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Full text of "Über das Winden der Pflanzen"

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Ueber das 


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botanisch - physiologische Abhandlung, 


welche 


von der medicinischen Facultät der Universität Tübin- 
gen im Jahr 1826 als Preifsschrift gekrönt wurde. 


| Als ` | 
Inaugural = Dissertation 
zur Erlangung der Doctorwürde 
in der 
Medicin und Chirurgie | 
. unter dem Praesidium | 
| ; von 3 П 


Т. 6. H Gmelin, 
R, d. О, а, Е, W. К, 
ord. öffentl, Professor der Medicin 


im September 1827 der öffentlichen Prüfung vorgelegt 


TUM 


Ludwig Heinrich Palm 


aus Aalen, 


Mit 3 Steindrucktafelm 


Tübingen, 


gedruckt bei Christian Richter. 


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59 А CARO 


NCIS 


Die Veranlassung zu dieser Abhandlung gab folgende 
von der medicinischen Fagultät der Universität Tübingen 


für das Jahr 1826 aufgegebene Preifsfrage: ——— Е 


Cum plures sint flantarum species, quae vicina vo- 
lubiles amplectuntur adminicula, quin talia haud parum 
remota affectare videntur; exacte investigetur, microscopii 
Quoque ope, structura ad figendum faciens, sive caulis, 
qui in cuscuta, lupulo, lonicera, convolvulo; ipomaea, 
Phaseolo , aliisque ipse eircum agitur; sive cirrhorum у 
quibus vicia, pisum, lathyrus, cucumis, bryonia, cucur- 
bita, vitis etc. utuntur. Perguiratur, quorsum, an defi- 
ite, an varie, singulae fiectantur species 5 quousque ap- 
petant remotiora stabilimenta? Exploretur denique, an va- 
leat ad hunc motum caloris, lucis, humoris et ventorum 
vis; an plantae inhaereat electio attractoria у determinata 
fuleimentorum viciniorum figura, pondere; materie, facul- 
tate electricum ignem vel cohibendi, vel diffundendi, po- 


sitivum vel negativum illius. modum provocandi, superfi- 


cie laevi, scabra, odores spirante , varie fucata? 


прагі 


Einleitung e a D D e ° 


Erster Haupt- Abschnitt. 
Aufzählung der Windepflanzen und ihre geographi- - à 
sche Verbreitung "accen * n 
Aufzählung der Cirren tragenden Pflanzen und ihre 
geographische Verbreitung . " . . 


Aufzählung der Familien und er e von Win- 


epflanzen . : ° . . e . 


Aufzählung der Familien und Finan von Cir- 
ren tragenden Pflanzen ; А " е 


Ursprüngliche Bewegungen der elo den Bagger А 
Von der Anziehungskraft der verschiedenen Stützen 


Vermögen der Windepflanzen, entfernte c 
zu umfassen 4 A А à e 


Von der Richtung; in welcher die Pflanzen sich winden 


Vergleichung des Wachsthums der men mit 


‚ihren Bewegungen Е o Ы d 5 


Von dem Verhältnifs der Blüthe der Windepflanzen 
zu dem Winden .' . t $ 625%, 


Annáherung anderer Pflanzen zur windenden Form 


Erscheinungen, welche die Cuscuta in ihrem Wachs- 
thum zeigt `. А x е S 


Verhalten der Cuscuta zu fremden Körpern ` . 


oo E 


VI 


а аб a 


T rei. 


Seite ` 
Von der Richtung, in welcher sich die Cuscuta winde 34 


Von den Cirren im Allgemeinen . А К . 51 


RE 


Cirrens welche im Blattwinkel ihren Ursprung nehmen 55 
Cirren, welche den Blattwinkeln gegenüber stehen ` 55 


Cirren, welche an dii Spitze des gefiederten Blattstils 


sitzen . 2 Жы A e en 


Von den Blattstilen mit Cirrenähnlicher F orm. . 62 


Zweiter Haupt - Abschnitt, 


. Von den Einflüssen der Electricität und'des Galvanismus 

Einflufs des Magnetismus 

Einflufs des Lichts ` 

Einflufs der Wine г 

Einflufs der Feuchtigkeit 

Einflufs dar Winde A . e . 

Von dem anatomischen Bau der Windepflanzen 

Von dom anatomischen Bau der Cirren `. 4 

Von den Wurzeln der Windepflanzen , А 

Von den Bestandtheilen der Windepflanzen « А 

Vergleichung des Windens der Pflanzen mit = Er- 
scheinungen der Sensibilität . à > 


Vergleich: ung des Windens der Pflanzen mit den Er- 
scheinungen der Irritabilität А А А . 


Vergleichung des Windens der Pflanzen mit den Er- 
scheinungen des bildenden Lebens í 
Allgemeine Resultate aug den Untersuchungen über die 

Windepflanzen und über die битеп e 


-PRAENOBILISSIMO ATQUE DOCTISSIMO . 
DOMINO CANDIDATO | 


S. P. D. Р. 
> . $. e 
Tractatum tuum de motu plantarum , quo tum 


sibi ipsis tum aliis rebus circumvoleuntur, non mo- 
do tuum plane opus sed etiam idem opus esse, quod 
ab ordine Medicorum eodem loco quam alia disser- 
tatio, idem thema tractans, habitum regioque prae- 
mio ornatum est, publice tibi attestor. Nam іх 
operae pretium ‘esse videtur, de levibus quibusdam 
mutationibus mentionem facere, quas communiter 
fecimus, dum tua dissertatio typis edebatur, et 
quae modo sermonem et ordinem materiarum spes 
ctabant. 
Quemadmodum res simplices sensibusque ob- 
noxias facilius mente complectimur , quam сотро- 


sitas atque absconditas, ita simplicior magisque 


patens plantarum vita facilius intelligi posse vide» 


tur, quam implicata animalium vita. . Nihilosecius 
Physiologia animalium multo magis perfecta est, 
quam ea vegetabilium. Haec res partim ex eo de- 
rivanda esse videtur, quod hominum multo magis 
interest et semper interfuit , naturam animantium 
cognoscere quam eam vegetabilium; alia tamen res 
mihi adhuc in causa esse videtur. Fita plantarum 
multo magis, quam ea animantium, a caussis exter- 
nis dependet, quae removeri nequeunt, quin plantae 


destruantur eel certe omnis actio vitalis cesset, et 


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MEL. 
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quibus inextricabilis fere Phaenomenorum compli- 
catio exoritur. . Hinc illae difficultates omnibus no- 


tae , qui Physiologiae plantarum studia sua impen- 


derunt. Tu, me quidem judice, magnam harum 
diffcultatum partem callide superavisti, problema- 


| tis ipsius strenue memor ; quae eel investiganda su- 


persunt, vel minus evidenter explorata sunt , bene- 
volus lector facile tum praescripto temporis spatio, 
tum tenuiori supellectile, tum denique ipsius operis | 
natura excusabit. Gratulor ergo tibi finitum hoc 
opus, absoluta cum laude studia medica, denique op- 
timam famam, quam ob vitae integritatem apud nos 
relinquis. In posterum amicitiae tuae me commen- 


do. Yale. 
Бел 


CH BEE CH SS 


Benschaft der Thierbildung ansieht, zeigt sich auch 
bei den Pflanzen, und oft sogar auffallender als bei 
manchen Thiergeschlechtern. Die Bewegung der Pflan- 
Zen ist aber in hohem Grade von den Umständen 
2. B. der Jahrszeit, dem Alter der Pflanze u. s. w. 
abhängig. Bei den meisten und vielleicht allen Pflan- 
zen findet sich eine mehr oder weniger bemerkbare 
Bewegung nach den verschiedenen Tags- und Nacht- 
Zeiten; so z. B. die Bewegung der Blätter, welche 
уоп B. onnet genau beschrieben wurde; ferner die 
Bewegungen ganzer Pflanzen, wie z. B. die von Kiel- 
maier beobachteten Bewegungen nach dem Laufe 
der Sonne an den Getraide- Pflanzen zur Zeit der 
Entwicklung ihrer Aehren. Besonders auffallend sind 
die Bewegungen vieler Blätter von Pflanzen aus der 
Familie der Leguminosen und einiger anderer, wie 
Z. B. Smithia sensitiva, Desmodium gyrans, Mimo- 
3a sensitiva und pudica, Averhoa Bilmbi, Biophy- 
lum, Aeschynomene, Schrankia und Desmanthus. 
Eine zweite Art von Bewegung; die nur in gewissen 
Lebensperioden vorkommt, wird bei manchen i flan- 
zen, im Moment, wo die Blume ihre Vollbildung er- 
réicht hat, angetroffen. Die Bewegung findet hier in 
den Theilen der Blume selbst statt; bald sieht man 
die Narben gegen die Antheren sich hinneigen, wo- 
dureh sie befruchtet werden, und dann wieder an 
ihre alte Stelle zurückkehren , wie diefs bei der Ni- 


gella, der Fritillaria persica, Collinsonia, Gloriosa, 


1 


Bewegung, die man sonst als ausschliefsliche Еі- 


va ost. 


Gastrodia, Dipodium, Cymbidium, Sarcochylus, Sa- 
xifraga, Calmia und andern der Fallist. Umgekehrt 
findet aber auch dieselbe Bewegung statt von Seiten 
der Aniheren, die sich der Narbe nähern, um auf 
sie ihren reifen Blüthenstaub auszuschütten, wie ich 
diefs selbst bei folgenden beobachtet habe: bei Ber- 
beris, Rutha, Parnassia, Stachys, Leonurus, Mimulus, 
Martinia, bei melirern Dignonien, in dem, Antheren- 
cylinder der Cynar ocephalen, bei Cistus, wo sich die 
Siaubfaden aufrichten und die Narben umgeben, bis 
die Befruchtung vorbei ist, durch eine etwas starke 
Erschütterung aber im Augenblicke zu den Blumen- 
blättern zurückkehren, und gleich diesen eine hori- 
zontale Richtung annehmen. Bewegung finden wir 
ferner an den Blättern der Dionaea muscipula, die 
sich auf den Reiz eines darauf sitzenden Insekts 
schliefsen, und.so lange geschlossen bleiben, bis das 
Insekt ruhig wird, wo sie sich dann von selbst wie- 
der öffnen. Auch die Unterlippe von Calcana legt 
sich bei bevorsiehendem Regen und vermindertem 
Lichte an den innern Theil der Blume an und schliefst 
sie. Mit diesen Bewegungen dürfen wir aber nicht 
diejenigen verwechseln, welche man.besonders bei 
einigen moosarügen Gewächsen findet, und die bald 
nach mechanischen, bald nach hygrometrischen Ge- 
setzen erfolgen. So beschreibt Sprengel eine ei- 
gene Vorrichtung an den Saamen der Jungermannien, 
wo jedes einzelne Saamenkorn mit einer kettenarti- 
gen Schleuder versehen ist, welche, wie es scheint, 
wegen ihrer hygrometrischen Beschaffenheit bei je- 
dem Hauch sich windet und hüpft. Etwas ähnliches 
findet sich beim Equisetum. Die Bewegungen der 
Helchblätier von Carlina acaulis sind hygrometrisch; 
ebenso die Borsten von Funaria hygrometrica, und 
die Grannen von manchen Geranien und Gràsern; 


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80 windet sich die Granne von Avena fatua. auf Be- 
feuchtung, und die Richtung der Windung, welche 
81е macht, geht beständig nach links ; es scheint al- 
30 auch, dafs denen nach hygrometrischen Gesetzen 
erfolgenden Windungen etwas zu Grunde liege, was 
die Richtung bestimmt. 

Verschieden von allen diesen Bewegungen ist die 
Spiralfürmige, welche sich in dem Wachsthüm man- 
cher Pflanzen mehr oder weniger lebhaft zeigt; sie 
lindet sich bei einigen in der ganzen Pflanze, bei 
andern aber nur in einzelnen Theilen. Sie findet 
entweder vollkommen für sich statt, ohne Berührung 
mit fremden Körpern, oder sie erfolgt nur dann voll- 
kommen, wenn die Pflanze von fremden Körpern 
berührt wird. > 

Nur wenige Botaniker haben ihre Meinung über 
diese Spiralfürmige Bewegungen ausgesprochen. Sen- 
Rebier hält sie für eine Bewegung, die nach me- 
chanischen Gesetzen erfolge; Felix Fontana 
glaubt, man hünne diese Bewegungen nicht durch 
einen einfachen Mechanismus erklären, sie scheinen 
ihm vielmehr die Wirkung des Princips von Leben 
und Empfindung zu seyn, welches Princip er schon 
früher in den Tremellen dés Dillenius und einigen 
andern kleinen Pflanzen entdeckt habe; Biesen 
endlich sagt, diese Schraubenlinie seye das Produkt 
der simultaneen Action des Länge- und Breite-Pro 
cesses, diehier zurEintracht gekommen zu seyn schei- 
пеп, und weder Linie noch Fläche mehr produciren. 

Uebrigens trifft man die Spiralform auch einzein 
bei nicht sich windenden Pflanzen an; so entdeckte 
sie Calandrini*) zuerst an der Fichte und Tan- 3 
ne in der Lage der Blätter, bei der Araucaria**) bil. 
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*) Carl Bonnet über den Nutzen der Blätter, P. 95. 
79) А, L, Jussieu genera plant, вес. drd, natur, dispos, p, 453, 


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den die schuppen fürmig übereinander liegenden Blat- 
ter eine achtfache Spirale, bei Stilbe *) sind sie 
gleichfalls spiralfürmig gelagert; ferner in den Schup- 
pen der Tannenzapfen, in den Fruchtcapseln mehre- 
‚rer Medicagoarten, zuweilen in der Stellung der Sáa- 
men beim türkischen Korn, und bei noch vielen an- 
dern Pflanzen spricht sich diese Form aus. 

Aber auch im thier’schen Körper finden sich 
Spiralfasern und Spiralgefafse. So besteht die mitt- 
lere Haut der Arterien aus Spiralfasern; deutlicher 
noch findet man diefs an den Tracheen der Insekten. 

Die sich windenden Pflanzen und die Banken 
(cirri) sind wohl zu unterscheiden von den klettern- 
den Pflanzen, wenn gleich zuweilen deutlich ein Über- 
gang von der einen Form in die andere statt findet. 
Der sich. windende Stengel ( Caulis volubilis) rollt 
sich in Form einer Spirale um eine Stütze, welche 
die Axe der Spirale bildet, ohne diese Stütze aber 
wird die Spirallinie unvollkommen ; die Ranke dage- 
gen. windet sich sowohl um eine wirkliche als auch 
um eine eingebildete Axe spiralfórmig ; der klettern- 
de Stengel endlich bedarf immer eines fremden Kör- 
pers, an welchem er ohne bestimmte Richtung ems 
porsteigt, und er erzeugt Theile, welche ihn befe- 
stigen.. | 
Was nun die Windepflanzen und Banken betrifft, 
se findet wieder einUnterschied statt nach derRichtung 
der Spirale; man unterscheidet, indem man sich in 
den Mittelpunkt einer Spirale denkt, mit dem Gesicht 
gegen Mittag, eine Wendung nach Rechts und eine 
Wendung nach Links. Nach dieser Bestimmung ist 
die Richtung der einzelnen Pflanzen von mir ange- 

' geben. 


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*) Jussieu 1, c, P. 458, 


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Erster Haupt- Abschnitt, 


Aufzählung der Winde - Pflanzen und ihre geo- 


graphische Verbreitung. 


Es ist bekannt, dafs jedes Land seine eigenen 
Pflanzen trägt, dafs diese Verschiedenheit von der 
des Bodens, der Lage und den klimatischen Ver- 
hältnifsen abhängt. Diese V erschiedenheit des Vor- 
kommens der Pflanzen nach den verschiedenen Zo- 
пеп der Erde zeigt sich auch bei den Windepflanzen, 
und vielleicht auffallender als bei den übrigen. Zur 
genauern Uebersicht mag die angehängte Tabelle die- 
nen, in welcher ich die Familien, die Zahl der ge- 
nera und species angebe, die sich winden; ferner ob 
es baum- oder strauchartige Pflanzen, oder ob es 
Wurzelpflanzen oder einjährige Pflanzen sind; end- 
lich die Art ihrer Verbreitung in den verschiedenen 
.Welttheilen. Noch lange aber wird es nicht möglich 
seyn, eine vollkommene Übersicht über die geogra- 
Phisċhe Verbreitung aller Windepflanzen zu erhal- 
ten, wenn man bedenkt, wie wenig in den bis jetzt 
vorhandenen Floren auf die geographische Verbrei- 
tung überhaupt Rücksicht genommen ist, oder wie 
oft nur im Allgemeine nan gegeben ist, dafs die Pfian- 
Ze in Africa, Asien, America oder Indien vorkommt, 
‚was doch noch einer vielseitigen Auslegung fähig ist. 
Noch weniger aber wurde auf den Standort der Pflan- 
zen Rücksicht genommen, und nur selten findet sich 
angegeben, dafs die Pflanze auf Hügeln, Bergen, 
oder am Wasser vorkomme. Ich mulste mich also 


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damit begnügen, was ich hierüber in den Werken 
von Willdenow, Persoon ‚ В. Brown undin den 
zwei ersten Bänden des Prodromus von de Сап до1- 
le aufgezeichnet fand. Am wenigsten aber hat man bis 
jetzt die geographische Verbreitung der Windepflan- 
zen berücksichtigt, was doch, wie aus der ange- 
hängten Tabelle hervorgeht, nicht ohne Wichtigkeit 
würe. Selbst in dem Werke von Schouw *), wo 
die Familie der Lesuminosen ziemlich genau. bear- 
better ist, finde. ich keine besondere Erwähnung 
der Windepflanzen in derselben. Ich zweifle nicht, 
dafs sich noch hie und da eine Windepflanze unter 
den schon bekannten finde, die ich nicht aufgezählt 
habe; allein ich führte nur diean; wo in der Diag- 
nose der Pflanzen ausdrücklich gesagt ist, dafs sie 
einen Caulem volubilem haben. Wir sehen auf den 
ersten Blick, dafs die windende Form der Pflanzen | 
sich nicht in allen Famtlien findet; dafs sie in vielen 
srölsern Familien ganz fehlt, wie z. B. bei den Ra- 
nunenlaceen , Malvaceen, Rosaceen, Cariophylleen, 
Cruciferen, Umbellisten, und in den Compositis, bis 
auf eine geringe Ausnahme; dafs in 150 Familien der 
Phanerogamen sich ohngefähr nur ein Fünftel Fami- 


lien finden, welche Windepflanzen besitzen, und 


unier diesen sind es wieder bei genauerer Untersu- 
chung nur.6 Familien , die mehr als 10 Windepflan- 
zen enthalten. Es ergibt sich also hieraus, dafs die 
Windepflanzen auf wenige Familien beschränkt sind. 
Was die Dauer der Windepflanzen betrifft, so findet 
auch hierin ein Unterschied statt; der gróíste Theil 
der Windepflanzen sind Sträucher oder kleine Biu- 
me, die jährlich neue Schosse treiben y welche sich 
immer wieder winden; der geringste Theil sind ein- 


9) Schouw Grundzüge einer allgemeinen Pfanzengeographie, 


jährige Pflanzen, und in der Mitte stehen diejen 
gen, welche eine perennirende Wurzel haben, = 
alle Jahre einen neuen Stengel treibt. Die gröfste 
Verschiedenheit aber findet statt bei Vertheilung der 
Windepflanzen auf der Erde nach den climatischen 

Verhältnissen. Hier findet es sich, dafs vier Fünf. 
theile aller Windepflanzen zwischen den beeden Wena ` 
dezirkeln vorkommen, so aber, dafs die westliche 
Halbkugel im Verhältnifs ihres Flächeninhalts um ein 
bedeutendes reicher ist, als die östliche H albkugel; 

auf einem weit geringern Raum finden sich auf der 
westlichen Halbkugel 255, auf der östlichen dage- 
‚sen 508. Es zeigt sich ferner ein Unterschied zwei, 
schen den Ländern, welche nördlich vom A: equator, 

und denen, welche südlich von demselben liegen; 
die Menge der Windepflanzen ist'nämlich beden- 


en 


lend gröfser in den Ländern: nördlich vom Aequa- 
ler, als in den südlich gelegenen Gegenden. In 
demselben Verhältnifs nehmen auch die Wind epflan- 
zen schneller ab gegen Süden, während es nur alli. 
mählich geschieht gegen Norden, Endlich finden 
wir noch eine grüfsere Menge von Windepflànzen 
in dem östlichen Theil jeder Halbkugel, als in dem 


westlichen; Um das Gesagte zu beten mögen 
die Familien der Leguminosen und der Con; volvu- 
laceen als Beispiel dienen, welche mehr Sa die 
Hälfte aller Windepflanzen enthalten. 


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Manche dieser Windepflanzen finden sich iù 
mehreren Welttheilen, so z: D. der Convolvulus ob- 
Scurus kommt unter gleichen Breitegraden , auf Su- 
rinam und Ceylon, der Convolvulus Batatas in Ost- 
und Westindien, die Ipomoea punctata in Ost- und 
Westindien und in Africa vor, die Calystegia sepium 
ist sogar ohne Unterschied des Climas fast auf der 
ganzen Erde verbreitet, sie finden sich in ganz Eu- 
ropa, in Nordamerika, in Peru und in Neuholland. 
Was die Verbreitung nach den Längegraden betrifft, 
so ergiebt sich dieís schon aus der Angabe der Länder. 

‚Im Allgemeinen scheinen die Windepflanzen, 
nach den wenigen Angaben von Schriftstellern, mehr 
Pflanzen des platten und hügelichten Landes zu 
seyn, seltener auf Bergen, am wenigsten aber auf 
hohen Gebirgen vorzukommen; wenigstens liefert 
uns Europa kein Beispiel hievon, und auch in Ame- 
rika führt Humboldt*) nur den Convolvulus bo- 
gotensis bei einer Höhe von 5400-9700" südlich vom 
Aequator an. Zwischen 12 — 21° nördl, Breite aber 
und bei einer Höhe von 1800 — 6600 Fufs findet sich 
Ipomoea, cholaecensis und Convolvulus arbores- 
сепз **); alle übrigen aber kommen bis zu einer 
Höhe von 1800’ über der Meeresfläche vor. Etwas 
häufiger trifft man sie in der Nähe fliefsender Was- 
ser, am häufigsten aber 'an buschigten Orten, da 
der gröfste Theil der Windepflanzen an sich schon 
strauchartig ist. Die Windepflanzen sind es уог- 
züglich, welche die südamerikanischen ‚Wälder 
so undurchdringlich machen. Es ist auch der Na- 
tur der Windepflanzen angemessen, dafs sie sich in 


NE AHLEN, 25 Humboldt de distrib, geograph, plant, 1817. 
р. 306. 
ce N с, р. 311, 


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— 10 — 


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der Nähe solcher Pflanzen befinden ‚ um welche sie 
sich winden können, was, wie es scheint, zu ihrem 
besondern Gedeihen nothwendig ist. Die Wasser- 
pflanzen winden sich, wie es scheint, nie, mit Aus- 
nahme der.Valisneria spiralis, deren weiblicher Blu- 
menstiel sich unter dem Wasser spiralförmig um sich 
selbst windet, und der Utricularia volubilis in Neu- 
Holland 5), bei der aber das Winden nicht unter 
dem Wasser, sondern in der Luft vorgeht, 


Aufzählung der Cirren tr agenden Pflanzen Léit 
ihre ge eographische. Verbreitung. 


Bei den Cirren tragenden Pflanzen finden ganz 
andere Ver "hältnisse statt, als bei den vorigen; sie 
kommen in noch wenigeren Familien vor, Se dic- 
se, und sind sowohl in Rücksicht der tungen, 
als auch der Art en von geringerer Anzahl. Das 
‚ Vorkommen der Cirren tragenden Pflanzen richtet 
sich vorzüglich nach dem Puncte, von welchem aus 
die Cirre an der Pflanze entspringt. Die Pflanzen, 
bei denen die Cirren in den Winkeln zwischen Stamm 
und Blättern entspringen, kommen fast ausschliefs- 
lich in der heifsen Zone vor; so verhält es sich bei 
den РаѕѕіЙогеп, den Cueurbitaceen und Asparageen, 
(Letztere rechne ich auch noch hieher, denn wenn 
gleich bei dem genus Smilax, welches den grófsten 
Theil unter den Cirren tragenden Pflanzen dieser 
Familie ausmacht, die Cirren auf die Mitte des 
Blatistiels führen, so sieht man doch deutlich, dafs 
sie gleich den foliis decurrentibus an. demselben 
heravfsteigen und zu seinen Seiten am Stamm ih- 
ren Ursprung nehmen.) Dagegen die Pflanzen, bei 
denen die Cirren am Ende eines zusammengesetz- 


I 


®) Robert Brown prodr, flor, novae Holland, 


— 1 — 


ten Blattes stehen, wie diels bei den- Leg suminosen 
der Fall ist, mehr in den gemälsigten. Zonen der 
Erde vorkommen. Nur selten trifft man windende 
Pflanzen zugleich mit Cirren versehen, wie diefs 
bei Phaseolus cirrosus der ҒаП ist; sie bedürfen 
auch deren nicht, da. der Stengel schon für sich im 
Stande ist, sich an fremde Gegenstände zu befesti- 
gen. Die meisten der Cirren tragenden Pflanzen 
sind auch, wie die Windepflanzen, Keng oder 
Strauchartige Gewächse, die ihre Cirren beständig 
als Befestigungsmit iel-behalten, was um so noth- 
wendiger ist, als die meisten dieser Pflanzen klet- 
‚ternde sind, die sich nur mit Hülfe der Cirren in 
der Höhe erhalten können. Die Cirren dieser Art 

von Gewächsen sind entweder aus dem Blattstiel ent- 
spriügend, wie bei de: жөн oder sie sind 
dem Blatt еке тобы абаа. und lassen aus ihren 
verschicdenen Formen schlie fsen , dafs sie a: usgear- 
‚tete Blatt - oder B T€ seyen, denn oft zeigen 
diese Cirren noch an ihrer Spitze einige Spuren von 
Pss ati diefs in der Familie "de Ampe ideen 
der Fall ist; bei andern aber, wie z.B. bei einigen 
Arten aus der Сайа g Clematis , sind es die Blatt- 
‚ stiele selbst, welche die Stelle der Cirren bei die 
ser Art kleiternder Pflanzen verireten. Ein zweiter 
Haufen Cirren tr agender Pflanren sind solche, wel: 
che alle Jahre einen neuen. Stengel treiben , und 
diese sind theils. Pflanzen mit Pith cad Wur- 

zel, theils noch häufiger enz? irige Pflanzen; іє 
haben entweder ihre Cirren an der Spitze eines zu- 
sammengeseizten Blattes stehen, wie diefs bei den 
Leguminosen der Fall ist, oder die Cirre sitzt im 
Blattwinkel; zuweilen aber ist keine eigentli iche Cir- 
ге ына sondern e$ ist der Blatistiel, welcher 


d з D қ LP TuS 2; 15 
Spiralform anni nmt; so verhält es sich bei Antirrhis 


> 


num eirrosum und Adlumia cirrosa. Zum Beweis 
des Obigen mag die angehängtè Tabelle dienen, die 
nach Art der vorigen. eingerichtet ist, nur mit dem 
Unterschied, dafs noch vier besondere Abtheilungen 
gemacht sind, je nachdem der Cirrus im Blattwin- 
kel oder auf dem Blatte sitzt, oder je naehdem der 
Blattstiel oder Blumenstiel cirrenartig ist. Merkwür- 
dig ist noch, dafs alle Passifloren іп der neuen Welt 
zu Hause sind, während der gröfste Theil der Ca- 
curbitaceen in der alten Welt sich findet; die Cir- 
ren tragenden Leguminosen dagegen gröfstentheils 
in der gemälsigten Zone vorkommen, die meistens 
einjährige oder Wurzelpflanzen sind, und selten 
baumartige Gewächse oder Gesträuche, 


Aufzählung der Familien und Gattungen von ` 
Winde - Pflanzen. 


"n 


212. 7 Dilleniaceae. 
/Tetracera. : Hibbertia. 
Menispermeae. 
“MCoculus. Menispermum. Cissampelos. 
| 35209 Piolarieae. - 
/Calyptrion. E | 
en Polygaleae. 


3 Ў A 1 < Р e 
—Comesperma, /Securidaca. 


Malpighiaceae. 
Byrsonema. Gaudichaudia. Banistera. Tristellateia. 
Triopteris. Aspicarpa. 
; Passifloreae. 
52. Passiflora. 
M ro хаж Hippocrateaceae. 
| Hippocratea. | 
229 Guttiferae. 
Clusia. 


— 15 — 
4”. Ampelideae. 
Petrea. + 
Leguminosae. 
Trifolium. Glycine. Desmodium. Clitoria. Indigo- 
fera. Chaetocalyx. Lespedeza. Nissolia. Swetia. 
Neurocarpum. Abrus. Macranthus. Teramnus. Co- 
logania. Vigna. Amphiearpoea. Hennedya. Galac- 
Ча. Lablab. Rhynchosia. Phaseolus. Odonia Fage- 
lia. Dolichos. Otoptera, Pachyrhizus. Dioclea. Ru- 
dolphia. Canavalia. Pisum. Dalbergia. 
Cucurbitaceae. 
Momordica. Ms 
Caprifoliaceae. 
Lonicera. | 
Rubiaceae. | 
Paederia. Sabicea. Monettia. Morinda. . 
Compositae. 
Micania. ; 
Campanulaceae. 
Cyphia. 
Jasmineae. 
Jasminum. | 
| Аросіпеае. 
Pergularia, Asclepias. Gymnema. Periploca. Сего- 
pegia. Oxystelma. Cynanchum. Tylophora. Parson-. 
sia. Apocynum. Marsdenia. Lyonsia, Sarcostemma. 
Echites. Hoya. 127% E | 
| Bignoniaceae, 
Bignonia. Tecoma. 
a ы Convolvulaceae. 
Convolvulus, Ipomoea, Cuscuta. Calystegia, 
^ v . Boragineae. 


Tournefortia./ we 


Solaneae, 
Solanum. 


484£ Antirrhineae. 
-"Utricularia. Maurandia. 

Acanthaceae, 

Thunbergia. | 

deis c Amaranthaceae, 


\ 


Lestibudesia. 


2-4, Chenopodeae. 

\2ВаѕеПа. 

Polygoneae. 
Polygonum, ` | 
^о о Laurineae. 
Cassytha. 

\ Tristolochiae. 

Aristolochia. Sa 

28. Euphorbiaceae. 

'-Plukenettia. ‘Tragia, 

| Urticeae. 

Humulus. 4 

20 4* "Asparageae, ғ % 

VFustrophus. Dioscorca. Medeola. Tamus. "Péajána. 

‚Thyrsanothus; Asparagus. Ripogonum; 

73 Liliaceae. 

L^"Álstroemeria. 
de nep. Rhamneae. 
Berkhemia. 

Tropaeoleae. 

Tropaeolum. Килы а» 


, 
' 


Aufzählung der Familien und Gattungen von 
‚ Cirren tragenden Pfanzen. 


- Ranunculaceae, 
Clematis. 

Famariaceae, 
Adlumia. 


СА 


Zu Seite 45. 


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Menispermeae | $ Amm VS EGET NER, ES T ] | | 
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 Malpighiaceae | 6| 16| 46] | | | \ | sepe | | one = 
Hippocrateac. LE ib o R Eolo d 3 — 4 | | Së | | em n 
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Ampelideae | 1 | 1 LE 1 , TREE u nn Кышы! wet. эү. E ka. L а, 
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Lucurbitaceae пзе кү 1 4 E | | чш SS 1. 7 г ТЕ рех VIN Së Faba 
Caprifoliaceae 1743 IET | WS 1 | i E GEO Ze Reen Dia 
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He Companulaceae {Ж = SS — | e : | i Zeg "mee M яв | Cuc 
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2 Apocineae | 15 de m z 72 E 16 Se й B. | _ 2 ; i А. | 54 pe | 4 к=. | Mut 
‚а Bignoniaceae | 4 24; 2 е «E 3 iod en EE | 
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Amaranthaceae Lk, > 1 үс B | | | mg I 439 
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Laurineae El. | | | 7 ка m rn a Ж. 
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Euphorbiaceae |  : KS SE Al | | TET YS | | | | Toa 
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Polygaleae 2 — ee à | 70 140 | 77 
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Fumariaceae | basch CL [d | =] 1| | | к] Lr | А | | 57 | [ | b 
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~ f Sapindaceae | 4l 11] 9| Lal | | | | | 10 ” "NM s SS | | с o 
3 Ampelideae SR. | ECH | 24 | E: E | l СЕ МЕ. | | - | 1 A P x E i p 
c: "Rhamneae io = 2r 2 | d = | | | i 1 E - | | 1 ECH | ANE 
ы f Terebinthaceae е al | f pog Ec EE o es | : T - EL EX UC]. t 22 
ES Leguminosae SS WE - 8] 205 11 15 ] 40 ЛА |. 9 179 | 8 | 10 1..8 КК S | m Cat fus] | | | 
S f Cucurbitaceae | 9] 935} 2[ 581] 341 12 ie x ques We OR. | eg we | | 10 | | 
2 f Compositae | 1| 10] чор | 1 SERM N - 4 "mw | 2. ONCE Lc. 
5 [ Apocineae KS р LS | | | SEE L78 31 gi | [^ Ж | E SN 
el Bignoniaceae | 4| 45| 15 | ! | | | ЖЕ. Bar | | PC? E d 4 ] 
е f Antirrhineae | al aJ | | 141 | в, Е [rem Se | 7 | 
Қ. Orchideae . | 1 | 4 | E ГЕ 1 E Lo | BA E = г ТЕГ 1 Ser E 
© f Asparageae 4. | A 28| 51 | SES La | : mH | | EY | SCH - ma - Г i 1 "TS ms 
Liliaceae STEE SII EE Ps | Ke e ee Ee 5, 
17 ЕЛЕДІЕІ 85]17]| 96 1 20 |. 8 | 20. | 70 | % [2 | 57 | nA pue Tr 


Passifloreae. 
Passiflora. Coboea. Murucuia. 


Malvaceae. 
Hugania. 
Sapindaceae. 
Paullinia. Serjania. Cardiospermum, Enourea. 
{ Ampelideae. ; 
Cissus. Vitis. Ampelopsis. 
Rhamneae. 
Gouania, 
Terebinthaceae. 
Rhus. 
Leguminosae. i 
Faba. Vicia. Lathyrus. Pisum. Ervum. Entada: 
. Phaseolus.. Bauhinia. | 
Cucurbitaceae. : 
Momordica. Melothria. Trichosanthes. Cucurbita. 
Cucumis. Bryonia., Sicyos. Sechium. Myrianthes. 


Compositae, 
Mutisia. 
| Apocineae. 


Lasiostemma. Pacouria. Strychnos. 
3 


Bignoniaceae. 
Bignonia. 
Antirrhineae. 
Antirrhinum. 

Orchideae. 
Vanilla. 

Asparageae. 
Smilax. Dioscorea. Мерепіһев. 


Liliaceae. 


Gloriosa. 


EX 
3 


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2 167 == 


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ee 


Ursprüngliche Bewegungen der Winde- 
i Pflanzen. 

Zu der Beantwortung der Frage: in welcher Le. 
bensperiode der Pflanze die Spiralform sich zuerst 
ausspreche, schien es mir, nach mehreren miíslun- 
genen Versuchen, um auf ein genaues Resultat zu 
kommen, nothwendig, zuerst die ursprüngliche Be- 
wegung der windenden Pflanzen vom Anfang ihres 
Erscheinens an zu beobachten. Ich wählte zu die- 
sen Versuchen mehrere Exemplare von Phaseolus 
coccineus, welche vorzüglich kräftig waren. Jede 
Pflanze war für sich in einem eigenen Topf, und 
wurde gegen Osten gestellt, wo sie von Morgens 6 
Uhr his Abends 3.Uhr von der Sonne beschienen 
wurde. Wenn die Pflanze an der Oberfläche der Er- 
de erschienen ist, so zeigt sich noch keine Spur von 
spiralförmiger Windung. Das erste Internodium von 


CONCEPT ter ул) 


der Warzel bis on den Saamenblättern ist ganz ge- 
rade, das folgende Internodium, das sich nun bil- 
det, gibt schon einige Andeutung zu der Spiraliorm, 
indem die Spitze etwas gebogen ist; doch ist es im- 
mer nur die Spitze bei den ersten 4 bis 5 internodien, 
die gebogen ist, denn nach ihrer vollkommenen Ent- 
wicklung sind diese Internodien ganz gerade, sie sind 
aber auch die kürzesten an der ganzen Pflanze und 
stehen sehr gedrängt. Ueber diesen folgen.längere, 
welche die gekrümmte Form beibehalten. Indessen 
schon bei einer Höhe von 6” fängt die Spitze Mor- 
gens an, sich in der Regel von Abend gegen Morgen 
und wieder rückkehrend beständig in einem Rreis zu 
bewegen. Dieser Kreis wird immer gröfser, je mehr 
sich die Pflanze verlängert, und die freie Bewegung 
dauert so lange fort, bis der obere Theil das Ueber- 
gewicht bekommt und umsinkt. Die Pflanze ist da- 
dorch in ihrer khreisfürmigen Bewegung gehindert, so 


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lange, bis die Spitze sich wieder von der Erde ei- 
hoben hat, worauf diese Bewegung von neuem an- 
fängt. Diese Bewegung geht anfangs, so lange die 
Pflanze noch niedrig ist, nur langsam von statten, 
бо dafs sie in 24 Stunden nur Einen Kreis beschreibt ; 
bei zunehmendem Wachsthum aber wiederholt ег; 
Sich immer öfter, bis endlich іп 24 Stunden 6| 
Бө 8 erzeugt werden. Es hängt aber die Schnel- * 
ligkeit dieser Bewegung; so wie die Gröfse des Krei- 
Ses auch von der Witterung, Temperatur und Tags- 
Zeit ab, denn über Nacht erfolgt die Beschreibung 
des Kreises nur 4 bis 2 mal, während sie bei Tag 5 
bis 6 mal erfolgt; bei ungünstigem Wetter ist der 
Kreis gröfser, als bei dem Sonnenschein, weil sich 
die Pflanze mehr von der senkrechten Richtung ent- 
fernt, dagegen die Bewegung bei letzterem schnel- 
ler, als bei ersterem ; es wird hievon weiter die Re- 
de seyn bei dem Einflufs des Lichtes. Im Ganzen 
zeigten sich Ше Erscheiuungen voilkommen gleich 
bei Convolvulus, Phaseolus, Lonicera, welche theils, 
па April, theils im Juni und Juli beobachtet wurden, 
Um nun den Einflufs verschiedener Umstände auf 
diese Bewegungen zu erforschen, stellte ich Pflan- 
zen sowohl an einen ganz finsiern Ort, als auch in. 
|! den Schatten und in den Keller, wo die Temperatur 
our 89 — 10? betrug; aber an allen diesen Orten 
lauerte diese Bewegung fort, nur mit dem Unter- 
i€hied, dals sie im Schatten am längsten dauerte, am 
lem finstern Orte von gleicher Temperatur wie im 
chatten 3 bis 4 Tage, im Keller aber, wo sie lang- 
sam war, dauerte sie nur 2 Tage, und zwar beschrieb» 
ме in 24 Stunden nur cinen bis anderthalb Kreise, 
während sie іп Finstern 3 bis 4 Kreise beschrieb, 
im Schatten aber so viele wie im Sonnenlicht. Die. 
Bewegung der Lonicera erfolgte, unter gleichen Um- 


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standen mit den übrigen, nur 2 — 3 mal in 24 Stun- 


den. Beim Hopfen fand es sich immer, dafs die Be- 
wegung { = ота] in 24 Stunden mehr erfolgte, als 
bei den Bohnen; Convolvulus, Ipomaea, Glycine und | 
Polygonum. Bei Convolvulus und ipomaea zeigt auch 
das erste Internodium nieht sogleich eine Krümmung, 
wie diefs bei den Bohnen und Glycine der Fall ist; 
es bilden sich zuvor mehrere ganz gerade Interno- 
dien, ehe sich das Winden der Pflanzen zeigt, und 
bei Polygonum Convolvulus Zeigt sich das Winden 
erst später, und oft gar nicht, wenn die Umstände 
nicht günstig sind $ der Hopfen und Polygonum uü- 
terscheiden sich noch dadurch von den übrigen, dafs 
ihre Bewegung von Osten nach Westen anfängt. Die 
nimliehe Richtung dieser Bewegungen aber findet 
auch ап der Sılize statt; mit der ersten Krümmung 
der Spitze ist auch der Anfang zum Winden gege- 
ben, denn wenn man jetzt die Pflanze mit einer zu 
ihrer Grófse verhältnilsmäfsigen Stütze in Berührung 
bringt, so umfafst sie dieselbe und fängt so an, sich 
zu winden. Ich nenne. diese Bewegung überhaupt 
Bewegung um die Stütze, zum Unierschied von ei- 
ner Bewegung, von welcher bisher noch nicht die 
Rede war, welche die Pflanze um sich selbst macht, 
‚und welche nicht immer in derselben Richtung und 
Schnelligkeit erfolgt; denn so lange das Interno- 
dium in die Länge wächst, so befolgt sie die Rich- 
tung der Bewegung um die Stütze, hat aber das Län- 
 gen-Wachsthum aufgehört, so tritt ein dreifacher 
Zustand ein 7 entweder bleibt sie stehen in der zu- 
erst angenommenen Richtung, was der häufigere Fall 
ist, oder sie kehrt zurück bis Zu einem gewissen 
Grade, so dafs der Stengel seine Spiralform verliert, 
oder die Rückkehr geht noch weiter, und es erfolgt 
eine Winduag, die eine der erstern enigegengesetz- | 


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te Richtung hat; den letzten Fall hatté ich häufig an 
beobachten Gelegenheit an den in den ersten Le: 

bensperioden gebildeten internodien von Hopfen und 
Convolvulns arvensis, Man erkennt das Daseyn die: 
Ser windenden Bewegung des Stengels um sich selbst 
an den Kanten, desselben; sie ist sichtbar bei allen 
Windepflanzen; welche ich beobachtete, und mit wel- 
Cher Kraft sie besonders beim Hopfen erfolgt ; йа» 


für mag folgender Versuch sprechen, den ich öfters 
‚wiederholte. ich befestigte nämlich bei Hopfen, der 


um eine Stütze sich windete, das oberste Interno- 
dium so, dals zwar die Pflanze um die Stütze, aber, 
Richt um sich selbst die Bewegung machen konnte, 
und bei günstiger Witterung brach die Pflanze an 
dem Befestigungspunkt nach 6 bis 8 Tagen entzwei. 
Dieser Versuch gelingt aber nur gut bei Hopfen; 
weil hier die jungen Triebe leichter abbrechen, was 
bei den andern Windepflanzen nicht so leicht ge. 
Sehieht, weil ihre Fasern gleich anfangs etwas zä- 
her sind, und ihre Bewegungen überhaupt nieht 5u' 
lebhaft, wie bei Hopfen. Eine ähnliche doppelte 


Bewegung zeigt sich auch bei den Blättern der Aca- 


ба; auf den Einfluls des Sonnenlichtes richten sie 
Sich alle in die Höhe; zugleich aber nimmt wieder 
jedes einzelne Blättchen eine concave Form an; im 
Ganzen aber machen die Blättchen der Acacien auch 
eine kreisförmige € um ihren Stil nach den 
Tagszeiten. 

Einen Unterschied von allen diesen macht die 
Cuscuta, die schon als Embryo zwei spiralfürmige 
Kreise beschreibt, die sich aber durch das Keimen 
Unter der Erde aufwiekeln , und wenn sie an der 
Oberfliche der Erde erscheint, so zeigt sich keine 


Spur mehr hievon, sondern die Spitze der Plumula 


ist umgebogen; an dem untern Theil der Pflanze 
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anliegend und senkrecht gegen die Erde gerichtet, 
so wie sie aber völlig an: der Oberfläche der Erde | 
ist, so richtet sic sich auf und krümmt sich alsdanu. 
an ihrer Spitze; sie beschreibt ähnliche Kreise, wie | 
die vorigen Pflanzen, aber diesen stellt sich bald 
ein Hindernifs in den Weg, die Pflanze stirbt nim- 


lich von unten herauf allmählig ab, so dafs sie kei- 
nen festen Punkt mehr auf der Erde hat und schnell 
abwelkt, aber immer so, dal die Spitze zuletzt ver- 
trocknet, wenn nicht die gehörige Feuchtigkeit sie 
beständig vor Absterben schützt. Unter dieser Ве- 
dingung wächst die Pflanze auch ohne Wurzel fort, 
so lange, bis sie einen lebenden Körper trifft, um 
welchen sie, wenn er dünn ist, in kurzer Zeit meh- 
геге Kreise beschreibt und sich auf eine Art fest- 
setzt, wie wir weiter unten sehen werden. Dieses 
ist auch der’ Grund, warum die Pflanze ursprüng- 
lich nur an feuchten schattigten Orten gedeiht, na- 
mentlich in den dichtesten Heken. 

Als Resultat dieser ersten Untersuchung g geht ala 
so hervor, dafs die Windepflanzen eine beständige 
zweifache Bewegung machen, einmal die gröfsere 
kreisförm ige Bewegung des Stengels um die Stütze, 
dann die einen kleinern Rreis beschreibende Bewe- 
gung des Stengels um sich selbst, die aber nach 
Verschiedenheit der Umstände mehr oder weniger 
schnell erfolgt; dafs ferner bei dem ersten Erschei- 
nen der Pflanze über der Erde sich noch keine Spur 
von Spiralform zeige, und diese sich erst nach Aus- 
bildung eines oder mehrerer Internodien ausbilde, 
je nach der Gröfse der Neigung sich zu winden; 
dafs selbst die Cuscuta hievon keinen Unterschied 
mache; denn wenn gleich ihr Embryo ursprüng- 
lich gewunden ist, so zeigt sich doch keine Spur 
hievon beim Erscheinen über der Erde; es 15151 


Sich hier kein Anfangspunkt des Windens angeben, 
Wie bei den übrigen Pflanzen, wegen Mangel an*in- 


lérnodien, sondern die ganze Pflanze beschreibt ih- 
Те kreisförmige Bewegungen, 


Vonder Anziehungskraft derverschiedenen Stützen. 


Die folgenden Versuche zu Beantwortung dieser 
Frage konnten nur erst nach den eben beschriebe- 
пеп Beobachtungen mit Bestimmtheit angestellt wer- 
den; ohne diese Vorkenntnifs ist est unmüglich, ge- 
naue Resultate zu erhalten, denn wenn man die der 
Beobachtung unterworfene Stütze so in die Маһе дег 
Fflanzen bringen würde; dafs diese in ihren Bewe- 
sungen auf die Stütze treffen mufs, so würde man 
jeden Augenblick getäuscht werden. Um also Wie- 
derholung zu vermeiden‘, bemerke ich hier für im- 
mer, dafs die Gegenstände, welche in den folgen- 
den Versuchen vorkommen, entweder hinter die 
Pflanze gestellt wurden, um zu sehen, ob sie im 
Stande seyen, die Pflanzen in ihrer normalen Be- 
wegung durch ihre Anziehungskraft "aufzuhalten, 
oder sie wurden ausser der Peripherie des durch 
die Pflanze beschriebenen Kreises gebracht, der sich, 
wie gesagt, nur mit zunehmendem Wachsthum ver- 
grüfsert. Die Versuche wurden iheils an Pflanzen 
in Scherben, theils an Pflanzen im Freien an einem 
gegen Mittag liegenden Orte angestellt. Zuerst ver. 
suchte ich, ob nicht die lebende Stütze vorzugs- 
weise eine Anziehungskraft vor der todten be- 
Sitze; hiezu wählte ich anfangs solche; die gar 
keinen Geruch verbreiteten, als Haselnufs, Weiden, 
Отива, Lonicera Xylosteum, Lamium album , Ribes 
rubrum, Vitis, Triticum und Hordeum; aber keine 
dieser Pflanzen war im Stand, die Bewegungen win- 
dender Pflanzen aufzuhalten, obgleich diese sich um 


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jede dieser Stützen bei der leisesten Berührung leicht 

windeten; nun wählte ich solche Pflanzen, die ei- 

nen Geruch verbreiten, als Dictamnus albus, Ribes 

nigrum, Allium, Cannabis , Juniperus, Pinus, Chei- 

ranthus annuus, Sisymbrium pratense, Lavendula 

Spica, Mentha, Galiopsis ochroleuca, Chaerophyllum, 

Apium Petroselinum. Um alle diese Pflanzen, die 

so verschiedene Gerüche verbreiten, windeten sich 

die Windepflanzen. so wie sie dieselben erreichen 

konnten, zum Beweis, daís sie keine Abneigung 

gegen sie hatten, aber keine zeigte eine besondere | 
Anziehungskraft vor der todten Stütze, eben so we- 

nig, als wenn ich todte Stützen mit verschiedenen 

stark riechenden Stoifen bestrich, So versuchte ich 

es, eine Stütze mehrmals des Tags mit Ol. Tere- 

bir nth. zu hefeuchten, ohne Erfolg; desgleichen theil- 

te ich der Stütze den Geruch nach Asa foetida, Ol. 

C. C. foetid., Citronen - und Lavendel-Oehl mit, im- 

mer verfolgte die Pflanze ihre normale kreisförmige 

Bewegung; ich tränkte endlich noch mehrere klei- 

ne Schwimme mit Essig oder PE Weingeist, befe- 
stigte sie an der Stütze, aber auch hier blieb der 
Erfolg der nämliche. Die letzteren Versuche wur- 

den vorzugsweise im Schatten angestellt, damit die 

Verflüchtigung nicht zu schnell vor sich gehe, was 

um so eher geschehen kon: nte, da, wie schon oben 
angegeben ist, die Bewegung der Pflanzen im Schat- 

ien fortilauert, 


Obgleich nun diese verschiedenen Versuche kei. 
ne besondre Ab- und Zuneigung von Seiten der 


Windepflanzen gegen die verschiedenartigsten Stü- 
«еп Zu erkennen gaben, so ist doch ausgemacht, 
dafs sich um gewisse Pflanzen einzelne Windepiflan, 
zen nicht winden . ; worauf diefs beruhe, weils ich 
nicht anzugeben, R ich im Allgemeinen. nur die 


Bemerkung einmal gelesen habe, dafs einige Con- 


volvulusarten in Südamerika sich nur um gewisse 
Pflanzen winden und an keiner andern Pflanze ge- 
funden werden. Ob vielleicht der Boden nicht im 
Stande ist, gewisse Pflanzen zu nähren, während in 
demselben andere Pflanzen gut fortkommen, oder 
ob es die als Stütze dienende Pflanze selbst ist, die 
entweder durch ihre Form, oder durch eine beson- 
dere Ausdünstung die Pflanzen entfernt hält, muls 
ich aus Mangel an eigener Beobachtung unentschie- 
den lassen. 

Zu einer dritten Reihe von Stützen nahm ich solche, 
die sich durch Form, Farbe und Materie auszeichne- 
ten. Zuerstalso solche Stützen, die von verschiedener 
Farbe sind. Zu diesem Zweck hatte ich Stützen von. 
schwarzer, weifser, blauer, rother, gelber und grü- 

ner, violetter und Orange-Farbe, wobei alle metal- 
lische Farbsubstanzen vermieden und so viel als müg- 
lich nur vegetabilische Farben gewählt wurden. An- 
fangs stellte ich vergleichsweise Versuche an, eines- 
theils mit der schwarzen und weifsen Farbe, als den 
beiden Extremen in Hinsicht der Wärme- Absorption, 
und anderntheils zwischen der rothen und biauen 
Stütze; allein beim ersten Umfassen findet so 
wenig Unterschied statt zwischen dieser Art von 
Stützen, als zwischen den vorigen, und wenn 
die Stütze einmal umfalst ist, so wird sie eben so 
gut wieder bei Tag von der Pflanze bis zu einem 
gewissen Grade verlassen, wie diefs bei den vorigen 
und nachfolgenden Stützen der Fall ist, und gerade 
bei dieser Erscheinung hätte es sich zeigen müssen, 
ob die Pflanzen von der Stütze besonders nach Vcr- 
*schiedenheit ihrer Natur angezogen werden oder 
nicht. Denn eben so, wie die Pflanze ohne Stütze 
einen beständigen Kreis beschreibt, der den Tag 


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über stärker erfolgt, als bei Nacht, so verhält es sich 
auch bei der Pflanze, wenn sie eine Stütze umfafst 
hat. Sie verlifst nämlich jeden Morgen ihre Stütze, 
und die Entfernung ist sowohl nach den Pflanzen, 
als auch vorzüglich nach den äussern Umstönden 
verschieden. So entfernen sich Hopfen und Lonicera 
am meisten von der Stütze, es beträgt oft 6—8”, 
während es bei Convolvulus, Bohnen und Glycine 
nur 2 3° beträgt. Die Entfernung ist am stärksten 
Vormittags und nimmt in demselben Verhiltniís in 
dieser Tagszeit zu, als sie Nachmittags wieder ab- 
nimmt. Mittags sieht die Spitze mehr gegen den 
Horizont, während sie Morgens und Abends mehr 
schief steht, und endlich nach Untergang der Sonne 
sich fest an die Stütze anschliefst. Die Richtung die- 
ser Bewegung entspricht aber immer der normalen 
Richtung, in, welcher sich die Pflanze um die Stütze 
bewegt, so dafs die Hopfen, Lonicera und Polygo- 
num Convolv. gegen den Lauf der Erde sich am 
Abend an ihre Stütze anlegen. | 

-Ich brachte nun endlich noch in die Nähe der 
Pflanzen metallene Körper, und selbst Steine, fer- 
ner Stützen, die ganz mit Dornen besetzt waren, 
aber bei keiner fand ich einen Unterschied in den 


` Erscheinungen von denen, welche ich bei den übri- 


gen Stützen beobachtete. 


Fermögen der Windepflanzen, entfernte Gegen- 
stände zu umfassen. 


Diese Untersuchung zerfällt wieder in zwei an 


sich ganz verschiedene; denn einmal ist zu untersu- 
‚chen, bis zu welcher Entfernung die Windepflanze 


nach entfernten Gegenständen strebt, und dann wä- 
re noch zu erfahren, bei welchem Alter die Pflan- 


ze die Eigenschaft besitze, sich zu winden; diese 


25 


Zweite Frage kann aber erst weiter unten 'vollstin- 


dig untersucht werden; es soll also hier blos davon 
die Rede seyn, bis zu welcher Entfernung die Pflan- 
Ze eine Stütze zu umfassen strebt, Nach dem, was 
Wir in Obigem gesehen haben, dafs keine hosondre 
Anziehungskraft unter den verschiedenen Stützen 
Statt findet, wird die Beantwortung dieser Frage we- 
niger Schwierigkeit darbieten. Die Pflanze macht, 
wie schon gesagt, eine beständige kreisförmig се Be- 
wegung. Durch diese Bewegung kommt sie an die 
ihr zunächst stehenden Gegenstände und umfafst sie, 
Findet sich nun in dem Umkreis, welchen sie be- 
schreibt, keine Stütze, bis ihr oberer Theil das 
Übergewicht bekommt, so kann sie sich nicht mehr 
aufrecht erhalten und sinkt um, und geschieht die- 
Ses Umsinken unmittelbar auf die Erde, so kann die 
Pflanze unter diesen Umständen von da aus neue 
Wurzeln.entwickeln, oder sie bekommt überhaupt 
einen neuen Stützpunkt, die Spitze erhebt sich wie- 
der und setzt ihre vorigen kreisförmigen Bew wegun- 
gen fort; so wiederholt sich dieses Umsinken und 
Wiederaufrichten so oft, bis endlich die Pflanze ei- 
ne Stütze gefunden hat; um welche sie sich windet; 
diefs ist der gewöhnliche Verlauf. Kommen nun 
aber mehrere windende Pflanzen in der Nahe zu- 
sammen, wie diefs namentlich bei Hopfen häufig der 
Fall ist, der sich ohnediefs am längsten aufrecht er- 
hält, so vereinigen sich diese mit einander zu ei- 
nem Ganzen, so dafs immer die eine Pflanze der 
andern Zur Stütze dient, und eben damit alle sich 
linger aufrecht erhalten. Pflanzen aber mit schwä- 
cherem Stengel, wie Convolvulus, die, wenn sie ein. 

mal umgesunken sind, sich nur unvollkommen auf- 
richten, bilden am Ende ein wahres Netz, indem 
Sie sich unter einander verstrichen. Diels ist am. 


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wenigsten der Fall bei Hopfen, dessen Wachsthum 
so lebhaft ist, dafs auch die umgesankene Pflanze 
schnell wieder nach oben strebt. Hat nun aber die 
Pflanze eine Stütze erreicht, so schliefst sie sich 
genau аа dieselbe an, wenn nicht eine rauhe Ober- 
fliche es verhindert, so dafs die Dicke der Stütze 
die jedesmalige Weite des Spirals bestimmt; es 
scheint bei dem genauen Anliegen, als wenn die 
Pflanze aus der Stütze noch Nahrung ziehen woll-" 
te, wie diefs wirklich der Fall ist bei der Cuscuta. 
Ein ähnliches Beispiel habe ich bei Convolv. arvens. 


(Fig. 1.) gefunden, der sich um Euvonymus euro- 


paeus windete und mehrere Papillen іп der Nähe 
des Blattwinkels bildete, mittelst deren er Nahrung 
aus der fremden Pflanze zog. Ohne Zweifel finden 
sich auch andre Windepflanzen, die auf ähnliche Art 
Nahrung zu ziehen im Stande sind, was ich aber 
bis jetzt zu beobachten nie Gelegenheit hatte. Ei- 
ne solche Ernährung möchte aber auch durch die 


 Ausdünstung der lebenden Stütze ‚bis zu einem ge- 


wissen Grade ersetzt werden können, was freilich 
nicht so leicht zu erweisen ist. Die Pflanze strebt 
nun beständig nach oben in der ihr eigenen Rich- 
tung, und diese Eigenschaft bleibt den Windepflan- 
zen, gleich den meisten Pflanzen , eigen, dafs sic 
sich immer senkrecht auf den Horizont erheben 
Ich suchte auf vielfaehe Art diese senkrechte Rich- 
tung abzuhalten, aber es war mir auf keine Weise 
möglich; keine Stütze vermag etwas dagegen: so 
wie die Stütze einen Winkel abwärts mit dem Ho- 


 rizont macht, so wird sie von der windenden Pflan- 


ze verlassen, die sich senkrecht erhebt, und nur 
dann, wenn sie nicht mehr im Stand ist, sich auf- 


recht zu erhalten, kann es durch Zufall geschehen, 


dafs die Pflanze wieder auf die alte Stütze zurück- 


sinkt, um diese eine bis zwei Windungen macht and 
dann aufs neue von ihr abweicht.» Ich brachte zu 
diesem Zweck an mehrere Pílanzen Stützen in ho- 
rizontaler Richtung, aber nie folgten sie denselben 
ihrer ganzen Länge nach, sondern nur immer so 
lange, bis sie wieder festen Fufs gefalst hatten; 
wo aber die Stütze eine vollkommen senkrechte Rich- 
tung hatte, da wich die Pflanze unter keiner Be- 
dingung von ihr ab. Ich versuchte es hier noch be- 
sonders, ob die lebende Stütze durchaus keinen he- 
sondern Einflufs vor der todten Stütze habe, indem 
ich eine lebende Stütze quer an eine senkrechte todte 
befestigte, an welcher sich eine Pflanze windete, 
aber sie hatte nicht den geringsten Einflufs, eben 
so wenig war ich im Stande, eine Windung gegen 
die Erde hervorzubringen; zu diesem Zwecke befe- 
stigte ich den Ast einer Haselnufsstaude so, dafs die 
Spitze gegen die Erde sah, und an diese befestigte 
ich wieder die Windepflanze, ebenfalls mit nach un- 
ten gerichteter Spitze, aber immer kehrte sie wie- 
der zurück und sirebte nach oben, selbst wenn ich 
der Pflanze das Licht entzog und sie sich ganz im 
 Finstern befand. Nur bei Convolvulus und Ipomaea 
gelang es mir, einige Windungen nach unten her- 
vorzubringen, wenn nämlich die Pflanze ihre Stütze, 
die zu kurz war, überschritten hatte, so senkte sie 
sich durch das Uebergewicht abwärts; wenn sie nun 
hier eine Stütze traf, so windeie sie sich um die- 
selbe 2—3 mal nach unten und kehrte von da wie- 
der in die normale Richtung nach oben zurück. Hier 
ist also der Grund dieses Abwärtswindens ein me- 
chanisches Hindernifs, denn der schwache Stengel 
mulste dem Gesetz der Sehwere folgen und konnte 
sich somit nicht selbstständig erheben, wohl aber 


seine gewohnte Bewegungen machen; somit war ез 


--- EI аш 


möglich, dafs der Stengel sich einigemal nach unten 
windete und dann erst sich erhob, nachdem er fe- 
sten. Fufs gefalst hatte. Das Gelingen dieses Ver- 
suchs hängt aber noch von andern wesentlichen Um- 
ständen ab, wovon bei dem Einflufs des Lichtes 
die Rede seyn wird. 


Von der Richtung, in welcher die Pflanzen 
/ a . D 
sich winden. | 


Die Windepflanzen winden sich, wie bekannt, 


nicht alle in derselben Richtung, sondern bald ge- 
schieht es nach rechts, bald nach links; ich werde 
also zuerst angeben , in, welcher Richtung sich die 
verschiedenen Pflanzen winden, und dann versu- 
chen, ob dieses Winden immer constant nach einer 
Seite erfolge. | 

Unter den verschiedenen Windepflanzen habe 
ich 32 genera aufgefunden, in welchen ich die Rich- 
tung theils selbst bestimmen konnte, theils von 
Jussieu *) und de Candolle **) angegeben 
fand, und unter diesen 22 genera, welche sich 
nach links (sinistrorsum), und 10, die sich nach 
rechts (dextrorsum) winden; ich führe hier sogleich 
die Zahl der Gattungen an und nicht die der Arten, 
weil ich durch viele Beobachtungen, z. B. bei Con- 
volvulus, Phaseolus, gesehen habe, dafs sich die ver- 
schiedenen Arten einer Gattung immer nach. dersel- 
ben Seite windeten. Wenn nun diese Gleichförmig- 
keit, wie es mir sehr wahrscheinlich ist, durch al- 
le Gattungen durch statt findet, so ist es wohl chen 
so wahrscheinlich, dafs diese Gleichförmigkeit auch 
unter den Gattungen derselben natürlichen Familie 
m 
ei Jussieu 1, c, 


e) de GCandolle Prodromus syst, nat, regni vegetabilis, 


gleich bleiben werde; wenigstens sprechen dafür meh- 
rere Beispiele. Die Familie der Convolvulaceen епі-. 
hält 4 Gattungen mit windenden Pflanzen, deren 


verschiedene Arten sich alle nach links winden; 
ebenso winden sich alle mir bekannte Arten von 
Leguminosen nach links. In der Familie der Meni- 
. spermeen sind 5 Gattungen, wovon ich 2 kenne, die 
sich nach links winden, und aus der Familie der 
Apocineen kenne ich 5 Gattungen, die sich nach links 
winden. Folgendes sind nun die Pflanzen - Gattun- 
gen, die sich nach links winden: Coculus, Meni- 
spermum, Dolichos, Nissolia, Abrus, Cuscuta, Con- 
volvulus, Ipomaea, Calystegia, Clitoria, Thunbergia, 

Passiflora, Periploca, Momordica, Banisteria, Lith- | 
somia, Asclepias, Cynanchum, Tragia, Chantransiag 
die folgenden aber winden sich nach rechts : Calyp- 
trion, Lonicera; Basella, Tamus, Polygonum , Hus 
muius, галада Ophioglossum; Dioscorea und Ra. 
jania. 

Ob man die Windepflanzen willkührlich bald 
nach der einen, bald nach der andern Seite könne 
winden lassen, darüber machte ich folgende Versu-. 
che. Das erste war, dafs ich der Pflanze einfach 
eine ihrer gewöhnlichen entgegengesetzte Richtung 
gab, aber sie kehrte bald wieder іп die alte Rich- 
tung zurück, was bei heiterem Wetter oft schon in 
wenigen Stunden erfolgte , weil überhaupt um diese- 
Zeit die Bewegungen der Pflanzen lebhatter sind. 
Nun machte ich denselben Versuch bei weniger gün- 
stiger Witterung, bei welcher die Bewegungen we- 
niger lebhaft sind und die Pflanzen länger in der 
gegebenen Richtung verweilen, aber der Erfolg war 
nicht besser, die Pflanze kehrte nur langsamer in 
ihre normale Richtung zurück; dasselbe tand statt 
während: der Nacht in einem ganz finstern Orte, 


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dafs nämlich die Bewegung langsamer war, als bei 
Tag; aber immer fand eine Rückkehr statí, so lan- | 
ge die Vegetation nicht ganzunterbrochen war. Nun | 
befestigte ich die Pflanze leicht mit einem Band in 
abnormer Richtung, so dafs sie nicht zurückkehr 'en 
konnte, und in dem Maas, als sie sich verlangerte, 
legte ich fast jeden Tag ein neues Band an, aber 
während zehntägigem wiederholten Anbinden konn- 
te nichts bezweckt werden; das Ende war immer, 
dafs die Pflanze wieder in ihre normale Ri chtung 
zurückkehrte. Ich stellte nun noch den Versuch ап, 
ob sich nicht durch zwei verschiedene Pflanzen, wo- 
von die eine nach rechts, die andre nach links sich 
windet, eine Abauderung in der Richtung bewirken 
lasse; in der Absicht licis ich Convolvulus und Boh= 
nen um Hopfen winden, aber jede folgte ihrer ur- 
sprünglichen ісіні ohne die geringste Abwei- 
chung. Merkwürdig ist bei diesen Versuchen, was 
zum Theil schon aus dem Obig gen hervorgeht, dafs 
nämlich ein so grolseg Bedbe bei den Pflanzen 
vorhanden isi, sich uin sich selbst zu bewegen, und 
daís bei sehr safügen Pflanzen, z. В, Hopfen, der 
Stengel, wenn er in dieser Bewegung gehindert wird, 
entzwei bricht. Die Bewegung der Pflanze um sich 
selbst dauert nun auch in der normalen Richtung 
fort, wenn gleich dem Stengel eine abnorme Rich, 
tung gegeben wird. Ich habenun den gröfsten Theil 


des Sommers die verschiedenen Windepflanzen, die 


bei uns einheimisch sind, beobachtet, und in der 
Windung des Stengels um die Stütze nie eine Ab. 
weichung von der normalen Richtung, wohl aber 
die Windung des Stengels um sich wechselsweise 
bald nach rechts, bald nach links gesehen; woher 
deis komme, darauf werde ich später сненне: 


i kommen. 


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Fergleichung des Wachsthums der Windepflanzen 
mit ihren Bewegungen, 
Es verhält sich mit dem Wachsthum. der Win, 
depflanzen, wie mit allen übrigen Pflanzen, dafs es 
von den Einflüssen der Witterung und Temperatur ` 
abhängig ist, und da die Windepflanzen im Durch- 
schnitt im Verhältnifs zu ihrer Stärke in kürzerer 
Zeit eine gröfsere Höhe erreichen und schneller wach- 
sen, als die meisten andern Pflanzen, so geht schon 
daraus hervor, dafs sie in demselben Verhälinifs 
auch von äussern Umständen mehr abhängen, als 
die übrigen Pflanzen. Nachdem ich bemerkt hatte, 
dafs die Hopfenpflanzen im April bei gutem Wetter | 
in 24 Stunden um 44 Zoll sich verlängerten, wäh- 
rend. sie bei schlechtem Wetter, wie es zu Ende 
Aprils der Fall war, wenig oder gar nicht an Län. 
ge zunahmen, wie aus der angehängten Tabelle zu 
erschen ist, so suchte ich vorerst zu bestimmen, 
ob das Winden oder nicht Winden einen grüfsern 
Einfluls auf das Wachsthum habe; zu diesem Zweck 
wählte ich 4 Hopfenpflanzen , wovon die zwei еге 
sten von gleicher Stärke, die eine 19 Zoll lang oh- 
ne Stütze, die gie 19: Zoll, an einer Stütze sich bes 
fanden; vom 19 — 28. April, während es in den A 
ersten Feilen sehr schön war mit kalten Nächten ; 
in den folgenden Tagen aber Regen oder Schnee, 
war die erste um 12 Zoll, die gte um 40 Zoll уеге. 
lingert. Zwei andre Pflanzen, die eine von 45 Zoll. 
an einer Stütze, die andre von 15 Zoll ohne Stütze, 
verlängerten sich in demselbigen Verhàltnifs, wie 
die vorigen, erstere um 94 Zoll, letztere um 12 Zoll, 
Aehnliche Versuche wiederholte ich öfters und der 
Erfolg war immer der, dals bald mit, bald ohne. 
Stütze die Pflanze um etwas zunahm. Ich wieder- 
holte diese Versuche im Monat Juni und Juli mit. 


саз” "SÉ 

Bohnen und Convolvulus und sie gaben dieselben Re- 
sultate, nur betrug. die Zunahme, obgleich unter 
weit günstigern Umständen 2 verhältnifsmäfsig nicht 
mehr, weil die Hopfen bedeutend schneller wachs sen, 
als die Bohnen und Convolvulas. Nun versuchte ich, 
ob cin. Unterschied statt finde, wenn ich die eine 
Pflanze bald in der normalen Richtung sich winden 
lasse, bald in der abnormen;: zu diesem Zweck 
wählte ich eine Pflanze von 484 Zoll L: ange, welche 
sich in der normalen: Richtung windete, eine gte 
von 19: Zoll Länge, abnorm sich windend, eine 5te 
von 45 Zoll Länge, ‚gleichfalls in abnormer Rich- 
tung, und eine 4te von 13 Zoll Länge in normaler 
Richtung. Nach A Tagen hate die erste Pflanze 
um 12 Zoll, die 2te um 10, die Zte um 8і» die Ate 
um 111 Zoll sich verlängert. Weitere ähnliche Ver- 
suche; an den verschiedenen Windepflanzen gemacht, 
übergehe ieh, weil die Resultate immer dieselben 
waren. Es ergibt sich nämlich aus allen diesen Ver- 
suchen, dafs das Wachsthum der Pflanze wesent- 
lich gehindert wird, wenn sie in eine abnorme Rich- 


tung gezwungen wird, und wenn дег Unterschied, 
wie aus dem Obigen hervorgeht, beim Hopfen schon. 
2— 5 Zoll beträgt, so beträgt er bei Bohnen und 
Convolvulus, wie ich in weitern. Versuchen fand, 
sogar 4—6 Zoll. .Es läfst sich ferner hieraus er- 


klären , warum exotische Pflanzen іп Gewächshäu- 
sern öfters durchaus nicht gedeihen wollen und so-. 
gar zu Grunde gehen, wenn man sie in abnormer: 
Richtung befestigt. Ob die lebende oder todte Su? 
ze einen groísen Einflufs auf das Wachsthum ba. 
be, darüber konnte ich beim Hopfen nicht auf be-. 
Bee Resultate gelangen, weil es schwer hält, 
immer Pflanzen’ genau von derselben Stärke zu era 
kalten, und wo diels тойы der Fall. ist, da findet 


leicht ein Unterschied von 10 — 12 Zoll im. Wachs« 
lhum statt innerhalb kurzer Zeit, ohne daís man 
den Grund davon der Verschiedenheit der Stütze 
Zuschreiben könnte ; andernthejls können die Ver- 
suche mit Hopfen nur eine gewisse Zeitlaug fortge- 
‚setzt werden, weil ihr Wachsthum so sehr beschleu- 
nigt ist, und die Pflanze, wenn sie einmal zu grofs- 
ist, weniger geschickt wird zum Experimentiren. 
Nach dem; was ich fand, betrug das Wachsthum 
an der todten Stütze 6 — 12 Zoll mehr, als an der 
lebenden; aber ich möchte mich darauf nicht ‚mit 
Gewilsheit verlassen, einestheils, weil die Pflanzen 
keine besondre Neigung zu der lebenden Stütze vor 
der todten àussert, und anderntheils mir spätere 
Versuche mit Bohnen, Convolv. und Glycine bestä+ 
tigten, dafs weder die todte noch die lebende Siüze 
das Wachsthum besonders begünstige, und ich. al- 
зо die Versuche an Hopfen als unrichtig ansehen 


 mufs. 
Was die Dicke aes Stütze betrifft, so sah ich 
eben so gut Pflanzen um Bäume bis zu einem Fufs 


im Durchmesser sich winden, wie um den dünnsten 
Faden, nur mit dem Unterschied, dals so lange die 
Windepflanze noch niedrig ist, die Stütze in dem- 
selben Verhàltnifs dünn seyn mus; in diesem Fall 
Wird sie keine dicke Stütze umfassen, so wie um- 
gekehrt die grófser Pflanze nicht leicht wieder еіз 
nen sehr dünnen Körper umfalst. So glaubte. ich 
lange, dafs die Windepflanzen sich nicht um einen 
Hürper winden, wenn er zu dünn sey; als ich aber 
die Versuche wiederholte, und zwar mit jüngern 
. Pflanzen, so erfolgte das Winden ohne Schwierigkeit. 

Eine merkwürdige Regelmäfsigkeit findet beim 
Hopfen darin statt, wenn man die Pflanze an eine 
verhältnifsmäfsig dicke Stütze bringt, wie ich diefs 

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infangs mit 3. Zol ‘dicken Stützen versuchte; so bil. | 
den die 6 —6 ersten Internodien, welche sich win- 
den (denn die untersten 3—4 sind sehr kurz und ` 
windea sich nie), jedes einzelne Internodium genau 
nur Einen vollkommenen Kreis um die Stütze, so 
‚dafs dieselben Blätter des Internodiums genau über 
“einander zu stehen kommen, und zwar. waren sie 
immer in den gemachten Beobachtungen gegen Abend 
gestellt; je dicker nun die Stütze ist, desto voll- 
kommener zeigt: sich diese Regelmäfsigkeit, weil 
das einzelne Internodium alsdann nicht mehr im 
Stande ist, einen vollkommenen Kreis um die Stütze 
zu bilden; aber von einem Zoll Dicke abwärts bis 
zum dünnsten Faden findet dasselbe Verhiltnifs statt, 
nur mit dem Unterschied, dafs mit dem Verhiltnifs 
der Dicke derStütze die Spirale auch mehr oder weż 
niger in die Länge gezogen ist, Jedes einzelne In- 
ternodium nimmt von unten nach oben an Lànge zu; 
bis zu einem gewissen Grad, von welehem aus sie 
dann wieder abnehmen und kürzer werden; so wie 
nur die Länge des Internodiums nicht mehr im Ver- 
hältnifs zur Dicke steht, so bildet nach und nach 
das einzelie Internodium zwei -Kreise um die 8ш- 
ze; so fährt es wieder eine Zeitlang fort, indem es 
die Blätter auf derselben. Seite stehen hat, und so 
kann zuletzt ein Internodium 5 Kreise um eine 41 
Zoll dicke Stütze beschreiben. Von da an nehmen 
‚sie wieder ab und werden kürzer; diefs ergibt sich 
aus folgenden Zahlen, welche ich als Mittel aus vie- 
len Messungen ausgehoben habe. Bei einer Hopfen- 
‚Pflanze, die 15 Internodien hatte und 5' lang war, 
war das jte Internodium das längste und hatte 24 
Zoll, von da an nahmen die Internodien nach oben 
zu wieder ab; bei einer 2ten mit 44 Internodien und 
0' 62" Länge war das 9te Internodium das längste 


== оша 


ünd hatte 49". Mit dem älter werden der Pflanze 
bemerkt man 2—5 mal ein Fallen und Steigen in 
der Länge der Internodien; so hatte ich 2 Pflanzen 
jede mit 28 Internodien, wovon die eine 457 6" lang 
War, die andere 10/61": bei der ersten war das 11te 
Internodium 7 lang, von da nahmen die Interiüo- 
dien ab und zu, so dafs das 20te Internodium wies 
der 7i" lang war; bei der 2ten war das 41te Inter- 
üodium 67" lang und das 21te 61; bei einer weite- 
Теп Pflanze, die 36 Internodien hatte und. 20° 81" 
lang war, waren das 45ie und 25ste Internodium die 
längsten, jedes hatte 101^" Länge; letztere Pflanze 
hatte ihr Wachsthum in der Länge vollendet und 
war im Begriff zu blühen.‘ So findet ein Steigen und 
Fallen in der Länge der Internodien statt, wovon 
ich aber nicht behaupten möchte, dafs es allein von 
dem Einflufs der Witterung abhänge; deis bedürf- 
le wohl der Erfahrung von mehreren Jahren, um 
darüber urtheilen zu können; so viel aber ist im 
Allgemeinen bekannt, dafs das Wachsthum zu el- 
ner gewissen Zeit im Sommer langsamer wird und 
nach diesem noch. einmal kräftig hervortritt. Be 
den andern Windepfianzen fand ich dieses Verhält- 
nifs unter den verschiedenen Internodien nicht so 
übereinstimmend, wie bei Hopfen; denn mit dem, 
dafs das Bestreben nach oben nicht so lebhaft ist, 
‚wie bei letzterem, stehen auch ihre Spirale mehr 
gedrängt, während sie bet dem Hopfen mehr in die 
Länge gezogen sind. Allen Windepflanzen ist aber 
gemein, dals in dem Verhältnifls, als die Pflanze 
um die Stütze sich windet, sie sich auch um sich 
selbst windet; diefs entspricht sich in allen Fällen, 
die ich beobachtete, genau; wenn also ein Interno- | 
dium nur Einen vollkommenen Rreis um die Stütze 
bildet, so findet auch nur Eine Windung des Stän- 
2% 


gels um sich selbst statt; diese Winduug geht von 
der Basis des Internodiums aus, wo sie mehr ge- 
drängt ist, und. zieht. sich nach oben mehr in die 
Länge... ,. SC 
Die. wenigsten Windepflanzen haben fol. oppo- 
sita, wie Humulus und Lonicera; indessen ist das 
nach rechts Winden nicht dieser Art Pflanzen ei- 
gen, wie ich früher ‚glaubte, sondern auch andere 
Pflanzen, die folia alterna haben, winden sich nach 
rechts, wie z, B. Calypirion , Basella und Tamus; 
aber das Eigene haben die mit fol. opposit. ,. dafs 
jedes einzelne Internodium für.sich ein geschlosse- 
nes Ganzes ausmacht, was ich aus dem schliefse, 
dafs. die Windung am sich selbst immer in jedem 
einzelnen Internodium für sich dasteht und nicht in 
die Windung des folgenden Internodiums verlauft. 
Ich schliefse es ferner aus einem andern Umstand, 
den ich sogleich angeben werde., Zuvor aber muís 
ich angeben, wie es sich bei dem Winden um sich 
selbst bei den Pflanzen mit fol. alternis verhält. Hier 
 übergeht die. Windung das folgende Blatt, das ihr 
entgegengesetzt steht, und beendigt sich an dem 
zweiten Blatte, das auf derselbigen Seite steht, mit 
demjenigen, von. welchem aus die Windung anfing. 
Der Raum ist also zwischen. zwei einzeln stehenden 
Blättern, wie diefs bei den fol; alternis der Fall ist, 
‚nicht als ein ganzes Internodium anzusehen, son- 
dern nur als ein halbes, und nur der Raum, wel- 
‚cher nach unten und nach. oben von 2 auf dersel- 
ben Seite. stehenden Blättern begränzt wird, ist als 
ein vollkommenes Internodium. zu. betrachten. Ich 
schliefse diels, ferner aus folgendem Versuch, der 
zugleich als Beweis dienen mag,- dafs. ein vollkom- 
ments Internodium als. ein. geschlossenes Ganzes an- | 
zusehen sey. Die Zunahme der Pflanzen geht von | 


m 97 "es 


unten nach oben, und während die Spitze sich be- 
Stindig verlingert und imnier neue Internodien bil- 
det, so kommen die untern Internodien ihrer Aus- 
bildung immer näher, denn das Wachsthum in die 
Dicke fährt alsdann für sich noch besonders fort. 
Wenn ich nun an Hopfen, der fol: opposita hat und 
den ich längere Zeit in abnormer Richtung gewun- 
den erhielt, die Spitze abschnitt, so dafs nur noch 
ein unvollendetes “Internodium in Hinsicht seines 
Längen-Wachsthums stehen blieb , so kehrte dieses 
dennoch wieder іп die normale Richtung zurück‘, 
obgleich die Zunahme, bei vor- und nachher ange- 
stellter Messung, oft nur i bis X^ betrug; war aber 
cdas Internodium der Länge nach ausgewachsen, so . 
behielt es die abnorme Riehtung; wenn es auch nicht 
mehr angebunden wurde, Wenn ich nun aber die- 
selben Versuche an Pflanzen mit fol. alternis, wie 
Bohnen und Convolvulus, anstellte, so kehrte nicht 
blos der einzelne, zwischen zwei Blättern sich be- 
findende Absatz in die normale Richtung zurück, 
sondern es war immer der Raum, welcher unter und 
über einem Blatt ist, der sich іп die normale Rich- 
tung zurückbegab, zum deutlichen Beweis, dafs hier 
das Wachsthum von 2 halben Internodien immer pa- 
rallel geht, und nur ein Ganzes bildet. Es beweilst 
deis ferner, dafs die Bewegung der Pflanzen mit 
dem Wachsthum in die Länge gleichen Schritt hält 
und beide zu gleicher Zeit aufhören ; dafs diefs wirk- 
lich so seye, mögen endlich noch folgende Tabel- 
len deutlicher darthun, welche ich in Folge meiner 
Versuche entwarf und wobei ich jedesmal das Wachs- 
thum der Pflanzen mit der gleichzeitigen Bewegung 
angegeben habe, woraus man ersieht, dafs die Pflan- 
Ze nicht zu jeder Tagszeit gleichweit von der Stü- 
ze entfernt ist. Die Versuche mit Hopfen, die hier 


angeführt sind, wurden mit weiblichen Pflanzen ger 
macht. Ich stellte aber gleichzeitig ähnliche Mes- 


sungen an männlichen Pflanzen an, aus welchen 
sich ergab, dafs ihr Wachsthum іп 24 Stunden 4—6 
Linien mehr betrug, als bei den weiblichen Pflan- 
zen, die im Allgemeinen schwächer sind; und da- 
mit sind auch die Bewegangen der männlichen Pflan- 
zen lebhafter, als die der weiblichen; diefs ist aber 
auch ales, was sich zum Unterschied von beiden 
sagen lifst, deun die Bewegung geht in derselben 
Richtung vor sich, und die übrigen Verhältnisse 
sind die allen andern Windepflanzen gemeinen; 
auch-bei Tamus communis, den ich zu beobachten 
Gelegenheit hatte, findet dasselbe Verhältnifs zwi- 


schen männlichen und weiblichen Pflanzen statt. 


Wenn sich aber ein Unterschied findet zwischen den 
Hopfenversuchen, im April angestellt, und den Ver- 
suchen an Phaseolus im Juni, in Hinsicht der Ent- 


fernung von der Stütze, dafs nämlich die Hopfen 
sich Abends an den Stützen anlesten, während die 
andern auch bei Nacht sich meistens etwas von der 
Stütze entfernt hi eMen, so liegt der Grund hievon 


allein in der Verschiedenheit der Temperatur und 
Witterung, denn bei $pitern Beobachtungen, welche ` 
ich an Hopfen gleichfalls im Juni machte, fand es 
sich, dafs sie sich gleichfalls von der Stütze ent- 
fernt hielten, wenn die Nichte warm waren. Den 
höchsten Grad der Entfernung erreichen die Pflan- 
"zen oft Morgens zwischen 7 und 8 Uhr, wenn die 
Sonne anfingt krifüig zu scheinen. Teh habe dieses 
in der Tabelle nicht beigefügt, weil es eine allge- 
meine Regel ist und für alle gleich gilt. Indessen 
zeigt sich auch hier wieder Verschiedenheit zwischen 
Pflanzen, welche unsern Clima eigen. sind, wie 
Hopfen und Tamus, und solchen, welche nur bei 


1 


| 


Zu Seite 58. 
Versuche mit Bohnen. 


| 
Zahl] ^. Wachsthum ` | Entfern. v. d. Stütze] Temperatur. | | | 
Junij der] Vor. r Nac. | Witterung und Winde, | 
Arteni mittags | mittags Nachts Morgen Mittags Abends fMorgens| Mittags О j | 
44 (44 444 1n. H Я t 
ё 1 1 2 ? лб 2" p 199В. 19% t cx Regen. Weste, Abends Sonne, Ostwind: | 
9 1 et | 49" | 42" 6" | aan аб + 419 ES {12° Morgens Westw. Regneriseh. Gewitter- 
: gend | “R. B. R. Wolken. Abends Sonne u. Ostwind. 
= 1 5“ ЕТТЕ 24! gl 44 ШЕТТЕ 18° 1152 Westw. starker Nebel. später Sonne, 
3 қ à В, Ostwind. 
Bez SE SE MINER en ч 
1 | giu „iu AO gt 5“ | 4“ = | : 
CC СЕ SEENEN ` anas dad 4 11° | 20° | 449 Bedeckter Himmel, bald Süd» bald Oste, 
2 Z3 E шы TCR е R R 67 8 
! 4 si | ои PULM eum 6" | Bi | Morgens starker Nebel. Wolken. Mittags 
Zeck „сайа Le DE - 410° | 120? | 15° Sonne. Wolken. Abends Sonne. Süd« 
ES US d oM 1044 aA gp ou | 46" - 5 В. und Ostwind, 
1 gr 14 zu TS T áli u Э E 5 
43 2 LI 2 ES 5 3159 + 19° |+ 17° Westwind. Gewitterwolken mit Sonne 
o д“ 2“ Wi 2“ 6“ 5“ i 117 abwechselnd, 
Es. 4 1/4 adil u HUM tit ied» I | Se 
а % 4 2 A 59: 8 тг - 21 Ost- u Westwind ; unbest; Wetter. 
o | оз!!! | em | g | e | ga ein | Ж, 1% CN 53 : 
қ 1444 „u ТОЙЫ PET б SC E 2 
P 1 {5 6 $ бара” T gu : 542721 Schön Wetter! Sehr heifs! Westwind, 
| 2, ac - 6“ 2 ЕРІ 444 Б” 110 E м E 11 | | 
| { ый лый зр р Муш тырт IR C пе i 


__Wachsihum | Entfern. v. d. Stütze І Temperatur 


April) der өкпе Niels. | = Witterung und Winde 
Arten? 5-1 Ом 1-7 Uhr! Nachts [Morgens |Nachm, | Abends Morgens | Mittags 
23} — — рве, | ағ | Тибет Himmel, etwas Regen, halter 
ае 7" An | 54 |Anlie- ERG Westwind. ) 
MES | ' | gend S ; 
| A ] 10% 441 ai ЕСІ 5! idem | 18%В. Lë Trüber Himmel, warme Luft, Westwind. 
24 pd en = * S | 
| 2 1057 got er 8” ді“ ad E | 
1 саша и 144 ЕСТЕН о” | Anl, | 5? В, x Wenig Sonne; umwölkter Himmel; ein 
95 mh...) + Ба Abends | 5^ R. wenig Schlolsen, Abends Regen. Nord- 
2 |52" 144 о“ gu de +4°R. . wind. | ) 
= 1 LEE BER T) ul ETE 7 |, id. | ЛТ [AMT US : RUE K 2565 
| М шы E uu T. 2 5 3 МЕЗЕ -Nasser kalter Wind; zuweilen mit Schlos- 
26] 214” | 4" | он" | s" | ox" | id. [ 9*R. | T9^R. sen ohne Sonne; Mittags etwas Sona 


ne; Abends Regen; Westwind. 


2 a x „см: 


4 ou 2 SM 4“ о“ id : 
— ren 44 0.0 | 5°. { Schnee auf den Bergen; bei Tag zuweilen 
27 | ER Pb c E 91! | zu 114 id. 1598. ЕК Schlofsen. Starker kalter Westwind. 
5 SEAN 120 Be zu m mU | | 
ОЕЕО у гуе 5715 ттш иин | LEES 
—L-—- ---|-------і|------- і | Regenwetter. Schnee auf den Bergen. | 
20] 2 — a зы 0" | 4" | 3” | за. [—55R. | T6^R. reiini e 


m e y | Nebel Sehr kalter Westwind; zuweilen 
25 5" id. tb T9^R. etwas Sonne; umwölkter Himmel. 


guter Witterung fortkommen; wahrend erstere noch 
bei ziemlich schleehtem Wetter ihr Wachsthum und 
ihre Bewegungen beginnen, so stehen sie bei den 
exotischen um diese Zeit noch ganz still. | 


Von dem Perhältnifs der Blüthe der АТ ОН 
zen фи dem Winden. 


So wenig auch hier über zu sagen ist, so glaube 
"ich doch; dafs es einige Beachtung verdiene und 
"zur Aufklärung des Ganzen etwas beitragen könne. 
Die Blüthe, welche! der letzte Zweck der Pílanze 
ist, mit deren Erscheinen die Pflanze ihren hüch- 
sten Grad von Vollkommenheit erreicht hat, bedarf 
nothwendig als der wichtigste Theil der Pflanze ei- 
nen grofsen Aufwand von Kräften zu ihrer Ausbil- 
dung; diese Kräfte werden dadurch andern Theilen 
der Pflanze entzogen und somit ihr Wachsithum wo 
nicht unterbrochen, doch wenigstens erlangsamt. 
Diefs sehen wir nun auch bei den "Windepflanzen ; 
beim Hopfen erscheint die Blüthe hoch oben, und 
mit ihrem Erscheinen ist auch das Winden der Pflan- 
ze beendigt; die Pflanze konnte sich bis dahin um 
so mehr verlängern, als ihr keine Kräfte für die 
Blüthebildung entzogen wurden; sie bedurfte aber 
auch dieser Kräfte, um den Grad von Vollkommen. 
heit zu erreichen, bei welchem Blüthebildung mög- 
‚dich ist. Viele Hopfenpfianzen erreichen diesen Grad 
gar nicht und daher blühen sie auch nicht. Wenn 
nun also bei Hopfen mit der Bildung der Blüthe das 
Winden aufhört, so ist es bei den andern Winde- 


pflanzen, wie bei Bohnen und Convolvulus, nur ge- 
schwächt; auch hier ist das Wachsthum am lebhaf- 
testen vor der Blüthe, und eben damit auch die Be- 
wégung; so wie aber an den einzelnen Theilen der 
Pflanze die Blüthen hervorgehen, so wird das Wachs- 


om. S қа 


thum und die Bewegung der Pflanze erlangsamt, 
wie ich diefs schon bei Messung der Internodien ge- 
zeigt habe. Diefs dient nun gleich zur Beantwor- 
tung der Frage; welche ich oben schon aufgeworfen 
habe: ,,bis zu welchem Zeitpunkt des Pflanzenle- 
bens sich das Winden Zuseere Ze, Die Windepflan- 
zén treiben auch'in der Regel keine Aeste, so lan- 
ge das Wachsthum in die Länge lebhaft von Statten 
geht und die Pflanze sich an einer Stütze senkrecht 
erheben kann. Es ist aber leicht, künstliche Aeste 
an Hopfen hervorzubringen; wenn man den Haupt- 
stamm nach unten biegt, so bilden sich о 5 Aeste, 
die ihn bald an Länge übertreffen. Bei Bohnen; ` 
Convolvulus und Glycine entstehen aber nur dann 
Aeste'an der Basis des Hauptstammes, wenn dieser 
іһ die Blüthe kommt; diefs ist also ein zweiter 
Grund, das Wachsthum und die Bewegung des Haupt- 
stämmes zu’ erschöpfen. In der Regel sind die 
Bewegungen und das Wachsthum dieser Aeste lang- 
samer, als es bei dem Hauptstamm der Fall ist. 


Annäherung anderer Pflanzen zur windenden Form, 


пег "а Пеп Pflanzen stehen’ offenbar die klet- 
ternden (scandentes) den Windepflanzen am näch- 
sten in Hinsicht der Form; sie streben gleich den 
 Windepflanzen nur mit Hülfe eines Stützpunktes in 
die Höhe, und während bei den Windepflanzen der 
Stamm unmittelbar es ist, der sich an der Stütze 
festzuhalten im Stande ist, so ist es bei kletternden 
Pflanzen entweder eine Cirre oder ein Blattstil, mit- 
telst dessen sie sich befestigen, oder es sind die 
. Aeste der Pflanzen selbst, welche eine vollkommen 
gewüüdene Form annehmen; und somit den Ueber- 
gang machen zu den vollkommenen Windepflanzen. 
Ха den meisten Fällen treffen wir wo nicht. in der- 


1 


l 
selben Gattung, doch in derselben Familie, die Wins - 
depflanzen enthält, auch kletternde Pflanzen an, 
Die Windepflanze scheint eine Stufe höher zu ste-. 
hen als die kletternde; es findet Uebergang: von der, ` 
letztern in die erste: Form statt, und zuweilen hat. 
es die Natur in grofsen Familien nur bis zur klets: 
ternden Form gebracht. Viele Gattungen dagegen, 
in welchen der grófste Theil der Arten sich windet, · 
wie bei der Gattung Convolvulus, enthalten auch 
wieder Pflanzen, bei welchen sich keine Spur von 
‚ windender Form, nicht einmal von kletternder zeigt... 

Es scheint aber auch möglich, das Winden künst-.. 
lich bei solchen Pflanzen zu erzeugen, die unter | 
den gewöhnlichen Umständen sich nicht winden, die ` - 
aber aus einer Gattung sind, in welcher einzelne; 
Arten sich winden. ‚Ich führe hier als Beispiel die- 
Gattung Asclepias an. Schon Willdenow *) sagt: 
von der Aselep. nigra: ;,in fertiliori solo incipit. ` 
scandere sub volubili caule*.. Dafs diefs wirklich. | 
so sey, davon habe ich mich in diesem Jahre aufs 
Neue wieder überzeugt in dem hiesigen botanischen 
Garten, wo ich sie an einem schönen Tag die ihr | 
dargebotene Stütze schon іп 24 Stunden umfassen 
sah, und zwar in der Richtung nach links, in wel- 
cher auch die andern. Asclepias sich winden. Ein 
zweites seltenes Beispiel beobachtete ich an Ascle- 
pias Vincetoxicum, diei in der Regel sich gar nicht. 
windet, sondern einen ganz geraden Stengel hat; 
ich. fand. die Pflanze auf einem sehr. sonnigen Hügel 
in kräftigem Boden, und hielt sie auf den ersten 
Anblick, wegen ihrer gegen die Spitze zu gewunde- | 
nen Form und wegen ihrer schmalen Blätter, für. 
Asclepias nigra; es fanden sich aber daneben jün- 


*) Willdenow spec, plant, Vol, IL, P 3269, 


— Ад — 


gere Pflanzen, welche die gewöhnliche Form von 
Asclepias Vincetoxicum hatten ; hier scheint wir we- 
niger der Boden die Ursache gewesen zu seyn, wel- 
che das Winden hervorbrachte, als andere Umstän- 
de, welche das Wachsthum in die Länge b*schleu- 
nigten, wie Licht und groíse Wärme, neben gehü- 
riger Feuchtigkeit; es sprach sieh dieses aüch wirk- 
lich in dem ganzen‘ Habitus der Pílanze aus; der 
Stengel war sehr lang, die Blätter ungewöhnlich. 
schmal, und nach oben za war der Siengel nicht 
 alléin um sich selbst, sondern auch um die Stütze, 
géwunden, zum deutlichen ‚Beweis; dafs hier alle 
Kräfte zum Wachsthum der Püanze in die Länge 
verwendet wurden und dadurch das Wachsthum in 
die Breite abnahm, dafs aber mit diesem gesteiger- 
ten Lingen wachsthum auch das Winden sich ein- 
stellte. Nach diesem ist es nun wahrscheinlich, dafs 
man auch andere, den windenden nahe verwandte 
Pflanzen künstlich zum Winden bringen könne. 

< Ein ganz gewöhnliches Beispiel der Ari liefert 
‚uns das Polyg. Conyolr. ; Pflanzen, die ich im Win- 
ter und Frühjahr in-Scherben hatte, die Blüthen und 
Früchte trugen, zeigten wahrend dieser ganzen Zeit 
nieht die geringste Neigung zum Winden, selbst 
wenn ieh sie an Stützen in der ihnen sonst norma - 
len Richtung befestigte; mitten im Sommer aber 
winden sich alle diese Pflanzen, und je günstiger 
das Wetter ist, desto früher fängt die Pflanze an, 
sich zu winden; endlich im Herbst trifft man oft 
noch ganz vollkommen ausgebildete Pflanzen dieser 
Art, die weit kräftiger aussehen, als die Sommer- 
pflanzen, aber keine Neigung zum Winden mehr | 
zeigen. Als ein 4tes Beispiel der Art möchte ich 
noch das Ophiogiossum japonicum anführen, das 


ich im verflossenen Winter im hiesigen botanischen | 


Garten zu beobachten Gelegenheit hatte, an welchem 
‚sich 2 Stengel um sich selbst nach rechts windeten; _ 
ob hier die Wärme des Gewächshauses daran Schuld 
war (denn sie sahen sehr vergeilt aus) oder ob es 
in der Natur der Pflanze liege, was ich bezweifle, 
weil ich hierüber nichts Näheres angegeben finde, 
und mir überhaupt krein Beispiel von einem winden- 
den Farrenkraut bekannt ізі, wés ich nicht genauer 
anzugeben. Ев ist mir ferner nach ‚ diesem, nicht‘ 
unwahrscheinlich, dafs die Periploca graeca, wel- 
che auch in Sibirien wächst, ursprünglich in die-, 
sem Vaterland sich nicht winde und erst in einem 
bessern Clima, wie es bei uns der Fall ist, das 
Winden hervortrete , denn es sprieht sich bei die- ` 
ser Pflanze nieht am ganzen Stengel aus , sondern AS 
nur an den obersten Aesten, und auch dann nur, 
wenn sie mit einem andern Gegenstand in Berüh- 


rung kommen. 


Ich untersuchte auch Andere kryptogamische. 
Pflanzen ausser den Farrenkräutern, besonders 
aber solche, welche sehr lange Fäden bilden und 


im Wasser schwimmen, namentlich unter den Moo- 
sen die Fontinalis antipyretica, die bei uns die häu- 
figste in fliefsenden Wassern ist; allein ich konnte 
keine Spur von Spiralform iiie entdecken, Auch 
beobachtete ich mit Hülfe des Microscops die ver- 
schiedenen Conferven des süísen Wassers, die bei 
uns vorkommen, ohne gewünschten Erfolg; auch. 
ап einigen Flechten, welche an Bäumen vorkommen, 
hoffte ich etwas zu finden, und namentlich an der 
Cornicularia jubata, welche bei uns so häufig in 
den Wildern von den Aesten der Bäume herabhängt; 
ihre Haare sind vielfach unter sich verstrickt ohne 
bestimmte Form. Ebenso untersuchte ich einige Are 
len von Batrachospemum. Endlich; als ich schon 


H 


* 


РР" SCH 


'zweifelte, eiwas in dieser srolsen Pflanzenfamilie 
zu finden, was mit der windenden Form überein- ` 
käme, so, entdeckte ich noch eine Chantransia, de- 
ven Aeste um sich selbst von. rechts nach links win- 
den, und die ich fie Chantransia glomerata halte: ; 
ieh versuchte nun, ob es nicht möglich wäre, sie: 
auch um fremde Körper winden zu lassen; das“ 
Schwierige dabei ist aber, dafs die Pflanze im flie- 
[senden Wasser an Steinen befestigt ist und durch 
die Wellen des Wassers in beständiger Bewegung 
erhalten wird; ieh befestigte nun an den Steinen und. 
in ihrer Nähe verschiedene Stützen, mit welchen die 
Pflanze nothwendig in Berührung kommen muíste 
und die auch zum Theil den Bewegungen der Pflan- 
ze bis zu einem gewilsen Grade folgten. Ich wählte: 
dazu festen Stahldraht, der etwas spiralfürmig ge- 
wunden war, ferner überzog ich Fäden von Seide: 
mit Wachs, so dafs sie sich nicht leicht im Wasser: 
erweichen konnten, endlich befestigte ich noch ei- 
піве steife Körper, wie Strohhalme, in ihrer Nähe : ; 
allein während drei Monaten gelang es nicht, die 
Pflanze zum Winden um diese Gegenstände zu brin- 
gen; indessen zweifle ich nicht, dafs es durch wie- 
derholte Versuche geling еп werde, nach dem, was 
ich erst kürzlich von de Сапйо Пе *) bei Chan- 
transia rivularisiangegeben fand: „Cette езресе est 
libre flottante, et ses longs filaments s'entortillent 
aux corps, qu'ils rencontrent“, Vaucher führt sie 
їп seinem Werk über die Conferven p. 129. unter 
dem Namen Prolifera rivularis auf, und hat sie | 
Tab. XIV. Fig. 1. abgebildet. | Wenn nun meine Spe- 
eies, wie ich nicht zweille, Chantransia glomerata 
ist; so wied auch sie sich unter günstigen Umstän- 


ee 


9 de Candölle flore fransaise, Vol. IL р. St, 


den um fremde Körper winden.. Indessen können 

diese Versuche nur im Winter und Frühjahr ange» 

‘stellt werden, um welche Zeit diese Pflanzen wache. 
sen und in fliefsenden Wassern anzutreffen sind,’ 
denn im Sommer traf ich von allen diesen Lanzen 
keine Spur mehr an den Orten, wo ich sie den 
Winter zuvor zu beobachten фенди hatte; 


Erscheinungen, BR die Cuscuta in ihrem 
Wachsthum zeigt. 


Die Cuscuta zeichnet sich dorch so verschiedene: 
Eigenschaften von den übrigen Windepflanzen aus; 
dafs ich es für besser hielt, sie für sich besonders ` 
Zu beschreiben. Von der Gattung Cuscuta trifft man ^ 
in Europa 2 Arten an; welche Willdenow beide: 
unter dem Namen Cuscuta europ: anführt, und die 
Cuseuta Epithymum für eine Varietät der erster 
hielt ; de Can dolle aber hat sie als 2 in der That^ 
Verschiedene Arten: án. Cuscuta majer und minor ges» 
trennt, Die Cuscuta- major habe ich besonders in: 
der Ebene, an Heken und Sträuchen, gegen Mitter-: 
nacht getroffen, die Cuscuta minor aber an grasigen 
Stellen auf Hügeln und Bergen. Die Cuscuta ent, 
Wiekelt sich nur an feuchten und schattigten Stellen; 
und.es gelang mir nur dann, dieselbe zum Keimen: 
Zu bringen, wenn ich entweder den Saamen gerade‘ 
Zu. mit einer leichten Schichte Erde bedeckte, darüber! 
eine Lage Moos brachte und. das Ganze bedeutend‘ 
feucht erhielt; aber auch zwischen о Blättern Fliefs-' 
papier, welche ich beständig befeuchtete, keimte dex: 
Saamen im Schatten, und noch schneller als in der 
Егде. So wie sich der Saame öffnet, so erscheint 
ein dünner spiralfürmig gewundener Körper, der ` 
2-о1 Kreis (Fig. 4.) beschreibt und keine Colyle- 
donen hat; er entrollt sich und. zeigt, wenn. der 


Saame in die Erde gesäet wurde, beim Erscheiüen 
über der Erde keine Spur von spiralfórmiger Win- 
dung (Fig. 5.), sondern die Pflanze steigt senkrecht 
aus der Erde hervor mitumgebogenerund senkrecht 
gegen die Erdé gerichteter Spitze. Die Spitze rich- 
iet sich aber in wenigen Stunden auf, verlingert 
sich schnell, und damit ist auch bei dieser Pflanze 
der Anfang zu einer kreisförmigen Bewegung gege- 
ben; während auch diese Pflanze sich um sich selbst. 
bewegt, was aber nicht so sichibar ist, wie bei den 
ändern Windepflauzén, weil die Hnotén am Stengel 
fehlen; es kann nur bei längerer Beobachtung ent- 
deckt werden. Die Pflanze hat aber gar keine Wur- 
zel, alles geht auf die Entwicklung des Stengels 108; 
Wegen dieses Mangels an Wurzeln kann sie sich 
Auch nur an feuchten und dunkeln Orten erhalten ; 
So kann sie aber die Länge von 5 — 4" erreichen; 
wührend sie an Dicke um nichts zunimmt. Siezeigt 
ап ihrer Spitze beständig eine leichte Krümmung, 
50 wie sie anfängt zu wachsen; aber es zeigt sich 
keine Spur von Schuppen oder kleinen. Afterblätt- 
chen, denn eigentliche Blätter hat die Pflanze be- 
kanntlich gar nicht. Hat nun aber die Pflanze eine 
andere Pflanze mit krautartigem Stengel erreicht, 86 
legt sich die Spitze an dieselbe an, wenn es im 
Schatten ist, setzt sich an derselben mittelst kleiner 
Papillen fest, zieht durch diese Nahrung aus der Pflan- 
ze und quillt an diesem Punkt zu einem dicken Hno- 


ten auf. So verhält es sich, wenn die fremde Pflan- 


ze einen etwas dicken Stengel hat und die Berüh- 
rung an einem finstern Ort geschieht. Ich hatte aber 
in einen Scherben zugleich Saamen von Lamium al- 
bum und Urtica dioica gesát; diese waren schon frü- 
her hervorgewachsén, so daís ihr Stengel schon ei- 


ne halbe Linie dick war, als die Cuscuta erschien; 
РА 


Sa e 


wenn ich diese Pflanzen in die Sonne stellte, so war 
es nichy allein die Spitze der kleinen Cuscutapflan- 
Ze, welche die fremde Pflanze berührte, sondern 
Sie machte ја einer Stunde in der Bonne 5 .4 Win. 
dungen um dieselbe, so weit es ihre Länge und die 
Entfernung erlaubte; dann aber stand sie stille in 
ihrem Wachsthum nach oben, während sie von Una 
ten herauf abstarb, bis an den Punkt, wo sie die 
Pflanze berührte; hier fing die Bildung von Papil. 
len an, dorch welche sie Nahruug aus der fremden 
Pflanze zieht, und nach deren Bildung die Spitze 
erst wieder fortfährt, sich weiter zu verlängern; 
während dieser Zeit konnte aber auch die Cuscuta 
an der grünen Pflanze vertrocknen!, wenn die Hitze 
zu grofs war; stellte ich aber die Pflanze an einen 
dunklen Ort, nachdem sie sich um dieselbe gewun- 
den hätte, só kam die Papillenbildung vollkommen 
zu Siande und die Pflanze verfolgte nachher ihr 
Wachsthum iu die Länge; diels ist ein deutlicher 
Beweis, dafs die Pflanze nur an einem dunklen feuch= 
len Orte. sich fesısetzen kann. immer ist es das 
letzte unterste Ende der Cuscuta, wo die kräftigste 
‚Anziehung von Süften aus der fremden Pflanze statt 
findet; dieís beweist der grölsere Wulst, der hier 
Sich bildet, was bei den darauf folgenden Papillen 
Dicht so sehr der Fal ist, obgleich auch der Stens 
gel sich an ihnen etwas verdickt. Von da an fährt 
die Pflanze fort, im Lichte sich um fremde Pflan- 
zen in gedrängten Spiralen zu winden, indem die 
Papilien immer seltener werden, und mit dem, dafs 
Sie hinreichende Nahrung aus der fremden Pflanze 
Zieht, verlängern sich die Spirale immer mehr; end. 
lich aber bedarf sie neuer Nahrungssäfte, sie win- 
det sich wieder in ged:ängten Spiralen, es bilden 


Sieh wieder neue Papillen in grölserer Menge, es 


к= Йй == 


entsteht auch wohl ein neuer mehr oder weniger 
-&rofser Wulst, und dasselbe Verhältnifs in Hinsicht 
der Spirale wiederholt sich. In: diesem Verhiltni($ 
verfolgt sie die Länge der fremden Pflanze, von def 
sie sich auch wohl entfernt, wenn sie zu kurz ist; 
oder andere Hindernisse sie an dem weitern Auf- 
steigen hindern, und sucht eine neue Stütze auf, an 
der sie sich festsetzt; so kaun dieselbe Cuscuta an 
einer Reihe verschiedener Pflanzen sich winden, aus 
ihnen Nahrungssäfte ziehen, ohne dafs sich eine Än- 
derung in dem Ansehen der Pflanze zeigte. Mit 
dem, dafs die Pflanze nun an einem fremden Ңбг- 
per festen Fuls gefalst hat, zeigen sich an der sich 
verlängernden Spitze kleine Schuppen und endlich 
bei vollkommener Ausbildung erscheint die Blüthe. 


Verhalten der Cuscuta zu fremden Körpern. 


Es zeigt sich ein auffallender Unterschied der 
Cuscuta von andern Windepflanzen darin, dafs sie 
sich nicht um todte Gegenstände von der verschie- 
densten Art windet ;. ich versuchte es mit verschie- 
\ denen verhältnifsmäfsig kleinen todten Stützen von 
Pflanzen, die verschiedene Gerüche verbreiteten, aber 
nie machte die Pflanze nur die geringste Krümmung 
um die Stütze, sondern sie verfolgte ihre Windung 
ruhig um sich selbst; eben so wenig hatten metal- 
lene Stützen einen Einflufs; auch thierische Mate- 
rien, als Borsten und Federn, zeigten keinen bes- | 


sern Erfolg. Ganz anders verhält sich die Pflanze | 


gegen lebende Körper, wenn auch ihr Stengel schon 
dem Holzigten sich nähert ; hier findet offenbar ei- 
ne Anziehung schon auf einige Entfernung statt und | 
zwar gegen ganz verschiedene Pflanzen, als gegen | 
riechende und andere Pflanzen aus der Familie der | 
Labiaten und Cruciferen, gegen Leguminosen und | 


Gräser, gegen Reseda odorata, Hedera Helix, gegen 
Pinus und Juniperus, gegen Euphorbia, Galium, Co- 
tylus und Euvonymus. Diefs sind die wenigen Pflan- 
Zen, an denen ich Versuche anstellte; aber es ist 
Wohl mit Gewifsheit anzunehmen, dafs bei weiteren’ 
Versuchen auch solche Pflanzen sich finden werden, 
Segen welche sie sich nicht hinneigt, denn man fin- | 
det die Cuscuta in der Natur immer our um eine ge- 
Wifse Anzahl Pflanzen sich winden; so gelang es 
mir nie, sie um Moose winden zu lassen, sie ent- 
fernt sich immer wieder von denselben. Ich ver- 
Suchte nun ferner, ob die Pflanze nicht ällmählich 
ап todte Stützen gewöhnt werden könnte; theils 
brachte ich eine todte Stütze mit der Cuscutä in 
Berührung, nachdem sie' auf einer lebenden Stütze 
Sich schon festgesetzt hatte und die. nöthigen Safte 
aus ihr zog, anderntheils wählte ich frische Zwei, 
ge von verschiedenen Pflanzen, von Ribes Grossula- 
ria und rubrum, von Hedera Helix und Nadeln von 
Pinus silvestris ; ich stellte sie an einen warmen Ort, 

Tor dem unmittelbaren Zutritt der Sonne КЕБ 
die Cuscuta umfafste sie, bildete Papilien, und 
erhielt sich auf diese Weise oft Dis à Tage in grü- 
hendem Zustand; so wie aber diese Pflanzentheile 
ällmählich verdorrten ; starb auch die Сиса 4b: 
Man darf also mit Gewifslieit annehmen, dals die 
Cuscuta sich nie um todie Gegensiände, wenn auch 
Wit ihnen in Berührung gebracht, winden werde; 
dafs aber die lebende Pflanze dieselbe schon auf 


einige Entfernüng anziehe, scheint auf ‘einer. Ausa 

dünstung lebender Pflanzen zu beruhen, mittelst 

Welcher die Cuscuta angezogen wird. Ich hoffte nun; 

durch eine künstliche Ausdünstung eine der leben- 

den Pflanze ähnliche Anziehungskraft hervorzubrin- 

беп, und nach mehreren  milslungenen Versuchen 
A 


52. "еа 


machte ich endlich folgende Vorrichtung, welche mir. 
noch am meisten die Ausdünstung der lebenden 
Pflanze zu ersetzen schien ;'ich füllte mehrere Sten- 
gel von Hanf, die ihres Bastes entblöst waren, nach- 
dem ich das eine Ende mit Hlebwachs verstopft und 
mit einer Blase verbunden hatte, mit Wasser, das 
mit Kohlensäure geschwängert war; das obere En- 
de verstopfte ich wie das untere und verband es fest 
mit einer Blase; so zugerichtet steckte ich diese 
kleinen Röhren in die Erde, auf einige Linien Ent- 
fernung von der Cuscuia, und stellte das Ganze in 
. die Sonne, Durch die Wärme dehnte sich nun das, 
kohlensaure Wasser aus und mulste nothwendig 
durch die porösen Cylinder als Wasserdampf ; mit 
Kohlensäure geschwängert, sich verflüchtigen. Der 
Erfolg übertraf meine Erwartung und die Pflanze: 
näherte sich der Stütze und machte 1—2 Spiralwin- 
dungen um dieselbe; mit dem aber, dals die Aus- 
dünstung aufhürte, sey es nun, dafs ich den Scher- 
ben in Schatten stellte oder dafs die Verdünstung 
von selbst aufhörte , verliefs die Cuscuta auch die 
Stütze wiederum von selbst. Ich wiederholte diese 
Versuche üfters und immer war der Erfolg dersel- 
be, wenn ich dabei die gehürige Genauigkeit beo- 
bachtete, und besonders Cylinder wählte, deren 
Wandungen von gleicher Dicke waren. Ich hätte 
gewünscht, solche Versuche auch mit andern Flüs- 
sigkeiten anstellen zu können, allein ein groises Hin- 
dernifs ist immer diels, dafs diese kleinen Pflanzen 
unter den gewöhnlichen Umständen nur 6—8 Tage | 
dauern und dann absterben, Die Angabe von Sco- 
poli*), wenn er von der Cuscuta sagt: „parasita 
variarum plantarum nec arborum aut fruticum‘‘, fin- | 


©) Flora Carniolica 1772, Tom, I, p, 116, 


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det ihre Reschrinkung in Hinsicht der Gesträuche; 
lebende Pflanzen, seyen es nun sirauch - oder kraut- 
artige, besitzen Anziehungskraft für die Cuscuta, 
indem alle diese Pflanzen ausdünsten; aber ein Un- 
lerschied findet statt in so fern die Cuseuta nur an 
Weicheren Stengeln sich festsetzt, in welche sie ihre 
Papillen einschieben kann, was bei den holzigten 
licht möglich ist. Wenn aber die Pflanze einmal 
auf dem krautartigen Stengel festen Fuls gefafst hat, 
dann windet sie sich auch um den einjährigen Ast 
von Gesträuchen, namentlich von Corylus und Pru- 
hus spinosa, und zieht auch aus ihnen mittelst Pa- 
Pillen Nahrungssäfte. 


Von der Richtung, in welcher sich die Cus- 
cuta windet. 

Die Cuscuta windet sich von der Rechten zur 
Linken, gleich den Convolvulaceen, in welche‘ Fami- 
lie sie gehört. Diese Richtung habe ich immer un- 
verändert gesehen, trotz der mannigfaltigsten Hin- 
dernisse; ich verweise in dieser Hinsicht, um Wie- 
derholung zu vermeiden, auf die bei den andern 
Windepflanzen angestellten Versuche, die nor- 
male Richtung abzuändern, so viel es die Feinheit 
ihres Baues erlaubte; aber die Richtung blieb be- 
Ständig dieselbe; selbst die verschiedensten Pflan- 
Zen, um welche sie sich windete, hatten keinen Ein- 
But darauf, eben so wenig andere Windepflanzen, 
wie Convolvulus, Sepium, Bohnen und Hopfen. Es 
Spräche sich also auch hier wieder das allgemeine 
Gesetz aus, dals die Wiudepflanzen sich beständig 
in der ihnen ei ige en Richtung bewegen. 


Fon den Cirren im Allgemeinen. 
Von der geographischen Verbreitung der Cirren 
tragenden Pflanzen war sehon oben die Rede. Die 


A ^ 


Cirren kommen entweder in Familien vor, welche 
windende, oder wenigstens in solchen, welche klet- 
ternde Pflanzen enthalten ; nicht immer sind es klet- 
ternde Pflanzen, an welchen sie vorkommen, wie 
diefs in der grofsen Abtheilung der Vicieen der Fall 
ist, aber nie scheinen sie bei den kletternden Pflan- 
zen zu fehlen, und wenn es auch nur ein Analogon 
einer Cirre wäre, wie deis bei dem Biattstil der 
Clematis der Fallist. Die Momordica Balsamina, wel- 
che auch Cirren trägt, ist keine eigentliche Winde- 
planze, Häufig aber trifft man in derselben Gat- 
, tung windende und Cirren tragende Pflanzen zugleich 
| an. Diels alles zusammen deutet auf eine nahe 
| Verwandtschaft zwischen den windenden, den Cir- 
ren tragenden und den kletternden Pflanzen. Die 
Cirren sind häufig mit Haaren besetzt, entweder für 


sich allein oder aber die ganze Pflanze ist zugleich 


behaart; die Haare mögen gleichfalls als Anhaltspunk- 
te für die Cirren dienen und durch ihr gegenseitiges 
Berühren vielleicht das frühere Winden der Cirren 
erzeugen. Ich theile die Cirren, welche ich zu beo- 
bachten Gelegenheit hatte, in folgende Abtheilungen: 
1. Abtheilung: Cirren, welche in den Blattwinkeln 
ihren Ursprungnehmen (Cirri axillares); diese 
sind entweder einfache, wie bei den Gurken, Pas- 
sifloren und Smilax, oder sie sind zusammen- 
gesetzte, wie die der Kürbis. Sek 
2. Abthlg.: Cirren, welche dem Blatiwinkel gegen- 
| über stehen, wie bei Vitis und Cissus, (Cirri 
oppositifolii.) | 
3. Abthlg.: Cirren, welche an der Spitze der Blit- 
ter vorkommen , wie bei den Vicieen und der 
Coboea. (Cirri terminales.) 
4: Abthig, : Blattstile, welche cirrenähnliche Form 
annehmen. (petioli cirriformes.) 


Cirren, welche im. Blattwinkel ihren Ursprung 
nehmen. 

Die Pflanzen dieser Abtheilung kommen mei- 
Stens nur in der heifsen Zone vor; ihre Cirren sind 
die regelmälsigsten, sie bilden meistens vollkomme- 
пе Spirale. Sie sie entweder blos einfache, wie bei 
den Passifloren und der Gattung Smilax; oder sie 
sind in derselben Familie und Gattung bald einfach, 
bald aestig, wie bei den Cucurbitaceen. 

Die Cirren der Kürbis und Gurken nehmen fol- 
senden Verlauf in ihrer Entwicklung: nicht in je- 
dem Blattwinkel traf ich eine Cirre bei den Gurken, 
wohl aber bei der Kürbis; letztere hat 3 und mehr- 
fach getheilte Cirren, während erstere immer nur 
einfache haben. Піс Cirren der Gurken und Hür- 
bis sind bis in die oberste Spitze des Stengels, so 
weit man es mit dem Vergrölserungsglas verfolgen 
kann, Schneckenförmig aufgerollt, in der Form, wie 
es die Abbildung angibt (Fig. 24. 25.), Dieses Auf- 
rollen nimmt immer mehr zu, bis zu 4—5 Kreisen, 
endlich aber rollt sich das Ganze wieder ab, stellt 
einen langen Faden dar, der schnell an Lünge ZU- 
nimmt, und nach 3—4 Tagen fängt er von seiner 
Spitze aus aufs neue an sich aufzurollen, aber in 
umgekehrtem Sinne (Fig.26.), so dafs, während das 
erste Aufrollen gegen den Stengel aufwärts gerich- 
tet war, die Windung gegen den Stengel jetzt ab- 
wärts geht. Trifft nun die Cirre einen fremden Ge-" 
genstand während diesem zweiten Aufrollen, so win- 
det sie sich um denselben. BeiCucumis Colocynthis / 
-trifft man ähnliche zusammen gesetzte Cirren, wel. | 
che sich eben so aufrollen, wie die Cirren von Cu. 
eurbita; dagegen geht die Windung bei Sicyos an- ` 
Sulata, welche ich zu beobachten ‚Gelegenheit hatte, 
weniger ordentlich vor sich; der Hauptast der Cir- 


re ist vielfach getheilt und die einzelnen Aeste sind 
sehr fein; diefs würde übrigens nichts hindern an 
dem regelmäfsigen Aufrollen dieser Cirre, wenn 
nicht durch die vielfache Berührung der einzelnen 
Aeste Unordnung entstände; denn auch bei der 
Bryonia kommen oft ähnliche feine Cirren vor, die 
sich dem ungeachtet eben so regelmäfsig aufrollen, 
wie bei dickeren Cirren. Die Cirren der Bryonia 
unterscheiden sich schon dadurch von denen der 
Kürbis und Gurke, dafs sie von ihrem ersten Ur- 
$prung an in gerader Linie fortwachsen , bis sie ihr 
Wachsthum in der Länge vollendet. haben, und 
dann erst anfangen, sich von der Spitze aus gegen 
ihre Basis hin aufzurollen; dafs aber auch während 
dieser Zeit eine Windung um sich selbst statt fin- 
de, sieht man deutlich an der vertrockneten Cir- 
re, was im lebenden Zustand nicht sichtbar ist; 
diese Windung geht aber von der Basis der Cirre 
aus, denn gegen die Spitze hin ist sie nur schwach 
und kaum merkbar. Um mich aber auch im leben- 
den Zustand davon zu überzeugen, so befestigte 
ich an die Cirren gegen die Basis hin ein feines 
Haar, an dessen andrem Ende ich ein ganz kleines. 
leichtes Sandkorn befestigt hatte; in dem Maas nun, 
als sich die Cirre um sich selbst windete, wickelte 
sich das Haar um dieselbe; die Windung geht nun: 
sowohlbei diesen, als bei den folgenden dieser Ab- 
theilung abwechslungsweise bald nach rechts, bald 
nach links von statten, jedoch so, dafs der Wech- 
sel seltener ist an der Basis der Cirre, als an ih- | 
rer Spitze. Bringt man nun an einen Theil der Cir- | 
re eine Stütze irgend einer Art, so verfolgt die Cir- | 
re die Stütze in derselben Richtung, ohne zu wech- | 
seln, und dieses Winden kann durch Berührung frü- 
her erzeugt werden, als es von Natur geschehen 


wäre, Hier zeigt sich also der Einflufs der Stütze 
auf das Winden deutlich. 

. Die Cirren der Passifloren, welche de Cane’ 
dolle für unfruchtbar gebliebene Blumenstile hit, 
Zeigen ganz dieselben Erscheinungen, wie dire der 
Bryonia, nur konnte ich an denselben keine Win- 
dung um sich selbst bemerken , auch nicht. im ge- 
trockneten Zustande; ohne Zweifel fehlt sie aber 
auch hier nicht. Das Verhalten gegen die Stützen 
ist ähnlich den vorigen. 

Den Grund, warum ich die Cirren der Smilax 
auch hieher rechne, habe ich schon angegeben. De 
Candolle nennt sie Cirri stipulares und sagt, es 
sey eine Verlängerung und Umwandlung der After- 
blätter; es steht zu jeder Seite des Blattstils uhge- 
fihr in seiner Mitte eine einfache Cirre, die sich 
um sich selbst windet, oder um irgend. einen frem- 
den Gegenstand, mit dem sie in Berührung kommt. 
Ich habe sie bei Smilax mauritanica, aspera und 
'Sassaparilla gesehen ; und in diesen waren sie sich 
vollkommen gleich. 


\ 


Cirren, welche den Blattwinkeln gegenüber stehen. 


Hieher gehören als die bekanntesten die Cirren 
"des Weinstocks, mit welchen ich allein Versuche 
machen konnte. Diese Cirrea sind deutlich unfrncht- 
bar gebliebene Blumenstile ; sie stehen immer nur 
da den Blättern gegenüber, wo ein fruchtbarer Blu- 
menstil fehlt; sie tragen selbst öfters Spuren von 
Blüthen und audis sieht man auch an den wirk- 
lich Blumen tragenden Stilen einige beg 
Diese Cirren sind selten einfach, und immer nur 
die untersten 5 die meisten sind aestig und haben 
an ihrer Spitze eine leichte Krümmung, in Form ei- 
nes Häckchens, mit welchem sie sich an fremde бе- 


genstände festsetzen und von da an sie umfassen. 
Sie winden sich um jeden Gegenstand ohne Unter- 
schied der Materie; die Richtung der Windung wird 
nur von dem Berührungspunkte der Stütze bedingt 
und erfolgt ohne bestimmte Gesetze nach. allen Sei- 
ten. Fremde Körper sind nur so lange fähig, sie 
zum Winden zu bringen, als sie ihr Wachsthum 
nicht vollendet haben; nach dieser Zeit werden sie 
von keinem fremden Rörper mehr afficirt, und sind 
dann nicht, wie die Cirren der vorigen Abtheilung, 
im Stande, sich selbstständig ohne Stütze zu win- 
den, sondern sie bleiben unverändert, mehr oder 
weniger gekrümmt, stehen. Mehrere Varietäten des 
Weinstocks haben Cirren mit einer. besondern Art 
von Haaren sparsam besetzt, die man besser Wolle 
nennen kann, denn sie unterscheiden sich von den 
eigentlichen Haaren wesentlich dadurch, daís sie 
nicht aus einzelnen Zellen bestehen; ferner unter- 
scheiden sie sich durch eine besondere Form, wel- 
‚che vollkommen die der ahgerollten einfachen Spi- 
valgefälse nachahmt; sie sind ausserordentlich hy- 
grometrisch und winden sich, je nach dem Wetter, | 
‚mehr oder weniger schnell und spiralfórmig; selbst 
wenn die Cirre von der Pflanze getrennt ist, dauert 
die Bewegung noch einige Stunden fort. Ich beo- 
bachtete sie an den Pflanzen selbst zu verschiede- 
denen Tagszeiten mit dem Microscop, und wenn das 
Wetter nicht zu heifs war oder es unmittelbar zuvor 
nicht geregnet hatte, so waren sie beständig in Be- 


wegung. Da sie keinen zelligen Bau zeigen, son- 
dern mehr bandartige Form haben und sich bestän- 
dig in Form eines Spirals winden, so sieht es aus, 
wie wenn sie die letzten Endungen der Spiralgeläfse 
wären, so wie man die Haare als die letzten En- 
digungen der Zellen ansehen könnte; die Richtung 


ihres Spirals geht bald nach rechts, bald nach лі; ` 
Sie haben aber viele Aehnlichkeit mit den Spiralge- 
fälsen der Cirren selbst, die gleichfalls bald nach 
rechts, bald nach links gewunden sind, während 
ich im grünen Stengel die meisten Spiralgefäfse nach 
links gewunden sah. Hievon wird weiter unten die 
Rede seyn. 522% 

Die Cirren von Cissus hederacea verhalten sich. 
wie die des Weinstocks, nur dafs sie weniger rigid 
sind und sich leichter hrümmen ; sie sind aber auch 
an ihrer Spitze deutlich mit einem kleinen Häck- 
‚then versehen. 

Unter diese Abtheilung bringe ich endlich noch 
die Cirren уоп Cardiospermum Halicacabum ; sie 
stehen auf dem Blüthenstile, der zwar im Blattwin- 
kel steht, aber sie sind gleich den Vorigen verlän- 
gerte unfruchtbare Blumenstile; es sind immer nur | 
9 einfache Cirren an der Basis der Blüthentraube | 
Sich gegenüber stehend. Im unausgebildeten Zustand 
sind sie über die Blüthentraube hingebogen, mit 
Entwicklung der Blumen aber verlängern sie sich 
und winden sich nach unten zu auf, gleich den Cir- 
ren der Gurken; auch sie können durch Berührung | 
Mit einem fremden Körper früher zum Winden ge- 
bracht werden. 


Cirren, welche an der Spitze des gepederten Blatt- 
stils sitzen. ` 


Diese Abtheilung begreift den grüfsten Theil 
der Cirren tragenden Pflanzen; sie sind mit wenig 
| Ausnahmen nur einer Familie eigen. Sie scheinen 
ein verlängerter Blattstiel zu seyn, dessen seitlichen 
 ,Aeste die Mittelrippe eines jeden Blittchens vorstel- : 
len, und bei vielen kann man oft deutlich den Über- ` 
Sang von dem seitlichen Blaue in die Cirre nacha! 


weisen. Bei der vollkommen ausgebildeten Pflanze 
sind sie immer aestig, und nur bei der jungen Pflan- 
ze trifft man in der Regel die хо bis 19 untersten 
Blätter mit einer einfachen Cirre versehen ай; bei 
der Faba sativa sind sie an der ganzen Pflanze ein- 
fach und nur einer Spur nach vorhanden, als die 


erste Andeutung zur Cirrenbildung. Die Aeste der 
zusammengesetzten Cirren stehen sich bald gegen- 
über, bald abwechslungsweise. Bei den einfachen 
üntersten Сіғгеп beobachtete ich häufig einen Wech- 
sel in der Richtung der Spirale, so dafs die Cirren 
in einer Aufeinanderfolge bald nach rechts, bald 
nach links sich windeten. Diefs ist vorzugsweise 
bei den grófsern Cirren tragenden Leguminosen def 
Fall, 7. B. bei Lathyrus, wo es sich deutlicher aus- 
spricht. Doch ist dieser Wechsel nicht constant und 
erleidet zuweilen Abänderung. Wenn es übrigens 
erlaubt ist, nach der Mehrheit der Fälle zu schlie- 
fsen, in welchen ich Gelegenheit hatte, ihn zu beo- 
bachten, so möchte ich doch glauben, dafs ihm et- 
was Bestimmtes zu Grunde liege, und dafs die Ab- 
weichungen, welche sich finden, mehr von fremden 
Einflüfsen bedingt werden, wenigstens war es re- 
gelmäfsig in den angeführten Fällen von Legumino- 
sen, wo ich jede Berührung mit fremden Gegen- 
ständen sorgfältig verhütete. 

Bei den zusammengesetzten Cirren dieser Ab’ 
theilung konnte ich nichts Bestimmtes in der Win- 
dung der einzelnen Aeste beobachten; sie bewege» 
Sich gleich den Windepflanzen, besonders bei on: 
| mittelbarem Einflufs des Lichtes, und während die 
‚ ser Bewegungen umfassen sie jeden Gegenstand ob 
® ne Unterschied in Hinsicht der Form und Materie 
| und ist der umfafste Theil nachgiebig, wie z. P. 
Blätter, so pressen sie ihn in ihre Spirale zusam‘ 


2 HI 


men, was auf die bedeutende Kraft hindeutet, auf 
welcher die Bildung der Spirale beruht; denn nur 
dann, wenn der Theil nicht naehgiebt, nimmt die 
Windung die Form des fremden Körpers an. Bleibt 
aber die Cirre sich selbst überlassen, und kommt 
Sie nicht mit fremden Körpern in Berührung, so 
biegt sieh jeder einzelne Ast rückwärts, und bildet 
1-2 Kreise; häufig aber verwickeln sich die ein. . 
TE^ Aeste unter sich selbst, was schon geschieht, 
ehe die Cirre ihr Wachsthum in die Länge vollen- 
det hat, weil die einzelnen Cirren - Äste beständig 
sich bewegen und auf diesem Wege zusammentref- 
fen. Weil aber die Bewegung besonders schnell bei 
Tag und im Sonnenlichte statt findet, und eben um 
diese Zeit auch das Bestreben, fremde Körper zu 
umfassen, gesteigert ist, so braucht es nur eine lei- 
se Berührung, damit die Cirre den fremden Körper 
umfafst. Von diesem Berührungspunkte hängt nun 
aber auch die Regelmäfsigkeit der Spirale ab. Wenn 
nämlich der fremde Gegenstand so weit entfernt ist, 
dafs er nur von der Spitze der Cirre berührt wird, 
80 setzt sie sich in Form eines Hàückchens an dem- 
selben fest, und dann erfolgt kein weiteres, Umfas- 
sen der Stütze, wenn gleich die Cirre sich noch 
mehr verläiige rt; sondern es bilden sich unförmli=- 
che Eeer zwischen der Spitze und der Da- 
"sis der Cirre; wenn aber der fremde Körper an die 


Basis dev ganzen Cirre oder eines einzelnen Astes | 
derselben gebracht wird, so erfolgt die Windung in 


regelmäfsigen Kreisen von unten nach oben um den- 
selben, bis die Spitze sich festgesetzt hat, und da- 
mit hört dann die Windung auf; geschah nun die- 
se Berührung am Ende des Wachsthums der Cirre, 
so bleibt die Spirale in der einmal angenommenen 

folgt sie aber vor völliger Beendigung des- 


-- 60 — 


selben, so bilden sich wieder rückwärts von da un- 
förmliche Krümmungen, Diese Unförmlichkeit ist 
aber der häufigste Fall, weil die Zeit der Wiadang 
vom Anfang der Berührung an in keinem Verhält- 
nifs mehr steht mit der Zeit, die noch zur Vollen- 
dung des Wachsthums erforderlich ist, denn bei gu. 
‚tem Wetter und 18° R. erfolgten in einem Tage 2 
bis 3 Windungen um die Stütze. · Dieses Milsver- 
hàltnifs macht aber keine Ausnahme von der Regel, 
dafs die Bewegungen auch bei den Cirren gleichen 
‘Schritt halten mit ihrem Wachsen, wie bei den 
Windepflanzen; denn wenn ich einen fremden Rör- 
per an die noch ganz junge Cirre brachte, die höch- 
stens einen halben Zoll lang war, so erfolgte die 
Windung nur in dem Grade, als das Wachsthum zu- 
nahm. Dieser Versuch gelingt an keinem Körper mit 
rauher Oberfliche, an weleher sich die Spitze der 
Сігге festsetzen könnte, sondern an einem sehr dün- 
nen Eisendraht oder einer dünnen Glasröhre mit 
ganz glatter Oberfläche. Hier kann sich das Häck- 
chen der Spitze der Cirre nicht festsetzen, sie ver- 
lüngert sich nach oben zu und bildet somit mehre- 
re vollkommen spiralförmige Windungen. . Diefs 
macht also eine Ausnahme von den Erscheinungen, 
wo mit Berührung einer rauhen Stütze durch die 
Spitze der unvollendeten Cirre eine unförmliche Spi- 
rale entsteht. . А 
Die Richtung der Spirale kann willkührlich nach 
rechts oder links bewirkt werden, je nachdem man 
den fremden Körper mit der Cirre auf der einen | 
oder andern Seite in Berührung bringt; diefs geht 
aber nur bis zu einem gewissen Grad an; ich ver- 
suchte es oft, der Cirre dann noch eine willkühr- 
liche Richtung zu geben, wenn sie eben ihr Wachs- 
thum vollendet hatte und nun ohne fremden Kör- 


per anfing, sich selbstständig aufzurollen. Allein 
diefs gelang mir nie, die Cirre verfolgte die einmal 
angenommene Richtung. Dieser Versuch gelingt nur 
gut bei den einfachen Cirren dieser Abibelung, weil 
man. dann. nicht von seitlichen Aesten gehindert 181, 


Überhaupt bedürfen diese Versuche an Cirren einer 
beständigen Aufmerksamkeit, denn neben dem, dafs ` 
die Cirre für sich schon Bewegungen macht,. be- 
Wegt sich die Lflanze auch wieder nach dem Stand 
der Sonne, so dafs sie sich Morgens bei ihrem Er- 


scheinen um 2—3 gegen sie neigt; wenn also der 
Versuch gelingen soll, so muls der fremde Körper 
zu einer Zeit der Cirre genähert werden, wo die 
&rófste Neigung zum Umfassen statt findet, und 
weil dieses schnell erfolgt. so kann dann die Cirre 
nicht mehr der Bewegung der ganzen Pflanze fol- 
gen. Die hier angeführten Erscheinungen sind nun 
ganz dieselben bei den Cirren von Vitis und Cissus, 
nur dats bei diesen das Umfassen langsamer erfolgt, 
als bei den feinen Cirren der Leguminosen. 

Die Cirren umfassen die verschiedenen fremden 
Körper, als Holz, Faden, Glas, Metall, Seide und 
lebende Pflanzen ohne Unterschied, bis auf die He- 
dera Helix; gegen diese Pflanze scheinen die Cirren 
Abneigung zu haben; namentlich gegen die frischen 
Pflanzen; wenn sie aber vertrochnet waren, so | 
schien mir einige Annäherung statt zu finden. Ich 
brachte sie in den verschiedensten Richtungen mit 
den Cirren in Berührung, aber nie ‚schienen sich die- 
se viel um sie zu bekümmern.. 

Zu dieser Abtheilung gehört endlich die Cobaea 
scandens, die am Ende des gefiederten Blattes ei- 
ne zusammengesetzte (irre sitzen hat, wovon ich 
nur eine Beschreibung geben will, da ich nicht Ge 
legenheit hatte, dieselbe näher zu beobachten. Die- 


se Cirren sind am meisten von allen, die ich gese- 
hen habe, veraestelt; es ist ein fünffach getheilter 
Haupistamm, dessen mee Zweige sich in zwei ga- 
belfürmige Häckchen enden, die.h: iufig die Form ei- 
nes Ankers haben; mit diesen Häckchen kann sich 
die Cirre sehr fest an fremde Gegenstände anheften. 
Die Cirre weicht aber von denen der Leguminosen 
darin ab, 8418 sie schon an ihrem Hauptstamm an- 
fängt, sich zu winden, was bei letztern nicht der 
Fall ist. Die Windung geht abwechslungsweise bald 
nach rechts, bald nach links; die feinern Aeste aber 
sind meistens in einen Knäuel verwickelt; man be- 
merkt ferner eine Windung um sich, was ich nur 
in seltenen Fällen bei den Cirren der ce zw beo- 
bachten Gelegenheit hatte. 


Kor den Blatistilen mit Cirren ähnlicher Form. 

Während es bei der vorigen Abtheilung. der yer- 
 lingerte Blattstil nach oben ist, so ist es bei dieser 
Abtheilung der Stil unter dem Blatt, welcher Cir- 
renform annimmt. Beide benennt de Candolle 
mit dem Namen Оіггі petiolares. Von Pflanzen, 
welche in diese Abtheilung gehören, kenne ich nur 
5 Gattungen; sie zeichnen sich schon dadurch von 
den Cirren der 2 ersten Abiheilungen aus, dafs sie 
in der Regel nur durch Berührung zum Winden ge- 
bracht werden, während die Vorigen mehr oder we- 


niger von selbst winden. Hieher gehören die Blatt- 


| stile von Adlumia cirrosa, einige Arten von Cle. 
' тайв, die sich auf Berührung mehreremal um den. 
sie berührenden Körper winden. Die Richtung der 
Spirale kann aber, wie bei der vorigen Abtheilung, 
nach ` Willkühr bestimmt werden; ebenso ist die 
| Windung nur so lang möglich, als der Blattstil sein | 
Wachsthum nicht vollendet hat. Bringt man einen 


fremdeu Ебгеег in den Blattwinkel des gefiedertem | 
Blattes, so dafs er die Basis von 2 Blatistilchen һе» | 
tührt, so winden sich beide um denselben, aber in, 
entsegengesetzter Richtung. Diefs ist ein weiterer 
Beweis, daf- der Berübrungspunkt der Stütze die 
Richtung der Windung der Cirren bestimmt. ‚Bleibt 
das Blatt ohne Berührung bis zur. Vollendung des 
Wachsthums , so bleibt der Blattstil nachher geras 
de und zeigt keine Spur von Krümmung. 
Antirrhinum eirrosum hat einfache Blätter SE" 
einen. sehr feinen Blattstil; so lange dieser nicht 
mit irgend einem Körper in Berührung kommt, 
30 bleibt er gerade stehen; häufig aber geschieht _ 
die Windung um den Stängel selbst, und nur 4.—2 4 
mal, wegen Kürze des Blatistils; diefs ist aber mur 
bei den Blättern der einen Seite der Fall, welche, 
indem sie sich gegen das Licht richten, mit dem 
Stengel in Berü*-ung kommen; mit ihrer Hülfe ist 
aber auch der Stengel im Stande, sich an fremden 
Gegenständen zu erheben, denn er nähert sich ete 
was der kletternaen Form. Die Blatistile von Ans 
ürrh, Elatine nähern sich ein wenig den vorigen. 


Zweiter Haupt- Abschnitt. 


In diesem 2ten Abschnitt werde ich suchen, den 
Grund des Windens aufzüfinden , und zwar zuerst, 
ob es auf äussern Einflüssen berube, und alsdann, 
ob und wie weit es in der Pflanze selbst begründet 
sey, und zuletzt dann die Schlüsse aus dem Gan- 


Zen ziehen, 
ЫЫ den Einflüssen, der Electricität und des 
Galvanismus. 
Oben habe ich die Versuche mit den verschie» 


) 


denarügsten Stützen angeführt, welche alle keinen 
Einflufs auf das Winden der Pflanzen ausserten, 50 
wenig, als sich die Pflanze vorzugsweise gegen die 
eine oder die andere Stütze hinneigte; diese Ver- 
suche zeigen nun zugleich, dafs weder die schlech- 
len Leiter für Electricitat, wie Glas, Seide, trock- 
nes Holz, Faden und eine mit Bernstein überzoge- 


ne Stütze Einflufs auf die Pflanzen zeigten , noch 
Ше guten Leiter, wie Eisen, Messing und grüne 
Pflanzen; und wenn auch wirklich Finflufs;statt fän- 
de, so wäre er wenigstens schwach und in. keinem 
Verhältnifs zu dem überwiegenden Einflufs des Lichts: 
In der Bewegung der Pflanzen konnte ich bei Tag 
keinen Unterschied wahrnehmen, ob sie sich an ei- 
nem Leiter oder Nichtleiter windeten, und mit der 
Nacht legten sich die Pflanzen mehr oder weniger 
an die Stütze an, je nach dem Grade der Tempe- 
ratur. Es blieb mir also nur noch der Versuch übrig; 
ob nicht durch künstlich erregte Electricität sich ein 
Einflufs auf das Winden der Pflanzen äussere, Die 
so häufig sich widersprechenden Versuche, die bis 
jetzt mit der Electrieität an Pflanzen angestellt wur- 
den, würden es vielleicht weniger seyn, wenn sie 
immer unter gleichen Umständen und mit demsel- 
ben Grad der Eleetricität angestellt worden wären; 
aber während man bei dem einen Versuch den gröfs- 
ten Grad von Electrieität einwirken liefs, wodurch 
die Pflanze selbst schnell getüdtet wurde, so wen- 
dete man in einem andern Versuch einen niederern 
Grad an, und weil in diesem Fall die Wirkung nicht 
eben so schnell, wie im vorigen, sich aussprach; 
so erklärte man die Wirkung der Electrieität für 
nichtig. Ich wählte zu meinen Versuchen 2 Platten 
von Zink und Kupfer von 4“ Breite und 6^ Länge; 
‚diese waren ‚von einander durch kleine Stückchen 


i 


Holz getrennt, so wie es de la Rive angibt, und 
Womit man schon im Stande ist, einen feinen Drath 
?um Glühen zu bringen. Dieses Platten-Paar brach. 
teich in ein hohes Glas, welches mitSalz und Sal. 
Detersüure gesäuertes Wasser enthielt. Die Versus 
the stellte ich in der Mitte Juni an, wo das Ther. 
Mometer Mittags im Schatten auf 20—04° В. stand. 
Ich versuchte nun zuerst, ob es Einflufs auf die 
Windung der Pflanze habe, wenn ich mit der Stü- 
"e bald. den positiven, bald den negativen Pol in 
Berührung brachte, da man dem positiven Del vor, 
Zugsweise Einflufs auf die Vegetation zuschreibt, 
Ich wählte zur Stütze einen starken 3’ dieken Ме. 
lalldrath, den ich durch eine Glasröhre, welehe un» 
ten geschlossen war, von der Erde isolirte; ап dies 
Sem windete sich ein Convolv. in der ihm. eigenen 
‚Richtung nach: links, ohne dafs ich геше: Veründes 
tung an demselben wahrnehmen konnte, Eben so 
verhielt es sich auch mit einer Bohne, mit der ich 
denselben Versuch anstellte. Der Versuch wurde 
immer solang fortgesetzt, besonders an jüngern 
Pflanzen, bis die Pflanze einige windungen um die 
Metallstützé gemacht hatte; wo dann keine Verän« 
derung in der Richtung mehr zu erwarten wars 
Nun versuchte ich die Dräthe der beiden Pole an 
Ше Pflanze selbst zu riehten und entweder abwechss 
lungsweise bald blos den negativen ы bald den posis 
tiven Pol, oder aber beide zugleich, den einen an 
den obern Theil der Pflanze, den andern an ihren 
untern Theil zu bringen; diese Versuche lielsen 
mich aber in. Ungewilsheit über den Einflufs des 
Galvanismus auf das Wachsihum und die Bewegung 
der Pflanzen. Bei einigen: Pflanzen konnte ich єїй 
Sichibar vermehrtes Wachsthum wahrnehmen, waha 
"end; andere keine Veranderung zeigten j^ ich. haue . 


5 


noch ‚zur genauern Vergleichung immer ähnliche 


Pflanzen von ziemlich gleicher Grölse und unter den- 
selben Verhältnissen in der Nähe ohne Berührung 
mit dem Galvanismus gelassen, um ihr Wachsthum 
mit denen dem Versuch unterworfenen Pflanzen zu 
vergleichen; aber auch hier zeigte sich keine Ver- 
änderung in der Richtung der Pflanzen, wenn gleich 
ihr Wachsthum und Bewegung lebhafter war. Günsti- 
ger waren aber die folgenden Versuche für den Einflufs 
des. Galvanismus auf die Pflanzen. Wenn ich dasober- 
ste 8 —10/ lange Ende einer Windepflanze abschnitt 
und einige Stunden in Schatten legte , wo, wie es 
mir schien, diese Art Pflanzen schneller verwelk- 
ten, als andere krautartige Pflanzen, und ich diese 
alsdann einzeln in verschiedene Gläser vertheilte , 
welche reines Wasser enthielten, und dann den ei- 
nen Pol in das Wasser leitete, den andern aber an 
die Spitze der Pflanze mittelst eines ganz feinen 
Metalldraths richtete ,, damit die Pflanze nicht im 
Aulrichten gehindert werde, so zeigte sich, dals 
diese Pflanzen sich schneller aufrichteten „ als die, 
welche ohne Berührung mit den Polen blieben, Die- 
se Erscheinung erfolgte meistens um z und sogar 
einigemal um die Hälfte früher, als bei den letztern. 
ich wiederholte diese Versuche öfters, indem ich 
die Pole wechselte, und mit demselben Erfolg. Die 
Pflanzen kehrten immer, wenn man auch in ihrem 
erlahmten Zustand durchaus keine bestimmte Rich- 
tung erkennen konnte, wieder in ihre normale Rich- 
tung zurück. Damit. schien. aber auch der Einflufs 
des Galvanismus. beendigt zu seyn, denn die wie» 
deraufgerichteten Pflanzen nahnien in 8 Tagen nur 
um ‚einige Linien zu; eben so unmerklich waren. 
auch ihre Bewegungen, wenn auch in die. Sonne ge» 
stellt, nachdem ich jeder Pflanze eine Stütze gege- 


ben hatte; sie blieben grün, und nach Verlauf von 
14 Tagen hatten die meisten Wurzeln gebildet, und 
von hier aus begann dann erst wieder das Wachs- 
thum und auch das Winden, 


Einfufs des Magnetismus. 


Se 
Ich führe die wenigen Versuche, welche ich mit- 


dem Magnetismus anstellen konnte, nur der Voll. 
$tändigkeit wegen an ‚ da bekanntlich die Wirkung 
desselben auf lebende Körper weit schwächer ist, 
als die der Electricität und des Galvanismus. Un- 
ter den verschiedenen Versuchen, welche ich mit 
der Cuscuta anstellte, wollte ich auch den Einflufs 
einer magnetischen Nadel auf dieselbe bei ihrem er- 
Sten Erscheinen über.der Erde beobachten; zu die- 
sem Zweck wählte ich mehrere Nadeln, die ich bald 
mit dem Süd- bald mit dem Nord-Pol mit der Pflan- 
ze in Berührung brachte, allein sie blieb indifferent 
gegen dieselben, gleichwie gegen alle übrigen tod- 


ten Körper, obgleich die Nadeln д Wochen nach- 


her noch eben so magnetisch waren, wie im Anfang. 
Dieselben Versuche wiederholte ich nun auch an 
Bohnen, Convolvulus und Hopfen mit einem dicken 
Eisendrath ; die Pflanzen windeten sich um densel- 


ben, aber die folgenden Erscheinungen waren nicht. 


abweichend von denen, welche die Pflanzen an nicht 


magnetisirten metallenen. Stützen zeigten. 


Einflufs des Lichts. 
Aus den bisherigen Versuchen geht schon der 
Einfluís des Lichts auf die Pflanzen im Allgemei- 


nen hervor. Daraus, dafs so: viele Pflanzen einen 


täglichen Ciclus nach dem Stand der Sonne beschrei. 

ben, läfst sich schon auf den groísen kinflufs des 

Sonnenlichtes auf die Bewegungen der Windepflan- 

Zen schlielsen, её ohnedieís lebhafter sich zeis 
5% 


a 


а n 


беп» als die der übrigen Pflanzen. Das Licht ist 
überhaupt das Alles belebende Agens, und ohne 
< Licht kann nichts Organisches vollkommen seyn. 
Mangel an Licht ist sowohl für das Thier- als Pflan- 
zenreich hüchst nachtheilig, und wenige Pflanzen 
und Thiere machen hievon keine Ausnahme; denn 
neben dem, dafs sie von sehr niederer Organisation 
sind, so spricht sich noch bei ihnen der Lichtman- 
gel durch Mangel an Farbe aus. Der Einflufs des 
Lichts erscheint also als eín doppelter: einmal, in- 
dem er die Bewegungen der Pflanzen, ferner, in- 
dem er die chemische Mischung derselben bedingt. 

Ich brauche hier nicht die so oft gemachten Ver- 
suche anzuführen, die sich jeden Tag bestätigen, 
dafs die Pflanzen sich nach dem Lichte richten , 
selbst wenn sie in ganz finstern Orten eingeschlos- 
sen sind und das Licht nur durch eine kleine Oeff- 
nung Zutritt hat. Man kann schon einerjeden Pflan- 
ze, welche man alle paar Tage um Etwas dreht; 
eine gewundene Form geben. Diels rührt von dem 
alleinigen Einflufs des Lichtes her. Bei den Win- 
depflanzen haben wir gesehen, dafs die Spitze der 
Pílanze sich jeden Abend mehr oder weniger der 
Stütze nähert, und mit jedem Morgen sich von der- 
selben entfernt, und diese Entfernung um so grüfser 
ist unter dem unmittelbaren Einflufs des Sonnen- 
lichtes. Gegen diesen Lichtreiz vermag keine An- 
ziehungskraft etwas, weder die einfachen, noch die 
elekirisirten, noch magnetisirten, noch, wie wir wei- 
ter unten sehen werden, die erwärmten Stützen; 
' Die von der Stütze entfernte Spitze der Windepflan- 
ze sichtet sich fast horizontal Morgens gegen Osten; 
wührend. sie Mittags eine mehr senkrechte Richtung ` 
annimmt und. Abends gegen Westen sich stellt. So 
beschreibt die Pflanze also einen Ciclus, indem sie 


— 769 - 


"sich beständig nach dem Stand der Sonne richtet. 
Diese Erscheinung ist allen Windepflanzen gemein; 
denn wenn gleich die geringste Anzahl derselben 
sich nicht nach dem Lauf der Erde windet, so ma- 
chen doch die nach links sich windenden Pflanzen 
eben so, wie die nach rechts sieh windenden die 
Bewegung von Osten nach Westen; beide haben 
Morgens ihre Spitze nach Osten gedreht, aber wäh- 
rend die letztern auf der Südseite der - Stütze nach 
West sich bewegen und somit einen halben Kreis 
um dieselbe beschreiben, so bewegen. sich die er- 
stern auf der Nordseite der Stütze, und sind gleich- 
falls gegen Abend gedreht wie die vorigen, und nur 
beim Eintreten der Nacht spricht sich der völlige 
Gegensatz der Richtung durch Anlegen an der Stü- 
‚же und Vollendung ihrer täglichen Umkreisung der- 
selben wieder aus. : Auf dieser Bewegung von Ost 
nach West beruht aber auch der Umstand, dafs man 
zuweilen mitten im Tag namentlich Bohnen an der 
Stütze anliegend findet; wenn nämlich die Stütze 
im Verhältnifs zum Wachsthum der Pflanze zu dick 
„ist, so findet zwar das Bestreben statt, den gewöhn- 
lichen Ciclus zu beschreiben, allein die Dicke der 
Stütze. verhindert deis, was also keine ‚Ausnahme 
von dem allgemeinen Gesetz macht. Während nun 
aber die Danze ап der Stütze іп 24 Stunden nur 
einen Cielus beschreibt, so wiederholt sie ihn «ohne 
Stütze oder ausserhalb derselben 6-- 6 mal in der 
gleichen. Zeit. Die Bewegung geschieht hier eben 
80 oft mit dem Lauf der Erde, als gegen denselben. 
Hier läfst sich nun freilich nicht der, Lauf der Erde 
‚als Ursache. dieser Art von Bewegung nachweisen, 
chen so wenig der Stand. der Sonne ; allein es tritt 
-doch der Unterschied zwischen Tag und Nacht auch 
bei dieser Bewegung wieder deutlich hervor; denn 


‚während diese freie Bewegung 4 ——1® Kreise über 
Nacht beschreibt, so wiederholen sich diese im Lauf 
des Tages 6—7 mal; was aber noch deutlicher den 
Einflufs des Sonnenlichts beweist, ist der Versuch; 
. wenn man unmittelbar das Sonnenlicht um Mittag 
auf diese sich frei bewegende Pflanzen einwirken 
15081; es bedarf oft kaum 10 Minuten, so richtet sich 
“Ше Pflanze auf bis au einen kleinen Theil der Spit- 
те, die aber fortfährt, ihre gewöhnlichen Kreise zu 
‘beschreiben. Mit diesem Aufrichten wird aber auch 
der Kreis um mehr als die Hälfte kleiner, während 
ег bei Nacht um so viel grüfser ist. Ich glaube; 
dafs sich dieses schnelle Aufrichten unter dem Ein- 
flufs des Sonnenlichtes am einfachsten durch den 
‚vermehrten Andrang von Säften erklären lasse, wo- 
dorch dann eine Spannung in der vorher erschlaff- 
"ten Pflanze eintritt, und damit dann das schnelle 


‘Aufrichten gegeben ist; denn ich habe eben so oft 
die Beobachtung gemacht, daís wenn gegen Abend 


die Sonne die Pflanze verlassen hatte, es oft nicht 
5 Minuten dauerte, bis sich die Spitze der Pflanze 
um 2-2 Zoll niedersenkte ; ich möchte diesen letz- 
ten Zustand vielmehr als den normalen annehmen, 
den sie beständig den Tag über behält, so lange 
nicht das Sonnenlicht unmittelbar auf sie einwirkt ; 
denn mit diesem Einflufs ist nicht immer grölsere 
Beweglichkeit gegeben, vielmehr sah ich sie in den 
meisten Fällen etwas langsamer, während bei etwas 
getrübtem Himmel und warmem Wetter das gröfste 
Wachsthum und eben damit die gröfste Beweglich- 
keit statt fand. 

Wenn nun, wie ich oben anführte, der ver: 
schiedene Grad des Lichtes die Bewegungen der 
Pflanze verschieden modificirt, so erscheint in Fol 
gendem der Einflufs des Lichts auf die Bewegungen ` 


der Windepflanzen durch Entziehung desselben noch 
deutlicher. Mit, plótzlichem Entziehen des Lichts 
hört zwar das Bewegen der Pflanze nicht sogleich 
auf, es dauert noch einige Tage fort, wenn die 
Temperatur dieselbe bleibt; wird aber auch diese 
niedriger, 80 gehen die Bewegungen im Ganzen viel 
langsamer vor sich und hören nach 4 — 2 Tagen ent, 
lig auf. Wenn aber die Windepflanzen nie unter 
dem Einflufs des Lichts stunden, so zeigte sich 
auch keine Spur von spiralförmiger Windung; ich 
habe diese Versuche mit allen mir zu Gebot stehen- 
den Windepflanzen und unter. den verschiedensten 
Graden von Wärme und Feuchtigkeit angestellt; die 
Pflanzen verhielten sich wie alle übrigen Pflanzen, 
die kein Licht erhalten, sie wuchsen stark in die 
Höhe, zeigten aber nie eine Neigung Zum Winden 
um die Stütze. Wenn ich diese Pflanzen aber alls. 
mählig an das Licht gewühnte, 50 bekamen sie ih- 
re natürliche grüne Farbe, und damit fingen sie 
auch an zu winden, Mit diesem aber ist nicht streng 
bewiesen, dafs das Licht die unmittelbare Bedin- 
gung des Windens веуе, sondern nur die miitelba- 
re, indem es die normale Mischung der Säftemasse 
erhält, eben damit das Wachsthum befördert und 
mit diesem sich das Winden allein aussprechen kann. 
Die Pflanze ohne Licht befindet sich in einem lrank- 
` haften Zustand, in welchem sie nicht im Stande ist, 
besondere Lebens- Aeusserungen zu zeigen, sie ver- 
folgt blos die senkrechte Richtung, die sich schon 
bei dem ersten Keimen: des Saamens unter der Er- 
de zeigt. In der Dunkelheit nimmt die Pflanze we- 
niger Feuehtigkeit auf und dünstet weniger aus. 
Der Bau der Pflanze ist unvollkommen, sie besieht 
fast nur aus Markzellen, die sich in einer Art hy- 
dropischem Zustand befinden, während die höher 


erganisirten Spiralgefälse ganz verdrängt sind. Fol- 
gendes läfst mich aber noch weiter an dem unmit- 
telbaren Einflufs des Lichtes auf’ das Winden der 
Pflanzen zweifeln, denn die Bewegungen der Pflan- 
. zen hören nicht sogleich mit Entziehung des Lich- 
tes auf, sondern sie dauern bei gehöriger Feuchtig- 
keit und Wärme noch ‚einige Tage fort, und erst 
dann, wenn durch die längere "redet des Lich- | 
tes der Chemismus der Pflanze nothleidet, wodurch 
das Wachsthum in Stocken gerath, hóren die Be- 
 wegungen ganz auf. Deutlich làfst sich endlich noch 
der Einflufs des Lichtmangels bei der vtscuta er- 
kennen; obgleich sie meist an ganz dunkeln- Orten 
vegetirt, so ist doch ihre erste Bewegung, nachdem 
sie sich an eine fremde Pflanze festgesetzt hat, nur 
ein Bestreben nach oben, ohne Spur von Windung 
zu zeigen, wenn gleich sich ihr viele Gegenstände 
dazu darbieten; dabei ist sie blals von Farbe ‚ und 
 ersi mit dem, dals sie vollkommen an das Licht 
tritt, fürbt sie sich mehr oder weniger roth, und 
fängt an, sich zu winden. ; 

Ans den angeführten Versuchen und Beobach- 
lungen über den Einflufs des Lichts ergibt sich nun 
zwar, dafs ohne dasselbe keine Windung erfolge, 
dafs mit zunehmendem Licht die Bewegungen leb- 
hafter, und die Pflanzen von der Stütze abgeleitet 
werden; es blieb aber immer noch die Frage: ob 
es nicht móglich sey, rait Hülfe des Sonnenlichts 
die normale Richtung der Windepflanzen abzuin- 
dern, und es schien mir von dieser Seite aus noch 
einige Möglichkeit dazu. vorhanden, da der Licht- 
reiz sich bis jetzt als der kräftigste іп den Bewe- 
gungen der Pflanzen geäussert hatte; allein alle Ver- 
suche, die ich zu diesem Zweck жайы mifslan- 
gen, denn gerade ишег dem Einfluls des Lichtes 


ГА 


= T -- 


findet die. gröfste- Neigung- statt; in die normale 
Richtung zurückzukehren. 


‚Einfufs der. Wärme. 


Den Einflufs des Lichts und der Wärme Ken 
30 genau mit einander zusammen, dafs тап oft 
Richt mit Gewifsheit sagen kann, welcher von bei- 
den einen grófsern Antheil habe; indessen hat doch 
im Allgemeinen^das Licht einen grófsern. Einflufs 
auf die Bewegungen, als die Wärme; letztere kann 
auch künstlich ersetzt werden bei den Pflanzen; das 
Licht aber nicht; die Pflanze wächst zwar im Fin- 
Stern bei gehöriger Wärme und Feuchtigkeit, aber 
sie wird weder grün, noch windet sie sich, ‘eben 
80 wenig, wenn man künstliches Licht anwendet. 
Das Tageslicht und das Sonnenlicht mufs also mehr 
Шап, als die beiden vorigen; es bedingt das Wachs» 
thum und. die normale Mischung, die sich in der 
grünen Farbe ausspricht, und eben damit tritt das ! 
Winden ein. Indessen unterstützt doch die Wärme 
das Licht bedeutend, und ohne Wärme vermag das, 
blofse Licht nichts auf die Vegetation. Wenn gleich 
bei einer bedeutenden Kälte noch:mehrere Pflanzen 
Vegetiren, so gibt es doch endlich einen Grad von: 
Kälte, bei welchem alle Vegetation aufhört. | So se- 
hen wir gegen den Nordpol die Vegetation allmih.: ` 
lig abnehmen, und endlich, ‚unter dem 80° nördl. 
dm findet sich nur noch eine Pílanze von der 
hiedersten Organisation, der Uredo nivalis, welcheg 
den Schnee төсі fürbt. Wenn gleich von dem. Ae- 
quator an gegen die Pole hin das Sonnenlicht be. 
deutend abnimmt, 50 steht es doch in keinem Ver. 
hültnifs mit der unter den Polen herrschenden Ee 
te, so dafs von Seiten des Lichts wohl noch Vege- 
tation möglich wäre ; wenn. nicht Wärme eine so 


nothwendige Bedingung hiebei wäre; umgekehrt 
dagegen sehen wir mit zunehmender Wärme gegen 
den Aequator hin die Vegetation bedeutend zuneh- 
men, sowohl der Anzahl der Pflanzen nach, als 
auch in Hinsicht ihrer Vollkommenheit. Wenn пий 
das Licht mehr die Bewegungen der Pflanzen er: 
höht, während die Wärme das Wachsthum beför- 
dert, Wachsthum und Bewegung aber, wie ich schon 
‚öfters zeigte, gleichen Schritt halten, so sind diese 
bei den Agentien nothwendige Bedingung für das 
Winden der Pflanzen. Um aber durch Versuche 
weiter zu erfahren, ob nicht vermehrte Wärme im 
Stande wäre, den Lichteinflufs zu überwiegen, so 
machte ich folgenden Versuch in der Mitte des Fe- 
bruars: an einem schönen hellen Tag, an welchem 
gröfstentheils die Sonne schien und die Witterung 
scht gelind war, setzte ich einen Topf mit einer 
127 hohen Bohnenpflanze gegen Morgen an ein Fen- 
ster, der Topf wurde noch zur gleichförmigern Tem- 
peratur in einen kleinen hölzernen Hasten gestellt; 
die Pflanze war ohne Stütze und machte ihre ge- 
wöhnlichen kreisförmigen Bewegungen ; die Wärme 
des Zimmers wurde bis auf 24° R. gesteigert, al- 
lein die Richtung veränderte sich nicht. Wenn ich 
dagegen den unmittelbaren Lichtzutritt von ihr ab- 
hielt, so richtete sie sich gegen den Ofen hin, der 
45' davon entfernt war., Aehnliche Versuche in ei- 


nem nördlich gelegenen Zimmer waren nicht gün- 


stiger. | 

im Juni bei warmen Nächten brachte ich ab- 
wechslungsweise Hopfen, Bohnen, Convolvulus und 
Glycine, die sich alle um fremde Gegenstände win- 
deten, bis auf einen Fufs Entfernung an eine klei- 
ne Oeffnung des Hauses; bei Tag war nun die in- 
nere Hauswärme immer um mehrere Grad niedrige? 


als die äussere, und es zeigte sich weder bei hellem 
noch bei düsterem Wetter ein Hinneigen gegen die 
Oeffnung ; mit dem aber, dafs es Nacht wurde und 
die innere Hauswärme die äussere um 2 — 5° über- 
stieg, neigte sich die Spitze der Pflanze gegen die 
Oeffnung, aus welcher eine wärmere Luft ausstróm- 
te, Die Wärme überwog somit; Ше Neigung !zur 
Stütze, indem sich die Spitze der Pflanze von dies 
Ser entfernte, Hier zeigte sich also bei geringer 
Erhökung der Temperatur in der Nähe der Oeff- 
nung ein bedeutender Einflufs auf die Bewegung der 
Pflanzen bei Abwesenheit des Lichts s dëser Eins 
flufs der Wärme spricht sich: ferner dadurch aus, 
dafs bei warmen Nächten sich die Spitze der Pflan- | 
Ze weniger der Stütze nähert, als bei kalten. 

An diese Beobachtungen schliefsen sich nun 
noch die Versuche mit Stützen an, die einen höhern 
Wärmegrad erreichen können, als metallene und 
verschiedenartig gefärbte; aber gerade in der Son- 
пе, wo diese Stützen wärmer werden , überwiegt 
der Lichteinflufs den der Wärme, und die Pflanze | 
macht ungestört ihre gewöhnlichen Bewegungen. 

Das Resultat ist also, dafs zwar die Wärme als 
Reiz auf das Winden der Pflanzen Einflufs habe, 
dafs sie aber iu dieser Eigenschaft dem Lichtein. 
flufs bedeutend nachstehe. 


Einfufs der Feuchtigkeit. 


Die Feuchtigkeit ist eine. dritte wichtige Bedin. 
gung für die Vegetation. Je mehr die Pflanzen wach- 
Sen, desto mehr dünsten sie aus; dünstet. eine 
Pflanze viel aus, so mufs sie auch viel einsaugen, 
Die Windepflanzen gehüren unter diejenigen, wel- 
che schnell. wachsen, sie dünsten also auch viel aus 
und müssen in demselben Verhältnifs viel einsau- 


\ 


"ET өс 


gen. Die Pflanzen nehmen das Wasser in flüssiger 


oder in Dampfgestalt in ihr Inneres auf. Von eis 
gentlichen Wasserpflanzen sind mir nur 4 bekannt; 
die sich winden, nämlich die Utricalaria volubilis 
aus Neuholland, wo aber wahrscheinlich der Sten- 
gel ausserhalb des Wassers sich'windet; der weib* 
liche Blüthenstil: von Vallisneria spiralis, und die 
Chantransia glomerata und rivularis; die sich im 
2 Wasser selbst winden. Wenige Windepflanzen sind 
in der Nähe fliefsender Wasser, die meisten aber 
in dichten Wäldern, wie in Brasilien, wo sie den 
gröfsten Theil der Feuchtigkeit in Dampfgestalt auf- 
nehmen. | Warme Feuchtigkeit in Gasgestalt scheint 
es vorzüglich zu seyn, was das Wachsthum und so- 
mit die Bewegungen der Pflanzen begünstigt. < Ich 
habe mehrere Windepflanzen, namentlich Hopfen, 
Bohnen and Convolv. sepium allein in reinem Brun 
nenwasser wachsen lassen; sie windeten sich alle 
gleichandern in der normalen Richtung, ausser dafs 
sie schwächlicher waren, als die in der Erde erzo- 
genen , zeigten’ sie ganz dieselben Erscheinungen; 
wie die übrigen Windepflanzen. Ein in der Nähe 
der Spitze aer Pflanze befestigter x gehörig feucht 
erhaltener Schwamm zeigte auffallend den Einflufs 
der Wasserdämpfe auf die Bewegung der Pflanze; 
bei starkem Sonnenschein neigte sich zwar die Spitze 
der Pflanze nicht besonders gegen den Schwamm 
hin, hatte sie ihn aber im Laufe ihrer Bewegungen 
erreicht, so verweilte sie länger in seiner Nähe, als 
sie sonst zu thun pfiegte;. wenn. aber der Himmel, | 
neben warmer Witterung, bedeckt war; so neigie | 
sich die Pflanze sichtbar gegen den Schwamm hin. 
Diese Versuche, welche ich öfter wiederholte, blie- 
ben sich immer gleich. ` Ein іп: der Nähe der Win- 
depflanze in die Erde gegrabener Topf, der einen 


Sehwamm mit Wasser enthielt und: leicht bedeckt 
War, bewirkte ausser stärkerer Entwicklung der 
Wurzeln auf der Seite des Topfes keine Verändes 
tung in der Richtung der Bewegung. 

So sehr nun aber auch ein gehöriger Grad von 
Feuchtigkeit das Wachsthum begünstigt, so ist doch 
2u рго(ѕе Feuchtigkeit dem Waehsthum sehr nach- 
theilig, besonders wenn der Lichteinflu(s geschwächt 
ist und die Ausdünstung nicht eben so lebhaft er- 
folet. Ich hatte Gelegenheit, eine Menge Convolv. 
Sepium an einem schattigten Ort an und in dem 
Wasser wachsen zu sehen; die Richtung blieb ims 
mer unverändert nach links, aber die Pflanzen waa 
Ten schwach und mager, und nur'erst dann, wenn 
die Spitze der Pflanze an das Licht trat, wurde ihr 
ganzes Aeusseres kräftiger. Die kLeuchtigkeit ist fer- 
her nächst der Wärme vorzüglich nothwendig für 
die Eniwicklung der Cuscuta und für inr Fesisetzen 
an fremden Pflanzen. Erst dann, wenn diese Ре- 
riode vorüber ist, wird das Licht als zter Faktor 
nothwendig zum Winden. „Diese Гегіюде ist es, in 
Welcher sich erst die Wurzel entwickelt, und da һе- 
kanntlich die Wurzel sich nur in der Erde ausbil- 
det, wozu Feuchtigkeit und Wärme die alleinigen 
Bedingüngen sind, so erklärt sich daraus, warum: 
die Cuscuta immer nur an feuchten Orten ihren Ur- 
Sprung nehmen. kann; sie. bildet gleichsam das Mit- 
telglied zwischen Wuürzelbildung in der Erde und 
Wurzelbildung in der Luft, wie man es so häufig 
bei der ‚Familie der Crassulaceen antrifft, Der er. 

ste wurzelähnliche Ansatz der Cuscuta dauert aber 
in der Regel nicht das ganze Leben der Pflanze hin- 
durch, sondern nur so lange, bis die Pflanze uach 
ben zu mehrere Papillen gebildet hat, und damit 
Srbt dann die erste Wurzelbildung ab. Warum 


aber die Cuscuta immer wieder neue Papillen bilde, 
und selbst dann, wenn sie sich um eine zweite Sus 
eutapflanze windet, erkläre ich mir aus dem Man- 
gel der Blätter; die Blätier führen der Pflanze eine 
bedeutende Menge von Nahrung durch Aufsaugen 
gasfürmiger Stoffe zu; wo nun diese fehlen, da muß 
auf eine andere Art Ersatz statt finden. Damit ist 
nun die wiederholte Papillenbildung gegeben, denn 
anders lälst sich nicht wohl denken, dafs eine so 
schwächliche Pítanze so viele Säfte bedürfe. Die 
wiederholte Papillenbildung läfst sich àber auch zum 
Theil durch das Absterben der alten Papillen erkli- 
ren. Wir sehen viele Pflanzen, die sich grölsten- 
theils auf Kosten der Blätter ernähren, weil ihre 
Wurzeln sehr klein und holzigt sind, oder weil sie 
auf dürrem Boden wachsen; andere. Pflanzen sehen 
wir, welche starke Wurzeln und grolse Blätter ha- 
ben, wie z. B. die Runkelrüben, die dessen unge- 
achtet den grófsten Theil der Nahrung aus der Luft 
ziehen, was dadurch erwiesen wird, dals nach ih- 
rem Anbau die Erde anfs neue fähig ist, andere 
Pflanzen zu ernähren, was vorher nur sparsam ге. 


^schehen wäre. Umgekehrt leben die grasartigen Ge- 


Araidearten fast allein aus der Erde, weilihre schma- 
len Blätter nur wenig Nahrungsstoff zuführen können 


Einfufs der Winde. 

' Der Einflufs des Windes auf die Bewegungen 
der Pflanzen làfst sich zum Theil schon aus dem 
was bei dem Wärme - und Feuchtigkeits- Einflufs ge | 
sagt wurde, sehliefsen, indem er bald trocken, bald 
feucht, bald warm, bald kalt ist, oder je nachde# 
er schnell eintritt oder aufhört, weil eben damit iJ 
der Regel ein Wechsel in der Temperatur und Feuch? 
tigkeit gegeben ist. Der Wind hat aber auch Ein‘ 


flufs auf die Pflanzen, indem er Bewegung hervor- 
bringt, denn oft bedarf es nur. der geringsten Er- 
Schtiiterung, damit die Pflanze ihre Richtung um et- 
Was verändere ; es scheint nämlich, als wenn die 
Pflanzen bei Windstille und unter Einflufs des Lich- 
tes in einer gewissen Spannung sich befanden, in 
der sie längere Zeit verharren könnten; ich и 
öfters die Beobachtung gemacht, dafs wenn man wäh. 
tend eines solchen Stillstandes die Pflanze berühr- 
te, oder wenn ein kleiner Windstols kam, so mache 
le die Pflanze eine Bewegung von 2—5' in wenig 
Minuten; sie schien das nachzuholen, um was sie 
in Beschreibung ihres Ciclus zurückgeblieben War. 
Am deutlichsten Zeigt sich diese Bewegung sowohl 
Morgens früh mit Erscheinung der Sonne, als auch 
Abends bei ihrém Untergange. Fand der Übergang 
vom Licht in Schatten bei Windstille statt, so blieb 
die Pflanze in ihrer frühern Richtung stehen, und 
nun bédurfie es nur eine geringe Erschütterung, um 
die Bewegung beobachten zu können, Der Wind ist 
also ein mechanisches Hülfsmittel für die Bewegung 
der Pflanzen, er stellt das Gleichgewicht wieder her, 
Wenn eine der Thätigkeiten in Stocken gerathen ist, 
Wie sich Erschütterung schon bei dem thierischen 
Hürper als kräftiges Mittel zur Resorption stocken- 
der Säfte beweist, so mages sichauch bei den Pflan- 
Zen verhalten. Der Wind erscheint also somit als 
Dothwendige Bedingung bei dem Wachsthum der Pflan- 
Zen, indem er das Ganze in beständiger Oscillation 
erhält; ob aber der Wind einer W indepflanze eine 
besondere anhaltende Richtung егіһейеп könne, da- 
von habe ich kein Beispiel gesehen; allerdings wird 
ein anhaltend starker und trockener Wind die Pflan- 
Zenfasern austrocknen, wenn nicht der Säfteersatz 
in demselben Maas erfolgte, wie die Ausdünstung, 


wodurch das Winden der Pflanzen Gesitt "werden 
kann, aber wohl nie unterbrochen, so lange der Er 
satz von Feuchtigkeit nicht felilt. Zu heftiger Wind 
wird aber auch. den Einílufs des Lichtes überwie- 
gen, wie ich diefs zu beobachten üfters Gelegenheit 
hatte; und. die Pflanze dadurch eine abnorme Form 
annehmen; allein diefs kann nur von. den Interno- 
dien gelten, welche während der Dauer des Windes 
ihr Wachsthum in der Länge vollendeten; - diese wer: 
den die Richtung behalten, іп welche sie durch den 
Wind gezwungen wurden, aber die Spitze: der Pflan- 
ze, ‚welche fortführt sich: zu verlängern, wird sich 
wieder in die ihr normale Richtung zurückbegeben: 
Ähnlichen Einflufs hat nun. auch der feuchte Wind; 
ег wird als mechanisches Mittel die Pflanzen zwar 
auf einige Zeit in eine andere Richtung zwingen, 
allein.es verhält sich hier wie bei den Versuchen; 
wo ich die Pflanzen in einer abnormen Richtung an 
die Stützen befestigte, immer "wird die Rückkehr 
in. die/normale Richtung erfolgen. Ев bleibt mir 
nur;jetzt noch übrig, des: Windes als ‚eines :bestäin- 
digen Erneuerungsmittels..der. Luft. zu erwähnen; 
diese erfolgt aber auch schon ohne Wind, indem 
die Luft selbst in einem beständigen Oscillations“ 
zustand sich befindet.. Die Versuche von ingen- 
 hous, Bonnet, de Saussure und Sennebier; 
mit andern Pflanzen angestellt, ‚mögen: hier für den 
| wichtigen Einflufs der Luft auch auf die Bewegun: 
gen der Windepflauzen ‚sprechen. Sennebier hat 
zwar zu: wiederholten Malen ‚Bohnen guter den Re 
cipienten einer pneumatischen Maschine gestelli und / 
darin. eine Viertelstunde Lang Am lufileeren Raum 
gelassen, ohne dafs er eine Veränderung an densel* 
ben bemerkte, allein. diefs beweist ‚nichts für die 
Sache, denn in der Donkeiheit und seibst an ki: 


len Orten dauert die T noch einige Zeit fort. 
Üm also hierüber bestimmter urtheilen zu kónnen, 
mü(ísien die Versuche Tagelang tortgesevzt werden. 
Dagegen beweisen die Versuche von Bonnet mehr. 
für die Sache. Er fend nemlich, dafs wenn er den 
Blüttern eine veränderte Lage im luítleeren Raum 
Bab, so kehrten sie nicht in. die normale Richtung 
Zurück. Ingenhous stellte eine Menge Versuche mit 
Yérschiedenen Gasarten an, und das Resultat war 
immer, dafs mit dem, dafs die Luft ihre gehörige 
Mischung verlor, auch die Pflanze aufhörte zu wach- 
Sen. Also auch die Luft und namentlich deg Sauer- 
Stoff, als Beförderungsmitiel des Wachsthums, be- 
dingen das Winden der Pflanzen. 


Боп dem anatomischen Bau der Windepfanzen. 


Bei Betrachtung der äussern Form der Saamen 
der verschiedenen Windepflanzen findet sich durch- 
aus keine Uebereinstimmung in ihrer Form im All- | 
‚gemeinen; häufiger trifft man Uebereinstimmung ал- 
ler den verschieden Gattungen einer Familie, wie 
difs z. B. der Saamen von. ipomaea, Convolv. und 
Calystegia zeigt; dagegen weichen die Saamen der 
Cuscuta schon wieder von der Form der 3 vorigen 
ab ; die grölste Aehnlichkeit herrscht aber unter den. 
айза der Leguminosen ,> sowohl solcher, welche 
Sich winden, ais auch solcher, welche sich nichi win- 
den, z. B. der Saamen von Bohnen, Genista, Cytisus 
und vielen andern haben dieselbe Form: dagegen 
nähert sich die nierenartige Form der vorigen mehr 
der rundlichen bis vollkommen runden bei den Сіг- 
tentragenden Danzen dieser Familie; nur die Saa- 
| men derselben Gattung sind sich vollkommen in 1 ih- 
tem Aeussern gleich. 

Eben so wenig Uebereinstimmung trifft man bei 


6 


Ec n OS 


‚ der Form und Lage des Embryo an; bei einigen 
Pflanzen zeigt sich die spiralförmige Windung scho» 
in der Form des Embryo, wie bei Hopfen (Fig. 11.)› 
Cuscuta (Fig. 5. 4.), Basella (Fig. 10.), und man könn- 
te dadurch leicht verführt werden, zu glauben, dafs 
sich das Winden schon im Embryo ausspreche ; al- 
lein einestheils trifft man, diese 5 Beispiele ausge- 
nommen, bei keinem andern Saamen von Winde- 
pflanzen diese Form an, sie verliert sich allmählich; 
bei Convolvulus (Fig. 13.) und Ipomaea (Fig. 14.) 
bildet der Embryo nur noch einen einfachen Кгеіѕ; 
bis sich die gewundene Form bei den Leguminosen 
ganz verliert, wie die Form des Embryo (Fig. 15« 
16.) von Bohnen und Glycine zeigi; anderntheils 
finden wir aber auch bei andern Pflanzen einen voll- 
kommen spiralfórmigen Embryo, ohne dafs sich in 
der Pflanze die. geringste Spur von kreisförmiger 
Bewegung ausspräche. Das schönste Beispiel der Art 
liefert uns der Embryo von Salsola kali (Fig. 12.) 
der ganz schneckenfürmig gewunden ist, welche Form 
überhaupt der ganzen Familie der Chenopodieen mehr 
oder weniger eigen ist, wührend sich in dieser Ка- 
milie nur die einzige Gattung Basella findet, welche 
sich windet. Dazu kommt noch, dals so wie die 
Plumula über der Erde erscheint, sich keine Spur 
mehr von der Spiralform des Embryo zeigt, wieich 
deis bei der Cuscuta angeführt habe. Die Richtung 
der Spirale bei dem Embryo der Cuscuta entspricht 
zwar der Richtung über der Erde, ob aber dief 
auch bei den andern der Fall sey, namentlich bei 
Hopfen, hatte ich nicht Gelegenheit, in der Natur ; 
zu beobachten ; ich liefere hier nur die Abbildung 
von Gärtner zum Beleg des Obigen. 

Ich habe die Embryonen von mehreren Win- 
depflanzen mittelst des Microseops bei einer Ver- 


Srüfsérüng von 490 genau untersucht und fand im- 
Mer nur sehr unvollkommenes Zellgewebe neben eis 
Ber grofsen Menge von langgestreckten Zellen; als 
Beispiel mag hier der Embryo von Cuseuta (Fig. 6.) 
dienen. Hat sich die Cuscuta an einer grünen Pflan« 
Ze festgesetzt, so wird auch ihr Bau vollkommener ` 
Und man entdeckt auf diese Art dreyerley verschie- 
dene Formen von Zellgewebe (Fig. 7-9); die deut- 
lichste Form findet sich an den Stellen, wo der Sten: 
8el aufgewulstét ist, man bemerki hier deutlich die 
Intercellular-Gänge; das Unvollkommenste findet 
Sich gegen die Spitze der iflanze, und ein. mittlerer 
Grad von Vollkommenheit kommt gegen die Papil- 
len hin vor. Eine andere Lage von kurzen Zellen 
"mgibt die äusserste Schichte der Pflanze und ent- 
hält in einzelnen Zellen den rothen Farbstoff, der 
Nicht gleichförmig in allen diesen Zellen ( Fig. 9.) 
verbreitet ist. An den Stellen nun, wo sich Papil- 
len gebildet haben, findet sich das vollkommenste 
Zellgewebe, die Papillen selbst scheinen aus der: 
Mitte der Pflanze hervorzusprossen, denn man ent- 
deckt an ihrer Peripherie keine langg estreckien Zel- 
len, sondern sie enthalten bis in ihre Spitze den 
mittlern Grad von Vollkommenheit des Zellgewebes;. 
auf jeder einzelnen Papille sitzen wieder eine Men- 
ge kleiner durchsichtiger Bläschen, welche ihnen 
Selbst wieder ein warziges Ansehen unter dem Mi- 
éroscop ertheilen. Spiralgefafse aber lassen sich in ` 
der Pflanze nicht entdecken ; sie scheinen durch an- 
dere lange Gefälse ersetzt zu werden, die sich im 
Centrum der} Pflanze finden; ich fand sie zuerst im 
Querdurchschnitt und später immer beim Längen- 
Schnitt; sie sind mehr bräunlich gelb ‘gefärbt, wah- 
rend ihre Umgebung grün und die äusserste schiebt 
te roth ist. | 


— ` >- 


Bei dem Hopfen (Fig. 18. op" konnte ich die 
Spiralgefälse lange nicht entdecken ; ich fand immer 
nur lang gestreckte Zellen und unvollkommnes Zell- 
gewebe, ‚weil ich anfangs nur die !піегпойієп un- 

tersuchte; die ihr Wachsthum in die Linge noch 
nicht vollendet hatten, bis ich endlich bei vollkomm- 
nerer Entwicklung der Internodien einfache Spiral- 
себ ее fand und später auch netzförmige mit voll- 
kommnem Zellgewebe; die einfachen Spiralgefäfse 
sind aber bald nach rechts, bald nach links gewun- 
den, es findet hier so wenig ein bestimmtes Gesetz 
statt, wie in der Richtung der Spiralgefälse anderer 
Pflanzen. Ich wiederholte diese Versuche an ver- 
schiedenen Stellen derPflanze und zu verschiedenen 
Zeiten, und erhielt immer dieselben Resultate. 

Eine 2 іе Pflanze, welche ich untersuchte, war 
Lonicera caprifolium. Die Spiralgefälse waren ein: 
fach und leicht aufzufinden, und das Zellgewebe hat- 
te schon einen bedeutenden Grad von Vollkommen- 
heit erreicht; ich' untersuchte sowohl solche Theile, 
die schon ausgebildet waren und Blüthen trugen, als 
auch solche, die erst in diesem Jahre gewachsen wa- 
ren. Die Spiralgefäfse (Fig. 44.) dieser Pflanze wa- 
ren alle nach links gewunden; allein esist möglich, 
dafs nach Analogie der andern Pflanzen sich auch 
nach rechts gewundene flnden werden. Auf gleiche 
‚Weise untersuchte ich die Bohnen (Fig, 2 21—23.) und | 
Convolv. (Fig. 56. 57. ). Ich fing an den untersten | 
Theilen der Pflanze an und untersuchte den Bau ei- 
nes jeden Internodiums mit Hülfe des Mieroscops; 
in den untersten Internodien findet sich vollkomme- 
nes Zellgewebe, lang gestreckte Zellen, einfache und 
poröse Spiralgefälse, nebst Intercellular-Gängen; je 
mehr nach oben, desto mehr verschwanden die po- 
rösen Spiralgefälse;; dieses Abnehmen geht aufwärts. 


em 4 um 


$0 lange fort, bis zu den Internodien, die sich noch 
bewegten, und also ihr Wachsthum in die Länge 
Doch nicht vollendet hatten ; von hier an verschwan- 
den auch die. Spiralgefäfse und ich fand nur noch. 
lang gestreckte Zellen an ihrer Stelle neben kleinem. 
unvollkommnem. Zellgewebe; іп den vollendeten In- 
ternodien sind die Spiralgefafse in Bündel vereinigt ; 
bei den Bohnen, wo der Stengel sechskantig ist, sitzt 
in jedem Winkel eine dreifache Reihe von Spiralge- 
füáfsen in einen Bündel vereinigt, und zwischen zwei ` 
Winkeln sitzen noch 2 Spiralgefäfsbündel, wovon 
jeder Einzelne nur aus einer Reihe von Spiralgefä- 
isen besteht. Bei Convolv. und Ipomaea dagegen, 
wo der Stengel von Natur rund ist und nur durch 
die Windung um sich selbst diese Form verliert, 
fand ich bei mittlerem Grad von Entwicklung eine | 
Menge von einfachen Spiralgefälsen gegen die Peri- 
pherie zusammengedrängt, bei ältern Stengeln aber 
fand ich nur noch einzeln stehende Spiralgefälse, 
seltener zwei beisammen, die porös waren; den 
gröfsten Theil machen in dieser Pflanze die Mark- 
zellen aus, die aus mehr oder weniger regelmälsi- 
gen Sechsecken bestehen, die am frühesten beim 
Hopfen: einschrumpfen und einen hohlen Stengel hin- 
terlassen. Der anatomische Bau von Glycine ist der- 
Selbe , wie bei den Bohnen. ich habe nun verglei- 
chungsweise | Phaseolus humilis, der sich nicht win- 
det, nach allen Theilen unter sucht und fand in dem- 
selben vollkommene Uebereinsiimmung mit den an- 
dern untersuchten Arten von Bohnen und Glycine. 
Der Blumenstil von Phaseol. coccineus und mehrere 
Convolvulusarten, die keine Spur von.Windung zei- 
Sen, hatte bei allen diesen Pflanzen denselben Bau, 
Wie ihr Stengel; ebenso stimmt auch der Bau von 
Convolv. tricolor, der sich nieht windet, genau mit 


сз OM 


den andern Convolvulusarten überein. Bei Diosco” 
rea villosa fand ich die Spiralgefälse, wie bei Con- 
volv., einzeln stehend in einem Kreis nach Aussen; 
es fanden sich poröse Spiralgefälse neben einfachen, 
vollkommnes Zellgewebe und lang gestreckte Zel- 
len ; im Übrigen war kein Unterschied von andern: 

Der Stengel von Menispermum canandense ist 
rund und hat ganz feine Falten; die Spiralgefäfse 
S (Fig. 58.) sind hier nach Aussen gedrängt, einzeln 
stehend, umgeben von lang gestreckten Zellen; der 
ganze innere Bau des: Stengels. besteht aus Mark- 
zellen. 

Bei Tamus communis fand ich die Spiralgefäfse 
5—6 beisammen stehend, weiter aber konnte ich in 
dieser Pflanze nichts finden, weil sie schon getrock- 
net und der Stengel ganz verschrumpft war, und 
er auch durch Aufweichen im Wasser nichtmehr die 
ursprüngliche Form erhielt. Die Chantransia glo- 
merata hat die einfachste Organisation ; sie besteht 
blos aus schlauchförmigen Zeilen, in welchen ein- 
zelne kleine Körner enthalten sind, die der Pflanze 
die iebhafte grüne. Farbe ertheilen. Date die Win- 
depflanzen derselben Familie alle dieselbe Organi- 
sation haben, ist wahrscheinlich, wenigstens fand 
ich auch bei andern nicht sich windenden Legumi- 
nosen denselben Bau, wie bei Phaseolus und Gly- 
eine. In der Familie der Con volvulaceen macht aber 
die Cuscuta eine Ausnahme » indem man nicht ein- 
mal Spiraigefafse bei ihr findet; wenigstens haben 
sie eben so wenig Andere gefunden, wie ich ; indes- 
sen fiadet sich doch, wie es mir scheint, eine An- 
deutung dazu. Spiralgeíafse scheinen nie in den 
Theilen vorzukommen , die ihr Wachsthum in die 
L-nge erst beginnen, sondern erst mit dem, dals 
sica. das Internodium dem Ende des Längen-Wachs- 


E а 


thums nähert, erscheinen auch die ersten einfachen 
Spiralgefälse; da aber die Bewegung der Pflanze 
nur so lange dauert, als das einzelne 'nternodium 
fortfährt, sich zu verlängern, so ergibt sich eben 
damit auch, dafs Bewegung und Wachsthum in die 
Lünge ohne Spiralgefäfse statt finde. Dadurch füllt 
also die Vermuthung hinweg, dafs die Spiralgefafse 
die Ursache des Windens der Pflanze seyen; denn 
nicht blos, dafs man dieselbe auch in nicht sich 
windenden Pflanzen findet, so fehlen sie auch in 
Pflanzen, die sich winden, wie in der Cuscuta und 
Chantransia; endlich fehlen sie auch in den Inter- 
nodien, so lange als diese sich bewegen. Am we- 
nigsten läfst sich aber Aehnlichkeit finden in dem 
anatomischen Bau zwischen den Windepflanzen ver- 
schiedener Familien. Jede Familie hat ihre Eigen- 
heiten, die nicht einmal in allen Gattungen gleich 
sind. 


. Fon dem anatomischen Bau der (irren. 


In der Familie der Cirren tragenden Pflanzen. 
fand ich beständig Uebereinstimmung in dem ana» 
tomischen Bau unter den Pflanzen derselben Gattung 


und sogar derselben Familie, wie bei den Cucurbi- 
taceen. Es findet aber auch Uebereinstimmung statt 
zwischen Stengel und Cirre: da die Cirre eniweder 
unmittelbar aus dem Stengel, oder doch aus dem 
Blattstil ihren Ursprung nimmt, da dieser aber die- 
selhe Organisation hat, wie der Stengel, so lifst sich 
schon im Voraus vermuthen, daís sie sich auch in 
der Cirre vorfinde. Diefs bestätigten meine Unter- 
suchungen ; die Spiralgefälsbündel nehmen zwar an 
Zahl ab in den Cirren, aber immer sind sie noch 
vorhanden. Ich fand aber immer nur einfache Spi- 
ralgefälse, und es scheint nicht, dafs sie eine hó- 


= 869 — 


here Stufe von Vollkommenheit їп den Cirren ег 
reichen. ch habe viele Cirren zergliedert, die längst 
ausgewachsen waren, und fand immer nur einfache 
Spiralgefáfse. Die Richtung derselben wechselte 
bald-nach rechts, bald nach links, und es schien 
mir immer, als wenn bei den Cucurbitaceen (Fig. 
27. 55.) nur die dem Mittelpunkt nühern Spiralge- 
fafse nach rechts windeten, und die mehr nach aus- 
sen stehenden nach links. Da die Richtung bei den 
Cirren der Cucurbitaceen und Passifloren sich mehr- 
mals verändert, so hoffte ich, hierüber in dem ana- 
tomischen Bau einen  Aufschlufs zu ‚erhalten; ich 
verglich diesen immer an verschiedenen Stellen, da 
wo sie sich nach rechts und wo sie sich nach links 
windeten, und in dem Theil, welcher sich zwischen 
beiden befand; ich konnte aber in keinem Fall ei- 
ne Veränderung wahrnehmen. 

Die Cirren (Fig. 34. 35.) des Traubenstocks ha- 
ben völlig denselben Bau, wie die einjährigen Äste, 
und die Spiralgefäfse sprachen sich in diesen Cir- 
ren viel deutlicher aus, als in denen der Cucurbita- 
ceen. Die wolligten Haare, welche auf vielen Cir- 
ren sparsam sitzen, dringen nicht bis in das Inne- 
re der Cirre, sie sitzen nur auf der äussern Ober- 
fläche auf, während man hei den Haaren der Cu- 
curbitaceen deutlich sieht, dafs sie aus dem Zellge- 
webe ihren Ursprung nehmen. Indessen haben sie 
ganz die Form der abgerollten Spiralgefafse, und 
letztere bewegen sich oft gerade ; wie diese Wolle, 
wenn sie abgerollt sind, 2 

Ich beobachtete nun ferner noch in den Cirren 
‚ der Vicieen (Fig. 59. 40.) ganz dieselbe Structur, 
wie im Blattstil und Stengel; die Struetur bleibt 
unverändert selbst bei Orobus und Astragalus, wo 
ich die gröiste Achnlichkeit fand. | D 


Es ergibt sich also aus diesen Untersuchungen; 
dafs die Cirren nichts Abweichendes von dem Sten- 
8el und den übrigen Theilen der Pflanze in Hin- 
Sicht ihres anatomischen Baues zeigen, dafs sie aber 
in so fern mit den übrigen Windepflanzen überein- 
kommen, dafs auch sie bei ihren ersten Bewegungen 
hoch keine entwickelten Spiralgefälse enthalten und: 
diese sich erst bei vollkommenem Wachsthum aus-: 
bilden; dafs ferner in diesem unvollkommensten 
Zustand 5chon Windung statt finde, wie diefs bei 
den Cirren der Gurken und Kürbise (Fig. 27. 29.) 
am deutlichsten sich zeigt. Ich verfolgte diese Cir- 
ten mit bewaffnetem Auge bis an die äusserste Spi- 
Ze des Stengels, und so weit ich sie auffinden konn- 
le, sah ich sie auch immer gewunden. Diels ist 
also ein Beweis, dafs auch bei den Cirren keine 


vollkommne Elementar- Organe und namentlich kei- 
ne Spiralgefälse zum Winden nothwendig seyen., 


Von den Wurzeln der Windepfanzen. 
In der äusseren Form und dem inneren Bau der ` 
Wurzeln der Windepflanzen fand ich nichts Abwei- 
*hendes an ihnen von den Wurzeln anderer Pilan- 
. *en; einige haben sehr lange Wurzeln, wie z. B. 
Hopfen, Bohnen, Convolvulus sepium und arven- 
Sis; während die Wurzeln der Bohnen mehr senk- 
recht in die Erde eindringen, so sind die Wurzeln. 
der andern mehr unter der Erde forikriechend; die 
Wurzeln der Bohnen haben ferner das Ausgezeich- 
nete, dals die Hauptwurzel mit 4 Reihen kleiner 
Würzelchen besetzt ist, wie diefs schon Bonnet 
angeführt hat. UR 
Yon den Bestandtheilen der Windepfanzen. 
Die Bestandtheile der Windepflanzen sind sehr 
Verschieden und haben nur seiten Aehnlichkeit mit 


— 90 — 


einander. Der grófste Theil, welcher in der Fami- 
lie der Leguminosen enthalten ist, enthält ganz in- 
differente Stoffe; der Hauptbestandtheil ist Stärk- 
mehl; man findet es in der ganzen Pflanze in Form 
kleiner Körner zerstreut, selbst bis in die Сігхеп 
(Fig. 39.) findet man diese Amylum- - Кӧгпег, von 
deren Daseyn ich mich noch weiter mittelst Jod- 
Auflósung überzeugte. | 

Eine zweite Hauptelasse von Windepflanzen ; 
die Convolvulaceen , enthalten ganz im Gegensatz 
zu den vorigen ein scharfes drastisches purgiren* 
des Harz, wie 2. B. C. Jalappa, С. Turpethum, С. 
Scammonium. Die Familie der Menispermeen ent- 
hält mehr giftige Bestandtheile, wie M. Cocculus: 
Die Familien der Chenopodieen зад Polygoneen ent- 
halten indifferente oder nur wenig adstringirende 
Stoife; kurz es findet die gröfste Mannigfaltigkeit 
in den Bestandtheilen der Windepflanzen statt. 


Vergleichung des Windens der Pflanzen mit den 

Erscheinungen der Sensibilität. 

Die Sensibilität, die den thierischen Körper be- 
 sonders characterisirt, wird nur durch die Nerven 
vermittelt; aber schon bei den vollkommenen Thie- 
ren treffen wir einzelne Theile, welche keine Ner- 
ven haben, und defíshalb auch keiner Empfindung 
fähig sind. Wenn nun das Vorhandenseyn von 
Nerven die Sensibilität bedingt, so fehlt den Pflan- 
zen dieselbe ganz, denn bis jetzt war Niemand im 
Stande, in den Pflanzen Nerven nachzuweisen. Die 
d Vermuthung also, dafs die Erscheinungen, die beim 
Winden der Pflanzen vorkommen, Erscheinungen 
der Sensibilität seyen, ähnlich der bei Thieren vor- 
kommenden, in so weit sie-von den Nerven bedingt 
werden, fällt somit von selbst hinweg. Da es aber 


viele Thiere gibt, bei welchen bis jetzt keine Spur 
von Nerven nachgewiesen ist, und sie doch Em- 
Pfindung zeigen, so kann auch nicht bei allen Thie- 
ren das Daseyn von Nerven als nothwendige Ве- 
dingung der Empfindung angesehen werden, und 
hierin näherten sich also die Pflanzen den nieder. 
sten Thieren. Aber ein anderer Unterschied zwi. 
Schen den Bewegungen der Pflanzen und Thiere, 
der durchgreifender ist, als der vorige, beruht auf ` 
der Willkührlichkeit der Bewegungen, die sich auch 
bei dem niedersten thier'schen Organismus aus- 
Spricht, wo sich keine Spur von Nerven nachweisen 
läfst, Ich habe eine Menge Infusionsthierchen ge- 
Sehen, die nur aus einem Bläschen bestanden, durch: 
dessen Mitte ein dunkler gefärbter Streif sich ver- 
lief, und bei den lebhaftesten Bewegungen zeigten 
sie immer Willkühr, indem sie sich gegenseitig. 
auswichen und nie auf einander stieisen, obgleich 
oft 50—40 solcher Thierchen in einem kleinen Trop- 
fen Wasser enthalten waren. Eine gleiche Will- ` 
kühr іп den Bewegungen findet sich nicht bei den ` 
Windepfílanzen ; ihre Bewegungen sind an bestimm- 
le Zeiten gebunden und sind nicht das ganze Leben 
über vorhanden; der Theil der Pflanze, welcher. 
der Bewegung fähig ist, bewegt sich nur bei einem 
gewissen Grad von Ausbildung; ist diese vollendet, 
so hört dann auch die Bewegung der Pílanze auf. 
Ganz anders verhält es sieh bei den Thieren; sie. 
behalten das Vermögen zu empfinden und zu will. 
kührlichen Bewegungen das ganze.Leben über, so. 
wohl bei der Abnahme, als bei der Zunahme des : 
Körpers. So wenig man nun wirkliche Sensibilität. 
bei den Pflanzen annehmen kann, eben so wenig 


darf man hier eine instinetmälsigeBewegung anneh- 
men, wie diels bei den Thieren der Fall ist ; denn 


ы” 


der Instinct ist ein auf dunkle Vorstellungen gegrün- 
detes Handeln, welches an die Stelle der Intelli- 
genz bei den vollkommneren Thieren- tritt. Etwas 
der Art gibt es nicht bei den Pflanzen; zwar be- 
haupten sie auch ihre Unabhängigkeit von àusserà 
Einilüssen bis auf einen gewissen Grad, sie wirken 
den allgemeinen Naturkräften entgegen, aber selbst 
die unvollkommensten Spuren eines geistigen Lebens 
sind bei ihnen nicht wahrzunehmen. | 


Vergleichung des Windens der Pflanzen тії den 
Erscheinungen der Irritabilität. 

Das Winden der Pflanzen erfolgt unter densel- 
ben Einflüssen, denen alle übrige Pflanzen unter- 
worfen sind, es bedarf also keiner besondern Rei- 
ze, um sich zu zeigen; es wird aber durch die 
verschiedenen Reize von Licht, Wärme, Feuchtig- 
keit п. s. w., wenn diese kräftiger einwirken, ge- 
steigert, die Bewegungen werden lebhafter, sie rich» 
ten sich nach dem Punkte, welcher den Grund des 
Reizes enthält, und folgen diesem in seinen ver- 
schiedenen Stellungen. In dieser Hinsicht kann man 
sagen, dafs das Winden der Pflanzen von Reizen 
abhängig seye. Vergleicht man aber die Bewegun- 
gen der Thiere, die auf Reize erfolgen, und die 
man der Irritabilität derselben zuschreibt, mit den 
Bewegungen der Pflanzen, so zeigt sich, dafs die: 
thier’sche Bewegung auf die Einwirkung des Rei- 
zes sofort eintritt, und sich vollendet und aufhört, 
auch wenn der Reiz noch fortwirkt, dafs bei der 
thier'schen Bewegung die Organe, die sie vollbrin-: 
gen, keine bleibende Veränderung in ihrer Gröfse und 
ihrem Aussehen erleiden, dafs endlich gewisse Agen- 
tien, wie z. B. die Electricität, vorzugsweise geeig- 
net sind, thier'sche Bewegungen zu erregen. Von 


— 95 ve 


all diesem findet bei den Bewegungen der Pflanzen 
und namentlich ihrem Winden, das Gegentheil statt. 
Die Bewegung dauert beständig fort, wenn die äus- 
Sern Bedingungen günstig sind; mit der Bewegung; 
und ganz im Verhaltnifs mit ihr, wächst die Eflan- 
Ze und dehnt sich aus; mit vollendetem Wachs= 
Шаш hört die Bewegung auf, und endlich haben, 
die Reize, welche die kräftigsten Erregungsmitiel 
thier'scher Bewegung sind, wie die Eiectricität, keis 
nen oder einen höchst geringen Einfiuls auf die 
Pflanzenbewegungen. 

 Hieraus geht hervor, dafs die Bewegungen der 
Pflanzen auf einem ganz andern Princip beruhen, 
als die Irritabilitäts - Bewegungen der Thiere. Der 
Umstand dagegen, dafs mit erlangsamtem Wachs- 
thum auch die Bewegungen der Pfianzen erlangsa- 
men, dafs sie bei aufhörendem. Wachsthum ganz. 
aufhóren, wenn gleich die Pflanze noch lange nicht. 
abstirbt А und endlich ,. dafs diese Bewegungen bei 
dem stärksten Wachsthum am stärksten sind, be- 
weist den vollkommensten. Zusammenhang dersel-. 
ben mit dem Wachsihum der Pílanzen. 


Vergleichung des Windens der Pflanzen mit den 
Erscheinungen des bildenden Lebens. 
Wenn wir die Ausbildung des thier'sehen. Eme 
bryo zum Beispiel nehmen, so sehen wir, dafs sich 
im Anfang keine bestimmten Systeme nachweisen 
lassen ; wir sehen kaum Blutgefälse, viel weniger 
den Unterschied zwischen Arterien und Venen, am 
Wenigsten. aber Nerven und lymphatusche . Geiafse. 
Die Bildung erfolgt aber dessen ungeachtet, sie 
Spricht sich im Bleinsten aus, und zwar in einer 
Richtung, die für jede Thiergattung eine bestimm- 
te ist, und die sich ihr ganzes Leben über gleich 


bleibt. Die angenommene Form aber ist in diesem 
Fall nur allein der Ausspruch der bildenden Thä- 
tigkeit, denn in dieser Periode läfst sich keine an- 
dere Thätigkeit nachweisen; Irritabilität und Sen- 
sibilität fehlen, weil die einzelnen Systeme, durch 
welche. sie sich in der Regel aussprechen noch 
nicht gebildet sind. 

Wenn wir nun nach dieser Vorausschickung zu 
den Pflanzen übergehen, bei denen sich ihr ganzes 
Leben über keine andere, als die vegetative Thä- 
tigkeit ausspricht, diese aber bei den einzelnen 
Pflanzengebilden mit verschiedener Stärke auftritt, 
so zeigt sich auch bei Pflanzen nach dem Typus, 
den ihnen die bildende Thätigkeit eingeprägt hat, 
die Neigung zur Spiralform bald früher, bald spä- 
ter, wie diefs bei einzelnen Pflanzen schon im Em- 
bryo, bei einigen erst im Stengel, nur früher oder. 


später, bei noch andern nur in den Aesten, oder 
gar endlich nur in einzelnen Theilen der Pflanze 


sich zeigt. Bei Cyclamen Europ. zeigt es sich so- 
gar erst nach der Dlüthe in dem Blumenstil mit ei- 
nem nach links gewundenen Spiral. Wenn nun die 
' Tendenz zu Bildung der Spiraliorm der Pflanze ein- 
mal von Natur eingeprägt ist, so erklärt es sich; 
dafs durch Steigerung der bildenden Thätigkeit die 
dunkle Neigung zum Winden sich deutlicher ent- 
wickelt. Die bildende Thätigkeit kann aber kräf- 
tiger sich aussprechen, ohne dafs damit die Pflan- 
ze sich windete, wenn gleich Neigung dazu vor- 

handen ist, wie bei Polygonum, Convelv. und As- 
elepias vincetox.;. ersteres bildet im Herbst die 
kräftigsten Pflanzen und zeigt daneben keine Spur 
von Windung, während es im Sommer leicht win- 
det, ohne dafs die Pflanze sehr kräftig wäre; letz- 
teres ist im gewöhnlichen Zustande eine sehr kräf- 


— 95 — 


Ире Pflanze, ohne die geringste Spur von Windung, 

Hier ist es nun das Licht und in etwas aueh die 
Wärme, die sich als die nothwendigsten Agentien 
zum Winden aussprechen, daher bei Pflanzen mit 
Schwacher Neigung das Winden sieh nur im hohen ` 
Sommer zeigt. Bei den Windepflanzen zeigt sich ` 


die Annäherung zu der Spiralform ehe man noch ` 
deutlich die Form der Theile im Innern wahrnimmt, ^ 


Die Neigung zur Spiralform liegt also bestimmt 
schon in dem ersten Heim der Pflanze. Diese be- 
Stimmte Neigung bleibt unter allen Einflüssen con- 
Stant; sie kann zwar von einigen, wenn sie fehlen, 
aufgehoben, oder weun sie vorhanden sind, je nach 
dem Grad ihrer Stärke momentan, aber nie für ima 
mer veráudert werden, Am wenigsten aber läft 
Sich diese Neigung einem bestimmten innern Bau 
der Pflanze zuschreiben, denn das Winden zeigt 
sich, ehe der Bau sich deutlich ausspricht. Ferner 
findet Ше grölste Aehnlichkeit im Bau unter dersel- 
ben Gattung von Pflanzen statt, ob sie sich winden 
oder nicht, so wie im Gegentheil grofse Unäbnlich- 
keit sich zeigt unter den Шалы аша: der vere 
schiedenen Gattungen. 

Es fragt sich nun noch, worauf die Neigung be» 
ruhe, vermüge welcher die Pflanze bald nach rechts 
bald nach links sich windet ; diese Frage getraue | 
ich mir nicht vollständig und ‚mit Bestimmtheit zu 
beantworten; das. Folgende scheint mir noch das 
Wahrscheinlichste zu seyn. Bei der Spiralform der 
Pflanzen spreci hen sich beständig zwei Bewegungen 
aus, die sich bedeutend von einander unterschei- 
den. Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden _ 
ist der, dafs die Bewegung um sich selbst fort. | 
dauert mit dem Wachsthum in die Breite, wenn die 
Bewegung um die Stütze mit vollendetem Langen. 


Wachsthum längst aufgehört hat. Ferner unter- 
scheiden sie sich dadurch, dafs letziere Bewegung 
sich bis jetzt als eine constan te unveränderliche ge- 
zeigt hat, erstere aber als eine veränderliche, in- 
dem sie nur so lange parallel mit der, ersten geht; | 
als diese erfolgt, mit ihrem Aufhören aber in der 
Richtung sich verindert. Nehmen wir nun hier ei- 
nen .polarischen Gegensatz an. Der eine Pol ( die 
Bewegung um die Stütze) ist der bei weitem über- 
wiegende; der die Richtung des schwächeren Pols 
(die Bewegung um sich) bedingt; mit dem Abneh- 
men des stärkern Pols (und mit vermindertem Län- 
gen- Wachsthum) treten die beiden Pole eine Zeit- 
lang ins Gleichgewicht; daraus entsteht entweder 
ein Wechsel, in der Richtung der Spirale um sich, 
unter den verschiedenen internodien, oder es ent- 
sieht daraus eine gerade Linie, so dafs die Kanten 
auf dem gewundenen Stengel ganz gerade verlau- 
fen; endlich aber verschwindet der stärkere Pol. 
ganz, weil er nur stark ist, so lange das Interno- 
dium sich verlängert; die Tendenz des schwichern 
Pols , eine dem stärkern entgegengesetzte Richtung 
anzunehmen, spricht sich somit aliein aus, und nun 
kann es geschehen, daís mehrere Internodien, in 
der Windung um sich, eine der erstern entgegen- 
gesetzte Richtung erhalten, die sich mehr oder we- 
niger stark zeigt, je nachdem Kraft dazu vorhan- 
den war, aber immer bleibt der letzte Pol im Ver- 
hältoils zum erstern der schwächere, daher die Rück- 
kehr von der zuersi angenommenen Richtung nur 
langsam ünd zuweilen gar nicht erfolgt. : 
Diesen Wechsel der Windung habe ich beson- 
ders häufig an Hopfen und an Convoly. sepium und 
arvensis beobachtet; er findet sich am häufigsten 
gegen die Basis des Stengels zu und nimmt nach 


| Say 


oben zu ab. Dasselbe polarische Gesetz spricht sich 
| tun auch aus, zwischen dem Längen- und Breite- 
| Wachsthum , auch hier zeigt sich wieder das gleich- 
Zeitige zwischen Wachsthum und Bewegung; Wachs- 
thum in die Länge und Bewegung um eine Stütze 
- kommen gleichzeitig, verlaufen rasch und verschwin- 
den mit einander; Wachsihum in die Breite und Be- 
wegung um sich selbst erfolgen langsam. Aus die- 
Sem erklärte sich nun die Verschiedenheit in der 
Richtung der Bewegung um die Stütze; іп dem ei- 
uen Fall, wie bei Hopfen, wäre derjenige Pol der 
überwiegende, welcher die Richtung nach rechts be- 
dingt; im andern Fall aber, wie bei Convolvulus, 
der, welcher die Richtung nach links bedingt. Bei 
den Cirren dagegen mülste man ein Schwanken zwi- 
Schen den zwei Polen annehmen, so dafs bald der 
eine, bald der andere der überwiegende wäre, und. 
daraus der Wechsel in der Richtung der Spirale 


entstände. 


Allgemeine Resultate aus den Untersuchungen über 
die Windepflanzen und über die Cirren. 


Aus dem Bisherigen geht nun hervor, dafs die 
Windepflanzen sich nicht in allen Familieu und Gat- | 
tungen finden, sondern nur auf wenige Familien be- 
schränkt seyen; daís sie fast ausschliefslich Bewohner 
der heifsen Zone und des ebenen Landes seyen, nur 
wenige Repräsentanten gleichsam i in der gemälsigten 
Zone, und fast gar keine in der kalten Zone haben; 
dafs sie eiue doppelte Bewegung machen , und diese 
Sich bald früher, bald später bei der jungen Pflan- 
Ze zeige; dafs sich die Windepfílanzen theils nach. 
rechts, theils nach links winden; die Richtung der 
einzelnen Art um die Stütze eine unter allen Umstän- 
den constante seye, die der Pflanze um sich selbst 


EE er Lm 


= 08 = > 


aber varire; dafs die Windepflanzen einer Gattung 
und höchst wahrscheinlich einer ganzen Familie die- 
selbe Richtung haben; dafs keine Stütze von der 
verschiedenartigsten Natur im Stande‘ seye, diese 
normale Richtung zu ändern, und eine in abnorme 
Richtung gezwungene Pflanze in ıhrem Wachsthum' 
bedeutend nothleide, wahrscheinlich aber doch Ab- 
neigung gegen einzelne Pflanzen statt finde; dafs 
die Cuscuta von allen übrigen Windepflanzen eine 
Ausnahme mache, indem sie sich nur lebenden 
Pflanzen, oder solchen Stützen, die eine diesen 
ähnliche Ausdünstung haben, nähere; dafs die Win- 
depflanzen, mit Ausnahme der Cuscuta, keine be- 
sondre Anziehungskraft für fremde Körper äussern; 


~ durch ihre Berührung aber früher zum Winden ge- 
ж neigt werden; daís die Blüthen der Windepflanzen 


erst bei einem gewissen Grad von Vollkommenheit 
der Pflanzen erscheinen, nie in solchen Interno- 
dien, die ihr Längen - Wachsthum noch nicht vol- 
lendet haben und sich noch winden, und dafs mit 
ihrem Erscheinen das Winden entweder geschwächt 
oder ganz aufgehoben werde; dafs das Wachsthum 
der- Pflanze in die Länge und ihre Bewegungen aufs 
innigste verknüpft seyen und immer gleichen Schritt 
halten; dafs jedes einzelne vollkommene Interno- 


. dium als ein Ganzes dastehe, und Wachsthum und 
| Bewegung unabhängig von den andern Internodien 
\ vollende, bei unvollkommenen Internodien aber sich 


immer zwei halbe im Wachsthum und Bewegung 
entsprechen ; dafs mit aufhörendem Längenprocels 


Ше Bewegungen um die Stütze aufhören, und AL, 


ies, was sich in der darauf folgenden Zeit des 
Wachsthums in die Breite bildet, nur die Spirale . 
der zweiten Bewegung hervorbringe; dafs durch 
äussere Einflüsse das Winden erregt, die schlum« 


mernde Neigung aufgeweckt, die kaum angefangene 
aber gesteigert werde, und man eine Stufenreihe in 
der Neigung zum Winden aufstellen könnte, in wel- 
cher Cuscuta und Asclepias Vincetox. die beiden 
Exireme bilden würden; dafs Electricitit, Galva- 
nismus und Magnetismus keinen Einflufs auf die 
Richtung der Spirale haben, der Galvanismus das 
Wachsthum etwas ine und somit auch die 
Bewegungen; das Licht bis jetzt dasjenige Agens 
seye, welches am meisten auf die Bewegungen der 
Pflanzen Einflufs habe, indem es Wachsthum und 
Bewegung befördere, aber nicht im Stande seye, 
die Richtung der Spirale für immer. zu ändern; 
Wärme ein zweiter Reiz seye für die Windepflan- 
zen, der aber dem Lichtreiz bedeutend nachstehe, 
und nur dann zu äussern sich vermöge, wenn jener ` 
fehle ; Feuchtigkeit aber den Wärmereiz übertref- 
fe und im Stande seye, die Bewegungen der Pflan- 
ze im Licht sogar zu erlangsamen; die Winde end- 
lich vorzugsweise als mechanisch wirksames Er- 
schütterungsmittel das Wachsthum und die Bewe- 
gungen. der Pflanzen befürdern; dafs aber nur un- 
ter dem Confliet dieser 4 Agentien ein vollkomme- 
nes Wachsthum und Winden statt finde, und wenn 
Sleich ihr Einflufs von verschiedener Stärke sey, 
doch nicht das Eine durch einen hóhern Grad des 
Andern ersetzt werden könne; dafs der Grund des 
Windens nicht in dem Bau der Pflanzen liege, und 
die  gröfste ‚Verschiedenheit unter den einzelnen 
Gattungen von Windepílanzen herrsche, die Win. 
depflanzen aber selbst wieder im Bau von denen 
nicht sich windenden Pílanzen derselben Gattung 
sich nicht unterscheiden; daís das Winden in den 
Jüngern Thelen der Pflanze anfange, bei welchen 
sich noch keine Spur von vollkommenen Elemen« 


100 — 


tar- Organen vorfindet, den Spiralgefafsen der Pflan- 
zen also nicht der Grund des Windens zugeschrie- 
pen werden könne, indem sie bei den Windepflan- 
zen bald ganz fehlen, bald da, wo sie vorhanden 
sind, nicht ausschliefslich ihnen zukommen; dafs 
man von der Form des Embryo nicht auf die Form 
der Pflanze schliefsen dürfe, und weder ausschliefs ` 
lich, noch allen Embryonen der Windepflanzen ei- 
ne Spiralform zukomme) letzteres sogar der seltne- 
re Fall seye; dafs weder die Wurzeln, noch die 
Bestandtheile der ganzen Pflanze Aehnlichkeit un-. 
ter den verschiedenen Windepflanzen zeigen, und 


|t selbst in derselben Familie schon bedeutend varire. 


Dafs in Hinsicht der Verbreitung der Cirren ein 
Unterschied herrsche, und die eine vollkommnere 
Form fast ausschliefslich in der heifsen Zone vor- 
komme, während eine zweite weniger vollkomme- 
ne Form fast nur der gemäfsigten Zone eigen ist; 
dafs die Cirren eine doppelte Bewegung machen, 
die aber nicht nach bestimmten Richtungen erfol- 


ве, ihre Richtung aber bestimmter werde durch 


Berührung fremder Hürper vor beendigtem Längen- 
Wachsthum; dafs ein Theil der Cirren von der er- 
sten Erin an gewunden sey, nachher sich 
gerad strecke, und nun erst in  entgegengesetzter 
Richtung die Spiralform annehme, während andere 
ursprünglich gerade erst in einem gewissen Zeit- 
punkt ihrer Entwicklung die Spiralform annehmen ; 
dafs die Cirren bis jetzt nur gegen Eine Pflanze 
Abneigung gezeigt haben; dafs ihre Bewegungen 
paralell gehen mit dem e und 
zu gleicher Zeit aufhören; dafs sie sich gegen den 
Einflufs der verschiedenen Imponderabilien , - der 


Feuchtigkeit und Winde, ähnlich den. Windepflan- 


= И 


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zen, verhalten; dafs ihr anatomischer Bau sich 
rohe: nicht von dem der übrigen Theile der Pflan- 
ze und von andern Pflanzen derselben Gattung un- 
terscheide; dafs aber auch hier die Spiralform sich 
vollkommen ausspreche, bevor sich noch die voll- 
kommenen Elementar - Organe entwickelt haben. 


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Seite 9% Zeile I2. von oben 1, Jalappa statt Jalpapa, 


ЕтК1йтипё der Zeichnungen. 


| Vig. 4. Ein Ast von Convolv. sepium. 
a.a, а. Papillen, mit welchen die Pflanze aus einer 
fremden Pflanze Nahrung zog. 

2. Samen; von Cuscuta major. 

5. Der Embryo von Cuscuta mit dem Albumen in 
der Mitte. 

д. Der entwickelte Embryo. 

5. Der Embryo bei seinem Erscheinen über dér Erde. 

6. Anatomischer Bau des Embryo der Cuscuta. 

7. Anatomischer Bau der РарШеп der Cüscuta. 

6. Horizontalschnitt der Cuscuta an einer Stelle, wa 
sich keine Papillen befanden. 

9. Verticalschnitt der Cuscuta an einem ` Theil; wg 
keine Papillen waren. 

10. Samen der Basella. 

а. Lage des Embryo im Saamen. 
b. Der Embryo ausser sciner Hülle; 

11. Der Embryo von Hopfen. 

a. Lage des Embryo im баатеп,, 
b. Freier Embryo. 

13. 8аашеп und Embryo von Salsola kalis 

15. Der Embryo von Convolvulus. 

14s Der Embryo von Ipomaea. 

15. Der Embryo von Phaseolus. 

16. Der Embryo von Glycine. 

17. Natürliche Grófse des Hopfenstengels im Horizon- | 
taldurchschnitt. 

18. Horizontaldurchschnitt des Hopfenstengels. dus ej. 
nem Internodium, das sich dem Ende seines Län- 
gen - Wachstbums näherte, 

| 7- 19. Dasselbe von einem Internodium mit vollendetem 

Längen- Wachsthum. 
~ 20. Verticalschnitt von einem Hopfeninternodium init 
© vollendetem Längen - Wachsthum. | 


Fig. 21. Horizontalschnitt eines Bohnenstengels ih natür- 


licher Gröfse. 


22. Horizontalschnitt eines vollendeten Internodiums 


von Bohnen. 
23. Verticalschnitt des Vorigen. 
од. Cirre von Gurken, wie sie „zuerst erscheint, 
25. id. von Kürbis. ; ; 

26. Kürbisgirre mit vollendetem Längen-Wachsthum, 
die im Begriff ist, sich rückwärts aufzurollen. 
27. Horizontalschnitt der Gurkencirre an ihrer Basis, . 
28. id. an ihrer Spitze. 
29. Horizontaldurchschnitt der Kürbiscirre an ihrer 

Basis. 
30. Verticalschnitt der Kürbiscirre. 


51. idem von einer Gurkenciire. 


32. idem von Вгуопіа, 

35. Horizontalschnitt von Bryonia. 
Horizontalschnitt aus einer Traubencirre. 
Verticalschnitt aus einer Traubencirre. 
Horizontalschnitt aus Convolvulus. 
Verticalschnitt aus Convolvulus. 
Horizontalschnitt aus Menispermum canadense. . 
Verticalschnitt aus der Cirre von Pisum sativum. 
Verticalschnitt aus der Cirre von Vicia sepium. 

41. idem aus dem Stengel von Orobus vernus. 

49. Horizontalschnitt von einem ausgewachsenen Sten- 
gel von Polygonum Cónvolvulus. 

45. Verticalschnitt von ebendemsel beris 

44. Verticalschnitt von Lonicera Caprifolium. 


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