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Full text of "Monatshefte für Musikgeschichte 22 Jg 1890"

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MONATSHEFTE 

FOB 

MTJSIK-G-ESCIICHTE 

HEBAUSGEQEBEN 
VON DER 

GESELLSCHAFT FOR MUSIKFORSCHUNG. 

33. JAHRGANG. 

1890. 

REDIGIEBT 
VON 

ROBERT EITNEB. 



LEIPZIG, 

BBEITKOPF & HABTEL. 



Nettopreis dee Jahrganges 9 Mark. 



Imialts-YerzeicMa 



Me 

Die soziale Stellang der Musiker im 18. Jh. t von Eitner .................. 1 

Km© Bitteehrift Georg Casp. Schtirmann's, von Dr. H. Sommer ...... .... 3 

Die Tonkanst der Babylonier and Aasyrer, von JTafmul Jf«fe ......... ... 5 

fin 8chreiben im Kammerkomponisten Naumann an den KurfQreten m Sacisen 

(Theod. Distd) .......................................... ........ It 

Ek kuraachaischer Hofhrasikus als Totschlager, von Theod. Distel ......... 21 

Aaa ism Archive des Benedictinerstiftea St. Paul im Lavantthal in K&rnten, 

von Oswald Koller ....................................... ... ... 22ff 

Anzeigen muaikhistoriBcher Werke ................... .............. 30. 45 

Einige Brief© von Miller und J. G. Walther ............... ............. 51 

Zur Frage des Treble, von Herm. Eichbom ........................ . . 58 

Die Mo&ik in den scbweizerischen Dramen ies 16. Jh., von Dr. W. Nm§ el-ZQrich 67 
Georg Moffat and sein Morilegiam L t mm L. 8toMbrock .................. 87 

Zwei nnbekannte Meier, von Dr. W, Nagtl ............ ................ M 

TotenliBte dee Jahres 1889, verfasst von K LUitner ..................... 96 

Nachtr&ge and Verbe&eerungen ........ . . ......... ....... ..... 223 

Girolamo Fantini, ein Virtuos dee 17. Jha. and seine Trompeten - Schule , von 

H. Eichbom ..... ............... .................... .......... 112 

Fhilipp von Vitry, von F. Bohn ...... ................. .... ..... ... Ml 

Mnaikalieche Wettstreite und Muaikfeste in 16. Jh., von Dr. H. M. 8chleiterer 181 
Zu Baden undenn heifeen Stein, von W. Tapperi ....... ......... 207 

Km onbekanntea ZOrcbar Geaangbach, von Th. Odinga . ....... ......... 213 

Ein Liederbuch von Oeglin, von Eitner ..... ....................... . . 214 

Unbekannte Muaik - 8ammel werke im british Muaeam, vo« W. Barclay Squire 217 

Mitteilangen aller Art 16. 82. 48. 63. 83. 105. 139. 179. 196. 210. 225 

Bechnongalegang ............ 224 

Namen- and Sach-Kegister. ......... ........... ......... ........... 227 

Fehlerverbeeaerung ........................................ 234 

Beilage: 

Katalog dex Maaik-Sammlang der Kgl. dffentl. Bibliothek in Dresden. (Schlusa.) 



Xkram- nrnA korretpoiidieffniidt* Mitglied. 
Raymnnd SchlecM, geistlicher Bat in Eicliataett 



OrdntUehft JUtglindnr. 



J. Angersteui, Rostock. 

Adolf Auberlen , Pfarrer , Hassfelden 

(Wnrttembeig). 
Fr. J. Battiogg, Expositus in Gurtis. 
Wilh. B&nmker, Kaplan, Niederkrichten. 
H. Benrath, Bedakt. d. Hbg. Korresp., 

Hambnig. 

Btek BertUng, Verlagsbuchh. a. Anti- 

quariat in Dresden. 
Bev. H. Bewerunge. Meynooth (Irland). 
Ch. Ft. le Blanc, Kaplan, Everdingen 

b. Utrecht 
H. Bdckeler, Domchordir., Aachen. 
Dr. Boecker, Pfarrer in Fischeln. 
Dr. 1. Bonn, Organist, Breelan. 
P. Bohn in Trier. 
Gmwg Brmtfiach, Frankfort a/M. 
Dr. W. Braune, Prof., Giessen. 
Breitkopf & Hartel in Leipzig. 
Theodor Carstenn, Kantor, Elbing. 
C Dangler, Colmar i. Els. 
Dr. Alfr. Ddrffel, Leipzig. 
Dr. Herm. Eichborn, Assessor a. D., 

Possenhofen in Bayera. 
Dr. Im. Fai&t, Prof., 8tuttgart 
Dr. f . Fraidi, Graz. 
Edm. Frieie, Musikdir., Offenbach a. M 
Th. Graff, Pforzheim. 
Fnmi Xaver Maberl, Begenabnrg. 
J. Ev. Habert* Organist, Gmunden. 
8. A. E. Hagen, Kopenhagen. 
Mich. Haller, Ghorreg., BegensbiHg. 
Dr. Bob. Hirschfeld, Wien. 
Dr. 0. Hostinsltf, Prag. 
Prof. Dr. Otto Kade, Muaik#r., Schwerin 

i M. 

Dr. Alfr. Chr. Kalischer, Rutin. 

C. A. Ktamm, Leipzig. 

Prof. Dr. H. A. Kostiin, Friedberg i. W. 

Oswald Koller, Prof, in Kremsier . 

0. KornmulJer, Kloeter Metten in Nieder- 

bayern. 
Dr. Richard Knlik, Wien. 
Alex. Kraus, Baron, Florenz. 
Emil Kranae, Hamburg. 
Moritz Lentzberg, Lemgo. 
Leo Iiepmaniiaaonn, Berlin. 
Frh.v. Iiliencron, Klosterpropst, Schleewig. 
G. S. L. L6hr, Southsea (England). 
Dr. J. Lorken, Wilnadorf. 
Karl Lostner, Wiesbaden. 
Ednaid Maa fe , Charlottenburg b. Berlin. 



Georg Mask©, Oppelm. 

Dr. Melde, Prol, Marburg. 

FDsiherr von Mettingh, Nornberg. 

Therese mm MiMta, Bonn. 

H. P. Jos. Moonen, Venlo (Holland). 

Isnmr Mtihsam, Berlin. 

Dr. Hans Mtiller, Berlin. 

Dr. W. Nagel, Zurich. 

Fr. Niecks, Domfries (Schottland). 

F. Cortiua Nohl, Doiabusg. 

M. Mots, Musikdir., Cannstadt i. W. 

H. Pardall, Wolfenbuttel. 

Albert Quantz, Gdttingen. 

Ernst Julius Richter, Pastor in Amerika. 

Dr. Hugo Riemana, Sondershausen. 

Giulio Roberta, Tiuin (ItaheaX 

F. BodiUmrg, Dir. d. GtoiL-V Kaiaew 
lantern. 

Paul Bonge, Oolmar i. Els. 

G. Schefer, Buchh&ndler, Berlin. 
Dr. Wilh. Schell, Prof., Karlsruhe. 
D. F. Scheurleer, im Haag. 

Jos. Schildknecht, Hitekirch (Scbweiz). 
Dr. H. M. ScMetterer, I^feimaMta, 

Augsburg. 
Otto 8chmid, Dresden. 
Johannes Schreyer, Dwsden. 
Rick 8chumacher, Berlin. 
F. SAweikert, Karlarahe (Baden). 
*F. Simrock, Berlin. 
Jos. Sittard, Hamburg. 
F. Z. Skuherskft Direktor, Prag. 
Dr. H. Sommer, Prof., Weimar. 
Wm. Barclay 8aoire, London. 
Hugo Steinitz, ttreslau. 
C. Stiehl, Musikdirektor, Ltibeck. 
Fr. Stober, Santiago (Chile). 
Beinhold Succo, Musikdirektor, BerHn. 
Wilhehn Tappert, BerMn. 
Universitats-Bibliothek in SnrnfiBbaw. 
Leopold Unterkreuter, Pfarrer, Oberdraa- 

burg in Karnten. 
Joaq. d© YaaoonoeUoai Porto (PortngaBL 
Dr. Emil Vogel, Berlin. 
C. Walter, Biberach hJBh. 
W. Jos. v. WaaetewsM, Blankenburg L H. 
Wilh. Weber, Augsburg. 
Ernst von Werra, Chordir., Konstans i B. 
Jacob Wfist, Stiftskaplaa mmi Chordirekt, 

Luzern. 
Dr. F. Zele, Berlin. 



Bob. Eitner in Templin (U.-M.), Sekretftr der Gesellschaft. 



fur 



MUSIK- GESCHICHTE 

herausgegeben 

von 

der Geeellsehaft fiir Musikforsohnng. 



IE. Ja&riaiii. 

1890. 



Preii dec Jahrganget 9 Mk. Monmtlioh ortonaint 
•in© Nummer Ton 1 bis 8 Bogen. Intertionsgebahrtn 
ftLr die Zeile 80 PI 



Kommiaiiomrerlftg 
▼on Breitkopf A H Uriel in L«ipiig. 
B«itollungen 
nlmmt Jede Bnch- and Musikhandlung entgtgen. 



No. L 



Die soziale Stellung der Musiker im 18. Jahrh, 

Man ist so gern geneigt die gesellschaftliche Stellang derselben 
gleieh der eines Bedienten darzastellen. Allerdings, wer sich gegen 
eine bedientenhafte Behandlung damals nieht energisch wehrte und 
wem die Natar nicbt eine achtunggebietende Persflnlichkeit verliehen 
hatte, dem war das Los besehieden, zeitlebens als Kammerdiener be- 
bandelt zu warden. (Gar maneher Masiker weifs sieh heate auch 
keine hOhere gesellsebaftlicbe Stellung zu verscbaffen.) Wenn man 
aber glaubt, dags dies das Los des Musikers damals darcbweg war, 
so ist man sehr im Irrtum. Gluck, Mozart, Carl Ditters (v. Ditters- 
dorf), Quanta, Graun, Kirnberger, Beichardt und viele andere ver- 
standen es sehr wobl dem Adel gegenOber ihre Stellung zu wahren 
und sich ibnen als gottbegnadete Etinstler gleich zu stellen. Haydn 
lernte diese Eunst allerdings erst in spaterem Alter, genoss sie dau t 
aber auch in erhdhtem Mafse. Man darf die Anrede mit Er, welche 
einst gebr&ucblieh war, nieht als einen Grad von Erniedrigung an- 
sehen. Sie bildete ein Mittelglied zwischen dem Du und Sie und 
jeder hdher Gestellte redete den unter ihm Stehenden mit Er an: So 
der Vater seinen Sohn, sobald er ins Leben eintrat, der hChere Be- 
amte seine Unterbeamten, und die Anrede mit Sie war nur bei gleieh 
hoehgestellten Personen ttblicb. Bedete doch der einstige Oberbiblfo- 
thekar an der Egl. Bibliothek zu Berlin, der Gebeimerat Pertz, noob 
in dem Anfange der 50er Jahre unsers Jahrhunderts jeden jungen 
Mann mit Er an. Man findet in unseren musikhistoriscben Werken 

MoMtah. £ MMikgMob. Jahrg. XZIL No. 1. 1 



2 Die soriale Stettung der Mmikm im 18. Jahrh. 

neueren Datums dies Thema oft in recht einseitiger Weise besprochen 
und eine Darstellung, als wenn der Eiinstler damals sieh seiner 
Meiseieiwird© vOllig unbewusst gewesen wire. Is wird hierbei m 
gern die Selbstbiographie Dittersdorfs angeftthrt, urn die damalige 
gesellschaftliche Stellang des Musikers zn kennzeichnen, jedoch tit- 
weder ans Flichtigkeit oder absichtlich der Wortlaat der Dittersdorf- 
schen Darstellang verdreht, denn sie sagt gerade das Gegenteil ioi 
dim, was bewiesen werden soli. S. 127 scbreibt n&mlich Dittersdorf 
in seiner Selbstbiograpbie (ediert von Earl Spazier, Lpz. 1801, Br. 
& H.), als ihn der neuerwfthlte Theater- Intendant n Wien, Graf 
von Spork, mit Er anredete: „Mir fuhr das Er gewaliig vor den 
Eopf. Ew. Exeellenz halten mir zn Glade, antwortete ich, ich weife 
nicht wie ich dazo komme, dass Sie mich Er heifsnn. Ich habe 
afters die Ehre gehabt, bei Ew. Exc. Vorfahr a. andern Esl. Geh. 
B&then zn speisen, a. keiner von ihnen hat mich Er geheifsen. So 
eine Herabsetznng bin ich nicht gewohnt and beleidigt mich. 44 Ditters 
war damals noch ein janger Mann von 25 Jahren. Und S. 150, als 
er zum Bischof von Grofswardein kam f nachdem der Prinz von Hild- 
barghausen, der ihn erziehen liefs ond wie einen Sohn behandelt 
hatte, gestorben war, an dem Bischof abermals einen v&terlich ge- 
8innten Preund fand : „Ich bitte Ew. Exeellenz noch mm eine Gnade: 
dass mich Ew. Exc. statt Sie, Du nennen. Ich bin von meinem 
vormaligen Herrn, dem Prinzen von Hildbarghansen, der Vaterstelle 
bei mir vertrat, so gewohnt, und da Sie nanmehr so v&terlich za mir 
handeln, so bitte ich um diese Gnade. Worauf der Bischof nach einigem 
Besiiiei antwortet : da Da mich za deinem Vater haben willst, so 
wirat Da mir auch erlauben, dass ich Dich als meinen Sohn betrachte. 
Dabei trocknete er sich die Thrliei, die aus seinen Aogen hervor- 
quollen. 44 Hierans die bedientenartige Stellang der Mosiker im 
18. Jahrh. za folgern, weil D. am das Do bittet, „er wire das so 
gewohnt* 4 , ist doch l&cherlich. Aber die Herrn Musikhistoriker ge- 
wissen Ranges reilsen einzelne S&tze aus dem Zusammenhange, mm 
ihre eigenen falschen Vorstellangen mit Beweisen zu belegen, and 
fthren Andere dadurch irre. Bob. Miner. 



Eke Bitticimft Georg Cupur Seh&rmaim's. 



s 



11m© Mttsclrlft Georg Caspar ScMrmann's. 

Ai 

EL Hoch Edl. Hocfaw. Raht der Stilt 
Braunschweig 
gsrlehtsta unterdienstl. Bill© 
pro 

salvo condueta speeiali & eommunicatione actoram & termino ad 
dedaeendam innoeentiam simul cum subaidial. si coaqwreidaia 
probationem idoneam pp. 

(?) 

Georg Caspar Schtirmann 

Supplicanten. 

Hoch nd Wohl Idle, Veste, Hochgelabrte Hoch and Wohlweise 
Qri&giistlf Hochgeehrte Herren. 

Iw. Hoch and Woll Edl. Herr. werde gemtifsiget, mit diesen 
unterdienstl. vorzustellen, wie dafs nealicher Zeit, alls Ihro HochfQrstl. 
DorehL si Braunschweig Lfineburg meine Wenigkeit nebst anderen 
virtuosen ass Hamburg zur execution dasiger operen beruflen lassen, 
ss sieh in der Zurftckreise begeben, dass da ieh nebst andern meinen 
Plats bey MonsJL Vogel auf dem Wagen eingenommen, wegen vor- 
gefallenen Aufenthalt aber wieder abgestiegen, und an den genom- 
ffiSBti Ohrt meinen Mantel liegen lassen, im wiederkehren befunden, 
dass einer von unserar Gesellschaft nahmene Johann Harder Mailer 
sieh tiff meine Stelle gesetzet, deshalben dawieder, doeh mit allem 
Glimpff protestiret und ihm ersuchel, wail dies© Stella bereits occupiret, 
Er sieh an einen andern Ohrt zu seisen belieben mdehte; will aber 
gedachter Millar mir zur Antwort gegeben, Er achtete das nicht, ill 
dsmnach darsitzen bleiben wolte, und wieder alias mala Einreden 
obstinate bey seinen Vorsatz verharret, so habe so wol auf Zureden 
der Compagnie, dass ir bekannt gerne Bfcndel anzafangen, alls aueh 
ohndem aus Liebe mm Frieden diesen Menschen gutwillig gewichen 
und raieh auf einen andeni Ohrt gesetzet; und bescheidentlich den- 
selben ,1m Beyseyn iar niaim n verstehen geben, diss Ihm disss 
stole gerne Yon Anfang an gelassen, wenn seiches nur gewssst, mi 
mit H5fflichkeit yon ihm darumb weere angesproehen worden, and 
daraoff weiter niohts arges denkend mit der Oompagnie, fortgereyset. 
Alls wir iter etwas forms der guten St tit Braunschweig nahe beym 
Gerieht ankommen, begehret der Mdller, dass der Fuhrraann still 
hdtta und Ihm absteigen lassen mdge, mi anfangs seinen Behorff 

l* 



i 



Eine Bittschrift Qmtg Caspar Sebtirmaim's 



verrichtefc, naehmals mieh zu sich hinantergefodert, sagende, Br holte 
(?) hier itwas mit mir 11 sireehen (?), ob ich mum wol vom Wagen 
nicbt abtreten, und lieber ctra die Erbarkeit pecciren wollen, und 
8. v. mailt iffair© ail lam Wagen bleibend verrichtet, so babe den- 
noeb auf anreden der Mitreisenden, and dureh nachgeben den Mdller 
abermahl mi raifon zo bringen, wieder willen %um absteigen reaol- 
viren mflssen, gantz keiner Gef&hrlichkeit aber dabey vermuthen g#- 
wesen, so bald aber vom Wagen kommen, unvermuthlich wahrnehmen 
misses, dass der Moller vom Leder gezogen, und mieh bifs an den 
Wagen forciret, ebenfalfs 21m Degen gegriffen, und bin wieder, mein 
Leben zn salviren eine rechtm&fsige Nothwehr zq gebrauchen, wo- 
Fiber leyder darcb einen angltlcklicben Stole der Moller sein Leben 
verlohren and Gott gebe, Selig eingebttsset hat. 

(Es folgen hier l&ngere juristische ErBrterungen tiber die Notwehr, 
zaletzt das) . . . unterdienstliche Sachen und Bitten . . . fiber dies© 
mil abgezwangene Nothwehr Urthel ail Becht ergehen 11 lassen . . . 
Welche sonderbare mildrichterliche Vertheydigung der Unschuld der 
grofse Bichter mit vielen Seegen an Sie and ihre Nachkommen reieb- 
lich vergelten wird, ism ich lag and nacht inbrinstig darutnb and 
umb Vergebung meiner Staden anruffen and Lebenslang verbleiben wil 

Ew. Hoch a. Well Edl. Herr and Grofse (?) 

Dienstschuldigster Knecht 

Georg Otsgsr Schtirmanii. 

(Is liegt bei :) 
Super qualitate Vulneris 
latum Jadieium 
Domini Physic! 
Br, S& 6 Aug, 1807 

Vorstehendes Dokament 1st sir im st&dtischen Archive zn Braun- 
schweig ¥011 Archivar, Herrn Professor Dr. HSssetotBi frenndliehst 
mitgeteilt worden. Nur die Unterschrift rihrl von SchOrmann her; 
sie zeigt indess bereits die festen , etwas gespreizten Zflge seiner 
gplterei Handschrift 

Dafs SchOrmann 1697 an im Braunschweigischen Hof gekoannen, 
war bekannt; eine Bfickkehr nach Hamburg finde ich dagegen air- 
gilds erw&hnt. Zun&chst wird die Forteetzung und auch die Wieder- 
aufnahme der Beise, die so verh&ngnisvoll begonnen, wohl gericbtlieh 
verbindert worden sein and vielleicht lit der mitgetheilte Vorfall g» 
der Aito daza gewesen, diss aus dem kurzen Qistepiel zar lit der 
Sommermesse alsbald ein dauernder Dienst hervorgegangen 



Bi® Toakaast der Babylonier and Aasyxer. § 

Ob Sdiirimii, deseen Lebensamst&nde leider sehr im Dankel 
liegen, damals wirklich nooh „Alti8t" gewesen 1st? Jane That, die 
doeh immerhin die Ftihrang slits Degens fomisseliss lisst, ebeneo 
im Verhalten Millars and der andern Mitreisenden iirfte it© An- 
nahme eines so jagendliehen Alters naheza aassehliefsen, aaeh h&tte 
dann der Verfasser der Bittsehrift die Verwertung eines daraas her- 
zoleitenden Milderangsgrandes sehwerlieh sich entgehen lassen. 
Anderereeits freilich mhmmt auch die Angabe, naeh welcher SehQr- 
mann im Jahre 16SI geboren sein soli, wenig glaubwflrdig m seiB. 

Br. Hans Somdf, 



11® Tonknnst der Babylonler mid Assyrer. 

Von Xonrad Neefe. 

Sowenig wir anch bisher dareh die im den Bainen der Stadt 
Niniveh anfgefuodenen Palast-Skolptaren und Keilschrift- Fragmente 
•is der Bibliothek das Kings Assarbanipal Qber die masikalische 
Kultnr feel den alien Babyloniern (Chald&ern) sal Assyrern Im Be- 
sonderen Aufsehlass erhalten, indem sie sich bislang fiber das Ton- 
system iifjsar Kaltnrv5lker yOllig aasgeschwiegen haben and aach 
menschlieher Berechnang nach fir alls Zeiten ausschweigen werden, 
m mil es 11s doch seheinen, als ob jene Momeate — die Skalptaren 
and Keilscbrifttexte — geeignet wires, wenigstens ein ano&hemdes 
Bild von ism Charakter ihrer Tonkunst 11 geben. 

Wenn non schon den Fachmann das Ergebnis der nachstehen- 
den Untersaehang nicht zu befriedigen vermag, so dOrfte doch jeder 
Versoch, tlber diese terra incognita , an der Hand des von der 
Assyriologie zur Zeit gebotenen Materials, einige Liehtstrablen zu 
werfen, its Dankes wert sein. 

Bam Verfesser sell hierbei lie Poesie der Babylonier and As- 
syrer den wsstitlfafasto Stitzpukt bieten. 

W&hrend noch vor kaam einem Jahrzehnt besonders von dem 
Pariser Orientalisten Ernst Renan wit aller Entsehiedenheit der s#- 
mitisehen VOlkerrasse die F&higkeit sir Erzeagong eines Natioaal- 
Epos abgesproehen worde, ist dareh die epochemacheaden Enir 
deekongen des englisehen Asgyriotegsa G. Smith anwideriegbar msh- 
gewiesen worden, dass die Babylonier and Assyrer jene diehterisehe 
Einbildangskraft besafeen, vermdge deren bei ihnen ebensogut ein 
Nationalepos entstanden ist, wie as alle axiaehen KulturvOlker aafcaweiaeo 



Die Tonkonst der Babylonier md Assyxer. 



haben. Dabei fand aber sehon der franzOsisehe Gelebrto Francois 
Lenormant mit feinem Iritischii Sinn heraus, diss die babylonisch- 
•ssyrisehe EpopOe (Nimrodepos) im Vergleich zo den arisehen Epen 
•ilea weniger heroischen Charakter habe. 

ff Bii8 babylonisehe Epos wandto sieh mehr der Erz&hlung dee 
Wunderbaren zu, w&hrend wir in dem, was davon ttbersetzt woriea 
ist, nichte yon dem so lebendigen nd erregten Aosdraeke menscb- 
lieber GefQhle vorfinden, wie ihn die Dichter Griechenlands, Indiens 
and — figt der Verfasser binzo — Persiens ibren Werken zu yer- 
leihen wosston, ond wie er eben diese unsterblich machte. Wohl 
siid bei den Indern (and Persern), wie bei den Griecben die Heroen 
ihrem (Jrsprange nach gdttliche Conceptionen, irdiscbe Gestalten der 
GOiier; doeh skd sie in der Poesie von diesen strong unterschieden and 
abgesondert: sie bilden eine eigene Elasse fir sieh. Is sind durch- 
aos nicbt immer die Gutter selbst, welche mit Beibehaltang des Namens, 
nnter dem man sie verehrt, in alto KOnige verwandelt werden, die 
•to irdiaehea Leben fQbren ond den Schwftehen der Sterblichen ontor- 
worfen sind, wie Izdabar in den Dokomenten, welche Smith bearbeitet 
hat", 

Dem Geist und Wesen, welebe in der epischen Diehtnngsart der 
Babylonier nnd Assyrer aasgepr&gt sind, entsprechen aber aueh ihre 
lyrisihii Ergflsse. W&hrend sieh jedoeh bei beiden — Epos and 
Lyrik — die Gedanken darehweg im rhytbmisoben Ebenmafse der 
einzelnen Satzglieder entfalten, spricht sieh ganz besonders noch in 
ihren lyrisehen AusstrOmungen eine religiose Innigkeit and ein tief- 
enpfandenes Stadenbewasstsein ais, wie man m nor in den Pealmen 
der „heiligen Schrlft" anzntreffen vermag. Der Jenaer Professor Eber- 
hard Schrader*) war us, welcher ins zaerst in deotscher Sprache eine 
Blnoienle8e assyrisch- babylonischer Gediehte aus Keilschriftfragmentaa 
firstindHih machte nnd in seinem Kommentar daza mehrfaeh daranf 
hinwies, dass Wesen nnd Geist derselben mit dem der hebrftisehen 
Poesie nahe und eng verwandt seiea. Vermntlich dienten diese nnd 
ifenliehe Gesftnga litnrgisehen Zwecken and warden in den arehitek- 
toBiMii gro&artig angelegton Tempeln der Assyrer mit Monk anfgefohrt* 

Tails die dialogisebe Abfassnng, toils der Strophenbaa deaten 
daraaf bin, dass die babylonisch - assyriseben Boftpsalmen ond religidsen 
Hymnen beim Gottesdienste, wie die israelitischen Weohselges&nge, 



*) Eb. Selomiir „Die Hffllenfalirt der Istar. Em altbabyloniflchea Epoe. Netaft 
Freben amymcber Lyrik 41 . Giefeen, 1874, 



Die Tonkmiit der Babylonier mi Aasyrer. \ 

mm einem Oder mehreren Halbchftren ml dim Gesamlehore, oder 
einem priesterlichen Vors&nger ill dem antwortenden Chor der Ge- 
meinde vorgetragen warden. 

In erster Linie gehfirt hierher folgendes Fragment einee baby- 
lonisehen Bafspsalms von dem die Verse 2 bis 6 dem lifter, 7 and 8 
dem Priester, 9 bis 13 dem Bfi&er and 14 bis zom Schlnss wiederom 
dem Priester in den Mund n legem sell dfirften. 

1. Is werfen nieder das Antlitz die lebenden Wesen. 

2. leh, dein Knecht, foil Seafzens rafe ich za dir. 

3. Wer sttndhaft ist, dessen inbrflnstiges Flehen nimmst li an, 

4. Blickst da einen Menschen erbarmend an, so lebt dieser Menseh. 

5. Maehtbaberin fiber Alles, Herrin der Mensehbeit! 

6. Barmherzige, der sich zuzawenden gut ist, die annimmt das 
Seafzen! 

7. W&hrend sein Gott and seine Gfittin ihm zfirnen, reft er dieh an. 

8. Dein Antlitz wende ihm za, ergreif seine Hand! 

9. Au&er dir giebt es ja keine reehtleitende Gottheit 

10. Trealieh blick erbarmend aaf mich, nimm an mein Seafzen! 

11. Sprieh : „Wie so lange ich? u and dein Gemfith besftnilige siehl 

12. Bis wann, meine Herrin, mdchte sich zawenden dein Antlitz? 

13. Gleich Taaben klage ich, von Seafzen s&ttige ich mich. 

14. Vor Weh and Ach ist voll Seafzens sein Gemfith. 

15. Thr&nen vergiefst er, in Elagerafe brieht er aas.*) 

Bei nachstehendem Bufspsalm nehmen wir aafterdem eine Wieder- 
holang gewisser dichterischer Bedeformen wahr, die aaeh aaf die 
Wiederkehr feststehender Tonphrasen in der Melodie za diesem Liede 
achliefsen l&sst. Derselbe laatet in der treffliehen Zimmern'schen 
(Tbersetzang**) wie folgt: 

1. 0 Herr! meiner Sfinden sind viel, grofs sind meine Missethaten 

2. Mein Gott, meiner Sfinden sind viel, grofs sind meine Misse- 
thaten! 

3. Meine Gottin, meiner Sfinden sind viel, grofs sind meine Misse- 
thaten! 

4. Bekannter, anbekannter Gott, meiner Sfinden sind viel, grefs 
sind meine Missethaten I 



*) Mit Aiseehlnaa der ersten Verszeile (welohe Fritz Hommel'B tftenetoung in 
dessen Werke: „Die Semitischen Volker und Sprachen". Leipzig, 1883. 8eite 321 Eg. 
entnommen ist) nach der Verdeutechung von Dr. Heinrich Zimmern „Babylonische 
Bufepsalmen". Leipzig, 1885. Seite 9 and 10. 
**) Heinrich Zimmern a. a, 0., Seite 63 fig. 



8 



Ha Tonknnst inr Babylonier mil Aisyrar. 



5. Bekannte, anbekannte GOttin, meiner Sflidem sind vial, gro& 
ski meine Missethaten! 

6. Die Stinde, die ich gethan, kenne iob nicht; 

7. Die Missethat, die ieh begangen, kenne ich nicht, 

8. Das Laid, das meine Speise ward, — nicht weifs ieh's, wie? 

9. Das Ungemach, das mieh niedertrat, — nicht weils ich's, wie? 

10. Der Herr hat im Zorn seines Herzens micb angeblickt, 

11. Der Gott hat im Grimm seines Herzens mich heimgesacht, 

12. Die Gittii hat wider mich gezflrnt and in Schmerz mich ge- 
bracht, 

IS. Bekannter and anbekannter Gott hat mich bedr&ngt, 

14. Bekannte and anbekannte GfJitim hat mich in Leid gebracht. 

15. Ich sachte nacb Hilfe, aber niemand fasst mich bei meiner Hand; 

16. lcb weinte, aber niemand kam an meine Seite. 

17. Ich rofe laat, aber niemand hilrt aof mich; 

18. Leidvoll liege ich am Boden, blicke nicht mi 

19. Zi meinem barmherzigen Gott wende ich mich, laut seafze ich; 

20. 0 Herr, bliek erbarmend aof mich, nimm an mein Flehen ! 

21. 0 Herr, deinen Knecht, stQrze ihn nicht! 

22. In die Wasser der Hochflat geworfen, fasse ihn bei der Hand! 
28. Die Sflnde, die ich begangen, verwandle in Gnade! 

24. Die Missethat, die ich verttbt, entfahre der Wind! 

25. Beifs entzwei meine Schleehtigkeiten wie ein Gewand! 

26. Mein Gott, meiner Sflnden sind sieben mal sieben, vergieb 
meine Sflnden! 

27. Meine Gftttin, meiner Sflnden sind sieben mal sieben, vergieb 
meine Sflnden! 

28. Bekannter, anbekannter Gott, meiner Sflnden sind sieben mal 
sieben, vergieb meine Sflnden! 

29. Bekannte, anbekannte G5ttin, meiner Sflnden sind sieben mal 
sieben, vergieb meine Sflnden! 

30. Vergieb meine Sflnden, so will ich in Demut vor dir mich 
beagen. 

31. Dein Herz, wie das Hers einer Matter, die geboren, erheitere 
es sich, 

32. Wie eine Matter, die geboren, wie ein Vater, der ein Kind ge- 
zeogt, erheitere es sich! 

Die magischen Gesftnge von den sieben Geistern, „die alles 
nor erdenkbare Unglflck flber den Mensehen bringen," zeigen us 
gleichfalls einen vollkommenen Paralielismas membroram. Das folgende 



Die Tonkunst dor Babylonier mid Aaqyier. 



i 



Fragment*) von einem solehen beginnt and endet mit demselben Refrain. 
Fr. Hommel nimmt an,**) dass ii@g© mi ahnliche Beschw5rnngsformeln, 
welehe insgesamt mit dem stereotypen Anrnf an lei Qeist des 
Himmels oil den der Erde enden, von den Zauberpriestern oder 
Magiern liter mannigfaehen Ceremonien in einem Tempo recitiert 
warden, li Steigernng der aaszasprechenden Gedanken wird in Vers 
2 big 4 gesagt wo? sieben geheimnisvolle Wesen seien; ii den Versen 
6 bis § wird us waiter vorgefQhrt, wis? das Wesen derseiben ssi f 
and die Schlussverse 10 Ms 14 geben ebb endlieh die Antwort we?? 
die fl SIib«T sind. 

1. Sieben siii sit, sieben sind sie, 

2. li der Tiefe des Oceans sieben sitl sie; 
8. In iss Himmels Ather sieben sind sie, 

4, In der Tiefe iss Oceans, der grofsen Behaasnng, wachsen 
sis aaf; 

5. Niebt m&nnlich slid sis, niebt weiblieh ski sie, 
i. 81% wie weithinstrablende Liehter sind sie. 

7. Ein Weib nehmen si© niebt, Kinder erzeogen si® nicht, 

8. Ordnung ail Sitte ktiiei sie nieht, 

9. Gebet asfl Flehen erh5ren sie niebt. 

10. Wie iii wiides loss aaf dem Gebirge wachsen sie aaf, 

11. Des Gottes Ea***) Feiidi slid sis, 

12. Die ThrontrSger der Gutter sind sie. 

IS, Urn die Wags zu verwQsten, iagern sis mi der Landstrafse, 

1L Mm ski sie, b§s@ sind sie, 

lit Sieben sind sis, sieben sind sie. :|: 

1§ 9 Gesster des Himmels, besehw5ret f Geister der Erde, beschwdret! 
Weniger schwangvoll nnd kanstm&fsig waren lie im Volke ent- 
st&ndenen knrzen Singgedichie, wiewohl aueh ibnen die rhjthmische 
Gliederang der Gedanken ond Bedewendungen nicht abgeht. Dm mdge 
ma? folgsndes Lied zeigen,t) welches nach einer Bemerknng Lenormant's 
jedenfalls be! einem l&nd lichen Feste gesungen wurda, and dem man 
einen gflnsten Einflass aaf das gate Gedeihen der Ernten zaschrieb: 



*) Unter Benutsang der Schrader'schen tJbersetzung md dsr Cl*ertragaEg von 
Fr„ Homme! („Die Semitischen Toiler und Spr&ehen.") Leipzig, 1883, Seiie 366. 
**) Ebenda: Seite 304. 

***) En wm der eigeatiicbe Schatzgeist aller Bedringten mi Leidenden. 
t) Fr. Lenormant: „Die An&nge der Koltur". Autorisierte deutgehe Auagftbft* 
Jena, 1875, Band U t Beite 147. 



10 



Die Ttakonst 4«r Babylooier mi Assyier. 



Strophe: Due Getreide, its siofa wiprrishtol, 

wind gelangen nil lid seines gltoklicheii WMh* 
tans; 
Das Geheimnis daftr 
wir kennen is. 
Gegenstrephe: Das Getreide des Obiffisgis 

wird gelangen iim Ziel seines glflckliehen Wachstams; 
Das Gebeimnis daftr 
wir kennen es. 

Der Um8tand nan, dass die lyrischen Aosstrimtigei der Baby- 
lonier nd Assyrer meist religidser Naiar waren, giebt nns den 
Hinweis, dass auch ihre uosikalisehen Begnngen torwiegend einen 
sulchii, d. i. wOrdig-erhabenen Charakter trngen. Dazn kommt, dass 
sieb in ihren episehen Erzeugnissen ein defer Weltschmerz offen- 
bart fiber die Verg&nglichkeit der Natar and die Sterbliehkeit des 
Mensehen, wie er in dem oral ten Klagegesange soil Aosdraek kommt, 
weleher allj&brlich am Feste des Tammaz (d. i des babylonisehen 
Adonis) von den Priesterinnen der Iatar (d. i. der ehald&iseh-assyiisehen 
famis) anter Mitwirkang mm ^krystallenen" Fl6ten oder „Imbftbo 44 *) 
and „schweren" Saiteninstramenten (d. i. Harfen welehe mit Mieh 
8teinen verziert waren) angestimmi worde.**) 

Ob nan zwar der Adoniskaltos syriseh - phOnikisehen Urspraigs 
ist, unverkennbar trilt er ons bei den alten Babyloniern in seiner nr- 
sprQngliehstei} and reinsten Form entgegen. Denn die ersten Ge- 
ftthle, welche den Menschen bei Betraohtang der dabinwelkenden 
Vegetation and seiner eigenen irdisohen Hlili ankommen massten, 
kannten nor mafslos-traariger Art and ibr Aasdraek darch Mosik 
nar ein dementsprechender sein. Die sinnliehe Freade, die wilde 
Begeisterang and Sehw&rmerei fiber das Erwaeben and Aafblfihon 
der Natnr, welehe namentlieh in Phrygian bei demselben Kukaa and 
in Hellas bei den orgiaatischen DionyBosfeiem darch die sogenannto 

*) Die FhSniker nannten ihre Platen, die sie an Elfenbein fertigten, „Abuba", 
and bei den Bdmern hat rich der Strain dieses Wortes in „ambubaja", d. h. die 
FlStenbliaerin, erhalten. 

**) Man vergleiche hierza die Erklirung zoi Betars der ^BSllenfehrt der 
Istar" mm Br. Alfred Jeremias. Inaog.-Diss. tat Erlang. des philos. Doktorgmdes 
der Universrt&t Leipzig. Mfinchen, 1886; ferner „Die babylonisch-assyrischen Vor- 
steUnngen Torn Leben nach dem Tode" von demselben Verfasser, und zwar mb 
,,Verbessenmgen a m Seite tS f Zeile 56, sowie anch die Zusatebemerkungen des Prof, 
Br. Medr. Dettftndi m „Babyloniache Bnlkpsalaieii" ton Dr. Heinrieh Zusmim." 
Leipiig, 1885. Seite 117 (Passos 5 ton oben). 



Die Tonkuust der Babylonier iiai Kmymr. 



11 



„phrygwche" Tonweise mnsikaKscb mt Atssprtah© gttegtt, war 
mcherlieh erst Mm sp&terer Zusatz si den Adonten, welches die 
„reinigende and lftaternde Offenbar angsreligion 1 * von den Babykmiern 
si alien Zeiten ferngebalten hat 

Wiewohl es mil der fftrmlichen ill conventionellen Praeht its 
ceremoniell entwiekelten Hoflebene der babyloniseh-assyriseben Heir- 
seher In Einklang stand, dass sie Ii ihrer Umgebung Masiker and 
Singer batten md, gleieb den grefsen ftgyptischen Pharaonen der 
XVIII. and XIX, Dynastie, auf Heeresztigen ibren ganzen Hofstaat 
mil mk m ffihren pflegten, so fehlt one doch bislang jeder Beieg da- 
ftbr, d&ss aneh im Feldiager If sailer im MM las KOnigs wiritei* 
anf dem Marsche dnreh ihr begleitendes Spiel die Qesftnge der Krieger 
belebten oder gar dareh den selbet&ndigen Vortrag einer Tonweise m 
Kampfesoant begeisterten. Is wftre daber wobl za begreifen , wenn 
si* ii dieser Hinsieht ganz dieselbe Gepflogenheit batten, wis ihre 
Stammesbrtider, die Hebr&er. Aueh diese kannten eine Marseh- 
rnusik nicht, wie es der Yerfasser in der „Allgemeinen Masikzeitang" 
won 0. Lessmann (Charlottenbarg), XI? . Jahrgang, No. 2, S and 4 
la flberzeagender Weise nachgewiesen ii baben glanbt. An der That- 
snub©, dass ski die geordneten Beihen dea hebrftiscben wis baby- 
loniseh-assyrisehen Fafsyolkes thanlicbst im Gleiebsehritt fortbeweg- 
ten, wird hierdarcb nicfate geftndert. lis Trugscblass aber wire es, 
wens* taan folgern wollte, dass im Gleicbtritt ohne Marsebmosik nicht 
denkbar wire and bei alien alten KnltarvOlkern Its n rbythmische 
Regalati?" desselben hfttte sein mftssen.*) 

*) H Beitrag* sur Geschichte der Milit&rmtiftik" wm W. Tappert im lt Mu8ikaltechea 
Wocbenblatt". Leipzig. Red. E. W. Fritzsch. XIX. Jahrgang, Nr. 14 bis 23. — 
tTbrigena darf man as rn.it dem Begrif© „G!eicbtritt" nicht allzu angetlich nehmen. 
Es fat ein Irrtom, worm H. W. Tappert meint, die Soldaten anaerer gescblossenen 
Heereskdrper wfirden sioh ohne Gleiebtritfc „ife Mmkm sMamimt^ Auf den Manche 
warden bekanntlich die Glieder-, Sections- and Zugaabatande gw&er Ms auf dem 
Paradeplatze uad bei Vorsteiltmgen , and selbst die beat-gedrillte und wobl- 
diaziplinierte Mannachaft einer einzigen Kompagnie ger&t bei Feld- oder tJbungs- 
mErschen, trotz der mahnenden Zurafe der Zugftihrer, sebr leicbt in ungleicbes 
Schrittmafe. Der Verf&sser, welcher zu mvben HerbstQbcmgen beigezogen wurde, 
erinnert sich mmh lebhaft, wm mm Kemp&gme-Chef rich damit begnfigte. wenn nnr 
innerhalb der Zlge gleicher Scbritt gehaltaa wurde, Uai mag anch in dem 
mawcliartlgeii Tonstficke eioer spielenden Militarkapelle unsererTage das rhythmische 
Elecaent Boeb so fearig p^ibieron — je laager die Heereasaule 1st. an derail Spitze 
)m* deh btfittdet, imU spater cbmgen die Utta an das Obr der Marscbierenden, 
nad sckon zwm hintereinander manchierende Kompagsieo in im Gee&xntrt&rke 
wm etwa 250 Mum werdea einem wcigeiiddn AtamJfolde gleiehen. 



ti 



Die Tonkonst der B&bylonier and Aaqyrer. 



Wir wissen, duns die Hebrfter ihr masikalisehes Signalwesen 
mi die Asosra-Trompete bei der Eriegfthrang von den Agyptera in 
XVI. Jahrhondert vor der ehristlieben Zeitreehnung ttbernahmen, und 
es kflnnte scbeinen, als ob die Babjlonier and Assyrer diese Signal- 
spracbe n Eriegszwecken Qberhaupt niebt gekannt bitten. Allein die 
Verwendang masikaliseher Signale moss als notwendige Voraassetzang 
einer wenn aach noch so angekttnstelten Strategic anerkannt werden, 
da eine Befeblsgebang mil der menseblieben Stimme oder mit sieht- 
baren Zeichen (Flaggen, Fanale) unter noeh so giistigei Verh&ltnissen 
angesichts so gewaltiger Heeresmassen geradeza anartglieh gewesen 
w&re, mit weleben ein Nebakadnezar, ein Tiglath Pilesar II., 
Salmanassar l¥. f Sargon, ein Sanherib, Assarhaddon oder endlicb mm 
Assarbanipal gegen seine Feinde zo Felde zog. 

Der Gebrauch des hebr&ischen Signalhornes Sehofar lftsst aieh 
bis in die Uranf&nge des semitischen Nomadenlebens zorfickfohren; 
denn die bildliebe Dafstellong*) einer, aaf einem Wanderzoge naeh 
Agypten begriffenen, semitischen Familie an einem Orabmale n Beni 
Hassan (bob dem XVIII. Jahrh. vor Ghr. stammend) giebt nns den 
onwiderlegbaren Beweis an die Hand, dass das Schofarborn zom Erb- 
teil alter semitischen KoltarvOlker gehOrte nnd demnach anch bei 
den Babyloniern and Assyrern im Dienste der Eriegsknnst gestanden 
haben moss. Ein ferneres, wenn aach weniger beweiskrftftiges Zeag- 
nis far die Bichtigkeit anserer Behaaptnng gew&brt aus der j&dische 
Historiker und Archftolog Flavins Josephas**), wenn er im Einklange 
mit dem alttestamentlichen „Bache der Bichter" (Eapitel III, Vers 27) 
Qberliefert, dass der israelitiscbe Bichter Shod, welcher im Jahre 1425 
vor Ohr. den Moabiterkflnig Eglon darch Menchelmord beseitigt hatte, 
nach der Vater Branch vermittelst des Schofarhornes die streit- 
baren Israeliten zn den Wafifen rief, nm das Volk nach einer achfc- 
zebnj&hrigen Eneehtsehaft mit Gewalt zn befreien. 

Oleich den Hebr&ern pflegten auch die Babylonier and Assyrer 
ihren heimkehrenden, siegreichen Feldherrn oder EOnig mit Masik 
and Freudentanz za begrfifsen, wie ein von dem englischen Oelehrten 
and Altertumsforscher Layard in den Buinen des Nordwestpalastee 
ii Eijildschik ausgegrabenes Basrelief beweist. Dasselbe stellt 
einen Trinmphzog babyloniscber Volksvirtoosen dar, welche dem in 



•) Ein iiiit : : Bogn and EMlim bewaflneter 8emite trlgt in wtmur 

Beofaten ein Sehofarhorn. 

**) FUvii Joaephi „Antiqttitatae Jadaeornin." lib. V, Sap. 4. 



Die Tonkunst der Babylonier und Assyrer. 



13 



Susiana einziehenden assyrisehen KOnig Assurbanipal (Sardanapal, 
regierte von 668 bis 626 vor Chr.) entgegengehen.*) 

Zuerst kommen flif M&nner; drei derselben haben kleine trag- 
bare Harfen von der Form eines Dreiecks, die sie mit beiden H&nden 
spielen, w&hrend sie zugleioh naoh dem Takte tanzen. Diese In- 
strumente werden zwischen dem linken Arm nd der Seite gehalten 
lid haben wahrscheinlich an einem Bande am Halse gehangen. Die 
Saiten, deren nean bis zehn an Zahl slid, befinden sieh zwischen 
einem flachen Brette ond einem anfrechtstehenden Qnerholze gespannt, 
durch das sie gehen, fiber dem Querholze 1st eine Hand lis Metali 
oder Elfenbein, nnd am Ende der Saiten h&ngen Quasten herunter.**) 
Der vierte Mnsiker blfist aaf einer Doppelfl&te, wie man sie aaf den 
alt&gyptischen Memnonien sieht, und wie sie aneh bei den Hellenen 
mid Bflmern in Gebrauch waren. Der ftlnfte fihrt eine Art Schlag- 
cither, welche mit einem St&behen gespielt worde. Man erblickt 
dieses Tonwerkzeug aucb noch aof einem anderen, von W. 8. W. 
Yan naebgebildeten Basrelief,***) wo zwei Mnsiker mit einem Plek- 
trum daranf spielen. Diese Instrumente &hneln dem hentigen Santur 
der Araber. Sie bestehen ans einem kleinen hohlen Hasten (Besonanz- 
boden) mit darfiber gespannten Saiten und werden mittelst eines 
Bandes, das am den Nacken geht, getragen. Wfthrend die rechte Hand 
mit dem Plektrum die Saiten anschl&gt, werden sie, urn den riehtigen 
Ton zn treffen, mit den Fingern der linken Hand niedergedrflckt. 

Auf die fftnf M&nner folgen sechs musicierende Franen, von denen 
vier die Harfe spielen, eine die Doppelftote bl&st und die sechste eine 
Handtrommel schl&gt. Letztere ist dem Tabl oder der Tabala der 
orientalischen T&nzerinnen sehr fthnlieh, und wir dflrfen vielleicht 
dieses Tonwerkzeug als den Urahnen des hebrftischen Toph (Adufe) 
bezeichnen. Die dbrigen Teilnehmer dieses Triumphzuges begleiten 
die Musicierenden tanzend und mit taktm&fsigem H&ndeklatschen, wie 
es namentlich bei den alten Agyptern und Hebr&ern flblich war. 

Es dflrfte hier der Ort sein, wo ein Hinweis angezeigt ist, dass 
die Behauptung des Prof. Dr. Emil Naumannt) mindestens als 

*) A. H. Layard ^Discoveries in the ruins of Niniveh aus Babylon". London, 
1868. Chap. IX, pag© 454 

**) A. H. Layard „Niniveh nnd seine tberreste". Dentach mm N. N. W. Meisa- 
ner, Leipzig 1854. 8eite 177 und 397. 

♦*•) W. a W. Vaux „Niniveh und Persepolis". tfbenetet von J. Th. Zenker, 
Leipzig 1852, Seite 208 und Figur 25. 

t) „IHustrierte Musikgeechichte''. Stuttgart 1885. Bd. I, Seite 58 



It 



Die Tonkunst der Babylonier mid Assyrer. 



f ©firth i bezeichnet werden mass, wonach die mm alttestamentlichen 
Propheten Daniel (Kapitel III, Vers 5) erw&hntan monkalischeii In- 
stromente Sambyke (hebr. Sabeba) iii Symphoneia (hebr. Sambonjab) 
vom Hause aas babylonische seien. Nach der Untersnehong its 
Assyriologen Eberhard Scbrader in seinem glossatorisehen Werke: 
„Die Keilinschriften and das alto Testament 1 ' (Giefeen 1883, 2. Aof- 
lage) sind diese Namen in den Keilsehrifttexten bisher Gberhaupt 
nicht m linden gewesen. 

Der gelehrte Kirchenvater Clemens Alexandrinus weist die Br- 
flndang der Sambyke den sogenannten „Troglodyten" in. Mithin 
bitten wir nacb der bistorisch - geographiscben Aischaiiig der 
Alton die Erfinder der Sambyke vielmehr an der Nordostkflste yon 
Afrika zu suchen, da wo am arabisehen Meere von Berenice (an der 
Siidgrenze Alt-Agyptens) bis mm Vorgebirge Dire die kulturell hoch- 
entwickelten Athiopier wobnten. Eine zweite Lesart endlich, nach 
welcher die Libyer dieses Instroment erfund$n baben sollen, ist 
sehon aos dem Grande nicht halibar, weil mm arch&ologischen Stand- 
pan kte aas die Libyer in Nordafrika mit den „Troglodytai" nicht 
identificiert werden kdnnen. Unstreitig — N&heres bei Dr. Karl ?on 
Jan „Die Griecbischen Sai teninstrumente* ( . WissenscbaftL Beilage 
des Gymnasiums zu SaargemQnd fir das Schuljahr 1881/82. Leipzig 
1882, Seite 19 — war die Sambyke oder Sambuca ein besaiteter Tri- 
angel (von sehr hohem Tone), wie er uns auf den arcbitektonischen 
Denkmalen Tbebens mehrfach begegnet, and aller Wahrscheinlichkeit 
nacb gebfihrt die Priori tftt des Gebrauches dieses Tonwerkzeuges den 
alten Agyptern. Weifs man doch gegenwftrlig durch die gelehrten 
For8chungen des franzflsichen Agyptologen Masp6ro**) mit unzweifel- 
hafter Sieherheit, dass Athiopien, statt im Anfange der Geechichte 
kolonisiert zu haben, selber von Agypten aus anter der XIL Dynastie 
kolonisiert wurde and Jahrhunderte hindurch einen integrierenden 
Bestandteil des fcgyptiscben Gebietes gebildet hat „Die Civilisation 
ist den Laaf des Nil hinaufgegangen, nicht an ihm hinabgestiegen." 
Dem Zeugnis der hieroglyphischen Urkunden gegentiber wire dem- 
nach auch die Ansicht des Prof. E. Naumann veraltet***), nacb welcher 



*) „Stromata" ed. Fr. Sylburgius, Coloniae 1688. liber I, p. 307. 
*•) „Gescbichte der Morgenlindisehen Vdlker im MteftMiii©.* 4 Uberaefit to 
Dr. Bichard Pietschmann. Leipzig 1877. Seite 13 trod 107. Vergfeidie uek 
fr. Lenormant „Die Anfange der Kottor". Deutsche Anagabe. Jena 1875. Band I, 
Seite 121. 

***) „IUuatrierte Madkgeschiohte", Band I, Seite 50. 



Mitteilungen. 



18 



die kleine tragbare ftgyptisehe (Kriegs-) Trommel ass den ftthiopischen 
Hoehlanden den Bewohnern des Niltbales flberliefert worden sein soil, 
amsomehr als jene Meinong der eigenen tTberlieferang der JUhiopier 
widerspricht. 

FQglicb verdient auch der Beacbtang eine Mittoilug des Kirchen- 
vttere Hieronymns*), welcher im IV. Jahrhnndert naeh Chr. lebte, 
dabingehend dass die Sambnca den bebr&ischen Stammesbrtidern der 
Babylonier durchaus unbekannt gewesen sei. 

Fassen wir nan die Ergebnisse unserer Betraehtang sasammen, 
so dirfte zwar der Faebmann darin keioeswegs die erwartete Be- 
friedigong finden; as wird aber sieherlich daraas erhellen, dass man 
im Besonderen, mil demselben Bechte wie bei den Hebr&ern, von 
einer Tonkunst der Babylonier und Assyrer sprecben darf, and dass 
Spezialforscbungen an der Hand der rastlos wirkenden Assyriologie 
noeh einmal za greifbaren Besoltaten flhrei werden. Im All* 
gemeinen jedoch darf man gewiss behanpten, dass die Masik dieser 
Vfllker einen ernsten and gemessenen Gharakter gehabt haben mass, 
wie er eben nur bei einer vorzugsweisen Yerwendang von Harfen 
und harfenfchnlichen Saiteninstramenten mfiglich ist 



MltteUnigiB. 

• Zu dem Aufsatze: „Discantus, Fauxbourdon und Treble 14 in Na 9 der M. 
f. M. 1889 hat Herr Bibliothekar Paul Richter von der K. offentlichen Bibliothek 
in Dresden die Gute gehabt, mir n&heres mitzuteilen fiber den von Ambros citierten, 
aber nicht n&her bezeichneten Carpentier. Garpentier ist der Verfasser eines 
Gloesarium novum ad scriptores medii aevi, in dessen Tom. 3 (Paris 1766 foL) 
miter ,/Trebium" bezuglich der Treble wie folgt gehandelt wird: Treble praeterea, 
pro Trompette, tuba, in AnnaL regni S. Ludov. edit reg. pag. 223. ,,Comme 
devotement 1 fit chanter la mease etc" Versio Bibliae ibidem in Glossar. A oure 
que vous orrez le son des Trebles, de frestel, etc Ubi haec Bavidis verba Cap. 3 
V. 5 redduntur : In hora, qua audieritis sonitum tubae et fistula© etc Da mir 
der hebr&sche Urtext nicht zuganglich ist, wells ich nicht zu sagen, welches der 
verschiedenen Blasinstrumente der Juden in der Yulgata mit tuba (ibersetzt ist. 
FGr den gegebenen Fall scheint dies auch gleichgultig und nur wesentlich v dass 
der Verfasser der Annalen Ludwig's DL Trompete stets mit treble giebt, woraus 
der ScMmss m Ziehen, dass das Wort zur Zeit der Abfassung in Frankreich sehx 
gangbar gewesen ist. H. Eichborn. 

• Pass fir die Leiche Felix Mendelssohn-Bartholdy's vom 6. No- 
vember 1841 Im K. S. Hauptstaatsarchive (HI, 1 fol. 2 c No. 35 S. 207) be- 



*) „Opera studio J. Martianay". Paris 1699 f. II. Appendix pag. 543. 
(Brief an Daidanos). 



16 



Mitteilungen. 



fiadet sich das Konzept des Passes fur die Leiche des am 4. November 1847 abends 
zu Leipzig verstorbenen Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ich teile dasselbe 
im folgenden mit „Nacbdem bei der K. Kreisdirektion zu Leipzig urn ungehin- 
derten Transport des Leicbnams des am 4. d. Mts. ailbier verstorbenen Hem 
KapeUmeisters Dr. Felix Mendelssohn - Bartholdy nach Berlin nacbgesacbt worden 
iat, m iit Mern andurch inter der Voraussetiung, dass nach bwirlcsifitidiaB 
Qutachten mil mediciatipolicailioheB Bedenken nioht arigegenateht, Erlmbnila m~ 
theilt worden und baben die betreffenden Obrigkeiten und Geistlichen des Ko&ig- 
reicbs Sachsen, durch deren Paroobieen die Leicbe geffihrt wird, dieselbe gegen 
Vorzeigung dieses Passes nngebindert passiren zu lassen. — Urkundlicb niter Vor- 
druckung des Kanzleisiegels ausgefertigt. Leipzig, den 6. November 1847. (L. 8.) 
K. 8. Kreisdirektion.' 1 

Us Xosten, inbegriffen 2 Thlr. Stempel, iimd fttr den Pins 4 IMf. im Ansati 
gebracbt worden. Als verpflichteter Leichenschauarzt ist ein Dr. Drescber genanni 

Dresden. Theodor DisteL 

* Arien des 17 Jahrhunderts. Mir liegt mit Alton des X. 8. Haupt- 
staatsarcbiv (III, 100 fol. 4 No. 4 Bl. 270—281) ein Originaldruck des 17. Jhs. 
in 4° nebst einer Widmnng an den Xurfursten Jobann Georg II. and den Xtr- 
prinan Jobann Georg M. im Sacbsen, iowi© ©Intm Yorworts outer fblgndani 
Titel vor: 

„Zweytes Sieben | Neuer Musicaliscber Arien, in welcben die sieben Planeten 
mit denen zngeeigneten Metallen durch die sieben natQrlichea Clave* und ernanten 
sieben Freyen Xfinste | in einer Diseant- nnd Bafe-Stimme Tractiret | mit lastigen 
Texten formiret, aucb nebenst einem Poetischen Anhange nachdencklich beschlossen 
warden. Gesetzet und herauis gegeben | dnrcb Michael Hoffmannen mm Freybeigk 
anjetzo in Drefeden. Gedruckt | mit Seyfferts Schriflfcen" (s. a. circa 1670). 

In der Widwung erwUhnt der ICompnM seiner 1667 Ibenwcbten Ber^iidir, 
die icb aber bis jetzt noch nicht gefunden habe. Jede Arie tr&gt eine gereimte 
tTberscbrift and den Namen eines Planeten, der ebenfalls in den Anfangsbucbstaben 
jedes Verses entbalten ist Fin „8ummarischer Anhang", ebenfalls Kompoaitionea 
mit gereimten Uberschriften, beschliefet das Werkchen. Eine Probe der Dichtung 
m5ge einen Begriff von der Poesie geben: „Sonderlich giebet das Wasser viel 
Fische, | Dass der Menscb solcbe kan baben za Tiscbe." | 

Dresden. Tbeodor DisteL 

* Hofmusik in Trier im XYL Jabrbundert Das Copialbncb En- 
bischof Jacob's von Trier (aus dem Hause Eltz) im Coblenzer Archive entbilt eine 
Urkunde „Coblentz am viertten tag des Monatz Novembris Anno 1573." Karftot 
Jacob nimmt den Peter Gulicher zom Diener and Spielmann an , 9 so lang vnns 
vnnd jme geliebt vnnd eben kompt, also dass er vnns jeder zeitt vff vnsern 
beuelcb mit den Instromenten, daruff er erfaren vnnd geschickt, spielen 11 und wo- 
hin er es verlange, folgen soil. Die Besoldung bestand auf Martini in 12 Fl. za 
24 Alb us gerecbnet, 6 Malter Xorn und einem Sommerhofkleid. (Temporale saeca- 
are I, No. 307). ■ F. W. E. Both. 

* Georg Muffat: Apparatus mndeo-oiganiaticiiB. Nm* der Original- Am- 
gabe vom Jahre 1690 nam her»ttsg»g«li©i und mit einer Vorrede nebst Andeatugm 
fiber Pedalgebraacb und Begistrirung verseben von S. de Lange. Leiprig, 
J. Metor-Biedermiiiin, 1888. Pr. 4 M. lilt •eta iankeifwerte vmMmMmmi 
des aus 12 Toccaten, 1 Ciacona, 1 Pasaacaglia, 1 Nova Qyclopeias Harmonica nnd 



Mitteilungen. 



17 



1 Ad malleorum Ictus Allusio (75 Seiten) bestehenden Orgelwerkes. Das Yorwort 
ist ganz kurz gehalten and beschaftigt sich mehr mit der Registrierang der ein- 
zelnen Satze. Muffat unterscheidet sich wesentlich von seinen norddeutsahen Zeit- 
genossen. £r hat eine sehr melodische Erfindungsgabe, liebt eine weiche bar- 
monische Klangfulle , ein geschmeidigea Ineinandergreifen der Stimmen and eine 
stets abwecbselnde Behandlung des Rhythmus. Sein Fassagenwerk ist flfissig, doch 
seiten von Bedeatung. Eine voile weiche Harmonic ist bei ihm vorherrschend und 
stets wirkungsvoll. Fugensatze treten nur hin and wieder ein und erscheinen mehr 
als Mittelsatze. Ganz besonders ist er der Yariationenform geneigt, die seiner 
Schreibweise aach am anpassendsten erscheint Ganz reizend ist das kleine Satz- 
chen S. 72: Nova Cyclopeias harmonica, sowie das darauf folgende Ad malleorum 
Ictus Allusio mit seinen sieben Yariationen. Ebenso ansprechend sind die Ciacona 
und die Passacaglia. Diese vier Piecen werden sich gewiss viel Freunde erwerben. 
Die Toccaten dagegen verlangen ein fleifsiges Studium und ein liebevolles Eingehen. 
Orgel- wie Rlavierspielem bietet die Ausgabe eine reiche Fiille wertvollen Stoffes, 
der nicht nur den Historiker interessiert, sondern auch den Praktiker erfreuen 
wird. 

* Die Plainsong & Mediaeval Music society (Gesellschaft fur Choraigesang 
und mittelalterliche Musik) versendet ihren ersten Jahresbericht Oktober 1888 bis 
1889, der bei einer Einnahme von 842 M mit einem Uberschuss von 138 M ab- 
schliefst Jedes Mitglied, 28 an der Zahl, bezahlt j&hrlich 20 M. Yon den 28 
Mitgliedern ist einer President und 9 Viceprasidenten , so dass nur 18 ordentliche 
Mitglieder bleiben. Der anf Seite 199, 1889 der M. f. M. angezeigte erste photo- 
lithographische Druck der Gesellschaft scheint auf Rechnung des neuen Jahrganges 
zu kommen, denn er wird im Berichte nicht erwahnt, die 704 M sind also nur 
anf Yerwaltang8unkosten verausgabt Dann wird es ihr wohl so ergehen wie der 
Purcell- Gesellschaft. 

* Eatalog No. 12 von Richard Bertling in Dresden -A., Johann-Georgen-Allee 3. 
Enth&lt 345 literarische and praktische Musik werke alter und neuer Zeit, darunter 
historisch viel Wertvolles, wie Heinrich Albert's Arien, Lust-Wftldlein und Ktirbs- 
Hutte, 9 Werke von Hammerschmidt u. a. 

* Herr van der Straeten hat doch manchmal EinfSlle, die stark ins Kraut 
schieften; so beginnt er im 1. Bande seiner La musique aux Pays-Bas, S. 169, 
den Artikel Francois Sale: Sala ist der Name eines grofsen Flusses in Deutsch- 
land (!), er ist aber auch der Name verschiedener Lokalit&ten (!) und Familien, roeisten- 
teils ist er aber spanisch oder italienisch. („8ala est le nom d'une grand riviere 
d'AUemagne; c'est aussi le nom de diverses localites et de families, la plupart 
espagnoles ou italiennes (( ). 



Anzeige der Druckwerke der Gesellschaft fOr Musikforschung. 

1. Monatshpfte fOr Masikgesehiehte. Alter© Jahrg&nge zum.Teil noch 
auf Lager. Ein kompletes Exemplar teils gebunden, teils broch. Jahrg. 1—20. 
Preis 100 M. 

Im Ein zeldruck sind noch vorratig : Yerzeichnis neuer Ausgaben al ter 
Musikwerke aus der friihesten Zeit bis zum Jahre 1800. Mit einem alphabetisch 
geordneten Inhaltsanzeiger der Komponisten und ihrer Werke. Pr. 3 M. (Nachtrage 

Mnn*t«h. f. Mmikgeiich. Jahrg. XXII. No. 1. 2 



18 



Mitteilungeu. 



im 9. Jahrg. der Monatshefte.) Hi Naehgchlagebuch fur ion Historiker wie Musi- 
kalienh&ndler. 

Arnolt 8chlick: 1. Spiegel der Orgelmacher. 1511. Pr. 1,50 M. 2. Tabu- 
lataren uff die orgeln und lauten. 1512. Pr. 1 } 50 M. 

Das deutsche Lied dee 15. und 16. Jahrh. in Wort, Melodie and nehr- 
stimmigen Tonsatz, 1 Bd. Die Quodlibet, Spiel-, fun*-, and Trinklieder. Pr. 31L 
2. Bd. Hdss. des Mtinchener und Berliner liederbuchfl. Pr. 5 M. 

2 Verlagskataloge von Aless. Vincenti in Venedig. 1619 a. 1649. Pr. 2M. 

5 tad en* 8 Singspiel Seelewig von 1644. Partitar. Pr. 2 M. 
Kataloge der Bibliotheken : JoachimsthaL 3 M. — Uiuvereit&ts-Bibl. in G^t- 

tingen. 2 M. — Augsburg. 5 M. 

Bficherverzeichnis der Musik-Iiteratur aus den Jahren 1839 — 1846. 
Pr. 2 M. 

2 Register zu den ersten 20 Jahrg. der Monatshefte. Pr. a 2 M. 

6 Pabiikation alterer praktischer and theoretischer Muaikwerke aof Sab- 
skription. Zum Ladenpreis beim £inzelverkauf : 

Johann Ott's Liederbuch von 1544. Einleitung, Biographieen, Text© and 
Melodien in alien Lesearten. Pr. 5 M. 

P. Anselm Schubiger: Musikalische Spicilegien tiber das litorgische Drama, 
Orgelbau und Orgelspiel, das aufeerliturgische Lied und die Instrumental - Muaik im 
Mittelalters. Hit zahlreichen Musikbeilagen. Pr. 6 M. 

Josquin des Pres: Eine Sammlung ausgewahlter Kompositionen za 4—6 
Stimmen. Pr. 15 M. 

Johann Walther: Wittenbergisch geistlich Gesangbuch von 1524 za 3, 4 
und 5 Stimmen. Pr. 6 M. 

Virdung: Musica getutscht (gedeutscht). Basel 1511. Umdruck. Pr. 5 M. 

Praetorius, Syntagma, Band II, 1618. Von den Instrumental, liit Ab- 
bildg. Neudruck. Pr. 10 M. 

Die Oper von ihren ersten Anf&ngen bis zur Mitt© des 18. Jahrb. 1. Teil: 
Oaocini. Gagliano. Monteverdi. Pr. 20 M. — 2. Teil: Cavalli and Ceeti Pr. 
20 M. — 3. Teil: Lully und Scarlatti. Pr. 20 M. 

Hmssler 1 ! Lustgarten von 1601, in kleiner Partitar. P. 10 M. 

Glarean's Dodecachord, deutsch von P. Bonn. Vollstandiger Abdrack mit 
alien Tonafttien in Parti tur. 36 M. 

♦ Der Jahresbeitrag der Mitglieder betragt fur 1890: 6 M. 

* Hierbei eine Beilage: Fortaetzung zum Katalog der Mnsik-StjniiilQiig der 
Kgl. 5ffentl. Bibliothek zu Dresden. Bog. 9. 




Vermntwortlicher Re<Ukt*ur Bobert Bitn«r, Ttmplia (Uokermark). 
Brack worn H«rm»nn Beyer A SOhnt in l iM ign inl i a, 



MUSIK 




HICHTE 



der Geeellsohaft fttr Musikforsohung. 



IHL Jalir£ei£. 

1890. 



Prate daa 3§Mxgma§M 9 Mk. Monatllah arsohaint 

dull Hmnmw tou 1 bteS Bosun. Intortionsfttillbnii 
fte die ZsIIs SO EL 



lowhiiwrni lag 
tou Breitkopf A Hartal in Leipiig. 
B— Uilnngwi 
nhnmt jede Baah- asl Mmfthandlnng antgagas. 



No. 2. 



JSfn Sehrelbeii des Kunmerkomp ©listen laimmn 

ai den Kurfftraton im Saclsen. 

Mit folgendem undatierten Memorial wandte sicb Johann Gott- 
lieb Nanmann im Mai 1769, also bald nach der Aoffthriiig seiner 
nr f ©milling des KOnigs, mit fast 50000 Thlr. Kosten in Scene 
gesetzten Oper „La elemenza di Tito 44 , an den lirfirstei Priedrich 
August III. zi Sacbsen. Er klagt darin, dass er von seinera jetzigen 
Oehalte (von 440 Thlr.) bei der gegenw&rtigen Teuerang nicht be- 
stehen kftnnne (SchGrer bekam 500 und Fischietti 600 Thlr.) nnd 
die daber entstehenden Nahrnngssorgen ihm die zu masikalischen 
Koropositionen erforderliohe Freiheit des Geistes ben&hmen. Als Be- 
8oloiion ist is dem Gesnche N/s anterm SO. Mai 1769 bemerkt, dass 
dasselbe vor der Hand aosgesetzt bleibe. Das im K. S. Hanptstaats- 
arebive Locat 910, Vol. II., foil. 14, 15 (cf. fol. 17) aofbewahrte Me- 
morial sslbst lantet genau also: 

„AHezza Serenissima 

ed Elettorale ppp. 
Prostrato nmilmente a piedi di Vostra Altezza Serenissima Elettorale 
pp. mi prendo l'ardire di Supplicare di volere benignamente gra- 
ziarmi eon un qualche accrescimento di pensione, mentrech6 con quella 
che godo presentemente mi conviene a fare una vita assai ristretta 
e misers, percb6 qni tatto ci6 cbe ricbiedesi per la vita amana e 

Monateh. f. Moaikgaaeb. Jabrg. XX1L No. S. 2 



20 



Ein kurs&ehsischer Hofmusikus als Totechl&ger. (1020.) 



8ommameDte caro e prezioso. Siccome adunque per on Oompositore 
di Musica 8opra tatto h necessario un animo tranquillo per poter 
studiare eon quiete, e pensare di ben comporre, Come pu6 averlo m 
non ha abbastanza da che vivere? Perci5 spero neir innata Ciemenia 
e animo sublime di Vostra Altezza Serenissima Elettorale f che non 
sdegieii questa mia divotissima sapplica, anzi mi lasingho d'esser' 
esaudito di quanto umilmento qui chiedo. Non tralascierd fatica veruma 
per rendermene meritevole , e vieppiU degno per Falto Servigio di 
Vostra Altezza Serenissima Elettorale, e con il piti profordo osseqoio, 
sacrb sine alle Generi di 

Vostrfc Altezza 
Serenissima ed Elettorale 

Um°=: De??? 0ss5? e fadelSS 

Giovanni Amadeo Nauman. 

[Adresse:] A Sua Altezza 

Serenissima Elettorale 
Federico August© 
Eiettore di Sassonia ppp. 
[Unten:] U5L pro Memorial 4 

Dresden. Theodor Di*teL 



Ein kirslcislscler HofinusikuB als Totechllger. 

(1620.) 

Fttrstenau erw&hnt in seinen „Beitrftgen zur Oescbiohte der KgL 
sftchs. musik. Kapelle" (Dresden 1849, p. 47, 58, 69) einen Altiaten 
spiteren Tenoristen Sebastian Hirnschrfttel (er selbst schreibt 
sich Hirnschretl). Bei meinen Forschungen itch leipziger Schftppeo- 
sprdchen kam ich im K. S. Hauptetaatsarchive (Locat 10 120, H 72) 
auf ein ibn betreffendes Erimioalaktenstflck, dem ich folgendes tut- 
nehme. H. stammte aus Ingolstadt. Sein Grofsvater mQtterlicberseits 
war Georg Steer, der oberste Zeug- und Baumeister, der die Fusing 
Ingolstadt „guten Theils" gebaut batte. 1612 oder 13 kam er in knr- 
s&chsische Dienste. Am 3. April 1620 Abends in der neunten Sttili 
bekam er in Dresden auf der Strafse einen Handel, in welchem er 
den BQchsenmeister Zacbarias Cretzer aus Wittenberg niederettcb. 
Er kam ins Ge&ngnis, in welcbem er sich fiber den darin herrsehen- 
den Giptnk und das Ungeziefer „und andere Ungelegenheiten" be- 



Ein kursichsischer Hofmusikus als Totschlfcger. (1620.) 



21 



klagte. Eli in der Sache ? on der Juristenfakult&t Leipzigs eingeholtes 
Gutachten hielt es fir gaboten, H. dem Scharfricbter vorzustellen und 
„zimblicher weifse peinlich" fiber verschiedene Einzelheiten za be- 
fragen. Der Kirfirsl Johann Georg I. rescribierte bierauf an den 
Schdsser zu Dresden (8. Mai 1521) also: 

„Ob nun wohl, rechtlieher verordnung nach, wir nicht allein 
befugt, angedeut notell exeqairn, auch der straff halber, ein aiders 
erholen and endlichen dafselbe seinem inhalt nach volsirecken za 
lafsen, so hat uns doeh ermelter H . . . unterthenigst nod flehentlicb 
angelangt and gebeten , ine mit der execution zu verschonen , auch 
gnade einzuwenden, and sind darneben von i. first!. Durchl. erzherzog 
Carln zu Osterreich, so wohl unser gnedigen vielgeliebten frau mutter 

und gevatter, desgleichen unser herzlieben gemahlin vor ine, H , 

unterschiedliche intercessiones und vorbit geschehen and haben wir 
in erwegung und ansehung derselben, den angestelten peinlichen pro- 

cefs ufgehoben uod ine, H , dergestalt begnadet, das wegen sol- 

ebes begangenen grofsen excessus er zwar an leib und leben nicht 
gestraft werden , jedoch die zeit seines lebens keinem andern herrn 
als us und unserm churftrstlichen haufs Sachfsen dinstgewertig 
sein und bleiben und dafs er sich gnugsam reversiren solle " 

Dieser Befehl zeigt, wie sehr H. von dem Kurffirsten gesch&tzt 
wnrde und wie er es ihm dankte, dass H. friher bessere Stellen aus- 
geschlagei hatte. 

Der Bevers i.'s (vom 19. Mai 1621) liegt — in eigenhftndiger 
Niederschrift und mit dem Siegel H.'s versehen — bei den Akten. 
Unterm 23. Mai 1621 reskribierte der lirfirst nochmals an den 
Schisser za Dresden, H. solle aaferlegt werden, „das er hinfftro, wie 
zuvor, bey unser tafel, so oft er begert wird, und wie gebr&uchlich 

ufwarte , jedoch, dass er, obne unsern ausdrflcklichen bevehl, bey 

der music im chor nicht ufwarte." Auch die Kosten des Verfahrens 
erliefs der KurfGrst H. noch unterm 1. Juli 1621. 

Dresden. Theodor Biitel. 



* -94. 



22 Aus dem Archive des Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in Kirnten. 

lis dem Archive des BeiedlctlHerstlftes Si Pail 
1m Lavantthal In Kirnten. 

(Mitgeteilt von Oswald Koller.) 

Das Benedictinerstift St. Paul im Lavantthal ist eines der Iltostai 
and berilhmtesten Klflster K&rntens. Es ist im Jabre 1091 von dem 
Grafen Engelbert I von Sponheim gegriidftt, durch eine MSnchskoIonie 
aus dem sehw&biscben Eloster Hirschau bezogen und wurde im Jahre 
1782 durch Kaiser Josef II. aufgehoben. Die Bibliothek und die Hand- 
sehriften8ammlung warden an die k. k. Studienbibliothek in Klagen- 
furt, das Archiv tells an das k. k. Staatsarchiv in Wien, teils an das 
k. k. Gubernialarchiv in Graz abgegeben. 

Als jedoch im Jahre 1805 die Habsburger die vorderSsterreicbi- 
schen Besitzungen verloren und gleichzeitig das ftirstlicbe Reichsstift 
St. Blasien im Schwarzwalde aufgehoben wurde, berief Kaiser Franz I. 
den Fflrstabt Bernhard Bottler mit einer Anzahl Konventualen itch 
Osterreich und tibergab ihnen 1809 das Stift St. Paul, allerdings mit 
bedeutend geringerem Grundbesitze, als es vor seiner S&kularisafcion 
basessem. Nach und nach wurden auch der von St. Blasien gerettete 
Rest der Bibliothek, der mehrere Jahre in der Schweiz verborgen 
gewesen war, ein Teil des Archivs, die MQnzen- und Kupferstich- 
sammlung, Paramente und Ger&te von St. Blasien herflbergebracbt 
und bilden im Vereine mit der Bibliothek und Handschriftensammlung 
des ehemaligen Klosters Spited am Pyhrn, welches irapringlich den 
Blasianer Monchen als Wohnsitz zugedacht gewesen war, and einem 
Teile des alten Archivs von St. Paul die gegenwartigen Sch&tze its 
Stiftes. (Vgl. Beda Schroll, das Benedictinerstift St. Paul and Fried- 
pert Neugast, Historia monasterii ord. S. Benedicti ad S. Paula m in 
valle inferioris Garinthiae Lavantina, Klagenfart 1848). 

Durch die freundliche Zuvorkemmenheit des hochwfirdigsten Herrn 
Stiftspralaten P. Augustin Duda, der zagleich die Bibliothek ver- 
waltet , war es mir in den Ferien 1889 gestattet, von den Hterari- 
schen Sch&tzen des Stiftes Kenntnis zu nehmen. Dem genannten Herrn 
Abte, sowie dem hochwiirdigen Herrn P. Anselm Achate, Hofmeister 
und Archivar, dessen unermttdliche und nnverdrossene LiebenswGrdig- 
keit mir die Benfltzung des Archivs wesentlich erleichtert hat, sftatte 
ich anch an dieser Stelle meinen verbindlichsten and aufrichtigsten 
Dank ab. 

Die Bibliothek — etwa 30000 B&nde stark — enthalt maneberlei 
bibliographische Seltenheiten ersten Ranges, u. a. eine der erstea 



Aus lam Archive dee Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in K&rnten. 23 

Gutenbergbibeln. An musikalischen Werken jedoch 1st sie arm. Ich 
fand dort nr: die Partitar von Gluck's Paride ed Elena (2 B&nde, 
1769 lid 1770); Lieder der Deutscben mit Melodien, Berlin, 
Winter 1767 — 1768, vier Binds; Novi thesauri musici liber primns 
(secundus etc.) Petri Joanelli Bergomensis de Gandino , Venetiis 
apud A. Gardanum 1568, seehs Stimmbfleher in 4°; Diphonoram 
amoenissinorum inferior vox, Norimbergae ex oificina Joannis 
Montani ac Ulriei Neuberi, 1549 [nor Inferior vox vorbanden. Siehe 
beide Werke in Eitner's Bibliogr. 1549a and 1568 b.]. 

Reicher an musikalischen Werken ist das etwa 1200 Nammern 
z&hlende Arcbiv, dessen Ilteste Handschriften bis ins IX. Jahrhundert 
zarQckgehen. Hier sind vier Codices n&her zu beschreiben. 

A. Ein Papiercodex, folio, aas der zweiten Hftlfte des XVIII. Jahr- 
hniderts, ohne Signatur, 513 Blatter. Der Codex enth&lt Abschriften 
von allerlei Traktaten, die in den Gerbert'schen Scriptores abgedrnckt 
sind. Uin nd wieder sind sie von eigenh&ndigen Anmerknngen 
Gerbert's begleitet. 
fol. 1. Observationes praeviae ad Bernaldi sen Bernoldi monachi 
Sancti Blasii presbyteri et Theologi Constaotiensis atque Poeni- 
tentiarii apostolici epistoias aliaque opascnla. 
fol. 48. Apologeticae rationes contra Schismaticorum objectiones. 
fol. 81. Ineipit Ymago mnndi (ein Werk Bernold's). 
fol. 134. Oddonis de S, Blasio chronica ex use. bibl. Caes. Vindob. 

coll. cum ms. S. Bias, 
fol. 145. Hucbaldi masica encbiriadis. Abgedruckt bei Gerbert,, 
Scriptores I, 152—173. 

Dabei auf losen Bl&ttern : Observationes ex cod. Tegerns. et 
ex cod. 8alemitano. 
fol. 160. Za eben demselben : Lesarten ans dem Cod. Einsidl. (Vgl. 

• Gerbert I, 103.) 
fol. 162. Commemoratio brevis de talis et psalmis modnlandis. Ab- 
gedrnckt bei Gerbert I, 213—229. 
fol. 172. Ein Traktat dber Monochordteilnngen . Inc.: Super nnnm 
concavum lignum in nna linea .... Expl. : Discurrendo re- 
quiescit verum cantilenae corpus, 
fol. 176. Ein irrtdmlieh hierber gebundenes Blatt, welches den Schluss 
des fol. 336 ff. enthaltenen Inchiriadon bildet und eigentlich 
nach fol. 349 gehOrt. 
fol. 178. Remigius Altisiodorensis. Abgedruckt bei Gerbert I, 63—94. 



24 Aus dem Archive dee Benedietinentiftes St. Paul im LftvantOiBl in Kirotea. 

fol. 195. £in Bruchstuck ms Aurelianus Beomensis: Post caput xx 
haec leguntur. Explicitos liber de diseiplina musicae artis 
(Qerbert I, 61) bis mm Schlnss. 

fol. 199. Imberti de Francia regolae de mensurabili musica. Ab- 
schrift des im Codex B. fol. 51 enthaltenen Traktates. 

fol. 200. Aurelianus Beomensis. Abgedruckt bei Gerbert I, S. 27—63. 
Die Abschrift tr&gt den Vermerk: Cod. Palatin. 1346 and worde 
in Florenz collationiert, wie es eine Anmerkung Gerbert's aaf 
fol. 245 besagt. Mil Auslassong der testimonia amanuensiam 
stimmt er mit dem Brack Qberein bis S. 61, 1. Sp., 2. Abs. ; 
nnr bat er statt Explicit liber a) „explicit liber de diseiplina 
musicae artls" ond bricht unvollendet ab mit „quo autem li- 
quido cnictis 11 (Qerbert 62, Z. 18 v. u.). 

fol. 231. De armonica constitalione auetore Beginone Wessbireno cum 
sotis. J. Jo. Baptistae Martini ordinis Minoram S. Francisci 
eonyentaa. Abgedrnckt bei Qerbert I, 230—247. 

fol. 245. Aurelianu8 Beomensis wie oben fol. 200. lithllt eine Rand- 
bemerkang Gerbert's „Mufs anfs dem andern Msc. ediert wer- 
den, so in Italien ist geschickht worden znr Collationierung. 
1st jetz in Florentz". (Dieses andere Ms. ist Aurelianus 
fol. 200.) Die Abschrift stimmt mit Gerbert bis zur Variants 
^Explicit liber de diseiplina musicae" (I, 61). Dann wieder 
bis auf S. 62, Z. 9 v. o. „et isti memoria recceleret". Darauf 
folgen die beiden Testimonia (Gerbert's monitam S. 27). Daran 
schliefst sich : Post caput xx haec leguntnr mit der Bandglosse 
Gerbert's (Haec apnd Martenium addontnr). Explicitos liber d. 

d. m. a wie Gerbert I, S. 61 ff bis zum Sohlosse „fiat, 

fiat, fiat, amen". 

fol. 266. HugbcUdus Elnonensis , De armonica consideratione. Ab- 
schrift des Cod. S. Emmeram. Abgedrnckt bei Gerbert I, 
125—147. Die Abschrift reicht jedoch nnr bis S. 147: Tonam 
ootavum require ut supra. 

fol. 302. Incipit liber Dbaldi peritissimi musici de Armonica institu- 
tione. E cod. Argentor. coll. cum Ms. bibl. Cesaenae apud mi* 
nores Conventuales. Abgedruckt bei Gerbert I, 104 — 125. 
fiber die beldei Hds. ?gl. I, 103. 

fl>L 886. Incipit inchiriadon Uchubaldi Francigenae. Ex Ms. 7202 
^Vbibl. regiae. fiber diesen Pariser Codex sagt Gerbert I, 103, 
llpi er von Interpolationen wimmle und S. 165 in der An- 
meiw D 8t dass er von dem von ibm gegebenen Texte des 




Aas dem Archive des Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in Karnten. 25 

Binsidi bedeotend abweiche. Wieweit die bier gegebene Ab- 
schrift mil den De canto it rausica II, 1, gegebenen Proben 
tlbereinstimmt, batte ich keine Gelegenheit mich zi tlber- 
zeugen. Die Abschrift 1st nnvollst&ndig; der Schlass ist als 
fol 176 and 177 an unricbtiger Stelle eingebunden. 

fol. 350. iiQaxTixj sea ars psallendi et cantandi Graecoram. 

Abgedrockt bei Gerbert III, 397—398. 

fol. 354. Joannis Keckii introdactoriam masicae, abgedruekt bei 
Gerbert 111, 819—889. 

fol. 162 b. Eine Intervallentafel (Tabula ad capitolam tertiom). 

fol 364. Brachstick ans dem Tonarins des Oddo. Incip. : De octo 
Tonora ad ordinem bis mm Schlass. Abgedrockt bei Gerbert 

1, 249-250. 

fol. 366. Berno, De varia psalmoram atqoe cantoom modulatione. 
Ex ms. Salemitano Saec. XI. vel XII. Abgedrockt bei Gerbert 

II, 91—94. 

fol. 888. Hi Brachstick, mit besonderer Paginierong von S. 7 an- 
fangend. Incip. : Inceperis non minus qoam c acotom id est 
trite diezeogmenon. Es ist ein Brachstick ans Bemos Prolo- 
gus zom Tonarius (Gerbert II, 62—79) and reicht von S. 70, 

2. Bp., Z. 12 bis so Ende. 

fol. 895b. „Non folgen in onserm Codice noch 7% Blatt; an dem 
Ende stehet erst Explicit lib. Berno'. Woraus ich nrteile, dass 
diese Bl&tter aoch noch zoc Masiea Bernonis gehflren. Perner 
ist hier eine Pigor mit dem Zirkel abgemessen, in welcher 
alle Tone notiert sind. Daraof kommen 3 Zeilen mit Noten, 
sodann f&ngt die Behandlong an Aothenticos protos com plage 
soo finem habet in lychanosypaton. Daraof kommen liter ver- 
schiedenen Bubriqoen die Antiphonen. Der Beschloss ' heifst 
„Hec in nostra etc. 4 * Diese Bemerkong dflrfte von einem Kon- 
ventualen eines anderen Elosters herrflhren, denn es heifst 
zom Schlass: „Si haec non sont in cod. San-Blasiano, descri- 
bam ex nostro mano mea, qoam primom iusserit Beverendissi- 
iiis abbas". 

Die Bemerkung beziebt sich aof den Tonarins des Berno 
von Beichenao (Gerbert II, 79—91). Welcher Codex gemeint 
ist, ist nicht ersiehtlich, wahrscheinlich dflrfte es der Admonter 
seii pi, 61, 79). 

Das folgende Stick 
fol. 396. Initio manoscriptoris. Deos propitios esto Udalrico scriptori. 



26 Aus den Archive des Benedictmerstiftes St Fail Im Lavanttfaal in Ktonteo. 

Autenticus protus constat ex prima specie diapente. E Cod. 
Palat. Nr. 1344 coaev. see. XL ist der volist&ndige Tonarius 
Berno's und ist nach dieser Abschrift bei Gerbert II, 79—91 
abgedruekt. 

fol. 403. Ein rait S. 23 beginnendes Brucbstack De maisira mono- 
chordi. Si regularis monochordi divfeionam etc. Es ist die 
bei Gerbert I, 345 abgedrackte Monochordteilung aas einem 
Blasianiscben Codex des XII. Jh. trod reicbt bis zam Schlusse 
„duo haec genera metire", S. 347. 

fol. 404. De eonsona tonorum diversitate. Ex ms. Sangall. coaevo. 
Abgedraekt bei Gerbert II, 114—117. 

fol. 409. Musiea Bernonis (Prologus in tonarium). Abgedraekt bei 
Gerbert 11, 62-79. 

fol. 418. Orditar prooemium sabsequentium tonoram. Omnis regularis 
monocordii. Sequuntur regulao caiasdam sapientis: Proat gra- 
tia divina inspiraverit aperire conamus etc. Ein Bruchstfick 
aas Berno'a Prologus in tonariam and reicbt von II, 67, Cap. 
5 bis S. 72 vel sui subiugalis. Die Quelle der Abschrift ist 
nicbt angegeben. Da jedocb nach der S. 72 gegebenen An- 
merkung der Cod. Ottobnran. nor bis hierber reicht, so dtrfti 
die Abschrift daher entnommen sein. 
Das folgende Stick 

fol. 420, ist identisch mit dem vorhergehenden , jedoeh vollstftndig. 
An der Spitze stebt die Bemerkung: E cod. Admont., dabei eine 
eigenh&ndige Anmerkang Gerbert's: „Haec babentar in Ber- 
nonis prologo tonarii jamqae sunt collata usque ad tonariam, 
qui an sit edendus deliberandum.' 4 

fol. 429. Initio manuscriptoris. E Cod. Palat. 1344 coaev. Saee. XI. 
identisch mit fol. 396 ff. 

fol. 434. Monochordteilung ohne n&here Erkl&rong. 

fol. 436. Inc.: Quod altias sonant ideoque III dicimus graves VII 
vero vocamus acutas. Darauf folgt eine Monochordteilung. 

fol. 437. Bernelini cita et vera divisio monochordi. Ex Yaticano cod. 
reg. Seec. 480, none 1661, p. 34. Abgedr. bei Gerbert 1, 812^880. 

fol. 456. Begulae Domini Oddonis de Bbythmimachia. Abgedruckt 
bei Gerbert I, 285—296. 

fol. 465. Begulae Domini Oddonis super Abacum. Abgedraekt bei 
Gerbert I, 297-302. 

fol. 471. Skizzenhafte Anmerkungen Gerberts tiber einige mittel- 
alterliche Musiker. 



Asi dera Archive dee Benedictinerstiftes St Paul its Lavantthal in Mm ton. 27 

fol. 473. Incipit musiea Oddonis. Abgedruckt bei Gerbert 1, 152—284, 
fol. 483. Forteetzung der musiea Oddonis. Inc.: Musiea arils disci- 
plina sommo studio appetenda est. Abgedroekt bei Gerbert I, 
265—284. Hierbei findet sich die eigenh&ndige Bemerkung 
Gerbert's: n Haec In eodice Sanblasiano continenter posita sunt 
post opusculum sea dialogam Oddonis de musiea post haec, 
quae in tills Mss. desiderantur, verba: D. Age ergo observo 
et de modis quae secunl ur edicito." 

Musicae arils disciplina. Ad oram legitur: „Bic desinit 
dialogas (l . 

Is ist dies die ursprQngliche Fassang des von Gerbert I ? 
265 gegebenen Monitura. 
fol. 493. Musiea Oddonis, wis fol. 47S mit Collationen aai lei Oodd. 
S. Emmeram. si Viennen. 

Der Till bricht jedoch mit „quantum coelum terra mi- 
ram ur excelsius", Gerbert I, 265, 1. Sp., Z. 16 v. a. ab. 
fol. 104, Incipit liber qui et dialogus dicitor a Domno Oddone com- 
positus soccinetim decenter atque boneste ai utilitatem legen- 
tium eollectus. Incipit prologus. 

Abgedruckt bei Gerbert I, 251—252. 
fol. 506. Skizzenbafte Anmerkungen iber englische Musiker des 
X¥L Jbs. 

fol. 510. „In monastarii Gasinensis Bibliotheca codex quidam serva- 
tar - scriptus circa saee. XI. Uteris longobardicis rapsodia ex 
variis scriptoribus de re musiea at par capita digesta et baud 
raro interpolatae. Caput far© 95 st omnia alii eo ii eodice 
jiscribitm Item Tonora per ordinem cum sals differentia quos 
habemus honorifice emendaios it patefactos a domno Oddone 
religioso abbate, qui fait peritas in musiea. 11 

„Egt autem tonarius com notis fere perpetuis mosieis an- 
tiquis longobardicis, qmm mm typis exprimere mm possumus 11 . 

Disss eigenhftndige Bemerkung Gerbert's flndet sich wieder 
Seriptores I, 247. 

fol. 813, Prooemium tonarii domni Oddonis abbatis. Abgedruckt bei 

Gerbert I, 248, 
fol. 518. Explicit tofos liber. 

Oberblickt man das Inhalt des Codex, so unterliegt es keinem 
Zweifel, dass Her Sammlungen vorliegen, welch e Gerbert zum Zweeke 
der Ausgabe seiner Seriptores ngelagl bat 



28 Aus dem Archive des Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in Klinten. 

Bei BetrachtQDg des ersten Bandes der Scriptores sind vor allem 
jene Stick© auszuscheiden, welch© Gerbert Drackwerken entnommen 
hat; is sind dies die Nummern 2, 3, I, 5, 10. Von den Qbrigen 
Stflcken fehlen im St. Pauler Codex 

Nr. 1, Gerontieon Pambonis, Nr. 6, Isidorus Hispalensis, Nr. 7, 
Alcuin, alle drei naeh Wiener Hds. und Nr. 14, Adelboldus 
nach einer Tegernseer Hds. 
Alle Qbrigen Stick© des ersten Bandes finden sich im Si Pauler 
Codex wieder. 

Bei Nr. 8, Aurelianus Reomensis fihrt Gerbert einen Codex der 
Laurentiana in Florenz als Quelle an und benfltzt fir den Pro- 
log aoch einen Abdruck aus Martenius' Collectio amplissima 
I, 121, nach einer Hds. von St. Elnon. Der St. Pauler Codex 
hat den Traktat an drei Stellen , fol. 195 (unvollst&ndig), 
fol. 200 und fol. 245, von diesen ist die zweite Abschrift die 
eines Palatines, die dritte ist der Laurent. Die erste dirft© 
nach Gerbert I, 61, Aim. zu schliifsei eine Abschrift aas 
Martenius sein. 

Bei Nr. 9, Remigius von Auxerre, der sich in unserm Cod. fol. 178 
findet, ist die Quelle der Abschrift nicht angegeben. 

Fir Nr. 11, Hucbald, ist fast der vollst&ndige kritische Apparat 
Gerbert's vorhanden. „De harmonica institutione 4 ' giebt Gerbert 
nach einem Argentor. und einem Cesen. heraus; diese Ab- 
schrift findet sich im St. Paul. fol. 302. „Alia musica u , von 
Gerbert nach einem Argentor. und Emmeram. herausgegeben, 
steht nach dem Emmeram. fol. 266. Fir die „Musica enchi- 
riadis" hat Gerbert mehrere Codices benfltzt ; er z&hlt einen 
Einsidl., Tegerns., Salem., 8. Blasian., Cesen., Argentor. auf and 
iberdies kennt er noch zwei von Interpolationen strotzende 
Codd. zu Paris und Florenz. Im St. Paul, finden sich wieder 
die Collationen des Einsidl. fol. 160, des Tegerns. und Salem, 
fol. 145, des Paris. 7202 fol. 336. Die Commemoratio brevis, 
die sich nach Gerbert in einigen Codd. vorfindet, steht hier | 
fol. 162. | 

Von den beiden fir Nr. 12, Regino von Prim, I, 230, genannten 
Abschriften ist die hier fol. 231 vorliegende die Martini's. 

Nr. 13. Oddo. Die Vorbemerkung S. 247 iber den Cod. Casin. findet 
sich wieder Cod. St. Paul, 510. Das Prooemium aus diesem Cod. 
steht in Abschrift fol. 512 und bruchstflckweise auch fol. 364. 
Von dem Prologus mi dem founts, fir die Gerbert Codd. 



Aiis dem Archive dea Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in K&rnten. 29 



Paris., Blasian., Emmeram., Admont., Vienn. bentitzt hat, sind 
fol. 473 die Collationen des Admont und Emmeram., fol. 493 des 
Emmeram. und VienD. vorbanden. Die Anmerkung Gerberfs I, 
265 findet sicb im St. Paul. fol. 485, die Rhythmimachia fol. 456, 
die Begulae super Abacum fol. 465, die beiden letzteren jedoch 
ohne Angabe der Qaelle. 

Nr. 14. Bernelinus findet sich mit genau ttbereinstimmender An- 
gabe der Quelle wie I, 313 im St. Paul. fol. 437. 

Endlich findet sich von den anonymen Traktaten auch die Mensura 
monochordi I, 345 im St. Paul. fol. 403. 

Von den StQcken des zweiten Bandes eithllt der St. Paul, nur die 
Werke Berno's von Reichenau; den Prolog in vier Abschriften 
fol. 409, 388, 418, 420, davon die drei letzten unvollst&ndig; 
den Tonarius nach dem II, 62 angefuhrten Palat. in zwei Ab- 
schriften 'fol. 396 und 429. Darauf bezieht sich auch die Be- 
merkung 395. De varia psalmorum et cantuum modulatione 
steht nach der Abschrift des Salerait. fol. 366, die Epistola de 
consona tonorum diversitate, genau wie II, 62 angegeben, nach 
dem Si. Gall, fol 404. 

Von den StQcken des dritten Bandes finden sich im St. Paul, nur 
Kecks Introductorium auf fol. 354 und die Ttyyi? n^mmm^ 
mi fol. 397. 

Unbestimmt bleiben von alien Stflcken des St. Pauler Codex nur 
die Monochordteilung fol. 362 und die beiden Stick© fol. 172 
nd 436. 

Es fehlt also zur Vollst&ndigkeit noch manches wesentliche; doch 
ist hier ein grofser Teil von Gerbert's Sammlungen erbalten. Im 
Archive von St. Paul giebt es, wie mich der Herr Archivar ver- 
sichert, nichts mehr aus Gerberfs Nach lass; was fehlt, dttrfte also 
bei der TTbersiedlung verloren gegangen sein. Aus dem Urastande, 
dass die Sammlung keine planmlfsig© Anordnung zeigt , ja dass 
fol. 176 und 177 an einer ganz unrichtigen Stelle beigebunden sind, 
ist ii schliefsen , dass die Sammlung nicht von Gerbert selbst her- 
rifart, sondern dass wahrscheinlich nach seinem Tode alles, was sich 
noch in seinem Nachlass vorfand, von unkundiger Hand in ungeord- 
neter Weise in einen Sammelband zusammengebunden wurde. 

(Schluss folgt.) 



30 



Anzeigen mottlmistorischer Werke. 



Inielgen miislkMstorlscler Werke. 

1. Qe8chichte des Musik- ond Konzertwesens in Hamburg vom 
14. Jahrh. bis mi die Gegenwart. Von Josef Sittard. Altona and 
Leipzig, Varlag ?on A. C. Eeher. 1890. 8°. Ill a. 392 S. Pr. 6 1. 

Mit erfreulicher Geschaftigkeit zuehren sich die historischen Quellen- 
werke iber Lander und Stadte mit ihrem einstigen Musiktreiben , ihren 
Instituien and Pflegestatten. Durch des obigen Verfassers bewahrte Hand 
ist das Leben und Treiben der alten Hansestadt Hamburg in 802daler and 
kunstlerischer Hinsicht in ein lebensvolles Bild zusammengefasst. Die Arbeit 
war am so mihevoller, da auch bier, wie an so vielen anderen Orten 
Feuersbrunste Akteo, Dokumente und Eechnungen vernichtet baben. Die 
Quellen mussten daber aus alten Druckwerken jeglicber Art zusammen- 
gelesen werden und wir glauben es Herrn Sittard sebr gem, class sicb 
die Zabl der durchgesehenen Werke gut auf 1000 belauft, wie er auf 
Seite X des Vorwortes erwabnt Docb nicbt genug das Quellenroaterial 
auf so zeitraubende Weise erst herbeizuschaften, begann dann erst die weit 
scbwierigere Aufgabe, die sicb oft widersprecbenden Nacbrichten auf ihr 
ricbtiges Mafs ziiruckzufuhren, eine Arbeit, die bei reicblicbem Vorrat an 
Dokumenten entweder ganz erspart wird oder leicbter zu erledigen ist. 
Wir bewundern Herrn Sittard's Talent mit so schwankendem Material ein 
Werk geschaffen zu baben, welcbes trotzdem den Stempel der grofsten Glaub- 
wurdigkeit an der Stira tragt und durcb sein geschicktes Darstellungstaleut 
aucb nocb ein lesenswertes interessantes Bacb geworden 1st, das in keiner 
Weise die trockene Quellenarbeit verrat. Von 1350 ab bis in die neueste 
Zeit entrollt der Herr Vertasser ein Bild der musikaliscben Thatigkeit 
HamburgB. Zuerst sind es die Spielleute, die teils in diensUicbem Verhalt- 
nisse, teils aber als berumziebende Musiker das musikaliscbe Bedurfnis der 
8tadt befriedigen. Dann folgen die Stadttrom peter, darauf die sp&teren 
Batsmusikanten, die Boll- und Qrun-Musikanten, aucb Griin-Fiedler 
genannt, die einen durften nur in der Stadt, die andern nur in der Um- 
gegend bei Lustbarkeiten, Tanz und Hocbzeiten mit ibrer Fertigkeit dienen. 
Tm 16. und 17. Jahrbundert begegnen uns unter den Bats* und Stadt- 
musikanten wohlbekannte Namen und tucbtige Komponisten, wie die Prae- 
toriiis, Scheidemann, Sell©, Scbop u. a. Die Batsmusikanten batten auch 
bei der Kircbenmusik aufzuwarten und als Direktoren und Kantoren an 
Kirche und Scbule wahlte man daber tucbtige ; oft beruhmte Manner, 
wie im 18. Jabrhundert Telemann und Emanuel Bacb. Christian Fr. 
GottL Schwencke, 1822 gestorben, war der letzte st&dtische Musikdirektor. 
Der geringe Sinn fur Kircbenmusik und die Knauserigkeit der Bataberrn 
vereinten sich, urn das einst bluhende Institut zu vernichten. Es vollzog 
sich bier derselbe Prozess wie er uns in Residenzstadten der Fursten ent- 
gegentritt Die Pflege der Kunst. die einst durcb den einzelnen begrundet 
und erhalten wurde, ging in die Hande der Burger fiber, wurde All- 
gemeingut und entwickelte sich jetzt erst in ganzer Breite und Fulle zum 
Beaten der Kunst. Gesang- und Orchester - Vereine entstanden und aus 



Anzeigen musikhistorischer Werke. 



81 



kleinen Anfangen gelangtea sie zu einer kaum geahnten Hdhe. In einem 
Zeitrauxne von kaum 50 Jahren batten &ich voliig neue Einrichtungen ent- 
wickelt, die zur eiastlgen Kunstausubuog standen, wie das Kind, mm Manne. 
Man erinnere sick nur ; dass msm, es einst kaum far notig hielt eine einzige 
Probe abzuhalten und die Komponisten die Aufiagestimmen . fast nocli aaw 
zur Auffuhrung brachten. Das Muaikwesen erfahr nacli and nach eine so 
ganzliche Urn walzung , wurde mlt einer vorber me gekannten Sorgaamkeit 
geplegt, dass schon dadureh die Ansprucbe an eine Musikauffubrung gam 
andere warden. Herr Sittard fuhrt diese Entwickelmig und Umwalzung 
an der Hand der vorhandenen Tbataacben mit gewandter Feder ans vor 
Aageu uod sowobl der Historiker ale Dilettant bat seine Freude das ge- 
Bchichthehe Bild sicb entroUen m sehen. 



2. Emil Bohn: Die musikaliscben Handschriffcen des XVI. and 
XVII. Jahrhanderte in der Stadtbibliothek m Breslau. lii Beitrag 
zur Gescbichie der Musik im 18, und 17, Jahrh. von .... Breslau, 
Jul. Hainauer. 1890. hoch 4 § s XVI u. 42S S. Pr. 15 M. 

(Die Mitglieder der Gesellsciiaft fir Musikforscbung erbalten das Werk 
bei Einsendung von 11 M vora Verfasser: Breslau, Kirchstr. 27, lit) 
Eiu mono mental es Werk, welches der Musikgeschichte von unnennbarem 
Natzen sein wird. 194 Seiten nebraen nur die Beschreibung der Use. in 
Anepruch, slles ftbrige 1st den quellenm&fBigen Nachweisen gewidmet. Der 
Herr Verfasser bat sicb seine Arbeit nicht leicbt gem acht. Er bat sicb 
nicbt begnigt die Mbb. nur m beschreiben, sondern der Musikgescbicbte 
nach alien Seiten Mb m erscbliefsen: die Autoren anonymer Garage fest- 
zustellen, dug YmkQimmm der Tonsltz© in Drsskwsrkaa nadhzuweisen and 
eine Gesamtubersicht slier Textanfange zu geben. Is der That eine stau- 
nenswerte Arbeit. So bat er z. B. uber Paschmann's Meisterlieder secbs 
Begister angefertigt, die uber jegliche Frags Auskunfl erteilen. Eg fehlen 
nur nocb die thematischen Anfange und wir beaafsen ein Werk ohue- 
gleicben. Dem letzteren stelten sicb die enormen Unkosten entgegen and 
die Gleichgultigkeit nsnerer Musiker gegen alies was Wksensclmfl bei fat. 
Mit Ausdauer and verzweiflungsvollem Mut schicken sie ©in Werk nacli 
dem andern in die Welt sad opfern Zeit sad Geld, obne aucb nur den 
gering8ten Lohn oder Dank zu erreicben , aber die wissenscbaftlicben Be- 
st rebungen in ibrer Kunst betracbten si© mit einer Geringschatzung mid 
Missacbtung, die mit ibren eigenen Bestrebnngen in einem fast unerklar- 
lichen Verhaltni&se steben. Vorliegendes Werk wurde daber aucb mm 
mdglicb durcb den Druck bekannt zu macben, indem abermals der wabr- 
hafte Beschuteer der Musikwissenschaft , Herr Br, Hermann Eichbom, 
die boben Unkosten deckte, welcbe der Druck beanspruchte. Aucb dem 
Drucker des Werkee, Herrn Hermann Dittricb in Reicbenbacb In Schlesien, 
mussen wir das Zeugnis auastellen , dass er der Wissenschaft ein schones 
Denkmal oboe Eigenimtz gestiitet hat. 



32 



Mitteilungen. 



MlttoUungeii. 

* Wie sich einst Mori- und Suddeutschland in Hinsicht dee musikalischen 
Geschmacks feindselig gegenfiberstanden lasst sich heute nur noch aus einzeinen 
AuDserungen ermessen : Die Siiddeutschen , besonders die Wiener , bezeichneten im 
18. Jahrhundert jede norddeutsche musikalische Lei stung, mochte m eine Kompo- 
sition, eine Sangerin oder einen Virtuosen betreffen, mit der abweisenden Bezeich- 
nung lutherisch. Nicolai erzahlt (Keise IV, 556) er babe in Wien march© sonst 
eifrige and geschickte Liebhaber der Musik von Phil. Em. Bach nicht allein mit 
Gleichgfiltigkeit, sondern sogar mit innerem Widerwillen sprfchen horen, w&hrend 
ihnen Eozeluch und Stefan ftir das Klavier alles waren. Adamberger (1789 Tenorist 
an der Hofkapelle in Wien) wurde einst urn ein Urteil fiber eine berfihmte S&ngerin 
aus Norddeutschland gefragt und erklarte, sie sange lutherisch, was er auf n&heree 
Befragen dahin erlauterte : ^Lutherisch singen nenne ich, wenn man eine schone 
Stimme bei einem S&nger hort, wie sie derselbe von der Natur erhalten hat, wenn 
man ferner eine gate musikalische Bildung wahrnimmt, wie sie in Norddeutschland 
recht h&ufig gefunden wird, wenn aber gar keine italienische Schule des Gesanges 
sichtbar ist , durch die man ganz allein erst mm wahren S&nger gebildet wird. 
(Allg. Wiener Musikztg. 1821, 56.) Die in Norddeutschland so beliebten Opera von 
Hiiler, Benda u. a. wurden in Wien nicht der Mfihe wert gehalten auch nur ansa- 
sehen und waren daher kaum dem Namen nach bekannt In Norddeutschland da- 
gegen, besonders in Berlin, pflegte man mit Vorliebe die aMteren klassischen Meister, 
wie Seb. Bach, Handel und die Kompositionen der Schuler des ersteren und sah 
mit Geringschatzung auf die Erzeugnisse der Wiener Meister herab. Als Salomon 
und Schulz sich angelegen sein MeJsen Haydn und Gluck bekannt zu machen, 
stie&en sie gerade bei den tonaiigebenden Musikern damaliger Zeit auf heftige Op- 
position. Reichardt war schlau genug seine Zuneigung zu den siiddeutschen Kom- 
ponisten, denen er im Herzen huldigte, 60 lange nicht merkea zu lassen als er in 
preufsischen Diensten stand und rtickte erst mit seiner Meinung heraus, als er un- 
abhangig war. Bekannt ist es ja wie die Prinzessin Amalie von Preufeen und Forkel 
fiber Gluck urteilten. 

* Prosnitz, Adolf (Prof, am Wiener Conservatorium). Compendium der Musik- 
geschichte bis zum Ende dos 16. Jahrhunderts. Fur Schulen und Conservatorien 
von ... . Wien, Wetzler (Engelmann). 1889. 8°. VI u. 169 S. mit 2 Tafeln. Ein 
vortrefflicheres Schulbuch ffir das Stadium der Musikgeschichte ist bisher noch nicht 
erschienen. Kurz, umfassend, auf den besten Quellen fufsend, ubersichtlich geordnet, 
gut geschrieben , das jedesmalige Pensum ffir den Schfiler scharf abgegrenzt, sind 
die sehr empfehlenswerten Eigenschaften dieses Compendiums und man kann nur 
wunschen, dass sich Lehrer wie Schtiler (auch Dilettanten die Air Musikgeschichte 
Interesse haben) dieses Buches fleifsig bedienen. Eine &hnliche Bearbeitung des 17. 
und 18. Jahrh. wire wohl zu wfinschen, dach leider fliefeen hier die Quellen noch 
so splrlich, dass es besser ist die Arbeit aufenschieben. Obgleich in den Monats- 
heften schon so Manches ffir diese Zeit geschehen ist, so steht es doch in keinem 
Verh&ltni8se zu der quellenmaisigen Bearbeitung, welohe die Zeit bis mm Ende des 
16. Jahrh. erfahren hat. 

* Bach (Joh. Seb). Thematisches Verzeichnis der Vokalwerke von Auf 

Grand der Gesamtausgaben von C. ¥. Peters und der Bach-Gesellschaft verfasst voq 



Mitteilungen. 



33 



Carl Tamm. Leipzig, C. F. Peters, hoch 4°. XVI u. 155 S. Pr. G M. Eine sehr 
erwfinschte Arbeit nach der schon lange ein jeder vcrlangt hat und doch niemand 
sich an die Arbeit machte. Sie schliefst sich an den von Dorffel verfassten thema- 
tischen Katalog der Instrumentalwerke Bach's an und giebt nicht nar den Anfang 
des Werkee, sondern den Anfang jeglichen Abschnittes an. Jeder Satz 1st fir sich 
numeriert und eine zweite Numerierung lauft durchs ganze Werk. £in doppeltes 
Register verzeichnet die Textanfange der Werke und der einzelnen Satze, so dass 
man nur die Wtinschelrute auszustrecken braucht und sicher auf Erfiillung rechnen 
kann. Staunenswert ist der Keichtum an Kompositionen und doch umfasst das Ver- 
zeichnis erst diejenigen Werke die neu gedruckt sind. Wie viele sind noch Ms. und 
was ist idles verloren gegangen! Das Verzeichnis umfasst 2 Passionen, 5 Messen, 
2 Oratorien, 1 Magnificat, 1 Trauerode, 3 Trauungs-Cantaten, 4 Sanctus, 7 Motetten, 
22 weltliche Cantaten und 189 geistliohe Cantaten, leider ohne Angaben wie wir 
si© in den thematischen Arbeiten Kochel's und Jahn's gewohnt sind. Wir erfahren 
nur die Themata, den Texlanfang, die Bezeichnung Chor, Kecitativ und Arie nebst 
der betreffenden Stimme und die Angabe : Klavierauszug Peters, Parti tur Bach- 
Gesellschaft, nebst der Bandnummer. Einem kunftigen Bearbeiter bleibt also noch 
recht viel zu thun iibrig. Spitta hat das Material zum Teil in seiner Bach-Biogra- 
phie schon aufgespeichert und bedarf oft nicht mehr als der Zusammenstellung. 
Dennoeh ist die Arbeit eine so riesenhafte, dass ein zweiter Kochel erstehen miisste, 
ehe wir in den Besitz derselben gelangten. Hoffen wir, dass er recht bald koinmt. 

* Kalischer, Dr. Alfred Christlieb. Gotthold Ephraim Letting als Musik- 
Asthetiker. Dresden-N., Oehlmann. 1889. 8°. 42 S. 90 Pf. Dass geistreiche Manner 
jede Kunst und Wissenschaft in den Bereich ihrer Betrachtungen Ziehen , konnen 
wir schon bei den alten Volkern beobachten und dies zu sammeln und zusammen- 
stellen was ein und der andere Gottbegnadete gedacht und ausgesprochen hat, ist 
ein Zug unserer Zeit Herr Kalischer hat mit grofsor Sorgfalt den Lessing studiert 
und seine Ausspruche fiber Musik gesammelt Da aber Lessing's Kenntnis der 
Musikliteratur, gerade so wie bei Goethe, nicht fiber das Landl&ufige hinausging 
und dies zu beider Zeiten aufserordentlich schwach war, so ist die Ausbeute auch 
nicht bedentend. Bach, Uandel und die alten Klaasiker waren ihnen fremd, Mozart 
und Beethoven noch nicht erstanden und so blieb also nur das damalige sich breit- 
machende Mittelgut iibrig. Lessing wie Goethe interessierten sich ganz allein fur 
die Oper und blickten sehnsuchtig nach einer Zeit, in der Text und Musik auf 
gleicher Stufe steben wfirden. Selbst etwas dafiir zu thun ist aber keinem ein- 
gefallen, aufser Goethe mit seinen kleinen Singspielen. Lessing s Beobachtungen fiber 
die Verbindung von Poesie und Musik sind gewiss von Bedeutung und der auf 
Seite 38/39 mitgeteilte Ausspruch spricht flir das voile Verstandnis und richtige 
£rkenntnis, wie weit sich die Poesie den BedurfniBsen der Musik anpassen muss. 
Mr sagt: „die Poesie, welche mit Musik verbunden werden soil, muss nicht von der 
gedrungenen Art sein; dass es bei ihr keine Schdnheit ist den besten Gedanken in 
so wenig ris mdglich Worte zu bringen, sondern dass sie vielmehr jedem Gedanken 
durch die l&ngsten geschraeidigsten Worte so viel Ausdehnung geben mass, als die 
Mtusik brmuclit, etwas ahnliches hervorbringen zu konnen". Die Wagner'schen Texto 
geben hierzu das treflfendste BeispieL Schon die Itajiener vor und zu Lessings 
Zeit trafen darin das Richtige : Viel Worte und wenig Handlung. 

* Joh. Zahn'a Die Melodieen der deutschen evangelischen Kirchenlieder 
(Guteisloh, Bertelsmann) sind soeben in ihrem 2. Bande vollendet und steht zu 



34 



Mitteilungen. 



hoffen, dass die Fertigstellung dm Werkes in kurzer Zeit erfolgen wird. Die Iiefg. 
von 5 Bogen betragt 2 M. 

* Von Dr. Adolf KuUack'B „Die Asthetik des Klavierspiels" ist soeben die 
3. von Dr. Sans Bischof umgearbeitete Aulago erechienen. Berlin 1889, Bracb- 
vogel & Baift (Kurt Brachvogel). Pr. 6 M. 8°. XII und 404 S. Eim Register 
fehlt (!). Die Geschichte der Klaviervirtuosit&t ist S. 11 — 43 behandelt Die altere 
Zeit konnte doch nur auf dem Studium ihrer Werke begriindet sein. Die Verfaaaer 
haben nicht einmal den Versuch gewagt Erst mit Seb. Bach glauben dieselbeD 
Boden zu gewiunen, doch statt sich auf reales Wissen zu stellen, werden wir mit 
geistreichen phantastischen Redensarten abgefertigt. Emanuel Bach gab durch seine 
Kiavierschule die trefflichste Anleitung , dann Lohlein , Clemen ti , Hummel u. s. L, 
doch die Trauben hSngen ihn zu hoch. Dber Mozart's Technik sagen sie S. 18 
„Eine bestimmte und anschauliche Vorstellung von Mozart's Klavierspiel zu geben, 
ist leider in noch geringerem Mafse moglich als bei Bach" (sic?). Dass sich Mozart 
fiber Clementi's Technik so genau ausspricht sind ihnen unbekannte Dinge, sowie 
dass Jahn's Mozart hiertiber trefflichen Aufschiuss giebt. So laago die Asthetik 
die Geschichte der Musik negiert, so lange bleibt sie eitel Spiegelfechterei. 

* In dem Sinfoniekonzerte der Gewerbehauskapelle zu Dresden wurde auf Ver- 
anlassung unseres Mitgliedes Herrn Otto Schmid eine Sinfonie von Michael 
Haydn aufgefuhrt, die sich einer gfinstigen Besprechung in den dortigen Zeitungea 
erfreut Herr Schmid ist bereit dieselbe auf Wunsch auch anderen Orchestern zur 
Verfrgung zu stellen. Herr Schmid vermutet, dass es dieselbe Sinfonie ist von der 
Leop. Mozart in seinem Briefe vom 6./ 10. 1777 epricht, in der eine Variation mit 
tfirkischer Musik so plotzlich einsetzt, „dass alle Frauenzimmer erschraken nnd em 
Gelachter entstand". Die Sinfonie sehliefst sich in der Form noch ganz der altaren 
Suite an nnd besteht aus 5 S&tzen. 

* List & Francke in Leipzig. 214. Verzeichnis des antiquarischen Lagers 

von 1890. Enth. 601 Nrn. Kirchenmusik , Choralbficher , weltL Gesange (Br 

gemischten und M&nnerchor, Lieder und Arien, Gesangschulen, VolksUederbucher 
und Klavierausztige von Opern. Leider immer noch in der alten unpraktiachen Ord- 
nung abgefasst, in der jedes Fach alphabetisch Hr sich geordnet ist and man 
einen Autor durch 7 Abteilungen zusammensuchen muss. 

* Zu dem letzten Verzeiohnisse der Mitglieder der Gesellschaft (Monatsh. 1889) 
ist Herr Dr. Wilibald Nagel in Zurich noch nachzutragen. Neue Mitglieder 
sind 1890 eingetreten die Herren Pfarrer Dr. Boecker in Fischeln, Th. Graff, 
Dirigent der Iiedertafel in Pforzheim, Jos. Schildknecht, Musikdir. am Lehrer- 
8eminar in Hitzkirch, Richard Schumacher in Berlin and C. Walter, Lehrer 
und Chorregent in Biberach a./Rh. 

* Hierbei eine Beilage : Fortsetzung zum Katalog der Musik -Sammlung der 
Kgl. offenti. Bibliothek zu Dresden. Bog. 10. 




alische Unirersa 
IBibltoOiek! .JUL 




Han. i. mm. Ink, i-m. 4hladi 



■■pii^^ mi, mpiff | jimni wo, v #F»w fp,piitfii 

B Pwafc, Ha*. ▼wmMui. pat, u. ft. t. lefo Mtgil, fciptg, Ptei—ate 



Ytrantwortliohar Kedakttur Boberi Kitner, TampJIa (TXckermark). 
Drnok ▼on Hirmaoa Btft A SOhne in Lugras&ls*. 



fir 

MUSIK- GESCHICHTE 

berausgegeben 
von 

der Gesellschaft ffir Musikforsohuog. 



IHL Ja&nau. 

1890. 



Preis dM J*hrg«ngo« g Mk. Monatlioh erscheint 
•Sat NoBuner ron 1 bis S Bogsa, Iugertionegcbtllirea 
ft* die Zellt 80 F£ 

KoannliiioMWlAg 
▼on Breitkopf A Hlrtel is Lelpiig. 
B«ttellmif«ii 
nhmnt jede Bitch- nnd Murikluuidluiftg entgegen. 



So. 3. 



lis dem Archive des Bemedlctlnerstlftes St Fail 
to Lavantthal in Klrnten. 

(Mitgeteilt von Oswald Holier.) 
(Schluss.) 

1. I5i Sammelband in 4° ehne Bezeiebning, wis lauter veremzelnten 
Bl&ttern nnd BrachstGeken von verschiedenen GrSfsen beetehend 
nnd sis verschiedenen Jahrhunderten herriihrend. Der Codex stammt 
us St. Blasien, its litest® Stfick 1st ans dem IX. Jh. 

Von musikaliachen Stflcken finden sieb darin folgende : 
fol. 24a. Tonale 6, Bernhardt Schrift im XIII. Jh. Abgedruckt bei 
Gerbert II, S65 — 267. Der Abdrack stimmt nit der His, 
Qberein , nnr znm Schlasse fehlen im der Gerbert'schen Am- 
• gabe naeh lam Worten: Ibi de talibus sofficienter doeeri po- 
teris noch folgende zwei Notenzeilen (die erste obne SchlQssel) : 
fol 27b. 



i§* 



Domine iube benedicere Tu autem Do-mi -ne mi -se- re -re nobis 

i ii jii 11 11 jii - ,n : : iiL 11 • # m::m * ii ; 



1 

Be-ne-di-camus Bo-xci-no De - o gra-ti - as. 

Gerbert fthrt als Quelle ein Ms, S. Bias. sec. XIII am, es 
dfirfta dieses Bruchstiick also Gerbert als Vorlage gedient 
haben. 



( 



36 Aus dem Archive im Beoedictineritifles St Pail in Lafuntttinl in Kirnta. 

fol. 31 — 39. Ein Pergamentbruchstttck, 20 : 25 V* cm, Schrift im 
X. Jahrhunderts, eine Lage von 10 Bl&ttern, von denen das 
letzte herausgeschnitten ist. Zwei Spalien zi je 20 Zeilen. 
Das Bruchsttlck enth&lt den Tonarius des Berno (Gerbert II, 
79—91) jedoch unvollst&ndig. Is beginnt fol. 34 a It semper 
et in secola secolorum amen (Gerbert 11, 83, 1. Sp., Z. 7 v. o.). 
Die Oberschriften sind rot, die Texte der Ges&nge alle neumiert 
Die His. stimmt mit dem Abdruck bis zum 8chluss. 
iifser dass fol. 39 a statt „Haec munera quondam 1 ' (II, 90) 
,,Haec in nostra quondam 44 zu lesen ist. Von einem andeni 
Codex, der ebenfalls diese ebarakteristiscbe Variant© in nostra 
statt tnunera aifweist, bericbtet Cod. Si Paul. A fol. 395. 
Doch dirfte dieses vorliegende Rrncbstiick nieht identisch mit 
dem dort genannten sein. 

fol. 40. Ein einzelnes Blatt mit vier Troubadourliedern. Der Text 
derselben ist im Program m der Elagenfurter Staatsoberreal- 
schule far das Jahr 1885 von Professor J. B. Kemp heraus- 
gegeben; daselbst ist aoch das Blatt genauer beschrieben. Das 
erste Lied ist von Thibaut de Navarre (vgl. De la Ravaliere, 
Les po6sies du Boi de Navarre II, 361; doch weist dessen 
Text bedeutende Verschiedenheilen von der St. Punier His. 
auf); das zweite dirfte von Colars It Boitieittiers sein (vgl. 
De la Borde, Essai sir la musiqae II, 320); der Dichter des 
dritten Liedes ist Martin le Beguins de Cambrai (vgl. Keller, 
Bomvart und M&tzner , Altfranzflsische Lieder); der Dictator 
des vierten Liedes ist noch unbekannt. Welcher Handschriften- 
gruppe das Fragment angehdrt, ist mir nicbt gelungen fest- 
zustellen. 

Die Melodieen sind zu Anfang jedes Liedes auf vier mi 
roter Farbe gezogene Linien in Longen in Mensuralnotenschrift 
des XIII. Jhs. gescbrieben. Pausenzeichen finden sich, jedoch 
nicbt durchgehends, am Ende jeder Verszeile. Von Ligatoren 
kommt nur die gewdhnliche ligatura binaria cum proprietata 
et perfectione zum Teil pliciert, zum Teil ohne pliea vor. Die 
einzige ternfcre Ligatur im vierten Stick dirfte die Gelkrag 
einer Longa haben. Aufserdem erscheinen hlulg Con junctures 
einer Longa mit 2 oder 3 Semibreven. Die Resolution der 
Melodieen muss in Gem&fsbeit zu den von Biemann , Studies 
zur Geschichte der Notenschrift, S. 126, 215, 216 aas- 
gesprochenen Grunds&tzen derart geschehen, dass alle Ligaturen 



Am ima Archive dee Benetiictinerstiftes Si Paul im Lavantthal in Karnten. 37 



nod Coijuctirai den Wert einer Longa erbalten. Ich bringe 
die Melodie sowli den f exl der ersten Strophe getreu zim 
Abdrack and beiriefaie air die wabrscheinlicben Taktgrenzen 
dnreh einen Apostroph ('). 

1. fol. 40 a. (Thibant de Navarre.) 

f *) 9 9 9 9 



^ — jt~ir 
i J 



12) 1 1 it'll 

Co - stu- a© est Men, quant Fen tient in ; pri-son, Qu'en me It ueolt o - ir 

9 f ») f «) 3 9 ft ) 

■ i I 1 J i III I 

ne es - eon - ter, Que bh - 1© riens a@ (fait) tant cuer fe « Ion, fee grant poo- 

f 9 f * 9 



=*=hF 



— | - r " 1 II' 1 llll — I — •— ^ i i 

i,". qui raal en ueolt u - me; For ce ma dame de mot m'estoet dou-ter 



-r 



rr 



-r 



Quo je ne uoil par-ler is ra- an -coo, Vestre os - t&gez s'en 

9 f 9 w * 



-e v 



1 I 1 

fee - le guise non Far - mi test ce ne puis p§ es - cha - per. 
(Folgen noch vier nnd erne halbe Stropbe.) 

l ) Von dieaen 5 Motes 1st offenbar eine zuviel. *) Ms, J. 8 ) Diese 
S Noten soilen Longae sein. *) Fehlt Im Ms. Ich habe die Mots nach 
Analogic des ersten Verses, das fehlende Wort aus De la Kavaltere hinzu- 
gefligt 6 ) Diese Met© soli eine Longa sein. § ) Die Noten ffigen sich nicht 
den Rhythm us. Sollte die Brevis wegzuf alien haben, m wurde* sich die 
Meiodie beeser dam bei De la Bavalilre angegebenen Texte: Ne d'ostage 
s*ea etc. ftigen. 

2. (Colars ii Bouteiliiers?) 



-e - 




S 


f 


i 

An 


— - 

i - cu - n< 


1 , , 

s gent m'ont bla 

■ ■ »' y 


" « ■ « 3; ^t-^J 

s- me pour moi ehas - tot - er, 




- -4 1 





Car ce que i'ai ' teat a 



me 



deus-ae ■ Ms 



er; 



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I 



38 Aus dem Archive ties Benedictanentiftes St. Paul im Lavantthal in Karaten. 

3 l )f 3 f 



m m — m. — M m — — . — . M — a — m~m — ■ 

-i i i " , » » w i — ■ n 1 ■ v^r- 

< I i 
Mes ce m'est trop grief, Car ie uueil de chief en chief, Jnsqu'e& 



la in, Ser- vir bo -ne a - mour sanz du! en - gin; Loi-al-ment 



sanz tri-che ri - e, Uueil en gr© ser-irir m'a-mi - e. 
(Polgen noch drei Strophen.) 

*) Die letzte Note soli eine Longa sein ; ein Pausenzeichen fehlt *) Ein 
Pausenzeichen fehlt 
3. fol. 40 b. (Martin le B6guins de Cambrai.) 
f t f »> t 




Eg~ w M 



tout a son con - men - de-ment; Car mes cuers est a la pin 

9 H *> 9 9 9 

- W- — 0 - — — —p. — i n (mi. _ 



de - bon - ai - re Qui soit ou mont, m douz sem-blant ne ment 



Vrai - e - ment, Sai bien qu'en 11 a - mer me puis m'es-fai - re; 



Cars© ia - mais miex ne me d© - uoit M - re Fora qa*6B-gar-der de 

•> 



f V 9 3 



ses lex dou - ce - ment, Si m'iert il Men me - ri et hao-te-ment 

(Folgen noch vier Strophen und ein Qeleit.) 

J ) Ein Pausenzeichen fehlt. *) Ik Paoaenzeichen fehlt *) Ein Pn- 
senzeichen fehlt 4 ) Ein Pausenzeichen fehlt 6 ) Ein Pansehzeicheii fchlt 
•) Diese beiden Noten sind irrtfimlich eweimal geachrieben; statt fluer 
sollte ein Pausenzeichen stehen. 1 



Aus dem Archive dee Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthai in Karnten. 39 
4. (Anonym.) 



) 



Je nneil a - mours ser - nir Et fai - re sod ta - lent, 



r 

Et gi uueil per - ru 




1=3 



Car i'aim bien loi - aument, Sanz ia - mes re - pen - tir, Ce - le de 



. i " 1 ^ i « 

qui de - sir A - uoir a - le - ge - ment. 

(Polgen noeb zwei vollstitndige and eine halbe Strophe, die 
in der Mitte abbricht.) 

*) Im Ms. eine Longa und eine plicierte Brevis wie hier. *) Ein 
Pausenzeichen fehlt *) Ein Pausenzeichen fehlt 4 ) Die Ligatur ist nicht, 
wie in der ersten Zeile, pliciert 6 ) Ein Pausenzeichen fehlt. 6 ) Die Liga- 
tur ist nicht pliciert; auch die folgende Ligatur stimmt nicht genau mit 
der entsprechenden Note der sweiten Zeile. 7 ) Ein Pausenzeichen fehlt. 
*) Ein Pausenzeichen fehlt •) Ein Pausenzeichen fehlt 10 ) Diese Ligatur 
scbeint ftberflUssig. n ) Im Ms. Brevis wie hier. 

Der poetisohe Wert der Texte ragt nicht Qber das ge- 
wOhnliche Niveau der franz5sischen Troobadoarlieder hinaus. 
Die Melodieen des zweiten und dritten Liedes sind auch nicht 
hervorragend, fliefsend sind nur die Melodie des vierten Liedes 
sowie die des ersten, mit Ausnahme des unsangbaren Scblusses. 
fol. 51 bis fol. 58, der Best des Codex, bildet ein zusammenb&ngendes 
BrachstQck, das eine eigene alte Pagination von fol. 17 bis 24 
aufwei8t. Es zeigt die Schrift des XIV. Jahrhunderts und ent- 
hftlt zuerst auf fol. 51 lmberti de Francia Begulae de men- 
surabili musiea, ein ganz bedeutungsloses kurzes Excerpt aus 
Johannis de Mwrw Musiea practice Qerbert erwfthnt des 
Imbertus in der Yorrede zum dritten Bande der Scriptores. 
Eine Abschrift aus dem vorliegenden Ms. findet sich auch im 
Cod. A. fol. 199. 

Darauf folgt auf fol. 51b Bota compositionis monochordi 
und fol. 52 a eine phantastische Zeichnung, ein Thor mit 



t 

Ads dem Archive ies BenedictiBerstiftee St. Paul in Lsvaattfaal in Kinta. 

firman darstellend mit der Unterschrift ,/Furris que totiii 
comprehendit rerum originem creaturarum." 

Aaf fol. 52 b and 53 a steht die von Gerbert anf dim 
Titelblatte zam dritten Bande der Scriptores abgedrockte mehr- 
8timmige Komposition „Ei Ms. Bibl. San-Blasianae See. XIV." 

Der Abdrack bei Gerbert ist niebt ganz vollst&ndig — 
er nmfasst nor etwa zwei Drittel des vorhandenen — und aneh 
niebt genaa; namentlich ist nicbt daraas za ersehen, dass die 
Komposition in roten and schwarzen Noten gesehrieben ist 

leh bringe sie hier noehmals zam Abdrack; die Noten- 
linien sind rot and blau. Die Schlflssel za beiden Seiten der 
Komposition sowie die Intervallangaben „Coma" and „lyma u 
sind bei Gerbert richtig. (Siebe die Beilage.) 

Auf fol. 53b folgt dann: Explieatio tabnlae monoehordi 
magistri Nicolai de Lugduno (vgl. Gerbert III, Praefatio). 

Am Rande von 55b: Proportio est qaaedam habitudo, wie 
Gerbert III, 78, jedoch nar das Caput primum. 

fol. 56 b Quaestiones von Johannes de Muris, Gerbert 11, 
301-808 bis „salvo dicto magistro." Gerbert III, 301 besagt, 
dass er dieses Ms. bei seiner Aasgabe bentltzt habe. Von den 
beiden Randbemerkungen ist die eine, auf fol. 58 bei Gerbert 
III, 306 in der Anmerkung aufgenommen, die andere, Discan- 
tierregeln enthaltend, steht fol. 57 b und laatet (die lateralis 
sind fast darchgebends durch Ziffern ausgedrflckt): 

Post quintan tertian semper tenere memento, 

Et si plures seeuntur, idem judicium habeto. 

Post octavam sextan, si cantus tendit in altum; 

Sed 8ecunda loeo decime (?) sie hoc modo habetur. 

Et si nota sub octava, decimam habere memento; 

Si alta sub deeima, duodecima sit tibi tradita. 

Post decimam octavam, si nota per anam ascendit 

Si est nona it sexta (?), si plura transire videbis (?)." 

Post octavam quintam, si vooem tendit in altum; 

Si nota unam equalis habit, qointam dabis; 

Si stant equali, post octavam quintam tenebis 

It e converse si plures videbitis. 

Post quintam octavam, si nota plura puncta deseandit, 

Et si per unum, sextamque iudicabis. 

Si plures seeuntur, idem iudicium habeto. 

Si deeima hoc modo, octava post banc sequatur. 



onatsh. f. Musikg. 22.4-0. 



Hholomenm de Parish's. 

Uerberi fff, 284—286. " "' Aw £ earu <*t bei 



Aus dem Arohive dee fienedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in Kara ten. 41 



Post sextam octava, si note per unam deseendit; 
Si plus descend it, octavam sab qainta tenebis. 
Post tertiam quintam, si oantns deseendit per unam, 
Si plnres secuntur, sextam vel octavam notabis 
Et post qaintam per unnm modnm habebis. 
Post qaintam sextam, si cam octava iangatur 
Et alio modo post qaintam sexta habetar. 
fol. 58 endet der Codex. 



C. Ein Sammelband wie der oben beschriebene. Von masikalischen 
Traktaten enthftlt er nur fol. 38—46 „Incipit commemoratio brevi 
de tonis et psalmis modalandis. 

Inc.: Debitam servitatis nostrae. 
Expl. : Salva sit alma fides. 

Abgedrackt: Gerbert I, 213 — 229. Gerbert hat nach dieser 
Hds., welche im X. Jb. niedergeschrieben ist, seine Ausgabe g 
macht (vgl. I, 103). 

D. Ein Papiercodex, 15 : 21 cm grofs, mit der Signatar 32. 264. 
Das erste leere Blatt ist nicht paginiert, dann folgt eine Lage von 
14 Blftttern, das 15te ist hinzageklebt, dann eine Lage von 16 Bl 
fol. 31 leer. Mit der neaen Lage fol. 32 beginnt Nr. Ill, Propor- 
tionam, diese enthftlt 24 Bll.; dann folgt eine Lage von 14 Bll 
and ein vorstehendes Stack eines leeren Pergamentstreifens, der zd 
dem Einbande des Bflckens gehftrt. An diesen ursprttnglichen B 
stand ist noch eine mit fol. 70 beginnende neue Lage von 12 Bll 
angebanden, die jedoch nar bis fol. 78a beschrieben ist. fol. 78 1 
79, 80, 81, 82 sind leer. 

Die Schrift ist eine sohlechte, kritzliche Schrift des XIV. Jh, 
sehwer lesbar mit vielen AbkQrzangen. Nar das mit der neaen 
Lage fol. 32 beginnende dritte Sttiek zeigt eine andere, etwas 
bessere Schrift, sonst ist alles von derselben Hand geschrieben 
Der Codex ist derselbe, welchen Gerbert III, 190 als „quon- 
dam Parisinas, postea San-Blasianua u beschreibt. Er enthftlt die von 
Gerbert im III. Bande herausgegebenen Werke Johannes de Muris 
fol. 1. Sam ma magistri Johannis de Muris. Expl. fol. 29 a. Ab- 
gedrackt bei Gerbert III, 190—248. 
fol. 29 b. De nameris, que masicas continent oonsonantias secundum 
Ptholomeam de Parisiis. Expl. fol. 30 b. Abgedrackt bet 
Gerbert III, 284-286. 



42 Aus dem Archive des Benedictinerat iftes St Paul im Lavantth&l in Kftrnten. 

fol 31 leer. 

fol. 32a. Proportionam adipisci etc. lipl. fol. 36a. Abgedniekt bei 

Gerbert 111, 286-291. 
fol. 37 a. tTberschrift durchstrichen: Masica theorice Jo. de Muris 
incipit. 

Das folgende ist die Masica speculati?a , abgedrackt bei 
Gerbert III, 255 — 283. Das bei Gerbert in der Anmerkung 
S. 258 Gesagte trifft genaa bei dem Codex zu. 

Expl. fol. 49 a. Explicit masica specalativa secandam 
Boetium, per magistram Jobannem de Maris abbreviata Parisiis 
in Sorbona Aono Dom. 1323. 
fol. 49 b. Oberschrift: Secundus liber. Sequitur quod mag. Jo. de 
Muris dicat de practica musica seu de mensurabili. Das ist 
die Musica practica, abgedruckt bei Gerbert III, 292—301. 
fol. 56 a. Explicit musica practica secundum mag. Jo. de Muris. 

Perner steht auf fol. 56a: 
Discantus secundum Francbonem sic deffinitur (diese Worte 
sind durchstrichen). Discantus est aliquorum diversorum can- 
tuum consonantia, in qua ilia divisio cantus per voces longas, 
breves et semibreves proportionaliter adequatur et in scriplo 
per debitas figures proportionari ordinatur designatur et multis 
modis dicitnr (Ars cantus mensurab. Cap. 2. Coussemaker 1, 118). 
fol. 56 b. Item Jo. de Muris (diese Worte sind durchstrichen) questiones 
super partes musicales. Abgedruckt bei Gerbert III, 301—306. 

Expl. Etsi que sunt similia Explicit Jo. de Muris (diese 
Worte sind durchstrichen). 
fol. 60. Sequuntur numeri proportionales. Abgedruckt bei Gerbert 
111, 308-312. 

fol. 63 b. Incipit ars discantus data a magist.ro Jo. de Muris abbre- 
yiando (durchstrichen). Abgedruckt bei Gerbert III, 312—315. 

Zum Schlusse : Explicit Jo. de Muris (ist nicht durch- 
strichen). 

fol. 66. Tractatus de differentiis et generibus cantuum a magistro 
Arnulpho de S. Oilleno editus. Abgedruckt bei Gerbert III 
316—318. Zum Schlusse fol. 68 a Explicit tractatus magistri 
Arnulphi. 

fol. 68 b. Canon cum tabula huius moduli scilicet „Monstrant \ 

Hie modulus non notatur sed scribitur et vocalibus canitur. 
Vocal es non solum tonos, pausas et eorum mensuras designant 
sed loco pausarum vocales extra scribuntur vel inter medial 

j 



Aw dem Archive des Benedictinerstiftes St. Paul im Lavantthal in Sainton. 43 



dictiones quovis colore rubeo vel nigro. Igitar pro fa sono fit 
a vocalis, pro re vero fiet e et sic deineeps. Dam vero aa 
reperitur, prima fa, secunda la et tertia relabitur in fa. Ho 
aotem fiet tarn in eadem dictione qaam in diversis. Hoc vero 
circa paasam. Pausa antem iaxta valorem sui moduli mensa 
ratur. Valor quoqae sic habetar: a unam ubiqae designat, e 
vero dao et sic ulterias. Ubi vero erit duplex aa, primaou 
dabit (anum , fehlt im Ms.), secundum vero sex et tertium 
unum signabit, si sit tertium in modulo, sive in eadem dictione 
sivo in diversis. Et hoc circa pausam. Voces ita junge. Vt 
tripli et at tenoris duplo distent, sesquialtera vero moteti el 
tenoris ut in hiis nuroeris 2, 3, 4. Item unitas tripli media esf 
moteti et hec media est tenoris sic: 1, 2, 4. Item nostro in 
textu „Heus 4 ' et „Cuius u monades (d. h. diese beiden Wdrter 
sind nur als je eine Silbe zu z&hlen), cum sit in prima. In 
prima quoque , id est „Heus", e perdominatur , in secunda 
autem, id est „Cuius", i vocalis, et in quarta i solam signal. 

Darauf folgt eine Tafel zur Veranscbaulichung der Be 
zeichnung der Tdne und Pausen durch Vokale, die (nach Weg 
lassung Qberflflssigen Beiwerkes) so aussieht: 



fa 


re 


mi 


sol 


ut 




la 


a 


e 


i 


0 






a 


1 


2 


3 


4 


5 


1 


6 



Dominus Eustacim Leodiensis, familiaris Domini Ebro 
dunensis, fuit actor istius moteti. 
Parcat ei Deus. 
8equitur motetus. 
fol. 69. Trlplum. 

Monstrant bii versus an qui iam vel rea fata 
Aut gazas glistit aut cupit officia. 

.0. 

Se necat abs norma ve que clam magna regendo 

• 0. 

Jam sit id arto scias que ruit orbis amor. 

Plus dantes adeas quod pollet, nec fugis ipsum 
Hoc nam fit frustra dum cito victus orbis 

•o. «0» 

Forsitan in multis pudet hiisdem cor minus uti 



44 Am (lmi Archive ies Benedictinerotiftes St. Paul im Laviuittlial In K£mten. 

•o. 

Oonsceideiis montes quos gerit ethna vagos. 

• o« 

Heus st decepit haic maltam prodi qaia mudim 

.0. 

Crimina delevit ardor adit subito 

• o. 

Flamme que tai loculi deflendas tartareasque 

•o 

Dant ergo suites hie eadet arte mala. 

Mititis. 

Jas plectas leges adeas mala mens qaasi vulpes 

••• •©• 
Noxia 101 figat scismata fletas abest 

Moribas ars eedat maiiet hac decus aarea pellas 

••• 

Jus constat que nam ratio si potias 
Aurea sin fata m ve nil It sine rebus 

• o. 

Mia lex mnam qui dant hos polis ardet amor. 
Tentr. 

• a. .1. .1. 

Ut queant laxis resonare fibris mira gestorum famuli too- 

• a. .1. «a. 

rum, solve polluti labii reatum, Sancte Johannes. 

Das Stick Isi interessant, insofern sich hier schon im 
XIV. Jh. die Anf&nge der R&tselspielereien der Niederl&nder 
zeigen. 

Die Resolution 









[7 r r H 




monsti 


mnt hi ver 


-r-r r r 

- sis fin qui iam 


vel re - a fa 


1 r i - | 

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ad - e- 


p- e 












. — <s> — — 


— — — — 


w J 

Ut 


qae - - 


ant 


la- u. 8. w. 



zeigt ein sehr unerfreuliches Machwerk. 



fol. 69b, folgt: De musica et de tonis coelestibus, worin in einer Art 
pythagor&ischer Sph&renharmonie den verschiedenen Himmels- 
kflrpern verschiedene fine zugesehrieben werden. 

Terra P it, Luna A re, Mercurius B mi, Venus C fa at, 
Sol D sol re, Mars E la mi, Jupiter f fa it Sat onus G sol re vL 



Anxeigen musikhistorischer Werke. 41 

fol. 70. Ineipit epistola ab universitate Parisiensi elrisliaiisslmo regi 
Franeoram direeta a. 1894, 



Die Betraehtung las Codex Hefert einen kleinen Beitrag zar 
Lasting der Prage wegen Isr Echtheit der Schriften Johannes' de 
Muris. R. Hirschfeld la seinem Werke tiber den genannten Mu« 
siker spricht ihm aos inneren GrGnden die Autorschaft der liter 
seinem Namen biknilsa Traktate mil Aasnahme des Speculum 
musicae ab und hill dieses allein fir ©Ii echtes Werk Maris'. Diese 
Ansicht fiadet eine SttLtze in den Angaben nnseres Codex insofern, als 
fol. S7a die Oberschrift der Musica specalativa, fol. 16 ii© ftberschrift 
and fol. lib der Scbluss der Quaestiones and fol. 63b di© ftberschrift 
der Ars discantus von einer gleichzeitigen oder nicht viei jtingeren Hand 
dorcbstriehen erseheinen. Preilieh bleibt fol 49 b and 56 a die Autor- 
sebaft der Musica practiea, fol. 65b der Ars discantas anan- 
getastet Dennoeh ist soviel n erseben, iass Ii einem der frflheren 
Besitzer Its Codex noeh als© lentils oder schon eine Ahnung des 
Bichtigen lebte. 



Amselgen mmsitilstorlscler Werke. 

3. Josef Sittard: Zar Gesehiehte Isr Masik and des Theaters 
am Wdrttembergischen Hofe. Nach Originalquellen von ..... Erster 
Bind, 1458—1733. Stuttgart, Veriag von W. Kohlharamer. 1890. 
8°. X aid 854 Seiten. 

Mit etaunemwerter Arbeitskraffc sendet der Herr Verfesser binnen 
kramer Zfeit das zweite Qidlanwerk in die Welt. (8i8he M. £ M. 8. 30,) 
Wenn bei dem Geschichtswerke uber Hamburg ii© QueUen eehr sparlich 
floaseo, m tritt bei dem vorliegeoden der umgekehrte Fall mn. Die Statt- 
garter Archive siod mit Aasnahme weniger Jahrzehnte go reichhaltig sit 
AMen, Dokutnenten und Kechnungabuchern versehen, daas eine Auawahl 
und eiii Zus&m menziehen getroifen werden musate. Ganz beeondere wertvoll 
ist die Geechichte fir die deutscbe Muaik uod deutsche Meister. Wihrend 
wir an alien anderen Hofen hauptsachlich Niederl&nder und mm an- 
treffen, Ist Stuttgart der Sammelpunkt im deutschen Meiater. Komponiaten, 
von denon wir in alten Sammelwerken ©in uod den anderen Tonsatz laden, 
fiber deren Leben wir aber biaher auch nicht dss Geringste wussten, fmden 
wir in Stuttgart al* Kapellmitglieder angestellt Da ist Johann Siefs 
(oder hies, wie ibn Peter Schoeffer nennt, der von ihm in 1513 vier 
deutsche Lieder veroffentlicht) als Kapellmeister mm 1519 verzeichnet, der 
ficho» is Jahre 1512 niter Heinrich Pinck Sanger war und nach Strafs- 



46 



Anzeigen masikhistoriseher Werke. 



burg gesandt word©, mm Sanger zu engagieren. Ioh nannte eben Heinrich 
Finch als Kapellmeister an der Stuttgarter Hofkapelle. Man traut seinen 
Augen nicht den hochgeschatzten Meister, den wir nur als Warschauer Hof- 
kapellmeister kennen, hier in Stuttgart zu finden. Selbst die scMrfete kri- 
tische Prufung lasst keinen Zweifel aufkommen, dass wir es hier mit einem 
gleichnamigen Musiker zu thun haben. Alles was wir iter Finck wisaen. 
ruhrt von seinem Grofsneffen Hermann Finck her; derselbe konnte seine 
Nachrichten aber nur vom Horensagen wissen, denn er war erst nach dem 
Tode des Qrofsonkels geboren. Hermann ist nicht viel in der Welt heruni' 
gekommen und fruh gestorben. In der Kapelle Ferdinand's von Osterreicli 
emogen, kam er als Organist nach Wittenberg and starb dort 31 Jahire 
alt. Seine Familie lebte in Pirna in Sachsen. Die Akten in Stuttgart 
verzeichnen also 1510 einen Heinrich Finck, „genannt der Siiigermeister*, 
mit jahrlich 60 Gld. Gehalt, dem sich freie Wohnung, Holz, Licht und 
Naturalien in reicher Fill© anschlossen, so dass die 60 Gld. bar Geld 
den kleinsten Teil bilden. Zu seiner Reise wurden ihm 63 Gld. angewieseo. 
Das ist eine Sumnie, die auf eine weite Entfernung schlieisen lasst, denn 
Siefs erhielt fur das Suchen nach Sanger in Straisburg und Umgegeod nor 
49 Gld. Die Akten sind leider hier sehr schweigsam und verzeichnen ihn 
nur bis 1513, doch da Siefs erst 1519 Kapellmeister wurde, so lasst sich 
annehmen, dass Finck so lange das Amt verwaltete und um diese Zeit starb. 
Dies passt alles so genau auf den bekannten Meister, dass man wohl glauben 
kann Heinrich Finck habe sein Leben in Stuttgart beschlossen. Eine weitere 
Entdeckung betrifft den Komponisten J org Brack, der in den Akten Jery 
Brack genannt ist und Komponist sowie Kapellmeister vor Finck um 1509 
war. Von ihm besitzen wir funf deutsche mehrstimmige Lieder, die sich 
im Schdffer 1513, Forster u. a. behnden. Auch dieser war uns bisher 
in seinen Lebensumstanden vollig unbekannt. Dann tritt ein Hoforganist 
Georg Scharpf um 1509 auf. Das Tabulaturbuch von Kleber, um 
1520 geschrieben (Bibl. Berlin, Ms. Z 26, fol. 61) enthalt einen Magister 
Jdrg Schapf, von dem sich eine Praeambel fur Orgel befindet. Ohne 
Zweifel ist der Name Scharpf und Schapf mit dem gleichen Vornamen and 
der dazu passenden Zeit ein und derselbe Meister. Wer in der alten Zeit 
mit Vorteil arbeiten will, muss ein wachsames Auge auf gleichlautende Vor- 
und Zunamen richten, denn die einstigen Rechnungsnlhrer nahmen es bo 
dem Einschreiben neuer Mitglieder nicht allzugenau und erst naoh Monaten 
findet sich endlich der richtig geschriebene Name vor. Ich erinnere z. B. 
an die wahrhaft komische Schreibung von Goswinus in Josquinus (M. f. 
M. 21, 16), So auch im vorliegenden Buche. Seite 6 und 8 finden wir 
einen Meister Vyl und einen Maister Vytten „in der Singerey" 1509 
und 1510 angezeigi Wer zweifelt wohl hier auch nur einen Augenblick, 
dass es ein und dieselbe Person ist, nur durch den Schreiber verdrehi 
Die Familie Steigleder ist reich vertreten und lasst sich durch drei Gene- 
rationen hindurch verfolgen : TJtz St., mm 1534 Hoforganist, Ulrich St., 
wird 1546 and 1550 in gleichem Amte genannt und endlich der uns 
wohlbekannte Hans Ulrich St., der 1605 als Hoforganist verzeichnei iit 



Anzeigen m usikhistoriseher Werke. 



47 



and 1635 stark Er erhielt an Gehalt 122 Gld., 2 Scheffel Roggen. 
24 8ch. Dinkel (eine Art Weizenkorn), 3 Eimer 4 Imi Wein und 40 Pfd. 
Lichte; die freie Wohnung verstand sich stets von selbst oder ein ent- 
sprechendes Mietsgeld, wenn m daran fehlte. Auch die Familie £ odecker 
# tritt una hier in verschiedenen verwandtschaftlichem Verhaltnisse entgegen 
und erhalten wir genaue Kunde iter ihre Lebensverhaltaisse. Eine Familie 
Froberger, aus Halle in Sachsen geburtig, begegnet uns roit funf Mit- 
gliedern. Der alteste ist Basilius, 1605 als Kapellmeister angesteflt, darauf 
folgen Hans Georg, 1625 Instrumentist, Isaac, 1625 Lautenist, Melchior, 
1634 Tenorist und Jobann Christoph, um 1634 als Komponist angestellt 
In weJchem verwandtschaftlichem Verhaltnisse sie zu dem bekannten Orga- 
nisten Johann Jakob standen, der aucb aus Halle war, ist nicbt ersicht- 
licb. 8. 34 ist ein Instrumentist und zugleich Discantist MatthdllS Haufs 
angezeigt, der dann ebendort im Verzeichnis der Sanger muter dem Namen 
Matthias Hofs figuriert. 8eite 46 wird er wieder als Discantist und In- 
strumentist unter dem Namen Matthaus Haus verzeiebnet. Es ist keiue 
Frage, dass dies ein und dieselbe Person ist. Von bekannten Komponisten 
nenne ich nocb Bcdduin Hoyoul , der aucb unter dem Namen Hoyul, 
Hayaux und Hoyol in den Akten vorkommt, uber dessen Stellung wir 
Naheree erfahren. Ferner fjechner, Gousser und dessen Vater Kusser, 
Schwartzkopf, Stierlin, 8t6rl t Price, Gapricornus m. a. Den Englander Price 
kannten wir bisber nur aus Fiirstenau's Gescbicbte der Dresdner Hofkapelle. 
Hier wird uns sein Vorleben bekannt. Gapricornus tritt uns als tuch tiger 
und gediegener Gharakter entgegen, Gousser als genialer Geist und gewandter 
Weltmann. Schwartzkopf als Rankeschmidt, der allein berrscben will und 
einen nacb dem anderen vom Amte verdrangl Leonbard Lechner's Tod 
wird 8. 28 nacb dem Dienerbucbe mit dem 6. Sept. 1606 verzeichnet. 
Dies ist ein Irrtum, denn in M. f. M. 20, 60 ist ein Gelegenheitsgesang 
verzeiebnet, der genau angiebt, dass L. vor dem 16. Sept. 1604 gestorben 
ist. Von obigem Datum mag der 6. Sept richtig sein, denn er passt sehr 
wohl zu der Angabe auf dem Gelegenheitsgesang©, auch ruhrt das letzte 
amtlicbe Schreiben Lecbners vom 5. Aug. 1604 her (Seite 31). 1605 
amtierte bereits sein Nacbfolger Basilius Froberger, also abermals ein Be- 
weis fur das Jahr 1604. Nocb mocbte ich auf die Namen Pez und Pey 
(S. 24 u. 25) aufmerksam machen. Pez kommen drei vor, der Name Pey 
scbeint mir korrumpiert. Pey und Pez waren um 1581 Harfenisten, der 
enter© mit dem Vornamen „Petrus a" und der andere ohne Vornamen. 
Die iibrigen Pez waren Job. Cbristoph und Franz Anton. Mit diesen 
wenigen Notizen sei das Werk Sittard's bestens empfohlen. Es wird daraus 
mm besten zu entnehmen sein, wie bedeutend die Fundquelle ist, die uns 
der Herr Verfasser bier erschlossen hat. Hoffentlieh folgt der zweite Band 
recht bald nach. Eitner. 



48 



MltteUmigen. 

• Violonceli oder Violoncello? Manche Deatscbe amd noch immer der 
Ansicht, man dflrfe den Namen des obigen StreichinBtramentes nor i* seiner ur- 
sprfinglichen (italienischen) Fassung gebraachen. Es ist jedoch eine nicht iti. recht- 
fertigende Inkonsequenz damit verbunden. Wollten wir una strong an die Ongjaal- 
form „Violoncello" halten, so mtissten wir folgericbtig aacb sagen: „der Violonceli*" 
anstatt „das Violoncello", denn Mr die Italiener ist das genannte Tonwerkxeug ein 
Masculinum und keineswegs ein Neutrum , wie m denn ein solches in der italieni- 
schen Sprache aberhaupt nicht giebt. Ganz dasselbe gilt von „il Violino". Wir sagen 
„di© Violine", haben mithin nicht nur das Geschlecht sondern auch den Endvokal 
des Wortes, namlich das „o" in „e" umgewandelt Ahnlich verhalt es sich mit 
mehreren der ubrigen musikaiischen Instrumente, deren Namen aus Italian her- 
stammen, und auch mit den Bezeichnungen „il Duetto", „il Terzetto" etc, die wir 
in „das Duett", „dw Terzett" u. s. w. yerwandelt haben. Was sollte uns also davon 
abhalten „Violoncell u fQr „ViolonceUo" zu setzen? Man kdnnte sogar unbedenklich 
noch einen Schritt weiter gehen, um dieses Wort zu verdeutechen, indem man an 
Stelle des Buchstabens „c", welcher bekanntlich im Italienischen vor „e" und „i u 
wie „tsch" ausgesprochen wird, den letzteren Zischlaut gebraucht, — einfach nach 
Analogie des „braccio" (in Viola da braccio), wofur bei uns ganz allgemein der 
Name „Bratsche" tiblich ist Seien wir daher nicht pedantisch, und sagen trod 
schreiben getrost „Violoncell" oder auch „Violontschell". Es erscheint fur uns jeden- 
falls angemessener als die halb deutsche und halb italienische Bezeichnung „das 
Violoncello". v. Wasielewski. 

Auf Wunsch des oben genannten Herren, fiBge ich diesem auch meine Ansicht 
bei und m6chte besonders gegen die Versttimmelung $ , Cello" ein Wort einlegea. 
Violoncello ist ein Verkleinerungswort Mr Violone, dem der Italiener die Silbe 
„cello" angehangt hat und zu vergleichen ware mit „prato, praticello" oder „fiore, 
fioricello". Demnach heifst Violoncello ein kleiner Bass und daraus „Cello" n 
machen ist eine unsinnige Abktirzung und kommt mir vor, als wenn man statt Violino, 
lino sagen wollte. Wir Deutsohen gehen tiberhaupt mit den italienischen Bezeieh- 
nungen in der Musik sehr willkfirlich um. Aus Violino machen wir Violine, aus 
braocio, Bratsche, aus Fagotto, Fagott, w&hrend wir andere Worte genau beibehalten, 
wie Presto, Adagio, Lento, Allegro etc., aus denen wir aber durchweg Neutra machen. 
W&hrend wir den Namen der obigen Instrumente eine deutsche Endung geben, oder 
da^r „ce, ci" in „tsche" verwandeln, bleiben wir bei dem Worte Violoncello nicht 
koqaequent und mtissten daher entweder Violontschell oder Violoncello schreiben, 
den^ Violoncell ist weder verdeutscht noch richtig italienisch. Eitner. 

* Die Orgel in der Hofkirche in Dresden wird als ein Werk von Gottfried 
Silberaymn bezeichnet. Dies ist ein Irrtum; sein Altgeselle David Schubert ist 
der Irbjper. Aus einem Schreiben des letzteren vom 6. Juni 1769 an den Kur- 
ftirsten Friedrich August HL zu Sachsen (K. S. Hauptstaatsarchiv : Loc. 910, Vol. H, 
34 ff.) ist eisichtlich, diss er den Mm zu der erw&hnten Orgel gezeichnet und sie 
angelegt habe. Silbermann hatte wegen vorgertickten Alters und Leibesschwachheit 
Schubert den Bau (iberlassen , der auch erst ein Jahr nach des Hasten Tode 
(t 4. Aug. 1732) fceendet wurde. Weiter erhellt aus dem Schreiben Schubert's, 
dass derselbe die Or§el im Josephinenstifte zu Dresden „ohne pekuni&re Vorteile 4 * 
dabei gewonnen zu haben, selbstandig und mit allgemeiner Billigung gebaut babe. 



Mitteilungen. 



Laut tei Resolution vom 10. Juni 1769 wurde ihm auch 4m Pr&dikat „Hoforgel- 
bauer" verliehen. Nachfolger Silbermann's als Landorgelbauer wurde er jedoch nicht, 
obwohl ihm Hoffnung auf die Stelle gemacht wordea war, vielmehr erhielt dieselbe 
Schramm (f 14. Okt. 1771), den Schubert ebenfalls spater wegen iemm liters 
mmi Krankheit zu vertreten hatte. Diesem folgte dann der schon seit dem 8. Nov 
1168 rait der Anwartechaft auf im Poaten versehen gewesene HI lie bra id. (K. 
S. Hauptst. 1. c VoL HI, 192 C). ' Th. Dirtel 

* Herr Br. Fr. Chry sunder teilt Im Hamburger Correspondeuten vom 10. Dez. 
1889 einen Auszug eines Schreibens emm Zeitgenossen des Grafen Ernst von Schauen- 
bnrg (1560—1622) mit, welches einen trefflichen Einblick in die vom Grafen ge- 
haltene Musikkapeile giebt Es lautet: „Ich muss noch diese Stunde ioben cfoa 
Weiland bochqualificirten Herren First Ernsten, Graflfen zu Schauenburg and Hoi- 
stein, Herren zi Gemen and Burgen, wetter tapfferer Ffixste seine Misicantei, die 
er von unterschiedlichen Nationen, sonderlich Teutechen und Eng ©linden, ai seinem 
prachtigen Hofe hielte , dermafeen liebte, iass Er sie wie seine hochvernDnflftige 
Cantzler isi R&hte besoldete and wie seine Edelleute kleidete. Dieser, ewigen 
Rahnies wtrrdiger First, field wis er nebenst anderen hochgel&hrten R&hten zween 
Cantzler, weiche beyde fUrtrefflich begabte Manner waren, hielte ; also xnuaten auch 
bey seiner uavergleichlichen Music zweeae Kapellmeister seyn, deren ein jedweder 
zwolffhundert Eeichsthaler jahrliche Besoldung hatte; den andera Musicanten gab 
Er einem jeglichen Tausend , etiichen auch zwolffhundert Reichsthaler, als einem, 
der toff der Violin, und einem anderen , der auff der Violen di Gambe herrliche 
S&chen machten und grofee KGnstler waren, und ward ihnen ihre Beaoldung Jiir- 
lich aoff einen gewissen Tag in seidenen Beuteln Is, Ihre Mauser gebracbt, class si© 
also de&wegen nicht einmahl sines Schritt hinaofs fur die TMr thun durfften. 
Ueber dieses ales liefs hochgedachter First besagte Musicanten prachtig kleiden, 
also, dass sie taglich in Kleidern und Manteln von schonem Tuche and mit silbernen 
Schn&hren heseteet; an Soma- und Festtagen aber in schwartzem Sammet, so mit 
gflldenen Gallauuen war ausstaffiret, und mit schonen Hfithen, worauff lange wei&e 
Plumagien, daher traten, zu gesehweigen, dass die Hn. Capelmeistere, auch etliche 
voa den andern Musicanten , ihre statliche g&ldene Ketten trugen, wobey sie in 
solchem Respect mmi Ansehen bey der s&nmitlicheii Hofburfs, such BGrgera und 
Landesleuten waren, diss der First selber seines Lust und Wohlgefallen daran 
hatte, zumahlen is hiednrch ward zn wege gebracht, dam der hochlobliche Printz 
eine solche Music an seinem Hofe hatte, derer gleichen kaum am Kayserlichen, wil 
gesehweigen andern Ftirstlichen H6fen mochte gefundcn werden." — Leider teilt 
Herr Chr. weim den Namen des Schreibera , noch die Quellen mit, woher er das 
Schreiben entnommen hat Ffigt aber dann hinzu , dass der bewunderte Violinist 
der Englander Thomas Simpson war, der sich auch lit Koinponist auszeichnete. 

* In den Archives historique*, artistiques k litteraires. Paris, dmi Bourloton, 
Decemb. 1889, 8°, befindet sich S. §4 ein Artikel von Michel Breast fiber einen 
bisher unbekannten Meister des 16. Jhs. „Nicolas Forme*", Kapellmeister des Henri IV. 
mil Louis Iffl. Er war gegen 1567 zu Paris geboren, trat 1592 ale $&ngot mit 
einer „bewundenmgswurdigen Stimuae 11 in die Kgl. Kapelle ein unci schwang sich 
®i 7- August 1609, wis der Verfasser gkubt ohne sine ^nnliehe Berufung ab- 
zuw«rteiir-4Mf dea <&*mb den Ted dee Ette&aehe du Gmrmy vwrwaisteii Kapell- 
meisterstuhL 11. Nov. 1626 wurde er noch sum Kanonikus der St-Chapelie dm 
Palais emannt. Er starb 71 Jahr alt am 28. Mai 1688. Die Nationalbibl. und die 



60 



Ifittoimgen. 



Bibl. 8t-Genevieve zu Paris besitzen mehrere geistliche mehretimmige Gesangswerka 
im Ms. von ihm, auch ein Brack einer Messe von 1638 1st in letzterer Bibl. v«- 
handen. — Ein zweiter Artikel von demselben Yerfaaser in dem Januar-Hefte 1890, 
Seite 97, enthalt die in den Monatsheften besprochene Frage H was 1st ein Treble?" 
and dient ihm die dort von Dr. £ichborn dargelegte Erkl&rung zum Ausgaogspunkte. 
Wir tiberlassen Herrn Dr. Eichborn anf den Artikel nfther einzugehen. 

* Kirchenmusikalisches Jahrbnch fir das Jahr 1890. Kedigiert von Dr. Fr. 
X Eaberl zum Beaten der Kirchenmasikschule in Regensburg. Verlag von Fr. Pustet 
in Regensburg. gr. 8°. 29 u. 120 S. Pr. 2 M. Dieses Jahrbuch hat sich in der 
Masikliteratur einen so bereehtigten Plata prworben, dass man stets mit 8pannong 
mi den Inhalt deeselben wartet Der diesmalige Jahrgang bringt wieder sehr in- 
texessante Abhandlongen. Zuerst eine Messe von Lassos „Paisque j'ay perdu" za 
4 Stimmen in Partitur in modernen IScMieseln and richtiger Tonhohe , dann eine 
historiscb-kritische Besprechung der drei ersten Bande der Motetten von Palestrina, 
eine Biographie Fr. Xav. Witt's , einen Artikel gegwi Dreves GesangbiAsfragt, 
biographische Notizen fiber polnische Kirchenkomponisten der fruhesten Zeit und 
daranf Anaeigen and Beeprechiiiigeii asm ersehieiiener Bucher. Am Bade ein Ver- 
zeichnis von Fr. X. Witt's Kompositionen and Schriften. 

* Richard Bertlings Lager-Katalog Nr. 13, Aatograpbe enthaltend, darontBr 
auch einige von Mendelssohn and Rich. Wagner. 

* Q. Hem in Mfinchen, Katalog Nr. 3, S. 34 einige alte Draekseltenheiten 
enthaltend. 

* Lwkcig Ro$enthal in Miinchen. Katalog Nr. 67, enth&lt S. 51 eine Anzahl 
aulserst seltene und wertvolle theoretische und praktische Masikwerke des 16. and 
17. Jhs. 

* Qaittang fiber eingezahlte Beitrage ffir das Jahr 1890 von den Herren Pfr. 
Auberlen, A. Asher, Battlogg, Dr. Baumker, Bertling, Pfar. Blanc, Dr. E. Bonn, 
Prof. Braune, Carstenn, Dr. Chrysander , Dangler, Prof. Faifst, E. fries©, Graff, 
Habert, Dir. Israel, C. A. Klemm, Dr. Kostlin, Kornmuller, A. Kraus figlio, Prof. 
Kullack, M. Nachtmann, Fr. Niecks, Notz, Quantz, E. J. Richter, Rodelberger, 
Ruthardt, Hofir. Schell, R. Schlecht, J. Schreyer, Schumacher, Dr. Schurig, J. A. 
Sillem, Dir. Skuhersky, Prof. Sommer, B. Squire, Steinitz, Bibl. Stra&burg, Pfar. 
Unterkreater, Dr. E. Vogel, G. Voigt, Prof. Wagener, Walter, v. Waaielewski, 
Woworsky, Prof. Wist Nachtraglich noch von den Herren Dr. Ddrffel, Dr. Kali- 
scher, Pardall, Dr. Schletterer und W. Tappert. 

Templin, den 9. Febr. 1890. Rob. Eitner. . 

* Hierbei eine Beilage : Fortsetzung zum Katalog der Musik-Sammlung der 
Kgl. offentL Bibliothek zu Dresden. Bog. 11. 



20 Pf.^Musik 



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gpntffc, eta*. Japter. Vewiclm. gmt. m. ft. WMm iltpj, MmM. PawkHr. 



Yerantwortlicfaer Bedaktrnr Robert Eitner, twrnrnm (Uckermark). 
Drnok von Hermann Beyer * Bobae to T^^gntielie 



Af 



MUSIK-GESCHICHTE 

heratugegtoben 

mm 

der GeseUsohaft fiir Mnukforschirag. 



UH Jalirimi. 



1890. 



Preit dei Jahrgangai 9 Mk. Monatlich «rieheint 
eine Nammer iron 1 bii 1 Bog«n. Iniertlonigebflhren 
fir die Zeile 80 PC 



Z<munllfloillT«rUf 

▼on Breitkopf A HJLrtel in Leipiig. 
BMtoUviigtn 
niniiit jede Buch- ui Mailkluuidlaiig «ntg«fMi. 



No. 4. 



limlge Briefe von Miller und J. €t Waltier. 

Herr Leo Liepifaannssohn in Berlin 1st im Besitze der Aatograpbe 
eines Briefes von dem bekannten Musikschriftsteller Lorenz Christoph 
Mizler von Kolof and zwei Briefen des Lexiograpben und Kompo- 
listen Johann Gottfried Walther'a in Weimar , dem Zeitgenossen 
8eb. Bach's. Da die Briefe ein mehr als gewBhuliches Interesse fir 
die Musikgeschicbte haben, so hatte genannter Herr die Gate dieselben 
den Monatsbeften zur Verftffentlichung anznbieten. — Der erste Brief 
Mizler's ist an Waltber gerichtet, wie deutlich zu erkennen ist. Der 
zweite ond dritte Brief von Waltber scheint an einen Hambnrger be- 
stimmt za sein. Im tfbrigen bedarf keiner der Briefe eine Erkl&rung. 
Sie geben nns ein treaes Bild des damaligen gegenseitigen brieflichen 
Verkehrs. Noch sei erwfthnt, dass der mehrfach erw&hnte Tod Joh. 
Mattheson's in Hamburg auf einem falschen Gerdchte bernht, denn 
er starb erst am 17. April 1764. 



Iw. Wohlg, werden nicht tigitig nehmen, dafs erst nach 2 
Jabren die Antwort auf dero Sehreiben an mich erfolget Ich bin 
von fast unzehlbarer Arbeit so iberhlifbt gewesen, dafs ich niemahls 
rechte Gelegenheit gehabt, auch nicht an einem Orte best&ndig ge- 
blieben. Dermahlen aber werde best&ndig in Leipzig verbleiben, und 

Moult*, t Mwikgetefa. JAhig. XXII. Ho. 8. 4 



§2 



Einige Briefe von Mizler und J. 6. Walther. 



habe vielleicht die Ehre nan fleifisiger zar Aafnahme der Mosik nit 
Ew. Wohlg. za oorrespondiren. Ich flbersende zam Zeiohen meiner 
Ergebenheit vier Scripta von mir. Das coroUaritm babe nun weg 
gelafsen, and wolte, iob h&tte es niemahls bingesetzet. Wenn man 
jug and fearig 1st, lftfset man sich leicht etwas bereden. Ich will 
alles Yargefsai, was Ew. Wohlg. mir geschrieben, and wenn das Ew. 
Wohlg. gleichfalls than, so isl beydes gut. Das Lexicon von Ihnen 
habe za meinem eigenen Gebrauch in folio mit Papier durchschiefeen 
Mail, a. sehr vieles, so sehr nothwendig, angemercket Wenn der 
Verleger erkenntlich seyn will, so werde ich bey der andern Aaflage 
alles communiciren , and wenn es so beliebig, aach aas der Baoh- 
draekerey corrigiren, denn es ist sehr fehlerhafift gedrockt, and mafe 
der Corrector selber ein Mmwm seyn. Dergleichen verdrtiJsliehe 
Arbeit nehme ich sonst darchaus nicht fiber mich, aber der Mosik 
za liebe, thae ich wohl noch mehr. Der Herr Capellmeister Biimler 
hat mir seinen Lebens-Lauff, ingleichen Herr Ehrmann zogesendet, 
ich kan sie aber beyde nicht gleich finden, ich werde sie zur andern 
Zeit zasenden. Er heifst Oeorg Heinrich Biimler, a. habe ich m 
meiner Dissertation prim, edit den Nahmen damahls nicht recht 
gewost. AUes was mir nar za than m5glich ist, so zar Aafnahme 
der Misik gereichet, werde ich than, ingleichen Ew. Wohlg. so ieb 
im stand, alle giMMge Dienste erzeigen. Ich dancke ergebenst wm 
dero tlberschickte Composition, a. werde zar andern Zeit wieder mit 
meiner wenigen Composition aafwarten. Ich bin erst 6 Wochen wieder 
in Leipzig, and noch in der grOsten Unordnung, so bald ich aber 
aasgepacket, werde Ew. Wohlg. eine Cantata vom Kloster-Leben and 
der Liebe von mir zasenden. Wenn ich mir etwas von Ew. Wohlg. 
gehorsam aasbitten darf, so bitte am ein Concert aaf die Traversiere, 
so etwas schwehr ist. Ich bin ein grofser Liebhaber von schdnen 
Concerten aaf die Qaerfldte, and wenn ich vom Stadiern mdde bin, 
kan ich mir darch dieses Instrument gleichsam neue Er&fite sehaffeo. 
Es wird ohnfehlbar in der Weymarischen Capelle ein Virtuose aaf 
der Traversiere seyn. Die 8chreib-0ebtihren werde sogleich zarflck- 
senden, bitte es etwas saaber a. grofs abschreiben za la&en. Ich 
werde in andern F&llen wiederum zeigen dafs ich aafiichtig bin 

Ew. Wohlg. 

Leipzig d. 6 Nov. Meines hochgeehrtesten Herrn 

A. 1736. ergebenster Diener 

M. Lorentz Mizler. 



Einige Briefe von Miller und J. G. Walther. 



ss 



Mein Herr. 

Dero letzteres Verlangen endlieh za stillin, babe micb nichts 
abhalten lasses, den Schlafs des Theilischen Kanst - Baches vollend 
abzacopieren, am selbigen, wiehiermit geschiehet, za Qbersenden. 
Die darinn noch mangelnde Stimme will M. Herra Entdeckung flber- 
lassen. Es kommt aaf die 2 ersten Bl&tter vollend an; meinerseits 
aber hat m far difsmabl nicht seyn wollen, solche in Uberlegang za 
Ziehen; a. gleich den vorigen aufzasaehen. Wer am ersten von ans 
fertig damit werden sollte, wird, es dem andern mitzntheilen, nicht 
vergefsen. Unterm 9ten May a. e. habe vom Hrn. M. Mizler, aaf 
mein Ihnen schon bewnstes Erbieten, nacbstehende Antwort erhalten: 

„Was die communication des Folianten anbetrifft, so versiehere 
hiemit, dais Ew. — gewifs damit dienen will. Weil ich aber be- 
stiidig was einzatragen habe, so kan ich es anmdglich entbehren, 
es wflrde aach nichts helffen, indem bey der andern Aufiage alsdenn 
das nea hinza gekommene aafs neae mflftte abgeschrieben werden. 
Wenn es aber Zeit ist, dais es wirekliefa soil aafgeleget werden, so 
will ich nieht nar eine accurate Corrector besorgen, a. alles aaf das 
fleifsigste darchsehen, sondern auch alle meine Anmerkangen mit ein- 
rfleken, wenn sie nicht schon da sind. Vermatlich werden 1. — 
jetzo Anmerkangen machen, die ich zagleich gemachet Wenn ich in 
der Welt nar aaf alle ersinnliche Art den Masicalischen Wissen- 
sehafften , ihren Verehrern a. Virtaosen dienen kan, so werde ich 
alle Zeit bereit seyn, besonders Ihnen za dienen. Ich bitte mir ohn- 
beschweret aas, Nachricht za ertheilen, was des Meiboms Script 
antiq. Mm. ingleichen WdUisen torn. III. oper. so ein gewifser 
Mosicas hinterlafsen, a. verkaaffet werden sollea, kosten, a. ob noch 
mehr masicalische Bttcher vorhanden. 41 Dieses Schreiben, wobey das 
2te Stick seiner Masical. Bibliothec war, will aaf die nechstkommende 
Michaelis-Mefse, G. G. beantworten. Das za Chemnitz in diesem 
1737ten Jahre heraasgekommene Musicalische Lexicon , ist meisten- 
theils ein Aaszag des meinigen. Mr. Behncke hat sich am ver- 
wichenen Pest der Heimsachang Maria in anserer Stadt-Kirche all- 
hier hOren lafsen, a. mich versichern wollen: „Der H. Capellmeister 
Mattheson sey im Nov. a. p. gestorben; er sey ein testis oculatvs 
von defsen Begr&bnife." Weil aber M. Herr mit demselben corre- 
spondiren, a. anterm 7. Febr. a. c. nichts davon gemeldet haben, 
will mir diese Erzehlang bedencklieh fallen. Ich erwarte demnach 
hiervon Gewifsheit. Als denselben urn M. Herri Befinden fragte, er- 
hielte zar Antwort: Sehr wohl! Er habe vor ungefehr 8 Wochen 

4* 



§4 



Einige Briefe von Msfer mi J. G. WaHfaer. 



(damahls) die Ehre gehabt, 2mahl mi Ihnen » speisen. Ein gleiehes 
hat If bey mir zwar nicht geno£sen t dock so viel an Gelde bekommen, 
sk paar kartze Mahlzeiten daf^lr m geniefsen. Aach babe bey einigen 
Bekanndten seine Umst&nde bekannt gemacht, die denn aaeh eiwis 
zasammen geleget i. ihm comtnuniciret. Und, wie ich naehhero er- 
fahren, ist er von der yerwiubeten Praa Herzogin allbier mit SI Thlr. 
und von der Princefsin, its regierenden Btmi Hertzogs SshwtstiF 
mil 1 Thlr. beschencket worden. Anjetzo soli er sieh bey des regie* 
renden firm. Herzogs Hoehfiirstl. Durchi. in Apolda, I Stunden von 
hier, aafbalten, ja gar Ii Dienste seyn genommen worden. Dei Crir 
tischen Mmimm f so Sttlckweise alle 14 Tage k % Bogen n Ham- 
burg ass Licht tritt, werde aof instehende Me&e von Leipzig ans mir 
ansehaffen. Sollte Herr Mattheson toll seyn (welches gar wol mGg- 
lich) m5chte den Verfafser delsen wol wifsea? Hr. M. Mieler wird 
ail jetzt gedachte Zeit Praetorii Organographies mit seinen An- 
merckungen iriiitert, heraasgeben. Dieses wird M. Herr ans den 
G. Zeitangen Zweifelsohne schon be wast, folgendes aber unbewaat 
seyni dais der Weissenfelfser die ikm geliehenen Sachen, darch den, 
ihm vors Haofs gesehickten Bothen zwar remittiret, diesen aber nicht 
gelolinet, and nooh viel weniger die versprochene Gegenlage d&ftr, 
nemlich des Hrn. Gapelimeister Hurlebuschem Clavierwerck, Gber- 
sendet hit; dafs demnach dieses Werck mir annoch gantz a. gar 
anbekannt ist. Beym Andeneken dieses odiensen Vorfalls wird air 
fast ttbel; derowegen aof etwas angenehmes verfalle, neml. ML Herrn 
fir den letztern feinen Beytrag ergebeast za dankken, and mieh 
schliefsl. it Dero beharrlichen Affection bestens za einpfehien, nUh 
stets verharrend 

Hemes Hern 

Weimar d 1. Augasti sehuldigster Diener 

173? J. G. WaUher. 

P. S. Von einem ehemaligen Scholaren, der jetzo in Drefsden 
bey den Stadt-Gerichten Actuarius ist, Namens Joh. Andr. Both, 
babe anterm 6. Junii a. c. nachstehendes erhalten: >f Herr Advooat 
Schaffer, welcher sia gater Mmmcm aaf dem Clavier 1st, a. dannen 
hero mit violen Herren Mmdew, insbesondere aber mit dem Herrn 
Concert- Meister Pisendeln in genauer Bekanntschafft label, bat dieeem 
Dero Verlangen hinterbracht, i. mir noch gestern gesagt, wis w§M- 
benannter Herr Concert- Meister ikm ssr noch letzthin die Versiche- 
rang gegeben , Ew. — Begehran la Ubersendong der mrriadoryim 
vitae mm hiesigen, so noch lebenden als verstorbenen Herren Musi- 



Einige Briefe von Miller nnd J. G. Walther. §§ 

cis a. Virtuosen selbst za communiciren, wie ar denn diefcfalls mit 
dem Herrn Capellmeister Hmmn a. andern bereits gesprochen, i. sie 
am einen Aafsatz darza ersachet babe. Uber dieses bat mein Adr 
junctus, Herr Harrier mit seinem Brader, dem Brflhlischen Capell- 
Direetore bieranter aaeh geredet, a. dieser darza, tls zn einem lobens- 
wirdigei vorhabenden Wercke, gate Hoffhung gemacht. Ich will nicht 
ermangeln, noch weiter m sollicitiren, aaeh, bey sich ereignender 
Oelegenheit selbst mit Mr. Pisendeln i. andern zu sprechen." (Die 
Worte sind git; die That aber wird noeh besser seyn I) — Beykommen- 
ies Carmen hat, mein ftlterer Sohn m flberreichen, i. die Anrede zn 
tin, die Ebre gehabt. Der jiigere bedient sich, wegen der Angen- 
Maladie, so ans einer innerlieben Verstopffung herrtlhret, der Bade- 
and Trinck-Car des bei Apolda an Ostern entdeekten Gesandbrunnens. 
Oott gebe sein Oedeyen daza! Unsere Stadt-Eirehe 1st bey nahe fertig; 
in dtkrffte die Reihe aaeh an die Orgel kommen , si Diis placet. 
Der Effect meines nanmehr 30j&brigen Hierseyns , in welcher Zeit 
ieh vielen, mit masiealischem Unterricht aafrichtig, a. ohne Ansehn 
der Person, gedienet babe, ist nan dieser: BaCs jene Brod gefanden, 
u. noeh gegenwftrtig finden; ich aber solches verliehre. Denn, da 
nanmehro der Hr. Ober-Hofmeister von Mtlnchhaasen, mit seinen 
beyden Herren 80hnen von hier aaf seinen Bitter-Sitz ziebet, so lets 
mit meiner Information nan vftllig gethan. Eartz: ich kan fir Infor- 
mation meiner Scholaren, za keiner mehr gelangen. Und so gehets 
aoeh in der Composition. Der, so nur 6 Jahr dabey ist, hat Zagang, 
nnd die Qaelle wird verlassen, ja wol gar verachtet. Hierza kommt 
noch, dafs die Besoldang nicht riehtig erfolget; wie denn jetzo 
9 QuartcUe verflofsen sind, da sie, gleieh andern (?) v&llig gesehen 
babe. Bed hoc sub rosa, obgleich die Wahrheit! Bey so gestallten 
Saehen weifs fflrwahr nicht, was hinftthro anfahen soil, so als ein 
Neben - Werck, der edlen Music, als meinem Haaptwercke, nicht de- 
spectirlich sey. Doch, Gott wirds schon maehen!! Diesem will so 
wol M. Herrn Werck, als mein Than in Gelafeenheit a. Hoffhang 
befehlen. 



Mein Herr. 

Darff lehs denn wohl wagen, mit dieser Zaschrifft za erscheinen? 
da in so langer Zeit meine 8chaldigkeit nicht beobachtet habe. Ge- 
wifs, ich habe mich recht gesch&met, dafs da ich das von Hrn. D. 
Brilckmann darcb Sie an mich aafgetragene nicht ausrichten k&nnen, 
so leer and blofs mit Worten allein, vor Ihnen mich einfinden sollen; 



56 



Ek%® Brief© Ton Miller «nd J, 6. Waltiber. 



nachdem aber lag eine Site! von lam begebrten, vor weniger Zeit, 
von einem vertraaten Freunde la Meslgtr Nachbarschaift, onter der 
Versicherang, @s ssj eine wahre Oopie vom Original, erhalten; ah 
babe das Vergntlgen, selbiges hiemit gebahrend, nebst gehorsamster 
Empfehlang, za fibersenden. Diesem babe beykommende 2 Michaelis- 
Stflcke, si M. Herrn beliebigen Gebraacb, anfQgen wollen, zo einem 
Zeichen, ials Ibrer nicht vergelsen kann noch will; sondern , dafs 
eben noch so, wit vor vielen Jahren, gesinnet, and ein aafrichtiger 
Freund and Diener von Ihnen bin, solches aaeh bis in die Grufft 
verbleiben werde: nar mSehfe wilnschen, mail© Ergebenheit mil etwas 
befsers an Tag legen 11 kdnnen! Inzwischen wollen Sie limit vor 
lab nebmen: wenigstens kftnuen Ihr Hr, Schwieger - Sohn, (welehen 
m grflfsen bills) m $ als etwas unbekanntes, an seinem Orte auffflhren, 
will eg aiisrs anst&ndig ist. la ism Trompeten - StQek recommen- 
dire waiter liehte, als Its Ritornetto vor der letzten life -Aria 
Sollte Ihnen beyderseits mit Kuhnauischen and Kriegerischen lirefaea- 
Sttieken, insonderheit aber lateinisohen Motett. y mm Itali&nischer Arbeit, 
so starek als sehwachen, gedienet seyn, wtirde sirs zam flaisir ge- 
reieben; wenn anter lit letziern ein convenabler teatscber Text ge- 
legt wtirde, k&nnten sie statlioh recht, als was neaes, pafsiren. Von 
Bmmni and Fiocco besitze dergieichen einige, von denen ich soleber 
gestalt sagen kann, sie allein also n haben. Ich will einige Wereke 
hersetzen, als: Allegri. XII Motetti & voce sola, e 2 Violini, em Cant 
Batistini. Xll Motetti a voce sola, con e senm stromenti. 
Ciaja (Bernardino delta) X Salmi a 5 voci, e due Violini, con C. 
Bassani. Fiocco. Alhrici. Albinonl Oherici ate, eta sind einzelne St 
Jeder vollgesohriebener Begem so wol in Partitar sis Partien soil fir 
1 Marien-Groschen verlafsen and wag gegeben werden. Is ist aueh 
all Schettischer gantz anbekannter sehr starcker Jahrgang, in Partitar 
ill Partien h 75 Si fir i Ethlr. (©has das porto) fail Wer solehe 
Sachen brauehet; kann viele, ja wol sehr viele Mtth mi Zeit mit 
Abschreiben erspahren! Mali jetziger Hr, Cantor Ist zam Pfarrer de- 
nominiret. Es haben sich bereits S Competenten angegeben; es 
scheinet aber, tie wenn keiner noch der rechte sey: wall m mmmm 
an diesem, and mm andern m jenem mangelt: man refiectiret h&upt- 
sftehlich aaf die Schul - Studia, mi hiernechst aaf eine starcke &&fs~ 
Stimme; verstehet einer etwas ia der Composition, so ista ssth gut 
Per killers Candidat, welcher anderweit in hiesigen Landen selw» 
lis 10 Jahr ein SteAtr Cantor at bekleidet, hat im letztern Stick mnm 
Sprang vor den ibrigti zum Voraus; aber sonsten heifste bey ttun: 



Einige Briefe von Mstaf mmi J. G. Walther. 



57 



Oraeca sunt, mm leffuntur. Welches k%m Wonder: denn er war 
vorher ill Bernhardiner Mdnch, Is mafs sich also zwischen bier 
nnd Michaelis zeigen, wer mein 4ter Collega bier werden wird. Gott 
gebe Dur einen friedfertigen! Von Drelsden aas babe Nachricbt: dab 
der Hr. Capellmeister Mattheson ii Hamburg gestorben sey. Ibres 
Oils kflnnen 6ii es sicherer and sigeitllefaar wifsen. Wit fallts denn 
mil des Sign. Verocai and anderer Virtmsen Lebens - Umst&nden? 
Aos Memmingen Ii Schwaben babe aif mein vor I Jahren dorthin 
gesandtes Schreiben, eine anterm 11 May a. currentis (1741) datirte 
Antwort bekommen, des Inhalts: „Zu Eii© dieses jetzigen Jahres 
sollten mir I stareke B&nde in folio postfrey, ii meinem Gebraach, 
zagesendet werden. 41 Wenn nun dieser Mini kein promissor magno 
hiatu 1st, so dOrffte wol noch Ii diesem Stack reieb werden! Sobald 
sa meinen Sobn nacb Aigfptrg schreibe, werde ein paar Zeiien si 
diesen behtHlffllch seyn wollenden nnbekannten G5nner mil beylegen. 
Mein jQngerer Sohn 1st seit Ostern 1136 noch best&ndig la Jena; 
and die llttre Toehter zu Gera, bat mich for 8 Monaten mm 3 ten 
mable it einem Grofevater gemaeht So siehets in meiner Familie 
ana, dafflr Gott ii preisen ist! Meine Costa wird in kGnfftiger Woche 
lit Gehrain mit ihrer infanterie in Gera, G. G. beauchen. Tor ein 
pmir Moiathen kam ein junger Mensch von 26 Jahren, ein Z©lleiser f 
Nahmens, Joh. Chrysmtmmm Mittendorff, sis ein gewesener Gym- 
nasiast ii Bremen, zu mir, liefe slab mit seiner Bafs- Stimme hirsi, 
veriangte ein viaticum, and gieng von bier nacb Badolstadt. Einen 
freyern and kdhnern Menscben babe noch nie gesehen. Dieser hatte 
einen Zedal*) liegen lafsen, woranf die sftmtliche hiesige Geistlichkeit, 
die Lehrer les Gymnasii , and einige Musici verzeichnet stunden, 
woraas abnehmen kOnnte: dafs ©r ein Stapeler sey. Hieraaf empfehle 
Sie, in Gottes Schutz, mich tier Dero ferneren Wohlgewogenheit, 
allstets verharrend 

Meines Rochgeebrtesten Henrn 
Weimar den 8 Aagasti, aafrichtig ergebenster 

1745. ' . ' Walther. 



*) Mil - Zettel. 



18 



Zur Frage im „Treble". 



Zur Frag© des „Treble". 

Unvermeidlicher Zasatz zu dem Aufeatz in Nr. 10, 1889. 

Die Bebandlung der Frage des „treble u in dieser Zeitschrift hat 
die Aufmerksamkeit eines franzOsischen Gelehrten, des Herrn Michel 
Brenet, mi sich gezogen , wohl weniger der masikgeschicbtlicben 
Bedeatung dieses Spezialpanktes wegen, als aus dem Grunde, weil die 
ErGrterung der Bedeatung des treble im engen Zusammenhange mit 
der franz&sischen politisehen and Literar-Gesehichte steht In letzterer 
Beziehaag gebietet der gen^nnte Gelehrte ttber umfassende Kenntnisse 
and ein reicbes Material, welches ihm erlaobt, meine ganze Behandlung 
des Tbemas als ziemlicb zwecklos nachznweisen. Nachdem einmal 
die Frage angeregt 1st, wird es sicb nicbt omgeben lassen, der Be- 
weisfihriig, welche Brenet anter der Aafschrift T eut-il, aa moyen- 
%e, an instrament de musiqae appel6 treble? in den Archives Histo- 
riqaes. Artistiques et LittSraires (Recaeil mensael de documents eo- 
rieux et in6dits. Gbroniqae des Archives et des Bibliothfeqaes, Paris 
bei Bourloton, 20 Boulevard Montmartre) zum Gegenstande giebt, 
voile Aufmerksamkeit zu schenken. Die Gediegenheit seiner Grtinde und 
die Wichtigkeit seiner Quellenangaben auch fQr die Musikgeschichte 
rechtfertigen es, dass ich einen mflglichst vollst&ndigen Auszog seines 
Aufsatzes gebe. 

Brenet beiehrt uns, nachdem er die Streitfrage kurz exponiert 
hat, fiber einen Haupt-Zeugen in derselben, den von Ambros citierten 
Garpentier. Pierre Garpentier, Benedictiner, hat sich durch seine wich- 
tige Mitarbeit an der Wiederherausgabe des lateinischen Gloss&rium 
von Du Gange, welcher er ein franzOsisches Glossar hinzuf&gte, bekannt 
gemacht. In diesem franz5sischen Glossar von 1766 hat Ambros das 
Wort „treble, pro trompette, tuba" and den karzen Aaszug aus den 
Annalen von Saint-Louis gefunden , auf dem alle seine Yermutungen 
fufsen. Dieser teilweise von Garpentier citierte Text ist der franzasi- 
schen (Tbersetzung des Lebens des heiligen Lad wig von Wilhelm von 
Nangis entnommen und steht in dem auf den Aufenthalt des KOnigs 
in Nazareth beztkglichen Eapitel: 

„Gomme devotement il fit chanter ia messe et solempnement 
glorieuses vespres et matines et tout le service k chant et & 
dechant, I ogre et h treble, ce purent tesmoigner cii qui i 
furent". 

Man weifs gegenw&rtig, dass Wilhelm von Nangis sein Leben 
Ludwigs des Heiligen zuerst lateinisch geschrieben bat und zwar mm 



Zur lug© im „Treble u . 



59 



einer zwischen der Thronbesteigong Philipp's, des Sehftnen and der 

Heilipprtchiig Lad wig's liegendii Zdt, nd diss die fbirasteiig 
mmm Werkes ins Franzdsisehe, sei «s dnrch ihn, sei us, was wahr- 
scheinlicher ist, durch einen anderen, itch der Heiligsprechnng gegen 
das Ende des dreizehnten Jahrhunderts stattfand (L. Delisle. M6m. 
sir lea oavrages de Quill, de Nangis, dans las M4m. de rAeadfimie 
des Inscriptions I. 27.). Der lateinisebe Original text, kflrzer, als die 
franzflsische (Tbersetzung , erw&bnt chant, d6chant, ogre and treble 
gar nicbt. 

„Qaam devote ibidem se habuerit, qaam solemniter et gloriose 
fecerit oelebrari vesperas, matatinas, missam et caetera, quae 
ad ei?itatem tarn eelebrem pertinebant, attestari veraciter pos- 
sut qui affaerant." (Bee. des histor. de France, t. XX. p. 584.) 

Diese Stelle ist aber an sieh aach nichts weiter, lis die Wieder- 
gabe einer beinabe gleicblaatenden aas der lateinisehen Lebens- 
beschreibang Ladwig's des Heiligen von Geoffroi von Beaaliea, Zeit- 
genosse der Ireigiisse, die er bescbreibt and deren Zeage er war: 
„Qaam devote ibidem se habaerit, qaam solemniter et gloriose 
fecerit celebrari vesperas, matutinas, missam et caetera, qaae 
ad solemnitatem tarn eelebrem pertinebant, testes esse possunt, 
qni affiernL 11 (Bee. des bistor. de France. XX. p. 14.) 

Die mosikalischen Aasdrtlcke sind also, wie sich aas der Ver- 
gleichang filer dieser Stellen ergiebt, spfttere Zas&tze, Aassohmttekan- 
gen des nrsprflnglichen Textes, daher fir die fceit Ladwig's nichts 
beweisend, and wenn man sogar wahrscheinlich machen kftnnte, dass 
das „treble u eine Trompete gewesen sei, so wQrde damit noch in 
keiner Weise die Einfdhrang eines solehen Instraments in die Eirohen- 
mifflik zar Zeit der Ereazztige erwiesen sein. Die Gelehrten, welche 
im Jahre 1761 die Heraasgabe des Joinville leiteten and die der 
franzftsisehen tfbersetzong des Oaillaome von Nangis, veranstaltet von 
der E&nigliohen Drockerei, ftgtan dem Texte Bandglossen and mm 
Glossar bei. Bei der aof nnsere Stelle bezfiglichen Note Ibersetwi 
si§ die Worte „l ogre et h treble** mit „avec orgnes et instraments 
& ehordes". (Hist de saint Loois par Jehan, sire de Joinville. Les 
Annates de son r&gne, par Qaill. de Nangis. Paris, imprimerie royale 
1761. in-fblio. p. 223.) Im Glossar sehreiben sit: „Treble, instrament 
h vent" and fflgen zar Aafkl&rang nacbfolgende Stelle aas einer Bibel- 
fibersetzung bei, die it des Mannskripten der Bibliathek des E5nigs 
geh&rt, von der sie aber weder Jahreszabl, noch Seite namhaft machen. 



Zvr ftige das ,/Treble". 



„ A onre qis wis orrez la son das trebles, it frestel, d§ harp, 
da bosine §1 de psaiterie, da sympbans at syeipbuiia at da 
Urates mani&res da mtsiks, ?ois abeam ahonrez las ymages 
d'or u . (Ibidem, glossaire p. lvij, Daniel, cap. Ill, ?. 5.) 

Dieses von Garpentier aafgenommene and citierta BrnchstQck ist 
gar nicbt geeignet, Licht auf die Natar das treble m werfen, weil die 
Namen von Saiten- nnd von Blasinstrnmenten darin ohne alia Ord- 
nnng dorcheinander gaworfan sind. Es baziebt sieh allerdings aaf die 
Stella in Daniel: In bora qaa aodieritis sonitnm tibte et fistnlae, 
von dar Eastnar (G. Kastner, Les danses des morts. p. 315) eine 
andare Obersetznng Qberiiafart hat, die naah seiner Angabe einer 
„Bibel des XII. Jahrhanderts" entlehnt ist nnd worin das Wort estiva, 
das im allgemeinen znr Bezeiehnnng eines Vorfahren der Posaone 
oder Trompeta gilt, das Wort treble ersetzi 

„Tu as m'y decreet I ehesenn bom qoe overa oy le sonn de 
eative, de frestel, de harpe, de bnsine, de psalterie, de sym- 
phans et de totes maneres de mnsiks, soi abate et ahoore 
l'image da or." 

Mebrere sebr vollst&ndige Anfzeichnnngen von Masikinstromenten 
des Mittelalters lassen uns beztlglieh des treble im Stich, so die bei 
Wilbelm von Maahant in seinan Gediehten Temps pastoar nnd Prise 
d' Alexandria, so aoah Jean Leftvre in seiner Obersetznng das Gte- 
diehtes da Vetnla von Biohard Fonrnival, so endlieh Kastner in dan 
nngemein reichhaltigen Aafz&hlongen in seinen Danses des morts, 
wie nicht minder F6tis (Histoire g6n6rale de la mnsiqne) nnd M. La- 
voix in „La mnsiqaa an silda de saint Lonis u (t. II. dn Baanail da 
motels fran$ais das XII. et XIII. sitoles, pnbl. par G. Raynaud.) 
Kastner hat nor die Ausdrfieke tribl&re, triblera nnd trublica namhaft 
gamaaht als ehemals flblich gewesen znr Bezeiehnnng eines Instal- 
ments von der Familie des Horns oder Cornet (Rfidenhorn odar 
Zinkan). AU Basnltat ergiebt sieh aos den wiedergegebenen Anfth- 
rengan Brenets: diss dar Awdriak treble mr Bizeichiiiig almas la- 
strQmants sieh nnr zweimal findet, nftmlich in dam Brnehstftcke der 
ftbersetzong der latainisehan Annalen des heiligan Lndwig von Wil- 
halm von Nangis nnd in dam Amzig ins ainar onsiaharan Bibel, 
weleha in dar Ansgabe das Join villa and Wilhelm von Nangis von 
1761 arwltant wild. 

Alt Gapisfiti Ian gtabt dar franrtaisehe Miuifegelalirte ene 
Anzahl von Btellen, wo treble in seiner eigentliehan, dar Vokalmustt 



Zar Frage dee „Treble". 



61 



angehOrenden Bedeutung vorkommt, die entweder einen Satz ftr drei 
Singstimmen oder die oberste dieser drei Stimmen ausdrflekt. 

Das Liederbacb ?on Montpellier enthftlt drei Proben von S&tzea 
far drei Singstimmen, deren tiefste (Tenor) eine kurze lateinische 
Phrase festb&lt, auf weleher die beiden oberen zwei franzftsisehe 
Gonplets aufbauen (duplum and triplam). 
Die erste Stimme von j& LXX singt: 

Amours en eai j'ai fianee 
De merei trover 
Par jolie eontenanee 
Me fat ee treble aecorder etc. 
Die arete Stimme in nSk LXXII singt: 

De joli cner doit venir 
De faire I treble plesant ete. 
Und die erste Stimme in n& LXXXVII: 

Quant se depart la verdure des chans 
St d'yver neist par nature frois tans, 
Gest treble fis aceorder & II chans 
Que primes fis. 
(Raynaud Bee. de motets fr. t 1. p. 94, 96, 115.) 
Das berCkhmte Manuskr. des Romans von Faovel aos dem 14. Jahr- 
hundert (aof der National-Bibliothek) enth&lt Musikstflcke, welche die 
Bestimmang hatten, im Verlaafe der Deklamation dieser Dichtung 
gesongen zn warden* Die (Jbersieht dieser Stflcke anterscheidet die 
n h trebles et k tenures** und die n h tenures sans trebles**. 

Das Wort treble kommt ferner in dem Gedichte von Qaees de 
la Buigne vor, in dem der SchriAsteller des 14. Jahrhunderts, urn 
das Gebell der Jagdhunde bumoristisch zu kennzeichnen, eine Anzahl 
der Yokalmusik seiner Zeit entlebnte AusdrQcke in Gebrauch mi 
Les plus grans ehantent la teneur, 
Les autres la contre-teneur; 
Ceux qui ont la plus elere gueule 
Cbantent la tresble sans demeure 
Et les plus petits le quadrouble. 

(H. d ? Or!6ans f Notes et documents relatifs & Jean, 
roi de France, dans les Miscellanies of the 
philobiblon society, t. II. p. 174.) 

Im Supplement zu dem Glosaar von Oarpentier, Ausgabe Didot, 
des grofeen Voeabulars von Du Cange und Garpentier, teilt der Harm 



82 



Zur Frage des „Treble". 



geber Hensehel drei Erw&hnungen des Wortes treble rait, die offen- 
bar im vokalen Sinne zi nehmen slid ; die erste ist . aas dim Roman 
von Renart, vers 21874, entnommen: 

Un benedicamus farsi 
A orgue, i treble et i deschant. 
Die zweite, aas dem Soman von Partonopeas, vers 10769: 

Oil elerc cantent en treble vois. 
Die dritte, ans der Sammlong von Fabliau von Jabinal, t 1L 
p. 86: 

De meyne et de tresble e de bordoan. 
Schliefelich ftlhrt Brenet aas der „Art de dictier" von Eastaehe 
Desehamps (1392) folgende Still© znr Unterstfltzang seiner Anf- 

fassng an: 

„Le8 cbancons natareles (pofisies) sont delectables et embellies 
par la melodie et les teneurs, trebles, et contreteneors da 
chant de la masiqae artifieiele. <( 

(Poisiis morales et historiques d'East Desehamps, pibl. 
par Grapelet p. 266.) 
Brenet resumiert mi Grand seiner Quellenkenntnisse wie folgt: 
Ambros and Eichborn haben die vokale Bedeatung des Wortes treble 
nicht gekannt; zur Erkl&rung seiner instrnmentalen Bedentang haben 
sie nichts, als den Text aas der Cbersetzang von Guillaame von 
Nangis zur Verfflgung gehabt. Dieser Text aber giebt ebensowenig 
wie die za seiner Erklftrnng herangezogene Bibelstelle irgend einen 
Flngerzeig fiber die Besehaffenheit des treble and erlaabt nicht den 
mindesten Schluss fiber die Art der in die Eirche aufgenommenen 
Instramentalmasik; klar and sieher ist einzig und allein, dass treble 
and triplam in der Yokalmasik dieselbe Bedeatung hatten. Hat es also 
fiberhaapt jemals ein Instrument des Namens Treble gegeben, so 
miss dieser Name in einer Beziehung za der gewflhnliehen Beden- 
tang von Treble gestanden haben. Angesichts der wenigen vorhan- 
denen Stellen, fiber die im Vorgehenden genaa gehandelt worden ist, 
fallen die Hypothesen von Ambros ebenso wie die von Eichborn, 
denn etwas andres sind deren Ausffihrungen auf keinen Fall, in sich 
zasammen. 

Ich mOehte in meinem Fact, welches ich aas dem reichen be- 
leuchtenden Materiale, das Herr Brenet zu unserer Frage beigebracht 
hat, eiehe, noch weiter gehen. Wir wissen genaa, was treble in der 
VokaliAosik bedeatet hat Bezfiglieh seiner Bedeatung in instraaiett* 



Zur Frage das „Treble". 63 

taler Hinsieht liegt uns nichts waiter vor, als das Fragment aus den 
Annalen des beiligen Ludwig in spftterer franzOsischer Obersetzung 
and die Berafung Carpentier's aof eine nnkontrolierbare franzGsisehe 
Bibel - Obersetzung. A us der letzteren l&sst sich gar nichts Qber die 
etwaige instrumental Natur des Treble folgern. FQr die Stelle bei 
Quillaume von Nangis liegt nicht der mindeste Grand vor, an eine 
instrumental Bedeutang von Treble zu denken. „A chant et & de- 
chant, a orgue et h treble/' warum soli hier treble ein Instrument 
bedeuten und nicht einfach eine Singstimme oder einen Satz fttr Sing- 
8timmen?! Der Erkl&rungsversuch Carpentier's und seiner Mitarbeiter 
ist musikwissenschaftlieh ohne alle Bedeutung, zumal diese Glossators n 
sieh selbst Qber treble ganz unklar sind, es in der Bandnote mit 
„ instruments & chordes'* und im Glossar mit instrument & vent' 1 er- 
kl&ren wollen. Aufserdem finden sich nur noch die einen entfernn n 
Gleichklang mit treble an sich tragenden Ausdrttcke triblers, tribiere 
bei G. Eastner (Danses des morts), die derselbe ohne nfthere Quellen- 
angabe mit hornartigen Instrumenten in Beziehungen setzt. Ich meine, 
dass wir auf diese Vorlagen hin Qberhaupt nicht gendtigt sind, die 
Frage aufzuwerfen: ob es in der mitttelalterlichen Musik ein Instru- 
ment Namens Treble gegeben habe? Die Hypothesen von Ambroa 
entbehren jeder StQtze und sind als ohne alien musikgescbichtlicheo 
Wert Qber Bord zu werfen. Was meine Erdrterungen im Anschluss an 
Ambros anbetrifft, so ist das von Ambros abweichende Besultat der- 
selben durch die neue franzOsische Beleuchtung der Frage vollst&ndi^ 
tiberholt und meine Ausffihrungen haben nur einen negativen Wert, 
n&mlich den, die Unm&glicbkeit der Voraussetzungen von Ambros zu 
erweisen 5 und dienen als Zwischenglied zwischen diesem und Brenet, 
welcher mir diese nicht eben bedeutungsvolle Nebenfrage endgiltig 
geldst zu haben scheint. 

Hermann Eiohborn. 



Mittellungen. 

* Johannes Feregrinas: Geschichte der salzburgischen Dom-Sangerknaben 

oder schlechthin des Eapellhanses von (Sonderabdruck aus den im Selbst- 

verlage der Gesellschaft Mr Salzburger Landeskunde erschienenen Mitteilu : 
Bd. 28.) Salzburg, Jos. Oberer's sel. Wwe. 8°. 186 S. (ohne Register). Pr. 2,50 M. 
— Der jfingst verstorbene Verfasser ist der Dommusikdirektor Hnpfauf zu Salz- 
burg, der sich bereits durch fthnliche Arbeiten einen Namen gemacht hatte. Die 



64 



MitteihingBn. 



vorliegende Geschichte lei Kapellhauses 1st atif sorgfftltiges Stadium der nodi 
vorhandenen Dokumente gestfitzt and gew&hrt eiaen genauen Einblick sowohl in 
das Institut selbst, als in die Ausfibung der Kirchenmusik fiberhaapt in Salzburg. 
Die leitenden und malsgebenden KinsMer aber selbst treten in der DarsteUang 
voliig zurfick and werden kaum dem Namen nach hie and da einmal erwahnt 
Teils lag es wohl in der Aofgabe selbst, tells aber scheinen die Qnellen selbst aber 
die betreffenden Dirigenten und Masiker wenig m bieten. Wie gem h&tte man 
aber Paal Hofiheimer N&heres erfahreo, doch er wird nar gans nebenbei genannt 
Dass fibrigens fiber die altere Zeit alle Dokumente fiber die Kapelle fehlen, beweist 
das von Seite 167 ab mitgeteilte Yerzeichnis der Kapellmitglieder, welches erst mit 
dem Jahre 1677 beginnt £s stent also gar nicht zu hoffen, dass wir je mehr er- 
fahren werden , wenn nicht etwa noch anentdecktes archiyarisches Material ans 
Tageslicht gefbrdert wird. Die vorliegende Arbeit hat daher aach weit mehr em 
Mtarhistoriaches , als ©in musikhistorisehes Intoresw mid faum wn von jemer 
Seite ins in Betracht gezogen werden. Die Grfindung der Skgichil© ©der Kapell- 
hauses fait in das Jahr 1544 (8. 45) and von hier ab fuhrt ans der Verfasser 
Schritt for Schritt bis in die neueste Zeit und vers&umt nichts das Bild bis ins 
Kleinste und Nebensachlichste (Wohnong, KMdiig, Essen und Trinken) m vervoll- 
st&ndigen. Noch sei erw&hnt, dass der Verfasser von S. 95 ab sich die gr&fste 
Mfihe giebt den viel geschmahten £rzbischof Hieronymus, Grafen von Colloredo, 
der im Jahr© 1772 die Begierang antrat und rnnseni Mozart einst in m ksfaikmder 
Weise behandelt hat, in das beste Licht zu stellen and seine Verdienste am die 
Kapelle ausffihrlicher nachweist und behandelt als bei alien fibrigen ErzbischSfen. 
jWenn man eben alles Bose negiert und nor das Gute eines Menschen hervorsueht, 
so ist es allerdings nioht sohwer ans jedem regierenden Haupte einen fiber jeden 
Tadel erhabenen Herrscher zu machen. Die angehangte Mitgliederliste von 1677 
ab ist fur die Biographic eine wertvolle Zugabe. 

• Ludwig Senfl' b Komposition des „Non moriar" aus Lather's Gedioht „Con- 
fitemini", am dessen Komposition Lather einst Senfl bat, scheint sich jetzt nach 
von Liliencron's Untersaehongen (Viertelj. Schrift von Chrysander etc Bd. S f 123) 
m dm Schaospiel Lamm* von Joaekim Oreff wiederg«limden n haban. AMnei 
das kenn vierstim. Gesanges nobst BeweMilirmiig ebendort Der Tonsats fnlbst 
widerspricht nicht der Annahme, dass er von Senfl sein kdnne. 

* Mmnrwk Isaac ist also kein Deutscher, sondern ein Flanderer, wie aos 
dem durch Straeten's Veroffentlichung des Testamentes Isaac's in dem 8. Bde. 
seiner la Masiqae mil Buys- Bis t 8. 529 War hervorgeht Das Testament lit in 
florenz am 4. Dez. 1516 abgefasst Die aof die Feststellang seiner Person besfig- 
liche 8telle des Testaments laatet in deutscher TTberaetzung: „Da wohl nichts so 
richer ist als der Tot und nur ungewiss die Stunde desselben, so hat der aus- 
gwwchnete Musiker, Magister Arrighui, einst Ugonia de Mmmdnm 9 (Stneten «f- 
Hart dies so, dass er Arrigo di Ugo, also im Flandrisohen : Henri van Hugues, oder 
vielleicht Hagens geheiften babe, wie in Flandern and Brabant der Name vor- 
kommt), gewdhnlich Arrigus Ysoch genannt, wohnhaft in der Gemeinde St Marcus 
zu FLorenz, durch Gottes Gnade gwmd an Geist, Sinnen und Yerstaid, dodi an 
Kftrper schwach, in der Absicht fiber mm Hub mud Gut mud s©in§ Beehts m vtr- 
fugen, folgendes Testament errichtet." Damit fallen alle bisherigen Matmafsnngsn 
in nichts zosammen und die lingst bewunderte und erkamt© That§aA§, dass Isaac 
sich mit denelbsn Gewandtheit im niederlfodiseh kunst&eh to»t»pattMidi«i Stile 



65 



tawegt, mm im imUehm hmm mud dor italieniaohen Cansone, 1st mm mf mm 
nmymides Genie mi den langjahrigen Aufenthalt in Deotachland and Itahea sarftck- 
lufnhren. 

* Mi© Loeeprechong ebes Hoftrompeters Im 18. Jh. Bis Aufdingung im 
Trompeterecholaren bei dem „PrtB2ipai" oder ,Jiehrprintzen u geschah vermittelst 
mmm Vertragee, den m beeserer Sicherheit dor Kammerfourier mit unterzeichnete. 
Die Verabfolgung eines „Trunkee" bierbei war ublich. (1766 Im Bamberg bestand 
der Trail „ex speciali gratia 12 maas officier Wsla u. 6 R&th brod, u die vom BE©!® 
mus verabreicht warden,) Nach zweijalmger Lehrzeit wards der Scboiar frei- 
g»preA« sad fand die Freisprechung is feierlicher Weise statt Der Lehrher hatte 
voreret die Eriaubttis dee Obermarscbails einzuholen den Scholaren freizueprechen, 
and nachdem er dieae erhalten, versammelten sich alle Hofbrompeter mil dem Hof- 
Heer-Pauker and dem Trompeter von der Garde bei Hofe, „alwo dieselben dem frei- 
zoBprecbenden Scbolaren die ksl. kgl. Privilegia a. Statutes vorlasen mit dem Bey- 
eats und Anempfehlung , dieselbe 5fters za lesen a. deneneelben nachzaleben «. da 
Mmm geendet, musete er die gew6hnliche Feldstici blaaen. 41s aber der Herr 
Obermarecball seibsten nachher m Hofen kamen, empfiengen strntMehe Trompeter 
ia der blauen Livere* Hochselben aof ism Gang, wo eonach Herr Obermarschall 
in 4m Obennarseballamtszimmer gingen, Hochwelchen der Cammerfoorier, lea Degen 
anh&bend, mil den fibrigen Trompetera u. deme it© Scbolaren folgten. Herr Ober- 
marseball bielten eine Anrede a, Ermahnuog denen ihnen Trompetera gnftdigst er- 
tbeilten lays. u. kgl. echSnen Statu ten auf das FM&igst© nachzuleben n. suchen 
jene Ebm m erhalten, welche einom wackeren Trompeter anstendig; wolten 'tis© in 
dieaer Anhofhung sit gn&digster Erlaubnis Oelsiwimi (im Funtbischofs) denselben 
freyspreehen, wobey Mocliielb© die von dem Lehrprintz dem Herra Obermarschall 
eingehandigte Trompaten dem Scbolaren uberreichten, beynebet auch im Degtm, 
welchen der Oammerfoun^r dem Oberm. darreichte und gaben Ibme zwei Baeken- 
gtreiche mit tea Zutatz, dieeee dermablen geiitten m haben, in Zakonft aber y on 
kemem mehr unbilliger Weias za dnlden. Die Trompeter danketen dem H. Oberra. 
Mr die feobe Goad a, H. Oberm, batten die Gnad deoeueeiben mmm Trunk geben 
im laaeen. Bn deren I so empfing jeder 1 Mmm Offiderwcin, I Maas Bier, 1 Laibel 
Brod u. 1 Stuck lis, welches si© auf hohe Geeundheit in der Tier Aembte Stuben 
veraehret" Der Lebrbrief des Scbolaren ward© mit beigedricttaii tehaiiigta Pet- 
echaft mm dem H. Oberm. untorBckrieben and von eioem Kammerfoarier mitunter* 
xeichnet Die Kosten einer soi^en Freisprechung betrugen z. B. 1765 Si Bamberg: 
50 Tblr. „fiberhaupt an Lebr- mi Freisprechung". Obige Beaohreibnng teilt Frei- 
herr von Maracnalk ia seinem Bache ,J)ie Bamberger Hof-Musik u Bamberg 1885, 
p, 39 sit Pis Freisprechung betraf Ixvrenz Merkel am If, Febr. 1775, der Lebr* 
prists war Straofe und der Obermarecball Scbenk von Stauffenberg. Ein Eoftrom- 
peter erbielt an Gehalt (1185 in Bamberg): 120 I, frank, jahrlich, 2 1. wochentl. 
Kostgeld, i fl. 48 If, oder 1 Carolin Neujahrageld, Mr den Landritt 3 fl. 12 kr. 
frank, oder 4 fl. rhein. Neojanrsgeld f amaerdem 18V 8 Symra loot (Sanmer), 
I Pfd. Dnschlittlichter, 2 Beosen wochentl., 4 fl. 48 kr. frank, oder 6 fl. rhein. 
m einem Paar Stisftk sit 2 Jahre. Ait Jahre eine mmm Mmti aammt allem 
Znbehdr, alio 8 Jahre einen Mantel u. ale S Jahre nene Trompeten tamt Qnaaten 
(ib. p. 62). 

* Herr Prof. Otto Kade hatte 18® uber die ersten AiiJ9^hrungen doe Ms^seias 
von Handei ia Dentacbland oine Broachure veroffentlicbt, demjkch die erste Auf- 



66 



MtMlingwi. 



fuhrung in Hamburg 1775 stattfand. (8iehe M. f. H. 20, 33.) Jetzt tail Em 
Jos. Sittard in eekeni Werke Geschichte des Musik- vnd Konsertwesens in Ham- 
burg Seite 110 eine Anzeige mit, aus der hervorgeht, dtss die onto Auffuhrung 
schon am 15. April 1772 in Hamburg atattfand und zwar auf Veranlaasnng und 
miter Direktion eines Herrn Arne. Herr Sittard glaubt, dass dies der englische 
Muaiker Thomas Augustine Arne gewesen seL Da derselbe aber yon 1110 bis 
1778 lebte und daher 1772 in einem Alter stand, wo man sich solcher gewagter 
Unternehmungen wohl hdtet, so ist Chrysander's Vermutung im Hbger. Correspon- 
denten vom 22./12. 1889 wohl glaubwurdiger, daas damit sein Sohn Michael 
Arne (geb. 1741) gemeint sei. Die Einfuhrung des Messias in Deutschland ist 
demnach auf englischen Unternehm ungsgeist zuruckzuf&hren. Die Ankundigung in 
der „Neue Zeitung" lautet : „Auf vielfaMtiges Verlangen der Kenner und Freunde 
der Musik wird Herr Am© Doners tags, im 14. dieses (Mai) daa Oratorium, dor 
Messias, welches als ein MeisterstQck von Handel so bertihmt ist, und am 15. April 
in dem Privat-Concert des Herrn Anie auf dem Bosselhofe mit grobem Beyfall ist 
aufgefuhret worden , in dem Drillhause dffentlich abermals auffuhren. Die vor» 
nehmsten Alien werden von Miss Yenables gesungen, und der Beschluss mit dem 
grofsen Coronation Anthem von Handel, welches ebenfalls schon auf dem Bosaelhof 
aufgefuhret worden, gemacht werden. Die Billets zu 1 Mk. 8 Sen. sind in des Herrn 
Eules Hause, auf der Neuenburg neben der Apotheke und auf dem Tornquistiachen 
und Dreyerschen Cafieehause zu haben. Anfang 5 1 /* Uhr." Eine Unpisslichkeit 
der genannten S&ngerin verzogerte die Auffihruiig bis sum 21. Mai. tJber die Ver- 
deutschung des Textes hat Herr Sittard nichts aufzufinden vermocht 

• Con$ervatorium der Afdeeling Amsterdam van de Maatschappij tot bevor- 
dering der Toonkunst Bericht van het 5. Schooljahr 1888/89. 41 Schuler und 10 
Hospitanten besuchten das Institut, darunter 1 Schiller fur Theorie und Kompoaition 
und 17 fir Gesang. 11 Lehrer erteilen Unterricht Fast jeden Monat findet ein 
Vortragabend statt, in welchem filters und neuere Kompositionen zur Aiifftthning 
gelangen. 

• Aus dem Nachlasse eines Musikers sind verk&uflich 1. Mozart's almtl. 
Werke in der neuen Ausgabe von Breitkopf & Haertel in Partitur, Hlbfrz., statt 
1150 M, fur 750 M. 2. Otto John, Biogr. Mozart's, 1. Ausg. in 4 Bd., gebunden, 
statt 52 M, ftlr 35 M. 3. Vierteljahr8$chrift fur Musikwissenschaft, Leipzig Bd. 1 
bis 4, eleg. geb., statt 56 M, fir 30 M. 4. Kocher, Harmonik, gebunden } statt 
10 M 50 Pf., fur 6 M. Restelhingai nimmt Hot Gmxg Mask© in Oppeln (8cM#- 
sien), Ring 25, entgegen. 

• Hierbei eine Beilage: Fortsetzung zum Katalog der Musik -Sammlung der 
KgL SffentL Bibliothek zu Dresden. Bog. 12. 



I H,l|| ■ HPi M 1 1 1.1 flj 111 Hami.Mt4imM-iJt4MmH 

p—apiaM i» ■ M i i i P iiii II ■ m ■ ■ — ■ iiiiir t iita«t«i.TiiBifi.stic)ii' 



Y«nmtwortlich«r Buinktomr Bobcrt Bitntr, ftapltot (Uck«nn*rk). 
Druok tod Hirminn B«j«r A BOhae in IiMifima'ta. 




alische Universal 
Blbliotkekt .Jit* 



■tMYSSBSTS 

fir 

MUSIK-GESCHICHTE 

mm 



der Gesellsohaft fto Musikforechmig. 





Preit Its 3"»krf»ag©f g Kk. Monatlioh ertoheint 




IHL Jalrpi, 


«iA« Hammtr ▼on 1 Ms i Bogeo. XxuMrtiontgftb&hrtm 




ftt die Zeil© 30 Pi 


No. 5. 


1890. 


KommUsions fifing 


ron Breitkopf A H&rtel la Leipiig. 
BetUllangeu 
nimmt |tl# Buoh- sal Miuikhiuidltmg «ntg*g«n. 





Me Mtulk in leu schweizerischen Drainen des 
IS. JFairlmilerts. 

Von Dr. W. rich, 
la lei Schaospielen 4m 16. Jahrhimderts spielen Masik and Qs- 
sug eke grofse Bolle; nieht Mr, dass Gesang die Zwischenakte aus- 
fttlt, diss to „b0fiemi u amatftndlich vor sich geht, auch Gesprfcche 
iter die Mosik,. fiber ihre Wirkang, die sich je nach dem Gharakter 
der Zihireidii la besonderer Weise taltart, finden sieh vor; ja, 
Jabal, der in der Bibel genannte Erfinder ler Mosik, halt sogar ein- 
mal einen Hainan Vortrag fiber diese H Erfindang u ml giebt sich 
dabei aia Sehfcpfer der Mensnralmusik aas: 

ee weifst schon yete alle welt 
Das ich d'sfcimm in ein zal han gstellt 
Ufa konst der Matematica, 
Wie jr bald werdend h5ren da, 
Als ich g'h5rt d'lfit on regel singen 
Oach dVflgel sifs and lieblich klingen 
Da ban ich d*Musie bald erd&cht 
Und d'stimmen li ein ordnong braeht. 



Ich mag alles das man km stags! 
Uff zechen linien zammen bringen 
Wiewol man lieblichers findt mil 
Eta han ich mich doch dels mil b'gnflgt 
Sondern vil stimmen zammen g'flgt 
dnrch Instrument© msigsrfsy, 

Mouith. £ Motlkgceefe. Jahig . XXil. Wo. 8. 5 




I;. 

h 



gg Die Miiifc in ian echweizerisdien Dramen ties 16. Jahrhnnrierte. 

Die Frage, ob jedes nsrer Dramen der Musik bei den Auf- 
flihrungen bedarft habe, kann ohne weiteres bejaht werden. In ein- 
zelnen StQeken finden sich zwar keine n&heren Angaben darQber; in 
den meisten nimmt die Masik jedoeh einen so breiten Raum §k, (has 
nicht anzanehmen 1st, das Volk, dem die Masik als integrierender Teil 
der Dramen hocb willkommen war, habe ihrer in einigen StQeken 
ganz entbebren mflgen. Is blieb natttrlich der jedesmaligen Regenz 
der Stflcke ttberlassen, der Musik nacb den vorhandenen Mitteln die 
Grenzen der Beteiligung abzastecken. Man unterschied genao zwischen 
Gesangs- and Instrumentalmusik, welche letztere selbst&ndig war, in- 
sofern sie einzelne Signale, deren Bedeatung allgemeiner bekannt ge- 
wesen sein mass, gab, unselbst&ndig, insofern sie aach hier bekante 
Lieder vollstimmig spielte, and deren einige, wie eine Vorschrift be- 
sagt, stets von den Spielleuten vorbereitet sein sollten, damit man 
durch sie etwa unfreiwillig entstandene Paasen in der Handing ana- 
Mlsm and so das Pablikum tiber den nicht vorgesehriebenen Unter- 
braeh des Stiickes hinwegt&aschen k5nnte. Findet sfch die Angabe: 
Misiet allein in den Texten vor, so haben wir das Eintreten yon 
Instramentalmasik anzanehmen, denn Ges&age werden jedesmal als 
solehe bezeichnet, oft die Texte oder die Melodieen angegeben, naeh 
denen zn singen ist £s heifst z. B, in: ein gar sehdn Spyl von dem 
gtoubigen fitter Abraham etc. (Zttrich, Froschaaer 1562): Masica. 
In der melodey, Vitam faciant beatiorem. 0 mens^h one seh&rtien 
hie iern alleine. Oder in Birk's Tragoedie wider die Abgdtterei (1535) 
sapphische Strophen : Hymne wie iste confessor. Beel starcker Gott etc 
Oder: ein ander gsang, glych eim Magnificat quarti toni. Beel surcker 
Gott, wir loben dich. Oder: ein andres sapphicam: Wir stoi alleyne 
Lieben Gott vertrawen. Ferner ein andres Mai naeh: pange lingoa 
za singen. Oder: Chorus. Asclepiadam Gliconiam 

„Nun lond ans fromme liit 

Loben den herren millt" . . . 
So findet sich auch die Angabe: wie ein sapphicam za singen. 
Sapphische Strophen finden sich a. a. auch in Birk's 1532 er- 
schienener „Historie von der Sasanne u . £rinnert man sich, dass 
Peter Tritonius 1507 seine Sammlang 4stimmiger Eompositionen 
horaziseher Metren erschienen liefs, (vgl. Vierteljahrsschrift fir Musik- 
wisseischaft 1887: 1. v. Liliencron, die horaz. Metren in dentsehen 
Eompositionen des 16. Jahrhunderts, dazu: Benedict Widmann fiber 
Statins Olthof, ebda. 1889), dass 1526 weitere Eompositionen der- 
selben Metra herauskamen , die wie jene za Lehrzweeken bennUt 



Die Mvmk in don schweizerischen Dramen dm IS. Jahrhunderte. §9 



warden, so haben wir hier einen deutliehen Bewais von der raschen 
Ausdehnung der neuen Kompositionsarfc. Bass die Bearbeiiung its 
Werkes lis Tritonius durcb L. Senfl (1534) 1b der Scbweiz rasch be- 
kannt wurde, 1st anzunehmen. Wie weit die sp&tere Eomposition hora- 
zischer Metra darch Paid Hofhaimer, welche 1589 Job. Petrejus Ii 
Nfbrnberg druckte, in der Schweiz eingewirkt haben, 1st nicht bekannt. — 
Die Chorteite werden meist gaaz mitgeteiit; entweder nimmt 
der Chor ai der Handling tell oder aber er flllt die Zwischenakte 
mis, indem er in allgemeinen moralisehen Betrachtongen an Iss durcb 
den vorhergegangenen Akt gewonnene Sfcimmungsresalfcat anknQpft. 
Ober das letztere vgl. meine Mitteilung: M. £ M. 1889, pag. 109 ft 
#ber isi ersteren Punkt bier noch folgendes. In des Mathias Holz- 
wart Spiel von Saul (1571) treten nach David's Kampf nil Goliath 
6 Frauen mm Sacho mil Saitenspielen in lei HSnden auf und singen 
©in Preialied iss jungen Helden in der Melodie: lam sates terris; 
i&am erscheinen § Frauen von Asleca von der andern Belt© der Btthne 
aid singen mi spielen gleicbfalls. Nach lam Gesange ziehen sie mil 
ihren Spielen umher, d. h. wohl, sit geben eine Art von Postludium, 
w&hrend sis abziehen. Ganz neu ist, dass im Spiel von Abraham der 
Chor ska Aft von Begriifsungslied si Beginn dee Sttckea singt, 
und darauf erst das Argument des Harolds folgt (Gott grifs eueh 
grown | jung grofs und klein). Selten slid die Noten angegeben. Im 
allgemeinen tragen die Chorges&nge Its gleiehe typisch - steife Aus- 
sehen. Eine Ausnahme machen z. B. manehe Ohire in dem Luzer- 
ner Osterspiei von 1588 s dessen Gesangsheft mir vornegt (Vgl. 
liber dp Osterspiei Ben ward Brandstetter: Zur Technik der Lu- 
zerner Osterspiele. Basel 1884, Derselbe: Die Begenz bei im Luzemar 
Osterspielen. Luzern 1886, J. Baechtold: Gesch. d. deutschen Ltrtr. 
i. d. Sehweiz. Frauenfeid 1889, 4, u. 5, Lfg.) Wm Namen im Ver- 
fasser von Text und Mssik sind ins tiberliefert. Ii dem handschrift- 
lichen Bande, is® zehnten von 12 stattliehen Folianten (sie befinden 
sich in Luzern auf im Bttrgerbibliothek), heifst m n&mlich: lf . . . darch 
Benwardum Cysat Stattschrybern zu Luzern isl legsiz des apis, 
so vil die rymen und sprach belangen, und durch den wOrdigen 
Fridolinum Jung, Priester und Organist, die Noten geseizet". Der 
Sinn oder Unsinn der Textworte verlangten hier ©is© andre, leben- 
digere Anteilnahme der Musik als in den oft herzlich plait morale 
sierenden Chorliedera. Die Worte, so well sich iiberhaupt bei ihnen 
irgend etwas denken l&sst, laufen auf eine Verspottung iar Joden 
heraus, indem diesen ein schauerliches Spracbgemengsel von griechiBch, 

5* 



70 Die Musik in den schweizerischen Dramen dee 16. Jahrhonderts. 

lateiniseh , deutsch and hebr&iseh in den Mand gelegt wird. Die 
Masik beteiligt sich in ihrer Art an dieser Verspottung, ahmt das 
„Mauscheln" nach und onterstiitzt oft in recht drolliger Weise be- 
sonders aecentoierte Worte. Preilich darf man in den Ch5ren trots 
einzelner Besonderheiten nieht nach allzn grofser Mannigfaltigkeit 
snchen; aber es springen sofort gewisse typische Intervallsehritte and 
Anfenge ins Aage, and immerhin sind sie merkwtlrdig genag, diss die 
Mitteilong wenigstens einzelner der Chare gerecbtfertigt erscheint. 
Einem Chor gehen gesprochene Worte voraus, derart, dass Snbjekt 
und Prftdikat des Satzes gesprochen wird and bei der Angabe des 
Objektes der Chor ©Inf&llt. Ich teile ihn onten vollst&ndig mit. Die 
Textworte (so an dieser Stelle) maehen oft den gleichen Eindraek wie 
ansere Einderreime, z. B. die beliebten Abz&hlreime. (Vgl. L. Tobler: 
Volkslieder. Bibl. liter, Sehriftw. d. d. Schweiz. Huber, Fraaenfeld.) 

Einzelne Mitteilangen, die noeh bekannt m werden verdienen, 
fflge ich hier am besten an, da sie sich zam Teil auf schon genannte 
Stick© beziehen. Ich sagte schon, dass in den Dramen aach von der 
Masik die Bede ist, dass man ihre Wirkung preist. So wird Saal von 
Davids Harfenspiel berahigt, and in der „Bel&gerang der Statt Baby- 
lon" (von Jos. Marer aus Zurich 1559) findet sich eine sehr interes- 
sante Belegstelle. 

Nach einem lakallisehen Mahle, das Belsatzar seinen Freonden 
giebt, ertdnt erst ein lastiges „hofrftcht" der Spielleate, dann ein vier- 
stimmiger Oesang. Dem einen der Zahflrer geht nan die Masik der 
Fl8ten and Schwegeln iber den Gesang, weil jene so lange „eolo- 
rirend"; der andre fihlt sein „leid zerstflrt", der dritte glanbt, selbst 
flitter kflnnten solche Masik nicht zu Wege bringen, Belsatzar ver- 
trdstet all© aaf noeh Schdneres: 4 Laaten erklingen; das Beste hat 
der Eflnig aber aaf zaletzt verspart: „D'violen brachend r&cht vom 
grand". All© sind entzUckt and schliefslich preist einer in be- 
geisterten Worten die Eanst: 

„Die Eanst ist fiber alle Ding 
im and ander des himmels ring." 

Aach die E5nigin and die Eebsweiber Belsatzar's rtthmen jede 
in ihrer Art die Masik; es ist ein sehr feiner Zug des Dichters, went 
er jene sagen lftsst, sie glaabe darch die T&ne in den Himmel versetzt 
za sein, w&hrend einer der Nebenfraaen das Hera in „bgirlichkeit" 
entbrennt. 

Noeh eine Stelle mftchte ich hier anftlhren; nicht so sehr der 
poetischen Schflnheit des Textes wegen, obgleich diese nicht firing 



Die Muaik la im schweizerischen Dramen im 16. Jahrhunderts. 7 J 

1st; vielmehr wegen der geschickten Vorbereitang des Chores darch 
ili Worte, die mf einen darch die Masik si erzielenden Hdhepankt 
der Szene hindrftngen. Bis Szene findet sich im Spiel von der Em- 
pflsgiis and Gebart Christ! von Jacob Funckelin (1553), Den Hirten 
mi dem Felde nfthert sich der Engel Gabriel and erz&hlt ihnen mil 
Worten, die offenbar Ism scbSnen Latherschen Weihnachtslied: Vom 
Himmel hoch — nachgedichtet sind, von der Gebart des Heilands. 
Ik schildert, wie er ein „Kindlein rein" geworden sei, damit alls 
Stader Gottes Kinder warden : 

, f Defs frSaw jsieh all® Christenheit 
. Und danck jm dife ii ewigkeit" 
Nan sligt ier ganze Chor der Engel Its gloria ii altissimis dec 
Die Hirten sind geblendet von der ibiririlschsa Erscheinang and 
dem Wohllaat der T8ne: 

Nozer: Is lit so hertzigkliehen wo! 

Dm mir mil harts noch fr&aden vol 
leh mailt ich wlr im himmel droben a. s. w. 
Photir: Wean d'stimmen tiler menschen Mid 
Und s'gsang der vflglen, wftr sj slid, 
Zssiffirasi thlt, wta by ml® eidt 
Gam disem later trarigkeit. 
In der That miss die Wirkang auf ila Zaschaaer eine iberwlltigeid 
iiefe gewesen sein: ansicbtbare Sliger lassen den feierlich schtoai 
sal friidig bewegten Gesang si seinem energischen Bhythmas er- 
tfinen. Wis jaachzend tilt das „Glori" dazwischen, wis eindringlieh 
hebt sich ii© Melodie gegen den Schlass hin, am nit ism naeh- 
drfteklich emsten and daram am so verheifeangsvolleren Worts 11 
sehliefsen, dass heate der Heiland geborei ist. Vgl. die Motile. 

Und noch ein letztes Beispiel aas dem Noe des Hans von Bute 
(1546), dem gleichen Werke, im dem Jibs! die eingangs angeftihrten 
Worte sprieht, im dem tibrigens aueh eine genaae Absehfttzang der 
Instramente gegen einander stattfindet. 

Nachdem mancherlei Grippal von Instramenten naeh einander 
gespielt haben, sagt Lamech, die Instramente vermdchten reeht git 
f ,Anfechtang" ins Blot 11 bringen: 

By b'wegent harts, b'gird sinn and gmit, 
Die seyttenspyl gend frtintliehkeit, 
Das Mis zar liebe ganz wirt b'reit 
Zi fr5ligkeit zQcht mich der gsang 

80 bringt der Instramenten Mug (d. h. die Blasinstramente) 



72 



Die Mosik in den schweizerischen Dramen des 16. Jahrhanderts. 



f 11 manheit und ein grossen Mat 
Es ibsrtrift herrschaft und pit. — 
Noch ein Wort fiber die Spielleute, die oft charakterietisehe 
Namen tragen; so heifst ein Trummenschlaher „Bombaradaeh". Ihw 
Inter erstrecken sich auf das Ansagen der Tageszeiten, der Gastoreien, 
das „Abblasen 44 nach Beendigang des Mahles , sie treten aaeh ok 
komische Personen aof, insofern wenigstens, als ihre Worte oder 
Worte fiber sie auf die Lachlust der Zascbaaer wirken sollen. It 
der Olung David's von Val. Boltz sprioht Jefsriel von des Trompetero 
Darst: weil er betronken sei, habe seyi Instrument keinen Ton. Im 
„Noe" wollen die Trompeter zam Essen blasen , dass ihnen „der 
halls mdcht krachen". Dann vertreten die Musikanten auch die Polizei 
nd wehren dem andr&ngenden folks ab. Natfirlieh machen sie in 
kriegerischen Szenen entsprechende Mnsik. Zu bemerken 1st soth 
folgendes. Japhet sagt im „Noe" : 

nit stair trumeten allein 
wirt zuher tfrufffc der mannen gmein, 
d. h. beim Klange einer Trompete mflssen sieh alia Manner, die 
mindestens 20 Jahre z&hlen, einfinden. Das letztere geht ans einer 
frttheren Stelle hervor. Man muss die Bedeutung dieses und andrer 
Signale wohl allgemeiner gekannt baben, denn es heifst sp&ter ein- 
mal: Gham „blalst ein still©* 4 ohne dass hier, wie es an andren Stein 
allerdings geaehieht, der Befehl nochmals mlidlich wiederholt wtlrde. 

Wir sahen, dass die viel bertihmte, „Musikantenkehle" anch in 
unsern Dramen ihr Becht behauptete. In einigen Bemerkungen, welche 
Zwiiglfs Amtsnachfolger Bullinger seinem schdnen Spiel von der Lu- 
eretia (Neudruck von Baechtold: Schw. Schausp. d. 16. Jhs. Huber, 
Frauenfeld. 1890.) fiber Oeberden und Wesen der Darsteller anh&ngt, 
sagt er ausdrflcklich : „die S&nger und Diener der Pensionern sillend 
vyl neygens und hofierens kOnnen, vyl t&ller schl&ekens." Aaeh darmas 
folgt, dass ihr Wesen ein komisches sein soli. So schleeht kommen 
sie in der „Belagerung Babylons" non nicht weg: sie bekommen bei 
dem grofsen Mahle Belsatzar's einen Tiseh fir sich, auf den man 
alia mOglichen Sorten Wein, Pasteten, Wildbr&t und Bebhfihner satiL 
Der Credentzer vertrdstet sie noch und sagt entschuldigend, bald wolle 
er besseres bringen. Sie sind aber mehr als zufrieden und meinen, 
es sei am halben genug. In Dankbarkeit gehen sie jetzt dam, „ein 
lustig frdlich hofr&cht" zu machen. 

Ober die verwendeten Instrumente ist eingehend n sprechen un- 
ndtigt Wie fiberall fiberwiegen auch hier numeriseh die Blaainstro- 



Die Muaifc in den schweizerischen Dramen dee 16. Jahrhunderts. 



73 



mente. (Vgl. inch Wasielewski : Gesch. der Instramentalmnsik In 
16. Jahrh. Berlin 1878.) Die Verwendung der einzelnen Instramenten- 
arten 1st selbstverst&ndlich eine planmftfsige, den jeweiligen 8zenen 
darehans angemessene, so dass also z. B. in kriegerisehen Szenen 
Trommeln, Pfeifen a. a. Blasintrumente zar Verfttgung kommen. So sebr 
nan aber aoch, wie wir sahen, die Saiteninstromente als die hiehstei 
und besten dem oder jenem galten, ein Scblass ohne „Pauken and 
Trompeten" ist nicht statthaft gewesen. So mtissen bei dem Freuden- 
mahle Belsatzar's, nachdem gesangen mid aaf Laaten nnd Violen, die 
als „ias friJiefast" beim „Hofrftcht a zaletzt kommen, doeh Trammeten, 
Trommen nnd Pfeifen den Beschluss machen. 



I. Ein GeisUieh | Spyl von der Empfengk- | life fl Geburt Jest 
CbrisM : oneh | dem, welches sich vor, by, vnnd naeh der ge- | bart 
verloffen hat ..... Gedicht dorch Jacob Funckelin Anno 1553 vnd 
gespilt dnrch die Jogend za Biel afifs Nttw Jar. (Zflricher StadtbibL 

Varia 357. G. VII.) 







b » -h ■ » a— a — eg— ^ a . » 




- g — a— » — - — — v a— 


Eer 


aey Gott im h5chsten thron, nnd Christo sim ge-lieb-ten son | die 






^ y U . — - — — g"j ________ — 


. -fl ..... jg H Q H g 

Mchst glo-ri and herrlichkeit k von yetz an bils in e-wig-keit, Al-le-la-ja. 






tt — a ^ a — ft a ■•- ♦ M <a, a- ^ -c ft a , ♦ H 


Omeni 


ch lob Gott den Herren din, der sun Gotts wil din heiland syn, Al - le- 




a— — -a — ■ — # q ft — a ■■■■ ^ a- ft b • — ^ — ft- — a * 


lu-ja. 


Glori, Glori den Herren Gott in si-nem rych, der dw&lt hit 8&- 




a ft , , #H »Bf R# H» 




a a Vi a * - - • 


lig macht und rych, im glieb-ten sin. 0 sal-ger tag gantz frdudenrych, 

/9s 

««■ H ♦ H „ - - -J 







frtiadenrych, za die-ser frist, An welchem Gottes son in d'walt ge-bo-ren ist. 

II. Ecelesia | Edessaena Mesopotamica | afflicta .... \ Das ist: | 
Eigentliche besehreibang wie der | B6mische Kayser Valens Ariani- 
iieher Seet, | Valentini dels j. Bruder nnd Mitregent, nngefahr | umb 



74 



Me Musik in den schweizerischen Dramen des 16. Jahrbunderts. 



das Jahr users Heilands CCCLXX | die Glieder der reinen ortho- 
doxisehen Eirchen za J Edessa in Mesopotamien verfolgefc, and was | 
sieh darbey denckwflrdigs verloffen. In teatsehe Beimen in form einer 
Comoedi ete. Von Ghristoff Murer. Burger za Zftrich gewefsner 
Ampbnann n WJntarthor. (Z. St. Bibl. 2 Expire. 0. 46. G. 83.) 

Actus 3, Scena 3. 
4 voc. 



-»— ^r- 



» ♦ » 



Un-ser kei-ner l&bt ihm tel-ber and an - sei kei-ner stir-bet ihm set- 



♦ ■ 



ber; l&bend wir, l&bend wir, so l&bend wir dem Herren 8terbend wir 



4 ♦ 



so sterbend wir dem Herren, 



— » 



daromb, j 



wir l&bend o- der sterbend, so ski 



4 « 1 JL- 



wir dels Herren, 



daromb 



wir ft. 



wti ♦ T ♦ 



it 



bend o- der sterbend So sind wir dels Herren 
Seeanda pars. 



^36 



Dann darza ist Ohristus aach ge-stor-ben and af- er-stan-den y 



mid widramb lft -ben-dig ge-worden, 



4= 



Das er 



11 -ber tod raid ft-ben-dig, und l&~ben-dig, 



raid ^ft-ben-dig mm Hen syg das er i - ber tod raid Ifrben-dig ein Bur wyg 



Die Musik in den schweiseriachen Dramen dee 16. Jahrhunderts, 75 



Christas ist myn L&ben, sterben ist myn gewunn y 

Aetas 4, Seena 3. 
4 voc. 



- » 



Wer Gott yer-traut hat wol ge-baut im Himmel and aaf er-den, y 



darumb uff dicb all Hoffhung ioh gantz 



vest und styf than setzen, Herr Je - su Christ myn Trost du bist, in 



$ f I 



To - des-noth nnd schmertzen, in To - des-noth and schmertzen. 

III. Aa8 dem Luzerner Osterspil von 1583. (Bttrgertribl. Luzern.) 
a) Das Jodengsang. 



Wir ar-men Ju-den kla-gend hongers-not and mfUsend gar bei za-gen ban 



kein brot oi - me las compas-si - 0 cul-lis nol-lis las - si - 0 E - gypten 



m 



was gat land wan wau wan wan wir - ri wau E - gyp-ten was gutt landt 
b) Wann moyses wider vom berg gath zun Juden. 



Fades melos cy - pel-re - i celos ha-sel - re • i rumpelas i or-go 

t T T « T i t ? T T 0 t I Y f T t - ■ || 



mentis ma-lo hasli - mi-ta-mi la -do has fi - du -la da ha ma ha. 



l ) s. Anm. za Chor h. 



76 



Mi Mwok In dan aehweiaerisehen Dramen dee 16. Jafaifeoiiderte. 



e) 8© moyses wider iff den berg gadt, mitt Gait m redes. 



5: 



Moses i»t ein gtrfiwerknoeht, se-lig gy-e sin gesohlecht, A-do-na - j Theoa A- 



3E£ 



do - m - j Thaos, Moses bringt von got besoheid dea warend wir fee o - ne MC 

d) Pater noster pyrenbitz in dem namen taberitz, taberitz and 
Istta, Isaac nd Abraham, Abraham and Kickrion, Kickrian and 
schlachischloss, schlachischloss and schwynin fleisch tribt den Jaden 
ass den sebweiss and 1st inen til n feiss. Daramb nemmend wir 
darfttr 

(Tanz)^ 



femiwirat mail su-re seal ist al- ler Ju-den tfmpff Gamma-hll aa hft 



-t-t * t T t 



id - la col - la mal - la al - la wil - la wi- gra - i ru - i ra - i pfd pfa. 
e) Zona opfer and Tana amb das pldin kalb. 



(Tanz) 



IF 



Ha-do-na- i ca-doa ca-Uoe oe-pha hQ ge-na-za-xeth he- li ha- 



rt 



♦ ♦ 



II gamma ha bist is meister tempelman km boo ga-li 1© a ec 



♦ ♦ ♦ f 



7TXT 

♦ ♦ * 



hb oe-k-«ti-ca phi-so-le-i gu-la o eepba be-li-e cepba ht 



ee-le-sti-ca phi-so-te-i go -la o cepha he-li-e. 
Ein ander tantz volget draff. 



lists meister tempelman. unserm gott wir singoad hit, der una macht uas E» 



f »' T 



gyptea zien von Memphis her nit al - ler nott 0 - sy - ris ist e» groaasr gofci 



Die Mtuft in den whweueriaaheii Dnunai des 1ft Jahrhanderte. 



77 



0 tyri - © 0 iyri - o 0 s yri - 

1 • f i 4 | i j 

O iy • - - ri • 

f) Za end ins A etas. 



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o. 



4 ♦ * # 



Hal-la io hal-la io hal-la io wir singent und rind al - le fro. He-li 

♦ H r 



I 



13= 



he-li he-li lo-bent hie schen tramferaa sin ge-bott halten wir vast, 
g) Naeh der begrabnuss Lazari. 



transit ad ptroe la-sa-nui ii re -qui - - em It me -las ©p-laa 

is 



ia wan er wider Mia halla hula La-aa-ron In paasi 



113 + i 



on halla haUa la - za-ron tre pas - ai - on toe fas - ai- on. 
h) So der Salvator jm rittet. 



Gloria 



laua et 



honor 



tibi 



■4- 



redsinptor 

i 



cat 



pae 



le deem 



o - San* 



Israel 



es fn rax Bafidii et inelytii 



l ) H© sArlgiii Steele im Original offenhar der Textrerteilnng WBgen g©- 
sogen* lit ! iiii im folgiBiidtti* 



78 Die Monk In den ■ 1 i.. ^iril Jl:i, Drarnen dea 16. JahriMtnderta. 







3K # » n ^ n n 1 


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I. qui in dornini 


MI 


benedict© Tenia. 


i) Bail so singent die Apostel im Tftenh Beiediefas. 


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Gesegnet sei der Herre 




Gott, der kumpt ' 






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im Namen dew Herren 




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Gott § 















aan - na la der H5he Gott 



k) Wann Lucifer mil Juda geredet hat. 

j m — fr~ w # ^ 

Ba • bi that gprseheii ca - im er wel den tempel bnehen 

cftmbros 1st das war an word gnldin nnaer bar* 



1) Wann der Hussvatter nit Petro and Joanne geredt hat. 

Ji - its hat ttas wol gm-wirt, wi© m un - aer herts be-gert; im sind 











W1I V 


mi hertstt 


. . . 1 

a fro re - sa la la io io io. 





m) In der Handschrift stehen die Stimmen des eraten Chores 
auf der linken, die des zweiten aof der reehten Seite. Ieh behalte 
den F-Schlflssel aof der 8. Linie fttr den Bassos secondas bei, setee 
aber das Ganze in Partitar. Die Taktstricbe stehen gleichfalls in 

der Handschrift Im zweiten Chore 1st die Anordnong so, dass links 



Die Mask in im schwauseriacfeen Dramea im 16. Jahriranderte. ^9 



stohan: Cantos primus (also Distant), Tenor, Altos, Bassos primes; 
rechts: Cantos secnndos 1 sex, Bassus secundus. 



Cantm pHwmm t & 6, n ^ 

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11 fia - n - chem E - m - cha - I 

TV-.. XHm iftfmm wUJatonkjrtn aai doeh *Jis 
JCfwr. * /ts 

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J©i na - im 8a - do - na i 

ft mil den »nderen itiaunen r eipoadlfteii. 


ItaMtit prim**. ^ 


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Cantus semmdm* 


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8cMffi«! Jod Ba-do - aa - i 


Zo-ro-am Bereswin in 










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Zo-ro-am Btreasa® 


§ 







! ) Macpi hat falschlich ©im© Faust. s ) Mscpt f . Ami«» Steihm sua stffl- 
schweigend korrigiert 



80 Hi Mtuifc in ioi MftwairaiaaliMi Dam* ism 16. Jahihnnderta* 



li —— j p p g ,J 
" Manaase ' 'iron. 


- r ttrvr rf=£f=i 

M is-aeF-le noatre fe • ste can-te-mo. 




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Ma- naa-ae dron 


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Oamtm I. 



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to-i-* ' ' ,r i r 

p Gan-tem in ay - na - go - ge 
Cfantft II. *s 


• li Ba - do - na - i 

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iltflff. ^ 

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Tenor. i ^ 




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Boaaiif 11. ^ 

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l ) Die Bum© feMte Mur. ■) Nilt im Mscpi 



H® Monk m dm mskwmtmstken Dnmm 4m 18, JahjrituidertA. gl 



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w ae-oher-le M*n-do * 1© - me 

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che can - te - mo tut - ti quan - ti 

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82 Die MtttQt in den schweiaeriachen Dramen dot 10. Jahihaiderts. 

Maori tiana. Tragoedia. Sant Mauri tzen Spil. Mscpt Solothorn 
8tadtbibl. 

Chorago praeeinente seqoitar hymnos Jovi 0(ptimo) M(aximo). 



8ingt er allein. Ghoros. 
Tenor. 



■ I . Y * O * A * "f f ' 

Dich Jup-pi - ter all d'welt ho - he 

U, ' * " t f « ±=h 


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1 '[■■»]• ' > 

m sol, dmm di-ner 


Gott-heit hi - mel and erd iet vol, 

... , g . r.,.i . t=t== 




| . » A » » * 

Din M der gwallt and oach 


die herrschaft, Dir wo - net by, Sy - ge, to - gi 

m 


nd and imft 


Dich Jap-pit -ter all wellt ho - h 

(\> a B ♦ ♦ H =t 


b pry - sen sol, 


• -M - H — 4jr ■» 

dmn dl - mer Gotfe 


heit hi - 


mel and erd mt vol, 

H- ■ ♦ ♦ H # 


Bin ist der gwallt an 
' ■ t H 1 


id ouch die 



hemchafft, Dir wo -net by Sy - ge la - gend and krafft 



Hymnos. 

Vorsenger: Nan wendt wir jetzund von hinnen keeren: 

Martem den stareken Gott mit gsang vereeren. 

IMmmlmv. 



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Original: 

T 

Tenor. PI* * 


akt 5. 


Takt li, 

etc. — 


L — # 

— 


- etc 



Die andern von mir vorgenommenen Korrektnren ski aus den 
ttber die Systeme geeetzten Originalfiguren zn ersehen. In Takt 10 
dient das Rohezeiehen wie der Additionsponkt. 



MltteUimgea. 

• Beitr&ge zu einer 1594 geplanten Notenpublikation (Paul Kdhler, 
Jakob Begnart u. a. betreffend). Unterm 24. August 1594 scbrieb Abraham Bats 
m Naumburg an den Administrator Kureachsens (Herzog Friedrioh Wilhelm I. zu 
Sachsen — alt altenb. L. — ),*) duns er, als Freund des Nachgenannten und als 
Yormund dosien Kinder, beabaichtige, des ,4urtreffiichen masM PaiM C5leri soli- 
gen etc., weOandt cantoris zu Aldonburgk opera musics" („solcho herliche gute 
eomposition M ) heraassngeben. Fenier hatte er vor, „deo auch Artnfflieben weit- 
berumbten Jacobi Begnarti**) etc italieniacber gesang" (2 Theile), die beroito dem 
Kaiser (Budolf II.) dediciert worden waren, „wegen besonderer liebligkeit solcber 

*) K. 8. HauptstaatsarchiT: m, 21, fol. 16b, Nr. 44, BE 388/9. (Original.) 
♦*) Als Lehrer der kaiserlichen Kapellknaben war Begnart (auch Begener) von 
Kniftnt August im 8acb8en 1580 mit als NuAfoJgw Scandollas* in Aussicht ge- 
nonunen (K. a HauptstaatsarchiT: Copial 456, 62b). 

MMaMlb £ Miwlkftteb. Jahig. XXH. Ho. 5. 5a 



84 



Mitteihwgen. 



composition" nit „Mid6iein neam tastipn teatsohen Texte"*) m edieran. AwA Mtoftt 
Bats von einer Sammlang „besonderer aulserleaener motetten and lustiger teataeher 
lieder variorum authoram, so noch mt zeit niergents gedruckt worden", welehe ii 
Nfiiaberg gedruckt werden sollen. Indem Batz nm tin Privilegium fox mm Wm- 
haben bittet, bemerkt er, dass er die Kdhler'schen opera dem Herzoge Jobana 
Georg (L) za Sacbsen dedicieren wolle. Aus Torgau, 3. September 1594, datiert dai 
Konzept (ebenda BE 387 and 390) des landesberriicben Privilegiums, welches del 
Nachdrack bei Yerlust s&mtKoher Exemplar© and 100 BMmmiimhm Goldgnldeti, dene 
miiB Hllfto dor kursfcehsischen Bentkammer, deren aadere don gwohldlgtai Burnt* 
geber yerfallen soil, verbietet Von den privilegierten Drncken findet «A nkhti 
im Arcbive. 

Dresden. Tbeodor DisteL 

* Gantate far eine Altstimme von Jobann Wolfgang Franck. (Urn 1680.) 
Fur eine Singstimme mit Begleitong des Pianoforte berausgegeben von Dr. Friedripb 
Zelle. Lpz M Breitkopf & H&rtel. foL 17 S. 2 M. Die Gantate, nacb einem Ma. der 
Kgi Bibliotbek zu Berlin kopiert, bestebt aos 8 S&tzen: Einer Instrumental - Eb- 
leitung, mehreren BecitatiYen imd Arien. Die Form der Recitative and Aden M 
ganz eigentfimlich und Franck ganz allein eigen, denn das Becitativ ist im Stile 
ies Arioso gescbrieben und die Arien teils im protestaatiachen Chorale, teOft ii 
Fogenart. Dem Scfatosssatze giebt er audi die Bezeicbnang Figfc D«r Ghankter 
der Gantate ist ernst und ecbt kiroblicb and die Brfindung meist bedeatend. Die 
beiden iMtaramenMstiaimen and der Bassae eanturaua beteiligen sieb immAwm im 
kontmpanMiBcben Stile. Fnmck ganz kennen n Ionian, acheint eine §ehf wicfatige 
Aufgabe zu sein, denn sowobl bier als in der fruber angezeigten Oper (21, 123) 
von ibm } zeigt er rich als ein sebr bedeatangsvoller and tief angelegter Charakter. 
Die Auagabe entspricbt nicht den Wunsehen einet Moaikbiatorikera, dean es iat 
niebt zu erseben was Original and hma Zusttze sind. Aacb ist der Ktoienati mth 
mal vollstimmig, dann wieder so dfinn, dass man fiber den Gbarakter der Original- 
instrumentation vdllig im Unklaren ist Herausgeber und Verleger baben wobl mehr 
am das grot© Pub] Oram gedacht (was solcbe Werke doch nicht kmft) als der Wlcaen- 
scbaft einen Dienst zu leisten. 

* BtoUbrock, Ludwig: Die Komponisten Georg und Gottlieb Mufti Mm Bei- 
trag zir Mmsikgeschichte des 17. und 18. Jbs. limugaral-Dissertation itir ErMngoiig 
der Doktorwurde . . . an der Universit&t Bostock. Bostock 1888. 8°. 64 S. Erne 
recht verdienstlicbe Arbeit, welcbe die bisber bekannten Quellen einer grtadlichen 
Untersicbirag unterwirft und dadurch ii. emim ganz anerkennenswerten Erfotge 
gelangt Die Wurdigung ibrer Werke und Leistangen obiger beiden Komponiaten 
ist sachgemAfe and verr&t grundliche musikbistoriscbe Studien. 

* MmAM Brentt. Gr6try sa vie et ses Manes par . . . Oanafe mmmmmi wm 
rAcademie rovale de belgique. Paris, Gautbier-Yillars, 1884 8°. 287 & Eine auf Itjfaift 
Quelkoatadien begrdndete Arbeit, die mehr Anspraeh auf Beaehtaiig naiiMii kmn ala 
die meisten neoeren franzSsischen biographischen Arbeiten. Der Verfasser iat aaeh in 
seinem Urteile offen and lobt nicht bindings ins Blame binein. Die in der Beilage 
mitgeteilten Doknmente sind iwar nicht unbekannt, ihxe ZiiaammeiiBtelloDg aber 
immarhiii wertvoll. Die danuif folgende Bibliographie ist iwar sebr ten abgrtmt und 



*) Die vmnrnkmBtiSB. KfineUer (Begnart aelbet, unci Jakob GaUtu and wimmMl 
genannt) hatten dieselben gebilligt. 



JIItMSiji§f», 



85 



«blt raebr einem wrllsf pe Ehtworfe Ihn&ch, denttoch bildet a© immer einen An- 
faag. 8ehr git lit dans its Verzeiehnis der Werke fiber Ore* try, sowohl aa Bio- 
graphies, ala Kritiken, Gedichten and Portraits. 

* Misaa ad 4 voces li aeqnalee anctore Qulidmo Byrd. Edideront Gnlielmns 
Smith Rockstro el Galielmoa Barclay Squire {Ptf« 1 Shiii. k § pence) London & 
New-York, Novello, Ewer k Co. gr. 8°. Part 65 8. lis© self Maw, einfaeh and 
kma gehaltene Mease in dm xnodernen Schl&seeln wmi Klavierauazug heraaagegeben. 
Sis eignet eich gnat voi-ztiglich m Auffahrongen in der Xirche. Die eogliechen 
Kotnponieten sind la der Vorzeichnnng der erhShten and emiedrigten T5ne eehr 
gewissenhaft and leiden nicht in der Voreingenommenheit der Deutechen, die tie 
einat fogstlich vermieden. Zam Stadium 1st daber diese Messe ganz besondere 
geeignet, weil die Heraasgeber die wenigen von ihnen hinzugesetzten besonders 
anxeigen. 

♦ Herr WiU. Barclay Squire hat in der bekannten engliachen Sammlnng 
neuerer and Slterer inehrstiromiger Geaangswerke : Part masic for Choral singing 
(London bei Stanley Lucas, Weber & Co.) wieder 4 Madrigale and Canzonette m 
4~§ Stimmen von Thorn. Weelkee, Giles Farnaby, Laca Marenzio tmd Peter Fhi- 
!%» (Nr. 333 — 335 and 339) heraaagegeben. Der Engl&nder 1st immer prakti&ch 
ond sncht Wiaaenachaft mi Geaehftft miteinander zu verbinden, daher Mhm die 
G«riUige all® englischen Text, die Stimmen Bind m die modernen Seblfiesel fiber- 
tragen, die Versetzoiigezeichen nit Geschick and Kenntme dee alten Tonsatzee ein- 
gelugt and der Partitar noch ein gut gpielbarer Klavieranszug beigegeben. Was 
ate die Hanpteache lit: die Ges&nge eelbst ski wit solcber Umsicht aoagew&hlt, 
mil dem heotigen Geschmacke Eechnung gafcragen, daas Keuner wie 1Mb entzockt 
Ton dsn Kompositionen eein mOeeen. 

• In Barth Senflfs Yerlage ski neiserdings S aitere Siogspiele sal Opm Is 
Klavierauszuge mil Gosatsg and Dialog „nach der Partitar berichtigt and nea be- 
arbeitet" von Richard Kleinmiehel er&chienen. Is sind dies DittergdorffB 
Doctor and Apotheker; FioravanW* Die Dorfa&ngerinnen; QrHry^ Die beiden 
Geisigen; hovards AschenbrSdel ; Wenzd M&ler'a Me Schwestem von Prag; 
Pai$ieHo'a Die ach5ne Mfillerin; Joh. 8ckenh?% Bar Dorfbarbier and Weitfs Schweizer* 
familie. Die Neuaaagaben aelbat ski roir noch onbekannt 

* Soeben 1st der Sobiaee 4m 1. Bandea des Catalogo della Biblioteca del 
Iioeo muaicale it Bologna eompilato in Gaetano Gaapari, compiuto e pabblicato is 
Federioo Paraini pr mm del Municipio. Bologna, Mbereria Bomagnoli dalP Aqua, 
?^dsl worden mi damit der Bestaod an theoretisehen Werken erachopft Der 
1. Bd. imfeist 39 a Vorwort, 356 S. Katalog und Ms S. 41? Register nebst 1 S. 
Errata. Die Beigabe dee Registers lit eine besonders dankenswerte Zugabe, da der 
Katalog dardi die Einteilung in 37 Fftcher an Uberaichtlichkeit verlor. Das Register 
teigt. liber mm Namen and Sells an und mm ist abennals aofs Suchen angewiesen 
ale man dae betreffeade Werk findet Bei Aotoren, die mit 4, 5 a. mehr Werkon 
vertretan eind» ein© reoht nmata&dliche Arbeit Anerkennenswert ist dagegen die 
Einrichtong, imm die Aatoren mit ihren Werken von den Aatoren, die nor erwihnt 
warden, darch verachiedenen Drank gekennzeichnet atnd. Der 8. 415—41? befind- 

Nachtrag ist aber im Register nicht eingetr&gen, Diesem 1. Bande sollen 
noch S Bfcade praktiache Maeik folgen. Hoffen wir, daas tier Dmck lewelfei reoht 
lwcMoimigt wild, imm 4m Gewinn far die Maaikgeechiehte iat von hoher Be- 
deatong. 



86 



* Ton dem Autographen -Kataloge Masteamgeli'* ski naeh langer Fmm 
wieder 2 Bogen erschienen und reicht derselbe jetzt Ms zum Autor „Monteverdi u 
(S. 240). Die Bedeutung des Kataloges beruht hauptsfichlich in den biographischei 
Beigaben, die von dem Herausgeber, Herrm Prof. Parisini, mit der grofa&ea Sorg- 
falt ausgearbeitet werden und wohl auch die Uraache awd, dass dessen FortachreitBo 
ao langsam von statten geht 

* Herr Job. Sittard teilt der Bedaktion mit, dass der auf S. 49 der Monatsh. 
von Br. Chrysander veroffentlichte Bericht fiber die Kapelle des Grafen von SchaueB- 
burg aus Job. Bfet'a April-Gesprach, Vorbericht Bl 8, herrfthrt 

* In der Mitteilung des Herrn Dr. Th. Distel, Monatsh. S. 48, wfinscht der 
Herr Verfasser die Berichtigung, dass Silbermann's Anteil an dem Bane der Qxgd 
in der Hofkirche in Dresden nicht ganz aosgeschlossen sei and will nnr betonen, 
da§g man ihm dieses Werk nicht allein znspreche. NoA verbessere man das Toda* 
jabr Sflbexmann's in 1753 (statt 1732). Hierbei sei noeh eines alteren Fehlers ge- 
dacht: In Monatsh. 21, 89, Zeiie 14 v. u. lies 1599 statt 1559. 

* Herr Wiih. Tappert macht uns darauf aufmerksam, ilass das in deo 
Monatsh. S. 37 mitgeteilte Lied von Thibaut de Navarre keinenfalls im geradea 
Takte stehen konne, sondern nor im ungeraden ( 8 /a oder */ 4 ) und in folgender 
Form wiedergegeben werden muss: 



* Leo Liepmannssohn's Antiquariat zu Berlin W. Charlottenstr. 63. Kat 82. 
Enth. 812 Nrn. altere und neuere Yokalmusik im Druok, Ms., Partitur u. Stimm. 
Eine auiserordentlich wertvolle Sammlung, aus der sich die dffentlichen Bibliotheken 
gar manche Lick© fallen kdnnten. 

* Hierbei eke Beilage: Fortsetznng znm Katalog der Mnaik- Sammlung 
Kgl. SffentL Bibliothek zu Dresden. Bog. 13. 

Geo. Lau & Ola, 

Bluthenstr. 12. Xtlneh6n 9 vensnden auf Verlangan gratis und franco: Catalog S» 
Portraits von Musikern. (3200 B1L im Kupferstich, Lithographie und Holzsehnitt) 

TJous apprenons qu'une collection tres importante de Lettres Autographes it de 
manuBcrits originauz de musique sera mise en vente a Paris les 5, 6 et 7 m*i 
1890. Nous relevons dans le catalogue les noms suivants: J. 8. Bach, Bceihovc*, 
Beltftt, Chopin, Oimarosa, Flototo, Glinka, Qluck, Qrttry, JomeUi, 

Liszt, Litolff, Lvoff, Martini, Mthul, Mendelssohn - Bartholdy, Meyerbeer, 
Mozart, Paganini, PaisieUo, Pergolese, Philidor, Piocini, Sacchini, SaUeri, Scar- 
latti, Schubert, Schumann, Vieuxtemps, Viotti, Wagner, Weber, ZingareUi etc etc. 
Le catalogue sera envoyd franco a toutes les personnes qui en feront la demande 4 M. 
Elflli Charavay, expert en autographes, charge* de la vente, 8, Qua! du Louvre aPartl. 



20 Ff. v. Wlusik 



lalische Unirersal 
Bibliothek! ,,«.••». 

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B Pwdt, Hiic. Bnplt. V—Mm. gut, n. ft. t. Ptfc giegtl, Mpig. PdtiltMte 



Verantwortlioher Bedftkteor Bobert Eitner, Temttia (TJokermark). 
Druok to Humina Beyer A Sobne in Laagtmalsa. 




MU8IK-GP&8JCHICHTE 

herausgegeben 
▼on 

der Gesellschaft fflr Musikfonchmig. 



IHL Jatoiw 

1890. 



Pr«it det Jahrgangei S Mk. Mooatlioh Mtoheint 
aine Nnmm«r ron 1 Ma f Bogea. I&ftertion*g«babraa 
ft? die Zeilc 80 Pt 



KommiitionirtrUg 
ron Breitkopf A HIrtel in Leipiig. 
BasteUwigtii 
nimmi Bach- mi Mqrikhmdfaag mtg«g*n. 



So. 6. 



Georg Muffat mi sein Florilegium 1. 

Von L. Btollbrock. 

Als ieh im Jahre 1888 mains Dissertationsschrift f„Qeorg und 
Gottlieb Muffat" (Bostoek) vorbereitete, gab ieh mir redliche Mtha das 
Werk „Iiarilegium primum 11 im lltorin Moffat anfzofinden; wig mir 
aber nieht gelingen wollte. for einigen Monaten aim Mi ich doreh 
einen Fingerzeig meines verahrten Freondes, im Berrm Mosikdirektor 
0, Stiehl, zar Kenntnis dieses Werkes gelangt. — Acts der Vorrede si 
demselben hatte Walther in §§ji8n mosikalischen Lexikon von 1782 
einen Sate entlehnt, der ibar das Leben des Eomponisten einige No- 
i\im enthielt Ass diesem Umstande nun glaobte mk schlie&en m 
kdnnen is der Vorrede noch mehr Angaben zo finden, die fiber das 
Leben Moffat's Aofschluss glben, zomal im Sits bei Walther etwas 
abgerissen ersebieo. Diese Annahme best&tigte sieh non leider nieht 
Ii It® Jlafsi wie ich erwartet hatte. Aofser dem yon Walther mit- 
geteilten Satze entMlt die Vorrede nichts Biographisches. Allerdings 
giebt dieser treffliche Lexikograph denselben ait etwas ongenau 
wieder ; er laotet folgendermafsen: „Soleher (wis die Ii dem Flori- 
legiom enthaltenen Kompositionen) inter dem bertihmtesten Johann 
Baptist Lilly damals is Paris blflenden Art habe ieh doreh seehs 
Jahre nebst anderen Mosikstadien embsig nachgetrachtet, aaeh hesagte 
fiilti berafenen Musikanten nieht unangenehme Weise, als Ich aw 
f irokrsieh zorfick ten im's Elsafs und da ieh, yon dnui« doreh den 
forigen Krieg yertrieben worden, yielleicht der erste im Ostreieh and 

Mosaic t 3f*»ik«r«Krt>. Jftiurg. XXII. No. 6. 6 



4 



88 



Georg Muffat und sein Florilegiam I. 



Bdbmen nachmals aaf Salzbarg and Passat gebracht." — Etwas lint 
sich doch aas dieser nunmehr mm bekannten Form des Satzes linden, 
nftmlich das Land, in dim die Wiege Moffats gestanden. Die Angabe 
„als ieh aos Frankreich zoriiek kam in's Elsafs" etc. steUt fust, diss 
er vor seinem Pariser Aafenthalt in Deatschland gewesen md wahr- 
scheinlieh aach dort geboren ist. Wenn er aos Frankreieb zurQck 
kommt, dann mass er eben schon dort gewesen sein, wohin er zirick- 
kehrt. — Dureh zerstreate Notizen aas dem Naehlasse des Arehiv- 
rates von Maffat in MQnchen batte ich die Herkanft der Familie 
Maffat aas Schottland and England and ibre tfbersiedlang much dem 
earop&ischen Festlande inter der Regierangszeit Elisabeths, weil m 
als Eatholiken bedrQckt warden, in meiner Dissertationsschrift nach- 
gewiesen. Manche der Emigranten liefsen sich in Lothringen nieder 
and konspirierten in Gemeinschaft mit dem Eardinal von Guise zar 
Befreiang der Maria Staart. Georg Muffat's Grofsvater mass sich in 
der Zahl der aosgewanderten Eatholiken befunden haben. Was hindert 
us nan anzanehmen, dass dieser Maffatsche Ahne sich ebenfalls dort- 
hin begeben habe, wo sich seine tbrigem Leidensgeffchrten nieder- 
lie&en. So wttrde dann das Zurttckkommen aas Frankreich and ins 
Mfififs bringen mztigen, dass Georg Maffat im Els&fs sich zon&ehst 
anfgehalten. Und, da er vor seiner Reise nach Frankreich an Alter 
angefohr aaf 14 — 15 Jahre geschfttzt werden kann , so wirdi man 
annehmen k5nnen, dass er in Lothringen oder in dem nahen Elsab, 
wo er ja spftter als Organist wirkte , geboren sei. — Maffat fohlt 
sich aoch darchaus als Ueutseher. Was aos einem Satze der fraaift- 
sischen Vorrede , die der Violoneellostimme des Florilegiams varan- 
gedrackt ist, hervorgeht. (Die Vorrede za diesem Werke ist wie aach 
im Florilegiam II. deatsch, lateiniscb, franztaiseh and italieniseh ab- 
gifassi Die Texte derselben stimmen nicht wflrtlieh mit einaiider 
tiberein.) Dieser Satz laatet: ,,a qaoy je me sais d'autant pits laias6 
entrainer, qae fay ft, qae ce style commencait chez nos Allemans 
pea a pea se mettre en vogae." „Chez nos AUemans" ond ebenso 
in der italienischen Vorrede „nostri Allemanni", damit bezeichnet er 
seine Zogehdrigkeit n densalben. Er fihlt sich in der Vorrede aach 
veranlasst seinem Bischof Lamberg von Passaa, dem dies Florilegiam 
gewidmet ist, zazarafen, er flirchte von ihm keinen Tadel, dass, weil 
er in Frankreich bei dem in dieser Ernst erfahrensten Meister seine 
Umterwiisiig genossen, er deshalb mehr als billig za den Franzosen 
binzuneigen sohiene. Eine Beftirchtung, die er haben konnte, weil, 
wie er sagt, die Deatschen in seiner Zeit den Franzosen sehr wenig 



Georg Muffat and mm Floriiegium I. 



89 



zugethan waren. Was ja kein Wonder war in Hinbliok aof die Baab- 
ilgs ernes Ladwig XIV. Raabzflge , lis ja aoch Moffat gezwongen 
hatten aus Strafsbarg m fliehen, Ami and Steilang fillig im Stiche 
si laasen and sioh inter den Sefails des Eaisers Leopold L naeh 
Prag ind Wien zu begeben. — Diss sich lis Deatscher ftihlen von 
seiten Moffat's betone ich deshalb nachdr&sklicher, wail der Heraos- 
geber im grofeai franzOsischen Sammelwerkes „Tr6sor iss p&iislis" 
(Paris 1861) Ii der Vorrede is den Toccaten aus Moffat's Apparatos 
ansern Meister sehr naiv als Franzosen hinstellen will 

Das Floriiegium I. ersckien 1698 m Passao, wo Moffat Kapell- 
meister aad Edelknabenhofmeister war- Letzteres Amt bekleidete er 
deshalb, weil, wie er sagt, 9 ,sein Bischof gksbl* 4 , dass er ?1 aebst der 
Moaik noch aiders was erzeigen k6nne" and deshalb habe „l©rs@lb§ 
gewttrdigt ihm lis Aufsicht liber die Edelknaben anzovertraoen." Is 
war dies letztere Ami eine gewiss etwas h5her stebende Beth&tigang 
aSs lis eines Eaminerdieners , welches er neben seinem Organisten- 
amt bis 1690 zo Salzborg beim Erzbisehof Oandolf bekleidete. 

Der Titel des Floriiegioms I. laotet: t ,Soavioris harmoniae instru- 
mentalis hyporchematicae Florilegiom primam qoinqoaginta excoltis 
recensioriqoe stylo Ohoraico sensim magis florescente peeoliariter con- 
cinnaUs a qoatuor, vel qoinqoe fidibos ana com Basso Continue, si 
libit animandis, Ii septum tonorum varietate distinetos Fasoieolos 
congesiis modolationibas , perqoam stadiose conteztam it oelsiesimo 
ae reverendisaimo 0* B. Domino Johanni Philippo ex comitibos de 
Lamberg episcopo Passaviensi in longeevom eontinoo virtotis glorio- 
8issimi regiminis aagoriom homillime oblatam, divatam, eonsecratam 
a Georgio Muffat. — Bar deotsehe Titel des Werkes nennt die ii 
demseiben enthaltenen Eompositionen einen „Blomenband lieblicher 
BaHetstflcke , so zusammen 1 Ouvertaren ausmaehen". WIr kdnnen 
dieselben nach Bach'scher Art franzdsische Soiten nennen. Sie sind 
zosammengesetzt its franzflsischen Tanzformen, denen gew&hnlich (mit 
Aasnahme der 4. and 1. Suite) eine Lallysehe Oavertare (Andante 
mit vollen Harmonien and ein fagiertes Allegro) voraufgeht. Die 
4. Saite beginnt mit einer Einleitang, Sinfonia genannt, die an den Ban 
der italienischen Oavertare erinnert. Sit beginnt gleich mi einem 
Allegro, welches von einem Grave onterbrochen wird, and schlie&t 
mit einem Presto. Die 7. Saite hat keinen Einleitangssatz , sondern 
beginnt gleich mit einer Air. — 

Moffat hatte, wit gesagt, 6 Jahre inter Lilly stadiert, und von 
Salzborg aas hatte er aof Eosten seines Erzbischofe eine Beise nach 

6* 



90 



Georg Muffat und sek Morilegium I. 



Italien gemacht, am mit italienischem Instrument&lstil bekannt and 
vertraut zu werden. Seine 1682 zu Salzburg herao8g6£ebenen Enamel 
sonaten and sein Apparatus - musico- organistieus 1690Vzeigen italieni- 
sehe und auch teilweise deutsehe Unites© ohne natfirlich das fran- 
z6sisehe Fundament ihres Autors unkenntlieh zu machen. Hier in 
dem ersten Florilegium folgt er nun vollst&ndig den Fufestapfen 
seines Lehrers Lilly. Sie tragen ein ganz anderes Oesicht als die 
Eammer8onaten und wenn man's nieht wtisste, so miehto man kaum 
glauben, dass beide Werke von ein und demselben Eomponisten ge- 
scbaffen slid. Hier, in den franzdsisehen Suiten t findet man nicbts 
von den Floskeln, Verzierungen und altmodiscben Passagenkram, die 
in den Eammersonaten und noeb mebr in dem Orgelwerk, dem Appa- 
ratus so in Menge anzutreffen sind und gleichsam als ein Tribut er- 
seheinen, welcher den damals in Deutschland herrschenden und be- 
liebten Eoloristen gebracht wird. Is fliefst alles in diesen Suiten 
aufserordentlich natfirlich dahin. Wenn man sich den damals herr- 
schenden Geschmack vergegenw&rtigt, so kann es uns daher nieht 
Wunder nehmen, dass Muffat zun&chst mit seiner franzOsischen Eom- 
positionsmanier auf nieht geringen Widerstand stieft, was ma der 
Vorrede hervorgeht, woselbst es heifst: „Es haben aber obgedachten 
Lolly Balletcompositionen, so wegen ihren fliefsenden natfirlichen Gang 
alle fibrige Eunst unm&Tsige L&uffe, wie auch h&uffige, (Ibel-laufende 
Springe g&ntzlich schauen, in diesen L&ndern anfenglich das Unglilck 
gehabt, dass sie vielen unseren Violinisten, als welche selber Zeit mehr 
auf die Menge ungewQhnlicher Goncepten und Eflnsten, denn auf die 
Lieblichkeit bedaeht gewesen, dahero sie, wenn selbe der FranzOsi- 
schen Manier Unkundige oder frembde Eunst Beneidende zuweilen 
sollten produciren ihrer rechten Zeitmafs und anderer Zierlichkeiten 
also beraubet, schlecht von statten gangen". — Nachdem aber der- 
artige Eompositionen in Bayern und Ostreich vorzflglich aufgef&hrt 
sind (also durch ihn), wie er weiter berichtet , hat man sich eines 
anderen bekehrt. — Muffat's obige Gharakterisierung der damaligen 
in Frankreich und Deutschland beliebten Ausftihrung der Musik trill 
geschickt die riehtigen Unterscheidungspunkte. 

Die Suiten tragen nach franzOsischer Art ttberschriften (Eusebiat 
Sperantis Gaudia, Gratitudo etc.). Man kann in ihnen immerhin mhm 
ein Stick Programmmusik erblicken, wenn auch im simpelsten Sinne 
des Wortes. So will Muffat in der 7. Suite, die Constantia Qber- 
sehrieben fat, in Satz 2 und 8, welche er entree des' fraudes und 
entree des insultes nennt, durch Eetten von Sechzehntel- und Ajshtal- 



Georg Muffat and mm Florilegium I, 



figoren gleiehsam , Hi gegen den, der Constantia besitzt , heran- 
schwirrenden fraudes and insaltes malen. Eine Art musikalischen 
Aosdrucksmittels, die us natfirlieh sehr harmlos und naiv erscbeinen 
mass. — Dor Wirt der Suites im allgemeinen 1st ein hoehbededi^K 
der. Frdher, aSs ich von denselben nichts waiter als lam Titel kannte, 
hielt ich den Apparatus fir Mufiat's bedeutendstes Werk. Jetzt moss 
ich diss Florilegium mindestens an Wirt Ism grofeen Orgelwerke 
gleiehstellen. Die darin enthaltenen Kompositionen sind an and fir 
sieh sehon mil denen des Apparatus gleichwertig and ferner ist es 
das arata Werk, welches lei franzflsischen Instramentalstil ©hi© andere 
Zas&tze ungeschminkt naeh Deutschland verpflanzte. — Muffat hat 
dann sp&ter noch ein Florilegium II. 1698 und 1701 12 Goneerte ftr 
Streichinstrumente (beides zu Passau) ver5ffentlicht. W&hrend er im 
Florilegium II. wieder ganz franz5sischeiii Muster folgt, vereinigt er 
in den Konzerten als Eklektiker italienisehen aid franzdsischen In- 
stramentalstil zu einem harmonisehen Ganzen. Uii gerade die Ver- 
sehmelzung dieser beiden Instrumentalstile und derail Bekanntmachen 
la Deutschland wird man schliefslich unserm Muffat als sein vorzftg- 
liehstes Verdienst in lis Musikgescbiehte anrechnen m&ssen. 

Die franz5sischen Suiten des Florilegium I. ski ftr fiif Streich- 
instrumente nil den Basso Continoo gesehrieben (Violine, Violetta, 
Viola, Quinte parte, Violon und Continuo). Bei einer heutigen Auf- 
fQhrung denke Ieh mir Quinte part© sis Violoncellostimme. Die Violon- 
stimme dttrfte wohi iireh Koitritotes und Violoncelli zu besetzen sein. 
— Versuchsweise (d. h. wenn sich ein Verleger findet) werde Ieh die 
6. Suite (Blanditiae), welche naeh Form und Inhalt mir sis die be- 
deutendste erscheint, in &hnlicher Bearbeitong wie die vor kurzem bei 
Rieter-Biedermann von mir herausgegebene Passacaglia aus der 5. 
der Eammersonaten unseres Meisters, neu herausgeben. — Nun mag 
der Inhalt iss Florilegium I. folgen : 

Fasciculus L (Easebia), 1. Ouverture, Andante, Allegro. 2. Air, 
3. Sarabande. 4, Gigue 1. 5. Gavotte. 6, Gigae li 1, Menaett 
(Ddor). 

II. (Sperantis Gaudia). 1. Ouverture, Andante presto. 1, Balet. 

3. Bounce. 4. Rondeau. 5. Gavotte. 6, Menuett 1 7, Menuett II. 
(hypodorisch). 

III, (Gratitude). 1. Ouverture, Andante, Allegro. 2. Balet. 8. Air, 

4, Bourr6e. 5. Gigue, 6, Gavotte. 7. Menuett (doriseh). 

If. (Impatientia). 1. Symphonia, Allegro, Grave, Presto. 2, Balet. 
3. Canaries, |. Gigue. 5. Sarabande. 6. Boorrte. 7. Chaconne (bdur). 



A 



92 



Geoig Moffat ond mb Florilegfcunrnn L 



V. (Sollieitado). 1. Oavertore, Andante, iftt^egro. 2. Aliemande. 
S. Air. 4. Gavotte. 5. Menoett I. 6. Menaett II. If. Bomr6§ (amoll). 

VI. (Blanditiae [emoll]). 1. Ooverture, Grave presto. 2. Sum- 
bande. 3. Boirria 4. Ghaeonne. 5. Gigoe. 6. Menoett 7.\Echo (emoll). 

VII. (Constantia). 1. Air. 2. Entrie des fraodes. 3. Entr6e dee 
iisiltos. 4. Gavotte. 5. Bourr6e. 6. Menoett I. 7. Menoett IL 8. Gigne. 

Also alle Soiten enthalten 7 Nommern mit Aasnahme der lite- 
teren Nommer 8 9 die ans 8 Tanzarten zosammengesetzt sind. Diese 
abweiehende Zahl ist dem Umstand, dass in dieser Suite die Obliche 
Ooverture fehlt , zuzuschreiben. — Im Titel onseres Werkes steht, 
dass die darin entbaltenen StQcke von 5 oder 4 Streiehinstrnmenian 
samt dem Basso continuo ansgeflhrt werden kdnnen, nnd dabei findet 
man in alien Suiten und in alien Nummern derselben 5 Streichinstro- 
mente besetzt Die Bezeiehnong fir 5 oder 4 Instrument© soil wohl 
so viel heifsen, dass zur Ausfahrung dieser Sachen im Notfalle 4 In- 
stromente gentigend sind. Es musste dann wohl nach Moffats Willea 
die Quinte parte Stimme wegfallen. Dies kann man daraus schliefeen, 
dass er in der Vorrede zo seinen Eammersonaten (die aach fQnfstim* 
mig gedacht sind) sagt, man kOnne onter Umstftnden die Eammer- 
sonaten zo dreien (2 Violinen ond Basso) spielen mit Hirfweglassong 
der beiden Bratseben, oder zo vieren mit Hinweglassong der zweiten 
Bratsehenstimme, welch letztere in onserem Florilegiom eben mit der 
Qointe parte benannten Stimme gleichwertig sein wtlrde.*) Vor Moffat 
hatte man gesehen, dass im allerbescheidensten Falle tor Ansspraehe 
des We8entlichen eine dreistimmige Harmonie genOgend sei. Von 
seinem Lehrer Lolly besitzen wir noeh Tftnze Mr 2 Violinen ond 
Buss. — Mit der Zeit hatte aber natttrlicb aueh Moffat die Arinselig- 
keit and Unzol&ngliehkeit dieser 3 Stimmen nieht mehr ertragen 
kOnnen. Er war gewiss aoch in Passao, wo ihm eine fttr damalige 
Zeit got besetzte Kapelle zur VerftJgong stand, nieht mehr solehe Be- 
schrfcnkongen gew5hnt, wie in seiner Salzborger Zeit, wo er zonftebst 
das Amt eines Organisten zo verwalten hatte ond wo Oreheeter- 
beth&tigong nor eine Nebenbesch&ftigong far ihn war. W&hrend in 
den Eammersonaten die beiden Violen nor harmonisehes Beiwerk 
bringen und zom Aosfflllen dienen , treten in den Soiten die 3. nnd 
4. Stimme bedeotend selbst&ndiger aof. — In der gegen andere Werke 

*) Man darf hierbei nieht fargoswii, ism im Busing continuus stats las JOmwir 
so spielen hatte und eine ▼ollstimmi'gere Harmoii© ersetste. Am dentlichsten Mtt 
dies bei Vorspielen m Arien des 17. and 18. Jhs. hervor, wo der Komponist nor 
Obentumne nnd Baas niederachrieh oder anch mm im Mm, B. R 



Georg Mnifat oai sein Florilegiura I. 



93 



ins Meisters ziemlich karzen Vorrede giebt er liiwhliss ttber il© 
Tempi, ii denen diese Tanzarten ausgef&hrt werden gallon. Dies* Am- 
gaben stimmen mit der Handhabang heutzatage im grofsen and ganzen 
ttberein. Is heilst ia der Vorrede enter anderem: „Der Takt beim 
Zeichen $ soil in der Gavotte nicht so tibereilt werden, wis ii der 
BoarrSe. Beim Zeiehen % soli der fall safar angehalten werden, im 
% aber etwas lastiger; ii Sarabanden and Airs will er aach hier 
aber etwas langsamer sein; im Rondeau verlangt er muter; im Me- 
nuett, Courante wis licit miliar Ii Sea Ouvertaren angehengten 
Fugen will er sehr frisch gegeben werden. Bis iferigem Stficke, so 
man Gigae aid Canaries nennt, sie m5gen Taktzeiehen haben wis si© 
wollen , erfordern am aliergesehwindesten gespielt zu werden."*) — 
Die frflher angefiihrten Neadrucke Muffatseher Werke habe ieb noch 
darch einige zn vervollstfindigen. Aus dem Apparatus Men in 
Hereog's kirchlichem Orgelspiel, Heft S (Koerner) die Cdur Toeeata 
iii in ebendesselben Verfassers „Album fir die Orgel u (Koerner) 
die Cmoil Toccata. Neuerdings 1st der ganze Apparatas bei Rieter- 
Biedermann von 8. de Lange heraosgegeben and ebendaselbst von 
mir die oben erw&hnte Passaeagiia Mr Streiehorchester aas der 
6. Eammersonate. 

Zim Schlasse sei bemerkt, dass sir vollst&ndigen Beurteilang ssi 
Wsrtsahltiaag Georg Moffat's die genaaere Kenntnia seines Florile- 
giam II, sowie der 12 Konzerte fir Streichinstramente and seines 
Manaseriptes „nothwendige Anmerkungen bey der Misik** noeh aas- 
stebt. — Vom Fiorilegiam 11. hilts ich nar die Basso eontinao Siimme 
aaftreiben kOnnen, welcher eine sehr umfi&ngreiehe and fir die Gfr- 
schichie des Violinspieles nicht anwichtige Vorrede vorangedruekt 1st 
Aas im Vorrede za den 12 Konzerten teilte Fdrstenaa in seiner 
„Geschiehte des Theaters and im Musik am Hofe zu Dresden" einen 
grefgei Tall ©It. (2. Bd. 8. 62,) Als ich mich in Dresden nmh 
diesem Werke erkundigte, war Fttrstenau leider bereits beimgegangen 
and den Bemahangen des Hofkapellmeisters Herrn Mmlm 1st ss bis- 
her nicht gelangen dasseibe aufzufinden. — „Nothwendige Anmerkun- 
gen bay der Misik" (Mtsiskript) ©rwlhmt Forkel in seiner all- 
gemeinen Litteratur der Misik 1781 sis ia dem Verzeichnis mosika- 
lischer Biicher Breitkopfs 8. 61 stehend. Leider 1st dies Manaskript 
nicht mehr im Be&itz der Firma Breitkopf & H&rtel and ebenso ist 
88 bisher unbekannt, wohin das Bach, wahrscheinlich schon Is Aas- 



*) 8. meim Diesertationsscbrift Hber ifaffai 



94 Zwai unbekannte Iieder. 

gang vorigen Jabrbunderts, beim Verkaof einer grdfeeren BOeber- 
aamnilnng gekommen. 



Zwei unbekannte Lleder. 



I. Zflricher Stadtbibliothek. Varia. Gal. XVIII. 2016. Ein now 
Lied, in Badenf&rten 1 us tig zesingen. In der wyss Es taget ondenn 
bolen stein, Sehynt una der Mon darein. Getrackt im Jar 1617. 

(W : $ 



BSE 



Zu Burden ma - term hei-feen stein entspringt ess Got-tea gaab 
Mil war-mes was - ser Idar mil rein nimbt vil der kranckheit ab. 



(feblt) 



4-4 i A I » i . A I* I I 



Da-iin so wend wir It - den Gott dmciaii si - mar Gum - den 

4 ♦ 



i — i- 



± 



— ♦- 



Dm bit -ten umb gsnndtheit 
(11 Verse). 

II. Z. St Gal. XXV. 1240c. Allerley alte dentsehe Lieder. 
Msept Sponsns in gratiam suae amatae. 

. •) 



Ich hab mir ei - ne anas - er - welt die ist ein Got - tee - ga - be 
1 



i i i t • 



die mei-nem her-tzen wol - ge - felt Er ver - leych mas sin gna-de. 



b) 



r i 



♦ ♦ 



Zwei unbekannte Lieder. 



m 



2. Der wtinsch ieh von meins Hertzes grand 
Das Ir Gott wOlle geben 

Sin frilieh gmfit, ein Leyb geennd 

Dam ein isnges Leben. 

3. Demnaeh wfinseh ieh aueh diss dam 
Das sy rnflg* Inn ehren. 

Mit einigkeit nnd gnter raw 
Ir hisshaltug vermehren. 

4. Endlieh thn ein Yersprechen ieh 
Das on alles betriegen 

Ieh sj t wie ich will, das nj mieh 
Von Hertzen Willi lieben. 

5. Ir balten ihriw und einigkeit 
Wie ich tor Gott versproehen, 
Ieh than aoch wideramb all Zait 
Von In dasselbig hoffen. 

Darunter steht: 

Jacobos Ziegleras Med. D. fecit 
Abgeschrieben Sambftags den 2ft Aprils Anno 1615. 
Von mir J. S. Si 



Zo I. Die Verfasserin des Liedes hei&t M. Maehheimin von Uri. 
Die Maheim (Mahaheim) sind ein bekanntes Urner Gesehleeht Der 
Druck 1st undoutlich. Pllr die beiden semiminimae steben fosae, fir 
die dritt- nnd viertletzte minimae semiminimae. Ferner habe ieh eine 
Pause eingefOgt and das vorgesehriebene b weggelassen. 

Das Lied hat 12 entsetzlieh platte Strophen. 

Znr Erkl&rang m&ge nar das dienen , dass Baden ein beliebter 
Badeort bei Zurich ist, in dem sieh im 17. and 18. Jabrhandert (and 
wohl aaeh jetzt noeh) die „galante" Gesellsebaft Zlrichs zn treffen • 
nnd gemeinsamen, oft nieht onpikanten Vergnflgangen hinzageben 
pflegte. 

Man vergl. dartlber das kaltarhistorisch interessante Baeh von 
David Hess: Baden&hrt and Gottfried Keller's anflbertreffliche No- 
velle: Der Landvogt von Greifensee. 

Zi II. Unter a) steht das Original , liter b) meine Anderong. 
Ieh gestehe, ziemlich viel ge&ndert za haben; allein die erste form 
scheint mir vdllig anbraaehbar za sein, and fast glaabe ich, m handle 
sieh in dem Msept. am die naehl&ssige Eopie einer sehleehten Hand- 
schrift, Der Cschlflssel steht im Original trotz des b aaf der 4., aof 



96 



Totenliste dee Jatoes 1889. 



der 2. Lime. Ieh halta die Mitteilung des ganzen Textes far nicht 
QberflOssig: der spreehende Liebhaber weife die materiellen Pragen 
des Bandes so httbseh dareh die ideellen 8eiten einzurahmen, dass 
das Liedchen einen sehr gesonden Eindruck macht 

Der ale Verfaaser genannte Arzt EL J. Ziegler ist etwa am 1585 
geboren, kam 1608 naeh Genf, ging dasn nach Italien, slodierte in 
Kflnigsberg, promovierte 1615 in Basel and warde 1634 Obervoigt in 
Horgen am Zftrichsee. 

Es mag nocb von lnteresse sein, zn erfahren, dass der Sammel- 
band, dem ieh das Lied entnehme, von Gasp, von Orelli, wie dieser 
aaf dem Umschlage selbst bemerkt, an Uhland gesehiekt warde, 
Uhland also das Lied gekannt hat 

Dr. W. Vageh 



Totenliste des Jahres 1889, 

die Masik betreffend. 

(Karl IiOfltner.) 

Abkurzungen fur die citierten Musikzeitechriften : 
Bock = Neue Berliner Musikztg. 
Bfih. Gen. » Deutsche Bfihnen Genossenachaft. Berlin. 
Guide =* le Guide mus. Brucellas, Schott 
Lessm. = Allgem. Deutsche Musikztg. Charlottenburg. 
Menestrel *- le Men. Journal du monde music. Paris, HeugeL 
M. Bsch. = Musikal. Rundschau. Wien, Wetzler. 
M. Tim. =» Musical Times. London, Novello. 
N. Z. f. M. = Neue Zeitsehr. f. Mns. Lpzg., Kahnt 
Ricordi = Gazetta music di Milano. 
Sig. = Signale f. <L mus. Welt Lpzg., Senff. 
Wbl. = MusikaL Wochenblatt. Lpzg., Fritzsch. 

Es wird gebeten falsche Daten der Redaktion gefalligst anzuzeigen. 

AMI, Rente 4' (Orftfin Bozwodowska), Pianistin, st. im Jan. za Wien. 
Lessm. 64. 

Abetter, Edmnd, Pianist a. Eomponist von Salonsaehen, st. 15. Jufi, 

geb. 13. Jan. 1837 za Margolits. Lessm. 373. 
Aerts, Felix, Eomponist a. Lehrer der Masik an d. Staatsnormalaehale 

za Niveiies (Belgian), st das. im Jan., geb. den 4. Mai 1827 za 

St Trond. Guide 16. 
\Mm, GJiseppe, Flutist Pro! am Konserv. za Florenz, st das. finde 

1889, 78 Jabre alt Wbl. 1890, 86. 



Totenliste im Jahns 1889. 



Aaelie, AIfccria» Eomponist v. OpsreMti, Romanzen, Volks- t. religifts. 

Liedern, st. Im Sept. Im Italien, Lessm. 458. 
iatmt, Geiare, Eomponist pistfiiher Wilis, si Ende i#§ Ja&Fi§ si 

Fiorenz. M6nestrei 1890, IS, 
A^Ni Jeta Maria its, Goitarrisi Verfasser riiar Sehule far aein Instru- 
ment, si im Jit im Lissabon, SS Jahre alt WW. 418. 
Appelant, ttneppe, Opern-Eomponist, si in seiner Vaterstadt za Vin- 

cenza am 31. Dei., geb. ebd. 8. Apr. 1822. Biaordi 1890 , 20. 

M^neatrel 1890, 16. 
Arbaa, Jeaa-Baptitte, Masikdir. in Paris, Pistonblftser, si im, 9. Apr,, 

geb. 28. Febr. 1825 n Lyon. Mfinestrel 120. Wbi. 228. Lessm. 206. 
AiMis, Eetart Angtstas, Organist a. d. Eaihedraie v. St. Asaph, London, 

si das. 8. Aug., gib. 2. Oki 1811. ML Tim. 548. 
BlffMin, Mai» ehemal. H©faislkis in Stuttgart, si* its, Im Dez. t gtb. 

19. Jan. 1841 m Taapadel. lib. Gen. 17. 
luta^ FaMeatf, Violinist i. Pianist, w&hrend 40 Mhmm Leiter isr 

Instrumenialklasse am Pariser Eonservatoriam, si za Paris 28, M&rz, 

geb. 28. Oki 1818. M6i§strel 104. 
Baaek, larl, Hofrai Eomponist i. Mosiksehriftsteller, si 28, Dei. za 

Dresden, geb. 27. Ma 1809 n Magdeburg. Bieordi 1890, 86 

Btogr. Dresdener Nachrichten. 

, Baron fleerg, Eomponist, si 31. M&n m Pest, SS Jahre alt. 

Lessm. 206. 

•arllif, Friifete-Eikaie, Eomponist, Eritiker a. Oreheeterdirigent, si 
12. Febr. n Paris, geb. IS, Mm. WW it Mela. Lessm. 99 u. 
112, Biogr. MSnestrel 56. 

las, m*m* i% Violinist in Brftsaal, st, its, SI* Aag., 80 Jahre alt. 
Lessm, 878. 

Bartons, WeMeaar, Organist in Bltterfeld, si das. 7, Jail, Wbi 3S8. 
Baaaglitel, Imt, Egl. Kammermos., Oboist, si zu Dresden 9. Mo?. 
Sig, 1118. 

Seeker, §. f Organist im Moudon, si, its, 78 Jahre ali toss, 408. 
BeBarii, Lereue, Violinist, Lehrer der Harmonie am Lioeom za Turin, 

si Ende des Jahres dasalbst. M6nestrel 1810, 18. 
ieitaaait, Miss, Organist am Egl. Domstift ii Berlin, si ias. 3. No?. 

Bosk 870. 

Beaettl, Pietre, Elarinettist, Pro£ am Eonserotorium xa Jassy, si das. 

18, Oki Sig. 1079. 
BkekeS; Dr. Haas, Pianist n. Elarierpftdag. ia Berlin, si das. 12. Jani, 

geb, 17, Febr, 1862 li NiadaHSabOnhaiiaan b. Berlin. Wbi 818, 




98 



Toteoliito dee Jahree 1889. 



Bladt, Heeler, Gro&herzogl. Masikdir. in Rostoek, si das. 6. Jani, 
75 Jahre alt Wbl. 355. 

BotaMre, FrMMe, Eomponist a. Syndikatsmitglied d. fran*. Gesellseh. 
d. Autoren, st Ende 1889 za Paris. Mfoestrel 408. 

Belderial, Ltigi, Mosiklehr. in Mailand, st das. 18. Mftrz. Bieordi 202. 

Billert, Theeder, Harfenvirtaos, ehemals MitgL d. Hoftheaters in Darm- 
stadt, st 20. Aag. in Heidelberg. Wbl. 459. 

Btafcara, . . Mnsiklehrer in Palermo, st das. WbL 203. 

Bettesiii, Giovanni, Kapellmeister, Opernkomp. a. Eontrabass-Virtnose, 
Direktor d. Eonserv. za Parma, st das. 7. Joli, geb. 24. Dez. 1823 
m Crema (Lomb.). Boek 251. Biogr. Mfoestrel 224. 

bmerai, . . ., Violinist a. Prof, am Mosikinstitat in Cordova, st. Ende 
1889 in Buenos-Ayres. Wbl. 1890, 36. 

Brackeakaaner, Wilketa, Masikdir. in Biel, st. das. 13. Mai, 47 Jahre 
alt Biogr. Schweiz. Masikztg. 88. 

Brldgeaaa, Jefea Vipon, Dramatischer Dichter a. ftbersetzer der Werke 
Berlioz's a. Wagner's, w&hrend 30 Jahren Bedakteor der „Mosieal 
World", st. 30. Sept in London, 70 Jahre alt. M. Tim. 666. 
Mtaestrel 328. 

Brink, Jilts ten, Eomponist, Masikdir., st. 6. Febr., 50 J. alt za Paris. 

Biogr. M6nestrel 48. 
Breatii, Mes-Clfaent, Direktor der Eeole nationale da mosiqoe in 

Boabaix, Eomponist, st. das. 38 Jahre alt M6nestrel 176. 
Blehaer, C. Franz, in Leipzig, st das. 4. Febr., geb. 1831 in Aama 

(Weimar). Lessm. 77. 
Baako, Franz, Direktor eines der popnl&rsten Zigeonerorehester, st in 

Budapest im Febr., 75 Jahre alt Wbl. 125. 
Borkure, Lfea B. de Wesenkeek, Mosikhistor. a. Eomponist, st 8. Dez. 

za Antwerpen. M6nestrel 1890, 16. 
Canal, Lereaze, Eanonikos, Direktor des Seminars in Venedig, gelehrter 

Masiker a. Eirchenkomp., st. das. 11. M&rz, geb. 24. Aug. 1813 

za Grespano Veneto. Bieordi 185. 
Caatt, Eomp. a. Theaterkapellmeist in Messina, st. das. Wbl. 688. 
Caraat, Theeder, Violinist, st 23. Aag. in New-Orleans. Sig. 838. 
Canradori, Graf Telesfere, Masikdilettant a. Eomponist st. in Montafano. 
V Wbl. 801. 

HippfiUpa, Mueppe, Eomponist geistl. Masik, st. im Mftrz za Florenz, 



It. Vhre alt Wbl. 226. Die Allgem. Mas. Ztg. 206 and der 



tiay*S£fc\rie, Eantaten- a. Opernkomp., st 24. Nov. in Great Marlow 



el 120 schreiben: st in Genoa. 




Totealiate dm Jata* 1889. 



it 



(London), geb. 3. Aug. 1840 la Paris. WW. §14, Lessm. 552 
Mfinestrel 891, Biogr. 
C3k«se, Aiteiae, Wallonischer Dichter, der seine volksttimlieben Bi§h« 
tongen selbst in Musik aetata, si 9. Mta la Mens, IS Jahre all 

LflSSBL 122. 

Caftane, Dr. LaagiM, Orgailsl d. Eathedrale n Hereford, Eomp. 
geistl. Mnaik, at. das. 18. Sept., gab. 1885 zu Hackney b. London. 
M. Tim. 602. 

lewr Aagale, hmmt bekannt als Qr&lto Cooke, ber&hmter engi. 
Oboeblftser , si 12. Sept in Harting, 79 Jahre ait Wbl. 472. 
if. Tim. 602. 

IM®lfe f MmMwim^km, Misikterligir ia Paris, si las, Anfang Nov., 

76 Jahre alt M&ieatrel 852. Sig. 1017. 
lagiie, AgeatlM, Trompetenlehrer, si ii Genoa, 53 Jahre alt Wbl 262. 
Bavyieff; larS JsyewiUel, Violoncellist, si 14./26. Febr. si Moakan. 

(Si Peterabirgif Zkntiig.) M6nestrel 80, M. Bseh. 179. Nekrl. 

N. Z. f. M. 150. 

ietevaata, Frederick liiil f Mosik. i. Organ, to Acton, si its* 27. Aug. 

M. Tim. SOS Biogr. 
Belkaye, tinner, Musik- Prof. Ii Binehe (Belgien), st das. 5, Febr., geb. 

1815, Wbl 108. 
Bdlareqia, Meiari, Piano-Prof, am Konserv. m Lille, st das. 15. Aug,, 

42 Jahre alt Biogr. Mtaaatral 280, Wbl 447, 
ispas, Lankert • Craat • Jesepk, Violinist, Eomponist i. Verfasser einer 

Violinsehule, st 23. Febr. m Paris, gab, 2, Febr. 1809 zu Lfit- 

tieb. Lessm. Ill, 
When, Olivier, der llteste Musikalien-Verleger in d. Vereinigt Si&aten, 

st 78 Jahre alt in seiner Geburtsstadt Boston im Jan. Lessm. 77. 
fmtete?, Wilk., langj. Konzertmeister in Biga, si ia seiner Vaterstadt 

Halle, 1. Okt Wbl ill, 
•men. Jtite«£a®386s»Le@is, Fl6ten-Prof. am Brtlsseler Eonservatorinm, 

st das. 4, Mil, M6aestrel 160, "Wbl 271, 
liprat, Hppelyte, Ant n. wenig glfleklieher Openikomp., si im Mai 

m Paris, geb. 31. Okt 1814 ii Toulon, Wbl. Lessm. 241. 

Mfaeatral 168. 

Eekartt, E. Tfc., Stadt- i. Dom-Eantor in Freiberg i. S., si its. 5, Juli, 
geb. das. 24. Okt 1819. Wbl 855. Lessm. 329. Sig, 727. 

Stick, tail ffeerg, Organist a. d. Hof- 1. Sophienkirehe m Dresden, st 
its, 29./30. Sept, geb. 1818 ins. Big. 851. Lessm. 427, Todeeani. 

legal, lenaai, Mosikdir., si 14, Sept. zu Posen (Sfcngerhalie 480). 



100 



Totenlkte des J ahies 1889. 



£riuri 9 Madame, Besituerto der bekanntan Pianoforte-Fabrik it Paris, 

si las. hocbbetagt am 14. Okt. Lessm. 458. 
MM, Aiteaie, Prof. d. Eontrapankts a. d. Masiksohole si Bologna, 
* si im Aqg. das., 84 Jahre alt 8ig. 742. WW. 447. 
Felici, Raftele, Eomponist einiger Operetten a. Ballets, si in Florenz 

im M&rz, 46 Jabre ali Mtaestrel 96. Big. 894. Lessm. 145. 
Flitaer, . . Organist sn Nordhansen, Dirigent d. dortig. Singakademie, 

si 29. April, 62 Jahre alt. WW. 272, 
Femes, Earl, bertthmi Bassist, si 16. Dez. in San Frandseo. WW. 

1890 f 49. Lessm. 552. 
Fraak, If lit, Operndirigent, aoeh Eomponist, si 17. 4ag. m Ober- 

D&bltog b. Wien, geb. 7. Febr. 1847 n Milnehen. Mtaestrel 80S, 

Biog. WW. 423. Lessm. 364. 
Frieker, Samwl fiettliei, Kapellmeister in Basel, si das. 14. Joli, geb. 

1830 ii Hunzenschwyl im Aargan. Lessm. 330. 
Ftnteaaa, Merits, FlOtist a. Musiksehriftsteller, si 27. M&rz m Dresden, 

geb. 26. Jill 1824. NekroL N. 2. f. M. 182. Boek 123. WW. 189. 

Lessm. 158. 

GafcattI, filadate, Eomponist , si in Dogliani im Anfange des Jahres. 

WW. 71. Lessm. 84. 
Galefl, Pietre Fraasesce, Pianist q. Eomponist, si im Joli, 48 Jahre 

ait, to Florau, geb. to Cessna. WW. 898. Sig. 649. M6mestr§l 847. 
iail, BalMb, Flutist, st to Floren, gab. 2. Dei. 1824. Glide 24. 

Sig. 128. 

Aalvani, GiaeeBe, ehemals bertthmter Tenorist, dann Oesanglehrer, st. 

7. Mai in Venedig, geb. 1. Nov. 1825 za Bologna. Bicordi 330. 

M. Bseh. 199. Lessm. 222. WW. 801. Sig. 742. 
Cast, Frieirick Meritz, namhafter Eirehenkomponist, Eantor, Organist a. 

Ednigl. Masikdir. za Planen i. V., st. das. 6. Mai, geb. 24. Sept. 

1821 in Beska bei Lommatzsch. WW. 262. Lessm. 206. Sig. 538. 
tierad, Bernards, Eomponist v. Opern i. Elavierwerken, si im Aug. 

ii Palermo. WW. 498. Mftneatrel 81S. 
Getafrt, Vitas, eheaaliger Musikverleger, Brader d. Brttsseier Eottsur- 

yatorinmsdirektor, st. 25. April za Gent. Sig. 671. 
(SIMM, tutgl, Eapellmeister a. d. Eathedrale in Alessandria (Piemont), 

Opernkomponist, si das. 19. Joli, 70 Jahre ali Rieordi 478. 

Mliestrel 248. WW. 898. Sig. 649 i. 742. 
Giz'yckl, flwtav vea, Eonserratoriamdireki in Riga, si das. 18. April, 

geb. 8. Jili 1856 to Eiiigsbtrg. NekroL N. Z. f. M. 246. WW. 288. 

Lessm. 206. 



Totenliste des Jahres 1889. 



101 



Mttke, larl, Dirigenl d. Musikvereins zo Mtlhlhausen i. Tb., st das 

20. No?., 31 Jahre alt. Wbl. 638. Lessm. 562. 
Grainier, Metro, geseh&tzter Violinist a. Ballet-Kapellmeister in Neapel 

at im Okt. das., 82 Jahre alt. Lessm. 478. 
Gaigl, Joseph, Tanzkomponist, st. 1. Febr. zo Weimar, geb. 1. Dez 

1811 z. Zzambeck in Uiig. Wbl. 84. Lessm. 77. Sig. 219, Nekr. 
larrfeea, WilUaa, Organist a. d. St. James-Eirehe zu Leith, Eomponis 

kircblieher Werke, st. zo Edinburg 21. Juni, geb. 1841 za Lich- 
field. M. Tim. 485. 
Basse, Gistav, Liederkomp., st. 31. Dez. za Berlin, geb. 1834 za Peitz 

Wbl 1890, 49. Lessm. 1890, 8ft Sig. 1890, 91. 
■aaptaer, Thecdor, KOnigl. Musikdirektor a. Gesanglehrer, st. 9. Febr. 

za Berlin, geb. das. 1825. Lessm. 77. Bock 60. Sig. Nekr. 219. 
ieaaes, Aloys, Elavierp&dagoge a. Eomponist, st. 8. Jani za Berlin, 

geb. 8. Sept. 1827 zu Aachen. Wbl. 313. 
Henselt, Adolf, berQhmter Pianoforte- Virtaos u. Eomponist, st. 10. Okt. 

sa Warmbrann in Schl. The Monthly musical Record Biogr. yon 

Nieks 241. Wbl. 511. Bock Nekrol. 341. 
■catechol, Fraaz, Eflnigl. Eammermusiker in Berlin, s. Z. Paukist mit 

seltener Eunstfertigkeit, st. das. 11. Mai. Wbl. 284. Lessm. 222. 
leriag, EarL Masikdirekt, Violinist a. Eomponist, st 2. Febr. in Burg 

b. Magdeburg, geb. 2. Sept 1819 zu Berlin. Lessm. 77. 
HletnckoM, Johaaa Hoinrieh, Violoncellist, langj&hr. Mitgl. des Gewand- 

hausorehest za Leipzig, st. das. 3. M&rz, geb. 26. M&rz 1826 za 

Gera. Lessm. 135. Wbl. 177. Sig. 376. 
Hofcastock, Dr. Iarl, Musikdirektor in Braunschweig, st. 5. Aug. das 

Wbl. 412. Lessm. 364. N. Z. f. M. 389. 
laefer, Dr. Fraads, Masikkritiker d. Times, st. 19. Jan. zu London. 

geb. 1843 za Mttnster, ging 1869 nach England. M. Tim. 89. 
Hipfauf, Johaaa Peregrla, Domkapellmeister in Salzburg, ant. d. Namen 

Peregrlaas als Eomp. a. Musikschriftstell. bekannt, st das. 14. Okt. 

34 Jahre alt. Lessm. 453. 
Itatojr, Eagtae, Prof, am Eonserv. za Ltittieh, st. das. 17. Febr., geb. 

2. Jali 1844. Wbl. 125. Mtaestrel 80. Lessm. 122. Sig. 346. 
IseaMaa, Earl, M&nnergesangkomp. , st. 14. .Dez. in Illenau (Baden) 

in «n. Heilanstalt, geb. 29. April 1839 z. Gengenbach. Lessm. 552. 

Wbl. 13. 

Jaaiea, P. A. ? Bassbaffo d. Egl. Oper z. Stockholm, st. das. Lessm. 552, 
Jaqaett Albert, Eomp. zweier Opern, Musikmeister im 7. Linien-Beg. 
st26.M&rzz. Berchem b.Antwerpen. Lessm. 206. Wbl. 208. Sig. 457. 



102 



Totenliste im Jahres 1889. 



Japiif, Heart, Violoncellist, st za Brissil den 4. Jill, Sfg. 741. 
Bock 243. 

Javetot, Jilts, Operettenkomponist, si za Paris im Dez. Big. 153. 
Jteeller, Earl, geb. za BerliB am 1840, ging 1873 itch England, ond 

trat in eine Milit&rkapelle ein. Er zeichn. sich als ilehi. Moaiker 

a. Eomponist aas a. si im Juli oder Aag. za London. 
Jtaas, Inst, Dirigent a. Eomponist, si za Berlin im Jani, 42 Jahre 

alt. WM. 3SS. Lessm. 329. Slg. 727. 
!•■«§, Cipli, Masikschriftsteller, bekannt unter i. Namen 8. SaHtaSv si 

im Juli za New- York (Amerika). Mfinestrel 247. 
Jug, Ertaaaa, Masikdirektor a. Eantor in Brieg (Schles.), si das. 

18. Nov., 68 Jahre alt. Wbl. 596. Lessm. 514. 
Elaaerer, Levis, verdient am die Pflege deutscher Masik in Amerika, 

st. 18. Dez. in New-York, geb. 1830 in Lich (Hessen). Lessm. 60. 
Eaeslla, Easeblas, Masikdir. in Aaraa (Sehweiz) , si das. 21. Aug. 

Biogr. Sehweiz. Masikztg. 135. 
ilela, Atop, Organist a. d. Kathedrale za Boaen, st. 16. Jan. za Strtfe- 

barg, 39 Jahre alt, geb. za Bomansvilliers (Elsals). Lessm. 77. 

Sig. 219. 

EHtoeb, C. EbmmI, Prof. Dr., langj&br. Masikdir. in Zwiekaa , als 
Masiksehriftsteller anter dem Namen Ereaach erfolgreich thfttig, st. 

das. 5. Mire, 77 Jahre alt Lessm. 122. N. Z. f. M. 128. Bock 123. 
WW. 150. 

train, Dr. Eall, langjfthr. Baritonist d. Hambarger Stadtth., si das. 

1. Sept., gib. 1. Jiii 1840 in Slibeibirgai. Sig. 727. Wbl. 447. 
Ereatur, siehe Garradori. 
Ereaaeh, siehe Elitzseh. 

Eiiger, lull, Mosik- a. Oesanglehr. a. d. Eantonschale a. Organ, a. d. 
Maaritiaskirche za Char, si das. 79 Jahre alt, im Febr. Lessm. 110. 

Wbl. 150. 

Eakaert, Albert, Trompeter a. d. Egl. Eapeile za Dresden, si 22. Oki 

ebendaselbsi 

Laffert, ©skar, Masikalienb&ndler, bekannt als Schriftsteller, Grander 

d. Zeitg. f. Instramentenbaa, st. 17. Mai (wo?). M. Bsch. 191. 
Laage, Guta?, oberflftehlieher Elavier-Salonkomponist , st. 20. Joli za 

Weinigerodi, gib. 18. Aig. 1880 m Schwerstedt b. Iriirt Sig. 64A. 
Wbl. 390. 

Laager, leraaaa, Universitftts- Musikdirekt. in Leipzig, si 8. Sept n 
Dresden, geb. 6. Jali 1819 za Btockendorf b. Tharandi Mtaestrel 
312, Biogr. S&ngerhalle 432, Biogr. 



Totenigfo dee Jafans 1881. 



108 



LaagiiHer, lane, erater Hornist &. I. Seala n Mailand, si its. im 

Mta, 75 Jahre all Lessm. 175. 8ig. 394. 
Lankao, Karl taiwlg Input, Violinist am Gewandhausorch. it Leipzig, 

si. das. 10. April, gib. 26. Aug. 1845 m Dresden. Lessm. 206. 

WW. 226. 

Leekat, . . ., Komponist fir Militftrnrasik, st. im Part dee Princes (m 

Paris!). M6iistr§l 836. WW. 5S6. 
Lefrait, . . ., Komponist, Organist a. Muakprof. am Lyceum m Nantes, 

si its. im Aug. Miiistrei 280. Sig. 742. Lessm. 873. WW. 447. 
Lewita. tatfava, Komponist a. Pianist, st. 7. Febr. n Paris, 35 Jahre 

ali Mtaestral 4a Sig. 219. Lessm. 87. WW. 108. 
Lkkteakergsr, A. §., Musikalien -Verier in Leipzig, st. das. 31 Dei., 

48 Jahre alt. WW. 36 (1890). 
Uiglej, Ernst, Pianist, st. 5. Dez. zo Stuttgart, gib. 1866 in Maifc- 

liiiii (lamia). M. Tim. 1890, 25. Lessm. 552. 
Lereu, Oswald, Gesanglehr. n. Organ, in Winterthar, in d. SOer Jahr., 

Mitarbeiter a. Bedakt. d. N. Z. f. M., st 22. April das., 83 Jahre 

ali WW. 313. Sig. 632. 
Uriae, GlevaDii, Kapellmeister, st. in Chihuahua (Mexiko), SO Jahre 

ali Miiistwl 152. Lessm. 222. WW. 272. Sig. 571. 
Listaer, Otte, Rammer -Virtoos a. stftdi Kapellmeister in Barmen, si 

8. Supi das., gob. 9. April 1889 n Breslau. WW. 459. 
' aas, Leak, bedentender Pianist, si 18. Sept. zo Boston (Mass.), geb. 

21. Jul 1852 zo Wiesbaden. M. Tim. 603. Mtaestrel 852, Biogr. 
' agUeai, GtoaeUae, Kirohenkomp., st. im Jan. n Florenz, geb. 26. Jili 

1814 m Pontassieve. Guide 24. Bock 28. Mtaestrti 16. 
aier, Mint Joseph, Kastos & Kgl. Bibliothek za Mttnehen, si Its. 

21. Nov., geb. am 29. Dez. 1821 zu Freiburg in Baden, besuehte 

in Karlsruhe die Sehule, 1840 die Universit&t in Freiburg u. stud. 

Jura, 1848 bezog er die Univers. zu Heidelberg, legte 1846 das 

Staatsexamen ab, trat in den Staatsdienst als Assessor and erhielt 

1848 an Sekretariat im Minist. des Innern. 1849 wandte er dem 

Amte den Bflcken, ging nach Leipzig u. stud. 3 / 4 Jahre bei Haupt- 

mann Musik, 1850 erhielt er einen Buf ak Lehrer des Kontra- 

punkts ans Kgl. Konservatorium in Mflnehen und 1857 die An- 

stellung als Konservator der Abteilung fir Musik an d. Staatsbibl. 

daselbst, bis er 1887 wegen schweren Leidens pensioniert wurde. 

(Mitteilg. d. Witwe.) 
Nahe, Jaeqaes, Musikverleger in Paris, si 17. April zu Sevres b. Paris, 

72 Jahr© alt. Wbl 238. Sig. 507. 

Momtoh. i Moaikga§eb. Jahrg. 2CTO. No. 6. $a 



104 



Totenliste dee Jahres 1889. 



Maageaat, 8ylvaii, Komponist v. Operetten, Mitarbeiler am Mdnestrel, 

•st. 20. Aug. zu Paris, 60 Jahre alt. Miinstrel 272, Biogr. Lessm. 

873. WbL 486. Big. 696. 
MaagoM, Earl Aaaai, pension. Hofmusikdir., st. 5. Aug. zn Oberstdorf 

im Allgftu, geb. 1813 za Darmstadt. Lessm. 364. WbL 398. 
Maastar, AeMUe fab it, Komponist m. Pianist, st 17. Jan. zn Paris, 

57 Jahre alt. Guide 32. MSnestrel 24. 
Maritti, Cesare, Flutist a. Komponist, st. in Mailand, 27 Jahre alt 

WbL 338. Lessm. 289. 
Harriett, Charles lanitl Rati, Komponist yon T&nzen i. Liedern, st 

3. Dez. in London (gib. 3./1L 1831 ebd.). M. Tim. 1890, 26. 
MaseigUai, Pietre, Chordir. in Mailand, st das. Lessm. 10. Sig. 73. 
MattMsea-Eaasen, H., Prof. d. Mosik, Organist i. Komp., st Ende 1889 

in Boeskilde (D&nemark). Er war in Flensbarg geb. u. 83 Jahre alt 
Mergtiller, , ehemal. MUit&r-Eapellmeister, st m Paris 10. Febr. 

WbL 126. Sig. 264. 
Memet, Aagiste, Opernkomponist, st zu Paris 4. Juli, geb. zu BrQssel 

1810. M6nestrel 211, Biogr. Book 243. Lessm. 329. Sig. §49. 
NesseMaeken, Loiis, Komponist u. Pianist st 4. M&rz zu Ixelles, geb. 

80. Aig. 1809 zi Veiiloo. WbL 189. Lessm. 168. Sig. 423. 
Mftra, Jafes-Lt ais- Olivier, Tanzkomponist, st 22. Okt. zu Paris, geb. 

2. Jnni 1830 m Iheims. M6iestrel 344, Biogr. Sig. 986. 
Metaer, iarl, Musiklehrer in Chemnitz, st. 3. Aug., 62 Jahre alt 

Biitscfae Musiker-Ztg. 382. 
Meyer, Ambraiu, MOnch in St. Urban, seit 1848 das. Organist, st im 

Jan. zu Luzern (Schweiz). 
lepr, Berakari, Musikdir. in Berlin, st das. 80. Juni, 81 Jahre alt 

WbL 316. 

Meyer, Leite, Komp. leichterer Klaviermusik, st im Juli zu Philadelphia, 

56 Jahre alt. WbL 436. Lessm. 873. 
Miry, Karel, Direkt. d. Genter Konservat, Komponist, st 5. Okt 
in seiner Vaterstadt Gent. MSnestrei 828, Biogr. Bock 347. 
WbL 622, 

Miry, Pierre, ftltester Musiker Belgiens. st im Jan., 86 Jahre alt, zu 

Gilt Glide 82. Sig. 154. 
Mekk, Heiarieh, Musikdir. u. Organ, d. Hauptkirche zu Hannover, si. 
das. am 4. Jan., 63 Jahre alt Deutsche Musiker-Ztg. 29. Stager- 
halle 81. 

Meak, W. E, Organist u. Kirohenkomp., st. 3. M&rz zu London, geb. 

ins. 1813. Sig. m, 



Mittoiluiigen. 



105 



Mtfik*itia»ft, W.» Fliist, Komp. a. Theatenmteniehmer, si it LondoB 

28. Sept,, 86 Jahre alt. Lessm. 418. 
■•■■itit, Madame, Klavierlehrerin, si im Dez. zo Lille, 54 Jahre alt. 

M6nestrel 408. WbL 1890, 28. Lessm. 1890, 9. 
Htrla, Madame Jeuy, Organiatia a. Mosiklehrerin , si im Dez. in 

St. -Philippe- da -Boale. Mii@sir@l 408, WW. 1890, 23. Loan. 

1810, i. (Schhifts folgt) 



MltteUmiigeii. 

* Von Fl. van Duyne mnd soeben H Onde nederlandsche Liederen, Melodieen 
nit de Souterliedekens, nitgegeven, met Inleiding, Aanteekeningen ©a Kl&vierbeglei- 
ding" bei Camille Vjt im Gent erschienen. (Pr. 24 Fr .) Ik Piospekt nit der Probe 
eine* lied©* soil genflgen um ©k Urteil (iber das Werk za gewioaecu la dem Pro- 
apekt wird mitgeteilt, daas der Heraasgeber eine Anzahl Gedichte aufgefunden hat, 
die dan in den Soaterliedekeas angezogenett Liedera entepreehen Bad dies© Lieder 
ana mil den ursprthigiichen Texten her&uazugeben ist mm gewiss lSbliches Unter- 
nehmen. Aas ism im Prospekt mitgeteilten Liede: „Een ridder ende ©en meisken", 
ersieht man aber, diss nicht die arsprtnglictia Ausgabe der Souterliedekens gew&hlt 
ist, aondern die mehrfech geisdarte toe 1584 und daw der Himssgeb§r s verleitet 
dureh B5hme*a schlechtes Beispiei , bei der Takteinteilung der Velodie m den 
wunderlichsten Rhythmen greift v iermal wechselt la didsem kleinen Liede^der 
Takt und ilia Ehythmen glad so scharf als mSglieii gew&hlt, wie z. B. mi m 
Der alte Yolksgesang war einst vom gregorianischea Choralges&nge we- j vvS 
aentlich beeinflosst Hier sowohl, ate selbst aoeh im heutigen Yolksliede ist der 
Khythamg gleichm&feig und sanft ffiefeetid. Scharfe Hhythraen oder gw Bttbe ikd 
nndenkb&r. Wie kommt mm der HerauBgeber is tolch wunderlicfaer Venexrang? 
Das Original kennt nor Semibreyis mi Minima xmd m war doch niehte einfacher 
als flm rci fdgen. & scnekt aber, all wenn im die Tea Bote© in seinem alt- 
deutschen Iiederbnche angewandte Takteinteilang znr beBonderen Nachahmnng an- 
getrieb«tt ml er sich bem&ht hitte aein Vorbild an Wnnd«rllcbkeit m ttberireffen. 
II© atom Iiedmelodien is Taktatricha m sw8ogen, ist immer eine missliche 
Sadie, mxm m aber gwchehen, daan ist die eMadist© rhvthmisohe l&sung stets 
die baste* 

* QoUay, J,: Un inyentaire rous Is terrear. Etat des ii^truments is musiqae 
relsve obei lee emigres et o&ndamnes pa A, Bimni, Fan im Bel^gues de la 
Convection* I&trodudioa, notices biogTaphiquaB et notee par . . . . Psrig, Georgea 
Chamerot 1890. gr. 8°. 1 Tafel AbbUdong. XXXIV S. Vorwort n. 239 a Text 
in P'racbfenoagabe. Pr. 26 Fr. « 20 M. lis flBr die InBtrumentenknnde anfeererdent- 
lich w«rt¥ol©8 Werk, w&lche« in jedem Muaik^Ioatroment der aUerverschiedensten 
Gattang eehr aft den Verfertiger mi den Prels hinznfttgt 

* Herr Musikdirektor C. SfMI teilt mit, dass er im Anachlasse m die Mit- 
teilang iber Am© in M. f. M. 8. 66 Is dom LabecVer Anzeiger von 1172 folgende 
Mwlg% gefunden babe; Joni. 5. >t Ain Awitag, als den 5, Jonii wird ela Concert 



106 



Mitaftungeii. 



in Openihaiiae auIpfiJirt warden, wobey einar der bsrthmlnatem YirtMaani am 

England, der Harr Arae, Professor der Musik wM Bolo und Ooneerten anf dm 
Flfigel apielen m. die Mademoiselle Venables wird nit Englischen und ItalieoiaduB 
Arien sich Wmm lassen. Die Entree kostet 1 Mk. L. Billets aind am haben in 
goldnen Engel, wi© much in Opernhauae. Der Anfang ist pi§d§§ un 6 Uhr.** Leider 
ist anch Mer ' der Vorname dw Am© nioht aagegeben, d#* sprieht die gitta** 
Wahrscheinliriikeit Hi Michael Am©. 

* Hen* Dr. MMwcMr maeht darauf aiiftaerkaam , daas das Wort mIVbW 
noch heute im Englischen vorkommt und zwar heilst es nach F. W. Thieme'a Co- 
tical Dictionary. Leipz. 1869: dreifach, scbarftdnend , hochtdnend, Discant, Ober- 
stiinme; treble-hoboe: Discantoboe, treble-viol: Sopran-Viole, Diacantbratache. 

* Die in Nr. 5 amgeseigte Portrait "Sammlnng atammt ana dem Beaitie dis 
verstorbenen Th. BUtteier in Cannatadt iiicl ist wohl einzig im iluer Art, nioht mv 
dnrcb die Beichhaltigkeit und Seltenbeit mancher Abbildungen, sondern audi dnreh 
echte Kunstblfttter. So ist Mozart nnd Beethoven . mit 40 mid 39 verachiedenea 
Bl&ttern vertreten , dabei ein bisher unbekanntea Jngendbild Mozart's (Nr. 472). 
Als Seltenbeit aei dasjenige des Mdtisten Bnffardin erw&hnt in einer Oiiginal- 
zeicbnnng von A. Graff. 

* Herr Fred. Niecks in Edinburgh hat im vergangenen Mftrz 4 hiatoriache 
Konzerte gegeben, welche die historische Entwickelung der Instrnmentalronsik, ver- 
bunden mit mindliclieni Vortrage, um£aasten« Er begaaa mit Paumann'a Orgelatoen 
und achloas mit Henry PurcelTs „golden Sonaten" fur 2 Violinen, Violoncello und 
Bassus continuus (1697). Die Programme enthalten deutsche, franzSsische, italieni- 
sche und englische Werke. 

* Den Subskribenten auf die Publikation ilterer praktiBcher und theoretiacher 
Musikwerke mr Nachricht, duns die nachaten Jahrgingo folgende Werke nmfiuweB 
werden: 2 Bande deutache Opern (ScMrmann und Kaiser), mehrere Binda 
Passionen von der frfihesten Zeit bis zur Mitte des 18. Jhs. mit erl&uterndem 
hiatorischem Text©. 

* Als M%lad6r ctar Geaellaehaft fur Muaikfonohung nnd femur eingefaetan 
die Herren Bev. H. Bewerunge in Meynooth (Irlaad), Gaorg Bratiisoh in 
Frankfurt a,/0., G. S. L. L6hr in Southaea (England), H. P. Joa. Mooaen in 
Venlo (Holland) nnd F. Schweikert im Karlarohe. — An Zahlnngan fir 1890 
aind noch zu quittieren wm im Herrea Bev. Bewsmge, Fmt Genutaiin, Prof. 
Kollar, von Mttttta, H. P. Joa. Moonen, Bung©, Mneikdir. Sohildknecht, Schnophaae, 
v. Werra, EgL BibL zu Berlin und StadtbibL in Frankfurt jl/M. 

* Hierbei eine Beilage: Fortsetzmmg zum Katalog der Miiaik-Sajminlniig imr 
Igl. offentL Bibliothek su Dresden. Bog. 14. 




.i.Ml.nirik c i-a.4hiadig. 

P * " a— a—*— ■ ■ M mmmm IM**, lriti •tc.Vorsiigi.Btichii 

Dnwk, itefc. P»plcr. Vanelohn, gwtt. m. £r. ▼. Felix glf^ UtyLg, Bfcrinttg. 1 



VerantwortUcher Bedakttur Robert Eitner, TtmpUi (Uatormaifc). 
Drank, von Ht-raaiiB Beyer A SOhae Im 1tM*tnmftuu 



MU8IK- GESCHICHTE 



der Cfesellsohaft fir Mnsikfonohimg. 



IHL Jalrjait 

1800. 



Prtit Its Jfthrgangts 9 Ml. Monatlieh ertchefat 
•Im NwniMr ¥©a 1 Ms S B®§«s* InrartioiiigtbllliMik 
ftx die Zdle 80 Ft 



KommiiiiontrerlAg 
too Brtitkopf A H&rtel in Leipiig. 

mfesHiat jmte lack- wad MailttaailMf enftgagan. 



Ho. 7. 



Totenliste des Jahres 188% 

lie Mislk betreffend. 
(Karl LtUtner.) 
(Schluss.) 

M®sites t — , Theaterkapellmeister , si E2nde Jan., 74 Jahre alt, zu 
Nancy. Lessm. 77. Sig. 219. MSnestrel 48. 

See&ae, Htm Ptrkkaii, hervorragender Instrumentenmacher is New- 
York, si las. 18, No?, Lessm. 80. 

©reflee, llmiipp Opera- i. Ballet-Komponist, Orehesterdirigent, 
st 4. Jan. ii Neapel. Guide 84, Lessm. 44. M6nestrel 24, 

Willi, Oswald, Chileniseher Komponist, si 48 Jahre alt ii La Plata. 
WW. 4§9. 

Orlaaiader, Johaaa, Musikdirektor Si Annaburg, si 74 Jahre ill si 
Berlin, d. 14. Okt Boek 845, 

if, Sir Fre4erik Artbar flare, Komponist i. Mosiksehrifteteller, si 
i. 6. April zn Hereford, 64 Jahre all (gab, 182S it London). Im 
Besitze eines ungeheaeren Vermfcgens sammelte & nicht nor eine 
kostbare Mnsikbibliothek, lis jetzt in den Besitz der Egl. Musik- 
schnle Hbergegangen 1st, sondern 1st aneh der Stifter gemeinntltziger 
Gesell&ehaften. M. Tim, 28B. M6m«§tr§I 128, 

•tijiff j kmm, siehe Bants. 

ftpl, Martta, Mosiker in New-York, si das. 16, Jan. Lmam. 77. 
Big, 219. 

tto&ftttb. £ MtK&ffttti!!. J*i*g. DM. Mo. 7. 7 



108 



Totaiiiite im Inlaw 188i. 



faspit, Ernest, Eontrabassist a. i. gr. Oper 11 Paris, st lis. 7. Jan. 

Guide S2. Big. 154. 
Pattt, Carletta, ausgezeichnete Eoloraturs&ngerin f at. 89 Jahre alt, d. 

27. Jiii zu Paris. M6i«$trei 207. WW. 388. Big. 699. 
Peregriiiu, eiehi lipfanf. 

Petrali, Viaeeize Aattiio, Organ, n. Bedakt d. Arpa sacra, at 24. Not. 

zu Bergamo, 58 Jahre alt. Eicordi 806. Wbl. 638. Lessm. 552. 

Big. 91. M6iastrel 891. 
f italic Bagei, Masikdir. in Zofingen (Schweiz), at das. 28. JaiL, 

75 Jahre alt. Sehweiz. Mosikztg. 38, Biogr. 
Plettika, P., Oboe-Prof. a. Eonsery. zo Brttesel, st das. Wbl. 447* 
Pollack, lifll, Violinist a. Hoftheat. z. Wien, st das. 26. Jan., 40 Jahre 

alt Slg. 186. 

Pmberger, Jekaaa, lOavierp&dagoge, st in hohem Alter, d. 29. Dea. 

in Wiei. Wbl. 1890, 86. Big. 1890, 122. Lenin. 1890, 60. 
Paget, Madame Lefaa (verehel. Leaelae) , einst gefeierte S&ngerin u. 
Eomponistin , st im Okt zo Pan, 77 Jahre alt Lessm. 458. 

Sig. 1032. 

Qailiei, Masslailiaao, Eirchen- i. Opernkomponist, Direktor d. Eonserr. 

za Lucca, st das. 18. Okt, geb. das. 3. April 1799. Mtaestrel 852, 

Biogr. Rieordi 702. Wbl. 566. Lessm. 465. Sig. 985. 
Raekfall, Paul, Direktor d. Sophien-Eonserr. za Berlin, st das. 87 Jahre 

alt, d. 14. Mlrz. Bock 104. 
Radou, lapses, Masiklehr. zo Lflttich, st das. 65 Jahre alt, d. 2. Hftn. 

WW. 150. Sig. 346. 
Radou, Jeai-Teissaiit, Prof. d. Waldhorns a. Eonserr. m Lflttich, st 

das. an 18. Jan., geb. das, 4. Sept. 1826. Guide 24. 
Hants! Ignado Ovfjere j, Eomponist o. Organist m Madrid, st das. im 

Mirz, gib. das. 1. febr. 1828. WW. 189. Sig. 346. Mtaeettel 80. 
Rappl, Jeai Batiste, Violoncellist am Eonservator. zo Gent, st im 

10. Jan., gib. 5. Ftbr. 1836. Guide 24. 
Raspall, G., Orchesterdirigent zo Paris, st das. 21. Mftrz, geb. 18. Jul, 

1889 zo Avignon. Lessm. 158. Sig. 474. 
Rekhel, Christian Pritir.» Eantor a. Organist a. d. Johanniskirehe n 

Dresden, st. das. 29. D«. f geb. 27. Jan. 1838 in Ober-Oderwiti 

bei Zittao. (Privatnachrieht.) 
lililert, P, Ifilitlr-MiNikdir. in Cells, st das. 81. Mai. Wbl. KB. 
Sig. 649. 

lili, Praiz, Organist a. d. Haoptkirohe zo Eisleben, st das. 81. Jefi, 

70 Jnhra alt Wbl. 412. 1. Z. f. M. 388. 



Totenliste I« Jalms 1889. 



101 



Iferaif Cartas*, Diligent a. Musiklehrer to Vieenza, si, das. 8. M&rz. 

Sig. 443. Bieordi 185. 
leltaseb, P. L $ Mosikgelehrter i. Lehrer, si m Leipzig d. 4. Febr., 

gib. 10, Dez. 1801 » Grams bei G6rlitz. Lessm. 77. Slg. 168. 
Eonaa, Carl*, Musiklehrer, Eomp. i. Bedaki d. „Palestra musieaie'S 

si in Nov, si Ven*dig, SS Jahre alt Lessm. §52. WW. 824, 

Sig. 1115. 

ft®»ftr, fnatls, Gesanglebrer a. Eomponist, si 1. Jali si London, geb. 

5. Aug. 1810 das. Mis. Tim. 485, 
Bttweiewaka, siehe AM. 

loss*, iilfl M, Gesanglehrer za Neapel, si das. Sig. 91. 

ftasell, Ceorge, Pianist in London, si 12. Nov. zn Croydon. Wbi 124, 

8aiat-Hi!aire, Aagiri It Tsrfissar einer kMnen Sehrift fiber 

Kammermasik niter den Bachstaben L. M. D. Q. D. S. H. * 1870, 
st Aafaig Dez. m Paris, M6n§strel 891, Biogr. 

Satei -Stam, itlii 1% Theaterkapellmstr., si im Mm. za Littich. 

RiMmI, BtKasar*, Eomponist zablreicher Optra u. ©iiss Masiklexikon, 
si Ende des Jahres za Barcelona. MSnestrel 1890, 24. 

Sakat, S., siehe Joies, Capld. 

Sarreaa, A., Gesanglehrer a. Kapellmstr. ia Bordeaux, si das. im Juli, 

70 Jahre alt Wbi III, Sig, 717. 
Sehlag, Christlaa Gottlieb, Orgelbaumeister Ii Schweidnitz, si 10, M&rz 

das. Lessm. 1S5. 
SeMIpl, Dr. lavier, Notar, Liederkomponist , si SS, Mis za Cinay 

(Namnr), 85 Jahre ali Lessm. 206, Sig, 443. 
MMk* ^H^r* *■«, Egl. Stohs. Oberhoftrompeier a. D., ii 28. Jan. 

za Dresden, 68 Jahre tit Lessm. 77. 
8*briMtar, C. E, Inhaber einer grofsen Pianof.-Fabrik in Si Petersburg, 

si If, Mai in Frankf. a. M. Lessm. 250. 
IdMrlag, Dr. Jil, Oberkonsistorialrat la Dessau, Textdichter Meadels- 

sobn'seher Oratorien, ii das. 84 Jahre alt, 16 Des. Wbi 1890, 61. 
Sefcuaaa, Carta?, gesaehter Elavierlehrer a. Eomponist im Berlin, si 

das. 15. Aug., gib, IS, Mlrz 1815 so Holdenstedt. Mmk 282. 
SeMrttob, Jeha&a, ein ungar. Eomponist, it im Aag. N&heres fehli 
Sunt, IVlil. S. CaroUic, Geeanglehrerin za Frankfurt a. M., si das. 

77 Jahre tit, 5. Jani. Lessra. 250. 
Suit, Julius Robert, Masikverleger a. ehem. Bedaki d. Misikal. 

Oantralblattaa, si IS Jahre tit, 26. Sept is Leipzig. Wbi 487. 
8eha, Aitenie, Singer i. Gesanglehrer ia Padua, si im Sept. das., 

65 Jahre ali M6m§strsl SOS, Biogr, Bieordi 696. 

7* 



110 



Totenliste des Jahn* 1889. 



Seift mm Mini, Br. AraeM, vorztlgl. Eonzertsftnger, st 7. Mln m 

Marburg, Si Jahre alt. Bock 95. N. Z. £ M.- 162. 
Slefert, Heiorich, Geigenbauer in Leipzig, st das. 59 Jahre alt, 18. Juni. 

Wbl. 321. Big. 727. 
Skerle, August, Eontrabass - Virtaose a. bedeutender Theoretiker, st in 

Gnu, geb. 9. Okt. 1812 n Sleeken. Lessm. 222. Wbl 284. 

N. Z. £ M. 233, lekroi 
Sigismind, Erut W. t Elavierp&dagoge in Dresden, st das. 20. Aug., 

53 Jahre alt. Wbl 436. 
Smith, 8Idaey, Salonkomponist, st in London 3. Mftrz, geb. 14. Jul 

1839 ii Dorehester. M. Tim. 219. 
8§ll f Charles, Kapellmeister, st. im Okt, 73 Jahre alt, in Marseille. 

Lessm. 465. Sig. 1032. Mtaestrel 344, Biogr. 
Sprfiagli, J. J., Pfarrer, am das Oesangwesen in der Sehweiz hoch- 

verdient, st. 5. Pebr. zu Biesbach , geb. 4. Nov. 1801 in Zurich. 

Sehweiz, Musikztg. 17, Biogr. 
Stal, Faaay, schwedisehe Pianistin, st 21. M&rz zo Vesteras, 67 Jahre 

alt Lessm. 206. 

Steiaer, Fraaz, Tenorist i. Begisseur der Hofoper zn Wien, st das. 

25. Mai, 73 Jahre alt Wbl 301. Lessm. 280. 
Steins, Fritz, Pfleger d. deotsch. Gesanges in Amerika, st in Brooklyn 

im Fibr. Lessm, 87. Sig- 283. 
Steinway, Karl frtoir. Theod., Teilhab. d. Firma St. & Sons, st 26. M&rz in 

Braunschw., geb. 1825 in Seesen. Wbl. 189. Lessm. 157. Sig. 407. 
Stdeklia, Konrad, Benediktiner-MOnch in St Einsiedeln in d. Sehweiz, 

Mnsiklehrer i. Eomponist geistL a. weltl. Ges&nge, st das. im Febr., 

76 Jahre alt M6i©strel 144. Wbl. 262. Lessm 110. 
Stoer, Karl, Eomp., Violin, a. Hofmusikdir. in Weimar, st 17. Jan. das., 

geb. 29. Juni 1814 zu Stolberg. Lessm. 71, Nekrol. Mfinestrel 64. 
Stelber, Erast, Liederkomp. , Ghormeister n. Organ. , st 25. Jnni m 

Tarnis in NiederOsterreich, geb. 1833 zu Hdttendorf in Niederdstr. 

Deutsche Eunsfr- u. Musik-Ztg. 159, Nekrol. 
Still, Edoard, Eapellmstr. am Deutsch. Landestheat zu Prag, st das. 

7. Juni, geb. 1817 k Salsbnrg. M. Bsch. 101. Wbl. 818. 
Siilze, Berakard, Stadtorgan. in Weimar, st das. 5. Okt, geb. zu Wie- 

gendorf 1829. Wbl 522. Lessm. 465. 
Taafeerlik, Eirlee, berihiit Tenorist, st. 15. Mftrz zu Paris, geb. zu Bom 

16. Mftrz 1820. Miiestrel 88. Lessm. 185. Boek 104. Wbl. 161. 
Taaplia, Aigistas Lecbiere, ausgezeichn. Pianist, st 8. Mai zu Fulham, 

52 Jahre alt M. Tim. 348. 



Totanliste das Jatos 1889. 



Ill 



tmmm% lupite, Theaterkapellmstr., Eompositionsprof. a. Eomponist, 
si 30. Jani 11 Bom, 64 Jahre alt. M6nestrei 240, WbL SSI. 
8%. 727. 

Tfcajcr, Dr. Eagea, Organ, la Burlington (Amerika) a. Mitarbeiter am 
the Amerieajt musician, si 27, Jul WbL 368. Sig. 727, 

Thlele, ftaato, pension. Eammermasiker in Dresden, si das. SO, Okt. 

Mini, Karl, Mosikkritiker, si in Prag, 61 Jahre alt Leasm. 552. 

trine*, Ear! Jmrf, Begrtlnder d. grols. M&nnergesangvereins „Arion" 
in New- York, si das. 12. Mai, geb. 1885 zu Mayen bei Trier. 
Lessm. 241. 

Tutaf, ikwaaai, Eomponist geistl. Mnsik, si im No?., 84 Jahre alt, 

in Turin. Lessm. 552, WbL 638. Sig. 01. M6nestrel 391. 
¥al§i§sfa t Giorgio, Opernkomponist, si Enda its Jabres za Florenz. 

MSnestrel 1890, 16. 
faslia, ehemaL Solo -Violoncellist der Pariser gr. Op., Prof, am 

Eonserv,, si 96 Jahre alt, i. 5. Jali im Saint - Jolien - sar - Sarthe. 

M6nestrel 247, WbL 398. Sig. 649. 
¥§i§fi» s fiiti, Misikkriikar ii Mailand, si das. §1 Jahre alt. Bi- 

eordi S1S S Biogr. 

Vera, Moarde, Lieder- i. Opernkomponisi si Ende M&ra Is Bom, geb. 

das. im Febr. 1821 M6nestrel 112. Bieordi 250. Lessm. 185. 

Wbi 214, Sig* 665. 
fkarfae, Mmti, Komponist a. Dirigent za New-York, si das. 2. M&rz, 

gtk 1844 ii Freiberg (Sehweiz). Sig, 490. 
¥&ai, Aadrfe, &Uesi spat, Masikyerleger, Herausgeber der „Espana 

masieal", si lis M&rz ii Madrid, 8% Jahre alt, geb. 19. Jani 1807 

ii Barcelona. Lessm. 145, 
ftlft, Iheol, Violoncellist Is Leipzig, si das. 21, Jani. Lessm, 329. 
WagE*r y fftelffei, Egl. Slebs. Kapellmeister, Trompeten -Virtuose, si 

8. Oki Is Eipsdorf bei Schmiedeberg, g%h 20. Sept. 1829 ii Neu- 

wernsdorf im Erzgeb. Book S47. 
Wafaer, a. Sail, Pianist, Sehftler Liszt's, si im Haag, 8, Aag. 

WbL 472. Lessm. 406, Sig. 838. Mfaestrel SOS* 
W&I&r&L Jehaaa, Grofeherzogl. S&chs. Eonzertmeister, SchQler Spohr's, 

si in Weimar 10. Aug., gib. 11. Jan. 1813 to Poppelsdorf bei 

Bonn. N. Z. i M. 405, NekroL 
Wateoi, WiUftaa Miehael, Gesangskomp., Pianist a. Lehrer f si 3. Sepi 

it East Dalwieh , geb. St Jali 1840 m Newcastle- on -Tyne. 

M. Tim. 666, 
Womfeedi, siifes lurltrt. 



1 13 Girolamo Fantini, mm Virtaoe des 17. Jnhrh. mud seine Trompeten-Schule. 



Wtesii, Nickael, Organist, Pianist, Komponist a. Mrfgeit, st 76 Jahre 

tit in Cumberland. WW. 447. 
Xkraet* Jilts, Klarinettist, si 21. M&rz in Montreal (Canada), 33 Jahre 

alt. WbL 226. Big. §22. 
Yeng, J. W., Masiklebrer a. Chormeister, st. 50 Jahre alt in Wake 

field, 8. Sept. M. Tim. 603. 
Zerbiai, John Baptist*, Violinist, st. 27. Dez., 71 Jahre alt M. ISnu 

1890, 91. WbL 1890, 49. 
ZNler, Carll, Kapellmstr. d. 7. engl. Leibgardereg. a Komponist, st 

13. Jali zq London, geb. 28. M&rz 1840 zq Berlin, ging 1873 inch 

England cl war ein fleifsiger Btlchersammler, doch ak sehleehter 

Zahler bei den deutschen Antiqnaren geforchtek M. Tim. 486. 

Mteeetrd 247. 



Glrolaino Fintliil, eln fWios les slilielnten 
JabrhnndertB und selme Trompeten-Sehnle. 

Von Hermann Biahbonu 

Wir sind hentzutage noeh herzlieh sehleeht fiber die a&heren 
Beziehungen und Verh&ltnisse der einzelnen Oreheater-Instramente in 
ftiterer Zeit anterrichtet and sind selbst fiber Herknnft nnd Gesehiehte 
der doch immerhin noch am meisten erforsohten Streieh-InatrnaiaBte 
in vielen StUcken im Danklen. Aus &lteren Zeiten ist nns tber die 
ehiimls gangbaren Tonwerkzeage, die seitdem ganz versehollen mad 
oder sieh in moderne Formen umgewandelt haben, meist nnr Dfirftiges 
nnd teilweise Zweideatiges ttberliefert, sodass wir nns ?on ihrem Klange, 
ihrer Behandlnng nnd Verwendung keine klare Vorstellnng machen 
kftnnen. Ans diesen Grtadam mass e& der Mnsikforsehnig ungemein 
erwttnscht seip, wenn sis lUtere Sohnlwerke fiber einzelne Instrnmeate 
ermittelt and Gelegenheit bekommt, aas denselben Aa&chlflsse fiber 
die lnstramentalmasik frflherer Perioden zu gewinnen. Solehe Werk* 
sind nar in geringer Zahl vorhaaden , ftufserst aelten geworden nnd 
im Handel tlberaus toner. Die Schulen des Yenetianers Qamm habem 
in ditser Zeitschrift frttler Erw&hnung and Bespreohang gefunden. 
Wie jene aach von den Fl6ten handeln, so Yon einem andren Blaa- 
instrnment die am ein Jahrhandert spftter gedraekte Sohale des Vir* 
taosen Fantini Mr sein Instrument , die Trompete. H&tte Fantini 
seine Aufzeichnangen anterlassen, so wQrde er als Hasiker ana hentr 
zatage sehr wenig interessieren. Zwar gait er in seiner Zeit far im 



Gbofano hatini, dm Yirtaos te If. Jahrh. nm4 trine Trampetabfidhiile. iJJ 

mtm Troinpeter Italians ml wwit ¥01 aeinan Lmislaitei fa fiber- 
sebwtagllefasr Wsiit gtfsisrt Wir wissen aber, l&ss m im saefa- 
MbntM nnd a©b»ifilQi JabrfatBisri in Italian Mode war, mi 
aUem Virtnosentam, sei es ii G©sasg s aei es auf Instrumental, in 
proken, dass die Lobaserhebungen immar Ii Abhfcngigkeit vom Zeit» 
gmMm^A$ wamn, gotos sieh masikgesehichtlich wamig siehere 
SahlBsse damns Ziehen lasaan, nnd lass m sehlielslich ait solchen 
WertschStssnngen Infsarar gl&nzandar Effekte aaeh la nnsaren Tagen 
nicht rial mikm bestelit ist. Is soil isher das Lafeai Fantini's 
av aaweit, als es f Or Banrtailnng stiiss W«k« dianlioh ist, znm 
Gegenstanda dar JSrtrtening gamaeht werdan, wobei sich Qelegenbeit 
sir Bariahtigang einigar in cnsere Qnallan eingadrnnganer Irrtamer 
bieten wird. 

Wir wlmmi iber Fantini's ftnfsara LsbiisimsEiIa nichts fti&ar 
dam, wis nns sake Sehtls tigisbi HIsm&eb lit er ans Split! g#- 
bir% w» frtmbetia maggiora im Diansta las Gro&herzogs Ferdi- 
nand II. von Toseana, aina Stalling, lis sp&ter mil einigen Worten 
•rfrtert warden soil, nnd hat eine omfangreiehe Sammlnng von StQcken 
fte Trompete, tails ©his Begleitnng, tails all Basso continuo, verSffantr 
Heht, Ha im Jahra 16S8 in „Francofort" bai Daniel Vaastch ersehienen 
iii Latzterer Umstand bat 11 der ii mabraran Lexiais ansgesprochenen 
Annabma Yeranlassnng gegeben, dass Fantini lt Knn8treisen" in Deutsch- 
land nntarnomman haban mtsse. Darns, dass sail Opus ii Frank- 
fort arsehienen ist, einen solchen Schlase 11 Ziehen , ist mindestens 
voralig. Von Knnstreisen wird wohl in Danteehland znr Zeit des 
dreilsigj&brigen Krieges kaam die Bade gawasan sain. Denkbar fit 
freilich, dass der Yertreter eines martialisaban Instruments w&hrand 
der Wiiterqitrtisrt an HtsftqisrtlsFii nnd fdrsUichen Feldlagern 
hohan Harren die Zeit nil seiner Ktmsifertigkeit vertrieban habe. 
Yielleicht 1st ar anch im Gafolge seines Fflrsten an deutsohe HOfe 
gekomman, worfiber alia genane diplomatische Darstellnng jener Zeit 
allenfalls Anfsehlnss gaban k6nnta. Wann Fantini gaboren 1st, l&sst 
sieh genan nieht feststellen. Zwar enthftlt das Werk aim Bildnis voi 
ihm n im 87. Lebensjahre"; In as abar nngewiss ist, ob er gerade 
la Jahra 1638, wo im Work erschien, ii diesem Alter stand, so 
blaibt sain Labansjahr Im Zweifal. Das Bildnis zaigt einen sehr 
ifbsehai Kopf sit vollem , appjgen Loekenhaar, grader, kr&ftiger 
Nasa, grofeen, ansdrucksvollan Aagen, gehoben dureh Sehsirrbsrl und 
Kjjnnb&rtehen, Die auffallend stark entwiekelte Backen-Mnscolatnr ver- 
rU lis Yeranlagnng fir sain Instrument, Ein einfaeher breiter Hemd- 



114 Qirolamo WmMiu, tin Virtaos iǤ 17. Jahih. und seine ItompefeesJIaMa. 

tang §1 ibIiiii am Boeks ltat den Hals fGlig fmi mi rabededrJ* tin 
Bandolier fiber der Brnst trftgt die anf den Bids nieht stahtbare 
Trompete. Ao&erdem sehmlekl die Brnst ein Sehild nit der Inschrift 
Ferdinandos Seeimdis Imperator. Ob m sieh hier m tiara Orden odar 
ehrende Aaszeichnung darch den Kaiser handelt, oder dieses Sehild 
die Badantaag der Zogehftrigkeit zi der Eameradsehaft der deotsehra 
Feldtrompeter nd Heerpaaker hat, deren Satznngra mm Ferdinand JDL 
1828 dorch Privileg besttigt warden, welches der Kaiser 1830 
wiederholt konfirmierte ond erl&aterte, ist angewiss.*) 0ber Fantini's 
Todesjahr ist ins nichts bekannt In dem TonkQnstler - Leiikon fin 
1. L. Gerber ist eine am Ende des siebzehnten Jahrhnnderts blQhende 
Operns&ngerin Namens Gaterina Fantini namhaft gemacht, die m6g- 
lieherweise in verwandtechaftiichen Beziehongen za dem Trompeter 
stehen kann. Soviel oder sowenig l&sst rich fiber die ftdseren Ver- 
h&ltnisse des Virtuosen ermitteln. Destomehr B&hmras ist yon seiner 
Knnstfertigkeit Qberliefert. In welehem Grade er gefeiert war, daron 
zeogen nicht nor die diehterisehen Verherrliehnngen, deren einige in 
seinem Werke abgedrnekt sind, sondern anch die Qberlieferten febtl- 
haften Nacbriohten, deren tJbertreibongen wir nachznweisen im stande 
sind. Immer bilden sieh dergleiehen Mythen nm Personen, die ihrer- 
zeit grofees Aofsahra trrtgtra ind in aller Leate Mind waraa. In 
ersterer Hinsicht erlaobe ieh mir die beiden Gediehte aas dem Werke 
yon Fantini, etwas frei im VersmaTs tibertragen nebst den sehSnra 
Originalen hier mitzoteilen, deren nieht geringer poetiseher Wert am 
besten beweist, welehe Bolle ein Mann als Kdnstler gespielt haben 
muss, der so gesehiokte Federn zir Lobpreising seines Taltite in 
Bewegnng braehte. 

Madrigale del Sign. Alessandro Adimari. 
In lode dell* Autore. 

Fortnnata Flora, 
Figlia di Boma antica, 



*) Naeh Johannes Timnaeos T, V. Juris Publici Imperii. Aigentoati 1680 
best&tigt Kaiser Ferdinand II. d. d. Begensburg 27. Pebraar 1623 „die 18 Puncten, 
weleher sieh die Feldtrompeter wegen der Lehrjungen vergliehen." tJber dieee Pnnkte, 
mwm fiberhaupt fiber die rechtliohe Staling der gstamten Ttampeter ond finite 
im Deutschen Beiche findet sieh der reichhaltigste Stoff zusammengetragen in der 
juriatischen Inaugural-Dissertation „De Buocinatoribus eorumque jure". Vom Becht 
der Trompeter. Von Christianus Bantzland aus Torgau, Jena 1711. Vgl. former Job. 
Friedr. Scheid Dissert de jure in musicos singulari German. Dienste nnd Obrig- 
keit der Spielleui Jenae 1738. Siehe auch II, i M. 29, 65. 



Girolamo ffcotmi, sk Yirtoos dee II* JaiulL mid leuoe tapteMii, %%$ 



1 dalle sit ventore Emala arnica, 

Til isl too lags 11 noovo Enea godi bora, 

Obi pit! d'on Palinoro II id Tirreno; 

ft wiifi la Miseno, 

i Girolamo I qui, sonante ogni ora 

Con si mirabiF arte, 

Obi pod eol fiero canto seconder* Marte. 

I toglie (par former si vagbi aeeenti) 

All Wmm la Tromba, all 1 Aria I Venti. 
0 gtdekliehes Florenz, berdhmt in alien Landen, 
Ik war das alte Bom, iss dir verlieh das Leben, 
Nacheifernd willst it seine Herrliebkeit erstreben, 
In deinem EOnig isl A§a§a§ nen erstanden, 
Dtr aaiifaeii Palmar gebietet aof dem Meere, 
1km fehlte nor Misen Msfaer si seiner Shre, 
Doch Girolamo macbt den Vorworf gleieh si scbanden, 
Bm all so hoher Konst zo walten weifs sein Ant, 
Bus m doreh stolzen Sang den IriepgtE selbst entflammt 
Und, da si rtlhmen ibn ich sonst niebt Worte finde, 
Der Fama raobt das Bohr and raubt der Loft II© Winde. 
An&erdem das folgende Soiitt, 

D* Aitora incerto a! medesimo. 

Qoesto ehe al soon li bellieo stromento 

A! 8qo volar fh vadllar dmiefi, 

It hast© fraeassar, fremer imMm 3 

Mil fared del folmine e del vento: 

Hor eeoo come in Mmim eoneento 

Fk raddolcendo gfimpeti pib fieri, 

Langoir II gioia § Dame § Cavalieri, 

Volto in amore 1 Martial talento. 

Meravigliosa insieme arte e natora, 

Tanta virtode la urn sol petto serra, 

Chi lil priseo Misen la fiat oseora. 

Monarca della tromba hoggi egli $n terra, 

Ci s bl dei eor la vittoria §gm f h§r sieora, 

Arbitro della pace § della goerra. 
Er, der in Spiel der Eriegstrompete bocb erfabren, 
Bareb sie, wenn's ibm beUebt, Helmbttscbe sebwanken maehte, 
Zem Splittern Speere aoeb, zom Enirsehen Zeltar bracbte, 
Die wilder, als der Blitz ond als iia Winde waren: 



HI GiioUmo Rutini, on Turtnos iss 17. Jahrk mi soue TranpeteMud*. 

Sihfti , wie derselbe Mann beim Spiel der Insirnmente 
Der Leidensohaften Stote bek&mpft, and Htrrn mid Damen 
Vor fried© beben l&sst, die dort zpsammenkamen, 
Wenn er vom Eriege lenkt zar Liebe die Talente. 
Bewundernswert an ibm 1st Eunst and ist Natur, 
So grofee TQchtigkeit in eine Inst gedr&ngt, 
Bass er verdonkelt gam Misen's, des alieft, Spir, 
Der Tromba First stebt er aaf Erden anbeschrtakt, 
Ibm blibt der Herzen Sieg, ersehallt sein Blasen nor, 
Ob Erieg, ob Frieden sei, m wird von ibm verh&ngk 
Was die fabelbaften NaebrieUten fiber Fantinfs Spiel anbetriffi, 
so beschrftnke ieb mich anf die eine, die ibren Aosgang His einer 
Stelle bei F. M. Mersenne. Harmonioorum libri XII, lib. II de instrn- 
mentis harmonieis, propos. 18, 19, 20, wo er die Trompete abhandelt, 
genommen hat Mersenne, dem offenbar die physikaliacha Unwandel- 
barkeit der harmonisehen Obert&ne donkel ist, sagt: „sospieor, eruditia- 
simos Tubieiaes spiritual ita moderari posse, it aingalos tonoe a tertia 
vel * quiata nota versos aoatam officiant, hoe est, per gradns ascen- 
dant: quae snspieie Uteris domini Boordelotii mediei doetissimi ad me 
Bon* missis vehementer aogetur, qaibos assent, se ab Hieronymo Fan- 
tino, totios Italiae excellentissimo Tnbioine aadivisse qaod tones omnes 
saa tnba caneret eosqoe sonis organi Gardinalis Borgnesii janxisse, quo 
Hieronyma8 Freseobaldi, Duds Hetroriae et Eeclesiae Bomanae D. 
Petri Organists eoncinne ladebat: qaamqnam Tobieines Daeis Creqnisii, 
qai tone extraordinaria pro rege nostro Ghristianissimo Ladovico XIIL 
legations fangebatnr, assernerint, tonos praedicti tubicuris spnrios, eon- 
fisos et penitas inordinatos faisse." „Ich vermnte, dass die erfahrensten 
Trompeter den Atom so in der Gewalt haben, dass «# die einzelnen 
Tone von der drittcn oder von der fttnften Note an (e, g) nach der 
H6he za heraasbringen, n&mliob stufenweis aafsteigen? eine ¥©mt- 
tong, welche dnrch einen von dem hoobgelebrten Arzte Boordelot von 
Bom an mieh gerichteten Brief stark vermehrt wird t worin er ver- 
siehert, er habe von Girolamo Fantini, dem vorzttgliebsten Trompeter 
von ganz Italien gehftrt, wie er alle Tin© anf seiner Trompete blies 
and dieselben mit dem Elange der Orgel des Cardinals Borghese in 
tJbereinstimmang bracbte, aaf weleher Hieronymas Freseobaldi, Or- 
ganist des Herzogs von Etrurien und der St. Peters -Eirehe, lieblieh 
spite; . obwohl die Trompeter des Herzogs von Greqai, der damals 
eine anfeerordentliche Gesandtschaft fir ansren allercbristliohsten EOnig 
Lndwig XE ansriebtete, vermeintea, die Ttoe dee vorerwlhnlen 



Givolaiiio Fantini «a Tartans ins 17, JAA mi mm l»B^to^AaI#- J17 

Tr©ffip©lsw seian nnaeht, verworran and gSndieh regellos pwasit." 
Menenne sebliefat nil den Worten: „Ut il stt, slid possint ill© gra- 
in fieri, sift ftp igEsmi, dignom est e#isM§»B0iit t ear mem ita fiant 
obviam, ac iatervalla praedieia, il quia tandem illias pbaenome&i veraa 
rationes asseqaatar." „Wie ita aneh sei, ob jene Toastofen si studa 
komman kftnnen, ob sis widerstreben, §s 1st der Beaehtong w&rdig* 
waram sit niobt m sBsp»ek« s wit die mwm genannten Inter valla, 
tif l&ss emdlioh jamand die wahren Grtoii jener Imahsiaamg §r- 
iMa u Obwohl die f§rf§sfaf©itaii© Aksslik lisses Bttael Itogst gel&et 
hat v ist i©efa daa M&rehen von der ctaromatisetaii Skala das Fantini, 
&!§# will hinaosgehend ibir ila angeftihrte, ?on efaremaisciia Inter- 
vallen alibis beriehtende Stella, in Hi MisikfisiMehto gednmgen. 
litis (Biograpbie nnivers. das musioiens, Atsg. von 1882) isl dawn 
m fim ims er lie JUarstmii'sefas Stella m gnnataii der 

Tradition la folgender, im Wartsittn gradeni verdrebender Waiea 
wiedergiebt: „tandisqoe les trompettes attaches an doe da Cr6qai, 
ambaasadear It Lonis Hi I Borne, voulant l'imiter, ne faisaient en- 
tendre qae its sobs raaqnes et confiis." Eine eingebande Erklftrang 
ier tot Fantini versucbten ungewObnliehen Intervalle m5ge bier Plate 
finden. Ii der &lteran Zeit, wo sich die Tonkanst noeh im Basils* 
raeht armaeliger Ansdratfksmittel befand, verfiel man mi allerhand 
ktastliehen Ersatz sowobl bei Singstimmen t wie bei Instromenten. 
So wie ski, am lie feblenden Fraaenstimmen in der damals £ber« 
wiegenden geistlieben Musik n eroetEan, neben mid vor 4a® Oaatraten- 
tam die kUnstliebe Heraafeiebang ier Mftnnerstimmen in die Alfc- 
nnd Sopranlage dareb Aasbildung im Falsett einbfirgerte, hatte sieh 
smeb s m den mangelhaften Umfang ml die Tonarmat, namentlieh 
bei Blasin&rmnenten, m ergftns&en, ein Instramantal-Falaatt eiagebtlr- 
gert, von dem z. B. bei Praetorius mebrfaeh die Bade lit. Obwohl 
zwiseben der Kopfetimme and der Art and Weise, wie gewisse auf 
mntm Instrument eigentiieh niebt vorbanden* f Sit hervorgebraebt 
warden, gar keine Analogie besteht, so wandete man gleiobwobl den 
halogen Ansdruek an, wobei tbrigens noeh aaf %mm Untersebied 
hinsoweisen ist. Denn wenn Praeiorius (Syntagma innaiaum lib, II. 
Cap. 1. Wie ila Wdrter Instrument and Instromentist, Aocort, Sorten, 
Falsett-Stimmen im Pfeifen and anderen Instromenten m verstebsn 
sein.) definiert: „Fal8ett-Stimme ii einer Pfeifen and aadren Instru-* 
menten wird genennet, was fiber eines jeden biasandea Instruments 
natttrlieber Hdbe oder Tiafe von eim goten Meister ^nwege braebt 
mi beraos geswongen warden kann," ss passt dies niebt eigantiidi 



118 Giiolamo Itatini, da YirtooB des If. Jahrh. mi seine TtanpefaiMiole. 

iif den Aasdraek Falset, insofern als im HObe wenigstens bei keinem 
-Blasiisirimini derart begrenzt 1st, lass man Qber aim bestimmtes Inter- 
tall hinaus hervorgebraehte Tone alt ranatttrlieh, als Falsett (in der 
Ableitung von falsos, geftbeht* betrtkglieh) bezeiehnen kflnnte. flber 
die erreiehbare Hfthe ond aaeh Tiefe entseheidet gewftbnlieh die in- 
dividuelle Beaniagnng des Instramentisten; die Aiten aber misstem auf 
ihren so therms mangelhaften Tonwerkzeagen hltlg allerband Ktlnste- 
leten dee Ansatzes, des Fingersatzes i. 8. w. anwenden, am die ? or- 
gesehriebenen Interyalle hervorzabringen. Und diese letztere Mauler 
ist wobl das eigentliebe alte Instrumental - Falset Urn dieses dareh 
einige Beispiele za erl&utern, so war es eine Anwendnng des Fal- 
set, wenn man aaf Pfeifen teils darcb Treiben and Sinkenlassen di» 
Tons, teils doreh mannigfaltig kombinierte Griffe, dareh nar halbes 
Zadeeken eines Griffloehes, oder aaeb dareh eigent&mliehe Mund- 
stellang, dareh absonderliehe Luftftlhrung die natttrliche Tonarmat des 
Instrament8 za ergftnzen suchte. Aaf der Qatriitt masste z. B. noeh 
im vorigen Jahrhandert, be?or dieselbe dareh das heate geltende 
System von Klappen verbessert war, von solehen Eonstmitteln stark 
Gebraaeh gemacht werden. Aaf dem einfaohen Waldhorn kami man 
die Oktave des eigentliehen, ganz onpraktikablen Orandtons am eine 
verminderte Qaint dareh alle Halb- and GanztOne herabziehen, wobei 
alierdings nar ein sehwacher, gedftmpfter and ganz anzareiehender 
Ton gewonnen wird, der aber ehemals gentlgte, sodass dergleiehen 
Falsetrlntervalle z. B. von Beethoven (Horn-Sonate, Op, 17, G, Fis t G f 
kligt 0,1,0, Sextett fir Streiehqiartett md 2 HOrntr, Op, 88, 
ehromat Herabgehen vom erw&hnten 0 bis zam G, im Elange Es 
bis B) vielfaeb angewendet werden. Die Skala eines ehemals in 
jeder Milit&rmosik vertretenen Bass-Instruments, des mit den Zinken 
nahe verwandten Serpent, berahte beinahe vollst&ndig aaf k&nstlieher 
Herstellang dareh den Ansatz des Blftsers, der mit einem gaten Gehftr 
begabt sein masste, anter dieser Yoraassetzang jedoeh dareh Treiben 
und Sinkenlassen eine ganz reine ehromatisehe Tonleiter erzeogen 
konnte, welehe dem Instramente bei seiner hftehst mangelhaften Ban- 
art, der alien Gesetzen der Akastik zawiderlaafenden Lage der Griff- 
lOeher eigentlieh gar nieht eigen war. Bei dem gewdhnliehen Chor- 
Zinken, dem man doeh ehedem alle mGgliehen Intervalle, Passagen, 
Triller a. s. w. zamatete, mass ebenfalls die kttnstliehe Behandlong 
das beste than, am eine reine vollstftndige Skala za geben, and aoeh 
aaf diesem Tonwerkzeage kann man, obwohl der Umfang in der 
Tiefe mit a absehlie&t, dareh Heranterziehen dieses Tons noeh einige 



Giiolamo Ifcntiiii, ein Virtuoe dee If. Jahrh. und seuui Trampeten-Sohole. Hi 

f oislifai erhng en. Grade auf der Trompete aber ist aas akustisehen 
Grttnden , deren Erdrterung one hier 11 weit ftthren wtrli, mittels 
falsetistiseher Behandlnng niehts zq erreieben ; der Tom lisst sieh 
zwar stark treiben und ungef&hr om einen Viertelston senken, aber 
obne diss man anf diese Weise neue, anf dem Instrnmente sonst 
nieht vorhandene Stnfen erlangen kann. So erreieht man beispiels- 
weise dnreh Sinkenlassen im ?oi Natnr zn tiefen b die Tonstufe a 
nieht in branehbarer Weise, ja man kann anf diesem Wege niebt 
einmai einem Haupt-Cbelstande der einfaehen Trompete, dem als fis 
zn tiefen, als f zn hohen, nnreinen 11. Oberton abhelfen, weleher 
immer aneh einem weniger anspruehsvollen Gehftr, wenn er niebt gans 
vornbergehend anftritt, unertrftglieh erseheint, so dass man sieh billig 
fiber die Anspruehslosigkeit nnserer Voreltern wnndern miss, die sieh 
an dergleiehen, in der frfiheren Masik so h&ufigen Eanten nnd Eeken 
nieht stie&en. Der Versueh, anf der Trompete in der drittenjOktave 
vom Gnmdtone die Ltteken zwiseben den Naturtonen "c e g b c dnreh 
Falset erg&nzen zn wollen , ist eine aknstische Ungeheuerlichkeit. 
Dnreh Herabsehleifen nm einen Halbton erzengte Stnfen klingen bei 
der Sehftrfe nnd Helle, welehe den TOnen dieses Instruments eigen 
ist, nm so absehenlieher. Denkbar wire es, dass Fantini sieh znr 
Herstellnng seiner fabelhaften Skala in der dritten Oktare des Stopfens 
bedient habe, jenes sp&ter beim Waldhorn so wnnderbar ansgebildeten 
Hilftmittels, dessen dem Gedaekt bei Orgelpfeifen analoge Wirknng 
anf mehr oder minder stark ansgeftlhrter unyollstftndiger Decking des 
Bohrs im Sehallbeeher mit der einen Hand bernht. In diesem Falle 
aber bfttte er sieh einer knrzen Trompete bedienen mfissen, weil die 
L&nge der sonst ftbliehen Instrnmente in Es, D, C i. s. w . die Er- 
reiehnng des Sehallbeehers mit der Hand anssebliefst Knrze, d. h. 
dnreh Znsammenlegen and mehreres Winden des Bohrs knrz geformte 
Trompeten waren schon im siebzebnten Jahrhnndert gebr&nehlieh and 
zwar hanptsftehlieh in Italien. Sie fuhrten den Namen Inventions- 
oder italienisehe Trompeten nnd warden im achtzehnten Jahrhnndert 
aneh in Dentsehland bei der Infanterie-Mnsik verwendet Sehon Prae- 
torins ist mit dieser Banart des Instruments vertraut, denn er sagt: 
„Etliehe lassen die Trammeten, gleieh einem Posthorn, oder wie 
eine Sehlange zusammengewunden , fertigen, die aber an Besonanz 
im vorigen nieht gleieh sein.*' (Syntagma mus. T. II. Gap. VI.) Outer 
seinen Abbildungen befindet sieh eine derartig konstrnierte Trompete. 
Mit Hilfe des Stopfens l&sst sieh allerdings in der dritten Oktare vom 
Grnndton znr Not eine ehromattsohe Skala her?orbringen, wenn aneh 



120 Girolamo Fantini, ein Virtues im 17. Jahrh. mid seine Itanpeten-SohiilB. 

iii gastepftsi TUis to grellem Gegensatze za ism offenen stehen. 
Mr erseheint es daher nicht aasgesehlossen, dass Fantini seine Skala 
aof diese Weise herstellte , wenn aaeh nirgendwo ais seinem Jahr- 
handert von der Anwendang des Stopfens bei der Trompete lis Bade 
1st Endlieh wfire noch slat M5gliehkeit Im Betraehi si Ziehen, n&mlieh, 
iftss er ©lit tromba it tirarsi angewendet haben konnte. Aas dem 
Ende Its siehzehnten Jahrhonderts Isl Its Vorhandensein dieses 
nicht oninteresaanten Tonwerkzenges, von dem sieh kein Exemplar 
bis anf nnsere Tage erhalten 11 haben seheint, nachgewiesen. Is dem 
satyrisch - polemischen Masikanten - Roman „Der musikalische Qaaek- 
salber" (Dresden 1700 ersohienen iii Johann Kuhnaa zagesehriehen) 
renommiert der Qaaeksalber Oaraffa (S. 81) vor den Stadtpfeiforn: 
„ Ja, ieh habe mieh aaeh sogar auf Pfeifen exereiret ill habe ich im 
Italian bei mancher opera auf der Trompete mil den vortrefflichsten 
Castrates, Sopranisten and Altisten eoncertiret, dass mancher h&tte 
sihw§r#a sollen, meine Trompete and die Diseante mi Alte wlrai 
einerlei, so fit and hartig wesste ieh alias za iiprimirea, — Die 
is der Oompagnie sahen einander an, Ism sit wussten, dass es nicht 
angehen klliii, absonderlich , wmm er yon Altisten redete, deren 
Stimme er ail der Trompete wollte imitiret haben. da doch solehes 
Instrument im its Ambit dieser Stimme gar arm 111, mi wo us 
nioht much jetziger Invention eingeriehtet ist, dass sit sieh naeh Art 
isr Trombonen Ziehen l&sset, lit wenigsten Tonos hat, sei denn, 
dass der Altist niehts anderes, als dan Marefas gesangen h&tte." Johann 
Ernst Altenbnrg beriohtet in seinem 1795 in Halle (bei Jos. Christ 
Hendel) ersehienenen „Versueh einer Anleitang sir her mmh - siisikir 
lisehen Trompeter- mi Paaker-Kanst," einer ftberaus interessanten, 
hdehst leifsig and grtadlich abgefassten Monographie, wie wir lie 
for all© Orehe8ter-l&8tramente sis ftlterer Zeit braachen kftnnten, ttber 
H§ in Frage stehende tombs is tirarsi , oder Zag- Trompete, dass 
gewfrhnlich lis Tflrmer und Eonstpfeifer dieses Instrument ram Ah 
blaSen geistlieher Malar gebraosfaen and dass dasselbe einer Altr 
Posaone fthnlieh sei. Es ist allerdings sehr fraglich, ob dieses Ton- 
werkzeog sehon air Zeit des Fantini bekannt gewesen se, mit seiner 
HUfe konnte eine ehromatisehe Skala in voller Beinheit gegeben 
werdeit, was freiiich mit im Bemftngelangen lar Fantini'sehen Skat 
doreh lit firaozfleischen Trompeter la Widerspruch stehen wfirde. 
Ieh habe nan mils Mdgliehkeiten ♦ wis Fantini das Konststflck mm 
vollstftBdigen Tonleiter in der dritten Oktave seines tonarmen Instro- 
sfcsata produoiert haben kCnnte, erdrtert, ohne mieh bestimmt for die 



Ofkdarao Funtini, da Yixtaos dee 17. Jakrh. mid seine Trampeten-Sehule. 121 

eine oder alar© entscheiden n kftnnen. Mir das eine ist bestimmt, 
iass mil dem blofeen Ansatze etwas derartiges nicht geleistet werden 
kasn. B#r erwfchnte Altenburg, eli Sachkenner uratei Bangea, Mil 
die Sache fir so aosgesehlossen, dass er nicht mm Wort laribtr ver- 
liert, obwohl er die mOglichen Intervalle sehr genan abhandelt. Nicht 
einmai Ii der vierten Okt&?@ bill er erne Cbromatik fir [eh, in- 
dim er sieh dahin aussprioht (a.a.0. p. 71): „Wenn aber iialg© es 
wagen, Ii der zweigestriehenen Olarin - Oktave andre Semitonia, ala 
besagles Is mi ais n soehen, s© helfst its eine lust tlbcrtrelben, 
nnd Mil daher, sonderlich bei langen Noten, in's L&eherliehe ill 
Abgeschmackte. Diss© Oktave gebraaeht man meistens diatonisch, 
wiewohl man auch Im Ansehong Is and ais ehromatisch blasen kann." 

Bevor ich mieh nan m dem si beepreehenden Werke wende, 
isl es zweekm&fsig, aber die Staling, welche sein Verfasser einnahm, 
einiges voranzasehicken. Von alters her ist ein zweifacher Gebraach 
der Trompete 11 anterscheiden, sis ritterlioh - milit&rischer nnd ill 
profan-b&rgerlicher. Da im Heerwesen las Mittelaiters aof dem Lehns- 
vcrbande rnhte, so standen silt GHeder des Heeres anter einander 
im vasallitischen Verh&ltaissen. Aneh im Verh&ltnis der Trompeter, 
deren wichtige Verrichtangen im Eriege sit von jeher nit einer ge- 
wissen Wdrde amgaben, si ism Herren, Ii deren Sold nnd Diensten 
gie standen, war das von Lehnstr&gern geringer Art, Bei der Aif 
Ifeng las Lehnswesens and dem ftbergang in im modernen Staat 
blieben die Yorrechte and die eigentQmliehe Sonderstellnng, welehe 
sich for diese milit&risehe Elasse gebildet batten, bestehen and warden 
&mt dem Anfang its siebzehnten Jahrhanderts 11 einer kaiserlieh 
ssnktioiitarten 5ffentlichrechtliehen danernden Institution im Deofsehen 
Beiche. Neben dem kriegerischen Gebraaehe its Instraments batten 
aber diese privilegierten Trompeter la Lanfe der Zeit die Verwendang 
desseibea ear Eanstmasik Ii hohem Grade aasgebildet, sod&as bei im 
Bildang einer selbst&ndigen Instramentalmasik salt its Bnde des 
sechzehnten Jahrhanderts die Trompeten sogleieh ais sehr willkom* 
mene and natzbare GHeder im Chore der Instrumente verwendet werden 
konnten. Andrerseits befand sieh von jeher dasselbe Instrument Ii 
den H&nden von Spielleuten, Gaaklern, TOrmera and ward vol diesen 
wihrnehikiei ebenso pt behandelt, ais mm, den ritterliehen Trom- 
petern. Gleichwohl standen diese profanen Tranpstif im solchem 
Grade nnter dem alten Banne der Unehrliehkeit, welcher Jahrhanderte- 
lug den Spielleaten anhaftete, dass noeh die Beichs-Polizei-Ordnong 
von 1548 erkl&ren mnsste: „Wir s#ts« s ordaen and wollen, dass die 



122 Giwlamo Fantini, ek Virtaos iet 17. Jahrh* mi ammm Tiompelfln-Scliiile. 



Leineweber, Barbiere, Schftfer, Mailer, Zflllner, Pfeifer, Trommeter, 
Bader mid ii§ derail Eltern, davon sie geboren and, and ihre Kinder, 
so sie sieh ehrlieh and wohl gehalten baben, hinftro in Zfinftao, 
Gaffeln, Ampten lid. Qilden keineswegs aisgtsehlossti, sondern wie 
andre redHehe Handwerker anfgenommen and dam geaogan warden 
aollen Sehon in filnfeehnten Jahrhundert hatta dia waahaande Maeht 
der Sifidte YaraDlassong gegeben, dass Eaisar Sigismnnd dan Beieha- 
st&dten das Privileg verlieh, gleich dam Adal Trompatar in ihra Dienste 
it nehmen,*) wogagen dieser heftig reagierte, wia naabfolgandaa 
polamiacbas Gedicht zaigt (abgadr. in Joh. Janssan: Geachichte das 
dantsohan Volkes, B. I. S. 281), darin as hai&t: 

E5nig Sigmund was dar Sinn baraibt, 

do ar trammat nnd pfeifen erlaabt 

dan statan so gemaina; 

das hat in praeht (gabraebt) gross flbermat, 

ae ghflrt naeh rechter gwonheit got 

dan Flrsten n allaina. 
Endlos ist der nach Erteilung kaisarliehar Privilegien an die n 
ainar „Kameradschaft" geeinigten „gelernten" Trompatar antbmanta 
Kampf mit dan gawOhnliehen Mosikantan, TOrmarn u. s. w. fiber deren 
Befognisse, Grenzen and Umfang des Beahts aof Gebraach dar Trompete. 
Dia piblMstisaiai Sahriftsteiler des 17. Jh. (Limasis, Faber, Pnfen- 
dorf u. a.) anthalten dartiber amfassendes Material. Als eine Spesial- 
Elassa der privilegierten Trompeter hatten sieh die Hoftrompeter, dia 
bei den yerftnderten Yerh&ltnissen weniger dem Kriegs-, als dem Hof- 
Dieist obznliegen hatten, heraasgebildet. Ihre Yerriehtangen waren 
sahr yersehiedener Art, denn sie hatten nieht nnr allerhand Heine 
Dienste, Botengftnge, Kurier-Beisen zn besorgen, mossten nieht bloft 
bei Hofe bei alien Gelegenheiten mit ihrer Trompeterknnst aufwarten, 
sondern waren aaeh sp&ter, als an den meisten Hftfen voUst&adiga 
Eapellen eingeriehtat warden, soweit sie muaikaliseh vorgebildet waren, 
in diesei mitzawirken verpfliehtet.**) Bei vielen titeren Hofkapellan 

*) Das Privileg Trompeter za halten, erteilte der Kaiser zuerst nor der Stadt 
Augsburg 1426, wfihrend die anderen Beichssttdte nur Tdrmer haben durften. 
ipittr erlMtaE die Vergttnstigung viele Beiehsstldte. Sprenger Delineatio mmm 
Imperii, p. 441. Strit- Trompeter gab m im wrigen Jahrlrandert in Nfiiab«g» 
Frankfort a. M. t Hamburg, libeek u. a. St, die ngMch Kapellmitglieder wansa 
and eine Besoldang worn xmgefthr 300 Thaler hatten. Altenborg, a. a. 0., p. 29. 

■ **) Nach der oben citierten Monographie von Altenbarg sind die Verrichtangen 
der Hoftrompeter folgende: Gesandte zur Andienz einholen, zor Tafel einladea, aof 
Reisen cllis Qoartiare bestellen, bei iw Tafel die AoMcht fiber die Dimer ftihusa, 



Grroiaino Eurtini, dm Virtuos des If. Jahrh. and seise Trompeten-Schule. 123 



findel man die Einrichtong, dags die Trompeter and Paaker eine Or- 
ganisation aafserhalb des Bestandes der Eapelle haben. (Bekannt sind 
diese Verhaltnisse f&r Frankreich, rgl. auch die Excerpte aas dem 
fmM Is la Pranee 1661 von Wasielewski ii dies. Zeitschr. Jhg. I38i s 
S. 115, Unter demselben Namen Haiti sieb die Einricbtong am 
Tariner Hofe tig Seoderia (in Frankreich 6corie), tgl Gialio Boberti : 
La capella regis ii Torino 1515—1870. Turin 1880, S. 18, Desgleichen 
ia Dresden, wo erst 1816 die Trompeten ii der Eapelle darch Eammer- 
mnsiker besetzt wnrden. (Siehe M. Firsteiat: Beitr&ge zur Geschiebte 
der Kg!, s&chs, mnsikal. Eapelle. Dresden 1849.) Was nan anseren 
Fantini anbetrifft, so dftrfte naeh dim Mitgeteilten seine Stellang am 
medicaeischen Hofe ziemlieh klar sein, nnd wenn er sich sis trom- 
betta Higgler© bezeichnet , m darfte dies iigefihr mil Ober-Hof- 
trompeter m flbersetzen sein, It mm ihm bei seinem lift wohl eine 
bevorzagte Position unter seinen Eollegen vindicieren darf. Dass Fan- 
tini nicht bloDs bsi Hofe, sondern aach in Eriegsdiensten seine Eanst 
geflbt hat, seheint mir its dem sogleich anznfahrenden Titel seiner 
Schrift hervorzagehen, sowie sis der genaaen Aaffthrang aller damals 
bei der Beiterei gebrfcachliehen Signale, in Deutschland ehemals „Feld- 
stflcke" genannt. 

Nach alien liases Aosfthnmgen, die yielleieht zn lang geraten 
sind, mir aber geeignei schienen, zam besseren Yerst&ndnisse einer 
so eigenartigen Erseheinung za dienen, wis sie Fantini and sein Bach 
darstellt, wende ich mieh diesem za. Sein TIM laatet vollst&ndig: 
Modo per Imparare a sonare In gr. 8?o. 

Di Tromba 
Tanto ii Guerra 
Qaanto Masiealmente ia Organo, con Tromba Sordina, 
col Gimbalo e ogn' altro istramento. Aggiantovi molte sonate, 
come Balletti, Brandi, Oapricci, Sarabande, Gorrenti, Passaggi, 
e sonata con la Tromba & Organo insieme. 
Di Girolamo Fantini 
Da Spoleti 

Trombetta Maggiore ial Sereniss. Gran Daca 
if Toscana Ferdinand© II. 



diplomatiscbe Aaftr%© tiberbruagttn, ia der Kanimermu&ik mitwirtai, aach Heta* 
fester als KUchen-, Jagd-, Keller-, Forstschreiber, Hoforganisten, Fouriere. (S. 27.) 
Pie Xamicer- and Coneert- Trompeter bleiben mit dem Tafelblasen verschont, urn 
si A nicht den An&atz zum CterinblaBen m verderben, sie tragen auch nicht Ldrree, 
we die aadren. (S 28.) 

Honatth. t Mwikgeidi. Jutogiuig XXfl. No. 7. 8 



124 Girokaio fmtliil, dm futnos Isi 17. Jahrh. mid seine Trompeiett49dHde. 



(Wappen) 

In Francofort Per Daniel Vuastch 1688. 
Con Licenza de' Superiori. 
Yoastch 1st wohl als Drnckfehler fir Vuatsch 11 nehmen. Eiwn 
Drucker oder Verleger dieses Namens habe ich vergeblieh gesueht, 
die mir zagftngliehen BQohdraeker - Lexiea fahren ill nieht aaf. 
Welches Frankfurt hier gemeint §§i, ist auch zweifelhaft. Yfelletebt 
lit Yuatscb nnr der Name des Bochf&hrers Oder Kommissionlrs, da* 
Werk in Italian gedrackt and einem Frankfurter Bnehhftndler sum 
Vertriebe fir Dentschland tlbergebeu worden. Das der Berliner Biblio- 
thek entlehnte Werk ist zusammengebunden mit: 
Oorrenti, Gagliarde e Balletti 
Diatonici, Trasportati, Parte 
Cromatioi e Parte Henarmonioi, 
Con on Balletto a Tre, Passi, e mezi a die & a tre 
per sonarsi nel Glavioembalo & altri Stromenti 
Del Signor Martino Pesenti cieeo a Natiyitate 
Libro Quarto. Opera decima quinta. 
Bacoolte d'Alessandro Yincenti. 
Dedicata 

al Clarissiino Signore & Patron mio osservandissimo 
il Signor Claudio Paalini. 
Venetia, Allessandro Yincenti 1641. 
Die Widmong an den Grofsherzog lantet: Ener Hoheit grofa- 
herzige Freigebigkeit and die anendlichen Verpflichtungen, die ieh 
gegen Each habe seit den acht Jahren meines Dienstes, haben mieh 
-bewogen, ein kleines Zeichen von Erkenntliehkeit ond Dankbarkeit 
meinerseiis zn geben, der ieh in Hinsieht anf das, was ieh einem 
solchen Fttrsten, meinem Herren ond Patron schaldig bin, sehr mi- 
bedeatend za sein bekenne: denn seine Gnade war Yeranlassong zn 
dem bischen Mafse, das mir seit drei Jahren bis jetzt znweilen ver- 
gflnnt war and im Verein mit Stadiam und Eifer, soweit mftglieh, 
mich hat ein sehwaches Werk hervorbringen lassen, gleiehwohl nieht 
anbeschwerlioh , darin ich die Trompetenkanst von ihren ersten Am- 
fitngen bis za jener &ufsersten Yollendang , die anerh5rt war toc 
unseren Zeiten, abhandle, indem ich jedwede Handhabang derselbesi 
meht nar in kriegerischer Bedehung lehre, sondern aach jede andere 
irgendmdgliche Leistung, die der Trompete zukommt So bitte ieh 
denn Eare Hoheit, diese meine anvollkommene Arbeit in Earen SchaU 
za nehmen, wie ich sie gebe und widme zar Bezeogang meiner anf- 



Girolamo Ifcntiiii, dm Virtue* its 17, Jahrh. und seine Trompeten-8ohule. 125 

richtigen ¥s»hraig. Keinem sonst als Eorer Hoheit l©mt© und 
iirftt ich solch' mm Werk aberreiehen, einmal, will es meine Pflicht 
and Schtldigkeit erheischte, dem II© Fracht n opfern, der si© hills 
©rwMhssi lissii, sodann, weil lis arblttfate Vollendung der Trompeter- 
kunst keinem anderen gsbihrt©, als dem Beherrscher der Tiller, die 
sehon s© vieler llmste Erfinder waren. Uil indem lei mich mm 
mm Schlusse mit tiler schuldigen Hoehaehtung yor Each beuge, er- 
bitte ieh fir Each ?om Himmel die Irfilsag mmm jeden Eorer 
Wttnsche. Gegeben am 20. April 16S8. 

Ich meine, disss Widmang sprieht gleichmfiisig fir den Biidungs- 
grad f wie fir im Gharakter lis Dedikanten mi kontrastiert an- 
genehm mit Ism seryilen Ergtissen, wie si© deutaehe Mosiker la jener 
Ml beliebten. 

Die textlicben Erl&uterungen dee Verfassers zu seinen Tabellen, 
Beispielen und ftbungsstficken lassen sich nicht ftbergehen. Das, was 
ihnen an AusfBhrlichkeit fehlt, wird durch interessante Streiflichter, 
welche daraos anf den damaligen Gesehmaek und ils Auffassung ge- 
wisser musikalischer Punkte fallen, ersetzt. So lohnt as sich, sis dim 
Abschnitte L'autore ai lettori eine Stella wiederzugeben, die, wie man 
zugeben wird, dem tJbereetzer und Erkl&rer eine harte Nuss m 
knacken giebt. Harendo mandate alle stampe questo mio debil volume 
per benefizio di chi professa b volesse professare di sonar li tromba: 
non pit to aria come gik si solea, ma col fir© fondamento come gll 
altri 8trumenti perfetti, benchfc la Tromba non abbi che le sue note 
naturali, come si vede sal principio il quest 9 opera, perche a voler 
eomporre sopra a ditto note e lasciar Faltre, no si e possuio far mag- 
giore ifcreo, a perd H bisognato obbligarsi con le gik dichiarate, ehe 
in par loro apportano poca vaghezza: si come anco molti bassi non 
si sono diminuiti, perche h necessario par reggere tale strnmento 
d'assai armonia. Qraditelo con ogni affetto etc. Nachdem ich dies 
mail geringes Werk zum Vorteil aller, die slab damit abgeben oder 
abzugeben gesonnen seiu wttrden, Trompete zu spielen, dem Druck 
Hbergeben habe: (nun beginnt eine Biesen - Satz - Versehachtelung) 
Trompete zu blasen, nicht mehr Im Freien {©lit Begleitung hei&t 
its, eigentlieh in die Luft hinein), wis es bisher flblieh war, sondern 
.mit einer wirklichen Begleitung (Fundament des Basso oontinuo), wit 
ill Qbrigen vollkommenen Instrumente, wenngleich its Trompete nur 
ihre natttrlichen Noten hat, wit mm a® Beginne dieses Werkes 
(aus der dort befindlichen Tabelle) ersehen kann, denn will man (Im 
der Hdhe) flber besagte Noten Mists komponieren und die anderen 

8* 



126 dirolMao Fantini, ein VirtaoB des 17. Jahrh. mad mm% Tromygten-flehiili. 

(die tieferen Tine) aafser acht lassen, so 1st das ohne zq gro&e 
(maggiore sforzo) Anstrengung ilcht mdglich (non poter far, nieht 
nmhin kflnnen), and deshalb miss man sicb aaf die schon angef&hrten 
beschr&nken, welche an and far sich wenig Beiz an sich tragen (die 
vierte Oktave vom Grundton ab enth&lt von Natar eine diatonisehe 
Skala mit einigen chromatischen Erhflhungen (fis, gis, ais), die fflnfte 
eine vollst&ndige chromatische Skala; die vierte Oktave aber liegt sebon 
so boeh, meint Fantini, diss, wenn man fir das Instrument erst von 
dieser Lage ab sebreiben wollte, die Anstrengnng it grols sein wflrde; 
die daronter liegenden zerstreaten Intervalle aber eignen sicb nieht 
recht zor Bildong einer Melodie, bieten wenig melodiscben Reiz): 
wie denn aocb viele B&sse nieht ver&ndert worden ski (diminniti) 
(wir warden ungef&hr sagen: wie denn aach in der fiegleitong wenig 
harmoniscbe Modulationen vorkommen), weil es, am mit einem solchen 
Instrumente fertig za werden , vieler tTbereinstimmang bedarf. (Das 
soil wohl heilsen: viel Nachgeben seitens der Begleitung, weil anf 
der Trompete nieht alles so raseh and leieht heraaszabringen ist, 
daher, im die Obereinstimmung [armonia] zwisehen Soloetimme nod 
Begleitang za wahren , die Harmonisierung einfach gehalten ist) 
Anch die „Avvertimenti per qaelli che volessero imparare a sonar di 
Tromba Masicalmente in concerto di voci o altro" bieten einige interes- 
sante Punkte, weshalb ich sie gleieh in tTbersetzong wiedergebe. 

„Die Spieler dieses Instraments massen mit Zangenschlag (lingua 
puntata) blasen , weil das Blasen mit dem A tern allein keinen voll- 
kommenen Ton bildet (non forma voce perfetta. Die Bemerkang ist 
sebr rich tig, indem wirklich zur Tonbildang die Mitwirknng der Zange 
unerl&sslich ist, welche, sicb vorschiebend, gleicbsam ein ta ant- 
sprechen will; andernfalls w&re der Ton matt and unvollkommen, wo- 
gegen eine derartige Intonation z. B. beim Waldhorn den Eling- 
charakter verderben wflrde). Man beachte, dass, wenn in den fol- 
genden Sonaten panktierte Noten vorkommen, man sich des Panktes 
bedienen muss, am Atem za holen nach Gelegenheit and Yeranlagang 
des Spielers. (Diese Begel ist vom heatigen Standpankte sebr anfeehtr 
bar, da ihre Befolgong ja eine darchaus zerrissene and zerhaekte 
Phrasierang ergeben mflsste. Wenn der Blftser aach nieht, wie der 
Singer, beim Atemholen an den Text, Sinn and Zasammenhang der 
Worte, gebanden ist, welcher beim Gesange natflrlich in erster Linie 
ma&gebend sein moss, so hat er doch zam Atmen vor allem die 
rhythmisehen Einschnitte, Gaesaren, za benfltzen and darf nie aa&er 
im lalserstem Notfalle darch Lflcken stdrend in die muaikaKsche 



Girolamo Fantini, dm Virtaoe iss If. Jahrh. und seine Trompeten-Schule. 127 



Gliederung eingreifen.) Dud kommt der Doppelsehlag vor, so 1st er 
mit gestofsoner Zonge za schiagen (E trovando il Qroppo (|), si deve 
batters eon lingua puntata; liter Qroppo, Enoten, yersteht man spftter 
eine mordentartige Satzmanier aas vier geschwinden Noten von gleieher 
Geltang, von denen die erste and drills anf derselben , die zweite 
and vierte anf der nftchsthdheren und tieferen Stufe stehen, z. B. 
q _ „ ^ . .. Fantini seheint jedoeh hier das za meinen, 



-f-U-P-f— was wir mit dem Gesamtnamen Doppelsehlag 
bezeichnen, worunter sieh mehrere verwandte 
Spielmanieren begreifen lassen. Als Zeichen iafir ist, vielleicht in 
Ermangelang anderer Typen, das Ereaz gebraneht Die Anweisung, 
einen solehen Doppelsehlag abgestofsen, eon lingna puntata, aos- 
zofQhren, steht mit der heate geltenden Kanstregel in entschiedenem 
Widersprneh.) Der Triller jedoeh wird mit vollem A tern (a forza di 
petto, eigentlieh aas voller Brest) gemacht and mit der Kehle ge- 
schlagen (battato eon la gola. Die Begel gilt heate noeh. „Der Triller 
aaf den Posaanen wird, wie bei denen Waldhflrnern and Trompeten 
mit dem Einn gemaeht" sagt Majer in seinem „Nea erdflheten theo- 
retiseb - praetisehen Musik-Saal" (Ntlrnberg 1741, 2. AofL, die erste 
1732 dareh eine haasbaekene Ode von Mattheson empfohlen and ein- 
geftlhrt). Eigentlieh werden Triller aaf den Natorlflnen der Bleeh- 
in8tramente weder mit dem „Einn" noeh mit der „Eehle u gemaeht, 
sondern dareh eine vibrierende Thltigkeit der Lippen-Maskalatar her- 
vorgebracht, wobei allerdings Einn and Eehle mitbewegt werden nebst 
anderen angrenzenden Partien. . Dies gilt nor ftr die erw&hnten Triller, 
sogen. Natartriller, wogegen eine Anderung der Lippenstellang nieht 
erforderlieh ist, wenn der Hilfston des Trillers dareh eine die Rohr- 
l&nge ftndernde meehanisehe Einriehtang (Zag an der Posanne, Ventil 
an modernen Instrnmenten, Elappe bei den Elappentrompeten, Ophi- 
elelden n. s. w., Griffloch aaf den Zinken) erzeugt wird); e si forma 
in tntte le note di detto stramento. (Doeh wohl nar aaf denen, die in 
kleinen oder grofeen Sekandensehritten nebeneinander liegen, es m&sste 
denn sein, dass Fantini enter Triller aneh die rasehe fortgesetzte Auf- 
einanderfolge zweier in weiteren Intervallen als Sekonden von einander 
abliegender Tone versteht, was wohl mftglieh, aber nieht eben wahr- 
seheinlieh w&re.) Is werden einige Noten vorkommen, die am An- 
fange des Werkes nieht angefohrt sind (in der Tabelle) and die, will 
man sieh anf ihnen aufhalten, zwar nnvollkommen sind, wenn sie 
aber raseh vorflbergehen, wohl gebraneht werden kOnnen. Aaeh mass 
darauf anfmerksltm gemaeht werden , dass, wenn Noten von Wert 



|2S Girolamo Ifcatiiii, eim fiftios des 17. Jahxh. und «am TrwipiiBAiiiia 



vorkommeD , d. h. von ein, zwei, vier Takten Dauer (battute, Oder 
Yiertcln, Taktsehllgeii), sie nach Art its Gesanges (in modo canto- 
bile) ausgehalten werden mttssen, indem man den Ton leise angiebt 
(eon mettere la voce piano) and ihn daraaf anschwellen Mast bis nr 
H&lfte dee Wertes der Note and aaf der anderen Hftlfte abschwellcn 
l&sst bis zam Ende dee Taktes, sodass man ibn kaam noeh birt, 
and wenn man es derartig ausffihrt , wird sick eine vollkommene 
Harmonic ergeben. (Aach mit dieser Vorschrift w&rde der Ktasilcr 
heate Anstofe erregen, wo man keineswegs ohne besondere Voneieh- 
nang oder sons! eine genflgende Bechtfertigang aaf alien l&ageren 
Noten erescendi and deerescendi anzabringen pflegt, sondern lange 
Noten in der Begel in der vorgesohriebenen oder vorausgegangenen 
dynamischen Abstafang feet and ohne Yerftnderang der Elangsttrke 
aosh&lt, aafser diss natargem&fs, namentlich bei gar langen Noten, 
die gesongen oder geblasen werden, die Klaagst&rke gewfthnlieh etwas 
naohlassen wird, weil der Atem nicbt immer ausreieht, wnnigsteis 
nicht im ff, f and mi) Und wenn am Anfange des Baches anter die 
Note Gesolfaat (c) do gedrackt ist, so mass es in dieser Weise stehen, 
weil die Trompete weder da noch at bildet: deswegen mttssen sie 
geflohen werden, wie es der vollkommene Singer that, der weder aaf 
a, noch aaf i L&afe bildet; and aach bei den Feldsttteken (toeoate di 
Sierra) kommen Worte vor, wie da ton della, atta non tano, atta 
vallo, das will besagen bottasella (Signal zam Satteln), a cavalcare 
(„fertig zam Reiten")» a cavallo („aafeitzen"), und il tiata will aagen 
tatti; sie sind in dieser Art aufgezefchnet, • weil sie sioh mit der 
Trompete so besser aasspreehen and sieh leichter wiedergeben, wenn 
man sie mit der Zange stUfst, denn das ist die wahre Art za btoen." 
Die letzte Bemerkang zeigt, dass man schon im 17. Jahrh. in Italian 
mit der richtigen Art des Ansatzes vollst&ndig vertraat war, daes es 
also eine ongerechtfertigte Praetention der deatachen gelernten Nd- 
trompeter gewesen sein mass, wenn dieselben behaapteten, allein sie 
bes&fsen die wahre Eonst, das Instrument richtig za behandeln, wie 
denn noch Altenborg in seiner weiter oben citierten Monographic (8. 92) 
aafstellt, Zange (Zangenschlag) and Haae, die zar Aasschmadmng 
des Feldstfiek- and Prinzipalblasens dienenden Spielmanierea seien em 
Vorzug der deatschen Trompeter, w&hrend doch Fantini sehr naehdrtsk- 
Kch die lingaa pantata, das panteggiare betont. Was die eben genannte 
,yHaue" anbetrifit, so ist sie niehts 
ate ein sehr Uberflftssiger Begriff, denn 

ihfi bddii Art§i f lie llbeneblageiide ti^keto^'bo* to-l»t»-ko«t 




Giadamo Eutiiii, dm Vktaos im 17. JahrL nnd sell© Trompeten-Schula. JJ§ 



and die : 

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sehwebende w, - - .. 

p tfSSc. ff ff dim. p 

bietan » sieh gar nichts von der gewflhnlichen Behandlang des In- 
struments Abweiehendes. Wir slid in tbtr einmal in ein waalg er- 
frstliiiis Gebiet gelangt, n&mlieh lis der masikalischen PerrQcken 
mid ZSpfe and kOnnen, urn lit letatanfgefllhrte l&ngere Stelle aas 
Fantini za kommentieren, leider nieht amhin, diesen vergilbten ml 
ventaubten Reqaisiten aas der masikalisehen Barit&tenkammer einige 
BKeke it sehenken. Die beiden Rarit&ten, am lie es sieh handelt 
and lis Fantini aehr onntftzerweise in Vergleich stellt, sind einander 
wtlrdig; is isl erstens lie Solmisation and zweitens lis Silben-Geheim- 
thaerei bei gewissen Blasinstramenten. Is liegt bier die komisehe 
Aaffassang za Grande, dass man snr Tonbiidang bei Blasinstramenten 
%hmm wie beim Gasiigs bestimmter Silben beddrfe, diss man to 
ein Blasinstrument ffcrmlieh hineinspreche. Fantini spricht diss direkt 
aas, wenn er meint, dass die von ihm aafgef&hrten Silben and Worte 
(datondella, attavallo) „sich mit der Trompete aassprechen" lassen, 
ferner dass die Silben li and it, well sie ski aaf seinem Instrumente 
nieht bilden liefeen, „geflohen u werden mflssten. Das Kapitel der 
Matation bei der aretinischen Solmisation, il© entsetzlich verwickelte 
Pedanterie, weleher die Idee n Grande lag, dass immer der Halbton- 
aehritt doreh lit Silben mi-fa bezeiehnet werden ®isss f gehdrt wohl 
m den Odesten and anfraehtbarsten der gesamten Masikforschang ; 
wenig isafa giebt ihm die Gesehiehte der Solmisation tberhaapt alt 
ihren Ablegern, it? Waelrant'schen Bobisation, der Grann'schen Da- 
menisation i. s. w., die sieh, naehdem doreh die gldekliehe Erfindang 
der siebenten Silbe si its Matieren aberflflssig geworden, naehdem 
waiter die alien aaf den Ton fixierten Silben nar noeh die Bedeatang 
m!§ Ttit zam Vokalisieren bewahrt batten, sieh bis ii ansere Zeit im 
den Streitigkeiten der Gesanglehrer fiber die sir Tonbiidang taag- 
liehsten Silben and Vokale, ob e, ob a, ob a oder la, fortspinnt 
Und im dieses Eapitel reiht sigh, aaeh wenig erqaicklieh, die Lehre 
▼01 dem Silbenkram zar Formation Its Aasatzes aaf den Flflten, 
Zinken, Trompeten i. s. £ Yen alien Agxieola mit seinem Lehr-Vers- 
lein: M Die zange masst in bewegen and in deinem mande regen aaf 
©ii jitzlieh insonderheit wit folgend in Exempel steht Willi diss 
dein Pfeifen besteh 5 Lern wohl das diridiride" etc., vom Venefciaaer 
Oanassi Ms za Qaantz mil waiter von Fantini bis za Altenbarg 
spielen diese Ansatz- Silben eine Haaptrolle, and der leizterw&hnte 



130 Girolamo Fantuu, ak Virtuos i§§ 17. Jahrh. and seine frompliiiiJtciili- 

glaabt der Welt ein ansch&tzbares Geheimnis za verraten, iiidem er 
(in seiner mehrerw&bnten Trompeter- ill Paoker-Konst, p. 92) pa- 
thetisch erkl&rt: „Ich trage kein Bedenken, das Geheimnis za ent- 
decken, da ich weift, dass es niemandem nm Nachteil gereichen wild." 
Es besteht ans den Silben ritiriton oder kitikiton bei der einfaohen 
Zonge, bei der doppelten wird noch die Silbe ti vorgesetzt, also tiki- 
tikiton, tiritiriton. Da es sich von selbst versteht, dass man, ein Blas- 
instrament am Hindi, also mit gescblossenen Lippen, nicht spreeben 
kann, aid, selbst wenn dies mSglich wire, niemand etwas davon hdren 
kimte, so fr&gt man nnwillkiirlich nach der Bedeatnng jener Silben 
nd Worte, welche bei Blasinstramenten angewendet werden solleiL 
Die Antwort ist: dass von diesen Silben nor der Anfangsvokal oder 
Anfangskonsonant Sinn nd Bedeatang hat, indem er eine gewisse 
Stellang der Zonge oder der Eehle bedingt, die grade zar riehtigen 
Intonierang des betreffenden Instramentes erforderlich ist; alios andere 
llift dabei anf Illusion binans , wenn man nicht den hinzogeftkgten 
Lanten eine mnemoteehnische Bedeatang beilegen will. Sei m nan, 
dass man der Zonge die Lage giebt, als wolle man ein t oder d aas- 
sprechen, wie es bei Trompeten, Posaanen, Zinken, Mitel der Fall 
seta miss, oder aber aus dem Gaumen heraus gleiohsam ein a her- 
vorbringen will, wie es die Natar des Waldhorns bedingt, oder end- 
lieh die Zonge gewisse vibrierende Bewegangen oder StUfei nach 
vorn aosfQhren litest, wie zor Erzeogong der Zangenschl&ge oder Stm- 
cati aaf alien genannten Instromenten erforderlich ist, niemals handelt 
es sich am ein wirkliches Aussprechen ganzer Silben oder gar Worte, 
denn dies ist eine Unm5gliehkeit bei festgeschlossenem Monde. Die 
vielen sinnlosen Texte, welche Fantini in seinen Beispielen and "Obli- 
ge! onter die Noten drucken l&sst (wie teghedatanta, lera lira M, tiri 
tiri di, teghe teghe di, tate tata tita ta, lale, rala lala la, lade rade 
ra a. s. w., in infinitam des hiheren Bl5dsinns), sind ebenso zwecklos, 
als die von Altenborg schnOde verratenen Geheim-Silben der deatschen 
Trompeter-Kamerad8chaft, ja, soweit sie mit anderen Konsonanten als 
t and d beginnen, ganz ansinnig, weil sich der Ton des Instraments 
nar mit der zar Aossprache der genannten erforderlichen Zangen- 
stellang bildet and z. B. die fir das r notwendige Zangenvibration 
ein abschealiches Schwirren des Tons ergiebt Das einzige Moment 
von Bedeatang ist die natttrliche Yeranlagong, and wem diese mangelt, 
der ist trotz alien erwfthnten Zaoberformeln aofser stande, sich den 
riehtigen Ansatz anzoeignen. Doch nan genog von diesem, aach heate 
noch vielfach spakenden Masikanten-Aberglaaben its ilter Zeit! 



GtXDlamo Itatini, ein Virtuos des 17. Jahrh. and seine Trompeteii49Ghule. 181 

Is folgt nun eine ttbersicht im Inbaltes von Fantini's Werk : 
Aufz&hlung der nattirlichen Intervalle, wobei aofflfflt, dass beim 
dreigestr. c, wo die cbromaiisehe Beibe bcginnt, abgebrocben wird, 
dass das zweigestr. Is, gis und h, von denen das ante nnd letzte 
ganz braachbar sind, nicht angegeben werden, nnd das eingestr. b, 
ein ganz gnter t nor ein wenig zn tiefer, docb leicht auszugleiehender 
Ton, fehlt Is ist hier der Eigentflmlichkeit 11 erw&hnen, dass sich 
zor Bezeichnung der am moisten angewendeten T5ne der Trompete, 
eigentlioh nur der znm Prinzipalbiasen (Signalblasen) verwendeten 
gewisse Namen gebildet haben , welche auch im mehrstimmigen 
Trompeten-8atze znr Bezeichnung der einzelnen Stimmen Anwendnng 
gefnnden haben. Da die Namen nicht tiberall die gleichen sind nnd 
ihre Anwendnng mitnnter zn Verwechslungen gifihrt hat, m6ge hier 
eine vollst&ndige tJberaieht derselben folgen : 

A. Bei Fantini heifst der Grandton sotto Basso, dessen Oktav Basso, 
das g Vurgano (kOnnte anch ein Drackfehler sein, da sich sonst 
mif die Schreibart Vnlgano oder Volgano f ndet) v das o Striano, 
das e Toccata, das g Quinta. 

B. In der alten dentscben Trompeterknnst f idem sich die Benen- 
nnngen: 0 Flattergrob (Fladdergrob), c Orobstimme, g Faul- 
stimme, die T5ne zwischen c nnd c heifeen znsammen Prinzipal, 
von c* beginnt das Clarin-Register. Etwas abweichend hiervon 
findet sich fir c der Ansdrnck Mittelstimme, fir e Prinzipal- 
stimme (J. G. Walther, Masik. Lexikon. Leipzig 1732). 

0. Im mehrstimmigen Trompetensatze kommen folgende Bezeich- 
nongen vor: Die erste (oberste) Stimme heifst immer Clarino, 
die zweite entweder anch Clarino, oder (namentlich in ftiterer 
Zeit, so bei Monteverdi im Orfeo, Anfangs-Toccata) Quinla, die 
dritte nnd vierte Alto nnd Basso (so im Orfeo des Monteverdi 
an bezeichneter Stelle), gewflhnlicher ist fir die dritte Stimme die 
Bezeichnung Prinzipal, die vierte Stimme, welche in Ermange- 
lung der Pauken deren T6ne dbernimmt, heifst zuweilen Toccato 
(Touqnet). In der mehrerw&hnten Toccata aus dem Orfeo heifst 
die fonfte, anf dem kleinen g stehende Stimme Vnlgano. . Alten- 
burg macht sich flber die deutsehen Namen Flattergrob n. 8. w., 
deren Yorkommen in der Praxis er bestreitet, lustig nnd kennt 
nur: Clarini (1. nnd 2. Stimme), Prinzipal (8. Si) nnd Bass 
(Toccato). 

Bei der Erklftrung dieser znm Teil sonderbaren Namen kommen 
wir zuweilen Ctber bloJse Vermutungen wenig hinaus. Flattergrob (der 



SMtoiie ttaiiMj «m Virtoos dee if- Jahrh. mi seine TrompetecbScfciik. 



Ton sieht nicht so fast, flattert hin mil her), Grob- and Faalstimme 
sind an mh Mar, die Etymologie ftlhrt ms auf ihren Toncharakter; 
Principal gleieh vox prim#iji&is f Hanptatimme, bietet k©m« Schwierig- 
keit. Tiber Ciarino mil einem ganzen Emi fchnlich lantender and ver* 
wandtsr Benennaiigen liefse sich eine gmm Browhira sehreiben, bit 
soweit diese Aisiriekt fa mosikaliseher Beziehang vorkommen. Der 
Kernpunkt 1st, diss das Wort mm elarns, bell, klar, berkommt ud 
in iff Bagel eine hohe Stimme bedeatet. Ieh b«!iriikt mich, das 
wiii©rsigsbii f wm Altenborg (a. a. 0., p. If) car Erkl&rang ?<m 
Glarino sagt: „In den ftlteran Zeiten warde die Trompete, von weleher 
bier lie Bade iil, das Hohen and hellen H»g§s wegen aof ktoMsdi 
Clario, Glaro oder Glarusios genannt, welches die Fransosen dareh 
elairon, die Italiener dareh elarino flbaraatitan. Eigentlieh ist as mm 
kflrzere and enger gewandene Trompete, ais lis gewdhnliehe mi 
heifst bei den laglfaism Clarion. (Da Ctoga sis Wilh. Malm. 1. IV. 
histor. AngL I© anno 1101.) Wir verstehen anter Glarin oder anter 
einer Glarinstimme onge&hr das, wm anter den Singstimmen der 
Diseant ist; n&mlieh eine gewisse Melodie, welehe grdfstenteils in 
der swdfMlriAeiii Oktave, mithin hmh and hill geblasen wild." 
Toccato (loeeare, schlagen) als Ersatz der Pauken ist k seiner Ent- 
stehang and Bedeatang klar. Volgano (vielleicbt von volgere als 
Wendepankt, von is® die eigentlichen, dem Gharakter des Instrument 
entspreehenden Intervalle anfangen?) and Striano (stria bedeatet eine 
Hohlkehle) Mills® in ihrer Etymologie dankel. 

Aaf die Ambitas-Tabelle folgen: 16 Toeeate (dartmter sind Mar 
karze Obangen sir Bildang ies Ansatzes gemeint). Sfodo di batters 
Is lingaa pantata Ii diversi nodi Signale. (Feldattleke. Dieselben 
bieten wohl da milit&risebes, aber eigentlieh kein masikalisehea In- 
terBase. Sie sind la mehreren Lexicis, so z. B. i® Koch-Dommer aof- 
geftihrt, aaeh Ii der Monographie Altenbarg's and bei Q. Kastner 
Manael de Masiqae militaire vollst&ndig mit Its Noten wiedergegeben. 
Hier dirfem ste wohl dbergangen warden,) Sonata par salire dal Basso 
al 8opraao. Entrata imperiale per sonare in eoncerto. Stuomda Imp#- 
riale. Prima chiamata la caprioeio. Noeh S ehiamate Prima rieereata 
Ii Soprano. Noch 11 Biesraata. Balbtto detto 11 Veizer. BaDetto 
della Split, B. Lunati. B. Strasoldo, B. Oddi. B. Paasi B, fin- 
eontri. B. Gisilieri. B. Petricd B. Altonito. B. Bedoin. 1, Angioli. 
Martelli. Alfani. Sqoilletti. ZambeecarL Scorno. Porroni. Panciar 
tiehi, II Boldanf, il Bagliani. Brando detto II Pietra, Brando detto I 
Baeellai. Balletto detto ii Mont'Auro. Brando il BianchL BaUetto i 



Gfatiamo FMitinL ein Virtaos i§§ 17. JaMi. und seine T^mipeteii^Qhiile. JJS 

GavottL Balletto il Cavalca. Brando l'Albizi. Stlterall© ditto del Naldi. 
Brando detto del Bafato. Sarabanda detta del Zezzi. Aria detta la Tru- 
xee (soil wohl Tnclsess bedeuten). Caprieeio detto del Snares. Capon- 
do il Visconti. 0. II Galeppi. C. il Gardnoei. Gapricoio detto del Gondi. 
Corrente detta la SchiQchinelli. Gorrente del Bonarelli. Oorrente del 
Guerini. C. la PandolfinL C. la Meaza. 0. detta del Garlotti. C. del 
Dovara. C. detta del Vique. Gorrente detta la Volgestain (ob hier Wol- 
kenstein gemeint ift und eine Beziehnng n Oswald von Wolkenstein, 
dem letzten der Minnedichter nnd dorch seine Abenteuer, Beisen und 
8agenhaften Erlebnisse weit nnd breit bekannt gewordenen tirolisehen 
Edlen obwaltet?) 0. del Nobile; del Labbia, del Derchia, del Boadinelli, 
delTElce, del Cioli, del Gausachi (etwa Kosaeken?), del Bentivogli, 
del Biccardi, C. la Gherardesea, C. detta dello Staceoli, 0. del Mont' 
Albi. Sonata detta la Verliche (etwa die gef&hrliche?), Sonata dell' 
Aroiuboldo, S. del Capponi, S. del Bardi, S. della Stnfa (stnfa Ofsn, 
aueh Badstube), S. dell' Antinori, S. del Malespina, S. del Paniearola, 
S. dello Stall, S. la Binuccini, S. del Monte, Sonata a 2 Trombe 
detta del Oorsi S.a2 Trombe detta del Corsimi S. a 2 Trb§. la 
Bicasoli. S. a 2 Trbe. la Pieeolomini. S. a 2 Trbe. la Gastaldi. S, a 
2 Trbe. la Gaiceiardini. Sonata di risposto (mit Echo) detta la Salviati. 
Qagliarda Strozzi. Gagliarda a 2 Trbe. Coppoli. Gagliarda a 2 Trbe, 
Gberardini. Sonata Saraeinelli. Sonata Adimari. 8. Morone. Esereizio 
di Passaggi detto il Maffei. Sonata Vitelli. Sonata detto del Nero. 
Prima Sonata di Trba. et Organo insieme detto del Colloreto. Sonata 
Gonzaga. Sonata Niccolini. 

Die versehiedenen Tanzformen, welebe vorkommen, dflrfen wohl 
als bekannt gelten, aoeb die Bedentung der Forman, welebe inter 
den Namen Sonate, Toccata, Rieereata, Gaprieeio erseheinen, fir jene 
Zeit steben mnsikgeschichtlieh fesl Dagegen dtlrfte als bisher wohl 
onbekannte Tanzfonn der Brando anzoreihen sail, der, wie mir seheiut, 
einen Schwerter-Tanz bedeutet, also eine spezifiseb kriegerisehe Tanz- 
Art. (Brando, Sehwert, Begem von brandire, sehwingen, sebwenken.) 
In dem hier von Fantini gesammelten Stoffe and ftbrigens die Unter- 
sehiede in Form nnd Gharakter der einzelnen Sttkeke mehr nur den 
Namen naeh vorhanden, abgesehen etwa von gewissen Tanzformen, 
wo eine besondere Eigenart hervortritt. Die Toecaten sind nichts als 
knrze Etflden, nnd die Sonaten, Bieereaten and Gapricoio's stellen nur 
eine farb- und formlose Masse ddrftiger Sfttze vor. Unter Entrato ist 
eine Fanfare zn verstehen, welohe, wie die von Fantini mitgeteilte, 
die Bestimmung haben kann, zur ErOfihung eines Konzerts vorgetragen 



134 Girdamo fantiii, mm Virtaoa im 17. Jahik ml seine Trompeten-Sdmle. 



it werden , wahrscheinlich wenn die vornehme Oesellsebaft in den 
Konzert-Saal eintritt Bar Name Sonata ist Ibrigeis auch blofeen 
tfbungsstQcken gegeben. Der Stoff, den Fantini in seinem Werke a- 
sammengetragen hat, ist jedenfalls sehr verschiedenartiger Herknnft. 
Bass ein Teil der Sticks von ihm selbst komponiert sein mag, ist 
wahrscheinlich , doch stammt das meiste entschieden von anderen 
Eomponisten her oder gehOrt einer Art volkstttmlieher Mnsik an, die 
sieh, vielleicht niebt einmal inner aafgezeiehnet, traditionell fort- 
gepflanzt hatte. Mancbes mag aocb fir andere Instramente, Laate, 
Clavier i. s. w., gesehrieben and von F. fir sein Instrument arrangiert 
sein. M6glich wftre es, dass die so vielen Stttcken beigeffigten Personen- 
namen teilweise die deijenigen sind, welchen das betreffende Stick 
gewidmet ist. Booh trifit dies sieher nnr bei einem Teil der Pieeen 
ii, wogegen h&ufig der Name dem Eomponisten angeh6ren mag, oder 
sieh aaf einen untergelegten, bekannten, aber nieht mitabgedrackten 
Text bezieht, oder endlieh, wie es bei der jetzigen Tanzmosik noeh 
ftblieh ist, einer bekannten oder berflhmten Pers&nlichkeit angehOrt, 
welche dem Stfieke als Empfehlnng dienen soli. Man kann niebt eben 
behaapten , dass die Mnsik ans F.'s Werk sehr mitteilenswert so, 
denn das tJbangsmaterial bietet als bedingt dareh die Natur des In- 
struments nd seine eigentflmliche Tonreihe niehts Besonderes, and 
die T&nze, Arien, Balletli, Sonaten i. s. w. tragen Form and Gepr&ge 
ihrer Zeit and zeichnen sieh, soweit sie mit Begleitang versehen sind, 
nieht gerade darob einen sehr fliefsenden and interessanten Basso 
eontinao aus. Was jedoch einiges davon der Wiedergabe wert er- 
scheinen l&sst, das ist die Melodiebildang, die sieh zaweilen in aaf- 
fallender Weise der modernen n&hert, eine Anzahl Ankl&nge an heate 
beliebte Wendungen enth&lt and dareb ihre Frische and Manterkeit 
oft aas dem Bahmen der damaligen steifen and fremdartig trockenen 
Art and Weise heraastritt. In teehnisoher Hinsicht ist der Ambitus 
der Trompete aafs vollstftndigste aasgentitzt, and wohl niemals sp&ter 
sind die Anforderangen, welche Fantini an die Leistangsfehigkeit der 
einfaehen Trompete stellt, flberboten worden. So ist es z. B. ein 
gradeza keekes Verlangen, wenn folgender Triller vorgeschrieben wird: 



Wanderliche Stellen kommen vor, nieht nar hinsichtlich der der 
Trompete zagemateten Intervalle, sondern aach in harmoniseher Be- 
ziehung. So z. B. 



Girol&mo Fantini, da Virtuoe im 17. Jahrh. uad seine Trompeteii-Schiile. HI 



Esercizio li passaggi 

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Vielleicht soli hier das nnmftgliche a auf dem darftber liegenden 
ii fciefen b ausgeffthrt werden. Fantini aber fihrl merkwtirdigerweise 
dieses Intervail weder Im der Tabelle an, noeh bedient er sich des- 
selben irgendwo, obwobl m sebr gut anspricht ill sich leicht durch 
Treiben rein stimmen Itest 

Beaehtenswert 1st auch lis Stalk: 
Gagliarda a i Trombe delta del Coppoli. 



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Ibenso lit Stalls: 












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Die nachfolgend mitgeteilten Stdeke ski nil Rfieksicht auf die 
oben er5rterte, fir jene Zeit angemein fliefsende Melodiebildung tis- 
gewifalt Bei dem Balletto ditto del Velzer liegt es wobl sebr nahe, 
m dei von Deatschland importierten Walzer n denken, eine zweite 
Eonjektur wlr@ PMiar, 



136 Guokmo Ifcnthri, aim VMtȤ dea 17. Jabrb. mi aeiiie Twiipiwi^^ 




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III. parte. 











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*) Im Originaldrucke sind alle Noten mit Fahnen getrennt geechrieben. Dia 
Bindebogen aind yorgeschrieben, jedocb in dieaer Fonn > * 



Qfrolamo Fantini, ein Yirtuw des 17. JuMl mil seine Trompeten-Schnle. 137 
Gorrente istts la Volgestain (Oswald v. Wolkenstein?). 















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Saltarello detto del Naldi. 



























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Corrente detta del Biceardi. + 

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138 Girolamo Paatfni, em Virtaos dee 17. Jahrh. mi mum Trompiiii-Sdniib 



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Das Stick nimmt sicb } modern harmonisiert, wie ein gemtttlieher 
b&uerischer L&ndler aus der Qegenwart ais. 

Fantini ist wohl bauptsachlich das Yerdienst zazascbreiben, die 
Technik and Aasdrucksf&bigkeit seines Instruments anf den hCchsten 
Qrad gebracht za haben. Es will dies fir seine Zeit viel bedeaten, 
den fasst man den damaligen Znstand der Instumentalmusik in's Aoge, 
so stehen, abgesehen etwa von Klavier, Orgel, Laote ond von Bias- 
instrumenten Gornett nd Posanne f alle flbrigen Tonwerkzeage weit 
an Tecbnik hinter der tonarmen nnd so nngemein schwierig za be- 
berrsehenden Trompete zirick. Die Ausbildung der Violine zar Be- 
herrseberin tiler Instramente beginnt eben in der Zeit, wo die dor 
faehe Trompete die Hifae ibrer Entwickelang erreicht batte. Hierza 
aber bei einem so wichtigen und unentbehrlichen Tonwerkzeoge das 
meiste beigetragen za haben, darin beruht FantinTs masikgesehieht- 
licbe Bedeatang. 



MttdlTjapo. 



lit 



Mlttelliuigeii* 

* Die Tereklgmig mr BeSrieraaf der Tonkanat and fix m#ct«!ifiii§©h@ Mnaik- 
geechichte in Amsterdam hat in ibrer 16. PublikatiGn „Vier m twentig Liederen 
olt de 15. en IS, ©a&w met geestelijken m wereldlijken Tekat voor «§a@ Eastern 
met Klavierbegeleiding bewerkt door J, C. if. van JStanttftpft" herau&gegeben 
( Amsterdam. Leipzig, bei Breitkopf & Hirtel. hoch 4°. VIII u. 43 S. Pr. 2,50 M.) 
Herr van Riemadijk ist ©ia gate Muaiker and hit sick der achwierigen Aufgabe 
mil grofeem Geechick entledigt Er hat im allein richtigen Weg gew&hit und den 
Text richtig deklamiert, welchem aich der Wert der Noten ainngemife anachlie&t 
Wir erhalten dadurch eine fliebende und angeoehm kliagende Melodie, Mb dem 
Originale ia alien seinen Teilen entspricht. Zu Mr, 6 giebt er zwei Lesarten- Die 
zweite balten wir for die richtigere. Der Schlnsselwechfiel im Originale ist ©Is® ganz 
gewohnliche Erscbeinnng la der alten Notierung. Fraglich kSnnte nnr der verminderte 
Qointenachritt im 3. Takt aein, der vielleieht dnrch b — f vermieden warden kSnnte. 
Unter den 12 wettlichen liedern ist das Ton den alten Meiatern beaondera bevor- 
zngte lied: „Taadernaken op den Ejn" (Nr. 21) von Herrn van Biemadijk ganz 
fe©g©Bct§» glueUieh wiedergegeben nmi. Melodic wm Bsgfeifciag mmi wh mm «a«a 
Ones. Die Begleitangen des Harm IMmu&g^mm aiBa mA mdsteateis dvrob 
gro&® £infacliheit und M&ehaiiHtiisg des alten TomsatMS mm f ein Vorzag, der lea 
meiaten aJmlichen Sammlungen abgeht 

* Die 1Mb© pikant geachriebene muaikaliaehe Stndie „W*nderade Melodien" 
von WHi 9 Tappert, ist ia Leipzig 1890 im Yerlago von list k Francke in 2, ver- 
mehrter mid verbeaserter Auflage eracbienen. (8°. 95 & Pr. 2,40 M.) Herr Tappert 
ist ein vorztiglicher Saznmler und Beobachter ami die kleine Schrift atellt aein Talent 
ina hdlate LMit 8*ad»vdaai or imn f^^^W^ nftwhutoi Z&ub&M dabei 
wrwandeit 

* Herr Bmtt Krause verdffentlichi in der Muaikzeitnng „Die Sangerhalle", 
Leipzig bei Siegei, von Nr. Si, 1889 Ms m im Mm mm 1890 einen im Hamburg 
offentlich geh&itenen Vortrag tiber „die Entstehong and Entwickelnng der moderoen 
Oper". Deraelbe umfaast mit grofaer Beleeenheit alles was fiber daa Thema air 
irgend bekannt ist ami flicht kurxe Urteile ein, die sich dann fflr die neueste Zeit 
is au^f&hriicheren Charakteristiken der einzelnen Komponistea geatalten. 

* Herr Dr. E. Bohn in Brealaa teilt wm mit, d&as rich der aaf Seite 79 der 
Monatahefte mitgeteiite e^lisiMmmig© Satz „Barachem (Barachim) Ezach&i" aach 
in dem Druckwerk „Maaikaliacher Zeitvertreiber u von 1609 aster Mr* 27 befindet 
Der Satz weicht im Dracke vielfacb ab t die Melodie dagegen atimmt fast darch- 
g&ngig ftberein. Noch ml aaf eine Eiinnerung des Herrn Ttppert bin erw&hnt, d&as 
die aaf Seite 74 und f 5 benutzten „y" eigentlich Jj" aein aollen. ©tsa diea Idakeu. 
eine Wiederholong im Teitoe bedentet, wird wohl einem jeden bekannt aein. 

* Im Matrikelbnch der Univerait&t zn Leipzig lit is J&hre 1482 (fol. 146) 
ein ^Renricus finch de Bambcrga" eingezeichnet and dahinter mil Hemeiw Schrift 

' hinzugefngt „bonos cantor**. Diea Dokament ist aehr bestechend darunter im be- 
rnhmten Heinricb Fink is vermnten, dmn die Zeit paaat is aeinem Lebenaalter 
vollstandi^. Wenn if 1482 etwa 20 Jabre alt war ond nm 1519 itiirb, so macht 
dies ein Alter fon ungef&kr 51 Jahren. AttffaMend ist nnr die Geburtaatadt Ism* 
berg, is die jungere Zweigfamilie is 8achaen ans&saig war, doch wire dies nocfc 
Mon«t«h. f. Mmmk^mQ^ J«hrgMg XXn. No. 7. 8a 



MO 



Mitteflniigeii. 



lam triftlger Grand die Notiz ganz von dor Hand zu weisen. Die Leipziger Matrikel- 
bucher bezgen uberhaupt mrochtft Sekait, ier nodi der Entdeekmig harrt. Leider 
sind die Einrichtungen auf den beiden Leipziger Bibliotheken: Stadt- u. Unirersitite- 
Bibliothek noch so im alten guten Stile gebalten , dass eine Aasnutzung der Zeit 
fur einen Quellen-Studierenden ganz undenkbar 1st Beide Bibliotbeken sind tgglidi 
nur 2 Stunden (!) and noch daza zu gleicher Zeit geSffnet In 2 Standen war icb 
nur im Stande 12 Jahre im altesten Matrikelbache, welches mit 1409 beginnt, durch- 
zusehen. Die Herren in Leipzig m5gen aich nan berechnen, wie lang die Hotel- 
rechnung warden wurde bis ich die Matrikelbiicher bis zum Jahre 1800 durchgeeehen 
b&tte and danacb ihre veraltete Bibliothek s-Einrichtung beurteilen. H E. 

* Leo LicpmannsBohn, Antiquariat. Berlin W M 63 Charlottenstr. Katalog 83. 
Vokalmusik (weltlich nnd geistlich). Schluss des Alphabets aus Kat. 82. Enth. Ge- 
sangschulen, Choralbacher* Kanons, Opern u. Arien in P. u. Kl.-A. Das 18. Jh. ist 
gani besonders darch seltene Werke vertreten. 

* Antiquariats-Katalog, Nr. 8 von Mirauer & Salinger, Berlin W. 8, Taaben- 
strafe© 42. Enth. Buch- n. MusiHitenitiir meist i©uj§r«r Zeit mm billigen Ptaeue. 

* Das n&chste Monatsheft wird etwas spater aaagegeben werden, da m eine 
giObeie Arbeit im Zasmmenliaiige enthalten nnd daher fuehrer© Bogw mm- 
faseen wird. 




▼tr»ntwortltoh«r Itedakteur ftobeftBlta«r, Ttmpta (Uckeraaxfc). 
Brack you Hiraioa Beyer Jl SOhne in Liagtn— Ua. 



MUSIK-GESCHICHTE 

heransgegeben 
von 

der 0®8®ll®©liafi fir Mmikloft efciasg, 



mi. Jttfini 



1890. 



fw4s dM JahigsngM 9 Mk. MonatUoh «HOh«bii 
•in* WasnsT Ton I bia S Bsgm, Lutrtioitifibllliitti 
fktar die Z«Qe S@ Ft 



KommlMloiiiT«rlag 
too Breltkopf * Hlrtil la Leipiig. 
BMtelhuigtn 
nftmaft J®Ss Bunk- ml V ullduuidliing «ig«geia» 



io.& 



PMlIpp von Vltry. 

(Von Bate Bohn.) 

2%titgp wn Fiftf , einem berflhmten Geschlechte der Champagne 
entetammend, wurde zwischen 1285—1295 geboren. Seine erste LtbiM* 
zeit Terbrachte §r to der Auvergne* kam dann is die Dienste Karh im 
Schftnen and naehher in diejenigen Phttippn sis is® Hauae Valois 
and sp&ter ii die las Herzogs Johann mm der Normandie. In 
jener verwirrten Zeit, in welcher die Engl&nder in Frankreich wlte- 
tei, griff Philipp mannhaft 11 den Waffen. Im Jahre 1350 veraehafflte 
er dem EDnige den sehr willkommenen Zatritt m dem Papste, welcber 
damals 11 Avignon residierte, and blieb itch des EGnigs Weggang 
noeh einige Zeit an dem Hofe des Papstes. Man nimmt an, im$ ar 
w&hread dieser Zeit die kirchliehen Stafen darehgem&eht babe, denn 
bald daraof wurde sr Bischof von Meaux mi siarb 1361, 

Die Sorgen fttr das dffentliche Wohl and lie Bewegangen seiner 
Zeit liefeen ihm noeh Mufee za wissiasibtffliahii Beseh&ftigimgen. 
Dareh Obersetzang ton Ovids Metamorphosen lis Franz5sisehe hat 
er ski den Namen eines Poeten verdxent; sail Ansehen als Bftosiker 
wird yon seinen Zeitgenossen allgemein anerkannt 

Ms Lebenszeit Philipp's Hit Im eine Periode, im weleher sieh la 
der Maasuralmusik eine grofee Ver&nderong vollzog, aber deren Vef- 
lanf die bisherige Forschung 11 einem bestimmten Besaltate noeh 
niebt gelangt 1st, Is war its jene Sturm* ail Drangperiode, is 
weleher die Musiker aofeer dem Ms dahin allein herrschandea drel- 



142 



FMMpp Torn Vitiy. 



teiligen Bhythmus auch den zweiteiligen and neben den bisher gel- 
tenden Notengattangen auch noch kleinere zur Anwendong brachten 
md bei Beurteilang der Konsonanzen miehr das GehOr zar Geltang 
kommen liefsen. Wie wir ans den ins hinterlassenen theoretischen 
Abhandlangen aus jener Zeit ersehen kGnnen, stiefs diese fir die Ent- 
wickelang der Musik hOchst bedeatsame Erscheinung anf groisen 
Widerstand. Veteranen der frankonischen Lehre, Johannes de Murk 
an der Spttze, welche in der Are nova nnr eine Unheil and Verwir- 
rang bringende Nenerung erblickten, traten als warme and gewandte 
Verteidiger der Ars wim auf, w&hrend die linger der Ars nova, 
welche sich insgemein anf PhUipp von Witty beriefen, weniger Hirer 
Kiiil durch theoretisehe Abhandlangen als dareh praktische Ver- 
wendung in ihren Kompositionen Verbreitung za verschaffen suchten. 
Es dirfte zweckm&lsig sein, hier kurz darzulegen, wie sich die Ars 
nova za Ars vetus verh&lt. 

Im 12. and 13. Jahrhundert bediente man sich in den ans er- 
haltenen Monamenta nar des dreiteiligen Bhythmus, d. h. eine beliebig 
angenommene Zeiteinheit zerfiel in drei gleich lange Zeitteile. Dieser 
Dreiteiligkeit der Zeit entsprach eine Dreiteiligkeit des Notenwertes. 
Die .Longa enthieli drei Breves, die Brevis drei Semibreves. Aifeer 
diesen drei Notengattangen kommt nar noch die doppelte Longa vor, 
welche zwei Long& gilt, was aber ii dem Bhythmas nichts &ndert 
lii anderer Takt, als ein solcher mit drei oder mit nean gleichen 
Taktteilen, gab es also fir diese Zeit nieht. 

Im 14. Jahrhandert tritt nan za diesem dreiteiligen Bhythmas 
der eweiieiUge and demgem&fe zu der Dreiteiligkeit der Noten auch 
die ZtoeiteUigkeit; and diese Teilangen beschrftnkte man nicht bloft 
aof die Longa and Brevis, sondern dehnte sie aach aaf die Semir 
brevis aas, die man erst in derselben Gestalt aach fir die aas ihrer 
Teilang hervorgehenden kleineren Notenwerte mit der Benemmng 
Minima sctzte, and sjie als solehe sp&ter aach darch Anftgen eines 
Striohes kenntlich machte. Auch der Gebrauch einear noch klemeren 
Notengattung, der der Setnitninifna, schloss sich sofort m. Die Hia- 
eanahme des zweiteiligen Bhythmas za dem dreiteiligen ermGgliehte 
vielf&ltige Kombinationen der einfachen Teilangen oder der Grade, wie 
die Mensuralisten sagen. Diese Grade waren: Der Modus, d. i. die 
•filing der Longa in Breves, das Tempus, d. i. die Teilang der Brevis 
M 8emibreve8, and die Prolatio, d. i. die Teilang der Semibrevit 
in Mlnhnft. Fand bei diesen die Dreiteilung statt> so nannte mn 
•din Mo4m and das Tempus perfekt, ond die PrdUMo $naior; -bei dor 



FhiUpp mm Vitry. 



141 



Zweiteilang hingegen hiafiii Modus ml Tempus imperfekt, mi die 
Prdatio minor. Die mannigfaltigen Yerbindangen der verschiedenen 
Grade, der Weehsel derselben innerhalb desselben Musikstttckes, die 
Yersehiedenheit derselben in den Stimmen mehrstimmiger Gestage 
macbte eine Bezeichnung derselben notwendig, die man im 12. and 
IS. Jahrhandert entbebren konnte. Hierbei finden wir bei den Theo- 
retikern des 14. Jahrhdts. die mannigfachsten Versache and Vorschl&ge 
and daher grofse Yersehiedenheit. 

Die wenigen in der Taktart des 12. and 13. Jahrbdts. mOgliehen 
Oliederongen werden darcb das Hinzatreten der Zweiteiligkeit and 
lurch die Aafnahme der Prolatio sehr vermehrt, wobei die kleineren 
Nofcengattungen aacb in ein Verh&ltnis za den grdiseren treten, wel- 
ches aaf deren Geltang einen wesentliehen Einflass aasabt, dureh 
weleben die Lehre Franco* in manehen Staeken eine inderang resp. 
Erweiterung erfahren mass. 

Da die einzelne Note an sich keinen bestimmten Wert hatte, der- 
selbe vielmehr erst darch ihre Umgebang bestimmt warde, so masste 
man bei der Abteilong eines Musikstflckes in seine Takte stets die 
Gesamtheit von neon Semibreves vor Aagen haben, die man eine Per- 
fection nannte. Man masste sich also immer fragen: Wo schMefet 
die Perfektion? Fir die Aasmessang der Perfektion galten folgende 
Gusetii: 

1. Mia Longa vor einer Longa ist stets perfekt, d. h. sie gilt drei 
Tempora. In ^ ist also die erste Longa perfekt » der Wert der 
zweiten riehtet sich nach dem, was ihr folgt. 

2. Wenn zwisehen zwei Longft eine Brevis steht, so macht sie die 
. erste Longa imperfekt, d. h. sie zieht ihren Wert von dem Werte 

der Longa ab and so machen beide zasammen eine Perfektion 
mm; die zweite Longa riehtet sich nach dem, was ihr folgt. 
fL Stehen zwei Breves zwisehen zwei Longft ("j * w *|) f so ist die erste 
Longa perfekt, die erste Brevis ist recta, d. h. sie gilt ein Tem- 
pos, die tweite ist altera, d. h. ihr Wert gilt zwei Tempora also 

■m* f| f ***[; die zweite Longa wlrd bestimmt darch das, was ihr 

folgt 

4. Stehen drei Breves zwisehen zwei Long&, so machen sie zasammen 

etas Perfsktioi aw, z. B. « ■ i. i. f f # f K 

5. Stehen mehr als drei Breves zwisehen zwei Long& z. B. ^ 
so wird die erste Longa darch die ihr folgende Brevis imperfekt, 
;&feo "* f * | f # f # f*\ etc, and von den folgenden Breves Widen je 

9* 



144 



PhOipp von Vitry. 



im eine PtrfsMIoi, i. B. 1. 1; ~* f | f f f ( f • J; 
bier bleibt am Sehlasse eine Brevis ttbrig, welehe die letzte Longi 
imperfekt macht 99 a parte ante", wie die Mensuralisten sagan, 
w&hrend sie die Imperficiernng der Longa dareh die ihr folgende 
Brails mit „a parte post" bezeichnen. Bleiben zwei Breves am 
Ende flbrig, z. B. ******* H f go wnrde die zweite alteriert wie 
m f ( fTTl r I **- Wir mbm Mabel lie eine Note ain 
einer Perfektion in eine andere hinflberreiehen; eine Abteilong wie 

n 1 in f * *"| f * findet im 12. und 13. Jahrhdt. niebt statt, es giebt 

noeh koine Synkope. 
tTber die Ordnung des Wertes der Semibreves sagt Franco, diss 
hier dieselben Begeln gelten, wie bei den Longa and Breves. Jedoeh 
dieser Satz bedarf einer Erkl&rnng. Ans dem, was Franco dem vor- 
hergehenden Satze folgen litest, gebt bervor, dass eine Brevis nieht 
durch eine Semibrevis ver&idirt, d. b. imperfieiert werden kann; es 
h&tte dieses ja nor dnrch eine einzelne der Brevis vorhergehende oder 
nacbfolgende Semibrevis geschehen kOnnen, and eine solche einzelne 
Semibrevis wurde nicht gesetzt, wie VseuAo-Aristoteles bei Cows. I, 
372, sagt: Unde notandam est, qaod nulla semibrevis sola reperitar, 
qaoniam per se sola significare neqait, sed binae et binae, non aeqaalee, 
vel treg et tres aeqaales inveniri debentur, Der Bhythmus * *(f f) 
ist also nieht mftglich gewesen. Stehen jedoeh zwei Semibreves zwi- 
sehen zwei gr6fseren Notengattangen, so ist die erste minor, die zweite 
maior, also * ♦ ♦ * ist gleieh fT f f*; stehen jedoeh drei Semi- 
breves zwischen gr5fseren Notengattangen , so ist jede minor z. B. 
H ♦ ♦ ♦ H gleich iT f f r*; stehen vier, so ist die erste and drifts 
minor and die zweite and vierte maior z. B. * # # # ♦ * = f * f f f • 
Stehen jedoeh mehr als vier Semibreves zwisehen grftiseren Noten- 
gattangen, so miss dareh einen Pankt (divisio modi) die AbtaQang 
angezeigt werden; i. B. *♦♦*♦♦♦* oder * ♦ ♦ ♦ . ♦ ♦ ♦ n. a. w. 
Fir eine zwisehen zwei Longi stehende Brevis kann aaeh ihr Wart 
in Semibreves stehen; daher kann wohl eine Longa dareh zwei oder 
drei statt einer Brevis reeta stehende Semibreves imperfekt werien, 
aber nieht dareh eine einzelne Semibrevis. Auf eine Brevis altera kftnnen 
nieht weniger als vier and nieht mehr als seehs Semibreves gereehnat 
werden, „daher", sagt Franco, „sind diegenigen im Irrtam, welehe io- 
weiltn drei, zaweilen zwei Semibreves ftir eine Brevis altera setzen". 

Die oben dber das Verh&ltnis der Longa and Breves angegebenen 
Begeln 2 and 3 erleiden zaweilen durch Dazwisehensatzang eines 
Pmktes oder Strichchens (divisio modi) eine Anderang; z. B. *| * * 



Fhiiipp von Vitry. 



IIS 



— °* f"|. Mi zweita' Longa wird doreh das, wis foSgt bestimmt; 

■bur 1-^1 r^|; foriar«»«« = ^Tlr^|- aber: 
■ H . M M — *'f*\ f*** |— . Der Piakt vertritt gewissermafaen im 
Taktstrieh. 

Im 14. Jahrhondert finden diese Begeln flber die Perfektion ond 
Alteration inch aof die anderen Notengaitongen Anwendong imd its 
ais^elnen Notengattungen kOnnen nicht blofs doreh die onmittelbar 
nnter ihnen stehende Notengattong, wie die Longa doreh die Brevis, 
sondern aneh darch eine entfernlere Gattong, wie die Longa doreh 
die Semibrevis oder doreh die Minima imperfekt werden, 

Der Furikt erhieit ao&er der Bezeichnong fir die Perfektion 
ond Division aoeh noeh die Bedeotong fflr die Addition, wobei er die 
Note, der ar naehgesetzt war, om iia Hftlfte ihr« Werttg fsimifafta 
Dae 14, Jahrhdt. kennt aueh sehon die Syncopation. 

Das wlrsm Ii Kdrze Us haopts&ehliehsten Momente, doreh welehe 
sieh die Fortsehritte der Mensoralmosik in betreff des Bhythmos ond 
seiner ftofserliehen Darstellong Im 14, Jahrhdt. beorteilen lassen. In 
weleher Weise diese Entwiekelong vor sich ging ond si welehe 
\ Namen dieselbe sieh kiipft, das lint sieh noeh nieht gendgend an- 
» geben. Da nan gerade PhUipp von Vitry von seiaen Zeitgenossen 
als Haoptvertreter der neoen Richtong bezeiehnet wird, dflrfte m 
' dienlieh sein, dessen Traktate slier Untersoehong ond Besprechong 
, ii nnterziehen. Bei 1, de Ooussemacker, Seript. 111. finden sieh vier 
Traktate dem Philipp von Vitry zageeehrieben; der erste, wohl der 
bekannteste ond wiehtigste, fehrt den Titel „FhUippi de VUriaco 
Ars nova" ond 1st enthalten im der b^barMsehii Bibliothek is Bom. 
EL it Goos8. hit denselben naeh einer von P. Martini besorgten Ab- 
1 seiritt, die sieh im Lieeo mosieale m Bologna vorfindet, abgedroekt. 
1 Naeh litis (Biograpbie onivers. VII, SS) befindet sieh eine Eopie 
davon in der National - Bibliothek 11 Paris, welehe jedoch beginnt: 
- „ln arte nostra haec inclusa sunt aliqua ate/ 1 Em grofter f si 
f - dieser Abhandlang 1st aas anderen Autoren zosammengetragen ; die 
f Einleitong enthftlt Brochsttieke aos Boethios; die Absehnitte De par- 
s» tOm mtmcae, De proprietatibus musiem, De mutationibw , De 
f mmricm mi Be semitonio sind wftrtlieh dem Traktate %r De musica 
t cmwwlmm Aristotelis", bei Oooss. I, 161, entnommen. Die noeh 
\ 4 iolgenden Absehnitte behandeln ism mensorierten Oesang naeh der 
i Lakre Phtiipps mm Vitry. Wir werden diese Abhandlong in Wort- 
i. laote mit Cbersetzong mi Bemerkongen folgen lassen. 




146 



Fbilipp iwi fitly. 



Die zweite Abhandlung ist flberschrieben: Ars contropundus (sit) 
secundum Fhilippum de Vitriaco. Dieselbe 1st nur eine Kouptlatian 
aus „lntrodudio mudcae secundum wmgtdmm de Qwlandia" (Goumi 
I, 157) and aus „ Optima introductio in contrapundum pro rudibus 
von Johannes de Qarlandia" (Couss. HI, 12). 

Die dritte Abhandlong fQhrt die tfberschrift: »Ars perfeda in 
musica Magistri Philippote de Vitriaco". Naeh einer kurzen Em- 
leitung, enthaltend die Angabe der Konsonanzen and der einleitenden 
Begeln Ober den Eontrapankt, folgt als tfberschrift: „Trada&us (sin) 
Me wiper muswam emmpomit vmerMlw wmffider IhU^pnu de 
Vitriaco". Die Beilegong des • Epithetons „venerabilis" seitens dee 
Attors ist zwar aftfftlland, kommt jedoeh anderwftrts auch vor, z. B. 
beim Explicit Microl. Ouidonis Aretim; fibrigens kann diese ftber- 1 
sehrift aaeh von einem Abschreiber zugefiigt worden sein. Die Aotor- 
schaft Philipps wird aber sehr in Zweifel za Ziehen sein dureh itn ■ 
zweiten Satz des nun Mgendei Textes, weleher heifst: „Cum antir \ 
quitatem per Franconem notvm mi mmnikm tradidisse (sic) novikh 
temque per Philippum in maiore parte subtiliter invenisse" (sie) etc 
Oanze Partien der Ars perfeda finden sieh wftrtlich im LibeBus 
cantus mensurabUis secundum Johannem de Muria (Oouss. Ill, 46). 
Bemerkenswert ist ferner, dass in dieser Abhandlung aueh eehon der 
Name Synkope vorkommt, aueh ihre Erkl&rung, wie sie sieh bei den 
sp&teren Schriftstellern findet, und ferner ihre Anwendung im Modus, 
Tempus und in der Prolafcio , w&hrend das in den fibrigen Sehriften 
Philipps nicht der Fall ist. 

Die vierte Abhandlung tr&gt den Titel: Philippi de Vitriaco 
Liber musicaliim. Sie enthftlt aufser einer Einleitung folgende Ab- 
schnitte: Begulae discantus; De figurationibus notuiarum; De mth 
dis; De temporibus; De proMiomibw; Depmndw; De ligatura 
tularum; De alterationibus notuiarum; De figurationibus pausarum; 
M&pia generalis. 

Bemerkenswert ist eine die Synkope betreffende Stele; sie hiifit: 
n Nota quod in maiore prolatione habemus transpositionem in eantu, 
id est, fuando minima stat inter duo puncta, vel cum uno puneto ft 
post illam minimam semibreves eoniunetae vel non eoniunetae aequo*- 
tur ? el sola semibrevis sequitur, tune post semibrevem til semibrevas 
duae minimae sequuntur, cum uno puneto ?el sine puneto, tone semi* 
brtfis debent cantari tardando. ^ + »4 *4 Also eine Transposition, 
eine tfbertragung findet statt Der Punkt erh&lt hier den Namn 
pumdtm demonstrationist j 



Fhilipp yon Vitry. 



flliippl id Yitrlaco 
Irs nova. 

Mosieae tria sut genera : mon- 
dammi, hiniuiiin et instramantale. 
De instrumental! ad praesens est 
intentio; unde mnsica instramen- 
talis dicitar qnidqaid eontingit per 
aliqua instrument* , it Cithara, 
Viella, Monoehordum, de quo tan- 
tam ad praesens est intentio. 
Unde monoehordum est lustra- 
Bentom habeas imam chord am, 
0t eoneordantia eios fit per tria 
genera modorom, scilicet per diar 
tonicum, chromaticom et enhanno- 
nieum; sed de diatonico hie in- 
tendimus. 

- Unde diatonicam est, qaidqaid 
coneurrit per duos tonos et semi- 
tonium, et sunt eios species tre- 
imm. Qaarom prima speeies est 
miisonas in sonis, quod est aeqa*- 
litas in mmeris, it*) unitas ad 
onitatem. Seennda diapason in 
semis, quod est duplam in numeris, 
at binarius ad umilatem. Tertia 
dilute in sonis, quod est sesqii- 
alteram in numeris, nt tertias ad 
aeeuiidam. Quarta eat diatessaron 
in sonis, quod est sesquitertia**) 
in numeris, it qoartns ad tertian. 
Quinta est tonus, qaod est sesqui- 
octavum, at 9 ad 8. Sexta semi- 
ditonus, qaod est saper qaintam 
partiens vigesimas septimas, at 32 
ad Tt. 

*) *) ■) etc. siehe am Ende. 
*) Coins, hat et 
**) Owns, hat aetqidalteram. 



Art nova (Die neue Kunet) 
von PUUpp fit Yitry. 

Es giebt drei Arten der Musik: 
die Mo8ik des WeltaJls, die menseh- 
liche Masik and die instramentale 
Jfisik. 1 ) tfber letztere handeln 
wir jetst. Instramentale Mosik 
nennt man alles das, was darch 
irgendwelche Instramente , wie 
darch die Githara , Vielia , las 
Monochord steh ereignet; Iber 
letzteres wolien wir jetzt nur spre* 
chen. Das Monochord ist ein In- 
strument, welches nar eine Suite 
hat; seine Stimmung*) geschieht 
durch drei Tongeschlechter, nftm- 
lich darch das diatonische, darch 
das chromatische and darch das 
enharmonische Tongesehlecht § ) ; 
Iber ersteres handeln wir hier. 

Das diatonische Tongesehlecht 
firlltft darch zwei T6ne and 
einen Halbton; es enth&lt 13 In- 
tervall-Oattangen. Die erste Qafr- 
tang ist der Miklaig, das ist die 
Gleichheit in der Zahl, wie 1:1. 
Die zweite Oattang ist die Oktave, 
das ist das Doppelte in der Zahl, 
wie 2 : 1. Die dritte Oattang ist die 
Qainte, d. i. das Eineinhalbfache 
in der Zahl, wie 3:2. Die vierte 
Oattang ist die Quarte, d. L das 
Eineindrittelfache in der Zahl, wie 
4 : 3. Die fflnfts Gating ist der 
Ganzton, d. i. das Bineinachtelfaehe 
in der Zahl, wie 9 : 8. Die sechate 
Oattang ist die kleine Tun, d. L 
das tJbirftiiiiMgi ion 87, m% 
82 : 27. 



m 



FhiHpp km ¥ttiy. 



Septima ditonus, quod est super 

17 purlieus 6i, it 81 ad 84. Oe- 
tava semitonium, quod est super 

18 partial* Ml, it 266 ad 243. 
Nona est semitonium cum diapente, 
(quod est) super 282 partiens 486, 
it 768 ad 486. Decima est tonus 
eum diapente, quod est super 22 
partiens 82, it 54 ad 32. Unde- 
eima est semiditonus cum diapente, 
quod est super 7 (partiens 9, it 
16 ad 9. Duodeeima est ditonus 
eum diapente, quod est super 230 
partialis 266, it 486 ad 216.*) 
Dedma tertia tritonus, quod est 
super 217 partiens 512, it 729 
ad 112**). 

Sciendum quod inaequalitas pro- 
eedit ab aequalitate, et hoe patet, 
si aumantur tres unitates, quod 
dMtUf esse aequalitas, et pomai- 
tur in uno loco. Unde sequitur 
regula, quod si sumatur aequale 
primo et ponatur in primo loco, 
deinde sumatur aequale primo et 
seeundo, et ponatur in seeundo 
loco, deinde sumatur aequale pri- 
mo it dnplom secundum et aequale 
ponatur tertium in tertio, tune 
provenit duplum, quod est prima 
species multipliciter et sic facien- 
do de dnplo, venit triplum; et sic 
de iJiiip et per locum a primo ad 
ultimum. Omnis inaequalitas pro- 

*) Das Eingeechlo8aene fehlt 
**) Die M Coass. vielfaeh nicht rich* 
% angegebeneo Zahlenverhaltnisge haben 

wir immk ffienonmnfl von Mihren, M 
Grass. I, S. 72, ftrtwsert 



Die siebente Gattung ist die 
grofse Terz, das ist das tTber- 
17teilig§ mm 64, wie 81 : 64. 
Die acbte Gattung ist der Halbton, 
d. i. das tfbeMSteiUge von 243, wie 
256 : 243. Die neunte Gattung ist 
die kleine Sexte, d. i. das (Jber-288- 
tailige ra 486, wie 768 : 486. Die 
zehnte Gattung ist die grofte Sexto, 
d. i. das Ober-22teilige von 82, wie 
54 : 32. Die elfte Gattung ist die 
kleine Septime, d. i. das tfber-7tei- 
lige von 9, wie 16 : 9. Die zwOlfte 
Gattung ist die gro&e Septime, d.i. 
das tfber-230teilige von 256, wie 
486 : 256. Die dreizehnte Gattung 
ist der Triton, d. i. das (Tber- 
217teilig© torn 512, wie 72i : 511 

Die Ungleiohbeit geht hervor 
aus der Gleiehheit, was sich zeigt, 
wenn man drei Einbeiten nimmt, 
was man eine Gleiehheit nennt, 
and sie am eine Stele setaL Bar- 
ns ergiebt sich die Begel, dats, 
wenn man zuerst das Gleiehe 
nimmt und es an ante Strife aeW 
und hierauf das Gleiehe vom Eretcn 
und vom Zweiten nimmt md m 
an zweite Stelle setat, und hier- 
lach daa Gleiehe vom Eratea md 
das doppelte Zweite und das Glei- 
ehe vom Dritten an die dritte 
Stelle setit, dass dnin das Daphun 
entsteht, d. i. die erste Gattung 
des Vielfaehen; ind indent una 
es mit dem Duplum ebenso maeht, 
so entsteht das Triplum; und so 
die flbrigen. 1 ) Jede Ungleiehheit 
entsteht aus der Gleiehheit; das 
reicht fiber daa Viel&ehe aus. 



Fhflipp van Vitry. 



149 



venit ttb seqaaiitate; it haee it 
mnltiplicibus dicta suffieianL It 
setendnm, § mi ex duplo multipli- 
catam provenit sesquialterum in 
snperiore terminis eonversis; ex 
triplo sesquitertiam ; it sie de 
aliis speeiebus. Daplam 1, 2, 4. 
Triplum 1, 3. 9. Qaadraplam 1, 
4, 16. 

It sciendum quod ex sisqiisl- 
tera in snperiore provenit superbi- 
partieii8 in superpartienti terminis 
eonversis, et similiter ex sesqui- 
tertia supertripartiens, et sic de 
aUis. It seiendom quod ex sesqui- 
altera in superpartienti provenit 
daplum sesquiftlteram in multipliei 
snperiore terminis non eonversis, 
et sic de aliis. Item sciendum 
qood ex superbipartienti in super- 
partienti provenit duplum superbi- 
partiens in multipliei superpartienti 
terminis non eonversis. Et scien- 
dum, quod si aliqua proportio mul- 
tiplieetor per eundem numerum, 
semper resultabit eadem proportio. 
It sciendum, quod si vis ex una 
proportione faeere duas, multiplica 
primm in primo, et seeondnm in 
saeondo, et propositum primum in 
duo et habebis medium. Et seien- 
dom, quod si vis differentiam du- 
aram proportionum invenire, scribe 
pm^MMtioiiis, quasque volueris, ita 
qood prima sit sub prima, secunda 
sob seeunda, et multiplica per 
eroeem ita, quod prima b superior 
in seeunda a inferiore , et ultima 
inferior prima in prima inferiore, 
et habebis propositum. 



Aueh ist n wissen, dass aus dem 
Duplum dureh Umkebrung der Zah- 
len die Sesquialter-Proportion nnd 
aus demTriplnm dureh Umkebrung 
der Zahlen die Proportion (4 : 3) 
entsteht; und ebenso von den an- 
deren Gattungen. Duplum 1, 2, 4. 
Triplum 1, 3, 9. Quadruplum 1, 4, 16. 

Aus der Proportion 3 : 2 ent- 
steht durch Umkehrung der Zahlen 
die flberzweiteilige und aus der 
Proportion 4 : 3 die Aberdreiteilige 
Proportion u. s. w. Aus der Propor- 
tion Sesquialter entsteht ohne Um- 
kehrung der Zahlen das Duplum- 
Sesquialterum , und so aueh bei 
den Qbrigen. Aus der fiberzwei- 
teiligen Proportion entsteht ohne 
Umkehrung der Zahlen das Duplum 
der tlberzweiteiligen Proportion. 
Multipliziert man eine Proportion 
mit derselben Zahl, so bleibt die 
Proportion unver&ndert Will man 
aus einer Proportion deren zwei 
maehen, so multipliziere man das 
erste Glied mit sich selbst und 
im zweite mit sich selbst, und 
das vorgesetzte erste mit dem 
zweiten, und man hat das mittlere. 
Will man die Differenz zweier 
Proportionen finden, so schreibe 
man irgendwelche beliebige Pro- 
portionen hin, doch so, dass das 
erste 61ied unter dem erst en nnd 
das zweite unter dem zweiten steht; 
dann multipliziere man fibers Kreuz, 
und zwar das obere zweite Glied 
mit dem untern ersten und das 
obere erste mit dem untern zwei- 
ten, und man hat das Verlangte. 



lift 



PWipp ft a lily, 



Dupia terminis eonvewis 4, 2, 1. 

Seequialterum 4,1,9; terminis 
eonversis 9, 6, 4. 
Superbipartiens 9, 15, 25, 

Dupliciter sesqoialterum 4, 10, 
27. 

Dapliciter sop orMp urieis 9, 24, 
84. 

Eadem sesquialtera 4, 6, 9. 
Sesquialterum Jk A 
Demnm r\ 
Sesquialterum w 2 
Ions 9, 8. 
Diapente 8^2 
Diatesearon 4* S 



Dapla in umgekehrien SSabka 

4, 2, t 

SasftiMterim 4, S s S; ii » 
gakahrtea EaMm % 6, 4. 

TTberzweiteiiiges Verhaltnis 9, 
II, II. 

Doppeltes Sesquialterum 4, 10, 
27. 

Doppeltes aberzweiteiliges Ver- 
haltnis 9, 24, 84. 

Dieselbe Sesquialtera 4, i t 8, 
, 8«qeal^ria 9v A 

Dana W 

Sesquialterum 8 ^2 

Ganzton 9, 8. 

Quarte 4 A 8 



is nonoohordl proportioned) 

Sequitur da proportione mono- 
ehordi. Si aliqua linea in trinitate 
abbrevietur vel eionga&ur, acuitur 
vel gravatur**) ii sono, et scien- 
dum, qaod oatnis medietas chor- 
dae aequaliter sonat suo tono. De- 
terminatioaes sunt duae, sutieat, 
similes s#2i simile signnm; diversi 
8oni diversa signa. It sciendum 
quod bis diatessaron ama semitonio 
i el diapente earn diatessaron faeit 
diapason. It sciendum quod dito- 
nus cum semitouio faeit diatessaron. 
item sciendum quod si ti lis su- 



•) Couaa. hat: abbrevietur, acuitur 
vel elongatar. 

*•) Nacfa dam Amfaigo im Abschnit- 
tes mit Sequitor etc. infe man wohl 
achlktaa, daas Am§© B^i^rift sp&ter 
hiaiugoffigt worsen §§i 



Ober Hi f erHUtaltse lis Heteefcer*. 

Wmm irgend eine linie la der 
Dreifaltigkeit *) verkttrzt oder ver- 
Ifagirt wird, so wird sis h&her 
oder liefer im Ttmg; jede Httfte 
der Saite klingt in Tone, wie die 
andere. Oh^^ltrlstliehi^^Mrii 
giibl as zwei, mtoliA fthnliehe 
Klftnge, &hnliobes Zeiehen, ter- 
sehiedeae Klftnge, verechiedene 
Zeichen* Zwei Quartern and iwei 
HalbtOne, oder eine Quints and 
eine Quarte maehen wmimmm 
eine Oktave, und eine gro&e Ten 
mil einem Halbton maehen si* 
sammen eine Quarte. Wmm mm 
fiber einer gegabenen Linie alie 
Gattungen der fete? tils nach dem 
diatonischen Gesehleehte aofsteUes 
will, so setae man zaerst einen 
Ganzton, dann wieder einea Ga®*- 



Fhilipp von Utrf . 



1S1 



per Hneam dsttmi mnsitaiii omnes 
spades proportionis modeae ae- 
iiilm diatonieam genus, primo 
ponendum est tonus, deinde alias 

tcniB 8t pustift semitoniam , tt 
usque at 12 D, qaod finis dicitar 
dniisssroii propter eonfndonem 
differentiarum de b it i) ab G 
usque ad 12 D, sient snpra di- 
etom est; deinde ab 5, 8, usque 
ad 20 it item, si plaralitas sit in 
voea, sed seenndam usam nostrum 
. . . lit it habeatar naps planum 
at patent in figira: 

ttattattt's 

0, A, B, 0, D, E, P, G, % b t 

• ttsttr setts 
'I a, I, e, f f .g t a, b, tj» c, d, e, 

t t f s s t t s 
f t g t a, b t tf, «, d, e 



De operatloie nonechordl.*) 

Bequitur de proportione mono- 
ehordi seenndom operationem. Sit 
aliqna linen tota G (r), eiins 
medietas sit alia G, et eins me- 
dietati8 medietas sit tertia G. In- 
ter partes primi GG sit 0, enias 
medietas sit aliud C, et istios 
medietatis medietas sit tertinm C. 
Inter vero partes primi CO fit F, 
euius medietas fit ad seeondum F, 
et bains medietas fit ad tertinm F. 
Item de primo GG dnae partes 
fiont D f enius medietas fit aliud 
D, et bnius medietatis (medietas) 



*) Aueh hier tcheint die Cbexaohrift 
spite wmimb w orden m sain. 



ton ind hienraf ei&en Halbton 
u. 8. w. bis inr 12. Stella, n&mlich 
bis in d 9 welehee die Grenze der 
Qnirto genannt wird, wegen der 
beiden Halbt5ne b and l| von G 
Ms n d, wie oben gesagt worden; 
hieraaf beginne man wieder bei 
der I. t 8. Stelle und sehreite so 
fort, Ms sir 20. und waiter, wenn 
•• nOtig ist, aber gemUs nnaeran 
Gebrauch . . . and damit man es 
deutlicher babe, so mftge es diese 
Fignr zeigen 1 ): 

t t s t t s t t tf s 

G, A, B, 0, D, 1, F f G, a, b f 

8 t t 8 t t tf 8 8 t t 8 

I, e, d, e, f, g, a, b, | c, d, e, 

t t tf s e t t 

f» g, a, b, I), e, d, e 



Oltr das Yerfabren lulu Monochord.*) 

Irgend eine ganze Iinie sei G f 
deren H&lfte sei ein zweites G 
und die H&lfte hiervon sei eia 
drittes G. Zwisehen den Teilen des 
ersten GG sei G, dessen Hilfte 
ein unites C, und die H&lfte bier* 
von ein drittes 0. Zwisehen den 
Tuilm des anten CO titotoit F, 
davon die H&lfte giebt ein zwei- 
tes F, und hiervon die H&lfte ein 
drittes P. Zwai Dritt-Tefla vol 
dem ersten GG geben D, dessen 
H&lfte giebt ein zweites D und 
dessen H&lfte ein drittes D. Nun 



*) In Ehnlicher W«», wie hier die 
Mensnrierung des Monochords geschieht, 
findet sieh dieselbe beiAribo(Gtb.n, 



A 



1st 



BkUipp mm Vitey. 



ft teiiiam B* Item iifliitir D 
primum par 8*), addita tartia 
wsfi§ primum G et fatbsiir pri- 
mal A, aoioa »§ii§tai§ It semm- 
dim A, it titts medietatis medie- 
tas it teriium A. Item is primo 
A dnae partes iial 1 primum, 
cuius medietaa il 1 stamdimi, 
tin medietatis medietas 1 ter- 
tfaim. Item iitiitte primum 1 
pr tree it addita tertia pars 
versus primom G, habetor pr!- 
mum B, cuius medietas est % 
quadratom**), ©I eias medietatis 
medietas tertium % quadratum. 
Item is prim© f trss partes fiunt 
(b rotundum)***) , cuius medie- 
tas il b secundum rotandum, et 
iiis medietatis medietas tertinm 
I rotandum. liters® signorum G 
il G dicuntnr graves, quia gra- 
vem eantum reddunt; septem aeu- 
tae, quia acutum reddunt eantum; 
reHquae vero superaeutae , quia 
super aeutas ponuntar, vel quia 
superaculum, fi est valde aeutum 
reddunt sonum. Sie praedicta sep- 
tem signa monoehordi G, A, B, 
0, D, 1, f et etiam in infinitum 
ponunturt); sed seeundum usum 
nostrum sex suit nomina vocum, 
seiiicet: it, re, mi, fa, sol, it, at 
ponuntur super praedieta sips, 
its quod in quolibet G, C, f po~ 
lite ut et in aequentibus signis 



% - ^ *) Couaa, tat IS. 
*W Coiss* hat b ccctractum, 
♦4 Kbit 
t)Vk>n8s. hat potentia. 

\ 



divMHar* mm daa ante D dank 
S ond f%i mmm Mi n 

D naeh 6 Mb, so erhftlt mm A, 
daaaan Hfclite giebt das mtite A, 
mi hiervon die H&ifte das into 
A. Zwei Drittel von dim ersten 
A gtfeai das erete E f dessai Httfte 
giebt das sweta 1, und Metros 
lis H&ifte giebt das drifts IL 
f sis Mmm das erste 1 iirsh S 
lid ftp ill demseiben m&m mk» 
ehen dritten fail isefe dem isrstaa 
G hin und du bast das §»te B, 
dessei HMfte giebt its viaraekige 
I lid dessei H&lfte das dritte |, 
Ibias© geben itm ftsrfel von 
dem ersten f iss rami© b, itsses 
Halfte giebt das srolte remit I 
und hiervon its Hftlfte das dritte 
runde b. 1 ) Die Buehstaben von G 
bis G heifsen tiefe Zeiehen, will sie 
einen tiefen Gesang geben; ils sie- 
bii folgenden heifsen hohe, weil 
sie einen bohen Gesang geben; die 
flbrigen aber heifsen aberhohe, 
weil sit liber ils hohen gesetsfc 
sind, oder weil sit einen ttber- 
hohen , d. i. einen sehr bohen 
King geben. So werden die vor- 
genannten Zeiehen des Monoehords 
G, A, B 5 0, D, 1, F bis ins Ui- 
endliehe gesetzt; aber wir bedifr- 
nen tos zur Benennung der Tone 
folgender sacbs Silben: it, re, mi, 
fa, sol, la,*) welehe so ffcsr die 
genannten Zeiehen gesetzt werden, 

») Naeh Joannes Cotto, bei Grb.11,232, 
wmm dieae Silben bei den Ikgllatai^ 
Frftnsoeen mi Dmiteehen im Gefenoch, 
wShrend 4 Italienaieiiali andorar bedieitmrf 



Pkilipp totl Vitry. 



158 



voces sequentes, ot is hoe fit 
composite gammatis. Unde nihil 
aliud est, quam eompositio signo- 
rum monoehordi cum rocibos, et 
boo planing apparebit in sequenti 
figora: 



dasa in jades 0, C, F at kommt 
nnd in den ttbrigen Zeieben die 
Silben der Reihe nacb sieh fol- 
gen; mf diese Weise entsteht das 
Gamma. Daher ist das Gamma 
niehte anderes, als die Zosammen- 
stollnng der Zeieben des Mono- 
chords mit den Namen der Tone, 
nnd dieses zeigt sieh deotlieher 
in der folgenden Fignr: 

la 

la$ol 



— sol fa 



a~ 
9- 
f- 
e- 
d- 



-la mi re 



-sol re ut 



—fa ut 
-la mi 



i 



-la $ol re 



•8 



C- 

*- 

a- 
<?- 
F- 
E- 
D- 
CL 
B- 
A- 
Q- 



-sol fa ut 



—fa ut 
-la mi 




-sol re ut 



-sol re 



-faut 



-mi 



-re 



-ut 



De partitas mnsloae. 

Sciendum est qnod quattuor sunt 
partes prineipales ipsins musicae vel 
gammatis; unde prima pars est de 
signis et nominibas yocnm; se- 
eonda de lineis et spatiis, tertia 
de proprietatibus, qnarta de mu- 
tationibos. 



Ober die Telle der Until 

Es ist zu wissen, dass es vier 
Haoptteile der Musik oder des 
Gamma giebt; der erste Teil be- 
trifft die Zeiehen and die Namen 
der Tone, der zweite die Linien 
and Zwischenr&ume, der dritte 
die Propriet&ten and der vierte 
die Matationen. 



164 



PfaOipp Ton Vitiy. 



Habito de slgiis et foaibis, 
nunc est habendum da lineis et 
spatis. Mmoft et spatiam , front 
Me smimtir, nihil aliod sunt, 
quam*) paritas it imparitas. Unde 
omne, qaod est in linen, diritar 
imparitas; qaod est in spatio, di- 
ritar aeqaalitas vei pantos. Unde 
qaodlibet signom, qaod samitar 
in impari, est in lines, it omne, 
qaod samitar in pari, est in spa- 
tio. Unde seqaitar secandam 11- 
meram nataralem, qaod si primam 
sit in linea, reliqoam erit in spatio 
ete con verso; et hoc secandam 
qaadrataram vel reetas linens ipsiis 
mans.**) 



De proprletatUms Hasloae.***) 

Seqaitar de proprietatibas. Un- 
de proprietas nil aliad est, qaam 
differentia; et sont tres species, 
scilicet I doram, natara (sic) et 
b molle, sive b rotandnm. Unde 
b daram dicitar esse tonus ante 
% qaadratam; b molle dicitar esse 
semitoniam ante b rotandum t) ; 
natara dicitar c*ntas samptas sine 
b, id est sine differentia, onde 

*) Grass, hat qaod. 
**) AristoteleB setxt hinzu: 9 ^Beeanda 
regula et primo tenent". 

***) Auch dies© tJberachrift scheint spfc- 
tor mgefigt wotttai zu win. 

t) Maum §«ti, Aw in Original w 
<taben ist, hmim ich mm Aristotales 
richtig gestellt; derselbe schreibt aoch 
fcjduiom, natura et b molle, ijrohl deahalb, 
mm iiiit seinem fclgenden V©rns in ftbep* 
einnttmmnng m bleiben* 



Ntehdem wir die Zefahai mi 
Notennamen behaadelt haben, woi- 

len wir fetat fiber die Linien and 
iffiMihiiiriaiiie sprtebtiL Mnie 
and Zwisehenraim, wie sit Mer 
genommen werden, sind niehte an- 
deres, als etwas Gerades and Un- 
gerades. Was in der Linie ist, 
wird ungerade, and was im Zwi- 
sehenraom ist, wird gerade go- 
nannt Daher wird jedes Zeichen, 
welcbes als mgeridis genommen 
wird, in der Linie, and jedes 
Zeichen, welches als gerades ge- 
nommen wird, im Zwisehenraome 
stehen. Aos der natttrliehen Be- 
scbaffenheit der Zahl folgt, dass, 
wenn das erste Zeichen in die 
Linie za stehen kommt, das fol- 
gende in den Zwischenraom kom- 
men wird, and amgekehrt; and 
dieses enthalten die zweite and 
erste Begel der Hand l ) nach der 
Qaadrator oder nach den geraden 
Linien. 



Ober die Proprletiiea.*) 

Die Propriet&t ist nichts ande- 
res als eine besondere Besehaffen- 
heit der stufenweise fortschreiten- 
den Stimmen; es giebt davon drei 
Gattuagan: I daram, Baton md 
b molle oder b rotandnm. b daram 
sugt man, m tin Ganston wm ^ 
qaadratam ind b noli, sei tin Hiilb- 
ton vor b rotandnm; natara tatfat 
mm Gesang ohne b, d. i ohne 
eine Yerschiedenheit; daher die 
Begel: Jedes ut in G wird gesun- 



Philipp von Viiry. 



regala: omne ut in Q per tj 
quadratam et voces seqteiites, it 
omne at in 0 per natnram , et 
omne at in F per b nolle. Unde 

firsts : 

0 nataram dat; F b mollem 

tibi signat; 
G qaoqae t| daram facit esse 
cantaram. 
Et haee sufficient de propriety 
tibas musicae. 

De MtatMtafe*) 

Seqaitar de matationibas. Unde 
matatio nil aliad est, qaam dimis- 
sio anias voeis propter aliam sob 
eodem in sono eodem signo. Unde 
seqaitar qaod, abieamqae fit mata* 
io, oportet qaod ibi sint daae voces 
ad minas. 8ed in Gamma at, A re, 
B mi et lit, non est nisi ana 
vox, ergo non est ibi matatio; 
nee similiter in bfatj mi, qaia ibi 
sunt divisa signa et divisae voces, 
et qaia non ponontar sab eisdem 
signis neqae sab (eodem) sono se 
habent, et ideo non potest ibi 
fieri matatio, qaia esset tunc con- 
tra definitionem. Si enim essent 
in nno sono, deberet dici bfami; 
it at plunks pateat omnibas, re- 
spieiat in monoehordo. 



*) Aach hier schdnt die ttbersduift 

•pltui Wpftgt wwden m mm* 



gen darch 0 qaadratam and ihm 
folgen die Ibrigei Stimmen, jedes 
at in 0 darch die Natar, and jedes 
at in F darch bmolle. Daher der 
Vers: 

C giebt natora , F zeigt dir 

bmolle an; 
Und G macht, dass da sin- 
gest daram. 
Und dieses reieht aas ttber die 
Proprietftten der Masik. 

Iter ile Ifctaltaiii, 

Die Matation ist nichts anderes 
als die Entlassang einer der zar 
Benennang der Tone dienenden 
Silben dicht neben einer anderen 
unter demselben Tone and in dem- 
selben Zeichen. l ) Daraas folgt, 
dass dort, wo eine Matation statt- 
findet, anch zam wenigsten zwei 
solcher Silben sein mtlssen. Aber 
G it, A re, B mi and e la haben 
nor eine solche Silbe, daher aach 
keine Matation, and ebenso nicbt 
in b fa k mi, weil hier geteilte Zei- 
chen (nftmlich b and l|) and vei> 
schiedene Silben (fa and mi) sind, 
and diese ,weder alter dieselben 
Zeichen gesetzt werden, noch von 
deraelben Tonhfthe sind, and ee 
kann hier keine Matation stattfin- 
den, weil das der Erklftrnng des 
Wortes Matation nicht entsprftche. 
Biim wenn sie von derselben Ton- 
fauhe wftren, mtksste man sagen 
b fa mi (and nicht b fatj mi) and 
damit sich dieses alien deatlicher 
zeige, berflcksicbtigt man das Mo- 
nocbord. ■ 



m 



PhiHpp von ¥itiy. 



Sciendum quod iM ant doae to- 
nes, ibi silt difM motationes, it in 
Flint, quod dieitor fa at (et at fa); 
Et alitor, obioamqoe sunt tree voces, 
ibi Bant sex motationes, it in G sol 
m it, et in aliis, quia iM fares*) 
silt, ibi prima mutator in seeon- 
dam et e eonverso; it seeonda in 
oltimam, et e eonverso; (et prima 
in oltimam, et e eon verso)**). It 
ratione istios, obi sont doae (vo- 
ces, non) ***) doplicantor int) 
qoattoor, sic fares doplicantor in 
sex.tt) Unde regola, qood omnis 
motatio desinens in it, re, mi, 
dieitor ascendens, qoia plos habet 
ascendere qoam descendere, et 
omnis motatio desinens in fa, sol, 
la, dieitor descending y qoia plos 
habet descendere qoam ascendere. 
Samitor aotem (motatio doplici- 
ter)1 i f) : caosa ascensionis aot de- 
seensioni8, it patet in 0 fa at; 
si in ipso aliqais somat fa, pos- 
set ascendere osqoe ad tertiam 
voeem, sicot, si vellet somere 
qointam voeem, neeesse est somere 
at in ipso Cfaat, qood est mo- 
tatio de fa in ot; et similiter de- 
•neadendo suo modo; # et ista sof- 
ficiant 



*) Couaa. hat „dnae". 
**) Das Eipgeed? 1 068ene feMt 
***) Fehlt 
t) Coosa, hat „per". 
ft) Von hier bis za End© des Ab- 
schrrices ist der Text sehr verdorben; 
wir Mien denselben rich 'g geetellt nadi 
Mftoitbs. 
+tf ) Dfese beiden Worta fehlen. 



Dort, wo zwei Silben sind, giebt 
08 aoch zwei Motationen, wie in 
F fa at, weil man sagen bun 
fa ot and at fa. Wo hingegen drei 
Silben sind, dort entstehen sechs 
Motationen, wit in G sol re it, 
and so in anderen; weil dort, 
wo drei Silben sind, die erate 
motiert wird in die zweite, ond 
omgekehrt, die zweite in die letxte, 
and omgekehrt, and die erste in 
die letzto, ond omgekehrt Aus 
diesim Grande giebt es dort, wo 
zwei Silben sind, nicht doppek 
so viele Motationen, wie das der 
Fall ist dort, wo drei Silben sind. 
Daher die Begel, dass jede Mu- 
tation, die in at, re, mi schliebt, 
eine aafsteigende genannt wird, 
weil sie mehr aofw&rts als ab- 
wftrts 10 steigen gestattet; and 
jede Motatioo, welche m fa, sol, 
la schliefst, heifet fallende, weil 
si© ein grOfseres Abw&rts- als 
Aofwftrts8teigen gestattet Die Mu- 
tation geschieht aos zwei Grfto- 
den: wegen des Aofsteigens oder 
wegen des Absteigena, wie es 
sich zeigt in C fa at; wenn in 
demselben jemand fa nimmt, so 
kann er aofw&rts steigen bis zur 
dritten Stofe (bis la), wollte er 
jedoch eine Qointe hiher steigen, 
miss er it k jenem 0 fia at 
nehmen , welches die Matatkm 
von fa in ot ist; ond &hnlieh im 
Abwftrtssteigen ; ond das mflgs 
aaBreiehen. 



Philipp von Vitry. 



De mmlm 
Nota quod musiea ©st scientia 
yeraeiter canendi vel facilis ti 
eanendi perfectionem via; §1 did- 
tar a moys, quod est aqua, et 
yeos, seientia, quia inventa fill 
juxta aquas. It sunt eius species 
tredecim, scilicet: unisonus, tonus, 
semitonus (ate). Unde unisonus 
•st, quidquid accipitur is eadem 
linea vocis, it sic ubique in gam- 
mate, scilicet in quolibet signo 
gammatis vel in qualibet voce, 
li dicitur ab onus st sonus, quasi 
habens unum sonum ©t eundem, 
secundum figuram at secundum so- 
num. Item alio mil© unisonus 
dicitur sonus unius vocia , & qua 
101 It progressio; unum semper 
habit esse vel in eadem linea vel 
in eodem spatio. Si vero progre- 
diatur ab aliqua voce, soeem 
teugendo propinquam , in® all- 
quando fit tonus, allquando semi- 
tonium. Tamen sciendum est, 
quod unisonus mm mi coneonantia 
per ipsum, sed est primeipiim 
aliarum consonantiarum , et sine 
ipso unisono nulla consonantia 
esse potest. 



Quid est unisonus? Unisonus 
est vox, par quam primo ineipi- 
mus cant are, quae quidem vox 
non ascendit mm deseendit, it is 



ilff lit ■■•It 

Die Musik 1st die Eenntnis, rich- 
tig zu singen , oder si© ist ein 
leichter Weg zur Vollkommenheit 
lis Skgiis. 1 ) Sis hat ihren Ma* 
mil ¥©i moys, d. i. Wasser, ml 
ycos, d. I, iii Wissenschaft, weil 
sie bei dam Wtsser erfunden 
worden ist. Is giebt dreizehn 
Gattungen derselben, n&mlich: der 
Einklang, der Ganzton, der Halb- 
ton u. s. w. Einklang nennt man 
das, wm ii derselben Linie oder 
in demselben Zwischenraume ge- 
funden wird. Unisonus 1st her- 
geleitet von ibis und sonus, gleicb- 
sam einen und denselben King 
habend, gem&fs seiner Darstellung 
und gem&fis seines Elanges. Ii 
anderer Weise wird er Unisonus 
genannt als Elang einer und der- 
selben Si®®i f f©i welcher keine 
Fortschreitung stattfindet; er be- 
h&lt denselben King, mag ar Is 
derselben Linie oder to demselben 
Zwischenraum sail, f ) Warn aber 
von irgend einer Stimme fort- 
gesehritten wird ii der n&chst- 
hdheren oder m der n&chsttiefe- 
res, dann entsteht bald ein Ganz- 
toi, bald ein Haibtoxu Der Ein- 
klang Ist im und fir sich keine 
Eonsonanz, sondern er ist das 
Fundament der ibrigei Eonso- 
nanzen und ohne ihn kann es 
keine Konsonanz geben. 

Was ist der Einklang? Bar Ein- 
klang ist der Ton, ait welchem 
wir iierst anfangen a singen, 
welcher n&mlich weder auf- noeh 
>. 0. 10 



118 



Philipp foil Vitry. 



potestate cantoris est imponenda 
sit© in excelsa sive in hamili voce, 
it ponitur in quacamque clave 
faerit necessarium. 



De Miiliile. 

Semitoniam est (imperfectam) 
spatium inter duos unisonos, qaod 
8ecandom vocem hominis non potest 
nec licet dividi vel ponere medium; 
it accipitur inter quodlibet ^ qua- 
dratum et C, vel 1 et F, vel A et 
b rotundum in medietate scilicet 
post distinctionem voeum, quia in- 
ter fa et mi fit ditonus cum dia- 
pente; sed si mi fa accipiuntur 
inter ista nomina vocum , debent 
talem distantiam sicut signa addi- 
ta in qualilet specie, tunc est in 
supposito, ergo inter mi fa fit 
semitonium. *) 

Non enim dicitur semitonium 
a semis, quod es dimidium, it 
quidam putant, quia minus est, 
quam medietas toni, sicut manifesto 
apparet in dispositione monochor- 
di, sed dicitur a semis, a, um, 
quod est imperfectus tonus. 

Semitonium, it dicit Bernardus, 
est dulcedo et condimentum totius 
cantus et sine ipso cantus esset 
corrosus, transformatus et dilace- 
ratus. Boetbius autem determinat 



*) Bei Couss. wird zugefugt: ,*et di- 
citar a semis, quod est dimidium, ut 
patet figora. pie Figur fehlt jedoch.) 
Ita dicitur autem semitonium, quia est 
imperfectus tonus". 



abw&rtssteigt, und es liegt in der 
Gewalt des S&ngers, denselben in 
eine hohe oder tiefe Stimme zu 
legen, und er wird in irgend wel- 
chen ScblQssel gesetzt, in welehem 
er nfttig ml 

Gbtr den Halbton. 

Halbton nennt man die unvoll- 
kommene Entfernung zweier Ein- 
kl&nge, welcher gem&fs der mensch- 
lichen Stimme nicht kann and 
nicht darf geteilt oder gar als die 
H&lfte eines Gmmtones gesetzt 
werden 1 ); er findet sich zwischen 
jedem und 0, oder 1 und F, 
oder A und b, wenn diese stufen- 
weise einander folgen , weil in 
anderer Ordnung zwischen fa und 
mi eine grolse Septime entsteht*); 
aber wenn mi fa gesagt wird, 
haben sie dieselbe Entfernung, wie 
die beigefQgten Zeichen in jeder 
Gattung, dann verhftlt es sich, wie 
wir unterstellt haben, also entsteht 
zwischen mi fa ein Halbton. 

Den Namen semitonium hat er 
nicht von semis, d. L die H&lfte, 
wie manche meinen, weil er kleiner 
ist als die H&lfte eines Tones, wie 
das sich in der Aufstellung des 
Monochords deutlich zeigt, sondern 
von semis a um, das ist unvoll- 
kommener Ton. 

Der Halbton ist, wie Bernardus 
sagt, die SQfsigkeit und die Wttrze 
des ganzen Gesanges , und ohne 
denselben w&re der Gesang zer> 
nagt, ungebildet und zerrissen. 
Boethius aber bestimmt den Halb- 



Phiiipp fw ¥itiy. 



Hi 



I§ semitonio per solutionem ciks- 
dam quaestionis. Nam ita est 
quod aliqoando per falsam musi- 
cam faeimos semitonium, abi non 
debet esse; nam in menaurabili 
musica illad videmas*), qaod i§- 
nor si?© biscantus**) alienias mo- 
tecti vel rondelli stat in b fa I mi 
dieendo per || durum, tone accipi- 
entem in diapente saperios saam 
biseantQm , oportet dicere mi in 
fa acuta, et sic per falsam musi- 
cam; nam facere diapente a mi 
in fa non est bona concordantia, 
eo quod ab ipso quadrato usque 
ad ipsum f acutum sunt duo toni 
et duo semitonia, quorum coniun- 
ctio nulla est consonantia, et opor- 
tet, quod ubi est diapente ab una 
voce in aliam, ibi sit bona et vera 
consonantia. 

Et ideo oritur quaestio ex hoc 
videlicet, quae fuit necessitas, in 
mu8ica regulari de falsa musica 
sive de falsa mutatione***), cum 
nullum regulare debet accipere 
falsum, sed potius verum. Ad quod 
dieendum est, quod mutatio ialsa, 
sive falsa musica non est inutilis, 
imo est necessaria per bonam com- 
sonantiam inveniendam et malam 

*) Cottss. liest vidimus. 
**) Das „sive biscantus" steht Met 
nicht richtig; denn dasselbe kann in 
keuaem Falle dim Tenor gleich gssetst 
werden, auch wem biscantus in der 
doppelten Bedeutong, wie discantus, ge- 
nommen wird, so bedeutet es entweder 
einen zweistimmigen oder einen dem 
lemur binsuinflifftai Gesang. 

Es fsMt das verbun (dkwre?). 



ton durch mathematische Unter- 
suchung. l ) Daher gesohieht es, 
dass wir zuweilen durch die falsa 
musica einen Halbton hervorbrin- 
gen, wo er nicht sein soil; denn 
das sehei wir in der Mensural- 
musik, dass wenn der Tenor 2 ) 
(oder der Biscantus) irgend eines 
Motetts oder Bondells in bfafcl mi 
steht durch durum und er seinen 
Biscantus eine Quinte hflhernimmt, 
es ndtig ist, zu sagen, mi im 
hohen fa (fis) und so durch die 
falsa musica; denn eine Quinte 
von mi nach fa ist keine gute 
Konsonanz, weil von % bis zu dem 
hohen fa zwei Ganztdne und zwei 
Halbt5ne sind, deren Yerbindung 
keine Konsonanz giebt, und es ist 
nfttig, dass dort, wo von einer 
Note zur anderen eine Quinte 
ist, eine gute und wabre Konso- 
nanz sei 

Und daher entsteht hier die 
Frage, weshalb es ndtig war, in 
der regul&ren Musik von der falsa 
musica oder falsa mutatio zu spre- 
chen, da doch kein Regul&res et- 
was Falsches aufnehmen darf, son- 
dern vielmehr Wahres. Hierzu ist 
zu sagen, dass die mutatio falsa oder 
die falsa musica nicht unnUtz ist, 
sondern sie ist sogar notwendig, um 
eine gute Konsonanz zu bilden und 
um eine schlechte zu vermeiden. 
Denn wenn wir, wie gesagt, eine 
Quinte haben wollen, mttssen wir 
notwendig drei Ganzt5ne und ei- 
nen Halbton baben, so dass, wenn 

10* 



1 



160 



Philipp von Vltry. 



evitandam. Nam skit dietam est, 
si velimus habere diapente, de ne- 
cessitate oportet, qood habeamas 
tres tonos eum semitonio, its qood, 
si aliqua figara sit in b fa mi sib 
i qaadrato it alia sit in f acute 
per naturam, tone ion est ibi con- 
sonantia, qaia ibi non sunt tres 
toni cam semitonio, sed tantam 
dno toni cam semitonio daplici; 
veruntamen fieri potest ibidem, 
quod per falsam masicam apella- 
mis, scilicet qaando facimas de 
semitonio tonam vel e con verso; 
non tamen est falsa masica, sed 
inusitata. 

Unde notandum est, quod b nol- 
le non est de origine aliarum cla- 
fiiii; hoc autem cognoscitur per 
signum k quadrati vel brotundi in 
loco inasitato locatum, ita quod 
dicamus mi durum in f aoutum 
cum signo % quadrati; vel si b ro- 
tundum ponamus in b fa fc) mi vel in 
consimilibus, ita quod sit in toni 
proportione, et tunc erit cam dia- 
pente consonantia; et ideo falsa 
musica est necessaria quandoque, 
et etiam it omnis consonantia seu 
melodia in quolibet signo perfieiatur. 

Igitur scire debesmus secundum 
dictum, quod duo sunt signa fal- 
sae musicae 9 scilicet b rotundum 
et ista alia figura fc|; et talem 
proprietatem habent, videlicet quod 
b rotundum habet facere de semi- 
tomm tonam, stamen in descen- 
ded©, it da tojtf^in aaeudendo 

*> Cross, hat ^emXnio* 4 



irgend eine Note in b fa Q mi 
unter I quadrat und eine andere 
im hohen f im nattLrlichen Hexa- 
chord steht, dann ist hier keine 
Konsonanz, weil keine drei gauze 
Tdne mit Halbton vorhanden sind, 
sondern nur zwei GanztGne mit 
zwei HalbWiei, jedoch kann da- 
selbst das geschehen, was mir 
falsa musica nannen, weim wir 
nftmlich aus dem Halbton einen 
Ton machen, oder umgekehrt; das 
ist jedoch keine falsa musica (fal- 
sche Musik) sondern eine ange- 
wohnte Musik. l ) 

Daher ist zu merken, dass 
bmolle anderen Ursprungs ist, 1 ) 
als die anderen SchlOssel ; das 
aber wird wahrgenommen durch 
die an ungewohntan Stellen be- 
findlichen Zeichen fcj and b 9 so 
dass wir sagen: mi durum (fis) 
im hohen f mit dem Zeichen |; 
oder wenn wir b in b fa b mi oder 
in &hnliche Schltkssel setzen , so 
dass das Yerh&ltnis eines Tones 
eintritt, dann wird es mit der 
Quinte eine Konsonanz bilden ; 
daher ist die falsa musica zuweilen 
eine Notwendigkeit , damit jede 
Konsonanz oder Melodie in jedem 
Zeichen vollkommen zuwege ge- 
bracht werde. 

Nach dem Gesagten ist daher 
zu wissen, dass es zwei Zeichen 
der falsa musica giebt, n&mlich b 
und t), und diese haben die Eigen- 
tttmlichkeit, dass b aus einem 
Halbton einen Ton macht, jedoch 
im Abw&rts8teigen y und aufwftrts- 



Fhilipp von Vitry. 



161 



habit facere semitonium.*) Et e 
converso fit de alia figura ista \ 
8eilicet qaod de tono descendente 
habet facere semitonium.**) Ta- 
men in illis locis, ubi ista signa 
reqairantar, sunt***), at superias 
dietom est, non falsa, sed vera et 
neeessaria, quia nollns motettas 
sive rondellas sine ipsis eantarit) 
possunt, et ideo vera, qaia id, 
qnod falsum est, seqnitur, qaod 
non sit vernm, sed hoe non est 
falsam, ergo ete. 

De tenpere Inperfeeto. 

Sex minimae possont poni pro 
tempore imperfeeto; nnde notan- 
dum est, qaod qaando pro tempore 
imperfeeto dnae ponantnr semi- 
breves non signatae, ambae sant 
aeqnales, quia qaaelibet tres valet 
minimas, at hie: 




Qaando tres ponantur, prima 
valet tres minimas, seennda daas, 
tertia solam, at hie: 
tt) 

. ♦»! 

Qaando quattaor, prima minor, 
seennda minima, tertia minor, 
quarta minima, at hie: 
I » |- 

Qaando qainqae ponantar, tres 

*) Org. hat tonum. 
**) Org. hat tonam. 
***) Org. hat et. 
t) Cou88. hat cantari non possunt. 
tt) Dies© letzte Note, wie aach die in 
den folgenden Beispielen gesetzten Mi- 



steigend maeht es aas einem Ton 
einen Halbton. Umgekehrt maeht 
das B abwftrts aas einem Ton einen 
Halbton. Jedoch an den Stellen, 
an welehen diese Zeichen erfordert 
werden, sind sie, wie oben gesagt, 
keine falsehen, sondern wahre 
and notwendige Zeichen, weil kein 
Motett oder Bondell ohne sie ge- 
sangen werden kann, and deshalb 
sind sie wahre Zeichen, weil das, 
was falsoh ist, nicht wahr ist, aber 
dieses ist nicht falsch, also a.s.w. 

Ober das Inperfekte Tenpnt. 

Sechs Minima kOnnen far ein 
imperfektes Tempas gesetzt wer- 
den 1 ); wenn daher far ein imper- 
fektes Tempas zwei nicht bezeich- 
nete Semibreves 2 ) gesetzt werden, 
so sind diese beiden gleich, weil 
jede drei Minima gilt. 8 ) 

Wenn drei gesetzt werden, gilt 
die erste drei Minima, die zweite 
zwei, die dritte eine. 4 ) 



Wenn vier gesetzt werden, gilt 
die erste zwei Minimi, die zweite 
eine, die dritte zwei, die vierte 
eine. 

Wenn fanf gesetzt werden, gel- 
ten die drei ersten als Minimi, 



t 



Fhilipp von Vitry. 



182 

primae minimae , quarta minor, 
qainta minima, it bic: 

I 1 I » ^EE 

Qaando sex pointer, omnes 
erant aeqaales minimae, at hie: 

£t sic debent proferri omnes 
semibreves in qaolibet tempore 
perfecto sive imperfecto , qaando 
non signantar, qaia, si snnt signa- 
tae, 8eeandam qaod signatae sant, 
debent proferri. It notandam, 
qaod plares qaam sex non possant 
poni pro tempore imperfeeto, nisi 
ibi sint semiminimae, at hie: 




Seiendam, qaod secundum di- 
versos istaram semibrevium valo- 
res diversa sortiantar nomina. Un- 
do semibrevis, qaae sex valet mi- 
nimis, maior nuncapatar; semi- 
brevis vero, qaae qainqae vel 
qaattaor, semimaior nuncupatur a 
semas (sic), qaod est imperfectas, 
a, urn; ilia vero, qaae tres valet 
minimis, recta et vera semibrevis 
vocatur, licet omnia corpora obli- 
qua, largo modo loqaendo, id est 
de semibrevibas , semibreves vo- 
centar; ilia vero, qaae sola . . ., 
minima appellator; cuias vero mi- 
nimae medietas, semiminima no- 
minator. Minimae tamen et semi- 
minimae ad gradam salvandam, 



nim&, solan naeh dem Text© 8emibievB8- 
Noten sein ; wir vermuten, diss die Bei- 
spiele sp&ter zugeffcgt worden sind. 



die vierte gilt zwei and die ftnfte 
eine. 

Wenn secbs ' gesetzt werden, 
sind alio gleiche Minima. 

Und so mflssen alle Semibreves 
in jedem perfekten oder imperfek- 
ten Tempos vorgetragen werdei, 
wenn sie nicht bezeicbnet «nd, 
weil sie, wenn sie eine Bezeich- 
nang haben, naeh dieser Bezeich- 
nang vorgetragen werden mQssen. 
Aach ist za merken, dass fir em 
imperfektes Tempos mebr als secbs 
Semibreves nicht stehen tonnes, 
wofern es nicht Semiminim& sind. 

Naeh den verechiedenen Werten 
dieser Semibreves sind aach dera ( 
Benennangen verscbieden. Daher 
wird eine Semibrevis, welche seek 
Minimi gilt, Semibrevis maior 
genannt ; aber eine Semibrevis, 
welche fQnf oder vier Minimi 
gilt, heifst Semibrevis semimaior, 
von semis, I. i. anvollkommen: 
jene aber, welche drei Minimi 
gilt, heifst Semibrevis recta and 
vera, obgleich alle schiefen Noten- 
k5rper, wenn man in weitern Sto- 
ne von den Semibreves epriebt, 
Semibreves genannt werden 1 ); 
jene aber, welche nur eine Minima 
gilt, heifst Minima, and deron J 
H&lfte heifst Semiminima. Der 
Minima jedoch and der Semhnmi- 
ma k6nnten zor Erlangung des 
Grades *), in welchem die als 10* 
nima gesetzt© gewesen ist, andere 



Philipp von Vitry. 



IIS 



in quo posita Mt minima, alia 
nomina imponi possuit, ita quod 
minima voeetar semiminor, et se- 
miminima minima nominetur. 

Sciendum est etiam quod secun- 
dum modernos sicut minima po- 
test diminui , sic potest auger i. 
Unde sciendum est, quod quando 
doae minimae inter diss semi- 
breves vel breves ponuntur in 
medietate , secunda minima duas 
valet minimas et altera minima 
voeabitur turn in gradu ternario, 
siemt duae semibreves inter duas 
breves quando ponuntur in modo 
perfecto secunda semibrevis altera 
voeabitur, quae sex valet minimas, 
ut dictum est prius. 



De t Iplt tenporm perfeetoruM et In- 
perfeotorum. 

Dicto de brevibus et semibrevi- 
bus et minimis et semiminimis, 
et de valore earum, dicendum est 
de signis perfectorum temporum 
sive imperfectorum. Unde scien- 
dum quod ad temporis perfeeti 
designationem circulus apponatur 
rotundu8, quia forma rotunda per- 
feeta est, vel secundum aliquos 
obliqui apponantur tractuli tres, 
et utrumque unum est, ut hie: 

Ad denotandum quod quaelibet 
semibrevis dividitur in tres partes 
aequales in ternario loco, dicen- 
dum est, quod ubicumque talis 



Benennungen beigelegt werden, so 
dass die Minima k5nnte semiminor 
und die Semiminima k5nnte mini- 
ma hei&en. 

Auch ist ii wissen, dass, wie 
nach den beutigen Musikern die 
Minima vermindert werden kann, 
sie auch kann vermebrt werden. 
Wenn daher zwei Minimi in der 
Mitte zwischen zwei Semibreves 
oder zwischen zwei Breves stehen, 
gilt die zweite Minima zwei 
Minima und wird altera Minima 
genannt , dann im dreiteiligen 
Grade, wie wenn zwei Semibreves 
zwischen zwei Breves stehen im 
Modus perfektus, die zweite Semi- 
brevis altera genannt wird, welche 
sechs Minimi gilt, wie frtlher ge- 
sagt wurde. 

Ober die Inelolini der perfekten and 
Imperfekten Teapora. 1 ) 

Nachdem wir tiber die Breves, 
Semibreves, Minimi und Semi- 
minimi und tiber deren Wert ge- 
sprochen haben, wollen wir jetzt 
tiber die Bezeichnung der perfekten 
und imperfekten Tempora spre- 
chen. Zur Bezeichnung des perfek- 
ten Tempus wird ein Kreis ge- 
setzt, weil diese runde Form eine 
vollendete ist, oder nach anderen 
werden auch drei schiefe Striche 
gesetzt; beide bedeuten dasselbe. 

Bezttglich der Bezeichnung, dass 
jede Semibrevis in drei gleiche 
Teile geteilt wird im dreiteiligen 
Takte, ist zu sagen, dass wo ein 



/ 



114 



Philipp von Vitry. 



eirealas vel trss tractuli sine di- 
yisionis pnneto reperiantur, est 
perfectioni8*), scilicet quod tem- 
pus in si perfeclnm, id est aptam 
natam ad dividendam in tres par- 
tes aeqiales; quod sit perfectam, 
sie probatur: hoe est perfectum, 
quod habet principium, medium 
et finem, sed tempus est huius- 
modi, ergo etc. It e converso 
illud est imperfectum, quod caret 
istis, sive uno istorum; sed tempus 
imperfectum est huiusmodi , ergo 
maiore parte minor declarator. 
Tempus enim imperfectum in duas 
dividitur semibreves, et sic uno ca- 
ret istorum. Unde ad eius per- 
fectionem denotandam semicircu- 
Ids vel duo tractuli apponantur. 

Z^Tj^^j|7)^^.^ , ^-^i^^.T^»lt.|^^| fr^l 



De variatMlm Mdorui perftottnm 
et laperfecttroM. 

Gum de signis temporum vari- 
ationem denotantibus fecimus men- 
tionem, quomodo modernis canto- 
ribus tarn in modo quam in tem- 
pore fiat variatio dicendum est 
Sunt alii eantus perfecti modo et 
tempore, alii imperfecti modo et 
non tempore, alii tempore et non 
modo, alii partim perfecti et alii 
partim imperfecti tarn modo quam 



*) Mm dfixfte ognum ra eigftaMQ 



/ 




soloher Ereis oder drei Striehe 
ohne den Punkl der Division ge- 
funden werden, dies als Bexeieb- 
nung der Perfektion gilt, n&mlieh 
dass das Tempus in sich perfekt 
ist, d. L dass es sich in drei gleiehe 
Teile teilen l&sst; dass es perfekt 
ist, lftsst sich so beweisen: Per- 
fekt ist dasjenige, was einen An- 
fang, eine Mitte und ein Ende hat; 
aber das Tempus (perfektum) ist 
von dieser Art, also u. s. w. Um- 
gekehrt ist jenes Tempus imper- 
fekt, welchem diese Merkmale 
fehlen oder eines derselben; aber 
von dieser Art ist das Tempus 
imperfektum , also ergiebt sich, 
dass es ein kleinerer Teil ist als 
der grdfsere Teil. Denn das im- 
perfekte Tempus wird in zwei 
Semibreves abgeteilt, und so fehlt 
ihm ein Merkmal der Perfektion. 
Daher wird zur Bemerkung des 
imperfekten Tempus der Halbkreis 
oder es werden zwei Striehe gesetzt 

Ober die ferih i iwinn iter perMta 

■■I luptrfektei Modi. 

Da wir die die Ver&nderung 
der Tempora angebenden Zeiehen 
erwfthnt haben, ist dardber m 
sprechen, wie von den heutigen 
S&ngern sowohl im Modus als im 
Tempts eine Ver&nderung entsteht. 
Einige Oes&nge sind perfekt im 
Modus und im Tempus, andere 
sind imperfekt im Modus und nicht 
im Tempus, andere im Tempus 
und nicht im Modus, andere sind 
teilweise perfekt und andere teil- 



PMlipp too fitly. 



1S6 



tempore. II ibi notitiam tarn Is 
modo qoam tempore variationum*) 
habeamus , perfeetionem signa, 
dill modam perfeetum, allii mo- 
dem imperfeetum notanda**) dare 
affectamus. Sed prime Is divisa 
eantuum variatione videamus. Mo- 
ils perfeetus voeatur, quaido tria 
tempore perfeeta sift imperfeeta 
pro perfeetione qaalibet aeeipiun- 
tar. Modus vero imperfeetus est, 
qnando dao. la mod© perfeoto 
longa ante longam valet tria tem- 
pora, lis! imperfieiaiur a sola 
brevi praeeedente vel sequente. 
Duplex longa sex tempora valet, 
ia modo vero imperfeeto simplex 
longa dao valet tampers nee un- 
quam plus valere potest, nisi pun- 
etus apponatur. Duplex vero qoat- 
tuor, nee potest augeri nee minui, 
misl par solam minimam vel par 
duas, it Ma: 



Item in modo perfeeto, ut visum 
est, duplex longa imperficitur duo- 
bus modis: eum sola brevi, et tune 
non valet nisi quinque, sive eum 
daabus t it tee non filet nisi 
quattuor. Posset etiam imperfiei 



*) Coqbs. hat vamtkmem. 
**) Couas. hat notitiam. 



weise imperfekt sowohl im Modus 
als im Tempus. Und wenn wir 
eine Eenntnis der Ver&nderungen, 
sowohl des Modus als aueh des 
Tempus haben, sueben wir Zei- 
ehen zu geben, welcbe die Perfek- 
tion anzeigen, eines flir den Mo- 
dus perfektus und slats fQr den 
Modus imperfektus. Aber zuerst 
1st die auf der Teilung beruhende 
Ver&nderung der Ges&nge zu be* 
traehten. Perfekt wird Isr Modus 
genannt, wenn drei perfekte oder 
drei imperfekte Tempora ftr jede 
Perfektion genommen werden. Der 
Modus 1st imperfekt, wenn zwei 
Tempora auf eine Perfektion kom- 
men. Im perfekten Modus gilt die 
Longa vor einer Longa ire! Tem- 
pora, wan sis nieht durch eine 
einzelne vorhergehende oder nach- 
folgende Brevis imperfekt gemacbt 
wird. Die doppelte Longa gilt 
secbs Tempora, Aber is imper- 
fekten Modus gilt lis einfaehe 
Longa zwei Tempora, und niemals 
kann sie mehr gelten, wenn ihr 
nieht ein Punkt beigefdgt wird. 
Die doppelte Longa aber gilt vier 
Tempora; sie kann nieht femehrt 
iii nieht vermindert werden, aufser 
durch alia einzelne Minima, oder 
dureh zwei, wie hier: 

Ebenso wird im perfekten Mo- 
dus, wis man gesehen hat, die 
doppelte Longa auf zweifaehe 
Weise imperfekt: dureh eine ein- 
zelne Brevis , und dann gilt sie 
nur fQnf, oder dureh zwei Breves, 
und dann gilt sie nur vier Breves. 



166 



PMMpf von Vitiy. 



per minimas, sieut duplex imper- 
fecta. Praeterea in modo perfecto 
seeunda duarum brevium inter duas 
longas, it visum est alteratar. In 
modo vero imperfecto nalla potest 
alterari. 



Item quotiescumque paasae tri- 
um temporum in uno corpore re- 
periuntar, modus est perfectus, at 
in Orbis orbatar. 

Qaotiescnmqae daae vel plares 
paisae reperiantur in medietate, 
quarum quaelibet valet dao tempo- 
ra, modus est imperfectus, at in 
Adesto vetus. 

Modus perfectas et tempas per- 
fectam continentur in quodam can- 
to, qui vocatur: Deus index for- 
tis. Modus est perfectas, qaia 
semper tria tempora pro qaalibet 
perfectione accipiantar. Tempas 
est perfectam, qaia quodlibet tem- 
pas in tres partitur semibreves. 

Modas imperfectas et tempus 
imperfectam continentar in Ade- 
sto, quia ibi duo tempora pro 
perfectione qualibet accipiuntur, et 
quodlibet tempus non partitur nisi 
in duas partes aequales semi- 
breves. 

Modus perfectas et tempus im- 
perfecta!! continentur in Bona 
condit. 

Tempus perfectum et modus 
imperfectas in Misera. 

Tempus parti m perfectum et 



Sie k5nnte auch imperfekt werden 
durch Minimi, wie die doppelte 
imperfekte. Aufserdem wird im 
perfekten Modus die zweite von 
zwei Breves zwischen zwei Longi 
alteriert, wie wir gesehen haben; 
aber im im perfekten Modus kann 
keine alteriert werden. 

So oft Pausen dreier Tempora 
in einer Pigur gefunden werden, 
ist der Modus perfekt, wie in Or- 
bis orbatur. 

So oft zwei oder mehr Paosen 
mitten im Gesange gefunden wer- 
den, von denen jede zwei Tempora 
gilt, ist der Modus imperfekt, wie 
in Adesto vetus. 

Modus perfektus und Tempus 
perfektum sind in dem Gesange 
Deus index fortis. Der Modus 
ist perfekt, weil immer drei Tem- 
pora fir jede Perfektion genommen 
werden; das Tempus ist perfekt, 
weil jedes Tempas in drei Semi- 
breves geteilt wird. 

Der Modus imperfektus and das 
Tempas imperfektam sind entbal- 
ten in Adesto , weil hier zwei 
Tempora fir jede Perfektion ge- 
nommen werden und jedes Tem- 
pus nur in zwei Teile , n&mlich 
in zwei gleicbe Semibreves geteilt 
wird. 

Der perfekte Modus und das 
imperfekte Tempus sind entbalten 
in Bona condit 

Das perfekte Tempus und der 
imperfekte Modus linden sich in 
Misera. 

Das Tempus , teilweise perfekt 



ttlipp von fitly. 



167 



partim imperfectam et modus etiam 
eontinentiur in Garison. 

Ad modam perfeetom denotan- 
dam secundum aiiqaos apponitar 
quadrulus tres intas eontinens trur 
ctolos protaetos, it hie: 

IF 



m 

Ad modam vero imperfeetom 
denotandum apponitar qoadralos 
daos iitis eontinens traetalos pro- 
traetos, it hie: 

Ad modam et tempos perfeetam 
denotandam insimal apponatar cir- 
cula8 intas tres traetalos eontinens, 
Ite qaod eircalas tempos denotet 
perfeetom, traetali modam, ot hie: 

Ad signandam yero modam et 
tempos imperfeetom, semieirealas 
daos intas traetalos eontinens appo- 
natar, at hie: 

— 4 



Sed at modam damtaxat sive 
tempos variare possomos, signom 
sibi ipsi singulare propriom, sci- 
licet qaadrolom , at visam est, 
appropriamas. 

De letuiis rtabrli. 

Capitulum I. 

Qaa de caosa notae robrae in 
moteeti8 ponantor, breviter videa- 
mas. Dieendam est igitar, qaod 
daabos de caasis 9 principaliter: 



and teilweise imperfekt, und aaeh 
der Modas sind enthalten in Ga- 
rison. 

Zar Bezeiehnang des Modas 
perfektas wird naeh Manehen ein 
Qoadrat gesetzt, welches inner- 
halb drei Striche enthfilt 



Fir die Bezeiehnang des im- 
perfekten Modas setzt man ein 
Quadrat mit zwei innerhalb des- 
selben gezogenen Strichen. 



Zar Bezeiehnang des perfekten 
Modas and zagleieh des perfekten 
Tempos setzt man einen Kreis 
mit drei in denselben gezogenen 
Strichehen, so dass der Kreis das 
perfekte Tempos and die Strich- 
ehen den perfekten Modas angeben. 

Um anzazeigen , dass Modas 
and Tempos imperfekt sind, setzt 
man einen Halbkreis, welcher zwei 
Strichehen enth&lt. 



Aber wenn wir nor den Modas 
oder das Tempos ver&ndern kli- 
nen, geben wir ihm sein beson- 
deres eigenttimliches Zeichen, n&m- 
lich das Qoadrat. 

Ober die roten Noten. 
1. KapiteL 

Lasst ons karz sehen aos wel- 
cher Ursache in den Motetten die 
roten Noten gesetzt werden. Is 
geschieht dies haopts&chlich aos 



188 



Philipp von Vitry. 



vel qaia rnbrae de alia mensora 
quam nigrae oantantur , it in: 
Thoma till obsequia; quare in 
tenore illius moteeti rnbrae ean- 
tantnr ex temporibus perfeclis de 
modo imperfeeto , nigrae vero e 
converso ; vel rnbrae aliqnoties 
ponuntur, quia rednenntnr sub alio 
modo, it in moteeto In arboris; 
in tenore illios moteeti de rubris 
tria tempora pro perfectione snnt 
accipienda, de nigris mm dno; 
vel de rubris aliquando boc it 
illoe in Balladis, Bondellis it Mo- 
tectis ponuntur , quia redueuntur 
et ad invicem operantur, ot in 
Plures errores. 



Oaf italn 1. 

8eeundo modo apponnntnr rn- 
brae, quia eantantur in octava*) 
loci, tM sut sitae, nt in Gratia 
miseri et in moteeto, qni voca- 
tnr Quelz avis. In bornm etiam 
motectorum tenoribus omnes rn- 
brae notae dicuntnr in octava. 
Aliquando rubrae ponuntur ad dif- 
ferential]! proprii, id est simplicis 
et plani eantus, quia sunt**) non 
de piano, id est de proprio cantu, 
ut in Glaerbueh. Ibi aliqnoties 



*) Original hat: quia eantantur in 
octava; nam loci ubi aunt sitae, etc, 
**) Org. hat neat 



zwei Ursaehen: entweder weil die 
roten Noten in einer anderen 
Mensur gesungen werden als die 
schwarzen , wie in Thoma tibi 
obsequia, in dessen Tenor die 
roten Noten in perfekten Tempora 
vom imperfekten Modus gesungen 
werden, die sebwarzen aber um- 
gekehrt l ) ; oder es werden die 
roten Noten oft gesetzt, weil sie 
unter einem anderen Modus ge- 
ordnet werden, wie in der Mo- 
tette In arboris, in dessen Tenor 
von den roten Noten drei Tempora 
for eine Perfektion zu nehmen slid, 
von den schwarzen aber zwei; 
die roten Noten werden zuweilen 
hier und dort in Balladen , Eon- 
dellen und Motetten gesetzt, weil 
sie auf einander bezogen werden 
und sie sich unter einander aus- 
helfen wie in Plures errores. 

& lafiteL 

Auf die zweite Weise werden 
rote Noten gesetzt, weil sie in 
der Oktave der Stelle gesungen 
werden, an welcher sie stehen, 
wie in Gratia miseri und in 
der Motette Quelz avis. In den 
Tenoren dieser Motetten werden 
alle roten Noten in der Oktave 
gesungen. Zuweilen werden aueh 
rote Noten zur Unterscheidung 
des eigentliehen, d. i. des ein- 
fachen und plan«n Gesmges ge^ 
setzt, weil sie nicht dem cutis 
planus, d. i dem eigentliehen Ge- 
sange angeh6ren 9 wie in Glaer- 
bueh. Dort werden zuweilen rote 



Philipp von Vitry. 



rabrae ponuntur, at longa ante 
longam non valeat tria tempora, 
vel it secunda daaram brevium 
inter longas per omnia *) non 
alteretur, at in tenore In nova sit 
animus; vel etiam ponuntur , ut 
longa ante longam valeat tria 
tempora et brevis ante brevem 
tres semibreves, at In arboris. 
Bubrae etiam ponantar aliqaando, 
qaia tempos et modus variatur, 
ut in tenore de Garison, In 
tenore enim illius moteeti longae 
notulae nigrae tria tempora valent 
perfecta, rubrae vero duo tempora 
imperfecta, et aliquando e con- 
verso, at in tenore moteeti , qai 
voeatur Flares errores sunt. 



De loninibus tenponiM perfeotornn. 

Cam de temporibas et prolatio- 
ne, secandum qaod in sex sive 
novem dividuntar modis, saperias 
tractavimas competenter , ne de 
temporis divisione insafficienter vi- 
deamas tractasse, de tempore stri- 
ctias traotare affectamas. Unde 
sciendum est, qaod tempos perfe- 
ctam est triplex, scilicet minimum, 
medium et mains. Minimum tern- 
pus posuit Franco. Unde notandum 
est secundumr magistrum Franco- 
nem, et sicut visum est superios, 
minimum tempos non nisi tres 



*) Simon Tunrted (bei Couss. IV, 271) 
sagt statt „per omnia 4 ' „de necessitate". 



Noten gesetzt, damit die Longa 
vor einer Longa nicht drei Tem- 
pora gelte, oder damit die zweite 
von zwei zwischen Long& stebende 
Breves nieht muss alteriert wer- 
den *), wie in dem Tenor In no- 
va sit animus; oder sie werden 
auoh gesetzt, damit eine Longa 
vor einer Longa drei Tempora 
und die Brevis vor einer Brevis 
drei Semibreves gelte, wie In 
arboris. Die roten Noten werden 
aucb zaweilen gesetzt, weil Tem- 
pos und Modus sich &ndern, wie 
in dem Tenore von Garison. 
Denn in dem Tenor dieser Motette 
gelten die sehwarzen Long* drei 
perfekte Tempora, die roten aber 
zwei imperfekte , and zaweilen 
amgekehrt, wie in dem Tenore 
von Plures errores sunt. 1 ) 

Ober die Na»en dtr perfektea Teapot*. 

Weil wir Iber die Tempora und 
aber die Prolatio, wonach in den 
Modi sechs oder neun Teile ab- 
geteilt werden oben ausreichend 
gehandelt haben, suchen wir das 
Tempos genaaer zu bebandeln, 
damit wir nicbt sobeinen dessen 
Einteilung unzureichend dargelegt 
zu baben. Es ist zu wissen, dass 
das perfekte Tempus ein dreifaches 
1st, n&mlieb minimum , medium 
und mains. Das Tempos minimum 
setzte Franco.*) Nach dem Lehrer 
Frmco and aach nach dem, was 
wir oben gesehen baben, enthftlt 
its Tempus minimum nur drei 
Semibreves , welcbe nftmlieh so 



Fhilipp von Vitry. 



170 

continere semibreves , quae qui- 
dem adeo sunt strictae , qaod 
amplius dividi non possunt nisi 
per minimas dividantar. Dnde no- 
tandum, qaod qaando aliqais can- 
tos temporis perfecti reperitur, abi 
non nisi tres continentnr semi- 
breves pro no tempore secundum 
minimum tempns pronuntiari de- 
bent, si sunt quattuor, primae daae 
minimae, nisi aliter signentur. 

Item sciendum est, quod quan- 
do pro ist© minimo tempore duae 
pronuntiantur semibreves , prima 
maior debet esse et nunquam se- 
cunda, nisi signetur; licet secun- 
dum artem veterem superius pro- 
bavimu8, quod secunda debet esse 
maior. Ratio huius est haee, quia 
illae semibreves in hoc tempore 
minimo se habent, sicut tres mi- 
nimae in tempore maiore. Nam 
quando duae semibreves pro tri- 
bus minimis pronuntiantur, prima 
duas minimas valet, secunda vero 
solam minimam valet , nisi aliter 
signetur, ut superius visum est 



De medio tenprt perfects, 

Medium tempus est illud, quod 
oontinet in se tres semibreves 
aequales, quae quaelibet duas van 
let minimas vel mime debet, et 
medium tempus • perfectom non 
nisi sex minimas in se continet; 
et si ponuntur quattuor pro illo 



genau sind, dass sie weiter licit 
geteilt werden k5nnen , wofern 
man sie nicht durcb Minimi teilt. 
Wenn daher irgend ein Gesaog 
eines perfekten Tempus gefunden 
wird, worin nur drei Semibreves 
far ein Tempus enthalten sind, 
so m&ssen diese nach dem Tem- 
pus minimum vorgetragen werden ; 
wenn as aber deren vier sind, so 
sind die zwei ersten Minima, wenn 
es nicbt anders bezeichnet ist 

Ebenso ist zu wissen, dass wenn 
far dieses Tempos minimum zwei 
Semibreves vorgetragen werden, 
die ©rate maior sein muss nnd 
niemals die zweite, wofern das 
nicbt bezeichnet ist, obgleich wir 
oben nach der alten Kunst es ge- 
billigt haben , dass die zweite 
maior sein mdsste. ] ) Der Qrund 
hiervon ist der, dass jene Semi- 
breves in diesem Tempus minimum 
sich verhalten , wie drei Minimi 
im Tempus mains. *) Denn wenn 
zwei Semibreves fir drei Minimi 
zu rechnen sind, so gilt die erste 
zwei Minimi, aber die zweite nur 
eine einzelne Minima, wenn es 
nicht anders bezeichnet ist, wie 
mm oben gesehen hat. 

fiber las Mitm T«tps perfttta. 

Das medium Tempus ist janes, 
welches in sich drei gleiehe Semi- 
breves enth&lt, von denen jede 
zwei Minima gilt oder gelten moss; 
das medium Tempus perfektum 
enth&lt nur sechs Minimi, ond 
Wim vier far jmm Tempua ge- 



Philipp von Vitry. 



171 



tempore, daae debent esse mini- 
mi ae; si qiiique, quattuor debent 
fieri minimae ; si sex, omnes mi- 
nimae et aeqaales. El si dividun- 
tur, per semiminimas dividentur, 
quaram quaelibet minima in dnas 
dividitur semiminimas. Unde quan- 
do nos videmus, qaod plares quam 
sex non ponuntnr pro tempore, 
sib tempore medio perfecto eas 
pronantiare debemas. Possumus 
tamen eas secundum mains tern- 
pus pronuntiare, licet plures quam 
sex non ponantur; et hoc quando 
signantor. Nam siout signentnr, 
proferri debent, secundum quod 
sunt signatae. 



Be maiore tempore perfecto 
sciendum est, quod continet in se 
tres semibreves, quarum quaeiibet 
valere posset tres minimas, nee 
plures valere posset, nisi per se- 
miminimas dividatur. - Unde quan- 
do plaras quam sex ponuntur mi- 
nimae, necessario oportet, quod 
sit maius tempus perfectum , et 
sic mails tempus perfectum tria 
minima tempora in se continet. 

it ninioio tempore Inperfeote. 

Item sciendum est, quod siout 
tempus perfectum est triplex, sci- 
licet minimum, medium et maius, 
ut dictum §§t f sic tempus imper- 
fectum est duplex, scilicet mini- 



setzt werden, mflssen zwei davon 
Minimi sein; wenn fftnf gesetzt 
werden, missel vier Minima sein, 
wenn secbs, mtissen sie alle Mi- 
nimi und gleich sein. Wenn sie 
geteilt werden, so wird das durch 
Semiminiml geschehen , indem 
jede Minima in zwei Semiminiml 
geteilt wird. Wenn wir daber 
sehen, dass fir ein Tempus nicht 
mebr als sechs Semibreves gesetzt 
werden, so mflssen wir dieselben 
liter dem medium Tempus per- 
fektum vortragen. Wir kOnnen 
jedoch dieselben auch nach dem 
maius Tempus vortragen , wenn 
mehr als sechs nicht gesetzt sind 
und zwar dann, wenn sie so be- 
zeichnet sind. Denn so wie sie 
bezeichnet sind, mtissen sie nach 
ihrer Bezeichnung vorgetragen 
werden. 

Das maius Tempus perfektum 
enth&lt in sieh drei Semibreves, 
von denen jede drei Minimi gilt 
und auch nicht mehr gelten kann, 
wofern nicht durch Semiminiml 
geteilt wird. Wenn daher mehr 
als sichs Minimi gesetzt werden, 
muss notwendig das maius Tempus 
perfektum vorhanden sein, und so 
enthllt das maius Tempus perfek- 
tum drei minima Tempora in sich. 

Ober las nlBinin Tenpas inperfektum. 

Sowie das Tempus perfektum 
ein dreifaches ist, ilmich mini- 
mum, medium und maius, so ist 
das Tempus imperfektum ein zwei- 
faches, n&mlich minimum und 



172 



Philipp mm Vitry. 



mam et mains. Minimum tempos 
est Iliad, qaod continet in se daas 
semibreves, qnarnm qaaelibet dnas 
valet minimas, et sic minimom 
tempus imperfectnm non nisi quat- 
tnor minimas valere debet t nisi 
per semimiiiimas dividator. 

it tempera nalore Inpmfeeto. 

• Mains tempos imperfectnm con- 
tinet in se doas semibreves aequa- 
les, qoarom qnaelibet valet tres 
minimas, et sic tempos majns im- 
perfectnm sex minimas in se con- 
tinet. Unde qoando nos videmus, 
quod plores qnam qoattuor mini- 
mae poumtnr pro tempore im- 
perfecta), secnndnm mains tempos 
imperfectum eas debemos pronun- 
tiare. Et sic apparet, qood sicot 
perfectom in tres dividitor semi- 
breves, sic in tres prolationis spe- 
cies, et tempos imperfectnm in 
dnas, scilicet minimum et mains, 
secundum quod in duas dividitnr 
semibreves. It est notandnm, 
qood mains tempus imperfectnm 
se habet sicut mains tempus per- 
fectum. 

Explicit ars nova magistri Phi- 
l ; ppi de Vitri. 

Deo gratias. Amen. 



maius. Das minimum Tempos 1st 
jenes, welches , in sich zwei Semi- 
breves enth&lt, von denen jede 
zwei Minimft gilt, mi so darf 
das minimum Tempus imperfektom 
nnr vier Minimi gelten, wenn 
nicbt dorch Semiminimft geteilt 
wird, 

Ofcar ilas limps nulls laperfliktML 
Das Tempos mains imperfektom 
enthftlt in sich zwei gleiche Semi- 
breves, von denen jede drei Minimft 
gilt, ond so enthftlt das mains Tem- 
pos imperfektom seehs Minimft. 
Wen wir daher sehen, dass mehr 
als vier Minimft fir das imperfekte 
Tempos gesetzt werden, mttssen 
wir iiesslben nach dem mains 
Tempts imperfektom vortragen. 
Und so zeigt es sich, dass gleich 
wie das Tempos perfektum in drei 
Semibreves geteilt wird, as auch 
in drei Gattnngen der Prolatio 
zerfellt, und das Tempos imper- 
fektum in zwei, n&mlich minimom 
nd maius, wobei in zwei Semi- 
breves abgeteilt wird. Es ist za 
merken, diss das mails Tempts 
imperfektum sich verhftlt, wie das 
maius Tempus perfektum. 

Es schliifst die Ars nova des 
Lehrers Philipp von Vitry. 
Gott sei Dank! Amen. 



Philipp von Vitry. 



173 



Benerkungen zir Ars 1107a wm Phllipa yob Vitry. 

Silt! 147: 

1) Blest hier nach Boethius Bach 1, Kip. 2, gemacfate Einteilung der Musik 
grtindet aich auf die ausgedehnte Bedeutung, welche das Wort Musik bei den 
Griechen hatte; man bezeichnet damit nicht nur jede Act von Kenntnis und Kunst, 
sondem anch die Ordnung und den Zusammenhang aller Dingo. Alles, was die 
Nator in ihrem Umfange begreift, batte die Musik zu einigen und harmoniscb zu 
gestalten. Die Lyra gait nur als eine Nachabmung des grofsen nach denselben 
Gesetzen musikalisch aufgebauten Weltalls. Die Ideen tiber die Sph&renmusik laden 
sicb noch bei sp&teren griecbiscben und lateinischen Scbriftstellem vertreten oder 
doch mit gro&er Piet&t bebandelt; diese Ansicbten erhielten sicb sogar bis ins spite 
Mittelalter. Die Mnaik des Weltalls, sagt BottMus, kann mm am besten an den 
Dingen erkennen, welcbe man am Himmel selbst oder in der Zusammenfugung der 
£lemente oder in der Yerschiedenheit der Jabreszeiten wahrnimmt. Denn wie sollte 
68 geschehen, dass die Mascbine des Himmels so scbnell in so scbweigsamem Laufe 
bewegt werde? Die menschliche Musik, sagt derselbe Boethius, siebt jeder ein, 
der einen Blick in sicb selbst tbut. Was ist es denn anderes, was jene unkorper- 
liebe Lebbaftigkeit der Vernunft mit dem K6rper vermischt, als eine gewisse Har- 
monie und Rinrichtung, welcbe gleicbsam eine einzige Konsonanz von tiefen und 
boben 8timmen bewirkt? — Die instrumentale Musik, sagt derselbe, ist die, von 
der man sagt, dass sie in gewisse Instrumente gelegt sei (d. b. die nacb den drei 
Tongescblecbtern geordnete mathematiscb abgemessene Skala), diese werde ausgeiibt 
durcb Anspannen , z. B. der Saiten , oder durch . Blasen , z. B. bei Blasinstrumen- 
ten u. 8. w. 

Diese instrumentale Musik zerfiel in eine tbeoretische und praktiscbe. Enter©, 
nacb mtisicm hamioiiic*, von Boethiiis Bucb 5, Kap. 2, Harmonie genannt, war nacb 
demselben Boethius, Bucb 5, Kap. 2, die Mhigkeit, welcbe die Unterscbiede der 
hoben und tiefen T6ne mit dem Gefuhle (d. i. dem Gehdre) und mit dem Verstande 
abw&gt, wobei Gefubl und Verstand gewisse Instrumente dieser barmoniscben F&hig- 
keit sind. Sie scbloss also in sicb Kenntnis und Yerst&ndnis des Tonsystems, 

Die praktiscbe Musik teilte sicb, je nacbdem das Ausfobren der Tonreiben 
durcb naturlicbe oder ktinstliche Wirtaeugi geschah, in Gesang und InBtramental- 
musik. 

2) Unter concordantia ist bier nacb der gegebenen Erklfirung liber intrumen- 
tale Musik die Harmonic, die Tonreibe zu verstehen, welcbe nach den mathemati- 
schen Gesetzen in dem Monocbord dargestellt will. Diese wird in demselben nacb 
dem diatoniscben, nach dsm chromatischen und nacb dim enhanDonischen GeacMecbt© 
gwfdmtt. 

3) Unter Tongesoblecbt versteht man eine bestimmte Kombination der Klange, 
die sicb bei den Griechen innerbalb des Tetrachords vollzog. Die dasselbe begren- 
zenden Tone hiefsen ieststebende und blieben in jedem der drei Gescblechter un« 
ver&ndert, wlhr§iid die ZwischenMinge, die sogeoaiiiiten beweglifiieii, mi chromati- 
Mhen nil bamwiiscliai GeseMechts nach dem untexn tetstehenden hinimtageBtifmnt 
wmdem Im Gegenaats m dem diatonischen , wo sie das Maximnm iner Spanning 
baben. Die AufgteUnng im Tetnchords in im drei Gesehlechtein mit unserea 
Notennamen ausgedruckt war folgende: diatoniscb hcde; chromatisch h c des ej 
miMiimmmii h ces ieses e. Das durcb HMmtoistiiiiiiieii der bewegliohen Tone 

MonaWh. I Mutikgetob. Jahrg. XXII. No. 9. H 



174 



Philipp yon Vitry. 



nunmehr grofser gewordene hochste Intervall ist charakteristisch fftr jedes der Mien 
Ctochlechter: es wM in chromatischea tut Makea, im enhamnisdhen wax grolsen 
Terz, welcbe beide Inten r alle als unzusammengesetzte erscheinen. 

Suite 148: 

1) BoethiuB erklart dies im 1. Buohe Kap. 7, wie folgt: „Wir setzen z. B. drei 
Einheiten Ma, oder drei Zweiheiten oder drei Dreiheiten, oder tiberhaapt drei Zahlen 
von beliebig gleicher Grolse ; die vielfachen Zahlen gewinnen wir dann so, dass wir 
hieraus eine zweite Beihe herstellen , in welcher die erste Zahl gleich der ersten 
Zahl in der ersten Beihe ist; die zweite Zahl der zweiten Beihe ist gleich der 
Summe der erstem Zahl in der ersten Beihe and der ersten Z&M in der sweiten 
Beihe; die dritte Zahl in der zweiten Beihe ist dann gleich der Summe der ersten 
Zahl in der ersten Beihe und der zweiten Zahl in der zweiten and der dritten in 
der ersten Beihe, denn indem auf diese Weise die Zahl in Progression tritt, entsteht 
die erste doppelte Proportion der Vielfachheit, wie folgendes Schema zeigt: 

1 1 1 1 
12 4 

Hier ist also die Einheit in der zweiten Beihe gleich der Einheit in der ersten. 
Ebenso ist die Zweiheit (in der zweiten) gleich der Summe der beiden Einheiten in 
der ersten and zweiten Beihe. Ebenso ist das Vierfache gleich der Summe dex 
Einheit in der ersten Beihe, der Zweiheit in der zweiten und der dritten Einheit in 
der ersten Beihe. Es ist also 1, 2, 4 die doppelte Proportion." 

Seite 150: 

1) Unter der Linie in der Dreifaltigkeit durfte eine der drei Linien m ver- 
stehen sein, welche auf dem Monochord unterhalb der Saite gezogen sind zur Auf- 
nahme der Teilungspunkte nach den drei Geschlechtern. 

Siite 151: 

1) Die Art und Weise, die Skala abzuteilen, ist bei den mittelalterlichen 
Theoretikern verschieden. Man teilte z. B. in drei Teile nach den grolsen, kleinen 
und verdoppelten Buchstaben f welche die Schliissel hie&en; man teilte ferner aueh 
nach Tetrachorden ab, jedoch in verechiedener Weise. Unser Autor teilt auch nach 
letotehorian ab und es soU in jedem Tetrachord ein Ganston, ek Ganzton und 
darauf ein Halbton folgen, und diese Ordnung soil bei G (F) beginnen. Das erste 
Tetrachord wird enthalten G A B C; das zweite CDEF; das dritte F G a b; 
weiter geht es nicht mehr, so dass wir d, welches er als erste Grenze angiebt, 
nicht erreichen. Es wird also bei G wieder angefangan werden mfissen, md es 
heifst das folgende Tetrachord G a k| c; das folgende c d e f u. s. w. 

Stite 152: 

1) Um dieses Verfahren deutlicher zu haben, denke man sich Uber einem Brette 
eine Saite gespannt, deren freischwingender Teil zwischen zwei festen Stegeii 72 cm 
mi8st, und in G eingestimmt sei. Schiebt man einen beweglichen Stag in die Mitte 
der Saite, so wird jede der beiden H&lften in einer Dingo von 36 cm das g er- 
tdnen lassen, and eine solche Teilang dieser Hfilften in einer Ltage von 18 cm 
wird g 1 geben. Settt mm mm im Steg im die Mitte swisehen die beiden G mi 
g, so geechieht inter Bertleksiclitigang d«r vorher gegangaieii Teftmgen «k© Tier- 
teilaiig der gan»n Saite, von denen drei Vierbel m einer Mag© von 54 cm c m- 
geben; hiervon die H&lfte von 27 cm wird c 1 and hiervon die HUfto mit 18% cm 
wird c* engeben. Settt man weiter im Steg in die Mitte der beiden oc 1 , so erbilft 



Philipp von Vitry. 



171 



aim f in einer SaHenl&nge von 4Q l fa em; hiervon die Hilfto nit 20 l / 4 cm giebt P 
und Mcrfon die MBfte unit MP/ 8 cm Saitenlftnge giebt f*. Zwei Drittel der ganien 
Suite nit 48 cm geben d and hiervon die Halfte mit 24 cm giebt d l und davon 
die Halfte mit 12 cm giebt d*. Teilt man nun die Saitenl&nge toq d in drei 
gleiche r Mh raid figt man einen solchea Teil Mr gansen SaitenUmge mm d, ao 
erhalt man A in einer Saitenl&nge von 64 cm; davon die Halfte von 32 cm giebt 
a, and hiervon die Halfte mit 16 cm L&nge giebt a 1 . Zwei Drittel von der Saiten- 
l&nge dee A geben das e mit 42% cm; hiervon die Halfte giebt e 1 mit 21 1 / i cm, 
und davon die Halfte giebt e a mit 10 9 / s cm L&nge. Teilt man ferner die Saiten- 
l&nge von e in drei gleiche Teile und fiigt man einen solchen Teil zur ganzen 
Saitenl&nge von e, so erhalt man H mit einer Saitenl&nge von 56% cm ; die Halfte 
hiervon giebt | (h) mit 28% cm, Drei Viertel vom ersten f geben b mit 30% cm 
Saitenl&nge; hiervon die Halfte mit 15% c cm geben b 1 . 

Stellen wir die Saitenl&ngen for die Tone der Oktave von c bis c 1 zusammen, 
so erhalten wir: c mit 54 cm, d mit 48 cm, e mit 42% cm, f mit 40% cm, g mit 
36 cm, a mit 32 cm, b mit 30% cm, |j mit 28% cm, c x mit 27 cm, mit welchen 
die oben angegebenen Intervallen-Verh&itnisse ubereinstimmen. Wir erhalten Ganz- 
tonfortschreitungen im Verhaltnis von 9 : 8 und zwei Halbtonfortschreitungen, von 
e nach f und von h nach c im Verhaltnis von 256 : 243, und eine Fortschreitung 
im Verhaltnis von 2187 : 2048 von b nach tj. 

Unterzieht man die oben angeftihrten auf der Teilung der Saite nach dem 
mittelalterlichen Monochord beruhenden IntervaUenverh&itnisse einer n&heren Be- 
trachtung, so ergiebt rich, dass die Quinten, Quarten und Oktaven durchaus win, 
die kleinen Terzen im Verhaltnis von 32 : 27 (statt des reinen Verh&ltaiissee 6 : 5), 
die grofeen Terzen im Verh&ltnisse von 81 ; 64 (statt 5 : 4), die kleinen Sezten im 
Verh&ltni8se von 128 : 81 (statt des reinen Verhaltnisses von 8 : b% und die grofsen 
Sexten im Verh&ltnisse von 27 : 16 (statt 5 : 3) jedoch falsche und far harmonische 
Tonverbindungen durchaus unbrauchbar sind, so dass die Alton alien Grand hatten, 
diese Terzen and Sexten als Dissonanzen zu erkl&ren und nur die Oktaven, Quinten 
und Quarten als Eonsonanzen gelten zu lassen. 

Sslts 154: 

1) D. i die sogenannte Guidonische Hand, n&mlich eine an den Fingergelenken 
der linken Hand geordnete Folge der Guidonischen Skala. 

2) Man unterscheidet eine Proprietas des planen Gesanges und eine Proprietas 
des Mensuralgesanges ; erstere wird von unserm Aator hier behandelt; im Mensural- 
gwange wird der ersten Note einer Ligatur die Proprietas zugeschrieben, wenn sie 
die ihrer Gestalt (n&mlich mmr Brevis) mbei der Ligatur entsprechende Bedeatang 
der Brevis beh&lt. 

Seite 155: 

1) D. h. Lfisst man von zwei unter demselben Zeichen stehenden Silben, z* B. 
in C fa ut, eine Silbe, z. B. fa, fort und nimmt man dafur ohne Anderung des 
Tones ut, so entsteht die Mutation von fa in nt 

Suite 157: 

1) Mete sich nent in Dialogus Oddo's, bei Gtitrbert I, 253 fi n de nde ftp- 
Mftrang des Wortes mariea- wird von diesem edftatert^ indem er dim Schilar Mgt: 
„Wi8 der IMam Mi aUe Buchstaben newt im der Tafel vorzeigt, so bringt well 
der Musikus dir alle Tone im Monoehord nach und nach bei." Aach nnser Aator 

11* 



178 



Philipp von Vitry. 



sagte vorher: »Ganuna 1st nichts anderes, als die ZusammensteUung der Zeicben 
dee Monochords mit dem Namen der Tone;" and gleich daxauf: Es giebt vier Haapt- 
teile der Musik oder des Gamma. 

2) In der ©rsten Bedeatong ist der EinUang las Zmwnnmentreffen veradiie- 
dener Singstimmen in demselben Tone ; in der zweiten Bedeotong ist er die Wieder- 
holung ernes Tones Amm dieselbe Singstimme* 

Sdta 158: 

1) Mathematiseh jedoch kann er geteilt werden. Gaffor beriohtet in seiner 
Rraetica mas. cap. 13, diss manche dnrch Beifugung -H- die Note, der m bei* 
geittgt ist, urn eine Diesis, das kleinste Intervall des enharmonischen Geeehlechtee 
erniedrigen woMtem. 

2) N&mlich von P aorw&rts bis e ist eine gro&e Septime. 

Sslte 159: 

1) Boethius findet im 2. Bache Kap. 28, 29, 30 den kleineren Halbton im 
VerhaJtnis von 243 : 256 und den grdfeeren im Verb&ltnis von 2048 : 2187. 

2) Im 12. and 13. Jahrhundert war der Tenor das Fandament der Komposi- 
tion, eine dem Chorale oder dem Volksliede entnommene Melodie, oft auch nor ein 
Bruehstuck einer Melodie, das nor 8—10 T6ne omfasste, welche dann 6fter wieder- 
holt warden. T)ber diesem Tenor als der tiefcten Stimme erf and der Komponist 
eine zweite Stimme (Discantos) , eine dritte (Triplom), eine vierte (Qaadraplom). 
Sp&ter rackte der Tenor hinaof in die Stimme ttber der untersten and warde die 
Bezeichnang fttr die hohe M&imerstimme. 

Salt© 160: 

1) Die Amidricke falsa mmsioa, faka mutatio, mosica ficta, ©omameta, mmsiea 
aoqoisita, bedeaten die Erh6hang.oder Erniedrigang irgend eines Tones der Skala 
am einen Halbton. Diese chromatische Veranderong findet sich schon angedentet 
bei Oddo (Gerbert I, 272), wenn er sagt: „Aulserdem suoht die aosgeartete and 
moistens aasgelassene and m sehr sinnliche Harmonie mehr Halbtdne, als wir ge- 

,.~aagt haben." 

Walter Odington (bei Coast. I, 215) sagt, dass bei den Modernen die Stolen 
E, P, b c, e, f, k chromatisch ver&ndert werden; er nennt diese Stofen analog der 
grieohischen Musiklehre bewegliche (mobiles) and diejenigen, bei denen eine solche 
Ver&nderung nicht stattfindet, nennt er feststehende (stabiles). Die beiden mobUen 

Stofen b and jj, sagt er, warden eigentliche Stolen des Monochords genannt, die 

ttbrigen hingegen warden die Musiker falsche nennen } nicht weil sie dissonierende, 
sondern weil sie fremde (extraneae) and bei den Alton angebr&achliche seien. Gaffor 
(Pract mas. cap. 13) sagt, dass manche noch das sol onter la durch einen Halbton 
erhoheten; zogleich giebt er for diese chromatische Ver&nderung folgende Erld&rung: 
„Wenn das fa in C fa at in mi ver&ndert wird durch die Erhdhang am einen 
grolsen Halbton, so nimmt das Hexachord semen Anfang in A re. Ver&ndert man 
aber das tiefe I dorch Erniedrigang urn einen Halbton in fa, so wird das Hexachord 
in dem einen Ton onter P gesetzten P fa at beginnen." 

2) W&hrend Walter Odington noch annimmt, dass weder b moch || der mmica 
ficta angeh5ren, sondern beide eigentliche T5ne des Monochords (propriae voces mo- 
nochordi) sind, ist unser Aotor jedoch der Meinong, dass diese Tone wohl aos der* 
selben Veranlassung hervorgegangen sind, wie die abrigen, die durch Beieetsang 



Phiiipp von Vitry. 



177 



you b mi | entitehen, nlmlich un von beliebigin T5nen m§ das Hexachord be- 

ginnen ill Vmmn, 

Suite 161: 

1) Hier lit das imperfekte Tempus jenes, welches zwei Semibreves enthllt, 
von denen jede in drei Minimi teilbar ist; also die Mensur, die man sp&ter mit 
Tempos imperfektum and Prolatio maior bezeichnete. 

2) Eine bezeichnete Semibrevis ist eine solche, die einen aufwlrts- odex aV 
w&rtsgehehenden Strich hat Eine Semibrevis mit aufwlrts gezogenem Striche (^) 
gilt als Minima; dagegen eine mit abw&rts gezogenem Striche (♦) gilt fiif Mimml 
and dann die ihr folgende Semibrevis (♦) nur eine Minima, (cf. Marchettas v. 
Ffcdaa bei Comes. Ill, 6.) 

3) Marchettas von Padua, welcher in semen Pomerium mns. mensox. bei 
Gerbert HI, and in Brevis compilatio etc. bei Coass. ITT, die Zweiteilung und die 
Geltang der kleineren Notenwerte behandelt, berichtet una aach von einer bei den 
Franzosen and Italienern verschiedenen Mensorierong und verschiedenen Zuteilung 
der Notenwerte. Wlhrend die Italiener zuerst durch zwei und dann wieder durch 
zwei teilten, teilten die Franzosen zuerst durch zwei und hierauf durch drei. Daher 
gilt eine durch einen abw&rts gehenden Strich bezeichnete Semibrevis , wenn zwei 
Semibreves fur ein Tempus stehen , bei den Italienern drei Minimi und die nicht- 
bezeichnete gilt eine Minima, w&hrend bei den Franzosen erstere ffinf Minimi und 
letztere eine Minima gilt 

4) Bei den Italienern gilt dann jede der beiden ersten eine Minima and die 
letzte deren zwei. 

Stfte 162: 

1) Hier fehlt: „Eine Semibrevis, welche zwei Minimi enth&lt, heifst Semi- 
brevis minor." 

2) Unter gradus sind hier die verschiedenen Geltungen zu verstehen , welche 
dieselbe Notengattang haben konnte. Simon Tunstede versteht darunter die Men- 
suren, Modus Tempus und Prolatio; denn derselbe sagt bei Couss. IV, 274: Die 
pexfekte Longa heilst in ihrem Grade maior, die imperfekte Longa aber minor und 
die Brevis recta heifst in jenem Grade minima. 

Selte 163: 

1) Theodor de Campo giebt in seiner Abhandlung Be musica mensurabili bei 
Couss. HI, 186 folgendes als Grund an, weshalb man die Zeichen fur die ver- 
schiedenen Mensuren setzte: „Oft", sagt er, „ereignet es sich in Motetten und an- 
deren mensurierten Geslngen, dass die Mensur sich Indert, nlmlich im perfekten 
Modus, so oft imperfekte Noten mit perfekten der genannten Mensur vermischt 
werden and umgekehrt im imperfekten Modus perfekte zwischen imperfekte gesetzt 
werden, deshalb werden den mensurierten Ges&ngen dieser Art gewisse Zeichen bei- 
geeetzt, nlmlich" a. s. w. 

Stlto 168: 

1) Hier wird sich, da die beiden Mensuren gleichwertig sind (d. h. in beiden 
gilt die Longa gleichviele 8emibrevee) in dem VerhaMtnis der Dauer der LongI und 
Semibreves nichts Indern, nur die Dauer der Breves Indert sich. Ein Ihnliches 
VerhHtni8 tritt auch bei den iibrigen gleichwertigen Mensuren ein; bei diesen ist 
demnach ein Cbergehen aus einer Mensur in eine andere leicht zu bewerksteiligen. 
Antlers verhllt es sich hingegen mit dem Cbergehen aus einer Mensur in eine 



nffipp mm fitly. 



anden» ntcht gtaiehw«rtig» Meimtr; dort ©in© laitiMfefi fltattfindtn. Bake? 
sagt der Anonymus I, M Couas. in, 353: „Diese Gleichwertigkeiteii seigen, d*w, 
wenn das Tempos durch eine Minima bescbleunigt odor in die Laage gezogen wird, 
sogleicb did Mensur von der einen in die andere fibergebt; das gescbiebt aber in 
der Prolatio, im Tempos oder im Modus; a. B. beim Tempus perfektum Prolatio 
inaior and Modas imperfektus Tempus imperfektum Prolatio minor ubersteigt das 
Tempus im Modus urn eine Minima." Welter aagt derselbe: „Bsbs dieee Gleicb- 
wertigkeiten and auch die Reduktionen der Mensar seh&ffsa Uazutraglichkeiten im 
Vortrage, welche lateiniscb tractus (Zug), galkscb treyns (train) und von vielen 
Synkope genannt wird* 4 , Aus dem, was Simon Tanstede (dieeer spricht mil den- 
selben Worten fiber die Gieicbwerte) bei Coass. IV, 177 noch zufftgt, erbalten 
wir uber das Verbaitnis itwss naheren AufscMusa; derselbe sift; Vier Minima 
haben denselben Wert, wig eine imperfekte Brevis von der Prolatio minor, und dbret 
Miirim& ski gleich einer Semibrevig der Prolatio maior; wenn am tier Miaimi. 
gegen drei kommen. so kann lis nicbt nnter derselben Mensur gescheben, denn 
die drei konnen nicbt in derselben Scbnelligkeit vorgetragen warden, wie die vier, 
as m&sste denn Mb Pause einer Minima entstebea oder eine von jenen dreien mfisste 
minor sein and zwei Minima gelten. Dieses, aagt er weiter, kann eicb nur dem 
zeigeo, der in dieser Wissenscbaft erfabren ist, mid keinem aoderen, w§0. die Mi- 
nima so raacb vorubergeht, dass der Verzug derselben von vielen nicbt bemerkt 
wird und sie desbalb glauben, die vier Minimi batten denselben Wert wie die dim,, 
Nicbt jede Untersucbnng 1st dem GebSr zu fiberlaasen sondern der Berecbnung, 
welcbe aich nicbt t&uscbt". Hieraus dlirfte sicb ergeben, lass in solcben Fallen, 
wenn innerbalb eines Musikstfickes vor&bergebend Noten vorkamen, welcbe sicb nach 
der angenommenen Mensur nicbt ordnen liefsen, oder nach der Absicht dee Kom- 
ponisten nicbt geordnet werden sollten t oder bei welcben m zweifelbaft sein konnte, 
wie sie za ordnen seien, diese Noten eine von dim ubrigen Noten verscbiedene Farbe 
©rMelten. Am! diese Weise batten die roten Noten bald die Bedeutang der Per- 
fektion, bald der Imperfektion, bald der Alteration, b&ld der Synkopatioo. (Mas 
verglekbe Meruit auch die Abhandlung Br. Hugo Riemann's ,,Uber die verscbiedeite 
BMostsag des Cblor [der Sciiwtonng] im den Mensurakotienmgen im 16. Jabrb M 
Monatsbefte XX, Mr, 10.) 

2) Dieses quia redncantor at ad invicem operantur weiset deutHch auf die 
Definition der Synkope bin, welcbe bei Cones. Ms S4 hb\M: „Syneopa est diviaio 
cuiuscunque figurae ad partes separatas, quae id invicem reducnntnr la per- 
fectionem numerando." 

Seits 169: 

1) Der Autor will a&gen: Be? Cantua planus wird ia acbwarzen Motes und 
isisfflst in Longa und Breves ncfciert; wird nun zu einer Xomposition der Tenor dam 
cantos planus entncmmec, is wird es eft vorkommen, class einer Long* eine I/>ng% 
folgt oder dass zwei Breves zwischen zwei Longa steben. 1st perfekten Modoa 
mdsete nun die vor einer anderen Longa stebende Longa drei Tempera mi dm 
zweite von swei zwiscben zwei Longa stebanden Breves mtisste ala alterierte Brevia 
zwei Tempora gelten. Will nun der Komponiflt baben, daas der Tenor oder nur 
einzelne Noten deseelben nicbt diesen Begehi liter die Pttiibktion und Alteration 
unterliegen, so macht er si® rot. 1st der Modas bingegen ioiperfekt, «o wtink die 
vor einer Longa stebende Longa zwei T empora und jeds der hmim iwMiaa zwoi 
Longa atebenden Breves mm Tempus gelten; djirch Aswendung det color jedo<ih 



Phiiipp von Vitry. 



179 



kommen sla in etas Verh&ltnis der BfdteiMgkelt, so daw jene Longa im und jene 
xweite Brevi* sw« Tempora git 

2) Simon Tunstede (bei Cons* IV, 272) bericbtet, daas man audi die Pausen 
in verechiadener Farbe gesehrieben habe, wie die Noten, so dass zwischen den 
Pausen imd Motes eine Gleicbheit der Farts entstand. Femer §&gt deraelbe, dsss 
man in Motetten verscbiedene Farben angewendet habe, damit der Cantus mebr 
hervortrete ; in dieser Weise babe Pbilipp von Vitry seine Motetten komponiert 

3) la der frankoniscben Zeit verstand man nnter Tempus eine soiche kurze 
Zeitdauer ftir die Brevis , daee innerbalb derselben von der Stimme drei gleiche 
Semi breves noch deutlich vorgetragen werden konnten. Biases Tempos nenat unser 
As tor das Tempus minimum. Jede weitere Teiluog der Semibr@?is in zwei oder 
drei Minimi musate notwendig if© Mr die Brevis angenommene Zeitdauer beim 
Tempus minimum verl&ogern , weil dann die Minimi in die Zeitdauer eintraten, 
welcbe vordem den Semibreves zugemeesen war; daber denn auch die Benennung 
Prolatio fur die Teilung der Semibrevis in Minimi. 

Seite 170: 

1) tn der ars nova wurde also die erste von zwei swisehen zwei Noten einer 
hdheren Gattung stehenden gleieben Noten alteriert, w&hrend fa im ars vetus die 
zweite alteriert wurde. 

2) Der Sinn scheint im m mlm: Im Tempus maius hat die Minima dieeelbe 
Zeitdauer wie die Semibrevis im Tempus minimum ; es verbalten aich also die Semi- 
breves im Tempus niinimum ebenso wie die Minimi im Tempus maius. Wenn aber 
im Tempus mains nur zwei Minima fur drei gesetzt werden, muss eine. und zwar 
nacb der ars nova die erste, alteriert werden ; In gleicber Weise mass es mil zwei 
Semibreves im Tamping minimum gescbehen. 



Mltteilungeii. 

* Im Jahre 1885 fand wie bekannt in London is der Albert Hall eine Aua- 
stellung alter Muaikwerke Im Brack mad Manuskript statt 1886 erscbien daruber 
bei Bernard Quaritch ein Katalog, betitelt: „A descriptive Catalogue of i® Manu- 
scripts & printed books, chiefly liturgical, exhibited by Her Majesty Queen Victoria; 
tli© Universities of Cambridge, Cracow, & Oxford ; the National Hungarian Museum, 
Buds-Pest; the Archbishop of Mecblia; the Earl of Ashburnham, Earl Spencer, 
W. H. Cummiiigs, A, E. Littleton, J. E. Matthew etc., by W. H. James We ale. 
8 °. XV, u. 191 S. mit vielen pbotolitbogr. Abbildungen von Titeln, Zeichnungen 
und Prolbednietes, Die itargkehaa Mas. roicben bis ins 9 Jahrh. Bag aiteete 
gedruckte Paalterbuch „cum Canticis, Hymnia, Iitania at precibus" von 1457, ge~ 
druckt von Job. Fust und Peter Schoffer von Gernsheim in Mainz. Sehr auaftlhr- 
lich und gewissenbaft ski die Beachreibungen jedea Werkea mm Weale, die oft bia 
ins lOeinate reichen, Weniger befriedigend aind die Beschreibungen im in Stimm- 
bflchera gedruckten Geaangswerke des IS, und 1?, Jahrh. Mais scheint dem Ver- 
fasaer jegliche Kenntois abzugehen. AueJh wurden viele dieaer Drucke nur in einem 
Stb. ausgeatellt und bleibt man im Unklaren, ob die ttbrigen Stb. dem Exemplare 
fiberhaupt fehlen, oder nicht erw&hnt oder gar nicht ausgeatellt aind. Im TJbrigen 



180 



MtMMagWL 



iat der Katalog ganz vorzuglich and die Titel vollstandig and nit alien genaaen 
Angaben versehen. Merkwflrdig ist es aber, dass der Katalog erst seit kurzem won 
der Verla^shaiidliiiig in BeatscMiuid ▼ertwaiet und m utserer Kenntnis gelangt ist 

* Franz Xav. Witt's Bibliothek ist in den Besitz der bischdfl. Privatbibliothek 
in Regen8burg gelangt and mit der Proske-Mettenleiter'schen vereint. 

* Die Staatsbibliothek in Munchen ist jflngst in den Besitz einer statUichen 
Sammlung Briefe von Orlandus de Lmmm gelangt, die sich bisher im Besitze der 
Aretin'schen Familie befanden. Der Bibliothekar der Musikabteilang in Mdnchen 
beabsichtigte sie zum Teil heraaszugeben, doch ergab sich der Inhalt teilweise so 
derb und fur nnsere Zeit als unveroffenbar , dass derselbe davon abstehen musste. 
Die Briefe sind meistens an die Mitglieder der herzoglichen Familie gerichtet mit 
der Lassie auf ekem sehr vertrauten Fi&e g©st«id« haben muss und es wirft arf 
die damaligen Umgangsformen in diesen Kreisen ein eigentumliches Licht, dass man 
sich gegenseitig so derbe Spafse schrieb. Leider erfuhr ich von dieser Erwerbung 
erst, als ich Munchen schon verlassen hatte; die Ausbeute an biographischen Notizen 
soil sehr ergiebig sein, and steht za hoffen, dass Herr Dr. Sandberger in nachster 
Zeit eine daranf bezogliche Arbeit veroffentlicht 

* In »» Archives historiques, artistiqaes & htteraires"- Paris 1890, Nr. 10 chez 
Bourleton", 8°, befindet sich Seite 425 ein Artikel, betitelt: Liste dee artistes men- 
tionnee dans les it&ta de la maison da roi et des maisons des princes, da 13. siecle 
a Fan 1800. Seite 481 befindet sich das Verzeichnis der „Menestrels et Musiciens. 
Die Notizen sind zwar auiserordentHch korz and enthalten nicht mehr als Names, 
Amt und ungefahre Zeitbestimmung, dennoch sind sie von grolsem Wert and geben 
tiber manchen Mosiker doch einen kleinen Anhalt. — Ein anderer Artikel von 
Michel Brenet (8. 443) handelt tiber die Oper in Turin muter dem Kaiserreiehe 
(Napoleon 1810—1813). Er verzeichnet die damals aufgefuhrten Opera, deren Kom- 
ponisten and die vorzuglichsten Sanger. Seite 460 veroffentlicht derselbe Verfasser 
einen kurzen Artikel Uber einen von F6tis vergessenen Masiker : Herbert Leamteux^ 
der in der Mitte des 16. Jhs. Kapellmeister an der Metropole za Bouen war and 
von dem die Nationalbibl. in Paris einen 4stimmigen Gesang besitzt, der zwar nor 
mit dem Namen „Herbert" gezeichnet ist, dennoch, nach Mr. Brenet's Annabme, 
kein anderer als obiger Masiker sein kann. 

* Hierbei eine Beiage: Fortsetaing zum Eatalog der Mosik-Sammlnng der 
EgL offentl. Bibliothek zu Dresden. Bog. 15 u. 16. 



Verantwortlioh«r Bedaktour Bobert Xitn«r, Ttmplia (TJok«m*rk). 
Drnok Ton Hermann Bejer it Bohnt in InmpiB.imht. 




Mr 



MUSIK-GESCHICHTE 



der Gesellschaft fir Musiklorsohnng. 



IHI. Jalppf. 



1890. 



Preit del Jafcrgftnges S Mk, Monatlioh ertoheint 
©is® Nttauner too I bii 3 Bogen. lastrllomigafellsf m 
ftlr die Zeile 1© P£ 



KommistioniTerlag 
▼on Breitkopf * Hlrttl in Leipiig. 
Bs*teliung*n 
nimxttt jede Bmefe- and Mufikh*ndlang •ntgegcn. 



So, 10. 



MisikaMscie Wettstreite und Mustkfeste 

im 16, Jahrhundert 
Yon Dr. HL M* Schletterer. 

Musik- oder Sft-ngerfeste, unserer Zeit sehr ge&ofige Bezeich- 
nangen ill, gewflhnliche Yorkommnisse , nennt man solche grcfse 
Konzertauffiihrungen , lis von is@hr oder minder zahlreichen, is ge- 
meinschaftlichem Zusammenwirken verbandenen Konzert- oder Gesang- 
vereinen ausgef&hrt werden r meist mehrt&gige Daaer beanspruchen 
nii zufolge der leichten Verkehrsverh&ltnisse unserer Tage t allm&hlieh 
soleh rie8ige Dimensionen annehmen , dass sie ihren Veranstaltern 
kaum mehr m bew&ltigende Aofgaben steilen. Gemeiniglich datiert 
man lea Bestand soleh grofeartiger Produktionen, wenigstens bei us 
in Deatsehland , von jenera ersten Masikfest t its der Kantor O. F. 
Bischoff (1780—1841), ein in hohem Grade kimstbegiistertar and 
energischer T&fann/ nach nns&glichen Opfern ond ififaaa an Geld und 
Zeit, am 20, und 21 Jaal 1804 in Frankenhausen in Thflringen zu- 
sammenbrachte. Unter L. Spohr'a Leitung, damals noeh Eapellmeiater 
in Gotua , kamen „die Sch6pfung u von J, Haydn , Beethoven's arete 
Sinfonie und mm von dam Dirigenten komponierte Ooverlure zur 
Auff&brang. Ir selbst, wie aach der Violoncellist Dotzauer, der 11a- 
rinettist Herrmiadt , im Eonzertmeister Matthai verherrlichten das 
Pest dureh Solovortr&ge. Fir die Gesimgsgell waren vortreffliehe 
Kr&fte gewonnen : Fran Scheidler aus Gotha, die Eammers&nger Meth- 
fessel sis Budolstadt nnd Strohmeyer aus Weimar. Die benachbarten 

Monsttk £ MoiikgMch. Jahrgang XXII Wo, 10. 12 



182 Musikalisohe Wettetreite und Maaikfiwte im 16. Jahrh. 

St&dte Gotha, Stollberg, Erfurt, Weimar, Badolstadt u. s. w. sandten 
Orchester- and Cborkrftfte, so dass jenes aas 106 lnstrumentisten, 
der Chor aas 101 Stimmen bestand. Ein zweites fthnliehes Fest, 
•benfalls unter Spohr's Direktion (er hatte daftir seine erste Sinfonie 
geschrieben) fand dann im Joli 1811 statt. Diesem Beispiele folgte 
1808 (1812) die Sehweiz; aach in Wien und Hamburg begeisterte 
and beteiligte man sich an ahnlicben Uniernehmungen. Allm&hlieh 
entstanden der Elb - Verein , als dessen Dirigent sich namentlieh 
Fr. Schneider in Dessau Verdienste erwarb; der Thilringisch-S&chsische, 
der Mftrkische Verein. Am 10. and 11. Mai 1818 ward unter 
J. Schornsteiri's (Musikdirektor in Elberfeld) Leitung das erste rheinische 
Musikfest in Dttsseldorf gefeiert. Hit der Zeit verbreiteten sich der- 
artlge Feste auch nach Frankreich (1830), Holland (1834), Italien 
(1835) and Bassland (1836). Heute giebt es kein Land, keine grSfsere 
Stadt mehr, in denen nicbt Musikfeste veranstaltet worden w&ren. 
Ihnen reihten sich infolge des imensen Aufschwungs, den der M&nner- 
gesang nahm, die S&ngerfeste an, den grofsen Musikverb&nden, die 
S&ngerbunde. Der deutsche S&ngerbund vereinigt bekanntlich all© 
Singer deutscher Zange unter seinem Paniere. Diese, zagleich gemii- 
licher Geselligkeit dienenden Liederfeste (wie man sie aach noeh 
nennt) unterscheiden sich jedoch wesentlich von den Musikfesten, die 
hflhere Ziele verfolgen und die Aufiiihrung gro&artiger Werke, unter- 
stUtzt von bedeutendsten kQnstlerischen Er&ften, sich zur Aufgabe 
setzen, obwohl es auch bei ihnen an Festsebm&usen und YergnOgungen 
anderer Art nicht fehlt. 

Grofsartige musikalische Vereinigungen, hier vorzugsweise Wett- 
k&mpfe, kannte schon das Altertum. Griechenland, dieses von den 
Gflttern so reich gesegnete Land, von je eine Heimst&tte der Eunst 
und seine fir das Sch5ne begeisterten und empf&nglichen Bewohner, 
vereinigte zuerst alle Eithardden , Auloiten und Auleten zu edlem, 
ruhmvollen Wettstreite. Die Sieger fanden sich durch den ihnen tlber- 
reichten Lorbeer in hdchstem Grade geehrt. Viele EQnstlernamen 
haben sich aus jenen Tagen bis heute erhalten. Das gauze Volk 
nahm lebbaftestes Interesse an diesen Yorkommnissen. Allerdings ver- 
einigten sicb hier unit den musikalischen auch gymnastische and 
andere Eampfspiele. Diese Feste wurden von aufeerordentlicher Be- 
deatung durch den grofsen Einfluss, den sie auf das gesamte Oflfanb- 
liche Leben gewannen. Die wichtigsten dieser Wettk&mpfe waren 
die alle 5 Jahre wiederkehrenden , zu Olympia in der Provinz Elis 
gefeierten Olympischen Spiele; dann die im 3. Jahre jener begangenen 



Musikalische Wettetreite and Musikfeste im 16. Jahrh. 183 



Pythien, za EhreQ des Pythischen Apolls aaf der krissaiischen Ebene 
bei Delpboi. Dann begegnen wir der gleicben Erscheinung wie heate: 
neben diesen grofsartigen Nationalfesten begingen einzelne St&dte, 
Opferhaine and St&mme kleinere fthnliche Feste. So fanden im Haine 
des Zeus Nemeios die neme'isehen, aaf dem Isthmus die isthmischen, 
in Athen die panathen&isehen , in Laeed&monien die earnisehen , in 
Eleesis in Attika die eleusischen Feste statt. Za Delphi feierte man 
m Ebren der Artemisia, in Epidauros zu Ebren des Asklepios Wett- 
kftmpfe , bei denen Dichter and Musiker ebenfalls mit Preisen ge- 
krimt warden. 

Nachdem Qriechenland and seine kunstbegabten Bewohner den 
Barbaren, die verheerend das bltthend scheme Land in der Folge 
Qbersehwemmten und verheerten, zur Beate geworden, sehweigt die 
Qeschichte dareh Jahrhanderte von festlichen Gesangswettk&mpfen 
dieser Art. In der allgemeinen Not einer wilden , an ganz andern 
und zwar blutigen K&mpfen reichen Zeit verstummten die Lieder 
begeisterter S&nger, die milden Weisen der Flfltenbl&ser. Wir hflren 
nor, dass in kommenden Jahrhunderten bei aufserordentiiehen Gelegen- 
heiten, bei fflrstlichen Verm&hlungen, bei Er6nungen, bei Reichsver- 
8ammlongen u. s. w. das verachtete Volk der fahrenden Spielleate 
in gro&er Zabl und von den fernsten Gegenden zusammenstr5mte, 
urn auf alien dehkbaren Instramenten ihre allerw&rts bekannten Ton- 
sticke mdglichst ger&oschvoll zam besten za geben, dafttr als Lohn 
Speise and Trank, klingende Mdnze and reicbe, bante Oewandang 
heisehend. Doch erhielt sieh immer die Eunde aas fernen Tagen and 
eine Neigung fir musikalisehe Prodaktionen, die den Bahmen des Ge- 
w5hnliehen flbersehritten , in der Erinnerang des Volkes. Nament- 
lieh waren es die Hofhaltungen kunstsinniger and freigebiger Firstei, 
welche S&ngerji und Musikern , die meist aaf ein anstetes Wander- 
leben angewiesen waren, zeitweise Zaflaoht boten, und vielfach kam 
es dann wohl aueh vor, dass, wenn mehrere Ton- and Sangeskandige 
zasammentrafen , in frdhlichem Masicieren and Singen and Sagen, 
jeder sein Bestes za geben suchte. Solche sangesliebende Herren waren 
namentlich mehrere der hohenstaufischen Eaiser, die Herzdge Fried- 
rieh II, der Streitbare, von Osterreich, Otto II., der Erlaachte, von Baiern, 
Berthold von E&rnthen, Heinrieh von Breslau, Ottokar von Bflhmen, 
Otto von Meran u. a. Besonders aber wird Landgraf Hermann I. von 
Thiriigei (f 1217) gerQhmt, als einer der FOrsten, welche die Eunst 
des Gesanges und ihre Vertreter besonders hochhielt and za ehren 
wasste. Bekannt ist der von ihm veranlafste Wartbyrgkrieg (am 1206 

y 12* 



184 



Musikalische Wettstreite und Musikfeste im 16. Jahrh. 



bis 1208) , ein B&tselkampf, an dem sieh die besten S&nger jener 
Zeit beteiligten : Walther von der Vogelweide , Heinrich von Ofter- 
dingen, Beinmar der Zwetter, Biterolf, der togendhafte Schreiber and 
in dem zaletzt Wolfram von Eschenbach fiber Klingsohr von Ungar- 
land den Sieg davon trig. Kein Fest verging daher, obne dass m 
durch Misik nnd Gesang verherrlicht worden wftre. H5fe und St&dte 
liehen sieh bei derartigen Oelegenheiten gegenseitig ihre Musikanten, 
and da einzelne Instramente allmfthlich immer kanstvollere Behandlung 
gewannen, aach durch die allgemeine Aafnahme der Tonschrift, die Fest- 
stellang der barmonischen Begeln and Gesetze and infolge der Aus- 
bildang des mehrstimmigen Satzes nan fflr ein musikalisches Ensemble 
eine feste Qrundlage gewonnen warde, mussten die Leistangen kom- 
mender Jahrbanderte von ihrer anfenglichen Boheit viel verlieren. 
Welcher Art dieselben aber durch lange Zeit eigentlich waren, ent- 
zieht sieh dadnrch anserer Beurteilung, als Instrumentalkompositionen 
ais frflheren Tagen nicht oder nar anvollkommen erhalten sind. 
Kflnste and Handwerke bewahrten streng and liptlich ihre Zanfl- 
geheimnisse und aach die zftnftigen Masikanten , wenn auch immer 
noch mit den fahrenden in Eontakt , hielten darauf, dass ihre Ton- 
stfteke nar traditionell sieh weiter erbten , wie wir das hiite noeh 
bei den Zigeunermasikern sehen. Eine gar anmutige Schilderang eines 
Masikfestes giebt C. Weisflog (1770—1828) in seiner sehr gelangenen 
Humoreske: „Der wtttende Holofernes. Bericht des Hof- Cantoris 
Hilarius Grondmaus anno Domini 1611." Schade , dass das ganze 
nor ein Phantasiegebilde des Diohters ist Unter solchen Umst&nden 
dirfte nan die Mitteilang von einem periodisch wiederkehrenden Ge- 
sang- und Musikfeste, einem musikalischen Wettstreite, an dem sieh 
Komponisten, Singer and Instramentisten gleicherweise beteiligten and 
das seit dem 16. Jahrhundert in der alten Stadt fivreux am Iton, 
in der Obernormandie, Dep. Eire, and in fthnlicher Weise wohl aach 
anderorts stattfand, von dessen Einrichtung, Grinding und Gesetzen, 
besonders interessant erscheinen.*) Wir geben nachstehend ausfQhr- 

*) W&hrend Hof und Publikum in Paris im 16. Jahrhdt aich im Eifer fur 
musikalische Produktionen uberboten, blieb der Klerus, der von je gro&es Interesse 
an der Entwickelung der Tonkunst nahm, nicht zuruck. Die Kathedralsingschulen 
(z. B. die in Beauvais) waren beriihmt der 8orgfalt wegen , die sie Sangern und 
Instrunientisten widmeten. Neue Institutionen traten allm&hlich fSrdernd hinzu. 
Die Musiker verehrten als ihre Patronin die h. C&cilia und unter ihre Agide stellten 
sieh alle diejenigen, die musikalische Geaellschaften, — in dieser Zeit eine so wich- 
tige und einflussreiche Bolle im jpSfflicheE Kunstleben einnehmend, — grunden woll- 
ten. So hatte der Erzbischo>^on Paris 1566 im Kloster der gro&en Augustiner auf 




Musikalische Wettstreite mid Musikfeste im 16. Jahrh. J 85 

lieheren Bericht iiber lies© Angelegenheit nnd figei hier nr noch 
erg&nzend bel, dass die modernen Masikfeste ttberhaapt ihren eigent- 
lichen Anstofs dorcb die 1784 aaf Veranlassang des Lord Viscount 
Fitzwilliam Watkin Williams and John Bates ins Leben gerafene, anf 
vier Tage aosgedehnte S&kularfeier von Handel's Gebartstag (Comme- 
moration of Haendel) erhielten. Diese hente noch in iigetrtbtem 
Glanze fortbestehenden grofsartigen Mnsikfeste erregten seinerzeit 
grifstos Aafsehen nnd staanende Bewanderung. Nicbt nnr in Eng- 
land, in Birmingham, Norwich, York n. a. 0. fanden sie Nachahmong, 
aach Dentschland wollte in Yeranstaltungen solcher MassenauffBhrun- 
gen, denen fast immer H&ndeFsche Werke zn Grande lagen, nicht 
znrtlckbleiben. Irate Versuche mit tiber das Mafs des GewGhnlichen hin- 
aasgehenden Aaff&hrungen machten schon J. A. HUler, der auf seiner 
ROekreise von Mitan nach Leipzig 1786 nnd 1787 in Berlin and 
Breslaa, Hftndel'sehe nnd andere Oratorien zn Gehdr braehte. Eine 
weiteres Aafsehen machende AnffOhrung fand 1789 in Berlin statt, 
wo niter dem Protektorat Ednig Friedrich Wilhelm II, das Oratorium 
„Hiob" von C. Ditters von Dittersdorf gegeben wnrde. 

Wir lassen nan aaszagsweise den Bericht iber die niederlftndi- 
sehen Feste folgen, der einer seltenen Monographic entnommen ist, 
die sich besonders mit diesem Gegenstande befasst, and den Titelfflhrt: 

Pay de Masiqae*) 6rig6 a iSvreox , en Fhonneur de madame 
sainte C6cile ; publi6 d'apr&s an manascrit da XVI e sifecle par M. M. 
Bonnin et Ghassant. iSvreux, J. J. Ancelle Ms. 1837. 

Cy est le liare de la fondation da seraise faict et estably en 
l'honnear de Diea, soabz Finuocation de madame saincte C6cille, en 
F6glise cathedral Notre-Dame i'fjvreix, an joor et feste d'icelle 
saincte par chacane ann6e h venir I perp6tnit6. 

Zor Ehre Gottes and der glorreichen Jungfraa Marie and aller 
Heiligen des Paradieses , insonderheit der h. Ottilia, Jangfraa and 
Martyrin. Amen. 

Gott der SchCpler, der erste Urheber der Wissensehaften, hat, 
indem er den Menschen die Erfindnng der masikalischen Eanst ge- 
w&hrte, damit andeaten wollen, dass man ihn damit dienen und ehren 
solle , da ibm die Loblieder and Ges&nge angenehm waren, welche 

Ansuchen von Lehrem, S&ngern und Beamten eine Genossenschait inter dem Schutze 
der Heiligen gegriindet, die 1575 solche Aasdehnung gewonnen hatte, dass ihre 
Stataten gewahrt warden. Diese Pariser Gesellschaft hatte man sich in £vreux 
zum Vorbilde genommen. 

*) Pay, erhdhter Ort, Berg (podium, elevation, saillie en balcon). 



188 Muflikalische WettBtreite und Musikfeete im 16. Jahrh. 

die aus Pharaos Tyrannei befreiten Kinder • Israels seinem Namen 
sangen and nit Masikinstrumenten begleiteten. Dies wissend ermahnt 
der E5nig and Prophet David jeden der treuen Diener Qottes, ihn zu 
loben und mit dem Ton und der Harmonie des Psalterions, der Harfe 
und der Orgel zu verherrlichen. Und er selbst gab das Beispiel, als 
er, vor der Lade Oottes schreitend, die Harfe spieite , durch deren 
Ton frfiher mehrmals schon Qolt die Qualen hatte enden lassen, 
welche Saul dureh bflse Geister erlitt. Viele heilige Personen, sowobl 
M&nner als Prauen, lobten Oott und seinen Sohn, Jesum Christum, un- 
sern Heiland, mit den harmonischen Akkorden der instrumentalen, wie 
der gesungenen Musik und u. a. auoh Madame saincte C&cile, Jung- 
frau und Martyrin. Und zu Ehren Qottes und unter Anrufung des- 
selben , haben an mehreren Orten der Ghristenheit eifrige Diener 
Qottes sehOne Stiftungen gemacht und Freunde der Musik pflegen 
aiy&hrlich am Tage und Feste dieser Jungfrau Oott dem Schdpfer 
und ihr Motetten und Loblieder zu singen. In anbetraeht dessen 
haben ehrwtbrdige Personen und die Singer und Wochengeistliehen 
der Eathedrale Notre-Dame zu Hvrsux, von Frdmmigkeit und dem 
Wunsche beseelt, dass der Gottesdienst an dieser Eirehe ehrenvoll, 
wie er frtther gewesen, erhalten werde, und nach ihnen kommende 
Qesehleehter veranlasst wirdei, diese Eunst zu lernen und zu ibei 
und sieh dadurch wttrdig zu machen, dieser Eirehe zur Ehre Qottes 
und der Erbauung des Volkes zu dienen, beschlossen und unter sieh 
und mit einigen frommen und angesehenen Leuten dieser Stadt ver- 
einbart (gleiehwohl unter gutem Qefallen der Herren vom Eapitel), 
einen Dienst zu grtknden und festzustellen auf immer und fir jedes 
Jahr zur Ehre Qottes , am Tage und Feste der genannten Heiligen, 
in der Art und Weise und den Mitteln wie hier folgt. 



Qenannte S&nger und Wochengeistliche der Eirehe Notre-Dame 
mit oben genannten Bewohnern der Stadt, die in ihrer Fr5mmigkeit 
diesii Gottesdienst stifteten, werden den Herren vom Capitel 160 lit. 
tournois Qbergeben (was sie zu thun bereit siid, sofern es diesen 
Herren gef&lit, sie anzunehmen), um zu creiren auf ihr Einkommen 
oder das Eirchengut, fir das sie BQrgen siid, die Summe von 8 liv. 
tourn., als bestindige und unver&ufserliche Rente. Diese Summe wird 
j&hrlich bezahlt und abgeliefert werden von dem pr6v6t (Vorgesetzten) 
des 0apitel8 an den gew5hnlicheu distributeur (Austeiler) der ge- 
nannten Henri, um die Anteile zu vergeben, wie gesagt werden wird, 
nachdem die Ordnung des Dienstes bestimmt ist. 



Musikali8cbe Wettstreite und MuaMeete in 16. Jahrh. 187 

Am Vorabend des Festes der Madame Si C&cile, 21. Nov. nach 
der Vesper nd Complete des Chors (Sehlussgesang) wird n Ehren 
Gottes und zum Gedachtnis genannter Jiigfran, von mm Choralisten 
(ehoraulx) ein Besponsoriam im Choral gesungen. Der „?eri" nnd 
das „ Gloria Patri 44 naeh einer Antiphone fleurtis. Daraof wird ge- 
sangen das „Magnificat" im faulx-bourdon mil Orgel , wornach die 
gleiehe Antiphone wieder folgt; and am Schluss derselben wird das 
Gebet an die h. C&eilia vorgetragen und zwar wird es von einem der 
Wochengeistliohen gesungen (wenn es ihm geftllt), oder von einem 
andern dieser Herren, den er bitten wird, es fflr ihn zu than, viel- 
leicht aaeh von einem der vier Wochenvikare oder einem andern. 
Nach diesem Gebet wird das „Benedicamus Domino" von zwei Cho- 
ralisten gisngem, aber statt des „Deo gratias (> eine Motette an die 
Jungfrau. Folgend auf dieses wird der den Gottesdienst feiernde das 
„Converte noa 44 anstimmen und darnach werden im fauli-bourdon drei 
Psalmen der Complete gesungen, n&mlieh : „Cum invocarem u , „In te 
Domine 44 , und „Ecce nune benedicite 44 , worauf die Orgel einstimmen 
wird. Wenn dies geschehen und die Antiphone „ Miserere 44 nit dem 
Gebete „Hlumina 44 gesproehen ist, wird mit Orgelbegleitung eine Anti- 
phone an die Jungfrau Maria mit dem Vers und Gebet gesungen. 

Am folgenden Tage, dem Festtage genannter Jungfrau, nach der 
Chormesse, wird mit Musik und Orgel von dem genannten Herrn 
Caioiiicis, oder einem der oben befceichneten, mit dem Diacon, Sub- 
diacon und drei Choralisten ein Hochamt gesungen. 

Am selben Tage nach der Vesper und Complete wird in genannter 
Kirch© wie am vorhergehenden ein gleicher Gottesdienst wiederholt, 
indem zu dem vorhin erw&hnten drei Psalmen der Complete der 
Psalm „Qui habitat in adiutorio 44 , gefQgt wird. 

Um das Volk zur Feier einzuladen, l&sst man dreimal mit alien 
Glocken l&uten (sera faict sonner trois carillons); zweimal fflr den 
ersten und zweiten Dienst und das drittemal fflr die Messe. 

Am folgenden Tage wird nach der Chorfrflhmette ftr die Seelen 
aller verstorbenen Gl&ubigen, besonders der Grttnder, ein Requiem 
mit Musik gefeiert, mit dem „Libera 44 , „De profundis 44 und den ge- 
wohntan Gebeten mit Diacon, Subdiacon und zwei Choralisten. Zu 
dieser Messe wird mit zwei Glocken eingel&utet 

Und da die Capelle, in der frtther dieser Gottesdienst gehalten 
(diet) und gefeiert wurde, wegen der steinernen, von neuem wieder 
eonstruirten Mauer zu enge geworden ist (gegen die Erwartung oben 
genannter), so dass der Gottesdienst nicht mit einer der Feierlichkeit 



188 



Musikalisohe Wettstreite and Musikfeete im 16. Jahrh. 



angemessenen Wtlrde celebriert werden kann, da Geistliehe ml 
Laien ohne Ordinmg durcheinander stehen miistem, and das an- 
wohnende Volk die Erhebung des Corpus Domini nicbt zn seben ver- 
michte, so werden die Herren onterth&nigst am die Erlaabnis er- 
sicht, genannten Gottesdienst am Trauangsaltar feiern and aaf einer 
leeren S&ale daneben, die obnedem eines Bildes bedarf, das Bild der 
b. C&cilia anbringen za dirfei. Diese Stale 1st am zweiten Pfeiler 
vom genannten Altar, gegentiber dem Bilde der b. Helena; and da 
der erste and letzte Gottesdienst nar bei Nacht, nach der Chorvesper 
gehalten werden kann, sollen, wenn es den Herren gef&llt, zwisehen 
einigen Pfeilern beim Altar 4—5 lange Holzgestelle angebraeht wer- 
den, um Eerzen daraaf za stecken; das alles auf Eosten der Grinder; 
diese Holzgestelle sollen so befestigt werden, dass man sie, obne im 
dadurcb Scbaden verarsacbt wird, am Tage nach dem Feste wieder 
leieht wegnehmen kann. 

Dem Herrn Ganonicas , der den oben . bezeiehneten Gottesdienst 
fir die Vigilie des Festes halten wird, wird die Samme von 2 sol 
6 den. toarn. aasgefolgt. 

Dem Herrn Ganonicus fir das Hochamt des f ages 5 s. 6 d. 
• Dem Herrn Canonical fir den gleichen Dienst am Festtage nach 
der Vesper 2 s. 6 d. 

Dem Herrn fir die Totenmesse des folgenden Tages 5 s. toarn. 

Und wenn anstatt des Herrn Canonicas einer der Vicare den Gottes- 
dienst hilt, werden ihm fir den ersten am Vorabend 20 d., ftr die Tages- 
messe 3 s. 4d., fir den zweit. 20 d., fir d. Totenmesse 3 s. 4 d. verabfolgt. 

Fir den Diacon and Sabdiacon bei der Tagesmesse 20 d. 

Denselben fir die Totenmesse je 20 d. 

Jedem der Choralisten 20 d. fir jeden Dienst der beiden Messen 
and fir die zwei Abendgottesdienste, sowohl am Vorabend, ate am Feste 
15 d. Was im ganzen fir alle vier Gottesdienste 13 s. 4 d. t. macht 

Den S&ngern, Wochengeistlichen and Chorknaben fir den ganzen 
Gottesdienst 25 8. 

Dem Organisten fir den ganzen Gottesdienst 7 s. 6 d. . 

Dem Balgtreter 6 s. 

Fir die Verwaltung, welche die Ornamente fir den Altarschmuck 
liefert and die Mitzen (chappes) von carmoisinrotem Sammet fir den 
Vorabend and den Festtag and die schwarzen Mitzen and Ornamente 
fir die Totenmesse, 40 s. 

Fir die Beleachtang, die fir die zwei Hochftmter aas 6 Kerzea 
and 3 Fackeln besteht, 17 s. 6 d, 



Mosikaiische Wettetreite und Musikfeete im IS. Jahrh. 189 

Den die Eapelle herrichtenden Messnern fir die Dauer des ganzen 
Gottesdienstes 10 s. 

Den Glockenl&utern item 15 s. 

Dim Aasteiler, welcher die Verteilung der festgesetzten Betrftge 
an die genannten Herrn besorgt 3 s. 4 d. 

Beim Tode eines der Grander wird am genannten Altar itch 
der Ghorfrflhmette , aif Eosten der Grander , ein Beqaiem fir die 
Stile des Verstorbenen gesangen. Die Eosten dafir werden am Tage 
vor der nach dem Festtage stattfindenden Totenmesse ausgeschlagen, 
wie frther mit Erlaubnis genannter Herrn gesebah, fir die Seele des 
veretorbenen Meisters Jeh. Jourdain, m seinen Lebzeiten Lehrer der 
Chorknaben. 

Anno domini millesimo qaingentesimo septaagesimo , tertio die 
lunae, daodeeima mensis octobris, in eapitolo insignis eeelesiae cathe- 
drals beatae marine Ebroieensis in qil praesidebat dominos deeanos 
com aliis dominis canonicis capitulantibas et eapitulariter eongregatis 
ad pilsim eampanae, it moris est, pro tractando de siis negotiis, 
qui quidem domini deeanos eapitnlnm et canoniei sic eapitulaptes ra- 
tifieaverunt, laodaveront et approba?eront omnia et singnla snpra seripta 
in fondatione praeinserta, eontenta et narrata pront supra narrantar 
et eontinentar et ad fines in ilia contentos. 

Hier nnterzeiehnet Guilford mit einem Handzug and De Paris 
mit Zeiehen nd Handzug. 

Copie des Griidngsv ertrags. 

Allen denen, welche vorliegende Urkunde sehen werden , entr 
bietet Louis le Mercii, Bitter, Licentiat der Bechte, vieonte d'fifreii 
und Siegelbewahrer genannter vieonte seinen Grafe. Da in den Jahren 
1570—72 die Singer und Woehengeistliehen der Eathedrale zu fltreii 
mit Erlaubnis der Herrn Dekane und der Herrn vom Eapitel dieser 
Eircbe am Vorabend und Festtag der h. G&cilia einen Dienst zu 
Ehren Gottes mit Anrufung dieser Heiligen und mit einer Totenmesse 
am Tage nach dem Feste gefeiert haben; welchem Gotlesdienste 
mehrere Hoohgestellte sowohl Geistlicbe als Weltliche beigewohnt, 
haben dieselben, von Frflmmigkeit bewegt, mit den S&ngern und 
Woebengeistlichen vereinbart (gleiehwohl mit der Genehmigung der 
Herrn vom Capitol), besagten Gottesdienst fir best&ndig zu grtinden 
und zu diesem Zwecke genannten Herren eine Eingabe gemacht mit 
dem litwurf (cayer) dieser Stiftung, der insbesondere den Gottesdienst 
betriffi, den sie zu grtinden beabsiehtigten und die Sum me der denirs, 
die sie zu diesem Zwecke vergabt wissen wollen , an die, welche 



190 



Muftikaiisohe Wettetreite and Muaikfeete im 16. Jthrh. 



diesen Gottesdienet halten wflrden and andere, wie im besagten eayer 
m waiter entbalten ist. Die Berra mm Kapitel habsm Montag 
12. Oct 1. J. 1818 diese Qrttaing angenommen and aatorisirt and 
genehmigt, von besagten Grflndern die Samme von 160 liv. za erhalten, 
um za dem Einkommen des lipids its 8amme von 8 liv. als be- 
stfcndige and anver&afserliche Bente za stiften. Diese Samme von 
8 liv. soli j&hrlich von dem prSvot genannter Herrn, ibrem gew5hn- 
lichen Aasteiler verabfolgt werden, damit er die Verteilang naeh Vor- 
selrift dss cayer besorgen kann. Wir than za wissen, dass vor 
Jeh. Begnoald and Marie ie Charpentier, Gerichtsschreiber ftr den 
Kftnig unsern Herrn and den Herzog von jfivreax, gegenw&rtig warm, 
nacbgenannte verehrangswtirdige and verst&ndige Personen: die maistree 
Nic. le Glare, Nie. Eades and Bob. Dagom&ier, Kanoniker an dieser 
Kathedrale, welche Vollmacht and besondern Aaftrag der Herren vom 
Kapitel batten, folgendes mi Ebre einzugehen, wie m aaf Befehl des 
Kapitels geeehah, dat. vom Freitag dem vorletzten Tage im Oktober 
i. I Jahre 1578, onterzeichnet Gaesbert and De Paris, jeder mil eeinem 
Handzage fir die nachgenannten Grander haftend. Die abgeordneten 
Herren Kanoniker, ihrem Aaftrag foigend, bezeagten Namens der Herrea 
des Kapitels, dass sie als Vermfcehtnis fir immer angetreten babes, 
sowohl fir sich als ihre zuktinftigen Nachfolger , die von genannten 
S&ngern and Wochengeistlichen stipalirte Summe , dareh die Ver- 
traaensperson M. Jeh. Boethe, presbtre ehapellain dieser Kathedrale 
and maistre der Ghorknaben and die edlen and fttrsichtigen Herrei 
Ml Guy de Lymoges, tbb6, de Lisle Dieu, Jeh. Guiffiard, R feral, 
Jeh. da Pray and B. Dagommer, chanoynes an dieser Kathedrale, 
ML B. Mott6, presbtre at cor6 von Guargaesalle, Singer der k. Kapelle, 
Est. Michel f presbtre cur6 von Oroisy , Jeh. Le Tellier f eur6 voa 
Louviers , Jeh, Flambart , aassi presbtre car6 von Chefreville , and 
edlen Mftnner MS Jeh, da la Bocqae, president am la eoart im 
aydes der Normandie ml maitre der ordentl. EiEiahmei des Herrn 
Herzogs, Jeh. le Doulx, president aa stegs prisiikl in dieser Stadt 
Th. Da Vivier, procarear im Boy, allda; Looys Le Mereit, visconta 
von fivreax, 1, Ga6riboalt, viconte von Conches and Bretheail. GailL 
Costal ay, valet de chambre at organist Is Boy, Jeh. Labiche and 
Jae. le Batellier , advocatz and. siege prtsidial, von denen jeder im 
besondern von ihren Gltura beigesteaart haben, is diesen Gotten 
dienst fir immer n stiften and an den d&bei stattfindenden Gebetea 
and Predigten teilzuhaben, d. h. 8 liv. Bente ill jlhrl. Einkommsn 
bestftndig and anver&ufserlieh. Diese Summe von 8 lit. verspriebt 



Mnokalische Wettatreite mid Musikfeste im 16. Jahrh. 



191 



and verpfliehtot sioh das Kapitel mit Gegenw&rtigem , j&hrlieb, zwti 
Tage vor dem Feste dureh seinen prSvdt an im gewahnlichen Aos* 
toiler zo verabfolgen, damit selber die Austeilung besorgen kann, wie 
im cayer bestimmt ist. Die ersto Zahlong beginnt zwei Tage vor dem 
Feste der h. C&eilia i. J. 1514 i. s. f. von Jahr zi Jahr, best&ndig 
ohne Abzug. Genanntor Eauf, Stiftung and Festsetzang dieser Bente 
and des jftbrlichen best&ndigen and anverftafserliehen Einkommens 
wird dureh die Samme von 160 if. gew&hrleistet, welcbe gegenw&rtig 
vorgez&hlt and den Delegirten von genanntem La Biehe in gatom 
Gold and gegenw&rtig kursfehiger Mflnze aasbezablt wards, was alles 
sie sieh verpflichteten zar Zafriedenheit and was sic bezahlton naeb 
der aafgestellton Tabelle und indem diese Delegirten verspracben 
sowobi ffir sieh als das Eapitel Eaaf and Stifling and was davon 
abb&ngt za balten and genannte Bente fortw&hrend bezahlen za lassen, 
in jedem Jabre am festgesetzten Termin and der Verpfcndang alles 
zeitlichen Gates and Einkommens genannten Eapitels, ebensowobl als 
sie mit ihrer Maeht dafflr bUrgen. Zum Zeugnis dessen baben wir 
genanntor Geriebtschreiber an den Bericbt gegenw&rtiges Siegel ge- 
legt Dies geschah and warde eingegangen in fivreax, Donnerst. 
5. Nov. i. J. d. Gn. 1578. Gegenw&rtig als Vertrauenspersonen, Mr. 
P. Leblanc, presbtre vieaire an dieser Eirche, Mr. Matharin Morin, 
procareur und P. Daafresne in iSvreux, Zeugen, die am Schlasse 
dieser Urkande antorzeicbnet sind. 

Ebiiso antorzeicbnen Begnould and Gbarpentier {eder mit seinem 
Handzage. 

Es sind Briefe in der Eapsel, angefertigt von den obengenannton 
Geriehtsehreibern , in welchen die Personen gegenw&rtiger Stiftang 
genannt sind. Costeley. 



Leg Articles cy apr&s d6clarez; ont esW ordonnez et establis 
entre les fondatears da seruice fond6 aa nom de Diet, soabz fiiio- 
cation de madame saincte OMlle, vierge et martire, en l'6glise ca- 
thedral Notre -Dame d'£vrenx, au jour et feste d'icelle sainete, pour 
supplement & la fondation. 

Die Grander, sowohl kirehliehe als andere, versammeln sieh ein- 
mal j&hrlich, am in tiler Ehrerbietang das Fest der h. G&eilia genau 
nach den Bestimmangen der Grttndungsurkunde and wie folgt za 
feiern. Daraaf werden sie, wie es frflber gesebab , zar Wahl eines 
rater ihnen schreiten, der fir das folgende Jahr den Titel „prince 4t 
Oder „maistre" fQbren wird, and mit dem Beistande des Sebatzmeisters 



192 Musikalische Wettstreite und Miriifeste im 16. Jahrh. 

der Stiftung Sorge far Vermehrung der Beleachtang haben wird, 
w&hrend des ganzen Festes und Gottesdienstes, sowohl am Vorabend, 
dem Festtag, wis am folgenden Tage; aaeh soferne die Sifting item 
nicht hinreiehen sollte. Er soli den Sfingern nnd dem Organisten 
Kerzen yerabfolgen fir die beiden Abendgottesdienste und den Balg- 
tretern Lichter geben; ebenso wird er Tapisserien liefern, wenns ihra 
mdglich ist, urn n&chst dem Traualtar, an dem der Gottesdienst ge- 
feiert wird, 4 oder 6 Eirchenpfeiler m trapieren. Er wird weiter das 
Bild der h. Cecilia schmticken nnd andere erforderliche Dinge naeh 
der ihm vom Schatzmeister tibergebenen Vorschrift ausffihren und 
zwar alles das mit Hilfe der ttbrigen Grinder. 

Und damit jeder dieser letztern daza beisteuere, ebenso wie die- 
jenigen , welehe sp&ter in ihre Zahl anfgenommen werden , wird m 
jihriich, nach der dem Festtage folgenden Totenmesse, dem Schatz- 
meister 15 den. als Beitrag einh&ndigen. 

Es wird von 3 zn 3 Jabren ein Schatzmeister gew&hlt, anfangend 
mit dem gegenw&rtigen Jahre 1573, der aber mit seiner Einwilligang 
dieses Amt aoch behalten kann. Dieser wird die Beitr&ge einnehmen 
und so verwenden, wie ihm von den Grtindern befohlen wird, und 
er wird zur Zeit des genannten Festes allj&hrlich dardber Beehen- 
sehaft ablegen, vor dem „prinee" und zweien zu diesem Zweck ge- 
w&hlten Grtindern. Diese drei werden die Bechnung des Schatzmeisters 
prifei und wird dann der Absehluss derselben sofort in dieses Bueh 
eingetragen und von dem Prinzen, den Deputirten und dem Schatz- 
meister unterzeichnet : und wenn es einem der Stifter oder alien ge- 
ftllt dieser Bechnungsablegung beizuwohnen, so haben sie ein Becht 
es zu thun und von den beiden Deputirten soli einer ein Geist- 
licher sein. 

Genannter Schatzmeister hat w&hrend seines Antes den Schrein 
oder die Lade (Eapsel) zu verwahren, die eigens zur Aufbewahrung 
der die Grflndung betrefifenden Papiere, Schriften und BQeher an- 
geschafft wurde; er soil darQber am Ende dieses Buches ein liven- 
tar anfertigen und wenn sein Amt erledigt ist, diese Lade in die 
Hiide des folgenden Schatzmeisters ttbergeben. 

Aifserdem ist der Schatzmeister gehalten in vorliegendes Bach 
den Namen jedes jetzigen und kttnftigen GrOnders einzutragen and 
die Beitr&ge zu notiren , welche jeder von ihnen geleistet hat oder 
sp&ter geben wird, sowohl zur Stiftung als zum Supplement derselben 
und zur Ausstattung des Gottesdienstes. 

Beim Tode eines der Sifter oder derjenigen, die sp&ter aaf- 



Musikalische Wettetreite und Musikfeste ira 16. Jahrh. 193 

genommen warden, sind die Oberlebenden nseb den Bestimmangen 
der Fundationsurkunde gebaiten , fir die 8eele eines jeden Verstor- 
benen ein Requiem m geben und einem an einem passenden Tage 
za haltenden Hochamte beizuwohnen, bei Strafe von 5 sols Geldbufee 
fir das Supplement 

Der Schatzmeister wird die Grflnder vom Tode eines Miigliedes 
benachriehtigen , damit alle insgesamt in guter Ordnung der in der 
Stadt und den Vorstftdten von itreu stattfindenden Beerdigung bei- 
wohnen kOnnen, bei Strafe fttr jeden Fehlenden von 5 sol. Geldbufee, 
verwendbar wie oben. Und damit bessere Ordnung dabei herrsche, 
versammeln sich alle zuerst in der Eirche Notre- Dame, von wo sie 
zusammen in des Verstorbenen Haus geben , um sich dem Leichen- 
zuge anzuschlief3en. 

Der Schatzmeister wird aufserdem einem der n&chsten Ver- 
wandten des Verstorbenen den Tag mitteilen, an dem das Requiem 
statlfindet, damit sieh die Verwandten, wenn es ihnen geftllt, dabei 
einfinden k6nnen. 

Verstirbt ein Mitglied anderswo als in der Stadt oder den Vor- 
st&dten, so dass die Grander der Beerdigung nicht beiwohnen kdnnen, 
so sollen sie gleichwohl besagtes Hochamt singen lassen und jeder 
dem Verstorbenen insbesondere eine stille Hesse weihen, wie bestimmt 
ist. Dieselbe soil jeder von ihnen gebaiten sein in den n&chsten Tagen 
nach dem Requiem halten zu lassen, oder sp&testens binnen 14 Tagen 
in genannter Kathedrale am Stiftungsaltar oder der andern Kapelle, 
wenn der Altar nicht frei ist, wovon der Alteste der Singer und 
Wochengeistlichen benachrichtigt wird, der eine Notiz fttr die, die 
si© lesen lassen, aufsetzen wird und fir die Fehlenden 10 sols Geld- 
bufse in Rechnung brings; und wenn der Termin der 14 Tage vor- 
Qber ist, werden genannte Notizen von dem Altesten dem Schatz- 
meister tibergeben , damit er den (Iberlebenden Grttndern quittire 
oder von den Fehlenden die Bufsen sammle. Ein Bericht darflber 
wird in vorliegendes Buch geschrieben unterm Namen des Verstorbenen 
und vom genannten Altesten unterzeichnet. 

Und damit durcb die Stiftung keine Ausgabe fir die, welche 
das Requiem halten, notwendig wird, verordnen die Grflnder, dass 
jeiesmal, wenn diese Messe gesungen werden soil, wie bei der Toten- 
messe am Tage nach dem Feste , wie es im letzten Artikel der 
Grflndungsurkunde bestimmt ist, folgende Verteilungen stattfinden 
sollen : 

Dem Herrn Ganonicus, der das Hochamt h&lt 5 sols 



194 



MoaBtaMscli© Wettetreite mid Masiktete im 16. Jahih. 



Und waul elm anderer als ein Canonicus dasselbe 

Ami bill, fir die Hesse 3 sols 4 deniers 

Dim Diacon 20 d. 

Dem Subdiacon 20 d. 

Jedem Ghoralisten 20 d., und fir die beiden S s. 4 d. 
Jedem der nicbt zu den Stiftern gehflrenden 

8ftngern 18 d. 

FQr die Kirchenverwaltung 10 s. 

Fir die Beleuohtung, welcbe der Stiftang zafolge 

ais 6 Eerzen and 3 Fakeln besteht 4 8. 6 d. 

Den Messnern fir im Herrichten des Altars zar 

Messe 2 s. 6 d. 

Den Gloekenl&utern, welche die Messe nit 2 
Glocken wie am Tage nacb dem Feste ein- 
l&uten 2 s. 6 d. 

Wenn die genannten Anteile von dem gew6hn- 
liehen Austeiler der Herri, dem der Schatz- 
meister des Sapplements das Geld mit Hilfe 
obengenannter Beitr&ge tibergeben hat, aus^ 
geteilt sind, bekommt er ein Gescbenk von S d. 

Item: wenn einer der Singer oder Wochengeistliehen, der nicht 
za den Grflndern gehdrt, sich an den Festtagen anbietet bei den 
Gottesdiensten mitzuwirken, werden ihm fir jedes Amt 18 den. aus- 
gefolgt, wie Artikel 21 der Grttndangsurkunde besagt. Diese werden 
von den 20 sols genommen, die darin fir die S&nger, Wochengeist- 
liehen and Ghorknaben vorgesehen sind. Weil diejenigen, welche za 
den Grtlndern geh&ren, Ubereingekommen sind, den Dienst gratis zu 
versehen , findet an die best&ndigen, der Brtlderschaft angeb6renden 
Chormitglieder keine Verteilang statt and es ist desbalb der Cbor- 
meister, der ebenfalls st&ndiges Mitglied der Stiftang ist. gehalten, 
die ihm vom Austeiler iibergebene Summe von 25 s. an den Sehatz- 
meister der Grtlndung abzuftthren, nachdem er davon abgezogen hat, 
was an S&nger oder Wochengeistliche , die nicht Mitglieder sind, 
ausbezahit wurde und wird genannte Summe zu den Beitr&gen 
gelegt 

Jeder ktlnftige S&nger oder Wochengeistliche wird in die Zahl 
der Griinder aufgenommen, der, sofern es ihm nicht nach dem Bei- 
spiel der Grander gef&llt aus Frdmmigkeit mehr zu geben, 20 s. fftr 
seinen Eintritt bezahlt und von Jahr zu Jahr die bestimmten Bei- 
tr&ge leistet. _ 



Musikalische Wettstreite und Musikfeste im 16. Jahrh. 



196 



Wiisaht eine andere geistliche oder weltliehe Person aufgenom- 
men zu warden, urn an den Gebeten and Fflrbitten des Gottesdienstes 
teilzunehmen, dann giebt er nach seiner FrOmmigkeit fir seinen Bin- 
trilt, wie es die genannten Grinder alio thaten , and bezahlt dann 
allj&hrlich seine Beitr&ge. 

Genannte Personen werden mit Zastimmang der Grtinder auf- 
genommen, weiche Tag and Jahr ihrer Aufnabme aafzeichnen lassen, , 
auf einem za diesem Zweek als best&ndiges Andenken angeordneten 
Blatte. 

Und da festgesetzt worde , sieb einmai j&hrlich zu versammeln, 
am einen „prince" und einen „tr6sorier" zu w&hlen und es nttig ist, 
alsdann die Grflndungsurkunde so wie vorliegende Artikel zu lesen, da- 
mit jeder seine Verpflichtungen kennen lernen und vollst&ndig im 
Ged&chtnis haben kann und da man zusammen aueb mdglicherweise 
irgendwelche Angelegenheiten zu erledigen haben ddrfte, kam man 
einstimmig tiberein and fand fttr gut, dass derjenige, der den Titel als 
„prince u des Pestes haben wird, in seinem Jahre gehalten sein soli 
eine ordentliche Tafel zuricbten zu lassen , am nach dem Hoehamt 
des Pesttags die Gesellschaft freundlich zu dem Mahle , das ohne 
Scandal, Unversch&mtheit oder Excess verlaufen soil, zu Gaste laden 
za kOnnen, wobei genannter „prince u aber zu keinen Eosten gendtigt 
sein soil, wenn es ihm nicht gef&llt, denn jeder der Grinder wird 
seine Lebensmittel selbst mitbringen. 

In Zukunft wird vorausgesetzt, dass die Fundatoren die Tage der 
Festfeier wissen and sie sind daher ohne andere Benachrichtigung 
gehalten , denselben vollz&hlich beizuwohnen , auch dem genannten 
Gastmahle , sofern nicht ein gerechter Grund zum Wegbleiben vor- 
handen ist, was dem Drteile der Gesellschaft unterliegt, bei Strafe fttr 
jeden Fehlenden von 10 s. Geldbufse, verwendbar wie oben, und sollen 
alle den Meister des Jahres in seinem Hause abholen , urn ihn von 
dort zu jedem der vier stattfindenden Gottesdienste zu begleiten and 
in die Kirche za fbhren and am Schlosse derselben in sein Haas 
zardckzubringen. 

Nach dem Hochamte des Tages wird ein Almosen von 25 s. 
an 100 Arme gegeben, was einen lyard fir jeden macht; and wenn die 
Beitr&ge und Abgaben dazu nicht genCtgen sollten, wird das Almosen 
auf gemeinschafUiche Eosten tibernommen. 

Wird erfunden, dass der Schatzmeister auf Befehl der Grtinder 
mehr ausgegeben als eingenommen hat, wird er gleichfalls auf ge- 
meinsehaftliche Eosten entsch&digt. 




196 



Mitteilungen 



Is wird demselben sis gleiehes wie gegenw&rtiges Rueh an- 
gefer&gt, in ism ailes niedergeschrieben 1st, was in diesem steht 
nd was allenfalls noeh nachtraglieh eingetragen warden kCnnie. 
Dieses Bach geht darch den Aitesten der Sligsr and Wochengeistr 
lichen von Hand zu Hand. 



* In den M. £ M. 19, ISO unter 1546: 11 1. Ib. if Madr. * 4 vod da Ar- 
chadelt, Venetia, warden Vermutungen uber den etwaigen Drucker dee Buchee an- 
gestellt. Herr W. Bard. Squire erkl&rt jetzt, dasa iss Buch xweifellos toq B&- 
mianus Zenarius gedruckt sei, der sich des dort beschriebenen Druckerzeichens 
bediente. 

* Centralblatt der deutschen Musikwissensch&ft asfest einem Anhange Cbronik 
des Musiklebens der Gegenwart in Deutechland, Osterreich raid der Schweiz. Heraua- 
gegeben von 0. WUle und A. Meumer. 1. Bd. 2 Hefte. Hale a./S. 1800. Hey- 
mann (F. Beyer). 8°. von je 4 Bog. Pr. 12 M firs Jahr. Enthftlt Amsiige aua 
anderen Slattern, Kesensionen und Konsertprogramme mm grofeeren St&dten. 

* Bericht Cilier dam T&nkissi« -^srek zu Dresden, 36. Vereinsjahr, Mai 
1889— mm. 8°. 48 S. 660 Mitglieder sihlt jetzt der Tarda, 800 M scisiM er 
iii gemeinntttzigen Zwecken, 12 ttbungsabende aai 4 offentliche Auifuhrungen ver- 
anstaltete er. Seise Bibliothek z&hlt 2207 Werke. Vorsitzender 1st nach Fcrsten&u's 
Tode Herr F. Grutzmacher, die Herren F. Bockmann and M. Hofdiann verwalteo 
die anderen Amter. Wir wungchen dem Vereine sis feraeres kr&ftigee Gedeihen. 

* Geo, Lau et Vie. It Bi&tenstr. Antiqaariat in Hftnchea. Katalog 5, Por- 
traits von Musikerc. Enth. 3201 Nrn M dabei auch Darstellungen. Der Katalog dient 
zugleich vortrefflich der Biographic. Die Preise sind mafsig. 

* Leo Liepmanrwohn, Antiquariat in Berlin W, 63 Charlottenstr. Katalog 
einer hochMteressiuitett und kostbaren Autographen43aininlung, welche im GeBchifta- 
lokal von Leo Liepmannasohn Montag den IS, Okt vormittagB 10 Uhr versteigert 
werdeo. 16? Nm. Der Katalog 1st sehr ausfuhriich angefertigt and enth&It Manner 
mm alien Fftchern, auch Maaikif mil Briefen und Kompositionen. 

* Leo IAepmanns8ohn. Katalog 85. Muaikliteratur. Letzte Erwerbungen. 
477 Mm. Eine wertvolle und interesaante Sammlung alterer und neuerer Werke 
feistorischen, biographischen, hymnologwchsn a. a. InhaJts. 

* Lager-Katalog von Richard Bertling in Dresden-A. , Victoriastr. IS, 
Meg Nr. 15, 1168 Nrn. aus alien F&chern der Musik : iiterariscb und pr&ktisch, 
alte und neue Drucke, Textbiclier, Autograph© u. a. 

* Hierbei eine Beilage: Fortsetzung sum Katalog der Musik -Sammiong der 
KgL ffffentl. Bibliothek zu Dresden. Bog. 17. 



(Schluss folgt) 



Mitteilungen. 



Verantwortlicher R«dakt«ur Robert Bitner, Tftmpthi (Uckerut&rk). 
Drnok Ton Hirmi&n Bejer a SQhne is £aa§«»slms» 




MU8IK- 




HICHTE 



der Gesellschaft fur Musikforschung. 



IHL JaUriaii 



1890. 



Preit des Jahrganget 9 Mk. Monatlich ertcheint 
due Nummer yon 1 bis S Began. Iniertionsgebttbren 
fur die Zeile 30 Pt 



KommittiontTerlag 
Ton Breitkopf A Hlrtel in Leipsig. 
Bettellongen 
nimmt jede Buch- und Mutikhandtang entgegen. 



lo. 11. 



Musikallsche Wettstreite und Musikfeste 

im 16. Jahrhandert. 
Yon Dr. H. M. Sohletterer. 

(Schlass.) 

Extraict oo petit liare de la fondation da Pay de musiqae de la 
sainete C6eille 9 en la Tills d'£areax. An. 1576. 
Darin heifst es: 

Am 23. Nov. jeden folgenden Jahres, am Tage naeh dem Feste 
der h. Cficilie, wird ein Puy oder ein masikalischer Wettstreit im 
Hanse der Ghorknaben celebriert werden, nachdem es den Herren des 
Eapitels naeh Yermittlung des Herrn de Blanfoss6 and des H. Baoul 
Boullence, 8ehatzmeister der Eirehe, gefiel, es ans vergangenes Jahr 
zu gestatten. 

Daza werden lateinisohe 5stimmige Motetten and zwei Oavertaren 
angenommen, deren Texte dem Lobe Gottes and der Jangfraa ge- 
widmet sein sollen und wird der besten Motette die silberne Orgel 
und der zweitbesten eine silberne Harfe verliehen. 

Item, werden 5st Lieder angenommen, mit beliebigem Textinhalte, 
ausgenommen skandaldsem. Das bests erh&lt als Preis die silberne 
Laute, das zweitbeste die silberne Lyra. 

Das am angenehmsten gefundene 4st. Air wird mit dem silb. 
Horn belohnt. 

Der beste leichtkomisehe, ebenfalls 4st. Chanson erhftlt die silb. 
Flate. 

Monstth. f. Musikgeacb. Jabrgang XXII. No. 11. 13 



lis 



Muaikalische Wettetreite and MusEkfeete im IS, J&hxfcu 



Dem vorzttglichsten ehristl. Sonnet in franz. Sprache , mil zwei 
Ouverturen (Einleitungsges&ngen ?), wird „le triomphe de la CScile" nil 
Gold verziert gegeben, mm der hBchste Preis isi 

Am Bande der Preise slid folgende Devisen eingraviert : 
Fir die Orgel: 
Pectora plena deo rapis, atqae son© inseris astris. 

Fir die Harfe: 
Protinus ad numeros mens seta furore quiescit. 

fir die Laute: 
Est numeris mens laeta tuis si plena quiete. 

Fir lis Lyra: 
Legit amor tea plectra: potts nam soluere euras. 

fir las Horn: 
Pectora moesta moaes dam coelos a&re findis. 

fir lie Fiile: 1 
Tibia laeta jocos: et Bachi monera litis, 

Fir den Triumph: 
la te omnis chorus hinc virtus tea clara refulget. 

Am Fafss der C&cilienstatue steht geschrieben: 
Tropheum virginitatis ergd. 

AM der Bttckseite jedes dieser Preise, die in Form ovaler Biage 
angefertigt warden t wird zum gldcklichen Andenken der Name im 
Prinzen geschrieben, is dessen Jahr das Puy gefeiert wird, nfcmiieh 
ail der BQckseite der I ersten Preise: 

Victori ad aram Ebroicensem N . . . principe. Anno , ale, and 
auf der BQckseite der beiden zweitbesten: 

Certanti id mum Ebroicensem N . . . principe. Anno, etc. 
Form ni Art genannter Praise worde gesehen and geprnft von den 
OrQndern und es wurde von ihnen vereinbart, dass Jeh. Laurens, Gold- 
schmied, wobnh. in Paris auf dem Pont- au- Change, unterm Schilde 
da Moullin, der zuerst die Modelle der Preise anferdgte, nia aueh in 
Zukunft anfartigen solle und lit Formen bei sich beb&lt t wortiber er 
eimem Empfangschein la die Hindi im Schatzmeistera im GrOndoog 
geben wird , in ihn den Fundatoren vorlegen zu kdnnen , weim m 
wflnschenswert erscheinen sollle. 

Der fir das laufende Jahr funktionierende Prim (oder Meister) 
nit lea Schatzmeister hat den Auftrag, den Goldschmied reettfzeifcig 
zu benaehrichtigen 9> dass er die Preise anfertige. 

Item, damit die Ausfiihrung las Puy alien Komponisten to 
Beiches bekannt werde , sollen beide bit Adrien le Boy, Druekar to 



Murikalfeche Wettttreite und Munkfeste in IS. Jahrh. 199 

iaigs f wohnb. in Paris im Mont S. Hilaire anterm Schilde Mont- 
i'arnasse, der den Stempel der S. C6ell§ in H&nden hat, 200 Affichen 
draeken lassen. 

Und da es sebr schicklich and notwendig 1st, zar Dekoration 
des Pay allj&hrlich den Musikern neae Einladangen n geben, hat 
der Prin in seinem Jahre Sorge 11 tragen, dass ein „gentil esprit 44 
neue Formnlare in franz. and lat Sprache verfasse , da die Motetie 
lateinisch and im Lied franzisisch ist. Sie sind korrekt geschrieben 
and reehtzeitig ebenfalls obigem Drncker za tlbergeben , damit sie 
recbtzeitig gedruekt, den Masikern naher and ferner St&dte, die da- 
darch von der Peier and Fortsetzang des Pay benachriehtigt werden 
sollen, zogesandt werden kOnnen. 

Um dies fir best&ndig zur Ehre Gottes and zam Wetteifer der 
gaten Guister zu grinden, haben die vom gaten Eifer bewegten Fun- 
datoren au&erdem beschlossen, jeder besonders eine Samme Goldes 
in die Hindi ihres Schatzmeisters abzaliefern , um daraas einen be- 
tr&chtlichen Grandstoek zu bilden, der als Rente auf dem Bathaase der 
Stadt Evreux oder anderw&rts angelegt werden soil, bis die Rente 
30 lit. betrftgt 

Und wenn die Samme von 30 lit. Rente von ibnen momentan 
nicht aafgebracht werden kann, wird sie dennoch pro rata daroh einen 
a as einzelnen Summon zasammengesetzten Betrag gebildet , bis eine 
reiehere Schenkung gemaebt wird. 

Iidess jeder der Grander and Genossen, and insbesondere Mons. 
Loays le Mercte , viconte von JSvreix, sieur de la Bretesqae and 
Prim des Festes und der Feier im letzten Jahre, 1575, anter welchem 
zuerst das friher nieht gegrindete Pay gefeiert wurde, 

hat genannter sieur, der teilweise fir die Bezahlang der Preise 
and Anzeigen aafzakommen , die Samme von ... gegeben , und fir 
Errichtang and Grinding des Puy die Samme von ... 

Man sehe im Eapitel der Namen der Grinder, sowohl fir die 
gegenw&rtige Schenkung des genannten sieur, als wegen der Schenkung 
der ibrigen fir das Pay. 

Es werden, wie gesagt wards, mit Erlaabnis der Herren des 
Eapitels die zam Pay eingehenden mas. Werke von den Chorknaben 
und den S&ngern and Lehrern der Knaben vorgetragen. 

Der Ghorknabenmeister wird die eingesandten Sticke in Empfang 
nehmen and kein anderer , am sie za 'sehen und zu prifen und sie 
dem Vorstand und den S&ngern mitzuteilen. 

Es wird mit Zustimmung aller Grinder zur Wahl eines Voretandes 

IS* 



200 Musikalische Wettstreite mil Musikfeste im 16. Jahrh. 

des Pay geschritten; er soli aas der Zahl der Grander and Genossen 
genommen sein und gute mis. Eenntnisse haben. 

Er wird aaf einem Blatt Papier die zam Pay eingesandten Werke 
registrieren, in der oben angegebenen Form, und wird dasselbe beim 
Pay dem Prinzen des Jabres fibergeben , damit kein Missbraacb be- 
gangen werde; darnach wird der lnhalt dieses Blattes in vorliegendes 
Bnch eingetragen and selbst die Eigensehaft and der Stand des Vor- 
standes aaf das seinen Namen tragende Papier gesehrieben. 

Der zu diesem Amte befehigte und erw&hlte Vorstand kann nieht 
umgangen werden; and aus der Zahl der Singer werden einige ab- 
geordnet, am die zam Pay eingesandten Werke zu bearteiien. Diese 
werden den Vorstand in entspreohender Weise unterstfitzen. 

Ihre lleinung sollen auch die Deputierten beim Vortrage der 
Werke abgeben , ebenso die abgeordneten Confreres und andere 
beim Puy anwesende fehige Personen , damit die Meinungen vom 
Vorstand gehdrig gesammelt werden k5nnen und von diesem und den 
genannten Gegenw&rtigen ein gerechtes Urteil geftllt werden kann. 

Nacb gef&lltem Urteil wird der von den GrQndern und Genossen 
geleitete Prinz mit den Siigerm gehen. Diese werden sieh, um Gott 
ftlr den glttcklichen Erfolg ihres Eonzerts zu danken, vor das grofse 
Portal der Kirche Notre-Dame begeben, und dort mit lauter Stimme 
die gekrdnten Motetten singen. Nach jeder derselben wird den An- 
weseidei vom Vorstand der Name des Autors bekannt gegeben, wie 
im verflossenen Jahr gescbah. 

Bei ihrer Rttckkehr in den Hof des Ohorknabenhauses singen 
sie zasammen mit latter Stimme die pr&miierten chansons, airs und 
sonnets, und wird hier ebenso der Eomponist bekannt gegeben. 

Nachher versammeln sioh der Prinz, die Grimier und Genossen 
zum Zeichen der Einigkeit und christliehen Eintracht bei einem be- 
scheidenen Abendessen in demselben Hause , wozu jeder von ihnen 
sail Essen bringen l&sst, um dem Ghorknabenmeister nieht l&stig zu 
fallen, der nur dazu verpfliehtet 1st, den Tisch mit Leinenzeug 11 
decken und notwendige Ulensilien und Geschirre zu liefern und der 
Prinz ist gehalten den Sail zu dekorieren , in dem das Puy gefeiert 
wird, wobei ihn der maistre unterstQtzen soil. 

Im Betreff einiger nieht beschriebenen, zum Puy gehOrenden 
Ceremonien, erforderlich zu dessen Dekoration, genQgen Gewohnheit 
und Tradition, das Ged&chtnis und die Fortsetzung desselben.*) 

*) Unter den Vorstehern der Grenossenschaft findet man die ehrenwertoeten 
Namen, und auch solche Personen, die sicb nur selten hinter der kleinliohen Panel 



Mwrikalische Wettstreite and Musikfeste im 16. J&hrh. 



201 



Und damit lit besten der pr&miierten Werke and andere, its 
dessen aach wlrdig w&ren and der Eirehe dienen mi ftlr den Unter- 
richt der Chorknaben taaglieh sein kdnnen , licit verloren gehen, 
isi der maistre gehalten f in S zn diesem Zwecke ihm tlbergebenen, 
im Fandatoren gehdrenden Btteher, ail© StQcke za schreiben oder 
sehreiben za lassen, die prftmiiert warden oder eioen Preis verdienten, 
■it Angabe des Aatornamens. Za diesem Zwecke wird jeder Prinz 
im seinem Jahre genanntem Meister aach ils ihm wfthrend des Pay 
iberg©bsiii f aber nieht pr&miierten W«k§ einh&ndigen. 

Knsainant lea noms des matstres Masiciens auxqaelz ©it ssli 
adiagez ©I d&iarez, par ehacon an, lis prix da Pay i© masiqae de 
la 8- (Belle dltaroux. 

(Es warden verteilt 1175 seehs Preise, 1878 und 1877 je sieben, 
1578 and 1579 je fiif, 1580-89 je vier.) 

1575. Den ersten Preis, die Orgel, erhielt Orlandas de Lassos 
lis Plandern, Kapellmeister des Herzogs yon Baiern, fir die Motette: 
„Domine Jasi Cbriste qui cognoscis". Eii zweites Mai ward ihm i. J. 
158S der gleiche Preis zaerkannt ftlr die Motette: t ,Oantantibi8 Organis". 

Den zweiten Preis, die Harfe t erhielt Raymond is la €as- 
saigne sis Gascongne, Gborknabenmeister bei Notre-Dame in Paris. 
Derselbe erhielt 1187 fir die beste Motette den ersten Praia, 

Der dritte Preis, die Lante, warde Jtc Salmon aas der Picar- 
iii, S&nger and Kammerdiener des EOnigs, verliehen. 

Nie. Millet, ein anderer k. Eapells&nger, erwarb den vierten 
Preis, die Lyra. 

Und ein weiterer Kollege, list in Caarroy, gewann den ffinften 
Preis, its Horn; in nlehaton Jahre, 1576, ward ihm der erste ill 
1881 der dritte zngeaproehen. 

J eh. Boette, Ohorknabenmeister bei Notre-Dame in fivreax, trig 
den seehsien, den Triamph, davon. 

verichangten, diss die G&ste ihr Emeu sich m im Gblichen Gastmahlen bringen 
Umm soUten. & lad «eur Le B&ttelier 1581 die Teiinehmer am Fast© gro&- 
mfitig sum Mttag- mi Abend*saen mi folgenden Tagee nach dem Bequiem noch 
mm Frfihst&ck ein. Bern Feste, im in gmimt Zufriedenheit und sehr heiter ver- 
lief, wohnte der JMai Eepkoy bei. — Einer der grofeten Anziehungspnnkte fttr die 
Sanger bot am Konkurctago der Vortrag dar gekronten weltlichen Meier. We gats 
Ijmne war is niefct verb&a&t ond wenn die? dem beaten komisehen lied© gewihrt© 
Preis, die silbeme Fldte zaerkannt war, stimmten ilia Singer der Pay frohlich im 
Gee&ng in : „Un coinpagoon fre&qae ©t gaillsid 11 . Da entfeltete sicb dann din freie, 
norm&niaehe Heiterkeit bei dea gaten Weinen von Jnmieges and Conih&ut mi 
jedennann pug befriedigt and ©Me Rene von tones. 



202 



Musikalische Wettetreite and Musikfeste im 16. Jahrh. 



1576 erhielt den 2. mi 3. Preis der Chorknabenmeister aus 
Toarnay in Flandern, Georges de la Hele t 

den 4. Preis Claude Petit-Jan, Ghorknabenmeister ms Verdun, 
den 5. Preis, die Flute, CI. le Painctre, Kapellmeister des Herrn 
von Villeroy, 

den 6. Preis ein Italiener, Fabrieio Cajetan, Kapellmeister im 
Herrn von Guyse, 

den 7. Preis Barillaalt, im Oefolge des Herrn von Boaville. 

1577 ward der erste Preis Mich. Fabry ans der Provence, 
Kapells&nger der KOnigin Matter, znerkannt; derselbe erbielt aaeh 
1589 den vierten Preis. 

Den vierten Preis erwarb sieh Jeh. Penneqnin, Chorknaben- 
meister aos Arras, den ftiftem Andr6 Sonnoys aus Moasy-llSvesque 
in der Champagne. Die Empf&nger des zweiten, dritten, seehsten and 
siebenten Preises sind nicht genannt; es handelte sieh am ein be- 
strittenes motet, den besten chanson, das beste air and beste sonnet 

1678 erhielten Et. Testart, Chorknabenmeister der 8. Chapelle 
in Paris, den ersten, Jeh. Planson, Organist an der Collegialkirehe 
8. Oermain-de-FAaxerrois in Paris, den zweiten and fonften, Jeh. 
Mallery den dritten a. Bob. Goussa, Kapellmeister des Herzogs 
von Aamale im Schlosse d'Ennet, den vierten. Letzterer trig wohl 
die meisten Preise davon , denn er erhielt 1580 den zweiten , 1583 
den vierten, 1584 and 1585 den dritten und 1586 den ersten Preis. 

1579 sind die Preistr&ger nicht genannt 

1580 erhielt Jeh. Gerard, Singer and Capellan der Kathedral- 
kirche in £vreox, den vierten Preis. Die Preistrftger fir den ersten 
(das beste motet) and dritten Preis (den besten chanson) sind nicht 
genannt 

1581. Erster Preis: Jac Maadait tag Paris, Amtsschreiber im 
Palais der Bittsehriften. Zweiter: Mich. Nicole. Dritter: Germain 
Le Baadier, Chorknabenmeister in Nantes. 

Die Prinzen and Mitglieder der Confrerie de Ste. C&cilie 

waren folgende: 

Mafstre Jeh. La Biehe,' Advokat am Priteidialhofi (f 19. Nov. 1607). 
11. Prinz, 1581; er hielt das Mittag- and Abendessen and folgenden 
f ages das FrtlhstQck nach der Totenmesse frei and selbigen Tages 
setzte er das Abendessen des Pay fort mit Unteratfltzang der 
Genossen , alios im Schlosse von iSvreux and wurde assistiert 
von den S&ngern and Masikern der Kapelle and Kammer dee 



Miiakaiieche Wettetreite and Musikfeste im IS. Jafarh. 



80S 



KOiiga, die im der Eirchi am Pay sangen, atolieh den H«rrea 
de Bt is Lanriny, tiefe Btese; Salmon, Tenor; 

Balifre, Alt; Bueerat, Eanaehe, fohig Tenor, III oder Sopran 
11 8ingen and di Mesme, ebenffclls Eastrat lai 8opranist; Da- 
Unit, Hornist Sr. Maj. and einer der Mitbrtlder, tils aosgezeichnete 
and ebriHWirt© Personen, walefat der Prinz 7 Tags tog fed 
siih bewirtete and sie and ihre Leate and Pferde fflr die Her- 
and Zarttekreise much Paris entscb&digte.. 
Robert Ga6riboult, Viseonte Is Oraches et Brfitheail (f Pebr. 1584). 
% Prinz, 1572; hielt seine Gfiste is seiner Wobnang vor S, Nieolas 
bei im versehiedenen Gastmahlen frei. 
Gailliam© Costeley , Organist ml Eammerdiener des Ednigs 
(f 1, Fair, 1606). 
1. Prinz, 1571; folgte dem Inhalt der Ergftnzung zar Stiftangs- 
arkande ii seinem Haase im Moallin is la Planehe. 
Jsk Joordain, Priester and Chorknabenmeister der Eatbedralkirehe 
(t 1572). 

Jeb. Boette, Wester and gleicbzeitig Gborknabenmeister ill Ear 
plan an derselben Eirehe. 
18. Prim, 1588. 
Lonis Le Merei6, Viseonte d'fivrenx. 

5. Prims, 1571; gib freie Gastereien in seinem Haase in der 
Pfarrei 8. Thomas. 

Unter ihm wurde mit Erlanbnis der Eapitelherren zam erstenmaie 
das Pay is Haase der Chorknaben gehalten and wohnte demselben 
maSstre Jae. Preston aas Maiden, ein fonigiebsr Bassist, da- 
nils im Dienste des mons. de Braban, abM It Vallemont, bei. 
Thomas Da Vivier, k. Prokarator Ii fJvreix. 

13. Prinz 1583, Mail, bis aof das Frfihstflck, die Gastereien frei in 
seinem Haase is Lyearray Im der Pfarrei S, Nicolas. Er worde 
assistiert von den Eapells&ngern des berflhmten Ffirsten mons. le 
cardinal is Goyse, n&mlteh lini de lit Grange aas der Toaraine, 
and Gabr. Leblond, Champagneser, Chorknaben der Eapelle, 
P. Gnedron tig Beausse, der, obwohl seine Sdmme noeh mn- 
tierto, sehr gat Alt s&ng, Quill. Briot, Joyenaillois, sehr har- 
moniscber (sic?) Bassist and AL Fabry, Proven<jale, Meister and 
Dirigent, Tenorist, alle aosgezeichnete Personen. Weiter sieor 
Delivet, Mitbrader, Hornist S. Maj. Alle warden vom Prince 
bewirtet and entsehftdigt, aach fir ihre Pferde von 8, Germain- 
en-Laye and wrick. 



J 



204 



MosikaHsche Wettstreite ami Moaikfeete im 16. Jahrh. 



Jell* de la Bocqae, Pr&sident des eoars im aides titer Normandie, 
fir glefa ill seinen Sohn Louis, im am 2. Tag vor dem 
O&cilienfeste 1571 gab, warde. (f Nov. 1584.) 

3. Prinz, 1584; Mill die Gastmahie im Dekanatshaase freL 
J eh. Guiffard, Eanonikos am der Eathedrale. 

14. Prinz, 1184; er wards assistiert von im von ihm dnreh S Tage 
bewirteten Eapeliisten des mam d'0 ? niter Direktion des Ml. 
Toassaintz, Savary, der lea Orgelpreis for die basts MoteUe 
erhielt, ami den Mosikern des abb6 de Vallemont, inter Itaa© 
Pascal de FE&tocart der Preis der Harfe ftr seine Motette 
zuerkannt warde. 

Bob. F6ret, Pfarrer von Pare nnd Eanonikos an der Eathedrale (f 1583). 

10. Prinz, 1580; er hielt, wit der Vorhergehende, sis Mahlzeiten frel 
Guy i© Lymoges* abb6 Is Lisle - Diea ill Eanonikos m der Kir 
thedrale. 

4. Prinz, 1574; bewirtete seine G&ste Im Dekanatshaase. 

Baoul Boil line, sieur de Blanfoss6 , Schatzmeister der Eathedral- 
kirche (f 1511) and Jac. Boallene, ssto Brader, sieor 
d'Angerville-la-BiviSre, Verwalter der Wasser and Wilder. 
Ersterer war der 6. Prinz, 1576, und Mall ils Gastangen fret Im 
seinem Eanonialhaase. Das Pay warde im Haase der Chorkn&ben 
gebalten and ward unterstfitzt von der Eapelle des sons, de 
Villeroy, deren Meister Olande Le Painctre war. 
Bar andere war der 9. Prinz, 1679, gib lie Mahtzeiten im Emm 
seines finders, mons. de BlanfossS, and hielt das Piy la Eanonial- 
hause. 

Jeh. Da Pray, Eanoniker si der Eathedrale. 

16. Prinz, 1188. 

Jeh. Le Doalx, Prfisident am Prftsidialaitz. 

7. Prinz, 1577; Mall freie Mahlzeiten in seinem Haase k to 
Pfarrei S. Nicolas and im Pay la Hau&s der ChorkB&ben. 
East. Le Flam en t, Pfarrer and soisehnitfii an der K&thedrak, 
Jac De Battelier, Advokat. 

17. Prinz, 1587; er empfing seine Genossen Im seinem Haoae vor 
d§m Schlosse. Bam Piy wohnten der Prinz d'Espinoy mi seine 
Gtomahlin bei. 

Jsli, Berthault, Pfarrer, Eaplai o. bassecontre der Eathedrale (f 1593). 
19, Prinz, 1188; hielt gl&nzende and frihlicha Mahlmien sit 
Unterstfltzung der Brttdersehaft and warde outer andera aaeiattat 
von siear Du Camp, einem der Bassistea der k. Kapalto. 



Musikalische Wettetreite mid Mu&ikfeste in 16. Jahrh. 



Frane. Martin, Pfarrer, Kaplan an der Kapelle 8. Jeban and ge- 
wfthnlicher Aasteiler der Herren vom KapiteL 

20. Priii, 1590; hielt die Mablzeiten mit Unlawtitiiig der Con- 
freres. Das Pay warde in diesem Jahre, der Unrahen wegen, 
niebt gefeiert. 

Bob. Mott6, Pfarrer von Gargoesalle, Sftnger in der k. Kapelle 

(t 1587). 

Jeh. Da Buz, Organist ond Eapellan der Eathedralkirehe (f 1578). 
Maaze Challumeau, Pfarrer and Kaplan an der Hochzeitskapelle 
der Kathedralkirche. 
Ir warde 1578, als mons. Fabb6 de la Noe Prinz war, aas der 
Genossenschaftsliste gestrichen, weil er seit seiner Aofnahme 
sieh obne Entsehnldigong tiler Verpfliehtangen entzogen hatte. 
Ebenso erging m aos gleicben Grflnden seinem Brader Olivier, 
Kaplan and Woebengeistlieber an der Katbedrale. 
Aebilles de La Presle, Pfarrer von Eeeaoville. 

21. Prinz, 1591; hielt die Mahlzeit mit Hilfe der Brflderschaft; 
das Pay konnte der fortlaafenden Unraben wegen wieder nicbt 
gefeiert werden. 

Nie. Le Bel, S&nger and Kaplan an der Kalhedrale. 

22. Prim, 1592. 

Bob. de Qnenet, abb6 de Gonehes et de la Noe (f 1584). 

8. Prinz 1578. Bei dem dieej&hrigen Feete war die Prinzessin von 
Auuaale anweeend. 
Adrian De Quenet, priear de Friardel et arebidiaere d'Oaeha. 
Nic. de Braban, abb6 de Vallemont (f 1587 im Seblosse Gaillon). 

12. Prim, 1682. 

Heetor De Herboaville, siear de Briqaetot, Bitter dee k. Ordens, 
Goavernear and Haaptmann von Gaillon. Sr hatte schriftlieh 
alljfthrlieh einen Thaler za geben vereproehen, aber nie etwas 
bezablt. 

Der hobe and m&chtige First Charles de Lorrain, Dae d'Aamale, 

Pair et grand venear de France. 
Claude De Maillet, sieir de Oonmille (t 1687). 

15. Prini, 1585; hielt freie Mahle im Kanonialhaase des aona. de 
Blanfoss6, seines Sehwagers. Er warde assistiert von mehreren 
gaten and vorzflgliehen Sftagern, daranter P. Le Large, Bassist 
der K5nigin-Matter and Guy Le Page von Cbartres im Diensta 
des abb6 de Yallemont. 
Nic Pelivet, Kammerdiener des Kftnigs (Hornist). 



206 Mndkalische Wettetreite and Musikfeete im 16. Jahrh. 

Jab. Girard, Kaplan and Singer an der Eatbedrale. 

[:. Goussa, Kapellmeister des Herzogs von Aamale. 

M. Le Flament, einstiges Mitglied des Knabenehors an der Kathedrale. 

28. Prinz, 1589. 
K h Bachelor, basseeontre and ehapellain an der Kathedrale. 
OailL Hourri, doyen des Knabenehors an dieser Kircbe. 
Boeh D'Argilli&res, Orgelbauer. 

Fr. Delangle, ehapellain des Anges and Organist an der Kathedrale. 

26. Prinz, 1587. 

Loys de Fontenay, CI. Belamy and East Picot, Singer and 

Woehenprie8ter. 
Nic. Moreaa, ehapellain and basseeontre. 

Noel Oaillart, 23. Prinz, 1593. Jeh. Le Vavasseur, 24. Prinz, 
1594. Laur. Chartier, 25. Prinz, 1595. Jos. Le Mereier, 

27. Prinz, 1597. Ghallumeaa, 29. Prinz, 1599. Jeh. Le Mer- 
cyer, 30. Prinz, 1600. Loays De La Boeqae (Sohn Jehans, des 
3, Prinzen), 31. Prinz, 1601. Jeh. Girard, 32, Prinz, 1602. 



Obwohl die s. Z. von 21 Personen gegrftndete Brttdersehaft 8. Ce- 
cile bis 1612 (1614) bestand, scheint man doch seit 1603 keine 
Prinzen mehr gewihlt za haben, wenigstens findet sieh die Beihe 
derselben in den Akten nieht fortgesetzt. Im Ganzen batten 97 Per- 
sonen der Brflderschaft angehdrt; im letzten Jahre ihres Bestehens 
waren ihr noeh 11 Mitglieder beigetreten. Wihrend ihres Beetandes 
waren 46 Mitglieder gestorben , 2 warden aasgesohlossen , zaletst 
z&hlte man noch 49. Seit 1589 seheinen keine Preise mehr verteilt 
word en za sein. Der Kriegsanrahen wegen flel 1590 and 1591 das 
Pnj aus and ist wohl naehher niebt wieder aafgenommen worden, 
Aufser manehen aoswirtigen Singern and Masikern, die sieh bei 
diesen festliehen Aaffdhrungen beteiligten, fanden sieh aaeh weither, 
selbst von Paris and Flandern n. a. Orten and Gegenden, Mitwirkende 
em, so aas der Kapelle und Kammer des KOnigs and der Kftnigtn- 
Mutter, aus der Kapelle des Abts von Vallemont, des Kardinals von 
Guise, des Herrn von Tilleroy a. s. w. Diese mehr oder minder zahl- 
reiche Mitwirkang fremder Kdnstler gab dann aaeh den in Bede 
stehenden Konzerten besonders festliehen Charakter and anfsehen- 
erregende Wiehtigkeit. 

Noch i. J. 1646 beklagt der Volksdichter David Ferrand in 
eioer seiner Poesien, dass die sehdnen alten Gebrioehe versehwonden 



MurikmHsohe Wettttraite and Mankfeste im 16. Jahrh. 



I and 4m Pay, lis lis bestei Maigter m feierlich til ehrenvoll 
dorch Preise aoszozeiebnen pflagto, g»i aufgebOrt habe. 

„0 f§rg»pie Zeit, wo each litem Gebrauch 
an erbabenem Ori Si Ciaiia man ehrtel 
Dann, nach beiliger Pflieht, gedachte man aach 
der Meister 1st Kanst, deren Werke man hSrte. 
Ruhmvolle Preise erhielten §i§, 
Din nor bei dieser Oeremonie 
* erttafe Wohllaat ran-iilsr Harmonie. 
Eatarpe war dort mi die ihr dienten, 
vorirefflieher Sang 1Mb jed Leid versehwinden, 
ni jeder, der diese Lieder hCrte, 
spraeb, i&ss Mmik bftchste List ihm gew&hrte." 

(La Muse normande I© D. Ferrand. Rouen 1655.) 



99 Zu Baden undenn hetffieii- Stein". 

(Willi. Tappert) 

Bezagnebmend aof die interessante Abhandlung Its Herrn Dr. Na- 
gd (in Nr. 6 der M. f. M.) erlaobe ich mir die Mitteilong, daas das 
Lied sieh aueh in Joh. WUhelm Binder** Gedichten, nnd zwar in der 
zweiten (vermebrten) Ansgabe von 1658 befindet. (Die erste erscbien 
1648.) Im Register 1st dasselbe dnrch ein Siernchen sis neuer Ge- 
saig bezeiebnet. Simler war M Zuchiberr im Collegio parthenieo (l 
ii* Zttrieh, — also wohl laspekfcor mmm Frftulein-Stifts, oder sotlte er 
gang einfiaeh Direktor einer hdheren Tdehtersehnle gewesen sein? 
Naeb Jieber „fioririe" er als deoisaber Peat 1648, Sein Tod * erfolgte 
lift, Ieh besitxe die zwette Ansgabe der Gediohl& Is der Widmung 
fdhrt der Autor Elage fiber den grGfseren Teil „ieutecber Poeien nnd 
Reymenschmiede" seiner Zfeit, die niehts anderes, tt dan von der 
elenden Heiden Goiter and GOtdnnen, alfs der leichtfertigen Venus 
and ihrem garstigen fobn Cupido, oder ultra unnfltzen narrenpossen 
ii diehten gewusst". Bit Sammlang 1st sieben Ratsherren der Stadt 
ZOrich gewidmet, die 8im!er „G0nnere, Vefctere, Schw&gere and Ge- 
f&ttere" anredet. (G0Boer y m filter, Sehwftger and Gevatter.) Naeh 
sailer Angabe hit ein trefflieber Masikant die Ges&nge tails transpo- 
niert (d. b. vorhandene Msiodieen tanntat), tills neu komponiert Der 
ff T reffliihe" mmm ein arger Sitlmper gewesen sein. Datiert 1st die 
Vorrede; Zurich, den 18, tag firaahmenata 1848, 



SOB 



„Zu Badttl MBAmwi ImMtim 8tein". 



Anf den Seitan 286 imd 281 befindet sell der vierstimmige 
Tonsatz, nacb der Weise der damaUgeft Zeit, nlstat ii Parti tar, son- 
dern jede Stimme fir aich : 



Cantos. 
Tenor. 



Mils. 
Basis. 



Hinter dpm Worte Cantos steben die Bacbstaben H. M. Viel- 
leicbt sind es die Initialen das „vortreffliehen Masikanten", m6glieber- 
weiit soli dadarcb aber angedeatel warden, diss bei dieser Nammer 
ein anderer seine Hand im Spiele hatte. Aieh dieser Andere war 
kein Lamen. Der barmonisebe Satz M nngesebickt and der Wieder- 
gabe an dieser Stella mleht wert. Ieh seb&le nar die Melodie heraos 
and soehe die matma&liebe Urgestait derselben sa gewinnen : 

k 



Zu Bs-den an-derm liel:-&e gab, 
ein ml - ber war-mes wis-eer-lein, hilfft Tie - tar krankhsit ab: 



We- 



m 



rinnen icb sa ba-den, for meinen Miles schaden, mk Torgeoomroen hab. 
Die Melodie ist einem andern Liede entnommea, wie ana der 
ttberscbrift des Suite 288 and 289 vollsttodig abgedruckten Textes 
sieh ergiebt. Es beiftt dort: 

Ein oft- imd §euM^m f miinte aim etoa$ 
vmrbemmfm Jkribrii&L 
In im iveis: Bmgen wU ieh aufe hertten gnmd. 
Sillier bat das alte and geistliehe Lied fir Badende ein wenig 
verftndert Die twilf „entsetzlieh platten Strophen" (tgl. Monatehefte 
S. 95) warden dQieh ihn niebt ©fame Gesebiek anf sieben ndanart. 
Icb meine, die Mitteilang seiner Umdiehtang gebftre hierber, fBge 
also noeh Strode 2—7 bai. 

2. Gesnndheit ist ein kostlich ding, 

so alias ibertriift, 
wird aber oft geaehtet ring, 

and dram verkehrt in gift: 
aaeb endtKch gar benommen 
den b&sen and den frobmen: 

dig bat die sind gestiSt 

3. An krankbeit manehem nie gebriebt, 

and anderm angelttk: 
docb wird es ihn fan beil geriebt, 



„Zu Baden nnderm heifleD Stein". 



209 



nils Gottee gnadenblik: 
der saehet nit verlangen, 
us fltiehtige zofangen 

nil solehem Liebestrik. 

4. Die krankheit ist der seeien gsund, 

win Dtfids Psalter sagt, 
zum Herren sehreyt, nfs Hertzensgrund, 

wer an dim Artzt verzagt: 
die sindii er erk&nnet, 
ski einen sttnder n&nnet, 

and seinem Heiland klagt. 

5. Dammb sieh keiner spehr, noeh pel, 

den Gott krank haben wil f 
er mag sieh nieht erwehren doeb t 

noeh ftndern dises ail: 
gedaltig sol er leiden, 
verbottne mittel meiden, 

vertraaen keim zuviel. 

6. 0 tiler gnaden Brannenqaell, 

aach dises wasser rflhr, 
damit, an seinem sehaden t sehnell 

ein Bader heylang spflr! 
Lobopfer ieh dir gebe, 
so lang e8 heiM: ieh lebe: 

dir dank ieh fir and fir. 

7. Ieh bitti dieh, o Herr, zagleieh, 

wan meine Oar ist aafs, 
dafs deine hdlff von mir nieht weieh, 

mieh wiederbring za hauls: 
damit, nach alien krftfften, 
ieh meinen brafsgesch&fften 
abwarte sonder graufs. 
Mit der Fassang, welehe Uerr Nagel fir die im Zttrieher Draeke 
¥oi 1617 Torhandene Melodie empfiehlt , bin ieh nieht ganz ein- 
verstanden. Nach meinem DafOrhalten mflsste die Weise folgende 
Cestui bekommen : 





. i i —-r-i-rfr— 1~ 


Zu Ba-dei 


i in - term 


J J 

lei-Ik 


1 — J 
m st 


— - 
mm c 


^ M -^-^ 

Atspringt iiiiii Got-tes gab etc. 

;] 











210 



Mttakftget* 



Die Melodie isl mir nicht vSllig immi f Ii irgend einem im m- 
z&hligen Laalaibiehir s die lurei msiis Bind© gegangea siii, wird 
sie wohl gestandan haben. Dem Liede, fir welches sit zuerst be- 
stimmt war: 

Is taget anterm hohlen Stein, 
Scbeint lis der Jfemi damn, — 
bin leb niemals begegaet. 



Mlttelliiigei. 

* In dem Aufa&tae aber Girolamo Fantini hat aica 8. 115 der Herr Vex- 
faaaer beim 2. Beispiele Im Schlussel veraehen ; nicht anf der 2. Lime, sondera aaf 
der 1. Linie stent der ViolinschlGseel und wird die Stelle d&durch §pm natfirlich. 
Ferner macht Her? Tappert darauf aofhierkaani, diss der 8. 133 angef&hrte Tans- 
name „Brando" der bekannte Bran It aein soil and f&hrt welter aus: „Da8 Wort 
rihrt mm elnem Leaefehler her: Branle odor Brunei©, die arsprfingliche Form, 
1st darch andeatliche Schrift in Brande verwandelt weriea — im Ms, Z. Si der 
Kgl. Bibl. in Berlin lest man einmal „Brande gay" (luatiger Bran ale). Am Brande 
list irgend Einer Brando (IM. Schwert) herausgedeutet." 

* Verzeichnis der aiusikalischen (sic?) Autographe von Ludwig m* Beetho- 
ven, eowie einer Anzahl xm alten, grofsenteils vom Meister mit eigenhandigen Zn- 
a&tzen veraehenen Absckriftea im Besitze von A, Art arts is Wi«a. Aaf Grundlage 
eiaer Aufhahme C?n#fa# Jtfoffcfctat'e, neuerlich dorchgeeebea von Prof. I)?, G%ido 
Adler. Dies© Sammlung bidet den gegenwartigen Bestand der sua is® mmlkitSi- 
schen (?) Nacblaaae Beethoven's (Versteigerung in Wien, Winter 1827/28) durch die 
Firma Artaria & Co* erworbenen Stficke. Wien 1890. Im Selhstvariage dea Be- 
aitzere. Druck von Friedrich Jasper. In 4°. S2 Seiten mit 93 Mm, und 8 im 
Anhang« Der umfangreiehe Xitel kann zugleich all Vorwort dieim. Die Be- 
echreibung jedes Ms. ist genau, Uberaiehtlieh mil ansreiehend and dabei doch knapp 
in der Form. Es ist etne sehr wertvolle Gabe und xtich an Piecen ana alien Lebens- 
zeiten dee Meisters , von der Kindheit bis zura IbscWisss seines I#bm& Vielea 
davon ist noch ungedrnckt Die Monatah. werden in nachater Zeit die Autograph* 
im Besitae der berliner Kgl. Bibliothek nach einer BeachreibnDg dee Herrn Br* Ka- 
liacher bringen. 

• Die Chorgea&nge iea lateiniscE-deitscheii Schaldraraas is 16. Jahrh. voa 
R. LUiencrm^ im im VierteJjahrsechrift 6. Jahrg. 8. 309, behandelt im ana- 
fahrlicher Darstellung and ait zahlreichen Musikbeiapielen obigea Them** JJkar 
Herr Verfaaeer gelangt in dem Ergebnis, daas die eingeachobenen Chorgeainge is 
den alten Draznen eine Nachahraung der im Anfange des 16, Jahrha. §nt§teal«« 
Koropoaitionen Horazischer Oden von Tritoiks, Hoff heimer , Seel u. a. aind nnd 
dann aaf das deuteehe Kirchenlied fibertragen wurden. 

• Daa 3. Stick dee 3. Toils der Tijdachrift der Vereentging voor Noord- 
Nederlands Moziekgeechiedenk (Amst 1890, Fred. Muller k Co. 8*} ecthalt daa 
1672 erschienene „Een duytach mnsyck boeck" (aiehe Bibliogr. der Maaik-Smlwk, 



Mitteflungen. 



211 



8. 184: 1572) im Textabdruck, einigen Melodien und 3 vieretim. TonB&tzen von 
Qer. Turnhout (Nr. 4), Theo. Evertz (Nr. 18) u. Jean de Latre (Nr. 23). Ferner 
17 Gedichte nebst einigen Melodien aus dem „Kamper Iiedboek", yon dem sich nur 
Fragments erhalten haben. Diesen folgen noch 3 altniederlandische Volksweisen 
mit Melodie. Eine Beschreibung zweier Ausgaben der „Singende Swaen" von 1655 
und 1664 beeehlieJst das Heft Die Mitteilungen tind sehr dankenswert, doch 
warnm teilt man nicht alle Melodien der Liederbficher mit? Der Banm spricht 
doch bei einer historischen Zeitschrift in zwanglosen Heften nicht mit Ferner 
ware m wfinschenswert, wenn so seltene Drucke wie das Kamper Liederbach einer 
genaaen bibliographischen Beschreibang unterzogen wfirden. Der Verfasser weist 
aber mm auf den 1. Bel derselben Zeitschrift hin, in der aber auch nor ganz all- 
gemein des Druckes erwahnt wird. Aach wire es sehr wfinschenswert, wenn bei 
jedem Werke der Fundort genannt wirde, doch leider fehlen dagegen noch die 
moisten Masikschriftsteller. 

* Mitteilungen der Musikalienhandlung Breitkopf Jfe H&rtel in Leipzig. Nr. 28. 
Sept 1890. 8eb. Bach's wohltemperiertes Klavier erscheint in einer neu revidierten 
Ausgabe von Bob. Franz und Otto Dresel. — Deutsche Iieder aus dem 15. und 
16. Jh. ffir eine Singst. mit Pfte. von Peter Druffel. 18 Nrn. — Beinhard Reiser: 
Suite aus den Opera Adonis, Janus, La forza della virtu, Claudius, Orpheus, Diana 
und Tomyri8. Zusammengestellt von Dr. Fr. Zelle. Ffir Streichorchester. (Auch f. 
VioL und Pfte. und Pfte. allein.) — Q. F. H&ndeh 6 Sonaten f. Viol. Mit Ver- 
zierungen und Pfte. von F. A. Gevaert. — Von den Gesamtausgaben erscheint der 
37. Jahrg. von Seb. Bach, 10 Kantaten. Der 22. Bd. von Palestrina, 13. Buch der 
Meesen. Serie 15, Bd. 4 von Frz. Schubert Der 9. Bd. von Heinr. Schtitz, Sym- 
phoniae sacrae. Ausgew&hlte Werke von Louis Spohr. Aulserdem neue Werke. 

* Mitteilungen fur Autographensammler. Begrfindet 1884 von E. Fischer von 
Boslerstamm in Graz, ist in den Verlag und Bedaktion des Herrn Richard Bert- 
ling in Dresden fibergegangen. Der Preis betragt j&hrl. 4 M. Probenummer be- 
sorgt jede Buchbandlung. 

* Autoren- und Sachregister zu den bedeutendsten deutschen Zeitschriften 
1886 — 1889 und zu verschiedenen Sammlungen von W. M. Griswold, Herausgeber 
des ft lndex to essays" des „ Annual Index" u. s. w. Cambridge (Mass.) Vereinigte 
Staaten (N.-Amerika) 1890. 4°. 49 S. Pr. 12 M. Ausgezogen sind 15 Zeitschriften, 
teils wissenschaftlichen, toils belletristischen Inhaltes. Die Musik kommt nur neben- 
bei vor. Das Unternehmen ware sehr verdienstlich , wenn es sich nur auf rein 
wissenscbaftliche Blatter beschr&nkte und Zeitschriften wie Nord und Sid, Uber 
Land und Meer, Vom Pels zum Meer u. a. vermiede. 

* Die Buchhandlung Ghutav Fock in Leipzig, Centralstelle fir Dissertationen 
und Schulprogramme zeigt im bibliographischen Monatsbericht fiber neu erschei- 
nende Schul- und Universitatsschriften an, dass vom September 1889 bis 1890: 
3345 Dissertationen f Programmabhandlungen , Habilitations- und Gelegenheits- 
schriften erschienen sind, deren Mehrzahl nicht in den Buchhandel kommen. Klas- 
sische Philologie und Altertumswissenschaften haben es bis auf 416 Schriften ge- 
bracht, die Medizin auf 1200, bildende Kfinste auf 12 und die Musik auf 3. Obige 
Verlagshandlung versendet das Verzeichnis auf Bestellung. 

* Hierbei zwei Beilagen: 1. Fortsetsung zum Kataloge der Musik -Sammlung 
der KgL offentl. Bibliothek zu Dresden. Bg. 18 2. Prospekt fiber die Musik- 
leitung „der Chorgesang". 



Mendelssohn - Bartholdy, 

bearbeitet and her&usgegeben von Per 



212 Anaeige. 

verlag der J. G, Cottaschen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart 

Boeben ersohien : 

Instruktive Ausgabe klassischer Klavierwerke, 

begrondet von Br. Sigmund Lebert. 

Aasfew&blte Werke fir 
das Pianoforte, 

herausgegeben von ^ercy Ooeteohius. 
A. Ausgabe fa Bftadea: 

It And L op. 5, Op. 6, op. 7, ©p. 14, op. 15, op. 16, op. 28 M 8^0 

,. H. op. 88, op. 86, op. 64, op. 72 „ MO 

HI. op. 82, op. 88, op. 104, Andante oantabile -and Presto Agitato (H.), Scherzo 
(Hmoll). Oondellied (Adur), Beheno * oapricolo (Fie moll), Praludium and 

Fage (if moll), 2 Klarierstacke (Bdnr and OmoU) „ g£0 

n IV. Konserte u. dergL: op. 22, op. 25, op. 29, op. 40, op. 48 9 8,49 

„ V. Lieder ohne Worte. Heft 1—8 „ 4,— 

B. Ausgabe in Nunnera: 

op, 5. Oapriooio (FismoU) 50 Pf . 

„ 6. Sonate (Bdnr) 70 „ 

M 7. Sept Pieces oaraotcrlstiques 80 „ 

, p 14. Bondo oapriccioso (Emoll) 40 „ 

n 15. Pantasie (Bdnr) 40 „ 

„ i& Trois Fantaisies on Caprices (A dor, Emoll, Bdnr) 50 » 

„ *R. FantaUie (Fismoll) 50 „ 

„ 33. Troia Oaprioes (A moll, Bdnr, Bmoll) M 1,— 

n 35. Six Preludes et tlx Fnges M 8,— 

„ 54» 17 Variations serleuses (Dmoll) 50 » 

„ 73. Biz petttee Pieces 40 „ 

78. 8ix petites Pieces. Arrangement pour lee petites maine 40 9 

„ di Variations (Bsdnr) 40 

„ 88. Variations (Bdnr) 40 * 

ml. Trois Preludes et trois Btndes 80 » 

Andsnte oantabile e Presto agitato (H.) 50 n 

Petit Soherso (Hmoll) . . • 80 * 

Barcarole (Uondellied, Adur) 20 n 

Soherso et eapriooio (Pis moll) 40 n 

i . ^ )ude et Fugue (Bmoll) 40 » 

Deux Pieces (Bdur, Gmoll) 40 „ 

op. 22. Caprice brillante (Hmoll) 60 9 

n 25. Premier Concerto (Gmoll) 80 « 

„ 29. Bondeau brillent (Bsdur) 60 „ 

„ 40. Second Concerto (Dmoll) 80 „ 

„ 48. Serenade et Allegro giojoso (Ddurj 60 n 

Bin Chansons sans Paroles (Lieder ohne Worte) Heft 1, op. 19 56 n 

n n n n » n » *i it 80 . . . . 60 * 

n n n n w w »5, w 88... 60 9 

n n n n n n » *i » 58 60 9 

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,> » »» - » n n *» » 85 50 * 

n n n » »» »8, w 102 40 9 

Unsere Mendelssohn- Ausgabe, mit weloher wir die Ton dem f Professor Or. Bigmund Lobes* 
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criaagte: olaee dareaaas korrektea Text, Blektlgstelluag u4 Ergtaiaag der Pkraslermng, 
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uttereag umserer Aasgabe den iwdsprachlgoa Toss* Deattoh and EagUtca, wodarea alia 
imerkaagca saglelch each elaea sprachblldcadea Wert erhaltea. 

Czemy °P* Schule der Gel&ufigkeit. 

Heft 1 . . WPf. Heft 2 . . 70 Pf. Heft 3 . . 70 Pf. Heft 4 . . 70 Pf. 

Das roa aaserer Meadelssokn-liutgabe la Bcsag aaf Text, Parasloraag aad dxnamlsehe 
Zelehoa Gcsagte gilt aaea tob Cienijs „8chalo dor Gellalgkelt M f welehe« wlo die gleleafalU 
n W. Speldal bearbeltete „8ekale des Vlrtaosea 4 * aad »Kaast der Flagerforttgkelt*. da, wo 
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]|iiadc bel SpaaaaageB, bietet. Dareh dlese Vonlge wlrdj sleh esse re Ausgabe gewUs sear 
bald aad allseltlg als ela hochwUlkoaiaioaes Learatlttel elaflarea. 

Zu beziehen duroh die meisten Buch- und Musikalienbandlungen. 

Versntwortlicher Bedakteur Bobert Bltner, Templia (Uokermark). 
Drack ron Hermsnn Beyer A SOhne in Langensalaa. 



fir 



MUSIK-GESCHICHTE 

herausgegeben 
▼on 

der Gesellschaft ftlr Musikforscbuiig. 



im. jufpi. 

1890. 



Preif det Jabig anges 9 Mk. MonatHob er*ch«int 
viae Wmwumm Yon 1 felt S Bogen. Ias«rtioiMg«MUir«ii 
fdr die Z«il« Si Pt 



KoilimiMtoMTerlftg 

▼©a Breitkopf * H&rtel la Lelpsig. 
BettcUungen 
sfeaaif jed« Bmefe- ml Mmikhsndlong «ntgeg«n. 



5o.l2. 



11m nnbekanntes Itrcier Gesangbueh. 

Philipp Wackernagel gab us in dem bibliographischen Anhange 
zura 4. Bande seines yerdienstvollen Werkes tiber das deutsche Kirehen- 
lied 8. 1123 Eande von einem Zflrcher Gesangbucb, das er aber wegen 
des defekten Titelblattes nicht genauer za bezeicbnen and auch nicht in 
ein bestimmtes Jahr zu verweisen wosste. Verschiedene Vermutungen 
and Vergleichungen ftbrtes ihn dahin, das Bacb auf ca. 1560 za setzen. 

Bereits Is meiner Schrift fiber das deutsche Kirchenlied der 
Schweiz Im Reformationszeitalter (Fraaenfeld, Huber 1889) batte ich 
ans verschiedenen GrQnden, entgegen im Annahme Wackernagel's 
11© Liedersammlung in die Zeit zwischen 1170 — 1888 verwiesen, 
indem icb die Abb&ngigkeit des Btlchleins von der Zfircher Sammlang 
vol 1110 nachwies. Eine genauere Datierung war mk damals nicbt 
slg!ieh f it im von mir benuizte Exemplar der Zfircher Kantonal- 
bibiiothek eben falls eines Titelblattes entbehrt. 

Jetzt 1st es nadglich im Gesangbach geaaaer za datieren. Auf 
der Stadtbibliothek Zfirich findet sich das folgende bis auf das letzte 
Blatt wohlerhalieae Exemplar (XXVill 418s) 

PsaimenbSchle | 
Sampt ander<VK#ei8tli- { 
eben Meierea / von alien so 
vor til yetz miw gediehtet / Ii 
ein racbte ordnang za- 
samen gestellet. 
[Froscboaer Wappen] | MD LXXX. 



Mitxufeh* t MtM&g»»afe~ JahigMff XXH. No. if, 



14 



Eiii nnbekannies Ztfoher Gasangbnch. 



In vorstehendem Titel sind die von Wackernagel angefdhrtan 
Baehstaben des defekten Titelblattes in den von ihm eingesehenen 
Exemplar fettgedrackt. Schon das l&est aaf denselben Titel sehliefsen. 
Dm iifaalt unseres Gesangbaehes deckt sieh nan aber gani gettu 
mil dem Wackernagelschen von ea. 1560. Nicht bit s&mtliche Lteder 
sind darin enthalten , die Seitenzahl , die Drackfehler, alias stimmt 
wflrtlich Q herein. Wir geban dahar nicht fahl, wenn wir die von 
Wackernagel ins Jahr 1560 gesetzte lisgiib© mil der ansrigen fiir 
identisch halten. Damit fallt Wackernagel's Vermutung dabin and 
ergiebt sieh, dass das Buch a us dem Jahre 1580 stammt 

£s sei mir gestattet an dieser Stella aaf die Melodien der 
schweizerischen Gesangbtkcher aufmerksam n maeben. So ist das 
Zwick'sche ilchleli von 1540 Qoella von nieht weniger als zwaazig 
zam Teil recht habscher and sehr origineller Melodien. Aach die 
spftteren Gesangbflcher sind reich an eiganan Melodien sowobl, als aaeh 
an charakteristischen Bearbeitangan bekanntar damab sehr beliebter 
Volksmelodien. Es wflrde sieh wohl der Mih© lohnen diese Weisen 
einmal einer genaaeren Untersachung za anterziehen. 

Unterstrafs-ZQrich. 

Dr. Theodor Odinga, 



Eln Ltederbueh von Oeglln. 

Die Egl. Bibliothek za Berlin besitzt den Diseantas eines deatsehen 
Liederbacbes ohne Titel and Drucker in kl. qaer 4°, signiert a — k 
and 2 Bll. aas dem Anfange des 16. Jahrbonderts. Es beginnt mil 
dem Liede: , f Mit got so wil wirs heben an" and scbliefst mit Nr. 38 
„Gott©s namen faren wir". Notenformen , Schlfissel and Textdrack 
ergaben nach sorgf&ltiger Prfifung, dass der Drack mit denselben 
Lettern hergestellt ist wie das Oeglin'sche Liederbach von 1512, wel- 
ches den 9. Bd. der Pablikation bildet Hier wie dort ist nirgends 
ein Aator genannt. Das Titelbl. weist nar den Namen der Stimme 
auf, n&mlieh in gotbisehen Lettern: DHeantas. Der Text ist but 
mit den Anfangsworten verzeiehnet Darch Vergleich babe ieb eine 
Anzahl Lieder in anderen LiederbQehern dieser Zeit als bekannt feefc- 
atellan k&nnen. Auffallend ist es and fast gegen die Annahme strsi- 
tend, dass der vorliegende Diseantas ein Oeglin'seher Drack sein 
soli, obgleicb die ttbereinstimmung im tfbrigen t&aschend ist, die 
Aafnahme des Liedes „Hertzliebste8 bild 14 BL 14, welches sieh nnter 



fin Liedertroch wm Oegtin. 



211 



Nr. 37 im Oeglin'schen Drucke von 1112 aaeh findet ni beide 
Tons&tze von Paul HoSbeimer herrfthren. Eine Erklftrung dieser 
Tbatsaehe l&sst sieh kaam linden , man misste eben nar ein Ver- 
santi voraossetzen, wie §§ allerdings nocb heote manehem Heraus- 
geber passitrt (z. B. Franz Gommer in Berlin). — Ich verzeichne 
mm die Lieder in alphabetiseher Ordnnng gmm in der Ortbographie 
4m Originals nnd mit Angabe der Notenanf&nge, die all© in der ein- 
gestrichenen Oktave steben, mit Aasnahme derjenigen Noten, die mit 
2 Striehelcben verseben sind ond die zweigestrichene Oktave anzeigen. 
Vielleicbt wird anf irgend einer Bibliothek ein and die andere daza 
geh&rige Stimme entdeekt. 

A. hdebste Frueht, BI. 19, c"ac".bag a. 

Ach hertzig8 hertz, BI. 3, g g . f e d. 

Aeb hilf mieb laid, 11. 21, f eeede i (Arnt von Aich, fol. 22.) 
Acb jupiter, 11. 27, f g a b g c. (A. von Aieh, fol. 40.) 
Ach infills schwer, BI. 14, aaagao h a. 

Acb was wil doeh, BI. 33, c"d"d"c"a b g a f. (A. von Aieb, fol. 20 
nnd Egenolff, Rentterl. Nr. 29.) 

Aim yeden gielt sein, BI. 36, ga. gfeec". (A. v. Aich, 10.) 

Ain frilicb wesen, BI. 29, d'ddf.edc. (A, ?. Aieb, 28.) 

Ainigs ain, schii, BI. 22, e.fgafegf ©. (A. v. Aieh, 26.) 

Ain janekfraw bild, BI. 6, e f . e d d — g. 

AH mein gedenck, BI. 34, eeeggefgf. 

Ais dings ain weil, BI. 10, f a . h e f f" b" i m c". 

Am dieh kan ich nit frewen , BI. 9, gfgabodbag. (Gasseli- 
hawerlii 1585 v 81.) (A. v. Aich, 5.) 

Apollo aller kunst ain, BI. 13, ffgabagf. (Ms. Stadtb. Augs- 
burg, Nr. 142a, fol. 82. li Ms. 463 in St. Gallon, Nr. 85, 
derselbe Tonsatz mit Adam de Fulda gezeicbnet. A. v. Aich, 72.) 

Anff diser erdt, BI. 19, caagafga. 

Aufe hertsen grondt, BL 2, e.fgeagf e. (A. v. Aieb, 12.) 

Betraebt vnd acht, BI. 5, gggf aggf. 

Da ich mein herz, BL 32, hehchd-.c* b. (A. v. Aich, 14.) 

Da kQnig Salomon, BI. 8 t eefgggag. 

Dat kdb gat, BL 4, dfgfagf. (A, v. Aich, 11.) 

Dein lieb dorehdringt, BI. 86, e'.baba.gf. 

Dein mnrren macbt, BL 3, f fgagf e. 

Der welte laaff, BI. 8, faadedfe. (A. v. Aieh, 7.) 

Die lieb zwingt mich, BL 11, edefg.fi. 

Da linderst mir, BL 23, c'ddgebaba. 

14* 



Mm Iiedarhuch m Oeglin. 



Ill, siehe Ain. 

Entzindt mein gmQt, BL 11, g.fgb.agfg. 
Is wandert recht, Bl. 34, ahed oh a. 

F. di mmm achate, BL IS, g'gfeef.ed, (Beotariiadlin 1635, 8&) 

Fieg bOchster hort, Bl. 30, gffe.fge.fg. 

Fil binderlist, Bl. 24, e. hag. fed a (A. v. Aich, 4.) 

Frid gib mir birr, BL 16, eaagef .ed. (A. v. Aich, 76.) 

Fro 1st mein hertz, Bl. 31, oaaee.bagg. 

Fir alia frewd, BL 12, ie- hag fed. 

Gantz nil gewalt, BL 24, aehagfef. 

Gantz reebte lieb, Bl. 86, a g g f e m i f . i e. 

GlQck hoffhang, BL 20, Cegfagfg. 

Hertzlichen ich, BL 28, c" h a g g f g. 

Hertzliebstes bild, BL 14, g g e h . c d e. (Oeglin 1512, 37. — Forster 

1, 63 v. Hofiheimer.) . 
Hertzliebste fraw, Bl. 28, aaagb. agf. 
Hertz nit vnd syn, BL 17, d . ef g. f ed. 

Ich Mag vnd rew, BL 7, degfgfede. (A. t. Aich, 14. Forster 1, 84.) 

Ich lach der schwenck, Bl. 2, fffadfgba. 

Ich will vnd moss ain balen, BL 18, oececbeaf— a.bccbefeag. 

(In) Gottes namen faren wir, BL 38, gggag. ah c. (Derselbe Die- 
cant in dem 3stim, Tonsatze, o. Autor, im Saralwk. 1538b, 
Nr. 100.) 

In rechter lieb vnd, Bl. 4, dddg.fede. 

Jetzt schaiden, BL 11, g f f g e d g. (A. v. Aiob, 2. Gaesenhawerlin 

1135, 2S.) 

Las mich mein sacb, Bl. 26, a . h e . h a g f . 
Liebs maidlein gat, BL 18, id dec" he". 

Mein ainigs a, Bl. 30, a.bedc.bagf. (Nach Forster 1, 29 and 

Beaterliedl. 1535, 28 von Paul Hoffbeimer.) 
Mein hertzigs a, BL 5, gfge — effe. (A. v. Aich, 5. Gassenhawer- 

Hn 1535, 32.) 

Mit got so will wirs heben an, BL 1, hehchc.haga — ga.be. 
Mdcht 08 gesein, Bl. 29, ac'bagfe.fga. 
Nach allem wanscb, BL 17, gf ba.gf e.ded. (A. ?. Aieb, 7.) 
Nach list hab ichs, BL 16, d ccb. odefgaba. 

Nlchtliiher wit, BL 7, ffeded.ef. 

Nye noch nymmer, Bl. 6, gebcahagaoha. (A. ? . Aich, 8. Gassen- 

hawarlin 1535, 30.) 
Nit lach der sacb, BL 20, gfg.ahagfe. 



Siii Liedorbuch von Oeglin. 



217 



Ohm dieb kan ieh, siehe An dich. 

0 ihesQ cbrist, 11. 37, bd.ch— bgc.hh. 

0 iiMs dttek, Bl. 32, oVeVa.gabe - . 

Sehickt iich die zeit, Bl. 26, edce .fgagfg. 

So nit mag sein, Bl. 21, c". hag.a.gfe f. 

Unprong dtr iiefa, Bl. 21, ff'fffefgf. (A. ?. Aich. 22.) 

Viel hinderlist, siehe Fil hinderlist. 

Wa ieh mit lieb nit, 11. 22, fc M baga.dgcbc 

Wann siob der anfal, Bl. 15, gfgbaggfgbcbba. 

Warnach der mensch, Bl. 12, aa ag . a b c"d"e\ h e\ 

Was ieh dareh glflck, Bl. 10, agad'gfgba. (A. w. Aich, 9.) 

Wie da nan wilt, Bl. 9, egae.dcdegafe. (A. v. Aich, 17.) 

Wo ich, siehe Wa ieh. 

Wonaeh der menseb, siebe Warnaeh. 

ZI trust erwelt, Bl. 23, f . e f e d e d . e f g a f eag a. 

Boll* Bluer. 



UiitoetaHiiite Mmslfc - Sammelwerke liii brttlsh 

. ' Museum 

beschrieben von Wm. Barclay Squire, Esq. 

(1549.) Tenor | II Vero Terzo Libro | Di Madrigali De Diversi Av- 
tori | a note negre, Composti da Eccellentissimi Musiei, eon la 
canzon di cal- | d' arrost, nouamente dato in iuee. | A Qvattro 
[Dr.-Z.] Vooi | In Venetia Appresso | Antonio Gardane. | 1549. | 
Qoer 4°. 

p. Contents. 

1. Menttre gf ardenti. Arehadelt. 

2. Gome pin amar. Arehadelt. 

3. Non so 8 f habbia speranza. Henrieos Seaffen. 

4. Feliee l'alma. Ihan Gero. 

5. Pace non trono. Yuo. 

6. Non e lasso martire. Gimello. 

7. Diei o cor ml©. II Oonte. 

8. Zerbin la debil voce. Tiberio Fabrianese. 

9. Miser ehi maT oprando. Tiberio Fabrianese. 

10. Qvand' io mi nolgh'. Anselmo de Beulx. 

11. Qvante nolte diss 1 io. Adrian©. 



i 



18 Unbekannte Mosik-Samnelwerke im british Museum. 

12. Vinto dal gran* ardo. Henricus Scaffoo. 

13. Porta negli oechi. Oostaotio Festa. 

14. Vnica speme mia. Henricus Scaffan. 

15. Donna pensat' in ehe miseria. Vineenzo Fenro. 

16. Come s'allegr' il cielo. Henricus Scaffen. 

17. Tra freddi monli. Archadelt. 

18. Tv m' hai eor mio. Giouan Nasco. 

19. Signor gradit' & raro. 

20. Vn baeio furioso. Coatantio Festa. 

21. Vn ragazz' una rozz'. Ihan Gero. 

22. Non romor di tamburi. Vincenzo Buffo. 

23. Dolce mio ben. loan Contino. 

24. Nel coglier' & guslar*. Perissone. 

25. Qval piu diuers 1 & noua cosa. Adriano. 

26. Era la mia uirtu. 

27. Laecio di set 1 & d'oro. Giouan Nasco. 

28. Veggi' faor con gli oechi. Gostantio Festa. 

29. Lagso diceua ch'io non ho difesa. Giouan Naseo. 

29. Gald 1 arost. Iaqaes de Ponte. 

30. Tavola. 

Brit. Mus. Tenor of part only. 

(1565.) Canto. | II Primo Libro | De Canzon Napolitane | A Tre Voci, | 
Con Dve Alia Venetiana | Di Oivlio Bonagivnta | Da San Gene- 
si, | Et daltri Auttori di nouo poste in Luce. | Con gratia et pri- 
vilegio. | [Dr.-Z. Angel on winged sphere.] | In Tenetia appresso 
Girolamo Scotto. 1565. | 8°. 

Canto. 20 fol. pag. 3 — 39. Beg. A in 8, A in 8, C in 4. 
Ded. to Signor Gabrielle Otto Bono, dated: Di Venetia a di XXY. 
di Ottob. MDLXV. 

\k Contents. 

3. 0 bocca dolce. Giulio Bonagiunta. 

4. Gersera andai. Francesco Bonardo. 

5. Tanto t'adoro. Claudio da Coreggio. 

6. Dolci colli. Francesco de Landis. 

7. A casa un'giorno. Giulio Bonagiunta. 1. Stanza. 

8. Vaga d'udir. Giulio Bonagiunta. 

9. Con quel poco. Giulio Bonagiunta. 

10. Mentre, ch'ella le piaghe. Giulio Bonagiunta. 4. Stanza. 

11. Ho'intesso dir. Francesco Bonardo. 

12. Madonna tu. Francesco Bonardo. 



Unbekannte Miisik-Siiiiiiiialwerle im british M nsram. 



18. Son stato ea. Francesco Bonardo. 

14. Alia Sibilla. Claudio da Goreggio. 

15. AD'arme. Incerto. 

16. Me bisogna serair. Ineerto. 

17. Non trouo pace. Incerto. 

18. Segretario t'ho fatto. Francesco de Landis. 

19. 0 saporito volto. Incerto. 

20. Scls* a vna fonte. Incerto. 

21. Cmi ?a. Francesco Londariti. 

22. Chi non adora. Incerto. 

23. Correte amanti. Iuo de Vento. 

24. Facciami qaanto. Incerto. 

25. Dve cos' al mondo. Incerto. 

26. Donna tu m'hai. incerto. 

27. Trenta capilli. Francesco Londarito. 

28. Qvando mio padre. Incerto. 

29. AJl'arme. Ineerto. 

30. Poi ch'eri cosi. Incerto. 

31. Daspto eh'al mio. Giulio Bonagionta. 
36. E voraoe saner. Giulio Bonagionta. 
39. Chi fa del Canalitr. 

[40.] Tayola delle Canzone etc. 

The Brit Mis. possesses the Canto only. 
(1566.) Basso | Canzon Napolitane | A Tre Voci, | Libro Secondo | Di 
L'arpa. \ Cesaro Todino, \ loan Dominico da Ncla. | Et di altri 
Mnsici in qnesta profession di Napolitane | eccellentifsimi non pin 
Btampate. j [Dr.-Z. An Angel carrying in one hand a trumpet, in 
the other a flame, standing on a winged sphere which bears the 
initials 0 8 M.] | In Vinegia MDLXVI. | Appresso Girolamo 
Scotto. 1 8 § . 

16 fol. pag. 3—31. Beg. E & F in 8 f s. 
Bed. „Air Illvstrs8 mo . . . Monsignor Dim Ferrier" dated „In 
* Vineggia a di 11. di Zngno. 1566" Signed „Nicolo Roiccerandet 

Borgognone". 
p. Contents. 

3. Io nanigai vn tempo. Lando. 

4. lo son farfalla. Di Nolla. 

5. Tillanella ch'alP acqna. Incerto. 

6. Con le mie mani. Ferrello. 

7. Non h Amor. Todino. 



20 Unbektnnte Muaik-Samroelwerke im britub Museum. 

8. II dl ne port 1 . Don Fiolo. 

9. Qvanto piu penso. Todino. 

10. Voi lo vedere. Lando. 

11. Qvesta passion d'amore. Ferrello. 

12. Non mi pensaua mai. Zelano. (sic!) 

13. Faceia mia bella. Di Nolla. 

14. Donna tanto mi fai. Zelanno. (sic!) 

15. Poi che non spero. Zelanno. 

16. Donna quando ti veggio. Zelanno. 

17. Sappi cor mio. Boiccerandet 

18. Deh l'altra sera. Le Boy. 

19. S'io cercasse. De Nola. (sic!) 

20. Si ben voltasse. Di Nolla. (sic!) 

21. Nouo e strano. Zelanno. 

22. Come viuer poss'io. Don Fiolo. 

23. Qvando cosso. Don Fiolo. 

24. Giui per acqaa. Boiccerandet. 

25. Occhi miei ch'al mirar. Di Nolla. 

26. 0 Anima mia. Boiccerandet. 

27. Tira tira pensier. Boiccerandet 

28. Occhi miei lassi. Boiccerandet. 

29. Vorria sapere. loan Dominico Fior. 

30. Poi che crudel. Mattee. 

31. Me stato posto. Mattee. 
[32.] Tavola delle Canzone etc. 

Brit. Mus. has only the Basso part. Libro I. of this Collection 
is described in Eitner, Sammelwerke. p. 944. 

(1566.) Basso | Villotte Alia Napoletana A Tre Voci, | De dinersi con 
vna Todescha non pin stampato: | Nouamente poste in lace. | 
[Dr.-Z. : a figure of Peace, seated on a globe & holding an olive (?) 
branch with the motto „Pax in Virtvte Tva 14 .] I In Vinegia 
appresso Girolamo Scotto. | MDLXVI. | 8 rt . 

Basso: 32 fol. pag. 2—31. Beg. E— F in 8's. (p. 32.) Ta- 
vola. Contains 26 anonymous compositions, of which 14 occur in 
the „Leggiadre Nimphe * of 1606 (see my description of that, 
infra). 

Brit. Mus. Basso only. 

(1566.) Canto. | U Primo Libro | De Canzone Napolitane | A Tre 
Voci, | Di Io. Leonardo Primauera. | Con Alcvne Napolitane | di 



IJsitteats Mii$#-S«f»iisalwtfM la MMii Museum* 



I©. Leonardo II Ump% Wm&mmiM da | !il eenpsls A dato Ii 
Loee. i [Dr.-Z. same m Canzon Napiiai© . * . Lib. II. M L f ar- 
p &e. H>66.] | In Vinegia MDLXVI. | Appw»s© Girolamo Scot- 
to- I 8°. 

Canto. 16 fol. pag. 2—31. Big, A - B in 4'a. 
Basso, 16 fol. pag, 2— SI. lag. 1— f la 4'a 
Both in Brit. Mis. A I M ad. is itssrife©! in Eitner's Sainaiel- 
werke. p. 188, 
p. Contents. 

2. Tvrco Oindeo. Primaaera. 

3. Ardenti miei sospiri. Primaoera. 

4. Ardo m©r© e Primaoera. 

5. Donne leggiadre. Primaoera. 
8. Deh laseiatemi. 

7. Bellezza eh'empi. Io. Leonardo da L'arpa. 

8. Sento tal foeo. Primaoera* 

9. Mills ?olte. Primaoera. 

10. Dormendo mi sonnioa. DI Gio. Leonardo. 

11. Dapoi ebe to erndel. Primaoera. 

12. Dole* amorose. D'incerto. 

IS, Qveata donna erodel. Primaoera* 

14. Amor lancia el ate, Di Qio. Leonardo II L'arpa. 

15. Si baoesi tantillo. Binaldo Borno. 
1§ S Tre donna belle. Primaoera. 

17. 8e ii longa. Primaoera. 

18. Miraeoio non h. 

19. Sempr 1 ho foggito. Primaoera. 

20. E It qoanto bene. 

21. Donna glie ben. Primaoera. 
Si. Vn temp' ogn' hor. Ba L'arpa. 
28. Lveretia gentil. De L'arpa. 

24. Viuer amando. Di Carlo Tetis. 

25. Qvando quando vidi. Primaoera. 

16. Tanti migliara. De L'arpa. 

27. Vilanella ch'all acqoa. 

28. Maraoiglia non I, Primaoera. 

29. Anno raggion' affe. Primaaera. • 

80. AH'arme. Primaoera. 

81. Corrette o aeori. Primaoera. 
[32.3 Uatol*. 



.... ::: . ..|f Unbekannte Mntiic4iamieiiP«hi In Mtiih MxammiB, 

(1566.) Basso | Canzone Napolitane | A Tre Vooi | 8eeond* Libro \ Di 
(?iafto Bonagianta da S. Geneai A d'altri Ail- | tori nonaoiente 
• poste la Lies con due Canzone 1 alia Giostiniana di Vieenso BbIF- 
baoer. | [Dr.-Z* Angel on winged Sphere.] | In Vinegia MDLXVI. | 
Appreseo Oirolamo Sootto. \ 8°. 

Basso. 16 fol. pag. 3 — SI. leg. S — F in 8'g. Dedlcatioi 
to „Mareo Milano, Daoit Grandonio , & Aloise Grimani", dated 
„a il 20. Nooemb. MDLXVI." 
p. Contents. 

3. Se por ti ?oi. Gill© Bonagionta. 

4. Parmi di star. Qiulio Bonagionta. 

5. No non si. Giolio Bonagionta. 

6. L'amore non si trout. Giolio Bonagionta. 

7. T? mi rabasti. Giolio Bonagionta. 

8. Li Saraeini. Giolio Bonagionta. 

9. Se fosse haime. Ineerto. 

10. Come fenice. Ineerto. 

11. Occhi non oeehi. Ineerto. 

12. lo son vn spirto. Iooan Florio. 

13. Amor h fatto. Iooan Florio. 

14. Gia non mi dool. Giolio Bonagionta. 

15. Se to non voi che mora. Giolio Bonagionta. 

16. 0 to che mi da goal Giolio Bonagionta. 

17. Vn tempo sospiraoa. Giulio Bonagionta. 

18. Non mi date. Ineerto. 

19. Questa notte. Gioseffo Goami. 

20. Se to con tanti. Ineerto. 

21. Certo ch'un giorno. Ineerto. 

22. D?e destrier bionde. Ineerto. 

23. Et o gratiosa boeca. Ineerto. 

24. Fvggit' alme. Ineerto. 

25. 0 s'io potesse. Ineerto. 

26. Dolce mia vita. Ineerto. 

27. Di nott* h giorno. Ineerto. 

28. Nu semo. Prima parte. Vieenzo Bell'haoer. 
30. Cantemo. Seeonda parte. 

[82.] Tafok etc. 

The Brit. Mos. has only the Basso. 
(1606.) Canto 1 Leggiadre I Nimphe 1 A Tre VoeL ( Alia NipoKtiMk| 
De Diversi Eceellentissimi | Avtori. | Nonamente Con diHgentia 



Uabekftiifitd Mnak4tam6lwflfl» im WttA MoaewiL 



Stanpaie. 1 [Dr.-Z. All the §kmm w im m ornamental #tmi 
border,] It Venecia, | Apprisst Aogelo Gardano, ft FratallL j 
MDOfJ. | 4«. 

Canto. 12 leaves, pug. 2— 8, 7—14, 17— SI Beg. A— 0, in fours. 

Tenore. II leaves, pag. 2—8, 7—14, 17—14 Reg. D— F, in fours, 
p. Contents, 
p. Ira leggiadre Nimphe. 
fS. Tre eose son in terra. 

4. Vna late h6 veduta. Laigi f »iees# dal Linto. 

5. Sit notte m'insoniaua, Luigi Franeese da! Linto. 

6. Non rumor di tamburri Laigi Franeese dal Linto. 

7. SI© m'aceorgo ben mio. Laigi Franeese dal Liato. 

8. Paseomi sol di pianto. 
f7. lo veggio a gli occhi. 

f8. Io vo eereando. Prima parte. 

•ft, Eccoti il eore. Seeonda part©, Bisposta. 
fiO. Fvggeadr i! mio dolor, 
jll. Villanella eradel. 
|12. fa che ml dai. 
fl3. Parmi di star. 

14. La Virginella. Oratio Vecchi. 
fl7. Vorria sapere. 
fl8. AIFarme. 

18. Scaeehier h deneniato. Sabino. 
f20. li Toledo vna imsella. 
f21. Mi fai morire. 

22, Deh Pastorella. Baldissera Donate. 
t23. Via* h morto. 

it. Obi ml eonsola. Laigi Franeese dal Linto. 
II© Brit Mas. has only the Canto & Tenore. 
The nnmters with a f occur li the „Villotte ill Napolitana" 
of 1666. 



Naehtrlge mil f criegseriigem but Totenllste 

Or das Jahr 1889. 

Aketttr f 15./7. is Leipzig. 
Wepm in geb. am 2. Dm 1809. 



224 Naditrtge nnd Verkwienuigtii mm Totealiate. — Reehnnngslegung. 

laiptaer heifst mit seinem Vornamen ^Thtislti". 

HctatMi f 13. Win, nlebi den S. 
Ufert f zu Leipzig. 
Hlglaai f den 2. Jan. 

MaUMaaa-laaaea 1st zq atreiehan, da er erst am 7. Jan. 1890 stark 
PaUl, Carietla, war 49 Jahre alt and nicht 39 Jahre, geb. 1840 m 
Florenz. 

8kerle, Aagist, f 28. Mftrz (M. Bundsehaa 154). 
limit, aueh Ikreaet, ist 1866 n Spaa geb,, war also 23 Jahre alt and 
nicht 33 Jahre. - Carl Ltutner. 



lecimiigilegiiiig 



mmw ill 



Monatahefte fir Miiaikgeachichte 

Mr ins Jihr 1889. 



Einnahme 
Ausgabe 



1296,42 M 
1236,82 M . 



Spezialisierung: 
ft) Einnahme: Mftg^ederbeitrlge. Dantntar an Extxabeitr&gen 
von den Heron Dr. Eichborn 50 M and 8. A. E. Ha- 
gen 4 M nebet 54,42 M Ubendmes* im 1888 ........ 

Doroh die Breitkopf & Hftrtel'ache Maaikalieafamdiaag . .... 



882,42 M 
414,— M 



Snrnma 12S6.42 M 




$50,6© w 

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300,22 Jt 



c) Uberschuss ... 

Templin (U.-M.), im Nov. 1890. 



Biwum 1236,32 M 
60,10 M 



Bob. Bit&er, 



MitfoiluigeB. 



825 



ffltteUniigeiL 

* „Da mm Codice Lauten-Buch del Cinquecento, trascrizioui in notazioue mo> 
derna di Osc Chilesotti. Lipsia © Brusaelies, Breitkopf & Hartel (1890, Preis 6 M). 
qoer 8°. XII S. Vorwort, italienisoh ami deutach, und 101 S. mil 99 Lauten- 
sltelsa ans ebem handsehriftlicben Papier- Coder tin dam Eade dee 18. Jahrb. im 
Beaitze des Herausgebere. Der Inbalt besteht aus Xanten und ffir die Laute g©- 
aetzte lieder und da sieh verschiedene deutsche Bezeichnungen darin befiuden, wie 
Nachtanz, PoLnischer Tanz, Joseph Meter Joseph mein, Ich gieng ©la mage Bayierea — 
•chreibt Herr Chilesotti — yielleicht soli ee 4m Lied win: Ich ging einmal spazie- 
roi, welches Boebme und Praetoriua mitteilt, jedocb alle drei in anderer Melodie 
— alle ttegea Bezeichnungen aind italienisch — — go 1st der Sehluas wohl ganz 
richtig, die Hds. einem Deutschea , der la Italian lebte zuzuschreiben. Die Tabu- 
lata? 1st die italieniscbe und ein Facsimile von 2 Seiten der Eds, zeigt das Original 
in seiner BaeehafTenbeii Der Herausgeber giebt die Tooe&tze fa modemer Noten- 
fichrift and zw&r is der Weise, daas er den auf der Laute nachklingenden Teuei 
ihreu vollen Wert zuschreibt Sohon Herr Tappert suchte dieee Art 4m Notierung 
einzuf&hren, feat aber basher wenig Gebor gefunden. Sachgetn&fser siebt ein so 
wiedergegebeiier Lauteneatz ailerdings aus s doch gehdrt stir Ausftthwing mm gebil- 
deter Musiker, der mit Verstandnis di© ricbtige Mote aushalten litest. Herr Chile- 
zotti hat seine Aufgabe Tortrefflicb geloat sad gar manches Satzchen klingt la 
dieeem Gewande gain vortrefflich. Noeh sei erwahnt, diss nur mm Komponisten 
genannt sind und swar Nieolb Nigrino mi Diomede. Mb Sammlung giebt ein 
treues Abbild der damaligen HausmusiL £infachbeit und Naivit&t herrscben tor, 
abwecbseind tritt audi einmal mm ernster Bats dazwischen, wie Nr. 2 sad Mr, 5S. 
Gml besonders beach tenswert let der leicbte Miss, in dem rich die meisten Piecen 
bewegen. Aoeb das rnythmische Element kommt maDchmal in roller Geitung, so 
z. B. bai Nr. 11 „Ein gut Stick", ein ganz vortrefflioher Sat* in Form und Er- 
findung. Sehr storead sind oft die abaebenlicheii Quinten und Oktaven, die gan* 
ungeniert in Toiler Nacktheit einherspazieren; aueh die Winding nacii 4m Unter- 
dominaote im 4. Takte, Mb sehr oft angewendet wird, zerstftrt den Eindruck, im 
im Anfangamotiv heryorgenifen hat Die Veroffentiichung verdient allgemeine Be- 
achtung und Isl eine wertvolle Bereichernng der Masikliteratur dea 16. Jhs. Der 
Ausstattung dee Buches hat die V«?r!ag»h&Bd!uag erne gaits besoodere Sorgfalt zu- 
gewendet und dem lnbalte desselben aucb auCseriich Aoadruck gegeben. 

* Herr Friedrich Niecks hat In den Blatters der „M«sical Association" zu 
tiondon einen Artikel Terdnentlieht fiber t ,Tfce flat, •harp, and natural, a historical 
aketeh u « (16. Session 1880—90, 8. 79—100.) .in der Hand der Qoeliea weist er 
¥€» der Mheaten Ml Ms urn Mitte dea 18. Jin. den Gebrandb deraelben naeh 
nnd fugt zahhreidbe Beiapiele bei. Eine fleiisige nnd intereaeants Arbeit 

* Zu dem Artikel des Herrn Prof, Phi. Spitta ^perontes singende Muse" 
is Viertelj. 1, S§ kiss noch zu S, 43 eine vierte Dichtung 4m Bperontes angenlhrt 
warden, die ich letzthin in im Kgl. Bibl. in Dreedeu find, und zwar 1st ee im 
Textbuch (1141, 17) „Der Frfihling, ein Singspie!: von 8perontes. Die Kompo- 
aition 1st von Mm J. G. A, Fritzsehen 1749. Leipzig tut Stopffel", Bar lom- 
ponist ist nnbekannt Ieh habe aechs Autoren dieses Nanien« Terxeichnet, doch der 



226 



Mitteilongen. 



• i_r © ist nicht dabei. Dass ee derselbe Sperontes der singenden Muse ist, beweist 
die Jahreszahl and der Verlagsort 

* Bibliotheks-Ver&nderungen. Die Musikalien der Ratsbibliothek in 
La ban, der Stadtkirche in Pima and der Kircbe in Glashutte in Sachaen aind 
u titer Vorbehalt des Eigentumrechts der Kgl. offentlichen Bibliothek in Dresden 
uberwiesen worden. Der eigentlicbe Plan der sachs. Regierung: s&mtliche Provin- 

ilhibl. Sachsens in Dresden zn vereinen ist missglfickt, da sich Zwickau, Bautzen, 
irrirnma and die abrigen weigerten ibre Sanimlangen abzugeben, trotzdem sie ibnen 
nur eine Last sind and in der unrerantwortlichsten Weise yernachlaasigt warden. 
In Zwickau liegt der Kohlenstaub thataacblich fingerhoch auf den BGcbern. Die 
B^ltensten Dracke liegen nocb ungebunden, so wie sie einst aas der Drackerei kamen, 
verzettelt in einzelnen Bogen in alien Ecken and Winkeln berum. Das tranrigste 
Beiapiel liefert die jetzt in Dresden befindliche einst kostbare Lobauer Sammlung. 
Kaum ein einziges Werk ist komplet and das Vorhandene so vom Mauerfrafe zer- 
stdrt, dass es nor nocb Boinen sind. Am scblimmsten sehen die Handschriften ana. 
— Die Gymnasialbibltotkek yon Brieg ist in den Besitz der Breslauer StadtbiMio- 
thek ubergegangen. Wie mir Herr Dr. Emil Bobn mitteilt befinden sich die Bficher 
in fthnlichem Zustande wie die aas Lobau. 

* Mit diesem Hefte schlieist der 22. Jahrgang der Monatsbefte and ist der 
none Jahrgang bei buchhandlerisch bezogenen Exemplaren yon neaem za besteUen. 
Der Jabresbeitrag fur die Mitglieder betragt 6 M and ist im Laafe des Januar 
1891 an den unterzeichneten Sekretar der Gesellscbaft einzusenden. Der 19. Jahr- 
gang der Publikation alterer praktischer and theoretisclier Musikwerke enthalt die 
Qper Ludwig der Fromme yon Schttrmann. Der Schluss folgt im Jahre 1892. Der 
Siibakriptionspreis far die filteren Sabskribenten betragt 9 H, far neu eintreteode 
aufanglich 15 M. N&heres teilt der Unterzeichnete und die Verlagahandlung yon 
Breitkopf & Hartel in Leipzig mit 

Rob. Eitner. 

* Leo Liepmantmok*, Antiquariat. Berlin W. 63 Charlottenstr. Katalog 86. 
Aatographen yon Schriftstellern, Musikern, Sangern and Sohauspielern, nebst einea 
Anhange Portraits. 725 Nrn. mit yielen intereasanten Stacken. 

* Heinrich Kerler. Antiquariat in Ulm. Katalog Nr. 159 enthaltend Bficber 
fiber Musik, Musikalien and Hymnologie. Meist recht braaohbare Werke zu wMte- 
gen Preisen. 

* Hierbei zwei Beilagen: 1. Schluss zum Xataloge der Muaik -Sammlang der 
K ;l. offentl. Bibliothek za Dresden. 2. Titel a. Register su den Monatsh. 22. Jg. 



T«nuitwortUoh«r Bedaktrur Bobert Bitner, I f f Us (Uoktnnark). 
Draek vw Htimieii B«jrer A 80hn« 1b Lm g «■>!■■ , 



lamem- mi Sacl-legister. 



Abeeser, Edmund, f 96. 288. 

Abhandlungen von Gerbert benfttzt 22ff. 

Addi, Grifin fienle d\ f 96. 

Adriano, siehe Willaert 

Aerte, Felix, f 96. 

Albano, Giuseppe, t 96. 

Amelio, Alberto, f 97. 

Androst, Cesar©, f 97. 

Anjos, Jim© Maria dos f 97. 

Anzeige der Druckwerke der Geseljschafb 

f. MisiM. If. 
Appoloni, Giuseppe, f 97. 
Arban, Jenn-Baptiste, f 97. 
Archadelt, Jakob: 8 Madrig. 4 v. in 

1549, 217 (1. 2. 17). 
Argillieres, Boeh D', Orgelbaner 206. 
Arne, Michael, f&hrt in Hamburg den 

Meesias ?. Handel anf 66. 
— In La beck giebt er Konzerte 105. 
Arnnlphns de 8. Gilleno: Tractatus 42. 
Assyrer, ihre Tonknnst 5. 
Atkins, Bob. Augustas, f 97. 
Anreiiaant, Tractate 24. 28. 
Babylonier, ihre Tonknnst 5. 
Bach, Sib.: Themat Vera, der Vokal- 

werke 32. 
Bacheler, Jehan, Bassist 206. 
Bftrmaira, Mm, f 97. 
fi*Ulot, Fanl-Bene, f 97. 
Banek, Karl, f 97. 
Bamcieni Esachai, 6§t ft. 189. 
Baibfar, FreU-EtiemM, f 97. 
BariDavltt Kuftpoajit SOB. 
Bartbolomei, M Conte: DM o eor mio 

4 v. 1549. 217, Nr. 7. 
Bartmuss, Woldemar, f 97. 
Has, 8atanon de, f 97. 
Baodier, Germain le, Komp. 202. 



Bauffy, Baron Georg, f 97. 

Baumgartel, Ernst, f 97. 

Becker, G., f 97. 

Beguins, siehe Martin. 

Bel, Nicolas Le, Sanger 205. 

Belamy, Clandin, Singer 206. 

Bellardi, Lorenzo, f 97. 

Bell'haver, Vic. Nu semo, 2. p. Cantemo 

3 t. 1566. 222, 28. 30. 
Bellmann, Julius, t 97. 
Benotti, Pietro. f 97. 
Berlin und Wien im 18. Jh. 32. 
Bernaldi, Tractat 23. 
Bernhardi, Tonale 13. Jh. 35. 
Berno, D© varia psalm.-— InceperiB mm 

minus. — Tonarius. 25. 86. 
— MuMcm. — Brologus. 25. 
Bernoldi, Tractat 28. 
Berthault, Jehan, Bassist 204. 
Bibliothek von Prz. Witt 180. 
Bibliothekeu, Kataloge von Mnsik-, in 

Breslau 31. — Dresden, Beilage. 
Bischoff, Dr. Hans, f 97. 
Bladt, Tbeodor, f 98. 
Bollert, Theodor, f 98. 
Bdttcher'a Portrait-8amlg. verkauft Geo. 

Lan & Co. 106. 
Boette (Boethe), Jehan, Komponist 190. 

801. 808. 

Bofan, Emil: Mi nraakaL Hds. dea 16. 
u. 17. Jhs. in d. Stadtbibl. zu Breslan 
31. 

Boll, P.: Fhilipp von Vitry 141. 
Boissiere, Itedenc, f 98. 
Boldorini, Laigi, f 98. 
Bologna, Kat dee Iioao music 1. Bd. 
85. 

lumbar, .. . f 98. 



4*8 



Bonardo — Ehlich. 



Bonardo, Francesco: 4 Canzoni 3 v. 

1565. 218 (4. 11—13). 
Bonagiunta, Giulio: II 1. lib. de Cans. 

napoi. 3 v. 1565, 218. 

— 7 Canzonen in 1565. 218. 219. (3. 
7-10. 31. 36.) 

— Canzone napolita 3 v. 2. lib. 1566. 222. 
10 Canzonen in 1566. 222. (3 — 6. 

14-17.) 

Bonnin et Chassant's Puj de mas. a 
Evreux 185. 
t sini, Giovanni, f 98. 
Bousserez, . . . t '98. 
Bouteilliersy siehe Colars. 
Braekenhammer, Wilhelm, f 98. 
Brando 133. 210. 
Branle 210. 
Bransle 210. 

Brenet, Michel: Grtftry's Leben 84. 

— fiber den Treble 58. 

- 2 historische Artikel 180. 

Lau, Hds. der StadtbibL 31. 
Bridgeman, John Yipon, f 98. 
Brink, Jules ten, f 98. 
Briot, Guillaume, Bassist 203. 
Broutin, Jules-dement, f 98. 
BucUner, C. Franz, f 98. 
Btiraler, Georg Heinr., Kapellm. 52. 
Bunko, Franz, f 98. 
Burbure, Leon B. de Wesembeck, f 98. 
Burno, Rinaldo: Si havesi tantillo 3 v. 

1566. 221, 15. 

Buz, Jehan Da, Organist 205. 
Byrd, WiU. : Missa 4 v. 85. 
Cajetan, Fabricio, Xomponist 202. 
Cambio, Perissone: Nel coglier' e gustare 

4 v. 218, 24. 
Camp, Da, Bassist 204. 
(■anal, Lorenzo, f 98. 
Canon com tabula 42. 48. 
( ante\ W. 
Carant, Theodor, f 98. 

rentier, Glossarium 1766. 15. 
Carradori, Graf Telesforo, f 98. 
Cassaigne, Raymond de la, Kompon. 201. 
Catalogo della biblioteca del liceo mu- 

sicale di Bologna, 1. Bd. 85. 
Caurroy, Eustache da, Komp. 201. 



Celano, siehe Zelano. 
Chilesotti, Oscar: Da an Codice Laaten 
bach 225. 

Cimello : Non e lasso martire 4 ?. 1549. 

217, 6. 
CippoHna, Giuseppe, f 98. 
Claudio da Correggio, siehe Meralo. 
Clay, Frederic, t 9a 
Clesse, Antoine, f 99. 
Colars li Boateilliers: Aacane gent m'oat 

36.' 87. 

Colborne, Dr. Langdon, f 99. 
Colerus, Paul, Eantor zu Altenburg 83. 
Conte, £1, siehe Bartholomei. 
Contino, Giovanni: Dolce mio ben 4 v. 

1549. 218, 23. 
Cooke, Henry Angelo, t 99. 
Costeley, Guillaume, Organist 190. 191. 

203. 

Cotelle, Alexandre-Jean, f 99. 
Dagirfb, Agostino, f 99. 
Da?ydoff, Karl Juljewitsch, f 99. 
Delangle, Fr M Organist 206. 
Deievante, Frederik David, f 99. 
Delhaye, Drsroer, f 99. 
Delivet, Nicolas, Hornist 1583, 205. 1585, 
203. 

Dellaroqua, Edouard, t 99. 
Depas, Umbert-ErnstrJoseph, f 99. 228. 
Dilson, Olivier, f 99. 
Diomede, Lautenst 224. 
Distel, Dr. Theodor: Mendelssohn's Lei- 
chenfiberfuhrung 15. 

— Arien des 17. Jhs. 16. 

— Schreiben von Naamann 19. 

— Ein knrslchs. Hofmusikus als Tot- 
schl&ger 20. 

Dittersdorfs Selbstbiogr. 2. — Doct u. 

Apotheker, neue Ansg. 85. 
Donato, Bald. : Deh pastorella 3 v. 228, 22. 
Dramen in der Schweiz, 16. Jh. 67. 
Drechsler, Wilhelm, t 99. 
Damon, Jean-J acques-Louis, f 99. 
Duprat, Hippolyte, f 99. 
Dayse, FL van : Neuansgabe der Soatsr* 

liedek. 105. 
Eckardt, E. Th.. f 99. 
Ehlich, Emil Georg, f 99. 



EtoNM — Hulfe 



23i 



Ehrmann, Moaikar 52. 
Eiehtarn, Hera,: Zar Frag© dea Treble 
58. 

— (Urn, Fantuu, mm Yktuoi »tf iter 
Trompete 112 

Eitaer, Bcikirt, Die mMW© Stilling der 
Moaiker im 18. Jh. 1. 

— Ein Liederbuch ven ©©gin 214. 
Engel, Hermann, t 

Enud, Xadainn, f 10a 

Eatoeart, Pascal de 1\ Komp. 204 

Enatadua Leodieitaia 48. 

Evreux* Fuj de maaiqae 186. 

Fabbri, Antonio, f 100. 

Fabry, MaW, Ptoveneaie, Ksap, 2Qi 

— Dir u. Tenoriat 203. 
Fantini, Girolamo, Trompetenachnle 1638. 

112. 

Farnaby, Giles: Mad rig. la natwr Aoag. 
86. 

Felici, Mas!©, f 100. 

Ferrailo, Giov. Ant: Con le mfe muni 

— Queata pmka S v. 1566. 220, 6. 

11. 

Few, Vincenao : Donna pae*at* in cfaa 

4 v. 218, 15. 
Feata, Coatanio: Port* negli oeehi 4 v. 

1549. 218, 18. 

— Veggf teas gl ooabi 4 v. 218 t 
28. 

Fine!, HonneuB, de Ban&b«rg&, ak Mp- 
»ger Stndnt lit. 

— im Stuttgart 46. 

Fiolo, Don ; 3 Canz. 3 v. 1566. 220 (8. 
22. 23). 

Fior, Joan Dom : Varria aapeve 3 v. 220, 
29. 

Fioravanti'a Die Dorfe&^riQ, ueoa Auag. 
85. 

FUmant, Euataehe Le, fifcigor 204. 206. 
Flitnor, f 100. 

Florio, Giov. ; 1© ids, ms aptrto. — Amor 
e fatto B y. 1566. 222 (If. 13.) 

Fontoitay, Loya de, S&ngsr 206. 

Fovra^, Nfoolaa, Biogr. 49. 

Former Karl, t 100. 

Francesco da] Mai©, Ln%i: § Canton, 
8 v. 1606. 228, 4-7. 24 

Ifaaatafc. £ M«ikf^& 6 laiag. JO&m ffo, 



Franck, Joh. Wolfg.: Cantata £ Alt a. 

Be §4. 
Frank, Ernat, f 100. 
Flicker, Samuel Gottlieb, f 100. 
Fritzach, J. G. A. : Singap. d. Fruhling 

1749. 225. 
Ftoatenau, Morttz, f 100. 
Gabotti, Giacinto, f 100. 
Galeffi, Plato© Francesco, f 100. 
Gallay, X: Ua inventaire 105. 
Galli, Raffaolo, f 100. 
Galvani, Giacomo, f 100. 
Gardane , Antonio: II rero 8, lib. di 

Madr. de div. antori 4 v. 1549. 217. 
Gardano, Angelo, © fratelH: Leggiadre 

Nimpbe adv. de div. aatori. 1606. 

222. 

Gast, Friedricb Moritz. f 100. 
Geraoi, Bernanlo, f 100. 
Gerard (Girard), Jehan, loaf, 202. 206. 
Gerbert'a Vorlagan is malum Scnptores 
22. ' 

Gero, Jhan: Fella Falma 4 v. 1549. 
SI 7, 4. 

— Vn ragaxz' una row 1 4 v. 1549. 2 18, 
21. 

Geaellacbaft £ Mnaikf. m, ihre Aasgab. If, 

Gevafcrt, VitnB, t 100. 

GibeUi, Loigi, f 100. 

Gilleno, aiehe Arnulphus. 

Girard, aiehe Gerard, Jehan. 

Gis'ycki, Goatav von, f 100. 

Gdttke, Karl, f 101. 

Gouaiu, Robert, Koiyrp., Kapellm.202.896. 

Grange, Rene do la, K&peUafciger 208. 

Gravilier, Pietro, f 101. 

Gretry's Biogr. von Brenat 84. 

— Die botdas Geisigen, Man© Anag. 85. 
Gaami, Gioeeffo : QaeaU notte8 v. 1566. 

222, 19. 
Guedron, P, Chorknabe 208. 
Gfilicher, Peter, Dtener cSpielmaan 1578. 

16. 

Gungl, Joaeph, f 101. 

Haberi, F. XL, Kircbeomiiaik. Jahrb. f. 

1890, 50. 
Handera Meaaias in Deutaohland §5. 
Hole, Georgia it la, Kosnp 202, 



15 



ISO 



Haataig — Lagrand. 



Hamburg, Koaxertweaen 3D. 
Handachriften von Gerbert benfitat 22ff. 
— der Stadtbibl. in Breelau 31. 
Harrison, William, f 101. 
Basse, Gustav, f 101. 
Hauptner, Thuikon, nicbt Theodor 101. 
224. 

Haydn, Mich., Sinfome 34. 

Hennea, Aloya, f 101. 

Hcnaelt, Adolf, f 101. 

Hentecbel, Frani, f 101. 

Hering, Karl, f 101. 

Hietzachold, Johann Hemrteh, f 101. 224. 

Hirnachretl, Sebaat, Tenoriat 20. 

Hoffmann, Mkhael ; 2, aiebeo neuer mat. 

Arieii c 1§10. 16. 
Hohnstock, Dr. Karl, f 101. 
Hourri t GuiUeaume^ Direktor d. Knaben- 

chore 206. 
Huobaldi rousica S3. — D® armonica it a. 

- 24. 28. 
Hueffer, Br, Francia, f 101. 
Hupfauf, Johaim Peregrixms, f 101. 
Hopfaaf *= Peregriiraa, s diesem. 
Hutoy, Eug©i« f f 101. 
Ich hab sir eine augaerwelt, Melod. 94, 
Imberti fit Francia pegulaa 14 89. 
Incipit commemoratio 41. 
Isaac, Heiarich, Testament, iat ein Flan- 

derer 64. 
laenmann, Karl, f 101. 
Isouard'B AacheBbrddel, neue Auag 85. 
Janzon, P. A., f 101. 
Jaquet, Albert, f 101. 
Jaquier, Henri f 102. 
Javelot, Jules, f 102. 
J© smell aosoura, Lied 36. 391 
Joanne8 d© Moris: Autoroehaft seiner 

fact 45. 

— Ara discantua 42. 

— De numaria. qm musioaa 41. 

— Explicit mmm 41, 

— Muaiea practice 39, 42. 

— Music* speculativa 42. 

— Mttsica theorioe 42, 

— Numeri proportfanalea 42. 
. — ftoportfonam 42. 

— Qaestioiiei sap? partas mtu, 40. 42. 



(Joannes it Maris.) SaSiiBa magistri 41. 

Jonas, Ernst, f 102. 

Joae8, Cupid, f 102. 

Jourdain, Jehan, Lehrer im Cfeoritfiaiefi 

m. Direktor 189. 208. 
Jooeller, Karl, f 102, 
Jung, Erdmann, f lit® 
K&mroerer, Louis, f 102 
liteMi, Eusebius, f 102. 
Kaliacher, A, Chr.: hemang ala Mosik- 

Aeathet 83. 
latmlog aeltener W*fc© ii der Aoaatel- 

lung la London 179. 
Keckii, Joao., iotrodoct 25. 29. 
Kirchenlieder, Mefodfen, mm Zahn S8. 
Klein, Aloys, f 102. 
IMtach, C. Etnanael, f 10ft. 
Kdler, Paul, aiehe Coierus. 
Koller, OswsM; Ans dem Archw» St, 

Paul 22. 
Konzortwesen Is Hbg. 90. 
Kraals, Dr. Bail, f 1«. 
Kientser, mAe> Cirndari. 
Kronach, siehe Klitzach. 
Krtgwr, Bui, t 102. 
Kuhnert, Albert, f 102. 
Kullack, Ad.: Aaatbet te Kla?ier*piala 

84. 

LMJpJ, EL, aiehe Saint-ffil&ire. 

Laffert Oakar, f 102. 224. 

Landia, Fnuioeacso : Bold colli — S*gw 

tario t'ho fatto S r. 1565. 918, & *& 
Lando, Stefano : Io narigai 3 v. 1506. 

219, 8. 

— Voi lo redew S 220, 10, 
Lange, Gust**, f 102. 
Laogar, Hermann, f 102. 
Lsagvlller, tow, f 108. 

Lankau, Karl Ludwig August, f 108. 

Large, P. da, Baaaiat 206. 

L'arpa, siehe Leonardo. 

Laaaua, OrL da: Br&aammlg. ISO. 

— Praia Or Motettan 201. 
Lautenbuch, M«iniek v. Chileaotli 29&w 
Leblond, Gabriel, 8a«g$r SOS. 
Lechat, . . . f i08. 

Laoodteaz, tote^ 16. Hi- 180. 
Lograsid, . . . f 108. 



IiMBoine — Naedham. 



281 



Lemotne, siebe Poget 

Leonardo di L'arpa, Giov. : 6 Can son. 

8 ?. 1566. 221 (7. 10. 14. 22. 23. 

26). 

Leasing als Musik-Astbet. S8. 

Lowfta, Gustava, f 103. 

Liceo mnsicale in Bologna, Katalog f . Bd. 

85. 

Licbtenberger, A. G M f 108. 

Lieder, deutsehe, 68, Discantus, Oeglin, 

alphabet verzeicbnet 215. 
Londariti, Franoesco: Trenta capilli 3 ?. 

219, 27. 
Longley, Ernest, t 103. 
Lorenz, Oswald, t 103. 
Lorino, Giovanni, f 103. 
Lftstner, Otto, f 108. 
Latherisch sipgeo, Wieneriacher Ausdruek 

32. 

Maas, Louis, f 108. 

Maglioni, Gioachino, t 103. 224. 

Jfaho, Jacques, f 103. 

Maier, Julius Joseph, t 103, mit Bio- 

graphie. 
Mallery, Jehan, Komp. 202. 
Mangeant, Sylvain, f 104. 
MnagoW, ltd AhmumI, t 104. 
Mansour, Achille Gaix de, f 104. 
Mannsoripte, siebe Hda. 

Marchetto di Padua, fiber lfensuriening 
177. 

MareMki, L., Madrig. in neuer Anag. 85. 
Marilli, Ceaare, f 104. 

Harriott, Charles Handel Band, f ItM. 
Martin le Beguins de Cambrai : Pour de- 

niorer en amour 36. 38. 
Maaenghini, Kutro, f 104 
Mattee: Poi che crudel. — Me atato 

posto 3 1566. 220, 30, 31. 
Matthison-Hansen, f erst 1890. 104. 224. 
Mauduit, Jacques, Komp. 202. 
Melodien zu den sebweizer Dramen 73ff. 
Mendelssohn's Leichennberfuhrung naob 

Berlin 15. 

Menestrela et Muaidena dea 13. Jba. 180. 

Merguiller, . . . f 104. 

Merkel, Lorem, Trompeter 1775, 65. 

Mermet, August©, f 104, 



Merulo, Claudio: Tanto t'adoro 3 v. 1565. 
218, 5. 

— Alia Sibilla 3 v. 1565. 219, 14. 
Messemackers, Louis, f 104. 
M6tra, Jules-Louis-Olivier, f 104. 
Metzner, Karl, f 104. 

Meyer, Ambrosius, f 104. 

Meyer, Bernhard, f 104. 

Meyer, Louis, f 104. 

Millot, Nioolas, Komp. 201. 

Miry, Karel, war Vice-Direktor u. Lehrer 

der Harmonie, f 104. 
Miry, Pierre, t 104. 
Miller, M. Lorenz, 1 Brief 1736. 51. 
Miller, Job. Harder, Sanger oder Schau- 

spieler aus Hamburg 3. 
Mold, Heinrich, f 104. 
Monk, W. H., t 104. 
Monk-Mason, W., f 105. 
Monneret, Md., t 105. 
Monstrant Mi versus, mit Melodie 43. 44. 
Moreau, Nicolas, Sfager 206. 
Morin, Md. Jenny, f 105. 
Mottl, Maistre Robert, Sanger 190. 206. 
Moulins, ... f 107. 
Muchheimin von Uri, Dicbterin 9b. 
Mailer's (Wena.) Die 8obwestern v. Prag, 

neue Ausg. 86. 
Muffai, Georg u. Gottlieb, Biogr. 84. 
Muffat, Georg: Apparatus mus. - organ. 

Neu-Ausg. von de Lange 16. 
Muffat, Georg: Florilegium I. 87. 

— Biograpbisches 87. 
Maris, siebe Joannes. 
Musica, .de, et de tonis 44 

Musiker im 18. Jb. u. ihre gesellschaft- 

liche Stellung 1. 
Musikfeste im 16. Jb. 181. 
Musikkapelle des Grafen Ernst von 

8chauenburg, 49. 86. 
Nagel, Dr. W. : Die Musik in den schweiz. 

Dramen des 16. Jbs. 67. 
Nasco, Giovanni : Laccio di set' 4 v. 

218, 27. 

— Lasso diceva 4 v. 218, 29. 

— Tu m'bai cor mio 4 v. 218, 18. 
Naumann, Job. Gottlieb : Schriftstack 19. 
Needbam, Ekas Porkham, f 107. 



Neefe — Buffo. 



\< n 'ft\ Konrad: Die Tonkunst der Baby- 
lonier und Assyrer. 5. 

Nicolaus de Lagdano: Explicatio tabu- 
lae 40. 

Nicole, SOohel; Komp. 902. 
Nigrinn, Nicolo, Lautenst. 225. 
Xola (No] l.i ) Gior. Dom. da: Io son far- 
falla 3 v, 1566, 219, 4. 

- Faeeia mil bella 3 y. 1566. 220, 13. 

- Oedii miei ch'al mirar 8 v. 2$), 25. 

- Si ben voitaase 3 v. 1566. 220, 20. 

- S iu omasa* 3 v. 1566. 220. 19. 
Nulla, siehe Nola. 

Oddo, De pete tonora 25, — Regulae 26. 
- Musica 27. — Dialogic 27. — Pro- 

oemiam 27. 28. 
QHiug*, Dr. Theod.: Ein unbek. Zflrcher 

<;>'Rgb, 218. 
Odington: Ausspruch fiber die Beweg- 

lichkeit der Tonstufen 176. 
Oeglin, Liederbuch 215 
Opretten ties 18. Jhs. in neuer Auag. 85. 

Giuseppe dell', f 107. 
Oriando, Oswald, f 107. 
I >rlamiinder, Johann, f 107. 
Ouseley, Sir Fred. Arthur Gore, f 107. 
Ovejero y Raraos, siehe Ramos. 
Page, Guy de, Sanger 205. 
Paindre, Claude Le, Kapellm. u. Komp. 

202 m 

PaisieUo'fl Die schdne Mtillerin , neue 

Auag. 85. 
Pafwt, Martin, f 107. 
Pasquet, Ernest, f 108. 
PMsti, Carlotta, f 108. 224. . 
Pennequin, Jehan, Komp. 202. 
Peregrinus, sielie Hupfauf. 
Peregrin us, Johannes: Geschichte der 

aalzburg. Dom-S&ngerknaben 63. 
Perissone, siehe Carobio. 
PetiUan, Claude, ist de Latre 202. 

li, Vinoenzo Antonio, f 108. 
PetsoM, Eileen, f 108. 
Philipp von Vitry, Ars nova, latein. u. 

deutsch 141. 

ilips, Peter, Madrig. in neuer Auag. 

Sanger 206. | 



Plainsong & Mediaeval music society in 

London 17. 
Planson, Jehan, Komp. 202. 
Polens, Kirchenkomp. 50. 
Pollack, David, t 108. 
Ponte, Jaques de, Cald' arost 4 v. 1549. 

218, 29. 
Preston, Jacques, Bassist 203. 
Primavera, Giov. Leonardo: 17 Canzon. 

3 v. 1566. 221. 
Promberger, Johann, f 108. 
Prosnits, Ad., Compendium der Mxtaik- 

gesch. 82. 
Psalmenbuchle 158a 213. 
Puget, Md. Loisa, f 108. 
Puy de musique 6rig6 a & vreux. Auszg. 185. 
Queux, siehe Saint-Hilaire. 
QuiKci, Massimiliano, f 108. 
Rachfall, Paul, f 108. 
Radoux, Jaques, f 106. 
Radouz, Jean-Toussaint, f 106. 
Ramos, Ignacio Ovejero y, t 106. 
Rappe\ Jean Baptiste, f 106. 
Raspail, G., f 108. 

Rate, Abraham, Herausgeber alter Musik- 
werke 83. 

Reginone Wessbireno, de armonica 24. 28. 

Reichel, Christian Priedrich, f 106. 

Reichert, F., t 108. 

Rein, Franz, f 108. 

Remigius, Tractat 23. 28. 

Reulx, Anselmo de: Quandlo mio 4 

1549. 217, 10. 
Riemsdijk, J. C. M. van: 24 Iieder dee 

15 /16. Jhs. 189. 
Rigoni, Gaetano, f 109. 
Rockstro, Will. Smith : Messe von Byrd 85. 
Roiccerandet, Nicolo, Borgognone: 5 Canz. 

3 v. 1566. 220 (17. 24. 26. 27. 28). 
Roitzsch, F. A M f 109. 

Roman, Carlo, t 109. 

Romer, Francis, f 109. 

Rosso, Luigi del, f 109. 

Roth, F. W. E.: Hofmusik in Trier 16. 

Roy, Le: Deh l'altra sera 3 v. 220, ia 

Rozwodowska, siehe Addi. 

Ruffo, Vincenzo: Non romor di tamburi 

4 v. 218, 22. 



Bntell — Todino. 



233 



Inneli, George, f 109. 

Sabino: Scacchier © deventato 8? . 223, 19. 

8aintrHilaire, Aug. de Qneux, f 109. 

Saint-Simon, Guille de, f 109. 

8aldoni, Baltasaro, f 109. 

Salmon> Jacques, Komp. 201. 

Sulfas, siehe Jones, Cupid. 

Sammelwerke im brit Mus. 217. 

Si Pan] im Lavantthal, Hds. 22. 

Sarreau, A., f 109. 

Savary, Komp. 204. 

Scaffen, Henricus, 4 Madrig. 4 v. 1649. 

217. 218. (3. 12. 14. 16.) 
Schauenburg's (Graf Ernst von) Muaik- 

kapelle 49. 86. 
Schenk's (Job.) Der Dorfbarbier, neae 

Ansg. 85. 
Schiag, Christian Gottlieb, f 109. 
Schletterer, Dr. H. M., Musikal. Wett- 

streite u. Musikfeste im 16. Jh. 181. 
Schlogel, Dr. Xavier, f 109. 
Schockel, Friedr. Julias, f 109. 
Schramm, Landorgelbauer in Sachsen 49. 
Schroder, C. M., f 109. 
Schubert, David, Orgelbauer, seit 1769 

sachs. Hoforgelbauer 48 86. 
Schubring, Dr. Jul., f 109. 
Schumann's Bittschrift 2. 
Schumann, Gustav, f 109. 
Schweizer Dramen, 16. Jh. 67. 
Scioletich, Johann, f 109. 
Scotto, Girolamo : 1. lib. de Canzon na- 

polit a 8 v. 1565. 218. 

— Canzon. napolit. a 8 v. 1566. 219. 

— Villotte alia napol. adv. 1566. 
220. 

— 1. lib de Canzoni napol. a 3 v. 1566. 

220. 

— 2. lib. dito. 1566. 222. 
Seibt, Frl. S. Karoline, f 109. 
Seitz, Justinus Robert, f 109. 
Selva, Antonio, f 109. 

Senfl, Ludwig, Non moriar 64. 
Senfft von Pilsach, Dr. Arnold, f MO. 
Siefert, Heinrich, f HO. 
Sigismund, Ernst W., f 110. * 
Sittard, Jos.: Geschichte d. Musik- u. 
Koniertweaens kHbg, Altoaa 1890. 30. 



(Sittard, Joe.) Zur Geschichte d. Mus. u. 

d. Theat am WQrttembg. Hofe 1890.45. 
Skerle, August, f HO. 224. 
Smith, 8idney, f HO. 
Solie, Charles, f 110. 
Sommer, Hans: Eine Bittschrift G. C. 

Schtirmann's 3. 
Soinoys, Andre*, Komp. 202. 
Sperontes, Text zu: Der Frfihling, Singsp. 

225. 

Sprflngli, J. J., f HO. 

Squire, Will. Barclay: Mease vonByrd 85. 

— Neuausgabe 4 englischer Madrig. 85. 

— Unbek. Musik -Snilwk. im brit Mus. 
217. 

Stal, Fanny, f HO. 
Steiner, Franz, 110. 
Steins, Fritz, f 110. 
Steinway, Karl Friedr. Theod, f 110. 
Stocklin, Konrad, f HO. 
Stoer, Karl, f HO. 
Stoiber, Ernst, f HO. 
Stollbrock, Ludw : Georg u. Gottlieb Muf- 
fat. Biogr. 84. 

— Georg Muffat u. sein Florileg. I. 87. 
Stolz, Eduard, f HO. 

Stuttgart, Geschichte der Mus. 45, 

Sulze, Bernhard, f 110. 

Tamberlik, Enrico, f HO. 

Tamme, Karl: Bach's Vokalwerke 82, 

Tamplin, Augustus Lechmere, f HO. 

felesforo, siehe Carradori. 

Terziani, Eugenio, f 111. 

Testart, Et, Komp. 202. 

Tetis, Carlo: Viver amando 3 v. 1566. 

221, M. 
Thayer, Dr. Eugen, f 111. 
Theodor de Campo fiber Mensurierung 

177. 

Thibaut de Navarre: Costume est bien, 
Melodie 36. 37. Verbesserung 86. 

Thiele, Theodor, f HI. 

Tiberio, Fabrianese : 2 Madrig. 4 v. in 
1549. 217 (8. 9). 

Tobisch, Karl, f 111. 

Todino, Cesaro: Non e amor 3 v. 1566. 
219, 7. 

— Quanto piu penso 8 v. 1660. 220, 9, 



284 



Tonttti — Zttrcher. 



Tonsatz in 4 St in Burt unit loten u. 

schwarzen Noteii 40 u. Facsimile als 

Beilsge. 
Toussaintz, Kapellmeister 204. 
Tractate, 22ff. 
Treble 15. 

Treble, ErkULrung und Nachweise 58. 
Triacca, Karl Josef, f HI* 
Trompetensolnile 1688. 112. 
Trompetenstucke 135ff. 
Trompeter-Lossprechung im 18. Jb. 65. 
Troubadour-Melodien 87—89, 
Tunstede, Simon, fiber Pausen 179. 
Turina (nicht Turini), Giov„ f HI. 
Valensin, Giorgio, f HI. 
Vaslin, ... f HI. 

Vecchi, Orazio: La virginella 3 v. 228, 14. 
Venables, Miss, Sangerin des Metsias66« 
Venosta, Felice, f HI. 
Vento, Ivo de : Correte amanti 3 t. 219, 
23. 

Vera, Edoardo, f HI. 
Vicarino, Edoardo, t 1H. 
Vkki, Andres, t HI. 
Violoncello, seine Schreibweise 48. 
Voigt, Theodor, f 1H. 
Wagner, Ch. Emil, f HI. 
Wagner, Friedrich, f 111. 
Walbrul, Job., f 111. 
Walther, Job. Gottfr., 2 Brief© 1737 u. 
1746. 53ff. 



(Walther, Job. Gottfr.) ©im Brief ?. Id- 
ler an ibn 1736. 61. 

Watson, William Michael, f HI. 

Weelkes, Ihomaa, Madrig. in nmier knag* 
85. 

Weigl's Scbweizerfamilie, neae Aasg. 85. 
Wesembeck, siehe purbure. 
' Wien nnd Berlin im. 18. Jk 32. 
Wiesel t Michael, t H2. 
WiUaert, Adrian : Quanta volte diss'io 

4 v. 1549. 217, 11. 
WiUaert: Qual pin diverse 4 v, 218, 25. 
. Witt's, Kompo8. a. Schriften 50. 
Xhruet, Jules, f 112. 224. 
Young, J. W., f H2. 
Yvo: Pace non trouo 4 v. 1549. 217, 5. 
Zabn, Joh.: Melod. der deutsch. evang. 

Kirchenlieder 33. 
Zelano (Zelanno): 5 Canzon. . 3 v. 1566. 

220 (12. 14. 15. 16. 21). 
Zeile, Dr. Fr. : Cantate von Franck 

84. 

Zenarius, Damianus, 1546 Musikdrncker 
in Venedig ; ein Drache zwischen Flam- 
men als Druckerzeichen. 196. 

Zerbini, Giov. Battista, f 112. 

Ziegler, H. J., Dicbter, 95. 96. 

Zdller, Carli, f 112. 

Zn Baden unterm heifisen stein, Melodie 
94. 

Ztircher Gesgb. von 1580. 213. 



FctMtrrartoneriiBg. 

8. 48, Z. S ▼. n. Mm (f 4. Aug. 1758, iUtt 1781). 
S. 96, Z.It.1. Mm Neapel §Utt Florens.; 



S. 185, Mite M©tem»Ml« lies ZZjtZI stett 



Jahrg. 11, 1889, 8. 89, Z. 14 ▼. uTUet 1590 atatt 1659.