MONATSHEFTE
FOB
MTJSIK-G-ESCIICHTE
HEBAUSGEQEBEN
VON DER
GESELLSCHAFT FOR MUSIKFORSCHUNG.
33. JAHRGANG.
1890.
REDIGIEBT
VON
ROBERT EITNEB.
LEIPZIG,
BBEITKOPF & HABTEL.
Nettopreis dee Jahrganges 9 Mark.
Imialts-YerzeicMa
Me
Die soziale Stellang der Musiker im 18. Jh. t von Eitner .................. 1
Km© Bitteehrift Georg Casp. Schtirmann's, von Dr. H. Sommer ...... .... 3
Die Tonkanst der Babylonier and Aasyrer, von JTafmul Jf«fe ......... ... 5
fin 8chreiben im Kammerkomponisten Naumann an den KurfQreten m Sacisen
(Theod. Distd) .......................................... ........ It
Ek kuraachaischer Hofhrasikus als Totschlager, von Theod. Distel ......... 21
Aaa ism Archive des Benedictinerstiftea St. Paul im Lavantthal in K&rnten,
von Oswald Koller ....................................... ... ... 22ff
Anzeigen muaikhistoriBcher Werke ................... .............. 30. 45
Einige Brief© von Miller und J. G. Walther ............... ............. 51
Zur Frage des Treble, von Herm. Eichbom ........................ . . 58
Die Mo&ik in den scbweizerischen Dramen ies 16. Jh., von Dr. W. Nm§ el-ZQrich 67
Georg Moffat and sein Morilegiam L t mm L. 8toMbrock .................. 87
Zwei nnbekannte Meier, von Dr. W, Nagtl ............ ................ M
TotenliBte dee Jahres 1889, verfasst von K LUitner ..................... 96
Nachtr&ge and Verbe&eerungen ........ . . ......... ....... ..... 223
Girolamo Fantini, ein Virtuos dee 17. Jha. and seine Trompeten - Schule , von
H. Eichbom ..... ............... .................... .......... 112
Fhilipp von Vitry, von F. Bohn ...... ................. .... ..... ... Ml
Mnaikalieche Wettstreite und Muaikfeste in 16. Jh., von Dr. H. M. 8chleiterer 181
Zu Baden undenn heifeen Stein, von W. Tapperi ....... ......... 207
Km onbekanntea ZOrcbar Geaangbach, von Th. Odinga . ....... ......... 213
Ein Liederbuch von Oeglin, von Eitner ..... ....................... . . 214
Unbekannte Muaik - 8ammel werke im british Muaeam, vo« W. Barclay Squire 217
Mitteilangen aller Art 16. 82. 48. 63. 83. 105. 139. 179. 196. 210. 225
Bechnongalegang ............ 224
Namen- and Sach-Kegister. ......... ........... ......... ........... 227
Fehlerverbeeaerung ........................................ 234
Beilage:
Katalog dex Maaik-Sammlang der Kgl. dffentl. Bibliothek in Dresden. (Schlusa.)
Xkram- nrnA korretpoiidieffniidt* Mitglied.
Raymnnd SchlecM, geistlicher Bat in Eicliataett
OrdntUehft JUtglindnr.
J. Angersteui, Rostock.
Adolf Auberlen , Pfarrer , Hassfelden
(Wnrttembeig).
Fr. J. Battiogg, Expositus in Gurtis.
Wilh. B&nmker, Kaplan, Niederkrichten.
H. Benrath, Bedakt. d. Hbg. Korresp.,
Hambnig.
Btek BertUng, Verlagsbuchh. a. Anti-
quariat in Dresden.
Bev. H. Bewerunge. Meynooth (Irland).
Ch. Ft. le Blanc, Kaplan, Everdingen
b. Utrecht
H. Bdckeler, Domchordir., Aachen.
Dr. Boecker, Pfarrer in Fischeln.
Dr. 1. Bonn, Organist, Breelan.
P. Bohn in Trier.
Gmwg Brmtfiach, Frankfort a/M.
Dr. W. Braune, Prof., Giessen.
Breitkopf & Hartel in Leipzig.
Theodor Carstenn, Kantor, Elbing.
C Dangler, Colmar i. Els.
Dr. Alfr. Ddrffel, Leipzig.
Dr. Herm. Eichborn, Assessor a. D.,
Possenhofen in Bayera.
Dr. Im. Fai&t, Prof., 8tuttgart
Dr. f . Fraidi, Graz.
Edm. Frieie, Musikdir., Offenbach a. M
Th. Graff, Pforzheim.
Fnmi Xaver Maberl, Begenabnrg.
J. Ev. Habert* Organist, Gmunden.
8. A. E. Hagen, Kopenhagen.
Mich. Haller, Ghorreg., BegensbiHg.
Dr. Bob. Hirschfeld, Wien.
Dr. 0. Hostinsltf, Prag.
Prof. Dr. Otto Kade, Muaik#r., Schwerin
i M.
Dr. Alfr. Chr. Kalischer, Rutin.
C. A. Ktamm, Leipzig.
Prof. Dr. H. A. Kostiin, Friedberg i. W.
Oswald Koller, Prof, in Kremsier .
0. KornmulJer, Kloeter Metten in Nieder-
bayern.
Dr. Richard Knlik, Wien.
Alex. Kraus, Baron, Florenz.
Emil Kranae, Hamburg.
Moritz Lentzberg, Lemgo.
Leo Iiepmaniiaaonn, Berlin.
Frh.v. Iiliencron, Klosterpropst, Schleewig.
G. S. L. L6hr, Southsea (England).
Dr. J. Lorken, Wilnadorf.
Karl Lostner, Wiesbaden.
Ednaid Maa fe , Charlottenburg b. Berlin.
Georg Mask©, Oppelm.
Dr. Melde, Prol, Marburg.
FDsiherr von Mettingh, Nornberg.
Therese mm MiMta, Bonn.
H. P. Jos. Moonen, Venlo (Holland).
Isnmr Mtihsam, Berlin.
Dr. Hans Mtiller, Berlin.
Dr. W. Nagel, Zurich.
Fr. Niecks, Domfries (Schottland).
F. Cortiua Nohl, Doiabusg.
M. Mots, Musikdir., Cannstadt i. W.
H. Pardall, Wolfenbuttel.
Albert Quantz, Gdttingen.
Ernst Julius Richter, Pastor in Amerika.
Dr. Hugo Riemana, Sondershausen.
Giulio Roberta, Tiuin (ItaheaX
F. BodiUmrg, Dir. d. GtoiL-V Kaiaew
lantern.
Paul Bonge, Oolmar i. Els.
G. Schefer, Buchh&ndler, Berlin.
Dr. Wilh. Schell, Prof., Karlsruhe.
D. F. Scheurleer, im Haag.
Jos. Schildknecht, Hitekirch (Scbweiz).
Dr. H. M. ScMetterer, I^feimaMta,
Augsburg.
Otto 8chmid, Dresden.
Johannes Schreyer, Dwsden.
Rick 8chumacher, Berlin.
F. SAweikert, Karlarahe (Baden).
*F. Simrock, Berlin.
Jos. Sittard, Hamburg.
F. Z. Skuherskft Direktor, Prag.
Dr. H. Sommer, Prof., Weimar.
Wm. Barclay 8aoire, London.
Hugo Steinitz, ttreslau.
C. Stiehl, Musikdirektor, Ltibeck.
Fr. Stober, Santiago (Chile).
Beinhold Succo, Musikdirektor, BerHn.
Wilhehn Tappert, BerMn.
Universitats-Bibliothek in SnrnfiBbaw.
Leopold Unterkreuter, Pfarrer, Oberdraa-
burg in Karnten.
Joaq. d© YaaoonoeUoai Porto (PortngaBL
Dr. Emil Vogel, Berlin.
C. Walter, Biberach hJBh.
W. Jos. v. WaaetewsM, Blankenburg L H.
Wilh. Weber, Augsburg.
Ernst von Werra, Chordir., Konstans i B.
Jacob Wfist, Stiftskaplaa mmi Chordirekt,
Luzern.
Dr. F. Zele, Berlin.
Bob. Eitner in Templin (U.-M.), Sekretftr der Gesellschaft.
fur
MUSIK- GESCHICHTE
herausgegeben
von
der Geeellsehaft fiir Musikforsohnng.
IE. Ja&riaiii.
1890.
Preii dec Jahrganget 9 Mk. Monmtlioh ortonaint
•in© Nummer Ton 1 bis 8 Bogen. Intertionsgebahrtn
ftLr die Zeile 80 PI
Kommiaiiomrerlftg
▼on Breitkopf A H Uriel in L«ipiig.
B«itollungen
nlmmt Jede Bnch- and Musikhandlung entgtgen.
No. L
Die soziale Stellung der Musiker im 18. Jahrh,
Man ist so gern geneigt die gesellschaftliche Stellang derselben
gleieh der eines Bedienten darzastellen. Allerdings, wer sich gegen
eine bedientenhafte Behandlung damals nieht energisch wehrte und
wem die Natar nicbt eine achtunggebietende Persflnlichkeit verliehen
hatte, dem war das Los besehieden, zeitlebens als Kammerdiener be-
bandelt zu warden. (Gar maneher Masiker weifs sieh heate auch
keine hOhere gesellsebaftlicbe Stellung zu verscbaffen.) Wenn man
aber glaubt, dags dies das Los des Musikers damals darcbweg war,
so ist man sehr im Irrtum. Gluck, Mozart, Carl Ditters (v. Ditters-
dorf), Quanta, Graun, Kirnberger, Beichardt und viele andere ver-
standen es sehr wobl dem Adel gegenOber ihre Stellung zu wahren
und sich ibnen als gottbegnadete Etinstler gleich zu stellen. Haydn
lernte diese Eunst allerdings erst in spaterem Alter, genoss sie dau t
aber auch in erhdhtem Mafse. Man darf die Anrede mit Er, welche
einst gebr&ucblieh war, nieht als einen Grad von Erniedrigung an-
sehen. Sie bildete ein Mittelglied zwischen dem Du und Sie und
jeder hdher Gestellte redete den unter ihm Stehenden mit Er an: So
der Vater seinen Sohn, sobald er ins Leben eintrat, der hChere Be-
amte seine Unterbeamten, und die Anrede mit Sie war nur bei gleieh
hoehgestellten Personen ttblicb. Bedete doch der einstige Oberbiblfo-
thekar an der Egl. Bibliothek zu Berlin, der Gebeimerat Pertz, noob
in dem Anfange der 50er Jahre unsers Jahrhunderts jeden jungen
Mann mit Er an. Man findet in unseren musikhistoriscben Werken
MoMtah. £ MMikgMob. Jahrg. XZIL No. 1. 1
2 Die soriale Stettung der Mmikm im 18. Jahrh.
neueren Datums dies Thema oft in recht einseitiger Weise besprochen
und eine Darstellung, als wenn der Eiinstler damals sieh seiner
Meiseieiwird© vOllig unbewusst gewesen wire. Is wird hierbei m
gern die Selbstbiographie Dittersdorfs angeftthrt, urn die damalige
gesellschaftliche Stellang des Musikers zn kennzeichnen, jedoch tit-
weder ans Flichtigkeit oder absichtlich der Wortlaat der Dittersdorf-
schen Darstellang verdreht, denn sie sagt gerade das Gegenteil ioi
dim, was bewiesen werden soli. S. 127 scbreibt n&mlich Dittersdorf
in seiner Selbstbiograpbie (ediert von Earl Spazier, Lpz. 1801, Br.
& H.), als ihn der neuerwfthlte Theater- Intendant n Wien, Graf
von Spork, mit Er anredete: „Mir fuhr das Er gewaliig vor den
Eopf. Ew. Exeellenz halten mir zn Glade, antwortete ich, ich weife
nicht wie ich dazo komme, dass Sie mich Er heifsnn. Ich habe
afters die Ehre gehabt, bei Ew. Exc. Vorfahr a. andern Esl. Geh.
B&then zn speisen, a. keiner von ihnen hat mich Er geheifsen. So
eine Herabsetznng bin ich nicht gewohnt and beleidigt mich. 44 Ditters
war damals noch ein janger Mann von 25 Jahren. Und S. 150, als
er zum Bischof von Grofswardein kam f nachdem der Prinz von Hild-
barghausen, der ihn erziehen liefs ond wie einen Sohn behandelt
hatte, gestorben war, an dem Bischof abermals einen v&terlich ge-
8innten Preund fand : „Ich bitte Ew. Exeellenz noch mm eine Gnade:
dass mich Ew. Exc. statt Sie, Du nennen. Ich bin von meinem
vormaligen Herrn, dem Prinzen von Hildbarghansen, der Vaterstelle
bei mir vertrat, so gewohnt, und da Sie nanmehr so v&terlich za mir
handeln, so bitte ich um diese Gnade. Worauf der Bischof nach einigem
Besiiiei antwortet : da Da mich za deinem Vater haben willst, so
wirat Da mir auch erlauben, dass ich Dich als meinen Sohn betrachte.
Dabei trocknete er sich die Thrliei, die aus seinen Aogen hervor-
quollen. 44 Hierans die bedientenartige Stellang der Mosiker im
18. Jahrh. za folgern, weil D. am das Do bittet, „er wire das so
gewohnt* 4 , ist doch l&cherlich. Aber die Herrn Musikhistoriker ge-
wissen Ranges reilsen einzelne S&tze aus dem Zusammenhange, mm
ihre eigenen falschen Vorstellangen mit Beweisen zu belegen, and
fthren Andere dadurch irre. Bob. Miner.
Eke Bitticimft Georg Cupur Seh&rmaim's.
s
11m© Mttsclrlft Georg Caspar ScMrmann's.
Ai
EL Hoch Edl. Hocfaw. Raht der Stilt
Braunschweig
gsrlehtsta unterdienstl. Bill©
pro
salvo condueta speeiali & eommunicatione actoram & termino ad
dedaeendam innoeentiam simul cum subaidial. si coaqwreidaia
probationem idoneam pp.
(?)
Georg Caspar Schtirmann
Supplicanten.
Hoch nd Wohl Idle, Veste, Hochgelabrte Hoch and Wohlweise
Qri&giistlf Hochgeehrte Herren.
Iw. Hoch and Woll Edl. Herr. werde gemtifsiget, mit diesen
unterdienstl. vorzustellen, wie dafs nealicher Zeit, alls Ihro HochfQrstl.
DorehL si Braunschweig Lfineburg meine Wenigkeit nebst anderen
virtuosen ass Hamburg zur execution dasiger operen beruflen lassen,
ss sieh in der Zurftckreise begeben, dass da ieh nebst andern meinen
Plats bey MonsJL Vogel auf dem Wagen eingenommen, wegen vor-
gefallenen Aufenthalt aber wieder abgestiegen, und an den genom-
ffiSBti Ohrt meinen Mantel liegen lassen, im wiederkehren befunden,
dass einer von unserar Gesellschaft nahmene Johann Harder Mailer
sieh tiff meine Stelle gesetzet, deshalben dawieder, doeh mit allem
Glimpff protestiret und ihm ersuchel, wail dies© Stella bereits occupiret,
Er sieh an einen andern Ohrt zu seisen belieben mdehte; will aber
gedachter Millar mir zur Antwort gegeben, Er achtete das nicht, ill
dsmnach darsitzen bleiben wolte, und wieder alias mala Einreden
obstinate bey seinen Vorsatz verharret, so habe so wol auf Zureden
der Compagnie, dass ir bekannt gerne Bfcndel anzafangen, alls aueh
ohndem aus Liebe mm Frieden diesen Menschen gutwillig gewichen
und raieh auf einen andeni Ohrt gesetzet; und bescheidentlich den-
selben ,1m Beyseyn iar niaim n verstehen geben, diss Ihm disss
stole gerne Yon Anfang an gelassen, wenn seiches nur gewssst, mi
mit H5fflichkeit yon ihm darumb weere angesproehen worden, and
daraoff weiter niohts arges denkend mit der Oompagnie, fortgereyset.
Alls wir iter etwas forms der guten St tit Braunschweig nahe beym
Gerieht ankommen, begehret der Mdller, dass der Fuhrraann still
hdtta und Ihm absteigen lassen mdge, mi anfangs seinen Behorff
l*
i
Eine Bittschrift Qmtg Caspar Sebtirmaim's
verrichtefc, naehmals mieh zu sich hinantergefodert, sagende, Br holte
(?) hier itwas mit mir 11 sireehen (?), ob ich mum wol vom Wagen
nicbt abtreten, und lieber ctra die Erbarkeit pecciren wollen, und
8. v. mailt iffair© ail lam Wagen bleibend verrichtet, so babe den-
noeb auf anreden der Mitreisenden, and dureh nachgeben den Mdller
abermahl mi raifon zo bringen, wieder willen %um absteigen reaol-
viren mflssen, gantz keiner Gef&hrlichkeit aber dabey vermuthen g#-
wesen, so bald aber vom Wagen kommen, unvermuthlich wahrnehmen
misses, dass der Moller vom Leder gezogen, und mieh bifs an den
Wagen forciret, ebenfalfs 21m Degen gegriffen, und bin wieder, mein
Leben zn salviren eine rechtm&fsige Nothwehr zq gebrauchen, wo-
Fiber leyder darcb einen angltlcklicben Stole der Moller sein Leben
verlohren and Gott gebe, Selig eingebttsset hat.
(Es folgen hier l&ngere juristische ErBrterungen tiber die Notwehr,
zaletzt das) . . . unterdienstliche Sachen und Bitten . . . fiber dies©
mil abgezwangene Nothwehr Urthel ail Becht ergehen 11 lassen . . .
Welche sonderbare mildrichterliche Vertheydigung der Unschuld der
grofse Bichter mit vielen Seegen an Sie and ihre Nachkommen reieb-
lich vergelten wird, ism ich lag and nacht inbrinstig darutnb and
umb Vergebung meiner Staden anruffen and Lebenslang verbleiben wil
Ew. Hoch a. Well Edl. Herr and Grofse (?)
Dienstschuldigster Knecht
Georg Otsgsr Schtirmanii.
(Is liegt bei :)
Super qualitate Vulneris
latum Jadieium
Domini Physic!
Br, S& 6 Aug, 1807
Vorstehendes Dokament 1st sir im st&dtischen Archive zn Braun-
schweig ¥011 Archivar, Herrn Professor Dr. HSssetotBi frenndliehst
mitgeteilt worden. Nur die Unterschrift rihrl von SchOrmann her;
sie zeigt indess bereits die festen , etwas gespreizten Zflge seiner
gplterei Handschrift
Dafs SchOrmann 1697 an im Braunschweigischen Hof gekoannen,
war bekannt; eine Bfickkehr nach Hamburg finde ich dagegen air-
gilds erw&hnt. Zun&chst wird die Forteetzung und auch die Wieder-
aufnahme der Beise, die so verh&ngnisvoll begonnen, wohl gericbtlieh
verbindert worden sein and vielleicht lit der mitgetheilte Vorfall g»
der Aito daza gewesen, diss aus dem kurzen Qistepiel zar lit der
Sommermesse alsbald ein dauernder Dienst hervorgegangen
Bi® Toakaast der Babylonier and Aasyxer. §
Ob Sdiirimii, deseen Lebensamst&nde leider sehr im Dankel
liegen, damals wirklich nooh „Alti8t" gewesen 1st? Jane That, die
doeh immerhin die Ftihrang slits Degens fomisseliss lisst, ebeneo
im Verhalten Millars and der andern Mitreisenden iirfte it© An-
nahme eines so jagendliehen Alters naheza aassehliefsen, aaeh h&tte
dann der Verfasser der Bittsehrift die Verwertung eines daraas her-
zoleitenden Milderangsgrandes sehwerlieh sich entgehen lassen.
Anderereeits freilich mhmmt auch die Angabe, naeh welcher SehQr-
mann im Jahre 16SI geboren sein soli, wenig glaubwflrdig m seiB.
Br. Hans Somdf,
11® Tonknnst der Babylonler mid Assyrer.
Von Xonrad Neefe.
Sowenig wir anch bisher dareh die im den Bainen der Stadt
Niniveh anfgefuodenen Palast-Skolptaren und Keilschrift- Fragmente
•is der Bibliothek das Kings Assarbanipal Qber die masikalische
Kultnr feel den alien Babyloniern (Chald&ern) sal Assyrern Im Be-
sonderen Aufsehlass erhalten, indem sie sich bislang fiber das Ton-
system iifjsar Kaltnrv5lker yOllig aasgeschwiegen haben and aach
menschlieher Berechnang nach fir alls Zeiten ausschweigen werden,
m mil es 11s doch seheinen, als ob jene Momeate — die Skalptaren
and Keilscbrifttexte — geeignet wires, wenigstens ein ano&hemdes
Bild von ism Charakter ihrer Tonkunst 11 geben.
Wenn non schon den Fachmann das Ergebnis der nachstehen-
den Untersaehang nicht zu befriedigen vermag, so dOrfte doch jeder
Versoch, tlber diese terra incognita , an der Hand des von der
Assyriologie zur Zeit gebotenen Materials, einige Liehtstrablen zu
werfen, its Dankes wert sein.
Bam Verfesser sell hierbei lie Poesie der Babylonier and As-
syrer den wsstitlfafasto Stitzpukt bieten.
W&hrend noch vor kaam einem Jahrzehnt besonders von dem
Pariser Orientalisten Ernst Renan wit aller Entsehiedenheit der s#-
mitisehen VOlkerrasse die F&higkeit sir Erzeagong eines Natioaal-
Epos abgesproehen worde, ist dareh die epochemacheaden Enir
deekongen des englisehen Asgyriotegsa G. Smith anwideriegbar msh-
gewiesen worden, dass die Babylonier and Assyrer jene diehterisehe
Einbildangskraft besafeen, vermdge deren bei ihnen ebensogut ein
Nationalepos entstanden ist, wie as alle axiaehen KulturvOlker aafcaweiaeo
Die Tonkonst der Babylonier md Assyxer.
haben. Dabei fand aber sehon der franzOsisehe Gelebrto Francois
Lenormant mit feinem Iritischii Sinn heraus, diss die babylonisch-
•ssyrisehe EpopOe (Nimrodepos) im Vergleich zo den arisehen Epen
•ilea weniger heroischen Charakter habe.
ff Bii8 babylonisehe Epos wandto sieh mehr der Erz&hlung dee
Wunderbaren zu, w&hrend wir in dem, was davon ttbersetzt woriea
ist, nichte yon dem so lebendigen nd erregten Aosdraeke menscb-
lieber GefQhle vorfinden, wie ihn die Dichter Griechenlands, Indiens
and — figt der Verfasser binzo — Persiens ibren Werken zu yer-
leihen wosston, ond wie er eben diese unsterblich machte. Wohl
siid bei den Indern (and Persern), wie bei den Griecben die Heroen
ihrem (Jrsprange nach gdttliche Conceptionen, irdiscbe Gestalten der
GOiier; doeh skd sie in der Poesie von diesen strong unterschieden and
abgesondert: sie bilden eine eigene Elasse fir sieh. Is sind durch-
aos nicbt immer die Gutter selbst, welche mit Beibehaltang des Namens,
nnter dem man sie verehrt, in alto KOnige verwandelt werden, die
•to irdiaehea Leben fQbren ond den Schwftehen der Sterblichen ontor-
worfen sind, wie Izdabar in den Dokomenten, welche Smith bearbeitet
hat",
Dem Geist und Wesen, welebe in der epischen Diehtnngsart der
Babylonier nnd Assyrer aasgepr> sind, entsprechen aber aueh ihre
lyrisihii Ergflsse. W&hrend sieh jedoeh bei beiden — Epos and
Lyrik — die Gedanken darehweg im rhytbmisoben Ebenmafse der
einzelnen Satzglieder entfalten, spricht sieh ganz besonders noch in
ihren lyrisehen AusstrOmungen eine religiose Innigkeit and ein tief-
enpfandenes Stadenbewasstsein ais, wie man m nor in den Pealmen
der „heiligen Schrlft" anzntreffen vermag. Der Jenaer Professor Eber-
hard Schrader*) war us, welcher ins zaerst in deotscher Sprache eine
Blnoienle8e assyrisch- babylonischer Gediehte aus Keilschriftfragmentaa
firstindHih machte nnd in seinem Kommentar daza mehrfaeh daranf
hinwies, dass Wesen nnd Geist derselben mit dem der hebrftisehen
Poesie nahe und eng verwandt seiea. Vermntlich dienten diese nnd
ifenliehe Gesftnga litnrgisehen Zwecken and warden in den arehitek-
toBiMii gro&artig angelegton Tempeln der Assyrer mit Monk anfgefohrt*
Tails die dialogisebe Abfassnng, toils der Strophenbaa deaten
daraaf bin, dass die babylonisch - assyriseben Boftpsalmen ond religidsen
Hymnen beim Gottesdienste, wie die israelitischen Weohselges&nge,
*) Eb. Selomiir „Die Hffllenfalirt der Istar. Em altbabyloniflchea Epoe. Netaft
Freben amymcber Lyrik 41 . Giefeen, 1874,
Die Tonkmiit der Babylonier mi Aasyrer. \
mm einem Oder mehreren Halbchftren ml dim Gesamlehore, oder
einem priesterlichen Vors&nger ill dem antwortenden Chor der Ge-
meinde vorgetragen warden.
In erster Linie gehfirt hierher folgendes Fragment einee baby-
lonisehen Bafspsalms von dem die Verse 2 bis 6 dem lifter, 7 and 8
dem Priester, 9 bis 13 dem Bfi&er and 14 bis zom Schlnss wiederom
dem Priester in den Mund n legem sell dfirften.
1. Is werfen nieder das Antlitz die lebenden Wesen.
2. leh, dein Knecht, foil Seafzens rafe ich za dir.
3. Wer sttndhaft ist, dessen inbrflnstiges Flehen nimmst li an,
4. Blickst da einen Menschen erbarmend an, so lebt dieser Menseh.
5. Maehtbaberin fiber Alles, Herrin der Mensehbeit!
6. Barmherzige, der sich zuzawenden gut ist, die annimmt das
Seafzen!
7. W&hrend sein Gott and seine Gfittin ihm zfirnen, reft er dieh an.
8. Dein Antlitz wende ihm za, ergreif seine Hand!
9. Au&er dir giebt es ja keine reehtleitende Gottheit
10. Trealieh blick erbarmend aaf mich, nimm an mein Seafzen!
11. Sprieh : „Wie so lange ich? u and dein Gemfith besftnilige siehl
12. Bis wann, meine Herrin, mdchte sich zawenden dein Antlitz?
13. Gleich Taaben klage ich, von Seafzen s&ttige ich mich.
14. Vor Weh and Ach ist voll Seafzens sein Gemfith.
15. Thr&nen vergiefst er, in Elagerafe brieht er aas.*)
Bei nachstehendem Bufspsalm nehmen wir aafterdem eine Wieder-
holang gewisser dichterischer Bedeformen wahr, die aaeh aaf die
Wiederkehr feststehender Tonphrasen in der Melodie za diesem Liede
achliefsen l&sst. Derselbe laatet in der treffliehen Zimmern'schen
(Tbersetzang**) wie folgt:
1. 0 Herr! meiner Sfinden sind viel, grofs sind meine Missethaten
2. Mein Gott, meiner Sfinden sind viel, grofs sind meine Misse-
thaten!
3. Meine Gottin, meiner Sfinden sind viel, grofs sind meine Misse-
thaten!
4. Bekannter, anbekannter Gott, meiner Sfinden sind viel, grefs
sind meine Missethaten I
*) Mit Aiseehlnaa der ersten Verszeile (welohe Fritz Hommel'B tftenetoung in
dessen Werke: „Die Semitischen Volker und Sprachen". Leipzig, 1883. 8eite 321 Eg.
entnommen ist) nach der Verdeutechung von Dr. Heinrich Zimmern „Babylonische
Bufepsalmen". Leipzig, 1885. Seite 9 and 10.
**) Heinrich Zimmern a. a, 0., Seite 63 fig.
8
Ha Tonknnst inr Babylonier mil Aisyrar.
5. Bekannte, anbekannte GOttin, meiner Sflidem sind vial, gro&
ski meine Missethaten!
6. Die Stinde, die ich gethan, kenne iob nicht;
7. Die Missethat, die ieh begangen, kenne ich nicht,
8. Das Laid, das meine Speise ward, — nicht weifs ieh's, wie?
9. Das Ungemach, das mieh niedertrat, — nicht weils ich's, wie?
10. Der Herr hat im Zorn seines Herzens micb angeblickt,
11. Der Gott hat im Grimm seines Herzens mich heimgesacht,
12. Die Gittii hat wider mich gezflrnt and in Schmerz mich ge-
bracht,
IS. Bekannter and anbekannter Gott hat mich bedr&ngt,
14. Bekannte and anbekannte GfJitim hat mich in Leid gebracht.
15. Ich sachte nacb Hilfe, aber niemand fasst mich bei meiner Hand;
16. lcb weinte, aber niemand kam an meine Seite.
17. Ich rofe laat, aber niemand hilrt aof mich;
18. Leidvoll liege ich am Boden, blicke nicht mi
19. Zi meinem barmherzigen Gott wende ich mich, laut seafze ich;
20. 0 Herr, bliek erbarmend aof mich, nimm an mein Flehen !
21. 0 Herr, deinen Knecht, stQrze ihn nicht!
22. In die Wasser der Hochflat geworfen, fasse ihn bei der Hand!
28. Die Sflnde, die ich begangen, verwandle in Gnade!
24. Die Missethat, die ich verttbt, entfahre der Wind!
25. Beifs entzwei meine Schleehtigkeiten wie ein Gewand!
26. Mein Gott, meiner Sflnden sind sieben mal sieben, vergieb
meine Sflnden!
27. Meine Gftttin, meiner Sflnden sind sieben mal sieben, vergieb
meine Sflnden!
28. Bekannter, anbekannter Gott, meiner Sflnden sind sieben mal
sieben, vergieb meine Sflnden!
29. Bekannte, anbekannte G5ttin, meiner Sflnden sind sieben mal
sieben, vergieb meine Sflnden!
30. Vergieb meine Sflnden, so will ich in Demut vor dir mich
beagen.
31. Dein Herz, wie das Hers einer Matter, die geboren, erheitere
es sich,
32. Wie eine Matter, die geboren, wie ein Vater, der ein Kind ge-
zeogt, erheitere es sich!
Die magischen Gesftnge von den sieben Geistern, „die alles
nor erdenkbare Unglflck flber den Mensehen bringen," zeigen us
gleichfalls einen vollkommenen Paralielismas membroram. Das folgende
Die Tonkunst dor Babylonier mid Aaqyier.
i
Fragment*) von einem solehen beginnt and endet mit demselben Refrain.
Fr. Hommel nimmt an,**) dass ii@g© mi ahnliche Beschw5rnngsformeln,
welehe insgesamt mit dem stereotypen Anrnf an lei Qeist des
Himmels oil den der Erde enden, von den Zauberpriestern oder
Magiern liter mannigfaehen Ceremonien in einem Tempo recitiert
warden, li Steigernng der aaszasprechenden Gedanken wird in Vers
2 big 4 gesagt wo? sieben geheimnisvolle Wesen seien; ii den Versen
6 bis § wird us waiter vorgefQhrt, wis? das Wesen derseiben ssi f
and die Schlussverse 10 Ms 14 geben ebb endlieh die Antwort we??
die fl SIib«T sind.
1. Sieben siii sit, sieben sind sie,
2. li der Tiefe des Oceans sieben sitl sie;
8. In iss Himmels Ather sieben sind sie,
4, In der Tiefe iss Oceans, der grofsen Behaasnng, wachsen
sis aaf;
5. Niebt m&nnlich slid sis, niebt weiblieh ski sie,
i. 81% wie weithinstrablende Liehter sind sie.
7. Ein Weib nehmen si© niebt, Kinder erzeogen si® nicht,
8. Ordnung ail Sitte ktiiei sie nieht,
9. Gebet asfl Flehen erh5ren sie niebt.
10. Wie iii wiides loss aaf dem Gebirge wachsen sie aaf,
11. Des Gottes Ea***) Feiidi slid sis,
12. Die ThrontrSger der Gutter sind sie.
IS, Urn die Wags zu verwQsten, iagern sis mi der Landstrafse,
1L Mm ski sie, b§s@ sind sie,
lit Sieben sind sis, sieben sind sie. :|:
1§ 9 Gesster des Himmels, besehw5ret f Geister der Erde, beschwdret!
Weniger schwangvoll nnd kanstm&fsig waren lie im Volke ent-
st&ndenen knrzen Singgedichie, wiewohl aueh ibnen die rhjthmische
Gliederang der Gedanken ond Bedewendungen nicht abgeht. Dm mdge
ma? folgsndes Lied zeigen,t) welches nach einer Bemerknng Lenormant's
jedenfalls be! einem l&nd lichen Feste gesungen wurda, and dem man
einen gflnsten Einflass aaf das gate Gedeihen der Ernten zaschrieb:
*) Unter Benutsang der Schrader'schen tJbersetzung md dsr Cl*ertragaEg von
Fr„ Homme! („Die Semitischen Toiler und Spr&ehen.") Leipzig, 1883, Seiie 366.
**) Ebenda: Seite 304.
***) En wm der eigeatiicbe Schatzgeist aller Bedringten mi Leidenden.
t) Fr. Lenormant: „Die An&nge der Koltur". Autorisierte deutgehe Auagftbft*
Jena, 1875, Band U t Beite 147.
10
Die Ttakonst 4«r Babylooier mi Assyier.
Strophe: Due Getreide, its siofa wiprrishtol,
wind gelangen nil lid seines gltoklicheii WMh*
tans;
Das Geheimnis daftr
wir kennen is.
Gegenstrephe: Das Getreide des Obiffisgis
wird gelangen iim Ziel seines glflckliehen Wachstams;
Das Gebeimnis daftr
wir kennen es.
Der Um8tand nan, dass die lyrischen Aosstrimtigei der Baby-
lonier nd Assyrer meist religidser Naiar waren, giebt nns den
Hinweis, dass auch ihre uosikalisehen Begnngen torwiegend einen
sulchii, d. i. wOrdig-erhabenen Charakter trngen. Dazn kommt, dass
sieb in ihren episehen Erzeugnissen ein defer Weltschmerz offen-
bart fiber die Verg&nglichkeit der Natar and die Sterbliehkeit des
Mensehen, wie er in dem oral ten Klagegesange soil Aosdraek kommt,
weleher allj&brlich am Feste des Tammaz (d. i des babylonisehen
Adonis) von den Priesterinnen der Iatar (d. i. der ehald&iseh-assyiisehen
famis) anter Mitwirkang mm ^krystallenen" Fl6ten oder „Imbftbo 44 *)
and „schweren" Saiteninstramenten (d. i. Harfen welehe mit Mieh
8teinen verziert waren) angestimmi worde.**)
Ob nan zwar der Adoniskaltos syriseh - phOnikisehen Urspraigs
ist, unverkennbar trilt er ons bei den alten Babyloniern in seiner nr-
sprQngliehstei} and reinsten Form entgegen. Denn die ersten Ge-
ftthle, welche den Menschen bei Betraohtang der dabinwelkenden
Vegetation and seiner eigenen irdisohen Hlili ankommen massten,
kannten nor mafslos-traariger Art and ibr Aasdraek darch Mosik
nar ein dementsprechender sein. Die sinnliehe Freade, die wilde
Begeisterang and Sehw&rmerei fiber das Erwaeben and Aafblfihon
der Natnr, welehe namentlieh in Phrygian bei demselben Kukaa and
in Hellas bei den orgiaatischen DionyBosfeiem darch die sogenannto
*) Die FhSniker nannten ihre Platen, die sie an Elfenbein fertigten, „Abuba",
and bei den Bdmern hat rich der Strain dieses Wortes in „ambubaja", d. h. die
FlStenbliaerin, erhalten.
**) Man vergleiche hierza die Erklirung zoi Betars der ^BSllenfehrt der
Istar" mm Br. Alfred Jeremias. Inaog.-Diss. tat Erlang. des philos. Doktorgmdes
der Universrt&t Leipzig. Mfinchen, 1886; ferner „Die babylonisch-assyrischen Vor-
steUnngen Torn Leben nach dem Tode" von demselben Verfasser, und zwar mb
,,Verbessenmgen a m Seite tS f Zeile 56, sowie anch die Zusatebemerkungen des Prof,
Br. Medr. Dettftndi m „Babyloniache Bnlkpsalaieii" ton Dr. Heinrieh Zusmim."
Leipiig, 1885. Seite 117 (Passos 5 ton oben).
Die Tonkuust der Babylonier iiai Kmymr.
11
„phrygwche" Tonweise mnsikaKscb mt Atssprtah© gttegtt, war
mcherlieh erst Mm sp&terer Zusatz si den Adonten, welches die
„reinigende and lftaternde Offenbar angsreligion 1 * von den Babykmiern
si alien Zeiten ferngebalten hat
Wiewohl es mil der fftrmlichen ill conventionellen Praeht its
ceremoniell entwiekelten Hoflebene der babyloniseh-assyriseben Heir-
seher In Einklang stand, dass sie Ii ihrer Umgebung Masiker and
Singer batten md, gleieb den grefsen ftgyptischen Pharaonen der
XVIII. and XIX, Dynastie, auf Heeresztigen ibren ganzen Hofstaat
mil mk m ffihren pflegten, so fehlt one doch bislang jeder Beieg da-
ftbr, d&ss aneh im Feldiager If sailer im MM las KOnigs wiritei*
anf dem Marsche dnreh ihr begleitendes Spiel die Qesftnge der Krieger
belebten oder gar dareh den selbet&ndigen Vortrag einer Tonweise m
Kampfesoant begeisterten. Is wftre daber wobl za begreifen , wenn
si* ii dieser Hinsieht ganz dieselbe Gepflogenheit batten, wis ihre
Stammesbrtider, die Hebr&er. Aueh diese kannten eine Marseh-
rnusik nicht, wie es der Yerfasser in der „Allgemeinen Masikzeitang"
won 0. Lessmann (Charlottenbarg), XI? . Jahrgang, No. 2, S and 4
la flberzeagender Weise nachgewiesen ii baben glanbt. An der That-
snub©, dass ski die geordneten Beihen dea hebrftiscben wis baby-
loniseh-assyrisehen Fafsyolkes thanlicbst im Gleiebsehritt fortbeweg-
ten, wird hierdarcb nicfate geftndert. lis Trugscblass aber wire es,
wens* taan folgern wollte, dass im Gleicbtritt ohne Marsebmosik nicht
denkbar wire and bei alien alten KnltarvOlkern Its n rbythmische
Regalati?" desselben hfttte sein mftssen.*)
*) H Beitrag* sur Geschichte der Milit&rmtiftik" wm W. Tappert im lt Mu8ikaltechea
Wocbenblatt". Leipzig. Red. E. W. Fritzsch. XIX. Jahrgang, Nr. 14 bis 23. —
tTbrigena darf man as rn.it dem Begrif© „G!eicbtritt" nicht allzu angetlich nehmen.
Es fat ein Irrtom, worm H. W. Tappert meint, die Soldaten anaerer gescblossenen
Heereskdrper wfirden sioh ohne Gleiebtritfc „ife Mmkm sMamimt^ Auf den Manche
warden bekanntlich die Glieder-, Sections- and Zugaabatande gw&er Ms auf dem
Paradeplatze uad bei Vorsteiltmgen , and selbst die beat-gedrillte und wobl-
diaziplinierte Mannachaft einer einzigen Kompagnie ger&t bei Feld- oder tJbungs-
mErschen, trotz der mahnenden Zurafe der Zugftihrer, sebr leicbt in ungleicbes
Schrittmafe. Der Verf&sser, welcher zu mvben HerbstQbcmgen beigezogen wurde,
erinnert sich mmh lebhaft, wm mm Kemp&gme-Chef rich damit begnfigte. wenn nnr
innerhalb der Zlge gleicher Scbritt gehaltaa wurde, Uai mag anch in dem
mawcliartlgeii Tonstficke eioer spielenden Militarkapelle unsererTage das rhythmische
Elecaent Boeb so fearig p^ibieron — je laager die Heereasaule 1st. an derail Spitze
)m* deh btfittdet, imU spater cbmgen die Utta an das Obr der Marscbierenden,
nad sckon zwm hintereinander manchierende Kompagsieo in im Gee&xntrt&rke
wm etwa 250 Mum werdea einem wcigeiiddn AtamJfolde gleiehen.
ti
Die Tonkonst der B&bylonier and Aaqyrer.
Wir wissen, duns die Hebrfter ihr masikalisehes Signalwesen
mi die Asosra-Trompete bei der Eriegfthrang von den Agyptera in
XVI. Jahrhondert vor der ehristlieben Zeitreehnung ttbernahmen, und
es kflnnte scbeinen, als ob die Babjlonier and Assyrer diese Signal-
spracbe n Eriegszwecken Qberhaupt niebt gekannt bitten. Allein die
Verwendang masikaliseher Signale moss als notwendige Voraassetzang
einer wenn aach noch so angekttnstelten Strategic anerkannt werden,
da eine Befeblsgebang mil der menseblieben Stimme oder mit sieht-
baren Zeichen (Flaggen, Fanale) unter noeh so giistigei Verh<nissen
angesichts so gewaltiger Heeresmassen geradeza anartglieh gewesen
w&re, mit weleben ein Nebakadnezar, ein Tiglath Pilesar II.,
Salmanassar l¥. f Sargon, ein Sanherib, Assarhaddon oder endlicb mm
Assarbanipal gegen seine Feinde zo Felde zog.
Der Gebrauch des hebr&ischen Signalhornes Sehofar lftsst aieh
bis in die Uranf&nge des semitischen Nomadenlebens zorfickfohren;
denn die bildliebe Dafstellong*) einer, aaf einem Wanderzoge naeh
Agypten begriffenen, semitischen Familie an einem Orabmale n Beni
Hassan (bob dem XVIII. Jahrh. vor Ghr. stammend) giebt nns den
onwiderlegbaren Beweis an die Hand, dass das Schofarborn zom Erb-
teil alter semitischen KoltarvOlker gehOrte nnd demnach anch bei
den Babyloniern and Assyrern im Dienste der Eriegsknnst gestanden
haben moss. Ein ferneres, wenn aach weniger beweiskrftftiges Zeag-
nis far die Bichtigkeit anserer Behaaptnng gew&brt aus der j&dische
Historiker und Archftolog Flavins Josephas**), wenn er im Einklange
mit dem alttestamentlichen „Bache der Bichter" (Eapitel III, Vers 27)
Qberliefert, dass der israelitiscbe Bichter Shod, welcher im Jahre 1425
vor Ohr. den Moabiterkflnig Eglon darch Menchelmord beseitigt hatte,
nach der Vater Branch vermittelst des Schofarhornes die streit-
baren Israeliten zn den Wafifen rief, nm das Volk nach einer achfc-
zebnj&hrigen Eneehtsehaft mit Gewalt zn befreien.
Oleich den Hebr&ern pflegten auch die Babylonier and Assyrer
ihren heimkehrenden, siegreichen Feldherrn oder EOnig mit Masik
and Freudentanz za begrfifsen, wie ein von dem englischen Oelehrten
and Altertumsforscher Layard in den Buinen des Nordwestpalastee
ii Eijildschik ausgegrabenes Basrelief beweist. Dasselbe stellt
einen Trinmphzog babyloniscber Volksvirtoosen dar, welche dem in
•) Ein iiiit : : Bogn and EMlim bewaflneter 8emite trlgt in wtmur
Beofaten ein Sehofarhorn.
**) FUvii Joaephi „Antiqttitatae Jadaeornin." lib. V, Sap. 4.
Die Tonkunst der Babylonier und Assyrer.
13
Susiana einziehenden assyrisehen KOnig Assurbanipal (Sardanapal,
regierte von 668 bis 626 vor Chr.) entgegengehen.*)
Zuerst kommen flif M&nner; drei derselben haben kleine trag-
bare Harfen von der Form eines Dreiecks, die sie mit beiden H&nden
spielen, w&hrend sie zugleioh naoh dem Takte tanzen. Diese In-
strumente werden zwischen dem linken Arm nd der Seite gehalten
lid haben wahrscheinlich an einem Bande am Halse gehangen. Die
Saiten, deren nean bis zehn an Zahl slid, befinden sieh zwischen
einem flachen Brette ond einem anfrechtstehenden Qnerholze gespannt,
durch das sie gehen, fiber dem Querholze 1st eine Hand lis Metali
oder Elfenbein, nnd am Ende der Saiten h&ngen Quasten herunter.**)
Der vierte Mnsiker blfist aaf einer Doppelfl&te, wie man sie aaf den
alt&gyptischen Memnonien sieht, und wie sie aneh bei den Hellenen
mid Bflmern in Gebrauch waren. Der ftlnfte fihrt eine Art Schlag-
cither, welche mit einem St&behen gespielt worde. Man erblickt
dieses Tonwerkzeug aucb noch aof einem anderen, von W. 8. W.
Yan naebgebildeten Basrelief,***) wo zwei Mnsiker mit einem Plek-
trum daranf spielen. Diese Instrumente &hneln dem hentigen Santur
der Araber. Sie bestehen ans einem kleinen hohlen Hasten (Besonanz-
boden) mit darfiber gespannten Saiten und werden mittelst eines
Bandes, das am den Nacken geht, getragen. Wfthrend die rechte Hand
mit dem Plektrum die Saiten anschl>, werden sie, urn den riehtigen
Ton zn treffen, mit den Fingern der linken Hand niedergedrflckt.
Auf die fftnf M&nner folgen sechs musicierende Franen, von denen
vier die Harfe spielen, eine die Doppelftote bl&st und die sechste eine
Handtrommel schl>. Letztere ist dem Tabl oder der Tabala der
orientalischen T&nzerinnen sehr fthnlieh, und wir dflrfen vielleicht
dieses Tonwerkzeug als den Urahnen des hebrftischen Toph (Adufe)
bezeichnen. Die dbrigen Teilnehmer dieses Triumphzuges begleiten
die Musicierenden tanzend und mit taktm&fsigem H&ndeklatschen, wie
es namentlich bei den alten Agyptern und Hebr&ern flblich war.
Es dflrfte hier der Ort sein, wo ein Hinweis angezeigt ist, dass
die Behauptung des Prof. Dr. Emil Naumannt) mindestens als
*) A. H. Layard ^Discoveries in the ruins of Niniveh aus Babylon". London,
1868. Chap. IX, pag© 454
**) A. H. Layard „Niniveh nnd seine tberreste". Dentach mm N. N. W. Meisa-
ner, Leipzig 1854. 8eite 177 und 397.
♦*•) W. a W. Vaux „Niniveh und Persepolis". tfbenetet von J. Th. Zenker,
Leipzig 1852, Seite 208 und Figur 25.
t) „IHustrierte Musikgeechichte''. Stuttgart 1885. Bd. I, Seite 58
It
Die Tonkunst der Babylonier mid Assyrer.
f ©firth i bezeichnet werden mass, wonach die mm alttestamentlichen
Propheten Daniel (Kapitel III, Vers 5) erw&hntan monkalischeii In-
stromente Sambyke (hebr. Sabeba) iii Symphoneia (hebr. Sambonjab)
vom Hause aas babylonische seien. Nach der Untersnehong its
Assyriologen Eberhard Scbrader in seinem glossatorisehen Werke:
„Die Keilinschriften and das alto Testament 1 ' (Giefeen 1883, 2. Aof-
lage) sind diese Namen in den Keilsehrifttexten bisher Gberhaupt
nicht m linden gewesen.
Der gelehrte Kirchenvater Clemens Alexandrinus weist die Br-
flndang der Sambyke den sogenannten „Troglodyten" in. Mithin
bitten wir nacb der bistorisch - geographiscben Aischaiiig der
Alton die Erfinder der Sambyke vielmehr an der Nordostkflste yon
Afrika zu suchen, da wo am arabisehen Meere von Berenice (an der
Siidgrenze Alt-Agyptens) bis mm Vorgebirge Dire die kulturell hoch-
entwickelten Athiopier wobnten. Eine zweite Lesart endlich, nach
welcher die Libyer dieses Instroment erfund$n baben sollen, ist
sehon aos dem Grande nicht halibar, weil mm arch&ologischen Stand-
pan kte aas die Libyer in Nordafrika mit den „Troglodytai" nicht
identificiert werden kdnnen. Unstreitig — N&heres bei Dr. Karl ?on
Jan „Die Griecbischen Sai teninstrumente* ( . WissenscbaftL Beilage
des Gymnasiums zu SaargemQnd fir das Schuljahr 1881/82. Leipzig
1882, Seite 19 — war die Sambyke oder Sambuca ein besaiteter Tri-
angel (von sehr hohem Tone), wie er uns auf den arcbitektonischen
Denkmalen Tbebens mehrfach begegnet, and aller Wahrscheinlichkeit
nacb gebfihrt die Priori tftt des Gebrauches dieses Tonwerkzeuges den
alten Agyptern. Weifs man doch gegenwftrlig durch die gelehrten
For8chungen des franzflsichen Agyptologen Masp6ro**) mit unzweifel-
hafter Sieherheit, dass Athiopien, statt im Anfange der Geechichte
kolonisiert zu haben, selber von Agypten aus anter der XIL Dynastie
kolonisiert wurde and Jahrhunderte hindurch einen integrierenden
Bestandteil des fcgyptiscben Gebietes gebildet hat „Die Civilisation
ist den Laaf des Nil hinaufgegangen, nicht an ihm hinabgestiegen."
Dem Zeugnis der hieroglyphischen Urkunden gegentiber wire dem-
nach auch die Ansicht des Prof. E. Naumann veraltet***), nacb welcher
*) „Stromata" ed. Fr. Sylburgius, Coloniae 1688. liber I, p. 307.
*•) „Gescbichte der Morgenlindisehen Vdlker im MteftMiii©.* 4 Uberaefit to
Dr. Bichard Pietschmann. Leipzig 1877. Seite 13 trod 107. Vergfeidie uek
fr. Lenormant „Die Anfange der Kottor". Deutsche Anagabe. Jena 1875. Band I,
Seite 121.
***) „IUuatrierte Madkgeschiohte", Band I, Seite 50.
Mitteilungen.
18
die kleine tragbare ftgyptisehe (Kriegs-) Trommel ass den ftthiopischen
Hoehlanden den Bewohnern des Niltbales flberliefert worden sein soil,
amsomehr als jene Meinong der eigenen tTberlieferang der JUhiopier
widerspricht.
FQglicb verdient auch der Beacbtang eine Mittoilug des Kirchen-
vttere Hieronymns*), welcher im IV. Jahrhnndert naeh Chr. lebte,
dabingehend dass die Sambnca den bebr&ischen Stammesbrtidern der
Babylonier durchaus unbekannt gewesen sei.
Fassen wir nan die Ergebnisse unserer Betraehtang sasammen,
so dirfte zwar der Faebmann darin keioeswegs die erwartete Be-
friedigong finden; as wird aber sieherlich daraas erhellen, dass man
im Besonderen, mil demselben Bechte wie bei den Hebr&ern, von
einer Tonkunst der Babylonier und Assyrer sprecben darf, and dass
Spezialforscbungen an der Hand der rastlos wirkenden Assyriologie
noeh einmal za greifbaren Besoltaten flhrei werden. Im All*
gemeinen jedoch darf man gewiss behanpten, dass die Masik dieser
Vfllker einen ernsten and gemessenen Gharakter gehabt haben mass,
wie er eben nur bei einer vorzugsweisen Yerwendang von Harfen
und harfenfchnlichen Saiteninstramenten mfiglich ist
MltteUnigiB.
• Zu dem Aufsatze: „Discantus, Fauxbourdon und Treble 14 in Na 9 der M.
f. M. 1889 hat Herr Bibliothekar Paul Richter von der K. offentlichen Bibliothek
in Dresden die Gute gehabt, mir n&heres mitzuteilen fiber den von Ambros citierten,
aber nicht n&her bezeichneten Carpentier. Garpentier ist der Verfasser eines
Gloesarium novum ad scriptores medii aevi, in dessen Tom. 3 (Paris 1766 foL)
miter ,/Trebium" bezuglich der Treble wie folgt gehandelt wird: Treble praeterea,
pro Trompette, tuba, in AnnaL regni S. Ludov. edit reg. pag. 223. ,,Comme
devotement 1 fit chanter la mease etc" Versio Bibliae ibidem in Glossar. A oure
que vous orrez le son des Trebles, de frestel, etc Ubi haec Bavidis verba Cap. 3
V. 5 redduntur : In hora, qua audieritis sonitum tubae et fistula© etc Da mir
der hebr&sche Urtext nicht zuganglich ist, wells ich nicht zu sagen, welches der
verschiedenen Blasinstrumente der Juden in der Yulgata mit tuba (ibersetzt ist.
FGr den gegebenen Fall scheint dies auch gleichgultig und nur wesentlich v dass
der Verfasser der Annalen Ludwig's DL Trompete stets mit treble giebt, woraus
der ScMmss m Ziehen, dass das Wort zur Zeit der Abfassung in Frankreich sehx
gangbar gewesen ist. H. Eichborn.
• Pass fir die Leiche Felix Mendelssohn-Bartholdy's vom 6. No-
vember 1841 Im K. S. Hauptstaatsarchive (HI, 1 fol. 2 c No. 35 S. 207) be-
*) „Opera studio J. Martianay". Paris 1699 f. II. Appendix pag. 543.
(Brief an Daidanos).
16
Mitteilungen.
fiadet sich das Konzept des Passes fur die Leiche des am 4. November 1847 abends
zu Leipzig verstorbenen Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ich teile dasselbe
im folgenden mit „Nacbdem bei der K. Kreisdirektion zu Leipzig urn ungehin-
derten Transport des Leicbnams des am 4. d. Mts. ailbier verstorbenen Hem
KapeUmeisters Dr. Felix Mendelssohn - Bartholdy nach Berlin nacbgesacbt worden
iat, m iit Mern andurch inter der Voraussetiung, dass nach bwirlcsifitidiaB
Qutachten mil mediciatipolicailioheB Bedenken nioht arigegenateht, Erlmbnila m~
theilt worden und baben die betreffenden Obrigkeiten und Geistlichen des Ko&ig-
reicbs Sachsen, durch deren Paroobieen die Leicbe geffihrt wird, dieselbe gegen
Vorzeigung dieses Passes nngebindert passiren zu lassen. — Urkundlicb niter Vor-
druckung des Kanzleisiegels ausgefertigt. Leipzig, den 6. November 1847. (L. 8.)
K. 8. Kreisdirektion.' 1
Us Xosten, inbegriffen 2 Thlr. Stempel, iimd fttr den Pins 4 IMf. im Ansati
gebracbt worden. Als verpflichteter Leichenschauarzt ist ein Dr. Drescber genanni
Dresden. Theodor DisteL
* Arien des 17 Jahrhunderts. Mir liegt mit Alton des X. 8. Haupt-
staatsarcbiv (III, 100 fol. 4 No. 4 Bl. 270—281) ein Originaldruck des 17. Jhs.
in 4° nebst einer Widmnng an den Xurfursten Jobann Georg II. and den Xtr-
prinan Jobann Georg M. im Sacbsen, iowi© ©Intm Yorworts outer fblgndani
Titel vor:
„Zweytes Sieben | Neuer Musicaliscber Arien, in welcben die sieben Planeten
mit denen zngeeigneten Metallen durch die sieben natQrlichea Clave* und ernanten
sieben Freyen Xfinste | in einer Diseant- nnd Bafe-Stimme Tractiret | mit lastigen
Texten formiret, aucb nebenst einem Poetischen Anhange nachdencklich beschlossen
warden. Gesetzet und herauis gegeben | dnrcb Michael Hoffmannen mm Freybeigk
anjetzo in Drefeden. Gedruckt | mit Seyfferts Schriflfcen" (s. a. circa 1670).
In der Widwung erwUhnt der ICompnM seiner 1667 Ibenwcbten Ber^iidir,
die icb aber bis jetzt noch nicht gefunden habe. Jede Arie tr> eine gereimte
tTberscbrift and den Namen eines Planeten, der ebenfalls in den Anfangsbucbstaben
jedes Verses entbalten ist Fin „8ummarischer Anhang", ebenfalls Kompoaitionea
mit gereimten Uberschriften, beschliefet das Werkchen. Eine Probe der Dichtung
m5ge einen Begriff von der Poesie geben: „Sonderlich giebet das Wasser viel
Fische, | Dass der Menscb solcbe kan baben za Tiscbe." |
Dresden. Tbeodor DisteL
* Hofmusik in Trier im XYL Jabrbundert Das Copialbncb En-
bischof Jacob's von Trier (aus dem Hause Eltz) im Coblenzer Archive entbilt eine
Urkunde „Coblentz am viertten tag des Monatz Novembris Anno 1573." Karftot
Jacob nimmt den Peter Gulicher zom Diener and Spielmann an , 9 so lang vnns
vnnd jme geliebt vnnd eben kompt, also dass er vnns jeder zeitt vff vnsern
beuelcb mit den Instromenten, daruff er erfaren vnnd geschickt, spielen 11 und wo-
hin er es verlange, folgen soil. Die Besoldung bestand auf Martini in 12 Fl. za
24 Alb us gerecbnet, 6 Malter Xorn und einem Sommerhofkleid. (Temporale saeca-
are I, No. 307). ■ F. W. E. Both.
* Georg Muffat: Apparatus mndeo-oiganiaticiiB. Nm* der Original- Am-
gabe vom Jahre 1690 nam her»ttsg»g«li©i und mit einer Vorrede nebst Andeatugm
fiber Pedalgebraacb und Begistrirung verseben von S. de Lange. Leiprig,
J. Metor-Biedermiiiin, 1888. Pr. 4 M. lilt •eta iankeifwerte vmMmMmmi
des aus 12 Toccaten, 1 Ciacona, 1 Pasaacaglia, 1 Nova Qyclopeias Harmonica nnd
Mitteilungen.
17
1 Ad malleorum Ictus Allusio (75 Seiten) bestehenden Orgelwerkes. Das Yorwort
ist ganz kurz gehalten and beschaftigt sich mehr mit der Registrierang der ein-
zelnen Satze. Muffat unterscheidet sich wesentlich von seinen norddeutsahen Zeit-
genossen. £r hat eine sehr melodische Erfindungsgabe, liebt eine weiche bar-
monische Klangfulle , ein geschmeidigea Ineinandergreifen der Stimmen and eine
stets abwecbselnde Behandlung des Rhythmus. Sein Fassagenwerk ist flfissig, doch
seiten von Bedeatung. Eine voile weiche Harmonic ist bei ihm vorherrschend und
stets wirkungsvoll. Fugensatze treten nur hin and wieder ein und erscheinen mehr
als Mittelsatze. Ganz besonders ist er der Yariationenform geneigt, die seiner
Schreibweise aach am anpassendsten erscheint Ganz reizend ist das kleine Satz-
chen S. 72: Nova Cyclopeias harmonica, sowie das darauf folgende Ad malleorum
Ictus Allusio mit seinen sieben Yariationen. Ebenso ansprechend sind die Ciacona
und die Passacaglia. Diese vier Piecen werden sich gewiss viel Freunde erwerben.
Die Toccaten dagegen verlangen ein fleifsiges Studium und ein liebevolles Eingehen.
Orgel- wie Rlavierspielem bietet die Ausgabe eine reiche Fiille wertvollen Stoffes,
der nicht nur den Historiker interessiert, sondern auch den Praktiker erfreuen
wird.
* Die Plainsong & Mediaeval Music society (Gesellschaft fur Choraigesang
und mittelalterliche Musik) versendet ihren ersten Jahresbericht Oktober 1888 bis
1889, der bei einer Einnahme von 842 M mit einem Uberschuss von 138 M ab-
schliefst Jedes Mitglied, 28 an der Zahl, bezahlt j&hrlich 20 M. Yon den 28
Mitgliedern ist einer President und 9 Viceprasidenten , so dass nur 18 ordentliche
Mitglieder bleiben. Der anf Seite 199, 1889 der M. f. M. angezeigte erste photo-
lithographische Druck der Gesellschaft scheint auf Rechnung des neuen Jahrganges
zu kommen, denn er wird im Berichte nicht erwahnt, die 704 M sind also nur
anf Yerwaltang8unkosten verausgabt Dann wird es ihr wohl so ergehen wie der
Purcell- Gesellschaft.
* Eatalog No. 12 von Richard Bertling in Dresden -A., Johann-Georgen-Allee 3.
Enth< 345 literarische and praktische Musik werke alter und neuer Zeit, darunter
historisch viel Wertvolles, wie Heinrich Albert's Arien, Lust-Wftldlein und Ktirbs-
Hutte, 9 Werke von Hammerschmidt u. a.
* Herr van der Straeten hat doch manchmal EinfSlle, die stark ins Kraut
schieften; so beginnt er im 1. Bande seiner La musique aux Pays-Bas, S. 169,
den Artikel Francois Sale: Sala ist der Name eines grofsen Flusses in Deutsch-
land (!), er ist aber auch der Name verschiedener Lokalit&ten (!) und Familien, roeisten-
teils ist er aber spanisch oder italienisch. („8ala est le nom d'une grand riviere
d'AUemagne; c'est aussi le nom de diverses localites et de families, la plupart
espagnoles ou italiennes (( ).
Anzeige der Druckwerke der Gesellschaft fOr Musikforschung.
1. Monatshpfte fOr Masikgesehiehte. Alter© Jahrg&nge zum.Teil noch
auf Lager. Ein kompletes Exemplar teils gebunden, teils broch. Jahrg. 1—20.
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Musikwerke aus der friihesten Zeit bis zum Jahre 1800. Mit einem alphabetisch
geordneten Inhaltsanzeiger der Komponisten und ihrer Werke. Pr. 3 M. (Nachtrage
Mnn*t«h. f. Mmikgeiich. Jahrg. XXII. No. 1. 2
18
Mitteilungeu.
im 9. Jahrg. der Monatshefte.) Hi Naehgchlagebuch fur ion Historiker wie Musi-
kalienh&ndler.
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lataren uff die orgeln und lauten. 1512. Pr. 1 } 50 M.
Das deutsche Lied dee 15. und 16. Jahrh. in Wort, Melodie and nehr-
stimmigen Tonsatz, 1 Bd. Die Quodlibet, Spiel-, fun*-, and Trinklieder. Pr. 31L
2. Bd. Hdss. des Mtinchener und Berliner liederbuchfl. Pr. 5 M.
2 Verlagskataloge von Aless. Vincenti in Venedig. 1619 a. 1649. Pr. 2M.
5 tad en* 8 Singspiel Seelewig von 1644. Partitar. Pr. 2 M.
Kataloge der Bibliotheken : JoachimsthaL 3 M. — Uiuvereit&ts-Bibl. in G^t-
tingen. 2 M. — Augsburg. 5 M.
Bficherverzeichnis der Musik-Iiteratur aus den Jahren 1839 — 1846.
Pr. 2 M.
2 Register zu den ersten 20 Jahrg. der Monatshefte. Pr. a 2 M.
6 Pabiikation alterer praktischer and theoretischer Muaikwerke aof Sab-
skription. Zum Ladenpreis beim £inzelverkauf :
Johann Ott's Liederbuch von 1544. Einleitung, Biographieen, Text© and
Melodien in alien Lesearten. Pr. 5 M.
P. Anselm Schubiger: Musikalische Spicilegien tiber das litorgische Drama,
Orgelbau und Orgelspiel, das aufeerliturgische Lied und die Instrumental - Muaik im
Mittelalters. Hit zahlreichen Musikbeilagen. Pr. 6 M.
Josquin des Pres: Eine Sammlung ausgewahlter Kompositionen za 4—6
Stimmen. Pr. 15 M.
Johann Walther: Wittenbergisch geistlich Gesangbuch von 1524 za 3, 4
und 5 Stimmen. Pr. 6 M.
Virdung: Musica getutscht (gedeutscht). Basel 1511. Umdruck. Pr. 5 M.
Praetorius, Syntagma, Band II, 1618. Von den Instrumental, liit Ab-
bildg. Neudruck. Pr. 10 M.
Die Oper von ihren ersten Anf&ngen bis zur Mitt© des 18. Jahrb. 1. Teil:
Oaocini. Gagliano. Monteverdi. Pr. 20 M. — 2. Teil: Cavalli and Ceeti Pr.
20 M. — 3. Teil: Lully und Scarlatti. Pr. 20 M.
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Glarean's Dodecachord, deutsch von P. Bonn. Vollstandiger Abdrack mit
alien Tonafttien in Parti tur. 36 M.
♦ Der Jahresbeitrag der Mitglieder betragt fur 1890: 6 M.
* Hierbei eine Beilage: Fortaetzung zum Katalog der Mnsik-StjniiilQiig der
Kgl. 5ffentl. Bibliothek zu Dresden. Bog. 9.
Vermntwortlicher Re<Ukt*ur Bobert Bitn«r, Ttmplia (Uokermark).
Brack worn H«rm»nn Beyer A SOhnt in l iM ign inl i a,
MUSIK
HICHTE
der Geeellsohaft fttr Musikforsohung.
IHL Jalir£ei£.
1890.
Prate daa 3§Mxgma§M 9 Mk. Monatllah arsohaint
dull Hmnmw tou 1 bteS Bosun. Intortionsfttillbnii
fte die ZsIIs SO EL
lowhiiwrni lag
tou Breitkopf A Hartal in Leipiig.
B— Uilnngwi
nhnmt jede Baah- asl Mmfthandlnng antgagas.
No. 2.
JSfn Sehrelbeii des Kunmerkomp ©listen laimmn
ai den Kurfftraton im Saclsen.
Mit folgendem undatierten Memorial wandte sicb Johann Gott-
lieb Nanmann im Mai 1769, also bald nach der Aoffthriiig seiner
nr f ©milling des KOnigs, mit fast 50000 Thlr. Kosten in Scene
gesetzten Oper „La elemenza di Tito 44 , an den lirfirstei Priedrich
August III. zi Sacbsen. Er klagt darin, dass er von seinera jetzigen
Oehalte (von 440 Thlr.) bei der gegenw&rtigen Teuerang nicht be-
stehen kftnnne (SchGrer bekam 500 und Fischietti 600 Thlr.) nnd
die daber entstehenden Nahrnngssorgen ihm die zu masikalischen
Koropositionen erforderliohe Freiheit des Geistes ben&hmen. Als Be-
8oloiion ist is dem Gesnche N/s anterm SO. Mai 1769 bemerkt, dass
dasselbe vor der Hand aosgesetzt bleibe. Das im K. S. Hanptstaats-
arebive Locat 910, Vol. II., foil. 14, 15 (cf. fol. 17) aofbewahrte Me-
morial sslbst lantet genau also:
„AHezza Serenissima
ed Elettorale ppp.
Prostrato nmilmente a piedi di Vostra Altezza Serenissima Elettorale
pp. mi prendo l'ardire di Supplicare di volere benignamente gra-
ziarmi eon un qualche accrescimento di pensione, mentrech6 con quella
che godo presentemente mi conviene a fare una vita assai ristretta
e misers, percb6 qni tatto ci6 cbe ricbiedesi per la vita amana e
Monateh. f. Moaikgaaeb. Jabrg. XX1L No. S. 2
20
Ein kurs&ehsischer Hofmusikus als Totechl&ger. (1020.)
8ommameDte caro e prezioso. Siccome adunque per on Oompositore
di Musica 8opra tatto h necessario un animo tranquillo per poter
studiare eon quiete, e pensare di ben comporre, Come pu6 averlo m
non ha abbastanza da che vivere? Perci5 spero neir innata Ciemenia
e animo sublime di Vostra Altezza Serenissima Elettorale f che non
sdegieii questa mia divotissima sapplica, anzi mi lasingho d'esser'
esaudito di quanto umilmento qui chiedo. Non tralascierd fatica veruma
per rendermene meritevole , e vieppiU degno per Falto Servigio di
Vostra Altezza Serenissima Elettorale, e con il piti profordo osseqoio,
sacrb sine alle Generi di
Vostrfc Altezza
Serenissima ed Elettorale
Um°=: De??? 0ss5? e fadelSS
Giovanni Amadeo Nauman.
[Adresse:] A Sua Altezza
Serenissima Elettorale
Federico August©
Eiettore di Sassonia ppp.
[Unten:] U5L pro Memorial 4
Dresden. Theodor Di*teL
Ein kirslcislscler HofinusikuB als Totechllger.
(1620.)
Fttrstenau erw&hnt in seinen „Beitrftgen zur Oescbiohte der KgL
sftchs. musik. Kapelle" (Dresden 1849, p. 47, 58, 69) einen Altiaten
spiteren Tenoristen Sebastian Hirnschrfttel (er selbst schreibt
sich Hirnschretl). Bei meinen Forschungen itch leipziger Schftppeo-
sprdchen kam ich im K. S. Hauptetaatsarchive (Locat 10 120, H 72)
auf ein ibn betreffendes Erimioalaktenstflck, dem ich folgendes tut-
nehme. H. stammte aus Ingolstadt. Sein Grofsvater mQtterlicberseits
war Georg Steer, der oberste Zeug- und Baumeister, der die Fusing
Ingolstadt „guten Theils" gebaut batte. 1612 oder 13 kam er in knr-
s&chsische Dienste. Am 3. April 1620 Abends in der neunten Sttili
bekam er in Dresden auf der Strafse einen Handel, in welchem er
den BQchsenmeister Zacbarias Cretzer aus Wittenberg niederettcb.
Er kam ins Ge&ngnis, in welcbem er sich fiber den darin herrsehen-
den Giptnk und das Ungeziefer „und andere Ungelegenheiten" be-
Ein kursichsischer Hofmusikus als Totschlfcger. (1620.)
21
klagte. Eli in der Sache ? on der Juristenfakult&t Leipzigs eingeholtes
Gutachten hielt es fir gaboten, H. dem Scharfricbter vorzustellen und
„zimblicher weifse peinlich" fiber verschiedene Einzelheiten za be-
fragen. Der Kirfirsl Johann Georg I. rescribierte bierauf an den
Schdsser zu Dresden (8. Mai 1521) also:
„Ob nun wohl, rechtlieher verordnung nach, wir nicht allein
befugt, angedeut notell exeqairn, auch der straff halber, ein aiders
erholen and endlichen dafselbe seinem inhalt nach volsirecken za
lafsen, so hat uns doeh ermelter H . . . unterthenigst nod flehentlicb
angelangt and gebeten , ine mit der execution zu verschonen , auch
gnade einzuwenden, and sind darneben von i. first!. Durchl. erzherzog
Carln zu Osterreich, so wohl unser gnedigen vielgeliebten frau mutter
und gevatter, desgleichen unser herzlieben gemahlin vor ine, H ,
unterschiedliche intercessiones und vorbit geschehen and haben wir
in erwegung und ansehung derselben, den angestelten peinlichen pro-
cefs ufgehoben uod ine, H , dergestalt begnadet, das wegen sol-
ebes begangenen grofsen excessus er zwar an leib und leben nicht
gestraft werden , jedoch die zeit seines lebens keinem andern herrn
als us und unserm churftrstlichen haufs Sachfsen dinstgewertig
sein und bleiben und dafs er sich gnugsam reversiren solle "
Dieser Befehl zeigt, wie sehr H. von dem Kurffirsten gesch&tzt
wnrde und wie er es ihm dankte, dass H. friher bessere Stellen aus-
geschlagei hatte.
Der Bevers i.'s (vom 19. Mai 1621) liegt — in eigenhftndiger
Niederschrift und mit dem Siegel H.'s versehen — bei den Akten.
Unterm 23. Mai 1621 reskribierte der lirfirst nochmals an den
Schisser za Dresden, H. solle aaferlegt werden, „das er hinfftro, wie
zuvor, bey unser tafel, so oft er begert wird, und wie gebr&uchlich
ufwarte , jedoch, dass er, obne unsern ausdrflcklichen bevehl, bey
der music im chor nicht ufwarte." Auch die Kosten des Verfahrens
erliefs der KurfGrst H. noch unterm 1. Juli 1621.
Dresden. Theodor Biitel.
* -94.
22 Aus dem Archive des Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in Kirnten.
lis dem Archive des BeiedlctlHerstlftes Si Pail
1m Lavantthal In Kirnten.
(Mitgeteilt von Oswald Koller.)
Das Benedictinerstift St. Paul im Lavantthal ist eines der Iltostai
and berilhmtesten Klflster K&rntens. Es ist im Jabre 1091 von dem
Grafen Engelbert I von Sponheim gegriidftt, durch eine MSnchskoIonie
aus dem sehw&biscben Eloster Hirschau bezogen und wurde im Jahre
1782 durch Kaiser Josef II. aufgehoben. Die Bibliothek und die Hand-
sehriften8ammlung warden an die k. k. Studienbibliothek in Klagen-
furt, das Archiv tells an das k. k. Staatsarchiv in Wien, teils an das
k. k. Gubernialarchiv in Graz abgegeben.
Als jedoch im Jahre 1805 die Habsburger die vorderSsterreicbi-
schen Besitzungen verloren und gleichzeitig das ftirstlicbe Reichsstift
St. Blasien im Schwarzwalde aufgehoben wurde, berief Kaiser Franz I.
den Fflrstabt Bernhard Bottler mit einer Anzahl Konventualen itch
Osterreich und tibergab ihnen 1809 das Stift St. Paul, allerdings mit
bedeutend geringerem Grundbesitze, als es vor seiner S&kularisafcion
basessem. Nach und nach wurden auch der von St. Blasien gerettete
Rest der Bibliothek, der mehrere Jahre in der Schweiz verborgen
gewesen war, ein Teil des Archivs, die MQnzen- und Kupferstich-
sammlung, Paramente und Ger&te von St. Blasien herflbergebracbt
und bilden im Vereine mit der Bibliothek und Handschriftensammlung
des ehemaligen Klosters Spited am Pyhrn, welches irapringlich den
Blasianer Monchen als Wohnsitz zugedacht gewesen war, and einem
Teile des alten Archivs von St. Paul die gegenwartigen Sch&tze its
Stiftes. (Vgl. Beda Schroll, das Benedictinerstift St. Paul and Fried-
pert Neugast, Historia monasterii ord. S. Benedicti ad S. Paula m in
valle inferioris Garinthiae Lavantina, Klagenfart 1848).
Durch die freundliche Zuvorkemmenheit des hochwfirdigsten Herrn
Stiftspralaten P. Augustin Duda, der zagleich die Bibliothek ver-
waltet , war es mir in den Ferien 1889 gestattet, von den Hterari-
schen Sch&tzen des Stiftes Kenntnis zu nehmen. Dem genannten Herrn
Abte, sowie dem hochwiirdigen Herrn P. Anselm Achate, Hofmeister
und Archivar, dessen unermttdliche und nnverdrossene LiebenswGrdig-
keit mir die Benfltzung des Archivs wesentlich erleichtert hat, sftatte
ich anch an dieser Stelle meinen verbindlichsten and aufrichtigsten
Dank ab.
Die Bibliothek — etwa 30000 B&nde stark — enthalt maneberlei
bibliographische Seltenheiten ersten Ranges, u. a. eine der erstea
Aus lam Archive dee Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in K&rnten. 23
Gutenbergbibeln. An musikalischen Werken jedoch 1st sie arm. Ich
fand dort nr: die Partitar von Gluck's Paride ed Elena (2 B&nde,
1769 lid 1770); Lieder der Deutscben mit Melodien, Berlin,
Winter 1767 — 1768, vier Binds; Novi thesauri musici liber primns
(secundus etc.) Petri Joanelli Bergomensis de Gandino , Venetiis
apud A. Gardanum 1568, seehs Stimmbfleher in 4°; Diphonoram
amoenissinorum inferior vox, Norimbergae ex oificina Joannis
Montani ac Ulriei Neuberi, 1549 [nor Inferior vox vorbanden. Siehe
beide Werke in Eitner's Bibliogr. 1549a and 1568 b.].
Reicher an musikalischen Werken ist das etwa 1200 Nammern
z&hlende Arcbiv, dessen Ilteste Handschriften bis ins IX. Jahrhundert
zarQckgehen. Hier sind vier Codices n&her zu beschreiben.
A. Ein Papiercodex, folio, aas der zweiten Hftlfte des XVIII. Jahr-
hniderts, ohne Signatur, 513 Blatter. Der Codex enth< Abschriften
von allerlei Traktaten, die in den Gerbert'schen Scriptores abgedrnckt
sind. Uin nd wieder sind sie von eigenh&ndigen Anmerknngen
Gerbert's begleitet.
fol. 1. Observationes praeviae ad Bernaldi sen Bernoldi monachi
Sancti Blasii presbyteri et Theologi Constaotiensis atque Poeni-
tentiarii apostolici epistoias aliaque opascnla.
fol. 48. Apologeticae rationes contra Schismaticorum objectiones.
fol. 81. Ineipit Ymago mnndi (ein Werk Bernold's).
fol. 134. Oddonis de S, Blasio chronica ex use. bibl. Caes. Vindob.
coll. cum ms. S. Bias,
fol. 145. Hucbaldi masica encbiriadis. Abgedruckt bei Gerbert,,
Scriptores I, 152—173.
Dabei auf losen Bl&ttern : Observationes ex cod. Tegerns. et
ex cod. 8alemitano.
fol. 160. Za eben demselben : Lesarten ans dem Cod. Einsidl. (Vgl.
• Gerbert I, 103.)
fol. 162. Commemoratio brevis de talis et psalmis modnlandis. Ab-
gedrnckt bei Gerbert I, 213—229.
fol. 172. Ein Traktat dber Monochordteilnngen . Inc.: Super nnnm
concavum lignum in nna linea .... Expl. : Discurrendo re-
quiescit verum cantilenae corpus,
fol. 176. Ein irrtdmlieh hierber gebundenes Blatt, welches den Schluss
des fol. 336 ff. enthaltenen Inchiriadon bildet und eigentlich
nach fol. 349 gehOrt.
fol. 178. Remigius Altisiodorensis. Abgedruckt bei Gerbert I, 63—94.
24 Aus dem Archive dee Benedietinentiftes St. Paul im LftvantOiBl in Kirotea.
fol. 195. £in Bruchstuck ms Aurelianus Beomensis: Post caput xx
haec leguntur. Explicitos liber de diseiplina musicae artis
(Qerbert I, 61) bis mm Schlnss.
fol. 199. Imberti de Francia regolae de mensurabili musica. Ab-
schrift des im Codex B. fol. 51 enthaltenen Traktates.
fol. 200. Aurelianus Beomensis. Abgedruckt bei Gerbert I, S. 27—63.
Die Abschrift tr> den Vermerk: Cod. Palatin. 1346 and worde
in Florenz collationiert, wie es eine Anmerkung Gerbert's aaf
fol. 245 besagt. Mil Auslassong der testimonia amanuensiam
stimmt er mit dem Brack Qberein bis S. 61, 1. Sp., 2. Abs. ;
nnr bat er statt Explicit liber a) „explicit liber de diseiplina
musicae artls" ond bricht unvollendet ab mit „quo autem li-
quido cnictis 11 (Qerbert 62, Z. 18 v. u.).
fol. 231. De armonica constitalione auetore Beginone Wessbireno cum
sotis. J. Jo. Baptistae Martini ordinis Minoram S. Francisci
eonyentaa. Abgedrnckt bei Qerbert I, 230—247.
fol. 245. Aurelianu8 Beomensis wie oben fol. 200. lithllt eine Rand-
bemerkang Gerbert's „Mufs anfs dem andern Msc. ediert wer-
den, so in Italien ist geschickht worden znr Collationierung.
1st jetz in Florentz". (Dieses andere Ms. ist Aurelianus
fol. 200.) Die Abschrift stimmt mit Gerbert bis zur Variants
^Explicit liber de diseiplina musicae" (I, 61). Dann wieder
bis auf S. 62, Z. 9 v. o. „et isti memoria recceleret". Darauf
folgen die beiden Testimonia (Gerbert's monitam S. 27). Daran
schliefst sich : Post caput xx haec leguntnr mit der Bandglosse
Gerbert's (Haec apnd Martenium addontnr). Explicitos liber d.
d. m. a wie Gerbert I, S. 61 ff bis zum Sohlosse „fiat,
fiat, fiat, amen".
fol. 266. HugbcUdus Elnonensis , De armonica consideratione. Ab-
schrift des Cod. S. Emmeram. Abgedrnckt bei Gerbert I,
125—147. Die Abschrift reicht jedoch nnr bis S. 147: Tonam
ootavum require ut supra.
fol. 302. Incipit liber Dbaldi peritissimi musici de Armonica institu-
tione. E cod. Argentor. coll. cum Ms. bibl. Cesaenae apud mi*
nores Conventuales. Abgedruckt bei Gerbert I, 104 — 125.
fiber die beldei Hds. ?gl. I, 103.
fl>L 886. Incipit inchiriadon Uchubaldi Francigenae. Ex Ms. 7202
^Vbibl. regiae. fiber diesen Pariser Codex sagt Gerbert I, 103,
llpi er von Interpolationen wimmle und S. 165 in der An-
meiw D 8t dass er von dem von ibm gegebenen Texte des
Aas dem Archive des Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in Karnten. 25
Binsidi bedeotend abweiche. Wieweit die bier gegebene Ab-
schrift mil den De canto it rausica II, 1, gegebenen Proben
tlbereinstimmt, batte ich keine Gelegenheit mich zi tlber-
zeugen. Die Abschrift 1st nnvollst&ndig; der Schlass ist als
fol 176 and 177 an unricbtiger Stelle eingebunden.
fol. 350. iiQaxTixj sea ars psallendi et cantandi Graecoram.
Abgedrockt bei Gerbert III, 397—398.
fol. 354. Joannis Keckii introdactoriam masicae, abgedruekt bei
Gerbert 111, 819—889.
fol. 162 b. Eine Intervallentafel (Tabula ad capitolam tertiom).
fol 364. Brachstick ans dem Tonarins des Oddo. Incip. : De octo
Tonora ad ordinem bis mm Schlass. Abgedrockt bei Gerbert
1, 249-250.
fol. 366. Berno, De varia psalmoram atqoe cantoom modulatione.
Ex ms. Salemitano Saec. XI. vel XII. Abgedrockt bei Gerbert
II, 91—94.
fol. 888. Hi Brachstick, mit besonderer Paginierong von S. 7 an-
fangend. Incip. : Inceperis non minus qoam c acotom id est
trite diezeogmenon. Es ist ein Brachstick ans Bemos Prolo-
gus zom Tonarius (Gerbert II, 62—79) and reicht von S. 70,
2. Bp., Z. 12 bis so Ende.
fol. 895b. „Non folgen in onserm Codice noch 7% Blatt; an dem
Ende stehet erst Explicit lib. Berno'. Woraus ich nrteile, dass
diese Bl&tter aoch noch zoc Masiea Bernonis gehflren. Perner
ist hier eine Pigor mit dem Zirkel abgemessen, in welcher
alle Tone notiert sind. Daraof kommen 3 Zeilen mit Noten,
sodann f&ngt die Behandlong an Aothenticos protos com plage
soo finem habet in lychanosypaton. Daraof kommen liter ver-
schiedenen Bubriqoen die Antiphonen. Der Beschloss ' heifst
„Hec in nostra etc. 4 * Diese Bemerkong dflrfte von einem Kon-
ventualen eines anderen Elosters herrflhren, denn es heifst
zom Schlass: „Si haec non sont in cod. San-Blasiano, descri-
bam ex nostro mano mea, qoam primom iusserit Beverendissi-
iiis abbas".
Die Bemerkung beziebt sich aof den Tonarins des Berno
von Beichenao (Gerbert II, 79—91). Welcher Codex gemeint
ist, ist nicht ersiehtlich, wahrscheinlich dflrfte es der Admonter
seii pi, 61, 79).
Das folgende Stick
fol. 396. Initio manoscriptoris. Deos propitios esto Udalrico scriptori.
26 Aus den Archive des Benedictmerstiftes St Fail Im Lavanttfaal in Ktonteo.
Autenticus protus constat ex prima specie diapente. E Cod.
Palat. Nr. 1344 coaev. see. XL ist der volist&ndige Tonarius
Berno's und ist nach dieser Abschrift bei Gerbert II, 79—91
abgedruekt.
fol. 403. Ein rait S. 23 beginnendes Brucbstack De maisira mono-
chordi. Si regularis monochordi divfeionam etc. Es ist die
bei Gerbert I, 345 abgedrackte Monochordteilung aas einem
Blasianiscben Codex des XII. Jh. trod reicbt bis zam Schlusse
„duo haec genera metire", S. 347.
fol. 404. De eonsona tonorum diversitate. Ex ms. Sangall. coaevo.
Abgedraekt bei Gerbert II, 114—117.
fol. 409. Musiea Bernonis (Prologus in tonarium). Abgedraekt bei
Gerbert 11, 62-79.
fol. 418. Orditar prooemium sabsequentium tonoram. Omnis regularis
monocordii. Sequuntur regulao caiasdam sapientis: Proat gra-
tia divina inspiraverit aperire conamus etc. Ein Bruchstfick
aas Berno'a Prologus in tonariam and reicbt von II, 67, Cap.
5 bis S. 72 vel sui subiugalis. Die Quelle der Abschrift ist
nicbt angegeben. Da jedocb nach der S. 72 gegebenen An-
merkung der Cod. Ottobnran. nor bis hierber reicht, so dtrfti
die Abschrift daher entnommen sein.
Das folgende Stick
fol. 420, ist identisch mit dem vorhergehenden , jedoeh vollstftndig.
An der Spitze stebt die Bemerkung: E cod. Admont., dabei eine
eigenh&ndige Anmerkang Gerbert's: „Haec babentar in Ber-
nonis prologo tonarii jamqae sunt collata usque ad tonariam,
qui an sit edendus deliberandum.' 4
fol. 429. Initio manuscriptoris. E Cod. Palat. 1344 coaev. Saee. XI.
identisch mit fol. 396 ff.
fol. 434. Monochordteilung ohne n&here Erkl&rong.
fol. 436. Inc.: Quod altias sonant ideoque III dicimus graves VII
vero vocamus acutas. Darauf folgt eine Monochordteilung.
fol. 437. Bernelini cita et vera divisio monochordi. Ex Yaticano cod.
reg. Seec. 480, none 1661, p. 34. Abgedr. bei Gerbert 1, 812^880.
fol. 456. Begulae Domini Oddonis de Bbythmimachia. Abgedruckt
bei Gerbert I, 285—296.
fol. 465. Begulae Domini Oddonis super Abacum. Abgedraekt bei
Gerbert I, 297-302.
fol. 471. Skizzenhafte Anmerkungen Gerberts tiber einige mittel-
alterliche Musiker.
Asi dera Archive dee Benedictinerstiftes St Paul its Lavantthal in Mm ton. 27
fol. 473. Incipit musiea Oddonis. Abgedruckt bei Gerbert 1, 152—284,
fol. 483. Forteetzung der musiea Oddonis. Inc.: Musiea arils disci-
plina sommo studio appetenda est. Abgedroekt bei Gerbert I,
265—284. Hierbei findet sich die eigenh&ndige Bemerkung
Gerbert's: n Haec In eodice Sanblasiano continenter posita sunt
post opusculum sea dialogam Oddonis de musiea post haec,
quae in tills Mss. desiderantur, verba: D. Age ergo observo
et de modis quae secunl ur edicito."
Musicae arils disciplina. Ad oram legitur: „Bic desinit
dialogas (l .
Is ist dies die ursprQngliche Fassang des von Gerbert I ?
265 gegebenen Monitura.
fol. 493. Musiea Oddonis, wis fol. 47S mit Collationen aai lei Oodd.
S. Emmeram. si Viennen.
Der Till bricht jedoch mit „quantum coelum terra mi-
ram ur excelsius", Gerbert I, 265, 1. Sp., Z. 16 v. a. ab.
fol. 104, Incipit liber qui et dialogus dicitor a Domno Oddone com-
positus soccinetim decenter atque boneste ai utilitatem legen-
tium eollectus. Incipit prologus.
Abgedruckt bei Gerbert I, 251—252.
fol. 506. Skizzenbafte Anmerkungen iber englische Musiker des
X¥L Jbs.
fol. 510. „In monastarii Gasinensis Bibliotheca codex quidam serva-
tar - scriptus circa saee. XI. Uteris longobardicis rapsodia ex
variis scriptoribus de re musiea at par capita digesta et baud
raro interpolatae. Caput far© 95 st omnia alii eo ii eodice
jiscribitm Item Tonora per ordinem cum sals differentia quos
habemus honorifice emendaios it patefactos a domno Oddone
religioso abbate, qui fait peritas in musiea. 11
„Egt autem tonarius com notis fere perpetuis mosieis an-
tiquis longobardicis, qmm mm typis exprimere mm possumus 11 .
Disss eigenhftndige Bemerkung Gerbert's flndet sich wieder
Seriptores I, 247.
fol. 813, Prooemium tonarii domni Oddonis abbatis. Abgedruckt bei
Gerbert I, 248,
fol. 518. Explicit tofos liber.
Oberblickt man das Inhalt des Codex, so unterliegt es keinem
Zweifel, dass Her Sammlungen vorliegen, welch e Gerbert zum Zweeke
der Ausgabe seiner Seriptores ngelagl bat
28 Aus dem Archive des Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in Klinten.
Bei BetrachtQDg des ersten Bandes der Scriptores sind vor allem
jene Stick© auszuscheiden, welch© Gerbert Drackwerken entnommen
hat; is sind dies die Nummern 2, 3, I, 5, 10. Von den Qbrigen
Stflcken fehlen im St. Pauler Codex
Nr. 1, Gerontieon Pambonis, Nr. 6, Isidorus Hispalensis, Nr. 7,
Alcuin, alle drei naeh Wiener Hds. und Nr. 14, Adelboldus
nach einer Tegernseer Hds.
Alle Qbrigen Stick© des ersten Bandes finden sich im Si Pauler
Codex wieder.
Bei Nr. 8, Aurelianus Reomensis fihrt Gerbert einen Codex der
Laurentiana in Florenz als Quelle an und benfltzt fir den Pro-
log aoch einen Abdruck aus Martenius' Collectio amplissima
I, 121, nach einer Hds. von St. Elnon. Der St. Pauler Codex
hat den Traktat an drei Stellen , fol. 195 (unvollst&ndig),
fol. 200 und fol. 245, von diesen ist die zweite Abschrift die
eines Palatines, die dritte ist der Laurent. Die erste dirft©
nach Gerbert I, 61, Aim. zu schliifsei eine Abschrift aas
Martenius sein.
Bei Nr. 9, Remigius von Auxerre, der sich in unserm Cod. fol. 178
findet, ist die Quelle der Abschrift nicht angegeben.
Fir Nr. 11, Hucbald, ist fast der vollst&ndige kritische Apparat
Gerbert's vorhanden. „De harmonica institutione 4 ' giebt Gerbert
nach einem Argentor. und einem Cesen. heraus; diese Ab-
schrift findet sich im St. Paul. fol. 302. „Alia musica u , von
Gerbert nach einem Argentor. und Emmeram. herausgegeben,
steht nach dem Emmeram. fol. 266. Fir die „Musica enchi-
riadis" hat Gerbert mehrere Codices benfltzt ; er z&hlt einen
Einsidl., Tegerns., Salem., 8. Blasian., Cesen., Argentor. auf and
iberdies kennt er noch zwei von Interpolationen strotzende
Codd. zu Paris und Florenz. Im St. Paul, finden sich wieder
die Collationen des Einsidl. fol. 160, des Tegerns. und Salem,
fol. 145, des Paris. 7202 fol. 336. Die Commemoratio brevis,
die sich nach Gerbert in einigen Codd. vorfindet, steht hier |
fol. 162. |
Von den beiden fir Nr. 12, Regino von Prim, I, 230, genannten
Abschriften ist die hier fol. 231 vorliegende die Martini's.
Nr. 13. Oddo. Die Vorbemerkung S. 247 iber den Cod. Casin. findet
sich wieder Cod. St. Paul, 510. Das Prooemium aus diesem Cod.
steht in Abschrift fol. 512 und bruchstflckweise auch fol. 364.
Von dem Prologus mi dem founts, fir die Gerbert Codd.
Aiis dem Archive dea Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in K&rnten. 29
Paris., Blasian., Emmeram., Admont., Vienn. bentitzt hat, sind
fol. 473 die Collationen des Admont und Emmeram., fol. 493 des
Emmeram. und VienD. vorbanden. Die Anmerkung Gerberfs I,
265 findet sicb im St. Paul. fol. 485, die Rhythmimachia fol. 456,
die Begulae super Abacum fol. 465, die beiden letzteren jedoch
ohne Angabe der Qaelle.
Nr. 14. Bernelinus findet sich mit genau ttbereinstimmender An-
gabe der Quelle wie I, 313 im St. Paul. fol. 437.
Endlich findet sich von den anonymen Traktaten auch die Mensura
monochordi I, 345 im St. Paul. fol. 403.
Von den StQcken des zweiten Bandes eithllt der St. Paul, nur die
Werke Berno's von Reichenau; den Prolog in vier Abschriften
fol. 409, 388, 418, 420, davon die drei letzten unvollst&ndig;
den Tonarius nach dem II, 62 angefuhrten Palat. in zwei Ab-
schriften 'fol. 396 und 429. Darauf bezieht sich auch die Be-
merkung 395. De varia psalmorum et cantuum modulatione
steht nach der Abschrift des Salerait. fol. 366, die Epistola de
consona tonorum diversitate, genau wie II, 62 angegeben, nach
dem Si. Gall, fol 404.
Von den StQcken des dritten Bandes finden sich im St. Paul, nur
Kecks Introductorium auf fol. 354 und die Ttyyi? n^mmm^
mi fol. 397.
Unbestimmt bleiben von alien Stflcken des St. Pauler Codex nur
die Monochordteilung fol. 362 und die beiden Stick© fol. 172
nd 436.
Es fehlt also zur Vollst&ndigkeit noch manches wesentliche; doch
ist hier ein grofser Teil von Gerbert's Sammlungen erbalten. Im
Archive von St. Paul giebt es, wie mich der Herr Archivar ver-
sichert, nichts mehr aus Gerberfs Nach lass; was fehlt, dttrfte also
bei der TTbersiedlung verloren gegangen sein. Aus dem Urastande,
dass die Sammlung keine planmlfsig© Anordnung zeigt , ja dass
fol. 176 und 177 an einer ganz unrichtigen Stelle beigebunden sind,
ist ii schliefsen , dass die Sammlung nicht von Gerbert selbst her-
rifart, sondern dass wahrscheinlich nach seinem Tode alles, was sich
noch in seinem Nachlass vorfand, von unkundiger Hand in ungeord-
neter Weise in einen Sammelband zusammengebunden wurde.
(Schluss folgt.)
30
Anzeigen mottlmistorischer Werke.
Inielgen miislkMstorlscler Werke.
1. Qe8chichte des Musik- ond Konzertwesens in Hamburg vom
14. Jahrh. bis mi die Gegenwart. Von Josef Sittard. Altona and
Leipzig, Varlag ?on A. C. Eeher. 1890. 8°. Ill a. 392 S. Pr. 6 1.
Mit erfreulicher Geschaftigkeit zuehren sich die historischen Quellen-
werke iber Lander und Stadte mit ihrem einstigen Musiktreiben , ihren
Instituien and Pflegestatten. Durch des obigen Verfassers bewahrte Hand
ist das Leben und Treiben der alten Hansestadt Hamburg in 802daler and
kunstlerischer Hinsicht in ein lebensvolles Bild zusammengefasst. Die Arbeit
war am so mihevoller, da auch bier, wie an so vielen anderen Orten
Feuersbrunste Akteo, Dokumente und Eechnungen vernichtet baben. Die
Quellen mussten daber aus alten Druckwerken jeglicber Art zusammen-
gelesen werden und wir glauben es Herrn Sittard sebr gem, class sicb
die Zabl der durchgesehenen Werke gut auf 1000 belauft, wie er auf
Seite X des Vorwortes erwabnt Docb nicbt genug das Quellenroaterial
auf so zeitraubende Weise erst herbeizuschaften, begann dann erst die weit
scbwierigere Aufgabe, die sicb oft widersprecbenden Nacbrichten auf ihr
ricbtiges Mafs ziiruckzufuhren, eine Arbeit, die bei reicblicbem Vorrat an
Dokumenten entweder ganz erspart wird oder leicbter zu erledigen ist.
Wir bewundern Herrn Sittard's Talent mit so schwankendem Material ein
Werk geschaffen zu baben, welcbes trotzdem den Stempel der grofsten Glaub-
wurdigkeit an der Stira tragt und durcb sein geschicktes Darstellungstaleut
aucb nocb ein lesenswertes interessantes Bacb geworden 1st, das in keiner
Weise die trockene Quellenarbeit verrat. Von 1350 ab bis in die neueste
Zeit entrollt der Herr Vertasser ein Bild der musikaliscben Thatigkeit
HamburgB. Zuerst sind es die Spielleute, die teils in diensUicbem Verhalt-
nisse, teils aber als berumziebende Musiker das musikaliscbe Bedurfnis der
8tadt befriedigen. Dann folgen die Stadttrom peter, darauf die sp&teren
Batsmusikanten, die Boll- und Qrun-Musikanten, aucb Griin-Fiedler
genannt, die einen durften nur in der Stadt, die andern nur in der Um-
gegend bei Lustbarkeiten, Tanz und Hocbzeiten mit ibrer Fertigkeit dienen.
Tm 16. und 17. Jahrbundert begegnen uns unter den Bats* und Stadt-
musikanten wohlbekannte Namen und tucbtige Komponisten, wie die Prae-
toriiis, Scheidemann, Sell©, Scbop u. a. Die Batsmusikanten batten auch
bei der Kircbenmusik aufzuwarten und als Direktoren und Kantoren an
Kirche und Scbule wahlte man daber tucbtige ; oft beruhmte Manner,
wie im 18. Jabrhundert Telemann und Emanuel Bacb. Christian Fr.
GottL Schwencke, 1822 gestorben, war der letzte st&dtische Musikdirektor.
Der geringe Sinn fur Kircbenmusik und die Knauserigkeit der Bataberrn
vereinten sich, urn das einst bluhende Institut zu vernichten. Es vollzog
sich bier derselbe Prozess wie er uns in Residenzstadten der Fursten ent-
gegentritt Die Pflege der Kunst. die einst durcb den einzelnen begrundet
und erhalten wurde, ging in die Hande der Burger fiber, wurde All-
gemeingut und entwickelte sich jetzt erst in ganzer Breite und Fulle zum
Beaten der Kunst. Gesang- und Orchester - Vereine entstanden und aus
Anzeigen musikhistorischer Werke.
81
kleinen Anfangen gelangtea sie zu einer kaum geahnten Hdhe. In einem
Zeitrauxne von kaum 50 Jahren batten &ich voliig neue Einrichtungen ent-
wickelt, die zur eiastlgen Kunstausubuog standen, wie das Kind, mm Manne.
Man erinnere sick nur ; dass msm, es einst kaum far notig hielt eine einzige
Probe abzuhalten und die Komponisten die Aufiagestimmen . fast nocli aaw
zur Auffuhrung brachten. Das Muaikwesen erfahr nacli and nach eine so
ganzliche Urn walzung , wurde mlt einer vorber me gekannten Sorgaamkeit
geplegt, dass schon dadureh die Ansprucbe an eine Musikauffubrung gam
andere warden. Herr Sittard fuhrt diese Entwickelmig und Umwalzung
an der Hand der vorhandenen Tbataacben mit gewandter Feder ans vor
Aageu uod sowobl der Historiker ale Dilettant bat seine Freude das ge-
Bchichthehe Bild sicb entroUen m sehen.
2. Emil Bohn: Die musikaliscben Handschriffcen des XVI. and
XVII. Jahrhanderte in der Stadtbibliothek m Breslau. lii Beitrag
zur Gescbichie der Musik im 18, und 17, Jahrh. von .... Breslau,
Jul. Hainauer. 1890. hoch 4 § s XVI u. 42S S. Pr. 15 M.
(Die Mitglieder der Gesellsciiaft fir Musikforscbung erbalten das Werk
bei Einsendung von 11 M vora Verfasser: Breslau, Kirchstr. 27, lit)
Eiu mono mental es Werk, welches der Musikgeschichte von unnennbarem
Natzen sein wird. 194 Seiten nebraen nur die Beschreibung der Use. in
Anepruch, slles ftbrige 1st den quellenm&fBigen Nachweisen gewidmet. Der
Herr Verfasser bat sicb seine Arbeit nicht leicbt gem acht. Er bat sicb
nicbt begnigt die Mbb. nur m beschreiben, sondern der Musikgescbicbte
nach alien Seiten Mb m erscbliefsen: die Autoren anonymer Garage fest-
zustellen, dug YmkQimmm der Tonsltz© in Drsskwsrkaa nadhzuweisen and
eine Gesamtubersicht slier Textanfange zu geben. Is der That eine stau-
nenswerte Arbeit. So bat er z. B. uber Paschmann's Meisterlieder secbs
Begister angefertigt, die uber jegliche Frags Auskunfl erteilen. Eg fehlen
nur nocb die thematischen Anfange und wir beaafsen ein Werk ohue-
gleicben. Dem letzteren stelten sicb die enormen Unkosten entgegen and
die Gleichgultigkeit nsnerer Musiker gegen alies was Wksensclmfl bei fat.
Mit Ausdauer and verzweiflungsvollem Mut schicken sie ©in Werk nacli
dem andern in die Welt sad opfern Zeit sad Geld, obne aucb nur den
gering8ten Lohn oder Dank zu erreicben , aber die wissenscbaftlicben Be-
st rebungen in ibrer Kunst betracbten si© mit einer Geringschatzung mid
Missacbtung, die mit ibren eigenen Bestrebnngen in einem fast unerklar-
lichen Verhaltni&se steben. Vorliegendes Werk wurde daber aucb mm
mdglicb durcb den Druck bekannt zu macben, indem abermals der wabr-
hafte Beschuteer der Musikwissenschaft , Herr Br, Hermann Eichbom,
die boben Unkosten deckte, welcbe der Druck beanspruchte. Aucb dem
Drucker des Werkee, Herrn Hermann Dittricb in Reicbenbacb In Schlesien,
mussen wir das Zeugnis auastellen , dass er der Wissenschaft ein schones
Denkmal oboe Eigenimtz gestiitet hat.
32
Mitteilungen.
MlttoUungeii.
* Wie sich einst Mori- und Suddeutschland in Hinsicht dee musikalischen
Geschmacks feindselig gegenfiberstanden lasst sich heute nur noch aus einzeinen
AuDserungen ermessen : Die Siiddeutschen , besonders die Wiener , bezeichneten im
18. Jahrhundert jede norddeutsche musikalische Lei stung, mochte m eine Kompo-
sition, eine Sangerin oder einen Virtuosen betreffen, mit der abweisenden Bezeich-
nung lutherisch. Nicolai erzahlt (Keise IV, 556) er babe in Wien march© sonst
eifrige and geschickte Liebhaber der Musik von Phil. Em. Bach nicht allein mit
Gleichgfiltigkeit, sondern sogar mit innerem Widerwillen sprfchen horen, w&hrend
ihnen Eozeluch und Stefan ftir das Klavier alles waren. Adamberger (1789 Tenorist
an der Hofkapelle in Wien) wurde einst urn ein Urteil fiber eine berfihmte S&ngerin
aus Norddeutschland gefragt und erklarte, sie sange lutherisch, was er auf n&heree
Befragen dahin erlauterte : ^Lutherisch singen nenne ich, wenn man eine schone
Stimme bei einem S&nger hort, wie sie derselbe von der Natur erhalten hat, wenn
man ferner eine gate musikalische Bildung wahrnimmt, wie sie in Norddeutschland
recht h&ufig gefunden wird, wenn aber gar keine italienische Schule des Gesanges
sichtbar ist , durch die man ganz allein erst mm wahren S&nger gebildet wird.
(Allg. Wiener Musikztg. 1821, 56.) Die in Norddeutschland so beliebten Opera von
Hiiler, Benda u. a. wurden in Wien nicht der Mfihe wert gehalten auch nur ansa-
sehen und waren daher kaum dem Namen nach bekannt In Norddeutschland da-
gegen, besonders in Berlin, pflegte man mit Vorliebe die aMteren klassischen Meister,
wie Seb. Bach, Handel und die Kompositionen der Schuler des ersteren und sah
mit Geringschatzung auf die Erzeugnisse der Wiener Meister herab. Als Salomon
und Schulz sich angelegen sein MeJsen Haydn und Gluck bekannt zu machen,
stie&en sie gerade bei den tonaiigebenden Musikern damaliger Zeit auf heftige Op-
position. Reichardt war schlau genug seine Zuneigung zu den siiddeutschen Kom-
ponisten, denen er im Herzen huldigte, 60 lange nicht merkea zu lassen als er in
preufsischen Diensten stand und rtickte erst mit seiner Meinung heraus, als er un-
abhangig war. Bekannt ist es ja wie die Prinzessin Amalie von Preufeen und Forkel
fiber Gluck urteilten.
* Prosnitz, Adolf (Prof, am Wiener Conservatorium). Compendium der Musik-
geschichte bis zum Ende dos 16. Jahrhunderts. Fur Schulen und Conservatorien
von ... . Wien, Wetzler (Engelmann). 1889. 8°. VI u. 169 S. mit 2 Tafeln. Ein
vortrefflicheres Schulbuch ffir das Stadium der Musikgeschichte ist bisher noch nicht
erschienen. Kurz, umfassend, auf den besten Quellen fufsend, ubersichtlich geordnet,
gut geschrieben , das jedesmalige Pensum ffir den Schfiler scharf abgegrenzt, sind
die sehr empfehlenswerten Eigenschaften dieses Compendiums und man kann nur
wunschen, dass sich Lehrer wie Schtiler (auch Dilettanten die Air Musikgeschichte
Interesse haben) dieses Buches fleifsig bedienen. Eine &hnliche Bearbeitung des 17.
und 18. Jahrh. wire wohl zu wfinschen, dach leider fliefeen hier die Quellen noch
so splrlich, dass es besser ist die Arbeit aufenschieben. Obgleich in den Monats-
heften schon so Manches ffir diese Zeit geschehen ist, so steht es doch in keinem
Verh<ni8se zu der quellenmaisigen Bearbeitung, welohe die Zeit bis mm Ende des
16. Jahrh. erfahren hat.
* Bach (Joh. Seb). Thematisches Verzeichnis der Vokalwerke von Auf
Grand der Gesamtausgaben von C. ¥. Peters und der Bach-Gesellschaft verfasst voq
Mitteilungen.
33
Carl Tamm. Leipzig, C. F. Peters, hoch 4°. XVI u. 155 S. Pr. G M. Eine sehr
erwfinschte Arbeit nach der schon lange ein jeder vcrlangt hat und doch niemand
sich an die Arbeit machte. Sie schliefst sich an den von Dorffel verfassten thema-
tischen Katalog der Instrumentalwerke Bach's an und giebt nicht nar den Anfang
des Werkee, sondern den Anfang jeglichen Abschnittes an. Jeder Satz 1st fir sich
numeriert und eine zweite Numerierung lauft durchs ganze Werk. £in doppeltes
Register verzeichnet die Textanfange der Werke und der einzelnen Satze, so dass
man nur die Wtinschelrute auszustrecken braucht und sicher auf Erfiillung rechnen
kann. Staunenswert ist der Keichtum an Kompositionen und doch umfasst das Ver-
zeichnis erst diejenigen Werke die neu gedruckt sind. Wie viele sind noch Ms. und
was ist idles verloren gegangen! Das Verzeichnis umfasst 2 Passionen, 5 Messen,
2 Oratorien, 1 Magnificat, 1 Trauerode, 3 Trauungs-Cantaten, 4 Sanctus, 7 Motetten,
22 weltliche Cantaten und 189 geistliohe Cantaten, leider ohne Angaben wie wir
si© in den thematischen Arbeiten Kochel's und Jahn's gewohnt sind. Wir erfahren
nur die Themata, den Texlanfang, die Bezeichnung Chor, Kecitativ und Arie nebst
der betreffenden Stimme und die Angabe : Klavierauszug Peters, Parti tur Bach-
Gesellschaft, nebst der Bandnummer. Einem kunftigen Bearbeiter bleibt also noch
recht viel zu thun iibrig. Spitta hat das Material zum Teil in seiner Bach-Biogra-
phie schon aufgespeichert und bedarf oft nicht mehr als der Zusammenstellung.
Dennoeh ist die Arbeit eine so riesenhafte, dass ein zweiter Kochel erstehen miisste,
ehe wir in den Besitz derselben gelangten. Hoffen wir, dass er recht bald koinmt.
* Kalischer, Dr. Alfred Christlieb. Gotthold Ephraim Letting als Musik-
Asthetiker. Dresden-N., Oehlmann. 1889. 8°. 42 S. 90 Pf. Dass geistreiche Manner
jede Kunst und Wissenschaft in den Bereich ihrer Betrachtungen Ziehen , konnen
wir schon bei den alten Volkern beobachten und dies zu sammeln und zusammen-
stellen was ein und der andere Gottbegnadete gedacht und ausgesprochen hat, ist
ein Zug unserer Zeit Herr Kalischer hat mit grofsor Sorgfalt den Lessing studiert
und seine Ausspruche fiber Musik gesammelt Da aber Lessing's Kenntnis der
Musikliteratur, gerade so wie bei Goethe, nicht fiber das Landl&ufige hinausging
und dies zu beider Zeiten aufserordentlich schwach war, so ist die Ausbeute auch
nicht bedentend. Bach, Uandel und die alten Klaasiker waren ihnen fremd, Mozart
und Beethoven noch nicht erstanden und so blieb also nur das damalige sich breit-
machende Mittelgut iibrig. Lessing wie Goethe interessierten sich ganz allein fur
die Oper und blickten sehnsuchtig nach einer Zeit, in der Text und Musik auf
gleicher Stufe steben wfirden. Selbst etwas dafiir zu thun ist aber keinem ein-
gefallen, aufser Goethe mit seinen kleinen Singspielen. Lessing s Beobachtungen fiber
die Verbindung von Poesie und Musik sind gewiss von Bedeutung und der auf
Seite 38/39 mitgeteilte Ausspruch spricht flir das voile Verstandnis und richtige
£rkenntnis, wie weit sich die Poesie den BedurfniBsen der Musik anpassen muss.
Mr sagt: „die Poesie, welche mit Musik verbunden werden soil, muss nicht von der
gedrungenen Art sein; dass es bei ihr keine Schdnheit ist den besten Gedanken in
so wenig ris mdglich Worte zu bringen, sondern dass sie vielmehr jedem Gedanken
durch die l&ngsten geschraeidigsten Worte so viel Ausdehnung geben mass, als die
Mtusik brmuclit, etwas ahnliches hervorbringen zu konnen". Die Wagner'schen Texto
geben hierzu das treflfendste BeispieL Schon die Itajiener vor und zu Lessings
Zeit trafen darin das Richtige : Viel Worte und wenig Handlung.
* Joh. Zahn'a Die Melodieen der deutschen evangelischen Kirchenlieder
(Guteisloh, Bertelsmann) sind soeben in ihrem 2. Bande vollendet und steht zu
34
Mitteilungen.
hoffen, dass die Fertigstellung dm Werkes in kurzer Zeit erfolgen wird. Die Iiefg.
von 5 Bogen betragt 2 M.
* Von Dr. Adolf KuUack'B „Die Asthetik des Klavierspiels" ist soeben die
3. von Dr. Sans Bischof umgearbeitete Aulago erechienen. Berlin 1889, Bracb-
vogel & Baift (Kurt Brachvogel). Pr. 6 M. 8°. XII und 404 S. Eim Register
fehlt (!). Die Geschichte der Klaviervirtuosit&t ist S. 11 — 43 behandelt Die altere
Zeit konnte doch nur auf dem Studium ihrer Werke begriindet sein. Die Verfaaaer
haben nicht einmal den Versuch gewagt Erst mit Seb. Bach glauben dieselbeD
Boden zu gewiunen, doch statt sich auf reales Wissen zu stellen, werden wir mit
geistreichen phantastischen Redensarten abgefertigt. Emanuel Bach gab durch seine
Kiavierschule die trefflichste Anleitung , dann Lohlein , Clemen ti , Hummel u. s. L,
doch die Trauben hSngen ihn zu hoch. Dber Mozart's Technik sagen sie S. 18
„Eine bestimmte und anschauliche Vorstellung von Mozart's Klavierspiel zu geben,
ist leider in noch geringerem Mafse moglich als bei Bach" (sic?). Dass sich Mozart
fiber Clementi's Technik so genau ausspricht sind ihnen unbekannte Dinge, sowie
dass Jahn's Mozart hiertiber trefflichen Aufschiuss giebt. So laago die Asthetik
die Geschichte der Musik negiert, so lange bleibt sie eitel Spiegelfechterei.
* In dem Sinfoniekonzerte der Gewerbehauskapelle zu Dresden wurde auf Ver-
anlassung unseres Mitgliedes Herrn Otto Schmid eine Sinfonie von Michael
Haydn aufgefuhrt, die sich einer gfinstigen Besprechung in den dortigen Zeitungea
erfreut Herr Schmid ist bereit dieselbe auf Wunsch auch anderen Orchestern zur
Verfrgung zu stellen. Herr Schmid vermutet, dass es dieselbe Sinfonie ist von der
Leop. Mozart in seinem Briefe vom 6./ 10. 1777 epricht, in der eine Variation mit
tfirkischer Musik so plotzlich einsetzt, „dass alle Frauenzimmer erschraken nnd em
Gelachter entstand". Die Sinfonie sehliefst sich in der Form noch ganz der altaren
Suite an nnd besteht aus 5 S&tzen.
* List & Francke in Leipzig. 214. Verzeichnis des antiquarischen Lagers
von 1890. Enth. 601 Nrn. Kirchenmusik , Choralbficher , weltL Gesange (Br
gemischten und M&nnerchor, Lieder und Arien, Gesangschulen, VolksUederbucher
und Klavierausztige von Opern. Leider immer noch in der alten unpraktiachen Ord-
nung abgefasst, in der jedes Fach alphabetisch Hr sich geordnet ist and man
einen Autor durch 7 Abteilungen zusammensuchen muss.
* Zu dem letzten Verzeiohnisse der Mitglieder der Gesellschaft (Monatsh. 1889)
ist Herr Dr. Wilibald Nagel in Zurich noch nachzutragen. Neue Mitglieder
sind 1890 eingetreten die Herren Pfarrer Dr. Boecker in Fischeln, Th. Graff,
Dirigent der Iiedertafel in Pforzheim, Jos. Schildknecht, Musikdir. am Lehrer-
8eminar in Hitzkirch, Richard Schumacher in Berlin and C. Walter, Lehrer
und Chorregent in Biberach a./Rh.
* Hierbei eine Beilage : Fortsetzung zum Katalog der Musik -Sammlung der
Kgl. offenti. Bibliothek zu Dresden. Bog. 10.
alische Unirersa
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Han. i. mm. Ink, i-m. 4hladi
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B Pwafc, Ha*. ▼wmMui. pat, u. ft. t. lefo Mtgil, fciptg, Ptei—ate
Ytrantwortliohar Kedakttur Boberi Kitner, TampJIa (TXckermark).
Drnok ▼on Hirmaoa Btft A SOhne in Lugras&ls*.
fir
MUSIK- GESCHICHTE
berausgegeben
von
der Gesellschaft ffir Musikforsohuog.
IHL Ja&nau.
1890.
Preis dM J*hrg«ngo« g Mk. Monatlioh erscheint
•Sat NoBuner ron 1 bis S Bogsa, Iugertionegcbtllirea
ft* die Zellt 80 F£
KoannliiioMWlAg
▼on Breitkopf A Hlrtel is Lelpiig.
B«ttellmif«ii
nhmnt jede Bitch- nnd Murikluuidluiftg entgegen.
So. 3.
lis dem Archive des Bemedlctlnerstlftes St Fail
to Lavantthal in Klrnten.
(Mitgeteilt von Oswald Holier.)
(Schluss.)
1. I5i Sammelband in 4° ehne Bezeiebning, wis lauter veremzelnten
Bl&ttern nnd BrachstGeken von verschiedenen GrSfsen beetehend
nnd sis verschiedenen Jahrhunderten herriihrend. Der Codex stammt
us St. Blasien, its litest® Stfick 1st ans dem IX. Jh.
Von musikaliachen Stflcken finden sieb darin folgende :
fol. 24a. Tonale 6, Bernhardt Schrift im XIII. Jh. Abgedruckt bei
Gerbert II, S65 — 267. Der Abdrack stimmt nit der His,
Qberein , nnr znm Schlasse fehlen im der Gerbert'schen Am-
• gabe naeh lam Worten: Ibi de talibus sofficienter doeeri po-
teris noch folgende zwei Notenzeilen (die erste obne SchlQssel) :
fol 27b.
i§*
Domine iube benedicere Tu autem Do-mi -ne mi -se- re -re nobis
i ii jii 11 11 jii - ,n : : iiL 11 • # m::m * ii ;
1
Be-ne-di-camus Bo-xci-no De - o gra-ti - as.
Gerbert fthrt als Quelle ein Ms, S. Bias. sec. XIII am, es
dfirfta dieses Bruchstiick also Gerbert als Vorlage gedient
haben.
(
36 Aus dem Archive im Beoedictineritifles St Pail in Lafuntttinl in Kirnta.
fol. 31 — 39. Ein Pergamentbruchstttck, 20 : 25 V* cm, Schrift im
X. Jahrhunderts, eine Lage von 10 Bl&ttern, von denen das
letzte herausgeschnitten ist. Zwei Spalien zi je 20 Zeilen.
Das Bruchsttlck enth< den Tonarius des Berno (Gerbert II,
79—91) jedoch unvollst&ndig. Is beginnt fol. 34 a It semper
et in secola secolorum amen (Gerbert 11, 83, 1. Sp., Z. 7 v. o.).
Die Oberschriften sind rot, die Texte der Ges&nge alle neumiert
Die His. stimmt mit dem Abdruck bis zum 8chluss.
iifser dass fol. 39 a statt „Haec munera quondam 1 ' (II, 90)
,,Haec in nostra quondam 44 zu lesen ist. Von einem andeni
Codex, der ebenfalls diese ebarakteristiscbe Variant© in nostra
statt tnunera aifweist, bericbtet Cod. Si Paul. A fol. 395.
Doch dirfte dieses vorliegende Rrncbstiick nieht identisch mit
dem dort genannten sein.
fol. 40. Ein einzelnes Blatt mit vier Troubadourliedern. Der Text
derselben ist im Program m der Elagenfurter Staatsoberreal-
schule far das Jahr 1885 von Professor J. B. Kemp heraus-
gegeben; daselbst ist aoch das Blatt genauer beschrieben. Das
erste Lied ist von Thibaut de Navarre (vgl. De la Ravaliere,
Les po6sies du Boi de Navarre II, 361; doch weist dessen
Text bedeutende Verschiedenheilen von der St. Punier His.
auf); das zweite dirfte von Colars It Boitieittiers sein (vgl.
De la Borde, Essai sir la musiqae II, 320); der Dichter des
dritten Liedes ist Martin le Beguins de Cambrai (vgl. Keller,
Bomvart und M&tzner , Altfranzflsische Lieder); der Dictator
des vierten Liedes ist noch unbekannt. Welcher Handschriften-
gruppe das Fragment angehdrt, ist mir nicbt gelungen fest-
zustellen.
Die Melodieen sind zu Anfang jedes Liedes auf vier mi
roter Farbe gezogene Linien in Longen in Mensuralnotenschrift
des XIII. Jhs. gescbrieben. Pausenzeichen finden sich, jedoch
nicbt durchgehends, am Ende jeder Verszeile. Von Ligatoren
kommt nur die gewdhnliche ligatura binaria cum proprietata
et perfectione zum Teil pliciert, zum Teil ohne pliea vor. Die
einzige ternfcre Ligatur im vierten Stick dirfte die Gelkrag
einer Longa haben. Aufserdem erscheinen hlulg Con junctures
einer Longa mit 2 oder 3 Semibreven. Die Resolution der
Melodieen muss in Gem&fsbeit zu den von Biemann , Studies
zur Geschichte der Notenschrift, S. 126, 215, 216 aas-
gesprochenen Grunds&tzen derart geschehen, dass alle Ligaturen
Am ima Archive dee Benetiictinerstiftes Si Paul im Lavantthal in Karnten. 37
nod Coijuctirai den Wert einer Longa erbalten. Ich bringe
die Melodie sowli den f exl der ersten Strophe getreu zim
Abdrack and beiriefaie air die wabrscheinlicben Taktgrenzen
dnreh einen Apostroph (').
1. fol. 40 a. (Thibant de Navarre.)
f *) 9 9 9 9
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Co - stu- a© est Men, quant Fen tient in ; pri-son, Qu'en me It ueolt o - ir
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ne es - eon - ter, Que bh - 1© riens a@ (fait) tant cuer fe « Ion, fee grant poo-
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i,". qui raal en ueolt u - me; For ce ma dame de mot m'estoet dou-ter
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rr
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Quo je ne uoil par-ler is ra- an -coo, Vestre os - t&gez s'en
9 f 9 w *
-e v
1 I 1
fee - le guise non Far - mi test ce ne puis p§ es - cha - per.
(Folgen noch vier nnd erne halbe Stropbe.)
l ) Von dieaen 5 Motes 1st offenbar eine zuviel. *) Ms, J. 8 ) Diese
S Noten soilen Longae sein. *) Fehlt Im Ms. Ich habe die Mots nach
Analogic des ersten Verses, das fehlende Wort aus De la Kavaltere hinzu-
gefligt 6 ) Diese Met© soli eine Longa sein. § ) Die Noten ffigen sich nicht
den Rhythm us. Sollte die Brevis wegzuf alien haben, m wurde* sich die
Meiodie beeser dam bei De la Bavalilre angegebenen Texte: Ne d'ostage
s*ea etc. ftigen.
2. (Colars ii Bouteiliiers?)
-e -
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s gent m'ont bla
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s- me pour moi ehas - tot - er,
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38 Aus dem Archive ties Benedictanentiftes St. Paul im Lavantthal in Karaten.
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Mes ce m'est trop grief, Car ie uueil de chief en chief, Jnsqu'e&
la in, Ser- vir bo -ne a - mour sanz du! en - gin; Loi-al-ment
sanz tri-che ri - e, Uueil en gr© ser-irir m'a-mi - e.
(Polgen noch drei Strophen.)
*) Die letzte Note soli eine Longa sein ; ein Pausenzeichen fehlt *) Ein
Pausenzeichen fehlt
3. fol. 40 b. (Martin le B6guins de Cambrai.)
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Eg~ w M
tout a son con - men - de-ment; Car mes cuers est a la pin
9 H *> 9 9 9
- W- — 0 - — — —p. — i n (mi. _
de - bon - ai - re Qui soit ou mont, m douz sem-blant ne ment
Vrai - e - ment, Sai bien qu'en 11 a - mer me puis m'es-fai - re;
Cars© ia - mais miex ne me d© - uoit M - re Fora qa*6B-gar-der de
•>
f V 9 3
ses lex dou - ce - ment, Si m'iert il Men me - ri et hao-te-ment
(Folgen noch vier Strophen und ein Qeleit.)
J ) Ein Pausenzeichen fehlt. *) Ik Paoaenzeichen fehlt *) Ein Pn-
senzeichen fehlt 4 ) Ein Pausenzeichen fehlt 6 ) Ein Pansehzeicheii fchlt
•) Diese beiden Noten sind irrtfimlich eweimal geachrieben; statt fluer
sollte ein Pausenzeichen stehen. 1
Aus dem Archive dee Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthai in Karnten. 39
4. (Anonym.)
)
Je nneil a - mours ser - nir Et fai - re sod ta - lent,
r
Et gi uueil per - ru
1=3
Car i'aim bien loi - aument, Sanz ia - mes re - pen - tir, Ce - le de
. i " 1 ^ i «
qui de - sir A - uoir a - le - ge - ment.
(Polgen noeb zwei vollstitndige and eine halbe Strophe, die
in der Mitte abbricht.)
*) Im Ms. eine Longa und eine plicierte Brevis wie hier. *) Ein
Pausenzeichen fehlt *) Ein Pausenzeichen fehlt 4 ) Die Ligatur ist nicht,
wie in der ersten Zeile, pliciert 6 ) Ein Pausenzeichen fehlt. 6 ) Die Liga-
tur ist nicht pliciert; auch die folgende Ligatur stimmt nicht genau mit
der entsprechenden Note der sweiten Zeile. 7 ) Ein Pausenzeichen fehlt.
*) Ein Pausenzeichen fehlt •) Ein Pausenzeichen fehlt 10 ) Diese Ligatur
scbeint ftberflUssig. n ) Im Ms. Brevis wie hier.
Der poetisohe Wert der Texte ragt nicht Qber das ge-
wOhnliche Niveau der franz5sischen Troobadoarlieder hinaus.
Die Melodieen des zweiten und dritten Liedes sind auch nicht
hervorragend, fliefsend sind nur die Melodie des vierten Liedes
sowie die des ersten, mit Ausnahme des unsangbaren Scblusses.
fol. 51 bis fol. 58, der Best des Codex, bildet ein zusammenb&ngendes
BrachstQck, das eine eigene alte Pagination von fol. 17 bis 24
aufwei8t. Es zeigt die Schrift des XIV. Jahrhunderts und ent-
hftlt zuerst auf fol. 51 lmberti de Francia Begulae de men-
surabili musiea, ein ganz bedeutungsloses kurzes Excerpt aus
Johannis de Mwrw Musiea practice Qerbert erwfthnt des
Imbertus in der Yorrede zum dritten Bande der Scriptores.
Eine Abschrift aus dem vorliegenden Ms. findet sich auch im
Cod. A. fol. 199.
Darauf folgt auf fol. 51b Bota compositionis monochordi
und fol. 52 a eine phantastische Zeichnung, ein Thor mit
t
Ads dem Archive ies BenedictiBerstiftee St. Paul in Lsvaattfaal in Kinta.
firman darstellend mit der Unterschrift ,/Furris que totiii
comprehendit rerum originem creaturarum."
Aaf fol. 52 b and 53 a steht die von Gerbert anf dim
Titelblatte zam dritten Bande der Scriptores abgedrockte mehr-
8timmige Komposition „Ei Ms. Bibl. San-Blasianae See. XIV."
Der Abdrack bei Gerbert ist niebt ganz vollst&ndig —
er nmfasst nor etwa zwei Drittel des vorhandenen — und aneh
niebt genaa; namentlich ist nicbt daraas za ersehen, dass die
Komposition in roten and schwarzen Noten gesehrieben ist
leh bringe sie hier noehmals zam Abdrack; die Noten-
linien sind rot and blau. Die Schlflssel za beiden Seiten der
Komposition sowie die Intervallangaben „Coma" and „lyma u
sind bei Gerbert richtig. (Siebe die Beilage.)
Auf fol. 53b folgt dann: Explieatio tabnlae monoehordi
magistri Nicolai de Lugduno (vgl. Gerbert III, Praefatio).
Am Rande von 55b: Proportio est qaaedam habitudo, wie
Gerbert III, 78, jedoch nar das Caput primum.
fol. 56 b Quaestiones von Johannes de Muris, Gerbert 11,
301-808 bis „salvo dicto magistro." Gerbert III, 301 besagt,
dass er dieses Ms. bei seiner Aasgabe bentltzt habe. Von den
beiden Randbemerkungen ist die eine, auf fol. 58 bei Gerbert
III, 306 in der Anmerkung aufgenommen, die andere, Discan-
tierregeln enthaltend, steht fol. 57 b und laatet (die lateralis
sind fast darchgebends durch Ziffern ausgedrflckt):
Post quintan tertian semper tenere memento,
Et si plures seeuntur, idem judicium habeto.
Post octavam sextan, si cantus tendit in altum;
Sed 8ecunda loeo decime (?) sie hoc modo habetur.
Et si nota sub octava, decimam habere memento;
Si alta sub deeima, duodecima sit tibi tradita.
Post decimam octavam, si nota per anam ascendit
Si est nona it sexta (?), si plura transire videbis (?)."
Post octavam quintam, si vooem tendit in altum;
Si nota unam equalis habit, qointam dabis;
Si stant equali, post octavam quintam tenebis
It e converse si plures videbitis.
Post quintam octavam, si nota plura puncta deseandit,
Et si per unum, sextamque iudicabis.
Si plures seeuntur, idem iudicium habeto.
Si deeima hoc modo, octava post banc sequatur.
onatsh. f. Musikg. 22.4-0.
Hholomenm de Parish's.
Uerberi fff, 284—286. " "' Aw £ earu <*t bei
Aus dem Arohive dee fienedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in Kara ten. 41
Post sextam octava, si note per unam deseendit;
Si plus descend it, octavam sab qainta tenebis.
Post tertiam quintam, si oantns deseendit per unam,
Si plnres secuntur, sextam vel octavam notabis
Et post qaintam per unnm modnm habebis.
Post qaintam sextam, si cam octava iangatur
Et alio modo post qaintam sexta habetar.
fol. 58 endet der Codex.
C. Ein Sammelband wie der oben beschriebene. Von masikalischen
Traktaten enthftlt er nur fol. 38—46 „Incipit commemoratio brevi
de tonis et psalmis modalandis.
Inc.: Debitam servitatis nostrae.
Expl. : Salva sit alma fides.
Abgedrackt: Gerbert I, 213 — 229. Gerbert hat nach dieser
Hds., welche im X. Jb. niedergeschrieben ist, seine Ausgabe g
macht (vgl. I, 103).
D. Ein Papiercodex, 15 : 21 cm grofs, mit der Signatar 32. 264.
Das erste leere Blatt ist nicht paginiert, dann folgt eine Lage von
14 Blftttern, das 15te ist hinzageklebt, dann eine Lage von 16 Bl
fol. 31 leer. Mit der neaen Lage fol. 32 beginnt Nr. Ill, Propor-
tionam, diese enthftlt 24 Bll.; dann folgt eine Lage von 14 Bll
and ein vorstehendes Stack eines leeren Pergamentstreifens, der zd
dem Einbande des Bflckens gehftrt. An diesen ursprttnglichen B
stand ist noch eine mit fol. 70 beginnende neue Lage von 12 Bll
angebanden, die jedoch nar bis fol. 78a beschrieben ist. fol. 78 1
79, 80, 81, 82 sind leer.
Die Schrift ist eine sohlechte, kritzliche Schrift des XIV. Jh,
sehwer lesbar mit vielen AbkQrzangen. Nar das mit der neaen
Lage fol. 32 beginnende dritte Sttiek zeigt eine andere, etwas
bessere Schrift, sonst ist alles von derselben Hand geschrieben
Der Codex ist derselbe, welchen Gerbert III, 190 als „quon-
dam Parisinas, postea San-Blasianua u beschreibt. Er enthftlt die von
Gerbert im III. Bande herausgegebenen Werke Johannes de Muris
fol. 1. Sam ma magistri Johannis de Muris. Expl. fol. 29 a. Ab-
gedrackt bei Gerbert III, 190—248.
fol. 29 b. De nameris, que masicas continent oonsonantias secundum
Ptholomeam de Parisiis. Expl. fol. 30 b. Abgedrackt bet
Gerbert III, 284-286.
42 Aus dem Archive des Benedictinerat iftes St Paul im Lavantth&l in Kftrnten.
fol 31 leer.
fol. 32a. Proportionam adipisci etc. lipl. fol. 36a. Abgedniekt bei
Gerbert 111, 286-291.
fol. 37 a. tTberschrift durchstrichen: Masica theorice Jo. de Muris
incipit.
Das folgende ist die Masica speculati?a , abgedrackt bei
Gerbert III, 255 — 283. Das bei Gerbert in der Anmerkung
S. 258 Gesagte trifft genaa bei dem Codex zu.
Expl. fol. 49 a. Explicit masica specalativa secandam
Boetium, per magistram Jobannem de Maris abbreviata Parisiis
in Sorbona Aono Dom. 1323.
fol. 49 b. Oberschrift: Secundus liber. Sequitur quod mag. Jo. de
Muris dicat de practica musica seu de mensurabili. Das ist
die Musica practica, abgedruckt bei Gerbert III, 292—301.
fol. 56 a. Explicit musica practica secundum mag. Jo. de Muris.
Perner steht auf fol. 56a:
Discantus secundum Francbonem sic deffinitur (diese Worte
sind durchstrichen). Discantus est aliquorum diversorum can-
tuum consonantia, in qua ilia divisio cantus per voces longas,
breves et semibreves proportionaliter adequatur et in scriplo
per debitas figures proportionari ordinatur designatur et multis
modis dicitnr (Ars cantus mensurab. Cap. 2. Coussemaker 1, 118).
fol. 56 b. Item Jo. de Muris (diese Worte sind durchstrichen) questiones
super partes musicales. Abgedruckt bei Gerbert III, 301—306.
Expl. Etsi que sunt similia Explicit Jo. de Muris (diese
Worte sind durchstrichen).
fol. 60. Sequuntur numeri proportionales. Abgedruckt bei Gerbert
111, 308-312.
fol. 63 b. Incipit ars discantus data a magist.ro Jo. de Muris abbre-
yiando (durchstrichen). Abgedruckt bei Gerbert III, 312—315.
Zum Schlusse : Explicit Jo. de Muris (ist nicht durch-
strichen).
fol. 66. Tractatus de differentiis et generibus cantuum a magistro
Arnulpho de S. Oilleno editus. Abgedruckt bei Gerbert III
316—318. Zum Schlusse fol. 68 a Explicit tractatus magistri
Arnulphi.
fol. 68 b. Canon cum tabula huius moduli scilicet „Monstrant \
Hie modulus non notatur sed scribitur et vocalibus canitur.
Vocal es non solum tonos, pausas et eorum mensuras designant
sed loco pausarum vocales extra scribuntur vel inter medial
j
Aw dem Archive des Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in Sainton. 43
dictiones quovis colore rubeo vel nigro. Igitar pro fa sono fit
a vocalis, pro re vero fiet e et sic deineeps. Dam vero aa
reperitur, prima fa, secunda la et tertia relabitur in fa. Ho
aotem fiet tarn in eadem dictione qaam in diversis. Hoc vero
circa paasam. Pausa antem iaxta valorem sui moduli mensa
ratur. Valor quoqae sic habetar: a unam ubiqae designat, e
vero dao et sic ulterias. Ubi vero erit duplex aa, primaou
dabit (anum , fehlt im Ms.), secundum vero sex et tertium
unum signabit, si sit tertium in modulo, sive in eadem dictione
sivo in diversis. Et hoc circa pausam. Voces ita junge. Vt
tripli et at tenoris duplo distent, sesquialtera vero moteti el
tenoris ut in hiis nuroeris 2, 3, 4. Item unitas tripli media esf
moteti et hec media est tenoris sic: 1, 2, 4. Item nostro in
textu „Heus 4 ' et „Cuius u monades (d. h. diese beiden Wdrter
sind nur als je eine Silbe zu z&hlen), cum sit in prima. In
prima quoque , id est „Heus", e perdominatur , in secunda
autem, id est „Cuius", i vocalis, et in quarta i solam signal.
Darauf folgt eine Tafel zur Veranscbaulichung der Be
zeichnung der Tdne und Pausen durch Vokale, die (nach Weg
lassung Qberflflssigen Beiwerkes) so aussieht:
fa
re
mi
sol
ut
la
a
e
i
0
a
1
2
3
4
5
1
6
Dominus Eustacim Leodiensis, familiaris Domini Ebro
dunensis, fuit actor istius moteti.
Parcat ei Deus.
8equitur motetus.
fol. 69. Trlplum.
Monstrant bii versus an qui iam vel rea fata
Aut gazas glistit aut cupit officia.
.0.
Se necat abs norma ve que clam magna regendo
• 0.
Jam sit id arto scias que ruit orbis amor.
Plus dantes adeas quod pollet, nec fugis ipsum
Hoc nam fit frustra dum cito victus orbis
•o. «0»
Forsitan in multis pudet hiisdem cor minus uti
44 Am (lmi Archive ies Benedictinerotiftes St. Paul im Laviuittlial In K£mten.
•o.
Oonsceideiis montes quos gerit ethna vagos.
• o«
Heus st decepit haic maltam prodi qaia mudim
.0.
Crimina delevit ardor adit subito
• o.
Flamme que tai loculi deflendas tartareasque
•o
Dant ergo suites hie eadet arte mala.
Mititis.
Jas plectas leges adeas mala mens qaasi vulpes
••• •©•
Noxia 101 figat scismata fletas abest
Moribas ars eedat maiiet hac decus aarea pellas
•••
Jus constat que nam ratio si potias
Aurea sin fata m ve nil It sine rebus
• o.
Mia lex mnam qui dant hos polis ardet amor.
Tentr.
• a. .1. .1.
Ut queant laxis resonare fibris mira gestorum famuli too-
• a. .1. «a.
rum, solve polluti labii reatum, Sancte Johannes.
Das Stick Isi interessant, insofern sich hier schon im
XIV. Jh. die Anf&nge der R&tselspielereien der Niederl&nder
zeigen.
Die Resolution
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- sis fin qui iam
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Ut
qae - -
ant
la- u. 8. w.
zeigt ein sehr unerfreuliches Machwerk.
fol. 69b, folgt: De musica et de tonis coelestibus, worin in einer Art
pythagor&ischer Sph&renharmonie den verschiedenen Himmels-
kflrpern verschiedene fine zugesehrieben werden.
Terra P it, Luna A re, Mercurius B mi, Venus C fa at,
Sol D sol re, Mars E la mi, Jupiter f fa it Sat onus G sol re vL
Anxeigen musikhistorischer Werke. 41
fol. 70. Ineipit epistola ab universitate Parisiensi elrisliaiisslmo regi
Franeoram direeta a. 1894,
Die Betraehtung las Codex Hefert einen kleinen Beitrag zar
Lasting der Prage wegen Isr Echtheit der Schriften Johannes' de
Muris. R. Hirschfeld la seinem Werke tiber den genannten Mu«
siker spricht ihm aos inneren GrGnden die Autorschaft der liter
seinem Namen biknilsa Traktate mil Aasnahme des Speculum
musicae ab und hill dieses allein fir ©Ii echtes Werk Maris'. Diese
Ansicht fiadet eine SttLtze in den Angaben nnseres Codex insofern, als
fol. S7a die Oberschrift der Musica specalativa, fol. 16 ii© ftberschrift
and fol. lib der Scbluss der Quaestiones and fol. 63b di© ftberschrift
der Ars discantus von einer gleichzeitigen oder nicht viei jtingeren Hand
dorcbstriehen erseheinen. Preilieh bleibt fol 49 b and 56 a die Autor-
sebaft der Musica practiea, fol. 65b der Ars discantas anan-
getastet Dennoeh ist soviel n erseben, iass Ii einem der frflheren
Besitzer Its Codex noeh als© lentils oder schon eine Ahnung des
Bichtigen lebte.
Amselgen mmsitilstorlscler Werke.
3. Josef Sittard: Zar Gesehiehte Isr Masik and des Theaters
am Wdrttembergischen Hofe. Nach Originalquellen von ..... Erster
Bind, 1458—1733. Stuttgart, Veriag von W. Kohlharamer. 1890.
8°. X aid 854 Seiten.
Mit etaunemwerter Arbeitskraffc sendet der Herr Verfesser binnen
kramer Zfeit das zweite Qidlanwerk in die Welt. (8i8he M. £ M. 8. 30,)
Wenn bei dem Geschichtswerke uber Hamburg ii© QueUen eehr sparlich
floaseo, m tritt bei dem vorliegeoden der umgekehrte Fall mn. Die Statt-
garter Archive siod mit Aasnahme weniger Jahrzehnte go reichhaltig sit
AMen, Dokutnenten und Kechnungabuchern versehen, daas eine Auawahl
und eiii Zus&m menziehen getroifen werden musate. Ganz beeondere wertvoll
ist die Geechichte fir die deutscbe Muaik uod deutsche Meister. Wihrend
wir an alien anderen Hofen hauptsachlich Niederl&nder und mm an-
treffen, Ist Stuttgart der Sammelpunkt im deutschen Meiater. Komponiaten,
von denon wir in alten Sammelwerken ©in uod den anderen Tonsatz laden,
fiber deren Leben wir aber biaher auch nicht dss Geringste wussten, fmden
wir in Stuttgart al* Kapellmitglieder angestellt Da ist Johann Siefs
(oder hies, wie ibn Peter Schoeffer nennt, der von ihm in 1513 vier
deutsche Lieder veroffentlicht) als Kapellmeister mm 1519 verzeichnet, der
ficho» is Jahre 1512 niter Heinrich Pinck Sanger war und nach Strafs-
46
Anzeigen masikhistoriseher Werke.
burg gesandt word©, mm Sanger zu engagieren. Ioh nannte eben Heinrich
Finch als Kapellmeister an der Stuttgarter Hofkapelle. Man traut seinen
Augen nicht den hochgeschatzten Meister, den wir nur als Warschauer Hof-
kapellmeister kennen, hier in Stuttgart zu finden. Selbst die scMrfete kri-
tische Prufung lasst keinen Zweifel aufkommen, dass wir es hier mit einem
gleichnamigen Musiker zu thun haben. Alles was wir iter Finck wisaen.
ruhrt von seinem Grofsneffen Hermann Finck her; derselbe konnte seine
Nachrichten aber nur vom Horensagen wissen, denn er war erst nach dem
Tode des Qrofsonkels geboren. Hermann ist nicht viel in der Welt heruni'
gekommen und fruh gestorben. In der Kapelle Ferdinand's von Osterreicli
emogen, kam er als Organist nach Wittenberg and starb dort 31 Jahire
alt. Seine Familie lebte in Pirna in Sachsen. Die Akten in Stuttgart
verzeichnen also 1510 einen Heinrich Finck, „genannt der Siiigermeister*,
mit jahrlich 60 Gld. Gehalt, dem sich freie Wohnung, Holz, Licht und
Naturalien in reicher Fill© anschlossen, so dass die 60 Gld. bar Geld
den kleinsten Teil bilden. Zu seiner Reise wurden ihm 63 Gld. angewieseo.
Das ist eine Sumnie, die auf eine weite Entfernung schlieisen lasst, denn
Siefs erhielt fur das Suchen nach Sanger in Straisburg und Umgegeod nor
49 Gld. Die Akten sind leider hier sehr schweigsam und verzeichnen ihn
nur bis 1513, doch da Siefs erst 1519 Kapellmeister wurde, so lasst sich
annehmen, dass Finck so lange das Amt verwaltete und um diese Zeit starb.
Dies passt alles so genau auf den bekannten Meister, dass man wohl glauben
kann Heinrich Finck habe sein Leben in Stuttgart beschlossen. Eine weitere
Entdeckung betrifft den Komponisten J org Brack, der in den Akten Jery
Brack genannt ist und Komponist sowie Kapellmeister vor Finck um 1509
war. Von ihm besitzen wir funf deutsche mehrstimmige Lieder, die sich
im Schdffer 1513, Forster u. a. behnden. Auch dieser war uns bisher
in seinen Lebensumstanden vollig unbekannt. Dann tritt ein Hoforganist
Georg Scharpf um 1509 auf. Das Tabulaturbuch von Kleber, um
1520 geschrieben (Bibl. Berlin, Ms. Z 26, fol. 61) enthalt einen Magister
Jdrg Schapf, von dem sich eine Praeambel fur Orgel befindet. Ohne
Zweifel ist der Name Scharpf und Schapf mit dem gleichen Vornamen and
der dazu passenden Zeit ein und derselbe Meister. Wer in der alten Zeit
mit Vorteil arbeiten will, muss ein wachsames Auge auf gleichlautende Vor-
und Zunamen richten, denn die einstigen Rechnungsnlhrer nahmen es bo
dem Einschreiben neuer Mitglieder nicht allzugenau und erst naoh Monaten
findet sich endlich der richtig geschriebene Name vor. Ich erinnere z. B.
an die wahrhaft komische Schreibung von Goswinus in Josquinus (M. f.
M. 21, 16), So auch im vorliegenden Buche. Seite 6 und 8 finden wir
einen Meister Vyl und einen Maister Vytten „in der Singerey" 1509
und 1510 angezeigi Wer zweifelt wohl hier auch nur einen Augenblick,
dass es ein und dieselbe Person ist, nur durch den Schreiber verdrehi
Die Familie Steigleder ist reich vertreten und lasst sich durch drei Gene-
rationen hindurch verfolgen : TJtz St., mm 1534 Hoforganist, Ulrich St.,
wird 1546 and 1550 in gleichem Amte genannt und endlich der uns
wohlbekannte Hans Ulrich St., der 1605 als Hoforganist verzeichnei iit
Anzeigen m usikhistoriseher Werke.
47
and 1635 stark Er erhielt an Gehalt 122 Gld., 2 Scheffel Roggen.
24 8ch. Dinkel (eine Art Weizenkorn), 3 Eimer 4 Imi Wein und 40 Pfd.
Lichte; die freie Wohnung verstand sich stets von selbst oder ein ent-
sprechendes Mietsgeld, wenn m daran fehlte. Auch die Familie £ odecker
# tritt una hier in verschiedenen verwandtschaftlichem Verhaltnisse entgegen
und erhalten wir genaue Kunde iter ihre Lebensverhaltaisse. Eine Familie
Froberger, aus Halle in Sachsen geburtig, begegnet uns roit funf Mit-
gliedern. Der alteste ist Basilius, 1605 als Kapellmeister angesteflt, darauf
folgen Hans Georg, 1625 Instrumentist, Isaac, 1625 Lautenist, Melchior,
1634 Tenorist und Jobann Christoph, um 1634 als Komponist angestellt
In weJchem verwandtschaftlichem Verhaltnisse sie zu dem bekannten Orga-
nisten Johann Jakob standen, der aucb aus Halle war, ist nicbt ersicht-
licb. 8. 34 ist ein Instrumentist und zugleich Discantist MatthdllS Haufs
angezeigt, der dann ebendort im Verzeichnis der Sanger muter dem Namen
Matthias Hofs figuriert. 8eite 46 wird er wieder als Discantist und In-
strumentist unter dem Namen Matthaus Haus verzeiebnet. Es ist keiue
Frage, dass dies ein und dieselbe Person ist. Von bekannten Komponisten
nenne ich nocb Bcdduin Hoyoul , der aucb unter dem Namen Hoyul,
Hayaux und Hoyol in den Akten vorkommt, uber dessen Stellung wir
Naheree erfahren. Ferner fjechner, Gousser und dessen Vater Kusser,
Schwartzkopf, Stierlin, 8t6rl t Price, Gapricornus m. a. Den Englander Price
kannten wir bisber nur aus Fiirstenau's Gescbicbte der Dresdner Hofkapelle.
Hier wird uns sein Vorleben bekannt. Gapricornus tritt uns als tuch tiger
und gediegener Gharakter entgegen, Gousser als genialer Geist und gewandter
Weltmann. Schwartzkopf als Rankeschmidt, der allein berrscben will und
einen nacb dem anderen vom Amte verdrangl Leonbard Lechner's Tod
wird 8. 28 nacb dem Dienerbucbe mit dem 6. Sept. 1606 verzeichnet.
Dies ist ein Irrtum, denn in M. f. M. 20, 60 ist ein Gelegenheitsgesang
verzeiebnet, der genau angiebt, dass L. vor dem 16. Sept. 1604 gestorben
ist. Von obigem Datum mag der 6. Sept richtig sein, denn er passt sehr
wohl zu der Angabe auf dem Gelegenheitsgesang©, auch ruhrt das letzte
amtlicbe Schreiben Lecbners vom 5. Aug. 1604 her (Seite 31). 1605
amtierte bereits sein Nacbfolger Basilius Froberger, also abermals ein Be-
weis fur das Jahr 1604. Nocb mocbte ich auf die Namen Pez und Pey
(S. 24 u. 25) aufmerksam machen. Pez kommen drei vor, der Name Pey
scbeint mir korrumpiert. Pey und Pez waren um 1581 Harfenisten, der
enter© mit dem Vornamen „Petrus a" und der andere ohne Vornamen.
Die iibrigen Pez waren Job. Cbristoph und Franz Anton. Mit diesen
wenigen Notizen sei das Werk Sittard's bestens empfohlen. Es wird daraus
mm besten zu entnehmen sein, wie bedeutend die Fundquelle ist, die uns
der Herr Verfasser bier erschlossen hat. Hoffentlieh folgt der zweite Band
recht bald nach. Eitner.
48
MltteUmigen.
• Violonceli oder Violoncello? Manche Deatscbe amd noch immer der
Ansicht, man dflrfe den Namen des obigen StreichinBtramentes nor i* seiner ur-
sprfinglichen (italienischen) Fassung gebraachen. Es ist jedoch eine nicht iti. recht-
fertigende Inkonsequenz damit verbunden. Wollten wir una strong an die Ongjaal-
form „Violoncello" halten, so mtissten wir folgericbtig aacb sagen: „der Violonceli*"
anstatt „das Violoncello", denn Mr die Italiener ist das genannte Tonwerkxeug ein
Masculinum und keineswegs ein Neutrum , wie m denn ein solches in der italieni-
schen Sprache aberhaupt nicht giebt. Ganz dasselbe gilt von „il Violino". Wir sagen
„di© Violine", haben mithin nicht nur das Geschlecht sondern auch den Endvokal
des Wortes, namlich das „o" in „e" umgewandelt Ahnlich verhalt es sich mit
mehreren der ubrigen musikaiischen Instrumente, deren Namen aus Italian her-
stammen, und auch mit den Bezeichnungen „il Duetto", „il Terzetto" etc, die wir
in „das Duett", „dw Terzett" u. s. w. yerwandelt haben. Was sollte uns also davon
abhalten „Violoncell u fQr „ViolonceUo" zu setzen? Man kdnnte sogar unbedenklich
noch einen Schritt weiter gehen, um dieses Wort zu verdeutechen, indem man an
Stelle des Buchstabens „c", welcher bekanntlich im Italienischen vor „e" und „i u
wie „tsch" ausgesprochen wird, den letzteren Zischlaut gebraucht, — einfach nach
Analogie des „braccio" (in Viola da braccio), wofur bei uns ganz allgemein der
Name „Bratsche" tiblich ist Seien wir daher nicht pedantisch, und sagen trod
schreiben getrost „Violoncell" oder auch „Violontschell". Es erscheint fur uns jeden-
falls angemessener als die halb deutsche und halb italienische Bezeichnung „das
Violoncello". v. Wasielewski.
Auf Wunsch des oben genannten Herren, fiBge ich diesem auch meine Ansicht
bei und m6chte besonders gegen die Versttimmelung $ , Cello" ein Wort einlegea.
Violoncello ist ein Verkleinerungswort Mr Violone, dem der Italiener die Silbe
„cello" angehangt hat und zu vergleichen ware mit „prato, praticello" oder „fiore,
fioricello". Demnach heifst Violoncello ein kleiner Bass und daraus „Cello" n
machen ist eine unsinnige Abktirzung und kommt mir vor, als wenn man statt Violino,
lino sagen wollte. Wir Deutsohen gehen tiberhaupt mit den italienischen Bezeieh-
nungen in der Musik sehr willkfirlich um. Aus Violino machen wir Violine, aus
braocio, Bratsche, aus Fagotto, Fagott, w&hrend wir andere Worte genau beibehalten,
wie Presto, Adagio, Lento, Allegro etc., aus denen wir aber durchweg Neutra machen.
W&hrend wir den Namen der obigen Instrumente eine deutsche Endung geben, oder
da^r „ce, ci" in „tsche" verwandeln, bleiben wir bei dem Worte Violoncello nicht
koqaequent und mtissten daher entweder Violontschell oder Violoncello schreiben,
den^ Violoncell ist weder verdeutscht noch richtig italienisch. Eitner.
* Die Orgel in der Hofkirche in Dresden wird als ein Werk von Gottfried
Silberaymn bezeichnet. Dies ist ein Irrtum; sein Altgeselle David Schubert ist
der Irbjper. Aus einem Schreiben des letzteren vom 6. Juni 1769 an den Kur-
ftirsten Friedrich August HL zu Sachsen (K. S. Hauptstaatsarchiv : Loc. 910, Vol. H,
34 ff.) ist eisichtlich, diss er den Mm zu der erw&hnten Orgel gezeichnet und sie
angelegt habe. Silbermann hatte wegen vorgertickten Alters und Leibesschwachheit
Schubert den Bau (iberlassen , der auch erst ein Jahr nach des Hasten Tode
(t 4. Aug. 1732) fceendet wurde. Weiter erhellt aus dem Schreiben Schubert's,
dass derselbe die Or§el im Josephinenstifte zu Dresden „ohne pekuni&re Vorteile 4 *
dabei gewonnen zu haben, selbstandig und mit allgemeiner Billigung gebaut babe.
Mitteilungen.
Laut tei Resolution vom 10. Juni 1769 wurde ihm auch 4m Pr&dikat „Hoforgel-
bauer" verliehen. Nachfolger Silbermann's als Landorgelbauer wurde er jedoch nicht,
obwohl ihm Hoffnung auf die Stelle gemacht wordea war, vielmehr erhielt dieselbe
Schramm (f 14. Okt. 1771), den Schubert ebenfalls spater wegen iemm liters
mmi Krankheit zu vertreten hatte. Diesem folgte dann der schon seit dem 8. Nov
1168 rait der Anwartechaft auf im Poaten versehen gewesene HI lie bra id. (K.
S. Hauptst. 1. c VoL HI, 192 C). ' Th. Dirtel
* Herr Br. Fr. Chry sunder teilt Im Hamburger Correspondeuten vom 10. Dez.
1889 einen Auszug eines Schreibens emm Zeitgenossen des Grafen Ernst von Schauen-
bnrg (1560—1622) mit, welches einen trefflichen Einblick in die vom Grafen ge-
haltene Musikkapeile giebt Es lautet: „Ich muss noch diese Stunde ioben cfoa
Weiland bochqualificirten Herren First Ernsten, Graflfen zu Schauenburg and Hoi-
stein, Herren zi Gemen and Burgen, wetter tapfferer Ffixste seine Misicantei, die
er von unterschiedlichen Nationen, sonderlich Teutechen und Eng ©linden, ai seinem
prachtigen Hofe hielte , dermafeen liebte, iass Er sie wie seine hochvernDnflftige
Cantzler isi R&hte besoldete and wie seine Edelleute kleidete. Dieser, ewigen
Rahnies wtrrdiger First, field wis er nebenst anderen hochgel&hrten R&hten zween
Cantzler, weiche beyde fUrtrefflich begabte Manner waren, hielte ; also xnuaten auch
bey seiner uavergleichlichen Music zweeae Kapellmeister seyn, deren ein jedweder
zwolffhundert Eeichsthaler jahrliche Besoldung hatte; den andera Musicanten gab
Er einem jeglichen Tausend , etiichen auch zwolffhundert Reichsthaler, als einem,
der toff der Violin, und einem anderen , der auff der Violen di Gambe herrliche
S&chen machten und grofee KGnstler waren, und ward ihnen ihre Beaoldung Jiir-
lich aoff einen gewissen Tag in seidenen Beuteln Is, Ihre Mauser gebracbt, class si©
also de&wegen nicht einmahl sines Schritt hinaofs fur die TMr thun durfften.
Ueber dieses ales liefs hochgedachter First besagte Musicanten prachtig kleiden,
also, dass sie taglich in Kleidern und Manteln von schonem Tuche and mit silbernen
Schn&hren heseteet; an Soma- und Festtagen aber in schwartzem Sammet, so mit
gflldenen Gallauuen war ausstaffiret, und mit schonen Hfithen, worauff lange wei&e
Plumagien, daher traten, zu gesehweigen, dass die Hn. Capelmeistere, auch etliche
voa den andern Musicanten , ihre statliche g&ldene Ketten trugen, wobey sie in
solchem Respect mmi Ansehen bey der s&nmitlicheii Hofburfs, such BGrgera und
Landesleuten waren, diss der First selber seines Lust und Wohlgefallen daran
hatte, zumahlen is hiednrch ward zn wege gebracht, dam der hochlobliche Printz
eine solche Music an seinem Hofe hatte, derer gleichen kaum am Kayserlichen, wil
gesehweigen andern Ftirstlichen H6fen mochte gefundcn werden." — Leider teilt
Herr Chr. weim den Namen des Schreibera , noch die Quellen mit, woher er das
Schreiben entnommen hat Ffigt aber dann hinzu , dass der bewunderte Violinist
der Englander Thomas Simpson war, der sich auch lit Koinponist auszeichnete.
* In den Archives historique*, artistiques k litteraires. Paris, dmi Bourloton,
Decemb. 1889, 8°, befindet sich S. §4 ein Artikel von Michel Breast fiber einen
bisher unbekannten Meister des 16. Jhs. „Nicolas Forme*", Kapellmeister des Henri IV.
mil Louis Iffl. Er war gegen 1567 zu Paris geboren, trat 1592 ale $&ngot mit
einer „bewundenmgswurdigen Stimuae 11 in die Kgl. Kapelle ein unci schwang sich
®i 7- August 1609, wis der Verfasser gkubt ohne sine ^nnliehe Berufung ab-
zuw«rteiir-4Mf dea <&*mb den Ted dee Ette&aehe du Gmrmy vwrwaisteii Kapell-
meisterstuhL 11. Nov. 1626 wurde er noch sum Kanonikus der St-Chapelie dm
Palais emannt. Er starb 71 Jahr alt am 28. Mai 1688. Die Nationalbibl. und die
60
Ifittoimgen.
Bibl. 8t-Genevieve zu Paris besitzen mehrere geistliche mehretimmige Gesangswerka
im Ms. von ihm, auch ein Brack einer Messe von 1638 1st in letzterer Bibl. v«-
handen. — Ein zweiter Artikel von demselben Yerfaaser in dem Januar-Hefte 1890,
Seite 97, enthalt die in den Monatsheften besprochene Frage H was 1st ein Treble?"
and dient ihm die dort von Dr. £ichborn dargelegte Erkl&rung zum Ausgaogspunkte.
Wir tiberlassen Herrn Dr. Eichborn anf den Artikel nfther einzugehen.
* Kirchenmusikalisches Jahrbnch fir das Jahr 1890. Kedigiert von Dr. Fr.
X Eaberl zum Beaten der Kirchenmasikschule in Regensburg. Verlag von Fr. Pustet
in Regensburg. gr. 8°. 29 u. 120 S. Pr. 2 M. Dieses Jahrbuch hat sich in der
Masikliteratur einen so bereehtigten Plata prworben, dass man stets mit 8pannong
mi den Inhalt deeselben wartet Der diesmalige Jahrgang bringt wieder sehr in-
texessante Abhandlongen. Zuerst eine Messe von Lassos „Paisque j'ay perdu" za
4 Stimmen in Partitur in modernen IScMieseln and richtiger Tonhohe , dann eine
historiscb-kritische Besprechung der drei ersten Bande der Motetten von Palestrina,
eine Biographie Fr. Xav. Witt's , einen Artikel gegwi Dreves GesangbiAsfragt,
biographische Notizen fiber polnische Kirchenkomponisten der fruhesten Zeit und
daranf Anaeigen and Beeprechiiiigeii asm ersehieiiener Bucher. Am Bade ein Ver-
zeichnis von Fr. X. Witt's Kompositionen and Schriften.
* Richard Bertlings Lager-Katalog Nr. 13, Aatograpbe enthaltend, darontBr
auch einige von Mendelssohn and Rich. Wagner.
* Q. Hem in Mfinchen, Katalog Nr. 3, S. 34 einige alte Draekseltenheiten
enthaltend.
* Lwkcig Ro$enthal in Miinchen. Katalog Nr. 67, enth< S. 51 eine Anzahl
aulserst seltene und wertvolle theoretische und praktische Masikwerke des 16. and
17. Jhs.
* Qaittang fiber eingezahlte Beitrage ffir das Jahr 1890 von den Herren Pfr.
Auberlen, A. Asher, Battlogg, Dr. Baumker, Bertling, Pfar. Blanc, Dr. E. Bonn,
Prof. Braune, Carstenn, Dr. Chrysander , Dangler, Prof. Faifst, E. fries©, Graff,
Habert, Dir. Israel, C. A. Klemm, Dr. Kostlin, Kornmuller, A. Kraus figlio, Prof.
Kullack, M. Nachtmann, Fr. Niecks, Notz, Quantz, E. J. Richter, Rodelberger,
Ruthardt, Hofir. Schell, R. Schlecht, J. Schreyer, Schumacher, Dr. Schurig, J. A.
Sillem, Dir. Skuhersky, Prof. Sommer, B. Squire, Steinitz, Bibl. Stra&burg, Pfar.
Unterkreater, Dr. E. Vogel, G. Voigt, Prof. Wagener, Walter, v. Waaielewski,
Woworsky, Prof. Wist Nachtraglich noch von den Herren Dr. Ddrffel, Dr. Kali-
scher, Pardall, Dr. Schletterer und W. Tappert.
Templin, den 9. Febr. 1890. Rob. Eitner. .
* Hierbei eine Beilage : Fortsetzung zum Katalog der Musik-Sammlung der
Kgl. offentL Bibliothek zu Dresden. Bog. 11.
20 Pf.^Musik
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gpntffc, eta*. Japter. Vewiclm. gmt. m. ft. WMm iltpj, MmM. PawkHr.
Yerantwortlicfaer Bedaktrnr Robert Eitner, twrnrnm (Uckermark).
Drnok von Hermann Beyer * Bobae to T^^gntielie
Af
MUSIK-GESCHICHTE
heratugegtoben
mm
der GeseUsohaft fiir Mnukforschirag.
UH Jalirimi.
1890.
Preit dei Jahrgangai 9 Mk. Monatlich «rieheint
eine Nammer iron 1 bii 1 Bog«n. Iniertlonigebflhren
fir die Zeile 80 PC
Z<munllfloillT«rUf
▼on Breitkopf A HJLrtel in Leipiig.
BMtoUviigtn
niniiit jede Buch- ui Mailkluuidlaiig «ntg«fMi.
No. 4.
limlge Briefe von Miller und J. €t Waltier.
Herr Leo Liepifaannssohn in Berlin 1st im Besitze der Aatograpbe
eines Briefes von dem bekannten Musikschriftsteller Lorenz Christoph
Mizler von Kolof and zwei Briefen des Lexiograpben und Kompo-
listen Johann Gottfried Walther'a in Weimar , dem Zeitgenossen
8eb. Bach's. Da die Briefe ein mehr als gewBhuliches Interesse fir
die Musikgeschicbte haben, so hatte genannter Herr die Gate dieselben
den Monatsbeften zur Verftffentlichung anznbieten. — Der erste Brief
Mizler's ist an Waltber gerichtet, wie deutlich zu erkennen ist. Der
zweite ond dritte Brief von Waltber scheint an einen Hambnrger be-
stimmt za sein. Im tfbrigen bedarf keiner der Briefe eine Erkl&rung.
Sie geben nns ein treaes Bild des damaligen gegenseitigen brieflichen
Verkehrs. Noch sei erwfthnt, dass der mehrfach erw&hnte Tod Joh.
Mattheson's in Hamburg auf einem falschen Gerdchte bernht, denn
er starb erst am 17. April 1764.
Iw. Wohlg, werden nicht tigitig nehmen, dafs erst nach 2
Jabren die Antwort auf dero Sehreiben an mich erfolget Ich bin
von fast unzehlbarer Arbeit so iberhlifbt gewesen, dafs ich niemahls
rechte Gelegenheit gehabt, auch nicht an einem Orte best&ndig ge-
blieben. Dermahlen aber werde best&ndig in Leipzig verbleiben, und
Moult*, t Mwikgetefa. JAhig. XXII. Ho. 8. 4
§2
Einige Briefe von Mizler und J. 6. Walther.
habe vielleicht die Ehre nan fleifisiger zar Aafnahme der Mosik nit
Ew. Wohlg. za oorrespondiren. Ich flbersende zam Zeiohen meiner
Ergebenheit vier Scripta von mir. Das coroUaritm babe nun weg
gelafsen, and wolte, iob h&tte es niemahls bingesetzet. Wenn man
jug and fearig 1st, lftfset man sich leicht etwas bereden. Ich will
alles Yargefsai, was Ew. Wohlg. mir geschrieben, and wenn das Ew.
Wohlg. gleichfalls than, so isl beydes gut. Das Lexicon von Ihnen
habe za meinem eigenen Gebrauch in folio mit Papier durchschiefeen
Mail, a. sehr vieles, so sehr nothwendig, angemercket Wenn der
Verleger erkenntlich seyn will, so werde ich bey der andern Aaflage
alles communiciren , and wenn es so beliebig, aach aas der Baoh-
draekerey corrigiren, denn es ist sehr fehlerhafift gedrockt, and mafe
der Corrector selber ein Mmwm seyn. Dergleichen verdrtiJsliehe
Arbeit nehme ich sonst darchaus nicht fiber mich, aber der Mosik
za liebe, thae ich wohl noch mehr. Der Herr Capellmeister Biimler
hat mir seinen Lebens-Lauff, ingleichen Herr Ehrmann zogesendet,
ich kan sie aber beyde nicht gleich finden, ich werde sie zur andern
Zeit zasenden. Er heifst Oeorg Heinrich Biimler, a. habe ich m
meiner Dissertation prim, edit den Nahmen damahls nicht recht
gewost. AUes was mir nar za than m5glich ist, so zar Aafnahme
der Misik gereichet, werde ich than, ingleichen Ew. Wohlg. so ieb
im stand, alle giMMge Dienste erzeigen. Ich dancke ergebenst wm
dero tlberschickte Composition, a. werde zar andern Zeit wieder mit
meiner wenigen Composition aafwarten. Ich bin erst 6 Wochen wieder
in Leipzig, and noch in der grOsten Unordnung, so bald ich aber
aasgepacket, werde Ew. Wohlg. eine Cantata vom Kloster-Leben and
der Liebe von mir zasenden. Wenn ich mir etwas von Ew. Wohlg.
gehorsam aasbitten darf, so bitte am ein Concert aaf die Traversiere,
so etwas schwehr ist. Ich bin ein grofser Liebhaber von schdnen
Concerten aaf die Qaerfldte, and wenn ich vom Stadiern mdde bin,
kan ich mir darch dieses Instrument gleichsam neue Er&fite sehaffeo.
Es wird ohnfehlbar in der Weymarischen Capelle ein Virtuose aaf
der Traversiere seyn. Die 8chreib-0ebtihren werde sogleich zarflck-
senden, bitte es etwas saaber a. grofs abschreiben za la&en. Ich
werde in andern F&llen wiederum zeigen dafs ich aafiichtig bin
Ew. Wohlg.
Leipzig d. 6 Nov. Meines hochgeehrtesten Herrn
A. 1736. ergebenster Diener
M. Lorentz Mizler.
Einige Briefe von Miller und J. G. Walther.
ss
Mein Herr.
Dero letzteres Verlangen endlieh za stillin, babe micb nichts
abhalten lasses, den Schlafs des Theilischen Kanst - Baches vollend
abzacopieren, am selbigen, wiehiermit geschiehet, za Qbersenden.
Die darinn noch mangelnde Stimme will M. Herra Entdeckung flber-
lassen. Es kommt aaf die 2 ersten Bl&tter vollend an; meinerseits
aber hat m far difsmabl nicht seyn wollen, solche in Uberlegang za
Ziehen; a. gleich den vorigen aufzasaehen. Wer am ersten von ans
fertig damit werden sollte, wird, es dem andern mitzntheilen, nicht
vergefsen. Unterm 9ten May a. e. habe vom Hrn. M. Mizler, aaf
mein Ihnen schon bewnstes Erbieten, nacbstehende Antwort erhalten:
„Was die communication des Folianten anbetrifft, so versiehere
hiemit, dais Ew. — gewifs damit dienen will. Weil ich aber be-
stiidig was einzatragen habe, so kan ich es anmdglich entbehren,
es wflrde aach nichts helffen, indem bey der andern Aufiage alsdenn
das nea hinza gekommene aafs neae mflftte abgeschrieben werden.
Wenn es aber Zeit ist, dais es wirekliefa soil aafgeleget werden, so
will ich nieht nar eine accurate Corrector besorgen, a. alles aaf das
fleifsigste darchsehen, sondern auch alle meine Anmerkangen mit ein-
rfleken, wenn sie nicht schon da sind. Vermatlich werden 1. —
jetzo Anmerkangen machen, die ich zagleich gemachet Wenn ich in
der Welt nar aaf alle ersinnliche Art den Masicalischen Wissen-
sehafften , ihren Verehrern a. Virtaosen dienen kan, so werde ich
alle Zeit bereit seyn, besonders Ihnen za dienen. Ich bitte mir ohn-
beschweret aas, Nachricht za ertheilen, was des Meiboms Script
antiq. Mm. ingleichen WdUisen torn. III. oper. so ein gewifser
Mosicas hinterlafsen, a. verkaaffet werden sollea, kosten, a. ob noch
mehr masicalische Bttcher vorhanden. 41 Dieses Schreiben, wobey das
2te Stick seiner Masical. Bibliothec war, will aaf die nechstkommende
Michaelis-Mefse, G. G. beantworten. Das za Chemnitz in diesem
1737ten Jahre heraasgekommene Musicalische Lexicon , ist meisten-
theils ein Aaszag des meinigen. Mr. Behncke hat sich am ver-
wichenen Pest der Heimsachang Maria in anserer Stadt-Kirche all-
hier hOren lafsen, a. mich versichern wollen: „Der H. Capellmeister
Mattheson sey im Nov. a. p. gestorben; er sey ein testis oculatvs
von defsen Begr&bnife." Weil aber M. Herr mit demselben corre-
spondiren, a. anterm 7. Febr. a. c. nichts davon gemeldet haben,
will mir diese Erzehlang bedencklieh fallen. Ich erwarte demnach
hiervon Gewifsheit. Als denselben urn M. Herri Befinden fragte, er-
hielte zar Antwort: Sehr wohl! Er habe vor ungefehr 8 Wochen
4*
§4
Einige Briefe von Msfer mi J. G. WaHfaer.
(damahls) die Ehre gehabt, 2mahl mi Ihnen » speisen. Ein gleiehes
hat If bey mir zwar nicht geno£sen t dock so viel an Gelde bekommen,
sk paar kartze Mahlzeiten daf^lr m geniefsen. Aach babe bey einigen
Bekanndten seine Umst&nde bekannt gemacht, die denn aaeh eiwis
zasammen geleget i. ihm comtnuniciret. Und, wie ich naehhero er-
fahren, ist er von der yerwiubeten Praa Herzogin allbier mit SI Thlr.
und von der Princefsin, its regierenden Btmi Hertzogs SshwtstiF
mil 1 Thlr. beschencket worden. Anjetzo soli er sieh bey des regie*
renden firm. Herzogs Hoehfiirstl. Durchi. in Apolda, I Stunden von
hier, aafbalten, ja gar Ii Dienste seyn genommen worden. Dei Crir
tischen Mmimm f so Sttlckweise alle 14 Tage k % Bogen n Ham-
burg ass Licht tritt, werde aof instehende Me&e von Leipzig ans mir
ansehaffen. Sollte Herr Mattheson toll seyn (welches gar wol mGg-
lich) m5chte den Verfafser delsen wol wifsea? Hr. M. Mieler wird
ail jetzt gedachte Zeit Praetorii Organographies mit seinen An-
merckungen iriiitert, heraasgeben. Dieses wird M. Herr ans den
G. Zeitangen Zweifelsohne schon be wast, folgendes aber unbewaat
seyni dais der Weissenfelfser die ikm geliehenen Sachen, darch den,
ihm vors Haofs gesehickten Bothen zwar remittiret, diesen aber nicht
gelolinet, and nooh viel weniger die versprochene Gegenlage d&ftr,
nemlich des Hrn. Gapelimeister Hurlebuschem Clavierwerck, Gber-
sendet hit; dafs demnach dieses Werck mir annoch gantz a. gar
anbekannt ist. Beym Andeneken dieses odiensen Vorfalls wird air
fast ttbel; derowegen aof etwas angenehmes verfalle, neml. ML Herrn
fir den letztern feinen Beytrag ergebeast za dankken, and mieh
schliefsl. it Dero beharrlichen Affection bestens za einpfehien, nUh
stets verharrend
Hemes Hern
Weimar d 1. Augasti sehuldigster Diener
173? J. G. WaUher.
P. S. Von einem ehemaligen Scholaren, der jetzo in Drefsden
bey den Stadt-Gerichten Actuarius ist, Namens Joh. Andr. Both,
babe anterm 6. Junii a. c. nachstehendes erhalten: >f Herr Advooat
Schaffer, welcher sia gater Mmmcm aaf dem Clavier 1st, a. dannen
hero mit violen Herren Mmdew, insbesondere aber mit dem Herrn
Concert- Meister Pisendeln in genauer Bekanntschafft label, bat dieeem
Dero Verlangen hinterbracht, i. mir noch gestern gesagt, wis w§M-
benannter Herr Concert- Meister ikm ssr noch letzthin die Versiche-
rang gegeben , Ew. — Begehran la Ubersendong der mrriadoryim
vitae mm hiesigen, so noch lebenden als verstorbenen Herren Musi-
Einige Briefe von Miller nnd J. G. Walther. §§
cis a. Virtuosen selbst za communiciren, wie ar denn diefcfalls mit
dem Herrn Capellmeister Hmmn a. andern bereits gesprochen, i. sie
am einen Aafsatz darza ersachet babe. Uber dieses bat mein Adr
junctus, Herr Harrier mit seinem Brader, dem Brflhlischen Capell-
Direetore bieranter aaeh geredet, a. dieser darza, tls zn einem lobens-
wirdigei vorhabenden Wercke, gate Hoffhung gemacht. Ich will nicht
ermangeln, noch weiter m sollicitiren, aaeh, bey sich ereignender
Oelegenheit selbst mit Mr. Pisendeln i. andern zu sprechen." (Die
Worte sind git; die That aber wird noeh besser seyn I) — Beykommen-
ies Carmen hat, mein ftlterer Sohn m flberreichen, i. die Anrede zn
tin, die Ebre gehabt. Der jiigere bedient sich, wegen der Angen-
Maladie, so ans einer innerlieben Verstopffung herrtlhret, der Bade-
and Trinck-Car des bei Apolda an Ostern entdeekten Gesandbrunnens.
Oott gebe sein Oedeyen daza! Unsere Stadt-Eirehe 1st bey nahe fertig;
in dtkrffte die Reihe aaeh an die Orgel kommen , si Diis placet.
Der Effect meines nanmehr 30j&brigen Hierseyns , in welcher Zeit
ieh vielen, mit masiealischem Unterricht aafrichtig, a. ohne Ansehn
der Person, gedienet babe, ist nan dieser: BaCs jene Brod gefanden,
u. noeh gegenwftrtig finden; ich aber solches verliehre. Denn, da
nanmehro der Hr. Ober-Hofmeister von Mtlnchhaasen, mit seinen
beyden Herren 80hnen von hier aaf seinen Bitter-Sitz ziebet, so lets
mit meiner Information nan vftllig gethan. Eartz: ich kan fir Infor-
mation meiner Scholaren, za keiner mehr gelangen. Und so gehets
aoeh in der Composition. Der, so nur 6 Jahr dabey ist, hat Zagang,
nnd die Qaelle wird verlassen, ja wol gar verachtet. Hierza kommt
noch, dafs die Besoldang nicht riehtig erfolget; wie denn jetzo
9 QuartcUe verflofsen sind, da sie, gleieh andern (?) v&llig gesehen
babe. Bed hoc sub rosa, obgleich die Wahrheit! Bey so gestallten
Saehen weifs fflrwahr nicht, was hinftthro anfahen soil, so als ein
Neben - Werck, der edlen Music, als meinem Haaptwercke, nicht de-
spectirlich sey. Doch, Gott wirds schon maehen!! Diesem will so
wol M. Herrn Werck, als mein Than in Gelafeenheit a. Hoffhang
befehlen.
Mein Herr.
Darff lehs denn wohl wagen, mit dieser Zaschrifft za erscheinen?
da in so langer Zeit meine 8chaldigkeit nicht beobachtet habe. Ge-
wifs, ich habe mich recht gesch&met, dafs da ich das von Hrn. D.
Brilckmann darcb Sie an mich aafgetragene nicht ausrichten k&nnen,
so leer and blofs mit Worten allein, vor Ihnen mich einfinden sollen;
56
Ek%® Brief© Ton Miller «nd J, 6. Waltiber.
nachdem aber lag eine Site! von lam begebrten, vor weniger Zeit,
von einem vertraaten Freunde la Meslgtr Nachbarschaift, onter der
Versicherang, @s ssj eine wahre Oopie vom Original, erhalten; ah
babe das Vergntlgen, selbiges hiemit gebahrend, nebst gehorsamster
Empfehlang, za fibersenden. Diesem babe beykommende 2 Michaelis-
Stflcke, si M. Herrn beliebigen Gebraacb, anfQgen wollen, zo einem
Zeichen, ials Ibrer nicht vergelsen kann noch will; sondern , dafs
eben noch so, wit vor vielen Jahren, gesinnet, and ein aafrichtiger
Freund and Diener von Ihnen bin, solches aaeh bis in die Grufft
verbleiben werde: nar mSehfe wilnschen, mail© Ergebenheit mil etwas
befsers an Tag legen 11 kdnnen! Inzwischen wollen Sie limit vor
lab nebmen: wenigstens kftnuen Ihr Hr, Schwieger - Sohn, (welehen
m grflfsen bills) m $ als etwas unbekanntes, an seinem Orte auffflhren,
will eg aiisrs anst&ndig ist. la ism Trompeten - StQek recommen-
dire waiter liehte, als Its Ritornetto vor der letzten life -Aria
Sollte Ihnen beyderseits mit Kuhnauischen and Kriegerischen lirefaea-
Sttieken, insonderheit aber lateinisohen Motett. y mm Itali&nischer Arbeit,
so starek als sehwachen, gedienet seyn, wtirde sirs zam flaisir ge-
reieben; wenn anter lit letziern ein convenabler teatscber Text ge-
legt wtirde, k&nnten sie statlioh recht, als was neaes, pafsiren. Von
Bmmni and Fiocco besitze dergieichen einige, von denen ich soleber
gestalt sagen kann, sie allein also n haben. Ich will einige Wereke
hersetzen, als: Allegri. XII Motetti & voce sola, e 2 Violini, em Cant
Batistini. Xll Motetti a voce sola, con e senm stromenti.
Ciaja (Bernardino delta) X Salmi a 5 voci, e due Violini, con C.
Bassani. Fiocco. Alhrici. Albinonl Oherici ate, eta sind einzelne St
Jeder vollgesohriebener Begem so wol in Partitar sis Partien soil fir
1 Marien-Groschen verlafsen and wag gegeben werden. Is ist aueh
all Schettischer gantz anbekannter sehr starcker Jahrgang, in Partitar
ill Partien h 75 Si fir i Ethlr. (©has das porto) fail Wer solehe
Sachen brauehet; kann viele, ja wol sehr viele Mtth mi Zeit mit
Abschreiben erspahren! Mali jetziger Hr, Cantor Ist zam Pfarrer de-
nominiret. Es haben sich bereits S Competenten angegeben; es
scheinet aber, tie wenn keiner noch der rechte sey: wall m mmmm
an diesem, and mm andern m jenem mangelt: man refiectiret h&upt-
sftehlich aaf die Schul - Studia, mi hiernechst aaf eine starcke &&fs~
Stimme; verstehet einer etwas ia der Composition, so ista ssth gut
Per killers Candidat, welcher anderweit in hiesigen Landen selw»
lis 10 Jahr ein SteAtr Cantor at bekleidet, hat im letztern Stick mnm
Sprang vor den ibrigti zum Voraus; aber sonsten heifste bey ttun:
Einige Briefe von Mstaf mmi J. G. Walther.
57
Oraeca sunt, mm leffuntur. Welches k%m Wonder: denn er war
vorher ill Bernhardiner Mdnch, Is mafs sich also zwischen bier
nnd Michaelis zeigen, wer mein 4ter Collega bier werden wird. Gott
gebe Dur einen friedfertigen! Von Drelsden aas babe Nachricbt: dab
der Hr. Capellmeister Mattheson ii Hamburg gestorben sey. Ibres
Oils kflnnen 6ii es sicherer and sigeitllefaar wifsen. Wit fallts denn
mil des Sign. Verocai and anderer Virtmsen Lebens - Umst&nden?
Aos Memmingen Ii Schwaben babe aif mein vor I Jahren dorthin
gesandtes Schreiben, eine anterm 11 May a. currentis (1741) datirte
Antwort bekommen, des Inhalts: „Zu Eii© dieses jetzigen Jahres
sollten mir I stareke B&nde in folio postfrey, ii meinem Gebraach,
zagesendet werden. 41 Wenn nun dieser Mini kein promissor magno
hiatu 1st, so dOrffte wol noch Ii diesem Stack reieb werden! Sobald
sa meinen Sobn nacb Aigfptrg schreibe, werde ein paar Zeiien si
diesen behtHlffllch seyn wollenden nnbekannten G5nner mil beylegen.
Mein jQngerer Sohn 1st seit Ostern 1136 noch best&ndig la Jena;
and die llttre Toehter zu Gera, bat mich for 8 Monaten mm 3 ten
mable it einem Grofevater gemaeht So siehets in meiner Familie
ana, dafflr Gott ii preisen ist! Meine Costa wird in kGnfftiger Woche
lit Gehrain mit ihrer infanterie in Gera, G. G. beauchen. Tor ein
pmir Moiathen kam ein junger Mensch von 26 Jahren, ein Z©lleiser f
Nahmens, Joh. Chrysmtmmm Mittendorff, sis ein gewesener Gym-
nasiast ii Bremen, zu mir, liefe slab mit seiner Bafs- Stimme hirsi,
veriangte ein viaticum, and gieng von bier nacb Badolstadt. Einen
freyern and kdhnern Menscben babe noch nie gesehen. Dieser hatte
einen Zedal*) liegen lafsen, woranf die sftmtliche hiesige Geistlichkeit,
die Lehrer les Gymnasii , and einige Musici verzeichnet stunden,
woraas abnehmen kOnnte: dafs ©r ein Stapeler sey. Hieraaf empfehle
Sie, in Gottes Schutz, mich tier Dero ferneren Wohlgewogenheit,
allstets verharrend
Meines Rochgeebrtesten Henrn
Weimar den 8 Aagasti, aafrichtig ergebenster
1745. ' . ' Walther.
*) Mil - Zettel.
18
Zur Frage im „Treble".
Zur Frag© des „Treble".
Unvermeidlicher Zasatz zu dem Aufeatz in Nr. 10, 1889.
Die Bebandlung der Frage des „treble u in dieser Zeitschrift hat
die Aufmerksamkeit eines franzOsischen Gelehrten, des Herrn Michel
Brenet, mi sich gezogen , wohl weniger der masikgeschicbtlicben
Bedeatung dieses Spezialpanktes wegen, als aus dem Grunde, weil die
ErGrterung der Bedeatung des treble im engen Zusammenhange mit
der franz&sischen politisehen and Literar-Gesehichte steht In letzterer
Beziehaag gebietet der gen^nnte Gelehrte ttber umfassende Kenntnisse
and ein reicbes Material, welches ihm erlaobt, meine ganze Behandlung
des Tbemas als ziemlicb zwecklos nachznweisen. Nachdem einmal
die Frage angeregt 1st, wird es sicb nicbt omgeben lassen, der Be-
weisfihriig, welche Brenet anter der Aafschrift T eut-il, aa moyen-
%e, an instrament de musiqae appel6 treble? in den Archives Histo-
riqaes. Artistiques et LittSraires (Recaeil mensael de documents eo-
rieux et in6dits. Gbroniqae des Archives et des Bibliothfeqaes, Paris
bei Bourloton, 20 Boulevard Montmartre) zum Gegenstande giebt,
voile Aufmerksamkeit zu schenken. Die Gediegenheit seiner Grtinde und
die Wichtigkeit seiner Quellenangaben auch fQr die Musikgeschichte
rechtfertigen es, dass ich einen mflglichst vollst&ndigen Auszog seines
Aufsatzes gebe.
Brenet beiehrt uns, nachdem er die Streitfrage kurz exponiert
hat, fiber einen Haupt-Zeugen in derselben, den von Ambros citierten
Garpentier. Pierre Garpentier, Benedictiner, hat sich durch seine wich-
tige Mitarbeit an der Wiederherausgabe des lateinischen Gloss&rium
von Du Gange, welcher er ein franzOsisches Glossar hinzuf>e, bekannt
gemacht. In diesem franz5sischen Glossar von 1766 hat Ambros das
Wort „treble, pro trompette, tuba" and den karzen Aaszug aus den
Annalen von Saint-Louis gefunden , auf dem alle seine Yermutungen
fufsen. Dieser teilweise von Garpentier citierte Text ist der franzasi-
schen (Tbersetzung des Lebens des heiligen Lad wig von Wilhelm von
Nangis entnommen und steht in dem auf den Aufenthalt des KOnigs
in Nazareth beztkglichen Eapitel:
„Gomme devotement il fit chanter ia messe et solempnement
glorieuses vespres et matines et tout le service k chant et &
dechant, I ogre et h treble, ce purent tesmoigner cii qui i
furent".
Man weifs gegenw&rtig, dass Wilhelm von Nangis sein Leben
Ludwigs des Heiligen zuerst lateinisch geschrieben bat und zwar mm
Zur lug© im „Treble u .
59
einer zwischen der Thronbesteigong Philipp's, des Sehftnen and der
Heilipprtchiig Lad wig's liegendii Zdt, nd diss die fbirasteiig
mmm Werkes ins Franzdsisehe, sei «s dnrch ihn, sei us, was wahr-
scheinlicher ist, durch einen anderen, itch der Heiligsprechnng gegen
das Ende des dreizehnten Jahrhunderts stattfand (L. Delisle. M6m.
sir lea oavrages de Quill, de Nangis, dans las M4m. de rAeadfimie
des Inscriptions I. 27.). Der lateinisebe Original text, kflrzer, als die
franzflsische (Tbersetzung , erw&bnt chant, d6chant, ogre and treble
gar nicbt.
„Qaam devote ibidem se habuerit, qaam solemniter et gloriose
fecerit oelebrari vesperas, matatinas, missam et caetera, quae
ad ei?itatem tarn eelebrem pertinebant, attestari veraciter pos-
sut qui affaerant." (Bee. des histor. de France, t. XX. p. 584.)
Diese Stelle ist aber an sieh aach nichts weiter, lis die Wieder-
gabe einer beinabe gleicblaatenden aas der lateinisehen Lebens-
beschreibang Ladwig's des Heiligen von Geoffroi von Beaaliea, Zeit-
genosse der Ireigiisse, die er bescbreibt and deren Zeage er war:
„Qaam devote ibidem se habaerit, qaam solemniter et gloriose
fecerit celebrari vesperas, matutinas, missam et caetera, qaae
ad solemnitatem tarn eelebrem pertinebant, testes esse possunt,
qni affiernL 11 (Bee. des bistor. de France. XX. p. 14.)
Die mosikalischen Aasdrtlcke sind also, wie sich aas der Ver-
gleichang filer dieser Stellen ergiebt, spfttere Zas&tze, Aassohmttekan-
gen des nrsprflnglichen Textes, daher fir die fceit Ladwig's nichts
beweisend, and wenn man sogar wahrscheinlich machen kftnnte, dass
das „treble u eine Trompete gewesen sei, so wQrde damit noch in
keiner Weise die Einfdhrang eines solehen Instraments in die Eirohen-
mifflik zar Zeit der Ereazztige erwiesen sein. Die Gelehrten, welche
im Jahre 1761 die Heraasgabe des Joinville leiteten and die der
franzftsisehen tfbersetzong des Oaillaome von Nangis, veranstaltet von
der E&nigliohen Drockerei, ftgtan dem Texte Bandglossen and mm
Glossar bei. Bei der aof nnsere Stelle bezfiglichen Note Ibersetwi
si§ die Worte „l ogre et h treble** mit „avec orgnes et instraments
& ehordes". (Hist de saint Loois par Jehan, sire de Joinville. Les
Annates de son r&gne, par Qaill. de Nangis. Paris, imprimerie royale
1761. in-fblio. p. 223.) Im Glossar sehreiben sit: „Treble, instrament
h vent" and fflgen zar Aafkl&rang nacbfolgende Stelle aas einer Bibel-
fibersetzung bei, die it des Mannskripten der Bibliathek des E5nigs
geh&rt, von der sie aber weder Jahreszabl, noch Seite namhaft machen.
Zvr ftige das ,/Treble".
„ A onre qis wis orrez la son das trebles, it frestel, d§ harp,
da bosine §1 de psaiterie, da sympbans at syeipbuiia at da
Urates mani&res da mtsiks, ?ois abeam ahonrez las ymages
d'or u . (Ibidem, glossaire p. lvij, Daniel, cap. Ill, ?. 5.)
Dieses von Garpentier aafgenommene and citierta BrnchstQck ist
gar nicbt geeignet, Licht auf die Natar das treble m werfen, weil die
Namen von Saiten- nnd von Blasinstrnmenten darin ohne alia Ord-
nnng dorcheinander gaworfan sind. Es baziebt sieh allerdings aaf die
Stella in Daniel: In bora qaa aodieritis sonitnm tibte et fistnlae,
von dar Eastnar (G. Kastner, Les danses des morts. p. 315) eine
andare Obersetznng Qberiiafart hat, die naah seiner Angabe einer
„Bibel des XII. Jahrhanderts" entlehnt ist nnd worin das Wort estiva,
das im allgemeinen znr Bezeiehnnng eines Vorfahren der Posaone
oder Trompeta gilt, das Wort treble ersetzi
„Tu as m'y decreet I ehesenn bom qoe overa oy le sonn de
eative, de frestel, de harpe, de bnsine, de psalterie, de sym-
phans et de totes maneres de mnsiks, soi abate et ahoore
l'image da or."
Mebrere sebr vollst&ndige Anfzeichnnngen von Masikinstromenten
des Mittelalters lassen uns beztlglieh des treble im Stich, so die bei
Wilbelm von Maahant in seinan Gediehten Temps pastoar nnd Prise
d' Alexandria, so aoah Jean Leftvre in seiner Obersetznng das Gte-
diehtes da Vetnla von Biohard Fonrnival, so endlieh Kastner in dan
nngemein reichhaltigen Aafz&hlongen in seinen Danses des morts,
wie nicht minder F6tis (Histoire g6n6rale de la mnsiqne) nnd M. La-
voix in „La mnsiqaa an silda de saint Lonis u (t. II. dn Baanail da
motels fran$ais das XII. et XIII. sitoles, pnbl. par G. Raynaud.)
Kastner hat nor die Ausdrfieke tribl&re, triblera nnd trublica namhaft
gamaaht als ehemals flblich gewesen znr Bezeiehnnng eines Instal-
ments von der Familie des Horns oder Cornet (Rfidenhorn odar
Zinkan). AU Basnltat ergiebt sieh aos den wiedergegebenen Anfth-
rengan Brenets: diss dar Awdriak treble mr Bizeichiiiig almas la-
strQmants sieh nnr zweimal findet, nftmlich in dam Brnehstftcke der
ftbersetzong der latainisehan Annalen des heiligan Lndwig von Wil-
halm von Nangis nnd in dam Amzig ins ainar onsiaharan Bibel,
weleha in dar Ansgabe das Join villa and Wilhelm von Nangis von
1761 arwltant wild.
Alt Gapisfiti Ian gtabt dar franrtaisehe Miuifegelalirte ene
Anzahl von Btellen, wo treble in seiner eigentliehan, dar Vokalmustt
Zar Frage dee „Treble".
61
angehOrenden Bedeutung vorkommt, die entweder einen Satz ftr drei
Singstimmen oder die oberste dieser drei Stimmen ausdrflekt.
Das Liederbacb ?on Montpellier enthftlt drei Proben von S&tzea
far drei Singstimmen, deren tiefste (Tenor) eine kurze lateinische
Phrase festb<, auf weleher die beiden oberen zwei franzftsisehe
Gonplets aufbauen (duplum and triplam).
Die erste Stimme von j& LXX singt:
Amours en eai j'ai fianee
De merei trover
Par jolie eontenanee
Me fat ee treble aecorder etc.
Die arete Stimme in nSk LXXII singt:
De joli cner doit venir
De faire I treble plesant ete.
Und die erste Stimme in n& LXXXVII:
Quant se depart la verdure des chans
St d'yver neist par nature frois tans,
Gest treble fis aceorder & II chans
Que primes fis.
(Raynaud Bee. de motets fr. t 1. p. 94, 96, 115.)
Das berCkhmte Manuskr. des Romans von Faovel aos dem 14. Jahr-
hundert (aof der National-Bibliothek) enth< Musikstflcke, welche die
Bestimmang hatten, im Verlaafe der Deklamation dieser Dichtung
gesongen zn warden* Die (Jbersieht dieser Stflcke anterscheidet die
n h trebles et k tenures** und die n h tenures sans trebles**.
Das Wort treble kommt ferner in dem Gedichte von Qaees de
la Buigne vor, in dem der SchriAsteller des 14. Jahrhunderts, urn
das Gebell der Jagdhunde bumoristisch zu kennzeichnen, eine Anzahl
der Yokalmusik seiner Zeit entlebnte AusdrQcke in Gebrauch mi
Les plus grans ehantent la teneur,
Les autres la contre-teneur;
Ceux qui ont la plus elere gueule
Cbantent la tresble sans demeure
Et les plus petits le quadrouble.
(H. d ? Or!6ans f Notes et documents relatifs & Jean,
roi de France, dans les Miscellanies of the
philobiblon society, t. II. p. 174.)
Im Supplement zu dem Glosaar von Oarpentier, Ausgabe Didot,
des grofeen Voeabulars von Du Cange und Garpentier, teilt der Harm
82
Zur Frage des „Treble".
geber Hensehel drei Erw&hnungen des Wortes treble rait, die offen-
bar im vokalen Sinne zi nehmen slid ; die erste ist . aas dim Roman
von Renart, vers 21874, entnommen:
Un benedicamus farsi
A orgue, i treble et i deschant.
Die zweite, aas dem Soman von Partonopeas, vers 10769:
Oil elerc cantent en treble vois.
Die dritte, ans der Sammlong von Fabliau von Jabinal, t 1L
p. 86:
De meyne et de tresble e de bordoan.
Schliefelich ftlhrt Brenet aas der „Art de dictier" von Eastaehe
Desehamps (1392) folgende Still© znr Unterstfltzang seiner Anf-
fassng an:
„Le8 cbancons natareles (pofisies) sont delectables et embellies
par la melodie et les teneurs, trebles, et contreteneors da
chant de la masiqae artifieiele. <(
(Poisiis morales et historiques d'East Desehamps, pibl.
par Grapelet p. 266.)
Brenet resumiert mi Grand seiner Quellenkenntnisse wie folgt:
Ambros and Eichborn haben die vokale Bedeatung des Wortes treble
nicht gekannt; zur Erkl&rung seiner instrnmentalen Bedentang haben
sie nichts, als den Text aas der Cbersetzang von Guillaame von
Nangis zur Verfflgung gehabt. Dieser Text aber giebt ebensowenig
wie die za seiner Erklftrnng herangezogene Bibelstelle irgend einen
Flngerzeig fiber die Besehaffenheit des treble and erlaabt nicht den
mindesten Schluss fiber die Art der in die Eirche aufgenommenen
Instramentalmasik; klar and sieher ist einzig und allein, dass treble
and triplam in der Yokalmasik dieselbe Bedeatung hatten. Hat es also
fiberhaapt jemals ein Instrument des Namens Treble gegeben, so
miss dieser Name in einer Beziehung za der gewflhnliehen Beden-
tang von Treble gestanden haben. Angesichts der wenigen vorhan-
denen Stellen, fiber die im Vorgehenden genaa gehandelt worden ist,
fallen die Hypothesen von Ambros ebenso wie die von Eichborn,
denn etwas andres sind deren Ausffihrungen auf keinen Fall, in sich
zasammen.
Ich mOehte in meinem Fact, welches ich aas dem reichen be-
leuchtenden Materiale, das Herr Brenet zu unserer Frage beigebracht
hat, eiehe, noch weiter gehen. Wir wissen genaa, was treble in der
VokaliAosik bedeatet hat Bezfiglieh seiner Bedeatung in instraaiett*
Zur Frage das „Treble". 63
taler Hinsieht liegt uns nichts waiter vor, als das Fragment aus den
Annalen des beiligen Ludwig in spftterer franzOsischer Obersetzung
and die Berafung Carpentier's aof eine nnkontrolierbare franzGsisehe
Bibel - Obersetzung. A us der letzteren l&sst sich gar nichts Qber die
etwaige instrumental Natur des Treble folgern. FQr die Stelle bei
Quillaume von Nangis liegt nicht der mindeste Grand vor, an eine
instrumental Bedeutang von Treble zu denken. „A chant et & de-
chant, a orgue et h treble/' warum soli hier treble ein Instrument
bedeuten und nicht einfach eine Singstimme oder einen Satz fttr Sing-
8timmen?! Der Erkl&rungsversuch Carpentier's und seiner Mitarbeiter
ist musikwissenschaftlieh ohne alle Bedeutung, zumal diese Glossators n
sieh selbst Qber treble ganz unklar sind, es in der Bandnote mit
„ instruments & chordes'* und im Glossar mit instrument & vent' 1 er-
kl&ren wollen. Aufserdem finden sich nur noch die einen entfernn n
Gleichklang mit treble an sich tragenden Ausdrttcke triblers, tribiere
bei G. Eastner (Danses des morts), die derselbe ohne nfthere Quellen-
angabe mit hornartigen Instrumenten in Beziehungen setzt. Ich meine,
dass wir auf diese Vorlagen hin Qberhaupt nicht gendtigt sind, die
Frage aufzuwerfen: ob es in der mitttelalterlichen Musik ein Instru-
ment Namens Treble gegeben habe? Die Hypothesen von Ambroa
entbehren jeder StQtze und sind als ohne alien musikgescbichtlicheo
Wert Qber Bord zu werfen. Was meine Erdrterungen im Anschluss an
Ambros anbetrifft, so ist das von Ambros abweichende Besultat der-
selben durch die neue franzOsische Beleuchtung der Frage vollst&ndi^
tiberholt und meine Ausffihrungen haben nur einen negativen Wert,
n&mlich den, die Unm&glicbkeit der Voraussetzungen von Ambros zu
erweisen 5 und dienen als Zwischenglied zwischen diesem und Brenet,
welcher mir diese nicht eben bedeutungsvolle Nebenfrage endgiltig
geldst zu haben scheint.
Hermann Eiohborn.
Mittellungen.
* Johannes Feregrinas: Geschichte der salzburgischen Dom-Sangerknaben
oder schlechthin des Eapellhanses von (Sonderabdruck aus den im Selbst-
verlage der Gesellschaft Mr Salzburger Landeskunde erschienenen Mitteilu :
Bd. 28.) Salzburg, Jos. Oberer's sel. Wwe. 8°. 186 S. (ohne Register). Pr. 2,50 M.
— Der jfingst verstorbene Verfasser ist der Dommusikdirektor Hnpfauf zu Salz-
burg, der sich bereits durch fthnliche Arbeiten einen Namen gemacht hatte. Die
64
MitteihingBn.
vorliegende Geschichte lei Kapellhauses 1st atif sorgfftltiges Stadium der nodi
vorhandenen Dokumente gestfitzt and gew&hrt eiaen genauen Einblick sowohl in
das Institut selbst, als in die Ausfibung der Kirchenmusik fiberhaapt in Salzburg.
Die leitenden und malsgebenden KinsMer aber selbst treten in der DarsteUang
voliig zurfick and werden kaum dem Namen nach hie and da einmal erwahnt
Teils lag es wohl in der Aofgabe selbst, tells aber scheinen die Qnellen selbst aber
die betreffenden Dirigenten und Masiker wenig m bieten. Wie gem h&tte man
aber Paal Hofiheimer N&heres erfahreo, doch er wird nar gans nebenbei genannt
Dass fibrigens fiber die altere Zeit alle Dokumente fiber die Kapelle fehlen, beweist
das von Seite 167 ab mitgeteilte Yerzeichnis der Kapellmitglieder, welches erst mit
dem Jahre 1677 beginnt £s stent also gar nicht zu hoffen, dass wir je mehr er-
fahren werden , wenn nicht etwa noch anentdecktes archiyarisches Material ans
Tageslicht gefbrdert wird. Die vorliegende Arbeit hat daher aach weit mehr em
Mtarhistoriaches , als ©in musikhistorisehes Intoresw mid faum wn von jemer
Seite ins in Betracht gezogen werden. Die Grfindung der Skgichil© ©der Kapell-
hauses fait in das Jahr 1544 (8. 45) and von hier ab fuhrt ans der Verfasser
Schritt for Schritt bis in die neueste Zeit und vers&umt nichts das Bild bis ins
Kleinste und Nebensachlichste (Wohnong, KMdiig, Essen und Trinken) m vervoll-
st&ndigen. Noch sei erw&hnt, dass der Verfasser von S. 95 ab sich die gr&fste
Mfihe giebt den viel geschmahten £rzbischof Hieronymus, Grafen von Colloredo,
der im Jahr© 1772 die Begierang antrat und rnnseni Mozart einst in m ksfaikmder
Weise behandelt hat, in das beste Licht zu stellen and seine Verdienste am die
Kapelle ausffihrlicher nachweist und behandelt als bei alien fibrigen ErzbischSfen.
jWenn man eben alles Bose negiert und nor das Gute eines Menschen hervorsueht,
so ist es allerdings nioht sohwer ans jedem regierenden Haupte einen fiber jeden
Tadel erhabenen Herrscher zu machen. Die angehangte Mitgliederliste von 1677
ab ist fur die Biographic eine wertvolle Zugabe.
• Ludwig Senfl' b Komposition des „Non moriar" aus Lather's Gedioht „Con-
fitemini", am dessen Komposition Lather einst Senfl bat, scheint sich jetzt nach
von Liliencron's Untersaehongen (Viertelj. Schrift von Chrysander etc Bd. S f 123)
m dm Schaospiel Lamm* von Joaekim Oreff wiederg«limden n haban. AMnei
das kenn vierstim. Gesanges nobst BeweMilirmiig ebendort Der Tonsats fnlbst
widerspricht nicht der Annahme, dass er von Senfl sein kdnne.
* Mmnrwk Isaac ist also kein Deutscher, sondern ein Flanderer, wie aos
dem durch Straeten's Veroffentlichung des Testamentes Isaac's in dem 8. Bde.
seiner la Masiqae mil Buys- Bis t 8. 529 War hervorgeht Das Testament lit in
florenz am 4. Dez. 1516 abgefasst Die aof die Feststellang seiner Person besfig-
liche 8telle des Testaments laatet in deutscher TTberaetzung: „Da wohl nichts so
richer ist als der Tot und nur ungewiss die Stunde desselben, so hat der aus-
gwwchnete Musiker, Magister Arrighui, einst Ugonia de Mmmdnm 9 (Stneten «f-
Hart dies so, dass er Arrigo di Ugo, also im Flandrisohen : Henri van Hugues, oder
vielleicht Hagens geheiften babe, wie in Flandern and Brabant der Name vor-
kommt), gewdhnlich Arrigus Ysoch genannt, wohnhaft in der Gemeinde St Marcus
zu FLorenz, durch Gottes Gnade gwmd an Geist, Sinnen und Yerstaid, dodi an
Kftrper schwach, in der Absicht fiber mm Hub mud Gut mud s©in§ Beehts m vtr-
fugen, folgendes Testament errichtet." Damit fallen alle bisherigen Matmafsnngsn
in nichts zosammen und die lingst bewunderte und erkamt© That§aA§, dass Isaac
sich mit denelbsn Gewandtheit im niederlfodiseh kunst&eh to»t»pattMidi«i Stile
65
tawegt, mm im imUehm hmm mud dor italieniaohen Cansone, 1st mm mf mm
nmymides Genie mi den langjahrigen Aufenthalt in Deotachland and Itahea sarftck-
lufnhren.
* Mi© Loeeprechong ebes Hoftrompeters Im 18. Jh. Bis Aufdingung im
Trompeterecholaren bei dem „PrtB2ipai" oder ,Jiehrprintzen u geschah vermittelst
mmm Vertragee, den m beeserer Sicherheit dor Kammerfourier mit unterzeichnete.
Die Verabfolgung eines „Trunkee" bierbei war ublich. (1766 Im Bamberg bestand
der Trail „ex speciali gratia 12 maas officier Wsla u. 6 R&th brod, u die vom BE©!®
mus verabreicht warden,) Nach zweijalmger Lehrzeit wards der Scboiar frei-
g»preA« sad fand die Freisprechung is feierlicher Weise statt Der Lehrher hatte
voreret die Eriaubttis dee Obermarscbails einzuholen den Scholaren freizueprechen,
and nachdem er dieae erhalten, versammelten sich alle Hofbrompeter mil dem Hof-
Heer-Pauker and dem Trompeter von der Garde bei Hofe, „alwo dieselben dem frei-
zoBprecbenden Scbolaren die ksl. kgl. Privilegia a. Statutes vorlasen mit dem Bey-
eats und Anempfehlung , dieselbe 5fters za lesen a. deneneelben nachzaleben «. da
Mmm geendet, musete er die gew6hnliche Feldstici blaaen. 41s aber der Herr
Obermarecball seibsten nachher m Hofen kamen, empfiengen strntMehe Trompeter
ia der blauen Livere* Hochselben aof ism Gang, wo eonach Herr Obermarschall
in 4m Obennarseballamtszimmer gingen, Hochwelchen der Cammerfoorier, lea Degen
anh&bend, mil den fibrigen Trompetera u. deme it© Scbolaren folgten. Herr Ober-
marseball bielten eine Anrede a, Ermahnuog denen ihnen Trompetera gnftdigst er-
tbeilten lays. u. kgl. echSnen Statu ten auf das FM&igst© nachzuleben n. suchen
jene Ebm m erhalten, welche einom wackeren Trompeter anstendig; wolten 'tis© in
dieaer Anhofhung sit gn&digster Erlaubnis Oelsiwimi (im Funtbischofs) denselben
freyspreehen, wobey Mocliielb© die von dem Lehrprintz dem Herra Obermarschall
eingehandigte Trompaten dem Scbolaren uberreichten, beynebet auch im Degtm,
welchen der Oammerfoun^r dem Oberm. darreichte und gaben Ibme zwei Baeken-
gtreiche mit tea Zutatz, dieeee dermablen geiitten m haben, in Zakonft aber y on
kemem mehr unbilliger Weias za dnlden. Die Trompeter danketen dem H. Oberra.
Mr die feobe Goad a, H. Oberm, batten die Gnad deoeueeiben mmm Trunk geben
im laaeen. Bn deren I so empfing jeder 1 Mmm Offiderwcin, I Maas Bier, 1 Laibel
Brod u. 1 Stuck lis, welches si© auf hohe Geeundheit in der Tier Aembte Stuben
veraehret" Der Lebrbrief des Scbolaren ward© mit beigedricttaii tehaiiigta Pet-
echaft mm dem H. Oberm. untorBckrieben and von eioem Kammerfoarier mitunter*
xeichnet Die Kosten einer soi^en Freisprechung betrugen z. B. 1765 Si Bamberg:
50 Tblr. „fiberhaupt an Lebr- mi Freisprechung". Obige Beaohreibnng teilt Frei-
herr von Maracnalk ia seinem Bache ,J)ie Bamberger Hof-Musik u Bamberg 1885,
p, 39 sit Pis Freisprechung betraf Ixvrenz Merkel am If, Febr. 1775, der Lebr*
prists war Straofe und der Obermarecball Scbenk von Stauffenberg. Ein Eoftrom-
peter erbielt an Gehalt (1185 in Bamberg): 120 I, frank, jahrlich, 2 1. wochentl.
Kostgeld, i fl. 48 If, oder 1 Carolin Neujahrageld, Mr den Landritt 3 fl. 12 kr.
frank, oder 4 fl. rhein. Neojanrsgeld f amaerdem 18V 8 Symra loot (Sanmer),
I Pfd. Dnschlittlichter, 2 Beosen wochentl., 4 fl. 48 kr. frank, oder 6 fl. rhein.
m einem Paar Stisftk sit 2 Jahre. Ait Jahre eine mmm Mmti aammt allem
Znbehdr, alio 8 Jahre einen Mantel u. ale S Jahre nene Trompeten tamt Qnaaten
(ib. p. 62).
* Herr Prof. Otto Kade hatte 18® uber die ersten AiiJ9^hrungen doe Ms^seias
von Handei ia Dentacbland oine Broachure veroffentlicbt, demjkch die erste Auf-
66
MtMlingwi.
fuhrung in Hamburg 1775 stattfand. (8iehe M. f. H. 20, 33.) Jetzt tail Em
Jos. Sittard in eekeni Werke Geschichte des Musik- vnd Konsertwesens in Ham-
burg Seite 110 eine Anzeige mit, aus der hervorgeht, dtss die onto Auffuhrung
schon am 15. April 1772 in Hamburg atattfand und zwar auf Veranlaasnng und
miter Direktion eines Herrn Arne. Herr Sittard glaubt, dass dies der englische
Muaiker Thomas Augustine Arne gewesen seL Da derselbe aber yon 1110 bis
1778 lebte und daher 1772 in einem Alter stand, wo man sich solcher gewagter
Unternehmungen wohl hdtet, so ist Chrysander's Vermutung im Hbger. Correspon-
denten vom 22./12. 1889 wohl glaubwurdiger, daas damit sein Sohn Michael
Arne (geb. 1741) gemeint sei. Die Einfuhrung des Messias in Deutschland ist
demnach auf englischen Unternehm ungsgeist zuruckzuf&hren. Die Ankundigung in
der „Neue Zeitung" lautet : „Auf vielfaMtiges Verlangen der Kenner und Freunde
der Musik wird Herr Am© Doners tags, im 14. dieses (Mai) daa Oratorium, dor
Messias, welches als ein MeisterstQck von Handel so bertihmt ist, und am 15. April
in dem Privat-Concert des Herrn Anie auf dem Bosselhofe mit grobem Beyfall ist
aufgefuhret worden , in dem Drillhause dffentlich abermals auffuhren. Die vor»
nehmsten Alien werden von Miss Yenables gesungen, und der Beschluss mit dem
grofsen Coronation Anthem von Handel, welches ebenfalls schon auf dem Bosaelhof
aufgefuhret worden, gemacht werden. Die Billets zu 1 Mk. 8 Sen. sind in des Herrn
Eules Hause, auf der Neuenburg neben der Apotheke und auf dem Tornquistiachen
und Dreyerschen Cafieehause zu haben. Anfang 5 1 /* Uhr." Eine Unpisslichkeit
der genannten S&ngerin verzogerte die Auffihruiig bis sum 21. Mai. tJber die Ver-
deutschung des Textes hat Herr Sittard nichts aufzufinden vermocht
• Con$ervatorium der Afdeeling Amsterdam van de Maatschappij tot bevor-
dering der Toonkunst Bericht van het 5. Schooljahr 1888/89. 41 Schuler und 10
Hospitanten besuchten das Institut, darunter 1 Schiller fur Theorie und Kompoaition
und 17 fir Gesang. 11 Lehrer erteilen Unterricht Fast jeden Monat findet ein
Vortragabend statt, in welchem filters und neuere Kompositionen zur Aiifftthning
gelangen.
• Aus dem Nachlasse eines Musikers sind verk&uflich 1. Mozart's almtl.
Werke in der neuen Ausgabe von Breitkopf & Haertel in Partitur, Hlbfrz., statt
1150 M, fur 750 M. 2. Otto John, Biogr. Mozart's, 1. Ausg. in 4 Bd., gebunden,
statt 52 M, ftlr 35 M. 3. Vierteljahr8$chrift fur Musikwissenschaft, Leipzig Bd. 1
bis 4, eleg. geb., statt 56 M, fir 30 M. 4. Kocher, Harmonik, gebunden } statt
10 M 50 Pf., fur 6 M. Restelhingai nimmt Hot Gmxg Mask© in Oppeln (8cM#-
sien), Ring 25, entgegen.
• Hierbei eine Beilage: Fortsetzung zum Katalog der Musik -Sammlung der
KgL SffentL Bibliothek zu Dresden. Bog. 12.
I H,l|| ■ HPi M 1 1 1.1 flj 111 Hami.Mt4imM-iJt4MmH
p—apiaM i» ■ M i i i P iiii II ■ m ■ ■ — ■ iiiiir t iita«t«i.TiiBifi.stic)ii'
Y«nmtwortlich«r Buinktomr Bobcrt Bitntr, ftapltot (Uck«nn*rk).
Druok tod Hirminn B«j«r A BOhae in IiMifima'ta.
alische Universal
Blbliotkekt .Jit*
■tMYSSBSTS
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MUSIK-GESCHICHTE
mm
der Gesellsohaft fto Musikforechmig.
Preit Its 3"»krf»ag©f g Kk. Monatlioh ertoheint
IHL Jalrpi,
«iA« Hammtr ▼on 1 Ms i Bogeo. XxuMrtiontgftb&hrtm
ftt die Zeil© 30 Pi
No. 5.
1890.
KommUsions fifing
ron Breitkopf A H&rtel la Leipiig.
BetUllangeu
nimmt |tl# Buoh- sal Miuikhiuidltmg «ntg*g«n.
Me Mtulk in leu schweizerischen Drainen des
IS. JFairlmilerts.
Von Dr. W. rich,
la lei Schaospielen 4m 16. Jahrhimderts spielen Masik and Qs-
sug eke grofse Bolle; nieht Mr, dass Gesang die Zwischenakte aus-
fttlt, diss to „b0fiemi u amatftndlich vor sich geht, auch Gesprfcche
iter die Mosik,. fiber ihre Wirkang, die sich je nach dem Gharakter
der Zihireidii la besonderer Weise taltart, finden sieh vor; ja,
Jabal, der in der Bibel genannte Erfinder ler Mosik, halt sogar ein-
mal einen Hainan Vortrag fiber diese H Erfindang u ml giebt sich
dabei aia Sehfcpfer der Mensnralmusik aas:
ee weifst schon yete alle welt
Das ich d'sfcimm in ein zal han gstellt
Ufa konst der Matematica,
Wie jr bald werdend h5ren da,
Als ich g'h5rt d'lfit on regel singen
Oach dVflgel sifs and lieblich klingen
Da ban ich d*Musie bald erd&cht
Und d'stimmen li ein ordnong braeht.
Ich mag alles das man km stags!
Uff zechen linien zammen bringen
Wiewol man lieblichers findt mil
Eta han ich mich doch dels mil b'gnflgt
Sondern vil stimmen zammen g'flgt
dnrch Instrument© msigsrfsy,
Mouith. £ Motlkgceefe. Jahig . XXil. Wo. 8. 5
I;.
h
gg Die Miiifc in ian echweizerisdien Dramen ties 16. Jahrhnnrierte.
Die Frage, ob jedes nsrer Dramen der Musik bei den Auf-
flihrungen bedarft habe, kann ohne weiteres bejaht werden. In ein-
zelnen StQeken finden sich zwar keine n&heren Angaben darQber; in
den meisten nimmt die Masik jedoeh einen so breiten Raum §k, (has
nicht anzanehmen 1st, das Volk, dem die Masik als integrierender Teil
der Dramen hocb willkommen war, habe ihrer in einigen StQeken
ganz entbebren mflgen. Is blieb natttrlich der jedesmaligen Regenz
der Stflcke ttberlassen, der Musik nacb den vorhandenen Mitteln die
Grenzen der Beteiligung abzastecken. Man unterschied genao zwischen
Gesangs- and Instrumentalmusik, welche letztere selbst&ndig war, in-
sofern sie einzelne Signale, deren Bedeatung allgemeiner bekannt ge-
wesen sein mass, gab, unselbst&ndig, insofern sie aach hier bekante
Lieder vollstimmig spielte, and deren einige, wie eine Vorschrift be-
sagt, stets von den Spielleuten vorbereitet sein sollten, damit man
durch sie etwa unfreiwillig entstandene Paasen in der Handing ana-
Mlsm and so das Pablikum tiber den nicht vorgesehriebenen Unter-
braeh des Stiickes hinwegt&aschen k5nnte. Findet sfch die Angabe:
Misiet allein in den Texten vor, so haben wir das Eintreten yon
Instramentalmasik anzanehmen, denn Ges&age werden jedesmal als
solehe bezeichnet, oft die Texte oder die Melodieen angegeben, naeh
denen zn singen ist £s heifst z. B, in: ein gar sehdn Spyl von dem
gtoubigen fitter Abraham etc. (Zttrich, Froschaaer 1562): Masica.
In der melodey, Vitam faciant beatiorem. 0 mens^h one seh&rtien
hie iern alleine. Oder in Birk's Tragoedie wider die Abgdtterei (1535)
sapphische Strophen : Hymne wie iste confessor. Beel starcker Gott etc
Oder: ein ander gsang, glych eim Magnificat quarti toni. Beel surcker
Gott, wir loben dich. Oder: ein andres sapphicam: Wir stoi alleyne
Lieben Gott vertrawen. Ferner ein andres Mai naeh: pange lingoa
za singen. Oder: Chorus. Asclepiadam Gliconiam
„Nun lond ans fromme liit
Loben den herren millt" . . .
So findet sich auch die Angabe: wie ein sapphicam za singen.
Sapphische Strophen finden sich a. a. auch in Birk's 1532 er-
schienener „Historie von der Sasanne u . £rinnert man sich, dass
Peter Tritonius 1507 seine Sammlang 4stimmiger Eompositionen
horaziseher Metren erschienen liefs, (vgl. Vierteljahrsschrift fir Musik-
wisseischaft 1887: 1. v. Liliencron, die horaz. Metren in dentsehen
Eompositionen des 16. Jahrhunderts, dazu: Benedict Widmann fiber
Statins Olthof, ebda. 1889), dass 1526 weitere Eompositionen der-
selben Metra herauskamen , die wie jene za Lehrzweeken bennUt
Die Mvmk in don schweizerischen Dramen dm IS. Jahrhunderte. §9
warden, so haben wir hier einen deutliehen Bewais von der raschen
Ausdehnung der neuen Kompositionsarfc. Bass die Bearbeiiung its
Werkes lis Tritonius durcb L. Senfl (1534) 1b der Scbweiz rasch be-
kannt wurde, 1st anzunehmen. Wie weit die sp&tere Eomposition hora-
zischer Metra darch Paid Hofhaimer, welche 1589 Job. Petrejus Ii
Nfbrnberg druckte, in der Schweiz eingewirkt haben, 1st nicht bekannt. —
Die Chorteite werden meist gaaz mitgeteiit; entweder nimmt
der Chor ai der Handling tell oder aber er flllt die Zwischenakte
mis, indem er in allgemeinen moralisehen Betrachtongen an Iss durcb
den vorhergegangenen Akt gewonnene Sfcimmungsresalfcat anknQpft.
Ober das letztere vgl. meine Mitteilung: M. £ M. 1889, pag. 109 ft
#ber isi ersteren Punkt bier noch folgendes. In des Mathias Holz-
wart Spiel von Saul (1571) treten nach David's Kampf nil Goliath
6 Frauen mm Sacho mil Saitenspielen in lei HSnden auf und singen
©in Preialied iss jungen Helden in der Melodie: lam sates terris;
i&am erscheinen § Frauen von Asleca von der andern Belt© der Btthne
aid singen mi spielen gleicbfalls. Nach lam Gesange ziehen sie mil
ihren Spielen umher, d. h. wohl, sit geben eine Art von Postludium,
w&hrend sis abziehen. Ganz neu ist, dass im Spiel von Abraham der
Chor ska Aft von Begriifsungslied si Beginn dee Sttckea singt,
und darauf erst das Argument des Harolds folgt (Gott grifs eueh
grown | jung grofs und klein). Selten slid die Noten angegeben. Im
allgemeinen tragen die Chorges&nge Its gleiehe typisch - steife Aus-
sehen. Eine Ausnahme machen z. B. manehe Ohire in dem Luzer-
ner Osterspiei von 1588 s dessen Gesangsheft mir vornegt (Vgl.
liber dp Osterspiei Ben ward Brandstetter: Zur Technik der Lu-
zerner Osterspiele. Basel 1884, Derselbe: Die Begenz bei im Luzemar
Osterspielen. Luzern 1886, J. Baechtold: Gesch. d. deutschen Ltrtr.
i. d. Sehweiz. Frauenfeid 1889, 4, u. 5, Lfg.) Wm Namen im Ver-
fasser von Text und Mssik sind ins tiberliefert. Ii dem handschrift-
lichen Bande, is® zehnten von 12 stattliehen Folianten (sie befinden
sich in Luzern auf im Bttrgerbibliothek), heifst m n&mlich: lf . . . darch
Benwardum Cysat Stattschrybern zu Luzern isl legsiz des apis,
so vil die rymen und sprach belangen, und durch den wOrdigen
Fridolinum Jung, Priester und Organist, die Noten geseizet". Der
Sinn oder Unsinn der Textworte verlangten hier ©is© andre, leben-
digere Anteilnahme der Musik als in den oft herzlich plait morale
sierenden Chorliedera. Die Worte, so well sich iiberhaupt bei ihnen
irgend etwas denken l&sst, laufen auf eine Verspottung iar Joden
heraus, indem diesen ein schauerliches Spracbgemengsel von griechiBch,
5*
70 Die Musik in den schweizerischen Dramen dee 16. Jahrhonderts.
lateiniseh , deutsch and hebr&iseh in den Mand gelegt wird. Die
Masik beteiligt sich in ihrer Art an dieser Verspottung, ahmt das
„Mauscheln" nach und onterstiitzt oft in recht drolliger Weise be-
sonders aecentoierte Worte. Preilich darf man in den Ch5ren trots
einzelner Besonderheiten nieht nach allzn grofser Mannigfaltigkeit
snchen; aber es springen sofort gewisse typische Intervallsehritte and
Anfenge ins Aage, and immerhin sind sie merkwtlrdig genag, diss die
Mitteilong wenigstens einzelner der Chare gerecbtfertigt erscheint.
Einem Chor gehen gesprochene Worte voraus, derart, dass Snbjekt
und Prftdikat des Satzes gesprochen wird and bei der Angabe des
Objektes der Chor ©Inf&llt. Ich teile ihn onten vollst&ndig mit. Die
Textworte (so an dieser Stelle) maehen oft den gleichen Eindraek wie
ansere Einderreime, z. B. die beliebten Abz&hlreime. (Vgl. L. Tobler:
Volkslieder. Bibl. liter, Sehriftw. d. d. Schweiz. Huber, Fraaenfeld.)
Einzelne Mitteilangen, die noeh bekannt m werden verdienen,
fflge ich hier am besten an, da sie sich zam Teil auf schon genannte
Stick© beziehen. Ich sagte schon, dass in den Dramen aach von der
Masik die Bede ist, dass man ihre Wirkung preist. So wird Saal von
Davids Harfenspiel berahigt, and in der „Bel&gerang der Statt Baby-
lon" (von Jos. Marer aus Zurich 1559) findet sich eine sehr interes-
sante Belegstelle.
Nach einem lakallisehen Mahle, das Belsatzar seinen Freonden
giebt, ertdnt erst ein lastiges „hofrftcht" der Spielleate, dann ein vier-
stimmiger Oesang. Dem einen der Zahflrer geht nan die Masik der
Fl8ten and Schwegeln iber den Gesang, weil jene so lange „eolo-
rirend"; der andre fihlt sein „leid zerstflrt", der dritte glanbt, selbst
flitter kflnnten solche Masik nicht zu Wege bringen, Belsatzar ver-
trdstet all© aaf noeh Schdneres: 4 Laaten erklingen; das Beste hat
der Eflnig aber aaf zaletzt verspart: „D'violen brachend r&cht vom
grand". All© sind entzUckt and schliefslich preist einer in be-
geisterten Worten die Eanst:
„Die Eanst ist fiber alle Ding
im and ander des himmels ring."
Aach die E5nigin and die Eebsweiber Belsatzar's rtthmen jede
in ihrer Art die Masik; es ist ein sehr feiner Zug des Dichters, went
er jene sagen lftsst, sie glaabe darch die T&ne in den Himmel versetzt
za sein, w&hrend einer der Nebenfraaen das Hera in „bgirlichkeit"
entbrennt.
Noeh eine Stelle mftchte ich hier anftlhren; nicht so sehr der
poetischen Schflnheit des Textes wegen, obgleich diese nicht firing
Die Muaik la im schweizerischen Dramen im 16. Jahrhunderts. 7 J
1st; vielmehr wegen der geschickten Vorbereitang des Chores darch
ili Worte, die mf einen darch die Masik si erzielenden Hdhepankt
der Szene hindrftngen. Bis Szene findet sich im Spiel von der Em-
pflsgiis and Gebart Christ! von Jacob Funckelin (1553), Den Hirten
mi dem Felde nfthert sich der Engel Gabriel and erz&hlt ihnen mil
Worten, die offenbar Ism scbSnen Latherschen Weihnachtslied: Vom
Himmel hoch — nachgedichtet sind, von der Gebart des Heilands.
Ik schildert, wie er ein „Kindlein rein" geworden sei, damit alls
Stader Gottes Kinder warden :
, f Defs frSaw jsieh all® Christenheit
. Und danck jm dife ii ewigkeit"
Nan sligt ier ganze Chor der Engel Its gloria ii altissimis dec
Die Hirten sind geblendet von der ibiririlschsa Erscheinang and
dem Wohllaat der T8ne:
Nozer: Is lit so hertzigkliehen wo!
Dm mir mil harts noch fr&aden vol
leh mailt ich wlr im himmel droben a. s. w.
Photir: Wean d'stimmen tiler menschen Mid
Und s'gsang der vflglen, wftr sj slid,
Zssiffirasi thlt, wta by ml® eidt
Gam disem later trarigkeit.
In der That miss die Wirkang auf ila Zaschaaer eine iberwlltigeid
iiefe gewesen sein: ansicbtbare Sliger lassen den feierlich schtoai
sal friidig bewegten Gesang si seinem energischen Bhythmas er-
tfinen. Wis jaachzend tilt das „Glori" dazwischen, wis eindringlieh
hebt sich ii© Melodie gegen den Schlass hin, am nit ism naeh-
drfteklich emsten and daram am so verheifeangsvolleren Worts 11
sehliefsen, dass heate der Heiland geborei ist. Vgl. die Motile.
Und noch ein letztes Beispiel aas dem Noe des Hans von Bute
(1546), dem gleichen Werke, im dem Jibs! die eingangs angeftihrten
Worte sprieht, im dem tibrigens aueh eine genaae Absehfttzang der
Instramente gegen einander stattfindet.
Nachdem mancherlei Grippal von Instramenten naeh einander
gespielt haben, sagt Lamech, die Instramente vermdchten reeht git
f ,Anfechtang" ins Blot 11 bringen:
By b'wegent harts, b'gird sinn and gmit,
Die seyttenspyl gend frtintliehkeit,
Das Mis zar liebe ganz wirt b'reit
Zi fr5ligkeit zQcht mich der gsang
80 bringt der Instramenten Mug (d. h. die Blasinstramente)
72
Die Mosik in den schweizerischen Dramen des 16. Jahrhanderts.
f 11 manheit und ein grossen Mat
Es ibsrtrift herrschaft und pit. —
Noch ein Wort fiber die Spielleute, die oft charakterietisehe
Namen tragen; so heifst ein Trummenschlaher „Bombaradaeh". Ihw
Inter erstrecken sich auf das Ansagen der Tageszeiten, der Gastoreien,
das „Abblasen 44 nach Beendigang des Mahles , sie treten aaeh ok
komische Personen aof, insofern wenigstens, als ihre Worte oder
Worte fiber sie auf die Lachlust der Zascbaaer wirken sollen. It
der Olung David's von Val. Boltz sprioht Jefsriel von des Trompetero
Darst: weil er betronken sei, habe seyi Instrument keinen Ton. Im
„Noe" wollen die Trompeter zam Essen blasen , dass ihnen „der
halls mdcht krachen". Dann vertreten die Musikanten auch die Polizei
nd wehren dem andr&ngenden folks ab. Natfirlieh machen sie in
kriegerischen Szenen entsprechende Mnsik. Zu bemerken 1st soth
folgendes. Japhet sagt im „Noe" :
nit stair trumeten allein
wirt zuher tfrufffc der mannen gmein,
d. h. beim Klange einer Trompete mflssen sieh alia Manner, die
mindestens 20 Jahre z&hlen, einfinden. Das letztere geht ans einer
frttheren Stelle hervor. Man muss die Bedeutung dieses und andrer
Signale wohl allgemeiner gekannt baben, denn es heifst sp&ter ein-
mal: Gham „blalst ein still©* 4 ohne dass hier, wie es an andren Stein
allerdings geaehieht, der Befehl nochmals mlidlich wiederholt wtlrde.
Wir sahen, dass die viel bertihmte, „Musikantenkehle" anch in
unsern Dramen ihr Becht behauptete. In einigen Bemerkungen, welche
Zwiiglfs Amtsnachfolger Bullinger seinem schdnen Spiel von der Lu-
eretia (Neudruck von Baechtold: Schw. Schausp. d. 16. Jhs. Huber,
Frauenfeld. 1890.) fiber Oeberden und Wesen der Darsteller anh&ngt,
sagt er ausdrflcklich : „die S&nger und Diener der Pensionern sillend
vyl neygens und hofierens kOnnen, vyl t&ller schl&ekens." Aaeh darmas
folgt, dass ihr Wesen ein komisches sein soli. So schleeht kommen
sie in der „Belagerung Babylons" non nicht weg: sie bekommen bei
dem grofsen Mahle Belsatzar's einen Tiseh fir sich, auf den man
alia mOglichen Sorten Wein, Pasteten, Wildbr&t und Bebhfihner satiL
Der Credentzer vertrdstet sie noch und sagt entschuldigend, bald wolle
er besseres bringen. Sie sind aber mehr als zufrieden und meinen,
es sei am halben genug. In Dankbarkeit gehen sie jetzt dam, „ein
lustig frdlich hofr&cht" zu machen.
Ober die verwendeten Instrumente ist eingehend n sprechen un-
ndtigt Wie fiberall fiberwiegen auch hier numeriseh die Blaainstro-
Die Muaifc in den schweizerischen Dramen dee 16. Jahrhunderts.
73
mente. (Vgl. inch Wasielewski : Gesch. der Instramentalmnsik In
16. Jahrh. Berlin 1878.) Die Verwendung der einzelnen Instramenten-
arten 1st selbstverst&ndlich eine planmftfsige, den jeweiligen 8zenen
darehans angemessene, so dass also z. B. in kriegerisehen Szenen
Trommeln, Pfeifen a. a. Blasintrumente zar Verfttgung kommen. So sebr
nan aber aoch, wie wir sahen, die Saiteninstromente als die hiehstei
und besten dem oder jenem galten, ein Scblass ohne „Pauken and
Trompeten" ist nicht statthaft gewesen. So mtissen bei dem Freuden-
mahle Belsatzar's, nachdem gesangen mid aaf Laaten nnd Violen, die
als „ias friJiefast" beim „Hofrftcht a zaletzt kommen, doeh Trammeten,
Trommen nnd Pfeifen den Beschluss machen.
I. Ein GeisUieh | Spyl von der Empfengk- | life fl Geburt Jest
CbrisM : oneh | dem, welches sich vor, by, vnnd naeh der ge- | bart
verloffen hat ..... Gedicht dorch Jacob Funckelin Anno 1553 vnd
gespilt dnrch die Jogend za Biel afifs Nttw Jar. (Zflricher StadtbibL
Varia 357. G. VII.)
b » -h ■ » a— a — eg— ^ a . »
- g — a— » — - — — v a—
Eer
aey Gott im h5chsten thron, nnd Christo sim ge-lieb-ten son | die
^ y U . — - — — g"j ________ —
. -fl ..... jg H Q H g
Mchst glo-ri and herrlichkeit k von yetz an bils in e-wig-keit, Al-le-la-ja.
tt — a ^ a — ft a ■•- ♦ M <a, a- ^ -c ft a , ♦ H
Omeni
ch lob Gott den Herren din, der sun Gotts wil din heiland syn, Al - le-
a— — -a — ■ — # q ft — a ■■■■ ^ a- ft b • — ^ — ft- — a *
lu-ja.
Glori, Glori den Herren Gott in si-nem rych, der dw< hit 8&-
a ft , , #H »Bf R# H»
a a Vi a * - - •
lig macht und rych, im glieb-ten sin. 0 sal-ger tag gantz frdudenrych,
/9s
««■ H ♦ H „ - - -J
frtiadenrych, za die-ser frist, An welchem Gottes son in d'walt ge-bo-ren ist.
II. Ecelesia | Edessaena Mesopotamica | afflicta .... \ Das ist: |
Eigentliche besehreibang wie der | B6mische Kayser Valens Ariani-
iieher Seet, | Valentini dels j. Bruder nnd Mitregent, nngefahr | umb
74
Me Musik in den schweizerischen Dramen des 16. Jahrbunderts.
das Jahr users Heilands CCCLXX | die Glieder der reinen ortho-
doxisehen Eirchen za J Edessa in Mesopotamien verfolgefc, and was |
sieh darbey denckwflrdigs verloffen. In teatsehe Beimen in form einer
Comoedi ete. Von Ghristoff Murer. Burger za Zftrich gewefsner
Ampbnann n WJntarthor. (Z. St. Bibl. 2 Expire. 0. 46. G. 83.)
Actus 3, Scena 3.
4 voc.
-»— ^r-
» ♦ »
Un-ser kei-ner l&bt ihm tel-ber and an - sei kei-ner stir-bet ihm set-
♦ ■
ber; l&bend wir, l&bend wir, so l&bend wir dem Herren 8terbend wir
4 ♦
so sterbend wir dem Herren,
— »
daromb, j
wir l&bend o- der sterbend, so ski
4 « 1 JL-
wir dels Herren,
daromb
wir ft.
wti ♦ T ♦
it
bend o- der sterbend So sind wir dels Herren
Seeanda pars.
^36
Dann darza ist Ohristus aach ge-stor-ben and af- er-stan-den y
mid widramb lft -ben-dig ge-worden,
4=
Das er
11 -ber tod raid ft-ben-dig, und l&~ben-dig,
raid ^ft-ben-dig mm Hen syg das er i - ber tod raid Ifrben-dig ein Bur wyg
Die Musik in den schweiseriachen Dramen dee 16. Jahrhunderts, 75
Christas ist myn L&ben, sterben ist myn gewunn y
Aetas 4, Seena 3.
4 voc.
- »
Wer Gott yer-traut hat wol ge-baut im Himmel and aaf er-den, y
darumb uff dicb all Hoffhung ioh gantz
vest und styf than setzen, Herr Je - su Christ myn Trost du bist, in
$ f I
To - des-noth nnd schmertzen, in To - des-noth and schmertzen.
III. Aa8 dem Luzerner Osterspil von 1583. (Bttrgertribl. Luzern.)
a) Das Jodengsang.
Wir ar-men Ju-den kla-gend hongers-not and mfUsend gar bei za-gen ban
kein brot oi - me las compas-si - 0 cul-lis nol-lis las - si - 0 E - gypten
m
was gat land wan wau wan wan wir - ri wau E - gyp-ten was gutt landt
b) Wann moyses wider vom berg gath zun Juden.
Fades melos cy - pel-re - i celos ha-sel - re • i rumpelas i or-go
t T T « T i t ? T T 0 t I Y f T t - ■ ||
mentis ma-lo hasli - mi-ta-mi la -do has fi - du -la da ha ma ha.
l ) s. Anm. za Chor h.
76
Mi Mwok In dan aehweiaerisehen Dramen dee 16. Jafaifeoiiderte.
e) 8© moyses wider iff den berg gadt, mitt Gait m redes.
5:
Moses i»t ein gtrfiwerknoeht, se-lig gy-e sin gesohlecht, A-do-na - j Theoa A-
3E£
do - m - j Thaos, Moses bringt von got besoheid dea warend wir fee o - ne MC
d) Pater noster pyrenbitz in dem namen taberitz, taberitz and
Istta, Isaac nd Abraham, Abraham and Kickrion, Kickrian and
schlachischloss, schlachischloss and schwynin fleisch tribt den Jaden
ass den sebweiss and 1st inen til n feiss. Daramb nemmend wir
darfttr
(Tanz)^
femiwirat mail su-re seal ist al- ler Ju-den tfmpff Gamma-hll aa hft
-t-t * t T t
id - la col - la mal - la al - la wil - la wi- gra - i ru - i ra - i pfd pfa.
e) Zona opfer and Tana amb das pldin kalb.
(Tanz)
IF
Ha-do-na- i ca-doa ca-Uoe oe-pha hQ ge-na-za-xeth he- li ha-
rt
♦ ♦
II gamma ha bist is meister tempelman km boo ga-li 1© a ec
♦ ♦ ♦ f
7TXT
♦ ♦ *
hb oe-k-«ti-ca phi-so-le-i gu-la o eepba be-li-e cepba ht
ee-le-sti-ca phi-so-te-i go -la o cepha he-li-e.
Ein ander tantz volget draff.
lists meister tempelman. unserm gott wir singoad hit, der una macht uas E»
f »' T
gyptea zien von Memphis her nit al - ler nott 0 - sy - ris ist e» groaasr gofci
Die Mtuft in den whweueriaaheii Dnunai des 1ft Jahrhanderte.
77
0 tyri - © 0 iyri - o 0 s yri -
1 • f i 4 | i j
O iy • - - ri •
f) Za end ins A etas.
SI
o.
4 ♦ * #
Hal-la io hal-la io hal-la io wir singent und rind al - le fro. He-li
♦ H r
I
13=
he-li he-li lo-bent hie schen tramferaa sin ge-bott halten wir vast,
g) Naeh der begrabnuss Lazari.
transit ad ptroe la-sa-nui ii re -qui - - em It me -las ©p-laa
is
ia wan er wider Mia halla hula La-aa-ron In paasi
113 + i
on halla haUa la - za-ron tre pas - ai - on toe fas - ai- on.
h) So der Salvator jm rittet.
Gloria
laua et
honor
tibi
■4-
redsinptor
i
cat
pae
le deem
o - San*
Israel
es fn rax Bafidii et inelytii
l ) H© sArlgiii Steele im Original offenhar der Textrerteilnng WBgen g©-
sogen* lit ! iiii im folgiBiidtti*
78 Die Monk In den ■ 1 i.. ^iril Jl:i, Drarnen dea 16. JahriMtnderta.
3K # » n ^ n n 1
' ■ ^ - - - w 4
I. qui in dornini
MI
benedict© Tenia.
i) Bail so singent die Apostel im Tftenh Beiediefas.
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Gesegnet sei der Herre
Gott, der kumpt '
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im Namen dew Herren
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Gott §
aan - na la der H5he Gott
k) Wann Lucifer mil Juda geredet hat.
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Ba • bi that gprseheii ca - im er wel den tempel bnehen
cftmbros 1st das war an word gnldin nnaer bar*
1) Wann der Hussvatter nit Petro and Joanne geredt hat.
Ji - its hat ttas wol gm-wirt, wi© m un - aer herts be-gert; im sind
W1I V
mi hertstt
. . . 1
a fro re - sa la la io io io.
m) In der Handschrift stehen die Stimmen des eraten Chores
auf der linken, die des zweiten aof der reehten Seite. Ieh behalte
den F-Schlflssel aof der 8. Linie fttr den Bassos secondas bei, setee
aber das Ganze in Partitar. Die Taktstricbe stehen gleichfalls in
der Handschrift Im zweiten Chore 1st die Anordnong so, dass links
Die Mask in im schwauseriacfeen Dramea im 16. Jahriranderte. ^9
stohan: Cantos primus (also Distant), Tenor, Altos, Bassos primes;
rechts: Cantos secnndos 1 sex, Bassus secundus.
Cantm pHwmm t & 6, n ^
-l fg p| J |? g <S> ■■
^^t:a &:
11 fia - n - chem E - m - cha - I
TV-.. XHm iftfmm wUJatonkjrtn aai doeh *Jis
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ItaMtit prim**. ^
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Cantus semmdm*
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Zo-ro-am Btreasa®
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! ) Macpi hat falschlich ©im© Faust. s ) Mscpt f . Ami«» Steihm sua stffl-
schweigend korrigiert
80 Hi Mtuifc in ioi MftwairaiaaliMi Dam* ism 16. Jahihnnderta*
li —— j p p g ,J
" Manaase ' 'iron.
- r ttrvr rf=£f=i
M is-aeF-le noatre fe • ste can-te-mo.
==t=rr — i — -— ■
f)i J j J j m =^,
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p Gan-tem in ay - na - go - ge
Cfantft II. *s
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Tenor. i ^
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l ) Die Bum© feMte Mur. ■) Nilt im Mscpi
H® Monk m dm mskwmtmstken Dnmm 4m 18, JahjrituidertA. gl
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82 Die MtttQt in den schweiaeriachen Dramen dot 10. Jahihaiderts.
Maori tiana. Tragoedia. Sant Mauri tzen Spil. Mscpt Solothorn
8tadtbibl.
Chorago praeeinente seqoitar hymnos Jovi 0(ptimo) M(aximo).
8ingt er allein. Ghoros.
Tenor.
■ I . Y * O * A * "f f '
Dich Jup-pi - ter all d'welt ho - he
U, ' * " t f « ±=h
py-»
1 '[■■»]• ' >
m sol, dmm di-ner
Gott-heit hi - mel and erd iet vol,
... , g . r.,.i . t=t==
| . » A » » *
Din M der gwallt and oach
die herrschaft, Dir wo - net by, Sy - ge, to - gi
m
nd and imft
Dich Jap-pit -ter all wellt ho - h
(\> a B ♦ ♦ H =t
b pry - sen sol,
• -M - H — 4jr ■»
dmn dl - mer Gotfe
heit hi -
mel and erd mt vol,
H- ■ ♦ ♦ H #
Bin ist der gwallt an
' ■ t H 1
id ouch die
hemchafft, Dir wo -net by Sy - ge la - gend and krafft
Hymnos.
Vorsenger: Nan wendt wir jetzund von hinnen keeren:
Martem den stareken Gott mit gsang vereeren.
IMmmlmv.
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Original:
T
Tenor. PI* *
akt 5.
Takt li,
etc. —
L — #
—
- etc
Die andern von mir vorgenommenen Korrektnren ski aus den
ttber die Systeme geeetzten Originalfiguren zn ersehen. In Takt 10
dient das Rohezeiehen wie der Additionsponkt.
MltteUimgea.
• Beitr&ge zu einer 1594 geplanten Notenpublikation (Paul Kdhler,
Jakob Begnart u. a. betreffend). Unterm 24. August 1594 scbrieb Abraham Bats
m Naumburg an den Administrator Kureachsens (Herzog Friedrioh Wilhelm I. zu
Sachsen — alt altenb. L. — ),*) duns er, als Freund des Nachgenannten und als
Yormund dosien Kinder, beabaichtige, des ,4urtreffiichen masM PaiM C5leri soli-
gen etc., weOandt cantoris zu Aldonburgk opera musics" („solcho herliche gute
eomposition M ) heraassngeben. Fenier hatte er vor, „deo auch Artnfflieben weit-
berumbten Jacobi Begnarti**) etc italieniacber gesang" (2 Theile), die beroito dem
Kaiser (Budolf II.) dediciert worden waren, „wegen besonderer liebligkeit solcber
*) K. 8. HauptstaatsarchiT: m, 21, fol. 16b, Nr. 44, BE 388/9. (Original.)
♦*) Als Lehrer der kaiserlichen Kapellknaben war Begnart (auch Begener) von
Kniftnt August im 8acb8en 1580 mit als NuAfoJgw Scandollas* in Aussicht ge-
nonunen (K. a HauptstaatsarchiT: Copial 456, 62b).
MMaMlb £ Miwlkftteb. Jahig. XXH. Ho. 5. 5a
84
Mitteihwgen.
composition" nit „Mid6iein neam tastipn teatsohen Texte"*) m edieran. AwA Mtoftt
Bats von einer Sammlang „besonderer aulserleaener motetten and lustiger teataeher
lieder variorum authoram, so noch mt zeit niergents gedruckt worden", welehe ii
Nfiiaberg gedruckt werden sollen. Indem Batz nm tin Privilegium fox mm Wm-
haben bittet, bemerkt er, dass er die Kdhler'schen opera dem Herzoge Jobana
Georg (L) za Sacbsen dedicieren wolle. Aus Torgau, 3. September 1594, datiert dai
Konzept (ebenda BE 387 and 390) des landesberriicben Privilegiums, welches del
Nachdrack bei Yerlust s&mtKoher Exemplar© and 100 BMmmiimhm Goldgnldeti, dene
miiB Hllfto dor kursfcehsischen Bentkammer, deren aadere don gwohldlgtai Burnt*
geber yerfallen soil, verbietet Von den privilegierten Drncken findet «A nkhti
im Arcbive.
Dresden. Tbeodor DisteL
* Gantate far eine Altstimme von Jobann Wolfgang Franck. (Urn 1680.)
Fur eine Singstimme mit Begleitong des Pianoforte berausgegeben von Dr. Friedripb
Zelle. Lpz M Breitkopf & H&rtel. foL 17 S. 2 M. Die Gantate, nacb einem Ma. der
Kgi Bibliotbek zu Berlin kopiert, bestebt aos 8 S&tzen: Einer Instrumental - Eb-
leitung, mehreren BecitatiYen imd Arien. Die Form der Recitative and Aden M
ganz eigentfimlich und Franck ganz allein eigen, denn das Becitativ ist im Stile
ies Arioso gescbrieben und die Arien teils im protestaatiachen Chorale, teOft ii
Fogenart. Dem Scfatosssatze giebt er audi die Bezeicbnang Figfc D«r Ghankter
der Gantate ist ernst und ecbt kiroblicb and die Brfindung meist bedeatend. Die
beiden iMtaramenMstiaimen and der Bassae eanturaua beteiligen sieb immAwm im
kontmpanMiBcben Stile. Fnmck ganz kennen n Ionian, acheint eine §ehf wicfatige
Aufgabe zu sein, denn sowobl bier als in der fruber angezeigten Oper (21, 123)
von ibm } zeigt er rich als ein sebr bedeatangsvoller and tief angelegter Charakter.
Die Auagabe entspricbt nicht den Wunsehen einet Moaikbiatorikera, dean es iat
niebt zu erseben was Original and hma Zusttze sind. Aacb ist der Ktoienati mth
mal vollstimmig, dann wieder so dfinn, dass man fiber den Gbarakter der Original-
instrumentation vdllig im Unklaren ist Herausgeber und Verleger baben wobl mehr
am das grot© Pub] Oram gedacht (was solcbe Werke doch nicht kmft) als der Wlcaen-
scbaft einen Dienst zu leisten.
* BtoUbrock, Ludwig: Die Komponisten Georg und Gottlieb Mufti Mm Bei-
trag zir Mmsikgeschichte des 17. und 18. Jbs. limugaral-Dissertation itir ErMngoiig
der Doktorwurde . . . an der Universit&t Bostock. Bostock 1888. 8°. 64 S. Erne
recht verdienstlicbe Arbeit, welcbe die bisber bekannten Quellen einer grtadlichen
Untersicbirag unterwirft und dadurch ii. emim ganz anerkennenswerten Erfotge
gelangt Die Wurdigung ibrer Werke und Leistangen obiger beiden Komponiaten
ist sachgemAfe and verr&t grundliche musikbistoriscbe Studien.
* MmAM Brentt. Gr6try sa vie et ses Manes par . . . Oanafe mmmmmi wm
rAcademie rovale de belgique. Paris, Gautbier-Yillars, 1884 8°. 287 & Eine auf Itjfaift
Quelkoatadien begrdndete Arbeit, die mehr Anspraeh auf Beaehtaiig naiiMii kmn ala
die meisten neoeren franzSsischen biographischen Arbeiten. Der Verfasser iat aaeh in
seinem Urteile offen and lobt nicht bindings ins Blame binein. Die in der Beilage
mitgeteilten Doknmente sind iwar nicht unbekannt, ihxe ZiiaammeiiBtelloDg aber
immarhiii wertvoll. Die danuif folgende Bibliographie ist iwar sebr ten abgrtmt und
*) Die vmnrnkmBtiSB. KfineUer (Begnart aelbet, unci Jakob GaUtu and wimmMl
genannt) hatten dieselben gebilligt.
JIItMSiji§f»,
85
«blt raebr einem wrllsf pe Ehtworfe Ihn&ch, denttoch bildet a© immer einen An-
faag. 8ehr git lit dans its Verzeiehnis der Werke fiber Ore* try, sowohl aa Bio-
graphies, ala Kritiken, Gedichten and Portraits.
* Misaa ad 4 voces li aeqnalee anctore Qulidmo Byrd. Edideront Gnlielmns
Smith Rockstro el Galielmoa Barclay Squire {Ptf« 1 Shiii. k § pence) London &
New-York, Novello, Ewer k Co. gr. 8°. Part 65 8. lis© self Maw, einfaeh and
kma gehaltene Mease in dm xnodernen Schl&seeln wmi Klavierauazug heraaagegeben.
Sis eignet eich gnat voi-ztiglich m Auffahrongen in der Xirche. Die eogliechen
Kotnponieten sind la der Vorzeichnnng der erhShten and emiedrigten T5ne eehr
gewissenhaft and leiden nicht in der Voreingenommenheit der Deutechen, die tie
einat fogstlich vermieden. Zam Stadium 1st daber diese Messe ganz besondere
geeignet, weil die Heraasgeber die wenigen von ihnen hinzugesetzten besonders
anxeigen.
♦ Herr WiU. Barclay Squire hat in der bekannten engliachen Sammlnng
neuerer and Slterer inehrstiromiger Geaangswerke : Part masic for Choral singing
(London bei Stanley Lucas, Weber & Co.) wieder 4 Madrigale and Canzonette m
4~§ Stimmen von Thorn. Weelkee, Giles Farnaby, Laca Marenzio tmd Peter Fhi-
!%» (Nr. 333 — 335 and 339) heraaagegeben. Der Engl&nder 1st immer prakti&ch
ond sncht Wiaaenachaft mi Geaehftft miteinander zu verbinden, daher Mhm die
G«riUige all® englischen Text, die Stimmen Bind m die modernen Seblfiesel fiber-
tragen, die Versetzoiigezeichen nit Geschick and Kenntme dee alten Tonsatzee ein-
gelugt and der Partitar noch ein gut gpielbarer Klavieranszug beigegeben. Was
ate die Hanpteache lit: die Ges&nge eelbst ski wit solcber Umsicht aoagew&hlt,
mil dem heotigen Geschmacke Eechnung gafcragen, daas Keuner wie 1Mb entzockt
Ton dsn Kompositionen eein mOeeen.
• In Barth Senflfs Yerlage ski neiserdings S aitere Siogspiele sal Opm Is
Klavierauszuge mil Gosatsg and Dialog „nach der Partitar berichtigt and nea be-
arbeitet" von Richard Kleinmiehel er&chienen. Is sind dies DittergdorffB
Doctor and Apotheker; FioravanW* Die Dorfa&ngerinnen; QrHry^ Die beiden
Geisigen; hovards AschenbrSdel ; Wenzd M&ler'a Me Schwestem von Prag;
Pai$ieHo'a Die ach5ne Mfillerin; Joh. 8ckenh?% Bar Dorfbarbier and Weitfs Schweizer*
familie. Die Neuaaagaben aelbat ski roir noch onbekannt
* Soeben 1st der Sobiaee 4m 1. Bandea des Catalogo della Biblioteca del
Iioeo muaicale it Bologna eompilato in Gaetano Gaapari, compiuto e pabblicato is
Federioo Paraini pr mm del Municipio. Bologna, Mbereria Bomagnoli dalP Aqua,
?^dsl worden mi damit der Bestaod an theoretisehen Werken erachopft Der
1. Bd. imfeist 39 a Vorwort, 356 S. Katalog und Ms S. 41? Register nebst 1 S.
Errata. Die Beigabe dee Registers lit eine besonders dankenswerte Zugabe, da der
Katalog dardi die Einteilung in 37 Fftcher an Uberaichtlichkeit verlor. Das Register
teigt. liber mm Namen and Sells an und mm ist abennals aofs Suchen angewiesen
ale man dae betreffeade Werk findet Bei Aotoren, die mit 4, 5 a. mehr Werkon
vertretan eind» ein© reoht nmata&dliche Arbeit Anerkennenswert ist dagegen die
Einrichtong, imm die Aatoren mit ihren Werken von den Aatoren, die nor erwihnt
warden, darch verachiedenen Drank gekennzeichnet atnd. Der 8. 415—41? befind-
Nachtrag ist aber im Register nicht eingetr&gen, Diesem 1. Bande sollen
noch S Bfcade praktiache Maeik folgen. Hoffen wir, daas tier Dmck lewelfei reoht
lwcMoimigt wild, imm 4m Gewinn far die Maaikgeechiehte iat von hoher Be-
deatong.
86
* Ton dem Autographen -Kataloge Masteamgeli'* ski naeh langer Fmm
wieder 2 Bogen erschienen und reicht derselbe jetzt Ms zum Autor „Monteverdi u
(S. 240). Die Bedeutung des Kataloges beruht hauptsfichlich in den biographischei
Beigaben, die von dem Herausgeber, Herrm Prof. Parisini, mit der grofa&ea Sorg-
falt ausgearbeitet werden und wohl auch die Uraache awd, dass dessen FortachreitBo
ao langsam von statten geht
* Herr Job. Sittard teilt der Bedaktion mit, dass der auf S. 49 der Monatsh.
von Br. Chrysander veroffentlichte Bericht fiber die Kapelle des Grafen von SchaueB-
burg aus Job. Bfet'a April-Gesprach, Vorbericht Bl 8, herrfthrt
* In der Mitteilung des Herrn Dr. Th. Distel, Monatsh. S. 48, wfinscht der
Herr Verfasser die Berichtigung, dass Silbermann's Anteil an dem Bane der Qxgd
in der Hofkirche in Dresden nicht ganz aosgeschlossen sei and will nnr betonen,
da§g man ihm dieses Werk nicht allein znspreche. NoA verbessere man das Toda*
jabr Sflbexmann's in 1753 (statt 1732). Hierbei sei noeh eines alteren Fehlers ge-
dacht: In Monatsh. 21, 89, Zeiie 14 v. u. lies 1599 statt 1559.
* Herr Wiih. Tappert macht uns darauf aufmerksam, ilass das in deo
Monatsh. S. 37 mitgeteilte Lied von Thibaut de Navarre keinenfalls im geradea
Takte stehen konne, sondern nor im ungeraden ( 8 /a oder */ 4 ) und in folgender
Form wiedergegeben werden muss:
* Leo Liepmannssohn's Antiquariat zu Berlin W. Charlottenstr. 63. Kat 82.
Enth. 812 Nrn. altere und neuere Yokalmusik im Druok, Ms., Partitur u. Stimm.
Eine auiserordentlich wertvolle Sammlung, aus der sich die dffentlichen Bibliotheken
gar manche Lick© fallen kdnnten.
* Hierbei eke Beilage: Fortsetznng znm Katalog der Mnaik- Sammlung
Kgl. SffentL Bibliothek zu Dresden. Bog. 13.
Geo. Lau & Ola,
Bluthenstr. 12. Xtlneh6n 9 vensnden auf Verlangan gratis und franco: Catalog S»
Portraits von Musikern. (3200 B1L im Kupferstich, Lithographie und Holzsehnitt)
TJous apprenons qu'une collection tres importante de Lettres Autographes it de
manuBcrits originauz de musique sera mise en vente a Paris les 5, 6 et 7 m*i
1890. Nous relevons dans le catalogue les noms suivants: J. 8. Bach, Bceihovc*,
Beltftt, Chopin, Oimarosa, Flototo, Glinka, Qluck, Qrttry, JomeUi,
Liszt, Litolff, Lvoff, Martini, Mthul, Mendelssohn - Bartholdy, Meyerbeer,
Mozart, Paganini, PaisieUo, Pergolese, Philidor, Piocini, Sacchini, SaUeri, Scar-
latti, Schubert, Schumann, Vieuxtemps, Viotti, Wagner, Weber, ZingareUi etc etc.
Le catalogue sera envoyd franco a toutes les personnes qui en feront la demande 4 M.
Elflli Charavay, expert en autographes, charge* de la vente, 8, Qua! du Louvre aPartl.
20 Ff. v. Wlusik
lalische Unirersal
Bibliothek! ,,«.••».
Hut, a. =s* 1=I1l ; :. 1-iL 4hlMi|
— — ^^^^ 1 Uiier, uu= •tc.Vowttgl.Bticl
B Pwdt, Hiic. Bnplt. V—Mm. gut, n. ft. t. Ptfc giegtl, Mpig. PdtiltMte
Verantwortlioher Bedftkteor Bobert Eitner, Temttia (TJokermark).
Druok to Humina Beyer A Sobne in Laagtmalsa.
MU8IK-GP&8JCHICHTE
herausgegeben
▼on
der Gesellschaft fflr Musikfonchmig.
IHL Jatoiw
1890.
Pr«it det Jahrgangei S Mk. Mooatlioh Mtoheint
aine Nnmm«r ron 1 Ma f Bogea. I&ftertion*g«babraa
ft? die Zeilc 80 Pt
KommiitionirtrUg
ron Breitkopf A HIrtel in Leipiig.
BasteUwigtii
nimmi Bach- mi Mqrikhmdfaag mtg«g*n.
So. 6.
Georg Muffat mi sein Florilegium 1.
Von L. Btollbrock.
Als ieh im Jahre 1888 mains Dissertationsschrift f„Qeorg und
Gottlieb Muffat" (Bostoek) vorbereitete, gab ieh mir redliche Mtha das
Werk „Iiarilegium primum 11 im lltorin Moffat anfzofinden; wig mir
aber nieht gelingen wollte. for einigen Monaten aim Mi ich doreh
einen Fingerzeig meines verahrten Freondes, im Berrm Mosikdirektor
0, Stiehl, zar Kenntnis dieses Werkes gelangt. — Acts der Vorrede si
demselben hatte Walther in §§ji8n mosikalischen Lexikon von 1782
einen Sate entlehnt, der ibar das Leben des Eomponisten einige No-
i\im enthielt Ass diesem Umstande nun glaobte mk schlie&en m
kdnnen is der Vorrede noch mehr Angaben zo finden, die fiber das
Leben Moffat's Aofschluss glben, zomal im Sits bei Walther etwas
abgerissen ersebieo. Diese Annahme best&tigte sieh non leider nieht
Ii It® Jlafsi wie ich erwartet hatte. Aofser dem yon Walther mit-
geteilten Satze entMlt die Vorrede nichts Biographisches. Allerdings
giebt dieser treffliche Lexikograph denselben ait etwas ongenau
wieder ; er laotet folgendermafsen: „Soleher (wis die Ii dem Flori-
legiom enthaltenen Kompositionen) inter dem bertihmtesten Johann
Baptist Lilly damals is Paris blflenden Art habe ieh doreh seehs
Jahre nebst anderen Mosikstadien embsig nachgetrachtet, aaeh hesagte
fiilti berafenen Musikanten nieht unangenehme Weise, als Ich aw
f irokrsieh zorfick ten im's Elsafs und da ieh, yon dnui« doreh den
forigen Krieg yertrieben worden, yielleicht der erste im Ostreieh and
Mosaic t 3f*»ik«r«Krt>. Jftiurg. XXII. No. 6. 6
4
88
Georg Muffat und sein Florilegiam I.
Bdbmen nachmals aaf Salzbarg and Passat gebracht." — Etwas lint
sich doch aas dieser nunmehr mm bekannten Form des Satzes linden,
nftmlich das Land, in dim die Wiege Moffats gestanden. Die Angabe
„als ieh aos Frankreich zoriiek kam in's Elsafs" etc. steUt fust, diss
er vor seinem Pariser Aafenthalt in Deatschland gewesen md wahr-
scheinlieh aach dort geboren ist. Wenn er aos Frankreieb zurQck
kommt, dann mass er eben schon dort gewesen sein, wohin er zirick-
kehrt. — Dureh zerstreate Notizen aas dem Naehlasse des Arehiv-
rates von Maffat in MQnchen batte ich die Herkanft der Familie
Maffat aas Schottland and England and ibre tfbersiedlang much dem
earop&ischen Festlande inter der Regierangszeit Elisabeths, weil m
als Eatholiken bedrQckt warden, in meiner Dissertationsschrift nach-
gewiesen. Manche der Emigranten liefsen sich in Lothringen nieder
and konspirierten in Gemeinschaft mit dem Eardinal von Guise zar
Befreiang der Maria Staart. Georg Muffat's Grofsvater mass sich in
der Zahl der aosgewanderten Eatholiken befunden haben. Was hindert
us nan anzanehmen, dass dieser Maffatsche Ahne sich ebenfalls dort-
hin begeben habe, wo sich seine tbrigem Leidensgeffchrten nieder-
lie&en. So wttrde dann das Zurttckkommen aas Frankreich and ins
Mfififs bringen mztigen, dass Georg Maffat im Els&fs sich zon&ehst
anfgehalten. Und, da er vor seiner Reise nach Frankreich an Alter
angefohr aaf 14 — 15 Jahre geschfttzt werden kann , so wirdi man
annehmen k5nnen, dass er in Lothringen oder in dem nahen Elsab,
wo er ja spftter als Organist wirkte , geboren sei. — Maffat fohlt
sich aoch darchaus als Ueutseher. Was aos einem Satze der fraaift-
sischen Vorrede , die der Violoneellostimme des Florilegiams varan-
gedrackt ist, hervorgeht. (Die Vorrede za diesem Werke ist wie aach
im Florilegiam II. deatsch, lateiniscb, franztaiseh and italieniseh ab-
gifassi Die Texte derselben stimmen nicht wflrtlieh mit einaiider
tiberein.) Dieser Satz laatet: ,,a qaoy je me sais d'autant pits laias6
entrainer, qae fay ft, qae ce style commencait chez nos Allemans
pea a pea se mettre en vogae." „Chez nos AUemans" ond ebenso
in der italienischen Vorrede „nostri Allemanni", damit bezeichnet er
seine Zogehdrigkeit n densalben. Er fihlt sich in der Vorrede aach
veranlasst seinem Bischof Lamberg von Passaa, dem dies Florilegiam
gewidmet ist, zazarafen, er flirchte von ihm keinen Tadel, dass, weil
er in Frankreich bei dem in dieser Ernst erfahrensten Meister seine
Umterwiisiig genossen, er deshalb mehr als billig za den Franzosen
binzuneigen sohiene. Eine Beftirchtung, die er haben konnte, weil,
wie er sagt, die Deatschen in seiner Zeit den Franzosen sehr wenig
Georg Muffat and mm Floriiegium I.
89
zugethan waren. Was ja kein Wonder war in Hinbliok aof die Baab-
ilgs ernes Ladwig XIV. Raabzflge , lis ja aoch Moffat gezwongen
hatten aus Strafsbarg m fliehen, Ami and Steilang fillig im Stiche
si laasen and sioh inter den Sefails des Eaisers Leopold L naeh
Prag ind Wien zu begeben. — Diss sich lis Deatscher ftihlen von
seiten Moffat's betone ich deshalb nachdr&sklicher, wail der Heraos-
geber im grofeai franzOsischen Sammelwerkes „Tr6sor iss p&iislis"
(Paris 1861) Ii der Vorrede is den Toccaten aus Moffat's Apparatos
ansern Meister sehr naiv als Franzosen hinstellen will
Das Floriiegium I. ersckien 1698 m Passao, wo Moffat Kapell-
meister aad Edelknabenhofmeister war- Letzteres Amt bekleidete er
deshalb, weil, wie er sagt, 9 ,sein Bischof gksbl* 4 , dass er ?1 aebst der
Moaik noch aiders was erzeigen k6nne" and deshalb habe „l©rs@lb§
gewttrdigt ihm lis Aufsicht liber die Edelknaben anzovertraoen." Is
war dies letztere Ami eine gewiss etwas h5her stebende Beth&tigang
aSs lis eines Eaminerdieners , welches er neben seinem Organisten-
amt bis 1690 zo Salzborg beim Erzbisehof Oandolf bekleidete.
Der Titel des Floriiegioms I. laotet: t ,Soavioris harmoniae instru-
mentalis hyporchematicae Florilegiom primam qoinqoaginta excoltis
recensioriqoe stylo Ohoraico sensim magis florescente peeoliariter con-
cinnaUs a qoatuor, vel qoinqoe fidibos ana com Basso Continue, si
libit animandis, Ii septum tonorum varietate distinetos Fasoieolos
congesiis modolationibas , perqoam stadiose conteztam it oelsiesimo
ae reverendisaimo 0* B. Domino Johanni Philippo ex comitibos de
Lamberg episcopo Passaviensi in longeevom eontinoo virtotis glorio-
8issimi regiminis aagoriom homillime oblatam, divatam, eonsecratam
a Georgio Muffat. — Bar deotsehe Titel des Werkes nennt die ii
demseiben enthaltenen Eompositionen einen „Blomenband lieblicher
BaHetstflcke , so zusammen 1 Ouvertaren ausmaehen". WIr kdnnen
dieselben nach Bach'scher Art franzdsische Soiten nennen. Sie sind
zosammengesetzt its franzflsischen Tanzformen, denen gew&hnlich (mit
Aasnahme der 4. and 1. Suite) eine Lallysehe Oavertare (Andante
mit vollen Harmonien and ein fagiertes Allegro) voraufgeht. Die
4. Saite beginnt mit einer Einleitang, Sinfonia genannt, die an den Ban
der italienischen Oavertare erinnert. Sit beginnt gleich mi einem
Allegro, welches von einem Grave onterbrochen wird, and schlie&t
mit einem Presto. Die 7. Saite hat keinen Einleitangssatz , sondern
beginnt gleich mit einer Air. —
Moffat hatte, wit gesagt, 6 Jahre inter Lilly stadiert, und von
Salzborg aas hatte er aof Eosten seines Erzbischofe eine Beise nach
6*
90
Georg Muffat und sek Morilegium I.
Italien gemacht, am mit italienischem Instrument&lstil bekannt and
vertraut zu werden. Seine 1682 zu Salzburg herao8g6£ebenen Enamel
sonaten and sein Apparatus - musico- organistieus 1690Vzeigen italieni-
sehe und auch teilweise deutsehe Unites© ohne natfirlich das fran-
z6sisehe Fundament ihres Autors unkenntlieh zu machen. Hier in
dem ersten Florilegium folgt er nun vollst&ndig den Fufestapfen
seines Lehrers Lilly. Sie tragen ein ganz anderes Oesicht als die
Eammer8onaten und wenn man's nieht wtisste, so miehto man kaum
glauben, dass beide Werke von ein und demselben Eomponisten ge-
scbaffen slid. Hier, in den franzdsisehen Suiten t findet man nicbts
von den Floskeln, Verzierungen und altmodiscben Passagenkram, die
in den Eammersonaten und noeb mebr in dem Orgelwerk, dem Appa-
ratus so in Menge anzutreffen sind und gleichsam als ein Tribut er-
seheinen, welcher den damals in Deutschland herrschenden und be-
liebten Eoloristen gebracht wird. Is fliefst alles in diesen Suiten
aufserordentlich natfirlich dahin. Wenn man sich den damals herr-
schenden Geschmack vergegenw&rtigt, so kann es uns daher nieht
Wunder nehmen, dass Muffat zun&chst mit seiner franzOsischen Eom-
positionsmanier auf nieht geringen Widerstand stieft, was ma der
Vorrede hervorgeht, woselbst es heifst: „Es haben aber obgedachten
Lolly Balletcompositionen, so wegen ihren fliefsenden natfirlichen Gang
alle fibrige Eunst unm&Tsige L&uffe, wie auch h&uffige, (Ibel-laufende
Springe g&ntzlich schauen, in diesen L&ndern anfenglich das Unglilck
gehabt, dass sie vielen unseren Violinisten, als welche selber Zeit mehr
auf die Menge ungewQhnlicher Goncepten und Eflnsten, denn auf die
Lieblichkeit bedaeht gewesen, dahero sie, wenn selbe der FranzOsi-
schen Manier Unkundige oder frembde Eunst Beneidende zuweilen
sollten produciren ihrer rechten Zeitmafs und anderer Zierlichkeiten
also beraubet, schlecht von statten gangen". — Nachdem aber der-
artige Eompositionen in Bayern und Ostreich vorzflglich aufgef&hrt
sind (also durch ihn), wie er weiter berichtet , hat man sich eines
anderen bekehrt. — Muffat's obige Gharakterisierung der damaligen
in Frankreich und Deutschland beliebten Ausftihrung der Musik trill
geschickt die riehtigen Unterscheidungspunkte.
Die Suiten tragen nach franzOsischer Art ttberschriften (Eusebiat
Sperantis Gaudia, Gratitudo etc.). Man kann in ihnen immerhin mhm
ein Stick Programmmusik erblicken, wenn auch im simpelsten Sinne
des Wortes. So will Muffat in der 7. Suite, die Constantia Qber-
sehrieben fat, in Satz 2 und 8, welche er entree des' fraudes und
entree des insultes nennt, durch Eetten von Sechzehntel- und Ajshtal-
Georg Muffat and mm Florilegium I,
figoren gleiehsam , Hi gegen den, der Constantia besitzt , heran-
schwirrenden fraudes and insaltes malen. Eine Art musikalischen
Aosdrucksmittels, die us natfirlieh sehr harmlos und naiv erscbeinen
mass. — Dor Wirt der Suites im allgemeinen 1st ein hoehbededi^K
der. Frdher, aSs ich von denselben nichts waiter als lam Titel kannte,
hielt ich den Apparatus fir Mufiat's bedeutendstes Werk. Jetzt moss
ich diss Florilegium mindestens an Wirt Ism grofeen Orgelwerke
gleiehstellen. Die darin enthaltenen Kompositionen sind an and fir
sieh sehon mil denen des Apparatus gleichwertig and ferner ist es
das arata Werk, welches lei franzflsischen Instramentalstil ©hi© andere
Zas&tze ungeschminkt naeh Deutschland verpflanzte. — Muffat hat
dann sp&ter noch ein Florilegium II. 1698 und 1701 12 Goneerte ftr
Streichinstrumente (beides zu Passau) ver5ffentlicht. W&hrend er im
Florilegium II. wieder ganz franz5sischeiii Muster folgt, vereinigt er
in den Konzerten als Eklektiker italienisehen aid franzdsischen In-
stramentalstil zu einem harmonisehen Ganzen. Uii gerade die Ver-
sehmelzung dieser beiden Instrumentalstile und derail Bekanntmachen
la Deutschland wird man schliefslich unserm Muffat als sein vorzftg-
liehstes Verdienst in lis Musikgescbiehte anrechnen m&ssen.
Die franz5sischen Suiten des Florilegium I. ski ftr fiif Streich-
instrumente nil den Basso Continoo gesehrieben (Violine, Violetta,
Viola, Quinte parte, Violon und Continuo). Bei einer heutigen Auf-
fQhrung denke Ieh mir Quinte part© sis Violoncellostimme. Die Violon-
stimme dttrfte wohi iireh Koitritotes und Violoncelli zu besetzen sein.
— Versuchsweise (d. h. wenn sich ein Verleger findet) werde Ieh die
6. Suite (Blanditiae), welche naeh Form und Inhalt mir sis die be-
deutendste erscheint, in &hnlicher Bearbeitong wie die vor kurzem bei
Rieter-Biedermann von mir herausgegebene Passacaglia aus der 5.
der Eammersonaten unseres Meisters, neu herausgeben. — Nun mag
der Inhalt iss Florilegium I. folgen :
Fasciculus L (Easebia), 1. Ouverture, Andante, Allegro. 2. Air,
3. Sarabande. 4, Gigue 1. 5. Gavotte. 6, Gigae li 1, Menaett
(Ddor).
II. (Sperantis Gaudia). 1. Ouverture, Andante presto. 1, Balet.
3. Bounce. 4. Rondeau. 5. Gavotte. 6, Menuett 1 7, Menuett II.
(hypodorisch).
III, (Gratitude). 1. Ouverture, Andante, Allegro. 2. Balet. 8. Air,
4, Bourr6e. 5. Gigue, 6, Gavotte. 7. Menuett (doriseh).
If. (Impatientia). 1. Symphonia, Allegro, Grave, Presto. 2, Balet.
3. Canaries, |. Gigue. 5. Sarabande. 6. Boorrte. 7. Chaconne (bdur).
A
92
Geoig Moffat ond mb Florilegfcunrnn L
V. (Sollieitado). 1. Oavertore, Andante, iftt^egro. 2. Aliemande.
S. Air. 4. Gavotte. 5. Menoett I. 6. Menaett II. If. Bomr6§ (amoll).
VI. (Blanditiae [emoll]). 1. Ooverture, Grave presto. 2. Sum-
bande. 3. Boirria 4. Ghaeonne. 5. Gigoe. 6. Menoett 7.\Echo (emoll).
VII. (Constantia). 1. Air. 2. Entrie des fraodes. 3. Entr6e dee
iisiltos. 4. Gavotte. 5. Bourr6e. 6. Menoett I. 7. Menoett IL 8. Gigne.
Also alle Soiten enthalten 7 Nommern mit Aasnahme der lite-
teren Nommer 8 9 die ans 8 Tanzarten zosammengesetzt sind. Diese
abweiehende Zahl ist dem Umstand, dass in dieser Suite die Obliche
Ooverture fehlt , zuzuschreiben. — Im Titel onseres Werkes steht,
dass die darin entbaltenen StQcke von 5 oder 4 Streiehinstrnmenian
samt dem Basso continuo ansgeflhrt werden kdnnen, nnd dabei findet
man in alien Suiten und in alien Nummern derselben 5 Streichinstro-
mente besetzt Die Bezeiehnong fir 5 oder 4 Instrument© soil wohl
so viel heifsen, dass zur Ausfahrung dieser Sachen im Notfalle 4 In-
stromente gentigend sind. Es musste dann wohl nach Moffats Willea
die Quinte parte Stimme wegfallen. Dies kann man daraus schliefeen,
dass er in der Vorrede zo seinen Eammersonaten (die aach fQnfstim*
mig gedacht sind) sagt, man kOnne onter Umstftnden die Eammer-
sonaten zo dreien (2 Violinen ond Basso) spielen mit Hirfweglassong
der beiden Bratseben, oder zo vieren mit Hinweglassong der zweiten
Bratsehenstimme, welch letztere in onserem Florilegiom eben mit der
Qointe parte benannten Stimme gleichwertig sein wtlrde.*) Vor Moffat
hatte man gesehen, dass im allerbescheidensten Falle tor Ansspraehe
des We8entlichen eine dreistimmige Harmonie genOgend sei. Von
seinem Lehrer Lolly besitzen wir noeh Tftnze Mr 2 Violinen ond
Buss. — Mit der Zeit hatte aber natttrlicb aueh Moffat die Arinselig-
keit and Unzol&ngliehkeit dieser 3 Stimmen nieht mehr ertragen
kOnnen. Er war gewiss aoch in Passao, wo ihm eine fttr damalige
Zeit got besetzte Kapelle zur VerftJgong stand, nieht mehr solehe Be-
schrfcnkongen gew5hnt, wie in seiner Salzborger Zeit, wo er zonftebst
das Amt eines Organisten zo verwalten hatte ond wo Oreheeter-
beth&tigong nor eine Nebenbesch&ftigong far ihn war. W&hrend in
den Eammersonaten die beiden Violen nor harmonisehes Beiwerk
bringen und zom Aosfflllen dienen , treten in den Soiten die 3. nnd
4. Stimme bedeotend selbst&ndiger aof. — In der gegen andere Werke
*) Man darf hierbei nieht fargoswii, ism im Busing continuus stats las JOmwir
so spielen hatte und eine ▼ollstimmi'gere Harmoii© ersetste. Am dentlichsten Mtt
dies bei Vorspielen m Arien des 17. and 18. Jhs. hervor, wo der Komponist nor
Obentumne nnd Baas niederachrieh oder anch mm im Mm, B. R
Georg Mnifat oai sein Florilegiura I.
93
ins Meisters ziemlich karzen Vorrede giebt er liiwhliss ttber il©
Tempi, ii denen diese Tanzarten ausgef&hrt werden gallon. Dies* Am-
gaben stimmen mit der Handhabang heutzatage im grofsen and ganzen
ttberein. Is heilst ia der Vorrede enter anderem: „Der Takt beim
Zeichen $ soil in der Gavotte nicht so tibereilt werden, wis ii der
BoarrSe. Beim Zeiehen % soli der fall safar angehalten werden, im
% aber etwas lastiger; ii Sarabanden and Airs will er aach hier
aber etwas langsamer sein; im Rondeau verlangt er muter; im Me-
nuett, Courante wis licit miliar Ii Sea Ouvertaren angehengten
Fugen will er sehr frisch gegeben werden. Bis iferigem Stficke, so
man Gigae aid Canaries nennt, sie m5gen Taktzeiehen haben wis si©
wollen , erfordern am aliergesehwindesten gespielt zu werden."*) —
Die frflher angefiihrten Neadrucke Muffatseher Werke habe ieb noch
darch einige zn vervollstfindigen. Aus dem Apparatus Men in
Hereog's kirchlichem Orgelspiel, Heft S (Koerner) die Cdur Toeeata
iii in ebendesselben Verfassers „Album fir die Orgel u (Koerner)
die Cmoil Toccata. Neuerdings 1st der ganze Apparatas bei Rieter-
Biedermann von 8. de Lange heraosgegeben and ebendaselbst von
mir die oben erw&hnte Passaeagiia Mr Streiehorchester aas der
6. Eammersonate.
Zim Schlasse sei bemerkt, dass sir vollst&ndigen Beurteilang ssi
Wsrtsahltiaag Georg Moffat's die genaaere Kenntnia seines Florile-
giam II, sowie der 12 Konzerte fir Streichinstramente and seines
Manaseriptes „nothwendige Anmerkungen bey der Misik** noeh aas-
stebt. — Vom Fiorilegiam 11. hilts ich nar die Basso eontinao Siimme
aaftreiben kOnnen, welcher eine sehr umfi&ngreiehe and fir die Gfr-
schichie des Violinspieles nicht anwichtige Vorrede vorangedruekt 1st
Aas im Vorrede za den 12 Konzerten teilte Fdrstenaa in seiner
„Geschiehte des Theaters and im Musik am Hofe zu Dresden" einen
grefgei Tall ©It. (2. Bd. 8. 62,) Als ich mich in Dresden nmh
diesem Werke erkundigte, war Fttrstenau leider bereits beimgegangen
and den Bemahangen des Hofkapellmeisters Herrn Mmlm 1st ss bis-
her nicht gelangen dasseibe aufzufinden. — „Nothwendige Anmerkun-
gen bay der Misik" (Mtsiskript) ©rwlhmt Forkel in seiner all-
gemeinen Litteratur der Misik 1781 sis ia dem Verzeichnis mosika-
lischer Biicher Breitkopfs 8. 61 stehend. Leider 1st dies Manaskript
nicht mehr im Be&itz der Firma Breitkopf & H&rtel and ebenso ist
88 bisher unbekannt, wohin das Bach, wahrscheinlich schon Is Aas-
*) 8. meim Diesertationsscbrift Hber ifaffai
94 Zwai unbekannte Iieder.
gang vorigen Jabrbunderts, beim Verkaof einer grdfeeren BOeber-
aamnilnng gekommen.
Zwei unbekannte Lleder.
I. Zflricher Stadtbibliothek. Varia. Gal. XVIII. 2016. Ein now
Lied, in Badenf&rten 1 us tig zesingen. In der wyss Es taget ondenn
bolen stein, Sehynt una der Mon darein. Getrackt im Jar 1617.
(W : $
BSE
Zu Burden ma - term hei-feen stein entspringt ess Got-tea gaab
Mil war-mes was - ser Idar mil rein nimbt vil der kranckheit ab.
(feblt)
4-4 i A I » i . A I* I I
Da-iin so wend wir It - den Gott dmciaii si - mar Gum - den
4 ♦
i — i-
±
— ♦-
Dm bit -ten umb gsnndtheit
(11 Verse).
II. Z. St Gal. XXV. 1240c. Allerley alte dentsehe Lieder.
Msept Sponsns in gratiam suae amatae.
. •)
Ich hab mir ei - ne anas - er - welt die ist ein Got - tee - ga - be
1
i i i t •
die mei-nem her-tzen wol - ge - felt Er ver - leych mas sin gna-de.
b)
r i
♦ ♦
Zwei unbekannte Lieder.
m
2. Der wtinsch ieh von meins Hertzes grand
Das Ir Gott wOlle geben
Sin frilieh gmfit, ein Leyb geennd
Dam ein isnges Leben.
3. Demnaeh wfinseh ieh aueh diss dam
Das sy rnflg* Inn ehren.
Mit einigkeit nnd gnter raw
Ir hisshaltug vermehren.
4. Endlieh thn ein Yersprechen ieh
Das on alles betriegen
Ieh sj t wie ich will, das nj mieh
Von Hertzen Willi lieben.
5. Ir balten ihriw und einigkeit
Wie ich tor Gott versproehen,
Ieh than aoch wideramb all Zait
Von In dasselbig hoffen.
Darunter steht:
Jacobos Ziegleras Med. D. fecit
Abgeschrieben Sambftags den 2ft Aprils Anno 1615.
Von mir J. S. Si
Zo I. Die Verfasserin des Liedes hei&t M. Maehheimin von Uri.
Die Maheim (Mahaheim) sind ein bekanntes Urner Gesehleeht Der
Druck 1st undoutlich. Pllr die beiden semiminimae steben fosae, fir
die dritt- nnd viertletzte minimae semiminimae. Ferner habe ieh eine
Pause eingefOgt and das vorgesehriebene b weggelassen.
Das Lied hat 12 entsetzlieh platte Strophen.
Znr Erkl&rang m&ge nar das dienen , dass Baden ein beliebter
Badeort bei Zurich ist, in dem sieh im 17. and 18. Jabrhandert (and
wohl aaeh jetzt noeh) die „galante" Gesellsebaft Zlrichs zn treffen •
nnd gemeinsamen, oft nieht onpikanten Vergnflgangen hinzageben
pflegte.
Man vergl. dartlber das kaltarhistorisch interessante Baeh von
David Hess: Baden&hrt and Gottfried Keller's anflbertreffliche No-
velle: Der Landvogt von Greifensee.
Zi II. Unter a) steht das Original , liter b) meine Anderong.
Ieh gestehe, ziemlich viel ge&ndert za haben; allein die erste form
scheint mir vdllig anbraaehbar za sein, and fast glaabe ich, m handle
sieh in dem Msept. am die naehl&ssige Eopie einer sehleehten Hand-
schrift, Der Cschlflssel steht im Original trotz des b aaf der 4., aof
96
Totenliste dee Jatoes 1889.
der 2. Lime. Ieh halta die Mitteilung des ganzen Textes far nicht
QberflOssig: der spreehende Liebhaber weife die materiellen Pragen
des Bandes so httbseh dareh die ideellen 8eiten einzurahmen, dass
das Liedchen einen sehr gesonden Eindruck macht
Der ale Verfaaser genannte Arzt EL J. Ziegler ist etwa am 1585
geboren, kam 1608 naeh Genf, ging dasn nach Italien, slodierte in
Kflnigsberg, promovierte 1615 in Basel and warde 1634 Obervoigt in
Horgen am Zftrichsee.
Es mag nocb von lnteresse sein, zn erfahren, dass der Sammel-
band, dem ieh das Lied entnehme, von Gasp, von Orelli, wie dieser
aaf dem Umschlage selbst bemerkt, an Uhland gesehiekt warde,
Uhland also das Lied gekannt hat
Dr. W. Vageh
Totenliste des Jahres 1889,
die Masik betreffend.
(Karl IiOfltner.)
Abkurzungen fur die citierten Musikzeitechriften :
Bock = Neue Berliner Musikztg.
Bfih. Gen. » Deutsche Bfihnen Genossenachaft. Berlin.
Guide =* le Guide mus. Brucellas, Schott
Lessm. = Allgem. Deutsche Musikztg. Charlottenburg.
Menestrel *- le Men. Journal du monde music. Paris, HeugeL
M. Bsch. = Musikal. Rundschau. Wien, Wetzler.
M. Tim. =» Musical Times. London, Novello.
N. Z. f. M. = Neue Zeitsehr. f. Mns. Lpzg., Kahnt
Ricordi = Gazetta music di Milano.
Sig. = Signale f. <L mus. Welt Lpzg., Senff.
Wbl. = MusikaL Wochenblatt. Lpzg., Fritzsch.
Es wird gebeten falsche Daten der Redaktion gefalligst anzuzeigen.
AMI, Rente 4' (Orftfin Bozwodowska), Pianistin, st. im Jan. za Wien.
Lessm. 64.
Abetter, Edmnd, Pianist a. Eomponist von Salonsaehen, st. 15. Jufi,
geb. 13. Jan. 1837 za Margolits. Lessm. 373.
Aerts, Felix, Eomponist a. Lehrer der Masik an d. Staatsnormalaehale
za Niveiies (Belgian), st das. im Jan., geb. den 4. Mai 1827 za
St Trond. Guide 16.
\Mm, GJiseppe, Flutist Pro! am Konserv. za Florenz, st das. finde
1889, 78 Jabre alt Wbl. 1890, 86.
Totenliste im Jahns 1889.
Aaelie, AIfccria» Eomponist v. OpsreMti, Romanzen, Volks- t. religifts.
Liedern, st. Im Sept. Im Italien, Lessm. 458.
iatmt, Geiare, Eomponist pistfiiher Wilis, si Ende i#§ Ja&Fi§ si
Fiorenz. M6nestrei 1890, IS,
A^Ni Jeta Maria its, Goitarrisi Verfasser riiar Sehule far aein Instru-
ment, si im Jit im Lissabon, SS Jahre alt WW. 418.
Appelant, ttneppe, Opern-Eomponist, si in seiner Vaterstadt za Vin-
cenza am 31. Dei., geb. ebd. 8. Apr. 1822. Biaordi 1890 , 20.
M^neatrel 1890, 16.
Arbaa, Jeaa-Baptitte, Masikdir. in Paris, Pistonblftser, si im, 9. Apr,,
geb. 28. Febr. 1825 n Lyon. Mfinestrel 120. Wbi. 228. Lessm. 206.
AiMis, Eetart Angtstas, Organist a. d. Eaihedraie v. St. Asaph, London,
si das. 8. Aug., gib. 2. Oki 1811. ML Tim. 548.
BlffMin, Mai» ehemal. H©faislkis in Stuttgart, si* its, Im Dez. t gtb.
19. Jan. 1841 m Taapadel. lib. Gen. 17.
luta^ FaMeatf, Violinist i. Pianist, w&hrend 40 Mhmm Leiter isr
Instrumenialklasse am Pariser Eonservatoriam, si za Paris 28, M&rz,
geb. 28. Oki 1818. M6i§strel 104.
Baaek, larl, Hofrai Eomponist i. Mosiksehriftsteller, si 28, Dei. za
Dresden, geb. 27. Ma 1809 n Magdeburg. Bieordi 1890, 86
Btogr. Dresdener Nachrichten.
, Baron fleerg, Eomponist, si 31. M&n m Pest, SS Jahre alt.
Lessm. 206.
•arllif, Friifete-Eikaie, Eomponist, Eritiker a. Oreheeterdirigent, si
12. Febr. n Paris, geb. IS, Mm. WW it Mela. Lessm. 99 u.
112, Biogr. MSnestrel 56.
las, m*m* i% Violinist in Brftsaal, st, its, SI* Aag., 80 Jahre alt.
Lessm, 878.
Bartons, WeMeaar, Organist in Bltterfeld, si das. 7, Jail, Wbi 3S8.
Baaaglitel, Imt, Egl. Kammermos., Oboist, si zu Dresden 9. Mo?.
Sig, 1118.
Seeker, §. f Organist im Moudon, si, its, 78 Jahre ali toss, 408.
BeBarii, Lereue, Violinist, Lehrer der Harmonie am Lioeom za Turin,
si Ende des Jahres dasalbst. M6nestrel 1810, 18.
ieitaaait, Miss, Organist am Egl. Domstift ii Berlin, si ias. 3. No?.
Bosk 870.
Beaettl, Pietre, Elarinettist, Pro£ am Eonserotorium xa Jassy, si das.
18, Oki Sig. 1079.
BkekeS; Dr. Haas, Pianist n. Elarierpftdag. ia Berlin, si das. 12. Jani,
geb, 17, Febr, 1862 li NiadaHSabOnhaiiaan b. Berlin. Wbi 818,
98
Toteoliito dee Jahree 1889.
Bladt, Heeler, Gro&herzogl. Masikdir. in Rostoek, si das. 6. Jani,
75 Jahre alt Wbl. 355.
BotaMre, FrMMe, Eomponist a. Syndikatsmitglied d. fran*. Gesellseh.
d. Autoren, st Ende 1889 za Paris. Mfoestrel 408.
Belderial, Ltigi, Mosiklehr. in Mailand, st das. 18. Mftrz. Bieordi 202.
Billert, Theeder, Harfenvirtaos, ehemals MitgL d. Hoftheaters in Darm-
stadt, st 20. Aag. in Heidelberg. Wbl. 459.
Btafcara, . . Mnsiklehrer in Palermo, st das. WbL 203.
Bettesiii, Giovanni, Kapellmeister, Opernkomp. a. Eontrabass-Virtnose,
Direktor d. Eonserv. za Parma, st das. 7. Joli, geb. 24. Dez. 1823
m Crema (Lomb.). Boek 251. Biogr. Mfoestrel 224.
bmerai, . . ., Violinist a. Prof, am Mosikinstitat in Cordova, st. Ende
1889 in Buenos-Ayres. Wbl. 1890, 36.
Brackeakaaner, Wilketa, Masikdir. in Biel, st. das. 13. Mai, 47 Jahre
alt Biogr. Schweiz. Masikztg. 88.
Brldgeaaa, Jefea Vipon, Dramatischer Dichter a. ftbersetzer der Werke
Berlioz's a. Wagner's, w&hrend 30 Jahren Bedakteor der „Mosieal
World", st. 30. Sept in London, 70 Jahre alt. M. Tim. 666.
Mtaestrel 328.
Brink, Jilts ten, Eomponist, Masikdir., st. 6. Febr., 50 J. alt za Paris.
Biogr. M6nestrel 48.
Breatii, Mes-Clfaent, Direktor der Eeole nationale da mosiqoe in
Boabaix, Eomponist, st. das. 38 Jahre alt M6nestrel 176.
Blehaer, C. Franz, in Leipzig, st das. 4. Febr., geb. 1831 in Aama
(Weimar). Lessm. 77.
Baako, Franz, Direktor eines der popnl&rsten Zigeonerorehester, st in
Budapest im Febr., 75 Jahre alt Wbl. 125.
Borkure, Lfea B. de Wesenkeek, Mosikhistor. a. Eomponist, st 8. Dez.
za Antwerpen. M6nestrel 1890, 16.
Canal, Lereaze, Eanonikos, Direktor des Seminars in Venedig, gelehrter
Masiker a. Eirchenkomp., st. das. 11. M&rz, geb. 24. Aug. 1813
za Grespano Veneto. Bieordi 185.
Caatt, Eomp. a. Theaterkapellmeist in Messina, st. das. Wbl. 688.
Caraat, Theeder, Violinist, st 23. Aag. in New-Orleans. Sig. 838.
Canradori, Graf Telesfere, Masikdilettant a. Eomponist st. in Montafano.
V Wbl. 801.
HippfiUpa, Mueppe, Eomponist geistl. Masik, st. im Mftrz za Florenz,
It. Vhre alt Wbl. 226. Die Allgem. Mas. Ztg. 206 and der
tiay*S£fc\rie, Eantaten- a. Opernkomp., st 24. Nov. in Great Marlow
el 120 schreiben: st in Genoa.
Totealiate dm Jata* 1889.
it
(London), geb. 3. Aug. 1840 la Paris. WW. §14, Lessm. 552
Mfinestrel 891, Biogr.
C3k«se, Aiteiae, Wallonischer Dichter, der seine volksttimlieben Bi§h«
tongen selbst in Musik aetata, si 9. Mta la Mens, IS Jahre all
LflSSBL 122.
Caftane, Dr. LaagiM, Orgailsl d. Eathedrale n Hereford, Eomp.
geistl. Mnaik, at. das. 18. Sept., gab. 1885 zu Hackney b. London.
M. Tim. 602.
lewr Aagale, hmmt bekannt als Qr<o Cooke, ber&hmter engi.
Oboeblftser , si 12. Sept in Harting, 79 Jahre ait Wbl. 472.
if. Tim. 602.
IM®lfe f MmMwim^km, Misikterligir ia Paris, si las, Anfang Nov.,
76 Jahre alt M&ieatrel 852. Sig. 1017.
lagiie, AgeatlM, Trompetenlehrer, si ii Genoa, 53 Jahre alt Wbl 262.
Bavyieff; larS JsyewiUel, Violoncellist, si 14./26. Febr. si Moakan.
(Si Peterabirgif Zkntiig.) M6nestrel 80, M. Bseh. 179. Nekrl.
N. Z. f. M. 150.
ietevaata, Frederick liiil f Mosik. i. Organ, to Acton, si its* 27. Aug.
M. Tim. SOS Biogr.
Belkaye, tinner, Musik- Prof. Ii Binehe (Belgien), st das. 5, Febr., geb.
1815, Wbl 108.
Bdlareqia, Meiari, Piano-Prof, am Konserv. m Lille, st das. 15. Aug,,
42 Jahre alt Biogr. Mtaaatral 280, Wbl 447,
ispas, Lankert • Craat • Jesepk, Violinist, Eomponist i. Verfasser einer
Violinsehule, st 23. Febr. m Paris, gab, 2, Febr. 1809 zu Lfit-
tieb. Lessm. Ill,
When, Olivier, der llteste Musikalien-Verleger in d. Vereinigt Si&aten,
st 78 Jahre alt in seiner Geburtsstadt Boston im Jan. Lessm. 77.
fmtete?, Wilk., langj. Konzertmeister in Biga, si ia seiner Vaterstadt
Halle, 1. Okt Wbl ill,
•men. Jtite«£a®386s»Le@is, Fl6ten-Prof. am Brtlsseler Eonservatorinm,
st das. 4, Mil, M6aestrel 160, "Wbl 271,
liprat, Hppelyte, Ant n. wenig glfleklieher Openikomp., si im Mai
m Paris, geb. 31. Okt 1814 ii Toulon, Wbl. Lessm. 241.
Mfaeatral 168.
Eekartt, E. Tfc., Stadt- i. Dom-Eantor in Freiberg i. S., si its. 5, Juli,
geb. das. 24. Okt 1819. Wbl 855. Lessm. 329. Sig, 727.
Stick, tail ffeerg, Organist a. d. Hof- 1. Sophienkirehe m Dresden, st
its, 29./30. Sept, geb. 1818 ins. Big. 851. Lessm. 427, Todeeani.
legal, lenaai, Mosikdir., si 14, Sept. zu Posen (Sfcngerhalie 480).
100
Totenlkte des J ahies 1889.
£riuri 9 Madame, Besituerto der bekanntan Pianoforte-Fabrik it Paris,
si las. hocbbetagt am 14. Okt. Lessm. 458.
MM, Aiteaie, Prof. d. Eontrapankts a. d. Masiksohole si Bologna,
* si im Aqg. das., 84 Jahre alt 8ig. 742. WW. 447.
Felici, Raftele, Eomponist einiger Operetten a. Ballets, si in Florenz
im M&rz, 46 Jabre ali Mtaestrel 96. Big. 894. Lessm. 145.
Flitaer, . . Organist sn Nordhansen, Dirigent d. dortig. Singakademie,
si 29. April, 62 Jahre alt. WW. 272,
Femes, Earl, bertthmi Bassist, si 16. Dez. in San Frandseo. WW.
1890 f 49. Lessm. 552.
Fraak, If lit, Operndirigent, aoeh Eomponist, si 17. 4ag. m Ober-
D&bltog b. Wien, geb. 7. Febr. 1847 n Milnehen. Mtaestrel 80S,
Biog. WW. 423. Lessm. 364.
Frieker, Samwl fiettliei, Kapellmeister in Basel, si das. 14. Joli, geb.
1830 ii Hunzenschwyl im Aargan. Lessm. 330.
Ftnteaaa, Merits, FlOtist a. Musiksehriftsteller, si 27. M&rz m Dresden,
geb. 26. Jill 1824. NekroL N. 2. f. M. 182. Boek 123. WW. 189.
Lessm. 158.
GafcattI, filadate, Eomponist , si in Dogliani im Anfange des Jahres.
WW. 71. Lessm. 84.
Galefl, Pietre Fraasesce, Pianist q. Eomponist, si im Joli, 48 Jahre
ait, to Florau, geb. to Cessna. WW. 898. Sig. 649. M6mestr§l 847.
iail, BalMb, Flutist, st to Floren, gab. 2. Dei. 1824. Glide 24.
Sig. 128.
Aalvani, GiaeeBe, ehemals bertthmter Tenorist, dann Oesanglehrer, st.
7. Mai in Venedig, geb. 1. Nov. 1825 za Bologna. Bicordi 330.
M. Bseh. 199. Lessm. 222. WW. 801. Sig. 742.
Cast, Frieirick Meritz, namhafter Eirehenkomponist, Eantor, Organist a.
Ednigl. Masikdir. za Planen i. V., st. das. 6. Mai, geb. 24. Sept.
1821 in Beska bei Lommatzsch. WW. 262. Lessm. 206. Sig. 538.
tierad, Bernards, Eomponist v. Opern i. Elavierwerken, si im Aug.
ii Palermo. WW. 498. Mftneatrel 81S.
Getafrt, Vitas, eheaaliger Musikverleger, Brader d. Brttsseier Eottsur-
yatorinmsdirektor, st. 25. April za Gent. Sig. 671.
(SIMM, tutgl, Eapellmeister a. d. Eathedrale in Alessandria (Piemont),
Opernkomponist, si das. 19. Joli, 70 Jahre ali Rieordi 478.
Mliestrel 248. WW. 898. Sig. 649 i. 742.
Giz'yckl, flwtav vea, Eonserratoriamdireki in Riga, si das. 18. April,
geb. 8. Jili 1856 to Eiiigsbtrg. NekroL N. Z. f. M. 246. WW. 288.
Lessm. 206.
Totenliste des Jahres 1889.
101
Mttke, larl, Dirigenl d. Musikvereins zo Mtlhlhausen i. Tb., st das
20. No?., 31 Jahre alt. Wbl. 638. Lessm. 562.
Grainier, Metro, geseh&tzter Violinist a. Ballet-Kapellmeister in Neapel
at im Okt. das., 82 Jahre alt. Lessm. 478.
Gaigl, Joseph, Tanzkomponist, st. 1. Febr. zo Weimar, geb. 1. Dez
1811 z. Zzambeck in Uiig. Wbl. 84. Lessm. 77. Sig. 219, Nekr.
larrfeea, WilUaa, Organist a. d. St. James-Eirehe zu Leith, Eomponis
kircblieher Werke, st. zo Edinburg 21. Juni, geb. 1841 za Lich-
field. M. Tim. 485.
Basse, Gistav, Liederkomp., st. 31. Dez. za Berlin, geb. 1834 za Peitz
Wbl 1890, 49. Lessm. 1890, 8ft Sig. 1890, 91.
■aaptaer, Thecdor, KOnigl. Musikdirektor a. Gesanglehrer, st. 9. Febr.
za Berlin, geb. das. 1825. Lessm. 77. Bock 60. Sig. Nekr. 219.
ieaaes, Aloys, Elavierp&dagoge a. Eomponist, st. 8. Jani za Berlin,
geb. 8. Sept. 1827 zu Aachen. Wbl. 313.
Henselt, Adolf, berQhmter Pianoforte- Virtaos u. Eomponist, st. 10. Okt.
sa Warmbrann in Schl. The Monthly musical Record Biogr. yon
Nieks 241. Wbl. 511. Bock Nekrol. 341.
■catechol, Fraaz, Eflnigl. Eammermusiker in Berlin, s. Z. Paukist mit
seltener Eunstfertigkeit, st. das. 11. Mai. Wbl. 284. Lessm. 222.
leriag, EarL Masikdirekt, Violinist a. Eomponist, st 2. Febr. in Burg
b. Magdeburg, geb. 2. Sept 1819 zu Berlin. Lessm. 77.
HletnckoM, Johaaa Hoinrieh, Violoncellist, langj&hr. Mitgl. des Gewand-
hausorehest za Leipzig, st. das. 3. M&rz, geb. 26. M&rz 1826 za
Gera. Lessm. 135. Wbl. 177. Sig. 376.
Hofcastock, Dr. Iarl, Musikdirektor in Braunschweig, st. 5. Aug. das
Wbl. 412. Lessm. 364. N. Z. f. M. 389.
laefer, Dr. Fraads, Masikkritiker d. Times, st. 19. Jan. zu London.
geb. 1843 za Mttnster, ging 1869 nach England. M. Tim. 89.
Hipfauf, Johaaa Peregrla, Domkapellmeister in Salzburg, ant. d. Namen
Peregrlaas als Eomp. a. Musikschriftstell. bekannt, st das. 14. Okt.
34 Jahre alt. Lessm. 453.
Itatojr, Eagtae, Prof, am Eonserv. za Ltittieh, st. das. 17. Febr., geb.
2. Jali 1844. Wbl. 125. Mtaestrel 80. Lessm. 122. Sig. 346.
IseaMaa, Earl, M&nnergesangkomp. , st. 14. .Dez. in Illenau (Baden)
in «n. Heilanstalt, geb. 29. April 1839 z. Gengenbach. Lessm. 552.
Wbl. 13.
Jaaiea, P. A. ? Bassbaffo d. Egl. Oper z. Stockholm, st. das. Lessm. 552,
Jaqaett Albert, Eomp. zweier Opern, Musikmeister im 7. Linien-Beg.
st26.M&rzz. Berchem b.Antwerpen. Lessm. 206. Wbl. 208. Sig. 457.
102
Totenliste im Jahres 1889.
Japiif, Heart, Violoncellist, st za Brissil den 4. Jill, Sfg. 741.
Bock 243.
Javetot, Jilts, Operettenkomponist, si za Paris im Dez. Big. 153.
Jteeller, Earl, geb. za BerliB am 1840, ging 1873 itch England, ond
trat in eine Milit&rkapelle ein. Er zeichn. sich als ilehi. Moaiker
a. Eomponist aas a. si im Juli oder Aag. za London.
Jtaas, Inst, Dirigent a. Eomponist, si za Berlin im Jani, 42 Jahre
alt. WM. 3SS. Lessm. 329. Slg. 727.
!•■«§, Cipli, Masikschriftsteller, bekannt unter i. Namen 8. SaHtaSv si
im Juli za New- York (Amerika). Mfinestrel 247.
Jug, Ertaaaa, Masikdirektor a. Eantor in Brieg (Schles.), si das.
18. Nov., 68 Jahre alt. Wbl. 596. Lessm. 514.
Elaaerer, Levis, verdient am die Pflege deutscher Masik in Amerika,
st. 18. Dez. in New-York, geb. 1830 in Lich (Hessen). Lessm. 60.
Eaeslla, Easeblas, Masikdir. in Aaraa (Sehweiz) , si das. 21. Aug.
Biogr. Sehweiz. Masikztg. 135.
ilela, Atop, Organist a. d. Kathedrale za Boaen, st. 16. Jan. za Strtfe-
barg, 39 Jahre alt, geb. za Bomansvilliers (Elsals). Lessm. 77.
Sig. 219.
EHtoeb, C. EbmmI, Prof. Dr., langj&br. Masikdir. in Zwiekaa , als
Masiksehriftsteller anter dem Namen Ereaach erfolgreich thfttig, st.
das. 5. Mire, 77 Jahre alt Lessm. 122. N. Z. f. M. 128. Bock 123.
WW. 150.
train, Dr. Eall, langjfthr. Baritonist d. Hambarger Stadtth., si das.
1. Sept., gib. 1. Jiii 1840 in Slibeibirgai. Sig. 727. Wbl. 447.
Ereatur, siehe Garradori.
Ereaaeh, siehe Elitzseh.
Eiiger, lull, Mosik- a. Oesanglehr. a. d. Eantonschale a. Organ, a. d.
Maaritiaskirche za Char, si das. 79 Jahre alt, im Febr. Lessm. 110.
Wbl. 150.
Eakaert, Albert, Trompeter a. d. Egl. Eapeile za Dresden, si 22. Oki
ebendaselbsi
Laffert, ©skar, Masikalienb&ndler, bekannt als Schriftsteller, Grander
d. Zeitg. f. Instramentenbaa, st. 17. Mai (wo?). M. Bsch. 191.
Laage, Guta?, oberflftehlieher Elavier-Salonkomponist , st. 20. Joli za
Weinigerodi, gib. 18. Aig. 1880 m Schwerstedt b. Iriirt Sig. 64A.
Wbl. 390.
Laager, leraaaa, Universitftts- Musikdirekt. in Leipzig, si 8. Sept n
Dresden, geb. 6. Jali 1819 za Btockendorf b. Tharandi Mtaestrel
312, Biogr. S&ngerhalle 432, Biogr.
Totenigfo dee Jafans 1881.
108
LaagiiHer, lane, erater Hornist &. I. Seala n Mailand, si its. im
Mta, 75 Jahre all Lessm. 175. 8ig. 394.
Lankao, Karl taiwlg Input, Violinist am Gewandhausorch. it Leipzig,
si. das. 10. April, gib. 26. Aug. 1845 m Dresden. Lessm. 206.
WW. 226.
Leekat, . . ., Komponist fir Militftrnrasik, st. im Part dee Princes (m
Paris!). M6iistr§l 836. WW. 5S6.
Lefrait, . . ., Komponist, Organist a. Muakprof. am Lyceum m Nantes,
si its. im Aug. Miiistrei 280. Sig. 742. Lessm. 873. WW. 447.
Lewita. tatfava, Komponist a. Pianist, st. 7. Febr. n Paris, 35 Jahre
ali Mtaestral 4a Sig. 219. Lessm. 87. WW. 108.
Lkkteakergsr, A. §., Musikalien -Verier in Leipzig, st. das. 31 Dei.,
48 Jahre alt. WW. 36 (1890).
Uiglej, Ernst, Pianist, st. 5. Dez. zo Stuttgart, gib. 1866 in Maifc-
liiiii (lamia). M. Tim. 1890, 25. Lessm. 552.
Lereu, Oswald, Gesanglehr. n. Organ, in Winterthar, in d. SOer Jahr.,
Mitarbeiter a. Bedakt. d. N. Z. f. M., st 22. April das., 83 Jahre
ali WW. 313. Sig. 632.
Uriae, GlevaDii, Kapellmeister, st. in Chihuahua (Mexiko), SO Jahre
ali Miiistwl 152. Lessm. 222. WW. 272. Sig. 571.
Listaer, Otte, Rammer -Virtoos a. stftdi Kapellmeister in Barmen, si
8. Supi das., gob. 9. April 1889 n Breslau. WW. 459.
' aas, Leak, bedentender Pianist, si 18. Sept. zo Boston (Mass.), geb.
21. Jul 1852 zo Wiesbaden. M. Tim. 603. Mtaestrel 852, Biogr.
' agUeai, GtoaeUae, Kirohenkomp., st. im Jan. n Florenz, geb. 26. Jili
1814 m Pontassieve. Guide 24. Bock 28. Mtaestrti 16.
aier, Mint Joseph, Kastos & Kgl. Bibliothek za Mttnehen, si Its.
21. Nov., geb. am 29. Dez. 1821 zu Freiburg in Baden, besuehte
in Karlsruhe die Sehule, 1840 die Universit&t in Freiburg u. stud.
Jura, 1848 bezog er die Univers. zu Heidelberg, legte 1846 das
Staatsexamen ab, trat in den Staatsdienst als Assessor and erhielt
1848 an Sekretariat im Minist. des Innern. 1849 wandte er dem
Amte den Bflcken, ging nach Leipzig u. stud. 3 / 4 Jahre bei Haupt-
mann Musik, 1850 erhielt er einen Buf ak Lehrer des Kontra-
punkts ans Kgl. Konservatorium in Mflnehen und 1857 die An-
stellung als Konservator der Abteilung fir Musik an d. Staatsbibl.
daselbst, bis er 1887 wegen schweren Leidens pensioniert wurde.
(Mitteilg. d. Witwe.)
Nahe, Jaeqaes, Musikverleger in Paris, si 17. April zu Sevres b. Paris,
72 Jahr© alt. Wbl 238. Sig. 507.
Momtoh. i Moaikga§eb. Jahrg. 2CTO. No. 6. $a
104
Totenliste dee Jahres 1889.
Maageaat, 8ylvaii, Komponist v. Operetten, Mitarbeiler am Mdnestrel,
•st. 20. Aug. zu Paris, 60 Jahre alt. Miinstrel 272, Biogr. Lessm.
873. WbL 486. Big. 696.
MaagoM, Earl Aaaai, pension. Hofmusikdir., st. 5. Aug. zn Oberstdorf
im Allgftu, geb. 1813 za Darmstadt. Lessm. 364. WbL 398.
Maastar, AeMUe fab it, Komponist m. Pianist, st 17. Jan. zn Paris,
57 Jahre alt. Guide 32. MSnestrel 24.
Maritti, Cesare, Flutist a. Komponist, st. in Mailand, 27 Jahre alt
WbL 338. Lessm. 289.
Harriett, Charles lanitl Rati, Komponist yon T&nzen i. Liedern, st
3. Dez. in London (gib. 3./1L 1831 ebd.). M. Tim. 1890, 26.
MaseigUai, Pietre, Chordir. in Mailand, st das. Lessm. 10. Sig. 73.
MattMsea-Eaasen, H., Prof. d. Mosik, Organist i. Komp., st Ende 1889
in Boeskilde (D&nemark). Er war in Flensbarg geb. u. 83 Jahre alt
Mergtiller, , ehemal. MUit&r-Eapellmeister, st m Paris 10. Febr.
WbL 126. Sig. 264.
Memet, Aagiste, Opernkomponist, st zu Paris 4. Juli, geb. zu BrQssel
1810. M6nestrel 211, Biogr. Book 243. Lessm. 329. Sig. §49.
NesseMaeken, Loiis, Komponist u. Pianist st 4. M&rz zu Ixelles, geb.
80. Aig. 1809 zi Veiiloo. WbL 189. Lessm. 168. Sig. 423.
Mftra, Jafes-Lt ais- Olivier, Tanzkomponist, st 22. Okt. zu Paris, geb.
2. Jnni 1830 m Iheims. M6iestrel 344, Biogr. Sig. 986.
Metaer, iarl, Musiklehrer in Chemnitz, st. 3. Aug., 62 Jahre alt
Biitscfae Musiker-Ztg. 382.
Meyer, Ambraiu, MOnch in St. Urban, seit 1848 das. Organist, st im
Jan. zu Luzern (Schweiz).
lepr, Berakari, Musikdir. in Berlin, st das. 80. Juni, 81 Jahre alt
WbL 316.
Meyer, Leite, Komp. leichterer Klaviermusik, st im Juli zu Philadelphia,
56 Jahre alt. WbL 436. Lessm. 873.
Miry, Karel, Direkt. d. Genter Konservat, Komponist, st 5. Okt
in seiner Vaterstadt Gent. MSnestrei 828, Biogr. Bock 347.
WbL 622,
Miry, Pierre, ftltester Musiker Belgiens. st im Jan., 86 Jahre alt, zu
Gilt Glide 82. Sig. 154.
Mekk, Heiarieh, Musikdir. u. Organ, d. Hauptkirche zu Hannover, si.
das. am 4. Jan., 63 Jahre alt Deutsche Musiker-Ztg. 29. Stager-
halle 81.
Meak, W. E, Organist u. Kirohenkomp., st. 3. M&rz zu London, geb.
ins. 1813. Sig. m,
Mittoiluiigen.
105
Mtfik*itia»ft, W.» Fliist, Komp. a. Theatenmteniehmer, si it LondoB
28. Sept,, 86 Jahre alt. Lessm. 418.
■•■■itit, Madame, Klavierlehrerin, si im Dez. zo Lille, 54 Jahre alt.
M6nestrel 408. WbL 1890, 28. Lessm. 1890, 9.
Htrla, Madame Jeuy, Organiatia a. Mosiklehrerin , si im Dez. in
St. -Philippe- da -Boale. Mii@sir@l 408, WW. 1890, 23. Loan.
1810, i. (Schhifts folgt)
MltteUmiigeii.
* Von Fl. van Duyne mnd soeben H Onde nederlandsche Liederen, Melodieen
nit de Souterliedekens, nitgegeven, met Inleiding, Aanteekeningen ©a Kl&vierbeglei-
ding" bei Camille Vjt im Gent erschienen. (Pr. 24 Fr .) Ik Piospekt nit der Probe
eine* lied©* soil genflgen um ©k Urteil (iber das Werk za gewioaecu la dem Pro-
apekt wird mitgeteilt, daas der Heraasgeber eine Anzahl Gedichte aufgefunden hat,
die dan in den Soaterliedekeas angezogenett Liedera entepreehen Bad dies© Lieder
ana mil den ursprthigiichen Texten her&uazugeben ist mm gewiss lSbliches Unter-
nehmen. Aas ism im Prospekt mitgeteilten Liede: „Een ridder ende ©en meisken",
ersieht man aber, diss nicht die arsprtnglictia Ausgabe der Souterliedekens gew&hlt
ist, aondern die mehrfech geisdarte toe 1584 und daw der Himssgeb§r s verleitet
dureh B5hme*a schlechtes Beispiei , bei der Takteinteilung der Velodie m den
wunderlichsten Rhythmen greift v iermal wechselt la didsem kleinen Liede^der
Takt und ilia Ehythmen glad so scharf als mSglieii gew&hlt, wie z. B. mi m
Der alte Yolksgesang war einst vom gregorianischea Choralges&nge we- j vvS
aentlich beeinflosst Hier sowohl, ate selbst aoeh im heutigen Yolksliede ist der
Khythamg gleichm&feig und sanft ffiefeetid. Scharfe Hhythraen oder gw Bttbe ikd
nndenkb&r. Wie kommt mm der HerauBgeber is tolch wunderlicfaer Venexrang?
Das Original kennt nor Semibreyis mi Minima xmd m war doch niehte einfacher
als flm rci fdgen. & scnekt aber, all wenn im die Tea Bote© in seinem alt-
deutschen Iiederbnche angewandte Takteinteilang znr beBonderen Nachahmnng an-
getrieb«tt ml er sich bem&ht hitte aein Vorbild an Wnnd«rllcbkeit m ttberireffen.
II© atom Iiedmelodien is Taktatricha m sw8ogen, ist immer eine missliche
Sadie, mxm m aber gwchehen, daan ist die eMadist© rhvthmisohe l&sung stets
die baste*
* QoUay, J,: Un inyentaire rous Is terrear. Etat des ii^truments is musiqae
relsve obei lee emigres et o&ndamnes pa A, Bimni, Fan im Bel^gues de la
Convection* I&trodudioa, notices biogTaphiquaB et notee par . . . . Psrig, Georgea
Chamerot 1890. gr. 8°. 1 Tafel AbbUdong. XXXIV S. Vorwort n. 239 a Text
in P'racbfenoagabe. Pr. 26 Fr. « 20 M. lis flBr die InBtrumentenknnde anfeererdent-
lich w«rt¥ol©8 Werk, w&lche« in jedem Muaik^Ioatroment der aUerverschiedensten
Gattang eehr aft den Verfertiger mi den Prels hinznfttgt
* Herr Musikdirektor C. SfMI teilt mit, dass er im Anachlasse m die Mit-
teilang iber Am© in M. f. M. 8. 66 Is dom LabecVer Anzeiger von 1172 folgende
Mwlg% gefunden babe; Joni. 5. >t Ain Awitag, als den 5, Jonii wird ela Concert
106
Mitaftungeii.
in Openihaiiae auIpfiJirt warden, wobey einar der bsrthmlnatem YirtMaani am
England, der Harr Arae, Professor der Musik wM Bolo und Ooneerten anf dm
Flfigel apielen m. die Mademoiselle Venables wird nit Englischen und ItalieoiaduB
Arien sich Wmm lassen. Die Entree kostet 1 Mk. L. Billets aind am haben in
goldnen Engel, wi© much in Opernhauae. Der Anfang ist pi§d§§ un 6 Uhr.** Leider
ist anch Mer ' der Vorname dw Am© nioht aagegeben, d#* sprieht die gitta**
Wahrscheinliriikeit Hi Michael Am©.
* Hen* Dr. MMwcMr maeht darauf aiiftaerkaam , daas das Wort mIVbW
noch heute im Englischen vorkommt und zwar heilst es nach F. W. Thieme'a Co-
tical Dictionary. Leipz. 1869: dreifach, scbarftdnend , hochtdnend, Discant, Ober-
stiinme; treble-hoboe: Discantoboe, treble-viol: Sopran-Viole, Diacantbratache.
* Die in Nr. 5 amgeseigte Portrait "Sammlnng atammt ana dem Beaitie dis
verstorbenen Th. BUtteier in Cannatadt iiicl ist wohl einzig im iluer Art, nioht mv
dnrcb die Beichhaltigkeit und Seltenbeit mancher Abbildungen, sondern audi dnreh
echte Kunstblfttter. So ist Mozart nnd Beethoven . mit 40 mid 39 verachiedenea
Bl&ttern vertreten , dabei ein bisher unbekanntea Jngendbild Mozart's (Nr. 472).
Als Seltenbeit aei dasjenige des Mdtisten Bnffardin erw&hnt in einer Oiiginal-
zeicbnnng von A. Graff.
* Herr Fred. Niecks in Edinburgh hat im vergangenen Mftrz 4 hiatoriache
Konzerte gegeben, welche die historische Entwickelung der Instrnmentalronsik, ver-
bunden mit mindliclieni Vortrage, um£aasten« Er begaaa mit Paumann'a Orgelatoen
und achloas mit Henry PurcelTs „golden Sonaten" fur 2 Violinen, Violoncello und
Bassus continuus (1697). Die Programme enthalten deutsche, franzSsische, italieni-
sche und englische Werke.
* Den Subskribenten auf die Publikation ilterer praktiBcher und theoretiacher
Musikwerke mr Nachricht, duns die nachaten Jahrgingo folgende Werke nmfiuweB
werden: 2 Bande deutache Opern (ScMrmann und Kaiser), mehrere Binda
Passionen von der frfihesten Zeit bis zur Mitte des 18. Jhs. mit erl&uterndem
hiatorischem Text©.
* Als M%lad6r ctar Geaellaehaft fur Muaikfonohung nnd femur eingefaetan
die Herren Bev. H. Bewerunge in Meynooth (Irlaad), Gaorg Bratiisoh in
Frankfurt a,/0., G. S. L. L6hr in Southaea (England), H. P. Joa. Mooaen in
Venlo (Holland) nnd F. Schweikert im Karlarohe. — An Zahlnngan fir 1890
aind noch zu quittieren wm im Herrea Bev. Bewsmge, Fmt Genutaiin, Prof.
Kollar, von Mttttta, H. P. Joa. Moonen, Bung©, Mneikdir. Sohildknecht, Schnophaae,
v. Werra, EgL BibL zu Berlin und StadtbibL in Frankfurt jl/M.
* Hierbei eine Beilage: Fortsetzmmg zum Katalog der Miiaik-Sajminlniig imr
Igl. offentL Bibliothek su Dresden. Bog. 14.
.i.Ml.nirik c i-a.4hiadig.
P * " a— a—*— ■ ■ M mmmm IM**, lriti •tc.Vorsiigi.Btichii
Dnwk, itefc. P»plcr. Vanelohn, gwtt. m. £r. ▼. Felix glf^ UtyLg, Bfcrinttg. 1
VerantwortUcher Bedakttur Robert Eitner, TtmpUi (Uatormaifc).
Drank, von Ht-raaiiB Beyer A SOhae Im 1tM*tnmftuu
MU8IK- GESCHICHTE
der Cfesellsohaft fir Mnsikfonohimg.
IHL Jalrjait
1800.
Prtit Its Jfthrgangts 9 Ml. Monatlieh ertchefat
•Im NwniMr ¥©a 1 Ms S B®§«s* InrartioiiigtbllliMik
ftx die Zdle 80 Ft
KommiiiiontrerlAg
too Brtitkopf A H&rtel in Leipiig.
mfesHiat jmte lack- wad MailttaailMf enftgagan.
Ho. 7.
Totenliste des Jahres 188%
lie Mislk betreffend.
(Karl LtUtner.)
(Schluss.)
M®sites t — , Theaterkapellmeister , si E2nde Jan., 74 Jahre alt, zu
Nancy. Lessm. 77. Sig. 219. MSnestrel 48.
See&ae, Htm Ptrkkaii, hervorragender Instrumentenmacher is New-
York, si las. 18, No?, Lessm. 80.
©reflee, llmiipp Opera- i. Ballet-Komponist, Orehesterdirigent,
st 4. Jan. ii Neapel. Guide 84, Lessm. 44. M6nestrel 24,
Willi, Oswald, Chileniseher Komponist, si 48 Jahre alt ii La Plata.
WW. 4§9.
Orlaaiader, Johaaa, Musikdirektor Si Annaburg, si 74 Jahre ill si
Berlin, d. 14. Okt Boek 845,
if, Sir Fre4erik Artbar flare, Komponist i. Mosiksehrifteteller, si
i. 6. April zn Hereford, 64 Jahre all (gab, 182S it London). Im
Besitze eines ungeheaeren Vermfcgens sammelte & nicht nor eine
kostbare Mnsikbibliothek, lis jetzt in den Besitz der Egl. Musik-
schnle Hbergegangen 1st, sondern 1st aneh der Stifter gemeinntltziger
Gesell&ehaften. M. Tim, 28B. M6m«§tr§I 128,
•tijiff j kmm, siehe Bants.
ftpl, Martta, Mosiker in New-York, si das. 16, Jan. Lmam. 77.
Big, 219.
tto&ftttb. £ MtK&ffttti!!. J*i*g. DM. Mo. 7. 7
108
Totaiiiite im Inlaw 188i.
faspit, Ernest, Eontrabassist a. i. gr. Oper 11 Paris, st lis. 7. Jan.
Guide S2. Big. 154.
Pattt, Carletta, ausgezeichnete Eoloraturs&ngerin f at. 89 Jahre alt, d.
27. Jiii zu Paris. M6i«$trei 207. WW. 388. Big. 699.
Peregriiiu, eiehi lipfanf.
Petrali, Viaeeize Aattiio, Organ, n. Bedakt d. Arpa sacra, at 24. Not.
zu Bergamo, 58 Jahre alt. Eicordi 806. Wbl. 638. Lessm. 552.
Big. 91. M6iastrel 891.
f italic Bagei, Masikdir. in Zofingen (Schweiz), at das. 28. JaiL,
75 Jahre alt. Sehweiz. Mosikztg. 38, Biogr.
Plettika, P., Oboe-Prof. a. Eonsery. zo Brttesel, st das. Wbl. 447*
Pollack, lifll, Violinist a. Hoftheat. z. Wien, st das. 26. Jan., 40 Jahre
alt Slg. 186.
Pmberger, Jekaaa, lOavierp&dagoge, st in hohem Alter, d. 29. Dea.
in Wiei. Wbl. 1890, 86. Big. 1890, 122. Lenin. 1890, 60.
Paget, Madame Lefaa (verehel. Leaelae) , einst gefeierte S&ngerin u.
Eomponistin , st im Okt zo Pan, 77 Jahre alt Lessm. 458.
Sig. 1032.
Qailiei, Masslailiaao, Eirchen- i. Opernkomponist, Direktor d. Eonserr.
za Lucca, st das. 18. Okt, geb. das. 3. April 1799. Mtaestrel 852,
Biogr. Rieordi 702. Wbl. 566. Lessm. 465. Sig. 985.
Raekfall, Paul, Direktor d. Sophien-Eonserr. za Berlin, st das. 87 Jahre
alt, d. 14. Mlrz. Bock 104.
Radou, lapses, Masiklehr. zo Lflttich, st das. 65 Jahre alt, d. 2. Hftn.
WW. 150. Sig. 346.
Radou, Jeai-Teissaiit, Prof. d. Waldhorns a. Eonserr. m Lflttich, st
das. an 18. Jan., geb. das, 4. Sept. 1826. Guide 24.
Hants! Ignado Ovfjere j, Eomponist o. Organist m Madrid, st das. im
Mirz, gib. das. 1. febr. 1828. WW. 189. Sig. 346. Mtaeettel 80.
Rappl, Jeai Batiste, Violoncellist am Eonservator. zo Gent, st im
10. Jan., gib. 5. Ftbr. 1836. Guide 24.
Raspall, G., Orchesterdirigent zo Paris, st das. 21. Mftrz, geb. 18. Jul,
1889 zo Avignon. Lessm. 158. Sig. 474.
Rekhel, Christian Pritir.» Eantor a. Organist a. d. Johanniskirehe n
Dresden, st. das. 29. D«. f geb. 27. Jan. 1838 in Ober-Oderwiti
bei Zittao. (Privatnachrieht.)
lililert, P, Ifilitlr-MiNikdir. in Cells, st das. 81. Mai. Wbl. KB.
Sig. 649.
lili, Praiz, Organist a. d. Haoptkirohe zo Eisleben, st das. 81. Jefi,
70 Jnhra alt Wbl. 412. 1. Z. f. M. 388.
Totenliste I« Jalms 1889.
101
Iferaif Cartas*, Diligent a. Musiklehrer to Vieenza, si, das. 8. M&rz.
Sig. 443. Bieordi 185.
leltaseb, P. L $ Mosikgelehrter i. Lehrer, si m Leipzig d. 4. Febr.,
gib. 10, Dez. 1801 » Grams bei G6rlitz. Lessm. 77. Slg. 168.
Eonaa, Carl*, Musiklehrer, Eomp. i. Bedaki d. „Palestra musieaie'S
si in Nov, si Ven*dig, SS Jahre alt Lessm. §52. WW. 824,
Sig. 1115.
ft®»ftr, fnatls, Gesanglebrer a. Eomponist, si 1. Jali si London, geb.
5. Aug. 1810 das. Mis. Tim. 485,
Bttweiewaka, siehe AM.
loss*, iilfl M, Gesanglehrer za Neapel, si das. Sig. 91.
ftasell, Ceorge, Pianist in London, si 12. Nov. zn Croydon. Wbi 124,
8aiat-Hi!aire, Aagiri It Tsrfissar einer kMnen Sehrift fiber
Kammermasik niter den Bachstaben L. M. D. Q. D. S. H. * 1870,
st Aafaig Dez. m Paris, M6n§strel 891, Biogr.
Satei -Stam, itlii 1% Theaterkapellmstr., si im Mm. za Littich.
RiMmI, BtKasar*, Eomponist zablreicher Optra u. ©iiss Masiklexikon,
si Ende des Jahres za Barcelona. MSnestrel 1890, 24.
Sakat, S., siehe Joies, Capld.
Sarreaa, A., Gesanglehrer a. Kapellmstr. ia Bordeaux, si das. im Juli,
70 Jahre alt Wbi III, Sig, 717.
Sehlag, Christlaa Gottlieb, Orgelbaumeister Ii Schweidnitz, si 10, M&rz
das. Lessm. 1S5.
SeMIpl, Dr. lavier, Notar, Liederkomponist , si SS, Mis za Cinay
(Namnr), 85 Jahre ali Lessm. 206, Sig, 443.
MMk* ^H^r* *■«, Egl. Stohs. Oberhoftrompeier a. D., ii 28. Jan.
za Dresden, 68 Jahre tit Lessm. 77.
8*briMtar, C. E, Inhaber einer grofsen Pianof.-Fabrik in Si Petersburg,
si If, Mai in Frankf. a. M. Lessm. 250.
IdMrlag, Dr. Jil, Oberkonsistorialrat la Dessau, Textdichter Meadels-
sobn'seher Oratorien, ii das. 84 Jahre alt, 16 Des. Wbi 1890, 61.
Sefcuaaa, Carta?, gesaehter Elavierlehrer a. Eomponist im Berlin, si
das. 15. Aug., gib, IS, Mlrz 1815 so Holdenstedt. Mmk 282.
SeMrttob, Jeha&a, ein ungar. Eomponist, it im Aag. N&heres fehli
Sunt, IVlil. S. CaroUic, Geeanglehrerin za Frankfurt a. M., si das.
77 Jahre tit, 5. Jani. Lessra. 250.
Suit, Julius Robert, Masikverleger a. ehem. Bedaki d. Misikal.
Oantralblattaa, si IS Jahre tit, 26. Sept is Leipzig. Wbi 487.
8eha, Aitenie, Singer i. Gesanglehrer ia Padua, si im Sept. das.,
65 Jahre ali M6m§strsl SOS, Biogr, Bieordi 696.
7*
110
Totenliste des Jahn* 1889.
Seift mm Mini, Br. AraeM, vorztlgl. Eonzertsftnger, st 7. Mln m
Marburg, Si Jahre alt. Bock 95. N. Z. £ M.- 162.
Slefert, Heiorich, Geigenbauer in Leipzig, st das. 59 Jahre alt, 18. Juni.
Wbl. 321. Big. 727.
Skerle, August, Eontrabass - Virtaose a. bedeutender Theoretiker, st in
Gnu, geb. 9. Okt. 1812 n Sleeken. Lessm. 222. Wbl 284.
N. Z. £ M. 233, lekroi
Sigismind, Erut W. t Elavierp&dagoge in Dresden, st das. 20. Aug.,
53 Jahre alt. Wbl 436.
Smith, 8Idaey, Salonkomponist, st in London 3. Mftrz, geb. 14. Jul
1839 ii Dorehester. M. Tim. 219.
8§ll f Charles, Kapellmeister, st. im Okt, 73 Jahre alt, in Marseille.
Lessm. 465. Sig. 1032. Mtaestrel 344, Biogr.
Sprfiagli, J. J., Pfarrer, am das Oesangwesen in der Sehweiz hoch-
verdient, st. 5. Pebr. zu Biesbach , geb. 4. Nov. 1801 in Zurich.
Sehweiz, Musikztg. 17, Biogr.
Stal, Faaay, schwedisehe Pianistin, st 21. M&rz zo Vesteras, 67 Jahre
alt Lessm. 206.
Steiaer, Fraaz, Tenorist i. Begisseur der Hofoper zn Wien, st das.
25. Mai, 73 Jahre alt Wbl 301. Lessm. 280.
Steins, Fritz, Pfleger d. deotsch. Gesanges in Amerika, st in Brooklyn
im Fibr. Lessm, 87. Sig- 283.
Steinway, Karl frtoir. Theod., Teilhab. d. Firma St. & Sons, st 26. M&rz in
Braunschw., geb. 1825 in Seesen. Wbl. 189. Lessm. 157. Sig. 407.
Stdeklia, Konrad, Benediktiner-MOnch in St Einsiedeln in d. Sehweiz,
Mnsiklehrer i. Eomponist geistL a. weltl. Ges&nge, st das. im Febr.,
76 Jahre alt M6i©strel 144. Wbl. 262. Lessm 110.
Stoer, Karl, Eomp., Violin, a. Hofmusikdir. in Weimar, st 17. Jan. das.,
geb. 29. Juni 1814 zu Stolberg. Lessm. 71, Nekrol. Mfinestrel 64.
Stelber, Erast, Liederkomp. , Ghormeister n. Organ. , st 25. Jnni m
Tarnis in NiederOsterreich, geb. 1833 zu Hdttendorf in Niederdstr.
Deutsche Eunsfr- u. Musik-Ztg. 159, Nekrol.
Still, Edoard, Eapellmstr. am Deutsch. Landestheat zu Prag, st das.
7. Juni, geb. 1817 k Salsbnrg. M. Bsch. 101. Wbl. 818.
Siilze, Berakard, Stadtorgan. in Weimar, st das. 5. Okt, geb. zu Wie-
gendorf 1829. Wbl 522. Lessm. 465.
Taafeerlik, Eirlee, berihiit Tenorist, st. 15. Mftrz zu Paris, geb. zu Bom
16. Mftrz 1820. Miiestrel 88. Lessm. 185. Boek 104. Wbl. 161.
Taaplia, Aigistas Lecbiere, ausgezeichn. Pianist, st 8. Mai zu Fulham,
52 Jahre alt M. Tim. 348.
Totanliste das Jatos 1889.
Ill
tmmm% lupite, Theaterkapellmstr., Eompositionsprof. a. Eomponist,
si 30. Jani 11 Bom, 64 Jahre alt. M6nestrei 240, WbL SSI.
8%. 727.
Tfcajcr, Dr. Eagea, Organ, la Burlington (Amerika) a. Mitarbeiter am
the Amerieajt musician, si 27, Jul WbL 368. Sig. 727,
Thlele, ftaato, pension. Eammermasiker in Dresden, si das. SO, Okt.
Mini, Karl, Mosikkritiker, si in Prag, 61 Jahre alt Leasm. 552.
trine*, Ear! Jmrf, Begrtlnder d. grols. M&nnergesangvereins „Arion"
in New- York, si das. 12. Mai, geb. 1885 zu Mayen bei Trier.
Lessm. 241.
Tutaf, ikwaaai, Eomponist geistl. Mnsik, si im No?., 84 Jahre alt,
in Turin. Lessm. 552, WbL 638. Sig. 01. M6nestrel 391.
¥al§i§sfa t Giorgio, Opernkomponist, si Enda its Jabres za Florenz.
MSnestrel 1890, 16.
faslia, ehemaL Solo -Violoncellist der Pariser gr. Op., Prof, am
Eonserv,, si 96 Jahre alt, i. 5. Jali im Saint - Jolien - sar - Sarthe.
M6nestrel 247, WbL 398. Sig. 649.
¥§i§fi» s fiiti, Misikkriikar ii Mailand, si das. §1 Jahre alt. Bi-
eordi S1S S Biogr.
Vera, Moarde, Lieder- i. Opernkomponisi si Ende M&ra Is Bom, geb.
das. im Febr. 1821 M6nestrel 112. Bieordi 250. Lessm. 185.
Wbi 214, Sig* 665.
fkarfae, Mmti, Komponist a. Dirigent za New-York, si das. 2. M&rz,
gtk 1844 ii Freiberg (Sehweiz). Sig, 490.
¥&ai, Aadrfe, &Uesi spat, Masikyerleger, Herausgeber der „Espana
masieal", si lis M&rz ii Madrid, 8% Jahre alt, geb. 19. Jani 1807
ii Barcelona. Lessm. 145,
ftlft, Iheol, Violoncellist Is Leipzig, si das. 21, Jani. Lessm, 329.
WagE*r y fftelffei, Egl. Slebs. Kapellmeister, Trompeten -Virtuose, si
8. Oki Is Eipsdorf bei Schmiedeberg, g%h 20. Sept. 1829 ii Neu-
wernsdorf im Erzgeb. Book S47.
Wafaer, a. Sail, Pianist, Sehftler Liszt's, si im Haag, 8, Aag.
WbL 472. Lessm. 406, Sig. 838. Mfaestrel SOS*
W&I&r&L Jehaaa, Grofeherzogl. S&chs. Eonzertmeister, SchQler Spohr's,
si in Weimar 10. Aug., gib. 11. Jan. 1813 to Poppelsdorf bei
Bonn. N. Z. i M. 405, NekroL
Wateoi, WiUftaa Miehael, Gesangskomp., Pianist a. Lehrer f si 3. Sepi
it East Dalwieh , geb. St Jali 1840 m Newcastle- on -Tyne.
M. Tim. 666,
Womfeedi, siifes lurltrt.
1 13 Girolamo Fantini, mm Virtaoe des 17. Jnhrh. mud seine Trompeten-Schule.
Wtesii, Nickael, Organist, Pianist, Komponist a. Mrfgeit, st 76 Jahre
tit in Cumberland. WW. 447.
Xkraet* Jilts, Klarinettist, si 21. M&rz in Montreal (Canada), 33 Jahre
alt. WbL 226. Big. §22.
Yeng, J. W., Masiklebrer a. Chormeister, st. 50 Jahre alt in Wake
field, 8. Sept. M. Tim. 603.
Zerbiai, John Baptist*, Violinist, st. 27. Dez., 71 Jahre alt M. ISnu
1890, 91. WbL 1890, 49.
ZNler, Carll, Kapellmstr. d. 7. engl. Leibgardereg. a Komponist, st
13. Jali zq London, geb. 28. M&rz 1840 zq Berlin, ging 1873 inch
England cl war ein fleifsiger Btlchersammler, doch ak sehleehter
Zahler bei den deutschen Antiqnaren geforchtek M. Tim. 486.
Mteeetrd 247.
Glrolaino Fintliil, eln fWios les slilielnten
JabrhnndertB und selme Trompeten-Sehnle.
Von Hermann Biahbonu
Wir sind hentzutage noeh herzlieh sehleeht fiber die a&heren
Beziehungen und Verh<nisse der einzelnen Oreheater-Instramente in
ftiterer Zeit anterrichtet and sind selbst fiber Herknnft nnd Gesehiehte
der doch immerhin noch am meisten erforsohten Streieh-InatrnaiaBte
in vielen StUcken im Danklen. Aus <eren Zeiten ist nns tber die
ehiimls gangbaren Tonwerkzeage, die seitdem ganz versehollen mad
oder sieh in moderne Formen umgewandelt haben, meist nnr Dfirftiges
nnd teilweise Zweideatiges ttberliefert, sodass wir nns ?on ihrem Klange,
ihrer Behandlnng nnd Verwendung keine klare Vorstellnng machen
kftnnen. Ans diesen Grtadam mass e& der Mnsikforsehnig ungemein
erwttnscht seip, wenn sis lUtere Sohnlwerke fiber einzelne Instrnmeate
ermittelt and Gelegenheit bekommt, aas denselben Aa&chlflsse fiber
die lnstramentalmasik frflherer Perioden zu gewinnen. Solehe Werk*
sind nar in geringer Zahl vorhaaden , ftufserst aelten geworden nnd
im Handel tlberaus toner. Die Schulen des Yenetianers Qamm habem
in ditser Zeitschrift frttler Erw&hnung and Bespreohang gefunden.
Wie jene aach von den Fl6ten handeln, so Yon einem andren Blaa-
instrnment die am ein Jahrhandert spftter gedraekte Sohale des Vir*
taosen Fantini Mr sein Instrument , die Trompete. H&tte Fantini
seine Aufzeichnangen anterlassen, so wQrde er als Hasiker ana hentr
zatage sehr wenig interessieren. Zwar gait er in seiner Zeit far im
Gbofano hatini, dm Yirtaos te If. Jahrh. nm4 trine Trampetabfidhiile. iJJ
mtm Troinpeter Italians ml wwit ¥01 aeinan Lmislaitei fa fiber-
sebwtagllefasr Wsiit gtfsisrt Wir wissen aber, l&ss m im saefa-
MbntM nnd a©b»ifilQi JabrfatBisri in Italian Mode war, mi
aUem Virtnosentam, sei es ii G©sasg s aei es auf Instrumental, in
proken, dass die Lobaserhebungen immar Ii Abhfcngigkeit vom Zeit»
gmMm^A$ wamn, gotos sieh masikgesehichtlich wamig siehere
SahlBsse damns Ziehen lasaan, nnd lass m sehlielslich ait solchen
WertschStssnngen Infsarar gl&nzandar Effekte aaeh la nnsaren Tagen
nicht rial mikm bestelit ist. Is soil isher das Lafeai Fantini's
av aaweit, als es f Or Banrtailnng stiiss W«k« dianlioh ist, znm
Gegenstanda dar JSrtrtening gamaeht werdan, wobei sich Qelegenbeit
sir Bariahtigang einigar in cnsere Qnallan eingadrnnganer Irrtamer
bieten wird.
Wir wlmmi iber Fantini's ftnfsara LsbiisimsEiIa nichts fti&ar
dam, wis nns sake Sehtls tigisbi HIsm&eb lit er ans Split! g#-
bir% w» frtmbetia maggiora im Diansta las Gro&herzogs Ferdi-
nand II. von Toseana, aina Stalling, lis sp&ter mil einigen Worten
•rfrtert warden soil, nnd hat eine omfangreiehe Sammlnng von StQcken
fte Trompete, tails ©his Begleitnng, tails all Basso continuo, verSffantr
Heht, Ha im Jahra 16S8 in „Francofort" bai Daniel Vaastch ersehienen
iii Latzterer Umstand bat 11 der ii mabraran Lexiais ansgesprochenen
Annabma Yeranlassnng gegeben, dass Fantini lt Knn8treisen" in Deutsch-
land nntarnomman haban mtsse. Darns, dass sail Opus ii Frank-
fort arsehienen ist, einen solchen Schlase 11 Ziehen , ist mindestens
voralig. Von Knnstreisen wird wohl in Danteehland znr Zeit des
dreilsigj&brigen Krieges kaam die Bade gawasan sain. Denkbar fit
freilich, dass der Yertreter eines martialisaban Instruments w&hrand
der Wiiterqitrtisrt an HtsftqisrtlsFii nnd fdrsUichen Feldlagern
hohan Harren die Zeit nil seiner Ktmsifertigkeit vertrieban habe.
Yielleicht 1st ar anch im Gafolge seines Fflrsten an deutsohe HOfe
gekomman, worfiber alia genane diplomatische Darstellnng jener Zeit
allenfalls Anfsehlnss gaban k6nnta. Wann Fantini gaboren 1st, l&sst
sieh genan nieht feststellen. Zwar enthftlt das Werk aim Bildnis voi
ihm n im 87. Lebensjahre"; In as abar nngewiss ist, ob er gerade
la Jahra 1638, wo im Work erschien, ii diesem Alter stand, so
blaibt sain Labansjahr Im Zweifal. Das Bildnis zaigt einen sehr
ifbsehai Kopf sit vollem , appjgen Loekenhaar, grader, kr&ftiger
Nasa, grofeen, ansdrucksvollan Aagen, gehoben dureh Sehsirrbsrl und
Kjjnnb&rtehen, Die auffallend stark entwiekelte Backen-Mnscolatnr ver-
rU lis Yeranlagnng fir sain Instrument, Ein einfaeher breiter Hemd-
114 Qirolamo WmMiu, tin Virtaos iǤ 17. Jahih. und seine ItompefeesJIaMa.
tang §1 ibIiiii am Boeks ltat den Hals fGlig fmi mi rabededrJ* tin
Bandolier fiber der Brnst trftgt die anf den Bids nieht stahtbare
Trompete. Ao&erdem sehmlekl die Brnst ein Sehild nit der Inschrift
Ferdinandos Seeimdis Imperator. Ob m sieh hier m tiara Orden odar
ehrende Aaszeichnung darch den Kaiser handelt, oder dieses Sehild
die Badantaag der Zogehftrigkeit zi der Eameradsehaft der deotsehra
Feldtrompeter nd Heerpaaker hat, deren Satznngra mm Ferdinand JDL
1828 dorch Privileg besttigt warden, welches der Kaiser 1830
wiederholt konfirmierte ond erl&aterte, ist angewiss.*) 0ber Fantini's
Todesjahr ist ins nichts bekannt In dem TonkQnstler - Leiikon fin
1. L. Gerber ist eine am Ende des siebzehnten Jahrhnnderts blQhende
Operns&ngerin Namens Gaterina Fantini namhaft gemacht, die m6g-
lieherweise in verwandtechaftiichen Beziehongen za dem Trompeter
stehen kann. Soviel oder sowenig l&sst rich fiber die ftdseren Ver-
h<nisse des Virtuosen ermitteln. Destomehr B&hmras ist yon seiner
Knnstfertigkeit Qberliefert. In welehem Grade er gefeiert war, daron
zeogen nicht nor die diehterisehen Verherrliehnngen, deren einige in
seinem Werke abgedrnekt sind, sondern anch die Qberlieferten febtl-
haften Nacbriohten, deren tJbertreibongen wir nachznweisen im stande
sind. Immer bilden sieh dergleiehen Mythen nm Personen, die ihrer-
zeit grofees Aofsahra trrtgtra ind in aller Leate Mind waraa. In
ersterer Hinsicht erlaobe ieh mir die beiden Gediehte aas dem Werke
yon Fantini, etwas frei im VersmaTs tibertragen nebst den sehSnra
Originalen hier mitzoteilen, deren nieht geringer poetiseher Wert am
besten beweist, welehe Bolle ein Mann als Kdnstler gespielt haben
muss, der so gesehiokte Federn zir Lobpreising seines Taltite in
Bewegnng braehte.
Madrigale del Sign. Alessandro Adimari.
In lode dell* Autore.
Fortnnata Flora,
Figlia di Boma antica,
*) Naeh Johannes Timnaeos T, V. Juris Publici Imperii. Aigentoati 1680
best&tigt Kaiser Ferdinand II. d. d. Begensburg 27. Pebraar 1623 „die 18 Puncten,
weleher sieh die Feldtrompeter wegen der Lehrjungen vergliehen." tJber dieee Pnnkte,
mwm fiberhaupt fiber die rechtliohe Staling der gstamten Ttampeter ond finite
im Deutschen Beiche findet sieh der reichhaltigste Stoff zusammengetragen in der
juriatischen Inaugural-Dissertation „De Buocinatoribus eorumque jure". Vom Becht
der Trompeter. Von Christianus Bantzland aus Torgau, Jena 1711. Vgl. former Job.
Friedr. Scheid Dissert de jure in musicos singulari German. Dienste nnd Obrig-
keit der Spielleui Jenae 1738. Siehe auch II, i M. 29, 65.
Girolamo ffcotmi, sk Yirtoos dee II* JaiulL mid leuoe tapteMii, %%$
1 dalle sit ventore Emala arnica,
Til isl too lags 11 noovo Enea godi bora,
Obi pit! d'on Palinoro II id Tirreno;
ft wiifi la Miseno,
i Girolamo I qui, sonante ogni ora
Con si mirabiF arte,
Obi pod eol fiero canto seconder* Marte.
I toglie (par former si vagbi aeeenti)
All Wmm la Tromba, all 1 Aria I Venti.
0 gtdekliehes Florenz, berdhmt in alien Landen,
Ik war das alte Bom, iss dir verlieh das Leben,
Nacheifernd willst it seine Herrliebkeit erstreben,
In deinem EOnig isl A§a§a§ nen erstanden,
Dtr aaiifaeii Palmar gebietet aof dem Meere,
1km fehlte nor Misen Msfaer si seiner Shre,
Doch Girolamo macbt den Vorworf gleieh si scbanden,
Bm all so hoher Konst zo walten weifs sein Ant,
Bus m doreh stolzen Sang den IriepgtE selbst entflammt
Und, da si rtlhmen ibn ich sonst niebt Worte finde,
Der Fama raobt das Bohr and raubt der Loft II© Winde.
An&erdem das folgende Soiitt,
D* Aitora incerto a! medesimo.
Qoesto ehe al soon li bellieo stromento
A! 8qo volar fh vadllar dmiefi,
It hast© fraeassar, fremer imMm 3
Mil fared del folmine e del vento:
Hor eeoo come in Mmim eoneento
Fk raddolcendo gfimpeti pib fieri,
Langoir II gioia § Dame § Cavalieri,
Volto in amore 1 Martial talento.
Meravigliosa insieme arte e natora,
Tanta virtode la urn sol petto serra,
Chi lil priseo Misen la fiat oseora.
Monarca della tromba hoggi egli $n terra,
Ci s bl dei eor la vittoria §gm f h§r sieora,
Arbitro della pace § della goerra.
Er, der in Spiel der Eriegstrompete bocb erfabren,
Bareb sie, wenn's ibm beUebt, Helmbttscbe sebwanken maehte,
Zem Splittern Speere aoeb, zom Enirsehen Zeltar bracbte,
Die wilder, als der Blitz ond als iia Winde waren:
HI GiioUmo Rutini, on Turtnos iss 17. Jahrk mi soue TranpeteMud*.
Sihfti , wie derselbe Mann beim Spiel der Insirnmente
Der Leidensohaften Stote bek&mpft, and Htrrn mid Damen
Vor fried© beben l&sst, die dort zpsammenkamen,
Wenn er vom Eriege lenkt zar Liebe die Talente.
Bewundernswert an ibm 1st Eunst and ist Natur,
So grofee TQchtigkeit in eine Inst gedr&ngt,
Bass er verdonkelt gam Misen's, des alieft, Spir,
Der Tromba First stebt er aaf Erden anbeschrtakt,
Ibm blibt der Herzen Sieg, ersehallt sein Blasen nor,
Ob Erieg, ob Frieden sei, m wird von ibm verh&ngk
Was die fabelbaften NaebrieUten fiber Fantinfs Spiel anbetriffi,
so beschrftnke ieb mich anf die eine, die ibren Aosgang His einer
Stelle bei F. M. Mersenne. Harmonioorum libri XII, lib. II de instrn-
mentis harmonieis, propos. 18, 19, 20, wo er die Trompete abhandelt,
genommen hat Mersenne, dem offenbar die physikaliacha Unwandel-
barkeit der harmonisehen Obert&ne donkel ist, sagt: „sospieor, eruditia-
simos Tubieiaes spiritual ita moderari posse, it aingalos tonoe a tertia
vel * quiata nota versos aoatam officiant, hoe est, per gradns ascen-
dant: quae snspieie Uteris domini Boordelotii mediei doetissimi ad me
Bon* missis vehementer aogetur, qaibos assent, se ab Hieronymo Fan-
tino, totios Italiae excellentissimo Tnbioine aadivisse qaod tones omnes
saa tnba caneret eosqoe sonis organi Gardinalis Borgnesii janxisse, quo
Hieronyma8 Freseobaldi, Duds Hetroriae et Eeclesiae Bomanae D.
Petri Organists eoncinne ladebat: qaamqnam Tobieines Daeis Creqnisii,
qai tone extraordinaria pro rege nostro Ghristianissimo Ladovico XIIL
legations fangebatnr, assernerint, tonos praedicti tubicuris spnrios, eon-
fisos et penitas inordinatos faisse." „Ich vermnte, dass die erfahrensten
Trompeter den Atom so in der Gewalt haben, dass «# die einzelnen
Tone von der drittcn oder von der fttnften Note an (e, g) nach der
H6he za heraasbringen, n&mliob stufenweis aafsteigen? eine ¥©mt-
tong, welche dnrch einen von dem hoobgelebrten Arzte Boordelot von
Bom an mieh gerichteten Brief stark vermehrt wird t worin er ver-
siehert, er habe von Girolamo Fantini, dem vorzttgliebsten Trompeter
von ganz Italien gehftrt, wie er alle Tin© anf seiner Trompete blies
and dieselben mit dem Elange der Orgel des Cardinals Borghese in
tJbereinstimmang bracbte, aaf weleher Hieronymas Freseobaldi, Or-
ganist des Herzogs von Etrurien und der St. Peters -Eirehe, lieblieh
spite; . obwohl die Trompeter des Herzogs von Greqai, der damals
eine anfeerordentliche Gesandtschaft fir ansren allercbristliohsten EOnig
Lndwig XE ansriebtete, vermeintea, die Ttoe dee vorerwlhnlen
Givolaiiio Fantini «a Tartans ins 17, JAA mi mm l»B^to^AaI#- J17
Tr©ffip©lsw seian nnaeht, verworran and gSndieh regellos pwasit."
Menenne sebliefat nil den Worten: „Ut il stt, slid possint ill© gra-
in fieri, sift ftp igEsmi, dignom est e#isM§»B0iit t ear mem ita fiant
obviam, ac iatervalla praedieia, il quia tandem illias pbaenome&i veraa
rationes asseqaatar." „Wie ita aneh sei, ob jene Toastofen si studa
komman kftnnen, ob sis widerstreben, §s 1st der Beaehtong w&rdig*
waram sit niobt m sBsp»ek« s wit die mwm genannten Inter valla,
tif l&ss emdlioh jamand die wahren Grtoii jener Imahsiaamg §r-
iMa u Obwohl die f§rf§sfaf©itaii© Aksslik lisses Bttael Itogst gel&et
hat v ist i©efa daa M&rehen von der ctaromatisetaii Skala das Fantini,
&!§# will hinaosgehend ibir ila angeftihrte, ?on efaremaisciia Inter-
vallen alibis beriehtende Stella, in Hi MisikfisiMehto gednmgen.
litis (Biograpbie nnivers. das musioiens, Atsg. von 1882) isl dawn
m fim ims er lie JUarstmii'sefas Stella m gnnataii der
Tradition la folgender, im Wartsittn gradeni verdrebender Waiea
wiedergiebt: „tandisqoe les trompettes attaches an doe da Cr6qai,
ambaasadear It Lonis Hi I Borne, voulant l'imiter, ne faisaient en-
tendre qae its sobs raaqnes et confiis." Eine eingebande Erklftrang
ier tot Fantini versucbten ungewObnliehen Intervalle m5ge bier Plate
finden. Ii der <eran Zeit, wo sich die Tonkanst noeh im Basils*
raeht armaeliger Ansdratfksmittel befand, verfiel man mi allerhand
ktastliehen Ersatz sowobl bei Singstimmen t wie bei Instromenten.
So wie ski, am lie feblenden Fraaenstimmen in der damals £ber«
wiegenden geistlieben Musik n eroetEan, neben mid vor 4a® Oaatraten-
tam die kUnstliebe Heraafeiebang ier Mftnnerstimmen in die Alfc-
nnd Sopranlage dareb Aasbildung im Falsett einbfirgerte, hatte sieh
smeb s m den mangelhaften Umfang ml die Tonarmat, namentlieh
bei Blasin&rmnenten, m ergftns&en, ein Instramantal-Falaatt eiagebtlr-
gert, von dem z. B. bei Praetorius mebrfaeh die Bade lit. Obwohl
zwiseben der Kopfetimme and der Art and Weise, wie gewisse auf
mntm Instrument eigentiieh niebt vorbanden* f Sit hervorgebraebt
warden, gar keine Analogie besteht, so wandete man gleiobwobl den
halogen Ansdruek an, wobei tbrigens noeh aaf %mm Untersebied
hinsoweisen ist. Denn wenn Praeiorius (Syntagma innaiaum lib, II.
Cap. 1. Wie ila Wdrter Instrument and Instromentist, Aocort, Sorten,
Falsett-Stimmen im Pfeifen and anderen Instromenten m verstebsn
sein.) definiert: „Fal8ett-Stimme ii einer Pfeifen and aadren Instru-*
menten wird genennet, was fiber eines jeden biasandea Instruments
natttrlieber Hdbe oder Tiafe von eim goten Meister ^nwege braebt
mi beraos geswongen warden kann," ss passt dies niebt eigantiidi
118 Giiolamo Itatini, da YirtooB des If. Jahrh. mi seine TtanpefaiMiole.
iif den Aasdraek Falset, insofern als im HObe wenigstens bei keinem
-Blasiisirimini derart begrenzt 1st, lass man Qber aim bestimmtes Inter-
tall hinaus hervorgebraehte Tone alt ranatttrlieh, als Falsett (in der
Ableitung von falsos, geftbeht* betrtkglieh) bezeiehnen kflnnte. flber
die erreiehbare Hfthe ond aaeh Tiefe entseheidet gewftbnlieh die in-
dividuelle Beaniagnng des Instramentisten; die Aiten aber misstem auf
ihren so therms mangelhaften Tonwerkzeagen hltlg allerband Ktlnste-
leten dee Ansatzes, des Fingersatzes i. 8. w. anwenden, am die ? or-
gesehriebenen Interyalle hervorzabringen. Und diese letztere Mauler
ist wobl das eigentliebe alte Instrumental - Falset Urn dieses dareh
einige Beispiele za erl&utern, so war es eine Anwendnng des Fal-
set, wenn man aaf Pfeifen teils darcb Treiben and Sinkenlassen di»
Tons, teils doreh mannigfaltig kombinierte Griffe, dareh nar halbes
Zadeeken eines Griffloehes, oder aaeb dareh eigent&mliehe Mund-
stellang, dareh absonderliehe Luftftlhrung die natttrliche Tonarmat des
Instrament8 za ergftnzen suchte. Aaf der Qatriitt masste z. B. noeh
im vorigen Jahrhandert, be?or dieselbe dareh das heate geltende
System von Klappen verbessert war, von solehen Eonstmitteln stark
Gebraaeh gemacht werden. Aaf dem einfaohen Waldhorn kami man
die Oktave des eigentliehen, ganz onpraktikablen Orandtons am eine
verminderte Qaint dareh alle Halb- and GanztOne herabziehen, wobei
alierdings nar ein sehwacher, gedftmpfter and ganz anzareiehender
Ton gewonnen wird, der aber ehemals gentlgte, sodass dergleiehen
Falsetrlntervalle z. B. von Beethoven (Horn-Sonate, Op, 17, G, Fis t G f
kligt 0,1,0, Sextett fir Streiehqiartett md 2 HOrntr, Op, 88,
ehromat Herabgehen vom erw&hnten 0 bis zam G, im Elange Es
bis B) vielfaeb angewendet werden. Die Skala eines ehemals in
jeder Milit&rmosik vertretenen Bass-Instruments, des mit den Zinken
nahe verwandten Serpent, berahte beinahe vollst&ndig aaf k&nstlieher
Herstellang dareh den Ansatz des Blftsers, der mit einem gaten Gehftr
begabt sein masste, anter dieser Yoraassetzang jedoeh dareh Treiben
und Sinkenlassen eine ganz reine ehromatisehe Tonleiter erzeogen
konnte, welehe dem Instramente bei seiner hftehst mangelhaften Ban-
art, der alien Gesetzen der Akastik zawiderlaafenden Lage der Griff-
lOeher eigentlieh gar nieht eigen war. Bei dem gewdhnliehen Chor-
Zinken, dem man doeh ehedem alle mGgliehen Intervalle, Passagen,
Triller a. s. w. zamatete, mass ebenfalls die kttnstliehe Behandlong
das beste than, am eine reine vollstftndige Skala za geben, and aoeh
aaf diesem Tonwerkzeage kann man, obwohl der Umfang in der
Tiefe mit a absehlie&t, dareh Heranterziehen dieses Tons noeh einige
Giiolamo Ifcntiiii, ein Virtuoe dee If. Jahrh. und seuui Trampeten-Sohole. Hi
f oislifai erhng en. Grade auf der Trompete aber ist aas akustisehen
Grttnden , deren Erdrterung one hier 11 weit ftthren wtrli, mittels
falsetistiseher Behandlnng niehts zq erreieben ; der Tom lisst sieh
zwar stark treiben und ungef&hr om einen Viertelston senken, aber
obne diss man anf diese Weise neue, anf dem Instrnmente sonst
nieht vorhandene Stnfen erlangen kann. So erreieht man beispiels-
weise dnreh Sinkenlassen im ?oi Natnr zn tiefen b die Tonstufe a
nieht in branehbarer Weise, ja man kann anf diesem Wege niebt
einmai einem Haupt-Cbelstande der einfaehen Trompete, dem als fis
zn tiefen, als f zn hohen, nnreinen 11. Oberton abhelfen, weleher
immer aneh einem weniger anspruehsvollen Gehftr, wenn er niebt gans
vornbergehend anftritt, unertrftglieh erseheint, so dass man sieh billig
fiber die Anspruehslosigkeit nnserer Voreltern wnndern miss, die sieh
an dergleiehen, in der frfiheren Masik so h&ufigen Eanten nnd Eeken
nieht stie&en. Der Versueh, anf der Trompete in der drittenjOktave
vom Gnmdtone die Ltteken zwiseben den Naturtonen "c e g b c dnreh
Falset erg&nzen zn wollen , ist eine aknstische Ungeheuerlichkeit.
Dnreh Herabsehleifen nm einen Halbton erzengte Stnfen klingen bei
der Sehftrfe nnd Helle, welehe den TOnen dieses Instruments eigen
ist, nm so absehenlieher. Denkbar wire es, dass Fantini sieh znr
Herstellnng seiner fabelhaften Skala in der dritten Oktare des Stopfens
bedient habe, jenes sp&ter beim Waldhorn so wnnderbar ansgebildeten
Hilftmittels, dessen dem Gedaekt bei Orgelpfeifen analoge Wirknng
anf mehr oder minder stark ansgeftlhrter unyollstftndiger Decking des
Bohrs im Sehallbeeher mit der einen Hand bernht. In diesem Falle
aber bfttte er sieh einer knrzen Trompete bedienen mfissen, weil die
L&nge der sonst ftbliehen Instrnmente in Es, D, C i. s. w . die Er-
reiehnng des Sehallbeehers mit der Hand anssebliefst Knrze, d. h.
dnreh Znsammenlegen and mehreres Winden des Bohrs knrz geformte
Trompeten waren schon im siebzebnten Jahrhnndert gebr&nehlieh and
zwar hanptsftehlieh in Italien. Sie fuhrten den Namen Inventions-
oder italienisehe Trompeten nnd warden im achtzehnten Jahrhnndert
aneh in Dentsehland bei der Infanterie-Mnsik verwendet Sehon Prae-
torins ist mit dieser Banart des Instruments vertraut, denn er sagt:
„Etliehe lassen die Trammeten, gleieh einem Posthorn, oder wie
eine Sehlange zusammengewunden , fertigen, die aber an Besonanz
im vorigen nieht gleieh sein.*' (Syntagma mus. T. II. Gap. VI.) Outer
seinen Abbildungen befindet sieh eine derartig konstrnierte Trompete.
Mit Hilfe des Stopfens l&sst sieh allerdings in der dritten Oktare vom
Grnndton znr Not eine ehromattsohe Skala her?orbringen, wenn aneh
120 Girolamo Fantini, ein Virtues im 17. Jahrh. mid seine Itanpeten-SohiilB.
iii gastepftsi TUis to grellem Gegensatze za ism offenen stehen.
Mr erseheint es daher nicht aasgesehlossen, dass Fantini seine Skala
aof diese Weise herstellte , wenn aaeh nirgendwo ais seinem Jahr-
handert von der Anwendang des Stopfens bei der Trompete lis Bade
1st Endlieh wfire noch slat M5gliehkeit Im Betraehi si Ziehen, n&mlieh,
iftss er ©lit tromba it tirarsi angewendet haben konnte. Aas dem
Ende Its siehzehnten Jahrhonderts Isl Its Vorhandensein dieses
nicht oninteresaanten Tonwerkzenges, von dem sieh kein Exemplar
bis anf nnsere Tage erhalten 11 haben seheint, nachgewiesen. Is dem
satyrisch - polemischen Masikanten - Roman „Der musikalische Qaaek-
salber" (Dresden 1700 ersohienen iii Johann Kuhnaa zagesehriehen)
renommiert der Qaaeksalber Oaraffa (S. 81) vor den Stadtpfeiforn:
„ Ja, ieh habe mieh aaeh sogar auf Pfeifen exereiret ill habe ich im
Italian bei mancher opera auf der Trompete mil den vortrefflichsten
Castrates, Sopranisten and Altisten eoncertiret, dass mancher h&tte
sihw§r#a sollen, meine Trompete and die Diseante mi Alte wlrai
einerlei, so fit and hartig wesste ieh alias za iiprimirea, — Die
is der Oompagnie sahen einander an, Ism sit wussten, dass es nicht
angehen klliii, absonderlich , wmm er yon Altisten redete, deren
Stimme er ail der Trompete wollte imitiret haben. da doch solehes
Instrument im its Ambit dieser Stimme gar arm 111, mi wo us
nioht much jetziger Invention eingeriehtet ist, dass sit sieh naeh Art
isr Trombonen Ziehen l&sset, lit wenigsten Tonos hat, sei denn,
dass der Altist niehts anderes, als dan Marefas gesangen h&tte." Johann
Ernst Altenbnrg beriohtet in seinem 1795 in Halle (bei Jos. Christ
Hendel) ersehienenen „Versueh einer Anleitang sir her mmh - siisikir
lisehen Trompeter- mi Paaker-Kanst," einer ftberaus interessanten,
hdehst leifsig and grtadlich abgefassten Monographie, wie wir lie
for all© Orehe8ter-l&8tramente sis ftlterer Zeit braachen kftnnten, ttber
H§ in Frage stehende tombs is tirarsi , oder Zag- Trompete, dass
gewfrhnlich lis Tflrmer und Eonstpfeifer dieses Instrument ram Ah
blaSen geistlieher Malar gebraosfaen and dass dasselbe einer Altr
Posaone fthnlieh sei. Es ist allerdings sehr fraglich, ob dieses Ton-
werkzeog sehon air Zeit des Fantini bekannt gewesen se, mit seiner
HUfe konnte eine ehromatisehe Skala in voller Beinheit gegeben
werdeit, was freiiich mit im Bemftngelangen lar Fantini'sehen Skat
doreh lit firaozfleischen Trompeter la Widerspruch stehen wfirde.
Ieh habe nan mils Mdgliehkeiten ♦ wis Fantini das Konststflck mm
vollstftBdigen Tonleiter in der dritten Oktave seines tonarmen Instro-
sfcsata produoiert haben kCnnte, erdrtert, ohne mieh bestimmt for die
Ofkdarao Funtini, da Yixtaos dee 17. Jakrh. mid seine Trampeten-Sehule. 121
eine oder alar© entscheiden n kftnnen. Mir das eine ist bestimmt,
iass mil dem blofeen Ansatze etwas derartiges nicht geleistet werden
kasn. B#r erwfchnte Altenburg, eli Sachkenner uratei Bangea, Mil
die Sache fir so aosgesehlossen, dass er nicht mm Wort laribtr ver-
liert, obwohl er die mOglichen Intervalle sehr genan abhandelt. Nicht
einmai Ii der vierten Okt&?@ bill er erne Cbromatik fir [eh, in-
dim er sieh dahin aussprioht (a.a.0. p. 71): „Wenn aber iialg© es
wagen, Ii der zweigestriehenen Olarin - Oktave andre Semitonia, ala
besagles Is mi ais n soehen, s© helfst its eine lust tlbcrtrelben,
nnd Mil daher, sonderlich bei langen Noten, in's L&eherliehe ill
Abgeschmackte. Diss© Oktave gebraaeht man meistens diatonisch,
wiewohl man auch Im Ansehong Is and ais ehromatisch blasen kann."
Bevor ich mieh nan m dem si beepreehenden Werke wende,
isl es zweekm&fsig, aber die Staling, welche sein Verfasser einnahm,
einiges voranzasehicken. Von alters her ist ein zweifacher Gebraach
der Trompete 11 anterscheiden, sis ritterlioh - milit&rischer nnd ill
profan-b&rgerlicher. Da im Heerwesen las Mittelaiters aof dem Lehns-
vcrbande rnhte, so standen silt GHeder des Heeres anter einander
im vasallitischen Verh<aissen. Aneh im Verh<nis der Trompeter,
deren wichtige Verrichtangen im Eriege sit von jeher nit einer ge-
wissen Wdrde amgaben, si ism Herren, Ii deren Sold nnd Diensten
gie standen, war das von Lehnstr&gern geringer Art, Bei der Aif
Ifeng las Lehnswesens and dem ftbergang in im modernen Staat
blieben die Yorrechte and die eigentQmliehe Sonderstellnng, welehe
sich for diese milit&risehe Elasse gebildet batten, bestehen and warden
&mt dem Anfang its siebzehnten Jahrhanderts 11 einer kaiserlieh
ssnktioiitarten 5ffentlichrechtliehen danernden Institution im Deofsehen
Beiche. Neben dem kriegerischen Gebraaehe its Instraments batten
aber diese privilegierten Trompeter la Lanfe der Zeit die Verwendang
desseibea ear Eanstmasik Ii hohem Grade aasgebildet, sod&as bei im
Bildang einer selbst&ndigen Instramentalmasik salt its Bnde des
sechzehnten Jahrhanderts die Trompeten sogleieh ais sehr willkom*
mene and natzbare GHeder im Chore der Instrumente verwendet werden
konnten. Andrerseits befand sieh von jeher dasselbe Instrument Ii
den H&nden von Spielleuten, Gaaklern, TOrmera and ward vol diesen
wihrnehikiei ebenso pt behandelt, ais mm, den ritterliehen Trom-
petern. Gleichwohl standen diese profanen Tranpstif im solchem
Grade nnter dem alten Banne der Unehrliehkeit, welcher Jahrhanderte-
lug den Spielleaten anhaftete, dass noeh die Beichs-Polizei-Ordnong
von 1548 erkl&ren mnsste: „Wir s#ts« s ordaen and wollen, dass die
122 Giwlamo Fantini, ek Virtaos iet 17. Jahrh* mi ammm Tiompelfln-Scliiile.
Leineweber, Barbiere, Schftfer, Mailer, Zflllner, Pfeifer, Trommeter,
Bader mid ii§ derail Eltern, davon sie geboren and, and ihre Kinder,
so sie sieh ehrlieh and wohl gehalten baben, hinftro in Zfinftao,
Gaffeln, Ampten lid. Qilden keineswegs aisgtsehlossti, sondern wie
andre redHehe Handwerker anfgenommen and dam geaogan warden
aollen Sehon in filnfeehnten Jahrhundert hatta dia waahaande Maeht
der Sifidte YaraDlassong gegeben, dass Eaisar Sigismnnd dan Beieha-
st&dten das Privileg verlieh, gleich dam Adal Trompatar in ihra Dienste
it nehmen,*) wogagen dieser heftig reagierte, wia naabfolgandaa
polamiacbas Gedicht zaigt (abgadr. in Joh. Janssan: Geachichte das
dantsohan Volkes, B. I. S. 281), darin as hai&t:
E5nig Sigmund was dar Sinn baraibt,
do ar trammat nnd pfeifen erlaabt
dan statan so gemaina;
das hat in praeht (gabraebt) gross flbermat,
ae ghflrt naeh rechter gwonheit got
dan Flrsten n allaina.
Endlos ist der nach Erteilung kaisarliehar Privilegien an die n
ainar „Kameradschaft" geeinigten „gelernten" Trompatar antbmanta
Kampf mit dan gawOhnliehen Mosikantan, TOrmarn u. s. w. fiber deren
Befognisse, Grenzen and Umfang des Beahts aof Gebraach dar Trompete.
Dia piblMstisaiai Sahriftsteiler des 17. Jh. (Limasis, Faber, Pnfen-
dorf u. a.) anthalten dartiber amfassendes Material. Als eine Spesial-
Elassa der privilegierten Trompeter hatten sieh die Hoftrompeter, dia
bei den yerftnderten Yerh<nissen weniger dem Kriegs-, als dem Hof-
Dieist obznliegen hatten, heraasgebildet. Ihre Yerriehtangen waren
sahr yersehiedener Art, denn sie hatten nieht nnr allerhand Heine
Dienste, Botengftnge, Kurier-Beisen zn besorgen, mossten nieht bloft
bei Hofe bei alien Gelegenheiten mit ihrer Trompeterknnst aufwarten,
sondern waren aaeh sp&ter, als an den meisten Hftfen voUst&adiga
Eapellen eingeriehtat warden, soweit sie muaikaliseh vorgebildet waren,
in diesei mitzawirken verpfliehtet.**) Bei vielen titeren Hofkapellan
*) Das Privileg Trompeter za halten, erteilte der Kaiser zuerst nor der Stadt
Augsburg 1426, wfihrend die anderen Beichssttdte nur Tdrmer haben durften.
ipittr erlMtaE die Vergttnstigung viele Beiehsstldte. Sprenger Delineatio mmm
Imperii, p. 441. Strit- Trompeter gab m im wrigen Jahrlrandert in Nfiiab«g»
Frankfort a. M. t Hamburg, libeek u. a. St, die ngMch Kapellmitglieder wansa
and eine Besoldang worn xmgefthr 300 Thaler hatten. Altenborg, a. a. 0., p. 29.
■ **) Nach der oben citierten Monographie von Altenbarg sind die Verrichtangen
der Hoftrompeter folgende: Gesandte zur Andienz einholen, zor Tafel einladea, aof
Reisen cllis Qoartiare bestellen, bei iw Tafel die AoMcht fiber die Dimer ftihusa,
Grroiaino Eurtini, dm Virtuos des If. Jahrh. and seise Trompeten-Schule. 123
findel man die Einrichtong, dags die Trompeter and Paaker eine Or-
ganisation aafserhalb des Bestandes der Eapelle haben. (Bekannt sind
diese Verhaltnisse f&r Frankreich, rgl. auch die Excerpte aas dem
fmM Is la Pranee 1661 von Wasielewski ii dies. Zeitschr. Jhg. I38i s
S. 115, Unter demselben Namen Haiti sieb die Einricbtong am
Tariner Hofe tig Seoderia (in Frankreich 6corie), tgl Gialio Boberti :
La capella regis ii Torino 1515—1870. Turin 1880, S. 18, Desgleichen
ia Dresden, wo erst 1816 die Trompeten ii der Eapelle darch Eammer-
mnsiker besetzt wnrden. (Siehe M. Firsteiat: Beitr&ge zur Geschiebte
der Kg!, s&chs, mnsikal. Eapelle. Dresden 1849.) Was nan anseren
Fantini anbetrifft, so dftrfte naeh dim Mitgeteilten seine Stellang am
medicaeischen Hofe ziemlieh klar sein, nnd wenn er sich sis trom-
betta Higgler© bezeichnet , m darfte dies iigefihr mil Ober-Hof-
trompeter m flbersetzen sein, It mm ihm bei seinem lift wohl eine
bevorzagte Position unter seinen Eollegen vindicieren darf. Dass Fan-
tini nicht bloDs bsi Hofe, sondern aach in Eriegsdiensten seine Eanst
geflbt hat, seheint mir its dem sogleich anznfahrenden Titel seiner
Schrift hervorzagehen, sowie sis der genaaen Aaffthrang aller damals
bei der Beiterei gebrfcachliehen Signale, in Deutschland ehemals „Feld-
stflcke" genannt.
Nach alien liases Aosfthnmgen, die yielleieht zn lang geraten
sind, mir aber geeignei schienen, zam besseren Yerst&ndnisse einer
so eigenartigen Erseheinung za dienen, wis sie Fantini and sein Bach
darstellt, wende ich mieh diesem za. Sein TIM laatet vollst&ndig:
Modo per Imparare a sonare In gr. 8?o.
Di Tromba
Tanto ii Guerra
Qaanto Masiealmente ia Organo, con Tromba Sordina,
col Gimbalo e ogn' altro istramento. Aggiantovi molte sonate,
come Balletti, Brandi, Oapricci, Sarabande, Gorrenti, Passaggi,
e sonata con la Tromba & Organo insieme.
Di Girolamo Fantini
Da Spoleti
Trombetta Maggiore ial Sereniss. Gran Daca
if Toscana Ferdinand© II.
diplomatiscbe Aaftr%© tiberbruagttn, ia der Kanimermu&ik mitwirtai, aach Heta*
fester als KUchen-, Jagd-, Keller-, Forstschreiber, Hoforganisten, Fouriere. (S. 27.)
Pie Xamicer- and Coneert- Trompeter bleiben mit dem Tafelblasen verschont, urn
si A nicht den An&atz zum CterinblaBen m verderben, sie tragen auch nicht Ldrree,
we die aadren. (S 28.)
Honatth. t Mwikgeidi. Jutogiuig XXfl. No. 7. 8
124 Girokaio fmtliil, dm futnos Isi 17. Jahrh. mid seine Trompeiett49dHde.
(Wappen)
In Francofort Per Daniel Vuastch 1688.
Con Licenza de' Superiori.
Yoastch 1st wohl als Drnckfehler fir Vuatsch 11 nehmen. Eiwn
Drucker oder Verleger dieses Namens habe ich vergeblieh gesueht,
die mir zagftngliehen BQohdraeker - Lexiea fahren ill nieht aaf.
Welches Frankfurt hier gemeint §§i, ist auch zweifelhaft. Yfelletebt
lit Yuatscb nnr der Name des Bochf&hrers Oder Kommissionlrs, da*
Werk in Italian gedrackt and einem Frankfurter Bnehhftndler sum
Vertriebe fir Dentschland tlbergebeu worden. Das der Berliner Biblio-
thek entlehnte Werk ist zusammengebunden mit:
Oorrenti, Gagliarde e Balletti
Diatonici, Trasportati, Parte
Cromatioi e Parte Henarmonioi,
Con on Balletto a Tre, Passi, e mezi a die & a tre
per sonarsi nel Glavioembalo & altri Stromenti
Del Signor Martino Pesenti cieeo a Natiyitate
Libro Quarto. Opera decima quinta.
Bacoolte d'Alessandro Yincenti.
Dedicata
al Clarissiino Signore & Patron mio osservandissimo
il Signor Claudio Paalini.
Venetia, Allessandro Yincenti 1641.
Die Widmong an den Grofsherzog lantet: Ener Hoheit grofa-
herzige Freigebigkeit and die anendlichen Verpflichtungen, die ieh
gegen Each habe seit den acht Jahren meines Dienstes, haben mieh
-bewogen, ein kleines Zeichen von Erkenntliehkeit ond Dankbarkeit
meinerseiis zn geben, der ieh in Hinsieht anf das, was ieh einem
solchen Fttrsten, meinem Herren ond Patron schaldig bin, sehr mi-
bedeatend za sein bekenne: denn seine Gnade war Yeranlassong zn
dem bischen Mafse, das mir seit drei Jahren bis jetzt znweilen ver-
gflnnt war and im Verein mit Stadiam und Eifer, soweit mftglieh,
mich hat ein sehwaches Werk hervorbringen lassen, gleiehwohl nieht
anbeschwerlioh , darin ich die Trompetenkanst von ihren ersten Am-
fitngen bis za jener &ufsersten Yollendang , die anerh5rt war toc
unseren Zeiten, abhandle, indem ich jedwede Handhabang derselbesi
meht nar in kriegerischer Bedehung lehre, sondern aach jede andere
irgendmdgliche Leistung, die der Trompete zukommt So bitte ieh
denn Eare Hoheit, diese meine anvollkommene Arbeit in Earen SchaU
za nehmen, wie ich sie gebe und widme zar Bezeogang meiner anf-
Girolamo Ifcntiiii, dm Virtue* its 17, Jahrh. und seine Trompeten-8ohule. 125
richtigen ¥s»hraig. Keinem sonst als Eorer Hoheit l©mt© und
iirftt ich solch' mm Werk aberreiehen, einmal, will es meine Pflicht
and Schtldigkeit erheischte, dem II© Fracht n opfern, der si© hills
©rwMhssi lissii, sodann, weil lis arblttfate Vollendung der Trompeter-
kunst keinem anderen gsbihrt©, als dem Beherrscher der Tiller, die
sehon s© vieler llmste Erfinder waren. Uil indem lei mich mm
mm Schlusse mit tiler schuldigen Hoehaehtung yor Each beuge, er-
bitte ieh fir Each ?om Himmel die Irfilsag mmm jeden Eorer
Wttnsche. Gegeben am 20. April 16S8.
Ich meine, disss Widmang sprieht gleichmfiisig fir den Biidungs-
grad f wie fir im Gharakter lis Dedikanten mi kontrastiert an-
genehm mit Ism seryilen Ergtissen, wie si© deutaehe Mosiker la jener
Ml beliebten.
Die textlicben Erl&uterungen dee Verfassers zu seinen Tabellen,
Beispielen und ftbungsstficken lassen sich nicht ftbergehen. Das, was
ihnen an AusfBhrlichkeit fehlt, wird durch interessante Streiflichter,
welche daraos anf den damaligen Gesehmaek und ils Auffassung ge-
wisser musikalischer Punkte fallen, ersetzt. So lohnt as sich, sis dim
Abschnitte L'autore ai lettori eine Stella wiederzugeben, die, wie man
zugeben wird, dem tJbereetzer und Erkl&rer eine harte Nuss m
knacken giebt. Harendo mandate alle stampe questo mio debil volume
per benefizio di chi professa b volesse professare di sonar li tromba:
non pit to aria come gik si solea, ma col fir© fondamento come gll
altri 8trumenti perfetti, benchfc la Tromba non abbi che le sue note
naturali, come si vede sal principio il quest 9 opera, perche a voler
eomporre sopra a ditto note e lasciar Faltre, no si e possuio far mag-
giore ifcreo, a perd H bisognato obbligarsi con le gik dichiarate, ehe
in par loro apportano poca vaghezza: si come anco molti bassi non
si sono diminuiti, perche h necessario par reggere tale strnmento
d'assai armonia. Qraditelo con ogni affetto etc. Nachdem ich dies
mail geringes Werk zum Vorteil aller, die slab damit abgeben oder
abzugeben gesonnen seiu wttrden, Trompete zu spielen, dem Druck
Hbergeben habe: (nun beginnt eine Biesen - Satz - Versehachtelung)
Trompete zu blasen, nicht mehr Im Freien {©lit Begleitung hei&t
its, eigentlieh in die Luft hinein), wis es bisher flblieh war, sondern
.mit einer wirklichen Begleitung (Fundament des Basso oontinuo), wit
ill Qbrigen vollkommenen Instrumente, wenngleich its Trompete nur
ihre natttrlichen Noten hat, wit mm a® Beginne dieses Werkes
(aus der dort befindlichen Tabelle) ersehen kann, denn will man (Im
der Hdhe) flber besagte Noten Mists komponieren und die anderen
8*
126 dirolMao Fantini, ein VirtaoB des 17. Jahrh. mad mm% Tromygten-flehiili.
(die tieferen Tine) aafser acht lassen, so 1st das ohne zq gro&e
(maggiore sforzo) Anstrengung ilcht mdglich (non poter far, nieht
nmhin kflnnen), and deshalb miss man sicb aaf die schon angef&hrten
beschr&nken, welche an and far sich wenig Beiz an sich tragen (die
vierte Oktave vom Grundton ab enth< von Natar eine diatonisehe
Skala mit einigen chromatischen Erhflhungen (fis, gis, ais), die fflnfte
eine vollst&ndige chromatische Skala; die vierte Oktave aber liegt sebon
so boeh, meint Fantini, diss, wenn man fir das Instrument erst von
dieser Lage ab sebreiben wollte, die Anstrengnng it grols sein wflrde;
die daronter liegenden zerstreaten Intervalle aber eignen sicb nieht
recht zor Bildong einer Melodie, bieten wenig melodiscben Reiz):
wie denn aocb viele B&sse nieht ver&ndert worden ski (diminniti)
(wir warden ungef&hr sagen: wie denn aach in der fiegleitong wenig
harmoniscbe Modulationen vorkommen), weil es, am mit einem solchen
Instrumente fertig za werden , vieler tTbereinstimmang bedarf. (Das
soil wohl heilsen: viel Nachgeben seitens der Begleitung, weil anf
der Trompete nieht alles so raseh and leieht heraaszabringen ist,
daher, im die Obereinstimmung [armonia] zwisehen Soloetimme nod
Begleitang za wahren , die Harmonisierung einfach gehalten ist)
Anch die „Avvertimenti per qaelli che volessero imparare a sonar di
Tromba Masicalmente in concerto di voci o altro" bieten einige interes-
sante Punkte, weshalb ich sie gleieh in tTbersetzong wiedergebe.
„Die Spieler dieses Instraments massen mit Zangenschlag (lingua
puntata) blasen , weil das Blasen mit dem A tern allein keinen voll-
kommenen Ton bildet (non forma voce perfetta. Die Bemerkang ist
sebr rich tig, indem wirklich zur Tonbildang die Mitwirknng der Zange
unerl&sslich ist, welche, sicb vorschiebend, gleicbsam ein ta ant-
sprechen will; andernfalls w&re der Ton matt and unvollkommen, wo-
gegen eine derartige Intonation z. B. beim Waldhorn den Eling-
charakter verderben wflrde). Man beachte, dass, wenn in den fol-
genden Sonaten panktierte Noten vorkommen, man sich des Panktes
bedienen muss, am Atem za holen nach Gelegenheit and Yeranlagang
des Spielers. (Diese Begel ist vom heatigen Standpankte sebr anfeehtr
bar, da ihre Befolgong ja eine darchaus zerrissene and zerhaekte
Phrasierang ergeben mflsste. Wenn der Blftser aach nieht, wie der
Singer, beim Atemholen an den Text, Sinn and Zasammenhang der
Worte, gebanden ist, welcher beim Gesange natflrlich in erster Linie
ma&gebend sein moss, so hat er doch zam Atmen vor allem die
rhythmisehen Einschnitte, Gaesaren, za benfltzen and darf nie aa&er
im lalserstem Notfalle darch Lflcken stdrend in die muaikaKsche
Girolamo Fantini, dm Virtaoe iss If. Jahrh. und seine Trompeten-Schule. 127
Gliederung eingreifen.) Dud kommt der Doppelsehlag vor, so 1st er
mit gestofsoner Zonge za schiagen (E trovando il Qroppo (|), si deve
batters eon lingua puntata; liter Qroppo, Enoten, yersteht man spftter
eine mordentartige Satzmanier aas vier geschwinden Noten von gleieher
Geltang, von denen die erste and drills anf derselben , die zweite
and vierte anf der nftchsthdheren und tieferen Stufe stehen, z. B.
q _ „ ^ . .. Fantini seheint jedoeh hier das za meinen,
-f-U-P-f— was wir mit dem Gesamtnamen Doppelsehlag
bezeichnen, worunter sieh mehrere verwandte
Spielmanieren begreifen lassen. Als Zeichen iafir ist, vielleicht in
Ermangelang anderer Typen, das Ereaz gebraneht Die Anweisung,
einen solehen Doppelsehlag abgestofsen, eon lingna puntata, aos-
zofQhren, steht mit der heate geltenden Kanstregel in entschiedenem
Widersprneh.) Der Triller jedoeh wird mit vollem A tern (a forza di
petto, eigentlieh aas voller Brest) gemacht and mit der Kehle ge-
schlagen (battato eon la gola. Die Begel gilt heate noeh. „Der Triller
aaf den Posaanen wird, wie bei denen Waldhflrnern and Trompeten
mit dem Einn gemaeht" sagt Majer in seinem „Nea erdflheten theo-
retiseb - praetisehen Musik-Saal" (Ntlrnberg 1741, 2. AofL, die erste
1732 dareh eine haasbaekene Ode von Mattheson empfohlen and ein-
geftlhrt). Eigentlieh werden Triller aaf den Natorlflnen der Bleeh-
in8tramente weder mit dem „Einn" noeh mit der „Eehle u gemaeht,
sondern dareh eine vibrierende Thltigkeit der Lippen-Maskalatar her-
vorgebracht, wobei allerdings Einn and Eehle mitbewegt werden nebst
anderen angrenzenden Partien. . Dies gilt nor ftr die erw&hnten Triller,
sogen. Natartriller, wogegen eine Anderung der Lippenstellang nieht
erforderlieh ist, wenn der Hilfston des Trillers dareh eine die Rohr-
l&nge ftndernde meehanisehe Einriehtang (Zag an der Posanne, Ventil
an modernen Instrnmenten, Elappe bei den Elappentrompeten, Ophi-
elelden n. s. w., Griffloch aaf den Zinken) erzeugt wird); e si forma
in tntte le note di detto stramento. (Doeh wohl nar aaf denen, die in
kleinen oder grofeen Sekandensehritten nebeneinander liegen, es m&sste
denn sein, dass Fantini enter Triller aneh die rasehe fortgesetzte Auf-
einanderfolge zweier in weiteren Intervallen als Sekonden von einander
abliegender Tone versteht, was wohl mftglieh, aber nieht eben wahr-
seheinlieh w&re.) Is werden einige Noten vorkommen, die am An-
fange des Werkes nieht angefohrt sind (in der Tabelle) and die, will
man sieh anf ihnen aufhalten, zwar nnvollkommen sind, wenn sie
aber raseh vorflbergehen, wohl gebraneht werden kOnnen. Aaeh mass
darauf anfmerksltm gemaeht werden , dass, wenn Noten von Wert
|2S Girolamo Ifcatiiii, eim fiftios des 17. Jahxh. und «am TrwipiiBAiiiia
vorkommeD , d. h. von ein, zwei, vier Takten Dauer (battute, Oder
Yiertcln, Taktsehllgeii), sie nach Art its Gesanges (in modo canto-
bile) ausgehalten werden mttssen, indem man den Ton leise angiebt
(eon mettere la voce piano) and ihn daraaf anschwellen Mast bis nr
H&lfte dee Wertes der Note and aaf der anderen Hftlfte abschwellcn
l&sst bis zam Ende dee Taktes, sodass man ibn kaam noeh birt,
and wenn man es derartig ausffihrt , wird sick eine vollkommene
Harmonic ergeben. (Aach mit dieser Vorschrift w&rde der Ktasilcr
heate Anstofe erregen, wo man keineswegs ohne besondere Voneieh-
nang oder sons! eine genflgende Bechtfertigang aaf alien l&ageren
Noten erescendi and deerescendi anzabringen pflegt, sondern lange
Noten in der Begel in der vorgesohriebenen oder vorausgegangenen
dynamischen Abstafang feet and ohne Yerftnderang der Elangsttrke
aosh<, aafser diss natargem&fs, namentlich bei gar langen Noten,
die gesongen oder geblasen werden, die Klaagst&rke gewfthnlieh etwas
naohlassen wird, weil der Atem nicbt immer ausreieht, wnnigsteis
nicht im ff, f and mi) Und wenn am Anfange des Baches anter die
Note Gesolfaat (c) do gedrackt ist, so mass es in dieser Weise stehen,
weil die Trompete weder da noch at bildet: deswegen mttssen sie
geflohen werden, wie es der vollkommene Singer that, der weder aaf
a, noch aaf i L&afe bildet; and aach bei den Feldsttteken (toeoate di
Sierra) kommen Worte vor, wie da ton della, atta non tano, atta
vallo, das will besagen bottasella (Signal zam Satteln), a cavalcare
(„fertig zam Reiten")» a cavallo („aafeitzen"), und il tiata will aagen
tatti; sie sind in dieser Art aufgezefchnet, • weil sie sioh mit der
Trompete so besser aasspreehen and sieh leichter wiedergeben, wenn
man sie mit der Zange stUfst, denn das ist die wahre Art za btoen."
Die letzte Bemerkang zeigt, dass man schon im 17. Jahrh. in Italian
mit der richtigen Art des Ansatzes vollst&ndig vertraat war, daes es
also eine ongerechtfertigte Praetention der deatachen gelernten Nd-
trompeter gewesen sein mass, wenn dieselben behaapteten, allein sie
bes&fsen die wahre Eonst, das Instrument richtig za behandeln, wie
denn noch Altenborg in seiner weiter oben citierten Monographic (8. 92)
aafstellt, Zange (Zangenschlag) and Haae, die zar Aasschmadmng
des Feldstfiek- and Prinzipalblasens dienenden Spielmanierea seien em
Vorzug der deatschen Trompeter, w&hrend doch Fantini sehr naehdrtsk-
Kch die lingaa pantata, das panteggiare betont. Was die eben genannte
,yHaue" anbetrifit, so ist sie niehts
ate ein sehr Uberflftssiger Begriff, denn
ihfi bddii Art§i f lie llbeneblageiide ti^keto^'bo* to-l»t»-ko«t
Giadamo Eutiiii, dm Vktaos im 17. JahrL nnd sell© Trompeten-Schula. JJ§
and die :
• • • • • • • •
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sehwebende w, - - ..
p tfSSc. ff ff dim. p
bietan » sieh gar nichts von der gewflhnlichen Behandlang des In-
struments Abweiehendes. Wir slid in tbtr einmal in ein waalg er-
frstliiiis Gebiet gelangt, n&mlieh lis der masikalischen PerrQcken
mid ZSpfe and kOnnen, urn lit letatanfgefllhrte l&ngere Stelle aas
Fantini za kommentieren, leider nieht amhin, diesen vergilbten ml
ventaubten Reqaisiten aas der masikalisehen Barit&tenkammer einige
BKeke it sehenken. Die beiden Rarit&ten, am lie es sieh handelt
and lis Fantini aehr onntftzerweise in Vergleich stellt, sind einander
wtlrdig; is isl erstens lie Solmisation and zweitens lis Silben-Geheim-
thaerei bei gewissen Blasinstramenten. Is liegt bier die komisehe
Aaffassang za Grande, dass man snr Tonbiidang bei Blasinstramenten
%hmm wie beim Gasiigs bestimmter Silben beddrfe, diss man to
ein Blasinstrument ffcrmlieh hineinspreche. Fantini spricht diss direkt
aas, wenn er meint, dass die von ihm aafgef&hrten Silben and Worte
(datondella, attavallo) „sich mit der Trompete aassprechen" lassen,
ferner dass die Silben li and it, well sie ski aaf seinem Instrumente
nieht bilden liefeen, „geflohen u werden mflssten. Das Kapitel der
Matation bei der aretinischen Solmisation, il© entsetzlich verwickelte
Pedanterie, weleher die Idee n Grande lag, dass immer der Halbton-
aehritt doreh lit Silben mi-fa bezeiehnet werden ®isss f gehdrt wohl
m den Odesten and anfraehtbarsten der gesamten Masikforschang ;
wenig isafa giebt ihm die Gesehiehte der Solmisation tberhaapt alt
ihren Ablegern, it? Waelrant'schen Bobisation, der Grann'schen Da-
menisation i. s. w., die sieh, naehdem doreh die gldekliehe Erfindang
der siebenten Silbe si its Matieren aberflflssig geworden, naehdem
waiter die alien aaf den Ton fixierten Silben nar noeh die Bedeatang
m!§ Ttit zam Vokalisieren bewahrt batten, sieh bis ii ansere Zeit im
den Streitigkeiten der Gesanglehrer fiber die sir Tonbiidang taag-
liehsten Silben and Vokale, ob e, ob a, ob a oder la, fortspinnt
Und im dieses Eapitel reiht sigh, aaeh wenig erqaicklieh, die Lehre
▼01 dem Silbenkram zar Formation Its Aasatzes aaf den Flflten,
Zinken, Trompeten i. s. £ Yen alien Agxieola mit seinem Lehr-Vers-
lein: M Die zange masst in bewegen and in deinem mande regen aaf
©ii jitzlieh insonderheit wit folgend in Exempel steht Willi diss
dein Pfeifen besteh 5 Lern wohl das diridiride" etc., vom Venefciaaer
Oanassi Ms za Qaantz mil waiter von Fantini bis za Altenbarg
spielen diese Ansatz- Silben eine Haaptrolle, and der leizterw&hnte
130 Girolamo Fantuu, ak Virtuos i§§ 17. Jahrh. and seine frompliiiiJtciili-
glaabt der Welt ein ansch&tzbares Geheimnis za verraten, iiidem er
(in seiner mehrerw&bnten Trompeter- ill Paoker-Konst, p. 92) pa-
thetisch erkl&rt: „Ich trage kein Bedenken, das Geheimnis za ent-
decken, da ich weift, dass es niemandem nm Nachteil gereichen wild."
Es besteht ans den Silben ritiriton oder kitikiton bei der einfaohen
Zonge, bei der doppelten wird noch die Silbe ti vorgesetzt, also tiki-
tikiton, tiritiriton. Da es sich von selbst versteht, dass man, ein Blas-
instrament am Hindi, also mit gescblossenen Lippen, nicht spreeben
kann, aid, selbst wenn dies mSglich wire, niemand etwas davon hdren
kimte, so fr> man nnwillkiirlich nach der Bedeatnng jener Silben
nd Worte, welche bei Blasinstramenten angewendet werden solleiL
Die Antwort ist: dass von diesen Silben nor der Anfangsvokal oder
Anfangskonsonant Sinn nd Bedeatang hat, indem er eine gewisse
Stellang der Zonge oder der Eehle bedingt, die grade zar riehtigen
Intonierang des betreffenden Instramentes erforderlich ist; alios andere
llift dabei anf Illusion binans , wenn man nicht den hinzogeftkgten
Lanten eine mnemoteehnische Bedeatang beilegen will. Sei m nan,
dass man der Zonge die Lage giebt, als wolle man ein t oder d aas-
sprechen, wie es bei Trompeten, Posaanen, Zinken, Mitel der Fall
seta miss, oder aber aus dem Gaumen heraus gleiohsam ein a her-
vorbringen will, wie es die Natar des Waldhorns bedingt, oder end-
lieh die Zonge gewisse vibrierende Bewegangen oder StUfei nach
vorn aosfQhren litest, wie zor Erzeogong der Zangenschl&ge oder Stm-
cati aaf alien genannten Instromenten erforderlich ist, niemals handelt
es sich am ein wirkliches Aussprechen ganzer Silben oder gar Worte,
denn dies ist eine Unm5gliehkeit bei festgeschlossenem Monde. Die
vielen sinnlosen Texte, welche Fantini in seinen Beispielen and "Obli-
ge! onter die Noten drucken l&sst (wie teghedatanta, lera lira M, tiri
tiri di, teghe teghe di, tate tata tita ta, lale, rala lala la, lade rade
ra a. s. w., in infinitam des hiheren Bl5dsinns), sind ebenso zwecklos,
als die von Altenborg schnOde verratenen Geheim-Silben der deatschen
Trompeter-Kamerad8chaft, ja, soweit sie mit anderen Konsonanten als
t and d beginnen, ganz ansinnig, weil sich der Ton des Instraments
nar mit der zar Aossprache der genannten erforderlichen Zangen-
stellang bildet and z. B. die fir das r notwendige Zangenvibration
ein abschealiches Schwirren des Tons ergiebt Das einzige Moment
von Bedeatang ist die natttrliche Yeranlagong, and wem diese mangelt,
der ist trotz alien erwfthnten Zaoberformeln aofser stande, sich den
riehtigen Ansatz anzoeignen. Doch nan genog von diesem, aach heate
noch vielfach spakenden Masikanten-Aberglaaben its ilter Zeit!
GtXDlamo Itatini, ein Virtuos des 17. Jahrh. and seine Trompeteii49Ghule. 181
Is folgt nun eine ttbersicht im Inbaltes von Fantini's Werk :
Aufz&hlung der nattirlichen Intervalle, wobei aofflfflt, dass beim
dreigestr. c, wo die cbromaiisehe Beibe bcginnt, abgebrocben wird,
dass das zweigestr. Is, gis und h, von denen das ante nnd letzte
ganz braachbar sind, nicht angegeben werden, nnd das eingestr. b,
ein ganz gnter t nor ein wenig zn tiefer, docb leicht auszugleiehender
Ton, fehlt Is ist hier der Eigentflmlichkeit 11 erw&hnen, dass sich
zor Bezeichnung der am moisten angewendeten T5ne der Trompete,
eigentlioh nur der znm Prinzipalbiasen (Signalblasen) verwendeten
gewisse Namen gebildet haben , welche auch im mehrstimmigen
Trompeten-8atze znr Bezeichnung der einzelnen Stimmen Anwendnng
gefnnden haben. Da die Namen nicht tiberall die gleichen sind nnd
ihre Anwendnng mitnnter zn Verwechslungen gifihrt hat, m6ge hier
eine vollst&ndige tJberaieht derselben folgen :
A. Bei Fantini heifst der Grandton sotto Basso, dessen Oktav Basso,
das g Vurgano (kOnnte anch ein Drackfehler sein, da sich sonst
mif die Schreibart Vnlgano oder Volgano f ndet) v das o Striano,
das e Toccata, das g Quinta.
B. In der alten dentscben Trompeterknnst f idem sich die Benen-
nnngen: 0 Flattergrob (Fladdergrob), c Orobstimme, g Faul-
stimme, die T5ne zwischen c nnd c heifeen znsammen Prinzipal,
von c* beginnt das Clarin-Register. Etwas abweichend hiervon
findet sich fir c der Ansdrnck Mittelstimme, fir e Prinzipal-
stimme (J. G. Walther, Masik. Lexikon. Leipzig 1732).
0. Im mehrstimmigen Trompetensatze kommen folgende Bezeich-
nongen vor: Die erste (oberste) Stimme heifst immer Clarino,
die zweite entweder anch Clarino, oder (namentlich in ftiterer
Zeit, so bei Monteverdi im Orfeo, Anfangs-Toccata) Quinla, die
dritte nnd vierte Alto nnd Basso (so im Orfeo des Monteverdi
an bezeichneter Stelle), gewflhnlicher ist fir die dritte Stimme die
Bezeichnung Prinzipal, die vierte Stimme, welche in Ermange-
lung der Pauken deren T6ne dbernimmt, heifst zuweilen Toccato
(Touqnet). In der mehrerw&hnten Toccata aus dem Orfeo heifst
die fonfte, anf dem kleinen g stehende Stimme Vnlgano. . Alten-
burg macht sich flber die deutsehen Namen Flattergrob n. 8. w.,
deren Yorkommen in der Praxis er bestreitet, lustig nnd kennt
nur: Clarini (1. nnd 2. Stimme), Prinzipal (8. Si) nnd Bass
(Toccato).
Bei der Erklftrung dieser znm Teil sonderbaren Namen kommen
wir zuweilen Ctber bloJse Vermutungen wenig hinaus. Flattergrob (der
SMtoiie ttaiiMj «m Virtoos dee if- Jahrh. mi seine TrompetecbScfciik.
Ton sieht nicht so fast, flattert hin mil her), Grob- and Faalstimme
sind an mh Mar, die Etymologie ftlhrt ms auf ihren Toncharakter;
Principal gleieh vox prim#iji&is f Hanptatimme, bietet k©m« Schwierig-
keit. Tiber Ciarino mil einem ganzen Emi fchnlich lantender and ver*
wandtsr Benennaiigen liefse sich eine gmm Browhira sehreiben, bit
soweit diese Aisiriekt fa mosikaliseher Beziehang vorkommen. Der
Kernpunkt 1st, diss das Wort mm elarns, bell, klar, berkommt ud
in iff Bagel eine hohe Stimme bedeatet. Ieh b«!iriikt mich, das
wiii©rsigsbii f wm Altenborg (a. a. 0., p. If) car Erkl&rang ?<m
Glarino sagt: „In den ftlteran Zeiten warde die Trompete, von weleher
bier lie Bade iil, das Hohen and hellen H»g§s wegen aof ktoMsdi
Clario, Glaro oder Glarusios genannt, welches die Fransosen dareh
elairon, die Italiener dareh elarino flbaraatitan. Eigentlieh ist as mm
kflrzere and enger gewandene Trompete, ais lis gewdhnliehe mi
heifst bei den laglfaism Clarion. (Da Ctoga sis Wilh. Malm. 1. IV.
histor. AngL I© anno 1101.) Wir verstehen anter Glarin oder anter
einer Glarinstimme onge&hr das, wm anter den Singstimmen der
Diseant ist; n&mlieh eine gewisse Melodie, welehe grdfstenteils in
der swdfMlriAeiii Oktave, mithin hmh and hill geblasen wild."
Toccato (loeeare, schlagen) als Ersatz der Pauken ist k seiner Ent-
stehang and Bedeatang klar. Volgano (vielleicbt von volgere als
Wendepankt, von is® die eigentlichen, dem Gharakter des Instrument
entspreehenden Intervalle anfangen?) and Striano (stria bedeatet eine
Hohlkehle) Mills® in ihrer Etymologie dankel.
Aaf die Ambitas-Tabelle folgen: 16 Toeeate (dartmter sind Mar
karze Obangen sir Bildang ies Ansatzes gemeint). Sfodo di batters
Is lingaa pantata Ii diversi nodi Signale. (Feldattleke. Dieselben
bieten wohl da milit&risebes, aber eigentlieh kein masikalisehea In-
terBase. Sie sind la mehreren Lexicis, so z. B. i® Koch-Dommer aof-
geftihrt, aaeh Ii der Monographie Altenbarg's and bei Q. Kastner
Manael de Masiqae militaire vollst&ndig mit Its Noten wiedergegeben.
Hier dirfem ste wohl dbergangen warden,) Sonata par salire dal Basso
al 8opraao. Entrata imperiale per sonare in eoncerto. Stuomda Imp#-
riale. Prima chiamata la caprioeio. Noeh S ehiamate Prima rieereata
Ii Soprano. Noch 11 Biesraata. Balbtto detto 11 Veizer. BaDetto
della Split, B. Lunati. B. Strasoldo, B. Oddi. B. Paasi B, fin-
eontri. B. Gisilieri. B. Petricd B. Altonito. B. Bedoin. 1, Angioli.
Martelli. Alfani. Sqoilletti. ZambeecarL Scorno. Porroni. Panciar
tiehi, II Boldanf, il Bagliani. Brando detto II Pietra, Brando detto I
Baeellai. Balletto detto ii Mont'Auro. Brando il BianchL BaUetto i
Gfatiamo FMitinL ein Virtaos i§§ 17. JaMi. und seine T^mipeteii^Qhiile. JJS
GavottL Balletto il Cavalca. Brando l'Albizi. Stlterall© ditto del Naldi.
Brando detto del Bafato. Sarabanda detta del Zezzi. Aria detta la Tru-
xee (soil wohl Tnclsess bedeuten). Caprieeio detto del Snares. Capon-
do il Visconti. 0. II Galeppi. C. il Gardnoei. Gapricoio detto del Gondi.
Corrente detta la SchiQchinelli. Gorrente del Bonarelli. Oorrente del
Guerini. C. la PandolfinL C. la Meaza. 0. detta del Garlotti. C. del
Dovara. C. detta del Vique. Gorrente detta la Volgestain (ob hier Wol-
kenstein gemeint ift und eine Beziehnng n Oswald von Wolkenstein,
dem letzten der Minnedichter nnd dorch seine Abenteuer, Beisen und
8agenhaften Erlebnisse weit nnd breit bekannt gewordenen tirolisehen
Edlen obwaltet?) 0. del Nobile; del Labbia, del Derchia, del Boadinelli,
delTElce, del Cioli, del Gausachi (etwa Kosaeken?), del Bentivogli,
del Biccardi, C. la Gherardesea, C. detta dello Staceoli, 0. del Mont'
Albi. Sonata detta la Verliche (etwa die gef&hrliche?), Sonata dell'
Aroiuboldo, S. del Capponi, S. del Bardi, S. della Stnfa (stnfa Ofsn,
aueh Badstube), S. dell' Antinori, S. del Malespina, S. del Paniearola,
S. dello Stall, S. la Binuccini, S. del Monte, Sonata a 2 Trombe
detta del Oorsi S.a2 Trombe detta del Corsimi S. a 2 Trb§. la
Bicasoli. S. a 2 Trbe. la Pieeolomini. S. a 2 Trbe. la Gastaldi. S, a
2 Trbe. la Gaiceiardini. Sonata di risposto (mit Echo) detta la Salviati.
Qagliarda Strozzi. Gagliarda a 2 Trbe. Coppoli. Gagliarda a 2 Trbe,
Gberardini. Sonata Saraeinelli. Sonata Adimari. 8. Morone. Esereizio
di Passaggi detto il Maffei. Sonata Vitelli. Sonata detto del Nero.
Prima Sonata di Trba. et Organo insieme detto del Colloreto. Sonata
Gonzaga. Sonata Niccolini.
Die versehiedenen Tanzformen, welebe vorkommen, dflrfen wohl
als bekannt gelten, aoeb die Bedentung der Forman, welebe inter
den Namen Sonate, Toccata, Rieereata, Gaprieeio erseheinen, fir jene
Zeit steben mnsikgeschichtlieh fesl Dagegen dtlrfte als bisher wohl
onbekannte Tanzfonn der Brando anzoreihen sail, der, wie mir seheiut,
einen Schwerter-Tanz bedeutet, also eine spezifiseb kriegerisehe Tanz-
Art. (Brando, Sehwert, Begem von brandire, sehwingen, sebwenken.)
In dem hier von Fantini gesammelten Stoffe and ftbrigens die Unter-
sehiede in Form nnd Gharakter der einzelnen Sttkeke mehr nur den
Namen naeh vorhanden, abgesehen etwa von gewissen Tanzformen,
wo eine besondere Eigenart hervortritt. Die Toecaten sind nichts als
knrze Etflden, nnd die Sonaten, Bieereaten and Gapricoio's stellen nur
eine farb- und formlose Masse ddrftiger Sfttze vor. Unter Entrato ist
eine Fanfare zn verstehen, welohe, wie die von Fantini mitgeteilte,
die Bestimmung haben kann, zur ErOfihung eines Konzerts vorgetragen
134 Girdamo fantiii, mm Virtaoa im 17. Jahik ml seine Trompeten-Sdmle.
it werden , wahrscheinlich wenn die vornehme Oesellsebaft in den
Konzert-Saal eintritt Bar Name Sonata ist Ibrigeis auch blofeen
tfbungsstQcken gegeben. Der Stoff, den Fantini in seinem Werke a-
sammengetragen hat, ist jedenfalls sehr verschiedenartiger Herknnft.
Bass ein Teil der Sticks von ihm selbst komponiert sein mag, ist
wahrscheinlich , doch stammt das meiste entschieden von anderen
Eomponisten her oder gehOrt einer Art volkstttmlieher Mnsik an, die
sieh, vielleicht niebt einmal inner aafgezeiehnet, traditionell fort-
gepflanzt hatte. Mancbes mag aocb fir andere Instramente, Laate,
Clavier i. s. w., gesehrieben and von F. fir sein Instrument arrangiert
sein. M6glich wftre es, dass die so vielen Stttcken beigeffigten Personen-
namen teilweise die deijenigen sind, welchen das betreffende Stick
gewidmet ist. Booh trifit dies sieher nnr bei einem Teil der Pieeen
ii, wogegen h&ufig der Name dem Eomponisten angeh6ren mag, oder
sieh aaf einen untergelegten, bekannten, aber nieht mitabgedrackten
Text bezieht, oder endlieh, wie es bei der jetzigen Tanzmosik noeh
ftblieh ist, einer bekannten oder berflhmten Pers&nlichkeit angehOrt,
welche dem Stfieke als Empfehlnng dienen soli. Man kann niebt eben
behaapten , dass die Mnsik ans F.'s Werk sehr mitteilenswert so,
denn das tJbangsmaterial bietet als bedingt dareh die Natur des In-
struments nd seine eigentflmliche Tonreihe niehts Besonderes, and
die T&nze, Arien, Balletli, Sonaten i. s. w. tragen Form and Gepr&ge
ihrer Zeit and zeichnen sieh, soweit sie mit Begleitang versehen sind,
nieht gerade darob einen sehr fliefsenden and interessanten Basso
eontinao aus. Was jedoch einiges davon der Wiedergabe wert er-
scheinen l&sst, das ist die Melodiebildang, die sieh zaweilen in aaf-
fallender Weise der modernen n&hert, eine Anzahl Ankl&nge an heate
beliebte Wendungen enth< and dareb ihre Frische and Manterkeit
oft aas dem Bahmen der damaligen steifen and fremdartig trockenen
Art and Weise heraastritt. In teehnisoher Hinsicht ist der Ambitus
der Trompete aafs vollstftndigste aasgentitzt, and wohl niemals sp&ter
sind die Anforderangen, welche Fantini an die Leistangsfehigkeit der
einfaehen Trompete stellt, flberboten worden. So ist es z. B. ein
gradeza keekes Verlangen, wenn folgender Triller vorgeschrieben wird:
Wanderliche Stellen kommen vor, nieht nar hinsichtlich der der
Trompete zagemateten Intervalle, sondern aach in harmoniseher Be-
ziehung. So z. B.
Girol&mo Fantini, da Virtuoe im 17. Jahrh. uad seine Trompeteii-Schiile. HI
Esercizio li passaggi
i
Vielleicht soli hier das nnmftgliche a auf dem darftber liegenden
ii fciefen b ausgeffthrt werden. Fantini aber fihrl merkwtirdigerweise
dieses Intervail weder Im der Tabelle an, noeh bedient er sich des-
selben irgendwo, obwobl m sebr gut anspricht ill sich leicht durch
Treiben rein stimmen Itest
Beaehtenswert 1st auch lis Stalk:
Gagliarda a i Trombe delta del Coppoli.
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fit-
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Ibenso lit Stalls:
P
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Die nachfolgend mitgeteilten Stdeke ski nil Rfieksicht auf die
oben er5rterte, fir jene Zeit angemein fliefsende Melodiebildung tis-
gewifalt Bei dem Balletto ditto del Velzer liegt es wobl sebr nahe,
m dei von Deatschland importierten Walzer n denken, eine zweite
Eonjektur wlr@ PMiar,
136 Guokmo Ifcnthri, aim VMtȤ dea 17. Jabrb. mi aeiiie Twiipiwi^^
if p pr ■ r f ^
eye e . p t
■ ill
— ^ g g- g C
r
! J* * pi
III. parte.
pf# „_ ,
*3Ei
j[j I pi I * g I]
*) Im Originaldrucke sind alle Noten mit Fahnen getrennt geechrieben. Dia
Bindebogen aind yorgeschrieben, jedocb in dieaer Fonn > *
Qfrolamo Fantini, ein Yirtuw des 17. JuMl mil seine Trompeten-Schnle. 137
Gorrente istts la Volgestain (Oswald v. Wolkenstein?).
p* J jl
Saltarello detto del Naldi.
1 J J 1
1=
r r
1 gg — • "
i r t r |
Corrente detta del Biceardi. +
r r i r r r » r r r ; f r ■ f f r
3
138 Girolamo Paatfni, em Virtaos dee 17. Jahrh. mi mum Trompiiii-Sdniib
if r p r ■ f o=fs^
— = a —
! p f r
i r . r ■ r r
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ljr — » - p— ,
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' P P* m ' /s.
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-i —
i_ >s ^ —
J " r • —
=F =; — 2 — 1
Das Stick nimmt sicb } modern harmonisiert, wie ein gemtttlieher
b&uerischer L&ndler aus der Qegenwart ais.
Fantini ist wohl bauptsachlich das Yerdienst zazascbreiben, die
Technik and Aasdrucksf&bigkeit seines Instruments anf den hCchsten
Qrad gebracht za haben. Es will dies fir seine Zeit viel bedeaten,
den fasst man den damaligen Znstand der Instumentalmusik in's Aoge,
so stehen, abgesehen etwa von Klavier, Orgel, Laote ond von Bias-
instrumenten Gornett nd Posanne f alle flbrigen Tonwerkzeage weit
an Tecbnik hinter der tonarmen nnd so nngemein schwierig za be-
berrsehenden Trompete zirick. Die Ausbildung der Violine zar Be-
herrseberin tiler Instramente beginnt eben in der Zeit, wo die dor
faehe Trompete die Hifae ibrer Entwickelang erreicht batte. Hierza
aber bei einem so wichtigen und unentbehrlichen Tonwerkzeoge das
meiste beigetragen za haben, darin beruht FantinTs masikgesehieht-
licbe Bedeatang.
MttdlTjapo.
lit
Mlttelliuigeii*
* Die Tereklgmig mr BeSrieraaf der Tonkanat and fix m#ct«!ifiii§©h@ Mnaik-
geechichte in Amsterdam hat in ibrer 16. PublikatiGn „Vier m twentig Liederen
olt de 15. en IS, ©a&w met geestelijken m wereldlijken Tekat voor «§a@ Eastern
met Klavierbegeleiding bewerkt door J, C. if. van JStanttftpft" herau&gegeben
( Amsterdam. Leipzig, bei Breitkopf & Hirtel. hoch 4°. VIII u. 43 S. Pr. 2,50 M.)
Herr van Riemadijk ist ©ia gate Muaiker and hit sick der achwierigen Aufgabe
mil grofeem Geechick entledigt Er hat im allein richtigen Weg gew&hit und den
Text richtig deklamiert, welchem aich der Wert der Noten ainngemife anachlie&t
Wir erhalten dadurch eine fliebende und angeoehm kliagende Melodie, Mb dem
Originale ia alien seinen Teilen entspricht. Zu Mr, 6 giebt er zwei Lesarten- Die
zweite balten wir for die richtigere. Der Schlnsselwechfiel im Originale ist ©Is® ganz
gewohnliche Erscbeinnng la der alten Notierung. Fraglich kSnnte nnr der verminderte
Qointenachritt im 3. Takt aein, der vielleieht dnrch b — f vermieden warden kSnnte.
Unter den 12 wettlichen liedern ist das Ton den alten Meiatern beaondera bevor-
zngte lied: „Taadernaken op den Ejn" (Nr. 21) von Herrn van Biemadijk ganz
fe©g©Bct§» glueUieh wiedergegeben nmi. Melodic wm Bsgfeifciag mmi wh mm «a«a
Ones. Die Begleitangen des Harm IMmu&g^mm aiBa mA mdsteateis dvrob
gro&® £infacliheit und M&ehaiiHtiisg des alten TomsatMS mm f ein Vorzag, der lea
meiaten aJmlichen Sammlungen abgeht
* Die 1Mb© pikant geachriebene muaikaliaehe Stndie „W*nderade Melodien"
von WHi 9 Tappert, ist ia Leipzig 1890 im Yerlago von list k Francke in 2, ver-
mehrter mid verbeaserter Auflage eracbienen. (8°. 95 & Pr. 2,40 M.) Herr Tappert
ist ein vorztiglicher Saznmler und Beobachter ami die kleine Schrift atellt aein Talent
ina hdlate LMit 8*ad»vdaai or imn f^^^W^ nftwhutoi Z&ub&M dabei
wrwandeit
* Herr Bmtt Krause verdffentlichi in der Muaikzeitnng „Die Sangerhalle",
Leipzig bei Siegei, von Nr. Si, 1889 Ms m im Mm mm 1890 einen im Hamburg
offentlich geh&itenen Vortrag tiber „die Entstehong and Entwickelnng der moderoen
Oper". Deraelbe umfaast mit grofaer Beleeenheit alles was fiber daa Thema air
irgend bekannt ist ami flicht kurxe Urteile ein, die sich dann fflr die neueste Zeit
is au^f&hriicheren Charakteristiken der einzelnen Komponistea geatalten.
* Herr Dr. E. Bohn in Brealaa teilt wm mit, d&as rich der aaf Seite 79 der
Monatahefte mitgeteiite e^lisiMmmig© Satz „Barachem (Barachim) Ezach&i" aach
in dem Druckwerk „Maaikaliacher Zeitvertreiber u von 1609 aster Mr* 27 befindet
Der Satz weicht im Dracke vielfacb ab t die Melodie dagegen atimmt fast darch-
g&ngig ftberein. Noch ml aaf eine Eiinnerung des Herrn Ttppert bin erw&hnt, d&as
die aaf Seite 74 und f 5 benutzten „y" eigentlich Jj" aein aollen. ©tsa diea Idakeu.
eine Wiederholong im Teitoe bedentet, wird wohl einem jeden bekannt aein.
* Im Matrikelbnch der Univerait&t zn Leipzig lit is J&hre 1482 (fol. 146)
ein ^Renricus finch de Bambcrga" eingezeichnet and dahinter mil Hemeiw Schrift
' hinzugefngt „bonos cantor**. Diea Dokament ist aehr bestechend darunter im be-
rnhmten Heinricb Fink is vermnten, dmn die Zeit paaat is aeinem Lebenaalter
vollstandi^. Wenn if 1482 etwa 20 Jabre alt war ond nm 1519 itiirb, so macht
dies ein Alter fon ungef&kr 51 Jahren. AttffaMend ist nnr die Geburtaatadt Ism*
berg, is die jungere Zweigfamilie is 8achaen ans&saig war, doch wire dies nocfc
Mon«t«h. f. Mmmk^mQ^ J«hrgMg XXn. No. 7. 8a
MO
Mitteflniigeii.
lam triftlger Grand die Notiz ganz von dor Hand zu weisen. Die Leipziger Matrikel-
bucher bezgen uberhaupt mrochtft Sekait, ier nodi der Entdeekmig harrt. Leider
sind die Einrichtungen auf den beiden Leipziger Bibliotheken: Stadt- u. Unirersitite-
Bibliothek noch so im alten guten Stile gebalten , dass eine Aasnutzung der Zeit
fur einen Quellen-Studierenden ganz undenkbar 1st Beide Bibliotbeken sind tgglidi
nur 2 Stunden (!) and noch daza zu gleicher Zeit geSffnet In 2 Standen war icb
nur im Stande 12 Jahre im altesten Matrikelbache, welches mit 1409 beginnt, durch-
zusehen. Die Herren in Leipzig m5gen aich nan berechnen, wie lang die Hotel-
rechnung warden wurde bis ich die Matrikelbiicher bis zum Jahre 1800 durchgeeehen
b&tte and danacb ihre veraltete Bibliothek s-Einrichtung beurteilen. H E.
* Leo LicpmannsBohn, Antiquariat. Berlin W M 63 Charlottenstr. Katalog 83.
Vokalmusik (weltlich nnd geistlich). Schluss des Alphabets aus Kat. 82. Enth. Ge-
sangschulen, Choralbacher* Kanons, Opern u. Arien in P. u. Kl.-A. Das 18. Jh. ist
gani besonders darch seltene Werke vertreten.
* Antiquariats-Katalog, Nr. 8 von Mirauer & Salinger, Berlin W. 8, Taaben-
strafe© 42. Enth. Buch- n. MusiHitenitiir meist i©uj§r«r Zeit mm billigen Ptaeue.
* Das n&chste Monatsheft wird etwas spater aaagegeben werden, da m eine
giObeie Arbeit im Zasmmenliaiige enthalten nnd daher fuehrer© Bogw mm-
faseen wird.
▼tr»ntwortltoh«r Itedakteur ftobeftBlta«r, Ttmpta (Uckeraaxfc).
Brack you Hiraioa Beyer Jl SOhne in Liagtn— Ua.
MUSIK-GESCHICHTE
heransgegeben
von
der 0®8®ll®©liafi fir Mmikloft efciasg,
mi. Jttfini
1890.
fw4s dM JahigsngM 9 Mk. MonatUoh «HOh«bii
•in* WasnsT Ton I bia S Bsgm, Lutrtioitifibllliitti
fktar die Z«Qe S@ Ft
KommlMloiiiT«rlag
too Breltkopf * Hlrtil la Leipiig.
BMtelhuigtn
nftmaft J®Ss Bunk- ml V ullduuidliing «ig«geia»
io.&
PMlIpp von Vltry.
(Von Bate Bohn.)
2%titgp wn Fiftf , einem berflhmten Geschlechte der Champagne
entetammend, wurde zwischen 1285—1295 geboren. Seine erste LtbiM*
zeit Terbrachte §r to der Auvergne* kam dann is die Dienste Karh im
Schftnen and naehher in diejenigen Phttippn sis is® Hauae Valois
and sp&ter ii die las Herzogs Johann mm der Normandie. In
jener verwirrten Zeit, in welcher die Engl&nder in Frankreich wlte-
tei, griff Philipp mannhaft 11 den Waffen. Im Jahre 1350 veraehafflte
er dem EDnige den sehr willkommenen Zatritt m dem Papste, welcber
damals 11 Avignon residierte, and blieb itch des EGnigs Weggang
noeh einige Zeit an dem Hofe des Papstes. Man nimmt an, im$ ar
w&hread dieser Zeit die kirchliehen Stafen darehgem&eht babe, denn
bald daraof wurde sr Bischof von Meaux mi siarb 1361,
Die Sorgen fttr das dffentliche Wohl and lie Bewegangen seiner
Zeit liefeen ihm noeh Mufee za wissiasibtffliahii Beseh&ftigimgen.
Dareh Obersetzang ton Ovids Metamorphosen lis Franz5sisehe hat
er ski den Namen eines Poeten verdxent; sail Ansehen als Bftosiker
wird yon seinen Zeitgenossen allgemein anerkannt
Ms Lebenszeit Philipp's Hit Im eine Periode, im weleher sieh la
der Maasuralmusik eine grofee Ver&nderong vollzog, aber deren Vef-
lanf die bisherige Forschung 11 einem bestimmten Besaltate noeh
niebt gelangt 1st, Is war its jene Sturm* ail Drangperiode, is
weleher die Musiker aofeer dem Ms dahin allein herrschandea drel-
142
FMMpp Torn Vitiy.
teiligen Bhythmus auch den zweiteiligen and neben den bisher gel-
tenden Notengattangen auch noch kleinere zur Anwendong brachten
md bei Beurteilang der Konsonanzen miehr das GehOr zar Geltang
kommen liefsen. Wie wir ans den ins hinterlassenen theoretischen
Abhandlangen aus jener Zeit ersehen kGnnen, stiefs diese fir die Ent-
wickelang der Musik hOchst bedeatsame Erscheinung anf groisen
Widerstand. Veteranen der frankonischen Lehre, Johannes de Murk
an der Spttze, welche in der Are nova nnr eine Unheil and Verwir-
rang bringende Nenerung erblickten, traten als warme and gewandte
Verteidiger der Ars wim auf, w&hrend die linger der Ars nova,
welche sich insgemein anf PhUipp von Witty beriefen, weniger Hirer
Kiiil durch theoretisehe Abhandlangen als dareh praktische Ver-
wendung in ihren Kompositionen Verbreitung za verschaffen suchten.
Es dirfte zweckm&lsig sein, hier kurz darzulegen, wie sich die Ars
nova za Ars vetus verh<.
Im 12. and 13. Jahrhundert bediente man sich in den ans er-
haltenen Monamenta nar des dreiteiligen Bhythmus, d. h. eine beliebig
angenommene Zeiteinheit zerfiel in drei gleich lange Zeitteile. Dieser
Dreiteiligkeit der Zeit entsprach eine Dreiteiligkeit des Notenwertes.
Die .Longa enthieli drei Breves, die Brevis drei Semibreves. Aifeer
diesen drei Notengattangen kommt nar noch die doppelte Longa vor,
welche zwei Long& gilt, was aber ii dem Bhythmas nichts &ndert
lii anderer Takt, als ein solcher mit drei oder mit nean gleichen
Taktteilen, gab es also fir diese Zeit nieht.
Im 14. Jahrhandert tritt nan za diesem dreiteiligen Bhythmas
der eweiieiUge and demgem&fe zu der Dreiteiligkeit der Noten auch
die ZtoeiteUigkeit; and diese Teilangen beschrftnkte man nicht bloft
aof die Longa and Brevis, sondern dehnte sie aach aaf die Semir
brevis aas, die man erst in derselben Gestalt aach fir die aas ihrer
Teilang hervorgehenden kleineren Notenwerte mit der Benemmng
Minima sctzte, and sjie als solehe sp&ter aach darch Anftgen eines
Striohes kenntlich machte. Auch der Gebrauch einear noch klemeren
Notengattung, der der Setnitninifna, schloss sich sofort m. Die Hia-
eanahme des zweiteiligen Bhythmas za dem dreiteiligen ermGgliehte
vielf<ige Kombinationen der einfachen Teilangen oder der Grade, wie
die Mensuralisten sagen. Diese Grade waren: Der Modus, d. i. die
•filing der Longa in Breves, das Tempus, d. i. die Teilang der Brevis
M 8emibreve8, and die Prolatio, d. i. die Teilang der Semibrevit
in Mlnhnft. Fand bei diesen die Dreiteilung statt> so nannte mn
•din Mo4m and das Tempus perfekt, ond die PrdUMo $naior; -bei dor
FhiUpp mm Vitry.
141
Zweiteilang hingegen hiafiii Modus ml Tempus imperfekt, mi die
Prdatio minor. Die mannigfaltigen Yerbindangen der verschiedenen
Grade, der Weehsel derselben innerhalb desselben Musikstttckes, die
Yersehiedenheit derselben in den Stimmen mehrstimmiger Gestage
macbte eine Bezeichnung derselben notwendig, die man im 12. and
IS. Jahrhandert entbebren konnte. Hierbei finden wir bei den Theo-
retikern des 14. Jahrhdts. die mannigfachsten Versache and Vorschl&ge
and daher grofse Yersehiedenheit.
Die wenigen in der Taktart des 12. and 13. Jahrbdts. mOgliehen
Oliederongen werden darcb das Hinzatreten der Zweiteiligkeit and
lurch die Aafnahme der Prolatio sehr vermehrt, wobei die kleineren
Nofcengattungen aacb in ein Verh<nis za den grdiseren treten, wel-
ches aaf deren Geltang einen wesentliehen Einflass aasabt, dureh
weleben die Lehre Franco* in manehen Staeken eine inderang resp.
Erweiterung erfahren mass.
Da die einzelne Note an sich keinen bestimmten Wert hatte, der-
selbe vielmehr erst darch ihre Umgebang bestimmt warde, so masste
man bei der Abteilong eines Musikstflckes in seine Takte stets die
Gesamtheit von neon Semibreves vor Aagen haben, die man eine Per-
fection nannte. Man masste sich also immer fragen: Wo schMefet
die Perfektion? Fir die Aasmessang der Perfektion galten folgende
Gusetii:
1. Mia Longa vor einer Longa ist stets perfekt, d. h. sie gilt drei
Tempora. In ^ ist also die erste Longa perfekt » der Wert der
zweiten riehtet sich nach dem, was ihr folgt.
2. Wenn zwisehen zwei Longft eine Brevis steht, so macht sie die
. erste Longa imperfekt, d. h. sie zieht ihren Wert von dem Werte
der Longa ab and so machen beide zasammen eine Perfektion
mm; die zweite Longa riehtet sich nach dem, was ihr folgt.
fL Stehen zwei Breves zwisehen zwei Longft ("j * w *|) f so ist die erste
Longa perfekt, die erste Brevis ist recta, d. h. sie gilt ein Tem-
pos, die tweite ist altera, d. h. ihr Wert gilt zwei Tempora also
■m* f| f ***[; die zweite Longa wlrd bestimmt darch das, was ihr
folgt
4. Stehen drei Breves zwisehen zwei Long&, so machen sie zasammen
etas Perfsktioi aw, z. B. « ■ i. i. f f # f K
5. Stehen mehr als drei Breves zwisehen zwei Long& z. B. ^
so wird die erste Longa darch die ihr folgende Brevis imperfekt,
;&feo "* f * | f # f # f*\ etc, and von den folgenden Breves Widen je
9*
144
PhOipp von Vitry.
im eine PtrfsMIoi, i. B. 1. 1; ~* f | f f f ( f • J;
bier bleibt am Sehlasse eine Brevis ttbrig, welehe die letzte Longi
imperfekt macht 99 a parte ante", wie die Mensuralisten sagan,
w&hrend sie die Imperficiernng der Longa dareh die ihr folgende
Brails mit „a parte post" bezeichnen. Bleiben zwei Breves am
Ende flbrig, z. B. ******* H f go wnrde die zweite alteriert wie
m f ( fTTl r I **- Wir mbm Mabel lie eine Note ain
einer Perfektion in eine andere hinflberreiehen; eine Abteilong wie
n 1 in f * *"| f * findet im 12. und 13. Jahrhdt. niebt statt, es giebt
noeh koine Synkope.
tTber die Ordnung des Wertes der Semibreves sagt Franco, diss
hier dieselben Begeln gelten, wie bei den Longa and Breves. Jedoeh
dieser Satz bedarf einer Erkl&rnng. Ans dem, was Franco dem vor-
hergehenden Satze folgen litest, gebt bervor, dass eine Brevis nieht
durch eine Semibrevis ver&idirt, d. b. imperfieiert werden kann; es
h&tte dieses ja nor dnrch eine einzelne der Brevis vorhergehende oder
nacbfolgende Semibrevis geschehen kOnnen, and eine solche einzelne
Semibrevis wurde nicht gesetzt, wie VseuAo-Aristoteles bei Cows. I,
372, sagt: Unde notandam est, qaod nulla semibrevis sola reperitar,
qaoniam per se sola significare neqait, sed binae et binae, non aeqaalee,
vel treg et tres aeqaales inveniri debentur, Der Bhythmus * *(f f)
ist also nieht mftglich gewesen. Stehen jedoeh zwei Semibreves zwi-
sehen zwei gr6fseren Notengattangen, so ist die erste minor, die zweite
maior, also * ♦ ♦ * ist gleieh fT f f*; stehen jedoeh drei Semi-
breves zwischen gr5fseren Notengattangen , so ist jede minor z. B.
H ♦ ♦ ♦ H gleich iT f f r*; stehen vier, so ist die erste and drifts
minor and die zweite and vierte maior z. B. * # # # ♦ * = f * f f f •
Stehen jedoeh mehr als vier Semibreves zwisehen grftiseren Noten-
gattangen, so miss dareh einen Pankt (divisio modi) die AbtaQang
angezeigt werden; i. B. *♦♦*♦♦♦* oder * ♦ ♦ ♦ . ♦ ♦ ♦ n. a. w.
Fir eine zwisehen zwei Longi stehende Brevis kann aaeh ihr Wart
in Semibreves stehen; daher kann wohl eine Longa dareh zwei oder
drei statt einer Brevis reeta stehende Semibreves imperfekt werien,
aber nieht dareh eine einzelne Semibrevis. Auf eine Brevis altera kftnnen
nieht weniger als vier and nieht mehr als seehs Semibreves gereehnat
werden, „daher", sagt Franco, „sind diegenigen im Irrtam, welehe io-
weiltn drei, zaweilen zwei Semibreves ftir eine Brevis altera setzen".
Die oben dber das Verh<nis der Longa and Breves angegebenen
Begeln 2 and 3 erleiden zaweilen durch Dazwisehensatzang eines
Pmktes oder Strichchens (divisio modi) eine Anderang; z. B. *| * *
Fhiiipp von Vitry.
IIS
— °* f"|. Mi zweita' Longa wird doreh das, wis foSgt bestimmt;
■bur 1-^1 r^|; foriar«»«« = ^Tlr^|- aber:
■ H . M M — *'f*\ f*** |— . Der Piakt vertritt gewissermafaen im
Taktstrieh.
Im 14. Jahrhondert finden diese Begeln flber die Perfektion ond
Alteration inch aof die anderen Notengaitongen Anwendong imd its
ais^elnen Notengattungen kOnnen nicht blofs doreh die onmittelbar
nnter ihnen stehende Notengattong, wie die Longa doreh die Brevis,
sondern aneh darch eine entfernlere Gattong, wie die Longa doreh
die Semibrevis oder doreh die Minima imperfekt werden,
Der Furikt erhieit ao&er der Bezeichnong fir die Perfektion
ond Division aoeh noeh die Bedeotong fflr die Addition, wobei er die
Note, der ar naehgesetzt war, om iia Hftlfte ihr« Werttg fsimifafta
Dae 14, Jahrhdt. kennt aueh sehon die Syncopation.
Das wlrsm Ii Kdrze Us haopts&ehliehsten Momente, doreh welehe
sieh die Fortsehritte der Mensoralmosik in betreff des Bhythmos ond
seiner ftofserliehen Darstellong Im 14, Jahrhdt. beorteilen lassen. In
weleher Weise diese Entwiekelong vor sich ging ond si welehe
\ Namen dieselbe sieh kiipft, das lint sieh noeh nieht gendgend an-
» geben. Da nan gerade PhUipp von Vitry von seiaen Zeitgenossen
als Haoptvertreter der neoen Richtong bezeiehnet wird, dflrfte m
' dienlieh sein, dessen Traktate slier Untersoehong ond Besprechong
, ii nnterziehen. Bei 1, de Ooussemacker, Seript. 111. finden sieh vier
Traktate dem Philipp von Vitry zageeehrieben; der erste, wohl der
bekannteste ond wiehtigste, fehrt den Titel „FhUippi de VUriaco
Ars nova" ond 1st enthalten im der b^barMsehii Bibliothek is Bom.
EL it Goos8. hit denselben naeh einer von P. Martini besorgten Ab-
1 seiritt, die sieh im Lieeo mosieale m Bologna vorfindet, abgedroekt.
1 Naeh litis (Biograpbie onivers. VII, SS) befindet sieh eine Eopie
davon in der National - Bibliothek 11 Paris, welehe jedoch beginnt:
- „ln arte nostra haec inclusa sunt aliqua ate/ 1 Em grofter f si
f - dieser Abhandlang 1st aas anderen Autoren zosammengetragen ; die
f Einleitong enthftlt Brochsttieke aos Boethios; die Absehnitte De par-
s» tOm mtmcae, De proprietatibus musiem, De mutationibw , De
f mmricm mi Be semitonio sind wftrtlieh dem Traktate %r De musica
t cmwwlmm Aristotelis", bei Oooss. I, 161, entnommen. Die noeh
\ 4 iolgenden Absehnitte behandeln ism mensorierten Oesang naeh der
i Lakre Phtiipps mm Vitry. Wir werden diese Abhandlong in Wort-
i. laote mit Cbersetzong mi Bemerkongen folgen lassen.
146
Fbilipp iwi fitly.
Die zweite Abhandlung ist flberschrieben: Ars contropundus (sit)
secundum Fhilippum de Vitriaco. Dieselbe 1st nur eine Kouptlatian
aus „lntrodudio mudcae secundum wmgtdmm de Qwlandia" (Goumi
I, 157) and aus „ Optima introductio in contrapundum pro rudibus
von Johannes de Qarlandia" (Couss. HI, 12).
Die dritte Abhandlong fQhrt die tfberschrift: »Ars perfeda in
musica Magistri Philippote de Vitriaco". Naeh einer kurzen Em-
leitung, enthaltend die Angabe der Konsonanzen and der einleitenden
Begeln Ober den Eontrapankt, folgt als tfberschrift: „Trada&us (sin)
Me wiper muswam emmpomit vmerMlw wmffider IhU^pnu de
Vitriaco". Die Beilegong des • Epithetons „venerabilis" seitens dee
Attors ist zwar aftfftlland, kommt jedoeh anderwftrts auch vor, z. B.
beim Explicit Microl. Ouidonis Aretim; fibrigens kann diese ftber- 1
sehrift aaeh von einem Abschreiber zugefiigt worden sein. Die Aotor-
schaft Philipps wird aber sehr in Zweifel za Ziehen sein dureh itn ■
zweiten Satz des nun Mgendei Textes, weleher heifst: „Cum antir \
quitatem per Franconem notvm mi mmnikm tradidisse (sic) novikh
temque per Philippum in maiore parte subtiliter invenisse" (sie) etc
Oanze Partien der Ars perfeda finden sieh wftrtlich im LibeBus
cantus mensurabUis secundum Johannem de Muria (Oouss. Ill, 46).
Bemerkenswert ist ferner, dass in dieser Abhandlung aueh eehon der
Name Synkope vorkommt, aueh ihre Erkl&rung, wie sie sieh bei den
sp&teren Schriftstellern findet, und ferner ihre Anwendung im Modus,
Tempus und in der Prolafcio , w&hrend das in den fibrigen Sehriften
Philipps nicht der Fall ist.
Die vierte Abhandlung tr> den Titel: Philippi de Vitriaco
Liber musicaliim. Sie enthftlt aufser einer Einleitung folgende Ab-
schnitte: Begulae discantus; De figurationibus notuiarum; De mth
dis; De temporibus; De proMiomibw; Depmndw; De ligatura
tularum; De alterationibus notuiarum; De figurationibus pausarum;
M&pia generalis.
Bemerkenswert ist eine die Synkope betreffende Stele; sie hiifit:
n Nota quod in maiore prolatione habemus transpositionem in eantu,
id est, fuando minima stat inter duo puncta, vel cum uno puneto ft
post illam minimam semibreves eoniunetae vel non eoniunetae aequo*-
tur ? el sola semibrevis sequitur, tune post semibrevem til semibrevas
duae minimae sequuntur, cum uno puneto ?el sine puneto, tone semi*
brtfis debent cantari tardando. ^ + »4 *4 Also eine Transposition,
eine tfbertragung findet statt Der Punkt erh< hier den Namn
pumdtm demonstrationist j
Fhilipp yon Vitry.
flliippl id Yitrlaco
Irs nova.
Mosieae tria sut genera : mon-
dammi, hiniuiiin et instramantale.
De instrumental! ad praesens est
intentio; unde mnsica instramen-
talis dicitar qnidqaid eontingit per
aliqua instrument* , it Cithara,
Viella, Monoehordum, de quo tan-
tam ad praesens est intentio.
Unde monoehordum est lustra-
Bentom habeas imam chord am,
0t eoneordantia eios fit per tria
genera modorom, scilicet per diar
tonicum, chromaticom et enhanno-
nieum; sed de diatonico hie in-
tendimus.
- Unde diatonicam est, qaidqaid
coneurrit per duos tonos et semi-
tonium, et sunt eios species tre-
imm. Qaarom prima speeies est
miisonas in sonis, quod est aeqa*-
litas in mmeris, it*) unitas ad
onitatem. Seennda diapason in
semis, quod est duplam in numeris,
at binarius ad umilatem. Tertia
dilute in sonis, quod est sesqii-
alteram in numeris, nt tertias ad
aeeuiidam. Quarta eat diatessaron
in sonis, quod est sesquitertia**)
in numeris, it qoartns ad tertian.
Quinta est tonus, qaod est sesqui-
octavum, at 9 ad 8. Sexta semi-
ditonus, qaod est saper qaintam
partiens vigesimas septimas, at 32
ad Tt.
*) *) ■) etc. siehe am Ende.
*) Coins, hat et
**) Owns, hat aetqidalteram.
Art nova (Die neue Kunet)
von PUUpp fit Yitry.
Es giebt drei Arten der Musik:
die Mo8ik des WeltaJls, die menseh-
liche Masik and die instramentale
Jfisik. 1 ) tfber letztere handeln
wir jetst. Instramentale Mosik
nennt man alles das, was darch
irgendwelche Instramente , wie
darch die Githara , Vielia , las
Monochord steh ereignet; Iber
letzteres wolien wir jetzt nur spre*
chen. Das Monochord ist ein In-
strument, welches nar eine Suite
hat; seine Stimmung*) geschieht
durch drei Tongeschlechter, nftm-
lich darch das diatonische, darch
das chromatische and darch das
enharmonische Tongesehlecht § ) ;
Iber ersteres handeln wir hier.
Das diatonische Tongesehlecht
firlltft darch zwei T6ne and
einen Halbton; es enth< 13 In-
tervall-Oattangen. Die erste Qafr-
tang ist der Miklaig, das ist die
Gleichheit in der Zahl, wie 1:1.
Die zweite Oattang ist die Oktave,
das ist das Doppelte in der Zahl,
wie 2 : 1. Die dritte Oattang ist die
Qainte, d. i. das Eineinhalbfache
in der Zahl, wie 3:2. Die vierte
Oattang ist die Quarte, d. L das
Eineindrittelfache in der Zahl, wie
4 : 3. Die fflnfts Gating ist der
Ganzton, d. i. das Bineinachtelfaehe
in der Zahl, wie 9 : 8. Die sechate
Oattang ist die kleine Tun, d. L
das tJbirftiiiiMgi ion 87, m%
82 : 27.
m
FhiHpp km ¥ttiy.
Septima ditonus, quod est super
17 purlieus 6i, it 81 ad 84. Oe-
tava semitonium, quod est super
18 partial* Ml, it 266 ad 243.
Nona est semitonium cum diapente,
(quod est) super 282 partiens 486,
it 768 ad 486. Decima est tonus
eum diapente, quod est super 22
partiens 82, it 54 ad 32. Unde-
eima est semiditonus cum diapente,
quod est super 7 (partiens 9, it
16 ad 9. Duodeeima est ditonus
eum diapente, quod est super 230
partialis 266, it 486 ad 216.*)
Dedma tertia tritonus, quod est
super 217 partiens 512, it 729
ad 112**).
Sciendum quod inaequalitas pro-
eedit ab aequalitate, et hoe patet,
si aumantur tres unitates, quod
dMtUf esse aequalitas, et pomai-
tur in uno loco. Unde sequitur
regula, quod si sumatur aequale
primo et ponatur in primo loco,
deinde sumatur aequale primo et
seeundo, et ponatur in seeundo
loco, deinde sumatur aequale pri-
mo it dnplom secundum et aequale
ponatur tertium in tertio, tune
provenit duplum, quod est prima
species multipliciter et sic facien-
do de dnplo, venit triplum; et sic
de iJiiip et per locum a primo ad
ultimum. Omnis inaequalitas pro-
*) Das Eingeechlo8aene fehlt
**) Die M Coass. vielfaeh nicht rich*
% angegebeneo Zahlenverhaltnisge haben
wir immk ffienonmnfl von Mihren, M
Grass. I, S. 72, ftrtwsert
Die siebente Gattung ist die
grofse Terz, das ist das tTber-
17teilig§ mm 64, wie 81 : 64.
Die acbte Gattung ist der Halbton,
d. i. das tfbeMSteiUge von 243, wie
256 : 243. Die neunte Gattung ist
die kleine Sexte, d. i. das (Jber-288-
tailige ra 486, wie 768 : 486. Die
zehnte Gattung ist die grofte Sexto,
d. i. das Ober-22teilige von 82, wie
54 : 32. Die elfte Gattung ist die
kleine Septime, d. i. das tfber-7tei-
lige von 9, wie 16 : 9. Die zwOlfte
Gattung ist die gro&e Septime, d.i.
das tfber-230teilige von 256, wie
486 : 256. Die dreizehnte Gattung
ist der Triton, d. i. das (Tber-
217teilig© torn 512, wie 72i : 511
Die Ungleiohbeit geht hervor
aus der Gleiehheit, was sich zeigt,
wenn man drei Einbeiten nimmt,
was man eine Gleiehheit nennt,
and sie am eine Stele setaL Bar-
ns ergiebt sich die Begel, dats,
wenn man zuerst das Gleiehe
nimmt und es an ante Strife aeW
und hierauf das Gleiehe vom Eretcn
und vom Zweiten nimmt md m
an zweite Stelle setat, und hier-
lach daa Gleiehe vom Eratea md
das doppelte Zweite und das Glei-
ehe vom Dritten an die dritte
Stelle setit, dass dnin das Daphun
entsteht, d. i. die erste Gattung
des Vielfaehen; ind indent una
es mit dem Duplum ebenso maeht,
so entsteht das Triplum; und so
die flbrigen. 1 ) Jede Ungleiehheit
entsteht aus der Gleiehheit; das
reicht fiber daa Viel&ehe aus.
Fhflipp van Vitry.
149
venit ttb seqaaiitate; it haee it
mnltiplicibus dicta suffieianL It
setendnm, § mi ex duplo multipli-
catam provenit sesquialterum in
snperiore terminis eonversis; ex
triplo sesquitertiam ; it sie de
aliis speeiebus. Daplam 1, 2, 4.
Triplum 1, 3. 9. Qaadraplam 1,
4, 16.
It sciendum quod ex sisqiisl-
tera in snperiore provenit superbi-
partieii8 in superpartienti terminis
eonversis, et similiter ex sesqui-
tertia supertripartiens, et sic de
aUis. It seiendom quod ex sesqui-
altera in superpartienti provenit
daplum sesquiftlteram in multipliei
snperiore terminis non eonversis,
et sic de aliis. Item sciendum
qood ex superbipartienti in super-
partienti provenit duplum superbi-
partiens in multipliei superpartienti
terminis non eonversis. Et scien-
dum, quod si aliqua proportio mul-
tiplieetor per eundem numerum,
semper resultabit eadem proportio.
It sciendum, quod si vis ex una
proportione faeere duas, multiplica
primm in primo, et seeondnm in
saeondo, et propositum primum in
duo et habebis medium. Et seien-
dom, quod si vis differentiam du-
aram proportionum invenire, scribe
pm^MMtioiiis, quasque volueris, ita
qood prima sit sub prima, secunda
sob seeunda, et multiplica per
eroeem ita, quod prima b superior
in seeunda a inferiore , et ultima
inferior prima in prima inferiore,
et habebis propositum.
Aueh ist n wissen, dass aus dem
Duplum dureh Umkebrung der Zah-
len die Sesquialter-Proportion nnd
aus demTriplnm dureh Umkebrung
der Zahlen die Proportion (4 : 3)
entsteht; und ebenso von den an-
deren Gattungen. Duplum 1, 2, 4.
Triplum 1, 3, 9. Quadruplum 1, 4, 16.
Aus der Proportion 3 : 2 ent-
steht durch Umkehrung der Zahlen
die flberzweiteilige und aus der
Proportion 4 : 3 die Aberdreiteilige
Proportion u. s. w. Aus der Propor-
tion Sesquialter entsteht ohne Um-
kehrung der Zahlen das Duplum-
Sesquialterum , und so aueh bei
den Qbrigen. Aus der fiberzwei-
teiligen Proportion entsteht ohne
Umkehrung der Zahlen das Duplum
der tlberzweiteiligen Proportion.
Multipliziert man eine Proportion
mit derselben Zahl, so bleibt die
Proportion unver&ndert Will man
aus einer Proportion deren zwei
maehen, so multipliziere man das
erste Glied mit sich selbst und
im zweite mit sich selbst, und
das vorgesetzte erste mit dem
zweiten, und man hat das mittlere.
Will man die Differenz zweier
Proportionen finden, so schreibe
man irgendwelche beliebige Pro-
portionen hin, doch so, dass das
erste 61ied unter dem erst en nnd
das zweite unter dem zweiten steht;
dann multipliziere man fibers Kreuz,
und zwar das obere zweite Glied
mit dem untern ersten und das
obere erste mit dem untern zwei-
ten, und man hat das Verlangte.
lift
PWipp ft a lily,
Dupia terminis eonvewis 4, 2, 1.
Seequialterum 4,1,9; terminis
eonversis 9, 6, 4.
Superbipartiens 9, 15, 25,
Dupliciter sesqoialterum 4, 10,
27.
Dapliciter sop orMp urieis 9, 24,
84.
Eadem sesquialtera 4, 6, 9.
Sesquialterum Jk A
Demnm r\
Sesquialterum w 2
Ions 9, 8.
Diapente 8^2
Diatesearon 4* S
Dapla in umgekehrien SSabka
4, 2, t
SasftiMterim 4, S s S; ii »
gakahrtea EaMm % 6, 4.
TTberzweiteiiiges Verhaltnis 9,
II, II.
Doppeltes Sesquialterum 4, 10,
27.
Doppeltes aberzweiteiliges Ver-
haltnis 9, 24, 84.
Dieselbe Sesquialtera 4, i t 8,
, 8«qeal^ria 9v A
Dana W
Sesquialterum 8 ^2
Ganzton 9, 8.
Quarte 4 A 8
is nonoohordl proportioned)
Sequitur da proportione mono-
ehordi. Si aliqua linea in trinitate
abbrevietur vel eionga&ur, acuitur
vel gravatur**) ii sono, et scien-
dum, qaod oatnis medietas chor-
dae aequaliter sonat suo tono. De-
terminatioaes sunt duae, sutieat,
similes s#2i simile signnm; diversi
8oni diversa signa. It sciendum
quod bis diatessaron ama semitonio
i el diapente earn diatessaron faeit
diapason. It sciendum quod dito-
nus cum semitouio faeit diatessaron.
item sciendum quod si ti lis su-
•) Couaa. hat: abbrevietur, acuitur
vel elongatar.
*•) Nacfa dam Amfaigo im Abschnit-
tes mit Sequitor etc. infe man wohl
achlktaa, daas Am§© B^i^rift sp&ter
hiaiugoffigt worsen §§i
Ober Hi f erHUtaltse lis Heteefcer*.
Wmm irgend eine linie la der
Dreifaltigkeit *) verkttrzt oder ver-
Ifagirt wird, so wird sis h&her
oder liefer im Ttmg; jede Httfte
der Saite klingt in Tone, wie die
andere. Oh^^ltrlstliehi^^Mrii
giibl as zwei, mtoliA fthnliehe
Klftnge, &hnliobes Zeiehen, ter-
sehiedeae Klftnge, verechiedene
Zeichen* Zwei Quartern and iwei
HalbtOne, oder eine Quints and
eine Quarte maehen wmimmm
eine Oktave, und eine gro&e Ten
mil einem Halbton maehen si*
sammen eine Quarte. Wmm mm
fiber einer gegabenen Linie alie
Gattungen der fete? tils nach dem
diatonischen Gesehleehte aofsteUes
will, so setae man zaerst einen
Ganzton, dann wieder einea Ga®*-
Fhilipp von Utrf .
1S1
per Hneam dsttmi mnsitaiii omnes
spades proportionis modeae ae-
iiilm diatonieam genus, primo
ponendum est tonus, deinde alias
tcniB 8t pustift semitoniam , tt
usque at 12 D, qaod finis dicitar
dniisssroii propter eonfndonem
differentiarum de b it i) ab G
usque ad 12 D, sient snpra di-
etom est; deinde ab 5, 8, usque
ad 20 it item, si plaralitas sit in
voea, sed seenndam usam nostrum
. . . lit it habeatar naps planum
at patent in figira:
ttattattt's
0, A, B, 0, D, E, P, G, % b t
• ttsttr setts
'I a, I, e, f f .g t a, b, tj» c, d, e,
t t f s s t t s
f t g t a, b t tf, «, d, e
De operatloie nonechordl.*)
Bequitur de proportione mono-
ehordi seenndom operationem. Sit
aliqna linen tota G (r), eiins
medietas sit alia G, et eins me-
dietati8 medietas sit tertia G. In-
ter partes primi GG sit 0, enias
medietas sit aliud C, et istios
medietatis medietas sit tertinm C.
Inter vero partes primi CO fit F,
euius medietas fit ad seeondum F,
et bains medietas fit ad tertinm F.
Item de primo GG dnae partes
fiont D f enius medietas fit aliud
D, et bnius medietatis (medietas)
*) Aueh hier tcheint die Cbexaohrift
spite wmimb w orden m sain.
ton ind hienraf ei&en Halbton
u. 8. w. bis inr 12. Stella, n&mlich
bis in d 9 welehee die Grenze der
Qnirto genannt wird, wegen der
beiden Halbt5ne b and l| von G
Ms n d, wie oben gesagt worden;
hieraaf beginne man wieder bei
der I. t 8. Stelle und sehreite so
fort, Ms sir 20. und waiter, wenn
•• nOtig ist, aber gemUs nnaeran
Gebrauch . . . and damit man es
deutlicher babe, so mftge es diese
Fignr zeigen 1 ):
t t s t t s t t tf s
G, A, B, 0, D, 1, F f G, a, b f
8 t t 8 t t tf 8 8 t t 8
I, e, d, e, f, g, a, b, | c, d, e,
t t tf s e t t
f» g, a, b, I), e, d, e
Oltr das Yerfabren lulu Monochord.*)
Irgend eine ganze Iinie sei G f
deren H&lfte sei ein zweites G
und die H&lfte hiervon sei eia
drittes G. Zwisehen den Teilen des
ersten GG sei G, dessen Hilfte
ein unites C, und die H&lfte bier*
von ein drittes 0. Zwisehen den
Tuilm des anten CO titotoit F,
davon die H&lfte giebt ein zwei-
tes F, und hiervon die H&lfte ein
drittes P. Zwai Dritt-Tefla vol
dem ersten GG geben D, dessen
H&lfte giebt ein zweites D und
dessen H&lfte ein drittes D. Nun
*) In Ehnlicher W«», wie hier die
Mensnrierung des Monochords geschieht,
findet sieh dieselbe beiAribo(Gtb.n,
A
1st
BkUipp mm Vitey.
ft teiiiam B* Item iifliitir D
primum par 8*), addita tartia
wsfi§ primum G et fatbsiir pri-
mal A, aoioa »§ii§tai§ It semm-
dim A, it titts medietatis medie-
tas it teriium A. Item is primo
A dnae partes iial 1 primum,
cuius medietaa il 1 stamdimi,
tin medietatis medietas 1 ter-
tfaim. Item iitiitte primum 1
pr tree it addita tertia pars
versus primom G, habetor pr!-
mum B, cuius medietas est %
quadratom**), ©I eias medietatis
medietas tertium % quadratum.
Item is prim© f trss partes fiunt
(b rotundum)***) , cuius medie-
tas il b secundum rotandum, et
iiis medietatis medietas tertinm
I rotandum. liters® signorum G
il G dicuntnr graves, quia gra-
vem eantum reddunt; septem aeu-
tae, quia acutum reddunt eantum;
reHquae vero superaeutae , quia
super aeutas ponuntar, vel quia
superaculum, fi est valde aeutum
reddunt sonum. Sie praedicta sep-
tem signa monoehordi G, A, B,
0, D, 1, f et etiam in infinitum
ponunturt); sed seeundum usum
nostrum sex suit nomina vocum,
seiiicet: it, re, mi, fa, sol, it, at
ponuntur super praedieta sips,
its quod in quolibet G, C, f po~
lite ut et in aequentibus signis
% - ^ *) Couaa, tat IS.
*W Coiss* hat b ccctractum,
♦4 Kbit
t)Vk>n8s. hat potentia.
\
divMHar* mm daa ante D dank
S ond f%i mmm Mi n
D naeh 6 Mb, so erhftlt mm A,
daaaan Hfclite giebt das mtite A,
mi hiervon die H&ifte das into
A. Zwei Drittel von dim ersten
A gtfeai das erete E f dessai Httfte
giebt das sweta 1, und Metros
lis H&ifte giebt das drifts IL
f sis Mmm das erste 1 iirsh S
lid ftp ill demseiben m&m mk»
ehen dritten fail isefe dem isrstaa
G hin und du bast das §»te B,
dessei HMfte giebt its viaraekige
I lid dessei H&lfte das dritte |,
Ibias© geben itm ftsrfel von
dem ersten f iss rami© b, itsses
Halfte giebt das srolte remit I
und hiervon its Hftlfte das dritte
runde b. 1 ) Die Buehstaben von G
bis G heifsen tiefe Zeiehen, will sie
einen tiefen Gesang geben; ils sie-
bii folgenden heifsen hohe, weil
sie einen bohen Gesang geben; die
flbrigen aber heifsen aberhohe,
weil sit liber ils hohen gesetsfc
sind, oder weil sit einen ttber-
hohen , d. i. einen sehr bohen
King geben. So werden die vor-
genannten Zeiehen des Monoehords
G, A, B 5 0, D, 1, F bis ins Ui-
endliehe gesetzt; aber wir bedifr-
nen tos zur Benennung der Tone
folgender sacbs Silben: it, re, mi,
fa, sol, la,*) welehe so ffcsr die
genannten Zeiehen gesetzt werden,
») Naeh Joannes Cotto, bei Grb.11,232,
wmm dieae Silben bei den Ikgllatai^
Frftnsoeen mi Dmiteehen im Gefenoch,
wShrend 4 Italienaieiiali andorar bedieitmrf
Pkilipp totl Vitry.
158
voces sequentes, ot is hoe fit
composite gammatis. Unde nihil
aliud est, quam eompositio signo-
rum monoehordi cum rocibos, et
boo planing apparebit in sequenti
figora:
dasa in jades 0, C, F at kommt
nnd in den ttbrigen Zeieben die
Silben der Reihe nacb sieh fol-
gen; mf diese Weise entsteht das
Gamma. Daher ist das Gamma
niehte anderes, als die Zosammen-
stollnng der Zeieben des Mono-
chords mit den Namen der Tone,
nnd dieses zeigt sieh deotlieher
in der folgenden Fignr:
la
la$ol
— sol fa
a~
9-
f-
e-
d-
-la mi re
-sol re ut
—fa ut
-la mi
i
-la $ol re
•8
C-
*-
a-
<?-
F-
E-
D-
CL
B-
A-
Q-
-sol fa ut
—fa ut
-la mi
-sol re ut
-sol re
-faut
-mi
-re
-ut
De partitas mnsloae.
Sciendum est qnod quattuor sunt
partes prineipales ipsins musicae vel
gammatis; unde prima pars est de
signis et nominibas yocnm; se-
eonda de lineis et spatiis, tertia
de proprietatibus, qnarta de mu-
tationibos.
Ober die Telle der Until
Es ist zu wissen, dass es vier
Haoptteile der Musik oder des
Gamma giebt; der erste Teil be-
trifft die Zeiehen and die Namen
der Tone, der zweite die Linien
and Zwischenr&ume, der dritte
die Propriet&ten and der vierte
die Matationen.
164
PfaOipp Ton Vitiy.
Habito de slgiis et foaibis,
nunc est habendum da lineis et
spatis. Mmoft et spatiam , front
Me smimtir, nihil aliod sunt,
quam*) paritas it imparitas. Unde
omne, qaod est in linen, diritar
imparitas; qaod est in spatio, di-
ritar aeqaalitas vei pantos. Unde
qaodlibet signom, qaod samitar
in impari, est in lines, it omne,
qaod samitar in pari, est in spa-
tio. Unde seqaitar secandam 11-
meram nataralem, qaod si primam
sit in linea, reliqoam erit in spatio
ete con verso; et hoc secandam
qaadrataram vel reetas linens ipsiis
mans.**)
De proprletatUms Hasloae.***)
Seqaitar de proprietatibas. Un-
de proprietas nil aliad est, qaam
differentia; et sont tres species,
scilicet I doram, natara (sic) et
b molle, sive b rotandnm. Unde
b daram dicitar esse tonus ante
% qaadratam; b molle dicitar esse
semitoniam ante b rotandum t) ;
natara dicitar c*ntas samptas sine
b, id est sine differentia, onde
*) Grass, hat qaod.
**) AristoteleB setxt hinzu: 9 ^Beeanda
regula et primo tenent".
***) Auch dies© tJberachrift scheint spfc-
tor mgefigt wotttai zu win.
t) Maum §«ti, Aw in Original w
<taben ist, hmim ich mm Aristotales
richtig gestellt; derselbe schreibt aoch
fcjduiom, natura et b molle, ijrohl deahalb,
mm iiiit seinem fclgenden V©rns in ftbep*
einnttmmnng m bleiben*
Ntehdem wir die Zefahai mi
Notennamen behaadelt haben, woi-
len wir fetat fiber die Linien and
iffiMihiiiriaiiie sprtebtiL Mnie
and Zwisehenraim, wie sit Mer
genommen werden, sind niehte an-
deres, als etwas Gerades and Un-
gerades. Was in der Linie ist,
wird ungerade, and was im Zwi-
sehenraom ist, wird gerade go-
nannt Daher wird jedes Zeichen,
welcbes als mgeridis genommen
wird, in der Linie, and jedes
Zeichen, welches als gerades ge-
nommen wird, im Zwisehenraome
stehen. Aos der natttrliehen Be-
scbaffenheit der Zahl folgt, dass,
wenn das erste Zeichen in die
Linie za stehen kommt, das fol-
gende in den Zwischenraom kom-
men wird, and amgekehrt; and
dieses enthalten die zweite and
erste Begel der Hand l ) nach der
Qaadrator oder nach den geraden
Linien.
Ober die Proprletiiea.*)
Die Propriet&t ist nichts ande-
res als eine besondere Besehaffen-
heit der stufenweise fortschreiten-
den Stimmen; es giebt davon drei
Gattuagan: I daram, Baton md
b molle oder b rotandnm. b daram
sugt man, m tin Ganston wm ^
qaadratam ind b noli, sei tin Hiilb-
ton vor b rotandnm; natara tatfat
mm Gesang ohne b, d. i ohne
eine Yerschiedenheit; daher die
Begel: Jedes ut in G wird gesun-
Philipp von Viiry.
regala: omne ut in Q per tj
quadratam et voces seqteiites, it
omne at in 0 per natnram , et
omne at in F per b nolle. Unde
firsts :
0 nataram dat; F b mollem
tibi signat;
G qaoqae t| daram facit esse
cantaram.
Et haee sufficient de propriety
tibas musicae.
De MtatMtafe*)
Seqaitar de matationibas. Unde
matatio nil aliad est, qaam dimis-
sio anias voeis propter aliam sob
eodem in sono eodem signo. Unde
seqaitar qaod, abieamqae fit mata*
io, oportet qaod ibi sint daae voces
ad minas. 8ed in Gamma at, A re,
B mi et lit, non est nisi ana
vox, ergo non est ibi matatio;
nee similiter in bfatj mi, qaia ibi
sunt divisa signa et divisae voces,
et qaia non ponontar sab eisdem
signis neqae sab (eodem) sono se
habent, et ideo non potest ibi
fieri matatio, qaia esset tunc con-
tra definitionem. Si enim essent
in nno sono, deberet dici bfami;
it at plunks pateat omnibas, re-
spieiat in monoehordo.
*) Aach hier schdnt die ttbersduift
•pltui Wpftgt wwden m mm*
gen darch 0 qaadratam and ihm
folgen die Ibrigei Stimmen, jedes
at in 0 darch die Natar, and jedes
at in F darch bmolle. Daher der
Vers:
C giebt natora , F zeigt dir
bmolle an;
Und G macht, dass da sin-
gest daram.
Und dieses reieht aas ttber die
Proprietftten der Masik.
Iter ile Ifctaltaiii,
Die Matation ist nichts anderes
als die Entlassang einer der zar
Benennang der Tone dienenden
Silben dicht neben einer anderen
unter demselben Tone and in dem-
selben Zeichen. l ) Daraas folgt,
dass dort, wo eine Matation statt-
findet, anch zam wenigsten zwei
solcher Silben sein mtlssen. Aber
G it, A re, B mi and e la haben
nor eine solche Silbe, daher aach
keine Matation, and ebenso nicbt
in b fa k mi, weil hier geteilte Zei-
chen (nftmlich b and l|) and vei>
schiedene Silben (fa and mi) sind,
and diese ,weder alter dieselben
Zeichen gesetzt werden, noch von
deraelben Tonhfthe sind, and ee
kann hier keine Matation stattfin-
den, weil das der Erklftrnng des
Wortes Matation nicht entsprftche.
Biim wenn sie von derselben Ton-
fauhe wftren, mtksste man sagen
b fa mi (and nicht b fatj mi) and
damit sich dieses alien deatlicher
zeige, berflcksicbtigt man das Mo-
nocbord. ■
m
PhiHpp von ¥itiy.
Sciendum quod iM ant doae to-
nes, ibi silt difM motationes, it in
Flint, quod dieitor fa at (et at fa);
Et alitor, obioamqoe sunt tree voces,
ibi Bant sex motationes, it in G sol
m it, et in aliis, quia iM fares*)
silt, ibi prima mutator in seeon-
dam et e eonverso; it seeonda in
oltimam, et e eonverso; (et prima
in oltimam, et e eon verso)**). It
ratione istios, obi sont doae (vo-
ces, non) ***) doplicantor int)
qoattoor, sic fares doplicantor in
sex.tt) Unde regola, qood omnis
motatio desinens in it, re, mi,
dieitor ascendens, qoia plos habet
ascendere qoam descendere, et
omnis motatio desinens in fa, sol,
la, dieitor descending y qoia plos
habet descendere qoam ascendere.
Samitor aotem (motatio doplici-
ter)1 i f) : caosa ascensionis aot de-
seensioni8, it patet in 0 fa at;
si in ipso aliqais somat fa, pos-
set ascendere osqoe ad tertiam
voeem, sicot, si vellet somere
qointam voeem, neeesse est somere
at in ipso Cfaat, qood est mo-
tatio de fa in ot; et similiter de-
•neadendo suo modo; # et ista sof-
ficiant
*) Couaa. hat „dnae".
**) Das Eipgeed? 1 068ene feMt
***) Fehlt
t) Coosa, hat „per".
ft) Von hier bis za End© des Ab-
schrrices ist der Text sehr verdorben;
wir Mien denselben rich 'g geetellt nadi
Mftoitbs.
+tf ) Dfese beiden Worta fehlen.
Dort, wo zwei Silben sind, giebt
08 aoch zwei Motationen, wie in
F fa at, weil man sagen bun
fa ot and at fa. Wo hingegen drei
Silben sind, dort entstehen sechs
Motationen, wit in G sol re it,
and so in anderen; weil dort,
wo drei Silben sind, die erate
motiert wird in die zweite, ond
omgekehrt, die zweite in die letxte,
and omgekehrt, and die erste in
die letzto, ond omgekehrt Aus
diesim Grande giebt es dort, wo
zwei Silben sind, nicht doppek
so viele Motationen, wie das der
Fall ist dort, wo drei Silben sind.
Daher die Begel, dass jede Mu-
tation, die in at, re, mi schliebt,
eine aafsteigende genannt wird,
weil sie mehr aofw&rts als ab-
wftrts 10 steigen gestattet; and
jede Motatioo, welche m fa, sol,
la schliefst, heifet fallende, weil
si© ein grOfseres Abw&rts- als
Aofwftrts8teigen gestattet Die Mu-
tation geschieht aos zwei Grfto-
den: wegen des Aofsteigens oder
wegen des Absteigena, wie es
sich zeigt in C fa at; wenn in
demselben jemand fa nimmt, so
kann er aofw&rts steigen bis zur
dritten Stofe (bis la), wollte er
jedoch eine Qointe hiher steigen,
miss er it k jenem 0 fia at
nehmen , welches die Matatkm
von fa in ot ist; ond &hnlieh im
Abwftrtssteigen ; ond das mflgs
aaBreiehen.
Philipp von Vitry.
De mmlm
Nota quod musiea ©st scientia
yeraeiter canendi vel facilis ti
eanendi perfectionem via; §1 did-
tar a moys, quod est aqua, et
yeos, seientia, quia inventa fill
juxta aquas. It sunt eius species
tredecim, scilicet: unisonus, tonus,
semitonus (ate). Unde unisonus
•st, quidquid accipitur is eadem
linea vocis, it sic ubique in gam-
mate, scilicet in quolibet signo
gammatis vel in qualibet voce,
li dicitur ab onus st sonus, quasi
habens unum sonum ©t eundem,
secundum figuram at secundum so-
num. Item alio mil© unisonus
dicitur sonus unius vocia , & qua
101 It progressio; unum semper
habit esse vel in eadem linea vel
in eodem spatio. Si vero progre-
diatur ab aliqua voce, soeem
teugendo propinquam , in® all-
quando fit tonus, allquando semi-
tonium. Tamen sciendum est,
quod unisonus mm mi coneonantia
per ipsum, sed est primeipiim
aliarum consonantiarum , et sine
ipso unisono nulla consonantia
esse potest.
Quid est unisonus? Unisonus
est vox, par quam primo ineipi-
mus cant are, quae quidem vox
non ascendit mm deseendit, it is
ilff lit ■■•It
Die Musik 1st die Eenntnis, rich-
tig zu singen , oder si© ist ein
leichter Weg zur Vollkommenheit
lis Skgiis. 1 ) Sis hat ihren Ma*
mil ¥©i moys, d. i. Wasser, ml
ycos, d. I, iii Wissenschaft, weil
sie bei dam Wtsser erfunden
worden ist. Is giebt dreizehn
Gattungen derselben, n&mlich: der
Einklang, der Ganzton, der Halb-
ton u. s. w. Einklang nennt man
das, wm ii derselben Linie oder
in demselben Zwischenraume ge-
funden wird. Unisonus 1st her-
geleitet von ibis und sonus, gleicb-
sam einen und denselben King
habend, gem&fs seiner Darstellung
und gem&fis seines Elanges. Ii
anderer Weise wird er Unisonus
genannt als Elang einer und der-
selben Si®®i f f©i welcher keine
Fortschreitung stattfindet; er be-
h< denselben King, mag ar Is
derselben Linie oder to demselben
Zwischenraum sail, f ) Warn aber
von irgend einer Stimme fort-
gesehritten wird ii der n&chst-
hdheren oder m der n&chsttiefe-
res, dann entsteht bald ein Ganz-
toi, bald ein Haibtoxu Der Ein-
klang Ist im und fir sich keine
Eonsonanz, sondern er ist das
Fundament der ibrigei Eonso-
nanzen und ohne ihn kann es
keine Konsonanz geben.
Was ist der Einklang? Bar Ein-
klang ist der Ton, ait welchem
wir iierst anfangen a singen,
welcher n&mlich weder auf- noeh
>. 0. 10
118
Philipp foil Vitry.
potestate cantoris est imponenda
sit© in excelsa sive in hamili voce,
it ponitur in quacamque clave
faerit necessarium.
De Miiliile.
Semitoniam est (imperfectam)
spatium inter duos unisonos, qaod
8ecandom vocem hominis non potest
nec licet dividi vel ponere medium;
it accipitur inter quodlibet ^ qua-
dratum et C, vel 1 et F, vel A et
b rotundum in medietate scilicet
post distinctionem voeum, quia in-
ter fa et mi fit ditonus cum dia-
pente; sed si mi fa accipiuntur
inter ista nomina vocum , debent
talem distantiam sicut signa addi-
ta in qualilet specie, tunc est in
supposito, ergo inter mi fa fit
semitonium. *)
Non enim dicitur semitonium
a semis, quod es dimidium, it
quidam putant, quia minus est,
quam medietas toni, sicut manifesto
apparet in dispositione monochor-
di, sed dicitur a semis, a, um,
quod est imperfectus tonus.
Semitonium, it dicit Bernardus,
est dulcedo et condimentum totius
cantus et sine ipso cantus esset
corrosus, transformatus et dilace-
ratus. Boetbius autem determinat
*) Bei Couss. wird zugefugt: ,*et di-
citar a semis, quod est dimidium, ut
patet figora. pie Figur fehlt jedoch.)
Ita dicitur autem semitonium, quia est
imperfectus tonus".
abw&rtssteigt, und es liegt in der
Gewalt des S&ngers, denselben in
eine hohe oder tiefe Stimme zu
legen, und er wird in irgend wel-
chen ScblQssel gesetzt, in welehem
er nfttig ml
Gbtr den Halbton.
Halbton nennt man die unvoll-
kommene Entfernung zweier Ein-
kl&nge, welcher gem&fs der mensch-
lichen Stimme nicht kann and
nicht darf geteilt oder gar als die
H&lfte eines Gmmtones gesetzt
werden 1 ); er findet sich zwischen
jedem und 0, oder 1 und F,
oder A und b, wenn diese stufen-
weise einander folgen , weil in
anderer Ordnung zwischen fa und
mi eine grolse Septime entsteht*);
aber wenn mi fa gesagt wird,
haben sie dieselbe Entfernung, wie
die beigefQgten Zeichen in jeder
Gattung, dann verhftlt es sich, wie
wir unterstellt haben, also entsteht
zwischen mi fa ein Halbton.
Den Namen semitonium hat er
nicht von semis, d. L die H&lfte,
wie manche meinen, weil er kleiner
ist als die H&lfte eines Tones, wie
das sich in der Aufstellung des
Monochords deutlich zeigt, sondern
von semis a um, das ist unvoll-
kommener Ton.
Der Halbton ist, wie Bernardus
sagt, die SQfsigkeit und die Wttrze
des ganzen Gesanges , und ohne
denselben w&re der Gesang zer>
nagt, ungebildet und zerrissen.
Boethius aber bestimmt den Halb-
Phiiipp fw ¥itiy.
Hi
I§ semitonio per solutionem ciks-
dam quaestionis. Nam ita est
quod aliqoando per falsam musi-
cam faeimos semitonium, abi non
debet esse; nam in menaurabili
musica illad videmas*), qaod i§-
nor si?© biscantus**) alienias mo-
tecti vel rondelli stat in b fa I mi
dieendo per || durum, tone accipi-
entem in diapente saperios saam
biseantQm , oportet dicere mi in
fa acuta, et sic per falsam musi-
cam; nam facere diapente a mi
in fa non est bona concordantia,
eo quod ab ipso quadrato usque
ad ipsum f acutum sunt duo toni
et duo semitonia, quorum coniun-
ctio nulla est consonantia, et opor-
tet, quod ubi est diapente ab una
voce in aliam, ibi sit bona et vera
consonantia.
Et ideo oritur quaestio ex hoc
videlicet, quae fuit necessitas, in
mu8ica regulari de falsa musica
sive de falsa mutatione***), cum
nullum regulare debet accipere
falsum, sed potius verum. Ad quod
dieendum est, quod mutatio ialsa,
sive falsa musica non est inutilis,
imo est necessaria per bonam com-
sonantiam inveniendam et malam
*) Cottss. liest vidimus.
**) Das „sive biscantus" steht Met
nicht richtig; denn dasselbe kann in
keuaem Falle dim Tenor gleich gssetst
werden, auch wem biscantus in der
doppelten Bedeutong, wie discantus, ge-
nommen wird, so bedeutet es entweder
einen zweistimmigen oder einen dem
lemur binsuinflifftai Gesang.
Es fsMt das verbun (dkwre?).
ton durch mathematische Unter-
suchung. l ) Daher gesohieht es,
dass wir zuweilen durch die falsa
musica einen Halbton hervorbrin-
gen, wo er nicht sein soil; denn
das sehei wir in der Mensural-
musik, dass wenn der Tenor 2 )
(oder der Biscantus) irgend eines
Motetts oder Bondells in bfafcl mi
steht durch durum und er seinen
Biscantus eine Quinte hflhernimmt,
es ndtig ist, zu sagen, mi im
hohen fa (fis) und so durch die
falsa musica; denn eine Quinte
von mi nach fa ist keine gute
Konsonanz, weil von % bis zu dem
hohen fa zwei Ganztdne und zwei
Halbt5ne sind, deren Yerbindung
keine Konsonanz giebt, und es ist
nfttig, dass dort, wo von einer
Note zur anderen eine Quinte
ist, eine gute und wabre Konso-
nanz sei
Und daher entsteht hier die
Frage, weshalb es ndtig war, in
der regul&ren Musik von der falsa
musica oder falsa mutatio zu spre-
chen, da doch kein Regul&res et-
was Falsches aufnehmen darf, son-
dern vielmehr Wahres. Hierzu ist
zu sagen, dass die mutatio falsa oder
die falsa musica nicht unnUtz ist,
sondern sie ist sogar notwendig, um
eine gute Konsonanz zu bilden und
um eine schlechte zu vermeiden.
Denn wenn wir, wie gesagt, eine
Quinte haben wollen, mttssen wir
notwendig drei Ganzt5ne und ei-
nen Halbton baben, so dass, wenn
10*
1
160
Philipp von Vltry.
evitandam. Nam skit dietam est,
si velimus habere diapente, de ne-
cessitate oportet, qood habeamas
tres tonos eum semitonio, its qood,
si aliqua figara sit in b fa mi sib
i qaadrato it alia sit in f acute
per naturam, tone ion est ibi con-
sonantia, qaia ibi non sunt tres
toni cam semitonio, sed tantam
dno toni cam semitonio daplici;
veruntamen fieri potest ibidem,
quod per falsam masicam apella-
mis, scilicet qaando facimas de
semitonio tonam vel e con verso;
non tamen est falsa masica, sed
inusitata.
Unde notandum est, quod b nol-
le non est de origine aliarum cla-
fiiii; hoc autem cognoscitur per
signum k quadrati vel brotundi in
loco inasitato locatum, ita quod
dicamus mi durum in f aoutum
cum signo % quadrati; vel si b ro-
tundum ponamus in b fa fc) mi vel in
consimilibus, ita quod sit in toni
proportione, et tunc erit cam dia-
pente consonantia; et ideo falsa
musica est necessaria quandoque,
et etiam it omnis consonantia seu
melodia in quolibet signo perfieiatur.
Igitur scire debesmus secundum
dictum, quod duo sunt signa fal-
sae musicae 9 scilicet b rotundum
et ista alia figura fc|; et talem
proprietatem habent, videlicet quod
b rotundum habet facere de semi-
tomm tonam, stamen in descen-
ded©, it da tojtf^in aaeudendo
*> Cross, hat ^emXnio* 4
irgend eine Note in b fa Q mi
unter I quadrat und eine andere
im hohen f im nattLrlichen Hexa-
chord steht, dann ist hier keine
Konsonanz, weil keine drei gauze
Tdne mit Halbton vorhanden sind,
sondern nur zwei GanztGne mit
zwei HalbWiei, jedoch kann da-
selbst das geschehen, was mir
falsa musica nannen, weim wir
nftmlich aus dem Halbton einen
Ton machen, oder umgekehrt; das
ist jedoch keine falsa musica (fal-
sche Musik) sondern eine ange-
wohnte Musik. l )
Daher ist zu merken, dass
bmolle anderen Ursprungs ist, 1 )
als die anderen SchlOssel ; das
aber wird wahrgenommen durch
die an ungewohntan Stellen be-
findlichen Zeichen fcj and b 9 so
dass wir sagen: mi durum (fis)
im hohen f mit dem Zeichen |;
oder wenn wir b in b fa b mi oder
in &hnliche Schltkssel setzen , so
dass das Yerh<nis eines Tones
eintritt, dann wird es mit der
Quinte eine Konsonanz bilden ;
daher ist die falsa musica zuweilen
eine Notwendigkeit , damit jede
Konsonanz oder Melodie in jedem
Zeichen vollkommen zuwege ge-
bracht werde.
Nach dem Gesagten ist daher
zu wissen, dass es zwei Zeichen
der falsa musica giebt, n&mlich b
und t), und diese haben die Eigen-
tttmlichkeit, dass b aus einem
Halbton einen Ton macht, jedoch
im Abw&rts8teigen y und aufwftrts-
Fhilipp von Vitry.
161
habit facere semitonium.*) Et e
converso fit de alia figura ista \
8eilicet qaod de tono descendente
habet facere semitonium.**) Ta-
men in illis locis, ubi ista signa
reqairantar, sunt***), at superias
dietom est, non falsa, sed vera et
neeessaria, quia nollns motettas
sive rondellas sine ipsis eantarit)
possunt, et ideo vera, qaia id,
qnod falsum est, seqnitur, qaod
non sit vernm, sed hoe non est
falsam, ergo ete.
De tenpere Inperfeeto.
Sex minimae possont poni pro
tempore imperfeeto; nnde notan-
dum est, qaod qaando pro tempore
imperfeeto dnae ponantnr semi-
breves non signatae, ambae sant
aeqnales, quia qaaelibet tres valet
minimas, at hie:
Qaando tres ponantur, prima
valet tres minimas, seennda daas,
tertia solam, at hie:
tt)
. ♦»!
Qaando quattaor, prima minor,
seennda minima, tertia minor,
quarta minima, at hie:
I » |-
Qaando qainqae ponantar, tres
*) Org. hat tonum.
**) Org. hat tonam.
***) Org. hat et.
t) Cou88. hat cantari non possunt.
tt) Dies© letzte Note, wie aach die in
den folgenden Beispielen gesetzten Mi-
steigend maeht es aas einem Ton
einen Halbton. Umgekehrt maeht
das B abwftrts aas einem Ton einen
Halbton. Jedoch an den Stellen,
an welehen diese Zeichen erfordert
werden, sind sie, wie oben gesagt,
keine falsehen, sondern wahre
and notwendige Zeichen, weil kein
Motett oder Bondell ohne sie ge-
sangen werden kann, and deshalb
sind sie wahre Zeichen, weil das,
was falsoh ist, nicht wahr ist, aber
dieses ist nicht falsch, also a.s.w.
Ober das Inperfekte Tenpnt.
Sechs Minima kOnnen far ein
imperfektes Tempas gesetzt wer-
den 1 ); wenn daher far ein imper-
fektes Tempas zwei nicht bezeich-
nete Semibreves 2 ) gesetzt werden,
so sind diese beiden gleich, weil
jede drei Minima gilt. 8 )
Wenn drei gesetzt werden, gilt
die erste drei Minima, die zweite
zwei, die dritte eine. 4 )
Wenn vier gesetzt werden, gilt
die erste zwei Minimi, die zweite
eine, die dritte zwei, die vierte
eine.
Wenn fanf gesetzt werden, gel-
ten die drei ersten als Minimi,
t
Fhilipp von Vitry.
182
primae minimae , quarta minor,
qainta minima, it bic:
I 1 I » ^EE
Qaando sex pointer, omnes
erant aeqaales minimae, at hie:
£t sic debent proferri omnes
semibreves in qaolibet tempore
perfecto sive imperfecto , qaando
non signantar, qaia, si snnt signa-
tae, 8eeandam qaod signatae sant,
debent proferri. It notandam,
qaod plares qaam sex non possant
poni pro tempore imperfeeto, nisi
ibi sint semiminimae, at hie:
Seiendam, qaod secundum di-
versos istaram semibrevium valo-
res diversa sortiantar nomina. Un-
do semibrevis, qaae sex valet mi-
nimis, maior nuncapatar; semi-
brevis vero, qaae qainqae vel
qaattaor, semimaior nuncupatur a
semas (sic), qaod est imperfectas,
a, urn; ilia vero, qaae tres valet
minimis, recta et vera semibrevis
vocatur, licet omnia corpora obli-
qua, largo modo loqaendo, id est
de semibrevibas , semibreves vo-
centar; ilia vero, qaae sola . . .,
minima appellator; cuias vero mi-
nimae medietas, semiminima no-
minator. Minimae tamen et semi-
minimae ad gradam salvandam,
nim&, solan naeh dem Text© 8emibievB8-
Noten sein ; wir vermuten, diss die Bei-
spiele sp&ter zugeffcgt worden sind.
die vierte gilt zwei and die ftnfte
eine.
Wenn secbs ' gesetzt werden,
sind alio gleiche Minima.
Und so mflssen alle Semibreves
in jedem perfekten oder imperfek-
ten Tempos vorgetragen werdei,
wenn sie nicht bezeicbnet «nd,
weil sie, wenn sie eine Bezeich-
nang haben, naeh dieser Bezeich-
nang vorgetragen werden mQssen.
Aach ist za merken, dass fir em
imperfektes Tempos mebr als secbs
Semibreves nicht stehen tonnes,
wofern es nicht Semiminim& sind.
Naeh den verechiedenen Werten
dieser Semibreves sind aach dera (
Benennangen verscbieden. Daher
wird eine Semibrevis, welche seek
Minimi gilt, Semibrevis maior
genannt ; aber eine Semibrevis,
welche fQnf oder vier Minimi
gilt, heifst Semibrevis semimaior,
von semis, I. i. anvollkommen:
jene aber, welche drei Minimi
gilt, heifst Semibrevis recta and
vera, obgleich alle schiefen Noten-
k5rper, wenn man in weitern Sto-
ne von den Semibreves epriebt,
Semibreves genannt werden 1 );
jene aber, welche nur eine Minima
gilt, heifst Minima, and deron J
H&lfte heifst Semiminima. Der
Minima jedoch and der Semhnmi-
ma k6nnten zor Erlangung des
Grades *), in welchem die als 10*
nima gesetzt© gewesen ist, andere
Philipp von Vitry.
IIS
in quo posita Mt minima, alia
nomina imponi possuit, ita quod
minima voeetar semiminor, et se-
miminima minima nominetur.
Sciendum est etiam quod secun-
dum modernos sicut minima po-
test diminui , sic potest auger i.
Unde sciendum est, quod quando
doae minimae inter diss semi-
breves vel breves ponuntur in
medietate , secunda minima duas
valet minimas et altera minima
voeabitur turn in gradu ternario,
siemt duae semibreves inter duas
breves quando ponuntur in modo
perfecto secunda semibrevis altera
voeabitur, quae sex valet minimas,
ut dictum est prius.
De t Iplt tenporm perfeetoruM et In-
perfeotorum.
Dicto de brevibus et semibrevi-
bus et minimis et semiminimis,
et de valore earum, dicendum est
de signis perfectorum temporum
sive imperfectorum. Unde scien-
dum quod ad temporis perfeeti
designationem circulus apponatur
rotundu8, quia forma rotunda per-
feeta est, vel secundum aliquos
obliqui apponantur tractuli tres,
et utrumque unum est, ut hie:
Ad denotandum quod quaelibet
semibrevis dividitur in tres partes
aequales in ternario loco, dicen-
dum est, quod ubicumque talis
Benennungen beigelegt werden, so
dass die Minima k5nnte semiminor
und die Semiminima k5nnte mini-
ma hei&en.
Auch ist ii wissen, dass, wie
nach den beutigen Musikern die
Minima vermindert werden kann,
sie auch kann vermebrt werden.
Wenn daher zwei Minimi in der
Mitte zwischen zwei Semibreves
oder zwischen zwei Breves stehen,
gilt die zweite Minima zwei
Minima und wird altera Minima
genannt , dann im dreiteiligen
Grade, wie wenn zwei Semibreves
zwischen zwei Breves stehen im
Modus perfektus, die zweite Semi-
brevis altera genannt wird, welche
sechs Minimi gilt, wie frtlher ge-
sagt wurde.
Ober die Inelolini der perfekten and
Imperfekten Teapora. 1 )
Nachdem wir tiber die Breves,
Semibreves, Minimi und Semi-
minimi und tiber deren Wert ge-
sprochen haben, wollen wir jetzt
tiber die Bezeichnung der perfekten
und imperfekten Tempora spre-
chen. Zur Bezeichnung des perfek-
ten Tempus wird ein Kreis ge-
setzt, weil diese runde Form eine
vollendete ist, oder nach anderen
werden auch drei schiefe Striche
gesetzt; beide bedeuten dasselbe.
Bezttglich der Bezeichnung, dass
jede Semibrevis in drei gleiche
Teile geteilt wird im dreiteiligen
Takte, ist zu sagen, dass wo ein
/
114
Philipp von Vitry.
eirealas vel trss tractuli sine di-
yisionis pnneto reperiantur, est
perfectioni8*), scilicet quod tem-
pus in si perfeclnm, id est aptam
natam ad dividendam in tres par-
tes aeqiales; quod sit perfectam,
sie probatur: hoe est perfectum,
quod habet principium, medium
et finem, sed tempus est huius-
modi, ergo etc. It e converso
illud est imperfectum, quod caret
istis, sive uno istorum; sed tempus
imperfectum est huiusmodi , ergo
maiore parte minor declarator.
Tempus enim imperfectum in duas
dividitur semibreves, et sic uno ca-
ret istorum. Unde ad eius per-
fectionem denotandam semicircu-
Ids vel duo tractuli apponantur.
Z^Tj^^j|7)^^.^ , ^-^i^^.T^»lt.|^^| fr^l
De variatMlm Mdorui perftottnm
et laperfecttroM.
Gum de signis temporum vari-
ationem denotantibus fecimus men-
tionem, quomodo modernis canto-
ribus tarn in modo quam in tem-
pore fiat variatio dicendum est
Sunt alii eantus perfecti modo et
tempore, alii imperfecti modo et
non tempore, alii tempore et non
modo, alii partim perfecti et alii
partim imperfecti tarn modo quam
*) Mm dfixfte ognum ra eigftaMQ
/
soloher Ereis oder drei Striehe
ohne den Punkl der Division ge-
funden werden, dies als Bexeieb-
nung der Perfektion gilt, n&mlieh
dass das Tempus in sich perfekt
ist, d. L dass es sich in drei gleiehe
Teile teilen l&sst; dass es perfekt
ist, lftsst sich so beweisen: Per-
fekt ist dasjenige, was einen An-
fang, eine Mitte und ein Ende hat;
aber das Tempus (perfektum) ist
von dieser Art, also u. s. w. Um-
gekehrt ist jenes Tempus imper-
fekt, welchem diese Merkmale
fehlen oder eines derselben; aber
von dieser Art ist das Tempus
imperfektum , also ergiebt sich,
dass es ein kleinerer Teil ist als
der grdfsere Teil. Denn das im-
perfekte Tempus wird in zwei
Semibreves abgeteilt, und so fehlt
ihm ein Merkmal der Perfektion.
Daher wird zur Bemerkung des
imperfekten Tempus der Halbkreis
oder es werden zwei Striehe gesetzt
Ober die ferih i iwinn iter perMta
■■I luptrfektei Modi.
Da wir die die Ver&nderung
der Tempora angebenden Zeiehen
erwfthnt haben, ist dardber m
sprechen, wie von den heutigen
S&ngern sowohl im Modus als im
Tempts eine Ver&nderung entsteht.
Einige Oes&nge sind perfekt im
Modus und im Tempus, andere
sind imperfekt im Modus und nicht
im Tempus, andere im Tempus
und nicht im Modus, andere sind
teilweise perfekt und andere teil-
PMlipp too fitly.
1S6
tempore. II ibi notitiam tarn Is
modo qoam tempore variationum*)
habeamus , perfeetionem signa,
dill modam perfeetum, allii mo-
dem imperfeetum notanda**) dare
affectamus. Sed prime Is divisa
eantuum variatione videamus. Mo-
ils perfeetus voeatur, quaido tria
tempore perfeeta sift imperfeeta
pro perfeetione qaalibet aeeipiun-
tar. Modus vero imperfeetus est,
qnando dao. la mod© perfeoto
longa ante longam valet tria tem-
pora, lis! imperfieiaiur a sola
brevi praeeedente vel sequente.
Duplex longa sex tempora valet,
ia modo vero imperfeeto simplex
longa dao valet tampers nee un-
quam plus valere potest, nisi pun-
etus apponatur. Duplex vero qoat-
tuor, nee potest augeri nee minui,
misl par solam minimam vel par
duas, it Ma:
Item in modo perfeeto, ut visum
est, duplex longa imperficitur duo-
bus modis: eum sola brevi, et tune
non valet nisi quinque, sive eum
daabus t it tee non filet nisi
quattuor. Posset etiam imperfiei
*) Coqbs. hat vamtkmem.
**) Couas. hat notitiam.
weise imperfekt sowohl im Modus
als im Tempus. Und wenn wir
eine Eenntnis der Ver&nderungen,
sowohl des Modus als aueh des
Tempus haben, sueben wir Zei-
ehen zu geben, welcbe die Perfek-
tion anzeigen, eines flir den Mo-
dus perfektus und slats fQr den
Modus imperfektus. Aber zuerst
1st die auf der Teilung beruhende
Ver&nderung der Ges&nge zu be*
traehten. Perfekt wird Isr Modus
genannt, wenn drei perfekte oder
drei imperfekte Tempora ftr jede
Perfektion genommen werden. Der
Modus 1st imperfekt, wenn zwei
Tempora auf eine Perfektion kom-
men. Im perfekten Modus gilt die
Longa vor einer Longa ire! Tem-
pora, wan sis nieht durch eine
einzelne vorhergehende oder nach-
folgende Brevis imperfekt gemacbt
wird. Die doppelte Longa gilt
secbs Tempora, Aber is imper-
fekten Modus gilt lis einfaehe
Longa zwei Tempora, und niemals
kann sie mehr gelten, wenn ihr
nieht ein Punkt beigefdgt wird.
Die doppelte Longa aber gilt vier
Tempora; sie kann nieht femehrt
iii nieht vermindert werden, aufser
durch alia einzelne Minima, oder
dureh zwei, wie hier:
Ebenso wird im perfekten Mo-
dus, wis man gesehen hat, die
doppelte Longa auf zweifaehe
Weise imperfekt: dureh eine ein-
zelne Brevis , und dann gilt sie
nur fQnf, oder dureh zwei Breves,
und dann gilt sie nur vier Breves.
166
PMMpf von Vitiy.
per minimas, sieut duplex imper-
fecta. Praeterea in modo perfecto
seeunda duarum brevium inter duas
longas, it visum est alteratar. In
modo vero imperfecto nalla potest
alterari.
Item quotiescumque paasae tri-
um temporum in uno corpore re-
periuntar, modus est perfectus, at
in Orbis orbatar.
Qaotiescnmqae daae vel plares
paisae reperiantur in medietate,
quarum quaelibet valet dao tempo-
ra, modus est imperfectus, at in
Adesto vetus.
Modus perfectas et tempas per-
fectam continentur in quodam can-
to, qui vocatur: Deus index for-
tis. Modus est perfectas, qaia
semper tria tempora pro qaalibet
perfectione accipiantar. Tempas
est perfectam, qaia quodlibet tem-
pas in tres partitur semibreves.
Modas imperfectas et tempus
imperfectam continentar in Ade-
sto, quia ibi duo tempora pro
perfectione qualibet accipiuntur, et
quodlibet tempus non partitur nisi
in duas partes aequales semi-
breves.
Modus perfectas et tempus im-
perfecta!! continentur in Bona
condit.
Tempus perfectum et modus
imperfectas in Misera.
Tempus parti m perfectum et
Sie k5nnte auch imperfekt werden
durch Minimi, wie die doppelte
imperfekte. Aufserdem wird im
perfekten Modus die zweite von
zwei Breves zwischen zwei Longi
alteriert, wie wir gesehen haben;
aber im im perfekten Modus kann
keine alteriert werden.
So oft Pausen dreier Tempora
in einer Pigur gefunden werden,
ist der Modus perfekt, wie in Or-
bis orbatur.
So oft zwei oder mehr Paosen
mitten im Gesange gefunden wer-
den, von denen jede zwei Tempora
gilt, ist der Modus imperfekt, wie
in Adesto vetus.
Modus perfektus und Tempus
perfektum sind in dem Gesange
Deus index fortis. Der Modus
ist perfekt, weil immer drei Tem-
pora fir jede Perfektion genommen
werden; das Tempus ist perfekt,
weil jedes Tempas in drei Semi-
breves geteilt wird.
Der Modus imperfektus and das
Tempas imperfektam sind entbal-
ten in Adesto , weil hier zwei
Tempora fir jede Perfektion ge-
nommen werden und jedes Tem-
pus nur in zwei Teile , n&mlich
in zwei gleicbe Semibreves geteilt
wird.
Der perfekte Modus und das
imperfekte Tempus sind entbalten
in Bona condit
Das perfekte Tempus und der
imperfekte Modus linden sich in
Misera.
Das Tempus , teilweise perfekt
ttlipp von fitly.
167
partim imperfectam et modus etiam
eontinentiur in Garison.
Ad modam perfeetom denotan-
dam secundum aiiqaos apponitar
quadrulus tres intas eontinens trur
ctolos protaetos, it hie:
IF
m
Ad modam vero imperfeetom
denotandum apponitar qoadralos
daos iitis eontinens traetalos pro-
traetos, it hie:
Ad modam et tempos perfeetam
denotandam insimal apponatar cir-
cula8 intas tres traetalos eontinens,
Ite qaod eircalas tempos denotet
perfeetom, traetali modam, ot hie:
Ad signandam yero modam et
tempos imperfeetom, semieirealas
daos intas traetalos eontinens appo-
natar, at hie:
— 4
Sed at modam damtaxat sive
tempos variare possomos, signom
sibi ipsi singulare propriom, sci-
licet qaadrolom , at visam est,
appropriamas.
De letuiis rtabrli.
Capitulum I.
Qaa de caosa notae robrae in
moteeti8 ponantor, breviter videa-
mas. Dieendam est igitar, qaod
daabos de caasis 9 principaliter:
and teilweise imperfekt, und aaeh
der Modas sind enthalten in Ga-
rison.
Zar Bezeiehnang des Modas
perfektas wird naeh Manehen ein
Qoadrat gesetzt, welches inner-
halb drei Striche enthfilt
Fir die Bezeiehnang des im-
perfekten Modas setzt man ein
Quadrat mit zwei innerhalb des-
selben gezogenen Strichen.
Zar Bezeiehnang des perfekten
Modas and zagleieh des perfekten
Tempos setzt man einen Kreis
mit drei in denselben gezogenen
Strichehen, so dass der Kreis das
perfekte Tempos and die Strich-
ehen den perfekten Modas angeben.
Um anzazeigen , dass Modas
and Tempos imperfekt sind, setzt
man einen Halbkreis, welcher zwei
Strichehen enth<.
Aber wenn wir nor den Modas
oder das Tempos ver&ndern kli-
nen, geben wir ihm sein beson-
deres eigenttimliches Zeichen, n&m-
lich das Qoadrat.
Ober die roten Noten.
1. KapiteL
Lasst ons karz sehen aos wel-
cher Ursache in den Motetten die
roten Noten gesetzt werden. Is
geschieht dies haopts&chlich aos
188
Philipp von Vitry.
vel qaia rnbrae de alia mensora
quam nigrae oantantur , it in:
Thoma till obsequia; quare in
tenore illius moteeti rnbrae ean-
tantnr ex temporibus perfeclis de
modo imperfeeto , nigrae vero e
converso ; vel rnbrae aliqnoties
ponuntur, quia rednenntnr sub alio
modo, it in moteeto In arboris;
in tenore illios moteeti de rubris
tria tempora pro perfectione snnt
accipienda, de nigris mm dno;
vel de rubris aliquando boc it
illoe in Balladis, Bondellis it Mo-
tectis ponuntur , quia redueuntur
et ad invicem operantur, ot in
Plures errores.
Oaf italn 1.
8eeundo modo apponnntnr rn-
brae, quia eantantur in octava*)
loci, tM sut sitae, nt in Gratia
miseri et in moteeto, qni voca-
tnr Quelz avis. In bornm etiam
motectorum tenoribus omnes rn-
brae notae dicuntnr in octava.
Aliquando rubrae ponuntur ad dif-
ferential]! proprii, id est simplicis
et plani eantus, quia sunt**) non
de piano, id est de proprio cantu,
ut in Glaerbueh. Ibi aliqnoties
*) Original hat: quia eantantur in
octava; nam loci ubi aunt sitae, etc,
**) Org. hat neat
zwei Ursaehen: entweder weil die
roten Noten in einer anderen
Mensur gesungen werden als die
schwarzen , wie in Thoma tibi
obsequia, in dessen Tenor die
roten Noten in perfekten Tempora
vom imperfekten Modus gesungen
werden, die sebwarzen aber um-
gekehrt l ) ; oder es werden die
roten Noten oft gesetzt, weil sie
unter einem anderen Modus ge-
ordnet werden, wie in der Mo-
tette In arboris, in dessen Tenor
von den roten Noten drei Tempora
for eine Perfektion zu nehmen slid,
von den schwarzen aber zwei;
die roten Noten werden zuweilen
hier und dort in Balladen , Eon-
dellen und Motetten gesetzt, weil
sie auf einander bezogen werden
und sie sich unter einander aus-
helfen wie in Plures errores.
& lafiteL
Auf die zweite Weise werden
rote Noten gesetzt, weil sie in
der Oktave der Stelle gesungen
werden, an welcher sie stehen,
wie in Gratia miseri und in
der Motette Quelz avis. In den
Tenoren dieser Motetten werden
alle roten Noten in der Oktave
gesungen. Zuweilen werden aueh
rote Noten zur Unterscheidung
des eigentliehen, d. i. des ein-
fachen und plan«n Gesmges ge^
setzt, weil sie nicht dem cutis
planus, d. i dem eigentliehen Ge-
sange angeh6ren 9 wie in Glaer-
bueh. Dort werden zuweilen rote
Philipp von Vitry.
rabrae ponuntur, at longa ante
longam non valeat tria tempora,
vel it secunda daaram brevium
inter longas per omnia *) non
alteretur, at in tenore In nova sit
animus; vel etiam ponuntur , ut
longa ante longam valeat tria
tempora et brevis ante brevem
tres semibreves, at In arboris.
Bubrae etiam ponantar aliqaando,
qaia tempos et modus variatur,
ut in tenore de Garison, In
tenore enim illius moteeti longae
notulae nigrae tria tempora valent
perfecta, rubrae vero duo tempora
imperfecta, et aliquando e con-
verso, at in tenore moteeti , qai
voeatur Flares errores sunt.
De loninibus tenponiM perfeotornn.
Cam de temporibas et prolatio-
ne, secandum qaod in sex sive
novem dividuntar modis, saperias
tractavimas competenter , ne de
temporis divisione insafficienter vi-
deamas tractasse, de tempore stri-
ctias traotare affectamas. Unde
sciendum est, qaod tempos perfe-
ctam est triplex, scilicet minimum,
medium et mains. Minimum tern-
pus posuit Franco. Unde notandum
est secundumr magistrum Franco-
nem, et sicut visum est superios,
minimum tempos non nisi tres
*) Simon Tunrted (bei Couss. IV, 271)
sagt statt „per omnia 4 ' „de necessitate".
Noten gesetzt, damit die Longa
vor einer Longa nicht drei Tem-
pora gelte, oder damit die zweite
von zwei zwischen Long& stebende
Breves nieht muss alteriert wer-
den *), wie in dem Tenor In no-
va sit animus; oder sie werden
auoh gesetzt, damit eine Longa
vor einer Longa drei Tempora
und die Brevis vor einer Brevis
drei Semibreves gelte, wie In
arboris. Die roten Noten werden
aucb zaweilen gesetzt, weil Tem-
pos und Modus sich &ndern, wie
in dem Tenore von Garison.
Denn in dem Tenor dieser Motette
gelten die sehwarzen Long* drei
perfekte Tempora, die roten aber
zwei imperfekte , and zaweilen
amgekehrt, wie in dem Tenore
von Plures errores sunt. 1 )
Ober die Na»en dtr perfektea Teapot*.
Weil wir Iber die Tempora und
aber die Prolatio, wonach in den
Modi sechs oder neun Teile ab-
geteilt werden oben ausreichend
gehandelt haben, suchen wir das
Tempos genaaer zu bebandeln,
damit wir nicbt sobeinen dessen
Einteilung unzureichend dargelegt
zu baben. Es ist zu wissen, dass
das perfekte Tempus ein dreifaches
1st, n&mlieb minimum , medium
und mains. Das Tempos minimum
setzte Franco.*) Nach dem Lehrer
Frmco and aach nach dem, was
wir oben gesehen baben, enthftlt
its Tempus minimum nur drei
Semibreves , welcbe nftmlieh so
Fhilipp von Vitry.
170
continere semibreves , quae qui-
dem adeo sunt strictae , qaod
amplius dividi non possunt nisi
per minimas dividantar. Dnde no-
tandum, qaod qaando aliqais can-
tos temporis perfecti reperitur, abi
non nisi tres continentnr semi-
breves pro no tempore secundum
minimum tempns pronuntiari de-
bent, si sunt quattuor, primae daae
minimae, nisi aliter signentur.
Item sciendum est, quod quan-
do pro ist© minimo tempore duae
pronuntiantur semibreves , prima
maior debet esse et nunquam se-
cunda, nisi signetur; licet secun-
dum artem veterem superius pro-
bavimu8, quod secunda debet esse
maior. Ratio huius est haee, quia
illae semibreves in hoc tempore
minimo se habent, sicut tres mi-
nimae in tempore maiore. Nam
quando duae semibreves pro tri-
bus minimis pronuntiantur, prima
duas minimas valet, secunda vero
solam minimam valet , nisi aliter
signetur, ut superius visum est
De medio tenprt perfects,
Medium tempus est illud, quod
oontinet in se tres semibreves
aequales, quae quaelibet duas van
let minimas vel mime debet, et
medium tempus • perfectom non
nisi sex minimas in se continet;
et si ponuntur quattuor pro illo
genau sind, dass sie weiter licit
geteilt werden k5nnen , wofern
man sie nicht durcb Minimi teilt.
Wenn daher irgend ein Gesaog
eines perfekten Tempus gefunden
wird, worin nur drei Semibreves
far ein Tempus enthalten sind,
so m&ssen diese nach dem Tem-
pus minimum vorgetragen werden ;
wenn as aber deren vier sind, so
sind die zwei ersten Minima, wenn
es nicbt anders bezeichnet ist
Ebenso ist zu wissen, dass wenn
far dieses Tempos minimum zwei
Semibreves vorgetragen werden,
die ©rate maior sein muss nnd
niemals die zweite, wofern das
nicbt bezeichnet ist, obgleich wir
oben nach der alten Kunst es ge-
billigt haben , dass die zweite
maior sein mdsste. ] ) Der Qrund
hiervon ist der, dass jene Semi-
breves in diesem Tempus minimum
sich verhalten , wie drei Minimi
im Tempus mains. *) Denn wenn
zwei Semibreves fir drei Minimi
zu rechnen sind, so gilt die erste
zwei Minimi, aber die zweite nur
eine einzelne Minima, wenn es
nicht anders bezeichnet ist, wie
mm oben gesehen hat.
fiber las Mitm T«tps perfttta.
Das medium Tempus ist janes,
welches in sich drei gleiehe Semi-
breves enth<, von denen jede
zwei Minima gilt oder gelten moss;
das medium Tempus perfektum
enth< nur sechs Minimi, ond
Wim vier far jmm Tempua ge-
Philipp von Vitry.
171
tempore, daae debent esse mini-
mi ae; si qiiique, quattuor debent
fieri minimae ; si sex, omnes mi-
nimae et aeqaales. El si dividun-
tur, per semiminimas dividentur,
quaram quaelibet minima in dnas
dividitur semiminimas. Unde quan-
do nos videmus, qaod plares quam
sex non ponuntnr pro tempore,
sib tempore medio perfecto eas
pronantiare debemas. Possumus
tamen eas secundum mains tern-
pus pronuntiare, licet plures quam
sex non ponantur; et hoc quando
signantor. Nam siout signentnr,
proferri debent, secundum quod
sunt signatae.
Be maiore tempore perfecto
sciendum est, quod continet in se
tres semibreves, quarum quaeiibet
valere posset tres minimas, nee
plures valere posset, nisi per se-
miminimas dividatur. - Unde quan-
do plaras quam sex ponuntur mi-
nimae, necessario oportet, quod
sit maius tempus perfectum , et
sic mails tempus perfectum tria
minima tempora in se continet.
it ninioio tempore Inperfeote.
Item sciendum est, quod siout
tempus perfectum est triplex, sci-
licet minimum, medium et maius,
ut dictum §§t f sic tempus imper-
fectum est duplex, scilicet mini-
setzt werden, mflssen zwei davon
Minimi sein; wenn fftnf gesetzt
werden, missel vier Minima sein,
wenn secbs, mtissen sie alle Mi-
nimi und gleich sein. Wenn sie
geteilt werden, so wird das durch
Semiminiml geschehen , indem
jede Minima in zwei Semiminiml
geteilt wird. Wenn wir daber
sehen, dass fir ein Tempus nicht
mebr als sechs Semibreves gesetzt
werden, so mflssen wir dieselben
liter dem medium Tempus per-
fektum vortragen. Wir kOnnen
jedoch dieselben auch nach dem
maius Tempus vortragen , wenn
mehr als sechs nicht gesetzt sind
und zwar dann, wenn sie so be-
zeichnet sind. Denn so wie sie
bezeichnet sind, mtissen sie nach
ihrer Bezeichnung vorgetragen
werden.
Das maius Tempus perfektum
enth< in sieh drei Semibreves,
von denen jede drei Minimi gilt
und auch nicht mehr gelten kann,
wofern nicht durch Semiminiml
geteilt wird. Wenn daher mehr
als sichs Minimi gesetzt werden,
muss notwendig das maius Tempus
perfektum vorhanden sein, und so
enthllt das maius Tempus perfek-
tum drei minima Tempora in sich.
Ober las nlBinin Tenpas inperfektum.
Sowie das Tempus perfektum
ein dreifaches ist, ilmich mini-
mum, medium und maius, so ist
das Tempus imperfektum ein zwei-
faches, n&mlich minimum und
172
Philipp mm Vitry.
mam et mains. Minimum tempos
est Iliad, qaod continet in se daas
semibreves, qnarnm qaaelibet dnas
valet minimas, et sic minimom
tempus imperfectnm non nisi quat-
tnor minimas valere debet t nisi
per semimiiiimas dividator.
it tempera nalore Inpmfeeto.
• Mains tempos imperfectnm con-
tinet in se doas semibreves aequa-
les, qoarom qnaelibet valet tres
minimas, et sic tempos majns im-
perfectnm sex minimas in se con-
tinet. Unde qoando nos videmus,
quod plores qnam qoattuor mini-
mae poumtnr pro tempore im-
perfecta), secnndnm mains tempos
imperfectum eas debemos pronun-
tiare. Et sic apparet, qood sicot
perfectom in tres dividitor semi-
breves, sic in tres prolationis spe-
cies, et tempos imperfectnm in
dnas, scilicet minimum et mains,
secundum quod in duas dividitnr
semibreves. It est notandnm,
qood mains tempus imperfectnm
se habet sicut mains tempus per-
fectum.
Explicit ars nova magistri Phi-
l ; ppi de Vitri.
Deo gratias. Amen.
maius. Das minimum Tempos 1st
jenes, welches , in sich zwei Semi-
breves enth<, von denen jede
zwei Minimft gilt, mi so darf
das minimum Tempus imperfektom
nnr vier Minimi gelten, wenn
nicbt dorch Semiminimft geteilt
wird,
Ofcar ilas limps nulls laperfliktML
Das Tempos mains imperfektom
enthftlt in sich zwei gleiche Semi-
breves, von denen jede drei Minimft
gilt, ond so enthftlt das mains Tem-
pos imperfektom seehs Minimft.
Wen wir daher sehen, dass mehr
als vier Minimft fir das imperfekte
Tempos gesetzt werden, mttssen
wir iiesslben nach dem mains
Tempts imperfektom vortragen.
Und so zeigt es sich, dass gleich
wie das Tempos perfektum in drei
Semibreves geteilt wird, as auch
in drei Gattnngen der Prolatio
zerfellt, und das Tempos imper-
fektum in zwei, n&mlich minimom
nd maius, wobei in zwei Semi-
breves abgeteilt wird. Es ist za
merken, diss das mails Tempts
imperfektum sich verhftlt, wie das
maius Tempus perfektum.
Es schliifst die Ars nova des
Lehrers Philipp von Vitry.
Gott sei Dank! Amen.
Philipp von Vitry.
173
Benerkungen zir Ars 1107a wm Phllipa yob Vitry.
Silt! 147:
1) Blest hier nach Boethius Bach 1, Kip. 2, gemacfate Einteilung der Musik
grtindet aich auf die ausgedehnte Bedeutung, welche das Wort Musik bei den
Griechen hatte; man bezeichnet damit nicht nur jede Act von Kenntnis und Kunst,
sondem anch die Ordnung und den Zusammenhang aller Dingo. Alles, was die
Nator in ihrem Umfange begreift, batte die Musik zu einigen und harmoniscb zu
gestalten. Die Lyra gait nur als eine Nachabmung des grofsen nach denselben
Gesetzen musikalisch aufgebauten Weltalls. Die Ideen tiber die Sph&renmusik laden
sicb noch bei sp&teren griecbiscben und lateinischen Scbriftstellem vertreten oder
doch mit gro&er Piet&t bebandelt; diese Ansicbten erhielten sicb sogar bis ins spite
Mittelalter. Die Mnaik des Weltalls, sagt BottMus, kann mm am besten an den
Dingen erkennen, welcbe man am Himmel selbst oder in der Zusammenfugung der
£lemente oder in der Yerschiedenheit der Jabreszeiten wahrnimmt. Denn wie sollte
68 geschehen, dass die Mascbine des Himmels so scbnell in so scbweigsamem Laufe
bewegt werde? Die menschliche Musik, sagt derselbe Boethius, siebt jeder ein,
der einen Blick in sicb selbst tbut. Was ist es denn anderes, was jene unkorper-
liebe Lebbaftigkeit der Vernunft mit dem K6rper vermischt, als eine gewisse Har-
monie und Rinrichtung, welcbe gleicbsam eine einzige Konsonanz von tiefen und
boben 8timmen bewirkt? — Die instrumentale Musik, sagt derselbe, ist die, von
der man sagt, dass sie in gewisse Instrumente gelegt sei (d. b. die nacb den drei
Tongescblecbtern geordnete mathematiscb abgemessene Skala), diese werde ausgeiibt
durcb Anspannen , z. B. der Saiten , oder durch . Blasen , z. B. bei Blasinstrumen-
ten u. 8. w.
Diese instrumentale Musik zerfiel in eine tbeoretische und praktiscbe. Enter©,
nacb mtisicm hamioiiic*, von Boethiiis Bucb 5, Kap. 2, Harmonie genannt, war nacb
demselben Boethius, Bucb 5, Kap. 2, die Mhigkeit, welcbe die Unterscbiede der
hoben und tiefen T6ne mit dem Gefuhle (d. i. dem Gehdre) und mit dem Verstande
abw>, wobei Gefubl und Verstand gewisse Instrumente dieser barmoniscben F&hig-
keit sind. Sie scbloss also in sicb Kenntnis und Yerst&ndnis des Tonsystems,
Die praktiscbe Musik teilte sicb, je nacbdem das Ausfobren der Tonreiben
durcb naturlicbe oder ktinstliche Wirtaeugi geschah, in Gesang und InBtramental-
musik.
2) Unter concordantia ist bier nacb der gegebenen Erklfirung liber intrumen-
tale Musik die Harmonic, die Tonreibe zu verstehen, welcbe nach den mathemati-
schen Gesetzen in dem Monocbord dargestellt will. Diese wird in demselben nacb
dem diatoniscben, nach dsm chromatischen und nacb dim enhanDonischen GeacMecbt©
gwfdmtt.
3) Unter Tongesoblecbt versteht man eine bestimmte Kombination der Klange,
die sicb bei den Griechen innerbalb des Tetrachords vollzog. Die dasselbe begren-
zenden Tone hiefsen ieststebende und blieben in jedem der drei Gescblechter un«
ver&ndert, wlhr§iid die ZwischenMinge, die sogeoaiiiiten beweglifiieii, mi chromati-
Mhen nil bamwiiscliai GeseMechts nach dem untexn tetstehenden hinimtageBtifmnt
wmdem Im Gegenaats m dem diatonischen , wo sie das Maximnm iner Spanning
baben. Die AufgteUnng im Tetnchords in im drei Gesehlechtein mit unserea
Notennamen ausgedruckt war folgende: diatoniscb hcde; chromatisch h c des ej
miMiimmmii h ces ieses e. Das durcb HMmtoistiiiiiiieii der bewegliohen Tone
MonaWh. I Mutikgetob. Jahrg. XXII. No. 9. H
174
Philipp yon Vitry.
nunmehr grofser gewordene hochste Intervall ist charakteristisch fftr jedes der Mien
Ctochlechter: es wM in chromatischea tut Makea, im enhamnisdhen wax grolsen
Terz, welcbe beide Inten r alle als unzusammengesetzte erscheinen.
Suite 148:
1) BoethiuB erklart dies im 1. Buohe Kap. 7, wie folgt: „Wir setzen z. B. drei
Einheiten Ma, oder drei Zweiheiten oder drei Dreiheiten, oder tiberhaapt drei Zahlen
von beliebig gleicher Grolse ; die vielfachen Zahlen gewinnen wir dann so, dass wir
hieraus eine zweite Beihe herstellen , in welcher die erste Zahl gleich der ersten
Zahl in der ersten Beihe ist; die zweite Zahl der zweiten Beihe ist gleich der
Summe der erstem Zahl in der ersten Beihe and der ersten Z&M in der sweiten
Beihe; die dritte Zahl in der zweiten Beihe ist dann gleich der Summe der ersten
Zahl in der ersten Beihe und der zweiten Zahl in der zweiten and der dritten in
der ersten Beihe, denn indem auf diese Weise die Zahl in Progression tritt, entsteht
die erste doppelte Proportion der Vielfachheit, wie folgendes Schema zeigt:
1 1 1 1
12 4
Hier ist also die Einheit in der zweiten Beihe gleich der Einheit in der ersten.
Ebenso ist die Zweiheit (in der zweiten) gleich der Summe der beiden Einheiten in
der ersten and zweiten Beihe. Ebenso ist das Vierfache gleich der Summe dex
Einheit in der ersten Beihe, der Zweiheit in der zweiten und der dritten Einheit in
der ersten Beihe. Es ist also 1, 2, 4 die doppelte Proportion."
Seite 150:
1) Unter der Linie in der Dreifaltigkeit durfte eine der drei Linien m ver-
stehen sein, welche auf dem Monochord unterhalb der Saite gezogen sind zur Auf-
nahme der Teilungspunkte nach den drei Geschlechtern.
Siite 151:
1) Die Art und Weise, die Skala abzuteilen, ist bei den mittelalterlichen
Theoretikern verschieden. Man teilte z. B. in drei Teile nach den grolsen, kleinen
und verdoppelten Buchstaben f welche die Schliissel hie&en; man teilte ferner aueh
nach Tetrachorden ab, jedoch in verechiedener Weise. Unser Autor teilt auch nach
letotehorian ab und es soU in jedem Tetrachord ein Ganston, ek Ganzton und
darauf ein Halbton folgen, und diese Ordnung soil bei G (F) beginnen. Das erste
Tetrachord wird enthalten G A B C; das zweite CDEF; das dritte F G a b;
weiter geht es nicht mehr, so dass wir d, welches er als erste Grenze angiebt,
nicht erreichen. Es wird also bei G wieder angefangan werden mfissen, md es
heifst das folgende Tetrachord G a k| c; das folgende c d e f u. s. w.
Stite 152:
1) Um dieses Verfahren deutlicher zu haben, denke man sich Uber einem Brette
eine Saite gespannt, deren freischwingender Teil zwischen zwei festen Stegeii 72 cm
mi8st, und in G eingestimmt sei. Schiebt man einen beweglichen Stag in die Mitte
der Saite, so wird jede der beiden H&lften in einer Dingo von 36 cm das g er-
tdnen lassen, and eine solche Teilang dieser Hfilften in einer Ltage von 18 cm
wird g 1 geben. Settt mm mm im Steg im die Mitte swisehen die beiden G mi
g, so geechieht inter Bertleksiclitigang d«r vorher gegangaieii Teftmgen «k© Tier-
teilaiig der gan»n Saite, von denen drei Vierbel m einer Mag© von 54 cm c m-
geben; hiervon die H&lfte von 27 cm wird c 1 and hiervon die HUfto mit 18% cm
wird c* engeben. Settt man weiter im Steg in die Mitte der beiden oc 1 , so erbilft
Philipp von Vitry.
171
aim f in einer SaHenl&nge von 4Q l fa em; hiervon die Hilfto nit 20 l / 4 cm giebt P
und Mcrfon die MBfte unit MP/ 8 cm Saitenlftnge giebt f*. Zwei Drittel der ganien
Suite nit 48 cm geben d and hiervon die Halfte mit 24 cm giebt d l und davon
die Halfte mit 12 cm giebt d*. Teilt man nun die Saitenl&nge toq d in drei
gleiche r Mh raid figt man einen solchea Teil Mr gansen SaitenUmge mm d, ao
erhalt man A in einer Saitenl&nge von 64 cm; davon die Halfte von 32 cm giebt
a, and hiervon die Halfte mit 16 cm L&nge giebt a 1 . Zwei Drittel von der Saiten-
l&nge dee A geben das e mit 42% cm; hiervon die Halfte giebt e 1 mit 21 1 / i cm,
und davon die Halfte giebt e a mit 10 9 / s cm L&nge. Teilt man ferner die Saiten-
l&nge von e in drei gleiche Teile und fiigt man einen solchen Teil zur ganzen
Saitenl&nge von e, so erhalt man H mit einer Saitenl&nge von 56% cm ; die Halfte
hiervon giebt | (h) mit 28% cm, Drei Viertel vom ersten f geben b mit 30% cm
Saitenl≱ hiervon die Halfte mit 15% c cm geben b 1 .
Stellen wir die Saitenl&ngen for die Tone der Oktave von c bis c 1 zusammen,
so erhalten wir: c mit 54 cm, d mit 48 cm, e mit 42% cm, f mit 40% cm, g mit
36 cm, a mit 32 cm, b mit 30% cm, |j mit 28% cm, c x mit 27 cm, mit welchen
die oben angegebenen Intervallen-Verh&itnisse ubereinstimmen. Wir erhalten Ganz-
tonfortschreitungen im Verhaltnis von 9 : 8 und zwei Halbtonfortschreitungen, von
e nach f und von h nach c im Verhaltnis von 256 : 243, und eine Fortschreitung
im Verhaltnis von 2187 : 2048 von b nach tj.
Unterzieht man die oben angeftihrten auf der Teilung der Saite nach dem
mittelalterlichen Monochord beruhenden IntervaUenverh&itnisse einer n&heren Be-
trachtung, so ergiebt rich, dass die Quinten, Quarten und Oktaven durchaus win,
die kleinen Terzen im Verhaltnis von 32 : 27 (statt des reinen Verh<aiissee 6 : 5),
die grofeen Terzen im Verh<nisse von 81 ; 64 (statt 5 : 4), die kleinen Sezten im
Verh<ni8se von 128 : 81 (statt des reinen Verhaltnisses von 8 : b% und die grofsen
Sexten im Verh<nisse von 27 : 16 (statt 5 : 3) jedoch falsche und far harmonische
Tonverbindungen durchaus unbrauchbar sind, so dass die Alton alien Grand hatten,
diese Terzen and Sexten als Dissonanzen zu erkl&ren und nur die Oktaven, Quinten
und Quarten als Eonsonanzen gelten zu lassen.
Sslts 154:
1) D. i die sogenannte Guidonische Hand, n&mlich eine an den Fingergelenken
der linken Hand geordnete Folge der Guidonischen Skala.
2) Man unterscheidet eine Proprietas des planen Gesanges und eine Proprietas
des Mensuralgesanges ; erstere wird von unserm Aator hier behandelt; im Mensural-
gwange wird der ersten Note einer Ligatur die Proprietas zugeschrieben, wenn sie
die ihrer Gestalt (n&mlich mmr Brevis) mbei der Ligatur entsprechende Bedeatang
der Brevis beh<.
Seite 155:
1) D. h. Lfisst man von zwei unter demselben Zeichen stehenden Silben, z* B.
in C fa ut, eine Silbe, z. B. fa, fort und nimmt man dafur ohne Anderung des
Tones ut, so entsteht die Mutation von fa in nt
Suite 157:
1) Mete sich nent in Dialogus Oddo's, bei Gtitrbert I, 253 fi n de nde ftp-
Mftrang des Wortes mariea- wird von diesem edftatert^ indem er dim Schilar Mgt:
„Wi8 der IMam Mi aUe Buchstaben newt im der Tafel vorzeigt, so bringt well
der Musikus dir alle Tone im Monoehord nach und nach bei." Aach nnser Aator
11*
178
Philipp von Vitry.
sagte vorher: »Ganuna 1st nichts anderes, als die ZusammensteUung der Zeicben
dee Monochords mit dem Namen der Tone;" and gleich daxauf: Es giebt vier Haapt-
teile der Musik oder des Gamma.
2) In der ©rsten Bedeatong ist der EinUang las Zmwnnmentreffen veradiie-
dener Singstimmen in demselben Tone ; in der zweiten Bedeotong ist er die Wieder-
holung ernes Tones Amm dieselbe Singstimme*
Sdta 158:
1) Mathematiseh jedoch kann er geteilt werden. Gaffor beriohtet in seiner
Rraetica mas. cap. 13, diss manche dnrch Beifugung -H- die Note, der m bei*
geittgt ist, urn eine Diesis, das kleinste Intervall des enharmonischen Geeehlechtee
erniedrigen woMtem.
2) N&mlich von P aorw&rts bis e ist eine gro&e Septime.
Sslte 159:
1) Boethius findet im 2. Bache Kap. 28, 29, 30 den kleineren Halbton im
VerhaJtnis von 243 : 256 und den grdfeeren im Verb<nis von 2048 : 2187.
2) Im 12. and 13. Jahrhundert war der Tenor das Fandament der Komposi-
tion, eine dem Chorale oder dem Volksliede entnommene Melodie, oft auch nor ein
Bruehstuck einer Melodie, das nor 8—10 T6ne omfasste, welche dann 6fter wieder-
holt warden. T)ber diesem Tenor als der tiefcten Stimme erf and der Komponist
eine zweite Stimme (Discantos) , eine dritte (Triplom), eine vierte (Qaadraplom).
Sp&ter rackte der Tenor hinaof in die Stimme ttber der untersten and warde die
Bezeichnang fttr die hohe M&imerstimme.
Salt© 160:
1) Die Amidricke falsa mmsioa, faka mutatio, mosica ficta, ©omameta, mmsiea
aoqoisita, bedeaten die Erh6hang.oder Erniedrigang irgend eines Tones der Skala
am einen Halbton. Diese chromatische Veranderong findet sich schon angedentet
bei Oddo (Gerbert I, 272), wenn er sagt: „Aulserdem suoht die aosgeartete and
moistens aasgelassene and m sehr sinnliche Harmonie mehr Halbtdne, als wir ge-
,.~aagt haben."
Walter Odington (bei Coast. I, 215) sagt, dass bei den Modernen die Stolen
E, P, b c, e, f, k chromatisch ver&ndert werden; er nennt diese Stofen analog der
grieohischen Musiklehre bewegliche (mobiles) and diejenigen, bei denen eine solche
Ver&nderung nicht stattfindet, nennt er feststehende (stabiles). Die beiden mobUen
Stofen b and jj, sagt er, warden eigentliche Stolen des Monochords genannt, die
ttbrigen hingegen warden die Musiker falsche nennen } nicht weil sie dissonierende,
sondern weil sie fremde (extraneae) and bei den Alton angebr&achliche seien. Gaffor
(Pract mas. cap. 13) sagt, dass manche noch das sol onter la durch einen Halbton
erhoheten; zogleich giebt er for diese chromatische Ver&nderung folgende Erld&rung:
„Wenn das fa in C fa at in mi ver&ndert wird durch die Erhdhang am einen
grolsen Halbton, so nimmt das Hexachord semen Anfang in A re. Ver&ndert man
aber das tiefe I dorch Erniedrigang urn einen Halbton in fa, so wird das Hexachord
in dem einen Ton onter P gesetzten P fa at beginnen."
2) W&hrend Walter Odington noch annimmt, dass weder b moch || der mmica
ficta angeh5ren, sondern beide eigentliche T5ne des Monochords (propriae voces mo-
nochordi) sind, ist unser Aotor jedoch der Meinong, dass diese Tone wohl aos der*
selben Veranlassung hervorgegangen sind, wie die abrigen, die durch Beieetsang
Phiiipp von Vitry.
177
you b mi | entitehen, nlmlich un von beliebigin T5nen m§ das Hexachord be-
ginnen ill Vmmn,
Suite 161:
1) Hier lit das imperfekte Tempus jenes, welches zwei Semibreves enthllt,
von denen jede in drei Minimi teilbar ist; also die Mensur, die man sp&ter mit
Tempos imperfektum and Prolatio maior bezeichnete.
2) Eine bezeichnete Semibrevis ist eine solche, die einen aufwlrts- odex aV
w&rtsgehehenden Strich hat Eine Semibrevis mit aufwlrts gezogenem Striche (^)
gilt als Minima; dagegen eine mit abw&rts gezogenem Striche (♦) gilt fiif Mimml
and dann die ihr folgende Semibrevis (♦) nur eine Minima, (cf. Marchettas v.
Ffcdaa bei Comes. Ill, 6.)
3) Marchettas von Padua, welcher in semen Pomerium mns. mensox. bei
Gerbert HI, and in Brevis compilatio etc. bei Coass. ITT, die Zweiteilung und die
Geltang der kleineren Notenwerte behandelt, berichtet una aach von einer bei den
Franzosen and Italienern verschiedenen Mensorierong und verschiedenen Zuteilung
der Notenwerte. Wlhrend die Italiener zuerst durch zwei und dann wieder durch
zwei teilten, teilten die Franzosen zuerst durch zwei und hierauf durch drei. Daher
gilt eine durch einen abw&rts gehenden Strich bezeichnete Semibrevis , wenn zwei
Semibreves fur ein Tempus stehen , bei den Italienern drei Minimi und die nicht-
bezeichnete gilt eine Minima, w&hrend bei den Franzosen erstere ffinf Minimi und
letztere eine Minima gilt
4) Bei den Italienern gilt dann jede der beiden ersten eine Minima and die
letzte deren zwei.
Stfte 162:
1) Hier fehlt: „Eine Semibrevis, welche zwei Minimi enth<, heifst Semi-
brevis minor."
2) Unter gradus sind hier die verschiedenen Geltungen zu verstehen , welche
dieselbe Notengattang haben konnte. Simon Tunstede versteht darunter die Men-
suren, Modus Tempus und Prolatio; denn derselbe sagt bei Couss. IV, 274: Die
pexfekte Longa heilst in ihrem Grade maior, die imperfekte Longa aber minor und
die Brevis recta heifst in jenem Grade minima.
Selte 163:
1) Theodor de Campo giebt in seiner Abhandlung Be musica mensurabili bei
Couss. HI, 186 folgendes als Grund an, weshalb man die Zeichen fur die ver-
schiedenen Mensuren setzte: „Oft", sagt er, „ereignet es sich in Motetten und an-
deren mensurierten Geslngen, dass die Mensur sich Indert, nlmlich im perfekten
Modus, so oft imperfekte Noten mit perfekten der genannten Mensur vermischt
werden and umgekehrt im imperfekten Modus perfekte zwischen imperfekte gesetzt
werden, deshalb werden den mensurierten Ges&ngen dieser Art gewisse Zeichen bei-
geeetzt, nlmlich" a. s. w.
Stlto 168:
1) Hier wird sich, da die beiden Mensuren gleichwertig sind (d. h. in beiden
gilt die Longa gleichviele 8emibrevee) in dem VerhaMtnis der Dauer der LongI und
Semibreves nichts Indern, nur die Dauer der Breves Indert sich. Ein Ihnliches
VerhHtni8 tritt auch bei den iibrigen gleichwertigen Mensuren ein; bei diesen ist
demnach ein Cbergehen aus einer Mensur in eine andere leicht zu bewerksteiligen.
Antlers verhllt es sich hingegen mit dem Cbergehen aus einer Mensur in eine
nffipp mm fitly.
anden» ntcht gtaiehw«rtig» Meimtr; dort ©in© laitiMfefi fltattfindtn. Bake?
sagt der Anonymus I, M Couas. in, 353: „Diese Gleichwertigkeiteii seigen, d*w,
wenn das Tempos durch eine Minima bescbleunigt odor in die Laage gezogen wird,
sogleicb did Mensur von der einen in die andere fibergebt; das gescbiebt aber in
der Prolatio, im Tempos oder im Modus; a. B. beim Tempus perfektum Prolatio
inaior and Modas imperfektus Tempus imperfektum Prolatio minor ubersteigt das
Tempus im Modus urn eine Minima." Welter aagt derselbe: „Bsbs dieee Gleicb-
wertigkeiten and auch die Reduktionen der Mensar seh&ffsa Uazutraglichkeiten im
Vortrage, welche lateiniscb tractus (Zug), galkscb treyns (train) und von vielen
Synkope genannt wird* 4 , Aus dem, was Simon Tanstede (dieeer spricht mil den-
selben Worten fiber die Gieicbwerte) bei Coass. IV, 177 noch zufftgt, erbalten
wir uber das Verbaitnis itwss naheren AufscMusa; derselbe sift; Vier Minima
haben denselben Wert, wig eine imperfekte Brevis von der Prolatio minor, und dbret
Miirim& ski gleich einer Semibrevig der Prolatio maior; wenn am tier Miaimi.
gegen drei kommen. so kann lis nicbt nnter derselben Mensur gescheben, denn
die drei konnen nicbt in derselben Scbnelligkeit vorgetragen warden, wie die vier,
as m&sste denn Mb Pause einer Minima entstebea oder eine von jenen dreien mfisste
minor sein and zwei Minima gelten. Dieses, aagt er weiter, kann eicb nur dem
zeigeo, der in dieser Wissenscbaft erfabren ist, mid keinem aoderen, w§0. die Mi-
nima so raacb vorubergeht, dass der Verzug derselben von vielen nicbt bemerkt
wird und sie desbalb glauben, die vier Minimi batten denselben Wert wie die dim,,
Nicbt jede Untersucbnng 1st dem GebSr zu fiberlaasen sondern der Berecbnung,
welcbe aich nicbt t&uscbt". Hieraus dlirfte sicb ergeben, lass in solcben Fallen,
wenn innerbalb eines Musikstfickes vor&bergebend Noten vorkamen, welcbe sicb nach
der angenommenen Mensur nicbt ordnen liefsen, oder nach der Absicht dee Kom-
ponisten nicbt geordnet werden sollten t oder bei welcben m zweifelbaft sein konnte,
wie sie za ordnen seien, diese Noten eine von dim ubrigen Noten verscbiedene Farbe
©rMelten. Am! diese Weise batten die roten Noten bald die Bedeutang der Per-
fektion, bald der Imperfektion, bald der Alteration, b&ld der Synkopatioo. (Mas
verglekbe Meruit auch die Abhandlung Br. Hugo Riemann's ,,Uber die verscbiedeite
BMostsag des Cblor [der Sciiwtonng] im den Mensurakotienmgen im 16. Jabrb M
Monatsbefte XX, Mr, 10.)
2) Dieses quia redncantor at ad invicem operantur weiset deutHch auf die
Definition der Synkope bin, welcbe bei Cones. Ms S4 hb\M: „Syneopa est diviaio
cuiuscunque figurae ad partes separatas, quae id invicem reducnntnr la per-
fectionem numerando."
Seits 169:
1) Der Autor will a&gen: Be? Cantua planus wird ia acbwarzen Motes und
isisfflst in Longa und Breves ncfciert; wird nun zu einer Xomposition der Tenor dam
cantos planus entncmmec, is wird es eft vorkommen, class einer Long* eine I/>ng%
folgt oder dass zwei Breves zwischen zwei Longa steben. 1st perfekten Modoa
mdsete nun die vor einer anderen Longa stebende Longa drei Tempera mi dm
zweite von swei zwiscben zwei Longa stebanden Breves mtisste ala alterierte Brevia
zwei Tempora gelten. Will nun der Komponiflt baben, daas der Tenor oder nur
einzelne Noten deseelben nicbt diesen Begehi liter die Pttiibktion und Alteration
unterliegen, so macht er si® rot. 1st der Modas bingegen ioiperfekt, «o wtink die
vor einer Longa stebende Longa zwei T empora und jeds der hmim iwMiaa zwoi
Longa atebenden Breves mm Tempus gelten; djirch Aswendung det color jedo<ih
Phiiipp von Vitry.
179
kommen sla in etas Verh<nis der BfdteiMgkelt, so daw jene Longa im und jene
xweite Brevi* sw« Tempora git
2) Simon Tunstede (bei Cons* IV, 272) bericbtet, daas man audi die Pausen
in verechiadener Farbe gesehrieben habe, wie die Noten, so dass zwischen den
Pausen imd Motes eine Gleicbheit der Farts entstand. Femer §> deraelbe, dsss
man in Motetten verscbiedene Farben angewendet habe, damit der Cantus mebr
hervortrete ; in dieser Weise babe Pbilipp von Vitry seine Motetten komponiert
3) la der frankoniscben Zeit verstand man nnter Tempus eine soiche kurze
Zeitdauer ftir die Brevis , daee innerbalb derselben von der Stimme drei gleiche
Semi breves noch deutlich vorgetragen werden konnten. Biases Tempos nenat unser
As tor das Tempus minimum. Jede weitere Teiluog der Semibr@?is in zwei oder
drei Minimi musate notwendig if© Mr die Brevis angenommene Zeitdauer beim
Tempus minimum verl&ogern , weil dann die Minimi in die Zeitdauer eintraten,
welcbe vordem den Semibreves zugemeesen war; daber denn auch die Benennung
Prolatio fur die Teilung der Semibrevis in Minimi.
Seite 170:
1) tn der ars nova wurde also die erste von zwei swisehen zwei Noten einer
hdheren Gattung stehenden gleieben Noten alteriert, w&hrend fa im ars vetus die
zweite alteriert wurde.
2) Der Sinn scheint im m mlm: Im Tempus maius hat die Minima dieeelbe
Zeitdauer wie die Semibrevis im Tempus minimum ; es verbalten aich also die Semi-
breves im Tempus niinimum ebenso wie die Minimi im Tempus maius. Wenn aber
im Tempus mains nur zwei Minima fur drei gesetzt werden, muss eine. und zwar
nacb der ars nova die erste, alteriert werden ; In gleicber Weise mass es mil zwei
Semibreves im Tamping minimum gescbehen.
Mltteilungeii.
* Im Jahre 1885 fand wie bekannt in London is der Albert Hall eine Aua-
stellung alter Muaikwerke Im Brack mad Manuskript statt 1886 erscbien daruber
bei Bernard Quaritch ein Katalog, betitelt: „A descriptive Catalogue of i® Manu-
scripts & printed books, chiefly liturgical, exhibited by Her Majesty Queen Victoria;
tli© Universities of Cambridge, Cracow, & Oxford ; the National Hungarian Museum,
Buds-Pest; the Archbishop of Mecblia; the Earl of Ashburnham, Earl Spencer,
W. H. Cummiiigs, A, E. Littleton, J. E. Matthew etc., by W. H. James We ale.
8 °. XV, u. 191 S. mit vielen pbotolitbogr. Abbildungen von Titeln, Zeichnungen
und Prolbednietes, Die itargkehaa Mas. roicben bis ins 9 Jahrh. Bag aiteete
gedruckte Paalterbuch „cum Canticis, Hymnia, Iitania at precibus" von 1457, ge~
druckt von Job. Fust und Peter Schoffer von Gernsheim in Mainz. Sehr auaftlhr-
lich und gewissenbaft ski die Beachreibungen jedea Werkea mm Weale, die oft bia
ins lOeinate reichen, Weniger befriedigend aind die Beschreibungen im in Stimm-
bflchera gedruckten Geaangswerke des IS, und 1?, Jahrh. Mais scheint dem Ver-
fasaer jegliche Kenntois abzugehen. AueJh wurden viele dieaer Drucke nur in einem
Stb. ausgeatellt und bleibt man im Unklaren, ob die ttbrigen Stb. dem Exemplare
fiberhaupt fehlen, oder nicht erw&hnt oder gar nicht ausgeatellt aind. Im TJbrigen
180
MtMMagWL
iat der Katalog ganz vorzuglich and die Titel vollstandig and nit alien genaaen
Angaben versehen. Merkwflrdig ist es aber, dass der Katalog erst seit kurzem won
der Verla^shaiidliiiig in BeatscMiuid ▼ertwaiet und m utserer Kenntnis gelangt ist
* Franz Xav. Witt's Bibliothek ist in den Besitz der bischdfl. Privatbibliothek
in Regen8burg gelangt and mit der Proske-Mettenleiter'schen vereint.
* Die Staatsbibliothek in Munchen ist jflngst in den Besitz einer statUichen
Sammlung Briefe von Orlandus de Lmmm gelangt, die sich bisher im Besitze der
Aretin'schen Familie befanden. Der Bibliothekar der Musikabteilang in Mdnchen
beabsichtigte sie zum Teil heraaszugeben, doch ergab sich der Inhalt teilweise so
derb und fur nnsere Zeit als unveroffenbar , dass derselbe davon abstehen musste.
Die Briefe sind meistens an die Mitglieder der herzoglichen Familie gerichtet mit
der Lassie auf ekem sehr vertrauten Fi&e g©st«id« haben muss und es wirft arf
die damaligen Umgangsformen in diesen Kreisen ein eigentumliches Licht, dass man
sich gegenseitig so derbe Spafse schrieb. Leider erfuhr ich von dieser Erwerbung
erst, als ich Munchen schon verlassen hatte; die Ausbeute an biographischen Notizen
soil sehr ergiebig sein, and steht za hoffen, dass Herr Dr. Sandberger in nachster
Zeit eine daranf bezogliche Arbeit veroffentlicht
* In »» Archives historiques, artistiqaes & htteraires"- Paris 1890, Nr. 10 chez
Bourleton", 8°, befindet sich Seite 425 ein Artikel, betitelt: Liste dee artistes men-
tionnee dans les it&ta de la maison da roi et des maisons des princes, da 13. siecle
a Fan 1800. Seite 481 befindet sich das Verzeichnis der „Menestrels et Musiciens.
Die Notizen sind zwar auiserordentHch korz and enthalten nicht mehr als Names,
Amt und ungefahre Zeitbestimmung, dennoch sind sie von grolsem Wert and geben
tiber manchen Mosiker doch einen kleinen Anhalt. — Ein anderer Artikel von
Michel Brenet (8. 443) handelt tiber die Oper in Turin muter dem Kaiserreiehe
(Napoleon 1810—1813). Er verzeichnet die damals aufgefuhrten Opera, deren Kom-
ponisten and die vorzuglichsten Sanger. Seite 460 veroffentlicht derselbe Verfasser
einen kurzen Artikel Uber einen von F6tis vergessenen Masiker : Herbert Leamteux^
der in der Mitte des 16. Jhs. Kapellmeister an der Metropole za Bouen war and
von dem die Nationalbibl. in Paris einen 4stimmigen Gesang besitzt, der zwar nor
mit dem Namen „Herbert" gezeichnet ist, dennoch, nach Mr. Brenet's Annabme,
kein anderer als obiger Masiker sein kann.
* Hierbei eine Beiage: Fortsetaing zum Eatalog der Mosik-Sammlnng der
EgL offentl. Bibliothek zu Dresden. Bog. 15 u. 16.
Verantwortlioh«r Bedaktour Bobert Xitn«r, Ttmplia (TJok«m*rk).
Drnok Ton Hermann Bejer it Bohnt in InmpiB.imht.
Mr
MUSIK-GESCHICHTE
der Gesellschaft fir Musiklorsohnng.
IHI. Jalppf.
1890.
Preit del Jafcrgftnges S Mk, Monatlioh ertoheint
©is® Nttauner too I bii 3 Bogen. lastrllomigafellsf m
ftlr die Zeile 1© P£
KommistioniTerlag
▼on Breitkopf * Hlrttl in Leipiig.
Bs*teliung*n
nimxttt jede Bmefe- and Mufikh*ndlang •ntgegcn.
So, 10.
MisikaMscie Wettstreite und Mustkfeste
im 16, Jahrhundert
Yon Dr. HL M* Schletterer.
Musik- oder Sft-ngerfeste, unserer Zeit sehr ge&ofige Bezeich-
nangen ill, gewflhnliche Yorkommnisse , nennt man solche grcfse
Konzertauffiihrungen , lis von is@hr oder minder zahlreichen, is ge-
meinschaftlichem Zusammenwirken verbandenen Konzert- oder Gesang-
vereinen ausgef&hrt werden r meist mehrt&gige Daaer beanspruchen
nii zufolge der leichten Verkehrsverh<nisse unserer Tage t allm&hlieh
soleh rie8ige Dimensionen annehmen , dass sie ihren Veranstaltern
kaum mehr m bew<igende Aofgaben steilen. Gemeiniglich datiert
man lea Bestand soleh grofeartiger Produktionen, wenigstens bei us
in Deatsehland , von jenera ersten Masikfest t its der Kantor O. F.
Bischoff (1780—1841), ein in hohem Grade kimstbegiistertar and
energischer T&fann/ nach nns&glichen Opfern ond ififaaa an Geld und
Zeit, am 20, und 21 Jaal 1804 in Frankenhausen in Thflringen zu-
sammenbrachte. Unter L. Spohr'a Leitung, damals noeh Eapellmeiater
in Gotua , kamen „die Sch6pfung u von J, Haydn , Beethoven's arete
Sinfonie und mm von dam Dirigenten komponierte Ooverlure zur
Auff&brang. Ir selbst, wie aach der Violoncellist Dotzauer, der 11a-
rinettist Herrmiadt , im Eonzertmeister Matthai verherrlichten das
Pest dureh Solovortr&ge. Fir die Gesimgsgell waren vortreffliehe
Kr&fte gewonnen : Fran Scheidler aus Gotha, die Eammers&nger Meth-
fessel sis Budolstadt nnd Strohmeyer aus Weimar. Die benachbarten
Monsttk £ MoiikgMch. Jahrgang XXII Wo, 10. 12
182 Musikalisohe Wettetreite und Maaikfiwte im 16. Jahrh.
St&dte Gotha, Stollberg, Erfurt, Weimar, Badolstadt u. s. w. sandten
Orchester- and Cborkrftfte, so dass jenes aas 106 lnstrumentisten,
der Chor aas 101 Stimmen bestand. Ein zweites fthnliehes Fest,
•benfalls unter Spohr's Direktion (er hatte daftir seine erste Sinfonie
geschrieben) fand dann im Joli 1811 statt. Diesem Beispiele folgte
1808 (1812) die Sehweiz; aach in Wien und Hamburg begeisterte
and beteiligte man sich an ahnlicben Uniernehmungen. Allm&hlieh
entstanden der Elb - Verein , als dessen Dirigent sich namentlieh
Fr. Schneider in Dessau Verdienste erwarb; der Thilringisch-S&chsische,
der Mftrkische Verein. Am 10. and 11. Mai 1818 ward unter
J. Schornsteiri's (Musikdirektor in Elberfeld) Leitung das erste rheinische
Musikfest in Dttsseldorf gefeiert. Hit der Zeit verbreiteten sich der-
artlge Feste auch nach Frankreich (1830), Holland (1834), Italien
(1835) and Bassland (1836). Heute giebt es kein Land, keine grSfsere
Stadt mehr, in denen nicbt Musikfeste veranstaltet worden w&ren.
Ihnen reihten sich infolge des imensen Aufschwungs, den der M&nner-
gesang nahm, die S&ngerfeste an, den grofsen Musikverb&nden, die
S&ngerbunde. Der deutsche S&ngerbund vereinigt bekanntlich all©
Singer deutscher Zange unter seinem Paniere. Diese, zagleich gemii-
licher Geselligkeit dienenden Liederfeste (wie man sie aach noeh
nennt) unterscheiden sich jedoch wesentlich von den Musikfesten, die
hflhere Ziele verfolgen und die Aufiiihrung gro&artiger Werke, unter-
stUtzt von bedeutendsten kQnstlerischen Er&ften, sich zur Aufgabe
setzen, obwohl es auch bei ihnen an Festsebm&usen und YergnOgungen
anderer Art nicht fehlt.
Grofsartige musikalische Vereinigungen, hier vorzugsweise Wett-
k&mpfe, kannte schon das Altertum. Griechenland, dieses von den
Gflttern so reich gesegnete Land, von je eine Heimst&tte der Eunst
und seine fir das Sch5ne begeisterten und empf&nglichen Bewohner,
vereinigte zuerst alle Eithardden , Auloiten und Auleten zu edlem,
ruhmvollen Wettstreite. Die Sieger fanden sich durch den ihnen tlber-
reichten Lorbeer in hdchstem Grade geehrt. Viele EQnstlernamen
haben sich aus jenen Tagen bis heute erhalten. Das gauze Volk
nahm lebbaftestes Interesse an diesen Yorkommnissen. Allerdings ver-
einigten sicb hier unit den musikalischen auch gymnastische and
andere Eampfspiele. Diese Feste wurden von aufeerordentlicher Be-
deatung durch den grofsen Einfluss, den sie auf das gesamte Oflfanb-
liche Leben gewannen. Die wichtigsten dieser Wettk&mpfe waren
die alle 5 Jahre wiederkehrenden , zu Olympia in der Provinz Elis
gefeierten Olympischen Spiele; dann die im 3. Jahre jener begangenen
Musikalische Wettetreite and Musikfeste im 16. Jahrh. 183
Pythien, za EhreQ des Pythischen Apolls aaf der krissaiischen Ebene
bei Delpboi. Dann begegnen wir der gleicben Erscheinung wie heate:
neben diesen grofsartigen Nationalfesten begingen einzelne St&dte,
Opferhaine and St&mme kleinere fthnliche Feste. So fanden im Haine
des Zeus Nemeios die neme'isehen, aaf dem Isthmus die isthmischen,
in Athen die panathen&isehen , in Laeed&monien die earnisehen , in
Eleesis in Attika die eleusischen Feste statt. Za Delphi feierte man
m Ebren der Artemisia, in Epidauros zu Ebren des Asklepios Wett-
kftmpfe , bei denen Dichter and Musiker ebenfalls mit Preisen ge-
krimt warden.
Nachdem Qriechenland and seine kunstbegabten Bewohner den
Barbaren, die verheerend das bltthend scheme Land in der Folge
Qbersehwemmten und verheerten, zur Beate geworden, sehweigt die
Qeschichte dareh Jahrhanderte von festlichen Gesangswettk&mpfen
dieser Art. In der allgemeinen Not einer wilden , an ganz andern
und zwar blutigen K&mpfen reichen Zeit verstummten die Lieder
begeisterter S&nger, die milden Weisen der Flfltenbl&ser. Wir hflren
nor, dass in kommenden Jahrhunderten bei aufserordentiiehen Gelegen-
heiten, bei fflrstlichen Verm&hlungen, bei Er6nungen, bei Reichsver-
8ammlongen u. s. w. das verachtete Volk der fahrenden Spielleate
in gro&er Zabl und von den fernsten Gegenden zusammenstr5mte,
urn auf alien dehkbaren Instramenten ihre allerw&rts bekannten Ton-
sticke mdglichst ger&oschvoll zam besten za geben, dafttr als Lohn
Speise and Trank, klingende Mdnze and reicbe, bante Oewandang
heisehend. Doch erhielt sieh immer die Eunde aas fernen Tagen and
eine Neigung fir musikalisehe Prodaktionen, die den Bahmen des Ge-
w5hnliehen flbersehritten , in der Erinnerang des Volkes. Nament-
lieh waren es die Hofhaltungen kunstsinniger and freigebiger Firstei,
welche S&ngerji und Musikern , die meist aaf ein anstetes Wander-
leben angewiesen waren, zeitweise Zaflaoht boten, und vielfach kam
es dann wohl aueh vor, dass, wenn mehrere Ton- and Sangeskandige
zasammentrafen , in frdhlichem Masicieren and Singen and Sagen,
jeder sein Bestes za geben suchte. Solche sangesliebende Herren waren
namentlich mehrere der hohenstaufischen Eaiser, die Herzdge Fried-
rieh II, der Streitbare, von Osterreich, Otto II., der Erlaachte, von Baiern,
Berthold von E&rnthen, Heinrieh von Breslau, Ottokar von Bflhmen,
Otto von Meran u. a. Besonders aber wird Landgraf Hermann I. von
Thiriigei (f 1217) gerQhmt, als einer der FOrsten, welche die Eunst
des Gesanges und ihre Vertreter besonders hochhielt and za ehren
wasste. Bekannt ist der von ihm veranlafste Wartbyrgkrieg (am 1206
y 12*
184
Musikalische Wettstreite und Musikfeste im 16. Jahrh.
bis 1208) , ein B&tselkampf, an dem sieh die besten S&nger jener
Zeit beteiligten : Walther von der Vogelweide , Heinrich von Ofter-
dingen, Beinmar der Zwetter, Biterolf, der togendhafte Schreiber and
in dem zaletzt Wolfram von Eschenbach fiber Klingsohr von Ungar-
land den Sieg davon trig. Kein Fest verging daher, obne dass m
durch Misik nnd Gesang verherrlicht worden wftre. H5fe und St&dte
liehen sieh bei derartigen Oelegenheiten gegenseitig ihre Musikanten,
and da einzelne Instramente allmfthlich immer kanstvollere Behandlung
gewannen, aach durch die allgemeine Aafnahme der Tonschrift, die Fest-
stellang der barmonischen Begeln and Gesetze and infolge der Aus-
bildang des mehrstimmigen Satzes nan fflr ein musikalisches Ensemble
eine feste Qrundlage gewonnen warde, mussten die Leistangen kom-
mender Jahrbanderte von ihrer anfenglichen Boheit viel verlieren.
Welcher Art dieselben aber durch lange Zeit eigentlich waren, ent-
zieht sieh dadnrch anserer Beurteilung, als Instrumentalkompositionen
ais frflheren Tagen nicht oder nar anvollkommen erhalten sind.
Kflnste and Handwerke bewahrten streng and liptlich ihre Zanfl-
geheimnisse und aach die zftnftigen Masikanten , wenn auch immer
noch mit den fahrenden in Eontakt , hielten darauf, dass ihre Ton-
stfteke nar traditionell sieh weiter erbten , wie wir das hiite noeh
bei den Zigeunermasikern sehen. Eine gar anmutige Schilderang eines
Masikfestes giebt C. Weisflog (1770—1828) in seiner sehr gelangenen
Humoreske: „Der wtttende Holofernes. Bericht des Hof- Cantoris
Hilarius Grondmaus anno Domini 1611." Schade , dass das ganze
nor ein Phantasiegebilde des Diohters ist Unter solchen Umst&nden
dirfte nan die Mitteilang von einem periodisch wiederkehrenden Ge-
sang- und Musikfeste, einem musikalischen Wettstreite, an dem sieh
Komponisten, Singer and Instramentisten gleicherweise beteiligten and
das seit dem 16. Jahrhundert in der alten Stadt fivreux am Iton,
in der Obernormandie, Dep. Eire, and in fthnlicher Weise wohl aach
anderorts stattfand, von dessen Einrichtung, Grinding und Gesetzen,
besonders interessant erscheinen.*) Wir geben nachstehend ausfQhr-
*) W&hrend Hof und Publikum in Paris im 16. Jahrhdt aich im Eifer fur
musikalische Produktionen uberboten, blieb der Klerus, der von je gro&es Interesse
an der Entwickelung der Tonkunst nahm, nicht zuruck. Die Kathedralsingschulen
(z. B. die in Beauvais) waren beriihmt der 8orgfalt wegen , die sie Sangern und
Instrunientisten widmeten. Neue Institutionen traten allm&hlich fSrdernd hinzu.
Die Musiker verehrten als ihre Patronin die h. C&cilia und unter ihre Agide stellten
sieh alle diejenigen, die musikalische Geaellschaften, — in dieser Zeit eine so wich-
tige und einflussreiche Bolle im jpSfflicheE Kunstleben einnehmend, — grunden woll-
ten. So hatte der Erzbischo>^on Paris 1566 im Kloster der gro&en Augustiner auf
Musikalische Wettstreite mid Musikfeste im 16. Jahrh. J 85
lieheren Bericht iiber lies© Angelegenheit nnd figei hier nr noch
erg&nzend bel, dass die modernen Masikfeste ttberhaapt ihren eigent-
lichen Anstofs dorcb die 1784 aaf Veranlassang des Lord Viscount
Fitzwilliam Watkin Williams and John Bates ins Leben gerafene, anf
vier Tage aosgedehnte S&kularfeier von Handel's Gebartstag (Comme-
moration of Haendel) erhielten. Diese hente noch in iigetrtbtem
Glanze fortbestehenden grofsartigen Mnsikfeste erregten seinerzeit
grifstos Aafsehen nnd staanende Bewanderung. Nicbt nnr in Eng-
land, in Birmingham, Norwich, York n. a. 0. fanden sie Nachahmong,
aach Dentschland wollte in Yeranstaltungen solcher MassenauffBhrun-
gen, denen fast immer H&ndeFsche Werke zn Grande lagen, nicht
znrtlckbleiben. Irate Versuche mit tiber das Mafs des GewGhnlichen hin-
aasgehenden Aaff&hrungen machten schon J. A. HUler, der auf seiner
ROekreise von Mitan nach Leipzig 1786 nnd 1787 in Berlin and
Breslaa, Hftndel'sehe nnd andere Oratorien zn Gehdr braehte. Eine
weiteres Aafsehen machende AnffOhrung fand 1789 in Berlin statt,
wo niter dem Protektorat Ednig Friedrich Wilhelm II, das Oratorium
„Hiob" von C. Ditters von Dittersdorf gegeben wnrde.
Wir lassen nan aaszagsweise den Bericht iber die niederlftndi-
sehen Feste folgen, der einer seltenen Monographic entnommen ist,
die sich besonders mit diesem Gegenstande befasst, and den Titelfflhrt:
Pay de Masiqae*) 6rig6 a iSvreox , en Fhonneur de madame
sainte C6cile ; publi6 d'apr&s an manascrit da XVI e sifecle par M. M.
Bonnin et Ghassant. iSvreux, J. J. Ancelle Ms. 1837.
Cy est le liare de la fondation da seraise faict et estably en
l'honnear de Diea, soabz Finuocation de madame saincte C6cille, en
F6glise cathedral Notre-Dame i'fjvreix, an joor et feste d'icelle
saincte par chacane ann6e h venir I perp6tnit6.
Zor Ehre Gottes and der glorreichen Jungfraa Marie and aller
Heiligen des Paradieses , insonderheit der h. Ottilia, Jangfraa and
Martyrin. Amen.
Gott der SchCpler, der erste Urheber der Wissensehaften, hat,
indem er den Menschen die Erfindnng der masikalischen Eanst ge-
w&hrte, damit andeaten wollen, dass man ihn damit dienen und ehren
solle , da ibm die Loblieder and Ges&nge angenehm waren, welche
Ansuchen von Lehrem, S&ngern und Beamten eine Genossenschait inter dem Schutze
der Heiligen gegriindet, die 1575 solche Aasdehnung gewonnen hatte, dass ihre
Stataten gewahrt warden. Diese Pariser Gesellschaft hatte man sich in £vreux
zum Vorbilde genommen.
*) Pay, erhdhter Ort, Berg (podium, elevation, saillie en balcon).
188 Muflikalische WettBtreite und Musikfeete im 16. Jahrh.
die aus Pharaos Tyrannei befreiten Kinder • Israels seinem Namen
sangen and nit Masikinstrumenten begleiteten. Dies wissend ermahnt
der E5nig and Prophet David jeden der treuen Diener Qottes, ihn zu
loben und mit dem Ton und der Harmonie des Psalterions, der Harfe
und der Orgel zu verherrlichen. Und er selbst gab das Beispiel, als
er, vor der Lade Oottes schreitend, die Harfe spieite , durch deren
Ton frfiher mehrmals schon Qolt die Qualen hatte enden lassen,
welche Saul dureh bflse Geister erlitt. Viele heilige Personen, sowobl
M&nner als Prauen, lobten Oott und seinen Sohn, Jesum Christum, un-
sern Heiland, mit den harmonischen Akkorden der instrumentalen, wie
der gesungenen Musik und u. a. auoh Madame saincte C&cile, Jung-
frau und Martyrin. Und zu Ehren Qottes und unter Anrufung des-
selben , haben an mehreren Orten der Ghristenheit eifrige Diener
Qottes sehOne Stiftungen gemacht und Freunde der Musik pflegen
aiy&hrlich am Tage und Feste dieser Jungfrau Oott dem Schdpfer
und ihr Motetten und Loblieder zu singen. In anbetraeht dessen
haben ehrwtbrdige Personen und die Singer und Wochengeistliehen
der Eathedrale Notre-Dame zu Hvrsux, von Frdmmigkeit und dem
Wunsche beseelt, dass der Gottesdienst an dieser Eirehe ehrenvoll,
wie er frtther gewesen, erhalten werde, und nach ihnen kommende
Qesehleehter veranlasst wirdei, diese Eunst zu lernen und zu ibei
und sieh dadurch wttrdig zu machen, dieser Eirehe zur Ehre Qottes
und der Erbauung des Volkes zu dienen, beschlossen und unter sieh
und mit einigen frommen und angesehenen Leuten dieser Stadt ver-
einbart (gleiehwohl unter gutem Qefallen der Herren vom Eapitel),
einen Dienst zu grtknden und festzustellen auf immer und fir jedes
Jahr zur Ehre Qottes , am Tage und Feste der genannten Heiligen,
in der Art und Weise und den Mitteln wie hier folgt.
Qenannte S&nger und Wochengeistliche der Eirehe Notre-Dame
mit oben genannten Bewohnern der Stadt, die in ihrer Fr5mmigkeit
diesii Gottesdienst stifteten, werden den Herren vom Capitel 160 lit.
tournois Qbergeben (was sie zu thun bereit siid, sofern es diesen
Herren gef&lit, sie anzunehmen), um zu creiren auf ihr Einkommen
oder das Eirchengut, fir das sie BQrgen siid, die Summe von 8 liv.
tourn., als bestindige und unver&ufserliche Rente. Diese Summe wird
j&hrlich bezahlt und abgeliefert werden von dem pr6v6t (Vorgesetzten)
des 0apitel8 an den gew5hnlicheu distributeur (Austeiler) der ge-
nannten Henri, um die Anteile zu vergeben, wie gesagt werden wird,
nachdem die Ordnung des Dienstes bestimmt ist.
Musikali8cbe Wettstreite und MuaMeete in 16. Jahrh. 187
Am Vorabend des Festes der Madame Si C&cile, 21. Nov. nach
der Vesper nd Complete des Chors (Sehlussgesang) wird n Ehren
Gottes und zum Gedachtnis genannter Jiigfran, von mm Choralisten
(ehoraulx) ein Besponsoriam im Choral gesungen. Der „?eri" nnd
das „ Gloria Patri 44 naeh einer Antiphone fleurtis. Daraof wird ge-
sangen das „Magnificat" im faulx-bourdon mil Orgel , wornach die
gleiehe Antiphone wieder folgt; and am Schluss derselben wird das
Gebet an die h. C&eilia vorgetragen und zwar wird es von einem der
Wochengeistliohen gesungen (wenn es ihm geftllt), oder von einem
andern dieser Herren, den er bitten wird, es fflr ihn zu than, viel-
leicht aaeh von einem der vier Wochenvikare oder einem andern.
Nach diesem Gebet wird das „Benedicamus Domino" von zwei Cho-
ralisten gisngem, aber statt des „Deo gratias (> eine Motette an die
Jungfrau. Folgend auf dieses wird der den Gottesdienst feiernde das
„Converte noa 44 anstimmen und darnach werden im fauli-bourdon drei
Psalmen der Complete gesungen, n&mlieh : „Cum invocarem u , „In te
Domine 44 , und „Ecce nune benedicite 44 , worauf die Orgel einstimmen
wird. Wenn dies geschehen und die Antiphone „ Miserere 44 nit dem
Gebete „Hlumina 44 gesproehen ist, wird mit Orgelbegleitung eine Anti-
phone an die Jungfrau Maria mit dem Vers und Gebet gesungen.
Am folgenden Tage, dem Festtage genannter Jungfrau, nach der
Chormesse, wird mit Musik und Orgel von dem genannten Herrn
Caioiiicis, oder einem der oben befceichneten, mit dem Diacon, Sub-
diacon und drei Choralisten ein Hochamt gesungen.
Am selben Tage nach der Vesper und Complete wird in genannter
Kirch© wie am vorhergehenden ein gleicher Gottesdienst wiederholt,
indem zu dem vorhin erw&hnten drei Psalmen der Complete der
Psalm „Qui habitat in adiutorio 44 , gefQgt wird.
Um das Volk zur Feier einzuladen, l&sst man dreimal mit alien
Glocken l&uten (sera faict sonner trois carillons); zweimal fflr den
ersten und zweiten Dienst und das drittemal fflr die Messe.
Am folgenden Tage wird nach der Chorfrflhmette ftr die Seelen
aller verstorbenen Gl&ubigen, besonders der Grttnder, ein Requiem
mit Musik gefeiert, mit dem „Libera 44 , „De profundis 44 und den ge-
wohntan Gebeten mit Diacon, Subdiacon und zwei Choralisten. Zu
dieser Messe wird mit zwei Glocken eingel&utet
Und da die Capelle, in der frtther dieser Gottesdienst gehalten
(diet) und gefeiert wurde, wegen der steinernen, von neuem wieder
eonstruirten Mauer zu enge geworden ist (gegen die Erwartung oben
genannter), so dass der Gottesdienst nicht mit einer der Feierlichkeit
188
Musikalisohe Wettstreite and Musikfeete im 16. Jahrh.
angemessenen Wtlrde celebriert werden kann, da Geistliehe ml
Laien ohne Ordinmg durcheinander stehen miistem, and das an-
wohnende Volk die Erhebung des Corpus Domini nicbt zn seben ver-
michte, so werden die Herren onterth&nigst am die Erlaabnis er-
sicht, genannten Gottesdienst am Trauangsaltar feiern and aaf einer
leeren S&ale daneben, die obnedem eines Bildes bedarf, das Bild der
b. C&cilia anbringen za dirfei. Diese Stale 1st am zweiten Pfeiler
vom genannten Altar, gegentiber dem Bilde der b. Helena; and da
der erste and letzte Gottesdienst nar bei Nacht, nach der Chorvesper
gehalten werden kann, sollen, wenn es den Herren gef&llt, zwisehen
einigen Pfeilern beim Altar 4—5 lange Holzgestelle angebraeht wer-
den, um Eerzen daraaf za stecken; das alles auf Eosten der Grinder;
diese Holzgestelle sollen so befestigt werden, dass man sie, obne im
dadurcb Scbaden verarsacbt wird, am Tage nach dem Feste wieder
leieht wegnehmen kann.
Dem Herrn Ganonicas , der den oben . bezeiehneten Gottesdienst
fir die Vigilie des Festes halten wird, wird die Samme von 2 sol
6 den. toarn. aasgefolgt.
Dem Herrn Ganonicus fir das Hochamt des f ages 5 s. 6 d.
• Dem Herrn Canonical fir den gleichen Dienst am Festtage nach
der Vesper 2 s. 6 d.
Dem Herrn fir die Totenmesse des folgenden Tages 5 s. toarn.
Und wenn anstatt des Herrn Canonicas einer der Vicare den Gottes-
dienst hilt, werden ihm fir den ersten am Vorabend 20 d., ftr die Tages-
messe 3 s. 4d., fir den zweit. 20 d., fir d. Totenmesse 3 s. 4 d. verabfolgt.
Fir den Diacon and Sabdiacon bei der Tagesmesse 20 d.
Denselben fir die Totenmesse je 20 d.
Jedem der Choralisten 20 d. fir jeden Dienst der beiden Messen
and fir die zwei Abendgottesdienste, sowohl am Vorabend, ate am Feste
15 d. Was im ganzen fir alle vier Gottesdienste 13 s. 4 d. t. macht
Den S&ngern, Wochengeistlichen and Chorknaben fir den ganzen
Gottesdienst 25 8.
Dem Organisten fir den ganzen Gottesdienst 7 s. 6 d. .
Dem Balgtreter 6 s.
Fir die Verwaltung, welche die Ornamente fir den Altarschmuck
liefert and die Mitzen (chappes) von carmoisinrotem Sammet fir den
Vorabend and den Festtag and die schwarzen Mitzen and Ornamente
fir die Totenmesse, 40 s.
Fir die Beleachtang, die fir die zwei Hochftmter aas 6 Kerzea
and 3 Fackeln besteht, 17 s. 6 d,
Mosikaiische Wettetreite und Musikfeete im IS. Jahrh. 189
Den die Eapelle herrichtenden Messnern fir die Dauer des ganzen
Gottesdienstes 10 s.
Den Glockenl&utern item 15 s.
Dim Aasteiler, welcher die Verteilung der festgesetzten Betrftge
an die genannten Herrn besorgt 3 s. 4 d.
Beim Tode eines der Grander wird am genannten Altar itch
der Ghorfrflhmette , aif Eosten der Grander , ein Beqaiem fir die
Stile des Verstorbenen gesangen. Die Eosten dafir werden am Tage
vor der nach dem Festtage stattfindenden Totenmesse ausgeschlagen,
wie frther mit Erlaubnis genannter Herrn gesebah, fir die Seele des
veretorbenen Meisters Jeh. Jourdain, m seinen Lebzeiten Lehrer der
Chorknaben.
Anno domini millesimo qaingentesimo septaagesimo , tertio die
lunae, daodeeima mensis octobris, in eapitolo insignis eeelesiae cathe-
drals beatae marine Ebroieensis in qil praesidebat dominos deeanos
com aliis dominis canonicis capitulantibas et eapitulariter eongregatis
ad pilsim eampanae, it moris est, pro tractando de siis negotiis,
qui quidem domini deeanos eapitnlnm et canoniei sic eapitulaptes ra-
tifieaverunt, laodaveront et approba?eront omnia et singnla snpra seripta
in fondatione praeinserta, eontenta et narrata pront supra narrantar
et eontinentar et ad fines in ilia contentos.
Hier nnterzeiehnet Guilford mit einem Handzug and De Paris
mit Zeiehen nd Handzug.
Copie des Griidngsv ertrags.
Allen denen, welche vorliegende Urkunde sehen werden , entr
bietet Louis le Mercii, Bitter, Licentiat der Bechte, vieonte d'fifreii
und Siegelbewahrer genannter vieonte seinen Grafe. Da in den Jahren
1570—72 die Singer und Woehengeistliehen der Eathedrale zu fltreii
mit Erlaubnis der Herrn Dekane und der Herrn vom Eapitel dieser
Eircbe am Vorabend und Festtag der h. G&cilia einen Dienst zu
Ehren Gottes mit Anrufung dieser Heiligen und mit einer Totenmesse
am Tage nach dem Feste gefeiert haben; welchem Gotlesdienste
mehrere Hoohgestellte sowohl Geistlicbe als Weltliche beigewohnt,
haben dieselben, von Frflmmigkeit bewegt, mit den S&ngern und
Woebengeistlichen vereinbart (gleiehwohl mit der Genehmigung der
Herrn vom Capitol), besagten Gottesdienst fir best&ndig zu grtinden
und zu diesem Zwecke genannten Herren eine Eingabe gemacht mit
dem litwurf (cayer) dieser Stiftung, der insbesondere den Gottesdienst
betriffi, den sie zu grtinden beabsiehtigten und die Sum me der denirs,
die sie zu diesem Zwecke vergabt wissen wollen , an die, welche
190
Muftikaiisohe Wettetreite and Muaikfeete im 16. Jthrh.
diesen Gottesdienet halten wflrden and andere, wie im besagten eayer
m waiter entbalten ist. Die Berra mm Kapitel habsm Montag
12. Oct 1. J. 1818 diese Qrttaing angenommen and aatorisirt and
genehmigt, von besagten Grflndern die Samme von 160 liv. za erhalten,
um za dem Einkommen des lipids its 8amme von 8 liv. als be-
stfcndige and anver&afserliche Bente za stiften. Diese Samme von
8 liv. soli j&hrlich von dem prSvot genannter Herrn, ibrem gew5hn-
lichen Aasteiler verabfolgt werden, damit er die Verteilang naeh Vor-
selrift dss cayer besorgen kann. Wir than za wissen, dass vor
Jeh. Begnoald and Marie ie Charpentier, Gerichtsschreiber ftr den
Kftnig unsern Herrn and den Herzog von jfivreax, gegenw&rtig warm,
nacbgenannte verehrangswtirdige and verst&ndige Personen: die maistree
Nic. le Glare, Nie. Eades and Bob. Dagom&ier, Kanoniker an dieser
Kathedrale, welche Vollmacht and besondern Aaftrag der Herren vom
Kapitel batten, folgendes mi Ebre einzugehen, wie m aaf Befehl des
Kapitels geeehah, dat. vom Freitag dem vorletzten Tage im Oktober
i. I Jahre 1578, onterzeichnet Gaesbert and De Paris, jeder mil eeinem
Handzage fir die nachgenannten Grander haftend. Die abgeordneten
Herren Kanoniker, ihrem Aaftrag foigend, bezeagten Namens der Herrea
des Kapitels, dass sie als Vermfcehtnis fir immer angetreten babes,
sowohl fir sich als ihre zuktinftigen Nachfolger , die von genannten
S&ngern and Wochengeistlichen stipalirte Summe , dareh die Ver-
traaensperson M. Jeh. Boethe, presbtre ehapellain dieser Kathedrale
and maistre der Ghorknaben and die edlen and fttrsichtigen Herrei
Ml Guy de Lymoges, tbb6, de Lisle Dieu, Jeh. Guiffiard, R feral,
Jeh. da Pray and B. Dagommer, chanoynes an dieser Kathedrale,
ML B. Mott6, presbtre at cor6 von Guargaesalle, Singer der k. Kapelle,
Est. Michel f presbtre cur6 von Oroisy , Jeh. Le Tellier f eur6 voa
Louviers , Jeh, Flambart , aassi presbtre car6 von Chefreville , and
edlen Mftnner MS Jeh, da la Bocqae, president am la eoart im
aydes der Normandie ml maitre der ordentl. EiEiahmei des Herrn
Herzogs, Jeh. le Doulx, president aa stegs prisiikl in dieser Stadt
Th. Da Vivier, procarear im Boy, allda; Looys Le Mereit, visconta
von fivreax, 1, Ga6riboalt, viconte von Conches and Bretheail. GailL
Costal ay, valet de chambre at organist Is Boy, Jeh. Labiche and
Jae. le Batellier , advocatz and. siege prtsidial, von denen jeder im
besondern von ihren Gltura beigesteaart haben, is diesen Gotten
dienst fir immer n stiften and an den d&bei stattfindenden Gebetea
and Predigten teilzuhaben, d. h. 8 liv. Bente ill jlhrl. Einkommsn
bestftndig and anver&ufserlieh. Diese Summe von 8 lit. verspriebt
Mnokalische Wettatreite mid Musikfeste im 16. Jahrh.
191
and verpfliehtot sioh das Kapitel mit Gegenw&rtigem , j&hrlieb, zwti
Tage vor dem Feste dureh seinen prSvdt an im gewahnlichen Aos*
toiler zo verabfolgen, damit selber die Austeilung besorgen kann, wie
im cayer bestimmt ist. Die ersto Zahlong beginnt zwei Tage vor dem
Feste der h. C&eilia i. J. 1514 i. s. f. von Jahr zi Jahr, best&ndig
ohne Abzug. Genanntor Eauf, Stiftung and Festsetzang dieser Bente
and des jftbrlichen best&ndigen and anverftafserliehen Einkommens
wird dureh die Samme von 160 if. gew&hrleistet, welcbe gegenw&rtig
vorgez&hlt and den Delegirten von genanntem La Biehe in gatom
Gold and gegenw&rtig kursfehiger Mflnze aasbezablt wards, was alles
sie sieh verpflichteten zar Zafriedenheit and was sic bezahlton naeb
der aafgestellton Tabelle und indem diese Delegirten verspracben
sowobi ffir sieh als das Eapitel Eaaf and Stifling and was davon
abb&ngt za balten and genannte Bente fortw&hrend bezahlen za lassen,
in jedem Jabre am festgesetzten Termin and der Verpfcndang alles
zeitlichen Gates and Einkommens genannten Eapitels, ebensowobl als
sie mit ihrer Maeht dafflr bUrgen. Zum Zeugnis dessen baben wir
genanntor Geriebtschreiber an den Bericbt gegenw&rtiges Siegel ge-
legt Dies geschah and warde eingegangen in fivreax, Donnerst.
5. Nov. i. J. d. Gn. 1578. Gegenw&rtig als Vertrauenspersonen, Mr.
P. Leblanc, presbtre vieaire an dieser Eirche, Mr. Matharin Morin,
procareur und P. Daafresne in iSvreux, Zeugen, die am Schlasse
dieser Urkande antorzeicbnet sind.
Ebiiso antorzeicbnen Begnould and Gbarpentier {eder mit seinem
Handzage.
Es sind Briefe in der Eapsel, angefertigt von den obengenannton
Geriehtsehreibern , in welchen die Personen gegenw&rtiger Stiftang
genannt sind. Costeley.
Leg Articles cy apr&s d6clarez; ont esW ordonnez et establis
entre les fondatears da seruice fond6 aa nom de Diet, soabz fiiio-
cation de madame saincte OMlle, vierge et martire, en l'6glise ca-
thedral Notre -Dame d'£vrenx, au jour et feste d'icelle sainete, pour
supplement & la fondation.
Die Grander, sowohl kirehliehe als andere, versammeln sieh ein-
mal j&hrlich, am in tiler Ehrerbietang das Fest der h. G&eilia genau
nach den Bestimmangen der Grttndungsurkunde and wie folgt za
feiern. Daraaf werden sie, wie es frflber gesebab , zar Wahl eines
rater ihnen schreiten, der fir das folgende Jahr den Titel „prince 4t
Oder „maistre" fQbren wird, and mit dem Beistande des Sebatzmeisters
192 Musikalische Wettstreite und Miriifeste im 16. Jahrh.
der Stiftung Sorge far Vermehrung der Beleachtang haben wird,
w&hrend des ganzen Festes und Gottesdienstes, sowohl am Vorabend,
dem Festtag, wis am folgenden Tage; aaeh soferne die Sifting item
nicht hinreiehen sollte. Er soli den Sfingern nnd dem Organisten
Kerzen yerabfolgen fir die beiden Abendgottesdienste und den Balg-
tretern Lichter geben; ebenso wird er Tapisserien liefern, wenns ihra
mdglich ist, urn n&chst dem Traualtar, an dem der Gottesdienst ge-
feiert wird, 4 oder 6 Eirchenpfeiler m trapieren. Er wird weiter das
Bild der h. Cecilia schmticken nnd andere erforderliche Dinge naeh
der ihm vom Schatzmeister tibergebenen Vorschrift ausffihren und
zwar alles das mit Hilfe der ttbrigen Grinder.
Und damit jeder dieser letztern daza beisteuere, ebenso wie die-
jenigen , welehe sp&ter in ihre Zahl anfgenommen werden , wird m
jihriich, nach der dem Festtage folgenden Totenmesse, dem Schatz-
meister 15 den. als Beitrag einh&ndigen.
Es wird von 3 zn 3 Jabren ein Schatzmeister gew&hlt, anfangend
mit dem gegenw&rtigen Jahre 1573, der aber mit seiner Einwilligang
dieses Amt aoch behalten kann. Dieser wird die Beitr&ge einnehmen
und so verwenden, wie ihm von den Grtindern befohlen wird, und
er wird zur Zeit des genannten Festes allj&hrlich dardber Beehen-
sehaft ablegen, vor dem „prinee" und zweien zu diesem Zweck ge-
w&hlten Grtindern. Diese drei werden die Bechnung des Schatzmeisters
prifei und wird dann der Absehluss derselben sofort in dieses Bueh
eingetragen und von dem Prinzen, den Deputirten und dem Schatz-
meister unterzeichnet : und wenn es einem der Stifter oder alien ge-
ftllt dieser Bechnungsablegung beizuwohnen, so haben sie ein Becht
es zu thun und von den beiden Deputirten soli einer ein Geist-
licher sein.
Genannter Schatzmeister hat w&hrend seines Antes den Schrein
oder die Lade (Eapsel) zu verwahren, die eigens zur Aufbewahrung
der die Grflndung betrefifenden Papiere, Schriften und BQeher an-
geschafft wurde; er soil darQber am Ende dieses Buches ein liven-
tar anfertigen und wenn sein Amt erledigt ist, diese Lade in die
Hiide des folgenden Schatzmeisters ttbergeben.
Aifserdem ist der Schatzmeister gehalten in vorliegendes Bach
den Namen jedes jetzigen und kttnftigen GrOnders einzutragen and
die Beitr&ge zu notiren , welche jeder von ihnen geleistet hat oder
sp&ter geben wird, sowohl zur Stiftung als zum Supplement derselben
und zur Ausstattung des Gottesdienstes.
Beim Tode eines der Sifter oder derjenigen, die sp&ter aaf-
Musikalische Wettetreite und Musikfeste ira 16. Jahrh. 193
genommen warden, sind die Oberlebenden nseb den Bestimmangen
der Fundationsurkunde gebaiten , fir die 8eele eines jeden Verstor-
benen ein Requiem m geben und einem an einem passenden Tage
za haltenden Hochamte beizuwohnen, bei Strafe von 5 sols Geldbufee
fir das Supplement
Der Schatzmeister wird die Grflnder vom Tode eines Miigliedes
benachriehtigen , damit alle insgesamt in guter Ordnung der in der
Stadt und den Vorstftdten von itreu stattfindenden Beerdigung bei-
wohnen kOnnen, bei Strafe fttr jeden Fehlenden von 5 sol. Geldbufee,
verwendbar wie oben. Und damit bessere Ordnung dabei herrsche,
versammeln sich alle zuerst in der Eirche Notre- Dame, von wo sie
zusammen in des Verstorbenen Haus geben , um sich dem Leichen-
zuge anzuschlief3en.
Der Schatzmeister wird aufserdem einem der n&chsten Ver-
wandten des Verstorbenen den Tag mitteilen, an dem das Requiem
statlfindet, damit sieh die Verwandten, wenn es ihnen geftllt, dabei
einfinden k6nnen.
Verstirbt ein Mitglied anderswo als in der Stadt oder den Vor-
st&dten, so dass die Grander der Beerdigung nicht beiwohnen kdnnen,
so sollen sie gleichwohl besagtes Hochamt singen lassen und jeder
dem Verstorbenen insbesondere eine stille Hesse weihen, wie bestimmt
ist. Dieselbe soil jeder von ihnen gebaiten sein in den n&chsten Tagen
nach dem Requiem halten zu lassen, oder sp&testens binnen 14 Tagen
in genannter Kathedrale am Stiftungsaltar oder der andern Kapelle,
wenn der Altar nicht frei ist, wovon der Alteste der Singer und
Wochengeistlichen benachrichtigt wird, der eine Notiz fttr die, die
si© lesen lassen, aufsetzen wird und fir die Fehlenden 10 sols Geld-
bufse in Rechnung brings; und wenn der Termin der 14 Tage vor-
Qber ist, werden genannte Notizen von dem Altesten dem Schatz-
meister tibergeben , damit er den (Iberlebenden Grttndern quittire
oder von den Fehlenden die Bufsen sammle. Ein Bericht darflber
wird in vorliegendes Buch geschrieben unterm Namen des Verstorbenen
und vom genannten Altesten unterzeichnet.
Und damit durcb die Stiftung keine Ausgabe fir die, welche
das Requiem halten, notwendig wird, verordnen die Grflnder, dass
jeiesmal, wenn diese Messe gesungen werden soil, wie bei der Toten-
messe am Tage nach dem Feste , wie es im letzten Artikel der
Grflndungsurkunde bestimmt ist, folgende Verteilungen stattfinden
sollen :
Dem Herrn Ganonicus, der das Hochamt h< 5 sols
194
MoaBtaMscli© Wettetreite mid Masiktete im 16. Jahih.
Und waul elm anderer als ein Canonicus dasselbe
Ami bill, fir die Hesse 3 sols 4 deniers
Dim Diacon 20 d.
Dem Subdiacon 20 d.
Jedem Ghoralisten 20 d., und fir die beiden S s. 4 d.
Jedem der nicbt zu den Stiftern gehflrenden
8ftngern 18 d.
FQr die Kirchenverwaltung 10 s.
Fir die Beleuohtung, welcbe der Stiftang zafolge
ais 6 Eerzen and 3 Fakeln besteht 4 8. 6 d.
Den Messnern fir im Herrichten des Altars zar
Messe 2 s. 6 d.
Den Gloekenl&utern, welche die Messe nit 2
Glocken wie am Tage nacb dem Feste ein-
l&uten 2 s. 6 d.
Wenn die genannten Anteile von dem gew6hn-
liehen Austeiler der Herri, dem der Schatz-
meister des Sapplements das Geld mit Hilfe
obengenannter Beitr&ge tibergeben hat, aus^
geteilt sind, bekommt er ein Gescbenk von S d.
Item: wenn einer der Singer oder Wochengeistliehen, der nicht
za den Grflndern gehdrt, sich an den Festtagen anbietet bei den
Gottesdiensten mitzuwirken, werden ihm fir jedes Amt 18 den. aus-
gefolgt, wie Artikel 21 der Grttndangsurkunde besagt. Diese werden
von den 20 sols genommen, die darin fir die S&nger, Wochengeist-
liehen and Ghorknaben vorgesehen sind. Weil diejenigen, welche za
den Grtlndern geh&ren, Ubereingekommen sind, den Dienst gratis zu
versehen , findet an die best&ndigen, der Brtlderschaft angeb6renden
Chormitglieder keine Verteilang statt and es ist desbalb der Cbor-
meister, der ebenfalls st&ndiges Mitglied der Stiftang ist. gehalten,
die ihm vom Austeiler iibergebene Summe von 25 s. an den Sehatz-
meister der Grtlndung abzuftthren, nachdem er davon abgezogen hat,
was an S&nger oder Wochengeistliche , die nicht Mitglieder sind,
ausbezahit wurde und wird genannte Summe zu den Beitr&gen
gelegt
Jeder ktlnftige S&nger oder Wochengeistliche wird in die Zahl
der Griinder aufgenommen, der, sofern es ihm nicht nach dem Bei-
spiel der Grander gef&llt aus Frdmmigkeit mehr zu geben, 20 s. fftr
seinen Eintritt bezahlt und von Jahr zu Jahr die bestimmten Bei-
tr&ge leistet. _
Musikalische Wettstreite und Musikfeste im 16. Jahrh.
196
Wiisaht eine andere geistliche oder weltliehe Person aufgenom-
men zu warden, urn an den Gebeten and Fflrbitten des Gottesdienstes
teilzunehmen, dann giebt er nach seiner FrOmmigkeit fir seinen Bin-
trilt, wie es die genannten Grinder alio thaten , and bezahlt dann
allj&hrlich seine Beitr&ge.
Genannte Personen werden mit Zastimmang der Grtinder auf-
genommen, weiche Tag and Jahr ihrer Aufnabme aafzeichnen lassen, ,
auf einem za diesem Zweek als best&ndiges Andenken angeordneten
Blatte.
Und da festgesetzt worde , sieb einmai j&hrlich zu versammeln,
am einen „prince" und einen „tr6sorier" zu w&hlen und es nttig ist,
alsdann die Grflndungsurkunde so wie vorliegende Artikel zu lesen, da-
mit jeder seine Verpflichtungen kennen lernen und vollst&ndig im
Ged&chtnis haben kann und da man zusammen aueb mdglicherweise
irgendwelche Angelegenheiten zu erledigen haben ddrfte, kam man
einstimmig tiberein and fand fttr gut, dass derjenige, der den Titel als
„prince u des Pestes haben wird, in seinem Jahre gehalten sein soli
eine ordentliche Tafel zuricbten zu lassen , am nach dem Hoehamt
des Pesttags die Gesellschaft freundlich zu dem Mahle , das ohne
Scandal, Unversch&mtheit oder Excess verlaufen soil, zu Gaste laden
za kOnnen, wobei genannter „prince u aber zu keinen Eosten gendtigt
sein soil, wenn es ihm nicht gef&llt, denn jeder der Grinder wird
seine Lebensmittel selbst mitbringen.
In Zukunft wird vorausgesetzt, dass die Fundatoren die Tage der
Festfeier wissen and sie sind daher ohne andere Benachrichtigung
gehalten , denselben vollz&hlich beizuwohnen , auch dem genannten
Gastmahle , sofern nicht ein gerechter Grund zum Wegbleiben vor-
handen ist, was dem Drteile der Gesellschaft unterliegt, bei Strafe fttr
jeden Fehlenden von 10 s. Geldbufse, verwendbar wie oben, und sollen
alle den Meister des Jahres in seinem Hause abholen , urn ihn von
dort zu jedem der vier stattfindenden Gottesdienste zu begleiten and
in die Kirche za fbhren and am Schlosse derselben in sein Haas
zardckzubringen.
Nach dem Hochamte des Tages wird ein Almosen von 25 s.
an 100 Arme gegeben, was einen lyard fir jeden macht; and wenn die
Beitr&ge und Abgaben dazu nicht genCtgen sollten, wird das Almosen
auf gemeinschafUiche Eosten tibernommen.
Wird erfunden, dass der Schatzmeister auf Befehl der Grtinder
mehr ausgegeben als eingenommen hat, wird er gleichfalls auf ge-
meinsehaftliche Eosten entsch&digt.
196
Mitteilungen
Is wird demselben sis gleiehes wie gegenw&rtiges Rueh an-
gefer>, in ism ailes niedergeschrieben 1st, was in diesem steht
nd was allenfalls noeh nachtraglieh eingetragen warden kCnnie.
Dieses Bach geht darch den Aitesten der Sligsr and Wochengeistr
lichen von Hand zu Hand.
* In den M. £ M. 19, ISO unter 1546: 11 1. Ib. if Madr. * 4 vod da Ar-
chadelt, Venetia, warden Vermutungen uber den etwaigen Drucker dee Buchee an-
gestellt. Herr W. Bard. Squire erkl&rt jetzt, dasa iss Buch xweifellos toq B&-
mianus Zenarius gedruckt sei, der sich des dort beschriebenen Druckerzeichens
bediente.
* Centralblatt der deutschen Musikwissensch&ft asfest einem Anhange Cbronik
des Musiklebens der Gegenwart in Deutechland, Osterreich raid der Schweiz. Heraua-
gegeben von 0. WUle und A. Meumer. 1. Bd. 2 Hefte. Hale a./S. 1800. Hey-
mann (F. Beyer). 8°. von je 4 Bog. Pr. 12 M firs Jahr. Enthftlt Amsiige aua
anderen Slattern, Kesensionen und Konsertprogramme mm grofeeren St&dten.
* Bericht Cilier dam T&nkissi« -^srek zu Dresden, 36. Vereinsjahr, Mai
1889— mm. 8°. 48 S. 660 Mitglieder sihlt jetzt der Tarda, 800 M scisiM er
iii gemeinntttzigen Zwecken, 12 ttbungsabende aai 4 offentliche Auifuhrungen ver-
anstaltete er. Seise Bibliothek z&hlt 2207 Werke. Vorsitzender 1st nach Fcrsten&u's
Tode Herr F. Grutzmacher, die Herren F. Bockmann and M. Hofdiann verwalteo
die anderen Amter. Wir wungchen dem Vereine sis feraeres kr&ftigee Gedeihen.
* Geo, Lau et Vie. It Bi&tenstr. Antiqaariat in Hftnchea. Katalog 5, Por-
traits von Musikerc. Enth. 3201 Nrn M dabei auch Darstellungen. Der Katalog dient
zugleich vortrefflich der Biographic. Die Preise sind mafsig.
* Leo Liepmanrwohn, Antiquariat in Berlin W, 63 Charlottenstr. Katalog
einer hochMteressiuitett und kostbaren Autographen43aininlung, welche im GeBchifta-
lokal von Leo Liepmannasohn Montag den IS, Okt vormittagB 10 Uhr versteigert
werdeo. 16? Nm. Der Katalog 1st sehr ausfuhriich angefertigt and enth&It Manner
mm alien Fftchern, auch Maaikif mil Briefen und Kompositionen.
* Leo IAepmanns8ohn. Katalog 85. Muaikliteratur. Letzte Erwerbungen.
477 Mm. Eine wertvolle und interesaante Sammlung alterer und neuerer Werke
feistorischen, biographischen, hymnologwchsn a. a. InhaJts.
* Lager-Katalog von Richard Bertling in Dresden-A. , Victoriastr. IS,
Meg Nr. 15, 1168 Nrn. aus alien F&chern der Musik : iiterariscb und pr&ktisch,
alte und neue Drucke, Textbiclier, Autograph© u. a.
* Hierbei eine Beilage: Fortsetzung sum Katalog der Musik -Sammiong der
KgL ffffentl. Bibliothek zu Dresden. Bog. 17.
(Schluss folgt)
Mitteilungen.
Verantwortlicher R«dakt«ur Robert Bitner, Tftmpthi (Uckerut&rk).
Drnok Ton Hirmi&n Bejer a SQhne is £aa§«»slms»
MU8IK-
HICHTE
der Gesellschaft fur Musikforschung.
IHL JaUriaii
1890.
Preit des Jahrganget 9 Mk. Monatlich ertcheint
due Nummer yon 1 bis S Began. Iniertionsgebttbren
fur die Zeile 30 Pt
KommittiontTerlag
Ton Breitkopf A Hlrtel in Leipsig.
Bettellongen
nimmt jede Buch- und Mutikhandtang entgegen.
lo. 11.
Musikallsche Wettstreite und Musikfeste
im 16. Jahrhandert.
Yon Dr. H. M. Sohletterer.
(Schlass.)
Extraict oo petit liare de la fondation da Pay de musiqae de la
sainete C6eille 9 en la Tills d'£areax. An. 1576.
Darin heifst es:
Am 23. Nov. jeden folgenden Jahres, am Tage naeh dem Feste
der h. Cficilie, wird ein Puy oder ein masikalischer Wettstreit im
Hanse der Ghorknaben celebriert werden, nachdem es den Herren des
Eapitels naeh Yermittlung des Herrn de Blanfoss6 and des H. Baoul
Boullence, 8ehatzmeister der Eirehe, gefiel, es ans vergangenes Jahr
zu gestatten.
Daza werden lateinisohe 5stimmige Motetten and zwei Oavertaren
angenommen, deren Texte dem Lobe Gottes and der Jangfraa ge-
widmet sein sollen und wird der besten Motette die silberne Orgel
und der zweitbesten eine silberne Harfe verliehen.
Item, werden 5st Lieder angenommen, mit beliebigem Textinhalte,
ausgenommen skandaldsem. Das bests erh< als Preis die silberne
Laute, das zweitbeste die silberne Lyra.
Das am angenehmsten gefundene 4st. Air wird mit dem silb.
Horn belohnt.
Der beste leichtkomisehe, ebenfalls 4st. Chanson erhftlt die silb.
Flate.
Monstth. f. Musikgeacb. Jabrgang XXII. No. 11. 13
lis
Muaikalische Wettetreite and MusEkfeete im IS, J&hxfcu
Dem vorzttglichsten ehristl. Sonnet in franz. Sprache , mil zwei
Ouverturen (Einleitungsges&ngen ?), wird „le triomphe de la CScile" nil
Gold verziert gegeben, mm der hBchste Preis isi
Am Bande der Preise slid folgende Devisen eingraviert :
Fir die Orgel:
Pectora plena deo rapis, atqae son© inseris astris.
Fir die Harfe:
Protinus ad numeros mens seta furore quiescit.
fir die Laute:
Est numeris mens laeta tuis si plena quiete.
Fir lis Lyra:
Legit amor tea plectra: potts nam soluere euras.
fir las Horn:
Pectora moesta moaes dam coelos a&re findis.
fir lie Fiile: 1
Tibia laeta jocos: et Bachi monera litis,
Fir den Triumph:
la te omnis chorus hinc virtus tea clara refulget.
Am Fafss der C&cilienstatue steht geschrieben:
Tropheum virginitatis ergd.
AM der Bttckseite jedes dieser Preise, die in Form ovaler Biage
angefertigt warden t wird zum gldcklichen Andenken der Name im
Prinzen geschrieben, is dessen Jahr das Puy gefeiert wird, nfcmiieh
ail der BQckseite der I ersten Preise:
Victori ad aram Ebroicensem N . . . principe. Anno , ale, and
auf der BQckseite der beiden zweitbesten:
Certanti id mum Ebroicensem N . . . principe. Anno, etc.
Form ni Art genannter Praise worde gesehen and geprnft von den
OrQndern und es wurde von ihnen vereinbart, dass Jeh. Laurens, Gold-
schmied, wobnh. in Paris auf dem Pont- au- Change, unterm Schilde
da Moullin, der zuerst die Modelle der Preise anferdgte, nia aueh in
Zukunft anfartigen solle und lit Formen bei sich beb< t wortiber er
eimem Empfangschein la die Hindi im Schatzmeistera im GrOndoog
geben wird , in ihn den Fundatoren vorlegen zu kdnnen , weim m
wflnschenswert erscheinen sollle.
Der fir das laufende Jahr funktionierende Prim (oder Meister)
nit lea Schatzmeister hat den Auftrag, den Goldschmied reettfzeifcig
zu benaehrichtigen 9> dass er die Preise anfertige.
Item, damit die Ausfiihrung las Puy alien Komponisten to
Beiches bekannt werde , sollen beide bit Adrien le Boy, Druekar to
Murikalfeche Wettttreite und Munkfeste in IS. Jahrh. 199
iaigs f wohnb. in Paris im Mont S. Hilaire anterm Schilde Mont-
i'arnasse, der den Stempel der S. C6ell§ in H&nden hat, 200 Affichen
draeken lassen.
Und da es sebr schicklich and notwendig 1st, zar Dekoration
des Pay allj&hrlich den Musikern neae Einladangen n geben, hat
der Prin in seinem Jahre Sorge 11 tragen, dass ein „gentil esprit 44
neue Formnlare in franz. and lat Sprache verfasse , da die Motetie
lateinisch and im Lied franzisisch ist. Sie sind korrekt geschrieben
and reehtzeitig ebenfalls obigem Drncker za tlbergeben , damit sie
recbtzeitig gedruekt, den Masikern naher and ferner St&dte, die da-
darch von der Peier and Fortsetzang des Pay benachriehtigt werden
sollen, zogesandt werden kOnnen.
Um dies fir best&ndig zur Ehre Gottes and zam Wetteifer der
gaten Guister zu grinden, haben die vom gaten Eifer bewegten Fun-
datoren au&erdem beschlossen, jeder besonders eine Samme Goldes
in die Hindi ihres Schatzmeisters abzaliefern , um daraas einen be-
tr&chtlichen Grandstoek zu bilden, der als Rente auf dem Bathaase der
Stadt Evreux oder anderw&rts angelegt werden soil, bis die Rente
30 lit. betrftgt
Und wenn die Samme von 30 lit. Rente von ibnen momentan
nicht aafgebracht werden kann, wird sie dennoch pro rata daroh einen
a as einzelnen Summon zasammengesetzten Betrag gebildet , bis eine
reiehere Schenkung gemaebt wird.
Iidess jeder der Grander and Genossen, and insbesondere Mons.
Loays le Mercte , viconte von JSvreix, sieur de la Bretesqae and
Prim des Festes und der Feier im letzten Jahre, 1575, anter welchem
zuerst das friher nieht gegrindete Pay gefeiert wurde,
hat genannter sieur, der teilweise fir die Bezahlang der Preise
and Anzeigen aafzakommen , die Samme von ... gegeben , und fir
Errichtang and Grinding des Puy die Samme von ...
Man sehe im Eapitel der Namen der Grinder, sowohl fir die
gegenw&rtige Schenkung des genannten sieur, als wegen der Schenkung
der ibrigen fir das Pay.
Es werden, wie gesagt wards, mit Erlaabnis der Herren des
Eapitels die zam Pay eingehenden mas. Werke von den Chorknaben
und den S&ngern and Lehrern der Knaben vorgetragen.
Der Ghorknabenmeister wird die eingesandten Sticke in Empfang
nehmen and kein anderer , am sie za 'sehen und zu prifen und sie
dem Vorstand und den S&ngern mitzuteilen.
Es wird mit Zustimmung aller Grinder zur Wahl eines Voretandes
IS*
200 Musikalische Wettstreite mil Musikfeste im 16. Jahrh.
des Pay geschritten; er soli aas der Zahl der Grander and Genossen
genommen sein und gute mis. Eenntnisse haben.
Er wird aaf einem Blatt Papier die zam Pay eingesandten Werke
registrieren, in der oben angegebenen Form, und wird dasselbe beim
Pay dem Prinzen des Jabres fibergeben , damit kein Missbraacb be-
gangen werde; darnach wird der lnhalt dieses Blattes in vorliegendes
Bnch eingetragen and selbst die Eigensehaft and der Stand des Vor-
standes aaf das seinen Namen tragende Papier gesehrieben.
Der zu diesem Amte befehigte und erw&hlte Vorstand kann nieht
umgangen werden; and aus der Zahl der Singer werden einige ab-
geordnet, am die zam Pay eingesandten Werke zu bearteiien. Diese
werden den Vorstand in entspreohender Weise unterstfitzen.
Ihre lleinung sollen auch die Deputierten beim Vortrage der
Werke abgeben , ebenso die abgeordneten Confreres und andere
beim Puy anwesende fehige Personen , damit die Meinungen vom
Vorstand gehdrig gesammelt werden k5nnen und von diesem und den
genannten Gegenw&rtigen ein gerechtes Urteil geftllt werden kann.
Nacb gef&lltem Urteil wird der von den GrQndern und Genossen
geleitete Prinz mit den Siigerm gehen. Diese werden sieh, um Gott
ftlr den glttcklichen Erfolg ihres Eonzerts zu danken, vor das grofse
Portal der Kirche Notre-Dame begeben, und dort mit lauter Stimme
die gekrdnten Motetten singen. Nach jeder derselben wird den An-
weseidei vom Vorstand der Name des Autors bekannt gegeben, wie
im verflossenen Jahr gescbah.
Bei ihrer Rttckkehr in den Hof des Ohorknabenhauses singen
sie zasammen mit latter Stimme die pr&miierten chansons, airs und
sonnets, und wird hier ebenso der Eomponist bekannt gegeben.
Nachher versammeln sioh der Prinz, die Grimier und Genossen
zum Zeichen der Einigkeit und christliehen Eintracht bei einem be-
scheidenen Abendessen in demselben Hause , wozu jeder von ihnen
sail Essen bringen l&sst, um dem Ghorknabenmeister nieht l&stig zu
fallen, der nur dazu verpfliehtet 1st, den Tisch mit Leinenzeug 11
decken und notwendige Ulensilien und Geschirre zu liefern und der
Prinz ist gehalten den Sail zu dekorieren , in dem das Puy gefeiert
wird, wobei ihn der maistre unterstQtzen soil.
Im Betreff einiger nieht beschriebenen, zum Puy gehOrenden
Ceremonien, erforderlich zu dessen Dekoration, genQgen Gewohnheit
und Tradition, das Ged&chtnis und die Fortsetzung desselben.*)
*) Unter den Vorstehern der Grenossenschaft findet man die ehrenwertoeten
Namen, und auch solche Personen, die sicb nur selten hinter der kleinliohen Panel
Mwrikalische Wettstreite and Musikfeste im 16. J&hrh.
201
Und damit lit besten der pr&miierten Werke and andere, its
dessen aach wlrdig w&ren and der Eirehe dienen mi ftlr den Unter-
richt der Chorknaben taaglieh sein kdnnen , licit verloren gehen,
isi der maistre gehalten f in S zn diesem Zwecke ihm tlbergebenen,
im Fandatoren gehdrenden Btteher, ail© StQcke za schreiben oder
sehreiben za lassen, die prftmiiert warden oder eioen Preis verdienten,
■it Angabe des Aatornamens. Za diesem Zwecke wird jeder Prinz
im seinem Jahre genanntem Meister aach ils ihm wfthrend des Pay
iberg©bsiii f aber nieht pr&miierten W«k§ einh&ndigen.
Knsainant lea noms des matstres Masiciens auxqaelz ©it ssli
adiagez ©I d&iarez, par ehacon an, lis prix da Pay i© masiqae de
la 8- (Belle dltaroux.
(Es warden verteilt 1175 seehs Preise, 1878 und 1877 je sieben,
1578 and 1579 je fiif, 1580-89 je vier.)
1575. Den ersten Preis, die Orgel, erhielt Orlandas de Lassos
lis Plandern, Kapellmeister des Herzogs yon Baiern, fir die Motette:
„Domine Jasi Cbriste qui cognoscis". Eii zweites Mai ward ihm i. J.
158S der gleiche Preis zaerkannt ftlr die Motette: t ,Oantantibi8 Organis".
Den zweiten Preis, die Harfe t erhielt Raymond is la €as-
saigne sis Gascongne, Gborknabenmeister bei Notre-Dame in Paris.
Derselbe erhielt 1187 fir die beste Motette den ersten Praia,
Der dritte Preis, die Lante, warde Jtc Salmon aas der Picar-
iii, S&nger and Kammerdiener des EOnigs, verliehen.
Nie. Millet, ein anderer k. Eapells&nger, erwarb den vierten
Preis, die Lyra.
Und ein weiterer Kollege, list in Caarroy, gewann den ffinften
Preis, its Horn; in nlehaton Jahre, 1576, ward ihm der erste ill
1881 der dritte zngeaproehen.
J eh. Boette, Ohorknabenmeister bei Notre-Dame in fivreax, trig
den seehsien, den Triamph, davon.
verichangten, diss die G&ste ihr Emeu sich m im Gblichen Gastmahlen bringen
Umm soUten. & lad «eur Le B&ttelier 1581 die Teiinehmer am Fast© gro&-
mfitig sum Mttag- mi Abend*saen mi folgenden Tagee nach dem Bequiem noch
mm Frfihst&ck ein. Bern Feste, im in gmimt Zufriedenheit und sehr heiter ver-
lief, wohnte der JMai Eepkoy bei. — Einer der grofeten Anziehungspnnkte fttr die
Sanger bot am Konkurctago der Vortrag dar gekronten weltlichen Meier. We gats
Ijmne war is niefct verb&a&t ond wenn die? dem beaten komisehen lied© gewihrt©
Preis, die silbeme Fldte zaerkannt war, stimmten ilia Singer der Pay frohlich im
Gee&ng in : „Un coinpagoon fre&qae ©t gaillsid 11 . Da entfeltete sicb dann din freie,
norm&niaehe Heiterkeit bei dea gaten Weinen von Jnmieges and Conih&ut mi
jedennann pug befriedigt and ©Me Rene von tones.
202
Musikalische Wettetreite and Musikfeste im 16. Jahrh.
1576 erhielt den 2. mi 3. Preis der Chorknabenmeister aus
Toarnay in Flandern, Georges de la Hele t
den 4. Preis Claude Petit-Jan, Ghorknabenmeister ms Verdun,
den 5. Preis, die Flute, CI. le Painctre, Kapellmeister des Herrn
von Villeroy,
den 6. Preis ein Italiener, Fabrieio Cajetan, Kapellmeister im
Herrn von Guyse,
den 7. Preis Barillaalt, im Oefolge des Herrn von Boaville.
1577 ward der erste Preis Mich. Fabry ans der Provence,
Kapells&nger der KOnigin Matter, znerkannt; derselbe erbielt aaeh
1589 den vierten Preis.
Den vierten Preis erwarb sieh Jeh. Penneqnin, Chorknaben-
meister aos Arras, den ftiftem Andr6 Sonnoys aus Moasy-llSvesque
in der Champagne. Die Empf&nger des zweiten, dritten, seehsten and
siebenten Preises sind nicht genannt; es handelte sieh am ein be-
strittenes motet, den besten chanson, das beste air and beste sonnet
1678 erhielten Et. Testart, Chorknabenmeister der 8. Chapelle
in Paris, den ersten, Jeh. Planson, Organist an der Collegialkirehe
8. Oermain-de-FAaxerrois in Paris, den zweiten and fonften, Jeh.
Mallery den dritten a. Bob. Goussa, Kapellmeister des Herzogs
von Aamale im Schlosse d'Ennet, den vierten. Letzterer trig wohl
die meisten Preise davon , denn er erhielt 1580 den zweiten , 1583
den vierten, 1584 and 1585 den dritten und 1586 den ersten Preis.
1579 sind die Preistr&ger nicht genannt
1580 erhielt Jeh. Gerard, Singer and Capellan der Kathedral-
kirche in £vreox, den vierten Preis. Die Preistrftger fir den ersten
(das beste motet) and dritten Preis (den besten chanson) sind nicht
genannt
1581. Erster Preis: Jac Maadait tag Paris, Amtsschreiber im
Palais der Bittsehriften. Zweiter: Mich. Nicole. Dritter: Germain
Le Baadier, Chorknabenmeister in Nantes.
Die Prinzen and Mitglieder der Confrerie de Ste. C&cilie
waren folgende:
Mafstre Jeh. La Biehe,' Advokat am Priteidialhofi (f 19. Nov. 1607).
11. Prinz, 1581; er hielt das Mittag- and Abendessen and folgenden
f ages das FrtlhstQck nach der Totenmesse frei and selbigen Tages
setzte er das Abendessen des Pay fort mit Unteratfltzang der
Genossen , alios im Schlosse von iSvreux and wurde assistiert
von den S&ngern and Masikern der Kapelle and Kammer dee
Miiakaiieche Wettetreite and Musikfeste im IS. Jafarh.
80S
KOiiga, die im der Eirchi am Pay sangen, atolieh den H«rrea
de Bt is Lanriny, tiefe Btese; Salmon, Tenor;
Balifre, Alt; Bueerat, Eanaehe, fohig Tenor, III oder Sopran
11 8ingen and di Mesme, ebenffclls Eastrat lai 8opranist; Da-
Unit, Hornist Sr. Maj. and einer der Mitbrtlder, tils aosgezeichnete
and ebriHWirt© Personen, walefat der Prinz 7 Tags tog fed
siih bewirtete and sie and ihre Leate and Pferde fflr die Her-
and Zarttekreise much Paris entscb&digte..
Robert Ga6riboult, Viseonte Is Oraches et Brfitheail (f Pebr. 1584).
% Prinz, 1572; hielt seine Gfiste is seiner Wobnang vor S, Nieolas
bei im versehiedenen Gastmahlen frei.
Gailliam© Costeley , Organist ml Eammerdiener des Ednigs
(f 1, Fair, 1606).
1. Prinz, 1571; folgte dem Inhalt der Ergftnzung zar Stiftangs-
arkande ii seinem Haase im Moallin is la Planehe.
Jsk Joordain, Priester and Chorknabenmeister der Eatbedralkirehe
(t 1572).
Jeb. Boette, Wester and gleicbzeitig Gborknabenmeister ill Ear
plan an derselben Eirehe.
18. Prim, 1588.
Lonis Le Merei6, Viseonte d'fivrenx.
5. Prims, 1571; gib freie Gastereien in seinem Haase in der
Pfarrei 8. Thomas.
Unter ihm wurde mit Erlanbnis der Eapitelherren zam erstenmaie
das Pay is Haase der Chorknaben gehalten and wohnte demselben
maSstre Jae. Preston aas Maiden, ein fonigiebsr Bassist, da-
nils im Dienste des mons. de Braban, abM It Vallemont, bei.
Thomas Da Vivier, k. Prokarator Ii fJvreix.
13. Prinz 1583, Mail, bis aof das Frfihstflck, die Gastereien frei in
seinem Haase is Lyearray Im der Pfarrei S, Nicolas. Er worde
assistiert von den Eapells&ngern des berflhmten Ffirsten mons. le
cardinal is Goyse, n&mlteh lini de lit Grange aas der Toaraine,
and Gabr. Leblond, Champagneser, Chorknaben der Eapelle,
P. Gnedron tig Beausse, der, obwohl seine Sdmme noeh mn-
tierto, sehr gat Alt s&ng, Quill. Briot, Joyenaillois, sehr har-
moniscber (sic?) Bassist and AL Fabry, Proven<jale, Meister and
Dirigent, Tenorist, alle aosgezeichnete Personen. Weiter sieor
Delivet, Mitbrader, Hornist S. Maj. Alle warden vom Prince
bewirtet and entsehftdigt, aach fir ihre Pferde von 8, Germain-
en-Laye and wrick.
J
204
MosikaHsche Wettstreite ami Moaikfeete im 16. Jahrh.
Jell* de la Bocqae, Pr&sident des eoars im aides titer Normandie,
fir glefa ill seinen Sohn Louis, im am 2. Tag vor dem
O&cilienfeste 1571 gab, warde. (f Nov. 1584.)
3. Prinz, 1584; Mill die Gastmahie im Dekanatshaase freL
J eh. Guiffard, Eanonikos am der Eathedrale.
14. Prinz, 1184; er wards assistiert von im von ihm dnreh S Tage
bewirteten Eapeliisten des mam d'0 ? niter Direktion des Ml.
Toassaintz, Savary, der lea Orgelpreis for die basts MoteUe
erhielt, ami den Mosikern des abb6 de Vallemont, inter Itaa©
Pascal de FE&tocart der Preis der Harfe ftr seine Motette
zuerkannt warde.
Bob. F6ret, Pfarrer von Pare nnd Eanonikos an der Eathedrale (f 1583).
10. Prinz, 1580; er hielt, wit der Vorhergehende, sis Mahlzeiten frel
Guy i© Lymoges* abb6 Is Lisle - Diea ill Eanonikos m der Kir
thedrale.
4. Prinz, 1574; bewirtete seine G&ste Im Dekanatshaase.
Baoul Boil line, sieur de Blanfoss6 , Schatzmeister der Eathedral-
kirche (f 1511) and Jac. Boallene, ssto Brader, sieor
d'Angerville-la-BiviSre, Verwalter der Wasser and Wilder.
Ersterer war der 6. Prinz, 1576, und Mall ils Gastangen fret Im
seinem Eanonialhaase. Das Pay warde im Haase der Chorkn&ben
gebalten and ward unterstfitzt von der Eapelle des sons, de
Villeroy, deren Meister Olande Le Painctre war.
Bar andere war der 9. Prinz, 1679, gib lie Mahtzeiten im Emm
seines finders, mons. de BlanfossS, and hielt das Piy la Eanonial-
hause.
Jeh. Da Pray, Eanoniker si der Eathedrale.
16. Prinz, 1188.
Jeh. Le Doalx, Prfisident am Prftsidialaitz.
7. Prinz, 1577; Mall freie Mahlzeiten in seinem Haase k to
Pfarrei S. Nicolas and im Pay la Hau&s der ChorkB&ben.
East. Le Flam en t, Pfarrer and soisehnitfii an der K&thedrak,
Jac De Battelier, Advokat.
17. Prinz, 1587; er empfing seine Genossen Im seinem Haoae vor
d§m Schlosse. Bam Piy wohnten der Prinz d'Espinoy mi seine
Gtomahlin bei.
Jsli, Berthault, Pfarrer, Eaplai o. bassecontre der Eathedrale (f 1593).
19, Prinz, 1188; hielt gl&nzende and frihlicha Mahlmien sit
Unterstfltzung der Brttdersehaft and warde outer andera aaeiattat
von siear Du Camp, einem der Bassistea der k. Kapalto.
Musikalische Wettetreite mid Mu&ikfeste in 16. Jahrh.
Frane. Martin, Pfarrer, Kaplan an der Kapelle 8. Jeban and ge-
wfthnlicher Aasteiler der Herren vom KapiteL
20. Priii, 1590; hielt die Mablzeiten mit Unlawtitiiig der Con-
freres. Das Pay warde in diesem Jahre, der Unrahen wegen,
niebt gefeiert.
Bob. Mott6, Pfarrer von Gargoesalle, Sftnger in der k. Kapelle
(t 1587).
Jeh. Da Buz, Organist ond Eapellan der Eathedralkirehe (f 1578).
Maaze Challumeau, Pfarrer and Kaplan an der Hochzeitskapelle
der Kathedralkirche.
Ir warde 1578, als mons. Fabb6 de la Noe Prinz war, aas der
Genossenschaftsliste gestrichen, weil er seit seiner Aofnahme
sieh obne Entsehnldigong tiler Verpfliehtangen entzogen hatte.
Ebenso erging m aos gleicben Grflnden seinem Brader Olivier,
Kaplan and Woebengeistlieber an der Katbedrale.
Aebilles de La Presle, Pfarrer von Eeeaoville.
21. Prinz, 1591; hielt die Mahlzeit mit Hilfe der Brflderschaft;
das Pay konnte der fortlaafenden Unraben wegen wieder nicbt
gefeiert werden.
Nie. Le Bel, S&nger and Kaplan an der Kalhedrale.
22. Prim, 1592.
Bob. de Qnenet, abb6 de Gonehes et de la Noe (f 1584).
8. Prinz 1578. Bei dem dieej&hrigen Feete war die Prinzessin von
Auuaale anweeend.
Adrian De Quenet, priear de Friardel et arebidiaere d'Oaeha.
Nic. de Braban, abb6 de Vallemont (f 1587 im Seblosse Gaillon).
12. Prim, 1682.
Heetor De Herboaville, siear de Briqaetot, Bitter dee k. Ordens,
Goavernear and Haaptmann von Gaillon. Sr hatte schriftlieh
alljfthrlieh einen Thaler za geben vereproehen, aber nie etwas
bezablt.
Der hobe and m&chtige First Charles de Lorrain, Dae d'Aamale,
Pair et grand venear de France.
Claude De Maillet, sieir de Oonmille (t 1687).
15. Prini, 1585; hielt freie Mahle im Kanonialhaase des aona. de
Blanfoss6, seines Sehwagers. Er warde assistiert von mehreren
gaten and vorzflgliehen Sftagern, daranter P. Le Large, Bassist
der K5nigin-Matter and Guy Le Page von Cbartres im Diensta
des abb6 de Yallemont.
Nic Pelivet, Kammerdiener des Kftnigs (Hornist).
206 Mndkalische Wettetreite and Musikfeete im 16. Jahrh.
Jab. Girard, Kaplan and Singer an der Eatbedrale.
[:. Goussa, Kapellmeister des Herzogs von Aamale.
M. Le Flament, einstiges Mitglied des Knabenehors an der Kathedrale.
28. Prinz, 1589.
K h Bachelor, basseeontre and ehapellain an der Kathedrale.
OailL Hourri, doyen des Knabenehors an dieser Kircbe.
Boeh D'Argilli&res, Orgelbauer.
Fr. Delangle, ehapellain des Anges and Organist an der Kathedrale.
26. Prinz, 1587.
Loys de Fontenay, CI. Belamy and East Picot, Singer and
Woehenprie8ter.
Nic. Moreaa, ehapellain and basseeontre.
Noel Oaillart, 23. Prinz, 1593. Jeh. Le Vavasseur, 24. Prinz,
1594. Laur. Chartier, 25. Prinz, 1595. Jos. Le Mereier,
27. Prinz, 1597. Ghallumeaa, 29. Prinz, 1599. Jeh. Le Mer-
cyer, 30. Prinz, 1600. Loays De La Boeqae (Sohn Jehans, des
3, Prinzen), 31. Prinz, 1601. Jeh. Girard, 32, Prinz, 1602.
Obwohl die s. Z. von 21 Personen gegrftndete Brttdersehaft 8. Ce-
cile bis 1612 (1614) bestand, scheint man doch seit 1603 keine
Prinzen mehr gewihlt za haben, wenigstens findet sieh die Beihe
derselben in den Akten nieht fortgesetzt. Im Ganzen batten 97 Per-
sonen der Brflderschaft angehdrt; im letzten Jahre ihres Bestehens
waren ihr noeh 11 Mitglieder beigetreten. Wihrend ihres Beetandes
waren 46 Mitglieder gestorben , 2 warden aasgesohlossen , zaletst
z&hlte man noch 49. Seit 1589 seheinen keine Preise mehr verteilt
word en za sein. Der Kriegsanrahen wegen flel 1590 and 1591 das
Pnj aus and ist wohl naehher niebt wieder aafgenommen worden,
Aufser manehen aoswirtigen Singern and Masikern, die sieh bei
diesen festliehen Aaffdhrungen beteiligten, fanden sieh aaeh weither,
selbst von Paris and Flandern n. a. Orten and Gegenden, Mitwirkende
em, so aas der Kapelle und Kammer des KOnigs and der Kftnigtn-
Mutter, aus der Kapelle des Abts von Vallemont, des Kardinals von
Guise, des Herrn von Tilleroy a. s. w. Diese mehr oder minder zahl-
reiche Mitwirkang fremder Kdnstler gab dann aaeh den in Bede
stehenden Konzerten besonders festliehen Charakter and anfsehen-
erregende Wiehtigkeit.
Noch i. J. 1646 beklagt der Volksdichter David Ferrand in
eioer seiner Poesien, dass die sehdnen alten Gebrioehe versehwonden
MurikmHsohe Wettttraite and Mankfeste im 16. Jahrh.
I and 4m Pay, lis lis bestei Maigter m feierlich til ehrenvoll
dorch Preise aoszozeiebnen pflagto, g»i aufgebOrt habe.
„0 f§rg»pie Zeit, wo each litem Gebrauch
an erbabenem Ori Si Ciaiia man ehrtel
Dann, nach beiliger Pflieht, gedachte man aach
der Meister 1st Kanst, deren Werke man hSrte.
Ruhmvolle Preise erhielten §i§,
Din nor bei dieser Oeremonie
* erttafe Wohllaat ran-iilsr Harmonie.
Eatarpe war dort mi die ihr dienten,
vorirefflieher Sang 1Mb jed Leid versehwinden,
ni jeder, der diese Lieder hCrte,
spraeb, i&ss Mmik bftchste List ihm gew&hrte."
(La Muse normande I© D. Ferrand. Rouen 1655.)
99 Zu Baden undenn hetffieii- Stein".
(Willi. Tappert)
Bezagnebmend aof die interessante Abhandlung Its Herrn Dr. Na-
gd (in Nr. 6 der M. f. M.) erlaobe ich mir die Mitteilong, daas das
Lied sieh aueh in Joh. WUhelm Binder** Gedichten, nnd zwar in der
zweiten (vermebrten) Ansgabe von 1658 befindet. (Die erste erscbien
1648.) Im Register 1st dasselbe dnrch ein Siernchen sis neuer Ge-
saig bezeiebnet. Simler war M Zuchiberr im Collegio parthenieo (l
ii* Zttrieh, — also wohl laspekfcor mmm Frftulein-Stifts, oder sotlte er
gang einfiaeh Direktor einer hdheren Tdehtersehnle gewesen sein?
Naeb Jieber „fioririe" er als deoisaber Peat 1648, Sein Tod * erfolgte
lift, Ieh besitxe die zwette Ansgabe der Gediohl& Is der Widmung
fdhrt der Autor Elage fiber den grGfseren Teil „ieutecber Poeien nnd
Reymenschmiede" seiner Zfeit, die niehts anderes, tt dan von der
elenden Heiden Goiter and GOtdnnen, alfs der leichtfertigen Venus
and ihrem garstigen fobn Cupido, oder ultra unnfltzen narrenpossen
ii diehten gewusst". Bit Sammlang 1st sieben Ratsherren der Stadt
ZOrich gewidmet, die 8im!er „G0nnere, Vefctere, Schw&gere and Ge-
f&ttere" anredet. (G0Boer y m filter, Sehwftger and Gevatter.) Naeh
sailer Angabe hit ein trefflieber Masikant die Ges&nge tails transpo-
niert (d. b. vorhandene Msiodieen tanntat), tills neu komponiert Der
ff T reffliihe" mmm ein arger Sitlmper gewesen sein. Datiert 1st die
Vorrede; Zurich, den 18, tag firaahmenata 1848,
SOB
„Zu Badttl MBAmwi ImMtim 8tein".
Anf den Seitan 286 imd 281 befindet sell der vierstimmige
Tonsatz, nacb der Weise der damaUgeft Zeit, nlstat ii Parti tar, son-
dern jede Stimme fir aich :
Cantos.
Tenor.
Mils.
Basis.
Hinter dpm Worte Cantos steben die Bacbstaben H. M. Viel-
leicbt sind es die Initialen das „vortreffliehen Masikanten", m6glieber-
weiit soli dadarcb aber angedeatel warden, diss bei dieser Nammer
ein anderer seine Hand im Spiele hatte. Aieh dieser Andere war
kein Lamen. Der barmonisebe Satz M nngesebickt and der Wieder-
gabe an dieser Stella mleht wert. Ieh seb&le nar die Melodie heraos
and soehe die matma&liebe Urgestait derselben sa gewinnen :
k
Zu Bs-den an-derm liel:-&e gab,
ein ml - ber war-mes wis-eer-lein, hilfft Tie - tar krankhsit ab:
We-
m
rinnen icb sa ba-den, for meinen Miles schaden, mk Torgeoomroen hab.
Die Melodie ist einem andern Liede entnommea, wie ana der
ttberscbrift des Suite 288 and 289 vollsttodig abgedruckten Textes
sieh ergiebt. Es beiftt dort:
Ein oft- imd §euM^m f miinte aim etoa$
vmrbemmfm Jkribrii&L
In im iveis: Bmgen wU ieh aufe hertten gnmd.
Sillier bat das alte and geistliehe Lied fir Badende ein wenig
verftndert Die twilf „entsetzlieh platten Strophen" (tgl. Monatehefte
S. 95) warden dQieh ihn niebt ©fame Gesebiek anf sieben ndanart.
Icb meine, die Mitteilang seiner Umdiehtang gebftre hierber, fBge
also noeh Strode 2—7 bai.
2. Gesnndheit ist ein kostlich ding,
so alias ibertriift,
wird aber oft geaehtet ring,
and dram verkehrt in gift:
aaeb endtKch gar benommen
den b&sen and den frobmen:
dig bat die sind gestiSt
3. An krankbeit manehem nie gebriebt,
and anderm angelttk:
docb wird es ihn fan beil geriebt,
„Zu Baden nnderm heifleD Stein".
209
nils Gottee gnadenblik:
der saehet nit verlangen,
us fltiehtige zofangen
nil solehem Liebestrik.
4. Die krankheit ist der seeien gsund,
win Dtfids Psalter sagt,
zum Herren sehreyt, nfs Hertzensgrund,
wer an dim Artzt verzagt:
die sindii er erk&nnet,
ski einen sttnder n&nnet,
and seinem Heiland klagt.
5. Dammb sieh keiner spehr, noeh pel,
den Gott krank haben wil f
er mag sieh nieht erwehren doeb t
noeh ftndern dises ail:
gedaltig sol er leiden,
verbottne mittel meiden,
vertraaen keim zuviel.
6. 0 tiler gnaden Brannenqaell,
aach dises wasser rflhr,
damit, an seinem sehaden t sehnell
ein Bader heylang spflr!
Lobopfer ieh dir gebe,
so lang e8 heiM: ieh lebe:
dir dank ieh fir and fir.
7. Ieh bitti dieh, o Herr, zagleieh,
wan meine Oar ist aafs,
dafs deine hdlff von mir nieht weieh,
mieh wiederbring za hauls:
damit, nach alien krftfften,
ieh meinen brafsgesch&fften
abwarte sonder graufs.
Mit der Fassang, welehe Uerr Nagel fir die im Zttrieher Draeke
¥oi 1617 Torhandene Melodie empfiehlt , bin ieh nieht ganz ein-
verstanden. Nach meinem DafOrhalten mflsste die Weise folgende
Cestui bekommen :
. i i —-r-i-rfr— 1~
Zu Ba-dei
i in - term
J J
lei-Ik
1 — J
m st
— -
mm c
^ M -^-^
Atspringt iiiiii Got-tes gab etc.
;]
210
Mttakftget*
Die Melodie isl mir nicht vSllig immi f Ii irgend einem im m-
z&hligen Laalaibiehir s die lurei msiis Bind© gegangea siii, wird
sie wohl gestandan haben. Dem Liede, fir welches sit zuerst be-
stimmt war:
Is taget anterm hohlen Stein,
Scbeint lis der Jfemi damn, —
bin leb niemals begegaet.
Mlttelliiigei.
* In dem Aufa&tae aber Girolamo Fantini hat aica 8. 115 der Herr Vex-
faaaer beim 2. Beispiele Im Schlussel veraehen ; nicht anf der 2. Lime, sondera aaf
der 1. Linie stent der ViolinschlGseel und wird die Stelle d&durch §pm natfirlich.
Ferner macht Her? Tappert darauf aofhierkaani, diss der 8. 133 angef&hrte Tans-
name „Brando" der bekannte Bran It aein soil and f&hrt welter aus: „Da8 Wort
rihrt mm elnem Leaefehler her: Branle odor Brunei©, die arsprfingliche Form,
1st darch andeatliche Schrift in Brande verwandelt weriea — im Ms, Z. Si der
Kgl. Bibl. in Berlin lest man einmal „Brande gay" (luatiger Bran ale). Am Brande
list irgend Einer Brando (IM. Schwert) herausgedeutet."
* Verzeichnis der aiusikalischen (sic?) Autographe von Ludwig m* Beetho-
ven, eowie einer Anzahl xm alten, grofsenteils vom Meister mit eigenhandigen Zn-
a&tzen veraehenen Absckriftea im Besitze von A, Art arts is Wi«a. Aaf Grundlage
eiaer Aufhahme C?n#fa# Jtfoffcfctat'e, neuerlich dorchgeeebea von Prof. I)?, G%ido
Adler. Dies© Sammlung bidet den gegenwartigen Bestand der sua is® mmlkitSi-
schen (?) Nacblaaae Beethoven's (Versteigerung in Wien, Winter 1827/28) durch die
Firma Artaria & Co* erworbenen Stficke. Wien 1890. Im Selhstvariage dea Be-
aitzere. Druck von Friedrich Jasper. In 4°. S2 Seiten mit 93 Mm, und 8 im
Anhang« Der umfangreiehe Xitel kann zugleich all Vorwort dieim. Die Be-
echreibung jedes Ms. ist genau, Uberaiehtlieh mil ansreiehend and dabei doch knapp
in der Form. Es ist etne sehr wertvolle Gabe und xtich an Piecen ana alien Lebens-
zeiten dee Meisters , von der Kindheit bis zura IbscWisss seines I#bm& Vielea
davon ist noch ungedrnckt Die Monatah. werden in nachater Zeit die Autograph*
im Besitae der berliner Kgl. Bibliothek nach einer BeachreibnDg dee Herrn Br* Ka-
liacher bringen.
• Die Chorgea&nge iea lateiniscE-deitscheii Schaldraraas is 16. Jahrh. voa
R. LUiencrm^ im im VierteJjahrsechrift 6. Jahrg. 8. 309, behandelt im ana-
fahrlicher Darstellung and ait zahlreichen Musikbeiapielen obigea Them** JJkar
Herr Verfaaeer gelangt in dem Ergebnis, daas die eingeachobenen Chorgeainge is
den alten Draznen eine Nachahraung der im Anfange des 16, Jahrha. §nt§teal««
Koropoaitionen Horazischer Oden von Tritoiks, Hoff heimer , Seel u. a. aind nnd
dann aaf das deuteehe Kirchenlied fibertragen wurden.
• Daa 3. Stick dee 3. Toils der Tijdachrift der Vereentging voor Noord-
Nederlands Moziekgeechiedenk (Amst 1890, Fred. Muller k Co. 8*} ecthalt daa
1672 erschienene „Een duytach mnsyck boeck" (aiehe Bibliogr. der Maaik-Smlwk,
Mitteflungen.
211
8. 184: 1572) im Textabdruck, einigen Melodien und 3 vieretim. TonB&tzen von
Qer. Turnhout (Nr. 4), Theo. Evertz (Nr. 18) u. Jean de Latre (Nr. 23). Ferner
17 Gedichte nebst einigen Melodien aus dem „Kamper Iiedboek", yon dem sich nur
Fragments erhalten haben. Diesen folgen noch 3 altniederlandische Volksweisen
mit Melodie. Eine Beschreibung zweier Ausgaben der „Singende Swaen" von 1655
und 1664 beeehlieJst das Heft Die Mitteilungen tind sehr dankenswert, doch
warnm teilt man nicht alle Melodien der Liederbficher mit? Der Banm spricht
doch bei einer historischen Zeitschrift in zwanglosen Heften nicht mit Ferner
ware m wfinschenswert, wenn so seltene Drucke wie das Kamper Liederbach einer
genaaen bibliographischen Beschreibang unterzogen wfirden. Der Verfasser weist
aber mm auf den 1. Bel derselben Zeitschrift hin, in der aber auch nor ganz all-
gemein des Druckes erwahnt wird. Aach wire es sehr wfinschenswert, wenn bei
jedem Werke der Fundort genannt wirde, doch leider fehlen dagegen noch die
moisten Masikschriftsteller.
* Mitteilungen der Musikalienhandlung Breitkopf Jfe H&rtel in Leipzig. Nr. 28.
Sept 1890. 8eb. Bach's wohltemperiertes Klavier erscheint in einer neu revidierten
Ausgabe von Bob. Franz und Otto Dresel. — Deutsche Iieder aus dem 15. und
16. Jh. ffir eine Singst. mit Pfte. von Peter Druffel. 18 Nrn. — Beinhard Reiser:
Suite aus den Opera Adonis, Janus, La forza della virtu, Claudius, Orpheus, Diana
und Tomyri8. Zusammengestellt von Dr. Fr. Zelle. Ffir Streichorchester. (Auch f.
VioL und Pfte. und Pfte. allein.) — Q. F. H&ndeh 6 Sonaten f. Viol. Mit Ver-
zierungen und Pfte. von F. A. Gevaert. — Von den Gesamtausgaben erscheint der
37. Jahrg. von Seb. Bach, 10 Kantaten. Der 22. Bd. von Palestrina, 13. Buch der
Meesen. Serie 15, Bd. 4 von Frz. Schubert Der 9. Bd. von Heinr. Schtitz, Sym-
phoniae sacrae. Ausgew&hlte Werke von Louis Spohr. Aulserdem neue Werke.
* Mitteilungen fur Autographensammler. Begrfindet 1884 von E. Fischer von
Boslerstamm in Graz, ist in den Verlag und Bedaktion des Herrn Richard Bert-
ling in Dresden fibergegangen. Der Preis betragt j&hrl. 4 M. Probenummer be-
sorgt jede Buchbandlung.
* Autoren- und Sachregister zu den bedeutendsten deutschen Zeitschriften
1886 — 1889 und zu verschiedenen Sammlungen von W. M. Griswold, Herausgeber
des ft lndex to essays" des „ Annual Index" u. s. w. Cambridge (Mass.) Vereinigte
Staaten (N.-Amerika) 1890. 4°. 49 S. Pr. 12 M. Ausgezogen sind 15 Zeitschriften,
teils wissenschaftlichen, toils belletristischen Inhaltes. Die Musik kommt nur neben-
bei vor. Das Unternehmen ware sehr verdienstlich , wenn es sich nur auf rein
wissenscbaftliche Blatter beschr&nkte und Zeitschriften wie Nord und Sid, Uber
Land und Meer, Vom Pels zum Meer u. a. vermiede.
* Die Buchhandlung Ghutav Fock in Leipzig, Centralstelle fir Dissertationen
und Schulprogramme zeigt im bibliographischen Monatsbericht fiber neu erschei-
nende Schul- und Universitatsschriften an, dass vom September 1889 bis 1890:
3345 Dissertationen f Programmabhandlungen , Habilitations- und Gelegenheits-
schriften erschienen sind, deren Mehrzahl nicht in den Buchhandel kommen. Klas-
sische Philologie und Altertumswissenschaften haben es bis auf 416 Schriften ge-
bracht, die Medizin auf 1200, bildende Kfinste auf 12 und die Musik auf 3. Obige
Verlagshandlung versendet das Verzeichnis auf Bestellung.
* Hierbei zwei Beilagen: 1. Fortsetsung zum Kataloge der Musik -Sammlung
der KgL offentl. Bibliothek zu Dresden. Bg. 18 2. Prospekt fiber die Musik-
leitung „der Chorgesang".
Mendelssohn - Bartholdy,
bearbeitet and her&usgegeben von Per
212 Anaeige.
verlag der J. G, Cottaschen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart
Boeben ersohien :
Instruktive Ausgabe klassischer Klavierwerke,
begrondet von Br. Sigmund Lebert.
Aasfew&blte Werke fir
das Pianoforte,
herausgegeben von ^ercy Ooeteohius.
A. Ausgabe fa Bftadea:
It And L op. 5, Op. 6, op. 7, ©p. 14, op. 15, op. 16, op. 28 M 8^0
,. H. op. 88, op. 86, op. 64, op. 72 „ MO
HI. op. 82, op. 88, op. 104, Andante oantabile -and Presto Agitato (H.), Scherzo
(Hmoll). Oondellied (Adur), Beheno * oapricolo (Fie moll), Praludium and
Fage (if moll), 2 Klarierstacke (Bdnr and OmoU) „ g£0
n IV. Konserte u. dergL: op. 22, op. 25, op. 29, op. 40, op. 48 9 8,49
„ V. Lieder ohne Worte. Heft 1—8 „ 4,—
B. Ausgabe in Nunnera:
op, 5. Oapriooio (FismoU) 50 Pf .
„ 6. Sonate (Bdnr) 70 „
M 7. Sept Pieces oaraotcrlstiques 80 „
, p 14. Bondo oapriccioso (Emoll) 40 „
n 15. Pantasie (Bdnr) 40 „
„ i& Trois Fantaisies on Caprices (A dor, Emoll, Bdnr) 50 »
„ *R. FantaUie (Fismoll) 50 „
„ 33. Troia Oaprioes (A moll, Bdnr, Bmoll) M 1,—
n 35. Six Preludes et tlx Fnges M 8,—
„ 54» 17 Variations serleuses (Dmoll) 50 »
„ 73. Biz petttee Pieces 40 „
78. 8ix petites Pieces. Arrangement pour lee petites maine 40 9
„ di Variations (Bsdnr) 40
„ 88. Variations (Bdnr) 40 *
ml. Trois Preludes et trois Btndes 80 »
Andsnte oantabile e Presto agitato (H.) 50 n
Petit Soherso (Hmoll) . . • 80 *
Barcarole (Uondellied, Adur) 20 n
Soherso et eapriooio (Pis moll) 40 n
i . ^ )ude et Fugue (Bmoll) 40 »
Deux Pieces (Bdur, Gmoll) 40 „
op. 22. Caprice brillante (Hmoll) 60 9
n 25. Premier Concerto (Gmoll) 80 «
„ 29. Bondeau brillent (Bsdur) 60 „
„ 40. Second Concerto (Dmoll) 80 „
„ 48. Serenade et Allegro giojoso (Ddurj 60 n
Bin Chansons sans Paroles (Lieder ohne Worte) Heft 1, op. 19 56 n
n n n n » n » *i it 80 . . . . 60 *
n n n n w w »5, w 88... 60 9
n n n n n n » *i » 58 60 9
» n n n •» .» » 5, „ 62 . • 40 M
n n ft n » n » » 8, „ 67 ....50 n
,> » »» - » n n *» » 85 50 *
n n n » »» »8, w 102 40 9
Unsere Mendelssohn- Ausgabe, mit weloher wir die Ton dem f Professor Or. Bigmund Lobes*
. rtndete last res. tire Aasgabe klassischer Klarierwerke welter Terrollstandigen, bietet alio
die Vorsflge, duroh welohe unsere 8emmlungen Ihre Beruhmthelt und uberaus grosse Verbrsitung
criaagte: olaee dareaaas korrektea Text, Blektlgstelluag u4 Ergtaiaag der Pkraslermng,
humm Aagabe dor djraamtsehea Zelehen. Wir renelehnen ferner alt efae weseHtlleke Be*
uttereag umserer Aasgabe den iwdsprachlgoa Toss* Deattoh and EagUtca, wodarea alia
imerkaagca saglelch each elaea sprachblldcadea Wert erhaltea.
Czemy °P* Schule der Gel&ufigkeit.
Heft 1 . . WPf. Heft 2 . . 70 Pf. Heft 3 . . 70 Pf. Heft 4 . . 70 Pf.
Das roa aaserer Meadelssokn-liutgabe la Bcsag aaf Text, Parasloraag aad dxnamlsehe
Zelehoa Gcsagte gilt aaea tob Cienijs „8chalo dor Gellalgkelt M f welehe« wlo die gleleafalU
n W. Speldal bearbeltete „8ekale des Vlrtaosea 4 * aad »Kaast der Flagerforttgkelt*. da, wo
et aagexelgt ersebelat, weiterea beqaeatea flagersataiar Aaswahl, besestders aaea fir klelaare
]|iiadc bel SpaaaaageB, bietet. Dareh dlese Vonlge wlrdj sleh esse re Ausgabe gewUs sear
bald aad allseltlg als ela hochwUlkoaiaioaes Learatlttel elaflarea.
Zu beziehen duroh die meisten Buch- und Musikalienbandlungen.
Versntwortlicher Bedakteur Bobert Bltner, Templia (Uokermark).
Drack ron Hermsnn Beyer A SOhne in Langensalaa.
fir
MUSIK-GESCHICHTE
herausgegeben
▼on
der Gesellschaft ftlr Musikforscbuiig.
im. jufpi.
1890.
Preif det Jabig anges 9 Mk. MonatHob er*ch«int
viae Wmwumm Yon 1 felt S Bogen. Ias«rtioiMg«MUir«ii
fdr die Z«il« Si Pt
KoilimiMtoMTerlftg
▼©a Breitkopf * H&rtel la Lelpsig.
BettcUungen
sfeaaif jed« Bmefe- ml Mmikhsndlong «ntgeg«n.
5o.l2.
11m nnbekanntes Itrcier Gesangbueh.
Philipp Wackernagel gab us in dem bibliographischen Anhange
zura 4. Bande seines yerdienstvollen Werkes tiber das deutsche Kirehen-
lied 8. 1123 Eande von einem Zflrcher Gesangbucb, das er aber wegen
des defekten Titelblattes nicht genauer za bezeicbnen and auch nicht in
ein bestimmtes Jahr zu verweisen wosste. Verschiedene Vermutungen
and Vergleichungen ftbrtes ihn dahin, das Bacb auf ca. 1560 za setzen.
Bereits Is meiner Schrift fiber das deutsche Kirchenlied der
Schweiz Im Reformationszeitalter (Fraaenfeld, Huber 1889) batte ich
ans verschiedenen GrQnden, entgegen im Annahme Wackernagel's
11© Liedersammlung in die Zeit zwischen 1170 — 1888 verwiesen,
indem icb die Abb&ngigkeit des Btlchleins von der Zfircher Sammlang
vol 1110 nachwies. Eine genauere Datierung war mk damals nicbt
slg!ieh f it im von mir benuizte Exemplar der Zfircher Kantonal-
bibiiothek eben falls eines Titelblattes entbehrt.
Jetzt 1st es nadglich im Gesangbach geaaaer za datieren. Auf
der Stadtbibliothek Zfirich findet sich das folgende bis auf das letzte
Blatt wohlerhalieae Exemplar (XXVill 418s)
PsaimenbSchle |
Sampt ander<VK#ei8tli- {
eben Meierea / von alien so
vor til yetz miw gediehtet / Ii
ein racbte ordnang za-
samen gestellet.
[Froscboaer Wappen] | MD LXXX.
Mitxufeh* t MtM&g»»afe~ JahigMff XXH. No. if,
14
Eiii nnbekannies Ztfoher Gasangbnch.
In vorstehendem Titel sind die von Wackernagel angefdhrtan
Baehstaben des defekten Titelblattes in den von ihm eingesehenen
Exemplar fettgedrackt. Schon das l&est aaf denselben Titel sehliefsen.
Dm iifaalt unseres Gesangbaehes deckt sieh nan aber gani gettu
mil dem Wackernagelschen von ea. 1560. Nicht bit s&mtliche Lteder
sind darin enthalten , die Seitenzahl , die Drackfehler, alias stimmt
wflrtlich Q herein. Wir geban dahar nicht fahl, wenn wir die von
Wackernagel ins Jahr 1560 gesetzte lisgiib© mil der ansrigen fiir
identisch halten. Damit fallt Wackernagel's Vermutung dabin and
ergiebt sieh, dass das Buch a us dem Jahre 1580 stammt
£s sei mir gestattet an dieser Stella aaf die Melodien der
schweizerischen Gesangbtkcher aufmerksam n maeben. So ist das
Zwick'sche ilchleli von 1540 Qoella von nieht weniger als zwaazig
zam Teil recht habscher and sehr origineller Melodien. Aach die
spftteren Gesangbflcher sind reich an eiganan Melodien sowobl, als aaeh
an charakteristischen Bearbeitangan bekanntar damab sehr beliebter
Volksmelodien. Es wflrde sieh wohl der Mih© lohnen diese Weisen
einmal einer genaaeren Untersachung za anterziehen.
Unterstrafs-ZQrich.
Dr. Theodor Odinga,
Eln Ltederbueh von Oeglln.
Die Egl. Bibliothek za Berlin besitzt den Diseantas eines deatsehen
Liederbacbes ohne Titel and Drucker in kl. qaer 4°, signiert a — k
and 2 Bll. aas dem Anfange des 16. Jahrbonderts. Es beginnt mil
dem Liede: , f Mit got so wil wirs heben an" and scbliefst mit Nr. 38
„Gott©s namen faren wir". Notenformen , Schlfissel and Textdrack
ergaben nach sorgf<iger Prfifung, dass der Drack mit denselben
Lettern hergestellt ist wie das Oeglin'sche Liederbach von 1512, wel-
ches den 9. Bd. der Pablikation bildet Hier wie dort ist nirgends
ein Aator genannt. Das Titelbl. weist nar den Namen der Stimme
auf, n&mlieh in gotbisehen Lettern: DHeantas. Der Text ist but
mit den Anfangsworten verzeiehnet Darch Vergleich babe ieb eine
Anzahl Lieder in anderen LiederbQehern dieser Zeit als bekannt feefc-
atellan k&nnen. Auffallend ist es and fast gegen die Annahme strsi-
tend, dass der vorliegende Diseantas ein Oeglin'seher Drack sein
soli, obgleicb die ttbereinstimmung im tfbrigen t&aschend ist, die
Aafnahme des Liedes „Hertzliebste8 bild 14 BL 14, welches sieh nnter
fin Liedertroch wm Oegtin.
211
Nr. 37 im Oeglin'schen Drucke von 1112 aaeh findet ni beide
Tons&tze von Paul HoSbeimer herrfthren. Eine Erklftrung dieser
Tbatsaehe l&sst sieh kaam linden , man misste eben nar ein Ver-
santi voraossetzen, wie §§ allerdings nocb heote manehem Heraus-
geber passitrt (z. B. Franz Gommer in Berlin). — Ich verzeichne
mm die Lieder in alphabetiseher Ordnnng gmm in der Ortbographie
4m Originals nnd mit Angabe der Notenanf&nge, die all© in der ein-
gestrichenen Oktave steben, mit Aasnahme derjenigen Noten, die mit
2 Striehelcben verseben sind ond die zweigestrichene Oktave anzeigen.
Vielleicbt wird anf irgend einer Bibliothek ein and die andere daza
geh&rige Stimme entdeekt.
A. hdebste Frueht, BI. 19, c"ac".bag a.
Ach hertzig8 hertz, BI. 3, g g . f e d.
Aeb hilf mieb laid, 11. 21, f eeede i (Arnt von Aich, fol. 22.)
Acb jupiter, 11. 27, f g a b g c. (A. von Aieh, fol. 40.)
Ach infills schwer, BI. 14, aaagao h a.
Acb was wil doeh, BI. 33, c"d"d"c"a b g a f. (A. von Aieb, fol. 20
nnd Egenolff, Rentterl. Nr. 29.)
Aim yeden gielt sein, BI. 36, ga. gfeec". (A. v. Aich, 10.)
Ain frilicb wesen, BI. 29, d'ddf.edc. (A, ?. Aieb, 28.)
Ainigs ain, schii, BI. 22, e.fgafegf ©. (A. v. Aieh, 26.)
Ain janekfraw bild, BI. 6, e f . e d d — g.
AH mein gedenck, BI. 34, eeeggefgf.
Ais dings ain weil, BI. 10, f a . h e f f" b" i m c".
Am dieh kan ich nit frewen , BI. 9, gfgabodbag. (Gasseli-
hawerlii 1585 v 81.) (A. v. Aich, 5.)
Apollo aller kunst ain, BI. 13, ffgabagf. (Ms. Stadtb. Augs-
burg, Nr. 142a, fol. 82. li Ms. 463 in St. Gallon, Nr. 85,
derselbe Tonsatz mit Adam de Fulda gezeicbnet. A. v. Aich, 72.)
Anff diser erdt, BI. 19, caagafga.
Aufe hertsen grondt, BL 2, e.fgeagf e. (A. v. Aieb, 12.)
Betraebt vnd acht, BI. 5, gggf aggf.
Da ich mein herz, BL 32, hehchd-.c* b. (A. v. Aich, 14.)
Da kQnig Salomon, BI. 8 t eefgggag.
Dat kdb gat, BL 4, dfgfagf. (A, v. Aich, 11.)
Dein lieb dorehdringt, BI. 86, e'.baba.gf.
Dein mnrren macbt, BL 3, f fgagf e.
Der welte laaff, BI. 8, faadedfe. (A. v. Aieh, 7.)
Die lieb zwingt mich, BL 11, edefg.fi.
Da linderst mir, BL 23, c'ddgebaba.
14*
Mm Iiedarhuch m Oeglin.
Ill, siehe Ain.
Entzindt mein gmQt, BL 11, g.fgb.agfg.
Is wandert recht, Bl. 34, ahed oh a.
F. di mmm achate, BL IS, g'gfeef.ed, (Beotariiadlin 1635, 8&)
Fieg bOchster hort, Bl. 30, gffe.fge.fg.
Fil binderlist, Bl. 24, e. hag. fed a (A. v. Aich, 4.)
Frid gib mir birr, BL 16, eaagef .ed. (A. v. Aich, 76.)
Fro 1st mein hertz, Bl. 31, oaaee.bagg.
Fir alia frewd, BL 12, ie- hag fed.
Gantz nil gewalt, BL 24, aehagfef.
Gantz reebte lieb, Bl. 86, a g g f e m i f . i e.
GlQck hoffhang, BL 20, Cegfagfg.
Hertzlichen ich, BL 28, c" h a g g f g.
Hertzliebstes bild, BL 14, g g e h . c d e. (Oeglin 1512, 37. — Forster
1, 63 v. Hofiheimer.) .
Hertzliebste fraw, Bl. 28, aaagb. agf.
Hertz nit vnd syn, BL 17, d . ef g. f ed.
Ich Mag vnd rew, BL 7, degfgfede. (A. t. Aich, 14. Forster 1, 84.)
Ich lach der schwenck, Bl. 2, fffadfgba.
Ich will vnd moss ain balen, BL 18, oececbeaf— a.bccbefeag.
(In) Gottes namen faren wir, BL 38, gggag. ah c. (Derselbe Die-
cant in dem 3stim, Tonsatze, o. Autor, im Saralwk. 1538b,
Nr. 100.)
In rechter lieb vnd, Bl. 4, dddg.fede.
Jetzt schaiden, BL 11, g f f g e d g. (A. v. Aiob, 2. Gaesenhawerlin
1135, 2S.)
Las mich mein sacb, Bl. 26, a . h e . h a g f .
Liebs maidlein gat, BL 18, id dec" he".
Mein ainigs a, Bl. 30, a.bedc.bagf. (Nach Forster 1, 29 and
Beaterliedl. 1535, 28 von Paul Hoffbeimer.)
Mein hertzigs a, BL 5, gfge — effe. (A. v. Aich, 5. Gassenhawer-
Hn 1535, 32.)
Mit got so will wirs heben an, BL 1, hehchc.haga — ga.be.
Mdcht 08 gesein, Bl. 29, ac'bagfe.fga.
Nach allem wanscb, BL 17, gf ba.gf e.ded. (A. ?. Aieb, 7.)
Nach list hab ichs, BL 16, d ccb. odefgaba.
Nlchtliiher wit, BL 7, ffeded.ef.
Nye noch nymmer, Bl. 6, gebcahagaoha. (A. ? . Aich, 8. Gassen-
hawarlin 1535, 30.)
Nit lach der sacb, BL 20, gfg.ahagfe.
Siii Liedorbuch von Oeglin.
217
Ohm dieb kan ieh, siehe An dich.
0 ihesQ cbrist, 11. 37, bd.ch— bgc.hh.
0 iiMs dttek, Bl. 32, oVeVa.gabe - .
Sehickt iich die zeit, Bl. 26, edce .fgagfg.
So nit mag sein, Bl. 21, c". hag.a.gfe f.
Unprong dtr iiefa, Bl. 21, ff'fffefgf. (A. ?. Aich. 22.)
Viel hinderlist, siehe Fil hinderlist.
Wa ieh mit lieb nit, 11. 22, fc M baga.dgcbc
Wann siob der anfal, Bl. 15, gfgbaggfgbcbba.
Warnach der mensch, Bl. 12, aa ag . a b c"d"e\ h e\
Was ieh dareh glflck, Bl. 10, agad'gfgba. (A. w. Aich, 9.)
Wie da nan wilt, Bl. 9, egae.dcdegafe. (A. v. Aich, 17.)
Wo ich, siehe Wa ieh.
Wonaeh der menseb, siebe Warnaeh.
ZI trust erwelt, Bl. 23, f . e f e d e d . e f g a f eag a.
Boll* Bluer.
UiitoetaHiiite Mmslfc - Sammelwerke liii brttlsh
. ' Museum
beschrieben von Wm. Barclay Squire, Esq.
(1549.) Tenor | II Vero Terzo Libro | Di Madrigali De Diversi Av-
tori | a note negre, Composti da Eccellentissimi Musiei, eon la
canzon di cal- | d' arrost, nouamente dato in iuee. | A Qvattro
[Dr.-Z.] Vooi | In Venetia Appresso | Antonio Gardane. | 1549. |
Qoer 4°.
p. Contents.
1. Menttre gf ardenti. Arehadelt.
2. Gome pin amar. Arehadelt.
3. Non so 8 f habbia speranza. Henrieos Seaffen.
4. Feliee l'alma. Ihan Gero.
5. Pace non trono. Yuo.
6. Non e lasso martire. Gimello.
7. Diei o cor ml©. II Oonte.
8. Zerbin la debil voce. Tiberio Fabrianese.
9. Miser ehi maT oprando. Tiberio Fabrianese.
10. Qvand' io mi nolgh'. Anselmo de Beulx.
11. Qvante nolte diss 1 io. Adrian©.
i
18 Unbekannte Mosik-Samnelwerke im british Museum.
12. Vinto dal gran* ardo. Henricus Scaffoo.
13. Porta negli oechi. Oostaotio Festa.
14. Vnica speme mia. Henricus Scaffan.
15. Donna pensat' in ehe miseria. Vineenzo Fenro.
16. Come s'allegr' il cielo. Henricus Scaffen.
17. Tra freddi monli. Archadelt.
18. Tv m' hai eor mio. Giouan Nasco.
19. Signor gradit' & raro.
20. Vn baeio furioso. Coatantio Festa.
21. Vn ragazz' una rozz'. Ihan Gero.
22. Non romor di tamburi. Vincenzo Buffo.
23. Dolce mio ben. loan Contino.
24. Nel coglier' & guslar*. Perissone.
25. Qval piu diuers 1 & noua cosa. Adriano.
26. Era la mia uirtu.
27. Laecio di set 1 & d'oro. Giouan Nasco.
28. Veggi' faor con gli oechi. Gostantio Festa.
29. Lagso diceua ch'io non ho difesa. Giouan Naseo.
29. Gald 1 arost. Iaqaes de Ponte.
30. Tavola.
Brit. Mus. Tenor of part only.
(1565.) Canto. | II Primo Libro | De Canzon Napolitane | A Tre Voci, |
Con Dve Alia Venetiana | Di Oivlio Bonagivnta | Da San Gene-
si, | Et daltri Auttori di nouo poste in Luce. | Con gratia et pri-
vilegio. | [Dr.-Z. Angel on winged sphere.] | In Tenetia appresso
Girolamo Scotto. 1565. | 8°.
Canto. 20 fol. pag. 3 — 39. Beg. A in 8, A in 8, C in 4.
Ded. to Signor Gabrielle Otto Bono, dated: Di Venetia a di XXY.
di Ottob. MDLXV.
\k Contents.
3. 0 bocca dolce. Giulio Bonagiunta.
4. Gersera andai. Francesco Bonardo.
5. Tanto t'adoro. Claudio da Coreggio.
6. Dolci colli. Francesco de Landis.
7. A casa un'giorno. Giulio Bonagiunta. 1. Stanza.
8. Vaga d'udir. Giulio Bonagiunta.
9. Con quel poco. Giulio Bonagiunta.
10. Mentre, ch'ella le piaghe. Giulio Bonagiunta. 4. Stanza.
11. Ho'intesso dir. Francesco Bonardo.
12. Madonna tu. Francesco Bonardo.
Unbekannte Miisik-Siiiiiiiialwerle im british M nsram.
18. Son stato ea. Francesco Bonardo.
14. Alia Sibilla. Claudio da Goreggio.
15. AD'arme. Incerto.
16. Me bisogna serair. Ineerto.
17. Non trouo pace. Incerto.
18. Segretario t'ho fatto. Francesco de Landis.
19. 0 saporito volto. Incerto.
20. Scls* a vna fonte. Incerto.
21. Cmi ?a. Francesco Londariti.
22. Chi non adora. Incerto.
23. Correte amanti. Iuo de Vento.
24. Facciami qaanto. Incerto.
25. Dve cos' al mondo. Incerto.
26. Donna tu m'hai. incerto.
27. Trenta capilli. Francesco Londarito.
28. Qvando mio padre. Incerto.
29. AJl'arme. Ineerto.
30. Poi ch'eri cosi. Incerto.
31. Daspto eh'al mio. Giulio Bonagionta.
36. E voraoe saner. Giulio Bonagionta.
39. Chi fa del Canalitr.
[40.] Tayola delle Canzone etc.
The Brit Mis. possesses the Canto only.
(1566.) Basso | Canzon Napolitane | A Tre Voci, | Libro Secondo | Di
L'arpa. \ Cesaro Todino, \ loan Dominico da Ncla. | Et di altri
Mnsici in qnesta profession di Napolitane | eccellentifsimi non pin
Btampate. j [Dr.-Z. An Angel carrying in one hand a trumpet, in
the other a flame, standing on a winged sphere which bears the
initials 0 8 M.] | In Vinegia MDLXVI. | Appresso Girolamo
Scotto. 1 8 § .
16 fol. pag. 3—31. Beg. E & F in 8 f s.
Bed. „Air Illvstrs8 mo . . . Monsignor Dim Ferrier" dated „In
* Vineggia a di 11. di Zngno. 1566" Signed „Nicolo Roiccerandet
Borgognone".
p. Contents.
3. Io nanigai vn tempo. Lando.
4. lo son farfalla. Di Nolla.
5. Tillanella ch'alP acqna. Incerto.
6. Con le mie mani. Ferrello.
7. Non h Amor. Todino.
20 Unbektnnte Muaik-Samroelwerke im britub Museum.
8. II dl ne port 1 . Don Fiolo.
9. Qvanto piu penso. Todino.
10. Voi lo vedere. Lando.
11. Qvesta passion d'amore. Ferrello.
12. Non mi pensaua mai. Zelano. (sic!)
13. Faceia mia bella. Di Nolla.
14. Donna tanto mi fai. Zelanno. (sic!)
15. Poi che non spero. Zelanno.
16. Donna quando ti veggio. Zelanno.
17. Sappi cor mio. Boiccerandet
18. Deh l'altra sera. Le Boy.
19. S'io cercasse. De Nola. (sic!)
20. Si ben voltasse. Di Nolla. (sic!)
21. Nouo e strano. Zelanno.
22. Come viuer poss'io. Don Fiolo.
23. Qvando cosso. Don Fiolo.
24. Giui per acqaa. Boiccerandet.
25. Occhi miei ch'al mirar. Di Nolla.
26. 0 Anima mia. Boiccerandet.
27. Tira tira pensier. Boiccerandet
28. Occhi miei lassi. Boiccerandet.
29. Vorria sapere. loan Dominico Fior.
30. Poi che crudel. Mattee.
31. Me stato posto. Mattee.
[32.] Tavola delle Canzone etc.
Brit. Mus. has only the Basso part. Libro I. of this Collection
is described in Eitner, Sammelwerke. p. 944.
(1566.) Basso | Villotte Alia Napoletana A Tre Voci, | De dinersi con
vna Todescha non pin stampato: | Nouamente poste in lace. |
[Dr.-Z. : a figure of Peace, seated on a globe & holding an olive (?)
branch with the motto „Pax in Virtvte Tva 14 .] I In Vinegia
appresso Girolamo Scotto. | MDLXVI. | 8 rt .
Basso: 32 fol. pag. 2—31. Beg. E— F in 8's. (p. 32.) Ta-
vola. Contains 26 anonymous compositions, of which 14 occur in
the „Leggiadre Nimphe * of 1606 (see my description of that,
infra).
Brit. Mus. Basso only.
(1566.) Canto. | U Primo Libro | De Canzone Napolitane | A Tre
Voci, | Di Io. Leonardo Primauera. | Con Alcvne Napolitane | di
IJsitteats Mii$#-S«f»iisalwtfM la MMii Museum*
I©. Leonardo II Ump% Wm&mmiM da | !il eenpsls A dato Ii
Loee. i [Dr.-Z. same m Canzon Napiiai© . * . Lib. II. M L f ar-
p &e. H>66.] | In Vinegia MDLXVI. | Appw»s© Girolamo Scot-
to- I 8°.
Canto. 16 fol. pag. 2—31. Big, A - B in 4'a.
Basso, 16 fol. pag, 2— SI. lag. 1— f la 4'a
Both in Brit. Mis. A I M ad. is itssrife©! in Eitner's Sainaiel-
werke. p. 188,
p. Contents.
2. Tvrco Oindeo. Primaaera.
3. Ardenti miei sospiri. Primaoera.
4. Ardo m©r© e Primaoera.
5. Donne leggiadre. Primaoera.
8. Deh laseiatemi.
7. Bellezza eh'empi. Io. Leonardo da L'arpa.
8. Sento tal foeo. Primaoera*
9. Mills ?olte. Primaoera.
10. Dormendo mi sonnioa. DI Gio. Leonardo.
11. Dapoi ebe to erndel. Primaoera.
12. Dole* amorose. D'incerto.
IS, Qveata donna erodel. Primaoera*
14. Amor lancia el ate, Di Qio. Leonardo II L'arpa.
15. Si baoesi tantillo. Binaldo Borno.
1§ S Tre donna belle. Primaoera.
17. 8e ii longa. Primaoera.
18. Miraeoio non h.
19. Sempr 1 ho foggito. Primaoera.
20. E It qoanto bene.
21. Donna glie ben. Primaoera.
Si. Vn temp' ogn' hor. Ba L'arpa.
28. Lveretia gentil. De L'arpa.
24. Viuer amando. Di Carlo Tetis.
25. Qvando quando vidi. Primaoera.
16. Tanti migliara. De L'arpa.
27. Vilanella ch'all acqoa.
28. Maraoiglia non I, Primaoera.
29. Anno raggion' affe. Primaaera. •
80. AH'arme. Primaoera.
81. Corrette o aeori. Primaoera.
[32.3 Uatol*.
.... ::: . ..|f Unbekannte Mntiic4iamieiiP«hi In Mtiih MxammiB,
(1566.) Basso | Canzone Napolitane | A Tre Vooi | 8eeond* Libro \ Di
(?iafto Bonagianta da S. Geneai A d'altri Ail- | tori nonaoiente
• poste la Lies con due Canzone 1 alia Giostiniana di Vieenso BbIF-
baoer. | [Dr.-Z* Angel on winged Sphere.] | In Vinegia MDLXVI. |
Appreseo Oirolamo Sootto. \ 8°.
Basso. 16 fol. pag. 3 — SI. leg. S — F in 8'g. Dedlcatioi
to „Mareo Milano, Daoit Grandonio , & Aloise Grimani", dated
„a il 20. Nooemb. MDLXVI."
p. Contents.
3. Se por ti ?oi. Gill© Bonagionta.
4. Parmi di star. Qiulio Bonagionta.
5. No non si. Giolio Bonagionta.
6. L'amore non si trout. Giolio Bonagionta.
7. T? mi rabasti. Giolio Bonagionta.
8. Li Saraeini. Giolio Bonagionta.
9. Se fosse haime. Ineerto.
10. Come fenice. Ineerto.
11. Occhi non oeehi. Ineerto.
12. lo son vn spirto. Iooan Florio.
13. Amor h fatto. Iooan Florio.
14. Gia non mi dool. Giolio Bonagionta.
15. Se to non voi che mora. Giolio Bonagionta.
16. 0 to che mi da goal Giolio Bonagionta.
17. Vn tempo sospiraoa. Giulio Bonagionta.
18. Non mi date. Ineerto.
19. Questa notte. Gioseffo Goami.
20. Se to con tanti. Ineerto.
21. Certo ch'un giorno. Ineerto.
22. D?e destrier bionde. Ineerto.
23. Et o gratiosa boeca. Ineerto.
24. Fvggit' alme. Ineerto.
25. 0 s'io potesse. Ineerto.
26. Dolce mia vita. Ineerto.
27. Di nott* h giorno. Ineerto.
28. Nu semo. Prima parte. Vieenzo Bell'haoer.
30. Cantemo. Seeonda parte.
[82.] Tafok etc.
The Brit. Mos. has only the Basso.
(1606.) Canto 1 Leggiadre I Nimphe 1 A Tre VoeL ( Alia NipoKtiMk|
De Diversi Eceellentissimi | Avtori. | Nonamente Con diHgentia
Uabekftiifitd Mnak4tam6lwflfl» im WttA MoaewiL
Stanpaie. 1 [Dr.-Z. All the §kmm w im m ornamental #tmi
border,] It Venecia, | Apprisst Aogelo Gardano, ft FratallL j
MDOfJ. | 4«.
Canto. 12 leaves, pug. 2— 8, 7—14, 17— SI Beg. A— 0, in fours.
Tenore. II leaves, pag. 2—8, 7—14, 17—14 Reg. D— F, in fours,
p. Contents,
p. Ira leggiadre Nimphe.
fS. Tre eose son in terra.
4. Vna late h6 veduta. Laigi f »iees# dal Linto.
5. Sit notte m'insoniaua, Luigi Franeese da! Linto.
6. Non rumor di tamburri Laigi Franeese dal Linto.
7. SI© m'aceorgo ben mio. Laigi Franeese dal Liato.
8. Paseomi sol di pianto.
f7. lo veggio a gli occhi.
f8. Io vo eereando. Prima parte.
•ft, Eccoti il eore. Seeonda part©, Bisposta.
fiO. Fvggeadr i! mio dolor,
jll. Villanella eradel.
|12. fa che ml dai.
fl3. Parmi di star.
14. La Virginella. Oratio Vecchi.
fl7. Vorria sapere.
fl8. AIFarme.
18. Scaeehier h deneniato. Sabino.
f20. li Toledo vna imsella.
f21. Mi fai morire.
22, Deh Pastorella. Baldissera Donate.
t23. Via* h morto.
it. Obi ml eonsola. Laigi Franeese dal Linto.
II© Brit Mas. has only the Canto & Tenore.
The nnmters with a f occur li the „Villotte ill Napolitana"
of 1666.
Naehtrlge mil f criegseriigem but Totenllste
Or das Jahr 1889.
Aketttr f 15./7. is Leipzig.
Wepm in geb. am 2. Dm 1809.
224 Naditrtge nnd Verkwienuigtii mm Totealiate. — Reehnnngslegung.
laiptaer heifst mit seinem Vornamen ^Thtislti".
HctatMi f 13. Win, nlebi den S.
Ufert f zu Leipzig.
Hlglaai f den 2. Jan.
MaUMaaa-laaaea 1st zq atreiehan, da er erst am 7. Jan. 1890 stark
PaUl, Carietla, war 49 Jahre alt and nicht 39 Jahre, geb. 1840 m
Florenz.
8kerle, Aagist, f 28. Mftrz (M. Bundsehaa 154).
limit, aueh Ikreaet, ist 1866 n Spaa geb,, war also 23 Jahre alt and
nicht 33 Jahre. - Carl Ltutner.
lecimiigilegiiiig
mmw ill
Monatahefte fir Miiaikgeachichte
Mr ins Jihr 1889.
Einnahme
Ausgabe
1296,42 M
1236,82 M .
Spezialisierung:
ft) Einnahme: Mftg^ederbeitrlge. Dantntar an Extxabeitr&gen
von den Heron Dr. Eichborn 50 M and 8. A. E. Ha-
gen 4 M nebet 54,42 M Ubendmes* im 1888 ........
Doroh die Breitkopf & Hftrtel'ache Maaikalieafamdiaag . ....
882,42 M
414,— M
Snrnma 12S6.42 M
$50,6© w
m jo m
300,22 Jt
c) Uberschuss ...
Templin (U.-M.), im Nov. 1890.
Biwum 1236,32 M
60,10 M
Bob. Bit&er,
MitfoiluigeB.
825
ffltteUniigeiL
* „Da mm Codice Lauten-Buch del Cinquecento, trascrizioui in notazioue mo>
derna di Osc Chilesotti. Lipsia © Brusaelies, Breitkopf & Hartel (1890, Preis 6 M).
qoer 8°. XII S. Vorwort, italienisoh ami deutach, und 101 S. mil 99 Lauten-
sltelsa ans ebem handsehriftlicben Papier- Coder tin dam Eade dee 18. Jahrb. im
Beaitze des Herausgebere. Der Inbalt besteht aus Xanten und ffir die Laute g©-
aetzte lieder und da sieh verschiedene deutsche Bezeichnungen darin befiuden, wie
Nachtanz, PoLnischer Tanz, Joseph Meter Joseph mein, Ich gieng ©la mage Bayierea —
•chreibt Herr Chilesotti — yielleicht soli ee 4m Lied win: Ich ging einmal spazie-
roi, welches Boebme und Praetoriua mitteilt, jedocb alle drei in anderer Melodie
— alle ttegea Bezeichnungen aind italienisch — — go 1st der Sehluas wohl ganz
richtig, die Hds. einem Deutschea , der la Italian lebte zuzuschreiben. Die Tabu-
lata? 1st die italieniscbe und ein Facsimile von 2 Seiten der Eds, zeigt das Original
in seiner BaeehafTenbeii Der Herausgeber giebt die Tooe&tze fa modemer Noten-
fichrift and zw&r is der Weise, daas er den auf der Laute nachklingenden Teuei
ihreu vollen Wert zuschreibt Sohon Herr Tappert suchte dieee Art 4m Notierung
einzuf&hren, feat aber basher wenig Gebor gefunden. Sachgetn&fser siebt ein so
wiedergegebeiier Lauteneatz ailerdings aus s doch gehdrt stir Ausftthwing mm gebil-
deter Musiker, der mit Verstandnis di© ricbtige Mote aushalten litest. Herr Chile-
zotti hat seine Aufgabe Tortrefflicb geloat sad gar manches Satzchen klingt la
dieeem Gewande gain vortrefflich. Noeh sei erwahnt, diss nur mm Komponisten
genannt sind und swar Nieolb Nigrino mi Diomede. Mb Sammlung giebt ein
treues Abbild der damaligen HausmusiL £infachbeit und Naivit&t herrscben tor,
abwecbseind tritt audi einmal mm ernster Bats dazwischen, wie Nr. 2 sad Mr, 5S.
Gml besonders beach tenswert let der leicbte Miss, in dem rich die meisten Piecen
bewegen. Aoeb das rnythmische Element kommt maDchmal in roller Geitung, so
z. B. bai Nr. 11 „Ein gut Stick", ein ganz vortrefflioher Sat* in Form und Er-
findung. Sehr storead sind oft die abaebenlicheii Quinten und Oktaven, die gan*
ungeniert in Toiler Nacktheit einherspazieren; aueh die Winding nacii 4m Unter-
dominaote im 4. Takte, Mb sehr oft angewendet wird, zerstftrt den Eindruck, im
im Anfangamotiv heryorgenifen hat Die Veroffentiichung verdient allgemeine Be-
achtung und Isl eine wertvolle Bereichernng der Masikliteratur dea 16. Jhs. Der
Ausstattung dee Buches hat die V«?r!ag»h&Bd!uag erne gaits besoodere Sorgfalt zu-
gewendet und dem lnbalte desselben aucb auCseriich Aoadruck gegeben.
* Herr Friedrich Niecks hat In den Blatters der „M«sical Association" zu
tiondon einen Artikel Terdnentlieht fiber t ,Tfce flat, •harp, and natural, a historical
aketeh u « (16. Session 1880—90, 8. 79—100.) .in der Hand der Qoeliea weist er
¥€» der Mheaten Ml Ms urn Mitte dea 18. Jin. den Gebrandb deraelben naeh
nnd fugt zahhreidbe Beiapiele bei. Eine fleiisige nnd intereaeants Arbeit
* Zu dem Artikel des Herrn Prof, Phi. Spitta ^perontes singende Muse"
is Viertelj. 1, S§ kiss noch zu S, 43 eine vierte Dichtung 4m Bperontes angenlhrt
warden, die ich letzthin in im Kgl. Bibl. in Dreedeu find, und zwar 1st ee im
Textbuch (1141, 17) „Der Frfihling, ein Singspie!: von 8perontes. Die Kompo-
aition 1st von Mm J. G. A, Fritzsehen 1749. Leipzig tut Stopffel", Bar lom-
ponist ist nnbekannt Ieh habe aechs Autoren dieses Nanien« Terxeichnet, doch der
226
Mitteilongen.
• i_r © ist nicht dabei. Dass ee derselbe Sperontes der singenden Muse ist, beweist
die Jahreszahl and der Verlagsort
* Bibliotheks-Ver&nderungen. Die Musikalien der Ratsbibliothek in
La ban, der Stadtkirche in Pima and der Kircbe in Glashutte in Sachaen aind
u titer Vorbehalt des Eigentumrechts der Kgl. offentlichen Bibliothek in Dresden
uberwiesen worden. Der eigentlicbe Plan der sachs. Regierung: s&mtliche Provin-
ilhibl. Sachsens in Dresden zn vereinen ist missglfickt, da sich Zwickau, Bautzen,
irrirnma and die abrigen weigerten ibre Sanimlangen abzugeben, trotzdem sie ibnen
nur eine Last sind and in der unrerantwortlichsten Weise yernachlaasigt warden.
In Zwickau liegt der Kohlenstaub thataacblich fingerhoch auf den BGcbern. Die
B^ltensten Dracke liegen nocb ungebunden, so wie sie einst aas der Drackerei kamen,
verzettelt in einzelnen Bogen in alien Ecken and Winkeln berum. Das tranrigste
Beiapiel liefert die jetzt in Dresden befindliche einst kostbare Lobauer Sammlung.
Kaum ein einziges Werk ist komplet and das Vorhandene so vom Mauerfrafe zer-
stdrt, dass es nor nocb Boinen sind. Am scblimmsten sehen die Handschriften ana.
— Die Gymnasialbibltotkek yon Brieg ist in den Besitz der Breslauer StadtbiMio-
thek ubergegangen. Wie mir Herr Dr. Emil Bobn mitteilt befinden sich die Bficher
in fthnlichem Zustande wie die aas Lobau.
* Mit diesem Hefte schlieist der 22. Jahrgang der Monatsbefte and ist der
none Jahrgang bei buchhandlerisch bezogenen Exemplaren yon neaem za besteUen.
Der Jabresbeitrag fur die Mitglieder betragt 6 M and ist im Laafe des Januar
1891 an den unterzeichneten Sekretar der Gesellscbaft einzusenden. Der 19. Jahr-
gang der Publikation alterer praktischer and theoretisclier Musikwerke enthalt die
Qper Ludwig der Fromme yon Schttrmann. Der Schluss folgt im Jahre 1892. Der
Siibakriptionspreis far die filteren Sabskribenten betragt 9 H, far neu eintreteode
aufanglich 15 M. N&heres teilt der Unterzeichnete und die Verlagahandlung yon
Breitkopf & Hartel in Leipzig mit
Rob. Eitner.
* Leo Liepmantmok*, Antiquariat. Berlin W. 63 Charlottenstr. Katalog 86.
Aatographen yon Schriftstellern, Musikern, Sangern and Sohauspielern, nebst einea
Anhange Portraits. 725 Nrn. mit yielen intereasanten Stacken.
* Heinrich Kerler. Antiquariat in Ulm. Katalog Nr. 159 enthaltend Bficber
fiber Musik, Musikalien and Hymnologie. Meist recht braaohbare Werke zu wMte-
gen Preisen.
* Hierbei zwei Beilagen: 1. Schluss zum Xataloge der Muaik -Sammlang der
K ;l. offentl. Bibliothek za Dresden. 2. Titel a. Register su den Monatsh. 22. Jg.
T«nuitwortUoh«r Bedaktrur Bobert Bitner, I f f Us (Uoktnnark).
Draek vw Htimieii B«jrer A 80hn« 1b Lm g «■>!■■ ,
lamem- mi Sacl-legister.
Abeeser, Edmund, f 96. 288.
Abhandlungen von Gerbert benfttzt 22ff.
Addi, Grifin fienle d\ f 96.
Adriano, siehe Willaert
Aerte, Felix, f 96.
Albano, Giuseppe, t 96.
Amelio, Alberto, f 97.
Androst, Cesar©, f 97.
Anjos, Jim© Maria dos f 97.
Anzeige der Druckwerke der Geseljschafb
f. MisiM. If.
Appoloni, Giuseppe, f 97.
Arban, Jenn-Baptiste, f 97.
Archadelt, Jakob: 8 Madrig. 4 v. in
1549, 217 (1. 2. 17).
Argillieres, Boeh D', Orgelbaner 206.
Arne, Michael, f&hrt in Hamburg den
Meesias ?. Handel anf 66.
— In La beck giebt er Konzerte 105.
Arnnlphns de 8. Gilleno: Tractatus 42.
Assyrer, ihre Tonknnst 5.
Atkins, Bob. Augustas, f 97.
Anreiiaant, Tractate 24. 28.
Babylonier, ihre Tonknnst 5.
Bach, Sib.: Themat Vera, der Vokal-
werke 32.
Bacheler, Jehan, Bassist 206.
Bftrmaira, Mm, f 97.
fi*Ulot, Fanl-Bene, f 97.
Banek, Karl, f 97.
Bamcieni Esachai, 6§t ft. 189.
Baibfar, FreU-EtiemM, f 97.
BariDavltt Kuftpoajit SOB.
Bartbolomei, M Conte: DM o eor mio
4 v. 1549. 217, Nr. 7.
Bartmuss, Woldemar, f 97.
Has, 8atanon de, f 97.
Baodier, Germain le, Komp. 202.
Bauffy, Baron Georg, f 97.
Baumgartel, Ernst, f 97.
Becker, G., f 97.
Beguins, siehe Martin.
Bel, Nicolas Le, Sanger 205.
Belamy, Clandin, Singer 206.
Bellardi, Lorenzo, f 97.
Bell'haver, Vic. Nu semo, 2. p. Cantemo
3 t. 1566. 222, 28. 30.
Bellmann, Julius, t 97.
Benotti, Pietro. f 97.
Berlin und Wien im 18. Jh. 32.
Bernaldi, Tractat 23.
Bernhardi, Tonale 13. Jh. 35.
Berno, D© varia psalm.-— InceperiB mm
minus. — Tonarius. 25. 86.
— MuMcm. — Brologus. 25.
Bernoldi, Tractat 28.
Berthault, Jehan, Bassist 204.
Bibliothek von Prz. Witt 180.
Bibliothekeu, Kataloge von Mnsik-, in
Breslau 31. — Dresden, Beilage.
Bischoff, Dr. Hans, f 97.
Bladt, Tbeodor, f 98.
Bollert, Theodor, f 98.
Bdttcher'a Portrait-8amlg. verkauft Geo.
Lan & Co. 106.
Boette (Boethe), Jehan, Komponist 190.
801. 808.
Bofan, Emil: Mi nraakaL Hds. dea 16.
u. 17. Jhs. in d. Stadtbibl. zu Breslan
31.
Boll, P.: Fhilipp von Vitry 141.
Boissiere, Itedenc, f 98.
Boldorini, Laigi, f 98.
Bologna, Kat dee Iioao music 1. Bd.
85.
lumbar, .. . f 98.
4*8
Bonardo — Ehlich.
Bonardo, Francesco: 4 Canzoni 3 v.
1565. 218 (4. 11—13).
Bonagiunta, Giulio: II 1. lib. de Cans.
napoi. 3 v. 1565, 218.
— 7 Canzonen in 1565. 218. 219. (3.
7-10. 31. 36.)
— Canzone napolita 3 v. 2. lib. 1566. 222.
10 Canzonen in 1566. 222. (3 — 6.
14-17.)
Bonnin et Chassant's Puj de mas. a
Evreux 185.
t sini, Giovanni, f 98.
Bousserez, . . . t '98.
Bouteilliersy siehe Colars.
Braekenhammer, Wilhelm, f 98.
Brando 133. 210.
Branle 210.
Bransle 210.
Brenet, Michel: Grtftry's Leben 84.
— fiber den Treble 58.
- 2 historische Artikel 180.
Lau, Hds. der StadtbibL 31.
Bridgeman, John Yipon, f 98.
Brink, Jules ten, f 98.
Briot, Guillaume, Bassist 203.
Broutin, Jules-dement, f 98.
BucUner, C. Franz, f 98.
Btiraler, Georg Heinr., Kapellm. 52.
Bunko, Franz, f 98.
Burbure, Leon B. de Wesembeck, f 98.
Burno, Rinaldo: Si havesi tantillo 3 v.
1566. 221, 15.
Buz, Jehan Da, Organist 205.
Byrd, WiU. : Missa 4 v. 85.
Cajetan, Fabricio, Xomponist 202.
Cambio, Perissone: Nel coglier' e gustare
4 v. 218, 24.
Camp, Da, Bassist 204.
(■anal, Lorenzo, f 98.
Canon com tabula 42. 48.
( ante\ W.
Carant, Theodor, f 98.
rentier, Glossarium 1766. 15.
Carradori, Graf Telesforo, f 98.
Cassaigne, Raymond de la, Kompon. 201.
Catalogo della biblioteca del liceo mu-
sicale di Bologna, 1. Bd. 85.
Caurroy, Eustache da, Komp. 201.
Celano, siehe Zelano.
Chilesotti, Oscar: Da an Codice Laaten
bach 225.
Cimello : Non e lasso martire 4 ?. 1549.
217, 6.
CippoHna, Giuseppe, f 98.
Claudio da Correggio, siehe Meralo.
Clay, Frederic, t 9a
Clesse, Antoine, f 99.
Colars li Boateilliers: Aacane gent m'oat
36.' 87.
Colborne, Dr. Langdon, f 99.
Colerus, Paul, Eantor zu Altenburg 83.
Conte, £1, siehe Bartholomei.
Contino, Giovanni: Dolce mio ben 4 v.
1549. 218, 23.
Cooke, Henry Angelo, t 99.
Costeley, Guillaume, Organist 190. 191.
203.
Cotelle, Alexandre-Jean, f 99.
Dagirfb, Agostino, f 99.
Da?ydoff, Karl Juljewitsch, f 99.
Delangle, Fr M Organist 206.
Deievante, Frederik David, f 99.
Delhaye, Drsroer, f 99.
Delivet, Nicolas, Hornist 1583, 205. 1585,
203.
Dellaroqua, Edouard, t 99.
Depas, Umbert-ErnstrJoseph, f 99. 228.
Dilson, Olivier, f 99.
Diomede, Lautenst 224.
Distel, Dr. Theodor: Mendelssohn's Lei-
chenfiberfuhrung 15.
— Arien des 17. Jhs. 16.
— Schreiben von Naamann 19.
— Ein knrslchs. Hofmusikus als Tot-
schl&ger 20.
Dittersdorfs Selbstbiogr. 2. — Doct u.
Apotheker, neue Ansg. 85.
Donato, Bald. : Deh pastorella 3 v. 228, 22.
Dramen in der Schweiz, 16. Jh. 67.
Drechsler, Wilhelm, t 99.
Damon, Jean-J acques-Louis, f 99.
Duprat, Hippolyte, f 99.
Dayse, FL van : Neuansgabe der Soatsr*
liedek. 105.
Eckardt, E. Th.. f 99.
Ehlich, Emil Georg, f 99.
EtoNM — Hulfe
23i
Ehrmann, Moaikar 52.
Eiehtarn, Hera,: Zar Frag© dea Treble
58.
— (Urn, Fantuu, mm Yktuoi »tf iter
Trompete 112
Eitaer, Bcikirt, Die mMW© Stilling der
Moaiker im 18. Jh. 1.
— Ein Liederbuch ven ©©gin 214.
Engel, Hermann, t
Enud, Xadainn, f 10a
Eatoeart, Pascal de 1\ Komp. 204
Enatadua Leodieitaia 48.
Evreux* Fuj de maaiqae 186.
Fabbri, Antonio, f 100.
Fabry, MaW, Ptoveneaie, Ksap, 2Qi
— Dir u. Tenoriat 203.
Fantini, Girolamo, Trompetenachnle 1638.
112.
Farnaby, Giles: Mad rig. la natwr Aoag.
86.
Felici, Mas!©, f 100.
Ferrailo, Giov. Ant: Con le mfe muni
— Queata pmka S v. 1566. 220, 6.
11.
Few, Vincenao : Donna pae*at* in cfaa
4 v. 218, 15.
Feata, Coatanio: Port* negli oeehi 4 v.
1549. 218, 18.
— Veggf teas gl ooabi 4 v. 218 t
28.
Fine!, HonneuB, de Ban&b«rg&, ak Mp-
»ger Stndnt lit.
— im Stuttgart 46.
Fiolo, Don ; 3 Canz. 3 v. 1566. 220 (8.
22. 23).
Fior, Joan Dom : Varria aapeve 3 v. 220,
29.
Fioravanti'a Die Dorfe&^riQ, ueoa Auag.
85.
FUmant, Euataehe Le, fifcigor 204. 206.
Flitnor, f 100.
Florio, Giov. ; 1© ids, ms aptrto. — Amor
e fatto B y. 1566. 222 (If. 13.)
Fontoitay, Loya de, S&ngsr 206.
Fovra^, Nfoolaa, Biogr. 49.
Former Karl, t 100.
Francesco da] Mai©, Ln%i: § Canton,
8 v. 1606. 228, 4-7. 24
Ifaaatafc. £ M«ikf^& 6 laiag. JO&m ffo,
Franck, Joh. Wolfg.: Cantata £ Alt a.
Be §4.
Frank, Ernat, f 100.
Flicker, Samuel Gottlieb, f 100.
Fritzach, J. G. A. : Singap. d. Fruhling
1749. 225.
Ftoatenau, Morttz, f 100.
Gabotti, Giacinto, f 100.
Galeffi, Plato© Francesco, f 100.
Gallay, X: Ua inventaire 105.
Galli, Raffaolo, f 100.
Galvani, Giacomo, f 100.
Gardane , Antonio: II rero 8, lib. di
Madr. de div. antori 4 v. 1549. 217.
Gardano, Angelo, © fratelH: Leggiadre
Nimpbe adv. de div. aatori. 1606.
222.
Gast, Friedricb Moritz. f 100.
Geraoi, Bernanlo, f 100.
Gerard (Girard), Jehan, loaf, 202. 206.
Gerbert'a Vorlagan is malum Scnptores
22. '
Gero, Jhan: Fella Falma 4 v. 1549.
SI 7, 4.
— Vn ragaxz' una row 1 4 v. 1549. 2 18,
21.
Geaellacbaft £ Mnaikf. m, ihre Aasgab. If,
Gevafcrt, VitnB, t 100.
GibeUi, Loigi, f 100.
Gilleno, aiehe Arnulphus.
Girard, aiehe Gerard, Jehan.
Gis'ycki, Goatav von, f 100.
Gdttke, Karl, f 101.
Gouaiu, Robert, Koiyrp., Kapellm.202.896.
Grange, Rene do la, K&peUafciger 208.
Gravilier, Pietro, f 101.
Gretry's Biogr. von Brenat 84.
— Die botdas Geisigen, Man© Anag. 85.
Gaami, Gioeeffo : QaeaU notte8 v. 1566.
222, 19.
Guedron, P, Chorknabe 208.
Gfilicher, Peter, Dtener cSpielmaan 1578.
16.
Gungl, Joaeph, f 101.
Haberi, F. XL, Kircbeomiiaik. Jahrb. f.
1890, 50.
Handera Meaaias in Deutaohland §5.
Hole, Georgia it la, Kosnp 202,
15
ISO
Haataig — Lagrand.
Hamburg, Koaxertweaen 3D.
Handachriften von Gerbert benfitat 22ff.
— der Stadtbibl. in Breelau 31.
Harrison, William, f 101.
Basse, Gustav, f 101.
Hauptner, Thuikon, nicbt Theodor 101.
224.
Haydn, Mich., Sinfome 34.
Hennea, Aloya, f 101.
Hcnaelt, Adolf, f 101.
Hentecbel, Frani, f 101.
Hering, Karl, f 101.
Hietzachold, Johann Hemrteh, f 101. 224.
Hirnachretl, Sebaat, Tenoriat 20.
Hoffmann, Mkhael ; 2, aiebeo neuer mat.
Arieii c 1§10. 16.
Hohnstock, Dr. Karl, f 101.
Hourri t GuiUeaume^ Direktor d. Knaben-
chore 206.
Huobaldi rousica S3. — D® armonica it a.
- 24. 28.
Hueffer, Br, Francia, f 101.
Hupfauf, Johaim Peregrixms, f 101.
Hopfaaf *= Peregriiraa, s diesem.
Hutoy, Eug©i« f f 101.
Ich hab sir eine augaerwelt, Melod. 94,
Imberti fit Francia pegulaa 14 89.
Incipit commemoratio 41.
Isaac, Heiarich, Testament, iat ein Flan-
derer 64.
laenmann, Karl, f 101.
Isouard'B AacheBbrddel, neue Auag 85.
Janzon, P. A., f 101.
Jaquet, Albert, f 101.
Jaquier, Henri f 102.
Javelot, Jules, f 102.
J© smell aosoura, Lied 36. 391
Joanne8 d© Moris: Autoroehaft seiner
fact 45.
— Ara discantua 42.
— De numaria. qm musioaa 41.
— Explicit mmm 41,
— Muaiea practice 39, 42.
— Music* speculativa 42.
— Mttsica theorioe 42,
— Numeri proportfanalea 42.
. — ftoportfonam 42.
— Qaestioiiei sap? partas mtu, 40. 42.
(Joannes it Maris.) SaSiiBa magistri 41.
Jonas, Ernst, f 102.
Joae8, Cupid, f 102.
Jourdain, Jehan, Lehrer im Cfeoritfiaiefi
m. Direktor 189. 208.
Jooeller, Karl, f 102,
Jung, Erdmann, f lit®
K&mroerer, Louis, f 102
liteMi, Eusebius, f 102.
Kaliacher, A, Chr.: hemang ala Mosik-
Aeathet 83.
latmlog aeltener W*fc© ii der Aoaatel-
lung la London 179.
Keckii, Joao., iotrodoct 25. 29.
Kirchenlieder, Mefodfen, mm Zahn S8.
Klein, Aloys, f 102.
IMtach, C. Etnanael, f 10ft.
Kdler, Paul, aiehe Coierus.
Koller, OswsM; Ans dem Archw» St,
Paul 22.
Konzortwesen Is Hbg. 90.
Kraals, Dr. Bail, f 1«.
Kientser, mAe> Cirndari.
Kronach, siehe Klitzach.
Krtgwr, Bui, t 102.
Kuhnert, Albert, f 102.
Kullack, Ad.: Aaatbet te Kla?ier*piala
84.
LMJpJ, EL, aiehe Saint-ffil&ire.
Laffert Oakar, f 102. 224.
Landia, Fnuioeacso : Bold colli — S*gw
tario t'ho fatto S r. 1565. 918, & *&
Lando, Stefano : Io narigai 3 v. 1506.
219, 8.
— Voi lo redew S 220, 10,
Lange, Gust**, f 102.
Laogar, Hermann, f 102.
Lsagvlller, tow, f 108.
Lankau, Karl Ludwig August, f 108.
Large, P. da, Baaaiat 206.
L'arpa, siehe Leonardo.
Laaaua, OrL da: Br&aammlg. ISO.
— Praia Or Motettan 201.
Lautenbuch, M«iniek v. Chileaotli 29&w
Leblond, Gabriel, 8a«g$r SOS.
Lechat, . . . f i08.
Laoodteaz, tote^ 16. Hi- 180.
Lograsid, . . . f 108.
IiMBoine — Naedham.
281
Lemotne, siebe Poget
Leonardo di L'arpa, Giov. : 6 Can son.
8 ?. 1566. 221 (7. 10. 14. 22. 23.
26).
Leasing als Musik-Astbet. S8.
Lowfta, Gustava, f 103.
Liceo mnsicale in Bologna, Katalog f . Bd.
85.
Licbtenberger, A. G M f 108.
Lieder, deutsehe, 68, Discantus, Oeglin,
alphabet verzeicbnet 215.
Londariti, Franoesco: Trenta capilli 3 ?.
219, 27.
Longley, Ernest, t 103.
Lorenz, Oswald, t 103.
Lorino, Giovanni, f 103.
Lftstner, Otto, f 108.
Latherisch sipgeo, Wieneriacher Ausdruek
32.
Maas, Louis, f 108.
Maglioni, Gioachino, t 103. 224.
Jfaho, Jacques, f 103.
Maier, Julius Joseph, t 103, mit Bio-
graphie.
Mallery, Jehan, Komp. 202.
Mangeant, Sylvain, f 104.
MnagoW, ltd AhmumI, t 104.
Mansour, Achille Gaix de, f 104.
Mannsoripte, siebe Hda.
Marchetto di Padua, fiber lfensuriening
177.
MareMki, L., Madrig. in neuer Anag. 85.
Marilli, Ceaare, f 104.
Harriott, Charles Handel Band, f ItM.
Martin le Beguins de Cambrai : Pour de-
niorer en amour 36. 38.
Maaenghini, Kutro, f 104
Mattee: Poi che crudel. — Me atato
posto 3 1566. 220, 30, 31.
Matthison-Hansen, f erst 1890. 104. 224.
Mauduit, Jacques, Komp. 202.
Melodien zu den sebweizer Dramen 73ff.
Mendelssohn's Leichennberfuhrung naob
Berlin 15.
Menestrela et Muaidena dea 13. Jba. 180.
Merguiller, . . . f 104.
Merkel, Lorem, Trompeter 1775, 65.
Mermet, August©, f 104,
Merulo, Claudio: Tanto t'adoro 3 v. 1565.
218, 5.
— Alia Sibilla 3 v. 1565. 219, 14.
Messemackers, Louis, f 104.
M6tra, Jules-Louis-Olivier, f 104.
Metzner, Karl, f 104.
Meyer, Ambrosius, f 104.
Meyer, Bernhard, f 104.
Meyer, Louis, f 104.
Millot, Nioolas, Komp. 201.
Miry, Karel, war Vice-Direktor u. Lehrer
der Harmonie, f 104.
Miry, Pierre, t 104.
Miller, M. Lorenz, 1 Brief 1736. 51.
Miller, Job. Harder, Sanger oder Schau-
spieler aus Hamburg 3.
Mold, Heinrich, f 104.
Monk, W. H., t 104.
Monk-Mason, W., f 105.
Monneret, Md., t 105.
Monstrant Mi versus, mit Melodie 43. 44.
Moreau, Nicolas, Sfager 206.
Morin, Md. Jenny, f 105.
Mottl, Maistre Robert, Sanger 190. 206.
Moulins, ... f 107.
Muchheimin von Uri, Dicbterin 9b.
Mailer's (Wena.) Die 8obwestern v. Prag,
neue Ausg. 86.
Muffai, Georg u. Gottlieb, Biogr. 84.
Muffat, Georg: Apparatus mus. - organ.
Neu-Ausg. von de Lange 16.
Muffat, Georg: Florilegium I. 87.
— Biograpbisches 87.
Maris, siebe Joannes.
Musica, .de, et de tonis 44
Musiker im 18. Jb. u. ihre gesellschaft-
liche Stellung 1.
Musikfeste im 16. Jb. 181.
Musikkapelle des Grafen Ernst von
8chauenburg, 49. 86.
Nagel, Dr. W. : Die Musik in den schweiz.
Dramen des 16. Jbs. 67.
Nasco, Giovanni : Laccio di set' 4 v.
218, 27.
— Lasso diceva 4 v. 218, 29.
— Tu m'bai cor mio 4 v. 218, 18.
Naumann, Job. Gottlieb : Schriftstack 19.
Needbam, Ekas Porkham, f 107.
Neefe — Buffo.
\< n 'ft\ Konrad: Die Tonkunst der Baby-
lonier und Assyrer. 5.
Nicolaus de Lagdano: Explicatio tabu-
lae 40.
Nicole, SOohel; Komp. 902.
Nigrinn, Nicolo, Lautenst. 225.
Xola (No] l.i ) Gior. Dom. da: Io son far-
falla 3 v, 1566, 219, 4.
- Faeeia mil bella 3 y. 1566. 220, 13.
- Oedii miei ch'al mirar 8 v. 2$), 25.
- Si ben voitaase 3 v. 1566. 220, 20.
- S iu omasa* 3 v. 1566. 220. 19.
Nulla, siehe Nola.
Oddo, De pete tonora 25, — Regulae 26.
- Musica 27. — Dialogic 27. — Pro-
oemiam 27. 28.
QHiug*, Dr. Theod.: Ein unbek. Zflrcher
<;>'Rgb, 218.
Odington: Ausspruch fiber die Beweg-
lichkeit der Tonstufen 176.
Oeglin, Liederbuch 215
Opretten ties 18. Jhs. in neuer Auag. 85.
Giuseppe dell', f 107.
Oriando, Oswald, f 107.
I >rlamiinder, Johann, f 107.
Ouseley, Sir Fred. Arthur Gore, f 107.
Ovejero y Raraos, siehe Ramos.
Page, Guy de, Sanger 205.
Paindre, Claude Le, Kapellm. u. Komp.
202 m
PaisieUo'fl Die schdne Mtillerin , neue
Auag. 85.
Pafwt, Martin, f 107.
Pasquet, Ernest, f 108.
PMsti, Carlotta, f 108. 224. .
Pennequin, Jehan, Komp. 202.
Peregrinus, sielie Hupfauf.
Peregrin us, Johannes: Geschichte der
aalzburg. Dom-S&ngerknaben 63.
Perissone, siehe Carobio.
PetiUan, Claude, ist de Latre 202.
li, Vinoenzo Antonio, f 108.
PetsoM, Eileen, f 108.
Philipp von Vitry, Ars nova, latein. u.
deutsch 141.
ilips, Peter, Madrig. in neuer Auag.
Sanger 206. |
Plainsong & Mediaeval music society in
London 17.
Planson, Jehan, Komp. 202.
Polens, Kirchenkomp. 50.
Pollack, David, t 108.
Ponte, Jaques de, Cald' arost 4 v. 1549.
218, 29.
Preston, Jacques, Bassist 203.
Primavera, Giov. Leonardo: 17 Canzon.
3 v. 1566. 221.
Promberger, Johann, f 108.
Prosnits, Ad., Compendium der Mxtaik-
gesch. 82.
Psalmenbuchle 158a 213.
Puget, Md. Loisa, f 108.
Puy de musique 6rig6 a & vreux. Auszg. 185.
Queux, siehe Saint-Hilaire.
QuiKci, Massimiliano, f 108.
Rachfall, Paul, f 108.
Radoux, Jaques, f 106.
Radouz, Jean-Toussaint, f 106.
Ramos, Ignacio Ovejero y, t 106.
Rappe\ Jean Baptiste, f 106.
Raspail, G., f 108.
Rate, Abraham, Herausgeber alter Musik-
werke 83.
Reginone Wessbireno, de armonica 24. 28.
Reichel, Christian Priedrich, f 106.
Reichert, F., t 108.
Rein, Franz, f 108.
Remigius, Tractat 23. 28.
Reulx, Anselmo de: Quandlo mio 4
1549. 217, 10.
Riemsdijk, J. C. M. van: 24 Iieder dee
15 /16. Jhs. 189.
Rigoni, Gaetano, f 109.
Rockstro, Will. Smith : Messe von Byrd 85.
Roiccerandet, Nicolo, Borgognone: 5 Canz.
3 v. 1566. 220 (17. 24. 26. 27. 28).
Roitzsch, F. A M f 109.
Roman, Carlo, t 109.
Romer, Francis, f 109.
Rosso, Luigi del, f 109.
Roth, F. W. E.: Hofmusik in Trier 16.
Roy, Le: Deh l'altra sera 3 v. 220, ia
Rozwodowska, siehe Addi.
Ruffo, Vincenzo: Non romor di tamburi
4 v. 218, 22.
Bntell — Todino.
233
Inneli, George, f 109.
Sabino: Scacchier © deventato 8? . 223, 19.
8aintrHilaire, Aug. de Qneux, f 109.
Saint-Simon, Guille de, f 109.
8aldoni, Baltasaro, f 109.
Salmon> Jacques, Komp. 201.
Sulfas, siehe Jones, Cupid.
Sammelwerke im brit Mus. 217.
Si Pan] im Lavantthal, Hds. 22.
Sarreau, A., f 109.
Savary, Komp. 204.
Scaffen, Henricus, 4 Madrig. 4 v. 1649.
217. 218. (3. 12. 14. 16.)
Schauenburg's (Graf Ernst von) Muaik-
kapelle 49. 86.
Schenk's (Job.) Der Dorfbarbier, neae
Ansg. 85.
Schiag, Christian Gottlieb, f 109.
Schletterer, Dr. H. M., Musikal. Wett-
streite u. Musikfeste im 16. Jh. 181.
Schlogel, Dr. Xavier, f 109.
Schockel, Friedr. Julias, f 109.
Schramm, Landorgelbauer in Sachsen 49.
Schroder, C. M., f 109.
Schubert, David, Orgelbauer, seit 1769
sachs. Hoforgelbauer 48 86.
Schubring, Dr. Jul., f 109.
Schumann's Bittschrift 2.
Schumann, Gustav, f 109.
Schweizer Dramen, 16. Jh. 67.
Scioletich, Johann, f 109.
Scotto, Girolamo : 1. lib. de Canzon na-
polit a 8 v. 1565. 218.
— Canzon. napolit. a 8 v. 1566. 219.
— Villotte alia napol. adv. 1566.
220.
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220.
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Todino, Cesaro: Non e amor 3 v. 1566.
219, 7.
— Quanto piu penso 8 v. 1660. 220, 9,
284
Tonttti — Zttrcher.
Tonsatz in 4 St in Burt unit loten u.
schwarzen Noteii 40 u. Facsimile als
Beilsge.
Toussaintz, Kapellmeister 204.
Tractate, 22ff.
Treble 15.
Treble, ErkULrung und Nachweise 58.
Triacca, Karl Josef, f HI*
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Trompetenstucke 135ff.
Trompeter-Lossprechung im 18. Jb. 65.
Troubadour-Melodien 87—89,
Tunstede, Simon, fiber Pausen 179.
Turina (nicht Turini), Giov„ f HI.
Valensin, Giorgio, f HI.
Vaslin, ... f HI.
Vecchi, Orazio: La virginella 3 v. 228, 14.
Venables, Miss, Sangerin des Metsias66«
Venosta, Felice, f HI.
Vento, Ivo de : Correte amanti 3 t. 219,
23.
Vera, Edoardo, f HI.
Vicarino, Edoardo, t 1H.
Vkki, Andres, t HI.
Violoncello, seine Schreibweise 48.
Voigt, Theodor, f 1H.
Wagner, Ch. Emil, f HI.
Wagner, Friedrich, f 111.
Walbrul, Job., f 111.
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(Walther, Job. Gottfr.) ©im Brief ?. Id-
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Weelkes, Ihomaa, Madrig. in nmier knag*
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Weigl's Scbweizerfamilie, neae Aasg. 85.
Wesembeck, siehe purbure.
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Wiesel t Michael, t H2.
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Zabn, Joh.: Melod. der deutsch. evang.
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Zelano (Zelanno): 5 Canzon. . 3 v. 1566.
220 (12. 14. 15. 16. 21).
Zeile, Dr. Fr. : Cantate von Franck
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Zenarius, Damianus, 1546 Musikdrncker
in Venedig ; ein Drache zwischen Flam-
men als Druckerzeichen. 196.
Zerbini, Giov. Battista, f 112.
Ziegler, H. J., Dicbter, 95. 96.
Zdller, Carli, f 112.
Zn Baden unterm heifisen stein, Melodie
94.
Ztircher Gesgb. von 1580. 213.
FctMtrrartoneriiBg.
8. 48, Z. S ▼. n. Mm (f 4. Aug. 1758, iUtt 1781).
S. 96, Z.It.1. Mm Neapel §Utt Florens.;
S. 185, Mite M©tem»Ml« lies ZZjtZI stett
Jahrg. 11, 1889, 8. 89, Z. 14 ▼. uTUet 1590 atatt 1659.