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TATSACHEN UND ZAHLEN
AUS DEM DEUTSCHEN RINGEN
1914/1918
Wie viele Manner wurden insgesamt eingezogen?
Wie viele Geschiitze, MGs, Tanks usw. hergestellt?
Wie groB war die deutsche U-Boot-Flotte?
Wie viele Minen lagen in der Nordsee?
Wie hoch waren die Kosten des Weltkrieges?
Hunderte solcher Fragen, die jeden interessieren, beantwortet dieses
Buch.
Vierte, erweiterte Auflage / 13. - 22. Tausend
Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung, vorbehalten
Copyright 1936 bei Kyffhauser-Verlag, Berlin /Printed in Germany
Gedruckt bei Oswald Schmidt GmbH, in Leipzig
VON HASE & KOEHLER / VERLAG / LEIPZIG
Aus dem Inhalt:
Wie viele Flugzeuge gab es bei Kriegsausbruch?
Aus wie viel Divisionen bestand das deutsche Heer?
Wer war der jiingste Frontsoldat?
Was war die "Dicke Berta" und was die "Lange Berta"?
Wie viel Stahlhelme wurden gebraucht?
Wie viele Minenwerfer hatten wir?
Seit wann gab es Granatwerfer?
Wie entstanden die Flammenwerfer?
Wie viel Tanks hatte die deutsche Armee?
Wie fing der chemische Krieg an?
Wo war die groBte Minensprengung?
Wie groB war die deutsche U-Boot-Flotte?
Welche Auszeichnungen wurden nur 16mal verliehen?
Gab es auch weibliche Soldaten?
Wie viel Artilleriegeschosse wurden hergestellt?
Wie viel Stacheldraht wurde an der Front verbraucht?
Was verzehrte die deutsche Armee?
Wie viel Spione wurden in Deutschland abgeurteilt?
Wie viel Sabotageakte wurden in Deutschland veriibt?
Welche Regimenter hatten die groBten Verluste?
Welche Kriegsentschadigung zahlte Deutschland?
Wie hoch waren die Gesamtkosten des Weltkrieges?
Was brauchte der Weltkrieg?
Im Englandkrieg leben all diese Fragen wieder auf, die uns schon einmal
beschaftigten. Wie viel Flugzeuge verlor der Gegner, wie viel Schiffe
wurden versenkt, wie viel Gefangene eingebracht? Zahlen sprechen zu
uns und nehmen greifbare Gestalt an. Erst durch sie konnen wir die
GroBe der Kampfe und den Wert der feindlichen Verluste ermessen.
Durch sie sind uns erst Vergleiche mit den Geschehnissen des
Weltkrieges moglich geworden. Wie war es damals? Damals kampften
21,2 Millionen deutsche und verbiindete Soldaten gegen 39 Millionen
der Entente, damals verfeuerten die Englander allein in der
Sommeschlacht in 7 Tagen und 8 Nachten 4 Millionen Schuss, und das
Trommelfeuer der feindlichen Propaganda erreichte vom April 1918 bis
zum Kriegsende die gigantische Zahl von 28 Millionen Flugschriften.
27000 Tonnen Bomben wurden durch unsere Flieger in Feindesland
abgeworfen und 300 Millionen Handgranaten dem Heere geliefert.
Unerhortes und noch nie da gewesenes ereignete sich. Aus tausenden
von ineinander greifenden Radern und Radchen setzte sich die ungeheure
Rustungsmaschine zusammen, sie schuf erst die Voraussetzung dafur,
dass wir damals gegen eine Welt von Feinden, gegen 29 Staaten, 4 Vi
Jahre hindurch siegreich bestanden. Vom ersten Schuss bis zum letzten
Hornsignal, iiber Soldaten, Waffen und Munition unserer tapferen alten
Armee gibt dieses Buch die erstaunlichsten Auskiinfte.
Heroisch und ergreifend ist das Ringen der Deutschen in dem groBen
Kriege, den wir den Weltkrieg nennen. Hunderte von
Regimentsgeschichten erzahlen Reih an Reih in schlichten Worten von
dem Kampf deutscher Soldaten, Hunderte von Biichern suchen
dichterisch oder schildernd zu erfassen, was es war um dieses
Heldentum; in umfangreicher Geschichts— und Militarliteratur werden
die Vorgange zergliedert oder zusammengefasst, die bildenden Kiinste
suchen nach Darstellung, und doch - alles dies bleibt Stiickwerk und
Unzulanglichkeit, zwergisch und klein gegeniiber dem Gigantischen und
AusmaBlosen, das dieser Krieg von dem deutschen Menschen gefordert
hat.
In diesem Buche, das das Gesicht des Weltkrieges in besonderer Form
zeigt, wird nicht von Schlachten und Einzelhandlungen erzahlt. Es ist
hier etwas von dem ausgeschrieben, was in dem tausendfaltigen
Geschehen des groBen Krieges am Rande verzeichnet ist und das in
seinem bunten Mosaik auch mithelfen soil, das Bild der stolzen und
iiberwindenden Leistungen des deutschen Menschen zu erganzen.
Tatsachen sind es, die vielen nicht bekannt sind, die sich aber hinein
runden in das dokumentarische Werk vom deutschen Heldentum, und die
vielleicht erst so recht erkennen lassen, was es war um das Kampfen und
Ringen in diesen viereinhalb Jahren, die den deutschen Frontsoldaten fur
alle Zeiten geformt und geschmiedet haben
Vierzehn Jahre haben versucht, das Soldatentum nieder zuhalten, Stolz
und Ehrfurcht mit Schmach und Schande zu zudecken. Es war ein
Kampf, der enden sollte mit dem Untergang des Deutschtums. Dieser
Kampf ist misslungen. An das Reich, das Achtzehn unterging, hat sich
1933 das neue soldatische Reich Adolf Hitlers gekniipft, ein Reich aus
dem Urtum des deutschen Menschen, dem Tapferkeit und Treue alles ist.
In diesem Reiche wird immer wieder eine neue Jugend in ihrer Haltung,
in ihrem Streben und in ihrem Ziele die Ausrichtung nehmen nach dem
Frontsoldaten von 1914/18: weil alles, was wir heute sind, seinen Anfang
nahm auf den Schlachtfeldern, in den Schiitzengraben und Unterstanden
jener blutreichen Jahre. Von daher schreibt sich die Geschichte unseres
Dritten Reiches. Denn es war der Frontsoldat aus der Mitte des
Weltkriegsheeres, der die soldatischen Elemente dieses Krieges - Opfer
und Kameradschaft, Glauben und Mut, Treue und Beharrlichkeit - zum
Riistzeug seines Kampfes werden lieB und damit den Sieg gewann iiber
Untergang und Ende und aufrichtete ein neues Volk in seinem
groBdeutschen Vaterlande.
Alle Soldaten deutschen Blutes, die unter den Fahnen zweier Reiche
dahinsanken und stille Schildwache hielten drauBen vor den Pforten des
Ruhmes und der Ehre sind heimgekehrt und erfiillen in ihrem Geiste ein
Volk von neunzig Millionen. Ihre Saat ist eingegangen in die neue
Nation des geeinten deutschen Volkes, sie haben den Tod iiberwunden,
denn sie leben nun fort durch immer neue Generationen in alien Zeiten.
Wieder haben deutsche Soldaten das Gewehr geschultert. Es ist die
Wehrmacht GroBdeutschlands, die am 1. September 1939 auszog, um
Ehre, Freiheit und Lebensraum unseres Volkes zu verteidigen, den
kostlichsten Besitz, den wir auf Erden haben. Viele Frontsoldaten des
Weltkrieges haben zum zweiten Male den grauen Rock angezogen und
stehen als altbewahrte Kampfgefahrten in den Reihen der Jungen. Diese
Wehrmacht denkt und handelt nicht anders, als die Durchkampfer und
Marschierer von 1914/18, sie empfindet in sich den gleichen Geist des
ewig deutschen Soldatentums und wird mit seiner Starke die Waffen fur
Volk und Reich zum Siege fiihren. O.R.
Dieser Krieg hatte kein Beispiel mehr in der Geschichte. Die Raume
dehnten sich ins Gigantische, die Truppenmassen nahmen ungeahnte
Starken an, und die
Technik gewann eine vorherrschende Bedeurung, Krieg und Wirtschaft
griffen ineinander iiber wie nie zuvor.
Niemals wog der Wert der Imponderabilien des Krieges, die moralischen
Qualitaten der Truppen, die Anforderungen an die zentrale und lokale
Fiihrung, so
schwer, niemals war die Leistung der Minderheit so ungeheuer wie in
diesem Kriege.
Generalfeldmarschall
von Hindenburg
am 18. November 1919
Graf Schlieffen sagte seinen friiheren Mitarbeitern, nachdem er aus
seinem Amt entlassen war: "Macht mir den rechten Fliigel stark! " Das
wurde nicht verstanden oder von theoretisierenden Nachbetern
missverstanden. Ich sage Ihnen, meine Herren, und ich sage es jedem
Deutschen als Ausfluss einer schweren Kriegserfahrung in ernster Sorge
fur Volk und Wehrmacht: "Macht des Volkes Seele stark! "
General der Infanterie Ludendorff an seinem 70. Geburtstage (9, April
1935) zu der Deutschen Wehrmacht
INHALT
Der Anfang
Wann begann der Weltkrieg?
Wie wurde der Weltkrieg ausgelost?
Wie viele Kriegserklarungen fuhrten zum Weltkrieg?
Wer stand sich im Weltkrieg gegeniiber?
Wie groB war die Land- und Bevolkerungsubermacht des Gegners?
Wie groB waren die Friedensheere der GroBmachte?
Wie hoch war der Riistungshaushalt der GroBmachte?
Was war der Reichskriegsschatz?
Wie war das militarische KrafteverhaltnisWie viele Kriegserklarungen
fuhrten zum Weltkrieg? zu Beginn des Weltkrieges?
Was bezweckten die "Goldautos"?
Wie viele Bahntransporte waren fur den deutschen Aufmarsch
notwendig?
Wo marschierten die deutschen Streitkrafte auf?
Wie stark war der Westgegner bei Kriegsbeginn?
Wie viele Luftschiffe gab es bei Kriegsausbruch?
Wie war der Stand der Fliegertruppe bei der Mobilmachung?
Wie sah es in unseren Kolonien aus?
Wie lautete der erste deutsche Heeresbericht?
Soldat und Waffe
Wie viele Manner wurden zum Kriegsdienst aufgeboten?
Wer fiihrte die Kriegsheere?
Wo befand sich das GroBe Hauptquartier und wo war der Sitz der
osterreichisch-ungarischenHeeresleitung?
Wie groB war das deutsche Kriegsheer?
Aus wie viele Divisionen bestand das deutsche Heer?
Wann wurden die wehrfahigen Jahrgange in Deutschland und
Osterreich-Ungarn einberufen?
Wie groB war das osterreich-ungarische Kriegsheer?
Aus welchen Volksstammen bestand die osterreich- ungarische Armee
23
Wie groB waren die tiirkische und die bulgarische Streitmacht?
Wie groB war die englische Expeditionsarmee im August 1914?
Wie viele amerikanische Soldaten waren in Europa?
Wann wurde die Felduniform eingefiihrt?
Wie viele Stahlhelme wurden gebraucht?
Was waren die "jungen Regimenter"?
Wer war der jiingste deutsche Frontsoldat?
Wer war der jiingste deutsche Offizier?
Wer war der jiingste deutsche Feldluftschiffer?
Wer war der alteste deutsche Kriegsfreiwillige?
Wie kam am 22. August 1914 das fiir Tannenberg entscheidende
Ferngesprach der OHL. zustande?
Wie wurde v. Hindenburg berufen?
Wie viele deutsche Geschiitze standen an der deutschen Front?
Wie viele Geschiitze hatte die osterreich-ungarische Armee?
Was war die "Dicke Berta"?
Was war die "Lange Berta"?
Welches war das weittragendste Steilfeuergeschiitz?
Seit wann gibt es Infanteriegeschiitze?
Wie viele Gewehre wurden hergestellt?
Wie viele Maschinengewehre wurden hergestellt?
Was sind Musketen und Tuf-Gewehre?
Wie viele Minenwerfer hatten wir?
Seit wann gibt es Granatwerfer?
Was sind Gaswerfer?
Wie entstanden die Flammenwerfer?
Wie viele Tanks hatte die deutsche Armee?
Was sind mannliche und weibliche Tanks?
Wie viele Kavallerie hatte die deutsche Armee?
Wie viele Kavallerie hatte die osterreichisch-ungarische Armee?
Wie groB war der Pferdebestand der deutschen und der osterreich-
ungarischen Armee?
Wie groB war die U-Bootsflotte?
Was waren U-Boot-Kreuzer?
Was waren Fernlenkboote?
Wie stark war die deutsche Fliegerwaffe?
Was leistete das deutsche Kriegsflugzeug?
Was waren Fliegerpfeile?
Was waren Torpedoflugzeuge?
Wie viele deutsche Generalfeldmarschalle gab es im Weltkriege?
Wie viele Eiserne Kreuze wurden verliehen?
Wie oft wurden die hochsten deutschen Kriegsorden verliehen?
Wie oft wurden die hochsten osterreich-ungarischen Auszeichnungen
verliehen?
Welche Auszeichnung wurde nur 16-mal verliehen?
Vor welchen Kriegsorden wird prasentiert ?
Welche Waffenabzeichen sind Kriegsauszeichnungen?
Wie viele Ehrenkreuze wurden verliehen?
Wie viele Freikorpskampfer gab es?
Was war das Finnische Jager-Bataillon?
Gab es auch weibliche Soldaten?
Wer war die Telefonistin von Memel?
Munition und Material
Wie groB war die Stahlsaat auf dem Schlachtfeld?
Wie viele Artilleriegeschosse wurden hergestellt?
Wie viele Munition fasste ein deutscher Munitionszug?
Wie viele Munition verschoss ein deutsches Feldartillerie-Regiment
Welche Gasgranaten hatten wir?
Wann wurde die Farb-Tarnung eingefuhrt?
Wie viel Gewehrmunition wurde verschossen?
Wie viele Handgranaten waren erforderlich?
Wie viele Minen lagen in der Nordsee?
Wie lang war die Schutzengrabenfront?
Wie viel Baumaterial benotigte die deutsche Front?
Wie viel Stacheldraht wurde an der Front verbraucht?
Gab es elektrische Hindernisse?
Welches war die groBte Feldbefestigung?
Wo waren die hochsten Kampfanlagen?
Wo war die grofite Kriegsbriicke?
Welches war die groBte Transportleistung der Eisenbahn?
Wie viele Kraftfahrzeuge hatte die deutsche Armee?
Was war das Kaiserliche Automobil- und Kraftbootkorps?
Wie grofi war das Fernsprechnetz der deutschen Armee?
Welche Funkstationen hatten wir im Kriege?
Wie viele militarische Karten wurden hergestellt?
Was verzehrte die deutsche Armee?
Wie viele Tabakwaren kamen ins Feld?
Wie viele Feldpostbriefe wurden befordert?
Wie viele Feldzeitungen gab es?
Was forderte das Hindenburg-Programm?
Was war das Hilfsdienstgesetz?
Wie viele Kriegsgesellschaften gab es?
Was war das Wumba?
Wie groB war der Einsatz der deutschen Frau?
Wie war das Ergebnis der Kriegsanleihen?
Wie viele Spione wurden in Deutschland abgeurteilt?
Wie viele Sabotageakte wurden in Deutschland veriibt?
Kampf und Verlust
Wann fiel der erste Schuss?
Wann war die erste Gefechtshandlung der deutschen Armee?
Wer sind die ersten Kriegsgefallenen?
Was meldete die erste Verlustliste?
Wer eroberte die erste franzosische Fahne?
Woher kommt der Badenweiler Marsch?
Welche Patrouille war am nachsten vor Paris?
Wann war der weiteste PatrouillenvorstoB im Westen?
Wann wurden die Nieuport-SchleuBen geoffnet?
Wann war der erste Einsatz der Minenwerfer?
Wer sang das Sturmlied von Langemark?
Welches war die groBte Einkreisungsschlacht?
Wie endete der Besiegte von Tannenberg?
Wie viele Zivilisten fielen 1914 dem Russeneinfall zum Opfer?
Wie fing der chemische Krieg an?
Wann wurden die ersten Meldehunde eingesetzt?
Wie entstanden die Sturmbataillone? 74 Wann war das erste
Trommelfeuer?
Wie viele deutsche Flammenwerferangriffe fanden statt?
Wann war der erste Tankangriff?
Wer war der Held von Flesquieres?
Gegen welche farbige Truppen mussten wir kampfen?
Wie hoch waren die Verluste in der Skagerrakschlacht?
Welches war die erste U-Bootaktion?
Wie viele Handel sschiffe wurden durch deutsche U-Boote und Minen
versenkt?
Wie viele U-Bootfallen bekampfte unsere U-Boote?
Wie hoch waren die Gesamtverluste an Kriegsschiffen?
Wo blieben die Untersee-Frachtschiffe?
Wann war der erste Bombenangriff auf Paris?
Wo wurden die ersten Luftschlachten geschlagen?
Wie viele Luftangriffe wurden auf deutsche Ortschaften ausgefiihrt?
Wann fand der groBte feindliche FliegervorstoB statt?
Welches war das erfolgreichste Jagdgeschwader?
Wie endeten unsere groBten Kampfflieger?
Wie groB waren die deutschen Fliegerverluste?
Wie viele deutsche Luftschiffe gingen verloren?
Wie viele Fesselballone wurden abgeschossen?
Was leistete die Flak?
Gab es im Weltkriege eine Luftschutzorganisation?
Wo war die groBte Minensprengung?
Wann war der erste Wiistenmarsch?
Wo war die groBte Explosionskatastrophe im deutschen Frontbereich?
Wie viele Fahnen der deutschen Armee gingen verloren?
Wie viele Kampfhandlungen gab es?
Wann waren die groBten Schlachten?
Welchen Menscheneinsatz erforderte eine Mated alschlacht?
Wie war das Krafteverhaltnis zur Mitte des Krieges?
Wie war das Krafteverhaltnis der Kampfstarken an der Westfront?
Welchen Gesamrverlust an Menschen brachte der Weltkrieg?
Wie viele Soldaten aller Nationen fielen?
Wie viele Soldaten fielen im Verhaltnis zur Bevolkerung?
Wie hoch waren die Verluste der deutschen Wehrmacht 1914?
Wie viele Soldaten der deutschen Wehrmacht sind gefallen?
Wie viele Offiziere und Unteroffiziere der deutschen Wehrmacht sind
gefallen?
Wie viele Soldaten der osterreich-ungarischen Wehrmacht sind gefallen?
Wie viele Offiziere und Unteroffiziere der osterreich-ungarischen
Wehrmacht sind gefallen?
Wo ruhen die deutschen Kriegstoten?
Wie viele Soldaten aller Nationen wurden verwundet?
Wie hoch war die Zahl der Verwundeten der deutschen Wehrmacht?
Wie hoch waren die deutschen Verluste in den groBten Schlachten?
Wie viele Verluste entstanden durch die einzelnen Waffenarten?
Welche Regimenter hatten die groBten Verluste?
Wie viele Verluste entstanden durch Seuchen und Infektion?
Wie groB war der Gesamtausfall des deutschen Feldheeres?
Wie viele Arzte standen im militarischen Dienst?
Wie viele Personal stellte die Freiwillige Krankenpflege?
Wie viele Lazarettziige gab es?
Wie hoch waren die Verluste der Sanitater?
Wie viele Sanitatshunde gab es?
Wie viele deutsche Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft?
Wie viele Kriegsgefangene gab es in Deutschland?
Wie viele osterreich-ungarische Soldaten gerieten in
Kriegsgefangenschaft?
Welche Todesopfer forderte die Hungerblockade?
Das Ende
Welches war der letzte deutsche Heeresbericht?
Welches war die letzte deutsche Kriegstat zur See?
Wie kam es zum DolchstoB?
Wie viele Zersetzungsschriften wurden von den Feinden Abgeworfen?
Wer gab das erste Hornsignal zum Kriegsende?
Wann wurde der Waffenstill stand unterzeichnet?
Wann kam es zum Frieden?
Wie lautete der Abschiedserlass des Generalfeldmarschalls von
Hindenburg an seine Weltkriegssoldaten?
Welche Kriegsschiffe wurden in der Bucht von Scapa Flow versenkt?
Wann wurde der Versailler Frieden ratifiziert?
Wie viele Waffen mussten nach dem Versailler Diktat vernichtet
werden?
Wie oft wurde die deutsche Entwaffnung kontrolliert?
Welche Kriegsentschadigung zahlte Deutschland?
Wie groB war der Geburtenausfall durch den Krieg?
Wie wirkte der Krieg auf die Lebensmittelpreise?
Wie hoch waren die gesamten Kosten des Weltkrieges?
Der Krieg 1870/71 im Vergleich zum Weltkrieg 1914/18
Per aspera ad astra!
Sachverzeichnis
Der Anfang
Es ware wenig in der Welt unternommen worden, wenn man nur immer
aufden Ausgang gesehen hdtte.
Lessing
Wann begann der Weltkrieg?
Der Weltkrieg begann am 25. Juli 1914, 15 Uhr, mit der Mobilmachung
Serbiens, die von Osterreich-Ungarn um 21 Uhr durch Teilmobilisierung
erwidert wurde. In der folgenden Nacht, um 3 Uhr 26 Minuten, setzte in
Russland die Kriegsvorbereitungsperiode ein. Am 28. Juli, 11 Uhr,
erklarte Osterreich-Ungarn den Krieg an Serbien. Am 29. Juli
nachmittags wurde in England der Zustand drohender Kriegsgefahr
erklart; Montenegro befahl seine Gesamtmobilmachung und Russland
die Mobilmachung des groBten Teils seines Heeres gegen Osterreich-
Ungarn. Am 30. Juli, 18 Uhr befahl Russland seine
Gesamtmobilmachung; Frankreich befahl die Gesamtaufstellung eines
Grenzschutzes gegen Deutschland; Deutschland befahl Sicherung fur die
Flotte. Am 31. Juli, 12 Uhr 23 Minuten, befahl Osterreich-Ungarn seine
Gesamtmobilmachung, bald darauf Belgien. Um 13 Uhr wurde in
Deutschland der Zustand drohender Kriegsgefahr erklart. Am 1 . August,
16 Uhr 30 Minuten, befahl Frankreich die Mobilmachung, eine halbe
Stunde spater Deutschland. Um 18 Uhr erklarte das Deutsche Reich den
Krieg an Russland. In der folgenden Nacht, um 2 Uhr 25 Minuten,
mobilisierte England seine Flotte. Am 3. August, 18 Uhr, erklarte das
Deutsche Reich den Krieg an Frankreich. Am 4. August, 16 Uhr,
mobilisierte England seine Armee und erklarte am folgenden Tage 19
Uhr den Krieg. Am 5. August erklarten Montenegro den Krieg an
Osterreich-Ungarn und Osterreich-Ungarn den Krieg an Russland. Am 6.
August erklarte Serbien den Krieg an das Deutsche Reich. Am 8. August
begann der Kriegszustand zwischen dem Deutschen Reich und
Montenegro und am 12. August erklarten England und Frankreich den
Krieg an Osterreich-Ungarn.
Fur Deutschland dauerte der Krieg vom 1. August 1914 bis zum 11.
November 1918, 12 Uhr mittags, die Stunde des Waffenstillstandes. Der
allgemeine Demobilmachungstag war der 10. Januar 1919. Am 28. Juni
10
1919, dem funften Jahrestage des Attentats von Serajewo, wurde
inVersailles der Diktatfriede unterzeichnet. Da der Austausch der
Friedensurkunden am 10. Januar 1920 erfolgte, trat der volkerrechtliche
Friede erst an diesem Tage in Kraft.
Fur Osterreich-Ungarn begann der Waff enstill stand am 3. November, 15
Uhr. Die Republik Osterreich schloss am 10. September 1919 in St.
Germainen-Laye mit siebzehn fremden Machten Frieden. Ungarn
unterzeichnete das Diktat von Trianon am 4. Juni 1920.
Fur die Tiirkei begann der Waff enstill stand am 31. Oktober 1918. Das
Diktat von Sevres wurde am 10. August 1920 unterzeichnet. Bulgarien
schloss am 29. September 1918 Waff enstill stand und unterzeichnete am
27. November 1919 das Diktat von Neuilly-sur-Seine.
Wie wurde der Weltkrieg ausgelost?
Am 28. Juni 1914, einem Sonntage und dem serbischen
Nationalfeiertage zur Erinnerung an die Schlacht auf dem Amselfelde
(1389), wurden in Serajewo, der Hauptstadt von Bosnien, der osterreich-
ungarische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin
Sophie ermordet. Das gegen den Bestand der Donaumonarchie gerichtete
Attentat loste den Weltkrieg aus.
In einer Sitzung der Freimaurerloge in Belgrad zu Anfang des Jahres
1914 war die Ermordung des Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand,
"dessen machtvolle Personlichkeit geeignet erscheint, den Leichnam
Osterreich-Ungarn, diesem Hindernisse fur die Befreiung der Volker, auf
ein, zwei Generationen neues Leben einzufloBen", beschlossen worden.
Der Meister dieser Loge war der Belgrader Multimillionar Weifert, ein
aus Pancsova stammender Schwabe, der reichste Mann Serbiens. Das
Attentat wurde von dem Chef der Nachrichtenabteilung des serbischen
General stab es, Oberst Draguli Dimitrievitsch, Fiihrer der groBserbischen
Geheimorganisation Narodna Odbrana, vorbereitet und durchgefuhrt.
Dimitrievitsch hatte schon 1903 die Ermordung des serbischen Konigs
Alexander I. und seiner Gattin Draga organisiert. Seine Plane, auch
Kaiser Franz Joseph (1911) und Zar Ferdinand von Bulgarien zu
ermorden, schlugen fehl.
1916 bereitete Dimitrievitsch eine Verschworung gegen Konstantin von
Griechenland vor. Im Juni 1917 wurde Dimitrievitsch, weil er seine
11
Verschworung gegen den Prinzregenten Alexander angezettelt hatte,
vom serbischen Militargericht zum Tode verurteilt und mit zwei anderen
Offizieren erschossen. Vor seiner Hinrichtung bekannte er sich als
Organisator des Attentats von Serajewo, das auf seinen Befehl der 20
jahrige Student Gavrilo Princip ausgefiihrt hatte. Princip, Ende Oktober
1914 zu 20 jahriger Zuchthausstrafe verurteilt, starb im Fruhjahr 1918 im
Kerker von Theresienstadt an der Schwindsucht. Seine Gebeine wurden
1920 feierlich in Serajewo beigesetzt; an der Stelle des Attentats wurde
der Erinnerungsstein an die Mordopfer durch eine Gedenktafel fur den
Attentater ersetzt.
Wie viele Kriegserklarungen fiihrten zum Weltkrieg?
Die Zahl der Kriegserklarungen, die im Laufe des Weltkrieges
ausgesprochen wurden, betragt 44.
Die erste Kriegserklarung erlieB Osterreich-Ungarn an Serbien am
Dienstag, den 28. Juli 1914, vormittags 11 Uhr. Die zweite
Kriegserklarung erfolgte am 1. August, 18 Uhr, durch das Deutsche
Reich an Russland, die dritte Kriegserklarung am 3. August, 18 Uhr,
durch das Deutsche Reich an Frankreich. Am folgenden Tage wurde der
Kriegszustand zwischen dem Deutschen Reich und Belgien
ausgesprochen und am gleichen Tage 16 Uhr erklarte GroBbritannien
dem Deutschen Reich den Krieg. Im August erfolgten noch acht weitere
Kriegserklarungen, und am 12. November erklarte die Turkei den Krieg
an England, Frankreich und Russland. 1914 wurden siebzehn, 1915 zwei,
1916 sechs, 1917 dreizehn, 1918 sechs Kriegserklarungen
ausgesprochen. Die letzten Kriegserklarungen erfolgten 1918 am 19.
Juni von Honduras und am 13. Juli von Haiti an das Deutsche Reich.
Am 16. August 1918 erkannte die Entente die Tschechoslowaken als
mitkampfende Nation im Kriege gegen Deutschland und Osterreich-
Ungarn an.
Wer stand sich im Weltkrieg gegenuber?
Der Krieg, der am Sonnabend, dem 25. Juli 1914, mit der Mobilmachung
Serbiens seinen Anfang nahm, riss in schneller Folge Europa und fast die
ganze Welt in seinen Strudel hinein.
12
Neutral blieben nur 17 Mittel- und Kleinstaaten, von denen die
Niederlande, Spanien und Mexiko die an Einwohnerzahl groBten waren.
Die "Alliierten und Assoziierten Machte" waren:
seit 1914: 1. Russland, 2. Frankreich, 3. England, 4. Belgien, 5. Serbien,
6. Montenegro, 7. Japan;
seit 1915: 8. Italien;
seit 1916: 9. Portugal, 10. Rumanien;
seit 1917: 11. Vereinigte Staaten von Amerika, 12. Kuba, 13. Ecuador,
14. Panama, 15. San Domingo, 16. Griechenland, 17. Siam, 18. Liberia,
19. China, 20. Peru, 21. Uruguay, 22. Brasilien, 23. Bolivien;
seit 1918: 24. Guatemala, 25. Honduras, 26. Nicaragua, 27. Costarica,
28. Haiti, 29. Tschechoslowakei.
Die Mittelmachte waren:
1. Deutschland, 2. Osterreich-Ungarn, 3. Tiirkei (seit 29. Oktober 1914),
4. Bulgarien (seit 15. Oktober 1915).
Wie grofi war die Land- und Bevolkerungszahl des Gegners?
Rund 147 Millionen Quadratkilometer betragt die Landflache der Erde;
davon waren rund 100 Millionen Quadratkilometer unter Hoheit der
Feinde, 5,7 Millionen Quadratkilometer unter Hoheit der Mittelmachte.
Bei Beginn des Krieges standen 1 18,3 Millionen Deutsche und
Osterreich-Ungarn 262,5 Millionen weiBen und 423 Millionen farbigen
Bewohnern der feindlichen Staaten gegeniiber.
Die gesamte Einwohnerzahl der Erde wird auf rund 1800 Millionen
geschatzt; mehr als 1550 Millionen brachen im Laufe des Krieges die
Beziehungen zueinander ab. Fast 1400 Millionen Einwohnern in den
Landern des Feindbundes standen 163 Millionen Einwohner in den
Landern der Mittelmachte gegeniiber.
An Landflache betrug die Ubermacht der Entente das rund
Siebzehnfache, an Bevolkerungszahl betrug sie das Neunfache.
Wie grofi waren die Friedensheere der Grofimachte?
Das deutsche Friedensheer zahlte im Sommer 1914 761 000 Mann. In
der Kriegsmarine standen 79 000 Mann, in den Kolonien 7000 (davon
5000 Farbige). Die Gesamtstarke der letzten deutschen
13
Friedenswehrmacht betrug also 847000 Mann, darunter 30459 Offiziere,
2480 Sanitatsoffiziere, 865 Veterinaroffiziere, 2889 Beamte, 106 477
Unteroffiziere und 16 000 Einjahrig-Freiwillige.
Die osterreich-ungarische Armee hatte eine Friedens-Etatstarke von 3600
Offizieren und 414 000 Unteroffizieren und Mannschaften, bis 1913
hatte aber die gesamte osterreich-ungarische Wehrmacht einschlieBlich
Gendarmerie nur 350 000 Mann gezahlt. Ausgebildet im Waffendienst
waren 3 034 000 Mann, davon 2 Millionen nur acht bis zehn Wochen.
Die osterreich-ungarische Kriegsmarine zahlte 16 000 Mann.
Im Juli 1914 standen also 1 264 600 Mann in Deutschland und
Osterreich-Ungarn unter der Fahne.
Die Friedensstarke der Gegenmachte von 1914 betrug 3 300 000 Mann,
und zwar zahlte
Russland (Heer: 1 445 000, Marine: 54 000) 1 499 000 Mann,
England (Heer und Kolonien: 248 000, Marine: 209 000, Inder und
Farbige: 190 000) 647 000 Mann,
Frankreich (Heer: 827 000, Farbige und Fremdenlegion: 87 000,
Kolonialsoldaten auBerdem: 70 000, Marine: 68 000) 1 052 000 Mann.
Dazu kamen noch Belgien mit 400 000, Serbien mit 52 000 und
Montenegro mit 2000 ausgebildeten Soldaten.
Allein das Heimatheer Frankreichs war um 66 000 Mann starker als die
deutsche Armee.
Wie hoch war der Riistungshaushalt der Grofimachte?
Im letzten Friedensjahr (1913) betrug der Riistungshaushalt,
umgerechnet auf den Kopf der Bevolkerung, in:
Deutschland 31,27 Mark,
Osterreich-Ungarn 14 Mark,
Frankreich 33,5 Mark,
Russland 11,7 Mark
England 32,9 Mark
14
Zehn Jahre vorher (1903) war die Belastung pro Kopf der Bevolkerung
in:
Deutschland 16,41 Mark,
Osterreich-Ungarn 8,50 Mark,
Frankreich 23,8 Mark,
Russland 6,90 Mark,
England 33 Mark.
Was war der Kriegsschatz?
Der Reichskriegsschatz, der sich in dem alten Juliusrurm der Zitadelle in
Spandau befand, zahlte 120 Millionen Goldmark. Er war 1871 der vier
Milliarden Goldmark betragenden franzosischen Kriegsentschadigung
entnommen worden und bestand aus Zwanzig- und Zehnmarkstiicken
mit dem Pragebild Kaiser Wilhelms I.
Aufbewahrt wurde der Goldschatz in 1200 eisenbeschlagenen Kisten, auf
denen das genaue Gewicht angegeben war und deren Schraubkopfe
durch Siegel gesichert waren. Ein besonderer Militarposten mit
geladenen Gewehr bewachte den Turmeingang; auBerdem war die ganze
Zitadelle scharfstens gesichert, niemand hatte Zutritt, der nicht
personlich bekannt und besonders bevollmachtigt war.
Taglich wurden die etwa 2 l A Meter starken Fundamente untersucht.
Neben unregelmaBigen Kontrollen fand alle zwei Jahre eine genaue
Uberpriifung des Reichskriegsschatzes statt, zu dem man erst durch
mehrere eiserne Tiiren gelangen konnte.
Von Mitte 1913 an wurde die Bereitstellung mit Hilfe einer Goldreserve
durch Ausgabe von Reichskassenscheinen und einer Silberreserve durch
Neupragung erhoht.
Bei Beginn des Weltkrieges verfiigte das Deutsche Reich auBer dem
Reichskriegsschatz iiber 180 Millionen, insgesamt also 300 Millionen
Mark. Diese 300 Millionen Mark wurden der Reichsbank zugefiihrt,
deren Barbestand an Hartgeld bei Kriegsausbruch 1700 Millionen Mark
betrug und sich dadurch auf 2000 Millionen Mark erhohte.
Schon in den ersten Mobilmachungstagen verausgabte die Wehrmacht 3 A
Milliarde Mark an Zahlungsmitteln.
Zum Vergleich sei angegeben, dass Konig Friedrich Wilhelm I. 1740
seinem Sohne einen Staatsschatz von 7 Millionen Talern (=21 Millionen
15
Mark), Friedrich der GroBe trotz des Siebenjahrigen Krieges 1786
70 Millionen Taler (=105 Millionen €) hinterlieB, also schon absolut um
drei Viertel mehr, als das dreizehn mal volkreichere Deutsche Reich
1914besaB.
Wie war das militarische Krafteverhaltnis zu Beginn des
Weltkrieges?
Deutschland zahlte 67 Millionen Einwohner, die Zahl der ausgebildeten
Manner betrug 4900000, davon standen im Feldheer 2398000.
Osterreich-Ungarn: 51,3 Millionen Einwohner, 3034000 Ausgebildete,
1421000 im Feldheer.
Die Mittelmachte hatten also mit 1 18,3 Millionen Einwohnern 7934000
ausgebildete Soldaten, davon 3819000 im Feldheer.
Auf der Gegenseite standen zu Beginn des Weltkrieges:
Frankreich (Mutterland): 39,6 Millionen Einwohner, 4980000
Ausgebildete, 1867 000 im Feldheer.
Russland: 173,3 Millionen Einwohner, 6300000 Ausgebildete, 3420000
im Feldheer.
England (Mutterland): 45,3 Millionen Einwohner, 1000000
Ausgebildete, 155 000 im Feldheer.
Serbien: 4 Millionen Einwohner, 400000 Ausgebildete, 240000 im
Feldheer.
Montenegro: 0,3 Millionen Einwohner, 60000 Ausgebildete, 25000 im
Feldheer.
Die Entente hatte also - ungerechnet die Koloniallander und Dominien -
mit 262,5 Millionen Einwohnern 12740000 ausgebildete weiBe Soldaten,
davon 5707000 im Feldheer.
Was bezweckten die "Goldautos"?
Mit der Mobilmachung setzte in Deutschland, wie auch in den anderen
kriegfiihrenden Landern, eine Spionagepsy chose ein. In jenen Tagen
wurde viel geglaubt. So wurde erzahlt, dass feindliche Offiziere in
Automobilen durch Deutschland unterwegs seien, um irgendeinen
geheimen Goldschatz iiber die Grenze zu retten. Dieses Geriicht wurde
von Zivilbehorden aufgegriffen und in der gutgemeinten Absicht, die
16
Bevolkerung zur Vorsicht zu erziehen, durch Zeitungsmeldungen
unterstiitzt. Der Erfolg aber war katastrophal: iiberall setzte eine wilde
Jagd auf Autos ein. Fallen wurden gestellt, StraBen verbarrikadiert, ja,
schlieBlich knallte man sogar einfach hinter jedem Auto her, das nicht
sofort auf Anruf hielt. Mehrere hohere Offiziere und Verwaltungsbeamte
biiBten dadurch im eigenen Lande ihr Leben ein, und in wenigen Tagen
war es soweit, dass die geordnete Durchfiihrung der Mobilmachung
iiberhaupt gefahrdet wurde. Da griff der Generalstab ein. Durch scharfe
Gegenerklarungen gelang es ihm, dem gefahrlichen Spuk ein Ende zu
machen und die verhangnisvolle Jagd nach den Goldautos, die niemals
existiert haben, zu unterbinden.
Wie viele Bahntransporte waren fur den deutschen Aufmarsch
notwendig?
Fur die Aufstellung des ersten deutschen Kriegsheeres waren vom 3. bis
7. Mobilmachungstage (4. bis 8. August 1914) 17 991 Transporte
notwendig. Daran schlossen sich die 1 1 100 Aufmarschtransporte vom 6.
bis 15. Mobilmachungstage, durch die insgesamt in diesen zehn Tagen 3
120000 Mann, 860000 Pferde und 400000 Tonnen Material zur West-
und Ostfront befordert worden. Vor der allgemeinen
Aufmarschbewegung wurden am ersten und zweiten
Mobilmachungstage in 1440 Transporten die Truppen befordert, die zur
Deckung des Aufmarsches, zum Grenz- und Bahnschutz und fur den
Handstreich gegen Liittich bestimmt waren.
Wahrend des Aufmarsches passierten taglich 560 Aufmarschziige die
Rheinbriicken. Am 11. August stand das Ostheer, am 14. August das
Westheer zum Vormarsch bereit.
Die Geschwindigkeit der Militarziige wurde im ersten Kriegsjahre von
22 ! /2 auf 40 Kilometer in der Stunde gesteigert. In den letzten
Kriegsjahren musste die Geschwindigkeit der Transporte infolge der
Materialabnutzung auf 30 Kilometer in der Stunde herabgesetzt werden.
17
Wo marschierten die deutschen Streitkrafte auf?
1 . Armee unter General ob erst von Kluck um Krefeld, Erkelenz,
Julich und Bergheim;
2. Armee unter Generaloberst von Biilow um Diiren, Aachen,
Eupen und Blankenheim;
3 . Armee unter Generaloberst Frhr. von Hausen um Priim,
St. Vieth ,Neuerburg und Wittlich;
4. Armee unter Generaloberst Herzog Albrecht von Wurttemberg
um Trier ,Diekirch ,Luxemburg ,Sierck und Wadern;
5. Armee unter Generalleutnant Kronprinz Wilhelm von PreuBen
um Lebach ,Diedenhofen, Metz und Saarbriicken;
6. Armee unter Generaloberst Kronprinz Rupprecht von Bayern um
Saargemiind , Kurzel und Saarburg;
7. Armee unter Generaloberst von Heeringen um StraBburg-
Muhlhausen-Freiburg i.B.
Fur die Verteidigung im Osten marschierte die 8. Armee unter dem
General obersten von Prittwitz und Gaffron auf.
Die Flotte versammelte die Masse ihrer Hochseestreitkrafte - drei
Liniengeschwader, ein Geschwader Aufklarungsschiffe und sieben
Torpedobootsflottillen - in den Hafen der Deutschen Bucht; in der Ostsee
befanden sich nur schwache deutsche Seestreitkrafte. Die
Mittelmeerdivision (zwei Kreuzer) stand bei Messina, ein
Kreuzergeschwader in den ostasiatischen Gewassern.
Wie stark war der Westgegner bei Kriegsbeginn?
Das franzosische Heer, das unter General Joffre mit 5 Armeen, einem
Kavalleriekorps, 3 selbstandigen Divisionen, zwei Gruppen Reserve-
Divisionen und 1 1 weiteren Reserve-Divisionen aufmarschierte, zahlte
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etwa 3580000 Mann, von denen 1,86 Millionen zum Feldheer gehorten,
das dadurch um rund 250000 Mann den deutschen Westheer iiberlegen
war.
Das britische Expeditionsheer war nach Beendigung seines Aufmarsches
am 20. August 1914 in seinem Feldheere etwa 100000 Mann stark.
Es bestand aus zwei Korps von je 2 Divisionen und einer Kavallerie-
Division von 5 Brigaden.
Das belgische Heer zahlte bei Kriegsbeginn 1 17000 Mann in sechs
Armee-Divisionen und einer Kavallerie-Division.
Wie viele Luftschiffe gab es bei Kriegsausbruch?
Bei Kriegsbeginn verfiigte das deutsche Heer iiber zwolf lenkbare
Luftschiffe. Es waren dies 6 Zeppeline, 1 Militarluftschiff, 1 Parseval
und die 4 privaten Vekehrsluftschiffe "Schiitte-Lanz", "Hansa",
"Viktoria-Luise" und "Sachsen". Zehn dieser Heeresluftschiffe wurden
zunachst im Westen, zwei im Osten eingesetzt.
Der erste Kampfeinsatz eines Luftschiffes fand in den friihen
Morgenstunden des 6. August 1914 start: "Z VT" warf iiber Liittich fiinf
15-cm-Haubitzgranaten und eine 21-cm-M6rsergranate ab. Das
Luftschiff, das von der feindlichen Infanterie stark beschossen wurde,
strandete auf der Riickfahrt in der Nahe von Bonn.
Die deutsche Marine verfiigte bei Kriegsausbruch iiber ein Luftschiff.
In Frankreich gab es 1914 zwolf, in England sechs, in Russland vier und
in Italien sechs Militarluftschiffe, die aber samtlich nur in einem ganz
geringen Umfange im Laufe des Krieges zum Einsatz kamen.
Wie war der Stand der Fliegertruppe bei der Mobilmachung?
Als Frankreich in den Jahren 1909-191 1 einen erheblichen Vorsprung in
der Fliegerei erreicht hatte und die Kaisermanover 1911 die Bedeutung
des Flugzeuges fiir die Aufklarung bewiesen hatten, forderte der
Generalstab die Schaffung einer Fliegertruppe. Ihre Grtindung wurde mit
dem 1. Oktober 1912 durchgefiihrt. Es verging aber noch ein Jahr, bis die
geforderten 4 Fliegerbataillone und 12 Fliegerkompanien der "Kgl.
preuBischen Fliegertruppe" aufgestellt waren, die dann noch durch ein
bayerisches Fliegerbataillon erganzt wurden.
19
Bei Kriegsbeginn befand sich die deutsche Fliegertruppe also noch in
den Anfangen. Dennoch gelang es, die fliegerische Mobilmachung in
kaum fiinf Wochen durchzufiihren.
Der Fiihrung konnte eine zwar nicht hervorragend ausgeriistete, aber
immerhin verwendungsbereite Truppe zur Verfiigung gestellt werden.
Diese bestand aus 34 Feldfliegerabteilungen mit 450 Mann fliegendem
Personal und acht Etappenflugzeugparks, sowie acht
Festungsfliegerabteilungen.
Die Feldfliegerabteilungen wurden auf die hoheren Kommandostellen
des Heeres verteilt und konnten bereits in den ersten Augusttagen 1914
von ihren Frontflughafen im Osten und Westen bei der Aufklarung und
Erkundigung mitwirken. Im Westen hatte die deutsche Fliegertruppe bei
Kriegsbeginn 190 Flugzeuge, fiinf Luftschiffe und 16 Drachenballone;
die Marine verfiigte bei Kriegsausbruch iiber 24 einsatzbereite
Seeflugzeuge und ein Marineluftschiff.
Die osterreich-ungarische Fliegertruppe zahlte bei Kriegsausbruch 18
Fliegerkompanien mit rund 100 Flugzeugen.
Wie sah es in den Kolonien aus?
Die deutschen Kolonien, zum groBten Teil im Jahre 1884 und alle auf
friedlichem Wege erworben, hatten 1914 eine Bodenflache, die fiinfmal
groBer ist als die des GroBdeutschen Reiches. Die Ausfuhr war in den
letzten zehn Jahren vor Kriegsausbruch von 40 Millionen auf 250
Millionen jahrlich gestiegen, der Bedarf an deutschen Waren (Einfuhr)
steigerte sich in derselben Zeit von 75 Millionen auf 266 Millionen Mark
jahrlich.
Durch die zahe Aufbauarbeit der Deutschen war weites Land urbar
gemacht und kultiviert worden. Rund 5400 Eisenbahnkilometer
durchzogen neben zahlreichen guten VerkehrsstraBen die deutschen
Kolonien.
Entgegen § 1 1 1 der Kongo- Akte, nach dem Kolonien im Kriegsfalle als
neutral gelten sollten, begannen die Englander und Franzosen sofort nach
Kriegsausbruch mit den Feindseligkeiten gegen die deutschen Kolonien.
Nach tapferster Abwehr mussten in alien Kolonien die erheblich
unterlegenen und fur einen solchen Krieg vollig unvorbereiteten
deutschen Truppen die Waffen strecken. Nur in Deutsch-Ostafrika
20
gelang es den Deutschen unter Lettow-Vorbeck noch bis 1917 die
Kolonie zu behaupten und auch dann noch bis zum Waffenstillstande
1918 Kampfhandlungen durchzufuhren, die erhebliche Feindkrafte
fesselten. Es standen den 3000 europaischen und 1 1 000 farbigen
Soldaten der Ostafrikanischen Schutztruppe Lettow-Vorbecks 30000
europaische und 350000 farbige Soldaten unter 100 General en
gegeniiber. Am 11. November 1918 bestand die kampfende deutsche
Truppe aus 30 Offizieren, 125 Unteroffizieren und Mannschaften und
1168 Askaris.
Wie lautete der erste deutsche Heeresbericht?
Der erste deutsche Heeresbericht wurde am Vormittag des 2. August
1914 ausgegeben. Er lautet:
Heute Nacht hat ein Angriff von russischen Patrouillen gegen die
Eisenbahnbriicke iiber die Warthe bei Eichenrieth (an der Strecke
Jarotschin-Wreschen) stattgefunden. Der Angriff ist abgewiesen.
Deutscherseits zwei Leichrverwundete. Verluste der Russen sind nicht
festgestellt worden.
Eine von den Russen gegen den Bahnhof Miloslaw eingeleitete
Unternehmung ist verhindert worden.
Der Stationsvorstand Johannisburg und die Forstverwaltung Bialla
melden, dass heute Nacht (1. zum 2.) starkere russische Kolonne mit
Geschiitzen die Grenze bei Schwidden (siidostlich Bialla) uberschritten
hat und dass zwei Schwadronen Kosaken Richtung Johannisburg reiten.
Die Fernsprechverbindung Lyck-Bialla ist unterbrochen.
Hiernach hat Russland deutsches Reichsgebiet angegriffen und den
Krieg eroffnet.
Soldat und Waffe
Dem Kriegs- und Schwertamt muss man
mit mannlichen Augen zusehen, so wird sich's
selbst beweisen, dass es ein Amt ist, an ihm
selbst gottlich und in der Welt notig und niitzlich.
Luther
21
Wie viele Manner wurden zum Kriegsdienst aufgeboten?
Die Gesamtzahl der im Laufe des Weltkrieges in den kriegfuhrenden
Landern mobilisierten Manner aller Altersklassen betrug siebzig
Millionen.
Es wurden zum Waffendienst in den Jahren 1914 bis 1918 aufgeboten
und mobilisiert:
Auf Seiten der Mittelmachte von insgesamt 163 Millionen Einwohnern:
in Deutschland rund 13,39 Millionen, in Osterreich-Ungarn etwa 9
Millionen, in der Tiirkei etwa 1,6 Millionen, in Bulgarien etwa 1,2
Millionen Manner.
Auf Seiten der Entente von insgesamt 4400 Millionen Einwohnern:
In Russland iiber 15 Millionen, in Frankreich und seinen Kolonien etwa
8,2 Millionen, In GroBbritannien, seinen Domini en und Indien etwa 9,5
Millionen, in Italien etwa 5,2 Million, in Belgien etwa Vt. Million, in
Rumanien etwa 1 Million, in Serbien etwa 1 Million, in den Vereinigten
Staaten von Amerika etwa 3,9 Millionen, in den iibrigen verbiindeten
Landern schatzungsweise 1 Million Manner.
Es standen also den rund 25 Millionen Soldaten der vier Staaten der
Mittelmachte rund 45 Millionen Soldaten der neunundzwanzig Staaten
der alliierten und assoziierten Machte der Entente gegeniiber.
Wer fuhrte die Kriegsheere?
Die Heeresleitungen im Weltkriege waren.
Deutschland: Oberbefehlshaber Kaiser Wilhelm II. Chef des
Generalstabes des Feldheeres war vom 2. August bis 14. September 1914
General oberst von Moltke, dann bis zum 29. August 1916 General der
Infanterie Erich von Falkenhayn, der durch den Generalfeldmarschall
Paul von Beneckendorff und Hindenburg [bis 3. Juli 1919] abgelost
wurde.
Osterreich-Ungarn: Armeeoberkommando General der Infanterie
Erzherzog Friedrich, vom 5. Februar 1917 an Kaiser Karl I. Chef des
Generalstabes war bis zum Marz 1917 Conrad von Hotzendorf, dann
General der Infanterie Arz von StrauBenburg.
Frankreich: Oberbefehlshaber bis Dezember 1916 General Joffre, bis
Mai 1917 General Nivelle, den General Petain abloste.
22
England: Oberkommandierender General French bis Dezember 1915,
dann General Haig.
Am 26. Marz 1918 wurde General Foch Generalissimus der
franzosischen und englischen Heere an der Westfront.
Russland: Oberbefehlshaber bis September 1915 GroBfurst Nikolai
Nikolajewitsch, dann bis zu seiner Abdankung am 15. Marz 1917 Zar
Nikolaus II. Dem Zaren folgten nach der Revolution: General Brussilow
vom 4. Juni bis 1. August 1917, bis November 1917 Kerenski, bis Marz
1918 Fahnrich Krylenko.
Italien: Oberbefehlshaber bis Dezember 1917 General stab schef Graf
Cadorna, dann General Diaz.
Amerikanisches Expeditionskorps: Oberbefehlshaber seit April 1917
General Pershing.
Wo befand sich das Grofie Hauptquartier und wo war der Sitz der
osterreich-ungarischen Heeresleitung?
Im Jahre 1914 befand sich das GroBe Hauptquartier bis zum 16. August
in Berlin, bis zum 30. August in Koblenz und bis zum 24. September in
Luxemburg. Dann iibersiedelte es nach Charleville-Mezieres, wo es zwei
Jahre, namlich bis zum 19. September 1916, verblieb; in dieser Zeit
befand sich der Chef des Generalstabes des Feldheeres mit der
Operationsabteilung meist in PleB. Vom 20. September 1916 bis zum 10.
Februar 1917 war das groBe Hauptquartier in PleB, danach bis zum 7.
Marz 1918 in Kreuznach und bis zum 13. November 1918 in Spaa.
Der General stab schef mit der Operationsabteilung befand sich wahrend
der groBen Offensiven des letzten Kriegsjahres vom 18. Marz bis zum 7.
September 1918 in Avesnes.
Nach dem Waff enstill stand und der Abdankung Kaiser Wilhelms II. war
der Sitz des GroBen Hauptquartier s bis zum 11. Februar 1919
Willhelmshohe bei Kassel, dann bis zum 3. Juli 1919 in Kolberg.
Am 3. Juli 1919 loste sich das GroBe Hauptquartier auf; acht Tage
vorher, am 25. Juni, war der Generalfeldmarschall von Hindenburg vom
Oberbefehl zuriickgetreten, da die Unterzeichnung des Schmachfriedens
mit seiner soldatischen Einstellung unvereinbar war.
23
Die osterreich-ungarische Heeresleitung befand sich von Kriegsbeginn
bis nach der zweiten Schlacht bei Lemberg (13. September 1914) in
Przemysl, dann bis zum 15. November 1914 in Sanok, darauf bis Ende
Dezember 1916 in Teschen und schlieBlich bis Kriegsende in Baden bei
Wien.
Wie grofi war das deutsche Kriegsheer?
Die aus Feldheer und Besatzungsheer bestehende deutsche Landmacht
verfiigte bei Kriegsausbruch iiber 120000 Offiziere und 4900700
ausgebildete Unteroffiziere und Mannschaften. Die Marine zahlte
171700 Kopfe. Ferner waren 5474000 unausgebildete Wehrpflichtige
vorhanden. Im ganzen standen bei Kriegsausbruch 10494700
wehrpflichtige Manner zur Verfiigung.
Bei Kriegsbeginn zahlte das Feldheer 84341 Offiziere und 2313549
Unteroffiziere und Mannschaften in 87 Vi Infanterie- und 1 1 Kavallerie-
Divisionen. Das Feldheer im Westen zahlte bei Kriegsbeginn 950
Bataillone, 498 Schwadronen, 744 Feld- und 129 schwere Batterien in
einer Gesamtstarke von 1600000 Mann. Das Besatzungsheer hatte eine
Gesamtstarke von 35413 Offizieren und 1389147 Unteroffizieren und
Mannschaften.
In der Mitte des Krieges, September 1916, betrug die Heeresstarke 8,2
Millionen Mann, davon beim Feldheere und in den besetzten Gebieten
5,1 Millionen. 2850000 Mann standen im Westen, 1730000 Mann im
Osten, 30000 Mann am Balkan, und 6000 Mann in der Tiirkei; in der
Heimat blieben 2,9 Millionen.
Im dritten Kriegsjahr betrug die durchschnittliche Kopfstarke des
deutschen Feldheeres 4989 737 Soldaten, davon standen im Westen 3
005 777, im Osten 1 877 967, im Siiden (Balkan, Italien, Tiirkischer
Kriegsschauplatz) 105 993 Soldaten.
Im vierten Kriegsjahre hatte das deutsche Feldheer eine durchschnittliche
Kopfstarke von 5 028 160 Soldaten, von denen 3528 178 im Westen, 1
341736 im Osten und 158246 im Siiden standen.
Als am 21. Marz 1918 die "GroBe Schlacht in Frankreich" mit der
deutschen Offensive auf 75 km Frontbreite zwischen La Fere und Arras
begann, betrug die Gesamtstarke des deutschen Heeres im Westen
139826 Offiziere und 3514889 Mann; das Ostheer zahlte 38400 Offiziere
24
und rund 1 Million Mann. Es waren von Anfang 1918 auf alien
Kriegsschauplatzen vorhandenen 247 Divisionen im Westen 192
Divisionen, 30 von diesen traten im ersten Angriff an, rund 90 deutsche
Divisionen waren insgesamt an der "GroBen Schlacht in Frankreich"
beteiligt. AuBer zahlreichen Minenwerfern wirkten bei dem Angriff 950
leichte, 710 schwere und 55 schwerste Batterien mit.
Die groBte Durchschnittsstarke erreichte das deutsche Feldheer im
Westen mit 4004476 Soldaten im Mai 1918, im Osten mit 1967677
Soldaten im August 1917, im Siiden mit 277238 Soldaten im November
1917. Die Durchschnittsstarke des deutschen Besatzungsheeres betrug in
den vier Kriegsjahren 2189410 Mann.
Insgesamt wurden in der Kriegszeit 1914-1918 auf deutscher Seite 13
387000 Manner zum Wehrdienst einberufen.
Aus wie vielen Divisionen bestand das deutsche Heer?
Ins Feld riickten mit der Mobilmachung 92 Divisionen, und zwar 51
Infanterie-, 31 Reserve-, 4 Landwehr- und 6 Ersatzdivisionen. Dies sind
ungefahr soviel Divisionen wie 1916 an der Sommeschlacht auf
deutscher Seite teilnahmen. Am 1. Januar 1915 waren 51 Infanterie-, 54
Reserve-, 5 Landwehr-, 6 Ersatz-, 2 Marine- und 10 behelfsmaBige,
insgesamt 128 Divisionen vorhanden. Am 1. Januar 1917 erhohte sich
die Zahl auf 207 Divisionen. Am 1. Januar 1918 waren vorhanden 140
Infanterie-, 3 Jager-, 55 Reserve-, 34 Landwehr-, 6 Ersatz- und 3
Marinedivisionen; damit war die Hochstzahl, 241 Divisionen, erreicht.
Bei Kriegsende zahlte das deutsche Heer noch 212 Divisionen.
Wann wurden die wehrfahigen Jahrgange in Deutschland und
Osterreich-
Ungarn einberufen?
Von der wehrfahigen Bevolkerung Deutschlands wurden wahrend des
Weltkrieges einberufen:
Jahrgang 1895 im Jahre 1915,
Jahrgang 1896 im Jahre 1915,
Jahrgang 1897 im Jahre 1916,
25
Jahrgang 1898 im Jahre 1916,25
Jahrgang 1899 im Jahre 1917,
Jahrgang 1900 im Juni 1918.
Weit iiber eine Million deutsche Jiinglinge und Manner aus alien
Schichten der Bevolkerung waren freiwillig zu den Waffen geeilt.
Bereits bis zum 10. August 1914 waren 1,3 Millionen Kriegsfreiwillige
gezahlt worden; beim Roten Kreuz waren bis zu diesem Tage 32000
Meldungen fur die Dienstleistung der freiwilligen Krankenpflege
eingegangen.
Als Ersatz wurden in ruhigen Kampfzeiten monatlich 60000, in
schweren Kampfzeiten (Verdun) monatlich 200 000, in den ersten zehn
Tagen der Sommerschlacht 100000 Mann ins Feld geschickt. Der
Gesamtdurchschnitt wahrend des ganzen Krieges betrug 170000
Ersatzmannschaften monatlich.
In Osterreich-Ungarn erfolgte die Einberufung der wehrfahigen
Bevolkerung einige Monate friiher in gleichem Ablauf. Als Ersatz
wurden hier in den ersten anderthalb Kriegsjahren regelmaBig etwa 25 %
(eine Marschkolonne je Bataillon) monatlich, von 1916 an alle sechs
Wochen ins Feld geschickt. Von diesem Zeitpunkte an nahm auch die
Starke der Marinebataillone standig ab, so daB sie schlieBlich kaum mehr
als 12 % des herabgesetzten Kriegsstandes betrug.
Wie grofi war das osterreich-ungarische Kriegsheer?
Nach der Mobilmachung zahlte die osterreich-ungarische Armee
3034000 Mann, davon im Feldheer einschlieBlich Landsturm-
Marschbrigaden (mobile Marschformationen ohne Artillerie usw.)
1421000 Mann. Die Zahl der aktiven Offiziere war 23000, die Zahl der
Offiziere des Beurlaubtenstandes etwa 60 000. Insgesamt waren 6120000
Wehrpflichtige im Alter von 19 bis 42 Jahren vorhanden.
Die Armee war in 48 Infanterie- und 1 1 Kavalleriedivisionen formiert,
wozu in beschrankter Weise die 22 Landsturm- und Marschbrigaden
gezahlt werden konnen, die innerhalb der ersten funf Kriegswochen zur
Deckung der Verluste in den 48 Felddivisionen aufgingen. Im Laufe des
Krieges erhohte sich der Stand auf 60 (voriibergehend 66) Infanterie-
und 12 zu FuB formierten Kavalleriedivisionen.
26
Die osterreich-ungarische Feldarmee von 1421000 Mann hatte in den
ersten fiinf Kriegsmonaten, insbesondere durch die opfervolle Abwehr
der russischen Ubermacht, bereits einen Gesamtverlust von 1276000
Mann, d.h. es verblieben von ihr zunachst nur 145000 Mann kampffahig.
Im Herbst 1916 hatte Osterreich-Ungarn zur Verteidigung der eigenen
Grenzen drei Millionen Mann im Felde, von denen aber mindestens die
Halfte als Nichtkampfer anzusehen waren. 1600000 Mann standen gegen
Russland, 1 100000 Mann gegen Italien, etwa 250000 Mann im
westlichen Balkan und 12000 Mann in Bulgarien. In der Heimat
befanden sich noch 1600000 Taugliche dienstpflichtigen Alters, darunter
400000 in den Riistungsbetrieben.
Der hochste Durchschnittsstand der osterreich-ungarischen Gesamtarmee
wurde 1917 mit 5,1 Millionen Mann einschlieBlich aller
Heimatformationen erreicht.
Im letzten Kriegsjahr sank der Durchschnittsstand auf 4,6 Millionen
Mann, von denen 3 Millionen im Felde standen. Die Zahl der
eigentlichen Kampfer in der osterreich-ungarischen Armee, die 1915 mit
1 Vi Millionen die hochste war, betrug 1918 einschlieBlich aller
Landsturmfomationen mit kaum 800000 nur wenig mehr als die Halfte
von der des Jahres 1914.
Aus welchen Volksstammen bestand die osterreich-ungarische
Armee?
Im osterreich-ungarischen Donaustaate bildete das Deutschtum eine
nationale Minderheit von rund 25 %. Von den 5 1 Millionen Einwohnern
waren 12 Millionen Deutsche, 10 Millionen Magyaren, 8,4 Millionen
Tschechen und Slowaken, 5 Millionen Polen, 4 Millionen Ruthenen
(osterreichische Ukrainer), 5,5 Millionen Serben und Kroaten, 1,3
Millionen Slowenen, 3,2 Millionen Rumanen, 0,8 Millionen Italiener,
der Rest Tiirken, Mazedonier und Bulgaren.
Dementsprechend setzte sich auch die osterreich-ungarische Armee
zusammen, uneinheitlich in ihrem Einsatz schon durch die immer starker
hervortretenden Sonderziele der einzelnen Nationalitaten. Der
Hundertsatz der Deutschen bei den Mannschaften betrug 23,5 %, bei den
nichtaktiven Offizieren je nach Waffengattung 60 bis 75 %, bei den
aktiven Offizieren 70 bis 90 %.
27
Von den 16 Friedenskorps der osterreich-ungarischen Armee bestanden
nur das II. und das XIV. iiberwiegend, das III. (Graz) zum groBten Teil
aus Deutschen, die auch etwa die Halfte des IX. und des halben I.
(nordmahrische und schlesische Division) und etwa ein Viertel des VIII.
Korps stellten. iiberwiegend aus Deutschen setzte sich die
Festungsartillerie und technische Truppen zusammen.
Entsprechend den 15 Nationalitaten konnte auch die Kommandosprache
nicht einheitlich durchgefuhrt werden, so ,dass bei der Befehlsiibergabe
haufig Schwierigkeiten eintraten.
Wie grofi waren die turkische und die bulgarische Streitmacht?
Das turkische Feldheer zahlte 1916 eine Million Soldaten. Die von ihr
geloste Aufgabe war es, gemeinsam mit 6000 Deutschen in erster Linie
durch Bindung feindlicher Krafte, die man auf rund eine halbe Million
schatzte, die Hauptfronten zu entlasten.
Die bulgarischen Streitkrafte zahlten zu dieser Zeit rund 400000 Mann,
die gemeinsam mit deutschen und osterreich-ungarischen Truppen vor
Saloniki und vor der rumanischen Siidfront kampften.
In seinen Kriegserinnerungen erzahlt General d. Art. Frhr. KreB von
Kressenstein von den Schwierigkeiten, die sich fur die richtige
Ubermittlung seiner Befehle an die ihm unterstellten turkischen Truppen
ergaben. Obwohl der kommandierende General die Ubersetzungen
personlich einer Durchsicht unterzog, war es kaum moglich, immer
festzustellen, ob der Sinn des Befehlsentwurfs auch in der Ubersetzung
erhalten geblieben war. Da die kurze deutsche Befehlsform von den
Orientalen als grobe Unhoflichkeit und Beleidigung empfunden wurde,
mussten die Dolmetscher die Befehle in eine der besonderen turkischen
Mentalitat entsprechende Form umarbeiten.
Wie grofi war die englische Expeditionsarmee im August 1914?
Die Starke der Expeditionsarmee war bereits im englisch-franzosischen
Militarabkommen vom 20. Juli 1911 festgelegt worden. Sie erreichte
etwa die vorgesehene Starke und zahlte nach Kriegsausbruch 6
Infanteriedivisionen von 108000 Mann, eine Kavalleriedivision von
9000 Mann, eine selbstandige Kavalleriebrigade von 2300 Mann, Train-
28
und Etappenformationen von 40000 Mann, insgesamt also 160000
Mann.
Die Hauptmasse dieser Armee wurde vom 12. bis 17. August nach
Frankreich uberfuhrt; zwei ihrer Infanteriedivisionen blieben zunachst
noch in GroBbritannien zum Schutz der Ostkiiste, wurden aber bis
Anfang September infolge der kritischen Lage in Frankreich
nachgezogen.
Da noch keine Meldungen iiber deutsche U-Boote im Kanal vorlagen,
fand wahrend des Uberschiffens lediglich eine Absperrung des Kanals
durch die aus zwei Flotteneinheiten bestehende Kanalflotte statt. Die
Schiffe gingen einzeln oder paarweise bei Tag wie bei Nacht ohne
besondere Bedeckung in See. Taglich wurden durchschnittlich 13
Transportschiffe von insgesamt 52000 Reg. -Tons abgefertigt; die
Truppen waren durch 1800 Militarziige zu den Einschiffungshafen
gebracht, worden. Landungshafen waren Le Havre und Boulogne.
Die Luftstreitkrafte, 48 Flugzeuge, iiberflogen den Kanal in der Zeit vom
12. bis 14. August.
Der Aufmarsch dieses englischen Expeditionskorps war am 20. August
beendet. Erst am 21. August wurde der deutschen Obersten
Heeresleitung die Landung britischer Truppen bekannt, wenige Stunden
spater stieBen die deutschen Truppen mit den ersten englischen
Kavalleriepatrouillen zusammen.
Wie viele amerikanische Soldaten waren in Europa?
Als die amerikanischen Truppentransporte zum europaischen
Kriegsschauplatz einsetzten, horte die Rustungszufuhr fur die
Verbiindeten aus Amerika zunachst vollig auf. Jeder Schiffsraum wurde
mit Menschen vollgestopft. Die amerikanischen Soldaten konnten nur
ihre Bekleidung mitnehmen. Waffen und Ausriistung wurde in Europa
von England und Frankreich gestellt. Dagegen lief die
Munitionslieferung ununterbrochen; in den drei letzten Kriegsmonaten
wurden von Amerika nach Frankreich rund 650000 Tonnen Munition
verfrachtet.
29
Anfang 1918 standen in Frankreich 224000 amerikanische Soldaten, bis
zum Waff enstill stand hatten die Vereinigten Staaten iiber 2 Millionen
Soldaten in Europa gelandet, darunter allein in dem Monat Juli 305000
Mann.
Im Sommer 1919 waren die letzten amerikanischen Truppen in ihre
Heimat zuriickgekehrt.
Wann wurde die Felduniform eingefuhrt?
Die feldgraue Uniform wurde zum ersten Male von einigen kleinen
Truppenteilen bei den Kaisermanovern im Herbst 1910 gezeigt; die
feldgraue Einkleidung des Heeres in seiner Gesamtheit sollte nach und
nach erfolgen.
Der Kriegsausbruch beschleunigte die Einfuhrung der neuen feldgrauen
Uniform, die nun an die vielfaltige bunte Friedensuniform der deutschen
Truppen ersetzte.
Eine besondere Leistung deutscher Organisation war es, dass die
deutsche Feldarmee in den Augusttagen 1914 mit einem Schlage
feldgrau eingekleidet werden konnte. Schon nach den ersten Gefechten
verschwanden, um die Gelandeanpassung zu erhohen, die blinkenden
Schulterstiicke, Adjutantenscharpen, Feldbinden, Unteroffizierstressen
und Gardelitzen; ebenso die Helmuberziige auf Grund einer eiligen
Verfugung vom 19. August 1914. Diese tarnende Uniform verringerte
die Verluste erheblich, besonders im Verhaltnis zu den Verlusten der
Franzosen, die in den ersten Kriegsmonaten noch in ihren roten Hosen
und blauen Manteln kampften.
Im Herbst 1915 wurde der von den deutschen Truppen getragene
feldgraue Waffenrock durch die bequemere und dem Gelande noch mehr
angepasste Feldbluse ersetzt. An die Stelle des hinderlichen Degens war
auch fur Offiziere das Seitengewehr getreten.
Osterreich-Ungarn fiihrte seine hechtgraue Felduniform bereits 1909 bei
den FuBtruppen und bei der Artillerie ein; sie wurde 1912/13 von diesen
Truppengattungen allgemein als Felduniform hinterlegt, so dass auch die
osterreich-ungarische Soldaten zum groBten Teil mit dieser neuen
Felduniform in den Krieg ziehen konnten.
30
Wie viele Stahlhelme wurden gebraucht?
Der erste, der auf die Notwendigkeit eines stahlernen Kopfschutzes fur
die Soldaten hinwies, war der beratende Chirurg beim XVIII.
Armeekorps, Professor Dr. Bier. Auf Grund dieser Forderung entwarf im
Herbst 1915 der Professor an der Technischen Hochschule in Hannover,
Dr.-Ing. Schwerdt, in Anlehnung an die Helmform des 14. Jahrhunderts
den deutschen Stahlhelm. Das erste Modell stellte der Rustmeister Marx
bei einem Berliner Hofgurtlermeister her.
Nach Erprobung auf den Truppeniibungsplatzen wurden 1916 zunachst
Truppenteile der Verdunkampfer, dann alle Sommerkampfer mit dem
Stahlhelm ausgeriistet. Die serienmaBige Herstellung begann im
Eisenhuttenwerk Thale im Harz, dann wurden noch zehn weitere Firmen
damit beauftragt.
Der Stahlhelm wog je nach KopfgroBe 1000 bis 1350 Gramm. Ein Teil
der Stahlhelme erhielt spater als besonderen Stirnschutz fur Posten eine 5
Millimeter starke abnehmbare Panzerplatte.
Insgesamt wurden 7,5 Millionen deutsche Stahlhelme und 50 000
Stirnpanzer gefertigt. Von diesen erhielten Osterreich-Ungarn 486 000,
Bulgarien 170000 und die Turkei 5400.
Der deutsche Stahlhelm, der beste aller Armeen, hat Tausenden von
Frontsoldaten das Leben gerettet.
Was waren die "jungen Regimenter"?
Die neuen Reservekorps, die 1914 in die Ypernschlacht eingriffen und
durch das Sturmlied von Langemark beriihmt geworden sind, setzten
sich zu 61 % aus ungedienten Mannschaften, und zwar iiberwiegend aus
nicht ausgebildeten Kriegsfreiwilligen und Rekruten zusammen. Nur ein
geringer Teil bestand aus ausgebildeten Mannschaften, deren Dienstzeit
aber schon weit zuriick lag.
Der Anteil der Studenten und Schiiler war verhaltnismaBig stark, bei der
43. Reservedivision, die in Berlin und Umgebung aufgestellt war,
befanden sich z.B. 1810 Studenten und Schiiler hoherer Lehranstalten.
Aktive Offiziere standen nur in geringer Zahl zur Verfugung. Es gab
aber in diesen Korps auch Regimenter, die fast ganz aus Reservisten und
gedienten Landwehrleuten 1. und 2. Aufgebots zusammengesetzt waren,
31
wie z.B. das RIR. 213, das im Weltkriege ein Totenopfer von
69 Offizieren und 2638 Unteroffizieren und Mannschaften darbrachte.
Rund 12000 deutsche Studenten sind im Weltkriege insgesamt
geblieben. Das bedeutet, dass iiber 22, 1 % aller im Wintersemester
1913/14 immatrikulierten Studenten gefallen sind oder an den Folgen
ihrer Verwundung starben.
Wer war der jungste deutsche Frontsoldat?
Als der Weltkrieg ausbrach, stellten sich iiber eine Million
Kriegsfreiwillige dem Vaterlande zur Verfiigung. Alle Altersklassen
waren vertreten. Es gab Jungen, die mit sechzehn, fiinfzehn, ja sogar
schon mit vierzehn Jahren ins Feld zogen! Meist hatten sie, um ihren
Wunsch erfiillt zu sehen, eine kleine Korrektur ihres Geburtsdatums
vorgenommen. Viele von ihnen wurden vom Ersatzbataillon wieder nach
Hause geschickt, wenn ihre Notliige herauskam, aber eine ganze Reihe
hat es doch fertig gebracht, an die Front zu kommen. Schon die
Verlustlisten der ersten Kriegsmonate verzeichnen manchen dieser
Heldenjungen.
Der jiingste Kriegsfreiwillige, der in der deutschen Armee gekampft hat,
hieB Emil Huber. Er war am 7. Oktober 1900 in Offenburg als
Klempner-Meistersohn geboren und trug schon als dreizehnj ahriger den
Soldatenrock. Als er sich beim Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments
172 meldete, hatte er zum ersten Male lange Hosen an - aber sie waren
nicht sein Eigentum, er hatte sie sich fur diesen Zweck geborgt. Dem
kraftig entwickelten Untertertianer glaubte man zunachst die 17
Lebensjahre, von denen er erzahlte. Am folgenden Tage stellte sich auch
sein Bruder Ludwig beim selben Bataillon mit denselben gepumpten
Hosen: er war 15 Jahre alt, spielte aber den Achtzehnjahrigen und wurde
ebenfalls eingestellt. Beide kamen Mitte November 1914 zur 2.
Kompanie des Infanterie-Regiments 172 ins Feld; sie erfuhren drauBen,
dass wenige Tage vorher im selben Regiment ihr altester Bruder Otto
den Heldentod gefunden hatte. Emil Huber wurde Anfang Januar 1915
verwundet und zu Ostern in seiner Frontuniform konfirmiert.
32
Er ging 1916 wieder ins Feld und hat ebenso wie sein Bruder Ludwig
den Krieg iiberlebt. Emil Huber verstarb 1939. Das Bild dieser beiden
tapferen Jungen hangt im Karlsruher Armeemuseum.
Von den vierzehnjahrigen Kriegsfreiwilligen standen in diesem Alter
bereits unmittelbar an der Front: Johann Wawrock (Gren.-Rgt. 11),
Gehring (Feld-MG.-Zug 317), Alfons Baule (IR. 215), Paul Mauck (IR.
113), Josef Kirchmayer, Richard Kopatschek (RIR. 228), Kurt Klinner
(LIR. 19), Karl Munscher (RIR. 252), Franz Pomme (IR. 28).
Als jiingster Kriegsfreiwilliger fiel im Alter von 14 Jahren 10 Vi Monaten
am 7. Juni 1915 bei Lievin Paul Mauk; in seinem Geburtsort Waldkirch
wurde eine Schule nach ihm benannt. Nur wenige Tage alter war Josef
Kirchmayer aus Saulgau, der am 24. Januar 1915 in Russisch-Polen den
Heldentod fand. Im Alter von 15 Jahren 4 Monaten fiel Karl Munscher
aus Koburg am 27. Juni 1915 in Russland, im Alter von 15 Jahren 5
Monaten Franz Pomme aus Aachen bei Tahure.
Bei den Tirol er Standschiitzen des Jahres 1915 der osterreich-
ungarischen Armee befanden sich viele dreizehn- und funfzehnjahrige
Knaben als Mitkampfer.
Wer war der jungste deutsche Offizier?
Der jiingste Offizier der deutschen Armee im Weltkriege war Leutnant
Werner Kubuschok aus Rosenberg in Schlesien. Er wurde am 1 1 . August
1914 Fahnrich von der Haupt-Kadettenanstalt dem Ersatz-Bataillon des
Infanterie-Regiments Nr. Ill iiberwiesen und kam vier Wochen spater
ins Feld. Als er am 8. Oktober 1914 wegen seines hervorragenden
Verhaltens vor dem Feinde in den Kampfen vor Nancy und Arras zum
Leutnant befordert wurde, zahlte er 15 l A Jahre.
Nach einer schweren Verwundung bei Loos am 1 1 . November kam
Kubuschok im Juli 1915 wieder zum IR. Ill ins Feld zuriick. Im Januar
1916 war er bereits Kompaniefuhrer, spater fuhrte er eine MG-Kompanie
und stand, mehrfach verwundet, bis zum Kriegsende an der Front. Seine
Tapferkeit und Fiirsorge fur die vielfach doppelt so alten Soldaten war so
vorbildlich, dass auch die "altesten Knochen" fur ihn durchs Feuer
gingen.
33
Wer war der jiingste deutsche Luftschiffer?
Der jiingste Feldluftschiffer der deutschen Armee war Kurt Stollwerk. Er
trat mit 14 Jahren als Kriegsfreiwilliger in die Luftschiffer-
Ersatzabteilung Nr. 3 in Koln ein und kam Mitte Januar 1915 zu dem
von seinem Vater gefiihrten Luftschifferbataillon Stollwerk ins Feld.
Hauptmann d.R. Stollwerk war vor dem Kriege ein bekannter
Freiballonfuhrer, sein Junge hatte mit ihm schon zwolf Freiballonfahrten
gestartet.
In der zerschossenen Kirche von Houthoulst wurde Kurt Stollwerk
konfirmiert. erhielt kurz darauf vor Bixschoote seine Feuertaufe und
zeichnete sich durch mehrere verwegene Patrouillengange im RIR. 215
aus. 1915 war er als Hilfsmaschinist an mehreren Zeppelinfahrten
beteiligt. Dann wurde er als Ballonbeobachter zu den Feldluftschiffern
versetzt, machte rund 300 Aufstiege mit, wurde zehnmal abgeschossen
und haufig wegen seines Schneids belobt.
Mit 17 Jahren wurde Stollwerk im Spatsommer Leutnant d.R. Nach dem
Kriege ging er als Flugzeugfiihrer nach Amerika und fand dort 1930 den
Fliegertod.
Wer war der alteste deutsche Kriegsfreiwillige?
Der alteste Kriegsfreiwillige der deutschen Armee war der 1 843 in
Wevelinghoven geborene Unteroffizier Gustav Kottmann. Er hatte schon
die Kriege 1866 und 1870/71 mitgemacht und war 71 Jahre alt, als er im
August 1914 in das Landwehr-Infanterie-Regiment 39 eintrat. Vor
Antwerpen erwarb er sich als Unteroffizier das Eiserne Kreuz, das ihm
gleichzeitig mit seinem Sohne, der im gleichen Regiment Leutnant war,
iiberreicht wurde. Bis zum Fruhjahr 1915 lag er im Schiitzengraben und
fiihrte sogar manche Patrouille gegen den Feind. Dann wurde er mit der
Leitung eines Soldatenheims in Lille betraut. 1932 starb Gustav
Kottmann.
Nur drei Jahre jiinger war Caspar Rene Gregory, Amerikaner von Geburt
und Professor der Theologie in Leipzig. Als Infanterist trat er am 11.
August 1914 freiwillig in die deutsche Armee (IR. 106) ein und kam
nach vier Wochen als Gefreiter ins Feld. Am 9. April 1917 fand er als 70
jahriger Leutnant bei Neufchatel den Heldentod fur sein Wahlvaterland
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Deutschland. Gregory war 1846 in Philadelphia geboren, sein
UrgroBvater hatte als franzosischer Offizier im amerikanischen
Unabhangigkeitskriege mitgekampft und war Amerikaner geworden;
seine Mutter war Englanderin. In jungen Jahren hatte Gregory in der
amerikanischen Miliz gedient. Was ihn zum Eintritt in die deutsche
Armee veranlasste, hat er selbst im Felde einmal niedergeschrieben:
"Hatte es Krieg mit Frankreich allein gegeben, ware mir der Gedanke an
Beteiligung vielleicht nicht in den Sinn gekommen. Auch bin ich nicht
sicher, dass ein Krieg nur mit Frankreich und mit Russland mich zum
Soldatenwerden bewogen haben wiirde. Als aber England dazu kam, das
machtige England, England, das riicksichtslose Land, England, das die
Burenfrauen- und -kinder hingemordet hatte, England, das brutal gegen
Irland seit Jahrhunderten gehandelt hatte, England, das Indien aussaugt
und verhungern lasst - als England dazu kam, wusste ich, dass es sich um
das Ganze handelte. Daher sagte ich mir sofort, als es klar wurde, dass
England hinter Frankreich und Russland stand: Jeder, der eine Flinte
tragen kann, muss jetzt mit."
Beim Sturm auf Weidendreft bei Langemark fiel am 30. Oktober 1914
der 53 jahrige Kriegsfreiwillige Professor Ernst Grimsehl, ein bekannter
Physiker aus Hamburg, als Oberleutnant und Kompaniefuhrer im IR.
213. Als man ihn ein halbes Jahr spater in einem Massengrab fand,
umklammerte er ein belgisches Fahnentuch. Es ist nie festgestellt
worden, wie die Trikolore in die Hande des Oberleutnants gekommen ist,
da alle Zeugen mit ihm gefallen waren.
Wie kam am 22. August 1914 das fur Tannenberg entscheidende
Ferngesprach der OHL. zustande?
Wahrend der Kampfe in OstpreuBen konnte der Nachrichtenaustausch
zwischen der Obersten Heeresleitung in Koblenz und dem AOK. 8 im
Osten zunachst nur durch Briefe und Telegramme erfolgen, da die
Fernsprechtechnik solche Fernverbindungen noch nicht durchfuhren
konnte. Es war 1914 nur moglich, von Berlin aus mit Hilfe besonders
starker oberirdischer Bronzedrahte bis zu den Grenzstadten zu sprechen..
Mitte August, als sich bei der Obersten Heeresleitung widersprechende
und unklare Nachrichten iiber die Vorgange in OstpreuBen mehrten,
35
forderte die Oberste Heeresleitung die unbedingte Durchfuhrung direkter
Ferngesprache von Koblenz nach OstpreuBen. Dem damaligen Postrat
bei der OHL. Ohnesorge (dem heutigen Reichspostminister) gelang es in
der Nacht vom 20. zum 21 . August ein Ferngesprach bis zum Postamt
Allenstein hindurchzuarbeiten, und am nachsten Vormittage Bartenstein,
den Sitz des AOK. 8, direkt mit Koblenz zu verbinden. Die nun
gefiihrten Gesprache mit dem AOK. 8 iiber den geplanten Riickmarsch
hinter die Weichsel fuhrten zum Wechsel des Oberbefehlshabers und des
General stab schefs. In Verbindung damit wurde eine weitere
Fernsprechverbindung mit den Generalkommandos notwendig. Diese
wurde nach zweitagiger, muhsamer Arbeit bis zum 22. August mit dem
Generalkommando XX und den I. Res.-, I. und XVII. hergestellt. Die
nun moglich gewordenen Gesprache der OHL. ergaben die Unterlagen
fur die ersten Entschliisse der Generate von Hindenburg und Ludendorff
zur entscheidenden Schlacht von Tannenberg.
Wie wurde v. Hindenburg berufen?
"Denken Sie meiner, wenn im Laufe der Dinge irgendwo noch ein
hoherer Fiihrer gebraucht wird! Mit welchen Gefiihlen ich jetzt meine
Altersgenossen ins Feld ziehen sehe, wahrend ich unverschuldet zu
Hause sitzen muss, konnen Sie sich denken. Ich schame mich, iiber die
StraBe zu gehen..." schrieb der General der Infanterie von Hindenburg
am 12. August 1914 an den General quartiermeister Generalleutnant von
Stein aus seinem Ruhesitz Hannover. Zehn Tage spater, am 22. August
nachmittags, wurde an Hindenburg durch ein Staatstelegramm vom
Hauptquartier des Kaisers die Frage gerichtet, ob er zur sofortigen
Verwendung bereit sei. Hindenburg telegraphierte in soldatisch-knapper
Form zurtick: "Bin bereit!"
Mit diesem Telegramm trat der General, der vor drei Jahren als
Kommandierender General des IV. Armeekorps seinen Abschied
genommen hatte, im Alter von 67 Jahren in die groBe Geschichte des
deutschen Volkes ein, an der er bis zu seinem Tode am 2. August 1934
als Soldat und Staatsmann entscheidend mitwirkte.
36
Wie viele Geschutze standen an der deutschen Front?
Die monatliche Neufertigung schwerer Geschutze betrug 400 Stuck. Fur
die Feldartillerie konnte die Neufertigung von Geschiitzen nach und nach
von 3000 (1917) auf 2000 (Februar 1918) und weiter auf 1200
(September 1918) zuriickgesetzt werden.
Die deutsche Artillerie stand 1918 mit 17966 Geschiitzen an der Front;
sie war um rund 2000 Geschiitze aller Kaliber der Entente iiberlegen. Die
deutsche schwere und schwerste Artillerie zahlte 7568 Geschiitze und
iibertraf die feindliche um rund 100 Geschiitze.
Wie viele Geschutze hatte die osterreich-ungarische Armee?
Die osterreich-ungarische Armee verfiigte bei Kriegsbeginn
einschlieBlich der Armierung der Festungen iiber insgesamt 3782
Geschiitze, von denen 2542 bei der Feldarmee standen, darunter 112
schwere. Nur die Feldkanonen, eine 42-cm-Eisenbahnhaubitze
(ursprtinglich Kiistenhaubitze M 14) und die 30,5-cm-M6rser waren als
moderne Geschiitze anzusehen. Die Feldhaubitzen und die schweren
Feldhaubitzen waren vollkommen veraltet, sie hatten weder
Rohrrticklauf noch Schutzschilde. Die osterreich-ungarische Artillerie
hatte bei Kriegsbeginn aber fur alle Geschiitzgattungen Probebatterien
vollkommen truppenerprobter, hochmoderner Geschiitze. Die
Modernisierung der Geschiitze konnte jedoch wegen Geldmangel erst im
Herbst 1914 aufgenommen werden, auch dann ging diese Ausrtistung
aus Mangel an Arbeitern, Rohstoffen und Kohle nur langsam voran.
Wahrend im ersten Halbjahr 1915 monatlich nur 75 Geschiitze erzeugt
wurden, steigerte sich die Herstellung bis zum Jahre 1917 auf monatlich
288, um dann wieder auf 120 bis 130 im Monat herabzusinken.
Insgesamt produzierte die osterreich-ungarische Waffenindustrie 11561
Geschiitze aller Kaliber; an Artilleriemunition wurden monatlich
hergestellt im Jahre 1914: 375000, 1915: 950000, 1916: 1400000, 1917:
1300000, 1918 bis Mi: 750000, dann 400000 Schuss. Bis 1918 hatte
sich die Zahl der Geschiitze bei der Feldarmee auf 5815 erhoht, darunter
1033 schwere Geschiitze.
Als schwerste Geschiitze wurden 1916 und 1917 motorisierte 38-cm-
und 42-cm-Haubitzen konstruiert.
37
An Geschiitzmunition herrschte in den ersten Kriegsjahren standiger
Mangel, der in der nicht ausreichenden Reservemunition zu
Kriegsbeginn seine Ursache hatte. Keine GroBmacht trat mit so geringen
Munitionsvorraten in den Weltkrieg ein, wie Osterreich-Ungarn: sie
betrug 270 bis 360 Schuss - je nach Kaliber - fur jedes Feldgeschiitz
gegeniiber der drei- bis vierfachen Anzahl in Russland.
Was war die "Dicke Berta"?
Das schwerste Geschiitz des Weltkrieges war der deutsche 42-cm-
Morser, den der Volksmund "Dicke Berta" nannte.
Schon 1909 gab der erste 42-cm-M6rser seinen Probeschuss ab, 1911
wurde er als "kurze Marinekanone" eingefiihrt und weiter entwickelt. Als
1914 der erste Wirkungsschuss erprobt werden sollte, brach der Krieg
aus. Vier 42-cm-Eisenbahngeschiitze und zwei 42-cm-Fahrgeschiitze
standen bereit.
Der Einsatz der fahrbaren Batterie erfolgte bereits am 12. August 1914,
sie kampfte bis zum 6. Oktober zehn Forts nieder. Die beiden
Eisenbahnbatterien kampften auf den beiden Fliigeln der belgischen
Heeresfront die starken Befestigungen von Antwerpen und das Sperrfort
Manonviller nieder.
Jedes Geschiitz hatte einen Wert von fast einer Million Mark, jeder
Schuss kostete rund 1500 Mark. Die Lebensdauer eines Geschiitzes
betrug 2000 Schuss. Die Feuerfolge konnte auf etwa 3 Minuten
gesteigert werden. Die Granaten wogen 1 160 kg, jedes Rohr war 21 1
schwer. Die Schussweite betrug 14000 m.
Die "Dicke Berta" war von Professor Dr. Rausenberger konstruiert.
Rausenberger, 1887 Fahnenjunker im Sachs. FuBartillerie-Regiment Nr.
12 (Metz), hatte sich spater als Geschiitzkonstrukteur bei den
Kruppwerken einen Namen gemacht, war darauf an die Militarische
Akademie in Berlin berufen worden und iibernahm dann eine leitende
Stelle bei Krupp. Prof. Rausenberger starb 1926 im Alter von 59 Jahren
in Miinchen.
38
Was war die "Lange Berta"?
AuBer de "Dicken Berta" gab es die "Lange Berta", das Ferngeschiitz,
das am 23. Marz 1918, morgens 7 Uhr 15 Minuten, von der
Wilhelmstellung im Walde von Crepy aus plotzlich Paris beschoss (das
"Wilhelm-Geschiitz", von den Franzosen "Fritz" genannt). Dieses
Geschiitz, ebenfalls eine Konstruktion Dr. Rausenbergers, erreichte mit
21-cm-Granaten eine Scheitelhohe von 38 400 m und eine Schussweite
von 128 Kilometern. Es wurde erst im Kriege entwickelt und von der
Marineartillerie bedient. Seine Vorganger waren die 38-cm-
Marinekanone der "Lange Max" mit einer Schussweite von 47
Kilometern, die u.a. 1915 Diinkirchen beschoss, und die 35,5-cm-
Marinekanone "Konig August", die 1917 mit einer Schussweite von 62
Kilometern das feindliche Hauptquartier und besonders wichtige
Eisenbahnknotenpunkte unter Feuer nahm.
Die 21-cm-Fernkanone hatte eine Rohrlange von 35 Metern; das Rohr
wurde durch Stahlseilgestange gehalten; die Pulverladung betrug 5 bis 6
Zentner; die Granate wog 3 Zentner. Vor dem Abschuss mussten die
Temperaturen der Kartuschen und der Luftschichten genau festgestellt
werden. Es gelang fast immer, das GeschoB auf seinen 128 Kilometer
langen Wege, fur die es drei Minuten brauchte, sicher auf das Ziel
hinzuleiten.
Zur Verdeckung des Briilltons dieses Riesengeschiitzes erfolgte der
Abschuss nur unter gleichzeitiger Kanonade aller umliegenden Batterien.
AuBerdem wurde die ganze Gegend durch zahlreiche Qualmfasser mit
einer kiinstlichen Wolkendecke iiberzogen. Etwa nach 60 Schuss musste
das Rohr nach gebohrt werden.
Paris und Umgebung erhielt insgesamt 300 Treffer, durch die 256
Personen getotet wurden. Bei Kriegsende hatten wir drei dieser
Riesengeschiitze, vier weitere waren im Bau. Keines kam in
Feindeshand.
Welches war das weittragendste Steilfeuergeschutz?
Die Osterreicher entwickelten wahrend des Krieges aus ihrem 30.5-cm-
Morser eine 38-cm-Haubitze, die von 1916 an das weittragendste
Steilfeuergeschutz des Weltkrieges war.
39
Der General direktor der Skodawerke in Pilsen, Baron Skoda, hatte im
Friihjahr 1915 die an der deutschen Front mit Hilfe der osterreich-
ungarischen 30,5-cm-Motormorser niedergekampften franzosischen und
belgischen Festungswerke besichtigt. Dabei kam er zu dem Entschluss,
ein noch machtigeres und fahrbares Geschiitz zu schaffen. Am 25. April
beauftragte er seinen Oberingenieur Richard Dirmoser damit. Schon
nach vier Wochen hatte Dirmoser in Zusammenarbeit mit Ferdinand
Porsche - dem Konstrukteur des deutschen Volkswagens und damaligen
Wegbereiter fur die Motorisierung der schweren Artillerie - die Aufgabe
gelost, und am 26. Mai lag der Plan dem Kriegsminister vor.
Der Bau der beiden Haubitzen erfolgte in den Skodawerken in groBter
Geheimhaltung unter dem Decknamen "Barbara" und "Gudrun". Die
einzelnen Teile wurden in verschiedenen Werkstatten hergestellt.
Am 21. Januar 1916 gab das erste 38-cm-Haubitzrohr seinen
Probeschuss ab. Das 740 kg schwere GeschoB erreichte die fur ein
Steilfeuergeschiitz auBerordentliche Schussweite von 15 km maximal,
die Scheitelhohe konnte auf 6000 Meter gesteigert werden.
Anfang Marz 1916 traf "Barbara", Ende April "Gudrun" auf dem Tiroler
Kriegsschauplatz ein. Zu jedem Geschiitz, das mit der zugehorigen
Bettung rund 82000 kg wog und sowohl auf der StraBe wie auf Schienen
mit eigener Kraft fortbewegt werden konnte, gehorten fiinf
Schleppfahrzeuge, 20 leichte und schwere Autos mit Anhangern, vier
Fuhrwerke und eine Mannschaft von 210 Mann und 8 Offizieren.
Diese Riesengeschiitze wurden auch auf sehr erhebliche Gebirgshohen
gebracht, so gab die "Barbara" ihren ersten scharfen Schuss - am 8. April
1916 - von dem 1935 m hohen Costalba-Riicken ab.
Im Friihjahr 1918 standen sieben dieser 38-cm-Haubitzen in der Front.
Seit wann gibt es Infanteriegeschiitze?
Die ersten Infanteriegeschiitz-Batterien zur unmittelbaren Sturmabwehr
entstanden 1916. Sie bewahrten sich aber nicht, da die vorhandenen
Geschiitze fur die notwendige leichte Beweglichkeit nicht geniigten, und
wurden zunachst Ende 1917 wieder aufgelost. Erst als 7,5-cm-
Gebirgskanonen Skoda von der osterreich-ungarischen
Heeresverwaltung erworben werden konnten, fand eine Neuaufstellung
40
statt. Im Mai und Juni 1918 wurden 23 dieser neuen Infanteriegeschiitz-
Batterien eingesetzt, die nun auch bei der Tankabwehr Hervorragendes
leisteten. In Anbetracht der geringen Zahl dieser Batterien wurden aber
Infanterie-Begleit-Batterien als Aushilfe beibehalten.
Wie viele Gewehre wurden hergestellt?
Nach den Mobilmachungsvertragen waren an die deutsche
Heeresverwalrung taglich 1200 Gewehre abzuliefern. Dieser Vorrat war
schon in den ersten Schlachten von 1914 verbraucht. Fur die Herstellung
der 67 Teile des Gewehres waren mehr als 1000 Arbeitsvorgange
notwendig. Erst dadurch, dass es auf Anregung des Professors Romberg
gelang, durch rund 100 Spezialfabriken die Einzelteile des Gewehres in
Massen herstellen zu lassen, wurde die kriegsnotwendige Steigerung der
Gewehrherstellung erreicht.
Vom August 1916 an konnten monatlich rund 250000 Gewehre an die
Feldtruppen geliefert werden.
Die Gesamtfertigung der Gewehre, Karabiner und Pistolen wahrend des
Krieges betrug rund 10 Millionen Stuck.
Wie viele Maschinengewehre wurden hergestellt?
In den ersten Kriegsmonaten wurden 200 Maschinengewehre neu
gefertigt. Diese Zahl vervielfachte sich in etwa Jahresfrist.
Vom August 1916 an konnten monatlich 2300 Maschinengewehre
abgeliefert werden. Diese Zahl reichte aber nicht aus, als mit der
Schlacht bei Verdun und der Sommerschlacht die Material schlachten
einsetzten. Durch das Hindenburg-Programm gelang es, die Herstellung
erheblich zu steigern.
Im Friihjahr 1917 konnten monatlich 7000 Stuck abgeliefert werden, im
Herbst 1917 monatlich 14 400 Stuck. Noch im Oktober 1918 betrug die
monatliche Ablieferung 13000 Maschinengewehre.
Die osterreich-ungarische Armee hatte bei Kriegsbeginn 2,5 Millionen
moderne Gewehre. AuBerdem hab es noch 900000 Werndl-Einzellader
M 67/77 und M 73/77, mit denen die Landsturm-Etappenformationen
ausgeriistet wurden, bis sie deutsche Gewehre M 88, russische
41
Beutegewehre und mexikanische Repetiergewehre (aus der Steiermark)
erhielten. Bei Kriegsende besaB die gesamte osterreich-ungarische
Armee 1,8 Millionen eigene Gewehre und noch etwa 900000 russische
Gewehre bei den Besatzungsformationen. Die Gesamtproduktion der
osterreich-ungarischen Waffenindustrie betrug 3580000 Gewehre.
Die Zahl der Maschinengewehre in der osterreich-ungarischen Armee
betrug bei Kriegsausbruch 2761, bis zum Kriegsende wurden 40716
weitere Maschinengewehre hergestellt. Im September 1918 hatte die
osterreich-ungarische Armee insgesamt 17277 Maschinengewehre.
Was sind Musketen und Tuf-Gewehre?
Im Herbst 1915 wurden zwei Musketen-Bataillone aufgestellt. Jede
dieser Kompanien war mit 30 Musketen ausgeriistet, einer Gewehrart,
die 25 Patronen im Magazin fasste und dadurch dem Inf anted egewehr in
der Feuergeschwindigkeit iiberlegen war. Die Muskete war die einzige
Waffe, die Deutschland wahrend des Weltkrieges aus dem Auslande
bezog; sie wurde in Danemark hergestellt.
Nach anderthalb Jahren wurden die Musketen wieder abgeschafft und
durch MGs ersetzt. Die Bezeichnung "Musketen-Batl. 1 und 2" blieb fur
das IV. und V. Bataillon IR. 117 auch noch bestehen, als diese in
selbstandige MG-Scharfschiitzenabteilungen umgewandelt waren. -
Voriibergehend waren die Musketen auch bei einigen Verbanden der
Kavallerie und der Flieger eingefuhrt.
Ein ahnlich schweres Gewehr war das "Tuf-Gewehr". Diesen
merkwiirdigen Namen hatte es, weil es fur die Tank- und Fliegerabwehr
des Infanteristen bestimmt war. Das Tuf-Gewehr wurde Ende 1917
konstruiert und im Januar 1918 in 30000 Exemplaren in Auftrag
gegeben. Es hatte ein Kaliber von 13 mm, wog 16 kg und konnte auf
MG-Handwagen bequem transportiert werden. Ende Juli waren rund
2500 Stiick dieses Gewehres fertiggestellt, die in erster Linie bei der 7.
und 17. Armee eingesetzt wurden und sich gegen die neuen
franzosischen Tanks ausgezeichnet bewahrten.
Mitte August 1918 wurden auch Tuf-Maschinengewehre in Auftrag
gegeben, von denen bis zum Kriegsende noch etwa 50 zum Einsatz
kamen.
42
Wie viele Minenwerfer hatten wir?
Mit nur 160 Minenwerfern zogen die Pioniere im August 1914 ins Feld.
Der Wert dieser Waffe, die urspriinglich nur von den Pionieren gefiihrt
und von diesen weiterentwickelt war, wurde erst im Herbst 1915 voll
anerkannt. Die Pioniere stellten nunmehr fur jede Infanterie-Division
eine Minenwerferkompanie mit je zwei schweren, vier mittleren und
sechs leichteren Minenwerfern auf.
Im Fruhjahr 1916 wurden bei Verdun die ersten drei selbstandigen
Minenwerfer-Bataillone eingesetzt. Von 1917 an wurden monatlich etwa
4000 Minenwerfer hergestellt; der Verbrauch war gewaltig. 1918 - nun
vollig als Sonderwaffe der Infanterie entwickelt - waren auBer den
zahlreichen Stellungsminenwerfern rund 18000 Minenwerfer bei den
Fronttruppen, darunter etwa 1500 schwere und 2500 leichte
Minenwerfer.
Es wurden im letzten Kriegsjahre monatlich im Durchschnitt 20000
schwere, 120000 mittlere und 1 Vi Million leichte Minen verschossen;
auBerdem etwa 15000 Fliigelminen und in groBer Zahl Gas-, Nebel-,
Brand- und Nachrichtenminen.
Die osterreich-ungarische Armee hatte Ende 1917 66
Minenwerferbatterien mit zusammen ungefahr 700 Werfern.
Seit wann gab es Granatwerfer?
Bald nach Beginn des Stellungskrieges ersann man auf beiden Seiten
behelfsmaBige Mittel, um geballte Ladungen auf die beschrankte
Entfernung von Graben zu Graben zu schleudern. Die ersten Apparate,
die sich die Soldaten selbst bastelten, gingen von dem Prinzip der
Armbrustschleuder aus. Selbstverstandlich war damit keine
Treffgenauigkeit zu erzielen, aber die moralische Einwirkung dieser
durch die Luft segelnden geballten Ladungen war zunachst groB. Den
ersten brauchbaren, ziemlich zielsicheren Granatwerfer, der bei den
Mittelmachten schnell in immer groBerer Vervollkommnung eingefuhrt
wurde, konstruierte der ungarische Seminardirektor Vecar. Dieses erste
Modell einer spater weitverbreiteten und gefiirchteten Nahkampfwaffe
wurde nach dem geistlichen Stande seines Erfinders "Priesterwerfer"
genannt.
43
Was sind Gaswerfer?
Im Sommer 1917 brachten die Englander eine neue Erflndung an die
Front: die Gaswerfer. Sie bestanden aus weiten, einseitig
abgeschlossenen Rohren, die dicht nebeneinander in Zielrichtung
eingegraben und dann durch elektrische Ziindung gleichzeitig zum
Abschuss gebracht wurden. Ihre Ladung bestand aus diinnwandigen
gasgefiillten Wurfflaschen. Diese Gaswerfer schossen zunachst 1000
Meter weit und hatten bei iiberraschendem Einsatz durch ihre
geschlossene Wirkung grofie Erfolge.
Deutscherseits wurden die Gaswerfer sofort aufgriffen und
vervollkommnet. Jede Armee erhielt ein Gaswerferbataillon, das vom
Herbst 1917 an mehrmals monatlich zum Einsatz kam. Zur Vorbereitung
der deutschen GroBangriffe 1918 wurden oft iiber tausend Rohre auf
engem Raum gleichzeitig angeschossen, um den Sturmtruppen denn
ersten Weg zu bahnen. Die Ziindung fur diesen schlagartigen Abschuss
erfolgte zentral auf elektrischem Wege. Die Schussweite der deutschen
Gaswerfer konnte schlieBlich auf 3000 Meter gesteigert werden.
Wie entstanden die Flammenwerfer?
Zur Niederkampfung des Gegners wurden Flammenstrahlen schon im
friihen Altertum benutzt. Als im russisch-japanischen Krieg 1904/5 der
Gedanke wieder aufgegriffen und Feuerspritzapparate zum Einsatz
gebracht wurden, stellte man auch in Deutschland die ersten Versuche
an. Der Ingenieur Fiedler, ein ehemaliger Pionier, fiihrte der
Heeresverwaltung im Jahre 1905 den von ihm konstruierten
Feuerspritzapparat vor, der nach wesentlichen Verbesserungen 1912 fur
die Pionier-Belagerungstrains genehmigt wurde; tatsachlich aber waren
die Apparate, wie sich 1914 herausstellte, noch keineswegs
kriegsbrauchbar. Inzwischen hatte der damalige Branddirektor von
Posen, Dr. Reddemann, gelegentlich seiner Reserveiibung im Jahre 1907
als Fiihrer einer Pionierkompanie mit kleinen Feuerwehrspritzen und
einer ziindfahigen Olmischung Versuche angestellt, die zu besseren
Ergebnissen fuhrten.
Ende 1914 erhielt Dr. Reddemann als Hauptmann der Landwehr vom
Ingenieur-Komitee und Kriegsministerium die Genehmigung, seine
44
Versuche von 1907 wieder aufzunehmen und sein Kampfmittel an der
Front einzusetzen. Er war inzwischen Branddirektor von Leipzig
geworden und bildete dort aus 48 Freiwilligen - meist Angehorigen der
Berufsfeuerwehr - eine kleine Versuchstruppe, die als "Flammenwerfer-
Abteilung Reddemann" mit zehn tragbaren Handdruckspritzen ins Feld
riickte. Mit diesen 48 Mann fiihrte Reddemann, unterstiitzt durch den
Offiziersstellvertreter Ambrosius am Mittag des 26. Februar 1915 bei
Malancourt vor Verdun auf einer Frontbreite von 700 Metern den ersten
Flammenwerferangriff des Weltkrieges durch, der zu einem vollen
Erfolge fiihrte: in einer Breite von 2000 m konnten die Stellungen der
durch diese Uberraschung wie gelahmten Franzosen bis zu einer Tiefe
von 600 m von der deutschen Infanterie durchstoBen werden.
Wie viele Tanks hatte die deutsche Armee?
Der Tank ist eine Erfindung des Oberleutnants Giinter Bursztyn des
osterreich-ungarischen Eisenbahnregiments aus dem Jahre 1912. Das
schon auf recht groBer Hohe stehende Modell wurde aber von der
osterreich-ungarischen und ebenso von der deutschen Heeresleitung
abgelehnt, weil man ihm keine Bedeutung zurechnete. Die Patentschrift
wurde zur Veroffentlichung freigegeben; darauf griffen die Englander im
Weltkriege die Idee auf und fiihrten sie als erste durch.
Im November 1917 erfolgte bei Cambrai der erste GroBeinsatz
feindlicher Tank-Geschwader. 60 feindliche Tanks fielen dabei in
deutsche Hand. Sie wurden zum groBten Teil wieder instand gesetzt und
bildeten den Anfang der deutschen Tankwaffe.
Damals hatten die Alliierten an der Westfront bereits 600 bis 700 Tanks;
von der franzosischen Heeresverwaltung wurden fur 1918 4000, von der
englischen 5000 Tanks in Auftrag gegeben.
Anfang 1918 hatten wir 20 Tanks an der Front; im Sommer dieses Jahres
konnten dann nach vielfachen Versuchen auch Deutschland mit der
Massenherstellung von Tanks beginnen. Man konnte aber erst fur 1919
mit etwa 1000 Tanks rechnen.
Die Geschwindigkeit der Tanks betrug damals 6 Kilometer, spater 12
Kilometer in der Stunde auf guter StraBe.
Die waffentechnische Leitung sowie die Ausbildung der
Tankbesatzungen erfolgte vom Mai 1918 an durch den "Kommandeur
45
der Sturm-Panzerkraftwagen-Abteilungen", der zum Stabe des
Feldkraftfahr-Chefs im GroBen Hauptquartier gehorte. Die neue Waffe
erhielt Ende September 1918 die Bezeichnung "Schwere Kampfwagen-
Abteilungen".
Bei Kriegsende hatten die Alliierten 3500 Tanks an der Front - die
Deutschen 45, die Osterreich-Ungarn iiberhaupt nur Versuchstanks.
Was sind mannliche und weibliche Tanks?
Die ersten Tanks des Weltkrieges waren 5 bis 6 Meter lang und 2 l A
Meter hoch. Sie hatten ein Gewicht von etwa 28 Tonnen.
Die mannlichen Tanks waren mit zwei 5,6-cm-Schnellfeuerkanonen und
vier MG. armiert. Ihre Besatzung zahlte zwolf Mann.
Die weiblichen Tanks hatten kein Geschiitz, sondern nur fiinf MG.; ihre
Besatzung zahlte acht Mann.
Im Herb st 1918 kamen die Englander noch mit Tanks an die Front, die
10 m lang waren und S turminf anted e aufnehmen konnten. Zur
Uberwindung besonders breiter und tiefer Graben fiihrten diese Tanks
auf ihrem Dach Faschinenbiindel oder Balken mit.
Auch Deutschland besaB bei Kriegsende zwei Riesentanks,
Wunderwerke der Konstruktion, die aber nicht mehr zum Einsatz kamen.
Die "K."-Wagen waren 13 m lang, 6 m breit, 3 m hoch, wogen 150 t,
hatten auBer MG. vier 7,7-cm-Feldkanonen und eine Besatzung von 22
Mann. Zwei 600-PS-Motoren trieben diese Giganten an.
Wie viel Kavallerie hatte die deutsche Armee?
Bei Kriegsbeginn gab es beim deutschen Feldheer 110 aktive, 33
Reserve-, 2 Landwehr-, 1 Ersatz-Kavallerie-Regimenter sowie 38
Landwehr-Eskadrone und 19 Kavallerie-Ersatzabteilungen. Der
Pferdebestand betrug 730 000.
Im Verlaufe des Krieges wurde die Zahl der Kavalleristen erheblich
vermindert, zahlreiche Regimenter mussten absitzen und wurden als
"Kavallerie- Schiitzen-Regimenter" Infanterie.
Gegen Ende des Krieges gab es nur noch 22 geschlossene und berittene
Kavallerie-Regimenter und rund 250 berittene selbstandige Eskadrons,
die als Divisions-Kavallerie Verwendung fanden.
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Wie viel Kavallerie hatte die osterreich-ungarische Armee?
Die osterreich-ungarische Armee hatte 58 und zwei halbe Kavallerie-
Regimenter des Heeres und der zur ersten Linie zahlenden Landwehr mit
zusammen 353 Eskadronen; 42 Reserve-Eskadronen des Heeres uns 10
konigl. ungarische Landsturm-Husaren-Divisionen zu 3 Eskadronen,
zusammen also 425 Eskadronen. Im Kriege kamen noch eine Anzahl
Marsch-Eskadronen fur die Siidwestfront, einige berittene
Albanerabteilungen und 10 Eskadronen ungarischer Landsturmhusaren
hinzu, durch welche die Landsturm-Husaren-Divisionen auf Regimenter
zu 4 Eskadronen gebracht worden waren.
Infolge der Pferdeverluste wurde die Zahl der Eskadronen je Regiment
von 6 auf 4 zu 130 statt 150 Reiter herabgesetzt; die abgesessenen
Schwadronen wurden als Kavallerie-Schutzen-Divisionen den
Regimentern angegliedert. Im Jahre 1917 wurde fast die ganze
Kavallerie zu FuB formiert; beritten blieben nur eine 100 Reiter starke
Eskadron als Divisionskavallerie je Infanterie-Division, bzw. je zu FuB
formierter Kavallerie-Division. Die Kavallerie-Regimenter wurden in
zwei Halbregimenter (Bataillone) zu vier Eskadronen formiert. Nur 5
Heereskavallerie-Regimenter, 2 l A osterreichische und 2 ungarische
Landwehr-Kavallerie-Regimenter und vier ungarische
Landsturmhusaren-Halbregimenter blieben beritten.
Zu Kriegsende gab es noch 409 unberittene und 67 berittene Eskadronen
- diese zu 100 Reitern -,101 unberittene und etwa 10 berittene
Kavallerie-MG-Abteilungen, etwa 60 groBtenteils unberittene technisch
Eskadronen, bzw. Pionierziige und 60 Ersatz -Eskadronen.
Wie grofi war der Pferdebestand der deutschen und der osterreich-
ungarischen Armee?
Das deutsche Friedensheer von 1914 hatte einen Etat von rund 160 000
Pferden. Im Kriege wuchs diese Zahl auf das fast Zehnfache. Neben
einigen hundertausend Eseln und Maultieren waren iiber 1 Vi Million
Pferde im Dienst der deutschen Armee. Rund 400 000 Pferde verendeten
durch feindliche Geschosse, etwa 500 000 durch Krankheit.
47
Fur die Deckung des Ersatzbedarfs standen dem Feldheere etwa 175
Pferdedepots zur Verfugung; auBerdem gab es an den MarschstraBen der
Armeen iiberall Etappen-Pferdedepots fur kranke oder iiberzahlige
Pferde. Im Laufe des Krieges wurden zahlreiche Pferdelazarette und
mehrere Erholungsstatten fur schonungsbediirftige Pferde eingerichtet.
Im Durchschnitt wurden monatlich 8 bis 10 Millionen Hufeisen
verbraucht.
Die gesundheitliche Betreuung des Pferdematerials erfolgte durch 5500
Veterinaroffiziere und mehr als 7000 Veterinargehilfen.
Das osterreich-ungarische Friedensheer hatte einen Pferdebestand von
rund 80000. Im Kriege wuchs die Zahl erheblich; der Verbrauch war
wahrscheinlich im Verhaltnis groBer als der in der deutschen Armee, da
schon die wiederholten Vor- und Riickmarsche durch halb Galizien und
Pol en im Jahre 1914 auf den wenigen und grundlosen Wegen groBe
Verluste forderten. Auf der StraBe Zemplen-Oroszi-Nagypolany, iiber
welche 16 osterreich-ungarische Divisionen zum vergeblichen Entsatze
von Przemysl vorgegangen waren, lagen im Fruhjahr 1915 auf der etwa
2 X A km langen ebenen StraBe rund 1300, langs der etwa 1 V2 km langen
siidlichen Serpentine zur Sattelhohe iiber 5000 Pferde verscharrt, die fast
durchweg in den ersten drei Marzwochen zusammengebrochen waren.
Wie grofi war die deutsche U-Bootflotte?
Das erste U-Boot der deutschen Kriegsmarine wurde am 14. Dezember
1906 in Dienst gestellt. U 1 arbeitete mit Petroleum-Motor. Die ersten
vier U-Boote wurden 1909 der Offentlichkeit gezeigt. 1909 waren U 1
bis U 12 vorhanden und bildeten die I. U-Bootsflottille unter
Korvettenkapitan Siemens.
Die deutsche Hochseeflotte besaB bei Kriegsausbruch 28 Versuchs-U-
Boote, von denen 15 gefechtsbereit waren, infolge der Verluste von U
13, U 15, U 18, U 5, und U 1 1 sank die Zahl im Laufe der ersten
Kriegsmonate auf zehn herab. Im Marz 1916 standen 48 Front-U-Boote
in Dienst.
Wahrend des Krieges wurden insgesamt 391 U-Boote in Dienst gestellt.
Etwa 400 weitere U-Boote befanden sich bei Kriegsende noch im Bau.
178 U-Boote gingen verloren. Davon durch unmittelbare feindliche
Einwirkung 161; 17 U-Boote schieden aus unbekannter Ursache aus, sie
48
sind z.T. vermisst. AuBerdem wurden 7 U-Boote in neutralen Hafen
interniert, 14 U-Boote wurden von den Deutschen bei Kriegsende in
ihren Stiitzpunkten Pola, Cattaro, Flandern, Fiume und Triest gesprengt.
Von der deutschen U-Bootbesatzung fielen 3226, starben infolge
Verwundung oder in der Gefangenschaft 99, blieben vermisst 1807
Offiziere und Mannschaften. Es ist dies etwa die Halfte aller an der Front
kampfenden deutschen U-Bootmanner.
Zur Erinnerung an die Taten der deutschen U-Bootflotte errichtete das
Dritte Reich an der Kieler Forde bei Moltenort ein U-Bootehrenmal, in
dem alle 5132 im Weltkriege gebliebenen U-Bootfahrer verzeichnet sind.
Was waren U-Boot-Kreuzer?
U-Boot-Kreuzer waren besonders groBe und besonders maschinenstarke
U-Boote (Lange 100 Meter, Breite etwa 9 Meter) fur den selbstandigen
Kreuzerkrieg fern der Heimat. An Bord waren etwa 85 Mann. Die
Bewaffnung bestand aus zwei 15-cm-Geschiitzen und 6 Torpedorohren.
Der Antrieb erfolgte durch zwei 3000pferdige Dieselmotoren.
Nur zwei dieser U-Boot-Kreuzer (U 139 und U 140) waren fertiggestellt
und konnten - auBer dem zum U-Boot-Kreuzer umgebauten Handels-U-
Boot "Deutschland" (U 152) - erfolgreiche Kreuzerfahrten unternehmen.
38 U-Boot-Kreuzer waren bei Kriegsende noch im Bau.
Was waren Fernlenkboote?
Fernlenkboote wurden im Jahre 1915 entwickelt. Sie waren eine Art
Uberwassertorpedo mit besonders starker Sprengfiillung, und wurden
durch kleine Benzinmotoren angetrieben. Die elektrische Steuerung
erfolgte durch ein diinnes Kabel, das sich wahrend der Fahrt abwickelte
und mit einer Leitstation an der Kiiste verbunden war.
Das Fernlenkboot wurde von einem Flugzeug begleitet, das der
Landleitstation funkentelegraphisch die Zielrichtung mitteilte; von Land
aus wurden dann die Befehle dem Fernlenkboot iibermittelt.
Es war vorgesehen, an der flandrischen Kiiste zwei
Fernlenkbootstationen zu errichten. Als sich aber nach einigen
Anfangserfolgen ergab, dass die Verwendungsmoglichkeit dieser
Fernlenkboote zu gering war, wurden sie wieder aufgegeben.
49
Wie stark war die deutsche Fliegerwaffe?
Bei Kriegsausbruch verfugte die deutsche Fliegertruppe iiber 250
Frontflugzeuge.
Monatlich wurden in der ersten Kriegszeit 50 bis 60 weitere Flugzeuge
fertiggestellt. Zur gleichen Zeit waren bei der Entente rund 1200
Flugzeuge einsatzbereit.
Die deutsche Flugzeugindustrie lieferte insgesamt wahrend des Krieges
an die Heeresverwaltung 47600 Flugzeuge und 40 500 Flugmotoren. 72
Flugzeug- und 45 Motorenfabriken mit 125000 Arbeitern wurden fur die
Herstellung eingesetzt. Der Eintritt Amerikas in den Weltkrieg
veranlasste den Kommandierenden General der Luftstreitkrafte im
Fruhjahr 1917, ein Flugzeugrustungsprogramm aufzustellen, das
'Amerikaprogramm". Dieses sah unter anderem eine Vermehrung der
Jagdstreitkrafte um 40 Staffeln, eine Verdoppelung der heimatlichen
Monatsproduktion von 1000 auf 2000 Flugzeuge und die Bereitstellung
groBter Betriebsstoffmengen vor.
Am Ende des Krieges standen der deutschen Fliegertruppe 5000
frontfahige Flugzeuge zur Verfiigung; trotzdem betrug die zahlenmaBige
Ubermacht der Entente im Durchschnitt das Fiinffache. Die osterreich-
ungarische Fliegertruppe zahlte bei Kriegsende rund 600 einsatzfahige
Flugzeuge.
Der Benzinverbrauch der deutschen Kriegsflugzeuge steigerte sich 1918
auf monatlich 7000 Tonnen.
Durch feindliche Einwirkung gingen insgesamt 3200 deutsche
Kriegsflugzeuge verloren, wahrend von den Deutschen 8400 Flugzeuge
abgeschossen wurden. In der Klasse der Riesenflugzeuge wurde im Jahr
1918 das R VIII-Flugzeug von Siemens-Schuckert gebaut. Das Flugzeug
hatte eine Breite von 48 m, eine Lange von 21,2 m und eine Hohe von
7,3 m. Es wurde angetrieben von 6 Motoren zu je 300 PS, das
Leergewicht betrug 10500 kg. Dieses Flugzeug kam nicht mehr zum
Einsatz; es verfiel 1919 durch das Diktat der Entente der Zerstorung.
Auch Kanonen-Flugzeuge kamen 1918 als letzte Type der
Seekampfflugzeuge noch zur Verwendung. Es waren dies Eindecker, die
an Stelle des hinteren Maschinengewehrs eine kleine Schnellfeuerkanone
mit dem Kaliber von 2 cm fuhrten. Ein groBerer Einsatz dieser
Kanonenflugzeuge an der Front konnte nicht mehr erfolgen.
50
Was leistete das deutsche Kriegsflugzeug?
Bis zum Jahre 1913 gait in PreuBen fur den Bau von Militarflugzeugen
die Vorschrift, dass diese nicht mehr als 20-Kilometer-
Stundengeschwindigkeit leisten durften. Bei Kriegsbeginn wurde bereits
mit einer Geschwindigkeit von 80 km/Std. geflogen; diese
Geschwindigkeit steigerte sich noch 1914 auf 140 km/Std., 1916 auf 170
km/std. und 1918 auf 220 km/Std.
Die Gipfelhohe der Flugzeuge betrug 1914 etwa 4000 Meter, 1916 etwa
6000 Meter und 1918 rund 9600 Meter. Auf 6000 Meter kletterten die
Flugzeuge 1916 in 18 Minuten, 1918 in 13 Minuten.
Die Schlachtflieger flogen zur unmittelbaren Unterstiitzung des
Bodenkampfes im Durchschnitt in einer Hohe von 25 bis 30 Metern iiber
dem Erdboden. Aber auch Tieffliige bis auf 10 und 15 Meter wurden
vielfach durchgefiihrt.
1914 zogen die Flugzeuge mit 100 PS Motorenstarke in den Krieg, 1916
erreichten sie 160 PS und 1918 bereits 240 PS.
Insgesamt wurden wahrend des Krieges von deutschen Fliegern iiber
eine Million Bomben im Gesamtgewicht von 27 l A Millionen Kilogramm
abgeworfen. In manchen Nachten des Hochsommers steigerte sich der
deutsche Bombenabwurf auf 16 648 kg = dem Inhalt von elf
Ei senbahnwaggons .
Die Hochstgewichte von Flugzeugbomben betrugen 1914 etwa 3,5
Kilogramm, 1916 etwa 300 Kilogramm und 1918 1000 Kilogramm.
Was waren Fliegerpfeile?
Deutsche Truppen wurden 1914 nicht selten von franzosischen Fliegern
mit einer eigenartigen Waffe angegriffen: mit Stahlpfeilen. Diese
Fliegerpfeile ahnelten den Armbrustbolzen des Mittelalters. Am
vorderen Ende des etwa 12 cm langen und 20 g schweren bleistiftdicken
Stahlpfeils befand sich eine haarscharfe Spitze. Dadurch, dass die Spitze
am schwersten war, drehte sich der Fliegerpfeil beim Abwurf sofort
senkrecht. Seine Aufschlaggeschwindigkeit betrug oft mehr als 200
m/Sek., eine Kraft, die geniigte, um Ross und Reiter glatt zu
durchbohren. Die Treffsicherheit wurde durch biindelweisen Abwurf auf
gedrangte Kolonnen erzielt.
51
Diese Fliegerpfeile waren noch wenige Monate vor Kriegsausbruch aus -
Deutschland eingefuhrt worden. Allerdings, ohne dass wie von einem so
furchtbaren Verwendungszweck eine Ahnung hatten, da die von uns fur
Industriezwecke gelieferten Stahlspitzen erst in Frankreich waffenmassig
zugerichtet wurden.
Was waren Torpedoflugzeuge?
Im Jahre 1915 wurden die ersten Torpedoflugzeuge hergestellt. Es waren
dies zweimotorige, besonders verstarkte Seeflugzeuge, die einen
Unterwassertorpedo von normaler GroBe mit sich fiihrten, den ein
besonders geschickter Torpedoschiitze aus kurzer Entfernung gegen
feindliche Schiffe absetzte.
Der erste Einsatz dieser T-Flugzeugstaffeln erfolgte im Herbst 1916 im
Rigaischen Meerbusen, wo sie russische Zerstorer versenkten. Weitere
Angriffe fanden vereinzelt auf Handelsfahrzeuge vor der englischen
Siidostkiiste start.
Die Steigerung der feindlichen Gegenwirkung lieB es aber schlieBlich
nur zu Erfolgen kommen, die in keinem Verhaltnis zu dem Einsatz von
Material und Menschen standen. Deshalb blieben die Torpedoflugzeuge
im Weltkriege nur eine voriibergehende Erscheinung.
Wie viele Generalfeldmarschalle gab es im Weltkriege?
Sieben Generalfeldmarschalle sind im Laufe des Weltkrieges an
deutschen Fronten militarisch aktiv tatig gewesen. Es waren dies: Prinz
Leopold von Bayern (bayrischer Generalfeldmarschall seit 11905,
preuBischer Generalfeldmarschall seit 1916), von Hindenburg (seit 27.
November 1914), von Biilow (seit 27. Januar 1915), von Mackensen (seit
22. Juni 1915), Kronprinz Rupprecht von Bayern (seit 23. Juli 1916),
Herzog Albrecht von Wurttemberg (seit 1. August 1916) und von
Eichhorn (seit 18. Dezember 1917). Freiherr von der Goltz-Pascha war
1911 zum Generalfeldmarschall ernannt worden, wurde Ende 1914,
nachdem er Generalgouverneur von Belgien gewesen war, dem
turkischen Hauptquartier zugeteilt und 1915 Fiihrer der ersten turkischen
Armee; von Woyrsch fiihrte bis zum 21. Dezember 1917 die
Heeresgruppe seines Namens und wurde nach deren Auflosung
52
Generalfeldmarschall; beider waren also nicht aktive
Generalfeldmarschalle der deutschen Weltkriegsarmee.
Wie viele Eiserne Kreuze wurden verliehen?
Konig Friedrich Wilhelm III. stiftete am 10. Marz 1813 das nach seiner
Idee von dem Architekten Karl Friedrich Schinkel entworfene Eiserne
Kreuz fur Kriegsverdienste im Freiheitskampf. Es wurde am 19. Juli
1870 fur den deutsch-franzosischen Krieg und am 5. August 1914 fur
den Weltkrieg erneuert. Vom 16. Marz 1915 an konnte es auch
Angehorigen der im GroBen Kriege mit Deutschland verbiindeten
Staaten verliehen werden.
Insgesamt wurde das Eiserne Kreuz 1914/18 5 427000 mal verliehen.
Die hochste Klasse des Eisernen Kreuzes war das GroBkreuz mit
Strahlenstern, das allein dem Generalfeldmarschall von Hindenburg nach
der Fruhjahrsoffensive 1918 verliehen wurde und das vor ihm nur
Bliicher 1815 nach der Schlachtbei Belle- Alliance erhalten hatte. Das
Handschreiben, mit dem Generalfeldmarschall von Hindenburg am 24.
Marz 1918 diese hochste Auszeichnung verliehen wurde, lautet: "In wohl
der groBten Schlacht der Weltgeschichte ist in diesen drei Tagen ein
groBer Teil des englischen Heeres aus seinen Stellungen geworfen und
von unsern heldenmiitigen Truppen geschlagen worden. Ihre hohe
Feldherrnkunst hat sich hierbei wieder auf das glanzendste bewahrt. Fur
den Sieg Belle- Alliance erhielt der Feldmarschall Fiirst Bliicher das fur
ihn gestiftete Eiserne Kreuz mit Goldenen Strahlen. Dieses bisher nur
einmal verliehene hochste Ordenszeichen Ihnen heute zu verleihen, ist
mir eine ganz besondere Herzensfreude. Mit dem gesamten Vaterland
weiB ich mich eins, dass diese hohe Anerkennung niemand mehr gebiihrt
als Ihnen, dem auch wieder alle deutschen Herzen in Dankbarkeit,
Verehrung und Vertrauen entgegenschlagen."
Die nachste Klasse des Eisernen Kreuzes war das GroBkreuz, das der
Kaiser trug und auBer Hindenburg nur noch dreimal verliehen wurde,
namlich den Generalfeldmarschall en von Mackensen und Prinz Leopold
von Bayern und dem General der Infanterie Ludendorff.
Das Eiserne Kreuz zweiter Klasse erwarben im Kriegsgebiete 5196000
Soldaten, von diesen erhielten 218000 auBerdem das Eiserne Kreuz
erster Klasse. Das fur militarische Verdienste im Heimatgebiet
53
geschaffene Eiserne Kreuz zweiter Klasse am weiBen, schwarz
eingefassten Bande wurde 13000 mal ausgegeben.
Von der Gesamtzahl der Eisernen Kreuze 19914/18 wurde vom
Kriegsende bis zum 31. Mai 1924 das EK.I 55000 mal, das EK.II 196000
mal und das Eiserne Kreuz am weiB-schwarzen Bande 10000 mal
nachverliehen.
Wie oft wurden die hochsten deutschen Kriegsorden verliehen?
Der hochste preuBische Kriegsorden fur Offiziere, der Pour le Merite,
wurde 687 mal verliehen, darunter 122 mal mit Eichenlaub. AuBer dem
Obersten Kriegsherrn trugen 105 Offiziere der Armee, 6 Offiziere der
Marine, 9 Osterreicher, ein Bulgare und ein Tiirke den Orden mit
Eichenlaub. Als Auszeichnung fur ganz besondere iiberragende
Tapferkeit und Tatkraft erhielten sechs Regimentskommandeure den
Pour le Merite mit Eichenlaub; es sind dies der Kommandeur des 4.
Garderegiments zu FuB, Oberstleutnant Reinhard; der Kommandeur des
Infanterieregiments 51, Oberstleutnant Schwerk; der Kommandeur des
Leib-Grenadierregiments 109, Oberstleutnant Freiherr v. Forstner; der
Kommandeur des Fiisilierregiments 34, Oberstleutnant Kraehe; der
Kommandeur des Reserve-Infanterieregiments 261, Oberstleutnant von
Goerne, und der Kommandeur des 1. Garderegiments zu FuB, Major
Graf zu Eulenburg.
Den ersten Pour le Merite im Weltkriege erhielt General Otto von
Emmich fur die Eroberung der Festung Liittich am 15. August 1914, als
letzter wurde der Fliegerleutnant d.R. Degelow mit dem hochsten Orden
ausgezeichnet. Sechs Ritter des Pour le Merite stammen aus dem
Mannschaftsstande, die waren Jagdflieger. Vor dem Feinde blieben 54
Ritter des Pour le Merite.
Der hochste preuBische Kriegsorden fur Unteroffiziere und
Mannschaften, das Goldene Militarverdienstkreuz, wurde 1773mal
verliehen, es kam also eine dieser Auszeichnungen auf rund 7300 Mann.
Als erster erhielt diesen Orden am 15. Oktober 1916 der Vizefeldwebel
Diilz vom Infanterie-Regiment 68. Die groBe Mehrzahl dieser
Verleihungen fand 1918 statt. Die Verleihung, die durch den Obersten
Kriegsherrn personlich erfolgte, wurde mit dem 8. November 1918
beendet. 400 Inhaber des Goldenen Militarverdienstkreuzes sind im
54
Kriege geblieben.
Von den hochsten Kriegsorden der Lander wurden verliehen:
Bayern: Militar-Max-Joseph-Orden als GroBkreuz 5mal,
Kommandeurkreuz 14mal, Ritterkreuz 246 mal.
Militar- Sanitatsorden in der I. Klasse 1 lmal, in der II. Klasse 162mal.
Goldene Tapferkeitsmedaille 998mal; Silberne Tapferkeitsmedaille
2839mal.
Sachsen. Militar- St. -Heinrich-Orden als GroBkreuz 12 mal,
Kommandeurkreuz I.
Klasse 14 mal, Kommandeurkreuz II. Klasse 153 mal.
Goldene Militar-St.-Heinrich-Medaille 150mal.
Wurttemberg. Militar- Verdi enstorden als GroBkreuz 18mal,
Komturkreuz 19mal.
Goldene Militar- Verdienst-Medaille 4234mal.
Baden. Militarischer Karl-Friedrich-Verdienstorden als GroBkreuz mit
Stern 9 mal, Kommandeurkreuz mit Stern 8mal, Kommandeurkreuz
2mal, Ritterkreuz 288 mal.
Silberne Militarische Karl-Friedrich- Verdienst-Medaille 1280mal.
Wie oft wurden die hochsten osterreich-ungarischen
Auszeichnungen verliehen?
Die hochste osterreich-ungarische Auszeichnung fur Offiziere war der
Militar-Maria-Theresien-Orden. Er wurde im Weltkriege 130mal
verliehen. GroBkreuze (11) erhielten: Feldmarschall Erzherzog Friedrich,
Feldmarschall Erzherzog Eugen, Generaloberst Erzherzog Karl Franz
Joseph, Generaloberst Frh. von Conrad, Kaiser Wilhelm II, Konig
Ferdinand von Bulgarien, Konig Ludwig III. von Bayern, Konig
Friedrich August von Sachsen, Generalfeldmarschall Prinz Leopold von
Bayern, Generalfeldmarschall von Hindenburg und Generalfeldmarschall
von Mackensen. Das Kommandeurkreuz wurde neunmal verliehen, und
zwar an GroBadmiral Haus und an die Generaloberste Dankl, Pflanzer-
Baltin, KoveB, Erzherzog Josef, Boroevic, Bohm-Ermolli, Schonburg-
Hartenstein und Arz-StrauBenburg. Als erster erhielt das
Kommandeurkreuz der Kommandant der 5. Armee Generaloberst
Svetozar Boroevic von Bojna fur die Isonzoverteidigung. Die Zahl der
verliehenen Ritterkreuze betragt 111. Von den insgesamt
55
131 Auszeichnungen wurden 81 iiber Antrag des Ordenskapitels
wahrend des Krieges vom Kaiser verliehen, 50 nach dem Kriege vom
Ordenskapitel zuerkannt.
Uber die ohne Ordenskapitel vom Kaiser verliehene
Offiziersauszeichnung, den Leopoldsorden, liegen keine
angeschlossenen Angaben vor. Schatzungsweise wurde der
Leopoldsorden (GroBkreuz, Kommandeurkreuz, Ritterkreuz) HOObis
1200mal verliehen.
Die im Kriege gestiftete Goldene Tapferkeitsmedaille fur Offiziere
wurde 137 mal, nachtraglich 15 mal verliehen und 193 mal vom
Ordenskapitel des Militar-Maria-Theresien-Ordens fur tapfere Taten
zuerkannt, die den Statuten des Maria-Theresien-Ordens nicht voll
entsprachen.
Die Silberne Tapferkeitsmedaille fur Offiziere hat keinerlei
Vorbemerkungen. Sie wurde seltener verliehen als die Goldene
Tapferkeitsmedaille, weil eine nachtragliche Verleihung durch das
Ordenskapitel des Militar-Maria-Theresien-Ordens nicht vorkam.
Der erste Antrag auf Verleihung des Militar-Maria-Theresien-Ordens
erfolgte nach der Schlacht bei Komarow Anfang September 1914 fur den
Oberst des General stab skorps Dr. Karl Freiherr von Bardolff,
Kommandant der 29. Infanteriebrigade, welcher die Verstarkung der 15.
Infanteriedivision eingesetzte 9. Marschbrigade, die bereits ins Wanken
geraten war, zu Pferde, mit dem Sabel in der Hand sammelte, zum
entscheidenden Sturme auf Komarow vorriB und so die Schlacht
entschied. Der Antrag wurde aber vom Kaiser an das Ordenskapitel zur
ordnungsmaBigen Behandlung iiberwiesen. Die kalendermaBig erste Tat,
welche das Ordenskapitel spater fur ordenswiirdig anerkannte, war
jedoch die Wegnahme und Behauptung von Schabatz (14. bis 23. August
1914) durch den Kommandanten der 62. Infanterie-Brigade
Generalmajor Blasius Dani von Gyarmata, der bei dieser Waffentat auch
verwundet wurde. Generalmajor von Dani war auch der erste Offizier,
dem im Weltkriege der Leopoldsorden verliehen wurde.
Die erste Goldene Tapferkeitsmedaille fur Offiziere erhielt im
Weltkriege Hauptmann Jenisch (Pionierbataillon 7) fur eine in den ersten
Augusttagen 1914 vor Belgrad durchgefuhrte gewaltsame Erkundung,
die zur Zerstorung der feindlichen Funkstation fuhrte.
Die Goldene Tapferkeitsmedaille fur Unteroffiziere und Mannschaften
56
wurde 4316 mal verliehen, die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse
etwa 150000 bis 160000 mal, die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse
iiber 300000 mal, die Bronzene Tapferkeitsmedaille erhielt jeder
Frontkampfer, der mindestens sechs Monate an der Front gestanden
hatte.
Die erste Goldene Tapferkeitsmedaille fur Unteroffiziere und
Mannschaften erhielt der Wachtmeister Wenzel Marschalek des
Landesgendarmeriekorps fur Bosnien und Herzegowina. Die erste
Silberne Tapferkeitsmedaille 1 . Klasse erhielt eine Zivilperson, der II.
Steuermann des Dampfers " Alkotmany" der Donau-
Dampfschiffahrtsgesellschaft Ignaz Kobor, ein ungarlandischer
Deutscher. Der Dampfer, der einen Schleppzug fuhrte, versuchte am 28.
Juli 1914 aus der Save in die Donau zu gelangen, um so der Vernichtung
zu entgehen; die Aufopferung der Besatzung hatte vollen Erfolg, doch
fielen als erste Kriegstote der osterreich-ungarischen Monarchie im
Weltkriege im Feuer der Serben auf der Kommandobrucke
Schiffskapitan Karl Ebeling und der I. Steuermann Michael
Gremsperger. Der verwundete II. Steuermann Ignaz Koboer konnte den
Dampfer mit dem Schleppzug in Sicherheit bringen und erhielt am 1 1 .
August 1914 die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse. Die beiden
Gefallenen wurden nachtraglich (Marz 1915) ausgezeichnet, Ebeling
erhielt das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der
Tapferkeitsmedaille, Gremsperger die Silberne Tapferkeitsmedaille 1.
Klasse.
Der erste Soldat, der sich im Weltkriege die Silberne Tapferkeitsmedaille
1. Klasse erwarb, war der Gendarmeriewachtmeister Eugen Gadza des
Landesgendarmeriekommandos 13 (die Gendarmerie zahlte zum Heere).
Er erhielt die Tapferkeitsmedaille am 10. August 1914 fur sein
hervorragendes Verhalten in den ersten Grenzkampfen in Galizien.
Welche Auszeichnung fur Unteroffiziere wurde nur 16mal
verliehen?
Das (1841 gestiftete) "Kreuz der Inhaber des Hausordens von
Hohenzollern mit Schwertern" wurde im Weltkriege nur an 16
Unteroffiziere vom Jahre 1917 an verliehen. Sie so ausgezeichneten
Unteroffiziere sind in der Reihenfolge der Verleihung:
57
1. Offizierstellvertreter Kosmahl (Feldflieger-Abt. 22), 2. Vizefeldwebel
Festner (Jagdstaffel 11), 3. Vizefeldwebel Lindner (IR. 51), 4.
Unteroffizier Farys (Gren.Rgt. 19), 5. Vizefeldwebel Schleiffer
(Schutzstaffel 7), 6. Offizierstellvertreter Max Muller (Jagdstaffel 28), 7.
Offizierstellvertreter Basch (Kampfgeschwader 3), 8. Vizefeldwebel
Tillmann (Kampfgeschwader 1), 9. Offizierstellvertreter Krause
(Kampfgeschwader 1), 10. Offizierstellvertreter Junger (Feldflieger-Abt.
300), 11. Vizefeldwebel Lieschke (IR. 20), 12. Offizierstellvertreter
Thorn (Jagdsta6SiD14. Vizefeldwebel Ophaus (Schlachtstaffel 11), 15.
Vizefeldwebel Ackermann (IR. 66) und 16. Vizefeldwebel Trager (IR.
466). Von diesem Tapferen trugen der Offizierstellvertreter Thorn und
Vizefeldwebel Ackermann, Lieschke und Ophaus bereits das Goldene
Militarverdienstkreuz.
Vor welchen Kriegsorden wird prasentiert?
Posten vor Gewehr, auch der neuen Wehrmacht, haben den Tragern der
hochsten Kriegsauszeichnungen von 1914/18 durch Prasentieren
Ehrenbezeigungen zu erweisen. Es sind dies die
preuBischen Orden: GroBkreuz des Eisernen Kreuzes, Orden Pour le
Merite, Goldenes Militar-Verdienstkreuz;
osterreichische Orden: Militar-Maria-Theresien-Orden, Leopoldsorden
m.d. Kriegsdekoration, Goldene Tapferkeitsmedaille;
bayerische Orden: Militar-Max-Joseph-Orden, Militar-Sanitats-Orden,
Goldene und Silberne Tapferkeitsmedaille;
sachsische Orden: Mil.-St.-Heinrich-Orden (nur GroBkreuz,
Kommandeurkreuz 1. und 2. Klasse sowie Goldene Medaille);
wurttembergische Orden: Mil.-Verdienstorden (nur GroBkreuz und
Kommentur), Goldene Mil.-Verdienstmedaille;
badische Orden: Mil.-Karl-Friedrich-Verdienstorden, Mil.-Karl-
Friedrich-Verdienstmedaille.
Welche Waffenabzeichen sind Kriegsauszeichnungen?
Zehn Waffenabzeichen, die den Kriegsauszeichnungen gleich zuachten
sind und deshalb auch heute noch als Auszeichnungen getragen werden
diirfen, gibt es aus dem Weltkriege. Es sind dies:
58
1. U-Boot-Kriegsabzeichen, 2. Erinnerungsabzeichen fur die ehem.
Besatzungen deutscher Kampfwagen, 3. Erinnerungsabzeichen fur die
ehem. Besatzungen von Heeres- und Marineluftschiffen, 4.
Flugzeugfiihrerabzeichen, 5. Fliegerbeobachterabzeichen, 6.
Fliegerschiitzenabzeichen des Marineflugwesens, 9. Seefliegerabzeichen,
10. Seefliegerbeobachterabzeichen.
Das Kriegs-U-Boots-Abzeichen wurde am 1. Februar 1918 fur solche
Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften gestiftet, die sich auf drei
Fahrten gegen den Feind besonders hervorgetan hatten.
Das Kampfwagen- Abzeichen wurde erst am 21. Juli 1921 fur Offiziere,
Unteroffiziere und Mannschaften gestiftet, die sich im Jahre 1918 durch
mindestens drei Feindfahrten bewahrt hatten, oder durch Verwundung
und Gefangennahme nach letzter Gegenwehr ausschieden.
In Ausnahmefallen geniigte bei ganz besonderen Leistungen vor dem
Feinde auch eine Fahrt.
Wie viele Ehrenkreuze wurden verliehen?
Zur Erinnerung an die unverganglichen Leistungen des deutschen Volkes
im Weltkriege stiftete Reichsprasident Generalfeldmarschall von
Hindenburg durch Verordnung vom 13. Juli 1934 fur alle
Kriegsteilnehmer und fur die Witwen und Eltern gefallener, an den
Folgen von Verwundung, in Gefangenschaft verstorbener oder
verschollener Soldaten das Ehrenkreuz des Weltkrieges.
Dieses Ehrenkreuz ist insgesamt rund 8,1 millionenmal verliehen
worden: 6202883 mal als Frontehrenkreuz mit Schwertern, 1120449 mal
an Kriegsteilnehmer, 345132 mal an Witwen und 372950 mal an Eltern
gebliebener Soldaten.
Das namentliche Verzeichnis aller Inhaber des Ehrenkreuzes des
Weltkrieges, dessen Verleihung mit dem 31. Marz 1935 abgeschlossen
wurde, befindet sich im Reichsarchiv in Potsdam.
Wie viele Freikorpskampfer gab es?
Die Zahl der deutschen Soldaten, die nach dem Waff enstill stand 1918 in
Freikorps-(Grenzschutz- usw.) Formationen standen, lasst sich nicht
ermitteln. Einen Anhalt gibt aber die Freikorpsurkunde.
59
Die Urkunde als Freikorpskampfer, mit deren Ausstellung das
Reichsinnenministerium den Reichskriegsfuhrer beauftragt hatte, wurde
an 95000 Manner verliehen, die freiwillig unter Einsatz von Leib und
Leben das Deutsche Reich in der Nachkriegszeit verteidigt und geschiitzt
haben.
Von diesen 95000 Freikorpskampfern haben 14000 an den Kampfen im
Baltikum, 26000 an den Kampfen im Grenzschutz OstpreuBen, Posen
und Schlesien, 49000 an der Niederkampfung der Kommunisten im
Innern Deutschlands und 6000 an der Abwehr des polnischen Aufstandes
1921 teilgenommen.
Den Freikorpskampfern errichtete das nationalsozialistische Deutschland
auf dem Annaberg (Schlesien) ein Ehrenmal.
Was war das Finnische Jager-Bataillon?
Finnland war als selbstandiges GroBherzogtum 1809 mit Russland
verbunden worden; die spateren Bestrebungen der Zaren zielten darauf
hin, dieses Land dem russischen Reiche vollstandig einzuverleiben. Im
Weltkriege sympathisierten deshalb die Finnen mit den Mittelmachten,
zahlreiche junge Leute flohen iiber Schweden nach Deutschland, um von
hier aus fur die Freiheit ihrer Heimat zu kampfen. Diese Finnlander
wurden im Lockstedter Lager als Stammtruppe fur ein kiinftiges
finnisches Heer ausgebildet. Ihr Kommandeur war Major Beyer vom
preuBischen Infanterie-Regiment Nr. 27 aus Halberstadt. Im Mai 1916
wurde aus den Finnlandern ein Jager-Bataillon gebildet, das zur
Erinnerung an das preuBische Infanterie-Regiment die Nummer 27
erhielt.
Dieses "Kgl. preuB. Jager-Bataillon Nr. 27", dem fur seinen
Sonderzweck auch eine Artillerie- und eine Pionierabteilung angegliedert
war, ging 1916 bei Mitau in den Schiitzengraben und bildete vom August
an den auBersten linken Fliigel am Rigaer Meerbusen, bis es im
Dezember zur weiteren Ausbildung nach Libau zuruckgenommen wurde.
Nach voriibergehendem Einsatz an der Aa blieb es bis zu seiner
Auflosung als preuBische Truppe am 12. Februar 1918 in Libau, wurde
dann auf die neue finnische Regierung vereidigt und nach Finnland
abtransportiert, wo es den Kern des Heeres bildete, das in erbitterten
Kampfen den Freiheitskampf Finnlands fuhrte und aus dem die finnische
60
Wehrmacht hervorging. De finnischen Jager fiihrten die Fahne die der
preuBischen Infanterie ahnelte; das Mittelstiick des weiBseidenen
Fahnentuches mit stehendem hellblauen Kreuz zeigte das finnische
Lowenwappen mit der GroBfiirstenkrone, in den vier weiBen Eckkeilen
den bewehrten preuBischen Schwarzen Adler mit dem blauen
Spruchband "Pro Gloria et Patria". Die Fahne fand nach der Befreiung
Finnlands Aufstellung im Armeemuseum in Helsinki.
Gab es auch weibliche Soldaten?
Das einzige Madchen, das in der deutschen Armee als Frontsoldat stand,
war die 24 jahrige May Senta von Hauler, jiingste Tochter eines im
Fruhjahr 1917 vor Gorz gefallenen osterreichischen Obersten. Sie
meldete sich im Herbst 1917 bei dem Wiirttembergischen
Gebirgsbataillon, das im Verbande des Deutschen Alpenkorps am Isonzo
kampfte, als Schiitze Wolf Hauler und bewahrte sich hervorragend als
Meldeganger und Patrouillenlaufer. In den harten Kampfen um den
Monte Tomba wurde sie am 2. Januar 1918 schwer gasvergiftet und rang
monatelang im Lazarett mit dem Tode. Nach dem Krieg verheiratete sie
sich nach Japan.
In den Schlachten um OstpreuBen wirkte Annemarie Reimer, Arztfrau
aus Tapiau, vom Kriegsbeginn bis Marz 1915 als iiberhaupt einzige
militarische Kraftwagenfiihrerin der deutschen Armee in den Kampfen
der 9. Landwehr-Brigade und der 10. Landwehr-Division mit. Sie
zeichnete sich durch unerschrockenen Einsatz im unmittelbaren
Feuerbereich aus und wurde zum Eisernen Kreuz vorgeschlagen, das ihr
aber nach den Verleihungsbestimmungen versagt bleiben musste.
Im Landsturm-Infanteriebataillon Innsbruck II stand seit 1915
gemeinsam mit ihrem Vater, einem Meraner Schuhmacher, die damals
16 jahrige, im oberbayerischen Bad Reichenhall geborene Viktoria Savs
als Schiitze Viktor Savs an der Front. Sie zeichnete sich durch einen fur
ein Madchen ganz ungewohnlichen Mut aus und erhielt wegen ihrer
vorziiglichen Dienstleistungen vor dem Feinde mehrere Auszeichnungen,
darunter als hochsten Orden die GroBe Silberne Tapferkeitsmedaille I.
Klasse. Am Pfingsttag 1917 wurde sie auf dem hartumkampften Plateau
der Drei Zinnen in den Dolomiten schwer verwundet, die verlor das
rechte Bein.
61
In der russischen Armee kampften schon von Kriegsbeginn an mehrere
Frauen und Madchen. Unter ihnen Maria Botschkarjewa, die 1915 an die
Stelle ihres bei Warschau gefallenen Mannes in ein sibirisches
Schiitzenregiment eintrat. Sie stellte nach dem Sturze des Zaren das erste
Frauenbataillon auf, nach dessen Vorbild schlieBlich etwa 20000 Frauen
und Madchen als Soldaten ausgebildet wurden. Mehrere
Frauenbataillone, darunter das von Maria Botschkarjewa gefiihrte
"Bataillon des Todes", griff en wahrend der groBen Kerenski-Offensive
im Juli 1917 mit groBer Tapferkeit, aber doch vergeblich, bei Krewo und
bei Diinaburg die deutschen Stellungen an.
Wer war die Telefonistin von Memel?
Als die Russen am 18. Marz 1915 Memel uberrumpelten und die Stadt
durchplunderten, blieb die Telefonistin Erika Rostel in der
Fernsprechzentrale des etwas abgelegenen Postamtes und gab dem
deutschen Oberkommando Ost nach Lotzen einen genauen Bericht iiber
den Einmarsch der Russen. General Ludendorff selbst nahm den Bericht
des Telefonfrauleins entgegen, die durch ihr tapferes Ausharren inmitten
der vom Feinde besetzten Stadt die Lage in so hervorragender Weise
klarte, daB die deutschen Truppen schon in der folgenden Nacht zum
erfolgreichen Gegenangriff antreten konnten. Eine Eingabe zum
Eisernen Kreuz muBte auf Grund der Verleihungsbestimmungen
abgelehnt werden. Erika Rostel erhielt aber sechs Tage spater als
Auszeichnung eine silberne Uhr vom Hauptquartier und ein personliches
Handschreiben des Generalfeldmarschalls von Hindenburg, in dem er die
hervorragende Leistung anerkannte und in dem es u.a. heiBt: "Ach nach
dem der Feind die Stadt betreten hatte, sind Sie nicht dem Beispiel vieler
gefolgt und sind gefluchtet, sondern haben unter Hintansetzung Ihres
Lebens weiter ausgeharrt und Ihre Pflicht getan. Sie haben dadurch dem
Vaterlande einen groBen Dienst erwiesen. Ich verfehle nicht, Sie zu
Ihrem tapferen Verhalten zu begluckwiinschen und Ihnen meine vollste
Anerkennung auszusprechen."
62
MUNITION UND MATERIAL
Die Kuhnheit ist vom Trofiknecht bis zum
Feldherrn hinaufdie edelste Tugend, der rechte
Stahl, der der Waffe ihre Schdrfe und ihren
Glanz gibt.
Clausewitz
Wie grofi war die Stahlsaat auf dem Schlachtfeld?
Als Beispiel des ungeheuren Munitionsaufwandes bei GroBkampfen ist
errechnet worden, daB durch die Artillerie- und MinenbeschuB auf dem
Schlachtfelde von Verdun in den 30 hauptsachlichen Kampfwochen rund
1 350 000 Tonnen Stahl niedergingen. Das ist die Ladung von 135 000
Eisenbahnwaggons. Jeder Hektar Boden des etwa 260 Quadratkilometer
groBen Kampfgelandes von Verdun wurde im Durchschnitt mit 50
Tonnen Stahl belegt. In den beiden ersten Angriffsmonaten wurden bei
Verdun von der Armee des preuBischen Kronprinzen rund 8,2 Millionen
Artilleriegeschosse verfeuert. 1251 Geschiitze standen im ersten Angriff.
In einem einzigen Monat der Schlacht an der Somme, im September
1916, verfeuerten allein auf diesem Schlachtfelde die deutsche
Feldartillerie iiber 4 l A Millionen, die schwere Steilfeuerbatterien rund
eine Million und die Flachfeuerbatterien 173000 Schuss. Eine weitere
erhebliche Steigerung brachte der Oktober, der vierte Monat dieses
gewaltigen Ringens um jeden Bodenmeter; gegen den Vormonat stieg
der Munitionsaufwand der Feldartillerie von 213 auf 245 und der
Hauptkaliber der FuBartillerie von 217 auf 253 Munitionsziige. In dem
drei Tage andauernden GroBkampf um Bapaume vom 21. bis 23.
Oktober standen im Abschnitt Gommecourt-Beuvraignes gegeniiber
1144 deutsche 2804 feindlichen Feldgeschiitzen, 536 deutsche Geschiitze
mittleren Kalibers 896 feindlichen, 528 deutsche Geschiitze schweren
Kalibers 779 feindlichen und 169 deutsche Geschiitze schwersten
Kalibers 398 feindlichen. Nach einer amtlichen franzosischen Angabe
wurden noch im Jahre 1937 im Gebiete der Sommeschlacht nicht
weniger als 370000 Stiick Artilleriemunition aus verschiitteten Depots
zutage gefordert, insgesamt in zwolf Jahren nach dem Kriege rund
63
90 Millionen.
Auf der 38 Kilometer breiten deutschen Angriffsfront der
Durchbruchsschlacht am Chemin des Dames feuerten am 27. Mai 1918
elfhundert deutsche Batterien aller Kaliber. Fur diesen Artilleriekampf
waren rund 2 Millionen Schuss bereitgestellt. In seinem Buche "Die
Deutsche Artillerie in den Durchbruchsschlachten des Weltkrieges"
errechnet Oberst Bruchmuller, dass die Lange einer Munitionskolonne
zum Transport dieser Angriffsmunition, wenn man die Feldwagen
hintereinander reiht, eine Marschkolonne von 540 Kilometer (=Berlin-
Diisseldorf) ergeben wiirde. Der groBte Teil der Munition dieser
gewaltigen Kolonne wurde in 4 l A Stunden verschossen!
Wie viele Artilleriegeschosse wurden hergestellt?
Im Laufe des Krieges wurden fur die deutsche und verbiindete Artillerie
mehr als 200 verschiedene GeschoBarten hergestellt, 170 GeschoBarten
wurden wahrend des Krieges vollig neu konstruiert, da die
Material schlachten ganz andere Anforderungen stellten. Gasgranaten,
Flak- und Tankabwehrgeschosse waren die hauptsachlichsten
Neukonstruktionen. Dazu kamen die rauchentwickelnden
EinschieBgeschosse, die Nebelgeschosse, Brand- und Leuchtgranaten,
die besonders geartete Fiillungen verlangten, ferner die Geschosse fur
Infanterie- und Gebirgsgeschiitze.
Gegen Kriegsende betrug die monatliche GeschoBanfertigung iiber 1 1
Millionen Geschosse nach rund 100 verschiedenen Typen.
Wie viel Munition fasste ein deutscher Munitionszug?
Das normale Fassungsvermogen betrug:
Infanterie-Munitionszug: 2 738 400 Schuss,
Munitionszug fur Feldkanonen: 26 800 Schuss,
Munitionszug fur Leichte Feldhaubitzen: 12 000 Schuss,
Munitionszug fur schwere Feldhaubitzen: 6 000 Schuss,
Munitionszug fur 10-cm-Kanonen: 10 000 Schuss,
Munitionszug fur 13-cm-Kanonen: 6 000 Schuss,
Munitionszug fur 21-cm-M6rser: 2 000 Schuss.
64
Im Hohepunkt des Krieges fuhren monatlich rund 1000 Munitionsziige
an die Front.
Wie viel Munition verschoss ein deutsches Feldartillerie- Regiment?
In den Monaten Juli und August 1916 gab die deutsche schwere
Artillerie auf alien Kriegsschauplatzen rund 3 Millionen Schuss ab. In
denselben beiden Monaten verfeuerte die gesamte deutsche Feldartillerie
beinahe dreimal so viel Munition, als sie bei Kriegsausbruch iiberhaupt
besessen hatte, namlich fast 1 1 Millionen Schuss.
Als Beispiel des auBerordentlich hohen Munitionsverbrauchs eines
deutschen Artillerie-Regiments im Verlaufe des ganzen Krieges sei
angegeben:
Das Feldartillerie-Regiment Nr. 79, das bis zum Friihjahr 1917 im Osten
und im Siidosten, dann an der Westfront kampfte, verfeuerte an 1181
Gefechtstagen doppelt so viel Schuss wie die gesamte deutsche
Feldartillerie im Kriege 1890/71, namlich 677100 Schuss, davon 1914
bis Mitte Januar 1917 im Osten 221600, im Westen 1917 222300, 1918
233200 Schuss.
Ein Gegenstiick hierzu aus der osterreich-ungarischen Armee: Im
November 1914, anlasslich der Kampfe um Przemysl, ordnete ein Befehl
des 2. osterreich-ungarischen Armeekommandos an, fass die Artillerie
die Fortfuhrung des Angriffs am nachsten Tage zu unterstiitzen habe,
"doch darf bei personlicher Verantwortung der Regiments- und
Batteriekommandanten keine Feldkanonenbatterie mehr als 30, keine
schwere Feldhaubitzbatterie mehr als 15 und keine leichte
Feldhaubitzbatterie mehr als 5 Schuss (!) je Geschiitz verbrauchen".
Dieser Befehl stellt am besten den krassen Unterschied in der
Wirkungsfahigkeit der deutschen und der osterreich-ungarischen
Felsartillerie dar.
Welche Gasgranaten hatten wir?
Der erste GroBeinsatz deutscher Gasgranaten erfolgte im Juni 1916 bei
Verdun, wo schlagartig 100 000 Griinkreuzgeschosse abgefeuert wurden.
Fur den artilleristischen Gaskampf wurden auf deutscher Seite drei Arten
von Geschossen verwendet. Das Griinkreuz, wahrnehmbar durch Geruch
65
und Sicht, zerstorte die Lungen und war das todlichste, doch schiitzten
dagegen die Gasmasken. Das ebenso leicht wahrnehmbare Blaukreuz
reizte zum Husten und Niesen und machte das Atmen unter der
Gasmaske unmoglich. Blaukreuz, das nur kurze Zeit behinderte, wurde
meist gemeinsam mit Griinkreuz verwendet, um dem Gegner den Schutz
seiner Gasmaske zu nehmen und so die starkere Wirkung des
Griinkreuzes zu erreichen. Der dritte Artilleriekampfstoff war das kaum
wahrnehmbare Gelbkreuz (Senfgas), das erst nach Stunden wirkte, dann
aber, da es Uniformstucke durch fraB, den ganzen Korper in
Mitleidenschaft ziehen konnte. Dieser schleichende Kampfstoff, der sich
unter Umstanden tage- und wochenlang im Gelande hielt, machte fur
lange Zeit kampfunfahig.
Die GasbeschieBung diente im wesentlichen dem Niederkampfen der
feindlichen Artillerie; ihren groBten Erfolg hatte sie bei den Offensiven
1918.
Bei den GroBangriffen im letzten Kriegsjahr wurde rund viermal so viel
Gas- wie Brisanzmunition verwendet.
Wann wurde die Farb-Tarnung eingefuhrt?
Versuche, Geschiitze und Gerate durch Farbanstrich auf weitere Sicht
unkenntlich zu machen, wurden bereits um die Jahrhundertwende durch
die Artillerie- SchieBschule in Jiiterbog gemacht. Der feldgraue Anstrich
geniigte aber wahrend des Weltkrieges nicht mehr; es wurde deshalb
nach und nach der Buntfarbenanstrich eingefuhrt.
Bis 1917 blieben die Farben des Tarnanstrichs den Formationen
iiberlassen. Dann wurde nach den Erfahrungen der Fliegerbeobachrung
einheitlich der bildauflosende unregelmaBig-flachige Anstrich in den
Farben Oker, Braun und Griin festgelegt. Dariiber hinaus gingen
Versuche, Form und Farbtonung nach den Jahreszeiten zu richten.
Tarntiicher und Tarnschleier wurden schon 1908 dem osterreich-
ungarischen Kriegsministerium vorgelegt. Sie bewahrten sich bei der
Erprobung recht gut, wurden aber wegen der Kosten abgelehnt. Der
Erfinder erhielt eine Geldpramie, und es wurde ihm strengstes
Still schweigen auferlegt.
66
Wie viel Gewehrmunition wurde verschossen?
Mangel an deutscher Gewehrmunition ist wahrend des ganzen Krieges
nicht eingetreten. Die monatliche Herstellung von Infanteriemunition
ging schon in den ersten Kriegsjahren weit iiber den Verbrauch hinaus.
Im Marz 1916, als die Monatsfertigung 220 Millionen erreicht hatte,
wurde sie deshalb auf den vierten Teil heruntergesetzt. Es begann die
Zeit der Materialschlachten, in denen Artillerie- und
Minenwerfermunition - und fur den Nahkampf Handgranaten - in
ungeahnten Mengen verbraucht wurden. Durch die Herabsetzung der
Herstellung von Gewehrmunition konnte die Fertigung dieser
GroBkampf munition wesentlich heraufgesetzt werden. Erst in der
Sommeschlacht, von Ende 1916 an, wurde wieder Gewehrmunition in
groBerem Umfange hergestellt; die Monatsfertigung wurde nun auf 200
Millionen Patronen festgesetzt.
Im Fruhjahr 1917 wurde zur Ersparung von Kupfer allgemein die
Stahlhiilse fur Infanteriegeschosse eingefuhrt.
Wie viele Handgranaten waren erforderlich?
Die groBte Lieferung von Handgranaten fand im Winter 1916/17 statt;
sie betrug rund 9 Millionen Stuck im Monat. Seit Mitte 1917 konnte die
Herstellung auf monatlich 5 Millionen herabgesetzt werden, in diesem
Jahre standen 110 Millionen Handgranaten zur Verfiigung. Der
Verbrauch an Handgranaten war gewaltig, jede im GroBkampf stehende
Division verbrauchte im Durchschnitt taglich 30000 Handgranaten.
Insgesamt wurden 300 Millionen Handgranaten an die deutsche Front
geliefert.
Wie viele Minen lagen in der Nordsee?
Zur Abwehr der deutschen Kriegsschiffe, insbesondere der U-Boote, war
die WasserstraBe Calais-Dover zehn Meter tief durch zahlreiche
Minenketten raffiniertester Art gesichert.
In den letzten Kriegsmonaten wurden sie nachts durch Scheinwerfer von
den Kiisten und von Sonderfahrzeugen, ferner durch groBe
Magnesiumfackeln der zahlreichen Bewachungsfahrzeuge taghell
67
iiberleuchtet.
Die Deutsche Bucht war bei Kriegsende durch mehr als 50000 Minen,
der gesamte Seeraum zwischen Norwegen und den Orkneyinseln durch
mehr als 100 000 Minen gesperrt. Die Nordsee war 1918 ein einziges
riesiges Minenfeld.
Wie lang war die Schutzengrabenfront?
Im Hohepunkt des Stellungskrieges, Oktober 1916, hatte die deutsche
Schutzengrabenfront eine Langenausdehnung von 2200 Kilometern, und
zwar im Westen 700 Kilometer, im Osten 1000 Kilometer, im Siiden 500
Kilometer. Dazu kam noch die osterreich-ungarische
Schutzengrabenfront mit rund 400 Kilometern. Die Gesamtlange der
deutsch-osterreichischen Schutzengrabenfront betrug also 2600
Kilometer von der Gesamtfront der Mittelmachte, die etwa 3500
Kilometer lang war.
Rechnet man auf der 2600 Kilometer langen Stellungsfront beider
Parteien als Durchschnitt drei hintereinanderliegende Schiitzengraben, so
ergabe dies in gerader Linie eine Lange von 15600 Kilometern. Zahlt
man dazu die Verbindungswege, Schulterwehrumgange, Sappen,
zickzackformige Anlagen usw., so kann man annehmen, dass insgesamt
von beiden Parteien rund 31000 Kilometer Schiitzengraben ausgehauen
wurden, d.h. etwa 60 Millionen Kubikmeter Erdboden.
Da die groBe Mehrzahl der Schiitzengraben mehrmals angelegt worden
sind und auBerdem noch zahlreiche Ruhestellungen vorhanden waren, so
wird diese Zahl in Wirklichkeit mindestens dreimal so groB gewesen
sein.
Wie viel Baumaterial benotigte die deutsche Front?
Insgesamt wurden 600 Millionen Sandsacke zur Front befordert. Mit
Sand gefiillt, wiirden diese Sacke hinreichen, um eine Sandmauer von 2
Meter Dicke, 3 Meter Hohe und 2500 Kilometer Lange (Berlin-
Konstantinopel) zu errichten.
Um das Eisenbahnmaterial fur den Unterstandsbau zur Front zu
schleppen, waren 1500 Eisenbahnziige zu je 50 Waggons erforderlich,
ebenso viele Ziige brauchte man fiir die Anschleppung des Zements fur
68
die Betonunterstande.
180718 000 Quadratmeter Dachpappe wurden verbraucht, d.i. eine
Flache, die geniigen wiirde, um den Stadtkreis Berlin dreifach damit zu
bedecken.
10 Millionen Spaten brauchte die deutsche Armee.
Wie viel Stacheldraht wurde an der Front verbraucht?
An Stacheldraht, der zum Hindernisbau an der Front Verwendung fand,
wurden im Juli 1915 wochentlich 2000 Tonnen (=200 Waggons), im
August 1915 wochentlich 3000 Tonnen, im Juli 1916 wochentlich 7000
Tonnen (Sommeschlacht) geliefert. Danach erfolgte ein allmahlicher
Abbau der Lieferung.
Im ganzen wurden wahrend des Krieges an die Front 600000 Tonnen
Stacheldraht geliefert, eine Menge, die ausgereicht hatte, die damaligen
Grenzen des Deutschen Reiches mit einem 65 Meter tiefen
Drahthindernis zu umgeben. Die Kosten betrugen 330 Millionen Mark.
Gab es elektrische Hindernisse?
Elektrische Hindernisse vor den Schiitzengraben wurden auf deutscher
Seite zum ersten Male im November 1914 im Bereich der 3. Infanterie-
Division am Briickenkopf Darkehmen (OstpreuBen) angelegt; durch sie
wurde hier erreicht, dass die Russen ihre nachtlichen Angriffe einstellten.
Anfang 1915 wurden Starkstrom-Hindernisse im Bereiche der 7. Armee
auf den Hohenziigen des Chemin des Dames in groBerem Umfange
angelegt.
Der Strom hierzu wurde etwa 1 5 Kilometer weit von einer
Uberlandzentrale bei Laon durch Freileitungen, in die Stellung durch
Kabelleitungen, herangefuhrt.
Die Hindernisse waren mit 1000 Volt geladen, wirkten aber noch mit
300 Volt auf Menschen, mit 70 Volt auf Tiere todlich.
Standig standen Ausbesserungstrupps zu sofortigem Einsatz bereit,
sobald die Kontrollposten Storungen meldeten.
Besonders bewahrten sich die deutschen Starkstromhindernisse in der
groBen Abwehrschlacht an der Aisne im Friihjahr 1917.
69
Seit 1915 war wahrend der Kriegsdauer die Grenze gegen Holland von
der Nordseekiiste iiber Antwerpen bis Aachen durch einen 80 Kilometer
langen iibermannshohen, elektrisch aufgeladenen Drahtzaun abgesperrt,
um Spionage, Schmuggel und das Uberlaufen wehrfahiger Belgier zu
verhindern. Dieser "Todeszaun", dessen Beriihrung fur jedes Lebewesen
den sofortigen Tod bedeutete, wurde standig durch Patrouillen bewacht,
ein Sonderkommando von Ingenieuren und Elektrotechnikern sorgte fur
seine technische Instandhaltung. Sobald der Zaun beriihrt wurde, ertonte
ein Lautewerk. Nach den ersten Todesopfern verstanden es die
feindlichen Spione, auch dieses Hindernis zu iiberwinden: isolierte
Striimpfe, Schuhe, Werkzeuge, Kurzschliisse usw. nahmen ihm die
Gefahrlichkeit. Dennoch aber schreckte der Todeszaun viele von dem
Grenziibergange ab.
Welches war die grofite Feldbefestigung?
Die gigantischste im Weltkrieg entstandene Feldbefestigung war im
Winter 1916/17 an der Westfront geschaffene rund 40 Kilometer lange
Siegfriedstellung.
Die ersten Erkundungen fur den Bau der Siegfriedstellung erfolgten im
September 1916. Mitte Oktober waren die vorbereitenden Arbeiten im
wesentlichen abgeschlossen; es begann der Antransport der Baustoffe
und - zunachst mit rund 45000 Mann - der Ausbau.
Die Zahl der Arbeitskrafte stieg im November auf 70000 Mann und
erreichte im Marz 1917 durch Heranziehung zahlreicher
Truppenformationen aus Ruhestellungen und Etappe schatzungsweise
170000 Mann.
In der Bauzeit von Mitte Oktober 1916 bis Mitte Marz 1917 wurden rund
50 000 Eisenbahnwaggons und 450 Kahne Baumaterial herangefiihrt. In
der Alberichzeit - den Tagen der getarnten Vorbereitungen fur den
Riickmarsch, vom 9. Februar bis 15. Marz - wurden 126000
Zivilpersonen ostwarts abtransportiert, hierfiir und fur die
Riickbeforderung von Kriegsgerat und Vorraten aller Art mussten 900
Ziige fahren.
Trotz mehrwochigen starken Frostes, der den Ausbau der Stellung
erschwerte, wurde der Anfang Februar bereits bestimmte erste
Riickmarsch - der 16. Marz - piinktlich innegehalten. Bis zum 19. Marz
70
konnten sich 29 deutsche Divisionen aus der Gefechtsfiihlung mit dem
Feinde zur Besetzung der Siegfriedstellung losen. Zur Zeit des
Siegfriedriickmarsches standen an der Westfront 146 deutsche und 183
feindliche Divisionen.
Als weitere riickwartige Stellungen waren von 1917 an in Angriff
genommen: die Hermannstellung hinter der 6. Armee, die
Hundingstellung hinter der 7. Armee, die Brunhildstellung hinter der 3.
Armee und die Krimhildstellung hinter der 5. Armee. Diese Stellungen
kamen nicht mehr zum vollen Ausbau, sie unterstiitzten aber trotzdem
wesentlich die Riickzugskampfe 1918.
Zum Vergleich einige Zahlen iiber den Westwall 1939, fur dessen
Ausbau der Fiihrer am 28. Mai 1938 den Befehl gab, der sich mit seinen
mehr als 22000 Beton- und Panzerwerken in rund 600 Kilometer Lange
von der Ebene des Niederrheins gegeniiber der hollandischen Grenze bis
zur Grenze der Schweiz erstreckt und als Verteidigungszone des Heeres
und Luftverteidigungszone West eine durchlaufende, iiber 50 Kilometer
tiefe Befestigungszone darstellt. Fiir den Ausbau des Westwalls waren
bis zum Herbst 1939 iiber Vt. Million Arbeitskrafte unmittelbar
eingesetzt. 5000 groBe Kraftomnibusse sorgten fiir den taglichen
Abtransport der Arbeiter zu den Baustellen. 6 Millionen Tonnen Zement
(iiber ein Drittel der gesamten deutschen Jahreserzeugung), 695000
Kubikmeter Holz, viele Millionen Tonnen von Eisen wurden verarbeitet;
allein fiir die Infanteriehindernisse wurden 3 Millionen Rollen Draht
verbraucht. Die Werke der deutschen Schwerindustrie wurden erheblich
erweitert, um die Bepanzerung sicherzustellen, der dritte Teil aller in der
deutschen Bauindustrie vorhandenen Betonmaschinen wurde eingesetzt,
alle Transportmittel (darunter 15000 Lastkraftwagen) in weitestem
Umfange herangezogen.
Wo waren die hochsten Kampfanlagen?
Der hochste Schiitzengraben des Weltkrieges lag 3909 Meter iiber dem
Meeresspiegel auf dem Ortler, dem hochsten Berge der Ostalpen; er
gehorte den Osterreichern. Auf dem Ortlergipfel standen auch die
hochsten Geschiitze des Weltkrieges, von Hunderten von
osterreichischen Soldaten in Einzelteilen heraufgeschafft.
71
Weitere hochste Kampfanlagen iiber der 3500-Meter-Grenze befanden
sich auf der Konigsspitze (3860 Meter), Thurwieserspitze (3650 Meter),
Trafoier Eiswand (3553 Meter), auf dem Monte Cevedale (3778 Meter),
Monte Vioz (3644 Meter), Monte Matteo (3692 Meter).
In diesen Regionen wurden viele Kilometer lange Tunnels und Stollen
durch das Eis gebrochen. Die beriihmteste Anlage war die "Eisstadt", die
unter der Leitung des Tiroler Leo Handl im Bauch des
Marmolatagletschers erbaut worden war und schlieBlich eine
Ausdehnung von 8 Kilometern im Eise hatte. In dieser Eisstadt herrschte
durchschnittlich eine Warme von einem Grad, wahrend die
AuBentemperatur durchschnittlich 20 Grad Kalte betrug. Gegen diese mit
Baracken und Unterkiinften aller Art versehenen Anlagen war die
ArtilleriebeschieBung machtlos, der Krieg, der hier gefiihrt wurde,
bestand im wesentlichen im Vortreiben von Sprengstollen.
Abenteuerliche Kampfe spielten sich im ewigen Eise ab.
Das hochste Geschiitz in den Dolomiten war eine osterreichische Kanone
auf dem 3300 Meter hohen Marmolata.
Wo war die groBte Kriegsbrucke?
Die groBte Kriegsbrucke der Mittelmachte war die von der osterreich-
ungarischen Pioniergruppe Gaugl fur den Ubergang der Armee v.
Mackensen im November 1916 iiber die Donau zwischen Zimnicea und
Switschtow geschlagene schwere Kriegsbrticke. Ihre Gesamtlange betrug
einschlieBlich der Briicken iiber die Nebenarme der Donau mehr als
2500 Meter. Die Pioniere der Kompanie des Oberleutnants Regele des
Pionier-Bataillons 5 und eine deutsche Landsturmkompanie mussten sich
Stiitzpunkte fiir den Brtickenschlag erst erkampfen. Der Brtickenschlag
erfolgte in etwa 30 Stunden.
Die groBte Eisenbahnbrticke fiir den Verkehr zur Front wurde am 25.
Mai 1916 eroffnet. Sie fiihrte im Zuge Laugszargen-Radziwilischki in
einer Hohe von 40 Meter iiber die 700 Meter breite Talmulde der
Dubissa. Im Dezember 1917 hatten die Eisenbahnkompanien 5 und 20,
unterstiitzt durch 2000 gefangene Russen, den gewaltigen Bau begonnen.
Hundert Pfahljoche waren notwendig, die Pfahle machten eine
Gesamtlange von 25 Kilometer aus. 12 000 Kubikmeter Holz wurden
allein fiir den Unterbau verbraucht, 2500 Schwellen trugen die
72
Eisenbahnschienen. Ihr Name war "Feldmarschall von Hindenburg-
Briicke".
Die groBte Kriegsbriicke im Weltkriege iiberhaupt wurde von den
Rumanen zum Ubergang ihrer Donaugruppe im Oktober 1916 bei
Rjahowo geschlagen. Diese gegen 3000 Meter lange Briicke wurde
durch die osterreich-ungarische Donauflottille zerstort.
Welches war die groBte Transportleistung der Eisenbahn?
Die groBten Anforderung an die deutsche Militareisenbahn stellte die
Fruhjahrsoffensive 1918. Die Nachschub- und Truppentransporte
erforderten vom 15. Februar bis zum 20. Marz 1918 10400 Vollziige.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Truppenziige betrug 30 Kilometer
in der Stunde.
Insgesamt verfiigte die deutsche Armee in den besetzten Gebieten iiber
21000 Kilometer Voll- und 4000 Kilometer Schmalspurbahnen;
auBerdem unterstiitzte sie die Verbiindeten sehr ausgiebig mit
Lokomotiven und Wagen. Auf den deutschen Kriegsschauplatzen waren
Mitte 1918 7760 vollspurige und 940 schmalspurige Lokomotiven und
etwa 180 000 Eisenbahnwagen vorhanden.
Die deutsche Militar-Eisenbahnformationen im Felde zahlten 1918
178000 Kopfe, darunter 70000 Zivil-Eisenbahnbedienstete; auBerdem
waren fur den Baudienst 45000 Gefangene und 219000 Einwohner der
besetzten Gebiete herangezogen worden.
Die in den deutschen Grenzbefestigungen bereitgestellten dreizehn
Panzerziige kamen nur in geringem Umfange bei Kriegsbeginn zum
Einsatz; sie wurden zum groBten Teil 1917 aufgelost. Diese Panzerziige
waren so zusammengestellt, dass in der Mitte zwei Lokomotiven fuhren,
an die sich nach vorn und hinten je ein Infanterie-, Geschiitz- und ein
Maschinengewehr- Wagen anschloss; jeder Panzerzug hatte also eine
Lage von zwei gepanzerten Lokomotiven und sechs gepanzerten Wagen.
Wie viele Kraftfahrzeuge hatte die deutsche Armee?
Die erste Kraftwagenkolonne der deutschen Armee wurde 1901
aufgestellt; zehn Jahre spater zahlte die deutsche Kraftfahrtruppe ein
preuBisches Kraftfahrbataillon von vier Kompanien und eine bayerische
73
Kr aftf ahrtkomp ani e .
Aus diesen fiinf Kompanien wurden bei der Mobilmachung 114
Nachschubformationen mit 200 Offizieren und 8000 Mann entwickelt.
Die notwendigen Kraftfahrzeuge stammten groBtenteils aus Privatbesitz.
Wenige Wochen nach der Mobilmachung verfiigten die deutschen
Kraftfahrtruppen iiber rund 4000 Kraftfahrzeuge (Kraftrader,
Personenwagen, Lastkraftwagen und Zugmaschinen); der Entente stand
etwa die doppelte Anzahl zur Verfugung.
Als im Verlaufe des Krieges die oft ausschlaggebende Bedeutung der
Motorisierung der Truppe erkannt war, wurden motorisierte Flaks
aufgestellt. Im Dezember 1916, als die Erfahrungen iiber motorisierte
Truppentransporte in den GroBschlachten um Verdun und an der Somme
vorlagen, erhielt das militarische Kraftfahrwesen eine einheitliche Spitze
im Chef des Feldkraftfahrwesens.
1918 hatten die deutschen Kraftfahrtruppen eine Starke von 2000
Offizieren und 100000 Mann; es standen ihnen in der Heimat und an
alien Fronten insgesamt 12000 Personenkraftwagen, 25000
Lastkraftwagen (d.h. 15 000 mehr als es bei Kriegsausbruch iiberhaupt in
Deutschland gab), 3200 Sanitatskraftwagen und 5400 Motorkraftrader
zur Verfugung.
Zur gleichen Zeit, 1918, hatte die Entente allein auf dem westlichen
Kriegsschauplatz rund 200000 Kraftfahrzeuge aller Art. Noch
ungiinstiger aber war das Verhaltnis dadurch, dass die deutschen
Kraftfahrzeuge aus Mangel an Betriebsstoffen und Gummi nicht voll
ausgenutzt werden konnten. Zum Teil mussten Lastkraftwagen mit
Eisenbereifung fahren, wodurch ihre Lebensdauer erheblich herabgesetzt
wurde.
Trotz des geringen Einsatzes von Kraftfahrzeugen waren diese in den
russischen Feldziigen mitentscheidend. 1918, beim Vormarsch der 7.
Armee gegen die Marne, wurde die Truppenverpflegung durch
Kraftfahrzeuge wertvoll unterstiitzt - auf der Gegenseite aber wurde zur
Abwehr dieses Angriffs in sieben Tagen die Infanterie von 33 und die
Artillerie von 3 Divisionen im Angriffsraum mit Autos herangebracht.
74
Was war das Kaiserliche Automobil- und Kraftbootkorps?
Innerhalb der militarischen Kraftfahrformationen gab es auch zivile
Kraftfahrer mit eigenen Privatwagen. Es waren dies Mitglieder des
Kaiserlichen Freiwilligen Automobilkorps, die vertraglich verpflichtet
waren, im Kriegsfalle bei den Kommandostellen mit ihren eigenen
Personenkraftwagen Dienst zu tun. Fur die Dauer des mobilen
Kriegszustandes war ihnen durch Kabinettsorder vom 10. August 1914
der Offiziersrang verliehen worden. Sie trugen, wenn sie ihren Wagen
selbst fuhrten, zu ihrer Korpsuniform Leutnantsachselstiicke;
mitgenommene Monteure standen im Unteroffiziersrang und trugen
entsprechende Tressen.
Aus Mitgliedern des Motorbootklubs wurde am 30. September 1914 fur
die Dauer des Krieges, ebenfalls auf vertraglicher Grundlage, ein
"Freiwilliges Motorbootkorps" aufgestellt. Das Motorbootkorps diente
dem Schutz der Fliisse, Kanale und Seen. Auf der Donau und auf dem
Narotschsee kamen militarisch bemannte und mit Geschiitzen armierte
Motorboote mehrfach ins Gefecht. Anfang 1917 erhielt das Korps, das
inzwischen dem Kriegsministerium unterstellt war, die Bezeichnung
"Kaiserliches Motorbootkorps", spater hieB es "Kaiserliches
Kraftbootkorps". Die Bootsfiihrer standen im Offiziersrang, die
Steuerleute und Maschinisten im Unteroffiziersrang. Als Uniform trugen
sie von 1916 an, an Stelle ihres Klubanzuges graubraune Kleidung mit
Offiziers- bzw. Unteroffiziersabzeichen und einer eingestickten
mattsilbernen Kaiserkrone auf beiden Unterarmeln.
Wie grofi war das Fernsprechnetz der deutschen Armee?
Die deutschen Truppen verbrauchten im Weltkriege 6 Millionen
Kilometer Leitungsdraht fur das Fernsprechnetz. Das ist eine Leitung,
die man 130mal um die Erde legen konnte. Ende 1917 hatte das
Fernsprechnetz des deutschen Heeres eine Lange von fast einer Million
Kilometer.
Die Telegraphentruppe zahlte bei der Mobilmachung 800 Offiziere und
25 000 Mann, bei Kriegsschluss 4381 Offiziere und 185000 Mann; ihr
waren 1918 auch unterstellt 1000 Brieftaubenschlage und 8
Mel dehundestaffeln .
75
Wahrend bei Kriegsbeginn die Truppen nur mit Fernsprechapparaten und
Funktelegraphie ausgeriistet war, erhielt sie wahrend des Krieges - der
ungeheuren Entwicklung der Nachrichtentechnik entsprechend - noch
zahlreiche andere Apparate: Fernschreiber, Erdtelegraphen,
Abhorstationen, Richtempfangsstationen, Blinkgerate, Schallgerate,
Flugzeugfunkstationen, Nachrichtenminen usw.
Welche Funkstationen hatten wir im Kriege?
Bei Kriegsausbruch standen die GroBfunkstationen Nauen,
Konigswusterhausen, Eilvese und Norddeich zur Verfiigung. Sie
unterstanden dem Admiral stab.
Mit deutschen Mitteln wurden nach Eintritt der Tiirkei in den Krieg die
GroBfunkstation Osmanie bei Konstantinopel erbaut, dann
GroBfunkstationen in Damaskus und Bagdad, Briissel und Libau.
1917 wurde in Kreuznach, dem damaligen Sitz des GroBen
Hauptquartiers, eine GroBfunkstation fur den Verkehr mit samtlichen
Kriegsschauplatzen errichtet. Auch Metz, StraBburg, Neumiinster, Kiel,
Posen, Danzig, Bromberg und Konigsberg erhielten groBere Stationen.
Die Zahl der kleineren Funkstationen innerhalb der Grenzen betrug 35.
AuBerdem waren iiber ganz Deutschland noch eine ganze Reihe nicht
ortsfester Funkstationen verteilt.
Wie viele militarische Karten wurden hergestellt?
Die kartographische Abteilung des Generalstabes fertigte in den
Kriegsjahren rund 276 Millionen Kartenblatter an, die
Vermessungsabteilungen stellten auBerdem iiber 500 Millionen
Kartenblatter her.
Der Gesamtverbrauch des deutschen Heeres wird auf rund 800 Millionen
Karten geschatzt.
Der weitaus groBte Teil dieser Karten wurde im Felde gedruckt. Bei den
Armee-Oberkommandos und der Mehrzahl der Generalkommandos gab
es fur diesen Zweck besondere Druckereien, in denen zahlreiche
Schnellpressen Tag und Nacht arbeiteten. Seit 1916 gab es auBerdem
neun Druckerei-Eisenbahnziige, die in den wechselnden Kampffronten
schnell eingesetzt werden konnten.
76
Was verzehrte die deutsche Armee?
Das deutsche Heer verbrauchte wochentlich als Hauptnahrungsmittel:
27085000 Kilogramm Brot, 59485 000 Kilogramm Kartoffeln und
7913500 Kilogramm Fleisch. Ferner 904600 Kilogramm Salz, 614800
Kilogramm Zucker und 900600 Kilogramm Kaffee.
Der Verpflegungsbedarf eines einzigen mobilen Armeekorps betrug nach
den Satzen der Kriegsverpflegungsvorschrift monatlich: 660 000 Brote,
495 000 Kilogramm Fleisch, 85800 Kilogramm Fett (oder 1 10000
Kilogramm Konservenwurst und 55000 Kilogramm Marmelade), 33000
Kilogramm Kaffee, 3204000 Kilogramm Hafer, 1927500 Kilogramm
Heu und 801000 Kilogramm Stroh.
Nach einer Aufstellung des XVIIL Armeekorps wiirde die Monatsmenge
des Brotes allein iiber 1000 Proviantwagen in einer Marschlange von
14,5 Kilometern fallen. Der monatliche Fleischbedarf erforderte 1320
Stiick Rindvieh, 1 100 Schweine, 4158 Schafe. Fur den Transport des
Monatsbedarfs an Hafer ware ein Eisenbahnzug von 48 Kilometer Lange
notwendig.
Die "Gulaschkanone", seit 1905 bei der deutschen Armee eingefuhrt,
entstand nach einem vom preuBischen Kriegsministerium
ausgeschriebenen Entwurfswettbewerb. Der Erfinder dieser Feldkiiche
war der Ulmer Fabrikant Otto Magirus, der 1939 im Alter von 82 Jahren
verstorben ist.
Wie viel Tabakwaren kamen ins Feld?
Je weiter der Krieg fortschritt, um so wichtiger wurden Rauchwaren als
Verpflegungszusatz fur die Truppen. Zum ersten Male wurde im Februar
1915 eine Tabakration zur Feldkost eingefuhrt, die aus 2 Zigarren und 2
Zigaretten oder 30 Gramm Rauchtabak oder 5 Gramm Schnupftabak
bestand. Nach etwa einem Jahre wurden Offiziere, Beamte,
Offizierstellvertreter usw. von diesen Rauchwaren ausgeschlossen; da sie
nicht immer Rauchbares kaufen konnten, hatten sie oft Mangel an
Tabakwaren. Vom 1. Februar 1918 an wurde in dieser Portion eine
Zigarre durch zwei Zigaretten ersetzt, da Zigarrenmangel eintrat. Bald
darauf, im Marz 1918, brachte man eine "Kriegstabakmischung" ins
Feld, die zu 85 % aus Buchenlaub (!) bestand und iiberall - auch mit
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arztlicher Unterstiitzung - abgelehnt wurde. Im Friihjahr 1918 konnten
trotz aller Schwierigkeiten und Verknappung noch monatlich geliefert
werden:
als Feldkost: 137,5 Millionen Zigaretten, 555 Millionen Zigarren,
810000 kg Tabak;
als Marketenderware: 90 Millionen Zigarren, 450 Millionen Zigaretten,
170000 kg Tabak.
Wie viele Feldpostbriefe wurden befordert?
An jedem Tage des GroBen Krieges wurden durchschnittlich von rund
800 Feldpoststellen an Angehorige des Heeres fast 8 Millionen
Sendungen ausgeliefert; diese Zahl steigerte sich im Verlaufe des
Krieges und betrug 1918 taglich mehr als 1 1 Millionen. Vom Heere
wurden in der ersten Zeit des Krieges taglich fast 6 Millionen, spater fast
8 Millionen Sendungen bei den Feldpoststellen aufgeliefert. Die tagliche
Gesamtzahl betrug demnach im Durchschnitt zunachst 14, spater sogar
19 Millionen Feldpostsendungen. Innerhalb des Heeres wurden taglich
mehr als eine Million Briefe und Postkarten ausgewechselt. Die
Geldsendungen betrugen taglich etwa 2 Millionen Mark.
Die gewaltige Arbeit der Feldpost wurde bei Kriegsbeginn von rund
3000, spater von rund 8000 Postbeamten geleistet, zu denen noch etwa
5000 Militarpersonen traten.
Wie viele Feldzeitungen gab es?
Die Feldzeitungen wurden von militarischen Dienststellen unmittelbar
oder mit deren Genehmigung herausgegeben; dariiber hinaus erschienen
in beschrankten Auflagen kleine Schiitzengrabenblatter. Es gab 113
Feldzeitungen, die von 260 Schriftleitern, meist Militarpersonen,
redigiert wurden. Die "Liller Kriegszeitung" war die bedeutendste; sie
war auf Veranlassung des Kronprinzen Rupprecht von Bayern
geschaffen und erschien erstmalig am 8. Dezember 1914. Die
Durchschnittsauflage dieser zweimal wochentlich erscheinenden Zeitung
betrug 75000, doch erschienen auch Einzelnummern in weit iiber 100000
Exemplaren. Der Druck erfolgte in der Druckerei des 'Echo du Nord" in
Lille, vom Oktober 1918 an in der Druckerei des "Bruxellois" in Briissel.
78
Die letzten Nummern erschienen als Tageszeitung "Heer und Heimat";
mit dem 10. November 1918 stellte sie ihr Erscheinen ein.
Hauptschriftleiter der "Liller Kriegszeitung" war Hauptmann d.L. Paul
Oskar Hocker. Die bedeutendste Feldzeitung fur den ostlichen
Kriegsschauplatz war die "Zeirung der 10. Armee", die vom Dezember
1915 bis zum Oktober 1918 in einer Durchschnittsauflage von 40000
Exemplaren erschien. Auflagen von mehr als 30000 Exemplaren hatten
auBerdem die "Sommewacht", die "Armeezeitung der 2. Armee", der
"Champagne-Kamerad", die "Kriegszeitung der 4. Armee", die
"Feldzeitung der 5. Armee" und die "Feldzeitung der Bugarmee".
Die erste Schiitzengrabenzeitung waren die "Hohnacker Nachrichten",
eine Griindung des Feldwebels Max Edmeyer fur das 2. Bayerische
Landwehr-Infanterie-Regiment, sie erschien zum ersten Male am 14.
September 1914. -
Fur die Bevolkerung des besetzten franzosischen und belgischen Gebiets
lieB der Generalstab des deutschen Feldheeres die "Gazette des
Ardennes" herausgeben. Sie erschien in franzosischer Sprache, in einer
Durchschnittsauflage von 100 000 Exemplaren, zuletzt sechsmal
wochentlich und brachte neben Meldungen von den Kriegsschauplatzen
und politischen Aufsatzen Familiennachrichten, Verlustlisten der
Franzosen und Mitteilungen aus den franzosischen
Kriegsgefangenenlagern in Deutschland. Durch Flugzeuge und
Freiballons wurde die "Gazette des Ardennes" regelmaBig auch im
franzosischen Hinterlande abgeworfen, sie war so eine der
hauptsachlichsten Nachrichtenquelle fur die Evakuierten aus ihrer
Heimat.
Was forderte das Hindenburg-Programm?
Am 29. August 1916 wurde Generalfeldmarschall von Hindenburg zum
Chef des Generalstabes des Feldheeres, Generalleutnant Ludendorff zum
Ersten General quartermeister ernannt. Diese neue "Oberste
Heeresleitung fur alle Krafte der Verbiindeten" fasste die gesamte
Rustungsindustrie durch das "Hindenburg-Programm" zusammen;
gleichzeitig wurde das ganze Wirtschaftsleben der Kriegsfuhrung
untergeordnet.
79
Am 16. September 1916 wurde das Hindenburg-Programm der Industrie
bekannt gegeben. Es forderte fur die Bewaffnung der Wehrmacht
gegeniiber den Lieferungen des letzten Monats eine Verdoppelung der
Herstellung von Munition und Minenwerfern, eine Verdreifachung der
Herstellung von Geschiitzen und Maschinengewehren.
Was war das Hilfsdienstgesetz?
Zur Durchfiihrung des Hindenburg-Programms, das eine Vielzahl neuer
Arbeitskrafte erforderte, wurde am 2. Dezember 1915 das Gesetz iiber
den "Vaterlandischen Hilfsdienst" erlassen.
Jeder mannliche Deutsche im Alter von 17 bis 50 Jahren, der nicht in der
bewaffneten Macht stand, wurde durch dieses Gesetz zum Hilfsdienst bei
Behorden oder in Betrieben verpflichtet, die irgendwie fur die
Kriegsfiihrung wichtig waren. Bis zum August 1917 waren 42000
Hilfsdienstpflichtige eingezogen, dazu kamen 7300 Freiwillige, die unter
17 oder iiber 60 Jahre alt waren. In dieser Zeit waren rund 23000
Militarpersonen aus Generalgouvernements und Etappen durch
Hilfsdienstpflichtige ersetzt worden. In der Heimat arbeiteten rund 98000
weibliche Personen im Hilfsdienst; im besetzten Gebiete gab es noch bei
Kriegsende 20000 Frauen und Madchen als Helferinnen.
Fiir treue Dienste in diesem Vaterlandischen Hilfsdienst wurde am 5.
Dezember 1916 das Verdi enstkreuz fiir Kriegshilfe gestiftet, das als
erster Generalfeldmarschall von Hindenburg trug und insgesamt 46000
mal verliehen wurde.
Wie viele Kriegsgesellschaften gab es?
Die erste Kriegsgesellschaft war die Kriegsrohstoffabteilung im
PreuBischen Kriegsministerium, die am 13. August 1914 begriindet
wurde. In schneller Folge wurden weitere Kriegsgesellschaften zur
Bewirtschaftung und Verteilung der einzelnen Rohstoffe geschaffen.
Am 2. Mai 1916 wurden alle Kriegsgesellschaften dem neu geschaffenen
Kriegsernahrungsamt unterstellt, das u.a. auch fiir die Rationierung der
Lebensmittel nach dem Kartensystem zustandig war.
1918 gab es 170 Kriegsgesellschaften mit einer Belegschaft von 33000
Kopfen. Von den hier beschaftigten mannlichen Beamten waren nur 450
80
kriegsverwendungsfahig.
Die Auflosung der Kriegsgesellschaften begann im Friihjahr 1920.
Was war das Wumba?
Am 1. November 1916 wurde in Auswirkung des Hindenburg-
Programms als Abteilung des PreuBischen Kriegsministeriums das
"Kriegsamt" errichtet. Es hatte zur Aufgabe, alle mit der
Gesamtkriegsfiihrung zusammenhangenden Angel egenhei ten der
Beschaffung, Verwendung und Ernahrung der Arbeiter zu leiten,
Rohstoffe, Waffen und Munition zu beschaffen und den Ersatz
bereitzustellen.
Dem Kriegsamt wurde, neben der Rohstoffabteilung und dem
Ersatzdepartement, die bisherige Feldzeugmeisterei als Waffen- und
Munitions-Beschaffungs-Amt (abgekiirzt Wumba) unterstellt. Das
Wumba gliederte sich in Zentral- Abteilung, Inspektion der technischen
Institute der Infanterie, Inspektion der technischen Institute der Artillerie,
Depotinspektion mit den Abteilungen Munition, Waffen und Feldgerat,
Bauten und Demobilmachung, Verwaltungsinspektion und
Chefingenieur mit technischem Hauptbiiro und den Abteilungen fur
Riistungsindustriebauten, fur Maschinen, fur Ein- und Ausfuhr und fur
Artill eri e-Kraftzug-Maschinen .
Wie grofi war der Einsatz der deutschen Frau?
Im letzten Friedensjahre arbeiteten in der deutschen Rustungsindustrie
1 14000, in der deutschen Kriegswirtschaft 406000 Frauen.
Im Jahre 1917 arbeiteten in unserer Rustungsindustrie rund 700000
Frauen, in kriegswirtschaftlicher Arbeit standen rund 3,6 Millionen
Frauen. Marie Elisabeth Liiders schreibt in ihrem Buche "Das
unbekannte Heer" : Der Krieg herrschte iiber alle, und mit ihm sein
Begleiter, der Tod. Er machte auch nicht vor den Frauen halt. Es
erschienen nur keine Verlustlisten von den "Heldinnen des Alltags", die
Ehre und Freiheit des Vaterlandes mit der Arbeit verteidigten, deren
Handewerk der Losung gehorchte: Brot und Granaten. In der
Fiillabteilung fur Wurfminen in der Munitionsanstalt P. brach am 17. Juli
1918 Feuer aus. Die Belegschaft bestand fast nur aus Frauen; 301 fanden
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den Tod, 99 wurden mehr oder weniger schwer verletzt. 1917 kamen in
einer Kriegsfeuerwerkerei 120 Personen, meist Frauen, urns Leben.
Wie war das Ergebnis der Kriegsanleihen?
Das Gesamtergebnis aller nein Kriegsanleihen betrug 98,177 Milliarden
Mark. Aufgebracht wurde dieser Betrag durch 39 138313
Anleihezeichner aus alien Volksschichten.
Im einzelnen brachten die deutschen Kriegsanleihen:
1. Kriegsanleihe (September 1914) = 4,460 Milliarden Mark,
2. Kriegsanleihe (Marz 1915) = 9,060 Milliarden Mark,
3. Kriegsanleihe (September 1915) = 12,101 Milliarden Mark,
4. Kriegsanleihe (Marz 1916) = 10,712 Milliarden Mark,
5. Kriegsanleihe (September 1916) = 10,652 Milliarden Mark,
6. Kriegsanleihe (Marz 1917) = 13,122 Milliarden Mark,
7. Kriegsanleihe (September 1917) = 12,626 Milliarden Mark,
8. Kriegsanleihe (Marz 1918) = 15,001 Milliarden Mark,
9. Kriegsanleihe (September 1918) = 10,443 Milliarden Mark.
Die Kriegsanleihen Osterreich-Ungarns brachten 60 Milliarden Kronen
ein.
Wie viele Spione wurden in Deutschland abgeurteilt?
Wahrend des Krieges wurden innerhalb der deutschen Landesgrenzen
wegen Vergehens gegen die Gesetze des Kriegs- und Landesverrats rund
500 Personen verurteilt. Von diesen hatten 175 fur Frankreich, 59 fur
England, 55 fur Russland Spionage getrieben. In den ersten Kriegsjahren
wurden allein in Berlin 1785 falsche Uniformtrager, darunter 384 falsche
Offiziere, als spionageverdachtig verfolgt.
Bemerkenswert als ein Zeichen der Kriegsvorbereitung der Entente ist
die Steigerung der Personenzahl, die vor dem Kriege in Deutschland
wegen Spionage festgenommen wurde. Es waren 1908 66 Personen,
1909 47 Personen, 1910 103 Personen, 1911 119 Personen, 1912 221
Personen, 1913 346 Personen und im ersten Halbjahr 1914 154
Personen.
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Der Hauptsitz der feindlichen Spionage befand sich in Holland. Etwa
500 leitende Spione waren doit der deutschen Spionageabwehr bekannt.
Tausende ihrer Mithelfer wurden im Verlaufe des Krieges an der
deutschen Nordfront verhaftet. Trotz des gewaltigen Ausbaues ihres
Spionagesystems blieben entscheidende Absichten des deutschen Heeres
der Entente unbekannt; alle groBen Angriffsschlachten iiberraschten den
Feind. Nur der Angriff beiderseits Reims im Jahre 1918 wurde verraten.
Wie viele Sabotageakte wurden in Deutschland veriibt?
Innerhalb der deutschen Grenzen kam es zu etwa 40 nachgewiesenen
schweren Sabotageakten gegen Pulver- und Munitionsfabriken. Etwa
1000 Menschenleben wurden dabei vernichtet, 2000 Arbeiter und
Arbeiterinnen schwer verletzt. Das groBte Menschenopfer forderte der
Anschlag gegen die Vogtlandische Kartouschierfabrik Plauen; ihr fielen
320 Menschenleben zum Opfer.
Zahlreich waren auch die Sabotageakte gegen Flugzeug- und
Luftschiffwerften; in Teltow fielen der Sabotage 45 Flugzeuge zum
Opfer, in Ahlborn 5 Zeppeline.
Eine ganze Reihe von Sabotageakten konnte noch rechtzeitig verhindert
werden, z.B. gegen die Funkstation Nauen, die Elbebriicke Hamerten,
die Goltzschtalbriicke im Vogtlande, die Kolner Rheinbriicke und das
grofie badische Wasserkraftwerk Rheinfelden.
Eine besonders hinterhaltige Sabotage wurde, ausgehend von den
Franzosen, durch feindliche Kriegsgefangene seit dem Jahre 1915
durchgefuhrt.
Die Kriegsgefangenen wurden ausdriicklich verpflichtet, "auch in der
Gefangenschaft stets Feind des Feindes zu bleiben" und erhielten Anfang
1917 durch den franzosischen General stab schef Dupont genaue
Richtlinien fur ihr Verhalten.
In den Kriegsministerien der Entente waren besondere, von
Generalstabsoffizieren geleitete Abteilungen eingerichtet, die die
Durchfuhrung der den Kriegsgefangenen anbefohlenen Sabotage durch
Anweisungen und Mittel unterstiitzten. Die in ihrer Auswirkung
unabschatzbare Sabotage der feindlichen Kriegsgefangenen richtete sich
gegen alles, was in Deutschland lebenswichtig war, insbesondere auch
gegen die Durchfuhrung der Ernahrung. Unterstiitzt wurde diese
83
Sabotage durch die Unachtsamkeit und verfehlte Gutmiitigkeit der
deutschen Bevolkerung gegeniiber den Kriegsgefangenen.
KAMPF UND VERLUST
Das blofie Wissen hebt den Menschen noch
nicht aufden Standpunkt, wo er bereit ist, das
Leben einzusetzen fur eine Idee, fur Pflicht-
erfullung, fur Ehre und Vaterland, dazu ge-
hort die ganze Erziehung des Menschen.
Moltke
Wann fiel der erste Schuss?
Der erste Gewehrschuss des Weltkrieges wurde am 28. Juli 1914, gegen
19 Uhr - acht Stunden nach der Kriegserklarung Osterreich-Ungarns an
Serbien -, von dem osterreichischen Korporal Petranaye abgegeben.
Unter Fuhrung dieses Korporals hatte eine Patrouille des k.u.k.
Infanterie-Regiments 68, Frhr. von Reicher, die Kleine Zigeunerinsel in
der Save vor Belgrad besetzt. Als sich ein serbisches Patrouillenboot
naherte, eroffnete Petranaye das Feuer; sein Schuss traf den Steuermann.
Die ersten deutschen Gewehrschiisse wurden am 1 . August, kurz nach
der deutsch-russischen Kriegserklarung, gegen eine bei Prosken
vorgehende russische Patrouille abgefeuert.
Die ersten Kanonenschiisse des Weltkrieges fiel en am 28. Juli 1914
gegen 1 1 Uhr abends bei Semlin, als die Serben osterreich-ungarische
Schleppziige auf der Donau unter Gewehr- und Maschinengewehrfeuer
nahmen.
Sie wurden von den beiden Alarmbatterien des Esseger
Feldkanonenregiments Nr. 38 unter Oberstleutnant Pauk abgeschossen.
Hieraus entwickelte sich ein etwa einstiindiger Geschiitzkampf dieser
Batterien, der Donauflottille und drei zur Strombewachung
zuriickgelassener Feldbatterien mit serbischen Batterien, der in Belgrad
verschiedene Brande und die Explosion eines Munitionsmagazins
hervorrief.
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Wann war die erste Gefechtshandlung der deutschen Armee?
Die ersten Gefechtshandlungen der deutschen Armee waren im
Osten: Grenzschutzkampfe der 8. Armee am 2. August 1914,
Westen: Vormarsch der 2. Armee am 4. August 1914 gegen die Festung
Liittich,
Siiden: gegen Italiener: Kampfe in Tirol am 28. Mai 1915, auf dem
Kriegsschauplatz Palastina-Agypten: Unternehmen gegen den Suezkanal
am 25. Januar 1915,
gegen Serben: der Donauiibergang am 6. Oktober 1915,
gegen Rumanien: Kampfe am VulkanpaB am 8. September 1916.
Das erste groBere Gefecht auf franzosischem Boden entwickelte sich am
6. August um die Ferme Le Trembloy bei Valleray. Es entstand aus einer
gewaltsamen Erkundung, die am Vormittage von der 7. Kompanie des
IR. 144 unter Hauptmann Rasch durchgefiihrt wurde. Da der Erfolg iiber
Mittag wieder verloren ging, fand am Nachmittage ein erneuter Angriff
auf die von den 16. franzosischen Jagern in Kompaniestarke verteidigte
Ferme statt, und zwar frontal unter Fiihrung des Kompaniechefs, der
hierbei schwer verwundet wurde, und in Umfassung unter Fiihrung des
Oberleutnants d.R. Grandjot. Die Gegner wurden unter groBen Verlusten
nach heftiger Gegenwehr vertrieben.
Die ersten Gefechtshandlungen der osterreich-ungarischen Armee waren
der VorstoB iiber Drina und Save, die Verteidigung der Herzogewina und
der Feldzug von Lemberg. Als erster Osterreicher iiberschritt in der
Morgendammerung des 6. August 1914 Gendarmeriewachtmeister
Eugen Gadza die russische Grenze und stiirmte mit seiner Patrouille die
verschanzte Hohe Mohila bei Rewkancy.
Wer sind die ersten Kriegsgefallenen?
Der erste Kriegstote deutschen Stammes war der Kapitan Ebeling,
Kommandant des Schleppdampfers " Alkotmany" der Donau-
Dampfschiffahrtsgesellschaft. Er fiel am 28. Juli 1914 gegen 23 Uhr im
Gefecht bei Semlin; gleichzeitig mit ihm fiel der Erste Steuermann
dieses Schiffes, Michael Gemsperger. Beide waren Deutsche aus
Siidungarn.
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Die ersten Soldaten der deutschen Wehrmacht, die den Heldentod
fanden, waren Jager zu Pferde. Der eine fiel im Osten, der andere im
Westen; beide zur selben Zeit: am Vormittag des 2. August 1914.
An der Grenze des Kreises Rosenberg in Oberschlesien sicherte am 2.
August die 5. Kompanie des Infanterie-Regiments 63. ein Unteroffizier
und drei Mann der 2. Eskadron des Jager-Regiments sollen in den
Morgenstunden feststellen, ob Staro-Krzepice, ein Dorf dicht hinter der
Grenze bei Botzanowitz, besetzt ist. Dicht vor dem Dorfe erhalt die
Patrouille Feuer, der Jager Paul Grun sinkt tot vom Pferde. Gleichzeitig
sprengt eine Kosakenpatrouille von 10 Mann heran, dreht aber sofort ab,
als die Infanterie das Feuer gegen sie eroffnet. Paul Grun fiel als erster
Soldat der deutschen Armee am 2. August 1914 vormittags 8,45 Uhr. Er
wurde von den Russen feldmarschmaBig, wie er gefallen war, auf dem
Dorffriedhof begraben und am 6. August von seinen Kameraden auf
deutschen Heimatboden uberfuhrt, um endgiiltig auf dem Friedhof von
Botzanowitz beigesetzt zu werden. Zu seinem Gedenken wurde 1936 der
Name dieser kleinen Landgemeinde in Grunsruh abgeandert.
Fast gleichzeitig fiel der erste Deutsche an der Westfront. Die deutsche
Kriegserklarung an Frankreich erfolgte am 3. August 6 Uhr nachmittags.
Schon am 29. Juli hatte ein franzosisches Flugzeug bei Gottesthal
(ostlich Belfort) die Grenze iiberflogen. Am 1 . August iiberschritten
mehrere starkere franzosische Jagerpatrouillen die Grenze. In derNacht
vom 1 . zum 2. August wurden deutsche Feldwachen auf dem Hohneck,
bei Miihlbach und bei Metzeral angegriffen. Am 2. August mehrten sich
die Grenzverletzungen. In der folgenden Nacht und am 3. August griffen
franzosische Jager mit zum Teil starker Ubermacht den Posten des Jager-
Bataillons 14 in der PaBstellung westlich Markirch an.
Sowohl auf franzosischer wie auf deutscher Seite war jedes
Uberschreiten der Grenze bis zur Kriegserklarung strengstens untersagt
worden. Bei der hochgespannten Lage kam es auch auf deutscher Seite
aus begreiflichem Tatendrang zu einigen, allerdings erheblich geringeren
Grenzverletzungen, von denen der deutsche Generalstab bei Eintritt des
Kriegszustandes mit Frankreich noch keine Kenntnis hatte. Am 2.
August, vormittags 10 Uhr, unternahm Leutnant Albert Mayer von
Infanterie-Regiment zu Pferde Nr. 5 mit zwolf Reitern in der Richtung
Delle (siidostlich Belfort) einen Aufklarungsritt. Sie iiberraschten eine
franzosische Feldwache und kommen am Dorfausgang von Jonchery ins
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Gefecht. Leutnant Mayer fallt als erster deutscher Offizier, kurz darauf
finden auch drei Jager den Tod. Im Schwarzwald, bei Miilheim-
Badenweiler, setzte man Leutnant Mayer 1928 ein ehrendes Denkmal.
Bei dem gleichen Gefecht fiel der erste franzosische Soldat, der Korporal
Peugeot vom 44. Infanterie-Regiment, ein Lehrer von Beruf; ihm setzte
man 1929 bei Jonchery ein pomphaftes Mai.
Was meldete die erste Verlustliste?
Die Verluste an Gefallenen, Verwundeten, Vermissten und Gefangenen
wurden durch gedruckte Verlustlisten bekannt gegeben, die offentlich
zum Aushang kamen. Da diese Verlustlisten Chargen und Truppenteile,
meist auch den Ort nannten, wo der Soldat in Verlust geraten war, boten
sie dem gegnerischen Nachrichtendienst willkommene Unterlagen.
Die erste Verlustliste der Armee erschien am 9. August 1914; sie nannte
28 Gefallene, 27 Verwundete, 9 Vermisste und einen Gefangenen.
Die erste Verlustliste der Marine wurde am 20. August ausgegeben. Sie
teilte mit, dass "U15" nicht zuriickgekehrt sei und verzeichnete die
Besatzung von 3 Offizieren (darunter Kommandant Kapitanleutnant
Richard Pohle) und 20 Mann als vermisst. Das U-Boot war am 9.
August, 5 Uhr, in unsichtigem Wetter von dem englischen Kreuzer
"Birmingham" gerammt und vernichtet worden.
Wer eroberte die erste franzosische Fahne?
Die erste franzosische Fahne wurde am 1 1. August 1914 im Gefecht bei
Lagarde von dem Gefreiten Drees der 1. Kompanie des 2. Bayrischen
Jager-Bataillons eingebracht.
An diesem Tage erhielt das Bataillon bei der Wiedereroberung von
Lagarde die Feuertaufe; es drang gemeinsam mit den preuBischen
Infanterie-Regimentern 131 und 138, unterstiitzt durch die beriihmte
Attacke der Bamberger und Ansbacher Ulanen, um die Mittagszeit in
den Ort ein. Wahrend des sich nun entwickelnden erbitterten
Hauserkampfes, an dem sich auch Einwohner beteiligten, gelang es dem
Gefreiten Drees,, die franzosische Fahne zu erkampfen. Da aber in
diesem Augenblick das Feuer aus den Hausern wieder eroffnet wurde,
lehnte Drees die Fahne an die Wand, um sich an der Erwiderung des
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Feuers mitzubeteiligen. Ein Angehoriger des IR. 131 nahm unterdessen
die Fahne an sich. In einer spateren Verhandlung wurde sie jedoch dem
tapferen Jagergefreiten wieder zuerkannt.
Auch das erste franzosische MG. wurde in diesem Gefecht erbeutet, und
zwar von dem Oberjager Mecking desselben Bataillons.
Woher stammt der Badenweiler Marsch?
In den Vormittagsstunden des 12. August 1914 sturmte das bayrische
Infanterie-Leib-Regiment nach schwerem und verlustreichem
Hauserkampfe das Vogesenstadtchen Badenweiler (Badonviller). Es war
die Feuertaufe des Regiments, das hierbei 21 Offiziere und 398 Mann
verlor und neben 800 Gefangenen viel Material und zwei Kriegskassen
einbrachte.
Unter dem Eindruck dieses Kampfes, an dem auch die Musiker als
Krankentrager eingesetzt waren, komponierte Musikmeister Fiirst noch
am gleichen Spatnachmittage einen Marsch, der zum ersten Male am 1 .
Weihnachtsfeiertage 1914 auf dem Marktplatz von Peronne von der
Regimentskapelle gespielt wurde. An diesem Tage ubernahm
Oberstleutnant Epp, der bei dem Sturm auf Badenweiler das II. Bataillon
gefuhrt hatte, das Infanterie-Leib-Regiment.
Der "Badenweiler Marsch" wurde von Oberstleutnant Epp zum Marsch
des Infanterie-Leib-Regiments bestimmt. Auf den Siegeszug der
nationalsozialistischen Bewegung zur Freiheit Deutschlands klang der
Marsch dann wieder auf und ist heute der Marsch des Fiihrers, der nur in
seiner Anwesenheit gespielt wird.
Welche Patrouille war am nachsten vor Paris?
Bis auf 6 km kam eine Patrouille des Schweren Reserve-Reiterregiments
Nr. 1 an en auBersten Festungsgiirtel von Paris heran. Die elf Mann
starke Patrouille erreichte unter Fiihrung des Oberleutnants Reginald
Douglas am 4. September 1914 das Dorf Auvers-Mery. Nachdem sie
vorher bereits mehrfach mit dem Feinden in Beriihrung gekommen war,
stellten sie sich hier franzosische Radfahrabteilungen entgegen, vor
deren Ubermacht die Patrouille weichen musste. Die Patrouille war zur
Aufklarung des Raumes im Nordwesten der franzosischen Hauptstadt
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seit 2. September unterwegs und kehrte am 12. September zu ihrem
Regiment zuriick; ein Mann war verwundet in Gefangenschaft geraten.
Bemerkenswert ist, dass die Patrouille aus Reservekavalleristen bestand
und zum Teil nur unausgebildete Bauernpferde hatte.
Etwa zur gleichen Zeit kam eine zweite Patrouille desselben
Detachements unter Vizewachtmeister Frhr. v. Scheie bis auf 12
Kilometer an den auBeren Pariser Festungsgiirtel heran. In dem von
dieser Patrouille durchrittenen Stadtchen Luzarches errichteten die
Franzosen einen Denkstein mit der Inschrift: "Hier endete der feindliche
Vormarsch 22 Kilometer vor Paris am 3. September 1914."
Wann war der weiteste PatrouillenvorstoB im Westen?
Am 14. September 1914 - nachdem der deutsche Riickmarsch von der
Marne begonnen hatte - setzte das Pionier-Regiment 18, um den
NachstoB des Feindes zu erschweren, sieben Sprengkolonnen in
Kraftwagen mit weiten Westzielen an. Eine dieser Pionier-
Sprengpatrouillen unter Hauptmann Tilling in Starke von 30 Mann in
vier Kraftwagen wurde gegen die Bahnlinie Paris-Le Havre angesetzt. In
abenteuerlicher Fahrt, die nachts teilweise mitten durch franzosische
Kolonnen fuhrte, die in den Deutschen Englander vermuteten, gelangte
die Patrouille nach Pannenverlust zweier Kraftwagen bis in die Nahe von
Rouen, wo sie mit Gendarmerie ins Gefecht kam und den ersten Mann
verlor. Am 17. September wurden die Sprengobjekte an derBahn dicht
bei Rouen erreicht, doch wurde die Patrouille eingekesselt und nach
heftigem Gefecht gefangen genommen, bevor sie an den scharf
bewachten Verbindungen zwischen den Kanalhafen und der englisch-
franzosischen Armee zum Einsatz gekommen war.
Wann wurden die ersten Nieuport-Schleufien geoffnet?
Die Uberflutungen in Nordbelgien begannen am Abend des 27. Oktober
1914, nachdem der Konig der Belgier schweren Herzens sein
Einverstandnis gegeben hatte. Die SchleuBen von Nieuport wurden
mehrere Tage hindurch zur Flutzeit geoffnet. Am 28. Oktober erreichte
die Uberflutung den Eisenbahndamm in der Nahe von Pervyse, am 30.
Oktober war der Wassereinbruch so weit fortgeschritten, dass die
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deutschen Truppen schwer behindert wurden.
Trotzdem stiirmten die brandenburgischen Truppen der 5. Reserve-
Division durch Schlamm und stromenden Regen den zah verteidigten
Bahndamm Nieuport-Dixmuiden und schlugen bei Ramskapelle zwei
Gegenangriffe ab. Das Gelande versumpfte von Stunde zu Stunde mehr;
da sich auch der Grundwasserspiegel hob, glich es einem riesigen See, in
dem die Truppen bald bis zu den Knien im Wasser standen. Da es nun
keine Deckung mehr gab, viele Verwundete ertranken und sich die
Verluste erheblich steigerten, Geschiitze und Maschinengewehre kaum
noch in Stellung zu bringen waren, mussten die Truppen
zuruckgenommen und das schwer erkampfte Gelande preisgegeben
werden. Damit waren die deutschen Uberflugelungsversuche in Flandern
gescheitert und der Stellungskrieg auf 900 Kilometer langer Frontlinie
vom Meer bis zur Schweizer Grenze nahm seinen Anfang.
Wann war der erste Einsatz von Minenwerfern?
Die ersten Minen des Weltkrieges wurden am 13. August 1914, mittags
12 Uhr, von den schweren Minenwerfern des Pionier-Bataillons 24
gegen das Fort Fleuron der Festung Luttich abgeschossen. Diese Minen
hatten ein Gewicht von einem Zentner und konnten etwa 400 Meter weit
geschossen werden. Sie waren in ihrer zerstorenden Wirkung selbst den
Geschossen der 42er-Geschiitze iiberlegen. Fort Fleuron fiel in erster
Linie dieser Wirkung der Minenwerfer zum Opfer.
Da die Minenwerferwaffe vor den Gegnern geheim gehalten werden
sollte, wurde ihre Mitwirkung bei der Niederkampfung der belgischen
und franzosischen Festungen zu Anfang des Krieges nicht erwahnt.
Wer sang das Sturmlied von Langemark?
Kein Heeresbericht aus dem deutschen Heldenringen ist so beriihmt
geworden wie dieser:
"Westlich Langemark brachen junge Regimenter unter dem Gesang
Deutschland, Deutschland iiber alles' gegen die erste Linie der
feindlichen Stellungen vor und nahmen sie."
Heeresbericht vom 11. November 1914 vorm.
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Die Aufopferung der jungen Korps der neuen 4. Armee in der groBen
Feindschlacht an der Yser ist so groB und ehrfurchtsgebietend, dass
dieser Heeresbericht iiber alien Kampfern, iiber jedem Regiment und
jeder Division steht; fur alle gilt sein Ruhm. Und gerade der sechsmalige
Ansturm auf Langemark ist uns durch diesen Heeresbericht zu einem so
heiligen Symbol geworden, dass wir die ganze Schlacht nach jenem
kleinen Ackerstadtchen bezeichnen, obwohl sie eigentlich "Schlacht an
der Yser und bei Ypern" heiBt und sich schlieBlich iiber 100 Kilometer
hindehnte.
Zum ersten Male in dieser Schlacht wurde das Deutschlandlied schon am
zweiten Kampftage, dem 20. Oktober, abends zwischen 8 und 9 Uhr, bei
Becelaere gesungen. Hier stimmte es Oberstleutnant Haeser an, der
damit das 1 . Bataillon des Reserve-Infanterie-Regiments 245 aus
verzweifelter Stellung zum Angriff hochriss; er starb am gleichen Tage
den Heldentod.
Am 22723. Oktober wurde dieses Lied zum zweiten Male der
Sturmgesang der jungen Regimenter. Die Reservekorps XXIII, XXVI
und XXVII unter v. Kleist, v. Hiigel und v. Carlowitz brachen gegen die
feuersprtihenden Schiitzengraben um Langemark heran. In dichten
Schwarmen stieBen die Freiwilligen gegen das rasende Feuer vor; ein
Drittel von ihnen sank tot nieder, die anderen aber sangen dariiber
hinweg "Deutschland, Deutschland iiber alles", nahmen die Hohen und
hielten sie im Massenfeuer der Artillerien.
Nach Berichten von Augenzeugen soil hier das im Verbande des XXIII.
Reservekorps kampfende 2. Bataillon des Reserve-Regiments 215 unter
Hauptmann Kinne am 22. Oktober zwischen 6 und 7 Uhr im Sturm um
Hausergruppen am Westausgang von Langemark das Deutschlandlied
zuerst angestimmt haben. Als der Sturm vorbei war, sangen dieselben
Leute (meist Niedersachsen), iiberschiittet von Artillerie, den Choral
"Nun danket alle Gott! " Mit schlagenden Tambours stiirmten Teile
desselben Reservekorps am 3. November Bixschoote und gingen singend
gegen die feindlichen Stellungen hinter dem Dorfe vor.
Die in Berlin und Umgebung zusammengestellte 43. Reserve-Division,
der 1800 Studenten und Schiiler angehorten, eroberte nach schweren
Kampfen und furchtbaren Ortsgefechten am Abend des 10. November
Dixmuiden. Etwa gleichzeitig sttirmte die 44. Reserve-Division
beiderseits Langemark die Schiitzengrabenlinie St. Julien-Het Sas.
91
Wenn die Frage gestellt wird, was der unmittelbare Anlass zu dem
Heeresbericht vom 1 1 . November vor mittags war, so kann sie mit
grofier Wahrscheinlichkeit mit diesen Kampfen der 44. Reserve-Division
beantwortet werden. Denn Het Sas liegt westlich von Langemark, und
bis gegen diesen Briickenkopf am Ypernkanal wurde der Feind am 10.
November in heftigen Kampfen zuriickgeworfen. Der Heeresbericht
wurde am nachsten Morgen im GroBen Hauptquartier bearbeitet; er
enthielt also die Vorgange des vergangenen Tages. Im Verband dieser
44. Reserve-Division iiberrannte z.B. das Re serve-Inf anted e-Regiment
206 mit dem Gesang des Deutschlandliedes im Nahkampf den Feind.
Es kann kein Zweifel dariiber sein, dass im Verlaufe der groBen Schlacht
an der Yser und bei Ypern das Deutschlandlied von verschiedenen
Truppenteilen und an verschiedenen Kampfstatten - auch wenn sie hier
nicht genannt sind - im Sturm gesungen wurde. Genau so, wie es bekannt
ist, dass schon vor dieser Flandernschlacht manche Truppen mit diesem
Gesang in den Kampf zogen. Es sei nur an den Sturm des aktiven
Infanterie-Regiments 99 auf das Dorf Badonviller am Spatnachmittag
des 23. August 1914 erinnert. Damals aber gait das Deutschlandlied oder
"Die Wacht am Rhein" mehr als Erkennungszeichen. Erst durch die
Flandernschlacht 1914 wurde es zum begeisternden Sturmgesang. Die es
sangen, waren Jiinglinge und Manner aus alien Berufsschichten, vom
einfachen Arbeiter der Faust bis zum geistigen Schopfer und Gestalter,
Lehrer und Schiiler, Handwerker und Jungbauern, Kaufleute und
Beamte, alle standen sie damals als Kampfgemeinschaft eines Volke
freudig in den Korps von Langemark, bereit, ihr Leben in die Bresche zu
schlagen fur das groBe Ganze. Blut und Rasse zeigten uns hier zum
ersten Male wieder die iiberwindende Kraft.
Welches war die grofite Einkreisungsschlacht?
Ende August 1914, in den Tagen von Tannenberg, stand die russische
Nordwestfront mit 485000 Mann gegen die 173000 Mann zahlende
deutsche Ostfront. Die russische Fiihrung verstand es nicht, diese mehr
als doppelte Ubermacht auszunutzen.
In der achttagigen Feldschlacht bei Tannenberg (23. bis 31. August
1914) kampften 153000 Deutsche (z.T. unzureichend ausgeriistete
Landwehr und nicht mobile Ersatztruppen) gegen 191000 Russen bester
92
Regimenter. Die russische Kavallerie zahlte in dieser Schlacht 16000, die
deutsche Kavallerie 9000 Mann. Es waren auf russischer Seite 384
Maschinengewehre und 612 Geschiitze, auf deutscher Seite 296
Maschinengewehre und 728 Geschiitze eingesetzt.
Das amtliche Weltkriegwerk stellt fest, das nach Leipzig, Metz und
Sedan Tannenberg die groBte Einkreisungsschlacht ist, die die
Weltgeschichte kennt. Sie wurde im Gegensatz zu diesen gegen einen an
Zahl iiberlegenen Feind geschlagen, wahrend gleichzeitig beide Flanken
von weiterer Ubermacht bedroht waren. Die Kriegsgeschichte hat kein
Beispiel einer ahnlichen Leistung aufzuweisen. Wahrend auf deutscher
Seite nur etwa 7 % der Starke der fechtenden Truppe ausfielen, stiegen
die Verluste bei den Russen auf etwa 75 %.
In der Volkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1913
schlugen 276000 Verbiindete 150000 Franzosen, in der Schlacht bei
Metz vom 14. bis 18. August 1870 240000 Deutsche 200000 Franzosen,
in der Schlacht bei Sedan am 1. September 1870 188000 Deutsche 120
000 Franzosen, in der Schlacht bei Tannenberg vom 23. bis 31. August
1914 153000 Deutsche 191000 Russen.
Dem Gedenken an diese Schlacht ist das Tannenbergdenkmal errichtet,
das am 2. Oktober 1935, dem Tag des verewigten Generalfeldmarschalls
von Hindenburg (gest. 2. August 1934) zu seiner endgiiltigen Ruhestatte
im Hindenburgturm des Denkmals, zum Reichsehrenmal erklart wurde.
Das achttiirmige Reichsehrenmal, dessen Grundstein im August 1924 im
Beisein Hindenburgs, Ludendorffs und zahlreicher Truppenfiihrer von
1914 gelegt wurde und das Adolf Hitler vollenden lieB, enthalt
Gedenktafeln und Fahnennachbildungen aller Truppenteile, die bei
Tannenberg 1914 kampften.
Wie endete der Besiegte von Tannenberg?
Als am 29. August iiber Deutschland die Siegesglocken von Tannenberg
lauteten, irrte General Samsonow, der Fiihrer der von Hindenburg
vernichteten Narewarmee, mit acht Stabsoffizieren in den Waldungen
von Willenberg umher. Verzweifelt iiber die Niederlage, trennte er sich
von seinen Offizieren und veriibte im Morgengrauen des nachsten Tages
Selbstmord. Er wurde von Waldarbeitern aufgefunden und, da er keine
General suniform mehr trug, als unbekannter russischer Offizier in einer
93
Schonung bei Klein-Piwnitz begraben.
Seine Begleiter entkamen nach Russland. Von ihnen horte Frau
Samsonow die Tragodie ihres Gatten. Mit Genehmigung der deutschen
Behorden kam sie im August 1915 als Austauschschwester nach
OstpreuBen, wo sie mit einem ihr zugeteilten Hauptmann des
PreuBischen Kriegsministeriums Nachforschungen anstellte. Im
September erfuhr sie, unterstiitzt durch die Nachforschungen der
deutschen Behorden, von dem Waldarbeiter. Sie suchte ihn auf und fand
in seinem Besitz ein Medaillon mit ihrem und ihrer Kinder Bild. So kam
es zu der Entdeckung des einsamen Grabes. Die Leiche wurde sogleich
unter dem Ehrengeleit Ortelsburger Jager ausgehoben und iiber
Schweden nach Russland uberfuhrt. An der ersten Grabstatte des
Generals, in der Nahe der Forsterei Carolinenhof, befindet sich heute ein
groBer Gedenkstein.
Auch der zweite Gegner Hindenburgs in OstpreuBen, der in der Schlacht
an den Masurischen Seen (5. bis 10. September 1914) mit seiner
Njemenarmee geschlagene General v. Rennenkampf, fand ein tragisches
Ende. Als er sich 1918 weigerte, die Fiihrung einer roten Armee zu
ubernehmen, wurde er in der siidrussischen Stadt Taganrod erschossen.
Der damals allmachtige russische Kriegsminister und General adjutant
des letzten Zaren, Wladimir Alexandrowitsch Suchomlinow, starb in
volliger Verarmung 1926 in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem
russischen Friedhof in Berlin-Tegel. Suchomlinow, einer der
Hauptvertreter der russischen Kriegspartei, erklarte wenige Tage vor
seinem Tode: "Auf meinem Gewissen liegen Millionen Toter."
Wie viel Zivilisten fielen 1914 dem Russeneinfall zum Opfer?
In den beiden Monaten August und September 1914 wurden von den
Russen in OstpreuBen 1620 Zivilpersonen getotet und 433 verwundet.
Jeder Einwohner, der auf dem Fahrrade angetroffen wurde, war als
spionageverdachtigt dem Tode verfallen.
Liber 10000 Zivilpersonen, mitunter die Bewohner ganzer Ortschaften,
wurden ohne Unterschied des Alters und Geschlechts als Geiseln nach
Russland verschleppt.
Liber 800000 Zivilpersonen mussten Haus und Hof fluchtartig verlassen.
34000 Gebaude wurden zerstort; zahlreiche Dorfer und Stadte, fast alle
94
Giiter und Bauerngehofte wurden von den Russen restlos niedergebrannt.
135000 Pferde, 250000 Rinder und 200000 Schweine gingen verloren.
Wann fing der chemische Krieg an?
Schon in den ersten Kriegstagen verwendeten die Franzosen Gas-
Gewehrgranaten.
Um eine starkere Wirkung zu erzielen, ordnete der franzosische
Oberstkommandierende, General Joffre, am 7. Januar 1915 den Einsatz
grofierer Mengen an.
Nachdem Frankreich so mit dem chemischen Krieg begonnen hatte,
wurden auch deutsche Wissenschaftler mit gastechnischen Versuchen
beauftragt. Die zunachst geschlossenen Reizgranaten waren wenig
wirksam. Erst das Abblasen von Chlorgas erzielte eine moralische
Massenwirkung von ausschlaggebender Bedeutung.
Der erste Gasangriff dieser Art fand am 22. April 1915 bei Ypern
zwischen Poelcapelle und Steenstrate statt. Um 18 Uhr wurden fiinf
Minuten lang 1600 groBe und 4130 kleine Gasflaschen vom
"Gasregiment Peterson" (Pionier-Regiment 35) geoffnet. In 6 Kilometer
Breite zog die weiBgelbe Wolkenwand gegen den Feind. Um 18.15 ging
die Infanterie vor und iiberrannte die feindlichen Stellungen, ohne einen
Schuss abzugeben.
Obwohl der Angriff dem Gegner am Tage vorher verraten war, hatte er
doch den ungeheuren Erfolg, dass die feindlichen Truppen panikartig
flohen. Aus propagandistischen Griinden meldeten die Alliierten 5000
Gastote; die vorgehenden Deutschen aber haben iiberhaupt keine
Gastoten gefunden, lediglich Vergiftete, die sich schnell erholten, und
durch andere Waff en Getotete.
Im Laufe des Krieges wurden von deutscher Seite 50 Blasangriffe
durchgefuhrt. Der letzte Blasangriff fand am 31. Januar 1917 in der
Champagne statt. Von nun an erfolgte der Gaskampf mit Geschossen. Es
gab 1918 acht Gasbataillone.
Wann wurden die ersten Meldehunde eingesetzt?
Die ersten Meldehunde kamen 1916 zum Einsatz. Das erste Regiment,
das mit Meldehunden ausgestattet wurde, war das 4. Garde-Regiment zu
95
FuB. Sein Kommandeur, Major Reinhard, erlieB nach den schweren
Herbstkampfen 1915 in Berliner und westdeutschen Zeitungen Aufrufe,
in denen er um die Hergabe geeigneter Hunde bat. Im Fruhjahr 1916 traf
der erste Meldehundetransport bei dem 4. Garde-Regiment ein. Diese
Vierbeiner, deutsche Schaferhunde, Dobermann-Pintscher und
Airedaleterrier, bewahrten sich als treue Heifer der Moabiter " Veilchen"
in vorderster Linie so hervorragend, dass schon nach kurzer Zeit in der
gesamten Armee Meldehunde eingefiihrt wurden.
Das Heereshundewesen unterstand dem Chef des Nachrichtenwesens.
Der Verlust an deutschen Kriegshunden (Sanitats-, Melde- usw. Hunde)
wird auf 20000 geschatzt.
Wie entstanden die Sturmbataillone?
Schon im Herbst 1914 bildeten sich bei den Regimentern, besonders bei
den Argonnen, freiwillige StoBtrupps. Die erste Sturmkompanie wurde
vom Gardeschiitzen-Bataillon Anfang Marz 1915 fur ein
Einzelunternehmen zusammengestellt. Zur gleichen Zeit beauftragte das
Kriegsministerium das stellvertretende Generalkommando VIII.AK. mit
der Aufstellung und Ausbildung der ersten Sturmabteilung. Diese, nach
ihrem ersten Fiihrer "Sturmabteilung Calsow" benannt, bestand aus zwei
Pionierkompanien und einer Kanonenabteilung. Nach etwa achtwochiger
Ausbildung auf dem SchieBplatz Wahn kam die Sturmabteilung an die
Front, ohne jedoch zweckentsprechend eingesetzt zu werden.
Erhebliche Verluste an Menschen und Material verlangten ihre
Neubildung, mit der Hauptmann Rohr, bisher Kompaniechef im
Gardeschiitzen-Bataillon, Anfang September beauftragt wurde. Diese
neue Abteilung wurde durch einen MG-Zug, einen Minenwerfertrupp
und einen Flammenwerfertrupp weiter erganzt; Hauptmann Rohr
entwickelte fur sie ein neues Kampfverfahren. Auf Grund ihrer Erfolge,
besonders bei Verdun, wurde die Sturmabteilung am 1. April 1916 zum
Bataillon verstarkt und zugleich Lehrtruppe fur die Ausbildung weiterer
Sturmabteilungen bzw. -bataillone.
Ende 1916 waren sowohl an der West- wie an der Ostfront neue
Sturmbataillone nach dem Vorbild des Sturmbataillons Rohr gebildet
worden; sie setzten sich nun einheitlich aus 1 bis 5 Sturmkompanien, 1
bis 2 MG-Kompanien, 1 Flammenwerfertrupp, 1 Infanterie
96
-Geschiitzbatterie und 1 Minenwerfer-Kompanie zusammen. Insgesamt
sind 1916/17 16 Sturmbataillone und auBerdem 2 Sturmkompanien
aufgestellt worden; die Kopfstarke der Sturmtruppen betrug 1918 rund
19 000 Mann und 470 Offiziere.
Das Sturmbataillon Nr. 5, das durch Verordnung des Krieg-Ministeriums
seit 7. Februar 1917 den Namen seines Schopfers fortfiihrte, ist als
einziges dauernd eine Pionierformation geblieben; es wurde 1918 fur den
Schutz des GroBen Hauptquartiers bestimmt.
Hauptmann Willy Rohr, der durch sein Sturmbataillon Nr. 5 (Rohr) die
vorbildliche Lehrtruppe aller deutschen Sturmbataillone schuf, wurde im
April 1918 zum Major befordert und starb im Marz 1930 als
Oberstleutnant a.D. in Liibeck.
Wann war das erste Trommelfeuer?
Das erste Trommelfeuer erfolgte in der vom 21. Februar bis 20. Marz
1915 dauernden Winter schlacht in der Champagne durch die Franzosen.
Die Sommeschlacht 1916 wurde am 24. Juni mit einem
ununterbrochenen Trommelfeuer von sieben Tagen und acht Nachten
eingeleitet. Die Englander verschossen in dieser Woche auf die
deutschen Stellungen von Peronne bis Bapaume vier Millionen Schuss,
die Franzosen den Munitionstransport von 800 Eisenbahnwaggons. Am
letzten Tage des Trommelfeuers, am 1. Juli 1916, betrug der
Artillerieeinsatz auf nur 15 Kilometer der Hauptangriffsfront 350000
Granaten und Schrapnells! Englander und Franzosen verfiigten hier iiber
1655 Feld- und 1348 schwere Geschiitze, die Deutschen iiber insgesamt
844 Geschiitze.
Noch iibersteigerter war das Trommelfeuer, mit dem die Amerikaner
1918 bei St. Mihiel ihren Angriff vorbereiteten: in vier Stunden wurden
auf die deutschen Stellungen 1100000 Schuss abgegeben. Was diese
ungeheure Zahl darstellt, das zeig ein Vergleich mit dem englischen
Munitionsverbrauch: am 2. September 1918, als die Englander nach
eigenen Angaben ihren groBten Munitionsverbrauch hatten, wurden
943857 Granaten verschossen - also in 24 Stunden weit weniger, als die
Amerikaner in nur vier Stunden verfeuerten!
Die deutsche Feldartillerie gab wahrend der Gesamtdauer des
Weltkrieges auf alien Fronten 222 Millionen Schuss ab - die alliierte
97
Feldartillerie iiberschiittete allein das deutsche Westheer in nur zehn
Kriegsmonaten des Jahres 1918 mitiiber 160 Millionen Schuss.
Die Kosten des Munitionsverbrauchs aller am Weltkriege beteiligten
Staaten werden auf 30 Milliarden Dollar geschatzt.
Wie viele deutsche Flammenwerferangriffe fanden statt?
Nach dem ersten deutschen Flammenwerferangriff am 26. Februar 1915
bei Malancourt wurden die Apparate weiter vervollkommnet;
gleichzeitig wurde nach der Erfahrung dieses erfolgreichen Angriffs
nunmehr eine kriegsmaBige Flammenwerfertruppe aufgestellt. Unter der
Bezeichnung "3. Garde-Pionierbataillon" wurde ein aus vier Kompanien
bestehendes Flammenwerfer-Bataillon unter Hauptmann d.L. Dr.
Reddemann gebildet. Das Bataillon fuhrte bis Ende 1915 an der
Westfront 32 Flammenangriffe kleineren AusmaBes durch und wurde
dann zu einem Regiment, dem Garde-Reserve-Pionierregiment,
ausgebaut, das in drei Bataillonen 80 Offiziere und 3000 Mann zahlte.
Nach seinem 150. Flammenangriff am 28. Juni 1916 vor Verdun erhielt
das Regiment das Totenkopfabzeichen, das auf dem linken Rockarmel
getragen wurde.
Die Totenkopfpioniere wurden im Westen, im Osten, in Rumanien,
Mazedonien und Italien, sogar in der Gletscherwelt der Dolomiten
(Monte Piano) eingesetzt und fuhrten insgesamt 633 Flammenangriffe
durch, davon 82 v.H. mit vollem Erfolg. Fast 300 Flammenangriffe
fanden allein in den letzten zehn Kriegsmonaten statt.
Der Schopfer, Organisator und Fiihrer der Flammenwerfertruppe,
Hermann d.L. Reddemann, verstarb 1938 in Dresden.
Wann war der erste Tankangriff?
Die ersten Tanks griffen am 16. September 1916 an der Somme an. Von
den 49 englischen Kampfwagen, die zur Verfugung standen, fielen 13
aus, noch bevor sie die 10 Kilometer breite Sturmausgangsstellung
Pozieres-Combles in der Morgenfriihe erreichten.
Weitere 1 1 Tanks blieben vor der ersten deutschen Linie liegen. Nur 23
kamen im Angriff zum Feuern. Auch diese blieben groBtenteils in den
Granattrichtern stecken und wurden von Artillerie zusammengeschossen;
98
einige konnten durch Gewehrgeschosse in die Treibstoffleitungen oder
durch Handgranaten erledigt werden. Etwa 10 Tanks drangen bis
Martinpuich und Flers vor, auch sie blieben schlieBlich auf dem
Schlachtfelde liegen. Das Versagen dieser Tanks wurde ihrer GroBe und
Unbeholfenheit und (nach Angaben der Historical Section) der
mangelhaften Kenntnis ihrer Verwendungsmoglichkeiten seitens der
hoheren Stabe zugeschrieben.
Der erste Tank-Geschwaderangriff wurde am 20. November 1917 von
den Englandern gegen den Cambraibogen der Siegfriedstellung
durchgefuhrt.
In dieser "Tankschlacht bei Cambrai" wurden auf zehn Kilometer Breite
in Verbindung mit 1000 Kampffliegern und starksten Kavalleriemassen
Geschwader mit insgesamt 362 Kampftanks im Nebel eingesetzt. 60
Tanks blieben nach erfolgreichem Gegenangriff in deutscher Hand und
bildeten den Grundstock der deutschen Tankwaffe, die schlieBlich in der
GroBen Schlacht in Frankreich 1918 mit fiinf "Sturm-Panzerwagen-
Abteilungen" zum ersten groBeren Einsatz kam.
Wer war der Held von Flesquieres?
In seinem amtlichen Bericht vom 20. November 1917 (Tankschlacht von
Cambrai) schrieb der britische Oberbefehlshaber Sir Douglas Haig:
"Viele von den Treffern auf unsere Tanks vor Flesquieres erzielte ein
deutscher Artillerieoffizier, der, als Letzter seiner Batterie, allein ein
Feldgeschiitz bediente, bis er an diesem getotet wurde. Die groBe
Tapferkeit dieses Offiziers wurde von den Soldaten aller Range
bewundert!"
Lange wusste man nicht, wer der Deutsche war, dem der Gegner diese
ritterliche Achtung zollte, heute steht fest, dass es kein Offizier, sondern
der Unteroffizier Theodor Kriiger von der 8. Batterie des Feldartillerie-
Regiments 108 war, der als letzter Mann an dem einzigen noch
unzerstorten Geschiitz stand und mit der letzten Munition mehrere Tanks
abschoss. Schwer verwundet geriet er in Gefangenschaft und starb am
10. Dezember 1917 im Alter von 30 Jahren.
An seinem Geburtshaus in der Schiffergemeinde Garwitz im Kreise
Parchim lieB der Reichskriegsfuhrer am 21. Jahrestage dieses Vorgangs
eine Gedenktafel anbringen. Das Ehrenmal der Feldartillerie in Koln
99
zeigt diesen Helden symbolisch fur alle Feldartilleristen.
Die Hohe des Dorfes Flesquieres wurde viele Stunden hindurch gegen
den ungeheuren Ansturm der Brigaden der 51. britischen Division
gehalten, obwohl die britischen Truppen links und rechts von dem Dorfe
schon weit vorgestoBen waren. Flesquieres stand wie ein Bollwerk in der
Sturmflut. Seine tapferen Verteidigung durch nur 600 Mann aus
verschiedenen Truppenteilen unter Major Krebs (IR.-Regt. 27) war fur
die Schlacht von Cambrai von ausschlaggebender Bedeutung und wird in
der Kriegsgeschichte als das erste Beispiel vorbildlicher Panzerabwehr
bezeichnet. Nach englischer Darstellung war Flesquieres bereits bei
Beginn der Tankschlacht, um 7,15 Uhr, von vier britischen
Kampffliegern mit Bomben uberschiittet worden und ein
Beobachtungsflugzeug hatte schon am Vormittag gemeldet, dass die
Batteriestellungen geraumt und ihre Besatzungen eriedigt seien. Diese
Fehlmeldung, die noch durch eine weitere am Nachmittage bestatigt
worden war, habe verhangnisvolle Folgen gehabt: Verlust vieler Tanks,
schwere Opferung der Infanterie und verfehlte Bereitstellung der
Kavallerie im Verlaufe der Gesamtschlacht.
Gegen welche farbigen Truppen mussten wir kampfen?
Auf dem europaischen Kriegsschauplatz kampften fur
GroBbritannien: Gurkhas und Sikhs aus Indien, Wildjager aus dem
Himalaya, Eingeborene aus Haidarabad und von den Antillen, Maoris
aus Neuseeland und Melanesier, Kruneger, Malaien u.a.
Frankreich: Anamiten, Algerier, Marokkaner, Senegalesen, Madagassen,
Berber, Mandaras, Tunesier, Neukaledonier, schwarze Araber,
Sudanesier, Mulatten, Sudanneger, Dahomeyneger, Somalineger u.a.
Dazu schickten die Vereinigten Staaten von Amerika Indianer und
Neger, die Russen wilde Stamme Innerasiens und der Mongol ei.
Der Entente blieb es vorbehalten, zum ersten Male in der Geschichte
Farbige in einem europaischen Krieg zu werfen, damit sie gegen WeiBe
fur "Zivilisation und Kultur" kampften!
100
Wie hoch waren die Verluste in der Skagerrakschlacht?
In der Skagerrakschlacht, der groBten Seeschlacht des Weltkrieges,
verloren die siegreichen Deutschen: 1 Schlachtkreuzer, 1 alteres
Linienschiff, 4 kleine Kreuzer und 5 Zerstorer mit insgesamt 61 180
Tonnen Schiffsraum. Die Zahl der deutschen Gefallenen betragt 2551,
verwundet wurden 507, d.i. 6,79 % der Gesamtstarke der 45000 Mann
zahlenden Hochseeflotte. Die Englander verloren: 3 Schlachtkreuzer, 3
GroBe Kreuzer, 2 Kleinere Kreuzer und 8 Zerstorer mit insgesamt
1 15025 Tonnen Schiffsraum. Die Zahl der englischen Gefallenen betragt
6094, verwundet wurden 674, d.i. 1 1,59 % der 60000 Mann zahlenden
Hochseeflotte.
Die schwere Schiffsartillerie verschoss wahrend der Skagerrakschlacht
auf deutscher Seite 3597 Schuss, auf englischer Seite 4598 Schuss.
Die Seeschlacht begann am 31. Mai 1916, nachmittags 4 Uhr 48, und
endete am l.Juni morgens.
Welches war die erste U-Bootaktion?
Zehn U-Boote liefen am 6. August 1914 von Helgoland bis zur Linie
Shetlandinseln-Norwegen aus und beunruhigten zum ersten Male die
britische Flotte. Diese U-Boote kehrten bis auf U 13 und U 15 am 1 1.
August wieder zuriick. U 13 unter Kapitanleutnant Graf von Schweinitz
verlor schon am Abend des Auslauftages die FT-Verbindung und blieb
verschollen. U 15 unter Kapitanleutnant Pohle wurde am 9. August bei
einem Angriffsversuch auf den Kreuzer "Birmingham" von diesem
gerammt und ging unter.
Den ersten scharfen U-Boot-Torpedoschuss der Weltgeschichte gab U 21
unter Kapitanleutnant Hersing am 5. September 16 Uhr 45 siidostlich
von May-Island ab und versenkte damit den britischen Kreuzer
"Pathfinder" nach vier Minuten.
Am 22. September versenkte U 9 unter Kapitanleutnant Weddingen im
Englischen Kanal die britischen Kreuzer "Cressy", "Hogue" und
"Abukir".
101
Wie viele Handelsschiffe wurden durch deutsche U-Boote und
Minen versenkt?
Von Kriegsbeginn bis Kriegsende wurden von deutscher Seite insgesamt
Handelsschiffe mit einem Schiffsraum von etwa 18,7 Millionen Br-
Reg.-Tonnen versenkt, darunter von der britischen Handelsschifffahrt
rund 10,5 Millionen Br.-Reg.-T. Etwa 12,9 Millionen Br.-Reg.-T.
wurden durch U-Boote, der Rest durch Minen versenkt. Die
Versenkungsziffern feindlicher Handelsschiffe durch U-Boote betrug in
den ersten fiinf Kriegsmonaten etwa 3300, im Jahre 1915 etwa eine
Million, im Jahre 1916 etwa anderthalb Millionen, im uneingeschrankten
U-Bootkriege (der am 1. Februar 1917 begann) im Jahre 1917 etwa 6,5
Millionen, im Jahre 1918 etwa 4 Millionen Br.-Reg.-T. Der Monat mit
der hochsten Versenkungsziffer der U-Boote war der Juni 1917, in dem
rund 800000 Br.-Reg.-T. feindlichen Handel sschiffsraums versenkt
wurden. Die Zahl der durch deutsche U-Boote versenkten Fahrzeuge
betrug etwa 6500.
Der erfolgreichste U-Boot-Kommandant war Kapitanleutnant v. Arnauld
de la Pierriere; er versenkte bei zehn Unternehmungen mit U 35 und U
139 einen Schiffsraum von 400 000 Br.-Reg.-T. An zweiter Stelle stand
Kapitanleutnant Forstmann mit 380000 Br.-Reg.-T. bei sechzehn
Unternehmungen mit U 39, an drifter Stelle Kapitanleutnant Valentiner
mit 300000 Br.-Reg.-T. bei siebzehn Unternehmungen mit U 38 und U
157.
Die gewaltigen Erfolge der deutschen U-Boote wurden dem englischen
Volke methodisch verheimlicht, denn, so auBerte sich Admiral Viscount
Jellicoe als Erster britischer Seelord, "voile Kenntnis der auBerst
kritischen Lage, der schlimmsten in der englischen Geschichte, wiirde
die notwendige Siegeszuversicht der Bevolkerung untergraben haben".
Der amerikanische Admiral Sims kabelte seiner Regierung: "Ich bin der
Auffassung, dass wir augenblicklich dabei sind, den Krieg zu verlieren",
und Lloyd George erklarte im Herbst 1920, wer wisse, ob das Britische
Reich heute noch bestiinde, wenn die Deutschen etwas eher damit
begonnen hatten, die Kraft ihrer U-Boote auszunutzen. Als die britische
Propaganda den Deutschen Unmenschlichkeit des U-Bootkrieges
vorgeworfen hatte, schrieb Lord Fisher (noch wahrend des Krieges!) an
102
GroBadmiral Tirpitz einen offenen Brief wegen des U-Bootkrieges: "Ich
hatte es genau so gemacht, nur unsere Idioten in England wollten mir
nicht glauben."
Wie viele U-Bootfallen bekampften unsere U-Boote?
Die Zahl der U-Bootfallen, die von GroBbritannien zur Bekampfung der
deutschen U-Boote eingesetzt waren, betragt 200. 19 U-Boote fielen
ihnen zum Opfer, 36 U-Bootfallen gingen, meist durch Einwirkung
unserer U-Boote, verloren.
Im vierten Kriegsjahre waren fast 90 % aller britischen Handels- und
Hilfsschiffe zur Abwehr gegen die deutschen U-Boote bewaffnet. Es
waren hierzu 3745 Geschiitze mittleren Kalibers und 9210 leichten
Kalibers, insgesamt rund 13 000 Geschiitze eingesetzt. Zu ihrer
Bedienung waren etwa 65000 Mann notwendig, die dadurch der
britischen Landmacht in Frankreich entzogen wurden.
Insgesamt musste schatzungsweise die britische Marine iiber 200000
Mann nur fur die Abwehr deutscher U-Boote und Minen einsetzen.
Allein fiir das Minensuchen waren im Jahre 1917 3200 britische
Fahrzeuge mit einer Besatzung von 25000 Mann im Dienst.
Wie hoch waren die Gesamtverluste an Kriegsschiffen?
Deutschland verlor 1 Linienschiff, 2 Schlachtkreuzer, 25 Kreuzer, 102
Torpedoboote, 192 U-Boote, 119 Minensucher.
GroBbritannien verlor 13 Linienschiffe, 3 Schlachtkreuzer, 25 Kreuzer,
34 Kanonenboote u.a., 66 Torpedobootzerstorer, 11 Torpedoboote, 59 U-
Boote, 3 Flugzeugtrager, 2 Minenleger, 32 Hilfskreuzer und 820
Hilfskriegsschiffe.
Die Menschenverluste (Tote, Verwundete und Gefangene) betrugen fiir
die deutsche Marine (einschlieBlich Marinekorps) 75 879, fiir die
britische Marine 73000.
AuBerdem verlor die britische Handelsmarine 2500 Schiffe und 14000
Menschenleben.
Von den iibrigen Machten verloren: Frankreich 56 Kriegsschiffe und 36
Hilfskriegsschiffe; Italien 38 Kriegsschiffe und 34 Hilfskriegsschiffe;
Japan 9 Kriegsschiffe; Vereinigte Staaten von Amerika 12 Kriegsschiffe
103
und 19 Transportschiffe; Russland 52 Kriegsschiffe; Osterreich-Ungarn
36 Kriegsschiffe und 4 Hilfskriegsschiffe; Tiirkei 18 Kriegsschiffe;
Agypten 2 Kanonenboote und Griechenland 1 U-Boot.
Wo blieben die Untersee-Frachtschiffe?
Um den durch die britische Blockade unterbrochenen Handel sverkehr
mit Amerika aufrechtzuerhalten, schuf deutscher Erfindergeist zwei
Untersee-Frachtschiffe.
Das Handel s-U-Boot "Deutschland" fuhr am 14. Juni 1916 unter Kapitan
Paul Konig mit 30 Mann Besatzung aus dem Heimathafen und landete
am 9. Juli zur Uberraschung der ganzen Welt nach 4000 Seemeilen in
Baltimore. Obwohl 8 franzosische und englische Kreuzer mit zahlreichen
Fischdampfern den neutral en Hafen umsperrten, landete es schon am 25.
August wieder in Helgoland. Von seiner zweiten Fahrt nach Amerika, im
Spatherbst 1916, brachte das Handel s-U-Boot 360 Tonnen Rohgummi
nach Deutschland, wodurch der Kriegsbedarf 6 Monate eingedeckt war.
Nach Kriegsbeginn mit Amerika (1917) wurde "U-Deutschland" als
erster U-Boot-Kreuzer U 152 verwendet. Durch den Versailler Vertrag
musste "U-Deutschland" ausgeliefert werden; in einem englischen
Trockendock wurde es spater durch eine Explosion vernichtet.
Das zweite Handel s-U-Boot, die "Bremen", ist im August 1916 unter
Kapitan Schwartzkopf mit 28 Mann Besatzung von Kiel ausgefahren.
Um seine Riickfahrt von Amerika zu sichern, wurde am 17. September
das 750-t-U-Boot 53 mit 36 Mann Besatzung unter Kapitanleutnant Rose
nachgesandt. U 53 blieb 2 l A Stunden in dem amerikanischen Hafen
Newport, musste dort die Uberfalligkeit der "U-Bremen" feststellen und
landete, nachdem es auf der Riickfahrt mehrere Schiffe mit Kriegsgut
versenkt hatte, am 28. Oktober ohne Betriebsstofferganzung in
Wilhelmshaven. "U-Bremen" blieb verschollen.
Wann war der erste Bombenangriff auf Paris?
Am 30. August 1914 machten deutsche Flieger der Feldfliegerabt. 1 1
einen ErkundigungsvorstoB auf Paris.
Leutnant v. Hiddessen am Steuer und Leutnant Bohmer als Beobachter
flogen in ihrer Maschine in kiihnem Flug nach Paris und warfen dort
104
einige "Fliegermauschen" ab, um die Aufmerksamkeit der Pariser auf
sich zu richten, damit sie ihre gleichzeitige "Bedrohung - namlich die
Mitteilung, dass die Deutschen dicht vor Paris standen -, beachteten.
"Fliegermauschen" waren Bomben kleinsten Kalibers mit Stofflappen als
Schwanzchen.
Der Parisflug konnte infolge des Zuriickbiegens der Front nach der
Marneschlacht erst erheblich spater nach bedeutender Erhohung der
Reichweiten der Flugzeuge - allerdings dann mit schweren Flugzeugen
und schweren Bomben wiederholt werden.
Wo wurden die ersten Luftschlachten geschlagen?
Zu den ersten groBen Luftschlachten kam es in der Flandernschlacht
1917. 70 Fliegerverbande einer einzigen deutschen Armee wehrten den
Ansturm der konzentrisch in Massen eingesetzten englischen
Luftstreitkrafte erfolgreich ab. An der Spitze des ersten deutschen
Jagdgeschwaders hielt Manfred Frhr. von Richthofen furchtbare
Abrechnung mit den Gegnern. Fast an jedem Tage fanden Luftschlachten
zwischen 80 und 100 Flugzeugen start.
Mit dieser Flandernschlacht wurde die Masse auch in der Luft Trumpf;
der Krieg erhielt durch den GroBeinsatz der Luftwaffe ein neues Gesicht.
Wie viele Luftangriffe wurden auf deutsche Ortschaften ausgefuhrt?
Auf deutsche Ortschaften wurden wahrend der Jahre 1914 bis 1918 rund
2000 Luftangriffe ausgefuhrt. Hieran waren 4400 Flugzeuge beteiligt;
etwa 17 000 Bomben wurden abgeworfen. Allein Saarbriicken wurde
251mal angegriffen und mit 684 Bomben belegt. Den feindlichen
Luftangriffen fielen 2600 Zivilpersonen zum Opfer; der materielle
Schaden wird auf 50 Millionen Mark geschatzt.
Am Fronleichnam stage 1916 (22. Juni) fand ein franzosischer
Fliegerangriff auf Karlsruhe statt; ein Zirkus wurde wahrend der
Kindervorstellung mit Bomben belegt. 154 Kinder fielen dem Angriff
zum Opfer, von denen 82 Tot auf der Stelle blieben. Fur diesen
Kindermord wurde der franzosischen Fliegerabteilung, die unter dem
Befehl des Hauptmanns Henry de Kerillis stand, ein Fahnenband mit der
Aufschrift "Karlsruhe" verliehen.
105
Die meisten Bombenangriffe auf kriegswichtige deutsche
Industriegebiete fanden im Friihjahr 1918 statt, sie sind auf die
Ungewissheit iiber deutsche Angriffsabsichten zuriickzufuhren. Allein in
der Zeit vom 1. bis 21. Marz, dem Tag des Beginns der deutschen
Offensive, erfolgten gegen 40 Bombenangriffe innerhalb des Reiches.
Die Durchschnittswirkungen feindlicher Luftangriffe gegen Deutschland
betrugen je Flugzeug 1915:4 Tote und Verwundete (7100 Mark
Sachschaden); 1916: 1,3 Tote und Verwundete (3552 Mark
Sachschaden); 1917: o,5 Tote und Verwundete (6100 Mark
Sachschaden); 1918: 0,4 Tote und Verwundete (5500 Mark
Sachschaden). Die standig zuriickgehende Wirkung gegen
Menschenleben ist wesentlich auf die Erweiterung und Verbesserung des
Luftschutzes im deutschen Heimatgebiet zuriickzufuhren.
Wann fand der grofite feindliche FliegervorstoB statt?
Der groBte feindliche FliegervorstoB zur Angriffsunterstutzung fand am
12. September 1918 bei St. Mihiel statt. Der amerikanische Angriff
wurde durch 550 franzosische und 610 amerikanische - insgesamt also
1 160 Flugzeuge auf engem Raum - unterstiitzt. AuBerdem wirkten bei
diesem ersten amerikanischen Massenangriff, an dem 12 amerikanische
und 4 franzosische Divisionen (insgesamt 500000Mann ) teilnahmen,
273 Tanks und 2900 Geschiitze mit.
Ein vierstiindiges Vorbereitungsfeuer von 1 100000 Schuss ging auf den
deutschen "Michelbogen" nieder.
Trotz der acht- bis zehnfachen Ubermacht und des ungeheuren
Materialeinsatzes misslang der Durchbruch; die deutschen Truppen
gingen nur bis auf die "Michelstellung" zuriick.
Welches war das erfolgreichste Jagdgeschwader?
Das erfolgreichste Jagdgeschwader des Weltkrieges war das
Jagdgeschwader Nr. 1 . Es stand erst unter dem Kommando des
Rittmeisters Freiherrn von Richthofen. Richthofen fiel, 25 Jahre alt, am
21. April 1918 nach dem 80. Luftsiege. Das Jagdgeschwader fuhrte auf
Befehl des obersten Kriegsherrn den Namen des groBen deutschen
Fliegers weiter. Richthofens Nachfolger, Hauptmann Reinhard, stiirzte
106
am 18. Juni 1918 bei der Erprobung eines neuen Flugzeugtyps in der
Heimat todlich ab. Sein Nachfolger wurde am 5. Juli 1918 Oberleutnant
Hermann Goring, bisher Fiihrer der Jagdstaffel 27.
Von den 7425 erfolgreichen Luftkampfen der deutschen Flieger entfielen
644 Luftsiege auf das Jagdgeschwader Freiherr von Richthofen.
Zur Erinnerung an dieses erfolgreichste deutsche Jagdgeschwader verlieh
der Fiihrer dem ersten Jagdgeschwader der Wehrmacht des Dritten
Reiches wieder den Namen des Freiherrn von Richthofen.
Wie endeten unsere grofiten Kampfflieger?
Die beriihmtesten deutschen Kampfflieger Immelmann, Boelcke, v.
Richthofen fielen nicht durch feindlichen Kampfabschuss.
Immelmann, der "Adler von Lille", durchschoss sich infolge des
Aussetzens der Blockierungseinrichtung seines MGs im Luftkampf am
19. Juni 1916 den Propeller und stiirzte ab.
Boelcke stieB am 18. Oktober 1916 im Geschwaderkampf mit dem von
seinem Freunde Bohme gefiihrten Flugzeug zusammen und
zerschmetterte.
v. Richthofen, der "rote Ritter der Luft", fiel am 21. April 1918. Bei der
Verfolgung von zwei fliichtenden Gegnern flog Richthofen, mit seinem
MG. feuernd, in kaum 300 m Hohe iiber die Front.
Dicht hinter der Front geriet er in eine scharfe MG-Erdabwehr zweier
englischer Kompanien, die eine GeschoBsperre zwischen die
kampfenden Flugzeuge legten, die so auf den Verfolger gerichtet war,
dass er hineinfliegen musste. Richthofen erkannte im letzten Augenblick
die Gefahr und hing sich, um den GeschoBgarben auszuweichen, in eine
scharfe Kurve. Es war aber zu spat: ein Herzschuss setzte dem
Heldenleben ein Ende, und das Flugzeug stiirzte bei Corbie an der
Somme zur Erde.
Wie grofi waren die deutschen Fliegerverluste?
Wahrend des Krieges wurden fiir die deutsche Armee und Marine rund
17000 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften als Flieger
ausgebildet.
Die Gesamtzahl der Verluste innerhalb der Fliegertruppe betragt an
107
Toten, Vermissten und Verwundeten rund 13000. Von diesen fanden
4053 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften des fliegenden
Personals den Heldentod; 4644 wurden schwer verwundet.
In dem erfolgreichsten deutschen Jagdgeschwader Nr. 1 "Freiherr von
Richthofen" betrugen die Verluste 108 Offiziere und Flugzeugfiihrer (56
tot) und 13 Mannschaften (6 tot).
Von den 72 Rittern des Pour le Merite unter den Fliegern fanden 27 denn
Heldentod.
Der Flugdienst und die Ausbildung hinter der Front und in der Heimat
erforderten allein 2715 Todesfalle.
Wie viele deutsche Luftschiffe gingen verloren?
Im militarischen Dienste waren wahrend des Weltkrieges 109
Luftschiffe, und zwar: 98 Zeppelin-Luftschiffe, 9 Schiitte-Lanz-
Luftschiffe und 2 Parseval-Luftschiffe. Die Armee gab die
Luftschifffahrt 1917 auf, seitdem gab es nur Marineluftschiffe.
Auf Hafen und Industrieanlagen Englands wurden rund 40
Luftschiffangriffe durchgefiihrt, davon der erste am 18./19. Januar 1915
auf Yarmouth, Cromer und Kingslynn. Der erste Luftschiffangriff auf
London (Docks) erfolgte am 1. Juni 1915. Auch auf militarische Anlagen
Frankreichs wurden mehrere Luftschiffangriffe durchgefiihrt; der erste
Luftschiffangriff auf Paris erfolgte am 21. Marz 1915.
Den schwersten Kampfverlust brachte der Zeppelinangriff auf England
in derNacht vom 18. zum 19. Oktober 1917. 15 Zeppelin-Luftschiffe
fiihrten diesen Angriff mit Erfolg durch, bis plotzlicher Nordsturm die
Schiffe nach Siiden abtrieb, z.T. bis iiber den englischen Kanal. Sie
mussten nun versuchen, die franzosische Front zu iiberfliegen. Dabei
gingen verloren: L 44 (bei Luneville abgeschossen), L 45 (in Frankreich
gelandet und von der Besatzung vernichtet), L 49 (fiel unversehrt in
franzosische Hand), L 50 (landete in Siidfrankreich, stieB eine Gondel ab
und trieb steuerlos iiber die Alpen ins Mittellandische Meer), L 55
(landete trotz schwerer Havarie in Deutschland, musste aber abmontiert
werden).
Insgesamt gingen durch feindliche Einwirkung im Laufe des Krieges 17
Heeres- und 23 Marineluftschiffe verloren.
Der einzige Angriff auf einen deutschen Luftschiffhafen fand am 19. Juli
108
1918 statt. Drei Flugzeuge, die von einem britischen Mutterschiff bei
Horns Riff aufgestiegen waren, griffen im Tiefangriff den
Luftschiffhafen Tondern an, warfen Bomben auf die Hallen und
vernichteten die Zeppelin-Luftschiffe L 54 und L 60.
Am 23. Juni 1919, als die deutsche Regierung sich zur vorbehaltlosen
Unterzeichnung des Friedensdiktates bereiterklarte, wurden die sieben
Zeppelin-Luftschiffe L 14, L 41, L 42, L 52, L 56, L 63 und L 65
vernichtet. Sie sollten nicht in die Hand des Gegners fallen.
Auf Grund des Versailler Diktates wurden Frankreich, England und
Italien je zwei Zeppelin-Luftschiffe ausgeliefert; sie wurden durch
unsachgemaBe Behandlung unserer Gegner vernichtet. Einzelteile von je
einem abgewrackten Zeppelin-Luftschiff erhielten Japan und Belgien.
Wie viele Fesselballone wurden abgeschossen?
Die mit Fesselballonen ausgeriisteten Feldluftschiffer-Formationen
waren eine fur die Erkundung wichtige Truppe, die besonders wahrend
des Stellungskrieges und an GroBkampftagen der Artillerie
hervorragende Dienste leistete. Die urspriinglichen Drachenballone, die
einen Gasinhalt von 600 cbm hatten und eine Steighohe bis zu tausend
Metern erreichten, wurden durch eine Neukonstruktion ersetzt, die sich
in der Sommeschlacht 1916 zum ersten Male aufgetauchten englisch-
franzosischen Ballonart anglich und statt der bisherigen Steuerflachen
luftgefullte Steuerwulste hatte. Das Modell hierfiir gab ein Beuteballon.
Dieser neue AE-Ballon erreichte Steighohen bis 1500 m, hatte einen
Gasinhalt von 850 cbm und war nicht mehr den starken Schwankungen
der Drachenballone unterworfen. Wahrend das Einholen der
Drachenballone anfangs nur mit Handwinde erfolgte und hierzu aus 1000
m Hohe fast eine Stunde notig war, erhielten sie 1915 Kraftwinden. Die
AE-Ballone konnten spater durch Protzkraftwinden mit 80-PS-Motoren
innerhalb von fiinf Minuten aus 1500 m Hohe zu Boden geholt werden.
Der Beobachter war durch einen Sprungfallschirm gesichert; gegen Ende
des Krieges wurde der Korbfallschirm eingefuhrt: durch eine
Klinkvorrichtung wurde der Korb vom Ballon gelost und schwebte dann
an einem 165 qm groBen Fallschirm mit der Bemannung nieder.
Gegen Ende des Krieges hatte die deutsche Armee 184 Ballonziige,
109
auBerdem zwei osmanische Ballonziige, die osterreich-ungarische Armee
32 Ballonkompanien. Es wurden durch Flieger 471, durch Artillerie 75
deutsche Fesselballone abgeschossen. Durch hohere Gewalt wurden 109
deutsche Fesselballone vernichtet.
Was leistete die Flak?
Bei Kriegsausbruch verfiigte die deutsche Armee nur iiber 18 Ballon-
Abwehrkanonen ("BAK."), die eine konstruktive und technische
Hochstleitung waren. Sie stellten die ersten Flak dar. Mit einer Abwehr
von Flugzeugen durch Kanonen hatte man nicht gerechnet.
Die ersten Flak, die neben den BAK. verwendet wurden, waren
behelfsmaBig auf drehbaren Achsen befestigte Feldkanonen. Ende 1915
besafien wir 644, Ende 1916 1519, Ende 1917 1952 und Ende 1918 2558
Flugabwehrkanonen (Flak).
In Osterreich-Ungarn gab es zu Kriegsbeginn ebenfalls keine
Fliegerabwehrwaffen, erst 1916 wurden russische 7,6-cm-Beutekanonen
in Flak umgebaut, 1917/18 folgten osterreichische 8-cm-Feldkanonen M
5 in entsprechenden Gestellen als Flak. 1918 gab es bei der Feldarmee 66
fahrbare 8-cm-Flakbatterien zu je vier Geschiitzen und einige
motorisierte Flakziige zu je zwei Geschiitzen. Mit den Flakgeschiitzen
stabiler Aufstellung verschiedenster Gattungen waren zu Kriegsende
insgesamt 400 Flak in der osterreich-ungarischen Armee vorhanden.
Insgesamt wurden im Kriege von den Deutschen 8400 Flugzeuge, von
den Feinden 3200 Flugzeuge abgeschossen. Deutsche Flieger schossen
davon 6810, deutsche Flak 1590 Flugzeuge ab. Das Verhaltnis der
Fliegerabschiisse zu den Flakabschiissen betragt 4,3 : 1.
Die Franzosen schossen 2500 deutsche Flugzeuge ab, davon 500 durch
Flak; das Verhaltnis der Fliegerabschiisse zu den Flakabschiissen betragt
hier 4,0 : 1. Die Flieger- und Flakleistungen auch der iibrigen feindlichen
Luftwaffen stehen in einem ahnlichen Verhaltnis.
Gab es im Weltkriege eine Luftschutzorganisation?
Zum Schutz gegen Luftangriffe wurden bereits mit der Mobilmachung
im Heimatgebiete an strategisch wichtigen Punkten, z.B. an den
Rheinbrticken, Ballonabwehrkanonen ("Bak") aufgestellt, die spater
110
durch Kampfeinsitzer-Abteilungen erganzt wurden. - Im Winter 1916/17
wurde der deutsche Heimatschutz geschaffen. Er unterstand dem
"Kommandeur des Heimatluftschutzes".
In groBem Umfange wurden nun an der Westgrenze Flak aufgestellt und
die Dacher wichtiger Betriebe mit Maschinengewehren besetzt.
Um die Gegenden der Rustungsindustrie im Saartal, in Luxemburg,
Leverkusen und Schlebusch wurden von 1917 an Luftsperren mit
unbemannten Ballonen und Drachen bis zu 3000 Meter Hohe gelegt; an
diesen Ballonen und Drachen befanden sich zahlreiche diinne Drahtchen,
die sich im Winde ausbreiteten und so den Flugzeugen gefahrlich
wurden. Den Dienst versahen zunachst 5, spater 9 Luftsperr-
Abteilungen, die sich auf das gesamte Grenzgebiet verteilten. Hinter dem
Etappengebiet der Westfront befand sich eine 150 Kilometer breite
Verdunkelungszone.
Flugmelde- und Warndienste mit eigenen Fernsprechern und zahlreiche
Horchposten iiberzogen die Grenzlande. Die Belegschaften aller
wichtigen Behorden und Werke wurden durch haufige Erprobungen
gegen Panikgefahr erzogen. Zur Abwehr von Bombengeschwadern
waren zahlreiche Jagdeinsitzer eingesetzt.
Die vorbildliche Organisation dieses Heimatluftschutzes hat die
tiberfalle feindlicher Flieger wesentlich erschwert und vor allem die
feindliche Bombenwirkung erheblich abgeschwacht.
Wo war die grofite Minensprengung?
Die groBte Minensprengung, die im Weltkriege stattfand, fiihrten die
Englander am 7. Juni 1917, morgens 4 Uhr 10, im Wytschaetebogen mit
500 000 Kilogramm Munition in 19 riesigen Erdminen gegen die
deutschen Stellungen zwischen Zillebeke und dem Douvegrund aus. Die
Anlage des gewaltigen Minensystems war im Juli 1915 begonnen und
seit Januar 1916 systematisch und konzentrisch gegen den deutschen
Frontbogen bei Wytschaete fortgesetzt worden; zeitweise arbeiteten iiber
1000 Mann an den Stollen, die die deutschen Linien an sieben Stellen
unterfuhren. Schon im Juni 1916 war das Angriffssystem zum groBten
Teil fertig; seit dem waren 1 5 Sprengkammern unter der deutschen Front
geladen. Zuletzt hatte das Minensystem eine Lange von 7300 Metern,
unter der I. deutschen Stellung lagen 20 geladene Minen, von denen eine
111
durch eine deutsche Gegenmine zerstort wurde. Gleichzeitig mit der
Sprengung, die den Boden 30 Kilometer weit erschiitterte, setzte das
Feuer von 2200 britischen Geschiitzen und 304 Minenwerfern aller
Kaliber ein und stieBen 300 Flugzeuge dicht iiber dem Erdboden gegen
die deutschen Stellungs- und Eingreifdivisionen vor. Dennoch aber
gelang den Englandern der Durchbruch nicht. Diese gewaltigste
Sprengung aller Zeiten war das Signal zur Flandernschlacht 1917.
Die hochste Minensprengung des Weltkrieges erfolgte im Morgengrauen
des 13. Marz 1918 auf dem 2236 Meter hohen Monte Pasubio in
Siidtirol. Mit der Ladung von 55000 Kilogramm Dynamit sprengten die
Osterreicher den von den Italienern besetzten Pasubiokopf ab. Diese
Sprengung entziindete gleichzeitig 13000 Kilogramm Sprengmunition,
mit der die Italiener am selben Morgen die osterreichische Bergstellung
vernichten wollten.
Wann war der grofite Wustenmarsch?
Der groBte Wustenmarsch fand in der zweiten Januarhalfte 1915 statt.
Unter Djemal Pascha, dem als Chef des Generalstabs der deutsche
Oberstleutnant Frhr. KreB von Kressenstein zur Seite stand und weitere
acht deutsche Offiziere sowie einige Unteroffiziere beigegeben waren,
marschierte die VIII. tiirkische Armee in zwei Staffeln zu 13 000 und 8
000 Mann von Birseba mitten durch die Sinai -Wiiste gegen Ismailija am
Suezkanal.
Die geschlossenen Truppenkorper legten die 210 km lange
Wustenstrecke in zehn Marschnachten zuriick. Eine Herde von 20 000
Kamelen begleitete diesen Heeresmarsch zum Zwecke der
Wasserversorgung, jedes Geschiitz der schweren 15-cm-Haubitzbatterie
wurde von 24 Biiffeln gezogen, 1000 Pferde waren fur 4 Feldbatterien
und Bagagezwecke eingesetzt.
Der Wustenmarsch erforderte nicht ein einziges Todesopfer von Mensch
oder Tier.
112
Wo war die grofite Explosionskatastrophe im deutschen
Frontbereich?
Die furchtbarste Explosionskatastrophe im deutschen Frontbereich
ereignete sich am 8. Mai 1916, morgens 5 Uhr, in den Kasematten von
Douaumont. Ein Regimentsstab, zwei Bataillonsstabe und viele Soldaten
der 5. Infanterie-Division kamen dabei um; insgesamt bargen die
Kasematten gegen 700 tote deutsche Soldaten, darunter etwa 40
Offiziere.
Die Katastrophe begann mit dem Brand des Lagerstrohs, in das ein
unvorsichtiger Soldat seine Pfeife ausgeklopft hatte. Das Feuer war in
der scharfen Zugluft nicht mehr zu loschen; es brachte die Hand- und
Gasgranatendepots zur Explosion, entziindete die Vorrate des
Flammenwerferols und jagte mit so unheimlicher Geschwindigkeit
weiter, dass nur wenige Soldaten sich retten konnten. Die Toten blieben
in den Kasematten, die Zugange wurden vermauert. Ein Ehrenmal
schlieBt heute den Eingang zu dieser Statte des Grauens ab.
Wie viele Fahnen der deutschen Armee gingen verloren?
Das deutsche Heer war 1914 mit 978 Fahnen und 123 Standarten ins
Feld gezogen. Die Standarten kehrten samtlich zuriick. Von den Fahnen
gingen 14 verloren. Von diesen sind 13 in Feindeshand geraten, eine
verbrannte bei der BeschieBung eines Dorfes an der Ostfront.
Keine einzige der 13 Fahnen konnte den Deutschen im Handgemenge
entrissen werden, sie wurden also nicht erobert, sondern erbeutet. Neun
dieser Fahnen wurden unmittelbar nach der Kampfhandlung von den
Franzosen unter den toten oder schwer verwundeten Verteidigern
entdeckt; eine Fahne fanden russische Soldaten in einem Brunnen, wo sie
von einer umzingelten deutschen Abteilung vor der Gefangennahme
versenkt war.
Drei Fahnen sind erst spater bei den Aufraumungsarbeiten ausgegraben
worden. Von diesen ist eine in franzosischem Besitz; zwei sind an die
Englander gekommen, die an den Fundstellen gekampft hatten. Konig
Edouard VIII. hab 1936 eine dieser Fahnen an Deutschland zuriick.
Bis auf einige Teile, die Oberleutnant zur See Pliischow im Flugzeug in
die Heimat rettete, geriet die Fahne des 3. Seebataillons in Verlust. Sie
113
wurde in Tsingtau vor der Einnahme durch die Japaner verbrannt.
Auf Grund einer Allerhochsten Kabinettsorder waren am 12. Juni 1915
samtliche Fahnen und Standarten aus der Front gezogen und zu den
Stellvertretenden Generalkommandos uberfuhrt worden.
Im Novemberumsturz wurden am 12. November 1918 60 Fahnen und 5
Standarten im Generalkommando Posen verbrannt, da man befiirchtete,
die Feldzeichen konnten in die Hande der Polen fallen. AuBerdem gingen
in der Umsturzzeit beim Abtransport aus ElsaB-Lothringen noch zwei
Fahnen verloren.
Wie viele Kampfhandlungen gab es?
Die Zahl der Gefechte und einzelnen Kampfhandlungen im Weltkriege
geht in die vielen Tausende, die ubertrifft bei weitem die Gesamtzahl
aller Gefechte und einzelnen Kampfhandlungen, die in den Kriegen der
letzten drei Jahrhunderte vor dem Weltkriege zum Austrag kamen und
auf rund 1500 errechnet sind.
Im Kriege 18170/71, der sechs Monate dauerte, gab es 54
Kampfhandlungen, in den 52 Monaten des Weltkrieges fanden an jedem
Tage und in vielen Nachten mehrere Gefechtshandlungen auf der
weitausgedehnten Front statt. Wahrend in den fruheren Kriegen selten
Schlachten von mehrtatiger Dauer durchkampft wurden, gab es im
Weltkrieg Schlachten, die in ununterbrochener Folge von Kampfen ein
monatelanges Ringen waren.
Die aus vielen Gefechten und GroBkampftagen bestehenden langsten
zusammenhangenden Kampfhandlungen waren die Schlacht bei Verdun
1916 (8 Monate), die Schlacht an der Somme 1916 (5 Monate) und die
Schlacht in Flandern 1917 (6 Monate). Als Kampfhandlungen in sich
abgeschlossener Art werden im Verlaufe des Weltkrieges fast 2000
durchgefuhrt sein, davon etwa die Halfte auf dem westlichen
Kriegsschauplatz.
114
Wann waren die grofiten Schlachten?
Die groBten Schlachten, in denen die deutsche Armee wahrend des
Weltkrieges kampfte, waren:
1. Schlacht bei Tannenberg: vom 23. bis 31. August 1914.
2. Marne schlacht: vom 5. bis 12. September 1914.
3. Schlacht bei Lodz: vom 16. November bis 15. Dezember 1914.
4. Winterschlacht in Masuren: vom 4. bis 22. Februar 1915.
5. Fruhjahrsfeldzug in Galizien: vom 1. Mai bis 22. Juni 1915.
6. Herbstschlacht in der Champagne: vom 22. September bis 3.
November 1915.
7. Feldzug in Serbien: vom 6. Oktober bis 28. November 1915.
8. Schlacht bei Verdun: vom 21. Februar bis 9. September 1016.
9. Schlacht an der Somme: vom 24. Juni bis 26. November 1916.
10. Schlacht bei Baranowitschi-Gorodischtsche: vom 2. Juli bis 9.
August 1916.
11. Feldzug gegen Rumanien: vom 28. August 1916 bis 8. Januar 1917.
12. Fruhjahrsschlacht bei Arras: vom 2. April bis 20. Mai 1917.
13. Doppelschlacht Aisne-Champagne: vom 6. April bis 27. Mai 1917.
14. Schlacht in Flandern: vom 27. Mai bis 3. Dezember 1917.
15. Durchbruchsschlacht in Ostgalizien: vom 19. bis 28. Juli 1917.
16. Tankschlacht bei Cambrai: vom 20. November bis 7. Dezember
1917.
17. Feldzug in Italien: vom 24. Oktober bis 3. November 1917.
18. GroBe Schlacht von Frankreich: vom 21. Marz bis 9. April 1918.
19. Schlacht bei Armentieres-Kemmel: vom 9. bis 29. April 1918.
20. Schlacht bei Soissons-Reims: vom 27. Mai bis 13. Juni 1918.
21. Schlacht an der Marne und in der Champagne: vom 15. Juli bis 3.
August 1918.
Welchen Menscheneinsatz erforderte eine Materialschlacht?
Ein Beispiel des ungeheuren Menscheneinsatzes, den eine
Materialschlacht im Weltkriege erforderte, ist in erster Linie die Schlacht
an der Somme. In den Feuerwirbel dieses gewaltigen Ringens vom 24.
Juni bis 26. November 1916 wurden rund eine Million deutsche Soldaten
aus alien Gauen hineingerissen.
115
Die Franzosen und Englander setzten eine Million Soldaten mehr ein,
also zweieinhalb Millionen. 95 V2 Divisionen standen gegen 53 britische
und 51 franzosische Divisionen.
Von den deutschen Divisionen wurden 43 V2 zweimal, 4 dreimal
eingesetzt, von den britischen 44 zweimal, 22 dreimal, 3 viermal, von
den franzosischen 35 zweimal, 11 dreimal; es wurden also insgesamt 146
V2 deutsche gegen 219 gegnerische Divisionen in das Ringen geworfen.
Die vier deutschen Divisionen, die dreimal in die Sommeschlacht
marschieren mussten, waren die 185. Infanterie-Division, die 24.
(sachsische) Reserve-Division, die 1. Garde-Reserve-Division und die 4.
Garde-Infanterie-Division.
Wie war das Krafteverhaltnis zur Mitte des Krieges?
Das franzosische amtliche Kriegswerk errechnete Mitte 1916 die
Starkeverhaltnisse der kriegfuhrenden Armeen mit folgenden Zahlen:
Entente: (Kopfstarke samtlicher Armeen): Frankreich 2,8 Millionen,
GroBbritannien 1,3 Millionen, Belgien 128 000, Italien 1,3 Millionen,
Russland (ohne Kaukasus) 4,5 Millionen, Serbien 127000 = insgesamt
10 Millionen Soldaten, dazu etwa ebenso viel an Menschenreserven.
Gesamte Geschiitzzahl: 26 951.
Mittelmachte: Deutschland 4,1 Millionen Soldaten, Osterreich-Ungarn 2
Millionen, Bulgarien 500000, Tiirkei 470000 = insgesamt rund 7
Millionen Soldaten, dazu etwa 3,7 Millionen an Menschenreserven.
Geschutze: 19 320.
An Maschinengewehren verfiigten die Alliierten zu dieser Zeit iiber mehr
als das Doppelte, ihre Uberlegenheit an Feldgeschiitzen betrug mehr als
das 1 V2 fache, die Zahl der schweren Geschutze war um 200 hoher als
die der Mittelmachte.
Wie war das Verhaltnis der Kampfstarken an der Westfront?
Umgerechnet auf die gesamte Dauer des Weltkrieges, standen an der
Westfront im Durchschnitt 1000 deutsche Soldaten gegen 940
franzosische und 502 britische Soldaten. Es kampften hier also 1000
Deutsche gegen 1442 Franzosen und Englander. Dazu traten auf dem
westlichen Kriegsschauplatz gegen uns die Amerikaner, Belgier,
116
Portugiesen, in einzelnen Kampfen auch Russen, Italiener, Tschechen
usw., so dass das Verhaltnis der deutschen Kampfstarke zum Gegner
noch erheblich ungiinstiger war.
Wahrend die Feinde haufig abgelost und durch ausgeruhte Truppen
ersetzt werden konnten, musste die Ablosung der deutschen Divisionen -
insbesondere bei den GroBschlachten - immer mehr eingeschrankt
werden. Aufierdem konnten die technischen Kampfmittel der Deutschen
trotz der gewaltigen Leistungen der Rustungsindustrie weder mengen-
noch zahlenmaBig den Stand der Gegenmachte erreichen, denen die
Rohstoffgebiete fast der ganzen Welt offen standen. Dennoch stellte
gerade die deutsche Westfront beispielhaft das Wort des General obersten
v. Moltke aus seiner Denkschrift vom 2. Dezember 1911 unter Beweis,
dass Kriegstuchtigkeit, Tapferkeit, Aufopferungsfahigkeit, Disziplin und
Geschicklichkeit der Fiihrung hoher zu bewerten sind, als die tote Zahl.
Diesen Imponderabilien des deutschen Heeres ist es auch zu verdanken,
dass seine Gesamtverluste wesentlich geringer blieben als die der
Entente.
An der Westfront kamen auf 378 deutsche Verwundete durchschnittlich
481 franzosische und englische und auf 53 deutsche Gefallene 86
Gefallene dieser Staaten.
Welche Gesamtverluste an Menschen brachte der Weltkrieg?
Fur die am Weltkriege unmittelbar beteiligten Staaten errechnete das
Kopenhagener Institut fur Kriegsforschung durch Geburtenriickgang zu
Zunahme der Sterblichkeit auf Grund des Weltkrieges folgende
Menschenverluste :
Russland 10500000
Deutschland 4300000
Osterreich-Ungarn 4300000
Frankreich 1940000
England 1050000
Italien 1680000
Serbien 960000
Rumanien 351000
Belgien 260000
117
Bulgari en 210000
25551000
Es fielen oder starben an Wunden 10000 000 Soldaten.
Durch Krankheit starben 1914/18 etwa 4000000 Soldaten.
Nach 1918 starben ursachlich an ihren Wunden oder durch
Gesundheitsschadigungen aus dem Kriege schatzungsweise 3000000
Soldaten.
Geburtenriickgang und Zunahme der Sterblichkeit als Folge des Krieges
rund 25551000 Menschen.
Die Gesamtverluste betragen demnach 42551000 Menschen.
Das sind drei Millionen Menschen mehr, als Frankreich 1914 Einwohner
hatte.
Wie viele Soldaten aller Nationen fielen?
Der Weltkrieg forderte von alien kriegfiihrenden Volkern ein Totenopfer
von rund 10 Millionen Soldaten. Auf der Seite der Mittelmachte fielen
rund 3,8 Millionen, auf der Seite der alliierten und assoziierten Machte
rund 6,2 Millionen Kampfer.
In den einzelnen Heeren betrugen die Totenverluste in runden Zahlen:
Mittelmachte:
Deutschland 2037000 Soldaten,
Osterreich-Ungarn 1342000 Soldaten,
Turkei 325000 Soldaten,
Bulgari en 103000 Soldaten,
3807000 Soldaten;
Entente:
Russland 2250000 Soldaten,
Frankreich 1365000 Soldaten,
GroBbritannien 1090000 Soldaten,
Italien 680000 Soldaten,
118
Rumanien 500000 Soldaten,
Serbien 167000 Soldaten,
Vereinigte Staaten 126000 Soldaten,
Belgien 41000 Soldaten,
Griechenland 5000 Soldaten,
Portugal 4000 Soldaten,
Montenegro 3000 Soldaten,
Japan 2000 Soldaten.
6192000 Soldaten.
Verwundet wurden bei alien kriegfuhrenden Machten, auBer den 10
Millionen todlich verletzten, insgesamt 21,4 Millionen Kampfer,
darunter viele mehrmals.
Wie viele Soldaten fielen im Verhaltnis zur Bevolkerung?
Der Vergleich der Zahl der Kriegstoten zur Zahl der Bevolkerung in den
einzelnen Landern ergibt, dass ein Kriegstoter entfallt auf
2000 Einwohner der Vereinigten Staaten,
183 Einwohner Belgi ens
107 Einwohner Russlands,
66 Einwohner GroBbritanniens,
55 Einwohner Italiens,
39 Einwohner Osterreich-Ungarns,
35 Einwohner Deutschlands,
1 1 Einwohner Serbiens.
Wie hoch waren die Verluste der deutschen Wehrmacht 1914?
Vom Kriegsbeginn bis zum 31. Dezember 1914 ergaben die deutschen
Verlustlisten folgende Zahlen: Tote: 142502 (darunter 5847 Offiziere);
Verwundete: 540718 (darunter 11519 Offiziere). Gefangene und
Vermisste: 154590 (darunter 908 Offiziere).
Das Durchschnittsalter der Gefallenen von 1914 betrug 23 Vi Jahre,
wahrend das Durchschnittsalter der Gefallenen von 1918 nur noch 19 l A
119
Jahre betrug.
Die Kriegsmonate im Jahre 1914 waren die blutigsten.
Wie viele Soldaten der deutschen Wehrmacht sind gefallen?
Die gesamten Verluste an gefallenen und an gestorbenen Soldaten der
mobilen Truppe der deutschen Wehrmacht betragen:
im Feld- und Besatzungsheer 1900876
in der Kriegsmarine 34836
in den Kolonien 1 185
von den Vermissten gelten als tot 100000
Gesamtverlustzahl 2036897
Die Zahl bedeutet, dass unser Volk in fast jeder Minute des Krieges
einen Soldaten durch den Tod verlor. Der mit diesem Mannerverlust
verbundene Geburtenausfall wird auf 3,5 Millionen geschatzt.
In den Freikorps fielen 1919/20 4432 Kampfer fur Deutschland, darunter
653 Offiziere.
Der Vergleich der Todeszahlen der deutschen Soldaten im Kriege
1870/71 ergibt nach dem Sanitatsbericht iiber das Deutsche Heer im
Weltkriege, dass ein Jahr (Durchschnitt) des Weltkrieges kein wesentlich
groBeres Todesopfer von der Gesamtzahl der deutschen
Kriegsteilnehmer durch Verwundung oder Krankheit forderte, als der
Krieg 1870/71; 1870/71 waren es 30,7 v.T., 1914/18 waren es 43,5 v.T.
Dagegen bildete die Gesamtzahl der Kriegsteilnehmer 1870/71 nur 36
v.T. der Einwohnerzahl von 1870, 1914/18 aber 194 v.T. der
Bevolkerung von 1914, sie betrug also das 5,4 fache im Verhaltnis zur
Einwohnerzahl auf ein Jahr berechnet, und an und fur dich das 9 fache.
Wenn somit trotz der ungeheuer gesteigerten Massen und Arten sowie
der Wirkung und Technik der modernen Waffen die Todeszahlen des
Weltkrieges im Vergleich zum Kriege 1870/71 - auf den gleichen
Zeitraum und die Kriegsteilnehmer bezogen - nur wenig hoher waren, so
ist dies den militarischen SchutzmaBnahmen gegen diese
Waffenwirkung, der ihr immer angepassten Taktik, der Entwicklung des
120
Stellungskrieges, der Gesundheitspflege und dem Fortschritt der
arztlichen Wissenschaft und Kunst zu danken.
Wie viele Offiziere und Unteroffiziere der deutschen Wehrmacht
sind gefallen?
Im deutschen Heere, der deutschen Marine und der deutschen
Schutztruppe standen wahrend des Weltkrieges rund 50000 aktive und
rund 231000 Offiziere des Beurlaubtenstandes.
Es fielen von diesen 281000 Offizieren rund 55000 = rund 19 %,
darunter 24 % der aktiven Offiziere.
Wie viele Unteroffiziere im Verlaufe des Krieges - auBer den bei
Kriegsausbruch vorhandenen 106477 aktiven - aus dem Reservisten- und
Mannschaftsstand eingereiht wurden, ist unbekannt.
Das deutsche Unteroffizierskorps des Friedens- und des
Beurlaubtenstandes verlor nach einer Abschlussberechnung aus dem
Jahre 1919 auBer 1 10000 Vermissten an Toten insgesamt rund 190000
Angehorige und zwar: 129000 Unteroffiziere, 1300 Fahnenjunker, 17
500 Sergeanten, 1200 Fahnriche, 30 600 Vizefeldwebel und
Vizewachtmeister, 2400 Feldwebel und Wachtmeister und 7900
Offizi er stel lvertreter .
Der Verlust der Mannschaften einschlieBlich Unteroffiziere betragt rund
14 %.
Wie viele Soldaten der osterreich-ungarischen Wehrmacht sind
gefallen?
Die gesamten Verluste an gefallenen und an gestorbenen Soldaten der
osterreich-ungarischen Wehrmacht betragen 1 342 000.
Die Deutschen in Osterreich-Ungarn hatten im Verhaltnis zu ihrer
Bevolkerungszahl nahezu doppelt so viele Kriegstote wie im
Durchschnitt die andern Volkerstamme der Monarchie (iiber 3 Vi v.H.
ihrer Volkszahl gegeniiber 1,7 bis 3,3 v.H. der anderen Volksstamme).
Die deutschen Infanterieregimenter der osterreich-ungarischen Armee
hatten durchschnittlich 5000 Kriegstote, eine Zahl, die dem
ausmarschierenden Stande einschlieBlich des ersten Marschbataillons
gleichkam; die Infanterieregimenter der anderen Volksstamme verloren
121
3500 bis 4000 Kriegstote.
Die in den nach Kriegsende in Karnten, Siidsteuermark, Siidmahren und
im Sudetenland gefuhrten Freiheitskampfen Gefallenen sind in der
Gesamtzahl nicht enthalten, da sie nicht bekannt sind. In den mit Erfolg
gekronten Freiheitskampfen der Karntner fielen 197 Mann.
Den groBten Kriegsverlust weist die kleine, etwa zehntausend Einwohner
zahlende, einst sudsteierrische (jetzt jugoslawische) Stadt Cilli (Celje)
auf, namlich 90 % der aufgebotenen Wehrfahigen!
Wie viele Offiziere und Unteroffiziere der osterreich-ungarischen
Wehrmacht sind gefallen?
Die Gesamtzahl der Offiziere und Militarbeamten der osterreich-
ungarischen Armee, die 1914 ins Feld riickten, betrug etwa 50000
(darunter 24 000 aktive Offiziere). Von diesen waren bereits Ende 1914
3200 gefallen, 7800 verwundet, etwa ebenso viele krank und 2800
vermisst oder gefangen, so dass der Offizierverlust nach den ersten fiinf
Monaten bereits 44 v.H. betrug. Der Mannschaftsverlust in der gleichen
Zeit wird 43 v.H. betragen haben.
Im Gesamtverlaufe des Krieges betrugen die todlichen Verluste der
aktiven Offiziere 31,3 v.H., der Reserveoffiziere 16,5 v.H. und der
aktiven Unteroffiziere 12,5 v.H. ihrer Gesamtzahl.
Wo ruhen die deutschen Kriegstoten?
Von den zwei Millionen toten Soldaten der deutschen Wehrmacht ruhen
iiber 1 Va Million in fremder Erde, und zwar in: Agypten 258,
Afghanistan 1, Algier 81, Argentinien 14, Australien 215, Belgien
140000, Bulgarien 700, Chile 11, China 212, Danemark 649, Estland
400, Finnland 380, Frankreich 947 000, Griechenland 200,
GroBbritannien einschlieBlich Irland 2771, Indien 3, Italien 3100, Japan
43, Jugoslawien 11300, Lettland 24000, Madekasgar 7, Marokko 104,
Mesopotamien 82, Niederlande 161, Norwegen 113, Palastina 427,
Paraguay 1, Persien 10, Portugal 17, Rumanien 34000, Russland 17000,
Schweden 185, Schweiz 166, Spanien 12, Syrien 436, Tunis 21, Tiirkei
769, Ungarn 1800, Vereinigte Staaten von Nordamerika 133.
Im Gebiete des friiheren polnischen Staates sind 322325 Soldaten des
122
deutschen Kriegsheeres von 1914/18 bestattet; in der ehemaligen
Tschechoslowakei 2100, in der Ostmark, der friiheren Republik
Osterreich, 180 und im ehemaligen Freistaat Danzig 1566.
In den Kolonien ruhen etwa 1053 deutsche Schutztruppler und 14000
farbige Kolonialsoldaten, davon die Mehrzahl in Deutsch-Ostafrika.
Wie viele Soldaten aller Nationen wurden verwundet?
In den einzelnen Heeren betrugen die Verluste durch Verwundungen
auBer den zehn Millionen todlich verletzten Soldaten:
Mittelmachte: (Abgerundete Zahlen)
Deutschland 5700000
Osterreich-Ungarn 2000000
Turkei 40000
Bulgarien 155000
Insgesamt 7895000
Entente:
Russland 6000000
Frankreich 2755000
GroBbritannien 2400000
Italien 1578000
Rumanien 250000
Serbien 168000
Vereinigte Staaten 243000
Belgien 77000
Griechenland 9000
Portugal 12000
Montenegro 10 000
Japan 3 500
Insgesamt 13496500
Insgesamt wurden also - ohne Hinzurechnung der auf dem Schlachtfelde
todlich Verletzten - von alien Nationen verwundet: 21391 500 Soldaten.
123
Von diesen blieben etwa 3 Vi Millionen dauernd invalide.
Wie hoch war die Zahl der Verwundeten der deutschen
Wehrmacht?
Verwundet wurden im deutschen Heere (auBer den Gefallenen) 5686937
Soldaten, darunter 100000 Offiziere und 478000 Unteroffiziere. Von je
1000 deutschen Soldaten wurden demnach 334 verwundet. Von je 100
Verwundeten wurden 81 ausgeheilt, 54 von ihnen kehrten zur Front
zuriick. Durch Gewehrschiisse waren mehr verletzt als durch
Artilleriegeschosse. Bei den Gefallenen dagegen iiberwogen die
Artilleriegeschosse die todlichen Gewehrschiisse erheblich. Rund 70000
Gaskranke wurden in den Lazaretten behandelt; die Todeszahl wird auf
3 % bis 7,6 % geschatzt. Die Zahl der durch Kriegsverletzungen vollig
erblindeten deutschen Soldaten betragt 2450.
Zahlreiche Kriegsteilnehmer kamen mehrmals in Lazarettbehandlung.
Daraus erklart sich, dass die Gesamtzahl aller durch die Lazarette in Feld
und Heimat behandelten Falle verwundeter oder kranker deutscher
Heeresangehoriger 13,4 Millionen betragt.
Wie hoch waren die deutschen Verluste in den Schlachten?
In der Schlacht bei Verdun (21. Februar bis 9. September 1916) betrug
die Durchschnittsstarke der 5. Armee 572855 Mann. Die Armee hatte im
Verlaufe dieser Schlacht einen Ausfall von 708524 Mann, d.h. fast ein
Viertel mehr als ihre durchschnittliche Starke betrug. Rund die Halfte
wurde durch die Behandlung bei der Truppe oder in den Feldlazaretten
wieder einsatzfahig. 41632 Soldaten fielen unmittelbar, 13165 starben an
ihren Verwundungen bei der Truppe und in Feldlazaretten, 26 739
Soldaten blieben vermisst, so dass also insgesamt iiber 81000 Kampfer
ausfielen. AuBer den todlichen Verletzten wurden 241860 Soldaten
verwundet; 398 293 Soldaten erkrankten, darunter 2744 durch Gas.
In der Schlacht an der Somme (24. Juni bis 26. November 1916) hatte
die 2. Armee eine Durchschnittsstarke von 364254 Mann, und die vom
19. Juli an ebenfalls eingesetzte 1. Armee eine Durchschnittsstarke von
385 755 Mann. Die 1. Armee hatte im Verlaufe der Schlacht einen
Ausfall von 395636 Mann, von denen durch Behandlung bei der Truppe
124
und in den Feldlazaretten 138036 Soldaten wieder einsatzfahig wurden.
32 489 Soldaten fielen unmittelbar, 7930 starben an ihren
Verwundungen, 40489 Soldaten blieben vermisst, so dass also in dieser
Armee insgesamt rund 81000 Kampfer ausfielen. Diese Zahl ist fast die
gleiche wie die endgiiltige Verlustzahl der 5. Armee in der
Verdunschlacht, deren Durchschnittsstarke rund 200000 Mann hoher
war. AuBer den todlichen Verletzten wurden 154587 Soldaten
verwundet, 168071 erkrankten, darunter 1438 an Gas. Bei der 2. Armee
betrug der Ausfall 335688 Mann, von denen 145925 wieder einsatzfahig
wurden. 24498 Soldaten fielen unmittelbar, 6010 starben an ihren
Verwundungen, 45194 blieben vermisst, so dass von der 2. Armee
insgesamt endgiiltig rund 75000 Kampfer ausschieden. AuBer den
todlichen Verletzten wurden 118545 Soldaten verwundet, 146451
erkrankten, darunter 1615 durch Gas. Der verlustreiche Monat der
Sommeschlacht war der September mit GroBkampftagen am 4., 15. und
25. Die deutschen Verluste betrugen in diesem Monat 135000, die
franzosischen 75000 und die britischen ebenfalls 135000 Mann.
In der Schlacht in Flandern 1917 (27. Mai bis 3. Dezember) hatte die 4.
Armee, bei der im Verlaufe der Schlacht 95 Divisionen eingesetzt waren,
eine Durchschnittsstarke von 609000 Mann. Der Gesamtausfall betrug
535 000 Mann. Unmittelbar in den Kampfen fielen 32867, an ihren
Verwundungen starben 9201, 38083 blieben vermisst, so dass in dieser
Armee 80151 Kampfer endgiiltig ausschieden. AuBer den todlich
Verletzten wurden 165 280 Soldaten verwundet, 298 869 erkrankten,
darunter 8715 durch Gas.
In der GroBen Schlacht in Frankreich (21. Marz bis 6. April 1918), mit
welcher der mehr als dreijahrige Stellungskrieg im Westen wieder zum
Bewegungskrieg wurde, fielen unmittelbar in der 2. Armee 19800
Soldaten (vermisst: 6700), in der 17. Armee 12 400 Soldaten (vermisst:
7500 (in der 18. Armee 11900 (vermisst: 8400). Die Zahl der
Verwundeten betragt rund 180000, der Erkrankten rund 64 000. Die Zahl
der gefallenen Offiziere in dieser Offensive ist prozentual doppelt so
hoch wie die der Mannschaften.
Als Beispiel fur den Gesamtverlust in einer Materialschlacht, d.h. Tote,
Vermisste, Verwundete und Gefangene, sei hier vermerkt, dass in der
Sommeschlacht, die deutscherseits als reine Verteidigungsschlacht
geschlagen wurde, die Deutschen 500 000, die Englander 500000, die
125
Franzosen 200000 Mann einbiiBten.
Wie viele Verluste entstanden durch die einzelnen Waffenarten?
Im Kriege 1870/71 wurden die weitaus meisten Verwundungen durch
Gewehr- und Pistolenschiisse hervorgerufen; nur etwa 8,5 % der
Verwundeten wurden durch Artilleriegeschosse verletzt. Bei den
Gefallenen erhoht sich dieser Prozentsatz um etwa 0,6 %.
Auch in den ersten 2 l A Jahren des Weltkrieges iiberwogen zunachst bei
den Verwundeten die Gewehrschiisse, dagegen wurden die meisten
todlichen Verletzungen von Anfang an durch Artilleriegeschosse
hervorgerufen.
Nach Feststellungen des Sanitatsdepartements fur die Zeit vom 2. August
1914 bis 31. Januar 1917 wurden von unseren Gefallenen 39,1 % durch
Gewehr-, MG.- und Pistolenschiisse, 54,7 % durch Artilleriegeschosse,
1,3 % durch Handgranaten, 0,28 % durch blanke Waffen, 4,6 % durch
andere Waffen getotet. Von den Verwundeten wurden 50,9 % durch
Gewehr-, MG.- und Pistolenschiisse, 43 % durch Artilleriegeschosse, 2,6
% durch Handgranaten, 0,58 % durch blanke Waffen, 3 % durch andere
Waffen verletzt.
Fiir die Zeit vom 1. Marz bis 15. April 1917 stellte eine Division fest,
dass durch 16 477 Artillerieschiisse nicht mehr als 50 Soldaten getotet
oder verwundet wurden, also erstjedes 329. Artilleriegeschoss einen
Soldaten verletzte.
In den Jahren des Stellungskrieges steigerten sich naturgemaB die
Verluste durch Artilleriefeuer. Nach den Berechnungen einer einzelnen
Armee wurden z.B. in der Zeit vom 15. August bis 15. September 1917
durch Gewehr- und MG-Geschosse 13,7 %, dagegen durch
Artilleriegeschosse 75,7 % der Verwundungen verursacht. Die Franzosen
errechneten fiir die Zeit des Stellungskrieges (bis Anfang 1918) 16 %
Verwundete durch Gewehr-, MG.- und Pistolenschiisse, 76 % durch
Artilleriegeschosse, 8 % durch andere Waffen; dagegen fiir die Zeit des
Bewegungskrieges 1918 30 % Verwundete durch Gewehr-, MG.- und
Pistolenschiisse, 58 % durch Artilleriegeschosse und 12 % durch andere
Waffen.
Von 100 Gefallenen wurden im Weltkriege rund 47 durch
Kopfverletzungen getotet. Von 100 Verwundungen wurden 63 durch
126
Verletzung der GliedmaBen kampfunfahig gemacht.
13470 deutsche Soldaten kamen im Weltkriege durch Ungliicksfall um
ihrLeben, d.s. 1,9 v. T. aller Kriegsteilnehmer. Der Jahresdurchschnitt
betragt 0,53 v.T. Der Durchschnitt in den letzten fiinf Vorkriegsjahren
war 0,29 v.T. Viermal ereigneten sich groBere Ungliicksfalle durch die
Explosion von Munitionsstapeln. Der Sanitatsbericht iiber das deutsche
Heer im Weltkriege berichtet von einem lehrreichen Sonderfall: Einem
Verwundeten fiel im Sanitatsunterstande eine Handgranate auf die Erde,
sie totete zwei Mann und verwundete den Arzt.
Welche Regimenter hatten die grofiten Verluste?
Regimenter mit den groBten Verlusten im Weltkriege waren:
Inf. -Reg Nr. 436210 Tote (+ 250 Vermisste)
Lehr-Inf.-Reg. 5567 Tote
Inf. -Reg. Nr. 414985 Tote (+ 1073 Vermisste)
Grenadier-Reg. Nr. 15480 Tote
3. (bayer.) Inf. -Reg. 4896 Tote (+ 283 Vermisste)
13. (bayer.) Res.-Inf-Reg. 5011 Tote (+ 288 Vermisste)
22. (bayer.) Inf. -Reg. 4978 Tote (+ 256 Vermisste)
Inf. -Reg. Nr. 1264758 Tote
Garde-Fusilier-Reg. 4747 Tote
4. Garde-Reg. z.F. 4662 Tote
Garde-Grenadier-Reg. Nr. 24546 Tote
Die Durchschnittszahl der Verwundeten dieser Regimenter betragt
10000.
Die vier Regimenter der Tirol er Kaiserjager verzeichnen in ihrem
Ehrenbuche auf dem Berg Isel rund 16000 Tote, darunter weist das I.
Regiment allein 6500 tote Kaiserjager auf. Die Zahl der endgiiltig
vermisst gebliebenen Kaiserjager betragt etwa 5000.
Weitere besonders hohe Verluste hatten das Egerlander Landwehr-
Infanterie-Regiment Nr. 14 mit insgesamt 4700 Mann, das Hoch- und
Deutschmeister-Regiment Nr. 4 mit insgesamt 4500 Mann, das Karntner
Infanterie-Regiment Khevenhiiller Nr. 7 mit insgesamt 3900 Mann und
das Karntner Jagerbataillon Nr. 8, dessen Ehrenmal in Klagenfurt die
127
ergreifende Inschrift tragt: Das Karntner Jagerbataillon Nr. 8 zog 1914
mit 38 Offizieren und 1222 Mann in den Weltkrieg - es blieben auf dem
Felde der Ehre 38 Offiziere und 1221 Mann.
Wie viele Verluste entstanden durch Seuchen und Infektion?
Die hervorragenden Fortschritte der deutschen Gesundheitspflege und
Hygiene haben die Seuchen- und Infektionskrankheiten, die in friiheren
Kriegen groBte Verluste verursachten, im Weltkriege ganz erheblich
herabgemindert.
In der deutschen Armee 1914/18 erkrankten, soweit sie in
Lazarettbehandlung kamen, an:
Pocken 459 Mann, von denen 21 starben;
Typhus 116 500 Mann, von denen 1 1 723 starben;
Ruhr 155 375 Mann, von denen 8646 starben;
Cholera 3303 Mann, von denen 1693 starben;
Malaria 120 781 Mann, von denen 452 starben;
Grippe 303 544 Mann, von denen 999 starben;
Fleckfieber 5982 Mann, von denen 1345 starben.
An der in friiheren Kriegen so sehr gefurchteten Pest ist kein deutscher
Soldat erkrankt.
Fur Typhusschutzimpfungen wurden 103 360 Liter, fur die
Choleraschutzimpfungen 80000 Liter Impfstoff verausgabt.
Wie grofi war der Gesamtausfall des deutschen Feldheeres?
Nach dem Sanitatsbericht iiber das deutsche Heer im Weltkriege sind
von 10 573 242 Soldaten, die in den vier Kriegsjahren im Feldheere
standen, 6 346 041 ( = 600 v.T,) ausgefallen und mussten ersetzt werden.
Es waren dies die Gefallenen und Vermissten und die fur langere Zeit
ausgefallenen, in Heimatlazaretten uberfuhrten, an Verwundung oder
Krankheit in den Lazaretten gestorbenen und die dienstunbrauchbaren,
nur noch fur die Heimat dienstfahig gewordenen Soldaten.
Der Ersatz bestand jedoch in den vier Kriegsjahren etwa zur Halfte
( = 323 1370) aus denselben Soldaten, die aus der Heimat wieder
128
dienstfahig zuriickkehrten.
Wie viele Arzte standen im militarischen Dienst?
Das deutsche Sanitatskorps zahlte im Heere 24798, in der Marine 1359
und in der Schutztruppe 135 Arzte. Von diesen 26 292 Arzten waren
18709 im Operations- und Etappengebiet tatig, 7583 innerhalb der
deutschen Grenzen.
13,4 Millionen Falle verwundeter oder kranker deutscher
Heeresangehoriger wurden in den Lazaretten behandelt.
Auf dem Felde der Ehre blieben 1819 Arzte. Davon sind beim Heere 663
gefallen, 206 an Verwundungen und 837 an Krankheit gestorben. Bei der
Marine betrugen die Totenverluste 102, bei der Schutztruppe 11.
Im Kampfe gegen das Fleckfieber lieBen 98 Arzte das Leben. In
Gefangenschaft gerieten 990 Arzte, davon allein 150 im September 1914
beim Riickzug von der Marne.
Die Zahl der Zahnarzte betrug im Feld- und Heimatheer bis Mitte 1918
1000, dann 1300.
Im deutschen Feldheer gab es 1992 Militarapotheker, im Besatzungsheer
1647, von diesen 3639 Apothekern fielen oder starben an Krankheit 71.
Wie viele Personal stellte die Freiwillige Krankenpflege?
Die Freiwillige Krankenpflege vom Roten Kreuz stellte im Verlaufe des
Krieges rund 1 10000 mannliche und 105000 weibliche Pflegepersonen
zur Verfugung. Von diesen waren 47000 mannliche und 19800 weibliche
im Etappengebiet. 863 Angehorige der Freiwilligen Krankenpflege
starben, darunter 243 Schwestern und Hilfsschwestern. Von diesen
Schwestern gerieten iiber 100 in Kriegsgefangenschaft, etwa 300 wurden
wahrend des Riickzuges interniert.
Fur hervorragende Tatigkeit in der Freiwilligen Krankenpflege wurde die
Rote-Kreuz-Medaille als Kriegsauszeichnung 116 268-mal verliehen,
und zwar in der ersten Klasse 161mal, in der II. Klasse 8399mal und in
der III. Klasse 107708mal.
129
Wie viele Lazarettzuge gab es?
Fur die Beforderung der Verwundeten und Kranken standen 258
Lazarettzuge, darunter 89 der Freiwilligen Krankenpflege, zu je 74
Achsen mit insgesamt 34000 Betten zur Verfiigung. Zu diesen
vorbildlich ausgestatteten standigen Lazarettziigen kamen noch in Zeiten
der GroBkampfe behelfsmaBige Lazarettzuge. Auch Lazarettschiffe
wurden eingesetzt.
Jahrlich wurden iiber eine Million Verwundete in die Heimat befordert.
Die samtlichen Lazarettzuge unternahmen im Verlaufe des Krieges
schatzungsweise 25000 Fahrten. Es ereigneten sich hierbei insgesamt nur
142 Unfalle, davon 43 mit Verletzung von Zuginsassen. Durch diese
Unfalle wurden 53 Personen getotet, 211 verletzt. 21mal waren
Fliegerangriffe die Ursache des Ungliicks. Sie verursachten auch den
verlustreichsten Unfall. Dieser ereignete sich am 7. Oktober 1918 in
Vassigny, wo ein Leichtkrankenzug in den Trichter einer Fliegerbombe
fuhr; dabei wurden 25 Personen getotet.
Wie hoch waren die Verluste der Sanitater?
Die Gesamtzahl der Sanitatsmannschaften, Militarkrankenwarter und
Krankentrager betrug 95000.
Von ihnen blieben auf dem Felde der Ehre durch Verwundung oder
Krankheit 5866 Sanitatsunteroffiziere und -mannschaften, 588
Militarkrankenwarter und 6508 Krankentrager, insgesamt also 12 962.
Verwundet wurden 13 239 Sanitatsunteroffiziere und -mannschaften, 16
662 Krankentrager und 5 1 Militarkrankenwarter.
Wie viele Sanitatshunde gab es?
Die Sanitatshunde wurden der deutschen Heeresverwaltung
unentgeldlich von dem Deutschen Verein fur Sanitatshunde zur
Verfiigung gestellt. Ende 1914 betrug ihre Zahl 570, Ende 1915 bereits
2500. Die Gesamtzahl aller an die Front gekommenen Sanitatshunde
wird 6000 bis 7000 betragen haben. Verwendet wurden meist deutsche
Schaferhunde, dann aber auch Dobermann, Airedaleterrier und
Rottweiler.
130
SeitMai 1915 wurden die Hunde im Sanitatshunde-Ersatzdepot
FangschleuBe bei Berlin einheitlich ausgebildet. Von Mitte 1916 an gab
es sowohl fur die Westfront (in Rocroi) wie fur die Ostfront (Bialystok)
eine besondere Sanitatshundestaffel.
Die deutschen Sanitatshunde in der Turkei trugen zum Schutz gegen
Dornengestriipp und Kakteen diinne geschmeidige Lederschuhe. Im
Fruhjahr 1918 erhielten die Sanitatshunde ihre ersten Gasmasken.
Etwa 10 000 verwundete Soldaten sind durch Sanitatshunde aufgespiirt
und gerettet worden.
Wie viele deutsche Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft?
Die Gesamtzahl der deutschen Soldaten, die in Kriegsgefangenschaft
gerieten, betragt 993775.
Davon waren als Kriegsgefangene
in franzosischer und belgischer Gefangenschaft 424157
in englischer Gefangenschaft 328020
in amerikanischer Gefangenschaft 49560
in russischer Gefangenschaft 168104
in rumanischer Gefangenschaft 12898
in sonstige Lander 1 1036
Von diesen Kriegsgefangenen wurden als verstorben 55 899 gemeldet,
und zwar in den Gefangenenlagern der
Franzosen und Belgier 25229 (= 5,95 %)
Englander 9939 (= 3,03 %)
Amerikaner 951 (= 1,92 %)
Russen 15767 (=9,38%)
Rumanen 3445 (=24,38 %)
andere Lander 868 (= 7,87 %)
840 491 deutsche Kriegsgefangene kehrten nach Deutschland zuriick, der
Verbleib von 97 385 ist nicht aufgeklart worden; sie sind wahrscheinlich
ebenfalls in der Gefangenschaft verstorben, wurden aber durch
fremdlandische Auskunfsstellen nicht gemeldet. Diese Zahl ist der
Hauptteil der in der Gesamtverlustliste erscheinenden Vermis stenzahl
von 100000.
131
Die Gesamtzahl der alliierten Soldaten, die in die Kriegsgefangenschaft
der Mittelmachte gerieten, betragt 3.3 Millionen.
Wie viele Kriegsgefangene gab es in Deutschland?
Die Gesamtzahl der Kriegsgefangenen in Deutschland war weit mehr als
doppelt so hoch wie die Zahl der deutschen Kriegsgefangenen in
feindlicher Hand; sie betrug 2520983.
Es waren dies: 1434529 Russen, 535411 Franzosen, 185329 Englander,
147 986 Rumanen, 133287 Italiener, 46019 Belgier, 28746 Serben, 7107
Portugiesen, 2457 Amerikaner, 107 Japaner, 5 Montegriner.
Von diesen Soldaten starben in deutscher Kriegsgefangenschaft 135365,
und zwar Russen 5,39 %, Franzosen 3,23 %, Englander 2,99 %,
Rumanen 17,3 % (die Rumanen gerieten vollig erschopft in deutsche
Gefangenschaft!), Italiener 5,81 %, Belgier 2,18 %, Serben 6,52 %,
Portugiesen 2,3 1 %, Amerikaner 2,40 %, von den Japanern starb keiner
in der Kriegsgefangenschaft.
Wie viele osterreich-ungarische Soldaten gerieten in
Kriegsgefangenschaft?
Die osterreich-ungarische Armee verlor 1694000 Mann durch
Kriegsgefangenschaft; auBerdem gerieten infolge des Zusammenbruchs
der Front im November 1918 weitere 436000 Mann in die Hand der
Feinde.
Die Gesamtzahl beziffert sich also auf 2130000 Mann. Nur 50 bis 60 %
dieser Kriegsgefangenen waren tatsachliche Kampfer, denn bei
Przemysl, beim Riickzug aus Serbien 1914, an der Front 1916 und in
Italien 1918 gerieten mit zahlreichen Trains, Anstalten,
Arbeiterformationen, Etappentruppen usw. infolge der strategischen
Lage auch viele Nichtkampfer - die zwei Drittel der Angehorigen der
Armee im Felde betrugen - in Gefangenschaft.
Von den mehr als zwei Millionen Kriegsgefangenen starben 478000
Mann, zumeist in russischer Kriegsgefangenschaft.
Die Zahl der Kriegsgefangenen ubertrifft die Zahl des gesamten
Totenopfers der osterreich-ungarischen Armee um 352000, die Zahl der
in der Kriegsgefangenschaft verstorbenen Soldaten der osterreich-
132
ungarischen Armee ist nur um 62000 Mann geringer als die auf 540000
Mann errechneten Zahl der Soldaten, die unmittelbar auf den
Schlachtfeldern den Heldentod fanden.
Welche Todesopfer forderte die Hungerblockade?
Der Hungerblockade Englands gegen Deutschland fielen unter der
deutschen Zivilbevolkerung rund 800000 Menschen zum Opfer, und
zwar im Jahre 1915 rund 90000, 1916 rund 122000, 1917 rund 280000
und 1918 rund 300000. AuBerdem rief die Blockade einen
Geburtenausfall von 1 Million hervor. Der Geburtenausfall durch
Mannerverlust im Weltkrieg wird auf 3,5 Millionen geschatzt.
Der deutsche U-Bootkrieg, der zur Abwehr dieser Hungerblockade
gefuhrt wurde, kostete 30000 Menschen das Leben.
DAS ENDE
Was mich nicht umbringt, macht mich starker
Nietzsche
Welches war der letzte deutsche Heeresbericht?
Der letzte deutsche Heeresbericht des Weltkrieges lautet:
"GroBes Hauptquartier, 11. November 1918.
Bei der Abwehr amerikanischer Angriffe ostlich der Maas zeichneten
sich durch erfolgreiche GegenstoBe das brandenburgische Reserve-
Infanterie-Regiment Nr. 207 unter seinem Kommandeur Oberstleutnant
Hennigs und Truppen der 192. sachsischen Infanterie-Division unter
Fiihrung des Oberstleutnant v. Zeschau, Kommandeur des Infanterie-
Regiments Nr. 183, besonders aus. Infolge Unterzeichnung des
Waffenstillstandsvertrages wurden heute Vormittag an alien Fronten die
Feindseligkeiten eingestellt."
Heldentum bis zur letzten Stunde des Krieges!
Dieser Bericht ging in den Wirren des Novemberverbrechens unter;
niemand beachtete mehr das Heroentum der letzten deutschen Front.
133
Von der Tapferkeit deutscher Soldaten, ihrem Aushalten und
Durchkampfen in treuester Pflichterfullung bis in die letzten Tage des
Krieges hinein, zeugt der Heeresbericht vom 26. Oktober 1918, in dem
es unter Heeresgruppe Deutscher Kronprinz heiBt: "... Vor der westlich
von Banogne kampfenden 4. Garde-Infanterie-Division liegen allein 23
zerschossene Panzerwagen. Gefreiter Nennstiel der 9. Batterie des 6.
Garde-Feldartillerie-Regiments hat hiervon acht, Unteroffizier
Brokmann derselben Batterie zehn Panzerwagen vernichtet..." Die
beiden tapferen Soldaten, von den Nennstiel im Oktober 1915 als 16
jahriger Kriegsfreiwilliger ins Feld geriickt war, standen unabhangig
voneinander mit ihren beiden Tankabwehrgeschiitzen unter schwerstem
Beschuss in vorgeschobener Stellung. Beide haben den Krieg iiberlebt.
Welches war die letzte deutsche Kriegstat zur See?
Durch den Zusammenbruch Osterreichs wurden die deutschen
Mittelmeer-U-Boote zur Heimkehr gezwungen. Auf dieser Riickfahrt
griff am 9. November 1918, morgens Va 8 Uhr, "U B 50" kurz nach
Passieren der StraBe von Gibraltar bei Kap Trafalgar das britische
Linienschiff "Britannia" an. Obwohl die "Britannia" durch vier Zerstorer
gesichert wurde, gelang es " B 50", den Gegner durch einen Torpedo-
Doppelschuss aus einer Entfernung von iiber 2000 Meter zu versenken.
Das Linienschiff hatte eine Besatzung von 820 Kopfen.
Der Kommandant des U-Bootes, der diese letzte deutsche Kriegstat zur
See vollbrachte, war Kapitanleutnant Heinrich Kukat. Er fiel am 3. April
1920 als Fiihrer der Sturmkompanie der 3. Marinebrigade (Lowenfeld)
beim Vorgehen auf Bottrop durch spartakistische Mordkugeln.
Wie kam es zum Dolchstofi?
Schon am 2. Dezember 1914 erfolgte das erste Signal zum DolchstoB:
Der Halbjude Liebknecht stimmte gegen die Kriegskredite. Unter dem
Juden Haase, dem Vorsitzenden der Sozialdemokratie, wurde die
Wuhlarbeit in immer breitere Bahnen gelenkt. 1916 zeigten bereits
zwanzig Abgeordnete im Reichstag so offenen Widerstand gegen den
deutschen Siegeswillen, dass das franzosische Sozialistenblatt "Oeuvre"
triumphierte: "Die letzte Reichstagssitzung kommt einem Siege unserer
134
Waffen gleich."
Um dieselbe Zeit bildete sich, unterstiitzt vom Weltjudentum, die USPD.
als StoBtrupp der Juden gegen den Durchhaltewillen des deutschen
Volkes. An ihrer Spitze und in den fiihrenden Stellungen standen die
Juden. Ihre Querverbindungen gingen bis in die wichtigsten Industrien,
ja bis in die Kriegsamter hinein. Zu Hunderttausenden wurden
Flugblatter gegen den Krieg von den Juden hergestellt und verbreitet.
Deserteure wurden gesammelt, von Juden unterstiitzt und gegen die
kampfenden Soldaten eingesetzt. Im ganzen Auslande waren Stiitzpunkte
des Landesverrats verteilt; sie wurden vor dem Kriegsausbruch schon mit
besonders intelligenten Juden besetzt, die ihre strikten Richtlinien hatten.
Wesentliche Teile der deutschen Lebensmittelversorgung wurden in
Abhangigkeit jiidischer GroBschieber gebracht. Mit der Hetze verband
sich der Hungerkrieg, der Wucher. Die Juden organisierten Streiks in den
Munitionsfabriken, veranlassten Sabotage und Verbrechen, um die
Bevolkerung einzuschiichtern und die Kriegsindustrie zu storen. Die
Kriegsdienstverweigerung wurde propagiert. Der Verrat Judas mordete
Zehntausende von Frontsoldaten.
Der "Vorwarts" konnte 1916 seinen Lesern mitteilen, dass "ein Narr ist,
wer noch an den Sieg glaubt...", und am 20. Oktober 1918 verkiindete
dieses Organ der Sozialdemokratie den Sieg des Judentums mit den
Worten: "Deutschland soil, das ist unser (namlich der jiidisch-
marxistische!) Wille, seine Kriegsflagge fiir immer streichen, ohne sie
das letzte mal siegreich heimgebracht zu haben!"
Als dann der DolchstoB die Front zum Zusammenbruch gebracht hatte,
da konnte ein franzosischer Spionage-Offizier triumphierend
aussprechen: "Die deutsche Revolution ist genau an dem von uns
angegebenen Zeitpunkt ausgebrochen... Diese Revolution wird getragen
von den Elementen, die wir kennen... In Deutschland lag die Leitung in
den Handen von Liebknecht, Luxemburg und Mehring." Und wir horten
spater mit Bitterkeit aus dem Munde eines Mitgliedes des britischen
Kriegskabinetts: "Der englische Generalstab hatte im Friihjahr 1918 die
Absicht, vor den Deutschen zu kapitulieren. Er wusste nicht, dass in
Deutschland die Sozialdemokraten (lies: Juden) in Gemeinschaft mit
franzosischen Spionen daran arbeiteten, die deutsche Front von hinten
aufzurollen, und dass diese landesverraterische Arbeit von Frankreich
135
bezahltwurde!"
Wie viele Zersetzungsschriften wurden von den Feinden
abgeworfen?
Im April 1918, als der innere Zermiirbungsfeldzug gegen Deutschland
systematisch einsetzte, wurden iiber eine Million Propagandaschriften
iiber der deutschen Westfront abgeworfen. Dieses "Trommelfeuer der
Zersetzungspropaganda" steigerte sich von Monat zu Monat. Man
schatzt, dass von April bis zum Waff enstill stand rund 65 Millionen
Flugschriften der feindlichen Propaganda auf die deutschen Truppen
niederregneten.
Organisator des Zersetzungsfeldzuges war seit Anfang 1918 der britische
Propagandaminister Lord Northcliffe. Als William Harmsworth in Irland
geboren, war er schon vor dem Kriege Besitzer der einflussreichsten
britischen Weltzeitungen, besonders der "Times"; zahlreiche Blatter in
Amerika, Frankreich, Russland, Holland und Italien standen unter
seinem unmittelbaren Einfluss. Durch seine personliche Hetzarbeit hat er
wesentlich zum Eintritt der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg
beigetragen. Die seinem Pressetrust immer zahlreicher angegliederten
Zeitungen und Nachrichtendienste umspannten die ganze Welt mit der
von ihm diktierten Liigenpropaganda gegen Deutschland unter jedem
Verzicht auf Wahrhaftigkeit und Tatsachentreue. Im Februar 1918
ubernahm er die Leitung der gesamten Ententepropaganda, die er unter
Ausschaltung jeglicher moralischer Erwagung mit alien Mitteln der
Verleumdung und des Hasses riicksichtslos durchfuhrte. Im Jahre 1922,
unmittelbar nach einer Propagandareise, die er als Mr. Brown in das
besetzte Rheinland unternahm, starb Lord Northcliffe im Alter von 57
Jahren in volliger geistiger Umnachtung.
Wer gab das erste Hornsignal zum Kriegsende?
Das erste Hornsignal zur Beendigung des Weltkrieges gab der
Vizewachtmeister Artur Zebrowski am 7. November 1918, abends 9,15
Uhr, im Niemandsland bei La Capelle.
Um der deutschen Waffenstillstandskommission den Ubergang zur
franzosischen Front zu ermoglichen, war durch Funkspruch mit dem
136
franzosischen Oberkommando fur die Zeit von 15 bis 24 Uhr im
Abschnitt der 11. deutschen Infanterie-Division Waffenruhe vereinbart
worden. Da dieser Befehl die vorderste franzosische Kampftruppe
offenbar nicht rechtzeitig erreichte, wurde die Waffenruhe zunachst nur
von den Deutschen eingehalten.
Erst am spaten Nachmittag stellten die Franzosen das Feuer ein,
nachdem es einer deutschen Offizierspatrouille unter der
Parlamentarflagge gelungen war, dem feindlichen Infanteriekommandeur
Aufklarung zu geben.
Die Waffenstillstandskommission traf infolge mancherlei
Schwierigkeiten erst nach 9 Uhr an der verabredeten Ubergangsstelle
ein. Fiinf Autos mit eingeschalteten Scheinwerfern iiberquerten das
Niemandsland. Im ersten Wagen stand der Hornist, Vizewachtmeister
Zebrowski vom Schlesischen Ulanenregiment Nr. 2. der bewahrte Soldat
war der Kampftruppe als Melder zugeteilt und fiihrte nun an seiner
Lanze ein Stuck Tischruch als Parlamentarflagge. Mit dem Offiziersruf
der deutschen Kavallerie kiindete er dem Gegner in der stockfinsteren,
nebeldurchwallten Nacht immer wieder das Nahen der Kommission an.
Ihm antwortete nach einiger Zeit der franzosische Hornist, Unteroffizier
Francois Sellier vom 35. Infanterie-Regiment, der mit einem Offizier die
Kolonne bei den Vorposten erwartete.
An der Stelle des Ubergangs der Waffenstillstandskommission steht
heute ein groBer Denkstein mit der Inschrift: "7. November 1918. Hier
triumphierte die Entschlossenheit des Poilu."
Wann wurde der Waffenstillstand unterzeichnet?
Die Oberste Heeresleitung hatte als Vorsitzenden der deutschen
Waffenstillstandskommission den General von Giindell in Aussicht
genommen. Entgegen alien Gepflogenheiten beauftragte kurz vor der
Abreise das Berliner Kriegskabinett mit der Fiihrung der Kommission an
Stelle des Soldaten einen Zivilisten: den Staatssekretar Erzberger.
Am 8. November, 9 Uhr morgens, begannen die Verhandlungen im
Walde von Compiegne in einem Sonderzuge des Marschalls Foch. Foch
eroffnete sie mit der hamischen Frage: "Que desirent ces messieurs?"
("Was wiinschen diese Herren?") und forderte die Unterzeichnung der
ungeheuerlichen Waffenstillstandsbedingungen innerhalb von
137
72 Stunden (d.h. bis zum 11. November, vormittags 1 1 Uhr); da
Waffenruhe schroff abgelehnt wurde, mussten die Fronten noch weiter
verbluten. Am 11. November 1918, morgens 6 Uhr, wurde der
Waff enstill stand im Walde von Compiegne unterzeichnet von: Marschall
Foch, Staatssekretar Erzberger, Admiral WemyB (englischer Admiral),
Graf Oberndorff (Vertreter des Auswartigen Amtes), General von
Winterfeldt (Militarsachverstandiger) und Kapitan Vanselow
(Marinesachverstandiger).
Sechs Stunden spater, um 12 Uhr mittags, wurden auf alien Fronten die
Feindseligkeiten eingestellt.
Auf dem Schienenstrange, wo die Unterzeichnung stattfand, errichtete
franzosischer Siegerwahn einen Gedenkstein mit der hasserfullten
Inschrift: "Hier unterlag am 11. November 1918 der verbrecherische
Hochmut des Deutschen Kaiserreichs, besiegt durch die fireien Volker,
die es zu unterjochen beabsichtigte."
Wann kam es zum Frieden?
Der erste Friedensschluss im Weltkriege erfolgte am 9. Februar 1918, er
wurde zwischen den Mittelmachten und der Ukraine abgeschlossen. Am
3. Marz 1918 schlossen die Mittelmachte mit Russland Frieden, am 7.
Mai 1918 (nach einem Vorfrieden am 5. Marz) mit Rumanien. Am 29.
September 1918 erklarte die Entente Waff enstill stand mit Bulgarien. Der
Ausbruch der Revolution in Osterreich-Ungarn am 31. Oktober 1918 und
die damit verbundene Neugriindung eines deutsch-osterreichischen, eines
ungarischen, eines siidslawischen und eines tschechoslowakischen
Staates veranlasste hier die Niederlegung der Waffen. Tiirkei und
Entente schlossen am gleichen Tage Waffenstillstand. Zwischen dem
Deutschen Reich und der Entente erfolgte der Waffenstillstand am 1 1.
November 1918.
Wie lautete der Abschiedserlass des Generalfeldmarschalls von
Hindenburg an seine Weltkriegssoldaten?
Das Armeeverordnungsblatt vom 27. Juni 1919 veroffentlichte folgenden
Abschiedserlass des Feldmarschalls, den er zwei Tage vor dem
Diktatfrieden von Versailles niederschrieb:
138
Soldaten!
Ich habe mich seinerzeit der Regierung gegeniiber dahin ausgesprochen,
dass ich als Soldat den ehrenvollen Untergang einem schmahlichen
Frieden vorziehen muss. Diese Erklarung bin ich euch schuldig.
Nachdem ich schon fruher meine Absicht kundgetan hatte, nach erfolgter
Friedensentscheidung wieder in den Ruhestand zuriickzutreten, lege ich
nunmehr den Oberbefehl nieder. Ich gedenke bei meinem Scheiden vor
allem bewegten Herzens der langen Jahre, in denen ich drei koniglichen
und kaiserlichen Kriegsherren dienen durfte. Zeiten stiller,
unermiidlicher Friedensarbeit, stolzen Aufstiegs, groBer Siege und zahen
Ausharrens stehen mir dabei vor Augen. Ich gedenke dann aber auch mit
tiefem Schmerz der traurigen Tage des Zusammenbruches unseres
Vaterlandes. Die hingebende Treue und das Vertrauen, mit denen
Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften neben mir standen, war mir
ein Lichtblick in dieser namenlos schweren Zeit. Dafiir gebiihrt euch
alien, darunter nicht zuletzt den Freiwilligenverbanden, die unentwegt
die Wacht an der Ostfront hielten, mein unausloschlicher Dank.
Mit diesem Dank verbinde ich aber noch eine Bitte fur die Zukunft:
Wie der einzelne bei sich iiber die Ereignisse der letzten Tage denkt, ist
seine Sache. Fur sein Handeln darf es aber nur eine Richtschnur geben:
das Wohl des Vaterlandes. Noch steht unser Volkstum in schwerer
Gefahr. Die Moglichkeit, die innere Ruhe zu wahren und zu
fruchtbringender Arbeit zu gelangen, hangt wesentlich von der Festigkeit
unserer Wehrmacht ab. Diese Festigkeit zu erhalten, ist daher unsere
Pflicht. Die personlichen Anschauungen, so schwer es euch auch fallen
mag, miissen zuriickgestellt werden. Nur durch solche einmiitige Arbeit
kann es mit Gottes Hilfe gelingen, unser armes deutsches Vaterland aus
tiefster Erniedrigung wieder besseren Zeiten entgegenzufiihren.
Lebt wohl, ich werde euch nie vergessen!
v. Hindenburg.
Kolberg, den 25. Juni 1919.
139
Welche Kriegsschiffe wurden in der Bucht von Scapa Flow
versenkt?
Am 21. Juni 1919 - dem Tage der Sonnenwende - wurde die seit sieben
Monaten in der Bucht von Scapa Flow (Orkney-Inseln) internierte
deutsche Hochseeflotte durch die Besatzungen versenkt. Mit wehender
Kriegsflagge fuhren die Schiffe in den Grund.
Den Befehl zu dieser Tat der deutschen Ehre gab als Fiihrer der
internierten Flotte Konteradmiral von Reuter, getreu dem zu
Kriegsanfang gegebenen Befehl, dass kein deutsches Kriegsschiff in die
Hand der Feinde fallen sollte.
Es gingen unter:
in der Zeit von 12 bis 1 Uhr:
die Linienschiffe 'Friedrich der GroBe" und "Konig Albert";
in der Zeit von 1 bis 2 Uhr:
die groBen Kreuzer "Moltke" und "Seydlitz", die Linienschiffe "Kaiser",
"Prinzregent Luitpold", "GroBer Kurfurst", "Kronprinz Wilhelm" und die
kleinen Kreuzer "Koln", "Brummer" und "Dresden";
in der Zeit von 2 bis 3 Uhr:
die GroBen Kreuzer "v.d.Tann" und "Derflinger", die Linienschiffe
"Kaiserin", "Bayern" und "Konig" sowie der Kleine Kreuzer "Bremse";
in der Zeit von 3 bis 5 Uhr:
der Kleine Kreuzer "Karlsruhe", das Linienschiff "Markgraf '.
Als letztes Schiff der deutschen Hochseeflotte sank um 5 Uhr der GroBe
Kreuzer "Hindenburg". Sinkend auf Land geschleppt wurden das
Linienschiff "Baden" und die Kleinen Kreuzer "Emden", "Frankfurt" und
"Nurnberg". - AuBerdem wurden in der Bucht von Scapa Flow 46
Torpedoboote versenkt.
Wann wurde der Versailler Friede ratifiziert?
Die Ratifikationsurkunden wurden ausgetauscht:
am 10. Januar 1920 zwischen Deutschland, und England, Frankreich,
Italien, Japan, Belgien, Bolivien, Brasilien, Guatemala, Peru, Polen,
Siam, Tschechoslowakei, Uruguay, Jugoslawien, Kuba, Griechenland,
Portugal, Haiti, Liberia, Rumanien, Honduras, Nicaragua und Panama;
140
am 1. Juli 1921 zwischen Deutschland und China;
am 25. August 1922 zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten
von Amerika.
Wie viele Waff en mussten nach dem Versailler Diktat vernichtet
werden?
Am 28. Juni 1919 wurde der Diktatfrieden zwischen Deutschland und
den Ententemachten im Spiegelsaal von Versailles von einer deutschen
Regierung unterzeichnet und das preisgegebene deutsche Volk musste
sich von nun an 14 Jahre lang das Gesetz des Handelns von seinen
Feinden diktieren lassen.
In Erfullung dieses Versailler Diktates musste Deutschland seine Wehr
vollig zerschlagen und folgende Waffen vernichten:
59897 Geschutze und Rohre, 130558 Maschinengewehre, 31 470
Minenwerfer und Rohre, 6007000 Gewehre und Karabiner, 243 937
MG-Laufe, 28001 Lafetten, 4390 WW-Lafetten, 38750000 Geschosse,
16550000 Hand- und Gewehrgranaten, 60400000 scharfe Ziinder,
491000 000 Handwaffenmunition, 335000 Tonnen Geschosshiilsen, 23
515 Tonnen Kartusch-Patronenhulsen, 37600 Tonnen Pulver, 79 500
Munitionsleeren, 212 000 Fernsprecher, 1072 Flammenwerfer, 31
Panzerziige, 59 Tanks, 1762 Beobachrungswagen, 8982 drahtlose
Stationen, 1240 Feldbackereien, 2199 Pontons, 981,7 Tonnen
Ausrustungsstucke fur Soldaten, 8230350 Sack Ausrustungsstiicke fur
Soldaten, 7300 Pistolen und Revolver, 180 MG-Schlitten, 21 fahrbare
Werkstatten, 12 Flak-Geschiitzwagen, 11 Protzen, 64000 Stahlhelme,
174000 Gasmasken, 2500 Maschinen der ehemaligen Kriegsindustrie,
8000 Gewehrlaufe.
15714 Jagd- und Bomberflugzeuge, 27757 Flugzeugmotoren.
Zerstort, abgewrackt, versenkt oder ausgeliefert wurden 26
GroBkampfschiffe, 4 Kiistenpanzer, 4 Panzerkreuzer, 19 Kleine Kreuzer,
21 Schul- und Spezialschiffe, 83 Torpedoboote, 315 U-Boote.
Ferner unterlagen der Zerstorungspflicht:
Fahrzeuge aller Art, Gaskampf- und zum Teil Gasschutzmittel, Treib-
und Sprengmittel, Scheinwerfer, Visiereinrichtungen, Entfernungs- und
Schallmessgerate, optische Gerate aller Art, Pferdegeschirr,
Schmalspurgerat, Felddruckereien, Feldkiichen, Werkstatten, Hieb- und
141
Stichwaffen, Stahlhelme, Munitionstransportmaterial, Normal- und
Spezialmaschinen der Kriegsindustrie, sowie Einspannvorrichtungen,
Zeichnungen dazu, Flugzeug- und Luftschiffhallen usw.
Wie oft wurde die deutsche Entwaffnung kontrolliert?
Zur Durchfiihrung der Entwaffnung Deutschlands nachdem Diktat von
Versailles wurden im Herbst 1919 in Berlin und im Reiche 16
Verbindungs- und Zweigstellen einer Interalliierten Militar-
Kontrollkommission eingerichtet, die mit 396 Offizieren und 610 Mann
besetzt waren. Diese in schikanoser Weise immer wieder verlangerten
KontrollmaBnahmen unserer Kriegsgegner wurden bis Ende 1926
fortgesetzt. In dieser Zeit fanden 33381 Kontrollbesuche (=taglich 28!)
in deutschen Militar-, Verwaltungs- und Zivilbetrieben, bei Staben,
Truppenteilen, Festungen, Fabriken usw. start.
Die feindliche Besatzung kostete dem Deutschen Reiche iiber zwei
Milliarden Goldmark, die Kosten der interalliierten Kommissionen mehr
als 100 Millionen Goldmark.
Welche Kriegsentschadigung zahlte Deutschland?
Die Gesamtsumme der Kriegsentschadigung (Reparationsleistung nach
dem Versailler Diktat Abschnitt VIII, Artikel 231 bis 244), die
Deutschland in der Zeitvom 11. November 1918 bis 30. Juni 1931 in
Sach- und Barwerten entrichtete, betragt 67,6 Milliarden Goldmark.
Hierzu treten noch die wirtschaftlichen Werte der Gebietsverluste in
Europa und die der Kolonien, die mit rund 81,4 Milliarden zu
veranschlagen sind, so dass sie dem deutschen Volke durch das
Versailler Diktat aufgebiirdete "Wiedergutmachung" rund 149 Milliarden
Goldmark betragt.
Durch den Weltkrieg und das Versailler Diktat schrumpfte das deutsche
Volksvermogen, das vor dem Kriege etwa 320 Milliarden Reichsmark
betrug, auf 220 Milliarden Reichsmark zusammen.
Deutschland biiBte insgesamt ein: 70 606 Quadratkilometer Land mit 6 l A
Millionen Bewohnern. Dazu samtliche Kolonien: 2954960
Quadratkilometer mit 15 Millionen Bewohnern.
142
Wie grofi war der Geburtenausfall durch den Krieg?
Der Chef des Feldsanitatswesens iibergab Ende 1917 der Obersten
Heeresleitung eine Denkschrift, in der er Wege zur Wiederherstellung
der deutschen Volkskraft nach dem Kriege darlegte und um Anregung
gesetzlicher MaBnahmen bat. In dieser Denkschrift heiBt es, dass der
Krieg sich nicht am Tage des Friedensschlusses allein entscheidet,
Deutschlands Zukunft hinge vielmehr davon ab, in welcher Zeit und in
welchem Umfange es seine Verluste, vor allem an Menschen, wieder
ausgeglichen haben wird. Schlimmer noch als durch den Krieg sei die
Abnahme der Bevolkerung durch den Niedergang der Geburtenziffer;
hieraus drohe die groBte Gefahr. Denn die Kriegsverluste an Geburten
wiirden voraussichtlich die Verluste der Gefallenen iibersteigen. -
Tatsachlich betrug der Geburtenausfall, der unmittelbar durch den Krieg
im deutschen Volke hervorgerufen wurde, etwa 3 Vi Millionen Kinder.
Etwa ebenso groB war der Geburtenausfall in Osterreich-Ungarn.
Wie wirkte der Krieg auf die Lebensmittelpreise?
Ein Pfund Brot kostete vor dem Kriege 14Pf, nach dem Kriege 25 Pf,
im Tiefpunkt der Inflationszeit 260 Milliarden Papiermark.
Ein Pfund Mehl kostete vor dem Kriege 20Pf, nach dem Kriege 50 Pf,
(Inflation 1923: 290 Milliarden Papiermark.)
Ein Pfund Fleisch kostete vor dem Kriege 90Pf, nach den Kriege 2
Mark. (Inflation 1923: 3200 Milliarden Papiermark.)
Ein Pfund Butter kostete vor dem Kriege 1,40 Mark, nach dem Kriege 3
Mark. (Inflation 1923: 6000 Milliarden Papiermark.)
Ein Pfund Kartoffeln kostete vor dem Kriege 4Pf, nach dem Kriege
12Pf, (Inflation 1923: 50 Milliarden Papiermark.)
Ein Pfund Kaffee kostete vor dem Kriege 2 Mark, nach dem Kriege 5
Mark. (Inflation 1923: 5 Billionen Papiermark.)
Ein Pfund Zucker kostete vor dem Kriege 24Pf, nach dem Kriege 50 Pf.
(Inflation 1923: 250 Milliarden Papiermark.)
Ein Pfund Salz kostete vor dem Kriege lOPf, nach dem Kriege 20 Pf.
(Inflation 1923: 125 Milliarden Papiermark.)
Ein Ei kostete vor dem Kriege 8Pf, nach dem Kriege 25 Pf. (Inflation
1923: 80 Milliarden Papiermark.)
143
Wie hoch waren die gesamten Kosten des Weltkrieges?
Die Gesamtkosten , die der Weltkrieg in der Weltwirtschaft verursacht
hat, sind unermessbar. Weder die unmittelbaren Kriegsausgaben fur den
militarischen Sach- und Personalbedarf, noch die Kriegsausgaben in den
nichtmilitarischen Verwaltungszweigen aller Art oder gar die mittelbaren
wirtschaftlichen Gesamtunkosten durch Zerstorung und Vernichtung,
durch EinbuBe menschlicher Arbeitslei stung u.v.a. konnen zahlenmaBig
erfasst werden.
Angenommen werden kann, dass die kampfend am Weltkrieg beteiligten
Machte unmittelbar fur die Kriegfiihrung mehr als 1000 Milliarden, also
iiber eine Billion Goldmark, verausgabten.
Nach Veroffentlichung des amerikanischen Kriegsdepartements, des
Handels- und Arbeitsministeriums in Washington, der Bankers Trust
Company und der Carnegie-Stiftung, beziffern sich die unmittelbaren
Gesamtausgaben aller kriegfiihrenden Staaten auf 260,7 Milliarden
Dollar, auf die Mittelmachte 90,7 Milliarden Dollar. Nach einer
Umrechnung, die in der Zeitschrift der ehemaligen Frontkampfer der
Entente erschien ("Fidac" 1938, Nr. 1), bedeutet dies, dass die Summe
von 25000 Dollar notig war, um wahrend des Weltkrieges einen Soldaten
zu toten.
Die taglichen Kriegskosten des Deutschen Reiches betrugen am Anfang
des Krieges durchschnittlich 36 Millionen Mark, Mitte des Krieges
100 Millionen Mark und Ende des Krieges 146 Millionen Mark. Dieses
Anwachsen wurde nicht durch die erhebliche Steigerung des Waffen-
und Munitionsbedarfs bedingt, sondern auch durch die iiberhohte
Steigerung der Preise und Entlohnungen.
Bei den Mittelmachten betrugen die Kriegsausgaben ein Fiinftel des
Volksvermogens, bei den europaischen Machten der Entente fast ebenso
viel, unter Einrechnung der auBereuropaischen Machte dagegen ein
Zehntel der beteiligten Volksvermogen.
Amerikanische Statistiker schatzen den Verlust durch
Gebietsverwiistungen auf 30 Milliarden Dollar, den Schiffs- und
Ladungsverlust auf 6,8 Milliarden Dollar und die Schaden der nicht am
Kriege beteiligten Lander auf 1,75 Milliarde Dollar.
144
Der Krieg 1870/71 im Vergleich zum Weltkrieg 1914/18
Im Siebziger Kriege, der sieben Monate dauerte, wurden von der
deutschen Feldartillerie 338309 Schuss und von den
Belagerungsgeschiitzen 317385 Schuss abgegeben. Weit mehr
Artilleriemunition wurde an einem einzigen GroBkampftage im
Weltkriege von einer einzigen Partei auf wenige Kilometer Front
verschossen.
Die schwere Artillerie (Festungsgeschiitze) verfeuerten 1870/71 317385
Schuss, im Weltkriege allein in den beiden Monaten Juli und August
1916 3 Millionen Schuss.
Die Feldartillerie verfeuerte 1870/71 38309 Schuss; doppelt soviel
verfeuerte ein einziges Feldartillerie-Regiment (Fa.-R. 79) im
Weltkriege. Im Juli und August 1916 gab die gesamte deutsche
Feldartillerie rund 11 Millionen Schuss ab.
In den vier Hauptschlachten des Siebziger Krieges bei Worth,
Gravelotte, Mars-la-Tour und Sedan verfeuerte die deutsche
Feldartillerie zusammen rund 100000 Schuss aus 1680 Geschiitzen.
Zwanzigmal soviel Schiisse, namlich 2 Millionen, gab die deutsche
Artillerie am 27. Mai 1918 auf der 38 Kilometer breiten Angriffsfront
am Chemin des Dames aus elfhundert Batterien ab.
In den 600 Gefechten und Schlachten von 1870/71 verbrauchte die
deutsche Infanterie 20 Millionen Gewehrpatronen, der Monatsbedarf im
Weltkriege betrug durchschnittlich 200 Millionen.
In den sieben Monaten des Krieges 1870/71 fielen und starben von den
1,35 Millionen eingezogenen deutschen Soldaten 43 182, in den 52
Monaten des Weltkrieges von 13,25 Millionen 2 036 897.
Die Totenverluste betrugen 1870/71 also 4,3 %. Da der Weltkrieg
neunmal so lange dauerte, hatte in diesem Vergleich der todliche Verlust
der deutschen Wehrmacht 36 % betragen konnen, er betrug aber
tatsachlich 16 % trotz der ungeheuer gesteigerten Waffenwirkungen.
Verwundet wurden im Kriege 1870/71 99 566 deutsche Soldaten, von
denen 1 1 023 starben, im Weltkriege wurden 5 686 937 verwundet, von
denen in den Lazaretten 289 053 starben.
Die hochste Marschleistung beim Vormarsch 1870 betrug 26 Kilometer,
beim Vormarsch 1914 kam es wiederholt zu Tagesmarschen von 75
Kilometern.
145
Die Kosten des Krieges 1870/71 betrugen fur beide Parteien zusammen
rund 7 Milliarden, die Kosten des Weltkrieges iiber 1000 Milliarden
Mark.
PER ASPERA AD ASTRA!
Am 30. September 1919 veroffentlichte der letzte preuBische
Kriegsminister General Reinhardt im Heeresverordnungsblatt den
Schlussbefehl an die ruhmreiche alte deutsche Wehrmacht. In ihm heiBt
es:
"Mit dem 30. September losen sich die Verbande der alten preuBischen
Armee auf und gehen als Neubildung in die Reichswehr iiber.
Diese Umgestaltung bedeutet fur die jetzigen und ehemaligen
Angehorigen der preuBischen Armee den Abschied von vielen Teuren
Erinnerungen und hohen Werten der Vergangenheit, sie bedeutet
gleichzeitig aber den Anfang einer neuen Entwicklung, deren Trager das
GroBe und Gute, was die vergangenen Geschlechter uns iiberlieferten, als
Erbe zu verwalten und zu verwerten haben.
Wiirdig der Vater, fiihrten PreuBens Sohne, vereint mit den
Bruderstammen, einen heroischen Daseinskampf gegen die ganze
feindliche Welt. Maas und Marne, Somme, Aisne und Yser, OstpreuBens
Seen, wie Polens, Galiziens und Russlands Strome wurden Zeugen der
Heldentaten deutscher Heere, ja weiterhin iiber Mazedonien, Rumanien,
Italien, Palastina hinaus und in alien Teilen des Weltmeeres setzten sie
siegend und sterbend Gut und Blut fur Deutschlands GroBe ein.
Tiefbewegt ist ein solcher Riickblick in der letzten Abschiedsstunde der
alten Armee.
Aber wir waren der stolzen Uberlieferungen nicht wiirdig, wollten wir
tatenlos trauern. Das groBe deutsche Vaterland braucht jeden Mann, jede
Kraft, es braucht den Geist der Pflichterfiillung und der Hingabe bis zur
S elb stauf opf erung .
In seiner Pflege sehen wir das heilige Vermachtnis der alten preuBischen
Armee. Wir wollen es wahren in treuem Herzen und wollen aus dieser
Wurzel die Kraft ziehen zur Arbeit im Wiederaufbau des geliebten
Vaterlandes. Per aspera ad astra!"
146
Per aspera ad astra - Uber rauhe Pfade zu den Sternen! In unendlich
miihsamer Aufbauarbeit, umfeindet von auBen und innen, hat die
Reichswehr mit ihren 100000 zu zwolfjahriger Dienstzeit verpflichteten
Soldaten mutig, entschlossen und fest im Glauben an die gesunden
Krafte der Nation dem Vernichtungswillen des Versailler Diktats
getrotzt. Schneller, als es die Zeit dieser Abschiedsworte an die alte
deutsche Armee vorausahnte, ist uns durch die Willenskraft des
Frontsoldaten Adolf Hitlers die neue Deutsche Wehrmacht entstanden.
Am 16. Marz 1935, an dem das deutsche Volk eines Willens und
Glaubens seiner im GroBen Kriege gebliebenen Sonne gedachte,
verkiindete der Fiihrer und Reichskanzler die Wehrfreiheit der deutschen
Nation.