intavolatvra — Drkz. — Di Livto | In Venetia (Petit:) 
Apresso di | Antonio Gardane | M. D.XXXXVI. | 

1 vol. in 4°. Egl. Staatsbibl. in Mflnehen mos. pr. 113/1. De- 
dieiert von Vindella an Magnifico Signor Giovanbattista Visconte. 
Er sagt darin, dass er aos dem 1. Boche Hadrigale von Archadelt 
einige fir Laote eingerichtet habe, doch ist dies nicht ganz riehtig, 
da die Madrigale aos alien 5 BQchern entlehnt sind ond eins davon 
mir ganz onbekannt ist. Der Inhalt besteht aos 

Ancidetemi pur, p. 10. 1. Boch No. 9. 

Bella fioretta, p. 17. 1. Buch No. 49. 

Che pin foco, p. 13. 1. Buch No. 17. 

Doloi rime leggiadre, p. 3. 5. Bnoh No. 4. 

Deh fuggite o mortali, p. 18. 2. Bneh No. 4. 

Fra pin bei fieri, p. 11. 1. Bach No. 56. 

Florida mia gentil, p. 1 5. Unbekannt. 

Fato son esca, p. 16. 5. Bach No. 5. 

Io mi rivolgo, p. 14. 2. Bach No. 2. 

Nova donna, p. 8. 1. Bach No. 13. 

Nan v'aecorgete, p. 9, 1. Bach No. 26. 

O rto poteen, p. 7. 1st von J. Berabeln. 



M# Jacob Arehadelt 1650. 



— BMeiehmmgMi f, 4 amtl. CSMr. d. Mnaiker etc 



Pongsnto dardo, p. 6. I. Booh Ho. 2. 
QuamT io pens©, p. 4. 1, Basil Ma 6§, 
SI grand 1 e la pieta, p. 2, 4, Badi Wo* 2, 
Sal ta© p&rtir, p. 5. 1, Buch Mo, 25. 
Be la dura iutrans^ p. 12. 1. Buch No. 22. 
1550. (Venal:) Tenor, f 11 Qvmto Libro | DI IbdrigaU D'Ar- 
cbadelt A Qvatro Voci j (Pail:) Con Alconi I© altri nonamente 
Bistampato & Corretto. f A Qvatro — Drkz* — Voci. 1 In Venetia 
Apresso it J Antonio Gardane, 1 1810. | 

4 Sib. in M. quer 4°, obi. Delft. (Sammelwerk 1550d.) SI 
Madrigale, Kgl Bib!. Mtincben kompl. 
Worn Archadelt sill folgende : 

1, Amorosetto fiore, p. 6. 9. Io me sol negna fade, p. 11. 

2. Amor a Wis §101% p. 19, ID. Piefcoae rime, p. 2. 

d. A pie &Sm chiaro forte, p. 18, 11. Parol* ostreme, p. 17. 

4. Dolci rime leggiadri, p. 1. 12, Qtial Iiifegi© © p. 10. 

5. Ecco d'oro l'eta» p. 4. 13. Be tanta gratia ainor y p, 12. 

6. Fatto mm eeca, p. 13. 14. Sosteuete quei di, p. 20, 

7. Hor tregu banran, p. 5. 15. B'adviea cbe la beitade, p. 11, 

8. M©B0raf» rasm donna, p. 15. 16. Tante son 1© mie pen©, p»*2S e ' 
Die Qbrigen sill von L. Barre, M. Jan, La Martorettfe, Bib. 

Naieb, Piereeson and Verdelot — Eine ftuhere Ansgabe ist bisher 
nieht bekannt litis sehreibt sogar, diss m Sit ist nil erst 1556 
ersebi6». . (Schioss folgt) 

Beieietottigiii fflr den smtlieiien Charakter der 
Mnsiker an Kathedral- nnd Stiftskkehen. 

Zam Vsrsttaisissa der Bezeiehnong ©n fir den amtlicben Charak- 
ter der Mosiker an dai Kathedral- nnd Stiftskirehen mass man sich 
lis Binrichtungen dieaer Genossenschaften vergegenw&rtigen. Diese 
waren, soweit sie nnsere Frage berflhren, folgendflnna&en gest&ltei 
Ai der Spitze einer aolcben Geiiossenaehaft stand der Probst (prae- 
positus) ftr die Verwaltnng der weltlichen tad der Deehant (decmw) 
fir die der geistliehen Angelegenheiten, Diesen Dignit&ten folgte eben- 
ialls als Dignit&t der Cantor ais regens chori. Der Kantor, aneh 
Choryuseopus genannt, hatte den ganzen Gesang m kites ? die 
Eirehenfestlichkeiten yorznbereiten nnd anznordnen, sowie aoch den 
Kirchenkalender, das Direetoriom dwini officii, anzufertigen. Derselbe 
hatte beim Gottesdienste eine eigcue Stelie Ii der Mitte lm swsei- 
teiligen Chores, in mm hmim Seiten gesehen warden » 



Hmd^kmmgmk f. i. rati. Char. 4 ifmliir m Kathednt it MM^mtm, 147 



kQnnan ml Hill in dar Mmi einen s§§pt»tfigts Stab, mit dem er 
Us notwendigon Zeieben sir Regnlierong its Gtsaigss geben konnte. 
Sp&ter gab der Cantor lit. teehnische Lilting its Choree an einen 
Miisteii tig den Vicaren gew&hltan iibsilitta ab, weleher Succen- 
tar genannt wurde; er selbst behielt die ©bars Leitang, die zuletzt 
atf iii Dekan ttberging. Znweilen steht aoeh Praecentor im CMwimt, 
Mih Dmmmiimi mi cmtwmm etmkrumgue praefecbw. Cantor MMs 
aoeh in dan LandkurehM lit Leiter im ¥©ftsgiSMi§8§; so enklitt 
diffesrt im aantu at muska saerft II. 178, imm er in Frinkraieh. in dan 
taidkiiehen einen Laien — cantor Im Pluviale habe i»b«gdbti 
sehen, der den Gastag Its Volkes gsMtst habe. la msnahiii Eirchen 
finden sieh zwei teehnische Leiter, anf jeder Seite das Chores ewer, 
von denen der eine, der immer zoerst anstimmte, Praecentor, and 
der andere, Iir mil seinem Chore respondierte, Succentor hiefe. Ii 
diesem Chore, der nor den gregorianisehen Choral vortrag, sangen 
aofser den Klerikarn si? Unterstfltzang aaeh Laien » welehe Chori- 
socii, aach Choralistae, genannt warden, each Enaben, welche eigens 
ftr leu Chordienst vorbereitet warden; sie hiefsen Choratda, Chora- 
les; ihr Xeiter hiefs magister charalium and war meist ein Vikar 
der Eathedralkirche. Die Chorales waren in einem Alomnate ver- 
einigt, dessen Vorsteher Provisor hiefe, and besachten die Domschale. 
Den GesaBgunterricht ate Disciplin erteilte das Enaben an der Bona- 
sehale der magister cantus. 

Aach iif dcm Lande wires Seholen eingerichtet, Ii welchen die 
Jogend zar Unterstfltzang des Chorgesanges herangebildet wards, wit 
as sieh ersehen lftsst ana einem Besehlusse der Synode von Antwerpen 
ii, 1576, weleher festsetzt, dass ebenso Im Landkirehen, wo eine 
Sehale Mr die Jogend zar Unterstfltzang its Chorgesanges eingerichtet 
sal, niemand zom Slips ins Cbor eintrete ohne B5ckel. 

Aofser dem Chore mm Yorirage des greg. Cloaks bestand noch 
ein gesonderter Chor fflr den Figoralgesang and an manchen Eirehan 
noeh aim Instramentalchor. Naeh ii Cange hiefs der, weleher den 
Chorknaben vorgesetzt war, aoeh Magister scholarum de cantu. 

In lit Begel der Praemongfcraienser heist as: „De Cantore at 
Snecentore. Cantor slit im dextro ehoro; Saeeentor Im sinistro, it om- 
nes ftatrea ad eantandnm extitet, ae errantes el defieientes im Antiph. 
Psl. Hjsiii emendet in altero choro". 

fir „Eapel!mei8ter u findet sieh aafser Musici chori praefectus 
aaeh Director chori musici and Magister capellae. Capellmus hiefs 
der Geistliche, weleher dem Gottesdienste der kftnigliehen Hofkapelle 



148 Bezeiohnangen f. d. amtl. Char. d. Momker an Kathedral- u. Stiftskirchen. 

and dem imm gehftrenden Eleras vorstand. Mil dieser Wlrie warde 
hftofig ein Biechof bekleidet, der dann arckicapdkmus kiefs. — 
Phonascus tls Bezeiebnung einer amtlicben Stellung 1st mir bisher 
nieht begigiit. Bei den Alien war die Phonascia eine besondere 
Kanst, deren Ausfiber JPi#fMi«» hiefsen. Diese lehrten • den Gesang 
niebt als Disziplin , sondern 68 bezog sieb ibre Th&tigkeit anf die 
Bildung der Stimme, deren reehten Gebranch end anf den kinsl- 
gem&fsen Vortrag, sowobl im Gesange wie ateh in der Rede. Glarean 
bezeiehnet in seinem Dodeeachordon II. 18. Kap. den Mmnmcm als 1 
einen Morikar, der stark isl in der Erfindung yob Melodien; diesem 
stoilt er den Symphoiieten gegenttber, der es versteht, einer gegebenen 
Melodie andere Stimmen zuznfflgen. ■ f, BOfel. 

Nachtr&glich schreibt Herr Bohn der Redaktion noch folgendes: 
Unter dem Worte Cantor wurde allerdings aucb jeder Stager ?sr- 
standen. Sagt scbon Isidor: Cantor aatem vocatar, qaia vocem moda- 
lator in canto. ' Mit der Bezeichnang magister ist es Ibilieh. Im 
Mittelalter war magister gleich doctor. So magister artium, magister 
tjfieologiae etc. Es bezeichnet der Ansdrnck also aucb die Qualifikation. 
Die auf Seite 127 mitgeteilten Erklarongen aus ftlteren Schriftstellern 
sind mit Vorsicbt imi BQcksicht anf die Zeit aafzafassen, denn von 
der Zeit Von Isidor bis zum 15, Jabrb. label sicb die Verh&ltnisse 
manigfacb ge&ndert. So widerstreitet das von Herrn B&umker ange- 
fdhrte Citat ans Oerbert I. f 204 Iberhanpt der Ann&hpe, dass inter 
Phonascas ein Oesanglebrer verstanden werden kann, denn es beifst 
dort: qui in scholis etiam poblieis non cantam aut disciplinam 
mnsieam sed rectum vocis pronantiationisqae asam docebant. — 
[Wie manigfacb die Bezeicbnangen von Masik&mtern an Kirchen 
waren, lehrt z. B. der Titel zn Certon's Missae von 1558 (Paris 
bei Le Boy und Ballard), wo es beifst „Pueris symphoniacis sancti 
sacelli Parisiensis auctore u . Und bei den Missae von Cler'eaa von 
1554 (Paris, du Cbemin) wird er genannt ,,Paeris Symphoniacis Eccle- 
siae Tnllensis praefecto". (Jber die Bezeichnung succentor giebt 
aach ein Aktensttiek im Dresdener geh. Archiv Auskonft. Im Jabre 
1656 beifst es da (Ftlrstenan , Zar Oeschicbte der Masik and des 
Theaters in Dresden. Br. 1861, Bl 1, p. 163) „Wenn der Kapell- 
meister and Vicekapellmei8ter verhindert sind, mass der Hof- oder 
Vicehofcantor (saecentor) eintreten". Man verstand also stets ein 
antergeordnetes Amt darnnter and nicht wie Straeten den Kapell- 
meister. itlFj 



SeMtz — Bach. 



149 



Anzeigen mnedkhistoriseher Werke. 

Schfitz (Heinrich), Historia das Leidens and Sterbens anseres 
Herrn and Heilandes Jesu Ciristi Nach dem Evangelisten St 
Matth&os von .... Bearbeitet, mil Orgel- oder Klavierbegleitang 
versehen and seinem Frennde Priedrich Splits giwidmtt von A. 
M§alelss§la.. Bearbtitang Eigetfoni der Verleger, Leipsig and 
Brts»i, Breitkopf & Hurts! (1887). 1m faoeh 4 s , ¥1, and 81 
Seiten. 

Bach (Job. Seb.), Passionsmasik naeh dem Evangelisten Lucas 
¥0i Vollst&ndiger Klavieranszag nit Text naeh der Original- 

partitar eingerichtet von A, Dflrffel. Ibidem. (1887.) la hoeh 4°, 
% Bll. i. 101 Seite. 

Bi® Schute'sehe Passion goblirt der Mto des If. Jahrhondarts m 
mmd die Baoh'sehe dem Anfange dee IS. Jahrhonderts; die beiden Paggio- 
mu Megta sl§0 etwa mm fcalbes* Jdhrhamiert mmmmdm^ la der TJrgestalt 
wsm=M flkh ikmm- JMtotorsdbiei iofserfioh sAr bemerkbar, dagegei i%m 
inaerea GeWfa imk vergbchen, enoheinen lit fast wis faiwffk ein 
and deraeibe© Periode. E§ war aine ghieklicbe iefee von der Veri&gs- 
handkmg, die beiden T&skmm in gleicber Qestalt and is so leiobt Ijws- 
lieber Form mmm grofeeren Publiknm ng&nglidh M to&obea. Herrn 
Mendelssohn's Aufgabe war «i»e bei weitem sdhwierigere, mmm Sdiiiz's 
Niederachnft der Sokwtunmen ist noeh in der altea Art der Lekiionen ge- 
sdboben, d. b. sit der romischen Choralnote, also oboe weeentheho Wet* 
sito»^«ii®g, nor dsa Wofftaowit© folgmiL Bsr Herausgeber wiefe 
daber Mb 8olostiiMnen erst is die moderne Ltsart mneehreibeo and ane 
Biglatnng aus ireier Erftadong sehafien. Data ibm dice in so treffieber 
Weke gegMekt i«t» bewnist, wie Hebevoll «e sick is seine Au%abe vertiett 
nnd trote des moderaen (jtewandeft, aieh nie nber MiUel and A«itmA 
der damaligen Zeit MnweggeseM hat, sondern streag an dam Geiste des 
Originals festhfilt Um aacb den in dear Passion gewohnten Choral nicht 
zu etitbehree, dee Schuts noeh nicbt verwend.et, tat der Heraasgebeur als 
Amhaiig 12 Chorale In teilweiae alter Bearbeitang sjugefugt, die an be- 
stimmten Steilen der Passion einzufugen sind. In digger Gestalt empfangt 
der Kumtireund urn Werk, was ibm Frende mid denning gewahren wird 
mud Gelegenheit Metet den Meisfcsr Sdnltss mwerfalscht kannen m lernen. 
— Bis Bach'schtt Lucas-Passion war bisj^M »ur darcb sine Handschrifb 
feAanai, die sicb in Privatbesitze beiand uad ww lermn dieeelbe Mer 
nicbt Bar mm erstenmale keoiaen, soodarn erbalten a»cb sugleicb die aiteste 
Fassion Baeb's. die nocb in die Zeit 111% wo m in Weimar febte (siebe 
Spitta's Bach, Bd. 2, p. 339). 1b der anTseren Form nnterscheidet sie 
fioh wenig von den ubrigen, man mnsste gerade den Unterschied in der 



150 



OigdlradL 



ofteren Verwendung de§ Ghorab smcheii, doch die mnmkaliache Auadracka- 

wmm. gtebt Bihr oft mMi. gegpn die pp&tefe Orallenrtigkeit aavaek; nowolil 
in Form, ab Erft^hmg lehnt aie aich don frtiheren Vorbildern an. Ban- 
nock wiri. §m Beimai Qiwiiigferaiiiai eke willkoininene Gbbe fain, *mk 
dnrcb die McMef© Aufrf^barkeitt Mb dnrch don leicht fiwalchan Chamkter. 
Herr DorffeTa Kbweramawg iat praktiadh mid kbngfoli mud Msst die er- 
% fir«n#i Band crkennen. 

Orgelbuch. Gesammelt, redigtart mi mit Pedal-Applicatur ver- 
aehen, von Ernst von Wmm. 20. Hanpt - Vereinsgaba das Oftmlien- 
Vereinas, pro 1887. Preis im Bachhandel 1 M. Verlag des Ofteilian- 
Vereines. Drnck mi Expedition von Fr. Postal in Begensbnrg. In 
gr. 4°, 3 Seitan Vorreie nebst bio- oni bibliogr. Notizan, 48 Seiten 
Notenirock mit 56 Nrm ( . 

Neben don Zwccke, iem Organiaten an katholiscben E^Ami dem 
G-otteedienate aich aiiadiUabendee Material m liefern, erh&lt dar Blstorikgr 
miim Bailie £omfotitioiicii ana dim 18. Jahrh., die Mthor noah wenig 
bekMmt wnwn, wit Wmke van Jm. Seegr, J. C. P. Midiir, Karlmanm 
Kolb, Gottlieb Moi&t, Job. 3L Nairn, J. G. Vierling, X. A. Muraehhanaar, 
G. A. Sorp line! Botmomo ZipolL Me (kgdUiliikfi nod mit GeaehiBack 
anagewihtt mi Meten manehea Intereeaante. Benondiin lent mm J. C. 
M Jwcfcur (1672~1715) nihar keunen, ier ©in giidilcMir mad eefin- 
dniigBMUiflr Knpf war; anch ietgr (Seeger odar Zegert, 1716—1782) ill 
iiiii HcMiger ier Bekanntaaliaft werter fomponiet. Sollte die Sammtang 
eine Fortaetauig laden, no mtiehten mx den Horn Bmmmgmm' anf mandhe 

Mangdhaftigfaat dee Druckee anfearkaam ww anf due Fshkn der 

Pansen bei dan aratan Stimmaintritte& (Nr. 3, 4, 9, 11 n. £), Isnwr 
warden in inn Seb. Bach'aekan Praetadinm p. 29 die ganaen Nolan itutt 
m den Anfang its Taitai in die Mitte deaaelben gurttekt, mm Verfahian 
wm aonst bei keinem anderen Saftae etattgafandan hat, mek smd cliii Kbni- 
mm in danunlben into m iiiigeiMsMeM, daaa mm aie leioht fttr Noien 
batten kann. In tibrigan iai ier Bmdc aebr aorgftltig k^rrigiart 



Abt Georg Joseph Voglar. Sein Leben, Gharakter und mnsikali- 
sebes Sjstem. Seine Werke, seine Schnle, Bildnisse etc. von Dr. Earl 
Emil von Sehafh&utl, Egl. Universit-Prof. i. Conservator. Mit 3 Bildn., 
Faes. u. Notenbeil. Aagsborg 1888. Verlag des literar. Inst von 

Dr. M. Hittlir. Preis 8 JUL la gr. XVI i. 303 8. mi 4 BM. 
Boilagen. 

Wie d«r Herr VarfiMsaer 8wte 3 mittoitt iat der vorliegende Bmwi 
nrar eb Vorii«f«r ik«r aafar nmfitfaandan mud Taliimindaan Biograpbie, 

derail Emmmirmi noeb Enim mif aich wartin Mtmai dirlla Die Hanpteuf- 
gabe der vorliegendan Biographie ncheint nnr darin hi benteieii, Vo^ar 

gegin die mMfeichen Angrif a iniwr mm.gmum:m m mmmMimm^ mom 



Georg Joseph Vogler. 



Mmmm u& ¥©§!« eigenfJieh fremd nnd gMefegiMg hb4 ist una aw als 
im LArer Web«r% and Meyerbeer's bekannt leli babe mir via! Mlite 
g©g#b« nil der vorliegendeo Bi©fp»pM© meih Wrtei dam im Wmmt ¥er« 
laiaera Mwipi^tt, doeh hat iis B«steIiiEg gerade daa Clegsatafl herror- 
gerafen. ¥©gl« »b Mensch sad Komponiat war mir vdllig fremd, 
babe icb durch obiges Wert den Eindrnck empfangen, dies er wobl ein 
talentroller Msaa war, ©uian . fesise^ eiaeniftil t Willen — schon mm 

Geaichtaaiiadriick spricht dies mm — diss er abar all Sonderling, da 
EjmiMfmml^ mk ebenso mmm Naahrehm Ymfihmkk bat, uto win ihm 
so ahidieh aagdtf^ar Bcli&kr Meyerbeer. Alias wM bei ihm for Speka- 
kiieB s selhat daa Ssbttbaeli wird dam .benfttiL & life 1U1 ibsr da8 
Bnoh wisiar «a Buch flohraiben, dean ¥©gl«r ist eine infterasaiite Brsiiiei- 
mmg f and dar H«r ¥ertsi§ef ist ¥©m idaem Stoffe so erf&Dt» dsns ar mm 
Mil© Material liefert. & rmt alwr gerade dttreh die Aft ewlner Bar- 
steUnng am Btspntieren an, da er die Urteile im JMtgmoteoi ranier 
nnd unaer wieder, wdrilich anf&hrt sad sane Wliirfegiiig nicbt iber- 
nengaid wwkk Bo wire mm gem geneigt seine ¥er©!iraiig far die Kbm- 
poeitionen ¥ogler , s m teilen, wenn nicbt am Ende die beiden Tons&tze 
mitgeieilt w&ren, die alia schdnen Worte m nicbte machen. Wir erkennen 
wohi den Spekulanteq ¥og!er. aber nicbt den gro&en Kunstler ¥ogler. 
Icb Jkajua mk nicbt ieak« f daw Herr Ton Schafhautl in der Hymn© 
„Rqgnum muadi" die Takte 10— It uchon, oder geachiokt oder gar genial 
findet Ich wnrde sie einem Sch&ler rot dnrehstreichen and 1 nngeacbickt 
dariihar schreiben. Und dieae 3 Takte kahren fQnfmal wieder. So gebt m 
mm mil dm mmMm Eigenschaftaa Voglers. Wir mdchten so gern daran 
glaubeo, dass er nicbt eitel war, so eitel, dues alie Welt uber Mm JacMe, 
wenn daa fataie Geb^tbncb nicbt is ware. Wir mochten ao gmm m aein 
wabrea Kanstkrtnm glaaben, wenn ddo ktoim Programme m sea»an Orgel- 
coneerteR nicbt da waaren, im doeb mebr nacb Sobaubiiden*Aushtogescbildern 
A ®«k KfinaUertniii. Dm Herr Yerfaaaer aagt gam rich- 

tig: ¥sgte kmmte aeinen Orgelfantaaien ebenaogiit ein ^stbetiseh &bf$daimtm 
Prograsnm geban, inch ar kannte aein Pobliknm* Wstis er die Manren 
wo* Jeariebo eudUen Unit, ao veraU&t im freilieb der dtbnmate Baaem- 
jnnge, dem gebildeten Zmhirer ist es aber ein<i &tale Zugabe, ¥ogier bat 
wem geu&m ¥«migen, mm gmm Eimiahme der Einricbtting Tea Orgeln 
nacb aeinem Sjikffl geopfert > mi jeder Orgelspieler nnd Orgelbaner ver- 
warf daa System; mm zwei Orgelspieler k«um der ¥er&88er anfflhren, die 
ftberbaupt im&tande waren wit seinen eingericbteten Orgehi (Simplifications- 
Byatem nannte es ¥og1er) fertig m werden, nnd das sind Mendelssohn 
sad Eli SeJbst dor perfekte Orgelspieler Mink verwarf es. Ein eigene* 
Urteil kann man rich nacb dea Herrn ¥«arfas»er8 Barstellung dee 8impli« 
ficationssy stems nicbt gut bilden nnd man ist d&her ninr anf den Erfolg 
angewieaen nnd der Elt m ¥ngnnst€H ¥ogler , s mm, Moglicb dass fit 
Welt m diMm ist; m ioA ata ^d«@ g«i^ Edrn^dnngei^ 

waram denn gerade diese nicbt? la dieeer Weise scbwankt man Mb nnd 
bar nnd kssal m keanam abaoUiefaandeai Vrtaiik & wivd ^€ mm 



4 



112 



MitteHuagen. 



M*hwierige Aofgabe bMlmi, iibgescliliwsaie Urieile fiber toplr^^g«e 
Thntaeben ainaraatofsen mmi die I3«gwwair§ mm digests! m dbaneogeii. 
YldMcht erraiaht Urn im Hew Terfkaw in §sib#» angekfindigtai grtifiad- 
ren W«ri» 



Mitteilangen. 

* Andreas Boateip, to Kempalst and IMtei der Oper ,»H Fuid0" pksm- 
plare de§ Brsetos in BetHa ond Wien) 1663 am §* Nov. in Bresdsfi aaJgeffikft ~ 
die Anffuhroiig wtfefte von abends t Uhr hm mm§mm 2 Bbr — sagt im Vorworto, 
lass m met bei dor Komposition dor Opr im natfirliche Bfrm^m mm Yarbilde 
paofflsoi habe. (Qriginaltext im Ffiistenan, 2ar Geaehichte dot Mnaik n. d. Hear 
ton an knil HA la ShAjmi. Dresden 1861, 1, p. 311.) Also mm VodJtafw 
Gluck'a and Wagner's, bit kommt son® Mueik seinem Wollea nieht gleich. 

* Der nordcriederlandiache Verein far Ms»i^MliiAte hat von J. A j&ifssfet 
Partite diverse Sopra l'Aria: „Sehweiget Mk von Weiber nehmen", aitrimente ehi** 
mata „La Meyerin" fir KLarier herausgegeben (Lpi., Breitkopf & BL). Nur die 16. 
Variation lelgt «bs Bdmeisn in gafcr Lanne, die nbrigen leiden an gr ofeer listen* 
heit Die Genialitat seines MeisteiB Sweeiinck erreicht er in keiner Weiae. Aafcf- 
dem hat der Verein noch im St Gregorios-Blad, April 1887, die 5atunm. Motette 
„0 sacrum convivium" mm den Cantionea eacrae toe 1819 von J. P, Sweeiinck 
in P&rtitsir veroffentiicht Sie ist gerade eine von deoen , die am wenigstem Swe#* 
liock von der beaten Seite zeigen, wis er ftberhaupt Im Geaangsfache air Mittel- 
mllaigea leistete; sefns Bt&rke seigte er is (hgelsatse, dort tritt ©r reformierend 
aof und seta© Genialit&t komnit nur hier zn roller Geltung. Me Pnblikationen 
eind dasbalb doch yon grolaem bwtoriacheii Wert, denn nur dorch die Eessteis der 
Meister wm aHm Beiten Iran aich nnaer Urteil is A®! mffitowa4» heranbilden. 

* M der Heistellnng dea in Ma 10 erwfthoten Quellen-Laxikona eel be- 
aonden anf die IM mi! Dedikationeo von Bnicken mid Manuakripten aofinerkaaiii 
gesnaeht, die ueben den aarehivaliacben Dokmnenten die beaten Wegtnlunr aind. Bed 
dem Fortachreiten dea L&xikona tritt immer mehr die Erkenntms 11 Tage, da&s faat 
sftmtitebe Biogr&phieea ilterer Meiater irrig oder raaogelhafb aind. Eine thitige 
Beihilfe, beaondesai ion NA<5hricbtea ana Ijloteaidniiekea mi N<ytei»nanQaybiptan w&re 
aehf wtsrtasiwst 

* Leo Uepmannsaohn. Antiqaaxiat Berlin W, Clxariotteniatr. 63. K&talog 57. 
Geachichte mi Thmm der Muaik. — Ten. Eine wertvolle Sammlung alter mi 
nener Werke. 

* Katalog von Kirchhoff 4 Wlgmi in Leipzig, Marienstr. 19, Mo. 791. £nt- 
halt Geachichte der MosdL MosilnrieeeQacbaft und Mosikalien. Mae reiche Bamxn- 
lung meiat neuerer und einiger ftlterer Werke. 

* VeraseichnU Mo. 185 vqu List & Franks in Leipzig, Umversitatsstr. 13. Ent* 
halt geechichtliche und theoretiache Werke fiber Music, Biographieen, Zeitachrifben 
und Werke fiber daa Theater. 

* ffierM eine Beilage : Katalog der piprtHchen Kapelle, Bog. 11. 



YenDtworaiohar Bed«kte«r Bob«n Iitn«r, Imaqto* (TJolcmutfk). 
Draek wm Herman B«y«r A Si¥s# la laftBgianuwiliH^ 



far 



MUSIK-GESCHICHTE 



herausgegeben 



der Geselteohaft fir Muukforschusg. 



HI. Jelrpi. 

1887. 



Pr«li Its JshrytogM S Mk, Monatllth ersefetint 
tim« Nunim«r von I bis 1 Bogen. IntcrUonagebabren 
ftr die Z«H© SO Ft 



KomnlMloniTWlag 
Ton Breitkopf A HIrtel in Loipiig. 
BntiUapi 
ninuat jede Bvob- und Mutlkluuidfoiig «ntg«g«n. 



la 12. 



Jacob Arehadell 

(Bob. Bitner.) 
(SehluM.) 

1567. Missae | Tres Jocobo Arcadet | leg!© mufico, & iliftriff. 
Cardinalis h Lotbaringia face! to praefecto | auctore, nunc primum in 
lucem aeditae, earn quatuor j & qainqae vocibus, ad imitationem 1 ■ 
moduloram } Noe Noe. 4 Io. Mouton. | Ane regina coelorum. S And. 
de fills. | Miffae vulgaris beatg virginis. 4 | Brm | Lvietiae. ( A pud 
Adrianam le Roy, & Bobertum Ballard, ... 1 ... 1 ... 1 1167. j etc- 

1 vol. in gr. fol. 44 Bll. 

HofbiM. Wiii, Umv.-B. Kdnigsbg., Stadtb. Augsburg, K. B. 
Mtaehen. — Egl. Bibl. Berlin. 

Aif d«r Siiksilta das Titelblattes das Druckprivilegium. 2. Bl. 
Die Dedication an Carolo Lotharingo Gardinalis mm Yerleger, Mai 
erffthrt .daraus air, dass A, „sjaphosiaraia tnoram magistro" lain 
Wmmg% 1st, also sowohl Kapellmeister wie Komponist. 

1573. (Versal:) Svperivs, 1 Chansons A Troys 1 Parties De M. 
Iaqves | Arcadet. 1 (Petit:) nouaellement ImprimS 1 en treys volumes. || 
A PARIS. S 1678 I On der onteren Vignette:) Par Adrian la Roy, 
& Robert Ballard. 1 Inaprimeurs is ley, j Amm priuilege de fa ma- 
geft6 pour dk ans. 

3 Stb. ii qaer 12 °, anf der 1, JL Hot bibl, in Wien nor Sope- 
rius and % Superias bekannt (Mitteilung das Herrn Wdber). Die 
Titel stehen in reicher und geschmackvoller Randverzierung. Das 



Monaftsh. 1 Mu»ikg«»cb. J&hrg. XIX. Wo. li. 



12 



114 



Jacob Arahadelt 1573. 1586. 



24. Blatt (Scblussblatt) zeigt das Druckerzeichen (einen Pegasus) and 



nochmals die Druckerfirma. 

Inhalt 

1. Amour h pouuoir fur lei dieux 9 ' 

2. Amour est vn grand maitre 21 

3. Ce n'est bien n'y plaisir 19 

4. Dim inconftant 16 

5. tfai taut bon credit qu 'on vondra 2 

6. Je no fgay que c' eft qu* 'il me faut 5 

7. Je ne me confesseray point 7 

8. Je ne puis diffimuler 8 

9. Je ne veux plus a mon mal * 18 

10. Integer vitae 22 

11. Las pourquoy n'eli il permis 4 

12. La paitorella mia 17 

13. Mon coeur le pleint 12 

14. Mon pleint soit entendu 14 

15. Montium cuitos 23 

16. Nous Yoyons que les hommes 10 

17. Poffimus II quid 22 

18. Que te sert amy d'eftre ainfi 3 

19. Quand viendra la charte* 6 

20. Qui veut fpauoir 13 

21. Bien n'y a plus contraire 1 1 

22. Qui pourra dire la douleur 15 

23. Si ce n'eft amour qu'efce 13 

24. S'on pouuoir aquerir 20 

25. Vielle plus vielle 21 



Texte vollst&ndig. 

1586. (Versal:) ^Excellence | Des Chansons Mvsi- [ cales Com- 
posees Par | (Petit:) M. Jaques Arcadet, taut propres h la | voix, 
qu'aux inftrumente. | Vignette. | Becueillies & reueues par Glaade 
Goadimel natif de Befanpon. | Drkz. | SVPERIVS. || Par Jean de Tour- 
nes, Imprimeur du Roy I Lyon. | M. D. LXXXVI. | 

4 Stb. in kl. quer 8°, ohne Dedic. Die Worte n Beeaeilliee & 
reueues par Claude Qoudimel natif de Befan^on. | Drkz. | " fehlen 
mi dem Contraltos, Tenor und Bass. 

Kgl. Bibl. in Mflnchen komplet. Eine frtthere Ausgabe ist nicht 
bekannt. F6tis verzeichnet eine „Lyon 1572", doch ohne Fundort 
und genaue Titelwiedergabe. 
Seite Inhalt, 4stimmig. 

2. 0 plaisir delicieux. 

3. Dedans ton oeil gracieux. 



I 



f Jacob Archadelt 1586. f §§ 

Suite 

4. I/hiver sera, et Y Est©" variable. 

6. (Jest la clairte" de ta face. 

7. Souvent mon coeur, ne s<?ay. 

8. Ovure mes yeux, a is, 
10. Toy, dont la mort m'a vie. 

12, SI je pouvois t'aymer par faict. 

14. Tu ee, 6 Dieu, toute mon eeper&nce. 

15. Non je a© veux, 6 Dieu que je reclame. 
17, Je guis attaint, je le confesse. 

19, Monde pleures tu point pour le departement 

20, 0 le grand bien, mon Dieu, quand je te voy. 

22. Ta grand' bonU a cause* le desir. 

23. Mon Dieu tu congnois bien. 

25. Servant a Dieu j© soufire peine dare. 

2CL Ta verite" m'est une fiamme. 

28, Mon ame estoit de lengtemps prisonniere. 

30. Qui en terre desire voir I© ciel. 

31. X/homiae qui est voluptu eux. 

32. Fuyez, 6 plalslrs langoureux. 

34. Souspirs ardans, qui esbranlez mon ame. 

36. Tout le desir, et le plaisir, que pant, 

38. Ta grace en moy renouvelle ma sainct. 

40. Lore qua ma voix au Seigneur Dieu j'addresse. 

41. Quasi je contemple la hauteur. 

43. Lorsque le pervers eshoure*, abuse! 6 Dieu. 

45, En Dieu taut mmhwmi mm ame. 

46, II n'est douleur crueile, qui soil semblable, 
46, Tu as voulu serviteur me nommer. 

50, Be me8 ennuis ayes compassion, © Jesus Christ. 

52. Ntauny-je plus, 6 Dieu, la jouisaance. 

54, Be ee raonde la splendeur n'est autre cas. 

56, D© quoy sert am vain desirer, sinon pour faira 

57. Ea contre moy. en douceur, ou fiert& 
59, Si le mondain pensoit combien la face. 
61. 0 Dieu, veuiile a mon coeur apprendre. 
63. J© me repute bien heureux, d'attendre, 
84, Pere qui es mm cieuz, j'esleve a toy. 
65. Lorsque mon coeur ta lumiere apper^oit 
67. Pomr hear an monde demander. 

69. Seigneur tu as tout pouvoir dessus moy. 

70. En Wmm gist mon esperance, mon hear. 

71. De tant pake endurer je Be me plain. 
73. At trepida et coeptis immanibus efifera Dido. 

Wenn ich nicbt irre sind as Archadelt'sebe Madrigale, lis auf 
franz&sische Texte gesetzt sind. 

12* 



116 



Emil Vogel. 



Nachtrag za Seite 132. Herr Dr. Emil Vogel zeigt in seiner 
neaerdiDgs erschienenen Biographic 01. MonteverdPs noch folgende Aus- 
gabe its 1. Baches Madrigal! a 4 voc von Archadelt an, za der er 
mir freandlichst noch folgende n&heren Angaben tibermittelt hat. 

Madrigali | A Quattro | Di Oiahes (?) | Archadelt | Di Naovo 
Ristampato, 1 Coretto (?) | In Venetia Da Claadio Monteverde. J In 
Roma, Per Paolo Masotti 1627. | Con Licenza De' Saperiori. | A Di- 
stanza (?) di Gioseppe Gesareo all' insegna delF Arpa al Colleggio 
Romano. 

4 Stb. in hoch 4°, im Liceo musicals in Bologna. Dediciert 
vom Yerleger Masotti an Monsignor Nicolo Monaldeschi, ohne Datum. 
Der Inhalt besteht aus 31 Madrigalen nnd zwar nach 1539a aus 
No. 1, 7; 2 and 4 von Berchem, 55 von Corteccia; 57, 8, 6, 37, 

42, 13, i, 45, 15, 20, 17, 24, 16, 48, 53, 49, 25, 29, 31, 26, 27, 
59, 60, 33, 34 and 38. 



Anzrfgen musikhistorischer W erke. 

Emil Vogel : Claadio Monteverdi. Leben, Wirken im Lichte der 
zeitgenOssischen Eritik and Verzeichnis seiner im Druck erschienenen 
Werke. Abgedrackt in der Vierteljahrschrift fir Masikwissenschaft. 
Lps. Breitkopf & Hirtel 1887, p. 315—450. 

Die Erstlingsarbeit eines jungen Dr. philologiae, die aber em eminen- 
tea Talent fur masikgeschichtliche Forscbung und Darstellung kund giebt 
Jfa» bewundert die Yerbindang der archivarischen mit den bibtiographi- 
scben Stadien nnd erfreut sich an der knappen nnd doch dem Gtegon- 
Btande vollig genflgethaenden Form. Fine Egenseliftfl> die nnsere beaten 
neaeren Historiker nicbt teilen. Der Verfasser verl&sst nie sein Thema, 
echweift nie ab. Wie ein Anatom selbst dem kleinsten Kndchelcheii aeinen 
Plate anzawei86n vewteht, so weife Men Vogel mm der klerasten areM- 
▼ariBGhen mid bibliographischen Notiz dm Leben de§ einst so hoch ge- 
feierten Komponisten, dem Fordcrcr der Oper, m ▼erfolgen und Him ein- 
heitlichen Ganzen zu gestalten. Seine Kenntnisse der einschlagigen Litteratur 
bemerkt man nur an den kurzen Notizen in den Anmerkungen, in denen 
er grofse und kleine Irrtumer der betreffenden Verfasser ricbtig stellt 
Ohne Prunk und Aufeehen laufen dieselben nebenbei her, als wenn er si© 
spielend aus dem Armel schuttelte, Noch zu erwabnen ist die sebr nach- 
abmungswerte Behandlung, Citate, Dokumente, Briefe, Dedikationen u. a. 
stets in deutscher ffbersetzung mitzuteilen und den Original • Wortlaut in 
die Anmerkmng za verweisen. Es ist eine sebr billigc Art nur den 
Original - Wortlaut wiederzugeben mud iem Leser m Iberkssen sich die 



Rudolf von Freisanf. 



117 



alt© oft schwer verstandliche Ausdrucksweiae zu ubersetzen. Ber Sinn ist 
oft so dunke^ dass die tJbersetzung sich nur in umschreibender "Weise 
balten kann and der tJbersetzer sicb erst durch linger© Studien in die Aus- 
dracksweise der Zeit hineinarbeiten muss, and trotzdem ist Herr Vogel mehr- 
fach gendtigt die Worto beizufugen: das ist etwa der Sinn der dankel ge- 
haltenen Ausdrucksweiae. An die Biographie dea einstigen Meisters achliefst 
sich die Bibliographie an, geteilt in ein chronologisoh geordnetes Titelverzeich- 
nis und ©in alphabetisches Inbaltsverzeiohnis. Banm scHie&ea sich die Doku- 
mente and den ScMiibs bildet der„ Lamento d' Arianna", das ist der ein- 
zige Teil einer Oper von Monteverde der uns aos ihr erhalten ist, und 
da er sich in einem Sammelwerke von 1623 ohne Aatorname befindet, 
10 ist deren Mitteiiing von gam beaondarem Werta Ber bibliographische 
Teil erfullt unaere Aiwpriche nicht in dem Halse, als wir sie an den 
Herrn Verfuser stellen kdnnen mid muaaen, dem ein so rieriges Qaellen- 
material vorliegi Er macht den findrnck, als worn d«r mgemewene 
Banna m knapp gewesen ware. Bibliographische Arbeiten erfullen erst 
dann ihren Zweck, wenn sie aof jede Frage Antwort erteilen. Bie Neu- 
zeit hat darin so Musterhaftes gerad© in der Mosikgeschichte geleistet, 
dass kein Zwmfd mehr dariber bestehsn kaim } wie eke Bucherbeachreibung 
abamiisseii seL Sie hat rich zwiachen 0. P. Becker 1 ! nnd Wackernagel'a 
Arbeiten den Aosdruck angeeignet, der die richtige Mitte zwischen Notizen 
mod endlosen Bescbreibungen hilt. — Bie vorliegenden Zeilen solen mm 
aof das "Werk amfkierkiaiii maehen, damit es rich recht bald in jeder- 
mamig Hand befindet. Ams dem reichen raid intereeaanten Inhalte ©man 
Ansziig in, geben, omgehe ich aehon deehalb, nm niemandem Gelegenheit 
zu geben, rich die Anachaftmg der Biographie m ©rsfaren, denm wk muaaen 
danach atreben, dass der Murikgelehrte von aeinen Arbeiten auch leben kann. 



Budolf von Freisauf: Mozart's Bon Juan, 1787—1887. Ein 
Beitrag zur Geschichte dieser Oper von . . . Herausgegeben anl&ss- 
lieh der lOOj&hrigen Jobelfeier der Oper „Bon Juan u von der „Inter- 
nationalen Stifling Mozarteum in Salzburg/ 4 Hit 9 Kunstbeilagen. 

Salzburg. Verlag vom Hem. Kerber. 1887. In 8 § . fill und 
197 Seiten. Pr. 4,50 M. (Ber Beinertrag fliefst der obigen Stif- 
ting zu.) 

Ein auf die genaueaten Quellenstudien und in einem flielsenden Stile 

abgefaafltea Buch, welches dem Historiker wie Laien den grofsten Genuaa 

bereitet. Ber Verfasser l&aat vor uns die Komporition des Bon Juan 
mit den aJlerHriiisten Betails entstehen, Wir Behai Moi&rt im Frager 
Ereundeskreiae rich mit der ganzen Heiterkeit und Liebenswurdigkeit 
seines Wesens bewegen. Empfaagen die Emdricke der Zritgenoaaen, welche 
die eraten Auffiforungen erlebten, eriahren aber anch die abepreoheiidem 
¥rteilfl einer Meklichai Kritik als er in Wien, Berlin und anderen 
Stfidfan aufgefthrt witi. Hierauf erhalten wir eine genaue Einricht in 



158 



MitteUnngen. 



das Autograph der Partite nebst dem Textbuche, eowie Ton den dent- 
iiiffi tTbersetzungen, den spHerm EmMmm in der Partitnr nnd von den 
mannig&chen Wandlnngeo, welche m an den verschiedenen Buhnen durch- 
gemaoht hat Ber Stetfatik mit »sfehrEehsm Text© wird ©m grofser 
&n gawihrt nnd wir mkm iha dmrcli die ganze Welt waslm Ben 
Schlttm bilden die Auf&hrnngen von Mozart- Cycles, einige Urteile fiber 
die Oper, ein Venseichnis der Literatnr fiber den Bon Juan nnd ein 
Namen - Veraeichnis. Zn Seite 106 ware noch hinznznffigen, iass die 
wahrseheinlich Is Wien miter Schikaneder's Beeinflussnng entetandenen 
Binsohiebnngen von S Personen, einem derichtsdieiier, einem Kaufmann 
sal Ereniieten m dm grofeeren Bfihnen linger ihr Leben ram Gaudinm 
des gro&eii Hanfena gefcistet haben, ale der Verfaeser asaimmt, dam in 
Breelan wurden sb noch 1851 gegeben and selbst in Berlin horte ich 
«# noch 1854. Erst nach diesem Jahre, vielleicht noch etwas sp&ter, 
warden die Secco- Recitative eingefuhrt, mit Begleitung eines Violoncello 

Iter. 



Mitteiluiigeiu 

• la betrefF der Titel der Kapellmitgiieder im 16. Jahrh, bietet die Cantorei- 
ordnung dee Eafftotao Moritz von Saehsen mm 1548 (Fiirstenau, Beitrige 1849 
p. §) mannigfache Belege. Der oberste Leiter 1st der Kapellmeister, der Pre- 
ceptor ratemchtet die JEnmlbea im Singen, Religion und Grammatii: und lehrt 
,,dameben die anderen artes dicendi". Es scheint in den Bezeichnungen dor Amter 
bei jeder Eapelle ein anderer Gebraiicli gewesen zu sem. 

• In den diesj&hrigen Monatsheftsn p. 27 wurde bei der Besprechung der 
Briefaammlnng der La Mara da Brief Monteverdi's erw&hnt nnd dabei der Ori- 
ginal -Wortlant vermiset, weil der Ska der mmm Stelle in der TJbersetzung duokel 
ist Der Brief 1st bereits 1855 in Caffi'a Storia della Masica sacra, 2. Bd. pag. 135 
im Originale verSffentlicht nnd heist die betreffende Stelle dort wSrtiich „havendo 
g& visto ehe quattro generi di armonia earanno quell die anderanno ado* 
psmM aemtio del detto miermedio." Die Obenetarin list aleo gain getwn 
Hbersetst; doeh wms tans Monteverdi wohl mater den 4 Aran HarmorutseB iwif 
TEtons oier Charaktere? 

♦ Schon 1495 liebte mm m, Gee&igo teib mit Siagsiannnaa, fells mit In- 
gfeas«^ is beretaen, wit m Praetorioe im 17. Jahrh. nSher &mMifk S© be- 
richtet Davari (La xmisiea a Masters 1884), dass A Gesang von Obrecht z. B. im 
Jahre 1496 in Mantua mit Sopranisteo, AMstee, Contr&ltiateti and dm Bass mit 
der Poeaune aisgefUnt wnrde (Archiv is Maataa), 

♦ tJber die Triole im IS, Jahrh. sagt Eras Gerie is seiner Mxmm and Tabu- 
lator anf die Instromeot der kleinen mmi grofsen Geygen etc (Kgl. B. Berlin) 
Bogsa Hi: ,Jhi wiwt in etlichem gesang die Ziffer, die drey pit, mim im notm 
§mim u (in dm S Beb«B«tehendeE Kotenbeiapielen steht die 3 fiber den Noten, wie 
noch heat© Gebraach 1st) „und nicht vor im noten. Is skd gleich die noten 
minima oder Semiminima no gsltea drey urn schlag, bo gehdrt alweg die aechst 



Mttefisfifw. 



Wot darvor mil die mim iamwih sosamen sa too schlag." (Bm k«m bit 
hei&en: Es ist gaas gleich, ob 41® Noten Minima =* 1 oder Semiminiina «= Isind, 
si© gelten rile drei sfets nor einen Schlag, namlich die erste von den dreiea Noten, 

die vor der 3 sad die letste, die Muter der 3 stent, also ^ j^j. ? ,Ea genet abex 

die andern Noten nichts an, nur Me drey Noten die ober der Ziffer ateen, wie da 
os hernach sehen wirst" (folgen 8 Beispieie Triolen). 

* In der Hofbibliothek in Darmstadt, Codex Mo. 1988, befindet gieh ©In Ma, 
aus dem 15. Jahrh. mil einigen alteren His., welches Tractate von Outdo, Aribo 
und Berno enthalt. Die Vierteljahrssehrift yon Fr. Chrysander u. C. enthalt 
p. 488 eine Besebroibung derseiben. 

* Notizen fiber die Stele und Besetzung der einstigen Musik-Kapellen. Am 
Kurfurstl. Hofe m Torgau inter Moritz bestand 1548 die Kapelle aus einem Kapell- 
meister, S Bassisten, 5 Tenoristen, 3 Altfstea (Manner), 9 Knaben mi einem Or- 
ganisten. Einer der Singer war Praceptor, der die Knaben m untexriehten hatte, 
nicht bit in der Musik, sondern auch in alien ftbrigen Dxsciplinen. 1555 unter 
KurfBrst August bestand die Dresdener Kapelle aus 24 Personen, ohne die Knaben, 
namlich I Kapellmeister, 1 Praceptor, 4 Bassisten, 7 Tenoristen, 8 AHasten (Mftnner), 
8 Organisten und IS Knaben. Dazn feat noch eine Instrumental - Kapelle mit 7 
Personen. 1576 besteht die Kapelle aas 35 Mitgliedern, darunter 6 Basaisten, i 
Tenoristen, 7 Manner-Altisten (auf 10 Singeknaben), IS Instrumentisten und 3 Or- 
ganisten. Im Jahre 1590 umfasste sie 48 MtgMeitof : 1 Kapellmeister, 1 Praceptor, 
5 Bassisten, 5 Tenoristen, 4 Altisten (Mftnner), 8 Knaben, 1 Instrumenten - Inspector, 
II Instrumentisten, deren Instrumente nicht genannt sind, 2 Lautenisten, 8 Orga- 
nisten, davon einer auch Harfenist und Instrumentist, also Klavierspieler war, 
1 Zinkenblaser und 1 Citharist Im Jahre 1606 war sie bis zu 47 Personen ver- 
mehrt 1612 ssfii sis Mb auf 27 Personen. 1632, unter ScMtz's Direktion, ami 
39 Personen, darunter 15 Instrumentisten mid but 13 Singstiminen. 1651 ging sie 
bis auf If Mitglieder herab, darunttjr 8 kstroraentisten und 6 Sanger (die Knaben 
gind nicht genannt). .Im Jahre 1866 dagegen zahlt sie 53 Personen : Sdhutz, Ober- 
kapellmeister, 4 Kapellmeister, 2 Vice - Kapellmeister, 1 Hofkantor, 1 Vioehofkantor, 
4 Sopranisten (Kastraten), 5 Altisten (Manner), I Tesoristea, 4 Bassisten, die ubrigen 
and Instrumentisten, darunter 1 Concertmeister und 4 Organisten. Die naclisten 
Jahre saigas wieder sine Venninderung bi§ auf 82 Personen und erst 1733 zfxtilt 
me 56 Personen (unter Hasse), darunter S „Compositeurs", 7 SolosSnger, 12 Vio- 
linisten, 4 Brat&cMsten, I Violoncellisten, 2 Contrabassisten, 3 Rotisten, § Oboisten, 

3 Fagotiaten, 2 Hornisten, 1 Organist etc. Schon 1717 legte man auf ein krSftiges 
Streichquartett Gewicht und bestand m ms 8 Violinisten, 7 Bratscbisten, 3 Violon- 
ceHisten and einem Contrabassisten. Clarinettisten warden erst Im Jahre 1792 
im der Dresdener Eofkapelle verwendet und zwar als man das Oratorium „La Fas- 
aione di Gieeu Oris to" von Paisiello in der Hofkirche zur Aufttlirang brachte. Die 
ersten Violoncellisten werden 1714 genannt, rait Namen Nadalin Veneziano und 
Gaspare Rossi. — Ale Galappi Kapellmeister war, bestand 1786 das Orchester aus 
It Violinisten, 6 Violettisten, 4 Violoncellisten, 5 Violonisten, 2 Oboisten, t F15tisten, 
STronrpoiem und f Hornisten. — 1818 bestand die Hofkapelle aus 71 Mitgliedern 
(Fftrsteoaa. Bettrago, Dreed on 18d9). — Am der Kapelle is Venedig as S. Mamo 
b«eftan^ am 13* 3m, 1597 der Chor aas 3 Soprani, § Contralti, 5 TBnori mad 

4 Bassi (Caffl, Storia della moBiaa. Yen. IM^ Si. 2 p. 47 £). 1618 aus abra 



160 



AQtteHmigeD. 



80 Slngera and 20 InBtruraentigfc&n (VogeFs Monteverdi p. 364). 1653 waren die 
Stimmen mit 1 Soprano, 2 Fabetti oder Mem Soprani, 8 Contralti, 9 Tenon and 
8 Bas® besetzt mad beantragt dor KapeMmeiiter Bovetta bei das Prokuratoren 
Yenedig8 aie auf j® 8 Fersonen in jeder Stitnme feetzuaetsen. 1655—1677 beetand 
die SliigtficageS© mm 22 Cantori, n&mlich mm 5 Soprani, 4 MM, 8 Tenori and 
§ Basel 1685 mud §plter b©§a& ae 86 Sagw raid 34 Iwtemiaat«^» die tetfr> 
teren waren verteilt auf 8 Violini, II Vioiette, 2 Viola da braocio, S Violoni, 
4 Horbe, 2 Cornetti, I Fagotto und S Tromboni 1708 bestaod das Orcheatar aus 

10 Violini, 8 Vioiette, 1 Viola da braccio, 1 Violone, 3 Tiorbe, 1 Cornetto, 2 Trombe, 
1 Trombone and 1 Oboe. — Aucb die Gehaltsv8rhaltmsse geben gate AuftchltLaae 
and werden meist bestiramt darch die eeltenere Handhabung dea Iastrumentea oder 
die Neuheit seiner Einftthrung ins'Orchester, oder auoh durch die Person eeibat, 
S© erhielt 1708 ein Trompeter am 8. Marco 60 Dukateu, der Oboist 55 Dukaten. 
Ma Theorbisten 30 Dakaten, die Violinisten j© nach der Bangstufe 40, 25 mi 
15 Dakaten jaMich. Der Cornettaat 80 und die ubrigen Instromentisten nor je 

11 Dukatenu Die Sanger (Cantori) dagegen erhielten fast durchweg 100 Dakaten 
mad mm einige wenige 80, 70, 60 and 25 Dakaten j&hrlich. la der a&chsischen 
Hofkapelle warden im 16. Jahrh. die Instruinentagtea hoher bezahlt aia die Sanger 
and Organiaten. So erbielt & B. 1555 der Kapellmeister Le Maiatre 240 Golden 
jfihrlich, die Singer 29—1® Gulden, die Organisten 40—97 and die Instrumen- 
tisten, meist Italiener, von 114—228 Golden. 1590 rficken die Sanger bis 160 Gul- 
den beraof, wfthrend aich die Instrumentiflten auf gleicher H5he halten. 1813 stellt 
aich das VerMltnia anders. Der Komponist Eaatrelli bezieht SCXJ Thlr., der Kon- 
zertsnektAr (Violinist) 1200 Thlr., ein Contrabasaist 800, der ©rate HStist, Oboist, 
Ckriasttiat und Eagottut j© 600 Thlr., die 88nger we/den a*hr verachieden, je mmA 
ihrea LeistDOgai bezahlt Den hdchsten Gehalt von 900 Thlr. erh&it ein TeaoriBt, 
@k andewr mm TO TMr., die Baasiaten 600, 500 and 400 TMr e Die niedrigsten 
Gehalte bezieben die Violiniaten, n&mlieh jihrlich 150 Thlr. — 1680 worde is 
Dresden die orate Operna&ngerin engagiert, and erst nach 1818 tad®, m aich 
regelm&foig in den BeeMmgeii verzeichnet Italian lieb jedoch achon M den estes 
dramatiachen Yersaohen (1600) S&ngerin auf der Bahne m mi es fiel niemandem 
dort ein tie je auaaiwlilieisen. Die dentachen Mldehen haben aich erst mht sp&t 
entecblosaen din Bonne zu betreten. Mia half aich in Hamburg n B. mil Kiaben- 
atimmen und in Dresden mit Kastraten. 

* Di© von R. von lilieneron herausgegebanea Honz'achen Odea mit den 4stun. 
S*tzen von Tritonios, Send and Bofh&imer aind jetei aach in einer Scbulau&gabe 
eracnienen. Leipzig bei Breitkopf & HarteL Br. 1 M. 

* In Wilhelm Streit'8 Verlag im Dresden aind 500 Muaikerportraits auf 14 
photogr. Tafeln nebst 5 Bogen Text in 4°, Br. 7 ! / s M, erschienen. 

* Li© liepmannaaohiL Antiquariat. Berlin W. Ghadotfcenatr. 68. Katalog 58 
mit 554 Mm. Opem In Partite oder KUviannaiiig, im Druck oder Ma., von 
itaMeniacheC; fraiisttriachen, belgiachen, deutaehen, engliaehen und achwedischen 

ein© wertvolle und intereasante Sammlung aus den Bibliolheken im 
verstorbenen Grel und Grafin von Eedem. 

* Tlieodor Ackarmann in Mfinchen, ^^«iia^mfe 10. Katalog Nr. 211. 
Entbllt W€frke ftber G^chicbte dor Musik, Biographieen, Kircbenlied, Theorie, Ge- 
gchiohte dea Theater* and Tuiiknnst Femer Opern and Portraita. Ma© wnrt- 
?oIla flammlnng mit vielen brauchbami Werkeo. 



Rechnungslegnng fiber die Monatahefte fttr Musikgeschichte. 



161 



• Hit dieeem Heft© scMrfst der 19. Jahrgang der Monatahefte and ist der 
neoe Jahrgang bei buchh&ndlerisch bezogenen Exemplaren von neuem m beatellen, 
wihrend die Mitglieder denselben ohm© Bestellung erhalten, aobald keine Abmeldung 
geachieht Der Mitgliedsbeitrag von 8 M ist im Laufe des Januar an den Sekret&r 
der Geeellschafb einzusenden. — Der 16. Band der Publikation auf Subscription, 
den 1. Abechnitt von Glare an '§ Dodecachord, 1547, in deutacher ttbersetzung 
von P. Bohn enthaltend, kommt am 2. Januar 1888 smr Veneminng und betrfgt 
der Jahresbeitrag fur die alten Subsoribenten 9 M. Neu eintretende Subseribenten 
haben anfanglich 15 M m sahlen. Nfthere Auakunft erteirt der Unterzeichnete. 

Templin (U.-M.). Rob. Eitner. 

* ffierbd em© Beilage : Der Katalog der p&pstlichen Kapelle Bog. 12. ScMu§§ 
erfolgt in neuen Jahrgange, sowie die Fortsetnuig der Belage „Da§ Bniheimer 
Orgelbuch". 



SiCliiiiinplefiHg 

mm ait 

Moimtigihefto fir Musikgeschiohte 

ftr its Jahr 1886. 

ESnnahme ..................... 1808,70 M 

Anagabe ...................... 127733 M 

Speeialisierung. 

a) Binnahme: MitgUederbeitxage . : 781,00 M 

Danmter in Extrataitrlgen von den Herren Dr. Eichborn 

16 M und 8. A. E. Hagen 5 M. 

Durch die Breitkopf k HarteTsche Muaikalienhandlung 467,50 M 

tfoeiMQuss ana 4sr Abrechnung von 1885 60,22 M 

Somrna 1808,70 M 

b) Anagabe: Buchdruok ................ 568,40 M 

Notenbeilage ............... 885,01 M 

P»pier, 77,50 M 

Buchbinder • 4,20 M 

Annonoen und Feuerveraicherung ........ 80,60 M 

Verwaltung, Expedition etc 262,11 M 

Bumma 1277,88 M 

c) TJberachuas .............. ..... 80,87 M 

Templin, im Oktober 1887. 

Yorjitmder Sekxetir 
Yacat Rob. Eitner. 



Namen- und Sach- Register, 



Abbas an der p&pstl. Kapelle 122. 
AbMati, Francesco f 107. 
Aooente, Mrchliche 30 £ 
Accentus ecclesiastici 30 ff. 
Ackens, Ghntn. Felix f 107. 
Adriano, aiehe Willaert. 
Agricok, Al. Comme femme 68. 

— Frottole 53. 
Albert, Charles f 107. 
Alexander Florent, Frottole 54. 
Alvise, Marc 1 Antonio de, 84. 
Ambros 5. Bd. Gesch. d. Mas. Urteil 36. 
Ana, Franc d\ Frottole 54. 

Andia, Ant Romero f 107. 
Anerio, G. Fr., seine Dracke 17. 
Angri, Elena d\ f 107. 
Anrmucia: Valle vicine 22. 
Antiquo, siehe Scotto. 
Antoni, Giorgio t 107. 
Aoast, Jules f 107. 
Arancio-Guerini, siehe Guerini 118. 
Arcadelt nnd Arcadet, siehe Archadelt 
Archadelt, Jacob, Biogr. u. Bibliogr. 121. 
Archadelt, Madrigalist 86. 

— Chansons 3 p. 1573, 153. 

— Chansons 4 p. 1586, 154. 

— Intavolatura di Iiuto di Fr. Vindella 
1546, 145. 

— Madrig. 3 v. lib. 1. 1543 Gard. 143. 

— Aosg.: 1559, 144. — 1587 Scotto 
145. 

— Madrig. 4 v. lib. 1. 1639 Gard. 123. 

— Aosg.: 1541 a,b, e, 129. — 1548, 

130. — 1544, 130. — 1546, 130. — 
1551, 130. — 1558, 131. — 1575, 

131. — 1597, 131. — 1617, 132. — 
1625, 132. - 1627, 156. — 1628, 

132. — 1640, 132. — 1642, 132. 

— Madrig. 4 v. lib. 2. 1539 Gard. 137. 

— Aug.: 1641, 188. — 1560, 138. 

— Madrig. 4 v. lib. 8. 1539 Scotto 139. 

— Aosg.: 1641 Gard. 141. - 155, 141. 

— Madrig. 4 v. lib. 4. 1639 Gard. 142. 

— Ausg.: 1641, 143. 



Archadelt Madr. 4 v. lib. 6. 1550 Gard. 
146. 

— Missae trea. Paris 1557, 153. 

— Motecta 4 v. lib. 1. 1545 Gard. 145. 

— 1539. 1. lib. Madr. 4 v. 123. 

— 1539. H vero 2. lib. Madr. (4 v.) 137. 

— 1639. 3. lib. Madr. 4 v. 139. 

— 1539. 4. lib. Madr. 4 v. 142. 

— 1541 a, b, c, 1. lib. Madr. 4 v. 129. 

— 1541. 2. lib. Madr. (4 v.) 138. 

— 1541. 3. lib. Madr. 4 v. 141. 

— 1541. 4 lib. Madr. 4 143. 

— 1543. 1. lib. Madr. 3 v. 143. 

— 1543. 1. lib. Madr. 4 v. 13a 

— 1544. 1. lib. Madr. 4 v. 130. 

— 1545. Quatuor voc Motecta. 145. 

— 1546. Intavolatura Madr. 145. 

— 1550, 5. lib. Madr. 4 v. 146. 

— 1561. 1. lib. Madr. 4 v. 130. 

— 1666. 8. lib. Madr. 4 v. 141. 

— 1567. Missae 3, 4 et 6 v. 153. 

— 1558. 1. lib. Madr. 4 v. 131. 

— 1559. 1. lib. Madr. 3 144. 

— 1560. S. lib. Madr. 4 v. 138. 

— 1575. 1. lib. Madr. 4 v. 131. 

— 1586. Chans. 4 p. 154. 

— 1587. 1. lib. Madr. 3 v. 146. 

— 1597. 1. lib. Madr. 4 v. 131. 

— 1617. I, lib. Madr. 4 v. 132. 

— 1625. 1. lib. Madr. 4 v. 132. 

— 1627. 1. lib. Madr. 4 v. 166. 

— 1628. 1. lib. Madr. 4 v. 132. 

— 1640. 1. lib. Madr. 4 v. 132. 

— 1642, 1. lib. Madr. 4 v. 132. 

— Tempo verra 22. 
ArcMcaplmtts 148. 
Audran, Marios -Pierre f 107. 

Bach, Seb., Bd. 81 der Gesamtausg. 48. 

— Lncas- Passion im KUv.-Ausz. 149. 
B&umker, W., Zum 8treit fiber die Entr 

stehung der Luthermelodie 73. 
Bale, Giovanni t 107. 
Baralle, Alphonse f 107. 



Bartholomaeus — Eitner, 



163 



Bartholomaeus: Si talor 54. 

Battmann, Jacqies-Lomis f 107. 

Beck, Henry f 107. 

Bel, Boss, siehe Impommeimye 119. 

Benedict, siehe Joovin 119. 

Bennet, siehe Bitter 133. 

Bent, Eberhard, Batsmtisikijs 27. 

Berchem, Jac. 6 Madr. 4 v. 181. 

— Oochi miei lassi 131. 

— Poi che 1 fiero 141. 

— Un lauro 22. 
Berg, F. f 107. 
Bernardi, Antonio f 107. 
Besetzung einstiger Kapellen 159. 
Bibliotheken, fiber 1. 

Blitz, Frau J. f 107. 

Bohme, Albert von f 107. [tail 7. 

— Frz. M. Geschichte des Tanzes. Ur- 
Bdhner f Ludwig, seine Werke, 3. 
Bohn, Em., Festschrift 1887. 69. 

— P. Das liturg. Becitat 29. 

— Bezeichnnng f. d. amtlichen Charak- 
ter der Miisiker an Kacthedral- and 
SiftsMrchai 14S. 

Bonagionta, Giulio, Heraasgeb. 1567. 21. 

Bonnehee, Marc, f 107. 

Bontempi, Andr., 1 Paride 1662, 152. 

Bordese, Ludovieo f 107. 

Bottura, Giuseppe Carlo f 107. 

Boulanger, Mane f 107. 

Bowling, John Pew f 107. 

Bracker, Hans Jtirgen f 107. 

Brandino, siehe Scotto. 

Breitkopf & Hartel, Mitteilnngen 120. 

Breslau, Handschrifben - Sammlg. 128. 

Broer, Ernst f 108. 

Brack, A. von, Es geht gen diesen 

summer 70. 
Bfirde-Ney, Jenny f 108. 
Buxheimer Orgelbuch. Beilage. 
Bozzoni, Ottavio f 108. 



Camerlingo gleioh Abbas 122. 
Cantor 146. 147. 148. 
— , Sanger anch Director 111. 127. 
Cantnnm cantoromque praafectwi fttr 

Cantor 147. 
Capella Julia in Bom 122. 
— sistina in Mom 122. 
GapellannB 147. 
Capriles, Giuseppe f 108. 
Caron, Camille t 108. 
Oasciolini, Clandio, Missa and Biogra- 

phisches 42. 
Garth, Cesaw f 108. 
Caairaghi, Ceaare f 108. 168. 
Catchpole, Charles F. E. f 108. 



Cavaille-Col, Vincent t 108. 

Cercle, An, de la libraire a Paris, Buoh- 

h&ndler-Blatt 120. 
Chiaromonte, Francois f 108. 
Chipp, Dr. Edmond Thomas f 108. 
Chissotti, Antonio f 108. 
Chorales 147. 
Ghoralistae 147. 
Choraula 147. 

Chorepiscopus - Cantor 146. 168. 
Choron, Stephane Louis, Nicou t 108. 
Chouquet, Adolphe- Gustavo f 108. 
Chorisocii 147. 

Columbini, Fra, 1 Gesang, 17. 
Compere, L. Nous sommes 53. 
Corteccia, 2 Madr. 4 v. 131. 139. ' 

— Dhe se lo sdegno 131. 
Coetantini, Aless., Organ. 42. 
Croisez, Pierre- Alexander f 108. 
Cytharaeden und Cythara 110. 
Czapek, siehe Hatton 118. 

Dalbesio, Giuseppe f 106. 
Damrosch, Leop., Biogr. 59. 
David, Ernest f 109. 
DeamiM, Dechant 146. 

— an der p&pstlichen Kapelle 122. 
Decker, Franz f 109. 

Degele, Paul Eugen f 109. 
Delanorte, Eugene f 109. 
Depres : Jai bien 40. 

— Je sai bien dire 40. 

— Adieu mes amours 40. 

— Scaramela 41. 
Desiro, Domenico f 109. 
Dietricus, alter Tractat, 93. 94. 
Domesticus fur Cantor 147, 
Donato, Bald. 0 felice 22. 114. 
Dorian, Sophie f 109. 
Druckerzeichen 60. 

— ein nnbekanntea 130. 
Duguet, Jules f 109. 
Dupony, f 109. 

Bberina, Heinrieh f 109. 

Ebingre, Bodolphe f 109. 

Mm feste bug, mm dam kathol. Kuraben- 

gesg. 73. 
Eitner, Robert 

— Ein Wonsch an die 5£fontL BibL- 
Vorst. 1. 

— Ambro8, 5. Bd. Gesoh. d. Mnsik. Die 
weltl. Tons&tze 36 ff. 

— Andriiui Willaert, Biogr. u. Bibliogr. 

81 ff. 

— Jacob Archadelt, Biogr. n. Bibliogr. 
123 ff. 




Eitner, Robert Totenliste 106 ff. 

— Anzeigen musikhistorischer Werke 7. 
23. 41. 56. 92. 149. 156. 

Eliason, Eduard f 109. 
Epistelton, der 67. 

Erdmannsddrfer, Karl Eusebius f 109. 
Evangelienton, der 68. 

Falcone, Sabino f 109. 

Ferri, Nicola t 109- 

Ferro, Vine, Vel puo 22. 

Festa, Const 8 Madr. 1589. 141. 142. 

— Quant'e mad. 181. 

Fischer, Gotthelf, tL kirchl. Accent© 81. 

— J. C. F. Orgelstucke 150. 
Fradel, Karl t 109. 

Forseolement 88. 8 Strophen Text 59. 
Freisanf, R yon : Mozart's Don Joan 157. 
Frescobaldi, Girol. Biogr. 42. Seine 

Werke 28. Ein Brief von 1608 59. 

12 Toccaten 120. 
Fritsch, Karl f 109. 
Frye, Charles F. f 109. 

Gabrieli, Giov., Sterbedatum 26. 
Ganassi, Sylv., seine Schulen, 1538 bis 

1542. 77. 
Gariboldi-Bassi, Rosalie f 109. 
Genet, Eleazar, Lamentatio 1557. 128. 
Gero, Jhan, 8 Madr. 22, 
Gherardino 1677. 20. 
Ghibelli, Hel., Irato a, 22. 
Ghiselin, Jo. La Alfonsina 58. 
Giannini, Fr. 1689. 21. 
Giudici, G. B. f 109. 
Gloggner, Karl t 109. 
Gobbaerts, Louis f 109. 
Goerner, siehe Tomasini 185. 
Golde, Joseph t 168. 
Goudimel, CI. Herausgeber der Chans. 

Archadelt's 154. 
Graner, Robert t HO. 168. 
Greiter, Matthew, Ich stand an 70. 
Grell, Eduard August f 117. 

— Aufs&tze u. Gutachten, ed. von Beller- 
mann 119. 

Gretry, A E. M., Neue Ausg. seiner 

Opera 56. 
Grosse, F. W. f H8. 
Guelbenzu, Juan Maria f H8. 
Guerini, Luigia Arancio f 118. 
Guidi, Jacob, Organ. 42. 
Guillaume, Lambert t 118. 
Guitarre, spanische 110. 

Haberl, Fr. X. Jahrbuch 1887. 41. 

— G. Fr. Anerio, Biogr. 17. 



Lanfranoo. 



Haberl, Fr. X. Ober die r6m. schola can- 

torum 120. 
Haering, Anton f 118. 
Hassler, Joh. Wilh., seine Werke 3. 
Hall, R. W. f H8. 

Hassler, Sans Leo, Lustgarten, neue 
Ausg. 12. 

— macht 1605 Hochzeit 44. 
Hatton, John Liphot t H^. 
Hemer-Alteneck, Abbildg. von Musik- 

instr. 43. 
Heilbronn, Maiie f H8. 
Hencke, Joh. Jac. 27. 
Hennin, Iweins d\ t [17. 
Hepgins (oder Hepgin, Hepgius?) Andr. 
Heredia, Retro, Messa 1662. 21. 
Heurung, Anton, f H8. 
Hoffheimer, Paul, drei deutsche Lieder 

70. — Oden, neue Ausg. 159. 
Hofman, Charles Henr. Emile f 118. 
Huber, Joseph f H8. 

Instrumenten- Museum in Leipzig 112. 
Isaac, Heinr., Biograph. 54. 55. 70. 

— Donna di 56. 

— Fortuna d un gran 55. 68. 

Jacobus Flandrus a Archadelt 122. 
Jacquart, lAon Jean f 118. i 
Jan, von, siehe Ludwig, Hermann. j 
Jimmerthal, H. t H8. 168. \ 
Jorez, L. J. L Charles t H8. 
Josquin, siehe Depres. 

Jourdan, Ch. L. Philippe f 118. 1 
Jouvin, Benoit J. Bapt i 119. 
JUllig, Franz t H9. 

Kade, Ambros' 5. Bd. Gesch. d. Mas. 36. 
Kafka, Joh. Nepomuk f 119. 168. 
Kapellenbesetzung, alte 159 
Kastner, Joh. Georg, Biogr. von Lad- 
wig 23. 

Katalog der p&pstlichen Kapelle. Beilage. 

Kennedy, David t 119. • 

King, Donald William f 119. 

Kirchenamter an Kathedralen 146. 

Kirchhoff, C. L. f 119. J 

Kneller, Andreas, Biogr. 27. 

KShler, Loais t U9. 168. ?. 

KSnig, Joseph Fidele f 119. 

Kolb, Karlmann, Orgelstucke 150. 

Konservatorium in Hamburg 95 

Kupfer, Wilhelm t H9. 168. ; 

Lalanne, J. M. de t 119. 

La Mara: Musikerbriefe 25. 

Land, J. P. N. Thymus' Lautenbuch 11. 

Lanfranoo, Gio. Maria, ein Brief 83. 



Langenbach, Julius f 119. 168. 
Laps (Lappi?) Pietro 17. 
Lapommeraye, G&m& f 119. 
Laaalle, Uteri do f 119. 
Lautenachl&ger- Ordnung 1458. 4 
Layolle, ft. de, Frottole S3, 

— 2 Madrigale 139. 

— Dal bel suave 148. 

— Lasciar I velo 131. 
Lebel, Jean Louis f 119. 
Ledent, Felix Etienne f 119- 
Lejetroe, Louis f 119.* 
Lennox, Jo»pi G. f 125. 
Levy, aiehe Gobbaerts. 
Lindemann, Eduard f 125. 168. 
linter, Ricardo f 125, 
Lipsius, siahe La Mam* 

Milt, Franz f 126. 
Liszt -Museum la Wtiniaf 12. 
Litoxgische Becitativ 29. 
Loew, Joseph f 128, 1®. 
Ludovic, aiehe Gobbaerts. 
Ludwig, Hermann: Xastrar'a Biogr. Ur- 
tel 23. 

Lopacchino: Perch* al 22. 168* 
Luthexmelodie, Ma feste burg 78. 



Joseph f 126. 
Madrigal, sein al testes Auffcreten 84, 85. 
Madrig. 3 ¥„ lib. I. Yen., Aug. Gard. 
1597, Samlwk. 22. 

— f. Klavier von Scarlatti 95, 
Magister cantus 110. Ill, 147, 

— capellae 112, 147. 

— choraliam 111, 147, 

— paeromm 122. 

— seholaram de casta 147, 
Magnien, Femand f 126, 

Maistre, M. la, Schem dich du tropf 72. 

— ate evangeliacher Kireheniiederkom- 
ponist 72. 13. 

Maitre de chant 110. 128, siebe aach 

Phomascis. 
Manni, Ignazio t 126. 
Manzini, aiehe Stecchi 135. 168. 
Msrkawsk% Eiiae f 126. 
Mas, Eusebio Dalmann j f t 126. 
Meden, Hermann von der, f 126. 
Mejo, Aug. Willi* f 126. 
Melehert, Julius f 126. 168. 
Menghetti, Giuseppe f 126. 
Menu, Bassist, f 126. 
Methfessel, Ernst t 120. 
Milan, L»y§, 1535, tiber die vihnela 110= 
Mimetti, Gustavo f 126. 
Mailer, Eduard f 126. 
Mongini -Stecchi, Carlotta f 126. 168. 



— Pr&ceptor 165 

Monteverdi's Biogr. von Vogel 156. 
Morales' Miasae 123. 
Moro da Viadana, Giac, Biogr, 11, 
Motett, Store Bedeutung 1328. 128. 
Mozart's Boa 3mm von Freteauf 157. 
Mailer, Hans, Abhdlg, tL MeiisuraliBua, 

Besprecbg. 93. 
— , Job. Gottlob f 126. 
Muffat, Gottlieb, Orgetettteke 150. 
Murschhauser, X A., Orgelstucke 15©, 
Muaikerbriefe 25. 

Nadal, 3 Madrigale 114. 

Nadale: Amor che 22. 

Narbacs, lays, 1538, tu d. vihaela 110. 

Nathan, Ernest f 126. 168, 

Nauas, Job. X, Orgetetueke 150. 

Ney, aiehe Bftrde. 

Nicou-Chorou, fiiehe Choron, 

Obrecht: Foraeulement 38. — La tor* 

torella Si, 
Oedhsaer, Amir, Joh. Loreni f 126. 
Okeghem: S© vest» ©©ear 38. 

— Je nay deal 38. 
Olander, Aagaite f 127. 
Ole Bull's Biographie 128. 
Oilier: Ite caldi 22. 
Oppel, Wigand f 168. 
Operti, Giuseppe f 127, 
Onrithoparchua, fi. Mrciii Aocente 3© ff. 

Palestrina, Geeamtausg. Bd. 18. Meases. 
92. 

— Miasa Pip, Marc, ed. Anerio 20. 
Pancaldi, Alberto f 127. 

Pansiai, Angelo f 117. 

Paraviciiii t B. f 127. 

Paris, Edoa&rd de f 127. 

Partataren, alte 44 

Petit, Jules Emile f 127. 

Pfeiffer-Ordnung 1458, 4. 

Phonaaeus 110. Gesanglehrer 111 »MaS- 

tre de chant 111. 117, Andere Aus- 

legang 148, 
Picconi, Giuseppe f 127. 
Pichoz, Emile f 117, 
Pierresson. Buccucia dole© 101. 
Pigott, Georges W. f 183. 
Pittman, Josiah f 133. 
Plot, Joseph f 133, 168. 
Ponchard, Felix Andre* f IBS, 
Ponchieili, Amilcare f 133. 
Pom, Gio. Jac., Organ. 42. 
Portinaro, Fr., Ma perche 22. 
Prteeate 127. — for Cantor 147, 
Bfitepfor, der Knabenlehrar 157. 



166 Prlfectas — 

Pr&fectus, Kapellmeister 111. 147, 
Propositus, Probst 146, 
Prill, Anna f 138. 

Punctator an der p&pstl. Kapelle 122. 
Porcell- Gesellsehaft in London 28. 
Putiis, P. O, Yincentio de, Komponist 17. 
Pro visor, Yorsteher an Kirchen 147. 

ftuantz, Otto f 133. 

Eaab von Rabenau, Gaido f 183. 168. 
Rabenau, siehe Raab 183. 
Ramboseon, J. f 133. 
Raphael, Era f 133. 
M% Anton f 168. 

Regendns caatoriam, Kapellmeister 111. 

Segesg chori — Cantor 146. 

Reincken, Biographisches 27. 

— ? Hortus musicus, neue Ausg. 9. 

— j Partite : Schweiget mir, Variat. 152. 

Renaud, Alice, siehe Vandermissen 135. 

Riccius, Aug. Ferdinand f 138. 

Riehter, Theodor f 133. 

Riemann, Dr. H. Das Konaervat in 

Hamburg 95. 
Mamsdijk t J. C. M. van, Reincken'a 

Hortus musicus. 9. 
Ilea, Hubert t 133, 
Ritter, Theodor f 133. 
Rocea, Carlo f 134. 
Roism, No^xni de, f 134. 
'lor®, Cipr. 1 Cicalamento 1567. 21. 

— 4 Madrigale 114, 
Rossi, Cjio?amu t 134. 
Ruffo, Vine, 2 Madr. 22. 
Rommel Aug. f 168. 

Sabbatino, P, P. Anerio's Missa 1649. 20. 
Sals nobile Antonio f 184, 
Salto, Giuseppe t 134. 
Salvi, siehe Spech 135. 
Sammelwerke: Fantesie et Recerchari 
3 v. Tibartino 1569 Scotto 114 

— Madrig. 1561a, 22. 13, — 1566 e 
gleich 15§1 a, 23. 

Sanghmeester, seine Pflichten 111, 

Sassella, Loigi f 134. 

Sc&ndeUo, Ant, Der wein der aehmeckt 7 1 . 

— Bonaorno madonna f 2, 
Semi, Emil f 184, 

Scarlatti, Al. Madr. Mr Klavier 35. 
Schafhautl, Br, Earl Emil von, Vogier's 

Biogr. 150. 
Scherzer, Br e Otto f 134. 
ScMosser, Louis f 184. 
Schmitt, Bom Antonio f 134 
Schmoker, Jacob Eduard f 134. 



TicMtwhek. 



Schutz's, Heinrich, Geburtsd&tum 26. 

— listeria dee Leidens. Neue Ausg. 
im Klav.-Auss. 149, 

Schtitz , Heinrich , Men® Ausg. seiner 

Werke. Psalmeo. 57. 
Schtitz -Witt, Josephine f 134. 
Schumann, Rob., Mem Folge von Jansen 

120. 

Schwantzer, Hugo f 134, 

Scotto, Girolarao u. Ottavio, Bruder 189. 

— ek ffimftes Bracken. 130, 

— Ottavio, Brandfno et Andr. Antiquo, 
Druckerfirma 91* 

Scotus, Paulas, Fall ace sper. 54 

Seegr, Joe., Orgelstttcke 150. 

Seiffert, Paul f 134, 

Seller, Emma f 134. 

Seal, Lud., Biograph. 85. — 2 deutsohe 

Iieder 69. 70. — Oden 159. 
Siivestrino, Franc, 0 dio si vale 101, 
Singelee, Louisa f 134. 
Smsolliez, Georges Alfred f 134 
Sittard, Jos, : Trompeterordnong in Wurt- 

temberg 1458. 4. 
Smietansky, Emiie» f 134. 168, 
Sorge, G. A, Orgeistlicke 150. 
Sottiaux, Fernand f 134, 
Spech- Salvi, Adelina f 135. 
Squire, Barclay, in London 21. 
Stecchi, Manzini Carlina f 135, 1®, 
— , siehe Mongini 126. 168. 
Steigleder, Joh. Ulrielu Tabulaturbuch 

1627. 13. 
Stem, Georg Fr. GottUeb f 135. 
Stiehl, Carl: LubeeMsches Toukunstler- 

lexikon 112. 

— Die Organisten an St Maria im Lubeek 
128. 

— uber Kneller und Reincken 27. 
—, Heinrich t 135. 168. 
Streabbog, siehe Gobbaerts. 
Striggio, A , 1 Cicalamento 1567, 21. 
Stutz, Philippe f 135. 

Suecentor 110. 127, 147. 148. 

Sullivan, T. J. f 135. 

Sweelinck, J. P. 0 sacrum conv. 5 v. u. 

als Orgelkonipomst 152. 
Symphonetus, Contrapunktist 148. 
Symphoniacis, pueris, Knabenlekrer 148. 
Symphonista, &omponiat 111* 



Tanz, Geschichte, v B8hme 7. 
Tappert, W.: Joh, Ulr. Steigleder IS, 
Tempieton, John f 135. 
Them, Karl f 135. 

Tiburtino, Giuliano, Samlwk. 1569. 114. 
Tichatschek, Joseph Aloys f 185. 



Tijdsehrift — Zwelbenz. 



167 



Tijdsehrift dor Veieenig. v. Mnwekgeach. 

Urteil 11. 
Tissingion, Henry f 135. 
Tocehi, Ajrchangelo 1614. 19 
Tomaaini, Friderike Goerner f 135* 
Tone!, IAqmq f 135. 
fractal fi. MansuialmuB. 93. 
Tractat: Vigo de sillabis, Abdr. i. ver- 

deutscht 51 ff. 
Trillet, Jules Michel f 135. 
Tritonius, Oden, neue Ausg. 159. 
Trompter-Oriaiiag 1458, 4. 
Truhn, Hieronimus (nicht Thrun) f 135. 

Valle, Giovanni f 135. 

Vandermissen, Gustavo f 135, 

Vwmuccini, Ernesto f 135. 

Venedig, als Notendruckort 44, 

Verdelott, Madrig. fiir Gesang und Laute 
von Willaert bearb. 1536. 87. 

Yerrouat, Charles Andre* f 135. 

Yiadana, Ludo. Grossi, 2 Toss. 42. 

Vierling, J, G., Orgelstucke 150= 

Vihuela d'arco, ein geigenartigss Instru- 
ment, sgiter die Guitarre 110. 

Vinaccia, Kaffaele f 135. 

Vindella, Franc arrang. Archadelt's 
Madr. f. Laute 145, 

Viola, Francesco, Herausgeber von Wil- 
laert 104. 

— Dedication 84, 

Viyuelas d'arco, siehe Vihuela. [166, 
Vogel, Emil: Claud. Monteverdi, Biogr. 
Vogler, Abt Georg Joseph, Biogr. von 

Schafh&ntl 150. ' 
Vorlicek, Bosena f 135. 

Wagner, Fritz f 135. 
— , Rich., seine Werke 3. 
, Weber, K. M, v., mim Werke 8. 
Wens, Ernst, Orgelbuch 150. - 
Wessely, Franz f 136. 
Willaert, Adrian, Biogr, und Bibliogr. 81. 

— Canzone Villan. 4 v, 1. lib. Gard. 
1545. 100. — Ausg. 1MB Snotto, 100. 
— Ansg. 1553 Gard. 101. 

— Chang. 5. livre. 8 part Le Roy 1560. 
114. 

— Fantasie Recercari Contrap. S v. 
Gard 1550, 113. — Ansg. Gard. 1593. 
113, — Ausg. 1569. 114. 

— Intavolatora Madr. Verdelotto 1536. 
87. 

— Madrigali 4 v. 1563 Sootto 116. 

— Missarum 5, 4 voc. Ven. 1536. 87, 

— Motecta 4 voc lb. L 1589, 88, 



Willaert, Moteta 4, 5, 6, 7 v. lib. 1. 2, 
1561. Fhaiese. 115. 

— Motetti 5 v. lib. 1. Scotto 1539. 98. 

— Motetti Mb. 14?. Ven. 1589. 91. 

— Motetti 6 v. Mb. 1. Gard. 1542. 99. 

— Musica 4 v. Motecta lib. I. ohne 
Drucker. 1539. 88, [90, 

— Musica 4 v. Mb, I. risi Gard. 1545. 

— Mnsica 4 v. lib, 2. Gard. 1545. 97. 

— Mnsica 5 v. Mb. 1. Scotto 1539. 98. 

— Musica i v. lib. I. Scotto 15m 99. 

— Mnsica nova* 1559 Gard. 104, 

— Musicorum 6 v. lb. 1. Gard. 1542. 99. 

— Sacri © S. Salmi. 1555 Gard 102. — 
Ausg. 157! Gard. 102. 

— Salmi appertin. ail Yesp. 1550 Gard. 
101. — Ausg. 155? Gard 102, 

— 1 Madr. und 9 Bicerchate 114, 

— 1536 a. Missarum 87, 

— 1536b. Intavolatura 87. 

— 1539 a. Music* 4 v. lib, 1. 88. 

— 1539b. Motetti 4 v. lib. 1. 91. 

— 1539c. Mnsica 5 v. Ib, 1, §8, 

— 1542. Mogicorum 6 v. lib. 1. Si. 

— 1545. Canzone fills®, 4 v. Mb. 1. 100. 

— 1545. Musica 4 y. Mb. 1. 90. 

— 1545, Musica 4 v. Mb. 2. if, 

— 1548, Canzon villan. 4 v. Mb. 1, 100. 

— 1541 Fantesie Recercari 114, 

— 1550. I salmi appertin. Tesp. 101. 

— 1550. Musica 5 v. lib. 1. 99, 

— 1553, Cannon villan. 4 v. lib. 1, 101. 

— 1555. I sacri e santi Salmi 102, 

— 1557, I salmi appertin. Veep. 102. 

— 1559 a, Musica nova, 104. 

— 1569 b. Fantasie Recercari. 113. 

— 1560. V, livre Chans. 3 p. 114 

— 1561a, Moteta 4, 5, 6 v. lib. 1. 115, 

— 1561b. Moteta 6, 7 v. Mb, 2. 116, 

— 1563, Madrig. 4 v. 116. 

— 1571. I sacri e santt Salmi 102. 

— 1593. Fantesie Recercari 113. 
Witt, siehe Schutz 134 

— , Paul de, Museum fur altertumL In- 
strument© 112, 
W5ber, Fr. Xav., 86 ff. 
Woehrle f 136. 
Wolf, Max f 136. 

Ysaac, siehe "hum. 

Yvo: Pace ncn trovo 143. 

Zavaglio, Giovanni f 138. f 
Zesso, Batt, Frottole 53. J 1 

Zipoli, Domenico, Orgelstucke 150. 
Zwelbenz, siehe Guelbenzu. 

ages 9 H. 



/ 



168